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Full text of "Englische Studien"

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AT  THE 


UNIVURSITY  OF 
TORONTO  PRESS 


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ENGLISCHE  STUDIEN 


28.  BAND. 


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e:n(;lische 
STUDIEN. 


Org-an  lür  eng^lisehe  philolog^ie 

unt(;r     initberücksichtigiing    des    englischen    Unterrichts    auf    höheren 

schulen. 


Gegründet  von   Eugen   Kölbing. 


Herausgegeben 


JOHANNES  HOOPS, 

firojessor  der  englischen  philologie  an  der  iinhersitat  Heidelberg. 


28.   band. 


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Leipzig^. 

O.    R.    R  1<;ISI..\  .\  I). 

1900. 


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INHALT  DES  28.  BANDES. 


A  hlianflhingen. 

Seite 

Beitiäge    zur    erkläiung    und    textkritik    'les    mitteleiigl.    piosiiroiiians    von 

Merlin.     Zweite  hälfte.     Von   G.  Stecher 1 

Shelley's  "Queen  M:ü»"  uml  Sir  William  Jones*   "Palace  of  Fortune".    Von 

E.  Koeppel 4H 

Tennyson's  well-  und   lehensanschauung.     Von  Ph.  Aronstein 54 

Wels  und  walfisch.     Von  yohatmes  Hoops i^>2 

Bisherige    ergebnisse    und    weitere    aufgaben    der    Gower-forscliung.     Von 

//.  Spies 161 

Dekker-studien.     I.     Von    W.  Bang 208 

Robert  Browning's  'Iwan  Iwanowitscli'.     Übersetzt  von   Otto  Roloß     .     .  2H5 

Robert  Louis  Stevenson.     (Conclusion.)     By  //.  B.   Eaildon 246 

'Must'  in  modern  English.     By   C.  Stoffel 294 

Zur  beurteilung  der    sogen.  Schlegi-l-Tieck'sclicn  Shakespeare-Übersetzung. 

Von    W.    Wetz 321 

Studien   zu   Shelley"s   "Epipsychidion".      Von  Armin  Kroder 365 

Tennysoniana.     Von  Emil  Koeppel 397 

Besprechungen. 
Spracii-  und   litteraturgesciiichte. 

B  i- ti  w  u  I  f.     Kdited  wilh  textual  Foot-Notes.  Index  of  jjropei'  nanies,  and 

al|ilial)clical   Cllossary,   l)y  A.  J.  W  y  a  1 1.      2^1  edition.     Ref.   G.  Sarrazin       407 

B  e  i)  w  u  1  f.    Mit  ausführlicheni  Glossar  herausgeg.   von   Moritz   Heyne. 

6.   aufl.,   besorgt  von   Adolf  Socin.     Ref.   G.  Sarrazin 408 

Thomas  Arnold,  Notes  on  Beowulf     Ref.   G.  Sarrazin 410 

Hiblical  Quotations  in  Okl  English  Prose  Writers,  edited  with  the  Vulgate 
and  othcr  Latin  Originals,  Intioduclion  on  Üld  English  Biblical  versions, 
Index  of  Biblical  passages,  and  Index  of  principal  words,  l)y  Albert 
S.   Cook.     Ref  Max  Förster 4Uj 

King  Alfred 's  Old  English  Version  of  Boethius  "De  Consolatione 
Philosopluae".  Edited  froni  the  niss.,  with  introduction,  critic.ii  notes 
and  glossary,  by  Walter  John  Sedgefield.     Ref  J.  E.    IViWßng  .     .         97 


VT  Inhalt 

Stfite 

Robert  Märkisch,  Die  altenglische  bearheitung  der  erzahlung  von 
Apollonius  von  Tyrus.  Grammatik  und  lateinisciier  text.  Ref.  Max 
Förster 111 

Speculum  Gy  de  Warewyke.  An  Early  PInglish  Poem,  with  Intro- 
duction,  Notes  and  Glossary  ,  here  for  the  first  time  printed  and  first 
edited  from  the  Manuscripts ,  by  GeorgianaLea  Morrill.  Ref. 
F.  Holthausen 431 

ErnestJ.  Becker,  A  Contribution  to  the  comparative  study  of  the 
Medieval  Visions  of  Heaven  and  Hell,  with  special  reference  to  the 
Middle-English  Versions.     Ref.  F.  Holthausen 4,33 

Das    Noahspiel    von    Newcastle    upon  Tyne.     Herausgegeben    von  Ferd. 

Holthausen.      Ref.  H.  Logemaii II,', 

H.  Logeman,  Faustus  Notes.     A  .Supplement  to  the  Commentaiies  on 

Marlowe's   "Tragicall  History  of  Dr.  Faustus".     Ref.  E.  Koeppel     .     .       435 

Georg  Brandes.  William  Shakespeare.     2.  verbesserte  aufläge. 

Eduard  Engel,  William  Shakespeare.  Ein  handbi'ichlein.  Mit  einem 
anhang :  Der  Baconwahn. 

Gregor  Sarrazin,  William  Shakespeare's  lehijahre.  VAnt  litterai- 
histoiische  studie. 

Julius  Schiller,   Shakspere  als   mensch   und  Christ.     Eine  Studie.     Ref 

Ltidit'ig  Fränkel 438 

C  h.   Eidaiu,    Bemerkungen  zu  einigen  stellen  Shakespeare'scher  dramen, 

sowie  zur  Schlegel'schen   übeisetzung.      Ref.    0.   Glöde 449 

Max    Meyeifeld,    Robert  Burns:  Studien   zu    seiner  dichterischen  ent- 

wicklung.     Ref    T.  F.  Hendersoi 117 

Heinrich  Molen  aar,  Robei't  Bums'  beziehungen    zur    litteratui'.     Ref. 

Max  Meyerfeld ,     .     .     .     .        120 

Otto  Ritter.  Quellenstudien  zu  Robert  Burns  für  die  jähre  1773  —  1783.     , 
Ref.  Max  Meyerfeld 125 

Helene  Richter,  Percy  Bysshe  Shelley.     Ref   Richard  AckennaiDi      .        I2y 

Neue  romane. 

V  i  o  I  e  t  Hunt,  The  Human  Interest .  —  Walter  B  e  s  a  n  t,  The  Oiange 
Girl.  —  A  n  t  h  ü  n  y  H  o  ])  e,  Rupeit  of  Hentzau.  —  Q.  (A.  T.  Q  u  i  1 1  er- 
Couch), The  Ship  of  Stars.  —  Maurice  Hewlett,  Little  Novels 
of  Italy.  —  Richard  Bagot,  A  Roman  My.stery.     Rtf.  E.  F.  Fvatis       137 

Verwandte  spi^ach-   und   litteraturgebiete. 
F.   Holthausen,   Altsächsisches  clementarbuch.      Ref   Schlüter  4,t2 

The   Story  of  Tiistan    and  Iseult    rendered   into   English   irom  the  German 

of  Gottiried  von  Stiassburg   by  Jessie  L.   W  es  ton.     Ref.    W.  Bang       454 

Realien   und   huideskunde. 
Herman   Lewin,   Zur  englischen   realienkunde.      Rel.  J.  Ellinger      .      .        14 1 
R.  Kr  0  n,  The  Eittle  Londoner.    Zweite  verbesserte  aull.    KtL  Ph.  Aronstcin        142 
Sidney  Webb,    Der  socialismus  in  England  geschildeit  von  englischen 

socialisten.     Deutsche  Originalausgabe  von  Hans  Kurella.     Ref.  Ph. 

Aronstein 142 


liilialt  VII 

Seite 
Englisclie  skizzen  von  einer  de  ut  sehen  Ichreiin.     \ie(.   G.  Metzi^er   .        144 

Verzeichnis  der  vom   1.  Januar  bis    l.  AuRust    l<j(X)  hei  der  reilaktion 

eingelaufenen   dru  ck  s  cli  r  i  f  t  en 146 

M  i  s  ce  11  e  n. 
Shakespeare-verse  auf  der  Wanderung  in  Conrad   Kerd.  Meyer's  gedichten. 

Von  Heinrich   Kraeger l'i.S 

Nachtrag  zu  En^l.  stud.  27,    163  tT.     Von  M.  Kalma l6ü 

Nachtrag    und     bericiitigung    zlu'     hibliographie    von     Köibing's    schiiften 

(Engl.  stud.  27,    194  ft".).     Von  H.  Janlzeti 160 

Zu  den  'Echecs  anioureux'.     Von   E.  Siepcr 310 

Zu  Macbeth  l   7,  25—28.     Von   Vordieck 312 

Ro.sicrucian.    V^on  R.  Sprenger 3iy 

Zu    den    verbalen    -///    und    -s    pluralen    des    alteren    Neuenglischen.     Von 

W.  Bang 405 

Keats'    llynnie    an    Pan    in    drei    deutschen    Übersetzungen.     Von    Richard 

Ackermann 4.56 

Der    9.    neuphilologentag    zu    Leipzig    vom    4.    bis    7.    Juni    1900      Von 

Ph.  AronsUin  und   M.  Pfliiger       .  - 466 

Klassisches  (Shakespeare.   Milton)  auf  der  heutigen   I^ondonei-  l)ühne.    Von 

Ludwig  Fränkel 47t) 

Kleine  Mitteilungen 480 


Verzeichnis  der  niitarbeiter. 


Ackermann   129.  456. 

Aronstein  54.    142.  466. 

Baildon   246. 

Bang  2u8.  454.  455. 

Ellinger   141. 

Evans   137. 

Förster,  M.    1 1 1.  419. 

Fränkel  4,38.  479. 

Glöde  449. 

Henderson   II7. 

Holthausen  43 1.  433. 

Hoops  92. 

Jantzen   160. 

Kaluza   160. 

Koeppel  A%  397-  435- 

Kraeger  153. 


Kr  oder  365- 
Logeman   1 15. 
Metzger,  G.    144. 
Meyerfeld   120.   125. 
Pfliiger,  M.  47,5. 
Roloff  235. 

Sarrazin  407.   408.  410. 
Schlüter  452. 
Sieper  310. 
Spies    161. 
Sprenger  319. 
Stecher  l. 
Stoffel  294. 
Vordieck  312. 
Wetz   321. 
Wülling  97. 


BEITRAGE 

ZUR  ERKLÄRUNG  UND  TENTKRITIK  DES 

MITTELENGLISCHEN  PROSAROMANS 

VON  MERLIN. 

Zweite  hrilfte. 


In  seiner  ausgäbe  von  ArtJwur  and  Merlin  nach  der  Auchinleck- 
handschrift  {Altenglische  bibliothek,  4.  band;  Leipzig  1890J  s.CLXXVIlfT. 
hat  E.  Kölbing  die  ersten  22  Seiten  der  von  Henry  B.  VVhealley 
(1865 — 1869)  für  die  Early  English  Text  Society  besorgten  ausgäbe 
des  mittelenglischen  prosaromans  von  Merlin  (2d  ed.  1877}  kritisch 
beleuchtet.  Auf  diese  anregung  hin  erschien  im  20.  bände  der  von 
E.  Kölbing  redigierten  Englischeji  Studien  p.  347  ff.  eine  arbeit  von 
G.  Richter:  Beiträge  zur  erklärung  und  textkritik  des  tne.  prosa- 
romans von  Merlin.  Erste  hälfte.  (Zur  Orientierung  verweise  ich 
auf  die  einleitenden  auseinandersetzungen  dieser  Untersuchung.)  In 
derselben  gicbt  G.  Richter  besserungsvorschläge  zu  den  Seiten  23  — 
378  des  Wheatley'schcn  textes,  und  es  ist  nun  meine  aufgäbe,  Richter's 
arbeit  durch  bcsprechung  der  seilen  379  —  701  zu  vervollständigen 
(Wheatley's  Part  Uli.  Um  die -einheitlichkeit  des  ganzen  zu  wahren, 
habe  ich  mich,  ebenso  wie  E.  Kölbing  und  Ci.  Richter,  auf  besserungs- 
vorschläge  zu  text  und  interpunktion  beschränkt.  Ich  hoffe  aber 
auch  dadurch  dem  ausdruck  im  titel:  »Erklärung  .  .  .«  entsprochen 
zu  haben. 

Whcatlcy  hatte  im  jähre  1869  einen  vierten  teil  seiner  aus- 
gäbe versprochen  ;  derselbe  sollte  vorwort ,  glossar  und  index  ent- 
halten. Erst  30  jähre  später,  1S99  ,  hat  er  dies  versprechen  ein- 
gelöst und  den  von  Mead  und  anderen  bearbeiteten  4.  teil  erscheinen 
lassen.  Er  enthält  s.  CCLVII  ff.  eine  kollation  des  Wheatley'schen 
druckes  mit  der  Cambridger  handschrift.  Die  fülle  der  sich  hier 
findenden  riclitigstellungcn  beweist,  wie  notwendig  Kölbing's  hinweis, 
Altengl.  bibl.  IV  p.  XIX,  und  Richter's  tadel  a.  a.  o.  p.  6  bezüglich 
der  ungenauigkeit  in  der  wiedergäbe  der  handschrift  waren.  Ich 
habe  in  meiner  arbeit  die;  richtigstellungrn  Rogers'  angetührt,  wo 
es  sich  nicht  um  rein  graphische  Verschiedenheiten,  sondern  um 
sinnstörendc  fehler  liaiulclte.    Es  muss  aber  noch  dahingestellt  bleiben, 

J.  H  o  o  p  s  ,   Knglische  Studien.   XXVl.l.   i.  1 


2  G.  Stecher 

inwieweit  Rogers  unsern  ansprüchen  an  genauigkcit  der  wiedergäbe 
gerecht  geworden  ist.  Eine  heranziehung  der  Cambridger  handschrift 
ist  mir  so  wenig  wie  G.  Richter  möglich  gewesen.  Jedenfalls  ist 
Riigers'  kollation  dankenswert  und  bietet  der  textkritik  einen  sichereren 
boden,  als  G.  Richter  in  der  Wheatley''schen  textwiedergabe  gehabt  hat. 

In  den  Additional  Notes  (Merlin  ed.  W'hcatley,  Part  IV  p.  CCL) 
wird  in  einer  anzeige  der  Richter'schen  Untersuchung  bedauert,  dass 
sie  statt  auf  eine  frz.  handschrift  auf  einen  späten  frz.  druck  zurück- 
geht. Der  im  jähre  1894  erschienene  facsimiledruck  der  frz.  hand- 
schrift Add.  10292  des  Britischen  Museums,  herausgegeben  von 
H.  O.  Sommer,  hat  es  mir  ermöglicht,  meiner  arbeit  den  text  dieser 
handschrift  zu  gründe  zu  legen.  Hatte  nun  schon  G.  Richter  a.  a.  o. 
p.  7  sagen  können:  »Die  englische  prosa  schliesst  sich  eng  an  die 
vorläge  an,  Sie  ist  eine  genaue ,  die  konstruktioncn  der  quelle 
nachahmende ,  geradezu  meist  wörtliche  Übertragung  der  rcdaktion 
des  französischen  druckes  von  1528«,  so  ist  doch  der  anschluss  der 
englischen  prosa  an  die  durch  H.  O.  Sommer  zugänglich  gemachte 
handschrift  ein  noch  engerer.  Wenn  ich  nun  sowohl  den  französi- 
schen prosadruck  als  auch  den  facsimiledruck  der  handschrift  zu  rate 
zog,  so  keimte  ich  mich  doch  meist  mit  dem  zitieren  der  letzteren 
begnügen. 

Zu  bemerken  ist  noch,  dass  sich  in  dem  französischen  prosa- 
drucke, teil  II,  fol.  CXIXb^,  34  eine  lücke  in  der  darstellung  findet, 
deren  umfang  in  dem  facsimiledruck  den  Seiten  465,  16 — 472,  i 
entspricht. 

Das  mir  vor  iegende  exemplar  des  französischen  prosadrucks 
(früher  im  besitze  A.  VV.  SclilegeFs)  aus  der  kgl.  bibliothek  zu  Berlin 
ist  unvollständig.  Das  als  letztes  vorhandene  blatt  CXXIV  schliesst 
entsprechend  facsimiledruck  p.  481,  14.  Von  hier  an  bis  p.  498 
und  an  der  oben  angegebenen  lücke  habe  ich  nur  den  facsimile- 
druck  zu  gründe  gelegt. 

In  folgendem  bringe  ich  nun  eine  reihe  von  besserungsvor- 
schlägen.  In  anbetracht  dessen,  dass  es  sich  nur  um  eine  nachlese 
handelt,  ist  dieselbe  recht  gross.  Die  offenbare  Sorglosigkeit  und 
mangelhafte  sprachkeimtnis  des  Übersetzers  erschwert  es  allerdings 
in  vielen  fällen,  mit  Sicherheit  anzugeben,  ob  die  textverderbnis  von 
ihm  oder  von  einem  abschreiber  herrührt.  Eine  grosse  zahl  von 
interpunktionsänderungen ,  die  ganz  selbstverständlich  erscheinen, 
legen  von  der  geringen  Sorgfalt  Wheatley's,  des  hcrausgebers,  Zeug- 
nis ab.    Sie  musstcn  aufgenommen  werden,   da  die  herstellung  einer 


Beitr.  z.  crl<l;iiung  u.  tcxtkritik  des  me.  prosaromans  v.  Mcrüii  ■> 

siiiiigomässrn  iiitcrpunktioii  ein  gut  teil  iiiter[)ret;itionsarl)eit  in  sich 
<Mith;ilt. 

Zuletzt  liabc  ich  nocli  die  von  Whcatlcy  hinzugefügte  englische 
ülxTsetzung  des  in  der  handschrift  Add.  10293  l'ol.  216  stehenden 
Schlusses,  der  in  der  Cambridger  handschrift  feiilt,  einer  nachpriifung 
Ullierzogen. 

Ich  beginne  nun  mit  l'ait  III,  seile  379  der  ausgäbe  Whcat- 
ley's. ') 

P-  379,  14  f.  :  ßui  no7ü  resteth  a  while  of  kern  and  returne  to  speke  of 
Leonce.  In  gleicher  oder  ähnlicher  Fassung  findet  sich  diese  redewendiing  überall 
da,  wo  ein  Wechsel  des  Schauplatzes  einUitt.  Die  verschiedenen  arten  der  Ver- 
kürzung, die  sie  erlitten  hat,  lassen  eine  Zusammenstellung  angezeigt  erscheinen. 
1)  Vollständige  konstruktion.  E.  P.  437,  30 :  noiv  cesseth  the  tale,  437,  36:  now 
returneth  Ihe  tale,  450,  35.  451,  16.  468,  29.  503,  25.  562,  14.  ,524,  26.  535.  12. 
561,  5-  602,  29.  669,  7-  689,  19-  Ebenso  in  den  frz.  Fassungen.  2)  Unpersön- 
liche konstruktion  durch  weglassung  von  tale,  störte  etc.  E.  P.  p.  519,  35  f.: 
But  noiü  a  litill  cesseth  of  hem,  and  speke  th  of  kvnge  ...  cf.  E.  P.  p.  527,  34  u. 
p.  687,  5  cf.  Engl.  stud.  20,  416  f.  anzeige  L.  Kellner's  von  Wülfing's  Syntax 
Alfred's.  3)  Übergang  von  der  unpersönlichen  zur  persönlichen  konstruktion  mit 
we  oder  /.  Siehe  oben  p  379,  14,  dann  p.  401,  3,3.  449,  17.  473,  10.  557,  33. 
687,  5-  4)  Rein  persönliche  konstruktion  ]).  470,  36;  7t07u  ive  moste  cesse  of  this 
mater,  and  speke  .  .  .  p.  472,  8.  580,  14.  Ich  mö;hte  auf  grund  dieses  wechseis 
der  konstruktion  die  obige  Inkongruenz  nicht  beseitigen.  —  j).  379,  15 :  Leonce 
the  lorde  [of]  Paerne.  —  Paerne  ist  das  von  Leonce  beherrschte  land.  cf.  F.  Hs. 
p.  274,  18  leonce  le  scgneur  de  paerne.  Ebenso  auch  E.  P.  p.  381,  4:  Leonce 
the  lorde  of  L^aerne.  —  379,  18  f :  Pounce  and  Antony  and  her  companye  com  7vith 
XX'^^^  men  of  armes ,  and  ffrolle  a  Duke  of  Almayne  with  XX-^^^,  .  .  .  Diese 
aufzählung  ist  lückenhaft,  wie  aus  E.  P.  p.  380,  19  f.  hervorgeht,  wo  ausser 
den  oben  genannten  führern  noch  Claitdas  de  la  deserte  und  Randolf,  the  stiioarde 
of  Gaule  aufgeführt  werden.  Hierzu  stimmen  die  originale:  F.  Hs.  p.  275,  18  f. 
und  F.  P.  D.  2.  teil,  fol.  \h",  16  f.  Dass  unsere  stelle.  E.  P.  p.  37g,  18  f, 
nicht  vollständig  ist,  wird  ferner  bestätigt  durch  die  entsprechenden  stellen  der 
französischen  fassungen  ,  die  etwas  vollständiger  sind ,  aber  erst  kombiniert  das 
richtige  ergeben.     Ich    nehme  aus  F.  Hs.  p.  274,  23  f. :  &  claudas  de  la  deserte 

tn 

en  anoit.  XX.  del  roialme  de  la  deserte  und  aus  F.  ]'.  r>.  2.  teil  fol.  I  a  *.  30  f  : 
et  le  roy  de  gaule  a  tont  vingt  mille ,    wofür    ich    dem  sinne  nach  allerdings  et  le 

')  Erklärung  der  in  der  Untersuchung  gebrauchten  abkürzungen : 

E.  P.  ^^  Englischer  Prosaroman  von  Merlin,  ed.  Wheatley. 

F.  P.  D.   =  Französischer  Prosa-Druck  aus  dem  jähre   1528,    citiert    nach    fol., 

spalte  und  zeile. 
F.   IIs.  =   Französische    Handschrift,    wiedergegeben    durch    den    facsimiledruck 

Sommer's. 
[  ]  umschliesst  eingeschaltete, 
0  auszuschaltende  worte  oder  redezeichen. 

1* 


A  G.  Stecher 

seneschall  mi  roy  de  gatde  a  tont  vingt  millc  zu  lesen  habe.  Ich  schlage  darum 
für  E.  P.  p.  379,  IQ  f.  folgenden  zusatz  vor:  ....  Almayne  unlli  XX'^^^,  [and 
Claudas  de  la  deserte  with  XX'^ll,  and  Randolf,  ihe  stiwarde  of  Gatde,  xuith  XX^^^,]. 
Oline  diesen  zusatz  wirkt  besondeis  die  unvermittelte  einführung  des  Claudas, 
E.  P.  p.  380,  7  befremdend,  zumal  er  nach  ¥..  P.  p.  395,  lo  f.  und  p.  395,  24  f. 
die  hauptperson  des  feindlichen  heeres  ist.  —  379,  20  f. :  Leonccs  sente  for  peple 
fer  and  nygh  of  kyn  and  frendes  and  soiudiours.  Es  ist  mir  nicht  recht  glaub- 
lich, dass  peple  einen  abhängigen  genetiv  nach  sich  habe.  Ehei-  möchte  ich  an- 
nehmen ,  dass  das  ziel  des  sendens  auszudrücken  sei  und  lese :  Leonces  sente  for 
peple  fer  and  nygh  to  kyn  .  .  .  Die  frz.  fssg.  bieten  keinen  anhält,  cf.  F.  Hs. 
274,  24  f. :  öß  semonst  pres  d?  loins  <&.  parens  <&.  soldoiers  <&.  amis.  F.  P.  D.  2.  teil 
fol.  Ib*,  3  f.:  Leonces  de  paerne  inanda  ses  gens  par  tont  le  royaiinie  ...  — 
379,  25  f.:  and brought  viieles  an  alle  parieis  in  to  stronge  townes.  F.  Hs.  p.  275. 
3  liest:  si  atraistrent  tant  les  uiandes  de  toutes  pars.  Dies  dürfte  vorzuziehen 
sein ;  ebenso  ist  die  Schreibung  parteis  sonst  in  Merlin  nicht  belegt.  Ich  lese : 
viteles  (on)  [fro]  alle  (parteis)  [partiesj.  —  380,  5  f- :  f'iä  litill  thci  foiinde  in 
the  contrey  to  take  to.  to  take  to  heisst  zugreifen,  unsere  stelle  erfordert  aber 
den  sinn:  nehmen,  erbeuten,  cf.  F.  Hs.  p.  275.  7  :  mais  petit  trotwimt  il  a  prendre. 
Ich  schlage  vor,  das  zweite  to  zu  tilgen.  —  380,  12  f.:  and  than  toke  conseile. 
Dies  würde  Tmi  forreyottrs  zu  beziehen  sein,  was  aber  zu  eng  sein  würde.  F.  Hs. 
p.  27,5,  13  hat  dieselbe  Unklarheit.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  Ib*,  2:  Lars  prindrcut 
conseil.  Es  fängt  hier  ein  neuer  satz  an ,  so  dass  man  sicii  ein  unbestimmtes, 
verallgemeinertes  „sie"  vorstellt.  Der  sinn  erfordert:  and  than  [the  lordes]  toke 
conseile.  —  380,  20  f. :  and  on  that  othir  side  ffrolle  the  Duke  of  Almayne,  and 
on  that  othir  side  Claudas  de  la  deserte,  and  on  the  fotirth  parte  .  .  .  Das  zweite 
(thai  othir)  ist  als  Schreibfehler  zu  betrachten  und  in  [the  thridde]  umzuwandeln. 
Die  französischen  fassungen  führen  die  Zählung  allerdings  nicht  durch,  cf.  F.  Hs. 
p.  275,  18  f.  Aber  E.  P.  p.  440,  29  f.  findet  sich  eine  ganz  ähnliche  konstruktion. 
—  380,  21  f.:  the  peple  of  the  kynge  of  Gaule;  that  Randolf,  the  stizvärde  of 
Gaule,  dide  condite.  'That  Randolf  dide  condite'  ist  ein  von  peple  abhängiger 
relativsatz.  Andere  nach  Gaule  (:)  zu  [,].  —  381,  7  f- :  and  than  Leonce  badde 
h\<m  appareile  his  men,  [„]  ffor  this  night  ['],  quod  he,  [,,]  be-hoveth  vs  to  ride, 
and  ye  .  .  .  (zeile  13)  to  oure  enmyes  ["],  and  he  .  .  .  Der  sich  hier  findende 
Übergang  von  indirekter  zu  direkter  rede  kommt  in  unserm  roman  sehr  häufig 
vor.  Die  bezeichnung  der  direkten  rede  durch  redestriche  hat  aber  Wheatley 
wie  hier,  so  in  vielen  andern  fällen  unterlassen.  —  381,  17  f.:  the  place  that 
was  assigned  in  soche  [ftfaner]  as  he  knewe  was  myster.  cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol. 
II  a  ^,  36 :  ainsi  comme  il  scauoit  que  niestier  en  estoit.  —  381,  19 :  And  whan 
Pharien  that  Leonce  was  meved  on  his  wey  ....  Nach  Phorien  ist  das  verbum 
des  temporalsatzes  zu  ergänzen:  [herdej.  cf.  F.  Hs.  p.  276,  5  f.:  &  qtiant  pharicns 
entendi  que  Leonces  estoit  ia  meus.  —  381,  31:  Nach  />;w»)/jtfö' endigt  der  temporale 
Vordersatz.  Es  ist  darum  der  punkt  zu  tilgen  und  komma  einzusetzen.  Aus 
Rogers'  koliation  ergiebt  sich  dann  noch  die  änderung  von  (then)  zu  [than].  — 
382,  5  f. :  saf  only  the  knyghtes ,  of  the  rounde  table  for  hem  shull  ye  not  haue. 
Nach  knyghtes  ist  das  komma  zu  tilgen  ,  nach  table  ein  solches  einzufügen.  — 
382,  12:  Lies  statt  (felisship)  [felaship].  —  382,  32:  wc  shull  do  as  tvill 
vouchesafe.  Die  frz.  fassungen  F.  Hs.  p.  276,  3^'  und  F..P.  D.  2.  teil  fol.  Hb 2,  17 
bieten  keinen  anhält.     Es  ist  aber    vor   vouchesafe    das    subjekt    [ye]    einzufügen. 


Beitr.  z.  eiklärung  u.  textkiitik  des  ine.  piosaromans  v.  Merlin  c 

—  383,  14  f. :  /  shall  teile  yow  this  ny^ht  ai  (he  firste  somme  ye  sliull  meve.  Die 
temporale  bestimniung ,    this  nyght  at  the  firsle  somme,   geliört  zu  dem  folgenden. 

—  /  shall  teile  yow  ermangelt  einer  ergänzung,  wie  sie  die  frz.  fassungen  hieten. 
cf.  F.  Hs.  p.  277,  8  f . :  ye  vous  dirai  fait  merlins  qtie  vatts  /eres  atujttennit  al 
Premier  somme  vous  mouuerois.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  lila*,  y  f.  jfe  voiis  diray 
dit  merlin  que  vous  ferez :  vous  mouuerez  auiourdhui  a  minuit  apres  le  premier 
som/ne.  Wir  finden  übereinstimmend:  que  vous  ferez,  und  ich  lese  darum:  I  shall 
teile  yow  [,  what  ye  shtäl  do :]  this  nyght  at  the  firste  somme  ye  shtill  meve.  — 
383,  17:  in  euery  part  is  XX'^ll  niett.  Andere  (is)  zu  [be^\  Die  Übereinstimmung 
von   Subjekt    und    prädikat    bez.  der  zahl  ist  in  unserm  texte  durchweg  gewahrt. 

—  383,  28  f. :  that  well  knoweth  the  passages  by  the  wey  that  I  shall  hym  tecche. 
cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  111  a  ',  37  f. :  qui  scay  les  trespas  et  passages.  F.  Hs.  p.  277, 
1 8  f. :  car  il  seit  bicn  les  trespas  que  iou  li  ensengerai.  Lies :  passages  (by)  [and] 
the  wey  ....  —  384,  2  f- :  he  vanysshed  a-roey  so  sodeynly  that  thei  wiste  not 
where  he  be  com.  Das  perfektuin  am  Schlüsse  dieses  satzes  giebt  keinen  sinn. 
Ich  ziehe  (be  com)  zusammen ,  [becom],  und  fasse  die  phrase  where  he  hecom  in 
dem  sinne:  wohin  er  kam.  Als  beleg  dienen  die  in  E.  Kölbing's  ausgäbe  von 
Arthour  and  Merlin,  im  glossar  unter  bicomen  angeführten  stellen.  Vgl.  auch  die- 
selbe konstruktion  E.  P.  p.  407,  8  f.:  they  wiste  not  where  he  was  be-come.  E.  P. 
\).  408,  7:  thei  ne  wiste  where  he  was  be-come.  E.  P.  p.  398,  32  f  :  thei  also 
be-come  to  the  walles.  —  384,  7 :  Grascien  wird  hier  als  ein  führer  des  entsatz- 
heeres  aufgeführt;  kurz  vorher,  E.  P.  p.  380,  33,  aber  als  tröster  der  kfiniginnen 
in  der  belagerten  bürg  Trebes,  über  deren  feste  umschliessung  es  E.  P.  p.  380, 
24  f.  heisst:  Thus  was  the  castell  of  Trebes  beseged  on  foitre  parties,  and  kepte  so 
cloos  that  noon  myght  entre  ne  come  oute,  but  that  Iie  were  a-noon  taken.  Die  er- 
wähnung  Grascien's  ist  also  hier  irrtümlich;  die  frz.  fassungen  bringen  denselben 
fehler.  —  384,  36  f- :  the  siuete  songe  of  these  briddes  rcmembred  their  armours 
whiche  tlici  were  wonte  to  haue  the  presence.  Das  woi't  (armours)  isl  hier  ganz 
sinnlos.  Es  ist  zu  lesen:  [amours]  im  sinne  von  „liebchen".  cf.  F.  Hs.  p.  278,  8: 
eil  sesioisseut  qui  par  amors  aiment.  Noch  enger  im  anschluss  F.  P.  D.  2.  teil 
fol.  111  b^,  7  f • :  qiii  <^  CSS  iciines  cheualiers  ramenteuoient  leurs  amours  dont  parmy 
ces  boquaiges  souspiroient  du  cueur  souuent.  —  Zu  vergleichen  ist  eine  ganz  ähn- 
liche stelle:  E.  P.  p.  526,  3 — 7.  Auch  ist  nach  airwurs  der  relativsatz  mit  [of] 
whiche  einzuleiten.  —  385,  4  f. :  so  mache  thei  entended  to  theire  tnyry  thoughtes  [J 
that  hem  plesed  [J  that  all  othcr  thinge  was  leide  a-side.  —  385,  6  f- :  into  a 
feire  launde  (füll  of  floures)  vpon  the  river  of  leirc ;  and  this  launde  was  füll  of 
floures  and  hvete  herbes  and  grosse.     Das  erste  fidl  of  flo^tres  ist  falschlich  unter 

dem  einflusse  des  zweiten  eingedrungen.    Die  frz.  fa.ssungen  bieten  keinen  anhält. 

—  385,  9 :  and  ther  thei  resten  all  the  hoste  of  Arthur  all  the  day.  Diese  lesart 
Hesse  sich  zur  not  hallen ,  wenn  man  all  the  hoste  of  Arthur  als  nachträgliche 
erklärung  des  unbestimmten  thei  auffasste  und  in  kommata  einschlösse.  Doch 
entspräche  das  weder  dem  stile  unseres  textes  noch  der  fassung  der  frz.  lesungen. 
cf.  F.  Hs.  p.  278,  13:  iliicc  se  reposerent  la  gent  le  roy  artu.  F.  P.  D.  2.  teil 
fol.  111b-,  30:  la  se  reposerent  les  gens  du  roy  artus.  Ich  möchte  danach,  mit 
Streichung  des  ersten  (all),  vorschlagen:  and  there  (t/ui)  reste(n)  (all)  the  hoste  of 
Arthur  all  the  day.  —  385,  15  f.;  vpon  strenge  startelinge  stedis ,  and  s'u'vfte 
roinynge   well  covered  vndir  stielt.     Nach  rcnnyuge  ist  ein  komma  einzuschalten. 

—  385,   19:  and  rode  so  cloos  ...     Es  ist  das  subjekt  [thei]  einzufügen,   zumal 


6  G.  Stecher 

es  sich  nicht  aus  einem  vorhergehenden  worte  supplieren  lässt,  wie  z.   h.  Have- 
lok,  vers  14  i.:  fil  nie  a  cuppe  of  fiil  god  ale ,    and  wile   drmken,   her  y  spelle. 
In  unserm  texte  kommt  die  auslassung  des  persönlichen    pronomens  bei  Wechsel 
des  Subjekts   so    selten    vor,    dass    ich    in    den  wenigen    fällen    Kicken    annehmen 
möchte.  —  385,  31  f-  Nach  nede  ist  der  satz  zu  schliessen.     Nach  dissevered  da- 
gegen ist  der  puiikt  in  ein  komma  umzuändern,  da  hier  vorder-  und  nachsatz  zu- 
sammentreffen.   —    386,  3  f. :    thei  rode  all  the  nyght    Uli  a  Hüll  be-fore  ihe  day 
that  thei  zuere  mite  of  the  foreste  of  brioke,  and  were  co?ne  .  .  .     Nach  day  ist  der 
satz  zu  schliessen;    (that)  ist    in  [Than]  zu  verwandeln,    cf.  F.  Hs.  p.   278,  24: 
tant  que  ce  vint  a  la   ionrnee  &.  lors  furent   issus    de   la  forest  de  la  briosque.  — 
386,  5  f. :  and  com    alle  after  a  longe    ivhile    be    the    river  vnder  leyer  vnder  the 
ivode  side.     Das  ist  augenscheinlich  verderbt.     Ich  streiche  das  erste  (vnder)  und 
verwandele  entweder  (be)  in  [to^  oder  (com)  in  [rode],   cf.  F.  Hs.  p.   278,  25  si 
cheualchierent  selonc  la  riuiere  de  loire.    —    386,  28  f. :    Claudas    the  kynge  de  la 
desert  sette  hym  towarde  the  cauchie  towarde  the  maras.     Das  zweimalige  toivarde 
ist    an    sich   schon   verdächtig.     Aus  der  Situation    geht    zudem    hervor,    dass    es 
heissen  muss:  sette  hym  on  the  cauchie  towarde  .  .  .     Vgl.  auch  F.  P.  D.   2.  teil 
IV  b  ',  20  f. :    Claudas  demoura  sur  la  chaticee  par  deuers  les  maretz.   —   386.  29  f. : 
towarde  the  maras    that   com    out  strongly  fro>n  the  loigges  ....     Das  relativum 
that  giebt  hier  keinen  sinn.    Lies:  ynaras  and  thei  com  out  strongly  .  .  .   cf  F.  Hs. 
p.   279,    1 :  si  sen  issirent  tnoult  es/orciement  des  loges.    —    386,  36 :  ffor  he  7nnde 
appere  (,  and)  [on]  high  in  the  heire  a  grete  flame.    cf  F.  Hs.   p.   279,  6  f.:  car 
il  fist   aparoir  en    lair  en    haut   un   grant   brandon.    —    386,  36  f :  as  reade  as 
thunder.     Wir  würden    erwarten :    as  reade  as  lightnynge.    cf  F.  Hs.  p.  279.  7  '• 
pbts  vermel  de  foudre.   —    387,   7 :  Pouncy  and  Antony  ....     Die  form  Pouncy 
steht    nur    hier    und    zwar    in    analogie    zu  Antony.     Der  name  lautet  Pounce.  — 
Merkwürdig  ist,    dass  Pouncy  and  Atitony  ursprünglich   zwei  peisonen   vorstellen, 
cf   E.   P.  306,   2:   Pounces  and  Antonyes ,    tzueyne  cou)iseillers  of  Rome ,    dass  aber 
im  verlaufe  der  erzählung  beide  zu  einer  person  verschmelzen    cf  E.  P.  p.  390,  6  f. : 
ivhan  Pounce  and  Antonye  saugh  the  damage  ...  he  was  ivonder  wroth.     Ebenso 
E.  P.  390,  29  f  und  393,  30  f     Dazu  gehört  auch  die  sehr  häufige  weglassung 
des  „and"   zwischen  beiden  namen;  cf.  E.  P.  p.  387,   17  und  p.  .393,  33  Pounce 
Antonye  und  andere  stellen  ,    die    im  index  des  4.  teiles  der  Wheatley'schen  aus- 
gäbe zusammengestellt  sind.   —   387,  15   f.:    the   soime    began    to    arise   clier  ipon 
the  bright  armure.      Das    verb    arise    kann   nicht   mit  der  adverbialen   bestimmung 
vpon    the    bright    armure    hier  verbunden   werden.     Nun   liest  F.   Hs.   p.   279,    19: 
cß  //'  solaus  comtuencha  a  leuer  qui  reluisoit  sor  les  armes:^  ähnlich  auch   F.   P.   D. 
2.  teil    fol.  IV  b*,   23  f.     Danach    nehme    ich    in  E.  P.  eine  Kicke   an    und    lese 
etwa:    the   sonne    began    to    arise  [and  shonej  clier  vpon   the    armure[s].      Die  an- 
fügung  des  pluralischen  s  wird  durch  sinn  und  vorläge  nahe  gelegt.  —  387,  18: 
hit  hem  for  thought  sore.     Verbinde  (for  thought)  zu  [forthought].    —    387,  22: 
Für    (ivratth)    lies    [wrath].    —    388,  3:   Andere    (wrorth)    zu    [wroth],    wie    es 
Richter  in  der  note  zu  p.   246,    16  gethaii  hat.    —    389,  30:  but  nedes  fnoste  the 
peple  of  kynge  Ban  refnse  place.     Sie  mussten  also  weichen.    Dass  man  dies  mit 
refuse  place  ausdiücken  sollte,    ist   mir  nicht  glaublich.     E.  P.  liest  p.  402,    1,5: 
made   hem  forsake  place.     So    möchte    ich    auch    hier  [forsake]  für  (refuse)  ein- 
setzen, das  wohl  auf  ein  versehen  des  Schreibers  zurückzuführen  ist.   cf.  F.  P.  D 
2.  teil  fol.  V  b  2,  27  :   //  conuint  au.x  gens  du  roy  Bon  guerpir  la  place.  —  389,  32  f. : 


Beitr.  z.  eiklänmg  u.  textkiilik  des  me.  piosaroinaiis  v.  Merlin  -j 

noon  myght  hym  remeve  more  than  it  hadde  hen  a-doni^on.  Lies  statt  (a-dongoti) 
[a  dongonj.  Neliinen  \vir  nun  dongon  niclit  in  def  abgeleiteten  bedeutung  = 
kerker,  sondern  in  der  ursprüngliciien  ^  doniiniuni,  herrenhaus,  tu  im",  so  er- 
giebt  sich  der  sinn  :  nian  vermochte  ihn  ebensowenig  zurückzudrängen  als  man 
es  mit  einem  türme  vermocht  hätte,  cf.  F.  Hs.  p.  280,  37 :  ««J  nel  puel  del 
champ  reuser  nicnt  plus  (jue  ce  fust  vns  doignoits.  —  390,  3 :  Andere  (olhar)  zu 
[olherj.  —  390,  3  f. :  Ott.  that  other  side  fanght  tlu  kyiige  Boliors  and  Potoice 
and  Antonye  at  tlie  (etiles  and  pavelojins.  Das  entspricht  der  Situation  niciit. 
Bohors  kämpft  hier  nur  mit  den  in  den  zelten  zurückgelassenen  ieuten  Pounces 
und  Antonyes.  Diese  selbst  greifen  erst  zeile  9  f.  in  den  kämpf  ein.  Lies  also: 
Bohors  and  [the  peple  0/]  Pmmce  and  Antonye.  cf.  F.  Hs.  p.  280,  3g :  De  lautre 
part  se  recombat  li  roi  bohors  as  gens  poince  antoine.  Ebenso  F.  P.  D.  2,  teil 
fol.  V  b  ^,  38  f.:  aux  gens  potntes  et  anthoine.  —  390.  9  f.:  lohere  thei  made 
this  occision  of  hem  that  thei  foimden.  Es  ist  dies  ein  selbständiger  zusatz  der 
E.  P.  Er  sciieiut  gar  nictit  in  den  Zusammenhang  zu  passen,  lässt  sich  aber 
vielleicht  halten,  wenn  man  die  stelle  folgendermassen  auflfasst:  zeile  9  f.:  thei 
(seil.  Pounce  and  Antony  und  seine  leute)  repeired  toward  the  tentes  where  thei 
(seil.  Bohors  und  seine  leute)  [hadde]  made  this  occision  (cf.  zeile  4  f.)  0/  hem 
that  thei  [hadde]  founden.  Ich  möchte  also  nicht  ändern,  denn  praeteritalformen 
steilen  im  Mittelenglischen  häufig  da,  wo  wir  plusquamperfekta  erwarten,  und 
der  Wechsel  in  der  bedeutung  von  thei  ist  ja  zwar  hier  recht  unvermittelt  und 
störend,  dürfte  aber  in  anbetracht  der  unbeholfenheit  des  stiles  in  E.  P.  nicht  zu 
beanstanden  sein.  —  391,  25  f.:  that  he  loas  all  for  brosed.  for  ist  präfix  zu 
brosed\  lies  darum  for[-]l>rosed.  cf.  Stratmann :  for-brüsert  =  break  to  pieces.  — 
391,  30:  (of  him  that  nothinge  hiin  loved)  ist  ein  ganz  überflüssiger  zusatz  der 
E.  P.  Keine  der  frz.  fassungen  enthält  ihn.  cf.  F.  Hs.  28 1,  41  und  F.  P.  D. 
2.  teil  fol.  VI  b ',  20.  —  392,  3  f.:  there  enmyes.  Andere  (there)  in  die  in 
unserm  texte  übliche  form  [theire].  —  392,  14:  attd  then  they  hadde  .  .  .  (then) 
in  dieser  emendation  Wheatley's  ist  zu  streichen,  cf.  F.  Hs.  p.  282,  lO:  &  orenl .  .  . 
—  392,  21  f.:  Emendation  Wheatley's:  /or  thei  bar  down  matt  and  horse ;  th[at 
nothinge  myght  stotid  ageyn  hem.  And  they]  with  the  kytige  Arthur  hem  helped 
so  well  that  he  scowred  th[e  ranks.  Ge^en  diese  emendation  ist  verschiedenes 
einzuwenden.  Der  anfang:  that  ttothitige  tnygltl  stotid  ageyn  hem  passt  ja  dem 
sinne  und  der  grosse  des  verbrannten  Stückes  nach  (cf.  E.  P.  p.  387,  1.  fussnote\ 
ist  aber  von  Wlieatley  ganz  willkürlich  eingesetzt,  da  die  von  ihm  benützte  F. 
Hs.  hier,  p.  282.  lö,  im  stiche  lässt.  Nun  liest  aber  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  VI  b  2, 
34  f. :  et  occiretit  hommes  et  cheuatdx  et  tout  ce  quilz  rencotitrerent.  Ich  schlage 
darum  vor:  7nan  and  horse  (;)  [J  th[at  thei  founden  on  theire  wey.  —  Der  an- 
schlu.ss,  den  Wheatley  an  den  nächsten  satz  sucht,  ist  falsch:  they  ....  hem 
helped  so  well  that  he  scoxvred  .  .  .  ..'.'  Unter  zuhülfenahme  einer  kleinen  ein- 
schiebim;;  lese  ich  :  And]  with  [hem  was]  the  kynge  Arthur  [that]  helped  hem  so 
well  that  he  scowred  .  .  .  Das  entspricht  auch  der  F.  Hs.  p.  282,  15:  cf  auocc 
eis  estoit  li  rois  artus  qui  faisoit  les  rens  esclairier.  —  393,  1  f. :  ther  7i'as  so 
grete  toile  atid  romour  of  noyse.  Nach  Stratmann  kann  tioyse  =  quarret  sein ;  so 
liesse  sich  romour  of  noyse  rechtfertigen.  —  393,  29:  (sangh)  ist  von  Rogers 
zu  [saugh]  verbessert.  —  393,  35  f. ;  But  as  A'ay  com  that  moche  hem  counforted, 
and  tho  began  a  stronge  stour.  Das  and  stört  das  Verhältnis  von  vorder-  und 
nachsatz.     Trotzdem    ist    niclits    zu  bessern ,    denn  es  handelt  sich  hier  um  einen 


8  G.  Stecher 

der  von  E.  Kölhing  in  der  Zeitschrift  für  deutsche  phil.  IV,  347  beleuchteten 
fälle  eines  loseren  gefüges  der  sätze.  Die  behnuptung  Kocli's  in  seiner  Hist. 
gram,  der  engl,  spräche  II  p.  408,  dass  das  a7id  eine  hervorhebung  des  nach- 
satzes  bezwecke,  möchte  ich  mit  Kölbing  zurückweisen.  —  394.  23:  the  hymder 
arson  Der  Situation  entsprechend  k;inn  nur  der  vordere  Sattelbogen  gemeint 
sein.  Es  ist  zu  lesen  the  fore-arson.  cf.  F.  Hs.  283,  15  Icspee  desceiit  soiir  larchoi 
de  la  sele  denant  si  le  trenche.  —  394,  33 :  hc  sangk  the  merveile  of  the  yonge 
knyght.  Es  handelt  sich  um  eine  ganze  leihe  von  heldenthaten  Gawein's.  Lies: 
merveile[s] .  cf.  F.  Hs.  p.  283,  24 :  Quant  li  rois  bans  uoit  les  merueilles  que  li 
enfes  fait.  —  395,  2  f. :  io  a  better  than  to  yow  myght  he  not  haue  yoven  in  all 
this  ivorlde  to  olde  7ie  yonge.  Ergänze  nach  yoven  das  sachobjekt  [it^  seil,  the 
lordship.  cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  VII  b^,  33:  a  mdlletir  cheualier  que  vous  ne 
leust  ü  sceu  bailler.  Ahnlich  F.  Hs.  p.  283,  28.  —  395,  14:  the  blake  armes 
flortee  of  siltter.  Im  glossar  des  Part  IV  wird  in  ßorte  eine  adjektivform  im 
sinne  des  'ivz.  ßeiirie  vermutet,  cf.  F.  Hs.  283,  37  f.:  ces  armes  flories  d'atgent. 
Man  müsste  dann  aber  immerhin  (flortee)  ändern  zu  [ßourie],  vielleicht  auch  zu 
[ßo7ired].  Die  lesart  von  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  Villa*,  20:  a  ces  armes  noires 
et ßorettes  dargent  legt  eine  andere  besserung  nahe,  ßourettes  ist  auch  bei  Strat- 
mann  und  Mätzner  belegt.  Lies  darum :  the  blake  armes  [and]  (ßortee)  [ßorettes] 
of  siluer.  —  395,  18  f- '.  Die  aufforderung  zum  angriffe  geht  von  Gawein  aus. 
cf.  F.  Hs.  p.  283,  40  f.  Dies  nimmt  auch  Wheatley  in  seiner  Inhaltsangabe  am 
rande  an ,  setzt  aber  die  redestriche  so ,  als  ob  Ban  die  aufforderung  spräche.  ■ 
^3.c\\  yef  god  will  (zeile  18)  sind  schluss-  und  anfangszeichen  der  direkten  rede 
zu  tilgen.  Nach  redy  (zeile  IQ)  ist  das  komma  in  einen  punkt  zu  verwandeln, 
die  rede  Gawein's  zu  schliessen  und  der  anfang  der  rede  Ban's  zu  bezeichnen. 
for  ist  entsprechend  frz.  certes  zu  för[soothe]  zu  ergänzen.  Es  heisst  dann :  yef 
god  ^vill.  („")  A^otv  lete  vs  yeve  he»i  oon  assaute,  ffor  lo  7ne  here  all  redy  (,)  [."] 
(for)  [„Forsocthe]  I  desire  ...  —  396,  2  f. :  and  thei  afUr.  that  for  tiothinge 
wolde  hym  haue  lefte,  saf  for  oon  a-nenture  that  thei  founde  in  the  bataile-he  ne 
hadd  neuer  ascaped  .  .  .  Der  bau  dieses  satzes  ist  falsch,  da  man  zuerst  saf  for 
.  .  .  bataile  auf  den  vorhergehenden  satz  bezieht  und  dann  erst  merkt,  dass  die 
angeführten  worte  den  Vordersatz  zu  dem  folgenden  bilden.  Ich  füge  darum  nach 
lefte,  [afid]  ein  und  stütze  mich  damit  auf  F.  Hs.  p.  284,  14  f.:  dß  chil  apres 
qui  laissier  ne  le  uoelcnt.  dS  se  nc  fitst  vfie  auenture  qiiil  trouerent  en  la  bataillc 
ia  escapes  ne  lor  fiist.  Ähnlich  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  Villa*,  33.  —  396,  4:  the 
kyne  Ban.  Amiere  (kyne)  zu  [kynge],  —  396,  7 :  Gueheret  was  on  foote.  (was) 
ist  zu  streichen  und  Gueheret  als  akkusativ,  abhängig  von  Gawein  saugh  (zeile  5) 
zu  fassen,  cf.  F.  Hs.  p.  284,  17  f.:  si  regarde  mesire  Gauaine  &  uoit  agranain 
son  frere  iesir  le  cheual  sor  son  cors.  &  guerrehes  qui  tenoit .  .  .  Ahnlich  F.  P.  D. 
2.  teil  fol.  VIII  b',  2  f.  —  396,  11  f.:  thei  shola'e  hym  haue  slayn  [J  ne  hadde 
be  Segramor  ...  —  396,  22  f- :  Übergang  aus  der  indirekten  zur  direkten  rede 
ist  zu  bezeichnen,  he  seide  to  the  kynge  Ban  that  he  be  not  displesed,  [„]  for  I 
se  yonder  my  brother  ....  Zeile  25:  deth  ["] ;  —  396,  36:  and  ecke  of  hcm 
hente  and  hör  se.  .\ndere  (and)  zu  [a] !  Die  frz.  fassungen  sind  etwas  anders: 
cf.  F.  Hs.  p.  284,  36  :  si  saut  chascuns  en  vn  cheual.  Ebenso  F.  P.  D.  —  397,  26  : 
(wotk)  ändere  zu  [laroth]  cf.  F.  Hs.  p.  285,  13:  courecies.  —  397,  30:  ^^Certes^^, 
seide  the  kynge,  ^^who,  that  hath  this  Galashin  .  .  .  JVho  that  heisst  hier  whoever; 
das  komnin  zwischen  beiden  worten  ist  zu  streichen.   —   397,  33  f. :  Nach  rcmeve 


Beitr.  z.  erklaruiig  u.  textkritik  des  ine.  prosaromans  v.  Merlin  q 

ist  das  seiiiikoloii  in  koniina  zu  verwandeln,  denn  das  folgende  ist  noch  abhängig 
von  Ihei  satigk.  —  398,  6  f. :  T/ier  was  grete  entassement  of  men  and  of  horse 
•vpon  hepes.  E?itasseme)it  vpon  hepes  ist  nicht  angängig.  Ich  halte  die  worte  vpcni 
hepes  für  den  zusatz  eines  Schreibers,  der  entasscment  nicht  verstand  ,  einen  syno- 
nymen ausdruck  aber  dem  sinne  nach  vermutete  und  hinzufügte.  Die  worte 
sind  zu  tilgen,  cf.  F.  Hs.  p.  285.  27:  Moiilt  ot  illuec  grant  entassement  si  i  fu 
si  grans  ....  -  398,  Vi  f. :  Bui  sore  were  the  peple  of  Claudas,  a-baisshed  .  .  . 
Nach  Claudas  ist  das  komma  zu  streichen.  —  398,  17:  ther  hadde  the  coward 
avatmtotir  no  nede  to  sitte  by  the  chytmiyes  and  a-vannte  (hat  .  .  .  Avatintmir  habe 
ich  in  den  nie.  Wörterbüchern  nicht  gefunden.  Skeat  giebt  unter  vaunt  ein  sub- 
stantivisches vauntour,  a  vattnter  an ,  welches  letztere  er  belegt  in  Chaucer's 
Troilus  und  Ciessida  II  724.  Ich  fasse  das  wort  hier  adjektivisch  =  prahlerisch, 
halte  aber  auch  für  möglich ,  dass  es  aus  dem  verbum  a-vaunte  auf  der  folgen- 
den Zeile  irrtümlich  hier  eingedrungen  ist.  Die  frz.  fassungen  bieten  keine  stütze. 
F.  Hs.  p.  280,  38  Kicke.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  IX  b ',  10  f.:  Si  que  pas  mestier 
ne  cstoit  de  estre  conaniz.  —  398.  19 :  io  be-holde  hem  and .  .  .  Dieser  verkürzte 
konditionalsatz  ist  von  dem  vorhergehenden  .satze  durch  komma  abzutrennen.  — 
398,  26 :  aäe  ihe  felde  were  couered  of  deed  peple  and  wotinded.  ivere  eifordert 
in  unserm  texte,  ausser  bei  kollektivischen  begriffen,  wie  peple ,  ein  Substantiv 
im  plural.  Ändere  (felde)  zu  [feldes].  cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  IX b'.  21:  tous 
les  prez  estoient  comiers  ....  —  399,  5  f. :  thei  dide  enqtiere  (,)  and  asked  [,] 
what  peple  thei  were ,  and  to  whom  that  baner  he-longed ,  and  whan  the  messager 
com  to  the  bataile  he  mette  with  .  .  .  Diese  sprunghafte  darstellung  —  nach  bclonged 
fehlt  ausdrückliche  erwähnung  der  Sendung  eines  boten  —  entspricht  nicht  dem 
Stil  unserer  englischen  fassung.  Da  nun  auch  F.  Hs  p.  286,  1 1  liest :  si  enuoierent 
hors  del  chastel  .1.  inessage,  so  ergänze  ich  nach  belonged  etwa:  [and  thei  sende 
a  messager  oute  off  the  castell].  —  399.  8 :  that  dide  of  his  helme  for  to  take  a- 
■newe  Cscil.  helme!).  Lies  also  statt  (a-newe)  [a  ne^cej  — for  his  7vas  all  to  rente. 
Z,wischen  to  und  rente  ist  ein  bindestrich  einzufügen:  to[-]renle.  —  399,  14  t. : 
Nach  sente  darf  der  satz  nicht  geschlossen  werden,  ^^noto  inaist  thow  sey  .... 
sente  (.  That)  [,  that]  is  the  kynge  .  .  .  Nach  moderner  interpunktion  würden 
wir  an  stelle  des  kommas  ein  kolon  setzen.  —  399,  20:  thei  skull  be  qnyte  of 
her  merite.  Es  handelt  sich  um  strafe,  die  an  feinden  vollzogen  werden  soll. 
Ich  fasse  daher  qnyte  als  jjartizip  von  quyten  ~  bezahlen,  belohnen  und  ändere 
(of)  zu  [after].  Deutsch:  Sie  sollm  nach  ve  dienst  belohnt  werden.  Die  frz. 
fassungen  haben  andere  aber  ähnliche  konstruktion  :  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  IX  b^, 
36  f. :  or  est  venu  le  terme  qiiilz  auront  leur  guerdon  <&.  leur  merite.  Also  hier 
merite  im  sinne  von  strafe.  Ebenso  F.  Hs.  p.  286,  23.  —  399,  25 :  and  thought 
lange  tili  he  hadde  it  tolde.  Das  soll  heissen :  und  er  konnte  kaum  die  zeit  er- 
warten bis  etc.  Ich  lese  darum  and  [it]  theught  [him]  longe  (es  dünkte  ihn 
lange,  bis  ...  ).  —  399.  29  f. :  Direkte  rede  ist  zu  bezeichnen,  saf  that  he 
seide  [,]  (who)  [^^ll'ho]  that  icill  ought  7uite,  lete  hym  come  to  the  paleyse  ["],  and 
thus  he  passed  forth ;  —  400,  2:  ist  nach  lorde  das  semikolon  in  komma  zu 
verwandeln ,  denn  nach  den  beiden  temporalen  Vordersätzen  p.  399,  35  f-  "ii'han 
the  ladies  herde  .  .  .  and  thei  .  .  .  'wiste  .  .  .  folgt  hiei"  der  nachsatz:  thei  were 
füll  of  ioye  ...  —  400,  5 :  oon  a[nd]  ot/ier.  Die  eingefügten  buchstaben  sind 
von  Wheatley  durch  die  klammern  als  seine  hinzufügung  bezeichnet  worden; 
Rogers'   kollntion   ist   mir  darum    hier  nicht   verständlich.  —  400.  18   f.:  now  in 


lo  G.  Stecher 

shcrte  iyme  skull  02ire  emnyes  he  ptit  hakke,  and  fayn  to  take  ßighl.  Obgleicli  take 
ebenso  wie  be  put  von  shiill  abhängig  ist,  so  ist  doch  to  vor  take  anzuerkennen, 
cf.  E.  P.  p.  415.  20  f.:  biä  ones  be-fore  s holde  he  synne  .  .  .  ,  but  ther-of  tw  ta 
be  dismayed.  —  E.  P.  400,  33  f.  Zu  vgl.  ist  Zupitza:  Guy  of  Warwick  note 
zu  vers  1925/26.  —  400,  23:  and  7c<han  that  hon  saugh.  Füge  vor  kern  [he] 
ein!  Der  gleiche  anfang  beider  Wörter  erklärt  die  auslassung  von  he.  —  400,  34: 
Nach  cotoardes  ist  (;)  in  /^J  zu  verwandeln,  denn  der  folgende  infinitiv  to  be  well 
wäre  ist  noch  abhängig  von  thei  may,  zeile  33.  —  400.  35  f.:  the  fees  of  kynge 
Arthur  (,)  of  grete  Breteyne.  —  401.  9 :  thei  were  thus  disseiiered  (,)  so  be  hem- 
self  [J  Atityaume,  the  senescall,  ....  —  401.  16  f. :  the  bataile  so  feil  mortall. 
Rogers:  feil  and  mortall.  —  401,  17  f.:  many  a  fre  modres  childe  lay  stiked  (,) 
and  slayn  [,J  that  litill  hadde  it  deserued.  —  401,  19  f.:  that  ther  was  slain  of 
oon  (,)  and  other  [,]  and  all  that  7üc,s  ...  —  401,  20  f. :  Claudas,  that  after  [J 
er  he  dyed  [,]  (he)  hadde  euell  myschef  (;)  [,]  ffor  he  ...  .  Das  he  vor  hadde 
ist  neben  dem  lelativuna  that  falsch.  Die  hervorhebung  des  Zwischensatzes,  er 
he  dyed,  durch  komniata  stellt  die  adverhielle  bedeutung  von  after  klar.  — 
401,  22 :  as  the  story  witnesseth  bezieht  sich  in  erster  linie  auf  das  vorhergehende, 
dann  aber  fügt  sich  das  folgende  ihm  an.  Ich  schliesse  darum  as  the  story  wit- 
nesseth in  kommata  ein.  —  401.  25 :  he  toke  the  heed  all  white  hoor.  Das  ist 
offenbar  verderbt.  Ich  schlage  vor  zu  leser. :  he  toke  [himj  the  heed  all  white 
[with]  hoor.  cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  Xb^,  27  f  :  Car  il  print  le  roy  claudas  et 
.  luy  couppa  la  teste  tonte  chaime.  —  402.  15  f.:  Die  stelle  ist  verderbt,  wird  alier 
durch  vorstellen  des  verbs  j^j-ft/ verständlich.  Lies:  made  Jum  forsake  place  (,) 
and  [sesedj  the  tentes  and  pavilouns  that  thei  hadden  take  (,  atid  sesed)  :  but  .  .  . 
Die  frz.  fassungen  bieten  keinen  anhält.  —  402.  20  f. :  that  moche  hadde  (I-hadde) 
the  worse,  and  all  day  before  hadde  ^I-hadde]  the  better.  Der  sinn  ergiebt,  dass 
das  partizip  falsch  gesetzt  wurde,  cf.  F.  Hs.  p.  288,  7  f- :  car  fnoidt  en  auoitnt 
le  pior  &  tonte  ior  en  auoieiit  eu  la  millor.  —  403,  31  f. :  for  many  of  hem  were 
deth  wounded.  Lies:  dedly  woutided  oA^v  to  deth  wounded.  —  404,5:  a?id  Merli?i 
that  all  this  knewe_  wiste  that  thei  were  thus  entirprised,  he  com  .  .  .  Der  anfang 
ist  als  temporaler  Vordersatz  zu  fassen  und  nach  and  [whanj  einzufügen,  cf.  F. 
Hs.  p.  289,  1  f. :  Quant  vicrlins  qui  toutes  ches  coses  sauoit  uoit  cels  des  loges  si 
entrepris  si  sen  uint ...  —  404.  10  f  :  to  haue  grete  blame  [J  for  youre  peple[s] 
haue  moche  losse  hadde.  Es  handelt  sich  um  die  Völker  mehrerer  könige.  F.  Ils. 
p.  289,  7:  fnout  i  ont  perdu  li  nostre.  —  405,  12:  How-so-euer  ye  [haue]  do[n], 
euell  haue  ye  wrought.  Der  Zusammenhang  zeigt ,  dass  hier  das  praesens  falsch 
ist  und  durch  das  perfectum  ersetzt  werden  muss.  cf.  F.  Hs.  p.  289,  35 :  comment 
que  votis  laues  fait  vous  aues  trop  mal  esploitet.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XII  a  *,  9: 
comment  que  vous  l'ayez  fait.  —  405.  13  f. :  loke  that  the  damage  that  thei  yow 
haue  don  be  right ,  dere  I  solde  that  thei  that  yow  ascape  haue  no  cause  for  to 
a-vaunten.  Das  erscheint  unverständlich.  Fassen  wir  aber  /  solde  zusammen  als 
partizipialform  und  ändern  die  interpunktion  ,  so  erhalten  wir  .  .  .  haue  don  [J 
be  right  (,)  dere  Isolde  [,]  that  thei  .  .  .  cf.  F.  I!s.  p.  289.  35  f.:  orc  gar  des 
que  le  damage  quil  vous  ont  fait  Ior  soit  moult  chier  guerredoune  si  quil  .  .  .  — 
405,  18  f .  :  /  sholde  be  deed  or  all  to[-]hewen  ....  —  405,  20  f. :  i^e  neuer 
cowardise  that  I  shall  do  shall  neuer  [to  nte  ne  to]  the  kynge  .  .  .  .  be  reprevcd. 
cf.  F.  Hs.  p.  289,  41  f . :  ne  ia  couardise  que  iou  face  ne  me  sera  ia  reprouee  .  .  . 
ne  au  roy  artu  ...   —  405.   30  :  aiid  Ihan  Merlin  rode  (,)  forth  and  cried  .  .  . 


Beitr.  z.  eiklnriirif;  ii.  textkiitik  des  nie.  piosaroinaiis  v.  Merlin  i  r 

—  406,  5  :  that  euer  he  leyde  Iwnde  on  eiiy  »tau  for  to  do  Ihimj  harnte,  cf.  Y . 
Hs.  p.  290,  14:  por  Ini  mal  faire.  —  406.  15:  Lies  statt  (7'ebres)  [Tre/>es].  In 
unserm  texte  lieisst  die  Stadt  durchgängig  Trehes.  —  406,  19:  aiid  a-noon  smyten 
....     Das  Subjekt  thc  sqtiyers  ist  wohl  aus  dem  vorhergehenden  zu  supplieien. 

—  406,  19  f. :  a?id  dide  right  well  as  (of)  squyers  [,]  for  kuyghtes  70cre  ther 
noon.  cf.  F.  Hs.  j).  290,  26  f. :  öß  le  fierent  moidt  bien  comme  serianl  &  esaiier 
kil  estoient.  car  il  ni  ot  nul  cheualier  en  lor  compaignie  ...  —  406,  20  f. :  and 
yef  that  thei  hadde  not  come  so  sooiie  the  other  wert  euen  at  disconfittire.  Der 
konditionale  Vordersatz  verlangt  im  hauptsatze  statt  (were)  [hadde  benj  oder 
[sholde  haue  ben].  Ich  denke  mir,  der  abschreiber  hat  einen  temporalen  Vorder- 
satz im  sinne  gehabt,  verleitet  durch  den  ausdruck  to  be  at  discouiißlure,  der  einen 
Zeitpunkt  fixiert.  Besser  würde  der  sehr  gebräuchliche  ausdruck  to  be  discoimfited 
hier  passen,  cf.  F.  Hs.  p.  2Qü,  28  :  sil  »e  fuissent  li  autre  eussent  este  del  tont 
descomßt.  —  406.  25  f. :  the  eir  that  7vas  blakke  of  the  duste  and powder  be[-]coni 
all  reade.  —  406.  35  f- :  lohere-of  was  grete  Harme  to  cristin  that  ther  were  sa 
many  deed.  Statt  (cristin)  lies  [cristente] !  cf.  F.  Hs.  p.  2yo,  41  :  dont  grans 
damages  fii  a  la  crestiente.  —  407,  1  f. :  he  hilde  the  reyne  of  his  bridill  in  his 
lefte  arme,  and  lete  hym  go  ther  as  he  wolde.  Ersetze  (bridill)  durch  [horse] ;  da- 
durch wird  auch  das  folgende  hym  verständlich.  Horse  wird  in  unserm  texte  oft 
als  maskulinum  gebraucht.  —  cf.  F.  Hs.  p.  290.  4'-i :  d  tenoit  le  fraiii  de  son 
cheual  en  la  main  destre.    F.  P.  IX  2. -teil  fol.  XIHa'.  19:  la  resne  de  son  cheual. 

—  407,  3:  the  kynge  Bau  and  the  Bohors.  Krgänze  vor  Bohors  [kpige].  — 
407,  13  f. :  Der  Zwischensatz  ecke  for  other  ist  sinnlos.  Ergänze  ihn  zu  [that 
thei  departed]  ecke  (for)  [fro]  other.  cf.  K.  Hs.  p.  291,  lO  f.:  si  commencha  .  .  . 
si  asprc  mellee  kil  se  deparlirent  (jne  li  vns  ne  satioit  onqiies  tnot  oii  li  autres  tonrna. 

107,  20 :  no  man  ncde  sech[e]  a  beter  knyght.   —  407,  29  f. :   Gawein  serched 

so  thc  renges  that  he  mette  Randolf  the  Senescall  of  Gaide,  that  anoon  he  rafi  zpon 
hym.  Ändere  das  zweite  (that)  in  [and  than].'  cf.  F.  Hs.  p.  291.  22:  si  cherka 
les  rens  amont  dg  anal  taiit  ijiiil  encontra  randol  le  senescall  au  roy  de  gaule.  <&. 
tantost  com  il  le  uist  si  li  coitrut  sus.  —  408,  8 :  Grete  was  the  stour  and  harde 
[the]  bataile.  Der  artikel  ist  in  der  oft  vorkommenden  phrase  stets  vorhanden. 
—  409,  4:  he  were  deed  (delyuered).  cf.  F.  Hs.  292,  31:  quil  fust  mors.  — 
409,  15:  than  ßll  that  Gawein  mette  Pounce  Antony ,  and  hym  soche  a  stroke  on 
the  sholder  that  the  sxverde  kutte  the  boon.  Nach  and  ist  [yaf]  einzuschieben.  — 
409,  30  f. :  lete  vs  go  faste  after  and  helpe  [that]  thei  were  discotaißted.  F.  Hs. 
p.  292,  38  bringt  den  infinitiv :  7nais  alons  apres  si  les  aidons  a  descomßre.  — 
409,  32  f. :  the  Ban  and  the  kynge  Bohors.  Schiebe  vor  Ban  [kynge]  ein.  cf.  F. 
Hs.  p.  292,  42  :  le  roy  Ban  et  le  roy  Bohort.  —  410,  8  f ■ :  kay  fände  the  kynges 
shelde  on  the  grounde  lygginge,  and  [whanj  he  it  saugh  []  he  hadde  grete  drcde. 
cf.  F.  Hs.  293,  9  f . :  <ß  qna7it  il  le  vit  si  ot  moiilt  grant  paor.  —  410,  13:  hc 
folo7ced  thc  chace    a-monge  [the]  other  that    stynte  (.)  never  [,]  tili  thei  come  .  .   . 

cf.  F.  Hs.  p.  293.  13  f.:  Lors  se  met  en  la  cache  apres  les  aiitres  si  fn  la  cache 
moidt  grans  car  il  ne  ßncrent  onqtics  iusqua  ...  —  411 ,  13  f. :  for  that  is  the 
beste  rcpeire  that  we  haue;  and  the  nexle,  and  we  shull  go  .  .  .  A'e.vte  ist  al)hängig 
von  repeire.  Lies  daium :  .  .  .  haue  (;)  and  the  nexte  (,)  [;]  and  we  shull  .  .  . 
—  411,  14  f.:  loe  shull  go  by  the  for  este  .  .  .  vndir  molait  (,)  an(d)  olde  wey  that 
I  ktmoe.  cf.  F.  Hs.  p.  294,  2  f. :  7ious  en  irons  .  .  par  vne  viex  voie  que  iou 
sai.   —  411,  24  :   Arthurs  »wn  heiii  cnchaced füll  harde  and  straytc  []  and  slo70gA  (,} 


12  G.  Stecher 

und  toke  whom  thei  wolden.  —  412.  1  f- :  Thus  were  the  fowc  princes  discounßied, 
as  ye  haue  herde  [J  be  the  wüte  of  Alerlin.  Die  einfügiing  des  kommas  ist  not- 
wendig,   da  das    folgende   nicht  von  herde  sondern   von  discounfited  ü^\\ii.x\%\g  ist. 

—  412,  13 :  where  (he)  [thefj  made  to  hem  grete  ioye,  Di^  gastgeber  sind  Ban 
und  Bohors,  cf.  zeile  lO.  —  412.  16  f-  :  Bnt  ivho  that  was  gladde  or  noon  ther 
was  noon  like  to  the  ioye  of  the  two  queenes.  Das  erste  ,/ioon^^  ist  hier  mit  „nicht" 
zu  übersetzen,  cf.  Kölbing's  note  zu  Ipomedon  vers  4050,  zu  der  unsere  stelle 
einen  weiteien  beleg  bildet.  Das  zweite  (noon),  welches  sich  auf  ioye  bezieht, 
ist  durch-  [nolhingj  zu  ersetzen,  cf.  F.  Hs.  p.  295.  14:  fie  monta  riens  a  la  ioie 
qiie  ...  —  413,  6 :  i>e-foj-e  hem  in  [the]  chambres.  Das  fehlen  des  artiUels  be- 
fremdet; es  sind  die  chambres  schon  zeile  3  erwähnt.  —  413.  9  f.:  the  wiff  of 
k\nge  Ban  fill  in  to  a  merveiloiise  drem  that  longe  endured ,  that  sore  she  was  a- 
feerde  whan  she  dide  a-wake.    Sie  war  von  dem  träume  an  sich  erschreckt,  nicht 

von  der  langen  dauer  desselben.  Andere  das  zweite  (that)  zu  [and],  cf.  F.  Hs. 
p.  296,  4  L:  la  roine  chai  en  .1.  mcrueilleus  pense  ki  moult  longetnent  li  dura  si 
■C7i  fu  7710 tilt  esfreeie.  —  413,  15  f . :  tkei  7-07177 e  that  oon  vpon  the  tother  to  dryve 
oute  of  the  pasture.  Nach  dryve  ist  [it]  fscil.  the  tother)  einzuschieben,  cf.  F.  Hs. 
p.   296,  9  f-  :    lu7ze    courut  lautre   sus  <&,  la  uoloit   cachier  hors   de   la  pasture.  — 

413,  17:  the  two  partes  ist  dem  weitern  zusammenhange  nach  (zeile  19)  als  bruch- 
7,ahl  zu  fassen  ^  ^/j  der  gesa:r,ten  tiere.  —  413,  34  f- :  a7id  toke  a  partie  of  his 
-bestes  that  he  made  thre  grete  hepes  [of],  and  thei  .  .  .  cf.  F.  Hs.  p.  296,  23  f.: 
si  pre7idoit  v/te  partie   de   ses    bestes    ta/it  qiiil   e7i  faisoit  .111.  gratis  tropiaus.  — 

414,  14 :  he  tur7ied  toward  the  beestes  .  .  .  ajtd  sangh  .  .  .  Andere  (he)  zu  [she], 
denn  es  handelt  sich  um  die  königin,  nicht  um  den  leoparden.  Von  diesem  wird 
erst  zeile  17  und  zwar  ganz  dasselbe  berichtet,  cf.  F.  Hs.  p.  296,  34  f.:  Et  quant 
ele  lot  perdti  si  se  returtioit  uers  les  bestes  saluages  ...  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XVI  b  2, 
16  f.  —  414,  16:  ^«'^T  wha7t  the  leopart  com  oute.  Andere  (the)  zu  [a] ,  denn 
erst  später  (cf.  zeile  35  f.)  merkt  die  königin,  dass  es  derselbe  leopard  war,  der 
aus  ihrem  schtnkel  hervorgegangen  war ;  er  war  jetzt  ^^woxe7i  aitd  a77ie7tded"j  cf. 
F.   Hs.  p.  296,   36:  U71S  grans  lupars.     F.  P.  D.  2.  teil   fol.   XVI  b^   24:  ebenso. 

—  414,  19  f.:  a7id  ran  vp07i  the  beestes  of  the  lyo7i  vii-crow7ied  that  faught  with 
he/H  so  fiercely ,  that  he  7nade  hem  resorte  bakke.  Das  erste  (that)  ist  zu  tilgen 
und  [and]  dafür  einzusetzen  ,  denn  faught  bezieht  sich  auf  den  leoparden,  nicht 
auf  den  ungekrönten  löwen.  cf.  F.  Hs.  p.  296,  39:  cß  courut  s<us  au  lyo7i  sans 
coro/te  &  se  combatoit  a  eis  si  fierement  quil  les  faisoit  reuser  arriere.  —  415,  24 : 
Jti  this  dre77te  that  the  ky/tge  Ba7i  was,  hym  thought  .  .  .  Der  relativsatz  ist  un- 
vollständig, füge  nach  was  [i/i]  ein.  cf.  F.  Hs.  2J7i  3*->:  .^w  cel  soigtte  ou  li  7'ois 
bans  estoit  ...  —  416,  8 :'  he  lefte  hem  7100  foote  lotide.     Lies :  foote  [of]  londe. 

—  416,  17  f.:  'ioe  shall  i-estc  to  speke  [of]  these  thinges.  F.  Hs.  p.  298,  12:  Si 
vous  lairai  parier  de  ces  coses.  —  416,  29 :  Direkte  frage  ist  zu  bezeichnen. 
Thati  asked  the  kvnge  Arthur  (what)  [,^JVhat]  a-zisiouns  be7i  thei  (,)  [■''']  and 
Merli/i  ....    —    417,  7  f. :   that  is  right  riche  a7td  77iighty  of  lo7ides  (,)  and  of 

frendes  [,]  that  shall.  —  417,  22  f. :  ffor  like  as  the  leopart  fierce  a/id  prowde 
a-bove  alle  other  bestes,  so  shall  he  be  the  beste  k/iyght  .  .  .  Schiebe  nach  leopart 
[is]  ein  !  cf.  F.  Hs.  p.  299,  5  f. :  car  autresi  co)7t/7ie  li  lupars  est  orguilleus  sor 
toutes  autres  bestes,  autresi  sera  il  li  77iietidres  ...  —  417,  30  f. :  Arthur  asked 
yef  he  wolde  declare  e/ty  othir  wise  to  theire  V7idirst07idinge.  Lies  :  .  .  .  declare 
[the  drei/te  i/t]  e>iy  othir  ...    cf.  F.  P.  D.   2.   teil   fol.   XX'IlIa^,   5:  sil  exposeroit 


Beitr.  z.  erkliirung  u.  textkritik  des  me.  pros.Tiomans  v.  Merlin  i  ^ 

poiut   aultrement   ce   songe.    —    418,  9  f. :    neiicrthehs   he   asked  her  /,/  ivhi   she 
enquered  [,]  and  ye  he  wiste  it  luele  I-uough.     Ergnnze  (ye)  /.u   [yetj !     Die  Irz. 
fassungen  bieten  keinen  anlialt.    Y.  Ms.  p.  299,  19  f-    F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XVIII a". 
26  f.    —    419,  1  f.  :    where  the  kynge  Arthur  rested ,    Ihat  gladde  ivere  tchan  thei 
saugh  Merlm.     Die  pluralformen  were  und  thei  passen  niclU  zu  kynge  Arthur  im 
regierenden    satze.     Es  ist  hier  eir.e  Kicke  anzunehmen  ,    und  so  lese  ich :    whert 
the  kynge  Arthur  [and  his  cotnpanye]  rested  .  .  .  cf.  F.  Hs.  p.  299,  40  f. :  ou  It 
rois    artus    estoit  cß  sa    cotnpaignie    si   en  fnrent   nioult    lie    quant  il  le  uirent.  — 
419,  6  f. :  alle   the   mene  pcple  ßedde   the  contrey.     Icli  kenne  im  me.  fleen  nicht 
als  transitives  verb  und  lese :   .  .  .  fleddc  [fromj  the  contrey.    cf.  F.  P.  D.  2.  teil 
fol.  XVlIIb*,   24  f.:  Alors  senßiyl  tont  le  peuple   hors  de  la  terre.    —   419.  28: 
thei  ivere  gladde  ivhan  thei  hym  syen,  (and)  for  tke  grete  richcsse  that  thei  broughtetu 
for  .  .   .  bronghten  giebt  den  grund  für  ihre  frühlichkeit   an.     Die  frz.  fassungen 
sind  hier  kürzer  und  bieten  keine  stütze.  —  419.  32  f. :  and  ther  thei  were  right 
well  come,  for  it  was  right,  and  the  kynge  Bohors  peyned  hym  to  do  hem  honcnir. 
Der  Zwischensatz :  (for  it  was  right)  ist  als  ganz  sinnloser  zusatz  eines  Schreibers 
zu  tilgen,    cf.  F.  Hs.  p.  300,   19  f.:  Ilbuc  furent  il  hien  receu  cor  li  rois  bohars^ 
fist  toute  la  feste  con  pooit  deniser.    —    420.   3  f . :   AI  erlitt  hem  cvniaunded  that  as 
soone  as  thei  were  a-rived  at  the  porte,  in  no  wise  that  thei  tarye  not  hnt  two  dayes. 
But  hastely  go  theire  wcy  .  .   .     Die    stelle    erscheint    in    mancher  beziehung  ver- 
derbt.    Der   aufenthalt    von    2    tagen    im    hafen    widerspricht    den    frz.  fa.ssungen 
F.  Hs.  p.  300,   22  f.   und  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XIX  a*,   14  und    der   Schilderung 
der  reise  E.  P.  p.  447,   19  f.     Ebensowenig  passt  dieser  aufenti.alt  zu  dem  ein- 
gange des  Vordersatzes  as  soone  as.     Weiterhin    befremdet  die  Stellung  von  in  no 
wise,  und  die  formen  tarye  und  go  ohne  vorgesetztes  [s holde] .    Endlich  darf  nach 
dayes   der    satz    noch    nicht    geschlossen  werden.     Ich  möchte  le-en:    as  soone  as 
thei  were  a-rived  at  the  porte,  that  thei  sholde  tarye  in  tio  wise  but  two  dayes,  but 
hastely  go  theire  wey.    Die  verbleibenden  inhaltlichen  Schwierigkeiten  zu  beseitigen, 
würde  gewaltsame  änderungen  erfordern.  —  420.  8  f. :  Die  worte  Arthur's  sind 
direkte  fragen.     Lies :   ^^shull  ye  not  come  with  vs  (;  thenke)  [?   Thenke]  ye  not  to 
be   at  oure    »nariage  (.)  p]".    —   420,  19:  Julyus  Cesar   t/uit   the   deed  knyght 
slough  i)i  his  pavilion.     Die    erwähnte    episode  ist  mir  nicht    bekannt.     Das  hei- 
wort  deed  erscheint  aber  sinnlos.    Vielleicht  hat  dem  Übersetzer  (.statt  des  F.  P.  D. 
2.  teil    fol.  XIX  b*,  8    zu    findenden    cheualier   mars)   eh.  mors   vorgelegen.     Der 
ausdruck  deed  kann  sich  aber  nur  auf  einen  toten  ritter  beziehen ,    wie  E.  P.  p. 
46y,  7.  —  420.  24:  Lies  statt  (throuthe)  [trouthe] .    —  420.  29:  Rogers'  kol- 
lation:  (for  the  dredde)  [for  she  drcddc] .    —  421,  7  f.:  where  her  fader  .... 
'were  (be  comen)  [becomen] .   —   421.  11  f.:  and  peyned  [hir]  tendirly  to  serue  ivell 
the  Emperour.  peynen  ist  in  E.  P.  durchweg  reflexiv  gebraucht,    cf.  E.  P.  p.  419. 
\\'>,:  Bohors  peyned  hiin  to  do  hem  honour.    Dem  entspricht  auch  der  frz.  gebrauch, 
cf.  F.  Hs.  p.   301,    12:  cß  se  penoit  de  seruir  Icmpereor.    —  421.   17:  in  the  mede 
of  (noiron)  [Neron] .    cf.   F.   P.   D.   2.   teil   fol.   XX  aS    12:  es  prcz  de  neron  iadis 
empcreur  de  roinmc.  —  421,  30  f. :  she  hadde  so  grete  bristelis  011  her  bakke  that 
it  trayled  on  the  grounde  a  fadome  large.     bristelis   ist   ein    plural    und    erfordert 
im  nachsatze  that  (it)  [thei]  trayled  =  dass  sie  nachschleppten.  —  422,  2 :  Nach 
a-nother  ist  der  satz  zu  scldiessen.  —  423,  5:  wheron  thinkest  thow  (.)  [.-]  (Ute) 
[Lete]  be  ihi  stodyinge  ...   —   423.   31:   Purchese  jhssh  nrwe  and  salt  .  .  .  Flessh 
neii'e  ist   befVenidend  ;    nun    liest   F.   P.   TV   2.   teil   fol.   XXI  a-,   34  aporte  chair  de 


14 


G.   Siecher 


porc  noujieUemenl  pouldree  de  sei  und  so  möchte  ich  7ie-we  als  adverb  zu  einem 
]5artizip  saU[en]  auflfassen  und  (and)  tilgen.  Also:  Purchese  flessh  newe  sahen  — 
424,  3:  a-grete  walope.  A  in  der  bedeutung  at  wird  mit  einem  Substantiv  durch 
bindcstrich  verbunden,  also  z.  b.  a-walope.  Vor  dem  adjektiv  aber  ist  der  binde- 
strich  zu  tilgen :  a  (-)  grete  walope.  —  424.  12  f. :  atid  he  a-light  and  sette  thcire 
horse  fer  thens.  Nach  he  a-light  ist  eine  lücke  und  zwar  ist  einzuschieben  [a)id 
his  companie].  cf.  F.  Hs.  p.  303,  14:  si  descendi  (&  si  compaignon  &  misent  lor 
chenax  hing.  Das  Subjekt  zu  sette  ist  aus  dem  vorhergehenden  zu  supplieren.  — 
424.  17  f. :  And  Merlin  that  all  this  knewe  and  that  made  all  this  to  be  don 
couertly  that  he  7uere  not  knotven  drotigJi  that  wey  (that  he  were  no  knowon)  ivith 
a  grete  staffe  .  .  .  Der  auszuschaltende  Zwischensatz  ist  hier  ohne  sinn  und  ist  irr- 
tümlich aus  der  vorigen  zeile  eingedrungen,  cf.  F.  Hs.  p.  303,  18  f.:  <&.  merlins 
qiti  toutes  ches  coscs  sauoit.  <&.  auuoit  porparle  le  comierture  quil  7ie  fust  conneus. 
si  se  tarne  cele  part  vne  nialinee  ferant  grans  colx  de  kesne  en  kesne.  —  424.  19 : 
with  a  grete  staffe  in  his  tiekke.  Entweder  ist  in  zu  ändern  oder  nekke.  Analog 
F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XXI b^  I8:  vne  massue  en  son  poing  lese  ich  statt  (nekke) 
[honde] .  —  4d!4.  20  :  and  was  blakke  and  rovgh  for  rympled  and  lange  berde. 
Für  (rympled)  ist  zu  lesen  [rytiiples]  =  runzeln,  cf.  F.  Hs.  303,  20 :  (&  fn  noirs 
&  hurepes  &  barbus.  —  424.  24  f. :  and  he  this  cotn  to  the  fier.  Andere  (this) 
zu  [thus].  Die  frz.  fassungen  bieten  keinen  anhält.  —  424.  29  f. :  and  saugh 
ihe  flesshe  that  the  knaue  hadde  rosted  that  was  tho  I-nough.  —  tho  giebt  keinen 
sinn;  das  naheliegende  tongh  dafür  einzusetzen,  lässt  sich  inhaltlich  nicht  recht- 
fertigen ,  denn  es  heisst  F.  Hs.  p.  303,  27 :  la  char  fu  asses  qiiite.  Nun  heisst 
aber  im  Neuenglischen  to  do  enough  speisen  gar  machen.  Mit  geringer  änderung 
lese  ich  nun  :  that  was  do  I-nough.  do  als  partizipialform  findet  sich  in  unserm 
text  ganz  gewöhnlich.  Eine  dei-  obigen  ähnliche  konstruktion  findet  sich  E.  P. 
p-  ^H7,  34  f-  '■  "««^  rosted  flessh  on  a  spite ,  and  kut  of  the  sidc  that  moste  [^oas] 
J-Jiough.  —  425.  18  f :  bnt  he  züolde  not  teile  (.  Sa/)  [,'sa/J  that  he  seide, 
y^Creature  formed  of  nature  [J  chaunged  in  to  other  forme  [J  fro  hens-forth 
hegylinge  alle  thinges  [J  venimonse  as  serpent ...  —  4^6,  3  f . :  thei  a-light  alle 
the  companye.  Die  letzten  worte  bilden  die  nachträgliche  erklärung  zu  thei:,  es 
ist  iM\c\{^a-light  ein  konmia  einzufügen.  —  426.  12  f.:  he  fte  rofle  no-thinge,  for 
the  shame  lasted  no  lenger ;  bnt  zvhile  he  was  in  rctiirnynge,  and  whan  the  sauage 
man  saugh  this,  .  .  .  Der  satz  but  white  .  .  .  retui-ninge  schliesst  sich  eng  an 
tto  lenger  an.  Es  ist  darum  zu  interpungieren:  no  lenger  (;)  [,]  but  while  he  was 
in  returninge  (,)  [;]  and  whan  ...  cf.  F.  Hs.  p.  304,  .30  f.:  se  ne  li  encalut. 
Car  li  hontes  ne  li  dura  for s  tant  quil  jnetoit  al  retotirner.  —  426.  31  f  :  the 
squyer  that  hadde  smyten  his  lor  de  com  öfter  and  asked  Grisandolus  ...  —  Im 
gegensatz  dazu  liest  F.  Hs.  p.  305,  2  f. :  //  chetialiers  ke  li  escuiers  auoit  fern 
senissi  apres  &  demanda  a  grisandolcs.  Ebenso  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XXHb*, 
28  f.  Diese  lesart  ist  die  richtige,  denn  l)  der  ritter  war  es,  der  schon  vorher 
lebhaftes  interesse  für  den  wilden  mann  gezeigt  hatte,  cf.  E.  P.  p.  426,  5  f.  Er 
ist  es,  der  jetzt  fragt,  um  seine  neugier  zu  befriedigen;  2)  an  die  antwort  Grisandol's 
schliesst  sich  die  frage  Grisandol's  als  eine  gegenfrage  an  den  ritter,  cf.  E.  P. 
p.  426,  36  f.:  „But,  sir",  .  .  .  .;  3)  nun  erst  wird  der  Squyer  herbeigerufen, 
E.  P.  p.  427,  5.  —  Ich  lese  darum :  the  lorde  that  hadde  ben  smyten  be  his  squyer 
com  after  and  asked  Gr.  —  426,  35:  thei  hadde  foundcd.  Andere  (fowided)  zu 
[f&unden] .  —  427.  1  f. :   »teil  me  [,]  wherefore  hath  this  squyer  yo~cU  smyten  thre 


Beitr.  z.  eiklaiiing  u.  ttxtkritik  des  nie.  piosaronians  v.  Meilin  i  r 

tymcs,  and  ye  tie  spake  tiö  worde  a-gcin  (,)  [?]  (haue)  [Haue]  ye  soche  a  custome 
(,)  l?]'^  (and)  [Aiid]  the  knyght  a7istterde  ...  —  4^7,  17  f. :  Die  verschiedenen 
anreden  Merlin's  sind  durch  kornmnta  zu  trennen.  Die  worle  Meilin's  sind  ab- 
sichtlich dunkel  mit  ihren  bildern.  —  427,  33  f.:  he  wolde  kern  weil  guerdon. 
Der  infinitiv  ist  zu  schreiben  gucrdoneu.  —  428.  5  f- :  Hmo  ivere  thow  .  .  .  so 
ivilde  (.)  [■■]".  —  428,  12  f.:  aitd  tkan  com  a  sauage  man  oute  of  the  foreste 
and  by  hir  lay,  be-causc  she  7uas  sool  by  hir-self.  Durste  she  not  hym  dißende  .  .  . 
Nach  lay  ist  der  satz  zu  schliessen.  Das  folgende  ist  als  Vordersatz  zu  durste 
she  .  .  .  aufzufassen.  Also  ist  nach  hir-self  der  punkt  zu  tilgen  und  konima 
einzusetzen.  —  diffenden  hat  hier  die  bedeutung  nbw-ehren  ,  w.ährend  es  F.  Hs. 
p.  3ü6,  6  lieisst :  que  omjues  Jic  sen  osa  dcsfendre.  —  428.  26  f. :  Obergang  zur 
diiekten  rede  inuss  bezeichnet  werden.  Than  tolde  Grisandolus  hoio  .  .  .  (zeile  29) 
where-fore  he  aide  laugh,  (and)  [,^And]  he  seidc  .  .  .  (zeile  31)  by  the  wey,  [^'J. 
—  428,  32  f.:  Wie  in  voriger  note:  he  seide  he  sholde  it  knowe  all  in  tyme, 
(hut)  [y^Bitt]  seitdeth  ßrst  .  .  .  other  thinge.c  (,)  [."]  (7vith)  [With]  that  .  .  .  — 
429,  4  f. :  On  the  fourthe  day  after  the  sauage  man  was  comen,  luhere  that  the 
lordes  ivere  assembled  in  the  tnaister  paleise ,  and  the  Emperour  brought  in  this 
sauage  tnan  .  .  .  Dieser  satz  ist  so  unlogisch  in  seinem  bau,  dass  er  nicht  mit 
dem  hinweise  auf  die  oft  sehr  lose  Verknüpfung  der  sätze  in  der  ine.  syntax  zu 
hnlten  ist.  Ich  nehme  eine  Verderbnis  an  durch  die  verbalform  were  und  lese: 
.  .  .  comen,  (7i<here)  [wcre]  (that)  tht  lordes  (laere)  assembled  .  .  .  Nun  ist  der 
satz  völlig  koirckt  und  stinnut  zudem  wörtlich  übeiein  mit  F.  Hs.  p.  306,  24  f.  : 
Qvant  vint  al  quart  ior  apres  ce  que  li  saluages  hotn  fu  uciius  si  furent  li  baron 
assatnble  el  maistre  palais.  Et  li  empereres  amena  ...  —  429.  16 :  Nach  he-falle 
ist  der  satz  zu  schliessen.  —  429.  20 :  whan  he  hadde  a-while  laughed.  a  ist 
hier  nicht  gleich  der  pr.äposition  at,  sondern  es  ist  der  unbestimmte  artikel.  Lies 
darum  a  (-)  zvhile.  cf.  F.  Hs.  p.  306,  35:  quant  il  ot  ./.  poi  ris.  —  429,  24: 
Nach  dispite  ist  der  satz  zu  schliessen.  —  429.  26:  Nach  tymes  ist  ebenfalls 
stniker  zu  interpungieren.  —  429.  28 :  Nach  heren  darf  die  ankündigung  der 
direkten  rede  nicht  von  dieser  selbst  durch  punkt  getrennt  werden;  es  ist  ein 
komma  dafür  einzusetzen.  —  429.  34 :  ne  that  he  sholde  come  hym  no  magre. 
Das  ist  unverständlich.  Gemäss  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XXIV  a^  25:  ne  que 
malgre  lui  scattroit  ersetze  ich  (come)  durch  ein  verbum  des  Wissens.  Am  nächsten 
liegt  [conne] .  G.  Richter  hat  a.  a.  o  in  seiner  note  zu  p.  83,  16  dieselbe 
änderung  vorgenommen.  —  430.  20  f.:  this  so7ve ,  that  ye  saugh  thus  demened. 
Statt  des  partizips  (demened)  ist  der  infinitiv  [demenen]  einzusetzen,  cf.  F.  Hs. 
p.  307,  16:  chele  truie  ke  vous  auies  ueu  ensi  demener.  Ebenso  F.  P.  D.  2.  teil 
fol.  XXIV a  2,  24.  Es  kommt  allerdings  im  Me.  demened  As  verbaladjektiv  =r 
geartet  vor,  aber  in  der  vorliegenden  Verbindung  ist  der  infinitiv  anzunehmen; 
die  frz.  fassung  bestätigt  das.  —  430.  22 :  thci  Jugcd  to  be  brent  (,)  bothe  the 
so7ve  and  ...  —  430.  31  f.:  yef  he  loill  it  teile,  amd  it  is  a  thinge  that  uwlde 
gladly  heren^^ .  Vor  wolde  ist  das  Subjekt  [we]  einzuschalten,  da  es  sich  ans  dem 
vorhergehenden  nicht  supi^lieren  lässt.  Der  ausfall  des  tve  ist  sehr  erklärlich. 
Mit  %volde  fängt  in  der  handschrift  eine  neue  spalte  an ,  da  konnte  leicht  das 
auch  mit  w  beginnende  loe  vergessen  werden,  ive,  seil,  the  barouns.  cf.  F.  Hs. 
p.  307,  23  f . :  si  le  vous  uelt  dire  <&  ehest  z'ne  chose  que  nous  oriesmes  uoleniiers. 
—  43 1 ,  5  f . :  a  Ccrtes,'^  seide  man ,  y^than  shall  I  teile  yoio.  Vor  man  ist  [the] 
einzuschieben ;    es    handelt    sich    um   Merlin    in    geslalt    eines   wilden    niannes.  — 


l5  G.  Stecher 

431,  17  f. :  and  than  he  spake  and  seide  that  that  wolde  he  socne  knowe.  —  he 
spake  and  seide  entspricht  diircluius  nicht  dem  nüchternen  stil  der  E.  P.  Die 
rhetorischen  kunstmitlel  unseres  aiitors  erschöpfen  sich  mit  einigen  lypisclien 
phrasen  bei  der  Schilderung  von  kampfscenen.  Der  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XXIV  b  2, 
4  giebt  uns  die  lösung:  si  recommence  a  parier  furie7isement  et  dist  .  .  .  Ebenso 
F.  Hs.  p  307.  41  :  öl  lors  parla  co?nme  homs  irics  öß  dist  ce  verrons  ittnis  par  ians. 
Es  ist  also  nach  dem  ersten  verbum  des  Sprechens  eine  adverbielle  bestimmung 
einzusetzen,  z.  b.  he  spake  [as  a  man  füll  wrothe]  and  seide  ...  —  431,  19 : 
y,Dispoile  vio  tho  damescles  .  .  .  (mo)  ist  zu  ändern  in  [tne] .  —  431.  30  f. :  he 
comannded  to  make  the  fier  in  the  place ,  and  a-noon  it  tvas  don ,  and  thei  were 
boiinde  hande  and  foot,  and  made  kern  to  be  caste  in  to  the  brynynge  fier.  Vor 
made  ist  [he]  einzuschieben,  da  zwei  andere  Subjekte  it  und  thei  ein  supplieren 
des  ersten  he  niciit  gestatten.  In  F.  Hs.  p.  308,  11  f.  ist  kein  Wechsel  des  Sub- 
jekts :  il  fist  maijitcnant  lijer  lor  mains  d?  a  lempereis  aiisi  &.  les  fist  tous  lanchicr 
el  fit.  —  431.  34:  Thus  toke  [the]  Etnperoiir  ve7tgaiince.  cf.  F.  Hs.  p.  308,  14: 
Ettsi  prist  li  empereres  veniance.  —  432.  3  f.  :  and  seide  oon  to  a-nother  that  the 
sauage  man  .  .  .  avisee,  [^J  ffor  yet  shall  he  sey  .  .  .  worlde;  ["] .  —  432.  9  f-  : 
he  seide,  ,^  Fe  yef  he  asked  hym  whereof.^^  Die  redestriche  sind  hier  von  Wheatley 
falsch  gesetzt.  Es  ist  hier  der  selten  vorkommende  Übergang  von  der  direkten 
zur  indirekten  rede  zu  bezeichnen,  also  ,,  Ye  [,^']  yef  he  asked  hym  whereof.  (''). 
—  432.  24  f. :  /  lough  for  that  it  was  vnder  [the]  feel  of  hem  that  a-hoode  after 
the  almesse.  Das  determinierte  feet  verlangt  den  artikel,  cf.  F.  Hs.  p.  308,  32 : 
desotts  les  pies  a  chaus  qui  atendoieftt  lau?notis}ie.  Berechtigt  ist  dagegen  zeile  22 
der  E.  P.  vnder  erthe  und  F.  Hs.  zeile  32  en  terre.  —  433.  1  f . :  be  women  be 
niany  worthi  men  shamed  and  luratthed  that  lange  haue  lotied  to-geder,  yef  it  were 
not  for  debate  of  women.  Der  konditionalsatz :  yef  it  were  not  .  .  .  women  vei- 
iangt  im  vorbeigehenden  satze  :  that  longe  [sholde]  haue  loued  to-geder.  cf.  F.  P. 
D.  2.  teil  XXV  a-,  22  f.:  en  tous  temps  seyitraymassent  tie  feust  par  courroux  de 
femme.  —  433,  7:  that  in  hem  is  (closeth)  [closed] ;  —  433.  10  f.:  and  wite  ye 
fro  whens  this  cometh  of  the  grete  fragelite  that  is  in  hon ;  —  Mit  comelh  schliesst 
eine  direkte  frage  Merlin's,  die  er  im  folgenden  selbst  beantwortet.  Es  ist  frage- 
zeichen  zu  setzen.  —  433,  11:  Nach  hem  ist  das  Semikolon  zu  tilgen,  denn  das 
folgende:  the  foule  corage  und  the  foide  thottght  ist  noch  von  of,  zeile  lü,  ab- 
hängig. —  433.  20  :  the  fierce  lyon  ist  objekt  zu  put  und  korrelativ  mit  //  in 
voriger  zeile.  Das  Semikolon  nach  subieccion  ist  also  zu  tilgen,  cf  F.  Hs.  p.  309, 
12  f.:  dS  metre  en  sa  segnorie  le  lyon  corone  ...  —  433.  32  f-  :  In  the  same 
place  ther  the  squyer  stode  was  entred,  and  yet  ther  is  vndir  his  feet  a  merveillouse 
tresour.  —  Das  wort  entred  bereitet  hiei"  Schwierigkeiten ,  die  durch  die  frz. 
originale  nicht  beseitigt  werden,  cf.  F.  lis.  p.  309,  23  f. :  Illuec  endroit  on  li 
Halles  estoil  est  vns  merttilleus  tresors  amasses  en  terre.  Ahnlich  F.  P.  D.  2.  teil 
fol.  XXV  b*.  1 1  f .  —  Auf  squyer  kann  sich  was  entred  nicht  beziehen,  es  hängt 
vielmehr  von  tresour  ab.  Nun  bietet  zwar  Mätzner  entren  belegt  in  der  über- 
tragenen bedeutung  eintragen,  seil,  in  a  boke,  und  so  könnte  man  eine  weitere 
bedeutungsentvvickelung  eingraben  annehmen.  Näher  liegt  aber  wohl  anzunehmen, 
dass  der  Übersetzer  von  einem  frz.  aterrer  ein  verbum  enterren  ad  hoc  bildete. 
Dies  wurde  dann  von  dem  Schreiber  durch  das  gebräuchliche  entren,  enteren  er- 
setzt. Das  verbum  enterren  kann  ich  allerdings  nicht  belegen,  wohl  aber  findet 
sich  das  abgeleitete  substantivum,  und  auch  F.  Hs.  stützt  meine  Vermutung  durch 


Heitr.  /.  eikläiiiii<,'  n.  texlkiitiU  «ic-s  ine.  [ndsaioinniis  v.  Merlin  i  ^ 

den  ausdnick-  a  terre.  —  434.  1  f.  :  l>nt  Ute  rirhe  7volde  oppresse  the  pore  vtider 
titeire  fcet.  In  der  vorliegenden  steile  seliildeit  Merlin  die  gegenwärtige  und  zu- 
künftige weit.  Die  verbalform  (u<olde)  passt  dazu  niclit.  Ich  würde  sie  durch 
[ivill]  ersetzen,    cf.   F.   Hs.   p.  309,   26   f. :  avis  voelent  li  riche  defohr  Us  poiires. 

—  434,  4  f. :  thei  swere  and  stare  and  sey  [:  „J  (mauere)  [MangreJ  liaue  i^od 
for  his  ycftes  ["] ,  and  ivite  ye  -wliat  tiiaketh  this  [/J  nothinge  bnt  pride  of  ric/icsse. 

—  435,  15:  seide  Emperour.  Nach  seUe  ist  [the]  einzuschiehen.  —  435.  26: 
ye  t/iay  her  710  heiter  In  seilen.  Lies:  [bc-setlenj  —  versorgen,  verheiraten.  — 
435.  34:  bnt  shtdl  ye  teile  us  eny  viore  (.)  [?J" .  —  435.  35  f.:  „l  tolde  ytnu 
right  nozv  of  the  lyon  crotvned  and  of  the  lyon  volage.  .Statt  lyon  volage  lies: 
dragon  volage,  wie  aus  dem  sinne  hervorgeht,  cf.  K.  P.  p.  A'.\'.\^  18  f.  Ehenso 
ist  zu  vergleichen  die  paraiielstelle  in  F.  Hs.  p.  ;?lü.  .35:  dcl  Hon  cotirone  ke  ie 
dis  orains  &  del  dragon  nolage.  —  435.  18  f. :  tvile  ye  whos  doughler  she  is  (.) 
[?].  —  436,  7:  that  he  will  nothir  be-lez>e.  An  nother  ist  hier  gar  niclit  zu 
denken.  Ich  schlage  vor,  das  wort  zu  teilen  und  zu  lesen:  he  loilL  tiot  hir  be- 
Icve.  hir  bezieht  sich  auf  the  turtell.  Der  sich  ergebende  .sinn  stinnnt  überein 
mit  zeile  5  f  :  a-gain  the  counseile  of  the  turtell.  Ebenso  passt  die  frz.  lesung 
F.  Hs.  p.  310,  40:  que  croirc  nel  uaudra.  —  437.  17  f.:  Sir,  is  this  treive  that 
these  lettres  seyn  (.)  [?j'^  „  What  sey  thei  (,)  pj"  quod  the  Emperonr,  ^;ivote  ye 
(neuer)  (.)  [?]^'  Ausser  der  bezeichnung  dei-  direkten  fragen,  .schlage  ich  die 
Streichung  des  sinnlosen  (neuer)  vor. -cf.  F.  Hs.  p.  3 11,  35  f • '•  '/'  ^^cnt  eles  fait 
li  empereres  le  saues  vous.  —  438,  17  f. '.  a/id  ivhan  Jie  haJde  all  tolde,  and  Blaase 
haddc  all  writen  in  his  hock.  Bezüglich  des  mit  and  eingeleiteten  nachsatzes  cf. 
note  zu  p.  393,  3ö.  In  dem  naclisatze  passt  das  plusquamperfektum  nicht  zum 
sinne,  cf.  F.  Hs.  p.  3 13,  12  f.:  Et  quant  il  ot  tout  conte  a  blaise  si  le  viist  blaises 
en  escrit.  Ich  möciite  lesen :  Blase  (hadde)  [didde]  all  writen.  —  43t).  4 :  The 
fit  he  warde.  Ändere  {fithe)  zu  [fißhe].  —  439,  6  f. :  The  VIII  ["]  warde.  — 
439,  9:  (welbeloued)  [wel  beloued] .  —  439,  31:  thei  sholdc  not  ride  bul  by  tnight 
and  smyte  sodeynly  in  to  the  hoste.  Das  wenig  sinnvolle  (tnight)  ist  nach  Rogers' 
kollation  durch  das  viel  besser  passende  [night]  zu  ersetzen.  —  439,  31  f. : 
Ül)ergang  zur  direkten  rede  zu   bezeichnen:  thei  sholde  not  .  .  .  on  all  partes,  [,J 

ffor  better  is  it  for  vs  to  dye  with  worship  than  to  lyve  in  s harne  ;  ["]  —  440,  16  f. : 
ther  were  XX  kynges  that  after  that  thei  herde  that  the  crislin  were  comyngc,  (thei) 
neuer  be  disgarnysslied  of  her  armes.  —  thei  ist  zu  streichen  ,  denn  das  Subjekt 
ist  that  (nach  kynges),  welches  als  relativum  aufgefa.sst  werden  muss.  —  440.  22  : 
Rogers'  kollation  (hedde)  [heede].  —  440,  30:  Nach  ]'rien,  ist  starker  zu  inter- 
pungieren,  denn  die  aui'zählung  der par lies  ist  zu  ende,  und  die  handlung  schreitet 
nun  fort.  —  441.  24:  (tnleyiisly).  Lies:  [vileynsly] !  Diese  nebenform  von 
vileynously ,  die  Wülker  in  seinem  glossar  zum  2.  teile  des  Altengl.  lesebuches 
nur  bedingt  annimmt,  findet  sich  belegt  bei  Maundeville  p.  9ö:  Hc  "H'os  scourged 
and  vileynsly  entreted.  —  441.  27:  Ther  7(jas  stronge  shoiir.  .\ndcre  (shour)  zu 
[stour] !  cf.  F.  Hs.  p.  3 15,  31  :  si  ot  illucc  estor  meruilleus.  —  443,  8:  ^ll'hat  [J 
lordynges,  wheder  will  ye  go  (.)  {?].  —  443,  17  f.  :  and  ther  be-gan  the  baiaile 
more  crewell  than  it  hadde  all  the  day  be-fore.  I..ies:  than  it  luxddc  [ben] .  cf.  F. 
V.  D.  2.  teil  fol.  XXX a',  21  f.:  et  rccommencerent  vne  bataille  plus  gi-ande  <& 
merueilleuse  qelle  nauoit  estc  tout  le  iour.  —  443.  21 :  his  sheilde  was  all  to  [-] 
daisht.  —  443,  23 :  his  armes  be-soiled  in  blöde.  Die  praeposition  ///  ist  be- 
fremdend. E.  P.  liest  p.  443.  24:  soyled  with  bloode  and  bniyii.  p.  444.  20 : 
J.  Hoops,  Knglische  Studien.  XXVIll,  i.  2 


l8  G.  Stecher 

be-soilcd  with  bloode.  Ich  iindere  darum  (in)  zu  [witli] .  —  443,  32  f. :  atui  fnade 
soche  noyse  a  tempest  that  oon  myglit  .  .  .  Lies :  f/oyse  a[nd]  tempest.  cf.  F.  Hs. 
p.  317>  5:  ü^  ma'ment  iel  tempest  con  les  voit  ...  —  444,  15  f.:  btit  that  thei 
wolden  don  kein  tnore  datnage  er  that  thei  wolde  departed.  Das  parti/.ip  giebt 
liier  keinen  sinn;  icli  setze  dafür  den  infinitiv  [departe//].  F.  Ils.  ji.  'A\~.  iH 
hat  das  praesens :  ?te  kil  ensi  senparlent.  --  445,  15  f  :  Thau  fdl  thc  barons  in 
corage  as  god  wolde,  the  yonge  knvghtes  that  I  haue  tiatned  be-forc  .  .  .  Wie  aus 
dem  zusamiiienliange  hervorgeht,  liandelt  es  sich  um  verscliiedene  pcrsönlicldceiten  : 
die  barone  einerseits  und  die  jungen  ritter  andererseits.  Es  ist  darum  nach  wolde, 
ein  [and]  einzuschieben,  cf.  F.  Hs.  p.  31 8,  4:  Lors  lor  (seil,  den  baronen,  siehe 
anfang  der  zeile  4)  vi^it  en  corage  comnie  a  dieu  plot  &  as  ioncnchaus  ke  ie  vous 
ai  Tioitmes  ...  —  445.  21  f.  :  hit  is  rcson  to  reherse  theire  nanies  of  the  worthi 
lordes.  (theire)  ist  zu  ändern  zu  [the] !  cf.  F.  lls.  p.  31H,  y:  ke  ie  die  Ics  nons 
dat/t/iiat/s  —  446,  30:  Nach  be-fore  ist  stäiker  zu  interpungieien.  —  447.  23  f.: 
t her  nur e  thei  richely  welcomed,  and  the  moste  ioye  that  nivi^hi  be  made  to  eny peple; 
Nach  and  ist  [witli]  einzuschieben,  cf.  F.  Hs.  p.  320,  4:  ou  il  furent  moult 
richement  recuelli  d?  a  grant  ioie  rechen.  —  448,  5  :  ther  was  made  grete  ioye  (,) 
and  welcomynge  betwcne  ...  —  448,  20  f. :  thei  ete  o?2d  dranke  grete  plente,  for 
I-nough  thei  haue  wherc-of ;  Der  sinn  erforrlei  t :  I-nongh  thei  hadde  where-of. 
cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XXXI la  K  36:  car  assez  en  y  auoit.  —  448,  33  f.:  Arthnr 
ansuerde  that  whiche  honre  that  hvm  plesed,  ffor  he  icas  thcr-to  redv.  —  Vor  dem 
fragepronomen  wliiclie  ist  {that)  zu  tilgen,  cf.  F.  lls.  p.  3-1.  '^) :  artus  rcspondi  de 
qtiel  hetire  kil  l{  plairoit.  —  449,  20  f. :  After  that  the  kynges  ivere  thus  discotm- 
fited,  und  zvere  repeired  ecke  of  heni  hom  to  his  repeire ',  tili  that  tydinges  a-roos  .  .  . 
Die  beiden  ersten  sätze  sind  als  Vordersätze  aufzufassen;  (tili  that)  ist  zu  [than] 
zu  ändern,  das  Semikolon  nach  repeire  in  komma  zu  verwandeln,  cf.  F.  Ils.p.  32 1, 
2 1  I.  ;  (/iiant  U  . XII.  princJic  furent  descomft  S:  furetit  repairiet  casruns  a  son 
rcpaire.  tantost  lor  ui>:drent  nouucles  ...  —  449,  23  f. :  ,  Arthur  .  .  .  hadde 
adubbed  .  .  .  (zcile  27:)  and  Seigratnour,  the  Emperours  nevew  of  Costantvnuoble, 
and  his  felowes  that  hadde  brotight  with  hym.  Lies :  that  [he]  hadde  brought, 
seil.  Seigramour.  cf.  F.  Hs.  p.  32 1,  26  f.:  S.  saigrenwr  Ie  neuen  al  etnpereor  de 
constantinoble  (&  ses  covtpaignons  kil  ot  amene  aiioec  lui.  —  450,  12  f. :  and  preiden 
god  hcrtely  that  thei  myghl  coine  in  soche  poynte  that  thei  were  acorded,  be  so  that 
thei  ther-by  be  not  shamed.  —  be  so  Hesse  sich  zur  not  halten  in  cler  bedeutung:  sei 
es  so,  wenn  es  sich  so  verhält.  Näher  scheint  mir  zu  liegen  zu  lesen:  but  so  .  .  . 
Die  fiv..  fassungen  bieten  keine  stütze.  F.  Hs  ]).  321,  39  f.:  Si  prient  dieu  moult 
douchement  kil  i  ??ieche  boine  pais  a  letir  ioie  cß  n  lor  honors.  Nähei'  kommt  F.  F. 
D.  2.  teil  fol.  XXXllb*,  26  f.:  Si  requierent  dieu  detiotemejit  qe  Hz  puissent  ve7iir 
en  tel  point  qnilz  soient  raccordez  a  luy  par  teile  maniere  que  Hz  ny  aient  honte  ne 
deshonneur.  —  450,  24  f. :  Arthur  wolde  .  sende  his  wif  to  legres  Chief  Citee. 
Lies:  to  legres  [his]  Chief  Citee,  wie  der  gebräuchliche  ausdruck  lautet,  cf.  F.  Hs. 
p.  322,  8:  a  logres  sa  maistre  chite.  —  451,  35  f.:  Übergang  zur  direkten  ledc 
miiss  bezeichnet  werden,  tic  no  t?ian  sholde  witc  lohere  she  were  be-comc  :  /,,/  and 
a-tuion  lete  vs  go  .  .  .  p.  402,  3:  icith  the  kynge.  ['']  —  451,  36  f.:  lete  vs  go 
and  do  so  mache  to  thc  maistresse  that  thus  it  inay  be  do?i.  Es  handelt  sich  um 
eine  bestechung  der  maistresse  und  so  würden  wir  statt  do  vielleicht  give  er- 
warten, cf.  E.  F.  p.  463,  11  f.  Ich  wage  aber  nicht  zu  ändern,  da  F.  Hs.  p.  322, 
37  liest  :  si  faisons  tant  a  la  maraslrc.    —  452.  21  f.:   thei  shull  coinc  alle  Tn-aniied 


Beitr.  z.  eikhining  u.  textkritik  des  nie.  |)rosarüiiiaiis  v.  Merlin  jn 

saf  hir  sverdes ,  aiiii  shiill  come  thourgh  the  gardin  streight  to  the  wiket,  wlier-as 
liier  skull  hide  tili  ihat  .  .  .  7i>her-as  (her  ist  liier  sinnlos ;  ich  lese :  ivher-as  t/iei 
.  .  .  ef  F.  Ms.  p.  328,  9  f. ;  si  iront  a  lor  agait  ou  il  se  lapiront  iusqua  chel  eure 
ke  .  .  .  —  452.  36  f-  :  than  a-rise  the  harouns  and  the  knyghtes,  and  assembled 
faste  in  the  tnvnster  paleise.  Die  Zusammenstellung  mynster  paleise  wirkt  be- 
fi  emcien'l.  Da  nun  später  (E.  P.  p.  453.  6  f.)  ausführlich  geschildert  wird,  dass 
die  harouns  und  knyghtes  die  braut  zum  mynster  geleiteten  ,  lese  ich  in  überein- 
stimiDung  init  den  frz.  fassungen:  /«  the  (mynster)  paleise.  cf.  F.  lls.  p.  \\2'.\,  18  f.: 
Lors  se  leuerent  li  haron  &  li  ehcualier  en  la  sale.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XXXlV^a', 
3   I. :    au    matin    sasseinblerent   les   barons  et  cluualiers   au  palais  de    leodagan.   — 

453.  9  f. :  the  other  tweyne  was  next  after  was  Gawein  and  Seigramour.  Das 
erste  (7i>as)  ist  zu  tilgen;  das  zweite,  obgleich  wir  einen  plurai  laere  erwarten, 
lässt  sich  halten,  da  eine  neutrale  konstruktion  an/.unelip.ien  ist.  Also:  die  andern 
zwei    daiiinter    folgenden  das  war  G.  und  S.     So  auch  F.   Hs.  j).  323.  24  f. :  // 

.  doi  premicr  qui  deuant  aloient  fu  li  rois  artiis  (ß  li  rois  bohors.  cf  //  autre  apres 
mesire  Gauaine  £  mesire  yuatnes.  Vgl.  .uich  K.  P.  p.  4n.'i.  lö  u  18  —  454,  4  f.: 
where-to  sholde  I  yoiv  devise  the  ioye  and  the  deduyt  that  (hei  hadden  (,)  [P]  IMe 
voiliegenden  worte    sind    als    rhetorische    frage    des    aulors    zu    kennzeichnen.  — 

454.  14:  Nach  knyghtes  ist  der  .-atz  noch  nicht  zu  schliessen.  —  454,  21:  Ebenso 
muss  nach  treson  der  punkt  getilgt  und  ein  komma  gesetzt  werden.  —  454,  24  f.: 
but  whan  that  Gawein  and  his  feh^ves  com  in  to  the  medowes  where-as  zoas  the 
turnement  well  be-gonne.  Hier  schliesst  F.  P.  den  Vordersatz  und  fährt  fort,  ohne 
den  notwendigen  nachsatz  zu  bringen  But  the  neive  kttyghtes  were  euell  ledde  .  .  . 
Es  ist  nach  be-gonne  der  punkt  zu  tilgen,  komnia  dafür  zu  setzen  und  />'///  zli 
streichen,  cf.  F.  Hs.  p.  324,  16  f.:  Mais  ijuant  ynes  sires  Gauaine  ninl  au  tournoie- 
ment  <£:  si  compaignon  si  estoient  li  nouel  adoube  moult  mal  tttene.  —  455.  7  f  : 
and  7i'han  that  Gateein  hadde  takc  the  suerte  .  .  .  herde  (.  Thei)  [,  thei]  rengcd 
hem  ...  —  455.  21:  Nach  handes  ist  stärker  zu  interpungieren.  —  456.  12  f.: 
Wliealley  setzt  iirtündich  den  anfang  der  direkten  rede  erst  an  das  ende  der 
14.  Zeile.  Es  sind  die  redestriche  vor  (^^)  and  zu  tilgen  uml  entweder  nach 
seide  einzusetzen,  oder,  was  nach  der  F.  Hs.  wahrscheinlicher  ist,  nach  age.  cf. 
F.  Hs.  p.  32,0,  10  f.:  <&.  dist  que  onques  tnais  ne  fit  tels  cheualiers  veus  de  son 
eage.  t&  sil  uit  langes  il  ert  ...  —  456.  17:  and  hem  renged  and  a-ray[ed]. 
F.  Hs.  ]).  320,  14  bietet  keinen  anhält,  ebensowenig  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XXXV  h  S 
7  f.:  si  sattournerent  et  viennent  les  vngz  contre  les  aullres ;  denn  hier  reciitfertigen 
aufeinander  folgende  handlungen  den  Übergang  zum  praesens.  In  E.  P.  dagegen 
wird  ein  und  dieselbe  handlung  umschrieben.  —  456,  23  f.  :  thourgh  the  myght 
of  theire  armes  (,)  and  theire  horse  ....  Das  komma  ist  zu  tilgen  ,  denn  die 
letzten  Worte  sind  abhängig  von  myght.  —  457,  4  f. :  that  thei  all  to[-]perced. 
—  457.  15 :  Gawein  paide  hym  vpon  the  helme  that  he  fill  ....  Hym  ist  als 
dativ  der  person  aufzufassen  und  ein  akkusativ  der  sache  zu  ergänzen  :  G.  paide 
hym  [a  stroke]  vpon  the  helme.  cf.  F.  Hs.  p.  325,  36  f. :  Gauaine  li  repaie  si  grant 
cop  sur  le  hialme  ke  les  estincheles  ...  —  457,  18  f. :  whan  Gawein  saugh  that 
it  a-noyed  hym  sore ,  and  than  .  .  .  Dem  sinn  und  dem  gefüge  des  satzes  ent- 
sprechend ist  that  nicht  als  koiijunktion  sondern  als  objekt  zu  saugh  zu  fassen; 
nach  that  ist  darum  ein  komma  zu  setzen.  —  457,  36  f.:  »sey ye  this  for  trouthe 
that  ye  hadde  lener  be  deed  than  ye  sholde  yelde  yow  (,)  [?]'^  —  458,  2  :  »  Trewly,^' 
seide  Gawein,  ^and  I  'will  not  sie  yow,  for.    —   (and)  ist  zu  streichen.  —  459,  3  f.: 

2* 


2Q  G.  Steclit-r 

to  recoiier  a-not/ur  keime,  for  Ins  was  to[-]re}ite  ...  —  459,  21  :  (fdemyusly) 
Das  y  ist  zu  tilgen,  lies:  [ feletiously] .  ■ —  459.  31:  a/id  weh  thei  diden  in  armes 
the  newe  hiyghtes  .  .  .  the  ne^ve  knyghtes  ist  naclitiägliche  erkliirung  zu  thei:  es 
ist  von  armes  durch  komma  zu  trennen.  —  460.  6  f  :  and  thnn  be-gan  the  stonr 
so  mervcilouse  and  fierce  more  thät  it  hadde  bcn  of  all  the  day  at  the  entery?ige  of 
the  yates  of  Toraise  .  .  .  Ändere  (more  thal)  zu  [more  ihan] .  In  konimata  ist 
ein/.usohliessen  der  Zwischensatz:  moi-e  than  it  hadde  ben  of  all  the  day.  Die 
frz.  f.issungen  bringen  andere  konstruktionen.  F.  Hs.  p  327,  2<)  f.  und  F.  P.  D. 
2.  teil  fol;  XXXVlla^,  18  f.  —  460,  17  f.:  and  com  in  to  the  presse  there  as 
he  saugh  [it]  thikkeste.    cf.   F.  Hs.   p.  32",  40:    si  sen  nient   en    la  prese  la  il  le 

iioit  plus   grans.    460,   23   f. :    tvhan    the    knyghtes  of  the  rounde    table  saugh 

that  thei  covcitcd.  Nach  that  ist  ein  koninia  einzufügen,  cf.  note  zu  457,  18.  — 
461  15  f.:  Arthur  .  .  .  cried  pees,  that  wele  was  vndirstonde  of  f?iay  oon.  Andere 
(ynay)  zu  [many].     Die  frz.   fassungen  bieten  keine  stütze,    cf.  F.  Hs.  p.  328.  26. 

461    19  f. :  thow  art  take  [J  yelde  thow  to  me.    —   461,   21  f . :    Than  Gaioein 

be-helde  and  saugh  it  was  Merlin;  than  he  seide  füll  debonerly  .  .  .  Der  erste 
satz  ist  als  temijoraler  Vordersatz  aufzufassen;  also:  (Than)  [IVhan]  Gawein  .  .  . 
Merlin  (;)  [,]  than  he  seide  .  .  .  cf.  F.  Hs  p.  328,  31  f. :  Quant  tnesire  Gauaine 
voit  que  cest  Merlins  si  li  dist  ...  —  461,  23 :  Nach  pleseth  ist  der  schluss  der 
direkten  rede  zu  bezeichnen;  diese  reicht  nicht,  vvie  Wheatley  annimmt,  bis  take, 
zeile  24.  Hier  sind  die  redestriche  zu  tilgen.  —  461,  34:  and  that  thei  lete  hem 
well  7mtc  [,]  the  newe  knyglites.  hem  icA.  the  newe  knyghtes.  Ahnliche  konstruktinn 
cf.  note  zu  E.  P.  p.  459,  31.  —  462,  11:  Nach  cometh  schliesst  der  ausblicl;  in 
die  Zukunft,  und  die  frühere  handlung  wird  wieder  aufgenommen.  Es  ist  danuu 
schärfer  zu  interpungieren.  —  462,  14  f.:  and  seide  oon  to  a-nother,  (lo)  I »Loj 
Iure  the  goode  knyght,  /"/.    —    462,   21:   Nach  comen  ist  der  satz  zu  schliessen. 

462    27 :    that  he  hadde    Item    euyll  be  seyn,  at  that  firste    tiirnement.     be  seyn 

ist  zusammenzuziehen  zu  /'(T-J-tT«;  cf.  Mätzner:  biseon —■  in  eine  Verfassung  bringen 
(übertragene  l>edeutung).  Also  hier:  dass  er  sie  in  diesem  ersten  turnier  i'ihe\ 
zugerichtet  hätte,  cf.  F.  Hs.  p  329,  24:  moult  les  a  inal  menes.  —  463,  24  f.: 
Nach  litill  and  litill  ist  der  satz  zu  schliessen.  Der  folgende  satz  ist  mit  seide 
(zeile  25)  noch  nicht  zu  schliessen.  —  464,  12  f. :  whan  that  the  traitours  saugh 
thei  were  but  tweyne,  and  dide  hem  a-scrye,  and  preised  hem  at  nought,  than  V of 
hem  ...  In  dieser  Verknüpfung  geben  die  s.ätze  keinen  für  den  Zusammenhang 
passenden  sinn.  cf.  1'".  Hs.  p.  330,  29  f.  :  Et  qiumt  li  traitor  oent  cels  qui  escrient 
si  se  reo-ardent  cf'  uoent  qiiil  ne  sont  que  doi  si  nc  les  priscnt  gaires.  Danach 
schlage  ich  vor  zu  lesen  :  whan  that  .  .  .  tweyne,  (and)  [thall  dide  hem  a-scrye, 
(and)  [thei]  preised  hem  at  nought  (,  than)  [.  Than]  V  of  hem  ...  —  464.  20: 
and  clippefd]  it  in  hir  armes.  Vielleicht  wäre  auch  das  praesens  clippcjth]  an- 
zunehmen •  cf.  V.  Hs.  p.  330,  37  :  si  lenbrace  dambes  .II.  les  bras.  —  4(>4.  31 : 
that  peyned  jhem]  to  lede  a-wey  the  quene.  cf.  F.  Hs.  p.  33 1,  4  f.:  qui  tnoult  se 
petioient  de  mener  ent  la  roine.  —  465,  18  f. :  the  kynge  asked  [,,,]  VVherefore  ]?] 
Is  ther  not  I-nowgh  of  the  ntaistresse  (,)  [?" ]  And  ...  —  465.  34  f. :  and  than 
he  couercd  hir  a-gcin  (,  a)  fand]  wente  oute  of  the  chambre.  cf.  F.  Hs.  p.  331, 
36  f. :  puis  le  recucnre  del  couertor  dß  sen  ist  de  la  chambre  ...  —  466.  15  f. : 
Der  ganze  satz  ist  nicht  durchsichtig.  Der  name  Bertelak  kann  dem  sinne  gemäss 
nicht  als  akkusativ  und  korrelativ  zu  hir  genomnien  werden,  als  nominativ  aber 
steht    er  beziehungslos  im   satze  da.     Lesen   wir:    Bertelak,  a  trailour,  [made]  that 


Beitf.  z.  eikl:iiimg  u.  textkritik  des  nie.  prosniomaiis  v.  Rlt-ilin  2  I 

(made)  he  zcolde  ....  so  wird  der  satz  allerdings  giammatisch  richtig  und  bietet 
auch  den  sinn  von  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XLa-.  11  f.,  ahei  da  auch  1'".  Ils.  p.  332, 
10  f.  die  oben  angedeutete  Unklarheit  der  E.  P.  hat ,  si)  wird  der  fehler  wohl 
beim  Übersetzer  liegen.  —  467,  1  f.:  it  ßll  that  sajiie  eren  titat  arthtir  hadde 
•wedded  his  ivif  that  th^  hiyghtes  departedfn  for  ihe  coitrt ,  and  wente  to  theire 
hosteis  .  .  .  Die  Situation  vei  langt  die  ändcrung:  (for)  j  fro]  the  court ;  ausser- 
dem ist  (departeden)  zu  .andern  in  [dcparled].  cf.  F.  Hs.  p.  3;}2.  28  que  li  cheaalier 
se  departoient  de  la  cour.  —  46".  2il  f. :  he  seide  his  doiighter  was  she  not,  [^J 
ffor  yef  she  hadde  be  my  doiighter  .  .  .  the  erthc ;  ["J.  —  467.  23  t". :  and  as 
thei  spake  to-geder  a-mcnige  hcm  ihre.  The  kynge  leodogan  was  a-riscn  erlv,  .  .  . 
Nach  thre,  wo  der  Vordersatz  endigt,  ist  der  punkt  zu  tilgen  und  konuua  zu 
setzen,  cf.  F.  Ils.  p.  333,  2  f.:  Endementres  quil  parloient  ensi  il  .111.  si  fii  li 
rots  leodegans  matin  leues  ...  —  468.  18  f. :  AV  to  me  she  ne  aperteyned  nothinge 
neuer.  Die  hier  sich  findende  häufung  von  negationen  scheint  mir  selbst  das  im 
Mittelenglischen  zulässige  mass  zu  überschreiten.    Ich  möchte  (nothinge)  streichen. 

—  470.  10:  Statt  (Sirs)  ist  zu  lesen  [Sir],  denn  Bau  richtet  seine  rede  an  den 
könig  Leodogan,  wie  aus  zeile  12:  in  youre  p07vere  und  aus  zeile  15:  ye  holde 
court  open  hervorgeht.  F.  Hs.  p.  335,  7  liest:  Sire.  —  470.  12:  ( for-s7vhere) 
ist  natürlich  zu  ändern  zu  [for-sivere] .  —  471,  23:  In  dieser  zeile  findet  sicii 
zweimal  die  form  hiindre  die  ich  sonst  nicht  belegt  gefunden  habe.  Icii  lese 
darum :  hundreld] .  —  471,  27 :  ffor  he  hadde  fcr  contrey  to  ride.  Ich  nehme 
eine  iücke  i\n:  he  hadde  [thoiirgh]  /er  contrey  to  ride.  cf  F.  Hs.  p.  336.  lO:  trop 
aiioit  grant  terre  a  passer.  —  471,  32  f.:  Gmvein  ordeyued  that  vitaile  com  on 
alle  parties.  Es  bandelt  sich  um  die  verproviantierung  einer  einzigen  Stadt;  es 
ist  darum  angebracht  zu  lesen:  (o7i)  [0/]  alle  parties.  cf.  F.  Hs.  \)  336,  15: 
mesires  Gatiaiue  fist  uenir  uiandes  de  toutes  pars.  —  473,  23  f. :  and  made  his 
peple  come  a-botite  hym  and  ordeyned  for  bataile.  Wir  vermissen  nach  ordeyned 
ein  akkusativobjekt.  Nun  liest  aber  F.  Hs.  p.  337,  22  f. :  &  ßst  ses  gens  uenir 
enuiron  lui  &  ordener  a  bataille.  Übereinstimmend  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XLni)*, 
16  f.  Es  hängen  hier  \on  ßst  zwei  infinitive  ab  und  so  möchte  ich  auch  lesen: 
and  made  .  .  .  come  .  .  .  and  ordeyne(d)  ...  —  473.  32  f. :  and  com  hem  a-geins 
tluire  spers ,  a-gein  the  assels  of  the  sadeles.  Nach  a-geins  ist  ein  komma  zu 
setzen,  nach  spers  zu  tilgen,  (spers)  ist  zu  ändern  zu  [speres] .  Auch  E.  P.  p.  474. 
4  lies  sper[e]s.  —  475.  7  f . :  as  he  that  was  hardy  and  enterpendaunt.  In  dem 
glossar  zur  E.  P.  wird  das  letztere  wort  mit  independant  und  cnterprising  übei- 
setzt.  Die  erste  Übersetzung  ist  zurückzuweisen.  Ausserdem  wird  zu  lesen  sein  : 
enterp[r]endattnt.   —   475,  22:  (hoot)  [lohoot] .    -So  lieisst  der  nanie  nach   zeile  19. 

—  475.  29 :  the  shelde  of  goolde  and  azur  [,]  ther-ynne  (,)  a  lyon  raiupannt ;" 
Hier  endigt  eine  direkte  frage;  nach  rampaunt  ist  das  semikolcn  in  ein  frage- 
zeichen  zu  verwandeln.  —  475,  35  f. :  yef  god  hym  dißende  from  euell,  he  and 
his  companye.  Statt  (he),  welches  sich  auf  god  beziehen  würde,  lies  [hym] !  Nun 
ist  die  richtige  beziehung  auf  Gawein  vorhanden,  cf.  F.  Hs.  p.  339,  ~:  se  diex 
desfent  de  mal  lui  &  ses  compaignons.  —  476,  33  f.  :  glP'hat  is  that  to  the  what 
I  am  (,)  pj.  —  477.  9  f.:  7chan  the  kynge  loot  her  de  that  a-noon  he  lepte  vp  .  .  . 
Nach  that  ist  ein  komma  einzufügen.  —  477.  17:  [^J  ffor  othirwise  loke  neuer 
.  .  .  saf  youre  heed  (,)  [.'^]  —  477.  19 :  (sowo^vned)  [stvowned] .  —  477,  30 : 
.  .  .  the  felo7ves  of  sir  Gawein  hadde  hem  so  euyll  be[-]seyn  .  .  .  cf:  F.  Hs.  p.  340, 
1  ,T   f . :    car  li   compaignon    man    segnor  Gauaine   les    auoient   si   mal   niene  ...  — 


2  2  C}.  Stfcher 

4:77.  IJ5  f.:  yyFcirc  ne7U2c<,  ye  be  wclcmne  (,)  / ;]  luherc-fore  hc  ye  come  in  lo  (this) 
[these]  pdrtics  (,)  p]  IVisle  ye  eny  thinge  of  this  a-wayte  (;)  p]^'  —  478.  2  f.: 
oure  lorde  god^' ,  qjiod  he ,  yptow  he  thankcd  and  honoiired  of  this  asse»i/>le  .  .  . 
Das  ist  sinnlos,  ilenn  ilcr  dankende  ist  dei'  S|)icclier  seUist.  .\n(leie  darum:  7/07C' 
(he)  [/>e]  thanked  ....  cf.  F.  Hs.  p.  340,  24:  sire-dicx  en  seit  aore  de  ccste 
assa)Mce.  —  480.  11  f.:  er  thei  7vere  acorded  -tcith  the  kynge  Arthur,  [,,]  ffor 
all  this    troidde    and   myschef  that  is  fallen  vnto  vs ,    is  com  .  .  .  to  hym.  ["]  — 

480.  27:  the  lordes  were  seile  thojirgh  the  halle  as  tliei  oive[dl  for  to  l>c.  seil. 
wie  es  ihnen  ihrein  ian<ie  nach  gebührte.  Das  praesens  hat  hier  keine  berech- 
tigung.    d.    !•".   Ils    p.   342,    11    f.:    si    sassistretit    li    baron    si    com    il    diirent.    — 

481.  12  f.:  Nach  crowne  darf  der  satz  noch  nicht  geschlossen  werden;  es  ist 
statt  lies  punktes  ein  konima  zu  setzen.  Das  folgende  wird  verständlich,  wenn 
man  in  to  the  tynre  =  nntil  fasst,  was  sehr  wohl  angeht,  cf.  F.  Hs.  j).  342,  23 
deiiant  qiie  aiintne  aiietttiire  i  sera  aitenne.  cf.  E.  F.  p.  ,5Ui,  3,S  :  in  to  that  tyme 
=  iusqnes  La.  —  481.  14:  Nach  aventiire  ist  st.itt  des  punktes  ein  koinnia  zu 
setzen.  —  481.  14  f  :  be  soche  forwarde  that  yef  it  be  myster  I  shall  do  it  to  be 
redressed  by  the  knyghtes  of  ;«r  court,  whiche  for  prise  and  honour  hider  to  repaire 
and  bcn  my  frendes  .  .  .  Diese  stelle  ist  nicht  klar,  yef  it  be  myster  heisst  ganz 
gewöhnlich  und  so  auch  hier:  wenn  es  notwendig  ist;  wenn  es  aber  weiter 
heisst:  /  shall  do  it  lo  be  redressed,  so  geht  it  auf  myster  =  not,  bedrängnis 
zurück,  so  dass  die  stelle  ganz  analog  der  in  E.  P.  p.  48 1,  34  ist:  and  make 
alle  the  loronges  to  be  redressed.  Dennocli  möchte  ich  hier  nichts  ändern.  Da- 
gcgeii  haben  die  infinitive  to  repaire  and  ben  ohne  bf  gleitende  finite  form  eines 
verhiims  keine  berechtisung.  Ich  lese:  whiche  .  .  .  hider  (to)  ph]  repaire  and 
ben  (seil  sind)  my  frendes  .  .  .  cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XFVla  ',  10  f.:  par  tcl 
conuenant  qtie  seile  est  teile  qui  la  conniengne  accomplir.  ie  micil  quelle  sott  accomplye 
par  les  cheualiers  de  ma  court  qui  poiir  conqiierre  prix  et  honneur  thnddront  repaire 
en  7?ia  court  et  estre  de  mon  amitie.  —  481,  SI  f. :  for  to  seche  'helpe  or  socour  by 
so  that  it  may  be  a-cheved  by  the  body  of  oon  knight  .  .  .  (by  so)  ändere  ich'  zu 
[be  so]  =  sei  es  so,  gesetzt  den  fall.  cf.  F.  Hs.  p.  34'-,  38:  por  aide  qui  puisse 
estre  menec  a  chief  par  le  cors  diin  seul  cheualicr.  —  481.  27  f- :  the  knyghtes  of 
the  rounde  table  be  come  hcre  to  god ,  and  in  youre  audyence  .  .  .  Die  offenbare 
Verderbnis  dieser  stelle  liegt  beim  Übersetzer,  cf.  F.  Hs.  p.  342,  34  f • :  ^i  cofffaignon 
de   la    table   roonde   qui   chi    sont  veuent  a  dien  en  oiance  de  vous  S  de  .   .  .   .   — 

481.  34  f. :  and  make  alle  the  wronges  to  be  redressed  that  to  hir  (hath)  piaue] 
be  don.   —   482,  7 :  Nach  curfesie  ist  statt  des  punktes  ein  komma  zu  setzen.   — 

482.  19  f.  :  That  -whan  thei  cotne  >/«  .  .  .  and  of  what  londe  (.  Thnn)  [,  than] 
tliei  may  scyn  [,  ,Ofj  (of)  the  reame  of  logres,  and  [wcj  be  the  knyghtes  of  Qucene 
Gonnore,  the  ivif  of  kynge  Arthur.  /"'J*  Die  eiste  ändeiung  betrifft  die  logische 
zusainmenfügung  von  temporalem  Vordersatz  und  nachsatz.  die  andere  die  heraus- 
hebung eines  teiles  der  worte  Gaweins  als  Zitierung  der  worte  der  knyghtes  of 
the  qucnc.  —  482,30  f.:  Nacii  ^t^rf' ist  konuna  einzufügen,  nach  a-nm<  Semikolon 
in  komma  zu  verwandeln.  ^  48$.  2:  Nach  courte  ist  statt  des  .Semikolons  ein 
komma  zu  setzen.  —  483,  14  f.:  and  loite  ye  v.iher-of  [?]  I  putte  in  youre  gouer- 
fiance  ...  —  483,  23:  ^^Aladame" ,  seide  Ga7vei>t,  ^f  graunte  pt]  f  cf.  F.  Hs. 
p.  344.,  2 :  Dame  fait  mesires  Gauaine  &  ion  lotroi.  —  484,  5  :  and  ye  [J  lordinges 
of  the  rounde  table  (.)  [?J  —  484,  11:  and  the  shelde  to  [-]  hakkcd.  —  484.  18  f. : 
and  yet  he   was    right  a  feire  knyght  and  of  high  lynage ,    and  (yet)  it  semed  not 


Beitr.  z.  erUläi  uiig  u.  textkritiU  des  nie.  piosaroiiians  v.  Merlin  2  i 

by  his  aytiittcitaunce  that  he  was  sochc  a  fooU.  Der  zweite  falschlieli  ilurch  vct 
eingeleitete  satz  drückt  diirchans  keinen  gegensatz  zu  dem  voi  iiergehenden  aus. 
Die  frz.  fa.ssungen  fügen  übereinstimmend  einen  solchen  hinzu:  ef.  F.  Ils.  |).  ;M4, 
27  f. :  mais  quanl  li  nwt  li  escapoient  de  sa  houce  adoiit  laperchiil  on  Es  liegt 
aber  keine  veranlassimg  vor,  in  E.  P.  eine  ergänzung  einzufügen.  —  484-,  24 : 
zvhat  thenke  ye  to  do  (;]  [.-].  —  485,  6  L:  Cy  est  lonoitrs  darines  Ore  y  parva  qiii 
checun  le  ferra.  Ich  möchte  (cheam)  durch  [bien]  ersetzen.  cF.  F.  Ils.  p.  [\^h. 
6 :  cht  est  lonor  dartnes  or  i  paira  qui  bien  le  fera  —  485,  12  ;  (curroyes)  zu 
ändern  in  [conroyes] .  —  486,  3  f. :  that  yef  myster  bc,  thei  to  be  redy  to  lepe  01t 
horsebak  .  .  .  Lies:  t/ui  (to)  be ,  abhängig  von  that.  —  486,  21  f.:  Ther  were 
the  hiyghtes  of  the  roimde  table  eiiell  I-ledde,  but  as  VI I  score  knyghtes  (that)  com 
kern  for  to  socoure,  (and)  thaii  hadde  the  knyghtes  of  the  rounde  table  the  better  .  .  .  • 
cf.  F.  Ils.  p.  346,  4  f.:  tnoult  tnal  meiie  qitant  vne  compaignie  de  VIJ'^  cheualiers 
les  secounireiit.  lors  en  orent  .  .  .  Vielleicht  ist  auch  der  nachsatz  in  E.  P.  als 
mit  and  eingeleitet  anzunehmen.  —  486,  30 :  that  for  [-J  thought  hym  right 
sore.  —  487,  13:  Mit  courte  schliesst  die  direkte  rede;  es  sind  also  redestriche 
einzufügen.  —  488,  21  f. :  lo-day  tnore  ivolde  thei  do  thcire  werste  [,  ,J  seth  tt  is 
so  fer  (forth)  befallen.  [^^J    cf.  F.   Hs.   p.  347,   25   f. :    que  ensi  lor  est  ajtenu.   — 

488,  34:  Nach  fehnves   ist  das  semikolon  zu  tilgen  und  konima  einzusetzen.  — 

489,  13 :  ffor  thei  ivolde  (noon)  [notj  other  wise  do ,  and  who  that  ther-zvith 
wrathed  [,  „J  lete  hym  chese,  .  .  .  furnyssh  a  stoiir ;  ["].  —  489,  32 :  Nach  faile 
ist  die  rede  zu  schliessen  und  i)unkt  zu  setzen.  —  491,  19 :  Mit  felde  ist  dei 
satz  zu  sciiliessen.  —  491,  20 :  Nach  that  ist  komma  zu  setzen.  —  492,  1  f. : 
a-nother  in  zeile  1  ist  ein  niciit  genannter  ritter;  he  in  zeile  2  darf  aber  nicht 
auf  diesen  bezogen  werden,  sondern  es  ist  Nascien  damit  gemeint  uf.  zeile  5). 
Dies  lässt  uns  eine  lücke  in  E.  P.  am  ende  der  l.  zeile  annehmen  und  F.  Ils. 
bestätigt  die.se  annähme  ;  cf.  p.  350,  l  f :  piiis  refiert  .1.  aiitre  parnii  lespaule  si 
dnretneut  {\)  que  nioult  le  mahaigne  si  le  porte  a  terre  tout  estendu.  <&.  lors  sen 
iiient  par  nascien  &  /,;  quide  ferir  parmi  hiaunie.  (\ )  &  eil  qtti  vit  le  rop  ncnir 
...  Es  würde  also  etwa  zu  lesen  sein  :  .  .  .  right  harde,  [and  he  maynied  hym 
sore  and  shof  hym  to  the  erthe  vp-right.  And  tkan  he  iurned  to  iVascien  and  wolde 
smite  hym  on  the  helme,]  and  he  sangh  the  stroke  come  ...  —  492.  24 :  ffor  soche 
haiu  it  spoken  and  be-gonne  .  .  .  ffor  I  trowe  (he)  [thei]  be  zvonnded  to  the  detk. 
thei  seil,  soche!  F.  Hs.  p.  3öt>-  21  hat  in  beiden  Sätzen  den  singular:  car  tels  le 
porparla  premierement  &  commencha  qiti  riens  fii  a  gaaigniet  car  iou  croi  qiiil  en 
est  naures  a  mort.  —  492,  36 :  "we  be  socke  companye  that  [theij  shall  fynde  kern 
('seil,  the  compatiye)  hole  I-nongh,  kepe  thei  hetn  neuer  so  wele  ow ther  fer  or  nygh.'' 
So  möchte  ich  den  gedankengang  hier  auffassen.  Die  frz.  fassungen  weichen  al). 
cf  F.  Hs.  p.  35ü.  30  f.,  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  Llb«.  13  f.  —  494,  1  f  '.ffor 
here" ,  qiiod  he,  ,fiaue  thei  it  nothinge  shewe ,  ivhan  thei  haue  myn  horse  slayn," 
Lies:  haue  thei  .  .  .  shewe [d] !  F.  Hs.  p.  35 1.  18:  ein  cndroit  natioient  il  pas 
vwnstre  ...  —  494,  36  f. :  for  noon  ivolde  thei  take  ne  with-holde  [,]  thei  loere 
so  ivroth  (.)  for  the  otiterage  that  ...  —  495,  7  f- :  But  in  short  tyme  ther  sJioldc 
haue  ben  do  härme  (.  But)  [,  but]  as  the  kynge  Arthur  (com)  and  the  kyii^e  Ban 
and  the  kynge  Bohors  com  thider  ...  cf.  F.  Hs.  p.  352,  13  f. :  Mais  il  ne  demorasi 
mie  granlment  quil  en  ieiist  de  mors  &  dafoles  qiiant  li  rois  artus  &  li  rois  bohors 
&  //  rois  bans  i  uindrent.  —  495,  17 :  it  hadde  ben  a-wayte  that  hadde  be  leide 
for   hem.     Wir    finden    in    E.  P.  sowohl    die    form    a-zvayte   (cf.  p.  496,    19)    ;'ls 


24 


G.  Stecher 


auch  7vavlc  (cf.  \>.  496,  2).  Ihn  diese  let/.tere  foTiii  handelt  es  sich  hiei,  und  a 
ist  als  artikel  zu  fassen.  Lies  :  (a-'ivay/e)  [a  waytt']  .'  —  495.  25  f. :  as  sooue  as 
Gawein  herde  that  his  felmves  were  assaile[d]  ...  —  495.  3i  f.:  he  swor  (in) 
[,  y^hi]  eticll  tyme  come  Ihei  thider,  /*J  —  496,  1  f.:  and  cleped  hem  fj  ^^Fitz 
a  putayn  [J  traitoiirs  f.]  anvardes  [,]  haiu  ye  leyn  in  u<ayle  (.)  [?]  —  496.  13  : 
and  toke  XL.  knvgktes  at  settc  hem  at  thc  stretes  ende  .  .  .  at  anstatt  ta  vor  dem 
infinitiv  würde  in  unserm  text  eine  ganz  vereinzelte  erscheinung  sein.  Ich  nehme 
vielmehr  eine  heeinflussung  durch  das  folgende  at  an  und  lese  :  knyglitcs  (at)  [lo] 
sette  ...  —  496.  23  f. :  therefore  seith  the  ivise  matt  in  reprof  of  soche  (.)  [,] 
^^Many  ...  —  497.  15  f  :  Direkte  frage  zu  bezeichnen,  y^hane  thei  7ne  not  .  .  . 
(zeile  17)  /  moste  here  feith  (,)  p]  —  499.  25  f.:  But  the  knyghtcs  of  the  roiinde 
-table  (he)  [laere]  nother  gladde  ne  iocunde ,  Init  were  shamefast  ....  cl.  F.  Hs. 
P-  355,  1  -  f- :  '''  coi/ipaignon  de  la  tahle  roonde  ne  fitrcnt  ioiant  ne  lie  ne  haitie 
anchois  fitrcnt  honteiis.  —  500.  10 :  Nach  a-ioarde  ist  Her  satz  noch  nicht  zu 
schliessen.  —  500,  18:  (wrorth)  [laroth]  and  angry  (;)  [?J  —  500,  23  f.: 
the  kynge  that  saiigh  well  he  was  a-gein  hem  Trotts  and  angry,  (he)  loked  on  thc 
ijuene.  cf.  F.  Hs.  ])  355.  42  f. :  Et  li  rois  qui  hien  noit  quil  est  uers  eiis  iries 
regarde  la  roine  ...  —  501.  12  :  wite  ye  what  ye  hatte  woiine  (,)  pj  ye  may 
...  —  50 1 .  14  f  :  that  lady  were  nothinge  ivise  that  ther-of  yow  reqiiered  (.  Ne,) 
j,  ne]  I  )ic  shall  neuer,  ....  —  501,  34  f.:  and  made  alle  the  (reuenaiint) 
[remenaiint]  to  stonde  vp.  cf.  F.  Hs.  p.  356.  39:  &,  fönt  tons  Ics  atitrcs  amont 
leuer.  —  502,  4  f. :  Thiis  assaied  the  knyghtes  of  the  rounde  table ,  the  qiienes 
knyghtes  be  soche  forward  that  ....  Dieser  satz  ist  unverständlich ;  der  fehler 
liegt  aber  zum  teil  schon  in  der  vorläge,  cf.  F.  Hs.  p.  357.  3  f-:  F-^isi  sentrasa- 
ierent  li  co!?ipaignon  de  la  table  roonde  &  li  cheualier  la  roine  genieure  par  tel 
eonttent  qtie  onqiics  .  .  .  Auch  hier  ist  das  verbum  nicht  verständlich  ;  wir  würden 
für  sentrasaierent  etwa  erwarten  :  sentraseurerent  ^  ils  s'assitrcrent  tnntiiellement. 
—  Jedenfalls  ist  zu  lesen:  the  knyghtes  of  the  rounde  table  (,)  [and]  the  qticnes 
knyglitcs.  —  502,  9  f. :  and  whan  the  knyghtes  of  the  rounde  table  hem  toki  in 
her  companye  for  the  prozvesse  that  in  hem  was  shewed ;  and  the  story  seith  .... 
Ich  möchte  (ivhan)  zu  phan]  ändern.  Allerdings  scheint  F.  Hs.  p.  357.  8  f. 
dem  zu  widersprechen  :  Et  quant  li  compaignon  de  la  table  roonde  les  metoient  en 
lor  compaignie.  &  //'  contes  dist  .  .  .  .  ;  aber  der  text  der  F.  Hs.  ist  hier  nicht 
massgebend,  da  er  für  die  obige  stelle  nicht  vorgelegen  hat.  Sommer  nimmt  in 
der  note  711  seile  357  eine  Kicke  an.  Ich  möchte  aber  die  obige  änderung 
empfehlen,  da  man  nicht  recht  weiss  ,  was  eigentlich  ein  fehlendei'  nachsatz  ent- 
halten sollte.  —  502,  22  f. :  Nach  Nicodenms  ist  der  satz  zu  schliessen.  Der 
folgende  satz  hat  zwei  Subjekte:  the  holy  vessell  und  the  holy  spere.  Praedikat: 
%üas  lefl.  Die  singularform  lässt  sich  halten,  denn  in  folge  der  vielen  einsch.chte- 
lungcn  steht  das  erste  subjekt  so  entfeint ,  dass  die  nachlässige  fügung  mittel- 
englischer Sätze  es  erlaubt,  d;is  praedikat  an  das  letzte  sutijekt  im  numerus  anzu- 
passen cf.  1'".  Hs.  ]).  358,  4  f.  —  Zeile  23  ist  in  E.  P.  nach  Sarras  der  |)Uiikt 
zu  tilgen  und  koimna  zu  setzen.  —  502.  28  f- :  But  noon  cowde  wite  in  what 
place,  ne  neuer  ne  shall  (,  neuer)  be  founde  (but  hy)  [,  seith  the]  prophesie  / ,J  ne 
the  merveilcs  of  the  seitit  graal ,  ne  of  the  spere  that  Ihourgh  the  povnte  of  Iren 
dide  blede  (.  Till)  [,  tili]  that  ...  —  but  by  prophesie  widerspricht  dem  sinne ; 
sehr  wohl  entspricht  aber  dem  sinne  dei-  Zwischensatz:  seith  the  prophesie.  cf.  ¥.  Hs. 
p.  35H,    9:    la  prophesie    Ic    dist.     Ähnlich    F.   P.   D.   2.   teil    lul.   LVIa',   26.    — 


B(ilt.  L.  erkliiiuiig  ii.  texlkiitik  lies  mc  piosai  onuiiis  v.  Merlin  25 

503,  7  f. :  7i'han  ihe  compiUiye  of  the  rounde  table  hcrde  sey  .  .  .  hroiight  to  ßn 
(.  Thei)  [,  thei]  entred  ...  —  503.  25 :  mno  repeireth  the  tale  to  his  mater  tliat 
he  hath  lefte  .  .  .  tale  als  iiiaskuliinim  ist  befremdlich.  Wahrsolieinlich  hat  das 
frz.  a  sa  matere  quil  aiioit  .   .   . ,   F.  Hs   p.  359,    1,  diesen  gebrauch  veranlasst.  — 

504,  9:  'uynes  and  drinkes  that  thei  haJde  In  maners.  Lies:  in  [many]  maners ; 
der  ausfall  erklärt  sich  wohl  durch  die  ahnlichkeit  von  many  und  maners.  cf.  F.  Hs 
P-  359.  1":  des  beurages  de  maintes  manieres.  —  504,  14:  a  softe  cole  7vynde. 
Wheatley  hat  aus  (cole)  [colde]  gemacht;  dazu  sehe  ich  aber  gar  keine  Veran- 
lassung, cole  entspricht  viel  besser  der  F.  Hs.  ]).  359,  22 :  lair  i  iienloit  douch 
&  soef.  cf.  auch  E.  P.  504,  16:  for  it  was  right  hoot.  —  505,  2  f.:  avd  seide 
ho7c<  it  7i'as  well  seide  [,  „]  and  blessed  be  he  of  god  that  hath  yove  this  counseile.  p'] 
—  505,  11  f. :  ye  haue  not  peple  I-noio  .  .  .  in  felde  (.  Bttt)  [,  bittj  yef  that .  .  . 
seil,  aasser  dass  es  jemand  fertig  bräclite  ....  —  505,  34  f- :  he  is  ivith  hem 
a-qtieynted  and  theire  welwellinge.^'  Im  glossar  zum  4.  teile  der  Wheatley'schen 
ausgäbe  wird  webvellinge  mit  bezug  auf  unsere  stelle  übersetzt  mit  welfare, 
interests.  Das  ist  falsch  und  lässt  auf  eine  unrichtige  autlassung  der  ganzen  stelle 
schiiessen.  Der  zusanuiiensteller  des  glossars  muss  notwendigerweise  theire  ivel- 
wellinge  von  wilh  abhängen  lassen.  Nun  liest  aber  F.  Hs.  p.  360,  26  f. :  car  il 
est  lor  acointes  cß  lor  bien  uoillans.  Wir  haben  danach  eine  wörtliche  Übersetzung 
von  bien  uoillans  vor  uns  und  demnach  zu  lesen  :  welwillinge.  7a\  konstruieren 
ist:  and  he  is  theire  welwillinge  —  306.  1  f.:  Die  rede  der  künigin  ist  anfangs 
in  intlirekter  form  gegeben.  Von  zeile  4  an  ist  die  foini  zweifelhaft.  Also: 
atid  the  (jiiene  seide  C)  that   noon   other  man  .   .   .  conlrey.  ['']  But  there  ...    — 

506,  28 :  Nach  go  ist  der  satz  zu  schiiessen.  —  507.  4  f. :  ,^7ohat  a-rayment 
sholde   we   haue   eny   more  (,)  but   oure    armoiirs   (,)    and  oitre   horses    (;)  [P]    — 

507,  6:  (netther)  [neither].  —  507,  15  f.:  the  knyghtes  of  the  rotmde  table  ne 
hn^e  not  hem  wele  in  herte  (.  But)  [,  bttt]  haue  to  them  envye  ...  —  507,  24  f- : 
than  the  kynge  seide,  ^^Be  the  feith  that  I  owe  vn-to  yow  no  more  ther  sholde'-^ 
Statt  (sholde)    lies    [shall  be] !    —    507.  27:  departed(en).    cf.   folgende    zeile.   — 

507.  34:  bitt  was  füll  a-pert  [,]  auenaunt  and  .  .  .  a-pert  =  frz.  aparte  F.  Hs. 
p  361,  36.  —  508.  5:  Morgain  le  fee.  Lies:  Morgain  the  fee.  cf.  E.  V.  p.  5^*, 
19.  —  508,  8  f  :  she  hadde  oon  of  the  ffeirest  heed.  Die  nächstliegende  ände- 
rung  wäre :  heedfesj.  Doch  ist  im  Mittelenglischen  auch  folgende  konstruktion 
nicht  ungewöhnlich :  she  hadde  oon  (of)  [,]  the  ffeirest  heed.  Letztere  änderung 
wurde  mir  von  Kölbing  nahe  gelegt.  —  508,  15  f. :  wherof  it  was  aftcr  alle 
the  dayes  of  hir  lif.  —  Ich  ergänze  die  lücke  und  lese:  wherof  (it)  was  [spoheji] 
after  .  .  .  cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  LVIIIa^  33:  que  tous  les  iours  de  sa  vie  en 
fut  parle    cf.  F.  Hs.  p.   362,    10:    dont  on  parla  puis  tous  les  iours  de  sa  uie.    — 

508.  16  f. :  as  t/iat  ye  shull  it  luren  hereafter  ....  —  that  ist  neben  it  über- 
flüssig :  ich  lese :  as  (that)  ye  .  .  .  cf.  F.  Hs.  p.  362,  1 1 :  comme  li  contes  le  vous 
deuisera  cha  attant  ...  —  509.  3  f. :  and  dide  hir  after  gret  annoye  (,)  and  (of) 
blames  that  she  areised  that  euer  endured  .  .  .  Wahrscheinlich  aber  ist  of  hier, 
dem  frz.  article  partitif  entsprechend,  herübergenommen:  F.  Hs.  p.  362,  33  f.: 
si  que  puis  li  fist   asses   danui  <&.  de   blasmes.     si  li  esleiia    tel   blasme  que  .   .   .    — 

509.  26:  (Reostok)  [Roestok]  cf.  E.  P.  510.  l  etc.  -  509,  28  i.:  fro  thens  lue 
skull  costinge  to  the  Cite  of  North  walis.  Vor  costinge  fehlt  ein  infinitiv :  ive  shidl 
[go]  costinge  ...  cf.  F.  Hs.  p.  363,  \o:  Et  diluec  en  irons  costians  la  riche  cite  .  .  . 
costinge  ist  verkürzte  form  füi'  costeiinge  und   belegt  bei  Maundeville.    —    510.  7  f.: 


2  0  <^''-   Steclier 

Gr'mgalct ,  an  horsc  tliat  tvas  deped  so  far  thc  grete  boinitc  thal  he  hadde.  (far) 
ist  zu  iindeni  in  Ifor]!  et".  F.  Hs.  p.  363,  26:  qiii  oisi  auoH  non  por  sa  graut 
honte.  —  512.  7  ;  tliat  alle  her  armotirs  wcre  be-steyiie[dj  luitk  Mode  and  brayn. 
cf.  F.  IIs.  p.  ,'564,  40:  (pii  toutes  lor  armes  csloimt  taintes  de  :ane  &  de  cheruele. 
—  512,27:  Die  interjcktion  IVy  isl  von  dem  folgenden  alr/.utrennen.  —  512.29!.: 
gretly  he  Jiyiii  coveited  in  hir  Iierte.  .\nde;e  (hir)  zu  [^liis]  !  Es  handelt  sich  um 
Uaweins  wünsch,  das  ross  des  gegner.s  zu  erbeuten.  —  513,  IG  f.:  Übergang 
zur  direkten  rede:  that  were  gon  be-forc,  [^J  Afiii  bidde  .  .  .  btit  1  'will  se  wherc 
these  peple  luill  he[-]come.  ['^]  be  come  ist  durch  bindestrich  zu  verbinden,  cf.  F.  Hs. 
p.  365.  37  :  <p<£  CCS  gens  deuendront.  Die  pluase  7ühere  he  be-com  ^  v\'as  aus 
ihm  wurde,  ist  in  unserm  text  ganz  gewöhnlich.  —  513,  28  :  IVhat  eyletk  yoic, 
sire  (;)  [?]"  —  514,  7:  Nach  will  ist  die  direkte  rede  der  gromes  zu  ende; 
also:  will;  ["]  —  514,  22:  it  7üas  all  to  J-]  slitte  and  [to-]  he^wen.  cf.  F.  Hs. 
p.  366,  27 :  car  tous  li  fu  fendns  <&.  csquarteles.  —  515,  1  f. :  is  not  that  Gaivein 
....  that  these  glotouns  chace  (;)  [?]  —  515,  7  f. :  ivhere  haue  ye  thiis  lange 
laried  (.)  [?]  Covcyte  ye  alle  these  saisnes  to  discounfite  (,)  [?]  —  515,  13  f.  :  noiv 
go  tve  [,]  für  I  shall  not  Icve  yow  no  more  to  day  (fer)  [for]  nothi?ige  that  may 
be-falle.^^  cf.  F.  Hs.  p.  367.  5  f- :  Ore  en  alons  car  ion  ne  votis  giterpirai  hui  mais 
por  chose  qin  atiiegne.  —  515,  21:  Die  form  (fighted)  ist  mir  in  E  P.  son.st 
nicht  begegnet,  sehi'  h.'iufig  dagegen  [faught].  —  510,  2  f.:  yef  ye  haddc  comen 
ruith  vs  [,]  Gueheret  ne  hadde  I  had  noon  härme  f  Lies :  Gueheret  ne  hadde  I  [-] 
had[de] !  cf.  F.  Hs.  p.  367,  27  f.:  encore  neust  ghaheries  fiul  mal.  —  516,  5: 
and  he  enbracefth]  his  shclde.  cf.  F.  Hs.  p.  367,  30:  &  il  lenbrache  lesen.  — 
516,  18 :  and  ouer-toke  hym  dann  in  a  valei  (,)  [andj  sinote  hyni  .  .  .  cf.  F.  Hs. 
p.  367,  40 :  si  le  fiert  ...  —  516,  20  :  a  [-]  7valop.  —  516,  35  f.:  theire  shaldes 
were  slitte  and  theire  helmcs  to  [-J  heiven  and  theire  armotirs  all  to  [-]  rente,  — 
516.  36  f.:  and  theire  horse  all  [be-stcyncd  loilh]  blöde  and  brayn.  üb  ilie  aus- 
lissung  auf  einem  druckfehler  Wheatley's  beruht?  Sie  fTHlt  in  den  Übergang 
zweier  druckseiten ,  aber  Rogers'  kollation  liat  hier  keine  besserung.  cf.  F.  Hs. 
p.  368,  14:  &  lor  cheual  sanglent  de  sang  &  de  cheruele.  —  517,  2:  Mit  deparied 
ist  der  satz  zu  schliessen..  —  518,  18  f- :  ye  haue  a  feire  meyne  a[nd]  well 
lerned."^  cf.  F.  Hs.  p.  369,  16  f.:  car  moiilt  a/ies  bele  maisnie  &  bien  aprise.  — 
519,  21:  y,And  wJterc  trowc  ye  for  to  asscmblc  Item  (,)  [?Y^  quad  Mynoras.  — 
519,  32:  Nach  tjuytc  ist  stärker  zu  interpungieien.  —  520,  5:  and  well  barnys- 
shed  0/  body  and  boncs.  Der  vei  fertiger  des  Wheatley'schen  glossars  übersetzt 
das  wort  barnysshed  mit  itiade,  proportioned.  Das  ist  aber  nur  dem  sinne  nacii 
geraten.  Ich  ersetze  daß  wort  unbedenklich  durch  [ furnysshcdj .  cf.  F.  Hs. 
p.  37",  U>  f.:  mais  a  merueilles  estoit  bien  furnis  de  tous  menbres.  Vor  allem 
aber  ist  heranzuziehen  E.  P.  p.  406.  2:  he  was  füll  lucll  furnysshcd  of  body  and 
of  membres.  —  520,  13:  and  wite  ye  whi  (.)  [.- j  —  520,  35  f.:  Jher  be  so 
vtany  passages  be-twene  tliis  and  thal  (.)  /,]  that  it  is  no  light  thinge  .  .  .  cf.  F. 
Hs.  p.  371,  3:  il  «  lafit  de  trespas  entre  cht  &.  la  i/ue  ce  nest  ...  —  521,  4: 
Mit  sounde"  ist  der  satz  zu  schliessen.  —  521,  4:  „ffader,*^  seide  [the]  squyer, 
y^ive  be  .  .  .  cf.  F.  Hs.  p.  37 1,  ~i:  fait  li  enfcs.  —  521,  15  f.:  And  thc  kyngc 
seide  [,]  as  for  that  sholde  [he]  haue  no  dowte.  cf.  F.  Hs.  p.  371,  16  f.:  de  ce 
ne  li  conuient  il  ia  esmaier.  —  521,  33  f.:  where-as  Fignarus  and  Monagins  two 
kynges  of  thc  saisnes  that  wcre  restinge  with  V--'  men  of  Mrmes  that  were  come  .  .  . 
Duich  streiclien   des  eisten   (that)  ist  der  satz    herzustellen:   /'.   and  M  .   .  .  loere 


Beitr.  z.  trlJaiiine;  u.  tt-xtkritik  des  nie.  prosaiomans  v.  Meilin  27 

rest:nge  .   .   .   .   cf.   F.   Hs.  p.   371-   -S   f.:   oit  pinanis    li   sesnes  &  maquins  U  roh 

c 
scstoient  arrestc  a  tont  .  V.  fer  tieslus  <jui  iieuoicnt  .   .  .     Ähnlich   F.   P.   D.   2.  teil 

toi.  lyXVa  *,  6  f.  —  522,  11  f. :  er  ke  hadde  litill  wcy  rideu  thei  that  folowe[d] 
hym  ascried  hym  .  .  .  cf.  F.  Hs.  p.  372,  6  f. :  si  not  gaires  ale  qiiil  soi  escrier  de 
cels  tjifi  le  sieiioienf  ....  —  523,  2  t". :  he  rode  euener  at  a  gretc  walop.  Der 
?inn  erfoiciert  den  positiv:  eiiciie(r).  Fr/,  fassungen  liieteii  keine  .stütze.  — 
023,  5  f.:  hym  to  diffende  front  deth  a[nd]  front  prison.  cf.  F.  Ms.  ]>.  37-,  26: 
ik  mort  &  de  prison.  —  523,  13  f. :  aud  the  saisnes  [com]  hym  a-gein  with  theire 
speres ,  thai  thei  ntade  hym  to  liend  ouer  his  Jiorse  Croupe  .  .  .  Die  obige  ein- 
schiehung  von  [com]  stammt  von  Wheatley.  Sie  ist  nicht  zu  halten  Erstens 
müsste  die  phrase  dann  iieissen  ;  the  saisnes  [com]  hym  a-gein[s] ;  zweitens  kann 
d.\s  entgegenkommen  an  sich  nicht  veranlassen,  was  der  nachsatz  ausdrückt: 
ihat  thei  niade  hym  to  bend  oner  his  horse  Croupe.  Ich  lese :  the  saisnes  [smote] 
hym  a-gein  (seil,  zum  zweiten  male,  cf.  E.  V.  p.  ,ö23,  8:  and  X  smote  hym  on 
the  s holderes  .  .  .  )  ivith  .  .  .  cf.  F.  IIs.  p.  372,  33:  &  //  sesne  le  ficrent  pltts 
de  .X.  tont  a  .1.  fais  ....  —  523,  21:  (ktite) ;  Rogers'  kollation :  (kitte);  zu 
lesen  ist:  ]kiitte] !  —  524,  10  f.:  and  Monaquyns  and  Pignoras  that  sangh  noon 
of  her  men  retnrne ,  (thei)  lept  to  theire  horse  a[nd]  co?n  ridingc  the  wey.  cf.  F. 
11s.  p.  373,  26  f.:  &  pignoras  &  monaqnins  qiii  md  de  lor  hommes  ne  uirent 
retorner  furent  monte  &  sc  mctent  .  .  .  • —  524,  25 :  ther-fore  is  seide  a  provcrbc, 
that  god  will  hatte  saued,  no  man  may  distroye,  .  .  .  that  ist  hier  durchaus  nicht 
konjunktion.  wie  Wheatley  seiner  Interpunktion  nach  anzunehmen  sclieint,  sondern 
der  akkusativ  :  wen !  Also:  .  .  .  proverbc,  [„]  That  god  .  .  .  may  distroye,  [^'J 
...  —  525,  3:  t/iei  ridc  forth  otite  (at)  [of]  the  yate.  cf.  F.  11s.  p.  374,  H: 
si  sen  issent  hors  de  la  parte.  —  ■  527,  6:  Nacii  delile  ist  das  komma  zu  tilgen 
und  fragezeichen  zu  setzen.  —  527,  29:  so  that  it  tieuer  sholde  be  made  hooll  (;) 
[,]  but  yef  it  were  ...  —  528,  4  f. :  a  feire  lannde  that  dured  a-longe  to  Roestok 
a-lotige  by  the  ivode  sidc.  Das  zweite  a-longe  ist  irrtündich  eingedrungen  und  ist 
zu  streichen  cf.  F.  Hs.  p.  376,  21  :  qtti  duroit  de  lonc  iiisqnes  a  rohestoc  Ics  a  les 
del  dos.  —  528.  14  f. :  „  ^Vhy  inakesl  thoio  this  doell  and  this  sorozve  (;)  [.^J^^  — 
528.  19:  „And.whider  wetite  he  ()  [.^]'^  —  528,  23:  he  hath  hcrde  (spoken) 
[speken]  of  hym.  cf.  F  H«.  p.  376,  36 :  tant  en  anons  oi  parier.  —  528,  25 : 
Ha!  las  caytef,  noiu  I  hatte  .  .  .  Es  ist  hier  die  Interjektion  auseinandergerissen. 
Lies:  IJalas!  caytef!  now  I  hatte,  cf.  F.  Hs.  p.  37^,  37  f • :  /'«•  'Haitis  or  lai  ie 
pcrdu  .  .  .  Vor  allem  heranzuziehen  ist  E.  V.  p.  515,  3''':  Ha-las  now  be  .  .  . 
—  528.  30  f. :  here  ye  not  what  a-tienture  yow  a-bideth  (;)  [?]''  and  he  seide, 
„  Yesse,  ['f  he  hadde  it  welle  herde.  C^)  Die  letzten  wurte  sind  in  indirekter 
lede  gegeben.  —  530,  12:  ^^Agravain,  brother,  tvhere  be  ye  (,)  [?]  —  530,  16  f.: 
^,  What  do  ye  [,]  niy  children  (,)  [?]  Se  ye  not  yottre  brethern  a-monge  youre 
cnmyes  (.)  [■]"  —  531,  4  f. :  Agravain  hadde  so  chaced  and  Gaheries  XX  saisnes 
that  thei  stirbated  on  Pignoras  that  com  ...  cf.  F.  Hs.  p.  378,  21  f.:  agrattaiti 
ik.  guerrehes  orent  tant  encauchies  .XX.  sesnes  qiiil  les  enbatirent  sor  pignoras  qtti 
f'ien  estoit  soi  chentisnte  de  sesnes.  Das  wort  sttrbaten  on  ist  in  den  mitteleng- 
lisciien  wörterhiichern  nicht  zu  finden,  es  ist  also  wohl  dem  frz.  enbatir  sor  hier 
nachgebildet.  Anzunehmen  ist  nun,  dass  es  auch  im  nie.  text  transitiv  gehraucht 
war,  und  da  that  vor  thei  stirbated  nicht  als  relativum  gefasst  werden  kann  (cf. 
so  chaced  .  .  .  that ;  cf.   ebenso   die  obige  stelle  aus  F.   Hs  ),  so   ist  ein  akkusativ 


2  8  ^j-   Stecher 

[Iicml  iiacli  sni'hated  einzufügen.  Mit  einer  unistcllniig  des  zweiten  Subjektes 
würde  ich  ;ilso  lesen:  Agravain  [and  GahericsJ  liadde  so  chaced  (and  Gaheries) 
XX  saisnes  (hat  thei  siirbated  [hevij  oii  P  .  .  .  .  —  531,  6  f- :  aiid  whan  (thei) 
[he]  saugh  .  .  .  .  ,  he  cried  vpon  his  wen.  cf.  F.  Hs.  p.  378,  22  f.:  &  quant  il 
uoit  qiie  eil  hs  eticauchoit  .  .  .  sescric  ses  honuncs  ...  —  531.  9:  than  renged 
hem  X  saisnes  and  svwte  (hau)  [hv"i]  on  alle  partyes.  seil.  Agravaiji !  cf.  F.  Hs. 
p.  378,  24  f . :  *\i  lors  se  desrengent  X.  sesnes  &  ßcrent  Agrauain  st  durement  de 
toutes  pars.  —  532,  6:  Nach  shyneth  ist  die  direkte  rede  zu  scliliessen.  — 
533,  3  f. :  iioon  durste  hym  a-bide,  hut  lefte  /he  kynge  Looth  magre  hem  alle.  Aus 
tioon  ist  d:is  subjekt  des  zweiten  sntzes,  thei,  zu  supplieren.  —  533,  6  f . :  yef  we 
hadde  yonre  brother  Garvein  with  7>s  ice  shull  nought  lese  this  day.  Andere  (shull) 
zu  [sholde].  cf.  F.  Hs.  p.  379.  39:  nons  iie  psrdisiens  riens  hui  tnais.  —  533,  8  f.: 
zuherc  be  thei  (.)  fP]"^  —  533,  18  f.  :  that  7oas  ooii  of  the  goode  knyghtes  of  alle 
the  saisnes.  cf.  F.  Hs.  j).  3*^'(>.  7:  qui  estoit  .1.  des  miliers  cheualiers  dcl  monde. 
So  würden  wir  auch  in  E.  1'.  einen  Superlativ  eiwarten.  Ich  lese:  (goode) 
[beste] .  —  533,  21 :  fro7n  the  sholdre  to  [the]  girdell.  —  533.  22  f. :  and  blessed 
the  ai-fne  that  soche  a  stroke  [cowde]  yeve ;  cf.  F.  H.s.  p.  380,  10 :  &  beneist  le 
brach  qui  tel  cop  seit  donncr.  —  534.  11  f. :  y,Ha,  cowarde  peple,  what  do  yc  [.] 
that  a-venge  yow  not  on  licjn  that  haue  yonre  two  lordes  slayn  in  this  maner  (,)  [.-] 
Vor  a-vcnge  ist  ye  aus  dem  vorhergehenden  zu  ergänzen.  .Vhnlich:  F.  Hs.  p.  380. 
29  f.  —  534,  32  f- :  and  cursed  the  hour  and  the  day  thei  with  hem  mctten.  Der 
ausfali  von  that  nach  day  ist  für  uitsern  text  befremdlich;  ich  wage  aber  nicht 
zu  ändern  da  er  im  Mittejenglischen  nicht  ungewöhnlich  ist.  Vgl.  aber  Y..  P. 
P-  535>  10 '•  (itid  cursed  the  hour  and  the  day  that  euer  thei  cntred  ...  F.  H. 
p.  381,  3  f. :  si  maudissent  teure  S  le  iour  que  il  hui  les  encontrerent.  —  535,  7  t.: 
hadde  hem  do,  [^J  ffor  thei  haue  oure  two  kynges  slain,  and  oure  stizvard  Maun- 
dalis  (;)  [."]  —  535,  15:  (Korestok)  [Roestok].  —  535,  20  f.:  ,,why  be  ther 
....  contrey  [,]  whan  thei  myght  thus  ivynne  I-nough  (')  [.>]  —  535,  28 :  to 
rage  with(in)  these  maydenes  ...  —  536,  3  f • :  «  inaiden  of  V yere  of  agc  myg/it 
hatte  take  from  yow  youre  breche.  —  Es  soll  die  äusserste  erschöpfung  Agiaweins 
gekennzeichnet  werden.  Der  gedanke,  dass  er  sich  hätte  die  hosen  nehmen  lassen, 
ist  ganz  merkwüidig.  Obgleich  nun  auch  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  LXX  a  2,  25  brayes 
liest,  ist  doch  wohl  mit  F.  Hs.  p.  381,  40  hranc  anzunehmen.  Da  der  fehler 
atier  im  oiiginal  liegt,  haben  wir  zu  einer  änderung  keine  veranlassimg.  — 
536,  11:  /"jj  Sir",  qnod  Gaheries,  „asketh  of  Agravain  f  Der  zusannnenhang 
zwingt,  hier  eine  Kicke  anzunehmen,  denn  der  nun  folgende  Zornesausbruch  Agra- 
vains  wird  durch  die  woite  des  Gaheries  gar  nicht  motiviert.  Nun  fü;;t  aber 
Gaheries  in  beissender  ironie  in  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  LXXa^,  37  hinzu:  .... 
a  aggrauain  qui  tous  les  a  gaignez.  Ich  schiebe  darum  nach  Agravain  ein:  [that 
has  won  hem  alle].  —  536,  26:  Nach  detiell  ist  ausrufungszeichen  zu  setzen.  — 
538,  5  f.:  ,,//«  []  boye(s)f^  quod  the  kynge,  Jhow  art  feil  ....  boyc  ist  zu 
lesen,  demi  die  anrede  Looth's  richtet  sich,  wie  aus  dem  folgenden  hervorgeht 
lun-  an  Gueheret.  cf.  F.  Hs.  p.  383,  14  I.:  ha  .  gars  faillis  ?noult  estes  ore  enjles 
uoirement  estes  vous  son  frerc  (seil,  des  Agravain).  —  538,  20  :  what  sholde  he 
do  with  the  somers.  Das  he  Hesse  sich  ja  auf  (jawein  beziehen ,  und  wenn  die 
fragenden  nur  die  brüder  wären,  so  wäre  die  Unterordnung,  die  aus  der  Jetzigen 
fassung  hervorgeht,  am  ])lalze.  Nun  ist  aber  der  vater,  könig  Looth,  mit  unter 
ilen   fragenden,   und   so   pa.sst  die   konstruktion  der  F.  Hs.  j).  383,  26  f.  viel   besser: 


Beitr.  z.  eikiarung  u.  toxtkiitik  des  me.  prOsarom.ins  v.  Mcilin  20 

rou  feroit  des  sonimicrs.  Alinlicli  F.  P.  D  2.  teil  Fol.  LXXIa^,  n  f.;  qnih  feront 
des  sommiers.  Ich  lese :  whai  sholdc  (he)  [de]  do  ivitli  the  soiuers.  —  538,  24 : 
///>?  goodetnan.  Eine  treniuiiig  wird  nicht  nötig  sein ,  da  wir  Verschmelzung  zu 
einem  begriffe  anzunehmen  halien.  cf.  Amis  and  AmiloLui,  hrsg.  von  E.  Kölbing, 
2.  hd.  der  Altengl.  I)ibl.,  note  zu  vers  1938.  —  538.  27:  l^'ä  wlto  shall  it  lede 
(■)  UT  —  539.  35:  Nach  Elizer  ist  der  satz  zu  schliessen.  —  5-10,  11:  what 
shall  I  do  (,)  [?]  where  haue  I  deserued  to  suffre  this  tnrnient  and  aniioye  (,)  [?]''^ 

—  540,  13 :  the  deth  [J  ffor  lever  he  ...  .  — •  540,  18  f. :  she  seide  so  Icnvde 
that  Gawein  myght  it  well  heren  (.)  [J  ,^Sei?it  Marie  ...  —  54t,  8:  a>id  asked 
hym ,  ^^Sir  knyght,  haue  loe  eny  drede  of  yoiv  (;)  [}]'"  —  541,  11:  (vileyusly) 
[t'ileynsly].  —  541.  32:  'u<hat  do  ye  here  (;)  p]  —  542,  3  f.:  Elizer  that  folowed 
after,  rode  thider  (;)  [J  (her  he  herde  the  voice  ....  —  542,  9  f. :  and  cleped 
hem,  ^^Fitz  a-putai7t  [,]  lechours  [,]  why  deinem  ye  .  ...  so  foule  [P]  what  hath 
he  .  .  .  that  mauere  (.)  [?]''  —  542,  13 :  » IVhat  is  it  t<>  the  Q  p]  —  542,  17  f. : 
he  smote  so  the  firste  that  he  mette  of  the  VI  that  he  drof  [hy??i]  down  deed  on 
the  playn.  that  vor  he  drof  ist  konjunktion  :  (so  .  .  .  that),  also  ist  ein  akkusativ 
einzufüijen.  cf.  F.  Hs.  p.  386.  22  :  &  fiert  si  durement  bin  des  .  VI.  que  t)iort  lahat. 

—  542.  25 :  tlui  wcre  fledde  in  to  thikke  of  the  foreste.  Lies :  in  the  thikke  of  .  .  . 
cf.  F.  Hs.  p.  386,  27  :  il  se  ferirent  en  lespese  de  la  forest.  —  544,  2 :  (vilously) 
[vileynoiisly] .  —  544.  8  f. :  that  ye  will  teile  nie  what  ye  he,  and  for  what  cause 
ye  be  come  (?)  [;J  —  544.  17:  and  liadde  well  slepte  well  all  the  ny^ht.  Das 
zweite  well  ist  zu  streichen.  —  544.  23  f. :  ye  haue  slept  I-nough  [,]  se  ho7v  it 
is  .  .  .  —  544.  27  f.:  Die  direkte  rede  beginnt  nicht  auf  zeile  27,  wie  Wheatley 
angiebt.  sondern  erst  zeile  29:  perile,  [^J  of  the  whichf  ...  —  544,  32:  IVhiche 
hen  thei  (,)  pj"  seide  the  kynge.  —  545,  2 :  /"  Jc^pc  iti  honest  and  viyrthe.  Statt 
des  adjektivs  (lumcst)  ist  das  Substantiv  fhoneste]  einzusetzen.  —  545,  2  f.:  and 
seide  [,  ^J  He  durste  not  yow  a-wake,  for  .  .  .  litill ;  p]  Demi  he  ist  nicht  der 
sprechende,  Gaheries,  sondern  Gawein.  —  545,  11  f.:  the  walles  shone  a-gein  the 
sonne  j ,]  and  the  hourgh  (,)  and  the  castell  stode  right  fcire ;  —  545,  30 :  Nach 
be-fallen  ist  starker  zu  interpungieren.  —  545,  36  f.:  Oreanye,  [^J  and  these 
foure  knyghtes  be  my  sones.  ["]  —  546.  5  f.:  y^^And  what  wey  shull  ye  go  ßrst?^^ 
qtiod  he,  ^^from  hens  f  Diese  interpimktion  ist  ganz  sinnlos.  V<ac\\  first  ist  das 
fragezeichen  zu  tilgen  und  komma  einzusetzen,  nach  hens  statt  des  Semikolons 
ein  fragezeichen  zu  setzen.  — ■  546.  8  f.:  he  sholde  sende  .  .  .  Chiualers,  [^J  and 
teile  hym  in  my  name  ....  alle  the  other  princes  ;p]  —  546,  23 :  (a-while)  [a 
while] .  —  546.  29:  Nach  knyght  ist  der  satz  zu  schliessen  vnid  fortzufahren: 
[.And]  he  yaf  hym  .  .  .  cf.  F.  Hs.  p.  389,  25  f.:  ^i  li  fist  li  rois  des  .€.  cheualiers 
moult  grant  ioie  por  lamor  del  roy  loth  quil  amoit  de  tont  sott  euer  &  por  lamor 
del  message  ausi  qui  moult  estoit  boins  cheualiers.  si  li  doitna  ....  —  547.  21: 
Wheatley  hat  ein  aw</ gestrichen,  ich  tilge  auch  das  zweite.  —  548,  4  f.:  y^Feire 
lordes,  ye  be  welcome  [;]  what  wey  purpose  ye  to  go  (,)  [■>]  —  548,  9 :  yef  ye 
will  a(-)while  a-bide  ...  —  548,  15:  Vor  that  sind  redestriche  einzufügen.  — 
548,  27:  „60  we  a-gcins  hem  [.']  Lo ,  where  thei  come  (.)  [!]''  —  548,  28: 
Nach  helmes  ist  ein  komma  einzufügen.  —  548.  29  f. :  and  (and)  thei  hadde 
them  sette  on  theire  heedes,  and  well  knyt  and  laced,  thei  turned  .  .  .  Wheatley, 
dessen  kritische  arbeit  an  unserm  texte  sich  grösstenteils  darauf  beschränkt ,  von 
doppelt  geschriebenen  Worten  eines  zu  tilgen,  hat  hier  ein  and  gestrichen.  Nun 
ist  aber  der  erste  satz  als  temporaler  Vordersatz    zu   fassen   und  das   zweite  (and) 


3° 


G.   Stecher 


sicherlich  nis  veiderht  ;uis  [icihaii]  anzusehen,  cl.  F.  Hs.  ji  l^ijl,  '^  f.:  &  qnont 
il  les  orcnt  tnis  en  lor  festes  .  .  .  si  sen  retorncnt.  —  549,  2  :  and  smote  a  saisne 
Üunirgh  the  body  that  he  oticrthrewe  down  deed.  —  oitcrthroiüen  ist  hier  intransitiv 
im  sinne  von  stürzen   gehrauclit.  cf.  glc^srir  zu   E.  Köibing's  Arthour  and  iNKilin. 

—  549.  5:  (hanhrek)  [hauherk].  —  549,  26  f.:  N;ich  Rogers'  koHation  und 
Wlieatley's  besserung:  7v[kich]e  slitte  helnies  .  .  .  Icli  lese:  with  ivhiche  he  slitte 
....  cf.  F.  11s.  p.  391,  36:  do7it  il  decopoit  hiaumcs.  —  550,  7  f.:  Nncli  haiie 
ist  der  satz  zu  schliessen  und  der  nächste  satz  mit  einer  hegiündendcn  konjunktion 
zu  beginnen;  also:  [For]  of  his  .  .  .  cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  LXXV'la',  27  1- : 
qutl  peust  assenibler  Car  de  VJI  .tu.  hommes  quil  aiioil  ....  —  550,  B4 :  Nach 
body  ist  stärker  zu  interpungieren.  —  551,  14  f. :  Ne  his  eneuiyes  no  po7ver  hym 
to  take.  Diese  worte  sind  dem  voriiergelienden  satze  hinzuzufügen.  —  551,26: 
thourgli  his  proivcssc  he  hrake  [ihc]  presse,  cf.  F.  lls.  ])  393,  14:  de  rompre  la 
presse.  —  552,  2  f.  :  ivhat  do  ye  (.)  p]  or  ivhcre  be  ye  (,)  p]  —  552,  4  f.  : 
ihe  damage  7üas  mortall  tliat  viiethe  iitav  be  restored  ycf  ye  taryc  lenger  ;"  —  (ivas) 
passt  nicht  zu  dem  folgenden  bedingungssatze.  Ich  lese  :  the  damage  (was)  [shall 
be]  tnoriall  .  .  .  yef  .  .  .  cf.  1"".  Hs.  p.  393.  24:  dß  ia  iert  mors  sil  nest  soeounis. 
cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  LXXVlb^,  37  f  :  Cy  gist  le  graut  besoing  fß  le  doinmaige 
se  vous  mouriez  qiie  a  peine  sera  recotiuert  se  vous  demourez  plus.  —  552,  7  f. : 
7oith  Caliboiirne  his  goode  swerde  ageiii,  vhirlte  voon  armiere  mvght  endtire  ...  — 
agein  whiche  gehört  zusanunen  als  Übersetzung  von  F.  Hs.  p.  3U3.  -7  a  qni. 
Also:  .  .  .  s7oerde  [,]  agein  (,)  'whicJic  ...  —  55B.  2:  Nach  a-bidinge  ist  der 
satz  zu  schliessen.  cf.  F.  Hs.  p  394,  13.  —  553,  9:  l'^benso  n^ch  /allinge.  -- 
554,  4  f • :  thei  wiste  tiot  ivhere  he  7vas  be  conie.  Lies:  bc[-]come.  Typische  Über- 
setzung der  fiz.  phrase  oit  il  estoit  deiienii.  cf.  F.  Hs.  p.  395,  5.  —  554,  8: 
whan  thei  saiigh  thei  were  oner  he  relurned  .  .  .  .\ndere  (he)  zu  jthei];  seil. 
Gawein  und  sein  sqiiyer.  cf.  F.  lls.  p.  3siö,  7:  si  se  rclorncrent.  I>iescr  fehler 
des  absclii'eibei's   hat   nun  zu   der  folgenden    melkwürdigen,  Verwechselung  geführt. 

—  554,  21  f  :  the  kyiige  looth  hym  askcd  rohere  he  hadde  lefle  his  sqiiyer,  and  he 
seide  how  the  saisnes  hadde  hym  all  to-hewe?i ,  and  thcr-fore  be  hym  to  piarliase 
a-7iother,  and  the  Diike  seide  he  wolde  yeve  hytn  a-nother  tnyghty  and  strotige.  Die 
ausdrücke  purchase  und  yeven  passen  nicht  in  bezug  auf  einen  sqtiyer ;  E.  P.  p. 
55,T.  8  wird  uns  zuden)  eiv.ählt ,  dass  Elizer,  gleich  nachdem  er  angeblich  g.änz- 
lieh  zerhauen  zurückgelassen  worden  ist.  geschäftig  seinem  luirn  dient.  Nun 
fragt  Looth  in  der  ¥.  Hs.  p.  3>j5,  i8:  ou  il  aiioit  son  esen  laissiet  und  E.  P.  p. 
558,  2  l)erichtet  selbst,  dass  herzog  Escatn  dem  (iawein  einen  neuen  schild  vei- 
ehrt.  Über  den  Verlust  des  alten  cf.  E.  P.  p.  ,^52,  l  l  f. :  he  caste  to  erthe  the 
reinejiaimt  that  was  lefte  of  his  shelde.  —  Ich  ersetze  also  (sq7iyer)  durch  [sheldej , 
auf  zeile  22  (hym)  durch  [it] !  Auf  zeile  23  ist  folgende  lücUe  zu  füllen:  ther- 
fore  be[-hoiiedl  hy?n  to  purchase  a-nother.    cf.  F.  Hs.  p.  39ö,    18  f.  :  si  len  contiient 

./.  antre  porcachier.  —  555,  27:  and  [the]  thridde  Gueherct.  —  555,  33  f.:  y^So 
helpe  vic  God,"  seide  the  Duke  of  high  herte,  ^^and  gcntill  comcth  hym  that  corage. 
Die  Worte:  of  high  herte  sind  in  die  direkte  rede  einzubeziehen.  high  und  gentill 
sind  korrelativ,  cf.  F.  Hs.  |).  396,  ^\■.  de  haut  euer  est  il  &  de  gentil.  —  556,  16  f. : 
who  that  this.  tnyght  .  .  .  had  lic  not  well  spedde  (.)  [?]'^  —  557,  29  :  thei  sctte 
forth  the  messagters  and  spedde  hem  so  .  .  .  Für  (sette)  ist  nach  Rogers'  kolla- 
tion  zu  lesen  fsente].  Das  Subjekt  des  zweiten  .salzes  ist  aus  dem  akkusativ  the 
messagiers  zu  supplieren.   —  558,  5:  and  thei  hilde  her  slreight(-)it)ey  toivard  .  .  . 


Beitr.  z    eruliiiung  ii.  textkritik  de-^  nie.  prosaiomans  v.  Merlin  tx 

—  558,  19  f. :  tliat  -wa^  oon  of  the  gentillist  and  deho>ieh[ist^  p)in<-e[s]  of  tlic 
'ivorlde.  cf.  F.  Hs.  p.  397-  -6  f.:  qui  fii  .1.  des  plus  debonaires  hoinmes  dcl  monde 
<&  boins  chetiaUers  estcit.  —  559,  15  f  :  than  acordc  yow  togeder  yef  (ye)  fit]  mav 
be.  cf.  F.  Hs,  p.  398,  9  f  '■  ^i  vous  acotdisies  ensamble  sil  pooit  estre.  —  559,  3G  f.  : 
Nach  a-noyen  darf  der  .satz  noch  nicht  geschlossen  weiden.  Der  gedankengang 
ist  der:  An  dem  tage,  an  dem  ich  ilini  den  meisten  schaden  zuzufügen  gedaclite, 
huldigte  ich  ihm  cf  F.  lls.  p.  398.  27  f  —  560,  4:  thei  seidc  [J  hc  mvght 
noon  other  do  j ;J  seith  il  'was  so  [.]  he  was  not  inoche  to  blame.  —  562,  4  f.: 
attd  than  seide  Alynoras  to  his  felowes,  [^J  Lete  vs  go  for  to  pley  7)s  and  disporte 
in  this  foreste  to  assay  yef  we  fynde  eny  aventure,  ['^]  —  562.  12:  we  moste  cesse 
of  kern  (awhile)  [a  lohile]  ...  —  562,  18 :  u>han  Merlin  a(-)iühile  hadde  be  ther 
■  ■  ■  —  563,  2  f  :  Merlin  seide,  ^^A^ay  [,^'J  before  that  the  peple  locre  come  .  .  . 
that  Gosenges  hilde,  [^J  and  as  soone  as  I  go  fro  hens  ...  In  der  frz.  vorläge 
ist  sogar  die  Verneinungspartikel  in  indirekter  lede  gegeben,  cf.  l-'.  Hs.  p.  401, 
.22:  Merlin  dist  quc  netiil  deuant  ce  .  .  .  —  56iJ,  22  f.:  that  it  was  grete  damage : 
[,J  and  yef  I  knc7ve  ....  it  f>r  to  cesse;  ["]  —  563,  25:  Nach  helfe  ist  die 
direkte  rede  zu  schliessen.  —  563,  27:  1"  dem  frz,  zitat  inuss  es  heissen :  de[l] 
tais.  cf.  F.  lls.  p.  401.  40:  dd  pais.  —  563,  35:  Nach  helpe  ist  statt  des  Semi- 
kolons ein  fragezeichen  zu  setzen.  —  563,  37 :  Kbenso  nach  hiowe  ein  frage- 
zeichen  statt  des  punktes.  —  564,  28  f.:  ^^Atid  loho  shall  kepe  this  lande  (,)  [r]" 
seide  leonce.  —  566,  16  f  :  for  to  lede  his  peple,  [,J  and  thei  skull  finde  .  .  .  . 
tliei  shttll  go ;  ["]  —  566.  22  ••  thei  7t<ente  for  to  seche  her  auentnrous.  Setze 
statt  des  adjektivs  (anentnrons)  das  sul)stantiv  [aiientitresj !  Das  adjektiv  ist  wohl 
aus  der  vorigen  Zeile  eingedrungen,  wo  es  heisst :  the  foreste  attenturoiise .  cf  F.  Hs. 
P-  403,  32   f . :  en  la  forest   auenturcnse  por  les  auentiircs    cherquier  &  querre.  — 

567.  4  f  :  what  peple  tro%v:  ye  shall  come  on  youre  partye  (,)  [?J  —  567,  14 : 
7vite  ye  who  cometh  hider  also  (,)  [.-]  —  567.  25 :  what  dide  ye  ....  niedoives 
()  PJ"  —  567,  27  f.:  >JVote  ye  .  .  .  ,,who  thei  he  (.)  [?]'<  —  Die  vorliegende 
seile  ist  ein  schlagendes  beispiel  dafür,  wie  wenig  sorgsam  Wlieatley  interpungiert 
hai.     So  nniss  ich  bis  zum  überdruss  selbstverständliche  änderungen  anführen.  — 

568.  1  f :  /  lete  yo70  wite  that  thei  nc  Iiadde  ride  bnt  litill  wey  er  thei  skull  meete 
with  .  .  .  Wie  der  nachsatz  anzeigt,  handelt  es  sich  um  zukünftiges  gescheiien. 
thei  tie  hadde  ride  giebt  darum  keinen  sinn.  Ich  lese:  thei  ne  hatte  to  ride  oder 
thei  ne  shull  ride.  cf.  F.  Hs.  p.  404,  28  f.:  si  vous  di  qttil  7iauront  gaires  ale 
quant  il  troueront  ...  —  568,  6  f. :  ^^Haa  (?)  [.']  lorde  god/'  quod  the  kynge, 
.^^who  shall  go  hem  for  to  disseuer  a-soiider  (.)  [?]"  —  568,  25  f. :  than  seide 
Dodinell  the  sauage  that  it  were  a  shreive  to  go  ...  In  Pait  IV  wird  im  glossar 
shrewe  mit  bezug  auf  vorliegende  stelle  als  si7t ,  pity  wiedergegeben.  Das  ist 
wohl  geraten;  ich  habe  das  wort  nur  als  bezeichnung  eines  schlechten,  feindlich 
gesinnten  menschen  und  des  teufeis  gefunden.  Ich  möchte  lesen:  that  it  were 
a[-]shrewe[d]  to  go.  shrewed  =;  aig,  böse  ist  belegt.  —  cf.  F.  Hs.  p.  404,  41 : 
dodineaus  li  saluages  dist  que  li  alers  i  seroit  maluais.  —  568.  26  f  :  [^J  for 
in  this  foreste  is  noon  rescette(s)  and  .  .  .  kungir ;  ["]  Singular  auch  in  F.  Hs. 
p.  404,  41  f. :  quil  nauroient  pas  de  rechet.  —  568,  35  f- :  ^J-Iow  so  (,)  [?]^^  quod 
Mynoras,  ^fe  not  we  thre  as  well  as  thei  (;)  [?y-  —  569,  8  f.:  ^What  [?]  be  ye 
than  robbotirs  that  lyve  be  soche  mysteir  (,)  [?]  wite  it  verily  [,]  zvhan  ye  .  .  .  — 

569.  35  f- :  Agranadain  ansuerde  (y,)  tluit  to  that  pöinte  was  he  nothinge  yet 
comen ;  (")   —  570,  3  f.:   Übergang  zur  direkten  rede  zu   bezeichnen.     .  .  .  fooll. 


32 


n.   Steclie- 


[^J  and  thcr-fore  .  .  .  so  is  it  yo7v  he-fallen.  ["]  An  ileni  zilierten  spi  icliwort 
veniing  icli  lüclits  zu  änciein.  Ks  sclieint  mir  gar  niclit  in  den  zusnniinenliang 
zu  passen;  aucli  weist  folcs  neben  /'w  auf  eine  verderlinis  hin.  et".  F.  Hs.  p.  405, 
41  :  fols  ne  C7-ient  denaiit  qiiil  prent  Incolec.  —  571.  9  f. :  and  fallen  hadde  he  (;) 
[,]  bnt  as  he  kepte  hym  on  his  handcs.  —  57J,  29  f. :  Nacli  lyves  ist  statt  des 
Semikolons  ein  komma  zu  setzen.  —  571,  ;J4 :  ,ß>>',  gladly  [,]  for  more  wolde 
I  .  .  .  —  572,  2  f. :  y^Haiü  so,  my  lorde,  sir  Etoein  [?]  Haue  we  .  .  .  haue  he- 
refte  [?]  —  572.  13  f.  :  yfilissed  be  soche  pley,  and  kern  that  il  be-gynne  ...  — 
Der  akkusativ  hem  giebt  keinen  sinn.  Ich  lese  :  and  he(m)  that  it  />egi?ine[thj. 
cf.  F.  Hs.  p.  407,  25 :  eil  qui  le  coiiniiencha.  —  572,  20  f. :  Than  Segramor  asked 
of  sir  Ewein  what  thei  ihre  iveren.  Da  die  Hage  an  Sir  Ewein  gelichtet  ist, 
würde  ich  thei  thre  auf  Ewein  und  seine  zwei  begleiter  l)ezietien.  Das  ist  aber 
falsch;  aus  der  antwort  geht  lurvor,  dass  die  drei  besiegten  ritter  gemeint  sind. 
Lies:  what  (thei)  [the]  thre  iveren.  cf  F.  Hs  ]>.  407,  29:  lors  demanda  saigrenior 
a  monsignor yuain  qui  li  .III.  sont.  —  572.  21  f.:  ^^Wkat  (,)  [?]^'  qiiod sir  Ewein, 
^^iie  knowe  ye  her?t  nought  (.)  [?]"  —  572.  27  f.:  ^^  11  hat  (,)  [?]"  quod  Galashin, 
■^^Mynoras  [,J  he  that  ye  (,)  [P]  So  helpc  nie  god  [,]  ye  hatte.  —  573.  20  f. : 
y^Wite  ye  [J  why  is  .  .  .  the  tjuenes  knyghtes  (:)  [?]  —  573,  27  f:  the  hynge 
Ban  seide  [,]  (,^)  that  the  beste  mvght  soone  be  choscn,  [^J  for  it  is  my  lorde  .   .   . 

—  573,  29  f. :  the  kvngc  seide  that  he  sholde  hem  eotnpanye  with  the  roiinde  table 
....  Ich  lese:  he  sholde  [holde]  hem  companye  .  .  .  .  cf.  F.  Hs.  p.  408,  15  f • : 
Et  li  rois  dist  quil  la  cot>ipaigne}-oit    auoec  les  compaignotis  de  la  table  roonde  .   .   . 

—  574,  17  f. :  thei  sholde  come  after  hyiti  to  [the]  playns  of  Salisbery.  cf.  F.  Hs. 
p.  408,  34  f- :  tjitil  en  niegnent  apres  lui  es  plains  de  .uilebieres.  —  574,  24  f. : 
and  seide  that  thei  spake  for  nought,  [^J  ßor  neuer  shull  yc  ...  —  575,  () :  thei 
loigge[dJ  a-monge  .  .  .  cf.  I'".  Hs.  p.  409,  9  f  :  si  se  logierent  ...  —  575,  27  f.: 
Biit  for  all  that  seide  thei  [,]  „we  rede  that  alle  oure  peplc  holde,  and  we  holde 
vs  to-geder.  Nach  dem  ersten  holde  ist  eine  lücke  anzunehmen,  cf  F.  Hs.  j).  409, 
26:  qne  nostre  gcnt  se  tiegnent  garni.  Ich  lese:  that  alle  oure  peple  holde  [hem 
appareiled] ,  and  .  .  .  cf.  E.  P.  p.  575,  36:  and  apparciled  hem  fidl  well.  ' — 
577,  3 :  that  was  a  felozve  of  the  rounde  table  of  hem  that  were  firste  foundcd. 
Es  hat  hier  eine  konstruktion.-mischung  stattgefunden.  Man  kann  nicht  founded 
^w'i  felowes  beziehen  und  erwartet  ein  verb  wie  choscn.  Nun  lesen  aber  die  frz. 
fassungen  übereinstimmend:  F.  Hs.  p.  410,  U» :  de  la  table  roonde  des  qticle  fii 
fondee  und  I'".  F.  D.  2.  teil  fol.  LXXXVI  b ',  24:  de  la  table  roonde  des  ce  quelle 
fut  fondee.     Ais(j   wäre  etwa   zu   lesen:    of  the  rounde  table  (of  hem)  [ivhanj  that 

(were)  [it  was]  frste  founded.  —  579.  19  f  :  I  shall  teile  yow  so  mache  [,]  after 
this  iourney  shall  cotne  ...  —  579,  21 :  Andere  (foure)  zu  [thre] ,  denn  es  heisst 
weiter :  wher-of  tiveyne  shull  be  crowned ,  and  the  thirdde  is  with-oute  croivne ," 
these  .  .  .  cf.  F.  Hs.  p.  4 12,  16:  <&  amenra  auoec  li  .III  lions  dont  li  doi  seroitt 
corone.  <f'  eil  troi  ...  —  579,  35  f. :  lottdc  [,,1  aitd  haue  also  disirc  to  distroie 
all  cristin  peple  ["]  —  580,  28  f.:  that  it  myght  be  savacion  to  theire  sotdes  (and 
honour  to  theire  soules),  atid  honour  to  theire  bodyes.  Der  mittlere  satz  mit  seiner 
niischung  von  vorhergehendem  und  folgendem  kennzeichnet  sich  als  einschiebsei 
eines  Schreibers  und  ist  zu  tilgen,  cf.  F.  Hs.  p.  41 3,  11  f.:  qui  soit  a  la  salttete 
de  lor  ames  &  a  lonor  de  lor  cors.  cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  LXXXVÜIa^,  6  f.: 
que  ce  soit  au  salut  des  ames  et  au  proffit  des  corps.  —  580,  36 :  for  othinge 
and  for  oquarell.    Nach   Rogers'   kollation   ist  zu   lesen:  0  thinge;  ich   trenne  auch 


Beiti'.  7..  erklaiiing  u.  textkritik  des  me.  prosaromans  v.  Merlin  -7  7 

(oqiMrell),  also  [0  qiiarell] .  cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  LXXXIlIa^,  "iO:  poiir  vne 
seidle  chose  et  potir  vne  senile  qnerelle.  —  581,  10:  Nacli  Rogers'  kollation:  Wilh 
the  these  wordes.  —  (the)  ist  zu  streichen.  —  581,  17:  reqnyre  [,]  speke  no  »lore 
...  —  582,  1  f.:  and  Seide,  ^^fVelcome  rcas  al  the  companye ;"  E)ie  foiin  7vas 
kennzeichnet  die  worte  als  in  indirekter  form  gegeben ;  es  sind  also  die  rede- 
striche zu   tilgen.   —  582,  14:   Nach  blamed  ist  der  satz  nocii  nicht  zu  scliliessen 

—  582,  21  f.:  Arthur  repeired  (kern)  [hym]  to  his  leinte,  cf.  F.  Hs.  p.  414.  21: 
li  reis  artiis  se  repaire  a  son  tref.  —  582,  35  f. :  o,nd  seiden  alle  [,  yj  Bc  it  so 
in  the  honour  of  yiiesu  criste  and  his  moder  Marie.  [^']  —  583,  12  f. :  that  ye 
make  me  knight  (.  So)  [,  sv]  that  I  may  prove.  —  583.  18  f. :  be-fore  my  lorde 
the  kynge  yotire  zmcle  that  is  Iure  be-fore  this  baronye  .  .  .  Nach  here  ist  [and] 
einzuschieben,  denn  be-fore  this  baronye  ist  korrelativ  zu  before  the  kynge  zu  fassen, 
cf.  F.  Hs.  p.  415,  5  f. :  deiiant  mon  signor  le  roy  qiii  chi  est  <&  denant  ceste  baronye. 

—  583.  26  f. :  armes  soche  as  is  a  fieratmt  for  a  kynges  sone.  Lies  statt  (a 
fieraunt)  [afieraunt],  denn  es  handelt  sich  um  e  i  n  wort,  weiches  dem  frz.  affiert 
nachgebildet  ist.  cf.  F.  Hs.  p.  415,  13.  Es  bedeutet:  geziemend,  passend.  — 
583,  ^8:  ^ylVhat  is  he  thaji  [,]  feire  nevewe  (,)  [?]"  seide  Arthur.  —  584,  9: 
a  bende  of  golde  enbelynk.  cf.  F.  Hs.  p.  41 5,   28  f.:  "vne  bende  en  belic  de  fin  or. 

—  belic  ist  im  Altfrz.  in  der  Wappenkunde  die  bezeichnung  einer  roten  färbe. 
Ich  lese  also:  .  .  .  of  golde  en  belyc.  Der  ausdruck  ist  wörtlich  herübei  genommen, 
wie  öfter  in  unserm  texte.  —  584,  '20  f. :  and  seide  füll  debonerly  .  .  .  of  the 
worlde  (.)  [J  ^^Holde  ...  —  584:.  26 :  IVhan  Sir  Ga^vein  hadde  a-doubbed  Elizer 
.  .  .  lytenois,  (and)  [thanj  toke  hym  a-jtoon  Giieh[er]et  ajnd]  Gaheries  ...  Ich 
halte  die  änderung  von  (and)  in  [than]  für  notwendig,  denn  so  mechanisch  ist 
der  Übersetzer  nicht  verfahren,  dass  er  das  si  der  frz.  vorläge  hier  mit  dem  ganz 
unpassenden  and  übersetzt  hätte,  cf.  F.  Hs.  p.  4 16,  1  f.:  Quant  mesire  Ganaine 
ot  adoube  elyeser  .  .  .  listenois,  si  le  pristrent  tont  maintenant  gaheries  &  guerrehes 
...  —  584.  33 :  after  mete  their  dide  reise.  Andere  (their)  zu  [theij.  cf.  F.  Hs. 
p.  416,  7:  si  fist  on  leuer.  —  585.  30  f.:  with  hym  XIX  kynges  that  ade  his 
londe  hadde  environed.  alle  his  londe  giebt  zur  not  einen  sinn  ,  nämlich :  deren 
besitzungen  sein  land  rings  umgaben.  Aber  das  verb  environen  wird  hier ,  wo 
die  belagerung  einer  Stadt  geschildeit  wiid ,  als  umschliessen  gefasst  werden 
müssen,  und  so  haben  beide  frz.  fassungen  für  alle  his  londe,  toule  la  citee  resp. 
la  cyte  .  .  .  de  tous  costez.  cf.  F.  Hs.  p.  416,  35,  cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XC  b  ^ 
23.  Es  wird  eine  entsprechende  änderung  zu  empfehlen  sein.  —  585,  31 : 
(forriours)  [forreyours] .  cf.  E.  P.  585,  33",  587,  31  ttc.  —  586,  33  f.:  ^^and 
whiche  loey  wente  thei  (,)  [P]'^  seide  Alerlin.  —  587,  9  f.  :  he  seide  (noiv)  [,  ^No7vJ 
may  we  a-bide  to  lotige.  ['^J  —  589,  7  f. :  and  seide  to  hym-self  (yef)  [,  „  Yef] 
this  feende  lyve  eny  white  [,J  we  may  mache  lese.  ["]  —  590,  17 :  ßut  [no7ii] 
shull  we  speke  .  .  .  Ohne  stütze  in  F.  Hs.  p.  420,  2 :  si  ce  taist  ici  endroit  li 
contes  daus.  Ebenso  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  XCII  b  1,  19  f.  —  592.  10:  [„]  To 
that  shalt  thow  ...  —  593.  10  f. :  /  may  not  trowe  that  foure  so  myghty  kynges 
....  myght  (not)  be  braught  to  discounßitire  by  no  power  of  the  cristin  f  Das 
von  mir  gestrichene  not  verkehrt  den  sinn.  cf.  F.  Hs.  p.  422,  6  f.:  iou  ne  poroie 
croire  ne  quidier  que  tel  .IUI.  poisant  komme  .  .  .  peusent  estre  mene  a  desco7ifiture 
par  ntde  force.  —  594,  10;  the  VlUI'i  bateile.  —  595,  2:  „Sir,  what  do  ye 
now  (,)  [?]  —  595,  5:  thei  were  half  shamefast.  Auf  den  Vorwurf  der  feigheit 
passt  dieses  (half)  nicht;  ich  lese:  [all]  shamefast.  cf.  F.  Hs.  p.  423,   16:  si  en 

J.  Hoops,  Englische  Studien.  XXV 111.  i.  3 


34 


G.   Stecher 


fiirenl  tnoitlt  honteus.  cf.  E.  P.  p.  6qo,  i6:  a7id  seide  all  shamefast.  —  595.  27: 
and  smote  so  harde  to  the  ky7ige  Sorbares  vpon  the  helme.  —  smiten  wird  in  unserm 
texte  in  der  vorliegenden  hedeutung  stets  transitiv  gebraucht;  icli  tilge  das  (to)! 
cf.  F.   Hs.   p.  423,   .31    f.:  si  fiert  le  roy  sorbaret  si   diirement   sour  le    hiaume.  — 

596.  10  f. :  thcr  myght  mcn  haue  sein  a-pcrtly  wonder  chyualries  shewed  of  armes. 
Wottder  tritt  liier  mit  chyualries  zu  einem  begriffe  zusammen ,  es  wirkt  ver- 
stärkend. Ich  schreibe:  ivojider[-]chyualries.  cf.  Sir  Beues  of  Hnmtoun ,  Early 
Engl.  Text  Society,  ed.  Köibing,  glossar:  wonder-cas ;  -wonder-thing.  —  596.18: 
Nach  hardynesse  ist  stärker  zu  interpungieren.  —  597.  33  :  many  a  gentill  lady 
l/e[-Jlefic  luedowe.    cf.  F.  Hs.   p.  424,   21  :  mainte  geutil  dame  en  remeist  neue.  — ■ 

597,  32  f. :  and  than  loked  the  wounded  and  httrt  peple ,  and  hadde  hem  to  the 
castell  of  Garlot.  Der  schluss  ist  veiderbt ;  ich  lese:  and  ledde  hem  to  the  castell 
....  cf.  F.  Ms.  [i.  425,  5  f ■ :  ü£  les  fisent  porter  el  chastel  de  garlot  ....  — 
597,  36  f.:  and  that  oon  was  herzy  de  riiiell ,  and  [that  otherj  males  li  briins, 
and  the  thridde  was  Clamedos,  and  the  fourthe  .  .  .  cf.  F.  Hs.  p.  425.  8  f. :  U  vns 
hertiis  de  rinel  dS  //  autres  males  li  brnns.  U  tiers  .  .  .  Mit  a7id  endigt  eine  seite 
von  Wheatley's  druck,  vielleicht   beruht  die  auslassung  nur  auf  einem   druckfehler? 

—  599,  9  f- :  the  saisnes  that  ivereii  at  the  sege  be-fore  Clarence  that  it  dide 
assaile  froin  day  to  day.  —  (it)  giebt  keinen  sinn;  lies:  [thei].  cf.  F.  Hs.  p  4Q6, 
2:  (jtiil  asscilloient  de  iour  en  iour.  —  600,1:  of  grelter  strengthc  than  were  fthe^ 
cristin.   cf.   F.   Hs.  p.  426,   21:  plus  fort  &  viiex  aryne  que  li  cresticn  ncstoient.  — 

600.  2:  7C'onder[-]light  atid  delyner.  cf.  note  zu  596,  11.  —  600,  27:  (^vrorth) 
[wroth] .  —  601.  21  f. :  „No7ü  lete  se  (now)  [J  gentill  knyghtes,  )207ü  is  coine  .  .  . 
cf.   F.   Hs.   p    427.   2y :    or  ipaira    signor  cheualier  hui   est   uenus    li   iors  ...  — 

601,  28:  Nach  a-7iother  darf  kein  punkt  stehen,  denn  es  schliesst  sicii  liier  der 
dritte  von  whati  abhängige  temporale  Vordersatz  an  den  zweiten.  Also:  a-nother 
(.  And)  [,  and]  thei  ...  cf.  F.  Hs.  p.  427,  31  f.  Auf  zeile  29  beginnt  dann 
der  nachsatz;  es   ist  dabei'  zu   lesen:  baners,  (and)  thei  thonght.   F.  Hs.  p.  427,  34- 

—  601,  33  —  602,  1  fehlt  in  F.  Hs.  cf  p.  427,  37-  In  F.  P.  D.  ist  eine  er- 
weiterte schildeiung  gegeben  cf.  fol.  XCVHb'.  24  f.  Dem  sinne  und  der  ko'n- 
struktion  des  satzes  nach ,  halte  ich  folgende  änderung  für  notwendig :  But  the 
barouns  and  (the  saisnes  that)  [the  princes]  herde  Merlin  crve  .  .  .  nede,  and  than 
.  .  .  that  stört  den  bau  des  satzes ;  statt  saisnes  muss  ein  wort  stehen  ,  welches 
leute  von  der  seite  der  Christen  bezeichnet.  —  602,  5:  Rogers'  kollation : 
worderfull.  Es  ist  die  Wheatley'sche  lesung  wonderfuU  Awiww^Xwvitw.  —  602,  19  f.: 
be  strengthe  of  the  swvflnesse  of  horse.  Ich  möchte  lesen :  be  [thej  strengthe  (of 
the)  [and]  sivyftnessc  ofjtheire]  horse.  cf.  F.  Hs.  p.  428,  3  f.:  a  la  grant  force 
de  lor  cheuaus.  —  603,  9  f. :  Mid  (hem)  [thei]  that  were  wounded  serched  theire 
sores  and  hadde  goode  leckes.  —  603,  13 :  and  than  alle  the  saisnes  that  were 
[spredde]  thourgh  the  londe ,  whiche  hadde  not  be  at  the  bateile,  (thei)  returned  in 
to  Saxoyne.  cf.  F.  Hs.  p.  429,  11  f  :  «'  widierent  li  sesne  le  pais  eil  qui  natioient 
mie  este  a  cele  discomfiture  S  seit  retournerent  e7i  saisoig7ie  ...  —  603,  28:  ,,Sir, 
thanke  be  god  [!]  ye  haue  ...  —  604,  9 :  ye  will  [,]  it  be  so  .  .  .  —  605,  13  f. : 
thei  saugh  the  Castell  so  fer  fro  thens  [J  that  thei  tr<nt'ed  7iot  [,]  the  sounde  of 
the  hörne  myght  (not)  thider  be7i  herde.  cf.  F.  Hs.  |).  430,  33  f. :  il  virent  Ic  castel 
si  loi/ig  quil  ne  qiiidoient  mie  qtie  la  uois  del  cor  pcust  aler  ittsques  la.  —  606,  21: 
„  With  whom  be  ye  (,)  [?]"  quod  Agrauadai7i.  —  606,  23 :  „.-bid  of  what  parties 
of  Gaule  (,)  [.]"  quod  A.    —    607,   36 :   Mcrli/i  that  was  with  hem  [was]  tra/is- 


Beitr.  z.  erklärung  u.  textkritik  des  me.  prosaromans  v.  Merlin  -tc 

formed  in  to  .   .  .  cf.   F.   Hs.  p.  432,   21  f.:   mcrlin  aiioec  qiii  scstoit  mens  en  .  .  . 

—  608,  27  f. :  to  whom  he  tie  wolde(n)  not  false  his  feith.  —  609.  29  f. :  btä 
a-7ioon    a-roos   vp    oute   of  hir  bedde  naked  [J  saf  (,)  she  first  dide  on  hir  stnok. 

—  610.  9  f. :  ffor  yef  it  were  in  [his]  poste  [,]  he  wolde  it  not  haue  do.  cf.  F.  P. 
D.  2.  teil  fol.  Cla',  14  f.:  Car  sil  eust  ete  eit  sa  puissance  :  il  ne  leitst  fait.  — 
610,  13:  and  [he]  her  toke  in  his  armes.  Vielleicht  liesse  sich  auch  he  aus  dem 
vorhergehenden  akkusativ  supplieren.  —  610,  16:  all  this  hadde  Merlin  it  ordeyned. 
Andere  (this)  zu  [thtis] !  cf.  F.   Hs    p.   433,   38  f.:  tottt  ensi  laiioit  merlins  ordene. 

—  610,  20:  (side)  [seide] .  —  611,  1  f.:  7t'han  the  tico  kinges  7t>ere  vp,  atid  alle 
tho  that  'toere  ther-ynne  (;)  [,]  than  com  the  lorde  ....  —  611,  3 :  and  salued 
[hem],  cf.  F.  Hs.  p.  434,  16:  &  les  saliierent.  —  611,  5:  Nach  hym  ist  ein 
konima  einzufügen.  —  611,  8  f. :  fntt  yef  the  for'ce  and  the  enchanntement  hadde 
not  cessed,  .  ..  Das  giebt  keinen  sinn;  lies:  the  force  (and)  [of]  the  enchanntement. 
cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  CI  b  1,  2  f . :  Mais  se  la  grant  force  de  le7ichantement  neust 
este  rompne  .  .  .  —  611.  19:  T  praye  yow  [,]  haue  in  mynde  ...  —  611.  26  f.: 
and  scth  yow  be-hove[th]  nede  for  to  go.  —  611,  32:  and  the  dameseil  returned 
to  hir  Chamber  ivitk  the  maydeties  [;J  and  the  tzi'o  kynges  (;)  and  Merlin  comaimded 
the  lady  to  god  .  .  .  Die  interpunktion  Wheatley's  giebt  einen  ganz  verkehrten 
sinn.  Nur  die  tochter  und  ihre  mädchen  kehren  zurück ;  die  zwei  könige  und 
Merlin  verabschieden  sich  von  der  frau  ihres  wirtes.  cf.  F.  Hs.  p.  434,  36:  si 
sentorne  la  damoisele  en  sa  chamhre  entre  li  &  ses  pticeles.  &  //  doy  roy  &  fnerlins 
commandent  la  dame  del  castel  a  dien  ....  —  613.  6  f. :  sir  Gawein  seide  [J 
that  hadde  well  devised,  and  [that]  of  gentell  herte  meved  this  purpos,  .  .  .  cf.  F. 
Hs.  p  4.36.  lO  f. :  qnil  a  moult  bien  dit  &  de  haut  ctier  li  estoit  uenus  eis  proposemens. 

—  613,  12  f. :  to  the  Barouns,  and  to  [the]  knyghtes  of  the  londe.  cf.  F.  Hs.  p.  436, 
15:  as  harons  &  as  cheualiers.  —  614,  36:  the  stiward  [that]  brought  the  firste 
mese  .  .  .  Das  Subjekt  würde  ganz  beziehungslos  im  satze  stehen,  wenn  wir  that 
nicht  streichen,  cf.  F.  Hs.  j).  437,  41 :  &  keus  li  senescaus  aporta  li  premier  mes 
....  —  615.  9:  and  the  stringes  were-of  fine  golde  wire.  Andere  (ivere-of)  zu 
[were  of]I  cf.  F.  Hs.  p.  438,  7:  les  cordes  estoient  de  ßn  or.  —  615,  15:  a  litill 
spayne[l].  —  615.  16:  Man  würde  erwarten:  a^id  [hadde]  a  litill  coler  .  .  .  ., 
analog  F.  Hs.  p.  438,  13:  %.  ot  I  coler  .  .  .  Die  satzfügung  ist  aber  oft  eine 
lose  in  niittelengl.  te.xten.  —  615,  34:  that  were  IX  by  a  count.  Lies:  a[-]cotmt.' 
cf.  F.  Hs.  p.  438,  27:  (jui  estoient  .IX.  par  conte.  —  616,  25  f.:  that  ther[-]on 
he  take  vengaunce.  cf.  F.  Hs.  p.  439,  7:  qtte  veniance  en  soit  prise.  —  616,  31  f.: 
and  be-seged  [the]  town  all  a-boute.  cf.  F.  Hs.  p.  439,  l  2  :  si  asistrent  la  cite  tont 
enuiroti.  —  617,  11  f.:  and  brought  [it]  in  to  the  town.  cf.  F.  Hs.  p.  439,  25: 
<ß  lenporterent  el  chastel.  seil,  die  beute!  —  617,  22:  whan  the  kytige  Rion  herde 
(thus)  [this],  he  seide,  .  .  .  cf.  F.  Hs.  p.  439,  33 :  quant  li  rois  rions  lentendi  si 
dist  ...  —  617,  31 :  Nach  Rio7i  sind  die  redestriche  zu  tilgen.  —  618,  10  f. : 
therfore  shull  we  be  the  lesse  preised  in  other  contreis ,  and  [it  shall]  turfie  7)s  to 
reprof  and  co7vardise.  cf.  F.  Hs.  p.  440,  11  f • :  mains  en  serons  prisie  en  toutes 
autres  co?itrees  si  nous  sera  torne  a  maluaiste  &  a  couardise.  —  619,  23 :  Kynge 
Arthur  [,]  to  the  sente  me  .  .  .  .  —  620,  9 :  alle  ihe(ire)  peple  of  theire  londes. 
cf.  F.  Hs.  p.  441,  30 :  tous  les  gens  de  lor  compaignie.  —  620,  10:  of  alle  the 
kynges  that  I  conquere [d] .  Wenn  auch  oft  praesens  und  piaeteritum  wechseln, 
so  ist  doch  hier  ein  praesens  durchaus  nicht  am  platze,  da  es  sich  um  die  er- 
wähnung  einer  ganz   bestimmten    handlung  der  Vergangenheit    handelt,    cf.  F.  Hs. 

3* 


36 


G.  Stecher 


p.  441,  31  :  qne  iai  conqiiis.  —  620,  14:  ajid  for  the  tasseis  faile  [and]  T  haue 
Iierde  tidinges  .  .  .  worlde,  I  will  .  .  .  Die  einfiigung  des  and  ist  nötig,  denn 
es  folgt  nocli  nicht  der  nachsatz,  sondern  ein  zweiter  kausaler  Vordersatz,  cf.  F. 
Hs.  p.  441,  35  f.  :  por  ce  qtie  ü  tassel  i  falent  &  qne  iai  oi  noueles  .  .  .  monde  si 
iioeil  ...  —  621,  13 :  Nacli  endure  ist  starker  zu  interpungieren.  —  621,  26 : 
yef  it  plese  yoiv  [,]  graunte  me.  —  621,  32 :  „  Thaii  sey  youre  volunte,'^  seide  the 
kyfige  boldely.  Die  Situation  ist  die  :  Der  könig  ermutigt  den  harfner,  unbesorgt, 
frei  heraus  seine  bitte  vorzubringen.  Ich  meine  nun,  dass  holdcly,  auf  den  könig 
bezogen,  recht  schlecht  passl ,  sehr  wohl  aber  am  platze  ist,  wenn  man  es  zur 
direkten  rede  hinzunimmt,  es  also  auf  den  harfner  bezieht.  .  .  .  sey  yonre  volunte," 
seide  the  kynge  [,  „]  />oldely.["]  Die  Wortstellung  ist  allerdings  ungewöhnlich. 
Ebe;;so  :  F.  Hs.  p.   442,  37  :    Or  dites  donl  uoslre  uolente  fait  li  rois  seuremcnt.  — 

621,  35  f. :  „sholde  that  be  worship  to  tue  and  my  reatne  (;)  [?]"  —  622.  3 : 
Ebenso  ist  nach  hoste  ein  fragezeichen  zu  setzen.  —  622,  12  f.:  „^^hy  (,)  [?]" 
seide  Arthur,    „trcnve  ye  [.]  it  sholde    be    to    onre  profite  ....  hymself  (,)   [?]  — 

622.  18  f. :  nooti  wiste  [J  where  he  be[-]ccm.  —  623,  14  f-  :  afid  wente  to  the 
londe  of  kynge  Vrien ,  and  (by)  [to]  the  loiide  of  kynge  lootk ,  and  seid[e]  to  the 
Baroims,  and  to  [the]  other  princes  that  thei  be  with-ytme  XV  dayes  afte[r]  oure 
lady  day.  Die  änderung  von  (by)  zu  [to]  ist  nötig,  denn  das  Innd  könig  Loot's 
ist  das  letzte  ziel  der  reise  Meilins.  Die  übrigen  besserungen  betreffen  fliichtig- 
keiten  des  schreil)ers.  cf.  F.  Hs.  p.  443.  A'^  f • :  ^i  ^a  uait  partny  la  terre  al  roy 
urien  <&.  la  terre  le  roy  looih.  --  624,  24:  rohere  the  kynge  Rion  had  besege[d] 
the  kynge  leodogan.  cf.  F.  Hs.  p.  444,  20:  oti  li  rois  rions  auoit  assis  le  roy  leodegan. 

—  624,  9  L:  ye  shtdl  smyte  vpon  hem  of  that  other  partye  with-oute  renny>ige  of 
youre  bateile  .  .  .  Das  ist  widersinnig,  denn  in  der  Schnelligkeit  und  wucht  des 
ansturms  lag  die  Wirkung  des  angriffes.  Wirklich  lesen  wir  aucli  zeile  15  f-: 
Merlin  bc-fore  hem  all  so  harde  as  his  horse  myghl  renne  .  .  .  and  Gawein  that 
folowed  hym  »ext  .   .   .     Beide  frz.   fassungen    haben    nun   an   entsprechender  stelle 

das  verbum  rengier.  cf.  F.  Hs.  p.  444,  25  f.  und  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  CVIb^.  6: 
Hier  andere  konstruktion  inid  etwas  ver.inderter  sinn,  aber  auch:  rengees.  IcH 
lese  also :  ^vith-oute  (rennynge)  [renginge]  of  youre  bateile  =  ohne  euch  zeit  zu 
nehmen  eure  schlachtreihe  zu  ordnen.  —  624.  23 :  „H^  (this)  [thus]  is  sworti  to 
pees.  Ohne  stütze.  —  625.  6  f.:  „IVhat  []  lordinges  (,)  [P]  what  shall  this 
be-mene  (,)  [P]  —  625,  34  f. :  and  be-gonne  to  do  (so)  well  in  armes,  and  so  dide 
alle  theire  Company e.  cf.  F.  Hs.  p.  445,  34:  &  commenchierent  a  faire  tnerneilles 
darmes  d§  ausi  fisent  tont  lor  compaignon.  —  626,  4  f. :  thei  smyte  down  nten  and 
horse  (,)  bot  he  [,]  that  alle  that  hem  .  .  .  —  627,  7  f . :  that  it  was  y/ierveile  [,] 
so  many  ther  were  ...  —  627,  16  f.  :  wher-fore  dost  thoiv  .  .  .  and  also  ?nyn 
(;)  [?]  do  thcno  noiu  ivell  [,]  yef  .  .  .  recorded  [,]  —  627.  23 :  that  is  me  be[-] 
left  on  lyvc.  —  628,  8 :  „Now  ther-of  (,)  require  ye  no  tiiorc,"  —  628,  32  f. : 
Ändere  (renenaunt)  zu  [remenaunt]  '.  —  628,  34  f. :  that  thei  to[-]slitte  helmes 
and  to-rente  hauberkes.  —  629,  11 :  neuer  be[-]forn.  —  630,  6 :  he  seide  [,]  that 
■wolde  he  (ne)  neuer.  —  631,  13  f. :  „Ha ,  Merlin  [,]  feire  sivete  frende  []  in 
what  nede  shull  ye  tue  helpe  (,)  [?]  —  631,  23 :  In  this  partie  (,)  seith  the  storye 
...  —  632,  35:  me  (-)  scmed.  —  633,  2:  significac[i]on.  —  633,  10:  atid 
oon  seide  (othinge)  [0  thinge]  ....  —  634,  29:  he  dide  (soiourney)  [soiournen]. 

—  635,  9  f. :  where-as  the  kynge  Arthur  and  Gonnore  his  wif  [were],  and  res- 
ce\n>ed  Merlin,    cf.   F.   Hs.  p.   452,   27 :  ou  li   rois  <£•  la    roine   sa  ferne    estoient   si 


Beitr.  z.  erklnrung  u.  textkritik  des  me.  prosaromans  v.  Merlin  ^-j 

rechurent  merlin.  —  635.  11 :  ioye  (,  and)  [.  A/idJ  a-noon  as  he  was  come  (.  Ther) 
[,  ther]  com  in  a  maiden  ...  —  635.  16  :  (heeir)  [hetr].  —  635,  31  f. :  Nach 
yeße  ist  der  satz  zu  schliessen.  Nach  woride  (zeile  34)  ist  statt  des  punktes  ein 
koamia  zu  setzen,  cf.  F.  Hs.  p.  453.  2  f.  —  637,  18  f.:  „What  is  that,"  qttod 
ske,  „sir  knyghi,  that  ye  purpose  to  do  (.)  [?]"  —  638.  17  f. :  /  trowe  verily  that 
it  be  som  fende  or  of  feire  that  thtis  hath  hir  disceived."  cf.  F.  Hs.  p.  454,  36  t.: 
si  croi  al  mien  essient  anemis  oti  faittosmcs  qni  ensi  lont  dechen.  Elienso  F.  P.  D. 
2.  teil  fol.  CXIlIa-,  1.  (of)  ist  zu  tilgen;  feire,  nicht  mit  gebrnuchlicheien 
gleichgeschriehenen  woiten  zu  verwechseln,  trägt  den  ton  auf  der  zweiten  silbe; 
es  findet  sich  bei  Mätzner  untei"  fairie.  —  638.  27  f-  :  „ivhat  is  the  dameseü  (;) 
[?]  —  639.  22  f. :  as  he  hath  agein  me  deserued  (;)  and  agein  the  power  of  rome, 
...  —  639,  26  :  (formednesse)  [fonnednesse] .  Rogers'  kollation.  —  639,  26  : 
(fole  hardynesse)  in  ein  wort  zusam:r.enzuziehen  :  [fol-hardynesse]  =  veiwegen- 
heit.  —  639.  36  f. :  wker-fore  dost  thou  that  (,)  [?]  or  what  right  hast  thou 
iher-to  (,)  [?]  —  640.  3  f.:  (fooll  hardy)  [fooll-hardy] .  cf.  note  zu  E.  P.  p.  63 J, 
26.  Der  ganze  satz  ist  aber  widersinnig;  denn  das  schaf  ist  nicht  verwegen  gegen 
<ien  Schäfer.  Lesen  wir  aber:  ffor  thow  ort  a-gein  vs  (as  fooll-hardy)  as  the  shepe 
n-gein  the  shepherd,  so  t)ekommen  wir  den  guten  sinn  der  frz.  fassungen.  cf.  F. 
Hs.  p.  455,  39  f. :  car  tu  es  ausi  sougis  enuers  nos  que  le  oeille  est  au  pastor. 
Ebenso  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  CXlIIb^,  27  f.  —  640,  30  f  :  „longe  haue  we  be 
idill  and  in  slouthe  [atid]  in  deduyt  a-tiwnge  ladyes.  cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  CXIII  a  *, 
32  f.:  moult  auoit  de  temps  gaste  en  oyshiitez  et  desdnyctz  de  dames  &  de  damoiselles. 

—  641,  15 :  Nach  departi7ige  ist  stärker  zu  interpungieren.  —  642,  16 :  thet 
ansuerde  with  oott  voice  that  he  hadde  well  seide  ....  Gegenüber  der  kollation 
Rogers':  that  hadde,  ist  bei  der  lesung  Wheatley's  zu  verbleiben.  —  642,  20  f.: 
and  put  the  signiourie  of  Rome  in  youre  powste  and  remembre  yow  of  the  (signiourie 
and)  prophesie  of  Sibile  .  .  .  Das  zweite  signiourie  giebt  keinen  sinn,  es  ist  aus 
2eile  2ü  fälschlich  eingedrungen,  cf.  F.  Hs.  p.  457,  8  f. :  &  ratnenbre  voiis  de  la 
professie  la  roine  sebile  ....      Ebenso   F.  P.  D.   2.  teil   fol.   CXlIUb^    19  f.    — 

642,  22  :  (Bretaige)  [Bretaigne].  cf.  zeile  4  ""d  9-  —  642.  23  f. :  ther  (hath) 
[haue]  ben  tweyne  that  Rome  (hath)  [haue]  conquered.  cf.  F.  Hs.  p.  457.  lo  f.: 
i^    .//.  en  ont  ia  este  q7ti  ont  romme  conquise.  —   642,  32  :   (Bretaige)  [Bretaigne] . 

—  643.  11:  a(-)while  cf.  F.  Hs.  p.  457.  27  f.:  ./•  poi.  —  643,  13:  Now  seith 
the  storye  (than)  [that]  whan  the  XII  Massagiers  ....    cf.   F.  Hs.   p.  457,   29 : 

Ore  dist  li  contes  que  quant  ...  —  643,  19 :  (sonnet)  [soner].  —  643,  23 :  that 
it'ith  [-yune]  XV  dayes  he  sholde  be  .   .  .  cf  F.  Hs.  p.  457,  38:  en  .XV.  iors.  — 

643,  25  f. :  and  than  Merlin  departed  (,  whcr-for)  [.  Wher-for]  sholde  I  »lake 
yo2u    longe   tale  (,  he)    [^  Ne]    warned  ....    —    643,  27:    the  XVl'''l  day.  — 

643.  31  f  :  thei  shtdl  be  redy  here  fro  hens  [anth-yiine]  XV  dayes."  cf.  F.  Hs. 
p.  4,58.  4 :  &  seront  chi  de  hui  en  .XV.  iors.  —  644,  9  f. :  Thati  was  the  navie 
appereiled  and  [thei]  entred  in  to  shippes  ....  —  644,  12  f. :  thei  sholde  hem 
appereile,  [„]  for  the   kynge  Arthur  is    entred   in    to  .   .   .   .  the   Romayns,  [']  — 

644.  18  f.:  kynges  [  ,J  that  shull  be  .  .  .  .  peple ;  ["]  —  644,  35  f  :  /  shall 
sey  you  the  toketiinge  the  bere,  the  bere  that  ye  saugh  signifieth  .  .  .  Eine  dei"  in 
der  hs.  häufigen  Wiederholungen,  die  Wheatley  sonst  durchweg  beseitigt  hat,  ist 
liier  stehen  geblieben;  tilge  das  erste  (the  bere)!  cf  F.  Hs.  p.  4,58,  34  f.:  ie  voiis 
en  dirai  la  setiefiatice.  li  ours  que  vous  aues  veu  senefie  ....  —  645,  9 :  Nach 
Geaunte  ist  stärker  zu  inteipungieren.   —   646,  5:   Bediuer  7vente  in  to  a  böte  (that 


38  ti.   Stecher 

was  füll  of)  the  flos  of  tlie  see,  .  .  .  Das  ist  augenscheinlich  verderbt,  cf.  F.  Hs. 
p.  459-  22:  l(^rs  entra  bedoiers  en  .1.  batel  car  plains  estoit  li  flos  de  mer.  cf.  F.  P. 
D.  2.  teil  fol.  CXVIa^,  30 :  car  adonc  estoit  plains  le  flot  de  la  mer.  So  lese  ich: 
.  .  .  böte  [,  for  than  7vas  füll]  the  flos  .  .  .  Der  sinn  ist  nun  khir:  Der  zufluchts- 
01t  des  riesen  war  zur  zeit  der  ebbe  zu  fuss  zu  erreiclien  etc.  —  646,  17  f- : 
what  art  thow  (,)  [?]  what  dolour  hath  brought  the  in  to  this  place  (,)  [?] .  Das 
wort  dolour  passt  niciit  recht ;  die  frz.  fassungen  haben  aventure  bezw.  mysaventtire. 
Ich  möchte  lesen ;  aiieiiture.  —  646,  23  f. :  IVhan  Bediuer  satigh  the  ivoman  so 
wepe,  and  so  pitously  regrated  hclayn  sighinge,  and  had  hym  to  fle  ....  Andere 
(regrated)  zu  [regrate] ,  denn  es  i.st  ein  von  satigh  abhängiger  infinitiv.  Ausser- 
dem lese  ich:  ....  sighinge;  (and)  [she]  bad  ....  cf  F.  Hs.  p.  459,  37  f •  ^ 
Quant  bcdoier  uit  la  fe»ie  plorer  <&.  si  douchement  helaine  regretier  si  li  dist  en 
souspirant  quil  sen  fttist  .  .  .  —  647,  6:  Mit  recouer  schliesst  eine  direkte  frag", 
ich  tilge  den  punkt  und  setze  fragezeichen  ein.  —  647,  9:  Nach  trouthe  ist 
stärker  zu  interpungieren.  —  647,  15:  ther[-]with.  —  647,  28:  and  [70/1011] 
thei  were  come  vpon  the  hill  (;)  [,]  than  the  kynge  coinaunded  .  .  .  .  cf.  F.  Hs. 
p.  460,  22 :  öß  qiia^it  il  i  fnrent  monte  si  les  flst  li  rois  arrester.  —  649,  35  : 
Nach  afray  ist  das  komma  zu  tilgen.  —  650.  3 :  fro  when  she  com  ist  durch 
Rogers'  kollation  richtig  gestellt  zu  fro  ivhetis  he  com.  —  650,  16  f. :  ther  thei 
herde  tidinges  (of)  [thatj  Luce  the  Emperour  was  com  .  .  .  cf.  F.  Hs.  p.  462,  17: 
uindrent  noueles  que  li  empereres  luces  estoit  uenus.  —  650,  20:  atid  loigge[d] 
his  hoste  by  the  river ;  cf.  F.  Hs.  p.  462,  19  f  :  si  flst  logier  son  ost  sor  la  riuiere 
....  —  650,  25:  Nach  myster  ist  stärker  zu  interpungieren.  —  651,  7:  Für 
(co7iquered)  ist  ein  von  I  shull  abhängiger  infinitiv  zu  setzen:  [couquer] ,  denn 
Arthur  will  das  land  erst  erobein.  —  cf.  F.  Hs.  p.  462,  36:  si  la  conquerai  par 
bataille.  Vgl.  auch  Gawein's  botschaft  E.  P.  p.  601,  31  :  be  bataile  shall  he  it 
conquere.  —  652,  5 :  he  was  well  plesed  ivitk  soche  maundemetttes.  —  well  giebt 
gerade  das  gegenteil  von  dem  wieder,  was  der  sinn  erfordert.  Ich  schlage  vor 
zu  lesen:  (well)  [euell]  I  cf.  F.  Hs.  p.  463.  17  f.:  Et  moult  li  plaiseit  diirentent 
tel  mandement.  cf.  F.  P.  D.  2.  teil  fol.  CXVlHb^,  8:  moult  luy  pesoit'de  cc 
mandcment.  —  652,  16  f  :  than  taas  all  the  court  trottble [d] .  cf  F.  Hs.  p.  4'^'3, 
27:  <&■  lors  fu  tonte  lost  estormie.  —  653,  8:  Gaivein  that  ist  durch  Rogers' 
kollation  richtig  gestellt:  Gaivein  than  ...  —  654,  12  f.:  sir  Gawein  and  his 
felowes  dide  merveiles  and  wele.  Die  zusannnenstellung :  mcrveiles  and  7vele  er- 
scheint mir  verderbt.  Ich  lese :  merveilonsly  7vele.  cf.  F.  Hs.  p.  465,  7 :  mesire 
Gauaine  le  faisoit  si  meriieilleu-temcnt  bien  ...  —  654,  19:  whom  that.  he  smole 
die[d]  hym  behoued.  cf  F.  Hs.  p.  465,  12:  eil  qui  il  feroit  morir  le  conuenoit.  — 
654,  31  f  :  and  yef  it  happe(n)  vs  wele  he  will  co?ine  vs  thanke  (.  And)  [,  and] 
yef  it  myshappe  ...  —  655.  16:  do.wn[-]right.  —  656,  34  f  :  and  zuhan  the 
bretouns  saugh  hem  thiis  (demencd)  [detnenen].  cf  F.  Hs.  p.  466,  3B :  Et  qtiant 
li  berton  les  uirent  ensi  detncner.  —  657,  11  f. :  alle  thei  hadde  be  deed  or  taken 
(;)  [,]  but  as  Clcodalis  .  .  .  com  ...  —  657,  16  f  :  than  thei  cried  the  signe  of 
kynge  Arthur  so  high,  that  Cleodalis  com  with  F-W  meii,  .  .  .  Der  nachsatz  ist 
sinnlos,  denn  schon  zeile  12  wird  von  dem  kommen  des  Cleodalis  berichtet; 
nach  zeile  15  f-  haben  ihn  die  bedrängten  Bretonen  schon  bemerkt  und  erheben 
in  neuem  mute  ihr  feldgeschrei.  Ursache  und  Wirkung  sind  also  oben  vert.uischt. 
F.  Hs.  p.  467,  12  bringt  den  sinngemässen  nachsatz;  que  Cleodalis  lentendi  tont 
clcremcnt.     Ich   nehme  an,    dass  in   E.   P.   der  nachsatz   verseheiitlich  aus  zeile    12 


Beitr.  z.  eikläiung  u.  textkiitik  des  me.  ])ios:uümans  v.  Meiliii  ^0 

herübergeiionimeii    ist    und    lese    st;itt  seiner:  that  Cleodalis  it  herde  füll  ehre.   — 

657,  18  f. :  tili  thei  were  falle  (,)  eiien  vpon  hem,  ....  —  657,  30  :  aw(/  these 
that  tue  kxnge  haddeii  comaunded  io  kepe  and  conveye  the  prisoiiers  thei  ledde  hem 
forth,  and  other  that  thei  hadde  taken  in  the  bateile  neiüly  .   .   .    Statt  (hadden)  ist 

zu  lesen  [hadde] ;  (thei)  vor  ledde  ist  zu  tilgen,  da  dies  verb  schon  ein  subjekt 
in  these  hat.  et".  F.  Hs.  p.  .167,  23  f.  :  £  cels  a  qiii  li  rois  ot  cotmtmnde  les  prisoniers 
les  cnnienerent .  .  .  —  658,  7:  he  hym  bethotight  and  iiiade  his  peple  lepe  to  horse 
and  come  to  logres  with  all  his  hoste.  Bezüglich  des  namens  logres  liegt  ein  vei - 
sehen  vor.  Es  kann  nicht  die  hauptstadt  Arthurs  gemeint  sein,  vor  die  der  kaiser 
jetzt  rückt,  denn:  l)  Die  seefahrt ,  die  bei  der  hinreise  Arthur's  so  ausführlich 
beschrieben  worden  ist  (cf.  K.  P.  p.  644.  9  t),  würde  auch  hier  und  dann  bei 
dem  naciirücken  i\rtluu""s  wenigstens  erwähnt  w"orden  sein.  2)  Die  bewegung 
des  kaiserlichen  heeres  ist  taktisch  ein  ausweichen  (cf.  E.  P  p.  658,  6  f.),  keines- 
wegs aber  ein  solcher  handstreich,  wie  es  die  bedrängung  der  feindlichen  haupt- 
stadt sein  würde.  3)  Es  handelt  sich  nur  um  kurze  landwege :  Verlegung  des 
weges  nach  Oston  (Autun)  cf.  E.  P.  p  65S,  15;  ein  naclitmarsch,  zeile  16.  Nun 
liest  F.  Hs.  p.  467,  35  iiii<^  nn  den  weiteren  bez.  stellen  stets  lengres  (F.  P.  D. 
hat  hier  eine  lOcke).  Es  liegt  also  ein  veisehen  des  Schreibers  vor,  dem  der 
geläufigere  name  logres  lichtiger  zu  sein  schien.  Ich  lese:  [lengres^.  —  658,18: 
(logres)  [lengres] .  cf.  vorige  note.  —  658.  8  f. :  and  loigge[d]  hym  in  the  vales 
.  .  .  cf.  F.  Hs.  p.  467,  36 :  si  se  loiga  es  valees  ...  —  658,  32 :  that  were  well 
appareile[d].    cf.   F.   Hs.   p.  468,    13:  (jui  tnottlt    esloient   nohlement  appareillie.    — 

658.  35:  in  myd[']'cüey.  —  659.  32  u.  34:  (logres)  [lengres].  cf.  note  zu  E.  P. 
p.  6ä8.  7.  —  660.  13  :  yotire  fadres  vailaittit  and  ivorthi,  .  .  .  Nach  fadres  ist 
[were]  einzuschieben,  cf.  F.  Hs.  p.  469,  13:  vostre  pere  furent  uaillant.  — 
661,  21:  yef  he  hadde  touched  hym  a  litill  lower,  deed  hadde  ben  for  euer  .... 
Nach  hadde  ist  [hei  einzufügen.  Allerdings  F.  Hs.  p.  470,  9  f.:  sil  leust  assene 
./.  poi  plns  bas  mort  leust.  —  662.  27:  (Gawfanon)  [gonfanon] .  —  663,  10  f.: 
and  seide  to  hym-sclf,  (yef)  [„  Yef]  I  inay  ascape  a-lyve,  I  may  ther-of  a-vaunte 
me  at  Rome.  ["]  —  663,  20  :  „  JVhat  [J  lordinges  (,)  [>]  what  do  ye  [>]  — 
663.  24  f.:  ffor  ther  shall  noon  passe  quyk  oute  of  this  fehle ,  but  I  haue  the 
victorye  vpon  these  romayns,  ffor  this  day  shall  I  lyve  or  dye ;"  Der  anfang  ist  in 
dieser  form  ohne  passenden  sinn.  Ich  \tst:  ffor  neuer  shall  1  passe  .  .  .  cf.  F.  Hs. 
p.  471.  28  f.:  Car  ia  de  cest  catnp  nister ai  uis  se  iyu  nen  ai  la  uictoire  sor  les 
rommains.  hui  est  uenus  li  iours  que  ie  mourai  ou  aucrai  uictoire.  —  663,  30 : 
hestor  [,]  the  kynge  [of]  hibye  ....  cf.  F.  Hs.  p.  47 1,  34:  le  roi  de  übe.  — 
663,  32  f.:  to  do  vs  soche  damagc  (to  my  men) ;"  Die  eingeklammerten  woite 
sind  als  zusatz  eines  Schreibers  aufzufassen.  Neben  dem  andern  dativ  vs  sind 
sie  ungehörig,  cf.  F.  Hs.  p.  47 1.  34  f ■ :  qiiant  tu  chi  uenis  poiir  noiis  damage  faire. 
—  664,  2 :  the  bretouns  ne  myght  not  a-gein  hem  endured.  In  eigänzur.g  der 
lücke  schiebe  ich  nach  hem  ein  [haue]!  cf.  F.  Hs.  p.  471,  39:  li  berton  ni  eusent 
ia  duree.  —  664,  20  f.:  the  ivounded  lete  hem  be  ledde  to  townes ,  and  serched 
theire  sores.  Diese  stelle  ist  ja  verständlich,  wenn  man  „hem"  reflexiv  fasst.  Da 
aber  vorher  Arthur  subjekt  des  satzcs  ist  (zeile  16)  und  auch  hinter  unserei 
stelle  subjekt  bleibt,  so  ist  wohl  folgende  konstruktion  anzunehmen  :  the  wounded 
lete  he(m)  be  ledde  to  to^vites  and  serched  (cf.  byried,  zeile  19)  theire  sores.  cf.  F. 
Hs.  p.  472,  12  f.:  d?  les  naures  fist  il  empörter  &  garir.  Alan  könnte  auch 
sercke(d)  als  von  lete  he  abhängig  annehmen  id.  garir  '.),  aber  wir  haben   in   zeile 


4° 


G.  Steclier 


19  bei  hiryed  einen  dem  serched  analogen  fall.  —  (>64,  29:  Nach  do  ist  statt 
des  punktes  ein  fragezeichen  zu  setzen.  —  664.  32  f.:  //"w  so  (,)  [?]"  seide  the 
kynge,  ,,is  tlier  werre  in  this  contrey  (.)  [?]"  —  664,  36  f. :  „Hotv  so  (,)  [?]" 
seide  the  kynge,  „may  thcr  no  man  hym  oidure  (,)  [?]  —  666,  5 :  he  was  ivroth  (,) 
for  the  syntie  that  ...  —  666,  7  f- :  Than  the  kynge  comatinded  to  trttsse  and 
to  make  (hyr?t)  [hem]  redy  to  ride.  Natürlich  sollen  sich  die  kriegsleute  fertig 
machen,  cf.  F.  Hs.  p.  473,  24  f. :  Lors  ccmma?ida  li  rois  artiis  qtce  on  trotirsast 
&  que  on  se  mesist  a  la  uoie.  —  666,  35 :  the  shaft  to[-]l>rake.  —  666.  36  :  in 
cattcs  moT.vthe:  Rogers'  kollation.  Es  ist  hei  Wheatley's  lesuiig  zu  verbleiben: 
in  [the]  cattcs  nwxvthe.  —  667,  10  :  /'''/  er  the  kynge  myght  his  shelde  recoiier, 
the  calte  sesed  hvn.  cf.  F.  Hs.  p.  474i  32  :  anchois  que  li  rois  petist  aiioir  son  cop 
recoiire  .  .  .  Der  Situation  entspriciit  letztere  lesung:  Aithur  hat  die  katze  durch 
einen  ersten  schlag  betäubt ;  bevor  er  ihr  aber  einen  zweiten  versetzen  konnte, 
....  Von  dem  verlieren  und  nicht  wieder  erlangen  des  Schildes  —  so  müsste 
man  doch  E.  P.  auffassen  —  ist  gar  nichts  gesagt.  Ich  ersetze  (shelde)  durch 
[stroke] ;  recouer  r=.  wiederversetzen  (seil,  einen  schlag)  ist  in  E.  P.  gebräuchlich. 
—  667,  21  f.:  the  catte  smote  ther[-]in  his  Iwo  feet  be-fore  ....  —  667,  23: 
and  breied  so  harde  that  the  kynge  enclvned  to  the  erthe.  Lies  statt  (breied) 
[breided] !  breiden  =  ziehen,  cf.  F.  Hs.  p.  475.  2:  et  le  sacha  si  dtn-ement  que 
li  rovs  enclina.  —    668,   9:   she  be-gan  to  (zvhowle)  [howle]  atid  to  bray  ...   — 

668,  23:  Rogers'  kollation:  ye  haue  ve  haus  grete  cause.  Es  ist  mit  Wheatley 
zu  lesen :  ye  haue  grete  cause.  —  669.  6 :  his  repeire.  Interessant  ist,  dass  das 
wort  ,,catte''  männlich  und  weiblich  gebraucht  wird,  [kyton  sächlich:  p.  66,5,  21, 
22,  23.)  Männlich:  p.  660,  26,  27;  666,  24,  26,  28  —  667,  35.  Weiblich: 
p.  667,  36  —  668,  16.  Männlich:  p.  668,  23.  ^lerkwürdig  ist  der  geschlechts- 
wechsel  in  seiner  konsequenten  duichführung ,  wie  obige  Zusammenstellung  er- 
giebt,  von  p.  667.  36  ab.  —  669,  10  f.:  Noio  seith  the  storie ,  that  whan  the 
kynge  Arthur  hadde  comaunded  the  knvghtes  to  lede  the  prisoners  of  the  romayns 
that  were  repeired  froni  the  discounfiturc  of  the  roinayns  that  the  prisoners  wende 
to  haiie  rescowed,  that  thei  toke  the  prisoners  that  the  squyers  kepte  out  of  the-sioitr, 
and  wente  toward  fraunce.  Zur  Orientierung  übei-  den  Inhalt  dieses  satzungeheuers 
v^^rweise  ich  auf  die  Schilderung  E.  P.  p.  655,  29  —  p.  657,  35.  Freilich  bleibt 
dann  der  satz  noch  genau  so  unverständlich  als  vorbei'.  F.  Hs.  p.  476,  9  u.  lü 
bietet  eine  geküizte  und  augenscheinlich  verderbte  fassung  (der  nachsatz  fehlt  !i ; 
F.  P.  D.  2.  teil  fol.  CXXlb^,  17  f.  scheint  dagegen  die  der  E.  P.  zu  gründe 
liegende  richtige  fassung  zu  bieten  :  Or  dit  le  compte  que  quajit  le  conduyt  que  le 
roy  artu  auoyt  baille  a  ceulx  qui  les  prisonniers  rojmnains  menoient  sen  furent 
retourjiez  de  la  graiide  dcsconfiture  des  Rommains  qui  les  prisonniers  cuyderent 
rescourre  :  que  ceulx  prindrent  les  prisonniers  que  les  escuycrs  gardoient  au  destour  : 
et  se  misrent  au  chemin  en  france  ....  Mit  allenlings  nicht  unbeträchtlichen 
änderungen  wäre  sonach  etwa  zu  lesen:  Ä^o7v  seith  the  storye  that  luhan  [the  socour 
that]  the  kynge  Artlnir  hadde  (cotnmautided)  [sent  to]  tfu  knyghtcs  [that  were 
coviinaumted]  tu  lede  the  prisoners  of  the  Romayits  [J  (that)  were  repeired  ...  — 

669,  17  :  tili  thei  com  nygh  a  Castell  that  longe[d]  to  Claudas  de  la  desert.  cf.  F. 
Hs.  p.  476,  13:  q^ii  estoit  a  Claudas.  —  670,  3:  Rogers'  kollation:  yet  thei  sholde 
thei   haue    hadde    more    damage.     Es    ist    mit    Wheatley    ein    (thei)    zu    tilgen.    — 

670,  3  f • :  yet  sholde  thei  haue  hadde  7>wre  damage  (;)  [,J  but  as  the  peple  of  the 
Castell  hem    socoured  (.)  be  strengthe  [,]  that  were    well  an  hundrcd  and  fifty  of 


Beitr.  z.  erklürung  u.  textkritik  des  ine.  prosaromans  v.  INIeiiin  ai 

Jiorsemen  (,)  [.]  —  670,  7  f- :  Claiidas  peple  ivcre  strongc  and  hardy  [and]  in 
her  owne  londe.  seil,  und  noch  dazu  in  ihrem  lande,  also  des  tenain.s  kundig, 
cf.  F.  Hs.  p.  476,  33  f.:  la  gent  clattdas  fort  cg  fier  dS  en  lor  tere.  —  671.  29  f.: 
„H01V  so,  feire  daughter  (.)  [.-]"  qnod  he,  „will  ye  than  refiise  niy  plesier  atid  mv 
vobinte  (.)  [?]"  —  671,  31 :  „I-losle  (,)  [?]"  seide  he,  „nay,  Imt  I-wonne  .  .  ,  — 
671.  36  f.:  biä  I shall  holde  me  to  hyvi  that  he  hath  me  lefte,  and  he  is  of  higher 
astate  ....  that  ist  als  relativum  zu  fassen  und  das  folgende  (he.)  zu  tilgen, 
cf.  F.  Hs,  p.  478,  5  f-  •  oif^^  1^1^  tenrai  a  celtti  qni  ma  laissie.  —  672,  2  :  of  whom 
speke  ye  (;)  [?]  —  672,  21  f. :  for  he  hietve  well  he  ivolde  it  not  grajtnte  that 
respite.  (it)  ist  zu  tilgen,  vielleicht  der  dativ  [hym]  dafür  einzusetzen,  cf.  F.  P. 
D.  2.  teil  föl.  CXXIIIa^,  23  f.:  cpiil  naccorderoit  pas  le  respit.  cf.  F.  Hs.  p.  478, 
22:  qni  ne  li  otroieroit  pas  le  respit.  —  672,  33  f.:  not  for  no  drede  to  be  taken 
J)y  strcvgthe,  ne  famyn  f/tyght  thei  not  lightly  for  all  the  reme  myght  hym  not  take, 
for  I-noiigh  he  hadde  of  viiaile ,  for  V  yere  .  .  .  Dieser  satz  ist  durch  ein  ver- 
sehen des  schreibe:s  verderlit.  cf.  F.  Hs.  |).  478,  31  f.:  7ioti  mie  por  ce  quil  cust 
paor  destre  prins  aforce  ne  destre  afa»ies  rar  tont  eil  del  roialme  ne  lensenl 
mie  prins  a  fo  r c e  ne  afa m e s  ne  fnst  il  7>iie  hgierement.  Cor  il  aiioit  laiens 
asses  nitaille  por  .  V.  ans.  Der  schreiher  hat  die  beiden  worte  famyn  verweciiselt 
und  dadurch  eine  sinnlose  Umstellung  der  sätze  herbeigeführt.  Ich  lese:  to  be 
taken  be  strengthe  ne  famyn,  for  all  the  reme  myght  hym  not  take  be  strengthe,  ne 
be  famyn  myght  thei  not  be  lightly  (sqil.  be  taken),  for  I-nongh  he  hadde  of  vitaile 
for  V yere  ...  —  672,  36  f.:  to  com  oute  (at)  [of]  the  yate.  cf.  F.  Hs.  p.  478, 
34  f. :  issir  hors  de  la  porte.   —    673,  22 :  and  be  a[fid]   jMandras  rönne  to-geder 

—  674,  6 :  ti'here  [h]is  artne  7vas  well  dight.  cf.  F.  Hs.  p.  479,  25 :  pour  son 
brach  apparellier.  —  674.  15  f-  :  at  this  Jnstinge  sholde  be  fynysshed  the  werre, 
and  the  sege  departe[d] .    cf.  F.  Hs.  p.  479,  32  f.:  a  celc   ioiiste  seroit  la  gnerre 

ßnee  &  le  siege  departi.  —  675.  17 :  biit  thei  that  (hym)  [hem]  toke  ne  slough 
(hym)  [hem]  not,  bnt  shewed  hem  .  .  .  Gemeint  ist  Fhialis  und  sein  weib.  cf.  F. 
Hs.  p.  480,  19  f.:  eil  qni  les  pristrent  ne  les  ochistrent  pas  aiiis  lor  fisent  monstrer 
....  —  675,  20 :  and  [the  kynge]  -was  cleped  be  the  same  jiame  that  he  hadde 
ie-fore  ....  Der  Zusammenhang  erfordert  die  einfügung  des  neuen  Subjektes, 
cf.   F.   Hs.   p.  480,    23:   <&■  apeloit  ön  le  roy  par  le  non  mesmes    quil  auoit  eu  .  .   . 

—  676.  16  f. :  for  the  grete  renoome  that  of  hym  was  [spredde]  thourgh  the  ivorlde. 
cf.  F,  Hs,  p.  481,  7:  por  la  grande  renomee  qni  de  li  couroit  par  le  moiide.  — 
676,  25:  In  this  par tye  (,)  seith  the  storye,  that  whaii  ...  —  677,  5:  Libergang 
zur  direkten  rede  zu  bezeichnen  :  .  .  .  grounde,  [„]  so  that  thei  .  .  .  of  myn  (,) 
[."]  —  677.  11:  a-noon  as  (it  was)  [thei  were]  oute  [,]  sir^^Gawein  ...  cf,  zeile 
lü:  the  beestcs.  Vielleicht  ist  auch  kongruenz  herzustellen  durch  anderung  von 
(beestes)  zu  [pray].  F.  Hs.  p.  48 1,  30 :  7nistrent  la  proie  hors  .  .  .  qiie  la  proie 
fu  liors.  Auch  liest  E.  P.  im  folgenden  immer/rav:  zeiie  17,  19,  20.  —  677,  26  f.: 
than  a-ros  the  tioyse  and  the  crye  thourgh  the  cotUrey.  Die  vorliegende  in  schlacht- 
berichten typische  phrase  ist  der  Situation  entsprechend  zu  ändern.  Lies  statt: 
(contrey)  [castell] !  cf.  F.  Hs.  p.  482,  7  f . :  Et  lors  Heue  la  noise  &  li  cris  par>ni 
le  casiel.  —  678.  36:  a-geln  youre  wille  [and]  volunte.  —  679,  8:  and  he  seide 
(tuele ;)  [,  „IVele!"]  —  679,  15  f.:  thus  hath  a  dameseil  hym  (^nyshapen)  [niys- 
shapen] .  cf.  F.  Hs.  p.  483,  lO:  ains  latorua  ensi  vne  damoisele.  Auch  E.  P. 
schreibt  688,  23  mysshapen.  —  679,  21  f. :  and  [he]  shall  come  in  to  the  age. 
Das  Subjekt  lässt  sich    nicht    supplieren  ,    da  vorher  von   der  damesell  gesprochen 


42 


G.   Stechei- 


wird.  —  680.  16 :  neuer  hc  sh.olde(n)  go  oute.  —  680,  18 :  a»d  [whan]  slu  it 
aparceived,  she  asked  ...  cf.  F.  Hs.  p.  483,  41  :  £'/  quant  eile  lapercJuit  se  demanda. 
—  680,  22  f.:  Intiimlich  lässt  Whentley  die  direkte  lede  zu  früh  beginnen. 
Die  redesttiche  düifen  erst  vor  ji'^  kiiotue  eingefügt  werden.  —  680.  29  f.:  is 
[il]  not  right  thati  [,]  that  ye  da  my  volwite  and  I  yows  (.)  [?]"  cf.  F.  Hs.  p.  484. 
9 :  nest  il  dont  Inen  drois  qtic  voiis  farhies  ....  —  681.  3  f-  :  and  she  it  rvrote 
all  thal  he  seide ;  and  zvhan  [he]  hadde  alle  devised,  ...  —  682,  7  f.:  ffor  he 
Seide  [,  ,,  This]  is  the  last  tyme,  ["]  —  683,  28 :  soche  a  disßgiire [d]  wortne.  — 
684,  33 :  (sede)  [seide].  —  685,  18 ;  Nach  with-ynne  ist  statt  des  Semikolons 
ein  konima  zu  setzen.  —  685,  28 :  vhat  is  this  (,  ihou)  [?  Thou]  seidest  thou 
were  come  to  my  prison  and  my  tnercy  (.)  [.{/"  —  687,  3  f. :  and  preyse[d]  the 
damesell.  cf.  F.  Hs.  p.  489,  4:  <&.  moult  prisiere?it  la  damoiselle.  —  In  zeile  3  wird 
von  der  rückveiwandlung  des  zwerges  gesprochen ,  ohne  dass  uns  vorher  etwas 
über  die  verwandelung  und  ihre  Ursache  erzälilt  worden  ist;  elienso  geschieht 
der  abschied  des  besiegten  ritters  von  Arthur  in  recht  abrupter  weise.  F.  Hs.  be- 
stätigt uns,  dass  wir  in  E.  P.  p.  686,  31  eine  umfangreiche  lücke  vor  uns  haben, 
die  sich  über  den  inhalt  von  F.  Hs.  p.  488,  23 — 37  erstreckt.  —  687,  36:  Nach 
me  ist  statt  des  punktes  ein  fragezeichen  zu  setzen.  —  688,  5:  .  .  .  damesell  (,) 
[.^]"  —  688.  21:  he  shewed  [hym]  to  his  felowes,  cf.  F.  Hs.  p.  490,  10:  si  le 
monstte  a  sez  compaignonz.  —  688.  35 :  Feire  (,)  sir,  ne  da  no  more.  —  689,  2  f.  : 
he  anstierde  as  he  that  was  cwteise  and  deboneir  (.)  [,]  „Sir,  pleseth  it  you  that 
I  cesse  thus  (.)  [?]"  —  689,  8  f. :  hlissed  be  that  lorde  that  hider  you  hath  bi'ought."' 
Mit  lorde  ist  gott  gemeint ,  also  ist  (that)  davoi-  in  [the]  zu  ändern,  cf.  F.  Hs. 
p.  490,  31  :  benois  soit  diex  qui  ...  —  689.  28  f.:  and  [whan]  he  hadde  riden 
a-botite  two  walsh  myle  [,]  ther  com  a  damesell.  cf.  F.  Hs.  p.  491.  6  f . :  Et  qtiant 
il  ot  erre  entonr  .11.  Heues  galesce.  si  li  uint  ...  —  690,  31  f. :  that  he  mette 
with  the  duerf  knyght  (;)  and  the  dainesell  that  on  the  euen  ....  —  690,  33 : 
(hedde)  [hadde].  —  691.  1  f- :  „God  yeve  you  good  day  and  mache  ioye  of  hir 
companye ;"  (hir)  passt  nicht  in  die  direkte  rede;  dieselbe  ist  schon  nacii  day  zu 
schliessen.  (of)  ändere  ich  zu  [to] .  cf.  F.  Hs.  p.  49 1,  42:  cS  dist  a  la  d(niioisele 
que  diex  li  dounast  ioic  a  li  eß  a  sa  compagnie.  —  691,  33:  the  renge(s)  of  his 
swerde.  cf.  F.  Hs.  p.  492,  25:  cß  lerenge  desespee.  —  692,  16  f.:  what  shall  / 
now  do  [?]  (for)  [For]  the  terme  (a-proched)  [a-procheth]  that  I  mustc  returne. 
cf.  F.  Hs.  p.  492,  40 :  las  que  ferai  li  tcrmes  aproce  de  »um  retour.  —  692,  31: 
and  fill  (as)  [that]  he  rode  ...  cf.  F.  Hs.  p.  493,  lO:  si  li  aiiint  etisi  quil  ala 
parmi  ....  —  693,  6  f. :  „How  is  that  (,)  / ■]",  quod  the  voice,  „ne  knozve  ine 
ye  nought  (,)  [.-]  —  693,  36 :  Nach  'worlde  ist  statt  des  punktes  ein  fragezeichen 
zu  setzen.  —  694.  3 :  where [-]thourgh.  —  695,  27  f. :  false  duerf  (,)  countir- 
feted  [,]  thou  art  but  deed.  cf.  F.  Hs.  p.  495>  7 :  fols  nains  cß  contrefais  mors 
estes.  —  695,  34  f. :  „  Trustest  [thow]  so  moche  in  thy-self  .  .  .  ■me  be  horsed  (.) 
[P]"  _  696,  14 :  will  ye  that  it  so  be  (;)  [?]"  —  696.  24  f. :  What  wolde  ye 
yeve  hir  that  of  that  wolde  [yo7o]  warisshen  (.)  [?J"  cf.  F.  Hs.  ]).  495.  32  :  qui 
de  ce  vous  gariroit  que  li  donries  vous.  —  697,  1  f.:  „lo  this  I  assefit ;  (with) 
[but]  that  the  quarell  be  treivt  .  .  .  cf.  F.  Ms.  |).  496,  2  f. :  ensi  lotroi  iou  mais 
que  la  querele  soit  loiaus  ....  —  697,  6:  A-noon  brake  the  layners  [with]  that 
he  had  bounden  vp  his  hosen  of  stielt,  cf.  F.  Hs.  p.  496,  ,">:  maintenant  rompirent 
Uz  Cordes  dont  il  auoit  loies  lez  cauches  defcr.  —  697,  7  f. :  atid  com  a-gein  (,) 
a-noon  in  his  owne  scmblatincc.   —  697,  10 :  for  (eu)eucr  more.  —  697,  17 :   Naci» 


E.  Koeppel,  Shelley's  Queen  Mab  und  Sir  William  Jones's  Palace  of  Fortune     a-i 

devised  ist  statt  des  Semikolons  ein  komma  zu  setzen,  denn  das  folgende  the  savte 
day  hängt  noch  ab  von  he  com. 

Nachprüfung  der  W  heat  ley 'sehen  Übersetzung  des  in  E.  P. 
fehlenden  Schlusses. 
697,  30  f. :  that  tw  one  handsonier  conld  be  foiind  in  (the)  two  kingdo/iis. 
Durch  hinzufügung  des  artikels  hat  Wheatley  einen  modernen  sinn  untergeschoben. 
In  F.  Hs.  p.  496,  26  heisst  es  nur:  en  .II.  roiahnes.  Ahnlich  liest  E.  P.  p.  638, 
16  f . :  the  dameseil  is  fidl  of  grete  bewte ,  that  i n  foure  remes  sholde  not  he 
founden  hir  pareile.  —  697,  37:  Certes ,  handsome  friend.  Wheatley  hat  sich 
durch  die  vorausgehende  Schilderung  der  Schönheit  des  Jünglings  verleiten  lassen, 
wie  oben  zu  übersetzen  ,  obgleich  dem  frz.  biaus  atnis  in  der  anrede  sicherlich 
nicht  handsome  friend  entspricht ,  sondei  n  dear  friend.  —  698,  13 :  my  lord 
Gawain ,  zvhom  I  neither  hear  tior  see  here.  Durch  ein  angefügtes  fragezeicherv 
giebt  Wheatley  zu  erkennen,  dass  ihm  selbst  seine  Übersetzung  bedenken  erregt. 
Sie  passt  durchaus  nicht  in  den  Zusammenhang,  denn  Gawein  ist  anwesenJ  und 
ohne  zweifei  dicht  neben  dem  könige  befindlich.  Wheatley  giebt  die  seiner 
Übersetzung  zu  gründe  liegende  stelle  in  einem  anhange  zu  E.  P.  p.  700,  21  f.: 
moti  seignor  Gauwain.  qui  cht  noi  se  oir.  Das  ist  aber  verderbt ;  nach  F.  Hs. 
p.  496,  41  heisst  es  überraschend  einfach:  qui  chi  uoi  seoir ;  es  heisst  also  sinn- 
gemäss :  whom  I  see  sitüng  here.  —  698,  24  f. :  attd  the  King  received  him  as  a 
companion  like  those  of  the  Table  Round,  cf.  F.  Hs.  p.  497.  8 :  si  le  rechut  li  rois 
a  compaignon  auec  ceuls  de  la  table  roonde.  Wheatley's  Übersetzung  giebt  einen 
andern  sinn  als  das  original  hat.  Letzteres  sagt ,  der  ritter  wurde  in  die  tafei- 
runde aufgenommen.  Ich  übersetze  daher  auec  mit  [with]  und  tilge  Wheatley's 
(like). 

Breslau,  Juni   1900.  G.  Stecher. 


SHELLEY'S   'QUEEN   MAB'   UND    SIR  WILLIAM 
JONES'S  'PALACE  OF  FORTUNE'. 


Schon  öfters  hat  man  .sich  darüber  verwundert ,  dass 
Shelley  in  den  mittelpunkt  seiner  Jugenddichtung  Queen  Mab 
(gedr.  1813)  den  geist  einer  Jungfrau  gestellt  hat,  eine  so  jugend- 
lich zarte  erscheinung,  die  in  diesem  Sturmwind  von  männlichen 
gedanken  so  wenig  an  ihrem  platz  zu  sein  scheint.  Und  kaum 
weniger  befremdlich  als  der  einfall,  eine  mädchenseele  mit 
diesen  mächtigen  Visionen  und  gedanken  zu  bestürmen,  ist  die 
wähl,  die  der  dichter  getroffen  hat  für  die  gestalt,  welche 
diese  gesichte  zu  enthüllen  und  diese  gedanken  zu  verkünden 


^4  E.  Koeppel 

hat:  als  ein  holdes  rätscl  stehen  die  feenkönigin  und  lanthe's 
geist  in  dem  weltenraum  der  dichtung. 

Die  nächstliegende  lösung  dieses  rätseis  könnte  man  in 
dem  wünsche  des  jungen  dichters  suchen,  durch  diese  erhöhung 
der  frauen  und  besonders  durch  die  Schilderung  der  lieblichen 
lanthe  den  frauen  im  allgemeinen  und  der  frau,  die  damals 
sein  herz  beherrschte,  im  besonderen  eine  huldigung  darzu- 
bringen. Oder  in  seinem  künstlerischen  behagen  an  der  Wirkung 
der  gegensätze  ,  der  lichten  frauen  ,  wie  sie  von  den  wolken- 
zinnen  des  feenpalastes  aus  das  Universum  überblicken.  Gewiss 
ein  unvergcssliches  bild,  das  dem  leser  einen  tiefen  eindruck 
hinterlässt,  und  dem  wir  meines  erachtens  eines  der  berühm- 
testen wortgemälde  des  dichter-malers  Rossctti  verdanken,  die 
selige  Jungfrau,  die  über  die  goldene  himmelsbrüstung  gelehnt 
in  den  unermesslichen  weltenraum  hinabschaut : 

The  blessed  damozel  leaned  out 

From  the  gold  bar  of  Heaven  .   .   . 

It  was  the  rampart  of  God's  house 
That  shc  was  Standing  on ; 

By  God  built  over  the  shecr  depth 
The  which  is  Space  begun  ; 

So  high,  that  looking  dovvnward  thence 
She  scarce  could  see  the  sun. 
Die  möglichkeit  einer  solchen  ganz  in  dem  eigenen  schaffen 
des  dichters  liegenden  IcKsung  zugegeben,  ist  der  literarhistoriker 
doch  berechtigt,  für  das  werk  eines  so  jungen  mannes  —  Shelley 
war  bei  dem  ersten  entwurf  der  Queen  Mab  achtzehn  jähre  alt 
—  die  andere  mciglichkeit  in  crwägung  zu  ziehen,  die  mt')glich- 
keit  eines  berühmten  musters ,  einer  literarischen  inspiration. 
Er  ist  dazu  um  so  berechtigter,  als  gerade  für  diese  jugend- 
dichtung  Shelley's  bereits  ein  wichtiges  quellenwerk  mit  voll- 
kommener Sicherheit  nachgewiesen  worden  ist,  ein  weitgehen- 
der cinfluss  von  Volney's  1791  veröffentlichtem  buche  Les 
-Ruines.^) 


.  *)  Vgl.  Felix  Rabbe,  Shelley,  sa  vie  :t  ses  ocitvres ,  Paris  1887;  in  eng- 
lisciier  überst-tzung  London  1888,  2  vols,  wo  über  das  Verhältnis  Shelley's  zu 
Volney  vol.  I  p.  257  f-  nachzulesen  ist;  Kellner,  Shelley's  'Qtieai  Mab'  wid 
Volney's  'Les  Ruines',  Engl.  stud.  22,  9  ff.  —  Dass  auch  Lord  Byron  mit 
Volney's  werk  veitraut  war,  hat  Petri  nachzuweisen  versucht  in  seiner  progranim- 
-abhandiung  Anklänge    an    Volney's  'Les  Jxuines'  and  Goduiht's  'Calch    Willia>ns'  in 


Shelley's   Queen  Mab  und   Sir  William  Jones's  Palace  of  Fortune  ^^ 

Die  beiden  frauengestalten  aber  sind  in  dem  französischen 
werke  nicht  zu  finden.  Bei  Volney  erscheint  dem  einsamen 
Wanderer  in  den  ruinen  von  Pahnyra  ein  geist,  der  ihn  in  den 
Weltenraum  emporhebt  und  ihm  die  für  Shelley's  gedanken- 
gang  bestimmende  belehrung  zu  theil  werden  lässt.  Für  wanderer 
und  geist  hat  Shelley  die  in  dieser  gedankenumgebung  so  viel 
befremdlicheren  frauengestalten  eingeführt  —  m.  e.  unter  dem 
einflusse  einer  anderen  literarischen  erinnerung. 

Im  jähre  1807  war  eine  gesamtausgabe  der  werke  eines 
mannes  erschienen  ,  dessen  Wirkung  auf  die  schöne  literatur 
England's  wohl  noch  nicht  genügend  erkannt  und  geschätzt 
worden  ist,  eine  gesamtausgabe  der  werke  des  berühmten 
Orientalisten  Sir  William  JonesJ)  Der  zehnte  band  bringt 
an  zweiter  stelle  (s.  197  ff.)  einen  neudruck  seiner  gedickte: 
Poef/is,  consisting  chiefly  of  Translations  front  the  Adatick  LanguageSy 
veröffentlicht  zum  ersten  mal  1772,  mit  neuauflagen  in  1777 
und  iSoo.  Drei  jähre  nach  der  gesamtausgabe,  18 10,  wurden 
die  gedichte  des  Sir  William  Jones  von  Alexander  Chalmers 
in  den  18.  band  seiner  weitverbreiteten  Sammlung  der  werke 
der  englischen  dichter-)  aufgenommen.  Der  erste  entwurf  der 
Queen  Mab  soll  in  demselben  jähre  1810  niedergeschrieben 
worden  sein,  Shelley  könnte  somit  die  Jones'schen  gedichte 
in  dieser  für  alle  literaten  so  wichtigen  Sammlung  gelesen 
haben  und  bei  der  komposition  seiner  dichtung  unter  dem 
ganz  frischen  eindruck  dieser  lektüre  gestanden  sein.^) 


Byroti's  Werkest  (l 5.  Jahresbericht  über  die  realschule  zu  Glauchau,  Glauchau 
l88ö).  Petri  hat  da  auch  auf  eine  merkwürdige  Übereinstimmung  Macaulay's 
mit  Volney  aufmerksam  gemacht. 

1)  The  Works  of  Sir  William  Jones.  With  the  Life  of  the  Author,  by 
Lord  Teignmouth.     In   13  vols.     London   1807. 

2)  The  Works  of  the  English  Poets,  from  Chaucer  to  Cowper;  including 
the  Series  edited  .  .  .  by  Dr.  Samuel  Johnson  :  and  the  most  approved  Trans- 
lations. The  Additional  Lives  by  Alexander  Chalmers.  In  21  vols.  London 
1810;  vol.  XVIII  p.  427  ff. 

ä)  Shelley's  eigene  Zeitangabe  würde  zu  dieser  annähme  stimmen:  A  poem, 
eittilled  ^  Queen  Mab',  was  ■writteii  by  me  at  the  age  of  eighteen ,  schrieb  er  1821 
(cf.  The  Poetical  Works  ed.  by  H.  B.  Forman,  London  1882,  vol.  IV  p.  548)- 
Medwin  hingegen  wollte  die  anfange  der  komposition  in  den  herbst  1809  zurück- 
datieren (cf.  ib.  p.  380),  ohne  Sicherheit.  Eine  neue  Vermutung  über  den  ersten 
entwurf  des  gedichtes  bietet  Hancock,  The  Fr ench  Revolution  and  the  English  Poets, 
New-York   1899,  p.  60  f. 


^ß  E.  Koeppel 

In  einem  längeren  gedieht,  überschrieben  :  T/w  Palace  of 
Fortune^  An  I/it/iafi  Tale.  Writteii  in  the  Y(ar  lyög  (p.  211  ff.) 
erzählte  Sir  William  Jones  in  heroischen  reimpaaren  die  wunder- 
baren Schicksale  der  schönen  Mala  — 

Young  Maia,  fairest  of  the  blue-eycd  maids, 
That  rov'd  at  noon  in  Tibet's  musky  shades  (p.  211). 
An  einem  milden  frühlingstag  finden  wir  die  Jungfrau  am  rande 
einer  klaren  quelle  gelagert,  von  unzufriedenen  gedanken  ge- 
peinigt. Sie  klagt,  dass  ihre  Schönheit  in  der  ländlichen  ein- 
samkeit  unbeachtet  bliebe ,  sie  sehnt  sich  nach  bewunderung, 
nach  einer  glänzenderen  Umgebung.  Da  wird  sie  von  einem 
lichtstrahl  geblendet,  die  wölken  teilen  sich,  und  auf  goldenem, 
pfauenbespannten  wagen  senkt  sich  eine  göttin  .  eine  königin 
zu  ihr  herab : 

A  sudden  blaze  of  light 
Shot  through  the  cloiids,   and  Struck  her  dazzled  sight. 
She  raisM  her  head,  astonish'd,  to  the  skies, 
And  veil'd  with  trembling  hands  her  aching  eyes; 
VVhen  through  the  yielding  air  she  saw  from  far 
A  goddess  gliding  in  a  golden  car, 
That  soon   descended  on  the  flowery  lawn, 
By  tvvo  fair  yokes  of  starry  peacocks  drawn   .   .   . 
The   queen  herseif,  too   fair  for  mortal  sight, 
Sat  in   the   centre  of  encircling  light  (p.    212). 
Von  der  erscheinung  in  den  goldenen  wagen  gehoben,   versinkt 
die  zitternde  Maia  in   tiefen    schlaf.     Die  pfauen  entfalten  die 
pracht  ihres  gefiedcrs  und  tragen  die  schlummernde  durch  die 
lüfte  empor  zu  einem  Wunderland.    In  einem  herrlichen  garten 
wird  Maia    von    der    göttin    mit    freundlichen  worten    geweckt 
imd  zu  einem  strahlenden  palast  geführt,  in  dessen  glänzender 
halle    die    königin    ihren    thron    besteigt.     Sie    giebt    sich    der 
Jungfrau   als  Fortuna ,    als    die    mächtige  herrin  des  rollenden 
erdballs    zu    erkennen  —  staunend  erblickt  Maia  in  der  ferne 
die  dunkle  erdkugel  mit  ihren  meeren  und  bergen: 

"Favourite  of  heaven,  my  much-lovM  Maia,  know, 
"From  me  all  joys,  all  earthly  blessings,  flow: 
"Me  suppliant  men  imperial  Fortune  call, 
"The  mighty  emprcss  of  yon  rolling  ball: 
(She  rais'd  her  finger,  and  the  wondering  maid 
At  distancc  hung  the  dusky  globe  survey'd, 


Shelley's   Queen  Mab  und   Sir   William  Jones's  Palace  of  ForUine  An 

Saw  thc  roi'.nd   earth  with   foaming  oceans  vein'd, 
And  labouring  cloiids  on   mountain-tops  sustain'd.) 
"To  me  has  fate  the  pleasing  task  assign'd 
"To  rule  the  various  thought  of  humankind; 
"To  catch  each  rising  wish,   cach  ardent  prayer, 
"And  some  to  grant,   and  some  to  waste  in   air" 

(p.  215  f.). 
Das  schlafende  mädchen ,  das  herabsteigen  der  geister- 
fürstin  in  ihrem  schimmernden  wagen  (Shelley:  The  pearly  and 
fcllucid  car  v.  82),  die  selbstenthüllung  der  überirdischen  er- 
scheinung ,  die  auch  bei  Shelley  verkündet ,  dass  sie  alle  ge- 
danken  der  menschen  erkennt  : 

I  am  the  Fairy  Mab :  to  me  'tis  given 

The  wonders  of  the  human  world  to  keep : 

The  secrets  of  the  immeasurable  past, 

In  the  unfailing  conscicnces  of  men, 

Those  Stern,  unflattering  chroniclers,  I  find  .  .  . 

(v.    167   ff.), 
die  betonung  der  gunst,  welche  lanthe  zu  teil  wird : 
Soul   of  lanthe !   thou, 
Judged  alone  worthy  of  thc  cnvied  boon 
That  waits  the  good  and  thc  sincere   .   .   .   (v.  122  ff.), 
die    entrückung  der    seele  der  Jungfrau    in  den  wolken-palast, 
von  dessen    herrlicher    halle    aus  die    königin  der    staunenden 
die  ferne,  rollende  erde  zeigt : 

There  was  a  littlc  light 
That  tvvinkled  in  the  misty  distance : 
None  but  a  spirit's  eye 
Might  kcn  that  rolling  erb  (v.   83  ff.)  — 
alle  diese  einzelheiten  seiner  einleitenden  Strophen,  w-elche  ihm 
Volney's  buch  nicht    bot ,    kann  Shelley  in  dem  gedichte  des 
Sir  William  Jones  gefunden  haben.    Jetzt  begreifen  wir  auch, 
wie  der  junge  dichter  auf  den  gedanken  kam ,    die    geisterer- 
scheinung  des  Franzosen  in  die  englische  feenkönigin  Mab  zu 
verw^andeln  —  wiederholt   sind  bei  Jones  die  der  königin  ge- 
horchenden geister  mit  fairies  bezeichnet : 

The  fairy  band  their  shining  pinions  spread  (p.  213) 
And,  as  she  pass'd,  the  fairies  homage  paid  (p.  215) 
Around  the  throne  in  mystick  order  stand 
The  fairy  train (p.  215). 


48  E.    Koeppel 

Gewisse  ähnlichkeitcn  des  t^fcdankens  und  des  ausdrucks 
lassen  sich   im   einzelnen  noch   in  folgenden  stellen  erkennen: 
Jones :       The  goddess  still  with  looks   divinely  fair, 

Surveys  the  sleoping  objcct  of  her  care  .   .   .  (p.    213) 
Shelley:   I-ong  did  shc  gaze,  and  silently, 

Upon   thc  slumbering  maid  (v.   66  f.); 
die    stimme    der    geisterfürstin    ist    nur  besonders  begnadeten 
sterblichen  vernehmbar : 

Jones :       And  thus  in   sounds,   that  favour'd  mortals  hear, 

Shc  gently  whispers  .   .   .   (p.    213), 
Shelley:  And  thc  clear  silvcr  tones, 

As  thus  she  spokc,   were  such 
As  are  unheard  by  all   but  gifted  ear  (v.    in  ff.); 

Jones :      The  goddess 

Thrice  wav'd  her  silvcr  wand,   and  spokc  aloud  (p.  224), 
Shelley:    The,  Fairy  Queen   desccnded. 

And  thrice  she  waved  her  wand  .  .  . 
As  thus  she  spoke  .  .  .  (v.  106  ff.). 
Zu  Southey,  dem  Shelley's  Jugenddichtung  die  me- 
trische form  verdankt,')  und  Volney,  dessen  einfluss  in 
dem  plan  der  dichtung  und  in  der  Weltanschauung  des 
dichters  bedeutend  zur  geltung  kommt ,  ist  als  dritter  lite- 
rarischer inspirator  Shelley's  meines  erachtens  zweifellos  Sir 
William  Jones  zu  gesellen,  dessen  verserzä,hlung  von  der 
schönen  iMaia  und  der  göttin  Fortuna  uns  das  rätsei  der  bei- 
den frauengestalten  in  Shelley's  stürmischer  dichtung  löst. 
Freilich  bei  aller  äusseren  ähnlichkeit,  welche  Verschiedenheit! 
Nichts  kann  uns  das  neue  in  der  \on  den  Lakers  neubeseelten 
und  metrisch  befreiten  englischen  dichtung  überraschender  vor 
äugen  bringen ,  als  eine  vergleichende  betrachtung  der  über- 
irdischen erscheinungen  der  beiden  gedichte.  Bei  Jones  das 
dem  Popc'schen  modeil  ängstlich  nachgebildete  heroische  reim- 


')  M;in  hat  Soiitliey  auch  einen  einfluss  auf  den  plan  der  Queen  Mab  zu- 
gestehen wollen.  In  Helene  Richtcr's  buch  über  Shelley  (Weimar  1898)  lesen 
wir:  „.Selbst  die  anläge  und  der  rahmen  der  dichtung  waren  nicht  ganz  Shelley's 
eifinrlung  .  .  .  Schon  Southey's  Joan  of  Aic  hatte  an  der  hand  Theodor's,  ihres 
jugendgeliehten ,  eine  deiaitige  himmelfahrt  gemacht,  die  die  entzückten  zeitge- 
nos.sen  |d.  h.  William  Taylor  von  Norwich]  Dante's  würdig  erklarten"  (p.  148)- 
Diese  Vermutung  ist  für  mich  durch  die  erkenntnis  des  Zusammenhanges  mit  der 
Jones'schen  dichtung  hinfällig  geworden. 


Shelley's   Qtteen  Mab  und   Sir  William  Jones's  Palacc  of  Foi-iiine  ■  q 

paar ,  mit  vollkommener  Vermeidung  jedes  überfliessens  des 
Satzes  aus  einem  kouplet  in  das  andere  —  bei  Shelley  die 
freie ,  reimlose ,  ungleichmetrische  odenstrophe  Southey's,  die 
jedem  gedankenblitz,  jeder  willkür  des  dichters  gehorcht.  Und 
dieser  auflösung  der  harten  metrischen  form  entspricht  die  er- 
weichung,  die  belebung  der  steifen  striche ,  der  scharfen  um- 
risse der  Jones'schen  Zeichnung.  Bei  diesem  mythologische 
Verzierungen  im  stil  der  klassicistischen  dichterschulc,  die  g()ttin 
Fortuna  im  pfauenwagen  der  Juno,  von  nymphen  umschwebt, 
wie  der  wagen  des  Helios  von  den  hören  umtanzt  ist,  überall 
grelles  licht,  eine  von  gold  und  edelsteinen  funkelnde  Schilde- 
rung —  bei  Shelley  die  einsame,  vom  gelben  mondlicht  durch- 
leuchtete gestalt  der  elfenkönigin,  nirgends  eine  spur  von  plastik, 
Wolkenschatten  und  wolkenglanz ,  alles  in  einander  fliessend, 
nebelhaft,  geheimnisvoll.  Aber  eben  in  diesem  wunderbaren 
präludium  der  Shelley'schen  dichtung,  in  dieser  Schilderung 
des  erscheinens  der  elfenkönigin,  der  luftfahrt  und  ihres  wolken- 
palastes,  liegt  die  grösste  anziehungskraft  der  Queen  Mab,  diese 
Strophen  liest  auch  der  beeiltere  leser,  den  die  gedanken,  der 
Sturm  und  drang  der  folgenden  teile  ermüden  ,  gern  und  oft. 
Jedenfalls  wurde  der  reiz  der  Shelley'schen  Jugenddichtung 
durch  die  von  Sir  William  Jones  gebotene  ,  von  dem  jungen 
genius  so  eigenartig  verwertete  inspiration  bedeutend  erhöht. 
Die  weiteren  Schicksale  der  sehr  i)assiven  heldin  des 
Jones'schen  gedichtes ,  der  schönen  .Mala ,  haben  keinen  Zu- 
sammenhang mit  Shelley's  Queen  Mab.  In  herrlichkeit  und 
Wonne  soll  sie  im  reiche  der  Fortuna  wohnen,  vorausgesetzt, 
dass  sie  wunschlos  die  gunst  der  göttin  zu  geniessen  weiss. 
Warnend  sagt  ihr  Fortuna : 

But  fill  thy  mind  with  vain  desiros  no  more, 
And  view  without  a  wish  yon  shining  störe  (p.  2 1 6). 
Aber  Mala  besitzt  diese  kraft  der  entsagung  nicht,  beim  an- 
blick  eines  smaragdringes  kann  sie  den  wünsch,  sich  mit  diesem 
kleinod  zu  schmücken,  nicht  unterdrücken,  und  im  augenblick 
des  erwachens  dieser  begierde  verschwindet  der  palast  und 
das  Wunderland  der  glücksgöttin.  Mala  sieht  sich  an  den  öden 
meeresstrand  versetzt ,  auf  eine  von  der  flut  bespülte  klippe, 
den  verhängnisvollen  ring  am  finger.  Wie  der  smaragd  den 
felsen  berührt ,    erscheint  der  an  das  kleinod  gebundene ,  der 

J.  Hoops,  Englische  Studien.  XXVIII.  i.  4 


5° 


E.  Koeppel 


besitzerin  des  ringes  zum  dienen  veri)flichtete  geist,  und  Maia 
fleht: 

Waft  me  to  softer  climes  and  lovelier  plains, 
Where  nature  smiles,  and  spring  eternal  reigns  (p.  226). 
Der  wünsch  wird  ihr  sofort  erfüllt,  in  lieblichstem  land  wandelt 
Maia  mit  fröhlichem  herzen  —  aber  der  geist  des  ringes  hat 
sich  mit  dem  tückischen  gehorsam  der  dämonen  der  orienta- 
lischen geisterweit  genau  an  den  Wortlaut  ihres  Wunsches  ge- 
halten :  die  schöne  insel  ist  menschenleer,  nirgends  findet  Maia 
eine  mitfühlende  seele.  Verzweifelt  schleudert  sie  den  ring 
von  sich,  wieder  erscheint  der  geist,  und  Maia  beschwört  ihn, 
sie  zur  behausung  ihres  vaters  zu  tragen.  Im  nächsten  augen- 
blick  steht  sie  am  grabe  ihres  vaters ,  der  während  ihrer  ab- 
wesenheit  gestorben  war.  Wunschlos  kehrt  die  Jungfrau  in 
ihr  heimatliches  thal  zurück  : 

Resign'd  to  heaven,  and  lost  to  all  beside, 
She  liv'd  contented,  and  contended  died  (p.  229). 
Über  seine  quellen  für  diese  das  rastlose  wünschen  und 
begehren  des  menschlichen  herzens  rügende,  Zufriedenheit  und 
ergebung  predigende  geschichte  hat  Sir  William  Jones  selbst 
in  dem  vorwort  seiner  gedichtsammlung  folgendes  bemerkt : 
The  killt  of  ''The  Palace  of  Fortune"  7e>as  iaken  from  an  Indian 
tale,  translated  a  fcw  years  ago  from  Ihe  Persian  by  a  very  ingenious 
gentlenian  in  thc  sei'vice  of  the  India-Cotnpany ;  hut  I  have  added 
several  descriptions ,  and  episodes  fro?n  otlier  Eastern  ivriters  ^^  have 
gi7ien  a  dijfercnt  moral  to  the  whole  piece,  and  have  made  soine  othcr 
alter ations  in  it ,  ivhich  tnay  he  seeii  by  a?iy  one ,  who  will  take  thc 
pains  to  covipare  it  with  the  story  of  'Roshana',  in  the  second  voliime 
of  the  tales  of  Inatidla  (p.  20i).  (3hne  zunächst  den  von  Jones 
selbst  gegebenen  fingerzeigen  nachzugehen ,  möchte  ich  auf 
eine  von  ihm  nicht  angedeutete  quelle  hinweisen ,  die  ihm 
jedoch  keineswegs  aus  orientalischem  ,  sondern  aus  echt  eng- 
lischem boden  geflossen  ist. 

Um  Maia  von  der  nichtigkeit  und  gefährlichkeit  der  un- 
gestümen   wimsche    der    menschen    zu    überzeugen ,    lässt    sie 
Fortuna  die  zahllose  schar  der  bittsteiler  und  die  verhängnis- 
vollen folgen  der  ihnen  gewährten  wünsche  schauen  : 
Soon   shall  a   numerous  train   bcfore.  mo  h(Mid, 
And  knccliiig  votarios  my   shrine  att(Mid; 


Slielley's   Queen  Mab  und  Sir   William  Jones's  Palace  of  Foi-tiine  c  j 

VVarn'd  by  their  empty  vanities  bewarc, 
And  scorn  thc  folly  of  each  human  prayer  (p.  216). 
Auf  ein  glockenzeichen  streunt  die  schar  der  glücivsdiirstigen 
menschen  in  die  halle :  sinnenlust,  rnhmbegierde,  habsucht  urid 
Wissensdurst  treten  in  typischen  gestalten  wiinsclicnd  \(>r  den 
thron  der  Fortuna,  und  die  göttin  erhört  ihre  wünsche,  zumeist 
zu  ihrem  verderben.  Die  ganze  szene  :  Fortuna  auf  dem  thron, 
die  ungeheuere  menge  der  flehenden ,  erinnert  uns  sofort  an 
(Z\\.'a.\\ce.x' s  Hous  of  Farne  —  imd  diese  unvermeidliche  erinne- 
rung  hat  uns  auch  gewiss  richtig  zu  dem  englischen  urbild 
der  Jones'schen  Schilderung  geführt.  Aber  Jones  hat  sich  nicht 
an  Chaucer's  darstellung  angeschlossen,  zwischen  ihm  und  dem 
vater  der  englischen  dichtung  steht  die  kleine  gestalt  des 
altissimo  poeta  des  achtzehnten  Jahrhunderts,  in  dessen  strenger 
schule  sein  eigenes,  nachahmendes  talent  ciichten  gelernt  hatte : 
zweifellos  hat  Jones  Pope's  Umformung  eines  teiles  von  Chaucer's 
Ho  US  of  Fat/t  e  \or  s^ch  gehabt,  Pope's  Tetnpk  of  Farne,  in  heroi- 
schen reimpaaren.  Po[)e  hatte  das  ungleiche  walten  der  Fama 
in  einem  reimpaar  mit  dem  ungerechten  regiment  der  P'ortima 
verglichen  : 

'    Thus  her   i)liiKl  sistcr,   ficklc   Fortune,   reigns, 

And,  undiscorning,  scattcrs  crovvns  and  chains  (v,  296  f.)  — 
ich  halte  es  für  wahrscheinlich,  dass  aus  diesem  kouplet,  aus 
dieser  kurzen  erwähnung  der  P\)rtuna  das  ganze  Jones'sche 
Fortuna-intermezzo,  dessen  klassicistisches  kolorit  so  schlecht 
zu  den  orientalischen  dementen  der  Mala  -  erzählung  passt, 
herausgewachsen  ist.  Gewissheit  über  diesen  j)ankt  kann  uns 
freilich  erst  eine  vergieichung  der  von  Jones  als  seine  haupt- 
quelle bezeichneten  geschichte  der  Roshana  in  den  Tales  of 
Inatulla  verschaffen,')  aber  der  starke  einfluss  der  Pope'schen 

'j  Sir  William  Jones  hatte  seinen  stofl"  zweifellos  fnlgenriem  weike  ent- 
lehnt: Bahar  Damish,  Tales,  translated  from  t/ie  Fersiaii  of  yiiayed  ÜUah  of  Delhi 
by  Alexander  Dmu ;  London  iy68 ;  2  vols.  Dow,  ein  lieamter  der  Ivist  India 
Company  (gest.  1779),  hatte  einen  iiilaub  dazu  benutzt,  diese  Übersetzung  zu 
veröffentlichen,  aus  der  schon  im  nächsten  jähre,  176y,  Sir  Wiii.  Jones  nutzen 
zog.  Noch  vor  ablauf  des  Jahrhunderts  eischien  eine  zweite  Übersetzung  des- 
selben Werkes :  Bahar  Danush ;  or,  Garden  of  Kitowledge ;  an  Orie?ital  Romance 
translated  from  the  Per  sie  of  Einaiut  Oollah  by  Jonathan  Scott;  London  ijgg  ;  J  vols. 
Leidei'  ist  mir  weder  eine  dieser  englischen  Versionen,  noch  überhaupt  eine  Über- 
setzung des  "Bahar  Danush"  zugänglich,  ich  kann  deshalb  nur  bezweifeln  ,  dass 
die  Fortuna  auch  schon  in  Jones's  orientalischer  vorläge  eine  rolle  spielte. 

4* 


52  E.  Koeppel 

darstellung  auf  die  Jones'sche  Schilderung  lässt  sich  auch  ohne 
berücksichtigung  dieser,  für  meine  Untersuchung  ferner  Hegen- 
den ,  quelle  feststellen.  Wie  bei  Chaucer,  steht  auch  bei 
Pope  der  glänzende  tempel  der  Fama  auf  einem  berg  von  eis : 

High  on   a  rock  of  ice  the  structure  lay  (v.    27), 
eine  Symbolik,  die  für  den  palast  der  Fortuna  nicht  geeignet 
ist  —  gleichwohl  lesen  wir  auch  bei  Jones  : 

And  Dil  a  rock  of  ice,  by  magick  rais'd, 

High   in   the  midst  a  gorgeous  palace  blaz'd  (p,    214). 

Vier  thore  besitzen  beide  paläste : 

Pope:       Four  brazen  gates,   on   columns  lifted  high  (v.   67), 
Jones:       To  four  bright  gates  four  ivory  bridgcs  lad  (p.    215); 

wie  der  himmcl  von  Sternen,  glänzt  die  Wölbung  der  halle  von 
edelsteinen : 

Pope:       As  heav'n  with  stars,   the  roof  with  jewels  glows  (v,  143), 
Jones:       And  gems  unnumber'd  sparkled  on   the  roof, 

On   whose  bhie  arch  the  flaming  diamonds  playM, 
As  on  a  sky  with  living  stars  inlay'd  (p.   215). 
Auch  die  beschreibung  der  erdkugel  stammt  aus  Pope,  dessen 
vision  beginnt  mit  den  versen  : 

I  stood,  methought,  betwixt  earth,  seas,  and  skies; 
The  whole  creation  open  to  my  eyes: 
In  air  self-balanced  hung  the  globe  below, 
VVherc   mountains  rise  and  circHng  oceans  flow  (v.  1 1  flf.), 
eine    knappe    Schilderung,    die  Jones  mit  zum  teil  W(')rtlichem 
anschluss  etwas  ausgeschmückt  hat : 

the  wondering  maid 

At  distance  hung  the  dusky  globe  survey'd, 
Saw  the  round  earth  with   foaming  oceans  veinM, 
And  labüuring  clouds  on  mountain-tops  sustain'd  (p.  216). 
Weltlust,    nihmsucht    und    forschertrieb,    deren    \ertreter    bei 
Pope    in    scharen  die  lialle  der  Fama  füllen  ,    haben  wir  auch 
im  palast  der  Fortuna  in  je  einer  gestalt  \erk()rpert  gefunden. 
Von    diesen    offenkundigen     nachahmungen    abgesehen, 
werden  wir    beim    lesen  des  Jones'schen    gedichtes    bei   jeder 
zeile  an  Pope's  stil  erinnert.     Alles  kommt  einem  so  wohlbe- 
kannt vor,  für  jede  dichterphrase  des  epigonen  meint  man  ein 


Shelley's   Queen  Mab  und   Sir   William  Jones's   Palacc  of  Fortune  gß 

berühmtes    muster    nachweisen    zu    können.  ')     Ganz    deutüch 
wird    uns    noch    der    einfluss    einer   anderen    dichtung  Pope's, 
seines  anmutigsten  werkes  :  bei  der  beschreibung  der  nymphen, 
welche  den  wagen  der  Fortuna    umtanzen ,    hat  Jones    gewiss 
Pope's    entzückende    Schilderung    der    seine    Belinda    und    ihr 
schiff  umgaukelnden  sylphen  im  gedächtnis  gehabt : 
Pope :       Transparent  forms,  too  fine  for  mortal  sight, 
Their  fluid  bodies  half  dissolved  in   light. 
Loose  to  the  wind  their  airy  garments  flew, 
Thin  glitt'ring  textures  of  the  filmy  dew, 
Dipped  in   the  richest  tinctures  of  the  skies 

(Rape  of  the  Lock,  canto  II  v.  6i  ff.), 
Jones:       Celestial  shapes!   in   fluid  light  array'd  . 

Their  lucid  mantles  glitter'd  in  the  sun   .   .   . 
Transparent  rohes,  that  bore  the  rainbow's  hue, 
And  finer  than   the  nets  of  pearly  dew 
That  morning  sprcads  o'er  every  opening  flower  .   .   . 
The  Queen  herseif,  too  fair  for  mortal  sight  .  .  .   (p.  2  i  2). 
Chaucer,  Pope,  Jones,  Shelley,  Rossetti  —  ohne  berück- 
sichtigung  der  fesselnden  orientalischen  grundlage,  schon  inner- 
halb der  englischen  dichtung  selbst,    sehen  wir  aus  der  dich- 
tung des  Sir  William  Jones    genug    der    beachtenswerten  ver- 
bindungsfäden  rückwärts  und  vorwärts  laufen. 


')  Bei  Jones's  beschreibung  des  nymphentanzes : 

Like  twinkling  stnrs  their  beamy  sanrlals  play'd    (p.    212) 
dürfen  wir  vielleicht  an  den  reigen  der   liebt-sgötter  in   üray's    ode    The  Piogress 
of  Poesy  (gedruckt   1 758)  denken  : 

To  brisk  notes,  in  cadence  beating, 
Glance  their  many-twinkling  feet  — 
verse ,    zu    denen    dieser    gelehrte    dichter  selbst  Homer  citiert    hat ;    bei  dem  er- 
scheinen des  ringgeistes: 

Sudden  descends  the  genius  of  the  ring, 
And  drops  celestial  fragrance   from  his  wing   (p.   228) 
gewiss  an  Milton's  Raphael : 

Like  Maia's  son  he  stood, 
And  shook  his  plumes,  that  heavenly  fragrance  fiU'd 
The  Circuit  wide  (PL.  V  285  ff.). 

Strassburg,  Dezember  1899.  E.  Koeppel. 


CA  Pli.   Aronstein,   Teiinysoii'.s  weit-   uiul   lehensanschaiiung 

TENNYSON'S  WELT-  UND  LEBENS- 
ANSCHAUUNG. 


Einleitung. 

I.    Tenny.son  ein  nationaler  dichter. 

Von  allen  neueren  dichtem  Englands  hat  keiner  ausser 
Alfred  Tennyson  seit  Wordsworth  anspruch  auf  den  namen 
eines  nationaldichters.  Browning,  Matthew  Arnold,  Swinburne, 
Morris,  Rossetti  und  die  übrigen  haben  alle  nur  eine  teilweise, 
umstrittene  anerkennung  erreichen  können,  die  entweder  wie 
bei  Browning  an  formlosigkeit  und  dunkclheit  des  ausdrucks 
oder  wie  bei  den  meisten  übrigen  an  verstiegenheit  und  ein- 
seitigkeit  der  ideen  ihre  grenze  gefunden  hat.  Matthew  Arnold 
allerdings  hält  sich  von  diesen  fehlem  frei,  aber  bei  ihm  läuft 
der  Strom  der  poesie  zu  dünn ,  ist  zu  sehr  beschattet  von 
gedanken  und  betrachtungen,  als  dass  seine  dichtungen  jemals 
hätten  volkstümlich  werden  können. 

Tennyson  allein  hat  es  zu  einer  wahrhaft  nationalen  an- 
erkennung gebracht,  zu  einer  Volkstümlichkeit,  die  auch  nicht 
Wordsworth ,  ja  kaum  ein  dichter  seit  Milton  erreicht  hat. 
Wenn  wir  die  memoiren  Tennysons,  die  von  seinem  söhne 
llallam  herausgegeben  sind,')  durchblättern,  so  finden  wir 
unter  seinen  bewunderern  männer  und  frauen  jedes  Standes 
und  jeder  geistigen  richtung.  Die  höchsten  Vertreter  kirch- 
licher autorität,  kardinal  Manning  und  der  erzbischof  von 
Canterbury,  rechnen  ihn  ebenso  zu  den  ihrigen  wie  die  fort- 
geschrittensten Vorkämpfer  einer  dem  dogma  und  der  Orthodoxie 
feindlichen  Wissenschaft,  die  professoren  Huxley  und  Tyndall; 
die  ersten  Staatsmänner  und  grossen  des  reiches,  Gladstone, 
der  herzog  von  Argyll  ,  Lord  Duffcrin ,  Gouverneur  von 
Kanada ,  Sir  Henry  Parkes  ,  Premierminister  von  Neusüd- 
wales, und  besonders  die  königin  und  der  prinzgemahl  ver- 
ehren ihn  nicht  minder,  wie  die  führer  auf  dem  gebiete  des 
gei.stes  Carlyle,  Thackcray,  Dickens,  Ruskin,  F.  D.  Maurice, 
G.    H.    Lewes,    Longfellow  u.  s.  w.     Und  während   er  so  den 


•)    Alfred    Lord    Teunysoii ,    A    Menioir    hy    Ins    Son.      2   vols.     London, 
•Macinillan  &  Co.,   1898. 


Teiiiiysoirs   weit-   umi   lel)ens;inscliaumig  ec 

besten  seiner  zeit  genug  gethan ,  ist  er  zugleich  wie  wenige 
vor  ihm  in  die  breiten  inassen  des  volkes  gedrungen.  Hand- 
werker und  arbeiter,  hinterwäldler  aus  dem  westen  Amerikas 
und  aus  dem  innern  AustraHens  richten  dankesbriefe  an  ihn 
für  den  trost  und  das  vergnügen,  das  er  ihnen  gewährt  habe, 
die  Soldaten  im  felde  lesen  mit  begeisterung  seine  kriegs- 
lieder.  »Seit  Shakespeare's  zeit,«  sagt  ein  hervorragender 
englischer  kritiker,  T.  Watts-Dunton,  M  »hat  keiner  nur  an- 
nähernd einen  gleichen  erfolg  wie  Tennyson  darin  gehabt, 
eine  Versöhnung  zwischen  dem  volkstümlichen  und  künst- 
lerischen gefühl  für  poesie  in  England  herbeizuführen.« 

Was,  so  fragen  wir  uns  nun,  ist  der  grund  dieses  erfolges, 
dieser  staunenswerten  popularität  in  einem  prosaischen,  utilitari- 
schen  Zeitalter.?  Engel  in  seiner  litteraturgeschichte  (s.  425  f.)  be- 
spricht Tennyson  in  seiner  souverän  absprechenden  weise  unter 
den  romantikern  und  will  ihm  nur  das  verdienst  zuerkennen,  dass 
er  die  englische  ncuromantik  habe  schaffen  helfen  und  der 
lyrik  manche  neue  formen ,  gegeben  habe.  »Die  gewaltigen 
bewegungen  unsers  Jahrhunderts,«  so  meint  er,  »sind  an  dem 
einsiedler  auf  Wight  vorübergegangen,  ohne  ihm  einen  leb- 
hafteren ausdruck  der  teilnähme  abzuringen  als  einige  schön- 
gereimte redewendungen  in  Locksley  Hall,  oder  einige  schüch- 
terne verirrungcn  ins  demokratische«.  Nichts  kann  ober- 
flächlicher und  falscher  sein,  als  dieses  urteil.  Tennysons 
bedeutung  und  erfolg  erklärt  sich  gerade  dadurch,  dass  er 
an  den  Strömungen  und  bestrebungen  seiner  zeit  auf  dem 
gebiete  der  religion  und  philosophie,  wie  des  Staates  und  der 
gesellschaft  den  lebhaftesten  anteil  genommen  und  ihnen  den 
vollkommensten  poetischen  ausdruck  gegeben  hat,  dass  er 
der  dichterische  Interpret  jenes  Zeitalters  der  aufklärung  ist, 
wie  wir  es  wohl  nennen  dürfen.  Benjamin  Jowett,  der  be- 
kannte führer  der  freisinnigen  theologie  in  Oxford  in  den 
60er  Jahren,  stellt  Tennyson's  philosophischen  einfluss  über 
den  irgend  eines  philosophen  von  fach;'')  Bischof  Colenso,  ein 


')  Impressions   by   T.   Watts-Duntun.   zitiert   in   M.   II  480. 

^)  "Your  poetry  lias  an  dement  of  piiilosopliy  nioie  to  he  consideied 
tli;;n  any  regulai'  pliilosophy  in  England.  It  is  almost  too  niuch  impregnated 
with  philosophy,  yet  tliis,  to  some  niinds,  will  be  its  greatest  charni.  I  believe 
that  your  In  memoriam  and  Crossing  the  Bar  will  be  for  ever  in  nien's  hearts", 
schreibt  Jowett  an  Tennyson.     Mtni.  II  418. 


56 


Pli.  Aroiislein 


anderer  Vorkämpfer  derselben  richtunL(  in  England,  sagt,  dass 
er  »mehr  als  irgend  jemand  gethan  habe,  die  kirche  der  Zu- 
kunft zu  gründen,« ')  und  der  dichter  Frederick  Locker-Lamp- 
son  nennt  seine  gedichte  >  den  höchsten  ausdruck  des  idealen 
geistes  seiner  epoche.<'-)  Diese  urteile  bedeutender  männer, 
denen  sich  noch  viele  andere  hinzufügen  liessen,  zeigen,  wie 
Tennyson's  Stellung  in  England  aufgefasst  wird.  Im  folgenden 
will  ich  versuchen,  nach  dieser  seite  hin,  nach  ihrem  Ideen- 
gehalte und  ihrer  tendenz,  seine  werke  mit  hilfe  der  memoiren 
und  briefe  zu  betrachten.  Vorher  aber  wird  es  nötig  sein, 
wenig.stens  eine  kurze  skizze  von  der  persönlichkeit  und  der 
kunst  des  dichters  zu  geben. 

2.    Tennyson's   persönlichkeit. 

Tennyson  war  als  mensch  eine  der  edelsten  und  har- 
monischsten gestalten,  die  die  litteraturgeschichte  kennt. 
Zwischen  seinem  dichten  und  denken  und'  seinem  leben  be- 
steht keine  Zwiespalt,  kein  Widerspruch.  Allerdings  verfloss 
dieses  auch  in  ruhigem  gleichmass  ohne  leidenschaftliche 
innere  stürme  und  schwere  äussere  kämpfe  mit  dem  Schicksal. ^j 

Nicht,  als  ob  Tennyson  der  erfolg  mühelos  in  den  schoss 
gefallen  wäre.  Viele  jähre  hindurch  verhielt  sich  das  publi- 
kum  ablehnend  oder  doch  gleichgültig  gegen  seine  hervor- 
bringungen, und  bis  in  sein  reifes  mannesalter  hinein  lastete 
auf  ihm  der  druck,  wenn  auch  nicht  der  armut,  so  doch 
einer  firekären,  ungesicherten  äusseren  existenz,  so  dass  er 
erst  mit  fast  41  jähren  nach  beinahe  15  jähriger  Verlobung 
seine  braut  heimführen  konnte.  Als  dann  aber  einmal  der 
Strom  seines  Lebens  die  beengenden  klippen  durchbrochen 
hatte,  da  eilte  er  in  majestätischer  ruhe,  an  breite  und  tiefe 
immer  wachsend ,  dem  ozean  zu.  Die  königin  ernannte 
Tennyson  im  jähre  1850  zum  nachfolger  von  Wordsworth  als 
Poeta  laureatus,  ein  .amt,  d<.;M  er  wieder  würde  und  glänz  ver- 
liehen hat;  Oxford  machte  ihn  1855  zum  ehrendoktor  der  rechte, 
und  im  jähre  1884  wurde  ihm  eine  ehre  zu  teil,  die  noch  kein 

')  M.  II  23. 
2)  M.  II  80. 

*)  In  diesem  jaliie  .sind  zwei  deutsche  hiogiapliien  'lennyson'.s  ersclüenen, 
die  beide  auf  den  memoiren  Füssen,  die  eine  von  'lli.  .\.  Fischer  hei  Perthes 
in  Gotha,  die  andere  von  Emil  Koeppel  in  <ler  sannnhuig  Gcisteshddcn.  Vgl. 
Engl.  stud.   27,   289. 


Teiinyson's   weit-  und   lebeiisaiiscliauimg  C'j 

englischer  dichter  erlangt  hatte:  er  wurde  zum  erblichen  pair 
des  reiches  als  baron  von  Aldworth  und  Farringford  ernannt. 
So  starb  er  an  jähren  und  an  ehren  reich  am  6.  Okt.  1892 
und  wurde  in  der  Westminster-abtei  bestattet. 

Wenigen  menschen  ist  wohl  ein  glücklicheres  leben  be- 
scheert  worden  als  Alfred  Tennyson,  aber  wenige  menschen 
sind  auch  dessen  würdiger  gewesen.  In  einer  nervösen,  nach 
genuss  und  besitz  hastenden  zeit  steht  er  da  als  eine  starke, 
einheitliche  persönlichkeit,  in  den  jähren  des  wartens  wie  in 
denen  der  erfüUung  ruhig  imd  standhaft  seinem  idealen  ziele 
nachstrebend ,  niemals  sich  dazu  herablassend,  für  geld  oder 
gunst  zu  schreiben,  sondern  immer  an  der  Vervollkommnung 
seines  könnens  und  wissens  arbeitend.  Diese  geschlossenheit 
und  dieser  hohe  schwung  seines  wesens,  verbunden  mit  seiner 
prächtigen  äusseren  erscheinung,  in  der  Apollo  und  Herkules 
vereinigt  schienen,  waren  es  wohl,  die  eine  so  faszinierende 
Wirkung  auf  alle  ausübten,  die  ihm  näher  traten.  Lange  ehe 
das  Publikum  ihn  kannte,  schworen  seine  universitätsfreunde 
in  Cambridge,  die  den  klub  der  »apostel«  bildeten,  auf  ihn 
als  den  kommenden  nationalen  dichter,  den  nachfolger 
Wordsworth's.  Und  eben  diese  freunde,  von  denen  viele  im 
leben  es  zu  hohem  ansehn  und  ehren  brachten,  blieben 
lebenslänglich  mit  ihm  verbunden  und  verkündeten  in  wort 
und  Schrift  seinen  rühm.  Als  im  jähre  1833  in  der  Quarterly 
Review  eine  überaus  gehässige  kritik  seiner  gedickte  erschien, 
da  stritt  man  in  Cambridge  im  debatierklub  schon  über  die 
frage,  ob  Milton  oder  Tennyson  der  grössere  dichter  sei. 
Aber  auch  später  machte  Tennyson  denselben  bezaubernden 
eindruck  auf  seine  Zeitgenossen.  Kingsley,  Dickens,  Thackeray 
und  Carlyle  gehörten  zu  seinen  bewunderern,  ehe  er  eigentlich 
berühmt  war.  Der  letztere,  der  im  allgemeinen  nicht  viel  von 
dichtem  und  poesie  hielt,  schrieb  über  ihn  zu  anfang  der 
vierziger  jähre  an  seinen  amerikanischen  freund  Emerson: 
»Alfred  ist  eine  der  wenigen  britischen  und  ausländischen 
gestalten,  die  für  mich  schön  sind  und  bleiben,  eine  wahr- 
haftige menschliche  seele  oder  doch  authentische  annäherung 
daran,  zu  der  unsere  eigene  seele  'bruder'  sagen  kann.  Ich 
glaube  jedoch  nicht,  dass  er  mich  besuchen  wird;  bei  seinen 
kurzen  besuchen  in  der  Stadt  übergeht  er  mich  oft,  übergeht 
in  der  that  jeden ;  er  ist  ein  einsamer  und  ernster  mann,  lebt 


58 


Vh.  .\r<jii.stein 


in  einer  düstern  gedankenweit  und  trägt  etwas  von  einem 
chaos  in  sich,  das  er  zu  einem  kosmos  zu  gestalten  strebt  .  .  . 
Es  ist  einer  der  schönsten  männer  der  weit.  Eine  fülle 
dichten  dunkeln  haares,  helle,  lachende  haselnuss-augen,  ein 
energisch-massiges  adlergesicht,  bedeutend  und  doch  sehr 
zart  ,  braune  hautfarbe  \on  beinahe  indischer  dunkelheit; 
in  der  kleidung  zwanglos  und  unbekümmert  um  die  mode ; 
er  raucht  unendlichen  tabak.  In  diesen  letzten  Jahrzehnten 
ist  mir  kein  solch  trefflicher  gesellschafter  bei  einer  pfeife 
vcrifekommen.  Wir  werden  sehen,  was  noch  aus  ihm  werden 
wird.« ') 

Die  melancholie ,  von  der  Carlyle  hier  spricht ,  war 
ein  väterliches  erbteil  und  wich  erst  später  allmählich  vor 
dem  erwärmenden  Sonnenschein  des  glückes  und  erfolges; 
die  Schüchternheit  aber,  die  sich  ebenfalls  in  dem  erzählten 
zeigt,  blieb  immer  eine  hervorstechende  eigenschaft  des  dichters 
auch  auf  der  höhe  seines  ruhmes  und  entsprang  wohl  teils 
seiner  erziehung  —  er  war  meist  im  elterlichen  hause  von 
seinem  vater  erzogen  worden  —  teils  der  empfindlichkeit  und 
reizbarkeit  seiner  bei  aller  kraft  doch  zarten  seele.  Besonders 
konventionellen  und  unwahren  leuten  gegenüber  war  er  be- 
fangen und  oft  schroff.  Dagegen  lies  er  sich  durch  rang  und 
titel  nie  imponieren.  Dies  beweist  vor  allem  sein  menschlich 
so  schönes  Verhältnis  zur  königin,  das  dem  dichter  wie  der 
königin  zur  ehre  gereicht.  Im  jähre  1862,  wenige  monate 
nach  dem  tode  des  prinzen  Albert,  hatte  er  seine  antritts- 
audienz  in  Osborne,  und  seit  der  zeit  standen  beiden  in 
innigen  beziehungen  und  wechselten  briefe  mit  einander. 
Tennyson  ist  hier  der  gebende  und  fühlt  sich  als  solcher- 
»Sie  stehen  so  allein  auf  jener  furchtbaren  höhe,«  schreibt  er 
ihr  einmal ;2)  »es  ist  furclitbar.  Ich  habe  nur  noch  wenige 
jähre  zu  leben,  aber  es  wird  mir  freude  machen,  für  Sie  alles 
zu  thun,  was  ich  kann.  Schicken  Sie  nach  mir,  so  oft  Sie 
wollen.«  Und  l)ald  darauf  schreibt  er:  Ich  will  nicht  sagen, 
dass  ich  loyal  bin,  oder  dass  Ew.  Majestät  gnädig  ist ;  denn 
das  sind  alte  abgedroschene  rcdensarten,  die  jeder  höHing 
gebraucht  oder  missbraucht.     Aber  ich    will    sagen,    dass    ich 

'1   .Mem.   I    187/88. 
2)  7/«   ib8;i. 


TeniiYSon's   weit-   und   lebensanscliauung  ^g 

während  unserer  Unterredung  den  hauch  jener  treuen  freund- 
schaft  fühlte,  die  die  menschen  verbindet,  seien  sie  nun 
könige  oder  flickschuster.« ')  Das  ist  in  der  that  nichts 
weniger  als  die  spräche  eines  höflings.  Und  wie  seiner  königin 
gegenüber,  so  erscheint  er  auch  in  allen  übrigen  beziehungen 
des  lebens  als  das  muster  eines  englischen  gentleman,  wie 
er  ihn  in  könig  Arthur  gezeichnet  hat,  unabhängig  nach  oben 
wie  nach  unten,  ohne  makel,  gross  und  edel  handelnd  aus 
der  fülle  seiner  natur  heraus.  In  seinem  ganzen  leben  hat  er 
sich  keinen  feind  gemacht  und  von  einem  einzigen  falle  abge- 
sehen, wo  er  angegriften  wurde, ^j  keinen  literarischen  streit 
gehabt.  Dagegen  hat  er  fremdes  talent  immer  neidlos  an- 
erkannt und,  wo  er  konnte,  gefördert. 

3-    Tennyson's  kunst  nach  stoff  und  form. 

Ich  will  nun  versuchen,  in  kurzen  Worten  Tennysons 
poesie  nach  stoff  und  form  zu  charakterisieren.  Die  dramen, 
die  bei  all  ihren  Schönheiten  doch  als  dramen  misslungen 
sind ,  mögen  hierbei  unberücksichtigt  bleiben.  Tennyson 
entnahm  die  Stoffe  seiner  poesie  in  erster  linie  seiner  Um- 
gebung in  natur  und  menschenleben.  Für  die  natur  hatte 
er  von  frühester  Jugend  an  ein  feines  gefühl  und  sympa- 
thisches Verständnis.  Er  fühlte ,  wie  er  an  seine  braut 
schreibt,  »dunkle  mystische  Sympathien  mit  bäum  und  berg, 
die  weit  in  seine  kindheit  zurückreichten.«  -Eine  bekannte 
landschaft,'  so  sagt  er  »ist  mir  ein  alter  freund,  der  beständig 
mit  mir  von  meiner  Jugend  und  halbvergessenen  dingen  spricht 
und  wirklich  mehr  für  mich  thut,  als  mancher  alte  freund, 
den  ich  kenne.  Ein  alter  park  ist  mein  entzücken,  und  ich 
könnte  mich  ewig  darin  herumtummeln.«  Besonders  das 
meer  übte  eine  unwiderstehliche  anziehungskraft  auf  ihn    aus, 


>)  Aug.    1883.     M.   11  4M 

2)  Lytton  Bulwer  veröffentlichte  im  j.  1845  ein  satirisches  gedieht:  T/ie 
NtiiJ  Timon:  a  Romatice  of  London,  worin  er  Tennyson  als  Schoolmiss  Alfred 
heftig  angriff.  Tennyson  antwortete  zunächst  durch  ein  gedieht  im  Punch  iT-bll 
1846)  The  nrcu  Tinwit  and  the  Poets,  das  Bulwer's  eitelkeit  geisselte.  Hess  diesem 
aber  bald  (7/3  1846)  ein  anderes,  Afterthought,  folgen,  in  dem  er  auf  das  thörichte 
litterarischer  Zänkereien  hinweist.  Dies  ist  unter  dem  titel  Literary  Sqiiabbles  in 
seine  werke  aufgenommen.  Auch  widmete  er  später  die  tragödie  Harald  dem 
söhne  Bulwer's  und  erwähnte  dabei,  was  er  seinem  vater,  der  denselben  stoff  als 
roman   behandelt  hatte,  schulde. 


6o  I^'i-   Aioiistcin 

und  so  ist  es  denn  auch  der  Schauplatz  vieler  seiner  schönsten 
gedichte. ')  Auch  die  stcrne  beobachtete  er  genau  und  be- 
sass  in  der  astronomie,  wie  auch  in  allen  übrigen  zweigen 
der  naturwissenschaften,  der  botanik,  der  geologie,  der  chemie 
gründliche  und  umfassende  kenntnisse.  Überhaupt  war  er 
einer  der  gebildetsten  männer  seiner  zeit;  Thackeray  nannte 
ihn  »den  weisesten  mann,  den  er  kenne--)  Auf  seinen  reisen 
machte  er  Studien  und  skizzierte  in  wenigen  worten,  wie  ein 
maier,  landschaftliche  eindrücke,  die  er  dann  als  material  für 
bilder  und  gleichnisse  verwandte.  So  konnte  er  für  manches 
bild,  das  die  kritiker  unmöglich  fanden,  ort  und  tag  angeben, 
wo  er  es  gesehen  hätte. ^) 

Neben  der  natur  stellt  er  besonders  das  leben  auf  dem 
lande  dar,  zeichnet  den  gutsherrn  und  den  pächter,  den  fröh- 
lichen müller  und  den  behäbigen  geistlichen,  die  fischcr  und 
Schiffer  am  strande  mit  ihren  familien.  Darum  ist  die  Idylle 
seine  lieblingsdichtung,  und  er  hat  die  englische  litteratur 
durch  eine  reihe  der  schönsten  Idyllen  bereichert ;  ich  erinnere 
nur  an  Enoch  Anieti,  Dorn,  -De?i  back.  Die  grossmiitter.  Den  f armer 
aus  dein  norden ,  Den  flickschuster  aus  dem  norden ,  Die  dorffrau 
u.  s.  w.  Das  städtische  leben,  der  lärm  der  fabriken,  der 
gesteigerte  kämpf  um  das  dasein  liegt  ihm  ferner  und  tönt 
nur  wie  ein  dumpfes  gewoge  zuweilen  in  seine  dichtung 
hinein. 

Daneben  pflegte  Tennyson  die  reine  lyrische  dichtung, 
das  lied  und  das  epos  und  die  gedankendichtung.  Für  die 
letzteren  beiden  gattungen  erfindet  er  die  stoffe  teils  frei,  wie 
in  Loeksley  Jlall,^)  Afaud,  Dem  alten  weisen  u.  a. ,  teils  gestaltet 
er  Stoffe  aus  der  antiken  oder  mittelalterlichen  sage  in  ähn- 
licher weise  um  wie  Schiller.  Besonders  die  götter-  und 
heldensage  des  klassischen  altertums  lieferte  ihm  viele  stoffe, 
so  Ulysses,  Tithonus,.Oenone,  Lucretius,  die  Lotosesser,  Tiresias  und 
Demeter.     Zu  den  gedichten,  die    auf   mittelalterliche   und  ein- 


')  Icli  nenne  nui-  Ulysses,  Enoch  Ardcn,  the  Revenge,  the  Voyage,  thc  Sailor 
Boy,  Sea  Dreams,  einige  lieder  in  Maud,   Crossing  thc  Bar. 

2)  M.  I  4iy. 

3)  M.  I  257  ff.   275-  292  f.  428. 

■*)  Die  anregung  zu  diesem  geriichte  \\.\\.  Tennyson  seiner  eigenen  .aussage 
nach  von  einem  arabischen  gedichte  erhalten  ,  das  von  Sir  William  Jones  über- 
setzt ist.     Koeppel.    Tennyson,  s.   41. 


Tennyson's  weit-   and   lebensaiischriuung  6l 

heimische  sage  und  geschichte  zurückgehen,  gehören  Ä  Simeon 
Siylites,  Godiva,  Boadicea  und  vor  allem  die  zahlreichen  dich- 
tungen  aus  der  artussage. 

Die  grundgedanken  dieser  dichtungen,  die  themata,  die 
sie  behandeln,  sind  sehr  verschieden.  Es  ist  die  liebe,  die 
glückliche,  wie  die  unglückliche  mit  ihren  freuden  und  leiden, 
die  freundschaft ,  die  selbstlose  aufopferung  und  hingebung, 
der  hochmut  und  die  ascetik,  der  Idealismus  der  jugend  und 
die  resignation  des  alters,  das  streben  nach  thaten  und  erfah- 
rungen  wie  die  Sehnsucht  nach  ruhe,  die  ekstase  des  glaubens 
wie  der  trotz  und  die  Verzweiflung  des  völligen  Unglaubens, 
der  wert  und  die  bestimmung  des  lebens,  und  die  h()chsten 
fragen  der  menschheit,  die  religion  und  philosophie  zu  lösen 
versuchen.  Auch  politische  und  soziale  fragen,  die  grosse  Eng- 
lands, krieg  und  frieden,  soziales  elend  und  dessen  hebung 
macht  Tennyson  zum  gegenstände  seiner  poesie ,  in  der  er 
alles  niederlegt,  was  er  über  göttliche  und  menschliche  dinge 
empfunden  und  gedacht  hat.  Ihm  wird  alles  zur  poesie,  seine 
naturbeobachtungen ,  seine  persönlichen  erfahrungen  ,  seine 
politischen  und  religiösen  Überzeugungen,  ja  auch  seine  wissen- 
schaftlichen Studien,  die  sich  über  alle  gebiete  der  erkenntnis, 
neben  der  litteratur,  der  englischen  wie  der  ausländischen,  vor 
allem  der  deutschen  auch  auf  philosophie  und,  wie  schon  er- 
wähnt, die  naturwissenschaften  in  ihrem  weitesten  umfange 
erstreckten.') 

Was  aber  Tennyson  seine  einzige  Stellung  in  der  englischen 
litteratur  der  viktorianischen  epoche  verleiht,  ist  vor  allen 
dingen  die  harmonie  von  Inhalt  und  form  in  seiner  kunst. 
Im  allgemeinen  hat  die  englische  litteratur  jener  zeit  den 
fehler,- dass  sie  formlos  ist.  In  dem  Strudel  des  politischen 
lebens,  dem  lärm  der  parlamentsreform,  des  mächtig  auf- 
strebenden industrialismus  und  der  sozialen  und  religiösen 
kämpfe  ging  das  formgefühl,  das  rein  litterarische  und  künst- 
lerische Interesse  fast  verloren.  Die  starken,  künstlerischen 
Individualitäten  wurden  in  den  dienst  der  zeltideen  gezwängt, 
und  die  herrschende  lltteraturform  wurde  der  sich  leicht  den 
erfordernissen  des  .Stoffes  und  der  tendenz  anpassende  roman. 
Und  auch  die  romane,  wie   zeigen    sie    bei    all    ihren    grossen 

1)  M.  11  408.  464   ff.  a.   a    o. 


()2  i^l»    Aioiistein 

unvci'gleiclilichcn  \orzi'i<^en  in  der  sitten-  und  Charakter- 
schilderung eine  oft  ermüdende  breite  und  nachlässigkeit  der 
kompositioni  Auch  die  bedeutendsten  unter  den  roman- 
schriftstellern,  Dickens,  Thackeray  und  George  EHot  sind 
hier\T)n  keineswegs  frei.  ÄhnHches  lässt  sich  von  der  poesie  in 
engerem  sinne  sagen.  Soweit  sie  nicht  epigonenpoesie  ist  und 
in  breit  getretenen  gelcisen  wandelt,  fehlt  es  ihr  an  mass  und 
Selbstbeherrschung,  an  harmonischer  cinheit  von  inlialt  und 
form.  Tennyson  ist  der  einzige  würdige  nachfolger  und  fort- 
bildner  von  Byron,  Shelley,  Keats  und  Wordsworth,  indem  er 
die  poesie  aus  der  zeit  der  romantik  hinübergerettet  hat  in  die 
der  Wissenschaft  und  der  aufklärung,  den  Widerhall  seines 
strebens  und  Schaffens,  seiner  quäl  und  hoffens  in  harmonie 
auflösend.  Sein  formgefühl  war  auf  das  feinste  entwickelt 
und  auf  das  schwerste  zu  befriedigen.  Seine  memoiren  geben 
zahlreiche  beispiele,  wie  er  unbarmherzig  streicht  und  ver- 
wirft, V)  wo  ein  gedieht  ihm  zu  lang  für  den  gedanken 
scheint,  wie  streng  er  mit  bezug  auf  die  reinheit  des  reimes 
ist,-)  wie  er  den  grössten  wert  auf  das  metrum  legt  und  ver- 
suche macht  in  dem  gebrauch  antiker  oder  von  ihm  er- 
fundener metren.'*)  So  ist  er  denn  wohl  der  formvollendetste 
unter  den  englischen  dichtem,  wenn  auch  \ielleicht  Swinburne, 
der  ihm  nach  eigenem  geständnis  unendlich  viel  verdankt, 
ein  noch  grösserer  verskünstler  ist.  Seine  blankverse  sind 
voll  ausdruck  und  elastizität;  er  vermeidet  das  enjambe- 
ment  und  endigt  meist  den  satz  mit  der  zeile ,  weiss'  aber 
durch  den  tonfall  dem  verse  mannigfaltigkeit  zu  geben.  Er 
wendet  mit  mass  und  grosser  kunst  die  allitcration  und  die 
Wortmalerei  an  und  ist  ein  meister  des  gleichnisses  imd  der 
poetischen  metapher.  Dabei  hat  er  viele  neue  metren  ge- 
schaffen, lyrische  und  erzählende,  die  sich  dem  inhalte  wunder- 
bar anpassen.  Allerdings  sind  nicht  alle  seine  versuche  ge- 
lungen. Das  gedieht  Boadicea  /..  b.  ist  in  einem  metrum 
geschrieben,  von  dem  er  selbst  fürchtete,  dass  es  niemand 
ausser  ihm  lesen    könne    und    deshalb    wimschte,    dass    es    in 


')  M.  I   198/199.  507  a.  a.  o. 

2)  M.  I  287.     Er  fand  reime  wie  Endora  :  before   her,    sister  :  vista    ali- 
.scheiilicli.     Brief  an  eine  danie  über  ihre  gediclite. 

3)  M.   I  ;ui-  459.  11    12  IT. 


Tennyson's  weit-   und   lebensanscliauung  6-2 

musik  ^fcsctzt  würde,  damit  die  leute  den  rhythmus  verständen.') 
Ich  habe  auch  vergebens  versucht,  es  zu  verstehen.  Sonst 
zeigt  sein  styl  bei  aller  kraft  und  gedrungenheit  des  ge- 
dankens  eine  durchsichtige  klarheit  und  einfachheit;  da  ist 
alles  auf  das  äusserste  gefeilt,  kein  wort  überflüssig,  und 
der  ausdruck  ist  immer  das  knappste,  passendste  gewand  des 
gedankens.  Welches  sind  nun  die  gedanken,  die  Tennyson 
poetisch  gestaltet  hat  ?  Betrachten  wir  zunächst  seine  an- 
sichten  über  das  wesen  der  kunst. 

Kap.  I. 
Die    kunst    im    Verhältnis    zur    moral    und    zum    leben. 

Tennyson's  poesie  ist  in  erster  linie,  wie  fast  alle  eng- 
lische poesie,  eine  ethische.  Sie  entspricht  der  definition  von 
Matthew  Arnold,  dem  mitstrebenden  Zeitgenossen  Tennyson's 
und  bedeutendsten  kritiker  der  epoche,  welcher  sagt,  dass  die 
poesie  »kritik  des  lebens  ist  unter  den  bedingungen,  die  einer 
solchen  kritik  durch  die  gesetze  der  dichterischen  Wahrheit 
und  dichterischen  Schönheit  gestellt  sind.-)  Diese  kritik  kann 
nach  den  worten  desselben  Schriftstellers  nur  »eine  moralische 
deutung  des  menschen  und  des  Weltalls  von  einem  unab- 
hängigen gesichtspunkte  scin.'<3)  Tennyson  stellte  sich  von 
vorneherein  auf  den  Standpunkt,  dass  kunst  und  moral  un- 
zertrennlich seien.  *Du  sagst  pathetisch,-  schreibt  ihm  sein 
freund  Hallam  am  26.  Juni  1831,  »weh  mir!  ich  habe  mehr 
vom  schönen  als  vom  guten!  Erinnere  dich  zu  deinem  tröste 
daran,  dass  gott  es  dir  gegeben  hat,  den  unterschied  zu  sehen. 
Mancher  dichter  ist  blind  in  seinem  künstlerstolze  weiter  ge- 
schritten.« +) 

Zwei  seiner  frühesten  gedichte  entwickeln  allegorisch 
den  gedanken ,  dass  die  blosse  kunst  ohne  Zusammenhang 
mit  dem  leben  keine  befriedigung  gewähren  könne.  Das  eine 
heisst    Die    datne    von    Shalott    und    ist    zugleich    das    erste    ge- 


>)  M.  I  459. 

*)  MaUhew  Arnold,  The  Study  of  Poetry:  „A  criticism  of  life  under  the 
conditions  fixed  for  .such  a  critici.sm  by  the  laws  of  poetic  truth  and  poetic 
beauty." 

')   Celtic  Litern titre  s.    171- 

<j  M.  I  81. 


()A  Pli.    Aronsteiii 

diclit  'l'cnnyson's  aus  dem  artussagenkrcise.  Auf  ihrer  bürg 
an  der  Strasse,  die  nach  Camelot  führt,  sitzt  die  dame  von 
Shalott  tag  und  nacht  am  fenster  und  webt,  was  sie  in  einem 
ihr  gegenüber  hängenden  spiegel  sieht,  zu  einem  wunderbaren 
gewebe.  Sie  darf  niclit  hinunlersehen,  da  nach  einer  alten 
überHeferung  ein  fluch  sie  treffen  wird,  wenn  sie  hinab  schaut 
in  das  muntere  treiben  zu  ihren  füssen.  Sie  sieht  kaufleute 
und  bauern,  ritter  und  knappen,  mönche  und  äbte,  hochzeiten 
und  begräbnisse.  Manchmal,  wenn  der  mond  am  himmel 
steht,  kommen  zwei  junge  Hebende  vorbei,  und  dann  wird  die 
dame  der  schatten  schon  halb  überdrüssig.  Endlich  reitet 
Lancelot  singend  vorbei,  mit  glänzender  rüstung  angethan. 
Als  die  Jungfrau  sein  bild  im  spiegel  sieht,  da  ist  es  um  sie 
geschehen.  Das  gewebe  schleudert  sie  in  den  fluss,  der 
spiegel  zerspringt,  der  fluch  muss  in  erfüllung  gehen.  Sie 
löst  das  boot,  der  fluss  trä^t  sie  langsam  nach  Camelot  hinab, 
wo  sie  vor  kälte  erstarrt  vmd  als  leiche  ankommt.  Tennyson 
selbst  gab  folgende  deutung  des  gedichtes:  »die  neugeborene 
liebe  für  etwas,  für  jemanden  in  der  weiten  weit,  wovon  sie 
solange  ausgeschlossen  gewesen  ist,  trägt  sie  aus  dem  reiche 
der  schatten  in  das  der  Wirklichkeiten.  ')  Die  dame  von 
Shalott  ist  der  künstler,  der  am  ende  seiner  Schattenbilder 
überdrüssig  wird  und  in  der  Sehnsucht  nach  liebe  und  lel)cn 
untergeht.  Die  phantasie  allein  genügt  dem  rnensclfen  nicht; 
er  bedarf  der  liebe,  des  anteils  an  menschlichen  Schicksalen. 
Derselbe  gedanke  ist  noch  klarer  entwickelt  in  dem  ge- 
dichte  Der  palast  der  kiuist.     Es  beginnt   mit  den  Worten  : 

»Ich  baute  meiner   seeP   ein  herrlich  haus, 

Um  dort  in  steter  freud'  zu  wohnen. 

Ich  sagte:    histig,  leb'   in   saus  und  braus, 

Hier  wirst  du  sicher  thronen.« 
So    schwelgt    die    seele    drei    jähre    lang    in    allen    genüssen, 
die  kunst  und  Wissenschaft  zu  bieten  vermögen,   herabsehend 
in    ihrer     gottähnlichen     Vereinsamung     auf    das     schmutzige 
erdenwallen    und    das    </ezänk    der    sckten.      Aber   im    vierten 


>j  M.  1  117. 

'^)  1    biiill  iiiy   soul   a   lonily   plcMSure-house 

VVlierein  at   ease   for  aye  to   dwL'll. 
I  said   "O   süiil,  inake  lueiry   aiid   carouse, 
Dear  sonl,   fnr  all   is  well." 


Tennyson's  weit-   und   lebensanscliauung  ßr 

jähre  wird  sie    in    ihrer    selbstsüchtigen    einsamkcit    von    trüb- 
sinn,  Verzweiflung  und  reue  ergriffen  : 

Als  so   verflossen  waren   der  jähre  vier 

Da  warf  sie  fort  ihr  königskleid. 

»Baut  eine  hütte  in   dem   thale  mir 

Zu  klagen   dort  mein  leid. 

Doch   lasset  stehn   den   herrlichen   palast, 

So  schön,   so   leicht  gefügt. 

Vielleicht  mach'   ich  mit  andern   dort  einst  rast 

Wenn  ich  die  schuld  gesühnt.«  ') 
Tennyson  selbst  schrieb  mit  bezug  auf  dieses  gedieht 
im  jähre  1890:  ^Trench  (der  spätere  erzbischof  von  Dublin) 
sagte  zu  mir,  als  wir  zusammen  in  Trinity  waren :  'Tennyson, 
wir  können  nicht  in  der  kunst  leben.'  Der  palast  der  kiuist  ist 
die  Verkörperung  meines  glaubens,  dass  das  göttliche  leben 
mit  den  menschen  und  für  die  menschen  ist.«-)  Die  theorie, 
dass  die  kunst  um  der  kunst  willen  da  sei,  erschien  Tennyson 
immer  als  eine  durchaus  verdammenswerte  ketzerei,  gegen  die 
er  seinen  ganzen  zorn  wandte. 3)  Ihm  schien  nur  die  kunst 
die  wahre,  die  sich  in  den  dienst  des  guten  und  der  mcnsch- 


')  So  when  four  years  were  wholly  finislud, 

She  threw  her  royal  rohes  away. 

"Make  iiie  a  cottage  in   the  vale",   she  snid, 

Where  1  may  mourn  and  pray. 

"Yet  pull  not  down  my  palace  towers,  that  are 

So  lightly,  heautifully  built : 

Perchance  I  may  return  with  otliers  tlieie 

When  I  have  purged  my  guilt." 
*)  M.  I  119.  Spedding  sagt  von  dem  gedichtet  "The  Palace  of  Art  le- 
presents  allegorically  the  condition  of  a  mind  vvliich,  in  tlie  love  of  beauty,  and 
the  tiiumphant  consciousness  of  knowledge,  and  inteilectuai  supremacy,  in  the 
intense  enjoyment  of  its  own  power  and  glory,  has  lost  siglit  of  its  relation  to 
man  and  God.  ds.  p.  192/193.  Ahnlich  drückte  sich  Auhrey  de  Veie  darüber 
aus  ds.  p.  505 

^)  Ein    unveiöffentlichtes    epigramm  Tennyson's ,    betitelt :    "Art    for  Art's 
sake  (instead  of  for  Art's  and  man's  sake)"  lautet : 

"Art  for  Art's  sake!      Hail,  truest  Lord   of  Hell! 

Hall  Genius,  Master  of  the  Moral   Will! 

'The  filthiest  of  all  paintings  painted   well 

Is  mightier  than  the  puiest  painted   ill!' 

Yes,  mightier  than  ths   purest  painted   well. 

So  prone  are  we  toward  the  broad   wav   to   Hell".   M.   II  92. 

J.  H  o  o  p  s,  EnglUche  Studien.    WVlll.   i.  5 


66  l"*'!-  Aronstein 

hcit  stellte.  '>Er  hatte  keine  Sympathie,«  sagt  Lecky,  »mit 
der  theorie,  die  kunst  und  moral  trennen  möchte,  und  ich 
habe  keinen  schriftsteiler  kennen  gelernt,  der  ein  ebenso  hohes 
pflichtbewusstsein  in  bezug  auf  sein  werk  hatte.   ') 

Was  das  Verhältnis  von  kunst  und  Wirklichkeit  angeht, 
so  stand  Tennyson  entschieden  auf  der  seite  des  Idealis- 
mus. Bezeichnend  ist,  dass  er  keinen  geschmack  an  Rubens 
und  der  niederländischen  maierei  fand,  dagegen  für  Tizian 
und  die  Italiener  schwärmte.  Hallam  bemerkte  richtig,  dass 
seine  eigene  kunst  der  phantasie  und  dem  style  von  Tizian 
näher  stünde.-)  Auch  Raffael  bewunderte  er.')  Charakte- 
ristisch ist  auch  sein  Verhältnis  zu  Goethe,  dessen  dichtungcn 
er  gut  kannte.  Er  fühlte  sich  abwechselnd  unter  dem  banne 
seiner  grosse  und  von  seiner  breiten  Objektivität  abgestossen. 
Er  vermisste  an  ihm,  wie  er  einmal  zu  seinem  freunde  Fitz- 
gerald sagte,  »the  divine  intensity  (den  heiligen  eifer),  den 
er  bei  Dante  bewunderte. ^  Er  empfand  die  grosse  geistige 
kraft  de  Faust,  warf  das  buch  aber  doch  bei  der  ersten 
lektüre  mit  absehen  weg.  Auch  das  drama  Tasso  erregte  in 
ihm  gemischte  gefühle;  er  empfand  nur  interesse  an  der  ge- 
stalt  des  Tasso,  während  die  weltklugkcit  der  Leonore  ihn 
abstiess.-'')  Der  moderne  naturalismus  schien  ihm  eine  er- 
niedrigung  der  kunst.  »Ich  stimme  mit  Wordsworth  überein,« 
sagte  er,  »dass  kunst  auswahl  ist.  Man  betrachte  z.  b.  Zola: 
er  stellt  die  übel  der  weit  ohne  das  ideal  dar.  Seine  kraft 
wird  deshalb  abscheulich,  weil  er  keine  auswahl  trift't.  Auch 
der  edelste  genius  bedarf  der  selbstbeschränkung.  ^)  In  einem 
seiner  letzten  gedichte,  Locksley  Hall  sechzig  jähre  später  (i88i), 
eifert  er  gegen  die  zeitgenössische  litteratur,  die  die  schände 
der  natur  mit  den  lebendigen  färben  der  kunst  male,  die  alle 
laster  und  schmutzigen  leidenschaften  nackt  enthülle,  die  den 
reinen  springquell  der  Jugend  mit  dem  schmutz  der  gösse 
trübe,  so  dass  die  keusche  phantasie  des  mädchens  sich  in  dem 


>)  ds    203. 

'-')  Brief  vom  6/<)    183:1.     M.   I    in). 

8)  (Is.    121. 

<)  rls. 

5)  (Is.   277/278. 

«)  M.   II   X.M. 


Tennyson's   weit-   und   lebensanschauuno;  67 

trog  des  zolaismus  wälze.    Das  erscheint  ihm  nicht  als  ein  fort- 
schritt,  sondern  als  ein  rückschritt  zur  tierischen  natur.') 

Kap.   ir. 
T  e  n  n  y  s  o  n '  s  Stellung  zur  i-  e  1  i  g  i  o  n  und    p  h  i  1  o  s  ( >  j  >  h  i  e . 

Tennyson's  ideale  auftassung  von  den  aufgaben  der 
kunst  fusste  aber  auf  seiner  idealen  Weltanschauung,  wie  sie 
in  seinen  werken   sich  wiederspiegelt. 

Diese  wollen  wir  jetzt  zu  rekonstruieren  versuchen, 
denn  nur  so  werden  wir  den  dichter  und  seinen  grossen  ein- 
fluss  auf  die  zeit  begreifen  und  erklären  können.  Wie  dachte 
er,  so  fragen  wir  uns  zunächst,  über  die  grossen  fragen  des 
warum ,  wohin  und  woher,  die  seine  zeit  wie  alle  zeiten  be- 
wegten r 

Besonders  in  England  sind  religiöse  fragen  ebenso  wie 
politische  immer  aktuell  gewesen ,  und  sie  waren  es  auch  in 
hohem  masse  zur  zeit  von  Tennyson's  Jugend  und  mannes- 
alter. Mächtig  tobte  gerade  im  zweiten  drittel  unsers  Jahr- 
hunderts der  kämpf  um  dogmen  und  ceremonien  innerhalb 
der  kirche,  während  zugleich  die  aufklärung,  sich  stützend 
einerseits  auf  die  naturwissenschaften ,  andererseits  auf  die 
deutsche  philosophie  und  theologische  forschung ,  an  den 
grundfesten  des  christlichen  glaubens  rüttelte.  Die  kirchliche 
bewegung  ging  von  Oxford  aus,  wo  eine  reihe  bedeutender 
männer,  vor  allem  Edward  Bouverie  Pusey  und  John  Henry 
Newman,  der  spätere  kardinal,  die  anglikanische  kirche  durch 
hebung  der  priesterlichen  würde  und  macht  und  erweiterung 
des  äusseren  ceremoniells  in  katholisierender  richtung  um- 
zugestalten suchten ,  während  sich  ebendaselbst  eine  frei- 
sinnig-theologische schule  bildete,    die    sowohl    im    gegensatze 


')  Es  heisst  dort : 
Autliors  —  essayist,  atheist,  novelist,  realist,  rhymester,  play  yoiir  part, 
Paint  the  morlal  shame  of  nature  witli  the  living  hues  of  Art. 
Rip  your  brothers'  vices  open,  strip  your  own  foul  passions  bare ; 
Down  with    Reticence,   down  with  Reveience  —  forward  —   naked  —  let 

them.  Stare. 
Feed  the  budding  rose  of  boyhood  with  the  drainnge  of  vour  sewer; 
Send  the  drain   into  the  fountain,   lest  the  stieain  shouid   issue  pure. 
Set  the  maiden  fancies  wallowing  in  the  troughs  of  Zolaism,  — 
Forward,  forward,  ay  and  backward,  downward  too  into  the  abysm  etc. 

5* 


(38  Pli.  Aionstein 

ZU  dem  ritualismus  der  hoclikirchler  als  dem  pietismus  der 
»Low  Chiirch«  die  kirche  auf  eine  breitere  wissenschaftliche 
basis  zu  stellen  sich  bemühte.  Zu  gleicher  zeit  aber  wirkte 
mächtig  der  einfluss  Carlyle's  ,  der  auf  dem  boden  der 
deutschen  aufklärungsphilosophie  stehend  alle  kirchlichen 
formein  und  formen  verwarf  und  die  dogmatischen  Streitig- 
keiten der  sekten  mit  blutigem  höhn  charakterisierte  als  das 
unverständliche  geschnatter  von  äffen  um  ein  feuer  im  waldc, 
das  sie  nicht  zu  unterhalten  verstehen. i)  Daneben  entstand  als 
grundlage  einer  neuen  Weltanschauung  die  entwicklungslehre, 
die  in  England  zuerst  im  jähre  1844  in  einem  anonym  er- 
schienenen buche  Spuren  der  naturgeschichte  in  der  schöpßwg 
von  Robert  Chambers  unter  allgemeinem  aufsehen  verkündet 
wurde,  und  die  Darwin  1 5  jähre  später  in  seinem  grossen 
werke  über  Deti  Ursprung  der  arten  wissenschaftlich  be- 
gründete. 

Alle  diese  einflüsse  haben  auf  Tennyson  gewirkt,  dessen 
ganzes  denken  und  fühlen  auf  dem  gründe  einer  tiefen  reli- 
giosität  beruhte.  Stammte  er  doch  aus  einem  pfarrhause  und 
hatte,  was  wohl  von  besonderer  bedeutung  war,  eine  überaus 
fromme,  sanfte  und  mildherzige  mutter,  die  bis  in  ihr  höchstes 
alter  hinein  über  dem  seelenheile  ihres  sohnes  wachte  und 
den  mehr  als  50  jährigen  noch  erniahnte,  sein  talent  im  dienste 
gottes  anzuwenden.-)  So  beschäftigten  ihn  denn  religiöse 
fragen  beständig  von  der  universitätszeit  an,  wo  er  besonders 
zu  F.  D.  Maurice,  einem  der  bedeutendsten  theologen  Englands 
und  dem  späteren  begründer  des  christlichen  Sozialismus,  in 
enge  freundschaftliche  beziehung  trat,  bis  in  sein  spätestes  alter. 
Zahlreiche  gedichte  legen  hierfür  zeugnis  ab.  Besonders  aber 
hat  er  seine  Stellung  zu  den  fragen  von  glauben  und  wissen 
in  dichterischer  form  dargelegt  in  dem  gedichtcyklus  In  Memo- 
ria?n  (1850),  welcher  dem  andenken  seines  am  15.  Sept.  1833 
zu  Wien  einem  schlaganfallc  crlegenen  freundes  Arthur  Hallam, 
dem  söhne  des  bekannten  geschichtsschreibcrs,  gewidmet  ist. 
Es  sind  131  formvollendete  und  gedankenreiche  gedichte,  in 
denen  er  das  emporringen  seiner  secle  aus  tiefer  Verzweiflung, 
in  die  der  Verlust  des   freundes  ihn  gestürzt    hat,    zu    k'larhcit 


')  Vgl.   Lalterday  Pamphlels.      No.    VIll   Jesuitistn 
2j    10/1    1861).      M.   I   4."i2. 


Tennyson'.s   weit-   und   leliensanschauung  (3g 

und  glauben  schildert.  Doch  die  macht  der  gedanken  und 
gefühle  durchbricht  die  ursprüngliche  lyrische  form  und  er- 
hebt das  individuelle  leid,  die  quäl  des  zweifeis,  die  unstill- 
bare Sehnsucht  und  das  sti.irmische  verlangen  nach  Wieder- 
vereinigung zur  geschichte  der  läuterung  der  menschenseele 
und  zwar  der  seele  des  modernen  wissenschaftlichen  menschen 
durch  den  schmerz.  Tennyson  sagt  selbst  über  das  werk : 
»In  Memoriam  ist  ein  gedieht ,  keine  genaue  biographie.  Es 
dreht  sich  um  unsere  freundschaft,  um  die  Verlobung  Arthur 
Hallams  mit  meiner  schwester,  um  seinen  plötzlichen  tod  in 
Wien  kurz  vor  der  für  die  hochzeit  festgesetzten  zeit,  und 
um  sein  begräbnis  in  der  kirche  zu  Clevedon.  Das  gedieht 
schliesst  mit  der  heirat  meiner  jüngsten  schwester  Cecilie. 
Es  sollte  eine  art  Divina  Commedia  sein  mit  ihrem  frohen,  ver- 
söhnenden Schlüsse.  Die  einzelnen  teile  wurden  an  ver- 
schiedenen orten  geschrieben ,  je  nachdem  die  besondern 
abschnitte  unsers  Verkehrs  sich  meinem  gedächtnis  auf- 
drängten und  sie  nahe  legten  .  .  .  Die  verschiedenen  stimmen 
des  Schmerzes  werden  dramatisch  dargestellt  und  dazu  meine 
Überzeugung,  dass  furcht,  zweifei  und  leiden  nur  durch  den 
glauben  an  einen  gott  der  liebe  antwort  und  trost  erhalten 
können.  Das  'ich'  ist  nicht  immer  der  Verfasser,  der  von 
sich  selbst  redet ,  sondern  die  durch  ihn  redende  stimme 
der  menschheit.«  ^) 

Was  nun  die  ansichten  betrifft ,  die  Tennyson  in 
dem  gedichte  und  auch  an  andern  stellen  ausspricht, 
so  hält  er  an  den  grundlehren  der  christlichen  religion, 
dem  glauben  an  gott,  der  erlösung,  der  Unsterblichkeit  der 
seele  und  dem  fortleben  nach  dem  tode  fest.  Manchmal  neigt 
er  zu  einem  gewissen  poetischen  pantheismus,  ähnlich  wie 
Goethe,-)  aber  zu  andern  Zeiten  erklärt  er  doch  wieder,  dass 
die     »selbstbewusste    persönlichkeit    gottes    das    rückgrat    der 


»)  M.  1  309. 

2)  Nach  dem  ersclieinen  des  Darwin'.schen  buches  sagte  Tennyson  zu 
einem  freunde:  „Darwinismus,  der  mensch  vom  äffen,  würde  das  wirklich  einen 
unterschied  machen?  Die  zeit  ist  nichts;  sind  war  nicht  alle  teile  einer  gottheit?" 
Und  als  man  ihm  entgegenhielt,  dass  das  pantheismus  wäre,  entgegnete  er:  „Nun, 
ich  glaube  an  einen  gewissen  pantheismus."  M.  1  514-  Er  war  auch  ein  Ver- 
ehrer Giordano  Bruno's  und  Spinoza's.  M.  II  424.  Besonders  vergleiche  man 
das  gedieht    77^1?  Higher  Pantheisin. 


7° 


Ph.   Aronstein 


weit  sei.«  M  Die  Unsterblichkeit  der  seele  besonders  war  ein 
lieblingsgedanke  des  dichters,  bei  dem  er  gerne  verweilte,  und 
dem  er  vielfachen  poetischen  ausdruck  gegeben  hat.^)  Auch 
in  seinen  gesprächen  pflegte  er  bis  in  sein  hohes  alter  gerne 
bei  diesem  gegenstände  zu  verweilen.'')  Dass  die  seele 
schliesslich  in  der  allgemeinen  weltseele  aufginge,  verschlungen 
würde ,  schien  ihm  ein  ebenso  unbestimmter ,  wie  unbe- 
friedigender glaube;  er  hoffte  seinen  freund  nach  dem  tode 
wiederzusehen.'*)  Im  einklange  mit  den  lehren  der  christlichen 
ethik  erkannte  er  endlich  als  eme  bedingung  der  fortcntwick- 
lung  zum  guten  auch  die  Willensfreiheit  des  menschen  an, 
»das  grosse  wunder,  eigentlich  ein  akt  der  selbstbeschränkung 
gottes  und  zugleich  eine  Offenbarung  seiner  selbst.«"')  »Die 
menschliche  freiheit,«  erklärte  er  einmal,  -gleicht  dem  vogel 
im  käfig.  Er  kann  auf  der  niedersten  sprosse  sitzen  bleiben 
oder  zur  höheren  emporsteigen.  Dann  wird  Er,  der  da  ist  und 
weiss,  seinen  käfig  erweitern  und  ihm  immer  höhere  stufen 
bereit  halten,  bis  er  endlich  die  decke  des  käfigs  abbrechen 
und  ihm  den  flug  zur  Vereinigung  mit  dem  freien  willen  des 
Universums  gestatten  wird.«^) 

Aber  alle  diese  Überzeugungen  sind  dem  dichter,  wie 
Kant's  postulate  der  praktischen  Vernunft,  Wahrheiten,  die  nicht 
bewiesen  werden  können,  die  wir  im  innersten  der  seele  fühlen 
müssen.  Wenn  zweifei  seine  seele  erfassen,  und  ihm  die  weit 
wie  ein  wüstes  chaos  erscheint,  dann  zerschmilzt  eine  wärme 


»)  M.  1  312. 

2)  In  Mcmoriam  Introd.   IX.   XXXIV.  XXXV.  XM.    XLII   etc.,    I.iner    in 
ilen  gedicliten :    The  Sisiers,    Tiresias  u.   bes.    Crossing  llic  Bar. 
^l   iM.    11   H5. 

^)   M.    II    103;   206:    Brief    Lccky's    an    Hallaiii   'rL-imyson.      ///    Me/ucriaiii 
XLVII: 

'l'hat  each,   who  seeins  a  separate   vvlude. 

Shüuld  inove  Ins  lounds,  and   fusing  all 

'l'he  skills  of  seif  again,  should   fall 

Reinerging  in  the  general  Soul, 

Is  faith  as  vague  as  all  unsweet ; 

Eternal  form  sliall  still  divide 

The  eternal  soul  froin  all  beside ; 

And  I  shall  know  hini  wlien  \ve  nieet." 
*)  M.   I  312. 
"j  (Is.  319. 


Tennvson's  weit-  und   leliensanschauun« 


71 


in  seiner  brüst  den  kalten  verstand,  und  sein  herz  erhebt  sich 
wie  ein  mann  im  zorn  und  antwortet:  >'ich  habe  gefühlt!  <\) 
Ähnlich  heisst  es  in  einem  der  tiefsinnigsten  späteren  gedichte 
Tennyson's,  Der  alte  weise: 

»Beweisen   lässt  sich  nichts  noch  widerlegen, 

Was  des  beweisens  wert ;  drum  sei  du  weise : 

Halt  an  des  zweifeis  Sonnenseite  dich 

Und  halte  fest  am  glauben  jenseits  der  glaubcnsformen.«^) 
Wohl  sieht  der  dichter,  wie  in  der  natur  ewige  Zer- 
störung herrscht,  wie  tausend  gattungen  untergegangen  sind. 
Aber  soll  auch  der  mensch,  der  auf  gott  vertraut  und  für 
Wahrheit  und  recht  gekämpft  hat,  in  dem  sande  der  wüste 
umhergeweht  oder  in  den  ehernen  felsen  als  Versteinerung  be- 
graben werden?  Dann  wäre  das  leben  entsetzlich,  ein  wüster 
träum.  Die  drachen  der  urweit,  die  sich  im  schlämm  zer- 
fleischten, wären  musik  mit  ihm  verglichen,  sein  dasein  eitel 
und  nichtig. 

»Welche  antwort  wird  uns,   welch(^r  trostV 

Ein  Schleier  birgt  sie  unscrm  blick.«'') 
»Dies  ist  eine  schreckliche  zeit  des  Unglaubens,*  sagt 
Tennyson  einmal  in  seinen  memoiren.  Ich  hasse  voll- 
ständigen Unglauben,  ich  kann  es  nicht  ertragen,  dass  wir 
alles  an  dem  kalten  altare  dessen  opfern,  was  die  menschen 
mit  ihrem  unvollkommenen  wissen  Wahrheit  und  Vernunft 
nennen.  Man  kann  leicht  allen  glauben  verlieren,  wenn  man 
den  beständigen  gedanken  und  die  sorge  für  geistige  dinge 
verliert.« ') 

Wenn  Tennyson  so  an  den  grundlagen  der  religion  als 
einem  persönlichen  bedürfnisse  des  fühlenden,  denkenden 
menschen  festhält,  so  weist  er  doch  alle  Streitigkeiten  über 
formales  und  dogmen  weit  von  sich.  Sein  glaube  war  frei  von 
jeder  dogmatischen  und  konfessionellen  engherzigkeit;  er  hoffte 


1)   In  Mmwriam  CXXIV. 

-)  "For  notliing  wortliy  proving  can  be  proven, 

Nor  yet  dispioven ;   wherefore  be  thou  wise, 
Cleave  ever  to  the  sunnier  side  of  doubt, 
And   cling  to  Faith  beyond  tlie  forms  of  Fnitli !' 

')  In  iMem.   LVI :    "What  hope   of  ansvver,   or  redress? 
Behind  the  veil,   liehind  the  veil." 

^;   -M.    1  309. 


72 


Ph.   Aronsteiii 


vielmehr  auf  eine  die  weit  umfassende  und  einigende  kirche, 
die  über  den  sekten  st<-inde.  »Es  ist  unmöglich,  sagt  er 
einmal,  sich  zu  denken,  dass  der  allmächtige  dich  fragen 
wird,  wenn  du  im  nächsten  leben  vor  ihn  kommst,  was  deine 
besondere  form  des  glaubens  war;  sondern  die  frage  wird 
vielmehr  lauten:  bist  du  dir  selbst  treu  gewesen  und  hast  in 
meinem  namen  den  kleinen  einen  becher  kühlenden  wassers 
gereicht?«  ')  So  klingt  denn  auch  ///  Memoriam  in  den  froh- 
lockenden ruf  aus:  »alles  ist  gut,  wenn  auch  glaube  und  form 
getrennt  sind  in  der  nacht  der  furcht,  «^j 

Noch  das  letzte  gedieht  Tennyson's,  das  er  kurz  vor 
seinem  tode  schrieb,  Akbars  iraum  (1892),  behandelt  den  ge- 
danken  der  duldung  und  kann  gleichsam  als  das  religiöse 
testament  des  dichters,  seiner  Weisheit  letzter  schluss,  be- 
trachtet werden.  Akbar,  ein  indischer  kaiser,  abgestossen 
von  dem  hader  und  der  selbstgerechtigkeit  der  sekten,  von 
dem  gezänke  unduldsamer  pfaffen  und  dem  elend  der  reli- 
giösen Verfolgungen  träumt  von  dem  bau  eines  heiligen 
tempels,  der  weder  pagode,  noch  moschee,  noch  kirche  sein 
soll,  sondern  erhabener  und  einfacher,  offen  jedem  hauch  des 
himmels ,  die  wohnstätte  der  Wahrheit  und  des  friedens, 
der  liebe  und  der  gerechtigkeit.  Solch  ein  glaube  war  Tenny- 
son's ideal,  wie  das  von  Carlyle  und  Dickens.  Doch  verband 
er  mit  dieser  freiheit  von  dem  zwange  religiöser  formen  und 
formein  eine  hohe  toleranz  gegenüber  allen,  die  noch  in  den- 
selben steckten.  Wir  sollen  nicht  herabsehen  auf  die,  welche 
noch  am  glauben  der  kindheit  festhalten,  denn  ihr  glaube 
durch  die  form  ist  ebenso  rein  wie  der  unserige,  und  ihre 
hände  sind  vielleicht  bereiter  zum  guten. •'^)  Wenn  die  Wahr- 
heit in  den  überzeugendsten  Worten  versagt,  so  tritt  sie,  in 
einer   geschichte    verkörpert,    auch    in    »die    niederen    thüren« 


«)  ds. 

2)   In  Manoriam  CXXVll  : 

"And  all   is  well,   llio"   faitli  and   form 
ße  siindei'd  in  tlie  night  of  fear." 

»)   In  Mein.   XX XI II   2: 

"Leave   thou  thy  sislef   wheii  slie  piays, 
Her  eai  1  y   lieaven,   her   happy   views  ; 
Nor   thou   with  shadow'd   hint   confuse 
\    lit'e   that    leads    melodious   days." 


Tennyson's  weit-   und   lebensanscliauur.g  n  ■> 

ein  und  wirkt  gutes.  So  versteht  sie  der,  der  die  garbe  bindet, 
der  das  haus  baut  und  das  grab  gräbt  und  »jene  wilden 
äugen,  die  beobachten,  wie  die  woge  um  das  korallenriff 
braust.«')  Und  wie  allen  formen  des  glaubens  gegenüber, 
auch  den  einfachsten  und  kindlichsten,  so  lehrt  Tennyson 
auch  duldung  gegenüber  dem  ehrlichen  zweifei.  Es  war  ein 
kühnes  und  freies  wort  und  ein  wort,  das  gerade  in  dem 
orthodoxen,  bibelgläubigen  England  sehr  zeitgemäss  war,  wenn 
der  dichter  sagte:  »es  lebt  mehr  glauben  in  ehrlichem  zweifei 
als  in  der  hälfte  aller  glaubensbekenntnisse.« -)  Nur  gegen 
eine  form  des  glaubens  hatte  er,  wie  Dickens,  Kingsley  und 
George  Eliot,  von  Jugend  auf  eine  starke  abneigung,  nämlich 
gegen  den  düsternen  kalvinismus  mit  seinem  fatalismus  und 
seiner  Unduldsamkeit.-^)  In  einem  gedichte  Verzweiflung  schildert 
er,  wie  ein  ehepaar,  durch  diesen  glauben  zur  Verzweiflung 
des  Unglaubens  getrieben,  den  tod  durch  ertrinken  sucht. 
Wenn  Tennyson  so  an  den  grundlagen  des  glaubens 
unvcrrückt  festhielt,  so  verhielt  er  sich  doch  keineswegs  ab- 
lehnend gegenüber  der  Wissenschaft.  Im  gegenteil:  er 
strebte  sein  ganzes  leben  darnach,  ihre  letzten  resultate  in 
sich  aufzunehmen  und  in  seiner  poesie  zu  verkörpern,  so  dass 
man  ihn  den  »dichter  der  Wissenschaft  ,  wie  Wordsworth  den 
dichter  der  natur  genannt  hat.  Zwar,  meint  er,  ist  unser 
wissen  beschränkt;  unsere  kleinen  wechselnde  Systeme  sind 
nur  ein  gebrochener  strahl  des  göttlichen  lichtes.^)    Die  wissen- 


')  XXXVI   2:    "Ff)r   Wisdom   dealt   vvith  iiioil;d   power.s, 
Where  truth  in  dosest   words  shall   fall, 
Wlien  trutli  embodied   in  a  tale 
Shall  enter  in  at   lowly  doors"   etc. 
^)  XCVl  :\:   "Theie  lives  nioie  faith  in  honest  doubt, 

Believe  ine,  tlian   m  half  the  creeds." 
*)   M.   I   318.     In  n]y   lioyhood,   1  came  across  the  Calvinistic   Creed,    and 
assuiedly,  however  unfathomable  the  mystery,  if  one  cannot  believe  in  the  free- 
doni  of  the  human  will  as  of  the  Divine,  life  is  hardly  worth  having."    Er  hatte 
eine  alte,  streng  kalvinistische  tante,  die  stundenlang  über  gottes  gnade  zu  weinen 
pflegte,  nach  der  sie  erw.ähit  sei,  die  meisten  ihrer  freunde  aber  verworfen.    Auf 
die  dissidenten  geht  auch  wohl  die  stelle   in  Akbar's  Dream  (1892)  wo   die  rede 
ist  von  denen,   die       "sitting  on  green  sofas  contemplate 
The  torment  of  the  damn'd". 
*)  In  Memoriam,   Introd.  5 : 

"Our  little  Systems  have  their  day; 
They  have  their  day  and  cease  to  be : 


74 


Ph.   Aiunslciii 


Schaft  ni(")gc  ihren  platz  kennen  :  sie  ist  die  zweite,  nicht  die 
erste.')  Aber  auch  sie  kommt  von  gott,  ist  ein  strahl  in  der 
dunkelheit,  und  deshalb  sollen  wir  sie  pflegen. 2)  Nur  kann  die 
Vernunft  allein  die  weit  nicht  erklären;  sie  darf  sich  daher  nicht 
das  amt  des  giaubens  anmassen.^) 

Tennyson  war  besonders  ein  anhänger  der  ent wick- 
ln ngslehre,  die  er  von  dem  naturwissenschaftlichen  auf  das 
ethische  gebiet  übertrug.  Der  glaube  an  eine  beständige  fort- 
und  Weiterentwicklung  in  natur  und  menschenleben  ist  ein 
grundgedanke  seiner  poesie.  »Er  ahnte  diese  lehre  zum  teil,« 
sagt  Professor  Romanes,  einer  der  schüler  Darwin's,  >-für  die 
Darwin  dann  die  erklärung  fand.«^)  Schon  in  seinen  frühesten 
gedichten  findet  sie  sich  angedeutet-'')  und  erscheint  darin 
wieder,  weiter  ausgeführt  und  auf  das  einzelleben,  wie  das 
leben  der  Völker  und  das  leben  nach  dem  tode  angewandt, 
in  In  Me7iwria7n.  »Die  menschheit,«  so  glaubte  Tennyson,  »ist 
noch    auf    den    ersten    stufen    der   leiter.«^)     Eine   unendliche 

They  nie  but   hroken  liglils  of  thee, 
And  thou,   O   Lord,  art   inore  thaii   tliey." 
•)   /;/   Mct7i.  CXIV  4:   "Let  her  knovv   lier  place; 

She  is  the  secoiid,  not  tlie  first." 
^j  ds.   Intiod.  6:   "We  have  but   faith :   vve  cannot  know ; 
For   knowledge  is  of  tliings   we  see ; 
And  yet  we  tru.st  it  conies   from  thee, 
A   beam  in  darkness :   let  it  grow." 
')  Mein.   11   6tj :    "Whatever  is  the    object    of  Faith    caniiot    be  tlic  object 
of  Keasun.      In    line ,   Faith   must   be  our  guide  —  that  Faith  which  we   believe 
conies  to   us   froni   a  Divine  Source." 

*)  Dariüin  and  after  Darwin  zitiert  in   Mein.  1   223. 

^)  So  in  einer  ursprünglichen  f'assiing  des  gedichtes  Der  hinstpalast ,  die 
in   den   Mein.   1    II9/120  angegeben   wird: 

"All  nature  widens  upward.     Evennore    ^ 
The  .simpler  essence  lower  lies, 
More  comjilex  is  niore  peifect,  owning  niore 
Discourse,  niore  widely  wise." 
Vgl.  auch    The  iiuo   Voices,  wo  es  heisst: 
Or  if  thro'  lower  lives  I  came  — 
Tho'  all  experience  past  became 
Consolidate  in  niind  and  fiaiiie  — 
Hezug    nehmend    auf    diese    stelle    sciiickte    Mcibert    .Speiicei'    <!cm    dichter    seine 
Psychologii ,  welche  eine  hypothese  erliiutere,  die  er  hier  aulstclle.    M.    1   41 1. 

')  Mein.  1  324  \'gl.  auch:  The  Princess ;  a  mcdley,  Conclusion  ,  wo  es 
heisst :  "'i'his  fine  old  world  of  ours  is  but  a  child  Yet  in  the  go-cut."  Vgl. 
auch  eins  seiner  letzten  gedichte :    The  Daivn. 


Teniiyson's   well-   und   Itbensaii.schauimg  yc 

entwicklung  zu  höherem,  besserem  steht  ihr  bevor.  Diesen 
tröstenden  glauben  atmet  das  wunderbare  neujahrshcd  (CVI), 
welches  beginnt : 

»Klingt  aus,   ihr  glocken,   zu   den   höh'n, 

Der  flüchtigen   wölke,   dem  licht  so   kalt: 

Das  alte  jähr  muss   sterben   bald ; 

Klingt's  aus,   ihr  glocken ;   lasst's  vergehn« 
und  dessen  letzte  beide  Strophen  lauten  : 

»Klingt   aus  die   krankheit   und   die   pest, 

Klingt  aus  engherzige  sucht  nach  gold! 

Klingt  aus  die  kriege  aus   der  weit, 

Klingt  ein   ein   ewig  friedensfest. 

Klingt  ein   die  tapfern   und   die   frei'n. 

Das  grössere  herz,   die  gütige  hand, 

Klingt  aus  das  dunkel  aus  dem   land 

Den  zukunfts-Christus  klinget  ein.«  ') 
Und  in  demselben  sinne  heisst  es  am  Schlüsse  des  cyklus  : 

»Denn   was  wir  dachten,   liebten,  thaten 

Und  hofften,   litten,  sind   luir  saaten 

Von   dem,   was   einst   wird   l)lüte   und  frucht.«  -) 

Wir  könnten  noch  eine  reihe  von  stellen  aus  den  ge- 
dichten  und  gesprächen  Tennyson's  anführen,  in  denen  dieser 
gedanke  der  entwicklung  ausgedrückt  wird,  aber  es  würde 
dadurch  auch  nicht  mehr  bewiesen.'^)  Darwin's  lehre  be- 
grüsste  er  mit  freuden.  Er  fand  darin  nichts,  was  mit  der 
religion  und  dem  Christentum  unvereinbar  gewesen  wäre,  und 
der  grosse  forscher  bestätigte  ihm  dieses  auf  seine  frage. ^) 
So  suchte  er  denn  auch  nicht  gegen  den  wissenschaftlichen 
geist  seiner  zeit  anzukämpfen,  sondern  zwischen  wissen  und 
glauben  zu  vermitteln.  In  dieser  rolle  eines  Vermittlers  zwischen 
den    resultaten    der    forschun^r    und    den    unabweisbaren    be- 


')  In  Mem.  CVI.    "Ring  out,   wild   hells,  to  the   wild  sky"    IT. 
Vgl.  auch   das  gedieht:    The  Making  of  Man  in   den  gedichten   von    I8y2. 
2j  "For  all  we  thought,  and  loved  and  did. 

And  hoped,  and  suffer'd,  is  but  seed 
Of  what  in  them  is  flower  and  fruit." 
ä)  Vgl.   M.  I  322.   324;  II  365  a.   a.   o. 

*)  Tennyson  sagte  zu  Darwin :   "Your  theory  of  Evolution  does  not  niake 
against  Christianity",   und  dieser  antwoitete:    "No,   ceitainly   not".     M.   11  57- 


76 


Ph.   Aroiistein 


dürfnissen  des  religiösen  gcfi'ihls  liegt  zum  grossen  teile  seine 
bedcutung  und  das  geheimnis  seines  grossen  erfolges.  Die 
männer  der  Wissenschaft,  HuxleyO,  Tyndall^),  Sidgwick^),  Owen, 
Herschell  begrüssten  ihn  als  einen  der  ihrigen  und  bewunder- 
ten den  wissenschaftlichen  geist  in  seinen  gedichten,  sein  Ver- 
ständnis für  die  letzten  resultate  der  forschung  und  sein  ver- 
trauen auf  die  Wahrheit  derselben;  die  geistlichen  andererseits, 
wenigstens  die  bedeutenderen  und  freier  denkenden  unter 
ihnen,  wie  bischof  Westcotf^),  Robertson,  F.  D.  Maurice, 
Kingsley,  bischof  Colenso  von  Kapstadt  u.  a.,  lobten  das  tiefe 
religiöse  gefühl,  das  seine  gedichte  durchdringe.  Allerdings 
fehlte  es  natürlich  auch  nicht  an  zeloten""),  die  die  gedichte 
für  pantheistisch  oder  gar  für  atheistisch  erklärten,  aber  Tenny- 
son  tröstete  sich  darüber  mit  dem  allgemeinen  beifall,  be- 
sonders auch  mit  dem  der  königin,  die  ihm  im  jähre  1862 
kurz  nach  dem  tode  des  prinzgemahls  bei  einem  besuche 
sagte:    »Nächst  der  bibel  ist  In  memoriatn  mein  trost.«^) 

In  späteren  jähren  suchte  Tennyson  noch  auf  andere 
weise  für  die  Versöhnung  von  Wissenschaft  und  glauben  zu 
wirken.  Er  gründete  im  jähre  1869  zusammen  mit  Knowles 
und  Pritchard  die  sog.  »Metaphysische  gesellschaft,«  welche 
besonders  dahin  wirken  sollte,  die  scharfen  gegensätze  zwischen 
den  agnostikern,  d.  h.  den  männern,  die  sich  der  religion 
gegenüber  ablehnend  verhielten,  und  den  theolpgen  zu  mildern, 
und  religiös-philosophische  fragen  in  massvoller  weise  zu 
erörtern.  Die  Wissenschaft,  so  meinte  Tennyson  in  einer 
Vorversammlung,  sollte  immerhin  die  menschen  gelehrt  haben, 
licht  von  hitze  zu  unterscheiden,  und  dies  wurde  zur  gesell- 
schaftlichen regel  für  die  mitglieder.  Die  gesellschaft  um- 
fasste  bald  die  bedeutendsten  männer  sowohl  aus  dem  theo- 
logischen wie  aus  dem  wissenschaftlichen  lager.  Ich  nenne 
nur  Dean  Stanley,  .den  schüler  und  biographen  dr.  Thomas 
Arnolds    und    Vertreter    der    breitkirchlichen    richtung,    James 


*)  „Huxley  once  spoke  strongly  ol' tlie  insiglit  iiitü   scientific  metliod  sliowii 
in  'remiyson's  I?i  Memoriam."      Nineteentli  Century,   Aug.    l8y6. 

'■')  M.  I  ■?,2% 

3)  M.  I  300  ff. 

*)  eis. 

*)  ds.   4Ö2. 

«;  iM.  l  4H2.  4«o. 


Tennyson's  weit-   und  1ebeiisansch;>uung  -j  n 

iMartincau,  das  haupt  der  unitarier,  die  häupter  der  rcimisch- 
katholischen  hierarchie  und  der  englischen  staatskirche,  kardinal 
Manning  und  den  erzbischof  von  Canterbury,  F.  D.  Maurice, 
den  führer  der  christlich-sozialen  u.  s.  w.  Von  männern  der 
Wissenschaft  gehörten  der  gesellschaft  an  die  historiker  Seeley 
und  Froude,  die  naturforscher  Huxley  und  Tyndall,  die  philoso- 
phischen Schriftsteller  Lubbock  und  Harrison,  John  Ruskin,  der 
literarhistoriker  Lcslie  Stephen  u.  a.  m.  Ausserdem  zählte  sie  auch 
viele  Politiker  und  Staatsmänner  beider  parteien  zu  ihren  mit- 
gliedern,  wie  Gladstone,  John  Morley,  A.  G.  Balfour,  den  herzog 
von  Argyll,  Robert  Low^e  und  Acland.  Tennyson,  der  sich  meist 
wenig  an  den  Verhandlungen  beteiligte,  stand,  im  allgemeinen 
auf  selten  der  religion  imd  bekämpfte  den  materialismus,  den 
er  für  unvereinbar  mit  den  hohen  zielen  und  dem  sittlichen 
ernste  vieler  agnostiker  hielt.  Er  war  der  erste  präsident  der 
gesellschaft,  aber  ein  sehr  wenig  regelmässiger  teilnehmer. 
Die  gesellschaft  löste  sich  schon  1880  auf.  Sie  starb  wie 
Huxley  meinte,  »an  zu\iel  liebe«,  nach  Tennyson,  weil  man 
in  10  Jahren  nicht  im  stände  gewesen  wäre,  den  ausdruck 
metaphysik  auch  nur  zu  erklären.')  Jedenfalls  aber  hatte  sie 
das  verdienst,  bedeutende  männer  der  verschiedensten  ge- 
sinnung  einander  näher  zu  bringen  und  so  versöhnend  vmd 
vermittelnd  zu  wirken.  Das  Nineteenth  Century,  herausgegeben 
von  einem  der  gründer  der  gesellschaft,  Knowles,  setzt  diese 
arbeit  der  gegenseitigen  ausspräche  und  des  ausgleichs  der 
gegensätze ,  die  von  unendlicher  sozialer  bedeutung  ist ,  mit 
grossem  erfolge  fort. 

Kap.  III. 
Tennyson's  Stellung  zu  Staat  und  gesellschaft. 

Von  nicht  geringerem  Interesse,  wie  Tennyson's  ansichten 
über  die  grossen  ewigen  fragen  der  philosophie  und  religion, 
ist  seine  Stellung  zu  den  politischen  und  sozialen  bewegungen 
seiner  zeit  und  besonders  seines  Vaterlandes.  Er  war  zwar 
kein  politischer  dichter  in  dem  sinne,  dass  er  sein  talent  in 
den  dienst  einer  politischen  partei  stellte  und  seine  stimme 
im  kämpfe  der    interessen    rmd    leidenschaften    ertönen    liess ; 

»)  M.  II  166  ff. 


7« 


Ph.   Aroiistein 


er  war  es  in  dem  sinne,  in  dem  Shakespeare  und  Schiller 
politische  dichter  waren,  in  der  liebe  zu  seinem  vaterlande 
und  der  begeisterung  für  alles  grosse  und  edle  in  der  ge- 
schichte  aller  Völker.')  Und  sein  bedeutendes  ansehen,  be- 
sonders auch  seine  Stellung  als  poeta  laureatus,  die  er  zum 
ersten  male  als  die  eines  nationaldichters  auffasste  und  zu 
einer  solchen  machte,  gab  seinen  politischen  liedern  einen 
ganz   besondern  wiederhall. 

Tennyson  ging  vom  liberalismus  aus.  Seine  Studenten- 
zeit, die  jähre,  in  denen  wir  die  stärk.sten  und  bleibendsten 
eindrücke  empfangen,  fiel  in  die  erste  phase  des  grossen 
emanzipationskampfes  der  Völker  im  neunzehnten  Jahrhundert, 
die  zeit  der  julirevolution  und  der  darauf  folgenden  aufstände 
in  Belgien,  Polen,  Italien  und  Spanien.  Wie  alle  liberalen, 
schwärmten  Tennyson  und  seine  freunde  für  die  freiheits- 
bestrebungen  aller  dieser  Völker.  Im  jähre  1830  unternahm 
er  sogar  mit  seinem  freunde  Arthur  Hallam  eine  reise  nach 
Spanien,  um  die  spanischen  aufständischen  unter  general  Torri- 
jos  in  ihrem  kämpfe  gegen  den  despotismus  Ferdinands  VII. 
mit  geld  zu  unterstützen,  eine  reise,  die  allerdings  erfolglos 
blieb.  Auch  in  England  stand  der  dichter  auf  selten  der 
reformbestrebungen,  der  Sklavenemanzipation,  der  abschaffung 
der  religiösen  beschränkungen  an  den  Universitäten  und  be- 
sonders der  Parlamentsreform.  Als  diese  ,  nach  heftigen 
kämpfen  am  7.  Juni  1832  gesetz  wurde  —  eine  friedliche 
revolution  im  sinne  der  demokratie  —  läutete  Tennyson  in 
der  kirche  zu  Somersby  die  glocken ,  worüber  der  pfarrer, 
ein  Tory,  wenig  erbaut  war.-)  Aber  obgleich  für  freiheit  be- 
geistert, war  doch  Tennyson  entfernt  von  jener  Schwärmerei 
für  extreme,  die  aus  Unklarheit,  Verbitterung  oder  phantasterei 
entsteht.  Vom  St.  Simonismus  z.  b.,  einer  der  begleit- 
erscheinungen  der  franz()sischen  Julirevolution,  deren  sozia- 
listisch-mystische   ideen    damals    grosse    Verbreitung    fanden. 


';  Tennyson's  view  was  tliat  a  poet  oiight  to  love  his  own  coiintry,  biit 
tliat  he  shoiild  found  liis  political  poenis  on  wliat  was  noble  aml  great  in  tlie 
history  of  all  countiies,  and  that  Ins  utterances  should  be  outspoken,  yet  states- 
manliUe,  withoiit  any  cnlour  o*"  parti/.arslii]).     M.   I   209/210. 

^)  M.  I  93. 


Tennysoirs  weit-  uiul  leljensans-ihauiing  ng 

wollte  er  nichts  wissen.')  Auch  in  seinem  alter  noch,  be- 
sonders in  dem  gedichte :  Locksley  Hall,  sechzig  jähre  später, 
eifert  er  gegen  demagogentum  und  thörichte  gleichheitslehren. 
Da  heisst  es:-) 

»Neid  legt  an  der  liebe  maske,   und  die  Wahrheit  höhnend  spricht 
Er  zum  schwächsten  wie  zum  stärksten  :  Gleich  seid  ihr,   ein  gleich 

geschlecht ! 
Gleich?  Oh  ja,  wenn  mit  dem  gipfel  jener  berg  die  ebene  küsst. 
Rede,  redner,   bis  der  löwe  nicht  grösser  als  der  kater  ist, 
Bis  der  kater  scheint  dem  volke,    das  der  phrasen   dunst  bethört. 
Grösser  gar  selbst  als  der  löwe,    bis  das  volk  sich  selbst  zerstört.« 
Die  freiheit,  die  er  meinte,  und  die  er  in  einigen  seiner 
schönsten  und  gedankentiefsten  gedichte  verherrlicht    hat,    ist 
nicht  die  bacchantische  freiheit  der  Franzosen,  mit  der  phry- 
gischen  mutze   auf  dem  fliegenden  haar,  sondern  »sober-suited 
Freedom«,  die  ehrbar  gekleidete  freiheit,  die  freiheit,    welche 
langsam  sich    nach    unten    zu    erweitert    von    Präzedenzfall    zu 
Präzedenzfall. 'M      Diese     freiheit    herrscht    in    England,    einem 
lande,  wo  ein  mann  sprechen  kann,  was  er  will,  einem   lande 
von  fester  regierung  und  ruhmreicher  geschichte  und  tradition. 
Diese    freiheit    verachtet    »die    falschheit    der    extreme,«    h(nt 
nicht  auf  »Schlagwortes,  ist  weder    langsam    noch    schnell    im 
ändern,  sondern  fest  und -hütet  sich  wohl  vor  der   »rohen  hast, 
der  halbschwester  des  aufschiebens«.     Niemand  hat  den  geist 
dieser  lebendigen,  historisch  gewordenen  vmd  immer  wachsen- 
den freiheit ,    deren  gelobtes  land  England  nun  einmal  ist,  so 
scharf  und  treffend  gekennzeichnet  wie  Tennyson  in  den   ge- 
dichten:     You  ask  me  why,    tho'  ill  ai  ease,  Of  old  sat  Freedom    an 
the  heights  und   Lcwe  thou  the  land  with  love  far-brought. 

Diese  liebe  zur  freiheit  vereinigte  sich  bei  Tennyson 
mit  einem  glühenden  Patriotismus.  »Der  mann  ist  der  beste 
Weltbürger,  der  sein  heimatsland  am  meisten  liebt«,  heisst  es 
in  einem  gedichte.  Er  war  stolz  auf  die  grosse  Englands  und 
blies    in    stürmischen    zeiten    auch    wohl    die    kriegstrompete 


1)  Er  schrieb  an  seine  tante:  "But  I  ho[)e  and  trust  that  there  are  hearts 
as  triie  and  pure  as  steel  in  Old  England,  that  will  never  brook  the  sight  of 
Baal  in  the  sanctuary  and  St.  Simon  in  the  Chuich  of  Christ."     M.  I  99. 

")    "Envy  wears  the  mask  of  Love,  and,   laughing  sober  facts  to   scoin"    fl. 

*)     "Where  Freedom  slowly  hroadens  down 

Froni   precedent  to  prtceflent"  in   dtni   gedichte:   Von  ask  me,  ivhy  etc. 


go  Ph-  Aionstein 

statt  der  hiiLcnfliite.     Zwar  träumte  auch  Tennyson  den  trauni 
aller  dichter  und  Idealisten  von  dem  ewigen  frieden.    In  Locks- 
ley  Hall  berauscht  sich  seine  seele  an  dem  bilde  einer  besseren 
Zukunft,  einer  zukunft    der    arbeit    und    des    friedlichen    Wett- 
bewerbs,   >wo    die    kriegstrommel    nicht    mehr    erschallt,    und 
die  kriegsfahnen  entrollt  sind  in  dem  parlament   der  mensch- 
heit  und  dem  bunde  der  ganzen  weit.«  ')    Und  in  dem  schon 
oft  erwähnten  gedichte  Locksley  Hall  sechzig  jähre  späte?-,   welches 
in  vieler  hinsieht  das  politische,  religiöse  und  ästhetische  glaubens- 
bekenntnis  des  greisen  dichters  enthält,  spricht    er   denselben 
gedankcn,  wenn  auch  weniger  zuversichtlich  aus : '-) 
»Kriegslos  endlich  diese  erde   —    eine  rasse,   eine  zunge. 
Ach!   ich  seh  sie  so  von  weitem   —   ist  die  erde  nicht  noch  jung? 
Gezähmet  jede  tigerwildheit,  jede  leidenschatt  besiegt, 
Jede  öde  schhicht  ein  garten,  ja  die  wüste  selbst  gepflegt. 
Und  von   pol  zu  pol  die  erde  lächelnd  in   der  ernte  kleid, 
Und  die  Länder  sanft  umspület  von   dem  grossen   Weltmeer  weit.« 
Aber  diese   träume    hindern    ihn  nicht,  für  die  ehre  und 
grosse  seines  landes  einzutreten,  wo  er   sie    gefährdet    glaubt. 
Als    im  jähre   1852    grosse    aufregung    über    den    staats.streich 
Napoleons    in    England    herrschte,    weil    man    die    ehrgeizigen 
plane  des  neuen  machthabers  fürchtete,  da  machte  sich  Tenny- 
son   zum    Sprecher    der    kriegerischen    Stimmung    und    tadelte 
in  einem    begeisterten    gedichte    die    ängstlichkeit    der    Lords, 
die  zur  ruhe   gemahnt  hatten.'^)     Entrüstung  und  patriotischer 
stolz  spricht  aus  diesen  versen.     Da  heisst  es  : 

»So  lang  wir  sind,  herrsch'   freie  rede  hier, 
Wenn   auch  herein   über  uns  stürme  brechen. 
Kein   kleiner  deutscher  Staat  sind  wir. 
Sondern   Europas  stimme:   wir  müssen   sprechen.«') 


')  Locksley  Hall: 

"Till  the  war-(]rum  tlirohltVl   no   longer,   and  tiie   hattlefiags   were  t'inril 
In  tlie  Parliament   üf  man,   the   Fcderation  oi'  the  world." 
*)     "Eaitli  at   last   a   wailess  world,   a  single  race.   a  single  tongue"   fT. 
^)    Tlie  third  of  February  iiS^z.     Zwei  andere  gedichte,  die  bei  derselben 
gelegenheit    geschrieben  wurden   Hands    all   round  und   Brilons  guard  vour    o^i'n 
sind   nicht   unter  die   werke  aufgenommen,   linden  sich  aber  in   den   Meiiioirs. 
■*)  As   long  as   \ve  remain,   we  inust  speak   free, 

ilio'  all  the  stoiiii   of  Enrope  on   iis   lireak; 
No   littie   Clernian  State  are   we, 
But   the  one   voice  in    Europe :   we  niust   spcal<  " 


Tennyson's  weit-   und   lebensanschauung  8 1 

Tennyson  war  kein  anhänger  der  friedensliga,  die  im 
Interesse  des  handeis  und  der  materiellen  Wohlfahrt  den 
frieden  um  jeden  preis  zu  erhalten  strebte.  Mit  bezug  auf 
diese  männer,  die  den  lehren  von  Cobden  und  Bright  folgten, 
heisst  es  in  demselben  gedichte: 

»Was  krämerkehlen  von  Manchester  auch  schrei'n, 
Soll  England  drum  feig  kriechen   unters  joch? 
Sind  doch  nicht  krämer  wir  allein; 
Wir  lieben   England  und  seine  ehre  noch, 
Und  schützen  treu  mit  starker  hand 
Gegen  eine  weit  in  waffen  unser  Vaterland.«  ') 
Besonders  aber  richtet  sich  gegen  die    manchesterschule 
und  ihr  ideal  des  wirtschaftlichen  Laissez  aller  und  des  ewigen 
friedens  das  monodrama  Maud  (1855).    Es  ist  eine  art  seelen- 
drama,  etwa  in  der  art  von  Byrons    Manfred   oder    Cain,    aber 
noch  mehr  lyrisch,  ein  dramatischer  monolog,  untermischt  mit 
liedern  von  wunderbarer  Schönheit.     Es    stellt    die    geschichte 
einer    krankhaften    poetischen    seele    unter    dem    erstarrenden 
einflusse  eines  rücksichtslos  'materialistischen  und  spekulieren- 
den Zeitalters  dar.     Der    held    ist    eine    waise;    er    hat    seinen 
vater   durch    einen    plötzlichen    tod    verloren,    der    unmittelbar 
auf  seinen  unvorhergesehenen,  durch  eine  falsche  Spekulation 
veranlassten  bankerott  folgte.    Durch  eben  diese  Spekulation  ist 
aber  ein  nachbar  und    früherer    freund    reich   geworden.     Der 
söhn  vermutet  Selbstmord  und  Schurkerei  und  betrug.     Seine 
Jugend    fliesst  in   thatenlosem ,    düsterem    grübeln    dahin.     Da 
zieht  der  mann  in  seine  nähe,  dem  er  sein  unglück  zuschreibt. 
Seine  tochter  Alaud  war  seine    jugendgespielin.     Er    sieht   sie 
wieder,  und  die  cynischen,  düsteren  gedanken    weichen,    sein 
herz  öffnet  sich   unter    den    erwärmenden    strahlen    der    liebe. 
Er  träumt  einen  kurzen  träum  berauschenden  glückes.     Doch 
ihr    bruder,   der    andere   bewerber   begünstigt,    überrascht    die 
liebenden  und  schlägt  dem  Jüngling    ins    gesicht.     Es    kommt 
zum  Zweikampfe,  in  dem  der  bruder  der  geliebten  fällt.     Der 
Jüngling    flieht,    von    Verzweiflung    getrieben.     Er    wird    wahn- 
sinnig,   doch    schliesslich    gesundet    er    und    beschlies.st,    sein 
leben  einer  hohen   edlen    sache,    der    Verteidigung    des    Vater- 
landes ,    zu    weihen.       Tennyson    nannte    das     gedieht    selbst 


')  "Tho'  niggard  throats  of  Manchester  may  bawl"  IT. 

J.  H  o  o  p  .s  ,  Knglische  sindien.  XXVÜI.  i. 


g2  Pli.  Aronsteiii 

»einen  kleinen  Hamlet^«  und  in  der  that  ist  es  aus  ähnlichen 
Stimmungen  entsprungen.  Es  enthält  sicherlich  viel  subjek- 
tives, aus  den  Verhältnissen  und  dem  charakter  des  dichtcrs 
zu  erklärendes,  ist  eine  art  selbstbefreiung  von  krankhaften 
gefühlen,  eine  katharsis  nach  Goethescher  manier.  Doch  nicht 
hiermit,  sondern  mit  der  tendenz  haben  wir  es  hier  zu  thun. 
Und  diese  richtet  sich,  wie  schon  gesagt,  gegen  das  manchester- 
tum,  gegen  die  betrachtung  der  gesamten  nationalen  existenz 
vom  Standpunkte  des  handeis.  Den  frieden,  sagt  er,  predigen 
diese  krämer.  Aber  es  ist  mir  ein  Scheinfrieden,  unter  dessen 
deckmantel  der  kämpf  aller  gegen  alle  um  so  schamloser 
w'ütet.     Mit  bezug  hierauf  heisst  es : ') 

Der  friede  sitzt  unter  dem    Ölbaum   und  höhnt  die  Vergangenheit, 
Während    arme    in     elenden    hütten    zusammengepfercht    wie    die 

Schweine. 
Das  hauptbuch   ist  unser  gott,   und  der  lüge  ist  alles  geweiht. 
Der  friede  sitzt  unter  dem  weinstock,   doch  eine  gesellschaft  fälschet 

den  wein. 
Der  branntweingenuss  dem   schurken   den   blöden   sinn   verroht, 
Bis  von   des  misshandelten   weibcs  geschrei  die  gasse  ertönt, 
Und  kalk  und  alaun   und  gyps  verkauft  man  den  armen  als  brot. 
Ja !  selbst  in  den  mittein   zum  leben  wird  dem  geiste  des  mordes 

gehöhnt. 

Und  der  schlaf  selbst  ist  nicht  gefahrlos;   in  der  stjlle  der  finsteren 

nacht 
Tönt  an   das   wachsame  ohr  des   brecheisens  knarrender  laut. 
Während  ein   anderer  gauner  in   düsterer  spclunke  wacht 
Und  heimlich  dem  sterbenden  kranken  den  tötlichen  gifttrank  braut! 
Und  die  gottlose  mutter  tötet  ihr  kind  für  das  leichengeld, 
Und  mammon   grinst,   wie  auf  häufen  von   kinderleichen   er  blickt. 
Nennt  ihr  das  krieg  oder  friede?  Besser,   krieg  durchrase  die  weit, 
Krieg,   der  die  throne  erschüttert  und  millionen   Schwerter  zückt.«-) 
Der  mitleitlose  kämpf  ums  dasein,    so  sagt    der    dichter, 
ist  weit  schlimmer    als    der    offene    krieg.      Auf    die    friedens- 
apostel    —   man    warf    Tennyson    vor,    er    habe    John    Bright 
gemeint,  aber  er  leugnete  dies  —  geht  folgende  stelle: 


')  I,  I  9  und   lO:   "Peace    sitting   linder  lici-  olive,    and    sluning  tlie  days 

gone  by"  ff. 
^j    "And    Sleep  imist   lie  down  arin'd,    for  tlie  viliainous  centre-bits"   fl". 


Tennyson's  weit-   und  leliensanscliauung  83 

Kürzlich  kam   einer  zur  grafschaftsstadt, 

Der  unser  kleines  heer  verlästert  hat. 

Wollte  die  geschäfte  der   despoten  machen, 

Als  ob  das  der  Staat  nicht  schon   thäte  allein, 

Dieser  brcitkrämpige  höker  mit  heiligen  Sachen, 

Dem  immer  die  pfennige  in   den   ohren  schreien, 

Der  sich  mit  baumwolle  verstopft  das  ohr, 

Was  redet   dieser  trödler  uns  vor? 

Er  will  den  krieg  abschaffen.      Weiss  er, 

Ob  folge  oder  Ursache  der  krieg  denn   ist? 

Schafft  ab   zuvor  der  leidenschaften  heer, 

Eifersucht,  stolz,  habsucht,   ehrsucht. 

Die   bittern   quellen  von   zorn   und  furcht, 

Die  rottet  erst  aus  aus  euerm  geist ! 

Am  eigenen   herde   treibt  sie  in   die  flucht, 

Die  böse  zunge  und  das  böse  ohr, 

Denn  jedes  sich  als  feind  der  menschheit  erweist.«  ') 
Und  in  dem    geschrei  ,  der    deniokratie    ruft    der    dichter 
mit  Carlyle,    unter    dessen    einfluss    er    hier    steht,    nach    dem 
starken  manne,  der  das  land  errettet:-) 

»Oh !   wo  ist  ein   mann   von   köpf,   herz,   hand. 

Ein   mann,   wie  die  grossen,   die  heute  nicht  mehr, 

Weh,   der  zeiten   schmach ! 

Ein  starker  Schweiger  im  tobenden   land, 

Wie  man  ihn  auch  nennen  mag, 

Aristokrat,   demokrat,   autokrat,   der 

Kann  herrschen  und  nicht  lügen  mag?« 
In  dieser    Stimmung    begrüsst   Tennyson    den   Krimkrieg 
als  einen  reiniger  vom  materialismus,    als    eine   erhebung    aus 
dem  schlämme  des  mammondienstes:"^) 

»Nicht  Britanniens  gott  sei  allein   mehr  der  millionär! 

Nicht  herrsche   der  handel  allein,   und  auf  ländlichem  hügel 

Pfeife  der  friede   der  flöte  schmachtenden   ton!« 
Er    freut    sich,    dass    England    zu    höheren    zielen     er- 
wacht ist: 


')  I,  X  3:    "Last  week  canie  one  to  the  county  town"  ff. 
2)  I,  X  5:  "Ah  God,  for  a  man  with  heart,  head,  hand"  ff. 
^)  III,  VI   2:    "Nor  Britain's  one  sole  God  be  the  millionaiie' 


84 


Ph.  Aronstein 


»Ein  land,  das  nicht  mehr  allein  den  mammon  ehrt, 
Und  den  frieden,  der  soviel  unheil  gebracht, 
Schändlich,  unsagbar,  fürchterlich,  hassenswert. 
Ein  land,  das  nach  dem  rühme  der  schlachten  begehrt.') 
Natürlich  erregte  dieses  gedieht  vielen  Widerspruch. 
?\Ian  warf  dem  dichter  vor,  dass  er  zum  kriege  reize,  dass  er 
die  poesie  zu  persönlichen  angriffen  auf  verdienstvolle  männer 
wie  John  Bright,  auf  ganze  stände,  wie  die  besitzer  von 
kohlenbergwerken  u.  a.  benutze ,  aber  es  fehlte  auch  nicht 
an  bewunderern,  zu  denen  z.  b.  John  Ruskin  gehörte.  Tenny- 
son  selbst  schätzte  es  unter  seinen  werken  am  h()chsten, 
vielleicht  weil  es  das  subjektivste,  persönlichste  war.  Er  em- 
pfand gegen  die  prosaische,  utilitarische  Weltanschauung  des 
manchestertums  mit  ihrem  bequemen  Universalheilmittel  des 
Laissez  aller  und  der  freien  konkurrenz  die  abneigung  einer 
phantasievollen  und  humanen  natur,  eine  abneigung,  die  er 
mit  den  ersten  männern  der  zeit,  mit  Kingsley,  Dickens,  Dis- 
raeli  und  Ruskin  teilte.  Wie  diese  männer,  stand  er  unter 
dem  gewaltigen  einflusse  der  ideen  Carlyles ,  mit  dem  ihn 
das  band  gegenseitiger  bewunderung  und  freundschaft  ver- 
knüpfte. 

Obgleich  an  den  fortschritt  der  menschheit  glaubend, 
sah  er  doch  um  sich  und  empfand  in  tiefer  seele  das  soziale 
elend,  das  weder  Wissenschaft  noch  kunst  hatten  mildern 
können.  Auch  in  dem  schon  oft  erwähnten  gedichte  Locksley 
Hall,  sechzig  jähre  später  schlägt  er  denselben  melancholisch- 
anklagenden ton  an.  Der  greis  sagt  da  zu  dem  jungen  en- 
thusiasten :  -) 

»Ist  es  gut,  dass,  während  wissen  wächst  der  ganzen  weit  zu  nutz, 

Unsere  kinder  an  leib  und  seele  verderben  in  der  städte  schmutz? 

Dort  in  jenen  düsteren    gassen    geht  der  fortschritt  ganz  gemach, 

Auf  die  Strasse  wirft,  der  hunger  unsere  mädchen  tausendfach, 

Und  es  hat  die   bleiche  näherin   kaum  ihr  dürftig,  täglich  brot. 

Und  die  einzige  schmutzige  kammer  birgt  das  leben  und  den  tod.« 

Noch  in  einem  andern  punkte  als  in  der    Verherrlichung 

der  freien  konkurrenz  und  des  friedens  um  jeden  preis  stand 

Tennyson  in  ausgesprochenem  gegensatze  zu   den    herrschen- 


')  111,  VI  4. 

')   "Is  it  well  that  while  vve  raiioe  with  Science,  gloryiiig  in  the  Time"  ff. 


Tennyson's  weit-   und   lebcnsanscliauung'  85 

den  liberalen  anschauungen,  nämlich  in  der  auftassung  von 
dem  werte  und  der  bedeutung  der  kolonien  für  England.  Er 
war  stolz  auf  die  hnperii  porrecta  Majestas  des  britischen  reiches, 
und  zu  einer  zeit,  wo  die  Staatsmänner  und  politiker  Englands 
die  Verbindung  mit  den  kolonien  als  eine  last  empfanden,  wo 
z.  b.  Canada  in  der  Times  ernsthaft  der  rat  gegeben  wurde, 
sich  doch  selbständig  zu  machen,')  befürwortete  er  eine  engere 
Verbindung  mit  den  kolonien.  Er  brannte  vor  entrüstung  und 
schäm,  wenn  einflussreiche  Staatsmänner  zu  ihm  sagten:  :  wenn 
Canada  doch  nur  gehen  wollte! «2)  Er  trat  —  ein  herold 
und  prophet  der  zukunft  —  für  kolonialkonferenzen  in  Eng- 
land ein,  aufnähme  der  Premierminister  der  kolonien  in  den 
>'Privy  Council«,  den  Staatsrat,  oder  auch  die  bildung  eines 
reichsrats,  in  dem  sie  in  reichsangelegenheitcn  sitz  und  stimme 
hätten. 3)  Er  hoffte  auf  einen  bund  aller  englisch-sprechenden 
Staaten  der  weit,  dem  selbst  die  Vereinigten  Staaten  von 
Amerika  beitreten  würden.'^)  Daher  nahm  er  den  innigsten 
anteil  an  allen  versuchen  der  staatlichen  Organisation  und 
des  Zusammenschlusses  innerhalb  des  Britischen  reiches  und 
trat  in  freundschaftliche  beziehungen  zu  Sir  Henry  Parkes, 
dem  Premierminister  von  Neusüdvvales  und  Vorkämpfer  der 
föderation  der  australischen  kolonien,'')  die  jetzt  endlich  ver- 
wirklicht worden  ist.  Noch  in  seinem  alter  trat  er  in  versen 
voll  kraft  und  feuer  für  die  Vermehrung  der  englischen  flotte 
ein,  die  Englands    ein  und  alles«  sei,  und  von  der  sein  schick- 


'j  Epilog  zu  den   Idylls  of  the  King : 

"And  tliat  tiue  North,  whereof  \ve  lately  heard 
A  strain  to  slianie  us   "keep  you  to  yourselves;" 
So  loyal  is  too  costly  !   friends   —   your  love 
Is   but  a  burthen  :   loose  the  bond  and   go." 
Is  this  tiie  note  of  empire?  here  the  faith 
That  made  us  ruiers?  this,  indeed,  her  voice 
And  nieaning,  whom  the  roar  of  Hougoumont 
Left  mightiest  of  all  peoples  under  heaven?" 

2)  M.  II   119- 

3)  M.  II   109. 
*)  ds.  223. 

^)  Tennyson  schiieb  nn  ihn  im  Mai  1881  :  „Meine  gefühle  sind  immer 
auf  Seiten  des  i'eiches,  und  ich  lese  mit  grossem  interesse  von  diesen  ersten  schritten 
in  der  föderation."     M.  II  26 1.  382 


35  1*1' ■  Aronstein 

sal  abhänge.')  Natürlich  war  er  bei  diesen  ansichten  ein  ent- 
schiedener gegner  der  honie-rule-poUtik  seines  freundes  Glad- 
stone ,  die  gerade  in  seinen  letzten  lebensjahren  England  in 
aufregung  hielt.  »Ich  bin  von  ganzem  herzen  und  von  ganzer 
seele  ein  unionist«  schrieb  er  an  einen  freund.-)  Und  es 
bereitete  ihm  eine  besondere  freude ,  dass  die  unionisten  als 
motto  seine  worte  gewählt  hatten : 

»Ein  leben,  eine  flagge,   eine  flotte,   ein   thron.«-') 

So  ist  Tennyson  gleichsam  der  verkünder  der  imperia- 
listischen Politik  der  gegenwart.  Seine  dichtung  ist,  wie  es 
die  wahre  dichtung  so  oft  ist,  prophetisch ;  sie  zeigt  den  weg, 
auf  dem  die  wirkliche  entwicklung  fortschreitet. 

Denselben  prophetischen  blick  zeigt  Tennyson  in  seiner 
behandlung  der  frauenfrage  ,  der  das  schon  1847  ^'ei'- 
fasste  gedieht  Die  Prinzessin;  eine  misclidichtuug  (a  viedley)  ge- 
widmet ist.  Sie  wurde  veranlasst  durch  die  agitation  für  die 
errichtung  von  frauenkollegien  an  den  Universitäten,  welche 
im  jähre  1869  zur  gründung  von  Girton  College  in  Cambridge 
führte,  dem  ersten  einer  reihe  von  Ladies'  Colleges  in  England. 
Das  gedieht  gehört  besonders  durch  die  eingestreuten  herr- 
lichen lieder  zu  dem  formvollendetsten,  was  Tennyson  ge- 
schrieben hat.  Die  agitation  zeitigte  viele  extravaganzen  und 
auswüchse,  und  gegen  diese  wendet  sich  der  dichter  mit 
einer  leisen  Ironie.  Die  prinzessin  Ida,  genährt  von  den 
theorien  der  natürlichen  gleichhcit  und  der  bisherigen  knecht- 
schaft  der  frau,  hat  eine  Universität  gegründet,  in  die  bei 
todesstrafe  kein  mann  eintreten  darf,  und  die  ganz  dem 
Studium  und  der  befreiung  der  frau  gewidmet  ist.  Ein  blau- 
äugiger, blondlockiger  nordischer  prinz,  der  der  stolzen  schönen 
von  frühester  Jugend  her  verlobt  ist,  schleicht  sich  mit  zwei 
freunden  in  frauenkleidung  hinein.  Durch  die  Unvorsichtig- 
keit eines  freundes  werden  die  entweiher  des  heiligtums  ver- 
raten und  mit  schimpf  und  schände  aus  dem  gelehrten  frauen- 


')    The  Fleel:   "The  fleet  of  Knglnnd   is   hör  all   in  all; 

Her  fleet  is  in  your  hancLs, 

And  in  her  fleet  her  Fate." 
2)  M.  II  861. 
^)    Opening  of  the   Indian  and  Coloniai   Kxhiliilion  by  the  Queen: 

"One  lifc,  one  flag,  one  fleet,  one  Throne!  —  Brilons    hold  your  own  I" 


Tennyson's  weit-   und   kl)en.san.scliaiiuiig  87 

paradies  verwiesen.  Es  kommt  zu  einem  grossen  turnier 
zwischen  den  brüdern  der  prinzessin  und  dem  prinzen  und 
seinen  gefährten,  in  dem  die  letzteren  unterliegen  und  schwer 
verwundet  werden.  Während  der  pflege  der  verwundeten 
erwacht  im  herzen  der  stolzen  Ida  die  liebe  und  die  Weiblich- 
keit, und  sie  reicht  dem  genesenen  die  hand.  vSo  ist  der 
stolze  plan  vereitelt,  die  Universität  'aufgel()st,  und  die  trau 
zu  ihrer  bestimmung,  gattin  und  mutter  zu  sein,  zurückgetührt. 
Die  theorie,  dass  die  trau  dem  manne  gleich  sei,  weist  der 
dichter  entschieden  zurück : 

»Die  fraii  ist  nicht  ein   unvollkommener  mann, 
Sondern  verschieden ;   war'   sie  dem  manne  gleich, 
Die  liebe  wäre  tot ;  ihr  schönstes  band 
Ist  gleichhcit  nicht,   doch  gleich  im  anderssein.«  ^) 

Und  an  einer  andern  stelle  heisst  es  ähnlich: 
»Lasst  ruhen  dieses  stolze  losungswort 
Von  gleichheit;  ist  doch  jed'  geschlecht  allein 
Nur  halb  es  selbst,  uiid  in  der  wahren  ehe 
Giebts  weder  gleich  noch  ungleich ;  jedes  füllt 
Im  andern  einen  mangel ;  sich  ergänzend 
In   denken,  wollen,  absieht  werden  sie 
Zum  reinen  und  vollkommnen  lebewesen. 
Dem   doppelherzen,   schlagend  mit  einem   schlage, 
Dem  leben.«  ~) 

Doch  ist  Tenn)son  keineswegs,  wie  man  behauptet  hat, 
ein  feind  der  bildungsbestrebungen  der  trauen.  Er  will  sie 
nur  vor  falschen  zielen  schützen  und  redet  der  höheren  ent- 
wicklung  der  frau  durchaus  das  wort. 

>Des  weibes  sache,«   so  sagt  der  prinz  zu  seiner  endlich 
gewonnenen  geliebten,   »ist  auch  die  des  mannes.« 
Zusammen  steigen  oder  sinken  sie, 
Zwerge  oder  göttcr,  Sklaven   oder  freie : 


')     "For  wonian  is  not  undevelopt  man, 

But  diverse:  could  we  niake  her  as  the  man, 
Sweet  love  were  slain:  her  dearest  bond  is  this, 
Not  like  to  like,  but  like  in  difference." 

^)     let  .  .  .  this  proud  watchword  rest 
Of  equal   ff. 


88  Pli-  Aronstein 

Denn  wenn   die  frau  erbärmlich,   klein   und  elend, 
Wie  soll  die  menschheit  wachsen  ?  Doch  allein 
Nicht  strebe  mehr ;   last  uns  zusammen   wirken. 
Ausrotten   die  schmarotzerformen,   die 
Sie  niederhalten   unter  falschem  schein. 
Damit  sie  frei  im  licht  sich  kann   entfalten 
Und  geben,  nehmen,  lernen,  leben,  sein 
.  Alles,  was   mit  der  Weiblichkeit  nicht  streitet.«  ') 
So  liat  man  denn  Tcnnyson's   gedieht  nicht  mit  unrecht 
i'den  heroldsruf  der  höheren  erziehung  der  frau     genannt. 

■Kap.   IV. 
Tenny.son'.s  ethik. 

Nachdem  wir  so  Tcnnyson's  ansichten  über  religion  und 
Philosophie,  Staat  und  gescllschaft  gekennzeichnet  haben,  er- 
übrigt es  noch  seine  sittlichen  anschauungen  kurz  zu  charakte- 
risieren. 

Durch  jedes  grosse  und  erfolgreiche  leben  geht  ein  leit- 
motiv,  ein  gedanke,  der  in  mannigfacher  weise  gestaltung 
findet  und  sich  doch,  wie  die  devise  eines  ritters,  in  wenigen 
Worten  ausdrücken  lässt.  Schiller  sagte,  allen  seinen  w'erken 
liege  die  idee  der  freiheit  zu  gründe.  Tennyson  lehrt,  dass 
die  höchste  Sittlichkeit  in  der  Selbstbeherrschung,  Selbstver- 
leugnung und  Selbstaufopferung  besteht.  Die  schönsten 
seiner  gedichte  durchzieht  dieser  gedanke,  indem  entweder 
diese  fugenden  gepriesen,  oder  ihr  gegcnteil,  Selbstsucht,  sinn- 
liche leidenschaft  und  hochmut  in  ihren  vercierblichcn  folgen 
gezeigt  werden. 

Die  selbstverleugnende  liebe  ist  der  grundgcdanke  des 
herrlichen  Idylls  Enoch  Arde/i ,  der  ballade  Lady  Godiva,  des 
idylis  Dora  und  des  •  gedichtes  Sceträume;  alle  schliessen  har- 
monisch mit  vergeben  und  Versöhnung.  Die  liebe,  welche 
Tennyson  verherrlicht,  ist  nicht  der  leidenschaftliche,  wilde 
naturtricb ,  der  über  alle  schranken  der  konvcntion  und  sitte 
rücksichtslos  hinwegstürmt,  jene  liebe,  wie  sie  die  Franzosen 
vorzugsweise    schildern,     sondern    \iclnu-hr    die    aufopfernde, 

*)     "The  woiiiau'.s   cause  is  man's  !  tliey  rise  or  sink 
Togetlier,  dwarf'd  or  godlike.   bmul  oi'  free"   ff.. 


Tennyson's  weit-  und  lebeiisanschauung  80 

hingebende,  selbstlose  liebe,  deren  ziel  nicht  die  befriedigung 
sinnlicher  lust,  sondern  das  glück  des  geliebten  menschen  ist. 
Den  stolz  geisselt  der  dichter   in  der   bailade  Lady  Clara 
Vere  de   Vere,  deren  grundgedanke  die  worte  sind  : 
»Güte  ist  mehr  als  adlig  gut 
Und  treue  als  normannisch   blut«  ')    • 

und  in  der  epischen  erzählung  Aylmer's  Field,  welche  erzählt, 
wie  adelsstolz  und  hartnäckigkeit  das  glück  einer  familie  ver- 
nichten. 

Besonders  aber  hat  der  dichter  seine  ethischen  an- 
schauungen  niedergelegt  in  den  Köiiigsidyllcn,  seinem  umfang- 
reichsten werke,  an  dem  er,  wie  Goethe  am  Faust  ^  während 
des  grössten  teiles  seines  lebens  arbeitete.  »Mit  24  jähren«, 
so  erzählte  er  selbst  seinem  söhne,  »hatte  ich  den  plan,  ein 
epos  oder  ein  drama  über  könig  Arthur  zu  schreiben,  und 
ich  dachte,  ich  würde  zwanzig  jähre  dazu  brauchen;  man 
wird  jetzt  sagen,  dass  ich  40  jähre  dazu  brauchte.«-)  In  der 
that  beschäftigte  ihn  die  Artussage  noch  länger,  denn  schon 
1832  erschien  unter  seinen  gedichten  Die  datne  von  Shalott,  und 
im  jähre  1885  veröffentlichte  er  das  letzte  der  königsidyllen. 
Baiin  and  Balan.''') 

Über  den  grundgedanken  des  Werkes  giebt  uns  der 
dichter  selbst  in  den  memoiren  reichlichen  aufschluss,  wenn  er 
sich  auch  gegen  eine  pedantische  allegorische  deutung  verwahrt. 
»Poesie,«  so  antwortet  er  denen,  die  ihn  an  eine  erklärung 
binden  wollen,  -ist  ein  aus  vielfarbigen  fäden  gewebter  seiden- 
stolT.  Jeder  leser  muss,  ja  nach  seiner  eigenen  fähigkeit  und 
je  nach  der  grosse  der  Sympathie  mit  dem  dichter  sich 
seine  eigene  auslegung  zurechtmachen.' ^l  Doch  enthält  das 
gedieht  einen  einheitlichen  ethischen  grundgedanken.  König 
Arthur  ist  der  ideale  mensch  und  ritter. 


*)  Kind  heaits  are  niore  than  coronets, 

And  simple  faith  tlian  Norman  blood. 

2)  M.  II  89/90. 

^)  1842  erschien  das  gedieht  Morte  d' Arthur,  jetzt  dem  letzten  gesange 
einverleibt,  1859  vier  idyllen ,  1867  fünf  andere,  1872  zwei  und  endlich  1885 
das  letzte. 

*)  M.  II   127. 


9° 


Ph.  Aronstein 


»Der  sein  gewissen  wie  seinen   könig  ehrte, 
Des  rühm  war,   unrecht  wieder  gut  zu  machen. 
Der  nie  gelästert  noch  der  lästerung  lauschte, 
Der  eine  liebte  und  an  ihr  festhielt.«  ') 

Er  ist  der  Vertreter  der  höchsten  religiös-sittlichen  kultur, 
der  durch  seine  tafelrimde  das  reich  gottes  auf  erden  auf- 
richten will.  Eine  Zeitlang  gelingt  es  ihm,  die  tafeirunde  mit 
seinem,  eigenen  geiste,  seiner  leidenschaftlichen  Wahrheitsliebe 
und  seiner  achtung  edler  Weiblichkeit  zu  erfüllen.  Dann  aber 
kommt  das  Verhängnis  durch  die  untreue  seiner  gattin  Gujne- 
vere.  Das  ideal  hat  auf  erden  keine  bleibende  statte.  Cynis- 
mus  und  Unglaube,  Selbstsucht  und  materialismus,  treulosig- 
keit  und  verrat  brechen  in  die  tafeirunde  ein,  und  am  ende 
verliert  der  könig  selbst  seine  Sicherheit  und  geht  mit  schatten 
kämpfend  zu  gründe.  Es  ist  der  kämpf  der  Sinnlichkeit  mit 
der  seele  (»Sense  at  war  with  Soul«),  in  dem  jene  siegt,  aber 
nur  für  eine  zeit.  Hiermit  tröstet  Arthur  seinen  letzten  treuen 
ritter  Sir  Bedivere: 

»Es  ändert  sich  die  zeit  und  weicht  dem  neuen, 

Und  gottes  rat  erfüllt  sich  mannigfacii, 

Dass  nicht  ein  guter  brauch   dje  weit  verderbe. << -) 

Unter  andern  formen  werden  Arthurs  gedanken  und 
ideale  wieder  aufleben.  »Das  ganze,«  so  erklärt  Tennyson 
selbst,  »ist  der  träum  des  menschen,  der  in  das-  thätige  leben 
eintritt  und  durch  eine  sünde  vernichtet  wird.  Die  geburt 
ist  ein  geheimnis  und  der  tod  ist  ein  geheimnis.  Dazwischen 
liegt  das  hochplateau  des  lebens  -  mit  seinen  kämpfen  und 
thaten.  Es  ist  nicht  die  geschichte  eines  menschen  oder 
einer  generation ,  sondern  einer  ganzen  reihe  von  gene- 
rationen.«^')     »Der  Verfasser,«   so  heisst  es  in    den    memoiren, 


')  Dedication  : 

"Who  reverenccd  liis  conscience  as  Ins  king; 

Whose  glory  was,  rediessing  human   wrong; 

Who  spake  no  slander,  no,  nor  listened  to  it ; 

\Vlio  lovod  one  oidy.  and  who  clave  to  her." 
Diese  worte  werden  liier  auf  den  prinzgemalii   Albert  angewandt. 
*)  "The  old  Order  changeth,  yielding  place  to  new. 

And  God  fulfils  hiniself  in  inany  ways. 

Lest  one  good  custom  should  corrupt  the  world." 
3)  M.   II    127. 


Tennvson's  weit-   und   lebensanschauuiiEr 


91 


»hat  sorgfältig  den  geistigen  fortschritt  der  weit  gezeichnet 
und  die  höchsten  hoffnungen  des  menschen  in  dieser  neuen 
und  alten  legende  verkörpert,  mit  der  prophetischen  \ision 
eines  dichters  die  unzusammenhängenden  und  unbestimmten 
träume  eines  vergangenen  Zeitalters  krönend.«  ') 

Ob  es  dem  dichter  in  der  that  so  gelungen  ist,  die  alte 
legende  für  uns  wieder  lebendig  zu  machen,  sie  mit  dem  geiste 
der  gegenwart  zu  durchdringen,  wie  dies  Goethe  mit  der  Faust- 
legende  gethan  hat.  ist  eine  frage,  die  ich  eher  verneinen  mtichte. 
Bei  aller  Schönheit  hat  das  gedieht  doch  etwas  schattenhaftes, 
unbestimmtes  für  uns,  und  wir  können  uns  weder  für  den 
könig  noch  für  die  übrigen  personen  menschlich  interessieren 
und  erwärmen.-)  Jedenfalls  hat  Tennyson  aber  sein  höchstes 
und  bestes,  seinen  ganzen  sittlich-religiösen  Idealismus  hinein- 
gelegt und  hierdurch  sich  und  den  edelsten  bestrebungen 
seiner  zeit  ein  unvergängliches  denkmal  gesetzt.  So  erklärt 
sich  auch  der  glänzende  erfolg  der  dichtung  und  die  be- 
geisterte bewunderung  von  männern  wie  Thackeray,  Macaulay, 
Gladstone,  Jowett,  dem  herzog  von  Argyll,  prinz  Albert  u.  a. 
Ruskin  allerdings  bedauerte,  dass  der  dichter  sich  von  den 
fragen  der  gegenwart  abgewandt  hätte. 

Am  Schlüsse  unserer  betrachtungen  angelangt  kehren 
wir  zum  anfange  zurück.  Tennyson's  poesie  ist  nicht,  wie 
Engel  meint,  eine  reihe  »wohlklingender  verse  mit  sanften 
gefühlen  und  edlen,  wenn  auch  weder  tiefen  noch  neuen  ge- 
danken.«^)  Sie  ist  vielmehr  der  vollkommenste  poetische 
ausdruck  des  denkens  und  fühlens,  der  höchsten  religiösen, 
politischen  und  sozialen  bestrebungen  seiner  zeit.  Er  ist 
neben  männern  und  frauen  wie  Carlyle,  Dickens,  Darwin, 
Herbert ,  Spencer ,  George  Eliot  u.  a.  einer  der  hervor- 
ragendsten Vertreter  jenes  Zeitalters  der  aufklärung,  welches 
das  nationale  denken  und  empfinden  in  England  umgewandelt 
und  auf  eine  breitere  menschliche  grundlage  gestellt  hat. 


»)  ds.   128. 

-)  Dies    ist    auch    die    ansieht  Koeppel's    in  seinem  buche  über  Tennyson 
(Geisteshelden  bd.  32)  s.  85/86. 
•*)  Engel  a.  a.   o.  s.  426. 

Berlin.  Ph.  Aronstein. 


Q2  J-  Hoops,  Wels  und  walfisch 


WELS  UND  WALFISCH. 


Dass  diese  beiden  namen  miteinander  verwandt  seien, 
hatte  Kluge  im  Et.  \vb.  schon  seit  jähren  vermutet.  Er  hat 
auch  bereits  i88i  (in  KZs.  26,  89)  gr.  rfdlkaiva,  das  er  nach 
der  gewöhnUchen  weise  irrtümlich  cficduira  schrieb,  durch  eine 
grdf.  idg.  '^•qhal-  mit  germ.  Jnval-  zusammenzubringen  versucht, 
eine  etymologie ,  die  Osthoff  demnächst  neu  zu  begründen 
gedenkt. 

Liden  (üppsalastudier ,  tillegnade  Sophus  Bugge ;  Upp- 
sala  1892;  s.  91  f.)  stellte  dann  die  germ.  sippe  ^hwal-az  »wal- 
fisch« (aisl.  hvair,  ae.  ImicBl ,  ahd.  mhd.  nhd.  7val),  */iwalh-ön-, 
^hwalaz-ön- ,  '^^hwaluz-ön-  -walfisch«  lahd.  walera,  walira ,  mhd. 
7valre,  nhd.  waller,  weller)  und  '^•Ji^valis-az  »weis«  (mhd.  weis  m  , 
nhd.  ivels,  welsch]  mit  lat.  sqnahis  m.  ;  meersaufisch<  zusammen, 
aus  einer  gemeinsamen  idg.  grdf.  *(s)qalo-  oder  *(s)g?lo-.  Diese 
gleichung  ist  sprachlich  gewiss  sehr  ansprechend ;  sie  wird  von 
E.  Zupitza  (Germ.  Gutt.  55)  als  evident  richtig«  acceptiert  und 
auch  von  Brugmann  (Grundr.  I,  s.  6071  als  vielleicht-  zutreffend 
bezeichnet,  während  neuerdings  Palander  (Die  ahd.  tiernamen, 
1899,  s.  163)  sie  wieder  als  unsicher«  bezweifelt.  Liden  hätte 
aber  wohl  auf  die  zoologische  bedeutung  des  lat.  sqitalus  und 
die  belegstellen  für  dasselbe  etwas  näher  eingehen  dürfen : 
er  hätte  dadurch  vielleicht  weitere  stützen  für  seine  ansieht 
gewonnen. 

Das  wort  sqnahis  ist  nur  an  wenigen  stellen  sicher  be- 
zeugt. Bei  Varro  (Res  rust.  III  3,  9)  heis.st  es:  quis  habehat 
piscinam  nisi  diilcem  et  in  ea  dwntaxat  squalos  ac  i?iugiles  piscesf 
Besonders  wichtig  aber  ist  die  stelle  bei  Plinius  (Nat.  Hi.st.  9, 
78):  Planornm  piseium  alter  um  est  getius  quod  pro  Spina  cartilaginem 
(knorpel)  habet,  ut  raiae,  pastinacae,  torpedo  et  qiios  bovis,  lamiae, 
aqiiilae,  ranae  nominibits  Gracci  appellant,  quo  in  numero  sunt  squali 
quoque^  quavivis  non  plani.  Haec  Graece  in  Universum  af'/.ä/rj  ap- 
pellavit  Aristoteles  primus,  hoc  nomine  eis  inposiio;  nos  distitiguere  nofi 
possumus  nisi  si  cartilaginea  appellare  libeat.  Onwia  autcm  Carni- 
vora sunt  talia  et  supina  vescjintur,    ut  in  dclphinis  dixivius ;    et  cum 


\\'els  lind  walfiscli 


93 


ceteri  pisces  ova  pariant ,  hoc  geims  solum,  ut  ea  quae  cete  ap- 
pellant,  animal  parit,  excepta  quam  r anain  vocant^) 

Also  die  squali  sind  knorpelfische ,  aber  nicht  flach ;  sie 
sind  fleischfresser  und  bringen  lebendige  junge  zur  weit  wie 
die  Walfische :  daraus  ergiebt  sich  mit  ziemlicher  Sicherheit, 
dass  unter  squali  haifischartige  fische  zu  verstehen  sind. 
Linne  hat  darum  auf  grund  dieser  stelle  für  die  gattung  hai- 
fische  den  genusnamcn  Sqiialus  gewählt.  Dass  unter  dem 
sqiialus  des  Plinius  speziell  der  meersaufisch  [Sqitalus  galeus  ]^.) 
zu  verstehen  sei,  wie  die  Wörterbücher  ansetzen,  lässt  sich  aus 
den  knappen  uns  vorliegenden  angaben  schwerlich  begründen, 
ist  auch  für  unsere  zwecke  gleichgiltig. 

Bedeutet  squalus  wirklich  einen  haiartigen  fisch ,  so  ge- 
winnt dadurch  die  Zusammenstellung  mit  germ.  ^/iwaiaz  »wal« 
an  Wahrscheinlichkeit,  da  haifische  und  walfische  zweifellos  in 
körperbau  ,  grosse  und  fortpflanzungsweise  viel  ähnlichkeit 
haben. 

Ohne  auf  Lidcns  hypothese  bezug  zu  nehmen ,  suchte 
vier  jähre  sjjäter  Solmsen  (Kuhn's  Zs.  34,  536 — 41;  1896) 
germ.  '^hwalaz,  *hu>alis-  durch  eine  idg.  wz.  "^qel-  :  '^qol-  mit  gr. 
TihX-ü)Q^  Tf'A-ft>p  n.  »Ungeheuers  vbX-Mooc,,  mk-iÖQioc.^  rsk-cdpiog 
»ungeheuer,  gross«  zusammenzubringen.  Gegen  Solmsen's  Ver- 
mutung, dass  TiehvQiog  ursprünglich  den  äolischcn  mundarten 
zukomme ,  und  dass  es  mit  dem  gleichbedeutenden ,  aber 
selten  belegten  rtXwQiog  etymologisch  identisch  sei ,  wird  man 
kaum  etwas  einwenden  können. 2)  Aber  ein  idg.  *qo/-  müsste 
nach  der  gewöhnlichen  ansieht  im  germ.  */ta/- ,  nicht  '^'hiüal- 
ergeben  (vgl.  ahd.  kara  d-ilage«  neben  queran  »klagen  <  etc.). 
Solmsen  sucht  diese  Schwierigkeit  zu  beseitigen ,  indem  er 
für  das  urgerm.  eine  dem  gr.  TxtXtoQ  entsprechende  nebenform 
mit  hellem  vokal,  etwa  '^hwel-az,  ^hweliz-  «der  auch  ^hzaeliz-, 
supponiert.  Aber  von  solchen  formen  ist  nirgends  eine  spur 
zu  entdecken;  denn  in  ahd.  waler a ,  wallera ,  walira  ist  das  a 
zw'eifellos  kurz,  wie  auch  Solmsen  selbst  annimmt. s) 


')  squali  weiden  ausserdem  noch  kurz  erwähnt  Nat.  Hist.  9,  162.  Da- 
gegen ist  an  der  verderbten  stelle  üvid  ,  Halieut.  123  sqtiatiis  oder  sqtialiiia  zu 
lesen. 

^)  Auch  von  Brugmann  acceptieit  (Gi-dr.  I,  s.  594). 

^)  ;\us  Palander'.s  leider  nicht  vollzähligen  und  nicht  chronologisch  ge- 
ordneten  belegen   (ahd.   tiernamen    163)  ergiebt  sich,    dass  diese    namensform   vor 


94  J-  IIoops 

Vom  Standpunkt  Zupitza's  aus,  welcher  meint,  dass  vor 
idg.  o  der  labialisierte  velar  im  Germ,  erhalten  ist,  könnte  man 
germ.  '^hwal-az,  ^hzvalis-  allerdings  durch  idg.  '^'qol-os,  "^qolos-, 
qoles-  lautlich  mit  gr.  vL'K-uto  und  weiterhin  auch  mit  lat.  sqnalus 
(aus  einer  grdf.  *sqdlos)  zusammenbringen;  aber  ich  glaube  es 
wahrscheinlich  machen  zu  können,  dass  der  wurzelvokal  der 
germ.  Wörter,  sowie  eventuell  des  lat.  squalus,  von  haus  aus  a 
war  (s.  unten);  auch  Osthoff  trennt  nach  mündlicher  mitteilung' 
vbhoo  von  loal  und  wird  demnächst  eine  andere  ctymologie 
für  v'choü  begründen. 

Einen  wesentlichen  fortschritt  in  der  erkenntnis  der  ety- 
mologic  der  namen  weis  und  walfisch  machten  ziemlich  gleich- 
zeitig und  unabhängig  von  einander  Berneker  in  seinem  buch 
über  die  preussische  spräche  (1896;  s.  296)  und  Schrader  in 
den  Philologischen  Studien  (festgabe  für  Sievers,  1896,  s.  i  f.), 
indem  sie  mit  germ.  ^Invalis-  (mhd.  nhd.  weis)  das  altpreuss. 
kalis  »weis«  verglichen.  Durch  Schrader's  weiteren  hinweis 
auf  namen  wie  weller,  waller,  Wallerfisch,  die  in  zahlreichen 
gegenden  Deutschland's  für  den  weis  gebräuchlich  sind,  wird 
die  ursprüngliche  Identität  der  namen  weis  und  walßsch  end- 
gültig erwiesen.  Schrader  ist  ausserdem  unabhängig  von  Liden, 
dessen  aufsatz  auch  ihm  entgangen  zu  sein  scheint,  auf  die 
Zusammenstellung  der  germ.-balt.  sippe  mit  lat.  squalus  ge- 
kommen. — 

Ich  möchte  nun  zu  diesem  anscheinend  recht  alten ,  ur- 
europäischen namen  eine  weitere  parallele  aus  der  finnisch- 
ugrischen  Sprachfamilie  heranziehen,  die  mir  eine  interessante 
vorgeschichtliche  Perspektive  zu  eröffnen  scheint.  Im  Esthni- 
schen  sind  zcuillas-kalla  und  nierre-kalla  benennungen  für  den 
walfisch  (Nemnich,  Polyglotten -Icxikon  d.  naturgesch.  I  567). 
Im  P'innischen  heisst  der  walfisch  7<.>alas  oder  walas-kala  (Lönn- 
rot,  Einskt-Swenskt-lexikon  II  876).  Bei  dem  allerdings  räum- 
lich weit  abgelegenen,  aber  sprachlich  verwandten  tungusischen 
stamme  der  Lamuten  in  Sibirien  endlich  führt  er  den  namen 
kalim  fNemnich  a.  a.  o.). 


dem  11.  jh.  gai-  iiiclit  bezeugt  ist.  Die  grosse  mehrzalil  der  l>eis|)iele  gehört 
dem  12.  Jh.  nn.  \'gl.  auch  GratT,  Sprachsch.  I  839.  Es  linden  sich  die  ver- 
scliiedensten  formen:  walera,  wallera,  xvalarc,  walira,  waler,  ^oalr,  walra;  die 
formen  mit  i  sind  allem  anscliein  nach  erst  jünger;  sie  sind  wohl  ein  kreuzungs- 
produkt   von   umgelauteten   und   ununigehuiteten   formen. 


Wels  und   walfisch  p5 

In  den  obigen  finn.-csthn.  bezeichnungen  ist  walas  natür- 
lich aus  dem  germ.  '^hivalaz  entlehnt,  das  als  faks,  fala,  swaies 
auch  ins  Lappische  gedrungen  ist;  und  esthn.  tnerre^  finn.  vm-i 
ist  das  deutsche  mecr,  ahd.  as.  mcri.  In  dem  esthn.  kalla,  finn. 
kala  aber  haben  wir  das  gewöhnliche  finn.-ugr.  appellativum 
für  »fisch«:  magyar.  hal  (vgl.  z.  b.  Lönnrot  a.  a.  o.  I  458). 
walas -kala  entspricht  also  genau  unserm  walßsc/i\  viej-rekalla, 
meri-kala  ist  »meerfisch«,  und  in  dem  lamut.  simplex  kalhn 
scheint  der  walfisch  als  ;  der  fisch,  der  grosse  fisch«  schlecht- 
hin bezeichnet  zu  sein. 

Die  ähnlichkeit  des  altpreuss.  kalis  >wels«  mit  dieser 
finn.-ugr.  sippe  kala,  kalhn  »fisch«  bezw.  »walfisch«  wird  jedem 
sofort  in  die  äugen  springen.  Es  wäre  seltsam,  wenn  sie  nichts 
miteinander  zu  thun  hätten.  Ist  aber  altpreuss.  kalis  mit  germ. 
^Incalis-,  *hwal-az  und  diese  weiterhin  mit  lat.  squaliis  und  gr. 
(faü.uiva  verwandt,  so  ergiebt  sich  der  unabweisliche  schluss, 
dass  alle  diese  idg.  Wörter  mit  der  finn.-ugr.  sippe  in 
vorgeschichtlicher  verwandtschaftlicher  beziehung 
stehen  müssen.  Bei  der  Verbreitung,  die  das  wort  in  appel- 
lativer bedeutung  durch  die  ganzen  finn.-ugr.  sprachen  hat, 
bei  der  beschränkten  bedeutung  und  geringeren  Verbreitung 
anderseits,  die  ihm  in  den  idg.  sprachen  zukommt,  wird  man 
annehmen  dürfen,  dass  der  idg.  name  auf  einer  sehr  frühen 
entlehnung  aus  dem  finn.-ugr.  Sprachschatz  beruht.  Die  ent- 
lehnung  muss  schon  in  der  urzeit  vor  der  ausbildung  der 
westidg.  labiovelare  erfolgt  sein. 

Tvlit  der  älteren  vulgatansicht,  dass  die  Indogermanen  aus 
Asien  eingewandert  und  folglich  erst  in  verhältnismässig  junger 
zeit  mit  den  finnisch-ugrischen  Völkern  in  berührung  gekommen 
seien ,  ist  die  annähme  eines  so  frühen  lehnworts  allerdings 
kaum  vereinbar.  Für  die  stetig  wachsende  zahl  derjenigen 
forscher  hingegen ,  welche  die  heimat  der  Indogermanen  im 
nördlichen  Europa  suchen ,  ist  eine  uralte  innige  berührung 
mit  den  finn.-ugr.  stammen  selbstverständlich ,  und  die  Über- 
einstimmung der  Wörter  finn.  kala  :  uridg.  '^kalos,  '^kales,  westidg. 
*qalos,  '^qaks  oder  mit  Kluge  und  Osthoft'  "^qhalos,  ''qhales,  wird 
zu  einer  weiteren  bestätigung  dieser  ansieht. 

Nachschrift.  Vorstehender  artikel  wurde  bald  nach 
dem  erscheinen  von  Schrader's  aufsatz  in  den  Philologischen 
Studien  geschrieben  und  bereits  im  Januar  1897  ^^^  prof.  Sievers 


9  6  J-  Hoops 

zum  abdruck  in  den  Beitr.  eingeschickt,  aber  später  behufs 
Stellungnahme  zu  Lidens  artikel ,  der  mir  zuerst  entgangen 
war,  zurück  erbeten.  Der  aufsatz  bheb  dann  Hegen,  bis  koUege 
Osthoff  mich  vor  einigen  tagen  auf  ein  kürzHch  erschienenes 
büchlein  von  Henry  Sweet,  Tlie  History  of  Language  (Dent, 
1900,  London),  aufmerksam  machte,  in  welchem  der  hervor- 
ragende englische  philologe  die  ansieht  einer  Urverwandtschaft 
der  indogermanischen  mit  den  ugrisch-altaischen  sprachen  ver- 
tritt und  mit  beachtenswerten  gründen  verteidigt,  so  dass  die 
moderne  Sprachwissenschaft  wohl  veranlassung  haben  wird,  zu 
dieser  hypothcse  Stellung  zu  nehmen  bezw.  ihr  weiter  nach- 
zugehen. 

Als  ich  meinen  aufsatz  schrieb ,  wagte  ich  nicht ,  eine 
Urverwandtschaft  der  beiden  sprachfamilicn  in  rechnung  zu 
ziehen.  Unter  der  fahne  Sweet's  wird  man  nunmehr  idg.  '^qalos 
oder  '^qhalos  nicht  sowohl  als  ein  lehnwort  aus  finn.  kala,  sondern 
eher  als  ein  ui'altes  erbwort  aus  gemeinsamem  grundstock 
aufzufassen  haben. 

Heidelberg,  3.  August  1900.  Johannes  Hoops. 


BESPRECHUNGEN. 


SPRACH-  UND  LITTERATURGESCHICHTE. 

King  Alt'red's  Old  English  Version  of  Bocthhis  de  Consolatione 
Fhilosophiac.  Edited  trom  the  mss. ,  with  introduction,  critical 
notcs  and  glossary  by  Walter  John  Sedgefield,  M,  k.  Melb., 
ß.  A.  Cantab. ,  late  Scholar  of  Trinity  Collrge,  Melbourne.  — 
Oxford,  at  the  Clarendon  Press  1899.  XLIV  -}-  328  ss.  Pr, : 
10   s.   6   d. 

Die  vorliegende  neue  ausgäbe  von  Alfreds  Boethius- 
üb  ertragung,  die  der  herausgeber  mit  recht  'his  most  personal 
and  thereforc  most  important  \vorl<'  nennt,  trägt  die  widmung: 
»To  Professor  Edward  Ellis  Morris  M.  A. ,  Litt.  D.  this  book  is 
gratefully  dedicated  by  his  old  pupil«,')  und  als  kennwort  den  satz, 
den  Alfred  am  Schlüsse  des  17,  abschnittes  der  Boethius-übertragung 
von  sich  selbst  sagt:  y>ic  zoilnoäe  weordfulUce  to  Ubbanne  da  hwile 
de  ic  lifde,  &  cefter  minum  life  dcetn  vionnum  to  la-fanne,  de  cefter 
me  icuercfi  ^  min  gemynd  on  godum  weorciwi«.  Sie  scheint,  so  viel 
sich  bei  einer  ersten  durchsieht  feststellen  läfst ,  mit  aller  Sorgfalt 
und  gewissenhaftigkeit  gearbeitet  zu  sein.  Nach  der  vorrede  soll 
sie  zwei  zwecken  zugleich  dienen :  den  bedürfnissen  sowohl  des 
wissenschaftlichen  erforschers  der  altenglischen  spräche  als  auch  des 
litteratur-beflissenen  rechnung  tragen;  dem  ersten  bietet  Sedgefield 
vor  allem  den  lang  ersehnten  getreuen  abdruck  der  Cotton- 
schen  handschrift,  so  weit  er  sich  bei  ihrer  argen  Zerstörung 
überhaupt  getreu  ermöglichen  läfst.  Statt  den  lateinischen  text  zu 
Iringen,  was  grade  hier  beim  Boethius  überaus  verdienstlich  gewesen 
wäre ,    giebt  Sedgefield  in   der  einleitung    nur    eine ,    allerdings    sehr 


')  E.  E.  Morris  ist  nach  der  Minerva  professor  für  englische,  französische 
und  deutsche  spräche  und  litteratur  in  ^lelbourne. 

J.  Hoops,   tnolische  Studien.  XXVill.  i.  7 


qg  Besprechungen 

ausführliche,  Übersicht  über  Alfreds  abweichungen  von  seiner  vor- 
läge. Nach  dem  schlufssatze  und  der  Unterschrift  dieser  vorrede  ist 
der  Verfasser  jetzt  an  Christ's  College  in  Cambridge.  —  Die  'critical 
notcs'  sind  nicht  etwa  text-erklärungen  —  solcher  finden  sich  nur 
vereinzelte  ganz  kurze  im  'Glossary'  —  sondern  die  angäbe  der  les- 
arten   der  andern  handschriften  am   fujfse  jeder  seite. 

Die  'Introduction'  umfafst  33  Seiten.  Ihr  erster  abschnitt 
bietet  eine  genaue  beschreibung  der  3  vorhandenen  handschriften 
(d.  h.  der  Cottonschen,  der  Bodleyschen  und  des  von  Napier  1886 
aufgefundenen  bruchstückes)  sowie  der  Juniusschen  abschrift.  Sehr 
wertvoll  sind  die  ausführlichen  angaben  über  die  zusammengeflickte 
Cottonsche  handschrift,  die  schon  Fox  1864  für  wieder  leser- 
lich erklärt  hatte,  ohne  dafs  sich  bisher  jemand  der  mühe  unter- 
zogen hätte,  sie  zu  entziffern;  es  ist  überaus  dankenswert,  dafs  Sedge- 
ficld  dies  nun  unternommen  hat,  um  so  dankenswerter,  als  nach 
seiner  Schilderung  in  der  vorrede  Foxens  behauptung  »most  of  it 
can  be  read  with  the  greatest  ease«  doch  sehr  gewagt  gewesen  ist 
Sedgcfield  hätte  aber  auch  gleich  Fox  die  beiden  männer  dankbarst 
erwähnen  sollen,  derer  jedes  falles  überaus  knifflichen  und  mühsamen 
arbeit  die  lesbarkeit  der  Cottonschen  handschrift  und  damit  die 
Sedgefieldsche  ausgäbe  selbst  zu  verdanken  ist,  nämlich  Holmes 
und  Stevenson.  —  Sedgefield  sagt  (s.  XIII J,  dafs  nach  Sir  Edward 
Maunde  Thompsons  ansieht  die  handschrift  um  960/70  geschrieben 
sei;  dafs  aber  Sweet  sichWanlcy  anschliefse,  der  1705,  also  noch 
ehe  die  handschrift  von  feuer  und  wasser  zerstört  war,  schrieb:  »quo 
(d.  i.  Alfred)  vivente ,  aut  saltem  paullo  post  obitum  eius ,  hunc 
codicem  scriptum  credo«  ;  welcher  ansieht  der  verf.  sich  selbst  an- 
schliefst, sagt  er  nicht. 

Bei  der  beschreibung  der  Bodleyschen  handschrift  (s.  XV) 
heifst  es:  »In  its  text  B  agrees  on  the  whole  prctty  closely  with  C«  ; 
ich  vermisse  aber  die  dann  auch  hier  nötige  erwähnung,  dafs  hier 
die  metren  in  prosa,  njcht  in  versen  übersetzt  sind. 

Von  dem  Napierschen  bruchstücke  heifst  es  merkwürdiger 
weise  (s.  XVI):  »Some  years  ago  N  was  taken  out  and  bound  se- 
parately,  but  it  has  since  been  temporarily  mislaid,  so  that  the  present 
editor  has  not  been  able  to  see  it«. 

Die  vorliegende  ausgäbe  bietet  nun  zunächst  aus  der 
Cottonschen  handschrift  die  prosaischen  stücke  und  giebt 
dazu  am  fufse  der  seite  aus  der  Bodleyschen  die  verschiedenen  les- 
arten  abgesehen   von   den    stets  wiederkehrenden    viihte   statt    mea/itc, 


King  Alfred's  Old  English  Version  of  Boethius  etc.  gn 

dam  statt  davi  u.  s.  \v.  Aber  selbstverständlich  ist  nur  dasjenige 
gedruckt  worden,  was  für  Sedgefield  unzweifelhaft  lesbar  war,  an 
den  zweifelhaften  und  unlesbaren  stellen  bildet  der  Wortlaut  von 
B  die  nötige  ergänzung,  und  zu  diesem  giebt  der  herausgeber  dann 
am  fufse  die  etwa  vorhandenen  lesungen  aus  der  Juniusschen  Cotton- 
abschrift.  So  sind  natürlich  auch  sogar  einzelne  woite  halb  aus  C, 
halb  aus  B  gedruckt,  und  der  ganze  text  macht  auf  fast  allen  Seiten 
einen  —  wenn  ich  so  sagen  darf  —  arg  bunten  eindruck ;  ich  will 
hiermit  natürlich  nicht  tadeln ,  dafs  sich  die  beiden  handschriften 
durch  anwendung  verschiedener  Schriften  deutlich  von  einander  ab- 
heben, sondern  nur  andeuten  ,  dafs  man  sehen  kann,  wie  furchtbar 
die  handschrift  zerstört  ist.  Alle  Wörter  nämlich ,  die  in  C  nicht 
leserlich  und  daher  aus  B  ergänzt  sind,  sind  schräg  gedruckt;  in 
eckigen  klammern  stehen  sie,  wenn  sie  jetzt  ganz  in  der  handschrift 
fehlen;  in  runden,  wenn  erkennbar  ist,  dafs  sie  nie  darin  gestanden 
haben.  Statt  der  poetischen  abschnitte  aus  C  stehen  an  den 
entsprechenden  stellen  die  prosaischen  aus  B,  während  jene  im 
zusammenhange  hinter  dem  ganzen  prosa-texte  folgen ;  sie  sind  an 
den  undeutlichen  stellen  aus  der  Juniusschen  abschrift  ergänzt  und 
nach  Grein  in  verse  abgeteilt.  Die  abkürzungcn  sind  so  abgedruckt, 
wie  sie  in  den  handschriften  stehen,  ebenso  d  und  {)  und  die  accente. 
selbst  die  getrennte  Schreibung  von  ae  (a  e)  ist  im  drucke  dadurch 
angedeutet,  dass  dann  se  durch  eine  eckige  klammer  zerschnitten 
wird.  So  ist  alles  beobachtet ,  was  zu  einem  wirklich  buchstaben- 
getreuen abdruck  einer  handschrift  gehört.  —  Verbesserungen  von 
offenbaren  Schreibfehlern  sind  natürlich  aufgenommen  worden,  und 
zwar  die  wichtigeren  von  Junius,  von  Grein  (zu  den  versen)  und  eine 
von  Napicr,  dazu  aber  viele  neue  des  herausgcbers  selbst ;  sie  sind 
aber  selbstverständlich  auch  als  solche  bezeichnet. 

Die  einteilung  in  ^^  hat  Sedgefield  von  Junius  übernommen, 
die  Satzzeichen  aber  selber  angebracht,  und  zwar  in  der  prosa  nach 
dem  heutigen  sprachgebrauche. 

Im  dritten  abschnitte  der  »Introduction«  bespricht  Sedgefield 
kurz  die  früheren  ausgaben,  die  vorhandenen  Übersetzungen 
und  die  bisher  erschienenen  Schriften  zum  Boethius.  Hier  heifst 
es  (auf  s.  XXIV  o.):  »In  Boethius,  an  Essay,  by  H.  F.  Stewait 
(pp.  170  —  17SJ,  there  is  an  interesting  appreciation  of  Alfred's 
translation«  ;  es  ist  nur  sehr  l)edauerlich  ,  dafs  S.  ort  und  jähr  des 
erscheinens  dieses  buches  anzugeben  versäumt. 


jQQ  Besprechungen 

Der  vierte  abschnitt  (s.  XXV — XXXV)  behandelt  das  Ver- 
hältnis der  Alfredschen  Übertragung  zur  urschrift  des 
Boethius,  und  zwar  sagt  Sedgefield  über  jedes  einzelne  kapitel,  über 
jeden  einzelnen  paragraphen,  ja  oft  über  einzelne  sätze,  ob  sie  ge- 
kürzt, hinzugefügt,  wörtlich  oder  frei  übersetzt  oder  ausgeführt  sind ; 
auch  führt  er  an,  wo  das  Lateinische  falsch  übersetzt  ist.  So  sorg- 
fältig diese  Übersicht  nun  auch  gemacht  ist,  sie  ersetzt  doch  nicht 
das ,  was  sehr  wichtig  gewesen  wäre ,  nämlich  den  abdruck  des 
Lateinischen  neben  dem  Altenglischen.  —  Sehr  wertvoll  und  lehr- 
reich sind  die  auszüge  aus  dem  aufsatze  von  Schepss  im  94.  bände 
von  Herrigs  Archiv,  die  zeigen,  aus  welchen  quellen,  nämlich  alten 
lateinischen  kommentaren,  die  vielen  erklärungen  und  erweiterungen 
geflossen  sind,  die  Alfred  aufgenommen  hat;  sonderbar  ist  nur,  dafs 
der  könig  anderseits  manchen  fehler  gemacht  hat,  den  er  hätte  ver- 
meiden können,  wenn  er  in  jenen  kommentaren  nachgesehen  hätte; 
er  scheint  sie  also  nicht  dauernd  zur  hand  gehabt  zu  haben. 

Im  fünften  abschnitte  bespricht  Sedgefield  die  mundart  der 
Boethius -Übersetzung,  d.  h.  er  giebt  eine  mitteilung  darüber  von 
Sievers  wieder.  Sievers  hatte  den  dialekt  beider  handschriften  unter- 
sucht: beide  enthalten  viele  kentische  eigentümlichkeiten,  die  metra 
so  viele,  dafs  sie  wohl  in  Kent  geschrieben  sein  müssen,  und  wohl 
auch  nach  einer  kentischen  abschrift  der  prosa.  Sedgefield  meint 
daher,  eine  Untersuchung  der  metra  aus  diesem  gesichtspunkte  würde 
über  den  verfas.ser  vielleicht  wertvollere  ergcbnisse  zu  tage  bringen 
als   die  bisherigen   forschungen   darüber. 

Von  diesen  handelt  der  Verfasser  im  6.  abschnitte ;  er  führt 
da  die  gründe  an ,  die  mit  recht  für  Alfreds  Urheberschaft  an  der 
prosabearbeitung  geltend  gemacht  werden  ,  und  diejenigen  ,  welche 
einerseits  für,  anderseits  gegen  die  Vermutung  erhoben  worden  sind, 
dafs  Alfred,  der  ja  nach  Asser  die  poesie  seines  landes  sehr  liebte, 
die  metren  gleichfalls  selbst  verfafst  habe.  Vielleicht  bringt  uns 
Ernst  Krämer,  der  —  wie  ich  von  professor  Trautmann  höre  — 
eine  einzelausgabe  der  metren  beabsichtigt ,  eine  ausführliche  Unter- 
suchung über  ihre  spräche.  —  In  seiner  ansieht  über  die  entstehungs- 
zcit  schliefst  sich  Sedgefield  an   Wülker  an. 

In  dem  7.  abschnitte  giebt  der  Verfasser  eine  Übersicht  über 
die  Seiten  der  handschrift  B,  »in  ordcr  not  to  furthcr  l)urden 
thc  margin   of  the  text«. 

Auf  s.  XLIV  stehen  'Additions  and  Corrcctions'.  —  Zu 
-i2,    16:   Darnach  ist    die  lesart    von   Fox    und  Cardalc  (am   Schlüsse 


King  Alfred's  Old  English  Vei'sion   of  Boethius  etc.  jor 

von  XIV.  2):  yypcrt  call  eo7vre  wontldgod  sien  (prran  ge  selfev  ganz 
falsch,  da  nach  Sedgefield  sowohl  B  wie  J  dion-an  und  dierran  haben ; 
S.  will  dazu  das  in  den  handschriften  fehlende  \1onue  einsetzen. 
Vgl.  meine  Syntax  Alfreds  I.  s.  75  o.  —  Zu  89,  22  bemerke  ich, 
dafs  Fox  die  Vermutung  Thomsons,  dafs  hier  ;f>ces  cer  iies  zu  fcesternes 
zu  ändern  sei,   durch  Bosworth  erfahren  hat  (s.  Anglia  XIX  99  f.). 

Zu  47,  27:  Durch  Sedgefields  ausgäbe  erhält  die  bisher  ganz 
unverständliche  stelle  im  20.  kapitel  einen  andern  und  bessern  sinn. 
Cardale  las  genau  wie  Fox:  sio  wiperweardnes  ponne  biß  simle  untcelu. 
et'  ivracii  ascirred  mid  pcei-e  styringe  hire  ageiire  frecenncsse.  Fox 
gab  aber  schon  aus  C  (d.  h.  nach  Junius)  an:  ''wceru  ascerred' -^  Fox 
übersetzt:  »while  adversity  is  always  faultless ,  and  is  saved  from 
injury  by  thc  cxperiencc  of  her  own  danger«,  und  bemerkt  dazu: 
yi'styring  means  a  stirring,  or  agitation  ,  or  any  kind  of  tumult«. 
Cardale  übersetzt :  »whilst  adversity  is  always  sober ,  and  is  saved 
from  destruction  by  the  experience  of  her  own  danger<^  Mit  tinte 
ist  in  meiner  Cardalcschcn  ausgäbe  das  eine  r  in  ascirred  mit  einem 
fragezeichen  getilgt.  Ich  brachte  in  meiner  Syntax  (I.  s.  160)  die 
stelle  bei  ascirian  unter,  wie  es  auch  Bosworth-Toller  thut.  Nun 
giebt  Sedgefield  an  dieser  stelle  die  lesung  von  B,  da  C  wohl  un- 
leserlich ist ,  setzt  aber  statt  \vracu  nach  Junius  ^wceru  ein ,  aber 
auch  statt  \7scirred'  'ascirped\  wozu  er  anmerkt:  »Originally  aj^/rrf^^ 
in  B,  but  the  sccond  r  changed  to  /;  J.  has  nscerped«^  so  dafs  der 
satz  nun  lautet :  -»sio  wideriveardnes  f>ön  bid  simle  tmleelu  &  zccgru^ 
ascirped  mid  fcpre  styritige  hire  agenre  frecetmesse«  ;  übersetzt  würde 
die  stelle  nach  S.  lauten :  »adverscness  is  always  blameless  &  cautious, 
sharpened  by  the  stirring  (Stimulus)  of  its  own  hardship<'.  Im  'Glossary' 
führt  S.  nämlich  ascirped  bei  ascicrpan  an ;  hier  aber,  auf  s.  XLIV, 
sagt  er:  »the  pp.  ascerpedYi'A.^  better  perhaps  bc  taken  as  connected 
with  sceorp,  and  ^  equipped,  prepared ;  the  Latin  has  'sitccinctcm«. 
Das  Lateinische  lautet  vollständig :  y>hanc  sobriam  succinctamqjie  et 
ipsius  adversitaiis  excrcitatiotie  priuieniem<'  ;  obgleich  also  der  Wort- 
stellung nach  ''ascirped'  nicht  dem  lateinischen  'succinctain  entspricht, 
ist  diese  Vermutung  doch  ganz  ansprechend;  allerdings  giebt  ja  auch 
»sharpened«  sehr  gut  das  'prudentcni  wieder.  Die  lesung  'ascirred' 
rauss  also  wohl  endgültig  fallen   gelassen  werden. 

Was  den  abdruck  des  textes  angeht,  so  zeichnet  er  sich 
vor  den  früheren  ausgaben  durch  die  Übersichtlichkeit  aus:  es 
ist  auf  den  ersten  blick  zu  erkennen,  was  aus  C,  was  aus  B  aufge- 
nommen ist.   u.  s.  w. ;   und  die  anmerkungen   am  fufse  der  Seiten   er- 


J02  Besprcchun!i(.-n 

leichtern  die  vergleichung  der  handschriften  noch  mehr.  Sehr  schade 
ist  es  nur,  dafs  sich  Sedgefield  nicht  zu  einer  neuenglischen  Über- 
setzung entschlossen  hat ,  zumal  die  von  Cardalc  und  von  Fox  der 
fehler  genug  aufweisen  ;  das  Glossary',  so  ausführlich  es  ist,  ersetzt 
eine  solche  nicht.  Immerhin  ist  dieser  mangel  nicht  so  bedauerlich 
wie  das  fehlen  der  lateinischen  Urschrift. 

Ich  will  nun  einige  derjenigen  stellen,  die  nach  den  früheren 
ausgaben  schwer  oder  gar  nicht  verständlich  waren ,  mit  der  neuen 
vergleichen,   und  sehen,   ob   diese  neues  licht   darauf  wirft. 

An  der  stelle  Cardale  lo,  i6  (Sedgefield  lo,  6):  »s7C'a  dep 
eac  se  mojia  viid  his  blacan  Ico/itc,  J^at  ßa  bcorhtaii  stcorraii  dunniap 
Oll  pLun  heofone'i  fafst  Sedgefield  \iunnian  als  intransitives  Zeitwort, 
wie  ich  gleichfalls  in  meiner  Syntax  (I.  s.  179)  andeutete.  Bosworth- 
Toller  giebt  die  stelle  (als  einzigen  beleg  zu  \hinnian)  nach  Fox 
SO:  >'>se  mona  da  beorhtan  steorran  duiinap  [Ms.  dunniap^  the  moon 
obscures  the  bright  stars«  ;  hat  Fox  diese  änderung ,  die  auch  ich 
a.  a.  o.  vorgeschlagen  habe,  wirklich  so  gedruckt?  In  meiner  aus- 
gäbe von  Fox  von  1890  steht  'dimniap\'^)  Wie  käme  aber  sonst  B.-T. 
zu  der  änderung  ?  —  Wenn  man  \iutinaf  einsetzt ,  so  mufs  es  — 
wegen  des  '' pcet'  —  auf  'leohtc  bezogen  werden ,  nicht  auf  'niona\ 
wie  es  nach  B.-T.  den  anschein  hat. 

Cardale  36,  5  (Sf.  19,  22):  y>he  icre  de  ojilcrnde  after  his  bebo- 
dufii  io  brucanue«.  ;  S.  schliefst  sich  an  Cardale  und  Fox  an ,  die 
übersetzen  :  »he  lent  us  to  thee,  to  be  enjoyed«  ;  doch  kann  es  auch 
heifsen :  »er  verlieh  dir,  uns  zu  geniefsen«,  so  dafs  'urc  von  Vvv/- 
caime    abhängt. 

Cardale  62,  9  (Sf.  29,  17):  ythtvcet  bclhnpd  pc  to  hiora  fcegcr- 
ncssaUc.  liest  S.  in  C;  dafs  B  kein  'to  hat  und  'fcegernessG  liest,  er- 
wähnt er  nicht;  aber  Cardale  und  Fox  drucken  so;  sie  haben  das 
'to  wohl  übersehen,  denn  in  der  Überschrift  (Cardale  VIII,  3)  heifst 
es  auch:    »/nca^t  htm  belumpe  to  hira  fcegeriiesse«. 

Cardale  82,  9  (Sf.  37,  10):  »/nocet  wenst  pu  ponne  hwcet  godes 
se  ainvcald  sie«;  ich  zweifelte  früher  (Syntax  I.  s.  427)  an  der  richtig- 
keit  dieser  stelle,  glaube  aber  jetzt,  dafs  sie  doch  richtig  ist,  und 
el)enso  die  Übersetzung  von  Cardale  und  Fox:  »what  thinkest  thou, 
then?  what  good  13   power?« 

Cardale  128,  5  (Sf.  53,  28).  Sedgefield  liest  auch:  »Pat  he 
mihte  py    orsorgUcor  dissa    7üoriddiusta    bnican ,    &  cac  {^as  wclan«; 


')     Audi  in  der  ersten  nusgabe  von    1S64  stellt  dumtiap.     J.  H. 


King  Alfied's   OM   Englisli   Version   of  Boetl:ius  etc.  10-5 

C  ist  an  dieser  stelle  nicht  leserlich ,  es  stehen  also  in  der  that 
genitiv  und  akkusativ  bei  'brucaii  hier  nebeneinander  (s.  Syntax  I. 
s.    27). 

Cardalc  162,  8  (Sf.  66,  23):  Ȁ^eron  wohic  hatan  his  ageime 
fiurgister  &  his  fostorfcvdcr  acwellan,  ßces  nama  mces  Se/wca« ;  Cardale 
und  Fox  hatten  das  beide  falsch  übersetzt:  »would  hate  his  own 
master  and  kill  his  l'osterfather^<,  S.  gicbt  im  'Glossary'  bei  'hatan 
diese  stelle  richtig  für  die  bcdeutung  'conmiaiuV  an. 

Cardale  162,  14  (Sf.  66,  29).  S.  liest:  yidtvt  \\\ne  711011  oßetc 
blödes  Oll  dcem  earme\  in  C  ist  nur  ' iie  lesbar,  7//'  ergänzt  S.  aus  J., 
ß  hat  7«'.  Die  auffassung,  die  ich  in  der  Syntax  Alfreds  {\.  s.  37) 
als  »vielleicht  bessere«  hinstellte:  »dafs  man  etwas  blut  (partitiv!) 
ablasse  ihm  (possessiver  dativ  !)  am  arme,  an  seinem  arme«,  wäre 
demnach  für  diese  lesung  nicht  möglich ;  aber  die  andere,  die  hier 
allein  möglich  wäre,  nach  der  'oßcEtan  zu  denjenigen  Zeitwörtern 
der  trennung  zu  stellen  wäre ,  die  neben  einem  genitiv  der  sache 
einen  akkusativ  der  person  bei  sich  haben,  scheint  mir  so  gezwungen, 
dafs  ich  die  lesart  von  B  für  die  allein  richtige  halten  möchte,  und 
dann  auch  jene  erste  auffassung  nach  wie  vor  für  die  bessere. 

Cardale  216,  21  (Sf.  85,  28).  Die  von  mir  vorgeschlagene, 
und  wohl  allein  richtige ,  abtrennung  der  sätze  an  dieser  stelle 
(s.  m.  Syntax  Alfreds  I.  s.  402):  y>Hu  ne  hmfdon  we  cer  gereht 
pcet  da  gescelpa  &  sio  godcundties  an  70cere'?  Se  pc  doiine  />a  gesmlpa 
hcefp,  ßotine  hafp  he  cegper;  se  pe  done  cegpcr  hce/p,  hu  ne  bip  se 
donne  fiill  eadigU<  hat  S.  nicht  angenommen;  er  teilt  wie  Cardale 
und  Fox  ab :  »se  pe  ponne  pa  gesalda  hcefd,  ponne  hcefd  he  cegper, 
se  pe  pone  cEgper  hcpfd.  Hn  ne  bid  se  ponne  fall  eadigU<  Ob  S. 
mein   buch  überhaupt  nicht  kennt? 

Cardale  246,  22  (Sf.  96,  21).  Diese  stelle  war  mir  bisher 
unverständlich  (s.  Syntax  I.  s.  398,  anm.);  sie  lautet  bei  Cardale: 
f>  ....  gif  an  unawendendlic  God  ncere  .  weolde  pone  god  pcEt  pcet 
he  is  .  pect  ic  hate  God  srva  siva  ealle  gesceafta  hatap«\  die  lateinische 
Urschrift :  y>}ioc  quidquid  est,  quo  condita  maitent  atque  agitantur,  tisi- 
tato  cunctis  vocabulo  deiitn  nomino«-^  Cardale  und  Fox  übersetzten: 
»Good  ,  therefore ,  directed  whatever  is.  This  ,  I  call  God  ,  as  all 
creatures  call  [it]«  ;  ich  vermutete,  dafs  statt  'pa-t  he'  'pect  pe''  zu 
lesen  sei.  Sedgefield  druckt  den  Wortlaut  hier  nach  C,  grade  an 
der  fraglichen  stelle  aber  mufs  er  aus  B  einflicken ;  doch  thut  er 
dies  mit  einem  eigenen  zusatze ,  der  die  stelle  sehr  ansprechend 
aufklärt :    ->....  gif  an  unamüendendlic  God  {ncvre  [pe  heora^   weolde. 


loj.  Besprechungen 

po?ie  God),  dcct  fcct  he  is,  j)C('t  ic  hatc  God,  siua  swa  eallc  gesceafta 
hatadü  ;  die  in  runden  klammern  stehenden  Wörter  sind  zusatz  und 
zwar  aus  B,  mit  ausnähme  von  'ße  heora\  was  S.   selbst  einsetzt. 

Cardale  250,  27  (Sf.  98,  9):  »w>  Jian  gesceaft  de  he  tiohhige 
fat  Mo  scyle  7vinnan  ivip  hire  scippendes  ivillan«  ;  dazu  schrieb  ich 
in  der  Syntax  (I.  s.  411,  §  296,  a.):  »In  der  anmerkung  sagt  Cardale: 
*»//^«  is  redundant';  es  ist  um  so  auffallender,  als  'gesceaft\  wie  die 
formen  'hio'  und  'hire'  beweisen  ,  hier  weiblich  gebraucht  ist ,  und 
männlich  ist  es  ja  ohnehin  nie,  höchstens  sächlich«.  Nun  druckt 
S.  nach  C  »  .  .  .  />e  t/ohh/e«  und  giebt  am  fufse  die  lesart  »/>e  he« 
aus  B;   das  'he'  ist  also   ohne  zweifei  irrtümlich  in  B  hineingekommen. 

Cardale  278,  20  (Sf.  108,  12):  »da  dysegan  nanwuht  tiyllap 
onginnan,  dces  pe  hi  him  atvper  incegen  iojvenan  odde  lofes  oddc  leana« ; 
Sf.  trennt  richtig  Vc/ von  'wenaii  \  auch  geht  aus  seiner  ausgäbe  her- 
vor, dafs  nicht  beide  handschriften  'hit  statt  'hi  haben,  sondern 
nur  C;  er  setzt  aus  B  7//'  dafür  ein.  Aufser  den  in  der  »Syntax« 
(I.  s.  35  u.)  angeführten  stellen,  kommt  'wcnau  mit  'to  noch  vor: 
Or.    218,    19.   Bo.   84,   6   (Sf.    37,   31). 

Cardale  290,  7  (Sf.  112,  4):  y>s7va  hivces  swa  his  irsung  7üil/ap<.<  ; 
ich  bemerkte  dazu  (Syntax  I.  s.  13,  ^  11.  k.):  »Da  die  form  'ivilh^f 
nicht  zu  'irsiing'  pafst ,  wird  wohl  'wilnap^  zu  lesen  sein«.  S.  hat 
denselben  gedanken  gehabt,  der  ja  allerdings  sehr  nahe  liegt;  er 
druckt  —  da  es  metrum  ist  —  nach  B,  setzt  aber  'wilnad'  ein  und 
bemerkt  am  fufse:   »em.  willad  B«. 

Cardale  320,  28  (Sf.  123,  18):  ~)>pcet  sio  foresprcec  ne  dyge 
tiauper  ne  pam  scyldigan  ne  pam  fe  him  fo7-e  pifjgapc  ;  auch  hier 
schliefst  sich  S.  nicht  Bosworth-Toller's  ansieht  an,  der  diese  stelle 
unter  einem  besonderen  zeitworte  'dygaii  giebt,  sondern  meiner, 
nach  der  'dyge  der  alte  konjunktiv  von  'dugan  ist ;  auch  auf  diese 
annähme  scheint  er  selbständig  gekommen  zu  sein. 

Cardale  360,  8  (Sf.  137,  6):  -»nis  pcps  nan  twy  pcei  cek  wyrd 
Mop  god^  dara  pe  riht  &  nytwyrpe  Inop«  ;  vgl.  dazu  'Syntax  Alfreds'  I. 
s.  417.  —  S.  druckt  aus  C  an  beiden  stellen  7vV/',  ohne  andere  les- 
arten   anzugeben  ;   Fox  giebt  nur  an  der  zweiten  an,   dass  C  V'/V/'  habe. 

S.  47,  26  setzt  Sedgefield  statt  '/)'/  pyf  ein,  erwähnt  auch 
am  fufse,  dafs  Napier  diese  Verbesserung  vorgeschlagen  hat,  erwähnt 
aber  weder  hier,  noch  im  'Glossary',  wo  er  das  gethan  hat,  nämlich 
in   PBB.    24.   s.   245   f. 

In  UKMiicr  Cardale'schen  ausgäbe  ist  zwischen  s.  316  und  317 
ein   facsimile-abdruck   einer  scite  aus   C  eingeklebt,   die   wohl   in   den 


King  Alfred's   Olri   Englisli   Version   of  Boetliius  etc.  105 

Übrigen  abzügeii  fehlt,  sie  ist  ja  auch  nirgends  erwäliiit.  Ich  ver- 
mute, dafs  es  ein  abzug  der  nach  Sedgefield  (s.  XXIII  o.)  der  Jubilee- 
ausgabe  beigegebenen  Vervielfältigung  ist,  die  hier  in  Bonn  auf  der 
universitäts- bibliothek  leider  nicht  vorhanden  ist;  Sedgefield  giebt 
nicht  an,  welche  seite  dies  ist.  Oben  darüber  steht  gedruckt:  »Boethius 
(Metres)  Otho  A.  VI.  fol.  99.«  ;  nach  Sedgefield's  Zählung  ist  es  aber 
s.  104a.  Bosworth  selbst  hat  'Metres'  durchgestrichen  und  'Prose' 
darüber  geschrieben ;  aufser  einigen  anderen  beinerkungen  über  die 
auslassung  y>on  /ces  modes  cagmn  gc«  und  über  die  Stellung,  die  das 
blatt  im  buche  einzunehmen  habe ,  hat  Bosworth  noch  darauf  ge- 
schrieben:  »sent  to  Mr.  Fox  May  3'  1852«.  Bosworth  hatte  also 
wohl  als  mitarbeiter  einen  probcabzug  dieses  facsimilcs  für  die  schon 
1849  beschlossene,  aber  erst  1858  veröffentlichte  Jnbilee-ausgabe  er- 
halten, und  lieh  ihn  an  Fox,  der  ja  die  Übersetzung  des  Boethius 
dafür  zu  liefern  hatte.  —  An  drei  stellen  nun  lese  ich  in  diesem 
facsimile  anders  als  Sedgefield  jetzt  druckt:  Sf.  121,  25  's7am(rsi' ; 
S.  sagt  am  lüfse:  >  From  B,  S7i>i/icit  C«.  Mein  facsimile  zeigt  ganz 
deutlich  ein  über  dem  c  eingefügtes  s.  —  Sf.  121,  31  'cordlican  ; 
der  abdruck  zeigt  ganz  deutliches  ^ewrdlican  \  32  'dysfgan,  ich  habe 
ziemlich  deutliches  \iys\gan .  —  —  Demnach  scheint  die  handschrift 
in  den  ungefähr  50  jähren,  seitdem  dieser  abdruck  genommen  wurde, 
noch  unleserlicher  geworden  zu  sein. 

Während  der  text  206  Seiten  einnimmt,  umfafst  Sedgefields 
'Glossary'  nicht  weniger  als  122  Seiten.  Es  ist,  soviel  ich  mich 
durch  Stichproben  überzeugen  konnte,  äulserst  sorgfältig  und  gewissen- 
haft gearbeitet  und  giebt  jedes  vorkommende  wort  und  bei  denen, 
die  nicht  auf  jeder  seite  wiederkehren,  auch  alle  stellen.  Sedge- 
field sagt  (s.  XXIj ,  es  solle  mehr  'phonological'  als  'syntactical  or 
lexicographical  sein,  und  giebt  daher  alle  abweichenden  formen  an, 
legt  aber  weniger  wert  auf  die  abschattung  der  bedeutungen.  So 
bietet  das  Wörterverzeichnis  allerdings  für  den  erforscher  des  satz- 
baucs  so  gut  wie  gar  keine  ausbeute,  nur  bei  den  präpositionen  hat 
Sedgefield  »in  view  of  their  high  syntactical  importance  and  the 
interesting  light  they  throw  on  the  ways  of  thought  of  the  early 
users  of  cur  language«  ausführliche  einteilungen  gemacht.  Es  ist 
noch  besonders  zu  erwähnen ,  dafs  Sedgefield  das  'Glossary'  auf  C 
beschränkt,  und  dafs,  »as  the  B  text  is  here  not  printed  in  lull,  the 
Glossary  is  incomplete  as  a  register  of  B  forms«.  Nun  hat  er  zwar 
die  Wörter  der  beiden  vorreden  (aus  B)  darin  aufgeführt,  aber  solche 
aus    den    Überschriften    sowie    aus    dem    schlufs2:ebete    habe  ich  ver- 


lo6  Besprechungen 

gebens  darin  gesucht,  diese  hätten  dann  aber  doch  auch  eingereiht 
werden  müssen ;  weshalb  das  nicht  geschehen  ist,  giebt  der  Verfasser 
nicht  an. 

\ib£dec}aii  führt  Sedgetield  mit  der  bedeutung  »get  by  begging« 
an;  es  handelt  sich  um  die  stelle  Cardale  176,  11  (Sf.  71,  17): 
»butoii  pu  hit  fo7-stcle  oddc  gereaßge  odde  ahepecigc«-  ;  Cardale  und 
Fox  übersetzen  sie:  »or  find  it  hid«,  und  Bosworth-Toller  führt  an: 
-yya-bepeciari'^  subj.  du  abepecige\  p.  ode-^  pp.  od  \Ih',  peccan  to  cover] 
To  uncover,  detect,  find  hidden,  to  discovcr,  disclose;  dctegerc<(  und 
dann  als  einzigen  beleg  eben  unsere  stelle.  So  führt  es  auch  kürzer 
Hall  an  im  "Concise  Anglo-Saxon  Dictionary'  und  verweist  dabei 
auf  deutsches  'entdecken'.  Anders  aber  Sweet  im  'Student's  Dictio- 
nary of  Anglo-Saxon';  er  giebt:  »ä.bcdecian'",  äbep-  get  by  begging 
or  asking« ;  er  denkt  also  an  ein  verstärktes  'bcdecian\  wie  es  in  der 
Cura  Pastoralis  285,  12  vorkommt  (vgl.  seine  anmerkung  dazu); 
Sedgefield  hat  sich  also  Sweet  angeschlossen.  Diese  Vermutung  ist 
recht  ansprechend,  aber,  so  lange  keine  anderen  belege  ausgegraben 
sind,  hat  sie  nur  dieselbe  gute  wie  diejenige,  die  das  wort  mit  'decken' 
zusammenbringt;  guten  sinn  geben  ja  beide. 

Bei  'cefter  bringt  Sedgefield  einen  beleg  mit  ''^vilnian  :  Cardale 
126,  18  (Sf.  53,  16):  »&  wilniad  /liora  woruld  cBfter  pceyn«^  also  = 
»sie  streben  ihr  ganzes  leben  lang  darnach«  ;  das  scheint  mir  richtig 
zu  sein,  obgleich  ich  die  stelle  früher  anders  übersetzte:  »sie  wünschen 
sich   ihr  leben   dem  gemäfs«    (vgl.   Syntax  I.   s.    260). 

Bei  'be  bringt  Sedgefield  zwei  belege  an  verschiedenen  stellen 
unter,  die  m.  e.  gleichmäfsig  zu  behandeln  sind.  Die  bedeiitung 
von  'compared  with'  spricht  er  nämlich,  und  mit  recht,  für  folgende 
stelle  an:  39,  21  (Cardale  88,  9):  f'SC  liet  cct  sntnimi  cyrre  forbccrnan 
eallc  Romeburh  o?i  atme  sid  crfter  pccre  biseiie  pe  gio  Trogiabnrg 
barn ;  hiue  lysie  eac  gcscon ,  hu  sio  burne ,  &  hu  lange ,  (C  hu 
höhte  be  pcEve  operre«  :,  aber  nur  für  diese.  Ich  glaube,  sie  gilt 
auch  noch  an  der  folgenden,  für  die  S.  die  bedeutung  »in  connexion 
with,  in  the  casc  of«  annimmt:  Cardale  342,  10  (Sf.  130,  27): 
»S7C'ylc  is  pcet  pcet  we  wyrd  hatap  be  pavi  godcundan  foreponce^  swylce 
sio  smeaufig  &  sio  gescead^visnes  is  to  ?netanne  wip  pone  gearowitan., 
\&  swylce  pas  Ucnan  ping  biod  to  metanne  wid  da  ecan.^  and  swelce 
pect  hweol  bip  to  jnetanne  zoip  da  eaxe«  \  ich  übersetze  also  hier:  >>im 
vergleich  mit«,  d.  h.  hier  »im  gegensatze  zu«  ;  dafs  dies  riclitig  ist, 
geht  schon  aus  dem  bald  darauf  folgenden  satze  hervor  342,  22 
(Sf.  131,  9J :    »sufue  upwitan  peah  secgap  pect  sio  7oyrd  7vcaldc  crgper 


Kins:  Alfred's  OKI  English  Version  of  Boethiiis  etc. 


107 


ge  gesceipa  ge  wigescrlpa  (vlccs  mowies ;  ic  doime  sccge^  swa  swa  ealle 
Cristeue  tuen  secgap^  ptvt  sio  godcunde  forctiohhung  his  weaUc ,  nccs 
sio  layrdii. 

S.  216 '1  z.  13  V.  u.  füge  ein  »be  dccm  pcrt«,  denn  dies  kommt 
in   der  bedeutung  'in   order  that'  vor,    nicht   »be  dccf/i  de«. 

Bei  'belimpan  giebt  S.  zwei  stellen  mit  der  bezeichnung:  'with 
to  and  genitive' ;  doch  hat  der  genitiv  dort  mit  dem  zeitworte  nichts 
zu  thun ;  man  vgl.  sie,  Sf.  29,  17  (Cardale  62,  9)  und  31,7  (66,  11), 
und  meine  Syntax  I.  s.   99   und  426. 

\ionies  dccg    kommt    auch    120,   31    vor,   was  S.   übersehen  hat. 

'efentiea/i  ist  an  den  beiden  stellen,  wo  es  mit  dem  dativ  ver- 
bunden ist,  nicht  als  präposition  aufzufassen,  sondern  als  eigenschafts- 
wort  oder  adverb  (s.   meine  Syntax  I.   s.   60). 

Bei  '/<?;■'  mit  dem  dativ  ist  die  bedeutung  'from'  bemerkens- 
wert, die  bisher  wohl  noch  nicht  belegt  war:  45,  28  »siddan  hio 
oiitiged  bid ^  &  for  pccm  carcerne  pcvs  lichofnan  onlesed  bid«  (B  hat: 
of).  —  29,  5  (Cardale  60,  24):  y>odde  hit  nan  god  is  for  eow  seife., 
odde  peak  forlytel  god  wid  eow  to  metatie«  ;  S.  will  'for  hier  durch 
»compared  with«  übersetzen;  ich  glaube  aber,  es  heifst  hier  doch 
»für,  zum  nutzen«. 

Bei  fore'  wäre  auch  die  stelle  88,  13  zu  erwähnen  gewesen, 
die  S.   bei  for    i.c  nur  nebenbei  angiebt. 

Für  forhealdan  giebt  Sedgefield  die  bedeutungen  illtreat,  misuse'. 
Ich  habe  erst  kürzlich  in  dieser  Zeitschrift  fXXVI  450  f.)  ausführ- 
licher über  dieses  zeitwort  gehandelt  und  die  drei  einzigen  stellen 
besprochen ,  an  denen  es  bisher  gefunden  worden  ist.  Mir  scheint 
die  Übersetzung  »verachten«  jetzt  doch  für  alle  drei  stellen  diejenige 
zu  sein,  die  am  besten  pafst;  Bosworth-Toller  giebt  sie  ('disregard') 
gleichfalls  an.  —  Wie  Fox  übrigens  (248,  11)  zu  der  dreimaligen 
lesung  frydojH  gekommen  ist ,  ist  nicht  ersichtlich ;  Sedgefield  liest 
alle  drei  male  freodoiii  aus  C,  und  giebt  auch  aus  B  keine  andere 
lesung  an. 

Bei  'gierwafi  fehlt  die   form  ^gegyrcwod'  32,    27. 

Die  formen  und  das  vorkommen  von  '^mcksi'  werden  bei  'miceT 
aufgeführt,  immerhin  hätte  hinter  'fncesi^  eingesetzt  werden  müssen: 
>ym(ESt.,  cf.  micel«. 

Bei  WV/'  stellt  S.  die  stelle  145,  3  (Cardale  380,  26):  »ac  ic 
li'undrige  hwi  swa  f/icrnige  tüise  tuen  swa  swipe  swtincen  niid  dcsre 
sprcece'f.  unter  die  abteilung  »instrument,  means«,  er  müfste  es  aber 
unter  eine  mit  der  Überschrift  'cause,   rcason'  bringen ,   da  ';///</'  hier 


j  08  Besprecliuiigen 

in  der  that  den  grund  angicbt,  wie  in  Alfreds  anderen  werken  an 
vielen  stellen,  die  man  später  aus  meinem  buche  ersehen  kann.  — 
Bei  'w/V/'  mit  dem  akkusativ  fehlt  die  stelle  116,  14:  »Mo  sccohie 
mid  hire  djycrcvft  pa  tuen  forhredatK' . 

Bei  'of  ist  die  stelle  Fr.  3  :  -»he  sette  word  be  ivorde^  hwiliim 
andgit  of  atidgite«  m.  e.  besser  unter  »b)  starting-point«  zu  setzen, 
oder  noch  besser  unter  »e)  source ,  origin«,  als  unter  »dj  removal 
from«.  —  Die  Übersetzung  von  'of  durch  'opposed  to'  an  der  stelle 
12,  20  (Cardale  16,  23):  y>ic  no  7ie  wearj>  of  pam  sopan  geleafan« 
[=.  71  ec  unquavi  fiierit  dies,  qui  me  ab  hac  sententice  veritate  dcpcllat) 
scheint  mir  etwas  gesucht  zu  sein  ;  es  bezeichnet  'of  hier  doch  nichts 
anderes  als  'removal'  und  hätte  von  S.  bei  diesem  kennworte  einge- 
reiht werden  sollen  ;  'weordati  hat  hier  wie  so  oft  —  besonders  im 
Boethius  —  die  bedeutung  eines  bewegungszeitwortcs  --;  'kommen, 
sich  entfernen';  näheres  darüber  in  meiner  'Syntax  Alfreds'  II.  ^  383. c. 
und  d.  s.  21  f.  Dasselbe  gilt  für  die  andere  stelle  (57,  8  (Cardale 
136,  12):  •)>da  iveorpap  hwibitn  of  hiora  gecy?ide<i),  die  auch  aufs.  22 
in  meinem  buclie  nachzutragen  ist.  —  Für  eine  bedeutung  ^-  'con- 
cerning,  about'  giebt  S.  bei  \f  eine  einzige  stelle  an,  nämlich  107, 
26  (Cardalc  276,  25):  »Ic  nat  peak  ße  elles  hwcet  dince.  —  da  cwcEp 
ic\  Ne  fincp  ?ne  naiiht  opres  of  pimmi  spellutn«  (=  Afi  tu  aliter 
cxistimas?  —  Min'nne,  inquam);  Cardale  und  Fox  übersetzen:  »I  de 
not  think  at  all  differently  from  what  thou  sayest<<.  Ich  halte  diese 
aufifassung  für  richtiger  ;  \f'  deckt  sich  hier  in  seiner  bedeutung  wie 
so  oft  mit  froiff 

Bei  'ofei-  brauchte  die  stelle  108,  24:  »^^  fe  7/iikte  gan  op 
pisse  corpan  ende,  swa  pa:tie  nan  dccl  ofer  fcrt  ncere«  nicht  besonders 
mit  der  Überschrift:  »distancc  :  heyond,  farther  than^'  abgetrennt  zu 
werden;  sie  gehört  doch  zu  der  folgenden  gruppe:  »excess:  beyo/id, 
more  than«  ;  in  dieser  aber  ist  die  erste  stelle  aus  der  prosa,  die  als 
beleg  angeführt  wird,  zu  streichen:  41,  13  (Cardale  92,  23):  y>pa:t 
is  pon/ic  7c>i/t!U/ig  leases  gilpes  d'  unryhtes  anwealdes  rC"  imgetnetlices 
hUsan  godra  weorca  ofcr  eall  folc« ,  denn  'ofer  call  folc  gehört  zu 
''anweald'  oder  auch  zu  lüisd :  »über  alles  volk  hin  ;  rühm,  der  sich 
über  alles  volk  hin  ausbreitet«;  nicht:  »gröfserer  rühm  als  ihn  alles 
volk  hat«.  —  22,  18:  »//eo  hit  hccfd  eall  forsawen  ofer  de  annei', 
S.  übersetzt:  »beside,  in  comparison  with«,  besser  wäre  wohl:  »on 
account  of«.  —  -»on  ivite«  (120,  25)  gehört  nicht  unter  'time',  sondern 
unter  'place,  metaph'.  —  Bei  '011  ist  ferner  s.  276a  unten  bei  »e)« 
zu   lesen:    y>niinan  18.  2,    25.    24,   42.    6,   46.    19,    59.    26«;   s.    276b 


King  AltVeiVs  Üld  Eiiglish   Version  of  Boethius  etc.  109 

oben  bei  »f)« :  »\v.  gebrengan  7.  24,  11.  11,  iS.  10,  iii.  25, 
131.  5  .  —  Bei  'on  mit  dem  akkusativ  unter  'motion'  ist  die  stelle 
7,  24  {y>het  he  hine  gebringan  on  carcerne«)  zu  streichen,  denn 
\arcerne  ist  hier  natürlich  ebenso  wie  an  der  ganz  ähnlichen  stelle 
III,  25  {»ßcFi  he  sie  on  carcerne  gebrohl«)  dativ ,  nicht  akkusativ; 
daher  sind  auch  bei  'carccrn  s.  223a  die  belegstellen  7.  24  und 
III.  25  nicht  zum  akkusativ,  sondern  zum  dativ  zu  ziehen;  'gebringan 
hat  ja  auch  sonst  'oii  mit  dem  dativ;  s.  o.,  wo  ich  die  stellen  schon 
eingefügt  habe.  —  Hier  führt  S.  ferner  an  :  56,  29  »/«  ////  ne  secad 
on  ponc  rihtestan  weg«^  ;  hier  ist  aber  natürlich  der  'ort,  wo'  gemeint, 
was  häufig  genug  mit  dem  akkusativ  vorkommt,  vgl.  z.  b.  ganz  ähn- 
lich: Cardale  186,  7  (Sf  75,  i)  »hi  ihueligende  secap  pect  hehsie  god 
on  da  saniran  gesceafta«-,  welche  stelle  S.  auch  ganz  richtig  unter 
»h)  place:  in«  aufführt.  —  Bei  »k)«  füge  hinzu:  »143,  3  V«  hiora 
agcnne  willan«.  —  Bei  ^>n)  'on  riht\<  füge  ein:  »76,  22;  107,  5, 
8;    131,    22,    29;«   ferner  bei  \vi  woH :   »107,   9,    25«. 

Bei  'ongeaii  mit  dem    akkusativ    fehlt    die    stelle    16,    29:   »gif 
ßii  fines  seines  scgl  ongean  pone  wind  tobrcedesH. 

'ofigcfnong'  fehlt    im  'Glossary' ;    es    kommt    aber    zweimal  vor : 
102,   3   und   119,    12. 

Bei  'id  giebt  S.  unter  »ej«  für  beiimßan  nur  die  letzte  der  7 
stellen  an,  an  denen  es  vorkommt,  ohne  dies  durch  sein  sonst  üb- 
liches »&:c.«  anzudeuten;  ähnlich  ist  es  mit '.f//'^^«//,  cwepan,  clipian, 
foii  und  bei  »g)«  mit  'ieohhian^  von  diesem  ist  die  zweite  stelle 
36,  26  bei  'teohhian  selbst  zwar  aufgeführt,  aber  falsch  übersetzt 
(Cardale  80,  21):  »hii  geweard  pcBt  dam  wisan  fuen  com  to  lofe  and 
to  ivyrdscipe  pcet  se  unrihtwisa  cyning  htm  (eohhode  io  7vile« ,  das  heilst 
nicht  »determined  to  punish«,  sondern  etwa  »had  considered,  designed 
as  punishment«  ;  das  zeigt  auch  das  Lateinische :  >.ita  cruciatus,  qnos 
putabat  tyranns  materiam  crudelitatis ,  vir  sapiens  fecit  esse  virtutis«. 
—  Unter  »k)  concerning ,  in  the  case  of«  bringt  S.  die  stelle  11, 
13  (Cardale  14,  9):  »ne  sceolde  pe  eac  tum  man  swelces  togekfan«^ 
trennt  also  gleich  Cardale  und  Fox  das  'to  nicht  allein  äufserlich, 
sondern  auch  dem  sinne  nach  von  'gelefan  ;  ich  schliefse  mich  jetzt 
dieser  ansieht  an  (vgl.  meine  Syntax  I  s.  35),  glaube  aber  nicht, 
dass  '/<?'  hier  'concerning,  in  the  case  of  bedeutet,  sondern  wie  bei 
anderen  Zeitwörtern  des  suchens,  wollens,  Vertrauens,  erwartens  u.  ä. 
die  richtung  angiebt ,  wohin  sich  das  suchen,  wollen,  vertrauen, 
erwarten  richtet,  die  quelle,  aus  der  das  gesuchte,  gewollte,  erwartete 
kommen   soll ;   Cardale  übersetzt  zwar  auch :   Wr  could  any  one  think 


1 1  o  Besprechungen 

in  i/iis  manner  ivith  respect  to  thee\  doch  scheint  mir  diese  aufifassung 
ferner  zu  liegen  als  meine ;  —  bei  7C'cna7i  mufs  es  hier  heifsen : 
»J7,  31  statt  27,  31«,  und  hinzuzufügen  ist:  »108,  12«  (vgl.  o.  s.  104). 
—  Bei  »1)  source,  from«  mufs  es  heifsen:  »w.  wilnian  45.  3,  19. 
15,  w.  secan  31.  26,  32.  7«.  —  Unter  »m)  addition«  bringt  S.  2 
von  den  6  vorhandenen  stellen  unter,  an  denen  ^ioeacan  vorkommt; 
diese  hätten  natürlich  unter  besonderem  köpfe  abgeschieden  werden 
müssen,  da  doch  'ioeacan  selbständige  präposition  ist ;  hier  übersetzt 
S.  ferner  V<?  dam  einmal  durch  '?norcover  an  der  stelle  57,32  (Cardale 
138,  17)  'ac  (de  gesceaft  /m^earfad  on  hire  selfre  swa  swa  hweol\ 
<:(''  to  pam  heo  swa  /nvearfad  pect  heo  efi  eiime  ßa-r  heo  eer  icess' ; 
ich  fasse  dies  anders  auf  und  übersetze:  »und  dreht  sich  so  zu 
dem   zwecke,   dafs  ....<' 

Bei  'uppan  verzeichnet  Sedgeficld  nur  einen  einzigen  beleg, 
und  zwar  aus  den  'Metra  ;  die  präposition  kommt  aber  zweimal  in 
der  prosa  vor:  Cardale  54,  18  (Sf.  26,  24)  y>ne  sccall  he  hit  no  setian 
lipon  pone  hehstan  cnol«;  182,  20  (Sf.  73,  31)  »pa-t ge  hi  demne  setton 
lipon  dunu7n<! . 

Bei  W  fehlt  die  stelle  100,  6  (Cardale  256,  11):  »lädst  nie 
hidrcs  &  didres  on  swa  picne  wudu  dcvt  ie  ne  mceg  itt  aredian<<  »dafs 
ich  den   weg  hinaus  nicht  mehr   finden   kann«. 

Bei  »7wV/,  36,  31«  wäre  zu  erwähnen  gewesen,  dafs  an  dieser 
stelle   der  dativ  zu   ergänzen    ist.  Der  beleg  für   »3.   a)   direction, 

towards:  103,  13«  stimmt  nicht;  an  dieser  stelle  steht  der  genitiv: 
y>7vid  dces  wi/cs<<. 

Ausser  den  im  verlaufe  dieser  besprcchung  schon   angegebenen 
druckfehlern   sind  mir  noch   folgende   aufgefallen: 
S.   41    z.    2    lies  ne  statt  e 
s.    2  38=>   z.   3   v.   u.   lies /(-»/v/)'  statt  ordy 
s.    268''  z.    15   v.    u.   lies   2)^-    "2   statt   32.    13 
s.    274;^  z.    20  lies    III.    20   statt    iii.    19 
s.   274t'   z.   8   lies   8,    12   statt  8.    12 
s.   305 ■!   z.   8   füge  hinter  dreatian  hinzu:   wv. 

Wie  das  von  der  Clarendon  Press  nicht  anders  erwartet  werden 
kann,  ist  die  druck-ausstattung  ausgezeichnet,  nur  hätten  im  Wörter- 
verzeichnis die  einzelnen  bedeutungsgruppcn  durch  fettdrucken  der 
zahlen  und  buchstaben  besser  von  einander  abgehoben  werden 
können.  Und  wenn  sich  doch  die  Engländer  endlich  mal  den  alten 
zopf  abschneiden  und  von  dem  nichtbeschneiden  eingebundener 
bücher  abstehen  wollten!   Die  becjueme  benutzung  von  wörtert)üchern 


R.  Markiscli,  Die  ne.  hearbeit   d.  erznlii.  v.  Apollonius  v.  Tyrus  i  i  i 

wie  Stratmann-Bradley  z.  b.  wird  ja  durch  dies  verfahren  ganz  un- 
möglich gemacht.  Leider  hat  uns  die  lächerliche  und  thörichte 
nachäfferei  von  allem  Englischen,  die  jetzt  an  der  tagesordnung  ist, 
auch  schon  diese  unsitte  in   Deutschland  eingeschmuggelt. 

Meine  kleinen  ausstellungen  vermindern  selbstverständlich  nicht 
den  gesamtwert  von  Sedgcfields  mühevoller  arbeit ;  das  in  seiner 
Boethius-ausgabe  niedergelegte  ergebnis  seiner  lesung  der  Cotton- 
schen  handschrift  wird  von  jedem  kenncr  des  Angelsächsischen  mit 
freude  begrülst  und  mit  reichem   nutzen   durchforscht  werden. 

Bonn,  Mai  1899.  J.  E.   Wülfing. 


Die  altenglische  bearbcitung  der  erzühlung  zwn  Afollonius  von  Tyrus. 
Grammatik  und la/ei?iisc/ier  text  von  Robert  Märkisch.  (Palaestra  6 .) 
Berlin.    Mayer  &  Müller.     1S99.    62    ss.    Fr.   M.    1.60, 

Eine  Vollendung  der  langgeplantcn  ausgäbe  der  altcnglischcn 
Übersetzung  der  erzählung  von  Apollonius  von  Tyrus  ist  der  rast- 
losen Schaffenskraft  Zupitza's  leider  nicht  mehr  vergönnt  gewesen. 
Zwar  fand  sich  im  nachlasse  das  druckfertige  manuskript  des  alt- 
englischen tcxtes  vor,  das  Napier  im  Archiv  97,  17  ff.  zum  ali- 
druck brachte ;  aber  gerade  das ,  worin  wir  die  meisterhand  am 
meisten  zu  bewundern  pflegten ,  die  behandlung  der  grammatischen 
und  litterarischen  Vorfragen,  stand  noch  aus.  Und  so  war  es  eine 
pflicht  der  pietät  und  schon  darum  ein  verdienstvolles  unternehmen, 
die  fehlenden  prologomena  nachzuholen ,  wie  das  in  vorliegender 
Schrift  versucht  wird,  in  welcher  laut-  und  formenlehre,  syntax  und 
quellenverhältnis  knapp  behandelt  sind. 

Der  grammatische  teil  der  arbeit  ist  als  materialiensammlung 
für  das  arg  vernachlässigte  Spätwestsächsische  wertvoll.  Mit  der  art 
der  darstellung  kann  ich  mich  freilich  nicht  überall  befreunden,  be- 
sonders in  der  lautlehre  nicht.  Hier  schwankt  verf.  unglücklich 
zwischen  einer  rein  deskriptiv- statistischen  und  einer  historischen 
betrachtungsweise  hin  und  her ,  so  dass  wir  stellenweise  nur  eine 
buchstabenlehre  erhalten.  Von  welchem  lautstande  er  ausgeht,  ist 
nirgends  angegeben  :  der  verlauf  zeigt,  dass  er  bald  den  urgermanischen 
bezw.  westgermanischen ,  bald  den  urenglischen ,  bald  wieder  den 
altenglischen  laut  im  äuge  hat.  Die  lautchronologie  kommt  nirgend 
zu    ihrem    rechte.     Paul's  Scheidung  von   e  und  a  als  /-uiTilaute  von 


112  Besprtcluingen 

urengl.  te  bezw.  a  wird  ignoriert.  Das  verlnlltnis  von  Ju^bbe  und 
habbe  ist  rein  äusserlich  gefasst,  wie  denn  überhaupt  nirgendwo  ein 
Studium  der  grundlegenden,  inhaltsvollen  artikel  Bülbring's  (s.  silf  %.  3, 
gnncEcca  s.  2)  hervortritt.  Von  suffixablaut  und  dadurch  hervorge- 
rufenen /-umgelautetcn  nebenforrncn  scheint  verf.,  seiner  behandlung 
von  geslegene  s.  1  nach  zu  urteilen,  nichts  zu  wissen.  Höchst  wahr- 
scheinlich findet  dies  auch  auf  7iu27iig  anwendung,  das  verf.  durch 
anlehnung  an  das  »sinnverwandte«  [?]  äiiig  erklären  will.  Wie  steht 
es  denn  aber  mit  ae.  nienig  und  dem  nebeneinander  von  ahd.  manig, 
vicnig  sowie  westfries.  jnan?iig,  meiuiigl  Auch  dass  pceiine  analogie- 
bildimg  zu  ae.  tenne  sei,  werden  wenige  dem  verf.  glauben,  zumal 
wer  an  ae.  hwcnne  und  ahd.  Jnoaniie ,  Jiwenne  ^  mnd.  wanne,  weniu\ 
ndl.  7001  neben  ivanneer  denkt.  Die  epigrammatische  kürze  des  aus- 
drucks  führt  häufig  zu  recht  bedenklichen  formulierungen  von  laut- 
regeln. So  z.  b.  s.  5  :  »got.  ^,  ahd.  a  wird  zu  a'«  ;  oder  s.  2  :  »vor 
silbenschliessendem  h  und  x  erscheint  immer  ea«.  (doch  vgl.  ae.  cvx, 
axe)\  oder  s.  4:  >lat.  /  .;>  ex  (woV  im  Ae.  oder  im  Volkslatein'?). 
Was  s.  I  über  befcestan  gesagt  wird,  klingt  fiist  als  übersehe  verf., 
dass  es  sich  liier  um  /-umlaut  handele.  In  dem  gewiss  lobenswerten 
bestreben,  die  bedingungen  eines  lautwandels  aufzufinden,  geht  er 
gelegentlich  etwas  weit,  so  wenn  das  cc  in  scceddig  dem  c  zugeschrieben 
wird ,  oder  wenn  die  cntrundung  von  ae.  y  zu  /  besonders  in  der 
uingebung  von  r  und  w  erfolgen  soll,  während  umgekehrt  dieselben 
laute  bei  ae.  l  gerade  rundung  zu  y  hervorrulen.  Ein  solches  Ver- 
hältnis ist  doch  undenkbar.  Hätte  verf.  Beiblatt  IX  95  gekannt, 
würde  er  den  Wechsel  von  i\y  wohl  etwas  tiefer  aufgcfasst  haben. 
Die  formen  ßär,  hwär  scheinen  mir  eher  an  die  emphatischen 
nebenformen  pära,  hwitra  (Sievers  ^  321,  a.  2)  angelehnt  als  an 
ae.  ;pä  und  hwä^   wie  s.    5   angenommen   wird. 

Auch  die  behandlung  der  nicht-haupttonigcn  vokale  erregt  mir 
mancherlei  bedenken.  Die  leider  in  der  ae.  grammatik  gänzlich 
vernachlässigte  frage  nach  dem  vokal  in  der  kompositionsfugc  wird 
s.  6  mit  folgendem,  mir  unverständlichen  satze  abgethan :  »e  statt  a 
oder  eingeschoben  ;  ealdefadcr  (ä'.Wxq.  ealdafcvdcr)  ,  hearpe/iccgl, 
hearpesirengas<(.  Ist  wirklich  sonstwo  a  noch  in  der  kompositions- 
fugc erhalten?  (Das  /t^fric'sche  beispiel  ist  mir  sehr  verdächtig.) 
Und  nimmt  verf.  einschub  oder  e  für  (7  in  hearpencBgl  u.  s.  w.  an? 
Formen  wie  gefrcnwde  s.  6  sind  für  mich  keine  belege  für  einen 
lautwandel.  von  unbetontem  »c  >  0« ,  sondern  analogiebildungen 
nach    einer    andern    Hexionsklasse.     Ebenso    gehören   wohl    nicht    in 


R.  Märkisch.  Die  ae.  bearheit.  d.  erzähl,  v.  Apollonius  v.  Tyrus  i  i  -r 

die  lautlehre  dative  wie  beheafdunge  statt  -unga  (s.  7)  und  hand  statt 
handa.  Verf.  freilich  nimmt  hier  lautwandel  von  a  >  c  bezw.  ab- 
üill  des  a  an.  Aber  warum  soll  in  dem  einen  falle,  noch  dazu  in 
der  schallschwächeren  dritten  silbe  nach  dem  hauptton,  a  als  c  er- 
halten bleiben,  im  anderen  aber  abfallen?  Und  warum  soll  das 
lautgesetz  nur  im  dativ  der  ung-  bezw.  «-stamme  wirken  und  nicht 
auch  sonst?  Natürlich  handelt  es  sich  auch  hier  um  systemzwang. 
Ich  würde  auch,  wo  partizipia  wie  fn/idor/.,  prät.  plur.  wie  cnoritcn, 
nebst  abfall  von  end-«  erscheinen  ,  den  schluss  wagen  ,  dass  die 
reduktion  der  endsilben  schon  ziemlich  fortgeschritten  sei ,  dass  die 
ausspräche  des  Schreibers ,  wenigstens  unter  gewissen  umständen, 
etwa  bei  schnellerem  rede-tempo  oder  im  alltagsverkehr,  bereits  die 
reinliche  Unterscheidung  der  vokalqualitäten  in  schwachtoniger  silbe 
aufgegeben  habe.  S.  8  trägt  verf.  die  irrige  meinung  vor ,  dass 
-nesse  die  normalform  des  suffixes  im  Ae.  sei ,  woraus  -ticss  durch 
abfall  des  end-^  hervorgegangen ,  während  in  Wahrheit  die  sache 
sich  genau   umgekehrt  verhält. 

Wieder  unverständlich  ist  mir  s.  10  »inlautend  fällt  //  neben  iv 
in  horhgmn^  horwe<i^  wo  es  sich  doch  um  urgerm.  Wechsel  von  '/jiv 
und  yw  handelt  (Sievers  ^  242,  a.  4).  Förderlicher  für  die  Wissen- 
schaft wäre  es  sicherlich  gewesen ,  wenn  verf.  rein  deskriptiv  ver- 
fahren wäre,  dann  aber  auch  wie  Cosijn  uns  ein  vollständiges 
inventar  der  spräche  geboten   hätte. 

Auf  grund  der  lautuntersuchung  glaubt  verf.  unser  »denkmal« 
ungefähr  in  das  11.  jahrh.  setzen  zu  müssen;  er  übersieht  dabei, 
dass  dies  resultat  nur  auf  die  uns  zufällig  erhaltene  form  in  der 
einzigen  Cambridger  handschrift  (Corp.  Crist.  Coli.,  201)  bezug  haben 
kann,  die  der  vielen  fehler  wegen  schwerlich  die  Originalaufzeichnung 
darstellt.  Es  ist  damit  also  nur  ein  terminus  ad  quem  gegeben,  der- 
selbe, der  schon  durch  das  alter  der  handschrift  geboten  war.  Verf. 
hätte  also  versuchen  sollen,  ein  weiteres  hinaufrücken  der  abfassungs- 
zeit,  durch  litterargeschichtliche  momente  unwahrscheinlich  zu  machen. 

Auch  hätte  es  sich  verlohnt,  auf  grund  der  sprachlichen  Unter- 
suchung zu  Wanley's  ansieht,  dass  die  hdschr.  C.  C.  C.  C.  201  in 
Worcester  geschrieben  sei,  Stellung  zu  nehmen.  Die  überwiegend 
entrundeten  y  würden  dagegen  sprechen,  falls  sie  nicht  auf  rechnung 
des  kopisten  zu  setzen  sind.  Dasselbe  gilt  von  dem  häufigen  tx  für 
Umlauts-^  vor  nasalen.  Wer  heutzutage  spät-ae.  texte  behandelt,  wird, 
seit  Morsbach's  Grammatik  vorliegt,   wohl  nicht  mehr  umhin  können, 

J.   Hoops,  Englische  Studien.  XXVlll.   i.  8 


II  1  Besprechungen 

seinen  blick  auch  aufs  Me.  zu  richten.  Es  ist  dies  der  einzigste  weg, 
auf  dem  wir  eine  lokalisierung  später  denkmäler  oder  wenigstens  ihrer 
handschriften  erlioffcn  können. 

Unter  »Syntax«  stellt  verf.  einige  bemcrkungcn  über  Wortfolge, 
rektion  der  verben  und  adjektiva,  passiversatz,  intinitiv  mit  oder  ohne 
/ö,  konjunktiv'-verwendung,  pronomen,  artikel,  präpositionen  u.  s.  w. 
zusammen  ,  die  ich  als  das  wertvollste  in  seiner  schrift  bezeichnen 
möchte.  In  anspruchsloser  form,  rein  beschreibend  gehalten,  werden 
sie  allen,  die  dem  Stiefkind  der  engl,  philologie  beachtung  schenken, 
eine  sehr  willkommene,  bequem  geordnete  beispielsammlung  sein. 
Möge  dies  beispiel  der  einbeziehung  der  syntax  recht  viele  nach- 
folger  finden.  Mit  der  zeit  wird  dann  auch  wohl  in  unseren  prüfungs- 
vorschriften  die  erkcnntnis  zum  ausdruck  gelangen  ,  dass  die  syntax 
der  für  den  künftigen  lehrer  wichtigste  teil  der  historischen  gram- 
matik   ist. 

Der  zweite  abschnitt  von  Märkisclrs  schrift  bietet  eine  her- 
stellung  des  lateinischen  textes  in  der  gcstalt,  wie  er  vermutlich  dem 
ae.  Übersetzer  vorgelegen  hat,  und  daran  anschliessend  eine  erörterung 
der  zur  Verwendung  gelangten  Übersetzungstechnik.  Schon  Zupitza 
hatte  dies  erstrebt  und  bereits  fünf  lateinische  handschriften  zu  diesem 
zwecke  abgeschrieben  oder  verglichen.  Dies  material  scheint  dem 
verf.  leider  nicht  zugänglich  gewesen  zu  sein.  Zupitza  hatte  ferner 
in  seinem  aufsatze  Welcher  text  liegt  der  ae.  bearbcitung  der  erzählung 
von  Apollo7iius  von  Tyrtis  zu  grtwde?  (Rom.  forsch.  III  269  ff.)  be- 
reits mitgeteilt,  dass  der  ae.  bearbeitung  die  lat.  handschriften  Corp. 
Christ.  Coli.,  Cambr.  318  {e)  und  ebenda  nr.  451  irj)  am  nächsten 
ständen.  Diese  hätte  verf.  daher  seiner  textherstellung  zu  gründe 
legen  sollen.  Statt  dessen  hat  er  seinen  text  auf  der  handschr.  ,:/ 
(Magd.  Coli.  Oxf.  50J  aufgebaut,  die,  wie  wir  jetzt  aus  der  trefflichen, 
Märkisch  freilich  noch  unzugänglichen  handschriften-gruppierung  durch 
E.  Klebs 'j  ersehen  können,  einer  ganz  anderen,  ursprünglicheren 
redaktion  (RB)  angehört,  wohingegen  die  ae.  Übersetzung  wie  die 
meisten  mittelalterlichen  bearbeitungen  auf  eine  eigentümliche  misch- 
redaktion  (RCi  j  zurückgeht  und  sich  mit  den  lat.  hss.  e,  ?;,  ()'(Laud  247), 
i  (Rawl.  C.  510)  zu  einer  besonderen  englischen  tcxtgruppe  zusammen- 


'j  E.  Klebs,  Die  erzähbuig  von  Apolloiiius  ans  Tyrtis.  Eine  geschicht- 
liche Untersuchung  üher  ihre  lateinische  uiforiii  und  ihie  sjjäteren  hearbeitungen. 
Berlin  1899.  —  Ich  bedaure  sehr,  dnss  die  besprecliung  dieses  weikes  von  i. 
Singer  im  Beiblatt  X  233  ff.  so  wenig  den  wahren  weit  des  buches  erkenneri 
lässt. 


F.  Holthauseii,   Das  Noahspiel  von  Newcastle  up'in  Tyne  n  c 

schliesst,  von  der  verf.  nur  cV  stellenweise  (nach  Riese?)  benutzt  hat. 
Dass  danach  Märkisch'  text-rekonstruktion  mancher  änderung  bedarf, 
ganz  zu  schweigen  von  dem  störenden  text-tnosaik ,  ist  leicht  mit 
Klebs'  reichem  material  (s.  176  ff.)  zu  zeigen.  So  stimmt  z.  b.  der 
Schlusssatz  von  kapitel  X :  fordam  ße  he  pect  folc  of  hungrc  alcsde 
and  heora  ceastre  gcstadolode  (Zupitza,  s.  23,  z.  27)  trefflich  zur  les- 
art  von  £^  u.  s.  w.  eo  quod  Uberalitate  sua  fanicm  abstidit  civibus 
dvitatefnqtie  restitucrit ,  wo  Märkisch  von  der  ursprünglichen  fassung 
eo  quod  liberaliiaic  sua  /a?nem  sedm<erit  ausgehend  ein  kompliziertes 
eo  quod  libera\züt  civ\itatc\7)i\  sua\r)i\  /cwic{f>i)  \i-cstauravitque^  konjiciert. 
Oder,  noch  deutlicher,  kap.  III,  wo  die  englische  gruppe  Quid pliiral 
luidiquc  reges  ....  liest  in  Übereinstimmung  mit  dem  ae.  /nccet  is 
7iu  vuve  ymbe  pizt  to  sprecannc,  buton  pcet  cyniiigas  .  .  .  .  (s.  19,  z.  15  f.), 
während  verf.  die  ältere  lesart  quia  plurimi  nndique  reges  ?.  38  bei- 
behält und  dementsprechend  s.  54  eine  selbständige  erweiterung  des 
ae.  Übersetzers  hier  annehmen  muss.  Man  sieht,  der  zweite  teil  der 
arbeit,  die  mit  unzureichenden  mittein  unternommene  text-rekonstruktion 
sowohl  wie  die  besprechung  des  Verhältnisses  von  quelle  und  Über- 
setzung, ist  noch  einmal  zu   machen. 

Schade  ist ,  dass  nicht  auch  die  gelcgenheit  benutzt  worden 
ist,  das  von  Zupitza  bereits  fertiggestellte  glossar  zum  Apollonins  zum 
abdruck  zu  bringen. 

Würzburg,   März  1900.  Max  Förster. 


Das  Noahspiel  von  Newcastle  upo7i  Tyne.    Herausgegeben   von   Ferd. 

Holthausen.    Göteborgs  Högskolas  Arsskrift  1 89 7.  III.     Göteborg, 

Wettergren   &  Kerber.     Preis    i    Kr. 

Every  Middle  English  text  should  of  course  bc  made  generally 
accessible,  especially  one  which  is  interesting  from  the  point  of  view 
of  literary  history  —  sce  p.  1 9  —  as  well  as  from  that  of  the  language. 
And  as  the  Newcastle  play  was  only  printed  in  two  books  which 
are  more  frequently  honourcd  by  their  absence  in  Continental  and 
private  libraries  than  otherwise,  Dr.  Holthausen  is  to  be  congratulated 
on  his  choice  of  subject.  In  this  littlc  brochure  of  only  42  pp.  wc 
have  about  all  that  could  be  wished :  an  emended  text  with  Notes 
wherever  necessary  and  an  index  to  these  Notes ;  an  account  of 
the  literary  history  of  the  play  and  of  previous  editions ;  notes  on 
the  source,  the  language,  the  metrics  (stanza-form,  rhyme,   alliteration 


1 1  6  Besprechungen 

and  rhythm)  and  especially  the  Diction  of  the  play.  This  last 
chapter  I  would  call  the  Reader's  careful  attention  to. 

The  manuscript  of  the  play  scems  irretrievably  lost  ;  see 
p.  33  and  Anglia  21,  p.  166,  note  i.  We  have  therefore  to  work 
on  the  editio  pr'mceps^  that  of  Bourne  (1736),  and  as  this  text  is 
more  than  usually  corrupt,  Holthausen  is  quite  justified  in  using  the 
pruning  knife  less  sparingly  than  need  otherwise  have  been  the  case. 
His  text  has  certainly  gained  very  mach  by  his  efforts.  And  I  say 
this,  although,  being  mach  morc  conservative,  in  matters  philological, 
than  Holthausen,  I  find  it  impossible  to  agree  with  the  method 
adopted  to  reconstitute  that  text. 

Here  as  well  as  I  am  afraid,  whencver  Prof.  Holthausen  goes 
in  for  textual  emendation,  he  seems  to  mc  to  overlook  that  canon 
of  textual  criticism  which  prescribes ,  that ,  while  concentrating  all 
our  critical  acumen  on  the  emendation  of  a  corrupted  text,  we 
must  not  attempt  to  improve  upon  the  author.  When,  to 
quote  only  one  or  two  instances ,  the  Editor  changes  For  I  was 
nevcr  since  I  was  boi  n  Of  kind  of  craft  to  burthcn  a  hoat  into  For 
I  was  never  [in  all  my  life]  Of  kind  of  craft  to  biiild  a  boat^  merely 
indicating  the  divergent  reading  of  his  original  in  a  footnote,  and  with- 
out  the  slightest  attempt  to  explain  why  the  author  could  not  have 
written  [sitice  I was  born,  but  especially:]  burthcn  here,  —  then  I  think  I 
ma}'  say  he  has  gone  too  far.  And  when,  evidently  7netri  causa, 
Dr.  H.  changes  man,  beast,  child  nor  wife  into  Nor^  man  nor  bcast 
nor  child  nor  wife  —  and  I  must  here  add  that  thcse  metrical 
considerations  play  a  very  great  part  in  Prof.  Holthausen's  other 
text-critical  ')  writings  -  it  ought  to  be  sufficient  to  remind  him 
that  it  will  not  do  to  excludc  a  line  simply  because  it  does  not 
answer  to  the  exigencies  of  the  metre  and,  I  may  add,  laying  the 
necessary  amount  of  stress  on  it,  —  because  it  does  not  come  up 
to   our  prescnt  Standard  of  a  perfect  line. 

Morcover  the  Editor's  way  of  printing  the  text  with  his 
»emendations«,  adding  the  original  readings  in  the  footnotes,  I 
cannot  allow  to  pass  without  protest ,  however  common  the  pro- 
ceeding  may  be.  I  fully  grant  that,  if  anywhere,  it  would  be 
admissible  —  from  my  point  of  view  I  should  call  it:  cxcusable  — 
here,  where  the  text  is  indeed  very  much  corrupted  and  where  we 
have    no  manuscript    to    fall    back    upon.     This  method  of  printing 


')  I  hope  the  word  will  pass;  we  need  such  a  terni  sadly. 


M.  Meyerfeld,  Roheit  Burns  117 

»edited«  texts  I  can  admit ,  at  most ,  in  the  case  of  writings  of 
which  one  or  more  reliablc  diplomatic  reprints  or  facsimiles  are 
available.  In  the  prescnt  case,  one  editor  has  an  additional  excuse 
for  his  proceeding  in  the  fact  that,  while  the  transcript  iised  for  the 
editio  princeps  was  probably  written  in  the  i6th  Century  (Holthausen, 
p.  20;  Brotanek,  Anglia  21,  p.  167  seems  to  me  to  be  wrong  in 
assuming  that  Bourne  used  a  r5th  Century  Ms.,  in  which  case  he 
would  have  to  be  madc  answerable  for  all  the  corruptions  of  our 
text !)  the  work  itself  is  about  a  Century  and  a  half  older  (Anglia, 
/.  /.).  But  für  all  that,  what  mc  judice  Holthausen  should  have  done, 
was  to  give  us  a  careful  reprint  of  the  Bourne-text  and  to  give  the 
result  of  his  labours  in  the  Notes  or  —  in  a  parallel  text  on  the 
opposite  page  as  Brotanek  (/.  /.  pp,  170  seqq.)  has  done  in  his 
subsequent  edition  of  the  play.  For  it  is  misleading  —  and  irrita- 
ting;  but  that  possibly  personal  impression  I  do  not  wish  to  mention 
in  the  first  place  —  to  have  to  find  out  ;////  mähe  u/id  not  what 
is  the  reading  of  that  text  which  comes ,  as  in  our  case,  at  least 
nearest  in  point  of  tiine  ,  to  the  original,  and  which  in' nearly  all 
other  cases  can   practically  bc  said  to   be   the  original. 

The  paper  by  Brotanek,  which  I  have  had  to  refer  to  once 
or  twice ,  is  a  new  edition  which  the  author  had  prepared  for  the 
press  when  Holthausen's  edition  was  announced.  Profiting  to  some 
extent  by  H's  work ,  Dr.  Brotanek  has  tried  to  rewrite  the  text  in 
the  old  I  5th  Century  Northern  dialect.  Students  especially  interested 
in  the  remnants  of  the  Old  English  drama,  should  not  be  content 
to  use  Brotanek's  or  Holthausen's  text  only,  but  should  carefully 
study  the  two. 

Ghent,   Dcc.   7,   1S99.  H.  Logeman. 


Robert  Burns:  Studien   zu   seiner  dichterischen    ent^vicklung    von   Max 
Meyerfcld.      Berlin,  Mayer  &  Müller,    1899. 

Whatever  opinion  be  formed  as  to  the  justice  of  the  con- 
clusions  which  Dr.  Meyerfcld  sceks  to  estahlish  by  his  elaborate 
enquiry  into  the  indebtedness  ofBurns  to  hisEnglish  pr&decessors,  all  in- 
telligent students  of  the  Scottish  poet  owe  him  gratitude  for  the  thorough- 
ness  with  which  he  has  discharged  the  special  task  of  supplying  material 
for  a  satisfactory  verdict.     Here  we  have,  if  not  a  complete  record 


llg  Besprechungen 

of  the  poet's  adaptations  of  the  thoughts  and  sentiments  and  imagery 
of  his  English  predecessors,  at  least  a  much  more  ainple  one  than 
any  previously  provided ,  and  one  more  than  sufficiently  exhaustive 
for  all  purposes  of  enlightened  criticism.  Of  half  knowledge  I  have 
observed  only  one  notable  instante ,  and  it  is  outside  Dr.  Meyer- 
fekFs  special  field  of  enquiry.  For  the  origin  of  O  my  Ltivc's  like  a 
red,  red  Rose  he  contents  himself  with  a  version  of  on  old  song 
quoted,  on  the  authority  of  Hogg,  in  Wallace's  edition  of  Chambers' 
Bums.  Now  not  only  is  the  mere  authority  of  Hogg  of  no  real 
value ,  bat  the  mistake  of  Dr.  Meyerfeld  in  limiting  himself  to 
Hogg  seems  inexcusable,  since  much  fuHer  iiiformation  on  the  song 
was  before  his  eyes  in  The  Centenary  Bums.  There  he  would  have 
found  proof  both  that  the  first  verse  of  Burns  equally  with  the 
remainder  is  borrowed,  and  that  the  line  »Till  a'  the  seas  gang 
dry«,  is  also  a  mere  adaptation. 

But  on  the  whole  if  Dr.  Meyerfeld  sins,  it  is  rathcr  in  cxcess, 
than  in  lack,  of  diligcnce  and  zeal.  Is  it  not  superfluous,  for  example, 
to  illustrate  the  commonness  of  the  motive  in  Tibbic,  I  hac  secn  the 
day  from  Allan  Ramsay's  Highland  Lassie?  The  phrase  /  'd  rathcr 
hae  her  in  her  sark  seems  to  have  been  virtually  proverbial ;  at 
any  rate  —  with  the  Substitution  of  smock  for  sark  —  it  occurs  in  a 
letter  of  Graham  of  Claverhouse,  Viscount  Dundee,  almost  a  Century 
before  Ramsay.  Moreover  Burns  more  nearly  copies  Ramsay  in 
Tibbie  Dunbar:  »come  in  thy  coatie«.  Similarly  the  idea  of  whist- 
ling  to  keep  the  courage  up  must  be  older  than  Blair's  Grax'e  — 
perhaps  almost  as  old  as  the  art  of  whistling  itself.  Then  is  there 
any  reason  to  suppose  that  Burns  was  influenced  by  Milton's  praise 
of  the  ploughman  in  the  Allegro,  when,  himself  a  ploughman,  he 
merely  amended  for  Johnson  an  old  improper  song  on  that  iheme? 
Again  why  regard  Burns  as  dependent  on  Pope,  rathrr  than  on  his  pious 
old  father ,  for  ccrtain  opinions  about  God  which  were  merely 
current  commonplaces?  .  In  a  good  many  instanccs  also  similarities 
are  discovered  which,  if  thcy  exist,  arc  intinitesimally  small,  as 
for  example  in  the  last  illustration  of  the  indebtedness  of  Highhind 
Mary  to  Blair's  Grave.  Besides  even  tlie  most  original  of  poets 
cannot  wholly  cscape  the  grooves  of  thought  and  sentiment  which 
belong  to  a  civilized   Community. 

Still  such  supertiuities  as  thosc  now  pointed  out  are  almost 
inevitable  in  an  enquiry  which  strives  alter  thoroughness,  and  when 


M.  Meyeifel'l,  Rotiert  Burns  ng 

all  is  Said  it  remains  that  Dr.  Meyerfeld  entirely  makes  out  the 
conclusion  that  few,  if  any  poets  were,  in  a  sense,  more  indebted 
than  Burns  to  poetic  predecessors ,  that  none  has  bcen  a  more 
inveterate  borrower  of  thoughts  and  sentiments,  and  even,  in  some 
respects ,  of  language.  But  all  this  being  proved  the  question  still 
remains  as  to  the  exact  naturc  of  his  indcbtedncss.  The  most 
striking  characteristics  of  his  best  poetry  arc,  perhaps,  the  fullness 
and  vigour  of  its  life  and  passion,  and  the  marvellous  skill,  within  a 
very  limited  ränge,  of  his  poetic  art.  To  combat  the  view  that 
Burns  as  a  poet  was  but  slightly  indebted  to  his  English  prede- 
cessors, Dr.  Meyerfeld  quotes  a  long  list  of  borrowings,  whereas 
the  question  seems  rathcr  to  be  what  did  he  do  with  his  borrowings : 
what  effcct  had  they  on  his  poetic  art  in  the  strict  sense  of  that  tcrm? 
And  to  determine  this  must  we  not  consider  such  questions  as  the 
following :  —  How  far  was  the  English  poetic  influcnce  helpful  and 
salutary,  how  far  huitful,  how  far  merely  futilc,  how  far  counteracted 
or  superseded  by  the  influence  of  the  cid  Scottish  modeis,  how  far 
harmonious  with  thcm?  My  own  view  is  that  on  the  whole  the 
English  influence  was  harmful  rather  than  beneficial,  and  that  in 
the  long  run  it  was  slight  and  superficial.  The  outstanding  fact  is 
that  Burns  did  make  an  attempt  to  become  a  pupil  of  the  English 
school ,  and  lamentably  failed.  Of  the  injurious  efifects  on  his 
art  of  English  modeis  there  are  many  examples,  one  of  the  most 
striking,  as  it  seems  to  me ,  being  T/ie  Cotter' s  Saturday  Night. 
Its  sentiment  is  of  course  highly  praiseworthy,  but  praiseworthy 
rather  than  poetic;  and  I  am  quite  unable  to  takc  this  piece  of 
patchwork  so  seriously  as  Dr.  Meyerfeld  and  some  other  critics  do. 
Have  we  not  here  rather  one  of  the  poet's  vainest  attempts  to 
harmonisc  the  two  poetic  traditions;  and  instead  of  one  of  the 
most  striking  triumphs  of  his  poetic  art,  have  we  not,  even  at  the 
best,  merely  plausible  and  stilted  rhetoric?  On  the  other  hand  in 
all  the  pieces  modelled  on  the  old  Scottish  tradition,  the  hallmark 
of  a  great  individual  poetic  artist  is  unmistakeably  manifest.  Is  it 
not,  for  example,  specially  manifest  in  The  Jolly  Beggars^  Hallo- 
lücen,  The  Holy  Fair,  The  Address  to  the  Dell  and  Holy  Willie,  to 
name  but  these;  and  remembering  that  such  pieces  belong  to  the 
ante-Edinburgh  peiiod,  can  we  agree  with  Dr.  Meyerfcld  that 
in  »this  first  phase  of  his  poetry«,  we  have  little  positive  indication 
of  his  streng  individuality ?  Hovvever  exquisite  many  of  Burns'  lyrics 
may    be,    do    they    really  show  more    distinct  traces  of  individuality 


I  2 o  Bespiecliungen 

than    the     pieccs  nanied ,    or  can   thcy   bc  rcgarded  as  more  than  a 

very  partial   and  fragmentary  fulfilment  of  thcir  rare  poctic  promiscV 

London,   March    1900.  T.   F.   Henderson. 


Heinrich     M  o  1  e  n  a  a  r  ,     Robert    Bums'     beziehungen    zw    litti- 

7-aiur.     Erlangen    u.    Leipzig.      A.  Deichert'sche    verlagsbuchh. 

nachf.   (Georg  Böhme).      1899,    ^H  "•    ^3-   ^s.      Preis   3,60  M. 

[IMünchener    beitr.   zur  rom.    u.    engl,   philologie,    hrsg.     von  H. 

Breymann   u.   j.   Schick,  XVIL   heft.] 

Wie  sich  ans  den  Zusätzen  auf  s.  107  ergibt,  war  die  vor- 
liegende arbeit  ,,im  wesentlichen  schon  seit  einigen  jähren  voll- 
endet" Die  neuen  Burnsausgaben  von  Wallace  und  Henley,  die  in 
den  Jahren  i8q6  97  erschienen,  wurden  leider  nur  in  einem  an- 
hang  benutzt,  und  doch  wäre  es  wünschenswert  gewesen ,  der 
Verfasser  hätte  seiner  im  Oktober  1898  abgeschlossenen  arbeit 
eine  dieser  ausgaben  zugrunde  gelegt,  weil  die  weitere  wissen- 
schaftliche beschäftigung  mit  Burns  hierauf  fusst  und  fortan  auf 
Douglas'  ausgäbe  nicht  mehr  zurückzugreifen  braucht.  Dadurch 
erscheint  die  Molenaar'sche  arbeit  von  vornherein  in  gewissem 
betrachte  antiquiert,  denn  wer  heute  eine  Burnsstelle  nachschlägt, 
wird  dies  bei  Henley  und  Henderson  oder  bei  Wallace  thun. 
Aus   letzterem   habe  ich   die   citate   entnommen. 

Der  Verfasser  bezeichnet  sein  mit  vielem  fleiss  zusammen- 
getragenes buch  im  vorwort  als  ,,eine  Vorarbeit  für  eine  neue 
kritische  ausgäbe  von  Robert  Burns'  werken!'  Wir  dürfen  uns 
freuen ,  dass  wir  in  der  Zwischenzeit  zwei  solcher  ausgaben  er- 
halten haben,  und  dürften  zufrieden  sein,  wenn  lür  jeden  engli- 
schen dichter  so  viel  gethan  wäre  wie  tür  den  schottischen  hoch- 
landssänger.  „Ferner  .  könnte  die  arbeit" ,  fährt  verf.  fort,  „für 
einen  biographen  des  dichters  von  wert  sein,  der  besonders  dessen 
geistesentwicklung  zum  gegenständ  einer  darstellung  machen  wollte" 
Thatsächlich  besitzen  wir  noch  keine  unter  littcrarhistoriscliem 
gesichtspunkt  geschriebene  Bruns-biographie,  weder  in  deutscher 
noch  in  englischer  spräche,  obwohl  der  Franzose  Angell  ier 
schon  im  jähre  1893  verheissungsvolle  anfange  in  seinem  um- 
fangreichen werke  dargeboten  hat.  An  dieser  stelle  sei  es  mir 
gestattet,  zu  bemerken,  dass  ich  einen  versuch  gewagt  habe,  Burns' 


H.   Molenaar.    Roheit  Bums'   be/ieliungeii   zur   littei;itur  121 

dichterische  entwicklung  zu  skizzieren.  (Berlin,  IMayer  &  IMüller.) 
Dem  verf.  war  diese  ausführliche  arbeit  noch  nicht  bekannt,  da- 
gegen hat  er  sich  im  anhang  öfter  auf  meine  dissertation :  Quellen- 
studien zu  Robert  Bums  berufen.  Auch  die  mittlerweile  erschienene 
dissertation  von  Otto  Ritter:  Quellenstudien  zu  Robert  Bums  für 
die  Jahre  1713  —  17S3  (Halle,  1899)  konnte  von  ihm  nicht  mehr 
berücksichtigt  werden.  Durch  dieses  reichhaltige  material  ist 
Molenaar's  arbeit  in  manchem  punkt  ergänzt  und  überholt.  Verf. 
bedauert  weiterhin,  dass  er  einige  in  einem  besondern  anhang 
angeführte  citate  unverifiziert  lassen  musste.  Ich  vermag  darin 
keine  grosse  Unterlassungssünde  zu  erblicken.  Nur  der  Voll- 
ständigkeit wegen  wäre  zu  wünschen,  dass  alle  citate  an  der 
richtigen  stelle  rubriziert  wären,  aber  neue,  für  die  entwicklung 
des  dichters  bedeutsame  aufschlüsse  werden  doch  aus  solchen 
obskuren  anleihen  nicht  gewonnen.  Leider  ist  dem  verf.  bei  allem 
aufgebot  von  emsigkeit  und  Spürsinn  manche  wichtige  einzelheit 
entschlüpft,  was  teilweise  vielleicht  auf  reclmung  der  von  ilnn  aus- 
gebeuteten Douglas'schen  ausgäbe  zu  setzen  ist.  Im  einzelnen 
mögen  dies  die  folgenden  ergänzungen  und  berichtigungen  dar- 
thun,   die  ich   aus   eigenen    exzerpten   beisteure. 

Molenaar  hat  sein  material  naturgemäss  in  drei  grosse  klassen 
eingeteilt:  i.  schottische,  2.  englische,  3.  fremde  einflüsse.  Diese 
hauptgruppen  zerfallen  wieder  in  mehrere  Unterabteilungen.  So 
weit  lässt  sich  gegen  dieses  einteilungsprinzip  nichts  einwenden. 
Was  jedoch  unter  einem  cUchter  zusammengefasst  ist,  hätte  eine 
schärfere  sonderung  vertragen.  Hier  hat  M.  die  einzelnen  belege 
kunterbunt  durch  einander  gewürfelt.  Mir  wäre  es  ratsam  er- 
schienen, folgende  trennung  durchzuführen:  a)  citate,  von  Burns 
selbst  als  solche  mit  angäbe  seiner  quelle  bezeichnet;  b)  citate, 
über  deren  Ursprung  sich  Burns  nicht  mehr  klar  war  und  die  der 
litterarhistoriker  vermöge  seiner  belesenheit  an  dem  richtigen 
orte  einschaltet;  c)  stellen,  wo  der  dichter  unbewusst  von  einer 
vorläge  abhängig  ist.  Hierdurch  wäre  in  das  reiche  material  ein 
System  gebracht  worden.  Man  hätte  vor  allem  leichter  feststellen 
können,  wo  die  eigene  arbeit  des  verf.  einsetzt.  An  der  ge- 
troffenen einteilung  festhaltend,  möchte  ich  folgendes  nachtragen: 

S.  I :  Burns'  Vorliebe  für  citate  hätte  durch  einen  besseren 
beleg  illustriert  werden  können,  bei  Wallace  II  253:  ,,I  like  to 
have   quotations  for  every   occasion"   u.  s.  w. 


12  2  Besprechungen 

Gavin  Douglas,  s.  5:  Wie  kommt  Burns  zu  der  kenntnis 
der  angeführten  stelle?  Eine  ausgäbe  von  Douglas'  werken  gab 
es   damals  noch  nicht. 

Allan  Ramsay,  s.  8:  Die  ähnlichkeiten  zwischen  Tavi 
0'  S/ia/itcr  und  den  T/iree  Bo/i/iets  hat  jMinto  bereits  betont,  doch 
sie  sind  rein  äusserlicher  natur,  ohne  einfluss  auf  die  struktur 
und  den  inhalt  der   bailade. 

Es  fehlt  der  hinweis  auf  die  vorrede  zur  Kilmarnock-edition. 
(W.   I  388.) 

Zusatz  zu  s.  g:  M.  hält  die  Vermutung,  Burns  habe  bei  ab- 
fassung  seiner  Vision  WoUaston  vorgeschwebt,  für  haltlos.  Dem 
gegenüber  möchte  ich  auf  ]Meyerfeld,   s.   67   verweisen. 

Fergusson,  s.  11  f.:  Auch  hier  fehlt  der  hinweis  auf 
die  vorrede   zur  Kilm.-ed. 

John  Skinner,  s.  14  f.:  M.  schreibt  ihm  das  viel  um- 
strittene gedieht  On  Pastoral  Poetry  zu.  Der  erste  grund ,  den 
I\I.  ins  feld  führt,  um  Burns'  autorschaft  zu  erschüttern,  ist  stich- 
haltig; der  zweite  bedenklich.  Kommt  denn  wirklich  in  dem  citierten 
vers  ,,Philomel"  vor?  Nein,  der  name  ist  geradezu  parodistisch 
gebrauclit,  vollständig  im  einklang  mit  dem,  was  Burns  über  diese 
exotischen  naraen  sagt.  Weiter  unten,  s.  15,  heisst  es. dann: 
,, Fergusson  kommt  doch  wohl  auch  kaum  in  betrachtl'  Doch 
wohl  auch  kaum  —  nein,  er  kann  nicht  in  betracht  kommen  (cf. 
jMeyerfeld,  s.  28).  Aus  dem  metrum  des  gedichts  "lässt  sich  gar 
nichts  mit  Sicherheit  schliessen,  es  beweist  für  Skinner  nicht  mehr 
als  für  jeden  andern,  denn  es  ist  allgemein  im  gebrauch.  End- 
lich ist  die  datierung  des  gedichts  (s.  16)  nicht  haltbar,  weil  Mrs. 
ßarbauld   erst   1773   an  die   öffentlichkeit  trat. 

John  i\I  i  1 1  o  n,  s.  17:  es  fehlt  das  brieffragment  an  Dr.  ^Anderson 
(W.  III  202).  Wenn  mir  M.  in  einem  zusatz  auf  s.  113  mit  einem 
sikamberstrichelchen  entgegenrückt,"  so  möchte  ich  pro  domo  an- 
führen, dass  trotz  der  ähnlichkeit  des  motivs  noch  lange  keine 
abhängigkeit  zu  bestehen  braucht.  Es  scheint  mir  nach  wie  vor 
fraglich  ,    ol)  Burns  Milton's  Allegro  und  Pefiseroso  gekannt  habe. 

Shakspere,  s.  29  ff.:  M.  schreibt  Burns'  prologe  dem 
direkten  einlluss  des  Elisabethiners  zu;  sie  gehören  vielmehr  zur 
hochflut  der  prologe  des  18.  Jahrhunderts  und  dürften  auf  keine 
unmittelbare  anregung  zurückzuleiten  sein.  Es  fehlen:  W.  III  144 
(,,last,    tho'    not   least  in  love"j;    III    150    (,,0   for  a  Shakespeare 


H.  Molenaar,  Robert  Burns'   beziehungen  zur  litleratur  123 

or  an  Otway    scene");    III  405;    IV   279:    Hamlet  III    i;    IV   273 
('„Man  delights  not  me"):  Hamlet  II   2,   321. 

Pope,  s.  40:  Es  fehlen  W.  I  73  u.  IV  162  (Eloisa  to  Abelard); 
ferner  W.  III   375   (Temple  of  Farne). 

Young,  s.  43:  Der  name  „Clarinda"  stammt  gewiss  eher 
aus  der  anakreontischen  poesie.  Es  fehlt  der  vergleich  der  letzten 
Strophe  des  Mountain  Daisy  mit  Night  IX;  W.  I  392  („miich  in- 
debted  tear"):  Night  I  306;  W.  II  22^^  fast  wörtlich  aus  The  Re- 
venue entlehnt. 

Gray,  s.  49:  es  fehlt  W.  I  264.  Vgl.  ferner  Meyerfeld^ 
s.    106. 

Ossian,  s.  50:  ist  am  schlechtesten  weggekommen.  Der 
unzulängliche  aufsatz  von  Schnabel  brauchte  im  anhang  nicht  mehr 
gebucht  zu  werden.      Vgl.   Meyerfeld,   s.   89,    104  und    106. 

Beattie,   s.   51:     vgl.  INIeyerfeld,   s.  VI. 

Cowper,  s.  54:  der  entscheidende  einfluss  auf  Tarn  0' 
S/ianier  wird  nicht  hervorgehoben  (Meyerfeld,   s.    1 1 2). 

Collins,  s.  53:  Die  Ode  an  den  abend,  nicht  die  Address 
to  the  Shade  of  Thomson  ist  das  vorbild  für  Burns'  Gedächtnisrede 
auf  Thomson. 

Blair,   s.    54:      vgl.   Hugh   Haliburton. 

Addison,  s.  68:  es  fehlt  die  wichtige  briefstcUe  an  Mrs. 
Dunlop   (W.  III    17). 

^lackenzie,  s.  73:  es  fehlt  der  brief  an  ]Mrs.  Dunlop 
(W.  IV   69). 

Thomas  Paine,  s.  81:  sollte  nicht  mit  einer  zeile  abgethan 
werden.  Wallace  hat  darüber  des  näheren  gehandelt  (vgl.  auch 
Meyerfeld,   s.    131). 

Dagegen  muss  besonders  anerkannt  werden,  dass  Thomson 
äusserst  eingehend  behandelt  wird,  und  dass  das  Verzeichnis  der 
von  Burns  citierten  bibel  stellen  sehr  vollständig  ausgefallen  ist. 
Gewiss  ist  eine  einzelne  stelle,  das  sei  hier  ausdrücklich  betont, 
belanglos;  aber  gerade  bei  arbeiten  dieser  art,  die  teilweise  ins 
gebiet  der  lexikographie  fallen,  verzichtet  man  nur  ungern  auf 
Vollständigkeit.  Daraus  soll  nicht  der  geringste  Vorwurf  gegen 
den  bienenfleiss   des  autors   erhoben  werden. 

Leider  kann  ich  mich  durchaus  nicht  mit  Molenaar's  Stellung 
zu  seinem  dichter  einverstanden  erklären.  Sobald  er  den  sach- 
lichen Stil  des  registrierens  aufgibt,  verfällt  er  in  einen  üblen  ton 
des  moralisierens.      S.    11    f.   heisst  es:    ,,ob   die   beiden    lockeren 


124  Besprechungen 

gesellen  (Bums  und  Fergusson)  sich  allerdings  im  himmel  wieder- 
getroffen haben,  das  können  wir  nicht  so  ohne  weiteres  mit  Burns 
annehmen,  da  wir  nicht  ebenso  überzeugt  sind,  dass  ,,those  thought- 
less,  though  often  destructive  follies"  wirklich  ,,the  unavoidable 
aberrations  of  frail  hiiman  nature"  sind.  Jedenfalls  haben  die 
armen  teufel  beide  furchtbar  unter  ihren  schwächen  gelitten  und 
wenn  ihnen  auch  die  pforten  des  paradieses  verschlossen  geblieben 
sein  sollten,  so  sind  sie  doch  auf  erden  unsterblich  geworden." 
Dieser  passus  würde  vielleicht  einer  frömmelnden  englischen 
Wochenschrift  zur  zierde  gereichen  oder  könnte  in  Shairp's  skandal- 
biographie  stehen.  Hier  spricht  neben  dem  moralisten  der  phi- 
lister.  Und  was  soll  man  gar  zu  folgender  stelle  (s.  14)  sagen? 
,,Wir  dürfen  nicht  vergessen,  dass  Blacklock  blind  war  und  dass 
an  Burns  manches  zu  sehen  war,  was  auch  nachsichtige  äugen 
verurteilen  mussten  ?"  Will  M.  damit  etwa  auf  eine  vom  alkohol- 
genuss  rot  gefärbte  nase  anspielen?  Es  ist  unbegreiflicli,  dass 
ein  litterarhistoriker  so  unendlich  banale  sätze  drucken  lassen 
kann.  Andrerseits  erkennt  er  doch  (s.  2j)  bei  Einem  gedichte 
den  ,, ungeheuren  moralischen"  fortschritt  bei  Burns  gegenüber 
dem  ,, zotigen  original"  bereitwillig  an.  ,, Ungeheuer  moralisch" : 
so  möchte  ich  den  Standpunkt  nennen,  den  der  verf.  dem  dichter 
gegenüber  einnimmt.  An  absonderlichkeiten  des  ausdrucks  ist 
auch  sonst  kein  mangel.  So  heisst  es  s.  105:  ,,Auch  das  grösste 
genie  saugt  seine  scliöpferische  kraft  nicht  aus  den  wurzeln  des 
waldes,  sondern  es  bedarf  einer  vorbereitenden  entwicklung,  um 
diese  dann  zu  ihrer  höchsten  höhe  führen  zu  können!'  Wenn 
sich  der  verf.  hierbei  etwas  gedacht  hat,  ist  ihm  eine  arge  kata- 
chrese  in  die  feder  geflossen.  Überhaupt  scheint  er  von  dem 
Wesen  des  naturdichters  eine  falsche  Vorstellung  zu  haben.  Im 
ersten  satze  seines  buchs  wirft  er  die  frage  auf;  ,,Wen  dürfte 
man  wohl  mit  mehr  recht  einen  naturdichter  nennen,  als  Robert 
Burns?"  Und  s.  105,  als  er  das  fazit  zieht,  macht  er  sich  über 
einen  vers  lustig  und  schilt  ihn  übertrieben  ,  worin  Burns  nach- 
gerühmt wird :  ,,Ihm  half  durchaus  und  ganz  allein  natur!'  Dieser 
innere  Widerspruch  ist  M.  offenbar  entgangen.  Hier  möchte  ich 
auch  die  misbildung  ,,erstanschaffung"'  (s.  103),  nach  dem  greu- 
lichen zeitungswort,,erstaufführung"  gemodelt,  zurückweisen.  Ebenso 
ist  die  hässliche  Verknüpfung  mehrerer  genitive  (s.  44,  51)  zu  tadeln. 
In  dem  litteraturverzeichnis  ist  mir  aufgefallen ,  dass  die 
Schriften  von  Hugh   Haliburton   unerwälmt  geblieben   sind.      Auch 


O.    Kittti,   OuelleiislLidien   zu   Rolieit   Burii';  125 

Fiedler  hätte,  wiewohl  er  veraltet  ist,  genannt  werden  können. 
Desgleichen  fehlt  die  Sammlung  The  Evergreen.  Die  ebenfalls 
von  Ramsay  herausgegebene  Sammlung  Tea  l^ahle  Miscellany  ist 
1876  (nicht  71)  neugedruckt.  Der  herausgeber  von  Chambers' 
ausgäbe  heisst  William   (nicht  Ed.)  Wallace. 

Das  buch  ist  sorgfältig  gedruckt.  S.  41,  z.  i  ist  Progress 
(nicht  Progres),  s.  64  Masion  (nicht  Mason),  an  mehreren  stellen 
wie   s.   8,    77,   84   Bums'    (nicht   Bunis)   zu   lesen. 

Ob  Molenaar  wirklich  dem  künftigen  Burns-biographen  vor- 
gearbeitet hat,  scheint  mir  recht  zweifelhaft.  Ich  möchte  sein 
buch  mit  der  nützlichen  Burns- Concordance  von  Reid  auf  eine 
stufe  stellen.  Was  dieser  für  die  bei  Burns  vorkommenden  Vo- 
kabeln gethan  hat,  hat  jMolenaar  für  die  bei  dem  schotten  be- 
gegnenden dichter  und  citate  geleistet. 

Berlin.  M  a  x    I\Ie  y  e  r  f  e  1  d. 


Otto  Ritter,  Quellenstudien  zu  Robert  Burns  für  die  Jahre  IJJJ  -  178^. 
Hallenser   Diss.    1899.      50  ss. 

Die  Burns-literatur,  die  lange  übereifrigen  moralisten  ein  tunimel- 
platz  war,  hat  seit  dem  Jubiläumsjahr  reichen  kritischen  Zuwachs  er- 
fahren. Die  hochflut  der  festartikel,  die,  den  willkommenen  anlass 
nützend,  sich  im  jähre  1896  über  uns  ergoss ,  ist  rasch  wieder  ab- 
geflossen. Kein  winkclchcn  blieb  undurchstöbert,  jedes  ercignis  aus 
des  dichters  leben  wurde  mit  einer  Wichtigkeit,  die  zu  der  sache 
selbst  in  umgekehrtem  Verhältnis  stand,  breit  geschlagen.  Aber  die 
centenarfeier  hat  uns  zwei  in  ihrer  art  vortreffliche  Burns-ausgaben 
beschert,  die  neben  einander  bestehen  können,  ohne  sich  gegen- 
seitig abbruch  zu  thun,  die  sich  sogar  in  erspriesslicher  weise  er- 
gänzen. Wenn  uns  für  jeden  englischen  dichter  so  hervorragende 
kritische  ausgaben  zu  geböte  stünden,  wie  sie  der  schottische  lieder- 
sänger  in  William  Wallace  und  in  Henley  und  Henderson  gefunden 
hat,  würde  die  literarhistorische  forschung  mit  siebenmeilenstiefeln 
gefördert.  Hier  ist  alles  einschlägige  material  beisammen  und  um- 
sichtig angeordnet.  Namentlich  Henley  und  Henderson  haben  mit  ver- 
einten kräften  so  viel  zusammengetragen,  haben,  zumal  für  Burns'  lieder, 
so  viel  neue  quellen  erschlossen,  dass  die  kärrner  auf  jähre  hinaus  mit 
arbeit  versorgt  sind.  Seinen  biographen  hat  Robert  Burns  zwar  noch 
immer  nicht  gefunden   —   weder  in   England,   noch   bei   uns. 


12  0  Bespreclumgen 

Dafür  sind  einige  pioniere  hervorgetreten,  die  dem  kommenden 
mann  das  werk  erleichtert  haben  und  ihm  gewiss  gute  dienste  leisten 
werden.  Heinrich  Molenaar  hat  eine  art  literarisches  lexikon  zu- 
sammengestellt, das  ,,Burns'  beziehungen  zur  literatur"  mit  bienen- 
fieiss  bucht  (Münchener  Beiträge  zur  romanischen  und  englischen 
Philologie,  heft  17,  189g).  Von  einem  eigenen  bescheidenen  versuch 
[Robert  Bums,  Studien  zu  seiner  dichterischen  Entiüicklung,  Berlin 
1899)  zu  geschweigen.  Nun  hat  es  sich  Otto  Ritter  zur  aufgäbe 
gemacht,  ,, zunächst  für  die  jähre  1773  —  1783  eine  zusammenfassende 
quellenkritische  beleuchtung  der  Burns'schen  dichtung  zu  liefern". 
Sollte  diese  dissertation  vervollständigt  werden  und  Burns'  gesamtes 
schaffen  behandeln ,  so  besässen  wir  für  einen  dichter  englischer 
spräche  quellenstudien  in  einem  umfang  ,  dessen  sich  kaum  die 
dichter  heimischer  zunge  rühmen  dürfen :  Burns  hätte  seinen  Düntzer 
gefunden.  Nicht  den  feinsinnigen  interpretcn  klassischer  dichtkunst, 
sondern  den  emsigen  commentator,  der  in  einzelheiten  schwelgt,  der 
notizen  anhäuft,  bis  er  ein  arsenal  unter  dach  hat.  Und  wenn  dann 
alle  die  mosaikstcinchen  herbeigetragen  wären,  würde  das  verlangen 
nach  dem  künstler,  der  sie  zum  bilde  zusammensetzt,  um  so  lauter. 
Nach  den  quellenstudien  möchten  wir  den  mann  sehen,  der  den  ström 
in  sein  bett  leitet. 

Ritter  ist  nicht  ohne  Vorläufer  gewesen,  die  sich  bei  Burns  erst 
merkwürdig  spät  hervorgewagt  haben.  Erst  zu  beginn  des  vorigen 
Jahrzehnts  rückten  sie  mit  ihrem  mit  argumenten  reich  gespickten 
köcher  aus,  um  den  wahn  vom  naturdichter  hinwegzuräumen.  Das 
märchen,  Burns  sei  ein  vom  himmel  gefallener  poet,  der  die  dicht- 
kunst aus  dem  boden  herausstampftc,  hatte  sich  so  tief  eingenistet, 
dass  jene  ersten  aufklärungsversuche  ungehört  verhallten  oder  doch 
unbeachtet  an  der  Zähigkeit,  mit  der  alte  verurteile  eingewurzelt 
waren,  abprallten.  ,,So  war  es  den  neunziger  jähren  dieses  Jahr- 
hunderts vorbehalten,  jenen  Originalitätsglauben  —  Burns  sei  'without 
help,  without  instruction,  without  model,  or  with  modeis  only  of 
the  meancst  sort'  gewesen  —  in  gründlicher  weise  zu  zerstören" 
(einleitung,  s.  5).  In  ausgiebigstem  masse  haben  dies,  von  etlichen 
Wortklaubern  wie  Hugh  Haliburton  abgesehen,  Henley  und  Henderson 
gethan ,  indem  sie  ,,in  jedem  einzelnen  falle  die  abhängigkeit 
des  dichters"  nachwiesen.  Ritter,  der  bekennt,  auf  ihren  schultern 
zu  stehen ,  stellt  ihre  ausgedehnten  Untersuchungen  weit  in  den 
schatten.  Nur  war  Henley  nachträglich  bemüht,  die  crgebnisse  der 
einzelforschung    zu    einem    gesamtbild    zu  vereinigen ,  das  den  preis 


O.   Ritte]-,   Quellenstudien   zu  Roheit   Bums  127 

der  englischen  Zeitschrift  Athenacum  davongetragen  hat.  Auch 
Ritter's  arbeit  hat  im  jähre  1897  den  königHchen  preis  der  berliner 
Universität  erhalten.  Die  vorliegende  dissertation  „ist  aus  dem 
ersten  teile  dieser  arbeit  hervorgegangen".  Aber  wenn  auch  Torso, 
sie  lässt  erkennen,  dass  Ritter  nur  zerpfli^ickt,  doch  nicht  verdichtet 
hat;  nur  material  angefahren,  doch  nicht  verarbeitet  hat;  nur  bau- 
steine  zusammengeschleppt,  doch  nicht  gebaut  hat;  dass  er  uns  die 
letzten  Schlüsse  schuldig  geblieben  ist.  (jewiss  bietet  seine  arbeit 
,,eine  grosse  reihe  neuer  positiver  funde"  dar,  nur  ist  aus  der  sumine 
dieser  ,,funde"  keine  entdeckung  herauskrystallisiert  worden.  Er 
schöpft  das  Wasser  mit  vollem  trog,  aber  die  welle  ballt  sich  ihm 
nicht  in  der  hand.  Es  sind  überall  nur  schnitze!,  nur  späne.  Und 
so  ist  er  auf  der  untersten  stufe  der  quellenforschung  stehen  ge- 
blieben. Seine  beobachtung  beharrt  nicht  bei  jedem  einzelnen  falle, 
sie  erstreckt  sich  sogar  bisweilen  auf  da:)  einzelne  wort,  denn  die 
einzelnen  verse  werden  noch  unter  das  scciermcsser  genommen. 
Wird  die  grenze,  innerhalb  deren  sich  selbst  die  minutiöseste 
quellenuntersuchung  bewegen  soll,  nicht  überschritten,  wenn  für  den 
alltäglichen  ausdruck  'Fain  would  I  sav  auf  das  vorbild  von  Beattie's 
Minsir el  'Fain  would  I  sing'  (s.  31)  hingewiesen  wird?  Die  beispiele 
liessen  sich  mühelos  vermehren.  Im  einzelnen  mag  Ritter's  akribie 
das  herz  jedes  philologen  höher  schlagen  lassen,  im  ganzen  bleibt 
sie  Stückwerk.  In  einzelheiten  erfreulich,  als  ganzes  unerquicklich: 
anders  kann  das  gesamturteil  bei  bereitwilligster  anerkennung  für 
den  aufgewandten   fleiss  nicht  lauten. 

Gerade  dieser  fleiss  hat  dem  Verfasser  gelegentlich  übel  mit- 
gespielt. Wenn  er  mit  Shakspere's  sonetten  operiert  ('s.  1 6),  so  kann 
dies  als  ausnahmefall  noch  hingehen.  Wenn  er  dagegen  auch  Horaz 
(s.  19  u.  s.  34)  und  Ovid  (s.  19  u.  21)  heranzieht,  so  ist  dies 
blosses  prunken  mit  gelehrsamkeit.  Ritter  kann  nichts  verschweigen. 
S.  25  wird  eine  stelle  aus  Chaucer's  Canterlmi'y  Tales  mitgeteilt, 
obwohl  ausdrücklich  bemerkt  wird,  er  sei  Barns  sicherlich  imbekannt 
gewesen.  Durch  diese  weit  hergeholten  vergleiche  wird  die  dar- 
stellung  belastet,  aber  nicht  geklärt.  Fast  ans  lächerliche  streift  es, 
wenn  sogar  der  Perser  Omar  Chijam  (anf.  d.  12.  jhs.)  (s.  31)  auf- 
marschiert. Andererseits  sind,  wie  dies  in  der  natur  der  sache  liegt, 
Ritter  bei  allem  Spürsinn  parallelen  entschlüpft ;  wir  müssen  sagen : 
glücklicherweise.  Um  ein  beispiel  anzuführen :  der  gedanke,  dass 
die  natur  erst  in  dem  weibc  ihr  meistcrstück  schuf  (vgl.  das  lied 
Greeti    gro7v    the    Rashes^    s.    46),     ist  bei   Dimbar  (Schipper  s.    121) 


128  Besprechungen 

wenigstens  angedeutet.  Und  wenn  Ritter  einen  blick  in  Molenaar's 
buch  wirft,  wird  er  einsehen,  dass  absohitc  vollständigl<cit  in  dieser 
richtung  nicht  zu  erzielen  ist.  Die  parallelen  bleiben  immer  ver- 
mehrungsfähig. So  sehr  sie  tiefe  kenntnis  und  beschlagenheit  er- 
fordern, sind  sie  doch  teilweise  dem  zufall  anheimgegeben.  Ich  bin 
fest  davon  überzeugt,  dass  bei  dem  Chinesen  Li-thai-pe  oder  bei 
dem  Araber  Motanabby  ebenfalls  stellen  begegnen,  die  wie  ein  vor- 
klang von  Burns  gemahnen.  Darauf  kann  es  nicht  ankommen  ;  sonst 
würde  alle  methodc  über  den  hauten  gerannt,  und  die  qucllen- 
forschung  würde  zum  Werkzeug  in  der  hand  eines  jeden  bücherver- 
schlingenden dilettanten.  Was  uns  die  hauptsache  bleiben  muss,  das 
eigene ,  das  der  dichter  einträufelt ,  wird  sich  immer  noch  am 
sichersten  aus  der  augenblicklichen  Stimmung  heraus  feststellen  und 
beurteilen   lassen. 

Das  sind  die  bedenken,  die  ich  gegen  Ritter  im  allgemeinen 
erheben  muss.      Nun   noch  zu  einzelheiten  : 

S.  lo:  Bedeutet  wirklich  Burns'  unselbständiger  crsüing //(!//(/- 
some  Neil  ,, wegen  seiner  ungekünstcltheit  und  Wahrhaftigkeit  einen 
bruch  mit  den  gepflogenheiten  des  pseudoklassicismus"  ?  Des  dichters 
sinn  steht  nicht  nach  Schönheit  und  legt  keinen  wert  auf  bunte 
kleidung  seiner  liebsten  ,  sondern  wertet  ihre  geistigen  Vorzüge, 
ihre  Unschuld  und  bescheidenheit  höher.  Ritter  erklärt  dies  für  ,,im 
wesentlichen  originelle,  Burns  eigentümliche  gedanken  und  em- 
pfindungen".  Auf  der  folgenden  seite  widerspricht  er  sich,  wenn  er 
zwei  liedcr  mitteilt,  die  denselben  gedanken  ausführen.  Grade  der 
gcdanke ,  dass  den  bauernsohn  nicht  äussere  Schönheit  besticht, 
sondern  dass  er  Unschuld  und  bescheidenheit  als  lobenswertere  eigen- 
schaftcn  nennt,  liegt  ihm  von  haus  aus  fern;  er  hat  aus  anderen 
liedern  der  zeit  gelernt ,  dass  bei  deren  dichtem  geistige  Vorzüge 
mehr  in   die  wagschule  fielen. 

S.  I  2  :  die  strophenform  des  grdichts  HaiiJsome  Neil  würde  ich 
eher  als  4a   3  b  4c   3  b'  b(>zeichnen. 

S.  14:  die  ,, eigenartige,  überraschende  schlusswendung  des 
gedichts  O  Tibbic,  I  hae  scen  thc  day  will  Ritter  auf  rechnung  des 
dichters  setzen.  Auch  hier  widerspricht  er  sich  selbst,  denn  auf  der 
nächsten   seite  citiert  er  entsprechende   vorlagen. 

S.  23:  Mir  scheint  es  zweifelhaft,  ob  bei  dem  lied  The  Lass 
of  Cessnock  Batiks  schon  Ossianische  vergleiche  vorgeschwebt  haben. 
Der  gedanke,   dass  das  gleichnis  von  dem  nebel,  der  abends  am  hang 


H.  Richter,  Perey  ßysshe  Shelley  129 

des  gebirgs  emporklimmt,  aus  direkter  beobachtung  geschöpft  sei,  ist 
nicht  ohne  weiteres  abzuweisen. 

S.  28 :  Für  das  Gebet  hat  schon  Brandl  mit  glück  Pope  als 
V'Orlagc   namhaft  gemacht. 

S.  35:  Mit  der  vagen  behauptung,  Burns  habe  die  typischen 
Züge  in  den  balladen  durch  individuelle  in  dem  ergreifenden  liede 
My  Father  K<as  a  Farmer  ersetzt,  können  wir  uns  nicht  abspeisen 
lassen;  wir  möchten  wissen,  worin  die  individuelle  färbung  besteht. 
Die  persönlichen  züge  knüpfen  sich  an  die  gestalt  des  alten:  ,,der 
arme,  aber  ehrenwerte ,  iimerlich  stolze  vatcr  weist  schon  auf  The 
Cotter's  Saturday  Night  hin,  ebenso  die  Überzeugung,  dass  jeder  bauer 
ein  kleiner  könig  und  ihm  die  hütte  palast  ist.  In  der  lobpreisung 
des  'cheerful  honcst-hearted  clown'  ist  der  erste  leise  vorklang  des 
Schibboleths  zu  linden,  dem  er  später  in  „trotz  alledem  und  alledem" 
der  Stempel  der  Unsterblichkeit  aufgedrückt  hat"  (Robert  Burns,  s.  25). 

Die  darstellung  Ritters  strebt  nach  einem  sachlichen  ton  strenger 
wissenschaftlichkeit,  vermag  jedoch  der  trockenheit  nicht  immer  zu 
entgehen.  Alle  würze  scheint  mit  mit  einer  gewissen  absichtlichkeit 
vermieden,  als  ob  dadurch  dic'wissenschaftliche  bedeutung  der  arbeit 
angetastet  werden  könnte.  In  üblem  sinne  auffällig  sind  die  zahl- 
reichen englischen  citate ;  diese  sätze ,  die  aus  halb  und  halb  zu- 
sammengebraut sind,  lesen  sich  schlecht,  z.  b.  s.  6 :  ,,eine  ein- 
gehende darstellung  der  literarischen  Vorbedingungen  'that  made  the 
poetry  of  Burns  possible'."  Durfte  das  nicht  übersetzt  werden?  Oder 
s.  37  :  ,, Allan  Ramsay  hatte  das  metrum  höchst  'effectively  ver- 
wendet". Wäre  ,, wirksam"  minder  gut  gewesen?  Endlich  möchte 
ich  den  gebrauch  des  adverbs  als  adjektiv  in  der  Verbindung  ,, einen 
ungefähren  begriff"  beanstanden;  sonst  wird  sich  demnächst  ,,das 
zune  fenster"   auch  in   der  Schriftsprache   einbürgern. 

Berlin,    i.   Februar    1900.  Max  Meyerfeld. 


Helene  Richter,  Percy  Bysshe  Shelley.  Mit  dem  bildnis  des 
dichters.  Weimar,  E.  Felber,  1898.  Mit  namenregister  pp.  640. 
80.      Pr.    IC—  mk. 

Es  war  im  jähre  1S84,  als  uns  H.  Druskowitz,  dr.  phil.,  mit 
einer  nach  dem  damaligen  stand  der  forschungen  wohl  brauchbaren 
deutschen  Shelley  -  biographie  beschenkte.  Vielleicht  ist  es  nicht 
bedeutungslos ,    dass    eine    neue    deutsche    biographie  dieses   dichters 

J.  Hoops,   Fnglische  Studien.  XX\'I11.   i.        .  y 


I  -jQ  Besprechungen 

uns  ebenfalls  von  einer  Wiener  damc  geboten  wird,  die  sich  aut 
dem  gebiet  der  Shelley-litteratur  bereits  einen  guten  namen  gemacht 
hat.  als  feinfühlige  Übersetzerin  des  Entfesselten  Profucthens,  als  bio- 
graphin jener  berühmten  Verfechterin  der  frauenrechte  im  vorigen 
Jahrhundert,  Mary  Wollstonecraft ,  die  als  spätere  gattin  Godvvin's 
und  mutter  von  Shelley's  gattin  Mary  in  den  kreis  der  Shclley- 
familie  gehört ,  und  schliesslich  auch  als  Übersetzerin  der  schrift  A 
Vindication  of  the  Rights  of  IVonian  (1792)  jener  vorkämpferin  der 
cmanzipation. 

Das  Studium  Shelley's  hat  seit  Druskowitz  bedeutende  fort- 
schritte  gemacht,  am  meisten  wohl  durch  die  anregungen  und  Publi- 
kationen der  Shelley  Society,  die  von  1886  —  92  bestand  und  mit 
der  zentenarfeier  des  dichters  (1892)  ihre  aufgäbe  für  erfüllt  hielt. 
Mit  hilfe  der  familie  und  vieler  privater  quellen  konnte  18S6 
Dowden's  grosse  Shelley-biographic  erscheinen,  auf  der  jede  weitere 
forschung  über  des  poeten  leben  zu  fussen  hat  und  natürlich  auch 
die  vorliegende  biographie  ,  die  gründliches  Studium  dieses  quellen- 
werkes  zeigt,  teilweise  sogar  so  sehr,  dass  man  ihr  wörtliches  nach- 
schreiben Dowden's  zum  Vorwurf  gemacht  hat.  Seitdem  lässt  sich 
die  zunehmende  lektüre  Shelley^s  und  die  in  weitere  kreise  dringende 
anerkennung  desselben  in  Deutschland  am  nachdrücklichsten  an  unseren 
hochschulen  vermerken,  wo  durch  Vorlesungen  und  andere  anregungen 
schon  mancher  essay  junger  Anglisten  als  beitrag  für  die  Shelley- 
forschung veranlasst  wurde. 

.  Wir  durften  also  ein  verdienstliches  werk  in  dem  neuen  buche 
Richters  erwarten,  das  sich  auch  äusserlich  gar  stattlich  präsentiert, 
zumal  da  es  gegenüber  dem  buch  der  Helene  Druskowitz  um  das 
doppelte  stärker  geworden  ist.  Auch  dem  inhalte  nach  stehe  ich 
nicht  an,  es  im  ganzen  genommen  als  eine  wertvolle  hervorbringung 
zu  bezeichnen  ,  deren  Verbreitung  im  kreise  gebildeter  laien  dem 
Studium  des  dichters  grossen  Vorschub  leisten  würde.  Denn  das 
haupterfordernis  des  biographen  besitzt  Richter  in  hohem  masse ; 
sie  hat  es  verstanden  ,  die  individualität  des  dichters  zu  begreifen 
und  sich  mit  ganzer  hingebung  in  diese  zu  versenken,  sie  sich  zu 
eigen  zu  machen  und  aus  dieser  disposition  heraus  uns  den  mann, 
sein  werk  und  seinen  kreis  darzustellen.  Das  gelit  nicht  allein  aus 
den  zahlreichen  (10  von  29J,  teilweise  recht  umfangreichen  kapiteln 
hervor,  die  sich  mit  den  grösseren  und  kleineren  Schöpfungen  Shelley's 
befassen  und  mehr  als  die  hälfte  des  buches  betragen  ,  sondern  aus 
der  betrachtung  jedes   einzelnen,    auch   des   kleinsten  gcdichtes ,    wo 


I 


II.   Kicliter,   Peicy  Bysslie   Shelley  l -2  I 

sich  überall  vorsichtiges  Studium  des  momentanen  milieu  und  genaues 
sichversenken  in  das  kolorit  und  in  die  Stimmung  zeigt.  Dass  bei 
einer  solchen  kennerin  des  dichteis  auch  die  benützung  der  ein- 
schlägigen litteratur  neben  der  hauptquelle,  den  werken  selbst,  nicht 
vergessen  wurde,  ist  nach  dem  inhalte  als  sicher  anzunehmen,  lässt 
sich  aber  äusserlich  leider  nur  an  einzelnen  fussnoten  erkennen ; 
von  einem  werke  mit  diesen  ansprüchen  dürfte  heutzutage ,  auch 
wenn  es  für  ein  grösseres  publikum  bestimmt  ist,  und  manchmal 
gerade  deswegen  ,  eine  genaue  angäbe  der  benutzten  quellen  und 
werke  verlangt  werden.  Wie  viel  mehr  uns  Richter  gegenüber 
Druskowitz  geboten  ist,  lässt  sich  am  besten  aus  den  betreffenden 
kapiteln,  z.  b.  »Der  entfesselte  Prometheus  und  andere  gedichte« 
ersehen,  wo  die  letztere  uns  eine  inhaltsangabe  und  eine  reihe,  oft 
zu  vieler,  zitate  vortrug,  während  Richter  uns  in  die  Werkstatt  des 
dichters  führt  und  ab  ovo  die  entstehung  und  weitere  entwicklung 
des  opus  mit  Ursache  und  Wirkung  vor  unseren  äugen  darlegt.  Ich 
möchte  gerade  diesen  teilen  des  buches  seinen  hauptwert  zuschreiben, 
die  eine  einfühiung  in  die  dichtungen  und  eine  cxegesc  derselben 
bieten. 

Was  die  darstellung  des  Icbens  selbst  in  seinen  verschiedenen 
daten  und  phasen  anlangt,  vermisst  referent  die  Übersichtlichkeit  der 
einzelnen  perioden,  die  durch  dazwischen  eingestreute  exkursc  über 
die  dichtungen  allzusehr  auseinandergesprengt  und  verschoben  werden. 
Ihm  däucht  nacli  eingehender  behandlung  eines  grösseren  lebens- 
abschnitts,  oder  aber  in  den  letzten  jähren  des  geschilderten  je  nach 
einer  genauen  darstellung  eines  dieser  jähre  eine  darauf  folgende 
und  auf  den  betreffenden  abschnitt  bezügliche  Übersicht  der  hervor- 
bringungen am  geeignetsten ,  um  den  faden  der  ereignisse  in  der 
biographie  nicht  zu  verlieren.  Damit  steht  im  Zusammenhang  ein 
man  gel  an  kritischer  sichtung  im  vorliegenden  buche,  dessen 
biographische  ausführungen  ja  sehr  reichlich  sind ,  aber  fast  ohne 
quellen  und  gewährsmänner  anzugeben ,  wodurch  authentisches  und 
sagenhaftes  in  gleichmässiger  erzählung  gegeben  wird ,  sodass  bei 
nachprüfung  der  fakta  keine  Sicherheit,  dem  unkritischen  leser  aber 
kein  reines  bild  des  Charakters  und  der  begebenheiten  gezeigt  werden 
kann.  So  wird  beispielsweise  p.  14  die  zweimalige  Verweisung  Shelley's 
aus  Eton  als  nacktes  faktum  dargestellt,  während  wir  als  einzigen 
beleg  dafür  einen  viele  jähre  späteren  brief  Shelley's  an  Godwin 
mit  kurzer  notiz  haben.  Die  Verfolgungen  des  jungen  fag  zu  Eton 
—   allerdings    eine    der    stellen ,    die  Dowden    fast    wörtlich  nachge- 

9' 


I  -.  2  Besprechungen 

schrieben  sind  —  p.  1 1  und  12  geben  ein  zu  verzerrtes  bild  des 
damaligen  lebens  an  einer  public  school.  Shelley's  freund  und 
nachmaliger  biograph  Hogg  scheint  nicht  mit  der  nötigen  vorsieht 
benützt  worden  zu  sein,  da  er  nach  Richter  (p.  31)  »das  herz  auf 
dem  rechten  fleck  hat«,  während  seine  spätere  treulosigkeit  in  bezug 
auf  Shelley's  gattin  Harriet  erwiesen  ist.  Jener  mangel  an  Übersicht 
der  darstellung  wird  aber  geradezu  verwirrend  dadurch ,  dass  den 
einzelnen  daten  in  der  erzählung  meist  die  Jahreszahl  fehlt,  und  da- 
durch der  Verfasserin  selbst  der  überblick  verloren  geht.  p.  288 
nimmt  Sh.  am  10.  März  181 7  von  den  freunden  abschied  (cf.  Dow- 
den  II  288),  Seite  311  wird  der  faden  wieder  aufgenommen  mit  der 
richtigen  notiz,  dass  Sh.  am  12,  März  181 8  über  den  kanal  setzt. 
Am  beginn  des  20.  kapitels  (p.  361),  das  mit  den  Worten  beginnt: 
»Das  jähr  1820  begann  für  Sh.  in  wenig  erfreulicher  weise«  -- 
notiere  ich  mir,  dass  von  18 19  so  gut  wie  nichts  berichtet  ist. 
Zwei  Seiten  weiter  dagegen  (p.  363)  beginnt  mit  dem  Februar  18 19 
erst  eine  detaillierte  darstellung  der  ereignisse  dieses  Jahres.  Es  wird 
zugegeben  werden  ,  dass  ähnliche  inkonsequenzen  ,  die  sich  häutig 
vorfinden  ,  hätten  vermieden  werden  können ,  und  gerade  in  dieser 
hinsieht  wäre  das  beispiel  Dowden's  mit  der  Jahreszahl  am  köpf 
oder  rand  jeder  seite  zur  raschen  Orientierung  zu  empfehlen  gewesen. 
Neben  diesen  Unklarheiten  in  der  datierung  sind  andere  un- 
gcnauigkeiten  zu  finden,  welche  die  bei  einem  so  gross  ange- 
legten buche  notwendige  Sorgfalt  in  den  details  vermissen  lassen. 
Wenn  R.  p.  112  das  gedieht  Southey's  über  den  irischen  patrioten 
Robert  Emmet  erwähnt,  hätte  sie  auch  das  noch  berühmtere  Thomas 
Moore's  über  seinen  unglücklichen  landsmann  zitieren  sollen,  zumal 
sie  einige  zeilen  weiter  an  Moore  erinnert;  p.  226  wird  eine  stelle 
aus  Mary's  History  of  a  Six  Weeks  Tour  angeführt  für  die  Schilderung 
eines  aufenthaltes  in  Genf  aus  dem  jähre  18 16,  während  der  bericht 
für  die  reise  im  jähre  181*4  geschrieben  ist.  p.  319  wird  Mr.  Hoppner 
(nicht  Hopp^ner ,  wie  R.  beständig  schreibt),  gar  zum  englischen 
botschafter  in  Venedig  gestempelt:  er  war  jedoch  bekanntlich 
einfacher  konsul.  Auf  derselben  seite  wird  die  reise  von  Padua 
per  schiff  (!)  nach  Venedig  fortgesetzt;  für  den  aufenthalt  in  Byron's 
Villa  dei  Cappuccini  bei  Este  fehlt  wieder  jedes  datum  in  bezug 
auf  ankunft,  dauer  des  aufenthaltes  u.  s.  w.,  bis  wir  p.  324  zufallig 
erfahren  ,  dass  Sh.  mit  den  seinen  am  5.  November  Este  verlässt. 
Man  liest  p.  326:  »Täglich,  den  milden  November  hindurch, 
weilt  Sh.   in    den  ruinen   des  Kolosseums«.      Der  aufenthalt   in   Rom 


H.  Richter,  Peicy  Bysslie  Shelley  li'? 

dauerte  jedoch  nach  R.  selbst  nur  vom  i8. — 26.  November;  eine 
genauere  vergleichung  ergibt  gar,  dass  Sh.  erst  am  20.  November 
abends  in  der  ewigen  Stadt  anlangt!  p.  363  hat  Sh.  in  den  bädern 
des  Caracalla  den  Entfesselten  Prometheus  vollendet:  ergänze  »in 
seiner  ersten  fassung<<^  ;  denn  er  beendigt  dort  den  dritten  akt. 
Wenn  p.  463  Karoline,  die  gemahlin  des  prinzregenten  und  späteren 
königs  Georg  IV.  »ein  kühnes,  gefährliches  und  freches  weib« 
genannt  wird ,  so  ist  das  zum  mindesten  eine  äusserst  extreme  an- 
sieht, die  der  öffentlichen  meinung  der  zeit  diametral  entgegengesetzt 
ist.  Wie  durch  ungenaue  benützung  der  quellen  eine  geradezu  falsche 
darstellung  von  personen  oder  thatsachen  entsteht ,  dafür  spricht 
schlagend  die  notiz  R.'s  p.  471:  »Reats  hatte  in  Oxford  (1817) 
eine  zeit  lang  flott  gelebt«.  Jedermann  schliesst  daraus,  i)dass 
der  dichter  Student  auf  der  fashionablen  hochschule  war  und  2)  das 
liederliche  treiben  gewisser  kreise  mitmachte.  Thatsachc:  Keats 
hat  bekanntlich  nie  studiert;  er  war  aber  im  September  181 7  auf 
4  Wochen  von  dem  jungen  theologen  Bailey  nach  O.  eingeladen') 
und  benützte  den  aufenthalt,  um  dort  den  grössten  teil  vom  III.  buch 
seines  Eiidymmi  zu  dichten ,  mit  dem  freunde  unter  litterarischen 
gesprächen  spazieren  zu  gehen  und  zu  rudern  und  eine  litterarische 
wallfahrt  nach  Stratford-upon-Avon   zu  machen  ! ! 

Ein  ähnlicher  fall ,  der  zeigt ,  wie  Mary  Shelley's  tagebuch 
benützt  wird:  Jan.  31,  1820:  "Sh.  reads  the  'Vita  Nuova'  aloud  to 
me  in  the  cvening".  Febr.  2111I :  "Read  Greek.  Write.  Emilia 
Viviani  walks  out  with  Sh.  in  the  evening".  Aus  diesen  einmaligen 
fakten  entsteht  bei  R.  die  Schilderung :  »Sh.  schickt  der  neuen 
freundin  vögel  und  bücher ,  um  ihre  haft  zu  erleichtern ;  er  geht 
abends  mit  ihr  spazieren  und  liest  Mary  dann  die  Vita  Nuova 
vor«.  Dabei  ist  jenes  einmalige  faktum  der  Dante-lcktüre  vom 
31.  Januar  der  ausgangspunkt  für  die  genesis  von   Epipsychidion.-) 

Wenn  diese  ausstellungen  als  kleinigkeiten  erscheinen  mögen, 
so  müssen  wir  doch  an  den  wissenschaftlichen  biographen  und 
Jiistoriker  besonders  bei  einem  buch  von  diesem  umfang  den  an- 
spruch  erheben  ,  dass  er  nicht  nur  in  grossen  zügen  uns  den  autor 
in  seiner  zeit  mit  wahren  färben   malt,   sondern  dass  wir  seine  lebens- 


>)  Gothein  I,  p.  85  f- 

2)  Über  diesen  namen  bemerkt  R.  p.  489:  ,.Eine  seele  innerhalb  einer 
Seele  nennt  es  Sh.  in  seinem  aufsatze  „Über  die  liebe".  Ergänze:  „Auch  im 
gedichte  selbst,  v.  4,'-),5!" 


I  ,,  Bespiechungeii 

bahn  schritt  für  schritt  im  einzelnen  verfolgen  können.  In  dieser 
hinsieht  verlangen  wir  von  dem  gewissenhaften  biographen,  dass  er 
bei  Zitaten  und  briefen  selbst  das  Mr.  mit  dem  Mrs.  des  adressaten 
nicht  verwechselt  (Richter  p.  488  lies  Mr.  anstatt  Mrs.  Gisborne). 
Ähnliche  flüchtigkciten   der  diktion   sind   z.   b. 

p.  16:  »Dr.  Lind  hat  Sh.  in  zwei  seiner  dichtungen  ein 
denkmal  gesetzt«.      Frage:   In   welchen"? 

p.  147:  »Die  anfangsverse  des  vierten  buches  »De  rerum 
natura:«     Frage:  Von  wem? 

p.  264:  »Ein  satyrisch  (!)  humoristisches  werkchen  der  brüder 
James  und  Horace  Smith  mit  durchschlagendem  er- 
folg etc.«      Frage:   Wie  heisst  es? 

Diese  liste  liesse  sich  noch  sehr  verlängern.  Dazu  gesellen 
sich  undeutsche  Wendungen,  die  bei  der  lektüre  störend  aufstossen, 
so  p.  3  »die  liebe  zu  ihm  trug  es  über  seinen  geiz  davon«  (cf.  frz. 
Temporter  sur) ,  das  gleiche  p.  68;  und  neben  so  zu  sagen  wirk- 
lichen druckfehlcrn  solche,  die  wir  doch  wohl  einer  flüchtigen 
Schreibweise  und  der  Vernachlässigung  der  korrcktur  zuschreiben 
müssen,  wie  p.  628  »erbe  der  baroninde«  (?  ?),  p.  616  der  name 
der  Zeitschrift  'The  liberal',  p.  572  die  grässliche  entstellung  des 
griechischen  zitates :  udmc  slu'  eaiör  drjud^wi'  anstatt:  uävng  &iu 
eadloHv  'Ad^i]V(7>v\  p.  505  der  unrichtige  name  des  Edward  Williams 
(Ellerker,  nicht  Elliker!),  p.  163  »mit  prophaner  hand-.<  und  andere. 
Dabei  bemerkt  referent  ausdrücklich ,  dass  er  sine  stu.dio  nur  einige 
der  hervorstechendsten  irrtümcr  glaubte  notieren  zu  müssen. 

Wie  schon  eingangs  dieser  besprechung  hervorgehoben  wurde, 
schreiben  wir  den  abschnitten  des  buches  besonderen  wert  zu,  die 
sich  mit  den  dichtungen  selbst  beschäftigen.  Wenn  auch  in  der 
anordnung  und  übersieht  dieser  Studien  manches  sich  nach  der  an- 
sieht des  referenten  prägnanter  gestalten  Hesse,  so  gestchen  wir  doch 
zu,  dass  hier  individuelle  Schulung  und  anschauung  zu  sehr  in  den 
Vordergrund  tritt.  Diese  Studien  bilden  unstreitig  eine  grosse  be- 
reichcrung  der  Shelley  -  philologie ,  die  mit  der  Verfasserin  von  der 
lektüre  des  knaben  und  schülers  (z.  b.  p.  9  und  13)  ausgeht,  um 
grundlagen  und  Vorbilder  für  die  Schöpfungen  des  künftigen  autors 
festzustellen.  Für  die  autorschaft  des  Jugendwerkes  T/ie  Wandering 
Jcw  folgt  Verfasserin  richtig  den  deduktioncn  Dobell's  gegenüber 
Medwin  ,  dass  das  gedieht  wahrscheinlich  gemeinsam  mit  letztcrem 
verfasst  wurde.  Von  den  »Or{i^inalgcdic/iten  von  Victor  und  Cazire'<. 
fp.    28)  ist  seitdem,   wenn   wir  uns  recht   erinnern,    eine  neuausgabe 


H.   Richter,  Percv  Bvsshe   Sliellev 


135 


erschienen.  Wenn  es  p.  40  von  einem  anderen  jugendwerke  heisst 
Sf.  Irvyne  oder  das  IcbeiiscUxlr^  so  ist  der  zweite  titel  eine  von  R. 
nach  Shelley  gegebene  erklärung ,  aber  keine  Übersetzung  des  eng- 
lischen  titeis :   St.  Irvyne  or,  the  Rosicrucian. 

Zu  den  quellen  der  einzelnen  werke  bringt  R.  wichtige  eigene 
oder  aus  dem  Studium  anderer  zusammengetragene  aufklärungen  und 
neue  beitrage,  oder  auch  anregungen  durch  ihre  darstellung.  p.  52 
ist  in  dieser  beziehung  auf  Southcy's  Curse  of  Keha?na  hingewiesen, 
wodurch  wieder  auf  diesen  als  vorläge  zu  Laon  &  Cythna  hingeführt 
wird;  p.  78  und  148  wird  der  einfluss  von  Volney's  Rinnen  ange- 
deutet ,  der  übrigens  schon  von  dem  Franzosen  Beljame  in  seiner 
ausgezeichneten  ausgäbe  des  Alastor  festgestellt  wurde.  Auf  p.  204 
möchten  wir  zu  Alastor  neben  der  Fairy  Queene  vor  allem  auch 
Southey's  Thalaba  als  vorbild  nennen,  bei  der  darstellung  der  boot- 
fahrt in  die  tiefen  der  erde  fp.  205)  hätte  das  unzweifelhaft  dieser 
zu  gründe  liegende  faktum,  der  ausflug  Shelley's  zu  den  quellen  der 
Themse,  angeführt  werden  müssen,  p.  210  findet  Richter  neue  an- 
klänge, wenn  sie  beispielsweise  auf  analogien  zu  Franz  von  Assisi 
hinweist;  die  epochemachende  eigenschaft  jedoch ,  die  sie  p.  208 
dem  Alastor  in  der  damaligen  englischen  litteratur  zuschreibt,  kommt 
nicht  diesem,  sondern  vorgängigen  dichtungen  Coleridge's  und  Words- 
worth's  zu,  deren  priorität  in  diesem  punkte  der  naturdichtung  fest- 
gestellt ist.  Neue  Vorbilder  für  Shelley's  »Inselparadiese«  sind  p.  348 
richtig  erkannt;  ebenso  p.  574  die  zweifellose  einwirkung  des  griechi- 
schen Sängers  in  Byron's  Doti  Juan  III.  auf  Hellas.  Desgleichen 
hat  meines  wissens  noch  niemand  ausser  der  Verfasserin  (p.  410)  auf 
unseres  Herder  Entfesselten  Pro?netheus  in  der  Adrastea  1802  gegen- 
über der  dichtung  Shelley's  hingewiesen.  Dagegen  finden  wir  uns 
wieder  im  gegensatz  zu  R.,  wenn  sie  p.  495  dem  Epipsychidion  an- 
spielungen  auf  persönliche  Verhältnisse  absprechen  will !  Denn  nach 
dem  gutachten  aller  bisherigen  kommentatoren  müssen  solche  zu 
gründe  liegen.  Ebenso  behaupten  wir  zu  p.  523,  dass  bei  Adonais 
eine  hebräische  quelle  des  namens  ausgeschlossen  ist ,  da  bei  dem 
zunächstliegenden  griechischen  Etymon  das  zu  weit  hergeholt  wäre. 
Rossetti^s  erklärung  in  seiner  Sonderausgabe  des  Adonais  be- 
friedigt hierin  alle  hypothesen.  Die  zu  diesem  gedichte  von  R. 
gefundenen  anklänge  an  dichtungen  Keats'  sind  anzuerkennen,  welche 
nach  dem  Vorgänge  von  Rossetti  in  seiner  Sonderausgabe  des  Adonais 
nachgewiesen  worden  sind.  Die  parallelen  aus  Spenser,  die  p.  536 
zu    jener    elegie    geboten   werden  ,    scheinen    mir    indess  nicht  ganz 


I  ^6  Besprecinmgen 

stichhaltig,  sondern  mehr  gefiihlc  und  empfindungen  zu  sein,  die 
die  weltlitteratur  von  jeher  in  verschiedenster  form  gebracht  hat. 
Die  »bukolischen  Wendungen«  des  Adonais  gehen  nicht,  wie  R.  an- 
nimmt ,  auf  Milton  zurück ,  sondern  auf  die  klassischen  quellen  des 
letzteren,  Bion  und  Moschus.  So  lässt  sich  über  manches  noch  ver- 
schiedener ansieht  sein  ,  so  über  die  vorlagen  des  traums  und  der 
vision  in  The  Triumph  of  Life  (p.  608),  von  denen  an  dieser  stelle 
keine  erwähnt  ist,  oder  über  Richter's  gegenteilige  ansieht  von  Hellas' 
Verhältnis  zu  den  Persern  des  Aischylos ,  bei  welchen  dichtungen 
ich  nachgewiesen  zu  haben  glaube ,  dass  das  äussere  gewand  der 
ersteren,  der  rahmen  derselben  ,  dem  griechischen  dramatiker  nach- 
geahmt ist;  so  ist  z.  b.  p.  3S4  zu  ergänzen,  dass  Dowden  nicht 
nur  in  seiner  biographie  einzelne  auszüge  der  schrift  A  Philosophical 
View  of  Reforvi  mitgeteilt,  sondern  dass  er  in  dem  188S  (London, 
Kegan  Paul)  erschienenen  buche  Transcripis  and  Siudies  eine  genaue 
analyse  des  essays  veröffentlicht  hat:  —  das  sind  einzelne  Streitfragen 
oder  versehen,  die  dem  werte  des  ganzen  keinen  eintrag  thun,  näm- 
lich einer  gründlichen  und  geistvollen  einführung  in  die  dichtung 
und  Philosophie  des  grossen   dichters.   — 

Die  einzelnen  der  darstellung  eingefügten  exkurse  auf  dem 
gebiete  der  englischen  dichtung  sind  von  interesse  und  passen  in 
den  rahmen  des  ganzen,  p.  93  die  inhaltsangabe  des  berühmten 
Godwin'schen  werkes  Poliiical  Justice  und  p.  97  eine  solche  von 
seiner  gattin  Mary  Vindication  of  Warnen^  wo  sich  Richter,  wie  oben 
angedeutet,  ja  auf  ihrem  eigensten  gebiete  bewegt;  p.  142  die  ab- 
schweifung  über  die  Wiederbelebung  der  englischen  poesie  im  vorigen 
Jahrhundert,  wobei  sich  nur  rechten  lässt,  ob  diese  episode  gerade 
im  gefolge  von  Queen  Mab  angebracht  ist;  endlich  p.  392  die  aller- 
dings weit  ausholende  skizze  über  das  englische  drama  um  jene  zeit. 
Der  Schlusssatz  des  ganzen  bandes  hat  gewiss  tiefe  berechtigung : 
»Doch  unvermerkt  lebt  und  schafft  sein  (i.  e.  Shelley's)  genius  in 
den  breiten  schichten  der  Völker.  In  unserer  für  soziale  bcfrciung 
und  gleichstellung  begeisterten  zeit  sind  die  ideale,  die  ihn  beseelten, 
ein  gemeingut  aller  besten  imd  ihre  Verwirklichung  das  ziel  der 
strebenden   menschheit«. 

Die  ausstcllungen  und  anregungen  vorliegender  besprechung 
betreffen  demnach  •  bezüglich  einzelner  fühlbarer  mängel  nur  die 
historischen  partien  des  buches ,  während  im  ül)rigen  nicht  sowohl 
der  inhalt ,  als  vielmehr  die  ausfuhrung  in  darstellung  und  stil  Ver- 
besserungen   und    änderungen    bedarf,    um    allen .  anforderungen   der 


Neue  romniie 


137 


faclikritik  zu  genügen.  Möge  es  der  Verfasserin  vergönnt  sein  ,  bei 
einer  neuen  aufläge  ihrer  biographie  diese  auch  hierin  zu  vervoll- 
kommnen ! 

Bamberg.  Richard  Ackermann. 


NEUE  ROMANE. 

Viel  et  Hunt,    T/ie  fliinia/i  Intei-est.    Tauchnitz  Edition.    Leipzig, 

1900.      8  ".      M.    1,60. 
Walter  Besant,    T/ic  Orange  Girl.    Ebd.    1899.    2  vols.    M.  3,20. 
Anthony  Hope,   Rupert  of  Hentzau.      Ebd.      1898.      ]\I.    i,6o. 
Q.   (A.   T.   Quiller- Couch),    The    Ship    of   Stars.     Ebd.      1900. 

M.  1,60. 
]\Iaurice  Hewlett,  Little  Novels  of  Italy.  Ebd.  1899.  M.  1,60. 
Richard  Bagot,  A  Rof/ian  Mystery.  Ebd.  1900.  2  vols.  IM.  3,20. 
Von  den  neuesten  englischen  romanen  darf  The  Human 
Interest  als  einer  der  besten  bezeichnet  werden.  Er  ist  durchaus 
einzig  in  seiner  art,  und  grösseres  lob  kann  man  einer  prosadichtung 
kaum  geben.  Die  gut  erfundenen  Situationen  sind  eigenartig 
und  doch  voller  lebenswahrheit;  in  der  heutigen  weit  der  nach 
Unabhängigkeit  strebenden  und  dadurch  häufig  in  Verrücktheit  fallen- 
den frauen  hätten  sich  die  begebenheiten  leicht  ereignen  können. 
Trotz  aller  von  der  hauptpersönlichkeit  begangenen  thorheiten  ist 
die  handlung  mit  so  tiefem  psychologischem  Scharfsinn  entwickelt, 
dass  sie  nicht  gegen  die  Wahrscheinlichkeit  streitet,  sondern  unter 
den  umständen  und  bei  der  charakterbeschaifenheit  des  betreffen- 
den ganz  natürlich  und  folgerichtig  vor  sich  geht.  Grenzenlose 
dummheiten,  die  mit  glücklichem  humor  geschildert  werden,  unter- 
halten und  belustigen  den  leser,  aber  keine  gemeinen  laster  ekeln 
ihn  an.  Wie  weit  eine  einfältige,  aber  sonst  nicht  schlechte  frau 
durcli  eitelkeit  und  unangebrachte  empfindsamkeit  sich  irre  führen 
lässt,  wird  mit  geschick  und  ohne  Übertreibung  in  der  person 
der  auf  abenteuer  ausgehenden  frau  Elles  zur  lebendigen  an- 
schauung  gebracht.  Egidia  ist  dagegen  das  musterbild  von  würde- 
voller Selbstbeherrschung,  bescheidenheit  und  Zurückhaltung,  merk- 
male  einer  wirklich  begabten  und  edelherzigen  dame,  und  hrn. 
Rivers'  begeisterung  für  die  kunst,  der  er  sich  mit  eifer  widmet, 
bewahrt    ihn    sowohl    vor    albernen    Jugendstreichen    wie   vor   den 


178  Besprecimngeii 

starken  Versuchungen,  denen  das  mannesalter  ausgesetzt  ist.  Sämt- 
liche Charaktere  sind  meisterhaft  gezeichnet,  darunter  solclie  gegen- 
sätze  wie  der  gefühlvolle  dorfdichter  hr.  Widrington  und  die  herbe 
wohlbeleibte  Verkörperung  der  philisterei  frau  Poynder.  Es  ist 
ein  buch,  das  man  mit  steigendem  interesse  vom  anfang  bis  zum 
scliluss   und   sogar  mehrmals   lesen  kann. 

Walter  Besant's  The  Orange  Girl  spielt  zu  London  in  der 
zweiten  hälfte  des  achtzehnten  Jahrhunderts  und  gibt  einige  inter- 
essante, aber  grauenhafte  beschreibungen  der  damals  in  der  briti- 
schen hauptstadt  herrschenden  zustände  namentlich  unter  den 
niedrigen  und  verbrecherischen  volksklassen,  von  deren  thun  und 
treiben  ein  treues  und  anschauliches  bild  entworfen  wird.  INIan 
wird  mit  dem  peinlichen  gerichtsverfahren,  dem  gefängniswesen 
und  ähnlichen  dingen  bekannt,  die  der  nation  wahrlich  nicht  zur 
ehre  gereichten,  und  man  wundert  sich,  dass  leute,  die  nie  müde 
werden,  von  ihrer  christlichen  kultur  und  menschenliebe  zu  reden, 
und  mit  ihrem  gerechtigkeitssinn  förmlich  prahlen,  solche  greuel 
im  Zeitalter  der  aufklärung  und  des  humanitarismus  so  lange  dulden 
konnten.  Das  pomeranzenraädchen  ist  die  schöne,  unschuldige 
und  hochherzige  tochter  eines  strassenräubers,  der  seine  lauf- 
bahn  am  galgen  endet,  und  der  wirtin  einer  als  diebshöhle  be- 
rüchtigten schnapsschänke.  Sie  verbringt  ihr  kindheit  in  diesem 
von  dem  gesindel  der  hintergässchen  und  den  schlimmsten  Spitz- 
buben besuchten  orte,  ohne  ihre  Sittenreinheit  und  .edle  gesinnung 
im  geringsten  zu  beeinträchtigen.  Zuerst  verkauft  sie  pomeranzen 
vor  dem  eingang  zum  theater ;  später  tritt  sie  als  Schau- 
spielerin mit  grossem  erfolg  auf  der  bühne  auf,  bleibt  aber 
in  ihrem  lebenswandel  ebenso  bezaubernd  wie  tugendliaft. 
Ein  reicher  junger  herr  von  hohem  adel  ,  der  ihre  geistes- 
anmut  und  -grosse  zu  schätzen  weiss,  bewirbt  sich  um  sie  und 
beharrt  auf  seinem  heiratsantrag  auch ,  nachdem  sie  ihn  über 
ihre  herkunft  und  Verwandtschaft  genau  unterrichtet  hat.  Sie  ist 
auch  in  ihn  verliebt,  aber  weigert  sich,  seine  gattin  zu  werden, 
weil  seine  Schwester  sie  flehentlich  bittet,  eine  alte  und  vornehme 
familie  nicht  durch  einen  so  unpassenden  ehebund  zu  betrüben 
und  zu  verunehren.  Obwohl  die  vom  aristokratischen  hochmut 
eingegebene  einwendung  eigentlich  eine  grobe  beleidigung  war, 
entsagt  sie  mit  würdevoller  selbsverleugnung  dem  ihr  angebotenen 
glück,  und  um  die  entscheidung  unwiderruflich  zu  machen,  ver- 
mählt sie   sicli   mit  einem   scheinheiligen   Schurken ,    von    dem    sie 


Neue  roniaiie  I  30 

sich  trennt,  sobald  sie  seinen  wahren  Charakter  erkennt.  Um  ihre 
mutter  vor  der  gerichtlichen  belangung  wegen  hehlerei  zu  retten, 
nimmt  sie  die  schuld  auf  sich  und  wird  zum  tode  verurteilt.  Diese 
strafe  wird  in  die  Verbannung  nach  den  amerikanischen  kolonien 
verwandelt,  und  sie  kommt  nach  Virginien ,  wo,  dank  der  ver- 
mittelung  und  fürsorge  einflussreicher  und  vermögender  freunde, 
sie  nicht  als  Sträfling,  sondern  als  die  herrin  eines  grossen  land- 
gutes  lebt  und  stirbt.  Der  junge  lord  folgt  ihr  auf  freiersfüssen 
nach,  aber  vergeblich;  er  überzeugt  sich  auch  am  ende,  dass  sie 
recht  habe  und  sagt  ihr  in  der  herzlichsten  weise  lebewohl,  in- 
dem er  sie  als  „die  edelste  der  frauen"  preist.  Die  rührende 
und  vielleicht  in  dieser  hinsieht  etwas  überspannte  erzählung  ist 
trefflich  in  der  anläge  und  ausführung  xuid  hat  als  eine  lebendige 
darstellung  der  rohen  brutalität  und  grausamen  Ungerechtigkeit 
der  englischen  kriminal] ustiz  des  vorigen  jalirhunderts  einen  hohen 
kulturgeschichtlichen  wert. 

Rupert  of  Hentzau  bildet  eine  art  nachtrag  zu  dem  bekannten 
und  allgemein  beliebten  roman  The  Prisoner  of  Zeiida  und  gleicht 
ihm  auch  in  der  erfindung  der  Situationen  und  in  der  entwickelung 
der  einzelnen  begebenheiten.  Ein  rascher,  fast  ungestümer  lauf 
der  ereignisse,  edle  ritterlichkeit,  die  gegen  niederträchtigkeit  und 
Schelmerei  absticht,  und  der  endgültige  sieg  der  Unschuld,  tugend 
und  treue  über  die  entgegengesetzten  eigenschaften  kennzeichnen 
beide  prosadichtungen  und  werden  in  dem  nur  in  der  einbildung 
existierenden  königreich  ebenso  anschaulich  wie  in  der  wirklichen 
weit  zur  darstellung  gebracht. 

Heutzutage  hängt  der  buchhändlerische  erfolg  eines  romans 
in  hohem  grade  vom  titel  ab;  darauf  legen  Schriftsteller  und  Ver- 
leger grosses  gewicht  und  stecken  die  köpfe  zusammen,  um  etwas 
ergreifendes,  auffallendes,  geheimnisvolles  und  nie  dagewesenes 
zu  ersinnen.  Ob  der  titel  dem  Inhalt  entspricht,  ist  von  geringerem 
belang;  die  hauptsache  ist,  dass  er  aufsehen  erregt.  In  The  ship 
of  Stars  hat  Quiller-Couch  dieser  albernen,  aber  einträglichen 
sucht  keine  grenzeu  gesetzt  und  ist  über  alle  vom  vernünftigen 
und  ästhetischen  Standpunkt  aus  inne  zu  haltenden  schranken  weit 
hinausgegangen.  Ein  in  einem  postwagen  gegen  Cornwall  fahrender 
knabe  hat  zum  mitreisenden  einen  matrosen,  in  dessen  brusthaut 
das  bild  eines  Schiffes  mit  einem  halbkreis  von  sieben  Sternen 
darüber  tätowiert  ist  Später  erleidet  er  Schiffbruch  und  ertrinkt. 
Das   ist  alles.      ]Mit   der   entwickelung   der  handlung   und     den   zur 


Ij_o  Besprechungen 

darstellung  gebrachten  begebenheiten  und  lebensverliältnissen  hat 
der  unsinnige  titel  nicht  den  geringsten  Zusammenhang.  Die  ge- 
schichte  ist  ein  unkünstlerischer,  verworrener  mischmasch  und 
spielt  meistens  in  einem  dorfe  an  der  küste  der  grafschaft  Corn- 
wall,  dessen  bewohner  mit  ihrem  aberglauben,  gebrauchen  und 
stark  ausgeprägten  eigentümlichkeiten  wir  gelegenheit  ha])en  kennen 
zu  lernen.  Die  hauptcharaktere  sind  ein  träumerischer  junge,  der 
im  späteren  leben  nur  sinn  für  das  praktische  hat,  und  ein  mädchen 
mit  gesundem  menschenverstand,  cfessen  geistesentwickelung  die 
entgegengesetzte  richtung  nimmt.  Die  daraus  entstehenden  pro- 
bleme  wären  nicht  uninteressant,  wenn  man  sie  mit  tieferer  psy- 
chologischer einsieht  behandelt  hätte. 

In  der  Litik  Noveh  of  Italy  betitlten  und  aus  fünf  kurzen 
erzählungen  bestehenden  Sammlung  von  Maurice  Hewlett 
fällt  die  merkwürdige  und  erfreuliche  treue  auf,  mit  welcher  der 
dichter  die  verschiedenartigsten  selten  des  italienischen  lebens 
schildert.  Kein  Italiener  hätte  die  betreffenden  Verhältnisse  so- 
wie die  eigentümlichkeiten  des  volkscharakters  mit  grösserer  Wahr- 
heit und  klarheit  auffassen  und  zur  anschauung  bringen  können. 
Die  mannigfaltigen  Stoffe  werden  alle  mit  der  gleichen  tiefen  Sach- 
kenntnis und  künstlerischen  meisterschaft  behandelt.  Die  erste 
novelle,  MadoJia  of  the  Peach  Tree,  hat  auch  ein  grösseres  kultur- 
historisches interesse,  da  sie  von  der  art  und  weise,  wie  heiligen- 
legenden entstehen,  sich  unter  dem  volke  verbreiten  und  von  der 
kirche  ausgenutzt  werden,   ein  triftiges   beispiel  giebt. 

Das  geheimnis  in  A  Roman  Mystery  schlägt  in  das  gebiet 
der  Seelenkrankheitskunde  ein.  In  der  alten  adeligen  römischen 
familie  der  Monlelupi  vererbt  sich  ein  keim  des  Wahnsinnes,  der 
sich  fortentwickelt  und  gelegentlich  zum  ausbruch  kommt.  Zu- 
weilen werden  einige  generationen  verschont,  aber  die  immer 
drohende  gefahr  verdüstert  das  dasein  des  sonst  glücklichen  ge- 
schlechtes, denn  maji  weiss  nicht,  wer  von  der  verhängnisvollen 
krankheit  angegriffen  und  in  einen  wütenden  lHpo7nanaro  verwandelt 
wird.  Eine  Engländerin,  die  einer  vornehmen  katholischen  familie 
angehört,  vermählt  sich  mit  dem  angeblich  einzigen  söhn  und 
erben  des  vorerwähnten  geschlechtes  und  entdeckt  später ,  dass 
der  älteste  l)ruder  ihres  gemahls  an  dieser  tollwut  leidet  und  in 
einem  ländlichen  ahnenschloss  eingesi)errt  lebt.  Bei  einem  anfall 
dieser  raserei  sucht  er  sie  umzubringen,  tötet  sicli  aber  zur  gleichen 
zeit.      Italienische  politik,   die  bestrebungen   des  Vatikans,   die  ver- 


H.   Lewin,   Zur  englischen   lealienkumle  I/i  r 

lorene  Herrschaft  wiederzugewinnen,  und  gegenkärapfe  der  liberalen 

partei  nehmen   einen  hervorragenden   platz   in   der    erzählung    ein. 

M  ü  n  c  h  e  n.  E.   P.   E  v  a  n  s. 


REALIEN  UND  LANDESKUNDE. 

H  e  rm  a  n  L  e  \v  i  n  ,  Zur  englischen  rcalicnkuiidc.  Beilage  zum  Jahres- 
bericht der  rcalschule  zu  Biebrich,  ostcrn  1899.  59  s.  Biebrich, 
Guido  Zcidlcr,    1899. 

Der  Verfasser  stellt  in  übersichtlicher  weise  zusammen,  was 
die  Schüler  im  anschluss  an  die  englische  lektüre  oder  die  be- 
sprechung  von  tagesereignissen  gelegentlich  über  englisches  familien- 
und  gesellschaftslcben  gehört  haben.  Die  gegenstände,  die  hier 
besprochen  werden,  sind  das  englische  unterrichtswesen,  das  leben 
der  wohlhabenden  englischen  familie  in  der  Stadt  und  auf  dem  lande, 
die  verschiedenen  spiele  und  Vergnügungen,  die  politik  und  politischen 
Versammlungen  und  die  materielle  Stellung  verschiedener  stände,  wie 
der  geistlichen,  professoren,  rechtsanwälte,  Offiziere  u.  s.  w.  Die  aus- 
künfte,  die  der  Verfasser  seinen  schülern  gibt,  sind  um  so  glaub- 
würdiger, als  er  ja  das  meiste  nach  eigener  anschauung  schildert. 
Er  verfallt  nirgends  in  den  fehler  der  Übertreibung,  di(^  in  Schilde- 
rungen fremder  zustände  und  Verhältnisse  so  häufig  anzutreffen  ist. 
So  schreibt  er  z.  b.  über  die  sonntagsheiligung  in  England,  von  der 
auf  dem  kontinent  die  sonderbarsten  begriffe  im  umlauf  sind:  »Die 
Vorschriften  für  die  sonntagsheiligung  in  England  und  in  Deutschland 
nähern  sich  sehr  durch  abthun  auf  der  ersteren  und  zuthun  auf  der 
letzteren  seite;  es  wird  nicht  lange  dauern,  bis  sie  sich  in  der  mitte 
begegnen«  (s.  31).  Eigentümlich  nehmen  sich  nur  bemcrkungen 
aus,  die  nicht  bloss  für  England,  sondern  für  die  ganze  gebildete 
weit  giltig  sind;  z.  b.  »Der  zucker  wird  der  schale  immer  mit  der 
zange  entnommen«  (s.  20),  oder  »Gesellschaftlich  gleichstehende 
herren  grüssen  sich  untereinander  durch  berühren  des  hutes  mit  der 
hand  oder  durch  winken  mit  der  hand ;  der  untergebene  grüsst  den 
höhergestellten  durch  unaufdringliches  abnehmen  des  hutes«  (s.  19). 
Von  der  Victoria  University  wird  erwähnt,  dass  sie  in  ver- 
schiedenen Städten  des  königreichs  ihre  sitze  habe  (s.  6).  Es  hätte 
doch  genauer  gesagt  werden  sollen,  dass  sie  aus  dem  Owen's  College 
in  Manchester,   dem  University  College  in  Liverpool   und  dem  York- 


JA  2  Bes])reclHingen 

shirc  College  in  Lceds  besteht.  Die  frauen  auf  dem  kontinent  haben 
jetzt  dieselbe  freiheit  in  bezog  auf  die  wähl  ihres  berufes  wie  ihre 
englischen  kolleginnen,  da  ihnen  ja,  ebenso  wie  diesen,  sogar  die 
hochschulen   offen   stehen. 

Die  arbeit  ist  als  ein  wertv'oller  beitrag  zur  kenntnis  des 
fremden  Volkstums  zu  betrachten  und  den  fachkollegen  bestens  zur 
benützung  zu  empfehlen. 

W  i  (Ml  ,    Februar    1900.  J.   E  11  i  n  g  e  r. 


R.  Krön,  T//£  Little  Londoner.  Englische  realicn  in  modernem 
Englisch  mit  hervorhebung  der  Londoner  Verhältnisse.  Zweite 
verbesserte  aufläge.  Karlsruhe.  J.  Bielefeldes  vcrlag.  1899.  196  ss. 
kl.   8".     Pr.    2    mk.   40   pf. 

Die  thatsache,  dass  Kron's  Little  Londoner  in  zwei  jähren  schon 
eine  zweite  aufläge  erlebt  hat,  spricht  genügend  für  die  brauchbar- 
keit  und  gediegenheit  des  werkchens.  Es  ist  in  der  that  mit  ausser- 
ordentlichem geschick  angelegt  und  ebenso  reichhaltig,  wie  lebendig 
und  interessant.  Die  spräche  ist  fehlerlos  und  durchaus  idiomatisch. 
Ich  habe  das  buch  schon  mit  vielem  vergnügen  im  unterrichte  ver- 
wandt. Meines  wissens  ist  es  übrigens  nicht  richtig ,  dass  die  Eng- 
länder bei  dem  lunch  meist  wasser  trinken  (p.  16),  und  dass  es  nur 
ein   deutsches  wirtshaus  in   London   giebt  (p.   39J.  - 

Berlin,   Jan.    1900.  Ph.   Aronstein. 


Der  socialisnms  in  England  geschildert  7'on  englischen  socialisten. 
Herausgeg.  von  Sidney  Webb.  Deutsche  Originalausgabe  von 
Hajns  Kurella.  Göttingen,  Vanderhoeck  &  Ruprecht,  1898. 
XIV   -r    326   SS.      tr.   5   mk.,   geb.    5   mk.   60  pf. 

Die  litteratur,  soweit  sie  wirklich  lebenswahr  und  lebendig  ist, 
ist  das  Spiegelbild  und  der  Widerschein  des  realen  lebens,  welches 
ihr  Stoff  und  richtung  giebt.  So  ist  die  litteratur  unserer  zeit  durch- 
drungen von  dem  socialen  geiste  unserer  epochc,  und  es  ist  unmög- 
lich, jene  wirklich  zu  verstehen,  ohne  mit  diesem  enge  fühlung  zu 
haben.  Dies  gilt  besonders  auch  von  der  englischen  litteratur  ,  die 
sich  von  jeluT  durch  ihren   wirklichkeilssinn   ausgezeichnet  hat.    Der 


S.    Webb,   Der  socialisnius   in   England  j^i 

sociale  gedankc  spielt  eine  hervorragende  rolle  in  dem  romane  — 
ich  erinnere  nur  an  Mrs.  Ward,  Grant  Allen,  Sarah  Grand  u.  a.  — , 
wie  auch  in   der  lyrik  von   Swinburne  bis  John   Davidson. 

Von  diesem  gesichtspunkte  aus  ist  die  lektüre  vorliegender 
Sammlung  von  abhandlungen  auch  für  englische  philologen  sehr 
interessant.  Auf  die  darin  behandelten  fragen  einzugehen  und  dazu 
Stellung  zu  nehmen,  dazu  ist  Jiier  weder  der  ort  noch  irgend  welche 
veranlassung.  Dagegen  möchte  icli  auf  einige  gemeinsame  eigen- 
tümlichkeiten  hinweisen ,  die  die  sociale  bewegung  in  England  im 
gegensatze   zu  der  deutsclien   kennzeichnen. 

Betrachten  wir  zunächst  einmal  die  Verfasser,  die  hier  friedlich 
neben  einander  ihre  socialistischen  grundsätze  auseinandersetzen. 
Da  haben  wir  Vertreter  aller  stände,  neben  dem  socialistischen  Parla- 
mentarier und  Londoner  grafschaftsrat  John  Burns  den  fiirstbischof 
von  Durham  dr.  Westcott ,  neben  socialistischen  redaktcuren  wie 
Hyndman  und  Blatchford  einen  professor  der  Universität  Oxford, 
deren  kanzler  der  jetzige  Premierminister  ist,  Sidney  Ball,  neben 
arbcitervertretern  wie  Tom  Mann  u.  a.  Ijürgerliche  schriftsteiler  wie 
Sidney  Webb ,  seine  frau  Beatrice  und  Bernard  Shaw,  und  an  der 
spitze  dieser  buntgcmischtcn  gesellschaft  marschiert  der  kürzlich 
verstorbene  feinsinnige  dichter,  künstler  und  socialistische  Schwärmer 
\Villiam   Morris. 

Diese  nebeneinandcrstellung  offenbart  uns  schon  den  unter- 
schied des  socialismus  in  England  und  Deutschland.  Bei  uns  ist  er 
noch  vorzugsweise  eine  proletarische  massenbcwegung  ,  die  die 
Scheidung  und  den  gcgensatz  der  klassen  verschärft  hat;  in  England 
wird  er  nicht  bloss  als  eine  Sache  der  arbeiter  und  arbeitslosen, 
kurz  der  armen  leute  behandelt ,  auch  die  mittleren  und  oberen 
klassen  nehmen  hervorragenden  anteil  daran ,  und  das  bekenntnis 
zu  socialistischen  ansichtcn  macht  in  keiner  weise  unfähig,  hohe  ämter 
in  kirche,  Staat  oder  gemeinde  zu  bekleiden.  Das  durch  lange  ge- 
wöhnung  erzeugte  vertrauen  des  englischen  volkes  auf  den  segen 
freiheitlicher    entwicklung  wirkt    hier    mildernd  und  versöhnend  ein. 

Derselbe  grundton  geht  durch  den  inhalt  der  aufsätze.  Sie 
erheben  nicht  den  ruf  nach  revolution,  sondern  nach  reform,  hoffen 
nicht  auf  einen  plötzlichen  Umschwung,  sondern  auf  eine  allmähliche 
entwicklung  nach  dem  erstrebten  ideale  hin.  Auch  wird  kein  allein- 
seligmachendes System  verkündet,  sondern  die  einzelnen  fragen,  das 
gewerkvereins-  und  genossenschaftswesen,  die  frage  der  arbeitslosen, 
die  kirche  und   der  socialismus,    die   socialdemokratie  und  der  anar- 


I  11  Befpreclmiigen 

chisinus ,  sowie  vor  allem  praktische  vorschlage  zur  hesscrung  der 
läge  der  arbeiter  werden  vom  Standpunkte  des  praktisch  erreichbaren 
aus   besprochen. 

Berlin,   Febr.    189S.  Ph.  Aronstein. 


Englische  skizzen  von   einer   deutschen   lehrerin.      Gera,  Th.   Hof- 
mann,   1899.      8'\      Pr.   mk.    1.20. 

Das  büchlein  umfasst  Zd  seiten  und  ist  in  6  abschnitte  von 
ungleicher  länge  eingeteilt,  deren  Zusammenhang ,  wie  der  titel  an- 
deutet, ziemlich  lose  ist.  Die  Verfasserin  redet  aus  fünfzehnjähriger 
erfahrung.  Sie  kam  als  musiklehrerin  nach  London  und  erweiterte 
dann  allmählich  ihren  Wirkungskreis  durch  lernen  und  durch  leliren 
vornehmlich  in  deutschen  familicn  und  in  deutschen  schulklassen. 
Ihre  »Englischen  skizzen«  sind  weit  davon  entfernt,  in  autobiogra- 
phischer weise  die  erfahrungen  eines  individuums  der  reihe  nach 
wiederzugeben  oder  mit  systematischer  gründlichkeit  den  thatbestand 
auf  einem  oder  mehreren  gebieten  des  englischen  lebens  darzustellen. 
Vielmehr  besteht  die  eigenart ,  und  eben  darum  der  reiz  und  das 
verdienst  der  skizzen  ,  in  der  durchdringung  ganz  verschiedenartiger 
Objekte  der  beobachtung  mit  einer  und  derselben  scharf  ausgeprägten 
Subjektivität. 

In  England ,  an  ort  und  stelle ,  unter  dem  mächtigen  einfluss 
der  gewohnten  englischen  Umgebung  sind  diese  skizzen  von  einer 
deutschen  lehrerin  mit  achtunggebietender  Unabhängigkeit  und  Un- 
parteilichkeit zur  belehrung  eines  deutschen  leserkreises  geschrieben. 
Licht-  und  Schattenseiten  des  stils  gewähren  ein  treues  abbild  dieser 
entstehungsweise  des  biichleins.  Nicht  immer  ist  die  anordnung  des 
Stoffes  übersichtlich ;  hie  und  da  lassen  die  statistischen  angaben 
etwas  zu  wünschen  übrig ;  in  manchen  fällen  vermisst  der  ferner- 
stehende leser  eine  erklärung,  während  das  äuge  des  sachkundigen 
hin  und  wieder  durch  einen  unglücklichen  kompromiss  zwischen 
englischem  Sprachgebrauch  und  deutscher  Schreibung  beleidigt  wird. 
Hingegen  ist  die  mannigfaltigkeit  der  tonarten,  die  frische  der  dar- 
stellung  und  besonders  die  anschaulichkeit  der  zahlreichen  belege 
aus  der  persönlichen  erfahrung  geradezu  erquickend.  Von  andern 
redet  die  Verfasserin  mit  achtung ,  mit  teilnähme ,  von  sich  selbst 
ohne  Zurückhaltung  und  ohne  aufdringlichkeit ,  von  allem  mit  takt 
und  mit   tempcrament. 


Ensflische  skizzeii   von   einer  deutsclien   lelirei'in 


H5 


Der  I.  abschnitt:  »Wie  ich  nach  England  kam«  verweilt,  zum 
glück  nicht  lange,  bei  den  ersten  eindrücken  der  jungen  lehrcrin  in 
London.  Im  2.  abschnitte:  »Englische  Schülerinnen  und  schulen« 
bekämpft  die  Verfasserin  landläufige  verurteile  der  Deutschen  einer- 
seits durch  betonung  des  Zusammenhanges,  in  welchem  die  englische 
erziehungsmethode  mit  dem  englischen  nationalcharaktcr  steht,  ander- 
seits durch  eingehen  auf  die  geschichte  des  englischen  untcrrichts- 
wesens,  dessen  entwicklung  spät  begann,  aber  innerhalb  der  letzten 
Jahrzehnte  verhältnismässig  rasch  schöne  fruchte  gezeitigt  hat.  Die 
brennende  frage,  ob  der  Staat  die  höheren  schulen  unter  seine  auf- 
sieht nehmen  soll  oder  nicht,  hofft  die  deutsche  lehrerin  in  bejahen- 
dem sinne  beantwortet  zu  sehen,  wozu  denn  auch  durch  das  gesetz 
von  1899  ein  anfang  gemacht  worden  ist.  Sie  legt  (doch  wohl  mit 
recht)  auf  gewissenhafte  ausbildung  des  Verstandes  der  durchschnitts- 
schüler  mehr  wert  als  auf  ehrgeizige  Züchtung  von  Individualität  und 
gcnialität. 

Der  3.  und  längste  abschnitt:  »\Vohlthätigkeit«  nimmt  die 
grossen  spezifisch  englischen  bewegungen  auf  diesem  gebiete  (tem- 
pcrenz,  heilsarmee,  dr.  Barnardo's  Homes)  in  schütz  und  fordert  mit 
der  ganzen  wucht  einer  fühlenden  ,  thatkräftigen ,  hoffenden  frauen- 
seele  ,  dass  »ein  weniger  gleichgültiges  ,  ein  weniger  selbstsüchtiges 
geschlecht  heranerzogen«  werde.  Was  der  2.  abschnitt  hinsichtlich 
des  Schulwesens  ausführt ,  wendet  die  Verfasserin  im  4.  abschnitte : 
»Musik«  auf  ihr  lieblingsgebiet  an.  »Ist  es  möglich,  die  Engländer 
immer  noch  ein  unmusikalisches  volk  zu  nennen  ?«  Nein,  nein ! 
lautet  die  beredte  antwort.  Wird  im  5.  abschnitte:  »Sonntage  in 
London«  ein  thema  von  allgemeinem  interesse  mit  besonderer  be- 
lücksichtigung  der  deutschen  kirchen  und  des  deutschen  hospitales 
in  London  behandelt,  so  untersucht  der  6.  und  letzte  abschnitt: 
»Die  deutsche  lehrerin«  die  fragen,  die  sich  an  die  soziale  Stellung 
des  Standes  der  Verfasserin  knüpfen.  Mit  besonnenheit  redet  sie  von 
den  gefahren,  mit  ernst  von  der  Verantwortlichkeit  des  lehrerinnen- 
berufes ,  und  dankbar  rühmt  sie  den  verein  deutscher  lehrerinnen 
und  erzieherinnen  in   England. 

Von  besonderem  werte  müssen  die  »Englischen  skizzen«  für 
diejenigen  sein  ,  welche  ihr  lebensweg  über  den  kanal  geführt  hat 
oder  führen  wird.  Aber  das  büchlein  verdient  einem  viel  weiteren 
leserkreise  empfohlen  zu  werden,  nicht  nur  weil  es  altes  und  neues 
in   anziehender    form    und    zu    billigem  preise  bietet,   sondern  insbe- 

J.  Hoops,   F.nglische  Studien.  XXVI  H.   i.  lO 


146 


Besiirecliungen 


sondere ,  weil  von  der  lautern  ,  tiefen  persönlichkeit  der  Verfasserin 
eine  im  besten  sinne  des  Wortes  aufklärende ,  anregende  Wirkung 
ausgeht. 

London,    17.  Jan.    1900.  G.  Metzger. 


Verzeichnis 

der  vom  1.  Januar  bis  1.  August  1900  bei  der  ledaktion  eingelaufenen  diuckschriften. 

Anglia.  23.  1:  F.  Göibing,  beispiele  von  realisirten  mythen  in  den  eng- 
li.schen  und  schottiscben  bailaden.  —  B.  Leonhard,  die  textvaiianten  von  Beau- 
niont  und  Flechters  »Philaster,  or  Love  lies  a-bleeding«  etc.,  nebst  einer  Zusammen- 
stellung der  ausgaben  und  litteiatur  ihrer  werke.  IV.  The  Maid's  Tragedy.  — 
J.  D.  Biuce,  The  Middle  English  metrical  loniance  »Le  Moite  Aithur«:  Its  sources 
and  its  relation  to  Sir  ThoiDas  Malory's  »Mo:te  Dartluin;.  —  L.  Wiener,  Engl. 
rummage,  franz.  maquignon,  7?iaguiller,  masque  etc.  —  L.  Wiener,  Roman  ogro, 
orco  —  E.  Einenkel,  das  indefinitum,  V.  —  F.  Holthausen.  zu  alt-  und  niittel- 
englischen  dichtungen.  XII. 

AngUa,  beiblatt.     10,  9—12.   11.   1-3.     (Januar— Juli    KjOO). 

Archiv  für  das  Studium  der  neueren  sprachen  und  litteraturen.  103,  3.  4  : 
Karl  Luick,  über  die  diphthongierung  von  nie.  ü,  i  und  verwandte  deutsche  er- 
scheinungen.  —  A.  L.  Stiefel,  über  die  quelle  von  J  Fletcher's  'Island  Princess.' 
—  J.  Schick,  zu  Shelley's  Prometheus  Unbound.  Herausgeg.  aus  dem  nachlass 
von  Julius  Zupitza.  —  Kleine  mitteilungen :  E.  Björkman,  zur  englischen  wort- 
kunde.  —  R.  Petsch,  zum  englischen  volksrätsel.  —  Beurteilungen  und  kurze 
anzeigen.  —  104,  1.  2:  F.  Liebennann,  matrosenstellung  aus  landgütern  der  kirche 
London,  um  looo.  —  K.  Koep()el.  zur  englischen  woithildungsleljre.  —  G.  Sarrazin, 
scenerie  imd  Staffage  im  'sommernachtstraum'.  —  Kleine  mitteilungen.  —  Be- 
urteilungen und  kurze  anzeigen.  —  104,  3.  4 :  E.  Koeppel,  zur  engl,  wort- 
bildungslehre.  —  F.  Klaeber ,  aus  anlass  von  Beowulf  2724  f.  —  M.  P'örster, 
kleine  mitteilungen  zur  me.  lehrdichtung.  —  G.  Herzfeld,  eine  neue  quelle  für 
Lewis'  'Monk'.    —   Kleine  mitteilungen.  —  Beurteilungen  und  kurze  anzeigen. 

Literaturblatt  für  genn.  und  roman.  Philologie.    21j  1-7.    (Januar— Juli  19OO). 

Modertl  Language  Notes.  14,  8  (Dez.  1899):  G.  Hempl,  The  semasiology 
of  in'arai.uii^  zersleheti,  understand,  unterstehen,  gestehen,  unternehmen,  undertakc 
etc.  —  R.  M.  Alden,  The  time  dement  in  English  verse.  -  Reviews.  —  Corre- 
spondence.  —  15,  1  (Jan.  1900):  F.  A.  Wood,  The  semasiology  of  understand, 
verstehen,  tTiimuuai.  —  Reviews  etc.  —  15,  2  (Feh.):  J.  B.  Hennemann,  The 
seventeenth  annual  meeting  of  tlie  Modern  Language  Association.  —  L.  A.  Fisher, 
The  first  American  reprint  of  Wordsworth.  —  P.  W.  Long,  A  detail  of  Renais- 
sance criticism.  —  C.  Searles,  Some  notes  on  Bo'i'ardo's  version  of  the  Alexander- 
sagas. —  F.  A.  Wood,  Etymologies.  —  Reviews  etc.  —  15,  3  (March):  C.  W. 
Eastman,  Meeting  of  the  central  division  of  the  Mod.  Lang.  Association  of 
America.  —  K.  Merrill,  Wordsworth's  Re,\lism,  I.  —  A.  C.  Wheelock,  Note 
on  the  time  analysis  of  Macbeth  III  4— IV  l.  —  Reviews  etc.  ^—15,  4  (April): 


Verzeichnis  von   druckschriften  etc 


147 


E.  P.  Morton,  A  nielliod  of  teacliing  metrics.  —  F.  M.  Wanen,  Moliere's  L'Avare 
and  Le  Dranie  Bourgeois.  —  R.  Älerrill,  Wordsworth's  Realism,  II.  —  Reviews 
etc.  —  15,  5  (May):  F.  E.  Sclielling,  Valteger,  »Henges«  and  the  Mayor  of  Queen- 
borougli.  —  G.  Henipl,  Notes  on  English  Vowels.  —  Reviews  etc.  —  15,  6 
(Juni):  C.  Harrison,  Than  whom.  —  F.  A.  Wood,  Etymological  Notes.  —  J.  B. 
Fletcher,  Spenser  and  »E.  K.«  —  F.  N.  Scott,  Gray,  and  grey.  —  C.  F.  Mc. 
Clumpha,  Parallels  between  Shakespeaie's  Scm?!cts  and  Love's  Laboiir^s  Lost,  — 
Reviews  etc. 

77«  Journal  of  Gennanic  Philology.  3,  1  (1900):  F.  A.  Blackl)urn,  The 
Hiishand's  Message  and  the  accompanying  riddles  of  the  Exeter  Book.  —  A.  C. 
I^.  Brown,  The  source  of  a  Guy  of  Warwick  chap-book.  —  J.  Äl.  M^  Bryde. 
A  study  of  Cowiey's  Davideis,  —  E.  \V.  Fay,  The  primitive  Aryan  name  of  the 
tongue    —    Reviews. 

Die  neueren  sprachoi.  7,  9  (Jan.  lyuo):  F.  Lindnei",  die  Stellung  der 
neueren  philologie  an  den  Universitäten  und  ilir  veidiiiltnis  hesondeis  zur  khassi- 
schen  plülologie.  —  Ph.  Aronstein,  Samuel  Pepys  und  seine   zeit,   IV.  —  Berichte. 

—  Besprechungen.  —  Vermischtes  —  7.10  (Feb.  März):  Ph.  Aronstein,  Samuel 
Pepvs  und  seine  zeit,  V.  —  Berichte  etc.  —  8,  1  (April):  A.  Bruniiemann,  die 
jüngsten  französischen  romanschriftsteller.  —  J.  N.  Gallee  und  H.  Zwademaker, 
über  giaphik  der  sprachlaute,  namentlich  der  explosiva.  —  Berichte  etc.  —  8,  2 
(Mai):  L.  Bevier,  The  acoustic  analysis  of  the  vowel  A.  Berichte  etc.  — 
8,  3  (Juni):  W.  Victor,  neuphilologische  wünsche  für  Universität  und  schule.  — 
Berichte  etc.  —  8,  4  (Juli):  E.  Ahnert,  9.  allgemeiner  deutscher  neuphilologentag 
zu  Leipzig.  —  G.  Buchner,  l.  hauptversammlung  des  bayerischen  neuphilologen- 
verbandes. 

Beiträge  zur  geschickte  der  deutschen  spräche  und  literatur.  25,  1  (19.  Feb. 
1900):  W.  Braune,  die  handschriflenverhältnisse  des  nibelungenliedes.  —  O.  Bremer, 
zum  alter  des  namens  der  Franken.  —  ii6.  I  (15.  Mai):  B.  Busse,  sagengeschicht- 
liches zum  Hildebrandsliede. 

Indogertna>nsche  forschungen.  11.  1.  2  (23  Feb.  1900):  F.  Sommer,  die 
komparationsbuffixe  in  lateinischen.  —  K.  Brugmann,  griechische  und  italische 
miszellen.  —  H.  M.  Chadwick,  ab-aut  prol)lems  in  the  Idg.  verb.  —  M.  H. 
Jellinek,  die  endung  der  2.  person  ]>!.  praes.   im  ahd.  —  11.  3.  4  (15.  Juni  1900): 

F.  Sommer,  die  komparationssuffixe  im  lateinischen,  11.  —  K.  Biugmann,  zur 
griech.  und  latein.  etymologie  und  stamnddldungslehie.  '- —  L.  H.  Giay,  zur  idg. 
syntax    von   *nä»tan.    —   G.   N.   Hatzidakis,    zur  ethnologie  der  alten  Makedonier. 

—  F.   Sommer,   lateinische!"  vokalumlaut   in   haupttonigen  silben. 

Zeitschrift  für  vergleichende  litteratnrgeschichte.  NF.  13,  4.  5  (15-  Peb. 
1900):   W.  Bormann,    zwei    haupstücke  von   dei'  tragödie.    I.  Schuld    und    sühne. 

—  J.  Bolte,  der  Ursprung  der  Don  Juan-sage ,  I — IV.  —  Vermischtes.  —  Be- 
sprechungen. 

Zeitschrift  für  französische  spräche  7ind  litteratur.  21,  6  u.  8  (24  Feb. 
1900):  referate  und  rezensionen.  —  22.  1  u.  3  (!0.  März):  VV.  Golther,  be- 
merkungen  zur  sage  und  dichtung  von  Tiistan  und  Isolde.  —  W.  Mangold, 
Friedrich  der  Grosse  und  Moliere.  —  W.  Hern,  zur  lautlehre  der  französ.  iehr- 
und  fremdwörter  im  deutschen  (forts.).  —  22.  2  u.  4  (11.  Juli):  rcfeiate  und 
rezensionen. 


10* 


j  .g  Btsprechungen 

Max  Kaluza,  Historische  gran.matik  der  englischen  spräche.  I.  Teil: 
Geschichte  der  engl,  spräche.  Grundzüge  der  phonetik.  Laut-  und  formenlehre 
des  Altenglischen.     Berlin,  Felber,    1900.     XVI    +    aoo  s.    Pr.  6  M. 

H.  M.  Chadwick,  Studies  in  Old  English.  (Transaction.s  of  tlie  Cam- 
bridge Philological  Society  4,  2.)  London,  C.  J.   Clav  &  Sons.   l8y9- 

Bedivulf.  Ältestes  deutsches  heldengedicht.  Au.?  dem  Angelsächsischen 
übertragen  von  P.  Hoffmann.  2.  [unveränderte]  ausgäbe.  Hannover,  M.u.H. 
Schaper.  1900.  Pr.  l.öO  M.  Vgl.  die  hesprechung  von  O.  Glöde,  Engl.  Stud. 
19,  412. 

Beoumlf- Materialien,  zum  gebiauch  bei  Vorlesungen  zusammengestellt  von 
Max  Förster.  Braunsciiweig,  kommissionsverlag  von  George  AVestermann. 
1900.    1 1   S. 

Die  a  1 1  e  n  g  1  i  s  c  h  e  n  IFaldere-B  r  u  c  h  s  t  ü  c  k  e.  Neu  herausgegeben  von 
Ferd.    Holthausen.     Mit  4  Autotypen.   17  S.    (Göteborgs  Högskolns  Arsskrift 

1899.  V.)    Göteborg,   Wettergren  &  Kerber.     1899.    Pr.  2  kr. 

The  Christ  of  C  y  n  e  w  u  1  f.  A  Poem  in  tiiree  parts  :  the  Advent,  the  .\s- 
cension.  and  the  Last  Judgment.  Edited  with  introduction,  notes,  and  glossary, 
by    Albert    S.    Cook.    Boston.    Ginn  i^  Co.  The  Athenaeum  Piess.    1900. 

Robert  Kilburn  Root,  A7idrcas.  The  Legend  of  St.  Andreza,  trans- 
lated  from  the  Old  English.  (Yale  Studies  in  English  7.)  New-York,  Holt 
.V:  Co.    1899. 

An  Old  English  Martyrology.  Re-edited  from  manuscripts  in  the  libraries 
of  the  British  Museum  and  of  Corpus  Christi  College,  Cambridge.  With  intro- 
duction and  notes  by  George  Herzfeld.  (Early  English  Text  Society  II6.) 
London,  Kegan  Paul,  Trench,  Trübner  &  Co.     1900.    pp.  XLIII    -   243.  Pr.  10  s. 

\V  o  1  f  g  a  n  g  Keller,  die  litt  er  arischen  bestrcbiingcn  von  Worcester  in 
angelsächsischer  zeit.  (Quellen  und  forschungen  84.)  Strassburg,  Trfibner.  1900. 
VHl    +    104  s.  Pr.  2.50  M. 

Robert  Märkisch,  die  altengl.  Bearbeitung  des  Apollonius  von  Tyrits. 
Grammatik  u.  latein.  text.     (Palaestra  6.)    Berlin,  Mayer  &  Müller,    l899- 

The  Prologue,  The  Knighfs  Tale,  atid  the  N'im's  Priest's  Tale  from 
Chaucer's  Canterhury  Tales.  Edited  with  an  introduction,  notes  and  glossary 
by  Frank  Jewett  M  a  t  h  e  r.  (The  Riverside  Literature  Series  Nr.  135.  136). 
Houghton,  Mifflin  ^^  Co.    1899- 

Walter  W.  Skeat,  The  Chaucer  Canon.  With  a  discussion  of  the 
works  associated  with  the  name  of  Geoffrey  Ch.^.ucer.    Oxford,  Clarendon  Press. 

1900.  XI    +    167  pp.     Pr.  3  s.    6  d.  net. 

Eniile  Legouis,,  Quel  fut  le  pretnier  cotnpose  par  Chaucer  des  deux 
prologues  de  la  ''Legende  des  Fetnmes  exemplaires'}  (Extrait  de  la  Revue  de  l'En- 
seignement  des  langues  Vivantes,  Paris  XVH,  Avril  1900.)  Le  Havre,  Imprimerie 
du  Journal  Le  Havre.     1900.    20  s. 

Otto  B  r  i  X ,  über  die  mittelenglische  Übersetzung  des  Speculum  humanae 
salvationis.    (Palaestra  VH.)    Berlin.    Mayer  &  Müller.    1900     126  8.    Pr.  3-6o  M. 

Bernhard  Fehl",  die  formelhaften  demente  in  den  alten  englischen  Bal- 
laden. I.  Teil:  wortformeln.  Baseler  diss.  Zossen  b.  Berlin,  druck  v.  P.  Fromm. 
1900.    XX    -1-    89  s.   und  34  tabellen. 

The  Faerie  Queene.  By  Edmund  Spenser.  Books  I  — VI.  Edited 
from  the  original  editions  of  1590  and  1596,  with  introduction  and  glossary,  by 


A'eizeichnis  von  druckscliriften  etc. 


149 


Kate  M.  Warren.  Westniinster,  Constable  «.^  Co.  1897  — 1900.  6  vols.  Pr. 
1    s.    6  d.   net.   each. 

Hugo  Gilbert,  Robert  Greene^s  Selimus.  Eine  litterarhistorisclie  Unter- 
suchung.    Kieler  Diss.   1899.     74  S. 

The  Eiiglish  Faust-Book  of  ijQ2.  Edited,  with  an  introduction  and  notes, 
by  H.  Logeman.     Gand,  H.  Englecke.   1900.     XVI    +    175  S. 

George  B.  C  h  u  i-  c  h  i  1 1 ,  Richard  the  Third  up  to  Shakespeare.  (Palae,stra 
X.)     Berlin,  Mayer  ^^c  Müller.   1900.     XIII    +    548  S.     16  M. 

Pages  choisies  des  grands  Erivams.  Shakespeare.  Traduction  nouvelle  et 
introduction  par  Emile  Legoui.s.     Paris,  Colin,   l899- 

William  Shakespeare.  Prosodv  and  Text.  An  essay  in  ciiticism,  being  an 
introduction  to  a  better  editing  and  a  more  adequate  appreciation  of  the  works 
of  the  Elizabethan  poets.  By  B.  A.  P.  v  a  n  Dam,  M.  D.  With  the  assistance 
of  C.  Stoffel.     Leyien,  Brill.    1900     Vll   -p   437  pp. 

Georges  Duval,  La  vie  vcridiqne  de  IVilliam  Shakespeare.  Paris, 
OllendorfF,   1900. 

Heinrich  Bulthaupt,  Dramaturgie  des  Schauspiels.  II.  Shakespeare. 
6.  neu  bearbeitete  aufl.     Oldenburg  u.  Leipzig,    1899.     XI     1-    501    S.    Pr.  5  M. 

Friedrich  Theodor  Vischer,  Shakespeare-vorträge.  2.  band.  Mac- 
beth.    Romeo  «g  Julia.     Stuttgart   1900.     J.   G.   Cotta  nachf.    6  M. 

W.  Franz,    Shakespeare-grammatili.     2.   halfte.      Halle,    Nienieyer,    1900. 

Raymond  M  a  c  d  o  n  a  1  d  A  1  d  e  n  ,  Tlie  Rise  of  formal  Satire  in  Eng- 
land under  classical  influence.  Publications  of  the  öniversity  of  Penn.sylvania.  Series 
in  Philology,  Literatur  and  Archeolog\' VII  2.  Philadelphia  1899.  Ginn  &  Co, 
Boston,  I\Iass.,  selling  agents. 

Charles  Grosvenor  Osgood.  The  Classical  Mytlwlogy  of  Milto7t's 
Englisli  Po:ms.  (Yale  Studies  in  English,  ed.  Albert  S.  Cook,  VIII.)  New-York, 
Holt  .k  Co.    igoü.     LXXXV    I-    111   S.    Pr.   1  S- 

Essays  of  J  o  h  n  Dryden.  Selected  and  edidet  by  W.  P.  Ker.  2  vols. 
Oxford,  Clarendon  Press,    1900. 

Magnus  B  1  ü  m  e  1 ,  die  tmterhaltungen  Lord  Byrons  mit  der  gräfin  Bles- 
sington  als  ein  beitrag  Z7ir  Byronbiographie  kritisch  untersticht.  Breslauer  Diss. 
1900.     90  S. 

Otto  Roloff,  Robert  Broiimings  leben,  nebst  Übertragungen  emiger  ge- 
dickte desselben.     Progr.  des  realgyninasiums  zu  Potsdam.    Potsdam   uoo.    30  vS. 

George  Saintsbury,  Matthew  Arnold.  2^  edition.  (Modern  English 
IVriters.)     Blackwood  &  Sons.  Edinb.  u.  Lond.   1899-   26   • 

Robert  Lewis  (sie!)  Stevenson,  Across  the  Piain s  and  An  Inlatid 
Voyage.  Füi-  den  schulgebrauch  hrsg.  v,  J,  Ellinger.  2  Tle.  Leipzig, 
Freytag,    19C1O.     Pr.   geb.    I.60  jNI. 

L.  Cope  Cornford,  Robeit  Louis  Stevenson.  (Modern  English  Writers.) 
Blackwood  &  Sons,  Edinb.  u.  Lond.   1899.   2,6 

Walter  Besant  and  Ja  nies  Rice,  Tn'as  in  Trafalgar's  Bay.  Für 
den  schulgebrauch  hrsg.  v.  G.  Opitz.  2  Tle.  Leipzig,  Freytag,  1900.  Pr. 
geb.    1.80  M. 

J.  H.  Ewing.  The  Story  of  a  short  lifc.  Für  den  schulgebrauch  h)sg. 
V.  Adolf  Müller.     2  Tle.     Leipzig,  Freytag,   1900.     Pr.  geb.   1.6u  M. 


ICQ  Besprechungen 

Mark  Twain,  The  Adventures  of  Tom  Sawyer.  In  gekiiizter  fas^ung 
für  die  schule  hrsg.  von  G.  Krüger.     Leipzig    G.  Frey  tag.    IQOO.    Geb.  l.öoM. 

Paolo  and  Francesca.  A  Tragedy  in  four  Acts.  By  Stephen  Phillips. 
London  and  New-York,  John  Lan?,    1900.     Fifth  edition. 

Colledimi  of  British  AiUhors.  Tauchnitz  Edition.  vols.  3400 — 3439- 
Leipzig   1900. 

3400.  340 1 .  M  a  r-i  o  n  C  r  a  w  f  o  r  d ,    Via  Crucis.     2  vols. 

3402.  Dorothea  Gerard,   One    Year. 

3403.  3404.  ^I  a  r  y  Chol  m  o  n  d  e  1  e  y .  Red  Pottage. 

3405.  James  P  a  y  n  ,    TIic  Bac/rwater  of  Life. 

3406.  Q,    The  Ship  of  Stars. 

3407.  O  u  i  d  a ,    The   Waters  of  Edera. 

3408.  M.  B  e  t  hara-Ed  war  ds  ,  Anglo-French  Peminiscenccs   l875 — 1899- 

3409.  V  i  o  i  e  t  Hunt,     The  Htiman  Interest. 

3410.  3411 .  Richard  B  a  g  o  t ,    A  Poman  Alystery. 

34 1 2.  E  rn  e  s  t   W  i  1 1  a  ni   11  o  r  n  u  n  g  ,     The  Pogiie's  March. 

3413.  H.   G.   Wells,     Tales  of  Space  and  Time. 

3414.  Mrs.   Alexander,    Throiigh  fire  to  fortune. 

3415.  L.  B.  Walford,   Leddy  Marget. 

3416.  James    Fullarton    Muirhead,     The    Land   of    Contrasts.      A 
Biiton's  view  of  his  American  kin. 

3417.  G.  W.  Steevens,    Front    Capetotun    to   Ladysmith.     An    unfinished 
record  of  the  South  African  war.     Edited  by  Vernon  Blackburn. 

34 1 8.  F  r  a  n  c  e  s  Mary  P  e  a  r  d  ,  Donna   Tercsa. 

3419-  3420.  Robert  Hiebe ns,    The  Slm-e.     A  Romance. 

342 1 .  P  e  r  c  y  AV  h  i  t  e ,   Mr.  Bailey- AI  artin. 

3422.  3423.  Helen   ALt  t  h  e  r  s  ,    Becky. 

3424.  An  nie  E.  Holdsworth,    The    Valley  of  the  great  Shadow. 

3425.  A.   Conan  Doyle,    The  Green  Flag  and  other  Stories  of  War  and 
Sport. 

3426.  3427.   Stanley  J.   Weynian,  Sophia. 

3428.  Jeronie  R.   Jeronie,    Thrie  Meii  on  the  Bummel. 

3429.  Elizabeth  and  her  Germati  garden. 

3430.  343 1 .  R  u  d  y  a  i'  d   Kipling,    From  Sea  to  Sea. 
3432.  Bret  Harte,  From  Sand-hill  to  Pine. 

3433-  3434-  Ellen  Thorneycroft  Fowler,    The  Farringdons. 
343,5.   Maiy   E.   Wilkins,    The  Love  of  Parson  Lord  and  other  Stories. 

3436.  II.   G.   Wells,    The  Plattner  Story  attd  other s. 

3437.  The  Solitary  Summer.     By  the  author  of  »Elizabeth  and  her-Germnu 
Garden.« 

3438.  3439-   G  e  r  t  r  u  (1  e  A  t  h  e  r  t  o  n  ,   Patience  Sparhaiak  and  her  times. 
A  New  English  Dictionary  an  Historical  principles.     vol.   IV.     Glass-coach 

—  Greement.      By  Henry  Bradley.    —  vol.  V.     In — Inpushing.     By  Jame.s 
A.  H.  Murray.     Oxford,  Clarendon  Press.      1900. 

M  ure  t- Sand  er  s  ,  Encyklopädis'.-hes  wörterbucii  der  englischen  vind 
deutschen  s|)rache.  Teil  II  (Deutsch-Englisch).  Liefeiung  14— 16:  Kostbar  — 
Pacht.     Berlin,  Langenscheidt,    1900. 


Verzeichnis  von   dructcschiiften   etc.  Ijl 

Her  ni  a  n  n  O  s  t  h  o  f  f ,  vom  suplathwescn  der  iiidogermaii.  sprachen.  Er- 
weiterte akademische  Rede.     Heidelberg   lyoo.     Alfred  WolfF. 

E.  Wechsler,  gicl>t  es  latitgesetze?  Halle.  Niemeyer,  ujoo.  IQO  S. 
Pr.  5  M. 

C.  A  1  p  h  o  n  s  (1  Smith,  hiterpretative  Syntax.  Baltimore,  Modern 
Language  Association  of  Anieiica.    iQoo.    U)  ,S. 

G  a  y  1  e  y  and  Scott,  a>i  introditction  to  the  mcthods  and  tnaterials  of  Uterary 
criticism.     vol.   I.   The  bases  in  aesthetics  and  poetics.     Boston,   Ginn  ik  Co.     l899- 


Karl  B  r  e  u  I  ,  The  Teaching  of  Modern  Foreign  Languages  in  mir  Secon- 
dary  Schools.     Revised  Edition.     Camtiridge,  University   Press.     189Q. 

R.  Krön,  die  methode  Goziin  oder  das  serien-system  in  iheorie  ii.  praxis. 
2..  ergänzte  aufl.     Marburg,   Ehvert,    IQOü.      18I    S. 

E  d  w  a  !  d  C  o  1 1  i  n  s ,  lehrbuch  der  engl,  spräche  für  den  schul-  und 
Privatunterricht.     4    umgearbeitete  aufl.     Stuttgart,   Neif.    1896. 

Boerner  u.  Thiergen,  lehrbücher  der  engl,  spräche.  Gekürzte  aus- 
gäbe C  bearbeitet  von  Otto  Schoepke.     Leipzig,  Teubner.    1900. 

Oskar  Thiergen.  grammatik  der  engl,  spräche.  Im  anschluss  an  das 
lehrbuch  bearbeitet.  Gekürzte  ausgäbe  C  bearbeitet  von  Otto  Schoepke. 
Leipzig,  Teubner.    190C). 

Emil  Ha  u  s  k  n  e  c  h  t ,  77ie  English  Student.  Lehrbuch  zur  einführung 
in  die  englische  spräche  und  landeskunde.  4.  aufl.  Berlin  KJOD.  Wiegand  & 
Giieben. 

Ew.  Gör  lieh,  grammatik  der  englischen  spräche.  Zweite,  verbesserte 
aufl.     Paderborn.     Ferd  Schöningh.   1900. 

F.  J.  Wershoven,  Hauptregeln  der  englischen  Syntax.  ^lit  einem  an- 
hang:    Sy>ionyma.     2.,  verbesserte  aufl.     Trier  19OÜ.     Jacob  Lintz.    Pr.  60  Pf. 

A  r  min  R  ü  c  k  o  1  d  t .  englische  schulredensarten  für  den  Sprachunterricht. 
Leipzig,  Rossberg.   1900 

British  Anthologies.  Edited  by  professor  Edward  A  r  b  e  r,  London, 
Henry  Frowde.    1899. 

ni.    The  Spenser  Anthology.      1548  — 91. 

VH.    The  Dryden  Afithology.      167,5— 1  7<;)0. 

VHL    The  Pope  Anthology.      1701-44. 

The  Temple  Reader.  A  reading  book  in  literatuie  for  school  and  home. 
Edited  by  E.  E.  Speight.  With  an  indroduction  by  Edward  Dowden. 
New  edition,  revised,  enlarged,  ar.d  illustrated.  London,  Horace  Marshall  &  Son. 
18*9.  -Pr.   1   s.  6  d.  net. 

The  Nezü  English  Poetry  Book.  A  selection  froni  English  poems  and  ballads: 
Spenser  to  Swinburne.  With  a  glossary.  Edited  by  E.  E.  Speight. 
London,  Horace  Marshall  &  Son.     1900.     Pr.   l  s.  net, 

A  Book  of  English  Poetry  for  the  use  of  Schools,  containing  one  hundred 
and  two  poems,  with  e.xplanatoiy  notes  and  biographical  sketches  of  the  authors, 
bv  F.  W.  Gesenius.  Third  ed.  Revised  by  Fritz  Kriete.  2  vols.  Halle, 
Gesenius.   1900. 

A.  Brandt,  Outline  of  English  Literature.  Zweite  durchgesehene  und 
vermehrte  aufl.     Bamberg,  Hübscher.    1900. 


I  e  2  Besprechungen 

The  Nephe^u  as  Uucle.  Tianslated  form  tlie  Gerninn  of  Friedrich 
Schiller  by  G.  Shirley  Harris.  Second  edition.  Revised  hy  Ph.  Hangen. 
Leipzig,  Ehiermann.     1900. 

Fairy  ajid  other  Tales.  Für  die  anfangsklassen  des  Englischen  ausgewälilt 
und  mit  anmerkungen  zum  schulgebrauch  hrsg.  von  B.  Klatt.  Ausg.  A.  Mit 
anmerkungen  unter  dem  text.  Ausg.  B.  Mit  anmerkun-^en  in  einem  anhang. 
Bielefeld  6c  Leipzig.  Yelhagen  &  Klasing.  19(Jü.  (English  authors  "t).)  Pr. 
geb.    1   M.     Wörterbuch  geh.  20  Pf. 

Zusammenhängende  stücke  zum  übersetzen  ins  englische.  Von  prof.  dr.  1' . 
G.  Wershoven.  3.,  verbesserte  aufl.  Trier,  Jacob  Lintz.  1900.  i'r.  geb. 
M.    1.35. 

Benedix,  Doktor  Wespe.  Zum  übersetzen  aus  dem  deutschen  in  das 
englische  bearbeitet  von  Ph.  Hangen.  8.  aufl.  Dresden,  Ehiermann.  1 S96. 
(Engl.  Übungs-bibliothek  no.  3  ) 


MISCELLEN. 


SHAKESPEARE -VERSE  AUF  DER  WANDERUNG    IN    CONRAD 
FERD.  MEYER'S  GEDICHTEN. 

Der  verstorbene  Schweizer  Conr.  Ferd.  Mej'er  war  in  seinem 
Shakespeare  wohl  belesen :  er  hielt,  wie  ich  ihn  mündlich  noch 
1890  versichern  hörte,  den  Hamlet  für  »ein  ewiges  wunder«  und 
gedachte  einer  andern  tragödie  des  Engländers  im  Schiiss  von  de)- 
kanzel  (Nov.  i,  200),  wo  zu  jenem  schmerzlichen  ausruf  des  pfarrers 
»Mein  amt,  meine  würde«  bemerkt  wird:  »Mit  diesen  vier  schlichten 
Worten  war  dasselbe  ausgedrückt,  was  uns  in  jener  grossartigen  tiradc 
erschüttert,  mit  welcher  Othello  von  seiner  Vergangenheit  und  seinem 
amte  abschied  nimmt«.  —  Auch  die  lust,  selber  eine  bühnendichtung 
zu  schreiben,  trieb  den  Schweizer  immer  wieder  zu  Shakespeare  und 
seiner  technik  hin.  Freilich  sind  die  fruchte  aus  diesen  Studien 
nicht  recht  gereift,  denn  das  drama  wurde  bei  C.  F.  Meyer  ja  stets 
wieder  von  der  erzählung  verdrängt.  Was  sich  bei  Goethe  und 
Schiller  ausserhalb  ihrer  gedichte  und  novellen  selbständig  auf  dem 
theater  bewegte,  das  rang  auch  bei  ihm,  aber  vergebens,  nach  ge- 
staltung  für  die  bühnc.  Seine  von  haus  aus  dramatischen  Stoffe 
fanden  eben  nicht  die  dramatische  form,  die  ihnen  von  rechtswegen 
gebührte:  sie  lösten  sich  nicht  so  weit  von  dem  dichter  ab,  um  für 
den  dialog  oder  das  zusammenspiel  vieler  frei  hinauszutreten.  Die 
Vorgänge  blieben  meistens  in  einer  bailade  oder  erzählung    stecken. 

Es  ist  aber  interessant ,  wie  einige  verse  aus  den  dramen 
Shakespeare's  in  den  gedichten  C.  F.  Meyer's  einen  lyrischen  wieder- 
hall  gefunden  haben. 

I.    »Then,  window,  let  day  in  and  let  life  out.« 

In  den  Romanzen  und  bildern,  die  bei  Haessel,  Leipzig  1870 
erschienen,  findet  sich  p.  3  das  folgende  gedieht  unter  der  Überschrift : 


j  £-  ,  Miscellen 

»Tag,   schein'   herein,   und,   leben   flieh  hinaus!« 

Romeo  und  Julia. 

Tag,  schein  heiein!  die  kamnier  steht  dir  offen! 

Du  blauer  f  i-  ü  h  1  i  n  g  s  in  o  r  g  e  n  ,  steig  herein  ! 

Schon  glitzert,   von  der  sonne  sti'nhl   getroffen. 

Das  tintenfass,   der  eichne   Iniclieischrein. 

Der  w  i n  t  e r  r  ä  u  ni  t ,  ei  n  ni  ü  r r i  s  c  h e r  v e r  w  alte r, 

Dem   jungen   schönen   erben   hof  und  li  a  u  s. 

In  meines  fensters  bogen  schwebt  ein  falter  — 

Tag  schein  herein,   und,   leben   flieh   hinaus! 

In  meinem  manuskript  beginnt  zu  t)lattern 

Der  morgen  wind,  der  lustige  student ! 

Vergoldet  schimmern  die  bewegten  lettern, 

Kaum  fängt  er  an,  und  sehon  ist  er  zu  end'. 

Und  an  den  boden  wirft  er's  ohne  gnade. 

Und  jagt's  durch's  fenster,  —  taugenichts!  o  graus! 

Komm  mit!  wir  haschen's,  lauscht  er,  s'ware  schade' 

Tag,  schein  heiein,   und,    leben,   flieh   hinaus! 

Ein  segel   zieht  auf  wunderkühlen   pfaden, 

Ein   m  e  e  r  von   gute,   glänzt  der  blaue  tag. 

Was  hat   die  bai'ke  wohl   für  mich   geladen  ? 

Vielleicht  ist's  etwas,  das   mich   freuen  mag! 

Entgegen  ihr !     Was  kann  das  segel   bringen 

Mir  durch  der  wellen  freudiges  gebraus? 

Noch  spannt  der  lenz  auch  meiner  seele  schwingen ! 

Tag,  schein  herein,  und,  leben,  flieh  hinaus! 

Die  Strophen  waren  besonders  in  der  mitte,  wo  sich  der  dichter 
oder  Schreiber  mit  seinem  beruf  fröhlich  vorgedrängt  hatte ,  etwas 
burschikos  gehalten.  In  den  späteren  auflagen  (gedichte  i,  tu;  2,  119, 
—  8,  139)  wurde  gerade  diese  stelle  von  grund  aus  geändert:  in  dem 
neuen  umgebildeten  frühlingslied  wird  nicht  mehr  auf  die  thätigkeit 
eines  Schriftstellers,  poeten  oder  gelehrten  angespielt,  sondern  von  den 
leiden  und  freuden  gesungen,  die  alle  menschen  bewegen,  und  die 
deshalb  ein  jeder  nachempfinden  kann.  Dabei  treten  die  eigenen 
inneren  erlebnisse  des  dichters,  der  es  drinnen  im  gemüte  nach 
langem  dunkel  endlich  hell  werden  sah,  in  eine  tiefe  beziehung  zur 
natur.  Die  kleinlichen  Schelmereien  des  »morgenwindes«  sind  vor- 
bei, wenn   es  in  der  zweiten  Strophe  des  licdes  später  heisst: 

Ich  war  von  einem  schweren  bann  gebunden. 

Ich  lebte  nicht.     Ich  lag  im  trauni  erstarrt. 

Von  vielen  tausend  unverbrauchten  stunden 

Schwillt  ungestüm  mir  nun   die  gegenwait. 

Aus  dunkelm  gründe  giüne  saat  zu  wecken 

Bedarf  es  Sonnenstrahles  nur  uiid  tau's. 


H.  Kraeger,  Shakespeare-verse  in  Cour.  Fei  d.  Meyer's  gedichten  1^5 

Ich  fühle,  wie  sich  tausend   keime  strecken. 

Tag,  schein   herein,   lunl,   leben,  flieh  hinaus! 

Gegen  diese  umstimmung  des  gnindtons  wollen  die  übrigen 
änderungen  wenig  sagen:  »Du  blauer  frühlingsmorgen«  klingt  später 
voller  und  melodischer:  »Holdsel'ger  lenzesmorgen,  schein'  herein.« 
Prägnanter  tönt  die  erste  Strophe : 

„Vogt  wintei"  inuss  dem   lenze  rechnung  geben, 
Dem  schönen  erben  über  hof  und  haus  — 
Auch  mir  zu  gut  geschrieben  ist  ein  leben  — " 

In  der  dritten  und  letzten  Strophe  aber  macht  der  abstrakte 
satz :  »Ein  meer  von  gute  glänzt  der  blaue  tag«  dem  anschaulichen 
bilde  platz:  »Im  flutendunkel  spiegelt  sich  der  tag«.  Die  färbe 
»der  blaue  tag«  geht  aber  nicht  verloren;  sie  rückt  ein  wenig  weiter, 
um  sich  auf  andern   dingen   niederzulassen  : 

Was  wii^d  die  barke  bringen 

Durch  blauer  wellen  freudiges  gebraus  ? 

Entgegen  ihr  mit  weit  gestreckten  schwingen  .  .  ." 

Die  Überschrift  des  frühlingsliedcs  aber,  zugleich  der  kehrreim 
jeder  Strophe,  ist  die  Übersetzung  des  rufes,  womit  Shakespeare's  Julia 
nach  dem  Zwiegespräch  im  morgendämmer  ihrem  Romeo  das  fenster 
zur  flucht  öffnet. 

Der  schmerz  und  die  bitterkeit  der  worte  des  dramas  sind 
in  dieser  lyrik  in  freude  übergegangen.  Wenn  Julia  ihr  »leben«, 
d.  h.  den  geliebten,  von  sich  Hess  und  dafür  weniger,  d.  h.  den 
tag,  empfing,  —  so  hat  der  Schweizer  dichter  den  gegensatz  beseitigt 
und  gerade  umgekehrt  sich  den  frühling  jubelnd  herbeigewünscht,  — 
»Tag  schein  herein«  —  der  seine  scelc  auf  hellen  fittigen  ins  freie 
tragen  mag,  —  »und,  leben  flieh  hinaus.«  Ohne  die  form  zu  ver- 
ändern ,  hat  das  zitat  also  in  dieser  deutung  einen  andern  inhalt 
gewonnen ;  es  ist  zum  ausgangspunkt  einer  neuen  gedanken-  und 
bilderreihe  geworden  und  arbeitet  nicht  in  dem  sinne  weiter,  in  dem 
es  ursprünglich  gemeint  und  gesagt  war.  So  pflegen  überhaupt  die 
schöpferischen  menschen  zu  zitieren,  wie  es  Conr.  Ferd.  Meyer  hier 
gethan  hat;  nicht,  indem  sie  wohlfeil  sich  der  worte  eines  andern 
bedienen  ,  um  mit  fremder  hülfe  besser  und  schneller  weiter  zu 
kommen  ,  sondern  indem  sie  den  sinn  irgendwie  umprägen  und 
schaffende  selbstthätigkeit  auch  da  beweisen,  wo  sie,  scheinbar  lässig, 
einen  fremden  für  sich  reden  lassen.  Das  einmal  weiter  zu  ver- 
folgen, würde  einen  dankbaren  beitrag  zur  »lehre  von  den  zitaten« 
geben,  wie  sie  Michael  Bernays  vor  jähren  in  grossen  innrissen  vor- 
getragen hat. 


156 


Miscellen 


2.  Pardon,  goddess  of  the  night, 

Those,  that  slew  thy  Virgin   knight. 

Much  Ado  nbout  iiotliing. 
Einer  toten.  —  Weihgeschenk. 
Diese  »Nekyia«,  die  der  dichter  nach  den  mannigfachen  ände- 
ningen  zu  urteilen,  besonders  wert  hielt,  ist  dennoch  in  die  ausgäbe 
letzter  hand  nicht  aufgenommen ,  weil  C.  F.  Meyer  sich  vielleicht 
scheute ,  ein  so  persönliches  bckcnntnis  länger  der  Öffentlichkeit 
preiszugeben.  In  der  ersten  fassung  (rofnanzen  und  bildet^  1870, 
p.  32)  sind  es  5  Strophen  von  je  8  zeilen :  Ein  gesang  voll  liebe 
und  voll  heimweh,  der  angestimmt  wird  an  dem  grabe  »einer  totcn<', 
deren  frühvollendetes  geschick  schmerzlich  die  herzen  aller,  die  ihr 
nahe  standen,   bewegt  hatte:'; 

1)  Lass'  gedenken  heut'  im  liede 
Deiner  uns  mit  leisem  laut. 
Die  umfängt  der  ew'ge  friede, 
Deren   grab  die  naclit  betaut. 

S  c  h  w  e  ]■  ni  u  t  s  V  o  1 1  e  braune  äugen, 

Öffnet  euch  ein   letztes  mal, 

Lasst  aus  euein  tiefen  saugen 

Micli  noch  einen  süssen  stiahl  ! 
Wie  Schiller  in  seinen  Leichenphofitasien  und  Elegien  nach 
einer  allgeineinen  einleitung  auf  den  gegenständ  der  klage  kommt, 
wie  er  der  tage  der  kraft  gedenkt  und  das  tote  mit  sehnsüchtigen 
Worten  wieder  lebendig  rnachcn  möchte:  so  schildert  nun  auch  der 
Schweizer  dichter  die  verstorbene  selber: 

2)  Schreiten  seh  ich  dich  und  weilen  • 
Wieder  wie  beim  ersten  gruss. 

Sehe,  wo  sich  wege  teilen, 

Zweifeln  deinen  scheuen  fuss ; 

\Vie  ein  reh,  dem  wald  entronn.?n. 

Das  ein  grünes  thal  entdeckt. 

Nahst  du  schüchtern  dich  dem   hronnen. 

Fliehst,   vom   eignen   bild   erschreckt. 

3)  Wie  ein  klang  gedämpfter  saiteii 
Schlichen  sich  in  jedes  herz 

Deine  stillen  liehlichkeiten. 
Deiner  züge  leiser  schmerz. 
Frohgefühl   uiuwand   mit   frischen 
Rosen  dir  die  stirne  nie, 
Dunkel  war  von  t  lä  u  m  er  i  s  c  h  en 
Feuchten  w  a  1  d  e  s  s  c  h  a  1 1  e  n  sie. 


*)  Vgl.   Adolf  Fiey .    Conr.  F.  Meyer,    Sein   leben    nnd  seine  werke,   IQOO, 
p.    138. 


H.  Kraeger,  Shakespeare-verse  in  Cour.  Feld.  ^leyer's  gefliehten  157 

Erst  in  den  beiden  letzten  Strophen  reisst  sich  der  dichter 
von   den   erinnerungen  los,   um  abschied  von   dem  grabe   zu  nehmen : 

4)  Warum  war  dir  nicht  gegeben, 
Was  die  schlichte  treu  vermag, 
Mutig  unter  uns  zu   leben 
Diesen  flücht'gen  erdetag? 
Zeigte  jung  ein  arger  Spiegel 
Dir  den  wurm  in  jeder  frucht  ? 
Schwebte  frühen  todes  flügel 
Über  dir  mit  eifersucht  ? 

5)  Bangend  vor  dem  glück  der  eide 
Bangtest  du  nicht  vor  dem  grab, 
Und  mit  freundlicher  gebärde 
Stiegst  die  stufe  du  hinab. 
Lass  mich  auf  die  giuft  dir  stellen 
Dieses  liedes  w  eih  gesehen  k  ! 

Sei  du  an  den  ew'gen   quellen 
Unser  liebend  eingedenk  ! 
Diesem    schhiss    ward    die    Überschrift    für    die    zweite  fassung 
(gedichte   i,    161,    1882),    nämlich   »weihgeschenk«,   entnommen,    die 
nun    zugleich    von    den    worten   Claudio's    aus    Viel    lärm    um  nichts 
begleitet  wurde : 

„Heil   dir,  knnigin  der  nacht. 
Die  dein   miigdlein   umgebracht." 
Es    sind    die  verse    aus    der   totenhymne    zu    ehren    der  jung- 
fräulichen  Hrrtnione,    die  Claudio    durch    seinen    falschen    verdacht 
getötet  zu  haben  glaubt: 

Pardon,  g  o  d  d  e  s  s  o  f  t  h  e  night, 
T  h  o  s  e  t  h  a  t  s  1  e  w  t  h  y  v  i  r  g  i  n  k  n  i  g  h  t 
Für  the  which,  with  songs  of  woe 
Round  about  her  tomb  they  go. 
Midnight,  assist  our  moan ; 
Help  US  to  sigh  and  groan, 

Heavily,  heavily; 
Graves,  yawn,  and  yield  your  dead, 
Till  death  be  uttered 
Heavily.   heavily. 
Schlegel-Tieck  hatten   undeutlich  übersetzt: 
„Gnad  uns,  königin  der  nacht, 
D  i  e  dein  inägdlein  umgebracht, 
Trauernd  und  mit  angstgestöhn 
Um  ihr  grab  wir  reuig  gehn   ..."    • 
wobei  die  beziehung  des   »die«   unklar  bleibt,   das  sowohl  richtig  zu 
»uns«  wie  falsch  zu  der   »königin   der  nacht«,    der  keuschen   Diana, 
passt.     Und  auf  dieser  letzten,   falschen  Verbindung"  baut  Conr.  Ferd. 
Meyer  weiter,    der  seinen  Sprecher  nicht  wie  Claudio    um  erbarmen 
bitten,   sondern   demütig  in   das  Schicksal  sich  ergeben  lässt,   das  die 
göttin-  über  das  mädchen  verhängt  hat. 

Um  aber  in  dieser  zweiten  fassung  einen  chormässigen  charakter 
dem  gedichte  zu  geben,  das  er  sich  in  feierlichem  zuge  von  Jüng- 
lingen und  Jungfrauen,  etwa  wie  das  requiem  über  der  leiche  von 
Goethe's  Mignon  ,  gesungen  dachte,  —  schloss  C.  F.  Meyer  jenes 
zitat  als  kehrreim  jeder  Strophe  des  umgeschaffenen  liedes  an ;  — 
der  eindruck  eines  begräbnisses,  das  er  einst  in  Rom  gesehen,  mochte 
nachwirken  : 


158 


Miscelleii 


1)  Heute  (leiner  zu  gedenken, 
Deren  grab  die  nacht   betaut. 
Nalien  wir  mit  weihgeschenken 
Und  gedämpftem  klagelaut ! 
Warum  war  dir's  nicht  gegeben. 
Mutig  deinen  tag  zu  leben  ? 
Heil  dir,   königin   der  nacht. 
Die  dein  mägdlein  umgebracht ! 

2)  Braune,  s  c  hw  e  r  m  u  t  v  o  1 1  e  äugen. 
Öffnet  euch  ein  letztes  mal ! 

Lasst  aus  euren  tiefen  saugen 
Mich  noch  einen  süssen  strahl! 
O  wie  hatt'  ich  euch  so  gerne, 
Tiaute,  träumerische  sterne ! 
Heil  dir,  etc. 

3)  Wie  das  s  c  hü  1 1  e  ]■  n   zarter  saiten 
Schlichen   sich  in  jedes  herz 

Deine  stillen  lieblichkeiten. 
Deiner  züge  leiser  schmerz ! 
Feuchte  waldes schatten  lagen 
Über  dir  in  lenzestagen   — 
Heil  dir,  etc. 

4)  Wie  ein  reh  dem   wald  entronnen, 
Das  ein  üppig  thal  entdeckt. 
Nahtest  schüchtern  du  dem  bronnen. 
Flohst,^)  vom  eignen  bild  erschreckt ! 
Angstlich,  wo  sich  wege  teilen. 
Seh'   ich  zweifeln  dich  und  weilen. 
Heil  dii ,   etc. 

5)  Zeigte  jung  ein  arger  spiegel 
Dir  den  wurm   in  jeder  frucht? 
Schwebte  nahen  todes  flügel 
Über  dir  mit  eifersucht? 

Nie  hat  dich  ein  arm  umschlossen. 
Liebe  hast  du  nie  genossen,   — 
Heil  dir.  etc. 

6)  Willig  stiegest   du  die  stufen 
Nieder  in  dein  frühes  grab. 
Wandtest  dich,  von  uns  gerufen. 
Lächelnd  um    —   und   stiegst   hinab! 
Mit  gelassener  gebärde 

Schiedest  du  vom   grün  der  erde.   — 
Heil   dir,  etc. 

Der  inhalt  hat  sich  verschoben ;  und  verse,  die  vorher  die 
ihnen  günstigste  stelhing  noch  nicht  inne  hatten,  sind  wie  bausteine 
hin  und  her  gerückt ;  vor  allem  mussten  die  Strophen  um  jene  zwei 
dem  kehrreim  einzuräumenden  zcilcn  gekürzt  und  früher  breit  und 
unklar  gehaltene  partien   verdichtet  werden. 

Ein  teil  der  älteren  4.  strophc  geht  in  die  neue  erste  über. 
Den  »äugen«,  die  früher  gleich  in  der  ersten  miterwähnt  wurden, 
ist  jetzt  die  ganze  zweite  gewidmet ;  die  alte  zweite  Strophe  wurde 
zur  neuen  vierten,  die  dritte  blieb,  allerdings  mit  zarten  abweichungen, 
bestehen.  Statt  des  »klanges«  der  saiten  jetzt  ein  feineres  geräusch, 
nur  ein  »schüttern«;  »das  frohgefühl«  und  die  »rosen«  verschwinden, 
und  nur  die  »feuchten  waldcsschatten«    bleiben   übrig. 


*)   Gedichte  2,    170:   Bebst,   vom   eignen   bild   erschreckt' 


H.  Krneger,  Shnkespt-nie-vei'se  in  Coni'.Ferd.  Meyei's  gedicliteii  i  cq 

Die  5.  Strophe  erhält  dagegen  einen  neuen  stärkeren  ton : 
»Liebe  hast  du  nie  genossen«,  und  die  6.  wird  durch  die  beugung 
des  mädchenhauptes  —  »Wandtest  dich«  —  viel  rührender  gestaltet. 
Der  an  Shakespeare  gelehnte  refrain  fiel  aber  in  der  dritten 
fassung  (gedichte  2,  169)  wieder  fort;  die  zwei  letzten  Zeilen  jeder 
Strophe  wurden  dafür  nun  als  chor  abgetrennt,  der,  wie  auf  der 
antiken  bühne,  den  vorsprecher  mit  wechselnden  und  beziehungs- 
reichen Worten  zu  begleiten  hat;  nur  hinter  dem  dritten  solo  klingt 
noch  eine  erinnerung  an  Shakespeare  durch. 

Während  die  Zeilen  1  —  6  der  Strophen  im  übrigen  sich  also 
gleich  blieben,  trat  jetzt  am  schluss  jeder  Strophe,  in  der  7.  und 
8.  zeile,  ein  neues  reimpaar  ein.  Das  lied  wurde  dadurch  wesent- 
lich bereichert : 

Heute  deiner  zu   gedenken, 
Deren  grab  die  nacht   betaut, 
Nahen   wir  mit   weihgeschenken 
Und  ged.ämpftein  klagelaut ! 
Warum  war  dir's  nicht  gegeben, 
Mutig  deinen  tag  zu  leben  ? 
Chor: 
Str.   1.   Warum  schwand'st  du  vor  dem  ziel 

Allerlieblichstes  gespiel? 
Str.   2.  Sanften  Schlummer,  gute  ruh! 

'lim"   die  äugen  wieder' zu., 
str.  3.  Schwermut,  konigin  der  nacht. 

Hat  ihr  mägdlein  umgebracht! 
Str.  4.  Ohne  glauben  an  das  glück 

Flohst  in's  dunkel  du  zurück, 
str.  5.  In  der  Selg'en  keuschen  hain 

Tiatest  unvermählt  du  ein. 
Str.  6.  Liessest  du  das  süsse  licht. 

Doch  vergessen  bist  du  nicht. 
Die  Worte  des  Claudio,  die  das  lied  auf  seiner  zweiten  Station 
beherrschten  ,    sind  gleichsam   durchgeglittcn    und  nur  noch  in   einer 
seiner  maschen   hängen  geblieben. 

Der  erste  entwurf ,  um  zusammenzufassen ,  wusste  gar  nichts 
von  der  Shakespeare'schen  totenhymne ,  an  die  sich  dagegen  der 
zweite  lehnte ,  indem  er  eintönig  die  englischen  verse  am  schluss 
jeder  Strophe  wiederholte ;  zuletzt  aber,  in  einer  dritten  fassung,  legt 
das  gedieht  die  fremde  stütze  fast  ganz  wieder  ab,  und  das  zitat,  das 
vorher  etwas  eigenmächtig,  wenn  nicht  geradezu  umgekehrt  verwandt 
war,  wird  jetzt  am  ende  der  3.  Strophe  vollends  verändert.  Die 
»Königin  Diana«  ,  die  bei  Shakespeare  dem  Claudio ,  der  sich  für 
Hermionen's  mörder  hielt,  vergeben  sollte,  —  war  bei  dem  Schweizer 
anfangs  unklar  dafür  gepriesen  worden  ,  dass  sie  das  mädchen  ,  die 
frühverblichene  heldin  des  gedichtes,  zu  sich  genommen  hatte;  nun 
tritt  an  die  stelle  dieser  göttin  als  »Königin  der  nacht«  eine  andere, 
dunkle,  wunderbare  gestalt ,  die  »Schwermut«  ein,  die  das  ernste 
kind,  das  ihr  längst  gehörte,  mit  grösserem  recht  für  sich  einfordern 
kann. 

Berlin,  Januar   1900.  Heinrich  Kraeger. 


l(5o  Miscellen 

NACHTRAG  ZU  Engl.  stud.  XXVII   163  ff. 

Zu  den  schülern  Kölbing's,  die.  sich  später  der  akademischen 
laufbahn  zugewendet  haben,  gehören  ausser  den  aufs.  170  genannten, 
wie  mir  inzwischen  bekannt  geworden  ist,  auch  noch  die  germanisten 
prof.  H.  Möller  in  Kopenhagen  und  prof.  P.  Pietsch  in  Greifs- 
wald (z.  z.  in  Berlin;  und  auf  dem  gebiete  der  englischen  philologie 
der  nachfolger  des  verstorbenen  auf  dem  ßrcslaucr  lehrstuhle,  prof. 
G.   Sarrazin. 

Zu  der  entwicklung  der  Englischen  Studien  möchte  ich  — 
namentlich  mit  bezug  auf  eine  äusserung  Kölbing's  in  seinem  briefe 
an  Schipper,  s.  177  —  noch  nachtragen,  dass  herr  Oberlehrer  dr, 
H.  Klinghardt  zu  Reichenbach  in  Schlesien,  jetzt  prof.  am  kgl.  gym- 
nasium  zu  Rendsburg ,  die  redaktion  des  pädagogischen  teiles  von 
band  X  und  XI  der  Englischen  Studien  selbständig  geleitet  hat.  In- 
folge von  Überhäufung  mit  andern  wissenschaftlichen  arbeiten  musste 
er  zwar  mit  band  XI  die  mitredaktion  niederlegen,  hat  aber  Kölbing, 
mit  dem  ihn  eine  sich  immer  enger  schliessende  freundschaft  ver- 
band, auch  weiterhin  in  der  leitung  des  pädagogischen  teiles  durch 
seinen  sachverständigen  rat  und  seine  beihilfe  wesentlich  unterstützt. 

Königsberg  i.   Pr.,  Juni    1900.  Max  Kaluza. 


NACHTRAG  UND  BERICHTIGUNG  ZUR  BIBLIOGRAPHIE  VON 
KÖLBING'S  SCHRIFTEN  (Engl.  stud.   27,    194  ff.). 

Herr  prof.  Koschwitz  war  so  fieundlich,  lienn  prof.  Kaluza  auf  folgende 
Schrift  Kölbing's  aufmerksam  zu  machen,  die  mir  entgangen  war:  Geiplur  and 
Geipa-Tattur  in  Koschwitz,  Sechs  bearbeitungen  des  altfianzfisischeii  ge- 
dichtes  von  Karls  des  Grossen  reise  nach  Jerusalem  und  Constantinopel.  Heil- 
bronn, gebr.  Henninger,    1879,  s-   134  —  1*^4. 

Im  „ Veizeichnis"  'ist  unter  dein  jahie  iSQ'j  z.  3  Jonson  st.  Johnson  zu 
lesen.  H.  J  a  n  t  z  en. 


BISHERIGE    ERGEBNISSE  UND  WEITERE  AUF- 
GABEN DER  GOWER-FORSCHUNG. 


Der  folgende  aufsatz  enthält  in  veränderter  gestalt  einen 
Vortrag,  den  ich  über  den  »Gegenwärtigen  stand  der  Gower- 
forschung  und  eine  kritische  neuausgabe  der  Confessio  A^nafitis« 
in  der  neuphilologischen  Sektion  des  Bremer  philologentages 
im  September  1899  gehalten  habe.  Obwohl  der  bericht  der 
Verhandlungen  darüber  bereits  kurz  orientiert ,  schien  es  mir 
aus  mehrfachen  gründen  zweckmässig ,  meine  ausführungen 
in  geeigneter  form  zu  veröftentlichen.  Ich  möchte  wenigstens 
einen  davon  hervorheben :  sollen  die  vielen  an  die  Gower- 
forschung  sich  knüpfenden  probleme  einer  erfolgreicheren 
lösung  als  bisher  entgegengeführt  werden,  und  soll  eine  neu- 
ausgabe der  Confessio  Amantis  den  heutigen  anforderungen  der 
Wissenschaft  gerecht  werden,  so  muss  die  ganze  arbeit  in  einer, 
ich  möchte  sagen,  monumentalen  art  angefasst  und  durchge- 
führt werden.  Wie  das  gemeint  ist,  wird  man  aus  meinen 
darlegungen  entnehmen  können.  Weil  ich  nun  mit  den  ersten 
endgültigen  ergebnissen  meiner  Gower-studien  erst  nach  ver- 
lauf mehrerer  jähre  hervortreten  kann,  scheint  es  mir  nicht 
unangebracht,  schon  jetzt  einige  mitteilungen  zu  machen,  zu- 
mal da  auch  auf  diese  weise  eventuell  ein  meinungsaustausch 
mit  solchen ,  die  über  die  einzuschlagenden  wege  andrer 
meinung  sein  sollten ,  zum  nutzen  der  sache  herbeigeführt 
werden  könnte. 

Gegenüber  dem  eifer,  mit  dem  sich  die  wissenschaftliche 
forschung  seit  dem  aufblühen  der  anglistik  der  sprachlichen 
und  litterarhistorischen  Würdigung  Chaucer's  gewidmet  hat, 
ist  sein  Zeitgenosse  und   freund  John  Gower  bisher  nur  recht 

J.  H  o  o  p  s  ,  Englische  Studien.  28.  2.  11 


l62  ^I-  ^'^Pies 

stiefmütterlich  bedacht  worden.  Die  gründe  hegen  teils  in 
der  alle  Zeitgenossen  weit  überragenden  bedeutung  Chaiicer's 
für  spräche  und  litteratur  Altenglands ,  dem  sich  darum  die 
Wissenschaft  als  einem  lieblingskinde  mit  besonderer  Vorliebe 
zuwandte,  teils  aber  auch  in  den  grossen  Schwierigkeiten,  die 
mit  der  kritischen  herausgäbe  einer  so  umfangreichen  und 
in  so  zahlreichen  handschriften  erhaltenen  dichtung,  wozu  bei 
der  Confessio  Aviantis  noch  die  thatsache  mehrerer  Versionen 
und  redaktionen  kommt ,  naturgemäss  \erbunden  sind.  John 
Gower  verdient  aber  diese  Zurücksetzung  um  so  weniger,  als 
wir  es  bei  ihm  mit  einem  dichter  zu  thun  haben ,  der  sich 
trotz  seiner  meist  nüchternen  und  trocknen  darstcUungsweise 
jahrhundertelang  einer  geradezu  auffallenden  beliebtheit  in 
England  erfreute,  und  dessen  werke,  insbesondere  sein  grosses 
englisches,  sich  als  eine  reiche  fundgrube  für  den  Sprachforscher 
sowohl  wie  für  den  litterarhistoriker  erweisen  werden,  sobald 
ihnen  die  wege  durch  eine  streng  kritische  ausgäbe  geebnet 
sind. 

Wie  uns  die  grosse  handschriftliche  Überlieferung  (43  hss.) 
der  Conf.  Am.  beweist,  lasen  Gower's  Zeitgenossen  mit  grossem 
interesse  die  überallher  zusammengetragenen,  teilweise  pikanten 
geschichten,  die  in  leicht  und  glatt  dahinfliessenden  versen  zu 
einer  art  rahmenerzählung  mehr  oder  weniger  lose  zusammen- 
gefügt waren ,  und  ihre  nachkommen  bewahrten  die  Vorliebe 
für  dieses  geschichtenbuch  ;  denn  alsbald  nach  einführung  der 
buchdruckerkunst  in  England  kam  der  eifrige  Caxton  dem 
lesebedürfnis  einer  viel  jüngeren  generation  nach  und  besorgte 
den  am  2.  September  I4<S3  beendeten  ersten  druck  der  Conf. 
Am.  Etwa  ein  halbes  Jahrhundert  später,  1532,  folgte  ihm  der 
drucker  Thomas  Berthelette  mit  einer  abermaligen,  in  der 
Orthographie  den  veränderten  Verhältnissen  angepassten,  aus- 
gäbe nach.  Der  buchhändlerische  erfolg  muss  recht  ermutigend 
gewesen  sein,  denn  1554  lässt  derselbe  drucker  eine  zweite, 
wiederum  modernisierte ,  ausgäbe  erscheinen.  Dass  ein  ver- 
einzelt') erwähnter  dritter  druck  Berthelette's  vom  jähre  1544 


*)  Edward  Blore,  The  nioiuiiiieiital  remains  of  noble  and  eminent  peison.s 
comprising  tlie  sepulcial  antiquities  of  Great  Britain  etc..  London  1826; 
C  halmers'  English  Poets.  Vol.  II  intr.  London  18 10;  Robert 
Watt,  Bibliotheca  Britannien,  Edinburgli    1824. 


Bisherige  ei'gehnisse  u.  weitere  aufgaben  der  Ciowei-foisciiuiig  i6'l 

bestanden  haben  sollte ,  ist  wegen  der  gewährsmänner  sehr 
unwahrscheinlich ,  es  liegt  wohl  eine  Verwechslung  mit  dem 
druck  von  1554  vor.  Von  1554  bis  zum  anfang  des  19.  Jahr- 
hunderts ist  keine  weitere  gesamtausgabe  erschienen.  Dagegen 
hat  Elias  AshmoleM  1652  ein  kleines  bruchstück ,  die  ge- 
schichte  vom  philosophers  stone«  aus  dem  4.  buch  (vers 
13283 — 458),  zusammen  mit  auszügen  aus  anderen  englischen 
dichtem,  darunter  bekanntlich  auch  Chaucer ,  aufs  neue  ver- 
öffentlicht. 

Hand  in  band  mit  diesen  ausgaben ,  deren  herausgeber 
schon  aus  finanziellen  gründen  den  Verfasser  im  vorwort^) 
möglichst  herauszustreichen  suchen,  geht  eine  lange  reihe  von 
rühmenden  anspielungen  englischer  dichter  und  schriftsteiler, 
von  gelegentlichen  erwähnungen  Gower's  bei  alten  biographen 
und  in  privaten  mitteilungen,  sowie  bemerkungen  in  hss.,  die 
darauf  schliessen  lassen,  dass  man  bis  ins  17.  jh.  hinein  dem 
dichter  in  England  ein  warmes  z.  t.  begeistertes  interesse  ent- 
gegenbrachte. 

Die    bekannten    widmungsverse    Chaucer's    an    Gower 
(und  Strode)  in  Troilus  and  Criseyde  V,   1856  ff.  nehmen  nur 
auf  das  persönliche  Verhältnis  der  beiden  dichter  bezug  : 
»O  moral  Gower,   this  book   I  dirccte 
To  thec,  and  to  thc  philosophical  Strode, 
To  vouchen  sauf,  ther  nede  is,  to  corecte, 
Of  your  benignitees  and  zelcs  gode.«      (Skeat). 
Aber    schon    kurz    nach  dem   tode  beider  dichter  (1410)  lässt 
sich    ein    nicht    ungeschickter    Übersetzer    von    Boethius'     De 
consolatione     philosophiae     mit     einem      lobspruche     vernehmen, 
>'Capellanus  Johannes  Tebaud    alias  Watyrbeche   ,  wie 


';  Theatruni  Chemicum  Britannicum  containing  severall  poeticall  pieces 
ot  oiir  iamous  English  piiilosophers,  wiio  have  written  the  hennetique  raysteries 
in  their  owne  ancient  language.     The  first  part.     London   1652. 

-)  So  heisst  es  bei  Berthelette  (1554)  unter  anderem :  "And  though  I 
.»iliulde  saie,  it  was  not  muche  greatter  peyne  to  that  excellent  clerke  tiie  morall 
Johan  Gower,  to  compile  the  same  noble  warke,  than  it  was  to  me  to  pvint  it, 
no  man  will  beleue  it  .  .  .  .  of  the  same  efFecte  and  stiength.  Tlie  whiche  if 
any  man  w'ante ,  let  hym  resorte  to  this  worthy  olde  writer  John  Gower ,  that 
«hal  as  a  lanterne  giue  him  lighte  to  write  cunningly.  and  to  garnishe  his  sentences 
in  our  vulgare  tonge"  (cf.  Skelton's  benierkung). 

U  * 


164  ^-  ^''P^'^-^ 

er  in  der  von  Todd  XXXI  f.')    herangezogenen  handschrift -) 
heisst,    während  Warton    (Hist.  of  Engl.  Poetry   1871,    III  39) 
John  Walton,  domherr  von  Oseney  als  Verfasser  ansieht: 
»I  have  herd  spek  and  sumwhat  haue  y-seyne, 
Of  diuerse  man,  that  wounder  subtyHye, 
In  mctir  sum,  and  sum  in  prose  pleyne, 
This  bock  translated  haue  suffishantlye 
In-to   Englissh  tonge,  word   for  word,   wel  nye; 
Bot  I  most  vse  the  wittes  that  f  haue ; 
Thogh  I  may  noght  do  so,   yit  noght-for-thye, 
With  helpe  of  god,  the  sentence  schall  I  saue. 

To  Chaucer,  that  is  floure  of  rethoryk 
In  Englisshe  tong,  and  excellcnt  poete, 
This  wot  I  wel,   no-thing  may  I   do   lyk, 
Thügh  so  that  I  of  makynge  entyrinete : 
And  Gower,  that  so  craftily  doth  trete, 
As  in   his  book,   of  moralitec, 
Thogh  I  to  theym  in  makyng  am  vnmete, 
Yit  most  I  schewe  it  forth,  that  is  in  rne.« 

Weiter    kommen    hier    einige    äusserungen  Skelton's    in    be- 

tracht,  der  im  Boke  of  Phyllyp  Sj^arowe  sagt : 

ed.  Dyce  v.  784   »Gowers  Englysh  is  olde, 
And  of  no  value  told ; 
His  mater  is  worth  gold, 
And  worthy  to  be  enrold.« 

und  weiter  bemerkt  Gar  lande  of  Laurcll  vers  38/  A  saw  Gower, 

that    first    garnisshed    our  Englysshe    rüde  <    (vgl.  Berthelette's 


1)  Illustiations  of  tlie  lives  and  wiitings  of  Gower  and  Chaucer.  London 
1810. 

^)  Diese  hs.  befindet  sicli  jetzt  in  der  Sammlung  von  Sir  Thomas  Phillips 
nr.  1099.  Ich  zitiere  nach  Skeat,  Chaucer  vol.  11,  XVI  f.,  der  den  text  nach 
MS.  Brit.  Mus.  Reg.  18  A  XllI  giebt ,  aber,  nebenbei  bemerkt,  die  richtigkeit 
der  Verfasserangabe  ohne  gründe  vorzubringen  bezweifelt.  Aus  derselben  hs. 
druckt  Wülcker  (Altengl.  lesebuch  11,  56)  ]6o  verse  ab  (s.  u.).  Vgl.  auch  ten 
Brink,  Litt.  II,  228.  Skeat  fflhit  mehrere  hss.  an,  denen  wohl  auch  noch  MS. 
Society  of  Antiquaries  134  zuzurechnen  ist,  das  ausser  I^ydgate,  Gower  und 
Occleve  "a  poelic  Version  of  Boethius's  consolation  of  philosophy"  enlhäll,  cf. 
Meyer,  diss.  Bonn   1889,  p-  h'i-. 


Bisherige  ergebnisse  u.  weitere  aufgaben  der  Gower-forschung  165 

bemerkiing  oben  s.  4  anm.  3)  und  sich  schliesslich  an  Gower, 
Chaucer  und  Lydgate  zusammen  wendet  mit  den  worten : 
vers  407       Maister  Gower,  I  haue  nothyng  deserued 
To  haue  so  laudabyle  a  commendacion: 
To  yow  thre  this  honor  shalbe  reserued. 
Um    dieselbe    zeit    singt  William    Dunbar    sein    begeistertes 
lob  zusammen  mit  dem  Chaucer' s  und  Lydgate' s  in  The  goldyfi 
Targe  (ausg.  Schipper,  Wien   1892): 
vers   253       »O  morale  Goweir,   and  Lidgait  laureat, 
Your  suggarat  tounges,  and  lippes  aureat, 
Bene  tili  our  eiris  cause  of  grit  delyte: 
Your  angehe  rno\vth[is]  most  inehifluat, 
Our  rüde  langage  hes  cleir  illumynat, 
And  fair  ourgilt  our  Speiche,   that  impcrfyte 
Stude,  or  jour  goldin  pennis  schup  to  wryt; 
This  yle  befoir  wes  bair,  and  dissolat 
Of  rethorik,  or  lusty  fresche  indyte.« 
Ebenso     beklagt    er    seinen     tod    in    Lament   for     the     Makaris 
Strophe  XIII : 

»He  hes  done  petuouslic  dcvour, 
The  noble  Chaucer,   of  makaris  flour, 
The  Munk   of  Berry,   and  Gower,   all  thre; 
Timor  Mortis  conturbat  me.« 
Kein    wunder    dass    auch    Dunbar's    landsleute    Douglas    und 
Lyndsay  dem  dreigestirn  ihre  huldigung  darbrachten.    Gavin 
Douglas     lässt     sich     im    Palice     of   Honour    folgendermassen 
vernehmen : 

xSa  greit  ane  preis  of  pepill  drew  vs  neir, 
The   hundreth  part  thair  names  ar  not  heir, 
2it  saw  I  thair  of  Brutus  Albyon, 
Gefifray  Chauceir,   as  a  per  se  sans  peir 
In  his  vulgare,   and  morall  Johne  Goweir. 
Lydgaite  the  monk  raid  musing  him  allone, 
Of  this  natioun  I  knew  also  anone, 
Greit  Kennedie,   and  Dunbar  jit  vndeid, 
And  Quintine  with  ane  huttok  on  his  heid.« 
Bei  David  Lyndsay  (ed.  David  Laing)  (ausg.  J.  Small  I  36, 
6  ff.)  heisst    es    in   The   Testament    and   complaytit   of   the  Papyngo 
prolog  v.    10  ff.  : 


i66  H-  Spies 

Of  Poeitis  now,   in   tyll   our  vulgare  toung : 

For  quhy?  the   bell   of  rethorick  bene  roung 

Be  Chawceir,  Goweir,  and  Lidgate  laureate : 

Quho  dar  presume  thir  Poeitis  tyll  impung, 

Quhose  sweit  sentence  throuch  Albione  bene  sung? 

Or  quho   can  now  the  workis   countrafait 

Of  Kennedie,  with  termes  aureait? 

Or  of  Dunbar,   quhilk  language  had  at  large, 

As  may   be  sene  in   tyll  his  Goldin  Targe? 

Man  beachte  die  ähnlichkeit  der  verschiedenen  zitate,  besonders 

die  anlehnung  Lyndsay's  an  Douglas. 

Vgl.  ferner  Stephen  Hawes  im  Pastime  of  Pkasure  ed.  Wright, 

Percy  See.    1846  p.   53: 

»O  pensyfe  herte  .   .   . 

Remembre  the  of  the  trace  and  daunce 

Of  poetes  olde  wyth  all  the   purveyaunce. 

As  morall  Gower,  whose  sentencyous  dewe 
Adowne  reflayreth  with  fayre  golden  bemes, 
And  after  Chaucers  all  abrode  doth  shewe, 
Our  vyces  to   clense ;   his   dcpared  stremes 
Kyndlynge  our  hartes  wyth  the  fyry  lemes 
Of  moral  vertue,  as  is  probable 
In   all  hys   bokes  so   swete  and  profytablq.« 

Bullein  im  Dialogue  agaitist  /euer  pestilence  1578  (l.  ed.  1564) 
nennt  Gower  zu.'^ammen  mit  Homer,  Hesiod,  Ennius,  Lucan 
auf  der  einen  scite  ,  mit  Skelton ,  Chaucer ,  Lydgate  auf  der 
andern  und  bemerkt  dazu:  »And  nere  theim  satte  old  INIorall 
Goore  with  plesaunt  penne  in  hande ,  commcndyng  honest 
loue  without  luste,  and  pleasure  without  pride;-'  (ausg.  EETS. 
p.    16). 

Daneben  ertönt  das  wort  des  besonnenen  kritikers ,  der  sich 
veranlasst  sieht,  der  Stimmung  einhält  zu  gebieten.  George 
Puttenham  schreibt  in  seiner  ^r/^  of  English  Poesie  1589  (ed. 
^rberj : 

p.  73  :>  .  .  .  where  by  the  stu.dy  of  all  good  learning  was 
so  nuich  decayd ,  as  long  tiuic  after  no  man  or  very  few 
entended  to  write  in  any  laudable  science :  .  .  .  And  those 
of  the    first   age    were  Chaucer  and  Gower    both  of  them  as 


Bisherige  ergebnisse  u.  weitere  aufgalien  der  Govver-foi  schung  167 

I  suppose  Knightes.  After  whom  foUowed  John  L^dgate  the 
monke  of  Biiry  ... 

p.  75  But  of  them  all  particularly  this  is  myne  opinion, 
that  Chaucer,  with  Gower,  Lidgat  and  Harting  for  their  anti- 
quitie  ought  to  have  the  first  place,  and  Chaucer  as  the  most 
renowned  of  them  all,  for  the  mach  learning  appeareth  to  be 
in  him  aboiie  any  of  the  rest. 

p.  76  »Gower  sauing  for  hi.s  good  and  grave  nioralities, 
had  nothing  in  him  highly  to  be  commended ,  for  his  verse 
was  homely  and  withoiit  good  measure  ,  hi.s  wordes  strained 
much  deale  out  of  the  French  writers,  his  ryme  wrested,  and 
in  his  inuentions  small  subtillitie:  the  applications  of  his  mora- 
lities  are  the  best  in  him ,  and  yet  those  many  times  very 
grossely  bestowed ,  neither  doth  the  substance  of  his  workes 
sufficicntly  aunswere  the  subtilitie  of  his  titles  <  (cf.  Peacham's 
urteil  weiter  unten). 

Wesentlich  günstiger  urteilt  ein  anderer  kunstkritiker, 
Sir  Philip  Sidney,  An  apologie  for  poetry  ed.  Arber,  wenn  er 
s.  21  sagt:  >So  in  the  Italian  language,  the  first  that  made  it 
[sc.  poetry]  aspire  to  be  a  Treasure-house  of  Science ,  were 
the  Poets  Dante,  Boccace  and  Petrarch.  So  in  our  English 
were  Gower  and  Chaucer.  After  whom,  encouraged  and 
delighted  with  theyr  excellent  fore-going,  others  have  followed, 
to  beautifie  our  mother  tongue,  as  wel  in  the  same  kinde  as 
in  other  Arts.  < 

Diesem  urteile  Sidney 's  können  wir  das  von  William 
Webbe  zur  seite  stellen,  der  sich  schon  1586  im  Discourse  of 
English  poetrie  u.  a.  folgendermassen  über  unseren  dichter  ge- 
äussert hatte:  >The  first  of  our  English  Poets  that  I  haue 
heard  of,  was  John  Gower  .  .  questionlesse  a  singuler  well 
learned  man  :  whose  works  I  could  wysh  they  were  all  whole 
and  perfect  among  vs ,  for  no  doubt ,  they  contained  very 
much  deepe  knowledge  and  delight.  Vgl.  dazu  über  Chaucer 
ib.  'Chawccr,  who  for  that  excellent  fame  which  hee  obtayned 
in  his  Poetry,  was  alwayes  accounted  the  God  of  English  Poets 
(such  a  tytle  for  honours  sake  hak  beene  giuen  him)  was  .  .'■<■ 
Man  vergleiche  hierzu  auch  die  äusserungen  von  Thomas 
Nash  in  der  vorrede  zu  Greene's,  Alenaphon  {To  the  Gentlemen 
Students  of  both  Vniuersities)  ed.  Arber  s.  15,   ed.  Grosart   IV  24. 


i68  H.  Spies 

Die  erwähnung  Robert  Green e's  führt  mich  auf  eine 
eigenartige  form  der  darstelkmg  ,  die  John  Gower  in  einer 
der  letzten  prosaschriften  jenes  dichters ,  deren  echthcit  wohl 
keinem  zweifei  mehr  unterliegt,  erfahren  hat.  Chaucer  und 
Gower  erscheinen  dem  sterbenden  Greene  in  einer  vision 
»Greene's  Z'ision:  Written  at  the  instant  of  his  death.  Conteynmg  a 
penitent  passion  for  the  folly  of  his  Pen  (vgl.  ausg.  Grosart's 
vol.  XII,  p.  191  f.  und  früher  Will.  Herbert,  Typ.  Antiq.  Lond. 
1790  vol.  III  s.  1355  f.)'),  wo  es  p.  210  von  der  äusseren  gestalt 
Gower's  heisst : 

»Large  he  was,  his  height  was  long ; 

Liroad  of  brest,   his  lims  were  strong ; 

Bat  couller  pale,  and  wan  his  locke,   — 

Such  haue  they  that  plyen  their  booke : 

His  head  was  gray  and   quaintly  shorne, 

Neately  was  his  beard  wornc. 

His  visage  graue,  steine  and  grim,   — 

Cato  was  most  like  to  him. 

His  Bonnet  was  a  Hat  of  blew, 

His  sleeues  straight,  of  that  same  hew ; 

A   surcoate   of  a  tawnie   die, 

Hung  in  plcights  ouer  his   thigh : 

A  breech  close  unto   his  dock, 

Handsomd  with  a  long  stock ; 

Pricked  before  were  his  shoone, 

He  worc  such   as  others  doone ; 

A  bag  of  red  was  by  his  sidc. 

And  by  that  his  napkin  tide. 

Thus  John  Gower  did  appeare, 

"Quaint  attired,  as  you  heere.« 
Es  entspinnt  sich  eine  Unterhaltung  zwischen  Chaucer,  Gower 
und  Greene  über  des    letzteren    Verdienste ,    wobei  der  ernste 
Gower   dem    heiteren ,    lebensfrohen    Chaucer    in    der    debatte 
gegenübertritt. 

Und  der  Verfasser  des  Perikles  führt  Gower  sogar  anstelle 
des  chors  ein  und  eröffnet  das  drama  mit  den  worten  : 


1)  Ich  gebe  den  text  nach  der  vollständigen  ausgäbe  Grosart's,  obwohl 
Herbert,  der  aus  Harl.  Pamphlets  522  abdruckt,  anscheinend  einige  bessere  les- 
aiten  bietet. 


Bisherige  eigehnisse  u.  weitere  aufgnlien  der  Gower- Forschung  169 

»To  sing  a  song  that  old  was  sang, 
From  ashes  ancient  Gower  is  come; 
Assuming  man's  infirmities, 
To  glad  your  ear,   and  pleasc  your  eyes.« 
Interessant     sind     fernerhin     die     bemerkungen     von     Henry 
Peacham  im   Cotnpkat  Ge?itleman  zuerst   1622   zuletzt   1661,  ob- 
wohl nicht  zu  verkennen  ist ,   dass  sein  urteil  in  wesentlichen 
punkten  von  dem  Sir  Philip  Sidney's  (vgl.  oben)  abhängt,   was 
ja    schon    die   wörtliche    herübernahme    einzelner    phrasen  wie 
>  good  and  grave  moralitie-    andeutet. 

»Gower  being  very  gracious  with  King  Henrie  the  fourth 
in  his  time.  carried  the  name  of  the  only  poet;  but  his  verses 
to  say  truth  were  poor  and  plaine,  yet  füll  of  good  and  grave 
moralitie ,  but  while  he  affected  altogether  the  French  phrase 
and  words ,  made  himself  too  obscure  to  his  reader,  beside 
his  invention  cometh  far  short  of  the  promise  of  his  titles. 
He  published  only  that  I  know  of  three  books,  which  at  St. 
Mary  Overies  in  Southwark,  upon  his  monument  lately  repaired 
by  some  good  benefactor,  lie  under  his  head ;  which  are,  Vox 
clamantis,  Speculum  Meditantis  .  and  Confcssio  Amantis.  He 
was  a  Knight ,  as  also  was  C^haucer.«  (Vgl.  Biogr.  Brit.  IV 
2251). 

Etwas  später,  1655.  finden  wir  gelegentlich  einer  erwäh- 
nung  des  Wat  Tyler  aufstandes  und  der  Vox  Clcwtaniis  in 
Thomas  Füller' s  Church- History  of  Britain  (Lond.  1655, 
book  IV  139)  den  dichter  sogar  mit  dem  pompösen  beinamen 
Prince  of  poets  in  his  timc^  bezeichnet.  (Über  die  Gower- 
biographie  desselben  Füller  und  anderer  siehe  weiter  unten). 
Sonst  wird  man  bemerken,  dass,  wenn  Chaucer  und  Gower 
zusammen  genannt  werden ,  ersterer  doch  meistens  als  der 
hervorragendere  anerkannt  wird.  (Es  gilt  dies  auch  für  die 
weiter  unten  erwähnten  älteren  litterarhistoriker ,  für  andere 
stillschweigend  deshalb,  weil  sie  wohl  Chaucer's  muse  preisen, 
Gower  dagegen  ignorieren).  Man  vergl.  dazu  noch  das  urteil 
Michael  Drayton's,  Works  London  176S  p.  393  Elegies. 
To  my  dearly  loved  Friend  Henry  Reynolds  ,  Esq  ;  of  Poets 
and  Poesy : 

»That  noble  Chaucer,  in  those  form  er  times, 
The  first  inrich'd  our  English  with  his  rhimes, 
And  was  the  first  of  ours  that  ever  brake 


lyo  H.  Spies 

Iiito   thc  muscs  treasurc,   and  first  spake 
In  weighty  numbers,  delving  in  the  niine; 
Of  perfect  knovvledge,  which  he  could  refinc, 
And  coin  for  current,  and  as  much  as  then 
The  English  langiuige  could  express  to   men, 
He  made  it  do;  and  by  his  wound'rous  skill, 
Gave  US  much  light  from  his  abundant  quill. 
And  honest  Gower,   who  in  rcspect  of  him, 
Had  only  sipM  at  Aganippa's   brim, 
And  though  in  years  this  last  was  him  before, 
Yet  feil  he  far  short  of  the   other's  störe.« 
Schliesslich  mag  hier  noch  eine  episode  aus  dein  leben  Karls  I. 
erwähnung  finden,    die  Mrs.  Kath.  Thomson  in  ihren  Recol- 
lections    of  literary    char acters   and  celebrated  places  Lond.    1854  I, 
299 — 301  verzeichnet.    Der  IMarquess  of  Worcester  liest  koenig 
Karl  I.    aus    der    Conf.    Am.    und    zwar    aus    dem    die    Secreta 
Secretorum  wiedergebenden  abschnitte  vor,    indem  er  dazu  be- 
merkt,   wenn    der    koenig    dieses   »book  of  books«   lesen  würde, 
würde  es  ihn  zum    »ki/ig  of  /cings'<   machen. \) 

Vielleicht  wird  sich  die  zahl  von  anspielungen    auf  John 
Gower  in  der  englischen  litteratur  noch  \crmchren  lassen.'-) 

Von    privaten    erwähnungen    sind    mir    zwei    interessante 
notizen  aufgefallen  : 

Am  15.  November  i62<S  schreibt  der  gelehrte  theologe  Joseph 
Mead  (oder  Mede  1586— 1638)  an  Sir  Martin  Stuteville :  I 
send  you  Gower  Poemes,  an  old  book,  not  easie  to  be  gotten, 
and  of  no  great  price,  viz.  4  s.  6  d.  It  is  fittest  for  a  Gentle- 
man's  study«  (cf.  EUis ,  O.  L.  i-^t  Series ,  III,  278  aus  dem 
Catalogue  der  Huth  Libr.  zu  Glasgow  Hg.  Lond.  1880).  ^lit 
dem  »book«  ist  sicher  einer  der  alten  drucke  gemeint,  die 
angäbe  des  preises  ist  besonders  interessant,  wenn  wir  erwägen, 
dass  für  eine  von  Berthelette's  ausgaben  schon  14  £,  für  die 
Caxton's  gar  336  £  gezahlt  worden  sind  (vgl.  s.  199).  —  Etwa 
aus  derselben  zeit  haben  wir  ein  anderes  Zeugnis  in  einer  dem 
St.  Catherine's  College  zu  Cambridge  1740  von  William  Bohun 
aus  Norwich  geschenkten  handschrift  der  Conf.  Am.  Gelegent- 
liche bemerkungen,  die  zugleich  auch  einen  lehrreichen  einblick 

'j  Herr  clr.  Hjöikmaii  war  so  freundlich  ,  dieses  sowie  einiges  andere  für 
micl)  in  London  zu  kopieren  hezw.  nacli/.usehen. 
-)  S.  den  nachtrag  auf  s.  207  f- 


Bisherige  ergebnisse  u.  weitere  aufgaben  der  Gower-foiscluing  i  -^  r 

in  das  Schicksal  von  handschriften  thun  lassen ,  zeigen ,  wie 
diese  hs.  als  ein  altes  familienerbstück  in  ehren  gehalten  wurde. 
So  heisst  es  z.  b.  in  einem  eintrage  von  Edmund  Bohun  1666 
»Let  no  man  violate  or  deface  this  booke,  for  it  is  of  greate 
Antiquity  and  so  of  greate  vallewe  und  mit  besonderem  hin- 
weise darauf  übergiebt  der  enkel  75  jähre  später  die  hs.  seinem 
College  in  dankbarer  erinnerung  an  die  auf  der  Universität  ver- 
lebten glücklichen  tage. 

Fassen  wir  das  im  vorangegangenen  gesagte  zusammen, 
so  sehen  wir  da  allerdings  vielfach  eine  Verherrlichung  Gower's 
zu  tage  treten,  die  seine  bedeutung  als  dichter  weit  überschätzt 
und  von  der  kritik  nicht  geteilt  werden  kann,  auch  wxnn  wir 
manches  dem  geschmacke  der  zeit  zu  gute  halten.  Jedenfalls 
aber  bietet  sich  uns  in  ihnen  ein  interessantes  bild  der  beliebt- 
heit,  dessen  sich  John  Gower,  wohlverstanden  als  dichter  der 
Conf.  Avi.^  noch  lange  nach  seinem  tode  zu  erfreuen  hatte. 

Hierzu  kommt  als  weiterer  beleg  das  Vorhandensein  einer 
kastilianischen  Übersetzung,  ,auf  die  hcrr  prof.  Max  Foerster 
die  freundlichkeit  hatte,  mich  aufmerksam  zu  machen.  Nach 
Groeber's  Grundriss  (bd.  II,  2  s.  223  u.  242)  ist  die  Conf.  Am.. 
auf  anregung  Johann  I.  (1365  — 1433)  von  dem  Lissaboner 
kanonikus  Robert  Payn,  einem  geborenen  Engländer  im 
I  5.  jh.  ins  Portugiesische  übersetzt  und  darnach  ins  Kastilianische 
umgeschrieben  worden.  Eine  bisher  noch  nicht  herausgegebene 
hs.  (g  —  ij  —  19)  liegt  im  Escurial.  Ob  die  ursprüngliche  portug. 
Übersetzung  noch  handschriftlich  existiert,  ist  mir  bisher  nicht 
bekannt  geworden.  Es  knüpft  sich  übrigens  an  diese  Über- 
setzung die  frage ,  wo  sie  angefertigt  wairde  und ,  wenn  nicht 
in  England,  ob  das  von  Robert  Payn  benutzte  exemplar  des 
englischen  Originals  etwa  noch  irgendwo  auf  der  pyrenäischen 
halbinsel  vorhanden  ist. 

Angesichts  aller  der  oben  angeführten  thatsachen  wird 
man  sich  wohl  etwas  verwundert  fragen ,  wie  es  kam ,  dass 
John  Gower  solcher  Wertschätzung  teilhaftig  wurde.  Ich  glaube, 
ein  wesentlicher  grund  liegt  im  Charakter  der  Conf.  Am.  als 
rahmenerzählung  mit  ihrer  grossen  fülle  des  zusammengetragenen 
erzählungsstoffes.  Man  griff  bald  diese ,  bald  jene  der  vielen 
kleinen  in  gefällige  form  gekleideten  geschichten  heraus  und 
kümmerte  sich  im  gründe  w'ohl  herzlich  wenig  um  die  stets 
mit  rührend  einförmiger  re^elmässi^keit  wiederkehrende  mora- 


17  2  H.  Spies 

lische  nutzanwendung ,  wenngleich  sicli  auch  die  bezeichnung 
des  dichters  als  moral  Gower'  von  Chaucer  ab  traditionell 
weiterschleppte. 

Trotzdem  nun  das  Interesse  der  mit-  imd  nachweit  an 
John  Gower  ein  ausserordentlich  grosses,  seine  Cotif.  Ajh.  weit 
verbreitet  und  viel  gelesen  war.  sind  wir  über  den  lebenslauf 
des  dichters  noch  sehr  wenig  unterrichtet.  Die  erste  bedeutende 
zusammenfassende  v/issenschaftliche  darstellung  ist  in  der  ein- 
leitung  zu  Reinhold  Pauli 's  ausgäbe  der  Conf.  Am.  (London 
T857)  enthalten.  Sie  verwertete  alles  bekannte  wichtige  material, 
besonders  die  bahnbrechenden  Forschungen  \-on  Sir  Harris 
Ni  che  las  {Life  of  Chaucer  in  der  ausgäbe  von  Morris  und 
Retrospective  Review,  Second  Series  II  London  1827  8)  und  brachte 
vieles  neue  hinzu  ,  sodass  sie  für  alle  späteren  darstellungen 
die  grundlage  abgeben  musste,  unter  denen  die  von  Warton 
(vol.  III,  1871),  Morley  (English  writers  vol.  IV  p.  150 — 239) 
und  ten  Brink  (Litt,  gesch.i,  sowie  die  artikel  bei  Allibone 
und  im  Dict.  of  Nat.  Biogr.,  ferner  E.  B.  Browning's  fein- 
sinniges urteil  (Poet,  works,  Lond.  1890,  Y  211 — 4)  besonders 
hervorgehoben  werden  mögen. 

Die  ältesten  allerdings  recht  dürftigen  biographischen 
notizen  verdanken  wir  Caxton,  ausführlicheres  bietet  erst 
Lei  and,  Conmicntaj-ii  de  Script,  briiannicis  (ausg.  Oxonii  1 809  I 
s.  414 — 416)  und  Itiucrary  (ausg.  Oxf.  1744,  VI,  131,  auf  dem 
die  späteren  zum  grossen  teile  fussen ,  vor  allem  Joh.  Bale, 
■Scriptorum  illiistriimi  maioris  Bryta?iiiie  .  .  catalogus,  Basileae  1557, 
s.  524  und  Joh.   Pits,   De  ilhistr.  Angliae  scriptorilms  Paris    1619, 

"•  731   s-   575^7- 

Unter  den  folgenden  sei  es  mir  gestattet ,  eine  auswahl 
zu  treffen,  um  zu  zeigen,  wo  man  dem  dichter  einen,  oft  aller- 
dings nur  bescheidenen  platz  einräumte.  Die  hier  gegebene 
liste  soll  sich  später  zu  einem  eigenen  abschnitte  auswachsen, 
der  möglichst  alle  stellen,  an  denen  John  Gower's  erwähnung 
gethan  wird ,  verzeichnet  und  im  Zusammenhang  damit  des 
dichters  einfluss  auf  spätere  autoren  behandelt.  Natürlich  sind 
die  Verfasser  der  genannten  werke  mehr  oder  weniger  von 
einander  abhängig  —  eine  neue  selbständige  forsclnmgs- 
periode  beginnt  erst  mit  unserem  Jahrhundert. 

Francis  Thynne,  Chaucer.  Animaäuersions  aXc.  1598.  EETS 
s.    13  — 16; 


Bisherige  eigcbnisse  u.  weitere  aufgaben  der  Gower-foi'sciuing  lyj. 

John  Stow,  A  Survay  of  London,  Lond.  1599,  s.  334  und 
The  Annales  of  England,   Lond.    1600,   s.   439  11.    52(S; 

Thomas  Füller,  Jlisiory  of  the  K'orthics  of  England,  (ausg. 
Lond.    1840)  vol.   III,  426; 

John  Aubrey,  Brief  Lives,  chießy  of  contcjnporaries.,  sei  down 
by ,  beiween  the  ycars  lööQ — gö  ed.  Andrew  Black,  Oxf.  1898 
vol.   I,   271 ; 

Edward  Phillips,  Theatnun  foetaruni  anglicanoriim  1 67  5 
(ausg.  Canterbury   1800  s.   12 — 19); 

Will.  Winstanley,  The  lives  of  the  tnost  fanious  Eng  äs  h 
poets.   Lond.    1687   •'^-    ^S — 22. 

Giles  Jacob,  An  historical  account  of  the  lives  and  writings 
of  our  most  considerahle  English  poets  etc.,   Lond.    1720; 

John  Lewis,  Life  of  IVyllyam  Caxtofi,  Lond.  1737  (s.  60 
those  two  great  Genius's,  Chaucer  and  Gower).  —  The  historical 
and  poctical  medley:  or  tniises  library,   Lond.    1738   s.    19 — 22; 

Thomas  Tanner,  Bibliotheca  Britannico  -  Hibernica ,  Lond. 
1748  s.  335 — 7,  (für  die  zeit,  recht  guter  artikel  mit  angäbe 
der  dem  \  erfasser  bekannten  hss.  und  drucke  sowie  einem 
Verzeichnis  von  Gower's  werken) ;  hierauf  beruht  im  wesent- 
lichen der  artikel  in  der  Biographia  litcraria  or  a  biogr.  hist.  of 
lit.     By  John  Berkenhout,  Lond.    1777   I,  314—5; 

Colley  Cibber,  The  lives  of  the  poets  of  Great  Br itain  and 
Lreland,  to  the  tivie  of  Dean  Swift,  Lond.  1753,  I,  20—23.  (C.  ur- 
teilt in  jeder  beziehung  völlig  absprechend  über  Gower) ;  in 
völligem  gegensatz  dazu 

Samuel  Johnson,  dessen  lob  Gower's  in  der  einleitung 
zum  Engl.  Dict.  aber  auf  misverständlicher  auslegung  einer 
stelle  der  Conf.  Am.  (vers  33203  f.)  beruht  und  damit  hinfällig 
wird ; 

Gough,  Sepulchral  monmnents  in  Great  Br  itain,  Lond.  1786 
giebt  vol.  II  part  I  p.  24 — ^26  eine  genaue  beschreibung  und 
treffliche  bilder  von  Gower's  grabdenkmal. 

Erst  im  19.  jahrh.  beginnt  eine  umfangreiche  und  exaktere 
forschung.  Zunächst  brachte  allerdings  noch  Will.  Godwin 
{Life  of  Geoffrey  Chaucer  4  vols.  2.  ed.  Lond.  1804)  eine  mehr 
an  behauptungen  und  Vermutungen  als  an  positiven  thatsachen 
reiche  erörterung  der  mit  der  Chaucer  -  forschung  zusammen- 
hängenden fragen.  Ihm  folgte  Henry  J.  Todd,  der  wichtige 
mitteiluneen  über  hss.  sowie  auszüoe  aus  Gower  und  ihn  betr. 


174  ^'  ^f^''^^ 

dokumenten  in  seinen  lllusirations  (Lond.  i8iOJ  veröffentlichte. 
Dass  der  dichter  jedoch  nicht ,  wie  er  meinte  ,  mit  der  noch 
jetzt  lebenden  familie  des  Marquis  of  Stafford  (Earl  Gower)  in 
Verbindung  zu  bringen  sei,  wurde  erwiesen  durch  Sir  Harris 
Nicolas  (cf.  s.  172),  der  neben  vielem  anderen  auch  urkund- 
liche Zeugnisse  dafür  beibrachte ,  dass  Gower  in  Kent  ange- 
sessen war,  was  ja  auch  in  der  spräche  des  dichters  seine  be- 
stätigung  findet.  Zahlreiche  andere  litterarhistoriker  werden 
hier  am  besten  mit  stillschweigen  übergangen ,  da  sie  keine 
selbständige  forschung  bieten. 

Obwohl  nun  Pauli  in  der  einleitung  zu  seiner  ausgäbe 
1857  alles  bekannte  mit  dem  von  ihm  neu  gefundenen  zu 
einer  einheitlichen  darstellung  verwoben  hatte,  blieb  doch  noch 
vieles  im  leben  des  dichters  strittig,  das  meiste  dunkel.  Zu 
den  hauptstreitpunkten  gehört  das  Verhältnis  Gower's  zu  Chaucer 
und  Icönig  Richard  IL,  eine  frage,  die  sehr  eng  mit  der  datie- 
rung  der  Versionen  der  Co7if.  Am.  zusammenhängt.  Am  aus- 
führlichsten hat  hierüber  Karl  Meyer')  gehandelt.  So  ver- 
dienstlich die  arbeit  an  sich  ist,  und  so  sehr  auch  das  zurück- 
gehen auf  die  quellen  anerkannt  werden  muss  —  die  rcsultate 
betreffs  der  datierung  der  Versionen  der  Couf.  Af/i.  sind  keine 
annehmbaren.  Seine  Untersuchung  konnte  nicht  zum  ziele 
führen,  weil  seine  methode  nicht  ausreichte,  wie  ich  im  folgen- 
den an  einigen  beispielen  zeigen  will.  Es,i,st  mir  dabei  vor 
allem  darum  zu  thun,  die  bedeutung  der  von  M.  herangezogenen 
englischen  stellen  und  lateinischen  anmerkungen  ins  rechte 
licht  zu  rücken,  die  unwahrscheinlichkeit,  um  nicht  zu  sagen, 
Unmöglichkeit  seiner  auffassung  zu  betonen  und  schliesslich 
eine  endgültige  lösung  durch  aufzeigung  der  einzuschlagenden 
wege  vorzubereiten. 

Um  eine  nochmalige  aufzählung  der  hier  einschlägigen 
litteratur  zu  ersparen,  verweise  ich  deswegen  auf  ]\Ieyer,  dem 
nur  leider  die  beachtenswerten  ausführungen  von  John  W. 
Haies,  Athenaeum  1881  nr.  2826.  Dec.  24,  s.  851—853  ent- 
gangen sind. 


1)  John  Gower's  bezieluingen  zu  Chaucer  und  könig  Richard  IL,  diss. 
Bonn  1889;  vgl.  Litbl.  XII  (l8yo)  454—6  (J.  Koch),  Athenaeum  l88y,  nr.  3220 
July    13.  s.  62  f. 


Bislierige  eigebnisse  u.  weitei'e  aufgaben  der  Gower-fur.schung  ly  c 

Es  handelt  sich  um  die  verschiedenen  Versionen  der 
Conf.  AfN.^  um  ihre  datierung  sowie  um  die  für  die  Umarbeitung 
massgebenden  gründe.  Die  erste  oder  A-version  ist  bekannt- 
hch  könig  Richard  II.  im  prologe  vers  24  gewidmet  und  ent- 
hält im  schluss  vers  33248/9  einen  weiteren  hinweis  auf  ihn, 
ebendort  findet  sich  vers  33203  ff.  ein.gruss  an  Chaucer.  In 
der  zweiten  oder  B-version  ist  im  prolog  vers  24  für  könig 
Richard  England  eingesetzt  und  die  widmung  an  Heinrich  von 
Lancaster  in  die  verse  83  ff.  verlegt.  Analog  dazu  sind  in 
den  lat.  schlussversen  am  ende  der  Cotif.  Am.  noch  zwei  weitere 
auf  ihn  als  >  comes  Derbeiae-  bezügliche  angefügt.  Ausser- 
dem ist  im  schluss  der  gruss  an  Chaucer  gestrichen.  (Weitere 
hier  nicht  in  betracht  kommende  unterschiede  siehe  s.  201). 
Dort  habe  ich  auch  meine  ausführungen  über  die  Wahrschein- 
lichkeit einer  authentischen  dritten  oder  C-(Stafford-)version 
eingereiht;  da  diese  aber  mit  der  B-version  in  den  hier  wesent- 
lichen punkten  übereinstimmt ,  kann  dieser  unterschied  hier 
füglich  aus  dem  spiele  bleiben. 

Bei  der  datierung  der  Versionen  der  Conf.  Am.  lautet  die 
hauptfrage ,  von  der  ausgegangen  werden  muss :  erschien  die 
B-version,  als  Richard  noch  könig  war  oder  nach  1399.^  Erstere 
ansieht  vertraten  Pauli  (und  später  Haies,  Skeat  u.  a.),  letztere 
Mätzner,  dem  sich  auch  INIeyer  anschloss.  Die  beweisgründe 
liegen  zum  teil  in  Jahresangaben  in  der  Conf.  Am.  selbst  bezw. 
in  hss.  der  Conf.  Am.  Von  den  in  der  B-version  vorhandenen 
Zeitangaben  ist  als  absolut  sicher  von  G.  selbst  herrührend, 
weil  bestandteil  der  eigentlichen  dichtung,  folgende : 
vers   22         And  für  that  fewe  men  endite 

In  eure  englissh,  I  thenke  make 

A  bok  for  Engelondes  sake 

The  jer  sextenf^e  of  kyng  Richard, 

VVhat  schal  befalle  hierafterward 

God  wot  .  .  . 
Dieser  offenkundigen  thatsache  sucht  nun  Meyer  dadurch  die 
beweiskraft  zu  nehmen,  dass  er  s.  39  sagt  »dass  G.,  um  die 
zeit  der  änderung  der  widmung  zu  verdecken,  die  Zeitangaben, 
welche  alle  in  der  ersten  |sc.  ausgäbe]  fehlen,  hinzugefügt  habe, 
und  zwar  das  jähr,  in  welchem  er  die  erste  ausgäbe  beendet 
und  veröffentlicht  habe«.  Der  hinweis  auf  änderungen  in  hss. 
der    Vox    clamantis   ist  hier  nicht  stichhaltig,    da  es  sich  in  der 


jn^  H.  Spies 

lat.  dichtung  um  ausserhalb  des  eii(entlichen  textes  stehende 
anmerkungen  liandelt,  die  natürlich  auf  dem  rande  der  hss. 
leicht  nachgetragen  oder  im  text  durch  andere  ersetzt  werden 
konnten,  hier  aber  um  verse  der  Con/.  Am.^  die  also  mit  der 
ganzen  dichtung  unzertrennlich  verbunden  waren ;  und  zwar 
von  anfang  an,  denn  in  keiner  von  mir  eingesehenen  hs.  sind 
an  dieser  stelle  spuren  einer  früheren  tilgung  zu  entdecken. 
Meyer's  behauptung  kann  deshalb  nicht  als  gerechtfertigt  gelten. 

Nun  zu  den  Zeitangaben  in  den  anmerkungen : 

Mit  der  eben  besprochenen  Jahresangabe  stimmt  die  lat. 
anmerkung  vor  vers  93  überein  (sie  fehlt')  nur  in  w  und  N2): 
»De  statu  regnorum,  ut  dicunt,  secundum  temporalia  videlicet 
tempore   regis  Ricardi  secundi  anno  regni  sui  sexto  decimo«. 

Und  ferner  mit  bedingter  Wichtigkeit,  da  Clemens  VII. 
von  1378 — 94  gegenpapst  war,  die  lat.  anmerkung  vor  vers 
193:  »De  statu  cleri,  ut  dicunt,  secundum  spiritualia  videlicet 
tempore  Roberti  Gibbonensis  qui  nomen  Clementis  sibi  sortitus 
est,  tunc  antipapae«. 

Die  von  I\I.  s.  22  angeführte,  auf  das  jähr  1391  hinweisende 
anmerkung  Hie  in  anno  quarto  decimo  regis  Ricardi  orat  pro 
statu  regni  quod  a  diu  diuisum  nimia  aduersitate  periclitabatur'< 
gehörte  ursprünglich  allen  hss.  der  B-version  an,  sie  fehlt  nur 
in  w  und  ist  nicht  überliefert  in  H2,  Ha,  A?,  und  h?.  Ob 
diese  anmerkungen,  was  allerdings  wahrscheinlich  ist,  vom 
dichter  stammen,  macht  für  die  oben  behandelte  frage  keinen 
unterschied. 

Sehen  wir  uns  nun  die  weiteren  von  AI.  herangezogenen 
anmerkungen  aus  der  A-version  näher  an.  Ohne  belang  sind 
zunächst  die,  welche  den  beiden  ersten  aus  der  B-version  an- 
geführten anmerkungen  in  A  entsprechen,  vor  vers  93  De  statu 
regnorum  .  .  .  temporalia  und  vor  vers  193  De  statu  cleri  .  .  . 
spiritualia;  ferner^)  folgende  vor  vers  299 :  Gregorius.  Terrenis 
lucris  inhiant  honore  prelaciae  gaudent  et  non  ut  prosint  sed 
ut  praesint  episcopatum  desiderant  .  Diese  note  findet  sich 
übrigens  nicht,  wie  Meyer  sagt,  nur  in  den  hss.  der  A-versibn, 


1)  Die    nur    bruchstücke    enth;\lteniiun    liss.   siml    in    diesen    und    alinliclien 
fallen  stets  unbenicksictitigt    gelassen  ,    wenn  sie  die  betr.  stelle  nicht  aufweisen. 

2)  Pauli  giebt  diese  note  nicht,  weil  sein  text  im  wesentlichen  auf  Berthe- 
lette, der  sie  nicht  hat,  beruht  und  seine  koUation  mit  den  hss.  keine  genaue  war. 


Bisherige  ergebnisse  u.  weitere  aufgaben  der  Gower-forschung  i  y  y 

sondern  ebenso  in  denen  der  B-version ;  sie  ist,  nebenbei  be- 
merkt,  nicht  überliefert  in  Ci'  und  Si,  om.  a2,  J,  N2  |  M2. 

Von  bedeutung  könnte  nun  aber  die  Jahresangabe  nach 
vers  330  erscheinen  »Anno  domini  millesimo  trecentesimo 
nonogesimo«.  Sie  findet  sich  in  allen  hss.der  A-version  ausser  Mi, 
Ci  und  N?,  nicht  überliefert  ist  die  stelle  in  Si.  Zunächst 
wäre  zu  beweisen,  dass  diese  note  vom  dichter  selbst  herrührt. 
Da  keine  der  erhaltenen  hss.  der  A-version  vor  das  jähr  1390 
fällt,  so  liegt  die  möglichkeit  vor,  dass  diese  note  als  erklären- 
der Zusatz  eines  Schreibers  aufzufassen  ist.  Diese  Vermutung 
wird  zunächst  einigermassen  wahrscheinlich  gemacht  durch  die 
thatsache,  dass  in  5  hss.,  von  denen  4  eine  besondere  klasse 
innerhalb  der  ersten  gruppe  der  A-version  bilden  (R,  si,  ai, 
D  -|-  S2),  diese  note  eine  abermalige  erklärende  erweiterung 
gefunden  hat  in  den  worten  >quia  tunc  erat  ecclesia  diuisa*. 
Dieser  zusatz  stammt  sicher  nicht  von  Gower  (vgl.  dazu  die 
bemerkungen  über  diese  hss.  gruppe  s.  203),  für  die  note  selbst 
wird  die  aufstellung  eines  Stammbaums  der  hss.  entscheidend 
sein.  Derselbe  wird  dabei  auch  die  ebenso  interessante  wie 
auffällige  thatsache  aufhellen  ,  dass  diese  sonst  nur  in  der  A- 
version  vorhandene  note  ursprünglich  auch  in  hs.  F  der  B- 
version  gestanden  hat ,  wie  die  noch  deutlich  vorhandenen 
spuren  der  tilgung  an  jener  stelle  zeigen. 

Für  die  frage  der  datierung  darf  jedoch  allen  diesen  lat. 
noten  keine  entscheidende  bedeutung  beigemessen  werden. 
Selbst  wenn  ihre  echtheit  unzweifelhaft  nachgewiesen  werden 
sollte ,  würden  sie  mir  nur  ein  beweis  dafür  sein ,  dass  sich 
John  Gower,  der  nachgewiesenermassen  viel  an  seinen  werken 
herumkorrigierte,  in  den  betr.  jähren  (1390,  1391)  wieder  in 
seine  dichtung  versenkt  hatte  oder  vielleicht  —  schon  bei  der 
Umarbeitung  war. 

Als  unanfechtbar  steht  nur  das  zeugnis  im  text  der  Conf. 
Am.  selbst  da,  das  die  (vollendung  der)  B-version  in  das  jähr 
1393  setzt,  eine  thatsache,  die  durch  die  anderen  erörterungen 
Meyer's  nicht  aus  der  weit  geschafft  werden  kann. 

Für  die  A-version  der  Conf.  Am.  setzt  Skeat  (Academy 
iS.  März  1S93,  nr.  1089  s.  246  sowie  Chaucer  III,  XLI  ff.  und 
s.  413)  die  jähre  1382  —  5  an,  was  im  wesentlichen  zutreffen 
dürfte.  Zu  einer  genaueren  präzisierung  werden  m.  e.  die 
klarlegung  des  hss.-  und  versionenverhältnisses  der  Conf.  Ajh.^ 

J.  Hoops,  Englische  Studien.  28.  2.  12 


1^8  H-   Spies 

die  eingehende  Untersuchung  ihrer  quellen  sowohl  wie  der  des 
MirroHv  de  VOtnme  sowie  Chaucer's  Stellung  zu  diesem  werke 
Gower's  viel  beitragen. 

Ausser  der  datierung  der  Versionen  der  Conf.  Am.  hat 
die  frage  nach  den  gründen  der  änderungen  viel  kopfzerbrechen 
gemacht.  L'ber  das  Verhältnis  der  beiden  dichter  zu  einander 
gedenke  ich  demnächst  in  einem  besonderen  aufsatze  zu  handeln. 
Was  das  Verhältnis  Gower's  zu  seinen  königen,  besonders  zu 
Richard  II.  anlangt ,  so  kann  von  einer  Charakterlosigkeit  des 
dichters ,  auch  bei  berücksichtigung  aller  späteren  tilgungen 
des  königs  aus  seinen  Schriften ,  natürlich  keine  rede  sein. 
Dem  widerspricht  die  ganze  persönlichkeit  des  dichters ,  wie 
sie  uns  in  seinen  werken  entgegentritt.  Der  mann  ,  der  die 
wilden  gräuel  entfesselter  pöbelhaufen  den  besten  seines  volks 
als  Warnung  für  die  zukunft  vorgehalten,  der  dem  korrumpierten 
pfaffentum  und  üppig  aufschiessenden  sektenwesen  offen  seine 
meinung  gesagt  hatte ,  derselbe  mann  brauchte  sich  nicht  zu 
scheuen,  selbst  dem  könig  seine  abneigung  zu  bezeugen;  er 
handelte  seinem  Charakter  und  seiner  Überzeugung  getreu, 
wenn  er  sich  der  aufgehenden  sonne  Heinrichs  von  Lancaster 
zuwandte,  als  er  einsah,  dass  von  Richard  II.  eine  Wiederkehr 
der  glanzzeit  Eduards  III.  nicht  zu  erwarten  war.  Das  Vater- 
land stand  unserem  dichter  höher  als  die  person  des  königs, 
der  Übergang  von  einem  herrscher  zum  andern  ist  eher  ein 
zeichen  von  Charakterfestigkeit  als  Charakterlosigkeit.  Bietet 
uns  nicht  Walther  von  der  Vogelweide  ein  ähnliches  beispiel 
dar.^  Möglich  dass  neugefundene  thatsachen  aus  dem  leben 
Gower's  weitere  bestätigung  dafür  bringen.  Warten  wir  zu- 
nächst ab ,  ob  Macaulay  ausser  den  wenigen  aus  dem  Mirorir 
de  rOmme  gezogenen  Vermutungen  weitere  anhaltspunkte  für 
das  leben  des  dichters  durch  einen  glücklichen  zufall  oder 
eine  systematische  durchforschung  des  in  betracht  kommenden 
akten-  und  urkundenmaterials  gewonnen  hat. 

Ich  möchte  jedoch  nicht  verfehlen,  schon  an  dieser  stelle 
darauf  hinzuweisen,  dass  hier  auch  die  aufhellung  der  bezieh- 
ungen  Gower's  zu  angesehenen  zeitgenössischen  familien  von 
nutzen  sein  kann.  Schon  Meyer  vermutete  s.  54  nähere  be- 
ziehungen  zwischen  der  familie  Brandon-und  Gower.  H()chst- 
wahrscheinlich  haben  solche  bestanden  zwischen  der  familie 
Bohun  und  Gower.      Im   dritten  teil  der  Chronica  tripartita  wird 


Bisherifre  er£rebnisse  u.  weitere  aufgaben  der  Gowei-forscluinEr 


179 


der  tod  der  wittwe  Gloucester's ,  einer  geb.  Bohun  und  ihres 
sohnes  rührend  betont ,  und  eine  hs.  der  Conf.  Am.  war  Jahr- 
hunderte lang  im  besitz  der  famiUe  Bohun  (vgl.  s.  170).  Es 
wird  sich  bei  solchen  fragen  zum  teil  darum  handeln,  die  ge- 
schichte  der  einzelnen  hss.  klar  zu  legen,  wozu  unter  anderem 
auch  die  erklärung  der  in  ihnen  enthaltenen  wappen  etc.  eine 
handhabe  bieten  kann.  Wenden  wir  uns  nun  den  werken 
Gow'er's  im  einzelnen  zu. 

Ausgaben  der  fremdsprachlichen  werke  Gower's. 

Die  französischen  w"erke  liegen  soeben  im  ersten 
bände  einer  von  G.  C.  Macaulay  für  die  Clarendon  Press 
besorgten  gesamtausgabe  ')  von  Gower's  Schriften  \'or.  Den 
inhalt  bilden  der  Mirour  de  rOmme^  die  Cinkante  Balades  sowie 
der  Traitic  pour  essampler  Ics  Amantz  Marietz.  Die  blosse  that- 
sache  dieser  ausgäbe  wird  von  romanisten  und  anglisten  freudig 
begrüsst  werden.  Der  Mirour  de  VOmme,  in  dem  den  meisten 
hss.  der  Conf.  A?n.  beigefügten  inhaltsverzcichnis  der  werke 
Gower's  als  Specidum  hotn'mis  oder  (später)  als  Sp.  meditantis  be- 
zeichnet (unter  letzterem  titel  auch  auf  dem  grabdenkmal  des 
dichters  in  St.  Saviour's  Church,  London,  Southwark)  ist  hier- 
mit zum  überhaupt  ersten  male  gedruckt.  Er  war  verschollen 
bis  zum  jähre  1895,  wo  INIr.  Jenkinson,  bibliothekar  der  Uni- 
versitätsbibliothek zu  Cambridge,  die  aufmerksamkeit  Macaulay's 
auf  eine  neuerdings  (1891)  erworbene  hs.  (Add.  3035)  lenkte, 
die  sich  alsbald  als  das  franzcKsische  werk  Gower's  entpuppte^). 
Für  die  Gower-  und  Chaucerforschung  ist  es  von  hervorragen- 
der bedeutung. 

Die  Cinkafite  Balades  und  der  Traitie  waren  zuerst  ge- 
druckt in  den  Veröffentlichungen  des  R  o  x  b  u  r  g  h  e  Club 
1S18  von  dem  besitzer  der  einzigen  hs.,  Lord  Gower,  und 
darnach  \on  Stengel  in  Ausgg.  und  Abhdlg.  LXXII ,  Mar- 
bürg  1886.  Wegen  der  kürze  der  zeit  ist  es  mir  augenblick- 
lich noch  nicht  möglich ,  mich  eingehender  mit  den  franz. 
werken  Gower's  zu  beschäftigen.    Ich  will  hier  nur  bemerken, 


>)   The   Works  of  John  Gower.   Vol.  I.    The  French   Works.    Oxford  l899- 
^)  Vgl.  dazu  die  ersten  mitteiiungen  Macaulay's  in  der  Academy  1895  no. 

1197  s.  3IÖ,  no.    1212  s.   71    f.,    no.   1^213  s.   91    f • ,    ausführlicheres    in    der    ein- 

leitung  zu  seiner  ausgäbe  s.  LXVIII  ft". 

12* 


i8o  H-  Spies 

dass  dem  herausgeber  beim  text  der  bailaden  die  textbesse- 
rungen  Suchier's  ^),  bei  der  datierung  die  bemerkungen  in  ten 
Brink's  Litt,  gesch.  (II  624)  und  bei  ihrer  litterarhistorischen 
Würdigung  der  aufsatz  Koeppel's-)  entgangen  sind.  Beim 
Mirour  de  l'Onune  will  mir  der  franzö.'^ische  titel  nicht  genügend 
gerechtfertigt  er.scheinen.  Denn  ersten.s  liebte  Gower  einen 
lateinischen  titel  auch  für  seine  nicht  lat.  dichtungen 
und  zweitens  ist  das  frz.  Inhaltsverzeichnis  des  Mirour  de 
rOtntne,  worauf  sich  dieser  titel  gründet,  in  der  hs.  von  anderer 
hand  (vielleicht  späterer.^  was  M.  nicht  untersucht,  vgl.  s.  LXIX). 
Was  den  text  des  Traitii  anlangt ,  so  wird  sich  die  Wissen- 
schaft, oder  wenigstens  die  deutsche  Wissenschaft ,  schwerlich 
mit  Macaulay's  ausgäbe  einverstanden  erklären ;  mit  seinem 
prinzip,  eine  auswahl  von  lesarten  zu  geben  (s.  LXXXV  ff.), 
steht  der  herausgeber  auf  einem  veralteten  Standpunkt,  und 
wenn  er  dem  deutschen  herausgeber  Stengel  •\),  unter  anderem 
damit  auf  die  finger  klopft,  dass  er  s.  LXXXVI  sagt  »his 
collation  of  other  copies  is  incomplete -,  so  sollte  Mr.  Macaulay 
bedenken,  dass  er  sich  damit  selbst  schlägt;  denn  s.  LXXXV 
sagt  er  »Of  these  Bodley  294  has  been  collated  for  this  edition, 
and  the  rest  occasionally  referred  to   . 

Die  lateinischen  werke  '*)  Gower's ,  Vox  Clamantis 
(8  hss.  nach  JMeyer  s.  66  ff.).  Chronica  tripartita  u.  a.  liegen 
bisher  nur  in  schwer  zugänglichen  ausgaben  vor.  Der  an- 
kündigung  nach  sollen  sie  den  4.  band  der  von  Macaulay  be- 
sorgten gesamtausgabe  bilden.  Bei  der  Wichtigkeit,  die  gerade 
hier  einzelheiten  der  Überlieferung  beanspruchen  dürfen,  sowie 
mit  rücksicht  auf  die  entstehungszeit  der  kleineren  gedichte 
(vgl.  Meyer  s.  28  ff.)  ist  das  heranziehen  der  gesamten  Über- 
lieferung dringend  zu  wünschen. 

Die  fremdsprachlichen  dichtungen  Gower's  haben  sich 
keiner  grossen  beliebtheit  und  Verbreitung  zu  erfreuen  gehabt, 


1)  Lit.  cbl.   1887  (41)  s.    1414- 

^)  Engl.  stud.  XX   154 — 156   „Gower's  frz.  balladeii  und  Cliaucer". 

^)  Scherzhaft  ist  übrigens  die  bemerkung  M.'s  auf  s.  LXXVIII  über 
Stengel's  ausgäbe  „The  preface  is  signed  witli  the  initials  D.  H."  War  es  so 
scliwer  hinter  das    gelieimnis  der  abkürzung  für  „Der  herausgeber"  zu  kommen? 

*)  Vox  Clamantis  etc.  ed.  l)y  Rev.  H.  O.  Coxe,  Roxburghe  Club,  1850; 
andere  lat.  gedichte,  darunter  die  Chronica  tripartita  ed.  by  Th.  Wright,  Political 
Poems  and  songs,  Lond.   1861.     Bd.  I,  346  ff.  417  ff-,  H,   l   ff. 


Bisherige  ergebnisse  u.  weitei'e  aufgaben  der  Gower-forschung  i8  i 

die  handschriftliche  überheferung  ist  nicht  sehr  gross  und  einen 
druck  haben  sie  nicht  erlebt.  Den  grund  werden  wir  nicht 
nur  in  der  spräche  zu  suchen  haben.  Beim  Mirotir  de  VOmme 
hat  auch  die  oede  des  Inhalts  ein  wörtlein  mitgeredet.  Ganz 
anders  steht  es  mit  der  Conf.  Am.,  sie  hat  Gower's  dichterischen 
ruf  begründet  und  erhalten. 

Die   englischen  werke  Gower's. 

Um  die  kleineren  sacken  vorweg  zu  nehmen,  so  ist  das 
an  the  worthy  and  noble  kinge  Henry  the  Fourth«  gerichtete, 
in  siebenzeiligen  Strophen  mit  der  reimstellung  ababbcc  abge- 
faste  gedieht  im  Trentham  Ms.  des  Duke  of  Sutherland  hand- 
schriftlich und  in  der  Chaucer- ausgäbe  Thynne's  1532  durch 
einen  alten  druck  überliefert.  Neugedruckt  ist  es  von  Th. 
Wright,  Poliiical  poe?Hs  and  songs,  Lond.  1861,  bd.  II  p.  4  ff. 
nach  der  handschrift,  nach  handschrift  und  druck  von  Skeat, 
Chaucerian  and  other  pieces ,  Oxford  1897  P-  205 — 2l6  wozu  s. 
XXXVIII  f.  der  einleitung  zu  vergleichen  ist.  Während  Wright 
die  dichtung  einfach  als  »Address  of  John  Gower  to  Henry  IV.« 
bezeichnete,  nannte  IMorley,  English  writers  IV,  157  sie  genauer 
-De  pacis  commendatione«,  und  E.  W.  B.  Nicholson  schlug 
als  titel     The  praise  of  peace<;   vor. 

Ein  anderes  gedieht  ist  in  drei  hss.  vorhanden  i)  INls. 
Ashmol.  59  fol.  i/t'  mit  der  von  Shirley  herrührenden  Über- 
schrift »Balade  moral  of  gode  counseyle  made  by  John  Gower«. 
2)  Ms.  Rawlinson  C  86  fol.  89V.  3)  Ms.  Brit.  Mus.  Add.  29729 
fol.  6v — 7r  unter  dem  titel  »A  leson  to  kepe  well  ye  tonge«. 
Paralleldruck  von  i  und  2  findet  sich  bei  Meyer  (diss.  Bonn 
1889)  s.  72  f.,  abdruck  von  3  durch  Max  Förster  in  Herrig's 
Archiv  bd.  loi  s.  50  f.  unter  Benedict  Burgh's  werken;  vgl. 
dazu  die  kritischen  bemerkungen  Förster's  Archiv  bd.  102 
.s.  213   f.  —  Vgl.  auch  Brandl  im  grundriss  §  97. 

Ausgaben  der  Confessio  Ajnantis. 

Gesamtausgaben. 

Die    erste    neuere    gesamtausgabe  der  Conf.  Am.  war  ein 

wörtlicher  abdruck  der  letzten  ausgäbe  Berthelette's  vom  jähre 

1554  im  2.  bände  von  Chalmer's  English  Poets,  Lond.  18 10, 

die  erste  wissenschaftliche  die  des    hervorragenden  deutschen 


i82  H.  Spies 

gelehrten  Reinhold  Pauli,  Lonci.  1857.  Eine  ausführliche 
einleitung ,  der  man  im  sprachlichen  teile  allerdings  anmerkt, 
dass  der  Verfasser  vorwiegend  historiker  war ,  fasste  die  ge- 
samten resultate  der  Gower-forschung  bis  zum  jähre  1857  zu- 
sammen und  bot  damit  eine  treffliche  grundlage  für  weitere 
Studien.  Die  ausgäbe  selbst  ist  zweifellos  von  ausserordent- 
lichem nutzen  gewesen  trotz  der  verschiedenen  mängel ,  die 
teils  auf  rechnung  der  zeit  zu  setzen  sind,  teils  sich  aus  Pauli's 
prinzip  ergaben.  F.  legte  nämlich  die  erste  druckausgabe 
Berthelette's  vom  jähre  1532  zu  gründe  und  kollationierte  sie 
mit  4  hss.  So  entstand  ein  conglomerat  aller  möglichen  ek- 
lektisch ausgewählten  Schreibungen  und  z.  t.  auch  lesarten, 
das  darum  besonders  so  verworren  ist,  weil  ihr  Ursprung  nicht 
im  einzelnen  angegeben  war.  Pauli's  text ')  war  also  für  sprach- 
liche und  metrische  Untersuchungen  nur  mit  vorsieht  zu  be- 
nutzen ,  während  er  der  litterarhistorischen  forschung  sehr  zu 
statten  kam.  Zu  bedauern  war  allerdings  auch  dafür  das  fehlen 
jeglicher  verszählung. 

hl  weitem  abstände,  mehr  als  30  jähre  später,  London 
1889,  folgt  '^^^^  Pauli  Henry  Worley  mit  einer  abermaligen 
gesamtausgabe ,  der  letzterschienenen ,  nach.  Sic  ist  in  der 
sog.  Carisbrooke  Library  publiziert ,  die  vor  allem  populären 
zwecken  dienen  sollte.  Ist  es  mit  dem  popularisieren  von 
werken  der  älteren  zeit  so  wie  so  schon  eine  eigene  sache, 
so  war  es  bei  John  Gower  entschieden  verkehrt  angebracht. 
Denn  zum  vergnügen  wird  der  modern  empfindende  durch- 
schnittsengländer  die  ganz  im  mittelalterlichen  geiste  geschrie- 
benen erzählungen  mit  dem  moralischen  beiwerk ,  noch  dazu 
in  der  mc.  Schreibung,  schwerlich  mehr  lesen,  wie  vSchonTodd-) 
18 10  sehr  richtig  bemerkte,  und  als  wissenschaftliche  ausgäbe 
waren   IMorley's    Tales    of  the    sevcn    dcadly  siiis    bcing  thc   Coiifessio 


')  Aussei'  dfii  schon  von  Meyer  s.  ly  fT.  iiachgetragcnen  52  verseil  fehleiv 
V.  5740  'l'il  twclue  yeres  weie  agoiie ,  v.  'J0759  AI  dai  liefalle  in  sondri  wise, 
V.  21.t71  And  rillt  so  ior  to  teile  soth,  v.  23533  f.  As  wei  bi  reson  as  bi  kinde, 
Of  olde  ensample,  as  ir.en  niay  linde.  Andere  verse  sind  nicht  vollständig,  wie 
z.    l).  6975   Supplanted   [hath]   the   wortlii  knight. 

^j  lUustrations  XXII  „Impoi'tant  as  a  re-publicatiini  of  Gower's  poetry 
might  be,  particularly  as  it  respects  the  histoj-y  of  our  langiiage;  it  is  not, 
however,  probable  that  the  work  (to  use  a  coninion  phrase)  would  be  very 
populär". 


Bisherige  eigebnisse  u.  weitere  aufgaben  der  Gower-forschung  183 

Affiantis  wohl  kaum  gemeint.  Ihr  text  beruht  in  allem  wesent- 
lichen auf  Pauli's  text,  ihre  einleitung  auf  Pauli's  einleitung. 
obwohl  durch  abweichungen  in  der  Interpunktion,  ausmerzung 
anstössiger  stellen  (!)  z.  b.  7002 — 8,  8194—8390,  8399—8406  etc., 
durch  erklärung  vieler  dem  jetzigen  leser  unvollständiger  worte 
unter  dem  text  sowie  sonstige  Verbesserungen  mancherlei 
änderungen  vorgenommen  sind.  Ferner  gab  M.  eine  dispo- 
sition  des  Inhalts,  führte  aber  keine  verszählung  ein.  So  stellt 
sich  denn  seine  ausgäbe,  im  ganzen  genommen,  als  ein  ziem- 
lich verfehltes  unternehmen  dar,  wie  z.  t.  auch  von  der  eng- 
lischen kritik  (Athenaeum  1889,  no.  3213,  4.  May  s.  566  und 
no.  3218  s.  663)  zugegeben  ist;  denn  als  populäre  ausgäbe 
hatte  sie  wenig  zweck  und  als  wissenschaftliche  wenig  wert. 
Volle  anerkennung  gebührt  JNIorley  aber  für  die  pietätvolle  art, 
in  der  er  Pauli's  Verdienste  um  englische  geschichte  und  spräche 
seinen  landsleuten  vor  äugen  führt. 

Ausgaben  einzelner  erzählungen  aiis  der   Conf. 
Amantis. 

Neben  diese  wenigen  gesamtausgaben  stellen  sich  mehr- 
fache abdrucke  einzelner  erzählimgen  aus  der  Conf.  Avi. ,  von 
denen  manche  als  diplomatisch  genaue  wiedergaben  einzelner 
hss.  von  entschiedenem  wert  sind.  Zu  den  älteren  ist  Todd 
zu  zählen  (je  eine  erzählung  aus  buch  V  und  VI  v.  16811  — 
928  bezw.  V.  2321 1 — 72),  sodann  Georg  Ellis,  der  die  er- 
zählung von  Florent  aus  buch  I,  v.  2483 — 2936  nach  Berthe- 
lette's  erstem  druck  in  seine  Spechnens  of  the  Eaily  Eiiglish 
pocts  vol.  I  169  —  200,  Lond.  181 1  aufgenommen  hat,  E.  Sand- 
ford, The  tvorks  of  the  British  poets  \o\.  I,  Philadelphia  1819,  12*', 
»Select  poems«  s.  225 — 255  und  J.  Payne  Collier,  der  [Shake- 
speare's  library  bd.  I,  Lond.  1843)  die  geschichte  von  Apollonius 
von  Tyrus  (v.  30533 — 32270)  nach  I\Is.  Harl.  3490  getreu 
wiedergiebt. 

Von  neueren  smd  vor  allem  zu  nennen:  Alex.  Ellis 
mit  dem  paralleldruck  der  geschichte  von  Nebukadnezar  (vers 
3861— 4118)  sowie  des  grusses  an  Chaucer  (vers  33160—232) 
nach  drei  Londoner  hss.  in  On  Early  English  pronunciation  III 
728 — 39,  Alätzner,  Altcnglische  sprachprohen  I  349  ff.  (mit  kom- 
mentar)  vers  93—192,  1839 — 2154,  10903  — 1 1059,  26723—73, 
Wülcker,    Altengl.  lesebuch  II  36  ff.  nach  Ms.   Harl.   3869  vers 


184  H.  Spies 

1079 — 1607  sowie  Morris  and  Skeat,  Specimens  0/ Ear/y  En^- 
Ush  II,  Oxf.  1S79  s.  270  ff.  mit  anmm.  v.  16S11 — 928,  18483 — 
712  nach  Harl.  3S69.  Hierher  gehört  auch  die  Veröffentlichung 
der  erzähkmg  von  Pyramus  und  Thisbe  aus  der  Conf.  Afn. 
durch  E.  Flügel,  Anglia  XII  13  ff.,  631  f.  nach  JMs.  Ralliol 
Coli.  (Oxford)  354  vgl.  unten  meine  hss.  aufzählung  no.  43. 

Kollationen. 
Dem  offenbaren  mangel  eines  befriedigenden  gesamttextes 
war  hiermit  allerdings  nicht  abgeholfen.  Als  textbesserungen 
in  gr(')sserem  stil  waren  die  kollationen  Easton's,  prof.  f. 
vergl.  sprachwisseni5chaft  an  der  Universität  von  Pennsylvanien, 
Philadelphia ,  gemeint ,  die  unter  dem  titel  Readings  in  Gower 
1895  in  den  Puhlicaiions  of  the  universiiy  of  Pennsylvania  IV  I 
erschienen  sind.  Die  falschen  anschauungen  und  geradezu 
unglaublichen  fehler ,  von  denen  das  büchlein  wimmelt ,  sind 
bereits  an  2  stellen  einer  ebenso  treffenden  wie  vernichtenden 
kritik  unterzogen  worden,  von  Brotanek  im  Beibl.der  AngliaVI, 
und  von  G.  C.  Macaulay  in  der  letzten  Augustnummer  der 
Academy  1895.  Das  buch  wäre  thatsächlich  besser  ungedruckt 
geblieben,  denn  erstens  giebt  es  wichtige  sinnvarianten  der 
kollationierten  hss.,  wie  ich  mich  selbst  überzeugt  habe,  viel- 
fach gar  nicht,  und  ausserdem  ist  die  ganze  anläge  des  buches 
methodisch  verfehlt.  Wenn  jemand  textbessQrungen  geben 
will ,  soll  er  entw^eder  für  die  betr.  stellen  alle  erreichbaren 
hss.  kollationieren  oder  die  besten  auswählen,  nicht  aber  die 
nur  durch  einen  rein  äusserlichen  zufall  an  einem  orte  (es 
handelt  sich  bei  Easton  nur  um  Londoner  hss.)  zusammenge- 
kommenen. Der  ausgäbe  Pauli's  war  also  mit  der  arbeit 
Easton's  wenig  gedient. 

Abhandlungen  über  die  Confcssio  Amantis. 

Ich  glaube  es  hauptsächlich  der  Unsicherheit  des  Pauli'- 
schcn  textes  zuschreiben  zu  müssen,  dass  die  Conf.  Am.  bisher 
nur  in  verhältnismässig  wenigen  fällen  den  gegenständ  von 
sj)czialuntersuchungen  abgegeben  hat. 

/\uf  lautlichem  gebiet  kommen  da  die  wertvollen  vor- 
sichtigen   bemerkungen  Child's')    in  betracht ,    die  in  etwas 


')  Observations  on  the  language  of  Gowei's  Confessio  Amantis.    A  Supple- 
ment to  „Oliservations  on  the  lang,  of  Chaucer"   by  Fr.   James  Child,  iirofessor 


Bisherigf  ergelniisse  u.  weitere  aufgnbeii  der  Gowei-forschuiig  185 

veränderter  form  auch  von  Ellis,  On  E.  E.  Pr.  I  342  ff.  auf- 
genommen sind.  Ferner  der  aufsatz  von  Fahrenberg  (Herrig's 
Archiv  89,  389 — 412),  der  das  verhältnismässig  geringe  material 
der  sich  stets  wiederholenden  reime  verwertet  und  mit  der 
spräche  Chaucer's,  der  I^ondoner  Urkunden  sowie  der  me.  Bibel 
vergleicht.  F.  kommt  dabei  zu  dem  ergebnis  :  s.  409  »Gower 
ist  als  zeuge  für  die  englische  Schriftsprache  nicht  hinter, 
sondern  neben  Chaucer  anzuführen,  ja  er  kann  in  manchen 
punkten  sogar  als.  ein  älterer  zeuge  gelten<.  Auf  den  Wort- 
schatz der  Conf.  Am.  bezieht  sich  die  Zusammenstellung  selten 
vorkommender  Wörter  durch  Georg  Tiefe'),  während  Paul 
Hoefer  über  die  zahlreich  vorkommende  AUiteratio7i  bei  Gower '.< 
handelt  (diss.  Leipz.   1890).-) 

Von  neueren  quellen  Untersuchungen  sind  endlich  zu 
nennen:  Bech,  Quellen  und  pla7i  der  Legende  of  good  women  una 
ihr  Verhältnis  zur  Conf.  Am.  Anglia  V  313  —  382.^)  O.  Rumbaur, 
Die  ge schichte  von  Appius  und  Virgi7iia  in  der  engl,  litter atur  (diss. 
Breslau  1889)  und  endlich  E.  Eücke,  Die  bearbeitungen  des  Icbcns 
der  Constanze  bei  Nie.  Trivet ,  Gower  und  Chaucer  ')  (Anglia  XIV 
-jj  ff.  u.    147  ff.). 


in  Harvard  College.  Memoirs  of  tlie  Arnericim  academy,  New  Sei  ies.  Vol.  IX, 
s.  265,  Boston  1868;  vgl.  Stiiiiming's  rez.  in  Heirig's  Archiv  bd.  47  (I871) 
s.   322 — 26.  * 

^)  Zu  John  Govver's  Conf.  Am.  1.  Lexikali-sches,  diss.  Breslau    1889. 

^)  Im  anschluss  hieran  mögen  noch  einige  kleinere  notizen  ervvahnung 
finden;  Academy    1881,   ;-}.  Sept.  no.  487  s.  E.  \Y.  B.  Nicholson,  Mispunc- 

tuation  in  Gower  and  Ronsaid  (gerichtet  gegen  P.iuli  und  Janics  R.  Lowell).  — 
Athenaeum  1889,  25.  Mai,  no.  3213  ?  663.  H.  Bradley  „Sonic  jiropei"  names 
in  the  Conf.  Am."'  wendet  sich  gegen  einige  konjekturen  Morley's  in  eigen- 
namen.  —  Academy  181^3,  18.  IMiirz,  no.  loSy  s.  242  A.  L.  Mayhew,  „The 
Word  artemage  in  Gower";  vgl.  ib.  no.  1092  s.  ,307  F.  Chance  gegen  sowie 
367  f.  H.  Krebs  für  Mayhew.  —  Academy  l8y2,  5.  Miirz,  no.  1035,  s.  28ü  f. 
W.W.  Skeat,  Sonie  rimes  in  Gower  (gegen  Lounsbury's  behauptung,  G.  habe 
schlechte  reime).  —  Journal  of  Geimanie  Philology  1897,  I  118 — 135  E.  Flügel, 
Some  notes  on  Chaucer's  Prologue  (parallelstellen  bei  Chaucer,  Gower  und 
Wiclif).  Den  in  Köiting's  grundriss  angeführten  aufsatz  von  Stryenski,  Un  poete 
d'autrefois:  John  Gower,  Revue  de  l'enseignement  des  langues  Vivantes  1895 
August  habe  ich   nicht  zu  gesicht   bekommen   können. 

^)  Vgl.  dazu  Skeat,  Chaucer  III  s.  XLI  und  413  ,  Anglia  XXII  31  f., 
\V.  Ewig,  Shakespeare's  Liicrece  Anglia  XXII  31    f. 

*)  Vgl.  Engl.  stud.  XVII  122  ff.,  Zs.  f.  vergl.  litt,  gesch.  V  126  f.,  Aca- 
demy,   18.  März   1893,    no.   1089    s.  246    (referat    über    Skeat's    Vortrag    in    der 


l86  H-  Spies 

Diese  wenigen  arbeiten  sind  jedoch  weit  davon  entfernt, 
ein  abschliessendes  urteil  über  Gower's  quellen  oder  seine 
Stellung  zu  ihnen  zu  ermöglichen.  Macaulay  stellt  s.  VII  eine 
quellcnuntersuchung  in  aussieht ,  doch  berechtigt  der  klein- 
mütige ton  sowie  die  behandlung  der  quellen  des  Miroiir  de 
rOmme  nicht  gerade  zu  grossen  hoftnungen.  S.  LVI  stellt  er 
fest ,  dass  im  Mirour  eine  sehr  grosse  zahl  von  autoren  als 
quelle  zitiert  werden,  was  jedoch  z.  t.  für  die  betr.  stelle  falsch 
sei.  Ich  glaube ,  es  wird  sich  verlohnen ,  bei  der  for.schung 
nach  den  quellen  von  Gower's  werken  auf  die  bedeutung  der 
angaben  von  gewährsmännern  in  der  me.  litteratur  überhaupt 
einzugehen.  Denn ,  wenn  auch  die  berufung  auf  die  quelle 
ein  Charakteristikum  der  mittelalterlichen  litteratur  ist ,  so 
scheint  doch  manchmal  ein  unterschied  obzuwalten. i) 

Eine  kritische  neuausgabe  der  Confcssio  Ainantis. 
Als  verlässliche  grundlage  für  alle  Untersuchungen  über 
die  Co7}f.  Am.  bedürfen  wir  natürlich  einer  streng  kritischen 
ausgäbe.  Der  seit  langem  und  von  den  verschiedensten  selten 
her  lautgewordene  wünsch  nach  einer  solchen  hat  mich  be- 
wogen ,  diese  zwar  umfangreiche  aber  dankbare  aufgäbe  zu 
übernehmen.  Die  ausgäbe  war  ursprünglich  für  die  EETS. 
bestimmt ,  doch  wurde  davon  nach  freundschaftlicher  rück- 
sprache  mit  dr.  Furnivall  wieder  abgesehen,  als  ich  in  Oxford 
erfuhr,  dass  die  Clarendon  Press  eine  ausgäbe 'aller  werke  G. 's 
durch  Macaulay  vorbereite,  und  dr.  F.  eine  doppelte  englische 
ausgäbe  zu  vermeiden  wünschte,  wenn  JMacaulay's  cdition     a 

„Cniiiljr.  Phil.  Soc."  „On  the  lelatioiis  Ijetween  tlie  works  of  Cliaucer  nnd  Gower", 
gegen  Lücke  gerichtet. 

*)  Nachträglich  erhalte  ich  von  herrn  Eugen  S  t  o  1 1  re  i  t  her  ,  assistent 
an  der  hof-  und  staat.st)ihliothek  zu  München  die  mitteiiung,  dass  einige  schüler 
Schick's  die  qiiellenfragen  hei  Gower  energisch  in  angritT  genommen  haben.  Von 
Karl  Eic  hinger  wird  "demnächst  eine  arbeit  im  druck  erscheinen  u.  d.  t. : 
Die  Trojasage  als  stoffqtielle  von  John  Gower'' s  Conf.  Am.  diss.  JNIünch.  l89y  n- 
St.  beabsichtigt  auf  grun<l  einer  Untersuchung  Qiiellcmtachweisc  zu  G.'s  C.  A., 
die  als  erster  teil  einer  gesamtquellenuntersuchung  gedacht  ist,  zu  promovieren. 
Es  wird  darin  behandelt  das  veihältnis  G.'s  zu  den  kirchenschriftsteliern  Josephus 
Flavius,  Petrus  Comestor,  St.  Methodius.  Augustin,  Gregorius,  zur  Bibel,  zu  den 
lat.  profanschriftstellern  Ovid,  Statius,  Horaz,  Vergil  (Servius),  Livius,  Hyginus, 
zu  den  mittelalterlichen  autoren  Boethius,  Gotfridus  Viterbensis,  Albertanus  von 
Breschia,  zu  den  Secreta  Secretorum  sowie  zu  Thomas  von  Kent's  Roman  de 
toute  chevalerie.  —  Ich  glaul)e,  wir  dürfen  diesen  arbeiten  au.s  der  schule  Schick's 
mit  vertrauen  entgegensehen. 


Bisherige  ergebnisse  u.  weiteie  aufgaben  der  Gower-forschung  187 

good  working  text  abgäbe.  Diese  entdeckung  legte  mir  zu- 
gleich den  gedanken  nahe,  auf  meine  ausgäbe  zu  gunsten  der 
englischen  zu  verzichten.  Ich  wurde  jedoch  davon  bald  wieder 
abgebracht  durch  eine  persönliche  ausspräche  mit  herrn  ]\I., 
wobei  sich  ergab ,  dass  seine  ausgäbe  nur  eine  eklektische, 
aber  keine  kritische  im  strengen  sinne  des  Wortes  sein  würde, 
eine  ausgäbe ,  die  von  einer  \orherigen  Untersuchung  des 
handschriftenverhältnisses  und  aufstellung  eines  Stammbaums 
ganz  abstand  nimmt  und  auch  nur  einen  bruchteil  der  Über- 
lieferung berücksichtigt.  Bei  solchen  tief  einschneidenden 
unterschieden  konnte  von  einem  unlauteren  Wettbewerbe« 
natürlich  keine  rede  sein.  Über  die  prinzipien  selbst  brauche 
ich  wohl  kein  wort  weiter  zu  verlieren,  die  grundlegende  be- 
deutung  der  genauen  Untersuchung  des  handschriftenverhält- 
nisses für  die  gestaltung  des  textes  ist  heutzutage  einfach 
etwas  selbstverständliches.  Dass  im  falle  der  Cofif.  Am.  von 
dieser  Untersuchung  die  entscheidung  weiterer  sehr  wichtiger 
fragen  der  Gower-  (und  Chaucer-)forschung  abhängt,  dürfte 
aus  meinen  bisherigen  darlegungen  wohl  schon  hervorge- 
gangen sein. 

Ich  wende  mich  nun  zu  den  hss.  selbst.  Dabei  ist  zu 
bemerken ,  dass  ich  den  weitaus  grössten  teil  derselben  per- 
S()nlich  eingesehen  und  ,  soweit  sie  an  den  betr.  stellen  voll- 
.ständig  waren,  zunächst  je  1300 — 1400  verse  aus  ihnen  kolla- 
tioniert habe  ,  und  zwar  mit  rücksicht  auf  die  abweichungen 
der  Versionen  und  die  sogen.  Zwitterhandschriften  vers  i — 614 
des  prologs ,  vers  20089 — 20612  (erzählung  von  Progne  und 
Philomene  in  buch  V)  sowie  vers  33200  bis  zum  schluss.  Auf 
diesen  koUationen  beruht  auch  die  vorläufige,  nur  im  grossen 
und  ganzen  angedeutete,  gruppierung  der  hss.  Bereits  Meyer 
hatte  (a.  a.  o.  s.  47  ff.)  eine  sehr  dankenswerte  Zusammen- 
stellung der  ihm  bekannt  gewordenen  hss.  gegeben,  doch 
leidet  sie  an  einigen  (verzeihlichen)  ungenauigkeiten  und  be- 
sonders   an   einer    ungleichmässigen  behandlung  im  einzelnen. 

Da  in  meinem  aufsatze ,  besonders  aber  im  folgenden, 
ein  häufiges  zitieren  von  versen  aus  der  Conf.  Am.  unvermeid- 
lich ,  ein  zitieren  nach  selten  und  zeilen  der  ausgäbe  Pauli's 
aber  sehr  lästig  und  mit  rücksicht  auf  meine  spätere  ausgäbe 
unpraktisch  ist,  gebe  ich  dem  Interessenten  ein  mittel  an  die 
hand,   meine  versangaben  in   Pauli's  ausgäbe  aufzufinden. 


H.  vSpies 


Sclilüssel  zur  verszälilung  dei"  Confessio  Amavtis  auf  grund  der 
ausgäbe  Paul  i '  s. 
Die  Zählung  bezieht  sich  auf  die  A-version ;  über  die  zusätze  und  weg- 
lassungen  der  B-version  und  Stafford-version  vgl.  s.  69.  Die  erste  zahl  bezeichnet 
■die  seile  der  ausgäbe  Pauli's,  die  zweite  den  ersten  vers  der  seite.  Da  jede 
seile  in  der  regel  30  verse  entliält,  so  ist  in  diesen  fällen  nur  jede  zweite  seite 
vermerkt;  dadurch  wird  die  liste  fast  um  die  iiälffe  verkürzt,  die  auffindung  der 
verse  jedoch  nicht  erschwert. 


Band  1. 

60—1613 

131—3715 

199  -5693 

273—7897 

Prolog. 

61  —  1643 

132—3745 

200-5723 

275—7957 

2  -15 

62-1667 

133-3767 

201—5755 

277—8017 

s.  2  anni.  —23 

64—1727 

loÖ — 3827 

203-5815 

278  -8047 

s.  3  r  —47 

66-1787 

136-3857 

205-5875 

s.  4  .     —72 

68-1847 

137-3883 

207-5935 

Buch  III. 

s.  6  z.  8  v.  u. 

70-1907 

139-3943 

209-5995 

279-8053 

—  vers  93 

72  -1967 

141—4003 

211-6055 

280  -8067 

7— 101 

74-2027 

143-4063 

213—6115 

282-8127 

9  —  161 

76—2087 

145  —  4123 

215-6175 

284— S187 

10  —  191 

78-2147 

146-4147 

217-6235 

286—8247 

11—213 

80—2207 

148—4207 

219-6295 

288 -8307 

13—273 

82—2267 

150—4267 

221—6355 

290  -8367 

15  -333 

83—2297 

152-4327 

222—6385 

292—8427 

17—393 

84-2319 

154-4387 

223-6407 

293-8457 

19—453 

86-2379 

156-4447 

225  —  6467 

294  -8483 

20-483 

87-2409 

158—4507 

227—6527 

296  -8543 

^1-505 

88—2435 

229—6587 

298—8603 

23-565 

89  -  2465 

Buch  11. 

231—6647 

300—8663 

24-585 

90-2493 

159-4523 

233  -6707 

302—8723 

26  -^45 

92-2r,53 

160-4537 

235 -676V 

304-8783 

28—705 

94-2613 

162—4597 

237—6827 

306-8843 

30—765 

96-2673 

164—4657 

238—6827 

307  -8873 

32-825 

98  -2733 

166-4717 

238-6851 

308—8899 

34-885 

100—2853 

167—4743 

240—6911 

310-8959 

36  -945 

102—2793 

168—4769 

242-6971 

312  -9019 

38  -  1005 

104—2913 

170—4839 

244—7031 

314-9079 

40  -1065 

105  -2943 

172-4889 

246  -7091 

316—9139 

Buch  I. 

106—2969 
108—3029 

173—4913 
175-4973 

248-7151 
250—7211 

317—9165 
319-9225 

41  —  1079 

1 10—3089 

177-5033 

252-7271 

321-9285 

42  —  1089 

112  -3149 

179-5093 

254—7331 

323  -9345 

44—1149 

114—3209 

181—5153 

256-7391 

325—9405 

45-1173 

116-3269 

183—5213 

258  -7451 

327^9465 

47—1233 

118  -3329 

185-5273 

260  -7511 

329—9525 

48-1263 

120-3389 

187—5333 

262—7571 

331-9585 

49—1289 

122-3449 

189-5393 

264-7631 

333  -9645 

51—1349 

123-3475 

191—5453 

265—7657 

335—9705 

52-1373 

125-3535 

193—5513 

267-7717 

337-9765 

54-1433 

127—3595 

195—5573 

269^7777 

339—9825 

56-1493 

129-3655 

197—5633 

271—7837 

341—9885 

Bisherige  ergebnisse  u.  weitere  aufgaben  der  Gower-forschung 


189 


343— 

9945 

345— 

10005 

347- 

10065 

349— 

10125 

351— 

10185 

353— 

10245 

354- 

10275 

355- 

10303 

356-- 

10331 

358- 

10391 

360- 

0451 

362— 

10511 

364- 

0571 

366- 

10631 

368- 

10691 

370— 

0751 

372— 

0811 

Band  11. 

Buch 

IUI. 

1  — 

0827 

2  — 

0837 

4- 

0897 

6— 

0957 

8- 

1017 

10— 

1077 

12—1 

1137 

13— 

1163 

15—1 

1223 

17— 

1283 

19— 

1343 

20— 

1369 

22  — 

1429 

24- 

1489 

26- 

1549 

28— 

11609 

30- 

1669 

31  — 

1699 

32— 

11725 

34- 

11785 

36- 

11845 

38- 

11905 

39- 

1931 

41- 

11991 

43- 

2051 

45- 

2111 

47- 

2171 

49- 

12231 

1     51— 

12291 

138- 

4853 

53— 

12351 

140- 

4913 

55 — 

12411 

142- 

4973 

56- 

12441 

144— 

15033 

57- 

12469 

146  — 

5093 

59- 

12529 

148  — 

5153 

61- 

12589 

150- 

15213 

63— 

2649 

152- 

15273 

65- 

12709 

153- 

15299 

67- 

12769 

155  — 

5359 

69- 

12829 

157- 

5419 

71— 

12889 

159  — 

5479 

73- 

1 2949 

161- 

5539 

75 — 

1 3009 

163- 

5599 

77  — 

1 3069 

165- 

15659 

79— 

13129 

167- 

5719 

81- 

3189 

169— 

5779 

82- 

3217 

171— 

5839 

84- 

13277 

173— 

5899 

86- 

13337 

«75- 

5959 

88- 

3397 

177- 

6019 

90- 

3457 

1*79- 

6079 

92- 

3517 

181- 

6139 

93— 

3543 

183- 

6199 

95— 

3603 

185  - 

6259 

97- 

3663 

187-1 

6319 

99- 

3723 

189— 

6379 

101  — 

3783 

HU  — 

6439 

103- 

3843 

193- 

6499 

105- 

3904 

194- 

6525 

107— 

3964 

196  —  1 

6585 

109— 

4023 

198- 

6645 

111— 

4083 

200-1 

6705 

113- 

4143 

202  — 

6765 

115- 

4203 

204-  1 

6825 

116- 

4229 

206- 

6885 

118— 

4289 

208—1 

6945 

120— 

14349 

210—1 

7005 

123  — 

4409 

212  — 

7065 

124- 

14469 

214- 

7125 

126- 

4529 

216- 

7185 

Buch 

V. 

218- 
220  — 

7245 
7305 

127- 

14539 

222—1 

7365 

128  — 

4553 

223  —  1 

7395 

130- 

4613 

224  — 

7419 

132  — 

4673 

226  — 

7479 

134— 

14733 

228- 

7539 

1.36- 

14793 

230— 

7599 

232— 

1 7659 

324- 

-  20405 

234- 

17719 

326- 

-20464 

236— 

7779 

328- 

-20525 

238— 

78.39 

330- 

30585 

240— 

"899 

331- 

-  206 1 3 

242- 

7959 

332- 

-  20641 

244- 

18019 

334- 

-20701 

246  — 

18079 

335- 

-20731 

248— 
250— 

18139 
8 1 99 

336- 
338- 

-20763 
-20823 

252— 

8259 

340- 

-20883 

254- 

18319 

341- 

-  20909 

256- 

18379 

344- 

-  2U953 

258- 

8439 

346- 

-21013 

260— 

8499 

347- 

-21039 

262- 

8559 

349- 

-21099 

264- 

18619 

351- 

-21159 

266— 

18679 

353- 

-21219 

268- 

8739 

355- 

-21279 

270- 

8799 

357- 

21339 

272  — 

8859 

359- 

-21399 

274- 

8919 

361- 

-21459 

275— 

8945 

362- 

-21489 

277-1 

9005 

363- 

-21516 

279- 

9065 

364- 

-21525 

281- 

9125 

365- 

-21555 

283— 

9185 

370- 

-21579 

284— 

9211 

372- 

-21639 

286-1 

9271 

374- 

-  2 1 699 

288— 

9331 

376- 

-21759 

290—  1 

9391 

378- 

-21819 

291  — 

9421 

380- 

-21879 

292  — 

9447 

382- 

-21939 

294— 

9507 

384- 

-21999 

296  — 

9567 

386- 

-22059 

298-1 

9627 

388- 

-22119 

300— 

9687 

390- 

-22179 

302— 

9747 

391- 

-22207 

304- 

9807 

392- 

-22237 

306- 

9867 

393- 

-22265 

308  —  1 

9927 

395- 

-22325 

310- 

9987 

396- 

-22355 

311-^ 

10017 

312— i 

!0045 

Ban 

d  111. 

314-^ 
316-: 

>oi05 

i0i65 

Buch  VI. 

318- ; 

J02  25 

1- 

-22383 

320—: 

.02S5 

2- 

-  22303 

322-^ 

i0345 

4- 

-224.=,3 

IQO 


H.  S])ies 


6—22513 
8  —  22573 
10-22633 
12  —  22693 
14-22753 
16—22813 
18—22873 
20 — 22933 
22 — 22993 
23  —  23019 

25—  23079 
27—23139 
29—23199 
31-23259 
33-23319 
35-  23379 

37—23439 

39  -23499 
40-23529 
41  -23561 
43-23621 
44-23645 
46—23705 
48-23765 
50—23825 
52—23885 
54-23945 
56—24005 
58—24005 
60  -24125 
62  —  24185 
64-24245 
66—24305 
68-24365 
70—24425 
72—24485 
74  -  24545 
76—24605 
78  —  24665 
80  —  24725 
82  —  24785 
83-24815 

Da    Paii: 
hier  ab  Meyer 


Buch  VII. 

84—24825 

85-24839 

86  -24869 

87 -24895 

89—24955 

91-25015 

92—25041 

94-25101 

96  -25161 

q8— 25221 

100—25281 

102  -25341 

104—25401 

105-25331 

106—25457- 

108-25517 

110—25577 

112—25637 

114-25697 

116  -25757 

117— 257B7 

118—25815 

119-25843 

120  -25871 

1 2 1  —  25899 

122  -25927 
1 23—25955 
124—25983 
125—26011 
126  -26039 
128—26099 
130-26159 
132—26219 
134-26279 
135-26309 
136-26335 
138-26393 
140-26453 
141—27481 
142—26511 
143—26537 
145-26597 

i's    wiedergäbe 
\.  a.   o.  s.    19  ff. 


Zusammen:    33376  verse.     NB. 
siehe  s.  201  ff. 


147-26657 

231—28961 

309-31265 

149—26717 

233-29021 

311-31325 

151—26777 

234-29047 

313-31385 

152—29807 

236—29107 

315-31445 

153-26833 

238—29167 

317-31505 

155—26893 

240  -29227 

319  —  31565 

157—26953 

242  —  29287 

321—31625 

159—27013 

244-29347 

323—31685 

161  -27073 

246  -29407 

325  -31745 

163-27133 

248-29467 

327-3I805 

165-27179 

250-29527 

329-31865 

167—27239 

252  —  29587 

331-31925 

169-27299 

254—29647 

333-31985 

171—27359 

256  -29707 

335—32045 

173-27419 

258  —  29767 

337  —  32105 

175—27479 

260—29827  ' 

339—32165 

176—27509 

262  -29887 

3-11-32225 

177-27535 

264  -29947 

343—32285 

179-27595 

266—30007 

34^.-32345 

181—27655 

268—30067 

347—32405 

183-27715 

270  —  30127 

349—32465 

185  —27775 

272  -30187 

350—32493 

187—27835 

274-30247 

351—32521 

189  -27895 

352  —  32549 

190-27925 

Buch  VIII. 

353—32577 

191-27951 

275-30263 

3,55—32637 

193-27977 

276—30279 

356—32659 

199-28001 

278—30339 

358-32719 

201—28061 

280—30399 

360-32779 

203-28121 

282  -  30459 

362-32839 

205—28181 

284-30519 

364-32899 

207-28241 

285-30545 

366—32959 

209—28301 

287  -30605 

368—33019 

211  —28361 

289  -30665 

370-33079 

213—28421 

291-30725 

372—33139 

215  —  28481 

293  -30785 

374—33199 

217  —28541 

295-308.15 

(forts.  in  der 

219—28601 

297—30905 

anm. 

221  —  28661 

299  -  30965 

s.  374  -  377.) 

223  -28721 

301  -31025 

374-33203 

225  —  28781 

303-31085 

375—33233 

227  —  28841 

305-31145 

376—33263 

229—28901 

307-31205 

377-33295 

des  sclilu.s.ses    U'ic 

•cenhaft    ist,  verg 

eich"-    man   von 

links:  s.    19-33 

311. 

s.  20-33 

320, 

s.  21-33 

350. 

Betreffs  der  abw 

eichungen'  der  an 

deren   Versionen 

Bisherige  ergebnisse  u.  weitere  aufgaben  der  Gower-forschung  igi 

Die  handschrifteni)  und  drucke  der  Confessio  Amantis. 

I.     Die  handschriften   der  A-version   =^    26. 

Erste  gruppe   :=    18. 

Wenn  nicht  anders  angegeben,  hat  die  seite  jeder  handschrift 
2   kohimnen. 

1)  Ms.  Brit.  Mus.   Reg.    18  CXXII  =  R. 

206  bl.  perg.  36  -r  25  cm.  Erste  hälfte  des  15.  jh.  Schon 
und  deutlich  geschr.,  rankcnverzierungen  an  den  buchanfängen,  ini- 
tialen ausgemalt.  Im  O  von  Of  des  ersten  verses  ein  bild,  den 
confessor  und  amans ,  auf  der  rückseite  von  bl.  4  ein  solches  den 
träum  des  Nebukadnezar  darstellend.      Vollständig. 

2)  Ms.  (Bodl.)  Arch.   Seid.   B.    it    (3357)   =  si. 

169  bl.  papier,  37  ■--  27,5  cm.  'Mitte  des  15.  jh.  Nicht 
schön  aber  deutlich  geschr.,  keine  Verzierungen  ,  initialen  zuweilen 
schwach  ausgemalt.     Vollständig. 

3)  Ms.  College    of  Arms  (Lond.)  Shrewsbury  45   :=  ai. 
167    bl.   papier  neben   einzelnen   bl.  perg.   (bl.  i,  8  etc.)  gehen 

2  perg.  bl.  mit  gekritzel  voran.  29  -p  20,5.  Spätes  15.  oder  16.  jh. 
Unschön  aber  ziemlich  deutlich  geschr.,  keine  Verzierungen.  Unvoll- 
ständig, es  fehlt-):  v.  1141  — 1294  =  i  bl.  nach  bl.  7,  v.  19767  — 
20132   r^   2   bl.  nach  bl.  105,  v.  31365—  schluss,  zus.  2530  verse. 

4)  Ms.  Univ.  Libr.  Cambr.  Dd.   VIII.   19   =   D. 

127  bl.  perg,  (noch  ohne  einzelzählung).  38,5  -\-  25  cm. 
Die  ersten  2  blätter  mit  lat.  text.  Etwa  2.  hälfte  des  15.  jh.  Gut 
geschr. ,  keine  Verzierungen.  Die  initialen  für  beabsichtigte  aber 
nicht  ausgeführte  spätere  ausmalung  nur  angedeutet.  Blatt  14  endet 
mit  V.  2305  und  bl.  18  fährt  mit  v.  2306  fort,  bl.  15,  16,  17  ge- 
hören in  der  reihenfolge  16,  17  (v.  28046 — 374),  15  (v.  2S375 — 
507)  an  den  schluss.  Unvollständig,  es  fehlt:  v.  14539  — 15980, 
16687  —  22382,    28508   bis  zum   schluss,   zusammen    12007   ^'f^rse. 


')  Die  folgende  liste  ist  absichtiicli  möglichst  knapp  und  nach  bestimmten 
gesichtspunkten  gehalten,  da  eine  endgültige  gruppierung  genaue  beschreibung 
und  darstellung  ihrer  geschichte  sowie  dialektische  Fixierung  doch  erst  nach  voll- 
ständiger kollation  möglich  und  zweckmässig  ist.  Falls  mir  eine  hs.  entgangen 
ist,  oder  weitere  entdeckt  werden  sollten  ,  wäi'e  ich  für  sachdienliche  mitteilung 
sehr  dankbar.  Den  harren  bibliothekaren  der  benutzten  bibliotheken  möchte  ich 
bereits  an  dieser  stelle  meinen  dank  für  ihie  freundliche  und  bereitwillige  Unter- 
stützung aussprechen. 

^j   Vereinzelt  fehlende  verse  sind  natürlich   nicht   berücksichtigt. 


192  H.  Spies 

5)  Ms.  Sidney  Susscx  Coli.  (Cambr.)  J.  4.  i.  Erster 
teil  (vgl.   iir.   40)   =   s?. 

211  bl.  papier,  nur  i  bl.  pcrg.  29,5  -r  21,5,  die  Conf.  Am. 
von  2  —  202  c.  15.  jli.  Ziemlich  gut  und  deutlich  geschr. ,  keine 
Verzierungen.  Unvollständig,  es  fehlt  v.  i—  r4o.  Seit  1643  im 
besitz  des  College  durch   Schenkung  von   Rev.   Samuel   Ward. 

6)  Ms.  Brit.   Mus.   Add.    22139   =  Ai. 

138  bl.  perg.  36  —  26  cm.  2  bl.  papier  mit  angaben  über 
die  geschichte  der  hs.  gehen  voran.  Erste  hälfte  des  15.  jh.  Schön 
und  deutlich  geschrieben.  Randverzierungen  an  den  buchanfängen^ 
beim  piolog  auf  bl.  i  nur  reste.  Initialen  ausgemalt.  Hs.  stark 
beschädigt.  Es  fehlt  (im  wesentlichen):  v.  i  — 124,  126  — 175, 
456-478,  504-523,  707  —  716,  969—1051,  1278-4578,  9202 
— 12342,  12469-494,  22345  —  536,  zus.  rund  6960  verse.  Über 
andere  gedichte  in   der  hs.   vgl.  Meyer  s.    51. 

7)  Ms.   St.    Catherine's   College  fCambr.)  I.    26  =  Ci. 
Etwa  180  1)1.  perg.  (hs.  noch   ohne  Zählung).   45,5    -  31,5  cm. 

Zweite  hälfte  des  15.  jh.  Ziemlich  gut  und  deutlich  geschr.  Einzelne 
Verzierungen  ,  initialen  ausgemalt.  Das  erste  blatt  gehört  ans  ende. 
Unvollständig,  es  fehlt  das  vorletzte  blatt  =  v.  33202  —  376  =  175 
verse.  Die  hs.  enthält  interessante  eintrage  von  früheren  besitzern 
(familic  Bohun   vgl.   s.    170). 

S)  Ms.   Brit.  Mus.   Egerton    199 1    -■-=   E. 

214  b).  perg.  38,5  -f-  25,5  cm.  2  unnummerierte  bl.  gehen 
voran ,  hierauf  sowie  auf  späteren  blättern  zahlreiche  bemerkungen 
(vgl.  Meyer  49  f. ,  dessen  abdruck  lautlich  ungenau).  Erste  hälfte 
des  15.  jh.  Schön  und  deutlich  geschr.,  die  ersten  und  letzten 
blätter  stark  beschmutzt ,  keine  Verzierungen  ,  initialen  ausgemalt. 
Unvollständig,  es  fehlt:  v.  i  — 134,  456 — 584  =  je  i  bl.,  zus.  =^ 
263   Verse. 

9)  Ms.   Brit.   Mus.   Harl.   3490   =   Hi. 

215  bl.pcrg.  36,.5-^  25,5.  bl.  i  —  6  enthält  Speculum  religiosorum 
von  Edmund,  erzbischof  von  Canterbury,  bl.  7  —  215  die  Cof//.  Am. 
15.  jh.  Gut  und  deutlich  geschr.,  rankenvcrzierungen  mit  wappcn- 
bildern  an  den  buchanfängen  (vgl.  Meyer  sowie  Collier,  Sh.  Libr.  I, 
Introd.  p.  V).  Unvollständig,  es  fehlt  der  schluss  von  33325  ab  = 
52    verse,  ausserdem   zahlreiche   einzelne  verse  im  inncrn. 

10)  Ms.   Brit.   Mus.   Stowe   950   =   Si. 

177  bl.  perg.  35,5  -\-  25,5.  I  5.  jh.  Gut  und  deutlich  geschr.  Keine 
Verzierungen.   Hs.  stark  beschädigt,  es  fehlt :  v.  1--  1243,  3717 — 3867, 


Bisherige  ersrebnisse  u.  weitere  aiifealjen  der  Gower-forschuns; 


193 


700S — 7167,  20370  —  722  sowie  der  schluss  von  32S11  ab,  zus. 
rund  2470  verse.  Früher  im  besitz  des  Earl  of  Ashburnhain  vgl. 
Report  of  the  Hist.   Mss.   Comm.   VIII,   III,    19  a. 

11)  Ms.  Bodl.   693   =   B'. 

196  bl.  perg.,  je  2  papierbl.  gehen  voran  und  folgen.  37,5 
-4-  26  cm.,  anfang  des  15.  jh.  Schön  und  deutlich  geschr.  Reiche 
Verzierungen  an  den  buchanfängen ,  im  T  von  Torpor  des  ersten 
lat.  verscs  ein  wappen  (vgl.   Meyer  s.    53).     Vollstcändig. 

12)  Ms.  (Bodl.)  Ashmolian   35   =  a". 

183  bl.  papier,  34,5  -r  24,5  cm.  Erste  hälfte  des  15.  jh. 
Unschön  aber  ziemlich  deutlich  geschr, ,  keine  Verzierungen ,  aus- 
malung  der  initialen  nur  angedeutet.  Die  lat.  verse  und  noten  sind, 
abgesehen  von  einzelnen  in  buch  VII,  durch  englische  ersetzt.  Hs. 
stark  beschädigt,  es  fehlt  v.  i  — 169,  537  —  714»  32767-33155» 
33205  —  33294  sowie  V.  33345   bis  zum   schluss,   zus.  rund  S50  verse. 

13)  Ms.  (Bodl.)  Land.   609   =  L. 

170  bl,  perg.  41,5  -{-  27,5.  Erste  h?lfte  des  15.  jh.  Schön 
und  deutlich  geschr.  Randverzierungen,  auf  bl.  5  ein  bild  mit  dem 
träum  des  Nebukadnezar.  Unvollständig,  es  fehlt  v.  20087—279, 
20678 — 863,  zusammen  rund  370  verse. 

14)  Ms.  Corpus  Christi  College   67   ==   C2. 

Etwa  215  bl,  (noch  keine  Zählung)  perg.  Die  Conf.  Am.  von 
bl.  2  ab.  40,5  -t-  28,  Erste  hälfte  des  15.  jh.  Schön  und  deut- 
lich geschr.  Auf  der  rückseite  von  bl.  4  ein  bild  mit  Xebukadnezar's 
träum,  von  bl.  9  ein  solches  den  Confessor  und  Amans  darstellend. 
Unvollständig,  es  fehlt  v.    144 — 301    =    i   blatt. 

15)  Ms.   Hunterian  Museum   (Glasgow)  T.   2.    17  =.  G. 
179  bl.  perg.    Erste  hälfte  des  15,  jh.    Gut  und  deutlich  geschr. 

Unvollständig,  es  fehlt  unter  anderem  v.  30222  —  399  sowie  der 
schluss  von  30533  ab  =  zus.  etwa  3020  verse.')  Vgl.  auch  Haenel's 
katalog. 

16)  Ms.  Soc.  of  Antiquaries  (Lond.)   134   =  Ar. 

297  bl.  perg.  Die  Conf.  Am.  auf  bl.  30 — 249,  im  übrigen 
vgl.  Meyer  s.  52,  38,5  -^  28,5,  Erste  hälfte  des  15.  jh.  Schön  und 
deutlich  geschr.  Keine  Verzierungen.   Initialen  ausgemalt.  Vollständig,^) 


')  Aile  bisherigen  mitteilungen  iibei'  diese  lis.  verdanke  ich  den  höchst 
beieitwilligen  bemühungen  von  dr.  Young,  keeper  des  Hunterian  Museum. 

^)  Infolge  widriger  umstände  habe  ich  diese  hs.  nicht  einsehen  können ; 
W.  H.  S.  John  Hope,  librarian  der  Society  war  so  fieundlich,  die  lis.  für  mich 
einzusehen. 

J.  H  o  o  p  s ,  Englische  Studien.  zS.  2.  13 


194  ^    Spies 

17)  Ms.   Brit.   Mus.   Harl.    7333   =   H  . 

Es  ist  die  bekannte  Chaiicer-handschrifti),  »etwa  aus  dem  dritten 
viertel  des  15.  jh.«,  die  auf  blatt  120  bis  i29r  eine  anzahl  crzäh- 
lungen  aus  der  Conf.  Am.  enthält  und  zwar  in  folgender  reihcnfolge 
vers  20089  —  585  (erzählung  von  Progne  und  Philomcne) ,  v.  5109 
—  6134  (erz.  von  Constanze),  v.  4143 — 447S,  v.  4813 — 4904,  v. 
16569 — Bio  (erz.  v.  Crassus),  v.  16811  — 17036  (2  erz.  von  je 
einem  könig),   zus.  2417  vcrse.    45  -f-  31  cm. 

18)  Ms.   Maggs  Bros.  (Lond.  Paddington)  =  P.-) 

Nach  katalog :  174  bl.  perg.,  erste  hälfte  des  15.  jh.,  initialen 
ausgemalt.  Nicht  ganz  vollständig.  Preis  £  84  (früher  schon  da- 
für gezahlt  £    132).     Ich   bringe  die  hs.   vorläufig  hier  unter. 

Zweite  gruppe  =   8. 

19)  Ms.   Chetham  Library  (Manchester)   6696   =   c.^) 
126    bl.   papier,     38    -f-    26.      15.  jh.      Gut    und    deutlich    ge- 
schrieben.    Keine  Verzierungen.     Es  fehlt  v,    i  — 191. 

20J  Ms.  New  College  (Oxf.)  326.  Zweiter  teil  (vgl. 
no.   33)  =  N  . 

207  bl.  perg.  -p  2  leere  bl.  am  an  fang.  35,5  -p  25,5.  Um 
1550.  Ziemlich  gut  und  deutlich  geschr.  aber  von  2  händen :  bl. 
I — 62  (ende  der  läge)  ->-  bl.  63 —  schluss.  Betreffs  des  wappens 
im  O  von  Of  des  ersten  verses  vgl.  Meyer  s.  62.  Es  fehlen  alle 
lat.  notcn  und  verse ,  ferner,  soweit  vorläufig  ermittelt,  mitten  im 
text  v.  23625  —  24054  =  430  verse.  Die  hs.  ist  >ein  geschenk  an 
das  College  von  Tho.  Mompesson    1705. 

21)  Ms.  Univ.  Libr.  Cambr.  Mm.  II.   21   =  Mi.-*) 

183  bl.  perg.  vom  Schreiber  selbst  nummeriert.  26  -4-  24,5. 
15.  jh.      Massig  gut,    aber  deutlich  geschr.     Rankenverzicrungen   an 

1)   Vgl.  u.  a.  Skeat,  Cr.aucer  IUI  p.  IX. 

^)  Aus  „gescliäftlichen"  gründen  wurde  mir  von  dieser  iis. ,  auf  die  di-, 
Furnivall  mich  aufnieiksam  machte,  als  ich  England  bereits  veilas.sen  hatte,  nur 
die  Version  seitens  der  firma  mitgeteilt,  aber  die  sehr  bereitwillig.  Die  iis.  be- 
fand sich  früher  in  der  Townley  Collectioii ,  später  im  besi'.z  von  Sir  Thomas 
Phillips.  Das  British  Museum  lehnte,  wie  mir  Edwnrd  Scott  mitteilt,  den  an- 
kauf  gemäss  dem  antrage  der  hss.-kommission  ab. 

^)  Auf  diese  hs.  wurde  ich  durch  ])rof  Max  Föister  in  liebenswürdiger 
weise  aufmerksam  gemacht.  \'gl.  J.  ü.  Halliwell,  Account  of  the  European  Mss. 
in  the  Chetham  iibrary,  Manchester  1842.  Die  mitteiluiigen  verdi'.nke  ich  Walter 
T.  Browne,   librarian  der  Chetham  Libr. 

^)  Trotzdem  bei  dieser  hs.  die  nu'iglichkeit  nicht  ausgeschlossen  ist,  dass 
sie  von  zwei  verschiedenartigen  hss.  der  A-version  kojjiert  sein  könnte,  stelle 
ich  sie  doch  mit  rücksicht  auf  meine  bislierieen  koliatioiien  vorläufis  hierher. 


Bisherige  ergehnisse  u.  weitere  aufgaben  der  Gower-forsclumg  ig  5 

den  buchanfängen.  Auf  bl.  4  a  ein  biid  mit  dem  träum  des  Nebu- 
kadnezar. 

Zwei    bände:     i)   bl.    r— 32,    41  —  88,    97 — 136,    145—152, 
161  — 176. 
2)  bl.  33  —  40»  89—96,    137—144,   153—160, 
177 — 183   (=  je  8   blätter). 
Das    letzte    blatt    mit  den  lat.  verscn  und  notcn  des  Schlusses 
ist  verloren. 

22)  Ms.   Bodl.  902   =   B?. 

184  bl,  perg.  34  -r  23,5.  Erste  hälfte  des  15.  jh.  Sehr 
schön  und  deutlich  geschr.  Bilder  (so  auf  bl.  8  der  Confessor  und 
Amans)  und  Verzierungen,  initialen  ausgemalt.  Unvollständig,  es 
fehlt  V.  I  — 143,  die  viel  später  nach  der  Lancasterversion  ergänzt 
sind.  Die  hs.  ist  ein  geschenk  an  die  Bodleyana  von  Gilbert  Dolben 
of  Finedon   im  jähre    1697. 

23)  Ms.  Bodl.   294.     Erster  teil  (vgl.  no.   39)  =  Bs.') 
201  bl.  pcrg.  -r  je   2   unnummerierte  bl.  am  anfang  und  ende. 

39,5  -r-  28.  Die  Conf.  Am.  xuif  bl.  i  — 197  a.  Anfang  des  15.  jh. 
Sehr  schön  und  deutlich  geschr.  (grosse  ähnlichkeit  mit  Ms.  Trinity 
Coli.  Cambr.),  reiche  Verzierungen  an  den  buchanfängen.  Auf  der 
rückseite  von  bl.  4   ein   bild  mit  Nebukadnczar's  träum.    Vollständig. 

24)  Ms.  St.  John's  College  (Cambr.)   12   B  =  J. 

Etwa  200  bl.  perg.  (noch  keine  Zählung).  31  -+-  24,  erste 
hälfte  des  15.  jh.  Sehr  schön  und  deutlich  geschr.,  rankenverzie- 
rungen  auf  bl.  la.  Vollständig.  Die  hs.  ist  geschenk  an  das  College 
von  Thomas,  graf  von  Southampton  aus  der  bibliothck  von  William 
Crashaw. 

25)  Ms.   Brit.  Mus.   Egerton   913   =   ei. 

47  bl.  papier,  einspaltig.  29,5  -\-  21.  16.  jh.  Von  mehreren 
händen  unschön  und  wenig  deutlich  geschr.  Die  hs.  enthält  nur 
V.  I — 2775  -r  reste  von  einigen  folgenden.  Angekauft  vom  B.  M. 
1841  von  Tho.  Thorpe  für  £  4.  16.  6.  Früher  im  besitz  von  W. 
Cough. 

26)  Ms.   Brit.   Mus.   6494. 

Ein  sammelband  des  16.  jh.,  20,5  -)--  15,  der  auf  bl.  154^ 
170b  nur  die  lat.   verse  und  noten   bis  vers   16509   enthält. 

')  Aus  gewissen   gründen   nur  bedingungsweise  hierbei  gesetzt. 

13* 


ip6  H,  Spies 

II.    Die  handschritten  der  B-vcrsion  =  8. 

27)  Ms.  (Bodl.)  Fairfax  3   (3883)  =  F. 

195  bl.  perg.  34,5  -+-  25.  Um  1400.  Die  Conf.  Avi.  auf 
bl.  2  — i86a,  über  den  weiteren  inhalt  vgl.  Meyer  s.  59.  Sehr 
schön  und  deutlich  geschr.  Blattverzierungen  an  den  buch-  und 
kapitelanfängen.  Bilder:  bl.  2a  Nebukadnezar's  träum,  bl.  Sa  der 
confessor  und  amans.  Vollständig.  Früher  im  besitz  der  familie 
Fairfax.      (Von   Macaulay  für  seine  ausgäbe  zu  gründe  gelegt). 

28)  Ms.   J.   H.   Gurney,   Esq.,   Keswick  Hall,  Norwich. 
Da  Macaulay  a.  a.  o.  s.  LXXXVI  über  diese  von   mir  bis  jetzt 

nicht  gesehene  hs.  sagt,  sie  habe  denselben  inhalt  wie  no.  27,  setze 
ich  sie  hierher.  Vgl.  auch  Report  of  the  Hist.  Mss.  Commission  XII, 
app.   IX   s.    164. 

29)  Ms.   Brit.   Mus.   Harl.   3869   =   hi. 

368  bl.  meist  papier ,  perg.  bl.  i — 5  sowie  je  ein  blatt  am 
anfang  jeder  läge.  Einspaltig  28  -j-  19,5.  i5-  jh.  Die  Conf.  Am. 
auf  bl.  5  —  357.  Deutlich,  wenn  auch  nicht  schön,  geschr.  Auf 
bl.  5  a  ein  bild  mit  Nebukadnezar's  träum.  Die  hs.  enthält  am 
schluss  dasselbe  wie  no.  27  und  ist  auch  direkt  davon  abgeschrieben; 
bl.  2  —  4  enthalten  ein  englisches  gedieht  in  8-zeiligen  Strophen, 
beginnend  »Atte  the  Brigge  foot  in  Suthwerke«. 

30)  Ms.   New  College  (Oxf.)   266   =  Ni. 

Etwa  170  bl.  perg.  (noch  nicht  nummeriert)..  "  33,5  -t-  23,5. 
Erste  hälfte  des  15.  jh.  Schön  und  deutlich  geschr.  Reich  ausge- 
schmückt mit  ausgemalten  initialen  sowie  bildern ,  die  aber  vielfach 
herausgeschnitten  sind.  Daher  unvollständig ,  es  fehlen  an  vielen 
stellen  einzelne  verse,  z.  b.  v.  79 — 84,  107 — 119,  238  —  248,  285 
— 294;  1057  — 1184,  6043—6226,  13033—  222,  20087  —  20200  = 
je  ein  blatt,  30533  —  626  =  V'-'  blatt.  Zus.  (nur  diese)  rund  750 
verse. 

31)  Ms.   lirit.   Miis.   Harl.    7184  =   H   . 

143  bl.  perg.  -h  I  (vorangehendes)  papierblatt.  55  +  38. 
Erste  hälfte  des  15.  jh.  Sehr  schön  und  deutlich  geschr.,  nur  die 
Vorderseite  von  blatt  i  und  die  rückseitc  von  bl.  143  stark  beschmutzt. 
Auf  bl.  I  reste  von  Verzierungen  ,  zahlreiche  Schnörkelverzierungen 
durch  die  ganze  hs.  verstreut ,  initialen  ausgemalt.  Unvollständig, 
es  fehlt  V.  22383  —  564,  24055—26229  sowie  der  schluss  von  28417 
ab,  zus.  rund   7940  verse. 


Bisherige  ergelinisse  u.  weiteie  aufgaben  der  Gower-forschung     ,       iny 

32)  Ms.   Mary  Magdalen  College  (Oxf.)   213   =   M2.I) 

193  bl.  perg.  4S  +  34.  Spätes  15.  jh.  Vom  Schreiber 
nach  Seiten  nummeriert.  Am  anfang  von  buch  I  blattverzierungen. 
Die  einzelnen  buchstaben  sind  mit  Schnörkeln  versehen ,  die  beim 
lesen  sehr  störend  wirken.  Vers  193 — 328  sind  anscheinend  von 
anderer  hand,  die  schriftzüge  steiler  und  deutlicher ,  der  tcxt  ortho- 
graphisch abweichend.  Vollständig.  Bl.  ib,  bl.  2,  bl.  191b,  bl.  192 
und  193  enthalten  eine  englische  inhaltsangabe. 

Die  hs.,  seit  16 10  im  besitz  des  College,  war  früher  im  besitz 
von  Mercadine  Hunnis,  1606  »usher«  der  »College  Grammar  School«, 
1611  entlassen  weil  »insufficiens«  (mitteilung  von  Rev.  H.  A.  Wilson, 
librarian   of  M.   M.   C). 

^^)  Ms.   \\  adham  College  (Oxf.)   13  =  w. 

447  bl.  papier,  nur  i  bl.  perg.,  einspaltig.  29  -r  21,5.  Um 
1500.  Die  Co///.  Af/i.  auf  bl.  3  —  443  a.  Unschön  und  flüchtig  wenn 
auch  nicht  undeutlich  geschr.,  von  verschied,  händen.  Die  einzelnen 
abschnitte  des  prologs  folgen  z.  t.  in  bunter  reihenfolge  aufeinander. 
Unvollständig,  es  fehlt  v.  14498 — 616  und  die  lat.  inhaltsangabe 
der  werke  Gower's  am  schluss.     Vgl.  auch  Meyer  s.   60. 

34)  Ms.  New  College  (Oxf)   326.     Erster  teil  =  N2. 
Siehe  no.   20. 

III.    Die  handschriften   der   »Stafford«   version^)   r=   6. 

35)  Ms.  Stafford  des  Earl  of  Ellesmere  =  S.>. 

Siehe  Pauli  s.  XL  f.  Perg.  Anfang  des  15.  jh.  Sehr  schön 
und  deutlich  geschr.    Es  fehlt  je  ein  blatt  von   buch  I,  V,  VII,  VIII. 

36)  Ms.  (Bodl.)  Hatton   51    =   H:;. 

205  bl.  perg.  31  --j-  2T,.  Ende  des  15.  jh.  Mittelmässig 
geschr.,  keine  Verzierungen.  Bl.  i — 6  a  enthält  eine  englische  in- 
haltsangabe. Unvollständig,  es  fehlt  bl.  121  sowie  der  schluss  von 
32671    ab  =^   rund  930   verse. 

37)  Ms.  Brit.  Mus.  Add.    12043   =  A^« 

156  bl.  perg.,  das  letzte  frei.  33  —  26.  Erste  hälfte  des  15.  jh. 
Schön  und  deutlich  geschr.  Unvollständig,  es  fehlt  v.  i  — 1864,  27895 
—  986/62   sowie  der    schluss  von   32665   ab,    zus.   rund   2S00   verse. 


')  Diese  hs.  war  lange  jalire  verloren,  bis  sie  vor  einigen  jahien  zwischen 
der  wand  und  dem  büchergestell,  von  wo  sie  herabgerutscht  war,  zufällig  wieder 
aufgefunden  wurde ! 

^)  Vorläufig  so  nach  der  vielleiciit  besten  hs.  genannt  (s.  u.). 


igS  H.   Spies 

38)  Ms.  Trinity  College  (Cambr.)  R.   3.   2.   =  T.i) 
Etwa   150  bl.   perg.  (noch  ohne  Zählung)  —  2  vorangehenden 

bl.  papier.  37,5  4-  26.  Anfang  des  15.  jh.  Sehr  schön  und 
deutlich  geschr.  Unvollständig,  es  fehlt  v.  i  —  720S,  22037 — 82 
zus.  7254  verse.  Auf  die  Co»/.  A»i.  folgen  noch  frz.  und  lat.  ge- 
dichte  Gov^^er's. 

39)  Ms.   Bodl.   294.      Zweiter  teil  =r   B:;. 
Siehe  no.   21,. 

40)  Ms.  Sidney  Sussex  College  (Cambr.)  /J.  4.  i.    Zweiter 
teil  =  S2. 

Siehe  no.   5. 

IV.    Handschriften    deren    fassung    noch    unbekannt-)  ^=   6. 

41)  Ms.   Univ.   Libr.   Cambr.   Ee.   II.    15   =   e?, 
Sammelband    des   16.  jh. ,    papier,    28,5   -j-    20,5,    einspaltig, 

enthält  nur  V.  3159  —  3330  (teil  der  erzählung  der  »three  qucstions« 
mit  abweichendem  schlussj  sowie  4143  —  4478  (erzählung  vom  könig 
von  Ungarn,  todestrompete)  zus.   508  verse. 

42)  Ms.  Univ.  Libr.   Cambr.  Ff.  I.   6  =^   f. 
Sammelband  des   16.  jh.,  papier,   22-1-15,  einspaltig,  enthält 

nur  auf  bl.  45a^5ia  v.  4143 — 4501  ("erzählung  der  »three  questions«), 
auf  bl.  3  — 10 b  V.  1 1940— 12292  (wesentlich  die  erzählung  von 
Herupus  und  Rosiphele),  auf  bl.  i — 3  v.  20459  —  59°  i^^^^  ^^^  ^''' 
Zählung  von  Progne  und  Philomene)  zus.   844  verse. 

43)  Ms.  Balliol  College  (Oxf)  354  =  b'. " 

Vgl.  E.  Flügel,  Anglia  XII,  13  ff.,  631  f.     Enthält  nur  v.  93S3 
—  9554,   9707—8,   9711 — 24.      zus.  rund    190   verse. 

44)  Ms.   Marquis  of  Bute,  Eccleston   Sq.   (Lond.)  =   B4. 
162    bl.    perg.      Erste    hälfte    des    15.  jh.      Randverzierungen, 

initialen  ausgemalt.    Es  fehlen  am  anfang  und  ende  je  2  blatten 
Siehe  Report  of  the  Hist.  Mss.  Commission    1872  s.  207. 
45)Ms.  Lord  Middlctün,\Vollaton  Hall,  Nottingham  ==\V. 
Dr.  Furnivall  lenkte  meine  aufmerksamkeit  auf  diese  hs.  die  eine 

»magnificent  folio«   sein   soll;   ich  habe  sie  aber  noch  nicht  einsehen 

können. 


')  Der  grossen  ähnlichkeit  mit  B3  (no.  3y)  wegen  kann  auch  diese  hs. 
sicli  später  als  in  2  verschiedenartige  hälften  zerfallend  herausstellen. 

2)  Was  die  von  Meyer  s.  66  aus  dem  bekannten  kataloge  von  1697  an- 
geführten hss.  anlangt,  so  ist  no.  21  identisch  mit  der  hs.  der  Soc.  of  Antiquaries, 
no.  6  entspricht  der  hs.  in  der  Chetham  Library  und  no.  467  wahrscheinlich  der 
von  J.  H.  Gurney;  611  no.  1   könnte  vielleicht  die  hs.  des  Lord  Middieton  sein. 


Bisherige  ergebnisse  u.  weitere  aufgaben  cki'  Gower-forschung  igg 

46)  Ms.  früher  in  der  Sammlung  von  Sir  Tho.  Phillips  im  Juni 
1899  von  Sotheby,  Wilkinson  &  Hodge  in  London  in  auktion  verkauft. 
Der  käufer  ist  mir  durch  vertrauliche  mitteilung  bekannt.  Nach  dem 
katalog  ist  es  eine  pergamenths.  des  i5.jh.  Vgl.  auch  Hsenel's  katalog 
no.   2298. 

Die  drucke. 

i)  Caxton    1483   =-   •/.. 

Vgl.  Dibdin,  Typographical  antiquities,  Lond.  iSio,  I,  177  — 
185;  Will.  Herbert,  Typ.  ant.  Lond.  1785  s.  45  f.;  Ebert ,  Bibl. 
Lex.  Leipz.  1821,  I,  697  no.  8 740;  Hain-Copinger  I,  234  no.  7835; 
Brunet,  Manuel  du  librairc,  Paris  1861;  W.  Blades,  Caxton,  Strassb. 
1877,  s.  269  —  271  no.  53;  Pauli,  einleitung  zu  seiner  ausgäbe 
s.  XLI  f.;  Dibdin,  Bibl.  spenceriana  IV  266  no.   856. 

Xach  Blades  existieren  1 7  excmplare,  darunter  5  vollständige. 
Bruchstücke  sind  neuerdings  in  Viscount  Clifden's  bibliothek  in 
Lanhydrock  gefunden,  vgl.  Athenaeum  no.  3765,  Dez.  2^,  1899 
s.  866.  Nach  Ebert  wurden-  als  höchste  preise  für  diesen  druck 
Caxton's  gezahlt  315   £  (Merly),   336   £  (Roxburghe). 

2)  Thomas  Berthelette,   London   1532   =  ß\. 

Vgl.  Pauli,  einleitung  zu  seiner  ausgäbe  s.  XLII,  Herbert,  Typ. 
Ant.  s.   419   f. 

3)  Thomas  Berthelette,  London    1554  =  ß?. 
Vgl.  Pauli  s.  XLIII,  Herbert,  Typ.  Ant.  s.  456. 

Während  die  drucke  Berthelette's  die  »Stafford«  version  wieder- 
geben, stellt  Caxton's  ausgäbe  die  B-version,  allerdings  mit  mannig- 
fachen abweichungen ,  die  aus  einer  schlechten  vorläge  resultieren, 
dar. 

Um   die  auffindung  der  abkürzungen    zu    erleichtern ,    schliesse 
ich  hieran   eine  alphabetisch  geordnete  liste   der  hss. 
Ai  =  Brit.  Mus.  Add.  22139  (6).      b   ==  Balliol   Coli.   354  (43J. 
A2   :^  Soc.   of  Ant.    134  (16).         ßi    =  Berthelette    1532. 
A3  =  Brit.  Mus.  Add.  12043  (37).      ß^   '=='-  Berthelette   1554. 
ai    =   Coli,   of  Arms  45   (3).  Ci   =   St.  Cath.  Coli.   l.   26   (7). 

a2   ^   Bodl.   Ashm.   35   (12).  C2    -=   Corp.  Chr.  Coli.  67   (14). 

Bi    =:   Bodl.   693   (11).  c   =^   Chetham  Libr.   (17). 

B2  =   Bodl.   902  (22).  D  =--  Un.  Libr.  Cambr.  Dd.  VIU. 

B3  =   Bodl.   294  (2i,   39j.  19   (4j. 

B4   ^=   Marquis   of  Bute  (44).  E  =   Brit.   Mus.   Eg.    1991    (8). 


H.  Spies 


ci   =  Brit.  Mus.   Eg.   913    (25). 
62  =^   Un.  Libr.  Cambr.   Ec.   II. 

15.  (40- 
F  =  Bodl.   Fairfax   3   (27). 
f  =   Un.  Libr.    Cambr.  Ff.  I.   6 

(42). 
G  =  Hunt,  Mus.  Glasgow  (15). 
Hl  =  Brit.  Mus.  Harl.  3490  (9). 
H2  =  Brit.  Mus.  HarJ.  7184  (31). 
H3  =  Bodl.  Hatton  51  (36). 
Ht  =  Brit.  Mus.  Harl.  7333  (17). 
hl  =  Brit.  Mus.  Harl.  3869  (29). 
h2  =  Brit.  Mus.  Harl.  6494  (26). 
J  =  St.  John's  Coli.  12B  (24). 
K  =r  J,  H.  Gurney,  Keswick  Hall 

(28). 
V.  ■=  Caxton. 


Ml    —  Un.  Libr.  Cambr.  Mm.  II. 

21  (21). 
M  2  =  Mary  Magd.  Coli.  213  (32). 
Ni  =  New  Coli.  266  (30), 
N2  =  New  Coli.  326  (20,  34). 
P  =  Maggs  Bros.  Paddington  (t8). 
R  =  Brit.  Mus.  Reg.  18  CXXII  (i). 
Si  =--  Brit.  Mus.  Stowe  950  (10). 
S  2  =  Earl  of  Ellesmcre,   Stafford 

(35i- 
si   =  Bodl.  Seiden   B.  11    (2). 
S'2  =  Sidney  Sussex  Coli.  A.  4.  i 

(5,  40)- 
T   ^   Trinity  Coli.  R.  3.  2   (38). 
\V   =   Lord  Middleton,   Wallaton 

Hall  (45). 
w   =   Wadham  Coli.    13   {^'^. 


L    ---   Bodl.  Laud.   609  (13). 

Im  ganzen  sind  es  also  bis  jetzt  43  hss.  (darunter  31 
pergamenthss.)  und  3  alte  drucke.  Von  den  hss.  gehören  26 
der  A-version  ,  8  der  B-version ,  6  der  Stafford-version  an,  6 
stehen  noch  aus.  16  hss.  befinden  sich  in  London  (11  im 
Brit.  Mus.),  14  in  Oxford  (8  in  der  Bodl.i,  8  in  Cambridge 
(4  in  der  LTniv.  Libr.)  und  je  eine  in  Glasgo\y,  Manchester, 
Norwich  und  Nottingham. 

In  meiner  liste  sind  3  hss.  doppelt  aufgeführt,  sie  sind 
Zwitter,  d.  h.  sie  zeigen  im  anfang  die  A-  und  im  schluss  die 
B-  (bezw.  Stafford-)version  oder  umgekehrt,  sind  also  von  2 
verschiedenartigen  hss.  abgeschrieben  worden.  Nur  bei  N2 
lässt  sich  auch  äusserlich  der  absatz  der  beiden  teile  an  dem 
Wechsel  der  schrift  erkennen ,  und  nur  hier  ist  die  doppelte 
aufführung  in  der  liste  wohl  begründet.  In  den  übrigen  fällen 
ist  die  möglichkcit  nicht  ausgeschlossen ,  dass  der  Schreiber 
beide  hss.  während  der  ganzen  abschrift  vor  sich  gehabt  hat. 
Trotzdem  habe  ich  diese  hss.  vorläufig  als  in  2  teile  zerfallend 
betrachtet.  Ob  sich  die  Scheidelinie  bis  auf  den  vers  genau 
angeben  lässt,  möchte  ich  aber  schon  jetzt  bezweifeln.  Hieran 
anschliessend  will  ich  noch  bemerken  ,  dass  nach  weiteren 
kollationen  noch  mehr  hss.  sich  als  zwitter  in  obigem  sinne 
herausstellen    kininen ,    wie    wahrscheinlich    T,    ferner    zwitter 


Bislierige  ergebnisse  u.  weitere  aufgaben  der  Gower-forschuiig  201 

zwischen  den  beiden  gruppen  der  A-version ,  sowie  solche 
zwischen  der  B-  und  Stafford-version.  Mit  rücksicht  darauf  ist 
bei  der  aufstelkmg  des  Stammbaums  grosse  vorsieht  geboten. 

Über  den  unterschied  der  Versionen. 

Der  unterschied  der  Versionen  der  Conf.  Am.  zeigt  sich 
nicht  nur  in  der  jeweiHgen  tendenz  durch  die  widmung  und 
durch  den  gruss  an  Chaucer  bezw.  seine  weglassung ,  die 
dichtung  hat  auch  sonst  eine  Umwandlung  erfahren  ,  die  sich 
teils  durch  abweichende  lesarten  ,  teils  äusserlich  in  der  ver- 
änderten verszahl  kundgiebt.  In  der  Richard  II.  gewidmeten 
Version  zähle  ich  insgesamt  333/6  verse,  in  der  Heinrich  IV. 
gewidmeten  B-version  und  Stafford-version  33446  bezw.  3377/. 
Im  einzelnen  stellen  sich  die  massgebenden  abweichungen 
folcjendermassen,  ich  trehe  dabei  von  der  A-version  aus : 


A-  ve  1  s  i  on. 

B- 

V  er 

s  i  0  n. 

Stafford-version. 

V.  24—92 
(widmung  an 

Gleiche 

ver.szahl   a 

ber  abweichender  te.xt  —  widmung  an 

Richard  11.) 

Heinric 

li  V.  Lancaster. 

V.  494 

N 

acli 

vers 

494  finden 

sicii  4 

^veitere  verse  vgl.  Pauli  I,  20  v.  13- 

-16 

V.  576 

„ 

57A     ,. 

.    6 

1.23  V.  11- 

-16 

V.  2482  — 3^) 

Z 

1  4 

versen  erweitert  vgl 

Pauli   1.   89  V.    17—20 

V.   20933—42 

Fehlen   hier,   dafüi-; 

V.   20932 

Näcli 

V.   20932  44  verse  melir. 

V.   21518 

Nach 

V.  21518  2ü  verse  mehr. 

V.    21570 

Nacli 

V.    21570   125  verse  mehr. 

V.  22239—284 

• 

Fehlen  hier. 

T.    27152 

Nach 

V.  27152    12  verse  mehr. 

V.   27960 

Nach 

V.   27960  32  verse  mehi'. 

^)  Diese  von  Pauli  nicht  gegebenen  verse  lauten 
And  take  ensample  of  this  matere ; 
A  tale  I  finde  as  thou  shalt  here. 


A  -  v  ersi  o  n. 
V.  27986 


B  -  V  ers  ion. 


S t  a  ff er d- V  ersio  n 
Nach  27986   154  verse  mehr. 


V 

33203-230 

Text  verschieden. 

V 

33231-247 

Text  wie  in  A. 

V 

33248—349 

V.  33248— 349  entsprechen  hier  v.  33248-413  (64  vv.  mehr) 

V 

33350-362 

Text  wie  in  A  (=:   v.  33414  —  426) 

V 

33363-372 

V.  33362—372  entsprechen  hier  nur  4  andere  verse  (v.  33427  — 43o) 

V 

33373—376 

Text  wie  in  A  (=   v.  33427— 434" 

202  i^-   Spies 

In  der  Stafford-version  finden  sich  also  an  6  stellen  Zu- 
sätze von  zusammen  387  versen ,  an  2  stellen  auslassungen 
von  zusammen  56  versen.  Um  die  Zählung  möglichst  einheit- 
lich zu  gestalten ,  sind  die  zusätze  und  weglassungen  in  der 
B-  und  Stafford-version  bis  zum  vers  33247  nicht  eingerechnet; 
bei  Zitaten  werden  sie  durch  eine  sonderziffer  als  zusatz  zur 
hauptzahl  gekennzeichnet.  Es  erhebt  sich  nun  die  frage  ,  ob 
alle  diese  änderungen  vom  dichter  herrühren  oder  nicht.  Die 
der  B-version  sind  sicher  authentisch ,  zweifei  kann  bestehen 
betreffs  der  der  Stafford-version.  Sind  die  zusätze  darin,  (was 
mir  wahrscheinlich  dünkt),  echte  verse  Gower's,  so  dürfen  wir 
auch  annehmen,  dass  die  weglassungen  von  ihm  vorgenommen 
sind.  Und  dann  haben  wir  es  mit  einer  nochmaligen  eigen- 
händigen Umarbeitung ,  einer  C-version  (genauer  müssten  B 
und  C  als  Bi  und  Bn  bezeichnet  werden)  zu  thun.  Damit 
stehen  wir  vor  neuen  fragen :  warum  fand  diese  Umarbeitung 
statt .^  Fällt  die  C-version  etwa  zeitlich  vor  die  B-version.' 
u.  s.  w.  Die  datierungsfragen  werden  damit  in  ein  neues  licht 
gerückt,  die  klarlegung  aller  dieser  punkte  wird  bei  dem  an- 
scheinend gänzlichen  mangel  an  urkundlichem  material  im 
wesentlichen  auf  grund  der  hss. -Untersuchung  anzustreben  sein. 

Innerhalb  der  A-version  lassen  sich  auf  grund  meiner 
bisherigen  koUationen  2  ziemlich  deutlich  geschiedene  gruppen 
wahrnehmen,  eine  grössere  von  19  und  eine  kleinere  von  7  hss. 
Diese  kleinere  gruppe  stimmt  in  zahlreichen  und  wichtigen 
lesarten  mit  der  B-  und  Stafford-version  überein.  Ich  glaube 
daraus  den  schluss  ziehen  zu  dürfen ,  dass ,  als  der  dichter 
seine  Con/.  Am.  umarbeitete ,  er  eine  hs.  dieser  gruppe  als 
vorläge  benutzte  und  daraus  weiter ,  dass  diese  gruppe  über- 
haupt die  ursprünglichere  fassung  der  dichtung  darstellt,  zu- 
mal sie  in  einzelnen  fällen  entschieden  die  einzig  mögliche 
lesart  aufweist  (vgl.v.   20496). 

Eine  ausführliche  begründung  des  gesagten  muss  ich  mir 
natürlich  für  später  vorbehalten,    es    seien  deshalb  nur  einige 
wenige  lesarten  ')  mitgeteilt : 
V.   115  gruppe  I:  Tho  was  ther  none  envied  loue 
gruppe  II  (mit  B  u.  Staff.) :  Tho  was  ther  vnenvied  loue. 


*)  Der  kiirze  halber  ist  liier  nicht  erwähnt,   wenn  die  betr.  stelle  in  einer 
hs.  nicht  überliefeit  ist,  da  es  für  das  eigebnis  keinen  ujiterschied  macht. 


Bisheiige  ergebnisse  u.  weitere  aufgaben  der  Gower-foischuns 


203. 


V.   20209  f.    griippe  I:  And  crie  it  to  briddes  al  aboute 

How  thou  hast  do  to  me  thurghoute. 
gruppe  II  (mit  B  u.  Staff.) :  And  crie  it  to   the  briddes  oute 

That  thei  schul  here  it  al  aboute 
V.   20474  gruppe  I:   And  in   a  twinkling  of  an  ye, 
AI  sodeinly  that  men   it  syhe, 
Her  formes  chaunged  alle  thre. 
gruppe  II  (mit  B  u.  Staff.):  The  goddes,  that  the  meschef  syhe, 
V.   20496   gruppe  I:   For  euere  vpon  her  womanhede, 

Thogh  that  the  goddes  wolde  her  chaunge, 
She  was  and  is  the  more  straunge. 
gruppe  II  (mit  B  u.  Staff.):    She  thenk{)  and  is  the  more  straunge.. 

etc.  etc. 

Den  Übergang  von  gruppe  II  zu  gruppe  I  scheinen  mir 
Al  und  Ci  darzustellen.  In  (vorläufig)  zwei  wichtigen  fällen 
schliessen  sich  diese  auch  sonst  eng  zusammengehörigen  hss. 
von  gruppe  I  aus  und  stimmen  zu  den  übrigen : 
V.  20340  gruppe  I  ausser  Ai  und  Ci  :  And  jit  as  here  seinen  list, 
alle  andern  einschl.  Ai  und  Ci :  And  jit  right  as  here  seinen  list. 
V.  20515    gruppe  I  ausser  Ai   und  Ci  :  And  in    here    song    al 

priuely, 
alle  andern  einschl.  Ai    und  Ci  :  And  in  here  song  al  openly. 
NB.   »al  openly«   steht  in  Ai   auf  rasur ! 

Innerhalb  der  ersten  gruppe  bilden  R,  si,  ai  und  D  eine 
durch  viele  eigentümlichkeiten  nicht  originaler  natur  ausge- 
zeichnete besondere  klasse  und  von  diesen  stehen  sich  a  1  und 
D  wieder  sehr  nahe.  Mit  rücksicht  auf  den  charakter  meines 
aufsatzes  muss  ich  hier  in  diesen  und  ähnlichen  fällen  von 
der  anführung  von  beispielen  als  zu  weitführend  absehen. 

Betreffs  der  übrigen  hss.  im  einzelnen  möchte  ich  nur 
ganz  kurz  mitteilen,  dass  ^Ii  und  N2  zweiter  teil  nahe  ver- 
wandt sind,  ferner  H2  und  INI 2  (hierhergehörig  auch  die  ganz 
minderwertige  w),  wobei  die  zuerst  genannte  stets  die  bessere 
ist.  hl  ist  direkt  und  recht  gut  von  Fabgeschrieben  worden; 
da  F  und  K  nach  Macaulay  (ausg.  s.  LXXXVI)  genau  den- 
selben inhalt  haben ,  könnte  auch  eine  nahe  Verwandtschaft 
bestehen. 

Was  die  drucke  anlangt,  so  stellen  Caxton's  ausgäbe 
die  B-version,  Berthelette's  ausgaben  die  Stafford-version  dar. 


2  04  ^-  ^P'^'' 

Alle  geben  ausserdem  noch  die  ,  soweit  ich  sehe,  nur  in  M  2 
und  H3  überlieferte  inhaltsangabe  der   Conf.  Am. 

Wenn  ich  mich  in  dem  letzten  auf  das  Verwandtschafts- 
verhältnis  der  hss.  bezüglichen  abschnitte  sehr  zurückhaltend 
gezeigt  habe,  so  geschah  das  deswegen,  weil  eben  ein  sicheres 
und  endgültiges  resultat  erst  nach  erfolgter  vollständiger  kol- 
lation  aller  (nach  oberflächlicher  Schätzung  rund  i  200000  verse 
enthaltenden)  hss.  gegeben  werden  kann. 

Die  aufstellung  eines  sicheren  Stammbaums  wird  er- 
leichtert durch  die  länge  der  dichtung  (grosse  zahl  von  Vari- 
anten), erschwert  dagegen  durch  die  nur  geringe  bruchstücke 
enthaltenden  hss.,  durch  die  Zwitterhandschriften  sowie  durch 
diejenigen,  die  tilgungen  ursprünglicher  lesarten  aufweisen. 

T  e  X  t  f  r  a  g  e  n. 

Im  ganzen  genommen  hat  sich  der  im  alter  kränkelnde 
John  Gower  bei  der  Umarbeitung  seiner  englischen  dichtung 
die  arbeit  nicht  schwer  gemacht ,  die  Überarbeitung  ist  keine 
besonders  starke  gewesen  (mit  ausnähme  der  charakteristischen 
stellen  am  anfang  und  schluss  natürlich,  sowie  der  auslassungen 
und  Zusätze  der  »Stafford-version«  ,  wenn  diese  vom  dichter 
herrühren) ,  sodass  also  die  Versionen  der  Conf.  A??i.  in  ganz 
anderem  Verhältnis  zu  einander  stehen  als  beispielsweise  die 
verschiedenen  fassungen  von  Langland's  Piers  Pjowman.  Schon 
aus  diesem  gründe  dürfte  sich  also  ein  durchgehender  paralli-l- 
druck  aller  Versionen  nicht  empfehlen. 

Wir  sind  somit  vor  die  methodisch  sehr  wichtige 
frage  gestellt,  ob  eine  hs.  der  ersten  oder  zweiten  (oder  ev. 
dritten)  version  der  textgestaltung  zu  gründe  zu  legen  sei. 
Der  grundsatz ,  den  wir  im  allgemeinen  bei  einem  modernen 
autor  befolgen  würden  ,  nämlich  die  letzte  vom  Verfasser  be- 
sorgte ausgäbe  als  grundlage  zu  nehmen ,  scheint  mir  nicht 
ohne  weiteres  auf  die  ältere  zeit  übertragbar.  Denn  die  hss. 
entsprechen  in  der  regel  nicht  den  modernen  authentischen 
ausgaben,  denen  nur  originalhss.  gleichzuachten  wären,  (und 
ob  unter  den  erhaltenen  Gower-hss.  eine  originalhs.  ist ,  er- 
scheint mir  mindestens  zweifelhaft).  Wir  werden  also  die 
gute  der  hs.  als  wesentliches  moment  bei  der  wähl  der  version 
betrachten.  Nun  weisen  aber  alle  Versionen  recht  gute  hss. 
auf,  es  bliebe  also  da  durch  genaue  \ergleichung  festzustellen. 


Bisherige  ergebnisse  u.  weitere  aufg.iben  der  Gower-forschung  205. 

ob  eine  der  erhaltenen  hss.  (wenn  keine  sich  als  originalhs. 
herausstellen  sollte)  der  originalhs.  ihrer  version  besonders 
nahe  steht.  Das  ergebnis  dieser  vergleichung  würde  fast  allein 
ausschlaggebend  sein,  fast  allein,  denn  im  Interesse  der  angli- 
stik  scheint  mir  doch  noch  eine  gewisse  rücksicht  auf  die  aus- 
gäbe jMacaulay's  geboten.  M.  legt  i  die  (recht  gute)  hs.  der  B- 
version,  F,  seiner  ausgäbe  zu  gründe ,  und  da  er  die  korrek- 
turen  nach  den  hss.  lesen  kann,  wage  ich  nicht  an  der  Zuver- 
lässigkeit seines  abdruckes  zu  zweifeln.  Sollten  sich  nun  hss, 
anderer  Versionen  selbst  nur  als  fast  gleichwertig  heraus- 
stellen, würde  es  dann  nicht  sehr  im  Interesse  unserer  Wissen- 
schaft liegen,  eine  von  diesen  zu  wählen  und  damit  noch  eine 
Gower-hs.  mit  allen  ihren  eigentümlichkeiten  allgemein  zu- 
gänglich zu  machen.^  Ich  glaube  die  frage  bejahen  zu  dürfen, 
und  zwar  gerade  mit  rücksicht  auf  die  länge  der  dichtung  und 
auch  auf  das  Interesse  der  Verleger. 

Welche  hss.  würden  nun  voraussichtlich  als  ausgangs- 
punkt  für  die  textgestaltung  in  betracht  kommen.'^ 

Wenn  die  oben  gestreiften  mängel  aller  hss.  von  gruppe  I 
der  A-version  nicht  durch  anderweitige  Vorzüge  aufgehoben 
werden  sollten,  würden  sie  sämtlich  ausscheiden.  Sonst  dürfte 
unter  den  von  mir  eingesehenen  Ai,  A2,  B,  E,  L  und  vielleicht 
auch  R  die  au^wahl  zu  treffen  sein.  Innerhalb  der  zweiten 
gruppe  käme  vor  allem  B2  in  betracht,  weniger  J  und  j\Ii. 
B3  ist  eine  gute  hs.  aber  zwitter.  In  der  B-version  scheiden 
jedenfalls  aus  he,  Nv,  w  und  Ms  wegen  unvollständiger  oder 
mangelhafter  Überlieferung ,  h  1  als  direkte  abschrift  von  F, 
welches  entschieden  die  beste  hs.  der  B-version  ist,  auch 
gegenüber  Ni  und  H?,  die  beide  zudem  stark  beschädigt  sind. 
Von  den  hss.  der  Stafford  -  version  sind  H3  und  S2  minder- 
wertig, in  A?.  fehlt  leider  anfang  und  schluss,  in  T  (das  über- 
dies wahrscheinlich  auch  eine  zwitterhs.  ist)  fast  V'i  allein  S2 
scheint  nach  der  beschreibung  trotz  einiger  lücken  besonders 
beachtenswert  zu  sein.  Aus  der  zahl  der  andern  von  mir 
bisher  nicht  eingesehenen  hss.  stehen  noch  als  beachtenswert 
aus  B4,  K,  W. 

Im  kritischen  apparat  werden  selbstverständlich  alle  sinn- 
varianten  aus  den  hss.  sowohl  wie  aus  den  drucken  gegeben 
werden  und  ferner,  am  zweckmässigsten  vielleicht  im  druck 
äusserlich  von  ihnen  getrennt,  dialektische  lesarten,  soweit  sie 


2o6  H.   Spies 

sich  nicht  suinmarisch  abthun  lassen.  Besonders  interessante 
oder  sprachHch  wichtige  Schreibungen  sollen  bei  der  ortho- 
graphischen beschreibung  der  hss.  möglichst  berücksichtigt 
werden.  Auch  dürfte  sich  die  mitteilung  eines  längeren  ab- 
schnittes  aus  solchen  hss.  empfehlen.  Denn  gerade  jüngere 
hss.  weisen  bei  dem  stärkeren  hervortreten  der  Individualität 
des  Schreibers  vielfach  eigenartige  sprachliche  formen  auf. 
Man  könnte  dies  als  zu  sehr  ins  einzelne  gehend  vielleicht 
beanstanden,  doch  scheint  mir  der  Zeitpunkt  nicht  mehr  fern, 
wo  die  forschung  sich  auch  in  diesem  punkte  noch  mehr  \er- 
tiefen  und  die  entwicklung  der  Orthographie  mit  ihren  gelegent- 
lichen versehen  und  aus  wüchsen  in  höherem  masse  als  bisher 
für  die  historische  erforschung  der  spräche  nutzbar  machen 
wird.  Die  bei  der  kollation  aufgewandte  mühe  ist  gering  im 
Verhältnis  zu  dem  nutzen,  den  sie  vorarbeitend  für  eine  solche 
arbeit  gewährt. 

Nach  herstelkmg  des  kritischen  textes  und  kommentars, 
wird,  sozusagen  als  reife  frucht,  eine  zusammenfassende  dar- 
stellung  von  Gower's  spräche  und  verskunst  abfallen,  wo  sich 
gelegenheit  zur  erörterung  wichtiger  fragen  (wie  z.  b.  Verhältnis 
zwischen  dem  Französisch  und  Englisch  des  dichters,  geltung 
und  bedeutung  des  end-^  etc.)  bieten  wird. 

Die  benutzung  und  ausnutzung  des  ganzen  werkes  für 
wissenschaftliche  zwecke  soll  durch  ein  ausführliches  glossar 
möglichst  bequem  gemacht  werden.  Als  icJeal  schwebt  mir 
dabei  ein  Wörterverzeichnis  vor,  das  sämtliche  in  der  Ct^f//.  A?n. 
vorkommenden  Wörter  (einschl.  der  abweichungen  in  den  hss.) 
und  sämtliche  belegstellen  enthält.  Ich  für  meinen  teil  besitze 
ein  solches  bereits  für  eine  hs. ;  es  ist  streng  nach  dem  muster 
des  Thesaurus  linguae  Latmae  angelegt  und  wird  sich  zweifel- 
los als  äusserst  zweckdienlich  erweisen,  so  bei  der  herstcllung 
des  kritischen  textes ,  für  die  genaue  ermittlung  des  Wort- 
schatzes der  Co7if.  Am.  und  ferner  für  anderweitige  arbeiten 
aller  art.  An  Vollständigkeit  und  damit  auch  an  brauchbarkeit 
muss  es  bei  dieser  anläge  das  von  Macaulay  für  seine  ausgäbe 
geplante  glossar  weit  übertreffen. 

Neben  der  eingehenden  erforschung  und  Verwertung  der 
spräche  Gower's  wird  die  litterarhistorische  Würdigung  hergehen. 
Aus  Macaulay 's  einleitung  wird  sich  zunächst  ergeben,  wie  weit 
es  ihm  gelungen  ist,  neues  licht  auf  Gower's  leben  zu  werfen 


Bislierige  eiErehnisse  u.  weitere  aufgaben  der  Gower-forschunf 


207 


und  weiter,  durch  aufdeckung  des  Verhältnisses  zu  seinen 
quellen  überhaupt  und  klarlegung  seines  einflusses  auf  spätere 
autoren  dem  dichter  den  ihm  gebührenden  platz  in  der  eng- 
lischen litteraturgeschichte  anzuweisen.  Daran  wird  die  weitere 
forschung  anzuknüpfen  haben. 

Eins  aber  ist  sicher,  was  ich  schon  im  anfang  meines 
aufsatzes  ausgesprochen  habe.  Der  erfolg  bei  der  lösung  der 
vielen  in  betracht  kommenden  fragen  hängt  ganz  und  gar  von 
der  grundlage  ab ,  auf  der  ihre  lösung  versucht  wird.  Die 
ergebnisse  werden  um  so  reichere  sein ,  je  mehr  sie  im  Zu- 
sammenhang mit  einander  behandelt  werden,  und  je  grösser 
die  Vollständigkeit  des  verwerteten  materials  ist ,  ganz  abge- 
sehen davon,  dass  die  Wissenschaft  heutzutage  diese  Vollständig- 
keit berechtigtermassen  als  grundbedingung  stellt.  Der  von 
mir  aufgestellte  und  näher  ausgeführte  plan  einer  kritischen 
neuausgabe  der  Conf.  Af/i.  mit  ihren  vorarbeiten  und  folgerungen 
sucht  diesen  grundsätzen  gegenüber  der  englischen  ausgäbe 
nach  möglichkeit  rechnung  zu  tragen.  Möge  ihm  die  wohl- 
wollende billigung  und  freundliche  Unterstützung  der  fachge- 
nossen zu  teil  werden  ! 

Nachtrag    zu    seite    163  — 170. 

Caxton  sagt  im  Book  of  Curtcsye  (gedr.  um  1477—8) 
über  Gower  nach  der  einen  fassung : 

»Redith  Gower  in   bis  writyng  moralle, 

That  aiincient  faders  memorie, 

Redith  his  bokis  clepidc  »confessionale«, 

Wj'th  many  anodir  vertuous  tretie, 

Füll  of  sentence  satte  so  friitously, 

That  them  to  rede  shall  yeue  you   corage, 

So  is  he  fülle  of  sentence  and  langage.« 
(ed.  EETS.  Extra  Series  III  vers  323  Strophe  47). 

Eine  kurze  erwähnung  Gower's  ist  zu  finden  in  The  Pil- 
grijnage   to  Pariicissus ,    with    the    two    parts    of    the  Return  from 
Parnassus  ed.  Macray  Oxf.    1886  p.   58  z.    1048: 
Ingenioso:    My  pen  is  your  bounden  vassal  to   cotnmande.    Bat  what 

vayne  would  it  pleasc  you  to  have  them  in  ? 
Gullio :  Not  in   a  vaine  veine  (prettie,  i'   faith; :   make  mee  them 

in  two  er  three  divers  vayns  in  Chaucer's,  Gower's  and 

Spencer's  and  Mr.   Shakspeare's. 


2o8  W.  Bang,  Dekker-stiidien 

Dryden  im  vorwort  zu  den  fabeln  Lond.  l/OO  The 
Verse  of  Chaucer ,  I  confess ,  is  not  Harmonious  to  us ;  but 
'tis  like  the  Eloqiience  of  one  whom  Tacitus  commends ,  it 
was  auribus  istius  temporis  accommodata :  They  who  liv'd 
with  him,  and  some  time  after  him,  thought  it  Musical;  and 
it  continues  so  even  in  our  Judgment ,  if  compar'd  with  the 
Numbers  of  Lidgate  and  Gower  his  Contemporaries :  There 
is  the  rüde  Sweetness  of  a  Scotch  Tune  in  it,  which  is  natural 
and  pleasing,  though  not  perfect.  <: 

Göttingen,  Febr.    1900.  Heinrich  Spies. 


DEKKER- STUDIEN. 


i. 


Prolegomena  zur  geschichte  der  Pleasant  Comodic  of  Paiicnt  Grissill}) 

Dekker  —  Ben  Jonson.  Ben  Jonson  —  Will  Kempe.  Shakespeares  Mcrry 

Wives  of  Windsor.     Kyds   Spanish   Tragedy. 

Dass  die  im  jähre  1603  anonym  in  London  erschienene 
Pleasant  Comodic  of  Patient  Grissill  nicht  ausschliesslich  das  pro- 
dukt  gleichzeitiger,  gemeinsamer  arbeit  Chettle's, 
Dekker's  und  Haughton's  sei ,  ist  meines  wissens  zuerst  von 
Collier,  Hist.  Engl.  Dram.  Poet.  III  236  ausgesprochen  worden: 
»I  apprehend  that  in  this  case,  as  in  many  others,  Joint  author- 
ship  has  been  attributed  to  different  poets  who  were  not  con- 
cerned  in  the  production  of  a  play  at  the  same  time.  Thus, 
in  the  present  instahcc,  the  hrst  drama  upon  the  well  known 
Story  of  Griselda  may  have  been  written  by  Chettle;  and 
Dekker  and  Haughton,  at  a  subsequent  period,  may  have 
made  additions  to  it,  for  the  sake  of  giving  it  variety  and 
novelty,  and  rendering  it  more  pop)ular  when  it  was  revived.- 

Dafür  dass  die  Ouarto  1603  nur  eine  Überarbeitung  und 
erweiterung    des    ursprünglichen    Stückes    ist  —  dass    sie  sich 


1)  Hübsch's    dankenswerte  ausgäbe    in  Eilanger  beitr.  heft    15  ist  den  fol- 
genden benierkungen  zu  gründe  gelegt  worden. 


Dekker-studien  209 

also  zu  diesem  ungefähr  verhält,  wie  die  O.  161 6  des 
]\Iarlowe'schen  Faustus  zur  ed.  1604  —  dafür  liegen  eine  an- 
zahl  unzweideutiger  beweise  vor : 

I.  "Mit  V.  155  tritt  der  schwatzhafte  Babulo  [to  babble) 
auf  und  nachdem  er  eine  zeit  lang  seinem  namen  ehre  gemacht 
hat,  sagt  Janicola  zu  ihm,  v.   117  ff.: 

Let  not  thy  tongue  goe  so  :  sit  downe  to  worke, 
And  that  cur  labour  may  not  seeme  to  long, 
VVeele  cunningly  beguile  it  with  a  song. 
Es  folgt  dann  der  Song:  zweimal,  in  vv.  182  und  192, 
steht  vor  dem  refrain  dieses  Song  die  bühnenweisung  'Fool{c)-., 
die  bisher  verschiedentlich  gedeutet  wurde;  es  ist  aber  meines 
erachtens  ganz  zweifellos,  dass  dieses  Fook  sich  auf  Babulo 
bezieht,  er  also  den  refrain,  der  närrisch  genug  ist,  allein  zu 
singen  hat.  So  sagt  Janicola  zu  Babulo  in  v.  99 :  goe,  foole, 
cease  this  vaine  talke  etc.;  cf.  v.  965,  wo  Furio  zu  ihm  sagt: 
goe  looke,  sirra  foole  etc.,  wie  es  z.  b.  in  v.  1767  heisst:  sirra 
Scholler  (zu  Laureo);  an  andern  stellen  kann/ft^/f  auch  Schimpf- 
wort sein.  Das  heisst  mit  andern  werten:  im  ursprünglichen  stück 
trat  der  Foole  auf;  diese  bezeichnung  ist  irrtümlicherweise  in 
vv.  182,  192  stehn  geblieben;  die  neubearbeitung  gab  dem 
Foole  den  namen  Babulo. 

II.  Der  marquesse  verleiht  zweimal  einem  gedanken  aus- 
druck,  der  dem  ganzen  tenor  der  grisildensage  vollkommen 
widerspricht: 

V.    1292  :      When  I  require  them  (the  wandes)  backe,  then  will  I  shew 

How  easily  a  man   may  tame  a  shrew. 
V.    2159:      ...   ile  haue  my  will  and  tame  her  pride, 

lle  make  her  a  seruant  to  my  bride. 

lulia,  Ile  bridle  her.') 
Dieser  gedanke,  der  von  v.  Westenholz  und  Hübsch 
verschieden  interpretiert  wurde,  kann  nur  aus  dem  gründe  in 
die  Überarbeitung  aufgenommen  worden  sein,  um  die  haupt- 
handlung  auch  äusserlich  mit  der  nebenhandlung  Sir  Owen- 
Gwenthian  zu  verknüpfen.  In  der  that  wurde  ja  dieses  under- 
plot  nur  deshalb  aufgenommen,  um  einen  gegensatz  zur  haupt- 
handlung  zu  bilden.  Ähnlich  —  das  sei  hier  gegen  Collier, 
1.  c.  III  237  bemerkt  —  wurden  schon    in  der  ursprünglichen 


')  cf.  vv.  2,551  ff.,    wo    der    gedanke    nicht  so  scharf   formuliert  erscheint. 
J.  Hoops,  Englische  Studien.  28.  2.  I4 


2IO  "  W.  Bnng 

redaktion  die  der  Grisildensage  fremden  personen  Laureo  und 
Foole  verwendet,  um  einen  gegensatz  zu  der  ewig  zufriedenen 
Grissill  und  ihrem  nicht  aufmuckenden  vater  Janicola  zu  haben. 

III.  Was  der  Marquesse  in  vv.  2174  ff.,  im  wesentlichen 
sich  an  personen  der  beiden  nebenhandlungen  wendend,  sagt, 
ist  offenbar  nur  eine  störende  Wiederholung  der  vv.  2309  ff., 
die  nach  der  bühnenweisung  vor  v.  2309  speciell  an  Lepido, 
Onophrio,  Urcenze,  Farneze  und  Mario  gerichtet  sind.  Alle 
diese  personen  —  mit  einziger  ausnähme  von  Lepido,  der  der 
Überbringer  der  nachricht  (v.  2176)  war  —  hätten  jedoch  die 
neuigkeit  schon  aus  vv.  2174  ff.  wissen  müssen,  wenn  diese  im 
ursprüngl.  stücke  gestanden  hätten! 

IV.  Die  vv.  2530 — I,  vom  Marquess  gesprochen, 

Our  pardon   and  cur  loue  circle  thee  round 
Lots  all  to  banquet,  mirth  our  cares  confound 
bilden    einen    im    älteren   drama    sehr    beliebten    schluss;    vgl. 
Greene's  Orlando,  Friar  Bacon,  James  IV,  Alphonso,  George- 
a-Greene  etc. 

Alles  auf  v.  2531  folgende  steht  mit  der  geschichte  der 
Grissill  nur  in  sehr  losem  Zusammenhang,  und  bezieht  sich 
eigentlich  nur  auf  Sir  Owen  und  seine  liebenswürdige  Gwen- 
thian.  Ich  nehme  also  an,  dass  die  erste  redaktion  mit  v.  2531 
abschloss. 

Ich  denke  dass  das  zusammenwirken  der  obigen  aus- 
führungen  darnach  angethan  ist,  die  richtigkeit'der  Collier'schen 
ansieht  im  allgemeinen  zu  beweisen.  Demnach  waren  die 
beiden  nebenhandlungen  dem  ursprünglichen  stücke  fremd, 
dessen  Personalbestand  sich  zusammensetzte  aus :  Marquesse, 
seinem  bruder  Pavia,  Janicola,  Grissill,  Laureo,  Babulo  und 
seinem  boy,  Furio,  den  beiden  kindcrn  und  lords,  attendants 
o.  ä.,  deren  namen  möglicherweise  schon  die  1603  gebrauchten 
waren :  bes.  Mario  imd  Lepido,  die  gegensätze  zu  Furio,  da 
sie  in  poetischen  teilen  schon  vom  IVIarquess  namentlich  an- 
geredet werden. 

Von  diesen  Charakteren  hat  nur  Laureo  eine  Verschiebung 
erfahren,  da  er  durch  die  zugäbe  der  vv.  2202 — 2263  in  der 
neubearbeitung  erst  zu  dem  geworden  ist,  was  Hübsch  in  ihm 
sieht  (1.  c.  p.  XXIV:  »in  [ihm]  .  .  .  soll  wohl  der  dunkel  der 
Scholaren  gegeisselt  werden,  die  im  praktischen  leben  gar 
nicht  zu  Gebrauchen  sind«).      Dass  aber  diese  scene  (vv.  2202 


Dekker-studien  2  1 1 

bis  63)  späterer  ziisatz  ist,  geht  einmal  aus  der  ausdrücklichen 
angäbe  in  2221  >  but  1599^  —  am  19.  Dez.  1599  bezahlte 
Henslowe  3  £  an  die  drei  autoren  —  hervor,  sodann  aber 
aus  dem  Wortlaut  der  vv.  2242  -4: 

Such  are  cur  banckrouts  and  cur  fugitiues, 
Scarse  hauing  one  good  leg,  or  one  good  limbe 
Out  run   their  creditors,   and  those  they  wrong, 
womit  zu  vergleichen  ist  Dekker's  Seveti  Dcadly  S'uis  0/  London 
(1606),    ed.    Arber    pp.    11  — 18    »Politick    Bankruptisme  <    und 
p.    25:    »Scarce    was    his    (Caualiero    Candle-light's!)    entrance 
blown  abroad,  but  the  Bankrupi,  the  Fellon,  and  all  that  owed 
an\'  monv  and  for  feare  of  arrests^  or  lustices  Warrants,  had  like 
so  many  Snayles  kept  their    houses    ouer    their    heads    al   the 
day  before,    began   now  to  creep  out    of    their    shels,    and    to 
stalke  vp  and  down  the  streets«   etc.     Die  ganze    scene    trägt 
im  übrigen  das  gepräge  Dekker's;  vv.  2223  ff.     Ich  stehe  also 
auch  nicht  an,  sie  Dekker  zuzuschreiben. 

Diese  Überlegung  führt  naturgemäss  zu  der  allgemeinen 
frage  nach  den  teilen,  welche  meiner  ansieht  nach  dem  ur- 
sprünglichen stücke  angehörten.  Nicht  zu  dem  alten  stücke 
gehörten  auf  jeden  fall  die  meist  in  prosa  verfassten  scenen 
der  nebenhandlungen.  Von  andern  teilen  kann  es  zweifelhaft 
sein,  ob  sie  von  Chettlc  oder  Dekker  resp.  Haughton  her- 
rühren. Hier  auf  den  ersten  wurf  etwas  bestimmen  zu  wollen, 
wäre  tollkühn. 

Ein  besonders  zweifelhafter  teil  beginnt  mit  v.  368  und 
endet  mit  v.  420  (421 — 4  können  alt  sein  und  sind  es,  für 
mich  wenigstens,  sicher;  425 — 754  sind  neu).  Gründe,  die 
ge^en  das  alter  dieser  scene  sprechen,  sind  die  folgenden: 
I)  wir  sahen,  dass  im  ersten  entwurf  ßabulo  nur  als  Foole 
auftrat;  in  v.  385  fragt  der  Marquesse :  »What's  his  name< 
worauf  Babulo  antwortet  -Babulo,  Sir,  is  my  name«.  Mit  der 
einsetzung  von  Foole  für  das  neuere  Babulo  kommen  v.ir  nicht 
weiter.  Die  ganze  frage  steht  überhaupt  im  Widerspruch  mit 
vv.  134  —  5,  ^^'^  denen  hervorgeht,  dass  der  Marquesse  im 
hause  des  Janicola  öfter  eingekehrt  war  —  und  zwar  ver- 
kleidet, sodass  es  weiter  nicht  auffallend  ist,  dass  vv.  370  ff. 
Babulo  ihn  nicht  gleich  erkennt.  2)  scheinen  die  vv.  414 — 15 
mit  vv.  140 — 50  in  Widerspruch  zu  stehen  (?).  3)  wir  sahen 
oben,   dass  v.   2220 — i     von  Dekker    herrühren;    sie  enthalten 

14' 


212  W.  Bang 

den    ausdruck :    wonders    not  of    nine    daies ;    ebenso    enthält 
V-  403—4  wonder  .  .  .  wil  last    but    nine    daies,    stammt    also 

höchst  wahrscheinlich  aus  der  feder  Dckker's. 

Von  den  folgenden  scenen  sind  : 

vv.      755—  932  alt.  vv.    1886  — 2152   neu. 

933—   973   neu.  2152  — 2157   wohl  alt. 

974—1104   zum    teil    wohl  2158—2262   neu. 

alt.  2263—2321?  alt,  aber  wohl 

1 105  —  1276   neu.  überarbeitet. 

1277— 1289   alt.  2322  —  2347   neu. 

1290— 1410  neu.  234S-2396  z.  t.  alt.') 

1411 — 1672   alt.  2397  —  2531     alt     aber     sehr 

1673— 1700  von  Dekker.  starkvonDekker 

1701-1745?     von     Dekker  überarbeitet. 

überarbeitet.  2532—  schluss  neu. 
1746  — 1885  von  Dekker. 

Auf  grund  der  noch  recht  häufig  eingestreuten  reime  und 
der  zahlreichen  endstopt  lines  wäre  ich  geneigt,  die  alten 
teile  in  die  jähre  1590 — 94  zu  setzen;  doch  ist  hier  nichts  be- 
stimmtes auszumachen!  Es  sei  denn,  dass  die  erwähnung 
der  »seauen  deadly  sins  in  v.  199 — 202  auf  Tarletons  gleich- 
namiges stück  hinweist,  das  im  jähre  1594  aufgeführt  wurde 
(cf.  Fleay,  Chron.  Hist.  pp.  23,  296).  Dass  die  7  sünden  mit 
denselben  namen  im  Faushis  vorkommen,  ist  belcannt  —  ebenso, 
dass  die  betr.  scene  von  vielen  für  »eingeschoben«  gehalten  wird. 


^)  Warum  fragt  in  v.  2375de1-Marq11es.se:  What  fellow  is  this  (Laureo)? 
Er  musste  ihn  doch  kennen?  Oder  sollen  wir  noch  einen  schritt  weiter  gehen, 
und  fast  das  ensemble  der  Babulo-Laureo-scenen  dem  alt.  stück  ab.spiechen?  Es 
Hesse  sich  ja  mancherlei  für  eine  solche  annähme  anführen;  so  ist  in  v.  966  vom 
ship  of  fooles  die  rede;  in  seinen  7  deadl.  Sins  sagt  Dekker  (p.  37):  .  .  .  Fooles, 
In  whose  Ship  whilest  they  all  are  sayling.  [Korrektur-note:  ausdrücke  von  der 
bildung  der  folgenden ////i?7i/  of  idlenes,  doake  of  hypocrisie,  doake  of  honesly  17.] 7— 8 
finden  sich  hundertmal  bei  Dekker;  vgl.  nur  egg  of  iniquity,  We.stw.  Ho!  II  l, 
p.  217;  breeches  of  conscience,  petticoal  of  her  cstale  und  smock  of  her  charity  in  Viig.- 
Mart  II  3,  pj).  y  -  10 ;  Jieedle  of  necessiiy  ibid.  III  ,3,  p.  14,  sowie  iron  goose  of 
mortalUy,  stiburhs  of  conscience,  zvalls  of  honesty  ibid.  p.  15;  ivorking-Jay  robes  of 
humility  in  Sun's  Darling,  I  l,  p.  171.  Ferner  kann  auch  to  serve  in  1876  von 
dem  bibelfesten  Dekker  stammen  (cf.  Northw.  Ho  !  I  3  you  may  kill  a  calf  for 
htm  (=  prodigal),  im  hinweis  auf  den  verlorenen  söhn) ;  cf.  7  deadl.  Sins ,  ed. 
Arber,  p.  46 :  they  seiu'd  you  seuen  yeeres  to  pick  vp  a  poore  liuing  etc.] 


Dekker-studien 


213 


Relativ  einfacher  liegen  die  Verhältnisse  bei  den  neueren 
teilen,  da  wir  hier  die  folgenden  daten  haben: 

1.  vor   19.  Dez.    1599  (Hensiowe). 

2.  26.  Jan.   1599  —  60  (Hensiowe). 

3.  28.  i\lärz   1599—50  (S.  R.). 

4.  1603  erscheint   »Grissill«. 

Dieselben  können  uns  hier  und  da  leiten.  Zunächst  ist 
festzuhalten,  dass  Ben  Jonsons  Every  man  out  of  his  hmnour  im 
März  —  April  1600  aufgeführt  worden  sein  muss.  Die  sonder- 
bare Übereinstimmung  Emulo-Owen  (Griss.)  und  Brisk-Lucu- 
lento  (Ev.  m.  out)  ist  längst  aufgefallen;  Small  (Stage-Quarrel, 
Breslau  1899,  p.  43)  bemerkt  dazu:  >  It  is,  to  say  the  least, 
extremely  improbable  that  two  dramatists  should  have  hit 
upon  a  fictitious  story  of  this  sort  independently,  or  that  one 
should  have  dared  to  steal  from  the  other  so  striking  a  tale.« 
Die  Sache  wird  noch  viel  unheimlicher,  wenn  man  Griss. 
vv.  444  :  as  a  gallani  whome  I  know,  cozens  others :  for  my 
briske  spangled  bahie  will  come  into  a  Stationers  shoj),  call 
for  a  stoole  and  a  cushion,  and  then  asking  for  so?nc  greeke  Poet,  to 
him  he  falles,  and  there  he  grumbles  God  knowes  what,  but 
Ile  be  sworne  he  knowes  not  so  fnuch  as  one  Char acter  of  the  tonguc"^ 
vergleicht  mit  E.  man  out  III  i  (Giff.  p.  46):  >'The  other 
monsieur,  Clove,  is  a  fnore  spiced  youth;  he  will  sit  you  a  whole 
afternoon  sometimes  in  a  booksellers  shop,  reading  the  Greek, 
Italian  and  Spanish,  \vhen  he  utiderstands  not  a  word  of  either. « 
Clove  selbst  spricht  1.  c.  p.  47  von  the  souFs  synderhis,  womit 
man  Griss.  v.  493  sintheresis  of  the  soule^)  vergleiche;  cf.  ferner 
die  ausdrücke  swect  lady,  sweet  Signior  (v.  490  etc.)  Fastidioiis 
V.  492  die  sich  nur  auf  Ev.  m.  out  beziehen  können,  sowie 
v.  501  to  take  Tobacco  well  und  dazu  B.  Jons.  Ev.  m.  out  III 
3  ganz. 

Diese  Übereinstimmungen  sind  derartig,  dass  wir  un- 
bedingt annehmen  müssen,  Ben  Jonson  sei  der  Verfasser  von 
Grissill  vv.  425  —  511  13  und  vv.  1105  — 1215!  Denn  es  giebt 
gar  keine  andere  erklärung  für  dieselben.-)    B.  Jonson,  der  auch 


M  cf.  Small,  1.  c.  45  riniu.   l. 

^)  Oder  ist  die  ganze  scene  doch  von  Dekker  und  beruht  auf  ihr  der 
Vorwurf  des  Plagiat's,  den  Ben  Jonson  im  Poetaster,  V  \  (p.  129)  gegen  Dekker 
erhebt?!  Dekkers  antwort  darauf  könnte  in  Satirom.  liegen  p.  201  Demetrius 
shall  write    thee  a  Scene   or  two,    in  one  of  thy  strong   garlicke  Coniedies    und 


214 


W.  Ban" 


sonst  mit  Dekker  zusammengearbeitet  hatte,  arbeitete  mit  ihm 
und  Haughton  auch  Chettle's  Grissill  um ;  nehmen  wir  an 
Sommer  1598 — 99;  darauf  brach  der  W'ar  of  the  Theatres  aus 
und  B.  Jonson  wurde  von  Henslowe  nicht  mit  den  drei  anderen 
autoren  bezahlt.  Diese  annähme  erklärt  es  am  einfachsten, 
warum  Grissill,  obwohl  am  28.  März  1599 — 1600  eingetragen, 
doch  erst  1603  erschien.')  Ben  Jonson  seinerseits  genierte  sich 
nicht,  .  sein  geistiges  eigentum  anderweitig  zu  bemitzen^)  — 
obw'ohl  die  ganze  duellgeschichte  gegen  den  unbekannten 
Luculento  an  salz  verliert,  während  sie  bei  Emulo  —  Sir  Owen 
sinn  und  verstand  hat.^) 

Am  26.  Jan.  1599/1600  kaufte  Henslowe  ein  costüm  für 
Grissill;  am  28.  März  wurde  Grissill  eingetragen;  zwischen 
diesen  beiden  daten ,  wahrscheinlicher  nach  dem 
letzten,  wurde  vor  dem  druck  eine  scene  oder  wenigstens 
eine  bemerkung  eingeschoben,  die  auf  Kempe's  berühmten 
tanz  sich  bezieht:  514  he  would  daunce  a  morrice  rarely  if 
hee  were  hung  with  belles.  Im  April  1600  erschien  nämlich 
Kempe's  Ninc  day's  wonder,  performed  in  Morrice  from  London  ta 
Norzüich  (E.  G.  VII,  pp.  15  ff.).  Vielleicht  bezieht  sich  auch 
das  zweimalige  nine  daies  wonder  auf  diesen  titel  (2220—  i  ; 
403 — 4);    »of  1599«    in  2201"^)    kann    sich,    da  der  tanz    vom 


p.  261  you  shall  sweare  not  to  buiubast  out  a  new  Play,  jv<ith  the  ol'ie,  lynings 
of  lestes,  stolen  from  the  Temples  Keuels  (cf.  auch  Poetaster  p.  121  [IV  2] 
Horace !  he  is  a  mere  .sponge  etc.  etc.  und  dazu  wieder  Satiroin.  p.  211:  able  to 
beare  away  any'  mans   iestes  in   England). 

1)  cf.  auch   Collier,  III  390  anni. 

^)  Vielleicht  wurde  Dekker  erst  durch  diese  hamllungswei.se  Ben  Jonsons, 
die  ihm  ja  ganz  ähnlich  sehen  würde,  veranlasst,   gegen   ihn   partei  zu   ergreifen* 

2)  Aus  dieser  erklärung  der  Sachlage  geht  zunächst  für  den  Stagequarrel 
hervor,  dass  Fastidious  Brisk  nicht  Dekker  sein  kann !  Small  hat ,  wie  .so  oft, 
auch  hier  das  richtige  von  ganz  anderen  positionen  aus  erreicht.  Jetzt  wird  es 
aber  weiter  deutlich,  warum  in  Dekkers  Satiromastix  „Ev.  man  out"  „is  never 
mentioned  with  bittei'ness"  (Small,  \).  30)!  Übrigens  können  Fleay  und  Small 
Grissill  v.  445  nicht  aufmerksam  gelesen  haben,  dann  />riske  spaugled  hahie  ht7Äe:\\\. 
sich  nicht  auf  Emtdo,  sondern  auf  galhvit  in   v.  404. 

^)  In  2214  (cf.  1055)  sagt  Babulo:  I  ivas  a  traiicllcr ;  in  2221  sagt  er 
dann ,  um  das  zu  beweisen :  /  hmic  seene  vnder  JoJm  Prester  and  Tamer  Catns 
people,  with  lieds  like  Dogs.  Natürlich  steht  John  Preskr  für  Prester  yohft;  dann 
ist  es  aber  selbstverständlich,  dass  Babulo  auch  Tamer  Cam  beabsichtigte,  wie  es 
B.  Jonson,  Discoveries ,  p.  748  gebraucht;  loith  the  Tamer  -  laues ,  and  Tamer- 
chams   of   the    late    age  1     Hier    ist    chatiis   der   plural  von   cham  =  türk.  kagan. 


Dekker-studien 


215 


II.  Febr.  bi.s  8./11.  März  1599  1600  ausgeführt  wurde,  sehr 
gut  darauf  beziehen  ;  cf.  Ev.  man  out  IV  6,  Giftord,  p.  59 : 
would  I  had  one  of  Kemp's  shoes  to  throw  after  you.  Zu  dem 
witz  Babulo's  vgl.  Sh.  CH  6,  III  2,  113  — 14.  —  Dass  besonders 
Dekker,  der  in  dieser  zeit  mit  Shakespeare  eng  befreundet 
war,  die  gelcgenheit,  Kempe,  der  Shakesp.  truppe  verlassen 
hatte,  lächerlich  zu  machen,  benutzt  haben  sollte,  ist  an  mid 
für  sich  keineswegs  unwahrscheinlich.  Doch  bleibt  diese  an- 
gelegenheit  eine  Vermutung ,  da  Kempe's  n  a  m  e  \)  nicht  ge- 
nannt ist,  und  der  ausdruck  nine  days  wonder  sonst  oft  genug 
vorkommt. 

Grössere  Sicherheit  der  resultate  im  einzelnen,  besonders 
in  der  Zuweisung  der  Übergänge  von  alten  zu  neuen  partieen 
etc..    wird  sich  vielleicht  später  noch  erreichen    lassen   —  ob- 


kan  ^  klian ;  cf.  Tniubuil.  I,  v.  206.  Doch  ist  es  auch  möglich,  dass  der 
drucker  Cams  Kw  Laine  veiins ;  mir  allerdings  ganz  unwahrscheinlich;  cf.  Collier 
III,  pp.  104 — 5.  Die  im  text  der  Grissill  unsinnige  form  Cams  für  Cam  muss 
ihr  s  daher  haben,  dass  der  schreib^r  die  enden  seiner  vvörtei"  mit  einem  Schnörkel 
versah,  die  der  drucker  für  s  I:is ,  cf.  2512  beastcs ;  Hübsch's  anm.  zu  156.  (Zu 
dem  plural-j  im  AVelsh  Engl.  cf.  Dods.  XIII  65).  —  Die  kenntnis  des  Prester 
John  kann  Dekker  nur  aus  Mandeville  gehabt  haben,  der  im  jähre  1568  in 
London  erschienen  war  (cf.  Cordiers  höchst  fleissige  Mandevilie-Bibliographie  im 
'l'oung  Pao,  Leiden,  vol.  II.  p.  3l6;  von  l670  an  erscheint  Prester  John  auf 
den  titeln  der  engl,  edd.)  respective  aus  R.  Hakluyt's  reisen,  die  1,089  und  1599 
erschienen ;  ich  kann  dieselben  hier  nicht  einsehen ;  doch  enthalten  sie  nach 
d'Avezac,  Relat.  des  Mongols  etc.,  Paris,  1838,  p.  6,  anm.  2  „en  tout  ou  en 
partie,  Jean  du  Plan  de  Carpin",  welcher  p.  259  der  ausgäbe  d'Avezac's  vom 
Johannes  -  Presbyter  spricht  (cf.  d'Ave/.ac,  pp  151  ff.).  Aus  derselben  quelle 
stammen  denn  auch  die  people,  wilh  heds  like  Dogs  (d'Avezac,  jip.  97  u.  282);  auf 
eine  andere,  mir  eben  nicht  erinnerliche  quelle  weist  Tomaschek  hin,  ohne  sie  zu 
eitleren,  in:  Kritik  d.  alt.  nachr.  über  den  skvth.  norden  II  (WSB,  II7)  p.  69: 
„Bei  späteren  heissen  die  Samogedi,  quia  habent  faciem  ut  canis ,  Cynocephali'^ 
(ich  denke,  Tomaschek  citiert  den  Schwindler  Mandeville  oder  Rubriquis ,  die 
wir  hier  nicht  besitzen).  Citiocephalus  schilt  Tucca  den  Horace  im  Satiromast. 
Dekkers  Works  London,  '73,  I  23.5.  In  Shom.  Hol.  (p.  73)  erwähnt  Dekker 
selbst  Tamar  Chams  beard,  während  er  p.  72  von  Tamherlaine  redet  (siehe  Fleay, 
pp.  16.  361  ;  Fleay's  quelle  ist  mii-  unzugänglich);  cf.  Tamor  Cham  m  Satiromast. 
f).  258,  weiter  Old  Fortunatus  pp.  104.  109,  wo  auch  Prester  John"  erwähnt  wird 
(cf.  Dodsl.  XII,  229.  337).  Ich  sehe  nachträglich,  dass  schon  Hippe,  E.  stud.  XX, 
p.  108  die  identität  von  Prester  John  erkannt  hat.  Auf  Cordiers  erwähnte 
bibliogr.  mache  ich  übrigens  nochmals  ausdrücklich  aufmerksam,  da  sie  von  Ang- 
listen leicht  übersehen  werden  kann  (cf.  z.  b.  Morris,  Speciniens*  II  326,  wo  sie 
einen  schönen  platz  gehabt  hätte!). 

>)  Ebenso  in   Westward  Ho  V    1   (p.  237,  Dyce). 


2i6  ^^'-  B'^'ig 

wohl  hier  ungemein  viel  dem  subjektiven  gcfühl  überlassen 
bleibt.  Da  ich  das  meinige  nicht  für  massgebend  halten  kann, 
so  überlasse  ich  diese  Scheidung  einem  glücklicher  veranlagten 
und  wende  mich  zum  überlieferten  text  der  »Grissilh  ;  denn 
so  lange  dieser  nicht  genau  festgelegt  ist  und  bis  in's  kleinste 
detail  hinein  verstanden  wird,  ruht  alles  auf  einem  unsicheren 
unterbau. 

1.68:  cutti/ig  age  ^=  betrügerische  zeit;  schwindel-jahrhundert ; 
cf.  Nares  s.  v.  cutter,  cuitifig ;  Schmidt,  Sh.-L.  s.  v.  cuttlc ;  Ward"', 
Greene,   Friar  Bacon,   p.    238. 

204:  starke  beggers.  Was  Hübsch  eigentlich  in  seiner  anmcrk. 
will,  ist  mir  nicht  klar  geworden;  they  are  starke  beggars  bezieht 
sich  auf  die  neun  musen,  die  den  sieben  sünden  gegenüber,  als  arm, 
bettelhaft  dargestellt  werden  sollen ;  also  ist  in  ihrem  dienste  nichts 
zu  verdienen;  die  richtige  Übersetzung  wäre:  gaiizr,  vollendete  bcttler.i) 

218:  icuvlcls  deuill :  this  angell  of  golde;  cf.  Webster,  Duchess 
of  Malfi  I    I    (Dyce,   p.   62): 

Take  your  devils  [der  herzog  hatte  ihm    gold    gegeben], 
Which  hell  calls  angels  etc. 

397:  ///;'  mans  simplicitie;  //y  ist  nicht  mit  Hippe,  Engl.  stud. 
20,  108  in  this  zu  ändern;  cf.  399:  //y  mistresse.  iM?«  bezeichnet 
nicht  nur  im  allgemeinen  einen  diener,  sondern  auch  einen  zu  einem 
handwerks-meister  in  abhängigkeitsverhältnis  stehenden  »gesellen«; 
so  heisst  es  bei  Greene  Looking-glass,  Dyce,  p.    1.33: 

Smith:    What,   beat  thy  tnasfcr,  knave? 
Adam:     What,   beat  thy  moji,  knave? 

Die    frau    des    Smith    redet    Adam    als    »mistress«    an:     »Frau 

meisterin.«      Da  Janicola's  frau  tot  ist,   ist  Grissill  Babulo's  meisterin. 

408  :    giue  her  the  helles,  let  her  flye.     cf.    Webster,  The   White 

Devil,  Dyce  p.  30 : 

....  l'll  givc  you  the  bells, 
And  /(•/  you  fly  io  the  devil. 

Flaminco  setzt  dazu:   Ware  hawk,  my  lord. 
Ebenso  in  Northward  Ho  !     Dyce,  p.   272: 

Alhim:  But  now  slie  knows  she'.s  chscovered,    she'll  takc  her  bells 
and  ßy  out  of  otir  reacli. 

Capt.  Jen.:    Y\s  with  her  pells!  etc.    [cf.   unten    anm.  zu  v.  .tIS]. 
Cf.   ferner  Dekkers  Whore  of  Babylon  (II   249): 


^)   cf.   Northward  Ho!   IV   2   (r\vce   p.   272):   she  niade  a  stark  ass  of  my 
coach-horse. 


Dekker-studier 


217 


Tliis  Owle  (=    Campeius).  that   diel   not  loue  your  sacred   lighl, 

Stole  or'e  the  Seas  by   darknes,  and   was  lield 

In  Babilon  a  bird   of  noble  flight : 

Tliey  tourn'd  him  to  a   goshawke,   fether'd  him 

Arni'd  him   with  tailents,   >S:  tlien  gaue  hivi  hels 

And  liither  charg'd  him  ßy  etc. 
479:  hee's  nothing:  purffe^  reeke;  \\es  purße  reeke  :  Tand  tind 
dunst ;  vgl.  übrigens  die  beschreibung,  die  Fast.  Brisk  in  Ev.  man 
■out  IV  4  (p.  57")  von  seinen  kleidern  giebt :  cuts  my  brims,  which 
by  good  fortune,  being  thick  cmbroidered  with  gold  twist  and 
spangels,  disappointed  the  force  of  the  blow  :  ncvertheless,  it  grazed 
on  my  Shoulder,  takes  me  awaj'  six  pur h  of  an  Italian  cut-work 
band  etc.;   cf.   Grissill   11 26   fif. 

490:  sweet  Signier;  cf  Dekkers  Old  Fortimatus  (I,  p.  140), 
wo  Shaddow  den  Andelocia  zu  wecken  sucht  mit  den  werten  : 
Scignior,  Sir,  Monsieur,  sweete  Seigmor  :  this  is  the  language  of  the 
accomplishment. 

509 — 10  lese  ich:  so  thev  can  cric  ■»7i'ighce !«  and  y>]iollowl 
kicking  jade«  they  care  not  if  etc. ;  zu  hollow  cf.  Schmidt  s.  v.  hoUa^ 
Jwllo'^  es  ist  ein  ausruf,  um  die  pfcrde  ziun  stehen  zu  bringen  = 
hü!')  Es  ist  demnach  sehr  wahrscheinlich,  dass  wighee  das  gcgen- 
teil  bedeutet  :  hot^):  »»vorausgesetzt  nur,  dass  sie  »hot«  imd  »hü, 
verfluchtes  luder«  schreien  können  etc.««  Cf  übrigens  Satiromast. 
(I,  p.    216): 

Sir   Vau.: will   von   be  an  Asse  Mistiis  Miniiiei's  ' 

Min.:  If  I  be  you  shail  not  ride  me 

WO  der  sinn  obscon  sein  mag.  cf.  Schmidt  s.  v.  ride  i,  g;  2,  b. 
Die  ganze  stelle  fängt  mit  v.  504  an:  ^x\^  for  a  neede  to  ride 
prettie  and  well;  cf.  dazu  B.  Jonson  ,  Ev.  man  out,  Characters  of 
the  Persons:  (Brisk)  will  borrow  another  man's  horse  to  praise,  and 
backs  him  as  his  own.      Or,  for  a    need^   on   foot  can   etc. 

Von  V.  506  an  würde  ich  übersetzen :  »Sie  müssen  sich  schon 
nolens  volens  gut  reiten  lassen,  weil  jeder  gute  Wit  auf  ihnen  herum- 
reitet^) (sich  über  sie  lustig  macht).«  Dazu  bemerkt  Farneze:  >'Ja, 
aber  hier  liegt  der  unterschied :    sie   (die  reichen   Stutzer)    reiten  auf 


')  cf.  Hüb.sch's  note  1112;  zwei  andere  Wörter  .  bei  Nares  .s.  v.  Iiaight ; 
ivlghee  wird  zu  ivhig,  -whiggamore  etc.  {.;ehören. 

2)  cf.  auch  die  formen  hoave-gee  und  lioave-gee  -looliop  im  Dial.  Dict.  III, 
p.  86^  „a  call  to  a  horse  to  go  straight  forward".  Das  rüstig  fortschreitende 
unternehmen  wird   wohl  aucli  wighee  noch  mehrfacli  belegen. 

*)   Natflrlicli  kein  Sprichwort,  wie  Hübsch  meinen  möchte. 


2i8  ^V-  B;i»g 

pferden ;  wenn  man  aber  auf  ihnen  herumreitet  (sie  lächerlich  macht), 
so  werden  sie  angespornt  (aufgezogen  in  ihrer  eigenschaft)  als  esel, 
dummköpfe  etc.  etc.« 

518:  out  0'  cry  bedeutet  in  Grissill  ganz  gewiss  nicht  out  of 
reach.  Sehr  wichtig  ist  es,  dass  out  0'  cry  in  der  bedcutung  out  of 
measure^),  die  es  auch  in  Grissill  hat,  in  Northward  Ho!  von  Webster 
und  Dekker  vorkommt:  IV  i  (cf.  Dyce's  note  p.  268);  in  der- 
selben .  scene  tritt  Capt.  Jenkins  auf,  der,  wie  Sir  Owen,  kein  dz 
aussprechen  kann:  seiitleman,  Sesus;  auch  sagt  tr plees  (bless)^  ped  {bed) 
etc.  traiü  (dratu) ;  urds  (words),  iffien  (women)  etc. ;  und  schliesslich 
gebraucht  er,  wie  Sir  Owen,  mit  verliebe :  God  udge  me.^)  Auch 
er  stammt  aus  Wales.  Wir  werden  also  in  beiden  stücken  diese 
Personen  Dekker^)  zuschreiben  dürfen,  und  damit  die  scenen,  in 
denen  sie  auftreten.  Besonders  hervorgehoben  zu  werden  verdient 
Northw.  Ho  II  r  :  diggon  =  Grissill,  650^)  und  Northw.  Ho  II 
Saint  Davy's  day  =  Grissill,   624. 

531:  steht  shoke  =  joke  oder  =  choke? 

555 — 6:  Diogenicall  würde  ich  =^  cynic  setzen;  geiücalls  ist 
natürlich  nur  gewählt,  weil  es  den  hörern  =^  gcnitals  sein  sollte;  is 
hier  und  an  anderen  stellen,  möchte  ich  zu  /V//,  /(Franz  Sh.-Gr.  ^137 
anm.)  stellen. 

587:  Ihne  and  hair  cf.  Satiromast.  (Dekker  I,  199)  wo  Tucca 
von  Horace  (Ben  Jons.)  als  dem  Whooresoft  poor  lyvie  &  hayrc- 
rascall  spricht;  hier  bedeutet  es  »ausgestopft«  =  »kraft-  und  saftlos<^ 
Haar  zum  ausstopfen  gebraucht  cf.  Johnson,  Gase  is  altered,  IV  4: 

shakc  your  legs let  mc  see  these  drums  ,    these  kilderkins, 

these  bombard  slops,  what  is  it  crams  them  so?  Juniper  antwortet: 
Nothing  but  hair.     Cf.  auch  Nares  s.  v.  trunk-breeches. 


')  oder  „mächtig";  cf.  Massinger,  Very  Wonian  III  5  the  wind  —  hlows 
out  a  cry  at  both  ends. 

2)  Nicht  =^  jtidge;  das  wäre  im  munde  Owens  siidge ;  es  steht  wolil  für 
urge,  wie  aus  Griss.  550  tirdge  hervorgeht;  unde  in  632   =:   undo? 

ä)  Dyce  hat,  was  Northward  Ho  !  anbetrifft,  schon  darauf  autnieiksani  ge- 
macht, dass  sich  which  is  nonc  d  God's  angel[s]  sowohl  in  Northw.  Ho  (Cap. 
Jenkins  spricht;  Dyce,  p.  259)  als  im  Satiromasti.x  findet;  es  stammt  also 
beide  male  offenbar  aus  der  feder  Dekkers. 

*)  Dekker  kann  dieses  wort  in  der  form  digon  in  Peelc's  Edward  1  sc- 
fumlen  haben,  wo  es  im  munde  eines  anhängers  von  Lluellen  vorkommf  {().  I)  , 
p.  382);  dort  fand  er  auch  die  natnen :  Owen  ap  Rice,  Rice  aji  Meredith  und 
Guenthian.     Peele's  beliebtes  stück  war   1599  wieder  neu  erschienen. 


Dekker-stuiiien 


2  19 


Unter  laihcs  denke  ich   mir  dünne  Stäbchen   (cf.  Simpson,  Seh. 

of  Sh.   I   201)  aus  holz  oder  tischbein ,    die   den    haaren   halt  geben 

sollten,   cf.  585  —  6   und  Ev.  man   out  IV  4:  itüo  pair  of  silk  stockings 

.  .   being    somewhat  a  raw    morning  .  .  ;^)    der    wahre   grund    war, 

dass   das  feine  herrchen   keine  waden   hatte-). 

604:  No,  goe  to^  ihcn.  Nur  so  ist  zu  lesen;  hätte  Hübsch  die 
von  ihm  citierten  stellen  aus  Schmidt  nachgesehen,  so  hätte  er  ab- 
solute Sicherheit  erreicht;  cf.  Wiv.  1,  7.  III  3,  42.  Der  ausdruck 
findet  sich  fast  auf  jeder  seite  elisabethanischer  schriftsteiler  und  ist 
zu  übersetzen:  -»vorzvärts«  oder  »/lur  /osl«,  »tmhcsorgtl«,  y>}za,  dann 
nur  ios!« 

628:  Taute  loue  Mistris  Persabe;  Pcrsabe  ist  entweder  Druck- 
fehler für  Petsabe  (Elze,  Notes,  n*>  194)  oder  —  und  das  ist  mir 
wahrscheinlicher  —  absichtliche  Verwechslung  mit  dem  stadtnamcn 
Bcrsabe^  der  in  Peele's  David  and  Bethsabe,  Dyce,  p.  478  vor- 
kommt (=   BijGöaßst  etc.).     Peele's  stück  erschien   zum   ersten  mal 

1599! 

654:  coward  =  conrtl  im  munde  Owens  zweisilbig,  wie  to 
know  bei  Capt.  Jenkins:  kanow  (D^xe,  p.    259). 

666:  If  she  misse  his  croiviie^  'tis  no  matter  for  crackklng. 
Far:  So  she  soader  /'/  againe,  it  will  passe  currant.  In  666  be- 
deutet crowne  zunächst  »wirbel«,  dann  »köpf«  schlechthin,  wie  z.  b. 
bei  Shakespeare;  in  667  legt  ihm  aber  Farnezc  die  bedeutung 
;>krüne,  geldstück«  unter.  To  crack  ist  in  den  beiden  bedcutungcn 
.>krachen«  (665)  und  »lörher  bekommen,  reissen,  Sprünge  bekommen 
(von  geldstücken)«  zu  nehmen ;  cf.  Dekkers  Seven  Deadly  Sins,  p.  i  2  : 
and  though  he  had  no  conscience  (but  a  crackt  one)  yet  he  had 
croivnes  that  were  sound,  und  Hamlet  II  2,  446:  pray  God,  your 
voice,  like  a  piece  of  uncur7-ent  gold,  be  not  crackcd  within  the  ring. 
Dasselbe  Wortspiel  wie  in  Grissill  finden  wir  auch  bei  Shakesp.  H  4 
A  II,   3,   96—7: 

We  must   liave  bloody  noses  and  crackcd  crowns,^) 
And   pass  tlieni  ctirrent  too. 


')  a  peach  colonr ;  Grisül    11 58/9:  carnation  silke  stocking. 

-)  cf.  Westward  Ho!  III  4:  You  may  talk  wliat  you  will  of  legs ,  and 
rising  in  the  small,  and  swelling  beneath  the  garter ;  but  'tis  certain ,  when  lank 
thighs  brought  long  stockings  out  of  fashion  ,  the  courtier's  leg  and  his  slender 
tilting-staff  grew  both  of  a  bigness. 

')  cf.  Wc'^tward  Ho!  V4:  ...  he  bleeds  like  a  pig .  for  his  croivi/'s 
cracked  in  einei'  scene,  die  ganz   den   Stempel   Dekkeis  tragt. 


•2  20  ^V.   Bang 

Ebenso  in   Farn.   History  of  Sir  Thom.   Wyatt  (Dyce,    p.    196J 

Wyatt :  ..  .  but  to  such  lean  knaves 

That  cnnnot  put  up  ciosses  thus  I  say : 
Fight  valiantly,  and.  hy  the  Mary  God, 
You  that  have  all  your  life-tinie  silver  lack'd, 
Shall  now  ged  crozvns,  —  marry,  tliey  luust  be  crack'd. 
First  Soldier:  Ä'o  matter;  we'll  change  thein  for  white  money. 
Wyatt:  But  it  niust  needs  be  so,  dear  countrymen; 
For  soldiers  are  the  nuxsters  of  war's  mifit ; 
Blows  are  the  stamps  they  set  lipon  with  bullets, 
And  broken  pates  are  whtn  the  brahis  lie  spilt. 
'l'hese  light  crowns  that  with  blood  are  double-gilt 

Das  Wortspiel  steht  in  »Grissill«  in  einem  teile,  den  ich 
Dekker  ztischreibe  ;  es  ist  also  zu  beachten,  dass  Dekker  auch  mit- 
verfasser  des  Sir  Th.   Wyatt  war;   cf.   anm.   zu    51 8. 

753 — 4  lese  ich:  We  obey  to  follow  yoti^  biii^  not  to  loue  you, 
no\  rcnoimce  that  obedience\  renonnce  ist  imperatif:  verzichte  darauf, 
dass  wir   dir  hierin   gehorchen. 

1045:  ////  tccth  ursprünglich  =  /;/  the  face ^  bifore  the  face\ 
gesagt  soll  wohl  sein:  er  wird  uns  nicht  damit  autziehen');  er  wird 
sich  seiner  that  {iiirning  iis)  nicht  rühmen,  da  es  kein  guter  streich 
ist.  Der  satz  ist  nur  wegen  des  Wortspiels:  turn  out  und  //.';■;/  von 
Babulo  gesprochen   worden. 

1071:  Vgl  etwa  Massinger,  The  Very  Woman  II  3:  Dart 
down  thy  beams  of"  pity  on  Almira.  Webster,  App.  and  Virg.  IV  i : 
Last  not  your  nobler  beains  .  .  .  on  such  a  putrefied  dunghill,  und 
Merry   Wives  I   3,   68  —  9. 

II 27:  vppc7-  gar7nent\  ich  glaube  nicht,  ^?iss  uffer  ga7-ment  ](i 
die  »kopfbedeckung«  bedeuten  kann.  Hübsch  ist  zu  dieser  angäbe 
offenbar  durch  das  folgende  againe  gekommen,  das  sich  aber  auf 
eticoiintring  bezieht;  als  höfliche  gegner  hatten  Sir  Owen  und  Emulo 
vor  dem  gefährlichen   duell   einen  gruss  ausgewechselt. 

II 46:   lying  =-   I.   uusliegen   mit  dem  degen  ;   H  4  A  II  4,  216. 


')  cf.  Westward  Ho!  III  \\  you  shall  not  hit  lue  i'the  teeth  that  1  was 
your  hiiidrance,  wo  es  geradezu  für  „vorwerfen"  gebraucht  zu  sein  scheint.  Vgl. 
Dryden ,  Amphitryon  I  t:  Then  she  hit  him  on  the  teeth  of  all  his  Bastards; 
dagegen  „aufziehen"  bei  Ben  Jonson ,  Gipsies  Metanioiphosed  (1.  c.  p.  624): 
Ha,  Prue ,  has  he  hit  you  in  tiie  teeth  luith  the  sweet  hit?  \'ergl.  besonders 
Massingers  Viigin-Martyr  II  1:  the  .  .  .  page  liit  nie  in  the  teeth  with  it  in  einem 
teile,  der  ohne  zweifei  Dekker  zuzuschreiben  ist.  Dekker  gebraucht  auch  to 
cast  in  my  theeth  für  „nachsagen,  vorwerfen",  Shoni.  Hol.  p.  61 — 62 


Dckker-studien  22  r 

II 58:  In  der  klammer  wird  ein  verbum  gestanden  haben,  wie 
yybegrüssie  ic/ii  hiiss  ich  ivillkovimen«  ^  sowie  hiU. 

II 60:  imprision\  das  wort  wird  sich  schwerlich  überhaupt 
noch  nachweisen  lassen  ;  es  ist  eine  bildung  Emulo's  nach  analogie 
von  misprhion\  er  wird    'mipeachment  beabsichtigt  haben. 

13 14:  and  f?iag  Giventhyaii  put  her  fing  er  in  nie  hole  (Gwen- 
thian  selbst  spricht);  mag  =  7nake  (cf.  585  is  mag'')  ^=  he  ?/iake _ 
in  der  spräche  Owens  ::=  he  makes,  he  made)\  7ne  =  niy")'^  der  sinn 
scheint  daher  wohl  klar  aber  etwas  unanständig  (cf.  den  ähnl.  ge- 
brauch von  hole  in  Rom.  II  4,  97).  Der  unanständige  sinn  (ine  = 
jny)  ist  daher  gekommen,  dass  eben  die  des  englischen  nicht  mächtige 
Gwenthian  die  phrase  gebraucht;  cf.  das  gewöhnliche  im  Roistcr 
Doister  I    i    (Arb.   p.    12): 

For  exalt   Iiym,   nnd  haue  hyiii  as  ye   lust  in  deede : 
Yea  to  hold  his  fiiiger  ui  a  hole  for  a   neede. 

Also   ein    yicotnble  de  palience<.<  ! 

1330:  cf.  Northw.  Ho!  II  2:  \Ve  have  notable  valiant  fellows 
about  Doncaster;   they'll  give  the  lie  and  the  stab  in   an  instant. 

1363  —  6:  Zu  diesen  Versprechungen  vgl.  was  Capt.  Jenkins- 
(Dyce,  p.  2  6oj"in  Northw.  Ho!  II  i  seiner  Doli  verspricht.  Die 
scene  ist,  wie  wir  sahen,  Dekker  zuzuschreiben;  wir  finden  in  ihr: 
but  how  sit  our  blue  coats  on   our  backs?  und  beadles  in  blue. 

141  7:  circle\  cf  Hippe,  Engl.  stud.  20,  108  und  dazu  Tambur- 
laine  I    193:  Euen  in   the  circle  of  your  Fathers  armes  etc. 

1675  ff-  s^i^d  ^'O"  Hübsch  in  ganz  sonderbarer  weise  miss- 
verstanden worden ;  zunächst  hat,  wie  auch  H,  bemerkt,  schon  Collier 
gesehen ,  dass  and  I  daunce  mine  ozvn  childe  ein  stück  von  einem' 
ammenliedchen  sein  muss.  Babulo  stellt  sich  also,  als  wäre  er  die 
amme;  als  solche  hätte  er  die  sixteene  pence  a  7veeke  zu  verdienen. 
Ammen,  denen  man  ein  besonderes  honorar  geben  wollte,  bekamen 
sope  and  candle ,  wie  aus  folgender  stelle  ganz  unzweideutig  her- 
vorgeht : 

Massinger,   Bashful  Lover  III    i : 

It  is  his  sucking-bottle,   and  confirms 
An    old    man's    twice    a  child    [Hamlet  II   2,   404];    his 

niirse's  milk 


M  So  gebraucht  Capt.  Jenkins  tag  für  take  (Dyce,  p.  272). 
-)  cf.  V.   1902. 


222  ^  ■    B'TIg 

Was  ne'er  so  chargeable^  should  you  put  in  too 
For  soap  and  candles. ') 
Bei  Hübsches  Vermutung  ist  auch  a  weeke  gar  nicht  zu  er- 
klären; es  steht  natürlich  für  >.  pro  woche,  wöchentlich«,  cf.  A  Cure 
for  a  Cuckold  III  2,  wo  die  Nurse  sagt:  he  pays  me  well  and 
weekly  for  my  pains.  Die  eight  groates  sind  demnach  offenbar  zu 
sope  and  candle  zu  ziehen  und  scheinen  ein  einmaliges  geschenk  an 
'die  amme  zu  repräsentieren ;  es  muss  das  also  wohl  sitte  gewesen 
sein;   nachweis  derselben  wäre  erwünscht. 

1744:  come  kisse  them  soone\  vor  soone  (=  son)  wäre  ein 
komma    zu   drucken  gewesen. 

1782  würde  ich  lesen:  Let's  fret,  and  cursc  the  Marqiiesse' 
cruelty\  cf.  2320:  your  Nobles  lookes\  Tamburl.  I  553:  His  Highncsse 
plcasure.  Dass  cruelly  als  adv.  vorkommt,  weis  ich  sehr  wohl,  denke 
aber  doch,  dass  einmal  ein  prägnantes  objekt  zu  curse  verlangt  wird, 
und   dass  ferner  die  idee  curse  cruelly  sonderbar  ist. 

1797:  7uust  is  for  Kings  etc.;  must  ist  als  Substantiv  aufzu- 
fassen ;  es  ist  aus  einem  you  viust  im  befehl  des  Marquesse  zu  er- 
schliessen ;  wir  können  es  geradezu  durch  y>befchk?i<(  übersetzen; 
cf.  auch  Massinger,  The  Very  Woman  II  2,  wo  der  Duke  sagt: 
.  .  .  that  (revenge)  /  must  and  will  have  etc. 
Pedro,  der  allein  weiss,  dass  Antonio  geflohen  ist,  bemerkt 
dazu  bei  seite:  Your  nmst  and  will  shall   .  .  .   deceive  you. 2) 

1802:  hop  cf  niy  thombes;  cf.  Hippe  1.  c.  und  Nares,  s.  v. 
Welches  ist  die  genaue  bedeutung  von  Jiop  in  dieser  Zusammen- 
setzung? Etwa  »Springer«?  Doch  vgl.  Nares  s.  v.  Hob.  Es  würde 
demnach  wie  Jack,  Will,  Dick  in  ähnlichen  Zusammensetzungen 
stehen.  Ist  vielleicht  Robin  0'  ?ny  thovib  nachzuweisen?  Zum  laut- 
wandel  wäre  gossip  zu  vergleichen. 

182 1    fif.   lese  ich:    Oh  rare;    cry   »prentices    and  clubs«  ;    the 
Corporation   [of  basket-makers]    cannot    be    absent  (?   oder  ähnlich) ; 
sirra,   set  downe  thy  baskets  and  to  't  pell  mell. 
Fu.    Would  I  were  rid  of  my  oftice! 

Gri.  What  will  you  doe?  driue  this  rashe  fellowe  [^=  Mar- 
quesse] hcnce! 


1)  cf.  Dekkers,  7  deadl.  Sins,    ed.  Arb.  p.  29:    liee  (Can(lle-light)'s    sued 
vnto  by  .  .  .  Schollers,  Mariners,  A'iirses,  Dninkaids  .  .  .  etc. 

^)  cf.  .Satirom.  p.   247 : 

Must   I  then   goe?  tis  casie  to  say   110, 

jViisi  is  tlie  King  lümseü'e,   and   1   must  goe  etc. 


Dekker-studien  223 

1876:  Babulo  gebraucht  y>to  serve«,  weil  er  an  Jacob's  dienst 
bei  Laban  denkt;  ähnlich  bei  Sh.  Per.  IV  6,  182  (cf.  Schmidt  s.  v. 
seven);  das  soll  heissen:  so  dauert's  lang. 

1886  ff.  Einen  ähnlichen  streich  erzählt  Dekker  in  Honest 
Whore,  I,   p-    16   von  Candidos  frau. 

2030:  his  are  not  rewmaticke,  for  there's  no  spitting  =  sie 
haben  nicht  den  husten,  denn  man  sieht  nichts  von  spit  ^^  i.  »aus- 
spucken«, 2.  »bratspiess  etc.«.  Zu  übersetzen  ist:  »denn  sie  werden 
nicht  gebraten«. ')  Das  Wortspiel  kann  im  deutschen  nicht  nach- 
geahmt werden. 

2  2,']()'-  porter's  lodgc  cf.   Nares  s.   v. 

2470:  trappings  bedeutet  ganz  besonders  »Verzierungen«;  so 
gebrauchte  man:  to  trap  a  horse  with  silk  etc. 

2598:  louertine  ist  verbum  »herumliebeln«,  abhängig  von 
behelde.2) 

Das  ziemlich  wahrscheinliche  ergebnis  der  vorstehenden 
ausfühningen  wäre  also,  dass  Chettle  der  Verfasser  der  ersten 
»Grissill«  ist,  und  dass  er  im  jähre  1599- 1600  mit  Dekker, 
Ben  Jonson  und  Haughton  "dieses  ältere  stück  umarbeitete, 
wobei,  um  ihm  grössere  Zugkraft  zu  verleihen,  »some  fond  and 
friuolous  lestures«  beigefügt  wurden.  Diese  verteilen  sich 
etwa  folgendermassen:  Sir  Owen  und  Gwenthian  sind  Schöpf- 
ungen Dekkers;  Emulo  eine  solche  Ben  Jonson's^j;  für  Haughton 
würde  nur  die  nebenhandlung  Julia  und  ihre  freier  übrig 
bleiben.'')  Durch  diese  zugaben  wurde  »Grissill«  fasst  auf  das 
doppelte  ihres  ursprünglichen  umfangs  gebracht. 

Anhang  I.     Ben  Jonson  und  Will  Kempe. 
Wir  sahen   oben,   dass  B.  Jonson   sich  über  Kempe's  tanz  lustig 
gemacht    hat.     Am    schluss    seines    pamphlet  sagt  K.,    nachdem    er 


1)  cf.  Roiscer  Doister  1  2  (p.  14):  Ye  speake  like  a  Capon  tliat  had  the 
cough  now ! 

2)  Eine  erschöpfende  liste  solcher  seltener  Wörter,  ausdrücke  und  an- 
spielungen,  die  sich  in  Grissill  einerseits,  den  früheren  werken  Dekkers  ander- 
seits finden,  hoffe  ich  in  bälde  hier  geben  zu  können. 

*)  Wo  beide  zusammen  auftreten,  ist,  das  brauche  ich  kaum  zu  bemerken, 
gemeinschaftliclies  arbeiten  Dekkers  und  Ben  Jonson's  anzunehmen.  Vgl.  aber 
anm.  -  auf  p.   2 13. 

*j  cf  auch  die  redensart  to  lead  apes  in  hell,  die  zweimal  in  Julia-scenen 
vorkommt  (704,  2603-4),  sowie  in  Haughton's  Englishm  for  my  RIoney  etc., 
Dods.  X  518;  auch  Dekker  gebraucht  sie  gern. 


224 


\V.  Bans 


konstatiert  hat,   dass  er  lange  nach   dem  autor  einer  seinen  tanz  ver- 
spottenden ballade  gesucht  habe,  das  folgende: 

„Ytt  all  this  while,  could  not  I  tind  out  the  tnie  ballet  maker;  tili,  hy 
Chance,  a  friend  of  inine  piilled  out  of  bis  pocket ,  a  book  in  Latin,  called 
Mundus  furiosus ,  printed  at  Cullen  ,  written  by  one  of  tbe  vilest  and  airantest 
lying  cullians  that  ever  wrote  book ;  bis  name  Jansonus :  who,  taking  lipon  hiin 
to  write  an  abstract  of  all  the  turbulent  actions  that  had  been  lately  attempted 
or  perfonned  in  Christendoin,  like  an  unchristian  wretch !  writes  only  by  report, 
partially,  and  scoffingly  of  such  \vhf)se  page's  shoes  he  was  unworthy  to  wipe. 
For  indeed  he  is  now  dead.     Farewell,  he!  every  dog  must  have  a  day.^) 

But  See  the  luck  on  it !  This  beggarly  lying  busybody's  name  brought 
out  the  Ballad  -  Uiaker  ^j  [Arber  giebt :  ?  Richard  Johnson] !  and  it  was  generally 
confirmed  it  was  bis  kinsman !  He  confesses  himself  guilty,  let  any  man  look 
on  his  face!  if  there  be  not  so  red  a  coloicr  that  all  the  soap  in  the  town  will 
not  wash  white  .  .  . 

Well,   God   forgive  thee,  honest  fellow  ! 

I  see,  thou  hast  grace  in  thee !  I  prithee,  do  so  no  more !  Leave  writing 
these  beastly  ballets!  .  .  .  Call  iip  [J  thy  old  Melpomene !  wliose  sti'awberjy  quill 
may  w'rite  the  bloody  lines  of  „the  blue  Lady"- etc.  .  .  . 

Ich  habe  inich  bemüht,  die  existenz  jenes  Jansonus  tind  seines 
Mundus  furiosus  nachzuweisen  —  aber  vergeblich ;  dann  ist  mir  die 
form  Jamonus  statt  des  zu  erwartenden  Jansonius  aufgefallen  und 
jetzt  möchte  ich  fast  glauben,  dass  Kempc  einfach  von  Mundus 
furiosus  =  Every  inan  out  of  his  humor  und  Jonson  hat  sprechen 
wollen. 3)  Dass  er  die  sache  so  versteckt  und  einkleidet,  liegt  ganz 
in  den  gewohnheiten  des   Zeitalters. 

Von  den  im  obigen  von  mir  durch  den  druck,  hervorgehobenen 
Wörtern    passt    so  red  a  colour    zu    Satiromastix    y,Hke  a  rotten  russct 

1)  Es  ist  an  und  für  sich  ganz  unwahrscheinlich,  dass  in  Köln  (der  name 
ist  offenbar  nur  gewählt  wegen  des  folgenden  cuUion)  ein  buch  über  engl.  Persön- 
lichkeiten erschienen  sein  sollte,  das  Kempe  schon  kannte:  darauf  weist  aber  doch 
sein  scoffingly  of  such  whose  etc.  hin  AVie  soll  weiter  Kenijie  schon  nachricht  von 
seinem   tode  gehabt  haben?     Ich  denke  dead  ist   =    abgethan   zu   fassen. 

-)  Dass  Ben  hier  und  d.i  in  dej'  gattung  ballade  machte,  wird  ihm  auch 
im  Satirom.  p.  2ü7  vorgeworfen:  tis  a  Poet,  we  call  them  Bardes  in  our  Countrie, 
singes  ballads  and  rymes  etc.  —  Dass  die  beziehungen  zwischen  Kempe  und 
Ben  nicht  die  besten  waren,  scheint  auch  aus  den  Worten  hervorzugehen,  die  im 
Ret.  from  Farnassus,  Dodsl.  IX,  p.  194  Kempe  in  den  mund  gelegt  werden:  O, 
that  Ben  Jonson  is  a  pestilent  fellow;  .  .  .  but  our  fellow  Shakespeare  hath  given 
him  a  purge  that  made  him  bewray  his  credit  (der  Ret.  f.  Barn,  ist  um  die  wende 
1601 — 2  geschrieben). 

^)  Sollte  Jansoni  Mundus  furiosus  wirklich  existiert  haben,  so  kann  Kempe 
den  titel  immer  noch  gewiUilt  haben,  um  auf  Ben  Jonson  mehr  oder  weniger 
deutlich  hinzuweisen. 


Dekker-studien 


^25 


apple^  when  'iis  huiscd«.  Dass  Kempc  ihm  zuruft  »Call  up  thy  old 
Melpoinene«  stimmt  zu  der  thatsachc,  dass  B.  Jonson  bisher  fast  aus- 
schliesslich als  tragödiendichter  aufgetreten  war  (cf.  Meres,  E.  G.  II, 
p.   99,   sowie  Small,   1,   c.   pp.    129 — 30). 

Kempe  will  also  mit  dem  ganzen  passus  sagen :  »Bei  einer 
Vorstellung  von  Ev.  man  out.,  in  der  Jonson  von  meinen  shoes 
sprach,  fielen  mir  die  schuppen  von  den  äugen  und  ich  wusste,  an 
wen  mich  zu  halten.«  Denn  ein  gedrucktes  exempl.  von  Ev.  man 
out  wird  ihm   schwerlich  schon   zug.änglich  gewesen   sein ! 

Es  hat  nicht  in  dem  charakter  Jonson's  gelegen ,  einen 
solchen  angriff  unbeantwortet  zu  lassen ;  ich  glaube  denn  auch,  dass 
Ulysses  Polytropus  Amorphus  in  Cynthia's  Revels  auf  Kempe  ge- 
münzt ist.  Von  ihm  wissen  wir,  dass  er  vielgereist  und  ein  dealcr 
lipon  returns  war,  hier  und  da  reimte  und  von  sich  und  den  ihm 
gewordenen  empfangen  sehr  gern  und  laut  sprach J)  Andere  züge 
in  der  charakterzeichnung  Amorphus'"')  kann  ich  bei  Kempe  nicht 
nachweisen.  Ich  würde  mich  überhaupt  nicht  auf  dieses  ungemein 
gefährliche  gebiet  gewagt  habeil,  wenn  es  für  das  Verständnis  der 
poctaster-stücke  nicht  unumgänglich  nötig  wäre,  die  einzelnen  Per- 
sonen nachzuweisen.  Gegen  meine  hypothese  scheint  besonders 
Jonson's  134.  epigramm  »The  famous  Voyage«  zu  sprechen,  wo 
Jonson  Kempe  von  italienreisenden  trennt  oder  doch  namentlich 
seines  Morris  wegen   aufführt: 

in  woitliy  scoin 

Of  tliose.  that  put  out  monies,  on  return 

Frctn    Venice,  Paiis  .... 

Or  him  that  backward  wcnt  to  Berwick,  or  which 

Did  dance  Ihc  famous  ?norris  ic?ito  Ä^orwic/i. 

Anhang  II. 

Im  jähre  16 19  hat  auch  Ben  Jonson  in  einem  zusatz  zu  seiner 
masque   Pleasure  Rcconcikd  to  Virtne  Walliser  auf  die  bühne  gebracht; 

')  cf.  Elze,  Notes,  pp.  212  — 18;  Kempes  Nine  Daies  Wonder  und  Ev.  ni. 
out.  11  1,  p.  78.  IV  1,  p.  88;  von  den  hier  aufgeführten  fürsten  hatten  mehrere 
englische  Spielertruppen  an  ihren  höfen ;  heim  kaiser  war  Kempe  selbst  gewesen, 
cf.  Elze. 

-)  Amorphus  weist  zwar  einige  züge  auf,  die  Jonson  auch  Puntarvolo  in 
Ev.  m.  out  zulegt;  doch  ist  der  charakter  sonst  ganz  verschieden,  so  dass  an 
Identität  der  personen  gar  nicht  zu  denken  ist :  Puntarvolo  macht  seiner  eigenen 
trau  in  der  lächerlichsten  weise  den  hof,  während  Aniorplius  ein  zweiter  Squyre 
of  Dames  ist ! 

J.  Hoops,  Englische  Studien.  28.  2.  I5 


2  26  W.  Bang 

CS  ist  ganz  interessant  zu  vergleichen  und  zu  sehn,  wie  sehr  die 
wiedergäbe  des  wall,  kauderwelsches  bei  Ben  Jonson  von  derjenigen 
Dekker's  sich  unterscheidet  {digon  bei  B.  J.  1.  c.  p.  613);  wie  sehr 
sticht  auch  hier  Dekker  von  dem  schwerfälligen  Ben  ab  I  —  Shake- 
speares Merry  VVives  of  Windsor,  in  denen  der  wallisische  geistliche 
Sir  Hugh  Evans  (im  stück  selbst  fast  ausschliesslich  Sir  Hugh\  cf 
den  Vicar  of  Pancras  in  B.  Jonson's  Tale  of  a  Tub,  ?  1597;  cf 
Small,  p.  i5j  auftritt,  wird  von  Dowden  u.  a.  in  das  jähr  1598, 
von  Fleay  in  den  anfang  des  jahres  1600  gesetzt.  Es  kann  meines 
erachtens  a  priori  gar  nicht  bezweifelt  werden,  dass  wir  entweder 
den  VValliser  in  den  Merry  Wives  auf  Grissill,  oder  die  VValliser  der 
Grissiil  auf  die  Merry  Wives  zurückzuführen  hahen,  d.  h.  entweder 
hat  Shakespeare  Sir  Owen  und  Gwenthyan  und  ihre  Zugkraft  ge- 
kannt'';, als  er  die  Merry  Wives  schrieb,  oder  aber  Dekker  hat  an 
Sir  Hugh  gedacht,  als  er  seine  Walliser  auf  die  bühne  brachte.  INIir 
persönlich  will  es  scheinen,  dass  in  diesem  falle  Shakespeare  der 
nachahmcr  ist,  denn  sein  wallisisches  englisch  ist  nicht  so  originell 
und  flott,  als  dasjenige  Dekker's,  er  wendet  kein  einziges  irisches  ivort 
an"^)^  dagegen  übermässig  oft  das  substant.  für  das  adjekt. ;  in  der 
wiedergäbe  des  Wortes  cheese  (I,  2,13)  ist  er  inconsequent;  es  hätte 
seese  zu  lauten,  cf  V  5,  148  und  Northw.  Ho!  II  i,  p.  259;3) 
ferner    scheint    der    ausdruck  priblcs  and  prables    (cf   Schmidt,    s.   v. 


')  Auf  die  parallele  Sir  Hugh  (der  für  Slender  freit)  —  dcktor  Caius: 
Anne  Page  und  Sir  Owen  —  Emulo :  Gwenthyan  brauche  ich  kaum  hinzuweisen, 
ebensowenig  auf  die  famosen  „duelle".  Wie  Sir  Owen  sein  gefühl  allgemeiner 
waschlappigkeit  auf  schritt  und  tritt  vor  Gwenthyan  bethätigt,  so  Sir  Hugh  vor 
di\  Caius  in  Mer.  W.  III  1,  87  f.  Mehrfache  berührungen  bestehn  auch  zwischen 
Slender  und  Eniulo;  Slender  ist  ein  geck,  der  bei  seinen  handschuhen  und  bei 
seinem  hut  schwöit,  Wörter  falsch  gebraucht ;  Iie  has  fought  imth  a  warrener  und 
er  striits  i7i  Jiis  gait.  —  Dass  Evans  eine  „s^tirical  representation"  Draytons 
wäre  (Fleay.  1.  c.  p.  214),  ist  eine  mir  ganz  unwahrscheinliche  Behauptung  von 
der  art,  wie  Fleny  sie  auch  sonst  aufstellt. 

-)  Während  doch  dr.  Caius  Französisch  spiicht ;  auch  Jonson  hat  sich  das 
Irische  nicht  entgehen  lassen.  Shakespeares  grund  kann  also  nur  gewesen  sein, 
dass  er  das  Irische  nicht  kannte'  Wird  er  da  wohl  der  Schöpfer  der  Walliser- 
rollen  gewesen  sein?  Ein  Italiener  oder  Spanier  hätte  ihm  dieselben  dienste 
gethan  .  .  .  aber  die  Sache  war  eben  modern  und  schon  vor  iiim  beliebt !  Der- 
selbe giund  wild  für  die  Schöpfung  der  Fluellen-rolle  in  Henry  V.  massgebend 
gewesen  sein.  Wie  schwach  ist  aber  auch  Fluellen's  Irisch-Englisch  im  vergleich 
zu  demjenigen  Sir  Ovven's! 

*)  So  ist  <lie  wiedergäbe  von  Jesu  im  munde  Fluellen's  unrichtig;  es 
sollte  Sesti  sein;  dagegen  gebraucht  er  Chcshit  und  Jesh. 


Dekker-studien 


227 


und  Hübsch,  p.  XXIII)  nicht  auf  Skakespeares  acker  gewachsen  zu 
sein;  Dekker  dagegen  liebt  derartige  Wörter  sehr;  ich  verweise  hier 
nur  auf  eine  Dekker-scene  von  Massingers  Virgin-Martyr  IV  2,  wo 
es  hcisst:  I'll  come  upon  her  with  rounce,  robble — hobble^  and  thwick 
—  t/ncack  -  t/iirlery  bouncing;   anderes  später  an    anderer  stelle. 

Ein  ziemlich  sicherer  terminus  a  quo  für  die  Merry 
VVives  wäre  also  die  erste  aufführung  der  Grissill,  Januar 
1600  (übrigens  mag  ja  auch  angenommen  werden,  dass  Dekker  sein 
Ms.  Shakespeare  gezeigt  hat);  am  18.  Febr.  1602  wurden  Wives  in 
das  SR  eingetragen. 

Der  rühm,  Walliser ')  mit  ihrer  Verdrehung  des  englischen  und 
eingestreuten  brocken  aus  ihrer  muttersprache  auf  der  englischen 
bühne  beliebt  gemacht  zu  haben,  scheint  also  —  neben  und  viel- 
leicht  vor  Shakespeare-)   —   Dekker  zu  gebühren.      Eine  Übersicht 


')  Zu  den  Wallisern  wai'  wohl  aucii  Diggon  Davie  (man  beachte  den 
namen)  gezogen,  von  dem  es  in  Spensers  Shep.  Cal.  Sept.  heisst:  Herein  Diggon 
Davie  is  devised  to  be  a  shepheard  that ,  in  hope  of  niore  gayne ,  drove  ins 
sheep  into  a  farre  countye.  The  abiises  wiiereof,  and  loose  living  of  Popish 
prelates,  by  occasion  of  Hobbinols  demaund  he  discourseth  at  iarge.  Man  lese 
ferner  Kirkes  glosse:  The  Dialecte  and  phrase  of  speache,  in  this  Dialogue, 
seemeth  somewhat  to  differ  from  the  common  etc.  etc.  Nun  ja,  es  ist  wenigstens 
ein  ansatz;  uns  interessiert  liier  besonders  her  =  he.  —  Peele  hat  diesen  Diggon 
■noXvxQonov  im  jähre  15S4  in  seinem  Arraignment  of  Paris  auftreten  lassen;  er 
spricht  dort  English.  wie  alle  andei-en  personen. 

^)  Henry  V  in  erster  Ouarto  aus  dem  ende  1600.  Allgemein  wiid  ange- 
nommen, dass  Henry  V  zwischen  März  und  Sept.  1599  (cf.  Chorus  zu  V)  auf- 
geführt worden  sein  muss ;  das  beweist  natürlich  nichts  für  ein  auftreten 
Fliiellens  in  dieser  zeit,  obwohl  dasselbe  als  wahrscheinlich  anzusehen  ist.  Cf. 
etwa  Haughton's  im  Febi'.  1598  von  Hensl.  als  „A  woman  will  have  her 
Will"  erwähntes  stück,  das  untei"  diesem  titel  am  3.  Aug.  1601  auch  in  das  SR 
eingetragen  wurde,  während  der  druck  vom  jähre  1616  den  titel  „English-Men 
for  my  Money :  Or,  A  Woman  will  have  her  Will"  trägt;  es  ist  offenbar  später 
umgearbeitet  worden,  so  dass  es  nicht  klar  ist,  ob  die  drei  fremden  schon  in  der 
ersten  redaktion  vorkamen:  der  neue  obertitel  scheint  vielmehr  darauf  hinzudeuten, 
dass  dies  nicht  der  fall  war.  Zeichen  der  Überarbeitung  sind  die  folgenden : 
Dodsl.  X,  p.  499,  514,  (044)  beweisen,  dass  die  drei  ausländer  im  sinne  der 
neuen  redaktion  junge  leute  sind;  nach  p.  480  sind  sie  sämtlich  wealthy 
7/ierchant:  in  the  town ;   dagegen   wird  der  Holländer  Vandal   p.  534  angeredet: 

What.  Master  Vandal? 

A  "weather-beaien  saldier,  an  old  wenchei', 

l'hus  to   be  overreach'd  by  three  yotmg  girls  ! 
Nach  pp.  534.  536  ist  er  ein  schwerer,  dickbäuchiger  herr,  was  schlecht  zu  seiner 
Jugend    passen    würde    (p.  553    my  Dutchman  will  do  on  my  young  mistre.ss  in 
der  rede  Frisco's  kann  sich  zwar  auf  das  alter  Vandal's  beziehen ,    jedoch    auch 

lö* 


2  28  ^\'-  Bang 

Über  die  im   obigen  angezogenen    Walliser  -  stücke    ist  vielleicht  hier 
am  platz : 

I.  Peele:  Edward  I. 

Personennamen:  i.  Llnellen^  2.  Oioen  ap  Rice ^  3.  Rice  ap 
Meredith^  4.  Gwent/üan.  Sämtliche  personen  sprechen  nur  gutes 
englisch. 

II.  Dekker :   a.   Patient  Grissill. 

Personen:  i.  Sir  Owen  ap  Mercdith^  2.  Gwaithiaii,  3.  Rice 
[Rees).  Rice  spricht  nur  englisch;  die  beiden  andern  radebrechen 
englisch  und  fügen  irisch   ein. 

b.  Northward  Ho!  mit  Capt.  Jenki)is,  der  schlecht  englisch 
spricht  und  irisch,   allerdings  weniger  als  Owen,  gebraucht. 

III.  Shakespeare: 

a.  Merry  VVives  of  Windsor,  mit  Sir  Hugh  Evans  \zi.  B.  Jonson's 
Tale  of  a  Tub :   Sir  Hugh). 

b.  Henry  V.  mit  Flucllcn  (cf.  Lliiellcn  in  Peele's  Edw.  1 1)). 
Beide  sprechen   schlecht  englisch,   ohne  irisch  zu  gebrauchen. 


durch  seine  ermikiung  —  er  hatte  einen  guten  teil  der  nacht  in  einem  korb  ge- 
sessen —  veranlasst  sein);  es  scheint  also,  da3s  die  ursprüngliche  rezensinn  einen 
alten  freien,  etwa  einen  witwer,  hatte;  ein  rest  dieser  anschauung  kann  in  dem 
nezüwiueken  p.  512  stecken,  wo  es  zu  heissen  hat:  slaet  up  den  tromele,  van 
(=  ndl.  want  „denn")  ick  sal  conie  up  to  de  camerken  (dann  konima  zu  tilgen) 
wan  (—  ndl.  van  „von")  my  new  wiueken ;  (so!)  slaet  up  den  tromele,  van  ick 
sal  come !  (Übrigens  strotzen  die  reden  der  ausländer  auch  in  der  neuesten  ausg. 
von  alten  druckfehlern.)  Auf  clipper  of  the  Kmg's  English  p.  483  ist  kein 
gewicht  zu  legen.  —  Sind  diese  ausführungen  berechtigt ,  so  waren  m.  w. 
Hans  und  der  skipper  in  Dekkers  Shoni.  Hol.  die  ersten  vliimisch  sprechenden 
personen  der  engl.  Volksbühne;  in  Northw.  Ho!  liat  Dekker  später  auch  einen 
Hans  Van  Belch  auftreten  la.ssen.  —  Der  Charakter  des  Wallisers  Sir  Rees  ap 
Vaughan  im  Satiromastix  (ihm  wird  vorgeworfen :  thou  clipst  the  ä7«^^j  English, 
p.  241)  leidet  an  der  überhastnng,  mit  der  das  ganze  stück  zusanunengeschrieben 
wurde;  auf  parallelen  mit  Owen-Emulo  etc.  ist  schon  von  anderer  seite  hin- 
gewiesen worden;  bemerkt  sei  wenigstens,  dass  \  aughan  kein  wal.  wort  ge- 
braucht; nur  Tucca  (p.  258)  antwortet  ihm  einmal  zwei  worte  auf  Wallisisch,  um 
sich  über  ihn  lustig  zu  machen.  —  Zu  erwähnen  sind  hier  wenigstens  noch 
Henslowes  eintragungen  pp.  [61],  120  und  276  (März  15^8/99),  doch  wi.ssen  wir 
von  diesem  boocke,  wher  in  is  a  pte  of  a  weallchc  man  ivritten  nichts  und  wie  der 
betreffende  sprach  geht  aus  dem  Wortlaut  nicht  mit  unbedingter  Sicherheit  hervor. 
')  Vgl.  die  Fluello-rolle  in  Dekkers  Honest  Whore  1  (SR.  9.  Nov.  1604,  erster 
druck  1604);  Fluello  ergreift  gegen  den  herzog  partei.  —  Da  kymr. // auf  älteres 
//  zurückgehen  kann  ,  so  vermutete  ich  anfänglich  .  dass  /7uellen  eine  vielleicht 
dialektische  nebenform  zu  AAiellen  sein  könnte.  Thurneysen  schreibt  mir  dazu 
gütigst:   „kymr.  Llywelyn  ist  ein  überaus  häufiger  name  im  mittelalterlichen  Wales. 


Dekker-studien 


229 


IV.   Ben  Jonson:   For  thc  Honour  of  Wales. 
Personen:  Evan,  Rheese^  Jenkm  Griffith,  Howell.     Die  personen 
sprechen  schlecht  englisch  und  gebrauchen   auch  ihr  irisch. 

Anhang  III. 

Die  frage  nach  der  abfossungszeit  von  Kyd's  Spanlsh  Tragedy 
ist  in  den  letzten  jähren  schon  so  häufig  behandelt  worden,  dass 
man  wirklich  um  entschuldigung  bitten  muss ,  wenn  man  sie,  ohne 
neues  material  beibringen  zu  können  ,  wieder  aufnimmt.  Als 
mildernden  umstand  bitte  ich  nur  die  capitale  Wichtigkeit  der  ant- 
wort  auf  diese  frage  im  äuge  behalten  zu  wollen,  hängt  es  doch  nur 
von  ihr  ab,  ob  wir  weiterhin  Marlowe  als  denjenigen  betrachten 
dürfen,  der  den  blankvers  zuerst  auf  die  englische  Volksbühne  brachte. 

Neues  material  habe  ich  also  nicht ;  ich  habe  daher  mein  heil 
in  einer  neuen  gruppierung  der  alten  datcn  gesucht ;  ich  gebe  die- 
selbe hier  möglichst  kurz  und  übersichtlich: 

I.  29.   März   1588:  Greene's  Perimedes   the  Blacksmith. 
Darin   angriff  auf: 

1.  Marlowe,  Tamburläine. 

2.  X,  The  Mad  Priest  of  the  Sun   =   Heliogabalus.') 

3.  höchst    wahrscheinlich    auf   ein    gemeinsames    stück    der 

beiden.'-) 

II.  23.  Aug.    15S9:  [Greene-jNash,  Menaphon.'') 


Ahnliche  nanien  mit  fl  kenne  ich  dagegen  nicht.  Docli  kann  die  eigenti'unliche 
ausspräche  des  kynir.  //  (stimmloses  /  mit  einseitigem  reibegeräuscli)  selir  wohl 
einen  ausländer  veranlassen,  neben  dem  /  einen  spirantischen  laut  z.  b.y"zu  hören. 
Es  ist  wohl  diese  ausspräche,  die  Shakespeare  durch  /Quellen  wiedeigiebt".  Dazu 
h.ibe  ich,  Thurneysen's  erklärung  unterstützend,  nur  zu  bemerken,  dass  in  Giissill 
611  — 12  thla^ven  geschrieben  wird  für  llawen  „fiöhlich",  Fick**,  II,  p.  2;-i7  ;  es 
entsprechen  also  thl,  fl  kymiischem  //. 

^)  cf.  Koeppel ,  Archiv  t02,  pp.  3.57  —  361.  Ein  brillanter  wuif!  —  Das 
stück  muss  noch  lange  beliebt  und  bekannt  gewesen  sein,  da  am  lü.  März  1598 
Henslowe  unter  den  inventarstücken  der  Eord  Admirals  Truppe  eine  „croion  vith 
a  sone  [stin]"  erwähnt;  cf.  Colliei-.  III  p.  356 '.  feiner  spricht  Dekker  in  l'he 
Gull's  Hornbook  von  „pies  of  7iightingales'  totigiies    in  HeUogabalns    his    kitcheii". 

^)  Ein  römerdrama ;  leider  lassen  Greene's  worte  bei  unserer  mangelhaften 
kenntnis  der  veihältnisse  eine  absolute  erklärung  nicht  zu;  kamen  die  tivo  mad 
}nen  of  Rome  etwa  in  dem  veilorenen  IMailowe'schen  diama  vor,  von  fiem  w.  1 — 2 
des  chorus  zum  Faustus  berichten  ? 

^)  Zu  beachten  ist,  dass  im  Menaphon  selbst  sich  noch  kein  hiiiweis  auf 
Faustus  und  Hamlet  befindet;  die  Epistle  ist  also  oftenf)ar  auch  deshalb  voi'- 
gedruckt  worden  ,    um    den    beiden   autoren   auch  Faustus  und   Hamlet  noch  voi'- 


23° 


W.   Bang 


Darin   angriff  auf: 

1.  Marlowe,  Faustus. 

2.  Kyd,  Hamlet. 

Schon  aus  dieser  Übersicht  scheint  hervorzugehen,  dass  auch 
im  Perimedes  Kyd  neben  Marlowe  gemeint  war.  Fleay  ist  noch 
einen  schritt  weiter  gegangen,  und  hat  aus  French  Doudie  etc.  bei 
Nash  (Arb.  p.  lo)  und  hot-house  bei  Greene  (Dyce,  Old  Dram.  p.  35) 
die  idejitität  der  beiden  personen  geschlossen ;  wie  mir  scheint,  sehr 
mit  recht ;  denn  auch  die  Marlowe  nachgesagten  eigenschaften  sind 
in  beiden  texten  dieselben ;  vgl.  besonders  propheticall  spirits  as  bred 
of  Merlins  race  im  Perimedes  und  sofne  propheticall  füll  mouth  im 
Menaphon,   p.    54  (ebenso  sowterly  im   Menaph.  p.    54,   68). 

Aus  dem  Wortlaut  bei  Greene,  Perimedes,  und  Nash,  Epistle, 
geht  nun  mit  evidenz  hervor,  dass  sämtliche  stücke  in  blankversen 
verfasst  waren  (also  auch  Ur-Hamlet!),  ferner  aber  aus  Perimedes, 
dass  beide  dichter  im  März  158S  als  novices  zu  gelten  hatten. 
Demnach  wäre  Schicks  angäbe  in  der  einleitung  zu  seiner  ausge- 
zeichneten ausgäbe  (p.  XXIV:  From  an  historical  Standpoint,  1585 
.  .  .  would  certainly  do  as  any.)  abzulehnen. 

Betrachten  wir  die  obige  Übersicht  weiter  —  und  ohne  uns 
um  andere  mögliche  daten  zu  kümmern  —  so  geht  ferner  aus  ihr 
hervor,  dass  Tamburlaine  und  der  Mad  Priest  die  am  29.  März  1588 
am  besten  bekannten  stücke  jener  novices  waren.  Hier  ist  nun  weiter 
zu  bedenken,  dass  überall  Marlowe  an  erster  stelle, genannt  ist;  ich 
schliesse  daraus,  dass  er  auch  von  Greene  als  der  »erfinder«  des 
verhassten  blank-verses  betrachtet  wurde,  auf  jeden  fall  auch  in 
dessen  meinung  über  dem  Verfasser  des  Mad  Priest  stand.  Ferner 
schliesse  ich  aber  aus  obiger  Übersicht,  dass  Faustus  und  Hamlet 
die  »Zugstücke«  der  zeit  kurz  vor  dem  2}^.  x\ug.  1589  gewesen  sind 
(wenigstens  die  besten  stücke  der  beiden  uns  beschäftigenden  dichter) ; 
beide  werden  also  auch  in  dieser  zeit  entstanden  [und  aufgeführt] 
sein.  Bei  diesem  zeitlichen  nebeneinander  des  Faustus  und  Hamlet 
würde  ich  nicht  mit  Scliick  sagen  »that  the  first  period  lasts  down 
to  about  1587,   and  \x\c\\.\iS.(^,i  Hamlet  and  The  Spanish  7ragedy<c. 

Bei  all  diesen  erwägungen,  die  im  besten  falle  eben  nur  er- 
wägungen    bleiben,    ist    immer  wieder    auf    das    novice    hinzuweisen, 


zuwerfen.  Dagegen  ist  im  Menaphon  noch  die  rede  von  Tamberlaiiie  (Aih.  p.  53) 
und  von  Heliogabalus  (Arb.  p.  71)!  Vielleicht  sind  auch  die  zweimal  (p.  53, 
kurz  nach  Tamburlaine;  und  p.  92)  erwähnten  Syiian  Woliies  eingefügt,  um  auf 
Heliogabalus'  vaterland  hinzuweisen  (?). 


Dekker-studien  231 

daneben  vielleicht  noch  auf  die  thatsache,  dass  die  Span.  Trag.  — 
wie  die  folge  gelehrt  hat  —  doch  kleine  blossen  genug  bietet,  daher 
von  Greene  und  Nash  gewiss  gegen  ihren  Verfasser  ausgebeutet 
worden  wäre,  wenn  sie  am  23.  Aug.  1589  schon  bekannt  ge- 
wesen  wäre. 

Nun  setze  man  einmal  die  Sp.  Trag,  mit  Schick  in  die  jähre 
1583 — 85  (1.  c.  p.  XXIII);  Schick  selbst  bezieht  ja  den  Nash'schen 
passus  auch  auf  Kyd ;  wird  aber  Nash,  dessen  erste  Veröffentlichung') 
die  Epistle  war,  es  gewagt  haben,  einen  nach  Schickes  ansatz  so 
bewährten  Schriftsteller  herunterzukanzeln  mit  den  Worten:  it  is  a 
common  practise  now  a  daies  amongst  a  sort  of  shifting  companions 
etc.  etc.?  Übrigens  ist  iioiu  a  daies  gehörig  zu  beachten,  denn  es 
entspricht  ungefähr  dem  novice  Greenes. 

Ich  nehme  also  an,  dass  die  Spanish  Tragedy  bis  zum  23.  Aug. 
1589  nicht  bekannt  war. 2)  Geschrieben  muss  sie  allerdings  um") 
oder  noch  einige  monatc  nach-^)  diesem  datum  sein;  der  armada- 
rausch einerseits  war  schon  verflogen  —  man  sieht,  wie  verschieden  ein 
derartiges  a-silentio-argument  interpretiert  werden  kann !  —  als  Kyd 
I   5  schrieb.      Aus  der  ganzen   scene,   bes.   aber  aus  vv.    54 — 56: 

That   Spain   may  not   insnlt  [bed.  =-  exult]   tor  her  success, 

Since  English  warriors  likewise  conquer'd  Spaiii, 

And  niade  theni  bovv  their  knees  to  Albion 
spricht  jedoch   ein   gewisses  gefühl  der  ruhe  und  Sicherheit,   denn   da 
das  auftreten   der  drei  engl.  Knights,   trotz  der  eine  ideenverbindung 


')  Nash  war  vermutlicli  im  jähre  1589  ein  kerlchen  von  22  jähren:  wie 
die  meisten  seiner  kollegen,  liat  auch  er  sehr  fiiili  angefangen.  Eine  derartige 
allgemeine  schlussfolgeriing  beweist  aber  nichts  für  Kyd  (Schick,  p.  VI),  da  uns 
Nash  ausdrücklich  sagt :  companions  ....  eiie.ry  art  .  .  .  .  io  lernte  the  trade  of 
Noiiermt  etc.     Er  kann  also  bedeutend   älter  gewesen   sein! 

-)  Das  scheinbar  stäikste  argument  gegen  meinen  obigen  ansatz  ist  Koeppel's 
erklärung  von  Nash's  „to  bodge  zp  a  blanke  verse  with  ifs  and  ands"  in  Engl, 
stud.  XVIII,  p.  1,31,  worauf  micii  Koeppel  freundlichst  hinweist  (cf  Schick, 
1.  c.  p.  XU).  Zu  bedenken  ist  zunächst,  dass  der  heute  beste  text  .Sciiick's  an 
der  betr.  stelle  der  Span.  trag,  gar  keinen  blatjk-versc  bietet  und  dann  ,  dass  es 
a  priori  doch  wahrscheinlicher  ist.  dass  Nash,  wie  im  vorbeigehenden,  auf  den 
ur-Hamlet  hindeutet ;  so  ungemein  bezeichnend  ist  doch  ifs  and  ands  nicht,  dass 
es  nur  auf  die  Sp.  trag,  hinwiese;  und  wenn  uns  ein  gütigeres  Schicksal  den 
ur-Hamlet  erhalten  hätte  und  in  ihm  „ifs  and  ands",  so  würde  sich  jedermann 
mit  diesem  „ifs  and  ands''  zufrieden   gegeben   haben. 

')   cf    unten;   denn   die  rOckkehr  Drakes  fand   im  July    1.^8y  statt. 

*)  cf  unten;  die  Faerie  Queene  erschien  im  anfang  des  jahres  \h^}0  (SR. 
1.  Dez.  1589);  der  vorgedruckte  brief  an  Sil-  W.  Kaleigh  ist  datiert  23.  Jan. 
1589  =  1590. 


2X2  ^^     Bang 

anstrebenden  worte  des  konigs,  dem  portugiesen  gegenüber  gar  keinen 
sinn  hat,  so  muss  es  durch  die  zur  zeit  zwischen  Spaniern  und  Eng- 
ländern obwaltenden  Verhältnisse  zu  erklären  sein.  Die  ganze  stelle 
nimmt  sich  ausserdem  im  munde  des  Ambassadors  sonderbar  genug 
aus ;  und  warum  sollte  Kyd  den  Spaniern  unter  die  nase  gerieben 
haben,  dass  Engländer  hier  und  da  auch  einmal  Spanier  besiegt 
haben,  solange  die  Engländer  die  überhand  hatten?  Da  wir  nun, 
wie  gesagt,  die  ganze  scene  auf  anglo-spanische  Verhältnisse  deuten 
müssen,  so  bleibt  für  den  success  in  v.  54  nur  das  jähr  1589,  in 
welchem  Drake  jene  gewaltige  schlappe  erlitt,  von  der  Brosch,  gesch. 
engl.  VI,  p.  642  sagt  »der  ausgang  des  Unternehmens  .  .  .  war  für 
england  ein  kläglicher« !  i)  Vgl.  besonders  Major  Hume's  ausführ- 
liche darstellung  in  The  Year  after  the  Armada-,  besonders  pp.  10, 
23,    25,   29,    67,    71. 

Ob  wir  die  Span.  Trag,  nun  in  das  jähr  1589  oder  90'-')  setzen 
sollen,  wird  viel  von  der  beurteilung  der  von  Sarrazin  nachgewiesenen 
Übereinstimmungen  mit  der  Faerie  Qucene  abhängen ;  mir  scheinen 
dieselben  ganz  sicher;  und  da  an  den  betr.  stellen  ein  zwingender 
grund  für  die  annähme  einer  Überarbeitung  gar  nicht  vorzuliegen 
scheint,  so  ist  nichts  gegen  1590,  als  das  entstehungsjahr  der  Span. 
Trag.,  einzuwenden;  es  bleiben  also  die  möglichkeitcn  1589  und 
1590  bis  auf  weiteres  offen.'') 


')  Aus  last,  not  least  in  v.  47  hat  man  schlies.sen  woljen,  dass  Drake  noch 
nicht  von  sich  reden  gennacht  hatte,  als  dieser  vers  geschrieben  wurde.  Im  ernste 
können  docli  die  Ivndungen  Drakes  nicht  mit  den  zügen  der  im  text  genannten 
lierrn  veiglichen  werden;  es  waren  momentane  piraten-erfolge,  gewiss,  aber  aucli 
nichts  weiter,  denn  ihre  thatsächlich  ungeheuere  politische  tragweite  konnte  da- 
mals noch   niemand  ahnen. 

-)  Ben  Jonsons  angäbe  five-and-tweiity  or  thirty  ycars  in  der  Indukt.  zur 
pjarthol.  Fair  wird,  wenn  sich  25  nicht  direkt  auf  Jeronimo ,  \\Q  dagegen  auf 
Tit.  An(h-.  bezieht,  durch  seine  eigne  angäbe  a  dozen years  in  Indukt.  zu  Cynthia's 
Kev.  (init.  l6()l)  präzisi.-rt.  Über  1588  (Hamlet)  wird  man  also  für  jene  drei 
oder  vier  ghost-stücke  nicht  hinausgehn  dürfen.  Das  vierte  stück,  welclies  Ben 
Jonson  im  sinne  iiatte  ,  dürfte  Grim  the  Collier  of  Croydon  gewesen  sein  (dort 
auch  ifs  or  ands ,  Dod.s.-Hazl.  VIU  ,  |i.  418.  ifs  and  ivids  auch  in  Dekker's 
Shomakers  Hoiiday,  p.  61  der  L.  ed.).  —  Dabei  ist  jedocli  (cf.  Savrazin.  p.  53) 
das  datum  1590  nicht  zu  selir  zu  betonen,  da  die  F.  Q.  schon  vor  dieser  zeit 
bekannt  war;  cf.  Tamburl.  ed.  Wagner,  p.  '210,  Collier,  111.  ji])  117—18;  auch 
hierin  wieder  ein  gemeinsamer  zug  Marlowes  und  Kyds. 

8)  Können  sich  die  worte,  die  der  könig  fast  zum  schluss  ausspricht 
(IV  4.  216  tT.) 

Jl'hat  apr  hath  ever  heard  such  monstrous  dceds  - 


Dekker-studien  233 

Die  im  obigen  berührten  Schriften  würden  also  nach  meiner 
ansieht  in  dieser  relativen  folge  entstanden  resp.  veröffentlicht  oder 
aufgeführt  sein  : 

1.  Tamburlaine. 

2.  The  Mad   Priest  of  the  Sun   =   Hcliogabalus. 
2^.  Das  römerdrama  y 

3.  Perimedes. 

4.  Menaphon. 

5.  Faustus. 

6.  Hamlet. 

7'.   Nash's  Epistle. 

8.   Spanish  Tragedy. 

Erwähnen  möchte  ich  noch  schliesslich,  dass  ich  den  für 
Shakespeare  schon  tausendmal  angeführten  passus  aus  Greene's 
Groatsworth  of  VVit  (Dyce,  1.  c.  pp.  60  —  61)  auf  Shakespeare  und 
Kyd  beziehe:  »Base-minded  men  all  three  of  you,  if  by  my  misery 
yee  bee  not  warned;  for  vnto  none  of  you,  like  me,  sought  those 
burs  to  cleave;  those  puppiis,  I  .meane,  that  speake  from  our  mouths, 
i/iose  anticks  garnisht  in   our  colours  etc.«  ^) 


I\Iv   bi  otlier,  aiid  tlie  ivhole  sncceediiig  liope 

That   Spain  expected  after  my  decease 
auf   die    ermorfluiig  Heinrichs  III.   (2.   Aug.    1589)    beziehen  .    der    der    letzte  der 
Valois  war?     Weiter  dürfte  die  parallele  nicht  gezogen  weiden.  —  Bei  der  an- 
setzung   1589 — 90  können   aucli  die  der  historischen  Wahrheit  nicht  ontspreclien- 
den  werte  I  5,  39 

He  came  likewise,  and  lazed  Lisbon  walls 
durch  den  angriff  auf  Lissabon  (24.  Mai  1589)  veranlasst  sein.  —  Die  insel 
Terceira  (I  3,  82)  stand  in  der  zweiten  hälfte  des  Jahres  1589  im  Vordergrund 
der  Interessen ,  da  dei'  Earl  of  Cunibei  land  mit  einer  flottile  nach  den  Azoren 
gefahren  war;  sie  liatte  jetzt,  statt  des  portugiesischen,  einen  spanischen  goveriioi'. 
Die  flotille  Cumberland's  kehrte  anfangs  1590  nach  England  zurück,  mit  8  Ei;g- 
liindern ,  die  Längere  zeit  in  Terceira  gefangen  gewesen  waren.  —  Der  titel 
Vicerov  scheint  doch  darauf  hinzudeuten ,  dass  es  schon  seit  längerer  zeit  keine 
könige  von  Port,  mehr  gab,  als  K.  die  Sp.  tr.  schrieb  (im  first  part  nur  king  of 
Port.!).  Seit  1580  gab  es  gouverneure  von  Lissabon;  führten  diese  etwa  den 
titel  Vicekönig,  und  seit  wann-  Es  gab  Viceroys  von  port.  Indien  (Goa);  ist 
dieser  titel  vielleicht  die  quelle  Kyds?  Im  May  1.^88  war  Don  Duarte  de  Meneses 
in  üoa  gestorben;  sein  tod  mag  ungefähr  ein  jähr  später  in  Spanien  und  England 
bekannt  gewesen  sein ;  sein  übernächster  nachfolger  verliess  Lissabon  erst  um 
April   1590,  trotzdem  er  längst  ernannt  war. 

')  Wie  gut  passt  das  alles  zu  Sarrazins  ausführungen,  Kyd  und  sein  kreis, 
pp.  70  fT. 


234 


W.  Bang 


Kyd,  und  nicht  wie  bisher  angenommen  Marlowe,  wird  es 
also  auch  wohl  gewesen  sein,  der  nach  dem  berichte  Chettle's  neben 
Shakespeare  sich  durch  die  Veröffentlichung  des  Groatsworth  beleidigt 
fühlte.  Nur  er  konnte  (allenfalls  neben  oder  mit  Shakespeare)  die 
Verfasserschaft  des  Groatsworth  Nash  zuschreiben.  Nur  von  ihm 
passt,  was  Chettle  ausdrücklich  sagt:  For  the  first,  whose  Icai-ai/ig '') 
I  reuerence,  and,  at  the  perusing  of  Greenes  booke,  strokc  out  lohat 
then  in  conscience  I  thought  he  in  some  displeasurc  writ,  or,  had  it 
beene  true,  yet  to  publish  it  was  intollerable  etc.  (Dyce,  Marl. 
p.  XXIXj.  Der  Marlowe  betreffende  passus  des  Greene'schen  buches 
war  erstens  einmal  nicht  dazu  bestimmt,  Marlowe  zu  beleidigen; 
zweitens  macht  er  einen  ganz  abgeschlossenen  eindruck,  während 
die  Kyd  [und  Shakespeare] 2)  betreffende  stelle  allerdings  wie  gekürzt 
aussieht.  Von  Kyd,  dem  Greene  [und  Nash  mutatis  mutandis]  das 
hot-house  vorgeworfen  hatten,  konnte  sich  der  ehrbare  Chettle  ab- 
wenden mit  den  worten  »with  one  of  them  I  care  not  if  I  euer  be 
(sc.  acquainted)«  ;  allerdings  würde  das  ja  auch  auf  Marlowe  passen. 

So  bleibt  ein  kleiner  rnakel  an  Kyd's  namen  haften  —  wir 
können  nur  bedauern,  dass  Chettle  anständig  genug  gewesen  ist, 
Greene's  gehässige  schmutzereien  nicht  durch  den  druck  zu  ver- 
ewigen. 


')  Dieselbe  kMim  Kyd  in  keiner  weise  abgesprociien  werden ,  cf.  auch 
Saira/.in,  p.  64;  hier  ist  übrigens  die  Na.sh'sche  stelle  that  could  'scarcelie  latinize 
thcir  iiecke-vcrse  etc.  anzuziehen,  die  mit  dem  Greene'schen  'scholler  (cf.  Koeppel, 
I.  c.  p.  357)  in  offenbaiem  Widerspruch  steht.  Sie  hat  übrigens  auch  Sarrazin 
nicht  abgehalten  (p.  63),  Kyds  auienthalt  an  At^x  Universität  Cambridge  für  mög- 
lich zu  erklaren;  cf.  Schick,  1.  c,  p.  IX.  Entweder  war  also  Kyd  wirklich  nicht 
universily-bred  und  Greene  hat  das  im  jähre  1588  noch  nicht  gewusst;  oder  er 
hat  den  ausdruck  scholler  iur  „gelehrter"  schlechthin  gel)raucht.  Eine  dritte  niög- 
lichkeit  wäre  ja,  dass  Nash,  um  den  herrn  in  Oxford  imd  Cambridge  Kyd  noch 
verächtlicher  erscheinen  zu  lassen,  gelogen  hatie;  da  er  sich  aber  in  seiner  epistel 
ausdrücklich  und  nur  an  die  Studenten  der  beiden  Universitäten  wendet,  so  wäre 
das  eine  bodenlose  und  von  manchem  leser  sofort  leicht  zu  widerlegende  frech- 
heit  gewesen.  Ich  sehe  mich  also  zu  der  annalime  gezwungen,  dass  Kyd  keine 
Universität  besucht  hat;  mit  Greene's  worten  haben  wir  uns  also  in  einei'  der 
beiden   oben  dargelegten   weisen   auseinanderzusetzen. 

^j  Denn  während  immer  im  phiral  von  den  apes  etc.  die  rede  ist,  bekommt 
schliesslich,  und  mit  schlechtem  Übergang,  nur  Shakespeare  einen  hieb  ab. 
Schrieb  Greene  etwa  statt  hc  both  of  thctti  at  oitce  forsaken  :  be  of  thetn  both  etc.(?) 
und   folgte  dann   der  angrift'  auf  Kyd? 

Louvain.  \V.  Bans:. 


R.  Browning,  Iwan    Iwanowitsch  235 

IWAN  IWANOWITSCH 

von  Robert  Browning, 

ühertragt-n 

von  Otto  Roloff. 


Ich  sprach  zu  dem  russischen  freund:   Man  sagt,  dass  dem  Zimmermann 
Bei  euch  ein  einfaches   beil   das  Werkzeug  ersetzen   l<ann. 
Gebt  einem  manne  die  axt,  als  hammer  gebraucht  er  sie, 
Als  hobel  und  meissel  zugleich,  mit  meisterschaft,   die  ihm   nie 
Ein  Zimmermann  nachmacht  bei  uns.     Ein  leichter  beilhieb  genügt. 
Und  ohne  nagel  und  stift  verschalt  er,  zerspaltet  und  fügt 
Zusammen   das  folgsame  holz.      Man   sagt,   er  könne  gewandt 
Rasieren  sich  mit  der  axt,  mit  riesen-  und  elfenhand 
Verrichte  er  arbeit  und  spiel.«    —   Der  freund  erwiderte  mir: 
»Ganz    recht,    und    manchmal    auch    mehr.      Ist    wirklich    noch    un- 
bekannt dir 
Die  alte  geschichtc,   die  gern   die  mutter,   die  Wärterin 
Den  lauschenden  kindern  erzählt?     Sie  birgt  einen  tiefen  sinn. 
Den  leicht  ein   kinderherz  fasst.      Wenn  je   die  sache  geschah, 
So  war  es  zu  Peters  zeit:   Gross  waren   die  herzen   da. 
Vom  geiste  des  Westens  beseelt.     Ich  wette,  du  kennst  sie  sogar 
Wie  von  Adam  und  Eva  die  mär.      Vielleicht  ist  sie  eben  so  wahr. 

In   unseren  wäldern   versteckt  soll   ein   dörfchen   gelegen  sein 
Am  heerweg  tief  im  land  und  zwischen   zwei  wüstenein. 
Durch  buschland  rechts  und  links,   durch  kiefern  meilenweit 
Zieht  sich  von   ort  zu  ort  die  Strasse  kahl,  lang,   breit. 
Lichtungen   dann   und  wann,  sonst  herrschen  tückevoll 
Der  wald  und  sein  getier.     Sie  sehn  mit  neid  und  groll 
Des  menschen  winzige  weit,  den  herd  für  leben  und  licht, 
Den  Stern  in  nacht  und  graus,   dass  recht  und  regel  nicht 
In   greulicher  wildnis  erlischt:   Denn  hungrig  vorwärts  dringt 
Der  wald  und  trachtet  stets,   dass  er  zurückverschlingt 
Was  ihm  der  mensch  entriss.      E  r  schlug  von   nord  nach  süd 
Den  graden,  langen  weg,   der  von   der  Newa  zieht 
Nach  Moskaus  goldnem  thor.    —   Ja,  jedes  dorf  hier  loht 
Ein  herd  für  leben   und  licht,   vom  tode  rings  umdroht, 
Vom  ungeahnten  graun   der  wälder  eingeengt. 


!36 


R.  B:o\vninc 


Und  an   ein  solches   dorf  im   winterfrühlicht  denkt. 

Schneeweiss  ist  alles  umher,   den  weg  nur  nehm  ich  aus 

Mit  seiner  schlittenspur.      Dort  schafft  vor  seinem  haus 

Iwan  Iwanowitsch,   der  Zimmermann   im   ort, 

An   einem  mächt'gen   stamm ;   er  putzt  die  zweige   fort 

Mit  leichtem  hieb,   er  hackt  mit  einem   kräft'gen   streich 

Den   bäum  in   scheite,   schlägt  durch  splint  und  mark  zugleich. 

Im  Schafspelz  um   ihn   her  die  nachbarn ;   stossweis   dringt 

Der  dampf  aus  jedem  bart,   und  jedes  äuge   blinkt 

Und  folgt  vergnügt  dem  arm,   dem  starken,   der  nie  ruht. 

Ist  auch   der  winter  kalt,  heiss  siedet  menschenblut. 

Horch,   schellenklang!      Vom  weg  am  Waldrand  kommt  es  her! 

Hufschlag,   galopp!      Es  naht!      Ein  Schlitten!      Seht  doch,   wer  .  .  .V 

Was  giebt's?  schreit  alles.      Da,   mit  einem  letzten   satz 

Springt  auf  den   freien   räum,   markt,  volksversammlungsplatz. 

Strauchelnd,  bis  es  fällt,  in  todesangst  ein  pferd. 

Ein   Schlitten  hinter  ihm.      Wie!      Dmitris  weib!      Und  kehrt 

Sie  ohne   Dmitri  heimV      Die  kinder,   wo  sind  dieV 

Ein  leichnam   nur!      Erstarrt!      Zieht  sie  heraus!      Nein,  sieh. 

Am  leben!      Doch  sie  stirbt!      Nun   kehrt  sie  so  allein 

Durch  nacht  und  schnce  zurück!     Ein  monat  mag  es  sein. 

Da  gingen  sie.   —   Wie  Drug,  der  alte  rappe,  lechzt! 

Mit  dem  ist's  aus !   —  O  reibt,    reibt,    nachbarn !      Hört,    sie    ächzt, 

Erwacht!   —  He,  mütterchen,  du  bist  ja  heim!     Nur  mut! 

Nimm  hier!      Ein   heisser  trunk   bei  solchem  frost  ist  gut! 

Die  freunde   sind  wir  ja,   wir  sind  gespenster  nicht! 

Was  starrst  du  so?      Welch  seltsam   abenteuer  spricht 

Aus  deinem   blick?      Scrgei  und   Wassili  sind  wir, 

Und  dort  kniet  freund  Iwan   Iwanowitsch   bei   dir. 

Bei  diesem   worte  irrt  ihr  blick  von   mann  zu  mann. 

Den  honigfarb'nen  bart  Iwans  dann  starrt  sie  an. 

Und  leben   kommt  und   licht,   der  Schleier  reisst  entzwei. 

Der  ihr  die  Wahrheit  birgt.     Ein   lauter,   langer  schrei 

Gellt  auf,   als  hätte  sich   der  stimme  ganze   kraft 

Zu  einem  grausen   ton   verzweifelnd  aufgerafft. 

Tief  stöhnt  sie  auf  und  schluchzt,   und  lindernd  bricht  sich   bahn 

Der  thränenstrom   und  nimmt  mit  sich   hinweg  den  wahn. 

Iwan  stützt  auf  sein   knie  ihr  haupt  und   kost  und  streicht 
Mit  breiter  hand  ihr  haar;   die  bösen  träume  scheucht 


Iwan   Iwanowitsch  .  2' 

Er  weg-  wie  einen  schwärm  von   bienen   und  spricht  trost : 

»Loukeria,  Louscha,   kind!«    und  streicht  und  streicht  und  kost. 

Und  Worte  spricht  ihr  mund:    »Iwan,  ach   du  gerad, 

Du  lieber!      Während  ich  .  .  .   ruf  deines  sohnes  gnad', 

Maria,   an,   dass  er  das  heut  zum  gestern  macht 

Und  ungeschehn   macht  was  geschah  in   dieser  nacht ! 

Noch  gestern   um   die  Zeit,   Iwan,   hielt  ich  wie  du 

Ein   kind  auf  jedem   knie  und  drückt'   im  arm  dazu 

Den   kleinsten   an  mein  herz,   den  ich  geliebt  zumeist ! 

Dahin!   Zerfetzt  im  schnee!      Vater,   söhn,  heiiger  geist. 

Gebt  ihr  mir  denn   zurück  mein  glücklich  gestern  nicht?« 

Und  als  die  thräne  stockt,   erzählt  sie  dann   und  spricht: 

»Vier  Wochen   sind's,   nicht  wahr?   da  kam   die  künde  her, 

Dass  hinten  tief  im  land  beim   kirchbau  arbeit  war. 

Am   dach  besonders.     'Lass  uns  hingehn',   sprach  mein   mann, 

'Den   zeig  mir,   der  wie  ich   ein   bleidach  legen   karm!' 

Ihr  freunde  halft  uns  weg,   und  du,   Iwan,   zumal. 

Froh  brachen   auf  wir  fünf,   — '  mir  bricht  das  herz  vor  quäl !   — 

Und   Dmitri  lenkte  Drug  zur  glatten   wegspur  hin. 

Der  monat  ging  zu  End,  wir  wollten   heimwärts  ziehn. 

Da,  gestern   plötzlich,   brennt  das  dorf.      Aufflackernd  hell 

Läuft  rasch  von  haus  zu   haus  der  brand,   naht  blitzesschnell. 

Was  thun?      Wie  helfen?     'Eilt!'   rief  Dmitri,  'Männer  thun 

Was  sie  vermögen!      Ihr  müsst  fort  zum   Schlitten  nun. 

Du  und  die   drei!      Ihr  seht,  man   reisst  die  häuser  ein 

Und  hemmt  das  feuer  so.      Da  kann   ich  nützlich  sein. 

Doch  ihr  .  .  .!     Kein  wort!     Nimm   nur  die  decken,   hülle  warm 

Die  beiden  grossen   ein,   das  kleine  halt  im  arm. 

Und  sorg'   dich  nicht  um   Drug,   der  findet  schon   nach  haus, 

Wenn  er  die  spur  erst  hat.     Und  munter  nun  hinaus ! 

Der  schnee  liegt  glatt  wie  glas  und  hart  wie  stahl,  und  bald 

Geht  wunderbar  und  hell  der  vollmond  auf.     Doch  halt' 

Trotzdem  die  fackel  hoch,   den   pechbrand  halte  fest!    — 

Daheim  bei  freund  Iwan  seid  ihr  im  warmen   nest. 

Ich   hab'  mein  geld,   und  sonst  ist  alles  einerlei. 

Weiss  ich  nur  sicher  euch,   dich  und  die  lieben   drei! 

Zu,   Drug!'    —   Wir  fühlten  schon  die  flammen   uns  umwehn, 

Man  rief:    Wo   Dmitri  bleibt!      Der  schafft  ja  mehr  als  zehn!' 

So  packen  wir  uns  ein,  ich  und  die  gott  mir  gab. 

Drug  scheint  erst  steif,   doch  läuft  er  bald  in   muntrem  trab 


238 


R.  Brownino; 


Ganz  jugendlich   des   wegs,  als  hätte  er  verstand. 

Der  Vollmond  steigt  herauf,   es  bleicht  mein   fackelbrand 

In  tageshelle,  die,  von  mond  und  schnee  vereint 

In  Unnatur  gezeugt,  bis  in  die  waldnacht  scheint, 

Die  solche  teufel  birgt  vor  gottes  blick.     -     Wie  kahl 

Im  schnee  die  kiefern  stehn !     Sie  strecken  nicht  einmal 

Barmherzig  äste  aus,  dass  sie  ein  schirm  uns  sind 

Auf  unsrer  flucht  durch  diese  hölle.   —  War  das  wind? 

Drug  stutzt  und  starrt,   und  legt  die  ohren   an   und  schnaubt 

Und  schnauft  so  seltsam,    läuft  dann  los,   —   es  scheint,    er   glaubt, 

Es  sei  der  wind.     Doch  nein!     Der  hauch  steigt  ja  empor! 

Und  nicht  so  leis  mehr,  laut  und  lauter  dringt  an's  ohr 

Der  ton.     Kein  zweifei  mehr !   —  Soll  ich  mich  umdrehn  jetzt, 

Die  grause  Wahrheit  sehn?   —  Trab,  trab!   —  Ich  thu's  zuletzt. 

Es  sind  wölfe  im  gleichmäss'gen  trab,  auf  das  leben  im  Schlitten  erpicht! 
In   keilform  geordnet  ein   heerl      Sie  scharen,   sie  drängen  sich  dicht, 
Und  es  wächst  ihre  zahl  bei  der  jagd,  denn  untier  auf  untier  schleicht 
Aus  den  kiefern  am  walde  hervor,  und  die  vorhut  der  bestien  reicht 
Stets  weiter!      Als  führer  voran   die   alten,   und  allerwärts 
Glüht  äuge  an   äuge  und  flammt  wie  grünlich  schimmerndes  erz. 
Doch  sind  sie  noch  fern  !     O  Drug,   o  rett'  uns!     Er  thut  was  er  kann! 
Sie  kommen,  sie  nahn,  sie  sind  da!    Der  eine!    Und  was  kam  dann? 
O  das  vorderste  satansgesicht !     \\'ie  die  lechzende  zunge  hängt. 
Wie  grinst  das  weisse  gebiss!     Da  ist  er!     Die  taTtzen  zwängt 
Er  in  decken  und  tücher!     Lieg'  still,  mein  taubenpaar,  stille  Stopan ! 
Deine  mutter  wirft  sich  ihm  vor!    Dich,  liebling,  rührt  er  nicht  an! 
Er  hört  nicht,  der  narr,  er  muss  Schrein,  Stiopka,  mein  ältester  zwar. 
Doch  die  nachbarn  behaupten,  dass  er  von  den  dreien  der  schlech- 
teste war. 
Zu  früh  ja  kam  er  an's  licht,  war  schwächlich,  und  doch  mir  so  lieb! 
Zwar  tadel  verdiente  er  oft,  und  gab  man  ihm  gar  einen  hieb. 
So  maulte  er  lange.     Trotzdem  war  er  mir  der  teuerste  schätz! 
Du  dummer  junge,  lieg  still!     Das  scheusal    macht  sonst  einen  satz 
Und  schnappt  nach  dir  über  mich  weg!     Vergebens!     Er  kreischt! 

Wer  zwingt. 
Wer  hält  ein  geängstigtes  kind?     Nun  kam  es!     Der   satan  springt, 
Schnappt  zu!     Ich  reisse  zurück  und  zerre!     Da  langt  an  zu  schrein 
Das  zweite  brüderchen  auch !     Soll  einer  verloren  sein, 
Der  zar  braucht  männer,  und  nicht  verzärtelte  knaben !     Ich  fand 
In  dem  faltengewirr  nicht  zurecht,   erlahmt  vielleicht  war  die  hand. 


Iwan  Iwanovvitsch 


239 


O  gott!      Er  ist  fort!      Und  sieh,   es  rcisst  das  gesindel  voll  gier 
Sich  wild  um   den  raub   und  vergisst  darob   die  Verfolgung  schier! 
Das  war'  noch  ein   vorteil!     Nun  Drug,  galoppiere  noch  einige  werst, 
Und  wir  entrinnen  und  sind,  will's  gott,   am  ziele  zuerst! 

Die  zwei  solcher  knaben   besitzt,   die  mutter  nennt  man   noch  reich! 
Nicht  einen   zu  haben,   ist  schlimm,   nur  einen   zu  haben   und  gleich 
Ihn  dann  zu  verlieren,  zu  sehn,  wie  der  liebling  sich  langsam  verzehrt, 
Ist  schlimmer!     Und  ich  habe  zwei,   so  gesunde!   Wie  neidenswert!  — 
Weh  mir!      Ich  beruhige  mich,   ich   scheine   zufrieden   beinah. 
Da  hör  ich  es  wieder:  Trab,  trab!    Und  die  funkelnden  äugen  sind  da, 
Eine  linie,   punkt  an   punkt  in   grünlich  metallischer  glut! 
Beginnt  denn  schon  wieder  die  Jagd,  und  Scättigt  denn  nichts  eure  wut'r* 
Und   dabei  scheint  es  mir  fast,  als  liefen   sie  weniger  schnell, 
Als  wäre  geringer  die  zahl.      Ein   viertel  kaum  ist  zur  stell. 
Was  voll  gefressen  und  satt,  blieb  hinten!     Noch  nicht  genug? 
Und  gilt  es  jetzt  uns?     Greif  aus,  und  rett  uns,   und  stirb  dann,   Drug! 
Was  emen   Schlitten  man   nennt,   die  menschenfalle,   nie,   nie 
Besteig  ich  die   wieder!    --    Ui^d  du,  Terioscha  an  meinem  knie, 
Ich  lege  mich  üi)er  dich,   mit   meines  herzens  nerv 
Bind  ich  dich  fest!   Nichts,  nichts  ist  diesmal  zu  fürchten!   Ich  werf  .  .  . 
Ich   werfe?    —    Ich  warf?    —    Nein,   nein!     —    Bedenkt,    ein    weib 

bin  ich, 
Und  ringe  mit  einem   wolf!    —   Ich   schütze,  ich  rette  dich, 
Terentii!    —   Weh   wir!   Führst  du  die  hetze  noch  an. 
Du  satan,   und  lechzest  nach  frass  mit  äuge,   zunge  und  zahn? 
Ich  schlug,  ich  schlug  heraus  die  grünen   funken !      Ach  ! 
Da  glühn  die  äugen  noch !     Meine  arme  faust  ist  zu  schwach  ! 
Zermalm'  doch  die  faust!    Willst  nicht?    Gelüstet  dich  .  .?   Warum  gab 
Gott  diesem  wolf  dies  gelüst?     Sonst  scharrt  ein  wolf  aus  dem  grab 
Die  leiche  hervor  und  frisst  aas !      Der  schlemmer    hier    verschmäht 
Mein  welkes  fleisch,  weil  ihm  der  sinn   nach  frischem  steht! 
Terentii!   —   Gott,   sieh  im  beutel  am  halse  hier 
Die  heil'gen  reliquien   an !   Der  satan   verschlingt  voll  gier 
Auch  die!      Und  der  popc  sagt,   dass  wunderkraft  darin   wohnt. 
Die  schützt  vor  aller  gefahr !   —  Verschmäht,   doch  nicht  verschont! 
Aus  meinen   armen  heraus!      Er  wühlt  und  zerrt  und  beisst 
Mit  schnauze,  tatze  und  zahn!     Terentii,   er  reisst 
Dich  weg,  mein   liebling!      Ach!      Ich  seh's,   ich  muss  es  sehn! 
Mit  den  zahnen  verteid'ge  ich  dich!   —  Umsonst!      Es  ist  geschehn! 
Die  andren   kommen   dazu!      Wie  tanzt,  wie  hüpft  und  springt 


240 


K.  Brownins; 


Und  tobt  die  Satansbrut!   —   Der  grauvvolf,   der  dort  hinkt, 

Ist  wohl  die  alte  Marpha,   die  mir  voll  bosheit   nie 

Die  kinder  hat  gegönnt.     Zum  werwolf  wandelt  die 

Des  nachts  sich  um,   schleicht  weg  und  schwelgt  in  kindcrblut 

Mit  ihrer  hexenzunft,   stiehlt  sich   dann  heim  und  tlnit 

Ganz  ehrbar,   an   der  thür  kann   man  sie  hocken   sehn. 

Da  spinnt  sie,   krumm   und  lahm,   kann   nicht  zehn  schritt  weit  gehn. 

Mit  einem  entkam  ich  doch !      Welch  abstand :   ein   und  kein ! 

Wie  hülle  und  paradies!     Und  seht,   ein  ros'ger  schein 

Färbt  dort  den  schnee.      Es   tagt,   wird  hell,   wir  sind  zu  haus! 

Wir  überlisten   euch!      Heult,   teufel,   tobt  euch  aus 

Und  reisst  euch  um   den  raub !      Vergesst  in   eurer  gier 

Was  uns  geblieben   ist!      Den   besten   retten   wir. 

Der  treue  Drug  und  ich!   —  Mein   knabe  wird  ein    mann, 

Er  wird  noch  mehr,   er  lernt  was  weidmannslist  nur  kann, 

Und  jagt  und  hetzt  und  fängt  und   quält  erbarmungslos 

Was  wolf  und  wolfsbrut  hcisst.      Das  junge  nackt  und  bloss, 

Das  an   der  zitze  liegt,  soll  sterben  tausendfach! 

Nur  zugestossen!   —   Mitleid?      Ist  denn  mitleid  in   euch   wach, 

Ihr  hunde,  die  ihr  tanzt  um    —  diesen,  diesen?     Nein! 

Wir  lachen  euer!   —   Gott!     Hilf  himmel!     Kann  es  sein? 

Nicht  alle,  einer  nur!  Seht,  seht,  Drug  wittert  ihn  schon! 

Der  eine  hat  geahnt,  sie  rettet  einen  söhn! 

Unmöglich  scheint  solch  glück  den  andern,  dieserh "  nicht ! 

Lacht  mich  nur  aus  und  nagt  die  knochen,  denkt  der  wicht. 

Und  los  und  hinter  uns  her !      Ein   punkt,   ein   fleck,   ein   ball 

Wird  grösser  mit  jedem   satz !      So  schlimm   sind  die  andern  all' 

Zusammen  nicht  wie  der!      Ich  weiss,  wie  man  wölfe  zwingt: 

Die  schlüpfrige  zunge  fasst,   den   lechzenden   fetzen  wringt 

Man  mutig  heraus!      Dann  lauf,   dann  heul'   nach  herzenslust! 

Da!    Zugepackt!   —   Weh  mir!    Du,  du!    Ich  hab's  gewusst! 

Du  satan   dreimal  verflucht,   du,   bis  zuletzt  mein   feind! 

Umsonst  mein   widerstand!      Das  grüne  funkeln   scheint 

Mir  diesmal  bis  ins  hirn !      Ich  falle,  falle,   und  zwar 

So  wie  ich  muss,   auf  mein  kind,   bedecke  es  ganz  und  gar ! 

Zerrissen  zu  werden,  o,  entsetzlich!     Und  doch  bleib' 

Ich  liegen  und  weiche  nicht.     Friss  dich  durch  meinen  leib! 

Hier  bin  ich!    —   Welch  gefühl!    —   O  gott,  die  klaue  geht 

Mir  tief  ins  schulterfleisch,  bis  auf  den  knochen,  seht! 

O  Kirill  unter  mir,  was  könnt  ich  weiter  thun  ? 


Iwan   Iwanowitscli 


241 


Ein   \vo]f,   der  wollsart  kennt!      Er  zwängt,   er  schiebt  sich  nun 

Vorbei  an   hals  und  brüst  und  herz,   und  dann  .  .  !      Was  fühlt 

Die  Zwiebel,   wenn   der  stahl   in   ihren  hüllen   wühlt 

Bis  in   das  mark,   wo  blatt,   wo   blute,   keim  und  saat 

Noch  ungeboren  ruht?   —   Das  traf!      Da  in   der  that. 

Da  starb  ich  und  lag  tot,   bis   Drug  hier  anhielt,   hier, 

Nicht  wahr?     Nun   bin   ich  wach,   und   um   mich  her  steht  ihr! 

Doch  wie,  warum  es  kam,   und  wann,   das  weiss  ich  nicht. 

Sagt,   freunde,   sagt:   Du  träumst,  vorbei   dein   wahngesicht! 

Dort  drüben  steht  versteckt  dein   haus,   du  sähst  es  frei, 

War  dort  der  Schornstein   nicht.      Dort  sind  die   drei,   sind  zwei, 

Ist  einer!     -     Nicht  einmal   der  eine!    —   Bittre  not 

Bringt  uns  das  leben,   doch  wir  leben,   scheun   den   tod!   — 

Fest  drängt  an   mein  gesicht  der  satan   sich  heran 

Und  prägte  wie  in   wachs  sein   bild.     Nur  du,  Iwan, 

Erlösest  mich,  taust  weg  und  tilgst  den  makel  aus  ! 

Sieh   du  mich  gütig  an,   so  schwindet  aller  graus, 

Vor  deinem  antlitz  weicht  die  hölle!   —   Wohl  thun   mir 

Die  thränen !     Leben  ist  doch  süss!     Iwan,  und  dir 

Dank'   ich   was  mir  noch   bleibt.      Du   lieber,   dein   bin   ich! 

Dich  segne  gott!« 

Sie  fiel  nach  vorn,   und  feierlicli 
Stand  auf  Iwan   und  nahm   die  axt,   denn   passend  lag 
Der  köpf,   und  rechts  und  links  hing  je   ein   arm.   —   Ein   schlag 
Blitzschnell  und  donnerstark !    —  Ihr  leib  bewegt  sich  kaum 
Liegt  kopflos  auf  den  knien.     Gesund  sein  muss  der  bäum. 
Wie  man  im  dorfe  sagt,  stahlmarkig,   dem   zulieb 
Iwan  Iwanowitsch  thut  einen  zweiten  hieb. 
Gleich  karg  mit  streich  und  wort,  sagt  er:   »Es  musste  sein, 
Nicht  anders  konnte  ich.     Gott  sprach:  Tritt  für  mich  ein!« 
Er  bückt  sich,   sieht  sich  um.      Was  sucht  denn  jetzt  sein  blick? 
Zum  reinigen  der  axt  ein   passend  rindenstück. 
Als  dies  gethan  ist,  geht  er  in   sein   haus.      Es  stehn 
Lautlos  die  andern   da,   der  ringelnden  blutschlange  sehn 
Sie  zu,   die  sich  in   holz  und  splitter  scheu  versteckt. 

Sie  regen  sich,   doch  stumm.      Den   köpf,   der  dunkler  fleckt 
Die  kiefernspähne,  nimmt  der  eine,  zwei  sodann 
Den  leib,   der  blutend  trieft.      So  ziehn   sie  mann   für  mann, 
Beinah  in  prozession,  zum  kirchplatz  hin,   und  dort 

J.  Hoops,  Englische  Studien.  28.  2.  16 


242 


R    Biownin 


Legt  der  am  langen  haar  es  trug  an   seinen  ort 
Das  jammervolle  haiipt.      Nun  liegt  der  körper  da, 
Und  keine  spur  zeigt  an,   dass  ihm   ein   leid  geschah, 
Wie  man   sie  stets  gekannt,   die  alte  Louscha  jetzt, 
Geliebt  als  mädchcn,  weib  und  mutter,    bis  zuletzt. 

Die  schneebank,   die  den   platz  am  kirchcntlior  umfasst, 

Ist  bald  besetzt,   ein   ort,   wie   er  zum  richtspruch  passt. 

Was  nur  im   dürfe  wohnt,   mann,   weil)   und  kiiul,   kommt  schnell. 

Zu   sehn   was  folgt,   sogar  die  Juden    sind  zur  stell. 

Zigeuner  auf  dem   weg    zum  rossmarkt  machen  halt 

Und  hocken   auch  im   schnec.     In  jedem  herzen  wallt. 

Kocht  ein  gedanke   nur,   doch  keine  zunge  spricht, 

Sie  sind  so  still,   es  scheint  beinah,   sie  atmen   nicht. 

Da,   aus  der  kirche  kommt  strauchelnd  der  pope  her, 

Steinalt,   er  lebt  kaum   noch,    Zcählt  hundert  jähr  und  mehr. 

Mit  ihm,   auch  alt   und  grau,   des  dorfcs  haupt,   was  wir 

Starosta  nennen   bei  uns,   und  friedensrichter  ihr, 

Ein  rechtsrat  und  ein   freund.      In   pelz  vermummt  alsdann 

Der  pomeschik,   der  herr.     Ihm  beugt  sich  jedermann, 

Und  leben  hängt  und  tod  von   seinem   Spruche  ab. 

Der  leichnam  wird  beschaut.      Aufrecht  an   seinem  stab 

Vernimmt  dann   der  starost,   der  klügste  greis  im   ort. 

Was  du   vernahmst  bis  auf  des  mannes  letztes  wort : 

»Gott  sprach:   Tritt  für  mich  ein!      Zu   zaudern   w^gt  ich  nicht.« 

Der  pomeschik  hob  an:    »Wie   kann   unrecht  gericht 

Denn  unrecht  richten,  selbst  wenn  hier  ein  unrecht  war. 

Das  solche  sühne  heischt?     Spricht  das  gesetz  nicht  klar? 

Kann  jeder  richter  sein  und  nach  dem  urteil  gleich 

Den   henker  spielen,  wie  mit  einem   raschen   streich 

Und  ohne  widersprach  gewürm  vernichtet  wird, 

Nur  weil  aus   dunklem  loch  es  frevelnd  sich  verirrt 

In  unser  tageslicht?      Zu  jäh,   zu  rasch!      Worin 

Liegt  hier  die  schuld?      Gesetzt,   wo  ich,   der  herr,   hier  bin. 

Stürzt  jetzt  die  kirche   ein.      Für  mich  sein   bestes  thun 

Soll  dann   ein  jeder  knecht.      Doch  scheucht  der  einsturz  nun 

Euch,  meine  kinder,  weg,  und  giebt  der  söhn  sogar 

Den  vater  preis,  so  nenn  ich  feig  die  wichte  zwar. 

Doch  schwank'   ich,   ob  ich   auch   ihr  leben   fordern   kann. 

Weil  sie  es  mehr  geliebt  als  meins.      Dass  für  den  mann 


Iwan   Iwaiiowitsch 

Die  frau  stirbt,   für  den  ahn  der  söhn,   ist  wünschenswert, 
Ist  tilgend,   die  man  preist,   kaum   pflicht,   die  man   begehrt. 
Iwan  Iwanowitsch  that  eine  that,   die  heisst 
Mord  nach  gesetz  und  recht.      Wer  zweifelt,  rede  dreist.« 

Man   sah   den  popen   an.      »Ja,   kinder,   ich   bin   alt,    — 
Wie  alt,   weiss  ich  nicht  mehr.      Im  lebenskreislauf  wallt 
Zur  greisenzeit  der  mensch.     Reicht  seine    bahn  so  weit, 
Kehrt  sie,   so   scheint's,   zurück  zur  kindheit.      Eine  zeit 
Bricht  endlich  für  mich  an,   so  träumt  mir,   wo  ich   echt 
Die  wahre  Wahrheit  schau   und  richtigeres  recht. 
Als  da  mein   fuss  zuerst  auf  erdenpfaden  stand : 
Da  lenkten   menschen   mich,  jetzt  führt  mich  gottes  hand. 
(Gesichte   sollen  sehn   die  jungen !'     Ich  war  jung 
Und  sah  die  weit  des  Scheins  und   zollt'   ihr  huldigung. 
'Die  alten   sollen,   heisst's  dann,   träume  haben!'   —   Ich 
Bin   alt,   und  eine  hand  führt  durch  die  wölke  mich. 
Die   das  gesetz  umgiebt.      Fest  steht  mein   fuss  zur  stund, 
Die  Wirkung  sah  ich   einst,   ich   scliaue  jetzt   den  grund. 

Die  weit  liegt  unter  mir,   doch   nirgends  darin  hab' 

Ich  grösseres  geschn   in   dem,   was  gott   uns  gab, 

Als  unser  leben,   das  sein   eigenes  enthält. 

Preist  dich  der  toten  mund?'     Nein!     'Die  lebend'ge  weit 

Ist  voll,  herr,   deines  ruhms !'     Dies  leben,   soll  und  kann 

Dies  gottgeschenkte  gut  man   opfern?     Nur,   wenn   man 

Mit  andrem   leben   zahlt  und  so   in  gottes  sinn 

Die  wage  ausgleicht.      Gebt   für  grosses  kleines  hin. 

Ob  eigen   oder  fremd,  für  niedres  leben   setzt 

Gottähnlicheres  sein.      Es  wird  kein  recht  verletzt. 

Wenn   leben   leben  tilgt  und  höhres  leben  schafft. 

Wie  weit  die  regel  geht,   zu  zeigen,   fehlt  mir  kraft. 

Das  schlichte  wird  entstellt,   verwirrt  was  einfach  war. 

Spürt  man  ihr  weiter  nach.      Doch  ist  sie  klipp   und  klar 

Ein   ausfluss  ew'gen  rechts.     Folgt  mir  zu  seinem   quell, 

Wie  er  aus  gottes  stuhl  hervorbricht  frisch   und  hell. 

Ein   weib  gebiert  ein   kind.      Es  wird  Vollkommenheit 
Erfüllt  durch  die  geburt.     Sie  selbst  zu   ihrer  zeit 
Kam  so  als  weib  ans  licht,   so  wunderbar  gebaut, 
Dass  leben   sich  durch  sie  vermehre.     Nun   vertraut 
Ihr  gott  das  heil'ge  amt,   des  lebens  quell   zu  sein. 

16* 


243 


2t±  ^-  Browning 

So  königlich  gekrönt,  soll  sie  sich  selbst  entweihn, 

Soll  kinderlos  hinfort,   freiwillig  unfruchtbar. 

Die  frucht  verschmähn,   den   stolz  der  Schöpfung,   die  sogar 

Oft  leben  preisgiebt,  wenn  nur  leben  es  gebiert, 

Das  schöner,  herrlicher  die  erde  gottes  ziert? 

Was  sagt  ihr,  wenn   die  hand,  der  gott  das  licht  der  weit, 

Des  lebens  fackel,  gab,  nur  weil  ein  funke  fällt, 

Die  fackel  loslässt?      Sagt,   zu   welchen   greucln   denn 

Zählt  man  die  mutter,  die  ihr  kind  hinwirft,  nur  wenn 

Ein  flämmchen   sie  versengt?      O   vor  der  mutterschaft 

Tritt  stolz  der  mann  zurück,  wird  Schwachheit  seine  kraft, 

Wird  Schüchternheit  sein  mnt,   und  thorheit  sein  verstand: 

Des  weibes  vorrang  wird  hierin   allein   erkannt. 

Den  falschen   fuchs  zerreisst  die  füchsin   in   der  not, 

Greift  er  die  welpen  an.      Stumm   duldet  feuertod 

Der  biber,  ehe  er  preisgiebt  die  junge  brut. 

Die  in   dem  heil'gen   schütz  des  busens   sicher  ruht. 

Und  hier?     Du  totes  weib,   steh  auf,   verteid'ge  dich. 

Wie  du  vor  gottes   thron  jetzt  rede  stehst,   so  sprich! 

Dreifach  gekrönt  warst  du,   dir  war  ein  hehrer  hört. 

Drei  kinder,  anvertraut.      Wo  sind  sie?     Rede!   —   Fort?  — 

Was  frommt's,  wenn  lang  und  breit  du  sagst:   So  ging  es  zu! 

Lebst  du,   kannst  sagen  'fort',   so  sprichst  dein   urteil  du! 

Als  posten  schützt  im  feld  das  lager  ein  soldat. 

Was  kündet,   dass   er  treu,  nicht  dachte   an  verrat?  ' 

Sein  leichnam,  über  den  zum  siege  schritt  der  feind ! 

Du  gabst  dein  höchstes  preis,  hast  du  trotzdem  gemeint, 

Zu  leben  und  zum  graun  und  gott  zur  schmach?     Er  sah 

Die  unerhörte  schuld,  und  neue  Satzung  da 

Gab  er  sogleich.     Der  mann,  der  gott  zuerst  verstand. 

Lieh,  treu  erfunden,  auch  dienstfertig  seine  hand. 

Versagte  hier  der  mensch,   so  wäre,   meine  ich, 

Der  himmel  eingestürzt,   die  erde  hätte  sich 

Geöffnet,   ausgetilgt  dies  neueste  vergehn, 

Die  Schmach  der  mutterschaft.      Es   blieb  der  himmel  stehn. 

Die  erde  gähnte  nicht,   denn  rasch  für  gott  trat  ein 

Ein   mann,  ein  ganzer  mann,  gesund  und  herzensrein. 

Er  hörte  gottes  wort  und  folgte  ihm.     Iwan 

Iwanowitsch  that  heut  was  Moses  einst  gethan, 

Als  er  gedeutet  hat  den  jähen  feuerbrand. 


Iwan   Iwanowitsch 


245 


Der  durch  die  tafeln  lief,  darauf  mit  eigner  band 
Gott  einschrieb  das  gesetz.     Darum  mit  fug  und  recht, 
Iwan  Iwanowitsch,  sag  ich,   ist  gottes  knecht!« 

Bei  diesem  worte  hob  im  volle  ein  flüstern  an, 
Wie  es  entsteht,  anschwillt  und  hinstirbt,  wenn  ein  mann 
Mit  blut  und  leben   kühn   der  strafe  trotzt.      Es  schaun 
Entsetzt  die  menschen   zu,   begreifen   voller  graun, 
Dass  was  geschah  doch  recht,  gut  und  barmherzig  war. 
»Ja,  gottes  knecht!«   so  ging  ein  flüstern.    —  Es  ward  klar, 
Als  dieses  amen  schwieg,   es  sprach  das  volk  ihn   frei. 
Und    »amen!«   seufzt  zuletzt  der  hcrr.      »Ein   freispruch  sei 
In  solchem  neuen  fall  denn  nicht  missgönnt  von  mir. 
Dem  alter  beug'   ich  mich,   der  heiligkeit.      Sei  hier 
Gnade  gewährt.      Indess  es  könnt'   ein   stärkrer  geist 
Als  ich  bedenklich  sein,  denn  alles  hier  beweist 
Den  rechtsbruch,   blutig-klar  seht  ihr  vor  äugen  ihn. 
Doch  ihr  verzeiht  die  that,  wohlan,   sie  sei  verziehn ! 

Da  aber  gnade  doch  nun  einmal  waltet  heut, 

Thut  kund  der  gnade  Spruch,   des  Zweifels  angst  zerstreut, 

Die  martern   muss  ein  haupt,   um   welches  insgemein 

Den   Strang  legt  das  gesetz,   ihr  einen   heil'genschein  ! 

Worauf  macht  sich  Iwan  wohl  selbst  gefasst?      Den   mord 

Schützt  diesmal  das  gesetz,   das  sagt  ihm,   und  hinfort 

Brauch'   er  sich  scheu  nicht  mehr  zu   bergen   am  altar. 

Ich  wette,   dort,  wo  stets  der  Unschuld  statte  war, 

Versteckt  er  sich.   —   Geht  ihr!   —   Ihr  andren   unverweilt 

Schafft  dort  den  greuel  weg!      Was  säumt  ihr    denn    noch?      Eilt 

Den  leichnam  heben  auf  die  jungen.      Zu  Iwan 

Zieht  stumm   der  alten   schar  und  hält  am  hausthor  an. 

Es  bückt  der  erste  sich  und  horcht.      Kein   ton,   kein   laut. 

Man  ratschlagt,  öffnet  rasch,   tritt  in   das  haus  und  schaut 

Iwan,  den  mörder,  selbst,  wie  er  am  boden  sitzt 

Und   dort  aufbaut  den   kreml,   den   kunstvoll  er  geschnitzt 

In  müss'ger  winterzeit.     Und  atemlos,  voll  glück 

Schaun  ihm  fünf  kinder  zu,  wie  richtig  stück  für  stück 

Er  auf  einander  setzt.     Es  steht  der  bau  beinah. 

Das  mütterchen   Iwans,  Stescha,   sitzt  spinnend  da 

Am  ofen,  wo  sein  weib  Katja  am  backtrog  steht. 

Sein  honigfarbnes  haupt  hat   langsam  umgedreht 


2  i6  H.   B.  Bnildon,  Roheit  Louis  Stevenson 

Iwan  Iwanowitsch.     Den  kürbis  gelb  und  hohl, 

Der,  scheint  es,  bergen  soll  den  grossen  kolokol, 

Den  stellt  er  eben  zu  den  kiefernzapfen   hin, 

Die  schon  als  kuppeln  stehn.      Die  glocke,  die  darin 

Soll  hängen,  ist  bereit,   es  ist  gar  fein   und  rund 

Ein  kleiner  eichelnapf.      Den  hält  in   seinem   mund 

Iwan   und  dreht  sich  um.      Sie  sagen   ihm,   er  war' 

Frei  wie  die  weite  lult.      »Ja,  was  den  sonst?«  fragt  er. 


ROBERT  LOUIS  STEVENSON. 

(Conclusion.)^) 


A  child's  gar  den  of  verses  (1885). 
It  is  pleasant  to  tum  from  a  werk  in  which,  to  cur  thinking-, 
a  vast  amount  of  labour  and  ability  is ,  to  a  large  extent,  lost, 
to  one  in  which  the  success  is  so  unequivocal  and  assured  as 
is  that  of  the  delightful  CMLfs  Garden  of  Verses.  This  book  has 
the  enormous  advantage  of  being  unique  ,  so  far  as  I  know,  in 
English  Literature.  There  are  enough  of  verses  for  children  and 
about  children,  but  none  that  represent  childhood  so  accurately 
as  seen  from  the  adult  Standpoint  and  yet  stiH  "perfectly  remem- 
bered  and  understood.  Reading  this  book  we  live  our  childhood 
over  again.  The  child-psychology  is  so  startlingly  exact,  that  it 
brings  back  to  us  much  that  we  had  otherwise  forgotten  and  lost. 
We  See  again  our  own  tiny  figure  in  short  frocks,  and,  with 
a  dclicate  humour  and  exquisite  regret,  we  ourselves  re-enact 
the  joys  and  sorrows  of  child-life.  As  has  already  been  remarked, 
Stevenson  retained  much  of  the  child  in  his  nature;  bis  recol- 
lections  of  his  childhood  scem  miracuhnisly  lucid  and  sharp, 
and  he  positively  never  lapses  from  childish  na'fvete.  Steven- 
son is  always,  in  the  best  sense  of  the  word  ,  an  Impressionist. 
That  is ,  he  draws  tliings  not  as  he  knows  them  to  be  on  re- 
flection,  but  as  they  seem  to  him,  and  that  is  the  method  of  a 
child.  Here  for  instance  is  an  excellent  piece  of  impressionism. 
„The  Dog  and  tlie  Plough,  and  the  Hunter  and  all, 
And  the  star  of  the  sailor,  and   Mars, 


1)  Vgl.  Kngl.  stud.  25,   218.   26,   19.  27,  399- 


Robert  Louis  Stevenson  247 

These  shone  in  the  sk'v,  and  t  h  e  p  a  i  1  b  y  t  h  e  wall 
W  o  u  1  d  b  e  half  füll  o  f  w  a  t  e  r  and  st  a  r  s. " 
To  the  child  the  Stars  in  the  bücket  are  as  real  as  the 
Stars  in  the  sky  and  this  is  impressionism,  to  render  a  thing  just 
as  it  appears  to  the  senses  and  it  is  this  quality  in  Stevenson 
that  often  gives  his  descriptive  touches  such  startling  force  and 
vividness.  The  phrase  we  quoted  before  about  the  Lainplighter 
,,knocking  another  luminous  hole  in  the  dusk"  is  an  excellent 
example  of  this.  Very  difücult  is  it  to  select  amid  so  much  that 
is   charming,   but  here  is  the   child's  notion   of 

THE  COW. 

The  friendiy  cow  all  led  an  ^  white 

I   love   with  all  iny  heai  t ; 
She  gives  me  cream  with  all   her  niight 

To  eat  with  applc-tart. 

She  wanders  Iowing  here  and  there, 

And  yet  she  cannot  stray. 
All  in  the  pleasant  open  air, 

The  pleasant  light  of  day. 

And  blown  by  all  the  winds  that  pass 

And  wet  with  all  the  showers, 
She  walks  aiiiong  the  nieadow  grass 
And   eats  the  nieadow  flowers.'- 
It  would  be  impossible   to    describe   better  with  all  the  re- 
sources  of  language  an  English  cow  browsing  in  a  lush  June   or 
july  meadow.      It  is ,  indced  ,    not  a  cow   but  the  cow.     She  has 
the   meadow  all  to  herseif,   and  she  is   so  well   fed  that  she  does 
not    seem    seriously    to   eat    the  grass  but  strolls  about  wantonly 
and  leisurely    chewing  perhaps  a  single    cowslip   and  a  few  butter- 
cups.      Then    how    naively    described    is  her  place  in   the   child's 
scheme   of  Providence! 

,,She  gives  me  cream  with  all  her  iiüght 
To  eat  with  apple-tart." 

More  Arabian  Nights;   the  Dynamiter  (1885). 

The  next  volume  by  Stevenson  was  written  in  conjunction 
with  his  wife,  Fanny  Van  de  Grift  Stevenson,  under  the  title  of 
The  Dyuiamiter,  but  is  now  called  Morc  Arabian  Nights ;  the  Dyna- 
miter, in  Order  to  bring  it  into  line  ,  as  it  were,  with  The  New 
Arabian  Nights,  to  which  it  is  on  the  whole  an  inferior  and  dis- 
appointing  sequel;   and  the  most  interesting  question  regarding  it 


248 


H.  B.  Baildon 


is  how  much  is  real  Robert  Louis  and  how  much  Fanny  Van  de 
Grift.  Mrs.  Stevenson  says  very  categorically  "All  the  stories  are 
mine,  except  the  Explosive  Bomb.''  It  would  be  ungallant  in  the 
extreme  to  throw  the  slightest  doubt  on  the  accuracy  of  this 
Statement;  but  it  lands  us  in  a  difficulty  for  which  \ve  would  fain 
seek  a  Solution;  for,  if  this  shortest  of  the  tales  be  really  all 
Stevenson's  own  share  in  the  book,  it  seems  nothing  short  of  a 
fraud  on  the  public  to  have  appended  his  name  to  it  at  all.  But 
when  \ve  turn  to  the  stories  themselves  we  find  them  so  saturated 
with  the  characteristic  Stevensonian  philosophy  and  so  tinctured 
with  his  style,  though  seldom  or  ever  touching  his  highest  levels, 
that  it  seems  well-nigh  impossible  to  believe  literally  that  the 
Explosive  Bovih  represents  his  total  contribution  to  the  work.  If 
Mrs.  Stevenson  composed  these  stories  quite  independently  she 
possesses  narrative  and  inventive  pövvers  little  inferior  to  those 
of  her  husband.  The  Destroying  Angel ,  though  highly  fantastic 
and  putting  a  strain  on  our  credulity,  is  written  with  great  power 
and  such  a  passage  as  that  describing  the  starvation  camp  of 
Mormon  emigrants,  might  well  be  cullcd  out  as  one  of  the  most 
eifective  in  Stevenson's  works.  Had  Mrs.  Stevenson  equal  literary 
faculties  to  those  of  her  husband,  or  did  he  directly  influence 
and  inspire  the  work?  Very  instructive  in  this  respect  is  a  remark 
once  made  to  me  by  Stevenson's  mother  apropos  of  The  Wrong 
Box,  the  first  work  published  by  liim  in  collab^ration  with  his 
stepson,  Lloyd  Osbourne.  It  seems  that  the  whole  story  was  ac- 
tually  written  by  Osbourne,  though  no  doubt  talked  over  by  him 
with  Stevenson.  But  Stevenson  went  over  the  book  later,  putting 
in  touches  of  his  own,  and  his  mother  went  on  to  say  that  he 
had  an  extraordinary  faculty  for  thus  giving  the  whole  work  so 
strong  a  smack  of  his  own  style  that  the  critics  were  often  quite 
wrong  when  they  attempted  to  distinguish  Stevenson's  own  work 
from  those  of  his  collaborateurs.  But  it  is  more  when  we  regard  the 
books  as  a  whole  that  we  perceive  the  difference  and  are  able 
to  make  at  least  this  generalization,  tliaL  the  books  in  wliich  he 
had  a  collahorateur  are  never  quite  his  best,  and  seldom  make 
that  substantial  addition  to  his  fame  which  is  usually  made  b}- 
those  which  bear  his  sole  name  in  the  title -page.  Tliere  is  in- 
deed  usually  a  great  difference  between  master  and  pupil,  and 
the  pictures  in  which  Rubens  alone  worked  m  u  s  t  be  superior 
to  those  which  he  merely  touched  up,  allhough  the  latter  may  seem 


Rülieit  Louis  Stevenson 


249 


to  have  the  Rubens  mannerisms  quite  as  markedly  as  the  fonuer. 
Thus,  I  doubt  not,  we  ma}'  fairly  class  the  Dynamitc}-  as  a  work 
of  the  Stevenson  school. 

One  aim,  however,  it  has  throughout  and,  curiously,  that 
cuhninates  in  Stevenson's  own  story  of  the  Explosive  Bomb,  that 
is  thoroughly  to  expose  the  mingled  folly,  cruelty,  conceit,  vanity, 
and  cowardice  of  the  Dynamiter  and,  indeed,  the  Anarchist  gene- 
rallv.  If  the  crowned  heads  of  Europe  want  an  antidote  to  Nihi- 
lism  and  kindred  evils,  they  cannot  do  better  than  circulate  tlie 
Dynawiter  broad-cast  throughout  their  dominions  in  the  vernacular. 
Nothing  kills  like  ridicule,  and  the  figures  of  Zero  and  Macguire, 
so  brilliantly  satirised,  if  the  bare  truth  can  be  called  satire,  elfect 
a  true  ^-cdiictio  ad  absurda?n  of  Dynamitism.  It  may  of  course 
be  mere  coincidence,  bat  it  is  very  nearlv  true  to  say  that  with 
this  appearance  in  literature  the  Dynamiter,  as  an  agent,  so  far 
as  Great  Britain  is  concerned,  stepped  out  of  hi story.  The 
effect  of  translation  at  least  into  French,  Italian,  Spanish,  and 
Russian  might  be  tried  ! 

But,  as  though  he  had  learned  a  Icsson  from  Zero  and 
bettered    it,    Stevenson   hiraself  now   successfully   ])lanted  a  bomb, 

The   Strange   Gase   of  Dr.  Jekyll   and   Mr.  Hyde  (1886). 

Treasiire  Island  had  captured  the  better-class  reading  public 
and  juveniles  of  all  Orders  who  could  get  hold  of  the  book.  But 
to  the  masses  generally  he  was  still  unknown.  The  British  work- 
man,  who  reads  his  Carlyle  and  Ruskin  and  Huxley,  took  no 
interest  in  sucli  a  light  horseman  as  the  author  of  New  Arabian 
Nights  and  a  ChihVs  Garden  of  Verses.  He  was  hardly  even  a 
name  to  them  and  quite  unknown  to  those  still  less  cultured. 
This  public  of  the  masses  lay  it  seemed  out  of  his  reach,  as 
indifferent  as  a  whale  to  paper-darts,  and  yet  all  on  a  sudden 
he  harpooned  the  monster.  Since  Tennyson  wrote  the  Northern 
Cobhler  no  man  of  high  and  refined  literarv  power  has  Struck 
home  to  the  populär  conscience,  as  did  Stevenson  with  his  terrible 
parable  of  The  stränge  case  of  Dr.  Jekyll  and  Mr.  Hyde. 
Published  as  a  "Shilling  shocker",  as  the  term  for  a  cheap  sen- 
sational  novel  goes,  and  sold  chiefly  at  railway  book -Stalls,  the 
fame  of  the  book  spread  with  electric  speed  and  sent  Steven- 
son's  name   echoing  through   the   four  quarters   of  the    globe.      It 


250  H.   B.   B:nli!on 

captured  the  press  and  even  the  pulpit,  and  seemed  to  travel 
like  a  ballet  straight  to  the  lirart.  We  all  suddenly  —  except 
those  who  knew  it  alread}'  —  discovered  we  had  a  'Mv.  Hyde 
in  our  bosoms. 

Founded,  as  has  been  said,  on  a  dream  and  that  a  highly 
unpleasant  one,  the  story,  for  it  is  half  reality,  half  fable,  sets 
forth  how  an  outwardly  excellent  and  blameless  physician  Dr.  Jekyll 
discovers  in  the  course  of  some  experiments  a  drug  or  mixture 
of  drugs,  on  taking  which  his  personality  is  at  once  changed 
into  that  of  a  human  monster  with  all  the  worst  human  and  in- 
human passions.  To  this  personality  he  gives  the  name  of  Ed- 
ward Hyde,  and  in  this  character  he  is  capable  of  any  crime 
and  plunges  into  the  wildest  orgies.  In  his  own  person  Dr.  Jekyll 
had  been  in  the  habit  of  secretly  indulging  his  lower  passions, 
and  INIr.  Hyde  is  made  up  of  these  passions  deprived  of  the  control 
of  the  higher  faculties.  Dr.  Jekyll  contains  Mr.  Hyde,  but  Mr.  Hyde 
has  got  rid  öf  the  Dr.  jekvU  elcment  until  he  again  drinks  the 
potion.  There  are  some  curiously  subtle  psychologic  touches  in 
the  depiction  of  these  two  personalities.  Edward  Hyde  is  younger 
and  smaller  than  Dr.  Jekyll,  signifying  that  this  part  of  Jekyll's 
nature  had  been  long  suppressed  and  held  in  abeyance  and  was 
slarting  on  its  career  later  than  the  higher  seif.  The  fignre  of 
Hyde  is  deformed  and  repulsive  and  all  normal  persons  fecl  an 
instinctive  abhorrence  for  him.  This  affords  higi.  only  a  fiendish 
pleasure  and  a  desire  to  snatch  pleasure  for  himself  at  the  ex- 
pense  of  pain  in  others.  Witli  indulgence  in  such  passion  he 
grows  in  Statute  and  strength  and  in  daring  wickedness.  When 
he  has  sated  himself  for  a  time,  prudence  and  self-interest  induce 
him  to  retire  to  the  disguise  and  shelter  of  the  higher  personality 
of  Dr.  Jekyll ,  which  otherwise  he  despises.  Dr.  Jekyll  in  turn 
suffers  acutest  remorse  for  the  crimes  of  Hyde,  redoubles  his  acts 
of  kindness  and  strives  ever  to  undo  the  evil  wrought  by  Edward 
Hyde.  But  now  a  terrible  State  of  matters  comes  about.  He 
finds  himself  involuntarily,  and  without  using  the  drug,  relapsing 
into  the  character  of  Hyde  from  which  he  can  only  recover  by 
the  use  of  stronger  and  stronger  doses,  to  the  danger  of  life 
itsclf.  Finally,  while  in  the  character  of  Hyde,  he  commits  an 
unprovoked,  shocking  and  barbarous  raurder,  wliich  has  been 
witnessed.  With  the  utmost  difficulty  he  succeeds  in  taking  re- 
fuge  in   the  semblance   of  Dr.  Jekyll,    when  a-  new  and   appalling 


Robert   Louis   Stevenson 


25' 


danger  and  terror  presents  itself.  The  stock  of  the  essential 
ingredient  of  the  potion  riins  low.  He  procures  a  further  quan- 
tity  and  mixes  it  eagerly  only  to  find  that  the  usual  transformation 
no  longer  takes  place.  He  now  guesses,  in  despairing  terror, 
that  it  was  the  presence  of  some  unknown  impurity  that  rendered 
the  first  powder  effectual.  He  has  only  at  most  sufficient  of  the 
original  to  procure  one  transformation,  and  then  he  must  forever 
lapse  into  the  murderer  Hyde.  He  sets  his  house  in  order  for 
the  last  time,  making  Edward  Hyde  his  heir  and  then  sits  down 
to  write  his  Statement  of  the  case  which  thus  concludes,  speaking 
of  Hyde: 

"And  indeed  the  dooin  that  is  closing  on  us  hoth  has  ah'eady  chnnged 
and  cnislied  him.  Half  an  liour  froin  now,  when  I  shall  again  and  for  ever 
reindue  that  hated  personality,  I  know  I  shall  sit  shuddering  and  weeping  in  niy 
chair,  or  continue,  with  the  most  strained  and  fearsti'uck  ecstasy  of  listening, 
to  pace  up  and  down  this  room  (luy  last  earthly  refuge)  and  give  ear  to  every 
sound  of  menace.  Will  Hyde  die  on  the  scaffold?  or  will  he  find  the  conrage 
to  release  himself  at  the  last  monieiit?  God  knows!  I  am  careless;  this  is  my 
true  hoiir  of  death,  and  what  is  to  foliow  concerns  anotlier  than  inyself.  Here 
then  as  I  lay  down  th.e  pen,  and  pioceed  to  seal  up  iny  confession,  1  hiing  the 
life  of  that   unhappy  Harry  Jekyll   to  an   eni." 

So  we  leave  the  miserable  Hyde  sitting  under  the  shadow 
of  the  gallows  and   shudderingly  awaiting  his   fate. 

It  is ,  I  believe ,  impossiblc  for  any  human  being  to 
read  this  terrifying ,  this  appalling  apologue  unmoved.  The 
good  and  the  evil ,  the  virtuous  and  the  wicked ,  the  inno- 
cent  and  the  depraved  alike  stand  shuddering  at  the  brink 
of  that  abyss  into  which  Dr.  Jekyll  has  disappeared  and  into 
which  the  wretched  Hyde  seems  about  to  plunge ,  as  into  the 
Bottomless  Pit.  No  conscience  is  so  unsmirched  or  so  hardened 
that  it  can  fearlessly  face  this  awful  presentment  of  this  de- 
gradation  and  destruction  of  a  human  soul.  To  the  best,  as  to 
the  worst  of  us,  rings  in  our  ears  the  damning  words  of  the 
prophet  "Thou  art  the  man?"  A  cold  terror  clutches  at  our 
hearts,  more  frightful  than  the  very  Trump  of  Judgment.  As  in 
Browning's  Easterti  JDay,  the  Dar  of  Judgment  seems  already 
upon  US,  not  imposed  from  without,  but  a  still  more  dreadful 
assize  in  our  own  breast.  If  a  man  could  be  terrified  into  good- 
ness  surely  D?-.  Jekyll  and  Mr.  Hyde  \^o\x\ö.  do  it!  But  it  is  one 
tliing  to  open  a  man's  eyes  to  his  danger,  to  teil  him  his  house 
is   on  fire  or  that  he  is   plague-stricken,    but  quite   anothcr  to   pro- 


252 


H.   H.  B;ül(lon 


vide  him  with  a  fire-escape  or  a  specific.  Stevenson  seems  in 
this  book  to  be  like  a  man  arousing  you  in  the  night  with  a  crv 
of  fire  and  at  the  same  time  informing  you  that  your  retreat  is 
already  cut  off,  the  water  Frozen  at  the  main,  no  fire-escape 
within  twenty  miles  and  that  you  will  certainly  break  your  neck 
if  you  jump  from  the  Windows.  "Thank  you  kindly  for  nothing," 
you  crv-  "1  had  much  better  have  died  asleep  in  the  sraoke." 
Like  Bunyan,  even  perhaps  more  effectually,  Stevenson  convinces 
US  that  we  are  in  the  City  of  Destruction.  Bat  he  leads  us  only 
to  the  Slough  of  Despond  and  there  incontinently  leaves  us, 
and  here  I  think,  and  I  am  not  alone  in  thinking,  we  have  a 
grievance.  "What  right"  we  cry,  "have  you  to  point  out  to  us 
thesc  blue  plague-spots  on  our  souls  and  make  us  miserable  when 
we  might  at  least  have  been  thoughtlessly  light-hearted,  when 
you  have  no  remedv  to  propose?"  As  far  as  I  understand, 
Dr.  Jekyll  is  from  first  to  last  a  flv  caught  fast  in  the  Devil's 
web,  whose  struggles  only  serve  to  bind  him  more  securelv.  There 
is  no  point  indicated  in  the  narrative  at  which  he  could  escape, 
no  helping  hand  is  held  out  to  him  on  earth  or  from  heaven.  Is 
it,  then,  not  the  same  with  us?  Can  any  of  us  declare  we  have 
never  touched  with  hand  or  foot  this  Devil's  w^eb?  Dare  we  say 
now  that  none  of  its  subtle  meshes  entangle  us?  Bat  lias  the 
Devil  a  more  dangerous  weapon  in  his  armoiiry  than  despair? 
Yet  this,  Stevenson  deliberately  presents  him  with.  >  The  apologue, 
indeed.  breathes  a  pessimism  of  the  worst  kind,  representing  the 
evil  part  of  our  nature  completely  and  irresistibly  triumphant  over 
the  good.  This  surely  is  to  put  the  human  spirit  back  iiito  a 
worse  dungeon  than  Calvinism  itself!  There  is,  in  fact,  in  Steven- 
son despite  his  courage,  his  zest  in  living,  his  sweetness  and 
broad  humanity,  a  deep  vein  of  pessimism  fmay  we  set  it  down 
l)artly  to  his  diseased  and  ever-ailing  body?),  and  here  it  runs 
its  blackcst. 

In  palliation  of  the  offence  which  this  book  offers  there 
are  perhaps  two  things  to  be  said.  In  the  first  place  it  was  not 
intended  as  a  complete  and  general  parable  of  the  Soul's  history, 
like  the  Pilgrim' s  Progress,  but  purely  as  a  scarecrow,  so  to  speak, 
to  alarm  those  apt  to  indulge,  especially  in  secret,  some  evil 
passion  or  habit.  To  any  one  just  entering  on  such  a  course 
the  book  might  be  a  most  effective  deterrent.  In  the  second 
place    w^e    observe    that    Dr.  Jekyll's    virtues    are    of  a    somewhat 


Roheit  Louis   Stfvenson 


253 


questionable  and  negative  kind  and  arise  largely  from  the  desire 
to  be  esteemed  and  respected.  He  has  no  attachment,  no 
high  passion,  no  real  self-sacrifice,  and  such  half-virtues  as  he  has, 
readily  betrayed  him  into  the  hands  of  his  evil  proclivities.  So  we 
hope  this  is  no  universal  case ,  only  1  piece  of  pathologic  psy- 
chology. 

It  is  well  also  to  remember  that  the  story  is  founded  on  a 
Vision  of  the  night,  a  veritable  night-mare ,  and  was  not  wholly 
conceived  in  Stevenson's   waking  moments. 

The  Broicmics  liked  strong  etfects,  and  the  efifect  was  too 
striking  for  Stevenson  to  suffer  it  to  be  lost;  and  from  the  literary 
point  of  view ,  while  it  does  not  show  Stevenson  in  liis  highest 
and  noblest  flights,  it  forms  one  of  his  greatest,  if  also  one  of 
his  coarsest,  iours  de  force.  One  may,  indeed,  hoist  Stevenson 
with  his  own  petard,  and  declare  tliat  we  find  in  him  as  an  author 
a  Dr.  Jekyll  and  ]Mr.  Hyde  and  that  here,  as  in  the  ''beastly  Body- 
snatcher,"  as  he  himself  called  it,  in  the  Sitidde  Club,  in  The 
Ebb  Tide,  and  even  in  parts  ßi  the  Master  of  Ballantrae  and  the 
IVrccker  we  have  rather  more  than  we  care  for  of  his  Mr.  Hyde. 
The  Hyde  -  Stevenson,  if  we  may  so  denominate  that  side  of 
Stevenson  the  author,  is  that  which  busies  itself  with  unmistakeable 
zest  with  the  criminal,  the  sanguinary,  the  morbid,  and  that  which 
is  to  many  the  revolting,  whicli  I  am  inclined  in  part  to  attri- 
bute   to  the  so-called  Brownies  of  his  dream-life. 

But  how  do  we  reconcile  tliis  element  with  the  kindly,  ge- 
nerous,  modest,  peaceable  conduct  of  the  man  himself?  Partly 
it  seems  to  me  founded  on  the  survival  of  a  childlike  delight 
in  the  horrible  for  its  own  sake.  But  in  part,  also,  it  arises 
from  the  philosophy  in  which  his  age  was  steeped.  I  mean  the 
"Nature  red-in-tooth-and-claw"  philosophy  set  agoing  by  Darwi- 
nism  and  expounded  by  Spencer,  through  which  we  were  taught 
to  see  in  the  world  of  nature  nothing  better  than  a  vast,  sangui- 
nary and  cruel  battle-field,  where  the  weak  are  the  sport  and 
the  victims  of  the  strong  and  the  cruel.  This  view  of  nature 
naturally  colors  our  view  of  human  life  and  those  who  see  in 
nature  itself  nothing  better  than  a  battle-field,  see  little  eise  in 
human  life  also,  and  civilisation  becomes  for  us  a  mere  artifical 
screen  on  which  fair  figures  are  painted,  while  behind  it  man  is 
busy  as  ever  undoing  and,  in  a  true  sense,  murdering  his  fellow-men. 


254 


H.  B.  Baildon 


It  was  this  view,  coupled  with  his  instinctive  Bohemianism, 
that  gave  Stevenson  his  huge  distaste  for  modern  civilised  life, 
which  seemed  to  him  tarne,  mean  and  hypocritical.  Instead  of 
waging  open  war  like  the  savage  and  the  soldier,  we  are  busy 
destroying  and  injuring  each  otlier  in  a  thousand  meaner  ways. 
We  are  not  even  bush  -  rangers  and  highway  -  robbers;  we  are 
swindlers  and  sharpers,  pickpockets  and  cut-purses;  we  drive 
each  other  into  crime  and  put  on  ourselves .  the  black  cap  to 
give  sentence.  Swallowing  with  too  Httle  thought  the  old  Malthus 
fallacy  on  which  the  whole  philosophy  of  Darwinism  and  of 
Spencer  Stands,  like  a  pyramid  on  its  apex,  Stevenson  says,  in 
effect:  "Since  this  mutual  destruction  and  struggle  is  the  law  of 
the  garae,  let  us  at  least  do  it  like  men  and  even,  if  possible, 
like  gentlemen.  If  our  mission  is  to  cut  each  other's  throats,  let 
US  do  it  frankly  and  fairly.  If  not  chivalrously ,  like  knights, 
honestly  and  wiihout  pretencc,   like   decent  men." 

Thus ,  by  a  logical  over-driving  of  this  idea,  he  arives 
pretty  much  at  the  paradox  that  one  can  hardly  bc  better  em- 
ployed  than  in  taking  life.  Hence  the  rifeness  of  homicide  in 
nearly  all  his  books  and  the  lightheartedness  with  which  he  thins 
out  his  draviatis  pcnonae  with  an  ingenious  variety  of  lethal  means 
and  methods,  from  the  dagger,  sword,  pistol  and  gun,  to  the 
spine- Cracking  blow  of  John  Silver's  crutch,  If  Stevenson  were 
to  be  held  morally  responsible  for  the  murders  and  other  homi- 
cides  he  commits  in  his  pages,  he  would  rival  the  record  of  the 
most  notorious  criminal.  There  are  chapters  in  his  books  which 
run  with  blood,  like  a  slian;ibles.  Yet,  curiously  enough,  the 
reader  bears  all  this  with  a  wonderfully  good  stomach,  for  vividly 
and  realistically  represented  as  all  this  blood-letting  certainly  is, 
the  movement  of  the  narrative  is  usually  in  thesc  cases  so  brisk, 
the  current  of  action  so  swift,  that,  as  in  an  actual  fight ,  we 
have  really  no  time,  to  lament  the  fallen  or  to  sicken  amid  so 
much   carnage. 

Unlike  Zola ,  Stcvcnson's  object  is  not  to  disgust,  bat  to 
interest  and  to  make  his  characters  titly  and  vivaciously  play 
their  parts.  Thus,  although  his  material  might  often  be  termed 
"sensational",  his  treatment  is  not  so.  In  all  Stevenson  writes, 
however  gruesome  the  subject  and  however  far  he  may.  push  his 
imaginative  realism,  we  have  usually  a  sense  of  a  certain  artistic 
restraint,   a  feeling  that  he   is  keeping  steadily  to  the  inside-edge 


R(4;uit  Louis  Sleveiisoi 


^55 


of  triith  and  not  wildly  venturing  on  the  outcr-edgc.  A  murder 
for  instance,  especially  one  on  which  the  whole  plot  of  a  novel 
turns,  would  be  bv  a  more  commonplace  writer  iised  as  an  occasion 
of  some  display ;  but  it  is  not  so  witli  Stevenson.  He  lets  it 
happen  swiftly,  surely,  perhaps  silently,  as  no  doubt  it  happens 
for  the  most  part  in  real  life.  Of  this  there  is  an  admirable 
example  in  Kidnapped  the  first  of  Stevenson's  historial  romances, 
and  which ,  in  order  of  issuc ,  immediately  follows  the  weird 
parable   of  Jekyll  and   fivde. 

Historical    novcls.    —    Scott    and    Stevenson. 

When  Stevenson  ventured  into  the  domain  of  the  historical 
novel  and,  especially  when  he  laid  his  scene  in  Scotland,  partly 
in  the  Highlands  and  partly  in  the  Lowlands,  and,  in  particular, 
when  he  selected  the  period  of  time  immediately  foUowing  the 
Rebellion  of  1745,  he  was  taking  a  very  venturesome  course  and 
boldly  challenging  comparison  with  no  less  a  person  than  the 
author  of  IVaTcrley  and  Rob  Roy.  It  was  an  act  of  daring  per- 
haps only  paralleled  in  cur  days  by  Tennyson's  venturing  so  near 
the  domain  of  Shakespeare  in  his  blank-verse  dramas,  and  espe- 
cially Queen  Mary,  which  might  almost  claim  a  place  as  sequel 
to  Henry  the  Eighth.  And,  if  anything,  the  approximation  was  in 
Stevenson's  case  the  closer  of  the  two.  Eiit  as  to  which  of  the 
two   moderns   best  justified   his   boldness    there   can   be   no    doubt. 

Tennyson's  dramas  added  little  or  nothing  to  his  reputation, 
and,  with  one  possible  exception,  must  remain  closet-dramas,  as 
Byron's  have  already  become.  On  the  other  band ,  Stevenson 
Struck  out  a  fresh  and  fitting  Channel  for  his  romantic  genius 
and  gave  us  during  the  next  eight  years,  which  were  all  that  re- 
mained  to  him,  a  series  ofScottish  historical  romances, 
ending  with  the  fine  fragments  of  Weir  of  Hcriniston  and  -5"/.  Ives, 
which  form  undoubtedly  the  most  important  contribution  to  that 
class   of  literature   since  the   deatli   of  Scott  himself. 

It  is  to  make  no  unimportant  or  supertine  distinction  to 
say,  that  Stevenson  was  a  follower  or  rival  rather  than  an  imi- 
tator  of  Scott,  and  I  always  hold,  in  spite  of  the  frequently  close 
resemblance  of  their  material  that  they  have  more  points  of  con- 
trast  than  of  similarity. 

What  they  have  in  common  is  chiefly  this  resemblance  in 
material  and  subject,   their  inborn  love   and  faculty   for  the  telling 


256 


PI.  B.   BaiMon 


of  tales,  their  fondness  of  movement,  action,  fighting  and  adven- 
turc,  their  partiality  for  their  villains  and,  in  point  of  defect,  a 
laxity  in  construction  of  plot  and  difficulty  in  portraying  the  higher 
forms  of  female  character. 

On  the  other  hand  the  differences  are  perhaps  more  nume- 
rous  and  striking.  Scott  was  a  great  careless,  unconscious  genius, 
with  small  critical  faculty  either  with  regard  to  his  own  werk  or 
that  of  others.  He  had  absokitely  no  message  and  no  philosophy 
of  his  own.  His  is  the  outlook  on  life  of  a  sane  but  common- 
place  mind  that  had  never  been  disturbed  by  speculation  on  the 
deeper  problems  of  life,  philosophy,  or  religion.  His  religion 
and  morals  are  those  of  the  upright,  healthy,  pure-minded  country 
gentleman,  to  whom  Dissent  and  enthusiasm  are  vulgär  and  ridi- 
culous.  His  'morality',  if  unimpeachable ,  is  also  strictly  con- 
ventional  to  the  very  borders  of  Pharisaism,  for  it  takes  some- 
thing  like  a  Pharisee  to  repent  himself  of  so  harmless  and  pathetic 
a  creation   as  Eftie  Deans. 

For  the  novelist  who  is  to  reliect  life  faithfolly  for  us  some 
of  these  may  be  ranked  as  advantages.  If  a  novelist  is  also 
a  philosopher  or  a  moralist,  or  a  religious  or  political  enthusiast, 
his  pages  do  not  impartially  reflect  life,  but  return  it  somewhat 
tinted  or  warped  by  the  author's  views,  whicli,  if  they  are  inter- 
esting  and  attractive  to  one  reader,  may  be  repellent,  or  anti- 
pathetic  or  unintelligible  to  half-a-dozen  others,  so  that  he  tends 
to  limit  the  circle  of  his  readers.  Yet  in  all  'the  very  greatest 
work,  in  Shakespeare,  in  Milton ,  in  Goethe,  in  the  Greek  tra- 
gedies,  in  Dante,  even  in  Burns,  we  have  some  of  these  elements, 
we  have  in  a  word,  a  touch  of  tendenz  in  some  form  or  other. 
But  these  breathe  a  loftier,  rarer,  more  intellectual  and  spiritual 
atmosphere  than  Scott.  Similarly  Scott  is  no  master  of  the  higher 
and  intenser  forms  of  passion,  and,  even  in  his  poetry,  never 
reaches  the   true   "lyrical  cry". 

Now  Stevenson  has  many  of  these  things  that  are  wanting 
or  defective  in  Scott.  He  has  his  philosophy  of  life,  he  is  beyond 
rcmedy  a  moralist,  even  when  his  morality  is  of  the  kind  which 
he  happily  calls  "tail-foremost"  or,  as  we  may  say,  inverted  mo- 
rality. Stevenson  is  in  fact  much  more  of  a  thinker  than  Scott, 
and  he  is  also  much  more  of  the  conscious  artist,  questionable 
advantage  as  that  sometimes  is.  He  has  also  a  much  cleverer, 
acuter  mind   than  Scott,   also  a  questionable  advantage,   as  genius 


Robert  Louis  Stevenson 


257 


has  no  greater  eiiemy  than  cleverness,  and  there  is  really  no 
greater  descent  than  to  fall  from  the  style  of  genius  to  that  of 
cleverness,  and  yet  even  Shakespeare  not  infrequently  falls  down 
this  trap-door.  But  Stevenson  was  too  critical  and  alive  to  mis- 
use  his  cleverness,  and  it  is  generally  employed  with  great  eflfect 
as  in  the  diabolical  ingenuities  of  a  Silver  or  a  Master  of  Ballantrae. 

Yet  another  positive  quality  of  Stevenson's  ,  his  admirable 
style,  carries  also  its  own  danger.  The  novelist  with  a  style  (of 
which  Scott  was  innocent  as  a  habe)  is  like  a  man  who  wears 
his  sword  in  a  ballroom.  He  is  under  two  dangers,  that  of  using 
it  without  proper  occasion  or  of  tripping  over  it.  Also,  a  beautiful 
style,  like  high  finish  in  a  picture,  while  it  may  enhance  the  book 
as  a  work  of  art ,  is  apt  rather  to  detract  from  the  sense  of 
reality.  Prince  Otto  is  perhaps  the  best  written  of  Steven- 
son's books,  but  it  is  by  no  means  his  best  book.  (Of  course 
for  the  Short  story  and  the  essay,  and  books  like  the  Inland 
Voyage,  style  is  as  indispenable ,  as  it  is  in  poetry.)  Stevenson 
seems,  in  a  sense,  a  weakling  compared  with  the  easy  unconscious 
strength  and  stature  of  Scott;  but  a  well  -  armed  weakling,  who 
raakes  the  best  of  his  skill,  may  accoinplish  what  a  giant,  capable 
of  blundering,   may  fail  in. 

In  one  sense  Stevenson  does  not  even  belong  to  the  school 
of  Scott,  but  rather  to  that  of  Poe,  Hawthorne  and  the  Brontes, 
in  that  he  aims  more  at  concentration  and  intensity  than  at  the 
easy,  quiet  breadth  of  Scott.  He  is  not  so  strong  as  Scott  to 
handle  simultaneously  a  number  of  characters;  but  of  the  working 
of  a  solitary  mind ,  or  still  more  in  the  Single  combat  of  two 
characters  Stevenson  is   an  almost  unrivalled  master. 

In  one  point  these  two,  the  giant  and  the  stripling,  are 
very  equally  matched,  in  their  knowledge  and  command  of  the 
Scottish  dialect,  and  certainly  from  what  I  know  from  those  en- 
titled  to  judge,  if  there  is  an  inferiority  it  is  not  on  Steven- 
son's side. 

One  more  point  and  we  must  leave  this  edifying  comparison. 
Scott's  characters  are  more  solid,  more  concrete,  more  convin- 
cing,  more  thoroughly  flesh  and  blood  and  of  a  piece  with  or- 
dinary  experience  than  Stevenson's.  He  is  greatest  of  all  in 
genre,  in  Bailie  Nichol  Jarvie,  Edie  Ochiltree,  Andrew  Fairservice, 
Cuddy  Headrigg,  and  only  in  this  province  can  he  compare  with 
Shakespeare.     Never  does  Scott  approach  the  sublime,  nor  does 

J.  Hoops,  Englische  Studien.  2S.  2.  I7 


258 


H.  B.  Bnihloi 


he  strike  the  triie  tragic  note,  not  even  in  the  Bride  of  La^iimcr- 
7nuir,  which  only  succeeds  in  making  one  miserable,  while  a  true 
tragedy  should  leave  one  in  a  State  of  spiritual  exaltation,  wiiich 
turns  to  a  sort  of  haughty  pleasure  beyond  the  region  of  tears. 
The  Master  of  Ravenswood  is  a  character  of  far  too  slight  moral 
and  intellectual  content  to  play  the  leading  röle  in  a  tragedy. 
A  scene  -  shifter  cast  for  the  part  of  Hamlet  could  not  be  less 
effective.  Bat,  on  the  other  band,  not  only  does  Stevenson,  who 
begins,  like  Scott,  to  paint  from  the  outside  inwards,  let  the  liglit 
penetrate  far  further,  in  fact  illumine  bis  characters,  as  with  Röntgen 
rays,  but  bis  characters  are  also  of  a  rarer,  in  a  sense,  higher 
Order.  In  some  there  is  something  of  the  Übermensch  which 
gives  them   a    malign    subliiuity  and   makes   real   tragedy   possible. 

Kidnapped   (1886). 

Both  Scott  and  Stevenson  are  great  when  it  comes  to  fighting, 
the  one  by  land,  the  other  by  sea,  the  one  in  open  battle  and 
chivalrous  combat,  from  the  tournament  in  Ivanhoe  to  the  combat 
between  Roderick  Dhu  and  Fitz-|ames,  and  in  battle,  from  Bannock- 
burn  to  Bothwell  Brig,  the  other  in  rautiny  and  the  guerilla  war- 
fare,  as  in  Ireasure  Island,  in  stränge  and  savage  life,  and  grisly 
death-encounters,  as  the  massacre  of  a  whole  crew  in  the  Wrccker. 
the  vitriol-throwing  in  Ebb-tide  and  the  horrible  duel  in  the  dark 
with  two  halves  of  a  pair  of  scissors  in  St.  Ivcs.  But  of  all  these 
the  most  famous  and  populär  is  the  defence  of'tlie  Round  House 
in   Kidnapped. 

Alan  Breck,  a  Highland  Jacobite,  an  expcrt  swordsman, 
and  David  Balfour ,  the  young  hero  of  the  book,  defend  the 
Round  House  (a  sort  of  Captain's  Deck  -  cabin)  wliere  the 
ammunition  happens  to  be  stored,  against  the  wliole  crew  of  the 
ship  on  wlu'ch  David  has  been  kidnapped.  They  have  already 
repulsed  one  attack  when  it  is  more  fiercely  and  seriously  re- 
newed. 

"Theii  caine  a  single  call  011  tln-  sea-pipc.  and  that  was  the  signal.  A 
knnt  of  them  made  a  nish  of  it,  cutlass  in  hand,  against  the  door,  and  at  the 
same  inoment  the  glass  of  the  skvlight  was  daslied  into  a  thousand  pieces,  and 
a  man  leaped  throngh  and  landed  on  the  iloor.  Ik'fore  he  got  his  feet ,  I  had 
clapped  a  pistol  to  his  hack  and  iiiight  have  shot  hini,  too:  only  at  the  touch 
of  him  (and  hini  alive)  my  whole  flesh  misgave,  and  I  could  no  niore  pull  the 
trigger  than  I  could  have  flown. 

"He  had  dropped  his  cutless  as  he  jumped,  and  when  he  feit  the  pistol. 
whipped  straight  round,   and  laid  hold  of  me,  roaring  out  an  oath,    and  at  that. 


Roljert  Louis  Stevenson 


259 


either  iiiv  courage  carnc  again  or  I  grew  so  much  afraid  as  came  to  the  same 
thing,  for  1  gave  a  shiiek  and  shot  him  in  the  midst  of  the  hody.  He  gave  the 
niost  horrible  ugly  groan  and  feli  to  the  floor.  The  foot  of  the  second  fellow, 
whose  legs  were  dangling  through  the  skylight,  Struck  me  at  the  sanie  time  upon 
the  head;  and  at  that  I  snatclied  another  pistol  and  shot  this  one  thiough  the 
thigh,  so  that  he  slipped  throiigli  and  tumbied  in  a  lunip  on  his  cotn[)anion's 
body.  There  was  no  talk  of  missing,  any  nioie  than  there  was  tinie  to  aini;  I 
chipped  the  niuzzle  to  the  very  pkice  and  fiied. 

■'I  might  have  stood  and  stared  at  them  for  long,  but  I  heard  Ah\n  shout 
as  if  for  help,  and  tli.it  brought  ine  to  mv  senses. 

"He  had  kept  the  door  .so  long,  but  one  of  the  seanien,  while  he  was 
engaged  with  the  others,  had  run  in  under  his  guard  and  caught  iiim  about  the 
body.  Alan  was  dirking  him  with  the  left  hand,  but  the  fellow  clung  like  a  leech. 
Another  had  broken  in  and  had  his  cutlass  raised.  The  door  was  thronged  with 
their  faces.  I  thouglit  we  were  lost  and  catching  up  my  cutlass,  feil  on  them 
in  flank 

"But  I  had  no  time  to  be  of  help.  The  wrestler  dropped  at  last,  and 
Alan,  le:iping  l)ack  to  get  his  distance,  ran  upon  the  others  like  a  bull,  roaring 
as  he  went.  They  broke  betöre  him  like  water,  turning,  and  running  and  falling 
one  against  another  in  their  haste.  The  sword  in  his  hands  *flashed  like  quick- 
silver  into  the  huddle  of  our  fleeing  eneinies ,  and  at  every  flash  there  was  tlie 
scream  of  a  man  hurt.  I  was  still  thinkins  we  were  lost,  when  lo !  they 
were  all  gone  and  Alan  was  di'iving  them  along  the  deck  as  a  sheep  -  dog 
chases  sheep. 

"The  round-house  was  like  a  siiambles;  there  were  two  dead  inside. 
another  lay  in  his  death-agony  arrn^s  th.-  tlneshold;  and  there  were  Alan  and  I 
victorious  and   unhurt. 

"He  came  to  me  with  open  arms.  "Come  to  my  arms!"'  he  cried,  and 
enibraced  and  kissed  nie  hard  on  both  cheeks.  "David"'  he  said ,  "I  love  you 
like  a  brother.  "And  oh,  man,"  he  cried,  in  a  kind  of  ecstasy,  ";un  1  no'  a 
bonnie  fighter?" 

Alan  Breck  is  one  of  Stevenson's  hajipiest  creation.s.  Brave 
as  a  Hon  in  fight,  )'et  tiroorous  at  the  prospect  of  a  watery  grave, 
true  as  steel  'to  his  chieftain  and  his  cause,  warm  -  hearted  and 
devotcd  to  his  friend,  he  is  puffed  up  by  inordinate  vanity  and 
struts  in  the  hour  of  success  with  the  airs  of  a  victorious  fighting- 
cock.  His  vanity  and  Highland  pride  make  him  easy  to  offend, 
but,  except  in  the  case  of  his  hereditary  fcjemen,  he  is  gene- 
rously  placable.  He  has  marvellous  aplomb  especially  in  his  way.s 
with  women  old  or  young,  a  quality  in  which  his  friend  David 
is   sadly  lacking. 

The  pair  of  friends  are  skilfully  contrasted,  each  affording 
an  admirable  foil  to  the  other,  and,  as  is  usual  with  Stevenson, 
he  handles  these  two    mutually  interacting  characters   with   subtle 

17' 


26o  ^I-   ß-   Baildon 

psychological  truth  and  a  quiet  play  of  humour  ^\ilich  keeps  the 
reader  cheerful  and  happy  through  the  otherwise  over-elaborate 
description  of  their  flight  together. 

The  plot  of  the  story  is  slight  and  of  no  great  novelty. 
A  wicked  uncle,  Ebenezer  Balfour,  a  weirdly,  skilfuUy-drawn  figure, 
who  has  his  nephew  kidnapped  to  get  rid  of  him  and  the  ad- 
ventures  of  the  lad  Balfour  on  the  Brig  "Covenant'  and  then  on 
the  Island  of  Erraid,  and  the  flight  of  David  and  x\lan  who, 
though  innocent,  are  implicated  in  the  Appin  Murder  and  the 
final  return  of  David,  when  he  comes  into  his  own,  occupy  the 
whole  book,  which  cannot  be  said  to  be  so  fesselnd  as  Ireasure 
Island,  but  still  shows  Stevenson's  power  of  holding  our  interest 
apart  from  the  exciting  expedients  more  rife  in  the  earlier  book. 
We  see  life  in  Kidnatped  in  a  more  normal  and  healthy  light 
than  in  the  other,  but  it  lacks  the  strong  central  interest  afforded 
by  the  character  of  Silver. 

But,  even  apart  from  the  very  leading  characters,  we  have 
some  very  striking  portraiture  in  Kidnap-bed.  Hoseason  is  a  fine, 
solid,  grim  villain,  with  an  unmistakably  distinct,  almost  raagnetic, 
Personality  and  with  a  curious  hard  touch  of  the  Puritan  about 
him,  Poor  Ransome,  the  half-witted  cabin-boy,  is  a  memorable 
and  pathetic  picture,  and  the  two  Catechists,  and  Cluny  in  his 
hiding,  the  lawyer  Rankeillor  and  Robin  Oig  have  each  their 
picturesque  and  distinctive  characters,  so  that,  while  the  events 
are  less  exciting ,  the  minor  characters  are  more  living  than  in 
Treasure  Island. 

From  the  historical  point  of  view,  while  no  events  of  signal 
importance  are  brought  on  the  stage,  the  condition  of  the  High- 
lands shortly  after  the  rebellion  is  vividly  painted  and  both  the 
noble  traits  and  the  characteristic  foibles  of  Highland  character 
sharply  and  faithfuUy  depicted.  Stevenson,  indeed,  is  more  im- 
partial,  less  affected.by  Jacobite  sentiment,  than  Scott,  and,  like 
David  Balfour,  who  is  very  much  of  R.  L.  Stevenson,  at  bottom 
a  sound  Whig. 

It  may  be  said  of  Kidnapped  that  there  is  absolutely  no 
love- interest,  and  we  have  been  so  starved  of  the  feminine 
dement  that  the  good-natured  lass  at  Limekilns,  who  so  pluckily 
saves  the  pair  of  fugitives,  quite  takes  our  eye,  so  that  we  feel 
it  quite  ungallant  of  Stevenson  when  he,  so  to  speak,  slams  the 
door   of  his  tale  in  her  face ,    the   moment  his  Dioscuri  have   no 


Robert  Louis  Stevenson  261 

further  use  for  her.  To  some  extent  friendship  takes  the  place 
of  love  in  the  story  and  the  humours  of  the  two  friends  towards 
each  other  are  the  only  Substitute  \ve  have  for  the  lovers'  diff'erences 
and  misunderstandings  of  the  more  ordinary  plot.  Later  on  we 
shall  meet  David  in  love ,  and  a  pretty  bad  Job  he  would  have 
made  of  it,   left  to   himself. 

The  INIerry  IMen,   and   other  Stories  and  Fahles  (1886). 

We  now  come  to  a  volume  which  in  reality  cairies  us  back 
somewhat  in  our  author's  career  seeing  that  the  short  stories 
it  contains  were  mostly  written  and  published  in  Magazine-form, 
before  the  appearance  of  Kidnapped.  I  mean  The  Merry  Men  and 
other  Stories  and  FaNes  which  contains  some  of  Stevenson's  very 
best  things   and  that  in  all  his  various  manners. 

IVill  0'  the  Min,  for  example,  is  perhaps  the  most  perfect 
Philosophie  idyll  in  prose,  ccrtainly  in  the  English  tongue,  if  not 
in  any  language. 

Markheim  is  a  moral  apologue  as  impressive  as  Dr.  Jekyll 
and  Mr.  Hyde  and  ending  on  a  much  more  gracious ,  more 
noble,  note. 

Thrawn  Janet,  as  an  incarnation  of  a  weird  populär  super- 
stition,  related  apropriately  in  the   vernacular,  is   unsurpassed. 

In  Olalla  we  liave,  what  is  so  rare  in  Stevenson,  a  treat- 
ment  of  passionate  love  and  the  creation  of  a  really  living  and 
breathing  woman.  Olalla  and  her  mad  mother,  and  even  the 
ancestress  in  the  portrait,  seem  vital  realities  to  us;  Olalla  is  one 
of  the  noblest  types  of  a  tragic  heroine  and  is  nevertheless  paint- 
ed  with  a  voluptuous  fulness  that  puts  the  reader's  blood  into 
a  tumult.  In  spite  of  the  tragic  inevitableness  of  the  Situation, 
we  are  so  infected  with  a  passion  for  her  beauty  of  soul  and 
body,  that  we  think  very  little  of  the  lover  who  can  leave  her, 
even  at  her  own  entreaty.  In  the  true  tragic  fitness  of  things 
they  ought  to  die  together.  Yet  the  story  is  very  noble  and 
the  concluding  lines  express,  what  is  also  a  rarity  in  Stevenson, 
his  relation  to   Christianity. 

"I  looked  at  the  face  of  the  ciucifix ,  and  though  1  was  no  friend  to 
iinages,  and  despise  that  imitative  and  griniacing  art  of  which  it  was  a  lude  ex- 
annple,  some  sense  of  what  the  thing  implied  was  carried  honie  to  my  intelli- 
gence  The  face  looked  down  upoii  me  with  a  painful  and  deadly  coiitraction; 
but  the  rays  of  a  gloiy  encircied  it  and  it  reminded  me  that  the  sacrinee  was 
voluntarv.     It  stood    theie ,    crowning    the    rock,    as    it    still    Stands  on  so  inany 


262  H.  B.  Baü.ion 

liiglnvny  sides,  vainly  preaching  to  pnssersby,  an  eniblein  of  sad  and  noble  truths: 
that  pleasure  is  not  an  end ,  but  an  accident;  that  pain  is  tlie  choice  of  the 
magnanimous;  that  it  is  best  to  suffer  all  things  and  do  well.  1  turned  and  vvent 
down  the  niountain  in  silence;  and  when  I  looked  back  for  the  last  time  before 
the  wood  closed  about  my  path,  I  saw  Olalla  still   leaniiig  on  the  crucifix." 

In  delightful  contrast  to  this  piece  of  noble  tragedy  comes 
the  genial  philosophic  comedy,  The  Treasure  of  Franc/tard.  A 
retired  French  physician,  Dr.  Desprez,  a  philosopher  to  his  own 
thinking,  a  lover  of  good  living  and  especially  of  his  glass  of 
wine,  garrulous,  kindly,  vain,  uxorious,  adopts  a  poor  lad  Jean 
yiax'ie,  who  had  been  trained  as  a  mountebank  and  educated  as 
a  thief.  He  comes,  nominally  as  stable-boy,  really  as  adopted  son, 
into  the  childless  household  of  the  Doctor  and  his  sleek,  amiable, 
sensuous,  afifectionate  wife  Anastasie,  who,  like  the  Doctor,  soon 
takes  the  stränge  but  pretty  child  to  her  heart.  The  Doctor  had 
had  a  rather  wild  past  in  Paris,  and  his  wife  was  delighted  when 
money  losscs  compelled  him  to  retire  to  the  delightful  village  of 
Gretz  in  the  forest  of  Fontainebleau,  where  he  lives ,  in  phi'o- 
sophic  moderation  and  calm,  the  life  of  a  modal  husband.  In 
one  of  his  many  confidences  to  the  boy  whose  education  he 
undertakes,  the  Doctor  declares  that  if  he  ever  had  money  enough 
to  return  to  Paris,  he  would  soon  be  miserable  and  ruined  and 
that  every  thing  must  be  done  to  prevent  him,  even  to  the  wrecking 
of  the  train.  One  day,  in  a  botanical  ramble  with  the  boy,  he 
comes  on  the  Treasure  of  Franchard,  a  coUectipn  of  solid  gold 
plate  which  had  been  hidden  many  years  under  ground.  The 
Doctor  is  elated,  forgets  his  good  resolutions  and  carries  away 
even  his  wife  in  his  enthusiasm.  They  are  to  go  to  Paris ,  she 
is  to  sparkle  with  diamonds  and  shine,  in  Society;  he  is  to  be- 
come  famous  and  his  society  is  to  be  sought  after.  Next  morning 
the  Treasure  has  disappeared;  the  cupboard  is  broken  open  and 
there  is  no  trace  of  the  thief,  but  a  few  Scratches  by  nailed  boots 
on  the  green  paint  of  the  gate.  The  Doctor  suspects  some  loafing 
artists,  but  no  one  of  his  household.  He  telegraphs  for  his  brother- 
in-law,  who  by  a  few  trenchant  questions  convinces  liiraself  that 
Jean  Marie  is  the  thief.  The  boy  retreats  in  a  passion  of  tears 
and  is  only  brought  back  bv  Madame  Desprez,  under  promise 
that  no  word  more  shall  be  addresscd  him  on  the  subject.  Still 
the  worthy  pair  will  no  entertain  the  idea  of  his  guilt,  a  few 
days  after  their  house  is  destroyed  and  they  lose  all  their  fortune. 
At    this    junction,    as    Lhe  reader  expects,    Jean  Marie    reappears 


Kobeit  Louis  Stevens 


263 


with  tbe  treasure,  having  Stolen  it  to  save  las  beloved  master 
from  the  min  he  himself  had  perdicted.  The  good  people  take 
the  child  to  their  hearts;  they  are  to  rebuild  the  house  and  re- 
main  content  as  betöre  with  the  simple  healthful  pleasiires  of  life 
in  Gretz.  All  the  characters  are  here  admirably  living.  The 
Doctor  is  a  piece  of  humour  worthy  to  be  paired  oflf  with  Monsieur 
Leon  Bertilini  in  Providcnce  and  fhc  Guitar  and  Anastasie  is  as 
sleek,  and  comely,  and  womanly  and  real  for  us,  as  though  we 
had  sat  by  her  at  the  Doctor's  table.  And  we  love  "jean  Marie", 
though  there  is  just  a  toach  of  the  "uncanny"  about  him,  as 
there  is  in   Goethe's   INIignon   and  Hawthorne's  Pearl. 

There  reraains  to  be  mentioned  the  title-story,  Tlle  Mcri-y 
Min,  which  attracts  me  less  than  any  of  the  others,  containing 
neither  a  streng  enough  nor  a  genial  enough  ciiaracter  to  raise 
human  interest  in  the  highest  degree,  but  in  its  descriptions  of 
the  terrible  aspects  of  the  sea,  equal  to  anything  in  Hugo  for 
power,  while  greatly  excelüng  him  in  fidelity  to  fact  and  truth 
to  nature. 

There  is  in  many  of  Stevenson's  stories  a  characteristic  trait 
which  must  be  to  many  readers,  and  especially  to  those  of  the 
so-called  weaker  sex,  annoying,  that,  I  mean,  of  baulking  them 
of  what  seems  a  natural  and  proper  dinouenient ,  especially  in  a 
love-aftair.  A  friend  of  mine,  also  an  autlior  and  writer  of  fiction, 
declares  that  his  lady  -  readers  are,  to  a  w^oman,  wishful  for  the 
success  of  a  love-affair,  in  a  novel,  whether  it  be  innocent  or 
guilty.  That  their  interest  should  be  excited  and  then  nothing 
come  of  it,  to  all  appearance,  constitutes,  it  would  seem,  a  grave 
Charge  against  an  author.  Now  in  this  respect  Stevenson  is  an 
inveterate  ofifender.  In  Will  0'  the  Mill,  for  instance,  Miss  Mar- 
jory  and  Will  love  and  are  beloved  and,  just  when  we  are  cx- 
pecting  the  marriage-bells  to  ring  out,  this  incontinently  philosophic 
William  decides  it  is  not  worth  while  to  get  married.  So,  a  little 
later  Marjory  marries  another  and  shortly  dies,  and,  in  a  sense, 
the  whole  idyll  is  nugatory.  To  a  man  such  conduct  seems  that 
of  a  mystical,  hypersensitive  idealist  or,  as  many  would  coarsely 
put  it,  a  fool;  to  many  women,  who  are  in  some  ways  less  idea- 
list even  than  men,  it  would  appear  that  of  a  lunatic  or  a  brüte. 
Poor  Will  was  indeed  befooled  by  his  wisdom  and,  so  to  speak, 
lost  the  substance  in  the  attempt  to  keep  the  image  untarnished 
by  too  intimate  and  daily  usage.     Like  many   of  Stevenson's  otlier 


264 


H.  B    Bailflon 


stories,  this  is  fully  as  much  fable  as  story,  and  may  be  taken 
either  as  example  or  as  warning'.  It  is  often  ditficult  to  know 
which  side  the  author  takes  and  which  his  genial  and  sympa- 
thetic  Satire  is  bent  on  reproving.  He  draws  Will  with  the  gieatest 
tenderness  and  seems  to  love  him  and  to  wish  the  reader  to  love 
him,  as  one  does.  But  when  the  subject  was  discussed  at  Vai- 
lima,  his  Samoan  home,  he  vigorously  repudiated  Will's  negative 
philosophy.  His  favourite  paradox  seems  to  be  that,  while  no- 
thing is  worth  doing  for  the  object  to  be  gained,  yet,  for  the 
doing  itself,  it  is  well  worth  it.  He  would  play  the  game  of 
life,  not  for  the  stakes  and  prizes  it  holds  out,  but  purely  for  the 
sake   of  the  game. 

Underwoods   (1887). 
In   his  highly  characteristic  Song  of   the  Road    in  the   volume 
of  poems   entitled    Underwoods  lie   sings, 

"There's  nothing  under  lieaven  so   blue, 

That's  fairly  wortli  the  travelling  to. 

Ün  ever\'  hand  the  roads  be;;in. 

And  people  walk   with  zeal  therein ; 

But  wheresoe'er  the  liigliways  tend 

Be  sure  there's  nothiiig  at  the  end. 

Then   follow  you,  wherevei"  hie 

The  travelling  niountains  of  the  sky. 

Or  let  the  streams  in  civil  niode 

Dii'ect  your  choice  tipon   a  i'oad  ; 

For  one  and  all  or  high  oi-  low 

Will  lead  you  where  you  wish  to  go; 

And  one  and  all  go  night  and  day 

Over  the  hüls  and  far  away." 
In  another  poem  he   clearly  praises   action, 

"For  still  tlie  Lord  is  Lord  of  niight; 

In  deeds,  in  deeds,  he  takes  delight: 

Those  He  approves  that  ply  the  trade, 
That  rock  the  child,  that  wed  the  maid, 
That   with  weak  virtues,   weaker  iiands, 
Sow   gladness  on   the  peopled  lands, 
And  still   willi   laughter,  song  and   sliout. 
Spin  the  great  wdieel   of  eartli  aboul." 
So  he  casts  his  vote  finally  for  action,   as   against  paralysing 
reflection  about  action,   for  the   simple   activities  of  life  as  against 
a  Philosophie  abstention.      His  thought  moves,   however,   in  what 
is   strictlv  an   eccentric   orbit,   of  which   the   one   focus  is  this  "all 


Roheit  Louis  Stevenson  265 

is-vanity"    philosophy     and    the    other    a    love    of   normal    liuman 
activities. 

The  verses  in  Underivoods  are  the  verses  of  the  philosophic 
litteratair  rather  than  those  of  the  born  poet,  and  consist  of  occa- 
sional  poems,  gnomic  pieces  and  poems  in  the  Scottish  dialect, 
mainlv  that  of  Lothians.  In  verse  Stevenson  has  not  attained 
the  distinction  of  his  prose  ,  and  his  poems  are  commemorative 
in  style  of  other  poets,  here  of  Emerson,  here  of  Landor,  here 
of  Milton  or  Arnold,  and  in  the  Scotch  pieces,  inevitably,  of 
Burns.  But  it  must  he  said  lie  does  these  masters  no  discredit: 
they  might  gladly  themselves  have  owned  his  handiwork.  A  Lowden 
Sabbath  Moni  for  example,  wiiich  I  learn  has  just  been  produccd 
separately  in  a  handsome  gift-book  form,  might  well  form  a  wortliv 
pendant,  if  not  companion-picce,  to  A  Cotiar's  Saturday  Ä^^Iif. 
There  is,  by  the  l>ye,  in  this  volume  for  the  philologist  and 
phonetician  a  very  interesting  "Table  of  Common  Scottish  vowel 
Sounds"  to  which  I  would  humbly  add  one  c<i7'i'at.  The  Scots 
lii  before  any  consonant  but  /'  written  by  him  souie  timcs  //'  is 
not  to  my  ear  quite  the  sarae  sound  as  that  of  the  /  in  grin,  but 
is  somewhere  between  that  and  the  German  ü  or  French  cu,  Coming 
pretty  close  to  the  latter,  though  no  doubt  it  tends  to  degene- 
rate  into   a  mere  e. 

We  have  now  touched  l  think  practically  on  every  form  of 
Stevenson's  work,  so  that  in  future  we  can  proceed  more  rapidly 
and  witli  a  more  comparative  style  of  treatment ,  that  is  to  say, 
we  shall  indicate  the  character  of  the  book  not  integrally,  but 
difterentially   as   compared   witVi  its   predecessors. 

Memories    and  Portraits   (1887). 

The  next  book  of  Stevenson's  is  one  over  which  we  would 
willingly  linger,  and  whose  charming,  heart-warming  pages  are  in 
my  copy  even  rifer  with  markings  of  the  applauding  pencil  than 
any  other.  Perhaps  the  book  goes  to  my  heart  so  closely  be- 
cause  some  of  its  Memories  and  Portraits  are  often  the  same 
as  I  myself  have  known,  His  College  Memories^  for  instance,  em- 
braced  almost  the  ssaae  perso/mel  of  professors  ,  class -assistants 
and  so  forth  as  my  own.  I  cannot ,  indeed  ,  resist  quoting  his 
pen-and-ink  portrait  of  the  dear  old  Professor  of  Mathematics  of 
our  day  in  Edinburgh.     He  was    already  an    old  man,    I  daresay 


266  H.   B.    Baililon 

he  had  his  lectures  bv  heart  and  the  class  occasionally  stamped 
time  to  the  rhythm  of  famihar  sentences.     But  as  Stevenson  says, 

■'No  miu's  eiiiicatioii  is  coinplete  or  liuly  liberal  who  knew  not  Kelland. 
Theie  were  unutterable  lessons  in  tlie  mere  siglit  of  tliat  frail  old  clerical  gentleman, 
lively  as  a  boy,  kind  like  a  fairy  god-father,  and  keeping  perfect  order  in  liis 
class  ^)  by  the  spell  of  that  very  kindness  —  for  all  his  siiver  hair  and  wem 
face,  he  was  not  truly  old,  and  he  had  too  much  of  the  iinrest  and  petulant  fire 
of  youth  and  too  much  invicible  innocence  of  niind,  to  ))lav  the  vetefan  well. 
The  tiini>  to  nieasuie  liim  best,  to  taste  (in  the  old  phrase)  his  gracioiis  nature, 
was  when  he  i-eceived  his  class  at  liome.  What  a  pretty  simplicity  wculd  he  then 
show,   tiying  to  aniuse   us.   like  children,  with   toys  ;    and   what  an   engaging  ner- 

vousness  of  iiianner  as  fearing  that   his  effoits  might  not  succeed  ! A  theo- 

rist  has  held  the  view  that  there  is  no  featuie  in  man  so  teil  -  tale  as  his  spec- 
tacles :  that  the  mouth  may  be  compressed  and  the  brow  siiioothed  artificially, 
hiit  the  sheen  of  the  barnacies^)  is  diagnostic.  And  truly  it  must  have  been 
thus  with  Kelland  ;  for,  as  1  still  fancy  1  behold  hini  IVisking  actively  about  the 
platforni,  pointer  in  band,  that  which  I  seem  to  see  most  cleaily  is  the  way 
his  glasses  glittered  with  alTection.  1  never  knew  but  one  man  who  h.ad  (if 
vou   will   perniit   the  phrase)  so   kind  a  spectacle." 

]My  own  education  has  at  least  the  one  touch  of  complete- 
ness  of  having  known,  and,  I  may  ahnost  say ,  loved  ihis  dear 
old  gentleman,  and  I  can  soberly  say  that  no  photograph,  how- 
cver  perfect,  no  portrait  however  masterly,  could  possibly  recall 
the  whole  being  of  this  kindly  creature,  who  has  been  probably 
twenty  years  in  his  grave,  than  do  these  few  lines  of  Stevenson's  — 
I  can  see  the  small,  bent,  but  still  springy  form,  the  small  head 
rounded  and  firm  as  an  apple,  the  glint  of  the. '«'kind  spectacles" 
and  the  cheerful  "marbley"')  voice ,  the  only  important  trait 
Stevenson   has  missed. 

In  the  whole  of  this  vokime  we  find  a  ccrtain  mellowncss, 
a  certain  ripeness:  mellowness  as  of  an  old  family-portrait,  ripe- 
ness  of  the  master  whose  medium,  like  some  perfectly  trained 
horse  that  obeys  the  lightest  touch  of  the  rein,  the  least  pressure 
of  the  heel,  seems  become  a  part  of  himself.  The  art,  more 
completely  than  in  the  earlier  essays,  conceals  art.  Tlie  portraits, 
drawn  from  the  life,  are  not  warped  or  distorted  b^'  the  idiosyn- 
crasies  of  Stevenson's  philosophy,  and  so  are  solidly,   unaffectedly 


')  No  child's  i-lav  in  a  class  of  betwcen  um-  aid  two  luindied  unücked 
Scoltish  studenls. 

^)   Schoolhoy's  slang  for  spectacles. 

*)  Marbley,  must  be  taken  as  ononiato|)Oeic  and  perhaps  thought  of  in 
connection   with  7varble  to   get  the  exact  ePect  of  the  epithel. 


Robert   lAniis  Stevenson  267 

human,  as  were  the  Originals.  Nothint,^  is,  indeed,  so  dang-erous 
to  the  artist,   the  creator,   as  holding  theories    either   of  life   or  art. 

In  this  very  volume  we  find  Stevenson  in  A  Gossip  on  Romaiice, 
an  essay  I  know  he  ranked  among  his  best,  theorising  on  Roinance, 
and  what  do  we  really  discover  ?  The  causes  of  his  success? 
No,  the  Solution  of  his  failures.  The  particular  passage  I  refer 
to  is  this,  which  contains  mach  trutli,  excellently  expressed,  and 
nevertheless  points  out  clearly,  more  clearly  than  we  could  have 
pointed  out  for  ourselves,  a  weak  point  in  Stcvenson's  narrative 
art,  or  one  should  rather  say  in  his  creative  art.  The  passage 
is  as  foUows: 

"To  come  at  all  at  the  natuie  of  this  quality  of  romance,  we  mnst  hear 
in  mind  the  peculiarity  of  our  attitiide  to  any  ait.  No  art  produces  iilusion; 
in  tiie  theatre  we  never  tbrget  we  aie  in  the  theatre;  and  while  we  read  a 
stoi'y,  we  sit  wavering  hetween  twn  luinds,  now  nierely  clapping  onr  hands  at 
the  merit  of  the  Performance,  now  condescending  to  take  an  active  part  in  tancy 
with  the  characters.  This  last  is  the  triuniph  of  roinantic  storytelling;  when 
the  reader  consciously  plays  at  being  the  hero,  the  scene  is  a  good  scene.  Now 
in  character-stndies  the  pleasure  we  take  is  critical;  we  watch,  we  approve,  we 
smile  at  incongruities,  we  are  niov'ed  to  siidden  heats  of  sympathy  with  courage, 
suffering  or  virtue.  But  the  characters  are  still  theniselves,  they  are  not  us ;  the 
niore  clearly  they  are  depicted,  the  niore  widely  do  they  stand  away  from  us, 
the  more  imperiously  do  they  thrust  us  hack  into  our  place  as  spectator.  1  can- 
not  identify  myself  w'ith  Kawdon  Crawicy  or  Eugene  de  Rastignac,  for  1  have 
scarce  a  hope  or  fear  in  common  with  them.  It  is  not  character  but  incident 
that  woos  US  out  of  our  reserve ,  something  iiappens  as  we  desire  it  to  have 
happened  to  ourselves:  sonie  Situation,  that  we  iiave  long  dallied  with  in  fancy, 
is  realised  in  the  story  with  enticing  and  appropriate  details,  Then  we  forget 
the  characters;  then  we  push  the  hero  aside ;  then  we  plvuige  into  the  tale  in 
our  own  person  and  bathe  in  fiesh  experience;  and  then.  and  then  only  we  say 
we  have   been  reading  a  romance." 

Now  there  are  just  exactly  to  my  mind  two  ways  of  it; 
either  that  this  is  not  a  correct  definition  of  romance,  or  romance 
is  thereby  stamped  as  an  inferior  form  of  creative  art  to  the 
highest.  For  what  is  it  that  distinguishes  and  renders  immortal 
the  greatest  works  of  all  time :  the  Iliad  and  Odyssey,  Shake- 
speare's  Plays,  Chaucer's  Caniei-bury  Tales,  Faust,  Paradise  Lost, 
Vanity  Fai>\,  Filgi'im's  Frogress,  all  Scott's  best  novels,  Dickens, 
Hugo,  Cervantes,  all  or  nearly  all  the  really  imperishable  works? 
It  is  not  that  they  have  heroes  and  situations  with  which  the 
reader  plunges  himself  head-over-ears,  but  that  they  afford  us 
objective  creations,  which  become  part  of  our  mental  furniture. 
We    are    convinced   that  if  we   had   walked    into   Trov    we   should 


2(33  H.   B.   Baildon 

know  Hector  and  Paris,  Priam  and  Hecuba,  Zeus  and  Pallas 
Athene.  They  are  old  friends,  beside  whom  our  ovvn  personal 
intimates  seem  almost  interlopers.  The  hero  of  a  story  —  even 
a  Ulysses  —  is  often  a  mere  thread  to  hang  the  story  on.  The 
other  cliaracters  are  the  pearls  that  take  our  eye.  And,  further, 
the  characters  that  most  impress  us  are  precisely  those  with  whom 
\ve  are  1  e  a  s  t  i  n  c  1  i  n  e  d  to  identify  ourselves.  Lady  Macbeth, 
lago,  Shylock,  Falstaff,  Mephistopheles,  Sancho  Panza,  Mr.  Micawber, 
Becky  Sharp,  Richard  the  Third,  are  either  morally  or  in  point 
of  dignity  contemptible,  yet  they  are  the  great  characters  for  the 
actor  and  the  play-goer.  And  this  applics  just  as  much  to  Ste- 
venson's  own  works.  What  makes  Treasure  Island  a  great  book? 
Is  it  Jim  Hawkins?  Is  it  even  the  Doctor,  the  Captain  or  the 
Squire?  Certainly  not.  It  is  Long  John  Silver,  one  of  the  vilest 
scoundrels  under  the  wide  heaven  of  fiction.  We  do  not  throw 
ourselves  into  John  Silver,  but  we  watch  him  with  a  horrible,  and 
yet  pleasurable,  fascination.  Even  in  Kidnapped,  it  is  not  David 
Balfour,  honest  lad,  that  rivets  our  attention  and  fills  the  stage 
of  our  imagination.  No;  the  villainous  miserly  uncle  even,  the 
grim  buccaneer  Hoseason,  the  appalling  blind  Catechist,  the  gen- 
ial pedant  lawyer  Rankeillor  and,  best  of  all,  the  vengeful,  blood- 
thirstv,  vain,  but  loyal  and  ever  -  picturesque  Alan  Breck.  No 
doubt  for  a  work  of  art  to  be  interesting  in  the  highest  degree 
there  must  be  a  character  w^ith  which  we  can  more  or  loss  identify 
ourselves,  but  that  is  nearly  always  the  very  personality  that  is 
least  of  all  objective  for  us ,  just  as  our  own  personality  is  in 
real  life   the   least  objective. 

The  Black  Arrow    (i888). 

The  case  of  the  Black  Arrow,  Stevenson's  next  romance, 
is  a  curious  one,  and  one  over  which  there  is  perhaps  an  even 
sharper  diff'erence  among  Stevenson's  readers  and  admirers  than 
on  any  other  point.  A  few  sentences  from  the  dedication  to  his 
wife   will   best  set  Ibrth   the   Situation. 

"I  have  watched  with  interest,  with  pain  and  at  length  with 
amusement,  your  unavailing  attempts  to  peruse  The  Black  Arrow, 
and  I  tliink  I  should  lack  humour  indeed,  if  I  let  the  occasion 
slip  and  did  not  place  your  name  on  the  fly-leaf  of  the  only 
book  of  mine  that  you  have  never  read  -  and  never  will  read." 
With   still  further  and  almost  quixoüc  candour  lic  proceeds  to  say  : 


Roheit   Louis  Stevenson  2  00 

"The  tale  was  written  years  ago  for  a  particular  audience" 
(for  a  Boy's  Paper)  "and,  I  may  say  in  rivalry  with  a  particular 
author,  Mr.  Alfred  R.  Phillips,  —  but  in  the  eyes  of  readers  who 
thought  less  than  nothing-  of  Treasure  Island,  The  Black  Arroiu 
was  supposed  to  mark  a  clear  advance.  Those  who  read  volumes 
and  those  who  read  story-papers  belong  to  two  different  worlds. 
The  verdict  on  Treasure  Island  was  reversed  in  the  other  court; 
I  wonder  if  it  will   be   the   sarae   with   its   successor?" 

I  had  myself,  curiously  enough,  exactly  the  same  relations 
to  the  book  as  Mrs,  Stevenson.  I  could  not  read  it  and  it  was 
only  from  a  sense  of  duty,  when  preparing  for  this  article  that  I 
at  length  succeeded  in  doing  so.  The  opening  of  the  book  al- 
ways  repelled  me;  I  believe  from  a  lack  of  the  distinction  that 
iisually,  even  in  the  opening  sentences  of  his  books  declares  Ste- 
venson's  individuality  and  his  clear  exaltation  over  the  herd  of 
book  -  makers  for  juvenile  consumption.  The  opening  chapters 
seemed  hopelessly  commonplace,  in  comparison  with  one's  ex- 
pectation.  Dick  was  of  the  cofnmonest  ty})e  of  boy's  hero,  Matchem 
(jne  of  Stevenson's  most  colourless  women  and  even  the  relations 
of  the  two  seemed  a  poorer  and  cheaper  and  comraoner  version 
of  the  more  subtile  character -play  of  David  and  Alan.  Then 
Stevenson  is  not  really  at  home  in  the  period,  his  archaisms  of 
speech  and  diction  are  almost  as  rudimentary  and  conventional 
as  Sir  Walter's.  We  had  been  accustomed  to  the  perfect  temporal 
titness  of  Stevenson's  Georgian  speech  in  which  he  was  as  much 
at  ease  as  was  Thackeray  in  the  dialect  of  Queen  Anne.  So 
that  the  attempt  to  render  the  INIiddie  English  of  Henry  the 
Sixth  seems  by  comparison  the  efifort  of  a  school  -  boy.  Then 
the  early  incidents  are  disheartening,  the  adventures  strain  our 
credulity ,  the  deus  •  ex  -  7nachma  use  of  the  black  arrow  on  all 
occasions  irritates  us,  and  it  is  not  tili  we  meet  the  young  Duke 
of  Gloucester,  atterwards  Richard  the  Third,  that  the  story  reaches 
the  true  Stevensonian  levels.  This  daring  attempt  to  touch  a 
Shakespearian  character  in  which  one  might  readily  expect  fai- 
lure  is  the  making  of  the  book,  which  nevertheless  must  take  at 
the  best  a  secondary  place,  being  a  success  as  a  boy's  story, 
but  not  interesting  the  adult  mind  as  even  Treasure  Islajtd  does 
and   will   continue   to    do. 


270 


H.  B.  Baildon 


The  Wrong  Box    (li 

The  Wrong  Box,  being-  the  production  of  Mr.  Osbourne, 
merely  touched  up  by  Stevenson,  even  if  the  indecent  merriment 
it  contains  over  the  misadventures  of  a  box  containing  a  dead 
bodv ,  an  idea  quite  sufficiently  elaborated  already  in  the  New 
Arabian  Nights ,  could  be  a  legitimate  source  of  pleasure  ,  need 
not  d etain  us. 

The  INIaster  of  Ballantrae   (1889). 

Very  different  is  it  with  the  succeeding  romance  The  Maste7- 
of  Ballantrae.  Tlie  tragedy  of  fraternal  hatred  and  rivalry  has 
been  frequently  the  subject  of  Hterary  art,  repulsive  as  the  theme 
is,  but  never,  I  say  deliberately,  has  it  assumed  a  more  terrible 
and  ahnost  sublime  intensity  and  impressiveness  than  in  Steven- 
son's  gloomy,   ahnost  revolting,   romance. 

The  eider  brother,  the  original  "Master  of  Ballantrae",  eldest 
son  and  heir  of  Lord  Durrisdeer,  is  one  of  Stevenson's  "villains" 
a  study  in  pure  undiluted  evil,  by  the  side  of  which  Long  John 
Silver,  blood-stained  ruffian  as  he  was,  appears  harmless  and  in- 
nocent.  Silver  is  a  common  man,  the  Master  is  a  gentleman, 
and  in  that  very  character,  (as  we  call  the  Devil,  the  old  gentle- 
man) he  rises  to  refinements  of  villainy,  which  make  Long  |ohn 
appear  a  mere  journeyman  in  wickedness.  Silver  is  a  bad  man, 
a  criminal,  a  murderer;  James,  Master  of  Ballantrae,  is  a  devil. 
The  ship's  cook  spills  blood  like  water  for  lust  of  gold,  but  he 
does  not  enjoy  evil  for  its  own  sake  and  he  has  some  shred 
of  honour  and  is  capable  of  something  like  afifection ,  but  the 
Master  of  Ballantrae  has  no  redeeming  point  in  liis  character. 
Yet  his  personal  graces ,  his  fine  airs ,  his  artistic  and  finished 
hypocrisies,  his  unflinching  fidelity  to  evil,  the  magnetisra  of  his 
Personality,  fascinate  the  reader  tViroughout,  as  they  fascinate  and 
draw  to  ruin  his  victims.  Such  a  perfection ,  such  an  ideal  of 
evil,  is  probably  beyond  natura  and  fact,  but  as  an  iucarnation 
of  wickedness  it  out-tops  I  think  all  previous  achievements  of 
the  kind.  Beside  it  Mephistopheles  seems  no  worse  than  an  un- 
pleasant  cynic ,  Milton's  Satan  a  haughty  and  malignant  rebel, 
with  some  til^  to  our  respect.  lago  and  Richard  the  Third 
perhaps  are  the  nearest  approximations,  but  the  one  is  imbittered 
by    jealousy,    the   other  by    his  deformity  and.  is    corrupted   by  a 


Roheit  Louis   Stcvenso: 


271 


very  iiilclligible  aiiibition.  With  the  ]Ma,ster  there  seems  no  ex- 
cuse  bat  that  of  a  radically  evil-disposed  nature,  but  a  nature  with 
qualities  to  have  made  a  great  and  good  man  of  him,  but  for 
"the  malady  of  not  wantiny."  Tliis  whole  terrible  and  unre- 
lieved  story  of  fraternal  hate,  is  the  skilfuUy  and  pitilessly  de- 
picted  struggle  between  ineffectual  virtue  and  effectual  wicked- 
ness.  And  the  moral  Iragedy  lies  in  this,  that  the  good  brother 
is  gradually  dragged  ciovvnwards  in  the  struggle,  tili  he  ends  by 
being  almost  as  wicked,  and  far  more  dcspicable,  than  the  other. 
It  is  a  black  and  terrifying  spectacle,  and  wo  naturally  revolt 
against  it,  as  \ve  do  against  the  hopeless  and  irrevocable  de- 
gradation  of  Dr.  |ek}  11.  We  even  ask  ourselves ,  when  a  man 
holds  so  black  a  view  of  life ,  should  he  give  it  forth  ?  Above 
all  should  he  spend  the  very  finest  powers  of  his  gonius  in 
driving  home  so  appalling  a  conclusion  ?  For  it  is  not  the 
splendid  portrait  of  the  strong  bad  man  we  resent;  it  is  tho  de- 
gradation  of  the  good  brother,  who  was  not  so  much  really 
weak ,  as  only  barely  strong.  enough  to  resist  the  frightful  con- 
tamination  of  evil. 

The  Master  of  Ballantrae  shows  how  deeply  and  blackly 
runs  the  vein  of  pessimism  in  Stevenson's  philosophy;  and  we 
ask  naturally  for  reasons ,  for  causes.  Two  present  themselves 
at  once  and  are  probably  the  principal  factort;  tlie  one  personal 
and  pliysical,  the  other  springing  from  his  nationality  and  his 
upbringing.  The  first  is  physical  weakness  and  disease,  which, 
while  permitting  of  periods  of  comparative  strength  and  buoyancy, 
brought  with  it  passages  of  the  deepest  langour  and  depression. 
The  second  I  would  call  Calvinism  in  the  blood,  hereditary  or 
innoculated.  (The  previous  question  wliether  the  acceptance  of 
Calvinism  in  Scotland  does  not  reflect  on  the  climate  and  the 
State  of  the  national  liver ,  it  would  carry  us  too  far  atield  to 
answer  or  attempt  to  answer.)  In  the  blood  of  both  his  parents 
there  must  have  lingered  Calvinistic  bacilli  or  molecules,  and, 
as  if  that  wcre  not  enough,  he  was  plentifully  inoculated  by  his 
Calvinistic  nurse  and  a  study  of  the  "Shorter  Catechism" ,  so 
called.  No  doubt  Stevenson  thought  he  threw  off  Calvinism,  but 
the  Philosophy  of  the  Master  of  Ballantrae  lias  all  the  gloom 
of  Calvinism  without  its  high  lights  in  which  we  see  the  Elect 
sitting  in  glory.  We  have ,  as  strongly  as  ever.  Human  Depra- 
vity  with  a  non-theological,   but  none  the   less  real  and  terrible, 


272 


H.  B.   B.iilrlon 


Election  and  Reprobation  of  the  wicked.  For  U\o  souls  in  the 
roinance  are  indubitably  ruined  and  of  the  rest  neither  the  worthy 
but  humdrum  Mackellar ,  nor  the  suffering  Mrs.  Henry  (latterly 
Lady  Dui-risdeer)  can  be  said  to  represent  "the  spirits  of  the 
jnst  made  perfect."  Hell  indeed  yawns  beneath  us,  but  where 
is  the   heaven  over  our  heads? 

The  book  is,  indeed,  a  strong  book,  a  great  book,  but  it 
sadly  wants  relief.  The  first  three-quarters  of  the  book,  especially 
those  parts  enacted  at  Durrisdeer  itself  —  for  Stevenson  like 
Scott  is  all  the  l)etter  of  having  "his  foot  on  his  native  heath" 
—  are  admirable  and  in  the  execution  beyond  praise.  I  con- 
fess  the  piratical  episode  and  the  treasure  -  seeking  at  the  end 
seem  to  me  not  only  out  of  keeping  with  the  rest ,  but  to  sa- 
vour  of  self-repetition.  It  is  admirably  done,  as  this  sort  of  thing 
always  is  by  our  author ,  but  we  would  wish  him  to  take  him- 
self  a  little  more  seriously  than  to  repeat  the  dexterity  we  know 
him  already  to  possess,  like  a  modern  music-hall  perforraer  driving 
from  one  stage-door  to  another  to  rehearse  the  same  or  give  a 
similar  Performance.  Stevenson,  like  the  performer,  had  doubtless 
to  live  by  his  exertions,  and,  it  is  conceivable,  might  intention- 
ally  repeat  those  tricks  by  wliich  he  knows  he  can  draw  applause. 
But  in  his  case  I  think  he  never  outgrew  his  childish  fancy  for 
the  Pirate  and  the  Highwayman,  whose  specious,  and  theatrical 
attractions  we   are   expected  to   outlive.  .  , 

But,  as  we  have  said,  the  whole  of  the  Durrisdeer  portion 
of  the  Story  is  admirably  executed.  Few  scenes  in  literature  or 
in  our  own  experience,  shine  so  clear  in  our  memory  as  the 
interior  of  the  old  Hall  at  Durrisdeer  and  the  unhappy  family 
group  ,  the  old  lord.  and  the  two  contrasted  sons ,  James  and 
Henry,  and  the  kinswoman  Alison,  destined  for  the  wife  of  the 
INIaster,  yet  fated  to  marry  tlie  brother.  The  old  noblen:ian,  so 
füll  of  antique  grace,'  doating  on  the  wicked  son  and  vainly  striv- 
ing  to  dissemble  his  preference  and  to  deal  justly  with  the 
otlier,  who  was  so  forbearing,  so  self-sacrificing,  so  long-sutfering, 
tili,  stung,  insuited  and  tortured  beyond  endurance,  he  tights  with 
his  brother  to  the  death  and,  as  he  believes,  kills  him.  To  all 
readers  of  Stevenson  the  famous  duel-scene,  as  told  by  Mackellar, 
the  faithful  factor  on  the  estate,  who  is  the  chief  narrator  through- 
out,  will  doubtless  be  familiär,  yet  the  passage  is  too  character- 
istic  not  be   quoted. 


Robert  I.ouis  Stevenson 


273 


"1  took  up  the  candles",  writes  MacKellar,  "and  went  befoi'e  tliem,  stejjs 
that  1  would  give  n\y  band  to  recall;  but  a  coward  is  a  slave  at  the  best,  and 
eveii  as  1  went,  my  teetli  smote  each  other  in  iny  mouth.  It  was  as  he  had 
Said;  there  was  no  breath  stirring;  a  windless  stricture  of  frost  had  bound  the 
air;  and  as  we  went  forth  in  tlie  shine  of  the  candles,  the  blackness  was  a  roof 
over  oui'  lieads.  Never  a  word  was  said ;  theie  was  never  a  sound  but  the 
creaking  of  our  Steps  along  the  frozen  path.  The  cold  of  the  niglit  feil  about 
nie  like  a  bücket  of  water;  1  shook  as  I  went  with  moi'e  than  teiror;  but  niy 
companions,  bareheaded  like  myself  and  fresh  tVom  the  warm  hall,  appeared  not 
even  conscious  of  the  change." 

"Here  is  the  place,"  said   the  Master,   "set   down  the  candless  !" 

I  did  as  he  bid  nie,  and  presently  the  flaines  went  up,  as  steady  as  in  a 
chanibei-,  in  the  nüdst  of  the  fi'osted  trees,  and  I  heheld  these  two  l)i-others 
take  their  places. 

■■'i'he  light  is  something  in  my   eyes,"   said   the  Master. 

"1  will  give  you  every  advantagr"  jeplied  Mr.  Henry,  shifting  his  ground, 
"for  1  think  you  are  about  to  die."  He  spoke  rather  sadly  than  otherwise,  but 
there  was  a  ring  in  his  voice. 

'•Henry  Durie,"  said  the  Master,  "two  words  befoie  I  hegin.  You  are  a 
fencer,  you  can  hold  a  foil,  you  little  knovv  what  a  change  it  is  to  hold  a  sword. 
And  by  that  1  know  you  are  to  fall.  But  see  how  strong  is  my  Situation! 
If  you  fall,  I  shift  out  of  tlüs  couivtry  to  wheie  my  nioney  is  before  nie.  If  1 
fall,  where  are  you?  My  father,  your  wife  —  who  is  in  love  with  lue,  as  you 
know  very  well,  —  your  child  even,  who  prefers  me  to  yourself  —  how  will 
these  avenge  me!  Had  you  thought  of  that,  dear  Henry?"  He  looked  at  his 
brotlier  with  a  smile;  then  made  a  fencing-room  salute. 

Never  a  word  said  Mr.  Henry ,  but  saluted  too,  and  the  swords  rang 
tngether. 

1  am  no  judge  of  the  ))lay;  my  liead,  besides,  was  gone  with  cold  and 
fear  and  horror,  but  it  seems  that  Mr.  Henry  took  and  kept  the  upper  band 
from  the  engagement,  crowding  in  upon  his  foe  with  a  contained  and  glowing 
fuiy.  Nearer  and  nearer  he  crept  upon  the  man  tili  of  a  sudden  the  Master 
leaped  back  with  a  sobbing  oath  ;  and  I  believe  the  movement  brought  the  light 
once  more  against  his  eyes.  'l"o  it  they  went  again,  on  the  fresh  ground;  but 
now  methought  closer,  ^Ir.  He:;ry  pressing  more  outrageously,  the  ALaster  beyond 
doubt  with  shaken  confidence.  For  it  is  beyond  doubt  he  now  rccognised  him- 
self  for  lost  and  had  some  taste  of  the  cold  agony  of  fear ;  or  he  had  never 
attempled  the  foul  stroke.  1  cannot  say  I  foUowed  it,  my  untrained  eyes  were 
never  quick  enough  to  seize  details,  but  it  appears  he  caught  his  brother's  blade 
with  his  left  band,  a  practice  not  permitted.  Certainly  Mr.  Henry  only  saved 
himself  by  leaping  on  one  side;  as  certainly  the  Master,  lunging  in  the  air, 
stumbled  on  his  knee  ,  and  before  he  could  move ,  the  sword  was  through  his 
body.  I  cried  out  with  a  stifled  scream,  and  ran  in ;  but  the  body  was  already 
fallen  to  the  ground,  where  it  writhed  a  moment ,  like  a  trodden  worm  ,  and 
then  lay  motionless. 

"Look  at  his  left  band,"  said  Mr.  Heiuy. 

"It  is  all  bloody,"  said  I. 
J.  Hoops,  Englische  Studien.  28.  2.  I8 


21 A  11-    R-    I^>il<lon 

"On  tlie  inside?"  said  he. 

"It  is  cut  on  tlie  inside,"  s;ii.l   I. 

"1  thought  so,"  Said  he,  and  tnrned  his  hack.  1  ojieiR-d  tiie  ni.urs  clothes, 
llie  heart  was  quite  still,   it  gave  not  a  fliitler. 

"God  foigive  us,  Mf.   Heniy  !"   said   1.       Ilt   is  derid." 

"Dead  ?"  he  repeated.  a  little  stupidly ;  and  then  in  a  lising  tone.  "Dead? 
dead?"   savs  he,   and  suddenly   cast  his  bloody   sword   niion  tlie  ground." 

Few  scenes  of  tliis  ordei-  in  the  ränge  of  fiction  are  more 
vivid  and  haunting  than  this.  As  we  foUow  the  one  shivering  and 
terrified  witness  of  the  life  -  and  -  death  struggle,  the  cold  of  the 
frosty  night  seems  to  take  hold  on  us,  we  see  the  glint  of  tlie 
silver  candlesticks,  and  watcli  the  candlc  -  flames  as  they  steady 
and  straighten  themselves  up  in  the  still  air.  We  catch  the  sad 
deterinined  ring  of  the  one  voice  and  the  mocking  tones  of  the 
other.  We  tremble  for  the  innocent  and  injured  man  and  exult 
in  his  "contained  and  glowing  fury"  when  Stevenson ,  in  a  fine 
stroke  of  surprise,  makes  him  prove  the  better  man,  at  the  foul 
play  of  the  Master  our  heart  Stands  still,  and  we  almost  cry 
"Villain!"  alotid;  and  as  the  sword  passes  through  his  body,  we 
applaud  the  deed.  We  adraire  the  Master,  but  we  also  hate 
him,  as  we  never  hated  Silver,  and  we  rejoice  in  his  fall,  but 
the  moment  after  we  shudder  to  find  our  innocent  Abel  with  the 
brand  of  Cain  upon  him.  Very  weird  is  the  immediate  sequel 
to  the  combat.  INIr.  Henry  now  coUapses  under  the  horror  of 
the  Situation.  MacKellar  breaks  the  news  to  Mrs.  Henry  and 
the  old  lord.  They  sally  forth  to  the  scene  where  the  candless 
still  burn  straight  in  the  frosty  air,  to  find  —  nothing  but  a  little 
blood  on  the  ground  and  traces  of  heavy  footsteps.  The  body 
was  clean  gone.  Was  he  living  or  dead?  What  a  question  for 
the  survivors!  Of  course  he  is  not  dead ,  or  the  story  would 
have   died  too,   he   being  the   essential,   spinal   column  thereof. 

The  other  characters  are  subtly,  effectively,  admirably  drawn, 
the  old  lord,  weak ,  temporising ,  blind  in  his  aflfection  for  the 
bad  son  and  unconsciously  cruel  and  unjust  to  the  other,  yet 
so  unmistakably  high-born  and  courtly,  and  rising  at  a  crisis  into 
a  pathetic  endurance  that  is  well-nigh  heroic;  Mrs.  Henry  too  is 
subtly  drawn,  and  in  spite  of  her  culpability,  her  infidelity  of 
heart,  to  husband,  inovcs  our  pity,  but  Stevenson  wich  a  kind  of 
chivalry,  does  not  let  us  look  closely  enough  on  her  weakness 
and  keeps  her  too  much  veiled  in  the  shadows  of  the  back- 
ground.      She  should  have  come  nearcr  the  footlights,  so  to  speak; 


Rol)ert  Louis  Stevenson 


275 


there  should  have  been  at  least  one  direct  scene  of  the  master's 
diabolic  insidious  wooing  of  bis  brother's  wife,  in  whicb  tbe  woman 
could  have  flashed  out  into  solid  life.  Whether  Stevenson  mis- 
trusted  at  all  bis  power  or  deemed  it  more  effective  and  artistic 
to  leave  sucb  scenes  to  our  imagination  I  know  not.  Be  tbat 
as  it  may ,  something  seems  lacking  to  give  her  füll  vitality 
for  US. 

Ballads   (i8go). 

No  phenomenon  in  modern  English  literature  is  so  marked,  per- 
iiaps,  as  tbe  extraordinary  decline,  during  tbe  lasttwenty  or  tvventy-five 
years,  in  the  public's  interest  in  verse.  Mr.  Henley  ,  friend  and 
collaborateur  witb  Stevenson  in  bis  dramas  and  a  man  in  critical 
oircles  higbly  esteemed  as  a  poet,  bas  lately,  in  tbe  preface  to 
bis  collected  verse,  confessed  tbat  he  was  absolutely  driven  from 
poetry  to  journalism  by  tbe  complete  indifference  of  tbe  public 
to  bis  verse,  and  its  steady  rejection  by  publisber  after  publisber. 
It  is  very  doubtful  indeed  if  any  living  English  poet  is  subsisting 
by  bis  writing  of  poetry.  The  present  Laureate  was  also  driven 
to  journalism,  and  probably,  in  spite  of  tbe  prestige  attaching  to 
bis  office,  is  little  rieber  for  all  tbe  verse  be  bas  written.  Poetry, 
at  any  rate  modern  poetry  ,  bas  fallen  into  a  kind  of  contcmpt 
whicb  it  is  not  easy  wholly  to  account  for.  Rudyard  Kipling  is 
the  only  poet,  who  really  moves  tbe  public  and  tbat  is  probably 
more  due  to  his  trenchant  realism  and  bis  ardent  imperialism 
tban  to   bis  real  merits  as   a  poet. 

Something  of  tbis  may  be  due  to  tbe  insolent  contempt  for 
verse  -  writing  expressed  bv  two  of  tbe  most  influential  prose 
writers  of  our  time,  Carlyle  and  Ruskin,  both  of  whom,  to  judge 
by  tbe  attempts  they  made,  were  incapable  of  writing  verse  of 
any  merit.  They  seem  to  have  made  it  the  fasbion  to  consider 
verse-writing  as  tbe  occupation  of  a  trifler,  incapable  of  serious 
tbought,  or  as  once  expressed  to  me  by  a  young  lady  in  a  more 
concrete  form,  "that  no  one  reads  poetry  after  they  were  seven- 
teen."  But  the  greatest  proof  of  tbis  distaste  for  verse  is  tbat, 
even  when  prose  writers  who  seem  to  have  captured  the  public 
betake  themselves  to  poetry,  they  immediately  receive  tbe  cold 
Shoulder. 

Tbis  w'as  undoubtly  tbe  case  witb  Stevenson's  next  issue 
in  verse  form,   entitled  Ballads,   as  be   bas  bimself  told   me  in  one 

18* 


276  ^'-    !'■    J^-lildnli 

of  bis  letters  and,  not  withoiit  a  touch  of  perhaps  justiliable 
bitterness.  Following  at  tbe  beels  of  so  notable  an  achieveraent 
as  the  Master  of  Ballantrae,  this  voluine  seems  to  have  fallen  ab- 
solutely  flat.  It  has,  however,  perhaps  a  worse  recommendation 
to  the  general  reader  than  being  in  versa,  namely  that  it  required 
some  imaginative  effort  to  comprehend  these  pictures  of  savage 
life ,  not  conventionally  drawn  like  Cooper's  Red  Indians ,  but 
painted  from  the  life  by  an  earnest  and  loving  Student  of  the 
"blacks  and  chocolates",  as  Stevenson  called  the  Polynesian  na- 
tives  of  Samoa  and  the  other  islands  which  he  visited  in  the 
South  Seas. 

The  Song  of  Raheio  in  this  volume  raarks  the  high  -  water 
level  of  Stevenson's  power  as  a  verse-writer.  The  whole  of  the 
third  part  describing  the  treacherons  tiring  of  the  House  ofRahero 
and  bis  own  solitary  escape  is  a  masterpiece.  It  breathes  a  fe- 
rocity  that  jars  on  sensitive  civilised  nerves,  but  it  rises  into  a 
tremendous   brutal   sublimity ,   which  seems  to  me   quite  Homeric. 

Take  these  fevv  lines  only,  description  of  Raheros  attempt 
to   save   bis   son    out   of  the  universal   conflagration  : 

"Then.  where  tlie  roof  liad   fallen,   it  ronred   lik"e   the  inouth   of  hell. 

Thither  Rahero   went,   stumhling  on  seiiseless   folk. 

And  grappled  a  post  of  the  house,   and   hegan  to   clinib   in   the  snioke : 

The  last  alive  of  Vaiau;  and  the  son   hörne   l)y   the  sire. 

The  post  glovved   in   the   grain   with   ulcers  of  eating  fire. 

And  the  fire  bit  to  the   hlooil  aml   niangled   Ins  hands 'antl  tliighs; 

And  the  fumes  sang   in   bis  head   like   vvine,  and  stung  in  his  eyes ; 

And  still  he  climbed  and  came  to  the  top,  the  place  of  proof, 

And  thnist  a   band  through  the  flame  and  clairibered  alive  on  the  roof. 

But  es'en  as  he  did  so,  the  wind,  in  a  ganv.ent  of  flaaie  and  pain, 

Wrapped  hini  from  head  to  heel,  and  the  waistcloth  parted  in  twain, 

And   the   living   fruit  ot   his   loins  diopped   in   the  tire  below." 

Then  the  subsequent  slaying  of  the  poor  fisherman,  fishirig 
with  his  torch  on  the  Reef,  the  silent  leap  into  the  canoe,  beside 
tVie  dead  man's  wife,  the  driving  of  the  canoe  out  to  sea  in  the 
dark,  while  the  woman  cowers  awestruck  in  the  stern ,  the  two 
unknown  companions  facing  and  regarding  each  other  alone  by 
the  dawning  light  on  the  infinite  ocean ,  like  a  primeval  pair 
suddenly  sj)rung  u])  out  of  chaos,  has  a  wild,  weird  and,  if  you 
will,  brutal  impressiveness  to  which  I  know  no  parallel  in  mo- 
dern literature. 


Robert  Louis  Stevenson  277 

The  Wrecker   (1892). 

Stevenson's  next  work  (in  conjunction  with  Osbourne),  The 
Wrecker,  contains  a  great  deal  of  good  writing  and  interesting 
matter ,  to  some  extent  thrown  away  on  confused  and  inverte- 
brate  plot.  There  is  a  crowd  of  characters  and  more  than  enough 
of  crime  and  sanguinary  adventiire ,  depicted  with  unflagging 
skill.  The  fight  in  the  round  house  in  Kidnapped  and  the  most 
murderous  passages  in  Treasnre  Island  pale  before  the  massacre 
of  the  one  crew  by  the  other  on  board  the  "Flying  Send."  As 
one  reads  one  seems  to  imbrue  one's  own  hands  in  blood  and 
the  guilt  of  murder  seems  to  strike  us  like  an  infection,  at  which 
we  sicken,   and  we  are  haunted  by  a  sense   of  blood-guiltiness. 

It  is  a  piece  of  masterly  horror,  but  still  horror,  so  ex- 
treme that  we  are  inclined  to  ask  on  the  one  band,  if  it  does 
not  transgress  the  modesty  of  legitimate  art,  and,  on  the  other, 
how  it  Squares  with  any  decent  sort  of  morality  and  whether  the 
excitement  for  the  reader  is  not  dangerously  morbid  ?  One  is, 
indeed,  inclined,  sometimes  tempted,  to  declare  that  Stevenson, 
so  inotfensive,  so  genial,  so  generous,  so  tolerant  as  a  man,  had 
in  bis  capacity  of  author  a  touch  of  homicidal  mania.  In  spite 
of  many  merits  the  story  hangs  more  loosely  together  than  any 
of  bis  others  and  adds  no  very  important  figures  to  bis  gallery 
of  human  portraits,  the  rather  loathsorae  Bellairs  being  the  most 
striking. 

Across  the  Plains   (1892). 

To  return  to  Stevenson  the  essayist,  as  we  do  in  the 
volume  Across  the  plains  is  to  breathe  a  purer,  calmer  air  and 
so  to  speak,  to  rinse  the  smell  of  blood  from  our  nostrils. 
Still  we  find  even  here  traces  of  those  tracts  of  low  spirits  and 
of  the  consequent  pessimism  of  view,  as  in  the  essay  Pulvis  et  Umbra. 
But  most  of  the  others  strike  a  more  cheereful  note  and  all  possess 
elements  of  interest,  especially  to  those  already  interested  in  the 
man  himself,  for  they  nearly  all  throw  some  fresh  light  on  bis 
experiences,  bis  opinions.  But  the  most  extraordinary  of  all  is 
the  alreadv  mentioned  Chapter  on  Drcams,  perhaps  the  most 
extraordinary   confession   ever  made    by   a  literary  man. 

The  act  of  imaginative  composition  is,  to  say  the  least, 
complex  and  remarkable,  even  to  those  who  can  best  analyse  its 
factors  and   elements,    so   that  the   old  term  Inspiration  is   not    so 


278 


II.  B.  BaiUlon 


far  astray.  For  to  some  the  presence  of  a  pen,  a  bottle  of  ink 
and  some  blank  paper  work  like  an  incantation,  and  like  Franklin's 
kite ,  draw  down  the  lightnings.  We  sit  down,  perhaps  feeling 
we  have  not  two  ideas  to  rub  against  each  other,  and  the  mere 
laying  of  pen  to  paper  seems  to  complete  a  mvstic  circuit.  I  have 
even  myself  feit  the  Sensation,  which  may,  of  course,  be  delusion, 
as  though  I  were  writing  to  dictation ,  rather  than  consciously 
composing;  and  in  quite  another  sphere  of  thought,  persons  ca- 
pable  of  performing  great  feats  of  mental  calculation,  seem  in 
other  respects  duU ,  and  cannot  explain  their  methods.  It  is 
as  though  some  brighter  spirit  did  the  work  and  we  merely  handed 
in  the  answer.  In  the  act  of  imaginative  composition,  there  is 
required  great  concentration  and  a  shutting  out  of  external  sen- 
sations.  (This  is  one  reason  why  many  authors ,  like  Goethe, 
composed  best  in  a  simple  and  bare  Chamber,  and  perhaps  why 
literary  persons  love  to  have  their  books  and  papers  in  what 
appears  a  hopeless  confusion,  as  such  confusion  is  really  less 
distracting  than  serried  Order.)  But,  to  set  the  imagination  per- 
fectly  free,  there  is  nothing  like  falling  asleep.  Like  a  fly-wheel 
relieved  of  its  strain,  imagination  runs  on  with  more  than  double 
velocity.  But  Stevenson,  was  surely  the  first  to  hitch  such  a 
wild  Pegasus  to  the  aar  of  practical  authorship.  ^)  This  liberated 
imagination,  if  we  may  honestly  use  so  specious  a  term,  for  that 
to  which  Stevenson  gives  a  kind  of  personality,  "the  Little  People, 
the  Brownies",  grew,  not  at  once  but  by  reason  of  a  growing  dis- 
cipline,  to  be  the  unsleeping  partner  in  the  firm  of  Stevenson, 
Brownies  e^   Co. 

"The  mcjre  I  think  of  it,"  writes  Stevenson,  „the  more  I  am 
moved  to  press  upon  the  world  my  question,  who  are  the  Little 
People?  They  are  near  connections  of  the  dieamer's,  beyond 
doubt;  thcv  share  in  his  tinaiicial  worries  and  have  an  eye  to  the 
bank-book;  they  share  plainly  in  his  training;  they  have  plainly 
learned  like  him  to  build  tVie  scheme  of  a  considered  story  and 
to  arrange  emotion  in  progressive  ordcr;  onl}'  I  think  they  have 
more  talent;  and  one  thing  is  beyond  doubt,  tliey  can  teil  him 
a  Story,  piece  by  piece,  like  a  serial  and  keep  liim  all  the  while 
in  iarnorance    of   where  thev  aira."      1   confess   I    think    mv  simile 


^)   One  (ioes   not,    of  coiiise,    folget  Coleliciüt'?  Kitbla  Kliaii,  anfl   a    ftw 
such  isolated   instances. 


Roheit   Louis   Stevenson 


279 


of  the  freed  wheel  helps  us  to  some  extent  to  a  Solution.  In 
sleep  the  ruind  is  freed  from  the  strain  of  attending  to  external 
impressions,  it  is  free  also  from  the  responsibilities  of  real  lifo 
and  the  protests  and  interferences  of  conscience.  We  have  thus 
the  diiference  betwecn  a  man  in  armour  or  fetters  and  a  free 
man  stript  like  an  athlete.  The  man  is  the  same,  but  the  move- 
ment so  difterent  as  hardly  to  be  recognisable.  Even  the  differ- 
cnces  in  taste  and  judgraent  may  be  accounted  for  when  we 
recollect  how  a  character  may  be  completely  changed  by  the 
slightest  injury  to  the  brain.  Subtract  one  faculty  or  dement 
from  the  complex  we  call  character,  and,  like  a  chemical  change, 
tVie  resultant  is  hardly  recognisable.  In  madness  some  slight 
mental  lesion  transmutes  the  sane ,  perhaps  blamelcss,  man  or 
woman,  into  a  Compound  of  fiend  and  brüte  more  horrible  than 
either.  We  ask,  is  the  retention  of  reason  a  feat  of  rope-walk- 
ing  over  this  abyss  of  madness ,  or  is  the  rational  soul  within 
US  Sprung  upon  and  overmastered  by  some  treacherous  and  üend- 
ish  housemate   ^   our  Mr.   Hvde? 

A  Footnote  to  history  (1893). 
It  will  be  the  part  of  prudence  to  pass  lightly  over  that 
proscribed  and  long-since  incinerated  work  A  footnote  to 
history.  I  must  admit  that  I  found  the  work  surprisingly 
interesting,  one  which  no  one  wishing  to  understand  the  very 
coniplicated  position  in  Samoa  can  afford  to  leave  unread.  The 
description  of  the  hurricane  in  Apia  Bay,  when  Ironclads  were 
tossed  about  like  cock-boats,  is  a  prose  raasterpiece  among  the 
raany  Stevenson  has  produced.  If  Stevenson  was  unjust  to  any 
of  the  characters  or  nationalities  concerned,  it  was  not,  I  fecl 
sure,  from  a  narrow  anti-national  prejudice  nor  even  from  British 
Jingoism,  but  rather  from  his  passionate  championship  and  affection- 
ate  partialit}'  for  the  natives  and  especially  for  his  friend  Mataafa, 
wlio,   to  judge   by   his   looks,   was   a  very  fine   fellow. 

Island  Xight's  Entertainments  (1893). 
A  ver}-  charming  volume  is  Jslamt  night's  entcrtainments, 
the  stories  in  which  have  their  scenes  all  laid  in  the 
South  Seas  and  all,  except  one,  have  a  strong  element  of 
magic,  a  domain  in  Stor}land  of  which  Stevenson  is  certainly 
master.  Even  in  the  exceptional  story  The  Beach  of  Falcsa  na- 
tive    beliefs    and   superstitions    are    rife   and   are   worked   upon   by 


2  8o  H.  B.  BaiMoii 

the  villaiii  of  the  piecu,  Gase,  a  villain  distincüy  inferior  to  some 
of  Stevenson's  other  villains ,  being-  purely  repulsive  and  never 
rising  to  the  levcls  of  Long  john  or  the  Master  of  Ballantrae. 
What  charm  the  story  has  lies  in  the  character  of  Uma,  the  na- 
tive  girl,  whom  the  hero,  Wiltshire,  marries.  Indeed  it  is  rather 
on  her  account  than  on  that  of  the  able-bodied,  but  not  otherwise 
very  interesting,  hero,  that  we  rejoice  when  in  the  inevitable 
life-and-death  encounter  between  the  tvvo  men,  Wiltshire's  knife 
gets  home  to  Case's  heart.  But  I  think  all  will  incline  to  re- 
probate as  an  unnecessary  piece  of  savagery  the  stabbing  of  the 
dead  bod}'. 

But  the  masterpiece  of  the  book  is  the  magical  story  of 
the  Bottle  Imp.  On  an  idea  taken  from  an  early  nineteenth-cen- 
tury  play ,  Stevenson  has  founded  one  of  the  most  charming  of 
fairy  stories.  Written  chiefly  with  the  view  of  pleasing  a  Samoan 
audience,  (for  it  was  translated  into  Samoan  and  is  still  no  doubt 
one  of  the  favourites  in  the  Island  stor3^-teller's  stock-in-trade)  it 
has  just  that  ingenuous,  child  -  like  simplicity  of  belief  and  ex- 
pression  that  makes  the  perfectly  fitting  medium  for  such  a  tale. 
There  is  no  doubt  a  touch  of  the  gruesome  in  the  tale  in  that  the 
possessor  of  the  Imp,  while  he  can  have  wealth  to  his  wish, 
must,  if  he  dies  with  it  in  his  possession ,  go  to  hell.  Very 
touching  is  the  generous  struggle  between  Keawe  and  his  wife 
Kokua  to  buy  the  Bottle  from  each  other  and_  thus  save  the 
loved  one  the  horrible  penalty.  The  trouble  is  that  it  must  be 
always  sold  at  a  loss  and  ünally  the  price  gets  so  low  that  it  is 
next  to  impossible  to  find  a  sraaller  coin  and  the  purchaser  is 
necessarily  suspicious  of  tlie  low  price.  The  final  possessor  is  a 
drunken  sailor  who  is  unappalled  by  the  conditions,  seoing  that 
he  is  already  convinced  that  he  is  bound  for  the  same  final  dc- 
stination   as  the   possession   involves. 

As  a  mixture  of  .reality  with  the  weirdest  superstition  nothing 
could  well  be  better,  or  better  tuld,  than  the  concluding  story, 
The  /sie  of   Voices. 

Catriona   (iSg,s). 

There  is  usually  not  a  little  danger  to  an  author  when  hc 
attcmpts  to  trade  on  a  previous  success,  l)y  writing  a  sequel  to, 
or  even  reintroducing  characters  from,  a  previous  work.  So  one 
took  up  Catriona  (first  called  Dai'id  ßai/oui),  tlie  sequel  to 
Kidnapped,    with    anticipation    of   possible    disappointment.      With 


Rolieit   Louis  Stevenson  28  I 

some  at  tlie  first  rcading  this  anticipation  may  have  been  real- 
isecl ,  though  never  to  an  acute  degree.  As  a  story  it  lacks 
the  unity  of  Treasure  Jsla/ui ,  Kidnapped  or  the  Master  of  Ballan- 
trae.  The  interest  is  apt  to  rove  into  separate  Strands,  and  the 
book  to  split  itself  too  rauch  into  distinct  episodes,  not  suffi- 
cientlv  deeply  involved  with  the  rest  of  the  story.  Indeed  the 
storv  comes  perilously  near  breaking  in  two  with  the  end  of  the 
Appin  Murder  Trial.  Fortunately  the  reader  has  never  been  se- 
riously  interested  in  the  unfortunate  James  Stewart,  who  was 
politically  murdered  and  done  to  death  for  a  crime  of  which  he 
was  innocent  in  deed ,  if  not  in  will;  so  that  we  are  ready  to 
forget  him  and  turn  the  more  willin^^ly  to  follow  the  fortunes  of 
David,  Alan  and  Catriona.  So  this  is  a  point  marking  the  ebb- 
tide  of  our  interest,  which  turns  to  a  spring  -  tide  with  the  re- 
union  of  David  and  Alan ,  rises  more  rapidly  with  the  meeting 
of  David  and  Catriona  and  culminates  in  the  dinoinncut,  when  all 
our  three  favourites  hold  the  stage. 

Then  the  ingredients  of  the  story,  if  less  exciting  than  in 
the  other  romances ,  are  more  enduring  and  legitimate.  The 
author  for  once  remains  free  from  his  homicidal  fits  and  of  the 
deaths,  two  in  all  I  think,  onc  is  a  hanging,  done  decently  be- 
hind  the  scenes,  and  in  the  other  James  More,  scoundrel  as  he 
was,  dies  quietly  in  his  bed.  To  make  up  for  the  want  of  the 
more  sensational  elements  of  interest,  we  had  a  very  prett\ ,  if 
somewhat  interrupted,  love-story,  and  we  have  above  all,  a  rarity 
with  Stevenson,  two  really  fine   feraale   characters. 

Regarding  the  one,  Miss  Grant ,  eldest  daughter  of  the 
Lord  Advocate,  there  are  no  two  opinions  and  she  is  altogether 
one  of  the  brightest ,  most  vivacious  and  breezily  fresh  young 
ladies  in  fiction.  To  some  extent,  it  is  thought,  Mrs.  Strong, 
Stevenson's  stepdaughter,  sat  for  the  portrait,  and  thcre  is  a 
good  deal  of  the  author  himself,  disguised  in  petticoats.  Still 
there   are  no   two   ways   of  it:   it  is   a  great  success. 

Of  Catriona  there  is  more  than  one  opinion,  but  my  own, 
fresh  from  a  reperusal  of  the  book ,  is  that  she  is  not  only  a 
charming  creature ,  but  a  really  fine  and  fresh  creation  in  wo- 
manhoöd.  Siie  moves  and  touches  the  reader  —  if  lie  be  a 
man   at  least  —   as   few  women  in  fiction  do. 

Perhaps  it  is  that  in  the  passages  dealing  with  iier  com- 
panionship   with  David,    Stevenson    attains    his    own    ideal    of    ro- 


282  H.   B.   Baildon 

mance  and  caiises  us  to  iclentify  ourselves  closely  with  the  hero. 
A  man  in  love  is  usually  a  blind  fool  ,  and  David  Balfour  was 
an  incxperienced  ''goraeral"  (highly  expressive  Scotch  word  = 
raw ,  loutish  fool)  ,  to  boot.  Wo  rage  over  bis  blindness  and 
iblly ,  as  \ve  do  over  her  phenomenal  innocence,  and  virginal 
whims  and  inconsequent  Highland  pride.  But  which  of  us  who 
have  ever  been  in  love  (calf-love,  if  you  like)  and  who  have  had 
hearts,  pure  and  noble  enough  to  be  sensible  of  the  infinite  awe 
that  hedges  about  a  pure  and  noble  woman,  can  quite  quit  our- 
selves of  the  apprehension  that  we  might  have  played  the  "go- 
meral"  as  cornpletely  as  David  himself  ?  Here  at  length  Steven- 
son's  chivalrous  regard  for  woman,  instead  of  embarrassing  liim, 
Stands  him  in  excellent  stead  and  enables  him  to  pourtray  with 
great  truth  and  subtility  a  virginal  love  in  both  sexes ,  one  is 
tempted  to   say,   better  than   had  been   hitherto   done. 

This  book  is  not  dorainated  by  one  over  -  shadowing  cha- 
racter  as  some  of  its  predecessors ,  but  the  character- drawing 
throughout  is  excellent.  The  politic  and  unscrupulous,  and  yet 
kindly  Lord  Advocate,  Prestongrange  ;  Simon  of  Lovat,  with  the 
slippery  craft  and  cruelty  of  a  snake ;  that  mockery  of  martial 
virtues ,  the  treacherous  and  drink  -  hollowed  James  More,  whose 
fatherhood  to  Catriona  is  the  cruel  element  in  her  fate,  these, 
and  our  cid  friend  Alan  Breck,  are  drawn  with  unfailing  skill. 
They  are  not  bitten  into  our  memory ,  perhag!^,  as  sharply  as 
some  of  Stevenson's  more  intensely  -  rendered  and  insistently-im- 
pressed  characters,  but  the}'  are  none  the  less  true,  human  and 
natural. 

Nor  in  local  colouring  and  description  does  Stevenson  here 
fall  below  bis  previous  achievements.  The  flight  of  Alan  and 
David  through  East  Lothian,  over  country  I  know  well-nigli  as 
well  as  Stevenson,  is,  I  can  vouch  for  it,  a  {»iece  of  faithful, 
quiet  and  elTective  work.  So  also  the  landing  at  Helvoetsluys, 
the  walk  on  the  quays  of  Rotterdam,  and,  best  of  all,  the  final 
description  of  the  desolate  and  lonely  dunes  about  Dunkirk,  are 
masterpieces  in  their  way,  painted  in  a  low  fidelity  of  tone,  quite 
as  convincing  as  the  most  startling  totir  de  foice.  On  the  whole 
1  would  maintain  tliat  Catriona  is  the  soberest,  soundest,  broad- 
est  and  healthiest  romance  Stevenson  had  so  far  written,  and  I 
believe    it    is    one    that    will    grow   in    public    favour  and   esteem, 


Rot)eit    Louis  Stevensoi 


283 


and    will    wear    better  as   a  piece  of    literature    than    some   of  its 
more   exciting  precursors. 

The   Ebbtide   (1894). 

If  \ve  are  refreshed  as  by  a  bathe  in  a  clear  sea,  under  a 
bright  sky  by  the  purity  and  innocence  of  Catriona,  we  can 
compare  bis  next  book  The  ebbtide  (in  collaboration  with 
Osbourne)  to  little  better  than  a  mud  -  bath  in  comparison,  for 
we  find  ourselves ,  as  it  were  ,  dredging  among  the  scum  and 
dregs  of  humanity ,  the  'white  trash'  of  the  Pacific.  Here  we 
have  Stevenson's  masterly  but  utterly  revolting  incarnation  of  the 
lowest ,  vilest,  vulgarcst  villainy,  the  Cockney  Huish.  Steven- 
son's  other  villains  sliock  us  by  their  cruel  and  wicked  conduct; 
but  there  is  a  kind  of  fallen  Satanic  glorv  about  them ,  some 
shining  threads  of  possible  virtue.  They  might  have  been  good, 
even  great  in  goodness,  but  for  the  malady  of  not  wanting.  But 
Huish  is  a  creature  hatched  in  slime ,  his  soul  has  no  true  hu- 
manity ,  it  is  squat  and  toad-like  and  can  only  spit  venom.  I 
like  the  prayer-pattering  Davis  little  better,  Herrick  is  a  wretch- 
ed  nonentity  and  Attwood ,  the  merciless  death  -  dealing  evan- 
gelist  ,  is  at  once  too  exceptional  and  grisly  a  character  to  be 
either  attractive  or  convincing.  Yet  on  these  creatures  Steven- 
son lavishes  his  marvellous  psychologic  and  pictorial  powers  and 
these  live  and  move  in  a  world  of  rieh  and  glowing  tropical  splen- 
dour,  like  Devils  who  have  broken  inco  Paradise.  Nature  sets 
a  jewel  in  a  toad's  head.  Stevenson  frames  his  genius  in  as 
loathsome  a  setting.  He  himself  feit  a  sort  of  revulsive  after- 
sickness  for  the  story  and  calls  it  in  one  passage  in  his  Wiilima 
Letters  "the   ever-to-be-execrated  Ebbtide." 

Vailinia  Letters  (1895). 
These  said  Vailinia  leftcrs,  forming  the  next  issued  volume, 
consist  of  letters  written  from  his  island-home  in  Samoa 
to  his  great  friend  Sidney  Colvin.  They  are  of  high  interest, 
as  throwing  light  on  the  character  of  the  man  and  the  manner 
of  his  life  and  work  in  that  far  Pacific  island.  Especially  in- 
structive  are  they  for  us  as  revealing  his  methods  of  work  and  liis 
own  opinions  of  his  books  and  as  containing  hints  of  projected 
works ,  never  alas,  to  be  completed.  But,  amidst  much  that  is 
bright   and   brave  in    the   book,    there   is   a    streng  outcrop   of  the 


284 


U.   B.   Paikion 


melancholy    undcrlying   bis   disposition.      Here    is  a    characteristic 
passage. 

'Happy ,  1  was  only  liappy  once ;  tliat  was  at  Hyeres ;  it  came  to  an 
end  for  a  variety  of  reasons ,  decline  of  health,  change  of  place,  increase  of 
nioney,  age  with  his  stealing  steps;  since  Ihen  as  hefoie  then  1  know  not  what 
it  nieans.  But  I  know  pleasure  still;  pleasure  with  a  thousand  faces,  and  none 
perfect :  a  thousand  tongues  all  hroken;  a  thousand  hands  and  all  of  tliem  with 
scratchiiig  nails.  High  among  these  I  i)]ace  this  delight  of  weeding.  out  iiere 
alone  by  the  gairulous  water,  under  the  silence  of  flie  high  wood ,  broken  by 
incongruous  sounds  of  birds.  And  take  iny  life  all  through,  look  at  it  fore  and 
back,  and  upside  down,  —  though  I  would  very  fain  change  niyself  —  I  would 
not  change  inv   ciicuinstances   unk'ss   it   were  to    l)iing  you   liere."' 

Later    on ,    speaking    of    this     same     "delight    of    weeding" 

he  says. 

"1  wonder  if  anyone  had  ever  the  same  attitude  to  natui'e  as  1  hold, 
and  have  held  for  so  long?  'I'his  business  fascinates  me  like  a  tune  or  a  passion ; 
yet  all  the  while  I  thiill  with  a  strong  distaste.  The  horror  of  the  thing  ob- 
jective  and  subjective.  is  always  present  to  iny  mind;  the  horror  of  creeping 
things,  a  superstitious  horror  of  the  void  and  the  powers  about  me,  the  horror 
of  niy  own  devastation  and  continual  murders.  The  life  of  the  plants  comes 
through  niy  finger  tips,  their  struggles  go  to  uiy  lieart  like  supplications.  I 
feel  niyself  l)loodboltered  :  then  I  look  back  on  my  cleared  grass,  and  count  my- 
self  an   ally  in   a   fair  quarrel,   and   inake  stout  niy  heart." 

Genius,  especially  imaginative,  artistic  and  poetic  genius, 
rarely  inakes  for  Viappiness,  being  based  very  often,  if  not  al- 
ways, on  a  higher  degree  of^  sensitivity  to  that  of  ordinary  mor- 
tals.  The  lump  of  pig-iron  and  the  magnetic  n^edle  are  under 
the  pull  of  the  same  forces ;  but  one  lies  inert  and  the  other 
thrills  and  trembles  as  in  anxious ,  fearful  obedicnce.  Pleasure 
is  a  thrill  that  passes,  happiness  is  an  equilibrium,  a  concord  of 
our  whoie  nature  with  itself  and  all  that  affects  it  from  without, 
a  State  eminently  difücult  to  reach,  more  difticult  to  maintain. 
The  artistic  nature  is  peculiarly  sensitive  to  pleasure  as  to  pain; 
but  the  poise  of  happiness  comes  to  it  necessarily  very  seldom. 
And,  when  a  man  keeps  an  artistic  conscience ,  even  the  plea- 
sures  of  successful  production,  keen  as  they  are  in  moments  of 
triumphant  work,  are  perilous  and  passing,  like  every  other  in- 
toxication,  and  often  recoil  into  a  cruel  jjrostration  of  spirit. 
When  the  efjiatus ,  as  it  is  called,  is  there,  one  mounts  upon 
wings  triumphatit  as  a  lark;  when  this  mysterious  condition  fails 
ihe  spirit  falls   plump   into   the   blackest   depths. 

"As   for  my  damned   literature",    cries  Stevenson   (apropos 


Robtit  Louis  Stevenson  285 

of  the  South  Sea  Leiters),  "God  knows  what  a  business  it  is,  i^rind- 
ing   along  withcut   a  scrap   of  inspiration   or  a  note  of  style." 

His  haunting  fear  was  of  what  he  called  "Dving  at  the  top", 
the  decav  of  his  powers.  It  was  a  vain  fear,  as  his  latest  work 
amplv  proved,  but  in  view  of  such  experiences  as  tlie  above  over 
the  iinfortunate  South  Sea  Letters  it  is  quite  intelligible  that  he 
shoiild  have   entertained  it. 

If  the  Vailima  Letters  be  often  sad,  they  are  never  dull,  and 
their  pathos  is  plentifully  relieved  by  evident  bravery  of  spirit 
and  by  easy  humour.  They  form  indeed  one  of  the  most  faith- 
ful  "human  documents"  as  it  is  the  fashion  to  express  it ,  and 
whoever  can  read  them  without  a  deepening  esteem,  a  growing  sym- 
pathy  and  an  increasing  atfection  for  the  writer  must  be  more 
akin  to  the  iron  lump  than  the  magnetic  needle.  But  one  would 
fain  hope  that  Stevenson's  last  four  \ears  —  his  Samoan  life  — 
were  happier  than  we  might  gather  from  these  letters.  When  a 
man  sits  down  to  his  diary  —  and  these  letters  serve  very  much 
the  same  purpose  —  the  pleasures  of  the  day  which  are  so  often 
trivial  and  passing,  appear  faint  beside  its  labours  and  trials, 
which  endure  and  leave  a  deeper  impression.  The  more  bravely 
a  man  bears  himself,  the  more  utterly  he  refuses  to  let  his  private 
sorrovvs  bürden  those  about  him,  the  more  apt  will  he  be  to 
pour  out  those  sorrows  in  his  diary  or  to  his  most  intimate  friend. 
Xo  man  could  be  loved,  looked  u])  to,  well-nigh  worshipped  by 
those  about  him,  as  Stevenson  was,  and  receive  the  love  and 
admiration  of  his  readers  and  disciples  without  many  moments 
of  pleasure,   if  not  of  happiness. 

Fables   (1896). 

Nothing  serves  the  human  mind  so  long  as  a  Symbol,  be- 
cause,  one  must  suppose  it  can,  like  the  apostle  and  in  some- 
what  the  same  sense  "be  all  things  to  all  men",  Religious  Sym- 
bols, the  sign  of  the  Gross,  the  Gommunion,  Baptism,  Marriage 
are  all  symbolic,  and  it  is  hard  to  say  if  they  represent  exactly 
the  same  ideas  to  any  two  persons.  This  it  is  that  makes  them 
of  universal  acceptance.  The  definitions  of  theologians  are  the 
wedges  that  split  up  religion,  Symbols  the  bands  that  bind  them 
together.  Next  to  Symbols  and  symbolic  acts  for  power  and 
durability  come  literary  Symbols,  the  figure  of  speech,  the  meta- 
phor.    the   simile   and  even   the   hyperbole,    then  proverbs,    fables 


286  M-   B-   Haildon 

and  allegories.  If  the  autVior  of"  a  proverb  coukl  only  tag  liis 
name  to  it,  he  would  be  surer  of  immortalit}'  than  Shakespeare, 
just  as  that  of  /Esop   is   as  well   assured  as  that  of  Homer. 

This  trutVi  was,  I  doubt  not,  well-known  to  Stevenson  and 
this,  along  with  his  creative  instinct  and  horror  of  dogma,  may 
account  for  his  fondness  for  fable,  Many  of  his  shorter  stories, 
as  we  have  already  observed,  are  in  part  fables.  But  in  republi- 
shing  Dr.  Jekyll  and  Mr.  Hyde  Stevenson's  representatives,  in  con- 
sonance  with,  but  probably  not  in  consequence  of,  a  Suggestion 
of  my  own,  added  to  the  volume  a  number  of  undoubted  and 
professed  fables.  Nothing  more  curious,  more  characteristic,  more 
original,  more  packed  with  quaint,  striking  and  pungenl,  if  almost 
bitter,  truths  has  come  from  his  or  perhaps  from  any  pen,  With 
his  usual  penetration  in  matters  of  literary  art,  Stevenson  per- 
ceives  that  the  moral  is  the  inartistic  part  of  the  fable.  The 
moral  is  committal,  it  is  the  priest  turned  theologian  and  tiius 
making  himself  a  target  for  the  adversary.  It  is  also  usuaUy 
superfluous.  Stevenson  therefore  usually  leaves  it  out  or  clothes 
it  in  'gnomic'  verse  nearly  as  symbolic  as  the  fable  itself.  This 
innovation  will  not  tend  to  the  immediate  popularity  of  the  fables, 
because  I  am  afraid  many  of  us  prefer  to  be  told  wliat  is  meant 
to  having  to  find  out  for  ourselves,  especially  when  we  can  never 
be  sure  that  we  are  right.  Here  is  one  of  tlie  pithiest  which 
seems  to   embody  the   retort  of  Youth  to   "Crabbed   Age". 

The  Tadpole   and   the   Frog. 

"Be  nshaiiied  of  yourself"  said  the  Frog.  ''When  I  was  a  Tadpole,  I 
had   110  tail." 

"Just  what  I  tlunighl !"  said  the  Tadpole.     "You  never  were  a  Tadpole." 

Some  of  the  so-called  fables  are  rather  long  and  elaborate 
for  the  name,  and  Stretch  into  the  domain  of  allegory  or  symbolic 
tale.  But  they  are  liighly  significant,  always  striking  and  often 
bcautiful.  To  this  class  belong,  The  Hoiise  of  Eid,  The  Touch- 
stone,  The  Poor  Thing  and  The  Song  of  the  Morroiv.  The  first  is  a 
warning  to  the  reformer  and  iconoclast  and  sums  up  its  moral  thus. 

"Old   is  the  tree  and  the  fruit   good, 
Very  old  and  tiiick  the  wood, 
Woodman,  is  your  courage  stout  ? 
Beware !  the  root  is  wrapped  about 
Your  mother's  heart,  your  father's  bones ; 
And  like  the  mandrake  coiues  with  groans." 


Roliert   Louis   Stevens 


287 


Weir  of  Hermiston   (i8g6). 

The  art  of  novel-writing-  is  perhaps  at  once  the  easiest  and 
most  difficult  of  all  varieties  of  literary  art.  AliDost  anv  school- 
miss  could  write  a  novel  capable  of  interesting  unsophisticated 
rcaders,  and  }et,  when  we  comc  to  the  greatest  novelists,  \ve 
find  that  masterpieces  are  extremely  rare.  Tiiere  is  a  curiously 
parallel  case,  which  would  at  tirst  sight  seem  to  stand  in  the 
very  antipodes  to  the  novel,  i.  e.,  the  sonnet.  In  no  poetic  form 
can  mediocrity  so  readily  pass  rauster;  in  none  is  it  more  difficult 
to  find  instances  of  absolute  perfection.  In  these  two  cases  the 
reasons  are  exactly  opposite.  The  strict  laws  of  the  sonnet  are 
clear  to  the  meanest  capacity  and  when  once  fulfilled  absolutely 
insure  a  certain  beauty  of  result;  but  in  the  novel  the  very  laxity 
of  its  unwritten  laws  enables  incompetency  often  to  pass  unre- 
proved.  In  the  same  way  the  exacting  technique  of  the  one 
makes  actual  perfection  diliicult  and  rare;  while  the  chartered 
freedom  of  the  novelist  leaves  him  liable  to  a  thousand  crrors. 
A  perfect  novel  in  fact  demands  so  many  qualities,  and  such  a 
just  balance  of  these,  that  it  can  only  be  written  in  the  fullness 
and  ripeness  of  power,  Imagination  and  experience.  Ke  it  noted 
that  a  success  and  a  masterpiece  are  two  different  things.  Stevenson 
had  already  many  successes;  but  his  more  critical,  though  none 
the  less  enthusiastic,  admirers  still  awaited  his  masterpiece,  Catri- 
ona,  if  not  exactly  itself  a  masterpiece  in  the  strictest  sense,  had 
proved  Stevenson's  possession  of  the  qualities  to  produce  one. 
He  had  worked  up,  as  it  were,  important  arrears  in  his  treatment 
of  his  women  characters.  He  had  drawn  closer  to  them  without 
sacrifice  of  delicacy.  No  doubt  Ebbiide  dashed  our  hopes  with 
its  relapse  into  the  violent  and  villainous.  But  he  repented  of 
it  like  a  debauch,  and,  as  with  some  men  after  a  debauch,  feit 
cleared  and  strengthened  instead  of  wrecked.  So,  after  what  in 
one  sense  was  his  lowest  plunge,  Stevenson  rose  to  his  greatest 
height. 

ün  the  great  merits  of  Weir  of  Ilei-f/iishin  there  is  an 
almost  suspicious  unanimity.  The  author  himself  was  "frigh- 
tened"  by  the  ease  with  which  he  produced  it  and  the  excellence 
of  the  result.  His  friend  Colvin,  an  exacting,  delicate  and  sound 
critic,  writes  in  the  Epilogue  to  the  Vaiäi/ia  Leiters,  "The  frag- 
ment  which  he  wrote  during  the  last  month  of  his  life  gives  to 
my   mind    (as  it  did   to   his  own)    for  the  first  time  the  füll  measure 


1!.  13. 


of  his  powers;  and  if  in  the  literaturc;  of  romance  there  is  to 
be  found  work  more  masterly,  of  more  piercing  human  insight 
or  more  concentrated  imaginative  vision  and  beaiity,  I  do  not 
know  it." 

When  \ve  read  Ife/'r  cf  Hcnnision  we  feel  no  longer  that 
Stevenson  is  showing,  as  in  some  of  his  works,  a  certain  side  of 
himself  and  his  art  and  repressing  the  other.  His  other  books 
seem  like  attacks  to  gain  particular  positions.  Wiir  of  Hcrfniston 
is   a   coiip  de  main. 

To  begin  with  there  is  a  feeling  of  Space  and  largeness,  a 
sense  of  height  and  depth  and  breadth,  that  is  ahnest  epic.  The 
father  of  the  hero,  if  hero  the  kickless  Archie  may  be  called, 
the  eider  Weir  of  Hermiston,  is  a  Titanic  figure.  Founded  on 
the  historic  character  of  Lord  Braxfield,  the  'Hanging  Judge',  he 
looms  lipon  us  large,  harsh,  coarse,  unfeeling,  inevitable,  immo- 
vable,  changeless  as  the  granite  mountains,  but  with  a  certain 
stoic  dignity  and  grandeur  in  his  formidable  personahty.  Harsh 
as  the  man  is  to  the  point  of  cruelity,  gross  as  he  is  to  the  verge 
of  vulgarity,  there  is  in  him  something  sterhug  and  almost  awe- 
inspiring,  like  some  rüde  and  even  grotesque  Colossus  that  may 
excite  horror,  but  seems  to  soar  far  beyond  the  ränge  of  our  con- 
tempt,  perhaps  even  of  our  hate.  ReaUstic,  uncompromising,  as 
the  Portrait  is,  it,  like  some  others  in  Stevenson,  approaches  that 
quality  so  rare  in  romance  and  novel,  sublimity,  not  the  beauti- 
ful  sublimity  of  Greek  sculpture,  but  the  rough-hewn  Gothic  sub- 
limity of  Michael  Angelo's  'Niglit  and  Morning'.  The  other  figures 
are  apt  to  appear  dwarfish  and  weak  beside  it,  especially  tVie 
younger  men,  his  son  Archie  and  Frank  Innes,  the  IMephistopheles 
of  the  piece,  of  which  Archie  is  the  Faust.  Lord  Glenalmond 
is  skilfuUy  saved  from  this  smallness  öf  eftect  by  a  lofty  gracious- 
ness  and  dignity  of  kindness  that  seem  to  give  him  height  and 
genial  largeness.  Apother  figure  that  conveys  this  sense  of  great 
dimension,  as  of  the  fallen  gods  of  Keats'  Hyperion  is  the  eider 
Kirstie,  this  deep-brcasted,  still  golden-haired  ex-goddess,  talking 
such  potent  vernaculav  and  yet  charged  with  a  force  that  we  feel 
to  be  elemental.  Another  figure  of  almost  Titanic  mould  is  the 
old  Elliot,  attacked  when  in  his  cups  at  the  ford  by  five  foot- 
pads,  breaking  through  the  five,  and  leaving  one  hors  de  combat, 
to  drop  from  his  dying  horse  at  his  own  doorstep)  and  live  only 
to   murmur   to   his   four    sons   the   kevword   for   their   work  of  ven- 


Robert  Louis  Stevenson 


289 


geance  "Broken  Dykes",  and  die  cruelly  mishandled.  The  four 
Black  Elliots  who  issue  at  once  hatless,  armed  only  with  sticks, 
on  the  grim  business  of  revenge,  perhaps  because  there  are  four 
of  them  to  divide  the  canvas,  do  not  loom  out  so  large.  But 
each  is  a  clear,  credible,  solid  creation.  On  the  night  of  the 
murder,  in  their  savage  triumph  over  their  father's  prowess  and 
their  remorseless  chase  in  search  of  vengeance,  they  take  a  heroic 
Scale :  but  later  in  the  story,  they  "fade  into  the  common  light 
of  day"   and  shrink  to  merely   human  proportious. 

On  this  lower,  non-heroic  plane  live  for  us  also,  so  far  as 
the  book  is  carried,  the  hero,  the  Gretchen  of  the  piece,  the 
younger  Kirstie ,  and  INIephistopheles-Innes.  The  first  of  these, 
Archie  Weir,  brought  up  by  a  religious,  but  in  domestic  matters 
an  incapable,  mother,  admirably  sketched  in  the  opening  chapters, 
inherits  her  sensitive  spirit  with  something  of  his  fater's  high  sense 
of  duty  and  a  reticence  and  aloofness  in  society  which  make  him 
no  favourite  among  his  comrades.  But  when  he  comes  to  the 
estate  of  Hermiston,  whither  he  is  banished  by  his  father,  he  is 
highly  esteemed  by  all  his  retainers  and  dependants  and  wor- 
shipped  by  his  house-keeper  the  eider  Kirstie.  Among  the  county 
families  on  the  other  band,  his  reticence  and  lack  of  the  wish 
or  art  of  making  himself  agreeable  render  him  unpopulär.  To 
the  reader  he  is  a  handsome,  well-meaning,  callow  youth,  out  of 
which  \ve  expect  the  author  to  develop  a  stronger  and  more  in- 
teresting  character.  There  are  a  few  points  of  resemblance  be- 
tween  Archie  and  his  creator,  but  if  the  latter  seriously  meant 
it  for  self-portraiture  he  was  uttering  a  gross,  actionable  libel 
upon  himself. 

In  the  younger  Kirstie,  Stevenson  was  making  a  very  inti- 
mate  study  of  a  common-place,  by  no  means  ideal  or  very  refined 
young  woman.  He  shows  clearly  his  advance  in  knowledge  of 
the  sex,  and  many  traits  are  admirably  touched.  Whatever  she 
is,  she  is  thoroughly  woman,  and  no  man  masquerading  in  petti- 
coats.  But  she  shows  poorly  in  comparison  with  her  Aunt  (the 
eider  Kirstie)  and  is  of  a  shallow,  vain  nature  without  the  simpli- 
city  and  charm  of  a  Hetty  Sorrel.  Out  of  a  certain  inadequacy 
in  her  nature  and  even  in  her  passion  would  doubtless  develop 
(as  from  the  weakness  of  Ophelia  and  the  colourlessness  of  Desde- 
mona)    part    at    least    of   the    approaching    tragedy.      The    young 

J.  Hoops,  Englische  Studien.  28.  2.  I9 


290 


II.  B.  Baildon 


laird  ^)  of  Hermiston  and  this  girl  fall  in  love  at  tirst  sij^ht  with 
a  passion  which  is  on  neither  side  of  the  noblest  kind.  Like 
ships  dravvn  irresistibly  by  converging  currents  they  are  attracted 
and  indeed  compelled  towards  each  other.  But  Archie's  love 
has  something  patronising  in  it,  the  minglcd  pity  and  tenderness 
and  desire  that  might  mark  the  passion  of  a  master  for  a  beautiful 
slave,  Achilles  for  Briseis;  and  Kirstie's  love  is  largely  mingled 
with  ambition  and  gratified  vanity,  below  which  seethes  sub- 
consciously  a  potent  animalism.  It  is  this  latter  that  helps  to 
sweep  her  away  when  the  insidious  Innes,  taking  advantage  of 
her  pique  at  the  more  prudent  Archie's  seeming  coldness,  seduces 
the  girl.  The  last  words  Stevenson  wrote  were  the  conclusion 
of  her  interview  with  Archie,  at  which  he  had  urged  more  pru- 
dence  of  conduct  for  them  both. 

"Archie  ran  to  her.  He  took  the  poor  chiU  in  liis  arms,  and  she  nestled 
to  his  breast  as  to  a  mother's  ,  and  clasped  hini  in  arnis  that  were  stro:.'g  like 
vices.  He  feit  her  whole  body  shaken  by  throes  of  distress,  and  had  pi\y  lipon 
her  beyond  speech.  Fit}',  and  at  the  same  time  bewildered  fear  of  this  explo- 
sive engine  in  his  arnis ,  whose  works  he  did  not  understand  and  yet  had  been 
tampering  with.  Tiiere  arose  froin  before  hirn  the  curtains  of  boyhood,  and 
he  saw  for  the  first  time  tlie  ambigous  face  of  woman  as  she  is.  In  vain  he 
looked  back  over  the  interview;  he  saw  not  where  he  liad  offended.  It  seemed 
unprovoked,  a  wilfu!  convulsion  of  briite  nature." 

So  ends,  abruptly  as  a  sea  -  cliff,  one  of  the  most  remar- 
kable  literary  fragments  in  our  language.  How  Stevenson  would 
have  steered  the  story  through  the  many  difficulties  that  ob- 
viously  beset  it ,  can  never  be  exactly  known.  There  was  still 
the  perilous  passage  of  Kirstie's  fall  to  deal  with,  and  the  ter- 
rible,  already  foresha,dowed  Situation  of  the  father's  sitting  in 
judgment  on  the  son,  charged  witVi  murder  of  his  friend,  to  be 
brought  about  and  carried  through,  and  some  dcnoument  to  be 
arranged. 

But  one  cannot  leave  IVeir  of  Hermiston  vvithout  a  word 
of  praise  for  the  admirable  atmosphere  and  local  colour  that 
pervade  tVie  book,  especially  when  dealing  with  Hermiston.  To 
any  who  knov/  the  upper  reaches  of  the  Tweed  or  Talla,  which 
we  may   call  the    uplands   of   the  Scottish  Lowlands,    the   country 


^)  The  Scotch  'laird'  must  not  be  identificd  with  the  English  lord,  though 
originally  the  same  word,  as  it  is  applied  to  any  proprietor  of  hou.se  and  land, 
however  sniall  his  possessions.     The  "young  laird"  is  .his  heir. 


Robert  Louis  Stevenson 


291 


of  Scott  and  Hogg,  this  book  brings  them  back  with  extraordi- 
nary  force  and  fidelity.  We  seem  to  breathe  the  light  heady 
moorland  air  and  tread  the  springy  heather.  We  feel  the  weight 
of  its  massive  immovable  sadness,  the  wistfulness  of  its  winter 
sunshine,  the  brief  fiery  triumph  of  its  summer  heats,  the  savage 
uncontrollable  wildness  of  its  storms  ,  and  all  these  we  find  re- 
flected  in  the  fast-rooted  folk  of  this  high-set  Valley;  the  four 
Black  Elüots,  all  so  clearly  distinguished  and  including  preacher 
and  poet,  and  the  two  Kirsties,  the  golden  and  the  dark,  all, 
except  the  latter  and  the  citified  brother  Clem ,  seeming  as  in- 
digenous  as  the   heather,   the   birches   and  the  gnats. 

St.  Ives   (1897). 

An  indefatigable  worker,  Stevenson  found  relief  inostly  in 
change  of  work ,  and  so  it  happened  that  altliough  IVeir  of 
Hcnniston  was  in  band  at  the  moinent  of  bis  death  he  had  on 
the  Stocks  another  novel  ,  St.  Ives ,  much  nearer  completion. 
He  had  got  dissatisfied  with  it,  or  fagged  over  it ,  and  aban- 
doned  it  for  the  time  in  favour  of  the  other,  so  that  from  re- 
ferences  in  the  Vailima  Letters  one  is  apt  to  anticipate  some- 
thing  of  the  nature  of  a  failure.  I,  for  my  part,  was  delight- 
fuUy  disappointed  in  this  apprehension. 

The  Story  carries  one  at  a  gallop  like  John  Gilpin's  horse; 
at  any  rate  to  the  point  where  Stevenson's  own  narrative  (the 
book  was  skilfuUy  lad  to  a  conclusion  by  Mr.  Quiller  Couch) 
ends.  "Monsieur  le  Vicomte  Anne  de  Keroual  de  Saint  -  Ives" 
the  hero ,  to  whom  we  are  introduced  as  a  French  prisoner  in 
Edinburgh  Castle ,  is  a  more  lively ,  if  more  conventional  hero 
than  David  Balfour,  who  is  often  some  trial  to  our  patience.  No 
"laggard  in  love" ,  the  Frenchman  goes  near  to  offend  us  by 
bis  self-confidence  in  bis  own  powers  of  fascination,  and  bis  con- 
scious  use  of  them.  His  first  important  advenjure  is  both  serious 
and  extraordinary^  being  no  less  than  a  dual  in  the  dark,  armed 
with  one  half  of  a  small  pair  of  scissors.  He  issues  successful 
from  this  gruesome  encounter,  to  which  naturally  füll  justice  is 
done.  The  heroine,  Flora,  is  a  brave  sweet  girl,  but  lacks  indi- 
viduality.  Her  Aunt,  a  loud,  vulgär,  but  essentially  sound-heart- 
ed  and  well  -  meaning  woman ,  is  on  the  other  band  a  highly 
successful   creation. 

19* 


292 


H.  B.  Bailclon 


The  book  is  crammed  with  thrilling  and  interesting,  ad- 
venture,  and  is  one  of  the  most  unflagging  of  Stevenson's  stories. 
On  laying  down  the  book  there  are  a  few  passages  that  shine 
out  like  gems  among  gold.  There  is  for  example  the  wonderful 
description  of  the  descent  of  tlie  Castle  rock  by  the  hero  at  the 
end  of  a  rope  that  might  easily  have  proved  many  feet  too  short. 
The  scene  in  the  bedroom  of  his  dying  uncle,  when  the  whole 
household  are  summoned  as  witnesses  to  our  hero's  succession 
to  his  wealth  and  the  disinheritance  of  his  rival  cousin  Alain, 
the  villain  of  the  piece,  is  most  striking  and  eflfective.  But  of 
all  the  good  things  in  a  book  which  abounds  in  telling  and  ex- 
cellent  scenes  and  situations ,  the  best  is  the  passing  sketch  of 
the  old  French  Colonel  who  has  broken  his  parole  and  forfeited 
his  honour  to  reach  the  bedside  of  his  dying  daughter,  but  who 
dies  by  the  way.  It  is  a  passage  that  can  well  stand  by  any- 
thing  ever  penned  by  Sterne  or  Thackeray.  I  cannot,  indeed, 
refrain  from  quoting  it  in   part : 

"I  had  never"  writes  the  heio ,  "any  occasioii  to  vvaver  in  my  fiist 
judgment  of  the  Colonel.  The  oid  gentleman  seeined  to  nie,  and  still  seems  in 
the  retrospect ,  of  the  salt  of  the  eaith.  1  iiaii  occasion  to  see  hini  in  the  ex- 
tremes of  hardship,  hunger  and  cold :  he  was  dying,  and  he  looked  it;  and  yet 
I  cannot  remember  any  hasty^  haish  or  impatieiit  word  to  have  fallen  froni  his 
lips.  On  the  contrary  he  ever  showed  himself  careful  to  please ;  and  even  if 
he  ranibled  in  his  talk,  ranihled  always  gently  —  like  a  humane  half-vvitted  old 
hero  ,  true  to  his  colouis  to  the  last.  1  would  not  like  to  say  iiow  often  he 
awoke  suddenly  from  a  lethargy .  and  told  us  again  ,  as  fliough  we  had  never 
heard  it,  the  story  of  hovv  he  had  earned  the  cross,  how  it  iiad  been  given  him 
by  the  hand  of  the  Eniperor,  and  of  the  innocent  —  and  indeed  foolish  — 
sayings  of  his  daughter  when  he  leturried  with  it  on  his  bosom.  He  had  an- 
other  anecdote  which  he  was  very  ajjt  to  give  by  way  of  rebuke,  wlien  the 
Major  wearied  us  with  di-^praises  of  the  English.  This  was  an  account  of  the 
braves  gens  with  whom  he  had  been  tioarding.  True  enough,  he  was  a  man, 
so  simple  and  grateful  by  nature,  that  the  most  common  civilities  were  able  to 
touch  him  to  the  heart,  and  would  remain  wi  itten  on  his  memory ;  but  from  a 
thousand  inconsiderable,  but  conclusive,  indications  I  gatliered,  that  this  family 
had  really  loved  him  and  loaded  him  with  kindness.  They  made  a  fire  in  his 
bedroom,  which  the  sons  and  daughters  tended  with  their  own  hands ;  letters 
from  France  were  looked  for  with  scarce  moie  eagerness  by  himself  than  by 
these  alien  .sympathisers;  when  they  came  he  would  read  them  aloud  to  the 
as.sembled  family,  translating  as  he  went. 

"Their  kindness  had  continued  to  the  end.  It  appears  they  were  piivy 
to  his  flight,  the  camlet  cloak  had  been  expre.ssly  lined  for  him,  and  he  was  the 
bearer  of  a  letter  from  the  daughter  of  the  house  to  his  own  daughter  in  Paris. 
The  last  evening,  when  the  time  came  to  say  good  night,  it  was  tacitly  known 
to  all  that  they  were  to  look  upon  his  face  no  more.     He  rose  pleading  fatigue. 


Robert  Louis  Stevenson  293 

and  tuined  to  the  daughter,  who  had  been  bis  chief  ally ;  "You  will  permit  nie, 
niy  dear  —  to  an  cid  and  very  unhappy  soldier  —  and  may  God  bless  you 
for  your  goodness !"  The  girl  tlirew  her  arms  about  his  neck  and  sobbed  upon 
bis  bosom ;  the  lady  of  the  house  hurst  into  tears ;  '■"■'et  je  vous  le  jure,  le  pere 
se  mouchait"  quoth  the  Colone),  twisting  his  nioustaches  vvith  a  cavalry  air,  and 
at  the  same  tinie  blinking  the  water  from  his  eyes  at  the  niere  recoUection." 

And  then  of  his   death. 

"Sure  enough ,  in  but  a  little  while  after,  he  feil  into  a  sleep  as  gentle 
as  an  infant's,  which  insensibly  changed  into  the  sleep  of  death.  I  had  niy  arm 
about  his  body  at  the  time  and  niarked  nothing ,  unless  it  were  that  he  sti-etch- 
ed  himself  a  little,  so  kindly  came  the  end  to  that  disastrous  life.  It  was 
only  at  cur  evening  halt  that  the  Major  and  I  discovered  we  were  ti'avelling 
alone  with  the  poor  clay.  That  night  we  stole  a  spade  from  a  field  —  I  think 
near  Market  Bosworth  —  and  a  little  farther  on,  in  a  wood  of  young  oak- 
trees  and  by  the  light  of  King's  lantern,  we  buried  the  old  soldier  of  the  Em- 
pire with  both  prayers  and  tears." 

Pathos  is  not  a  favourite  weapon  of  Stevenson's,  who  pro- 
bably  scorned  to  play  so  cheaply  (as  can  be  done)  on  the  feel- 
higs  of  the  reader.  But ,  like  Tliackeray,  when  he  does,  so  to 
speak,  condescend  on  pathos,  it  is  with  a  master-touch  and  takes 
US  fairly  by  the  throat.  When  we  say  that  the  Colonel  recalls 
to  US,  the  death  of  Colonel  Newcombe  and  Sterne's  Le  Fcvre, 
while  at  the  same  tirae  Stevenson's  Colonel  is  very  clearly  dis- 
tiguished  from  either  of  these,  we  pay  him  the  highest  eompli- 
ment  we  can.  The  Muse  of  Pathos  is  the  youngest  of  the  muses 
and  not  the  greatest,  and  there  is  little  in  common  between  her 
and  her  eider,  more  grisly  sister  of  Tragedy.  In  this  respect, 
as  in  so  many  others,  Stevenson  is  a  classic,  his  note  being 
tragic  rather  than  pathetic ;  his  humour  is  quiet,  rarely  raising 
laughter,  merely  exciting  gentle  inward  mirth,  and  often,  like  all 
the  higher  humour,   with  a  deep  vein  of  irony. 

We  have  now  passed  all  Stevenson's  works  in  review,  and 
we  have  indeed  lamentably  failed  if  we  have  not  produced  on 
the  readers  of  these  articles  the  Impression  that  Stevenson  is  an 
author  worthy  of  the  dosest  study,  not  only  a  stylist,  as  is  uni- 
versally  acknowledged,  but  a  psychologist  and  observer  of  human 
nature  of  the  first  rank. 

Edinburgh.  H.  B.  Baildon. 


2q±  C.  Stoffel,  ßhis^  in  modern  English 

'MüST'  IN  ^lODERN  ENGLISH. 


The  luminous  ob.ser\ations  on  this  miich  discussed  siib- 
ject  with  which  Mr.  B radle y  has  favoiired  iis  on  pp.  151  — 152 
of  Englische  Studien  26,  and  the  review  of  the  various  utterances 
on  the  point  which  Air.  Malmstedt  has  printed  in  his  Siudies 
in  English  Gra?nmar,  pp.  Y  — X,  hav"e  induced  me  in  the  follow- 
ing  pagesto  attempt  to  deal  with  the  question  also  from  the 
historical  point  of  view,  which,  stränge  to  5ay,  has  hitherto 
been  almost  altogether  overlooked  by  those  who  ha\e  joined 
in  the  discnssion.  I  wish  to  treat :  i'  of  the  iise  of  ??mst  as 
an  iini)erfect  tense  ;   2°  of  its  use  as  a  present  tense. 

I. 
Must  as  an  imperfect  tense. 

The  use  of  must  (moste)  to  denote  "present  necessity"  is 
rarer  in  ME.  than  the  use  of  the  same  form  to  express  "past 
necessity"  in  Mod.  E. 

In  Piers  the  Plowman  (Ed.  Skeat),  C,  XVIII  225—6:  "A 
medecine  moste  ther-to  that  myghte  amende  the  prelates,  That 
sholden  preye  for  the  pees  and  possession  hem  letteth",  the 
past  tense  moste  is  in  the  subjunctive  mood,  and  has  the  same 
conditional  or  quasi-aoristic  force  that  had  has  in  "I  had  rather 
go  than  stay"  ;  the  meaning  of  the  first  line  of  the  quotation 
being  evidently:  [if  all  were  to  be  right]  a  mcdicine  wuuld  have 
to  be  used  that  might  amend  the  prelates. 

The  same  subjunctive  use  of  the  past  tense  jnostc  we 
have  in  F.  the  Fl.  B,  XIII  314 — 5  :  "'Bi  Cri.ste',  quod  Conscience 
tho,  'thi  best  cote,  Haukyn,  Hath  many  moles  and  spottes,  it 
moste  ben  ywasshe"'  (=  //  ought  to  be  washed ,  \vhere  ought  is 
also  a  past  tense  used  subjimctivcly,  the  subaudition  being : 
"if  all  were  to  be  right").  Ibid.  B,  XIV  191— 2:  "Ac  the 
perchemyn  of  this  patent  of  poucrte  be  moste  [-=r  would  have 
to  be  of  povertyi.   And  of  jiure  pacicnce  and  parfit  bileue". 

From  such  a  subjunctive-conditional  use  of  the  past  tense 
moste,  to  its  being  employed  to  denote  present  necessity,  the 
transition  is  very  easy,  and  in  the  following  passage  the  sub- 
junctive-conditional   character    of    moste    is    hardly  percei)tible : 


Mtist  in  modern   English  295 

P.  the  PI.  C,  VIII  292  —  3:  "'2^e ,  villain  etm^),  qiiath  on,  'and 
now  niosi  ich  thudcre,  To  loke  how  me  iyketh  hit'". 

This  is  also  the  case  in  the  foUowin«^  passages  from 
Chaiicer's  Canterbury  Tales  (Ed.  Skeat):  B,"'s28i— 2  [Man  of 
Lawes  Tale] :  "Alias !  unto  the  Barbre  nacioiin  I  moste  anon, 
sin  that  it  is  your  wille" ;  B,  1369-71  [Shipmannes  Tale]: 
"But,  by  that  ilke  lord  that  for  us  bledde  ,  For  his  honour, 
my-self  for  to  arraye,  A  Sonda}'  next,  I  moste  nedes  paye  An 
hundred  frankes,  or  elles  am  I  lorn";  cf.  Troilus  and  Criseyde, 
II  1506  —  8:  "Thou  thinkest  now,  'how  sholde  I  doon  al  this.? 
For  by  my  cheres  7/iosten  folk  aspye,  That  for  hir  love  is  that 
I  fare  a-mis'". 

In  the  two  Chaucer  quotations  next  to  be  gi\en,  though 
there  is  question  of  present  necessity,  the  conditional  or 
subjunctive  character  of  moste  is  still  clearly  seen :  Cant.  Tales, 
A,  3085 — 8  [Knightes  Talej :  ''And,  though  he  were  a  povre 
bacheler.  Sin  he  hath  served  you  so  many  a  yeer,  And  had 
for  you  so  greet  adversitee ,  It  moste  been  considered  ,  leveth 
me".  Ibid.  F\  38 — 40  [Squieres  Tale];  "It  7?iosie  been  (=  he 
would  have  to  be)  a  rethor  excellent,  That  coude  his  colours 
longing  for  that  art,    If  he  sholde    hir  discryven    every  part". 

It  would  seem  that  in  ME.  present  necessity  is  espe- 
ciall\-  expressed  by  tnoste  in  those  cases  in  which  it  is  used 
impersonally  with  a  personal  pronoun  in  the  objectivc  case. 
Of  this  impersonal  usc  of  moste,  I  subjoin  a  few  JNIiddle  Eng- 
lish examples :  Chaucer,  Cant.  Tales,  G,  944—6  [Chanouns 
Yemannes  Tale]:  "Al-though  this  thing  mishappcd  have  as 
now,  Another  tyme  it  may  be  wel  y-now,  Us  moste  putte  ou.r 
good  in  aventure";  Rom.  of  the  Rose,  B,  2483  —  5  :  "And  though 
thou  go,  yet  7nust  thee  nede  Thenke  al-day  on  hir  fairhede,  — 
Whom  thou  bihelde  with  so  good  wille";  Altengl.  Legenden, 
ed.  Horstmann  (1878):  (Kristine,  279 — 80:  "'Hir  ynnstc  nedis  be 
one  holy  wighte  Thate  Criste  thus  baptiste  in  the  stronde". 
The  present  tense  7not  is  used  with  exacth'  the  same  sense, 
e.  g.  Rom.  of  the  Rose,  B,  6416 — 7  :  "And  if  thou  wolt  me 
thus  constreyne,  That  me  inot  nedis  on  thee  pleyne. 

This  impersonal  usc  of  must ,  but  only  in  the  standing 
phrase  needs  must,    and  without  a  dative  pronoun,  survives  in 

')  Cf.  Luke  14,  18  jVulgatej:  VilUun  emi ,  et  necesse  liabeo  exii'e,  et 
videre  illam. 


296 


C.  Stoffel 


Mod.  E.,  e.  g.  Punch,  1865,  II  (Vol.  49),  i66b:  "While  such 
are  ihc  shadows  yoiir  features  that  darken ,  N'eeds  musi  that 
the  blacks  in  your  picture  appear" ;  Atlantic  Alonthly,  Oct. 
1887,  503  t> :  "When  you  have  tried  les  grands  ?noyens  and  failed, 
needs  must  that  you  should  return  to  influences  of  a  more 
practicable  kind".  Perhaps  this  survival  of  impersonal  must 
is  due  to  the  old  proverb  :    Needs  must  when  the  devil  drives. 

I  conclude  that  the  past  tcnse  vmst  has  probably  come 
to  denote  present  necessity,  from  its  being  so  often  employed 
in  a  conditioned  sentence ,  i.  e.  the  principal  sentence  of  a 
conditional  complex,  and  from  the  implication  of  conditionality 
being  gradually  dropped,  in  the  same  way  in  which  such  im- 
plication has  disappeared  from  ought,  liad  ratJier,  had  better,  had 
need,  etc. 

In  ij  1482  of  his  New  English  Grammar,  Henry  Sweet 
also  traces  the  use  of  must  as  a  present  tense  to  its  employ- 
ment  as  a  past  subjunctive,  but  his  account  of  the  transition 
of  meaning,  since  also  adopted  by  Prof.  W.  Franz  in  v^  21 
of  his  Shakespeare-Grammatik,  differs  from  the  view  sct  forth 
in  the  above. 

Sweet's  words  are :  "Already  in  INI.  E.  the  preterite  was 
used  in  the  sense  of  the  present ,  and  in  Early  Mod.  E.  this 
usage  became  fixed.  It  began  with  the  use  of  the  preterite 
subjunctive  —  which  was  practically  indistmguishable  from 
the  preterite  indicative  —  to  express  mild  command,  .so  that 
fou  mäste  =  'you  would  be  able',  'you  might'  was  understood 
to  mean  'you  will  have  to',  'you  must'". 

However  this  may  be ,  I  consider  the  Solution  of  the 
difficulty  advocated  by  Dr.  Sweet  and  myself,  though  on  some- 
what  different  grounds ,  as  a  better  one  than  the  Suggestion 
^hrown  out  by  Prof.  Skeat  in  his  Etym.  Dictionary  i.  v.  must, 
that  the  use  of  inust  as  a  j)  r  e  s  e  n  t  tense  in  English  ma\-  be 
partly  due  to  Scandinavian  influence,  seeing  that  the  Swedish 
mäste  is  used  both  as  present  and  past  ten^e.  If  we  remember 
that  so  late  as  Chaucer  the  use  of  must  to  denote  "j^resent 
necessity"  is  rare,  and  can  almost  always  be  traced  to  its 
doing  duty  as  a  past  conditional  subjunctive,  it  seems  more 
likely  that  both  in  English  and  in  Swedish  like  causes  have 
brought    about    like    results ,    and    that  it  is  quitc  needless  to 


Must  in  modern  English  297 

assume  Scandinavian  influence  on  English  syntax  at  so  late  a 
period  in  the  history  of  the  language. 

But  must  survivcs  as  a  past  subjunctive  in  a  conditioned 
sentence  also  in  INIod.  E. ,  and  Mason  is  mistaken  where  in 
ij  241  of  his  English  Grammar  (p.  90)  he  says :  "The  verb 
must  is  now  iised  only  in  the  indicative  mood ,  and  with  a 
present  signification  ...  'I  must  have  been  mistaken'  means 
*It  must  be  the  case  that  I  was  mistaken',  /.  c.  'It  can  not 
(present)  be  that  I  was  not  mistaken'". 

Now,  though  it  is  ccrtainly  true  that  in  "I  must  have 
been  mistaken"  =  ich  ?/iuss  imch  geirrt  haben,  "must"  is  a  cate- 
gorical  present,  and  "have  been  mistaken"  a  genuine  Perfect 
Infinitive ,  it  by  no  means  foUows  that  this  is  the  only  sense 
of  which  such  a  formula  as  vmst  -p  (quasi)  Perfect  Infinitive 
admits. 

If  we  compare  the  two  following  sentences : 
He  must  have  been  mad  when  he  said  that;  and 
He  must  have  been  ntad  to  say  that  {ox\  if  he  had  said  that)  \ 
it  requires  no  very  intimate  acquaintancc  with  the  niceties  of 
English  syntax  to  see  that  the  first  sentence  is  a  categorical 
one  meaning:  We  cannot  but  conclude  now  that  he  was  mad 
when  he  said  that  =^  Er  muss  wahnsinnig  ge^i'esen  sein,  als  er  das 
sa'^te,  a  sentence  which  is  cxactly  parallel  with  Mason's  he  ftmst 
have  been  ?nistaken.  In  the  same  way  I  fuUy  agree  with  Mr. 
Bradley  (Engl.  Studien  26,  152)  and  Mr.  Malm.stedt,  Studies  in 
Engl.  Grammar,  pp.  IX  f.,  that  in  the  passage  from  Dickens's 
Christmas  Carol :  "Scrooge  could  not  help  thinking  that  a  night 
of  unbroken  rcst  would  have  been  more  conducive  to  that 
end.  The  Spirit  must  have  heard  him  thinking,  for  it  said 
immediately  etc.",  must  is  a  present  tense,  since  the  meaning 
of  the  sentence  evidently  is :  I  cannot  but  conclude  at  this 
time  of  writing  that  the  Spirit  had  heard  him  thinking. 

But  the  second  of  the  two  sentences  given  above  is 
virtually  a  conditional  complex  of  which  the  conditioning  clause 
is  expressed  by  the  infinitival  adjunct  to  say  that,  and  its 
füll  meaning  is  :  If  he  had  said  that ,  we  should  have  had  to 
conclude  that  he  was  mad  =  Er  hätte  wahnsinnig  sein  ?nüssen 
Jim  so  etwas  zu  sagen.  In  the  second  sentence  "He  must  have 
been  mad  to  say  that",    therefore,    we    have  a  real  past  sub- 


298 


C.  StofYel 


junctive  must  used  condilionally.  Nor  are  instances  of  musf 
thiis  used  rare  in  Mod.  E. 

Roorda,  Engeische  Spraakk.  II  47,  gives  such  examples 
as:  "Had  he  been  there,  he  must  have  seen  everything" ;  "If 
he  had  been  detected  —  as  he  7nust  have  been  in  another 
moment  —  what  would  have  become  of  him?"  And  in  the 
same  work,  I,  Supplement,  p.  138,  the  author  aptly  contrasts 
such  sentences  as :  "You  were  present ;  you  Jtmst  have  seen 
it",  and  "If  you  had  been  there,  you  7nust\\-a.\Q  seen  it",  giving 
as  the  Dutch  equivalents  "gij  moet  het  gezien  hebben",  and 
"gij  hadt  het  moeten  zien"  =:  "gij  moest  (=  behoordet)  het 
gezien  te  hebben",  respectively. 

Fiedler  -  Sachs  ,  Wissensch.  Gramm.  II  55,  quotes  from 
Robertson,  History  of  America :  "Luther  7nust  have  been  more 
than  a  man,  if  he  had  never  feit  any  sentiment  of  this  kind"  ; 
and  from  Fielding's  Tom  Jones  :  "If  he  had  understood  nothing, 
he  must  have  had  no  understanding".  —  Compare  Cromwell 
in  Carlyle's  "Cromwell"  IV  67  (Tauchn.):  "I  must  be  a  slave 
if  I  should  comply  with  any  such  humour  as  that" ;  Bryce, 
American  Commonwealth  I  256:  "It  has  enabled  the  court  to 
avoid  an  immixture  in  political  strife  which  must  have  destroyed 
its  credit",  where  it  is  piain  that  we  are  to  understand :  which, 
if  it  had  taken  place ,  must  have  destroyed  its  credit.  Review 
of  Reviews,  Alarch  15,  1897,  218b:  "The  continuance  of  the 
State  of  things  to  which  this  led  must  have  been  productive 
of  consequences  the  most  mischievous"  {hätte  hervorbringen 
müssen) ;  cf.  also  the  instances  from  Green  and  Macaulay 
quoted  by  Gebert,  Engl.  Studien,   19,  324. 

We  see ,  then ,  that  in  Alod.  E.  such  a  senlence  as  "it 
must  have  destroyed  his  credit"  is  ambiguous ,  since  it  may 
mean:  i)  it  cannot  but  have  destroyed  his  credit  {must  pres. 
tense) ;  and  2)  it  would  infallibly  have  destroyed  his  credit, 
if  .   .   .   {must  preterite  subjunctive). 

An  original  subjunctive  mood  we  ha\e  perhaps  also  in 
those  numerous  ca.ses  in  Mod.  1-2.  in  which  must  dcnotes  past 
necessity  in  indirect  speech,  and  in  what  the  context  shows 
to  be  the  reported  utterance,  opinion ,  will  or  command  ot 
another  (cf.  Mr.  Bradley's  obscrvations  in  Engl.  Studien,  26, 
152):  "He  told  me  that  I  must  do  it"  ;  Mrs.  Gaskell,  Ch.  Bronte 
II  266:   "A  letter  came  i'rom  Mr.  Bronte,   saying  ihat  she  was 


Miist  in  modern  English 


299 


sufferincT  from  so  severe  an  attack  of  influenza  .  .  .  that  he 
7nust  request  me  to  defer  my  visit  until  she  was  better".  Hcre 
are  few  more  examples  from  literature  of  the  past  tense  viust 
in  subordinate  clauses  containing  indirect  Statements:  Shakesp. 
Pericles  I  4,  40:  "Those  palates,  who ,  not  yet  two  summers 
younger,  Mtist  have  inventions  to  delight  the  taste,  Would  now 
be  glad  of  bread  and  beg  for  it";  Bible,  John,  20,  9:  "For  as 
vet  they  knew  not  the  scripture  that  he  7niist  rise  again  from 
the  dead" ;  Luke  22,  7:  ''Then  came  the  day  of  unleavcned 
bread,  when  the  passover  must  be  killed". 

We  see ,  then ,  that  in  Mod.  E.  the  form  viust  is  often 
Past  Subjunctive  in  conditioncd  principal  sentences ,  and  that 
in  subordinate  clauses  it  is  often  used  as  a  preterite  either 
of  the  Subjunctive  or  of  the  Indicative  mood.  But  we  may 
go  farther,  and  say  that  even  in  Mod.  E.  must  as  a  Past 
Indicative  in  principal  sentences,  containing  a  whoUy  inde- 
pendent  Statement,  is  by  no  means  obsolete,  though  restricted 
to  certain  clearly  defined  cases. 

Before,  however,  we  go  on  to  show  this,  it  will  be  good 
first  to  clear  the  ground  ,  and  rule  out  certain  cases  of  must 
as  a  past  tense  that  have  repeatedly  done  duty  to  prove  the 
use  in  Mod.  Engl,  of  the  past  tense  must  in  isolated  Statements. 

In  Englische  Studien  26,  151,  IMr.  Bradley  observes  that 
"'7nust  cannot  be  used  as  a  past  tense  in  a  sentence  which  is 
strictly  independent  in  thought  as  well  as  in  verbal  form.  But 
it  frequently  happens  that  an  English  sentence  which  is  formally 
independent  is  feit  by  the  instinct  of  a  native  Speaker  or  hearer 
to  be  virtually  dependent  on  something  not  expressed".  Hence 
we  have  the  past  tense  7?iust  not  only  in  subordinate  clauses 
containing  indirect  Statements,  but  also  in  sentences  that  look 
like  independent  Statements,  but  which,  as  Dr.  Bradley  says, 
"are  virtually  oblique,  because  the  Speaker  or  vvriter  is  thinking 
of  what  was  or  might  have  been  said  or  thought  of  at  a  past 
time". 

In  "I  knew  that  he  must  have  committed  the  robbery", 
we  may  feel  that  something  is  wanting,  viz.  some  such  condi- 
tioning  clause  as  "if  he  had  had  an  opportunity",  and  in  this 
case  viust  is  past  subjunctive  ;  but  the  Compound  sentence  may 
also  be  complete  by  itself  and  mean  :  "I  was  siu'e  at  the  time 
that  he  could  not  but  ha\e  committed  the  robbery",  in  which 


300 


C.  Stoffel 


case  7nust  is  past  indioative.  —  Hcre  \ve  have  the  saine  ambi- 
guity  to  which  I  have  referred  above.  In  "I  knew  that  he 
must  have  committed  the  robbery"  in  the  sense  last  mentioned, 
vmst  is  a  past  tense,  because  the  past  tense  knew  necessarily  in- 
volves  the  use  of  the  past  tense  in  the  subordinate  clause. 
Thus  in  the  sentence  which  Dr.  Klapperich,  Engl.  Studien  i8 
262  ff.  cites  from  TroUope :  "Mr.  Greenwood  was  a  stout  short 
man  .  .  .  who  vmst  have  been  good-looking  when  he  was  young", 
I  hold  with  Dr.  Kl.  and  Mr.  Malmstedt  (Studies  in  Engl.  Grammar, 
p.  IX)  that  must  is  a  past  tense,  because  the  conclusion  referred 
to  is  represented  as  arrivcd  at,  not  b\'  the  author  at  the  time 
of  writing  as  is  the  case  in  the  quotation  from  the  Christmas 
Carol  above  cited,  but  by  those  who  at  the  time  of  the  story 
made  the  inference  from  his  looks  then,  which  infercnce  is 
reported  by  the  author. 

To  most  of  the  cases  of  the  past  tense  must  in  inde- 
pendent  sentences,  cited  by  Schulze  in  his  "Erwiderung"  (Engl. 
Studien,  19,  174),  and  reproduced  by  Mr.  Malmstedt  on  p.  VI 
of  his  "Studies",  is  applicable  Mr.  Bradley's  remark  that  they 
are  not  really  independent  but  virtually  oblique  (see  p.  299). 
Thus  in  Farrar,  Darkness  and  Dawn  27  (Tauchn.) :  "Her  thoughts 
were  getting  too  agitated.  She  must  go  step  by  Step",  the 
second  sentence  is  evidently  not  the  author's  independent 
opinion  as  to  what  it  was  best  for  her  to  do  under  the  circum- 
stances,  which  w'ould  have  had  to  be  expressed  by  "she  had 
to  go  Step  by  step";  but  it  is  the  oblique  expression  of  what 
she  said  to  herseif:  "I  must  go  step  by  step".  In  id.  ibid.; 
"Was  this  the  boy  who  seemed  so  meek  and  helpless.''  This 
must  bc  Seen  to",  the  case  is  exacth'  the  same :  the  author 
does  not  give  his  own  view  of  the  matter,  but  reproduces 
what  the  person  interested  ma}"  be  supposed  to  have  said  to 
himself. 

As  concerns  the  quotatinns  from  \\\  Besant :  "The  law 
was  piain.  It  must  be  carried  out  to  the  Ictter",  and  Black- 
more's :  "This  flippant  style  was  foreign  to  her,  and  its  charms 
must  be  foregone",  it  seems  clear  to  me  that  in  "it  must  be 
carried  out  to  the  letter",  we  have  not  the  author's  own  view, 
which  would  have  had  to  be  expressed  by  had  to ,  but  the 
reported  view  of  certain  persons  at  the  time  of  the  story; 
and    that  with    respect   to    "its    charms  must  be  foregone"  the 


Miist  in  modern  English 


301 


same  reasoning  holds  good ,  the  autlior's  nieaning  evidently 
being  that  the  authoress  or  writer  he  is  referring  to  had  at 
the  time  come  to  the  conclusion  that  she  had  better  give  up 
the  flippant  style  which  was  not  natural  to  her.  If  Blackmore 
had  wished  to  State  the  fact  that  she  was  actually  compelled 
to  give  up  the  st\ie  in  question  ,  he  would  have  used  had  io 
instead  of  must.  This  reasoning  will  probably  also  account 
for  the  use  of  the  imperfect  must  in  the  passage  from  Hall 
Caine,  The  Manxman,  eh.  17,  p.  182:  "There  was  no  help  for 
it  after  all  —  she  must  go  on  as  she  had  begun",  which  Prof. 
Franz  cites  at  the  end  of  i;  21  of  his  Shakespeare-Grammatik. 
And  the  same  consideration  accounts  for  the  use  of  the  past 
tense  must  in  the  following  quotation  from  Thackeray,  in  which 
the  Statement  is  virtually  oblique,  though  seemingly  independ- 
ent:  Adventures  of  Philip,  eh.  XIII  (p.  234,  ed.  1888):  "Do 
you  know  that  for  the  last  week  I  have  been  to  Beaunash 
Street  and  found  nobody.?  Agnes  had  the  bronchitis,  and  her 
mother  was  attending  to  her;  Blanche  came  for  a  minute  or 
two,  and  v^as  as  cool  —  as  cool  as  I  have  seen  Lady  Iceberg 
be  cool  to  her.  Then  they  must  go  away  for  change  of  air". 
It  is  important  to  observe,  here  also,  that  this  does  not  mean 
"they  had  to  go  away",  w'hich  would  express  the  speaker's 
own  view,  but  that  the  Speaker,  Philip  in  casu,  is  sarcastically 
referring  to  their  own  pretext  for  going  out  of  town  :  We  must 
go  away  for  change  of  air.  And  in  the  following  passage 
from  the  same  book  the  oblique  character  of  the  Statement 
is  Still  more  evident:  ibid.  eh.  XVIII  (p.  296):  "It  was  hard 
even  for  Mrs.  Baynes  to  force  the  figures  into  such  a  shape 
as  to  make  them  accord  with  the  General's  income;  but, 
driven  away  by  one  calculation  after  another,  she  returned 
again  and  again  to  the  charge ,  until  she  overcame  the  stub- 
born  arithmetical  difficulties ,  and  the  pounds ,  Shillings  and 
pence  lay  prostrate  before  her.  They  could  save  upon  this 
point;  they  could  screw  upon  that;  they  must  make  a  sacrifice 
to  educate  the  children". 

After  thus  eliminating  from  the  question  a  number  of 
instances  quoted  from  modern  literature,  which  do  not  really 
prove  that  the  past  tense  ffmst  can  in  contemporary  English 
be  used  in  whoUy  independent  Statements ,    I  go  on ,   against 


302 


C.  Stoffel 


Mr.  Bradley,  to  point  out  the  cases  in  which  it  does  occur 
in   Statements  of  this  kind. 

We  have  seen  that  must  =  "was  obliged,  had  to",  Indi- 
cative  inood,  in  principal  sentences,  was  the  rule  in  ME.,  and 
my  contention  is  that ,  thongh  somcwhat  limited  in  function. 
this  past  tense  must  survives  in  Modern  English. 

On  referring  to  the  Auth.  Version  I  find  only  one  indu- 
bitable example,  viz.  John  4,  3 — 4:  "He  left  Judaea,  and  dc- 
parted  again  into  Galilee.  And  he  7nust  needs  go  through 
Samaria".  Prof.  Franz,  Shakespeare-Grammatik,  ij  21,  has  onc 
example  from  Raleigh,  History  of  the  World  IV  4  i^  6,  249: 
"The  footmen  of  Antigonus,  being  .  .  .  farre  inferiour  to  those 
whom  they  must  encounter,  were  at  the  first  brunt  presently 
defeated  by  the  Siluer-shields". 

In  Shakespeare,  too,  it  is  rare:  Macbeth  IV  3,  212:   "And 

I  must  b'e  from  thence  !    [Schlegel:   "Und  ich  war  nicht  da  !"j 

In  eighteenth  and  nineteenth  centur\-  English,  instanccs 
of  7nust  as  a  past  indicative  in  indcpendent  sentences  or  iso- 
lated  Statements  seem  to  be  on  the  increase.  Prof.  Franz  1.  c. 
quotes  from  Sir  W.  Temple,  Obs.  Netherlands  VIII  273  :  "This 
State  had  a  very  hard  Game  to  play ;  Either  the}-  must  see 
Flanders  wholly  lost ,  and  France  grown  to  confine  upon 
them  ....  Or  eise  they  must  join  with  France  to  divide 
Flanders  between  them".  Flügel  (1891)  cite.s  irom  Johnson's 
Lives  of  the  Poets  II  327:  "The  success  of  his  finst  play  must 
naturally  dispose  him,  etc.";  Reade,  Cloister,  etc.  II  233:  "Eh, 
girl,  why  must  you  be  out.'",  with  which  compare  Macduff's 
"And  I  must  be  from  thence  !"  ;  Lady  Blessington,  M.  Herbert 

II  236:  "I  had  placed  myself  in  his  hands,  and  mtist  abide  the 
consequences" ;  Hugh  Conwa}/-,  Living  or  Dead  (Seaside  Libr.) 
146:  "Those  were  hard  words,  but  I  Jtiust  bear  them,  and  crush 
down  the  hot  retort  which  rose  to  m}^  lips".  The  following 
passagc  from  Mark  Pattison,  Milton,  99:  "His  translations  were 
not  all  the  duties  of  the  new  secretary.  Hc  must  often  serve 
as  intcrpreter  at  audiences  of  foreign  envoys.  He  must  super- 
intend  the  semi-official  organ,  the  Mercurius  Politicus.  He  must 
answer  the  manifesto  of  the  Presbyterians  of  England",  seems 
to  me  to  be  a  quite  unmistakeable  instance  of  must  =  "had 
to".  It  is  not,  I  think,  on  a  par  with  Mr.  Bradley's  instance 
of  latent  oratio  obliqua  in:  "His  parents  trcat  him  like  a  child. 


Mitst  in  modern  English 


303 


Last  night  he  7/mst  go  early  to  bed ;  then  this  morning  he  miist 
ask  leave  to  go  for  a  walk;  and  all  through  the  day  he  has 
seemed  to  be  in  fear  of  doing  something  wrong",  where  '"had 
to"  would  have  expressed  the  writer's  view,  whereas  tnust 
represents  what  the  parents  may  be  supposed  to  have  said. 
In  Mark  Pattison's  sentence,  I  think,  most  Engiish  writers  would 
have  preferred  "had  to". 

Parallel  with  IMacduff's  "And  I  fiuisi  be  from  thence!" 
( —  fate  had  decided  that  1  should  not  be  there)  is  the  foUow- 
ing  passage  from  Douglas  Jerrold's  comedy  "The  Prisoner 
of  War"  I  2,  where  an  Engiish  naval  captain  is  complaining 
of  being  detained  as  a  prisoner  by  the  French  authorities  in 
1803:  "Still  you  had  a  fight  for  it  —  you  weren't  caught  as 
I  was ,  like  an  old  woman  in  a  shower,  without  an  umbrella. 
Ugh !  I  niusi  go  to  Paris!",  where  the  meaning  is :  Nothing 
could  prevent  me  from  going  to  Paris ,  and  this  is  what  has 
come  of  it !  =  ich  mussie  und  sollte  nach  Paris,  und  da  sitze 
ich  nun ! 

Very  near  to  this  comes  tlic  past  tense  in  the  following 
passage  from  the  same  play,  II  3:  "Sir,  it  is  the  creed  of 
honesty  always  to  hope  for  goodness.  But  no,  sir ;  you  ?nust 
be  cunning  —  worldly  wise.  You  piiist  crawl  to  your  purpose 
like  a  snake,  when  you  might  have  won  it  like  a  man",  which 
means  :  nothing  could  prevent  you  from  being  cunning,  etc. 
=^  Du  musstest  und  wolltest  mit  gewalt  die  sache  auf  schlaue 
weise  betreiben,  und  jetzt  sehen  wir  was  dabei  herauskommt. 

As  an  additional  example  of  this  past  tense  nmsi  =  "was 
absolutely  compelled  to",  in  an  indubitably  independent  sentence, 
1  adduce :  Thackeray,  Philip,  318:  "In  later  days ,  when  two 
gentlemen  of  mature  age  happened  to  be  in  Paris  together, 
what  musi  Mr.  Philip  Firmin  do  but  insist  on  Walking  me  senti- 
mentally  to  the  Champs  Elysees,  and  looking  at  an  old  house 
there,  a  rather  shabby  old  hcnise  in  a  garden". 

It  is  especially  in  the  phrase  must  needs  [of  necessity,  iieces- 
sarily ,  i7ifallibly ,  etc.)  that  must  has  preserved  the  forcc  of  a 
preterite  indicative  in  independent  Statements. 

In  Chaucer's  works  7noste  nedis  (nedc)  is  either  past  Indi- 
cative or  past  Subjunctive,  the  present  Indicative  being  ex- 
pressed by  mote  nedis  (nede)\  e.  g.  Past  Ind.  Cant.  T. ,  D, 
1070  — I    [Wyf  of  Bathes  Tale]:    "But  al  for  noght ,    the  ende 


304 


C.   Stoffel 


is  this,  that  lie  Constreyncd  was,  hc  nedes  moste  hir  wedde"  ; 
Hous  of  Farne  1631 — 5  :  "Alas",  thoughte  I,  "what  a\"entures 
Han  these  sory  creatures!  For  they,  amonges  al  the  pres,  Shul 
thus  bc  shamed  gilteles  !  But  what!  hit  7nosic  iiedes  bc". 

Past  Subj.  [passiiig  into  the  sense  of  the  present  Ind., 
the  notion  of  conditionahty  being  lost  sight  of  | :  Book  of  the 
Duchesse  1072 — 4:  "[Thogh  I  had]  ben  as  wys  as  Minerva, 
I  wolde  ever,  withoute  drede,  Have  loved  hir,  for  I  ?noste  nedeT' \ 
Hous  of  Farne  721 — 4:  "What  so  comth  fro  any  tonge,  Bi  hit 
rouned,  red,  or  songe,  Or  spoke  in  seurtee  or  drede,  Certain, 
hit  moste  thider  nede"  \  Cant.  T.,  F  1161 — 2  [Frankeleyns  TaleJ : 
"Than  were  my  brother  warisshed  of  his  wo.  Than  7nosti-  she 
nedes  (--  she  would  needs  liave  to)  holden  hir  biheste". 

In  Shakespeare  the  phrase  miist  needs  is  of  very  frequent 
occurrence,  and  a  carcful  scrutiny  of  well-nigh  all  the  passages 
in  which  it  is  found,  has  convinced  me  that  in  almost  ever}^ 
case  in  Shakespeare's  works  must  needs  is  a  present  Indicative, 
or  at  most  a  doubtful  i)ast  Subjunctixe,  while  I  have  not  found 
a  Single  instance    in  which  it  does  duty  as  a  past  Indicative. 

In  the  Authorised  Version  ?7tust  needs  is  present  Indicative 
in  the  great  majority  of  cascs ;  the  one  case  in  which  it  is 
past  Indicative  (John  4,  4)  has  already  been  cited  higher  up. 

The  same  State  of  things  as  regards  tnust  needs  obtains 
in  contemporary  English  in  the  grcat  majority^  of  cases :  it  is 
either  present  Indicative  or  past  Subjunctive  in  independent 
Statements  ;  but  I  have  also  come  across  unmistakeable  instances 
of  nmst  needs  as  a  past  Indicative  in  principal  sentences.  In 
other  words,  in  contemporary  English,  must  needs  occasionally 
means  "was  irresistibly  or  absolutely  compellcd  to",  with  the 
Suggestion  on  the  speaker's  or  writer's  part  that  the  course 
of  action  thus  decided  upon  was  predestined  to  end  disastrously ; 
a  Suggestion  that  is.also  clearly  seen  in  Macduff's  "And  I  must 
be  from  hence!"  and  in  the  two  passages  which  on  p.  303 
I  have  cited  from   Douglas  Jcrrold's   "Prisoner  of  War". 

I  subjoin  a  few  instances  of  must  needs  =  "was,  untortu- 
nately  enough,  irresistibly  driven  to",  all  of  them  being  thus 
indubitable  instances  of  must  as  a  past  Indicative  in  isolated 
Statements:  Rev.  of  Reviews,  Aug.  15,  1893,  124a:  "But  instcad 
of  acting  upon  the  onh'  sound  principle,  and  leaving  the  Housc 
of  Commons    intact ,    the  Prime  Minister  vucst  needs  strengthcn 


Miist  in   itioilern   English  -.qc 

the  hands  of  his  adversaries  by  tacking  a  new  Redistribution 
Bill  of  Irish  seats  ,  and  a  rcduction  of  Irish  representation  to 
his  scheine  for  establishing  a  subordinate  Parliament  in  Ire- 
land"  ;  Academy,  June  2,  1894,  453c:  ^'But  the  author  of  Guy 
Livingstone'  must  needs  [--  musstc  und  wollte  mit  gewalt]  take 
a  passing  phase  of  'smart'  society  —  they  did  not  call  it  'smart' 
then ,  but  no  matter  —  exaggerate  it  immensely,  and  write 
wholly  or  mainly  in  the  key  of  that  exaggeration" ;  Review 
of  Rev..  Oct.  15,  1894,  405  b:  "Arrived  at  Keswick,  I  must  needs 
recklessly  risk  my  life" ;  Bryce ,  American  Commonwealth  II 
527:  "Their  strife  with  the  State  Governments  has  not  been 
enough  to  occupy  the  pugnacity  of  the  Räilway  Companies. 
They  must  needs  fight  with  one  another ;  and  their  wars  have 
been  fierce  and  long".  To  which  I  may  add  the  quotation 
from  Bellamy's  Looking  Backward  176,  cited  by  Mr.  Malmstedt 
on  p.  VIII  of  his  "Studios"  :  "So  far  as  considering  the  causes 
of  the  trouble  inherent  in  their  industrial  system ,  your  con- 
temporaries  were  certainly  correct.  They  were  in  its  very 
basis ,  and  tnust  needs  become  more  and  more  maleficent  as 
the  business  fabric  grew  in  size  and  complexity" ;  the  one 
cited  by  Gebert  (Engl.  Studien  19,  324)  from  (jardiner  47 : 
"A  Commander  like  JMansfeld,  who  could  not  pay  his  soldicrs, 
tnust ,  of  necessity,  plunder  wherever  he  was.  As  soon  as  his 
mcn  had  eaten  up  one  part  of  the  country,  they  must  go  to 
another,  if  they  were  not  to  die  of  star\ation";  and  one  which 
Prof.  Franz,  Shakespeare-Grammatik,  i^  21,  adduces  from  Mrs. 
Ward,  ]\Iarcella  VIII,  p.  84 :  "His  plaintive  wife  laughed  under 
her  breath  tili  she  must  needs  sigh  because  laughter  tircd  her 
old  bones". 

The  above  discussion  will,  I  think,  justify  the  conclusion 
that  in  Modern  English  in  principal  sentences  containing  an 
independent  Statement  which  is  not  a  latent  oratio  obliqua, 
7nust  may  be  used  as  a  past  tense  : 

1°  as  a  past  conditional  Subjunctive  in  the  principal 
(conditioned)  sentence  of  a  conditional  complex. 

2°  as  a  past  Indicative,  mainly  in  such  cases  in  which  it 
has  a  very  emphatic  pregnant  meaning  =  "was,  sad  to  say, 
irresistibly  or  absolutely  compelled  to",  a  meaning  that  may 
find  expression  either  by  must  getting  extra-stress,  as,  for  in- 
stance,  in  Gebert's  quotation  from  George  Eliot,  Middlemarch  ; 

J.  Hoops,  Englische  Studien.  28.  2.  20 


3o6  C.   Stoffel' 

"Soniething  hc  viiist  read ,  whcn  he  was  not  riding  the  pon\\ 
or  running  or  hiinting ,  or  listening  to  the  talk  of  men"  ;  an 
extra-stress ,  which  in  print  authors  often  symbolize  by  the 
iise  of  itaHcs ;  or  this  emphatic  meaning  may  be  expressed 
by  the  Insertion  of  the  word  needs,  and  in  this  case  the  extra- 
stress  is  in  speaking  shifted  from  the;  word  imist  to  the  word 
iieeds. 

I  therefore  practically  agree  with  Gebert,  v.here,  as  quoted 
by  Mr.  JMahnstedt,  p.  VII  of  "Studies  in  EngUsh  Grammar", 
he  holds  that  "in  an  actually  isolated  principal  sentencc,  not 
niodified  by  a  conditional  clause,  the  imperf.  rnust  is  in  j)rose 
only  used  to  express  .  .  .  a  state  of  things  necessarily  resulting 
from  existing  conditions". 

There  can  further  be  no  doubt,  especially  aftcr  I\Ir.  Brad- 
ley's  observations  in  Engl.  Studien  26,  152  that  such  sentenccs 
as  those  which  Dr.  KHnghardt  def  ends  on  p.  3 1 9  of  Engl.  Studien  i  (S, 
"Last  night  he  7)iust  go  early  to  bed"  and  "he  mtist  die  a  month 
ago",  are  inadmissible  in  Modern  English,  since  in  them  vuist 
has  not  the  emphatic  meaning  above  referred  to.  Indeed,  in 
all  cases  where  we  have  an  unemphatic  present  Indicatixe  must 
in  a  principal  sentence  containing  a  direct  Statement ,  the 
preteritc  of  this  viust  has  to  be  expressed  by //(?^/ AMn  ?^Iodern 
English. 

In  the  interesting  passage  from  Dickens's  Christmas  Carol 
cited  by  Mr.  Malmstedt  (Studies,  p.  VIII):  *"It  was  a  game 
called  Yes  and  No ,  where  Scrooge's  nephew  had  to  think  of 
something,  and  the  rest  must  find  out  what",  I  am  inclined  to 
think  the  author  uses  7tmst  before  "find"  merely  to  avoid  the 
repetition  of //a</ /^.  He  might,  however,  with  perfect  propriet\" 
have  used  jnust  in  both  cases,  since  the  whole  might  be  con- 
ceived  of  as  a  latent  oratio  obliqua,  reporting  the  rules  of  the 
game. 

In  the  following  ([uotation  from  Blackwood's  Edinb. 
Magazine  ,  in  which  according  to  Schulze  and  Malmstedt  the 
Statement  is  indubitably  an  independent  one,  it  is  quite  pos- 
sible  that  the  context  would  show  it  to  l)e  a  case  of  latent 
oratio  oblicjua  :  "No,  Salvatore  would  do  nothing.  E\en  Mar- 
cantoria  was  obliged  to  see  that ;  and  she  7nust  see,  too,  that 
it  was  generous  of  him  not  to  go  to  Rome  to-morrow  and 
take    another  wife".     ßut,    since    the    use  of  zoas  obliged  would 


Miist  in   inodei'ii  Ensrlish 


307 


seem  to  militate  iigainst  this  supposition  ,  perhaps  it  is  safer 
to  assume  that  the  writer  has  uscd  tmisi  in  order  to  avoid  the 
repetition  of  was  obliged. 

To  conclude  this  part  of  the  inquiry,  I  hold  that  in  the 
passage  which  Vix.  Malmstedt  cites  from  Jeaffreson  and  Boensel, 
Enghsh  Dialogues  (Studies,  p.  VIII):  "How  will  von  ever  per- 
suade  him  (the  average  Briton)  to  try  and  bring  back  the 
natural  State  of  things  in  which  men  and  women  must  work 
for  their  own  living,  and  if  thcy  chose  to  bring  children  into 
the  world,  viust  support  them  themselves",  must'^)  is  unidio- 
matically  used  for  had  to ;  and  that  this  is  also  the  case  in 
Mr.  Malmstedt's  quotation  from  Milman's  History  of  Latin 
Christianity :  "It  is  singular  to  see  every  kingdom  in  Latin 
Christendom ,  every  order  in  the  social  state ,  furnishing  the 
great  men  .  .  .  Italy  sent  Thomas  of  Aquino  and  Bonaventura; 
Germany,  Albert  the  Great;  the  British  Isles  .  .  .  Duns  Scotus 
and  William  of  Ockham ;  France  alone  must  content  herseif 
with  names  somewhat  inferior". 

But  in  the  sentence  which  Gebert  quotes  from  Morlcy, 
Engl.  Literature,  125:  "He  w-as  moneyless,  dependent  on  his 
uncles  and  ?>tust  earn",  must  is  correct,  if  we  suppose  the  author 
to  have  wished  to  express  the  uncles'  view  of  what  the  young 
man  in  qucstion  had  to  do  under  the  circumstances.  For  the 
writer's  own  view  on  the  matter,  the  correct  expression  would 
have  been   "'/lad  to  earn". 


Must  as  a  present  tense. 

The  Old  English  Ic  mot,  past  tense  moste,  means  :  I )  I  am 
allowed  ;  2)  I  am  able;  3)  I  shall  perhaps;  4I  it  expresses  the 
Subjunctive  and  Optative  ;  5 )  it  is  my  duty  to ;  6)  I  cannot 
but.  Of  these  six  senses  the  first ,  second ,  third  and  fourth 
are  in  j\l.  E.  more  frequent  than  the  fifth  and  sixth,  but  are 
quite  obsolete  in  ^lod.  Engl.,  which  has  preserved  senses  5 
and  6,  and  has  added  to  these,  various  shades  of  the  general 
notion  of  necessity,  all  of  them  expressed  by  the  original  past 
tense  viust,  as  explained  above. 


*)  Face   Dr.  Klapperich   (Beiblatt  Anglia  ,  Juli — August,   1898,    p.  84),  1 
hold  that  this  must  is   „zweifellos"   in  the  past  teiise. 

20* 


3o8  C.   Stoffel 

As  an  archaism  the  present  tense  viote  is  still  found  in 
Spenser'sFaerieOiieene.  InBk.I.  CantoIIIzg:  "thatw^/^'ye  please 
well  to  accept",  fnote  means  "may",  and  expresses  the  optative; 
it  also  represents  the  modern  may  in  Bk.  I,  C.  IX  27  :  "(He) 
was  both  bold  and  free,  But  not  so  happ\'  as  mote  happy  bee". 
In  the  followäng  passage  Spenser's  knoten  seems  to  mean  mig/it, 
being  thus  used  as  a  past  tense:  Bk.  III,  C.  VI  31:  "And 
double  gatcs  it  had  which  opened  wide ,  By  which  both  in 
and  out  men  jnotefi  pass"  ;  cf.  Bk.  IV,  C.  VII  42:  "His  owne 
deare  Lord  Prince  Arthure  came  that  way,  Seeking  adventures 
where  he  mote  heare  teil". 

I  ani  told  that  English  Freemasons  still  use  the  formula 
"So  mote  it  be!''  for  "so  be  it!",  and  Byron,  in  Childe  Harold, 
in  evident  Imitation  of  Spenser's  diction,  has  7?iote  to  represent 
must  and  might\  e.  g.  Canto  I  i  :  "Nor  7noie  my  shell  awake 
the  weary  Nine  To  grace  so  piain  a  tale  —  this  lowly  lay  of 
mine"  ;  ibid.  8  :  "Nor  sought  he  friend  to  counsel  or  condole, 
Whate'cr  this  grief  7note  be,  which  he  could  not  control". 

As  we  have  seen ,  one  of  the  old  senses  of  mot  was  to 
be  alloived ,  a  sense  which  is  still  found  in  AI.  E.  Here  is  a 
good  instance  of  mosi  --  "was  allowed"  from  Piers  the  Plow- 
man,  A,  XII  38 — 39  (ed.  Skeat) :  "Than  held  I  vp  m\'n  handes 
to  Scripture  the  w'ise,  To  be  hure  man,  ^if  I  most  for  eucre- 
more  after" ;  cf.  Rob.  of  Glouc.  (apud  Koch),  3433:  "The  kyng 
wolde  ajen  him  wende,  ac  he  ne  no  moste  for  is  conseil". 

This  sense  survives  in  the  modern  nmst  not  =  "am  (is, 
are)  not  allowed ,  e.  g.  you  must  not  smoke  here.  Compare 
Punch,  Oct.  20,  1894,  181  a:  "Rabelais  may  steal  a  horse,  but 
Lawrence  Sterne  viust  not  look  o\er  a  hcdge"  ;  Punch,  1881  1 
(Vol.  801,  239:  "Yes ,  my  dears ,  and  I  hcar  from  his  friend 
the  Doctor  that  he's  engaged  to  a  girl  in  the  north,  and  jnustn't 
play  at  lawn-tennis"  ;  Rev.  of  Reviews,  Alay  15,  1895,  401b: 
"Chief  Justice  Feiler  rriles  that  incomes  dcrived  from  rents 
or  Profits  upon  real  estate  fniist  not  be  taxed  by  Congress" ; 
Bryce,  American  Commonwealth  I  364:  "I  must  ?iot  \-cnture  on 
any  general  account  of  the  interpretation  of  the  Constitution". 

In  the  passage  last  (luoted  the  notion  of  "being  forbidden" 
passes  into  that  of  i)rohibition  by  a  rule  of  one's  own  imposing. 
This  notion  of  self-imposed  abstention  from  a  line  of  action 
is  frequently  met  with  in  cases  of  /  must  not  in  Mod.  E.  e.  g. 


Must  in  modern  English  309 

George  Eliot,  Essays  174:  "Wc  vmst  not  follow  him  in  bis 
criticism,  however ;  nor  can  we  afford  to  do  more  than  niention 
hastily  his  interesting  sketch  of  the  mediaeval  aristocracy" ; 
G.  A.  Sala  in  Echoes  of  the  Week,  111.  Lond.  News,  March  24, 
1883,  283  b:  '^I  must  not  impinge  on  the  province  of  the  re- 
viewers by  criticising  Mr.  Brocklehurst's  handsomely  illustrated 
vohimes";  Seeley,  Expansion  of  England,  I  51  (Tauchn.) :  "'/ 
must  never  be  tired  of  quoting  that  passage  of  Aristotle's  Politics 
which  is  so  infinitelv  important  to  the  student  of  political 
-science". 

In  the  foUowing  passage  I  must  not  means  "it  is  of  vital 
importance  to  me  that  I  should  not":  Tennyson,  Decket  35 
(Tauchn.):  "Save  me,  father,  hide  me  —  they  follow  me  — 
and  /  must  not  be  known. 

The  /  must  not  exemplified  in  the  passages  just  cited, 
contains  the  subjective  dement,  which  as  Mr.  Bradley  (Engl. 
Studien  26,  151)  observes ,  "is  absent  from  the  approximate 
synon^'ms  o{  Imust:  1  am  obliged  to,  I  have  to,  or  /'/  is  necessary 
for  fne  to\  We  feel  that,  just  as  I  must  not  means  "I  feel  it 
incumbent  on  me  to  abstain  from",  so  /  must  in  Mod.  Eng. 
often  means  "I  feel  it  incumbent  on  me  to  .  .  .";  e.  g.  in: 
"Well,  I  must  teil  you  that  your  way  of  looking  at  the  matter 
is  not  at  all  to  my  taste".  Here  "have  to",  or  "am  obliged 
to"  could  not  be  used  instcad  of  fnust,  without  modifying  the 
meaning  conveyed. 

Nijmegen.  C.  Stoffel. 


MISCELLEN. 


ZU  DEN  ECHECS  AMOUREUX. 

In  meinem  buche  über  dieÄ//t'ri-^w^/^;YZ/jc(\Veimar,  iSgSjhabe  ich, 
um  für  die  quellenuntersuchung  und  die  vergleichung  mit  der  englischen 
Übertragung  die  nötige  grundlage  zu  gewinnen,  eine  inhaltliche  analyse 
des  noch  ungedruckten  Werkes  mit  gelegentlichen  textproben  gegeben. 
Leider  war  es  mir  unmöglich,  als  meine  im  sommer  1898  erfolgte 
habilitation  ,  deren  termin  mir  erst  wenige  tage  vorher  bekannt  ge- 
geben wurde,  den  sofortigen  druck  meiner  arbeit  notwendig  machte, 
eine  beabsichtigte  letzte  kollation  meiner  textproben  mit  der  in  Dresden 
befindlichen  handschrift  vorzunehmen.  Das  resultat  einer  nachträglich 
vorgenommenen  kollation  lasse  ich  hiermit  folgen  ,  da  auch  die  in- 
zwischen von  einzelnen  rezensionen  versuchten  berichtigungen  der 
textproben  nicht  vollständig  sind.^) 

Seite  ö,  zeile  g :  cointoye  statt  comtoye ;  6,  22  moustrer  st. 
monstrer ;  9,  j  desface  st.  defiface ;  9,  7  cerberus  st.  cerburus ;  9,  10 
bien  st.  biens  ;  /o,  24  CEst  st.  Est ;  //,  12  com  st.  cowe  ;  /.?,  7  sans 
riens  st.  sansriens ;  12,  g  Qu  II  st.  Que  II ;  /j,  g  sentemens  st.  sentimens ; 
/j,  24  les  st.  le[s] ;  14,  j  Autel  que  st.  Autelque ;  cow  st.  come  ; 
16,  ig  desirer  st.  desircz ;  /ö,  26  mauuais  st.  mauvais  ;  2/,  18  oultree- 
ment  st.  oultrement  ;•  2/,  24  Ce  st.  Se  ;  24.,  4  ayde  st.  garde ;  24.,  j 
Rien  st.  rien ;  24,  12  pou  st.  peu;  jo,  8  amoiewt  st.  amoient;  jo,  g 
damoiselles  .  .  .  st.  damoiselles ;  j^,  7  luv  st.  lay ;  jj,  18  Raiso«nable 


')  Es  liegt  mir  d;iraii  festzustellen,  dass  dieser  nachtrag  zu  meinem  buche 
fertiggestellt  und  dein  herausgeber  dieser  Zeitschrift  angemeldet  war.  bevor  die 
rezension  in  band  27,  3  (s.  437  ff.)  erschienen  war.  Vgl.  des  herausgebers  an- 
merk'ung  auf  s.  445  des  betreffenden  bandes.  Einzelne  einwürfe  dieser  rezension 
werden  in  meiner  demnächst  erscheinenden  ausgäbe  von  Reason  and  Sensiiality 
ihre  erledigung  finden. 


E.  Sieper,  Zu  den  Echccs  Amoureicx  jll 

st.  Raisonnable  ;  JJ,  2j  quiconcquez  st.  quiconquez ;  j-O,  ö  lamoureuse 
st.  lamoureux ;  jS,  ii  ceste  st.  seste  ;  jtS",  22  priiere  st.  pryere ;  Jt9,  26 
gra«s  st.  gra«z ;  j8,  JJ  parfist  st.  parfis  .  ;  JQ,  l  desclaire  st.  declaire ; 
?9,  j  büuton  st.  buton;  ^/,  16  Faire  st.  Fair;  ^/,  2  quns  st.  quuils ; 
77,  j  d/c/ez  ^/.  d/Vtez  ;  ^/,  J<9  Larcq  jr/.  Larq  ;  ^7,  27  Alnsy  ^/.  Ainsy ; 
77,  ?/  pecieux  st.  precieux ;  48,  J  und  4Q.,  21  eschecz  st.  eschez ; 
7(V,  //  e«seigne  st.  ciiseigne;  48.,  2-,"  in^;/^lt  st.  des  2.  moult ;  -/9,  1 
point  st.  poent;  j(9,  /  ly  st.  li ;  jo,  7J  Cestoit  st.  Certoit ;  jo,  79 
mireoir  st.  mireor ;  J/,  9  lautre  st.  laultrc ;  J/,  18  Garnie  st.  E[n]arine ; 
f/,  22  affiert  ^/.  offiert;  5/,  r6  bzVn  ^/.  b/V// ;  J4,  3  hinter  continuer 
auslassungspunkte  zu  setzen ;  J^,  //  ET  st.  Et ;  .i  f,  7  q/-«i  m<;//lt  j-/. 
q//e  mo//!lt;  JJ,  /ö  samours  /t////.?;-  deliz  zu  crganzen\  ^fj,  26)  lez  st. 
les;  JJ,  2J  lespece  st.  lespiece;  jö,  j  nie«t  st.  nee«t;  jö,  27  Greffez 
st.  Creffez ;  ßö.^  2g  neccessaire  st.  necessaire ;  J7,  3  v.  u.  Soiiez  st. 
Soyez ;  jcS",  27  compte  st.  comte ;  59,  ö  Q/zant  jt/.  Qu^/^t ;  coment  st. 
comment ;  j9,  10  dessoubz  st.  dessoulz ;  J9,  28  croire  st.  croir ; 
39-,  31  estri?  ^/.  estr^ ;  öo,  7  pappellardie  st.  pappelardie ;  öo,  18  et 
st.  eX. ;  67,  12  sesforce  st.  sefforce ;  Ö4,  14  liii  st.  Inj  ;  64,  21  BRietment 
st.  Briefment;  65,  9  Q//<7nt  5/.  Qiunit ;  66,  (V  couuicnt  ^/.  conuient; 
66,  /o  diligens  ^/.  deligens;  67,  2(?  appareille  ^/.  apparaile ;  68,  30 
couuent  st.  conuent ;  7/,  2t  grant  st.  gmiit ;  7/,  27  Concquez  st. 
Coiiquez;  7/,  29  ainsy  st.  aussy;  72,  /?  muez  st.  mez ;  75",  2  und  j 
pereceux  st.  per^ceux ;  75,  12  pourueoir  st.  pourueoiz ;  76,  32  Vlixez 
st.  Vlixcs ;  anchiienncinent  st.  anchyenncment ;  JJ.,  J  Coiicquist  st. 
Conquist ;  yj.,  2  toutesfois  st.  toutefois ;  oju  st.  qui\  j"/.,  4  prouesce 
st.  prouesse;  jg,  22  Aussi  st.  Aussy;  "/g,  23  subgict  st.  subget ; 
<b'o,  26  scrroit  st.  serrait;  mesfaire  st.  meffaire;  6'/,  (?  Esperis  st.  esperis; 

81,  ig  desfait  st.  diffait ;   6'/,  20  Dez  st.  Des ;   81,  21  mai;/te  st.  mainte ; 

82,  21  accoi^tancc  st.  acoiz/tance  ;  82.,  2g  lui  st.  luy ;  A'y,  ö  continucl- 
ment  st.  continuelme«t ;  84.,  2g  und  (S'j,  2  v.  u.  couuent  st.  conuent; 
86,  I  fehlt  Li  />«  anfang ;  86,  3  Ne  st.  Nu ;  87,  4  v.  u.  deismez  st. 
vcismez  ;  in  der  amnei-kung  ^wyrj'y  Avvoulgle  ^/.  avoulgle  stehen\  88,  3 
auenir  st.  avenir ;  88,  10  Regardons  st.  regardons ;  88,  12  de  quel 
st.  dequel;  88,  22  fole  st.  fo][e] ;  88,  23  friuole  st.  frivole;  132,  16 
Icntailla  st.  lenteilla;  133,  3  v.  u.  hinter  aussy  ist  (tu)  zu  ergänzefi; 
147,  17  ve[o]ir  st.  veir ;  Jj8,  9  telz  st.  tcls ;  160^  2  und  ig  propre- 
ment  st.  p/v^prement ;  160,  4  mas  st.  ma ;  161,  6  7>.  u.  Je  st.  je; 
J6i,  2  V.  u.  forgie[r]  st.  forgier;  ig7,  ig  escripture  st.  escr/'pture ; 
ig7,  21  parfaite  st.  parfoite  ;  797,  24  sauoir  st.  savoir  ;  797,  27  sesm^"/-- 
ueille  st.  sesmerueille  ;    797,  28  nous  st.  uous ;   797,  29  und  ig8,  2, 


5  12  Miscellen 

4,  6,  II  u.  jj  Je  st.  je  ;  jgS,  2  ensuiure  st.  ensuivre  ;  igS,  j  httre 
St.  1^/tre;  ig8,  ij  vn  st.  un;  201,  4  Dcdalus  st.  dedalus;  201,  5  soubtil- 
ment  st.  subtilment ;  21/ ,  7  corrowpables  st.  corrowpable ;  21S,  j 
Qvant  st.  Quant ;  im  abschnitt  über  die  macht  der  Venus  heisst  es  z.  2: 
Scet  st.  Set;  in  z.  7:  amiable  st.  aimiable;  227,  ö  mesfaire  st.  mcffaire; 
2JO,  8  V.  7C.  und  2J2,  2  V.  u.  cointoye  st.  comtoye ;  2J2,  12  v.  ». 
descend  st.  descent;  2J4,  16  mignos  st.  mignonnes;  genteles  st.  gentelles; 
2j6,  I  nays  st.  neys;  2jö,  J  asses  st.  assez;  2j6,  4  v.  u.  ooye  st. 
voye ;  246,  16  daut/-^  st.  dautre ;  in  der  2.  z.  dieses  stiickes  heisst  es 
ge^tilz  St.  g^;/tilz,  in  der  y.  z.  sacoi^^tance  st.  saco/;/tance ,  in  der 
g.  z.  Aueuc  st.  Auveuc ,  in  der  12.  z.  co//traires  st.  c^wtraires  und 
endlich  in  der  IJ.  z.  lez  st.  les. 

Krebsoege  (Rheinland),  Sept.  1900.  Ernst  Sieper. 


ZU  MACBETH  I   7,   25  —  28. 

I  liave  no  spur 

To  prick  the  sides  of  my  inteiit,  hut  oii]y 

Vaulting  ambition,   which  o'erlenps  itseif, 

And  falls  on  th'other. 
Alle  bisherigen  auffassungen  dieser  stelle,  sei  es  mit  oder  ohne 
vornähme  von  textänderungen ,  haben  unbefriedigt  gelassen.  Ich 
hoffe  endlich  den  Schlüssel  zu  diesen  für  das  Verständnis  des  Charak- 
ters Macbeth's  so  wichtigen  versen  gefunden  zu  haben.  Ich  verändre 
th'other  in   th'  author  und  übersetze: 

—  —    _  —   Mir  mangelt  mut,  den  ich 

Als  sporn  dem  willen  in  die  flanken  setzte. 

So  niuss  mein  ehrgeiz,  der  zu  hoch  emporspringt, 

Sich  überschlagend,  auf  mich  fallen. 
Die    erklärungen    und    Übersetzungen    dieser    stelle    hal)en    vor 
allem    deswegen    nicht    befriedigen    können ,    weil  die   logische  Ver- 
bindung mit  dem  vorhergehenden  unzulänglich  ist.    Nach  Bodenstedt 
z.   b.  heisst  es: 

Ich  habe  keinen  sporn  für  meinen  versalz 

Als  ehrgeiz,  der,  sich  überstürzend,  jenseit 

Des  Zieles  niedeif.allt. 
Wenn  der  gedankengang  des  monologs  bis  zu  dieser  stelle  i>t : 
»Ich  würde  den  mord  ohne  bedenken  begehen,  wenn  nur  nicht  die 
folgen  wären  schon  hier  auf  erden  ,  während  ich  die  des  jenseits 
nicht  fürchte.  Dieselben  müssen  aber,  bei  der  waltenden  gerechtig- 
keit  einerseits,    den    erschwerenden    umständen  der  that  andrerseits, 


Vordieck.  Zu  Macbeth  I  7,  25 — 28.  313 

sehr  schlimm  sein,  denn  dieser  Duncan  ist  mein  könig  etc.  .  .  .«, 
so  sieht  man  nicht  ein ,  warum  ein  ehrgeiz ,  von  dem  jemand  von 
vornherein  weiss ,  dass  er  nicht  oder  vergebens  zum  ziele  gelangt, 
noch  überhaupt  als  ein  sporn  des  wollcns  zur  that  bezeichnet  wird. 
Die  Verschiedenheit  meiner  auffassung  bezieht  sich  auf  drei  punkte. 
I.  Ich  löse  ambition  aus  seinem  verhängnisvollen  Zusammenhang  mit 
spur,  indem  ich  but  only  mit  »sondern  nur«  übersetze  und  nicht  mit 
»ausser«,  wobei  ohnehin  das  only  überflüssig  wäre.')  2.  Das  wort  spur 
wird  als  »mut«  aufgefasst,  so  dass  logisch  und  bildlich,  wie  gram- 
matisch, zwei  selbständige  ganze  entstehen.  3,  Für  other  tritt  auihor 
ein,  um  in  Verbindung  mit  i.  und  2.  die  logische  beziehung  zum 
ganzen  herzustellen. 

Die  annähme ,  dass  ambition  der  sporn  von  intent  sei,  ist  aus 
dem  bestreben  zu  erklären,  die  stelle  in  Übereinstimmung  zu  bringen 
mit  dem ,  was  vorhergeht.  Man  hat  die  als  richtig  angenommene 
lesart  jener  durch  den  inhalt  des  monologs  aufhellen  wollen  und 
dabei  gleichzeitig  aus  ihr  auf  diesen  einen  rückschluss  gemacht.  So 
ist  man  stillschweigend  oder  ausdrücklich  dazu  gekommen  anzunehmen, 
dass  Macbeth  bei  den  folgen  des  mordes  gleichzeitig  an  die  möglich- 
keit  der  nichterreichung  seines  zielcs,  der  königskrone,  (vgl.  Laehr, 
Die  Darstellung  krankhafter  geisteszustände  in  Shakespeares  dranien 
s.  108)  oder  an  die  durch  seine  eventuelle  eigene  ermordung  sich 
ergebende  nutzlosigkeit  der  crreichung  dieses  zieles  (vgl,  Delius)  denkt, 
d.  h.  dass  Macbeth  im  hin  blick  auf  diese  möglichkeit  des 
misserfolges  oder  nutzlosen  gelingens  bezüglich  der 
königskrone  die  folgen  des  mordes  ins  äuge  fasst.  Von  einer 
solchen  be fürchtung  neben  der  furcht  ist  aber  in  dem  monologe 
nirgends  die  rede.  Es  ist  eben  nur  eine  annähme.  Wenn  also  be- 
stimmte gründe  dagegen  sprechen  ,  so  müssen  diese  auf  unbedingte 
geltung  anspruch  haben.  Das  wort  success  (v.  4)  kann  nicht  etwa 
als  beweis  für  die  annähme  dienen.  Der  dort  ausgesprochene  ge- 
danke  ist  nur  eine  variierung  des  vorhergehenden  und  des  folgenden. 
Was  Macbeth  unter  den  folgen  des  mordes  versteht,  das  mögen  wir 
aus  akt  III   3   entnehmen,    wo    es    heisst:    »Duncan   is  in   his  grave 

nor  Steel,   nor  poison,   Malice  domestic,   foreign  levy,  nothing 

Can  touch  him  further«.  Auch  die  eventuelle  notwendigkeit,  weitere 
blutschuld  auf  sich  zu  laden ,  muss  als  ein  bestandteil  seines  allge- 
mein   ausgesprochenen    gedankens    hinzukommen :     »The    Prince    of 


*;  Die  Übersetzung  von  W.  Jordan  hat  richtig  „nur". 


314 


Miscellen 


Ciimberland  !  that  is  a  step  ,  On  which  I  must  fall  down  ,  or  eise 
o'erleap,  For  in  my  way  it  lies«,  (l  5).  Die  seele  Macbcth's  ist 
ausschliesslich  erfüllt  von  dem  gefühl  der  furcht  vor  den  unmittel- 
baren folgen  des  königsmordes ,  die  in  diesem  besonderen  falle  be- 
sonders schwer  sein  werden  wegen  der  erschwerenden  umstände,  die 
ihn  begleiten.  Es  ist  das  gefühl,  in  dem  sich  nach  Wetz  [S/iakc- 
speare  vom  Standpunkte  der  "vergleichenden  litter aturgeschichte,  kap.  4), 
der  konflikt  der  beiden  Shakespeare's  zeigt.  Dass  Macbeth  dieses 
gefühl  der  furcht  besitzt,  nicht  als  befürchtung  oder  neben  derselben, 
beweist  sein  verhalten  gegen  seine  frau.  Als  diese  erscheint,  tritt 
zu  jener  furcht  nämlich  noch  eine  zweite  hinzu,  die,  seiner  frau  die 
letztere  zu  zeigen.  Er  befindet  sich  dabei  in  einer  ähnlichen  Stim- 
mung wie  Cäsar,  als  Decimus  ihn  zu  bestimmen  vermag,  unter  auf- 
gäbe seines  ersten  entschlusses  doch  in  den  Senat  zu  kommen,  weil 
er  den  schein  der  furcht  zu  erwecken  fürchtet  (vgl.  Wetz  s.  190). 
Macbeth  fürchtet  sich,  sein  wirkliches  gefühl  der  furcht  seinem  weibe 
einzugestehen.  Kein  wort  sagt  er  in  der  ganzen  scene  von  dieser 
seiner  furcht.  So  verschweigt  er  ihr  auch  sorgfältig  seine  furcht, 
als  sie  ihm ,  akt  I  5 ,  überschwänglich  und  aufdringlich  entgegen- 
kommt. Er  weicht  ihr  aus  mit  dem  scheinbar  ruhigen  :  we'll  speak 
further,  während  er  doch  sich  selbst  eingestanden  hat:  »Present  fears 
are  less  than  horrible  imaginings«.  Wenn  Macbeth  hingegen 
neben  der  furcht  vor  den  folgen  des  mordes  die  befürchtung  hätte, 
die  königskrone  gerade  durch  den  mord  aufs  spiel  zu  setzen,  so  läge 
es  doch  nahe ,  dass  er  sie  gegenüber  seiner  frau  äusserte ,  weil  er 
dadurch  gerade  seine  furcht  verdecken  könnte  und  er  sich  von  seinem 
Standpunkt  aus  nichts  vergäbe.  Es  läge  um  so  näher ,  als  es  eine 
passende  antwort  wäre  auf  ihre  worte:  »Wouldst  thou  have  that 
Which  thou  esteem'st  the  ornament  of  life.  And  live  a  coward  in 
thine  own  esteem?«  Statt  dessen  antwortet  er,  der  selbst  die  an- 
regung  zum  morde  gegeben:  »I  dare  de  all  that  may  become  a  man  ; 
Who  dares  do  more  is  none«  und  erweckt  dadurch  den  schein  als 
habe  er  ein  moralisches  bedenken ,  gerade  wie  vorher  durch  das : 
»He  hath  honoured  me  of  latc«    den   schein   des  mitleids. 

Wenn  Lady  Macbeth  nun  trotz  seinem  versteckenspielen  ihn 
der  feigheit  anklagt,  so  liegt  darin  keineswegs,  dass  sie  den  wahren 
beweggrund ,  der  Macbeth  zu  seinem  entschluss  geführt ,  entdeckt 
hätte.  Sie  glaubt  ihm  vielmehr,  so  müssen  wir  aus  ihrer  über  ihn 
gegebenen  Charakteristik  (I  5)  unbedingt  annehmen.  Aus  ähnlichen 
äusserungen   ihres  mannes    mag  sie  ihr  urteil   über  ihn   sich  gebildet 


Vordieck,  Zu  Macbeth  I  7,  25 — 28  ßir 

haben.  Aber  aus  den  worten  an  derselben  stelle:  »Hie  thec  hither, 
That  I  may  pour  my  spirits  in  thine  ear«  etc.,  aus  ihrer  furchtbaren 
entschlossenheit,  wie  sie  sich  in  derselben  scene  zeigt:  The  raven  etc. 
und  der  art  des  empfanges  ihres  mannes  daselbst  erklärt  sich  zur 
genüge,  dass  sie  hier,  wo  ihr  eben  noch  der  Vollendung  naher  wünsch 
jäh  zunichte  zu  werden  droht ,  mit  voller  berechnung  die  stärksten 
mittel  anwendet ,  um  ihren  mann  wieder  in  ihren  bann  zu  ziehen. 
Macbeth  verhehlt  ihr  also  seine  furcht  und  beweist  uns  damit 
indirekt,  dass  er  sie  besitzt,  wie  andrerseits  die  nichterwähnung  jener 
be fürchtung  darauf  schliessen  lässt,  dass  er  sie  nicht  hegt  oder 
wenigstens  an  dieser  stelle  kein  bewusstsein  davon  hat.  Wenn  Macbeth 
schliesslich  sagt:  »If  we  should  fail?«  so  meint  Laehr  (1.  c.  109): 
»Hiermit  spricht  Macbeth  den  wirklichen  grund  aus,  die  that  zu 
unterlassen,  dies  zeigt  der  vorhergehende  monolog«.  Macbeth  kann 
aber  nach  dem  oben  ausgeführten  dabei  weder  an  ein  misslingen 
denken  in  hinsieht  auf  die  befürchtung,  die  kröne  nicht  zu  erlangen, 
noch  in  hinsieht  auf  die  unmittelbaren  folgen  des  mordes;  denn 
durch  letzteres  würde  er  sein,e  furcht  verraten.  Er  sagt  es  nur  in 
hinsieht  auf  die  Veranstaltungen  zum  morde  und,  schon  ge- 
wonnen, um  noch  einen  einwand  gegenüber  dem  ungestümen  drängen 
seiner  frau  zu  machen  wie  der,  welcher  nicht  scheinen  möchte,  all- 
zu leicht  von  einer  seite  auf  die  entgegengesetzte  überzutreten.  Seine 
frau  gibt  ihm  in  der  that  selbst  die  anregung  zu  diesem  einwand, 
denn  sie  sagt  vorher:  »Nor  time  nor  place  Did  then  adhere ,  and 
yet  you  would  make  both :  They  've  madc  themselves ,  and  that 
their  fitness  now  Does  unmake  you«.  Ihre  auseinandersetzung,  wie 
der  mord  sicher  gelingen  kann ,  eröffnet  ihm  dann  einen  weg,  den 
mord  so  zu  vollziehen,  dass  die  schuld  auf  andre  fallen  muss.  Dass 
dies  möglich ,  daran  hatte  er ,  der  trotz  seiner  früheren  ,  in  Selbst- 
überschätzung gegebenen,  Versicherung,  zeit  und  ort  zu  finden,  un- 
fähig war ,  einen  plan  auszusinnen  (I  5  Lady  Macbeth :  »you  shall 
put  This  night's  great  business  into  my  dispatch«),  nicht  im  ent- 
ferntesten gedacht.  So  trifft  ihn  die  eröffnung  völlig  unvorbereitet, 
und  mit  blitzartiger  Schnelligkeit  drängt  sie  das  gefühl  der  furcht  vor 
den  folgen  des  mordes  zurück ,  gleichzeitig  ihn  von  dem  druck  be- 
freiend, den  die  scheu,  seiner  frau  diese  furcht  zu  verraten,  auf  ihn 
ausübt.  Das  ohnehin  viel  stärkere  ehrgeizige  streben  bekommt  so 
wieder  volle  gewalt  über  ihn. 

Da  Macbeth  die  angenommene  befürchtung  bezüglich  der  königs- 
krone  nicht  hegt,   so  hat  es  keinen   sinn   die  in   frage  stehende  stelle 


3i6 


Miscellen 


ZU  dcLitPii :  Ich  habe  keinen  sporn  zur  that  als  ehrgeiz ,  der  mich 
doch  nicht  zum  ziele  kommen  lässt  oder  der  das  ziel,  die  kröne, 
vergeblich  mich  erreichen  lässt.  Dagegen  entspricht  es  den  worten 
des  monologs,  zu  übersetzen:  Ich  habe  gar  keinen  sporn,  um  mein 
wollen  zu  stacheln.  Denn  wenn  jemand  eine  that  nicht  zu  voll- 
ziehen wagt  aus  furcht  vor  ihren  folgen,  so  fehlt  ihm  eben  das  eine 
für  diese  that,  was  alles  ausmacht.  Der  ehrgeiz  hindert  zwar  nicht 
die  that,  ja  er  hat  den  gedanken  daran  sogar  wachgerufen;  zu  der 
Umsetzung  dieses  gedankens  in  die  tliat  vermag  er  aber  nichts  bei- 
zutragen, er  ist  hierzu  kein  sporn.  Folgt  denn  auf  das  ehrgeizige 
streben  immer  die  zur  erreichung  seines  zieles  notwendige  handlung? 
Wie  viele  ehrgeizige  gibt  es,  die,  diese  handlung  scheuend,  ihren 
ehrgeiz  in  sich  verbergen ,  entweder  weil  sie  sich  vor  den  folgen 
der  that  fürchten  oder  weil  ihr  sittliches  gefühl  angesichts  der  zu 
begehenden  handlung  das  übergewicht  behält.  Bei  Macbeth  liegt 
der  erstere  fall  vor;  denn  bedenken  sittlicher  art  halten  ihn  nicht 
ab,  und  die  folgen  fürchtet  er  nur,  weil  sie  ihn  persönlich  treffen 
würden.  (Auch  nach  dem  morde  spricht  er  nicht  von  reue,  sondern 
nur  von  seinem  Unbehagen.)  Solche  furcht  vor  den  folgen  der  that 
ist  aber  nichts  anderes  als  der  mangel  an  mut  sie  zu  begehen.  Ich 
habe  keinen  mut  zu  diesem  königsmorde  will  Macbeth  also 
sagen.  Damit  steht  keineswegs  im  Widerspruch,  da^s  er  ein  tapferer 
mann  ist.  Seiner  gewaltigen  körperlichen  Überlegenheit  sicher,  kann 
er  in  der  Schlacht  mehr  wagen  als  jeder  andere  und,  dann  setzt  ihn 
der  gewonnene  rühm  in  den  ungestörten  besitz  grösserer  ehre.  Hier 
dagegen  handelt  es  sich  um  eine  that,  die,  wie  er  ahnungsvoll  vor- 
aussieht,  eine  strafe  nach  sich  ziehen  muss,  derart  dass  er  seines 
lebens  (nicht  der  königlichen  würde)  niclit  mehr  froh  werden  wird. 
Durch  einsetzung  von  tK  mtthor  für  th' other  ist  die  bedeutung 
des  zweiten  teils  der  stelle:  Ich  habe  nur  zu  hoch  springenden  ehr- 
geiz, der,  sich  überstürzend,  auf  den  Urheber  fällt,  d.  h.  ihn  zu  er- 
drücken droht,  wenn  er  ihm  weiter  nachgibt,  ohne  gleichzeitig  den 
mut  zum  morde  zu  finden.  Macbeth  ist  sich  demnach  der  Unver- 
einbarkeit seines  strebens  nach  der  gewaltsamen  erwerbung  der  königs- 
krone  mit  seinem  mangel  an  mut  zu  der  dazu  notwendigen  that  klar 
bewusst  geworden.  Bei  dem  intent  denkt  er  nur  an  den  mord,  bei 
ambition  an  die  königskrone,  wie  ja  der  ehrgeiz  auch  nicht  den 
mord  zum  ziel  hat ,  sondern  die  königskrone ,  während  das  wollen 
auf  den  mord  gerichtet  ist.  Dem  zu  hoch  springenden  ehrgeiz 
schreibt  er  die  schuld  an   der  quälenden   furcht  ■m.( falls  an  ih'aiii/ior). 


Vordieck,   Zu   Macheth   I   7,   'ifi — 28 


.17 


Er  kann  also  nur  ruhe  gewinnen  ,  wenn  er  die  Ursache  seiner  quäl 
beseitigt,  d.  h.  auf  die  kröne  vorläufig  verzichtet;  und  er  kommtauf 
seinen  früheren  gedanken  zurück:  »If  chance  will  have  me  king, 
why,  chance  may  crown  mc«  (I  3).  Diesen  schluss  spricht  er  zwar 
nicht  aus,  aber  die  bestimmtheit ,  mit  der  er  zu  seiner  frau  sagt: 
»VVe  will  proceed  no  furthcr  in  this  business«  etc.,  beweist,  dass  er 
ihn  gezogen  hat. 

Zu  den  inneren  gründen,  die  für  die  richtigkeit  dieser  erklärung 
sprechen,  kommt  noch  die  auffallende  ähnlichkeit  des  ausdrucks,  bei 
gleichem  gedanken ,  mit  den  worten  des  monologs :  »that  we  but 
teach  Bloody  instruction>,  which,  being  taught,  return  To  plague 
th'  inventor«.  Wie  dort  die  blutigen  lehren  sich  gegen  den  er- 
finder  derselben  kehren,  so  fällt  hier  der  ehrgeiz  auf  seinen  Urheber. 
Inventor  und  author !  Was  dort  in  allgemeiner  beziehung  gesagt 
wurde ,  wird  hier  auf  den  besonderen  fall  angewendet.  Die  lesart 
lag  wohl  gerade  an  dieser  dem  Verständnis  nicht  ohne  weiteres  sich 
darbietenden  stelle  nahe  genug  ,  da  der  Schreiber  oder  drucker  des 
textes  sehr  leicht  den  schriftzügen  wie  auch  dem  laute  nach  other 
und  author  verwechseln   konnte. 

Der  bildliche  ausdruck  wird  nach  der  vorgi^schlagcncn  lesart 
ebenfalls  klar.  Wir  haben  es  hier  mit  zwei  selbständigen  bildern 
zu  thun.  In  dem  ersten  ist  intent ,  in  dem  zweiten  ambition  das 
ross ,  Macbeth  in  beiden  der  reiter.  Das  erste  ist  ohne  weiteres 
verständlich.  In  dem  zweiten  setzt  der  springende  (vaulting)  ehrgeiz 
über  die  neu  erworbene  würde  des  thane  of  Cawdor  und  die  »golden 
opinions  Which  would  be  worn  in  their  newest  gloss«,  hinweg,  um 
auf  die  königskrone  loszuspringen.  Kr  überschlägt  sich  aber  dabei 
und  fällt  auf  den  Urheber  des  chrgeizes ,  den  reiter.  Dass  beide 
bilder  demselben  vorstellungskreise  entnommen  sind,  kann  nicht 
auffallen.  Das  ist  bei  Shakespeare  wohl  nicht  ungewöhnlich ;  und 
gerade  dieser  monolog  gibt  eine  vortreffliche  illustration  zu  dieser 
eigcntümlichkeit.  Denn  unmittelbar  vor  der  besprochenen  stelle 
finden  sich  noch  zwei  bilder ,  die  ebenfalls  aus  demselben  kreise 
entnommen  sind.  Das  mitleid  als  nackter  neugeborner  knabe  reitet 
auf  dem  Sturmwind ,  und  die  engel  des  himmels  auf  den  luftigen 
unsichtbaren  rossen.  Darin  kann  man  wohl  eine  absichtlichkeit  des 
dichters  sehen  ,  die  gegen  die  verquickung  unsrer  beiden  bilder  zu 
einem  spricht,  wie  sie  nach  der  üblichen  auffassung  notwendig  ist, 
und  wobei  der  phantasie  Ungeheuerlichkeiten  zugemutet  werden. 


3i8 


Miscellen 


Die  verschiedenen  ansichten  findet  man  zusammengestellt  in 
dem  neuesten  versuch,  die  stelle  zu  erklären,  bei  Eidam:  Betnerkimgen 
zu  einigen  stellen  Shakespeare' scher  dravien  sowie  zur  Schlegel' sehen 
Übersetzung.  Nürnberg,  Programm  1898.  Eidam  sagt:  »Es  ist  kein 
zweifei,  dass  Shakespeare  bei  diesem  kühnen  kraftvollen  bilde  intent 
als  das  ross,  ambition  aber  und  damit  den  ganz  von  ehrgeiz  erfüllten 
Macbeth  selbst  als  den  auf  dem  rosse  intent  sitzenden  reiter.  Das 
ziel  nun,  das  dieser  reiter  erreichen  will,  ist  die  königskrone,  und 
auf  dem  wcge  dahin  türmt  sich  eine  grosse  Schwierigkeit  auf,  die 
person  Duncans  und  das  noch  nicht  ganz  erloschene  gefühl  Macbeth's 
für  pflicht  und  unterthanentreue.  Macbeth  auf  dem  rosse ,  das  er 
kräftig  anspornt ,  setzt  nun  über  jenes  hindernis  hinweg.  Doch  ist 
dieser  sprung  zu  hoch  und  zu  gefährlich ,  so  dass  ross  und  reiter 
zwar  das  ziel  erreichen ,  aber  dann  zu  boden  stürzen.  Die  wortc 
falls  on  tK other  verstehe  ich  also  nicht  im  sinne:  »er  fällt  jenseits 
des  Zieles,  sondern  auf  der  andern  seite  des  hindernisses«.  Das 
ganze  bild  soll  von  einem  rennen  mit  hindernissen  genommen  sein. 
Was  den  letzten  punkt  betrifft,  so  ist  dafür  im  text  keinerlei  anhalts- 
punkt  gegeben ,  sondern  würde  erst  zu  folgern  sein ,  wenn  die  er- 
klärung  Eidames  richtig  wäre.  Was  das  übrige  angeht,  so  liegt  der- 
selbe grundirrtum  vor  wie  bei  den  früheren  erklärungen  ,  der  dann 
auch  zu  ähnlichen  gewaltsamkeiten  führt ;  während  die  Übersetzer 
leichtes  spiel  haben,  indem  sie  die  erk  ärung  dem  lescr  überlassen 
können.  Nachdem  ambition  vom  sporn  zum  reiter  des  intent  ge- 
worden, muss  Macbeth  für  ambition  gesetzt,  ein  hindernis,  von  dem 
nichts  im  texte  steht,  errichtet  und  genommen  werden,  wobei  sich 
die  weitere  Umwandlung  des  ambition-Macbeth  in  »ross  und  reiter« 
vollzieht,  die  dann  auf  der  ebenfalls  nirgends  genannten  seite  des 
hindernisses  niederfallen.  Vorausgesetzt  die  richtigkeit  dieser  oder 
der  andern  erklärungen,  müsste  man  bei  Shakespeare  hier  doch  wolil 
von  einer  »confusion  of  metaphors«   sprechen. 

Aus  der  hier  gegebenen  erklärung,  im  verein  mit  andern  er- 
wägungen,  ergibt  sich  noch,  dass  Macbeth  nicht,  wie  das  bei  einer 
notwendigen  ergänzung  von  side  hinter  th'other  angenommen  werden 
musste,  bei  dem  erscheinen  seiner  frau  zusammenfährt  und  abbricht. 
Das  abbrechen  seiner  rede  könnte  seinen  grund  haben  in  einem 
aufschrecken  aus  seinen  gedanken  infolge  des  blossen  kommens 
jemandes  oder,  wie  allgemein  angenommen  wird,  in  dem  unerwarteten 
erscheinen  seines  weibes ,  dem  gegenüber  er  wieder  wankend  zu 
werden    fürchtete.     Gegen    das    erstere    s[)richt    schon  die  wähl  des 


K.  S|)renger,  Rosici-ucian  ßin 

ortes,  ein  schlosshof,  über  den,  nach  der  bühnenanweisung,  vor  be- 
ginn des  monologs  die  diener  mit  den  speisen  gehen,  so  dass  Macbeth 
also  weiss,  dass  er  jeden  augenblick  gestört  werden  kann.  Ausser- 
dem spricht  hiergegen  ,  sowie  gegen  die  angenommene  besorgnis, 
der  umstand ,  dass  er  gerade  eben  mit  sich  einig  geworden  ,  den 
mord  nicht  zu  vollziehen  ,  imd  durch  die  vermeintliche  Festigkeit 
seines  entschlusses  eine  ruhigere  Stimmung  erlangt  hat.  Was  den 
zweiten  punkt  betrifft ,  so  musste  Macbeth  bestimmt  erwarten  ,  dass 
seine  frau,  durch  seine  auffallende  abwesenheit  beunruhigt,  ihn  suchen 
würde.-  Wahrscheinlich  beal)sichtigte  er  sogar,  als  er  von  der  tafel 
sich  entfernte,  dies  herl)eizuführen  ,  um  ihr  seinen  entschluss  mitzu- 
teilen ,  den  er  sehr  wohl  schon  bei  der  tafel  gefasst  haben  kann. 
Seine  frage:  »How  now  !  what  news?«  beweist  nicht  das  gcgenteil 
jener  absieht.  Es  ist  eine  Verlegenheitsfrage  gleich  dem  folgenden  : 
Hath  he  ask'd  for  meV  wie  die  scharfe  antwort  seiner  frau:  »Know 
you  not  he  has?«  zeigt.  Sie  kennt  ihren  mann  zu  gut,  um  nicht 
hinter  seiner  entfernung  von  tische  wieder  eine  wallung  der  von  ihr 
sogenannten  »milk  of  the  human  kindness«  zu  entdecken.  Wie  sehr 
er  auch  nun  entschlossen  ist,  ihr  seinen  vorsatz  mitzuteilen,  so  über- 
kommt ihn  doch  wieder  die  eigentümliche  befangenheit ,  die  wir 
schon  einmal  (I  5)  in  gegenwart  seiner  frau  ihn  befallen  sahen.  Als 
er  an  jener  spitzigen  gegenfrage  erkennt,  dass  sie  schon  sein  schwanken 
durchschaut  hat ,  da  erspart  er  sich  weitere  Verlegenheitsworte ,  die 
er,  wie  der  welcher  nicht  ohne  weiteres  mit  einer  unangenehmen 
nachricht  heraus  möchte,  zu  machen  gedachte,  und  er  sagt  nun  ohne 
jeden  Übergang  die  nackte    —   halbwahrheit. 

Neisse.  Vordieck. 


ROSICRUCIAN. 


Zur  erklärung  dieses  wortes  finden  wir  in  Webster's  Dictionary 
folgendes:  '■'■Rosicrucian  \\dX.  ros^  dew,  and  ^;-«;c,  cross;  dew,  the 
most  powcrful  dissolvent  of  gold ,  according  to  these  philosophers, 
and  cross,  the  emblem  of  light.]  One  of  a  sect  of  hermectical 
philosophers  which  came  into  being  in  Germany  about  the  close 
of  the  seventeenth  Century".  Diese  falsche  erklärung  scheint  in 
England  verbreitet  und  ist  auch  in  deutsche  Schulausgaben,  z.  b.  in 


220  i\Iiscellen 

Karl  Feyerabcnd's  History  of  English  Literatiire  (Velhagen's  English 
Authors   72.   lief.   anm.   zu   s.   94,    2)   übergegangen. 

Webster  bemerkt  in  einer  fussnote :  "The  sect  was  often  known 
as  the  Brothers  of  the  Rosy  Cross^  it  being  supposed  that  the  term 
Kosicrucian  was  dirived  from  crux  ^  cross ,  and  rosa  ^  rose'".  Dass 
diese  verworfene  erklärung  die  allein  richtige  ist,  ergibt  sich  aus 
folgenden  thatsachcn,  die  aus  jedem  grösseren  deutschen  konversations- 
lexikon  zu  entnehmen  sind.  Der  eigentliche  begriinder  der  Rosen- 
kreuzer, Joh.  Valentin  Andrea  (j  zu  Stuttgart  1654)  nannte 
sich  in  seinen  anonymen  flugschriften  einen  ritter  vom  rosenkreuz, 
weil  er  ein  Andreaskreuz  mit  vier  rosen  (den  Symbolen  der  geheim- 
haltung)  in  seinem  petschaft  führte,  woraus  das  wappen  der  späteren 
Rosenkreuzer  (Andreaskreuz  mit  der  Umschrift  Crux  Christi  Corona 
Christia?iorum)  hervorgegangen  ist.  In  seiner  schrift  Chymische  Hoch- 
zeit Christian  Rosenkrentz  (16 16)  hatte  er  mit  anspielung  auf  jenen 
selbstgewählten  namen  erzählt ,  ein  deutscher  edelmann  , '  Christian 
Rosenkreutz,  habe  1378  das  morgenland  besucht  und  von  den  indi- 
schen weisen  die  geheimnisse  des  philosophischen  Steins  und  lebens- 
elexirs  erlernt,  worüber  im  jähre  1604  schriftliche  aufzeichnungen 
in  seinem  grabe  gefunden  seien.  An  dieses  märchen  knüpften  die 
späteren  Rosenkreuzer  an.  Die  erklärung  von  rosy  cross  {rosicrux) 
=  rose-cross,  die  sich  auch  in  Muret's  Wörterbuch  findet,  ist  dem- 
nach die  einzig  richtige. 

Northeim,    15.   März    1900.  R.  .Sprenger. 


ZUR    BEURTEILUNG   DER   SOGENANNTEN 
SCHLEGEL-TIECK'SCHEN  SHAKESPEARE- 
ÜBERSETZUNG. 


I. 

Der  wert  dieser  vielgerühmten  Übersetzung  wird  den 
meisten  benutzern  durch  die  namen,  die  sie  an  der  stirn 
trägt ,  und  ein  paar  oft  gehörte  lobesphrasen  verbürgt ,  die 
um  so  eifriger  wiederholt  werden,  je  sinnloser  sie  sind.  Ist 
ja  doch  schon  behauptet  worden ,  unsere  Übersetzung  biete 
luis  Deutschen  einen  besseren  Skakespeare  als  das  original 
den  Engländern,  denn  Shakespeare  spreche  durch  Schlegel  zu 
uns  in  der  uns  geläufigen  spräche,  während  er  zu  dem  heutigen 
Engländer  in  einer  altertümlichen  und  schwerverständlichen 
spräche  rede!  Allein  der  glänz,  der  von  dem  namen  Tieck's 
auf  unsere  Übersetzung  fällt,  ist  erborgt,  denn  dieser  hat  be- 
kanntlich Shakespeare  nicht  selber  übersetzt,  sondern  nur  mit 
seinem  namen  die  arbeit  zweier  schüler  gedeckt.  Wir  haben 
also  hier  das  werk  dreier  Übersetzer  vor  uns,  Schlegel's  und 
seiner  dreissig  jähre  nach  ihm  kommenden  fortsetzer,  deren 
anteile  ihrer  art  und  ihrem  werte  nach  sehr  verschieden  sind. 
Will  man  sich  ein  unbefangenes  urteil  über  das  geleistete 
bilden,  so  wird  man  aber  nicht  nur  die  entstehungsgeschichte 
des  Werkes,  sondern  auch  das  Zustandekommen  seines  hohen 
ansehens  immer  im  äuge  behalten  müssen. 

Die  Übersetzungsversuche  Schlegel's  reichen  noch  in  das 
achtzehnte  Jahrhundert  zurück.  Zwischen  1796  und  1801  waren 
sechzehn  stücke  Shakespeares  von  ihm  verdeutscht  worden, 
denen  18 10  als  siebzehntes  Richard  III.  nachfolgte.  Zur  fort- 
setzung  der  arbeit,    die    er   unter  andern  Verhältnissen  und  in 

J.  Hoops,  Englische  Studien.  28.  3.  21 


322 


W.    Wetz 


einer  andern  Stimmung  begonnen  hatte,  konnte  er  sich  nicht 
mehr  entschliessen,  daher  unternahm  es  Tieck,  dem  der  ruf 
des  grössten  lebenden  Shakespearekenners  vorausging,  das 
grosse  werk  zu  ende  zu  führen.  Man  weiss,  wie  er  in  pomp- 
haften Worten  der  weit  seinen  entschluss  ankündigte,  aber 
nicht  die  kraft,  ihn  auszuführen,  besass  und  bloss  durch  das 
eintreten  jüngerer  freunde«  in  der  läge  war,  nach  geraumer  zeit 
sein  versprechen  einzulösen.  Von  den  noch  fehlenden  stücken 
hat  Wolf  graf  Baudissin  dreizehn,  Dorothea  Tieck,  des 
dichters  tochter,  sechs  übersetzt.  Das  nachwort  der  Tieck'schen 
gesamtausgabe,  das  dies  Verhältnis  anerkennt,  aber  zugleich 
verschleiert,  erweckt  den  anschein,  als  habe  Tieck  in  gemein- 
samer arbeit  mit  seinen  beiden  gehülfen  erst  den  endgiltigen 
Wortlaut  festgestellt,  weshalb  weder  diese  noch  er  selber  heraus- 
zufinden vermöchten,  »was  und  wie  viel  ihm  an  der  Über- 
setzung gehöre  und  zugeschrieben  werden  könne.«  Über  die 
natur  des  zusammenarbeitens  von  Tieck  und  seiner  tochter 
wissen  wir  wenig,  wohl  aber  können  wir  auf  grund  der  noch 
erhaltenen  handschriften  Baudissin's  seinen  anteil  an  den  von 
ihm  übertragenen  stücken  und  den  seines  berühmten  mit- 
arbeiters  genau  feststellen,  der  die  ehre  und  den  gewinn  allein 
erntete.  Aus  ihnen  geht  hervor,  dass  Baudissin  seine  Über- 
setzung allein  hergestellt  hat,  und  dass  Tieck  sich  bloss  die 
fertige  arbeit  vorlesen  Hess  und  hierbei  .die  Veränderung 
dieser  und  jener  einzelheit  veranlasste.  Manche  kleine  Ver- 
besserung wird  so  zu  stände  gekommen  sein,  häufig  hat  je- 
doch auch  Tieck  dem  bescheidenen  manne,  der  sich  gegen 
besseres  wissen  fügen  musste,  eine  seiner  überkünstlichen 
auslegungen  aufgedrängt,  durch  die  er  dem  sinne  des  dichters 
gegen  die  dürre  prosa  der  englischen  kommentatoren  zu  seinem 
rechte  zu  verhelfen  vermeinte.  »Baudissin  musste  bisher«, 
sagt  Michael  Berftays,  der  dafür  manche  belege  beibringt, 
»die  schuld  einzelner  missgriffe  tragen,  von  denen  wir  ihn 
jetzt,  nach  dem  Zeugnisse  der  handschriften,  völlig  entlasten 
können«.  (Preuss.  jahrb.  bd.  68  s.  551).  Von  diesen  in  ihrem 
umfang  und  in  ihrer  bedeutung  überschätzten  kleinen  än- 
derungen  abgesehen,  gehörten  Tieck  an  seiner  ausgäbe  nur 
die  anmerkungen,  die  man  in  den  späteren  abdrücken  mit 
recht  weggelassen  hat. 


Zur  beurteilung  d.  sog.  Schlegel-Tieck'sclien  Shakespenre-ühersefziing  -    1.2  X 

Es  wäre  wohl  endlich  einmal  an  der  zeit ,  die  soge- 
nannten Tieck'schen  Shakespeare-Übersetzungen  deren  wirk- 
lichen Verfassern  beizulegen  und  ihre  Vorzüge  und  schwächen 
diesen  anzurechnen.  Wenn  graf  Baudissin  grossmütig  das 
honorar  für  seine  arbeit  den  töchtern  Tieck's  zuwandte 
und  sich  für  seine  mühe  und  anstrengung  durch  ein  paar 
gönnerhafte  worte  Tieck's  reichlich  entschädigt  glaubte,  so 
sollte  dies  doch  uns  nicht  abhalten ,  ein  sechzigjähriges  un- 
recht wieder  gut  zu  machen  und  endlich  dem  wackeren  Bau- 
dissin zu  einem  platz  neben  Schlegel  auf  dem  titel  unserer 
verbreitesten  Shakespeareübersetzung  zu  verhelfen.  Denn  es 
kann  doch  kaum  anders  als  eine  Unredlichkeit  gegen  das  publi- 
kum  bezeichnet  werden,  wenn  zahlreiche  spätere  ausgaben, 
die  ohne  das  aufklärende  nachwort  von  Tieck  erschienen, 
Skakespeare's  dramatische  werke  ȟbersetzt  von  Schlegel 
und  Tieck:  zu  bieten  versprachen.  Man  begreift,  wie  ein 
Verleger  sich  scheute,  den  namen  Tieck's  durch  zwei  weniger 
klangvolle  zu  ersetzen,  was -auch  keine  geringe  kränkung  für 
die  Selbstgefälligkeit  des  greisen  dichters  bedeutet  haben  würde : 
weniger  ist  es  jedoch  zu  billigen,  wenn  die  deutsche  Shake- 
spearegesellschaft, die  den  Sachverhalt  sehr  wohl  kannte,  sich 
nicht  entschliessen  konnte,  in  ihren  beiden  ausgaben  der  Wahr- 
heit die  ehre  zu  geben,  und  spätere  herausgeber  und  verlegcr 
dies  beispiel  nachahmten.  Allerdings  lassen  sich  auch  für  dieses 
verhalten  gründe,  wenn  auch  nicht  sehr  rühmliche,  anführen. 
Hätte  die  deutsche  Shakespearegesellschaft,  als  sie  1867  einen 
revidierten  deutschen  Shakespeare  veranstaltete,  den  namen 
des  damals  noch  lebenden  Baudissin  genannt,  so  wäre  sie 
auch  verpflichtet  gewesen,  erst  seine  einwilligung  einzuholen, 
ehe  sie  mit  seiner  arbeit  wie  mit  herrenlosem  eigentum  schaltete. 
Die  rechnung  auf  die  vornehme  sinncsart  des  mannes  hatte 
nicht  getäuscht.  Baudissin  ertrug  stillschweigend  die  neue  un- 
bill  wie  die  früheren,  ja  Hess  es  ruhig  geschehen,  als  man  nur 
unwesentlich  und  nicht  immer  glücklich  abgeänderte  Über- 
tragungen von  ihm  als  die  arbeit  anderer  Übersetzer  erscheinen 
Hess.  Nur  die  nachrufe  seiner  freunde  verrieten,  dass  er  das 
unrecht  doch  schmerzlich  empfunden  hatte.  Für  die  Verleger 
spielte  mit,  dass  Tieck  1853  und  Baudissin  1878  starb,  eine 
Tieck'sche  Übersetzung  sonach  um  ein  vierteljahrhundert  früher 
für  den  nachdruck  frei  wurde.    Dazu  kam,  dass  die  vertraute 

21* 


324 


W.   Wetz 


bezcichnung:  übersetzt  von  Schlegel  und  Tieck  ,  welche  die 
beiden  auch  sonst  meist  verbundenen  häupter  der  romantischen 
schule  so  schön  vereinigte,  nicht  nur  wirksamer  klang,  sondern 
auch  handlicher  war.  So  traf  vieles  zusammen,  um  die  Aktion, 
dass  wir  hier  ein  werk  der  beiden  romantiker  vor  uns  haben, 
immer  wieder  zu  stützen,  und  wir  dürfen  von  glück  sagen, 
wenn  wir  ihr  verschwinden  erleben. 

Zwar,  als  beim  tode  Baudissin's  alle  namhaften  blätter 
den  wahren  Sachverhalt  darlegten,  konnte  es  vorübergehend 
scheinen,  als  ob  man  nun  auch  bald  die  konsequenzen  für  die 
benennung  einer  Übersetzung,  die  ihm  so  viel  verdankt,  daraus 
ziehen  würde.  Allein  es  fehlte  an  dem  entscheidenden  vor- 
gehen, wie  man  es  vielleicht  von  der  deutschen  Shakespeare- 
gesellschaft hätte  erwarten  können,  und  jetzt,  wo  ausser  Bau- 
dissin  auch  seine  freunde  meist  verstumnit  sind,  ist  kaum 
mehr  zu  hoffen,  dass  ein  in  gleicher  weise  sinnloses  wie  un- 
redliches herkommen  noch  gebrochen  werden  könnte.  Aller- 
dings meint  Er  an  dl,  der  bearbeiter  einer  neuen  ausgäbe 
unserer  Übersetzung  für  das  Bibliographische  Institut,  Tieck's 
energie,  mit  der  er  die  Vollendung  von  Schlegels  werk  veran- 
lasste, verdiene  dankbarkeit  genug,  um  uns  bei  der  herge- 
brachten bezeichnungsweise  festzuhalten.  Mit  demselben  rechte 
könnte  man  einen  Verleger,  der  unaufhörlich  einen  autor  zum 
abschluss  eines  werkes  drängt,  dessen  verf£i.SvSer  nennen,  und 
Brandl  belehrt  uns  selber,  dass  die  gewinnung  Baudissin's  ebenso 
sehr  das  verdienst  G.  Reimer's  als  Tieck's  ist. 

Die  herkömmliche  bezeichnung  hat  die  Schätzung  unserer 
Übersetzung  in  nachhaltigster  weise  beeinflusst.  Da  die  litte- 
raturgeschichte  die  namen  Schlegel  und  Tieck  sozusagen  in 
einem  atem  auszusprechen  pflegt,  erweckte  eine  arbeit,  die 
sich  als  das  werk  beider  gab,  unwillkürlich  den  eindruck,  als 
ob  sie  W'ie  aus  einem  gusse  sei.  Jeden  augenblick  finden  wir 
Verallgemeinerungen  von  urteilen,  die  man  sich  nach  teilen 
der  Schlegel'schen  Übersetzung  gebildet  hat,  und  manches  lob 
derer,  die  zwischen  Schlegel  und  seiner  fortsetzung  zu  scheiden 
gewohnt  sind,  w^ar  von  Baudissin  redlich  verdient  worden, 
wurde  aber  auch  auf  Dorothea  Tieck  ausgedehnt.  Früher 
konnte  man  überhaupt  nur  mit  grosser  mühe  feststellen,  wer 
von  beiden  denn  eiL^entlich   ein  stück  übersetzt  hatte. 


Zur  beurteiUing  d.  sog.  Schlegel-Tieck'schen  Shakespeare-Übersetzung      ^25 

Wir  glauben  dass  mehr  noch  als  die  gute  der  arbeit  die 
namen  der  beiden  berühmten  männer  unserer  Übersetzung  zu 
ihrem  beinahe  kanonischen  ansehen  verholfen  haben.  Wären 
die  Übersetzungen  Dorothea's  unter  ihrem  namen  und  gar 
selbständig  erschienen,  wie  die  trefflichen  Übertragungen  Kauf- 
mann's,  so  würde  man  wohl  für  ihre  mängel  weniger  nach- 
sichtig gewesen  sein  als  so,  wo  ihre  leistung  von  den  weit 
besseren  Schlegel's  und  Baudissin's  getragen  wurde  und  sich 
überdies  unter  dem  schilde  der  Schlegel-Tieck'schen  ctikette 
deckte.  Weit  mehr,  als  es  gewöhnlich  geschieht,  sollte  im 
äuge  behalten  werden,  wie  sehr  den  Übersetzungen  Dorothea's 
die  Verbindung  mit  denen  Baudissin's,  und  beiden  dies  zu 
statten  kam,  dass  sie  als  ergänzung  der  schon  seit  dreissig 
Jahren  in  höchstem  ansehen  stehenden  Schlegel'schen  Über- 
setzung auftraten. 

Wie  oft  wird  nicht  von  den  lobrednern  des  sogenannten 
Schlegel-Tieck'schen  Shakespeare  darauf  hingewiesen,  dass 
diese  ausgäbe  noch  immer  die  »populärste«  und  »beliebteste« 
sei  und  bisher  von  keiner  andern  in  der  gunst  des  publikums 
habe  verdrängt  werden  können.  Diese  popularität  und  beliebt- 
heit  erklären  sich  sehr  einfach:  wer  die  anerkannt  gute  Über- 
setzung Schlegels  haben  wollte,  musste  die  von  Tieck  heraus- 
gegebene ergänzung  mitnehmen  und  konnte  sich  mit  seiner 
gesamtausgabe  auch  um  so  eher  zufrieden  geben,  als  die  von 
Baudissin  bearbeiteten  stücke  sicher  eine  achtungswerte  leistung 
darstellten.  Aber  was  beweist  das  für  die  gute  aller  hier  ver- 
einigten arbeiten,  namentlich  für  die  noch  nicht  sehr  weit 
zurück  liegende  zeit,  wo  die  Schlegel'sche  Übersetzung  das 
alleinige  eigentum  der  G.  Reimer'schen  Verlagsbuchhandlung 
war  und  nicht  ohne  ihre  fortsetzung  ausgegeben  wurde  .^  Dass 
teilübersetzungen  wie  die  von  Kaufmann,  die  auch  nicht 
einmal  die  von  Schlegel  -unübersetzt  gelassenen  stücke  voll- 
ständig enthielten,  trotz  aller  Vorzüge  gegen  einen  so  mächtigen 
gegner  nicht  aufkommen  konnten,  liegt  auf  der  hand. 

Zwar  schien  es  einmal,  als  ob  die  meinung  von  der  un- 
übertrefflichkeit unserer  Shakespeareübersetzung  ins  wanken 
gekommen  sei.  Um  die  mitte  der  sechziger  jähre  traten  bei- 
nahe gleichzeitig  drei  neue  ausgaben  mit  dem  anspruch  hervor, 
sie  zu  verbessern  oder  zu  überholen.  Die  vorhin  erwähnte 
von    Ulrici    redigierte    ausgäbe    der    deutschen    Shakespeare- 


3  26  W.  Wetz 

gesellschaft  beseitigte  irrtümer,  versehen  imd  Kicken  in  den 
von  Schlegel  selber  bearbeiteten  stücken,  in  den  andern  wurde 
die  Übertragung  Baudissin's  und  Dorothea's  teils  verbessert, 
teils  durch  eine  neue  ersetzt.  Dann  wurden  unter  leitung  von 
Bodenstedt  und  Dingelstedt  von  jenem  für  Brockhaus, 
von  diesem  für  das  Bibliographische  Institut,  zwei  neue  Ver- 
deutschungen Shakespeare's  durch  ein  zusammenwirken  einiger 
unserer  formgewandtesten  Übersetzer  unternommen.  Wenn 
neben  Bodenstedt  männer  wie  Gildemeistcr,  Paul  Heyse, 
Hermann  Kurz,  Adolf  Wilbrandt,  neben  Dingelstedt 
solche  wie  W.  Jordan,  L.  Seeger,  K.  Simrock,  H.  Viehoff 
und  F.  A.  Gelbcke  standen,  to  durfte  man  überzeugt  sein, 
dass  in  beiden  Übersetzungen  gutes,  vielfach  ausgezeichnetes 
geboten  wurde.  Auch  waren  die  stimmen  damals  nicht  selten, 
die  behaupteten,  dass  viele  der  neuen  Übertragungen  bei  gleicher 
treue  weit  lesbarer  seien  als  die  Schlegel's  oder  gar  die  seiner 
fortsetzer.  Es  bleibt  ewig  schade,  dass  Bodenstedt  und  Dingel- 
stedt sich  damals  nicht  zur  herstellung  einer  einzigen  noch 
besseren  Übersetzung  verbanden,  die  dann  vielleicht  alle  übrigen 
übertroffen  hätte.  So  schwankte  das  publikum  unentschieden 
zwischen  beiden  ausgaben  und  der  alten  Schlegel-Tieck'schen; 
es  zog  aus  der  Bodenstedt'schen  dieses,  aus  der  Dingelstedt'- 
schen  jenes  stück  vor,  und  Schlegel  behauptete  mit  Baudissin 
und  Dorothea  das  feld  gegen  in  mancher  hinsieht  überlegene 
gegner. 

Bald  sollte  sogar  Schlegel's  werk  eine  auszeichnung  ganz 
einziger  art  erfahren.  Michael  Bernays  \Ziir  entskhnngs- 
geschickte  des  Schlegel' sehen  Shakespeare.  1872)  erwies  ihm  alle  ehren 
eines  klassischen  meisterwerks  und  untersuchte  seine  ent- 
stehung  und  seine  textbeschaffenheit  mit  all  der  Sorgfalt  und 
feinheit,  wie  sie  von  diesem  meister  philologischer  kleinarbeit 
zu  erwarten  war.  .  Welchem  philologen  geht  das  herz  nicht 
auf,  wenn  er  einem  schriftsteiler  sozusagen  auf  die  finger 
sehen,  auf  grund  verschiedener  handschriften  und  drucke  seine 
arbeitsweisc  und  seine  stete  annäherung  an  das  ihm  vor- 
schwebende ideal  bequem  studieren  kann.^  Bei  Schlegel  waren 
nun  verschiedene  fassungen  ganzer  stücke  und  zahllose  \ari- 
anten  für  einzelne  stellen  vorhanden,  die  dem  Übersetzer  mühe 
machten,  und  für  die  er  niclit  gleich  die  entsprechende  deutsche 
Wendung    fand.     An    ihnen    wies  Bernays    liebevoll   nach,   wie 


Zur  bemteilung  d.  sog.  Schlegel-Tieck'schen  Slinkespeare-i'ibeisetziing      ^27 

Schlegel  zuerst  tastend  seinen  weg  suchte,  wie  ernst  er  es 
nahm,  und  wie  schwer  er  sich  genug  thun  konnte,  wie  er 
prüfte  und  verwarf,  und  wie  er  schliesslich  seinen  eigenen 
Stil  fand. 

Das  alles  war  geeignet,  die  höchste  Vorstellung  von 
Schlegel's  arbeit  zu  erwecken,  wie  ja  auch  schon  die  blosse 
thatsache,  dass  Bernays  sie  einer  philologischen  behandlung 
für  wert  erachtet  hatte,  für  ihre  bedeutung  sprach.  Ja,  auch 
ein  gewisses  gemütliches  Interesse  fehlte  nicht,  namentlich 
wenn  man  sah,  wie  oftmals  Schlegel  zwischen  sechs  oder  mehr 
Übertragungen  einer  stelle  schwankte,  die  uns  alle  die  hand- 
schrift  aufbewahrt  hat,  bis  sich  schliesslich  eine  ungezwungene 
fassung  in  der  handschrift  einer  frau  —  Karolinens,  die  damals 
frau  Schlegel  hiess  —  einstellte  und  im  druck  verewigt  wurde : 
sie  war  durch  das  zusammenwirken  beider  gatten  oder,  wie 
unsere  philologen  galant  durchblicken  lassen  —  galanterie 
gegen  Karoline  gehörte  von  jeher  zum  guten  ton  bei  den 
philologen  —  vielleicht  von  Karoline  allein  gefunden  worden. 
Auch  konnte  Bernays  nachweisen,  dass  für  viele  die  ausgäbe 
entstellenden  fehler  und  auslassungcn  Schlegel  keine  schuld 
traf;  sie  waren  erst  beim  abschreiben  oder  drucken  entstanden 
und  liessen  sich  aus  den  handschriften  leicht  korrigieren,  wo 
auch  unter  den  verworfenen  lesarten  manche  standen,  die 
besser  waren,  als  die  in  den  text  aufgenommenen.  Hier  mit 
schonender  hand  einzugreifen  und  Schlegel  durch  Schlegel 
zu  verbessern,  schien  Bernays  statthaft  und  geboten,  während 
er  im  übrigen  Schlegel's  wort  für  unantastbar  erklärte.  Nach 
diesem  prinzip  säuberte  und  berichtigte  er  1871  den  Schlegel'- 
schen  text,  in  der  ausgäbe  vom  jähre  1891  auch  den  Baudissin's, 
aus  dem  er  mit  hülfe  der  ebenfalls  enthaltenen  entwürfe  nament- 
lich manche  unglückliche  änderung  Tieck's  entfernte. 

Für  Bernays  ist  Schlegel's  Shakespeare  weniger  eine 
Übersetzung,  die  immer  nur  innerhalb  gewisser  grenzen  das 
original  vertritt  und  bestenfalls  unvollkommen  bleibt,  als  ein 
originalwerk,  von  dem  jeder  eingriff  einer  fremden  hand  ab- 
zuwehren ist.  Schlegel's  nachbildungen  haben  sich  den  ur- 
gebilden  unserer  vaterländischen  dichtung  würdig  angereiht. 
Unangetastet  und  unverkümmert,  mit  ihren  schwer  zu  er- 
reichenden    vorzüt/en    und    ihren    leicht    zu    verschmerzenden 


328 


W.  Wetz 


mangeln ,  so  müssen  sie  der  folgezeit  treulich  erhalten 
bleiben.' 

Seitdem  nun  die  Schutzfrist  für  Schlegel  und  neuerdings 
auch  für  die  unter  Tieck's  flagge  segelnden  fortsetzer  abge- 
laufen ist,  verbreitete  sich  ihre  Übersetzung  in  immer  neuen 
ausgaben  der  verschiedensten  art.  Heute  ist  sie  billiger  als 
eine  der  andern  guten  zu  haben.  Anfangs  wurden  wohl  auch  aus 
Schlegel  und  andern  Übersetzern  gesamtausgaben  zusammen- 
gestellt. Max  Koch  hat  so  für  die  Cotta'sche  Bibliothek  der 
weltlitteratur  Schlegel  durch  Kaufmann  ergänzt  und  die 
wenigen  noch  fehlenden  stücke  in  der  Übertragung  von  Abra- 
ham und  Heinrich  Voss  gebracht.  INIeist  aber  werden  uns 
»Shakespeare's  dramatische  werke.  Übersetzt  von  Schlegel 
und  Tieck-  geboten.  Die  gewöhnlichen  ausgaben  enthalten 
einfache,  mehr  oder  minder  fehlerhafte  abdrucke,  andere  suchen 
im  einzelnen  zu  bessern  und  zu  berichtigen.  Hier  ist  zuerst 
]\Iax  Koch  zu  nennen,  der  besonders  mit  den  arbeiten  von 
Vossens  söhnen  sehr  frei  schaltete,  aber  auch  bei  Schlegel 
nicht  vor  zahlreichen  änderungen  zurückschreckte.  Konser- 
vativer verfuhren  mit  dem  texte  Schlegel's  und  seiner  ge- 
nossen Richard  Gosche  und  Tschi schwitz,  die  herausgeber 
der  Grote'schen  ausgäbe,  im  grossen  und  ganzen  auch  W. 
Oechelhäuser,  der  Vorsitzende  der  deutschen  Shakespeare- 
gesellschaft, der  in  ihrem  auftrage  eine  Volksausgabe  veran- 
staltete. Zu  der  kritischen  ausgäbe  von  Bernäys  gesellte  sich 
eine  zweite  von  Aloys  Brandl,  der  jedoch  eine  erneute  durch- 
sieht der  handschriften  nach  der  gründlichen  durchforschung 
seines  Vorgängers  mit  recht  für  entbehrlich  hielt.  Ein  Anglist 
konnte  sich  selbstverständlich  nicht  dabei  beruhigen ,  dass 
er  die  \'on  den  Übersetzern  begangenen  fehler  oder  die 
lückcn,  die  sie  gelassen  hatten,  einfach  wiederholte.  Er  griff 
daher  zu  einem  wunderlichen  auskunftsmittel,  von  dem  wir 
später  noch  sprechen  müssen. 

Während  wir  so  auf  der  einen  seite  die  absolute  unan- 
tastbarkeit des  Wortlauts  der  sogenannten  Schlegel-Tieck'schen 
Übersetzung  von  angesehenen  philologen  proklamiert  finden, 
wird  auf  der  andern  seite  in  Veröffentlichungen  der  allerjüngsten 
zeit  ebenso  energisch  die  möglichkeit  und  notwendigkeit,  sie 
zu  verbessern,  betont.  Fr.  Th.  Vischcr,  dessen  urteil  und 
takt  in  einer  fra^e  des  dichterischen  ausdrucks  wohl  von  nie- 


Zur  beurteilung  d.  sog.  Schlegfl-Tieck'schen  Shnkespeare-übersetzung      229 

manden  bestritten  wird,  ist  hier  an  erster  stelle  mit  seinen 
Shakespeare-Vorträgen  zu  nennen,  wo  er  den  Hafnlct,  Romeo 
lind  Julie  und  Macbeth  vielfach  neu  übersetzt.  Demnächst  kommt 
ein  Programm  des  Nürnberger  gymnasialprofessors  Christian 
Eidam^)  mit  einigen  Verbesserungsvorschlägen,  die  fast  alle  bei 
der  kritik  die  freundlichste  aufnähme  fanden.  Ferner  hat 
Eduard  Cossmann  in  einer  in  Paris  bei  Didot  erschienenen 
ausgäbe  des  Hamlet  nach  der  Schlegel'schen  Übersetzung  diese 
an  ein  paar  hundert  stellen  zu  berichtigen  und  zu  verbessern 
gesucht:  käme  auf  fünf  änderungen  nur  eine  gelungene,  so 
wäre  dies  sicher  ein  sehr  beachtenswertes  resultat.  Und  schliess- 
lich haben  doch  auch  die  andern  Übersetzer,  die  sich  nach 
Schlegel  und  seinen  genossen  an  dieselbe  aufgäbe  mit  ihnen 
wagten,  damit  zu  erkennen  gegeben,  dass  sie  einen  wettkampf 
mit  ihnen  nicht  für  ganz  aussichtslos  hielten. 

Unter  diesen  umständen  ist  es  wohl  angebracht,  die  frage 
einmal  von  neuem  vorzunehmen  und  von  den  schlagworten 
und  phrasen,  mit  denen  man  uns  meist  abspeist,  auf  die  dinge 
selber  zurückzugehen.  Es  handelt  sich  also  darum,  ob  jene 
gepriesene  Übersetzung  in  der  that  so  vortrefflich  ist,  dass  sie 
nicht  mehr  verbessert  werden  kann,  und  wenn  das  nicht  der 
fall  ist,  was  dann  geschehen  soll.  Wir  scheiden  selbstverständ- 
lich zwischen  den  anteilen  der  drei  Übersetzer  und  wenden 
uns  zunächst  zu  Schlegel,  der  ton  und  Charakter  des  ganzen 
Werkes  bestimmte. 

II. 

Böckh  sagt  in  seiner  Encyclopädie  und  Methodologie  über 
Übersetzungen :  »Nur  darf  man  solche  leistungen  nie  als  ab- 
geschlossene klassische  werke  ansehen:  sie  bedürfen  fort- 
während der  Vervollkommnung,  da  sie  im  besten  falle  doch 
nur  das  jeweilige  Verständnis  des  Übersetzers  wiedergeben. 
Der  Übersetzer  kann  nie  mehr  verdienst  in  anspruch  nehmen 
als  etwa  ein  Zeichner  oder  kupferstecher,  der  eine  Raphael'- 
sche  madonna  kopiert. 

Dass  nun  Schlegel's  Shakespeare  unter  den  Übersetz- 
ungen   einen    sehr    hohen    rang    einnimmt    und    den    dichter 


^)  Bemerkungen  zu  einigen  stellen  Shakespeare'scher  dramen  sowie  zur 
Schlegel'schen  Übersetzung.  Nürnberg  1898.  [Vgl.  die  besprechung  dieser  schrift 
weiter  unten  in  diesem  hefte.     Die  red.]. 


33° 


W.  Wetz 


erst  wirklich  bei  uns  eingebürgert  liat,  wird  von  keiner  seite 
bestritten.  Man  muss  um  so  mehr  achtimg  vor  seiner  leistung 
haben,  wenn  man  sich  vergegenwärtigt,  mit  wie  unvollkomme- 
nen hilfsmitteln  er  arbeitete,  und  dass  er  zu  Vorgängern  Wie- 
land und  den  in  doppelter  hinsieht  prosaischen  Eschenburg 
hatte.  Die  Sicherheit  seines  kritischen  blicks  und  seine  fähig- 
keit,  trotz  aller  hindernisse  zu  dem  sinne  des  dichters  durch- 
zudringen und  ihn  in  einer  andern  spräche  wirksam  wieder- 
zugeben, zeigen  sich  oft  in  wahrhaft  glänzender  weise.  Es 
müsste  jedoch  wie  mit  einem  wunder  zugegangen  sein,  wenn 
diese  übersetzimg  von  dem  allgemeinen  loos  aller  Übersetzungen, 
viele  mängel  aufzuweisen,  frei  wäre.  Zwar  sagt  Bernays,  der 
sich  nicht  im  lobe  der  unvergleichlichen  gesamtleistung  er- 
gehen will,  mit  herausgeberemphase:  >Wozu  das  lob,  da  nie- 
mand, der  gehör  verdient,  die  stimme  des  tadeis  erhebt.^« 
Als  man  Beethoven  die  ersten  bände  der  Schlegel'schen  Über- 
setzung gesandt  hatte,  warf  er  sie,  wie  ich  bei  Eidam  ange- 
führt sehe,  nach  durchlesung  weniger  selten  als  eine  ver- 
renkte, schwer  verständliche  arbeit  unw'illig  beiseite.  Auch 
Schiller,  Heine,  O.  Ludwig,  F.  Th.  Vischer,  um  aufs 
geratew'ol  einige  namen  herauszugreifen,  deren  urteil  in  diesen 
dingen  etwas  mehr  bedeutet  als  das  von  Bernays,  hatten 
manches  an  ihr  zu  tadeln.  Schwer  fällt  allerdings  das  lob 
eines  selber  als  Übersetzer  ausgezeichneten  mannes  in  die 
wage,  Gildemeisters,  der  besonders  im  'hinblick  auf  den 
Julius  Cäsar,  >' Schlegel 's  meisterwerk^ ,  auf  den //d'w/i?/ und  den 
Kaufmaim  von  Venedig  rühmte,  »der  grössere  teil  dieser  Über- 
setzungen sei  schlechthin  unübertrefflich,  und  auch  von  dem 
verbleibenden  rest  sei  das  meiste  so  vorzüglich,  dass  der  Über- 
setzer nur  mit  äusserster  vorsieht  ändern  dürfe,  wenn  er  nicht 
gefahr  laufen  wolle,  statt  des  vorhandenen  bessern  ein  schlech- 
teres neues  zu  bieten.«  Allein  das  hielt  Gildemeister  selber 
von  diesem  gefährlichen  Wagnisse  nicht  ab,  das  in  zahllosen 
fällen  von  dem'  schönsten  erfolg  gekrönt  war. 

Man  sollte  nicht  vergessen,  dass  Schlegcl's  Übersetzungen 
sehr  ungleich  sind,  und  dass  er  zum  Schlüsse  eine  gewisse 
manier  angenommen  hatte,  eine  art  Übersetzerjargon  schrieb. 
Schlegel's  programm  :  Schritt  \'or  schritt  dem  buchstaben  des 
Sinnes  zu  folgen  und  doch  einen  W\\  der  unzähligen,  unbe- 
schreiblichen Schönheiten,  die  nicht   in  buchstaben  liegen,  die 


Zur  beurteilung  d.  sog.  Schlegel-Tieck'schen  Shakespeare-Übersetzung      331 

wie  ein  geistiger  hauch  über  ihm  s  c  li  w  e  b  e  n  ,  zu  er- 
haschen«, ist  wohl  am  glänzendsten  in  seinem  Julius  Cäsar  ver- 
wirkUcht.     In  einigen   der  später  übertragenen  stücke  arbeitet 
er,  dank  der  erlangten  Übung,  rascher,  aber  auch  mehr  hand- 
werksmässig.    Zwar  zeigt  sich  auch  hier  noch  immer  der  grosse 
Übersetzer,    aber  wenn  wir  hören,    dass  er  zwei  akte  Heinrichs 
des  Sechstefi  in  sechs  tagen  bewältigt  habe,   so  dürfen  wir  über- 
zeugt sein,    dass    jene    glücklichen  fünde,    durch    die  er  zarte 
Schönheiten    des  Originals    für    seine  nachbildung  rettete,    sich 
weit    seltener    einstellten   als    früher,    wo  er  mit  mehr  Sorgfalt 
und  hingebung  arbeitete.     Schlegel  meistert  wohl  die  spräche 
wunderbar,  aber  sie  gewährt  ihm  ihre  gunst  fast  nie  aus  freien 
Stücken,    sondern  meist   nur  als  lohn  mühevollen  ringens.     In 
seinen  Übersetzungen,  namentlich  bei  denen  aus  dem  Spanischen, 
vermisst  man  oft  leichtigkeit  und  natürlichkeit.     Wir,  die  wir 
in  der  hochschätzung  von  Schlegel's  Shakespeare  aufgewachsen 
sind  und  seine  härten  geduldig  hinzunehmen  oder  gar  als  eine 
charakteristische    nachbildung    der   Shakespeare'schen  spräche 
anzusehen  gelernt  haben,    sind  hier  keine  guten  richtcr  mehr. 
Doch    wird    mir   jeder,    der    zuerst   Shakespeare    in  Schlegel's 
Übersetzung   las    und  später   zu  dem  original  überging,    gerne 
bestätigen,  wie  ihn  die  anmut  und  Schönheit  der  diction  Shake- 
speare's    im  vergleich    zu    der    seines  Übersetzers  überraschte. 
Auch  kann  man  jeden  augenblick  von  gebildeten  lesern  klagen 
über  die  spräche  des  Schlegel'schen  Shakespeare  hören.     Die 
Zeitgenossen  wenigstens  fanden  sie  ^ zu  schwerfällig  und  dunkel«, 
und  Tieck,  der  in  einer  vorrede  seiner  ausgäbe  dies  einräumt, 
hatte    bei    ihrem    erscheinen    schon    darüber    zu   klagen,    dass 
diese  Übersetzung  »so  manche  gemüter  nicht  ansprechen  wolle«. 
Wir  führten  schon  das  urteil  Beethoven's  an  und  können  ihm 
ein  ähnliches  von  Schiller  anreihen.    Dieser  schreibt  unterm 
22.  Okt.    1799  an  Goethe:    »Ich  habe  in  den  neuen  band  von 
Schlegel's  Shakespeare  hineingesehen  und  mir  däucht,  dass  er 
sich  viel  härter  und  steifer  liest  als  die  er.sten  bände.     Wenn 
Sie  es    auch    so    finden,    so  wärs    doch   gut,    ihm  etwas  mehr 
fleiss    zu    empfehlen.«     Bernays  (Shakespeare-Jahrbuch  bd.  I 
s.  400)  meint  zwar,   »es  bewege  uns  zum  lächeln«,  wenn  wir  auf 
eine  solche  äusserung  .stiessen.    Doch  wird  man  dem  schwerlich 
beistimmen,  wenn  man  etwa  Richard  II.,  der  mit  König  Johann 
in  jenem  bände  stand,  mit  dem  original  und  der  Übersetzung 


;32 


\V.   Wetz 


(jildemeister's,    die    uns    gerade    zur    band    ist,    vergleicht. 
Wir  wählen  aufs  geratewohl  ein  paar  stellen. 

Richard,  durch  Bolingbroke's  empörung  aus  Irland  zurück- 
gerufen, ist  eben  ans  land  gestiegen,  und  es  entspinnt  sich 
zwischen  ihm  und  seinen  getreuen  folgende  Unterhaltung : 

Aumerlc. 
Wie  dünket  euch  die  luft 
Nach  eurem  schwanken   auf  der  holilen   see? 

König  Richard. 
Wohl  muss  sie  gut  mir  dünken  :   vor  freude  wein'   ich, 
Noch  'mal  auf  meinem   königreich   zu   stehn.   — 
5      Ich  grüsse  mit  der  hand  dich,   teure  erde. 
Verwunden  schon  mit  ihrer  rosse  hufen 
Rebellen  dich;  wie  eine  mutter,  lange 
Getrennt  von   ihrem  kinde,   trifft  sie's  wieder, 
Mit  thränen   und  mit  lächeln   zärtlich  spielt: 
IG      So  weinend,   lächelnd,  grüss'   ich  dich,   mein  land, 
Und  schmeichle   dir  mit  königlichen  bänden. 
Nähr'   deines  herren  feind  nicht,   liebe  erde ; 
Dein   süsses  lab'   ihm  nicht   den  räubersinn. 
Nein,   lass  sich  spiimen,   die   dein  gift  einsaugen, 
15      Und  träge  kröten   in   den   weg  ihm  legen, 
Zu   plagen  die  verräterischen   füsse. 
Die  dich  mit  unrechtmäss'gen   tritten   stampfen. 
Beut  scharfe  nesseln  meinem  feinde  dar 
Und,  pflücken  sie  von  deinem  buscn  blumen, 
20     Lass   —  bitt'   ich   —   nattern  lauernd  sie  bewahren. 
Die  mit   der  doppelzunge  gift'gem  stich 
Den  tod  auf  deines  herren  feinde  schiessen.   — 
Lacht  nicht   der  unempfundenen   beschwörung ! 
Die  erde  fühlt,   und   diese  steine  werden 
25      Bewehrte  krieger,   eh'   ihr  echter  könig 
Des  aufruhrs  schnöden   waffen  unterliegt. 

Carlisle. 
Herr,   fürchtet  nicht!   Der  euch   zum  könig  setzte. 
Hat  macht,   dabei  trotz  allem   euch  zu   schützen. 
Des  himmels   beistand  muss  ergriffen   werden 
30     Und  nicht  versäumt,   sonst  wenn   der  himmel  will 
Und  wir  nicht  wollen,   so   verweigern   wir 
Sein  anerbieten,   hüH"'   und  herstellung. 


Zur  beiirteilung  d.  sog.  Schlegel-Tieck'schen  Shalcespeare-üherset/.ung      ■j-7-2 

Aumerle. 
Er  meint,  mein   fürst,   dass  wir  zu  lässig  sind. 
Da  Bolingbroke   durch  unsre  Sicherheit 
35      Stark  wird  und  gross  an   mittehi   und  an   freunden. 
'Sla.n  vergleiche  damit  einmal  das  original  und  die  Gilde- 
meisterische Übersetzung. 

A  u  m  e  r  1  e. 
How  brooks  your  grace  the  air, 
After  your  late  tossing  on   the  breaking  seas? 

King  Richard. 
Needs  must  I  likc  it  well:   I  weep   for  joy, 
To  stand  upon   my  kingdom  once  again.    — 
Dear  earth,   I   do   salutc  thce  with  my   hand, 
Though  rebels  wound  thee  with  their  horses'  hoofs : 
As  a  long-parted  mothcr  with  her  child 
Plays  fondly  with  her  tears  and  smiles  in  meeting, 
So,  weeping,  smiling,  greet  I  thee,   my  earth. 
And  do  thee  favour  with  my  royal  hands. 
Feed  not  thy  sovereign's  foe,   my  gentle  earth, 
Nor  with  thy  sweets  comfort  his  ravenous  sense ; 
But  let  thy  spiders,   that  suck  up   thy  venom. 
And  heavy-gaited  toads,  lie  in  their  way, 
Doing  annoyance  to  the  treacherous  feet, 
Which  with   usurping  Steps  do   trample  thee. 
Yield  stinging  nettles  to  mine  enemies ; 
And  when  they  from  thy  bosom  pluck  a  flower, 
Guard  it,  I  pray  thee,  with  a  lurking  adder, 
Whose  double  tongue  may  with  a  mortal  touch 
Throw  death  upon   thy  sovereign's  enemies.   — - 
Mock  not  my  senseless  conjuration,  lords : 
This  earth  shall  have  a  feeling,  and  these  stones 
Prove  armed  soldiers,   ere  her  native  king 
Shall  falter  under  foul  rebellion's  arms. 

Bishop  of  Carlisle. 
Fear  not,   my  lord:  that  power  that  made  you  king, 
Hath  power  to   keep  you  king,   in   spite  of  all. 
The  means  that  heaven   yields  must  he  embrac'd, 
And  not  neglected ;   eise,   if  heaven  would, 
And  we  will  not,  heaven's  offer  we  refuse, 
The  profifer'd  means  of  succour  and  redress. 


334 


W.   Wetz 

Aumerle. 
He  ineaiis,  my  lord,  that  we  are  too  remiss; 
Whilst  Bolingbroke,  through   our  sccurity, 
Grows  strong  and  great  in  substance,  and  in  friends. 
Nun  G  i 1 d  e  m  e  i  s  t  e  r  : 

Aumerle. 
Wie  findet  ihr  die  luft 
Nach  dem  geschaukel  auf  der  hohlen  see? 

König  Richard. 
Sie  muss  wohl  gut  sein  :  o  vor  freude  wein'  ich, 
Mein   königreich  noch  einmal  zu  betreten. 
Ich   grüsse  mit  der  hand  dich,   teure  erde, 
Obwohl  rebellenrossc  dich  zerstampfen. 
Wie  eine  mutter,  lang  getrennt  vom  kinde. 
Beim  wiedersehn  mit  thränen  kost  und  lächeln. 
So  weinend-lächelnd  grüss  ich  dich,  mein  reich, 
Und  schmeichle  dir  mit  meiner  königshand. 
Nähr,  liebes  land,  nicht  deines  herrschers  feind. 
Lab'  seine  gier  mit  deiner  süsse  nicht; 
Lass  deine  spinnen,  die  dein  gift  einsaugen. 
Und  träge  kröten   seinen  weg   belagern 
Und  die  verräterfüsse  peinigen, 
Die  dich  mit  räuberischem   schritt  zertreten ; 
Beut  scharfe  nesseln   meinen  feinden   dar,.  • 
Und  pflücken  sie  von   deiner  brüst  ein  blümchen. 
So  setz'  als  wach'   ihm   eine  gift'ge  natter, 
Dass  sie  mit  mörderischer  doppelzunge 
Tod  schleudert  auf  die  feinde  deines  herrn !   — 
Lacht  nicht  der  unempfundencn  beschwörung: 
Denn  diese  erde  wird  gefühl  erhalten. 
Und  diese  steine  werden  krieger  werden. 
Eh'  ihr  gebdrner  könig  straucheln  wird 
Unter  den  waffen  schnöder  rebellion. 
Bischof  von  Carlisle. 
Herr,   fürchtet   nicht ;   der  euch   zum   könig  setzte. 
Kann   euch  als  könig  halten   wider  alle. 
Ergreift  die  mittel,   die  der  himmel  beut, 
Versäumt  sie  nicht ;   sonst  wenn   der  himmel  will, 
Und  wir  nicht,   so  verschmähn   wir  sein   erbieten. 
Des  himmels  dargereichte  hülf  und  rcttung. 


Zur  beurteilung  d.  sog.  Schlegel-Tieck'scheii  Shakespenie-ül)ersetzung      ^^S 

Aumerle. 
Er  meint,  mein  fürst,  dass  wir  zu  lässig  sind. 
Weil  Bolingbroke,  indess  wir  sorglos  feiern, 
Stark  wird  und  gross  an  freunden  und  gehalt. 
Niemand  wird  bestreiten  wollen ,  dass  Gildemeister,  der 
uns  darum  noch  lange  nicht  für  unübertrefflich  gilt,  bei  gleicher 
oder  grösserer  treue  den  charakter  von  Steifheit  und  Über- 
setzungsdeutsch, der  Schlegel's  Übertragung  anhaftet,  oft  glück- 
lich beseitigt  hat ,  während  er  zugleich  seinem  verse  einen 
festeren  gang  gegeben  ^)  und  viel  von  der  rnusik  der  Shake- 
speare'schen  verse,  die  bei  Schlegel  beinahe  verflogen  ist,  be- 
wahrt hat.  Man  sieht ,  wie  Gildemeister  sich  auf  Schlegel 
stützend,  diesen  übertroffen  hat.  Das  ändert  jedoch  nichts  an 
dem  rühme  Schlegel's,  der  -erst  das  muster  bot  und  in  \ielem 
gew'iss  unübertrefflich  ist:  »Zu  verbessern,  sagt  mit  recht 
Vischer,  ist  Schlegel  jetzt  relativ  leicht,  nachdem  er  voran- 
gegangen. Wer  den  ersten  wurf  gethan  hat,  der  ist  der  meister«. 
Aber  auch  Gildemeister's  verdienst  wird  durch  seinen  anschluss 
an  Schlegel  nicht  geschmälert ,  und  man  hätte  nur  wünschen 
mögen,  dass  das  schutzrecht  für  Schlegel  nicht  mehr  bestanden 
hätte ,  damit  Gildemeister  die  arbeit  seines  Vorgängers  noch 
freier  hätte  benutzen  dürfen.  Schlegel  war  hierin  selber  un- 
bedenklich. Er  nahm  in  seiner  Übersetzung  des  Sotnmernachts- 
traums  vieles  von  Wieland  unverändert  auf  und  rechtfertigte 
es  in  der  vorrede  damit,  dass  ihm  mehr  daran  gelegen  habe, 
»dass  die  von  ihm  gelieferte  Übersetzung  so  vollendet  wie 
möglich,  als  dass  sie  in  allen  ihren  teilen  neu  wäre«. 

Wir  geben  noch  ein  beispiel  aus  derselben  scene.  Ein 
paar  dutzend  verse  später  kommt  Salisbury,  um  dem  könig 
zu  melden,  dass  zwölftausend  Walliser,  da  bis  heute  früh  keine 
nach  rieht  \on  dem  könig  eintraf,  zu  Bolingbroke  übergegangen 
sind.     Hier  findet  sich  folgende  stelle  : 


')  Nur  die  nachlässige  aibeit  eiklnit  bei  einem  so  au.sgezeicliiieten  vers- 
kün.stler  wie  Schlegel  so  schlecht  gebaute  verse  wie  v.  4,  14  und  16  oder  die 
monotonie  von  v.    18  ff.: 

Beut  I  scharfe  |  nesseln  |  meiiieni  |  i'einde  '  dar 
Und  I  pflücken  |  sie  von  |  deinem  |   busen  |  blumen, 
I>ass  I  — l)itt'   ich   —  |  nattern  |  lauernd  |  sie  bewahren, 
Die  I  mit  der  |  doppel|zunge  |  gift'gem  |  stich 
Den  I  tod  auf  |  deines  |  herren  |  feinde  |  schiessen. 


336  W-   Weiz 

»O,  rufe  gestern   wieder,   lass  die  zeit 

Umkehren,   und   du   hast  zwölftausend  Streiter. 

Dies  heute,   dieser  unglückstag,   zu  spat 

Stürzt  deine  freuden,   freunde,  glück  und  Staat«. 

[O !   call   back  yestcrday,   bid  time  return. 

And  thou  shalt  have  twelve  thousand  fighting  men. 

To-day,   to-day,   unhappy  day,  too  late, 

O'erthrows  thy  joys,  friends,   fortune,   and  thy  State. J 
Auch    hier    ist   Gildemeister    glücklicher ,    der    auch    den 
klang  der  englischen  verse  besser  wiedergiebt :  «^ 

»O,   hol  die   zeit  zurück,  ruf   gestern  wieder,  |j 

Und   du   erhältst  zwölftausend  rüst'ge  Streiter. 

Heut',  heut',   der  eine  unglückstag  zu   spät 

Stürzt  deine  freund'   und  glück  und  majestät«. 
Im  4.  akt   I.  scene  wird  Aumerle  des  verrats  von  einem 
nicht  ebenbürtigen  bezichtigt,  für  den  Lord  Fitzwater  eintritt: 

Aumerle. 

»Auf  einen   nach,   wollt'   ich,   der  war'   der  beste 

In   diesem  kreise,   der  mich  so  gereizt. 
Fitzwater. 

Wenn   du   bestehst  auf  cbenbürtigkeit : 

Da  liegt  mein  pfand,  Aumerle,  zum  pfand  für  deins: 

Beim  Sonnenlicht,  das  deine  stirn  bescheint : 

Ich  hört'   dich  sagen,  und  du  sprachst  es. rühmend, 

Du  hab'st  des  edlen   Glosters  tod  bewirkt. 

Wenn  du  es  leugnest,  lügst  du  zwanzigmal. 

Und  deine  falschheit  kehr'  ich  in  dein  herz. 

Das  sie  ersann,   mit  meines  degens  spitze. 
Aumerle. 

Du  wagst  den   tag  nicht  zu  erleben,   zage!« 
Das  Englische  ist  zum  Verständnis  des  ersten  verses  kaum 
zu  entbehren : 

Aumerle. 

Excepting  one,  I  would  he  were  the  best 

In  all  this  presence,  that  has  moved  mc  so. 
Fitzwater. 

There  is  my  gage,   Aumerle,   in  gage  to  thine. 

By  that  fair  sun  which  shows  me  where  thou  stand'st, 

I  heard  thee  say,  and  vauntingly  thou  spak'st  it, 

That  thou  wert  cause  of  noble  Gloster's  death. 


Zur  beurteilung  d.  sog.  Schlegel-Tieck'schen  Shakespeare-Übersetzung      ^^t 

If  thou   deny'st  it  tvventy  times,   thou  liest  ^) ; 
And  I  will  turn   thy  falsehood  to  thy  heart, 
Where  it  was  forged,  with  my  rapicr's  point. 

Aumerle. 
Thou   dar'st  not,   coward,   live,   to  see  that  day. 

Bei  Gildemeister  heisst  die  stelle: 
Aumerle. 
Ich  wollt',  es  war'  der  beste  (bis  auf  einen) 
In  diesem  kreise,  der  mich  so  gereizt. 

Fitzwater. 
Wenn   deine  tapferkeit  nach  glcichheit  steht. 
Da  ist  mein  pfand,  Aumerle,  als  pfand  für  deins. 
Beim  licht  der  sonn',  in   dem  ich  dich  erkenne, 
Ich  hört'   es  auch,   und  prahlend  sagtest  du's. 
Der  tod  des  edlen  Gloster  sei  dein  werk. 
Wenn  du  es  zwanzigmal  ableugnest,  lügst  du, 
Und  dir  ins  herz  will  ich   die  lüge  stossen, 
Wo  sie  geschmiedet  ward,  mit  meinem  Schwerte. 

Aumerle. 
Du  wagst  den  tag  nicht  zu  erleben,  feigling. 

Durchgehends  bietet  Gildemeister  den  ungezwungeneren, 
verständlicheren  ausdruck  und  den  leichter  dahinfliessenden 
vers ,  ohne  dass  Schlegel  durch  grössere  kraft  oder  schärfere 
wiedergäbe  des  sinnes  entschädigte.  Beispiele  wie  die  ange- 
führten 2),  wo  Schlegel's  Übersetzung  in  der  that  »zu  schwer- 
fällig und  dunkel«  ist,  finden  sich  fast  auf  jeder  seite.  Wie 
man  angesichts  derselben  Schiller's  tadel  belächeln  kann ,  be- 
greife wer  kann.  Dieser  tadel  erscheint  auch  noch  nach  einer 
andern  seite  gerechtfertigt,  indem  Gildemeister's  besserungen 
beweisen,  dass  bei  grösserem  fleisse  ein  gewandter  Übersetzer 
manche  dieser  mängel  vermeiden  konnte.^)  Und  dabei  zitierten 
wir   nach    der    ausgäbe    von   1839,    ^^    der  Schlegel    drei    der 


1)  Wie  man  sieht,  setzte  Schlegel  das  komma  an  eine  andere  stelle. 

^)  Vgl.  auch  unten  s.  350  anm.  2. 

*)  Auch  Adam  Müller,  wie  ich  soeben  bei  Bernays  lese,  äusserte  sich 
im  jähre  1808  ähnlich:  „Hätte  der  fleiss  vollendet  und  retouchiert,  was  das  genie 
so  siegreich  begonnen ,  so  würde  der  grämlichste  pedant  einsehen  müssen ,  was 
die  besseren  fühlen,  dass  nämlich  durch  diese  Übersetzung  Shakespeare  auf  ein 
halbes  Jahrhundert  hin  eigentum  der  deutschen  nation  geworden  sei". 

J.  Hoops,  Englische  .Studien.  28.  3.  22 


338 


\V.   Wetz 


historjcn,  darunter  imscrn  Richard  IL,  (gründlich  durchgesehen 
und  manche  härte  weggefeih  hat ,  nicht  nach  der  uns  nicht 
vorhegenden  ersten,  die  Schiller  las. 


Schlegel  hatte ,  wie  jeder ,  der  aus  dem  Englischen  ins 
Deutsche  übersetzt,  mit  der  mehrsilbigkeit  unserer  spräche  zu 
kämpfen,  die  dort  wo  das  Englische  ein-  oder  zweisilbige  worte 
hat,  oft  um  eine  silbe  längere  verwendet.  Er  half  sich  mit 
solchen  Verkürzungen  wie  »Summ'«,  »Memm'«,  ;'Du  solltst<; 
statt:  du  solltest«,  »ich  athm'«,  »eu'r  gatt'«,  -das  bös'«  u.  s.w. 
Im  allgemeinen  ist  man  geneigt ,  einem  Übersetzer  manches 
nachzusehen.  Aber  Schlegel  bedient  sich  dieser  freiheit  mehr 
als  billig,  und  leider  haben  die  späteren  Shakespeareübersetzer, 
selbst  Gildemeister  nicht  ausgenommen,  sein  vorbild  nur 
zu  eifrig  befolgt.  Schlegel  schreckt  nicht  davor  zurück,  »bindt 
eu'r  haar  auf«  statt  »bindet  euer  haar  auf  ,  zu  schreiben,  was 
nur  für  das  äuge  ein  plural  ist.  Eidam  führt  aus  dem  Kavf- 
viann  von    Venedig  u.  a.   folgendes  beispiel  an: 

Mein'   tochter  —  mein'   dukaten   —   o   mein'   tochter: 
Fort  mit  'nem  Christen  —  o  mein'  christliche  (sie)  dukaten! 
Recht  und  gericht!  mein'  tochter,  mein'  dukaten! 

Immerhin  sind  härten  der  Übersetzung  im  gewöhnlichen 
blankvers  noch  eher  zu  ertragen  und  k()ru>en  beim  Vortrag 
einigermassen  vertuscht  werden.  Anders  steht  es  jedoch  mit 
den  köstlichen  liedchen,  die  in  manche  dramen  eingelegt  sind, 
und  für  die  eine  formvollendete  Übertragung  gefordert  werden 
muss.  Schlegel's  Verehrer  unterlassen  selten,  Herder 's  wort 
anzuführen,  dass  nicht  »wort  mit  wort«,  sondern  »sang  mit 
sang«  zu  übersetzen  sei.  >Lied  muss  gehört  werden,  nicht 
gesehen,«  sagt  Herder  an  einem  andern  orte,  in  der  vorrede 
zu  den  Stimmen  der'  Völker^  »gehört  mit  dem  ohr  der  seele, 
das  nicht  einzelne  silben  allein  zählt  und  misst  und  w^äget, 
sondern  auf  fortklang  horcht  und  in  ihm  fortschwimmt.  Beim 
übersetzen  ist  das  schwerste,  den  gesangston  einer  fremden 
spräche  zu  übertragen.  Oft  ist  kein  ander  mittel,  als,  wenns 
unmöglich  ist,  das  licd  selbst  zu  geben,  wie  es  in  der  spräche 
singet,  es  treu  zu  erfassen,  wie  es  in  uns  übertönet,  und  fest- 
gehalten, so  zu  geben.  Alles  schwanken  aber  zwischen  zwei 
sprachen  und  singarten ,    des  Verfassers    und    Übersetzers ,    ist 


Zui-  beurteilung  d.  sog.  Schlegel-Tieck'sclien  Shakespeare-Übersetzung      -i^g 

unausstehlich. <  An  diesem  massstab  gemessen,  wird  man 
ruhig  sagen  dürfen,  dass  Schlegel's  Übertragung  der  hcder  in 
PFie  es  euch  gefällt  nicht  besonders  gehmgen  ist  und  weit  der- 
jenigen Dingelstedt's  nachsteht.  Bei  Schlegel  heisst  die 
erste  strophe  von  Amiens'  liedchen  (II  5): 

Unter  des  laubdachs  hut 

Wer  gerne  mit  mir  ruht 

Und  stimmt  der  kehle  klang 

Zu  lustiger  vögel  sang : 
Komm  geschwinde!  geschwinde!  geschwinde! 

Hier  nagt  und  sticht 

Kein   fein d  ihn   nicht 
Als  wetter,  regen  und  winde. 
Bei  Dingelstedt: 

Wer  gern  im  grünen  liegt, 

Von  bäumen   eingewiegt, 

Und  stimmt  vergnügt  mit  ein 
.     Ins  lied  der  vögelein,. 

Der  komme  geschwinde,  geschwinde! 

Hier  folgt  ihm  nach 

Kein   ungemach 

Als  regen,   wetter  und  winde. 
Bei  Shakespeare: 

Under  the  greenwood  tree, 

Who  loves  to  he  with  me, 

And  turn  his  merry  note 

Unto  the  sweet  bird's  throat, 

Come  hither,   come  hither,   come  hither ; 
Here  shall  he  see 
No  enemy 

But  winter  and  rough  weathcr. 
Wir  geben  ferner  die  erste  und  letzte  strophe  des  liedchen.'i 
der  pagen  (V  31. 
Schlegel: 

Ein  liebster  und  sein  mägdlein  schön. 

Mit  heisa  und  ha  und  juchheisa  trala ! 

Die  thäten  durch  das  kornfeld  gehn 

Zur  maienzeit,   der  lustigen  paarezeit, 

Wann  vögel  singen  tirlirelei : 

Süss'  liebe  liebt  den  Mai. 


340  ^^"-  ^^'etz 

So  nutzt  die  gegenwärt'ge  zeit, 
Mit  heisa  und  ha  und  juchheisa  trala! 
Denn   liebe  lacht  im  jugendkleid, 
Zur  maienzeit,  der  lustigen  paarezeit, 
Wann  vögel  singen   tirlirelei : 
Süss'   liebe  liebt  den  Mai. 
Dingeis  tedt: 

Ein   liebster  und  sein   mägdelein, 
Juchheirassa,  juchheirassa! 
Die  gingen  wohl  ins  kern  hinein, 
Zur  maienzeit,   der  freienszeit, 
Wo  vöglein   singen,   dideldei : 
Wer  liebt,   der  liebt  den   Mai. 

So  nehmt  die  nächste  stunde  wahr, 
Juchheirassa,  juchheirassa ! 
Die  lieb'   passt  nur  ins  junge  jähr, 
Zur  maienzeit,   der  freienszeit. 
Wo  vöglein   singen,   dideldei : 
Wer  liebt,   der  liebt  den   Mai. 
Shakespeare: 

It  was  a  lover,  and  his  lass, 

With  a  hey,   and  a  ho,   and  a  hey  nonino, 

That  o'er  the  green   cornfield  did  pass, 

In  the  spring  time,   the  only  pretty  ring'  time, 

When   birds   do   sing,  hey  ding  a  ding,   ding ; 

Sweet  lovers  love  the  spring. 

And  therefore  takc  the  present  time, 
With  a  hey,  and  a  ho,  and  a  hey  nonino, 
For  love  is   crowned  with  the  prime 
In  spring  time,  the  only  pretty  ring  time, 
When  birds  do  sing,  hey  ding  a  ding,  ding ; 
Sweet  lovers  love  the  spring. 
Die    Zeitgenossen    rühmen    gerne    die    süssigkeit   Shake- 
speare's.    Davon  ist  bei  Schlegel  wenig  genug  übrig  geblieben. 
Buchmässig    steife    und    harte    ausdrücke    statt  sinnlich  naiver 
und  einfacher  verscheuchen  jede  Stimmung.    Schon  der  refrain 
ist  in  beiden  liedchen  so  ungeschickt  wiedergegeben,  dass  sie 
dadurch  ihren  ganzen  reiz  einbüssen   mussten.     Allerdings  ist 
das  unglückliche  :    »Zur  maienzeit,  der  lustigen  paarezeit«  durch 


Zur  beurteilung  d.  sog.  Schlegel-Tieck"schen  Shakespeare-Obersetzung      ^^i 

die  schlechte  lesart,  der  Schlegel  folgte,  mitverschiildet  worden. 
Soll  man  nun  aber  die  pietät  gegen  Schlegel  so  weit  treiben, 
dass  man  einen  so  plumpen  missgriff  nicht  nur  entschuldigt, 
sondern  ihm  zu  liebe  sogar  Dingelstedt's  graziöses:  »Zur  maien- 
zeit,  der  freienszeit     nicht  will  gelten  lassen.^ 

An  dem  späteren  liede  Amiens  (II  7)  fällt  besonders  auf, 
wde  Schlegel  hier  die  winterstimmung  verfehlt  hat: 
Blow,  blow,  thou  winter  wind, 
Thou  art  not  so  unkind 
As  man's  ingratitude ; 
Thy  tooth  is  not  so  keen, 
Because  thou  art  not  seen, 

Although  thy  breath   be  rüde. 
Heigh,  ho  !  sing,  heigh,  ho  !  unto  the  green  holly : 
Most  friendship  is  feigning,  most  loving  mere  folly. 
Then,  heigh,  ho!  the  holly! 
This  life  is  most  jolly. 

Freeze,  freeze,  thou  bitter  sky, 
Thou  dost  not  bite  so  nigh 

As  benefits  forgot : 
Though  thou  the  waters  warp, 
Thy  sting  is  not  so  sharp 

As  friend  remember'd  not. 
Heigh,  ho !   sing  etc. 

Stürm',  stürm',   du  winterwind! 

Du  bist  nicht  falsch  gesinnt 
Wie  menschenundank  ist. 

Dein  zahn  nagt  nicht  so  sehr. 

Weil  man  nicht  weiss,  woher. 
Wiewohl  du  heftig  bist. 
Heisa!  singt  heisa!  den  grünenden  bäumen! 
Viel  freundschaft  ist  falsch  und  die  liebe  nur  träumen. 

Drum  heisa  den  bäumen  ! 

Den  lustigen  räumen! 

Frier,  frier,   du  himmelsgrimm! 
Du  beissest  nicht  so  schlimm 

Als  wohlthat  nicht  erkannt ; 
Erstarrst  du  gleich  die  flut, 


342 


W.  Wetz 


Viel  schärfer  sticht  das  blut 
Ein  freund  von  uns  gewandt. 
Heisa !  singt  heisa  !  u.  s.  w. 

Der  refrain  mit  dem  green  holly  deutet  auf  ein  weihnachts- 
lied,  und  winterlich  ist  die  natur,  an  die  der  sinkende  denkt. 
Was  sollen  da  die  »grünenden  bäume«.?  Mehr  noch  aus  der 
Stimmung  fällt  ;>den  lustigen  räumen '<,  was  auch  als  zu  freie 
wiedergäbe  von   This  life  is  7/iost  jolly  zu  beanstanden  ist. 

Niemand  kann  verkennen ,    dass  der  grüne  stechpalmen- 
zweig    als    weihnachtssymbol    dem    Übersetzer     ganz     eigene 
Schwierigkeiten     schafft.     Auch     Dingelstedt    ist    gestrauchelt, 
aber,  wie    es    scheint,  nur,  weil   er  Schlegel  zur  unzeit  folgte : 
Blas,  Sturm,  mir  ins  gesicht ! 
Du  bist  so  bitter  nicht 
Wie  menschenundank  ist. 
Dein  zahn  thut  nicht  so  weh, 
Schon  weil  ich  ihn  nicht  seh'. 
Wie  scharf  er  nagt  und  frisst. 
Hallo !  stimmt  an  im  grünen  räum ! 
Freundschaft  ist  falsch  und  lieb'   ein   träum, 
Darum,  —  hallo,  hallo,   — 
Schlürft  ab  des  lebens  schäum  ! 

Gefriert  nur,   eis  und  schnee ! 
Auch  ihr  thut  nicht  so  weh. 
Als  wie  für  wohlthat  hass ; 
Was  kältres  noch  ich  weiss 
Als  wasser  unter  eis: 
Ein  freund,  der  uns  vergass. 
Hallo!   stimmt  an  u.   s.   w. 
F2he    wir    das    stück    verlassen ,    werfen    wir    noch    einen 

blick  auf  Orlando's  worte,  als  er  seine  verse  an  Rosalinde  an 

einen  bäum  anheftet  (III  2).     Sie  lauten 

bei  Shakespeare : 

Hang  there,  my  verse,  in  witness  of  my  love : 
And  thou,  thrice-crowned  queen  of  night,  survey 
With  thy  chaste  eye,  from  thy   pale  sphere  abovc, 
Thy  huntress'  name,  that  my  füll  life  doth  sway. 
O  Rosalind !  these  trees  shall  be  my  books. 
And  in  thcir  barks  my  thoughts  VW  character. 


Zur  beurteiliing  d.  sog.  Schlegel-Tieck'schen  Shnkespeare-übersetzung      34 "5 

That  evcry  eye,  which  in   this  forest  looks, 
Shall  see  thy  virtuc  witness'd  every  wherc. 
Run,   run  Orlando  :   carve  on   every  tree 
The  fair,  the   chaste,   and  unexpressive  she. 

bei  Schlegel : 

Da  häng,   mein  vers,   der  liebe  zum  beweis ! 
Und  du,   o   königin   der  nacht  dort  oben, 
Sieh  keuschen   blicks  aus  deinem   blassen  kreis 
Den  namen   deiner  jäg'rin  hier  erhoben. 
O  Rosalinde!   sei  der  wald  mir   schrift. 
Ich  grabe  mein  gemüt  in  alle  rinden, 
Dass  jedes  aug',  das  diese  bäume  trifft. 
Ringsum  bezeugt  mag  deine  tugend  finden. 
Auf,   auf,   Orlando !   rühme  spät  und  früh 
Die  schöne,  keusche,   unnennbare  sie. 

bei  Dingelstedt : 

Da  hängt,   ihr  verse,  zeugen  meiner  schmerzen ! 

Und  du,   Diana,   königin   der  nacht. 

Mit  bleichem  strahlenaug  und   keuschem  herzen 

Halt  über  meiner  herrin  namen   wacht. 

Der  bäum  hier  sei  mein   buch,   o  Rosalinde! 

In  seine  rinde  grab'  ich  ein  mein  weh, 

Dass  jeder  blick  in  dieses  waldes  gründe 

Hier  überall  dein   bild  verherrlicht  seh'. 

Orlando,  feire,  —  und  ermüde  nie,   — 

Die  eine,  reine,   unerreichte,   —   sie !   — 
Der  vergleich    fällt    zweifellos    zum  nachteil  von  Schlegel  aus, 
zumal    wenn  wir   ihn   unmittelbar   mit   Dingelstedt  zusammen- 
stellen. 

Was  von  den  angeführten  beispielen  gilt ,  gilt  auch  von 
den  übrigen  liedern  und  gedichten  in  PVie  es  euch  gefällt.  Schlegel 
ist  bald  mehr ,  bald  weniger  steif.  Wer  aber  die  musik  und 
die  idyllische  anmut  dieser  lyrischen  stücke  verfehlt  hat ,  die 
für  ton  und  färbung  des  ganzen  so  viel  bedeuten ,  von  dem 
kann  man  nicht  sagen,  dass  er  eine  mustergültige  Übersetzung 
davon  geliefert  habe.') 


1)  Wie  das  liebliche ,  so  verfehlt  Schlegel  sehr  oft  auch  das  neckische 
und  parodistische.  Vgl.  seine  und  Dingelstedt's  Übertragung  von  Probstein's: 
Jf  a  hart  do  lack  a  hiiid  in   derselben  scene. 


344 


W.   Wetz 


Wie  man  sieht ,  hat  Dint^^clstedt  Schlegel  gekannt  und 
einiges  von  ihm  benutzt :  um  so  besser,  wenn  er  uns  dadurch 
vollendeteres  als  sein  Vorgänger  bieten  konnte!')  Man  kann 
sich  im  rühmen  der  Schlegel'schen  Übersetzung  von  Ariel's 
liedchen  über  Ferdinand's  toten  vater  (»Fünf  faden  tief  liegt 
vater  dein  )  nicht  genug  thun  :  die  drei  fassungen  in  denen 
sie  vorliegt,  werden  als  beweis  für  den  fleiss  und  die  geschick- 
lichkeit  des  Übersetzers  angeführt.  Die  erste  steht  jedoch  von 
ton  und  geist  des  Originals  beträchtlich  weiter  ab,  als  die  über 
ein  dutzend  jähre  früher  von  Herder  in  den  Stinwien  der  Völker 
gegebene.  Die  zweite  schlicsst  sich  an  die  Herder's  so  eng 
an ,  dass  sie  sämtliche  reimworte  mit  ihr  gemein  hat.  Die 
dritte  fassung  hat  von  Herder  bewahrt,  was  Schlegel  sich  nicht 
besser  zu  machen  getraute,  das  übrige  hat  sie  verworfen.  Ist 
das  nicht  überhaupt  der  beste  weg ,  zu  einer  mustergiltigen 
Übersetzung  zu  gelangen.'^-') 

Es  ist  nicht  zu  verkennen,  dass  Schlegel's  litterarische 
neigungen  ein  gewisses  glätten,  mildern  und  abschwächen  an 
Shakespeare's  ausdruck  begünstigten.  Von  deutschen  mustern, 
an  die  er  sich  anschliessen  konnte,  stand  ihm  am  höchsten 
der  Schöpfer  von  Tusso  und  Iphigenie^  dessen  dichterische  spräche 
und  dramatischer  vers  von  denen  Shakespeare's  durch  eine 
weite    kluft    getrennt    sind.     Unmerklich   modelt  nun  Schlegel 


')  Im  vorbeigehen  sei  nur  erwälint,  dass  auch  Herwegh,  der  unser  stück 
für  die  Bodenstedt'sche  ausgäbe  übertrug,  oft  Schlegel  übertriflt. 

2)  Bernnys  wundert  sich  jeden  augenblick  darüber,  dass  ein  so  gewaltiger 
fortschritt  in  der  überset/.ungskunst,  wie  ihn  Schlegel  über  Wieland  und  Eschen- 
burg hinaus  darstellt,  in  so  kuizer  zeit  möglich  war.  Man  sollte  hierbei  vor 
allem  nicht  vergessen,  welche  ausbildung  unsere  poetische  spräche  in  diesem 
Zeitraum  erfuhr,  und  wie  namentlich  der  blankvers  durch  den  Don  Carlos,  durch 
Iphigenie  und  Tusso  gesclimeidigt  worden  war.  Dann  hatte  aber  auch  Herder 
für  seine  Sthnmen  der  Völker  einiges  aus  Shakespeare  metrisch  übertragen,  darunter 
manches,  wie  den  grossen  monolog  üthello's  und  die  worte  Lorenzo's  aus  dem 
Kaufmmtti  von  Venedig  über  die  hai-monie  der  Sphären,  ausseist  glücklich.  Diese 
letzteren,  der  ganzen  Sammlung  als  motto  vorgesetzt ,  w%aren  besonders  sorgfältig 
gefeilt,  und  Schlegel  hat  an  ihnen  später  wenig  zu  ändern  gehabt.  Ausserdem 
hatten  sich  auch  Bürger  und  Schlegel  während  dessen  Göttinger  aufenthalts 
zu  einer  Übersetzung  des  Sommernachtstranms  veieinigt.  Das  biispiel  Herder's 
wie  Bürger's  ist  für  unsern  Übersetzer  sowohl  da,  wo  sie  auf  dem  rechten  wege 
waren,  wie  da,  wo  sie  in  die  irre  gingen,  sehr  lehneich  gewesen. 


( 
I 


Zur  beurteilung  d.  sog.  Schlegel-Tieck'sclien  Shakespeare-Übersetzung      ^45 

seinen  dichter  nach  diesem  vorbild.  Selbst  schwache  einflüsse 
der  antiken  metrik  scheinen  anfangs  noch  mitgespieh  zu  haben 
—  Schlegel  erklärt  sich  z.  b.  gegen  spondeen  im  blankvers  — , 
dann  kamen  riicksichten  auf  den  Wohlklang,  denen  zu  liebe 
er  manches  bedeutungsvolle  wort  des  Originals  durch  ein  ganz 
verblasstes  in  seiner  nachbildung  ersetzte.  Das  resultat  ist, 
dass  wir  da,  wo  Schlegel  sorgfältig  feilte,  einen  sanfter  dahin- 
fliessenden  vers  erhalten  und  einen  schwächeren  ton  vernehmen 
als  im  Shakespeare.') 

Da  nach  dem  erscheinen  der  Schlegel'schen  Übersetzung, 
hauptsächlich  dank  Heinrich  von  Kleist,  unsere  dichter- 
sprache  und  unser  dramatischer  vers  eine  weitere  ausbildung 
erfahren  hatten  und  nun  als  ein  adäquateres  ausdrucksmittel 
für  Shakespeare  gelten  konnten  als  im  beginn  der  neunziger 
jähre  —  mit  der  sprachschöpferischen  kraft  der  blossen  Über- 
setzer, selbst  Schlegel's,  ist  es  nicht  weit  her  —  so  hätten 
begabte  Übersetzer  wohl  daran  denken  können,  unter  Währung 
der  Schlegel'schen  Vorzüge  auch  das  kräftige,  heftige  und 
derbe  in  Shakespeare  besser  wiederzugeben.  Das  unglück 
wollte,  dass  der  alternde  Voss,  dessen  spräche  immer  mehr 
verknöchert  war,  diesen  versuch  machte,  bei  dem  er  völlig 
Schiffbruch  litt. '-') 

Unseres  erachtens  hätte  Schlegel  auch  vor  den  neunziger 
Jahren  ein  besseres  muster  für  seinen  dramatischen  vers  finden 
können,  als  es  Goethe  ihm  darbot,  nämlich  den  vers  des  Doii 
Carlos  in  der  Thaliafassung,  der  eine  mittelstellung  zwischen 
dem  vers  des  Naihan  und  der  Iphigcnie  einnimmt,  der  geschwellt 


*)  Bernays  gesteht  (s.  235  anm.)  die  tliatsache  zu.  die  in  seinen  äugen 
natihlicli  nur  einen  vorzug  seines  helden  bildet,  dass  nämlich  Schlegel  „die  sinn- 
liche gewalt  und  derbheit  des  Shakespeare'schen  ausdrucks  vielfach  gemildert  und 
seine  spräche  dem  muster  angenähert  hatte ,  welches  damals  in  den  vollendetsten 
dichtwerken  unserer  einheimischen  litteiatur  aufgestellt  worden.  Aber  Schlegel 
hätte  es  gar  nicht  für  erforderlich  gehalten,  solche  vorwürfe  abzuwehren  :  Denn 
das  hier  getadelte  verfahren  hatte  er  mit  vollem  bewusstsein  und  mit  wohl  be- 
rechtigter absieht  befolgt;  es  stimmte  durchaus  zu  dem  einen  zwecke,  den  er 
stets  klar  vor  äugen  behielt:  Den  Deutschen  ein  deutsches  werk  zu  schaffen." 

2)  „Wo  hen  Schlegel  vielleicht  zu  weich  übersetzt,  wo  seine  verse 
manchmal  wie  geschlagene  sahne  sind,  wobei  man  nicht  weiss,  ob  man  sie  essen 
oder  trinken  soll :  da  ist  Voss  hart  wie  stein,  und  man  muss  fürchten  ,  sich  die 
kinnladen  zu  zerbrechen,  wenn  man  seine  verse  ausspricht."  (H.  Heine,  Die 
romantische  schule.     Bd.  V   242  Elster'sche  ausgäbe). 


346 


\V.   Wetz 


ist  von  einer  tieferregten  leidenschaft,  die  bald  stockend,  bald 
unaufhaltsam  eilend,  in  gewaltigem  und  doch  melodischem 
flusse  dahinrauscht.  Schiller,  den  man  zum  kummer  der  ro- 
mantiker  und  mancher  germanisten  noch  immer  nicht  aus  der 
geschichte  der  deutschen  litteratur  wegschaften  kann,  —  Schiller 
hat  wirklich  schon  lange  vor  Schlegel  den  dramatischen  vers 
und  zwar  meisterhaft  gehandhabt,  er  brauchte  darum  dessen 
behandlung  nicht  erst  aus  Schlegel's  Übersetzungen  zu  lernen, 
wie  dieser  eitle  mann  später  behauptete:  Bernays  (s.  249) 
hat  dafür  das  milde  wort,  dass  Schlegel  »mit  dieser  behauptung 
zu  weit  greife«. 

Schlegel  baut  seine  verse  zu  sehr  für  das  lesen  und  vor- 
lesen, aber  er  arbeitet  dem  Schauspieler  nicht  genug  in  die 
hände.  Oft  beseitigt  er  die  gewaltsamen  einschnitte,  die  den 
vers  zerreissen,  um  Stützpunkte  für  die  aktion  des  Schauspielers 
zu  gewinnen,  weil  er  einen  mehr  Goethe'schen  vers  erzielen 
will,  oder  er  stellt,  was  noch  schlimmer  ist,  worte,  die  den 
grössten  nachdruck  haben,  an  eine  stelle  im  vers,  wo  es  dem 
Schauspieler  absolut  unmöglich  ist,  sie  zur  vollen  geltung  zu 
bringen.  Scharf  pointierte  und  antithetische  stellen,  ferner 
monologe  liefern  manche  belege  dafür  ^).  Es  ist  ein  unerquick- 
liches geschäft,  immer  den  tadler  zu  spielen,  wo  alle  loben ; 
es  trifft  sich  daher  gut,  dass  wir  hier  einen  andern  für  uns 
sprechen  lassen  können,  dessen  kompetenz  niemand  bestreiten 
wird.  Wie  uns  Heydrich  berichtet  (»Otto  l^udwig's  Shake- 
speare-studien«  1872  p.  LXVJII)  fand  Otto  Ludwig  Schlegel's 
Übersetzung,  besonders  bei  charakteristischer  affektdarstellung, 
oft  zu  flliessend,  nicht  unmittelbar,  nicht  fertig  genug  für  schau- 
spielerische darstellung.  In  einer  erörterung  über  dramatische 
diktion  bemerkt  Ludwig  selber  (s.  386):  »Schlegel  hat  zuweilen 
die  dramatische  spräche  Shakespcare's  in  die  eines  sogenannten 


*)  Schlegel  satjt  einmal  —  es  ist  luii-  leider  nicht  möglich,  die  sUdle  wieder- 
aufzufinden, ich  kann  sie  daher  nur  ungefähr  wiedergeben  —  der  dichterische 
Übersetzer,  der  in  einem  verse  seiner  spräche  nicht  alles  ausdrücken  könne,  was 
sein  autor  in  einem  solchen  gesagt,  müsse  sich  auf  die  hauptsache  beschränken 
und  dafür  eine  möglichst  entsprechende  form  finden,  wenn  darüber  auch  ein  paar 
nebensachen  ganz  verloren  gingen.  Unzweifelhaft  ist  das  ein  richtiges  prinzip. 
Vermutlich  hat  es  jedoch  auch  —  namentlich  in  gereimten  stellen  —  manchen 
sich  sehr  schön  lesenden  vers  verschuldet ,  der  den  sinn  de3  Originals  nur  ganz 
obenhin  trifft. 


Zur  beurteilung  d.  sog.  Schlegel-Tieck'schen  Shakespeare-Übersetzung      ^±1 

lesestücks  umgesetzt,  z.  b.  »O,  that  this  too,  too  solid  flesh  would 
meltl«  'Zerschmölze  doch  dies  allzufeste  fleisch !'  Ich  gebe 
zu,  dem  ruhigen  Vorleser  beim  thee  wird  diese  Übersetzung 
die  bequemere  beim  sprechen  sein ;  dem  Schauspieler  aber, 
der  voll  ist  von  dem  affekte,  den  er  darstellen  soll,  wird  sie 
zu  schwach  sein,  eben  um  des  milden  flusses  der  worte  willen, 
da  der  affekt  des  ärgers,  wie  alle  affekte,  das  nachdrückliche, 
das  stossende  suchen.  Spricht  er  die  treuere  Übersetzung: 
'O  dass  dies  zu,  zu  feste  fleisch  zerschmölze',  so  wird  es  ihm 
leichter  fallen ;  noch  besser ,  wenn  er  das  'zerschmölze'  noch 
in  zwei  ärgerlich  -  polternde  stücke  zerbrechen  könnte«. 
Dass  das  englische  this  too,  too  solid  flesh«  unvergleichlich 
ausdrucksvoller  ist,  als  Schlegel's  »allzufestes  fleisch' ,  liegt  auf 
der  hand.  Es  ist  darum  auch  in  England  sprüchwörtlich  ge- 
worden, und  vor  mir  liegt  eine  annonce  mit  der  empfehlung 
eines  entfettungsmittels,  das  allen  helfen  soll,  denen  ^^this  too 
too  solid  ßesh«.   zu  schaffen  macht. 

Von  einer  ähnlichen  empfindung  wie  Otto  Ludwig  war 
denn  auch  Tieck  geleitet,  als  er  in  der  ausgäbe  von  1825 
die  obige  stelle  dem  original  genau  anpasste.  Man  weiss,  dass 
diese  änderungen,  die  Tieck  an  Schlegel's  text  ohne  dessen 
ermächtigung  vornahm,  sp^itcr  sämtlich  wieder  entfernt  werden 
mussten.  Hören  wir  noch,  wie  Bernays  (Shakespeare-jahrb. 
bd.  I  s.  402)  ein  solches  attentat  gegen  Schlegel's  Wortlaut  an- 
sieht: »Hamlet  durfte  seinen  ersten  monolog  nicht  mehr  mit 
dem  bekannten  vers  beginnen:  'O  schmölze  doch  dies  allzu- 
feste fleisch'  —  er  musste  jetzt  dem  original  ängstlich  die 
misstönenden  worte  nachsprechen :  'O  dass  dies  zu  zu  feste 
fleisch  jetzt  schmölze'«.  Die  tilgung  dieser  charakteristischen 
fassung  ist  um  so  weniger  angebracht,  als  Shakespeare  sie 
jenen  worten  möglicherweise  erst  nachträglich  gegeben  hatte. 
Denn  die  Ouarto  von  1603,  in  der  manche  eine  ältere  redaktion 
des  Hantlet  erblicken  wollen,  liest  in  einem  glatteren  verse  : 

O  that  this  too  mach  grieved  and  sallied  flesh 

Would  melt  to  nothing. 

In  derselben  scene  kurz  vorher  können  wir  gut  beobachten, 
wie  Schlegel  bei  seiner  Übertragung  gar  keine  rücksicht  darauf 
nimmt,  ob  der  rethorische  nachdruck  der  einzelnen  Satzglieder 
auch  in  seinem  vers  ^e wahrt  wird.    Wir  meinen  Ham.let's  ant- 


348 


W.  Wetz 


wort  auf  die  frage  der  königin,  weshalb  etwas  so  allgemeines 
wie  ein  todesfall  ihm  so  besonders  scheine. 

Scheint,  gnäd'ge  frau?  Nein,  ist;    mir  gilt  kein  scheint. 

Nicht  bloss  mein  düstrer  mantel,  gute  mutter, 

Noch  die  gewohnte  tracht  von   ernstem  schwarz. 

Noch  stürmisches  geseufz  beklemmten  odems, 

Noch  auch  im  äuge  der  ergieb'ge  ström, 

Noch  die  gebeugte  haltung  des  gesichts 

Samt  aller  sitte,   art,   gestalt  des  grames 

Ist  das,  was  wahr  mich  kundgiebt;  dies  scheint  wirklich: 

Es  sind  gebärden,  die  man  spielen  könnte. 

Was  über  allen  schein,   trag  ich  in  mir; 

All  dies  ist  nur  des  kummers  kleid  und  zier, 
[these,  indeed,  seem, 

For  they  are  actions  that  a  man  might  play, 

But  I  have  that  within,  which  passeth  show, 

These  but  the  trappings  and  the  suits  of  woe.] 
Schlegers  »dies  scheint  wirklich«,  in  _  dem  viertletzten 
vers  legt  einen  ganz  andern  sinn  nah,  als  es  ausdrücken  soll. 
Nimmt  man  es  so,  wie  Schlegel  es  meint,  so  büsst  das  »scheint« 
durch  seine  Stellung  im  vers  sein  ganzes  gewicht  ein.  Coss- 
mann  half  sich  mit  der  kleinen  ändcrung:  »Dies,  ja,  scheint  , 
was  sicher  eine  Verbesserung  ist.  Bei  Schlegel  hat  überdies 
die  freie  Übertragung  des  vorletzten  verses-  ^den  sinn  abge- 
schwächt und  den  gegensatz  verwischt.  Andere  Übersetzer 
haben  wenigstens  die  Schwierigkeit  gesehen,  die  Schlegel  über- 
hüpfte.    Fr.  Th.  Vischer: 

ja  dies  scheinet  nur. 

Es  sind  gebärden,   die  man   spielen   könnte. 

Was  in  mir  wohnt,  geht  über  form  und  schein, 

Dies  hier  ist   kummers  kleid  und  putz  allein 
Seeger:  das  scheint; 

Geberden  sinds,  die  jeder  spielen  kann. 

Was  in  mir  ist,  ist  über  allen  schein. 

Das  hier,  ist  draperie  des  grams  allein. 
Fr.  Köhler:  ja  dies  scheint, 

Denn   das  ist  äussres,   was  man   spielen   könnte. 

Ich  aber  hab'  was  mehr  als  schein   in   mir ; 

Dies  ist  des  wehes  prunkkleid  nur  und  zier. 


Zur  beurteilung  d.  sog.  Schlegel-Tieck'schen  Shakespeare-Übersetzung      ^ao 

Köhler,  den  ich  damit  wirkUch  nicht  als  einen  grossen 
Übersetzer  hinstellen  möchte,  ist  der  einzige  von  den  Über- 
setzern, die  ich  einsah,  der  die  bedeutung  des  Buf  fühlte,  wie 
er  überhaupt  den  >buchstaben  des  sinnes«  oft  getreuer  als 
andere  trifft.  Vischer's  Wortlaut  braucht  nur  unbedeutend  ver- 
ändert zu  werden,  um  wenigstens  den  sinn  erträglich  wieder- 
zugeben:    »Doch  in  mir  wohnt,  was  über  allen  schein«. 

Der  beurteiler  von  Übersetzungen  liest  meist  blos  mit 
den  äugen,  und  thut  er  dies,  so  wird  er  wahrscheinlich  Schlegel's 
Übersetzung  der  letzten  vier  verse  den  vorzug  geben.  Handelt 
es  sich  aber  um  die  Übertragung  dramatischer  rede,  so  sollte 
man  auch  immer  das  urteil  des  Schauspielers  hören  oder  sich 
die  scene  selber  vorspielen.  Wir  bezweifeln  nicht,  dass  man 
dann  für  manche  vielgepriesene  .Wendung  Schlegel's  ersatz 
suchen  müsste  —  vielleicht  bei  weniger  grossen  Übersetzern, 
die  aber  hier  einem  richtigeren  prinzipe  folgten. 

Erblickt  man  in  dem  bisher  ausgeführten  nicht  eine  blosse 
grille,  so  wird  man  es  uns  auch  zu  gute  halten,  wenn  wir  auf 
den  anfang  des  monologs,  dessen  erster  vers  vorhin  besprochen 
wurde,  noch  mit  einem  worte  zurückkommen. 
O  schmölze  doch  dies  allzufeste  fleisch, 
Zerging'   und  löst  in   einem   tau  sich  auf! 
Oder  hätte  nicht  der  ewige  sein  gebet 
Gerichtet  gegen  Selbstmord!  O  gott!  O  gott! 
Wie  ekel,  schal  und  flach  und  unerspriesslich 
'  Scheint  mir  das  ganze  treiben  dieser  weit! 
Pfui,  pfui  darüber !   's  ist  ein  wüster  garten, 
Der  auf  in  samen   schiesst;  verworfnes  unkraut 
Erfüllt  ihn  gänzlich.     Dazu  musst  es  kommen ! 
[Fie  on't!  O  fie!  t'is  an  unweeded  garden, 
That  grows  to  seed;  things,  rank  and  gross  in  nature, 
Possess  it  merely !   That  it  should  come  to  this !] 
Wie  leicht  hüpft  der  drittletzte  vers  im  vergleich  zu  dem 
Shakespeare'schen  einher!    Durch  das  nachfolgende   -darüber« 
wird  die  wucht  der  beiden  »pfui«   abgeschwächt  und  die  pause 
danach    aufgehoben.     W^irksamer    wäre    auf  jeden  fall:     »pfui 
drüber!    pfui!-     Ob    nicht    auch    die    wörtliche    Übersetzung: 
»Dass  es  zu  dem  musst'  kommen  !<   für  den  Schauspieler  ihre 


35° 


W.  Wetz 


Vorzüge  hätte,  geben  wir  bloss  zu  erwägen').  Noch  sei  be- 
bemerkt, dass  die  besprochenen  stellen  aus  dem  Hamlet  sich 
alle  in  derselben  scene  (I  2)  innerhalb   sechzig  versen    finden. 

Wir  haben  bisher  nur  die  Übersetzungskunst  Schlegel's 
betrachtet  und  gesehen,  dass  er  trotz  seiner  begabung  teils 
wegen  mangelnder  Sorgfalt  und  aufmerksamkeit,  teils  wegen 
seiner  oft  gewaltsamen  behandlung  der  spräche,  teils  wegen 
der  richtung  seines  litterarischen  geschmacks  nicht  immer 
mustergiltiges  geschaffen  hat.  Aber  auch  noch  aus  andern 
gründen  fehlte  seinem  Shakespeare  vieles  zur  Vollkommenheit. 
Schlegel  ist  öfters  einer  inzwischen  als  irrig  erkannten  lesart 
gefolgt,  oder  er  verstand  eine  stelle  unrichtig,  unterliess  viel- 
leicht auch,  ein  wort,  dessen  bedeutung  er  erraten  zu  können 
glaubte,  im  Wörterbuch  nachzuschlagen.  So  übersetzt  er  Umc 
»mörtel,  kalk«  stets  mit  leim,  der  von  ihm  gebrauchten  neben- 
form  für  lehm-). 


^)  In   cIlt  abschiedsscene  von  Romeo  imd  Julia    heisst    es    bekanntlich  bei 
Schlegel : 

Die  lerche  war's,  die  tagverkünderin, 

Nicht  philomele. 

|It   was  the   lark,   the  hei-aki  of  the  nioi'n. 

No   nightingale.] 
Vischer  scheint  gefühlt  zu  haben  ,    dass    der  auf  morii   liegende  nachdruck  in  der 
Übersetzung  verloren  gehe,  und  druckt  darum : 

Die  lerche  war's,  die  tag veikünderin. 
2)   Auch    die    Vorliebe    für    die    form    leim    statt    lehm    stört    öfters.      In 
Richard  IL  {\  i)  feiert  Movvbray  die  ritter-  und  mannesehre  in  folgenden  Worten : 

Der  reinste  schätz  in  diesem  ird'schen  lauf. 

Mein  teurer  füist,  ist  fleckenlose  ehre, 

Ohn'  die  dei"  mensch  bemalter  leim  nur  wäre. 

Ein  kühner  geist  im  treuen  busen  ist 

Ein  kleinod  in  zehnfach  verschloss'ner  kist'. 

Ehr'  ist  des  lebens  einziger  gewinn; 

Nehmt  ehre  weg,  so  ist  mein  leben  hin. 
[My  dear  dear  lord, 

The  purest  treasure  mortal  times  afford 

Is  spotless  reputation :  that  away, 

Men  are  but  gilded  loam  or  painted  clay. 

A  jewel  in  a  ten  times-barr'd-up  ehest 

Is  a  hold  spirit  in  a  loyal  breast. 

Mine  honour  is  my  life ;  both  grow  in  one : 

Take  honour  from  me,  and  my   life  is  done.] 


Zur  lieuiteilung  d.  sog.  Sclilegel-Tieck'schen  Shakespeare-Übersetzung      •sei 

Durch    einige    derartige    versehen    wird  Shakespeare    arg 
entstelh.    Schlegel  lässt  Antonius  in  seiner  leichenrede  sagen : 
Ich  bin  kein  redncr  wie  es  Brutus  ist, 


Ich  habe  weder  schriftliches  noch  werte, 

Noch  würd'   und  Vortrag,  noch  die  macht  der  rede, 

Der  menschen  blut  zu  reizen. 
In  Schlegel's  englischem  text  stand : 

For  I  have  neither  writ,   nor  words,   nor  worth, 

Action,   nor  utterance,   nor  the  power  of  speech, 

To  stir  men's  blood. 
Statt  7orii^  das  auf  einem  druckfehlcr  der  ersten  folio    beruht, 
ist    2vit   zu    lesen.       Die    stelle    heisst    in    Eidam's    glücklicher 
Übersetzung : 

Mir  fehlt's  an   witz,   an   Worten   und  an  wert, 

Gebärden,  vertrag,  an  gewalt  der  rede. 
Als  Capulet  von  seiner  frau  die  für  ihn  unfassliche  kundc 
erhält,    dass  Julie  sich  weigere,    den  grafen  Paris    zu  heiraten, 
ruft  er  aus  : 

Soft !   take  mc  with  you,  take  me  with  you,   wife. 
Schlegel  ,    der    diesen    ausdruck     nicht     verstand  ,     übersetzte 
wörtlich  : 

Sacht,  nimm  mich  mit  dir,   nimm  mich  mit  dir,   frau. 


Diese  stelle  gibt  ausser  durch  den  bemalten  leim  und  die  Wortverkürzungen 
(ohn'  kist'  ehr')  von  denen  eine  sogar  im  leim  steht,  auch  durch  die  verflachende 
und  unpräzise  wiedergäbe  des  zweitletzten  verses  anlass  zu  tadel.  Eidam,  der 
sie  eingehend  bes])richt,  schlägt  folgende  Übersetzung  vor: 

Der  reinste  schätz  in  diesem   ird'schen   lauf. 

Mein  teurer  fürst,  ist  fleckenlose  ehre, 

Ohn'  die  der  mensch  bemalter  thon  nur  w.are. 

Ein  kleinod  in  zehnfach  verwahrtem  schrein 

Wird  kühner  geist  in  treuer  brüst  stets  sein. 

Ehr'  ist  mein   leben;  eins  sind  diese  zwei; 

Nehmt  eine,   mit  dem   leben  ist's  voi'bei. 
Zum  vergleich  führen   wir  auch  noch   Gildemeister  an  : 

Der  reinste  schätz,  der  menschen  werden  kann, 

Ist  fleckenloser  ruf;  ist  der  entflohn, 

So  ist  der  mensch  nur  übertünchte)-  thon. 

Ein  tapfrer  geist  in  reinem  busen  ruhe 

Wie  ein  juwel  in   zehnfach  ehrnei-  ti'uhe. 

Ehr'  ist  mein  leben,  beid'  ein  einz'ger  sinn; 

Nehmt  ehre  weg,  so  ist  das  leben  hin. 


352 


W.  Wetz 


Richtig  heisst  es  bei  Alexander  Schmidt : 

Sacht,   ich   versteh'   nicht,   ich  versteh'   nicht,   frau. 

Ärgerlicher  ^var  es,  dass  das  speaking  ihick,  das  den  heiss- 
sporn  nach  den  worten  seiner  gattin  verunzierte,  nicht  mit 
»hastig  sprechen«  sondern  mit  stottern^  übersetzt  worden  war: 
obwohl  die  Shakespeare -gesellschaft  schon  in  der  ersten  zeit 
ihres  bestehens  sich  die  beseitigung  dieses  irrtums  angelegen 
sein  Hess ,  so  sind  die  stotternden  Percy's ,  dank  Schlegel, ' 
noch  immer  nicht  von  imsern  bühnen  verschwunden. 

So  gering,  als  man  wohl  versucht  sein  könnte  anzrmehmen, 
ist  die  zahl  dieser  grossen  und  kleinen  missverständnisse  des 
Shakespeare'schen  textes  nicht.  Für  den  Hiunlet  giebt  uns 
Cossmann  einige  anhalte.  Allerdings  hat  er  auch  diejenigen 
fälle  mit  einbegriften,  wo  Schlegel  den  sinn  ungenau  oder 
schielend  wiedergegeben  oder  aus  irgend  welchen  gründen  von 
dem  dichter  abgewichen  war.  Zusammen  ergiebt  das  eine 
stattliche  reihe  von  stellen,  wo  das  dichterwort  in  der  Über- 
setzung nicht  zu  seinem  vollen  rechte  gekommen. 

Weniger  hoch  als  die  arbeit  Schlegel's  steht  die  seiner 
fortsetzer,  und  was  von  jener  gilt,  gilt  von  dieser  in  verstärktem 
masse.  Zwar  ist  Gustav  F>eytag  der  meinung,  dass  Bau- 
dissin,  der  gerade  mehrere  der  sprachlich  schwierigsten  stücke 
übertrug,  in  wiedergäbe  der  launigen,  sow^ohl  als  der  epi- 
grammatisch zugespitzten  stellen  eine  \  irtuosität  bewiesen  habe, 
die  bewundernswert  sei  und  den  vergleich  mit  Schlegel  wahr- 
lich nicht  zu  scheuen  habe^).  Bei  aller  anerkennung  von 
Baudissin's  Icistung  im  ganzen  finden  wir  doch,  dass  einzelne 
seiner  Übersetzungen,  namentlich  die  früheren,  ihre  sehr  grossen 
mängel  haben.  Antonhcs  iind  Klcopatra  ist  das  zweite  stück,  das 
er  bearbeitete.  Vergleicht  man  damit  die  Übertragung  Paul 
Hevse's  oder  die  kurzen  abschnitte,  die  Heine  für  den  aut- 


1)  Frey  tag  hebt  noch  hervor,  dass  eile  geboten  war  und  Baudissin  für  die 
fertigstellung  seiner  Übersetzung  nur  eine  beschränkte  zeit  zu  geböte  stand.  Wie 
hochmütig  hatte  Tieck  seinerzeit  im  hinblick  auf  die  Übertragung  von  Voss  und 
seinen  söhnen  über  die  auf  solche  weise  entstandenen  arbeiten  gesprochen!  „Was 
lässt  sich,  ruft  er  aus,  am  ende  nicht  übersetzen,  und  auch  schnell,  wenn  der 
fleissige  sich  jeden  tag  sein  pensum  aufgiebt  und  nicht  ablässt,  bis  dieses  voll- 
endet ist?" 


Zur  beurteiluiig  d.  sog.  Sclilegel-Tieck'schen  Shakespeai'e-flbersetzung       :>  t  ^ 

satz  Shakespeare' s  tuädchen  und  fraiien  neu  übersetzte,  so  wäre 
man  eher  geneigt,  das  urteil  Vischer's  zu  unterschreiben,  der 
allerdings  Baudissin  und  Dorothea  Tieck  nicht  trennt  (S/iake- 
speare-voriräge.  I.  bd.  s.  205  f.):  Diese  Übersetzer  haben  nun 
das  streng  Shakespeare'sche  nicht  ausgewischt,  nicht  abge- 
glättet, aber  sie  behandeln  die  spräche  so  hart,  dass  es  ein 
richtig  organisiertes  ohr  kaum  verträgt.  Die  Konsonanten- 
häufungen sind  ungeniessbar.  Vieles  ist  überdies  ganz  dunkel 
ausgedrückt ;  und  es  kommen  auch  Verstösse  gegen  den  bau 
der  deutschen  spräche  vor,  gegen  den  Organismus  ihrer  syntax 
und  grammatik.  An  einigen  der  von  Baudissin  übersetzten 
stücke  \ersuchten  sich  auch  andere  Übersetzungskünstler,  wie 
Herwegh,  Heyse,  Kaufmann,  Kurz,  Simrock,  Wil- 
brandt,  und  ich  finde,  dass  sie  ihn  öfters  übertrafen.  Shake- 
speare'sche liedchen  gelangen  ihnen  fast  immer  besser. 

Von  Dorothea 's  arbeit  wird  wohl  zuviel  aufhebens  ge- 
macht. Als  sie  die  arbeit  begann,  war  sie  in  die  spräche, 
aus  der  sie  übersetzte  und  die  sie  hauptsächlich  zum  zwecke 
dieser  Übersetzung  gelernt  hatte  ,  noch  nicht  sehr  tief 
eingedrungen.  Über  die  berühmten  korrigierstunden  schreibt 
sie  einmal  an  einen  freund  :  Auch  bei  den  stücken, 
die  Baudissin  übersetzt  hat ,  habe  ich  fast  immer  den 
korrigierstunden  beigewohnt  und  dadurch  viel  Englisch  ge- 
lernt, besonders  Shakespeare's  spräche.  Baudissin  war  mit 
ihrer  spräche,  zumal  mit  dem  klänge  ihrer  verse,  oft  nicht 
einverstanden.  Es  ist  schade,  dass  werke  wie  Macbeth  ihr  zu- 
fielen. Wie  w'erden  die  monologe  des  beiden  in  ihrer  breiten, 
marklosen  spräche  verwässert,  wie  schlotterig  und  lahm  sind 
die  verse !  Dem  schauspielerischen  Vortrag  widerstreben  sie 
geradezu.  Das  sozusagen  ofl'izielle  lob  der  herausgeber  des 
Schlegel -Tieck'schen  Shakespeare  wird  fast  immer  durch  die 
bemerkung  eingeschränkt,  dass  diese  arbeit  Dorothea's  viele 
anfechtungen  erfahren  habe.  Andere  illustrieren  ihre  be- 
hauptung  in  der  vorrede,  dass  die  in  dieser  Sammlung  ent- 
haltenen Übersetzungen  >die  besten  und  populärsten«  seien, 
damit,  dass  sie  eine  neue  Übersetzung  des  Macbeth  selber  unter- 
nehmen. Wenn  man  die  Kaufmann'sche  Übersetzung  des 
Macbeth  in  Max  Koch's  ausgäbe  mit  der  von  Dorothea  Tieck 
vergleicht,  so  wird  man  nicht  anstehen,  jene  als  weit  besser 
gelungen,  als  dichterischer  und  kraftvoller  zu  bezeichnen.    Dass 

J.  Hoops,  Englische  Studien.  28.  3.  23 


154 


W.   Wetz 


Kaufmann  hier  Dorothea  Tieck  nicht  schon  längst  ersetzte, 
ist  eine  von  den  vielen  wunderUchkeiten,  an  denen  die  ge- 
schichte  des  deutschen  Shakespeare  so  überreich  ist. 

III. 

Das  festhalten  an  dem  texte  Schlegel's  imd  seiner  ge- 
nossen, selbst  da,  wo  er  den  dichter  falsch  oder  ungenügend 
wiedergiebt,  bedeutet  nicht  mehr  und  nicht  weniger  als  eine 
preisgäbe  Shakespeares  zu  gunsten  seiner  Übersetzer.  Eine 
solche  kann  selbstverständHch  sich  nur  da  rechtfertigen  lassen, 
wo  die  abstellung  der  fehler  grössere  übelstände  nach  sich 
ziehen  würde ,  als  die  fehler  selber  sind.  Zu  dieser  ansieht 
bekennen  sich  Bernays  und  Aloys  Brandl.  »Auch  in  diesem 
neuen  abdruck  blieb  der  text  des  deutschen  Shakespeare  vor 
jeglicher  willkür  behütet«,  heisst  es  bei  Bernays.  »Kein  fremdes 
wort  ist  in  den  text  gelangt ;  auch  keins,  das  Schlegel  und 
Tieck  mit  absieht  verwarfen <:,  sagt  Brandl.  Diese  hochklingen- 
den Worte  erhalten  einen  leichten  komischen  beigeschmack, 
wenn  man  sich  vergegenwärtigt,  dass  sie  doch  auch  von  der 
arbeit  der  Dorothea  Tieck  gelten.  »Nur  Schlegel  selbst  hätte 
sein  werk,  nachdem  es  einmal  abgeschlossen  vorlag,  auf  eine 
noch  höhere  stufe  der  ausbildung  emporheben  können«,  sagt 
Bernays  weiter.  Wer  an  Schlegel's  Shakespeare  hie  und  da 
besserungen  vornehmen  will,  gerät  nach  ihm  in  die  unver- 
meidliche gefahr,  die  einheit  des  grundtons  in  dem  einzelnen 
Schauspiel  zu  stören.  JNIan  möchte  da  wirklich  fragen,  ob 
Schlegel  denn  der  einzige  gewesen,  der  Stilgefühl  besessen, 
imd  ob  so  ungeheuer  viel  dazu  gehöre,  um  Jamben  von  dem 
Charakter  der  vorhin  angeführten  zu  bauen,  die  sich  nicht  nur 
in  Richard  II.,  sondern  wohl  in  jeder  seiner  Übertragungen 
finden.  Übrigens  -ist  Bernays  dreimal  seinem  prinzip  untreu 
geworden.  »Niemand  wird  klage  führen«,  tröstet  erjsich,  wenn 
er,  um  den  stotternden  heisssporn  zu  beseitigen,  zwei  verse 
Schlegel's  durch  solche  von  Alexander  Schmidt  ersetzte.  Eben- 
so«, hofft  er,  »wird  man  zufrieden  sein«,  wenn  er  in  Romeo 
und  Julie  dem  gleichen  forscher  die  richtige  Übersetzung  des 
vorhin  angeführten  Wortes  von  Capulet  und  in  derselben  scene 
einen  schwer  zu  entbehrenden  vers  entlehnt,  den  Schlegel  über- 
sehen hatte.      Wenn    in    einer  scene    zwei,  verse    eines  andern 


Zur  beviiteiking  d.  sog.  Schlegel-Tieck'schen  Shakespeare-Übersetzung      ^5  5 

Übersetzers  stehen  konnten,  ohne  >die  cinheit  des  grimdtons 
zu  stören  ■,  warum  nicht  auch  sonst:  Warum  nicht  wenigstens 
in  den  fällen,  wo  der  sinn  des  dichters  ebenso  gröbHch  ver- 
fehlt war  wie  hier?  Als  ob  in  Romeo  imd  Julie  die  einheit  des 
grundtons  nicht  weit  mehr  durch  Schlegel's  mischung  von 
alexandrinern  und  blankversen  und  seine  oft  erw'eiternde  über- 
setzungsweise gestört  würde  als  durch  hundert  verse  fremder 
Übersetzer,  die  sich  einigermassen  bemühten,  Schlegel's  ton 
zu  treffen !  ^lan  kann  sich  des  gedankens  nicht  erwehren, 
dass  die  ehrfurcht ,  mit  der  der  philolog  an  eine  textkritisch 
interessante  aufgäbe  herantritt,  einen  so  feinen  philologen  wie 
Bernays  sein  eigentliches  ziel  habe  aus  den  äugen  verlieren 
lassen.  Denn  dies  hätte  doch  sein  müssen,  dem  Deutschen 
vom  ende  des  neunzehnten  Jahrhunderts  einen  möglichst  guten 
deutschen  Shakespeare  zu  bieten,  der  auf  leser  und  h()rer  zu 
wirken  bestimmt  ist.  Statt  aber  an  leben  und  Wirksamkeit 
zu  denken,  zog  er  die  beschaulich  -  selbstgenügsame  aufgäbe 
vor,  Schlegel's  text  wie  den  eines  toten  klassikers  zu  prä- 
parieren ,  lesarten  gegen  einander  abzuwägen  und  sich  des 
hierbei  bewiesenen  Scharfsinns  als  einer  dor  höchsten  formen 
von  wissenschaftlicher  bethätigung  zu  erfreuen. 

Brandl  befindet  sich  bei  seinem  unternehmen  in  einer 
argen  klemme.  Als  philolog  hat  er  den  grundsatz  von  der 
absoluten  unantastbarkeit  des  textes,  wie  er  aus  den  bänden 
seiner  Urheber  hervorgegangen.  Auf  der  andern  seite  fühlt 
er  als  anglist  die  Verpflichtung,  doch  auch  dafür  zu  sorgen, 
dass  Shakespeare  sein  recht  findet.  Er  druckt  den  text  ohne 
änderung  getreulich  ab  —  lesarten  verzeichnet  ein  anhang  — 
und  berichtigt  ihn  in  den  anmerkungen.    Es  heisst  z.  b.  im  text: 

König  Richard  liegt 

In   dem  bezirk  von  jenem  leim   und  steinen. 
Eine    anmerkung    zu     >leim  <    belehrt    uns,    dass    es    richtiger 
mörtel :  engl,  lime«   hiesse.     Andere  setzen  ruhig  dafür: 

Li   dem   bezirke  dort  von   kalk  und  stein. 
Im  ersten  teil  Heinrich' s  des    Vierten  druckt  Brandl : 

Nicht  mehr  soll  dieses  bodens  durst'ger  Schlund 

Mit  eigner  kinder  blut  die  lippen  färben, 

Nicht  krieg  mehr  ihre   felder  schneidend  furchen 

Noch  ihre  blumen  mit  bewehrten   hufen 

Des  feinds  zermalmen. 

2,3* 


;56 


W.   Wetz 


Aus  der  anmerkung  erfahren  wir,  dass  Schlegel  ursprüng- 
lich statt:  boden  erde«  geschric^ben  hatte  und  sich  daravif 
das  zweimalige   »ihre«   bezog. 

Brutus  sagt  in  seinem  grossen  monolog  bei  Schlegel : 
Das  kann   auch   Cäsar : 
Drum   eh'   er  kann,   beugt  vor.      Und  weil  der  streit 
Nicht  schein  gewinnt  durch  das,  was  Cäsar  ist, 
Legt  so  ihn  aus  u.   s.   w. 
»Richtiger  :     beug'     vor    (an    sich    selbst    gerichtet)  ;     ebenso 
im  folgenden«,  lautet  eine  anmerkung  zu  »beugt' .    Man  möchte 
fragen,    ob  es  in  den  beiden  letzten  fällen    nicht  rätlicher  ge- 
wesen, das  richtige  in  den  text  zu  setzen  und  die  Schlegel'sche 
fassung  bloss    in  den  anmerkungen  zu  berücksichtigen.     Eine 
so  radikale  neuerung    war  jedoch    von  Brandl  um  so  weniger 
zu  erwarten,  als  er  sogar  ungenaue  Schlegel'sche  Übersetzungen 
von  bühnenanweisungen  nur  berichtigte,  nicht  ersetzte. 

Aber  Schlegel  hat  nicht  nur  geirrt,  sondern  auch  aus- 
gelassen. Wir  schlagen  die  lesarten  von  Romeo  und  Julie 
nach  und  werden  für  den  von  Schlegel  ausgelassenen  prolog 
auf  die  anmerkungen«  am  schluss  des  bandes  verwiesen,  wo 
Brandl  eine  Übersetzung  davon  giebt.  Ein  ausgefallenes  wort 
des  zweiten  musikanten :  »Bitte  steckt  euern  dolch  ein  und 
löscht  euern  witz  aus!-  wird  in  den  »lesarten«  nachgetragen. 
In  den  anmerkungen«  am  schluss  des  bandes-  heisst  es:  ;>Die 
ausgefallenen  worte  des  zw'eiten  musikanten  sind  als  veran- 
lassung zur  folgenden  rede  unentbehrlich.«  Jeden  augenblick 
muss  Brandl  seinen  leser  von  dem  text  nach  den  noten  unter 
dem  text  oder  nach  den  lesarten«  und  den  »anmerkungen 
am  ende  des  bandes  schicken.  Zu  solchen  behelfen  muss  ein 
geistreicher  mann  seine  Zuflucht  nehmen,  weil  er  eine  sache 
am  falschen  ende  angefasst  hat !  Brandl  sendet  mit  feierlichem 
geleitswort  seinen  '  »Shakespeare  in  klassisch -deutschem  ge- 
wande  zu  seiner  unvergleichlichen  missionsthätigkeit  inmitten 
unseres  volkes«  aus.  Man  kann  nicht  sagen,  dass  er  ihm  sein 
amt  besonders  erleichtert  hat. 

So  »klassisch  ;  dies  gewand  auch  sein  mag  —  Brandl 
selber  war  früher  von  seiner  Vollendung  nicht  überzeugt.  In 
seiner  in  den  Führenden  geistern  erschienenen  Shakespeare- 
biographic giebt  er  die  citierten  stellen  teils  in  eigener  über- 
.setzung,  teils  ändert  er  frühere  iibcrsetzungen   wesentlich   um. 


I 


Zur  beurteilung  d.  sog.  Schlegel-Tieck'schen  Sliakespeare-übersetzung      ßjy 

Sogar  Schlegel  bessert  er  öfters  glücklich.  Auch  ten  Brink's 
EngliscJie  litteraturgesch'ichle  ist  in  den  äugen  unsers  heraus- 
gebers  ein  »klassisches  buch,-  und  doch  hat  er  in  seiner 
neuausgabe  dieses  werkes  öfters  geändert,  weil  der  zweck  dies 
gebieterisch  verlangte.  Schwerlich  wird  dies  jemand  wahr- 
nehmen, und  doch  i.st  der  stil  Brandl's  und  der  ten  Brink's 
ziemlich  verschieden. 

Bei  den  von  Baudissin  übersetzten  stücken  bewahrt  Brandl 
äncjstlich  den  text,  wie  er  in  Tieck's  ausgäbe  stand,  selbst  da, 
wo  Tieck  eine  ursprünglich  richtige  Übersetzung  durch  eine 
falsche  verdrängt  hatte.  Oktavian  sagt  in  Antotiius  und  Klcopatra 
bei  der  nachricht  von  dem  tode  seines  gegners : 
Antony ! 

I  have  followed  theo  to  this;   but  \ve  do   lance 

Diseases  in   cur  body   — 
Dafür  hatte  Baudissin  richtig  übersetzt: 

Bis  dahin   bracht  ich  dich!   doch  schneiden  wir 

Geschwür'   aus  unserm .  leib :  gezwungen   musst'   ich 

Dir  solchen  trüben   tag  des  falls  bereiten, 

Wenn  du  nicht  mir. 
Tieck    legte    dem  lance    eine    unmögliche   bedeutung    bei    und 
ordnete  nun  folgende  Übersetzung  an : 

Bis  dahin  bracht  ich  dich!  doch  hegen  wir 

Den  todeskeim  in   unsrer  brüst. 
In  der  späteren  ausgäbe  wurde   ;  hegen«   durch     nähren     über- 
setzt, und  diese  lesart  giebt  auch  Brandl  in  seinem  text. 

Ein  anderes  beispiel  findet  sich  im  Othello,  wo  Brabantio  von 
Rodrigo  die  künde  von  der  flucht  seiner  tochter  erhalten  und 
ihre  Verfolgung  anordnet.  Befehle,  klagen  und  fragen  folgen 
in  raschem  Wechsel : 

Call  up  my  brother.    O,  would  you  had  had  her! 

Some  one  way,  some  another.      Do  you  know 

Where  \ve  niay  apprehend  her  and  the  Moor? 
Die  Worte  sind  abwechselnd  an  die  dienerschaft  und  Rodrigo 
gerichtet ,    der    sich    früher    um    Desdemona    beworben    hatte. 
Baudissin  übersetzte  gut  und  richtig: 

Ruft  meinen  bruder.  —   War'   sie  euer  doch!   — 

Ihr  diesen  weg,  ihr  jenen.   —   Habt  ihr  kundschaft, 

Wo  wir  sie  finden  mögen   mit  dem  mohren? 


358 


\V.   Wetz 


Dafür    verfügte    Tieck    das    sinnlose    und    grammatisch    un- 
mögliche : 

War'   sie  euer  doch ! 
Auf  welche  art  auch  immer! 

Daran  reihen  sich  ähnliche  beispiele  aus  dem  gleichen 
stück  und  aus  dem  König  Lear,  wo  Baudissin  das  richtige  ge- 
habt, Tieck  aber  das  falsche  dafür  gesetzt  und  Brandl  es 
stehen  lassen.  Die  rücksicht  auf  den  dichter  und  die  pietät 
gegen  den  eigentlichen  Übersetzer  forderten  hier  dasselbe. 
Statt    dessen    bietet  man  ims  Tieck'sche  abgeschmacktheiten ! 

Nur  beiläufig  sei  bemerkt,  dass  Brandl  in  diesen  aus- 
führlich von  Bernays  besprochenen  fällen  Tieck's  versehen 
nicht  in  den  anmerkungen  berichtigt,  wie  ja  auch  Schröer  in 
seiner  anzeige  von  Brandl  (Engl.  stud.  XXVII  s.  282)  findet, 
dass  die  berichtigungen  nur  gelegentlich  angebracht  worden 
und  massenhaft  unrichtiges  unbeanstandet  stehen  ge- 
blieben sei.  Es  ist  ja  begreiflich ,  dass  ein  geistreicher  köpf 
an  eine  verfehlte  sache  nicht  gerne  zu  viel  zeit  und  kraft  ver- 
schwendet, auch  hält  sich  die  genialität  durch  das  uns  philo- 
logischen pedanten  heilige  gesetz  der  genauigkcit  nicht  für  ge- 
bunden. Nur  hätte  Brandl  nicht  mehr  versprechen  sollen,  als  er 
hielt  und  in  betracht  der  knappheit  der  zeit  auch  halten  konnte. 

Wie  hier ,  ist  er  auch  anderswo  nicht  konsequent. 
Der  epilog  von  Wie  es  euch  gefällt  fehlt  bei  Schlegel,  Brandl 
bringt  ihn  aus  der  ausgäbe  von  i(S2  5,  wo  vermutlich  Tieck 
ihn  übersetzt  hat.  Schlegel  hat  sich  einmal  an  bruchstücken 
des  Macbeth  versucht,  die  Brandl  an  ihrem  orte  in  Dorothea 
Tieck's  Übertragung  einfügte.  Kein  grösserer  stilgegensatz 
lässt  sich  denken  als  der  zwischen  spräche  und  vers  beider 
Übersetzer:  so  gross  ist  jedoch  die  Zauberkraft  der  beiden 
namen  Schlegel  und  Tieck,  dass,  was  sonst  unsinnig  und  un- 
statthaft ist,  hier  löblich   und   vernünftig  wird. 

Brandl  hat  manches  gethan,  um  dem  Icser  nützlich  zu 
sein.  Er  hat  einleitungcn  mit  zahlreichen  geschichtlichen, 
litterarhistorischen  und  dramaturgischen  bemerkungen  beige- 
steuert; er  vergleicht  den  dichter  mit  seiner  quelle  und  ver- 
deutlicht scenische  vorgärige  durch  hinweise  auf  Shakespeare'.s 
von  der  unsern  so  sehr  verschiedene  bühne ;  er  erläutert 
manche  anspiclvmg,  für  die  auch  der  belesene  ihm  dankbar  ist,, 
und  dann  steigt  er  wieder   zu  dem  herab,    der  Hamlets:      tot 


Zvir  beurteilung  d.  sog.  Schlegel-Tieck'sclien  Shakespenre-übersetzung      ^^o 

für  'nen  dukaten  nicht  versteht  oder  Niobe  nicht  kennt  M:  aber 
das,  was  man  zuerst  von  ihm  verlangen  konnte,  einen  für  eine 
zusammenhängende  lektüre  geeigneten  deutschen  text  —  das 
bietet  er  nicht.  Ist  denn  Shakespeare,  möchte  man  da  fragen, 
bloss  da  für  den  einsamen  leser,  der  in  müsse  sich  aus  text, 
noten,  lesarten  und  anmerkungen  zusammen  sucht,  was  eigent- 
lich Shakespeare  sagen  will?  Selbst  diesem  ist  kaum  mit 
unserer  ausgäbe  gedient,  denn  schon  das  blosse  bewusstsein, 
dass  sein  text  ungenügend  ist,  stört  eine  unbefangene  hingäbe 
an  das  in  dieser  form  dargebotene  werk.  Und  dann  ist  Shake- 
speare doch  auch  da,  um  laut  gelesen  und  namentlich  um 
von  der  bühne  herab  vernommen  zu  werden  :  was  nützen  aber 
alle  dramaturgischen  erläuterungen  unsern  theatern,  wenn  man 
ihnen  Shakespeare  nicht  so  giebt,  wie  sie  ihn  unmittelbar 
brauchen  können  .- 

Die  Stellung  zu  Schlegel's  Shakespeare  muss  verschieden 
sein  je  nach  dem  Standpunkte,  von  dem  aus  man  ihn  be- 
trachtet. Nimmt  man  ihn  als  die  bedeutendste  litterarische 
that  Schlegels,  an  der  man  seine  grosse  als  Übersetzer  studieren 
will,  so  muss  man,  wie  Bernays  gethan,  auf  die  Vorgänger  und 
die  handschriften  eingehen,  die  sein  erfolgreiches  ringen  mit 
seiner  aufgäbe  zeigen.  Die  Bernays'sche  ausgäbe  —  trotz  der 
drei  vorhin  erwähnten  kleinen  änderungen  —  bietet  sich  für 
diesen  zweck  dar.  Dann  hat  auch  Schlegel  durch  seine  Über- 
setzung in  unsere  litteraturentwicklung  eingegriffen  und,  wie 
er  übertreibend  behauptet,  unser  ganzes  späteres  jambendrama 
beeinflusst :  für  den  geschichtsschreiber  der  deutschen  litteratur 
ist  also  die  Schlegel'sche  Übersetzung ,  wie  sie  auf  jene  zeit 
wirkte,  ein  ausserordentlich  wichtiges  litterarhistorisches  denk- 


*)  Das  sind  nicht   die  einzigen  annierkungen,    die  sich   Brand!  hatte  sparen 
können.     Wir  lesen  in  2  H.  VI.  IV  2,   ll8  f.: 

Euter  M  i  c  liac  l. 

Michael.  Where"s  our  general  ? 

Cade.  Here  I  am,  thou  particular  fei  low. 

Das  übersetzt  Schlegel: 

Michael.  Wo  ist  unser  General  ? 

Cade.  Hier  bin  ich,  du  spezieller  kerl. 

Dazu    macht    Brandl    die    anmerkung:    „Wieder    zeigt    Cade    seine    lateinkenntnis 
durch  ein   Wortspiel   mit  generalis  \xw\  specialis.'' 


36o 


W.   Wci/ 


mal.  Schliesslich  ist  sie  aber  \or  allem  und  namentlich  für 
uns  heute  eine  Übersetzung,  die  das  original  vertreten  soll 
und  bloss  danach  zu  beurteilen  ist,  wie  gut  oder  schlecht  sie 
das  thut.  Auf  diesen  standi)unkt  stellen  sich  nun  aber  die 
gelehrten  herausgeber  und  panegyriker  Schlegel's  fast  nie. 
Bernays  (s.  216)  drückt  sein  staunen  darüber  aus,  »dass  dieser 
arbeit  nur  so  wenige  flecken  anhaften,  die  so  leicht  tilgbar 
sind,  und  auch,  wenn  sie  ungetilgt  bleiben,  den  reinen  genuss 
der  Shakespeare'schen  dichtung  nicht  stören  können«.  Nun, 
wenn  diese  flecken  so  leicht  tilgbar  sind,  so  tilge  man  sie  doch 
oder  störe  nicht  jeden  derartigen  versuch  durch  die  phrase 
von  der  einheit  des  grundtons  ,  die  dadurch  gefährdet  werde. 
Soll  man  wirklich  einer  gelehrten  marotte  zu  liebe  Shake- 
speare's  text  dunkler  und  schwerfälliger  machen ,  als  er  that- 
sächlich  ist,  oder  soll  uns  nicht  die  rücksicht  auf  den  dichter 
über  die  auf  den  Übersetzer  gehen .-  Es  soll  hier  nicht  jede 
Veränderung  Cossmann's  in  schütz  genommen  werden:  oft 
jedoch  ist  er  glücklich  gewesen  und  hat  an  stelle  eines  falschen 
ausdrucks  einen  richtigen,  an  stelle  eines  schiefen  einen  treffen- 
den gesetzt,  der  sich  dem  Schlegel'schen  vers  ungezwungen 
einfügt  und  darum  wohl  hier  seine  stelle  finden  dürfte.  Wenn 
Schlegel  grace  mit  ehre,  statt  mit  gnade  übersetzt  oder 
tote  bei  ihm  dem  vers  zuliebe  »umhergehen«  statt  um- 
gehen und  Hamlet  das  haupt  hin  und  her  statt  auf  und  ab 
wägt,  so  sind  das  kleine  und  leicht  tilgbare  und  darum  zu 
tilgende  flecken.     Auch  scheint  mir  Cossmann's: 

Ins  leichentuch  gehüllt  {The  sheeted  dead) 
Schrie'n  tote  wimmernd  durch  die  Strassen  Roms 
wirksamer  als  Schlcgel's  verblasster  ausdruck :  »Verhüllte 
tote«,  wie  denn  überhaupt  die  ganze  stelle  bei  Schlegel  nicht 
gut  gelungen  i.st  und  andere,  wie  Seeger,  sie  besser  übersetzen. 
Und  so  liessen  sich, noch  viele  fälle  anführen,  wo  Cossmann, 
wo  Brandl  —  ich  kann  (\s  ihm  nicht  ersparen,  ihn  hier  zu 
zitieren  — ,  wo  Alexander  Schmidt,  der  einige  Schlegel'sche 
Übersetzungen  für  die  grosse  ausgäbe  der  deutschen  Shakc- 
spearegesellschaft  durchsah,  wo  Max  Koch,  Gilde meister, 
Eidam  und  andere  mit  leiser  hand  Schlegel  glücklich  besserten. 
Für  das  grosse  publikum,  das  an  Schlegel  hängt  und  auf  der 
andern  seite  doch  auch  beanspruchen  darf,  dass  ihm  der  dichter 
so  fehlerfrei  geboten  wird,  als  wir  ihn  ihm  bieten  kötnnen,   wird 


Zur  beurteiluiig  d.  sog.  Schlegel-Tieck'schen  Shakespeare-Cihersetzung      -ißi 

sich  daher  immer  noch  am  meisten  eine  der  verbesserten 
ausgaben  empfehlen,  die  jedoch  in  bestimmten  Zwischenräumen 
von  neuem  durchgesehen  werden  sollten.  Bei  solcher  durch- 
sieht müsste  es  jedoch  grundsatz  sein,  vor  allem  dem  dichter 
zu  seinem  rechte  zu  verhelfen  und  nicht  ängstlich  zu  fragen, 
ob  die  fassung  Schlegel's  oder  Baudissin's  sich  nicht  doch 
allenfalls  rechtfertigen  und  halten  liesse.  Selbstverständlich 
müsste  man  von  dieser  auch  da  abweichen ,  wo  eine  ehemals 
anerkannte  lesart  oder  Interpretation  sich  als  irrig  erwiesen  hat.^) 
Unsers  erachtens  werden  jedoch  alle  diese  besserungen 
im  einzelnen  nie  einen  deutschen  Shakespeare  zu  stände  bringen, 
der  das  leistet,  was  er  heute  leisten  könnte  und  sollte.  Dazu 
liegen  einzelne  mängel  Schlegel's  —  ich  lasse  seine  fortsetzer 
zunächst  ganz  bei  seite  —  viel  zu  tief  und  sind  mit  dem  ganzen 
wesen  seiner  Übersetzung  zu  eng  verknüpft.  Eidam,  der  sich 
tür  eine  neubearbeitung  des  sogenannten  Schlegel-Tieck  ent- 
scheidet, muss  auf  der  andern  seite  doch  zugeben,  der  grund, 
weshalb  die  beschäftigung  mit  Shakespeare's  wirken  in  weiten 
kreisen  unsers  volkes  nicht  so  verbreitet  sei ,  wie  sie  sein 
sollte,  liege  nicht  zum  wenigsten  in  der  oft  eigentümlichen, 
ja  geschraubten  ausdrucksweise  der  Übersetzung«.  Aber  selbst 
wenn  man  nun,  wie  Eidam  fordert,  die  Übersetzung  mit  dem 
gegenwärtigen  stand  der  Shakespeareforschung  in  Überein- 
stimmung bringt  und  dafür  sorgt,  dass  an  möglichst  wenigen 
stellen  der  volle  genuss  gestört  und  das  Verständnis  beein- 
trächtigt wird,  so  ist  damit  noch  nicht  alles  gethan.  Schlegel 
hat  anfangs  zwischen  alexandriner  und  blankvers  geschwankt 
und  in  J^omei?  7inä /u//e  sind  längere  abschnitte  in  alexandrinern 

')  Wir  stimmen  z.  b.  vollstSnHg  R.  Koppel  (Verhesseningsvoischläge 
zu  den  erläiiterungen  und  der  textlesung  des  Lear.  Berlin  1899)  zu,  wenn  er  zu 
der  anrede  Lears  an  Cordelia  in  der  eröfFnungsscene :  Now,  our  joy,  Allhough 
mir  last  and  hast  (nach  anderer  lesart:  our  last,  not  least)  bemerkt:  „Das  herz- 
liche und  rührende  our  last  and  least  der  Folio  („du  unser  letztes,  kleinstes") 
sollte  nach  alle  dem,  was  darüber  geschrieben  worden  ist,  läi;gst  statt  des  kalten. 
wohl  schon  zu  Shakesjjeare's  zeit  abgebrauchten  Wortspiels  last,  not  least  (letztes, 
nicht  geringstes)  in  alle  texte  eingeführt  sein.  Es  gehört  zu  den  —  im  leiblichen 
sinne  —  persönlich  individuellen  zügen  im  bilde  Cordelias,  deren  zarte,  seelisch 
liebliche  gestalt  den  reckenhaften  Schwestern  gegenübersteht".  —  Den  freunden 
des  last,  not  least  diene  zur  beruhigung,  dass  sie  daium  auf  diese  Hebgewordene 
ledensart  nicht  zu  verzichten  brauchen,  denn  sie  findet  sich  ausserdem  noch  im 
Julhis   Cäsar. 


362 


\V.   Wetz, 


stehen  geblieben.  Für  die  geschichte  der  Schlegel'schen  Über- 
setzung hoch  interessant  und  darum  von  bedeutung  für  den 
Htterarhistoriker  und  philoIogen !  Aber  für  wen  noch  sonst? 
Sollen  wir  hier  Shakespeare  in  einem  andern  versmass  sprechen 
lassen,  bloss  deshalb,  weil  Schlegel  nicht  mehr  dazu  kam,  jene 
abschnitte  zu  ändern  ?  Auch  seine  neigung  zum  glätten  und 
abschwächen  und  seine  dem  dramatischen  Vortrag  bisweilen 
widerstreitende  behandlung  des  verses  wird  oft  nicht  geduldet 
werden  können.  Gerade  diesem  letztern  punkt  möchten  wir 
grössere  Wichtigkeit  beilegen,  als  meist  geschieht.  Dem  mehr 
gehaltenen  und  massvollen  stil  der  Schauspielkunst  zu  Goethe's 
zeit  war  jenes  mildern  und  der  ruhig  dahin  fliessende  vers, 
wie  Schlegel  ihn  anstrebte,  gemäss.  Der  leidenschaftlicheren, 
schärfer  accentuierenden  spielweise  unserer  tage  wird  dagegen 
nur  eine  Übersetzung  genügen,  die  die  kraft  der  rede  und  das 
unruhige  gestikulieren  des  Shakespeare'schen  verses  ungemindert 
bewahrt.  Wollte  man  die  Schlegcl'sche  Übersetzung  so  sehr 
umgestalten,  dass  sie  alle  diese  forderungen  erfüllte,  so  wäre 
allerdings  gefahr  vorhanden,  dass  dann  eine  flickarbeit  entstünde, 
die  den  grossen  wurf  vermissen  liesse.  Immerhin  kommt  es 
auch  hier  zumeist  auf  die  sprachliche  meisterschaft  und  den 
takt  des  umarbeiters  an,  und  Vischer's  Hamlet  sieht  man  die 
verschiedenen  hände  kaum  an.  X'öllig  sinnlos  wäre  aber  eine 
solche  mühsame  Umarbeitung  bei  einigen  der  von  Schlegel 
nicht  übertragenen  stücke,  wie  etwa  dem  Macbeth,  den  andere 
besser  als  Dorothea  Tieck  übertragen  haben;  möge  man  an 
ihrer  arbeit  noch  so  viel  herumfeilen,  so  wird  sie  darum  den 
Charakter  der  mittelmässigkeit  doch  nicht  verlieren  und  jenen 
andern  Übersetzungen  immer  nachstehen. 

Aber  muss  es  denn  immer  Schlegel  sein,  und  ist  Schlegel 
wirklich  unübertrefflich.'  Doch  nur  so  lang,  als  er  noch  nicht 
Übertroffen  ist,  und  .das  ist  er  vielfach.  Seinen  Übersetzungen 
Calderon's  sind  nach  dem  urteile  eines  mannes  wie  Sc  hack 
diejenigen  von  Gries  überlegen.  Baudissin's  Moliere-über- 
setzung  wurde  von  manchen  als  sein  meisterwcrk^  gepriesen. 
Sie  wurde  jedoch  kaum  gelesen  und  drang  nicht  auf  da^ 
theatcr,  was  beides  die  von  Fulda  erreichte.  War  es  hier 
möglich,  erfolgreich  mit  Schlegel  und  Baudissin  zu  wetteifern, 
warum  nicht  auch  sonst  .^  Wir  halten  es  darum  für  das  ver- 
kehrteste, was  die  frcvmde  Shakcspeare's  thun  können,    wenn 


Zur  beurteilung  d.  sog.  Schlegel-Tieck'sclien  Shakespeare-überset/.ung      -iß-r 

sie  durch  das  stete  verkünden  der  unübertrefflichkeit  der  arbeit 
Schlegel's  und  seiner  genossen  die  heute  lebenden  Übersetzer 
davon  abhalten,  jene  wirkHch  zu  übertreffen.  Eine  eiche  fällt 
nicht  auf  einen  schlag,  und  nichts  erleichtert  einem  guten  Über- 
setzer seine  aufgäbe  so  sehr,  als  wenn  schon  ein  gleich  oder 
annähernd  tüchtiger  ihm  vorgearbeitet  hat.  Wenn  ein  be- 
deutender Übersetzer  wie  Gries  den  Ariost  übersetzt,  ein 
anderer  gleich  grosser,  wie  Hermann  Kurz  diese  Übersetzung 
neu  bearbeitet  und  als  letzter  redaktor  Paul  Heyse  kommt, 
so  darf  man  überzeugt  sein,  etwas  besseres  zu  erhalten,  als 
wenn  Gries  oder  Kurz  oder  Heyse  allein  das  beste  ihres 
könnens  geboten  hätten.  Auch  Schlegel  ist  da  am  glücklich- 
sten, wo  ihm  jemand  vorausgegangen  ist  und  einen  teil  der 
Schwierigkeiten  schon  überwunden  hat.  So  ist  auch  nicht  zu 
bezweifeln ,  dass  auf  Schlegel's  schultern  stehende  sprachge- 
waltige Übersetzer  uns  einen  bessern  deutschen  Shakespeare 
als  Schlegel  zu  bieten  vermöchten  —  vorausgesetzt ,  dass  sie 
nicht  Schlegel  zu  verbessern«  unternähmen,  sondern  in  selb- 
ständigem ringen  mit  dem  dichter  diesen  mit  den  mittein 
unsrer  weiter  ausgebildeten  dichtersprache  wiederzugeben 
suchten  und  dabei  die  Übersetzungen  SchlegeFs  und  anderer 
so  nützten,    wie  Schlegel  selber  die  arbeit  seiner  Vorgänger.') 

»Dem  gebildeten  deutschen  leser  die  werke  des  grossen 
Briten  in  einer  form  vorzulegen,  die,  unbeschadet  der  kraft 
des  dichterischen  ausdrucks,  den  anforderungen  möglichst 
entspricht,  die  wir  heute  an  die  spräche  stellen,  in  einer  form, 
die  nicht  nur  im  ganzen,  sondern  auch  im  einzelnen,  den  ur- 
text  getreu  wiedergiebt,  und  die  nicht  durch  sprachliche  Sonder- 
barkeiten   und    härten    den    «jenuss    der   dichtun«    stört«  :    das 


^)    Man    hat    Schlegel's    überti-agiing    des    ersten    verses    von    Richard  IH. 
getadelt : 

Nun  ward  der  winter  unsers  missvergni'igens 

Glorreicher  sommer  durch  die  sonne  Yorks. 

[Now  j  s  the  winter  of  our  discontent 

Made  gloiious  summer  by  this  sun  of  York.] 
Schlegel  hat  ihn  wörtlich  aus  Eschen  bürg  übernommen,  der  dies  stück  allein 
im  blankvers  üt)ertragen  hatte: 

Nun  ward  der  winter  unsers  niissvergnügens 

Durch  diese  sonne  York  ein  heitrer  sommer. 


364  W.  Wetz 

scheint  mir  mit  Eidam  eine  lohnende  aufgäbe,  die  den  ehr- 
geiz  von  fähigen  Übersetzern  reizen  könnte.  In  den  ausgaben 
von  Boden stedt  und  Dingelstedt  war  sie  teilweise  gelöst, 
und  Schlegel  und  Baudissin  sind  hier  vielfach  übertroffen 
worden,  obwohl  die  Übersetzer  unter  mancherlei  hemmnissen 
schufen :  die  arbeit  Schlegel's  wie  die  Baudissin's  war  noch 
geschützt,  man  scheute  sich  daher  —  besonders  bei  L.  Seeger 
hat  man  den  cindruck  —  diesen  Vorgängern  zu  nahe  zu  kommen. 
Heute  liegen  die  Verhältnisse  wohl  auch  deshalb  günstiger,  weil 
durch  Ibsen  das  gefühl  für  manche  eigenheiten  der  dramatischen 
rede  geschärft  worden  ist ,  die  frühere  Übersetzer  bei  Shake- 
speare ruhig  glaubten  tilgen  zu  können.  Sollte  der  versuch 
gewagt  werden,  so  sollte  man  sich  dessen  freuen  und  ihn  er- 
mutigen ,  statt  den  Übersetzern  durch  das  stete  pochen  auf 
Schlegel  und  Tieck  die  lust  an  ihrer  mühevollen  arbeit  zu 
verleiden.  Wer  von  der  unübertrefflichkeit  Schlegel's  spricht, 
hat  den  grossen  abstand  zwischen  dem  dichter  und  seinem 
Übersetzer  nie  empfunden  und  kennt  auch  die  schätze  unserer 
spräche  nicht,  die,  wie  manche  beispiele  uns  zeigten,  es  wirk- 
lich ermöglichen,  Shakespeare  öfters  näher  zu  kommen,  als 
es  Schlegel  thut.  Wer  aber  die  alte  phrase  wiederholt,  dass 
die  sogenannte  Schlegel-Tieck'sche  die  deutsche  Shakespeare- 
übersetzung sei  und  bleiben  müsse,  hat  nie  ein  werk  Vvie  den 
Macbeth  mjt  dem  original  und  andern  Übersetzungen  verglichen 
und  sollte  darum  billigerweise  sich  des  Urteils  enthalten.  Es 
scheint  uns  eine  ehrenpflicht  gegen  den  dichter  wie  das  deutsche 
volk,  dass  man  ihm  Shakespeare  in  der  besten  gestalt  bietet, 
in  der  man  ihn  bieten  kann,  und  darauf  hinzuwirken  sollte 
namentlich  das  bestreben  aller  anglisten  und  Shakespeare- 
forscher sein. 

Bis  wir  aber  einen  solchen  deutschen  Shakespeare  er- 
halten ,  wäre  es  wohl  das  rätlichste ,  unter  fachmännischer 
leitung  eine  eklektische  ausgäbe  herzustellen,  die  \on  jedem 
stück  die  beste  der  vorhandenen  Übersetzungen  brächte  und 
sie  von  versehen  und  Unebenheiten  m(')glichst  befreite.  Die 
frage,  ob  an  stelle  Schlegel'scher  Übertragungen  das  eine 
oder  andere  mal  eine  spätere  zu  treten  hätte,  hat  wohl  nur 
theoretische  bedeutung,  da  diese  noch  eigentum  der  Verleger 
sind  und  vielleicht  nicht  freigegeben  würden.  Dass  mit  den 
Übersetzungen  Baudissin's  die  von  Kaufmann   um  die  palme 


A.  Kroder,  Studien  zu  Shelk'v's   ■'Epipsyclüdioii'"  ^65 

ringen  und  sie  oft  übertreffen,  scheint  uns  sicher,  ebenso 
auch,  dass  Dorothea's  arbeit  ganz  oder  teilweise  wegfallen 
müsste.  Diese  ausgäbe  würde  sich  bescheidener  geben,  aber 
dem  leser  einen  bessern  deutschen  Shakespeare  bieten  als 
>Shakespeare's  dramatische  werke.  Übersetzt  von  Schlegel 
und  Tieck«. 

Giessen.  W.  Wetz. 


STUDIEN  ZU  SHELLEY'S  ^^EPIPSYCHIDION". 


Ma  ciö  che   l'artista  crea, 

tutto  il  inondo  lo  beve, 

lo  fa  b-ua  carne  e  suo  sangue. 

(.•\da  Negri.) 

Aus  wundersamen  melodien  gewoben,  erklang  der  liebes- 
hymnus  des  Epipsychidion  im  frühjahr  1821  an  das  taube  ohr 
der  weit.  Der  Wagner'schen  muse  an  schwung  und  gefühls- 
tiefe vergleichbar,  war  Shelley's  dichtung  ihr  auch  darin  ver- 
wandt, dass  sie  einem  aufgeklärteren  Zeitalter  entgegenwarten 
musste,  um  zu  vollem  Verständnis  und  zu  liebevoller  Würdigung 
ZU  gelangen.  Die  zeit  ist  gekommen,  längst  gekommen,  gott- 
lob! Unter  zahllosen  bewundeiern,  lesern  und  forschern,  hat 
die  pracht  des  E[pipsychidwn]  erhebend,  veredelnd,  entzückend 
und  beglückend  gewirkt. 

Nur  eine  befruchtende  Schöpferkraft  hat  dieses  werk  bis- 
lang nicht  entwickeln  können ;  denn  von  keinem  nachgebornen 
dichter  ist  es  erreicht  worden :  wir  müssen  im  gegenteil  be- 
kennen, dass  just  die  poetischen  mitbrüder,  die  als  congeniale 
geister  berufen  wären ,  den  fior  der  dichterischen  anschauung 
Sh[elleyrs  zu  lüften,  am  wenigsten  dazu  beigetragen  haben, 
die  — ■  sagen  wir  —  rätsei  des  E.  der  weniger  tief  blickenden 
weit  zu  enthüllen.  Ja  nicht  einmal  das :  sie  stehen  nicht  an, 
in  jenen  effektvollen  und  vom  poetisch-technischen  Standpunkt 
aus  durchaus  gebotenen  Umhüllungen  einen  entstellenden 
makel  des  werkes  zu  erblicken.  Ein  bedeutender  englischer 
dichter  und  forscher ,  der  die  kleinste  metrische  flüchtigkeit 
Sh.'s    als    rein    g(")ttliche    Inspiration    preist  und  in  ausdrücken 


^66  A.  Kroder 

absurder  ereiferung  jeglichem  andersdenkenden  zehntausend- 
jährige fegfeuerqualen  auf  den  hals  wünscht  ^),  fühlt  sich  doch 
bemüssigt ,  dem  E.  ein  entstellungsmal  anzuheften ,  indem  er 
ihm  vorwirft :  die  schleierhafte  einbeziehung  ganz  und  gar 
persönlicher  anspielungen  sei  nur  dazu  angethan,  geduld  und 
verstand  des  getreuen  forschers  zu  verwirren  und  zu  erbittern ; 
rätsei  seien  hier  nicht  angebracht;  mit  rebuskünsten  solle  wahre 
kunst  nichts  zu  thun  haben  2). 

In  welch  merkwürdiger  beleuchtung  steht  dieses  dictum 
Swinburne's  da ,  wenn  wir  es  in  beziehung  setzen  zu  werken 
wie  Goethe's  Faust  l  Und  sagt  nicht  andrerseits  Shelley  selbst 
in  seiner  vorrede,  das  vorliegende  werk  werde  einer  gewissen 
klasse  von  lesern  auch  ohne  trockne  darlegung  der  Verhält- 
nisse hinreichend  verständlich  sein  ,  eine  andre  klasse  freilich 
werde  es  niemals  verstehen  können,  weil  ihr  ein  sympathischer 
sinn  für  seine  ideen  abgehe  ? ! 

An  einem  müssen  wir  vor  allem  festhalten :  der  reine 
aesthetische  genuss ,  den  sich  Sh.  von  selten  der  nvreroi  ver- 
sprochen hat  ist  primär  und  steht  auf  anderer  stufe  als  der 
durch  forschungen  erkaufte  genuss  des  gelehrten.  Ein  im 
schwunge  der  begeisterung  schwelgender  leser  gelangt  zu 
eignem  neuem  empfinden  dessen ,  was  der  dichter  geschaut, 
er  versteht  die  probleme  und  grundtypen,  die  in  das  gewand 
glühender  fantasie  gekleidet,  vor  seinem  augie' vorüberziehen. 
Er  geniesst  beispielsweise  das  E.  mit  lebhaftestem  entzücken, 
geniesst  es  nicht  nur,  sondern  versteht  es  auch  genügend, 
um  es  geniessen  zu  können,  ohne  mit  den  details  von  Sh.'s 
biographie  vertraut  zu  sein.  Warum  sollte  er  auch  nicht, 
wenn  nach  Todhunter's-')  annähme  jene  vielumstrittcncn 
anspielungen  des  E.  überhaupt  nicht  auf  persönlichkeiten, 
sondern  auf  s/a/cs,  auf  gewisse  entwicklungsstadien  hindeuten, 
welche  jeder  mehr  oder  weniger  ideale  mensch  zu  durch- 
laufen hat. 

Den  biographen  hingegen  drängt  und  lockt  die  aufgäbe 
der  forschung,    den  verwischten  spuren  jener  persönlichkeiten 


^)  Swinbuine ,    Essays    and  Studies.     London     1<S75.    p-  '-;-!ü;    vgl.   hieizu 
Mayor  in  Trans.  Phil.  Soc.     1 875/76.  p.  4'^-><J. 

2)  1.  c.  p.  2,36. 

3)  A  Study  of  Sil.      London    1880,   p.   242   f. 


Studien   zu   Sheiley's    "Epipsychidion"  -567 

nachzugehen ,  bis  er  sie  auf  der  realen  erde ,  in  der  realen 
Vergangenheit ,  unter  einem  tönenden  namen ,  inmitten  einer 
bekannten  Umgebung  wiederfindet ;  bis  es  ihm  gelungen  ist, 
■den  rätselvollen  schleier  zu  lüften ,  den  der  dichter  wie  zum 
schütz  vor  uneingeweihten  blicken  daraufgeworfen,  und  der 
für  ihn ,  den  mitfühlenden,  den  vertrautesten  aller  freunde, 
nicht  bestimmt  war :  denn  in  der  that ,  wann  hätte  Shelle\' 
zahlreichere  und  liebevollere  freunde  gehabt  als  in  unsern 
tagen  ? 

Wie  viele  fragen  allerdings  der  Wissenschaft  noch  offen 
stehen,  wie  viele  punkte  des  B.  trotz  der  bemühungen  eifriger 
und  verständnisvoller  ausleger  noch  in  dunkel  gehüllt  sind, 
diese  thatsache  ist  in  den  kreisen  der  Sh.-forschung  und  da- 
rüber hinaus  bekannt  genug ,  um  auf  eine  reihe  von  jähren 
jeden  neuen  interpretationsversuch  zu  rechtfertigen. 

Einen  bescheidenen  beitrag  zur  lösung  der  grossen  frage 
bieten  die  folgenden  zeilen,  die  ich  in  dankbarer  ergebenheit 
meinem  früheren  lehrer  he.rrn  professor  dr.  Breyniann  zu 
seinem  25  jährigen  dozentenjubiläum  darbringe. 

Ich  gedenke  meinen  stoft"  in  fünf  abschnitten  zu  behandeln, 
welche  umfassen  werden  (!)  das  problem  einer  genesis  des  £., 
(IIl  die  beiden  anfangszeilen ,  (III)  die  platonischen  spuren, 
(I\^)  die  personalia  und  (V)  die  dichterische  technik  des  £. 

I.   Problem  einer  genesis  des  Epipsychidio7i. 

Es  mag  kühn  erscheinen,  in  crmanglung  von  onginal- 
manuskripten,  gleichzeitigen  notizen  und  traditionen  über  die 
abfassung  eines  werkes  seine  entstehung  konstruieren  zu  wollen. 
Und  doch  liegen  einige  umstände  vor,  die,  mit  richtigem  ge- 
fühl  gesichtet ,  eine  gewisse  handhabe  zur  Uhsung  der  frage 
bieten  können. 

Für  die  genesis  eines  'gelegenheitsgedichtes'  —  und  Sheiley's 
und  Goethe's  dichtungen  haben  nach  dem  eigenen  geständnis 
ihrer  Verfasser  fast  ausnahmslos  als  solche  zu  gelten  —  sind 
nach  unserer  ansieht  die  poetischen  momente,  chronologisch 
betrachtet,  von  der  allergrössten  bedeutung.  Wird  es  im  all- 
gemeinen auch  unmöglich  sein ,  sämtliche  poetische  momente 
herauszufinden ,  die  zur  erzeugung  eines  dichterischen  planes 
führten ,    so  ist  doch  auch  mit  der  ergründung  eines  einzigen 


368 


A.   Kro<ier 


meist  schon  ein  wesentliches  restiltat  gewonnen.  Für  Auomiis- 
beispielsweise  lassen  sich  mühelos  zwei  poetische  momente 
erkennen :  der  frühe  tod  eines  genialen  sängers ,  imd  das 
mörderische  gift  der  kritik.  Eines  dieser  beiden  motive  hätte 
zar  erzeugung  eines  Adonais  -  BhnWchcn  gedichtes  genügt; 
während  umgekehrt,  beim  völligen  mangel  dieser  momente, 
also  auf  einen  lebenden  und  gefeierten  Keats  ein  grösseres 
weihgedicht  im  allgemeinen  nicht  entstanden  wäre. 

Wenn  wir  in  ähnlicher  weise  die  ereignisse  jener  Pisaner 
tage  chronologisch  durchlaufen  und  von  anbeginn  nach  poeti- 
schen momenten  derselben  suchen ,  werden  wir  sogleich  ge- 
wahren ,  dass  schon  Pacchiani's  erzählung  von  einer  einge- 
kerkerten gräfin  ein  allgemein  poetisches ,  für  den  freiheits- 
dürstenden  Sh.  aber  ganz  wesentlich  poetisches  moment  ent- 
hielt. Noch  mehr:  bereits  d&r ßro/cssore  hatte  das  »arme  kloster- 
fräulein«  mit  einem  im  käfig  trauernden  vogel  verglichen.  Eine 
lieblichere  wiederhohmg  dieses  stimmungsvollen  Vergleichs  tönt 
an  Sh.'s  ohr,  als  bei  gelegenheit  seines  ersten  besuches  Emilia 
die  gefangene  lerche  apostrophiert.  Nicht  ohne  bedeutung  ist 
es,  dass  die  glänzende  metaphernrcihe  des  ersten  teils  unsres 
E.  mit  folgendem  glied  anhebt 
(v.    5) :  Poor  captivc  bird  !   who   from   thy  narrow  cage 

Pourest  such  music  etc. 
MedwinM  setzt  diese  allegorie  in  direkte  beziehjimg  zu  Emilia's 
melodischer  klage  im  parloir.  Als  ursprünglichste  huldigung 
könnte  somit  ein  lied  zärtlicher  mittrauer  geplant  gewesen  sein, 
das  speziell  den  \ergleich  des  gefangenen  vogels  durchführen 
sollte. 

Aber  noch  ein  zweites  poetisches  moment  ist  mit  diesem 
ersten  gleichzeitig  und  innig  \erychmolzen:  der  eindruck  makel- 
loser Schönheit  auf  ein  empfängliches  gemüt.  Es  wäre  ein 
fruchtloses  unterfangen,  jede  regung  persönlicher  leidenschaft- 
lichkeit  in  unsrem  liebessang  ableugnen  zu  wollen.  Emilia. 
so  berichtet  schon  der  alte  profcssore'^)^  war  ein  ^avfta  tcVfcTiV«/, 
und  für  die  liebe  geschaffen.  Das  »in  üppigen  träumen 
schwelgende  äuge«  der  Italienerin  wird  auf  den  an  ein  kühles 
liel)umfanL{en  wewcjhnten  Engländer  s"einen  eindruck  nicht  \er- 


')    T/ie  Life  of  P.   B.  Sh.     London    l847-     H  64. 
2)  S.  z.  b.   Dowden's  Life  of  Sh.     II  369. 


Studien  zu  Shelley's   "Epipsycliidion"  T(5g 

fehlt  haben.  Wir  kennen  auch  Shelley's  impulsive  natur,  die 
in  jenem  augenblick  des  ersten  sehens  mit  ganz  andrem  wonne- 
jauchzen als  Dante's  scholastischer  geist  gejubelt  haben  mag 
Apparuit  jam  beatitudo  vestra !  In  diesem  punkt  haben  die  ge- 
reiften mannesjahre  das  jünglingstheorem  Lovc  is  inevitably  conse- 
quent  upon  the  perception  of  loveliness^^  nicht  über  bord  geworfen. 
Eine  vom  hauch  warmer  persönlichkeit  umwobene  detaillierte 
Schilderung  von  körperreizen,  wie  sie  an  mehreren  leidenschaft- 
lichen stellen  des  E.  auftritt,  erwächst  nimmermehr  aus  späterer 
nüchterner  reflexion  :  sie  wird  nur  aus  jenem  fieber  geboren, 
das  —  um  mit  Plato  -)  zu  sprechen  —  die  berührung  mit  dem 
schönen  in  dem  .^chönheitsfähigen  wesen  hervorruft. 

So  wenig  allerdings  die  delikatesten  fragen  des  empfindens 
mathematisch  zu  messen  sind,  so  wenig  vermag  der  Verfasser 
vorliegender  zeilen  seine  dargestellte  auffassung  im  eigentlichen 
sinne  zu  beweisen.  Gleichwohl  glaubt  er  überzeugt  sein  zu 
dürfen ,  dass  der  erste  teil  des  E.  3)  mit  seinem  begeisterten 
lobespreis  der  Schönheit,  mit,  seiner  rührenden  klage  über  das 
los  der  gräfin  aus  der  unmittelbaren  bewunderung,  aus  der 
unmittelbaren  teilnähme  des  ersten  sehens  und  hörens  ersprossen 
ist.  Es  war  dies  ein  allgemein  dichterischer  Vorwurf,  ein  be- 
geisternder, stoff,  der  nach  ausdruck  verlangte,  und  den  allein 
wohl  auch  ein  Wordsworth  —  in  seiner  weise  freilich  —  hätte 
gestalten  können. 

In  intellektueller  und  moralischer  beziehung  hat  Sh.  in 
der  schönen  gräfin  kein  ideal  ersehen.  Dies  ist  schon  von 
mehreren  forschern  aus  dem  kühlen  ton  seiner  briefschilde- 
rungen  gefolgert  worden*).  Emiliens  glühendes  südländisches 
empfinden  riss  ihn  mit  fort,  ihr  glänzendes  philosophieren  be- 
geisterte ihn  - —  aber  welch  weiter  weg  von  da  bis  zum  geist 
der  Vollkommenheit,  der  im  E.  gefeiert  wird  ! 


')   Queen  Mab.     Note  zu  V.    189,   bei  F'orman  IV  477. 

2)  Sytnposion  206  D  und  209  B.  C. 

*)  d.  i.  veis  1 — 146.  Die  meisten  kommentatoren  verschmelzen  mit  diesem 
huldigenden  teil  den  ganz  heterogenen  philosophierenden  abschnitt  147 — 190  zu 
einem  gedankenganzen  und  bekommen  hiedurch  eine  einteilung  des  E.  in  3  gruppen. 
Dass  eine  solche  disposition  unberechtigt  ist,  werden  wir  sogleich  erkennen.  Frei- 
lich —  warum  nach  den  staubgefüllten  fruchten  des  toten  meeres  statt  nach 
Hesperien's  goldäpfeln  greifen? 

■»)  Vgl.  Dowden  11  389  f. 
J.  Hoops,  Englische  Studien.  28.  3.  24 


370 


A.   Kroder 


Wir  k(')nnten,  von  dieser  letzteren  erwägung  ausgehend, 
uns  folgende  fragen  vorlegen :  was  veranlasste  Sh.,  das  erden- 
bild  der  gräfin  in  solcher  weise  zu  veridealisieren?  An  voll- 
kommeneren erdenfrauen  war  er  vorübergegangen,  an  Portia. 
Maimuna,  Cornelia,  Mary  und  Mrs.  Gisborne,  die  intellektuell 
und  moralisch  zweifelsohne  über  der  Italienerin  standen  :  doch 
ein  Epipsychidion  hat  keine  von  ihnen  inspirieren  können. 
Was  war  also  die  geheimnisvolle  triebfeder  in  diesem  falle  ? 
Wohl,  es  war  der  taumel  der  entzückung,  in  den  bestrickende 
reize  des  weibes  ein  jedes  geniale  wesen  versetzen.  Eine 
andere  auslegung  ist  mir  nachgerade  undenkbar. 

Die  stufen,  auf  denen  Emilia's  bild  bis  zur  höhe  idealster 
Weiblichkeit  hinaufstieg,  bleiben  unsren  äugen  verhüllt.  Eine 
uralte  erfahrung ,  bewährt  solange  menschen  minnen  ,  lässt 
immer  die  liebste  für  die  schönste,  und  die  schönste  für  die 
vollkommenste  gelten.  Und  wohl,  dass  in  diesen  sachen  das 
herz  unsrem  verstand  einen  leichten  streich  spielt:  wir  ver- 
danken diesem  holden  glauben  alle  edlen  und  volkserhaltenden 
reeuneen  der  treue,  des  herzensglückes,  der  häuslichen  fried- 
samkeit.  Die  seele ,  die  eine  herrliche  körperform  erfüllte, 
musste  ebenso  herrlich  sein  :  Sh.  machte  sie  dazu. 

Beachtenswert  scheint  aber  auch ,  dass  nach  der  Über- 
lieferung gerade  in  jenen  tagen  M'ne  de  Stael's  roman  Coi-inne 
die  lektüre  der  Shelleys  war  und  der  holden- gefangenen  als 
trosteinsamkeit  in's  kloster  geschickt  wurde,  worauf  die  letztere 
sympathische  dankesworte  zurückschrieb  M.  Es  ist  denkbar, 
dass  Sh.  in  dem  Verhältnis  jenes  trauernden  Engländers  zu 
der  strahlenden  Italienerin  eine  deutliche  analogie  erblickte  zu 
seinem  eigenen  bund  mit  Emilia,  dass  er  somit  unbewusst  das 
bild  der  beiden  frauen  in  seiner  Vorstellung  verwoben  und  in 
der  schönen  Emilia  eine  vollkommene  Corinna  erschaut  haben 
mochte,  ntw  persou/le  doiice  comine  aucitne  fevimc  nc  I'a  jatnais  ctc, 
im  ange  d'espnl  et  de  honte;  uti  ^cnie  admiraöle ,  et  ticmwioins-  uii 
caractere  setisil'le  et  timidc ;  ime  'nnagination  snblifiie ,  UJic  gcncrositi^ 
Sans  liorties ,  une  persofine  cjui  peut  avoir  cu  des  torts ,  pärcc  qti'  iine 
suph'ioriti  si  itoimante  nc  s'aecorde  pas  toiijoiirs  iwcc  la  vie  commune, 


')  Z.  b.   bei  Marshall,    Life   and  Letters   of  Mary   Wollstonecraft   Slulley. 
London   1889.     1  271,  auch   108,  und  Dowden  II  376. 


Studien   zu   Slielley's   "Epipsychidion"  ^yi 

t/iais  qui  posscde  iiiic  ante  si  belle  qu'  eile  est  an-ilessi/s  de  ses  faules^ 
t:t  gu'  iine  senk  de  ses  aeiions  ou  de  ses  pur ol es  les  ejfaee  tonte s'^). 

Emiliens  bild  im  E.  entsteht  also  aus  einem  psycholo- 
gischen legierungsprozess ,  der  ihr  geistiges  und  moralisches 
sein  durch  das  vollkommene  körperliche  läuterte 2). 

Für  die  unmittelbarkeit  der  eingebung  sprechen  auch 
allerlei  nebenumstände.  Rossetti  hat  aus  dem  munde  Trelaw- 
ney's  die  bestimmte  Versicherung  erhalten,  dass  das  E.  nach 
dem  ursprünglichsten  plan  in  italienischen  versen  begonnen 
worden  sei  3).  Dass  Sh.  einzelne  partien  der  dichtung,  inson- 
derheit den  von  Dante  inspirierten  ersten  teil,  zugleich  in  eng- 
lischer und  italienischer  spräche  komponiert  habe,  wie  Acker- 
mann'^) nahelegt,  erscheint  mir  vom  Standpunkt  des  künstlers 
aus  nicht  recht  glaublich  ;  eine  genaue  prüfung  jener  italieni- 
schen anfangszeilen  des  E.,  welche  das  neu  aufgefundene  ms. 
der  Mask  of  Anarchy  auf  der  rückseite  eines  blattes  aufweist, 
könnte  vielleicht  in  dieser  beziehung  ein  befriedigendes 
resultat  liefern.  Jedenfalls  -aber  harmoniert  obige  tradition 
vollkommen  mit  unsrer  hypothese ,  insofern  Sh.  diesen  ur- 
sprünglichsten hymnus  seiner  angebeteten  in  ihrer  mutter- 
sprache  singen  wollte,  wie  er  ihr  auch  die  Buona  Notte  und 
—  vielleicht  —  die  Favola  in  italienischer  spräche  zu  füssen 
legte.  In  der  that  weist  die  diktion  des  ganzen  ersten  teils 
eine  überfülle  pompöser  metaphern  auf.  Trotzdem  wir  alle 
wissen,  dass  die  eigenart  der  dichterischen  darstellung  Sh.'s 
ein  schwelgen  in  bildern  ist,  wird  doch  ein  einigermassen  ge- 
übtes gefühl  leicht  herausfinden,  dass  die  metaphernsprache  der 
vorliegenden  abschnitte  gerade  im  gegensatz  zu  Sh.'s  tiefinner- 
licher allegorisierungskunst  einen  mehr  äusserlichen  charakter 
trägt  und  oft  auf  ein  blosses  schwelgen  in  reichen  färben  und 
Vorstellungen,  in  wort  und  ton  hinausläuft:  ein  merkmal  roma- 
nischer, bes.  südländischer  dichtersprache. 

M   Coriime  XVI  6. 

-)  Mit  dieser  ansieht  stehen  wir  also  in  bewusstenn  gegensatz  zu  Rev. 
Stopford  A.  Brooke  (im  Vorwort  zum  neudruck  des  E.,  Shelley  Soc.  Pubi. 
2nd  Ser.  No.  7.  p.  XX.  XXXIII.  XXVII.  XXIX.).  oder  zu  Helene  Richter 
(in  ihrer  neuen  Sh.-biographie,  Weimar   i8g8,  p.  486.  491). 

^1  Z.  b.  hei  Dowden  II  379,  oder  Ackermann  in  seiner  jüngst  besprochenen 
ausgäbe  des  E.  u.  Adoitais,  Berlin    IQOO,  p.   XIV. 

^)  Ebenda. 

24* 


372 


A.   Kl  oder 


Es  wird  auch  berichtet  M.  dass  Sh.  in  der  hypnose  ohne 
zwang  formvollendete  toskanische  verse  sprach.  Für  diese 
thatsache  würden  uns  die  praktischen  versübungen  der  Buoua 
Notte  allein  keine  befriedigende  erklärung  geben. 

Auf  welchem  umweg  späterhin  die  englischen  Juroics  auch 
in  diesen  ursprünglich  italienischen  teil  des  E.  kamen,  werden 
wir  sogleich  zu  erörtern  haben. 

A  n  111.  GariicU  bringt  in  seinen  Relics  p.  29  das  liebliche  briichstück 
Fiordispina  mit  dem  bemerken,  dass  es  wahrscheinlich  in  den  ersten  tagen  der 
hekanntschalt  mit  Emilia  entstanden  sei.  dass  es  somit  eine  wenn  auch  unbe- 
wusste  Vorstudie  zum  E.  darstelle,  in  welches  späterhin  viele  Zeilen  übergeflossen 
seien.  Dieser  hypothese  gegenüber  nimmt  sclion  Ackermann-)  eine  ablehnende 
Stellung  ein;  auch  mir  ist  irgend  eine  inhaltliche  Verwandtschaft  der  beiden  werke 
nicht  aufgefallen,  und  welche  stellen  übernommen  worden  sein  sollen,  hat  Garnett 
nicht  spezialisiert.  Es  bedarf  also  vor  allem  genügenden  beweises,  dass  Fiordispina 
die  erste  aus  der  begeisterung  für  Emilia  entsprossene  blute  sei.  Hingegen  ist 
eine  grosse  ähnlichkeit  dieses  fragmentes  mit  der  (spateren)  Ginevra  augenfällig: 
auch  mag  daran  ei'innert  werden,  dass  Mrs.  Shelley  für  Fiordispijia  nicht  das  jähr 
1820,  sondern   1821   angesetzt  hat. 

Ein  zweites  erregungscentrum  war  vielleicht  das  verhalten 
einer  blinden  und  niedrig  denkenden  weit,  das  argwöhnische 
und  eifersüchtige  gemunkel  der  Umgebung,  das  dem  dichter 
heilige  veranlassung  gab,  die  grundlagen  seiner  freundschaft 
mit  der  edlen  darzulegen ,  seine  vom  erdenstaub  geläuterte 
anschauung  vom  wesen  wahrer  liebe  öffentlich  zu  bekennen 
und  so  die  teure  und  sich  selbst  \or  dem  gjfthauch  der  Ver- 
dächtigung zu  schützen.  Was  der  dichter  schreiben  wollte, 
und  in  der  that  teilwei'^e  zu  papier  brachte ,  ist  wohl  nichts 
anderes  als  eine  xorstufe  zu  jenetn  Symposium  of  Ms  ou<n  to  sct 
all  this  right ,  xon  dem  er  drei\iertcl  jahr  später  an  bekannter 
stelle'*)  spricht. 

Wer  nun  die  in  Forman's  ausgäbe  11  3S9  als  Studus  and 
Canccllcd  Passages  to  ihe  'Epipsychidioti'  ^\  abgedruckten  fragmente 
liest,  wird  sich  de.'^  gedankens  kaum  erwehren  können,  dass 
diesen    zeilen    ganz    der    ungezwungene  —  hier  allerdings  mit 


•)  Dowden  p.  397. 

^)  p.  XX. 

^)  Brief  an  die  Gisbornes,  22.  Okt.  1821.  Vgl.  auch  Advertisement  Tlic 
present  poem  appears  to  have  been  intended  by  thc  Writer  as  the  dcdicaüon  to  somc 
langer  one. 

^)  Oder  in  Ackermann's  Separatausgabe  ]i  2.')  als  Studien  zu?n  E.  und  ge- 
strichene stellen. 


Studien   zu   Shelley's   "Epipsychidion"  273 

sarkasmus  gemischte^)  —  plauderton  der  Letter  to  Maria  Gisborne 
innewohnt.  Ich  fasse  in  der  that  jene  Siiid[ies  &  Canc.  Pass.] 
nicht  anders  auf  als  einen  entwurf  zu  einer  grossen  poetischen 
epistel  des  dichters  an  seine  freundin  Emilia  Viviani.  Diese 
epistel  war  wohl  gedacht  als  begleitschreiben  oder  vorrede  zu 
jenem  Symposium,  und  als  ausgedehnteres  seitenstück  zu  dem 
ein  halbes  jähr  früher  geschriebenen  und  zweifellos  schon  da- 
mals herzlich  beklatschten  poetischen  brief  an  Mrs.  Gisborne. 
Wir  bemerken  auch,  dass  die  metrische  form  des  heroic  couplet 
beiden  dichtungen  gemeinsam  und  somit  möglicherweise  aus 
der  Leiter  durch  die   Stud.   in  das  E.  übergegangen  ist. 

Ein  brief  trägt  persönlichen,  realen  charakter,  und  selbst 
im  gewande  der  poesie  wird  er  die  fühlung  mit  der  umgeben- 
den weit  nicht  verlieren.  In  der  that  belehrt  uns  ein  flüchtiger 
blick ,  dass  das  fundament  der  vorhandenen  skizzen  Wirklich- 
keit, thatsachen  sind.  Die  Quarterly,  angedichtete  freunde  und 
freundinnen  ,  neugierige  oder  argwöhnische  bekannte,  die  be- 
schränkte und  skandalsüchtige  weit  spielen  hier  eine  rolle : 
aus  dem  E.  sind  sie  durchweg  verschwunden.  Die  gemein- 
plätze  A^x  free  lovc  und  fricndship  hier  (17.  62)  sind  zu  true  love 
iE.  160  u.  ö.)  veredelt.  In  dem  dilemma ,  ob  freund  oder 
geliebter,  ist  der  korrespondierende  dichter  selbst  noch  be- 
fangen (98  u.  ö.);  dem  klaren  bewusstsein  von  den  erden- 
mängeln  seiner  damc  ist  unverhohlen  ausdruck  verliehen  (120). 

Es  wird  mithin  nicht  allzu  gewagt  erscheinen,  wenn  wir 
ims  eine  feste  Überzeugung  dahin  bilden,  dass  auf  dem  realen 
Untergrund  einer  poetischen  epistel  der  ideale  bau  der  philo- 
sophierenden (und  vielleicht  noch  anderer)  teile  des  E.  er- 
wachsen ist.  Somit  erscheint  die  von  kompetenter  seite^) 
vorgebrachte  darstellung,  als  hätte  Sh.  vom  Verhältnis  zu  Emilia 
profitieren  wollen  zum  besten  der  ausgestaltung  seiner  philo- 
sophischen lieblingsideen  und  hätte ,  wenn  er  keine  Emilia 
gefunden ,  sein  E.  notwendigerweise  auf  irgend  eine  andre 
frauengestalt  gedichtet,  als  unbegreiflich  nüchterne  Insinuation. 

Eine  weitere  anregung  ging  zweifellos  von  Emiliens 
■admiral)le  fiece  of  eioquence'^)  aus,  der  von  Sh.  hoch  bewunderten 


1)  Auf  den  satirischen  charakter  der  zeilen  hat  Forman  1.  c.  hingewiesen. 
2j  Symonds,  Shelley.  (Engl.  Men  of  Letters).  London  1879,  P-  143-  142. 
*)  Medwin  II  72;  Ackermann  p.  VIII. 


374 


A.   Kroder 


apostrophe  an  den  Vero  Amore.  Dies  waren  töne  aus  weibes- 
brust,  die  die  gleich<^estiminte  harfe  seiner  seele  in  entzückte 
Schwingungen  versetzten.  Dies  war  kein  roman  für  den  salon- 
tisch, voll  von  human  interest:  es  war  ein  aus  platonisch-shelley- 
schem  empfinden  ersprossenerliebessang  voll  edelsten  Schwunges. 
Auf  diesem  boden  fühlte  Sh.  sich  ein  »Antäus  am  gemüte«  ! 
Der  gedanke  ist  sehr  einleuchtend,  dass  die  soeben  besprochene 
poetische  epistel  zugleich  als  eine  art  antwortender  äusserung 
hierauf  gemeint  war. 

Deutliche  verbindungsfäden  laufen  aus  jenem  poetischen 
prosastück  der  gräfin  in  das  E.  über.  Zunächst  ist  es  der  satz, 
welchen  Sh.  als  weihespruch  auf  das  titelblatt  seiner  dichtung 
setzte,  und  welcher  womöglich  sogar  ein  direkter  anstoss  zur 
Schöpfung  jener  traumhaften  insel  der  Seelenvereinigung  war, 
deren  märchenschönes  bild  den  letzten  teil  des  E.  erfüllt. 

Dass  freilich  der  gedanke  einer  weitenflucht  Sh.  schon 
vor  dem  Dezember  1820  lieb  und  vertraut  war  und  dass  er  es 
in  den  folgenden  jähren  blieb,  hat  Ackermann  nachgewiesen'). 
Zu  seinen  belegen  sind  noch  zwei  bedeutsame  stellen  zu  fügen. 
Am  30.  November  1821  schreibt  Mary  in  einem  brief  "Tf  Greece 
be  free,  Sh.  and  I  ha7>e  vowed  to  go,  perhaps  to  setile  there,  in  o/ie  of 
those  heautiful  Islands  where  earth,  ocean,  and  sky  form  ihe paradise"-) 
(vgl.  E.  422  f.,  457).  Von  interesse  ist  auch  eine  stelle  aus  dem 
brief  Mary's  vom  7.  JMärz  1822  an  j\lrs.  Gisbori^e,  worin  die 
korrespondentin  —  sicherlich  mit  vielsagendem  hinweis  auf 
das  E.  —  schreibt:  "But  that  which  I  have  seen  ?nakes  tne  long 
most  eagerly  for  some  sea-girt  isle,  where  wlth  Sh.,  7ny  habe,  and  books 
and  horses.,  we  may  give  the  rest  to  the  ivinds"  •')  (vgl.  E.  430  u.  5  18). 
Solche  stellen  beweisen,  dass  auch  nach  dem  E.  die  glückliche 
insel  der  weltcnflucht  in  der  täglichen  Unterhaltung  der  gatten 
oftmals  auftauchte. 

Emilia's  begei.'^terter  sehnsuchtsruf  nach  einer  insel  seeli- 
scher Vervollkommnung  weckte  auch  ein  altes  echo  in  Sh.'s 
herzen :    das    echo    einer    jugendlichen    träumerei  vom    stufen- 

*)  Quellen,  Vorbilder  etc.  Münch.  bcitr.  lieft  2,  p.  26;  aiicli  p.  XVII. 
INB.  In  den  hinweisen  aui'  Ackermnnn's  stiuiien  gehen  die  arabischen  seitenzifFein 
auf  die    Quellen,  die  römischen  auf  die  ausgäbe  des  E.  u.   Adonais\. 

-)  Bei  Marshall  I  31 7. 

')  ib.  p.  330. 


Studien   zu  Shelley's   "Epipsycliiilion"  ^y^ 

massig  läuternden  fortschritt  des  menschlichen  seins  von  stern 
zu  Stern  bis  zur  höchsten  Vollkommenheit').  Jene  insel  mochte 
solch  eine  etappe  in  dieser  ideellen  Stufenleiter  sein. 

Fassen  wir  somit  das  gesagte  kurz  zusammen  ,  so  geht 
unsre  anschauung  von  der  entstehung  des  E.  dahin,  dass  ein 
lobespreis  der  Schönheit ,  zusammen  mit  einem  klagelied  um 
das  los  der  gräfin,  als  das  allererste,  in  italienische  verse  ge- 
gossene glied  anzusehen  ist ;  dass  aus  der  begeistcrung  für 
ihre  rhapsodie  und  aus  der  notwendigkeit  einer  rechtfertigung 
des  Verhältnisses  eine  —  in  den  Stud.  bruchstückweise  über- 
kommene —  poetische  epistel  entstanden  ist.  Durch  die 
körperliche  Schönheit  oder  sonst  ein  moment  zur  veridealisie- 
rung  der  angebeteten  angefeuert,  vereinigte  der  dichter  alle 
vorhandenen  teile  zu  einem  grossen  ganzen ,  indem  er  die 
italienischen  verse  des  ersten  Stückes  in  spräche  und  versmass 
der  übrigen  umkleidete  und  darin  Emilia  nicht  nur  als  schön- 
heitswunder, sondern  als  ideal  jeglicher  Vollkommenheit  feierte. 
Der  ton  der  poetischen  epistel  wurde  dabei  auf  den  hymnen- 
ton  des  ersten  teils  gestimmt :  ein  technisches  meisterstück, 
ein  wunder  von  kunst-  und  feingefühl,  das  für  jeden  Sh. -freund 
eine  herzerfreuende  studie  sein  muss-).  Die  umfangreichen 
philosophischen  erörterungen  der  epistel  mussten  natürlich 
grossenteils  fallen ,  insofern  sie  auf  die  beschwingte  begeistc- 
rung des  E.  lähmend  wirkten.  Die  schlussepisode  der  märchen- 
insel  mag  chronologisch  das  dritte,  die  -idealisierte  geschichte 
seines  lebens  und  empfindens  das  vierte  glied  in  der  ent- 
wicklungskette  gewesen  sein ,  und  als  allerletztes  ist  wohl  die 
sonne-,  mond-  und  kometenepisode  (v.  345  —  3S9)  sowie  das 
envoi  angeschweisst  worden  3). 

Eine  derartige  auffassung  von  der  entwicklungsgeschichtc 
des  E,.  ist  geeignet,  den  augenfälligen  Widerspruch  auszugleichen, 
der  zwischen  Sh.'s  kühlen  briefschilderungen  und  der  exstase 
seines  liedes  besteht.  Auf  grund  einer  solchen  anschauung 
vermögen'  wir    die    laxe    Verbindung    der    einzelnen    ge- 


')  Medwin  I  35- 

-)  W-elche  fülle  anderweitiger  —  biographischer  und  litterargeschichtlicher 
—  ergebnisse  der  vergleich  zwischen  Stiid.  und  E.  beschert,  ist  noch  viel  zu 
wenig  betont  worden.  Man  betrachte  z.  b.  die  entwicklung  des  verses  Stitd.  15 
zu  E.   158! 

^)   Für  diese  letztere  behauptung  werden   noch   gründe  angeführt  werden. 


376  A.   Kroder 

dankenkomplexe  zu  entschuldigen,  die  in  so  seltsamer  weise 
zu  tage  tritt  \).  Auf  grund  unserer  auffassung  ist  es  möglich, 
mannigfache  inkonsequenzen  in  der  anläge  und  durchführung 
des  planes  zu  begreifen,  insbes.  eine  crklärung  dafin-  zu  finden, 
dass  die  gestalt  Mary's  im  lauf  der  dichtung  in  so  verschiedener 
beleuchtung  auftritt:  in  den  ersten  versen  (nach  der  bisherigen 
Interpretation)  als  lebensgefährtin  des  dichters  und  Schwester 
der  angebeteten  gepriesen  ,  erscheint  sie  50  Zeilen  später  der 
fremden  huldin  hintangesetzt,  und  der  bund  mit  ihr  v.  13S, 
143  als  gramvolle  hinderung  für  edlere  bände  empfunden;  in 
der  grossen  mondepisode  ist  sie  die  kalte  keusche  ,  in  deren 
armen  er  nicht  tot ,  nicht  lebend  liegt ,  Emilia  hingegen  die 
glühende,  licht  und  leben  spendende  sonne;  gleichwohl,  flehen 
die  nächsten  verse  (345  ff.),  möge  Mary  vereint  mit  der  holden 
fremden  den  dichter  regieren  ;  von  der  flucht  zum  eiland  der 
Seelenvereinigung  ist  sie  ausgeschlossen ,  es  wird  ihrer  nicht 
mehr  gedacht  bis  zum  schluss :  im  envoi  wandert  das  lied 
wieder  mit  Sehnsucht  zur  geliebten  gattin  und  all  ihren  lieben 
und  bringt  ihnen  einen  liebesgruss !  Ich  brauche  kaum  des 
näheren  auszuführen,  inwiefern  sich  das  gewirr  dieser  Wider- 
sprüche klärt,  wenn  wir  es  durch  die  lupe  obiger  hypothesen 
betrachten.  Wenn  die  sonne  strahlt,  muss  der  mond  verblassen; 
in  den  ursprünglichsten ,  von  Emiliens  persönlichkeit  direkt 
inspirierten  teilen  ist  Mary's  bild  in  grauen  färben  gemalt; 
die  letzten  zusätze  des  gedichts  stellen  die  gattin  der  fremden 
wieder  gleich.-) 

II.   Anfangszeilen. 

Sweet  Spirit !   Sister  of  that  orphan   one, 
VVhose  empire  is  the  naine  thou  weepest  on. 
Diese    eingangszeilcn    blicken    noch   heute  den  leser  wie 
durch    einen    schleier    an.     Prof.    Craik    glaubte    seinerzeit    an 
dieser  stelle  eine  textverderbnis  annehmen  zu  müssen''').    Der 


1)  Man  vgl.  die  wichtigsten  Übergangsstellen,  v.  147.  190.  345-  3y<.>-  Auch 
auf  diesen   punkt  ist  noch  nicht  hingewiesen  worden. 

^)  Psychologisch  betrachtet  ein  hochinteressanter  prozess :  die  laxen  welt- 
lichen Interessen  treten  wieder  in  den  Vordergrund,  in  dem  mass  als  sich  die 
poetische  Spannkraft  erschöpft  und  die  strengen  konscquenzen  der  theorie  durch 
den  verbalen  ausdruck  abgeschwächt  haben. 

3j  Engl.   Lit.  üß  Lam-.   II   498.  .' 


Studien   z.u   Shelley's   "Epipsychidion"  •jy-? 

verdiente  Rieh.  Garnett  bereicherte  dann  die  forschung  mit 
der  wohlbekannten  auslegung  [orpJjan  ojic  =  Mary,  iiamc  =:: 
Shelley),  die  bis  zum  heutigen  tag  unangefochten  geblieben 
ist,  weil  sie  die  besondere  eigenschaft  hat,  sämtliche  vor- 
kommende epitheta  vortrefflich  aus  der  biographic  zu  erklären. 

Wenn  schon  ein  rekrut  der  Wissenschaft  mit  dem  ruhm- 
gekrönten Veteranen  zu  fechten  wagen  darf,  so  möchte  ich 
mir  gestatten ,  auf  einige  schwächen  in  Garnett's  erklärung 
aufmerksam  zu  machen.  Die  Vorstellung  des  namens  Shelle\' 
als  einer  domäne  für  Mary's  geist  dürfte  einem  doch  wohl 
befremdlich  vorkommen.  In  einem  gewissen  verbalen  und 
ideellen  gegensatz  hiezu  würde  z.  46  stehen,  wo  es  heisst  the 
name  my  heart  lent  to  anotlnr.  Auch  bliebe  in  solchem  Zu- 
sammenhang unklai",  was  Emilia  veranlassen  sollte,  über  Sh.'s 
namen  thränen  zu  vergiessen.-  Es  ist  ferner  nicht  abzuleugnen, 
dass  im  ganzen  (ursprünglichen)  ersten  teil  des  E.  die  gestalt 
der  gattin  in  schroffen  und  lieblosen  gegensatz  zu  der  der 
geliebten  fremden  gesetzt  ist.  Was  sollte  also  der  schwache 
effekt  einer  verschwisterung  der  beiden  rivalinnen  besagen } 
Wozu  überhaupt  die  bezugnahme  auf  Mary  inmitten  dieser 
empfindungssphäre .-  Auffallend  muss  \or  allein  erscheinen, 
dass  Mary  hier  eine  waise  genannt  wird.  Ist  diese  (halbe!) 
verwaistheit  von  irgend  welchem  momente  für  die  zum  aus- 
druck  gebrachte  idee }  War  die  \orstellung  dieser  (halben !) 
verwai-stheit  Sh.  überhaupt  vertraut.'^  Wo  hat  er  sie  in  seinen 
dichtungen  betont  —  von  der  12.  widmungsstrophe  zu  Laon 
and  Cythna  abgesehen .' 

Vielleicht  ist  es  mir  gegönnt,  mit  folgenden  zeilen  eine 
richtigere  auslegung  der  zeilen  wenigstens  anzubahnen.  Des 
dichters  eigener  geist  wäre  der  orphan  onc.  Sein  eigener  geist, 
der  in  seiner  verwaistheit  schon  bei  Neapel  schluchzte  »Wie 
süss!  erbebte  nur  mit  mir  ein  einzig  herz!«,  und  der  noch  in 
den  .S/W.  76  seufzte  »Ja,  hätte  ich  nur  einen  freund!«  Körper- 
liches und  geistiges  sein  sind  in  den  vorliegenden  zeilen  von 
einander  getrennt.  Von  Emiliens  persönlichkeit  wird  nur  der 
geistige  wesensteil  angeredet  (sweet  spirit);  und  diesem  holden 
geist  i.st  Sh.'s  geistiges  sein  verwandt,  während  das  körperliche 
an  die  aussenwelt,  an  fremde  bände  gefesselt  ist.  Nicht  über 
den  ihr  selbst  verschwisterten  geist  brauchte  sie  thränen  zu 
vergiessen,    aber  über  den   namen,    unter  dessen  flagge  Sh.'s 


178 


A.  Kioiler 


ganzes  körperliches  sein  segelt.  Der  körperlich-irdische  wesens- 
teil Shelley  wird  die  domäne  für  den  geistigen  wesensteil  Shelley 
genannt  —  wie  mich  dünkt,  eine  befriedigende  Vorstellung. 

Dass  sie,  Emilia,  der  schwestergeist  zu  dem  seinen  sei, 
ist  das  grundmotiv  des  ganzen  liedes ,  das,  hier  zuerst  ange- 
schlagen ,  späterhin  in  zahllosen  Variationen  wiederkehrt.  Zu 
beachten  ist  insbes.  auch  die  stelle  Sind.   173 

For  all  that  band   of  sister-spirits  kr.own 

To  one  another  by  a  voiceless  tone, 
worin  geister  wie  der  seine  und  Emilia's  verschwisterte  geister 
genannt  werden.  Unsere  frage  wird  besonders  gut  illustriert 
durch  den  frühesten  briefwechsel  Emilia's  mit  ihrem  sensibile 
Percy.  Wir  sehen  daraus,  dass  Emilia  den  anfang  gemacht  hatte, 
ihn  'bruder'  zu  nennen,  und  dass  er  ihr  beispiel  begeistert  nach- 
ahmte. Am  10.  Dezember  schreibt  sie  ihm  —  nach  Dowden  II 
373  —  :  »  You  have  already  scen  that  I  had  atiticipated  you  in  this 
(nämlich  in  der  gegenseitigen  anrede  als  bruder  und  schwester), 
which  means  that  our  hearts  under stand  each  othcr,  that  thcy  have  thc 
sa?ne  sentimc?its ,  and  ivere  created  to  be  bound  by  a  strong  and 
constafit  frieiidship « .  Schliesslich  ist  aber  auch  dieses  motiv  nur 
ein  echo  aus  früheren  tagen:  in  briefen  des  Jahres  icSii  w'ird 
schon  Portia  von  unsrem  dichter  als  die  »schwester  seiner 
seele«   gefeiert. 

III.  Platonische  spuren. 

Der  mit  vers  147  beginnende  zweite,  philosophierende 
abschnitt  unsres  gedichtes ,  ist  keineswegs  —  wie  Stopford 
Brooke ')  und  andre  meinen  —  als  hauptkapitel  und  angel- 
punkt  des  gedichtes  aufzufassen.  Die  entwicklung  der  liebes- 
theorien  war  gewiss ,  w-ie  bereits  erörtert ,  zweckidee  in  den 
Stiui.,  aber  das  E.  hat  den  eigentlichen  charakter  jener  poeti- 
schen epistel  abgestreift :  der  preis  der  heldin  und  der  von 
ihr  geschenkten  erlösung  und  beseligung  ist  hauptinhalt  ge- 
worden, das  philosophische  dement  dagegen  an  ausdehnung 
und  bedeutung  in  den  hintergrund  getreten. 

Die  im  genannten  abschnitt  auseinandergesetzte  aut  Piaton  - 
Gastmahl   fussende   doktrine    einer    universal  love-)    ist    von  der 


')  p.  XXXII. 

2)  Dieser  teiininm  findet  .sicli   Qi4een  Mab  V   153.. 


Studien  zu  Shelley's  "Epipsychidion"  •lyo 

kritik  eingehend  kommentiert  worden ,  am  besten  vielleicht 
von  Todhunter,  dessen  prächtige  erörterungen  auf  schritt  und 
tritt  fesseln  und  anregen.  Die  nötigen  quellennachweise  hat 
Ackermann  nahezu  erschöpfend  beigebrachte. 

Vom  standf)unkt  der  vergleichenden  litteraturgeschichte 
mögen  hier  einige  hinweise  auf  verwandte  theorien  angefügt 
sein.  Ein  auf  grund  verschiedenem  boden  erwachsenes,  aber  merk- 
würdig ähnliches  problem  wird  der  interessierte  leser  finden  bei 
Jean  Paul  im  Hcspems,  i.  heftlein,  1 1.  hundsposttag  gegen  ende, 
ebenda, 7.  hundsposttag  g. E.. und  in derU/isic/itbareti  löge,  Vorredner, 
abschnitt  über  die  kunstrichter.  An  diesen  stellen  handelt  der 
göttliche  humorist  —  der  übrigens  in  seiner  weltumfassenden 
empfindungsschwärmerei  unsrem  Sh.  durchaus  nicht  unverwandt 
ist!  —  von  einem  neuen  herzensieben,  das  er  (als  erster  priester 
desselben)  GesamtHche  ('Savmi/iebe'),  Zugleichliebe,  Siniultaii-  oder 
Tuitiliebe  etc.  tauft.  Zwei  kurze  stellen  sei  mir  gestattet  wörtlich  zu 
zitieren:  »Ich  würde  ihnen  [den  kunstrichternj  gratulieren  zu 
ihrem  geschmack ,  dass  er  .wie  der  eines  genies ,  dem  eines 
>kosmopoliten  gleiche  und  nicht  bloss  Einer  Schönheit 
;>  räuchere  ...  —  sondern  dass  er  in  seinem  simultantempel 
und  pantheon  für  die  wunderlichsten  heiligen  altäre  und 
>kerzen  da  habe  .  .  .  Gewisse  Schönheiten,  w-ie  gewisse  wahr- 
»heiten  .  .  zu  erblicken,  muss  man  das  herz  eben  so  ausge- 
weitet und  ausgereinigt  haben  wie  den  köpf  —  —  Es  hängt 
»zwischen  himmel  und  erde  ein  grosser  spiegel  von  krystall, 
»in  welchen  eine  verborgne  neue  weit  ihre  grossen  bilder 
»wirft;  aber  nur  ein  unbeflecktes  kindes-auge  nimmt  sie  wahr 
»darin,  ein  besudeltes  tier-auge  sieht  nicht  einmal  den 
»Spiegel-.-)  —  »Sehnt  sich  deine  seele  nicht,  alle  menschen 
-zu  lieben,  und  ist  ihr  nicht  ein  einziges  herz  zu  enge,  in  das 
»sie  mit  ihrer  liebe  wie  eine  biene  in  eine  eingeschlafene  tulpe 
» eingeschlossen  ist  .^« 

Zu  dieser  theorie  allumfassender  liebe  hatte  sich  Emilia 
in  ihrer  rhapsodie  noch  nicht  aufgeschwungen.  Sie  erreichte 
vielmehr  dort  auf  grund  ihrer  liebesregungen  das  gerade  wider- 
spiel von  Sh.'s  folgerungen;  w^ährend  seine  liebe  ihn  befähigt, 

')  P-  24- 

^)  Der  letzte  sntz  ist  ein  interessanter  kominentar  zu  einigen  ideen  in 
Sh.'s  Prince  Atkanase,  insonderheit  zum   vorletzten   Fragment. 


jSo  A.  Kroder 

im  höheren  und  wahrhaftigen  sinn  für  alle  andren  wesen  zu 
fühlen,  heisst  es  bei  ihr  :  -^  Tutto  cib  che  non  ha  rappoi-to  all'  oggetto 
■»dl  S2ia  icnerezza,  tutto  cib  che  non  c  quell'  oggetto  adorato,  covipariscc 
vun  piccolo  punto  a  suoi  occhi  —  beinahe  noch  ?^Iontaigne's 
Standpunkt :  man  kann  nicht  mehr  als  einen  freund,  eine  ge- 
liebte recht  lieben. 

Auf  die  fundamentale  bedeutung  des  prächtigen  aufsatzes 
On  Love  für  die  erklärung  des  E.  (und  auch  für  die  biographie 
des  dichters !)  ist  mehrfach,  insbes.  von  Helene  Richter ')  hin- 
gewiesen worden.  Nehmen  wir  die  hauptidee  dieses  aufsatzes, 
welche  die  liebe  als  ein  sehnen  nach  verstcändni  s  dar- 
stellt, zusammen  mit  jenem  vielzitierten  satz ,  dass  »jeder  vor 
seiner  geburt  in  eine  Antigone  verliebt  war«  ^l,  —  so  haben 
wir  eine  interessante  in"s  ideale  umgesetzte  fortführung  der  im 
Symposion  von  Aristophanes  vorgetragenen  bizarren  spaltungs- 
theorie !  Eine  neue,  schöne  bestätigung  für  jene  beobachtung, 
die  der  Shelleyfreund  so  oft  7X\  machen  gelegenheit  hat:  dass 
Sh.'s  himmlischer  geist  alle  irdischen  dinge  läutert  und  ver- 
edelt. Wörtliche  Übereinstimmungen  bietet  somit  mancher 
satz  im  ij  191  u.  192  des  Gastmahls  mit  Sh.'s  liebesdoktrine, 
z.  b. 
Symp.    191    D.      Ci]xn  ^rj  dei  ro  avvov  S'/Marog  iv,tißo?.ov 

192  B.  nrai'  f.i&v  ovv  y.ai  av'rco  ty.ctrco  ivrv/j]  x(o  avrov 
i]t.uGei  .  .  ,  lort  y.ai  Daviiaava  l/.TiXi]xxovT(a  cfihct.  -re  y.at  or/.&iorJ/Tt 
yai  i()fori,  ovk  iOeXoVTsg  <>')c  iTiog  HTttiv  /(ogiCsaß(xt  u'A'Ai]/jov  oudc- 
ourAOOv  /pnvovß) 

Eine  weitere  stelle  des  Symposion  steht  in  naher  bezichung 
zum  schluss  unsres  gedichtes,   zu   jener  ätherischen  seelenhoch- 


')  In  ihrer  Sh.-biogrnphie  p.  489- 

-)  Brief  an  Leigli  Hunt.  Eine  beaclitenswerte  parallele  zu  dieser  äusse- 
rung  findet  sich  in  Corinne  11  4.  ^^On  a  souvent  dans  le  caur  je  ne  sais  quelle 
Image  in  nee  de  ce  qu'  on  atme,  qui  pourraü  persuader  qu'  on  7-cco7i7ia'i  t 
l'ohjet  qtie  Von  voit  pour  la  premüre  fois^^ . 

ä)  Es  gewährt  dem  litteraturforscher  die  grösste  genugthuung,  das  gleiche 
)iroldem  in  veischiedenen  von  einander  unabhängigen  Schriftstellern  behandelt  zu 
finden.  Für  jeden  Sh.-IVeund  wiid  die  lektüre  von  Fr.  Spielhagen's  roman 
Stumme  des  hint7nels  von  Interesse  «ein,  Doit  findet  sich  n.  a.  (II  8.)  ein  satz. 
der  wörtlich  in  den  rahmen  unsrer  obigen  Untersuchung  pa.sst:  „Aber  dieser  mann 
imd  dieses  weib  gehören  zusammen  und  müssen  sich  einander  suchen,  bis  sie  sich 
gefunden  haben". 


Studien   zu   Shelley 's    "Epipsycliidion"  ^gj 

zeit  auf  dem  inärcheneiland,  die  »den  dualismus  alles  irdischen 
seins  zu  einer  bruchlosen  einheit«  ')  versöhnt. 

Symp.    192   (mit   kürzungen)  Epips.    565   fif.,   bs.    573: 

•/Ml  ei  (xvTOig  iniorag  Hffniorog 
&^(i)v  Tu  opyava  sgoiTO  Tt  toH^ 
0  ßovXsnßs ,  CO  avBoumoi ,  v  ulv 
irao    ttXXtfkdiv   ysrfnßai:  '^4oa   ys 

Tovds  iTTiOvf.ieiTS ,  av  tm  avTo  VVe  shall  becomn  the  saine ,  \ve 
ysvsoßfxi  ort  uaAiar^  dXXrjloicx  shall  be  one  Spirit  within  two 
ißsXo)  vitag  'E.vpTrj'iai  y.ni  tvu-  frames,  oh!  vvherefore  two?  .  .  . 
(pvGtti  stg  ro  avTO,  «jarf  di.''  (57  7)  Those  spheres  .  .  bccome 
nvrag  eva  yeynvtvai  -/.(a  Hog  t\Ii'  the  same,  Touch,  mingle,  are 
^rjre,  wg  tva  ovra  y-oivi]  durpo-  transfigured  .  .  . 
rs(jovgLrjv,i(.ai^nsidavdTioßavi]T(-,  ^S^S)  Oi^e  life,  one  death, 
ay.ei  av  tv  'Aidov  uvri  dveiv  Iva  One  Heaven,  one  Hell,  one  im- 
tirai  y.oivi-j  reßvsMxe,  y.rX.  mortality   .   .   . 

B'ür  die  idee  einer  solchen  seelenvcrmählung  ist  Shelley's 
eigene  erklärung ,  die  ich  in  einigen  früheren  briefstellen  zu 
finden  glaube ,  nicht  ohne  Interesse.  » The  union  of  our  minds, 
schreibt  er  im  Januar  18 12  an  seine  damalige  Emilia-),  '■will 
hc  vmch  more  efficacioits  than  a  state  of  separate  endeiwoiir.  I  shall 
excite  you  to  actioti,  you  will  excite  nie  to  just  s/ecnlatioii  .  .  I  slioiild 
possibly  gain  the  ad%'a7itage  in  the  exchange  of  qualities  ,  r.nd 
im  Februar '^l:  ■>/  a»i  mmi  incapable  of  writi?ig  compared  to  7chat 
/shall  be  wlieu  I persoiially  am  cnlightcned  icith  the  evia iiaiio iis  of 
your  geniiis,  and  invigorated  by  the  dcductions  of  yoiir  rcason  .  .  Let 
US  mingle  our  identities  i nseparably. 

IV.   Personalia. 

Der  dritte  grosse  teil  des  E.  ist  eigentlich  ,  was  Sh.  die 
idealized  history  of  my  life  and  feelings  nannte^).  Reichhaltige 
kommentare  sind  zu  dieser  Jagd  nach  dem  ideal  geliefert 
worden.  Die  ebenso  feinsinnigen  wie  treffenden  vergleiche 
die  man  mit  den  werken  einer  verwandten  empfindungssphäre, 
insbes.  dem  Alastor  angestellt  hat,   erlaubten   uns  manchen  wert- 


')  Richter,  p.  499. 

^)  Dovvden  I  229. 

3)  ib.  p.  248. 

*)  Brief  an  die  Gisbornes,    18.  Juni   182 


382 


A.  Kroder 


vollen    einblick    in    Sh.'s    Seelenleben.      Es    bleiben    nur    noch 
wenige  ungelöste  fragen  zur  erörterung. 

Zwei  vielbesprochene  briefstellen  verdienen  zu  dem  vor- 
liegenden teil  des  E.  in  beziehung  gesetzt  zu  werden:  jene  schon 
zitierte  äusserung  von  einer  im  vorirdischen  zustand  geliebten 
Antigone,  und  ein  passus  aus  dem  soeben  angezogenen  brief  an 
die  Gisbornes,  worin  das  suchen  nach  solch  einer  Antigone  hie- 
nieden  ein  verhängnisvoller  irrtum  genannt  wird.  Im  zusammen- 
hält mit  diesen  briefstellen  gibt  uns  das  E.  nun  folgende  dar- 
stellung  von  Sh.'s  suche  nach  seinem  ideal :  Ein  vorirdisches 
fühlen  für  eine  edle  gestalt  begleitet  uns  in  dies  leben  (brief 
an  L.  Hunt);  der  dichter  erspäht  das  ideal  [E.  1901;  dasselbe 
flieht  ihn,  er  verfolgt  es  ausserhalb  der  sichtbaren  weit  (217); 
dann,  auf  die  seltsame  orakelstimme  hin,  in  irdischen  formen 
(232  ff.).  Dass  dies  letztere  ein  fehler  ist,  beweist  der  miss- 
erfolg und  das  verhängnisvolle  resultat  solchen  suchens ;  bei- 
spiele  geben  im  E.  die  verführerische  huldin  der  nachtschatten- 
laube  (256);  die  schöne  dahinwelkende,  die  geistvolle  tückische, 
die  holde  treulose  (269 — 271);  die  kalte  keusche  (277);  der 
mächtige  sturmplanet  (308).  Die  lebenserfahrung  gibt  dann 
den  letzten  traurigen  beweis,  dass  auch  das  vermeintliche 
sonnenideal  der  Emilia  ein  trug  war  (brief  an  Gisborne),  wo- 
durch die  trübe  theorie  erhärtet  und  des  dichters  äuge  sonnen- 
blind gemacht  ist  auf  immer. 

Ich  griff  nach  holden  maskcnzügen 

und  fasste  wesen,  dass  mich's  schauerte  .   .   . 

Sämtliche  allcgoriegestalten  unsres  abschnittes  sind  auf 
biographische  persönlichkeiten  zurückgeführt  worden.  Nur 
Tödhunter  versuchte  etwas  mehr  zu  geben ,  den  allegorien 
eine  allgemeinere  deutung  unterzulegen.  Er  erblickte  in  ihnen 
States,  entwicklungsstufen,  welche  sozusagen  jeder  ideale  mann 
auf  seiner  lebensbah-n  durchläuft :  eine  scharfsinnige  hypothese, 
der  sich  mit  gründen  schlechterdings  nicht  widersprechen  lässt, 
es  müsste  denn  sein ,  dass  wir  uns  auf  das  Dante'sche  zitat 
beziehen,  welches  Sh.  in  die  prosavorrede  seines  E.  setzte  und 
aus  welchem  hervorzugehen  scheint,  dass  reale  persönlichkeiten 
unter  jenen  allegorien  verborgen  sind.  Tödhunter  nimmt  meist 
auch  zu  einer  solchen  auslegung  Stellung. 

Für  den  passus  256 — 266  beispielsweise  warnt  er  daxor, 
Harriet    Westbrook    mit    jener    verführerischen    nachtsch(>nen 


Studien   zu   Shelley's   "Epipsyclndion"  t^St, 

identifizieren  zu  wollen  :  //  would  be  rash  io  coniicct  ihe  iiamc  of 
Harriett  with  this  personage,  evcn  as  a  'statc'  Harricti'^).  Er  bezieht 
die  stelle  ■ —  wie  auch  die  meisten  andern  kommentatoren 
thun  —  auf  den  Epmg  ndfdijjitoc.  Neuerdings  bringt  Richter 
—  'obzwar'  ohne  jegliche  beweisende  stütze  —  eine  verquickung 
beider  deutungen  auf  den  plan  :  Es  ist  [!]  die  Venus  Fa/id(?nos, 
itnd  insofern  S/t.  in  diesem  lebeiislaiife  auf  eigene  crlebnisse  anspielt, 
Ha  nie  t-). 

Hiemit  bin  ich  an  einem  punkte  angelangt ,  wo  mein 
heutiges  thema  sich  mit  einem  demnächst  zu  behandelnden  3) 
nahe  berührt.  Natürlich  ist  es  mir  unmöglich,  den  Inhalt  des- 
selben, so  unerlässlich  er  zur  eingehenden  begründung  meiner 
thesen  wäre,  in  diesen  Zeilen  anders  als  nur  andeutungsweise 
mitzuteilen. 

Für  die  erklärung  der  gedachten  episode  geht  meine 
ansieht  dahin ,  dass  allerdings  Harriet  darin  allegorisiert  sei : 
Harriet  als  das  bei  aller  düsterheit  holde  wesen ,  in  dessen 
reizen  unsrem  dichter  die  -irdische  liebe  leibhaftig  genaht. 
Denn  just  dies  scheint  mir  die  lösung  jenes  so  lange  unver- 
standenen biographischen  rätseis :  sowenig  Harriet  ihm  das 
intellektuell  schöne  verkörperte ,  so  beglückend  schenkte  sie 
ihm  Venus  und  Amor  zugleich.  Von  den  körperlichen  reizen 
seiner  ersten  gattin  fliessen  die  Schilderungen  Shelley's,  Hogg's 
u.  a.  über.  Sie  ist  ihm  auch  die  mutter  seiner  ersten  kinder 
gewesen.  Sh.  müsste  nicht  der  begeisterte  priester  der  Schön- 
heit gewesen  sein  (der  leiblichen  so  gut  wie  der  geistigen !), 
wenn  ihm  nicht  der  bund  mit  einem  schönheitstrahlenden  weib 
viel  reines  glück  für  herz  und  sinn  gebracht  hätte.  Die  rührende 
innigkeit  aller  ihr  gesungenen  verse  ;  seine  herzliche  liebe  zu 
ihr^).  wenngleich  er  ihren  Intellekt  —  und  wahrscheinlich  auch 
ihre  moral  —  sehr  tief  stellen  musste ;  sein  langes  wehevolles 
schwanken ,  eh  er  sich  von  ihr  trennte  ;  sein  anerbieten ,  bei 
ihm  und  seiner  neuen  gattin  zu  bleiben  ;  seine  stete  fürsorge 
für  ihr  wohl :   alle  diese  Widersprüche  werden  uns  überraschend 


'i  1.  c.  p.  244. 

■)  p-  49.=)- 

')  Die  ß-atiengestalten  in  Sfielleyi's  leben. 

*)  Oder  wird  man   mir  als  gegenbeweis  vorhalten  ,    dass    er  sechs   Wochen 

nach  der  vei  heiratung  schreit)!  'I  am  not  in  love'  ? 


384 


A.  Kroder 


klar,   wenn  wir  bedenken,  welche  menschlich-natürlichen  bände 
ihn  an  dies  holde  junge  geschöpf  fesselten ! 

Et  füt-elle  Sans  äme  :  Aphrodite  a  son  prix ! 
Mit    dieser    auffassung    deckt    sich    vollkommen    die    spätere 
darstellung    des    Harriet    allegorisierenden    kometen    als    eines 
schönheitstrahlenden,    als    eines    leitsterns    der    liebe,    dem 
sonne  und  mond  huldigen  müssen. 

Stimmen  nicht  auch  die  meisten,  ja  alle  züge  jener  viel- 
umstrittenen verse ,  wenn  wir  sie  der  dichterischen  hülle  ent- 
kleiden ,  auf  Harrict's  bild  ?  Beachten  wir  saie  by  a  ^cell  — 
eine  verschleierte  hindeutung  auf  ihren  tod  in  wassersfluten ; 
denken  wir  bei  dem  ausdruck  7vhdse  voice  jvas  [venomedj  melody 
an  Harriet's  biegsame  klangvolle  stimme.  Die  nightshade  bowtrs,. 
fa'uii  flowers  und  c^ /^/7//>;^^  <?/;- versöhnen  sich  insofern  mit  ihrem 
bild,  als  tod  und  Selbstmord,  wie  wir  wissen,  zeitlebens  ihr 
beliebtestes  gesprächsthema  war,  ja  dass  sie  mit  dieser  idio- 
synkrasie  gewissermassen  kokettierte').  Vergessen  wir  auch 
nicht,  dass  als  Shelley  seine  erste  gattin  zum  letzten  male  sah. 
bereits  ein  grauenvoller  todeshauch  um  sie  schwebte-):  diese 
erinnerung  mag  des  dichters  fantasie  stetig  verfolgt  und  sich 
darin  zu  einem  bleibenden  Charakteristikum  ihrer  erscheinung 
verdichtet  haben.  Die  ausdrücke  vt/to?ntd //u/odv  und  false  mout/i 
erklären  sich  leicht:  selbst  Todhunter  hat  p.  244  anerkannt, 
dass  der  'hauch  des  falschen  mundes'  ihr  lejdenschaftliches 
trügerisches  licbeswerben  recht  wohl  allegorisieren  könne. 

Eine  art  negativen  beweises  für  die  berechtigung  meiner 
auffassung  erblicke  ich  darin ,  dass  —  wenn  wirklich  nicht 
Harriet's  bild  —  dasjenige  der  Venus  Vulgivaga  als  solcher 
beabsichtigt  sein  mässte.  Jeder  kenner  von  Sh.'s  leben  und 
dichten  wird  aber  ohne  weiteres  zugeben ,  dass  eine  solche 
auffassung  derselben  (als  eines  trügerischen  verderbenscngels) 
durchaus  unvereinbar  ist  mit  Sh.'s  thatsächlichcr  Stellung  zu 
den  freuden  physischer  liebe.  Denn  sosehr  unser  dichter  die 
grobe  Sinnlichkeit  \erabscheute,  so  herzlich -menschlich  fühlte 
er  das  massvoll  genossene  entzücken  irdischer  umarmung. 

Medwin's  kurzer  und  bi'mdiger  hinweis,  dass  Harriet  in 
diesen  zeilen  allegorisiert  sei  ■^),    wird   —  fürchte  ich   —   kaiuu 


*)  V^gl.  z.  b.  Hogg  passiiH]  oder  Maishall   1    I7n- 
-)  Vgl.  Dowden  I    174- 
»)  Life  I   189. 


Studien  zu  Shelley's   "Epipsychidion"  ogc 

als  starke  stütze  für  meine  ansieht  gelten  ,  da  sich  die  kritik 
gewöhnt  hat,  die  darstellungen  dieses  biographen  mit  skepti- 
cismus  aufzufassen.  Nun  kann  jedoch  nicht  geleugnet  werden, 
dass  just  er  in  den-  Pisaner  tagen,  also  während  das  E.  ent- 
stand, um  den  dichter  war,  und  dass  er  im  persönlichen  Um- 
gang mit  ihm  mehr  gelegenheit  hatte,  seine  wahren  absichten 
kennen  zu  lernen  als  irgend  ein  nachgeborener. 

Die  gestalten  der  zeilen  269 — 271 

And  some  were  fair  —  but  beauty  dies  away: 
Others  were  wise   —   bat  honeyed  words  betray : 
And  One  was  true   —   oh!   why  not  true  to   me? 
sind    nach    Rossetti    als    Cornelia    Turner,    Mrs.  Boinville    und 
Airs.  Taylor  identifiziert  worden  ').    Ackermann  und  nach  ihm 
Richter    haben    —    wenngleich    ohne    beweise    —    einfachere 
deutungen  versucht.     Von  diesen  verdient  die    beziehung  der 
zweiten  gestalt  auf  Miss  Hitchener  beachtung. 

Es  kann  nämlich  nach  unsrer  ansieht  die  ehrliche  Portia 
den  Vorwurf  böswilliger  heu.chelei  unmöglich  verdienen.  Sie 
hat  den  jungen  Schwärmer  keineswegs  mit  honigsüssem 
Schmeichellied  an  sich  gelockt ;  noch  weniger  hat  sie  ihn  später 
betrogen.  Das  seltsame  denkerpaar  musste  scheiden,  weil  das 
schifflein  ihres  idealen  seelenbundes  an  den  klippen  der  realen 
Umgebung  allzu  hart  auflief,  wohl  auch  weil  die  schonungslose 
nüchternheit  von  Portia's  männlichem  äusseren  allen  Schwär- 
mereien hohnlachte;  denn  »naht  das  schöne  dem  hässlichen, 
so  zieht  es  sich  finster  und  traurig  in  sich  zurück  und  wendet 
sich  ab  und  schrumpft  ein  =  2) ;  und  Sh.'s  bekannte  mitleidlose 
Worte  waren  mehr  von  der  pein  und  höllenqual  der  Verhält- 
nisse eingegeben  als  von  seinem  eignen  besseren  fühlen.  So- 
mit, meine  ich,  dürfen  wir  Maimuna,  die  silbergelockte  Mrs. 
Boinville,  als  urgestalt  der  zweiten  allegorie  annehmen. 

In  Mrs.  Taylor  hat  uns  Rossetti  eine  neue  puppe  aufge- 
putzt, die  einen  als  popanz  erschrecken  möchte,  sodass  man 
sie  kaum  näher  in's  äuge  zu  fassen  wagt.  Solange  über  das 
Verhältnis  unsres  dichters  zu  dieser  Mrs.  Taylor  nichts  genaueres 
zu  erfahren  ist,  sind  wir  wohl  berechtigt,  eine  derartige  hypo- 
these  von  vorn  herein  abzuwerfen. 


')  Vgl.  auch  Todhunter  p.  245. 
2)  Piaton,  Symp.   206  D. 
J.  Hoops,  Englische  Studien.  28    3.  25 


386  A.  Kroder 

Es  besteht  nun  aber  eine  seltsame  Verwandtschaft  zwischen 
iinsrer  zeile  271 

And  One  was  true  —  oh!  why  not  true  to  me? 
und  andren,  zweifellos  auf  Harriet  Grove  zielenden  Worten  in 
jenem  vielglossierten  ^ers  aus  der  dedikation  zu  Laou  atui  Cythna 
(6.  Strophe,  ursprüngliche  lesart): 

One  whom  I  found,  was  dear  but  false  to  ine. 
Diese  äusserung  lehrt  uns ,  dass  die  schöne  cousine  im  ge- 
denken des  dichters  als  ein  holdes  wesen  haftete,  das  ihm  nicht 
treu  geblieben.  Es  ist  also  an  sich  die  annähme,  dass  in  v.  271 
des  E.  Harriet  Grove  gemeint  sei,  nicht  durchaus  von  der  band 
zu  weisen;  der  Widerspruch  zwischen  Chronologie  und  versord- 
nung  dürfte  uns  dabei  nicht  irre  machen.  Sehen  wir  nun  aber 
w'eiter  zu. 

Der  vers  269  bringt  mitten  in  erhabene  weisen  einen 
alltäglichen  erdenton.  Was  sollte  die  welkende  erdenschönheit 
hier,  da  der  sänger  w"unden  herzens  das  abbild  seiner  ent- 
flohenen himmelsliebe  sucht-  Wollten  wir  selbst  das  verb 
dies  mvay  als  ersterben  der  körperschöne  im  tod  auffassen, 
wäre  noch  kein  befriedigender  gedanke  gewonnen.  Im  höheren 
sinn  au.'-gelegt,  würde  das  vergehen  der  Schönheit  dem  ersterben 
einer  »schönen  seele«  gleichkommen,  in  dem  sinn  etwa,  wie 
Sh.  das  Schicksal  seiner  an  einen  philister  verheirateten  cousine 
darstellt :  >  Marricd  to  a  clod  of  carth,  she  will  ^e^oj/ie  as  insensible 
as  liimself,  all  these  fine  capabilities  will  moulder  U  ')  Somit  würde 
auch  v.  269  vorzüglich  auf  die  gestalt  Harriet  Grove's  passen. 
In  der  that  lässt  sich  für  271  das  warmäugige  kind  der  Sym- 
pathie, Fanny  Imlay,  sehr  wohl  in  Vorschlag  bringen,  wenn 
wir  nur  auch  hier  die  anscheinend  banale  phrase  not  true  to  nie 
im  höheren  sinne  nehmen. 

Vielleicht  geben  meine  obigen  anregungen  anderen  er- 
fahreneren kritikerrt  anlass  zur  äusserung  ihrer  ansichten,  so- 
dass wir  noch  hoffen  dürfen ,  eine  befriedigende  lösung  der 
strittigen  frage  zu  gewinnen. 

Die  deutung  der  mondepisode  v.  277 — 307  hat  Tod- 
hunter  überaus  schwierig  genannt^).  Sie  ist  es  aber  sicherlich 
nicht,  und  der  dichter  selbst  hat  sie  dadurch  dass  er  an  späterer 


')  An  Hogg,   11.  Jan.    iBll. 
2)  p.   246. 


Studien  zu  Shelley's   "Epipsychidion"  387 

Stelle  Mary  als  mond  dem  sonnenideal  Emilia's  gegenüber- 
stellt, wesentlich  erleichtert.  Sogar  Mary  nimmt  einmal  be- 
deutungsvoll bezug  auf  diese  stellen,  in  ihrem  tagebuch  unter 
dem  5.  Oktober  1822  '),  wo  sie  von  sich  als  dem  fuoon-shine 
spricht,  der  sich  nun  bald  seinem  planeten  gatten  dürfe. 

Es  bleiben  hier  nur  noch  zwei  rätsei  zu  lösen.  Mary 
als  die  urgestalt  dieser  umhüllten  allegorie  bezeichnet  zu  haben, 
genügt  keineswegs ;  es  bedarf  des  nachweises.  Es  bedarf  einer 
befriedigenden  Versöhnung  des  schreienden  gegensatzes ,  der 
noch  heutzutage  zwischen  biographic  und  dichtung  Sh.'s  be- 
steht. Es  bedarf  einer  verständnisvollen  —  aber  auch  unpar- 
teiischen —  aufhellung  der  merkwürdigen  Verhältnisse  eines 
ehebundes ,  der  alle  faktoren  aufwies  ,  welche  beide  teile  im 
höchsten  mass  beglücken  konnten,  und  doch  keinem  teile  das 
rechte  glück  beschert  hat.  Diese  lücke  hat  die  biographie 
noch  nicht  auszufüllen  vermocht.  In  meiner  obenerwähnten 
Studie  möchte  ich  den  schwierigen  versuch  wagen ;  und  sollte 
er  als  ganzes  missglücken,  wird  er  vielleicht  doch  wenigstens 
dazu  angethan  sein,  die  haltlosigkeit  einiger  wieder  und  wieder 
auftauchender  darstellungen^)  nachzuweisen. 

Der  zweite  dunkle  punkt  unsrer  stelle  ist  die  einführung 
der  tod-  und  lebensgeistcr,  welche  durch  die  grotte  (d.  i.  das 
heim  des  dichters)  flattern  mit  dem  ruf  »hinweg!  denn  unser 
ist  er  nicht!«  Brooke  hat  dem  passus  die  idee  von  Schiller's 
Teilung  der  erde  unterzulegtm  versucht :  der  sänger  ist  nicht  von 
dieser  irdischen  weit ,  er  gehört  ihr  weder  mit  leiblichem 
sterben  noch  leiblichem  leben  an"^).  Eine  schwache  auslegung 
gibt  Richter"^),  während  Todhunte r  schon  vor  ihr  eine  un- 
gemein feinsinnige  hypothese  vorgebracht  hatte,  indem  er  die 


1)  Z.  h.  hei  Mar^lmll  II  41  ,  auch  in  der  Preface  zu  Hogg's  iiiographie. 
—  Im  vorübergehen  sei  darauf  hingewiesen ,  dass  in  einem  gedieht  der  eisten 
periode  (On  Death)  die  lebensflanime  mit  dem  bleiclien ,  kalten ,  mondgleichen 
lächeln  eines  meteoischinnners  verglichen  ist. 

-)  Hier  ein  beispiel  für  viele.  Brooke  1.  c.  p.  XXVII :  'He  was  quite. 
content  luith  her  as  long  as  he  chose  to  live  in  the  oiitward  world.  But  for  the 
suptrsensuoiis  tmiverse ,  and  as  a  realisation  of  his  Spiritual  bride ,  ^he  7vas  not 
enough' . 

3j  p.  XLl. 

*)  p.  496:  „der  ersten  zeit  ihi'er  Verbindung  und  der  vorhergegangenen 
kämpfe  denkend,  seufzt  der   dichter:   ich   war  damals   weder  tot,   noch  lebendig!" 

25* 


388  A.  Kroder 

geflügelten  Zwillinge  kinder  des  Schönheitsgeistes    nennt ,    den 
der  dichter  in  jener  periode  aufgegeben  habe  '). 

Nach  meinem  erachten  dürfte  die  stelle  im  allereigent- 
lichsten  sinne  auszulegen  sein.  Tod  und  leben  streiten  sich 
um  Sh.'s  irdisches  sein,  das  in  den  armen  seiner  gattin 
schlummert.  Keiner  der  zwillingsbrüder  gewinnt  die  oberhand  : 
der  dichter  ist  ein  lebender  leichnam,  und  ersterbendes  leben 
ebbt  in  ihm. 

Menschen  späterer  zeitläufte,  durch  Jahrzehnte  oder  Jahr- 
hunderte von  der  lebensepoche  eines  helden  getrennt,  vergessen 
nur  allzu  leicht  das  persönliche  wohl  und  wehe  ,  die  kleinen 
lebensfragen,  die  auch  den  grossen  genius  auf  schritt  und  tritt 
umringen.  Sh.'s  äugen  bot  sich  seine  existenz  bis  zum  jähr 
1822  als  ein  marterleben  dar,  von  steten  physischen  quälen 
und  noch  quälenderen  todesahnungen  zerrüttet.  Todesahnungen 
hatten  ihm  das  bild  des  jung  dahinsterbenden  dichters  im  Alastor 
eingegeben.  In  den  weihestrophen  zu  Laon  and  Cythna  fragt 
er  bang 

Wie?  oder  schweigt  mein  holdes  saitenspiel? 
Verstummen  ewig  meines  geistes  lieder?  — 
Ach,  hoffen  möcht'  ich  wohl !   Doch  solches  glück 
Reisst  mir  ein  lebend  siechtum  nieder, 
Der  tod  kämpft  mit  der  liebe  um  sein  beutestück. 

Todesbefürchtungen  jagen  ihn  nach  Italieh.  Unerträgliche 
schmerzen  zwingen  ihm  im  herbst  i(Si8  zu  Este  wieder  die 
opiumflasche  in  die  band,  und  verzweifelnd  ruft  er  >ich  nehme 
mir  vor,  bald  gesund  zu  sein!«  1819^)  meldet  sich  mit  schwerer 
krankheit  an.  Von  körperlichen  leiden  gepeinigt  steigt  er  vom 
Vesuv  herab ;  die  Stanzen  bei  Neapel  klagen,  dass  ihn  hoffnung 
und  heilung  fliehe.  Die  aufregungen  um  William's  und  des 
findelkindes  tod  waren  nicht  geeignet,  eine  gesundung  zu  be- 
fördern. Der  winter  auf  1820  war  wiederum  bedrohlich.  Später- 
hin stellte  sich  ein  gallenleiden  ein. 

Von  diesem  Standpunkt  aus  betrachtet  verstehen  wir, 
warum  Sh.  sich  so  gern  als  den  Jüngling  des  Alastor  malte, 
oder  als  »den  Jüngling,  in  dessen  zartem  wesen  der  genius  sich 


')  Siehe  das  genauere  p.  247. 

*)  Verhängnisvolles    versehen    in    Ilel.   Richter's    biogrnphie   p.  361   (l8-ü 
statt   1819). 


Studien   zu   Shelley's   "Epipsychidion"  389 

mit  dem  tode  stritt«');  oder  als  den  zarten  Lionel  (in  Rosa- 
Ji/id  and  Heleti]^  von  dem  es  heisst  (842) 

Death  and  he  could  never  meet, 
oder  (1012) 

And  death  seemed  not  like  death  in  him, 

For  the  spirit  of  Life  o'er  every  limb 

Lingered,  a  mist  of  sense  and  thought; 
und  jene  treue  Helen  wacht  gleich  Mary  —  nur  mütterlicher, 
wärmer,  liebevoller  —  über  seinem  leben  und  sterben :  eine 
neue  sorge  hat  ihr  glückfrohes  herz  erfüllt  (817),  und  sie  hängt 
mit  zärtlichem  wachen  über  ihm,  während  er  schlummert  (836) : 
•ein  in  allen  zügen  verwandtes  pendant  zur  mondepisode. 

Nach  seinem  prinzip  abstrakter  deutung  erklärt  Todhunter 
den  folgenden  überaus  dunklen  abschnitt  des  Seelensturmes 
(V.  308 — 316  ff.)  als  die  gänzliche  Zerrüttung  einer  seele  ,  die 
ihr  ideal  verloren  habe-).  Immerhin  dürfen  wir  nach  unsrem 
leitenden  grundsatz  auch  für  die  vorliegende  episode  eine 
persönliche  urgestalt  wohl  annehmen. 

Nun  ist  es  aber  nicht  der  schlcicr  des  geheimnisses  allein, 
der  diese  letzte  lebensdämonm  umhüllt,  sondern  der  flor  tiefster 
trauer  —  diesem  empfinden  kann  sich  kein  fühlender  leser 
verschliessen.  Es  scheint  in  der  that  mit  dem  mächtigen 
Sturmplaneten ,  der  neue  wilde  wogen  auf  des  dichters  ge- 
glättetem lebensmeer  heraufbeschwört  und  mit  seinem  unter- 
gehen alles  in  eis  und  nacht  und  öde  begräbt ,  Medw^n's 
Ignota  gemeint  zu  sein  —  mag  sie  im  leben  gräfin  X.  oder 
Ciaire  geheissen  haben. 

Eine  ganz  andere  auslegung  hat  s.  z.  Ackermann  angeregt, 
indem  er  auf  Fanny  Godwin  hinwies^);  er  Hess  diese  hypothese 
später  fallen  ^'),  weil  er  wohl  selber  fühlte,  dass  ihr  schon  äusser- 
lich  chronologische  gründe  widersprechen.  Denn  der  dichter 
führt  die  ganze  Sturmesepisode  mit  deutlichen  chronologischen 
hinweisen  ein  und  verfolgt  sie  ebenso  (mit  then  308,  310,  312, 
li'hen  312,  //7/314,  and  ihen  317,  all  the  while  318)  bis  zum  schluss, 


')  Im  Stinset. 

2j    Dies    ist    Todhunter's    interpretation.     Bei    Ackermann    scheint    p.  27 
und  p.  XIX  ein  irrtum  vorzuliegen. 
*j  p.  28. 
*)  p.  XIX. 


39° 


A.   Ivroder 


ohne  die  geringste  zeitliche  Verschleierung.  Wir  sind  somit 
gezwungen ,  die  episode  später  anzusetzen  als  jene  mondes- 
kühle existenz  gedämmert  hatte.  Und  wer  wollte  füglich  be- 
haupten, dass  dies  letztere  schon  vor   iSi6  der  fall  war! 

Für  seine  neuerdings  ausgesprochene  deutung  der  stelle 
auf  Ciaire  bringt  Ackermann  leider  keinen  beweis:  nun  ist 
aber  ein  erlösendes  wort  in  dieser  sache  ein  schreiendes  be- 
dürfnis !  Helene  Richter  hat  den  bedeutungsschweren  Zusammen- 
hang der  Neapolitaner  affaire  mit  dem  leben  und  dichten  unsres 
Sh.  wenigstens  andeutungsweise  recht  gut  auseinandergesetzt  M- 
Die  frage  ist  aber ,  wie  gesagt ,  noch  nicht  gelöst ,  und  nicht 
lösbar ,  solang  die  biographie  hier  keine  aufklärung  schafft- 
Freilich  — 

ttXk    ov   yao   aröav   ijöv   r«'x/)'?;r'  fjr?;. 

Eine  weitere  persönlichkeit  ist  allegorisiert  unter  dem 
bild  des  schönen  und  wilden  kometen  v.  368.  Während  bis- 
her allgemein  Harriet  darunter  verstanden  wurde,  bringt  Richter 
mit  apodiktischer  Sicherheit  die  neue  these  auf  den  plan  »der 
komet  ist  Ciaire«-).  Ihre  hierzu  gegebenen  erläuterungen 
sind  von  zweifelhaftem  wert.  Wie  herrlich  prosaisch  erklärt 
sie  die  inhaltsschweren  worte,  dass  des  kometen  herz  ir7'e  fii/ir^ 
durch  den  hinweis,  dass  Ciaire  aus  dem  haus  ihres  Schwagers 
schied  und  sich  in  ferne  fremde  dienstesstellung  begab  ! 

Mit  noch  grösserem  befremden  muss  -ims  die  beweis- 
führung  Ackermann's^)  erfüllen,  der  die  stelle  ebenfalls  auf 
Ciaire  bezieht  mit  der  begründung,  dass  sie  »das  herz  dieses 
gebrechlichen  iiniversufus  (Byrons)  [!]  gegen  das  ihre  zog  und  das 
eigene  brach«. 

Auf  sonstige  Ungereimtheiten  obiger  erklärungen  glaube 
ich  nicht  eingehen  zu  müssen.  Denn  wenn  je,  so  haben  wir 
hier  Ilarriet's  schöne  und  wilde  gestalt  zu  erkennen.  Be- 
achten wir  nur  abermals ,  wie  das  Charakteristikum  der  liebe 
und  Schönheit  mehrfach  hervorgehoben  ist^):  der  komet  wird 
schönheitstrahlend    genannt;    er    möge    als    Venus,    der    liebe 


')  p.  330. 
^)  p.  498. 
3)  p.  XIX. 

■■)  Schon  'rodluinter  betontu  p.  249 ,    dass    der    komet  im  letzten  sinn  für 
liebe  typisch  ist. 


Studien   zu  Slielley's   "Epipsychidion"  ßoi 

leitstern ,  schimmern !  Es  lässt  sich  auch  kaum  in  abrede 
stellen,  dass  die  verse  371  (^vcchsclnd  angezogen  und  abgestosseii) 
und  372  {({es  diehtcrs  herz  z  rl>rach  und  ihr  herz  fuhr  irre :  irre, 
nämlich  zu  moralischer  Verkommenheit  und  in  die  Hüten  des 
Serpentine)  nur  mit  bezug  auf  Harriet  ihre  eigentliche  volle 
bedeutung  erlangen. 

Wenn  somit  Harriet  im  E.  zweimal  und  noch  dazu  in 
verschiedener  beleuchtung  auftritt,  so  brauchen  wir  deswegen 
in  unsrer  auffassung  keineswegs  irre  zu  werden.  Der  Zusammen- 
hang der  einzelnen  stellen  lehrt  ohne  weiteres,  dass  im  ersten 
fall  der  ton  ein  scharfer,  verzweifelter,  im  zweiten  ein  ver- 
söhnender und  beruhigender  sein  musste.  Die  gleiche  beob- 
achtung  hatten  wir  bereits  hinsichtlich  Mary's  gestalt  zu  machen. 
Der  ganze  komplex  der  verse  345 — -389  steht  auf  einer  ent- 
wicklungsstufe  mit  dem  Envoi,  beide  scheinen  als  letzte  glieder 
zum  ganzen  gefügt  worden  zu  sein  und  predigen  (wie  wir 
weiter  unten  genauer  betrachten  werden)  Versöhnung,  aus- 
gleichung  aller  gegensätze,  beschwichtigung  aller  herzenskämpfe, 
ruhige  Stellung  zu  den  Verhältnissen.  Nur  die  drei  einfluss- 
reichsten planeten  seines  himmels  dürfen  des  dichters  schwaches 
wesensall  fürderhin  regieren :  jene  beiden ,  die  ihm  frauen, 
angetraute  gattinnen  gewesen,  denen  er  name  und  vermögen, 
geist  und  herz  schenkte ,  und  die  hehre ,  die  er  als  wahrstes 
seelenideal  erkennt  und  mit  dem  gedickte  feiert. 

Für  die  gestalten  des  Envoi  Marina ,  ranua ,  Primus  — 
bisher,  und  unzweifelhaft  richtig,  auf  Mary  Shelley,  Jane  Williams 
und  Edward  Williams  gedeutet')  —  hat  Richter  (und  zwar 
diesmal  an  der  hand  von  'beweisen')  ganz  neue  beziehungen 
ergründet:  sie  erblickt  in  Marina  die  (in  London  weilende!) 
Maria  Gisborne ,  in  Frifuns  den  griechischen  prinzen  Mavro- 
cordato ;  man  lese  p.  500  f.  ihrer  biographie  und  widerstehe 
der  boshaften  Versuchung,  an  Goethe's  bekanntes  diktum  vom 
aus-  und  unterlegen  zu  denken. 

V.  Dichterische  technik. 

Der  wert  des  E.  als  eines  poetischen  erzeiignisses  ist 
vom  publikum  und  von  der  wissenschaftlichen  kritik  einmütig 

1)  Hierauf  behant  auch  Ackermann  p.  XIX,  trotz  Richter's  neuen  vor- 
schlagen. 


392 


A.   Kioder 


als  über  jeden  lobespreis  erhaben  anerkannt  worden.  Insbe- 
sondere das  grosse  schhissstück  der  dichtiing  (die  inselepisode) 
erscheint  mir  als  ein  vorher  kaum  je  geahntes  und  nachher 
nie  wieder  erreichtes  wund(?rding,  sei  es  dass  wir  die  märchen- 
hafte pracht  der  vorgezauberten  bilder  in's  äuge  fassen,  oder 
die  übermenschliche  innigkeit  in  der  Schilderung  des  liebes- 
bundes. 

Eine  prinzipielle  erwägung  scheint  mir  jedoch  hinsichtlich 
dieses  letzteren  punktes  angebracht.  The  Jonian  is/e  and  all 
else<-',  schreibt  Brooke  ^),  »are  fneant  to  bc  impalpablc  Images  of 
an  ivwiatcrial  worhi  .  .  .  The  passionate  descriptkni  of  his  life  therc 
with  Emilia  is  not  a  descriptlon  of  earthly  passion  .  .  .  The  in- 
corporation  of  the  tico  iiito  o/ie  is  as  incorporeal  as  the  rest  .  Wie 
aber  aus  versen,  die  von  einem  haus  mit  parischer  marmor- 
flur,  von  Instrumenten  und  musikalien  ,  von  hand  -  in  -  hand 
Spazierengehen ,  von  schlafen  und  wachen ,  von  ödem ,  lippen 
und  busen  sprechen,  jegliches  körperliche  dement  auszuscheiden 
ist,  läs.st  sich  nicht  so  leicht  begreifen.  Wenn  wir  einen  ein- 
blick  in  des  dichters  Werkstatt  thun ,  wollen  wir  ihn  nicht  so 
flüchtig  thun,  dass  wir  modcll  und  material   verwechseln. 

Unleugbar  ist  die  darstellung  eines  psychischen  Vorgangs, 
der  innigsten  Seelenvereinigung,  das  endziel  der  verse.  Aber 
wie  sollte  uns  dies  ideale  geniessen  abgeschildert  und  zur  Vor- 
stellung gebracht  werden,  wenn  nicht  unter  dem  bild  körper- 
lichen zusammenfliessens }  Die  ganze  Schilderung  ist  somit 
—  ähnlich  wie  in  der  Fee  vom  Atlas  —  eine  rein  äusserliche, 
ein  schwelgen  in  färbe  und  glänz  von  tausend  gegenständen, 
und  jedes  wort  ein  körperliches  abbild  für  das  unausdrückliche 
schwelgen  der  seelc. 

Einer  ähnlichen  nicht  ganz  einwandfreien  auff"assung  be- 
gegnen wir  bei  Brooke  p.  XXXIV.  Er  behandelt  dort  die 
dichterische  spräche. des  ersten  teils  und  betrachtet  die  wilde 
Strömung  der  metaphcrn  durch  die  brille  des  philosophen. 
Dreimal ,  sagt  er,  nimmt  der  dichter  einen  erhabenen  anlauf, 
und  dreimal  stürzt  er  lichtgcblendet  herab,  unfähig  das  auszu- 
drücken, was  er  ausdrücken  wollte.  Von  dieser  schiefen  Vor- 
aussetzung ausgehend ,  kommt  Brooke  zu  einer  allgemeinen 
kritik  über  Sh.'s  dichterisches  vermögen  und  beeilt  sich,  dieser 

J)  1.  c.  p.  XXVllI. 


Studien   zu   Shelley's   "Eiiipsvcliidion"  -ja 3 

Ohnmacht  dichterischen  gestaltens  bei  Sh.  das  wort  zu 
sprechen ,  weil  just  sie  ein  integrierender  bestandteil  seiner 
eigenart  sei. 

Möchten  wir  doch  Todhunter's  schönes  wort ,  in  goldne 
lettern  gefasst,  stets  \or  unsren  äugen  prangen  lassen:  'IVit/i 
a  great  ppei)i,  the  critic  viusi  becovie  a  poet  er  turn  mvay  abasheii"^). 
Niemand  wird  mich  dazu  vermögen,  Sh.'s  mehrfach  wieder- 
kehrendes ]\\c  is  ?ne'.  und  ähnliche  ausdrücke  tout  de  hon  als 
bekenntnis  seiner  ohnmacht  dichterischen  gestaltens  ^l  aufzu- 
fassen. Glaubt  Re\^  Stopford  A.  Brooke  wirklich ,  dass  Sh. 
beispielsweise  am  ende  des  gedichtes  mit  dem  weheruf  zu- 
sammenbricht in  der  erkenntnis,  den  zenith  seines  ideals 
nicht  erreicht  zu  haben ,  und  dass  er  aus  diesem  gründe 
Schwärmereien  ä  la  E.  für  immer  bei  seite  setzte  .^  Werden 
meine  leser  mit  mir  gehen  in  der  annähme,  dass  all  diese  sog. 
bekenntnisse  der  Unfähigkeit  nichts  sind  als  mächtige  Steige- 
rungen des  effekts,  mithin  beweise  ausserordentlicher  diktions- 
kraft.'  Denn  mit  solchen  werten  gesteht  er  uns,  wie  er  selbst, 
von  dem  schwung  wahrer  begeisterung  hingerissen  ,  in  Wahr- 
heit bebt  und  zittert  und  in  entzücktem  todestaumel  ringt. 
Damit  gelingt  es  ihm,  das  Idealbild  seiner  angebeteten  in  noch 
viel  erhabenere  regionen  zu  rücken  als  ihm  der  schwung  der 
metaphern  erlaubte.  Denn  cintic  simile-  Claudicat  -,  just  das  vage 
nichts,  das  unsrer  denkkraft  durch  solche  Schlussworte  ge- 
boten wird,  "dient  weit  mehr  zur  Vorstellung  des  unnennbaren 
als  die  konkreten  ideen,  welche  die  nennung  jener  metaphern 
—  oder  am  ende  des  gedichts  die  Schilderung  innigster  liebes- 
verschmelzung  —  erwecken  konnte. 

Wirklichen  grund  zu  einer  ausstellung  glaube  ich  aber 
in  der  cinfügung  des  abschnittes  v.  345 — 389  zu  erkennen, 
der  die  wundersame  verschwisterung  von  sonne,  mond^^l  und 


1)  p.  184. 

^)  Brooke  p.  XXXIV  'he  7-ecords  Ins  faitin  e" ,  XXXV  'another  ccvifession 
of  faiture',  XXXVI  'niost  conscious  of  his  weakness'  u.   ö. 

•"*)  Die  beziehung  dieses  Vergleiches  auf  eine  stelle  bei  Calderon ,  welche 
Richter  p.  497  aufgestellt  und  Ackermann  p.  XVIll  gebilligt  hat,  erscheint  mir 
hier  gezwungen.  Zunächst  ist  ja  die  gegeni'iberstellung  der  neuen  und  alten 
geliebten  als  sonne  und  mond  (oder  stern)  eine  allen  dichtem  geläufige  idee, 
vgl.  Shak.  T7V0  Geilt.  II  6.  9.  und  unzählige  andere.  Ausserdem  ist  aber  der 
mond  bei  Sh.  oft  ein  typus  für  das  ewig-weibliche  (Todhunter  p.  60).  Im  E.  speziell 


394 


A.  Kroder 


kometen  erfleht,  auf  dass  sie  des  dichters  schwächliches  wesensall 
in  holdem  Wechsel  zum  grabeswinter  lenken.  Diesem  nicht 
sehr  mannhaften  bekenntnis  seiner  Unselbständigkeit  begegnen 
wir  bei  Sh.  öfter;  in  briefcn  nennt  er  sich  gelegentlich  »ein 
schwaches,  schwankes  wesen  ,  das  des  trostes  und  beistandes 
(der  frauen)  bedürfe.  Im  E.  erscheint  mir  diese  episode  als 
ein  triibschimmernder  stein  inmitten  des  wundervollen  ge- 
schmeides  blitzender  diamanten.  Der  letzte  will  ich  sein,  der 
den  grossen  dichter  auch  da  preist ,  wo  er  von  seiner  grosse 
fällt;  und  meine  begeisterung  für  ihn  wird  sich  damit  nicht 
verflüchtigen ,  dass  ich  tadelnd  zu  fühlen  und  zu  bekennen 
wage,  wenn  er  mich  nicht  begeistert.  Jener  versuch,  irdische 
Interessen  mit  den  konsequenzen  seiner  exklusiven  idealsuche 
zu  versöhnen,  mag  aus  dem  leben  des  dichters  entschuldigung 
finden ;  denn  dort  begegnet  er  uns  oft  genug,  und  bei  Sh.  nicht 
nur,  sondern  im  leben  manches  andren  genies,  bes.  deutlich 
in  dem  schwächlichen  Verhältnis  des  starken  Swift  zu  Varina, 
Stella  und  Vanessa.  —  Aber  solche  von  der  ausscnwelt  auf- 
gezwungene ideen  ,  die  alles  nur  eben  machen  und  des 
empfindens  weit  verflachen  möchten ,  in  den  Zusammenhang 
dieses  gedichtes  aufzunehmen,  erscheint  mir  —  off"engestanden 
—  als  aesthetischer/tz//!.r-/^;5'.  Die  drei  an  dieser  stelle  einträchtig 
verbundenen  gestalten  sind  dieselben,  die  kurz  vorher  in  den 
bittersten  und  wehevollsten  gegensatz  zu  einander  getreten 
waren.  Ein  missklang  schmerzt  mein  ohr,  wenn  der  dichter 
sein  lebensschiff  der  holden  gewalt  dieser  wellenregierenden 
Sterne  weiht  und  eine  weit  zum  zeugen  solchen  opferdienstes 
anruft. 

In  ähnlicher  weise  und  aus  ähnlichem  gründe  verletzt 
mich  die  anfügung  des  Envoi  v.  592.  Niemand  wird  leugnen, 
dass  dies  Dante  nachempfundene  anhängsei  an  sich  das 
schwächste  stück  des  ganzen  ist.  Hier  kommt  aber  noch 
etwas  hinzu :  der  aesthetische  gegensatz  zu  den  vorausgehen- 
den schlussvcrsen.  Setzen  wir  auf  Tristan  und  Isolden's  ent- 
zückungstrunkenen liebessang  das  ritornell  aus  einer  Bach'schen 
arie ,  so  haben  wir  den  effekt  dieses  Envoi  vollkommen.  So 
wenig  Bach's  regeltreue  schlichte  weisen  zu  Wagner's  himmel- 


ist   die    allegorie    der    .sonne    aus  der  vorangehenden  des  niondes,    und    diese    ai  s 
vorangehenden  andern  allegorien  organisch  erwachsen. 


Studien  zu  Shelley's  "Epipsychidion"  395 

hohem  schwung  passen  wollen,  so  wenig  versöhnt  sich  ein  im 
mittelalterlichen  geist  empfundenes  schlussstück  mit  einem  sang, 
dessen  akkorde  nicht  von  dieser  erde  sind.  Dieser  Übergang 
von  den  höhen  des  äthers  zm-  alltagswelt  ist  ein  Phaetonssturz, 
ein  Ikarusfall !  ^) 

Der  leidigen  misswirkung  war  sich  ja  der  Verfasser  nicht 
bewusst.  Der  jubilierende  liebessang  sprudelte  zu  andrer  zeit, 
aus  andrer  herzensquelle,  als  die  trockne  nachahmung  Dante'- 
scher  weisen  im  präludium  und  envoi.  Der  aesthetische  fehl- 
griff  bestand  in  der  Zusammenstellung  heterogener  teile,  nicht 
in  der  abfassung  derselben.  Wird  es  darum  als  ein  sakrileg 
aufgenommen  werden ,  wenn  ich  den  Vorschlag  mache ,  in 
künftigen  ausgaben  das  Envoi  in  möglichst  kleinen  typen  auf 
eine  besondre  seite  hinter  —  oder  noch  lieber  vor  ^  das 
E.  zu  setzen } 

Zum  schluss  noch  einige  einzelpunkte.  Eine  metrische 
frage  legt  v.   142  nahe: 

VVe  —  are  we  not  .Ibrmed,  as  notes  of  music  are. 

Die  imregelmässigkeit  des  doppelten  auftakts  hat  manclic 
herausgeber  zur  Streichung  des  We  —  veranlasst ,  anderen 
freilich  (Forman)  ist  sie  ganz  besonders  schön  und  charakte- 
ristisch vorgekommen.  Ich  werde  mich  an  zuständiger  stelle 
über  diesen  punkt  erklären  und  bemerke  hier  nur,  dass  nach 
meiner  meinung  Sh.  das  We  als  versgiltig  betrachtete  und  — ■ 
trotz  der  pause  !  das  ist  das  merkwürdige  an  diesem  falle  — 
mit  are  zu  verschleifen  meinte. 

Zu  eigentümlichen  textauffassungen  haben  die  verse  72  f. 
und   138  verführt. 

Für  72 — 75  gibt  Richter  folgende  kuriose  darstellung : 
»Emilia  traf  ihn  auf  des  lebens  rauhem  pfade  und  lockt  ihn 
»zum  süssen  tode  ;  wie  der  tag  die  nacht,  der  lenz  den  winter, 
»wie  die  hoffnung  den  gram  in's  dasein  ruft  [!],  so  lockte  sie 
»ihn  in's  licht  und  in  den  frieden«^).  Da  die  vergleiche  an  der 
vorliegenden  stelle  nach  Sh.'s  manier  etwas  gehäuft  auftreten, 
so  mag  eine  prosaische  analyse  derselben  zur  klärung  der  be- 
griffe von    nutzen    sein.     Der    reihe    nach    lauten    nämlich   die 

^)  Eine    benierkuiig ,    die    ?nutaüs   mutandis    auch    für  manches  mit   Envoy 
schliessende  gedieht  aus  dem  mittelalter  gilt. 
-)  p.  493- 


396 


A.  Kroder 


vergleiche  :  Emilia  führt  den  sänger  zum  süssen  tode,  so  wie 
der  tag  die  nacht  zum  hchte ,  der  frühhng  den  winter  zum 
leben,  die  hoffnung  den  gram  zum  frieden  geleitet. 

Wenn  zu  dieser  stelle  ein  kommentar  nötig  war ,  so 
forderte  ihn  die  Vorstellung  eines  süssen ,  licht-  und  lebens- 
vollen todes.  Hier  hätte  Richter  gelegenheit  gehabt ,  auf 
jene  stellen  hinzuweisen ,  die  sie  in  andrem  Zusammenhang 
p.  534  bringt,  und  zu  betonen,  dass  die  auffassung  des  todes 
als  des  durchgangsmomentes  zu  vollkommnerer  existenz 
eine  lieblingsidee  nicht  nur  Sh.'s  ,  sondern  aller  gross 
denkenden  und  gross  empfindenden  menschen  war,  siehe  z.  b. 
bei  Goethe  das  gedieht  'selige  Sehnsucht'  [Divan  I  a.  E.),  oder 
die  prachtvolle  stelle  aus  dem  Promet]ieus-{x2,gvaQ.VL\.,  die  Otto 
Lyon  einmal  zitiert  hat ').  Ausserdem  wären  aber  aus  Sh. 
noch  Rosalind  and  Helai  I  123 — I  130  und  Prvinctknis  III  3.  II3  f. 
anzuziehen  gewesen. 

Den  vers  138  überträgt  Strodtmann,  als  hätte  ihm  die 
lesart  yet  I  feel  vorgelegen.  Nun  bringt  aber  der  text  keinen 
gegensatz,  sondern  eine  affirmative  Steigerung :  ycs,  I fcel.  Das 
heilige  siegel  auf  des  sängers  herzensquell  versinnbildlicht  den 
reinigenden  und  läuternden  einfluss  des  edlen  weibes :  eine 
überaus  schöne ,  von  allen  edlen  dichtem  gefeierte  idee. 
Vgl.  im  E.  noch  35  ff.,  bei  Dante  beispielsweise  Vita  Nuova^ 
Ganz.  I 

E  quando  trova  alcun  che  degno  sia 

Di  veder  lei,  quei  prova  sua  virtutc 
oder  Parad.  XXXI  85  : 

Tu  m'  hai  di  servo  tratto  a  libertate  .  .  . 

La  tiia  magnificenza  in  me  custodi 

Si,  che  Tanima  mia  che  fatta  hai  sana, 

Piacente  a  te  dal  corpo  si  disnodi. 

*j  Zeitschr.  f.  deutsch,  mit.  X  435- 

Ansbach,  Juli   1900.  Armin  Kroder. 


E.  Koeppel,  Tennysoiiiana  39  7' 

TENNYSONIANA. 

I.   >Armageddon«   und    »Timbuctoo.« 

Wiederholt  ist  in  Hallam  Tennyson's  biographie  seines 
Vaters  erwähnt,  dass  dieser  das  preisgedicht  Titnbuctoo  (1829) 
nur  auf  den  wünsch  seines  vaters  angefertigt  habe,  und  dass 
es  keine  ganz  neue  Schöpfung,  sondern  die  Umarbeitung  eines 
älteren  gedichtes  war.  Hallam  Tennyson  theilt  uns  mit :  My 
grandfaiher  had  dcsired  Mm  to  compete,  so  iinw:lUngly  he  patchcd  up 
an  old  pocvi  on  'The  Battlc  of  Arviagcddon  (146)^,  und  in  seinen 
kurzen  aufzeichnungen  der  gespräche  mit  seinem  greisen 
vater  während  ihrer  seefahrt  im  frühjahr  1889  lesen  wir:  Of 
his  father,  urging  hi7n  to  try  for  the  Cambridge  Prize  Poem  although 
it  was  looked  upon  7vith  the  greatcst  contcmpt.  Of  the  tur/ii/ig  of  an 
old  poem  on  'Armageddo?i  into  '  Thnbuctod  by  a  Utile  alteration  of 
the  beginning  and  the  tnd,  and  of  his  utter  astonishment  ivhen  this 
poetn  won  the  medal  (II  355).  Über  die  metrische  form  dieses 
älteren  gedichtes  ist  an  beiden  stellen  nichts  gesagt;  wenn 
Morton  Luce  in  seinem  Handbook  to  the  Works  of  Tennyson 
(London  1897)  bemerkt:  [Tcnnysonj  had  bethought  him  of  an 
carlier  poem  in  blank  verse,  'The  Battle  of  Armageddon  ;  this, 
recast,  might  serve  the  purpose  (p.  61),  so  muss  er  diese  einzel- 
heit  von  anderer  seite  erfahren  haben. 

So  knapp  diese  mitteilungen  über  das  ältere  gedieht, 
aus  welchem  das  preisgedicht  des  Laureaten  herausgewachsen 
ist,  auch  sind,  so  erklärt  uns  doch  schon  der  titel,  wie  der 
junge  dichter  auf  den  gedanken  kam,  seinem  preisgedicht  die 
form  einer  vision  zu  geben.  Der  stoff  des  älteren  gedichtes 
war  nämlich  selbst  aus  einer  gewaltigen  vision  entlehnt,  aus 
der  vision  des  evangelisten  Johannes  von  den  sieben  engein, 
welche  die  schalen  des  zorns  gottes  auf  die  erde  giessen.  Bei 
der  vision  von  dem  sechsten  engel  heisst  es  im  16.  kapitel 
der  apokalypse :  {12)  And  the  sixth  angel  ponred  out  his  vial  upon 
the  great  river  Euphrates ;  and  the  water  thcreof  was  dried  tip,  that 
the  way  of  the  kings  of  the  east  miglit  bc  prepared.     (/ j)   And  I  sa7C' 


*)  Alfred  Lord  Tennyson.     A  Memoir    by  his  Son.     In  2  vols.     Londor 
1897. 


398  E.  Koeppcl 

thrce  imclean  spirits  Hke  frogs  come  out  of  thc  moiii/i  of  thc  dragon, 
and  oiä  of  ihe  moiith  of  the  beast^  and  out  of  thc  fnoiit/i  of  the  falsc 
Prophet,  (l-l)  For  thcy  are  thc  spirits  of  dcvils ,  working  miraclcs, 
which  go  forth  iinto  thc  kings  of  ihe  earth  and  of  thc  whole  world^ 
to  gathcr  thnn  to  the  battle  of  that  grcat  day  of  God  Almighty  .  .  . 
(j6)  Atid  he  Rüther  cd  theni  together  hito  a  place  called  in  the  Hchrew 
tongue  Armageddon  (bei  Luther:  Harniagedon).  Dieser  hier 
dunkel  angedeuteten  geisterschlacht,  der  schlacht  der  könige 
der  weit  gegen  gott ,  verdankte  das  ältere  gedieht  jedenfalls 
Stoff  und  titel  -  der  seraph  in  Tennyson's  Timbuctoo  ist  somit 
der  direkte  litterarische  abkomme  der  vielen  engelserschei- 
nungen  der  apokalypse. 

Tennyson  selbst  hat  an  seinem  preisgedicht  keine  frcude 
gehabt.  Schon  wenige  jähre  nach  der  Veröffentlichung,  wahr- 
scheinlich 1831^),  erteilte  er  einem  Verleger,  der  die  preis- 
gedichte  der  Universität  Cambridge  sammeln  wollte  und  ihn 
deshalb  gebeten  hatte,  den  abdruck  von  Timbuctoo  zu  gestatten, 
diese  erlaubnis  nur  widerwillig :  /  could  have  wished  that  poor 
^Timbuctoo'  might  Jiave  bcen  suffercd  to  slide  quietly  off ,  -ü<ith  all 
its  errors,  i/ito  forgctfuhiess,  und  er  hat  es  denn  auch  nicht  zu- 
gelassen, dass  das  preisgedicht  in  die  ausgäbe  letzter  hand 
aufgenommen  wurde.  Es  ist  erst  nach  seinem  tode  1893 ^l, 
zusammen  mit  den  von  dem  laureaten  ebenfalls  abgelehnten 
Jugendgedichten  der  brüder  Tennyson:  Foefns  bytivo  Brothers  \om 
jähre  1827,  neu  gedruckt  worden.  Gegen  den  Vorwurf  der 
nachahmung  irgend  eines  anderen  dichters  hat  er  jedoch  auch 
seinen  preisgekrönten  erstling  in  .^chutz  genommen,  mit  den 
Worten:  'The  Lovcr's  Tale'  and' Tiinhuctoo  arc  in  no  7t.>ay  i7nitativc 
of  any  poet,  and^  as  Air  as  I  know^  nothing  of  niine  aftcr  the  date 
of  'Timbuctoo'  ivas  imitative'-')  —  eine  gelegentliche,  vom  söhne 
aufgezeichnete  äusserung  des  trefflichen  dichters,  von  der  aber 
doch  wohl  ein  gewisses  mafs  begreiflicher  Selbsttäuschung  in 
abzug  zu  bringen  ist. 

Jedenfalls  verdient  hervorgehoben  zu  werden,  dass  es  in 
der  englischen  litteratur  schon  längere  zeit  vor  Tennyson's 
Timbuctoo  ein  offenbar  von  der  gleichen  stelle  der  apokalypse 


1)  Cf.  Memoir  I  45- 

2)  London.  Macmill.m  &  Co. 
»)  Cf.  Memoir  I  45  f- 


Tennvsoniana 


399 


inspiriertes  gedieht  gab ,  welches  ebenfalls  Armageddon  betitelt 
war.  Mein  ältester  gewährsmann  für  die  existenz  eines  solchen 
gedichtes  ist  Lord  Byron.  Er  schreibt  am  27.  August  181 1 
von  Newstead  Abbey  an  seinen  freund  R.  C.  Dallas:  There  /V 
u  sncking-  epic  poet  at  Granta,  a  Mr.  Townscnd ,  protcgc  of  thc  latc 
Cu)/il>erland.  Did  you  ever  hear  of  him  and  Jus  'Armageddon?  I  thinh 
his  plan  {the  man  I  don't  knoiv)  horders  an  ihe  sublime:  thmigh^  per- 
haps.,  the  anticipation  of  the  'Last  Day  {according  to  you  Nazarenes) 
is  a  little  ioo  daring :  at  least,  it  looks  like  telling  thc  Lord  what  he 
js  to  do.,  and  tnight  retni)id  an  ill-natui  cd  person  of  the  llne. 
And  fools  rush  in  where  angels  fear  to  tread. 
Bzit  L  don't  viean  to  cavil.,  cnly^  other  folks  will.,  and  hc  may 
bring  all  thc  lambs  of  Jacob  Bclwien  about  his  ears.  However.,  L  hope 
he  will  bring  it  to  a  conclusion.,  though  Milton  is  in  his  way.^)  Schon 
vor  dieser  brieflichen  äusserung  hatten  sich  Byron's  gedanken 
mit  diesem  noch  nicht  flüggen  epiker  beschäftigt.  Der  von 
ihm  als  beschützer  des  neuen  dichters  erwähnte,  bekannte 
dramatiker  Richard  Cumberland  hatte  schon  mehrere  jähre 
vor  dem  erscheinen  des  Town  send 'sehen  Annageddon  in  einer 
Zeitschrift  das  gedieht  angekündigt,  plan  und  i)roben  mitgeteilt 
und  dem  neuling  reichlich  lob  gespendet.  In  einer  anmerkung 
zu  V.  191  ff.  seiner  zweiten,  im  März  181 1  in  Griechenland 
abgeschlossenen,  aber  erst  lange  nach  seinem  tode  1831  ver- 
öffentlichten, litterarischen  satire  Hints  fro?n  Horace  hatte  Byron 
mit  recht  bezweifelt,  ob  Cumberland  auf  diese  weise,  durcli 
diese  vorzeitige  anpreisung  seinem  Schützling  einen  guten  dien.'-t 
erwiesen  habe.  Die  wichtigsten  stellen  dieser  anmerkung  lauten: 
About  tiC'o  years  ago  a  young  man  named  Townscnd  ivas  announced 
hy  Mr.  Cumberland,  in  a  revicw  (since  deceased)  [the  'London  Review, 
anm.  des  herausgebers]''),  as  being  engagcd  in  an  epic  pocfn  to  be  entitled 
TrArmaggedon«.  The  plan  and  specimen  promise  much;  but  .  .  .  .  it 
may  be  doubted  zvhether  the  prematurc  display  of  his  an  (sublifne  as 
the  ideas  confessedly  are)  has  not.,  —  by  raising  expectation  too  high., 
or  divtinishing  curiosity,  by  developing  his  argument,  —  rather  ificitrrcd 
the  hazard  of  injuring  Mr.  Toivnscnd' s  future  propects  etc. 


*)  Cf.  Works  of  Lord  Byron.  Letters  and  Journals,  vol.  II  ed.  by  R.  E 
Prothero;  London   1898;  p.  q. 

-)  Cf.  Works  of  Lord  Byron.  Poetry.  Vol.  I  ed.  hy  E.  H.  Coleridge ; 
London   1898;   p.  403  f- 


400  E.  Koeppel 

Wenn  wir  uns  nun  um  auskunft  an  das  Diciionary  of 
Natio7ial  Biography  wenden,  so  finden  wir,  dass  in  der  that  ein 
junger  geistlicher  namens  George  Townsend  (1788 — 1857),  im 
jähre  18 16')  ein  gedieht  veröffentUchte,  betitelt:  Armageddon 
4to,  London.  Etwas  mehr  erfahren  wir  von  dem  Byron- 
herausgeber R.  E.  Prothero,  der  bei  der  niederschrift  seiner 
anmerkung  das  Townsend'sche  gedieht  vor  sich  liegen  hatte. 
Er  fügt  noch  bei,  dass  Townsend  damals,  Prothero's  angäbe 
nach  18 15,  8  bücher  seines  Ar?nagcddofi  veröffentlicht  habe, 
weitere  4  bücher  seien  ungedruckt  geblieben.  Der  von 
Cumberland  geweissagte  erfolg  war  eben  nicht  eingetreten. 

Sehr  wahrscheinlich  ist  mir,  dass  dieses  181 5/16  pub- 
lizierte religiöse  epos  des  George  Townsend  seinen  weg  in 
die  rektorei  von  Somersby  gefunden  hat  —  vielleicht  war  es 
eines  der  bücher,  mit  welchen  der  liberale  Verleger  der  Poems 
hy  two  Brothers  1827  vertragsgemäss  die  hälfte  des  den  dichter- 
brüdern  versprochenen  betrags  tilgte.  Es  verfehlte  seine 
Wirkung  auf  die  empfängliche  seele  des  jungen  Alfred  nicht : 
ihm  verdankt  er  wohl  zweifellos  die  anregung  zu  seinem  den- 
selben entlegenen  stoff  behandelnden  gedieht:  The  Battle  of 
Armageddon  oder  Armageddon,  welches  er  1829  zu  seinem  preis- 
gedicht  Timbiutoa  umgearbeitet  hat.  Ob  sich  noch  intimere 
beziehungen  zwischen  dem  Townsend'schen  epos  und  der 
Tennyson'schen  vision  feststellen  lassen,  ob.  diese  ihre  ab- 
stammung  noch  deutlicher  erkennen  lässt,  darüber  kann  ich 
leider  keine  auskunft  geben :  es  ist  mir  hier  weder  die  Zeit- 
schrift London  Review  mit  dem  Cumberland'schen  artikel  zu- 
gänglich, noch  ist  es  mir  bis  jetzt  gelungen,  auf  dem  Londoner 
büchermarkt  ein  exemplar  des  Townsend'schen  Armageddon 
aufzutreiben.  Sehr  erfreulich  wäre  es,  wenn  nun  einer  der 
in  London  lebenden  oder  sich  dort  zeitweilig  aufhaltenden 
fachgenossen  sich  im  Reading  Room  des  British  Museum  der 
mühe  einer  genauen  vergleichung  der  beiden  gedichte  unter- 
ziehen und  uns  das  ergebnis  seiner  arbeit  mittheilen  wollte. 

II.  Sir   William    Jones's    Übersetzung    der    »Moallakat 
und  »Locksley  Hall.« 

Dass  in  der  bibliothek  des  rektors  von  Somersby  die 
werke  des  gelehrten  und  rastlos  fleissigen    Sir  William   Jones 

*)  Die  Byron-herausgeber  fühieii    1815  als  veiöffcntlichungsjahr  an. 


iemiysoiuana  ^OI 

vorhanden  waren,  dafür  haben  wir  ein  untrügliches  zeugnis  : 
in  der  ersten,  gemeinschaftUchen  Veröffentlichung  seiner 
ältesten  söhne,  in  der  Sammlung  Focj/is  by  Two  Brothers  — 
eigentlich  von  drei  brüdern,  da  auch  der  älteste  söhn  Frederick 
vier  gedichte  beigesteuert  hat  —  des  Jahres  1827I)  haben  die 
jungen  dichter  in  ihren  reichlichen  anmerkungen  wiederholt 
Sir  William  Jones  genannt  und  aus  seinen  werken  zitiert. 
Das  gedieht  »The  Expedition  of  Nadir  Shah  into  Hindostan« 
(p.  79  f. »,  in  metrischer  und  stofflicher  hinsieht  eine  unver- 
kennbare, ossianisch  gefärbte  nachahmung  von  Byron's  hebrä- 
ischer melodie  »The  Destruction  of  Sennacherib,«  führt  unsere 
gedanken  sofort  zu  Jones's  »Histoire  de  Nader  C.'hah,«  auf 
welches  werk  in  einer  anmerkung  auch  verwiesen  ist  zur 
rechtfertigung  des  pompösen  ausdrucks :  The  Monarch  0/ 
Nafions.  Unter  dem  verse :  Fair  as  "he  cairba-stone  art  fhoii, 
that  stone  of  dazzüng  white  (p.  166)  steht:  See  Sir  VVilliatn  Jones 
on  Rastern  Plants,  und  in  die  schlussstrophe  des  gedichtes 
»Love«  sind  mit  leichten  änderungen  zwei  reimpaare  des  Sir 
William  Jones  hineingearbeitet,  welche  unten  (p.  208)  zitiert 
sind  mit  der  genauen  angäbe:  See  Sir  Jl'i/liam  Jones' s  PVorks, 
7'ol.  VL  p.  jij  —  eine  angäbe,  welche  übrigens  zu  der 
13  bändigen,  von  Lord  Teignmouth  1807  besorgten  gesammt- 
ausgabe  nicht  stimmt.  Vermuthlich  haben  die  jungen  dichter 
die  6  bändige  ausgäbe  von  1799  vor  sich  gehabt,  welche 
i8or'4  zu  9  bänden  ergänzt  worden  war. 2) 

Die  drei  gedichte,  in  deren  anmerkungen  der  name  des 
berühmten  Orientalisten  erscheint,  sind  sämtlich  A.  T.  ge- 
zeichnet und  diese  nach  Hallam  Tennyson's  Vorbemerkung 
nicht  unbedingt  sichere  autorenbestimmung  kann  eine  gewisse 
stütze  darin  finden,  dass  auch  eines  der  späteren  und  be- 
rühmtesten gedichte  Alfred  Tennyson's  erkennen  lässt,  dass 
gerade  er  die  Jones'schen  werke  gründlicher  studiert  hat. 
Auch  für  diesen  späteren  fall  stehen  wir  auf  ganz  festem,  boden, 
wieder    hat    der    dichter    selbst     unsere    aufmerksamkeit    auf 


*)  Neudiuck  London  1893,  besorgt  von  Hallam  Tennyson 
-)  [Diese  Vermutung  des  verf.  bestätigt  sich.  Das  citat  ist  aus  Jones' 
gedieht  A  Hymn  io  Camdeo  entnommen  ,  welches  in  der  sechsbändigen  ausgäbe 
von  1799  i"i  VI.  bände,  s.  31,3  ft".  steht;  die  citierten  verse  finden  sich  auf 
s.  315.  In  der  ausgäbe  von  1807  steht  der  hymnus  im  XIII.  bände,  s.  237  ff- 
und  die  fraglichen  verse  s.  238.  —  J.  H.] 

J.   Hoops,   Englische  Studien.  28.  3.  26 


402  E-  Koeppel 

seine  inspirationsquelle  gelenkt,  die  sonst  schwerlich  je  ent- 
deckt worden  wäre.  In  der  biographie  seines  vaters  schreibt 
Hallam  Tennyson  über  das  1842  veröffentlichte  gedieht  Locks- 
Icv  Hall:  I  revieviber  niy  father  sayhig  that  Sir  William  Jones' s 
prose  ir:>islation  of  the  >■  Moällakät,«  fhe  se7>e?t  Aiuihic  poems  (whic/i 
are  a  seleciion  froin  the  work  of  pi-e-  Mahuviviedan  poets)  hatiging  np 
in  the  teniple  of  Mecca,  gave  him  the  idca  of  the  pocni  (vol.  I  p.  195, 
London   1897I. 

In  diesen  arabischen  gedichten  ist  allerdings  der  grund- 
ton der  Tennyson'schen  dichtimg  kräftig  und  oft  angeschlagen : 
die  klage  des  mannes  um  die  verlorene  oder  treulose  geliebte. 
Eine  bestimmte  Situation  scheint  zu  dem  festen  apparat  dieser 
arabischen  liebesklagen  gehört  zu  haben :  der  liebende  steht 
vor  der  verödeten,  zerstörten  wohnstätte  der  geliebten  und 
gedenkt  leidvoll  des  glückes  der  Vergangenheit.  Die  gefühle 
des  Tennyson'schen  helden  sind  im  einklang  mit  den  klagen 
über  die  treulosigkeit  der  geliebten,  ausgesprochen  in  dem 
7.  gedieht  »The  Poem  of  Hareth :    \) 

(i)  Doth  fair  Asoma  give  us  notice  of  her  departure?  .... 
(2)  She  is  resolved  to  depart  after  cur  mutual  vows  among  the 
Sandy  hillocks  of  Shamma  ....  (3)  Vows ,  repeated  in  Mohayat 
....  (4)  Vows,  renewed  in  the  bowers  of  Katha  ....  (5j  1  see 
no  remains  of  the  troth  which  she  plightcd  in  those  stations ;  and 
I  waste  the  day  in  tears,  frantick  with  grief:  bu_t,oh!  what  part  of 
my  hapiness  will  tears  restoreV 

und  mit  den  ermahnungen,  von  der  treulosen  zu  lassen,  die 
in  dem  4.  gedieht  The  Poem  of  Lebeid«  der  dichter  ent- 
weder selbst  an  sich  richtet  oder  einem  freunde  in  den  mund 
gelegt  hat : 

(20)  Break  then  so  vain  a  conncxion  with  a  mistress  whose 
regard  has  ceased ;  for  hapless  is  an  union  with  a  inaid ,  who  has 
broken  her  vow !  (21)  VVhen  a  damsel  is  kind  and  complacent, 
love  her  with  ardent  affection  ,  but,  when  her  faith  staggers  and  her 
constancy  is  shakeh,  let  yoiir  disunion  from  her  bc  unalterably  fixed.2) 

Die  grösste  ähnlichkcit  mit  der  inscenierung  des  Tenn\- 
son'schen  monologs  hat  jedoch  das  erste  gedieht  der  arabischen 
Sammlung   »The  Poem  of  Amriolkais.«     Der  liebende  tritt  auf. 


1)  Cf.   Works,  London   1807;  vol.  X  p.  'Ih  ff. 

2)  Cf.  ib.  p.  62. 


Tennysoniana  403 

von  seinen  gefährten  begleitet,  an  welche  seine    ersten    worte 
gerichtet  sind: 

(i)  Stay  —  Let  us  weep  at  the  remembrance  of  our  beloved, 
at  the  sight  of  the  Station  where  her  tent  was  raised,  by  the  edge 
of  you  bending  sands  •  .   .^) 

Ganz  ebenso  tritt  Tennyson's  Jüngling  auf,  von  seinen 
gefährten  begleitet,  an  die  seine  ersten  worte  gerichtet  sind, 
freilich  nur,  um  sie  zu  verabschieden: 

(i)  Comrades,  leave  me  here  a  little,   while  as  yet  His  early  morn : 
Leave  me  here,  and  when  you  want  me,  sound  upon  the  biigle 

hörn. 

Wie  der  Araber  sehnsüchtig  auf  die  statte  blickt,  wo 
einst  das  zeit  der  geliebten  stand,  blickt  der  englische  Jüng- 
ling in  zornigem  schmerz  auf  das  schloss  zurück,  wo  die 
treulose  Amy  wohnt,  auf  Locksley  Hall.  Vielleicht  wurde 
Tennyson  zu  dem  gedanken,  das  schloss  an  den  sandigen 
meeresstrand  zu  verlegen  —  (J)  Locksley  Hall,  ihat  in  ihe  dis- 
iance  cwerlooks  the  sandy  trac/s  —  gebracht  durch  die  worte  : 
ly  the  ed^e  of  you  benduig  saiuis.  Am  auffälligsten  kommt  aber 
der  einfluss  der  vorläge  zur  geltung  in  Tennyson's  herüber- 
nahme  der  genossen  des  liebenden.  In  dem  arabischen  ge- 
dichte  sind  diese  keine  bedeutungslosen  Statisten,  sie  ergreifen 
selbst  das  w^ort  mit  tröstungsversuchen  —  in  dem  englischen 
gedichte  aber  werden  sie  im  ersten  verse  entlassen,  kommen 
nie  zu  wort,  sind  so  gänzlich  überflüssig,  dass  wir  den  grund 
ihres  daseins  erst  in  der  quelle  finden. 

Im  weiteren  verlauf  des  gedichtes  erzählt  der  Araber 
verschiedene  liebesabenteuer  in  einer  bilderreichen,  stark  sinn- 
lichen spräche,  aus  welcher  wenig  in  Tennyson's  dichtung 
übergegangen  ist.  Doch  wird  es  schwerlich  ein  zufall  sein, 
dass  in  beiden  gedichten  das  Sternbild  der  plejaden  erwähnt 
und  von  einem  gleichnis  begleitet  ist.  Der  Araber  vergleicht 
die  Sterngruppe*  den  falten  einer  mit  verschiedenen  edelsteinen 
geschmückten  seidenen  schärpe: 

(23)  It  was  the  hour,  when  the  Pleiads  appeared  in  the  fir- 
mament,  like  the  folds  of  a  silken  sash  variously  decked  with  gems^), 
bei  Tennyson  glitzern  die  sterne  wie  ein  in  silbernes  geflecht 
verstrickter  schwärm  feuerfliegen  (leuchtkäfer): 

')  Cf.  ib.  p.  9. 

2)   Cf.   ib.  p.    12. 

26* 


^.04  E.  Koeppel 

(5)  Many  a  night  I  saw  the  Pleiads,  rising  thro'  the  mellow  shade, 
Glitter  like  a  svvarm  of  fire-flies  tangled  in  a  silver  braid. 

Am  schluss  seiner  dichtung  ist  Tennyson  nochmals  mit 
grossem  geschick  in  die  bahn  des  arabischen  dichters  ein- 
gelenkt. Mitten  in  einer  begeisterten  Schilderung  der  Vorzüge 
seines  renners  unterbricht  sich  der  Araber  mit  der  ankündigung 
eines  aufsteigenden  gewitters: 

(64)  O  friend,  seest  thou  the  lightning,  whose  flashes  resemble 
the  quick  glance  of  two  hands  amid  clouds  raised  above  clouds'?i) 
worauf  eine  beschreibung  des  wütens  des  Sturmes  folgt.  Diesem 
überraschenden  ende  des  arabischen  gedichtes  verdanken  wir 
doch  wohl  den  grossartigen,  der  stürmischen  Stimmung  der 
ganzen  dichtung  trefflich  entsprechenden  schluss  Tennyson's. 
Auch  sein  Jüngling  sieht  über  Locksley  Hall  sturmwolken 
emporsteigen : 

(96)  Comes  a  vapour  from   the  margin  ,   blackening  over  heath  and 

holt, 
Cramming  all  the  blast  before  it,  in   its  breast  a  thunderbolt. 

(97)  Let  it  fall  on  Locksley  Hall,   with  rain   or  hail,   or  iire  er  snow; 
For  the  mighty  wind  arises,  roaring  seaward,  and  I  go.  — 

Die  erste  anregung,  den  grundgedanken  des  bekanntesten 
gedichtes  seiner  ersten  periode  empfing  Tennyson  somit  in 
der  that  von  der  Jones'schen  Übersetzung  der  Moällakdt.  Aber 
nicht  nur  die  englische  version,  sondern  auch  die  lateinische 
Umschrift,  die  transskription  des  arabischen  Urtextes  in 
lateinischen  lettern,  hat  Tennyson's  gedieht  stark  beeinflusst; 
sie  hat  ihm  die  äussere  form  gegeben.  Ich  erinnere  mich  in 
einer  englischen  Zeitschrift  oder  zeitung  gelesen  zu  haben, 
dass  ein  weit  gereister  besuch  —  wenn  mich  mein  gedächtnis 
nicht  täuscht,  der  bruder  des  mit  Tennyson  befreundeten 
Francis  Palgrave  —  dem  dichter  sagte,  er  sei  durch  das 
breit  rollende  metrum  von  Locksley  Hall  an  den  schwung  und 
tonfall  der  arabischen  poesie  gemahnt  worden,  worauf  sich 
der  dichter  erstaunt  zu  einem  gewissen  Zusammenhang  be- 
kannt habe. 

Beiin  ersten  blick  fällt  uns  auf,  dass  die  transskriptiftn 
zweizeilig  gedruckt  ist ,  in  langen  zeilenpaaren  folgender 
gestalt : 

')  Cf.  ib.  p.   18. 


Tennvsoiiiana 


405 


(5)  Cadäbica  min  omni  älhhowairithi  kablahä 
wajäratihä  ömmi  älrabäbi  bimäsali  —  ^) 
nach  welchem  schema  auch  das  enghsche  gedieht  in  lange 
reimpaare  abgeteilt  ist.  Und  lesen  wir  nun  einen  der  ara- 
bischen verse  mit  trochäischem  rythmus,  wie  sie  der  dichter 
in  der  einsamkeit  seines  Studierzimmers  vor  sich  hin  ge- 
donnert haben  muss: 

Gada  /  bi'ca  /  mi'n  om  /  ni  alh  /  höwai   /  rithi   /  käbla  /  hä, 
1-2  ;'.  4  5  fi  7  8 

so  erhalten  wir  das  genaue  muster  des  katalektischen  trochä- 
ischen tetrameters : 

(16)  Löve  took   /  üp  the   '  gläss  of  /  Time,   and  /  türnM  it  /  in  bis  / 
1  2  a  4  5  f, 

glöwing  /  händs, 

7  8 

mit  welchem  Tennyson's  reimpaare  gebildet  sind.  Erscheint 
dieser  trochäische  tetrameter  in  Locksley  Hall  zum  ersten  mal 
in  der  englischen  dichtung,  wie  ich  nach  Schipper's  Verzeich- 
nis (metrik  II  p.  379)  annehmen  möchte,  so  ist  diese  auf  eine 
sehr  merkwürdige  weise  um  ein  mächtiges,  eindruckvolles 
metrum  bereichert  worden. 

Die  vorstehenden  aus  Führungen  enthalten  die  begründung 
einer  in  meiner  Tennyson-biographie  (Geisteshelden,  Berlin 
1899,  p.  41  f.)  ausgesprochenen  ansieht.  In  zwei  der  berühm- 
testen dichtungen  der  neuen  aera  der  englischen  pocsie ,  in 
Shelley's  Queen  Mab  (vgl.  E.  St.  28,  43  ff.)  und  in  Tennyson's  Locksley 
Hall  sind  wir  nun  auf  verborgene,  aber  wichtige  einflüsse  des 
bahnbrechers  der  indischen  Studien  gestossen  —  ich  bezweifle 
nicht,  dass  auch  die  englischen  dichtungen,  welche  offenkundig 
den  Stempel  der  neuen ,  von  ihm  gepflegten  Wissenschaft 
tragen,  dass  auch  die  im  orient  spielenden  gedichte  in  höherem 
mafse  von  ihm  angeregt  und  beeinflusst  worden  sind ,  als 
bisher  festgestellt  wurde.  Sir  William  Jones,  in  dessen  eigenem 
litterarischem  wirken  Wissenschaft  und  poesie  verschmolzen 
sind,  der  sich  selbst  bemühte,  die  fruchte  seiner  gelehrten 
Studien  dichterisch  zu  verwerten,  war  der  geborene  vermittler 
zwischen  der  grundlegenden  arbeit  der  gelehrten  und  der  auf 
dieser  basis  bauenden,  schöpferischen   thätigkeit    der    dichter. 

1)  Cf.   ib.  p.    125. 


4o6  E.  Koeppel 

Der  erste  bedeutende  Vertreter  dieser  orientalischen  richtung 
der  englischen  dichtung,  ein  mann,  in  dessen  seele  auch  der 
sich  massenhaft  häufende  gelehrte  Stoff  die  dichterquelle  all- 
mählich verschüttete,  Robert  Southey,  hat  sich  allerdings  über 
seinen  Vorgänger  recht  ungünstig  geäussert.  Am  22.  Juni  180S 
schrieb  er  an  Miss  Barker :  Neville  White  has  sent  nie  Sir 
William  Jones' s  works  .  .  .  Thcy  are  the  handsoi>iest  voliimes  in  vty 
wJiole .  Ubrary^  and  thirteen  of  t/ic?n  .  .  .  They  are  in  excellent  taste ^ 
and  ii  is  not  Neville' s  fault,  t/uit  the  inside  is  not  so  perfect  as  the 
out.  He  followed  public  opiniou  in.  supposing  Sir  William  Jones  a 
7>ery  great  man:  I  look  upon  hi/n  as  one  of  the  shoic-books  of  fashion.^^ 
Kürzer,  aber  noch  schärfer  hat  Southey  sein  urteil  zusammcn- 
gefasst  in  einem  brief  an  seinen  bruder  dr.  H.  H.  Southey 
vom  16.  Oktober  1808:  Do  not  praise  Sir  William  Jones.  N'a 
nian^  except  Mr.  Pitt,  has  a  rcpntaiion  so  much  above  his  deserts.f 
Aber  die  werke  des  von  ihm  unterschätzten  mannes  hat 
er  doch  sehr  genau  gekannt,  an  einer  anderen  stelle  seiner 
korrespondenz  seinen  bruder  selbst  auf  sie  verwiesen, ^j  aus- 
züge  aus  ihnen  in  seine  notizbücher  eingetragen'^)  und  sie  auch 
für  die  anmerkungen  zu  seinen  epen  benützt.  Die  beiden 
abhandlungen,  welche  sich  in  den  letzten  20  jähren  mit  den 
orientalischen  dichtungen  Southey 's,")  Aloorc's  und  Lord 
Byron's^)  beschäftigt  haben,  und  in  welchen  auch  die  werke 
des  Sir  William  Jones  genannt,  aber  eben  nur  genannt  sind, 
werden  in  dieser  hinsieht  noch  ergänzende  Untersuchungen 
zulassen,  die  seine  gestalt  mehr  in  den  Vordergrund  stellen 
werden. 


^)  Cf.  Selections  from  the  Letteis  of  Robert  Soiitliey.  Ed.  by  J.  Wood 
Warter;  London    1856,  4  vol.s :  vol.  II  p.  75. 

'')  Vgl.  ib.  vol.  II  p.  y6. 

ä)  Vgl.   ib    vol.   I  p.   301. 

*)  Cf.  Southey's  Comiuon-Place  Book.  Second  Series.  YA.  by  J.  Wood 
Warter;  London  1850;  p.  467:  The  Generation  of  Brahma,  p.  477:  Hyvm  to  the 
jVtght.     From  the    Vedas. 

*)  Albert  Wächter.  Über  Robert  Southey's  orientalische  epen;  Halle  l8yo; 
p.  20. 

s)  Oskar  Thiergen.  Byion's  und  ^lonre's  orientalische  gediclite.  Eine 
parallele;  Leipzig   1880;  p.   10  ff. 

Strassburg  i.  E.,  3.  Jan.    1900.  E.  Koeppel. 


BESPRECHUNGEN. 


SPRACH-  UND  LITTERATURGESCHICHTE. 

Beozüiiif.  Edited  with  textual  Foot-Notes ,  Index  of  Proper  Names, 
and  Alphabetical  Glossary  by  A.  J.  Wyatt.  2^  Edition.  Cambridge 
1898. 

Die  zweite  ausgäbe  von  Wyatt's  Beo7vulf  unterscheidet  sich 
von  der  ersten  nicht  wesentlich.  Die  brauchbarkeit  des  buches  ist 
schon  früher  anerkannt  worden.  Text  und  glossar  sind  sehr  sauber 
gearbeitet,  der  sonstige  apparat  knapp.  Neuere  Forschungen  (auch 
die  von  Bugge)  sind  wenig  berücksichtigt;  so  ist  z.  b.  auf  s.  VI  der 
einleitung  unter  den  hülfsrnitteln  zum  Studium  des  gedichtes  nicht 
einmal  Müllenhoff's  Beowulf  erwähnt.  So  hat  sich  denn  der  Ver- 
fasser zuweilen ,  trotz  des  sonstigen  strebens  nach  kürze  verleiten 
lassen ,  etwas  in  ausführlicher  polemik  zu  erörtern ,  was  schon  be- 
kannt war,  und  mit  einem  einfachen  hinweis  in  wenigen  zeilen  hätte 
abgethan  werden  können.  Auf  s.  143  z.  b.  wird  die  episode  von 
Eanmund  und  Eadgils  ausführlich  besprochen  und  gegenüber  der 
früheren  darstellung  in  Heyne's  Beownlf  ohne  zweifei  eine  richtigere 
gegeben.  Aber  ebenso  hatten  schon  längst  Bugge  (Ztschr.  f  d.  phil. 
IV  264),  Müllenhofif  (Beow,  20)  und  ich  in  meinen  BeounilfsiutHen 
fs.  46)  die  Sache  dargestellt.  In  der  letzten  ausgäbe  von  Heyne- 
Socin's  Beowulf  {\2>c)'^)  ist  ebenfalls  auf  s.  iio,  126  die  richtige 
darstellung  zu  finden.  Die  lange  polemische  auslassung  war  also  in 
der  zweiten  aufläge  wenigstens  unnötig. 

Der  text  unterscheidet  sich  (mitunter  zum  vorteil)  von  dem 
der  deutschen  ausgaben  durch  möglichst  strenges  festhalten  an  der 
Überlieferung.  So  wird  z.  b.  in  v.  6  der  grammatisch  und  metrisch 
anstössige  satz  egsode  eorl ^  den  Sievers  im  anschluss  an  Kemble  in 
den  Leipz,  sitz.  ber.  der  akad.  1895  s.  188  so  evident  in  egsode 
eorlas  gebessert  hat,   immer  noch  festgehalten  und  die  konjektur  nicht 


408  Besprechungen 

einmal  in  einer  fussnote  erwähnt.  In  v.  900  wird  die  lesart  he  fces 
är  ondäh  beibehalten  (wie  auch  bei  Heyne-Socin  ^) ;  ich  würde  mit 
Cosijn  und  Holder-Klugc  lesen :  he  pces  aron  däh^  da  das  kompositum 
sonst  nicht  nachweisbar  und   da  är  an   der  stelle  keinen   sinn  giebt. 

An  das  glossar  von  Heyne-Socin  ,  welches  der  englische  her- 
ausgeber  (zum  teil  mit  recht,  aber  in  etwas  undankbarer  weise)  sehr 
tadelt,  schliesst  er  sich  manchmal  doch  noch  zu  sehr  an.  So  setzt 
er  unnötigerweise  ebenso  wie  Heine-Socin  ein  verbum  sccadan  neben 
sceddan  an,  vgl.  Sievers  Ags.  gr.  ,^  392"^.  Die  präteritalform  scöd 
gehört  doch  ebenso  zu  sceddan^  wie  hlöh  zu  hliehhan^  sceöp  zu  scieppan. 
Ferner  figurirt,  wie  bei  Heyne-Socin,  im  text  und  glossar  immer  noch 
das  subst.  headu,  'sea,  ocean',  obwohl  die  form  von  Sievers  mit  recht 
als  metrisch  und  grammatisch  anstössig  erklärt  worden  ist.  Ich  sehe 
durchaus  nicht  ein,  weshalb  hier  (v.  1862)  nicht  das  subst.  headii 
'kämpf',  welches  als  simplex  allerdings  sonst  nicht  belegt,  aber  durch- 
aus unanstössig  ist  und  in  den  Zusammenhang  vorzüglich  passt  {ofer 
heapti  'nach  dem  kämpfe'),  angenommen  werden  kann.  Kluge  und 
Sievers  wollten  heafii  einsetzen ,  was  den  metrischen  anstoss  auch 
beseitigen  würde. 

Wenn  VV.  sich  für  seine  auffassung  auf  komposita  wie  heado- 
Iidend,  heado-sigel  beruft ,  so  steht  doch  in  diesen  die  länge  des 
diphthongs  ebensowenig  fest,  und  wenn  man  bedenkt,  in  wie  freier 
bedeutung  erste  kompositionsglieder  in  ags.  poesie  zuweilen  gebraucht 
werden  (vgl.  z.  b.  heorucimibul  'feldzeichen',  Elene  107,  headoioybn 
'feuer'  Elene  579,  Beow.  82,  2820,  meodo-7C)ong'BQO'W.  1643),  so 
lässt  sich  auch  in  jenen  Wörtern  das  erste  glied  sehr  wohl  als  heado 
'kämpf'  auffassen. 

Ungeachtet  solcher  kleinen  ausstellungen,  welche  vielleicht  für 
eine  folgende  aufläge  von  nutzen  sind,  kann  Wyatt's  Beotüiilf-Q.\.\?,g2ihc 
als  ein  durchaus  brauchbares  hilfsmittel  deutschen ,  wie  englischen 
studierenden  empfohlen  werden.  Für  letztere  wird  es  allerdings 
besser  geeignet  sein. 

Kiel,  Januar   1900.  G.   Sarrazin. 


Be&ivuJf.   Mit  ausführlichem  glossar  herausgegeben  von  Moritz  Heyne. 

Sechste  aufläge,    besorgt  von   Adolf  So  ein.     Paderborn.      Druck 

und  Verlag  von   Ferdinand  Schöningh.      1898. 

Ein  buch,  welches  im  jähre  1863   zum  ersten  mal  erschienen, 
allmählich  so  zu  gestalten,  dass  es  auch  heute  noch  den  anforderungen 


M.   Heyne,    Beöwulf 


409 


der  Wissenschaft  und  des  Unterrichts  entspricht ,  ist  eine  überaus 
schwierige  ausgäbe,  der  die  beiden  herausgeber  des  Bcownlf  indessen 
in  sehr  anerkennenswerter  weise  gerecht  geworden  sind.  Mag  auch 
der  einzelne  an  dieser  Beo'imdf-2W?,g'a^^  manches  mäkehi  und  anders 
ausgeführt  wünschen,  im  ganzen  bleibt  sie  doch  immer  noch  die  für 
den  studierenden  am  besten  geeignete,  da  die  Holder'sche  einen 
etwas  zu  knappen  exegetischen  apparat  bietet.  Auch  der  forscher 
wird  manches  wertvolle  darin  finden.  In  dieser  sechsten  aufläge 
sind  besonders  die  anmerkungen  wesentlich  erweitert,  auf  grund  der 
in  dem  letzten  decennium  veröffentlichten  werke  und  abhandlungen. 
Insbesondere  sind  Müllenhoff' s  Beowulf ,  Sievers'  und  Cosijn's  ab- 
handlungen verwertet.    Ich  gebe  einige  bemerkungen   und  nachtrage. 

Zu  v.  2021  fif.  (Headhobearden-episode)  hätte  noch  auf  Bugge's 
buch  Helge-digtene  (Kopenh.  1896)  kap.  XI.  XII  verwiesen  werden 
können,  sowie  auf  Boer's  aufsatz  (Beitr.  z.  gesch.  d.  d.  spr.  XXII 
377  ff.).  Müllenhoff's  identifizierung  der  Headhobeardcn  mit  den 
Herulern   dürfte  jetzt  kaum   noch  haltbar  sein. 

Zu  V.  3050  ff.  (Vorgeschichte  des  Schatzes)  hat  Heinzel  eine 
sehr  ansprechende  deutung  gegeben  (Anz.  f.  d.  a.  XV  169  ff.).  —  Dass 
die  Wendung  frcwt  häm  gefrczgn  v.  194  nichts  anderes  bedeuten 
könne  als:  'es  erfuhr  von  seiner  nähe,  Umgebung  aus,  d.  h.  in  seiner 
heimat',  scheint  mir  eine  exorbitante  behauptung.  Auch  Sicvers  hat 
in  den  angezogenen  artikcln  dies  nicht  erwiesen.  Die  natürlichste 
und  einfachste  deutung  ist  vielmehr:  'es  erfiihr  aus  der  heimat'.  Es 
dürfte  sehr  schwer  sein,  Sievers'  deutung  durch  einen  analogen  fall 
der  Verwendung  der  praeposition  frofn  zu  stützen.  In  bezug  auf 
<.Mne  sinnliche  Wahrnehmung  kann  man  im  Neuenglischen  wohl  sagen: 
/  heard  the  noise  from  my  room ,  d.  h.  'von  meinem  zimmer  aus, 
in  meinem  zimmer';  aber  unmöglich  wäre  es  zu  sagen:  1  learni  tf'c 
news  frojti  hotne,  wenn  der  sprechende  zur  zeit  in  seiner  heiinat  war. 
Es  müsste  natürlich  heissen :   /  kamt  the  ncws  ai  ho7ne. 

Zu  V.  927  on  stapole  würde  ich  jetzt  übersetzen:  'auf  der 
estrade',   vgl.  Anglia  XII   39S. 

In  V.  2562  scheint  mir  die  lesart  hringbogan^  an  der  meines 
Wissens  kein  herausgeber  anstoss  genommen  hat,  kaum  vereinbar  mit 
den  regeln  altenglischer  bildung  von  kompositen.  Das  wort  hringboga 
könnte  wohl  'ringbieger'  bedeuten  oder  'der  mit  einem  ringe  biegende', 
aber  nicht  der  'sich  zum  ringe  biegende'  oder  'sich  ringelnde'  mit 
beziehung  auf  den  drachen.  Ich  sehe  keinen  ausweg  als  zu  emen- 
dieren :  pä   luces   hringboran  heorte  gefysed  \\  sa-cce    to    scceanne ,    und 


iio  Besprecluingen 

hringboran  'panzerträger'  oder  'ringträger'  (vgl.  v.  2809)  auf  Beowulf 
zu  beziehen  ,  was  auch  viel  besser  in  den  Zusammenhang  passt. 
Unmittelbar  vorher  und  nachher  ist  nur  von  Beowulf  die  rede ;  dass 
der  greise  könig  sich  durch  einen  panzcr  geschützt  hat,  wird  öfters 
hervorgehoben:   vv.    2524,    2539,    2568,    2812. 

In  V.  3085  scheint  mir  die  handschriftliche  lesart :  hord  ys 
gesceawod,  gri?nvie  gegongen  unhaltbar,  denn  auf  das  schauen  des 
Schatzes  kommt  es  hier  gar  nicht  an ,  vielmehr  auf  das  erwerben 
desselben.  Ich  vermute  geceapod  statt  gesceawod;  vgl.  v.  3012:  ac 
pär  is  7nädma  hord,  gold  unrtme  grimme  geceapod.  An  unserer  stelle 
ist  wahrscheinlich  wegen  des  vorhergehenden  gesceap  zunächst  gesceapod 
verschrieben   worden  ;  /  und  w  sind  leicht  zu  verwechseln. 

Wenn  die  herausgeber  im  ganzen  bei  dem  instruktiven  namen- 
verzeichnis  den  grundsatz  befolgen ,  in  bezug  auf  die  eigcnnamen 
nur  das  mitzuteilen,  was  sich  ungezwungen  aus  dem  text  des  gedichts 
ergiebt  und  zweifelhafte  neuere  hypothesen  unberücksichtigt  lassen, 
so  lässt  sich  dagegen  nichts  einwenden.  Aber  auffallend  ist  es,  dass 
mitunter  von  diesem  grundsatz  zu  gunsten  von  hypothesen  abgewichen 
wird,  die  mindestens  als  sehr  fragwürdig  bezeichnet  werden  müssen. 
So  wird  z.  b.  unter  berufung  auf  Henning's  aufsatz  (Zs.  f.  d.  alt.  41, 
156  ff.)  über  Scef  (Sceaf)  gesagt:  »Er  ist  der  erste  stammheros 
der  VVestsachsen.  Infolge  der  bedeutung  der  skyldingischcn  dynastie 
wurde  die  ursprünglich  auf  ihn  bezügliche  sage  auf  Skyld  übertragen«. 
Von  meiner  ansieht  ganz  abgesehen ,  weder  Sievers ,  noch  Buggc, 
noch  H.  Möller,  noch  Th.  Arnold  würden  dieser  darstellung  zu- 
stimmen. 

Kiel,  Januar    1900.  (i.   Sarrazin. 


Thomas  Arnold,  Notes   on  Bcoivulf.     Longmans,  Green,  and  Co. 
London,   New-York  and  Bombay.      1898.      140  pp. 

Der  durch  seine  P>nglische  litteraturgeschichte,  seine  Beowulf- 
ausgabe  und  zahlreiche  andere  Schriften  rühmlichst  bekannte  Verfasser 
hat  in  diesem  buche  sich  besonders  mit  neueren  deutschen  Beowulf- 
forschungen  auseinandergesetzt  und  es  unternommen  ,  das ,  was  ihm 
davon  richtig  und  wertvoll  erschien ,  seinen  landsleuten  zu  über- 
mitteln. Wenn  dieses  bemühen  an  sich  schon  von  Deutschen  mit 
dank  und  freude  zu  begrüssen  ist,  so  sind  wir  dem  Verfasser  um  so 
mehr    dank    schuldig ,    da    er    selbst  durch    die    Unbefangenheit    und 


Th.  Arnold,  Notes  un  Beowulf  411 

Selbständigkeit  seines  urteils  viel  zur  klärung  der  Beowulffragen   bei- 
getragen und  sehr  beachtenswerte  anregungen  gegeben  hat. 

Arnold  ist  vielfach  von  Müllenhoff  beeinflusst  worden  ,  ohne 
seine  theorien  indessen  vollständig  anzunehmen ,  andrerseits  ist  er 
auch  öfters  im  einklang  mit  den  ergebnissen  meiner  Untersuchungen, 
lehnt  jedoch  manche  meiner  folgerungen  mit  ausführlicher  begründung 
ab  ;  in  bezug  auf  die  ästhetische  beurteilung  und  kompositionsfragen 
bekennt  er  sich  als  anhänger  der  ansichten  professor  Ker's  (in  dessen 
buch  Epic  and  Romance).  Als  grundlage  des  epos  erkennt  er  eine 
'Dano-Geatische  sage'  (p.  30.  55);  in  der  isländischen  erzählung  von 
ßödhvar  Bjarki  sei  möglicherweise  eine  'unsichere,  entstellte,  ver- 
dorbene karikatur'  der  grossen  Beowulfsage  zu  finden  (p.  96).  Der 
held  Beowulf  dürfte  eine  historische  person  gewesen  sein  (p.  loi), 
überhaupt  sei  das  historische  element  des  epos  nicht  zu  übersehen 
(p.  99).  Die  dänische  königsburg  (Heorot)  wird  von  Arnold  nicht 
gerade  mit  Lethra,  Lejre  identificiert,  aber  er  nimmt  an,  dass  Lethra 
an  der  stelle  oder  in  der  nähe  der  zerstörten  halle  'Heorot  erbaut 
wurde  (p.   43). 

In  bezug  auf  die  Headhobarden  schliesst  der  Verfasser  sich  der 
ansieht  Müllenhoff' s  an,  dass  darunter  die  Heruler  zu  verstehen  seien 
(s.  5g),  welche  einst  in  Seeland  gesessen  haben,  und  von  den  Dänen 
unterworfen  wurden.  Die  neuere ,  scharfsinnig  begründete  ansieht 
Bugge's ,  welcher  die  Headhobarden  mit  Hothbrodus  in  Zusammen- 
hang bringt  und  an  die  deutsche  Ostseeküste  versetzt ,  etwa  nach 
dem  heutigen  Mecklenburg,  scheint  ihm  nicht  bekannt  geworden  zu 
sein.  (S.  Bugge,  Helge-digtene  i  den  oeldre  Edda,  Kjöbenhavn  1896 
cap.  XI,  XII).  Auch  ich  hatte  in  den  Beowulf-studien  (s.  42)  schon 
Zusammenhang  zwischen  den  Headhobarden  und  Hothbrodus  (Hod- 
broddr)  vermutet,  und  diese  Vermutung  in  den  Engl.  stud.  XXIII  233  ff. 
näher  begründet ;  ebenda  hatte  ich  ungefähr  zu  gleicher  zeit  mit 
Bugge  (März  1896)  den  gedanken  ausgesprochen,  dass  etwa  'das 
östliche  Holstein  ,  Lauenburg  und  West-Mecklenburg*  als  wohnsitz 
der  Headhobarden  aufzufassen  seien  (im  anschluss  an  H.  Möller, 
Altengl.  volksepos  s.   27). 

Noch  von  andrer  seite  ist  neuerdings  die  Headhobardenfrage 
behandelt  worden  (Boer  in  den  Beitr.  z.  gesch.  d.  d.  spr.  XII  377  ff.), 
und  das  ergebnis  stimmt  mit  Bugge's  und  meiner  hypothese  überein. 

Man  darf  also  wohl  behaupten ,  dass  in  diesem  punkte  die 
neuere  forschung  zu  einem  von  Müllenhoff  abweichenden  ergebnis 
gekommen    ist.     Dass  Bugge  und  Boer  meine  vor   12  jähren  ausge- 


AI2  Besprechungen 

sprochene  Hypothese  von  dem  Zusammenhang  der  Headhobarden 
mit  der  sagenfigur  des  Hodbroddr  (Hothbrodus)  wieder  aufgenommen, 
ist  mir  darum  nicht  weniger  erfreulich,  weil  die  beiden  gelehrten  die 
Priorität  meines  gedankens  ignorierten.  Da  in  den  Eddaliedern  von 
Helgi  dem  Hundingstöter  (welcher  auch  nach  Bugge  und  Bocr  mit 
Helgi  Halfdanssohn,  dem  Hälga  des  Beowulfliedes,  identisch  ist)  die 
heimat  des  Hodbroddr  deutlich  bezeichnet  ist  (Svarinshaugr  =  Schwerin, 
Varinsfjordr  ^  VVarnemünde ,  Orvasund  =  Stralsund,  Hedinsey  = 
Hiddensee)  und  diese  lokalisierung  zu  den  von  H.  Möller  schon 
früher  dargelegten  Wohnsitzen  der  Headhobarden  durchaus  stimmt, 
so  kann  dieses  problem  der  germanischen  altertumsforschung  als 
gelöst  bezeichnet  werden. 

Da  Arnold  indessen  die  Headhobarden  mit  den  durch  die 
Dänen  'aus  ihren  eigenen  sitzen  vertriebenen'  Herulern  identihciert 
und  nach  Seeland  versetzt  (s.  58),  ist  er  auf  den  gedanken  gekommen, 
Heorot  als  königsburg  der  Headhobarden  aufzufassen.  Auf  einem 
missverständnis  beruht  es  ,  wenn  er  mir  dieselbe  ansieht  zuschreibt 
(p.  41).  Arnold  hat  sich  auf  diese  weise  eine  unnötige  Schwierigkeit 
geschaffen,  die  ihn  verhindert,  die  von  Müllenhoff  und  mir  begründete 
gleichsetzung  von  Heorot  und  Lethra  anzunehmen.  Wenn  die  er- 
bauung  von  Heorot  im  epos  dem  könig  Hrothgar  (=  Roe)  die 
gründung  von  Lethra  aber  in  der  viel  späteren  dänischen  sage  (Saxo 
Grammaticusj  vielmehr  dem  könig  Rolf  Krake,  dem  nachfolger  und 
nefifen  Roes ,  zugeschrieben  wird ,  so  braucht  dieser  geringfügige 
unterschied  uns  nicht  zu  beirren. 

Der  kämpf  zwischen  Dänen  und  Headhobarden  endet  dem 
VVidsithliede  zufolge  mit  einer  niederlage  der  letzteren  (welche  also 
die  Dänen  überfallen  haben  müssen)  bei  Heorot  (cef  Heorote) ;  ebenso 
endet  (nach  Saxo)  die  fehde ,  die  Helgo ,  Roe  und  Rolvo  gegen 
Hothbrodus,   führen  mit  einer  niederlage   desselben   bei  Lethra. 

Dieses  ereignis ,  an  dessen  historischer  grundlage  kaum  zu 
zweifeln  ist.  müsste  .  um  510  (etwa  zur  zeit  von  Hugleiks  raubzugi 
stattgefunden  haben ;  und  diese  datierung  schon  macht  es  fast  un- 
möglich, die  Hadubarden  den  Herulern  gleichzustellen ;  denn  damals 
waren  die  Heruler  nach  Jordanes'  bekaniitcr  notiz  schon  längst  von 
den   Dänen  verdrängt. 

In  der  deutung  der  sagen  von  Sceaf  und  Scyld  schliesst  A. 
sich  Müllenhoff  an,  hält  aber  mit  recht  die  beweise,  die  tür  angel- 
sächsischen Ursprung  vorgebracht  sind,  für  ungenügend.  Er  hebt 
insbesondere  hervor,   dass  diese  mythischen  ahnen  in  den  genealogien 


Th.  Arnold,  Notes  on  Beowulf 


413 


als  vorfahren  Woden's  bezeichnet  werden ;  da  nun  aber  Woden  (Geat) 
kein  spezifisch  angelsächsischer,  sondern  allgemein  germanischer  gott 
war,  könnte  auch  für  Sceaf  und  Scyld  nicht  auf  angelsächsische  her- 
kunft  geschlossen  werden  (s.  35).  Er  hätte  noch  mehr  betonen  können, 
dass  die  ältesten  ags.  genealogien  von  Sceaf  und  Scyld  gar  nichts 
wissen,  und  dass  diese  namen  sich  als  nachträglich  angeflickt  schon 
dadurch  verraten,  dass  sie  noch  vor  Woden  und  dem  Heros  Eponymos 
Geat  angesetzt  werden.  Mit  recht  weist  Arnold  ferner  wieder  darauf 
hin,  dass  nach  der  ältesten  sagenfassung  (bei  Ethelwerdus)  Sceaf  ja 
gar  nicht  nach  England  oder  Angeln,  Schleswig  gekommen,  ist  sondern 
nach  Scani  (^=  Skäney,  Schonen).  Dem  entsprechend  herrscht  ja 
auch  das  geschlecht  Scylds  Scedelandutn  in  (Beow.  19).  Es  ist  nun 
allerdings  etwas  auffallend ,  dass  die  dänische  sage  abweichend  die 
Skjöldunge  durchaus  nach  Seeland  (Lethra)  versetzt ;  aber  es  ist  zu 
beachten,  dass  das  Beowulflied  keinen  besonderen  namen  für  Seeland 
zu  kennen  scheint,  sondern  auch  sonst  nur  von  Scandinavien  (Sce- 
denig)  im  allgemeinen  spricht  (v.  1687),  auch  da,  wo  offenbar  Däne- 
mark (Seeland)  gemeint  ist.  Und  merkwürdiger  weise  werden  auch 
in  der  bekannten  stelle  von  Alfred's  Orosius  bei  dem  reisebericht 
Wulfstans  zwar  Langeland,  Laaland,  Falster  erwähnt,  aber  nicht  See- 
land ,  sondern  es  folgt  statt  dessen  gleich  Sconeg  {'■and  on  bcecbord 
hhn  ivces  Langaland,  and  Lceland,  and  Falster,  and  Sconeg').  Wurde 
etwa  damals  Seeland  noch  zu  'Scadinavia'  gerechnet?  In  vorhisto- 
rischer zeit  muss  die  insel  mit  dem  festland  verbunden  gewesen  sein, 
und  die  sage  von  Skjöld  und  Gcfjon  hat  ja  noch  eine  deutliche  er- 
innerung  daran   bewahrt.   — 

In  der  skandinavischen  ursage  ('common  narrative  basis'),  welche 
A.  aus  der  vergleichung  des  Beowulfliedes  mit  der  sage  von  Bödhvarr 
Bjarki  erschliesst  (s.  98],  unterscheidet  er  4  demente:  mythus,  märchen 
(legend),  geschichte,   poesie. 

In  bezug  auf  das  mythische  dement  äussert  er  sich  sehr  zurück- 
haltend ;  doch  glaubt  er,  dass  zu  könig  Hrothgar's  zeit  bei  den  Dänen 
der  Balderkultus  herrschte  ^  und  hält  es  daher  nicht  für  unmöglich, 
dass  bestandteile  des  Baidermythus,  etwa  wie  ich  ihn  rekonstruiert,, 
in  der  Beowulfsage  einen  niederschlag  gefunden  haben  (s.  134). 
Insbesondere  scheint  ihm  das  abenteuer  des  Wettschwimmens  von 
Beowulf  und  Breca  mythischen  Ursprungs  zu  sein ,  in  welcher  auf- 
fassung  er  sich  unbewusst  mit  Niedner's  neuer  theorie  (Zs.  f.  d.  a. 
N.   F.   XXIX  40)  berührt. 


^I_i  Besprechungen 

Mehr  gewicht  scheint  A.  auf  das  märchenhafte  dement  der 
sage  zu  logen,  sowie  auf  die  historischen  bestandteile.  Die  episoden 
werden  ausführlich  besprochen,  meist  mit  anlehnung  an  Müllenhoff. 
Die  Geatas  werden  (gegen  Bugge)  mit  den  schwedischen  'Gautar' 
identificiert. 

Die  abfassungszeit  des  Beowulfliedes  verlegt  A.  aus  verschiedenen 
gründen  etwa  in  die  zeit  von  670  bis  750.  Müllenhoff's  liedertheorie 
und  besonders  seine  athetesen  lehnt  er  ab ;  er  fasst  das  gedieht  als 
■ein  im  wesentlichen  einheitliches,  von  einem  einzigen  verfasstes  auf. 
Als  grundlage  des  epos  nimmt  A.  dänische  und  gautische  lieder  an, 
welche  ein  angelsächsischer  'scop'  frei  bearbeitet  habe  fs.  107).  Die 
annähme  einer  zusammenhängenden  si<andinavischen  Originaldichtung 
weist  er  zurück,  mit  der  begründung,  dass  ausdrücke  wie  'riiine  gefräge, 
hyrde  ic ,  swä  gimian  gefrugnon  ,  nicht  wohl  von  einem  Übersetzer 
herrühren  könnten.  Dagegen  möchte  ich  doch  bemerken,  dass  z.  b. 
in  mittelenglischen  dichtungen,  die  notorisch  aus  dem  Altfranzösischen 
frei  übertragen  sind ,  z.  b.  Amis  und  Amiloun,  ähnliche  Wendungen 
vorkommen  [y  undersiond ,  <rs  y  //ere  synge  in  songe  (Emare  v.  24), 
vgl.  Kölbing  Amis  and  Amiloun  p.  XLIV).  Und  Kynewulf  hat  in 
der  nach  lateinischer  vorläge  in  angelsächsische  versa  übertragenen 
Helena-dichtung  ausdrücke  gebraucht,  wie: 
EI.  240         ne  hyrde  ic  sld  ne  Si- 

on   egstreaine  idese  l;edan, 
....  mosgcn  ftegene. 

Das  Andreasgedicht,   ebenfalls  nach  lateinischer  vorläge  verfasst,   l)e- 
ginnt  mit   den   Worten : 

Hwset !  we  gefrünan  .... 
vgl.  An.    1626,    1706,  Fata  Ap.   23,   25. 

A.  lehnt  konsequenter  weise  meine  annähme  eines  skandina- 
vischen originaldichtcrs ,  die  ich  inzwischen  selbst  als  unbeweisbar 
zurückgezogen,  als  'wenigstens  verfrüht'  ab.  Für  am  meisten  wahr- 
scheinlich hält  er  die  annähme ,  dass  der  eigentliche  dichter  ein 
Angelsachse  war ,  der  bei  einer  missionsreise  nach  dem  kontinent 
gekommen  und  auf  diese  weise  mit  skandinavischen  sagen  und  liedcrn 
bekannt  geworden   war. 

Mir  scheint  sowohl  aus  dem  (;ingange,  wie  aus  mehreren  stellen 
des  epos  deutlich  hervorzugehen,  dass  es  ursprünglich  für  ein  publi- 
kum  bestimmt  war,  welches  mit  skandinavischen,  insbesondere  dänischen 
sagen  vertraut  war.  Sonst  wäre  z.  b.  die  Ingeldepisode  und  die 
stelle,  welche   Hrüdulf  l^etrifft ,    gar  nicht  zu  verstehen.   —   Ausführ- 


Th.  Arnold,  Notes  on  Beowulf 


415 


lieh  behandelt  A.  das  Verhältnis  des  Beowulf  zu  Kynewulf's  dich- 
tungen ;  die  von  mir  nachgewiesenen  parallelstellen  könnten  nicht 
als  zufällige  Übereinstimmungen  angesehen  werden. 

Gegen  meine  hypothese ,  dass  Kynewulf  der  letzte  bearbeiter 
des  Beowulfliedes  gewesen,  wendet  Arnold  ein,  dass  aus  den  parallel- 
stellen die  Priorität  des  epos  hervorgehe  ,  sodann  dass  der  stil  ein 
ganz  anderer  sei  (s.  116  fif.).  Diese  argumentation  würde  mich 
treffen,  wenn  ich  Kynewulf  für  den  originaldichter  ausgegeben  hätte ; 
so  aber  kann  ich  die  berechtigung  der  gegengründe  nicht  zugeben. 
Gewiss  ist  das  epos  im  wesentlichen  vorkynewulfisch ,  und  der  stil 
im  ganzen  einfacher,  kräftiger,  rauher ;  aber  die  geistlichen  zusätze 
scheinen  mir  genau  in  dem  stil  Kynewulf's  geschrieben  zu  sein, 
wie  ich  ja  in  den  Beowulf-studien  s.  143  fif.  ausführlich  auseinander 
gesetzt  habe.  A.  sagt :  'The  strength ,  the  dignity ,  the  deliberate 
march  and  conscious  power,  which  characterise  the  Epos,  were 
never  within  the  reach  of  Cynewulf,  who  ,  by  his  own  confession 
(Elene  1244,  Crist  789),  was  a  nervous  and  impulsive  creature, 
pronc  to  despondency  and  self-accusation,  yet  devoted  with  all  his 
heart  and  soul  to  the  cause  of  that  Christianity  which  had  so  lately 
been   brought  to  the  knowledge  of  his   countrymen'. 

Ich  kann  den  stilunterschied  nicht  so  bedeutend  finden ,  ob- 
wohl ich  die  feinfühligkeit  der  Unterscheidung  anerkenne.  Die  ersten 
abschnitte  der  Elene  haben  doch  viel  von  der  kraft  und  würde  des 
heldenepos  ;  andrerseits  tritt  an  manchen  stellen  des  Beowulf  genau 
dieselbe  verzagte,  grüblerische,  selbstquälerische,  nervöse  Stimmung 
zu  tage,  wie  in  dem  epilog  der  Elene  (z.  b.  B.  190  fif.,  1746  fif., 
2445  fif.).  Dass  übrigens  aus  Verschiedenheiten  des  tons  und  der 
Stimmung  nicht  notwendig  auf  Verschiedenheit  des  Verfassers  zu 
schliessen  ist,  geht  aus  der  vergleichung  neuerer  dichtungen  hervor. 
Wer  würde  z.  b.  glauben,  dass  der  Sommernachtstraum,  Heinrich  IV., 
Hamlet,  Lear  von  demselben  dichter  herrühren  ,  wenn  wir  es  nicht 
sicher  wüssten.  Oder  man  halte  den  Childe  Harold  neben  Don  Juan, 
Tennyson's  Princess  neben  Maud  oder  In  Memoriam.  Stimmung  und 
ton  sind  auch  bei  demseben  dichter  sehr  wechselnd,  beides  ist  grossem 
Wandel  im  laufe   der  jähre  unterworfen. 

A.  glaubt  nicht,  dass  ein  und  derselbe  dichter  eine  Wendung 
zuerst  in  prägnanter  bedeutung,  dann  mehr  phrasenhaft  oder  in  ganz 
verschiedenem  sinne  gebraucht  haben  könne.  Nach  meiner  erfahrung 
kommt  das  aber  gar  nicht    selten ,    sogar    bei    bedeutenden  dichtem 


_il6  Besprechungen 

vor.    Man  vergleiche  z.  b.  in  ihrem  zusammenhange  folgende  parallel- 
stellen : 

Shakespeare,  ;\Ierch.  of  Ven.  IV    1,    II5: 
The  weakest  kind  of  fruit 
Dro[)S  earliest  to  the  grouud ;   and  so   let   me. 

Shakespeare,  Rieh.   II.,  11   l,    löo: 

The  ripest  fruit  first  falls,  and  so  doth  he. 

^lerch.  of  Ven.  V   1,   224:  the  jewel  that  I  loved. 

Rieh.  II..  I  3,  268:  the  jewels  that  I  love. 
Vgl.  Rom.  I   1,  92  (purple  fountain),  Lucr.   1734. 

Bartlett's  Shakespeare  -  Concordanz  liefert  massenhaft  andere 
beispiele. 

Aus  gründen  der  Stilverschiedenheit  glaubt  A.,  wie  noch  manche 
andere  gelehrte,  das  Andreas-gcdicht  Kynewulf  absprechen  zu  müssen. 
Er  scheint  aber  die  gewichtigen  gründe ,  die  Ramhorst  und  Traut- 
mann für  die  gegenteilige  ansieht  vorgebracht  haben  (um  von  meiner 
eigenen,  Anglia  Beibl.  VI  205  zu  schvi^eigen),  nicht  berücksichtigt  zu 
haben.  Ramhorst  hat  in  seiner  viel  zu  wenig  gewürdigten  disser- 
tation  die  vollständige  Übereinstimmung  des  stils  nachgewiesen. 

Arnold  sagt:  'In  the  former  [==  Andreas]  there  is  a  level 
soberncss  of  treatmcnt,  a  steady  procedure,  a  comparative  absence 
of  repetition,  which  distinguish  it  from  the  livelicr,  more  animated, 
more  pretentious,  more  coloured  style  of  the  Cynewulf  poems'.  Das 
ist  allerdings  eine  feine  beobachtung,  die  eine  gewisse  berechtigung 
hat.  Aber  bei  genauerer  vergleichung  zeigt  es  sich ,  dass  hier  nur 
ein  gradunterschied  ,  keine  vollständige  differen'z  des  stils  vorliegt. 
Im  ganzen  ist  der  Andreas  allerdings  wohl  etwas  nüchterner  als  die 
Elene ,  aber  es  giebt  auch  sehr  nüchterne ,  trockene  partien  in  der 
Elene ,  und  andrerseits  sehr  lebendige,  hochpoetisch  gefärbte  im 
Andreas.  Es  wird  aber  wohl  niemand  bezweifeln  können,  dass  der 
Andreas  die  legende  von  Juliana  an  poetischer  lebcndigkeit  übertrifft. 

Wie  wenig  auf  solche  subjektiven  urteile  über  Stilverschieden- 
heiten zu  geben  ist,,  kann  man  leicht  erkennen,  wenn  man  die  ur- 
teile verschiedener  forscher  über  denselben  gegenständ  vergleicht. 
Frau  Ellen  Clune  "Buttenwieser  hat  z.  b.  in  ihrer  diss.  'Studien  über 
die  Verfasserschaft  des  Andreas'  (Heidelberg  1899)  sich  ebenfalls  be- 
müht, stilunterschiede  zwischen  dem  Andreas  und  Kynewulf's  unbe- 
zweifelten  dichtungen  aufzufinden.  Während  aber  A.  als  charakte- 
ristisch für  den  stil  des  Andreas  'steady  procedure'  hervorhebt,  findet 
die  erwähnte  dame  den  stil  des  Andreas  »unbeholfen,  uneben,  nicht 
fliessend«   (s.  8r),   »abrupt,   abgehackt«   (s.  77);    während  A.  'a  com- 


Th.  Arnold,  Notes  on  Beowuif  aij 

parative  absence  of  repetition'  anerkennt,  bemängelt  sie  öfters  die 
'stillosen',  'eintönigen'  Wiederholungen  im  Andreas  (ss.  74,  78,  80,  81). 
Der  Stil  des  Andreas,  wenn  auch  nicht  so  vollendet  wie  der  der 
Elene,  ist  im  ganzen  dem  der  unbezweifelten  dichtungen  Kynewulf's 
in  Vorzügen  und  schwächen  so  ähnlich,  wie  man  es  von  dichtungen 
desselben  Verfassers  nur  erwarten  kann.  Wäre  der  dichter  des  Andreas 
ein  nachahmer  Kynewulf's  gewesen ,  so  wäre  er  zugleich  raffiniert 
geschickt  und  seltsam  unbeholfen  gewesen.  Es  lässt  sich  aber  kein 
beispiel  einer  ähnlichen  beeinflussung  eines  dichtcrs  durch  einen 
anderen   nachweisen. 

Die  stilistischen  gründe  allein  würden  freilich  nicht  ganz  aus- 
reichen, die  autorschaft  Kynewulfs  zu  begründen,  so  gross  auch  die 
Stilähnlichkeit  ist.  Es  kommt  aber  noch  ein  anderer,  in  letzter  zeit 
viel  erörterter  umstand  hinzu ,  der  A.  nicht  bekannt  geworden  zu 
sein  scheint.  So,  wie  das  Andreasgedicht  bisher  immer  gedruckt 
wurde,  hat  es  einen  merkwürdig  abrupten  schluss.  Dieser  scheinbare 
schluss  ist  aber  nicht  durch  das  sonst  bei  längeren  epischen  dichtungen 
übliche  'Finit'  oder  'Amen'  in  der  handschrift  markirt.  Vielmehr 
folgen  auf  derselben  seite  der  handschrift,  unmittelbar  sich  anschliessend, 
verse,  die  früher  als  besonderes  gedieht  aufgefasst  wurden ,  die  sog. 
Schicksale  der  Apostel.  Diese  verse  passen  inhaltlich  sehr  gut  als 
epilog  des  Andreasgedichtes,  da  dieses  ja  von  Schicksalen  zweier 
apostel  handelt;  sie  scheinen  in  der  ersten  zeile  (Hwcetl  ic  pysfie 
simg  sidgeömor  fand),  sowie  in  vers  9  i  {pysses  giddes  begang)  gerade- 
zu darauf  hinzuweisen,  sie  wiederholen  mehrere  verse  und  halbverse 
des  Andreas  wörtlich,  sie  sind  z,  t.,  ähnlich,  wie  die  eingangsverse 
des  Andreas,  dem  anfang  des  Beowulfliedes  nachgebildet.  Es  kommt 
hinzu,  dass  die  worte  'pä  cedelingas'  im  ersten  satze  der  Seh.  d.  Ap. 
ganz  unverständlich  wären,  wenn  sie  sich  nicht  auf  die  vorhererwähnten 
apostel  Andreas  und  Matthaeus  bezögen. 

Man  könnte  nun  trotz  alledem  immer  noch  glauben,  dass  hier 
ein  besonderes,  von  einem  anderen  dichter  verfasstes  gedieht  vorläge, 
aber  die  von  Napier  entdeckten  schlussverse  der  Seh.  d.  Ap.  machen 
es  kaum  zweifelhaft,  dass  dies  vermeintliche  selbständige  gedieht  nur 
der  epilog  des  Andreas  ist.  Denn  diese  verse,  obwohl  lückenhaft 
überliefert,  zeigen  deutlich  in  der  bitte  des  dichters ,  dass  die  leser 
für  sein  Seelenheil  beten  mögen ,  sowie  in  den  eingefügten  runen 
den  epilog-charakter.  Die  runen  aber,  obgleich  nur  noch  zum  teil 
erkennbar,    lassen    sich  mit  hülfe  des  Stabreimes  fast  vollständig  er- 

J.  Hoops,  Englische  Studien.   aS.  3.  27 


Al$  Besprechungen 

raten,  und  sie  ergeben  richtig  zusammengestellt  den  namen:  Cyne- 
wulf  (Napier,  Zs.  f.  d.  a.  33,  70  ff.,  Grein -Wülker,  Bibliothek  der 
ags.  poesie  II  566  ff.).  Hinter  den  Schlussversen  folgt  denn  auch 
richtig  das  zu  erwartende  'Finit ,  welches  nach  einem  kurzen  gedieht 
nicht  recht  am   platze  wäre. 

Hier  liegt  eine  kette  von  argumenten  vor ,  die  sich  schwer 
zerreissen  lässt.  Brandl  hat  vermutet,  die  Seh.  d.  A.  seien  ein  reise- 
segen  .gewesen.  Doch  die  epische  einkleidung,  die  darstellungsweise, 
die  bitte  an  den  leser,  auch  der  umfang  des  gedichtes  spricht  gegen 
diese  annähme,  obwohl  die  apostel  als  fürbitter  für  einen  reisenden 
allerdings  ganz  gut  passen  würden.  Es  ist  aber  im  eingang  des 
gedichtes  von  einer  off"enbar  schon  vollzogenen  reise,  in  den  schluss- 
versen  von  der  bevorstehenden  reise  in  die  ewigkeit  die  rede.  Das 
gedieht  wäre  also  doch  nur  in  sehr  uneigentlichem  sinn  als  reise- 
segen  aufzufassen.  Man  könnte  vielleicht  den  altengl.  reisescgen  (Grein- 
Wülker  I  328)  oder  den  ahd.  Tobiassegen  vergleichen;  aber  die 
vergleichung  zeigt,  dass  in  einem  wirklichen  reisescgen  die  diktion 
und  darstellungsweise  eine  ganz  andere  ist.  Ein  reisescgen  könnte 
auch  nur  mit  'Amen',  nicht  mit  'Finit'  schliessen.  Ich  kann  micli 
daher  zu  Brandl's  ansieht  nicht  bekehren.  Es  wäre  aber  immerhin 
möglich,  dass  der  dichter  verse,  die  er  ursprünglich  zu  einem  reise- 
scgen benutzen  wollte ,  zu  einem  epilog  des  Andreasgedichts  um- 
oder  ausarbeitete.  Die  meisten  forscher  sind  in  der  letzten  zeit  wohl 
zu  der  Überzeugung  gekommen,  dass  das  Andreasgpdicht  von  Kyne- 
wulf  selbst  herrühren  muss.  Da  nun  aber  dies  gedieht  »ein  reservoir 
von  Beowulf-phrasen«  ist,  so  wird  allmählich  den  fachgenossen  auch 
der  enge  Zusammenhang  des  heldenepos  mit  Kyncwulf's  geistlichen 
dichtungen   einleuchten. 

Diese  ausführliche  bcsprechung  mag  dem  Verfasser  zeigen, 
welches  gewicht  ich  seinen  ansichten  beilege,  auch  da,  wo  ich  ihnen 
nicht  l)eipflichten  kann.  Wenngleich  A.'s  schrift  mehr  für  ein  eng- 
lisches publikum  geschrieben  ist ,  so  werden  doch  auch  deutsche 
Beowulf-interpreten  grossen   nutzen   daraus  ziehen   können. 

Kiel,   Dezember    1S99.  G.   Sarrazin. 


A.  S.  Cook,  ßiblical  Ouotatioiis  in  Old  Eimlish  Piose  VVriter.- 


419 


Bibücal  Quotations  in  Old  English  Prose  Writers ,  editcd  with  the 
Vulgate  and  other  Latin  Originals ,  Introduction  on  Old  English 
Biblical  Versions,  Index  of  Biblical  Passagcs,  and  Index  of  Prin- 
cipal Words  by  Albert  S.  Cook.  London,  Macmillan  &  Co. 
1898.      8^^.     LXXX   -f    330   Seiten. 

Der  deutsche  leser,  der  das  obige  buch  zur  hand  nimmt,  um 
darin  näheres  über  die  Bibelcitate  bei  altenglischen  prosaisten  zu 
erfahren  ,  wird  den  schön  ausgestatteten,  starken  band  enttäuscht 
aus  der  hand  legen.  Denn  die  meisten  fragen,  für  die  er  dem  titel 
nach  darin  beantwortung  suchen  könnte,  sind  kaum  gestreift,  ge- 
schweige denn  erschöpfend  behandelt  worden.  Statt  dessen  bietet 
uns  Cook  257  Seiten  hindurch  einen  abdruck  der  Bibelcitate  aus 
werken  ')  des  königs  Alfred  und  des  abtes  /Elfric  mit  hinzufügung 
des  lateinischen  Wortlautes  der  autorisierten  Vulgata.  Vorausgeschickt 
ist  eine  längere  einleitung ,  die  sich  zu  einer  sehr  dankenswerten 
Übersicht  über  das  biblische  dement  in  der  ae.  litteratur  erweitert 
und  den  hauptwert  des  buches  ausmachen   dürfte. 

'U'as  will  eigentlich  der  Verfasser  mit  diesem  buche?',  ist  die 
bald  sich  jedem  aufdrängende  frage.  Wohl  schwerlich  würde  man 
sie  beantworten  können ,  wenn  nicht  Cook  selbst  im  Vorworte  die 
bestimmung  seines  Werkes  angegeben  hätte:  an  den  theologen,  den 
anglisten  und  den  anfanger  im  Altenglischen  soll  es  sich  wenden. 
Was  es  dem  theologen  bietet,  entzieht  sich  meiner  beurteilung.  Dass 
aber  der  anfanger  häufig  zu  Cook's  buch  greifen  werde,  ist  mir  sehr 
unwahrscheinlich ,  zumal  an  weit  geeigneteren  hilfsmittcln  zur  ein- 
führung  ins  Ae.  wahrlich  kein  mangel  herrscht.  Der  philologe  end- 
lich wird  vieles  in  der  einleitung  freudig  begrüssen  und  bei  dem 
empfindlichen  mangel  an  ae.  spezialglossaren  häufig  das  beigefügte 
Wörterbuch  (s.  274 — 330)  dankbar  benutzen,  so  sehr  er  auch  das 
schon  von  Wülker ,  Anglia  Beibl.  IX  4  gerügte  ausscheiden  ganzer 
gruppcn  von  Wörtern  beklagen  wird.  Dagegen  dem  eigentlichen 
hauptteile  des  buches,  dem  abdruck  der  Bibelcitate,  werden,  fürchte 
ich,  die  deutschen  fachgenossen  nur  geringes  oder  gar  kein  interesse 
abgewinnen  können.  Zwar  glaubt  Cook  (s.  IX),  dass  er  hiermit  ein 
wichtiges    substrat    für    Untersuchungen    zur    Semasiologie  und  syntax 


*;  Seine  sninniiung  Ijeriicksichtigt  ;ilso  iiur  etwa  die  iiälfte  der  gedi  uckteii 
ae.  prosawelke.  Naclui.äge  /.u  ^Ifric's  Homilien.  nämlich  die  von  Tiiorpe  meist 
niclit  abgedruckten  perikopen.  hat  Napier  im  Archiv  f.  n.  spr.  Cl  309  — 324  und 
CII  29 — 42   zusammengestellt. 

27* 


120  Besprechungen 

liefere.  Indes  erlaube  ich  mir  zu  bezweifeln,  dass  gerade  Bibelcitate 
die  geeignete  grundlage  für  solche  arbeiten  bilden,  da  bei  ihnen  die 
lästige  fessel  des  möglichst  genauen  anschlusses  an  den  lateinischen 
grundtext  sowie  der  nicht  zu  unterschätzende  einfluss  der  tradition 
und  der  technischen  festlegung  des  ausdrucks  am  allerwenigsten  den 
Sprachcharakter  einer  zeit  rein  zum  ausdruck  kommen  lassen.  Aber 
zugegeben ,  dass  man  an  die  Übersetzungen  der  gleichen  Bibelstelle 
zu  verschiedenen  zeiten  solche  Studien  anknüpfen  kann,  so  würde 
die  erste  Vorbedingung  die  sein,  dass  jedesmal  die  thatsächlich 
der  Übersetzung  zu  gründe  liegende  form  der  Bibelstelle  verglichen 
würde.  Der  pflicht,  diese  zu  eruieren,  hat  sich  Cook  überheben  zu 
können  geglaubt  mit  der  bemerkung,  dass  er  Hhe  tnerest  a?natciir'  in 
der  Bibeiforschung  sei.  Schade  nur,  dass  dadurch  einer  der  haupt- 
zwecke  des  buches  illusorisch  wird. 'j  Cook  hat  nämlich  durchweg 
den  text  der  heutigen  offiziellen  Vulgata  abgedruckt,  ohne  schwer- 
wiegende abweichungen,  wie  z.  b.  Prov.  XXI  20  gewilnigendlk  gold- 
hord  lid  011  dcES  witan  inüde  gegenüber  thesaurus  desiderabilis  et 
oleum  in  habitaculo  iusti  zu   beachten.    Nur  bei  ^-Elfred's  Fastoral 


^)  Aus  gleichem  gründe  ist  Rotiert  Handke's  dissertation  Über  das  Ver- 
hältnis der  westsächsischen  Evangelien-iihersetz7mg  ztwi  lateinisclien  original  (Halle 
1896)  gänzlich  verfehlt.  Von  seiner  hauptaufgabe,  die  zu  gründe  liegende  latei- 
nische Bibelrecension  ausfindig  zu  machen,  hat  der  Verfasser  überhaupt  keine  Vor- 
stellung; er  begnügt  sich  damit,  die  ws.  Evangelien  mit.  der  „autorisierten  Vul- 
gata" zu  vergleichen.  Wer  aber  über  so  etwas  zu  handeln  unternimmt,  sollte 
sich  docti  soweit  klarheit  über  die  einschlägigen  Vorfragen  verschatTen,  dass  er 
weiss,  dass  die  officielle  Vulgata  eine  modeine,  aus  mannigfachen  Überarbeitungen 
der  Hieronymus- Übersetzung  hervorgegangene  textrecension  aus  dem  ende  des 
16.  jh.  ist,  und  dass  man  für  die  ältere  zeit  nur  die  kritische  ausgäbe  des 
Hieronymianischen  lextes  von  Wordsvvorth  und  White  (Oxford  l88y  — 95)  heran- 
ziehen darf.  Handke's  angaben  über  Zusätze,  auslassungen  etc.  sind  denniach 
jedesmal  zu  kontrollieren.  Auch  sonst  zeigt  sich  Handke  wenig  für  seine  auf- 
gäbe gewappnet.  Bei  rlunklen  stellen  z.  b.  durfte  er  nicht  von  unserer  heutigen 
auffassung  ausgehen,  sondern  hatte  die  mittelalterliche  exegese  zu  befragen.  Nur 
ein  beispiel :  unter  der  Überschrift  „Sonstige  fehler  und  missverständnisse"  führt 
er  u.  a.  Mt.  H  18  an,  wo  'vox  in  rama  audita  est'  wiedergegeben  ist  ilurch 
'Stefn  7ÜCBS  on  liehnysse  geliyred' .  Diese  Übersetzung  erlclärt  sich  aus  der  lehr- 
tradition  seit  Hieronymus  (opp.  VH,  sp.  28  bei  Migne),  die  bei  Smaragd  z.  b. 
folgenden  ausdruck  gefunden  hat:  Qiiod  auteni  dicittir  171  rama,  tion putemus  7tomen 
loci  esse,  (jtii  est  iuxta  Gabaa,  sed  rama  excclsiim  iiilerpretatur,  ut  sit  senstis :  Vox 
in  excelso  audita  est,  id  est ,  longe  lateipie  dispersa^  (sp.  53  bei  Migne).  Ebenso 
Übersetzt  zElfric:  'Stemn  is  gehyred  on  /leahnysse'  (bei  Tliorpe  1  80).  Vgl.  auch 
die  glosse  in   Cleop.   A.   Hl:  in  rama:  in  cxcelsitm  (Wright  Wülcker  I  479)- 


A.  S.  Cook,  Biblical  Quotations  in  Old  English  Prose  Writers  ^21 

Care  und  der  Beda-übersetzung  sind  Gregorys  bezw.  Beda's  von  der 
lulgafa  abweichende  zitatformen  vermerkt  worden,  was  uns  in  den 
stand  setzt,  auch  für  könig  Alfred  festzustellen,  dass  er  die  Bibel- 
citate  ganz  in  der  form  wie  seine  vorläge  sie  bot,  übersetzt  hat  und 
nicht  etwa ,  wie  von  theologischer  seite  wohl  vermutet  worden  ist, 
nach  einer  bereits  zu  allgemeiner  anerkennung  durchgedrungenen 
englischen  Bibelversion  zitiert.  Man  vgl.  etwa  Gen.  III  14  ofi  dinre 
zvambe  ond  on  dinum  breosium  du  scealt  snican  =  Pcctore  et  venire 
repes  (eine  Septuaginta-\G%2Lxi,  die  auch  in  die  Itala  ')  aufnähme  fand, 
meist  freilich  in  der  form  Super  pectus  hmm  et  ventrem  tnum  repes, 
die  möglicherweise  auch  in  /Elfred's  exemplar  der  Cura  Pastoralis  zu 
lesen  stand)  gegenüber  der  Vulgata  'Super  pectus  tuum  gradieris' ; 
oder  Exod.  XVIII  14,  wo  /Elfred  in  Übereinstimmung  mit  Gregor 
den   inhalt  von    7   versen   kurz  zusammen   fasst  u.  s.  w.  u.  s.  w. 

Hingegen  bei  den  die  hauptmasse  des  buches  ausmachenden 
Bibclzitaten  aus  ^Ifric's  Hot/iiliae  CathoUcae  —  sonst  ist  kein  werk 
^•Elfric's  weiter  berücksichtigt  —  sind  wir  bei  Cook  nur  auf  den  text 
der  heutigen  Vulgata  angewiesen,  obschon  auch  ^.Ifric  die  form  der 
zitate  stets  dem  augenblicklich  gerade  benutzten  kirchenschriftsteller 
entnimmt  und  mithin ,  wo  dieser  nach  der  Itala  zitiert  oder  sonst 
von  der  Vulgata  abweicht,  gleichfalls  dieselbe  abweichung  aufweist.-) 
Man  vgl.  die  oben  herangezogene  Übersetzung  von  Prov.  XXI  20, 
wo  ^'Ifric  Gregor's  Itala-lesart  'Thesaurus  desiderabilis  requiescit 
in  orc  sapientis  folgt;  oder  Sirach  III  33:  swa  iwa  -ivceter  adwcescd 
fyr,  S7va  adwascd  seo  celmesse  syn/ia  =  sicut  aqua  exstinguit  ignem^ 
ita  eieeniosyna  exstitiguit  peccatmn  (nach  Cassian)  gegenüber  der 
Vulgata  '■ig7U7n  ardenteni  exstinguit  aqua  et  eleefnosyna  resistit  peccatis' . 
Ebenso  Pro\-.  V  22:  a?ira  gehivilc  ?na>m  is  gewriden  niid  raputn  his 
synna  ^=  FunicuUs  autern  pcccatorum  suorum  unusquisque  constrin- 
gitur    (nach    Beda's    Marcus-kommentar)    statt  Et  funibus  peccatorum 


^)  Der  bequenilichkeit  lialber  behalte  ich  diesen  Sammelnamen  für  die 
vorhieronymischen  lateinischen  Bibelversionen  hei,  obschon  die  neuere  roischung 
die  Unrichtigkeit  des  bisherigen  Sprachgebrauches  über  alle  zweifei  dargethan  hat. 

2)  Ich  hatte  schon  in  meiner  arbeit  Über  die  quellen  von  ALlfric's  Homiliae 
CathoUcae  (Berlin  1892)  s.  15  f.  und  Anglia  XVI  48  hierauf  hingewiesen.  Cook 
scheint  auch  dies  nicht  entgangen  zu  sein  (vgl.  s  Vll),  indes  meint  er  'his 
[=  Ailfric's]  relation  to  these  soiirces  has  as  yet  been  ioo  Utile  investigated' .  Um 
so  mehr  hätte  Cook  dies  nachzuholen  obgelegen.  —  Über  die  Bibelcitate  der 
kirchenväter  vgl.  die  reichen  litteraturangaben  in  Hei  zog's  Realencyclopädie  für 
prost,  theologie.     3.   aufi.  11,   s.   34- 


12  2  Besprechungen 

suorum  constringitur  (Vulg.).  Matt.  VI  8  :  Eower  heofenlica  fceder  wat 
=  Seit  7ia7nque  pater  vester  caelesiis  (nach  Gregor's  Hom.  X), 
während  in  der  Vulgata  caelesiis  fehlt.  Matt.  XXV  14:  Sum  rice 
tnafi  wolde  faran  on  celdeodigne  eard  =  Homo  qiiidam  peregre  pro- 
ßciscens  (nach  Gregor's  Hom.  IX)  statt  sicut  c/iim  hämo  peregre  pro- 
ficiscens  (Vulg.).  Vielleicht  wird  Cook's  methodischer  fehler  einiger- 
massen  dadurch  wett  gemacht,  dass  in  der  that  die  von  x'Elfric  be- 
nutzten kirchenväter  meist  schon  nach  der  Hieronymus-Bibel  zitierten, 
wie  denn  auch  yElfric's  Übersetzungen  alttestamentlicher  bücher  diese 
Version   zur  grundlage  haben. 

Zum  schluss  druckt  Cook  sieben  stellen  aus  ^Ifric's  Homilien 
ab  ,  die  er  für  Bibelcitate  hält ,  ohne  dass  er  sie  in  der  Bibel  auf- 
finden konnte.  Auch  hier  hätte  das  eingehen  auf  die  yElfric'schen 
quellen  manches  rätsei  lösen  helfen.  Die  erste  stelle  pcBt  haiige 
gewrit  cwyd:  'Tollattir  impiiis,  ne  videat  gloriam  dei'  'Sy  dam  arleasan 
CEtbroden  seo  gesihd  godes  wuldres'  (bei  Thorpe  I  300)  ist  Beda's  er- 
klärung  der  himmelfahrtsgeschichte  (Acta-kommentar ,  kap.  i)  ent- 
nommen und  fälschlich  für  ein  Bibelwort  gehalten.  Beda  schliesst 
nämlich  seine  besprechung  von  Acta  I  1 1  mit  dem  satze :  Cuius 
etiam  gloria  divina,  quae  qiioiidant  in  fnonte  tribus  discipulis  apparuit, 
peracto  iudicio  ab  otnnibus  sanctis  videbitur,  qiiando  tolletur  impiiis,  11c 
videat  gloriafti  dei.  Es  folgt  dann  sofort  wieder  Bibeltext :  Tunc 
reversi  simt  liierusalc?n  etc.  Sehr  mögliph  wäre  also ,  dass  in  der 
/Elfric  vorliegenden  Beda-handschrift  der  rubrikator ,  welcher  die 
Bibelcitate  zu  markieren  hatte,  aus  versehen  eine  zeile  zu  hoch  griff 
und  auch  den  schlussteil  des  vorhergehenden  satzes  mit-rubrizierte. 
Dies  würde  dann  trefflich  erklären,  wie  /Elfric  dazu  gelangen  konnte, 
den  betreffenden   Satzteil  als  Bibelwort  anzuführen. 

Die  zweite  stelle  ist  irrtümlich  von  Thorpe  in  anführungszeichcn 
gesetzt;  denn  es  ist  nur  eine  weitere  moralische  deutung  der  träger 
des  Sarges  des  Jünglings  von  Naim,  die  ^'Elfric  seiner  quelle,  Beda's 
Lucas -kommentar,  entnommen  hat.  Vgl.  ^^Ifric  I  492:  ponne  he 
lud  mid  idelum  hlisan  and  lyffettmgum  befangen,  ponne  bid  hit  swylce 
he  sy  mid  sumere  moldhypan  ofhroren  mit  Beda  in  Luc.  VII  14: 
Qui  vero  sepeliendum  portant ,  vel  ijnmunda  desideria ,  quae  ho/ni/ieni 
rapiunt  in  ijtferituni,  vel  lenocinia  blandientiiim  sunt  venenata  socioruviy 
quae  peccata  nimiruni  dum  favoribus  tollu/it ,  accuniulant^  pcccantesque 
contemptu  quasi  agcre  terrae  obruunt. 

Die  fünfte  und  sechste  stelle  sind  ^-I^llfric's  version  der  Furseus- 
Icgende  entnommen.    Der  erste  satz  findet  sich  freilich  nicht  in  der 


A.  S.  Cook,  Biblical  Ouotations  in  Old  Knglish  Prose  Writers  ^2^ 

uns  zugänglichen  textgcstalt  der  Vita  Fursei ,  welcher  .-F^lfric  sonst 
ziemlich  wörtlich  folgt.  An  stelle  von  Se  sccocca  andwyrde,  'Hit  is 
awriten,  pect  sc  healica  god  hatad  unrihtwisia  gifc.  He  hafde  geimmen 
lytlc  (er  sumne  clad  cet  anutn  swyltcndum  tncn  (bei  Thorpe  II  33S) 
heisst  es  im  Lateinischen  schlechthin :  Satanas  rcspondit:  'Dona  ini- 
qiiormn  recepit' .  Da  aber  die  fragen  und  antworten  vorher  wie  nach- 
her wörtliche  Übersetzungen  sind ,  hat  ^Ifric  höchst  wahrscheinlich 
eine  andere  textgestalt  benutzt  als  die  uns  in  den  Acta  Sanctorum 
(zum  16.  Januar)  vorliegende.  Hingegen  enthält  dieser  text  den 
zweiten  satz ,  der  von  ^-F^lfric  garnicht  als  Bibelcitat  gemeint  war. 
Cook  hat  sich  nur  durch  x-Elfric's  freie  Übersetzung  des  lat.  promisit 
mit  cwced  täuschen   lassen.      Man   vgl. 

.Elfric  II  33B:  Vita  Fursei   c.   VllI: 

Se  awyrigeda  gast    andwvrde:    'God  Piocacissimus    daeinoii    dixit:    'Quia 

gecwaed,    {jKt   -xXc  .'ynn .   de  luere  ofer       omne     delictum  ,     quod     11011     piirgatur 

eorSan  gebet,   sceolde   lieon   011  dissere        super  tciram,   in  caelo  esse  vindicanduin 

worulde  gedenied'.  promisit,  perEsaiam  proplietam  clamans: 

|Is.   1   2()J   etc.   .   .   . 

Die  siebente  stelle,  ein-  ebenfalls  fälschlich  von  Thorpe  in 
anführungszeichen  eingeschlossener  satz,  ist  wohl  /Elfric's  freie  fassung 
einer  Beda'schen  erklärung  aus  Hom.  XXX  >■).  Man  vgl.  Se  de  wend 
pcet  he  hal  sy,  se  is  unhal,  fxpt  is,  se  de  trincad  an  his  agcnre  riht- 
wisnysse ,  ne  hogad  he  be  dam  heofetilican  lacedo?ne  (bei  Thorpe  II 
470)  mit  Beda :  In  eo  autem ,  qtiod  7'alentihus  non  opus  esse  tnedico 
dicit  ^  illoru7Ti  tefneriiatem  redarguit ,  qui  de  sua  iustitia  praesiimentes, 
g7-atiae  caclestis  auxiliiwi  quacrerc  dctrectabant  (ed.  Giles ,  Vol.  V, 
p.    224). 

Ähnlich  mag  es  sich  mit  der  dritten  und  vierten  stelle  ver- 
halten ,  die  aus  der  schöpfungshomilie  stammen ,  für  die  mir  ein 
quellennachweis  nicht  gelungen  ist. 

*)  In  meiner  dissertation  §  16  iial)e  ich  für  die  in  fiage  stehende  ^Elfric'sche 
Honiilie  (II.  nr.  37)  nur  die  Passio  Matthaei  als  quelle  genannt.  Die  voraus- 
gehenden erklärungen  der  peiikope  zuni  Matthaeus-tage  (Matt.  IX  9  ff.)  sind  aber 
aus  Beda's  Honnlia  XXX  geschöpft,  wie  ein  vergleich  z.  b.  folgender  stelle  lehrt: 
H;  gearcodc  htm  gebeorscipe  on  his  hiise ,  ac  he  gearcode  him  micele  fancimirdraii 
gereord  on  his  hcortan  äiirh  gcleafan  and  sodre  hife,  swa  sjoa  he  sylf  civtnd:  'Ic 
Stande  (et  dare  dura  cnticigende  etc.  .  .  .  [Apoc.  III  20]  vgl.  mit  iVon  tantttm  in 
domo  sua  terrestri  convivium  domino  corporate  exhibuit,  sed  mttlto  gratius  Uli  cofivi- 
vium  in  domo  pectoris  sui  per  ßdem  ac  dilectionetn  paravit ,  ipso  attestante,  qui  ait : 
Ecce  ego  sto  ad  ostium  et  pulso  etc.  .  .  .  Die  benutzung  dieser  Beda'schen  Homilie 
ist   also   Angiia  XVI   24  nachzutragen. 


A2±  Bespiecluingen 

Die  aus  reichster  Spezialkenntnis  heraus  geschriebene  einleitung 
wird  der  besonders  freudig  begrüssen,  der  sich  vergegenwärtigt,  wie 
viel  des  falschen  oder  halbrichtigen  die  üblichen  litteraturgeschichten 
in  englischer  spräche  sowie  die  theologischen  handbücher  über  diese 
Sachen  zu  enthalten  pflegen.  Wie  unzureichend  ist  doch  selbst  das, 
was  ein  so  tüchtiger  kenner  der  lateinischen  Bibclversionen  wie 
C.  R.  Gregory  über  die  älteren  englischen  schrift-übersetzungen  in 
Herzog's  Realencyclopaedie  für  protest.  thcologie   und  kh-che.      3.   aufl. 

II  97  vorzutragen  weiss!  Möge  Cook's  zuverlässige  und  richtige 
darstellung  da  bald  wandel  schaffen.  In  einzelnen  punkten  sucht 
der  Verfasser  sogar  über  die  bisherige  forschung  hinaus  zu  kommen. 
An   diese  sei  mir  gestattet  ein  paar  bemerkungen   anzuknüpfen. 

Zu  den  alttestamentlichen  glossierungen ,  die  Cook  anführt, 
liessen  sich  wohl  noch  einige  mehr  hinzufügen,  wie  z.  b.  die  vati- 
kanischen Psalter-glossen,  die  Napier  in  der  Academy  1889,  I  342 
und  449  veröffentlicht  hat,  oder  die  des  Blickling-Psalters  (ed.  Brock, 
EETS.  LXIII  253  —  263)  sowie  die  Leidener  glossen  zu  den  Para- 
lipomena ,  den  propheten  ,  zu  Hiob ,  Tobias ,  Judith  ,  Esther ,  Esra, 
Sapientia    Salomonis ,    Ecclesiasticus    (ed.    Sweet ,    EETS.    LXXXIII 

III  — 113)  u.  a.  m.  Für  das  Neue  Testament  sind  solche  einzel- 
glossen  überhaupt  nicht  von  Cook  erwähnt.  Eine  reiche  ernte  steht 
von  Napier's  grossem  glossenwerk  zu  erwarten.  Bei  den  kentischen 
glossen  zu  den  Sprichwörtern  Salomonis  bemerkt  Cook  richtig,  dass 
'in  some  cases  the  Laiin  differs  frojn  thai  of  the  Vulgate' .  Ich  möchte 
hinzufügen  ,  dass  es  sich  da  aber  nicht  um  /Aj'/rt'-lesungen  handelt, 
sondern  um  unbedeutende  Varianten  der  Hieronymianischen  Bibel. 
In  dem  i.  kapitel  z.  b.  finden  sich  nur  folgende  abweichungen  vom 
rezipierten  lateinischen  Wortlaut :  cupiunt  (Gl.j  statt  cupient  (Vulg.j. 
detraxerunt  statt  detraxcrint\  und  endlich  cum  insonuerit^)  .  .  .  . 
itigruerit  aus  v.  2  7  der  Vulgata :  Cum  irrua-it  repetitina  calamiias  et 
interiius  quasi  tempestas  ingruerit.  Die  lesart  cupiunt  (v.  22)  haben 
wir  überdies  auch  in  der  sehr  wichtigen,  einen  trefflichen  text  bieten- 
den und  in  Wearmouth  oder  Yarrow  geschriebenen  Vulgafa-\vd.ViA?,(rhx\'i\., 


')  Dies  i>iso>merii  sclieint  mir  am  ehesten  eine  in  den  text  ger.itene 
doublette  (s.  Berger,  Histoire  de  la  Vulgate,  passim)  oder  eine  lateinische  glossie- 
rung, wie  sie  auch  sonst  unter  die  englischen  gemischt  sind  (Z.  t.  d.  a.  XXI  l). 
zu  irrturit  zu  sein.  Man  sieht  übrigens,  dass  Zupitza's  angäbe,  die  Vulgata 
lese  irnierit  statt  ingruerit  auf  einem  veisehen  beruht. 


A.  S.  Cook,  Biblical  Ouotations  in  OKI  Englisli  Piose  Wiitcrs  425 

die  unter  dem  namen  Codex  Ar/iiaii/nts^)  in  der  Bibelforschung  eine 
grosse  rolle  spielt. 

Besonders  ausführlich  werden  die  prosaischen  Psalmen-Über- 
setzungen oder  richtiger  glossierungen  besprochen.  Sehr  bemerkens- 
wert ist  dabei  Cooks  versuch,  das  Verhältnis  der  11  bekannten  alt- 
englischen psalmenglossen  (vom  Pariser  psalter  zunächst  abgesehen) 
näher  zu  bestimmen.  Fünf  von  ihnen,  nämlich  Vesp.  A.  I  (ed.  Sweet 
1885),  Jun.  27,  Camb.  Un.  Libr.  Ff.  I.  23,  Reg.  II.  B.  5,  Trin. 
Coli.  Camb.  (ed.  Harsley  1S89),  beruhen  danach  auf  den  ersten 
hieronymianischen  textrevision  -) ,  dem  s.  g.  Psalter'mm  Ro?fia?inm, 
während  die  übrigen,  »Stowe  2  (ed.  Spelman  1640),  Vitellius  E.  18, 
Tiberius  C.  6,  Lambeth  188,  Arundel  60,  Salisbury  Cathedral  150, 
den  nach  der  Origineischen  Hexapla  erneut  von  Hieronymus  durch- 
gesehenen text,  das  s.  g.  Fsalttrium  Gallicanutn  ^  zu  gründe  legen. 
Trotzdem  hält  Cook  es  für  wahrscheinlich,  dass  alle  elf  glossen  in 
letzter  linie  aus  der  die  römische  form  aufweisenden  Vespasianischen 
glosse  hervorgegangen  und  erst  nachträglich  dem  gallikanischen  texte 
angepasst  seien.  Ich  meine  ab.er,  das  von  Cook  benutzte  material, 
nämlich  ein  einziger  psalm ,  der  nach  10  handschriften  bei  Wanley 
und  Spelman  gedruckt  vorliegt,  genüge  kaum  ,  um  darauf  einen  so 
weitgehenden  schluss  zu  bauen.  Zudem  bestehen  Cook's  beweismittel 
lediglich  in  der  verschiedenen  Verwendung  von  synonymen,  wie  z.  b. 
wynsmniad  gegenüber  drymad^  oder  wytisiuiuiisse  statt  blidiiysse,  ingad 
statt  infarad,  die  wenig  beweiskraft  hal)en  und  obendrein  den  Ver- 
fasser zur  annähme  sehr  komplizierter  kontaminationen  zwischen 
beiden  gruppen  nötigen. 

Bei  der  besprechung  des  Pariser  psalters  wirft  Cook  die  frage 
von  neuem  auf,  ob  der  prosa-teil  von  könig  ^Elfred  herrühren  könne. 
Bruce's  argumente  gegen  yElfred^s  Verfasserschaft  haben  ihn  nicht 
überzeugt.  Er  hält  daran  fest:  '//  is  milikely ,  considering  the  vene- 
ration  in  which  Alfred  was  held,  both  during  Jus  l'ife  and for  centuries 
after  Ms  death,  that  so  precious  a  product  of  Ms  religioiis  enthusiasvi 
woiild  be  allowed  to  perish'.    Gewiss  wird  man  des  königs  Übersetzung 


*)  S.  die  kollation  bei  Heyse -Tischendoif .  Diblia  Sacra  Latina  Veteris 
Testamenti  Hieronymo  mterprete.     Leipzig   l87:t 

-j  Nach  Wescott  in  W.  Sniitirs  Dictionary  of  the  Bihle.  Boston  1885. 
IV  3461  enthält  die  Cambridger  handschrift  Ff  I.  33  sogar  einen  vorhiero- 
nymisclien  psalter:  'an  example  of  the  21717' evis cd  Latin,  which,  i/ideed,  is 
not  verv  satisfactorily  distingiiished  f)-oi7i  the  Roman'. 


_i2  6  Bespiechungtn 

als  kostbaren  schätz  gehütet  haben.  Aber  Cook  vergisst ,  welchen 
wechseltallen  von  Zerstörung  durch  natur  und  menschenhand  ein 
werk  des  9.  Jahrhunderts  hat  trotzen  müssen,  um  auf  uns  gekommen 
zu  sein.  Ein  anderes ,  bisher  noch  nicht  vorgebrachtes  argument 
sucht  Cook  aus  der  gegenübersteUung  des  Pariser  psalters  mit  dem 
psahnen Zitaten  in  ^Elfred's  echten  werken  ^)  zu  gewinnen.  Ich  meine 
aber,  man  könne  daraus  weder  für  noch  gegen  Alfred  etwas  schliessen. 
Denn,  wenn  Cook  daran  anstoss  nimmt,  dass  sich  keine  bemerkens- 
werten übereinstimmung(;n  zwischen  beiden  finden,  so  bemerke  ich, 
dass  dieselbe  stelle  von  derselben  person  ,  aber  zu  verschiedenen 
Zeiten  übersetzt ,  doch  wahrlich  leicht  ein  anderes  wortgewand  an- 
nehmen kann;  Cook  zeigt  dies  ja  selber  in  betreff  .-Elfric's  Genesis 
(s.  LXXIV).  Zweitens  ist  zu  beachten  ,  dass  im  vorliegenden  falle 
die  teilweise  Verschiedenheit  der  lateinischen  textunterlage  notwendiger- 
weise zu  abweichungen  führen  musste.  Denn  die  zitate  bei  /Elfred 
sind  schlankweg  aus  Gregor  übersetzt,  der  meist  nach  vorhierony- 
mischen  bibeltcxten  oder  nach  dem  Psalterium  Romanum  zitiert, 
während  der  Pariser  psalter  den  gallicanischen  typus  aufweist.  Man 
vgl.   die  Übersetzung  von   psalm  XXXI   5 : 

.EllVed:  Pariser  psalter: 

Ic    wille    secgan    ongeaii    nie    seKne  .  .  .  {iset  ic  wolde  aii-iettan  and  st;elan 

min  unrvht .  dryhten ;  forda>ni  du  for-  ongean  nie  sylfne  niine  scylda  and  J^a 
geafe  da  niieasnesse  minj-e  lieortaii.  gode  andettan ;  and  pn  me  ]ia  forgeafe 

[i;ct  uniiht  niini'a  scylda. 
Oregor   —    Psalterium  Rumanuiii ;  Psalterium, Gallicanum  : 

Dixi :    pronuntiabo    adveisus    me  in-  Dixi :   Confitebor  adversum  me  iniu- 

iustitias  meas  [Var.:  iniustitiani  meamj  stitiani  nieam  [Var. :  scelera  meaj  do- 
domino  [Var.:  domine],  et  tu  reniisisti  mino;  et  tu  remisisti  impietatem  [Var. : 
impietateni   cordis  mei.  iniquitatem]  peccati  mei. 

Trotz  der  Verschiedenheit,  die  er  s.  XXXVII  betont,  glaubt 
Cook  doch  aus  der  übereinstimmenden  anwendung  des  adjektivs 
Wölberende  (als  Übersetzung  des  genetivs  pestikntiae)  schliessen  zu 
dürfen,  dass  psalm  I  i  des  Pariser  psalters  oder  wenigstens  ein  teil 
davon  von  der  hand  V^^lfred's  sei  und  dass  höchst  wahrscheinlich 
auch  psalm  XI  6,  wo  das  gleiche  wort  erscheint,  von  demselben 
Verfasser  herrühre.  Al)er  wir  kennen  den  altenglischen  sprachscliatz 
doch  wohl  zu  wenig  um  auf  das  vorkommen  eines  einzigen  Wortes 
hin  schon  Schlüsse  über-  die  Verfasserschaft  aufbauen  zu  können. 
Obendrein   ist  Wölberende  auch   in   nicht-^lfred'schen   schritten  belegt 


')  Cook  rechnet  dazu   auch  noch  die  Beda-version  ,   was  man   wohl   kaum 
mehr  aufrecht  erhalten   kann 


A.  S.  Cook,  Biblical  Ouotations  in  Old  Eiitriish  Prcse  Writers 


427 


(s.  Bosworth-Toller  s.  v.) ,  so  dass  ich  nicht  begreifen  kann ,  wie 
Cook  darin  ein  spezifisch  yElfred'sches  wort  zu  sehen  vermag.  Noch 
weniger  verstehe  ich,  wie  Cook  lediglich  auf  grund  des  gemeinsamen 
gebrauches  von  äfrefran  statt  des  simpIex  frcfran  auch  psalm  XXIII 
4  der  Pariser  handschrift  könig  Alfred  zuschreiben  kann.  —  Für 
den  poetischen  teil  des  Pariser  psalter  stimmt  Cook  den  resultaten 
von  Miss  Bartlett  bei ,  wonach  die  allitterierenden  psalmen  um  die 
mitte  des   9.  jh.   in   einem  anglischen   dialekte  abgefasst  sind. 

Ein  breiter  räum  ist  selbstverständlich  auch  den  Evangelien- 
übersetzungen bezvv.  glossierungen  gewidmet.  Besonders  interessieren 
wird  den  philologen  die  ausführliche  behandlung  der  geschichte  der 
Lindisfarne'schen  Evangelien-handschrift,  die,  wie  Cook  an  der  hand 
der  trefflichen  arbeit  von  S.  Berger  {Histoirc  de  la  l/'ulgate  pendant 
les  Premiers  siecles  du  f/ioyen  age.  Nancy  1893)  ausführt,  auf  einer 
Neapolitanischen  handschrift  beruht ,  die  etwa  von  abt  Hadrian  im 
jähre  668  nach  Lindisfarne  mitgebracht  sein  könnte.  Leider  geht 
Cook  über  die  zu  gründe  liegende  lateinische  textgcstalt  rasch  hin- 
wenig. Die  ältere  annähme  ,  dass  die  altenglischen  Evangelien  aus 
einem  liala-coiltx  übersetzt  seien  (s.  meine  dissert.  s.  14  anm.),  ist 
bestimmt  unrichtig.  Vielmehr  gehen  sie  augenscheinlich  sämtlich 
auf  die  Hieronymianische  bibel  zurück.  Auf  grund  mehrfacher  Stich- 
proben halte  ich  folgenden  Sachverhalt  für  vorliegend,  zu  dessen 
besserem  Verständnis  ein  paar  worte  über  die  geschichte  der  Vulgata 
in   Irland  und   England  vorausgesandt  sein   mögen. 

Früh  in  Irland  eingeführt  hatte  die  Vulgata  hier  einen  langen 
hartnäckigen  kämpf  gegen  eine  ältere  vorhieronymische  ßibelversion 
von  spezifisch  irischem  charakter  zu  bestehen ,  aus  dem  als  resultat 
eine  stark  mit  alten  lesarten  durchsetzte  textgestalt,  die  irische  Vul- 
gata des  7.-9.  Jahrhunderts,  hervorging,  die  durch  die  britischen 
missionäre  über  Schottland,  England  und  teile  des  kontinents  ver- 
breitet wurde.  Texte  solcher  art  sind  z.  b.  die  als  Book  of  Arf/iagh 
und  Book  of  MuUing  bekannten  handschriften.  Auch  der  einfluss 
des  h.  Augustin,  der  596  im  ausgesprochenen  gegensatze  zur  national- 
irischen mission  in  Südengland  eine  kirche  auf  rein-römischer  grund- 
lage  zu  gründen  unternahm,  vermochte  nicht,  die  mitgebrachte  römische 
Vulgata  von  der  einmischung  mehr  oder  weniger  zahlreicher  irischer 
interpolationen  frei  zu  halten.  Solche  Vulgaten  mit  irischer  bei- 
mischung  enthalten  z.  b.  die  manuskripte  Reg.  I.  E.  7  (8.  jh.), 
Corp.  Christ.  Coli.  Cambr.  286  (7.  jh.)  und  Bodl.  Auct.  D.  II.  14 
!/.  Jh.),    von    denen    die    beiden    letzten    dem  Augustiner-kloster    zu 


_^2  8  Besprechungen 

Caiiterbury  entstammen.  Erst  der  klugen  und  energischen  politik 
des  erzbischofs  Theodor  von  Canterbury  (668 — 690)  und  des  bischofs 
Wilfrid  von  York  (667  —  709)  gelang  es,  um  die  wende  des  7.  jh. 
dem  reinen  römischen  texte  in  England  geltung  zu  verschaffen,  der 
dann  besonders  in  den  schvvester-abteien  von  VVearmouth  und  Yarrow 
eine  treue  pflegestätte  fand,  doch  nicht  ohne  auch  hier  einen  leisen 
hauch  von  lokalfarbe  anzunehmen.  Der  Codex  Annatiniis  (jetzt  in 
Florenz)  und  das  Lindisfarne  Gospel  (London,  Br.  M.  Nero  D.  IV), 
beide  um  700  geschrieben  (in  Wearmouth-Yarrow  bezw.  Lindisfarne), 
geben   die  berühmtesten  beispiele  dafür  ab. 

Wenn  wir  etwas  schematisierend  eine  irische  ,  eine  angelsäch- 
sische und  eine  römische  Vulgata  unterscheiden  dürfen,  so  werden 
wir  alle  drei  typen  in  altenglischen  Versionen  wiederfinden.  Die 
altnorthumbrische  glosse  zu  den  vier  Evangelien  des  Lindisfarne-MS. 
weist  einen  verhältnismässig  reinen  römischen  typus  auf,  da  sie  sich 
eng  an  den  lateinischen  text  dieser  handschrift  anschliesst.  Der 
lateinische  teil  des  Rushworth-manuskripts  repräsentiert  einen  ge- 
mischten irischen  text,  der  das  irische  dement  noch  stark  hervor- 
treten lässt,  und  mit  dem  Book  of  Armagh ,  dem  Book  of  Keils. 
dem  Book  of  Mulllng,  dem  Codex  Ussei-ianus-,  dem  Cod.  S.  Ceaddac 
sowie  dem  Codex  Turonensis  (jetzt  Egerton  609)  eine  gruppe  bildet. 
Welche  grundlage  die  den  Rushworth-text  jetzt  begleitende  mercische 
und  northumbrische  glosse  ursprünglich  hatte,  bedarf  noch  der  auf- 
hellung.  Gewöhnlich  nimmt  man  an ,  der  mercische  Matthaeus  sei 
eine  neu-übcrsetzung  des  Rushworth-textes,  die  northumbrische  glosse 
zu  den  übrigen  Evangelien  dagegen  eine  adaptierung  der  Lindisfarne- 
glosse  (L)  an  den  Wortlaut  von  Rushworth  (R).  Indessen  sind  mir 
sowohl  in  dem  mercischen  teile  wie  im  northumbrischen  stellen 
aufgestossen,  die  sowohl  von  L  als  von  R  abweichen ,  dagegen  zu 
einer  anderen  handschriften-gruppe  stimmen  und  daher  bei  mir 
zweifei  an  der  richtigkeit  der  bisherigen  annähme  erregt  haben. 
Dem  mercischen  Matthäus  fehlen  nämlich  vielfach  gerade  solche 
stellen  ,  die  sich  als  irische  interpolationen  in  R  erwiesen  haben, 
wie  z.  b.  die  zusätze  in  Mat.  XVIIl  10  oder  XXVII  29.  Ausserdem 
finden  sich  aber  auch  stellen  ,  wo  die  mercische  glosse  von  R  al)- 
weicht  und  einer  anderen  vorläge  zu  folgen  scheint,  ,wic  z.  b.  Mat. 
XXVII  9,  wo  das  lateinische  hmc  (in  R)  glossiert  wird  mit  and  ßa, 
übereinstimmend  mit  dem  et  timc  der  einen  reineren  römischen  text 


A.  S.  Cook,  Biblical  Ouotations  in  Old  English  Prose  Writers  429 

bietenden  handschriften  ^)  AH^-MOY;  oder  Mat.  XXVI  9,  wo  R 
die  irische  lesart  prcetio  magno  hat ,  die  mercische  glosse  dagegen 
nur  in  fnicel ,  \m  einklang  mit  dem  blossen  nmlto  der  reineren 
römischen  Vulgata  ;  oder  Mat.  XX  15,  wo  licet  ?ni/n  dare  mea  quod- 
qne  volo  facere  (R)  glossiert  ist  mit  me  is  a/tr/hi  to  sellan  min  pat  ic 
iville  don,  also  mit  auslassung  des  -qne,  das  einen  zusatz  des  Schrei- 
bers von  R  darzustellen  scheint,  um  in  die  korruptcl  dare  mea  (so 
auch  im  Book  of  Keils)  statt  de  rc  mea  (wie  z.  b.  Cod.  O  aus  Canter- 
bury  liest)  einen  sinn  zu  bringen.  Dies  nur  ein  paar  proben,  die 
mir  zufällig  aufgestossen  sind.  Eine  systematische  Untersuchung 
würde  vielleicht  feststellen  können,  dass  auch  der  mercische  Matthäus 
ursprünglich  auf  einer  andern  textgrundlagc  beruhte,  die  zwar  eben- 
falls zur  gruppe  der  irischen  mischtexte  gehörte  und  R  sehr  nahe 
stand,  aber  stärkeren  einfluss  des  römischen  typus  verriet,  und  erst 
später  dem  Rushworth-texte  adaptiert  worden  sei.  Dies  würde  auch 
neues  licht  auf  die  thatsachc  werfen,  dass  der  dialekt  der  mercischen 
glosse  bekanntlich  nicht  rein  ist ,  sondern  einzelne  westsächsischc 
formen  enthält. 

Die  abweichungen  des  northumbrischen  teiles  vom  lateinischen 
texte  in  R  erklärt  man  sich  meist  so,  der  glossator  von  R  habe  das 
Lindisfarne-Evangelium  samt  seiner  interlinearversion  vor  sich  gehabt 
und  einfach  die  northumbrischen  glosscn  in  sein  manuskript  R  über- 
tragen. Aber  wie  will  man  dann  die  Rushworth-glosse  zu  Marc.  XIII 
18  deuten,  wo  R  von  L  abweicht,  aber  zu  andern  Bibelhandschriften 
stimmt:  L  hat  nämlich,  in  grundtext  und  glosse  übereinstimmend, 
die  römische  lesart  ut  hieme  non  ßant  —  pcEÜe  winiro  ne  sie,  R  da- 
gegen die  irische  interpolation  iit  hieme  non  fiat  fuga  vestra  vel 
sabhato,  wozu  die  glosse  lautet  pa-tte  winiro  ne  sie  das  .  .  .  iowre 
vel  .  .  .  und  dies  trefflich  stimmend  zu  der  lesart  lä  hieme  non  ßant 
haec,  welche  zumal  reinere  englisch-irische  handschriften  bieten 
Tz.  b.  Reg.  I.  A.  18  und  Corp.  Christ.  Coli.  Cambr.  286,  beide  aus 
Canterburyj?  Sicher  ist,  dass  die  northumbrischc  Rushworth-glosse 
nicht  nach  dem  lateinischen  text  derselben  handschrift  verfasst  ist, 
sondern  aus  einer  anderen  interlinearversion  herübergenommen  ist; 
ob  diese  aber  gerade  die  Lindisfarne'sche  glosse  war,  bleibt  wohl 
noch  zu  beweisen. 

Über  die  vorläge  der  westsächsischen  version  hat ,  soweit  ich 
sehe,  noch  niemand  eine  bestimmte  angäbe  gewagt.     Ich  habe   den 


')  A  =  Cod.  Aniiatinus  aus  Weannouth-Yarrow;  O  =  Oxon.  Bodl.  Auct. 
ü.    II.    14  aus  Canterbury  (s.   oben);  Y   ^   Lindisfarne-MS. 


A'io  Besprechunoen 

eindruck  gewonnen ,  dass  es  sich  hier  um  eine  Vulgata-handschrift 
des  späteren  angelsächsischen  typus  handelt,  d.  h.  eine  Viilgata  mit 
römischer  textgrundlage,  die  mehrfach  irische  lesungen  aufgenommen 
hat,')  wie  z.  b.  Mt.  XVIII  lo  zusatz  (/tu  credunt  in  me  =  pc  gelyfad 
on  me,  Mt.  XXIII  25  ^^  synt  iiinan  fülle  =  intus  atitem  pleni  estis 
(statt  sunt),  Mt.  XXVI  9  to  ?nycluni  7vurpe  =  pretio  f?iulto  (st.  ein- 
fachem 7/mlto) ,  Luc.  XI  2  Zusatz  getunrdc  din  willa  on  heofone  and 
on  corpan  =  ßat  7'oluntas  tua  sicut  in  caelo  et  in  terra.  Auch  sonst 
interpolationen  anderen  Ursprungs  zeigen  die  westsächs.  Evangelien, 
wie  z.  b.  den  berühmten  langen  zusatz  in  Mat.  XX  28,  wo  indes 
keineswegs,  wie  Handtke  angiebt,  der  in  England  geschriebene  Codex 
aureus  Holmiensis  dem  altenglischen  Wortlaut  am  nächsten  steht, 
sondern  vielmehr  jener  aus  dem  Augustiner-kloster  zu  Canterbury 
stammende  Oxforder  Codex  Auct.  D.  II.  14  (7.  jh.),  der  nach  Berger 
die  basis  aller  angelsächsischen  Vulgata-handschriften  darstellt):  vgl. 

Ge    wilniad  .   .   .   beoii    gewaiiod    011  Vos  auteni   quaeritis  ...   de  iiiaximo 

l^nni   iiuestan    [jinge   .   .   .  minui    .   .   .    (Dagegen    Cod.     Aur.    ed. 

Belsheim;  de  minimo  maiores  esse) 
Auf  denselben  Oxforder  Codex  werden  wir  auch  durch  den  Wort- 
laut von  Joh.  V  4  geführt ,  wo  die  gesamtheit  der  überlieferten 
Vulgata-handschriften  in  drei  verschiedene  typen  zerfallt:  Lindisfarne 
folgt  hier  dem  typus  I  (römische  lesartj,  Rushworth  dem  typus  III 
(alte  irische  lesart)  und  die  westsächsischen  Evangelien  dem  typus  II 
(angelsächsische  lesart),  wie  sie  eben  auch  der  Oxforder  Codex  auf- 
weist. Ich  glaube,  mit  einiger  Sicherheit  können  wir  aussagen,  dass 
die  vorläge  der  westsächsischen  Evangelien  in  eine  gruppe  mit  der 
Oxforder  handschrift  gehörte,  jedoch  durch  eine  stärkere  beimischung 
irischer  demente  sich  wesentlich  von   ihr  unterschied. 

Zum  schluss  sei  noch  erwähnt,  dass  die  von  Cook  auf  s.  LXXVI 
in  aussieht  gestellten  fragmente  einer  neuen  Genesis-Übersetzung  in- 
zwischen von  F.  Chase  im  Archiv  fiir  das  studiu?n  der  neueren 
sprachen  und  Uttcraturcn  100,  241-266  zur  Veröffentlichung  ge- 
langt sind. 

')  Dagegen  röniiscliLT  text  im  Mat.  VI  1  :v.  VIII  24 •.  XIll  5ö;  XIV  35 ; 
XXV  14;  XXVII  29;  .Marc.  VI  3;  XII  4-i ;  Luc.  XIII  27;  XIV  23;  XXIII  2; 
XXIV  1;  Joli.  XIX  30;  XXI  6,  wo  Rushworth  überall  die  irischen  inlei-pola- 
tionen  aufweist. 

*)  Der  zusatz  findet  sich  auch  in  folgenden  beiden,  gleichfalls  aus  Canter- 
bury stammenden  handschriften :  Reg.  I  A.  Ib  und  Reg.  I.  B.  7.  Auch  die  auf 
dem  kontinent  gefertigten  abschriften  dei'  sjjateren  iiisch  -  englischen  rccension 
enthalten  ihn  sehr  häufig. 

Bonn   a.   Rh.,   September    1899.  Max  Förster. 


G.  r>.  Morris,  Speculuin  Gy  de  Warewyke  4?  i 

Speculufn  Gy  de  Wai'ewyke.  An  Early  English  Poem  with  Intro- 
duction,  Notes  and  Glossary,  here  for  the  first  time  printed  and 
first  edited  from  the  Manuscripts  by  Georgiana  Lea  Mürrill, 
A.  M.,  Ph.  D.  London  1898.  (Early  English  Text  Society.  Extra 
Ser.  LXXV.)  —  CXCVI  -f    116  ss.  8^^- 

Das  hier  zum  ersten  male  kritisch  herausgegebene  gedieht 
war  den  fachgelehrten  früher  nur  durch  erwähnung  in  verschiedenen 
büchern ,  Zeitschriften  artikeln  und  litteraturgeschichten  bekannt ; 
Kölbing  veröffentlichte  dann  die  ersten  35  verse  des  Harleian  ms. 
in  Germ.  21,  366  f.  und  die  anfang-  und  schlussverse  des  Auchin- 
leck  ms.  in  den  Engl.  stud.  7,  183.  Als  der  text  der  vorliegenden 
ausgäbe  bereits  gedruckt  war,  erschien  ein  abdruck  des  gedichtes 
nach  einer  hs.  in  Horstmanns  Yorkshire  Writcrs  II  24  ff.  Wenn 
dadurch  auch  der  reiz  der  neuheit  bei  frl.  MorrilPs  publikation  ver- 
schwunden ist,  so  wird  doch  jeder  zugeben,  dass  sie  dadurch  in 
keiner  weise  an  wert  eingebüsst  hat,  zumal  Horstmann  nicht  das 
älteste  und  beste  manuskript  zu  gründe  legte. 

Die  unter  leitung  von  Zupitza  begonnene,  nach  dessen  tode 
mit  Kölbings  und  Schicks  hülfe  beendigte  arbeit  macht  der  Ver- 
fasserin alle  ehre  und  darf  als  eine  wertvolle  bereicherung  unsrcr 
wissenschaftlichen   litteratur  bezeichnet  werden. 

Die  in  drei  teile  zerfallende  einleitung  erörtert  gründlich  und 
fleissig,  wenn  auch  zuweilen  etwas  gar  zu  breit,  alle  sich  an  das 
denkmal  knüpfenden  philologischen,  grammatischen,  metrischen  und 
litterarhistorischen  fragen.  Der  text  ist  in  6  hss.  überliefert,  von 
denen  das  Auchinlcck-mskr.  als  das  älteste  und  beste  der  ausgäbe 
zu  gründe  gelegt  ist.  Die  entstehung  des  gedichtes  wird  um  1300 
angesetzt,  als  dialekt  mit  einiger  reserve  ein  südostmittelländischer 
oder  ein  dem  mittelland  benachbarter  südöstlicher  angenommen, 
verwandt  demjenigen  der  Katharinenlegende  und  des  Sir  Beves. 
Der  Verfasser  war  ein  unbekannter  geistlicher,  seine  quelle  haupt- 
sächlich Alcuins  buch :  De  virtutibus  et  vitiis  liher^  dessen  adressat 
der  dichter  mit  Guy  von  Warwick  verwechselt  hat.  Ausserdem  haben 
die  40.  predigt  des  h.  Augustinus  über  Elias,  ferner  eine  anzahl 
bibelstellen,  die  legende  von  Guy  und  einige  traditionelle  theo- 
logische lehrmeinungen  des  mittelalters  (wie  die  symbolische  er- 
klärung  des  brennenden  busches),  dem  Verfasser  stoff  für  mehrere 
stellen  geliefert. 

Die  auf  den  text  folgenden  reichen  anmerkungen  zeugen  von 
einer  grossen   belesenheit    der    herausgeberin,    enthalten    aber    m.   e. 


4-12  Besprechungen 

oft  des  guten  zu  viel,  besonders  in  den  zitaten  aus  der  neueren 
litteratur  und  den  gehäuften  belegen  auch  für  die  gewöhnlichsten 
theologischen  gemeinplätze.  Daran  schliesst  sich  ein  alle  irgendwie 
bedeutenden  Wörter  umfassendes  glossar  mit  belegen  und  ein  namen- 
verzeichnis.  Vermisst  habe  ich  dagegen  ein  rcgister  zu  den  an- 
merkungen  ! 

Zum  schluss  möchte  ich  einige  bei  der  lektüre  gemachte 
notizen  folgen  lassen.  Zu  s.  XXX  wäre  als  eigentümlichkeit  von 
R  auch  der  gebrauch  des  pron.  sc/iö  statt  sc/ie  zu  nennen  gewesen, 
vgl.  s.  CLXXVI,  5  3.  _-  s.  XXXIX,  anmcrkung'-)  ist  wohl  unter 
»Sprachforschung«  (!)  das  Jahrbuch  des  Vereins  für  nicderd.  Sprach- 
forschung gemeint,  vgl.  auf  der  verhergehenden  seite  oben !  — 
S.  LXI,  z.  3:  dass  nu  in  v.  69  den  vers  überfülle,  kann  ich  nicht 
zugeben.  —  S.  CXXVII  unten:  ich  lese  v.  329  so:  N/t  /s,  Ioilc 
Göd  ouer  alle  ping.  —  S.  CLII,  s.  3,  i  :  die  form  maiht  findet 
sich  auch  im  Havelok.  —  S.  CLIII,  ^  4i  1  :  plague  kenne  ich  noch 
aus  der  Gregorlegende  ed.  Schulz  und  den  von  mir  in  der  Anglia 
band  18  herausgegebenen  medizinischen  gedichten.  —  S.  CLVI, 
5  6,  3  :  ae.  tear  ist  nicht  aus  teagar,  sondern  aus  '^'tahur  ent- 
standen! —  S.  CLVII,  2  am  ende  1.  O.  E.  (statt  O.  N.)  rcdan.  — 
S.  CLVIII,  ^  7,  B  I  lies  -itaiem  statt  -atate?n.  —  S.  CLXII,  A  i, 
z.  3:  dass  es  ae.  hlgian,  nicht  higian,  heisst,  ergiebt  sich  ja  deut- 
lich aus  metrischen  erwägungen !  —  S.  CLXX :  dass  day  v.  250 
nur  der  nominativ  sein  kann,  ist  doch  klar.  —  S.  CLXXI,  ^  2, 
Sgl.  nom.  Das  unorganische  -e  in  fem.  wie  löre  stammt  natürlich 
nicht  aus  den  casus  obliqui ,  sondern  ist  neubildung  nach  analogic 
der  kurzsilbigen  starken  und  der  schwachen  stamme.  —  S.  CLXXXII: 
wie  kann  man  die  participia  seid  und  kauht  'contracted  forms' 
nennen?  Sie  hatten  doch  schon  —  oder  wenigstens  das  erstere  — 
im  altenglichen  keinen  vokal  vor  dem  suffix! 

Zum  texte:  V.  2off. :  Nc  shaltu  spare  .  .  .  To  gon  011t  of 
pe  rihte  iveye  versteh  ich  nicht.  Man  erwartet  entweder  lete  statt 
spare  oder  wronge  statt  rihte.  Ist  es  ein  lapsus  calami  des 
dichters?  —  V.  69  würde  ich  nu  belassen  haben.  —  V.  107  er- 
giebt wele  vor  to  (nach  D)  einen  besseren  vers.  —  V.  257:  Der 
sinn  erfordert  Hider,  d.  h.  zur  erde,  vgl.  /leder  in  A .'  und  H;.  — 
V.  259  ergänze  man  for  vor  to.  —  V.  261  1.  ebcnftills  heder  mit 
H:.  —  V.  625  erg.  pai  nach  He.  —  V.  670  streiche  greie.  —  Zu 
V.  827  f.  vgl.  Vices  and  Virtues,  S.  95,  29  f:  ÄHs  dar  non  swo  god 
/ei-^e  se  tear  es :    hie  t/iakied  seene   ansicne.,    und    dazu  Anselm,    Medit. 


¥..  J.  Becker,   A  Contribution  to   tlie  Coinparative  Study  etc.  i '>'' 

in  Psalm.  Miserere :  Awa  lacryviarum  lixivio  calido  et  amaro  per 
singulas  noctes  conscientiae  nieae  Stratum!  —  V.  831  streiche  das 
komma  hinter  ^venep.  —  V.  966  1.  turne  [de],  vgl.  v.  971.  — 
V.    1029  f.   1.  brynge  und  pynge. 

Zu  den  anmerkungen:  Zu  v.  139  wird  bemerkt,  l Visdom 
stände  ohne  prädikat.  Aber  v.  141  enthält  doch  das  prädikat : 
zvole,  denn  it  ist  natürlich  die  Wiederholung  des  Subjekts.  —  Zu  v. 
305.  Die  erklärung  von  streinße  aus  stretigpe,  wozu  die  heraus- 
geberin den  Übergang  von  e  zu  /  in  string,  flirig,  England  herbei- 
zieht, ist  durchaus  verfehlt,  da  ein  auf  en  (mit  palatalem  oder 
mouillierteni  n)  beruht  und  /  als  übergangslaut  zwischen  e  und  ;/' 
zu  betrachten  ist,  vgl.  griech.  XBivb)  aus  '^vtvjio.  —  Zu  v.  334: 
emcriste/ie  ist  natürlich  aus  evencr.  entstanden,  nicht  aus  cristene. 
Auch  an  manchen  anderen  stellen  finden  sich  sinnstörende  druck- 
fehler.  —  Zu  v.  626:  me.  heuene  beruht  doch  nicht  auf  ae.  hcofon, 
sondern  2X\S.  heofojil  —  Zu  v.  657  ist  im  Beowulfcitat  v.  10g  forzarcec 
%\.2X\.  forrüc  (sic!j  zu  lesen.  —  Zu  v.  664:  Das  zitat  aus  der  Ancren 
Riwle  ist  so  entstellt  {umhegt),  _dass  es  ganz  unverständlich  bleibt. 
Leider  kann  ich  die  ausgäbe  hier  nicht  einsehen,  um  es  zu  be- 
richtigen. Übrigens  findet  sich  die  stelle  auch  in  den  Vices  and 
Virtues  47,  24  zitiert.  —  Zu  v.  835  1.  ae.  cyn  statt  cun.  —  Zu 
V.  883.  Das  Plural-i?  in  pinge  erklärt  sich  nicht  aus  dem  dat.  pl, 
pinguin,  sondern  natürlich  durch  analogie  der  kurzsilbigen  neutra 
wie /atu!  —  Zu  v.  966:  wie  turne  konjunktiv  sein  soll  (nach  vor- 
hergehendem prät.  Seide),  ist  mir  unverständlich.  Man  lese  turned 
oder  turnede.  —  S.  loi  unten  1.  Een  statt  Eur  und  brenght  statt 
brengki. 

Gotenburg,  Januar    1900.  F.   Holthausen. 


A  Contribution  to  the  Comparative  Study  of  the  Medieval  Visions  of 
Heaven  and  Hell,  with  Special  Reference  to  the  Middle-English 
Versions.  A  Dissertation  Prcsented  to  the  Board  of  University 
Studies  of  the  Johns  Hopkins  University  for  the  Degree  of 
Doctor  of  Philosophy  by  Ernest  J.  Becker.  Baltimore:  John 
Murphy   Company.     1899.    100  ss.   8''. 

Die  abhandlung    ist    aus    dem    genaueren    Studium    der    mittel- 
englischen    visionsdichtungen ,     speziell     der     Paulus-vision,     hervor- 

J.  H  o  o  p  >  ,   Englische  Studien.  20.  3.  28 


,->.  Besp?ecliuiigeii 

gegangen,  deren  quellen  und  verwandte  der  Verfasser  genauer  zu 
erforschen  suchte.  So  ist  er  aus  dem  beschränkten  gebiete  einer 
nationallittcratur  in  das  weite  feld  der  weltlitteratur  hinausgewandert 
und  zieht  für  jene  dichtungsgattung,  in  deren  mittelpunkt  als  un- 
ereichter  gipfel  Dantes  Divina  Cotmnedia  steht,  sowohl  die  poetischen 
als  die  prosaischen  erzeugnisse  des  morgen-  und  abendlandes  heran. 
Das  erste  kapitel  ist  dementsprechend  den  quellen  und  der 
allgemeinen  entwickelung  der  Visionen  gewidmet;  es  behandelt 
i)  orientalische  parallelen  in  der  buddhistischen,  islamitischen  und 
persischen  religion,  2)  kurz  den  einfluss  des  klassischen  altertums, 
3)  das  alte  testament,  4)  das  apokryphe  äthiopische  Enoch-buch, 
5)  das  neue  testament,  6)  das  apokryphe  Nikodemus-evangelium, 
7)  Plutarchs  Thespesius-vision,  8)  die  kürzlich  in  Ägypten  gefundene 
Petrus-apokalypse.  —  Im  zweiten  kapitel  geht  Becker  zur  alt- 
cn gl i sehen  litteratur  über  und  betrachtet  hier  ausser  den  von 
Beda  erzählten  visionen  die  darstellung  der  hölle  und  des  fegefeuers 
bei  den  ae.  dichtem  und  predigern.  Interessant  und  wichtig  ist 
der  nachweis,  dass  die  Schilderung  der  höllenqualen  in  ae.  dichtungen 
keine  altgermanischen,  heidnischen  züge  zeigt,  wie  W.  Deering  an- 
nimmt, sondern  sich  durchaus  der  litterarischen,  christlich-theologi- 
schen Überlieferung  anschliesst.  Im  dritten  kapitel  endlich 
gelangt  der  Verfasser  zum  eigentlichen  ausgangspunkt  seiner  studie, 
den  mittelenglischen  visionen  des  h.  Paulus,  des  Tundalus,  dem 
fegefeuer  des  h.  Patrick,  sowie  den  beiden  in  Kngland  enstandenen 
lateinischen  visionen  des  mönches  von  Eynsham  (Eveshamj  und 
des  Thurcill.  Die  vorletzte  ist  auch  c.  1482  von  Will.  Machlenia 
ins  englische  übersetzt  und  darnach  herausgegeben  in  Arbers  Reprints 
nr.  18.  Ein  besonderes  verdienst  der  arbeit,  die  eine  gründliche 
belesenheit  in  dem  weitschichtigen  Stoffe  verrät,  erblicke  ich  darin, 
dass  sich  der  verf.  nicht  nur  bemüht  hat,  die  grosse  litteratur  über 
den  gegenständ  sorgfältig  zu  sammeln  sowie  genaue  inhaltsangaben 
der  von  ihm  behandelten  denkmäler  zu  liefern,  sondern  auch  die 
zusammenhänge  zwischen  den  einzelnen  visionen  aufzuweisen  und 
so  gewissermassen  ihre  entstchungs-  und  entwickelungsgeschichte 
darzustellen.  Merkwürdig  sind  die  Übereinstimmungen  zwischen 
diesen  grotesk-unheimlichen  erzeugnissen  der  grossen  weltreligionen 
allerdings,  und  an  einem  organischen  Zusammenhang  der  einzelnen 
glieder,  wie  ihn  der  Verfasser  annimmt,  wird  man  kaum  zweifeln 
können,   wenn   auch   die    Zwischenglieder    nicht    immer    mehr    nach- 


H.   Logeinan,   Faustus  Notes  4^5 

weisbar  und  die   brücken   im   laufe   der    zeit  oft    verschwunden    sind. 
Also   auch  hier  gilt  wieder   das  Goethe'sche  wort: 
Orient  und  occident 
sind  nicht  mehr  zu  trennen! 

So  weit  ich  dies  hier  beurteilen  kann,  sind  die  litteratur- 
angaben  der  schrift  im  allgemeinen  vollständig.  Vielleicht  hätte  in 
der  einleitung  s,  9  noch  auf  Ebert,  Allgem.  geschickte  der  litter alur 
des  viittelalters  im  abefidlande  verwiesen  werden  können  ,  wo  bd.  I- 
548.  637.  658;  II  149.  256.  273.  296.  342.  345;  III  176.  345 
die  verschiedenen  lateinischen  visionen  behandelt  sind;  gelegentlich 
der  BlickUng  Homilies  (s.  64  ff.)  erinnere  ich  an  M.  Försters  quellen- 
untersuchung,  Herrigs  Archiv  91,179  ff.;  zur  me.  Tundalus-vision 
(s.  81  fif.)  vgl.  jetzt  noch  A.  Wagner,  Anglia  20,  452  ff.  und  die 
recension  von  Bülbring,  Litteraturblatt  8,  259  ff.,  wo  eine  fünfte  hs. 
nachgewiesen  wird;  übersehen  hat  Becker  endlich  bei  der  Paulus- 
vision (s.  75)  einen  me.  prosatext,  gedruckt  von  Kölbing,  Engl, 
stud.    22,    134  ff. 

(Rotenburg  (Schweden).'  F.    Holthausen. 


H.  L  o  g  e  m  a  n  ,  Faustus  Notes.  A  Supplement  to  the  Commentaries 
on  Marloive's  "Tragicall  History  of  D.  Faustus" .  (Universite  de 
Gand:  Recueil  de  Travaux  publies  par  la  Facult(i  de  Philosophie 
et  Letters;  2ime  fascicule).  Gand,  Librairie  H.  Engelcke,  1898. 
VIII   —    154  SS. 

Den  grössten  teil  dieses  buches  füllt,  wie  uns  der  titel  erwarten 
lässt,  das  erste  kapitel :  Notes  to  the  A-  aml  B-Texts  (p.  i  — 124). 
Logeman  hat  auf  dem  festen  grund,  den  Breymann"  für  die  textkritik 
des  Marlowe'schen  Doctor  Faustus  durch  seine  treffliche  parallel- 
ausgabe  der  beiden  Quartos  von  1604  und  16 16  geschaffen  hat, 
weiter  gebaut,  indem  er  sich  mit  den  verschiedenen  kommentatoren 
der  tragödie  auseinandergesetzt  und  auch  selbständige  neue  erklärungen 
versucht  hat,  welchen  man  zumeist  zustimmen  kann.  Betreffs  des 
vielbesprochenen  18.  verses  des  ^-textes  hat  vielleicht  doch  Kellner 
das  richtige  getroffen.  Zur  stütze  der  auch  von  Logeman  begünstigten 
Vermutung  Breymann's,  dass  in  vcrs  16:  Ttie  fruitfull plot  of  Scholerisme 
grnc't  das  letzte  wort  ;=  graz'd  zu  setzen  ist,  möchte  ich  noch  auf 
die    ganz    ähnliche    ausdrucksweise   dr.   Samuel  Johnson's    hinweisen, 

28* 


A-iS  Bespiecliungen 

der  von  dem  Schotten  dr.  John  Campbell  sagte,  er  wäre :  i/ic  richest 
mit  hör  that  ever  grazed  the  common  of  liieraiure.^) 

Logeman  hat  sich  nicht  mit  der  kritik  des  textes  begnügt ,  er 
hat  auch  an  den  inhalt  des  dramas  öfters  längere  exkurse  angeknüpft, 
wie  z.  b.  p,  2g  fif.  die  lesenswerten  bemerkungen  über  die  Verspottung 
der  Puritaner  bei  Marlowe  und  andern  Schriftstellern  der  zeit.  Ein- 
gehend ist  Marlowe's  Verhältnis  zu  dem  lustspiel  The  Taming  of  a 
Shrcw  erörtert  (p.  42  fif.).  Logeman  glaubt  nicht,  dass  Marlowe 
bei  der  komposition  dieses  Stückes  beteiligt  war,  er  will  im  gegen- 
teil  in  dem  texte  dieses  dramas  verschiedene  parodieen  hochtönender 
stellen  des  Doctor  Faustus  erkennen  —  eine  Vermutung,  die  jeden- 
falls die  analogie  der  zahlreichen  sonstigen  dramatischen  Verspottungen 
des  mächtigen  bahnbrechers  für  sich  hat. 

Als  kleine  beisteuer  zu  Logeman's  kommentar  wolle  man 
folgende  zwei  parallelstellen  betrachten,  die  sich  mir  im  laufe 
der  letzten  jähre  zu  dem  grossen  Schlussmonolog  des  Faustus  ergeben 
haben.  In  seinem  1567  gedruckten  Horestes  hatte  John  Pikeryng 
die  Fama  sagen  lassen : 

For  fame  once  gone,  th(e)y  memory  vvith  fame  a  way  it  gose; 
And  it  once  lost  thou  shalt,  in  south,  accomptyd  lyke  to  be 
A  d r o p e  o f  r a y n e  that  f a u  1  y  t h  in  the  b o s o m  o f  t h e  s e e  — 

(V.  891  IT.):') 
dasselbe  bild  finden   wir  in  Faustus'   ausruf: 

O  soule,  be  changde  into   liltle  water  drops, 
And  fal  into  the  Ocean,  nere  be  found 

{A-ltfX,  V.   1513  f.).») 

Faustus  entsetzt  sich  vor  der  ewigen  dauer  der  Verdammnis  und  fleht: 

Oh  God, 
If  thou  wilt  not  haue  mercy  on  iny  soule, 
Yet  for  Christs  sake,  whose  bloud  liath  ransomd  nie, 
Inipose  soMie  end  to  iiiy  incessant  paine, 
L e t  Faustus  1  i u e  in  hei  a  t h o u s a n d  y e e r e s, 
A  hundred  thousand,   and  at   last   be  sau'd!'') 

—  mit  demselben  verzweiflungsschrei  schliesst  die  klage  der  sündigen 
seele  in  dem  ersten  grösseren  gedieht  Edward  Young's,  betitelt 
The  Last  Day.     In  three  Bocks,    1 7  1 3  veröffentlicht : 


•)  Zitiert    nach    Leslie    Stephen's   Johnson  -  biographie    in    .Moiley's    Engl 
Men  of  Letters,  London   1882,  p.  21. 

'^)  Vgl.   Brandl's    Quellen  des  tveltlichen  dramas  in  England  p.   527. 
*)  Vgl,  Breyniann's  ausgäbe  p.    192. 
*j  Vgl.  ib.  p.   190. 


H.  Losrenian.  Faustus  Notes 


437 


Oh!   giaiit,   gieat   Gorl,  at   least 

This  one.  this   slender,   almost  no  request; 

When   I  have   wept   a  thousand   lives  away, 

When  torment  is  grown  weary  of  its  prey, 

When  I  have  lav'd  ten  thousand  years  in  fiie. 

Ten  t  li  o  u  s  a  n  d  t  li  o  u  s  a  n  d  s ,   1  e  t   m  e  t  h  e  n   e  x  p  i  r  e ! 

(3'-'^  Bocjki. 

In  seinem  zweiten  kapitel  (p.  125  ff.)  beschäftigt  sich  Loge- 
man,  der  die  gewöhnliche  annähme  von  interpolationen  mit  grossem 
misstrauen  betrachtet,  zuerst  zusammenfassend  mit  der  echtheitsfrage 
des  A-textes,  der  Quarto  von  1604,  und  kommt  zu  dem  schluss: 
What  I pretend  to  have  pj'oved  /'s  .  .  .  .  not:  that  Marlowe  ?nust  be 
considered  to  he  the  author  of  the  7vhole  of  the  A-text,  hut  only:  that 
u<e  have  as  yet  not  one  positive  proof  that  he  was  not  {\^.  129). 
Er  hält  es  sogar  nicht  für  unmöglich ,  dass  auch  teile  der  erweite- 
rungen  des  v^-textes,  der  Quarto  von  i6r6,  auf  Marlowe  selbst  zurück- 
zuführen sind  (p.  132  f.).  In  der  quellenfrage  ist  er  auf  grund  einer 
sorgfältigen  prüfung  zu  der  Überzeugung  gekommen,  dass  Marlowe's 
einzige  quelle  die  englische  prosa-übersetzung  des  deutschen  Faust- 
buches war  (p.  133  ff.).  So  gelangt  er,  die  hauptergebnisse  seiner 
forschung  knapp  heraushebend,  zu  dem  schlusssatze :  If  ihcn,  to  reca- 
pitulate ,  the  various  hypotheses ,  formulated  in  these  "Notes",  should 
ii/timately  prove  acceptable ,  we  tnust  c  one  lüde  that  Marlowe  wrote  his 
Dr.  Faustus  —  A-text  a?id  pari  of  the  B-text  —  sometiine  in  the 
winter  of  ij88'8q,  having  draw7i  upoti  the  English  prose-text  only 
(p.    148). 

Zweifel  und  fragen,  namentlich  betreffs  der  echtheit  verschiedener 
teile  der  englischen  Faust- tragödie  ,  bleiben  einem  auch  nach  dem 
Studium  des  Logeman'schen  buches  noch  genug  übrig.  Das  liegt 
aber  an  der  Unsicherheit ,  an  der  lückenhaftigkeit  der  Überlieferung, 
nicht  an  einem  mangel  von  gründlichkeit  in  seinen  Untersuchungen, 
die  jedem  Marlowe  -  interpreten  willkommen  und  von  nutzen  sein 
werden. 

Strassburg  i.   E.,  Januar  1900.  E.  Koeppel. 


A.2S  nesprecluingen 

ALLGEMEINE  SCHRIFTEN  ÜBER  SHAKESPEARES) 

I.  Georg  Brandes,  William  Shakespeare.  Zweite  verbesserte  auf- 
läge. München,  Paris,  Leipzig.  Verlag  von  Albert  Langen.  1898. 
Gr.   8'\      1006   Seiten.      Pr.   M.   22. 

Keine  publikation  der  heutigen  Shakespeare-sonderwissenschaft 
begegnete  einem  derart  verschiedenen  empfange  wie  Brandes'  band, 
der  äusserlich  stark  und  imposant,  innerlich  zweifelvoll,  doch  blendend 
vor  die  leser  trat.  Auf  letztere  in  weiterem  umfange  berechnet, 
nicht  auf  die  büchcrmenschen ,  die  philologischen  forscher  in  der 
Shakespeare-gemeinde,  beruht  diese  umfängliche  leistung  auf  authen- 
tischer enquete  an  ort  und  stelle,  wie  es  die  zunftmänner  bisher  fast 
ganz  verschmäht  hatten.  So  gelangt  sie ,  indem  sie  im  aktenstaub 
wühlt 2)  und  lokale  nachklänge  auffängt,  in  mancher  hinsieht  zu 
frischerer,  oft  auch  zu  hellerer  anschauung  als  frühere  trockene  ge- 
lahrtheit. Reminiscenzen  an  die  letzte  Hathaway,  naturfreudige  blicke 
durch  dicken  englischen  nebel,  durch  den  kulturfirnis,  der  das  'merry 
old  England  überkleistert,  lesen  sich  ebenso  nett  für  die  immer  zahl- 
reicheren freunde  völkerpsychologischer  skizzen,  wie  die  heute  — 
leider  —  tonangebenden  zerfasernden  litteraturpsychologen  Brandes' 
geistvolle  konstruktionen  der  aufeinanderfolge  von  Shakespeare's  er- 
zeugnissen  begrüssen,  weil  sie  auf  grund  einer  analyse,  die  meist  auf 
seelisches  nachfühlen  der  momentstimmungen  des  dichters  hinausläuft, 
dekretieren  zu  dürfen  glaubt.  Und  ich  leugne  nicht,  die  art,  wie 
der  hochgefeierte,  andererseits  freilich,  gewöhnliohMnfolge  unwissen- 
schaftlicher, sozialer  motive,  verketzerte  dänische  Schriftsteller  den 
dornigen  aufgaben  gerecht  zu  werden  strebt ,  besticht ,  nicht  etwa 
bloss  im  ersten  augenblicke  und  nicht  nur  durch  den  glatten  skalen- 
reichen ausdruck  der  gedanken  und  ergebnisse.  Ihn  nahm  mein  referat 
über  die  i.  aufl.  im  Jahrb.  d.  dtschn.  Sh.-ges.  XXXIII  278  —  287  unter 
die  lupe,  und  den  dort  betonten  Standpunkt,  die  methode  (eine 
solche  kann  nur  böswilligkeit  Brandes  bestreiten)  darin  habe  ihr 
gutes  recht,    halte  ich   auch  jetzt  voll  aufrecht.      Ich  ihuv  dies,   ob- 


^)  Vgl.  iiieiiie  drei  ausführliclieii  sainnulreferate  „Zur  neuesten  litteratur 
über  das  elisabethanisehe  drania"    Engl.   stud.   20.  4Uj.    21,    118.   23,  95- 

'-)  Ich  hielt  mich  in  ineinei'  weiteriiin  zitierten  anzeige  der  ersten  aufläge 
darüber  auf,  dass  Brandes  statt  eines  guten  ShaUespeare-porträts,  wofür  er  gerade 
(s.  989  f.)  die  schönste  vorläge  zur  band  hatte,  sein  eigenes  bildnis  beigab.  Nun 
ist  letzteres  zwar  weggelassen,  aber  eine  reproduktion  des  von  ihm  aufgestöberten 
l)ildnisses  Shakespeare's  steht  noch  aus. 


(}.  Biamlt's,   \Yilliaiii   Sliakespeare  ^T^g 

wohl  viele  Sachkenner  nichts  von  Brandes'  leichtflüssigen  looo  Seiten 
wissen  wollen,  aber  mit  bestem  gewissen,  vor  einem  philologischen 
forum;  denn  ich  verstehe  absolut  nicht,  warum  ein  mann,  dessen 
beruf  litterarästhetische  kritik  ist,  nicht  auch  mit  hilfe  eindringlicher, 
überaus  liebevoller  Studien  ein  lebens-  und  Charakterbild  William 
Shakespeare's  entwerfen  und  dabei  anspruch  auf  vollwertigkcit  solcher 
arbeit  erheben  darf.  Ja  noch  mehr,  ich  stehe  nicht  an,  wenn  ich 
Brandes'  kontinuierliche  kapitelreilie  mit  den  peinlich  abgezirkelten 
abschnitten  der  allermeisten  zahllosen  Vorgänger  englischer  oder 
deutscher  zunge  im  grossen  vergleiche,  seinem  Standard  work,  trotz 
der  vielen  hypothesen ,  trotz  der  selbstgesetzten  oder  unsererseits 
eingefügten  fragezeichen,  den  vorzug  vor  fast  sämtlichen  kompendien 
des  Shakespeare-wissens  gebe,  sobald  ich  an  den  effekt  denke:  für 
die  Shakespeare-kenntnis  nach  ex-  wie  intensität  erscheint  eine  solche 
that  wie  die  von  Brandes  vollführte  sicher  bedeutsamer  als  das 
schwere  kaliber  der  handbücher  von  Elze  (dem  ungeachtet  seiner 
gediegenheit  nach  24  jähren  noch  keine  2.  aufläge  beschieden  ist), 
Halliwell,  Knight  u.  ä.  Möge  die  periode  endgiltig  vorbei  sein,  da 
ästhetisierendes  urteil  vom  schlage  Ulrici's,  selbst  eines  Gervinus  ver- 
altete betrachtungsweise  das  deutsche  publikum  in  Shakespeare  ein- 
führt; das  seit  1884  M.  Koch's  buch  gespendete  lob  bürgt  dafür. 
Schmälern  wir  dies  verdienst  von  Brandes  nicht,  dem  breiteren 
interessentenkreise  ein  schön  lesbares  eingehendes  und  fesselndes 
buch  dargeboten  zu  haben,  und  freuen  wir  uns  der  ablösung  über- 
lebter, wenn  auch  recht  verdienstvoller  Shakespeare-leitfäden  durch  ein 
grosszügiges  werk,  mag  dieses  auch  unter  vielen  selbst  aufgeworfenen 
Problemen  etliche  unwahrscheinlich  erledigen,  manche  unbeantwortet 
lassen.  Wer  das  straucheln  auf  schwierigen  pfaden  nicht  scheut, 
braucht  sich  seiner  irrtümer  nicht  zu  schämen.  Das  publikum  hat 
gerichtet  —  Brandes'  feuilletonistisch  gescholtenes  Shakespearc-buch 
erlebte ,  den  warnenden  stimmen  aus  dem  lager  der  schulmässigen 
Shakespeare-pflege  zuwider,  binnen  zwei  Jahren  eine  neuauflage,  was 
noch  keinem  Vorläufer  zuteil  geworden  ist  und  angesichts  des  um- 
fangs  und  des  preises  verwunderlich,  zugleich  erfreulich  berührt.  Es  ist 
freilich  streng  genommen  nur  ein  Wiederabdruck ,  hie  und  da  mit 
geringen  abweichungen  in  der  textverteilung  und  winzigen  ganz  ver- 
einzelten Wortänderungen ;  jedoch  hat  das  seinen  grund  gewiss  in  des 
Verfassers  längerer  lebensgefährlicher  krankheit,  die  zwischen  beiden 
ausgaben  liegt,  nebenbei  wohl  auch  in  der  Zufriedenheit  mit  dem 
erreichten,    die  man  ihm  wahrlich  gönnen   darf.      Immerhin  hätte  er 


44° 


Bespiechungeii 


offenkundige  versehen ,  zumal  von  rezensenten  gerügte ,  verbessern 
sollen ,  im  falle  eigner  behinderung  vermittelst  des  verlags.  Ich 
habe  a.  a.  o.  s.  282  —  285  eine  anzahl  faktischer  Unrichtigkeiten 
vermerkt:  aber  nur  ganz  handgreifliche  sind  jetzt  abgestellt,  hingegen 
sprachlich  falsches,  dort  motiviert,  was  dem  nichtdeutschen  Brandes 
bei  aller  erstaunlichen  gcwalt  über  unsere  muttersprache  unterlief, 
einige  male  stehen  geblieben').  Weshalb  man  sich  um  meine  un- 
widerlegbaren ausstellungen  zu  s.  54  [Love's  labour's  /(^iAaufführung 
betr.),  s.  65  (B.  wähnt  es  »undenkbar«,  ein  aufgeführtes  stück  sei 
»verloren  gegangen«),  s.  655  fbetr.  Antonius'  gattinnen)  nicht  ge- 
kümmert hat ,  ist  mir  unbegreiflich.  Brandes  und  die  masse  seiner 
bewunderer  sehen  ja  auf  diejenigen,  die  sich  philologisch  mit  dem 
grossen  britischen  dichter  beschäftigen,  mit  unverkennbarer  gleichgiltig- 
keit  herab  —  soll  uns  das  darin  stören,  sein  imposantes  werk  nach 
gebühr  zu  würdigen  und  ihm  die  fülle  von  anregungen  und  spezieller 
belehrung  dankbar  zu  entnehmen,  die  es  der  Shakespeare-philologie 
darbietet?  Den  engern  Standpunkt  der  letzteren  hat  vorstehendes 
referat  über  die  zweite  aufläge  absichtlich  nicht  angelegt ;  ich  glaube 
übrigens,  es  ist  das  auch  nicht  recht  möglich  und  soll  gar  nicht  geschehen 
—  W.  Scherer's  schlusswort  seiner  Gesch.  d.  dtsch.  litt,  (noten), 
wo  er  Fr.  Vischer's  billigung  seiner  /^(7«j>/ -  betrachtungsweise  be- 
friedigt verzeichnet,  gehört  hierher  wie  überhaupt  in  die  zweischneidige 
Shakespeare-kritik :  »zwischen  philologie  und  ästhetik  ist  kein  streit, 
es  sei  denn,  dass  die  eine  oder  die  andere  oder  dass  sie  beide  auf 
falschen  wegen  wandeln«.  Gegen  die  vielen  spezialauslassungen,  die 
zu  beanstanden  sind,  polemisiere  ich  hier  nicht,  weil  eben  der  dies- 
malige abdruck  sachlich  völlig,  formell  fast  ganz  mit  der  ersten  ausgäbe 
stimmt  und  diese  sich  seit  3 — 4  jähren  in  den  bänden  der  interes- 
sierten befindet;  überdies  sind  diese  mängel ,  wovon  viele  einem 
philologischen  äuge  sofort  klar  liegen,  meist  schon  einzeln  bemängelt 
worden.  Ein  register  vermisst  man  sehr,  trotz  des  nach  französischer 
sitte  ausgedehnten   inhaltsverzeichnisses. 

2.  Eduard  Engel,  WiUiam  Shakespeare.   Ein  handbüchlein.   Mit  einem 

anhang:   Der  Baconwahn.  Leipzig,  J.  Baedeker,  1897.  kl.  S".  M.  i. 

Dies    büchlein    von    nicht    einmal    70    Seiten    darf    sich    ohne 

arroganz     den     ncbentitel     beilegen ;     denn     es    liefert    in     der    that 


')  S.  214  L.  2  V.  11.  gcbürtigter  .statt  gebürtiger,  .s.  544  z.  24  zzvischen 
mit  dativ  statt  mit  aUkusativ,  s.  740  z.  18  einen  statt  eijtes ,  s.  844  z.  4  v.  u. 
pastcl   statt   pastcll\    s.   7U)  z.    14  ist   das    unrichtige  'schaffte'  statt    'schul'    durch 


E.  Enge!.   William   Shakespenre  ^aj 

eine  äusserst  geschickt  geordnete  Sammlung  aller  fakten ,  die  die 
forschung  mühsam  festgestellt  hat.  Sei  es  über  leben  und  persön- 
liches wescn,  die  dichtungen  und  ihre  geschichte,  oder  ihre  quellen  und 
in  Zusammenhang  dam.it  des  dichters  bildung,  seine  dichterische  be- 
deutung,  das  urteil  der  Zeitgenossen  sowie  der  englischen,  französischen 
und  deutschen  epigonen.  Endlich  giebt  er  einige  »rätselfragen«,  die 
aber  eigentlich  schon  der  eingang  seines  biographischen  paragraphen 
in  bausch  und  bogen  absolviert,  und  trumpft  den  »Bacon-vvahn«  ab, 
worauf  noch  eine  »bücherkunde«  folgt ,  enthaltend  bibliographische 
notizen  zu  den  einzelnen,  übrigens  nicht  in  unserer  vorstehenden 
natürlichen  reihcnfolge  gruppierten  abschnitten.  EngcFs  heft  er- 
scheint wohlgeeignet,  um  in  die  wichtigsten  daten  des  Shakespeare- 
wissens einzuführen  und  bei  allgemein  gebildeten  tiefere  teilnähme 
für  den  erhabenen  poetischen  genius  zu  erwecken,  gutenteils  dieser 
auch  sogleich  zu  genügen.  Warum  aber  muss  Engel  seine  darlegungen 
mit  einer  »einleitung«  anheben,  die  fast  nur  aus  klobigen  angriffen 
auf  die  ihm  so  verhassten  philologen  besteht,  obschon  doch  die 
brauchbarkeit  seines  sauberen  übersichtlichen  grundrisses  zweifellos 
ihrer  eifrigen  und  erfolgreichen  thätigkeit  zu  danken  istV  Wir  be- 
streiten Engel  seine  kompetenz  im  neuenglischcn  schrifttume,  worin 
er  sich  hüben  und  drüben  sehr  fleissig  umgesehen  hat,  nie  und  nimmer, 
wenn  er  auch  kein  anglist  ist,  und  wir  erklären  sein  Shakespeare- 
büchlein als  ganz  unverächtliche  Vorschule  für  intimeres  eindringen 
in  das  Studium  des  meisters.  Aber  er  sollte  auch  anerkennen,  dass 
zum  votum  über  die  älteren  epochen  philologische  Untersuchungen 
ebenso  die  basis  abgeben  müssen  wie  eigene  lektüre  alt-  und  mittel- 
englischer originalien,  und  sollte  aus  eigenstem  interesse  nicht  einen 
federkrieg  mit  philologischen  gegnern  heraufbeschwören,  wie  er  ihn 
anlässlich  der  ersten  aufläge  seiner  Geschichte  der  ettglischen  litte- 
ratur  mit  E.  Kölbing  in  den  Efigl.  stud.  VIII  i86  bez.  425  zu  kosten 
bekam.  Auch  wäre  unbedingt  nicht  zu  verschweigen,  dass  das  vor- 
liegende büchlein  nur  ein  Separatabdruck  von  seite  121 — 187,  d.  h. 
des  dritten  kapitels  im  eben  genannten  litterarhistorischen  gesamt- 
werke (»4.,  völlig  neu  bearbeitete  aufläge«  1897)  ist.  Übrigens 
hätten  da  das  2.  kapitel,  das  Shakespcare''s  unmittelbare  Vorgänger, 
und  das  4.,  das  seine  dramatisch  thätigen  Zeitgenossen  und  nachfolger 
behandelt,  sich  passend  anfügen  lassen;  ich  empfehle  das  für  eine 
neuauflage  und  dafür  die  knotige,   völlig  unangebrachte    »einleitung« 


'eisann'  ersetzt  worden,  s.  693  z.  8  f.   v.   u.   eine  undeutsclie  Wendung  al)er  nicht, 
S.  75Ö  anni.   heisst  Halliwell   immer  noch  F.  statt  J. 


4±2  Hespitrcliungen 

ZU  streichen.  Engel  nehme  sich  an  dem  nichtphilologen  Georg 
Brandes  ein  muster,  über  dessen  Shakespeare  -  darstellung  er  wieder- 
holt in   entzücken  schwelgt. 

3.  IVilliam  Shakespeare' s  lehrjahre.  Eine  litterarhistorische  Studie 
von  Gregor  Sarrazin.  Weimar.  Verlag  von  Emil  Felber.  1897. 
8".     XIII   ^-    232   SS.     Pr.   M.   4.50. 

Dieses  fünfte  heft  der  Litlerarhistorischen  fo7-schungen ,  die 
Josef  Schick  und  M.  frhr.  v.  Waldberg  herausgeben  und,  scheint  es, 
abwechselnd  der  reinen  germanistik  und  der  anglistik  dienstbar  machen 
wollen'),  bedeutet  in  der  reihe  förderlicher  Untersuchungen,  wie  sie 
G.  Sarrazin  seit  etlichen  jähren  vorzugsweise  zur  inneren  geschichte 
der  früheren  werke  und  Wirksamkeit  Shakespeare's  in  Verbindung 
mit  seinem  leben  angestellt  hat,  einen  erheblichen  schritt.  Sarrazin 
nimmt  innerhalb  der  heutigen  Shakespeare-forschung  eine  eigentüm- 
liche, ziemlich  isolierte  Stellung  ein,  wie  bei  seinen  Beoumlf -Studien 
(1888)  infolge  der  Unabhängigkeit  der  materialbeschaffung,  neuhcit  der 
kombination,  überwiegenden  kühnheit  seiner  endkonsequenzen.  So  hat 
er  trotz  der  mühselig-  und  urwüchsigkeit  seiner  Studien  ganz  unverdient 
wenig  lob,  noch  weniger  Zustimmung  erfahren,  beinahe  seitdem  er,  der 
genaue  kenner  der  älteren  germanischen  litteraturen,  vor  anderthalb 
Jahrzehnten  ins  lager  der  anglistik  abgeschwenkt  war.  Auch  seinen 
Shakespeare  -  Veröffentlichungen  in  Eiigl.  sind. ,  AngHa ,  Jahrb.  d. 
dtsch.  Sh.-ges. ,  Ar  eh.  f.  n.  spr.  hat  der  stern  des  bcifalls  nur 
flimmernd  geleuchtet.  Seit  jähren  sie  mit  innigem  nacligefühl  begleitend, 
habe  ich  mich  oft  gewundert ,  weshalb  die  fruchte  seines  emsigen 
spürcns  nur  wenigen  munden  ;  ich  meine,  wegen  der  äusserlich  häufig 
abrupten ,  der  ncstelhaken  entbehrenden  form  blieb  Sarrazin's  selb- 
ständigen auseinandersctzungen  das  placet  weniger  versagt  als  wegen 
einer  gewissen  raschheit  im  hypothesenauf-  und  -weiterbau.  Bedauer- 
licherweise ging  mit  dieser  Verwerfung  durch  die  Wissenschaft  zumei.-t 
auch  eine  wirkliche  Vernachlässigung  seiner  gesicherteren  einzelfunde 
hand  in  hand,  das  gar  leicht  in  völliges  vergessen  ausartet.  Hei 
zeitschriften-artikeln  liegt  das  so  nahe,  und  schon  darum  hat  Sarrazin 
gut  daran  gethan ,  seinem  mehrerseits  angefochtenen  stoffreichen 
buche  über  Thomas  Kyd  und  sein  kreis  (1892)  eine  Zusammen- 
fassung von  Studien  ,  die  sich  in  demselben  gleise  bewegen,  als  ab- 
geschlossenes werk  anzureihen.  Diesem  blüht  nun  freilich  auch  die 
billigung  der  fachgenossen  bloss  in  beschränktem   masse;   im  neuesten 

')  Vgl.  E.  Koippel   i,  d.  Engl,  stud   XXIV  118  gelegentlich  des   l.   lieftes 


G.   Sarrazin,   William   Shakespenre's  lehrjahre  ^43 

Jahrb.  d.  dtsch.  Sh.-gcs.  (1899)  allein  rütteln  drei  kritiker  (s.  unten) 
mehr  oder  weniger  an  seinen  behauptungen.  Und  doch  kommt  der  wohl- 
bedachten, wenn  auch  bisweilen  ein  bischen  hastigen  manier  der  hier 
vereinigten  Stilprüfungen  und  deduktionen  vollste  aufmerksamkeit  zu. 
Es  lässt  sich  aus  der  art,  wie  er  beobachtet,  sprachliche,  gedankliche, 
technische  kongruenzen  ausfindig  macht,  fäden  nach  vor-  und  rück- 
wärts schlingt ,  beziehungen  zur  seelischen  entwicklung  des  vaters 
der  betroffenen  poetischen  gebilde  aufdeckt  und  danach  diese  ent- 
wicklung selbst  aus  der  Vogelperspektive  skizziert,  viel  lernen.  Einzel- 
heiten an  parallelen  und  formalen  Substraten  in  fülle ,  mannigfache 
belege  für  den  veränderlichen  niederschlag  der  dichterischen  Stimmung, 
die  allerdings  keineswegs  durchweg  mit  der  des  menschen  sich  deckt, 
neue  anhaltspunkte  für  datierung ,  Urheberschaft,  anspielungen  und 
Originalitätsgrad  der  einschlägigen  gedichte.  Man  sieht,  des  Shake- 
speareforschers und  -freundes  wartet  da  gute  ernte,  wobei  der  zweite, 
sofern  er  dilettant  oder  laie  ist,  keinen  moment  Sarrazin's  wiederholt 
selbstbetonte  fraglichkeit  seiner  thesen  ausser  betracht  lassen  darf. 
Dieses  problembewusstsein  Sarrazin's,  das  ihn  bei  heiklem  entscheid 
in  der  regel  vorbauen  heisst ,  ziehen  seine  rezensenten  zu  wenig  in 
rechnung ,  obwohl  er  damit  wie  an  detailkenntnis  einen  engeren 
arbeitskollegen,  Herm.  Conrad  (früher  Isaac),  den  er  stets  gewissenhaft 
anführt,  weit  überragt. 

Die  herangezogenen  kindcr  der  Shakespeare'schen  muse  sind: 
Heinrich  VI.,  i.  teil;  Titas  Andronicus;  Heinrich  IT.,  2.  und 
3.  teil;  Die  komödie  der  irrutigen\  Venus  und  Adonis;  Die  jugend- 
sonette;  Richard  1  IL;  Verlorene  liebesmüh.  Sarrazin's  ziel  besteht 
nun  darin  ,  aus  einer  sorgsamen  stilgcschichtlichen  revision  bis  ins 
lexiko-  und  phraseologische  gebiet  der  dramatischen  und  lyrischen 
momente  vorgenannter  gedichte  einen  massstab  für  den  psycholo- 
gischen und  künstlerischen  kontakt  herzuleiten.  Ich  lehne  es  ab, 
mich  hier  von  einem  werke  zum  andern  wie  ein  ährenleser  an  seine 
fersen  zu  heften ,  trotzdem  es  sich  prinzipiell  und  für  einzclpunkte 
lohnte ;  die  reproduktion  seiner  theoreme  würde  zu  weitläufig  und 
nützte  ohne  die  versstützen  nichts,  etwaiger  Widerspruch  aber  bliebe 
kaum  minder  subjektiv  als  das  zumeist  verunglückte  ästhetische  wider- 
spiegeln der  Shakespeare'schen  vorwürfe.  Meine  anzeige  des  buches 
möge  umsomehr  Spezialisten  und  auch  Shakespeareverehrer  —  diesen 
ist  es  nach  art  und  form  der  darlegung  bequem  zugänglich  -  zur 
kenntnisnahme  aufmuntern.  Aber  wenn  ich  die  ziemlich  prägnant 
gehaltenen  sätze  noch  komprimieren   wollte,   so  diente  das  der  sache 


A.±'±  Besprecluingen 

schlecht.  Drum  wende  ich  mich  gegen  einen  durchgreifenden  zug 
seines  Verfahrens,  nämlich  einem  nach  alter  und  kunst  gleich  jugend- 
lichen dichter,  der  ausserdem  mitten  im  energischsten  betriebe  einer 
bestimmten  gattung  und  unter  scharf  nachweisbaren  einflüssen  älterer 
zunftbrüder  steht ,  die  Überlegung  eines  reifen  künstlers  im  ganzen 
und  einzelnen  unterzuschieben.  Gerade  Sarrazin  gräbt  ja  eine  Un- 
zahl von  anklängen ,  anlehnungen ,  entlehnungen  in  Shakespeare's 
erster  periode  aus,  gerade  er  doch  legt  starkes  gewicht  auf  die  Unter- 
scheidung des  tastenden  debütanten  vom  erfahrenen  und  erprobten 
meister,  als  der  jener  der  staunenden  nachweit  vor  äugen  steht !  Wenn 
er  also  mit  allerlei  sog.  accessorischen  mittein  der  rhetorik  als  un- 
trüglichen kennzeichen  für  die  einreihung  in  die  serie  der  werke 
Shakespeare's  operiert,  wenn  er  dann  aus  solcher  kleinmünze  kapital 
schlägt,  um  einen  ganzen  dichtercharakter  zu  umgrenzen,  wenn  er 
ferner  nach  ähnlichkeiten  von  personcn ,  stufen  und  episoden  der 
handlung  die  dichterischen  produkte  zeitlich  ordnet,  so  bleibt  solch 
ein  vorgehen  problematisch  für  eine  dichtära ,  die  weder  peinlich 
noch  wählerisch  den  ererbten  vorrat  an  formein ,  floskeln  ,  figuren 
benutzte  und  fortentwickelte').  Bei  dieser  letzteren  thätigkeit,  dem 
modeln,  umkneten  der  übernommenen  materialien  muss  man  meines 
erachtens  ansetzen,  um  den  fortschritt  und  die  schrittweise  wachsende 
Originalität  eines  litteraten  zu  fixieren  ,  der  bei  älteren  und  gleich- 
zeitigen in  die  schule  gegangen  ist.  Ich  bescheide  mich  mit  diesem 
allgemeinen  bedenken,  ohne  es  mit  beispielen  auszustatten  wie  andere. 
Das  überlasse  man  der  Selbstkritik  Sarrazin's,  der  auf  grund  seiner 
grossartigen  belesenheit  in  der  Elisabethanischen  poesie  am  besten  be- 
schliessen  kann  ,  was  er  beim  schärferen  nachsieben  als  typisch  für 
ein  litterarisches  decennium  vom  individuell  Shakcspeare'schen  ab- 
scheiden mag.  Das  bezieht  sich  auf  rein  idiomatisches,  wofür  den  epi- 
gonen  nach  drei  Jahrhunderten  die  grösste  vorsieht  nötig  ist ,  auf 
redefiguren ,  bilder  u.  dergl.  ,  während  wir  die  stoffliche,  psychische 
und  dramaturgische  Verwandtschaft  in  jedem  besondern  falle  wohl 
viel  ängstlicher  auf  die  goldwage  le^en   müssen   als  gewöhnlich  und 


')  Einer  der  feinsinnigsten  kenner  fler  Shnkespeare'schen  spiacli-  und  slil- 
weise,  Willi.  Wagner,  bemerkt  in  der  vorrede  zu  seiner  „Macbeth"-ausgabe  (l872) 
s.  VI:  „Je  mehr  man  sich  mit  der  Elisahethischen  litteratur  bescliäftigt ,  desto 
mehr  wird  man  zu  der  Überzeugung  kommen,  dass  Sliakespeaie  mit  seinen  Zeit- 
genossen im  grossen  und  ganzen  ihre  s])recliweise  teilt,  und  belege  für  die  haupt- 
sächlichsten abweichungen  seines  spraciigebrauchs  von  dem  iieutigen  lassen  sicli 
aus  den   werken  seinei"  zeitsrenossen   in   fülle  geben". 


G.   Sarrazin,  AVilliam  Shakespeare's  lehrjahre  dd.^ 

auch  bei  Sarrazin  geschieht,  so  lange  wir  über  den  ganzen  inneren 
und  äusseren  stoffvorrat  jener  dichtkistigen  zeit  noch  so  vielfach  im 
dunklen  tappen  und  bis  schwierigen  Untersuchungen  wie  den  in  Rud. 
Fischer's  aufschlussreichem  buche  Zzir  kunstentwicklung  der  englischen 
tragödie  von  ihren  ersten  anfangen  bis  zu  Shakespeare  i)  nachfolger 
erstehen.  Nie  war  der'  begriff  plagiat  so  dehnbar  und  kaum  bestahl 
der  Schriftsteller,  insbesondere  der  theatralische,  bei  dem  der  gedanke 
an  kontrolle  durch  den  druck  ganz  zurückstand,  so  ungescheut  längst 
und  kürzlich  verstorbene,   mitlebende  und  sich  selbst  wie  damals. 

Zwei  vielumstrittenen  einzelfragen  ,  die  nicht  die  dramen  be- 
treffen ,  wollen  wir  noch  unsere  aufmcrksamkeit  schenken  :  Sarrazin 
nimmt  sie,  jeder  ein  kapitel  widmend,  zwar  nicht  in  neuer  richtung, 
aber  mit  frisch  verwendeten  unterlagen  und  auffälliger  energie  aufs  körn. 
Die  Personalien  im  hintergrunde  der  sonette  sind  seit  mehreren  Jahr- 
zehnten gar  verschieden  ausgedeutet  worden,  zum  teile  mit  haltlosen 
Vermutungen.  Hier  hineingeheimnisste  intime  beziehungen  zu  Essex, 
neuerdings  von  H.  Conrad  (Isaac),  dem  unermüdlichen  sonctte- 
kommentator,  fanatisch  verfochten  und  mit  dem  pseudo-authentischen 
Signalement  Hamlet's  verquickt,  sagen  ihm  nicht  zu,  die  identifikation 
des  adressaten  der  freundschaftssonettc  mit  Wfilliam)  H(erbert)  Earl 
of  Pembroke,  zumal  wie  diese,  am  aufdringlichsten  neuerdings  durch 
Brandes,  mit  der  angeblich  sichern  rekognoscierung  der 'dark  lady'  in  der 
hofdame  Mary  Fytton  verkettet  wird,  verwirft  er  und  tritt  sehr  ent- 
schieden wieder  für  Henry  Wriothesley  Earl  Southampton  als  unge- 
nannten gönner,  dem  etwa  gleichzeitig  Venus  and  Adonis  ^  ein 
jähr  danach,  1594,  Lncretia  gewidmet  wurden.  Mit  dieser  zeit- 
lichen festlegung  bezüglich  persönlicher  beziehungen  sowie  des  stils 
und  der  neuen  kühnen  auffassung  der  dark  lady  als  einer  Italienerin 
hängt  Sarrazin's  nachdrückliche  ve-rteidigung  der  alten ,  von  den 
brüdern  —  K.  u.  Th.")  —  Elze  befürworteten  annähme  einer  italienischen 
reise  direkt  zusammen.  Ich  kam  vor  elf  jähren  beim  Milieu  von  Romeo 
and  Juliet  darauf,  bin  freilich  seitdem  öfters  schwankend  geworden', 
aber  bis  dato  nicht  völlig  klar,  auch  nicht  durch  die  jüngsten  notizen 
Koeppel's  und  VV.  Keller's  nebst  den  darauf  gestützten  in  A.  Brandl's 
Sarrazin-referat  im  XXXV.  Shakespeare-Jahrbuch'),  s.  122  ff.  260 — 64. 

1)  Vgl.  mein  referat  Engl.   stud.  XXIIl    111  — 116. 

^)  S.  nun  dessen  zusammenfassende  Italienische  skizzen  zu  Sh.  (München 
1899),  worüber  ausführliches  einschlägiges  referat  Fränkel's  in  Vollmöller's  Krit. 
Jahresber.  über  die  fortschritte  d.  roman.  philol.   VI. 

*)  Die  in  dessen  früheren  Jahrgängen  gebotenen  gründe  für  Shakespeare's 
niifenthalt  in   Itniien,   von   Sarrazin  s.  II8  anm   aufgelühit,  sind  jetzt  dui'ch   meine 


A^ß  Besprechungen 

305.  Olinc  Sarrazin's,  übrigens  überreichlich  belegter  these  der 
italienischen  reise  so  unbedingt  beizutreten,  bekenne  ich  doch,  dass 
mich  davon  hauptsächlich  noch  der  völlige  mangcl  des  nachweises 
für  anlass,  gelegenheit  und  möglichkeit  Shakespeare's  zu  einem  solchen 
mehrmonatigen  ausfluge  (Sarrazin  denkt  an  sommer  bez.  herbst  1592) 
abhält.  Kleine  Verstösse  wider  die  oberitalische  topographie,  von 
manchen  übrigens  geleugnet  oder  anders  ausgelegt,  liefern  keines- 
falls ein  durchschlagendes  gegenargument.  Auf  vier  Seiten  stellt 
Sarrazin  am  ende  die  resultate  für  »biographisches«  zusammen,  ohne 
von  den  fraglichen  konjekturen  irgend  übertriebenen  gebrauch  zu 
machen.  Sie  gewähren,  auch  sobald  man  noch  manches  fragezeichen 
an  den  rand  setzt,  ein  hübsches  konterfei  der  litterarisch-scelischen 
Physiognomie  Shakespeare's  bis  zur  Romeo-tragödie,  1593,  sind  auch, 
gegenüber  den  kollationierenden  und  untersuchenden  abschnitten  mit 
ihrem  notwendigen  ballast ,  recht  fliessend  geschrieben,  gleich  dem 
feinsinnigen  »vorwort«,  das  mehr  eine  äusserst  durchsichtige  einleitung 
in  die  subtile  forschungsmethode  Sarrazin's  ist.  Diese  aber  führt  ein 
einblick  in  die  sauberen  parallelenlisten  des  buches  und  die  ange- 
hängten exkurse  über  neueste  data  deutlich  vor  äugen ,  woran  kein 
fachmann  mit  was  für  geartetem  interessc  für  Shakespeare's  entwick- 
lung  und  was  für  Standpunkt  gegenüber  deren  Unklarheiten  vorüber- 
gehen  sollte.    S.  spiegelt  alles  erreichte  und  hilft  wacker  mit  zum  ziel. 

4,  Shakspere  als  mensch  und  als  christ.  Eline  Studie  von  Julius  Schiller, 
kgl.  prot.  Stadtpfarrer  zu  Nürnberg.  Leipzig.  A.  Dcichert'schc 
Verlagsbuchhandlung  nachf.  (G.  Böhme).  1897.  8''.  208  ss. 
Pr.   2   M.   60. 

Das  problem ,  dem  plärrer  Schiller's  höchst  liebevolle  und 
unstreitig  gründliche  arbeit  gilt,  taucht  mit  einer  gewissen  regel- 
mässigkeit immer  wieder  auf,  wenn  Shakespeare's  geistige  grosse  aus 
dem  boden  seiner  herzens-  und  gemütseigenschaftcn  mehrfach  von 
stark  »modernen«  kritikern  abgeleitet  und  sein  genius  für  konfessions- 
oder  wenigstens  dogmenlose  Weltanschauung  mit  beschlag  belegt 
wird.  Dann  tritt  ein  frommer  ritter,  manchmal  auch  mehrere,  auf 
den  plan  und  sucht  den  genius  dem  rächen  des  athcismus  zu  ent- 
reissen.  Von  Schwartzkopff,  Petri,  Rietmann,  Dissclhofif,  Ebrard  u.  a. 
giebt  es  eigene  Schriften,   z.  b.  von   Vehsc   und   VV.  Kchiig  besondere 


bemeikungcn  bd.  XXXIV  347  f.,  wo  ich  Sanazin's  cliesinalige  niitteilungen  sclion 
verweiten  Uunntc,  zu  ergänzen;  w.-ilirend  dirse  notizen  eist  nnch  .Saiiazin's  bucli 
gediuckt  wurden,   liätti-  er  meine  friihereii    heziige  (elid.  z.itiert)  lieranziehen   können. 


J.  Schiller,  Shakspere  als  mensch  und  als  christ  447 

abschnitte  in  büchern  über  Shakespeare,  die  diese  zweifei  zu  lösen 
suchen  und  zwar  meistens  in  positiv-gläubigem  sinne.  Dazu  kommen 
die  tendenzschriften,  wo  der  beliebteste  theaterdichter  des,  hinsicht- 
lich des  kampfs  gegen  die  papstkirche ,  protestantischsten  Zeitalters 
der  englischen  geschichte  zum  verkappten  katholiken  gestempelt  wird. 
Hier  sei  dieser  nur  deshalb  gedacht,  weil  den  älteren  agitationsbüchern 
von  Rio'),  Reichensperger  (1872),  Hager  (1877),  Raich  (1884), 
Spanier  (1890),  neuerdings  eine  kleine  dahinzielende  flugschrift  für 
massenvertrieb  ■•)  gefolgt  ist.  Von  diesem  schwalle  besass  Schiller 
kaum  kcnntnis,  als  er  seiner  vor  jähren  als  heft  7  von  band  X  der 
»Zeitfragen  des  christlichen  Volkslebens«  erschienenen  broschüre  über 
Shakespeare-^)  dieses  buch  nachsandte.  Er  beruft  sich  wohl  oft  genug 
auf  Bodenstedt,  v.  Friesen,  Gervinus,  Tschischwitz,  Tieck,  Vischer, 
Kreyssig,  Werder  und  andere"*;  ästhetiker  und  litterarhistoriker  unter 
den  Shakespeare-erklärern,  auch  auf  Petri's  obgenanntes  buch,  sogar 
auf  A.  Gerth'sHamlet-vorlesungen(i86i).  Aber  er  steht  doch  der  ganzen 
Sachlage  eben  als  laie  gegenüber,  und  seine  äusserungen  über  des  dichters 
ethik,  die  ihm  unbewusst  das  Zentrum  der  betrachtung  bildet,  erregen 
bisweilen  arges  kopfschütteln  bei  jedem  kenner  des  jetzigen  Standes 
unserer  methoden,  unseres  reellen  wissens,  sowie  der  allseitigen  mono- 
graphischen durchforschung.  Ich  kann  mir  nicht  helfen  :  auch  ausser 
grundlosen  abweichungen  vom  Standpunkte  der  Shakespeare'schen 
dichtkunst,  wie  ihn  objektive  kritik  von  uns  fordert,  finde  ich  vieles 
trivial ,    das  allermeiste  aber  unter  den   schiefen  gesichtswinkel  einer 


'■)  Diesem  (aus  dem  Franz.  üheis.  von  K.  Zell,  Fieibg.  i.  B.  1864)  gilt 
Mich.  Bernays'  ausgezeichnete  Zurückweisung  im  Shakespeare-jahrbuche  I.,  die 
nun,  nebst  drei  andern  abhandlungen  Zu  Shakespeare  den  III.  bahd  von  Bernays' 
Schriften  zur  kritik  und  litteraturgeschichte  (1898)  beginnt.  Noch  heute  (Literar. 
zentral!)!.  1899  nr.  19  sp.  667)  nennt  M(ax)  K(och)  diese  Widerlegung  eine  zierde 
jenes  eröfTnungsbandes. 

2)  Shakespeare' s  Confession.  Von  M.  Schüler  (1898)  Nr.  134  der  „Katho- 
lischen flugschriften  zur  wehr  und  lehr"  (Berlin,  verlag  der  Germania),  ein  zehn- 
pfennig-heftchen  in  12",  dessen  42  seilen  auch  nicht  den  schatten  eines  beweises 
für  ihr,  zudem  eigentlich  verschleiertes  thema  erl)ringen  und  sich  um  dieses  aus 
mangel  an  thatsachen  mit  redensarten  und  anekdotischen  anklagen  herumdrücken. 
Ist  dieser  entschiedene  kämpe  der  Verfasser  vieler  schloff  katholisch-dogmatischen 
broschüren  und  volksschriften  oljerpflegamtsrat  Grg.  Mich.   Seh.  in   VVttrzburg? 

^)  Über  Shakespeare' s  entwickehmgsgang.  Mit  berücksiclitigung  alter  und 
neuer  in-  und  ausländischer  Shakespearelitteratur  (1885;  38  s.) ;  darauf  wird  in 
Schiller's  jetzigem  buche  s.  53,  ohne  titelnennung,  hingewiesen. 

*^)  Von  Engländern  nur  Dowden,  und  zwar  deutsch,  also  wohl  nach  W. 
Wagner's  Übersetzung  (1879). 


I  i8  Besprechungen 

prononcicrt  religiösen  Überzeugung  gestellt.  Man  sollte,  unbeschadet 
der  persönlichen  ansieht  in  kirchlichen  dingen,  allgemein  einräumen,  dass 
ein  in  diesem  sinne  angelegter  massstab  noch  niemals  das  Verständnis 
eines  grossmeisters  der  poesie,  wie  Shakespeare  und  Goethe,  erheb- 
lich gefördert  hat.  Wir  verwehren  einem  positiv  gläubigen  manne, 
der,  von  Shakespeare's  bedeutung  gepackt,  dessen  Verhältnis  zu  den 
ihn  selbst  erfüllenden  kernfragen  des  daseins  kennen  lernen  will,  gewiss 
nicht,  nach  Zeugnissen  zu  schürfen  und  glückstrahlend  das  entdeckte  als 
weitern  beweis  der  geistesgewalt  des  verehrten  dichters  anzusehen. 
Aber  wir  müssen  gegen  die  einseitigkeit  protestieren,  den  lebensgang 
des  weltlichen,  frömmler-^),  ja  pfaffenfeindlichen,  in  alltagsangelegen- 
heiten  sogar  sehr  nüchternen  Shakespeare  ganz  und  gar  in  das  licht 
der  religion  ,  des  kirchenglaubens  zu  rücken,  und  danach  ihn  sogar 
im  sinne  dieser  selben  »als  christ«  erweisen  zu  wollen.  Schiller 
schlägt  sich  mit  seinem  eigenen  klipp  und  klar  formulierten  aus- 
spruche  s.  56  :  »Es  ist  ja  wahr,  Shakspere  vermied  absichtlich  jede 
gelegenheit,  in  seinen  werken  auf  religion  die  spräche  zu  bringen 
und  religiöse  dinge  zu  erörtern  und  es  wäre  fruchtlose  mühe,  nach 
bestimmten  religiösen  anspielungen  zu  suchen ,  welche  uns  seine 
grundanschauungen  kundgeben  könnten«.  Ist  die  censur  zu  hart, 
wenn  man  die  trotzdem  daran  angeknüpften  betrachtungen  überflüssig 
und  gegenstandslos  nennt  und  ihre  verwunderliche  schlussthese  (s.  108): 
»Seine  werke  haben  das  Christentum  in  seiner  totalität  zur  grund- 
lage«  unbegreiflich?  Aber  ferner  darf  niemand,  dcr_k,tinterbunt  (s.  84  f.) 
die  »satanologie«  Shakespeare's,  Dante's,  Tasso's,  Calderon's,  Byron's, 
Klopstock's,  Goethc's  nebeneinander  überfliegt,  leuten  von  ernsten 
litterarischen  fbrderungen  in  der  zweiten  hallte  des  buchs  das  Hamlet- 
rätsel und  die  Macbeth-psychologie  aufhellen  wollen ,  indem  er  sie 
»im  lichte  der  christlichen  Weltanschauung«  durchnimmt.  Es  sind 
übrigens  wesentlich  inhaltsauszüge  beider  dramen ,  mit  mehr  oder 
weniger  richtigen,  meistens  alltäglichen  oder  entlehnten  glossen  ver- 
brämt, so  wie  der  erste  abschnitt,  »Shakespeare  als  mensch«,  fast 
nur  eine   periphrase  giebt.     Auf  thönernen   füssen   ruht  Schiller's  ge- 


')  Wai'uin  hatten  sich  denn  diese  lierren  sonst  noch  ein  hallies  jaliihinuleit 
nach  ihrer  sarkastischen  geisselung  durcli  Sliakespeare's  Malvolio-iigur  in  U'kat 
you  will  gerächt?  Mein  wunderlicher  freund,  ein  origineller  anonymus,  bemerkt 
soeben  i.  d.  „Grenzboten"  vom  26.  April  1900,  s.  213  in  parallele  zu  heutigen 
rückläufigen  tendenzen  :  „Die  englischen  Puritaner  haben,  als  sie  die  macht  hatten 
vmd  flie  theater  schlössen,  ja  auch  keinen  unterschied  zwischen  Shakespeare  und 
John  Ford,  von  andern  zu  schweigen,  gemacht". 


eil.   Eidam,   Bemerkungen   zu   Shakesiieare's  dramen  etc.  4.4Q 

samte  argumentation,  presst  er  ja  doch  alle  aufgestochenen  momente 
gewaltsam  in  seinen  rahmen.  Dem  Shakespearekenner  sei  getrost 
der  entscheid  über  die  beiden  wohl-  und  ernstgemeinten  schluss- 
passus  der  Hamlet-  (s.  i6i)  und  der  Macbeth-betrachtung  (s.  208) 
überlassen,  die  ganz  unvermittelt  unter  dem  offenen  eingeständnisse, 
dass  jegliche  bezügliche  erwcähnung  bei  Shakespeare  fehle,  die  christ- 
liche weit-  und  lebensanschauung ,  auf  deren  boden  er  sich  stelle, 
als  den  goldenen  faden  bezeichnet,  der  sich  durch  alle  seine  dramen 
ziehe.  Leider  kann  man  an  Shakespeare's  herrlicher  im  richtig  ver- 
standenen sinne  objektiver  kunst  gar  so  leicht  herumschnitzen  und 
herumdeuteln,  und  es  ist  ein  Jammer,  dass  so  urteilslose  Offenbarungen 
wie  pfarrer  Schiller's  vier  krause  laienpredigten  nicht  nur  manchen 
unselbständigen  köpf  in  ihren  bann  zu  ziehen,  sondern  auch  will- 
kommene neulinge  von  Shakespeare  selbst  abzustossen  im  stände  sind. 
Aschaffenburg.  Ludwig  Fränkel. 


Ch.  Eidam,  Bemcrhmgen  zu  einigen  stellen  Shakespeai-e' scher  dramen 
sowie  zur  Schlegel' sc/ien  Übersetzung.  Beilage  zum  Jahresberichte 
des  k.  neuen  gymnasiums  in  Nürnberg.  Ostern  1898.  Nürnberg 
1898.     46  SS.     80.  1) 

Der  Verfasser  hat  stellen  aus  fünf  Shakespearc'schen  dramen, 
dem  Kaufmann  voti  Venedig .,  Richard  11.^  Julius  Caesar^  König  Lear 
und  Macbeth  besprochen,  die  ihm  auch  für  die  schullektüre  die  ge- 
eignetsten erscheinen.  Die  drei  ersten  sind  in  der  Schlegel-Tieck'- 
schen  Übersetzung  von  Schlegel  selbst,  König  Lear  ist  von  Wolf  v. 
Baudissin  ,  Macbeth  von  Dorothea  Tieck  übertragen.  Der  Verfasser 
wendet  sich  nun  gegen  die  ansieht  von  Bernays  (vgl.  vor-  und 
nachwort  zu  seiner  ausgäbe  des  Schlegel-Tieck'schen  Shakespeare. 
2.  abdruck ,  Berlin,  G.  Reimer  1S91,  sowie  »Entstehungsgeschichte 
des  Schlcgerschen  Shakespeare«,  Leipzig,  S.  Hirzel ,  1872),  dass 
man  Schlegel  nur  durch  Schlegel  selbst  verbessern  dürfe,  dass  man 
offenkundige  irrtümer  oder  härten  stehen  lassen  müsse,  falls  sie  auch 
in  den  handschriften  sich  schon  fanden.  Z.  b.  Im  Merchant  of 
Venice  III  2,  234'-)  steht:    »Signor  Antonio  commends  him   to  you«. 


')  Vgl.    auch    die   besprecliung  desselben  buches  von  Max  Koch,  Engl, 
stud.   27.    141. 

^j  Citicrt  wird  nach  der  Globe-edition. 

J.   Hoops,   Knglische  .Studien.  i8.  3.  29 


ACQ  Besprechungen 

Schlegel  übersetzt:  »Signor  Antonio  empfiehlt  ////;  (sc.  Lorenzo)  euch«. 
//im  steht  aber  hier  für  himself  ^  so  dass  übersetzt  werden  muss: 
Signor  Antonio  empfiehlt  sich  euch,  wie  auch  AI.  Schmidt  (Ausgabe 
der  Schlegel-Tieck'schen  Übersetzung  durch  die  deutsche  Shakespeare- 
gesellschafl,  besorgt  unter  der  leitung  Ulrici's),  Bodenstedt  (\V.  Sh.'s 
dramatische  werke,  Leipzig,  Brockhaus,  4.  auf!.,  1880)  und  M.  Koch 
(Cotta'sche  ausgäbe)  richtig  übersetzen.')  Im  Julius  Caesar  (III  2, 
221  ff.)  lässt  Schlegel  den  Antonius  in  seiner  leichenrede  sagen: 

Ich   hin   kein   rechier,   wie  es  Bivitus  ist. 


Ich  habe   weder  schriftUcIies  noi"li  worte,   etc. 

Das  versehen  beruht  auf  der  i.  folio,  wo  fälschlich  writ  für  wit  steht, 
während  es  in   der   2.   folio  heisst: 

For  1  have  neitlier  wit,  nor  woids,  nor  worth   etc. 

Es  ist  selbstverständlich,  dass  man  an  diesen  stellen  dem  sinn  gemäss 
ändern  muss.  Zweimal  ist  selbst  Bernays  von  seiner  praxis  abge- 
wichen. In  Heinrich  IV.  ist  Schlegel's  »stottern«  (speaking  thick) 
durch  »hastiges  sprechen«  ersetzt,  und  in  Romeo  (III  5,  142)  hat 
er  die  stelle : 

„Soft,   take  nie  with   you.  lake  ine  vvith  you,  wife" 
Übersetzt  durch  : 

„Sacht,   icli   vei'steh'   nicht,   ich  verstell'   nicht   IVau". 
während  Schlegel  die  übertragene   bedeutung  des  ausdrucks  \erkannte 
und  schrieb: 

„Komm,  nimm   mich   mit   dir,   nimm   mich   nift   dir.   Iran". 

Auch  an  einzelnen  ausdrücken  nimmt  Eidam  anstoss,  so  an  Richard  II. 
(V  I,  I  f.):  kiesclbusen  =  flint  bosom  (ersetzt  durch  steinbrust), 
ferner  an  den  vielen  Schlegel'schen  abkürzungen,  wie  summ',  memm', 
ich  atm\  euV  gatt',  das  bös'  u.  a.  In  Richard  II.  (I  i,  174  ff.) 
will  er  gildcd  loam  statt  durch  »bemalten  leim«  durch  »bemalten 
thon«  wiedergeben.  Geflügelte  worte,  wie  Hamlet  I  4,  43:  »Du 
kommst  in  so  fragwürdiger  gestalt«  (questionable  =^  zum  gespräch 
einladend  ist  von  Schlegel  falsch  wiedergegeben)  will  auch  Eidatn 
unveräundert  lassen. 

Ich  will  im  folgenden  kurz  die  ändcrungen  mitteilen,  die  Eidam 
vornehmen  will.  Seine  gründe  und  seine  auseinandersetzung  mit 
andern  kommentatorcn  finden  die  fachgenossen  an  den  angeführten 
orten. 


^)  Vgl   auch   Ricliard  II.   (11    1,    147):   OM   Gniint   commends   him  to  your 
Mnjesty;  hier  übersetzt  aucli  Sclilege! :  empfiehlt  sicli. 


Ch.  Eidam,  Bemerkungen  zu  Shakespeare's  dramen  etc.  ^^I 

S.    15:   The  Merchant  of  Venice  II  9,   61: 
To  offend,  and  judge,  are  distinct  offices 
And  of  opposed  natures. 

Schlegel-Bernays : 

Fehlen  und  richten  sind  getrennte  ämter 
Und  die  sich  widerspreclien. 

Eidam : 

Verletzen  will  der  richter  nicht ;  denn  das 
Ist  seines  anites  nicht. 

S.   16:  The  Merchant  of  Venice  III  3,   26: 

The  duke  cannot  den\-  the  course  of  law: 

For  the  conuDodity   that  strangers  have 

With  US  in  Venice,  if  it  be  denied, 

Will  much  impeach  the  justice  of  the  state  etc. 

Schlegel-Bernays  u.  a. : 

Der  doge  kann  des  rechtes  lauf  nicht  hemmen. 
Denn  die  bequenilichkeit,  die  fremde  finden 
Hier  in  Venedig,  wenn  man  sie  versagt, 
Setzt  die  gerechtigkeit  des  Staats  herab  u.  s.  w. 

Eidam  übersetzt: 

Der  doge  kann  des  rechtes  lauf  nicht  weigern. 

Mit  rücksicht  auf  den  freiverkehr,  den  fremde 

Bei  uns  geniessen.     Die  verweig'iung  würde 

Bescluild'gen  schwer  .   .   . 
Er  bezieht  also   das    'it'    auf   'course   of  law',    nicht  auf  'commodity'. 
The  Merchant   of  Venice  IV   i,   326    fasst  Eidam    mit  Hunter 
substance  im  sinne  von  amount  als    gegensatz    zu    division ,    bezieht 
aber  of  one  poor  scruple  auch  auf  substance.     Er  übersetzt  also : 
.   .  .  sei's  nur  so  viel. 

Es   leichter  oder  scliwerer  um  das  ganze. 

Ja  um  den  bruchteil,   um  ein   zwanzigstel 

Von   einem  armen  slaupel   nur  zu  maclien. 

Ja.   neigt   die  schale  um   ein   haar  sich   nur  u.  s.   w. 

S.  19  flg.  werden  die  stellen  Richard  IL,  I  3,  302  :  feil  sorrow's 
tooth,  IV  I,  175:  if  heaven  do  think  him  me,  V  3,  44:  shall  I  for 
love  speak  treason  und  V  6,   26  :  more  than  thou  hast  besprochen. 

Aus  Julius  Caesar  werden  folgende  stellen  besprochen :  I  i  : 
Zum  auftritt  mit  den  handwerkern  ,  I  2,  122:  his  coward  lips  did 
from  their  colour  fly.  II  i,  114:  if  not  the  face  of  men.  Zum 
schluss  von  II  i.  III  i,  206:  crimson'd  in  thy  lethe.  Zu  den  leichen- 
reden   des  Brutus  und  des  Antonius  III   2. 

Es  folgen  s.  29  flg.  die  stellen  aus  King  Lear  I  i,  37:  our 
■darker  purpose,    I   i,   60:   or  father  found,    I  4,   245:   whoop,  Jug ! 

29' 


1  :-  2  Besprechungen 

I  love  thee,  II  4,  74:  lest  it  break  thy  neck  with  following,  II  4,. 
104:  my  breath  and  blood!  IV  3,  33  f.:  Glamour  moisten'd:  then 
away  she  started ,  V  3,  270:  I  might  have  saved  her.  Aus  dem 
Macbeth  (s.  38 — 46)  macht  Eidam  verbesserungsvorschläge  zu  den 
von  Clark  und  Wright  für  unecht  gehaltenen  stellen,  zu  I  7,  28: 
and  falls  on  the  other,  III  4,  105:  if  trembling  I  inhabit  then  und 
handelt  über  die  echtheit  von  I  2.  Die  lehrreiche  Studie  bietet 
eine  fülle  von  anregungen,  sie  treibt  zum  nachdenken  über  schwierige 
stellen,  ohne  einem  die  ansieht  des  Verfassers  aufzudrängen. 
Doberan   i.  M.  ü.  Glöde. 


VERWANDTE  SPRACH-  UND  LITTERATURGEBIETE. 

F.  Holthausen,  Altsächsisches  elementar  buch.  Heidelberg,  1899.  8"» 
(Sammlung  von  elementarbüchern  der  altgermanischen  dialekte 
bd.   5.)     Preis   5  mk. 

Der  aufforderung  des  herausgebers  dieser  Zeitschrift,  über  das 
as.  elementarbuch  Holthausen's  in  kürze  zu  referiren,  komme  ich 
mit  um  so  grösserer  bereitwilligkeit  nach,  als  ich  das  buch  allen ^ 
die  sich  in  die  spräche  des  Heliand  einarbeiten  wollen,  bestens 
empfehlen  kann.  In  der  inneren  einrichtung  sich  ganz  an  die 
schon  früher  herausgekommenen  bände  der  Strejtberg'schen  Samm- 
lung anschliessend,  ist  Holthausen's  buch  die  erste  wirklich  voll- 
ständige as.  grammatik,  indem  sie  ausser  der  laut-  und  formenlehre 
auch  einen  abriss  der  syntax  bietet.  Die  brauchbarkeit  des  hand- 
lichen bandes  wird  erhöht  durch  eine  treffliche  einleitung,  in  der 
der  Verfasser  uns  über  die  bisher  veröffentlichte  litteratur  auf  dem 
gebiete  des  Altsächsischen,  über  die  Stellung  und  einteilung  und  über 
die  quellen  dieses  zweiges  der  germanischen  spräche  in  durchaus 
zuverlässiger  weise  orientiert.  Ausser  der  grammatik  enthält  das  in 
erster  linie  auf  Studenten  berechnete  buch  noch  eine  auswahl  von 
as.  lesestücken  mit  einer  knappen,  aber  doch  zunächst  genügenden 
metrischen  einleitung  und  erklärenden  bemerkungen,  sowie  ein  sehr 
sorgfältig  gearbeitetes  glossar,  das  nicht  nur  den  Wortschatz  der  auf- 
genommenen Sprachdenkmäler,  sondern  auch  —  mit  wenigen  aus- 
nahmen  —    alle  in   der  grammatik  vorkommenden  Wörter  umfasst. 

Die  anordnung  der  grammatik  folgt  dem  gewöhnlichen  schema; 
besonders  dankenswert  sind   die  capitel  über  die  schrift  und  die  be- 


F.  Holthausen,  Altsäctisisches  eleiiientaibuch  453 

tonung;  in  das  capitel  über  die  pronomina  ist,  um  die  syntax  zu 
entlasten,  ein  stück  functionslehre  verarbeitet.  Überall  fusst  der 
Verfasser  bei  der  ausarbeitung  auf  reichem,  durch  eigene  Samm- 
lungen erworbenem  solidem  materiale,  auf  dem  sich  das  gerüst  der 
grammatik  in  sicherem  bau  erhebt.  Ohne  die  Übersichtlichkeit  zu 
schädigen,  sind  in  dieses  gerüst  eine  grosse  menge  von  einzel- 
erscheinungen  des  sprachlichen  lebens  eingegliedert,  die  vielfach  in 
statistischer  genauigkeit  vorgeführt  werden.  Aber  der  Verfasser  scheidet 
stets  das  regelmässige  von  den  ausnahmen  und  weiss  für  diese  fast 
immer  eine  annehmbare  erklärung,  sei  es  durch  analogic  oder  durch 
lautliche  beeinflussung  zu  geben.')  Durch  zahlreiche  Verweisungen 
in  der  formenlehre  auf  die  lautlehre,  im  glossar  auf  die  grammatik 
werden  die  sprachlichen  erscheinungen  beständig  mit  einander  in 
beziehung  gesetzt  und  so  das  Verständnis  auffallender  oder  schwieriger 
formen  erleichtert.  Dazu  kommt  eine  musterhafte  ausstattung;  die 
durchlaufende  numerirung  derr  ^S?  Seitenüberschriften,  verschiedener 
druck  machen  das  zurechtfinden  in  der  fülle  der  einzelheiten  ausser- 
ordentlich leicht.  Die  wenigen  druckfehler  sind  in  auch  sonst  be- 
langreichen nachtragen  verbessert.  Kurz,  wir  haben  H.  für  dies 
bequeme,  zuverlässige  handbuch  zur  cinführung  ins  as.  bestens  zu 
danken  und  versprechen  uns  für  das  Studium  des  Hciiaiui  und  der 
übrigen  altniederd.  denkmäler  von  einem  solchen  hülfsmittel  den 
günstigsten  erfolg. 

Mit  rücksicht  auf  den  leserkreis  dieser  Zeitschrift  ist  davon  ab- 
gesehen, einzelheiten,  in  denen  der  berichterstatter  etwa  anderer 
meinung  als  der  Verfasser  ist,  hervorzuheben  oder  Zusätze  zu  den 
angaben  H.'s  zu  machen.  Im  Jahrbuch  für  nd.  sprach/,  habe  ich 
in  einer  ausführlichen  rezension  alles  zusammengestellt,  was  bei  einer 
zweiten  aufläge  etwa  verbessert  werden  könnte.  Hier  soll  durch  eine 
derartige^  kritik  am  einzelnen  der  vorteilhafte  gesamteindruck  von 
H.'s  trefflicher  arbeit  nicht  beeinträchtigt  werden. 

')  Die  anglicisten  wird  beson  lers  die  häufige  iierücksichtigung  der  im 
Cotton.  zu  tage  tretenden  neigung  zu  ags.  Schreibung  (z.  b.  §  30 ;  33;  3'Z9, 
anm.  1;  332,  2;  336,  1.  2.  4;  383  u.  ö.)  interessieren,  überhaupt  die  §§  28—31, 
in  denen  die  fremden  demente  in  den  as.  denkmälern  behandelt  sind.  Ein  fremd- 
sprachlicher index  (s.  239  ff.),  der  alle  in  der  grammatik  erwähnten  ausseralt- 
sächsischen  Vokabeln  aufzählt ,  nennt  etwa  70  ae.  Wörter ,  ein  beweis ,  wie  oft 
H.   grund  hatte,    das  ae.   als  erklärung  für  as.  Spracherscheinungen   heranzuziehen. 

Dorpat,   Dezember    1899.  Schlüter. 


aca  Besprechungen 

T/ie  Story  of  Tristan  and  Iseult  rendercd  into  English  frcmi  the  Germait 
of  Gottfried  von  Strassburg  by  Jessie  L.  Weston. 
VVith  designs  by  Caroline  Watts.  London,  Nutt,  1899.  2  vols.  XVI, 
128  u.    159;  4  sh.   net. 

Diese  beiden  ganz  allerliebst  ausgestatteten  bändchen  wenden 
sich  besonders  an  das  in  England  zahlreich  vertretene  feinere  pub- 
likum,  das  sich  aus  der  jugend  die  verliebe  für  die  blut-  und  ruhm- 
bedeckten helden  der  Morte  d'' Arthur  gerettet  und  dazu  die  Ver- 
ehrung für  Richard  Wagner  und  seine  tönereichen  opern  gefügt  hat. 
Eine  die  reize  der  Gottfried'schen  poesie  allseitig  wiedergebende 
Übersetzung  kann  man  die  vorliegende  prosa-übertragung  nicht  nennen, 
da  sie  ziemlich  gekürzt  ist  —  die  ersten  300  verse  werden  durch 
10  zeilchen  repräsentiert  —  und  ferner  gewisse  leidenschaftlich 
sinnliche  scenen,  die  zu  Gottfried  gehören  wie  die  schale  zum  ei, 
nach  englischer  sitte  übergangen  sind.  Doch  sei  einer  dame  gerade 
daraus  kein  Vorwurf  gemacht,  umsomehr  als  sie  sonst  den  ganzen 
ton  der  Gottfried'schen  dichtung  recht  gut  getroffen  hat  und  in  der 
kurz  orientierenden  einleitung  sowie  in  den  noten  zeigt,  dass  sie 
auch  die  mehr  philologische  Seite  ihrer  arbeit  beherrscht.  Vielleicht 
findet  Miss  Weston  die  müsse,  ihre  landsleute  auch  mit  der  Über- 
tragung von  Hartmann's  hvein  und  Wolfram's  Parcival  zu  beschenken. 
Ein  anerkennendes  wort  verdient  auch  die  zeichnerin  C.  Watts, 
die  es  merkwürdig  gut  verstanden  hat,  das  modernst  englische  Eckmann- 
Flamingomuster  als  Umrahmung  der  ritterlichen  ^pstalten  des  textes 
zu  verwerten. 

L  o  u  V  a  i  n  ,    Jan.    1 900.  W.  Bang. 


TvIISCELLEN. 


zu  DEN  VERBALEN  -th   UND  -s   PLURALEN  DES  ALTEREN 
NEUENGLISCHEN. 

In  dem  soeben  ausgegebenen  heft  von  Streitberg's  Indogerm. 
anzeiger  (X   236)  finde  ich  folgende  notiz : 

45.  Smith  C.  A.  Shakespeares  piesent  indicative  j-endings  with  pluial 
siibjects:  a  study  in  the  grammar  of  the  first  folio.  Publ.  of  the  ]\Iod.  Lang. 
Ass.  of  America  11,  1896,362  —  376.    Die  Untersuchung  beliandelt  konstruktioiien 

wie  My  old  bones  aches Verf.  weist    nun    nach ,    dass  die  dritte  person 

sing,  als  die  liäufigst  gebrauchte  oft  ein  iU)ergewicht  über  die  andern  verbalformen 
erlangt ,  ja  sie  geradezu  verdrängt  (beispiele  aus  der  kinder-  und  Volkssprache). 
Ähnliches  findet  sich  auch  in  andern  sprachen.  —  Zu  Sh.'s  Zeiten  war  nun  aber 
die  zahl  und  der  entsprechende  einfluss  der  dritten  personen  singularis  weit  grösser 
als  jetzt ,  insofern  als  zusammengesetzte  Subjekte  das  piädikat  im  singular  nach 
sich  haben  konnten.  —  Die  andein  hierher  gehörigen  anomalien  bei  Sh.  lassen 
sich  ebenfalls  durch  das  prinzip  des  „dominant  third  singular"   erklären. 

Die  beweisführung  des  Verfassers  und  das  material,  auf  welches 
er  dieselbe  stützt,  sind  mir  nicht  bekannt;  a  priori,  so  scheint  mir, 
hat  seine  these  ja  mancherlei  für  sich.  Trotzdem  halte  ich  dieselbe 
für  vollkommen  verfehlt,  und  zwar  auf  grund  von  solchen  fällen, 
wo  mit  einem  nomen  im  plural  zuerst  eine  verbalform  auf  -th  und 
dann  eine  solche  ohne  jegliche  endung  verbunden  wird :  the  trees 
spryngeth  and  brhig  (:-=:  bringe,  bringen)  forihe  etc.  (Thoms ,  Early 
Engl.  Prose  Rom.  III,  s.  29).  Hier  ist  es  einfach  Nonsens,  anzu- 
nehmen, der  Verfasser  habe  promiscue  eine  singular-  und  eine  plural- 
form gebraucht;  also  muss  sprytigeth  wissentlich  gebrauchter, 
reiner  plural  sein!  Ist  -th  aber  hier  pluralzeichen  —  die  beispiele 
werden  sich,  wenn  man  darauf  achten  will,  vermehren  lassen  —  so 
liegt  kein  grund  vor,  in  andern  fällen  -th  und  -.v  für  singularformen 
zu  erklären. 


A.<6  Miscelleii 

Eine  derartige  erscheinung  sollte  nur  auf  breitester  basis  unter- 
sucht werden;  mit  andern  Worten:  man  reisse  den  unglücklichen 
Shakespeare  nicht  immer  aus  dem  gründe,  in  dem  auch  er  wurztlt  I 
Formen  in  -s  gebraucht  z.  b.  auch  Spenser  mit  pluralen  (cf.  Liese, 
Flex.  Verb.  Spens.,  Hallenser  diss.  '91,  s.  12),  ferner  Marlowe :  Tamb. 
314.  768.  1135.  3123-4  Uares  hath)\  cf.  Beaum.  &  Fl.  Merm. 
ser.   I  437   Jiere   comes  ihc  prisoners. 

Eine  offene  frage  kann  es  m.  e.  nur  noch  sein,  ob  die 
jüngeren  Schriftsteller  die  formen  auf  -s  etc.  noch  überall  als  plurale 
fühlten.  Wie  aber  auch  die  antwort  ausfallen  mag,  die  frage  nach 
dem  Ursprung  von  -///,  -s  wird  durch  sie  in  nichts  geändert  werden 
können.  . 

Löwen,  Jan.    1900.  W.  Bang. 


KEATS'  HYMNE  AN  PAN 
in  drei  deutschen  Übertragungen. 
In  der  jüngsten  zeit  wurden  zwei  neue  Übersetzungen  des 
gedichtes  veröffentlicht,  und  zwar  die  erste  von  Marie  Gothein 
in:  John  Keafs,  Leben  und  7verke,  II,  s.  8  — 11  (Halle  a.  S.,  M.  Nie- 
meyer, 1897),  mit  einer  Übertragung  des  ganzen  Endymion;  die 
andere  in:  Englische  dichter.  Übersetzungen  nach  Shelley,  Moore, 
Keats,  Siüiftlmrne  und  anderen,  von  Gisberte  F  r  eilig  rat  h  (Halle 
a.  S.,  Otto  Hendel,  ohne  Jahreszahl,  s.  78 — 81).  Eine  dritte  von 
dem  unterzeichneten  wird  hier  hinzugefügt,  die  wohl  in  bezug 
auf  alter  die  prioi-ität  haben  dürfte ,  da  sie  mit  ausnahm^  der 
letzten  strophe  vor  10  jähren  entstand,  als  derselbe  eine  deutsche 
Version  des  Endyniion  zu  veröffentlichen  beabsichtigte.  Eine  Zu- 
sammenstellung und  vergleichung  dieser  drei  deutschen  texte, 
gemeinsam  mit  dem  englischen  original,  schien  nicht  uninteressant, 
da  demjenigen,  der  sich  damit  beschäftigt  hat,  nicht  unbekannt 
ist ,  dass  von  englischen  dichtem  erfahrungsgcmäss  Keats  neben 
Shelley  für  die  deutsche  Übertragung  die  grössten  Schwierigkeiten 
bietet,  viel  grössere  als  beispielsweise  bei  der  leidenschaftlichen 
rhetorik  Byron's  zu  überwinden  sind.  Der  grund  liegt  in  der 
bilderreichen ,  farbenprächtigen  spräche  des  dichters ,  der  mit 
einer  fülle  von  adjektivisclien  l)ezeichnungen  und  selbstgebildeten 
epithetis   arbeitet,   die   er,    ein-   oder  zweisilbig,    leicht  dem  vers 


R.   Ackermann,  Keat^;'   hvmne  an    Pan 


457 


einfügt ,  ohne  demselben  zwang  anzuthun ,  während  dies  dem 
Deutschen  mit  dem  anhängsei  der  vor-  und  endsilben  beim  nomen 
unendlich  erschwert  ist.  Ein  zweiter  punkt  für  die  berechtigung 
einer  solchen  Zusammenstellung  ergibt  sich  daraus  von  selbst, 
nämlich  eine  praktische  demonstration  mit  bezug  auf  die  forde- 
rungen ,  die  man  an  eine  gute  Übertragung  eines  ausländischen 
dicViters  stellen  darf,  und  die  von  verschiedenen  verschiedentlich 
formuliert  worden  sind :  der  kenner  ersieht  aus  dem  vergleiche 
mit  leichtigkeit ,  wieviel  oder  wie  wenig  diese  modernen  Über- 
setzungen von  dem  kolorit  und  der  eigenart  dem  deutschen 
Publikum  bieten. 

Die  Pan-hymne  in  Endymion  ist  zwar  für  die  Übersetzung 
eines  der  schwierigsten  gedichte  von  Keats  ,  zugleich  aber  auch 
eine  seiner  hervorragendsten  poetischen  Schöpfungen,  die  »schon 
von  den  Zeitgenossen  als  das  vollendetste  stück  des  gedichtes 
(Endymion)  gepriesen  wurde.«  ^)  Keats  hat  sich  darin  geschickt 
in  den  ideenkreis  des  griechischen  mythus  versenkt  und  doch  in 
harmonischer  weise  zugleich  das  gefühl  der  modernen  romantik 
in  jenen  hineingetragen.  Colvin^)  erwähnt  als  Vorbilder  des 
hymnus,  die  Keats  nicht  unbekannt  blieben,  Chapman's  hymnus 
des  Homer,  das  Pansopfer  in  Brown e's  Britannid' s  Pastorais,  und 
den  hymnus  in  Ben  Jonson's  maskenspiel:  Pan's  Anniversary ; 
Gothein^),  die  die  Sache  näher  verfolgt,  erkennt  als  wichtigste 
einwirkung  auf  den  modernen  sänger  die  hymne  Ben  Jonson's, 
wofür  sie  als  beleg  aus  dem  2.  teil  des  hymnus  in  Pan's  Anni- 
versary anführt: 

„Pan,  unser  all,   in   dem  wir  atmen,   leben. 

In  dem   wir  sind,   der  unsre  lämmer  weidet. 

Die  lierden  segnet  und  der  uns  gegeben 

Das  schöne,  wanne  vliess,  das  uns  bekleidet. 

Der  von  uns  frost  und  hitze  hält, 

Dass  unsre  herden  krankheit  nicht  befallt. 

Zum  Wohnsitz  uns  bereitet  quellen. 

Die  schafe  nährt,  dass  ihre  euter  schw-ellen. 

—  Doch  zürnt  er  uns  mit  seinem   hass. 

Welkt  hirt  und  herde  und   das  gras   — 

O  strebt,  o  strebt  ihm  zu  gefallen  und  verehrt. 

Was  rechtens  ihm  gebührt  und  unser  recht  vei'mehrt  " 


^)   M.   Gotheir.,  Keats,  Leben  u.  werke,  I   137- 
2)  Colvin,  Keats  (Engl.  Man  of  Letters)  98. 
')  Gothein  I   120. 


/i  c8  Miscellen 

In  welch  eigenartiger  weise  der  moderne  einzelne  dieser 
gedanken  des  Elisabethaners  verarbeitet  hat ,  lehrt  der  vergleich 
mit  den  folgenden  Übersetzungen.  Wir  geben  diese  zunächst  mit 
dem  original,  wobei  wir  naturgemäss ,  dem  objektiven  leser  dies 
überlassend ,  jeder  kritik  über  den  poetischen  wert  oder  unwert 
der  einzelnen  versuche  uns  enthalten,  um  nachher  bei  der  Über- 
sicht der  einzelnen  Strophen  rein  sachliche  auslassungen  und 
bemerkungen  über  details  anzufügen;  die  Übersetzung  Gothein's 
sei  bei  ihnen  mit  G,  Freiligrath's  mit  F,  Ackermann's  mit  A  be- 
zeichnet. 

Keats,  Endymion,  Book  1  232 — 306. 
1  O  thou,  whose  mighty  palace  roof  doth  hang 

Froiii  jagged   tiunks,   and   overshadoweth 
Eternal  whispers,  glooms,  the  biith,  life,  death 
Of  unseen  flowers  in  heavy  peacefulness; 
5         Who  lovest  to  see  the  haniadryads  dress 

Their  ruffled   locks  where  meeting  hazels  darken ; 
And  through  whole  solemn  liours  dost  sit,  and  hearken 
The  dreary  melody   of  bedded  reeds    — 
In   desolate  places,   where  dank  moisture  breeds 
10  The  pipy  liemlock  to  stränge  overgrowth, 

ßethinking  thee,  how  nielancholy  loth 
Thou  wast  to  lose  fair  Syrinx  —  do  thou  now, 
By  thy  love's  niilky  brow ! 
By  all   the  trenibling  niazes  tb.at  she   ran, 
15         Hear  us,  great  Pan  ! 

Ü  thou,  for  whose  soul-soothing  quiet.  turties 

Passion  their  voices  cooingly  'niong  inyrtles, 

What  tiine  thou  wanderest  at  eventide 

Through  sunny  nieadows,  that  outskirt  the  side 
20         Of  thine  enmossed  reahus:   C)  thou,  to  whoui 

Broad-leaved  fig-tixes  even   now    foredooni 

Their  ri|)en'd  fruitage;  yellow-girted  bees 

Their  golden  honeycombs;  our  village  leas 

Their  fairest  blossoni'd  beans  and  poppied  corn ; 
2ö         The  chuckling  linnet  its  five  you'ng  unborn, 

To  sing  for  thee;  low  creeping  strawberries 

Their  sumnier   coolness;   pent  up   hutlerflies 

Their  freckled  wings ;  yea,  the  fresh  budding  year 

All  its  conipletions  —   be  quickly  near, 
30  By  every   wind  that   nods  the   niountain   pine, 

O  forester  divine ! 

Thou,  to   whoni   every  fawu   and   satyr  flies 
For  willing  Service;   whether  to  surprise 


R.  Ackermann,   Keats'  hymne  an   Pan  459 

The  squatted   hare  while  in   half  sleeping  fits; 
3=)  Or  upward  ragged  precipices  flits 

To  save  poor  lambkins  from  the  eagle's  niaw; 

Or  by  niysterious  enticement  draw 

Bewilder'd  shepherds  to  their  path  again ; 

Or  to  tread  breathless  round  the  frothy  niain, 
40         And  gather  up  all  fancifulest  shells 

For  thee  to  tunible  into   Naiads'   cells, 

And,   being  hidden,   laugh   at   their  out-peeping ; 

Or  to  delight  thee  with  fantastic  leaping, 

The  while  they  pelt  each  other  on  the  crown 
45  With  silvery  oak-apple.s,  and  fir-cones  brown  — 

By  all  the  echoes  that  abnut  thee  ring, 

Hear  us,  O  satyr  king ! 

O  Hearkener  to  the  loud-clapping  shear.s, 

While  ever  and  anon  to  bis  shorn  peers 
,öü         A  ram  goes  bleating:   Winder  of  the  hörn, 

When  snouted  vvild-boars  routing  tender  com 

Anger  our  buntsinan  ;  Breather  round  our  farms, 

To  keep  off  mildews,  and  all  weather  harms : 

Strange  ministrant  of  undescribed  sound.s, 
55         That  come  a-swooning'over  hollow  grounds, 

And  wither  drearily  on  barren  moors : 

Dread  opener  of  the  mysterious  doors 

Leading  to  universal  knowledge  —  see, 

Great  son  of  Dryope, 
60         The  niany  that  are  come  to  pay  their  vows 

With   leaves  about  their   l)rows! 

Be  still  the  unimaginable  lodge 

For  solitary  thinkings;  such  as  dodge 

Conception  to  the  very  bourne  of  heaven, 
65         Then  leave  the  naked  brain ;  be  still  the  leaven, 

That  spreading  in  this  dull  and  clodded   earth, 

(iives  it  a  touch  ethereal   —   a  new  birth; 

Be  still  a  symbol   of  immensity ; 

A  firmament  reflected  in  a  sea ; 
70         An  element  filling  the  space  between -, 

An  unknowii   —  but  no  more :  \ve  hunibly  screen 

With  uplift  hands  our  foreheads,   lowly  bending, 

And  giving  out  a  shout  niost  heaven-rending, 

Conjure  thee  to  receive  our  humble  Paean, 
7,ö         Upon  thy  Mount  Lycean ! 

Keats,  Endymion  1  232 — 306. 
(Übersetzt    von  Marie  Gothein). 
1  Du,  dem  des  mächtigen  palastes  dach 

Von  zackigen  sbämmen  hängt,  in  dessen  schatten 


460 


Miscellen 

Es  ewig  flüstert,  und  auf  dunklen  matten 
In  tiefem  frieden   blumen   blühn   —  vergelm, 
5  Du,  der  es  liebt,  der  Diyas  zuzusehn. 

Wenn  sie  die  locken  flicht,  wo  haseln  rauschen, 
Und  stundenlang  zu  sitzen  und   zu   lausclien 
Des  Schilfes  schläfrig  düstern  melodien, 
Wo  um  die  öde  feuchte  nebel  ziehn, 

10         So  dass  der  Schierling  üppig  aufgeschossen  — 
Gedenk  der  klagen,  die  voll  Schwermut  flössen 
Um  deiner  Syrinx  schmerzenden  veilust; 
Bei  deiner  liebsten  weisser  brüst. 
Bei  der  bestürzung,  den  sie  einst  empfaim, 

1  ö  Hör  uns,   o   Pan  ! 

O   du.   in   dessen   balsamiiihe  tauben 
Sich  schnäbelnd  girren  unter  luyrtenlauben. 
Wenn  du  zur  abendzeit  dir  willst  erkiesen 
Ais  wanderziel  die  sonnigen  weiten  wiesen, 

20         Die  grenze  deines  reiches:  du,  fiir  den 
Breitblättrig  feigenbäume  ausersehn 
Die  frucht  im  reifen,  dem  die  gelbe  biene 
Den  gold'nen  honig,  unser  feld,  das  grüne. 
Die  schönsten  bohnen,  mohn  und  körn  eikoren. 

25         Der  hänfling  schon,  noch  ehe  sie  geboren. 

Die  jungen,  dir  zu  zwitschern ;  beeren  bringen 
Dir  ihren  kühlen  wohlschmack,  duftge  schwingen. 
Verpuppte  Schmetterlinge,  was  noch  neu. 
Weiht  dir  das  junge  jähr   —    ü  komm  herbei 

30         Mit  jedem  wind,  der  durch  die  Hebten  braust, 
Gott,  der  im  walde  haust !  •  ' 

Du,  zu  dem  Faun  und  Satyr  willig  fliegen. 
Zum  dienst  bereit,  gilts  im  versteck  zu  liegen 
Und  armen  hasen  schrecken  einzujagen, 

35         Gilt  es  zum  .steilen  abgrund  sich  zu  wagen. 
Um  adlersklauen  Lämmer  abzuzwingen, 
Gilts  mit  geheimnisvolleiu  zauber  bringen 
Verirrte  hirten  nach  dem  rechten  pfade, 
Gilts  leis  zu  schreiten  an  des  meers  gestade. 

40         Seltsame  mtischeln  sammeln,  und  zum  spotte 
Damit  zu  zielen  zur  Najadengrotte, 
Hell  aufzulachen,  wenn  heraus  sie  blicken, 
Gilts  mit  phantastschen  sjjrüngen  dich  entzücken, 
Wenn  täppisch  sie  im  spiele  vorwärts  stapfen, 

45         Mit  eichein  werfen  und  mit  tannenzapfen    — 
Bei  jedem  echo,  das  du  wecken  wirst. 
Hör  uns,  o  Satyrfürst ! 

O  du,  der  gerne  lauscht  der  schere  klängen, 
AN'enn  zur  geschornt-n  herde  l)iökend  drängen 


R.   Ackermann,   Keats'   hymne  an  Pan  461 

50  Unruhige  widder;  bläser  auf  dem   hörn. 

Wenn  wild  der  eher  wühlt  im  zarten  körn 

Zum  trotz  den  Jägern,  vmsrer  felder  retter. 

Der  sie  vor  mehltau  schützt   und   bösem  wetter, 

Urheber  du  seltsam   merkwüidiger  stimmen, 
.50  Die  übern  hohiweg  kommen  und  verschwimmen 

Schwermütig  einsam  über  öden  niooren  ; 

Du   Wächter  an   gehein)nisvolien  thoren, 

Dort,  wo  allwissenheit  uns  winkt   als  lohn    — 

O  sieh,  Dryopens  grosser  söhn, 
6u  Wie  viele  flehend  sich  hier  eingefunden. 

Die  Stirn  vom   kränz  umwunden  ! 

Bleib  stets  der  unergi-üiidlich  tiefe  hört 

Der  einsam  denkenden,   du  magst  zum   tort 

Sie  auch  zum   wahren  himmelsboin   erst   leiten, 
65         Dann  ratslos  lassen!     Wohl  musst  du  dich  breiten 

Ein  Sauerteig  im   dumpfen  erdenleben 

Und  ihm  zum  ätherflug  den  anstoss  geben. 

Ein  Sinnbild  der  Unendlichkeit  uns  sein, 

lün  firmament  im  meereswiederschein, 
70  P^in   Clement,   den   räum  ,um   uns  zu    füllen, 

Ein   unbekanntes  —r  !   mehr  nicht,   wir  verhüllen 

Die  stirne,   wenn  die  band  sich   zu   dir  streckt 

Und  unser  ruf  des  himmels  echo  weckt. 

Wir  flehn :  Hör'  den   bescheidenen  päan 
7,5         Von  deinem  berg,  o  Pan  ! 

Hymne  an  Pan. 
(Übersetzt  von  Gisberte  F  r  e  i  1  i  gr  a  t  h.) 

1  O   du,   dess  mächtgen   palasts  dach  hängt  nieder 

Von  zackgen  stammen,   überschattend  düster, 

In  tiefem  frieden  ewiges  geflüster. 

Einsamer  blumen  blühen  und  vergehn. 
ö         Ders  liebt,  im  dunklen  nussgesträuch  zu  sehn 

Dryaden,  glättend  wirrer  locken  fülle. 

Der  stundenlang  du  weilst  in   öder  stille. 

Den   leisen,   ernsten   melodien   zu    lauschen. 

Die  durch  des  röhrichts  sclilanke  halnie  rauschen. 
lu         An  dunklem  ort,  wo  in  morästen  weit 

Des  giftgen  Schierlings  üppge  saat  gedeiht. 

In  trauer  du,  dass  dir  Syrinx  entrückt; 

Bei  ihrer  Schönheit,  die  dein  herz  entzückt. 

Bei  ihrem  fliehn  vor  deiner  liebe  nahn, 
1,=)         Hör',  grosser  Pan  ! 

O  du.  für  dessen  ruhe  turteltauben 

Leis'  girrend   wiegen  sich  auf  myrtenlauben. 


462 


Miscelleii 

Wenn  du  durchstreifst  im  nbcndsonnenscliein 
Saftiger  wiesen  hang  und  grünen  rain. 

20         Die  grenzen  deines  moosgen  reiclis.     Dem  jetzt 
Schon  üppgei'  feigenbauni  die  zunge  letzt, 
Verheissend  reife  frucht ;  dem  honigseim 
Die  biene  scliaft't,  in  gärten  sprengt  den  keim 
Die  bolmenblüte,  i<orn   und   mohnes  ghit. 

20         Hänfling  weiht   dir  die  ungebornc  brut, 

Dass  sie  dir  sing\  erdbeere  frische  kühle; 
Der  Schmetterling  entrollt  in  sommers  scluvüle 
Die  bunten  flügel,  ja,  das  junge  jähr 
Bringt  alle  seine  Schönheit  dir  nur   dar. 

30         Bei  jedem  hauch,  der  fichte  rührt  und  führe, 
O  waldgott,  höre ! 

Du,   dessen   wink   Satyr  und  Faun   erhaschen. 
Sei's,  kauernd  wild  im  schlaf  zu  übeiraschen, 
Sei's,  iahen  absturz,   unwegsame  statten 

3ö  Leicht  zu   erklimmen,   um   ein   lamm   zu  retten 

Aus  adlers  krallen,   Ofler  den   in   nacht 
Verirrten  sch-ifer  durch  geheime  macht 
Der  lockung  auf  den  richtgen  weg  zu  leiten, 
Oder  zu  fahn  auf  schaumgen  strandesweiten 

40         Nach  muschelwundern,  die,  versteckt,  du  streuest 
In  der  najaden  Zeilen   und  dich  freuest 
Ob   ihres  Staunens;   oder  dich  elastisch 
Mit  Sprüngen   zu   ergötzen   gar  fantastisch, 
Sich  werfend,  —  und   gar  lustig  ists  zu  schaun   — 

45         Mit  eichein  und  mit  tannenzapfen  braun. 

Bei  all  dem  \viederhall  rings  um  dich  her,   • 
O   Satyr-könig,  hör! 

0  horcher,  wenn  der  Schafschur  klappern  klingt, 
Und  hier  und  da  ein  widder  blökend  s])ringt 

,^o         Zu  den  geschornen  kameraden;  bläser 

Des  horns,  w^enn  unsres  kornes  zarte  gväser 

1  )er  eher  stampft;   haucher  vmi   unser  gut, 
Dass  meltau   fern   bleib'  und  der  weiter  wut. 
Du  zaubrer  unverstandner  melodien, 

55         Die  seufzend  über  kahle  gründe  ziehn, 

Hinsterl)end  in  der  schweren  luft  des  moors. 
Du  Öffner  des  geheimnisvollen  thors 
Zu  allem  wissen.   —  sich,  es  nahet  schon, 
O   grosser  nymphensohn, 

■60  Die  menge,  die,  dir  schwöiend,   hebt  das  haupt. 

Von  ranken  grün  umlaubt. 
Sei  stets  die  höchste,  unfassbare  stelle 
Einsamen  denkens,  welches  seine  quelle 
In   fernen,   blauen  himmelsweiten  hat, 


R.  Ackermann,   Keats'  hymne  an  Pnn  463 

65  Und  dann  das  hirn  verlässt.      Sei  du   die  saat. 

Die.  spriessend,  dieser  stumpfen,  dumpfen  erde 

Geistigen  anhauch  gibt,  —  ein  neues   „werde". 

Sei  stets  symbol  uns  der  Unendlichkeit, 

Ein  firmament.   des   bild  das  meer  uns  beut, 
70         Ein  Clement,  den  leeren  räum  erfüllend, 

Ein  ungekanntes,  —  doch,   das  haupt   verhüllend 

Mit  unsren  händen  und  uns  tiefer  neigend. 

Hebt  unser  schrei  sich,  in  die  lüfte  steigend : 

Hör'  unsern  lobgesang,  hör'  unser  flehn 
75  Auf  deines   berges  höhn  ! 

Hymnus  an  Pan. 
(Übersetzt   von   R.   Ackermann.) 

1  O  du,  dess  mächtige  halle  ragt  empor 

Auf  zackigem  schaft,  und  hüllt  in  schatten  ein 

Ewig  flüsterndes  graun,  das  ganze  sein 

Geheimer  blütenpracht  in  dumpfer  ruh; 
5         Der  gerne  du  Dryaden  hold  sahst  zu 

Im  haselbusch  die  locken  kraus  sich  winden; 

Und  lauschest  langen  sommertag  den  winden 

Und  ihrer  schlichten  \veise  klang  im  röhr  — 

Am  stillen  ort,  da  spriesset  aus  dem  moor 
10         Des  Schierlings  röhr  zu  seltner  Üppigkeit, 

Und  sinnend  denkst  voll  trüber  traurigkeit  ' 

Wie  du  schön  Syrinx  einst  verlorst  —  o  gib. 

Bei  deinem  weissen  lieb ! 

Bei  den  irrgängen  all.  die  sie  gethan, 
15         Gehör  uns,  Pan  ! 

O   du,  für  dessen  sanfte  waldi'ast  girrten 

Mit  lust  die  turteltauben  unter  myrten. 

So  oft  du  wandertest  zur  abendzeit 

Durch  sonnige  wiesen,  die  einschliessen  breit 
20         Dein  moosdurchwachsnes  reich:   O  du,  für  den 

Der  feigenbaum  breitblättrig  ausersehn 

Die  reife  frucht;  die  goldnen  honigwaben 

Die  biene  gelbgeringt;  die  felder  gaben 

Die.  bohne  prachterblüht  und  körn  und  mohn ; 
25         Der  hänfling  lockend,  dir  zu  weihn  den  ton. 

Die  jungen ;  die  erdbeere  buschgestaltet 

Erquickung  frisch,  der  Schmetterling  entfaltet 

Die  bunten  schwingen,  kurz,  der  frühling  neu 

All  seine  schöpfungspracht   —   o   bleib  uns  treu 
,30  Bei  jedem  wind,  der  durch  bergtannen   fährt, 

Waldkönig  hochgeehrt  ! 

Du.   dessen   dienste  Faun   und   Satyr  lebt 
Geschäftgen   eifers;   ob  zu   fahn   er  strebt 


aCa  Miscellen 

Das  liäschen,  das  dort  kauert  schlumiuerscliwer; 
35  Ol)  er  am  schroffen  abgrund  fleugt  einher 

Ein  lämmchen  arm  aus  adlers  klaun  zu  retten, 

Zu  lösen  hirten  aus  des  grauens  ketten 

Und  sie  vom  dunklen  leiten  rechten  pfad; 

Ob  er  ans  schaumige  Weltmeer  leise  trat 
40         Und  wur.dersame  muscheln  fischt  heraus, 

Dass  du  sie  wirfst  in   der  najaden  haus 

Und  wohlversteckt  ob  ihrem  auslug  lachst ; 

Mit  lustigen  Sprüngen  fröhlichkeit  entfachst, 

Indess  sie  sich  zuschleudern  auf  der  flucht 
45         Die  Silbereicheln  und  der  tanne  frucht  — • 

Bei  jedem  echo.  das  um  dich  her  tönt, 

Hör  uns,  den  Satyr  krönt ! 

O  der  du  lauschest  lauter  sclieere  ton. 

Wenn  blökend  eilt  der  widder  neu  davon 
50         Zu  der  geschornen  schar;  du  der  stösst  ins  hörn. 

Wenn  rauhe  eber  wüten  in  dem  körn 

Zum  trotz  dem  waidmann;  der  um  hütten  wacht. 

Vor  mehltau  uns  und  wetter  nimmt  in  acht: 

Unfassbar  klingt  dein   lied   und  wundersam, 
55         Wenn  e?  durch  hohle  gründe  sterbend  kam 

Und  trüb   erlosch  am   einsam   öden  moor: 

Der  würdig  aufthut  das  geheime  thoi'. 

Das  zu  des  Wissens  tiefen  führt,  —  o  seh, 

Sprössling  der  Dryope, 
60         Die  scharen,  die  gelübde  bringen  dai- 

Mit  kränzen  in  dem  haar!  _  , 

Bleib  du  der  uaerfassbar  stille  ort 

Für  einsame  gedanken,  die  da  fort 

Hoch  zu  des  hin)mels  höhn  die  sinnen  reissen, 
65         Bis  denkensmüd  das  hirn ;  sei  du  geheissen 

Der  Sauerteig,  der  dumpfem  irdschen  streben 

Ätherischen  hauch  verleiht  —  ein  neues  leben; 

O  bleib  ein  Sinnbild  der  Unendlichkeit; 

Ein  firmament,  im  meer  sich  spiegelnd  weit, 
70         Ein  Clement,  das  meer  und  himmel  füllt. 

Noch  unerforscht   —   doch  halt:  die  stirn   verhüllt, 

Beugen  wir  tief  uns  mit  erhobnen  bänden 

Und  wollen  unsren  ruf  gen  himmel  senden : 

Erhöre  gnädig  unsres  Päans  flehn 
75         Auf  deinen  lykischen  höhn  ! 

Strophe  I.  G:  nicht  übertragen  sind  die  epitheta  v.  4  unseen, 
6  ruffled,  7  soiemn,  10  pipy,  15  great;  lO  stränge  ist  mit  »üppig« 
gegeben;   unverständlich  erscheint  14:   »Bei   der  bestürzung,   den 


R.   Ackermann,   Keats'  hynine  an  Pan  _j_6c 

sie  einst  empfahn.«  —  F:  nicht  übersetzt  7  sohmn,  9  dank,  das 
mit  dem  flickvvort  »weit«  gegeben  ist,  12  fair;  \Q  pipv  ist  mit 
•>giftig«  gegeben,  stränge  mit  »üppig«.  —  A:  nicht  übersetzt  6 
meeüng,   8   bedded,    15  great. 

Strophe  IL  G:  nicht  übersetzt  20  enviosscd ,  24  idossomed, 
25  chuckling,  five,  26  low  creeping  straw-{berries),  30  nioii/itai/i ;  22 
yellow-girted  ist  mit  »gelb«  gegeben,  28  freckled  mit  »duftig«.  — 
F:  it  soui-soothing,  22  yellow-girted,  2  ■i,  golden,  2 /\  fair  est,  2  "^  chuck- 
ling, five,  26  hnv  creeping,  27  pcni  up  fehlen.  —  A  hat  25  five, 
unborn,  2"]  pe/it  up  nicht  übersetzt,  ib  soiil-sootliing  nur  mit  »sanft« 
gegeben. 

Strophe  III.  G:  es  ist  unübersetzt  34  /'//  lialf  sleepi?ig  [its, 
36  poor,  39  frothy,  42  hidden,  45  silvery  und  brown;  34  squatted 
ist  durch  »arm«  ersetzt.  —  F:  ^/\.half,  T^b poor,  45  i'/Zr/^^ry  fehlen; 
43  ist  das  reim-flickwort  »elastisch«  dazu  gekommen.  45  »sich 
werfend  etc.«  ist  unverständlich  und  hängt  ohne  Satzverbindung 
in  der  luft,  da  the  ivhile  oder  eine  deutsche  konjunktion  fehlt.  — 
A;  37  sehr  frei  übersetzt,  38  bSwildered  nicht  übertragen,  ebenso 
45   broicn ;   44   on  the  cro^on   ungenau. 

Strophe  IV.  Bei  G  fehlen  4g  ever  and  anon ,  51  snotited; 
in  59  ist  der  vers  verlängert.  —  F  hat  51  snotited  und  wild  nicht 
übersetzt.  —  Bei  A  fehlen  51  tender^  52  our,  59  great;  49  ever 
and  anon  ist   durch   »neu«   gegeben. 

Strophe  V.  G:  unübersetzt  72  lowly  bending,  75  Lycean, 
71  humbly.  —  F  hat  63  —  64  sehr  frei  gegeben,  so  dass  dodge 
nicht  ausgedrückt  ist;  70  fehlt  between.  —  A  69  »weit«  ist  flick- 
wort  für   den  reim. 

Wenn  wir  im  anschluss  an  das  vorhergehende  unsere  forde- 
rungen  kurz  formulieren  wollen,  die  wir  an  eine  getreue  Über- 
setzung stellen,  so  ist  die  erste  derselben  allerdings  ein  gutes, 
lesbares  Deutsch,  aber  nicht  auf  kosten  der  genauigkeit  und  der 
eigenart  eines  autors.  In  den  vorstehenden  Übertragungen  findet 
man ,  d^ss  vielfach  gerade  epitheta  weggelassen  wurden ,  deren 
kolorit  einen  wesentlichen  reiz  der  Schilderung  bei  Keats  aus- 
macht ,  und  deren  fehlen  der  Übersetzung  ein  manko  verleiht, 
mag  sie  auch  noch  so  fliessend  und  poetisch  sich  lesen.  Es  soll 
u.  E.  der  deutschen  grammatik  kein  zwang  angethan  werden, 
aber  doch  die  ideen  und  die  wiedergäbe  derselben  in  der  periode 
der    fremdsprache    möglichst    vollständig    aufgenommen    werden, 

J.  Hoops.   KuKliscbp  Studien.  28.  3  30 


466 


Miscellen 


selbst  wenn  die  diktion  etwas  schwerfällig  wird  oder  seltsam  an- 
mutet. Dass  der  wichtigste  punkt  eine  gewisse  poetische  fähig- 
keit  des  übertragenden  ist ,  die  ihn  in  das  wesen  und  dichten 
seines  autors  eindringen  und  seine  poesien  ein  zweites  mal  nach- 
schaffen lässt,   ist  ein  längst  anerkanntes  gesetz. 

Bamberg,  Juli  1898.  Richard   Ackermann. 


DER  NEUNTE  NEUPHILOLOGENTAG  ZU  LEIPZIG  VOM 
4.  BIS   7.  JUNI   1900. 

Der  9.  allgemeine  deutsche  neuphilologentag,  der  vom  4,  bis 
7.  Juni  d.  j.  in  Leipzig  stattfand,  wurde  von  der  neuphilologischen 
lehrerschaft  mit  besonderem  interesse  erwartet.  Hatte  doch  der 
Wiener  neuphilologentag  1898  die  grosse  frage  der  reform  des 
neusprachlichen  Unterrichts  in  den  oberen  klassen  der  realanstalten, 
wie  sie  von  den  Wendt'schen  thesen  vertreten  wurde,  seinem 
nachfolger  als  ungelöste  aufgäbe  vererbt,  während  zugleich  die 
Veränderungen ,  die  sich  auf  dem  gebiete  des  höheren  Schul- 
wesens in  Preussen  gerade  gegenwärtig  anbahnen,  den  Verhand- 
lungen ein  besonderes  interesse  und  eine  erhöhte  wiclitigkcit 
gaben.  So  ging  denn  in  der  that  ein  frischer  geist  fröhlicher 
Zuversicht  durch  die  Versammlung  der  neuphilologen  ,  die  von 
allen  gauen  des  reiches  und  aus  Deutsch-Österreich  nach  Leipzig 
gekommen  waren.  Die  Versammlung  zählte  206  teilnehmer,  unter 
ihnen  von  Universitätslehrern  neben  dem  i.  Vorsitzenden  geh.  hofrat 
prof.  dr.  R.  Wülker  die  professoren  Stengel  -  Greifswald ,  Vietor- 
IMarburg,  Suchier  und  Wagner-Halle,  Birch-Hirschfeld  und  Sievers- 
Leipzig,   Meyer-Lübke   und   privatdozent  dr.   Friedwagner-Wien. 

Von  den  Veranstaltungen,  die  der  verein  für  neuere  philo- 
logie  zum  besten  der  kollegen  getroffen  hatte,  ist  in  erster  linie 
die  neuphilologische  ausstell ung  zu  nennen.  Hatte  Ham- 
burg seinen  besuchern  eine  englische  realienausstellung  geboten, 
so  legten  die  Veranstalter  der  Leipziger  ausstellung,  an  deren 
spitze  prof.  R.  Wülker  und  prof.  IMartin  Hartmann  standen ,  den 
hauptnachdruck  auf  die  französische  seite.  Die  ausstellung  bot 
neben  werken  über  alle  gebiete  des  französischen  lebens  besonders 
eine  äusserst  mannigfaltige  Sammlung  von  den  an  den  öffentlichen 
schulen  Frankreichs  angewandten  lehrmittelni  sowie  von  der  reichen 


Ph.  Aronstein,  Der  neunte  neuphilologentag  zu  Leipzig  aGj 

und  gediegenen  französischen  pädagogischen  litteratur.  Die  übrigen 
teile  der  ausstellung  umfassten  eine  ausstellung  von  Shakespeare- 
bildern, eine  Byron-ausstellung,  die  leider  wegen  des  plötz- 
lichen hinscheidens  des  bedeutendsten  Byron-kenners  in  Deutsch- 
land, prof.  Eug.  Kölbiug,  etwas  mager  ausgefallen  war,  und  eine 
Dickens-ausstellung,  die  von  prof.  Wülker  herrührte  und  in  158 
werken  reichhaltiges  material  über  England  und  London  des  19. 
jahrh.  ,  über  Dickens  und  seine  werke  uinfasste.  Als  dritter  teil 
schloss  sich  hieran  eine  —  mehr  buchhändlerische  —  deutsche 
ausstellung  von  schriftstellerausgaben  und  lehrbüchern.  Der  von 
prof.  Edm.  Wilkes  hergestellte  katalog  der  ausstellung ,  welcher 
151  SS.  text  umfasst,  bildet  eine  für  die  fachgenossen  äusserst 
wertvolle  bibliographie.  Es  wird  beabsichtigt ,  die  werke  der 
französischen  und  deutschen  abteilung  zum  kern  einer  in  Leipzig 
zu  begründenden  neuphilologischen  zentralbibliothek  zu  machen, 
die  allen  Verbandsmitgliedern  zugänglich  sein  soll ,  ein  gedanke, 
dem  der  magistrat  der  Stadt  Leipzig  sehr  sympathisch  gegen- 
übersteht. 

Von  den  übrigen  schritten,  die  der  verbandstag  bot,  ist 
noch  zu  erwähnen  eine  »Chronik  des  Vereins  für  neuere 
Philologie  zu  Leipzig  1888  — 1900<^  von  prof.  Martin  Hartmann, 
die  ein  erfreuliches  bild  von  dem  regen  geistigen  leben  innerhalb 
des  Vereins  bietet.  Ausserdem  sendet  unser  landsmann  prof. 
Karl  Breul-Cambridge ,  der  augenblicklich  der  erste  interpret 
deutscher  spräche ,  litteratur  und  kultur  in  England  ist ,  eine 
broschüre  mit  dem  titel :  Betrachtungen  und  vorschlage 
betreffend  die  gründung  eines  reichsinstituts  für  lehrer 
des  Englischen   in   London. 

Doch  kommen  wir  zum  neuphilologentag  selbst.  Am  mon- 
tag  den  4.  Juni  um  4  uhr  nachmittags  fand  —  zum  ersten  male 
in  der  geschichte  des  neuphilologisclien  Verbandes  —  eine  Ver- 
sammlung der  delegirten  der  neuphilologischen  vereine  statt,  die 
über  geschäftliche  angelegenheiten  beriet.  Die  tagesordnung  wurde 
im  allgemeinen  nach  den  vorschlagen  des  Vorstandes  festgesetzt 
und  im  satzungsentwurf  des  Verbandes  angenommen.  Breslau 
wurde  für  die  10.  hauptversammlung  in  aussieht  genommen.  Am 
abend  vereinigten  sich  dann  die  anwesenden  teilnehmer  im  Hotel 
de  Pologne  zu  einer  geselligen  Zusammenkunft,  wo  sie  von  prof. 
Wülker  begrüsst  wurden.    Da  prof.  Schipper-Wien  am   erscheinen 

30' 


468 


Miscelleii 


verhindert  war,  wurde  an  seiner  stelle  prof.  dr.  Sachs-Branden- 
burg gewählt. 

Am  dienstag  den  5.  Juni,  vormittags  g  uhr  eröffnete  prof. 
Wülker  den  g.  allgemeinen  neuphilologentag.  Er  begrüsste  die 
ehrengäste,  die  Vertreter  der  staatlichen  und  städtischen  behörde^ 
den  abgesandten  des  französ.  Unterrichtsministeriums  prof.  dr. 
Schweitzer,  den  Vertreter  der  Londoner  Modern  Language  Asso- 
ciation 'SIt.  Eve ,  ferner  die  abgesandten  der  österreichischen, 
italienischen  und  russischen  regierung,  die  delegierten  der  vereine 
und  die  anwesenden  Verbandsmitglieder.  Er  gab  ein  bild  von 
dem  Programm  der  tagung  und  skizzierte  kurz  die  entwicklung 
des  Verbandes,  dessen  mitgliederzahl  in  2  jähren  von  720  auf 
1350  gestiegen  sei,  während  die  zahl  der  vereine  seit  1886  von 
4  auf  20  gewachsen  wäre.  Er  stellte  als  erstrebenswertes  ziel 
eine  nähere  Verbindung  zwischen  hochschullehrern  und  praktischen 
lehrern  auf  und  verwies  dann  noch   besonders  auf  die  ausstellung. 

Dann  folgten  die  begrüssungen  der  behördlichen  Vertreter. 
Zunächst  nahm  Se.  Excellenz  von  Seydewitz,  der  sächsische 
kultusminister,  das  wort.  Der  minister  erklärte,  dass  die  sächsische 
regierung  mit  lebhaftestem  interesse  den  Verhandlungen  folge. 
Sie  trete  zwar  für  die  beibehaltung  der  klassischen  bildung  ein, 
sei  aber  auch  eine  freundin  der  pflege  der  neueren  sprachen. 
Den  reformmethoden  vor  allem  müsse  freie  bahn  ge- 
lassen werden.  Auch  sei  die  sächsische  reg;erung  für  die  be- 
willigung  von  urlaub  und  reisestipendien  an  neui)hilologische 
lehrer. 

Se.  Magnificenz  der  rektor  dr.  Kirchner  begrüsste  den 
verband  im  namen  der  Universität,  in  deren  räumen  er  tage  und 
der  Oberbürgermeister  dr.  Tröndlin  im  namen  der  Stadt 
Leipzig.  Prof.  dr.  Schweitzer  überbrachte  die  grüsse  des 
französischen  ministeriums ,  Mr.  Eve  die  der  Modern  Language 
Association ,  die ,  wie  er  sagte ,  gleichsam  eine  tochter  des  Ver- 
bandes sei,  prof.  dr.  John  Koch  sprach  als  Vertreter  der  Berliner 
gesellschaft  für  deutsche  philologie.  Dann  gedachte  der  Vor- 
sitzende der  toten  der  vergangenen  zwei  jähre,  in  erster  linie 
prof.  dr.  Kölbing's ,  dessen  Verdienste  um  die  neuere  philoloyie 
kurz  gewürdigt  wurden,  ferner  prof.  dr.  Immanuel  Schmidts,  des 
hochverdienten  Shakespeare-forschers  und  englischen  grammatikers 
und  le.xikographen,    sowie   der  übrigen  verstorbenen   verbandsmit- 


Ph.  Aronstein,   Der  neunte  neuphüologentag   zu  Leipzig  469 

g:lieder.    Die  Versammlung    ehrte  ihr  andenken  durch  erheben  von 
den  platzen. 

Darauf  hielt  prof.  dr.  Meyer-Lübke  aus  Wien  seinen  ver- 
trag" über  das  thema :  J'iwi  Ursprünge  der  romanischen  sprachen. 
Der  vortragende  warf  die  frage  auf,  woher  die  Verschiedenheit 
der  romanischen  sprachen  stamme.  Die  romanischen  Völker  sind 
nicht  gewandert.  Auch  ist  das  Lateinische  im  wesentlichen  in 
derselben  form  zu  ilmen  gekommen,  wenn  allerdings  auch  zwischen 
der  romanisierung  einzelner  gegenden  des  Römerreiches,  z.  b.  der 
iberischen  halbinsel  und  Daciens ,  ein  langer  Zeitraum  liegt ,  so- 
dass diesen  ein  verschiedenes  Lateinisch  gebracht  worden  ist. 
Doch  legt  der  vortragende  diesem  umstände  nur  eine  neben- 
sächliche bedeutung  bei.  Auch  die  annähme,  dass  das  Lateinische 
von  den  verschiedenen  Völkern  anders  gesprochen  sei,  sodass 
seine  mischung  mit  dem  Gallischen  eine  andere  spräche  ergeben 
habe,  als  etwa  mit  dem  Venetischen,  genüge  zur  erklärung  der 
Sprachverschiedenheit  nicht  und  sei  wissenschaftlich  nicht  beweis- 
bar. Welches  sind  also  die  gründe  der  sprach  Veränderung,  und 
welches  sind  die  bedingungen,  unter  denen  die  keime  der  sprach- 
lichen Veränderung  zur  entwicklung  kommen  ?  Man  führt  das 
bequemlichkeitsprinzip  an,  aber  dieses  ist  nach  ansieht  des  vor- 
tragenden auch  nur  eine  ebenso  bequeme  als  unbeweisbare  hypo- 
these.  Ebenso  stehe  es  mit  dem  verschiedenen  Sprechtempo. 
Der  vortragende  nimmt  als  hauptgrund  der  sprachlichen  differen- 
zierung  —  die  frage  nach  den  ersten  gründen  lässt  er  unent- 
schieden —  vielmehr  die  Verkehrsentwicklung  an,  die  mit 
der  politischen  eng  zusammenhänge.  So  sei  es  z.  b.  zu  er- 
klären, dass  im  Sardinischen  u-nd  Korsischen  die  regel,  nach  der 
kurze  vokale  offen ,  lange  geschlossen  gesprochen  werden ,  nach 
der  ferner  /  und  e  zusammenfallen  (^pirus  und  seta  =  poire  und 
soie),  nicht  gelte.  Diese  entwicklung  sei  erst  im  6.  jahrh.  erfolgt, 
und  vorher  waren  schon  diese  beiden  inseln  von  dem  vandalen- 
könige  Geiserich  zu  seinem  reiche  geschlagen  worden ,  sodass 
der  verkehr  mit  Italien  abgeschnitten ,  und  die  entwicklung  eine 
andere  wurde.  Aus  politischen  Ursachen  erkläre  sich  auch  die 
thatsache ,  dass  die  pyrenäenhalbinsel  viel  weniger  tiefgehende 
dialektspaltungen  zeige ,  als  auf  viel  geringerem  flächenraume 
Italien.  Der  grund  liege  in  der  eroberung  Spaniens  durch  die 
Araber.  Hierdurch  sei  das  romanische  element  teils  ganz  ver- 
drängt,   teils  in   der   entwicklung  aufgehalten  worden.      Ähnliches 


47< 


Mi^cellen 


zeige  sich  in  Frankreich.  Hier  haben  wir  drei  hauptgebiete :  das 
Nordfranzösische,  dasProvenzalische  und  dasFrankoprovenzalische, 
welches  letztere  die  französische  Schweiz,  Lyon,  das  Delphinat 
und  Savoyen  umfasst  und  zwischen  den  beiden  anderen  steht. 
Auch  dies  stimmt  mit  der  geschichte ,  denn  das  gebiet  dieser 
dritten  mundart  entspricht  dem  alten  königreich  Burgiind ,  das 
sich  im  IX.  jahrh.  unter  Boso  von  Frankreich  loslöste.  Ähnliches 
weist  der  vortragende  in  Italien  nach ,  wo  eine  genaue  grenze 
zwischen  Lombardisch  und  Venetianisch  bestehe ,  die  mit  der 
früheren  politischen  grenze  zusammenfalle.  Politisches  und  rassen- 
gefühl ,  so  schliesst  der  vortragende  seine  interessanten  ausfüh- 
rungtin ,  bewirkten  vor  allem  die  entwicklung  der  romanischen 
sprachen.  So  ist  die  Sprachwissenschaft  eine  kulturwissenschaft 
in   des  Wortes  vornehmstem   sinne. 

Hierauf  begründete  pro  f.  Vietor  seine  Neuphilologischeu 
wünsche  für  Universität  und  schule.  Dieselben  bezogen  sich  zu- 
nächst auf  die  bessere  Vertretung  der  englischen  philologie  an 
den  Universitäten.  Prof.  V.  führte  aus,  dass  an  den  26  deutschen 
Universitäten  nur  1 1  Ordinariate  für  englische  philologie  beständen 
neben  15  extraordinariaten  (in  Preussen  5  gegen  5),  und  dass 
die  letzteren  besonders  an  den  kleinen  Universitäten  sehr  unzu- 
reichend besoldet  seien.  Daher  fehle  es  auch  an  nachwuchs 
von  privatdozenten.  Ferner  seien  reisestipendien  für  professoren 
der  neueren  sprachen  erforderlich,  für  die  bis  jetzt  —  der  redner 
führte  einen  fall  aus  seiner  eigenen  erfahrung  an  —  keine  fonds 
verfügbar  seien.  Auch  lektoren  müssten  in  genügender  anzahl 
angestellt  und  ausreichend  besoldet  werden.  Die  Versammlung 
nahm  die   auf  diese  punkte   bezüglichen  thesen  einstimmig  an. 

Eine  lebhafte  diskussion  knüpfte  sich  an  die  übrigen  punkte^ 
welche  die  freiheit  der  methode  im  neusprachlichen  Unterricht 
und  das  berechtigungsvvesen  betrafen.  Besonderen  widersprucli 
erregte  die,  forder.ung ,  dass  auch  den  abiturienten  der 
oberrealschulen  die  berechtigimg  zum  Studium  der 
neueren  philologie  zuerkannt  werden  solle.  Prof.  Vietor 
setzte  auseinander,  dass  er  nicht  etwa  das  Lateinische  für  den 
neuphilologen  für  entbehrlich  halte;  er  wünsche  sogar  sprach- 
vergleichende Studien  und  kenntnis  des  Sanskrit.  Aber  die  trage 
der  gleichberechtigung  aller  höheren  scliulen  mit  neunjährigem 
kursus  sei  pädagogiscli ,  kulturell  und  sozial  von  der  grössten 
bedeutung.      Die    h()here   schule   solle   keine   Vorschule   für  irgend 


Ph.   Aronstein,   Der   neunte  neuphilologentng  zu   Leipzig  471 

einen  beruf  sein ,  sondern  im  allgemeinen  bildung  des  geistes 
und  Charakters  befördern.  Der  oberrealschüler  könne  ebensowohl 
das  Lateinische   nachholen,   wie   der  gymnasiast  das  Englische. 

Gegen  diese  ausführungen  wandten  sich  mit  entschiedenheit 
die  Universitätsprofessoren  Suchier ,  Meyer-Lübke,  Wagner  und 
Sievers,  sowie  prof.  Hornemann-Hannover,  während  prof.  Stengel 
mit  temperamentvoller  wärme  für  die  freie  entwicklung  und  die 
gleichberechtigung  der  schulen  eintrat.  Die  Versammlung  schloss 
sich  mit  95  gegen  55  stimmen  den  vorschlagen  des  antragstellers 
an.  Die  fassung,  in  der  diese  aus  der  diskussion  hervorgingen, 
ist  die  folgende  : 

Die  IX.  hauptversammlung  des  Verbandes  der  deutschen 
neuphilologischen  lehrerschaft  nimmt  die  folgenden  sätze  an  und 
ersucht  den  derzeitig^en  vorstand,  sie  den  Unterrichtsverwaltungen 
in  Deutschland  und  Deutsch-Österreich  zu  geneigter  beaclitung 
zu   empfehlen : 

Satz  I.  Es  ist  zu  wünschen,  dass  an  allen  Universitäten  deutscher  zunge, 
wo  dies  noch  nicht  der  fall  ist, 

a.  die    englische    philologie    mit    einem  etatsmässig  hesoldeten   Ordinariate 

bedacht  werde ; 
h.   den   wissenschaftlichen   Vertretern    der    neueren    ])liilologie    duich    reise- 
stipendien   der  oft  zu  wiederholende   aufenthalt  im   Auslande  eiieichtert 
werde ; 
c.   je  ein  geborener  Franzose    oder  Englander  als   praktischer  sprachlehier 

(iektor)  angestellt   und  auskömmlich   besoldet  werde. 
Satz  II.     Es  ist   zu   wünschen,    dass  an   allen    höhei'cn    schulen,    wo    dies 
noch  nicht  der  fall  ist,  und  die  entsprechenden  Verhältnisse  vorliegen, 

a.  die  im  neusprachlichen  unterrichte  etwa  schon  gewahrte  freiheit  der 
methode  auch  bei  der  behördlichen  kontrole  anerkannt,  z.  b.  der  eifolg 
dei"  „neuen"  oder  der  „vermittelnden"  methode  nicht  nur  nach  dem 
massstabe  der  „alten"  beurteilt  werde,  sondern  auch  gelegenheit  gegeben 
werde,  die  l)esonderen  leistungen  zur  anschauung  zu  bringen; 

b.  in  der  abschluss-  und  der  reifeprüfung  statt  der  Übersetzung  auch  eine 
freie  arbeit,  bezw.  nachbildung,  im  Französischen  und  Englischen  ge- 
stattet ,  wenigstens  aber  bei  der  Übersetzung  in  das  Deutsche  auch  das 
fremdsprachliche  diktat  als   leistung  in  anschlag  gebracht   werde. 

Satz  lll.  Es  ist  zu  wünschen ,  dass  in  Staaten  mit  oberrealschulen  wie 
den  abiturienlen  dei-  gymnasien  und  der  realgyninasien,  so  auch  denen  der  ober- 
realschulen flie  beiechtigung  zum  Studium  der  neueien  philologie  zuerkannt  werde. 

Darauf  machte  prof.  Stengel  eine  mitteilung  betreffend  eine 
auft'orderung  der  »Gesellschaft  für  deutsche  erziehungs-  und  schul- 
geschichte«  zur  herausgäbe  einer  französischen  grammatik  der 
älteren  zeit,   die  er  den  mitgliedern  zur  berücksichtigung  empfahl. 


An  2  Miscellen 

/ 

Ferner  wurde  nach  einer  lebliaften   debatte   folgender  antrag  prof. 

Stengel's  angenommen : 

„Gegen  die  Verleihung  von  neupliilologischen  reisestipendien  an  neiiphilo- 
logisch  nicht  vorgebildete  lehier  legt  der  verband  der  deutschen  neuphilologischen 
lehrerschaft  Verwahrung  ein." 

Am  Schlüsse  der  sitzung  sprach  privatdozent  dr.  Friedwagner- 
Wien  über  Frtm  von  Sta'cP s.  anieil  an  der  rojnantiscJien  be^vegiing  in 
Frankreich.  Frau  von  Stacl,  so  setzte  der  vortragende  auseinander, 
stand  zunächst  unter  dem  einflusse  J.  J.  Rousseau's,  der  sich  in 
ihren  jugendwerken  und  noch  in  Delphine  und  Corinne  wieder- 
spiegelt. Sie  war  aber  auch  eine  Verehrerin  Voltaire's  und  be- 
wunderte die  litteralur  des  i8.  und  1 7.  Jahrhunderts.  Überhaupt 
ist  sie  in  vielen  punkten  in  den  ansichten  des  18.  Jahrhunderts 
befangen.  Sie  ist  im  ganzen  im  gegensatze  zu  Chateaubriand 
eine  unkünstlerische  und  unpoetische  natur.  Besonders  verbreitete 
sich  der  vortragende  über  ihr  werk  über  Deutschland.  Dieses 
sei  gleichsam  ein  salon,  in  dem  die  deutschen  dichter  zu  worte 
kämen.  Doch  sei  ihre  kenntnis  des  Deutschen  äusserst  ober- 
flächlich ,  und  für  die  deutsche  philosophie  habe  sie  gar  kein 
Verständnis  gehabt.  Die  bedeutung  der  frau  von  Stael  für  die 
Verbreitung  deutscher  ideen  in  Frankreich  werde  vielfach  über- 
schätzt. Doch  will  der  redner  die  berechtigung  ihres  ruhmes 
deswegen   nicht  anzweifeln. 

Hiermit  schloss  der  erste  sitzungstag.  Die  teilnehmer  ver- 
sammelten sich  zu  einem  festmahle  im  grossen  'saale  des  bucli- 
händlerhauses ,  wo  man  bis  zum  beginn  der  festvorstellung  im 
neuen  theater  zusammen  blieb. 

Die  zweite  von  herrn  prof.  Stengel  geleitete  sitzung  (6.  Juni) 
war  ganz  der  beratung  der  Wen  dt' sehen  thesen  gewidmet. 
Zunächst  ergriff  prof.  Wendt  das  wort  zu  einem  kurzen  referat. 
Er  betonte,  dass  es  sich  bei  seinen  thesen  nicht  um  die  neueren 
sprachen  in  den  gelehrtenschulen  handele ,  auch  nicht  um  die 
mittleren  und  unteren  klassen ,  sondern  bloss  um  die  oberen 
klassen  der  realanstalten.  Dann  ging  er  auf  die  besprech- 
ungen  der  thesen  in  den  fachzeitschriften  ein.  Die  thesen  seien 
besonders  auch  unter  dem  gesichtspunkte  der  fortbildung  und 
Selbstkontrolle  der  lehrer  zu  betrachten.  Wenn  die  Universitäten 
gegen  die  aufifassung  der  reformer  protestierten ,  so  hätten  sich 
eben  die  Universitäten  zu  ändern ,  vom  nominalismus  zum  realis- 
mus  zu  bekehren.    Nicht  bloss  tUe  Sprache    solle   wissenschaftliches 


PI..   Aronstein,  Der  iieiinlf   iieiipliiloiogentag  zu    I^eipzig  47  3 

Objekt  sein;  sie  sei  vielmehr  nur  das  mittel,  um  in  die  erkenntnis 
des  fremden  Volkstums  einzudringen.  Ferner  wies  redner  den 
Vorwurf  zurück,  dass  die  grammatik  als  Stiefkind  behandelt  und 
vernachlässigt  wercie.  Die  leistungen  in  der  grammatik  seien  auch 
bei  der  reformmethode  vollständig  gleichwertig.  Und  wenn  man 
endlich  einwende,  dass  die  anforderungen  der  reform  ein  solches 
mehr  von  leistungen  mit  sich  brächten,  dass  es  physiscli  kaum 
zu  bewältigen  sei,  so  werde  diese  erhöhte  anstrengung  aufgewogen 
durch  die  freudigkeit  der  stärkeren  berührung  mit  der  Jugend. 
Eine  allgemeine  diskussion  über  die  thesen  wurde  abgelehnt. 
Man  trat  sogleich  in  die  einzeldiskussion  ein,  die  eine  sehr  ein- 
gehende und  lebhafte  war  und  den  vormittag  wie  den  nachmittag 
in  anspruch  nahm.  Besonders  in  der  frage  des  übcrsetzens  so- 
wohl in  die  muttersprache  als  aus  derselben  schieden  sich  die 
geister.  Prof.  Schweitzer,  der  hauptvertreter  der  reformrichtung 
in  Frankreich,  fasste  sein  urteil  über  die  Übersetzungsmethode  in 
die  Worte  zusammeii :  »le  theme  c'est  rennemi<' ,  während  prof. 
Victor  auf  seinen  schon  vor  i8  jähren  ausgesprochenen  grund- 
satz  hinwies :  »Das  übersetzen  ist  eine  kunst,  die  die  schule  nichts 
angeht«.  Auf  der  andern  seite  wurde  vielfach  die  Übersetzung 
als  unentbehrlich  bezeiclniet.  Am  Schlüsse  der  debatte ,  an  der 
die  herren  Borbein-Hannover,  Klinghardt-Rendsburg,  Schmeding- 
Duisburg,  Werr  -  München,  Kapphengst  -  Elberfeld,  Haack-Köln, 
Wächter-Magdeburg ,  Walter-Frankfurt  a.  M. ,  QuieVil  und  Krum- 
macher-Kassel, Reichel-Breslau,  Franke-Leipzig,  Wilkens-Bremen, 
Banner-Frankfurt  a.  M.  u.  a.  teilnahmen,  wurden  die  Wendt'schen 
thesen  z.  t.  einstimmig ,  z.  t.  mit  mehrheit  in  folgender  gestalt 
angenommen : 

In  erwägung,  d.-^.ss  die  beherrscluing  der  fremden  spräche  dn.s  iileale  ziel 
des  Unterrichts  darstellt,  und  dass  die  fremde  spräche  das  naturgemlisse  mittel 
i.st,  um  in  die  erkenntnis  des  fremden  Volkstums  einzudringen,  ninmit  die  hau|:)t- 
versammJung  die   Wendt'schen  thesen   in   folgender  fassung  an: 

1)  Die  Unterrichtssprache  ist  fi'anzösisch  oder  englisch.  Besonders  schwierige 
stellen  können  deutsch  inteipretiert   werden. 

2)  Das  übersetzen  in  die  muttersprache  beschränkt  sich  auf  die  fälle,  wo 
formelle  Schwierigkeiten  dazu  zwingen. 

3)  Das  übersetzen   in  die  fremdsprache  ist  nur  gelegentlich  zu   üben. 

4)  Die  grammatik  wird  übersichtlich  zusammengefasst  und  in  einzelnen 
kapiteln  auch  durch  vergleich  mit  den  erscheinungen  anderer  sprachen 
vertieft.  Im  übrigen  wird  im  anschluss  an  die  lektüre  die  stilistisch- 
idiomatische Seite  der  fremden  spräche  betont,  für  Synonymik  und 
etymologie  das  Verständnis  geweckt. 


474 


Miscflki 


ö)  Die  klassenlektCire  —  im  inittelpunkte  des  Unterrichts  stehend  —  be- 
rücksichtigt vorwiegend  die  moderne  prosn.  Die  auswahl  ist  nach 
folgenden  gesichtspunkten  zu  ticffcn : 

a)  Die  klassenlektCire  soll  nicht  nur  litterarisch -ästhetischen  zwecken 
dienen,  sondirn  auch  in  die  keniitnis  des  fremden  Volkstums,  seiner 
staatlichen,  gesellschaftlichen  und  wirtschaftliciien  Verhältnisse  ein- 
fuhren. —  In  jeder  klasse  ist  ein  hauptwerk  aus  der  schönen  litte- 
latur  zu  lesen,  ausserdem 

für  obersekunda:    die  feste  einprägung  der  wichtigsten   momente  der 
,    geschichte  des   laiides,   der  topographie  der  hauptstadt,    so  weit  dies 
nicht   schon   frührr  erfolgt   ist; 

füi'  prima :  die  einfiihiung  in  die  für  die  gegenwärtigen  zustände 
entscheidenden  periorien  der  geschichte;  besinechung  Ijedeutsamer 
tagesereignisse. 

b)  Das  technologisch  -  naturwissenschaftliche  ist  in  bescheidenem  um- 
fange zu  lierücksichtigen. 

c)  Von  dichterischen  werken  sind  solche  von  hervorragender  bedeutung 
und  mit  nationaler  färbung  zu  bevorzugen. 

Die  lektüre  ist  für  jede  schule  nach  einheitlichen  gesichtspunkten 
festzusetzen ,  wobei  auf  die  einzelnen  klassenslufen  rücksicht  zu 
nehmen  ist.  Entsprechend  these  1  ist  darnach  zu  streben ,  dass 
kommentare  zu  den  betreffenden  Schriftstellern  in  der  fremden  spräche 
abgefasst  werden  und  eins))rachige  wörtei-bücher  benutzt  werden. 
I  Resolution:  Auf  grund  der  feststellungen  des  kanonausschusses  ist 
eine  genaue  sichtung  des  vorhandenen  leklürenmaterials  vorzunehmen). 

6)  Litteraturgeschichte  ist  soweit  zu  treilien  als  die  unter  5  a  für  die 
klassenlektüre  gegebenen  gesichtspunkte  erfordern. 

7)  Die  privatlektüre  kann  neben  (vorwiegend  modernen)  littcraturwerken 
aller  art  auch  wissenschaftliche  und  technische  abhandlungen  umfassen. 

8)  Deklamationen,  besonders  dramatischer  scenen,  be'i  Schulfeiern,  ersch-^inen 
als  ein   wesentliches  föideiimgsmittel. 

9)  Jährlich  sind  8  —  lO  kürzere  beie  schriftliche  arbeiten  anzufertigen, 
der  meiiiz.ihl  nach  unter  klausur;  sie  ti^agen  den  chaiakter  der  nach- 
erzählung  oder  nachbildung.  Doch  können  auch  geeignete  deutsche 
stotie  in  der  fremden  spräche  wiedergegeben  werden.  Ausserdem  diktate 
und  gelegentliche  musterübersetzungen  aus  der  bemden  spräche  in  die 
mutters])i-ache. 

Während  der  Verhandlungen  teilte  prof.  Wülker  mit ,  dass 
ein  huldvolles  danktelegramm  von  Sr.  majestät  dem  könig  Albert 
eingetroffen  sei,  das  von  den  anwesenden  begeistert  aufgenommen 
wurde. 

Direktor  Ulbrich-Berlin  brachte  die  grüsse  des  preussischen 
Unterrichtsministeriums  und  gab  zugleich  eine  erklärung  über  die 
von  der  Versammlung  am  vorigen  tage  so  energisch  gemissbilligte 
Verleihung  von  neuj)liil()logischen  reisestipendien  an  altphilologen. 
Dies   sei  geschehen,   weil   mangel   an   neuphilologen  herrsche,    und 


M.  Pflüger,   Der  neunte  neuphilologentag  zu   Leipzig  ^yt 

man  sonst  nur  die  alternative  gehabt  habe,  elementarlehrern  Unter- 
richt an  höheren   schulen   anzuvertrauen. 

Prof.  dr.  Schweitzer  teilte  im  anschlusse  an  einen  punkt  der 
diskussion  mit,  dass  in  Frankreich  die  Stundenzahl  der 
neuphilologischen  lehrer  auf  15  festgesetzt  sei.  Dr.  Fried- 
wagner teilte  mit,   dass   dieselbe   in   Osterreich  14 — 17  betrage. 

Nach  schluss  der  Verhandlungen  fand  ein  ausflug  auf  den 
Scherbeiberg  und  am   abend   ein   konnners   bei  Bonorand   statt. 

Myslowitz,    O.   S.  Ph.   Aronstein. 

3.  sitzungstag  (donnerstag,  7.  Juni).  Eröffnung  der  Sitzung 
9  uhr.  Den  Vorsitz  führte  prof.  dr.  Hartmann.  Den  herren  ober- 
schulrat  von  Sallwürk-Karlsruhe ,  geh.  rat  Münch ,  prof.  Bcuvier- 
Genf,  und  dir.  Dörr-Frankfurt  a.  M.  wurden  begrüssungstclegramme 
gesandt. 

Prof.  dr.  John  Koch -Lichterfelde  sprach  sodann  über  Den 
gege?iwärtige>i  stand  der  Chaiuerforschung,  wobei  besonders  hervor- 
gehoben wurde,  dass  es  vor  allem  von  Wichtigkeit  sei,  alle  hand- 
schriften  mit  Chaucer'schen  werken  zu  veröffentlichen  und  ihr 
gegenseitiges  Verhältnis   eingehend  festzustellen. 

Hierauf  sprach  dr.  Banner-Frankfurt  a.  M.  über  Die  Stellung 
des  Französischen  in  der  schulrefor  vi  frage.  Redner  legte  dar,  wie 
berechtigt  die  fordcrung  eines  gemeinsamen  Unterbaues  ohne 
Lateinisch  sei ;  da  gebe  das  Französische  auf  der  richtigen  stufe 
und  als  Übergang  vom  Deutschen  zum  Latein  die  grundlage  der 
grammatischen  Schulung.  Aber  auch  wenn  dieser  unterbau  nicht 
gebilligt  werde,  solle  doch  bei  einigermassen  ergiebiger  Stunden- 
zahl in  den  Unterklassen  die  reformmethode  angewendet  werden. 
Die  neue  methode  verlange  eine  mehrleistung  des  lehrers ,  be- 
sonders in  bezug  auf  Sprechfertigkeit.  Wenn  die  behörden  eine 
grössere  Stundenzahl  im  Lat.  einführen  wollen,  so  sei  dagegen  zu 
protestieren,  da  der  formale  bildungswert  des  Französischen  nicht 
geringer  ist.  Diese  spräche  hat  anspruch  auf  grössere  rücksicht, 
da  sie  eine  lebende  ist.  Der  moderne  betrieb  ging  allerdings 
im  anfang  gleich  zu  weit ,  ohne  die  nötigen  garantien  für  ein 
sicheres  gelingen  sich  zu  schaffen.  Solche  garantien  seien:  i)  die 
ausspräche  des  lehrers;  2)  die  praktische  beherrscliung  der  spräche; 
3)  der  gründliche  betrieb  der  grammatik  mit  ihren  kategorien,  in 
deren  rahmen  allein  es  möglich  ist,  alle  Situationen  des  lebens 
auf  systematischem  wege  zu   erschöpfen;   4)  übersetzen  vom  Deut- 


ATÖ  Miscellen 

sehen  ins  Französische  (erst  am  schluss  des  2.  jahres  bei  be- 
deutenderem Wortvorrat  und  grösserer  formsicherheit).  Das  ein- 
fache aneinanderreihen  von  Sätzen  ist  schädlich;  die  übersetzung- 
soll aucli  nur  als  nachprüfung  zugelassen  sein.  Etwas  ganz  anderes 
ist  das  übersetzen  vom  Französischen  in  das  Deutsche,  das  doch 
den  zweck  hat,  das  eindringen  in  den  fremden  volksgeist  zu  er- 
möglichen. Durch  eine  falsche  lehrmethode  darf  das  aber  nicht 
verdorben  werden.  Alles  zwar  ist  in  der  Ursprache  zu  lesen, 
und  selbst  die  beste  Übersetzung  atmet  nicht  den  geist  des 
Originals.  Durch  gelegentliches  übersetzen  aber  ins  Deutsche 
treten  auch  die  stärken  und  schwächen  der  muttersprache  her- 
vor, und  auch  die  kenntnis  dieser  auf  alle  weise  zu  vertiefen, 
ist  wertvoll.  Ausserdem  kann  man  nur  durch  übersetzen  die 
fremden  geistesschätze  auch  den  breiteren  massen  unsres  volkeS 
nutzbar  machen. 

Die  Sicherung  der  beiden  zuerst  genannten  garantien ,  der 
guten  ausspräche  und  der  Sprechfertigkeit,  kann  durch  ferienkurse 
und  Seminarübungen  bewerkstelligt  werden.  Die  ausspräche  wird 
am  besten  von  mund  zu  munde  durch  einen  erfahrenen  pädagogen 
gelehrt,  die  Sprechfertigkeit  durch  häufigen  aufenthalt  im  auslande 
unterstützt.  Der  Staat  kann  aber  die  neuphilologen  besonders 
fördern  durch  einrichtung  einer  Vorlesung  über  den  anfangs- 
unterriclit  in  der  reformmethode.  In  dieser  hinsiclit  sei  noch 
nichts  geschehen;  es  sei  jedoch  zeit,  sich  über  wert  oder  unwert 
dieser  methode  zu  entscheiden.  Der  meister  in  der  kunst  müsste 
seine  erfahrung  andern '  vermitteln ;  es  braucht  nicht  jeder  von 
neuem  in  der  reformmethode  den  entdecker  zu  spielen.  Wenn 
die  bedeutung  der  neuen  methode  erst  richtig  erkannt  ist,  wird 
wohl  auch  der  Staat  dafür  zu  haben  sein.  Zur  Vollendung  der 
reformmethode  sei  als  Schlussleistung  auch  die  schriftliche 
freie  arbeit  zu  erstreben,  j'rcilich  nicht  umfangreiche  compositions. 
Redner  will  aber  bei  der  abschlussprüfung  noch  an  der  Über- 
setzung festhalten ,  da  für  freie  arbeiten  mehr  zeit  nötig  sei ,  als 
zur  Verfügung  stehe.  Die  geringe  Vermehrung  der  franz.  Unter- 
richtsstunden könne  dem  Latein  entnommen  werden.  Das  ziel 
des  Lat.  ist  weiter  nichts,  als  das  verstehen  der  Schriften  und 
tue  dazu  erforderliche  grammatische  Übung.  Das  Latein  kann 
also  ohne  schaden  eingeschränkt  werden.  Hier  tritt  dann  er- 
gänzend die  französische  grammatik  ein;   und   Stilübungen  vollends 


M.  Pfluger,   Der  neunte  neuphilologentag  zu  Leipzig  47  7 

haben  gegenwärtig  im  Lateinischen  gar  keinen    wert ,    wohl    aber 
in  einer  modernen   spräche. 

Im  realgymnasium  kann  die  grammat.  Schulung  überhaupt 
dem  Französischen  übergeben  und  in  dem  dadurch  entlasteten 
Lateinunterricht  ausgedehntere  lektüre  getrieben  werden.  Die 
realschulen  müssen  durch  das  medium  der  iieueren  sprachen  das 
klassische  altertum  kennen  lernen.  Wenn  dort"  nicht  immer  das 
gewünschte  erreicht  wird,  so  liegt  das  einmal  am  geringwertigeren 
Schülermaterial,  dann  aber  auch  an  der  unzureichenden  Vorbildung 
der  neuphilologen.  INIehr  lehrer  für  die  modernen  fächer  auf  den 
Universitäten  anzustellen,  dazu  werden  sich  die  regierungen  wohl 
nicht  so  bald  herbeilassen.  Dagegen  aber  sollte  zur  abhilfe  eine 
Scheidung  zwischen  anglicistik  und  romanistik  erstrebt  werden, 
sonst  bleiben  wir  sprachmeister ,  werden  aber  nie  philologen. 
Erst  wenn  das  erreicht  ist,  werden  wir  dem  altphilologen  die 
spitze   bieten.     Folgendes   sind  also   unsere   wünsche: 

1  1  Die  regierung  möge  die  ausbreitung  der  reforminetliode  unterstützen 
durch  reisestipendien  für  neuphilologen  und  durch  einiichtung  einei- 
Vorlesung  über  den  anfangsunterricht  in  der  reforminethode. 

2)    Das  Lateinische  soll   zu   gunsten   des  Französischen  entlastet   werden. 

:-i)   Romanische   und   englische  philologie  sollen  getrennt  werden. 

Im  anschluss  an  diesen  mit  beifall  aufgenommenen  Vortrag 
verlas  prof.  Stengel-Greifswald  eine  in  Preussen  erlassene  ministe- 
rielle Verordnung  betr.  reisestipendien  für  solche,  die  nicht  neu- 
philologen sind.  Prof.  Hausknecht-Kiel  äusserte  hierauf  den  all- 
seitig unterstützten  wünsch,  dass  alles,  was  sich  auf  Verteilung 
von  reisestipendien  bezieht,  in  den  Zeitschriften  bekannt  gegeben 
werde.  Dass  die  preuss.  regierung  altphilologen  mit  neuphilolo- 
gischen reisestipendien  versah,  begründete  dir.  Gruber-Wilmersdoif 
tlamit,   dass   es  nur  im  notfall  geschah. 

Prof.  Müller-Heidelberg  ergriff  darauf  das  wort  und  gab 
einen  bericht  über  die  thätigkeit  des  kanonausschusses,  in 
dem  er  selbst  für  Englisch,  dr.  Kron-Kiel  für  Französisch  thätig 
war.  Nach  eingang  der  gutachten  sei  eine  liste  angefertigt  worden. 
Wenn  die  zahl  der  gutachten  über  eine  ausgäbe  genügten,  einen 
schluss  zu  ziehen ,  so  wurde  das  brauchbare  eingetragen.  Es 
gingen  über  2000  gutachten  über  franz.  und  i  103  über  engl, 
ausgaben  ein.  Referent  stellt,  zusammen  mit  dr.  Krön,  antrage 
an  die  hauptversammlung ,  die  auf  Vorschlag  von  Quiehl-Kassel 
rn  hloc  angenommen   werden. 


i^S  Miscelleii 

Die  zwei  Vorsitzenden  des  kanonausschusses  werden  darauf 
ohne   debalte   wieder.ijewählt. 

Um  I  I  uhr  erhielt  prof.  C  h.  Schweitzer  das  wort  zu 
seiner  Mitteilung  über  den  ende  Juli  in  Paris  stattßndeftden  inter- 
nationalen kongress  für  neusprachlichen  Unterricht.  Referent  gab 
aufschluss  über  die  anordnung  des  kongresses,  hob  hervor,  dass 
er  international  sein  solle,  dass  476  mitglieder  angemeldet  seien, 
darunter  aber  bis  jetzt  nur  20  Deutsche.  Redner  spricht  den 
wünsch  aus,  dass  der  kongress  vom  Auslande  recht  zahlreich 
beschickt  werde.  Alle  länder  sollten  fühlung  miteinander  haben, 
damit  die  erfahrungen  der  praxis  um  so  eher  gemeingut  werden. 
Die  frage  des  neusprachlichen  Unterrichts  ist  eine  internationale 
und  eine  soziale,  soll  daher  in  vollem  umfang  zur  spräche  kommen, 
wie  ,^,^  I — 3  des  programms  zeigen  (pädagogik  im  eng.  sinn: 
buch,  anschauung;  handelsschulen ,  klubs  etc.).  '■^^  gymnasial- 
und  45  privatlehrer  haben  sich  gemeldet,  ferner  70  personen, 
die  dem  handel  und  der  Industrie  angehören,  also  nicht  in  der 
schule,  aber  doch  im  volke  stehen.  Alle  meinungen  müssen  ver- 
treten sein.  Nichts  als  missverständnisse  seien  es,  was  die  »alten<' 
und    die    »reformer«    trennt.      Vom   kongress    hoffe   er   einigung. 

Für  den  mit  lautem  beifall  aufgenommenen  Vortrag  und  für 
die  einladung  nach  Paris  dankt  prof.  Hartmann  dem  delegierten 
des  französischen  Unterrichtsministeriums  ,  indem  er  gleichzeitig 
anregung  giebt,   delegierte  nach  Paris   zu   schicken. 

Nach  '^U  stündiger  pause  wurde  um  1 2  uhr  die  Sitzung 
wieder  aufgenommen.  Der  kas-enverwalter,  oberl.  Mättig-Leipzig, 
beantragt  auf  grund  des  berichtes  der  rechnungsrevisoren  die 
entlastung  des  kassierers,  welche  auch  erfolgt,  und  teilt  mit,  dass 
der  bestand  der  Verbandskasse  ein  günstiger  ist.  Es  folgt  nun 
die  beratung  des  ninien  satzungsentwurfs  des  neuphilologischen 
Vereins ,  welcher  nach  längerer ,  lebhafter  debatte  angenommen 
wird.     Die   neuen-  Statuten   treten  am    i.  Januar   igoi    in  kraft. 

Geheimrat  Wülker  übernimmt  nun  den  Vorsitz  und  schlägt 
als  Vorort  für  die  10.  liauptversammlung  igo2  Breslau  vor,  was 
allseitig  angenommen  wird.  Hierauf  werden  auch  die  vorge- 
schlagenen mitglieder  des  neuen  Vorstandes  für  1902  einstimmig 
gewählt. 

Prof.  Suchier-Halle  erklärt  in  bezug  auf  die  am  5.  6.  igoo 
angenommene  3.  Vietor'sche  these,  dass  durch  annähme  der- 
selben    beschlossen     sei:     »das     nachexamen     in     Latein     für 


L.  Fränkel,  Klassisclies  auf  der  heutisfen  Londoiie 


479 


abiturienten  der  ob  errealschuleii  kommt  in  Wegfall.« 
Werde  dieser  wünsch  erfüllt ,  so  werde  es  an  der  hochschule 
bald  Studenten  ohne  Latein  in  der  überzahl  geben.  Das  aber 
müsste  bald  den  ausschluss  der  neuphilologen  von  den  Universi- 
täten zur  folge  haben.  Im  namen  von  über  40  verbands- 
mitgliedern  protestiere  er,  redner,  gegen  einen  solchen 
beschluss. 

Am  schluss  teilt  prof.  Sachs-Brandenburg  mit ,  dass  prof. 
Stoffel-Nijmegen  an  stelle  des  -j-  Immanuel  Schmidt  als  mit- 
arbeiter  am   engl.   Wörterbuch  gewonnen  wurde. 

Geheimrat  Wülker  schliesst  nun  die  Versammlung  und  dankt 
für  die  rege  teilnähme.  Nach  einem  hoch  auf  den  vorstand  des 
Verbandes  gehen  die  teilnehmer  der  letzten  sitzung  '  'i;2  uhr  aus- 
einander, um  abschied  zu  nehmen  von  den  ehrwürdigen  räumen 
der  Alma  diäter  Lipsiensis  und  um ,  als  gegengewicht  zu  der 
geistigen  anstrengung  der  Verhandlungen,  mit  einem  gemeinsamen 
ausflug  zu  schliessen ,  der  vom  herrlichsten  wetter  begünstigt 
wurde.  •'  J3  verliess  man  Leipzig,  um  Grimma  zu  besichtigen. 
In  liebenswürdigster  weise  wurden  dort  den  teilnelimern  durch 
herrn  prof.  Schmid-Grimma  die  räume  der  fürstenschule  gezeigt. 
Nachdem  man  sich  danach  im  Schützenhaus  und  auf  der  herrlich 
über  der  Mulde  gelegenen  Gattersburg  erfrischt  hatte,  wurde  die 
rückfahrt  angetreten.  Mit  der  ankunft  in  Leipzig  erreichte  der 
9.  deutsche  neuphilologentag ,  der  letzte  in  diesem  Jahrhundert, 
sein  ende. 

Reichenbach   i.  \'.,  Juni  1900.  M.  Pflüger. 


KLASSISCHES  (SHAKESPEARE,  MILTON)  AUF  DER  HEUTIGEN 
LONDONER  BÜHNE. 
Wohl  jeder  nichtcnglische  anglist  teilt  bei  Londons  besuch  das 
bedauern  jedes  kunstsinnigen  ausländers ,  der  Englands  boden  für 
länger  bereist  oder  bewohnt,  dass  man  wenig,  bisweilen  monate  lang 
sogar  in  der  hauptstadt  keinen  Shakespeare,  überhaupt  nichts  klassi- 
sches vom  drama  zu  sehen  bekommt.  Diesem  mangel  scheint  nun 
endlich  abgeholfen  zu  sein.  Da  die  beiden  bezüglichen  Unternehmungen, 
wie  es  beim  energischen  sinne  des  Engländers  auch  in  der  praxis  idealer 
plane  kaum  anders  zu  erwarten  steht,  nun  gesichert  sein  dürften,  mag 
auch  an  diesem  fleck  als  von  vollendeten  thatsachen  kenntnis  genommen 
werden.  Hamilton  Fife  war  schon  anfang  sommer  1900  mit  der  agi- 
tation   für  ein   »Shakespeare  Theatre«   in  London,   dessen   ausschliess- 


i8o  Miscelleii 

liehe  aufgäbe  die  aufführung  Shakespeare'scher  dramen  wäre,  so  weit 
vorgeschritten  ,  dass  er  an  der  berühmten  statte  von  Henry  Irving's 
Wirksamkeit,  am  »Lyceum« ,  dafür  ein  spezial-ensemble  zusammen- 
zustellen begann  ,  um  ihm  an  der  Themse  ein  dauerndes  heim  zu 
bereiten.  Einen  guten  ruck  weiter  freilich  ist  die  Londoner  gesell- 
schaft  »Elizabethan  Stage<',  die  darauf  ausgeht,  ältere  gediegene  bez. 
littcrarisch  interessante ,  vor  allem  aber  Shakespeare'sche  stücke 
historisch  getreu  wiederzugeben.  Sie  hat  jetzt  ihren  bisherigen  ver- 
suchen eine  aufführung  von  Milton's  Samson  Agonistes  folgen  lassen. 
Vom  dramaturgischen  Standpunkte  wird  man  diese  scenische  repro- 
duktion  des  genau  nach  der  manier  der  antiken  tragödie  gearbeiteten 
Werkes  nur  als  experiment  gelten  lassen,  und  auch  der  litterarhisto- 
riker  wendet  gegen  diese  bczeichnung  nichts  ein.  Denn  die  bühnen- 
darstellung  ergab,  was  man  für  Milton's  dramatische  illustration  von 
»Simson's  des  kämpfers«  letztem  lebenstag,  die  alles  vorherlicgende 
durch  botenberichte  nachholen  lässt,  von  vornherein  wusste :  es  ist 
ein  stimmungs-  und  eindrucksvolles  gedieht,  kein  drama.  In  Deutsch- 
land besitzt  man  zwar  zweifellos  litterarische  pietät  und  mehr  sinn 
für  theater ,  und  doch  thaten  die  vereine  und  komites  nur  einen 
schlag  ins  wasser,  die  etwas  analoges  ,  etwa  Hans  Sachs  oder  sogar 
dramatische  nebensachen  Goethe's ,  öffentlich  aufzufrischen  wagten. 
In  England  treibt  man   das  geld  dazu  leicht  auf. 

Aschaffen  bürg.  Ludwig  Fränkel. 

KLEINE  MITTEILUNGEN..  - 

Dem  privatdozenten  der  englischen  philologie  an  der  Univer- 
sität Basel  dr.  Gustav  Binz  wurden  titel  und  rang  eines  ausser- 
ordentlichen  Professors  verliehen.         • 

Der  honorarprofessor  für  englische  philologie  an  der  Univer- 
sität Freiburg  i.  B.  dr.  Arnold  Schröer  wurde  zum  ordentlichen 
Professor  befördert. 

-\n  stelle  des  nach  Bonn  übergesiedelten  prof.  Bülbring 
wurde  dr.  Kern,  söhn  des  bekannten  holländischen  Sanskritisten, 
auf  den  lehrstuhl  für  englische  philologie  an  der  Universität  Groningen 
berufen,   nachdem   C.   Stoffel  einen   ruf  abgelehnt  hatte. 

Als  nacj;ifolger  prof.  Walter  Raleigh's  wurde  Oliver  Elton 
zum  Professor  für  engl,  litteratur  am  University  College,  Liverpool, 
ernannt.  Die  ernennung  erfolgte  in  diesem  falle,  wie  wir  hören, 
nach  deutschem  brauch  durch  einen  ruf.  Möge  dies  gute  beispiel 
dazu  beitragen,  die  unwürdige  englische  einrichtung  der  coinpetiüons 
endgültig  aus  der  weit  zu  schaffen.  r\ 


Bir  FEB  1  7  1968 


PE       Englische  Studien 

3 

E6 

Bd.2S 


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