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ENTOMOLOGIE
und
HELMINTHOLOGIE
des
MENSCHLICHEN KÖRPERS,
o d er
Beschreibung und Abbildung der Bewohner und Feinde desselben
unter den Insekten und Würmern
von
D. JOHANN HEINRICH JÖRDENS
Königl. Preuss. Hofrathe, der Kurfürstl. Maynzischen Akademie nützlicher Wiflenschaften zu Erfurt und der
mineralogischen Societät zu Jena Ehrenmitgliede.
.
ERSTER BAND.
Mit fünfzehn colorirten Kupfer tafeln.
Hof, Joei Gottfried Adolph Grau. 1801.
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Vorrede.
IVIan hat sich in unserm, die Entomologie als Lieblings- und Mo-
dewissenschaft cultivirenden Zeitalter vorzüglich angelegen seyn
lassen, sie auch in praktischer Hinsicht, besonders für den Forst-
mann zu bearbeiten, und hierdurch eine Menge der Staatsökono-
mie nützlicher Kenntnisse zu verbreiten. Sonderbar mufs es aber
scheinen, dafs man hierüber aus der Acht gelassen hat, den Vor-
zug zu würdigen, welchen der menschliche Körper in dieser Rück-
sicht selbst verdient. Zwar fehlt es nicht an älteren und neueren
Schriften, in welchen der Nachtheil, den gewisse Insekten auf die
Gesundheit des Menschen zu äufsern pflegen, entweder nur gele-
gentlich berührt, oder besonders erörtert worden ist. Im ganzen
aber liefert alles das Wahre und Falsche, welches hin und wieder
über diesen Gegenstand zerstreut oder nachlässig in ein scheinbar
Ganzes verarbeitet gefunden wird, nur Bruchstücke zu einem sy-
stematischen Gebäude, welches Meyer in Beziehung auf die gifti-
gen Insekten schon 1792 aufzuführen begann, aber, leider! unvol-
lendet blieb. So wenig ich mich stark fühle, das zu ersetzen, was
dieser bekannte Naturforscher zu wünschen übrig liefs; so wage
ich es doch vorliegende Schrift — die Frucht vieljähriger Arbeit —
den Kennern und Freunden der Insekten - und Würmerkunde als
.
* 2 einen
IV
einen kleinen Versuch zur Beurtheilung vorzulegen, und sie hier-
zu durch die Bekanntmachung mit demjenigen, was ich in Bezie-
hung auf Literatur, Plan, beabsichtigten Zweck und Bearbeitung
des Ganzen leisten wollte, im Stande zu setzen.
Was die Literatur betrifft, so folgen hier die mir bekannt ge-
wordenen allgemeinen Schriften, welche von der Schädlichkeit und
Giftigkeit verschiedener Insekten und Würmer in Beziehung auf
den menschlichen Körper handeln, in chronologischer, die einzel-
ne Insekten und Würmer betreffenden aber, unter den ihnen an-
gewiesenen Rubriken in alphabetischer Ordnung.
Lipsstorp, Gustav. Dan. de Anlmalculis in C. H. genitis. L. B. 1SS7.
Paullini, Christ. Francis«, Disquisitio curiosa an mors naturalis sit substantia ver-
minosa? Francof. et Lips. 1703. 8- Es kommen in dieser Schrift wahre und er-
dichtete Insekten, Würmer, Amphibien etc. durch einander vor, welche auf und in
dem menschlichen Körper gefunden und als Ursachen besonderer Krankheiten ange-
sehen worden sind. Zugleich sucht der Verfasser durch Beispiele zu beweisen,
dafs Fliegen, Wespen, Hornisse und andere Insekten, indem sie in den Exkremen-
ten, Geschwüren, Kadavern etc. solcher Personen, die an ansteckenden Krankheiten
leiden oder gelitten haben, ihre Nahrung suchen, im Stande sind, durch ihren
Stich den angesogenen Krankheitsstoff auf gesunde Personen übeizutragen und so
die Dysenterie, Pest und andere anfteckende Krankheiten weiter zu verbreiten.
Glerici, Daniel. Historia naturalis et medica latorum Lumbricorum intra Hominem
et alia Animalia nascentium. Genevae 1715. 4. c. Tab. aen. Aufser der Beschrei-
bung der wirklich vorhandenen und erdichteten Würmer der damaligen Zeit, ge-
schieht auch hin und wieder solcher Insekten Erwähnung, welche dem menschli-
chen Körper nachtheilig werden können,
Hoffmanni, Frid. Diss. de Anirnalihus humanorum corporum infestis hospitibus
(Rc.^p. S. de Drauth). Halae, 1731. 4. handelt überhaupt von gewöhnlichen und un-
gewöhnlichen Bewohnern des menschlichen Darmkanals. Zu letzteren rechnet er
auch die Blutige], Frösche, Kröten, Eidexcn, Käfer etc.
B a i e r
Bai er, Ch. G. de generatione Insector. In C. H. Altoifl 1710.
Stenzel, C. G. Diss. de Insectorum in C. H. genitorum varia forma et iadole
(Resp. G. Vaghi). Vitemb. 1711,
Kratzensteins, C. G, Abhandlung von der Erzeugung der Würmer im menschli-
chen Körper. Halle 1748. 8- enthält eine sehr unvollständige Angabe von den auf der
Oberfläche des menschlichen Körpers wie in dessen Eiugeweiden vorkommenden
Würmern etc.
E in na ei Diss. de noxa insectorum (Resp. Bäkner). Upsal. 1752. und in den Arnoe-
nit. acad. Vol. III. p. 337. Es kommen hierinnen vor : Pediculus humanus, Pu-
lex irrit. Pedic. pub. Acari sirones, Acari ricini, Formica rufa et rubra, Forficula
auricularia, Cimex lectul. C'onops calcitr. Tabani varii, Culex pip. et pulicar.
Vespae crabrones et vulgares, Muscae domesticae, Hippobosca equina, Gryllus do-
rnest. Araneae variae , Pedicul. pulsatorius. Unter der Rubrik von Insekten, wel-
che den menschlichen Lebensmitteln, Kleidungsstücken', Geräthschaften etc. schäd-
lich werden, führt er noch auf: Musca carnaria, Dermest. lard. Blatta oriental.
Muse, meteorica, Der Ritter begnügte sich überhaupt nur an das Bekannteste von
der Schädlichkeit jedes dieser Insecten mit einigen Zeilen erinnert zu haben.
Heise, J. G. Diss. de insector. noxio effectu in C. H. Halae 1757.
Kniphof, J. H. Diss. de Pediculis inguinalibus, insectis et vermibus liomini mole-
stis (Resp. Reichard). Erfurti 1759. c. Tab. III. aen. 4. Eumbricus, Vermis S. Viti,
Ascarides, Taenia, Cucurbitini, Dracunculus, Pulex irrit. et penetrans, Hirudo,
Culex, Crinones, Acari, Cimex, Pediculus capitis et pubis sind die Würmer und
Insekten, die der Verfasser kürzlich in der angegebenen Ordnung durchgehet,
Pallas, P. S. Dissert. de Insectis viventibus intra viventia. L. Bat. 1760. 4. schränkt
sich nicht blos auf den Menschen ein, sondern handelt überhaupt von den Insekten
und Würmern, welche innerhalb des thierischen Körpers gefunden worden sind.
Amoreux, P. J. Diss. de noxa animalium. Monspel. 1762. gedenkt auch verschiede-
ner schädlichen Insekten, so wie folgende Schrift:
Sauvages, Diss. de venenatis Galliae animalibus (Resp. Berthelot). Monspel. 1763.
Spielmann, I. R. Diss. de Animalibus noeivis Alsatiae (Resp. Weiler). Argento-
rat. 1768. enthält §, XX. das Verzeichnifs der Insekten und §, XXI, das Verzeich-
nifs
VI
nifs der Würmer, welche in Elsas als vorzüglich dem Menschen schädlich bekannt
sind.
Wietzel, J. C. Diss. de morsibus et puneturis animalium. Argentor. 1776.
Buchoz, Histoire des Insectes nuisibles a. l'homme, aux bestiaux, i l'agriculture et
au Jardinage, ä Paris 1781. Göze hat hiervon eine mit Anmerkungen begleitete
Uebersetzung geliefert, unter dem Titel : Geschichte einiger den Menschen, Thie-
ren , Oekonomie und Gärtnerey schädlichen Insekten , Leipzig 1787. 8. Der In-
halt dieses 264 Seiten enthaltenden Buchs ist zu viel umfassend, als dafs viele von
den dem menschlichen Körper nachteiligen Insekten hatten angeführt weiden kön-
nen, enthält aber übrigens viel Schätzbares.
Abhandlungen über die Schädlichkeit der Insekten, aus Linn. Amoen. mit Profes-
sor Biwalds Zusätzen , aus dem Lateinischen mit vielen Anmerkungen übersetzt.
Breslau 1783. — Eine Uebersetzung der oben angeführten Schrift, die durch die
Anmerkungen des Herausgebers sehr bereichert worden ist.
Amoreux, Notice des Insectes de la France, reputes venimeux, ä Paris 17S9» S.
maj. c. Tab. II. aen. — Eine von der Acad. zu Lion gekrönte Preisschrift, wel-
che in vieler Rücksicht wichtig ist, ohngeachtet sich der Verfasser blos auf die in
Frankreich bekannten schädlichen Insekten einschränken mufste. Nur führt er eine
Menge Insekten an, wozu keine Fakta vorhanden sind, die seine Muthmafsungen
über ihre Giftigkeit begründen könnten.
Meyers, F. A. A. Gemeinnützliche Naturgeschichte der giftigen Insekten, Erster
Theil, Berlin 1792. 8.» ist nach einem viel umfassenden Plan angelegt, indem der
Verfasser auch die blos verdächtig scheinenden Insekten aufgenommen hat. Mehr
als der erste Theil, welcher die Panzerflügel, Pergamentflügel, Staub- und Ader-
flügel enthält, ist aber davon zur Zeit nicht erschienen.
Aus dem Verzeichnisse dieser Schriften erhellet, dafs sie theils
blos als Beitrage zur naturhistorischen Topographie für gewisse
Gegenden Werth haben, theils nur einseitig, entweder blos in Be-
ziehung auf Entomologie, oder auf Helminthologie bearbeitet, theils
unvollendet gelassen, theils mit andern nicht zur Absicht gehören-
den Dingen vermischt worden sind> und den richtigen Gesichts-
punkt
VII
punkt einer Entomologie und Helminthologie des menschlichen
Körpers nicht gefafst haben.
Der Begriff einer solchen auf den menschlichen Körper ange-
wendeten Würmer- und Insektenkunde kann überhaupt weit oder
enge genommen werden. Anfänglich glaubte ich blos die Ge-
schichte derjenigen Insekten und Würmer darunter befassen zu
müssen, welche allein auf den menschlichen Körper angewiesen
sind und sich nur auf oder in demselben fortzupflanzen pflegen.
Da aber auch solche Insekten und Würmer, die nur zufälliger
Weise an oder in den menschlichen Körper kommen, und wegen
besonderer Verhältnisse zu ihm, wegen vorzüglicher Plagen und
Krankheiten, die sie ihm erregen, gekannt zu werden verdienen
und wichtig sind für die Geschichte des Menschen: so habe ich
auch diese einer Aufnahme werth geachtet, und in beider Rück-
sicht mir die Eintheilung anderer Zoologen , z. B. der Ornitholo-
gen zum Muster gemacht, welche diejenigen Vögel zu den einhei-
mischen eines Landes zählen, die im Lande selbst nisten und brü-
ten, die übrigen aber zu Zug- und Strichvögeln machen, welche
nur zufälliger Weise, um der Nahrung willen, ein oder das andere
Land häufiger besuchen.
WTerth der Aufmerksamkeit jedes denkenden Menschen schie-
nen mir ferner diejenigen Insekten zu seyn, welche die Auflösung
unsers Körpers nach dem Tode und die Entmischung seiner Grund-
stoffe in vielen Fällen befördern helfen. Ich habe daher auch die-
sen unter den zufällig schädlichen Insekten einen besondern Ab-
schnitt gewidmet, endlich aber, der Geschichte und der Vollstän-
digkeit des Ganzen wegen, in einem kurzen Anhange noch die
Geschichte einiger erdichteten WTürmer und dasjenige beigefügt,
was von verschiedenen Amphibien, die sich in den menschlichen
Körper verirrt haben sollen, gelegenheitlich gelogen oder wahr be-
funden worden ist.
Ohne
Von den Abbildungen der dem Texte folgenden Kupfertafeln,
welche ihre sorgfältige Bearbeitung in Rücksicht des Stichs und der
Illumination der gefällig übernommenen Aufsicht des rühmlichst be-
kannten Kunstkenners, Herrn Frauen holzes in Nürnberg ver-
danken, habe ich viele nach der Natur gemahlt, die meisten aber
aus anderen, gröfseren und kleineren Werken entlehnt. Ohngeachtet
sie den Preis dieser Schrift sehr erhöhen, so machen sie doch ei-
nen wesentlichen Theil des Ganzen aus, da sich ohne ihre Bei-
hülfe, mit aller wörtlichen Schilderung, kein deutlicher Begriff von
unbekannten Insekten und Würmern, oder den Organen machen
läfst, wodurch sie schädlich zu werden pflegen. Diese Abbildun-
gen folgen, auf der gröfseren Anzahl der Kupfertafeln, in einer von
der im Texte zu Grunde gelegten Abtheilung verschiedeneil und
ganz nach dem Linneischen Systeme fortlaufenden Ordnung, weil
ich anfangs Willens war, die sämmtlichen Insekten und Würmer
nach ihren Klassen und Geschlechtern abzuhandeln und nur in ei-
nem tabellarischen Conspektus jene Abtheilungen vor Augen zu
legen. Die letzteren Tafeln sowohl des ersten als des zweiten
Bandes, sind als Ergänzungstafeln anzusehen, welche ich erst
während der Bearbeitung des Textes hinzuzufügen für nöthig fand.
Aufser den verletzenden Werkzeugen habe ich bei denjenigen In-
sekten, welche vorzüglich schädlich oder lästig, und in mehr als
einer Hinsicht merkwürdig sind, auch die verschiedenen Lebens-
perioden von ihrer ersten Entstehung bis zu ihrer vollkommenen
Ausbildung durch Zeichnungen anschaulich gemacht. Und wenn
dieses vielleicht den Vorwurf einer unnöthigen Vertheuerung er-
halten sollte, so bitte ich in Erwägung zu ziehen, dafs ich den
Raum jeder Kupfertafel gewifs möglichst benutzt und auf eine Ta-
fel meistens so viel Abbildungen gebracht habe, als man oft in
ähnlichen Werken auf zwei bis drei Tafeln vertheilt findet.
Beinahe ist es als blofse Wiederholung auzusehen, wenn ich
mich, nach dem bisher gesagten, noch besonders darüber erkläre,
für
XI
für wen dieses Buch eigentlich bestimmt ist, oder wem es vor-
züglich nützlich werden kann. Ich glaube ohne Uebertreibung be-
haupten zu können, dafs der Naturforscher, welchem es nicht blos
darum zu thun ist, Insekten und Würmer den Namen nach ken-
nen zu lernen, sie systematisch zu ordnen und allenfalls Zimmer
damit auszuschmücken, sondern sich auch physiologisch und the-
rapevtisch von ihrem Nutzen und Schaden zu unterrichten, und
dem es gleichwTohl an Geld, Gelegenheit, Lust oder Zeit fehlt,
sich die nöthigen Bücher zu verschaffen und aus einer so beträcht-
lichen Menge Schriften, das hierher gehörige aufzusuchen und zu
vergleichen; dafs ferner der Anthropologe, welchem diese Schrift
manche wichtige Beiträge und neue Ansichten zur vollständigem
Bearbeitung der Geschichte des Menschen liefert; der Arzt und
Wundarzt, der durch die nöthige Kenntnifs der verletzenden Orga-
ne und Verletzungsart in Stand gesetzt wird, über die Behand-
lung der Verletzungen und Zufälle, welche Insekten und Würmer
hervorbringen können, richtiger zu urtheilen, die bisher gebräuch-
lich gewesenen Mittel zu prüfen und sie vielleicht mit zweckmäfsi-
geren zu vertauschen, und endlich der Liebhaber alles Wissens-
werthen aus verschiedenen Theilen der Wissenschaften, dessen
Geschäfte es aber nicht erlauben, sich mit dem Detail der Ento-
mologie und Helmintologie zu befassen, — in dieser Schrift Be-
lehrung und eine in mancher Hinsicht nützliche Unterhaltung fin-
den werden.
Sollte das Ganze die erwünschte Aufnahme erhalten, welche
zur Schadloshaltung, ich will nicht sagen für den beträchtlichen
Zeit- und Mühe- sondern nur für den Kostenaufwand nöthig ist,
den Verleger und Verfaffer dabei machen mufsten; so werde ich
mir angelegen seyn lassen, dasjenige zu einem Supplemente zu
sammeln, was weiter entdeckt wTerden möchte und vorzüglich noch
auf der Liste der zufälligen Feinde des menschlichen Körpers fehlt,
welche
XII
welche unfehlbar durch die noch weniger bekannten Insekten und
Würmer aus andern Weltgegenden, eine beträchtliche Vermehrung
zuläfst.
Schlüfslich halte ich es nicht für überflüssig, für manche Le-
ser noch eine kurze Erklärung der Titelvignetten beizufügen. In
der zum ersten Bande gehörigen habe ich die Sorglosigkeit und
Unvorsichtigkeit, durch welche die meisten in denselben beschrie-
benen Insekten dem Menschen nachtheilig und gefährlich zu wer-
den pflegen, in dem Bilde des kleinen Amor des Anakreons vor-
gestellt, der eine Rose abbrechen wollte, aber von der darauf siz-
zenden Biene, welche ihm zu schlafen schien, in den Finger ge-
stochen wurde und nun wehklagend über die ganze Hand, zu sei-
ner Mutter eilt, welche ihn warnend dadurch zu beruhigen sucht,
dafs sie die Schmerzen, die er durch seine Pfeile in den Herzen
der Liebenden veranlafst, noch über die Schmerzen vom Bienen-
stiche erhebt.
Die Vignette zum zweiten Bande, welcher von den auf und
innerhalb des menschlichen Körpers Nahrung suchenden Wür-
mern handelt, habe ich in Beziehung auf den Gedanken entwor-
fen : der Mensch ist selbst eine Welt und seine Bewoh-
ner ergötzen sich bei seinem Schmerz, und stellt die Ope-
ration vor, die ein Neger an einem Europäer verrichtet, an dessen
Fufs sich ein Guineawurm in die Haut eingebissen hat, der unter
derselben wie ein durchschimmernder Nerve zu erscheinen pflegt.
Diese Operation besteht darinnen, dafs dieser beträchtlich lange
Wurm durchs langsame Aufwickeln- auf ein Stäbchen ausgezogen
wird, wobey die Neger grofse Behutsamkeit anzuwenden pflegen,
weil gefährliche Zufälle erfolgen, wenn der Wurm abreifst und ein
Theil desselben zurückbleibt.
XEß
Inhalt des ersten Bandes.
Seit«
Einleitung. XVII bis X XVtll
Erste Abtheilung. Geschichte derjenigen Insekten, welche ausschliefslich auf
dem menschlichen Körper leben, und sich nur auf demselben fortpflanzen
können 3
1. Die Aussatzfliege, Musca leprae ■>
2. Der Floh des Hautjuckens der Greise, Pulex pruriginis senilis 3
3. Die Kopflaus, Pediculus humanus capitis q
4. Die Leiblaus, Pedicul. humanus corporis je
5. Die Filzlaus, Pediculus pubis jq
6. Die Krätzmilbe, Acarus scabiei 22.
Zweyte Abtheilung. Geschichte derjenigen Insekten, die den menschlichen
Körper nicht zum angewiesenen Woanplatz haben, aber doch wegen vor-
züglicher Plagen und Krankheiten, welche sie ihm zuziehen, merkwürdig sind 32
Erster Abschnitt. Zufällig schädliche Insekten, welche den menschlichen Körper
gewöhnlich und vorzugsweise aufsuchen 3 2,
1. Die Bettwanze, Cimex lertulariu-s ^
2. Die Menschenbremse, Oestrus hominis aq
3. Der gemeine Floh, Pulex irritans * j
4. Der Sandfloh, Pulex penetraits n-r
Zweyter Abschnitt. Zufällig schädliche Insecten, welche den menschlichen Körper
seltener und nur unter gewissen Umständen verletzen c t
1. Der Hirschschröter , Lucanus Cer-vus «-
2. Der Inquisitor, Cerambix Inquisitor j-.
3. Der beissende Bockkäfer, Cerambix mordax ce
4. Der graue Holzbock, Cerambix einer eus es
5. Der schwarzbraune Warzenkäfer, Cantharis fusca c5
6. Der Laufkäfer, Carabus _o
7. Die spanische Fliege , Meloe vesicatorius £0
g. Der Raubkäfer, Staphyliuus ^g
9. Der grosse Ohrwurm, Forficula auricularia ßc
10. Die amerikanische Schabe, Blatta amencana 7I
11. Die Maulwurfsgrille, Gryllo - talpa -«
12. Der Warzenfresser, Gryllus verrueivorus 7a
13. Der Wanzenskorpion, Nepa eimieoides - c0
14. Die maskirte Wanze, Cimex personatus o^
* *
15.
XIV
15- Die Ringelwanze, Cimex annulatus
16. Die giftige Fliegenwanze, Cimex venenatus
Raupen oder Schmetterlingslarven überhaupt
17. Die Wolfsmilchraupe, Larva Sphingis Euphorbiae
18. Die grosse Kühn- oder Fichtenraupe, Larva Bombycis Pini
19. Die Klee - oder Quittenraupe , Larva Phalaenae Bombycis TrifoUi
20. Die Eichenraupe, Larva Phalaenae Bombycis Quercus
21. Die Gabelschwanzraupe, Lav. Phal. Bomb. Vinulae
22. Die Processionsraupe, Larv Plial. Bomb. Processioneae
23. Die Pithyocampa, Larv. Phal. Bomb. Pnhyocampae
24. Die schwarze Bärenraupe Larv. Phal. Bomb. Caiae
35. Die graue Bürstenraupe, Lav. Phal. Bomb. Fascelina%
26. Die grosse Holzraupe, Larv. Phal. Bomb Cossi
37. Die Sonderlingsraupe, Larv. Phal. Bomb. Antiquar
2 8- Die Rieseuwespe, Si ex Gigas
29. Der gelbe Raupentodter , Ichneumon luteut
30. Die Sandwülberin, Sphex sabulosa
3 1. Die Hornisse, Vespa Crabro
32. Die genieine "Wespe, Vespa vulgaris
33. Die Wandwespe, Vespa parietum
34.. Die Honigbiene, Apis mellifica
35. Die schwatze Biene, Apis nigra
Ameisen überhaupt.
36. Die rothe Ameise, Formica rubra
37. Die Zugameise, Formica cephalotes
Fliegen überhaupt
38. Die Stubenfliege, Musca domescica
39. Die Gewitter fliege, Musca meteorica
40. Die Papatasi, Musca Rhagio Papatasi
41. Die Regenbreme, Tabanus pluvuilis
4t. Die bhnzäugiehte Breme , Tabanus caecutiem
43. Die blauäugichte Breme, Tabanus caestus
Mücken überhaupt.
44. Die Singmücke, Culex pipiens
45. Die Flohmücke, Culex pulicaris
46. Die Kriechmücke, Culex reptans
47. Die kolumbatczer Mücke, Culex Columbatczensis
48. Die braungrauhche Tanzfliege, Empis Uvula
49. Die Wadenstecherin, Conops calcitrans
50. Die gelbe Raublliege , Asilus ßavus
51. Die fliegende Pferdelaus, Hippobosca equina
52. Die fliegende Vogellaus, Hippobosca avicularia
53. Die Krieger - Termite, Termes bellicosus
54. Die beissende Termite, Termes mordax
55. Die grimmige Termite, Termes atrox
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56.
XV
4
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56. Die Baumtermite , Termes arborum x^j
57. Die wandernde Termite, Termes viarum 192
58. Die Fufslaus, Pediculus ricinoides 193
59. Die Reduviusmilbe, Acarus Reduvius 194
6a. Die Egelmilbe, Acarus Hirudo 195
61» Die rothe amerikanische Waldmilbe, Acarus americanus 195
62. Der Blutsauger, Acarus sanguisugus 19g
63. Die Hundsmilbe, Acarus Ricinus 199
64. Die Ruhrmilbe, Acarus dysenteriac 200
65. Die Käsemilbe, Acarus Siro 201
Giftk.ank.er überhaupt 203
66. Die tüdtliche Solpuge, Solpuga fatalls 207
67. Die spinnenartige Solpuge, Solp. arachnodes 208
68« Die afrikanische Solpuge, Solp. africana 213
Phalangien überhaupt 21 4.
69. Der Bücherskorpion, Pkalangium cancroides 2 16
70. Die Milbenspinne , Phalangium acaroides . 21 8
71. Das Phalangium mit halbmondförmigem Brustschilde, Pkalangium lunatum 21 8
Spinnen überhaupt. 221
72. Die Nestspinne, Arauea nidulans 230
73„ Die tatarische Spinne, Aranea tatarica 23 1
74. DieTaraniel, Aranea Tarantula 232
75. Die amerikanische Vogelspinne, Aranea avicularia 245
76. Das Jaikische Sechsauge, Aranea senoculaUi 249
77. Der Jaikische Vierpunkt, Aranea quadripunctata 850
78. Die spindelförmige Spinne, Aranea fusiformis 250
Skorpionen überhaupt 25 E
79. Der teutsche Skorpion, Scorpio germanicus 260
80. Der italiänische Skorpion, Scorpio europaeus 261
gl. Der afrikanische Skorpion , Scorpio aj'er. 263
82. Der amerikanische Skorpion, Scorpio americanus 265
83. Der punklirte Skorpion, Scorpio punctatus 266
84. Der südländische Skorpion, Scorpio australis 267
Krebse und Krabben überhaupt 2bg
85. Die Sandkrabbe, Cancer vocans 270
g6. Die Giftkrabbe, Cancer Dromia 271
87. Der gemeine Taschenkrebs, Cancer Pagurus 271
88- Die Teufelskrabbe, Cancer Maja 273
89. Die Seeheuschrecke, Cancer HumaruS 374
90. Der Schwanenkrebs , Cancer Mantis 275
91. Der Sandkrebs, Cancer chiragricus aq(y
Skolopendern überhaupt 277
92. Die gegabelte Skolopender, Scolopendraforficata 278
93. Die beissende Skolopender, Scolopendra jnorsitans. 279
94. Der gröfste Tausendfufs, Julus maoumus 28 1
Drit-
XVI
Seite^
Dritter Abschnitt. Zufällig schädliche Insekten, welche als ganz ungewöhnliche
Erscheinungen innerhalb des menschlichen Korpers vorgekommen sind 3 82
Insektenlarven und vollkommene Insekten unter der Haut und in dea flei-
schichlen Theilen des menschlichen Körpers 2S3
Skolopendern und Maden in den Stirnhöhlen 285
Milben und Fliegenlarven in den Augen 2$6
Insektenlarven in den Kinnbackenhöhlen 2g6
Insektenlarven in der Nase 28 7
Insektenlarven in den Ohren 2gg
Insektenlarven im Munde 289
Insektenlarven in der Luftröhre lind in den Lungen 290
Insektenlarven, Asseln und Skolopendern in dem Magen 290
Insektenlarven, Puppen und vollkommene Insekten im Darmkanale 291
Insekten in den Harnwegen 294
Insekten in den Brüsten säugender Personen 294
Insektenlarven und vollkommene Insekten in den inneren weiblichen Geburts-
theilen 295
Dritte Abtheilung. Geschichte derjenigen Insekten, wplche im menschlichen
Leichname IN aiuung suchen, und sich in demselben fortpflanzen 296
Erster Abschnitt. Insekten, welche den menschlichen Leichnam im ersten Grade
der Faul uifs aufsuchen 297
1. Die gemeine Goldfliege, Musca Caesar 298
2. Die Aasfliege, Musca cadaverina 299
3. Die Brechfliege , Musca vomitoria 299
4. Die Fleischfliege, Musca carnaria 301
Zweyter Abschnitt. Insekten, welche den menschlichen Leichnam im zweyten
Grade der Fäulniis aufsuchen 303
1. Der Speckkäfer, Dermestes lardarius 303
2. Der ErdvielfuXs , Julus terrestris 305
Ein-
XVII
Einleitung.
Keine Materie der ganzen organischen und nicht organischen Natur ist ohne Be-
wohner , und der Mensch so wenig , als der kleinste Wurm hiervon ausgeschlos-
sen, weil im ganzen Universum Leben und Glückseligkeit der Lebenden verbrei-
tet seyn und immer ein Geschöpf dem andern Nahrung und Aufenthalt geben sollte.
Viele dieser Bewohner gelangen nur zufälliger Weise in und auf den menschli-
chen Körper und sind daher blos als Schmarutzer anzusehen, andere aber gehö-
ren ihm so eigentümlich zu, dafs er in Beziehung auf sie eine Welt zu nennen
ist. Ihr Wohiseyn und ihre Existenz hängen ganz von dem Wohlbefinden und
dem Leben desselben ab. Die ihm anklebende Laus, der auf ihm herumirrende
Floh, der in seinen Eingeweiden verborgen lebende Wurm etc. werden beunru-
higet und zu seiner grösseren Pein in vermehrte Thätigkeit gesezt , wenn Fieber-
hitze ihn quälet, und fliehen ihn oder kommen auf und in demselben um, wenn
ihn mit dem Tode die Lebenswä;me verlädt. So räthselhaft die Bestimmung
sowohl dieser eigenthümlichen Bewohner, als jener zufälligen Feinde in Bezieh-
ung auf den Menschen selbst zu seyn scheint, indem sie seine Geduld oft er-
müden , ihn verfolgen, ihm manche widernatürliche Reize und schmerzhafte Em-
pfindungen veranlassen, ihn manchen Gefahren aussetzen und scheinbar wenig
oder keinen Nutzen schaffen; so tragen sie doch gewissermassen zur Erhaltung
seines physischen Wohls bey. Die seine Oberfläche bewohnenden und ihr nach-
theilig werden denlnsekten nöthigen ihn, seinen Körper, seine Kleidungsstücke,
Betten, Wohnungen etc. rein zu halten, und hierdurch selbst gesunder, brauch-
barer und unanstossiger in den verschiedenen Verhältnissen des Lebens zu blei-
ben; die in seinen Eingeweiden wühlenden Würmer aber machen ihn aufmerk?
sam, sich vor gewissen Speisen zu hüten > welche die Vermehrung dieser Wür-
mer begünstigen und seiner Gesundheit nachtheilig sind, und zehren zugleich,
in-
XVIII
indem sie ihm lastig werden, den schädlichen ÜberHufs, den ihn beschwerenden
Schleim auf. Wahrscheinlich aber erfüllen sie ausserdem noch eine höhere Ab-
sicht in dem Plane des allweisesten Schöpfers, der zur Unterhaltung eines be-
ständigen Wechsels von Untergang und Aufleben in der Natur, schon bey der
Entstehung jedes Geschöpfs die Mittel zur Beschränkung seiner Lebensdauer an-
geordnet und deswegen jedem Thiere seine Feinde zugetheilt hat, um allmäh-
lich der möglichst gröfsten Menge Geschöpfe einer und derselben Art, die Freu-
den der ihr auf diesem Erdenrund angewiesenen, aber gleichzeitig immer nur
für eine bestimmte Anzahl erreichbaren Glückseligkeit zu gewähren. Wahr-
scheinlich gehören sie also, indem sie so manche gefährliche, ja tödliche Zu-
fälle zu erregen, und die Verpflanzung gewisser Krankheitsmaterien zu befördern
im Stande sind , wie das zahllose Heer der Krankheiten selbst zu den Mitteln,
den Untergang und die Auflösung des menschlichen Körpers, nachdem er seine
irdische Bestimmung erreicht hat, zu befördern.
Es ist nicht zu läugnen, dafs altere Schriftsteller durch die auffallenden
Beobachtungen der Gefahren, welche Insektenverletzungen zu veranlassen pfle-
gen verleitet worden sind , diese Gefahren selbst zu übertreiben und alle In-
sekten in den Verdacht der Giftigkeit zu bringen; aber eben so sonderbar, dafs
neuere Naturforscher hiervon Veranlassung nahmen, alle Thatsachen von den
Nachtheilen und der Giftigkeit gewisser Insekten abzuläugnen und sie blos auf
Rechnung der körperlichen Konstitution , des Einflusses der Hitze des Klimas und
der Jahrszeit, des vorübergehenden Zorns, der Krankheit der Insekten, und der
schlechten oder vernachlässigten Behandlung ihrer Verletzungen zu schreiben. Ei-
ne solche Entfernung von der stets zur Wahrheit führenden Mittelstrasse, mufste
nothwendig auf mancKerley Widersprüche leiten. Indem man nemlich auf der
einen Seite alle Insekten gegen jeden Verdacht der Schädlichkeit und Giftigkeit
in Schutz nahm, sah man sich doch auf der andern Seite genöthiget, bey den
Skorpionen eine Ausnahme zu machen und zuzugeben, dafs ein blosser Stich so
üble Folgen nicht nach sich ziehen könne , sondern ein mit diesem in die Wunde
{liessendes Gift sie veranlassen müsse. Auch bedachte man nicht, dafs wenn selbst
die Gefahren vom Stiche des Skorpions, vom Bisse der Schlangen, dessen nicht
zu
XIX
zu bestreitende Nachtheile und Tödtlichkeit die Gegner vorzüglich anerkannt ha-
ben, so gut wie vom Bisse toller Hunde, als Folgen des Zorns oder der Krank-
heit der verletzenden Thiere angesehen werden müfsten , diese Gefahren doch im-
mer Folgen eines, diesen Thieren eigenen, wenn gleich durch die Umstände er-
zeugten oder zur Wirksamkeit gebrachten Gifts bleiben , und die auf die Ähnlich-
keit der verletzenden Organe gegründete Wahrscheinlichkeit übrig lassen , dafs,
ausser dem Skorpionstich , auch die Verletzungen anderer Insekten mehr oder we-
niger nachtheilig und gefahrlich werden können. Denn bekanntlich kommen die
Verletzungswerkzeuge der Solpugen, Phalangien, Spinnen, Skolopendern, wie
der Skorpionen, in ihrem Baue den sogenannten Giftzähnen der Schlangen, wel-
che inwendig hohl sind , an ihrer Spitze eine Öffnung und an der Wurzel ein
kleines Giftbehältnifs haben, überaus nahe» Vergleicht man überdies die auf die
Verletzungen giftiger Insekten erfolgenden Zufälle mit denjenigen, welche der
Schlangenbifs in seinem Gefolge führt; so findet man sie im Grunde nur dem
Grade nach verschieden , ja sogar die Umstände unter welchen sie sich zu äus-
sern pflegen , miteinander vollkommen übereinstimmend. Da wir diese Umstände
in Beziehung auf Insektenverletzungen unten näher kennen lernen' werden; so
begnüge ich mich hier blos darauf aufmerksam zu machen , dafs z. B. nur der erste
Bifs, welcher bey noch vollen Giftbehältnissen, unter einem heissen Himmelsstri-
che, zu einer heissen Jahrszeit von einer Schlange beigebracht wird, die ihr ge-
höriges Alter erreicht hat, gesund und frisch ist, die Zufälle der Vergiftung her-
vorzubringen im Stande ist. Wenn ferner die Gegner der Schädlichkeit und Gif-
tigkeit gewisser Insekten behaupten, dafs die Natur in uns eine gewisse Abneigung
und Furcht vor einigen Thierordnungen geleget, und uns vor den gefährlich wer-
denden Thieren durch ihr finsteres , trauriges, ekelhaftes und zurückschreckendes
Aussehen, durch ihre versteckten, unreinen Wohnorte gewarnet habe: so kann
man sich nicht genug wundern, warum sie dieses nicht eben so wohl von den Klas-
sen der Insekten und Würmer, als von der der Amphibien gelten lassen wollen.
Noch ganz zarte Kinder erschrecken ja vor keinem Thiere so sehr, als gerade
vor den im Verdacht der Schädlichkeit stehenden Insekten, zum Beweis, dafs
diese Abneigung sich nicht auf Sagen und Vorurtheile gründet, sondern uns ai>
gebo-
XX
geboren ist; unter den erwachsenen Personen aber giebt es nur sehr wenige,
welche im Stande sind, jedes xnsekt gleichgültig anzufassen und viele werden so-
gar schon bey dem Anblicke einer Spinne ohnmächtig , nicht zu gedenken , dafs
gerade dieser natürliche, uns angeborne Abscheu, diese heimliche Furcht vor
den Insekten und Würmern, die Ursache ist, warum wir nur von dem allerge-
ringsten Theil derselben ihre Ökonomie und Schädlichkeit betreffende Beobach-
tungen besitzen.
Anlangend die Art und Weise der Verletzung dieser Geschöpfe, so kann
man sie füglich in die mechanische , chemische und vermischte eintheilen. Viele In-
sekten und Würmer, und von ersteren sogar manche in den verschiedenen Pe-
rioden ihrer Verwandlung, bedienen sich der ihnen zur Fortpflanzung, zur Unter-
haltung ihres Lebens und zu ihren ökonomischen Bedürfen überhaupt gegebenen
Werkzeuge, nach verschiedenen in und ausser ihnen liegenden Veranlassungen, bald
als Waffen zum Angriffe, bald als Waffen zur Vertheidigung. Einige haben hornar-
ti^e Kiefer mit Zinken und Haken; andere in besonderen Scheiden verborgen lie-
gende Stachel oder Lanzetten , wovon leztere Wunden schlagen , erstere die aus den-
selben hervordringenden Safte einsaugen; noch andere Stacheln mit Widerhaken,
die sie in den Wunden zurücklassen; Kneipzangen, scharfe Spitzen und borstige
Haare, die Würmer aber blos besondere Saugorgane, wodurch sie öfters die
schmerzhaftesten Empfindungen, die gefahrvollesten Zufälle hervorbringen. Alle die-
se Insekten und Würmer verletzen also durch besondere Werkzeuge mechanisch.
Die chemisch verletzende Klasse der Insekten aber schadet offenbar durch
besondere chemische Schärfen, deren Reiz nicht blos örtlich, wie der mechani-
sche sondern auch auf die inneren und die entferntesten Theile des Körpers
wirkt. Auf diese Art verletzet z. B. die Kantharide, die Coya, die Larve der Vi-
nula etc. Im Ganzen aber begreift sie nur wenige ; die dritte Klasse der sowohl
mechanisch als chemisch verletzenden oder die gemachte Wunde zugleich vergif-
tenden aber, die allermeisten Insekten.
Die chemische Verletzung hängt immer von einem besonderen Safte ab,
welcher für das Insekt den Nutzen zu haben scheint, dafs er durch seine schar-
fen reitzenden Bestandteile die Verdauung desselben beföidert, auf den Men-
schen
xx r
sehen aber als Gift, oder als eine solche Materie wirkt, welche im Stande ist,
in kleiner Quantität eine lebensgefährliche oder gar tödiliche Wirkung zu äus-
sern. So wenig die innere Natur dieses Gifts selbst bekannt ist, so ist diese»
doch keinesweges eine erst durch den Zorn veränderte Feuchtigkeit , weil derglei-
chen Insekten allermeist ohne dazu gereizt zu v/erden , verwunden und diese Ver-
wundungen eben dieselben Zufälle hervorbringen , als wenn sie von den in Wuth
gesezten Insekten herrühren ; weil ferner sogar der , blos mit einer an den Maxi).-
len der grösseren Spinnen geriebenen Nadelspitze hergebrachte Giftsaft, eben so
wohl, wenn gleich in ungleich geringerem Grade, schmerzhafte Entzündung her-
vorbringt, als die mit dem Schlangengifte bestrichenen Pfeilspitzen der Scythen
und Tataren. Überhaupt aber scheint der Grundstoff des Insektengifts alkalischer
Natur, äusserst flüchtig und geschickt zu seyn, die Trennung der feineren Orga-
nisation, die Schwächung oder gänzliche Aufhebung des auf die Integrität dieser
Organisation gegründeten Gegenwirkungsvermögens , oder eine unsichtbare , in-
nere Zerstörung und den schnellen Übergang der festen und flüssigen Theile in
FäuJnifs zu bewirken.
Nach den verschiedenen Verletzungsarten der Insekten und Würmer kön-
nen auch die sie begleitenden Folgen oder Zufälle leicht unterschieden werden.
Die mechanische Verletzung beschränkt sich blos auf etwas augenblicklichen
Schmerz , leichte Röthe und Jucken , kleine Sugillationen , vielleicht etwas Bluten,
eine leichte entzündliche Geschwulst und Eiterung von dein in der Wunde zurück-
gelassenen, mit Widerhaken versehenen Stachel , welcher als fremder Körper reizt
und ein Zuströmen der Säfte veranlafst. Viele Insekten werden durch diese me-
chanische Verletzungsart blos lästig und beschwerlich, andere aber bey derselben
durch die Mittheilung eines fremden Gifts gefährlich. Es ist nemlich manchen In-
sekten und vorzüglich dem Geschlechte der Fliegen eigen , sich von allerley fau-
lenden Substanzen und sogar von verschiedenen Ausschlagsmiasmen der Menschen
und Thiere zu nähren und diese dann wieder auf gesunde Menschen abzusetzen.
Hierdurch sind sie aber im Stande verschiedene Krankheitsstoffe , z.B. das Scharlach-
das Masern - das Pockengift etc. , in die von der herrschenden Epidemie entlegen-
sten Gegenden und in die sorgfältigst bewachten Isolirhäuser zu bringen.
Was
XXII
Was die theils örtlichen, theils allgemeinen Zufalle der chemischen Ver-
letzung betrifft, so geben Insektenstiche sehr hüuffig Veranlassung zur Piose. Diese
ist aber aus der unbedeutenden Stichwunde, die oft die feinste Nadelspitze an
Feinheit übertrifft, schwerlich allein zu erklären, wenn wir nicht eine chemische
Scharfe annemen , welche die Insekten zugleich mit in die Wunde flössen. Nicht
selten entstehen auch Blasen und Geschwüre, starkes Anschwellen des ganzen ver-
lezten Theils mit mehr oder weniger entzündlicher Rothe und heftigein Schmerz,
oder im Gegentheile Fühllosigkeit und Betäubung des verwundeten Glieds. Hierzu
gesellen sich Fieberbewegungen, Blässe des Gesichts, Thräneu der Augen, Ge-
schwulst des Körpers, Zittern der Glieder, grosse Abspannung der Lebenskraft*,
kalte Schweisse, Ohnmächten, Krämpfe und Convulsionen. Alle diese und ähn-
liche Zufälle setzen voraus, dafs dieses Gift durch die Cirkulation in der ganzen
Masse der Säfte verbreitet wird , einen besonderen Reiz auf die Nerven des Her-
zens und des arteriösen Systems macht, wodurch die inneren Funktionen gestört
und in Unordnung gebracht werden. Selten gelangt es jedoch unmittelbar ins
Blut, sondern gewöhnlich erst mittelst der Saugadern, wie das Anlaufen der lym-
phatischen Drüsen an denjenigen Stellen beweist, durch welche das Gift seinen
Weg nemen mufs, um in den Brustgang und von diesem ins Herz gebracht zu
werden.
Unglücklich und beklagenswerth würden die Bewohner solcher Gegenden
seyn, wo gefährliche Insekten vorzüglich einheimisch sind, wenn die Wirkung so-
wohl der chemischen, als mechanischen Verletzung, nicht relativ wäre, und, wie
die Wirkung der anerkanntesten Gifte, nicht gewisse Ausnamen nach gewissen Um-
ständen machte. Die besondere Betrachtung dieser Umstände scheint mir ein Ge-
genstand von vorzüglicher Wichtigkeit zu seyn, weil sie alleine nur im Stande
sezt, die vielfaltigen Widersprüche zu vereinigen, welche bis jezt noch die Mei-
nungen in Beziehung auf die Schädlichkeit der Insekten theilen. Man kann dabey
sowohl auf das verletzende Inseckt, ais auf den verletzten Menschen besonders
Rücksicht nemen.
In Beziehung auf das Insekt macht das Klima einen wesentlichen Unterschied.
Die Hitze desselben vermehrt seine Wuth und schärft sein Gift, daher dia Folgen
sei-
XXIII
sojner Verletzung Immer nachteiliger um den Äquator, als in den davon entlege-
nen nördlichen, und südlichen Landern sind. Wir finden dieses bey Insektenar-
ten eines und desselben Geschlechts bestätiget, -welche gleiche Organisation mit
denjenigen haben, die in warmen Gegenden sehr gefürchtet werden, es aber we-
niger oder gar nicht in kälteren Erdstrichen sind. Dieses ist z. B. der Fall, bey
den Skorpionen, bey verschiedenen Spinnen und vorzüglich bey den Taranteln,
und derjenige macht offenbar einen Fehlschlufs, welcher alle diese Insekten für
unschädlich erklären will, weil er sie blos in einem Lande kennen zu lernen Ge-
legenheit hatte, wo das kältere Klima sie unschädlicher zu machen pflegt.
Beynahe ähnliche Erscheinungen liefert die Jahreszeit und die besondere Be-
schaffenheit der Witterung. Im Winter, bey kühlem Wetter überhaupt, sind die
Folgen der Insektenverletzungen immer weniger bedeutend, und ihr Gift oft ganz
unwirksam, wie wir z.B. unten bey den Skorpionen sehen werden. Im Sommer
aber und bey heisser Witterung pflegen die Stiche der Insekten viel empfindlicher
zu seyn, unfehlbar, weil durch die Entziehung wässrichter Feuchtigkeiten, ihr
Gift geistiger, erhöhter, schärfer wird, und die Wärme vielleicht auch eine reich-
lichere Absonderung desselben begünstiget. Die Biene, dieses, bey Gelegenheit
ihrer ökonomischen Benutzung , auch in dieser Rücksicht am meisten beobachtete
und gekannte Insekt, dient hier offenbar zum Beweise , wie ihre Naturgeschichte
in der Folge lehren wird. Verschiedene Insektenarten sind jedoch weniger schäd-
lich bey grosser Dürre, als bey schwülem Regenwetter, welches ihren Begattungs-
trieb , ihre Vermehrung und durch diese die Verfolgung der Menschen ausseror-
dentlich begünstiget.
Ein wichtiger Umstand, der wohl zu den meisten Trugschlüssen über die
Nichtgiftigkeit gewisser Insektenverletzungen Gelegenheit gegeben hat, ist die Er-
schöpfung des nöthigen Giftvorraths. Alle giftige Insekten führen nemlich nur
eine bestimmte Menge ihres schädlichen Safts bey sich, wie verschiedene durch
die Grösse ihrer Giftbehältnisse offenbar zu erkennen geben. Ist dieser Vorrath
nun durch vorhergegangene, mit Giftergiessungen verbunden gewesene Verletzun-
gen erschöpft; so können den kurz darauf Verletzten nichts als die Folgen der
mechanischen Verletzung, sie bestehe nun in einer gekneipten oder in einer Stich-
Wun-
XXIV
Wunde, treffen. Hat sich aber dasselbe Insekt wieder erholt und neuen Vorrat!*
gesammelt, so ist es wieder zur chemischen Verletzungsart fähig.
Schwerlich kann man auch wohl der Beschaffenheit der Nahrung , die das
Insekt vor der Verletzung genossen hat, allen Einflufs absprechen. Hat es vor-
her etwas Giftiges berührt oder gekostet, sich auf giftige Pflanzen , auf Leichname
an pestilenzialischen Krankheiten , und während einer contagiösen Constitution
der Witterung Verstorbener niedergelassen; so kann sein sonst wenig schädlicher
Stich oderBifs, dennoch so übel ablaufen, dafs sich der verwundete Theil stark
entzündet und ganz ungewöhnliche Zufälle nachfolgen.
Nicht weniger macht der Hunger des Insekts einen grossen Unterschied in
«len Folgen der Verletzung. Vorsetzliches Fasten und Mangel der Nahrung theilt
allen thierischen Säften eine gewisse Schärfe mit, und warum sollten die Insekten
hiervon eine Ausname machen? ßedi's unten bemerkte Versuche mit Skorpionen
lassen in dieser Piücksicht wenigstens für dieses Insektengeschlecht, keinen Zwei-
fel übrig.
Absichtliche Reitzung zum Zorn und Störung ihrer Triebe sezt alle Insekten
in ungewöhnliche Wuth und macht ihre Verletzung doppelt schädlich und gefähr-
lich. Man mag sie nun beym Aufsuchen und Genüsse der Nahrung, bey der Äus-
serung ihrer Kunsttriebe, oder zu der Zeit, wo sie der Begattung nachhängen,
beunruhigen; so wird die Schärfe ihres eigenthümlichen giftigen Safts erhöhet, und
selbst ihr sonst milder Dauungssaft so verändert , dafs seine Ergiessung die Merk-
male der Giftigkeit auf der Haut zurückläfst. Vorzüglich ist dieses der Fall in der
kurzen Periode, wo der Begattungstrieb die Säfte der Insekten in einen gewissen
Orgasmus sezt, der sie überaus nachtheilig für die empfängliche Haut des Men-
schen macht.
Aber auch von Seiten des Menschen können gewisse Umstände obwalten,
die die Wirkung der Insektenverletzung verschieden modificiren, und mithin über
die Schädlichkeit derselben sehr verschiedene Resultate geben. Das Alter des Ver-
lebten verdient in dieser Rücksicht vorzüglich in Betrachtung gezogen zu werden.
Kleine Kinder und wohlgenährte, gesunde Menschen von mittlerem Alter schei-
nen von solchen Verletzungen weniger zu leiden, als junge Leute beyderley Ge-
schlechts,
XXV
schlechts, welche mannbar zu werden anfangen, deren Nerven gewöhnlich rei*.
barer, deren Säugadersystem vorzüglich thätig , und deren Ausdünstung mit anlok-
kenden flüchtigen Saamentheilchen geschwängert ist.
Eben so wenig ist der Geschlechtsunterschied gleichgültig anzusehen. Weihs-
personen werden ungleich häuifiger von Insekten verfolgt und gefährlich verlez^
als Mannspersonen, wozu [ihre an sich feineren und reizbareren Nerven, ihr an
sich zarteres Hautgewebe, ihre grössere Neigung zu erysipelatösen Hautentzündun-
gen , und die periodische Kränklichkeit und Receptivität für pathologische Ein-
wirkungen überhaupt beyträgt, welche die monathliche Reinigung, die Schwan-
gerschaft, die Milchabsonderung und der Säfteverlust in der Saugzeit zu Fok
gen haben.
Überaus viel kommt ferner bey Beurtheilung der Insektenverletzungeu auf
die körperliche Constitution und kränkliche Erregbarkeit an. Das Insektengift ge-
hört überhaupt unter die hitzigen Reizmittel, welche nicht nur die Nerven, son-
dern auch das arteriöse System in Thätigkeit setzen. Daher bey denjenigen Per-
sonen, die viel Muskelkraft und Irritabilität des arteriösen Systems und mithin eine
grosse Empfindlichkeit gegen erhitzende Reize haben, Insektenverletzungen vor-
züglich gefährlich sind, Erhitzungen, Congestionen und Entzündungen veranlassen.
Nicht minder laufen aber diejenigen Gefahr, die an besonderen Kakochymien lei-
den. Schon eine unbedeutende Stich- oder Schnittwunde macht bey diesen oft
eine starke und lang anhaltende Eiterung, etwas Zupfen an einer Warze, ein leich-
ter Druck oder Stofs an einer Drüse, krebsartige Verhärtungen und Geschwüre.
Ganz unbedeutende Insektenverletzungen sind daher nicht weniger im Stande
bey solchen Personen die übelsten Folgen, und nicht selten Geschwüre zu veran-
lassen , welche schwer oder nie eine Heilung annemen. Diese üble Mischung dar
Säfte hat gemeiniglich eine eigne Reizempfänglichkeit der dabey oft täuschenden,
derb und fest aussehenden Haut zur Folge, welche nicht selten schon auf den
äusserlichen Gebrauch ölichter und harzichter Mittel 7 der Pflaster und Salben, noch
mehr aber vom Safte des Cortex Mezerei , des Uhus Toxicodendron , vom Gifte der
Canthariden, vom Stiche und Bisse anderer Insekten aufschwillt, sich entzündet,
heftigen Schmerz und eine Menge anderer Zufälle nach sich zieht. Im Durch-
schnitte
XXVI
schnitte scheinen auch Insek tenverietzun gen mehr magere, als fette Menschen zu
treffen. Die meisten Insekten sind blutgierig, und finden, da sie die tiefer liegen-
den blutführenden Gefiisse mit ihrem Stachel nicht erreichen können, kein Beilagen
am ölichten Serum der Fetthaut. Ferner sind Personen, weiche keinen Üb erflufs
vom Blute haben, für Insektenvergiftungen empfanglicher, als vollblütige Men-
schen, weil Vollheit und Überladung der Blutgefässe der aus dem Lymphgefäfssy-
stem ankommenden Feuchtigkeit und mithin der Absorption des Gifts selbst Hin-
dernisse sezt.
Bekanntlich sind die Insekten mit den feinsten Fühl- und Geruchsorganen
versehen und werden daher durch nichts mehr, als durch die flüchtigen, riech-
baren Stoffe der Ausdünstung herbeygezogen. Je alkalescirender diese sind, desto
anlockender werden sie für alle Insektenarten , je mehr sie sich hingegen der sau-
ren Beschaffenheit nähern, desto weniger. Daherkommt es, dafs Personen , wel-
chen ein saurer Schweifs eigen ist, selten oder nie von Insekten verfolgt werden,
dahingegen die eigene, widerwärtige, faulichte, oft einen dem Katzenurin ähnli-
chen Geruch verbreitende Atmosphäre anderer bewirkt, dafs sie sich vor den Ver-
folgungen der Insekten nicht retten können. So wie aber die specihsche Ausdün-
stung des ganzen Körpers bey manchem Menschen , die Insekten zu Verletzungen
verleitet; so geschieht dieses besonders noch durch den anlockenden Duft oder
Hauch, einzelner Th eile. Man bemerkt in so ferne, dafs die Insekten mehr drin
Munde zueilen, besonders bey Personen, von deren Lippen sich ein alkalescirender
Geruch, ein skorbutischer Fötor verbreitet, dafs die Öffnungen der Nase, der Oh-
ren des Afters, die weiblichen Schamtheile, dafs die Füsse solcher Personen , die
durch ihren modernden Fufsschweifs sich und anderen lästig werden, diejenigen
Stellen und Theile des menschlichen Körpers sind, welchen die Insekten vorzugs-
weise nachstreben.
Koch verdienen aber einzelne Stellen der Oberfläche des ganzen Körpers
in Rücksicht der Lymphgefässe, der Nerven und der örtlichen Beschaffenheit der
Haut in Betrachtung gezogen zu werden , um von den Nachtheilen der Insekten-
verletzungen richtig urtheilen zu können. Was die Lymphgefässe oder Saugadern
betrifft, so haben diese die besondere Bestimmung, keiner auf der leicht verwun-
deten
XXVII
deten Haut angebrachten Materie den Übergang ins Blut zu verstauen , ohne ron
ihnen gleichsam geprüft, und durch die enthaltene Lymphe abgestumpft und ge-
mildert worden zu seyn. Die grosse Reizbarkeit ihrer Mündungen hält daher im
gesunden Zustande , den Zutritt jeder scharfen, giftigen Feuchtigkeit, und mithin
auch das Insektengift von den Nerven ab. Sind aber diese Gefässe zerrissen, ge-
quetscht, und überhaupt in dem Zustande einer gewissen Atonie; so findet der in
sie gebrachte Giftstoff schon weniger Hindernisse in die Masse des Bluts zu gelan-
gen. Wird dieser aber vollends unmittelbar in verlezte Blutgefässe gebracht, so
findet keine Läuterung und Milderung desselben mehr statt, sondern er gelangt
vermischt mit dem Blute in seiner völligen Causticität zum Herzen. Hieraus läfst
sich nun der ganz verschiedene Erfolg erklären , den das Insektengift bey erfolg-
ter Absorption, und im Gegentheile bey unmittelbarer Vermischung mit der Blut-
masse hervorbringen mufs. Eben so verschieden mufs er aber seyn , wenn die Ver-
wundung unbedeutende Hautnerven, oder beträchtliche Nervenäste und Plexus»
wenn sie schwielichte , oder weiche und zarte Stellen der Haut trifft , an welchen
Gefässe und Nerven mehr blofs liegen ; denn j.e empfindlicher der gestochene Theil
ist, desto stärker ist der Reiz, desto grösser wird die Geschwulst und desto schlim-
mer werden die Folgen.
Es ist der Vorsicht gemäfs, die uns gerade verletzenden Insekten nicht auf
der Haut zu verscheuchen oder zu zerschlagen, weil viele, indem sie genöthiget
werden, sich schnell loszureissen , ihren mit Widerhaken versehenen Giftstachel,
welchen sie ungestört leicht wieder entwickelt und losgewunden haben würden,
in der Wunde zurücklassen, und nun erst ihr schädliches Gift ergiessen; andere
aber, welche ganz Gift sind, durch die Zerquetschung, mit der ganzen Masse ih-
rer gefährlichen Feuchtigkeit unsere Haut verletzen , wodurch nothwendig alle Zu-
fälle weit schlimmer und gefährlicher werden müssen. Bey der Behandlung der
Verletzungen selbst verdient aber im allgemeinen bemerkt zu werden , dafs ört-
liche Mittel unstreitig den größten Nutzen leisten, weil sie das von den Saugadern
aufgenommene Gift zunächst verfolgen , zerstören und unwirksam machen , ehe e9
noch ins Blut und in die Masse der Säfte übergegangen ist. Sie sind daher im An-
fange der einzige und kürzeste Weg zur Heilung und innerliche Mittel ohne sie
0
völ-
xxvm
völlig fruchtlos. Öle und Fettigkeiten , welche verschluckte Gifte im Magen und
Darmkanal einwickeln und abstumpfen, leisten in so ferne auch äusserlich ange-
wandt, durch die Resorption die vorteilhafteste Wirkung. Sieheben die entzünd-
liche Spannung und den Schmerz und sind bey leichten Insektenverletzungen zur
Heilung alleine hinreichend, völlig fruchtlos aber dann, wenn das Insektengift
einmal in die Masse der Safte übergegangen ist. Dennoch darf auch in diesem
Falle die äussere Behandlung der Wunde nicht vernachlässiget werden, um wo
möglich durch dieselbe dem resorbirten Gifte einen Ausweg zu bahnen. Tiefes und
starkes Schröpfen derselben, Auflegen der Blasenpflaster und Unterhaltung der Ei-
terung durch Digestivsalben , sind daher bey gefährlichen Verletzungen unentbehr-
lich. Innerlich dienen in leichteren Fällen gelinde schweifstreibende und schmerz-
lindernde Mittel, z. B. Hollunderthee mit Sydenhams Laudanum, in schwereren mit
starker Entzündung und heftigem Fieber verbundenen Fällen aber antiphlogistische
Mittel und Aderlassen. Die meisten Schriftsteller empfehlen noch den innerlichen
und üusserlichen Gebrauch des flüchtigen Laugensalzes, und allerdings läfst sich
von seiner fäulnifswidrigen Kraft viel erwarten, da die Wirkung des Insektengifts
wahrscheinlich so gut, als die Wirkung des Schlangen- und Viperngifts, gegen wel-
ches dieses Salz seine treffliche Wirkung vorzüglich bestätiget hat, in einer star-
ken zunächst an die Fäulung gränzenden Auflösung der Säfte besteht. Noch mehr
aber müssen unfehlbar die mineralischen Säuren leisten, wenn sie nach Reichs
Vorschrift in starker Quantität angewandt werden.
Von der Behandlungsart der Würmerverletzungen läfst sich im Allgemeinen
so wenig sagen, wie von ihrer Verletzungsart und den Zufallen, welche sie zu
erregen pflegen, da sie beynahe so verschieden, wie ihre Arten selbst und ihre An-
ffnbe daher mehr für ihre besondere Geschichte^ als für eine Einleitung geeignet ist.
En*
Entomologie.
Erste Abtheilung.
Geschichte derjenigen Insekten, welche aus schlief stich auf dem menschlichen
Körper leben, und sich 'nur auf demselben fortpflanzen können.
Unter den Insekten verdienen wohl diejenigen unsre erste und vorzüglichste Auf*
merksamkeit , für -welche unser Körper selbst eine Welt ist, auf dessen Oberfläche
sie entstehen, sich nähren, foripflanzen und endlich ihren Untergang finden. Sie
sind eigentlich diejenigen, die durch ihre 'überhandnähme den Menschen am mei-
sten herabwürdigen, aber eben hierdurch ihre wahre Bestimmung an den Tag
legen, ihn, als das edelste Geschöpf , auf die Cultur seiner Oberfläche aufmerksam
zu machen, um nicht durch Vernachlässigung derselben zu den unedelsten herab-
zusinken. Wären sie uns unbedingt und beständig in Menge zugetheilt, so würde
nichts räthselhafter, als unsere irdische Existenz seyn. Unablässige Reize und
schmerzhafte Gefühle, würden uns gefühllos gegen alles machen, was ausser uns
ist. Zum Glücke für die Menschheit ist aber die Zahl dieser Insekten selbst sehr
geringe und beschränkt sich blos auf fünf., zur Zeit bekannt gewordene Arten.
i. Die Aussatzfliege. Tab- IV. Fig. 2. — s*
Musca leprae, atranitens, antennis pedibusque albis, oculis rufo inauratis. Linn. Syst.
$Jat. Edit. Gmel. XIII. Tom. I. Pars V. p. 2849- n. 91. — Habitat in DJigritarum Americae
Elephantiasi, pediculo minor, abdomine subtus basique albo.
Arctaei Cappad. Opera omnia. Lugd, Fol. 173?.
Lib. II. Cap. 1 3.
Acginetae de Compos. medicam. per gener. Lib. IV.
C. 10.
Borelli observ. med. Cent. H. Obs. 48.
Calmeti, Dictionaire hiftoriqtie de la Bible. Tom.
11. p. 478- und desselben ßiblifclie Untersuchungen
von Mosheim. Unters. 12. S. 162.
Cetsi de Medicina Lib. V. Cap. 28. Sect. 17. de im-
petiginis speciebus.
Fabricii Mantissa Insectorum. Tom. II. p. J47.
n. 60.
Galleni Lib. de tumoribus praeter natur. Cap. IV.
Haup.tmanni A. Epistola praeürninaris, traeta-
tui, de viva mortis imagine, mox edendo, sacrata.
Francof. 1650.
Langii, Chriftian. Patliologia amtnata.
Linnaei, C. Diss. Exanthemata viva (Resp.Nyan-
der) Upsaliae 1757. Ejusd. Diss. de Lepra (Resp. Udd-
maun) 1765. Ejusd. Rariora Norvcgiae (Resp. H.
Tonning) 1768. Amoenitates academicae Vo!. V.
p. 103.
Martin, S. Kgl. Vetsnsk. Acad. HaiidJ, 1760. p.
30-6, 308, 3H.
Me-
Hftduat Observaiiotis and InquiritS by a Society of
Physicians in London 1757. Obs. XIX. p. sor.
Murray; J. A. de Vermibus in ler.>j obviis. Got-
ting. 1769.
Müllers Linneisches Natursyst. der Insekten II.
Band. S. 973 n. 91. fllusca leprae , der Aussatz,
Plateri, F. Praxeos medicae Tom. II. Cap. 17.
P- 5 5 4-
Pryssonel S. Philosophical Transaciions Vol. L.
Part. 7. for the Year 1757. Obs. 7. An account of a
Visitation of the Leprous Persons In the Isle of Gua.
daloupe.
Senn er ti Lib. V. Part. II. Cap. u.
Sc h w am inerda miu s Bibel der Natur. Leipzig
175a. S. 376. — 236. Tab. XLIU. von der Zerglie-
derung des Kästwurms und den Fliegen, die daraus er-
wachsen.
Steenevet, Diss. de ulcere verminoso. L. B.
1698 und Bidloi Oper. omn. Icon. p. 18.
Ström, H. Pliysikog oeconomisk Beskrivelse over
Fogderiet Sundmor in Norge.
Unreine Geschwüre aller Art, welche der Einwirkung der freyen Luft und des
sie erfüllenden Insektenheeres, vorzüglich in der wärmern Jahrszeit, überlassen
werden , gehören zu den gewöhnlich ekelhaften Herbergen gewisser Maden oder
Insektenlarven. Dieses ist eine schon den allen Griechen bekannt gewesene Erfah-
rung, deren ich unten, bey Gelegenheit der uns nur unter gewissen Umständen
nachtheilig werdenden Fliegen , noch besonders gedenken werde. Aber auch.
Gallen und Aegineta kannten sie, und unter den Neuern handeln hiervon noch be-
sonders Hauptmann , Lange, Plater , Serviert und Boretlus , vorzüglich aber Steene-
vet, der die bey jenen Schriftstellern mangelnde genaue Beschreibung dieser so-
genannten Würmer, nicht nur ersezte, sondern auch durch Abbildungen versinn-
lichte , welche zugleich ihre Verwandlung in Puppen und Fliegen darstellen. Wie
noch jezt, zog man auch damals viel zu allgemeine Folgen für die praktische Heil-
kunde aus einzelnen Beobachtungen, und sah, weil man nicht blos in unreinen
Geschwüren und Wunden, sondern auch in verschiedenen Hautausschlägen , Ma-
den und Insekten gefunden hatte, leztere nun als Ursache der meisten Krankheiten
an , welche die Anname jedes Miasma überflüssig machte. Selbst der grofse Lintia
und viele seiner Zeitgenossen, traten dieser Meinung bey, erhöheten ihre Wahr-
scheinlichkeit zur Gewifsheit durch die Autorität, welche sie sich durch ihren For-
schungsfleifs verschaff hatten, und nun entstunden nicht nur alle Ausschläge , son-
dern auch die Lustseuche, die Pest und eine Menge anderer Krankheiten von Wür-
mern und Insekten. Allein die Verschiedenheit der in verschiedenen Hautaus-
schlägen gefundenen Insekten , berechtiget nicht , sie als Ursache, sondern vielmehr
als Folge zu betrachten. Nicht jedes der sich von scharfen, gährenden und fau-
lenden Substanzen nährenden Insekten , findet überall sein Wohlbehagen, wo Gäh-
rung undFäulnifs ist; sondern der verschiedene Grad dieser Gährung und Fäulnifs
wird für verschiedene Arten derselben besondere Lockspeise. Es kann daher in
besonderen Hautgeschwüren ein besonderes Insekt ausschließlich seine Nahrung
hn*
finden, ohne übrigens den geringsten Antheil an der eigenen Form und Bösartigkeit
derselben zu haben, so wie der Nahrungstrieb anderer von frischen und unverdor-
benen Substanzen lebenden Insekten , ebenfalls in der Auswahl keine Gleichgültig-
keit äussert.
Diese Bewandnifs hat es ohnfehlbar mit dem Insekte, welches in dem arabi-
schen Aussatz entdeckt worden ist. Die Bewohner Arabiens werden nemlich von
einer Hautkrankheit geplagt , deren schon Moses gedenkt, und welche sich durch
die Bösartigkeit ihrer Zufälle von der Lepra der Griechen wesentlich unterscheidet,
daher auch zum Unterschied Lepra arabum oder Elephantiasis genennt wird. Lez-
tere Benennung erhielt sie wegen der besonderen Ausartung der Haut in dieser
häfslichen Krankheit , welche durch die Härte, Rauheit, Unempfindlichkeit, Piun-
zeln und Knoten, der Elephantenhaut gleichzukommen, an den knotigen Stellen
aber noch besonders bösartige Geschwüre zu bilden pflegt. Eben diese Krankheit
herrscht auch unter den Negern im mittäglichen Amerika, und Rolander hat daselbst
zuerst, wahrscheinlich in den Geschwüren dieser Hautkrankheit, eine besondere
Fliege entdeckt, welche kleiner als eine Laus ist, übrigens, ausser den weissen
Fühlhörnern, Füssen und der weissen Fläche des Unterleibes, glänzend schwarz
aussieht , deren Augen einen Goldglanz haben und deren Rüssel zu beyden Seiten
gezähnt ist. Doch kann man aus der unvollständigen Erzehlung, die Zinne von
dieser Entdeckung macht , nicht mit Gewifsheit schliessen , ob es die Fliege selbst,
oder nur ihre Made ist, die in jenem Aussatze nistet? Wahrscheinlich ist es lez-
tere, da er mit Martin die in Norwegen vorkommende Lepra ebenfalls einer Wurm-
art zuschreibt, die zwischen den Gordien und Askariden das Mittel halten soll,
und daselbst Queise genannt wird; sicher aber eben sowold Made oder Insekten-
larve ist, als es die Würmer waren, welche in den medicinischen Beobachtungen
einer Gesellschaft Londner Arzte , für die Bewohner des Aussatzes gehalten werden,
und die zahllosen Leiden des, wahrscheinlich am arabischen Aussatze krank ge-
wesenen, Hiobs vermehrten.
Murrays Beobachtung giebt uns über die wahre Beschaffenheit dieser Wür-
mer einen wichtigen Aufschlufs. Er hatte die in Teutschland seltene Gelegenheit,
einen Menschen, der den arabischen Aussatz hatte, zu behandeln, und mithin
Krankheit und Würmer näher kennen zu lernen. Leztere , welche sehr wohl mit
blosen Augen gesehen werden konnten, kamen erst drey Tage vor dem Tode des
Kranken , zum Vorschein , wo die Krankheit , zu Ende des Augusts und also zu
einer Jahrszeit, wo es noch die meisten Fliegen giebt, ihre gröTste Höhe erreicht
hatte,
hatte, und die Verderbnifs der Safte aufs höchste gestiegen war. Sie waren alsdann
nicht nur au den Füssen in der Größe der Käsemaden , sondern auch an der mit
Gauche besudelten Bettdecke in Menge sichtbar. Doch fühlte der Kranke nichts
von dem Kriechen und Nagen des zahllosen Madenheeres, von deren Gestalt und
übrigen Beschaffenheit uns Murray folgende Beschreibung liefert:.
Sie (Tab. IV. Fig. 2.3. 4.) hatten nach dem verschiedenen Zeitpunkt ihrer
Entstehung, eine verschiedene Länge , und die gröfsten erreichten höchstens einen
halben Pariser Zoll. Ihre Farbe war anfänglich grau, und wurde, wahrscheinlich
,'ius Mangel der Nahrung bey der Unterfuchung , allmählich blafsgelb, ihre Gestalt
konisch und ihr Körper nach seiner .ganzen Länge in eilf Ringe getheilt. Das
spizige Ende war mit einem schwarzen, nach unten gebogenen Haken versehen
(Fic. 3. und 4. -a.) welcher in einer Scheide verborgen war, die die Made, wenn sie
Lei ührt wurde , nebst dem Haken in den nächsten Bing zurückzog. Dieser Haken
schien theils zur Zerstückelung und Aufnahme der Nahrungsmittel, theils dazu
bestimmt zu seyn., sich beym Kriechen damit befestigen, und dann den übrigen Kör-
per vorwärts nachziehen zu können. Ausserdem waren am vorderen Ende noch
die zwey hervorragenden Mündungen der Luftrohrenäste (c. r.) zwischen dem ersten
und zwey ten Rang durchs Mikroskop sichtbar. Das stumpfe oder hintere Ende der
Made ( Fig. 3. .£. ) war an dem Theil , der an die Rückenseite ( e. ) grenzte , convex,
an dem sich an die Bauchseite anschliessenden Theil aber (g. ) concav. Auf jenem
erhabneren Theil befanden sich die hinteren Enden der Luftröhren, als zwey
braune neben einanderstehende Hervorragungen (Fig 3. und 4.,<?. e.), welche der
Wurm nach Belieben hervorst recken und einziehen konnte. Die Luftröluen oder
flespirationswerkzeuge selbst (4 d.) bestanden in zwey weissen geschlängelten., nach
jden Aussenseiteu Ästchen verbreitenden Gefässen, welche längs der R.ückeiil lache
sichtbar waren. Ausser diesen lies die feine , durchsichtige Haut die tiefer liegen-
<len Eingeweide in dunkleren Flecken durchschimmern. An der Bauchseite ragte
die Haut immer zwischen zwey Ringen etwas hervor (Fig. 3. f-f /■), so dafs man
-von der Seite gespaltene Füsse zu sehen glaubte. Auch waren diese Falten wirk-
lich Stellvertreterinnen der Füsse, und halfen -dem Wurm im Kriechen fort, wo-
Ley er viele Fertigkeit äusserte und sich oft schnell auf che Seite walzte.
Murren,- glaubte nun, dafs diese Maden aus den Eyern der Stubenfliegen ge-
krochen wären, welche sich immer in ungeheurer Menge um den Kranken aufhiel-
ten, und dm so sehr plagten, dafs er sich genörhigt sah, Fliegengiü bey seinem
Eette aufstellen und da dieses ihre Abname nicht hinreichend beförderte, noch
einen
7
einen Knaben mit dem Fliegen w edel dieses Ungeziefer verscheuchen zulassen. Al-
lein die von ihm beschriebene Made weicht zu sehr von der Fliegenmade (Tab. III.
Fig. 3i.) ab, als dafs ich seiner Meinung beitreten könnte, kommt aber so sehr
mit der Larve der Quarkfliege (Mnsca putris) überein, dafs ich sie um so mehr
für eine und dieselbe halte, da ich leztere Fliege immer sehr häufig in Gesell-
schaft der Stubenfliegen angetroffen habe. Ich trage daher kein Redenken T die
Beschreibung und Abbildung dieser Made itnd Fliege nach Schwammerdamm noch
be)rzufügen.
Die Larve der Quarkfliege oder der Käsemade (Tab. IV. Fig. 5.) hat, 'so wie
jene des Murray , zwölf Abtheilungen oder Ringe. Der erste Ring (a.) macht eigent-
lich den aus zwey gehörnten Hervorragungen bestellenden Kopf ans. Zwischen
diesen liegt der Mund, an welchem zwey schwarze kleine Nägel oder Klauen* ste-
hen, welche zugleich die Stelle derFüsse, der Klauen und Zähne vertreten,- Auf
dem zweyten Ring ragen die Mündungen der Luftgefäfse ( c. ) vor ,. deren zwey längs
des Rückens der Made fortlaufende Hauptröhren (d, d.). mit ihren öfters anastomo-
sirenden und dadurch mehrere Inseln bildenden Nebenzweigen, durch die dünne
Haut schimmern. Am zwölften Ring (£.), der noch verschiedene Wärzchen oder
Knöpfchen hat, endigen sich aber jene Luftröhren mit zwey ähnlichen Hervorra-
gungen, wie die bey ihrem Anfange auf dem zweyten Ringe befindlichen sind,
Schikt sich die Made zum Springen an, worinnen sie eine besondere Fertigkeit
hat, so fafst sie mit ihren Kopf- oder Mundhäkchen das Schwanz-Ende (Fig. 5.),
wodurch sie wie ein Reif gebogen erscheint, und schnellt sich , indem sie sich
wieder ausstreckt, fort.
Bey ihrer Verwandlung verlassen diese Maden den faulen Käse und erscheinen
nun in Puppengestalt (Fig. 6. a.), welche unter dem Mikroscop (&.) Kopf, Leib
und die anliegenden Flügel der künftigen Fliege, sehr deutlich darstellt. Diese
(Fig. 7. a. b.) verlädt nach zwölf Tagen die Puppenhülse, ist grau, ziemlich klein,
aber doch noch immer viel gröfser , als eine Laus. Das Vergröserungsglas macht
die a getheilten Fühlspitzen am Kopf (Fig. 8.), so wie die hinter ihnen stehenden
ziemlich grofsen, netzförmigen und röthlichen Augen deutlicher. Die Brust ist
braun und fällt ins Schwarze. Das vorderste Paar der an ihr eingelenkten Füsse
ist beynahe ganz, das mittelste nur am zweyten Gliede schwarz, an den zwey
lezten Gliedern aber dunkelbraun. Das hinterste Paar gleichet dem ersten. Alle
sind mit borstigen Härchen besezt und am Ende mit zwey Krallen versehen.
Die zwey Flügel haben schwarze Rippen und feine Härchen in ihrem ganzen Um-
fange
s
fange. Hinter denselben (stehen an der Brust zwey Flügelkölbchen. Der Hinter-
leib ist in sieben Ringe getheilt , der Farbe nach der Brust gleich , nemlich glän-
zend dunkelbraun. Das Weibchen ist gröTser als das Männchen , legt seine Ever
mittelst seines Legrohrs in die feinsten Ritzen der Käse, oder in andere denselben
ähnliche, faulende, thierische Substanzen, und aus den Eyern kriechen die jun-
gen Maden schon 24 Stunden, nachdem jene gelegt worden sind, aus. Da diese
Maden, nach Limits Beschreibung der Aussatz - Fliege, etwann die Gröfse der
Flohmaden ( Tab. VI. Fig. 40 haben müßten , wenn sich ein Insekt , das kleiner
als eine Laus ist, daraus entwickeln sollte: so bleibt es, ohngeachtet der grofsen
Ähnlichkeit, welche übrigens die Quarkfliege mit der Aussatzfliege hat, dennoch
u n entschieden , ob die in Teutschland in dem Aussatz nistende Fliege die nem-
liche ist, welche den amerikanischen Aussatz bewohnt? oder ob die scheinbare
Verschiedenheit blos darinnen liegt , dafs die amerikanische Aussatzfliege nicht die
Gröfse der europäischen erreicht? wie dieses der Fall bey einigen andern, in beyden
W einheilen vorkommenden Insektenarten ist.
2. Der Floh des Hautiuckens der Greise. (Pukx
pruviginis senilis?) Tab. V. Fig. 33 — 35-
Sommer, J. F. Diss. de Affectibus pruriginosis
Senutii. Altdorfii 1727. 4.
Will an, R. Die Hautkrankheiten und ihre Be-
handlung , aus dem Englischen übersezt von Frie-
se, i. Band, Breslau 1799- Tab- VII. Fig. 3. 4.
gr. 4.
Ein neues, von PPillati entdecktes Insekt, von welchem er aber, bey unterlas-
sener genauerer Untersuchung, keine bestimmten Merkmale angeben konnte. Er
fand es in Menge auf der Haut und Wäsche eines an der Prurigiae senile leiden-
den Kranken. Man versteht hierunter eine erst im späten Alter vorkommende
Hautkrankheit, wobey sich ziemlich grosse, entzündungslose, mit Schorfen ver-
mischte und ein unerträgliches Jucken veranlassende Blatt erchen , auf der trockenen,
duftlosen Haut zeigen. Hautkleien und Schuppen, als Folgen der mehrmaligen
Absonderung und unvollkommenen Wiedererneuerung der vom Ausschlage ange-
griffenen Hauttheilchen unterhalten , nebst den darunter wahrscheinlich verwei-
lenden Insekten, noch mehr ienen schmerzhaften Reiz, der die Geduld und Ge-
lassenheit des Alters, durch seine Grenzenlosigkeit zu erschöpfen pflegt. Diese In-
sekten bewegen sich, nach Willems Beobachtung, schnell, .sind aber wegen ihrer
Kleinheit, nur mit Mühe zu entdecken (Tab. V. Fig. 55.). Das Vergröfserungs-
glas stellte si» in einer Form dar, die ihren Entdecker berechtigte, sie unter
das
das Geschlecht der Flöhe aufzunehmen (Fig. »4«)'- Ob er aber eben sowohl Ur-
sache hatte sie als Ursache dieser Hautkrankheit anzusehen , und sogar zu vermu-
then, dafs die Prurigo formicans , welche auch jüngere erwachsene Personen befällt,
deren Blätterchen aber nicht so grofs, wie b ey der Prurigo senilis, doch mit weit
unerträglichem Jucken verbunden sind , von eben diesem Insekte herrühren ? über-
lasse ich dem Urtheile künftiger Forschung und sachverständigerer Kenner.
3. Die Kopflaus. Tab. VII. Fig. I — 5, und
Tab. XIII. Fig. 15 — 17.
Pediculus humaniu capitis, cinereus; thorace abdomineque fascia interrupta nigra
marginatis. Pou humain de la CeCe. Degeers, E. Abhandlung zur Geschichte der
Insekten aus dem Franz. mit Anmerkungen von Gutze. Nürnberg 1775 — J7 83 #r. 4.
VII. Band. S. 2 8 und 97 Tab. 1. Fig. 6 — 10.
Albini a natural hystory of Spider. Tab. XXXXII.
Aldrovandi de Insect. Lib. V. Cap. IV.
Amoreux Notice des Insectes de la France re'pu-
te*s venimeux. Paris 1789- gr. 8- p. I J 5 et 272.
Baker, H. Emploiment for the Microscope. Lon-
don 1753. 8- c. Tab. 17. aen. Tab. XIII. Fig. 4.
Bonanni, Phil. Observatio circa viventia, quae
in rebus non viventibus reperiuntur, seu Micrographia
curiosa Romae 1691. 4. c. Tab. aen. Fig. 55.
Blume nbachs, J. F. Handbuch der Naturgesch.
5. Aufl. Göttingen 1797. S. 286. Pediculus huiuanus,
Griechisch (p$eig; Engl. Lome; Franz. Pou.
Cuvier, G. Tableau e'le'mentaire de 1' histoire na-
turelle des Animaux, ä Paris an. 6. (1798) p. 622.
U pou humain.
Cypriani, J. continuatio historiae animaüum a
Fianzio , Tem. 11. p. 3560.
Fabricii Mantissa Insect. II. p. 368. n. t. Sy-
stem. Ent. p. 804 n. 1. Spec. Ins. II. p. 476. 11. 1.
Füfslys Schweizerische Insecten , Zürich 1775.
S. 59. n. 1 167.
Götze, F. A. C. Geschichte einiger den Menschen,
Thieren, Oekonomie und Gärtnere/ schädlichen In-
sekten, aus dem Franz. übersetzt. Leipz. 1787. 8.
S. 43 und 85-
Grindelii ab Ach Obs. II. p. 14. Fig. 3. '
Heinsius, Dan. Orat. XXXV. admirand. rerum
admirabilium p. I 34.
Hercules Saxon. Pract. Med. Lib. X. Cap. XIX.
p. 81 1.
He um ins de Morbis capitis, Cap. IV.
Hooke, R. Micrographia, Lond. 1667. fol.
p. 211.
Joblot, L. Observation« de l'histoire naturelle
faites avec Ie Microscope ä Paris 1754. 4 c Tab
T. I. Tab. 1.
Journal des Sav. Vers. lat. I. p. 483.
Isidorus Orig. Libr. XII. Cap. VII.
Kniphof Diss. de Pedic. inguin. §. XXXVII. TaW,
I. Fig. A. et Tab. III. Fig. N T.
Kolbe Beschreibung des Vorgebürgs der guten
Hofn. S. 222.
Ledermüllers mikroskopische Gemüths - und
Augenergörzung, S. 45. Tab. XXI.
Leeuwenhoek (A. v.) de pediculis, v. Phil.
Trans, n. 94. p. 6037. et n. 97. p. 61 16. Ejusdem
Opera. Tom. III. p. 56.
Lesseri Insecto - (heologia, p. 57.
Linnaei Amoenit. acad. Vol. III. de noxa insect.
p. 341. — Syst. Nat. Ed. Gmel. XIII. Tom. I. Pars.
V. p. 2914. n. r. Pediculus humanus abdomine lo-
bato cinereo , haLitat in capite durior magis coloratus.
Faun. Suec. n. 1939.
Mouffetti, Th. Insector. sive minimor. animal.
Theatrum. Lond. 1634. P- 259 et 264.
Müllers, P. L. St. Linneisches Natursyst. der In-
sekt. II. Band. S. 1027. ". 1.
Mülleri, 0. F. Fauna Fridrichdalina , Lips. 1764.
n. 798- Ejusdem Zoologiae Danicae prodromus. Hafn,
1776. n. 2180.
Mural to, J. de, anatome pediculi. V. Eph. Nat.
Cur. Dec. IL an. 1. obs. 53. p. 136.
Onowatologiii historiae naturalis. Pars VI. p. 22 S.
Pediculus humanus, die Menschenlaus , Kopflaus.
Pauli, Sim. quadripart. Class. III. p. 299.
Ranchius, F. in opusculis medicis. Lugd. 1627.
P. 304.
2 R«.
10
Redi, F. Opusculor. Pars prior sive Experimenta l Schränk! BeytrXge 2ur Naturges. S. ua.
n. i.
Sc!i w am merdam m s , J. Bibel der Nat. Leipz.
1752. S. 29. Tab. 1. und II.
Schwenkfeld Theriotr. Siles. p. 548.
Sulzers, J. H. abgekürzte Geschichte der Insekten.
S. 240. Desselben Kennzeichen der Insekten, Tab.
XXII. Fig. 145.
Tei ch meyer i Instit. Pathol. Pract. p. 431.
Tenzels Monath -Gespräche. 1691. S. 332.
Watkins exercice du Microsc. p. 31. Fig. 31.
circa Generationein insector. Amstelaed. 1 6 S 6 . 12.
Tab. XVIII. Pediculus Ordinarius. Ejnsd. Opera Tab XXV.
Rolfincii Epit. Affect. particul. L. III. C. 20.
F. J21.
Ruyschif Theatr. animal. Pars, V. bist. nat. de
Inectis Lib. II.
Sauvages Nosologia methodica edit. Daniel.
Tom. V. p. 284.
Schaefferi, J. C. Elementa entomologica. Ra-
tisb. 1766. Tab. LXXXXV.
Das gemeinste und bekannteste Insekt, welches auf dem menschlichen Kör-
per seinen angewiesenen Wohnplatz hat, ist wohl die Laus, und von dieser sind
ihm drey, nach den verschiedenen Gegenden des Körpers, welche sie bewohnen,
verschiedene Arten zugetheilt, nemlich die Kopf- die Leib- und die Filzlaus.
Unter allen ist die Kopflaus von den berühmtesten Naturforschern am meisten
und genausten beschrieben und zum Gegenstand der mühsamsten Zergliederung, und
mikroskopischen Untersuchungen gemacht worden. Ohne erst einer Verwandlung
unterworfen zuseyn, verläfst sie das Ey, zwar nicht in ihrer vollkommenen Gröfse,
die sie aber selbst in kurzer Zeit erreicht, doch in ihrer vollkommenen Gestalt, und
ist völlig ausgewachsen, zwey Linien lang und eine halbe Linie breit (Tab. VH. Fig. 1.).
Ihre Haut erscheint durchs Mikroskop pergamentartig, gleich der Haut des Men-
schen mit Linien, Furchen und Punkten durchzogen, und überall mit feinen Härgen
besezt. Sie ist so durchsichtig , dafs man nicht nur die Luftröhren , den mit Blut
und Unrath angefüllten, und daher braunroth, im nüchternen Zustande aber weifs-
gelb, wie der übrige Körper, erscheinenden Magen und Dannkanal (Fig. 2. ff);
sondern auch ihre peristaltische Bewegung, nach welcher sie sich bald verlängeren,
bald verkürzen , bald breit, bald schmal werden, deutlich wahrnehmen kann. Da-
bey hat diese Haut gleichwohl eine besondere Festigkeit, welche veranlafst, dafs
die Laus mit einem Knall zerplatzt , wenn sie zerdrückt wird. Ohngeachtet die
Farbe des ganzen Körpers milchweifs ist; so geben doch die ohnweit des Randes
vom Brustschilde und Hinterleibe geschlangelt durchschimmerden Luftgefäfse , den
Anschein, als ob die Haut der Kopflaus an den Seiten mit einem dunkleren, un-
terbrochenen Streif eingefafst sey. Doch bemerkt man überhaupt in Rücksicht
der Farbe nichts Beständiges, welche sich einzig nach der Verschiedenheit des Auf-
enthalts zu richten scheint. Denn manche Menschen haben ganz weisse, andere
dunkelbraune , und die Mohren schwarze Läuse. Was aber die einzelnen Theile
dieser Insekten besonders betrifft f so ist der vorne konische, hinten sphärische
Kopf
1 1
Kopf, durch einen sehr kurzen Hak mit dem Brustschildc vereinigt. An dem äus-
sern Rand seines breitsten Theils , sieht man zwey schwarze, mit einem weissen
Ring umzogne hervorstehende Augen (Fig. 2. a. a.) und vor diesen, ebenfalls an
beyden Seiten des Kopfs , zwey fiinfgliedrichte , mit den feinsten Härchen besezte,
und sich beständig bewegende Fühlhörner (b. b.) von der Länge des Kopfes. Die-
ser ist an seinem konischen Ende mit einer kleinen cylindrischen Hervorragung (d.)
versehen , welche die Scheide oder der Köcher des spitzigen , hohlen Saugstachels
(Tab. XDI. Fig. i5. a. und Fig. 16. a.) ist, den Leeuwenhök zuerst entdeckte, und
der nur äusserst selten wahrzunehmen ist, da ihn die Laus nicht eher aus der
Scheide des Stachels (Fig. i5. b.) hervorstreckt, als bis sie Blut zu saugen beginnt.
Sclwammerdanun liefert eine musterhafte Beschreibung dieses Saugstachels, seiner
Verbindung mit der Speiseröhre, und den sämmtlichen Verdauungsorganen der
Laus, und giebt zugleich in seiner Abbildung die Widerhaken (Tab. XIII. Fig. 16. b.)
an, welche sie in die Kopfhaut des Menschen einsenkt, um sich damit zu befesti-
gen , dafs sie den Stachel nicht nur einstossen , sondern auch beym Einziehen des
Bluts, frey vor- und rückwärts bewegen kann.
Am Bruststücke (Tab. VII. Fig. 2./) sieht man zwischen den Ästen der Luftröh-
ren drey Erhabenheiten auf jeder Seite, und in der Mitte eine schildförmige Ver-
tiefung. Unterwärts' befinden sich nahe am Rande desselben die sechs Füsse, wo-
von jeder aus vier kurzen Gliedern besteht. Das lezte Glied, oder das Fufsblatt
(e. e. e.) ist mit zwey Krallen versehen. Die kleinere ist unbeweglich, die gröfsere
aber beweglich, und sichelförmig gekrümmt, so dafs sie über jene zusammenge-
schlagen werden kann. Die Laus ist hierdurch vermögend , sich mit diesen sechs
Zangen an den Haaren festzuhalten, und mit ziemlicher Geschwindigkeit auf densel-
ben fortzulaufen.
Der Hinterleib besteht aus sieben Ringen , welche an den Seiten eben so viele,
iß der Mitte etwas ausgeschnittene Lappen bilden. In den kleinen Ausschnitten
dieser Lappen liegen die Mündungen der Lungenröhren. Schwammerdamm verste-
het hierunter diejenigen kleinen weissen Gefässe, deren Hauptstämme an verschie-
denen Stellen des Körpers mit einem Perlemutterglanze durchschimmern und deren
zahllose, unendlich kleine Astchen nicht nur in der Brust, im Hinterleibe, in den
Füssen, sondern auch in den Fühlhörnern wahrzunehmen sind. Sie bestehen, wie
die menschliche Luftröhre , aus schmalen, wahrscheinlich ebenfalls knorpelartigen
und aus breiteren häutigen Ringen (Tab» Vü. Fig. 5.), und sind die Respirations-
werkzeuge der Laus.
Der
12
Dei Magensclilund ist eigentlich die Fortsetzung des Saugstachels. Das einge-
bogene Blut kommt nemlich durch lezteren , hinter der kleinen warzenförmigen
Hervorragung des Kopfs, zuerst in ,den Mund (Tab. XIII. Fig. i5. c. ) und dann in
den Schlund (d.), oder diejenige Erweiterung des im Saugstachel anfangenden Ka-
nals , -welche zwischen und vor den Augen lieget , worauf die Speiseröhre (e.) fol-
get, die das Blut in den Magen leitet. Dieser liegt theils in der Brust, theils im
Hinterleibe. Dort bildet er zwey gabelförmige Anhänge, hier ein länglichtes Säck-
chen , das sich beständig wechselsweise erweitert und zusammenziehet. Die Fort-
setzung des Magens ist der Darmkanal, der sich am Schwanzringe in den After
endiget.
Was den Geschlechtsunterschied betriff, so ist es dem Schwammerdamm nicht
gelungen, diesen zu entdecken. Er fand in allen Läusen Eierstöcke, die den
größten Theü des Hinterleibes einzunehmen pflegen , und wurde dadurch veranlafst
zu glauben, dafs die Läuse Zwitter wären. Da aber diese Läuseart so zahlreich
an Weibchen ist, dafs man auf hundert kaum ein Männchen rechnen kann, so ist
es wohl nicht zu bewundern, wenn ihm lauter W^eibchen unter die Hände kamen.
Diese sind im Ganzen gröfser, als die Mannchen. Ihr Hinterleib ist flacher, breiter
und endigt sich am Schwanz -Ende mit einer gabelförmigen Spalte, in deren Mitte
sich der After und der Ausgang der Eyerstöcke befinden (Tab. VH. Fig. 2. g. ). Die
Mannchen haben einen breiteren und bemerkbarem Einschnitt zwischen dem Kopfe
und dem Bruststucke; ihr Unterleib ist ungleich schmäler, am Schwanzringe nicht
gespalten, sondern rund (Tab. XIII. Fig. 17.), und mit einem gewöhnlich unten am
Bauch zurückgeschlagnen , nach der Begattung aber nach hinten hervorstehenden
Stachel (a. b. b. ) versehen , welcher an seiner Grundfläche sehr breit, an seiner
Spitze aber braun, hornartig und wahrscheinlich das männliche Geschlechtsglied ist.
Das Weibchen legt ihre, unter dem Namen der Nüsse bekannten, kleinen, weis-
sen und länglichten Eyer, gerne auf den Boden des Kopfs, weil sie nur in der
feuchten, vom Kopfschweifse begünstigten Wärme gedeihen, auf der Oberfläche
des Kopfs, welche der Kälte mehr ausgesetzt ist, aber umkommen. Sie erschei-
nen unter dem Mikroskope als länglichtrunde , vorne flache und hinten bauchigte
Körper (Tab. VII. Fig. 5.), deren von der ausgekrochenen Laus zurückgelassene
Hülse einen kleinen, mit einem flachen Deckel versehenen Schlauch (Fig. 4.) ähn-
lich sieht. Ungeheuer ist die Vermehrung der Läuse durch diese Eyer. Denn
nach Leeuweuhöcks Beobachtungen legt ein Weibchen in sechs Tagen fünfzig Eyer,
und behält dennoch eine grofse Menge im Leibe. Aus diesen gelegten Eyern kon>
men
i3
men nach sechs Tagen schon die Jungen hervor, welche nach achtzehn Tagen
ebenfalls Eyer legen. Auf diese Art können zwey Mütter in acht Wochen Grofsmüt-
ter von zehntausend Läusen werden.
Die Nahrung der Laus scheint hauptsächlich der rothe Bluttheil der Menschen
zu seyn , welches man sowohl aus ihrer Farbe nach vorhergegangener reichlicher
Sättigung, als auch aus ihren braunrothen Exkrementen schliefsen kann. Sucht
sie diese Nahrung, so biegt sie den Kopf zwischen den Vorderfüssen gegen die Haut
undjsenkt den Stachel in ein Schweifeloch. Man bemerkt nun durch eine gute Lupe
das eingesogene Blut in einem ausserordentlich feinen Strahl in den Kopf steigen,
durch den Magenschlund in den mit seinen Anhängen aufschwellenden Magen ge-
langen, welcher nunmehr sich mit Nachdruck bewegt und wechselsweise zusam-
menziehet, im dicken Gedärme aber die Excremente fortrücken, deren sich die
Laus bisweilen zu gleicher Zeit entlediget.
Das Einsenken des Stachels veranlafst vorzüglich die lästige Empfindung des
Juckens und Eeifsens , ausserdem aber das Aufschiessen kleiner Pusteln , die ent-
weder von sich aufbrechen, oder durch das Kratzen aufgerieben werden. In bey-
den Fällen ergiefsen sie eine kleb richte Feuchtigkeit, die bald zu kleinen Schup-
pen vertrocknet, welche bey öfterer Kopfreinigung, sich wie Kleyen abkämmen
lassen. Wird aber diese Reinigung unterlassen , so veranlafst der unter jenen
Schuppen stockende Schweifs einen R.eiz auf die kleinen Drüsen der Kopfhaut, wo-
durch eine widernatürliche Absonderung der fettigen Feuchtigkeit dieser Drüsen
erfolgt. Es entsteht auf diese Art eine ekelhafte , stinkende , graue und mit Blut
unterlaufene Borke auf dem Kopfe, welche die Vermehrung der Läuse ungemein
begünstiget, indem diese für ihre Eyer und Excremente in und unter derselben die
schicklichsten Lagerstätten finden. Man nennt diese Krankheit die KopfUiusesuchu
(Phthiriasis capitis), welche vorzüglich bey Kindern vorkommt.
Was die Ursache der Erzeugung und Überhandnähme der Läuse betrifft, so
glaubten unsre, mit der Fortpflanzung der Insekten unbekannten Vorfahren , sie in
dem übermässigen Genufs süsser Kastanien und Feigen suchen zu müssen, wahr-
scheinlich, weil diese beym Kauen ein gewisses Knirschen veranlassen, welches
der Empfindung nicht unähnlich ist, die das Zerdrücken der Läuse mit dem Nagel
für den Gefühlsinn des Fingers hat , woraus sie , nach den damaligen Begriffen von
der Entwicklung der Insekten aus allerley thierischen und vegetabilischen Substan-
zen, zu schliessen sich berechtiget glaubten, dafs jene Früchte Läusestoff enthielten,
der sich in unserem Körper zu vollkommenen Insekten entwickeln könne. Das
Lächer-
14
Lächerliche dieser Meinung wird durch das, was von der Fortpflanzung der Läuse
und von der Art, wie sie sich in und auf der Kopfhaut einnisten, gesagt worden
ist, hinreichend widerlegt. Zu den besonderen, ihre Vermehrung begünstigenden,
gelegenheitlichen Ursachen aber mufs bey diesen in Schmutz und Unsauberkeiten,
Nahrung und Aufenthalt findenden Insekten , alles gehören, was Schmutz und Un-
sauberkeit veranlassen kann. Man findet sie daher immer in Menge in kinderrei-
chen Ehen der niedrigen Volksklasse und überhaupt da , wo Zeit und Gelegenheit
zur Besorgung der Kopfreinigung fehlt, z. B. bey Soldaten, beym Schiffsvolke, bey
Bettlern, Reisenden, Gefangenen , pflegelosen Kranken. Der Mittheilung selbst ist
auch der Ordentlichste und Reinlichste ausgesetzt, dessen Verhältnisse und Verrich-
tungen es nothwendig machen , unter solche Menschen zu kommen. Auf diese Art
werden sie oft , und nicht selten statt des Honorars , dem Arzt und Wundarzt bey
der gemeinen Volks - und Spitalpraxis , den Geistlichen bey seinen Krankenbesu-
chen , und den Aufsehern und Wärtern in den Hospitälern zu Theil. Am häufig-
sten und gewöhnlichsten aber werden sie, als Nüsse und vollkommene Insekten,
in den Kämmen der Friseurs von einem Kopfe auf den andern getragen und durch
das beständige Beysammensifzen und Zusammenstecken der Köpfe sauber und un-
sauber gehaltener Kinder, das nothwendige Übel öffentlicher Schulen. Doch schei-
nen Mittheilung und Mangel der Kopfrehngung nicht allein hinreichend , sondern
noch eine gewisse Beschaffenheit der Kopfausdunstung und ein gewisser Grad der
Wärme erforderlich zu seyn, wenn sich diese beschwerlichen Bewohner wirklich
auf den Kopf erhalten und vermehren sollen. Es giebt Personen , die es sogleich
gewahr werden, wenn ihnen auch nur eine einzige Laus auf den Kopf gekommen,
• dieser auch noch so sehr "behaart, und mit Pommade und Puder, welche ihren
Aufenthalt noch angenehmer zu machen pflegen , reichlich versehen ist. Sie wird
bey diesen Personen wahrscheinlich durch eine eigene widerwärtige Ausdünstung
der Haare und Kopfhaut so sehr beunruhiget, dafs sie auf den Kopf umherirret und
dadurch ihre Gegenwart sogleich verräth , gemeiniglich aber die Haare verläßt, und
über dieStirne, die Ohren oder am Halse herabläuft. Im Gegentheil vermehren
sich bey andern Personen die Läuse so gerne, dafs sie mit allem Kämmen sie nicht
zu vertilgen im Stande sind. Auffallend bestätiget dieses die ungeheuere Vermeh-
rung der Läuse im Weichselzopfe (Plica polorrica), einer vorzüglich den Pohlen,
aber auch den Russen und Tarlaren eigenen Krankheit, in welcher, nicht etwann
von Staub und Schmutz,1 sondern von einer besondern klebrichteu, aus der Kopf-
haut schwitzenden Feuchtigkeit, die Haare so sehr zusammengepappt werden, daß
sie
x5
sie Zöpfe oder Stricke bilden. In Rücksicht der Wärme bemerken wir, daß sich
die Läuse bey Personen, die den Kopf leicht 2u bedecken gewohnt .sind, im Win-
ter sehr vermindern, bey andern aber, die ihnen die wohlthätige Warme der Pelz-
mützen angedeihen lassen, bey aller Kälte dennoch vermehren. Die Spanier
scheinen vorzüglich wegen des gehörigen Wärmegrades von den Läusen geplagt
zu seyn. Gleichwohl vertieren sie diese, wie alle Europäer, wenn sie amTropi-
kus und in Indien angekommen sind , vermuthlich wieder wegen des den europäi-
schen Läusen ungewohnten Wärmegrads , der dennoch, ns.c\\ Kolbe , den Läusen
der Hottentotten überaus angemessen ist. Denn sie vermehren sich bey densel-
ben so ausserordentlich, dafs sie von ihnen für ein Geschenke des Himmels ange-
sehen, daher verzehrt und zu einem ihrer Lieblingsgerichte gemacht werden.
In Gözens Geschichte schädlicher Insekten findet man eine Menge Mittel zur
Vertilgung der Kopfläuse, wrelche mehr oder weniger sicher und schädlich sind.
Am bewährtesten habe ich, nebst fleissiger Kopfreinigung , immer das Pulver des
Sabadilhaamens gefunden. Man streuet dieses in die mit etwas Fett oder Pomraa-
de ausgesalbte Nachtmütze, damit es nicht auf den Kopf fällt und ein heftiges Beis-
sen veranlafst. Wiederholt man dieses einige Abende hintereinander, so ist man
sicher von allen Läusen befreyet.
4. Die Leiblaus. Tab. XIII. Fig. 14.
Peäiculus humanus corporis , albidus totus immaculatus. Pou humain du corps. Degeers
Abh. z. Gesch. d. Ins. VII. B. S. 28. und 30. Tab. 1. Fig. 7.
Aristo telis Hist. Animal. Lib. V. Cap. XXXII.
B 1 a n c a r d i , Steph. Lexic. Med. ed. no viss. Vol. II.
J>. 958.
Blondelius de Therm. Aquisgr. Cap. XIV. §. 2.
Borel lu s , P. Cent. I. Hist. Med. 20. et 313.
Coel. Aurelian. de Phtbiriasi.
Castelli Barthol. Lex. Med. p. 569. (pStifluci!.
Crüger, D. von einem mit Läusen angefüllten
Geschwür im XIV. Th. d. Abh. d. k. A. d. N. f.
S. »8.
Daniel. Syst. Aegrit. Pars II. p. 554.
Fabricii Spec. insect. Tab. II. p 476. V^rie-
tas capitis durior, coloratior, vestimentorum laxior,
niagis cinerea. Syst. Ent. p. 804. n. 1.
Foresti Obs. Med. XIV. Lib. VIII.
Franc us, G. Diss. de Phthiriasi, s. morbo pe-
diculari, quo nonnulli Imperatores, Reges aliiq. illu-
stres viri ac foeminae misere interierunt. Heidel-
berg 1678. 4-
G a 1 e n u s de Comp. Med. See. Loc. Lib. I. Cap. VIII
et IX.
Heurnius, I. de morb. capitis. Cap. VI.
losephus Lib. IL Cap. V.
Mangeti, I. I. Bibliotheca medico practic. de
morbis pilorum.
Onomatol. Hist. nat. Pars. VI. p. 228.
Pauliini. C. F. de inorte verminosa p. 94. Eben-
derselbe von einem venerischen Menschen, der durch
die Läusekrankh. aufgerieben werden, im XV. Th.
der Abh. d. k. A. d. Nf. S. 45 S. und von einer Läu-
sekrankheit, die durch das Verschlucken lebendiger
Kopfläuse entstand, im XV. Th. derselben Abhandl.
S. 471.
Plenk, de Morb. cutan. Class. XII.
Sauvages Nosolog. method. Edit. Daniel. Tom.
V. p. 284.
Phthiriasis pedicularis, Phthiriasis funesta. La ma-
tadie pediculaire Vermint interne.
Sei
i6
Seile Med. Clin. 3te Aufl. S. 412. n. 4. inner-
liche Lau s e suc li t.
Serapion Pract. Tract. I. Cap. V.
Velli, l'Abbe, l'Histoire de France. Tom. I.
P- J'5.
Welschius, Exercitatio de vena medinens. Au*
gust. Vind. 1674. p 41. de Phtliiriasi.
Willan, R. Hautkrankeiten übprs. v. Friese I.
B. S. 55. Körper, oder Kleiderlaus Engl. Body,
lice.
Linnd und andere Naturforscher haben dieses Insekt, welches auch unter dem
Namen der Kleider- oder Haderlaus bekannt ist, nicht für eine von der Kopflaus
wirklich verschiedene Art, sondern blos für eine Abänderung oder Spielart ange-
sehen. Ihre körperliche Verschiedenheit, und die Eigenheiten ihrer Lebensart ha-
ben aber neuere Naturforscher bewogen , sie als eine besondere Art aufzustellen»
Sie ist im ganzen ungleich grösser, und weicher, als die Kopflaus; und hat einen
dickeren Kopf, mehr hervorstehende Augen , und nicht wie diese eckigte , sondern
rund abgestumpfte Ränder an den Ringen des Hinterleibes. Ihre Farbe ist weit
lichter und hellgrauer, und man bemerkt an ihr nicht die dunklen Streife am
Piande des Brustschildes und der Ringe des Hinterleibes zu beyden Seiten. So we-
nig als die Kopflaus , ohne besondere Veranlassung , den Kopf verläfst , so wenig
verliert sich diese , ohngeachtet sie auf dem ganzen Körper herumzuirren pflegt,
in die Kopfhaare, wo sie eben so bald, wie die| Kopflaus am' Leibe, ihren Un-
tergang findet. Sie hält sich blofs an diesem und in alten Kleidungsstücken un-
reinlicher Menschen auf, und kommt nur, wenn es regnen will, gerne aus den
Falten jener Kleidungsstücke hervor. Nie begattet sie sich mit der Kopflaus, und
nie legt sie ihre Eyer in und an die langen , sondern stets an die kurzen Haare
und in die Lumpen und Falten schmutziger und veralteter Kleider. Nur die Säfte,
die Ausdünstung, der fette, klebrigte Hautschmutz des lebenden Menschen sind
ihre Nahrung; den Sterbenden und Todten aber verläfst sie. Zu ihrer Aufname
und Vervielfältigung gehört durchaus eine gewisse Beschaffenheit des Bluts und der
Ausdünstungsmateric , und wenn diese vorhanden ist, so kann sie sich, wie die äl-
tere und neuere Geschichte beweist, bey Menschen aller Alter und Stände ins Un-
endliche vermehren. Schlechte Nahrungsmittel, Mangel und Vernachlässigung des
Wechsels der Wäsche und Kleidungsstücke, können jedoch Ursachen einer sol-
chen, das Fortkommen der Leiblaus begünstigenden Cacochinie werden, und hier-
aus ist erklärbar, warum vorzüglich herumziehende Bettler, lange im Felde stehende
Soldaten, gewisse Mönchsorden , die Bewohner schmutziger Wohnungen und Ar-
beitshäuser, so gewöhnlich von diesen Insekten angegriffen werden. Auch linden
wir, dafs sie bey chronischen Handausschlägen unreinlicher Menschen mehr als
gewöhnlich sich einlinden, und Wülan bemerkt sogar, dafs sie bey der gröfsten
Sorg-
Sorgfalt für Reinlichkeit und Reinigung, bey dem Hautiuken der Greise zum Vor-
schein kommen, und den Kranken durch ihre schnelle Vermehrung, in einer an
sich schon mit unausstehlichen Jucken verbundenen Krankheit, doppelt peinigen.
Nemen unter diesen oder anderen Umständen diese Insekten ungewöhnlich
überhand, so entstehet daraus eine eigene Krankheit, welche die Läusesucht des
Körpers (Phthiriasis corporis) genannt wird. Die Läuse setzen hierbey ihre Eyer
sowohl an die kleinen Härchen der Haut und in die Hautporen, als iu die Hemden
und Wäsche ab. Von dem eigenen scharfen Schweifs mancher Menschen werden sie
hier ausgebrüthet, und das nun heranwachsende und sich' täglich vervielfältigende
Läuseheer greifft, wenn es allen Vorrat h von Schmutz und anklebendem Schweis
auf der Oberfläche der Haut aufgezehrt hat, die Haut selbst an, indem es diese
beym Saugen durchbohrt, hierdurch Geschwüre veranlaßt, die oft bis auf die Kno-
chen gehen , und so seine weitere Ausbreitung und Verheerung zwischen Haut und
Fleisch fortsetzet. Man nennt diesen Grad einer der häßlichsten Krankheiten,
die innere Läusesucht (Phthiriasis interna). Es kommen hierbey oft aus verschiede-
nen' Theilen des Körpers, sogar aus den Augen, der Nase, dem Munde etc. Läuse
hervor, wodurch wahrscheinlich die älteren Beobachter verleitet worden sind, zu
behaupten, dafs die Läuse in dieser Krankheit im Körper selbst erzeugt würden, da
sie gleichwohl erst von den äusseren Theilen zu den inneren gelangen. Dafs die
tranken durch den Reitz und die bösartigen Geschwüre, welche dieses Ungeziefer
veranlafst, ausserordentlich leiden und abgezehrt werden, bedarf wohl keiner be-
sondern Erwehnung; aber eine eigene und unerklärbare Eigenschaft dieser schon
weit gediehenen Krankheit ist es, dafs die Läuse durch alle Mittel nicht auszurot-
ten sind, und die davon ergriffenen Kranken daher jämmerlich umkommen müssen.
Aristoteles, Cälius , Josephus , Piinius , Velli , Frank etc. führen die Beyspiele grosser
und berühmter Männer der Vorzeit und des Mittelalters an, welche an dieser
schrecklichen Krankheit gestorben sind, und bey welchen sicher nicht Schmutz
und Unreinigkeit, als Ursache des Übels angeklagt werden konnten. Ich .gedenk«
hier nur der Könige Amiochus, Agrippa und Herodes , des römischen Dichters En~
nius, des Dictators Sylla , des römischen Schriftstellers Valerius Maxim us , und des
griechischen Philosophen Pherecydcs , in den neuern Zeiten aber Philipps des Zweyten,
Königs von Spanien, des französischen Kaisers Arnulf us, welcher im Jahre 899,
der Läusesucht unterlag, des Bischofs Foucquau von Noyon, der im Jahre q55
durch eine so grosse Menge Läuse verzehrt wurde, dafs man genöthiget war, ihn
in einen ledeinen Sack zu nähen, ehe man ihn begraben konnte, endlich noch des
3 Car~
i3
Cardinais Da Prot , welcher im Jahre i545 ebenfalls an der Läusekrankheit starb.
Ausserdem findet man bey den Schriftstellern auch Beyspiele von innerlichen und
äusserhchen , sich nur auf gewisse Theile einschränkenden Läuseansammlungen.
So erzehlt Borellus, dafs bey Öffnung gewisser Blasen, welche am Leibe eines
Menschen entstanden waren, unzehlich viele Läuse hervorkamen. Eben dieses
erfolgte bey der Öffnung einer Geschwulst auf dem Rücken , zwischen den Schul-
tern , nach Criigers Wahrnehmung. Nach Forests Erzehlung aber war ein zufälliger
Weise mit einem Degen verwundeter Kropf voller lebendiger Läuse, und Heurnius
will sogar in einem in der innern Fläche des Magens befindlich gewesenen Bläs-
chen, Läuse angetroffen haben. Diese und ähnliche Beyspiele, vorzüglich von
inneren Läusesuchten , werden zwar von einigen Schriftstellern sehr in Zweifel ge-
zogen und dabey eine Verwechslung der Läuse mit Maden und Milben angenom-
men. Da aber die Läuse zu bekannte Insekten sind, als dafs sie auch von dem
Unwissendsten verkannt werden könnten; viele dieser Beobachtungen glaubwürdige
Naturforscher und Arzte gemacht haben, und überdies nichts Widersprechendes
darinnen liegt, dafs sich die Läuse eben so gut in allen übrigen Theilen des Körpers
eingraben können , als sie dieses in der dicken und festen Kopfhaut zu thun ver-
mögend sind; so sind jene mit scheinbarem Gründen unterstüzte Zweifel, wolxl
nichts als Äusserungen eines in unsern Tagen öfters zu weitgetriebenen, und nicht
selten blos affektirten Scepticismus. Selbst die dritte egyptische Landplage, von
welcher Josephus erzehlt, dafs die aus den Körpern derEgypter, so zu sagen, her-
vorgequollenen Läuse , weder durch Bäder, noch Salbungen zu vertilgen waren, be-
hält, bey den Erfahrungen, welche wir von den ekelhaften Veränderungen der
Läuse auf der menschlichen Kopfhaut täglich machen können , einen hohen Grad
von Glaubwürdigkeit. Denn es ist sehr wohl gedenkbar, dafs schlechte, verdor-
bene, der reinen Mischung der Säfte nachtheilig werdende Nahrungsmittel; eine
besondere, die Entwicklung der Nüsse vorzüglich begünstigende Beschaffenheit
der Luft; vielleicht die durch mancherlei Umstände nöthig gewordene Unterlas-
sung der sonst gewohnten Kopf- und Hautreinigung , eben so wohl eine im höch-
sten Grad überhandnehmende, und alles ansteckende Vermehrung der Läuse be-
wirken konnten, als ähnliche günstige Umstände zu der Überhandnähme und zu
den Verwüstungen der Heuschrecken , Käfer, Raupen u. s. w. noch in unsern Ta-
gen beyzutragen pflegen.
Die sichersten Mittel , der anfangenden Läusesucht zu begegnen, sind wohl:
tägliche Hautreinigung durch Bäder, zu welchen man Sabadillsaamen und Taback
abko-
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abkochen lassen kann , fleissiger Wechsel der zuvor mit Schwefeldampf durchzo-
genen Wäsche, der Genufs milder und keine Schärfe begünstigenden Speisen und
Getränke. Ist aber daa Übel schon zu einer solchen Höhe gediehen, dafs es diese
und ähnliche Mittel verspottet; so ist vielleicht von dem innerlichen und äusser-
lichen Merkurialgebrauch , in Verbindung warmer Bäder, noch das meiste zu
erwarten.
5. Die Filzlaus. Tab. VII. Fig. 6.
Pediculus Pubis, abdomine posterius emarginato, pedibus cheliformibus. Linn. Syst.
Nat. Edit. Gaiel. XIII. Tom. I. Pars V. p. 2915. n. 2. — Hospitatur in hominis
immundi pube, rarius in superciliis.
* Arno reu x Notice des Ins. de la France re'putcs
venimeux p. 138-
Blumenbachs Handb. der Naturgescli. p. 568-
Pedicutus pubis, Fr. Morpion , Engl, tlie Crab - loiae,
Ital. Piattoni.
Celsus de Medicina Lib. VI. Cap. 6. de Pediculis
palpebrarmn.
Cuvier Tableau ele'mentaire p. 622. le Morpion.
Fubricii Mantiss. Ins 11. p. 363. n. 2. Syst.
Ent. p. 805. n. 2. Spec Ins. II. p. 476. n. 2.
Foresti i Opera, p. 244.
Gözens Geschichte einiger dem Menschen etc.
schädlichen Insekten. S 46.
Hafenreffer, de Cutis Affectibus. Lib. I. Cap. X.
Kniphof, Diss. de pediculis inguinalibus, p. 51.
Tab. II. Fig. M.
Linnaei Amoenit. acad. Vol. III, de noxa infe-
etor. p. 342. Faun. Suec. 1940.
Lorry de Morb. cut. p. 570.
Mercurialis de Morb. cut, Lib. I. Cap. 17.
Mouffetti Theatr. insect. p. 200.
Müllers Linneisches Natursyst. der Ins. II. B.
S. 1028. Tab. XXIX. Fig. 6. Die Filzlaus.
OnoYnatologia historiae naturalis, Pars. VI. p. 230.
Pediculus pubis.
Paullini, C. F. Tract. de morte verminosa,
p. 159-
Pechlinii Obs. Med. 24.
Petiveri, I. Gazophylacii Nat. et Art. Decades.
Tab. LXIX. Fig. 9.
Raji, I. Historia Insectorum, Lond, 1710. 4.
p. 8,
Redi, Experimenta. Tab. XIX. Fig. 1.
Richters chir. Bibliotli. VIII. Band, S. 7.34.
Sauvages Nosologia Ed. Daniel. Tom. V. p. 283-
Phthiriasis inguinalis.
Schenckii Observationes. 676.
Tulpii Observ. Med. Lib. III. Cap. 40.
Wedelius, G. W. de medicamentorum facultati.
bus, Jenae 1678. p. 179 Ejusd. Arnoenitat. Mat.
Med. Jen. 16S4. p. 372.. et Tlieor. Sapor. medic.
Jen. 1703. p. 239. enthalten Mittel wider die Filz-
läuse.
Willan's Hautkrankheiten, übers, von Friese.
I. B. S. 60. Prurigo pubis. Plactulae , Morpiones,
Petalae , Pessotata.
Die Filz- oder Schamlaus ist die Bewohnerinn derjenigen Stellen des mensch-
lichen Körpers, welche mit kurzen und krausen Haaren besetzt sind. Sie findet
sich daher nicht nur in stark behaarten Schamtheilen beyder Geschlechter, am Mit-
telfleische und um den After ; sondern auch , in seltneren Fällen , in den Augen-
braunen, Augenwimpern, bisweilen im Bart, unter den Achseln, und auf der be-
haarten Brust haarreicher Männer. Nie setzen sie sich auf den behaarten Theil des
Kopfs und an unbehaarte Gegenden des übrigen Körpers fest, zum Beweis, dafs
sie schon in Rücksicht des Aufenthalts eine von der Kopf- und Körperlaus verschie-
dene
2.0
dene Art ausmachen. Schmutzige und unreine Personen überhaupt, besonders
aber Leute von einer liederlichen, in der Wollust ausschweifenden Lebensart,
•werden vorzüglich der Aufenthalt dieser lästigen Gäste. Die ekelhafte, sie schwel-
gerisch nährende Ausdünstung, der sie anlockende stinkende Eiter , und Schleim
venerischer Geschlechtstheile macht, dafs sie sich an denselben ungeheuer vermeh-
ren. Daher trifft man sie vorzüglich in Krankenhäusern an , wo dergleichen Per-
sonen aufgenommen werden, am meisten aber bey venerischen Weibspersonen,
deren Geburtstheile oft von diesen Insekten wimmeln.
Sie sind , wenn sie ihre Eyer verlassen haben , so klein , dafs sie nur von
einem scharfen Auge entdeckt werden können. Bald aber erreichen sie eine
Grösse, die diejenige der Kopf- und Leiblaus noch übertrifft. Ihre Gestalt ist dann
ungleich kürzer, breiter, runder und flächer, als die der zwey sindern menschli-
chen Läusearten. Der Kopf ist wegen seines weit mehr hervorragenden Rüssels
und seines deutlicheren Halses , um die Hälfte länger, ausserdem mehr zusammen-
gedrückt und vorzüglich um den Rüssel stärker mit Haaren besezt. Er bewegt sich
Frey in einer deutlichen Aushöhlung am Brusttheile. Am Rande seines breitsten
Theils stehen zu beyden Seiten die Augen, vor welchen die fünfgliedrichten Fühl-
hörner sich bisweilen wild in die Höhe richten, sobald sie aber etwas Unangeneh-
mes gewahr werden, oder dem Tode nahe sind, sich gegen den Hintertheil des
Kopfs und gegen die Schultern zurücksenken.
In Rücksicht des Leibes weichen liedis, Kniphofs und Müllers Beschreibungen
von einander ab. Wahrscheinlich nahm ersterer, von welchem meine Abbildung
entlehnt ist, da mir die Zeichnungen der lezten nicht gleich in die Hände kamen,
zufallig Männchen , beyde andere Naturforscher aber, Weibchen zu ihren mikro-
skopischen Untersuchungen. Alle kommen darinnen überein, dafs der Körper,
gleich einer Schildkröte , zusammengedrückt und breit sey. Redi läfst ihn aber
Junten mehr spitzig zulaufen, da ihn Kniphof und Muller am Ende mehr ausge-
schnitten vorstellen. An dem, die Stelle des Bruststücks einnehmenden Theü des
Körpers, sieht man ein kleines, auf dem Rücken des übrigen Körpers aber ein
grösseres Schildciien. Beyde sind überaus glatt , und haben beynahe die Durch-
sichtigkeit des Bernsteins. Wirklich schimmert auch am Rücken ein in die Quere
liegendes, halbmondförmiges, am hintern Theile aber ein etwas längeres Einge-
weide durch. Ersteres ist wahrscheinlich der Magen, lezteres der Darmkanal.
Hinter den Füssen ist der Rand des Hinterleibes mit zehn bis zwölf zitzenförmigen
Hervorragungen versehen, welche sämmtlich an ihren Spitzen mit borstenartigen
Haa-
m
Haaren besezt sind. Zwischen den beyden leztern will Kjüphof die Öffnung des
Afters entdeckt haben; vielleicht befinden sich auch daselbst die weiblichen Ge-
schlechtstheile.
Am Vordertheile des Körpers sind auf jeder Seite drey Fasse eingelenkt, wo-
von die zwey ersten dünner und kürzer , als die vier übrigen sind. Jeder Fufs be-
steht aus vier, mit Borsten besezten Gliedern, einem dicken, oder dem Schenkel,
zwey Mittelgliedern und dem Fufsblatte, welches eben solche Klauen wie die Kopf-
laus hat, die aber von Rech aus der Acht gelassen worden sind. An den vier Hin-
terfüssen bemerkt man über den Klauen, am Ende des zweyten Mittelglieds , noch
eine Spitze oder einen Stachel, womit sich diese Laus noch fester als die übrigen
Lause an die haarige Haut anklammern kann.
Die Farbe der Filzlaus ist schwarzgrau, ihre Haut überaus schuppicht , und
runzlicht, und überall mit kleinen Härchen besäet, ihre Vermehrung in kurzer Zeit
ausserordentlich. Sie verliert sich nicht leicht ausserhalb den Grenzen ihrer an-
gewiesenen Lagerstatten , weil sie daselbst bald umkommt, hängt sich vielmehr mit
ihren Klauen und ihrem Saugrüssel so fest an die Haut, dafs sie oft kaum mit den
Nägeln, bisweilen nur mit einer Scheere davon zu trennen ist. Sie durchnagt so
die Oberhaut und nistet sich unter derselben ein. Der Reiz, den sie hierdurch
auf die Hautnerven macht, veranlafst ein unerträgliches Jucken, vorzüglich am Ho-
densacke und an den weiblichen Schamlippen , welches das Jucken und Beissen der
Kopfläuse weit übersteigen soll. Suchen sich die damit Behafteten durch Kratzen
Erleichterung zu verschaffen; so reissen sie hierdurch diese Läuse aus ihren Adhä-
sionspunkten, und es entstehen nun an den Stellen , wo sie fest sassen, schmerz-
hafte Knoten und Pusteln, aus welchen Eiter und Blut hervorkommt, so, dafs die
Hemden in dieser Gegend oft wie mit Blut besprüzt aussehen. Auch von ihnen
liefert die Geschichte schreckliche Beyspiele der Verheerung. Paullini erzehlt , dafs
ein ausschweißender Sicilianer so viele Filzläuse in den Haaren der Augenbraunen,
unter den Achseln , und an den Geschlech&stheilen hatte , dafs er in wenig Stunden
eine ganze Schachtel davon füllen konnte. Er hatte ein unablässiges Jucken und
Beissen an jenen Theilen , vermehrte aber durch das häuffige Reiben den ZuHufs
der Säfte dahin und hiermit den Schmerz. Endlich fiel das ganze männliche Glied
welk und faul mit den Lausen stückweise ab , und der noch übrige Theil wurde
künstlich abgenommen, der Kranke aber starb elendiglich unter den heftigsten
Schmerzen.
Äni
22
Am gewöhnlichsten werden diese Läuse durch unreinen Beyschlaf fortge-
pflanzt, und eine Hure ist im Stande sie unzehlichen Mannspersonen luitzutheilen.
Aber auch öffentliche Abtritte sind in dieser Rücksicht verdächtig, da die daselbst
durchs Reiben abgefallenen Läuse auch an die Geschlechtstheile der sittsamsten Per-
son kriechen können. Zwar werden sie bey diesen nicht leicht ihr Fortkommen
finden, wenn sie sich vorzüglich der Reinlichkeit befleissigen ; aber bey jungen Ona-
niten beyderley Geschlechts, deren Geschlechtstheile stark schwitzen, können sie
allerdings festen Fufs fassen, wie ich durch Beyspiele belehrt worden bin. An-
drang der Säfte nach den Geschlechtstheilen , und eine widernatürliche, der Aus-
dünstung dieser Gegend eine besondere Schärfe mittheilende Absonderung der
Saamenfeuchtigkeit , scheint daher vorzüglich Veranlassung zum Verweilen, und
zur Fortpflanzung dieser Insekten zu geben.
Zur Vertilgung derselben hat man mancherley Mittel, und selbst den Arse-
Tiik angewandt. Allein auf das Einstreuen desselben sind nach Schneiders Beobach-
tung in Richters chirurgischen Bibliothek, Entzündung der Schaamgegend, Ge-
schwüre , und Blasen an den Geschlechtstheilen entstanden. Auf eine ähnliche
Art könnte wohl das von andern zu Einreibungen empfohlene Terpentinöl bey
reizbaren Personen, besonders an schon aufgefressenen Stellen, schaden. Auch
ist die Anwendung der neapolitanischen Salbe , welche sie zwar sogleich tödtet,
bedenklich, wenn sie öfters wiederholt wird. Am unschädlichsten , und vielleicht
nicht weniger sicher, ist daher wohl das fleissige Waschen der angesteckten
Theile mit einem starken Tabaksabsud. Sauvages empfielt noch besonders gegen
die sich in den Schamtheilen aufhaltenden Läuse, die Läusekörner , (Semen StapJU-
dis agriae), und zur Vertilgung der in den Augenbraunen, und Augenwimpern hän-
genden, Spiköl, oder Meerzwiebelessig, worinnen etwas Aloe aufgelöst worden ist.
6. Die Krätzmilbe. Tab. VII. Fig. 17. 18. 19.
Acarus Scabiei, albus, pedibus rufescentibus , posterioribus quatuor seta longissima. Lin.
Syst. Nat. Edit. Gmel. XIII. Tom. I. PaTs. V. p. 2928- n. 50. — Habitat in ulceribus
scabiosorum, cutis rugas sequendo penetrans, titillationem excitans , utrum causa,
an potius symptoma mali ?
Amoreux Notice des Insectes venimeux, p. 139.
Baker, Emploiment Cor the Microscope, Cap.
XVIII. p. 193 Tab. XIII. Fig. 2. a. b. c.
Baidinger, E.G. Progr. Exanthemata non oriri
ab animalculis (Insertis) ]Cn. recus. in Gruneri col-
lect. Diss. Jenens. Vol. I.
Baldingers neues Magazin Band XV« Stück 2.
\
S. 1 2 1 Hier die Withmannische Ätiologie der Kratze,
und Stück 4. S. 348 Periodische Kratze.
Beyträge zur Arzne) Wissenschaft und Gcburts-
hülfe I.Heft Stendal 1793. S. 4. über eine epide-
mische Krätze, welche nach dem harten Winter 1788
und 89 grassirt.
Bonanni Micrographia curiosa 113,
Bo.
ÜJ
Hü iio ino, J. C. Epistola ad F. Reduin 1678. und
Act. Nat. Cur. Append. ad An. 10. Dec. 2. p. 3 3-
Abh. d. k. Ak. d. N. f. XX. Th. S. 390. Tab. VI.
f. 1 — 4. Teredo. Ebemlas. Observazioni intorno
a pellicolli del corpo u'mano in Firenzo 1687. 4. maj.
Borelli Obs. microscop. 2t.
Biicking über die Krätze, in Baldingers neu.
Mag.B. V. St. 4. S. 323.
Cestoni, Hyac. Histoiia animalculorum, quae
in pustulis scabiosis liabitant.
Clerici Histor. lat lumbric. p. 273. Syrones
mortem inferentes, p. 320- Syrones vel Acari den-
tium.
Crell, F. L. F. Diss. de Contagio vivo. Heimst.
I768-
Cuvier Tableau e"lementaire p. 62 3. la mite de
la gale.
Degeers Abhandlung zur Gesch. der Ins. v, Göze
II. B. 1. Th. S. 61. VII. B. S. 37 und 41. n. 2.
Tab. V. Fig 12 — 14. Mitte de Li gale , Krätzmilbe.
Fabri ci i Syst. Ent. p. 8 ' 4* "• I9- Mant. ins. II.
p. 373 n. 25 Spec. Ins II. p. 489. n. 12.
Froweinii Diss. de Scabie. Duisburg.
Gassendi Phys. S. F. Lib. III. C. 6. p. 269.
Geoffroy Hist. des Ins. T. II. p, 622. n. 2. le
Citon de la gale.
Göze, Geschichte einiger dem Menschen etc. schädl.
Ins. Vorred. S. VI. und S. 79.
Grofsniann, Folgen der übelgeheilten Krätze,
Siehe Baiding, neues Mag B. XI. St. 1. Ebendessel-
ben Prüfung der Justischen Gründe für die Wichman-
nische Theorie. S. Bald. n. M. B. XII St. 6.
Hauptmanni Epist. ad Kircher. Therm. Wol-
kenstein, annex. p. 200.
Hef feile in Loders Journal II. B. 2. St. S. 318,
wo der Verfasser die Sublimatauflösung gegen die
Krätze äusserlich mit dem glücklichsten Erfolg an-
wandte und Hr. G. H. R. Loder die Fälle auseinander
sezt, in welchen die innerl. oder äusserl. oder die ver-
mischte Kur statt hat.
Hundertmark, C. F. Diss. de Scabie artificiali
(Resp. Ziegler) Lips. 1758- P- 3 5-
Jonas, Zweifel über Hrn. Wichm. Theor. S.
Bald. n. Mag. B. XI. St. 1.
Justi, Bestätigung der Wichmannischen Theorie,
S. Bald. n. Mag. B. X. St. 2. B. XI. St. 5. B. XII.
St. 6.
Kniphof, Diss. dePedic. ing. §.XXI. et §.XXVI.
Langguth, G. A. Diss. de Scabie viv. Resp.
Petzsch. Vit. 1767.
Langii, Ch. J. Opp. Med. Lips. 1704. Pars II.
Prax. med. Cap. VII. §. 7. de Scabie p. 42 , wo
die Gründe für das Exanthema vivum widerlegt
werden.
Linnaei Diss. Exanthemata viva in Amoenit.
acad. p. 92 und 95. Ibid. Vol. 111. de miraculis in-
sector. p. 333. Vol. V. p. 95. Faun. Suec. Ed. II.
Spec. 1975. ß.
Lobes, Guldener von, über die Krätze im Ar«
beitshause zu Prag,
Ludovici, Dan. de varis , acaris et sironibus in
Eph. N. C. Dec. ann. 9. et 10. Obs. 39. p. 109.
Mead, R. Monita et Praecepta medica, Londini
1751. Cap. XIV. p. a 10. de morb. cutis.
Mouffeti Theatr. Insect. Lib. II. Cap. 24.
Müllers Linn. Natursyst. V. Th. 2. B. S. 1049
und S. 1051. n. 18. Die Ausschhigmilbe.
Murray de verm. in lepra obviis in der Note Sc-
hält die Krätzmilbe mit der Käse- und Mehlmilbe für
einerley Species und schreibt ihre Erscheinung in der"
Krätze der Verderbnifs der Säfte zu, die sie her«
beylockt.
Onomat hist. nat. P. I. p. 34. Acarus hv.incv.it s , de?
Hautwurm.
Paullini de Morte verminosa p. 101 et 115. «Sit-
rones , Cirones , Riedliesen.
Philosophical Transactions , Vol. V. p. 197. D, 283>
Tab- IX. Fig. 127. !2S. Vol. XX11I. p. 1296. n. 2S3.
An Abstract of partofa Letter from Dr. Bonoma to
Sign. Redi, containing some Observations concerning
tho Worms of Humane Bodies by Richard Mead.
Reisig, Diss. de Sulphuris usu interno. Lips.
Rivini, A. Q. Diss. de Pruritu exanthematum ah
Acaris (Resp. Schiebe) c. Fig. Lips. 1722.
Roederer, J.J. Diss. de Scabie. Argentor. 1 7 ic»
p. 3. §. III. bezweifelt Bonomo's Theorie.
Sager, Prüfung der Wichmannischen Theorie iil
Bald. n. Mag. B. XI. St. 6.
Sau vages Nosol. meth. Ed. Dan. T. V. p. 244.
n. 11. Scabies venr.icularis.
Toggenburger, J. U. Diss. Casum stnporis Sca-
biei inoculatione curati exhibens. Argentorat. 176c.
Vale n t ini Amphitheatr. Zootoniic. P. IL p. 229.
Wichmanns Aetiologie der Krätze. Hannover
1786. Acarus human its.
Willan, Hautkrankheiten, I. B. p, 47. das
Krätzinsekt.
Tab. I. Fig. d. d.
Dieses schon im zwölften Jahrhundert unter dem Namen Seiire oder Reitliese'
bekannt gewesene Insekt, wurde von dem Englander Mouffet , dem die zu Anfang
des siebenzehnten Jahrhunderts gemachten Verbesserungen der Vergrösserungsgla-
ser bey seinen naturhistorischen Untersuchungen zu statten kamen i634 zuerst sehr
tref-
24
treffend beschrieben, 1682 aber von ßonomo aufs neue beobachtet, und so gut
durchs Mikroskop abgebildet, dafs seine Zeichnung von der Wichnjan irischen (Tab.
VII. Fig. 17, 18) nur wenig abweicht. Linne nam von jener Entdeckung Veran-
lassung zu behaupten , dafs diese Milben wegen ihrer Kleinheit geschickt wären,
wie Atomen in der Luft herumzuschweben , durch die feinsten Ritzen zu dringen,
und um so mehr Ursache der Ausschläge zu werden , da nach den Gesetzen der Natur
die Vermehrung der Thiere im entgegengesezten Verhältnisse ihrer Gröfse stünde,
so dafs also schon eins oder das andere dieser äusserst kleinen Insekten im Stande seyn
könnte, durch seine zahlreiche Nachkommenschaft den ganzen Körper mit Aus-
schlag zu bedecken. Nicht weniger glaubte er , sey es durch Einstreuen des Mehls
in die wunden Stellen der Kinder möglich, bey diesen einen Krätzausschlag zu
veranlassen , da eben diese Milbe sich auch im verdorbenen Mehle , so wie in al-
tem Käse, aufhalte. Allein die Erfahrung , dafs gerade die Müller und Becker, de-
ren Hände und Gesicht doch beständig mit Mehlstaub bedeckt sind , nicht leicht
die Krätze bekommen, widerspricht schon dieser Meinung und Liane scheint also
blos dadurch zu einer völlig irrigen Behauptung verleitet worden zu seyn, dafs er
unterliefs, dieses Insekt mit bewaffnetem Auge zu beobachten, wobeyk kein Zwei fei
■wegen der Verschiedenheit bey der Milbenarten übrig bleibt.
Die Mehl- oder Käsemilbe (Tab. XIIL Fig. 18.) hat einen länglichten, käfer-
artigen Körper, einen vom Kopf deutlich abgesonderten Brustschild, und sechs am
Brustschild und Hinterleib verthe'ilte Füsse. Die Krätzmilbe -hingegen ist mehr rund
(Tab. XII. Fig. 17. und 18.) und gleicht von der höckrichten hin und wieder mit
Härchen versehenen Pmckenseite einer Schildkröte, an welcher man den Kopf und
die vier Vorderfüsse, als kleine Hervorragungen bemerkt. Von der Bauchseite
(Fig. 19.) aber, wird man diese Theile, wie die vier Hinterfüsse, deutlicher gewahr.
Der Kopf (o.) ist nichts als ein kurzer, vorne runder und mit einigen Haaren be-
sezter Rüssel. Dicht am Kopfe sitzen die vier Vorderfüsse, die aus kurzen abge-
stumpften Schenkeln, und langen, röhrenförmigen, am Ende mit kleinen Blasen
versehenen Fufsblättern (b. b.b.b ) bestehen, am Ende des bauchichten Hinter-
leibes aber sitzen die vier Hinterfüsse (c. c. c. c.) , deren Schenkel röhrenförmig,
die Fufsblätter hingegen ungleich dicker, länglicht rund sind, und am Ende in lange
borstenartige Haare auslaufen- Die Farbe des ganzen Körpers dieser Milbe ist
weifs, die der Füsse aber mehr rostfarbig. Von ihrer Fortpflanzungsart und der
Beschaffenheit ihrer Eyer ist noch nichts bekannt, ohngeaclitet Ooze leztere in dem
ihm von Wichmann zugesandten Krätzeyter entdeckt zu haben glaubte.
YVa?
2Ü
Was ihren Wohnort betrifft, so machte Kniphof eine eigne Eintheilung die-
ser Milben oder Reitliesen , nach verschiedenen Theilen des menschlichen Kör-
pers. Seine Augenreiiliesen halten sich in der membrana conjunctivu auf und ver-
anlassen grosses Jucken im Auge. Seine Gesichtreitliescn sind in den Finnen und
Kupferhandel; die Zahnreitliesen ß deren auch Mouffetus und Clericus gedenken , in
den hohlen Zähnen zu finden, und die Ursache der Zahnschmerzen. Ausser die-
ser giebt es nach seiner Meinung noch Haarmilben , welche die Haarwurzeln ab-
fressen, Handmilben, welche sich zwischen den Fingern und Fufszehen aufhalten,
und ein starkes Jucken verursachen, Urinmilben , welche im Urin gefunden werden,
und Krätzmilben, die in den Pusteln des Krälzausschlags wohnen. Allein ausser-
halb dieser Krätze und der Prurigo mitis, sind jene Milben zur Zeit nirgends in und
an dem menschlichen Körper gefunden worden. Auch enthält nicht jede Krätze
nach Wichmann dergleichen Milben, sondern nur diejenige, welche mit kleinen
weissen , sehr zerstreut und einzeln stehenden , juckenden Knötchen anfängt , die
sich bald in Pusteln oder Bläschen verändern, und eine durchsichtige Feuchtigkeit
fassen. Gewöhnlich sind diese Bläschen zuerst zwischen den Fingern oder an den
Händen und Handgelenken sichtbar, und verbreiten sich sodann langsam über den
ganzen Körper, nur das Gesicht ausgenommen. Ihre durchsichtigkeit wird allmäh-
lich gelblicht und eiterartig, und bildet, wenn die Pustel aufgekrazt wird, eine
kleine wäfsriche Borke , wovon dieser Ausschlag in manchen Gegenden auch den
Namen Grind erhalten hat. Als ein charakteristisches Kennzeichen desselben sieht
Wichmann noch das sich durch die Bettwärme vermehrende , und fast nur alleine
auf die durchsichtigen Bläsgen einschränkende Jucken an.
Die ersten Spuren der diesen Ausschlag bewohnenden Milben sucht er in röth-
lichten Furchen der Finger oder der Hände, die sie in die Haut graben, und in
welcher sie noch gewöhnlicher, als in den Pusteln selbst, anzutreffen seyn sollen.
Ausser diesen Kanälen sind sie aber allein nur in den erst entstehenden, eine
wäfsrichte, durchsichtige Feuchtigkeit fassenden Bläschen, als weisse, von der
Farbe der Feuchtigkeit selbst unterschiedene Pünktchen sichtbar. Wird ein sol-
ches Pünktchen mit einer Nadel behutsam herausgenommen , welche Verrichtung
schon im siebenzehenten Jahrhundert unter dem Namen Seurengraben bekannt war,
und auf einer dunklen Fläche abgestrichen ; so sieht man wie dieses Pünktchen
sich allmählich zu bewegen anfängt, und bald, aber sehr langsam, fortkriechet.
Vertrocknet die wäss richte Feuchtigkeit der Pustel, so kommt die sie bewohnende
Milbe um , ohngeachtet sie sich eigentlich nicht in der Pustel selbst , sondern in
4 der
26
der Hautfurche hinter oder unter der Pustel aufhält und in leztere vielleicht nur
ihre Eyer absezt. Sie ist daher in den grossen, reifen und galben Krätzblattern
nicht mehr anzutreffen, wahrscheinlich, weil in diesen die ihr zur Nahrung
dienende, dünne, flüssige Feuchtigkeit vertrocknet ist, welche von ihren feinen
Saugorganen nur allein aufgenommen werden kann. fVichmann will hingegen,
dafs sie blos deswegen ihren Aufenthalt verläfst oder umkommt, weil sie ihre Be-
stimmung erreicht hat, sobald sie durch ihren Reiz eine Feuchtigkeit herbeygelockt
und ihre Brut in Sicherheit gebracht hat, und dafs dann die von ihr verlassenen
alten und vollen Pusteln auch nicht mehr jucken können.
Die Ansteckungsarten , wodurch Milben und Krätze , oder Krätze und Milben
so häufhg verbreitet werden, sind sehr verschieden. Die gewöhnlichste ist die
unmittelbare Berührung der krätzigen Person selbst , oder der Dinge , welche sie
gerade in den Händen gehabt hat, das Essen und Trinken aus den nemlichen
Trink- und ECsgeschirren, das Tragen solcher Kleidungsstücke, das Abtrocknen
an solchen Handtüchern, deren sich Krätzige bedient haben, und das Schlafen in
den Betten solcher Personen. Lezteres ist die Ursache, warum die Krätze gewöhn-
lich in Waisenhäusern, in Schul- und Pensionsanstalten zu Hause ist, wo man
bisweilen das unschuldige Wasser u. s.w., statt der alten von KrätzstofF halbe und
ganze Jahrhunderte hindurch besudelten und durchdrungenen Betten, als Ursache
anzuklagen pflegt. Am gewöhnlichsten unter allen Theilen des Körpers bleiben
immer die Hände der Ansteckung ausgesezt, weil wir damit nicht selten unwis-
send, das berühren, was Krätzige berührt hatten. Diese Erfahrung hat vielen Ärz-
ten Veranlassung gegeben, die Krätze blos als ein örtliches Übel der Haut anzu-
sehen , an welchen Säfte und Nerven des übrigen Körpers keinen Antheil nehmen
könnten. Gewisse Handwerker, z. B. Schneider und Weber, bey welchem sie
häuffig vorkommt, und andere, z.B. die Töpfer, bey welchen man sie fast nie
antrifft, befestigten sie in dieser Meinung. Der Reiz der feinen Härchen wollener
Tücher und Fäden auf die Hautnervon und Hautgefässe, sollte bey erstem die
Krätze veranlassen, und die fleissige Reinigung der Hände durch den alle Unei-
nigkeiten aus den Hautporen und Furchen mitnehmenden Thon, sie bey lezteren
verhüten. Weit erklärbarer ist aber die Entstehung der Krätze bey jenen , aus
ihrer sitzenden, die Verdauung in Unordnung bringenden, und zur Erzeugung ei-
nes rohen, scharfen Chylus Gelegenheit gebenden Lebensart, und bey diesen, aus-
ser der öfteren Hautreinigung , aus der stärkeren , keine Stockung im Unterleibe
zulassenden Bewegung, welche mit dem Drehen der Scheibe verbunden ist.
Da
Da es aber hi Rücksicht der Kur durchaus nicht gleichgültig seyn kann,
ob man die Krätze durch eine sich im Körper entwickelnde Krätzschärfe, ein eig-
nes Krätzmiasma, oder durch Milben entstehen läfst, indem durch den alleinigen
Gebrauch äusserlicher , die Milben tödtender Mittel, sehr leicht eine gefährliche
Versetzung der Krätzmaterie bewirkt werden kann; so halte. ich es nicht für über-
flüssig, hier die Gründe für und gegen die Krätzmilbe kürzlich auseinander zu
setzen.
Für Wichmanns Meinung, der also die Krätze , worinnen die Milbe zu finden
ist, als ein Örtliches Übel der Haut ansieht, und sie für völlig verschieden von der
trocknen, scorbutischen , gichlischen und venerischen Krätze hält, scheint vor-
züglich der Umstand zu seyn , dafs sich die Milbe in den entstehenden , und alleine
juckenden, nicht in den reifen, nicht mehr juckenden Krätzpusteln findet, und
daher mehr zur Entstehung, als zur Verschlimmerung des schon vorhandenen Übels
beyzutragen scheint. Auch glaubt er analogisch vermuthen zu können, dafs sich
die Krätzmilbe , gleich der Laus in der Läusesucht, unter der äussern Haut eingra-
ben, darunter fortwühlen, und, durch das Saugen, Bläschen und Grinde veran-
lassen könne. Ferner soll diese Milbe, ausser der Krätze, in keinem anderen
chronischen Ausschlage zu finden seyn, blos und allein durch Berührung und Klei-
dungsstücke mitgetheilt, und nur durch solche Mittel, wie Schwefel und Queck-
silber , welche Insekten zu vertilgen im Stande sind , und zwar blos durch den äus-
serlichen Gebrauch dieser Mittel, geheilt werden können. Nach diesen Prämissen
leugnet Wichmann die critische , metastatische Krätze, deren Beobachtungen blos
in Hospitälern gemacht worden seyn sollen, wodurch diese Art Crise nothwendig
verdächtig, und viel wahrscheinlicher würde, dafs dieses Übel durch Ansteckung
beygebracht worden sey. Die Folgen von Zurücktreten und Zurücktreiben der
Krätze aber erklärt er blos als zufällig, hält es jedoch für gedenkbar, dafs wenig-
stens die Milbeneyer nicht zu grofs wären, um von den Mündungen der einsau-
genden Gefässe mit aufgenommen, in die Blutmasse gebracht, und so auch nach
inneren Theilen geführt zu werden. Die absichdiche Ansteckung und Inokulation
der Krätze betrachtet er endlich als ein grosses Reizmittel , dessen Nutzen eben so
wohl durch andere künstliche Geschwüre, Vesikatorien , Fontanelle und Haarseile
erreicht werden könne.
Allein , viele und grosse Männer haben die Milbentheorie durch Gründe wi-
derlegt , deren Werth gewifs kein Unbefangener leugnen wird. Meckel in Halle hat
Wichmannische Krätzpusteln mit und ohne Milben gefunden, so dafs sie also
nichts
28
nichts Beständiges seyn können. Baidinger, Gdze und andere grosse Naturfor-
scher haben durch gute Lupen und Linsen, die viertausendmal vergrößerten, und
womit sie ihre Untersuchungen ganz nach Wichmanns Anleitung anstellten , auch
nicht eine Milbe entdeckt, wodurch nothwendig die Vermuthung entsteht, dafs
jene Milben nur unter gewissen , vielleicht von der epidemischen Konstitution be-
günstigten Umständen, jene Pusteln bewohnen, die freylich nur so lange jucken
können, als die Flüssigkeit des Eiters die Wirkung der enthaltenen Salztheile auf
die Hautnerven nicht hindert, oder dafs sie gar nur ein endemisches Übel sind»
Sie sind überdies nach Wichmann nicht in den Pusteln selbst, sondern nur; in den.
Furchen und Pützen , oder in den Zugängen zu den Pusteln zu finden , weil sie, wie
mir scheint, zu den Insekten gehören, welche trockne Orte lieben , und also gewifs
nicht ihrer Natur zuwider, ein feuchtes Behältnifs um sich bilden werden. Auch
ist Analogie mehr gegen als für Wichmanns Gründe. Denn in verschiedenen an-
dern, mit der Krätze zum Theil verwandten , chronischen und nicht minder jucken-
den Hautausschlägen , sind weder Milben , noch andere Insekten zu finden, denen
man ihre Entstehung zuschreiben könnte. Es ist aber nicht einzusehen , warum
diese Ausschläge nicht eben so wohl, wie Wachmanns Krätze, von Insekten ent-
stehen sollten. Hierzu kommt, dafs die Krätzmilbe, nach Willems neueren Beob-
achtungen, auch in den Furchen der Epidermis beym vernachlässigten gelinden
Hautjucken (Prurigo mitis) brütet, dafs sie also der Wichmannischen Krätze kei-
nesweges eigen ist, und daher nothwendig als Schmarutzerinsekt angesehen wer-
den mufs.
Dem Wichmannischen Beweisgrund, dafs die Krätze blos durch äussere Ur-
sachen fortgepflanzt werden könne, widersprechen ebenfalls mancherlei Dinge.
Jedes Insekt sucht seine eigne Nahrung. Wir müssen daher entweder annemen,
dafs die Krätzmilben in der ansteckenden krätzigen Wäsche und Kleidung eben-
sowohl, wie in den Krärzpusteln Nahrung finden, wenn wir sie nicht Jahre lang
darinnen schlafen lassen wollen , bis sie durch die Wärme eines lebendigen Men-
schen wieder erweckt werden , oder es für unbegreiflich halten , wie sie darinnen
Nahrungslos so lange verweilen können. Eben dieses gilt von der Impfmaterie. Man
kann nemlich, wie Hundertmark , Toggenburger und andere bewiesen haben, die
Krätze, wie die Pocken, den Kopfgrind und die Gonorrhoe durch Fäden einim-
pfen, welche lange ihr Ansteckungsvermögen behalten. Wovon leben aber nun
die in den Impffäden befindlichen Milben in der ganzen Zwischenzeit, welche von
der Aufname des Gifts in die Fäden, bis zur Einpfropfung in die Oberhaut ver-
streicht?
a9
streicht? Um jedoch wieder zu der, nach Wichmann, blos möglichen äusseren
Ansteckung zurückzukehren; so bleibt es feiner unerklärbar, wie der erste Krätzi-
ge angesteckt werden konnte? Wie noch täglich Menschen die Krätze bekommen,
bey welchen an keine Ansteckung durch Berührung und Kleidungsstücke etc. zu
denken ist? Wie die Krätze nach dem Gebrauch mineralischer Wasser, und oft
an Theilen ausbricht, die durch die genauste Bedeckung vor jedem äusseren Ein-
fiufs gesichert sind? Wie die periodische , die auch in der Privatpraxis häufig vor-
kommende kritische, die nach strengen Wintern, wo die Milben doch erstarren
und ihren Untergang linden sollten, oft epidemisch herrschende Krätze möglich
sind ? Welches alles sich aber aus innerlichen Ursachen ; aus dem Mangel der bey
einer sitzenden Lebensart wegfallenden, die gute und reine Mischung der Säfte
begünstigenden , die Dauung befördernden , die zur Verderbnifs der Eingeweide
Gelegenheit gebende Stockung der Safte verhütenden Bewegung; aus der durch
Kälte zurückgehaltenen schädlichen Ausdünstung; aus dem unmässigen Genufs
scharfer, gesalzener, fetter und zäher Speisen, worauf ich so oft auf dem Lande
die Krätze entstehen sah, wo man in den warinen Jahrszeiten, aus Mangel an
frischem Fleische, oft Vierteljahre lang nichts als geräuchertes Fleisch = und Speck
geniefst, und noch aus andern Ursachen, sehr gut erklären kann.
Ausserdem sind die Zufiüle von der, auf Erkältung , oder den äusserlichen
Gebrauch zusammenziehender, austrocknender, die Hautporen verstopfender Mit-
tel, zurücktretenden Krätze, welche oft in den heftigsten Fieberbewegungen, in
Raserey, Steckflufs, Entzündung innerer Theile, schwarzem und grauem Staare,
Taubheit, Lämung, Epilepsie, Wassersucht, Beinfrafs etc. bestehen, keinesweges
so sehr zu bezweifeln, wie Wichmann glaubt, und höchstens nur dem unzeitigen
und verkehrten Gebrauch der in zu grosser Menge angewandten äusserlichen Mit-
tel zuzuschreiben: da sie nur allzuoft, und unter Umständen in der Praxis vor-
kommen, die durchaus keinen Zweifel wegen einer Versetzung des Krätzgiftes zu-
lassen , und nicht selten nur auf das unbedeutende Einreiben zurücktreibender
Mittel an einigen Stellen des Körpers erfolgen. Als blose, nur vom Reize der
Milben herrührende , von der ganzen Masse der Säfte unabhängige Hautkrankheit,
kann aber die Krätze unmöglich diese Erscheinungen liefern.
Der in einzelnen Fällen zur Heilung der Krätze bewährt gefundene Nutzen
blos äusserlicher Mittel , bleibt nicht weniger ein schwacher Grund für Wichmanns
Theorie. Schwefel und verschiedene äusserlich angewandte Quecksilber - Präpa-
rate, gehören zwar allerdings unter die Insekten und Würmer tödtenden Mittel,
aus-
3o
ausserdem aber beweist ihre Wirkung in anderen Krankheiten unumstofslich ihre
Säfte verbessernde Kraft. Will man ihnen ja eine Wirkung auf die sich in der
Krätze einfindenden und die Heilung derselben vielleicht erschwerenden Milben
zugestehen; so wird damit keinesweges widerlegt, dafs innerliche blutverbessernde
Mittel überflüssig sind. Ja, man kann behaupten, dafs jene Salben die Wirkung
lezterer Mittel blos unterstützen, da sie nicht der ganzen Oberfläche des Körpers,
sondern gewöhnlich nur den Gelenken eingerieben werden, uud eine hartnäckige
Krätze immer zugleich die innerliche Kur nothwendig macht, wenn sie gründlich
und ohne üble Folgen zurückzulassen, geheilt werden soll. Auch ist nicht einzu-
sehen , wie dieser Ausschlag blos durch den nach der Oberfläche gelangenden und
daselbst die Milben tödtenden Dunst des innerlich genommenen Schwefels geheilt
werden kann, da die Krätze, als blose Folge der Milben, gewifs nicht hierauf an-
fänglich noch mehr hervorkommen könnte, sondern gleich abnemen müfste, so-
bald die Milben durch den Schwefel umgekommen sind; wie ferner verschiedene
Zufäll« von zurückgetretener Krätze blos durch den innerlichen und äusserlichen
Gebrauch des Insekten tödtenden Schwefels , z. B. durch laue Schwefelbäder geho-
ben werden können } indem dieser Ausschlag hierdurch wieder auf die Haut ge-
bracht wird ; wie es endlich zugeht, dafs sogar Friktionen, Blasenpflaster, künstliche
Geschwüre bey zurückgetretener Krätze vortrefliche Dienste zu leisten pflegen.
Ohngeachtet ich glaube, durch diese zur Geschichte der Krätzmilbe gehö-
rende Erörterung der Gründe, welche zu einem, dem Arzt und Natuforscher gleich
interessanten, von berühmten Männern viele Jahre geführten Streit Gelegenheit ge-
geben, jeden im Stande gesezt zu haben, sich von der Wahrheit zu überzeugenfl
dafs die Milben nicht Ursache des Krätzausschlags, und der Ansteckung, sondern
Folge sind, und als fremde Gäste betrachtet werden müssen, die von aussen in
die Krätzpusteln gelangen , um für sich Nahrung und für ihre Eyer eine angemes-
sene Herberge zu suchen: so scheint mir doch darinnen gefehlt worden zu seyn,
dafs man den wichtigen, den ganzen Streit mit einem Male entscheidenden Ver-
such, aus der Acht gelassen hat, nemlich mit solcher Materie aus unreifen Krätz-
pusteln inokulirt zu haben, welche man durch Beyhülfe guter Vergröfserungsgläser
von den enthaltenen Milben und Milbeneyern zuvor vereinigt hatte, oder hierzu
nur Materie aus alten gelben, Eyer- und Milbenlosen Krätzblattern genominen zu
haben. Der dennoch erfolgte Ausbruch der Krätze würde alsdann ein unumstöß-
licher Beweis gewesen seyn, dafs sie nicht von Milben, sondern durch ein eignes
Miasma hervorgebracht werde.
Vor
5i
Vor der Krätze schüzt am meisten die Reinlichkeit , nicht deswegen , weil
die Milben dadurch nicht Gelegenheit und Zeit finden, auf der Haut zu haften,
sich daselbst einzunisten und Kratze zu erregen; sondern deswegen, weil dadurch
kein Verweilen des Miasmas auf der Haut gestattet wird , und die Saugadern nicht
•Zeit gewinnen können , dasselbe aufzunehmen. Ausserdem aber gehört noch zur
Präservation die Vermeidung der oben angegebenen Ansteckungsarten. Die
gründliche Kur erfordert anfänglich den alleinigen innerlichen Gebrauch des
Schwefels und der Antimonialmittel, und wenn die Krätze hierdurch mehr her-
ausgetrieben worden ist, zugleich den Gebrauch der Schwefelbäder und Schwe-
felsalben.
Zweyte
Zi
Zweyte A b t h e j 1 u n g.
Geschichte derjenigen Insekten , die den menschlichen Körper nicht zum
angewiesenen IVohiqjlatz haben , aber doch wegen vorzüglicher Plagen > und
Krankheiten, welche sie ihm zuziehen , merkwürdig sind.
Ungeheuer grofs ist das Heer der hieher gehörigen Insekten, von welchen ich
nur die bekanntesten anführe , um die Gränzen meines Plans nicht zu überschrei-
ten. Schon unter den europäischen , noch mehr unter den Insekten der übrigen
Welttheile, giebt es noch überaus viele, von welchen uns, ausser einer oft unvoll-
kommenen Beschreibung oder Abbildung ihrer Gestalt, nichts bekannt ist, die aber
gleichwohl aus den Vertheidigungs- und Frefswerkzeugen, womit sie ausgerüstet
sind, auf den Schaden schliessen lassen, welchen sie wahrscheinlich dem Menschen
zufügen können. Wieviel befassend müfste daher das Werk seyn, welches sie alle
in dieser Hinsicht zu schildern im Stande wäre! Indem ich mich nun hier blos auf
diejenigen einschränke, von welchen es ausgemacht ist, dafs sie uns mehr oder
weniger nachtheilig werden; finde ich nöthig, hier wieder drey Unterabtheilungen
in Beziehung auf die Plagen und Gefahren zu machen, welche diese Insekten da-
durch veranlassen , dafs sie unsre Oberfläche vorzugsweise vor anderen Thieren,
oder nur unter gewissen Umständen verletzen, oder dafs sie als ganz ungewölm«
liehe Erscheinungen innerhalb des menschlichen Körpers vorkommen.
Erster Abschnitt.
Insekten, welches als zufallig schädliche, den menschlichen Körper gewöhnlicli
und vorzugsweise aufsuchen.
I. Die Bettwanze. Tab. I. Fig. 16 — 25.
Cime? lectularius , apterus. L i n n. Syst. Nat. Ed. Gmel. XIII. Tom. I. Pars. V. p. 21 23.
n. 1. — Habitat in Europae domibus, exotkus.
Aldrovandi de Insectis 534.
Amoreux Notice des Insectes p. 133 , et 270.
in ptmais» domestique.
Bal'dingers neues Magazin VI. Band. S. 43.
Mittel.
Bekmanns pbys. ökon. Cibliotli. 1. B. S. 151.
Dekokt von der grünen Schale der Rofskastanie, aU
Mittel.
Biv Umseht SitmmlwtgeK II. B. 395. VI. B. S. 146.
VIII. B. S. 39.
Blu.
Blnmenbachs Handbuch d. N. G. S. 3 5 8. n. t.
Cimex lectularius , Bettwanze, IVandlaus (Engl. The
wall - tousej.
Bonanni Micrograpliia curiosa. T. 65.
Bremisches Magazin B. VII. S. 619. Mittel die
Wanzen zu vertreiben (Terpenthinöl und Kampher
in Brandtwein aufgelöst).
Breslauer Sammlungen 17a!. August, Klass. IV.
Art. 8- (frisches abgeschältes Ellernholz).
Chemisches Mittel die Wanzen zu vertreiben (ein
rothes Oel aus dem Vitriol) 1780. 8.
Cuvier Tableau e'le'mentaire p. 575. ta punnise
des lits.
D e g e e rs Abhandl, z. Gesch. d. Ins. v. Göze B. II.
Th. I. S. 65. B. III. S. 195. n. 35. Tab. XVII.
Fig. 9 — 15. Pvnaise des lits. Bettwanze.
Elliot (John) Bemerkungen über die Einwohner
der Garrowhiigel. S.Asiatic researches. Calcuita 1792
Vol. III. p. 17.
Fabricii Syst. Ent. p. 693. Acanthia 1. 5<pec.
ins. II. p. 335. n. 1. Mant. ins. II. p. 278. n. 1.
Fnefslys Verz. Schweiz. Ins. S. 25. n. 474-
Neues Mag. B. II. S. 94. versch. Mittel wider die
Wanzen.
Gazette litter. de Berlin. 1773. p. 220.
Gazette salut. 1773. n. 16. p- 128.
Geoffroy, Hist. des Ins. de Paris. T. I. p. 434.
n. I . la punaise des lits.
Göze I. A. E. entomologische Beyträge Th. II.
S. 180. (enthält viele Schriften, worinnen Mittel
wider die Wanzen angegeben sindj. Geschichte Schädl.
Ins. S. 1.
Hanoi/. Magaz. 1773. S. 1 1 34. (Mittel - Dekokt
von Wallnufsblättern ).
Herbsts Anleitung zur Kenutnifs der Insekten
Th. I. S. 254.
Houttuyn Nat. Hist. I. D. X. st. p. 324. 11. 1
Ioblot Observations d'histoire naturelle Tom. I.
Part. 1. Tab. IV.
Ionstoni, I. Histor". naturalis de Insect. p. 89-
gfournal encyclopedique 1773. p 327. Tab. 111.
Kniphoff de ped. inguin. §. XXX. Betttims,
IVandlaus.
Kolbe Beschreib, des Vorgebürgs der guten Hof.
nung S. 222.
Kühn im Naturforscher Stück VI. S. 8- n. 5. von
einer mit den Bettwanzen angestellten Jagd.
Ledermüllers mikroskep. Gemüths - und Au-
genergötz. S. 121. Tab. 52. u. 63.
Lir.iinei Faun. Suec. Edit. II. n. 909. Reisen
durch Westgothland. S. 249.
Marti aus epigrammatum Lib. XI. Epigr. XXXIII.
„Nee toga, nee focus est, nee tritus eimice lectus
„und ejusd. Libri Epigr. LVII. Et teges et eimex,
„et nudi sponda grabati , et brevis atque eadem nocte
„dieque toga."
Martin!. F. H. W. allgemeine Geschichte de*
Natur in alphabetischer Ordnung, fortgesetzet von
einer Gesellschaft Gelehrten und herausgegeben v. D.
I. G. Krünitz Th. VII. Berl. 1787. S. Bettwanze.
Meyers Naturgesch, der giftigen Ins. Th. I. S. i 19
n. 1 . Bettwanze.
Modeer, A. Singularia Cimicis. Schwed. akad,
Abhandl. 1764. S. 43.
Mouffetti Theatr. insector. 269. f. superiores.
Ciutex domesticus.
Müllers Linneisches Natursyst. d. Insekten B. I.
S. 477. n. 1.
Muralto, I. de, Anatome Cimicis murorum et
lignorum , in Eph. Nat. Cur. Dec. II. an. I. Obs. 57.
p. 141.
Neues Hamb. Magaz. St. 9J. S. 282. (Mittel).
Nachrichten der Schles. patriot. Gesellsch. B. IV.
S. 106. (Agaricus muscarius als Mittel).
Otkonomische Nachrichten der patriotischen Gesell,
schaff in Schlesien S, 71. (Thlaspi arvense als Mit-
tel).
ÖKomatol. hist. natural. Pars II. p. 860. Ciutex av~
terus.
Pratie allgem. ök. Magaz. I. Jahrg. S. 63. (Mit-
tel.)
Pon toppidans, E. Nachrichten die Naturbistor,
v. Dännemark betr. m. Kupf. gr. 4. Copenh. 1765.
S. 215. n. i.
Raji Hist. Insect. p. 7. Cimex.
Feichs.r:. zeiger 1 goo. n. 123. (Mittel).
Sal berg, I. I. Neue Erfindung und Versuch Wan-
zen zu tödten, und ihre Eyer unfruchtbar zu ma-
chen, in den Schwed. Abb. 1745. S. 20 und 182.
Schwed. Akad. Abh. B. VI. S. 120. B. X. S. 69
u. 73. B XXVIII. S. 277. B. XXIX. S. 304. (ent.
halten verschiedene Mittel).
Scopoli, 1. A. Entomologia Carniolica, Vind.
1764. 8. maj. p. 354.
See liger im II. B. v. Schmuckers chir. Schrif-
ten (Sabadillsaamen, als ein zuverlässiges Mittel,
Wanzen aus Betten und andern Gerätschaften zu
vertreiben )
Soutliall's, J. curieuse Nachricht von der Wan-
zen-Natur, Fortpflanzung, Nahrung und Ausrot-
tung. Hamburg 1737. 3-
Sulz ers, J. H. abgekürzte Geschieht, d. Ins. S. 93.
Kennzeichen der Ins. T. X. Fig. 69.
Stolls, K. Abbildungen und Beschreibungen der
Wanzen. Nürnb. 1792. S. 59. Tab. XIX. Fig. 13t.
B. Di» Bettwanze.
Stutg. phys. Ökonom. Ausz. B. VI. S. 55$.
Wieglebs Zauber lexikon. S. 1639.
U'ittenb. IVochev.bl. B. VU. S. 619. (Mittel.)
Zincii Leipz. Samml. B. VII. S. 593 und B.XI.
S. 76.
5 Ohn-
34
Ohngeachtet Amoreux glaubt, dafs dieses abscheuliche, Ruhe störende In-
sekt, -welches man in Griechenland xogis, nl England che wall Lowse , in Frankreich
Punaise, in Spanien Chistnes oder Chimeses , in Italien Cirnice, in Schweden TVagglus,
in Holland Wants nennt, lange vor dem Jahre 1670 in Frankreich, und vorzüg-
lich in Paris bekannt gewesen seyn müsse; so fieng man doch erst in diesem
Jahre an , sich in England über dasselbe zu beschweren , und es wird daher wahr-
scheinlich, dafs wir dessen Verpflanzung nach Europa ebenfalls dem englischen
Handel zu verdanken haben. Nur ist es zu bewrundern, wie man es so sehr über-
hand nehmen lassen konnte , dafs es nun bevnahe in ganz Europa einheimisch und
unvertilgbar ist.
Es ist vollkommen ausgewachsen ( Tab. I. Fig. 20.) höchstens dritthalb Linien
lang und nicht gar zwey Linien breit, beynahe ovalrund, im nüchternen und eyer-
losen Zustande ziemlich dünne und flach, hat es sich aber recht voll Blut geso-
gen , so wird der Rücken gewölbter und , wenn der Bauch mit Eyern angefüllt ist,
auch dieser dicker. Auf der ganzen Oberfläche bemerkt das bewaffnete Auge kurze,
krause Härchen (Fig. 21.). Übrigens ist die Farbe der jungen Wanze (Fig. 19.)
mehr weifs , die der alten aber mehr gelb und braunroth.
Der Kopf ist gegen den übrigen Körper sehr klein, und hat an den Seiten
seines breitesten Theils zwey ziemlich grosse, gleich einer Brombeere, aus lauter
schwarzbraunen , glatten Körnern bestehende Augen , vor welchen die aus zwey
kurzen und drey langen Gliedern bestehenden Fühlhörner stehen. Der Saugrüssel
oder Saugstachel am vorderen und unteren Theil des Kopfs (Fig. 19.) ; ist etwa
eine Linie lang (Fig. 22.), aus dem Zangengebisse (Fig. 19. «.) und drey länge-
ren, mit vielen Härchen versehenen Gliedern (Fig. 23.) zusammengesezt, welche
die Scheide des Stachels ausmachen. Senkt die Wanze diesen hornartigen Stachel
in die Haut des Menschen , so schiebt sich die Scheide in drey Wülsten über ein-
ander zurück. Im Puihestand aber liegt er auf der untern Brustfläche zwischen
den Füssen (Fig. 19). Durchs Mikroskop entdeckt man noch, daß; er zwey, am
Ende in die Stachelspitze zusammenlaufende Saugröhren enthält, welche durch die
Stachelscheide durchschimmern. Die Bettwanze hat keinen, vom Hinterleibe
deutlich abgesonderten Brustschild, zu welchem nur die ersten drey flachen Ringe
hinter dem Kopfe gerechnet werden können. Der erste dieser Ringe (Fig. 21. b.)
hat auf jeder Seite ein bis an das Auge hervorstehendes Läppchen , der zweyte
einen ebenfalls breilgedrückten , halbmondförmigen , der dritte einen Mos etwas
ausgeschweiften Rand Weder auf der obern Fläche des Brustschilds noch am
hin-
35
liinterleibe ist eine Spur von Flügeln, oder einer Artikulation derselben zu ent-
decken, und die Behauptung, dafs sie zu gewissen Zeiten des Jahres Flügel beka-
men, daher völlig ungegründet. Der ovalrunde Hinterleib besteht aus acht, durch
feine Furchen unterschiedenen Ringen. Seine durchsichtige Haut (Fig. ai.) gestat-
tet, dafe man durchs Mikroskop den schon in der Brust schmal anfangenden, sich
dann in mehreren Stellen erweiternden, wechselsweise sich ausdehnenden und
zusammengehenden Nahrungskanal, deutlich wahrnehmen kann. Zwey feine
Rölirchen , welche im Mund ihren Anfang nehmen , sich hinter den Augen in ei-
nem gemeinschaftlichen Kanal vereinigen , führen den vom Saugstachel aufgenom-
menen Nahrungssaft in diese Werkzeuge der Verdauung, an deren Seiten man
zwey grosse Schlagadern , und mehrere Luftgefässe entdeckt. Durch den vorlez-
ten Ring des Hinterleibes (Fig. »40 schimmert beym Weibchen ein bauchigter,
flaschenförmiger Theil, der in einen engen Hals zuläuft, und sich im lezten Ring
mit einer runden Öffnung endiget, beym Männchen aber fängt sich schon im
sechsten Ring (Fig. 25.) ein länglichtrunder Theil an, der im siebenten Ring in
einem röhrenförmigen , noch ausserhalb den lezten Ring hervorragenden Theil
übergeht. Ersteres sind die weiblichen , lezteres die männlichen Geschlechts-
theile. Die sechs Füsse haben ihre Artikulationen am untern und hintern Theil
des Bruststücks (Fig. 19.). Ihre Hüften sind kurz und dick, die Schenkel langer,
mehr ins gelbrothe fallend und ebenfalls dick, die Schienbeine viel länger und
dünner, als die Schenkel, die Fufsblätter halb so lang, als die Schienbeine am
Ende mit einem kürzern, mehr einwärts gebognen, und einem längern, weniger
gekrümmten Haken versehen, welche die Wanze schliessen und öffnen kann.
Mit diesen Krallen , die sie in die Haut einsezt, veranlafst sie eine kribelnde Em4
pfindung, wenn sie schnell über die Haut weglauft.
Die Begattung des Männchens und Weibchens geschieht nach Göze mit
vereinigten Hintertheilen in einer geraden Linie, wahrscheinlich viermal im Jahre,
da das Weibchen eben so oft, nemlich im März, May, Julius und September, je-
desmal ungefehr fünfzig Eyer, mehrentheils in die Ritzen und Fugen des Holz-
werks legt, wo sie am leichtesten auskommen. Das Wanzennest (Fig. 16.) besteht
nach Ledermüller aus kleinen Stroh- und Federtheilchen, unter und zwischen wel-
chen, die kleinen weissen, durchs Mikroskop sackförmig erscheinenden Eyev
(Fig. 17.) in Sicherheit gebracht sind. Die auskriechende junge Wanze öffnet den
oberen Theil des Eyes , wie den Deckel einer Weinkanne , und erscheint als ein
kleiner, weisser Punkt, welcher sich aus diesem Säckchen herauswühlt und, in
weni-
56
wenigen Minuten, sich so sehr entwickelt, dafs man Kopf und Füsse deutlich
unterscheiden kann (Fig. i8-). Auch kriecht sie nun so behend, wie die aller-
giöste davon. Mau bemerkt jedoch an ihr in diesem zarten Alter noch manche
\ ersehiedenheit von der ausgewachsenen Wanze. Kopf und Brustschild sind grös-
ser und breiter (Fig. 19.), die Fühlhörner länger und dicker, die Füsse kürzer und
dicker, die Augen hellroth, der ganze Körper weifsgraulich , weit durchsichtiger
und weit mehr behaart. Erst nach mehreren Häutungen verlieren sich diese Ab-
weichungen mit dem eintretenden Zustand ihrer Vollkommenheit (Fig. 21.).
Sonderbar ist es, dafs wir von dem ursprünglichen Aufenthalte dieses, uns
so sehr plagenden Insekts , gar nichts wissen. Nur aus seiner grossen Empfindlich-
keit gegen die Kälte, welche dasselbe so betäubt, dafs es sich nur wenig bewe-
get und bald erstarret, läfst sich vermuthen, dafs es ursprünglich die Bewohnerinn
einer warmen Gegend ausserludb Europa ist. Zwar wird es auch in nordischen
Ländern gegenwärtig gefunden; allein es vermehrt sich daselbst nur wenig und
hält sich daher nur in geringer Anzahl in solchen Wohnungen auf, die der Sonne
vorzüglich ausgesezt sind, und sonst warm liegen. Dagegen aber ist es in vielen
Gegenden von Asien und Afrika, in Südamerika, im südlichen Frankreich, in Ita-
lien, in unglaublicher Menge in allen Häusern anzutreffen. So meldet EUiot, dafs
die gemeinen Bettwanzen bey den Einwohnern der Garrowhiigel in ungeheurer
Menge gefunden werden, und dafs er selbst sehr von ihnen geplagt worden sey,
und Kolbe versichert, dafs man sich auf dem Vorgebürge der guten Hoffnung vor
Wanzen nicht reiten könne. Alles wimmelt daselbst von denselben, besonders
in solchem Holzvverke, welches keinen Anstrich von Ölfarbe hat. Daher man auch
daselbst beynahe alles Holzwerk der Häuser mit rothbrauner, gelber oder mit an-
dern Ölfarben überstrichen findet. Als ein die Unreinlichkeit liebendes Insekt,
findet die Wanze überhaupt da ihr Fortkommen, wo weder auf Lüftung der Zim-
mer und Kammern , noch auf Reinlichkeit gesehen wird. Martial führte sie des-
wegen schon im Gefolge der Armuth auf. Doch kommt sie keinesweges häuifiger
in den Hütten der Armen, als in den vielgadigen Pidlasten grosser Städte vor,
welche im Gegentheil mehr als die Häuser kleiner Städte von diesem Ungeziefer
heimgesucht zu werden pflegen. Sie hält sich daselbst hinter den Tapeten und
dem Getäfel der Wände, selbst in den Rissen alter Mauern, in allen Fugen und
falzen der Möbeln, hauptsächlich der Bettgestelle von Tannenholze, in dem Fal-
tenwerke der Sessel und Bettvorhänge, auch im allen Strohgemülme und überhaupt
in solchen Betten auf, welche in Stuben stehen, die selten gelüftet werden, de-
ren
57
ren Kissen nicht fleissig ausgeklopft, und deren Stroh, Überzüge und Bettücher
nicht oft genug erneuert -werden. Ausser den Wohnungen der Menschen kommen
sie auch öfters in Tauben- und Hühnerhüusern , und zwar so hüuffig vor, dafs die
Wunde völlig damit, wie mit einer Tapete bedeckt sind. Überhaupt -vermehren
sie sich in dem warmen, hitzigen Tauben- und Hühnermist, der das frühe Aus-
kommen der Eyer so sehr begünstiget, ungeheuer, und solche Stuben und Kam-
mern, welche dergleichen Tauben- und Hühnerstalle in der Nahe haben, sind da-
her nie von diesem Uegeziefer zu befreyen. Als seltene Erscheinungen hat man
sie auch in Waldern entdeckt, welches vermuthen läfst, dafs sie, wenigstens in
warmen Landern, ihren ersten Aufenthalt in denselben hatten, und durch das
Bauholz erst in die Häuser gebracht worden sind. Man hat auch im mittäglichen
Teutschland nicht selten Gelegenheit die Bemerkung zu machen, dafs vor noch
nicht langer Zeit neu aufgeführte Häuser, schon von Wanzen wimmeln , und diese
Erscheinung dem noch grün verarbeiteten Bauholz zugeschrieben. Es verdient in
soferne alle Aufmerksamkeit, das Bauholz erst gehörig in freyer Luft, welche
diesem Insekt tödtlich zu werden pflegt, austrocknen zu lassen, und durchaus
kein krankes Holz dazu zu nehmen , weil sie sich in diesem wahrscheinlich vor-
zugsweise aufhalten. Selbst auf die Art des an sich gesunden Holzes, welches so-
wohl zum Bauen, als zu Möbeln gebraucht Avird, scheint in Rücksicht der Ver-
mehrung der Wanzen sehr viel anzukommen. So sollen sie sich zum Beyspiel
wegen des Kiefern - und Fichtenholzes in der Mark und in Berlin mehr, als in
andern Gegenden Teutschlands finden.
Was die Nahrung der Wanzen betrifft; so weifs man noch nicht, wovon
sie eigentlich leben. Aus dem Menschen ziehen sie Blut, aus dem faulenden Holze
im Walde, vielleicht die sauren Säfte desselben. Sind sie sehr hungrig, so sau-
gen sie einander selbst, und oft die Weibchen die Männchen aus, wobey sie
nichts als den leeren Balg, so wie er bey der Häutung abzugehen pflegt, zurück-
lassen. Sie können jedoch sehr lang ohne Nahrung leben, den strengsten Win-
ter in einem gewissen Schlaf zubringen, und dennoch im Frühling wieder aus ihren
Schlupfwinkeln hervorkommen. Sie fliehen die Hellung des Tages und kommen
nur des Nachts aus ihrem Hinterhalte, um ihre Nahrung zu suchen. Gewöhnlich
wird man daher nur des Nachts von ihnen beunruhiget, am Tage aber, höchstens
dann , wenn man sich in einem dunklen Zimmer zu Bette legt. Kriechen sie als-
dann auch nur über die Haut; so lassen sie bey empfindlichen Personen in war-
men Gegenden, oder in der heissen Jahrszeit, brennende Spuren zurück. Ge-
wöhn-
38
wohnlich aber stechen sie, tun Blut einzusaugen. Sie ziehen zu dem Ende die
Scheide des Säugrüssels zurück und senken den Stachel bis an die Kehle in die
Haut des Menschen. Indem sie nun die Luft in der hohlen Röhre des Stachels
durch das Anziehen verdünnen; so steigt das Blut so lange in die Höhe, als sie
selbst Nahrung suchen und dabey ungestört bleiben. Den herausgezogenen Sta-
chel überziehen sie erst wieder mit seiner Scheide, bevor sie ihn auf die Brust
zwischen die Füsse zurücklegen.
Die Wirkung des Wanzenstichs auf die. Haut ist anfänglich kaum bemerk-
bar. Die Wunde schliefst sich nach ausgezogenem Stachel, und es kommt kein
Blut zum Vorschein. Diese Stockung der ausgetretenen Feuchtigkeit unter der
Haut tragt aber, nebst der besondern Giftigkeit des Stichs selbst, dazu bey, dafs
eine kleine entzündliche, heftig juckende Geschwulst entsteht, die nach der indi-
viduellen Verschiedenheit des Hautgewebes , verschieden ist. Bey manchen Per-
sonen erhebt sich an der Stelle des Stichs blos ein gelbrothes , brennendes Knöt-
chen, welches den pustelartigen Erhabenheiten der Haut bey der Nesselsucht,
nicht unähnlich ist. Bey andern verbreitet sich um diese Knötchen eine völlig
erysipelatöse Röthe und sie verwandeln sich selbst in grosse, harte Pusteln , wel-
che das teuschende Ansehen von den Variolis magtiis (Grande Veröle der Franzo-
sen) haben, endlich aufplatzen und etwas wässerichte Feuchtigkeit ergiessen. Die
zur Hervorbringung solcher Pusteln nöthige Disposition der Haut , beruht keines-
wegs , wie es scheinen könnte , auf ihrer Zartheit ; denn ich habe sie sowohl bey
Personen von fester und brauner , als bey Personen von dünner und weisser Haut
wahrgenommen und bin anfangs , bis ich die verschiedenen Wirkungen des Wan-
zenstichs näher kennen lernte, verleitet worden, sie als Folgen besonderer Schär-
fen durch innerliche und äusserliche Mittel zu behandeln.
Auch diese Insekten verfolgen nicht alle Menschen ohneUntershied, son-
dern beweisen durch die Ausnamen , welche sie machen, dafs es besondere, sie
anlockende oder abschreckende Eigenheiten der Säfte giebt. Manchem Men-
schen raubt eine einzige Wanze allen Schlaf. Ein anderer aber schläft ruhig
unter Legionen' von Wanzen. Auffallend ist in dieser Rücksicht Degecrs Beobach-
tung von zwey Personen , welche in einem Bette schliefen. Bey der einen waren
Gesicht, Hände und Füsse von den Wanzenstichen ganz aufgeschwollen, die an-
dere aber hatte gar nichts von einer 'solchen Verletzung wahrgenommen. Es ist
jedoch ausgemacht, dafs die "Wanzen nicht zu jeder Zeit gleich stark, und ohne
Ausname verleizeai; sondern dafs sie desto ärger stechen, je lebhafter sie sind,
und
59
und dafs dieses vorzüglich von der heisseren "Witterung oder dem heisseren Klima
abhängt.
Ausser ihren juckenden und brennenden Stich, werden die Wanzen noch
durch den ekelhaften Geruch unerträglich, den sie verbreiten, wenn sie zerdrückt
werden, welches wregen ihres zarten Balgs leicht möglich ist. Dieser Geruch ist
die Wirkung einer ihnen eigenen, scharfen Feuchtigkeit und macht sie wegen
einer gewissen Giftigkeit noch verdachtiger.
Die Wanzen haben verschiedene Feinde unter den Insekten, nach Limit?
die Spinnen und rothen Ameisen, nach Stoll die Larve der Koth- oder Fliegen-
wanze (Cimex personaius), nach Kühn nebst dieser noch die hartschaalichte Wanze
( Cimex coleoptratus ) , welche auf sie in ihren verschiedenen Sclüupfwinkeln Jagd
machen, und sie aufreiben. Man hat sie auch deswegen als Vertilgungsmittel der
Bettwanzen in Vorschlag gebracht. Da aber leztere sich leicht flüchten können,
und , wenn sie auch selbst den Verfolgungen ihrer Feinde zulezt unterliegen müs-
sen , dennoch immer eine zahlreiche Nachkommenschaft in ihren Eyern zurück-
lassen , überdies aber jene Bettwanzenfeinde dem Menschen nicht weniger lästig
zu werden pflegen: so ist von dem Rath, diese in die Kammern und Zimmer zu
setzen, wo sich Bettwanzen aufhalten, wederein bleibender, noch ein reeller
Nutzen zu erwarten. Überhaupt hat man sich schon seit Hippoh-ates Zeiten ver-
gebens bemühet, ein sicheres und schnell wirkendes Vertilgungsmittel der Wanzen
zu entdecken- Linne, Gaze, Blumenbach, Meyer, führen dergleichen in Menge
an, ja es giebt beynahe keine ökonomische Wochenschrift, kein Intelligenzblatt,
wo dergleichen nicht von Zeit zu Zeit angepriesen werden. Alles koifmit hierbey
wohl ebenf;dls auf Wachsamkeit und zeitliche Thätigkeit am Sobald man nur we-
nige dieser abscheulichen Insekten gewahr wird: so ist es nöthig, gleich alles
durchsuchen, die Bettstellen, Mobilien etc. mit kochenden Wasser ausAvaschen,
die Wände und Ritzen derselben mit Kalk übertünchen, das Zimmer oder die
Kammer beständig lüften zu hissen. Auch bleibt dieses Verfahren selbst dann
noch immer zweckmässig, wenn sie schon wirklich überhand genommen haben,
und nebenher noch andere kräftige, Wanzentödtende Mittel angewandt werden
müssen. Linne rechnet hieher vorzüglich eine übelriechende Pflanze, die Canifug*
foetida, andere empfehlen zu dem Ende den Rauch von Pfeffer, yissa foeüda und
Schwefel, noch andere den Kalkdampf. Man soll nemlioh zwey bis drey Schef-
fel, und nachdem das Zimmer grösser, noch mehr Kalk, bey fest verschlossenen
Thüren und Fenstern,, in dem Zimmer oder der Kammer löschen, wo sich Wan-
zen
4o
zen auflialten. Nach 2.4 Stunden kann man Zimmer und Kammer wieder öffnen,
und -wenn man nun Wände, Gardinen etc. rein abgekehrt hat, so soll sich als-
dann keine Spur von lebendigen Wanzen mehr zeigen. Wenn aber auch solche
Dinge , -welche starke Gerüche oder erstickende Dämpfe verbreiten , im Stande
sind, die Wanzen zu tödten ; so sind sie doch sicher nicht im Stande, auf die zu-
rückgelassenen Eyer zu wirken ; daher in dieser Rücksicht der Vitriol , wenn er in
Wasser aufgelöst und damit alle Ritzeli und Spalten des Holzwerks wohl ausge-
strichen, die Wände aber mit Kalk, der mit Vitriolwasser vermischt worden ist,
überstrichen werden, bis jezt wohl das bewährteste Mittel ist.
2. Die Menschenbremse.
Oestrus hominis, totus ruscus. Linn. Syst. Nat. Ed. Gmel. XIII. Tom. I. P. V.
p. 28 tx- n- 10* — Habitat larva in America australi per sex menses sub cute hominum
abdominali, si turbetur, profundius penetrando periculosa , adeo ut fertur, lethalis;
jmago muscae domesticae magnitudine.
Albucasis Lib. II. Cap. 93.
Alzaravius Sect. II. Traet. XXXI. Cap. 13.
Avenzoar Lib. II. Tract. VII. Cap. ao.
Clerici Histor. lator. lumbricor. Genev. 1715.
f. a6 7. Fortasse Vcrmiculis affectum bovinum itidn-
cens.
Mo de er Forsetzung von den Bremsen. S. die
neuen AbhandUmgen der Schwedischen Akademie der
Wissenschaften Band VII S. 163. MeHschenbremse.
Pallas neue nordische Beytrüge Band I. S. 157,
Auszug aus einem lateinischen Schreiben des jungen»
Herrn Carl von Liniie" vom 24. März 1780.
Was wir von diesem merkwürdigen Insekte wissen, verdanken wir dem jün-
geren Herrn Carl von Liane ', der schon 1780 Hoffnung hatte, diese in Europa noch
völlig unbekannte Art Oestrus, welche die Menschen in Peru plagt, selbst zu er-
halten und sie dann durch eine genauere Beschreibung bekannt zu machen. Sie
hat, nach seiner Erzehlung, das Eigne, dafs sie wohl fünfzig Eyer, oder vielmehr
schon lebendige Maden am Hinterleibe herumträgt, und hiervon eine nach der
andern auf die Haut des Menschen absezt. Salben und andere äusserliche Mit-
tel, welch« man zu ihrer Vertilgung anwendet, haben den Nachtheil, dafs sich
diese Larven immer tiefer ins Fleisch eingraben und hierdurch schreckliche, ja
tödtliche Schmerzen veranlassen. Es ist daher railisamer, sie nicht zu beunruhi-
gen, weil sie dann ohne weiteren Schmerz zu veranlassen, zu der Zeit, wo sie
sich verwandeln wollen, selbst hervorbrechen , und sich in schwärzliche, die ge-
meine Hausfliege an Grösse nicht viel übertreffende Fliegen verwandeln. Wahr-
scheinlich werden blos die nackend gehenden westindischen und die aus Afrika
kommenden Wilden von dieser Bremse angefallen.
Bey-
Beynahe scheint dieses amerikanische Übel mit dem arabischen, welches
Albucasis , Alzaravius und Avenzoar unter Passio oder Aegritudo bovina beschreiben,
und welches ausser dem Menschen, noch öfters beym Rind vorkommen soll,
einerley zu seyn. Sie melden nemlich, dafe sich in dieser Krankheit, nach ihren
irrigen Begriffen von der Entstehung der Würmer und Insekten, ein Wurm aus
einer faulen Feuchtigkeit zwischen Haut und Fleisch entwickele., daselbst seinen
Ort oft verändere und auf und abziehe , bis er endlich durch die Haut hervor-
breche. Zur Heilung empfehlen sie die Unterbindung des Theils über und unter
dem Wurm, sodann die Herausziehung desselben durch eine auf demselben ge-
machte Incision , wenn er sich aber schon tief ins Fleisch gewühlt hat, das glü-
hende Eisen.
Clericus gedenkt, dafs Vattisncri in einer eignen, in italiänischer Sprache
geschriebenen Dissertation, de Boum Oestro , die ich selbst nicht erhalten konnte,
die Krankheit der Araber einer Bremse zuschreibe, welche ihre Eyer unter die Haut
legt und dadurch die heftigsten Schmerzen veranlafst. Die aus dem Ey unter der
Haut sich entwickelnde Larve rückt aber, nach seiner Beobachtung nicht aus ei-
nem Ort in den andern, womit auch Linnes Erzehlung übereinstimmt; sondern
verweilt den ganzen Winte-i hindurch an einer und derselben Stelle. So wie die
Larve an Grösse zunimmt, entsteht eine schmerzhafte Geschwulst, hat sie aber ihr
Wachsthum vollendet , welches im Sommer, also ebenfalls nach einem halben Jahre
zu geschehen pfh-gt, so bricht sie aus der Haut hervor, verwandelt sich sodann in
eine Puppe, woraus endlich die Bremse zum Vorschein kommt. Sonderbar ist es,
dafs verschiedene Naturforscher und Arzte, welche in neueren Zeiten jene Gegen-
den bereist haben, \<m der Krankheit der alten arabischen Ärzte nichts weiter
erwehnen.
3. Der gemeine Floh. Tab. VI. Fig. 1 — 23.
Pulex irrita7is, rostro corpore breviore. Linn. Syst. Nar. Ed. GmeJ. XIII. Tom. I.
P. V. p. 2923.. n. 1. — Habitat ubique in Europa, et America sanguisugus, leporibus
potissimum molesms , hinc a Dälecarlis ramento vestimenti leporini capitur et avertiüirc
satureja, pulegio , persicaria , cotula, alno, ut fertur, pellendus.
Adams Microgr. Tab. XXVII. n. 158.
AI b i 11 i, E. a natural history -of Spinders Tab. 41,
Amoreux .Notice p. 130 et a6g.
Anon. angl- p. 204. f. 12.
ßaxer Empl. for the Microsc. T. XIII. f. 6.
Blumenbachs Handbuch der Nat. Gesch. S. 387.
(Eag! flea.)
.B 0 11 aji n a n i Museum Kircher. Pars. I. de Observ.
rer. min. ope Microsc. f. 56.
ßoreili, P Obs. micresc. obs, xs.
6 Ca-
42
Camerarius, E. de Pulice; in Electivae Me-
dicinae spec. p. 71.
Cellarii, J. Diss. de viventibus sponte nascenti-
bus (Resp. Fischbeck) Heinist. 1674. 4.
Cuno in observationibus microscopicis.
CiJvier Tableau e'le'mentaire p. 621. la puce or-
dinaire.
Degeers Abh. z. Gesch, d. Ins. v. Göze. R. VII.
S. 5. Tab. I. f. 1 — 5. Puce commune, Pulex vulga-
ris , der gemeine Floh.
Diacinto Cestone the generation of fleas. Phi-
los. Transact. n. 249. p. 42. Badd. III, p. 336. c. f.
Fabricii Syst. Eilt. p. 732. n. 1. Pulex irritans,
ejus. Spec. ins. II. p. 383. n. 1. Mant. ins. II.
p. 314- »• «■
Frisch, J. L.Beschreibung von aller!. Insekten
in Teutschland, Th. XI. S. 8-
Fuefslis Verzeichnifs Schweiz. Ins. S. 59. n.
117. der gemeine Floh.
Gassend us in vita Peireskii L. VI. p. 361.
Geoffroy Ins. par. II. p 616. n. 1. Tab. XX.
f. 4. la Puce.
Göze, Geschichte schädl. Insekten, S. 52.
Griendelius obs. II. p. 16. f. 4. (vom Streite
zwischen dem Fioh und der Laus.)
Hamburg. Magaz. neues, St. 93. S. 282. (Mittel
wider Flöhe etc.J
Historische und physikalische Untersuchung der FHShe.
Brefsl. Natur- und Kunstgeschichte. Suppl IL S. 105.
Hooke, R Micrographia. Lond. 1667. p. 210.
Tab. XIII. Fig. 6.
Joblot Observat. avec leMicrosc. Tom. I. Part. 1.
Tab. III.
Kahler in den Abhandlungen d. Schwed. Ak, der
Wissenschaften. Band XX. S. 33.
Kniphof Diss. de pedicul. inguin. %. XV.
Kr atzen st ein, CG. Abhandlung von der Er-
zeugung der Würmer im menschlichen Körper. Halle
1748. S. 9.
Ledermüllers mikroskopische Ergotznngen. S.
41. Tab. XX.
Leeuwenhoek, Lettre du 15. Oct. 1698- Eptst.
76. Fig. 1 — 20.
Liceti, F. de Spontaneo vivent. ortu. Lib. IV.
Vicentiae 1 61 8- Fol.
Linnaei Faun. Suec. n. 1695.
Moschetti de Pulice 1544.
Müller i Faun. Fridr. p. 91. n. 813. Zool. Dan.
Pr. p. 186 n. 2208-
Muralto anat. pulic. vulg. in Eph. Nat. Cur. Dec.
IL an. 2. obs. 54. et 55. p. 137.
Müllers Linneisches Nat. Syst. d. Ins. B. II.
S. 1040. n. 1. Der Nachtwecker.
Neuer Schauplatz der Natur. III. S. 13 8.
Onomatal. Rist. nat. P. VI. p. 702. Der gemeint
Floh.
Raji Histor. Insect. 7.
R ös eis Insektenbelustigung. Th. IL Samml. d.
Mücken und Schnacken. S. 9 Tab. II. HJ. und IV.
Sachs, Ph. J. in Messe observ. Microscop. Mis-
cell. curios. T. 1. p. 52.
Schaeffer. Element. Entoinolog. Tab. 105.
Sulzers Geschichte der Ins. S. 242 und 244.
Tab. XXIX. Hg. 6 e. Der gemeineFloh.
— — Kennzeichen der Ins. Tab. XX. Fig. 146.
Vallisnieri Opera Th. I. Tab. XXV. Fig. t.
Watkins exercice du Microsc. ü Londr. 8 1754.
p. 29. Fig. 29.
Weisse, E, Obs. de pulice. Act. Helvet. Vol. V.
p. 340.
Der grösseren Vervollkommnung der Mikroskope und ihrer bequemeren Ein-
richtung zum naturhistorischen Gebrauch , verdankt die Naturgeschichte des Flohs
ebenfalls ihre endliche Aufklarung. Vor Leewwenhök und Redi glaubte man allge-
mein, dafs der Floh, wie alle Insekten und Würmer, deren Zeugimgsorgane dem
blossen Auge wegen ihrer Kleinheit verborgen waren, durch faulende Substanzen
hervorgebracht würde, und suchte also in Dingen eine schaffende Kraft, welche
die Entwiklung desselben durch den enthaltenen nährenden Stoff blos begünstig-
ten. Vorzüglich liefs man ihn in Kinderstuben und anderen Schmutzwinkeln wach-
te n , wo faulende TJrintheile im Staube, und vorzüglich unter den Sägespänen , in
Menge angehäuft sind. Allein auch er entsteht, nach der männlichen und weib-
lichen Paarung, aus einem befruchteten Eye, und bedarf im Sommer vier, im
Winter sechs Wrochen z.u seiner völligen Entwicklung.
Gleich
Gleich nach der Begattung legt das Flohweibchen sechzehn bis zwanzig über-
aus kleine, weisse Eyer (Tab. VI. Fig. i.), welche unter dem Mikroskope die ge-
wöhnliche eyrunde Gestalt (Fig. 2.) haben. In jedem solchen Eye entdeckt man
nach drey, vier Tagen eine schneckenförmig zusammengekrümmte Made (Fig. 3.)
und diese erreicht im Sommer schon in sechs , im Winter in zwölf Tagen , dieje-
nige Reife, die sie zum Auskriechen geschickt macht. Nachdem sie mit dem Ko-
pfe die Schale des Eyes durchstossen hat, erseheint sie in einer Länge (Fig. 40»
die nur eine halbe Linie beträgt, nimmt aber täglich an Grösse zu, und ist im
Sommer nach eilf Tagen, im Winter einige Tage später, völlig ausgewachsen (Fig.
5.). Die männliche Flohmade (Fig. 6. <7.)ist dann eine gute Linie lang, die weib-
liche (b.) etwas länger. Ihre Farbe ist weifs, verändert sich aber und wird roth,
-wenn sie sich vom Blute genährt haben.
Durch das Vergrösserungsgias entdeckt man am Kopfe der Made (Fig 7.
und 8. a.) vier kleine Füldspitzen oder stumpfe Häckchen, wovon die zwey län-
gein gleich unter den beyden Augen , die zwey kürzern zur Seite des Munds ste-
hen. Hinter dem Kopfe folgen die dreyzehn Ringe des übrigen Körpers der Made,
welche mit feinen Härchen besezt , weifs oder gelbröthlicht nach der durchschim-
mernden Farbe der genossenen Nahrung, und auch auf der Bauchfiäche rund sind,
weil sie kein« Füsse haben. Doch scheinen zwey am Schwanzende befindliche
Häckchen der Made im Kriechen fortzuhelfen, ihr nebst dem am Kopfe befindli-
chen Häckchen, womit sie sich anstemmt (Fig. 8.), zu verschiedenen Bewegun-
gen und Krümmungen des Körpers zu dienen , und sie geschickter zu machen,
den Staub und Schmuz zu durchwühlen, um in demselben ihre Nahrung zu su-
chen. Diese ist Schleim, Blut, Urin und Unrath überhaupt, daher auch Miststät-
ten, geheime Gemächer, unsaubere Betten , die Ritzen der Fufsböden unreiner Stu-
ben, und vorzüglich das weibliche Geschlecht, wenn es siqh nicht der Reinlich-
keit befleiss iget, der Lieblingsaufenlhalt der Flohmaden sind.
Kaum hat die Flohmade ihre vollkommene Grösse erreicht, so verliert sie
ihre Frefslust, verkriecht sich im Staub und Schmutz, wird wieder völlig weifs
(Fig. 9.) und schickt sich zur Verpuppung, indem sie sich ganz zusammen krümmt
(Fig. 10). Nach einigen Tagen erfolgt diese Verwandlung wirklich, und man findet
an der Stelle der Made eine kleine, weisse, länglichtrunde Puppe (Fig. 1 r. und 12),
an deren Schwanzspilze der abgestreifte Madenbalg hängt. Auch in der Puppe
ist der Geschlechtsunterschied nicht zu verkennen. Die an sich gewöhnlich grös-
sere weibliche Puppe (Fig. 12), hat, unter dem Mikroskope betrachtet (Fig. i3),
am
44
am Schwänzende nur eine, die kleinere, männliche Puppe (Fig. 1 1), zwey stumpfe,
mehr aufwärts gebogene Spitzen (Fig. 14). Übrigens hat jede Flohpuppe , aus-
ser dem Kopfring, wie die Made, zwölf Bauchringe und einen Schwanzring. Am
Kopfe sind die Augen sichtbar, zu beyden Seiten des Leibes aber die Hülsen der
Flohfüsse. Die Flohpuppe verliert bald ihre weisse Farbe und wird immer gelber
und dunkler (Fig. i4)j je reifer sie zum Auskriechen wird. Dieses erfolgt den
eilften Tag nach der Verpuppung und mithin den acht und zwanzigsten nachdem
das Ey gelegt worden ist.
Das Wachsthum des jungen Flohs scheint sich auf keine gewisse Zeit zu be-
schränken und früher, oder später beendigt zu seyn , je nachdem sich ihm mehr,
oder weniger Nahrung darbietet. Da er ein Alter von sechs Jahren erreichen soll,
so ist es wahrscheinlich , da!s er sehr langsam zu seiner vollkommenen Grösse ge-
langt, welche die seiner Puppe höchstens noch einmal übersteigt (Fig. i5und 16).
Der Kopf des ausgewachsenen Flohs ist gegen seinen langen und dicken Körper
ziemlich klein. An demselben werden durchs Mikroskop (Fig. 19.) seine überaus
hellen Augen sogleich kenntlich und hinter denselben auf jeder Seite des Kopfs,
ein den Fischohren oder Fischlungen ähnliches Läppchen (a.) sichtbar, welches
der Floh öfters bewegt , und , wenn es nicht das Ohr ist , vielleicht ähnliche Be-
stimmung, wie bey den Fischen, haben kann. Vor den Auge« stehen in einiger
Entfernung die viergliederichten Fühlhörner (b. &.), zwischen und unter welchen
sich der schnabelähnliche Saugrüssel (c), nebst dem hornartigen Saugstachel (d.),
befinden. Der Floh sucht damit seine Nahrung und bewegt ihn zu dem Ende un-
aufhörlich hin und her, bis er eine schickliche Stelle zum Stich findet. Nunmehr
stemmt er seine zwey Vorderfüsse an, stellt den Hinterleib hoch, und senkt den
Stachel in die Haut , worauf im Umfange des verlezten Punkts eine kleine Entzün-
dung, wie ein rother Flof entsteht, die sich gewöhnlich nach einigen Stunden,
bisweilen aber auch erst nacli mehreren Tagen , wieder verzieht , wenn der Floh
stark gesogen und hierdurch veranlafst hat, dafs von dem, nach zurückgezogenen
Stachel noch hervorkommenden Blute, ein kleines Extravasat im Umkreise des
Stichs unter der Haut entsteht.
Der ganze Körper des Flohs gleicht einem schuppichten Panzer, der an den
verschiedenen Absätzen mit borstigen Haaren besezt, auf dem Rücken braunroth,
gegen den Bauch zu aber gelb ist (Fig. 17. 18. 20.). Ausserdem hat der Floh das
Eigne, dafs seine zwey Vorderfüsse gleich am Kopfe zu beyden Seiten des Saug-
rüssels eingelenkt sind, weiches, nnui bey keinem andern Insekte findet. Die
vier
45
vier übrigen Füsse aber haben ihre Gelenke an dem Theil des Vorderleibes,
den man, nach der übrigen Bildung des Flohs, für den Hals desselben ansehen
könnte. Jeder FuTs hat drey lange Glieder, an welche sich bey den zwey Vorder-
füssen neun, hey den vier Hinterfüssen fünf kürzere Glieder anschliessen. Das
erste Glied, oder der Schenkel, ist glatt, das Schienbein, das Afterschienbein und
die aus den kleinen Gliedern bestehenden Fufsbläfter aber, haben kurze, borsteu-
artige Haare. Diese verursachen nebst den zwey, am Ende jedes Fusses befind-
lichen krummen Häckehen, die unangeneme juckende und kützelnde Empfindung
auf unserer Haut, welche der herumirrende Floh veranlaßt, und erinnern uns, wie
seine Stiche, an die Reinigung unsrer Oberfläche, wodurch diesem Insekte seine
Lockspeise entzogen wird. Sucht der Floh den Nachstellungen seiner Feinde zu
entgehen; so sezt er seine zwey weit längeren Hinterfüsse in Thätigkeit, in wel-
chen er eine solche Schnellkraft besizt, dafs er wohl fünfzehn Zoll weit zu sprin-
gen vermag.
Die bisherige Schilderung Ist dem männlichen und weiblichen Floh gemein,
und es ist daher noch übrig, den Geschlechtsunterschied anzugeben. Der an sick
immer kleinere männliche Floh (Flg. 17) hat einen hohlen Rücken und schmalen
Hinterleib, der weibliche Floh (Fig. 18.) einen bauchichten Rücken und bauchich-
ten Hinterleib. Die Geschlechtsorgane des männlichen Flohs sind in der stark in
die Höhe gekrümmten Schwanzspitze befindlich (Fig. 17. b.) und bestehen aus
drey verschiedenen Theilen , nemllch aus dem männlichen Gliede , aus zwey Halt-
zangen, und zwey andern kolbenähnlichen Hervcrragungen, Das männliche Glied
hat am obern Theil seines gegen den Rücken gekehrten ^ vordem, und hohlen
Rands, eine hackenförmige Spitze (Fig. 21 und 22. #.), bildet sodann nach hin-
ten eine ungleiche, warzenförmige Erhabenheit, wird unter derselben schmäler,
lauft aber sodann wieder breiter In grossem und kleineren Hervorragungen gegen
die Spitze des Hinterleibes zu , wo es in einem rothen Sack enthalten ist. Die-
ses Glied ist von einer durchsichtigen Substanz, mit einigen Härchen besezt und
kann von dem Floh verschieden verändert werden, so dafs es bald höckerichter
bald ebener erscheint. Es wird von beyden Seiten durch zwey gelbrothe, oval-
runde, stark mit Haaren besezte Klappen , oder blätl erförmige Haltzangen aufge-
nommen (Fig. 21. c), zwischen welchen es («.) immer nur zum Theil sichtbar ist-
Gleich hinter dem männlichen Gliede kommen aus dem nemlichen rothen Sack,
zwey an Substanz und Farbe demselben gleichende, unten stielförmige und oben
bauchigte Theüe (b) hervor, welche zwey Pistillen, oder Kolben ähnlich sipd,
Und
4S
und gleiche Bestimmung mit der Haltzange zu haben scheinen, nemlich die weihli-
chen Gesclechtstheile in ihr zu umfassen und zur Aufname des männlichen Glieds
beyzutrageu.
Die Geschlechtstheile des Flohweibchens (Fig. 18 und 25.) sind weniger zu-
sammengesezt und bestehen aus einer warzenförmigen, behaarten Hervorragung
(b.) am Schwanzende, welche das Weibchen verlängern und verkürzen kann; ler-
ner aus einer andern halbrunden Erhabenheit über und unter jener Warze. Lez-
tere Erhabenheit (c.) bedeckt gröstenrheils die Spalte , welche zur Aufname de*
männlichen Glieds bestimmt ist, und aus welcher das Flohey (Fig. 20. a. ) her-
vorkommt.
Zur Begattung begiebt sich das Flohweibchen allezeit auf den hohlen Rücken-
des Flohmännchens (Fig. 20). Dieses krümmt sein Schwanzende noch mehr in
die Höhe und fafst, nachdem es das männliche Glied in die Öffnung der weibli-
chen Geburtstheile eingebracht hat, die Spalte jener Öffnung zwischen die beyden
Blattei- seiner Haltzange (ß.). So vereinigt bleiben bey de Flöhe öfters länger, als
/eine Stunde beysammen. Das Flohweibchen legt nach der Begattung seine be-
fruchteten Eyer und bringt hiermit beynahe eben so viele Stunden zu, als es Eyer
im Leibe hat. Es scheint dann keiner weiteren Begattung fähig zu seyn , welche
das Männchen noch öfter unternimmt und daher mehrere Weibchen zu befruchten
im Stande ist. Aber kaum ist auch vom Männchen die Absicht der Fortpflanzung
erreicht; so tritt, wie beym Weibchen nach gelegten Eyern, die Abname der
Kräfte ein. Sie schrumpfen zusammen, werden dunkler an Farbe, und nach zwey,
drey Tagen sind sie schon todt.
Was den Aufenthalt des Flohs betrifft, so liebt er, wie die Flohmade, die
Haut und die behaarten Theile unreinlicher Menschen , und saugt sich am lieb-
sten von ihrem Blute voll, bewohnt aber vorzüglich die behaarten Stuben - und
Hausthiere z. B. die Hunde, Katzen, Mäuse etc. von welchen er auf den Menschen,
besonders auf das weibliche Geschlecht, um so leichter übergehen kann, da des-
sen mehr offene und den Zugang zu den Geschlechtstheilen weniger verschlies-
sende Kleidung, den Anlauf dieser Insekten überaus begünstiget. Er flieht aber
fdle todte Menschen und Thiere, wahrscheinlich weil er, nebst dem ihn locken-
den übelriechenden Schweifs, besonders der Wärme nachgeht, und ist deswegen
auch nur in den gemässigten und warmen Erdstrichen zu Hause. Dies ist nach
Kohler vorzüglich der Fall in Taranto, der schmuzigsten und unreinlichsten Stadt
im ganzen Königreiche Neapel, wo sich die Einwohner im Sommer auf den Gassen
vor
47
yor Flöhen nicht retten können , und daher Strümpfe von Leder zu tragen genö-
thiget sind. Hingegen ist er in weit geringerer Anzahl, oder gar nicht in den
nordischen Ländern , und aus eben dem Grunde bey uns am häufigsten zur war-
men Jahrszeit , am seltensten bey strenger Kälte anzutreffen.
Zur Vertilgung der Floheyer und Flahmaden schlägt Frisch das öftere Wa-
schen der bretternen Fusböden der Zimmer mit kochendem Wasser vor. Dem
Floh selbst aber sind allerley bittere Mittel zu vertreiben im Stande, und . ».
dürfte daher solchen Damen, die wegen ihrer besonderen Atmosphäre von den
Flöhen sehr geplagt werden, vorschlagen, sich mit Wermuthwasser , oder einen
andern bitteren Dekokt zu waschen. Bisweilen verirrt sich der Floh auch ins Ohr
und wird dann durch seinen Reiz ausserordentlich lästig. Etwas eingelegte Baum-
wolle, in welcher er sich verwirret, oder etwas ins Ohr getröpfeltes Ol, welches
ihn tödtet, sind dann die besten Mittel ihn wieder los zu werden. Übrigens fin-
det man eine Menge Mittel wider die Flöhe in Gözes Geschichte schädlicher Insek-
ten angezeigt.
4. Der Sandfloh. Tab. 'VI. Fig. 24. und 25.
Pulex penctrans, rostro corporis longitudine. Linn. Syst. Nat. Ed. Gmeh XIII. Tom. L
Pars V. p. 2924. n. 2. — Habitat in America, pedes hominum intrans, ova depo-
nens, ulcera maligna, saepe mortem caussans, caute extrahendus, fusco - rufescens , ab-
domine subtus feminae ovis innumeris gravidae orbiculato, ad magnitudmem
centuplam totius corporis intumescente.
Adansons Reise nach Senegal 1757. S- 243.
Amorenx Notice p. 1 38 und 269. Chique ou Pon
He Phnraon.
Baierus, J. J. Act. Acad. N. C. Vol. III. p. 18.
Bankrofts Naturgeschichte von Guiana, p. 152
und 474.
Barrere Beschreibung von Guiana.
Berlinische Sammlungen B. V. S. 396. B. VII. S.
23' und 235. Chiken , Chigger.
Blumenbachs Handb. der Naturgesch. S. 387-
n. 7. der Sandfloh, die Tschik» , Nigua , 1 oh, Attun.
Bomare, Vallm.de. Dict. Tom. II. p. 374 und
Tom. III p 143.
Browne, a civil and natura! History of Jamaica,
Lond. 1756. p. 418- Acorus fuscus sub cute nidu-
Jans , proboseide acutiori.
Catesby, a natural history of Carolina. Lond.
17 31. Vol. III. p. 10. Tab. X. f. 3. Pulex minimus,
cutem penetrans, »mericanus, Chtgo,
Clericus, Histor. lat. lumbric. p. 270. Perni;*
culi americani , pedibus hominum molesti.
Cuvier, Tableau el^mentaire, p. 622. la puet
pe'ne'ti ante.
Fabricii Syst. ent. p. 733. Spec. ins. II. p. 383.
n. 1, Mant. ins, II. p. 314 n. 2.
Fermins Reise durch Surinam , II. Th. S. 289»
Gazette litteraire de Berlin 1765. p. 374.
Gazette salut. 1771. n. 49. p. 386.
Groben, 0. F. v., Oriental. Reis. K. XXIX. S.
278- Pharaonis Liiuse.
Linnaei Amoenit. acad. Vol. III. p. 323. pulex
cauda furcata , in America Nigua dieta.
Marcgravii Hist. rer. natural. Brasil, p. 249»
Tunga.
Müllers Linn. Naturs. d. Ins. II. B. S. 1042.
)]. 2. der Sand flok.
Mouffetti lnsector. Theatr. Lib. II. Cap. XXIV.
0/;e.
43
Ovomatol. bist. i\at. P. VI. p. 704. der amerikani-
scfte Floh.
Paulin-i, d* morte v-ermijiosa, p. 42.
Pison.i s de Indiae utriusq. re naturali et medica
Lib. V. Cap. XII. Amstel. 165 8-
Rochefort ( Charl. de ) Histoire naturelle et mo-
rale des Isles AntiRes de PAmerique Vol. I. p. 39S.
C. XXIV. §.6. CMqtu.
Sau vages Nosologia Lips. 17 97. Tom.-V. p. 201.
Malis amerieana.
Schopfs, J. D. Reise durch einige der mittlem
und -südlichen vereinigten nordamerikanischen Staaten
nach Ost- Florida und Jen Babama- Inseln. Th. II.
S. 479 und 482. Chigger.
Seeligmanns, J.. M. Sammlung verschied, aus",
länd. Vogel. Nürnb. 1755. Th. 111. Tab. 108. Fig. 3.
der kleinste amerikanische Floh.
Sloane Histor. v. Jamaica. Einleit. S. 124. und
Th. II. S. 191.
Sfliea th m an-n s Sendschreiben über die Termi-
ten Afrikas. Gütting. 178.9. S. 58. Ligg'f of ihe
Jfrestittdies.
Sulzers Geschichte der Insecten. S. 243.
Unzers medicinisches Handbuch, 1789- S. 6f 3.
der Schickt,
Man kennt diese schwarzen, überaus kleinen, nach Schopfs schäzbarenNach-
idchten nicht blas auf den Bahaina - Inseln , sondern auch auf allen westindischen
Eylanden und in den wärmeren Gegenden von Nordamerika bis Karoline und
selbst Virginien 211 findenden Insekten, welche kaiun den vierten Theil so grofs,
als die gemeinen Flöhe sind, unter verschiedenen Namen. Auf den antillischea
Inseln nennt man sie ChU/ues3 in Brasilien Tungas und Piques, in Peru Ninguasj
in Rio de Berbice, Mobitjes. Aucli nennen sie die Franzosen Poux de Pharaon,
Pharaos - Läuse , weil man sie für die nemlichen Insekten hält, womit Pharao heim-
gesucht worden ist. Ihr ganz schwarzer, kaum bemerkbarer Kopf, zeichnet sich
unter dem Mikroskope durch einen ungewöhnlich langen, röhrenförmigen Säug-
rüssel (Tab. VL Fig. 24« a-) aus, der aber kemesweges der Länge des ganzen übri-
gen Körpers gleich kommt , sondern höchstens den dritten Theil derselben aus-
macht. Über und neben dem Sangrüssel befinden sich, wie beym gemeinen Flo-
he, zwey gegliederte Fühlhörner und hinter diesen erbebt sich mit einemmale der
Rücken des in zehn Ringe getheilten, in der Mitte sehr dicken,, gegen -das Sohwanz-
Ende aber wieder etwas schmäler zulaufenden Leibes. Lezterer endigt sich mit
einem stachelförmigen , etwas nach oben gekehrten Anhange (£•)> der den dritten
Theil länger, als der Saugrüssel selbst ist. Das Flohweibchen unterscheidet sich
durch seinen überaus aufgetriebenen., mit unzehligen Eyern angefüllten Hinterleib
von dem Männchen. Übrigens haben diese Flöhe sechs Füsse, wovon die vorder-
sten nahe am Kopfe die kürzesten , die hintersten die längsten sind. An lezteren
iit vorzüglich der Schenkel, das Schien- und Afterschienbein ungleich länger,
als an den vier Vorderfüssen , und daher scheint die ungewöhnliche Fertigkeit
dieser kleinen Insekten im Springen zukommen. Das FuEsblatt aber hat, mit dem
-des gemeinen "Flohs vollkommene Ähnlichkeit.
Sie
49
Sie bewohnen nicht nur den warmen Sand in den angeführten amerikani-
schen Kolonien , sondern auch die Fufsböden der Wohnungen , vorzüglich solcher
Häuser, die nur ein Stockwerk hoch und ungep [lästert sind, und sind besonders
auf den Inseln in solcher Menge vorhanden, dafs sie nicht blos den Negern und
andern Barfufsgehenden gefährlich werden, sondern sogar durch Strümpfe und
Schuhe dringen , um sich am liebsten zwischen den Nägehi der Zehen einzunisten.
Doch verschonen sie ausserdem auch keinen anderen Theil des menschlichen Kör-
pers, und man hat sie eben sowohl schon am Unterleibe, in den Schenkeln , Ar-
men und Händen angetroffen. Lezteres bestätiget Schöpf aus eigner Erfahrung. Er
war auf seiner Rückreise schon eine Woche zur See, als er zwischen dem Zeige-
und Mittelfinger der rechten Hand eine kleine , harte Geschwulst bemerkte , deren
beständiges Jucken und Zunahme endlich die Besorgnifs erweckte, dafs sich ein
Chigger hier eingenistet haben könnte, und bey vorgenommener Untersuchung
wurde auch wirklich ein Chiggernest mit dem darinn sizendenFloh, und wenig-
stens 70 bis 80 Eyern herausgeholt. Gewöhnlich bahnen die Chiggers durch einen
Stich, der nicht mehr, als ein gewönlicher Flohstich schmerzt, den Weg unter
die Haut. Bald aber entsteht an der Stelle, wo sich der eingedrungene Chigger be-
findet, ein unangenemes Jucken, und eine kleine, mit der Haut gleichfarbige,
anfangs kaum bemerkbare Erhabenheit, in deren Mitte ein kleines, braunes Pünkt-
chen den Sitz des Flohs bezeichnet. Der Hinterleib des Chigger fängt nun, oft
schon nach drey, oft erst nach vierzehn Tagen , wie bey den Termitenköniginnen,
an zu schwellen. Andere aber versichern, dafs der Chigger zu der Zeit einen weis-
sen Balg um sich bilde, aus welchem er nur den Kopf, Rüssel und einige Vor-
derfüsse hervorstecke, und dafs er in diesem Balg seine Eyer lege, der dann bis
zur Grösse einer Erbse anschwelle, und heftige Schmerzen errege. Läfst sich der
Mensch hierdurch nicht bewegen, den Floh mit seinem Eyersacke herauszuneh-
men; sondern die jungen Chiggers auskriechen; so nagen auch diese, gleich ihrer
Mutter , das Fleisch um sich her weg , vermehren sich durch ähnliche Eyersäckes
und durchwühlen oft nach und nach den ganzen Fufs. Bey Personen, welche an
sich schon üble Säfte haben, werden hierdurch, besonders in einein so warmen
Klima, überaus bösartige, Eressende, nicht selten in Brand eilende und die Ab
name des Glieds nothwendig machende Geschwüre veraniafst, wozu, ausser der
starken Vermehrung dieses Insekts, der Reiz des spitzigen Saugrüssels, des Sta-
chels am Schwanzende des Flohs und der zwey kleinen Stacheln, die an dem
schmalen Ende jedes Eyes (Fig. 25.) unter dem Vergrösserungsglase sichtbar wer-
7 den,
5o
den , nothwendig beytrngen imifs. Die Füsse der Sklaven , welche den Verfolgun-
gen der Chiggers am meisten ausgesezt sind, wenn sie sich auch, nach Banere,
durch das Einreiben des Karapaöls dagegen zu verwahren suchen, werden von
den Geschwüren und den Wunden, welche das öftere Ausschneiden dieser Insek-
ten verursachet, oft völlig verunstaltet, und nicht selten lahm. Alle diese und meh-
rere Zufalle vom Stiche und Einnisten des Ghigger unter der Haut des Menschen,
begreiiien die Franzosen unter dem Namen Maliiigrc.
Als ein Beytrag zur Geschichte dieses merkwürdigen Insekts , verdient hier
nach Termins Erzehlung von einem Kapuziner Erwehnung, der sehr empfindlich
für die gewagte Ausführung des besonderen Einfalls, diese westindische Seltenheit
lebendig mit nach Frankreich zu bringen, gestraft wurde. Er liefs ein solches In-
sekt nicht weit vom Knöchel seines Fusses einnisten, welches unterwegs sich auf
die angegebene Art unter der Haut vergrösserte, und ihn endlich durch die un-
erträglichsten Schmerzen zu den Entschlufs brachte, dasselbe herausnehmen zu las-
sen. Allein, der Ghigger hatte schon ein überaus bösartiges Geschwür veranlaßt,
wozu sich endlich der kalte Brand gesellte , der den Kranken nöthigte , sich das
Bein bey seiner Ankunft in Frankreich abnehmen zu lassen. Diesen, bisweilen
tödtlich werdenden Verletzungen der Chiggers, sind jedoch nicht alle Menschen
ausgesezt, und es giebt Personen, welche beständig barfufs gehen, ohne von ihnen
verletzt zu werden. Es scheinen also ebenfalls gewisse Eigenheiten der Ausdün-
stung sie zu den Verfolgungen der Menschen zu bestimmen.
Die Bemerkung, dafs nach Rochefort vorzüglich solche Personen von die-
sem Insekte geplagt werden, welche sich nicht reinlich halten, dafs man vor dem-
selben sicherer ist , wenn man Strümpfe und Schuhe trägt , und sich nicht da
verweilt, wo der Fufsboden ungedielt und ungepflastert ist, dafs Regen und feuchte
Witterung die Chiggers verscheuchen und tödten, giebt zum Theil die Verwah-
rungsmittel vor diesem Ungeziefer an. Es wäre nemlich in so ferne das Bespren-
gen des Fufshodens mit frischem Wasser, das fleissige Waschen der Füsse, das
Tragen lederner Strümpfe zu empfehlen. Die Indianer suchen diese Insekten da-
durch von sich abzuhalten , dafs sie ihre Füsse mit den Blättern bitterer Kräuter,
auch des Tobacks und vorzüglich einer Pflanze bestreichen , welche sie Rongon nen-
nen. Ptso emphelt zu gleicher Absicht Schifitheer oder Fischtran, Amoreux Gitro-
nensaft oder Tafia. Doch sind diese und ähnliche Mittel noch immer nicht als
unfehlbare Verwahrungsmittel befunden worden, und zum Theil wegen ihres Ge-
siaiu^o, und anderer Beschwerlichkeiten, nur bey den Negern anwendbar. Es
kom-
kommen daher die Fälle sehr häumg vor, wo der Chigger herausgenommen wer-
den mufs. Je zeitlicher man zu dieser kleinen Operation schreitet, desto leichter
und weniger schmerzhaft ist sie. Man thut dalier wohl, wenn man den Chigger,
welcher sich bald durch einen schwarzen Punkt zwischen Haut und Fleisch ver-
räth , so bald man nur den Stich empfindet, aufsucht oder aufsuchen lüfst. Mau
sondert nunmehr die Haut rund um die Öffnung , die er sich beym Eindringen
gemacht hat, mit einer Nadel, oder einem spitzigen Messer ab, und zieht ihn,
und wenn schon ein Eyerstock vorhanden ist, auch diesen behutsam heraus. Die
Negerinnen haben hierinnen eine besondere Fertigkeit, und man thut daher wohl,
wenn man sich ihnen anvertraut. Denn, wenn man nicht den ganzen Chigger
oder den ganzen Sack desselben herauszuschälen weifs; so hat man von den zurück-
bleibenden Eyern immer noch Schmerz j Entzündung, und, wenn die Eyer ausge-
brütet sind, bösartige Geschwüre zu erwarten. Ist aber der Chigger ausgezogen,
so füllt man in Surinam die kleine Öffnung der Wunde mit Tobacksasche, in
Mexiko mit Talk, auch mit etwas Schnupftoback aus, weil es gefahrlich, ja tödt-
lich seyn soll, wenn auch nur etwas Wasser in diese Höhlungen kommt. Sind
hingegen diese Insekten in Menge vorhanden und haben z. B. den ganzen Fufs ein-
genommen; so wird, nach Sauvages, ein leinener Lappen in Schifftheer oder im
eine andere flüssige und harzichte Masse getaucht, und der leidende Theil damit
umwickelt. Hierdurch sollen nun diese Insekten von ihren Adhäsionspunkten ge-
trennt, und der Kranke nach einem Fufsbade von diesem Übel befrey et werden.
Zweyter Abschnitt.
Zufällig schädliche Insekten, welche den menschlichen Körper seltner und nur unter
gewissen Umständen verletzen.
I. Der Hirschschröter. Tab. XIII. Fig. i.
Lucanus cervus, scutellatus: maxillis exsertis, apioe biftircatis , latere uniüenialis. Linu.
Syst. Nat. Ed. Gmel. XIII. T. I. P. IVr. p. 1538- «• U — Habitat in Europae et
Sibiriae ligno quercino putrescente , femina minor; larva obesa albida, capite
pedibuscrue ferrugineis, a Roeselio pro cosso veterum habita.
Albrecht, J. S. in Act. Nat. Cur. obs. CXX.
P- 4°4-
Aldrovandi (U.) de Auimalibus insectis 151.
i. 1.
Bergs trassers Nomenciator I. S, 1 g. n. 1—3,
S. 25 n. 2. 3. Tab. III. f. 1 — 3. und Tab. IV.
f. 2. 3. Der Aneipichr<Jtcr.
Blu.
52
Blumenbachs Handbuch S. 314. Der Hom-
sehrSter , IV. inschrüter , fliegende Hirsch , INeuHtSdter,
Bürner , Donner guge , Engl, the stog flie,
Briickmann, F. E Epist. itiner. LXXVIII. p. 3.
Degeer's Abb- z. Gesch. der Ins. von Göze.
B. IV. S. ig 9. n. i.Tab. XII. f. 1 — 8- Grand Cerf-
volant , der grosse Hirschkäfer.
Fabricii Spec. ins. I. p. t>n. 2. Mant. ins. I.
p. t. 11 2. Syst. Ent. p. 1. n. 2.
Fenn ins Reise durch Surinam, Th. II. S. 266.
mrs'chkaftr , (Lucanus cervus. )
Geolfroy Hist. ins. Paris. Lp. 61. n. 1. Tab. I.
f. 1. Phitijcrrus fuscus etc. le Grand Cerf -volant.
p. 62. 11. le grancie Biche.
Cözens entomol. Beyträge I. S. I r 8- n. 1. der
Hirschschröter. II. Vorr. S. XXVII. n. 1.
Gözens Gesch. schädl. Ins. S. 220. Hirsch-
schrüter.
Gronoviani Zoophilacii 446.
Hoefnagel, J. Arcltetypa studiaq. patris sui etc.
Francof. ad Moen. 1592. Fol. P. I. Tab. VI. et P. II.
Tab. I.
Imperati, F. Historia naturale 924. f. 3. 925.
f. 1. 2.
Jonstoni Hist. nat. de Ins. Tab. XIV. f. i. 2.
Leske, Anfangsgr. d. Naturgesch. I. S. 417. n. l.
Linna ei Faun. Suec. n. 405.
Merian. Ins. europ. T. 168«
Mouffetti Theatr. Ins. 148. Cervus volam.
Müllers Lin.n. Natursyst. d. Insekten B. 1. S. 94.
n. 1. Der Hirschschrüter.
Müller, O. F. Zool. D.111. Prodr. p. 52. n. 444,
Lucanus. Dorcas.
Mural t (J. v.) Betrachtung des männlichen und
weiblichen gehörneten Käfers oder Schröters. S.Abh.
d. k. Ak. d. Nat. f. Th. XII. S. 17i.
Olearii, Ä. Gottormsclic- Kunstkammer , Schles-
wig. 1674. 8. Tab. XVI. f. 5. Taurus volam,
Onomatol hist. natural, ß. II. p. 797. Cervits volans.
Plinii Hist. Nat. Lib. XVII. Cap. 24. Prae.
graiidesque roborum delicatiore sunt in eibo, Cossos
vocant.
Raji Hist. Ins. p. 74. n. 2. Scarabaeus maximus.
R ös eis Insectenbel. Th. II. Erdkäfer 1. Klass.
S. 25. Tab. IV U.V. Hirschkäfer oder Schröter.
Schaeffer Eiern. Ent. Tab. IX. f. 1.
Icon. Ins. Ratisb. Tab. CXXXIII. f. 1. 2.
Schluga, LB. primae lineae coguitionis insect.
Vind. 1767. 8- Tab. I. f. 1.
Schwammerdamms Bib. d. Nat. Th. I. S. 324.
Scopoli , Entomologia Carniolica. 1.
Sulzers Gesch. d. Ins. S. 18- Kammkäfer.
Voets Käferwerk, übers, mit Anmerk. von Pan-
zer, Nürnb. 1782. 4. Tab. XXIX. f. 1 — 4.
Woimii, O.Museum. Lugd. Bat. 1655. Fol.
p. 242.
Die von dem Gebifswerkzeuge dieses Geschlechts hergenommene Benennung
desselben, kommt vorzüglich der gegenwärtigen Art zu, deren geweihartige Kiefer
besonders geschickt sind , die grobe Nahrung zu zermalmen oder kleinzuschroten.
Ihre Eyer sind länglichrund, und haben eine dunkle, glänzende Lederfarbe. Die
aus denselben hervorkommenden Larven , oder Schröterwürmer , welche oft vier
Zoll lang werden, leben im faulen Holze und fauler Holzerde, haben überhaupt
eine weisse, gelbgrauliche Farbe, einen ockergelben Kopf und sechs ockergelbe
Füsse. Sie werden, theils wegen ihres Aufenthalts in den Steineichen, theils we-
gen ihres vielen Fetts, vom Mosel für die Cossos gehalten, welche nach Plinius zu
den Leckerbissen der alten Römer gehörten. Wenn sie nach sechs Jahren die
zur Verwandlung nöthige Vollkommenheit erreicht haben ; so machen sie sich im
ieimichten Boden ein der Grösse ihrer Nymphe angemessenes festes, ovalrundes
Gehäuse. Die Nymphe selbst giebt sehr deutlich die äusseren Theile des künfti-
gen Schröters zu erkennen, welcher nach zwey, bis drey Monaten die Puppen-
schale verläfst, und, ohne mehr zu wachsen, die neinliche Grösse behält, die er
mit aus der Schale bringt, und ihn" zum Riesen unter den hartschaiiehten euro-
päischen Insekten macht.
Die
53
Die Farbe des langen gezähnten Kiefers , der Flügeldecken und der Füsse
des männlichen Hirschschröters ist glänzend kastanienbraun, die des übrigen Kör-
pers beynahe ganz schwarz. Der sehr grosse, mehr breite, als lange Kopf, hat
oben eine vieleckigte Plaite mit einein erhabenen Rand, und an jeder Seite ein
hervorstehendes, kleines, netzförmiges Auge, vor welchem das in einen Winkel
gebogene, zehngliederichte Fühlhorn (Tab. XIII. Fig. i. fo h.) stehet. Nächst die-
sem ist der Kopf an jeder Ecke der Stirne, mit einem, bey grossen Schrötern wohl
zwey Zoll langen Hörne (c c.) bewaffnet, welches einem Hirschgeweihe sehr ähn-
lich sieht, von harter hornartiger Substanz, an der Innenseite mit vielen kleinen,
stumpfen Zähnchen und einer grossen Zinke, am Ende aber mit zwey gabelför-
mig neben einander stehenden Zinken versehen ist. Beyde Hörner bewegen sich
durch Gelenke, öffnen und schliessen sich wie eine Scheere. Unter diesen Hör-
nern befinden sich am Vordertheile des Kopfs der durch zwey hornartige Lippen
geschlossene Mund. Aus diesem streckt der Schröter, wenn er sich von dem Ho-
nigsafte der Eichen- und anderer Baumblätter zu nähren sucht, einen zwey Linien
langen Saugrüssel (a.) hervor, der aus zwey länglicht ovalen und zwey andern, un-
terwärts kürzeren, ganz mit den feinsten seidenartigen Härchen bedeckten Thei-
len besteht, und an dessen Grundtheile zwey längere viergliedrichte und zwey kür-
zere drey gliedrichte Bartspitzen sitzen. Der Brustschild ist viel kürzer, als der
Kopf, mehr breit als lang, und ebenfalls mit einem erhabenen Rand eingefafst.
Der Hinterleib schliefst sich vorne mit einer breiten Grundfläche an den ;Brust-
schild an, und lauft am Ende in eine ovalrunde Spitze zu. Sein Rücken ist durch
zwey hornartige, rauhe Flügeldecken gedeckt, unter welchen die zwey gelbbraunen,
durchsichtigen Unterflügel im Stande der Ruhe gefaltet liegen. Die sechs Füsse
des Schröters sind sehr lang und mit vielen Stacheln versehen. Das lezte Glied
der fünfgliedrichten Fufsblätter hat zwey sehr krumme Krallen , und zwischen den-
selben noch ein anderes dünnes, ebenfalls gekrümmtes Spitzchen. überaus ver-
schieden ist der weibliche Hirschkäfer von dem männlichen. Sein Kopf ist un-
gleich kleiner. Seine geweihartigen Kiefer gleichen mehr Kneipzangen, die jedoch
neben ihrer mittleren , grossen Zinke, noch zwey kleinere haben. Sein Brustschild
ist nicht nur in Rücksicht der Farbe, die dunkel kastanienbraun ist, sondern auch
in Piücksicht der Grösse, die die des Kopfs ungleich übertrift, ganz verschieden
von dem männlichen, und ausserdem zeichnen ihn die weit längeren Füsse, und
der mehr abgerundete Hinterleib noch besonders aus.
Die
m
Die Hirschschröter sind nicht allein in Europa, sondern, nach Fermin, auch
in Surinam, und, nach Degeer , in Pensylvanien zu Hause, und machen daselbst
die merkwürdige Ausname, dafs sie nur halb so grofs; als die europäischen sind,
da sonst die amerikanischen Insekten, die europäischen weit an Grösse, so wie an
Schönheit, zu übertreffen pflegen. Bey uns kommen sie in den Monathen Junius
und Julius in Gegenden , wo viele Eichen wachsen , zum Vorschein , bleiben den
Tag über ruhig auf den Bäumen, am Abend aber werden sie rege und fliegen
umher. Sie äussern eine ungewöhnliche Stärke mit ihren geweihartigen Zangen,
und kneipen, wenn man sich lezteren unvorsichtig mit den Fingern nähert, bis auf
die Knochen , so dafs das Blut darnach läuft. Noch empfindlicher und schärfer als
die Männchen, zwicken die Weibchen, wegen der zwey kurzen Zinken, die sie
ausser der mittleren grosen, an der innern Seite jeder Kneipzange haben. Nicht
selten unterbricht der empfindliche Schmerz , welchen diese Schröter veranlassen,
durch Weinen die Freude der damit spielenden Knaben. Sie sterben, wie andere
Insekten, nachdem durch die Paarung die Absicht ihres Daseyns erreicht wor-
den ist.
2. Der Inquisitor. Tab, I. Fig. 4.
Ceramhix inquhitor , niger, thorace spinoso, elytris nebulosis testaceo subfasciatis, an-
tennis brevioribus. Linn. Syst. Nat. Ed. Gniel. XIII. Tom. I. P. IV. p. 1845. n. 49. —
Habitat in Europae truncis arborum , Iarva hexapus nuda alba, capite collarique
corneis fuscis, dorso canaliculato.
Degeers Abhandl. zur Gesch. d. Ins. 'v. 'Göze. I Gözens entomol. Beytr. I. S. 444. n. 49. Der
B. V. S. 302. n. 2. Tab. IV. f. 7. Lepture inquisi-
teur. Der Spion.
Fabricii Spec. Insect. I. p. 229. n. 1. Mantiss.
insect. I, p. 145. n. 2.
Frischs Beschreib, von allerley Ins. Teutschl.
Th. XIII. Tab. XIV.
Geoffroy Hist. de Ins. de Paris. T. X. p. 223.
U. 2. le Stettnore noire veloitte de jaune.
Inquisitor.
Linnaei Faun. Suec. Ed. II. n. 659. C. t'tiqui-
sitor.
Müllers Linneisches Natursyst. d. Ins. B. I. S.
269. n. 49. Der Stenkerer,
Schaeffert Icon. Insect. JRat. Tab. II. f. 10.
Sulzers Gesch. d. Ins. Tab. V. f. 7.
Das männliche Gescldecht dieser Bockkäferart ist achthalb, das weiblich«
neun Linien lang und dritthalb Linien breit. Die Grundfarbe des ganzen Körpers
ist gelb mit unterlaufenen aschgrauen Flecken , auf den Flügeldecken ab er wech-
seln zwey gelbrothe Binden mit drey schwarzgrauen ab (Tab. I. Fig. 4). Der läng-
licht-runde Kopf hat vier Bartspitzen an der Unterlippe, zwey eilfgliedrichte, sich
mit einer rundlichen Spitze endigende Fühlhörner, welche halb so lang, als der
gan-
f.
5
ganze Körper sind , und vor den ovalen , braunen Augen stehen. An jeder Seite
des Brustschilds, der überhaupt schmäler, als der länglicht- ovale Körper ist, be-
merkt man eine nach aussen stehende Dornspitze. Die Füsse sind sehr lang, die
viergliedrichten Fufsblätter mit rauhen Haarbürsten oder Ballen und am Ende mit
Krallen versehen.
Sie beissen mit den Zähnen um sich , und zwar ziemlich empfindlich. Ge-
wöhnlich tragen sie Kopf- und Brustschild mehr nach vorne geneigt, und haben
einen besonderen Gang. Sie laufen nemlich eine Strecke ziemlich geschwind, ste-
hen auf einmal still, drehen Kopf und Brustschild rechts und links, als ob sie sieh
nach etwas umsehen wollten , und rücken nun wieder stofsweise fort. Überall
klammern sie sich im Kriechen fest an.
3. Der beissende Bockkäfer. Tab. I. Fig. 5.
Cerambix mordax , griseus, thorace spinoso, elytris nebulosis, testaceo subfasciatis.
Linn. Syst. Nal. Ed. Gmel. X!II. T. I. P. IV. p. 1845. n. 241. — Habitat in
Germania , Cerambici inquisitori aflinis ; at paulo major.
Fabricii Mantiss. ins. I. p. 145. n, 1. | Schaefferi Icon. Ins. ratisb. Tab. VIII. Fig. %.
Dieser Bockkäfer, der von seiner Eigenschaft zu beissen, den Namen hat,
kommt im ganzen mit den vorhergehenden ziemlich überein , nur ist der Kopf
etwas länger, der Brustschild aber kürzer, schmäler und auf beyden Seiten abge-
rundet. Auf dem Brustschilde hat er einen schwarzen getheilten Fleck. Auch [ha-
ben die Flügeldecken schwarze, sich in die gelbe Grundfarbe verlierende Längs-
streifchen.
4. Der graue Holzbock. Tab. I. Fig. 6.
Cerambix einer eus , coleopterorum faseiis duabus flavis , antennis corpore dimidio bre-
vioribus, thorace spinoso. Onomat. Hist. nat» P. II. p. 755. —
Habitat in Europa.
Degee r s Abhandl. zur Gesch. d. Ins. v. üöze. B.
V. S. 302 n. 1 Tab. IV. Fig. 6 Leptuye hargueuse,
die beissigte Lepture.
Frischs Beschr. von allerl. Ins. Teutschl. Th.
XIII. F. 2.
Füefslins Magazin der Entomologie, B.1I.S. i&a. 1
Geoffroy Hist. des Ins. I. p. 222. n. 1. Le SteH.
core lisse £ baud^s jauties.
GÖzens entomol. Beytr. I. S. 444. n. 49.
Schaefferi E!em. Entom. Tab. CXVIII. F. I.
icones Ins. Ratisb. Tab. VIII« F. 3.
Die
56
Die unbedeutende Abweichung dieses Insekts in Rücksicht der Grösse und
Gestalt von dem Inquisitor, hat den Linae bewogen , dasselbe nur als eine Spiel-
art des lezteren anzusehen. Allein, wenn auch die Grösse, welche höchstens eine
Linie mehr beträgt, und der ganze Habitus keinen merklichen Unterschied darbie-
ten • so sind sie doch in Rüksicht der Farbe überaus verschieden. Die Fühlhör-
ner des grauen Holzbocks sind aschgrau. Der dornichte Brustschild ist durch einen
quer durchlaufenden schwarzen und erhabenen Rand in zwey Hälften getheilt,
wovon die vordere mit zwey kurzen, schwarzen Streifen, die hintere mit einem
runden Fleck von gleicher Farbe bezeichnet ist. Die schwarzen , grauhaarichten
Flügeldecken unterscheiden sich noch besonders durch zwey in ihrer Mitte be-
fmdlichen neben einander stehenden , gelben Binden und die Füsse durch ihre eben-
falls schwarzgraue Farbe. Sie können sehr geschwind laufen und nachdrücklich
in die Finger beissen ,. sind hiiuifig in Schonen, auch anderwärts in Europa zu
Hause.
c. Der schwarzbraune Warzenkufe r. Tab. I. Fig. 7. und 8-
Cantharis fusca, thorace rubro: macula nigra, elytris fuscis. Linn. Syst. Nat. Ed.
Gmel. XIII. T. I. P. IV. p. 1890. n. 2. — HaLitat frequens in
Europae sepibus , rapacissima.
Blumenbachs Handb. der Naturgeschichte , V.
Aufl. S. 324. n. 1. Cantharis fw.cn.
Brali.ms Insektenkalender , Th. I. S. 114.
Degeers Abhandl. zur Gesch. d. Ins. von Göze.
B. IV. S. 36. Tab. II. Fig. 12 - 1 5- Tlieiephore ar-
doise, der schief er farbige IVarzenkäfer .
Fabricii Mantiss. Ins. I. p. 167. n. 1. Spec.
Ins. T. p. 257. n. 1.
Frisch s Ins. Teutschl. Th. XII. S. 36. n. 30.
Tab. VI. Fig. 5. Der schwarzbraune Holzküfer mit
dünnen FL'vgetn.
Geoffroy Hist. des Ins Tom. I. p. 170. n. 1.
Tab. lt. Fig. 8. l<* Cicindete noire.
Ggzens entomol. Beytt. 1. S. 528. n. 2. Der
schwarzbraune sifterscheinkäfer.
Götze, Natur, Menschenleben und Vorsehung,
b. in.
Herbst s Anleitung zur Kenntnifs der Insekten,
Th. I. S. 144. Tab. XX. Fig. 1.
Leske's Anfangsgr. der Naturgeschichte, Th. I.
S. 430.11. 1. Der schwarzbraune Afttncneinkiifer.
Linnaei Fauna Suec. n. 200. It. oel. 33.
Meyers Naturgeschichte der giftigen Insekten, Th.
II. S. 8 9- Schwarzbrauner IVarzenkäfer , Räuber.
Müllers Linn. Naturs. der Ins. B. I. S. 307. n,
2. Der Räuber.
Poda Ins. 40. n. 4.
Raji Hist. Ins. p. 84. n. 29. et p. 101. 11.2.
Coiit/mris scpiaritis major.
Schäfferi Klein, entom. Tab. CXXIII. Fig, 1. 2.
Icon. Ins. Ratisb. Tab. XVI. Fig. 9 — 12.
Scopoli Entemol. Carniol. 11. 120.
Sulz er s Kennzeichen der Ins. Tab. V. Fig. 2.3.
Die höchstens einen Zoll lange und nicht gar zwey Linien breite, überaus
weiche, zwölfringichte Larve dieses Insekts, hat einen schwarzen , ovalrunden,
hornartigen, mit zwey starken Zähnen, zwey kleinen Fühlhörnern, vier Bart-
spitzen,
8
spitzen, und zwey Augen versehenen Kopf, und einen unten platten, mit sechs
hornartigen Füssen versehenen Körper , hält sich gerne in feuchter Erde auf und'
nährt sich von andern Insekten, von Regenwürmern , auch von ihres gleichen.
Sie verwandelt sich im May in eine nur sechs Linien lange Nymphe von blafero-
ther Farbe, in welcher schon alle Th eile des vollkommenen Insekts sichtbar sind,
lind aus dieser Nymphe kommt im Junius der Wanzenkäfer selbst zum Vorschein.
Das Weibchen dieses Käfers ist sechs Linien lang und zwey Linien breit, das
Männchen etwas kleiner. Der Vordertheil des Kopfs von den Augen bis zum
Maule, der Brustschild, die Seiten und beyden lezten Ringe des Hinterleibes, so
wie der gröfste Theil der untern Fläche des Körpers , sind rothgelb. Der Brust-
schild ist vorne mit einem schwarzen Fleck bezeichnet , hinten mit einem schwar-
zen Saum eingefafst. Die nahe am Kopfe rothen Fühlhörner sind übrigens schwarz,
der Hintertheil des Kopfs , die Flügeldecken, die Füsse ausser den rostfarbigen
Hüften und beyden ersten Gliedern , aber dunkelschieferfarb.
An dem beynahe runden, oben etwas eingedrückten Kopfe (Tab. I. Fig 8),
der zwey, vor den Augen stehende, eilfgliedrichte , und die Länge des Hinterleibs
erreichende Fühlhörner (a. a.) hat, sind die Frefswerkzeuge vorzüglich merkwür-
dig. Sie bestehen aus zwey langen, hakenförmigen, sehr spitzigen Zähnen oder
Frefszangen (c d.) , welche sich geschlossen kreuzen , geöffnet aber das Insekt ziem-,
lieh furchtbar machen, und aus zwey langen und zwey kurzen an der Unterlippe
befindlichen Bartspitzen (b. b.). Der beynahe herzförmige Brustschild ist oben eben
und mit einem hervorstehenden Rande versehen , der Hinterleib so weich und
biegsam, dafs ihn dieser Warzenkäfer nach allen Seiten bewegen und gegen das
Brustschild zurückschlagen kann. Die durchsichtigen schwarzbraunen Flügel lie-
gen gefaltet übereinander auf dem Rücken, und den sehr biegsamen, länglichten,
gleich breiten, am Ende abgerundeten Flügeldecken, welche so beweglich sind,
dafs sie das Insekt in einem Augenblicke öffnet und davon fliegt. Die Füsse ha-
ben fünf ziemlich breite Gelenke und am Ende des lezten zwey kleine Krallen.
Es ist überall in Europa auf Wiesen , Hecken und Obstbäumen vom May
bis im August zu finden. Seine Larve hat man sogar oft im Winter auf dem
Schnee angetroffen, und hierdurch sich um so mehr berechtigt gehalten, an die.
Sagen vom Insektenregen zu glauben , da auch sie mit dem Schnee herabgefallen
zu seyn schien. Wahrscheinlich gräbt sie sich aber nicht immer tief in die Erde,
und hat vielleicht noch über derselben ihre eigenen Schlupfwinkel , aus welchen
sie auf besondere Veranlassungen hervorkommt. Das vollkommene Insekt wehrt
8 sich
58
sich mit seinen Frefszangen und beifst ziemlich empfindlich, zerfleischt damit an-
dere Insekten und frifst selbst die Seinigen auf, daher man ihm auch den Namen
Räuber gegeben hat. Nicht weniger wird dasselbe durch einen gelben übelriechen-
den Saft, den es bey sich führt, wegen einer besonderen Giftigkeit verdächtig.
Es begattet sich im Monath Junius auf den Pflanzen , wobey das Männchen dem
Weibchen auf dem Rücken lieget, und stirbt wahrscheinlich bald nach dieser
Begattung.
6. Der Laufkäfer.
Carabus, Antennae filiformes, Palpi sex. articulo ultimo obtuso, truncato. Thorax ob-
cordatus, apice truncatus, marginatus, Elytra marginata. Linn. S. N. E. G. XIII.
T. I. P. IV. p. 1959.
Amoreux Notice de Ins. de la France reput.
venim. p. 78 et 82. le Bupreste.
B ro gi a n i , de venenis p. 70.
Creutzer, C. Entomologische Versuche, Wien
1799. S. 107. Tab. II. Fig. 13,
Cuvier Tableau e'le'mentaire p. ?59. tes Carabes.
Digestorunt Libr. XLVIII , Tit. VIII. ad Legem
Corneliam de Sicariis et Veneficiis in Sect. III. §. 3-
,,Alio Senattis consulto effectum est, vt pigmentaria,
si cui temere cicutam, salaniandram , aconitum, pi-
tuocampas, aut bubrostim, mandragoram , et id,
qood lustramenti causa dederint cantharidas, poena
teneantur hujus legis."
Dioscorides Theriac. Cap. XX. ßtLn^srif.
Galen i de simpl. med. facult. L. XI.
Geoffroy Hist. des Ins. de Paris. T. I. p. 137.
Buprestis.
Meyers Naturgesch. der giftigen Ins. Th. I. S.
56 und 67. Laufkäfer.
M o n t i , H. J. medicinische Dictata a. d. Ital. gr. 8-
Stutg. 178 1. S. 24.
Müllers Linn. Naturs. der Ins. B. I. S. 3 ja.
Erdkiifr.
S p i e 1 m an n i Diss. de animal. ven. Als. p. 45.
Sulz eis Geschichte der Insekten. S. 61. Dtr
Laufkäfer.
Geoffroy , welcher den Linneischen Geschlechtsnamen Carabus mit Buprestis
vertauschte, den Linneischen Buprestis aber unter Cu cujus oder Richard zu begreif-
i en für gut fand, und nach ihm Spielmann, Amoreux, Meyer etc. glauben, dafs die
Erzehlungen der Alten vom Gifte der Bupresten in die Geschichte der Laufkäfer
gehören, d wirklich scheinen sie nach allen Umständen unter ihren ßxTfgrjsys
unsren Carabus verstanden zu haben. Dieser hat starke, hervorragende Kinnladen,
zwey borstenförmigs Fühlhörner und sechs mit einem breiten , kolbenförmigen
Gliede sich endigende Frefsspitzen ; ein bey nahe herzförmiges , am hinteren, schma-
leren Ende aber mehr oder weniger ausgeschnittenes oder abgestumpftes und mit
einem erhabenen Rand umzogenes Brustschild ; einen breiten, länglicht- runden,
ebenfalls mit einem Rand versehenen Hinterleib; und sechs lange mit starken
Schenkeln, Schienbeinen und fünfgliedrichten , zweykrallichten Fufsblättern ver-
sehene Füsse.
In
59
In allen Welttheilen giebt es verschiedene Arten dieses Geschlechts. Allen
ist ein schneller Gang eigen, von welchem sie auch den Namen Laufkäfer erhal-
ten haben. Sie und ihre Larven sind überaus raubsüchtig und gefressig, verzeh-
ren nicht nur andere Insekten , sondern auch ihres Gleichen. Gegen ihre Feinde
können sie sich nachdrücklich vertheidigen. Schon die kleineren Arten beissen
mit ihren starken Kinnladen heftig, weit mehr müssen dieses aber die grösseren
z.B. der Carabus Gigas können, den Creutzer so schön abgebildet hat , und der mit
einem fürchterlichen Gebisse versehen ist. Ausserdem besitzen sie noch zwey an-
dere abschreckende Eigenschaften. Ihre Oberfläche schwizt nemlich eine kleb-
richte Feuchtigkeit aus, welche schon in einiger Entfernuug einen üblen Geruch
verbreitet , einen noch ekelhaftem und kaum zu entfernenden aber in der Hand
zurückläfst. Sehen sie sich ferner von einiger Gefahr bedroht, oder fallen ihren
Verfolger in die Hände; so geben sie eine braune, stinckende und kaustische
Feuchtigkeit durch Maul und After von sich. Überhaupt kommen sie nach Dios-
corides und Galen in Rücksicht der Schärfe und Kausticität mit den Canthariden
überein, und Geoffroy, der die meisten Laufkäfer für giftig hält, ist in der Mev-
nung, dafs man sie, als Arzneymittel, vollkommen den Canthariden substituiren
könne , indem diese vielleicht noch weniger Kausticität, als jene besäfsen. Als die-
ser berühmte Naturforscher einsmals einen grossen Carabus etwas stark drückte*
so kam ein Strahl scharfer und brennender Feuchtigkeit hervor, der seinem der
Untersuchung beywohnenden Freunde ins Auge spritzte, worauf dieser einen sehr
heftigen Schmerz «rlitt. ' Er selbst bekam nur zwey Tropfen auf die Lippe und
empfand hierauf sehr heftiges Brennen. Geoffroy schliefst hieraus, dafs ein so
kaustisches Insekt innerlich angewendet, als ein sehr starkes und gefährliches Gift
wirken könne. Was Geoffroy s Freunde wiederfuhr, begegnete Herrn Meyer durch
den gekörnten Lauf käf er (Carabus granulatus). Er sprüzte, als er ihn an einem
heissen Tag von der Erde aufhob , seinen schwarzbraunen Saft von sich wovon
dem Untersucher einige Tropfen in die Augen kamen und ein schmerzhaftes
Brennen veranlafsten.
Bey den Alten war dieses Insekt vorzüglich wegen des Schadens, den es
dem Rindviehe brachte, merkwürdig, und furchtbar. Sie sahen es nemlich als
die Ursache der verheerenden Rindviehseuche an und gaben ihm den Namen
ßsTtoYj^tji- welches so viel als ein , den Ochsen eine Entzündung erregendes Insekt
bedeutet, weil sie glaubten, dafs sich dasselbe im Grase aufhielte, und wenn es
von dem Rindvieh auf der Weide mit verschluckt würde, eine Entzündung, und
alle
6o
alle, von den Canthari Jen gewölinlich veranlagten ähnlichen Zufälle, ausserdem aber
noch ein tympanitisches Anschwellen des Thiers hervorbrachte , wovon dieses In-
sekt auch den Namen Oclisenschweller (Enße-boeuf) erhalten hat. Auch hielten sie
es für ein dem Menschen tödtliches Gift, und verhängten durch die Lex Cornelia
die Todesstrafe über diejenigen , welche dasselbe boshaft unter das Gelränke oder
die Speisen mischten. Sogar liest man in Monti's Diktaten, dafs noch in den neuern
Zeiten die Vergiftung mit dem Weine der Consekration von dem Buprest her-
geleitet wurde.
Als Gegenmittel wider die Wirkungen der in den Magen gekommenen Lauf-
käfer empfiehlt Geoffroy starke Purganzen — ich würde Brechmittel vorziehen —
ferner schleimichte , säuerliche Getränke, eine Aderlafs , wenn Entzündung da ist,
und alle gewöhnliche Gegengifte. Im Ganzen findet hier wohl die nemliche lieil-
art, wie bey der Gantharidenvergiftung Statt.
7. Die spanische Fliege. Tab. XIII. Fig. 2.
Meloe vesicatorius , alatus viridissimus nitens, antennis nigris. Linn. Syst. N. Ed. Gm.
XIII. T. I. P. IV. p. 2013. n. I. — Habitat in Ligustro , Fraxino, Sambuco, Syringa,
Persiae populo tremüla, Tatariae, lonicera tatarica , Calabriae qnomie asperula,
ofßcinalis pro vesicatoriis.
Aetii Tetrab. IV. Serm. I. Cap. 4g.
Albanus de Venenis Cap. LX1V.
Albini, B. Diss. de Cantharidibus. (Resp. Hein-
sius) Francof. 0. 1687. 4.
Adrovandus de Insect. 276. Cantharis major.
Alexander, G. de Cantharidum usu et historia
Edinb. 1769. 4.
Amoreux Notice des Insect. p. 73.
Ardoynus, de Venenis. Lib. VIII. Cap. 9.
Baglivi Diss. de usu et abusu vesicantium. CIL
$■ 4-
Barrere Observat. Anatom, p. 205.
Bartholin us, Th. Cantharidum usus internus.
Hist. Amst. Cent. V. bist. 82. p. 159. Act. Hafn.
Vol. IV. p. 186. Epist. Med. Cent. IV. p. 292.
Blumenbachs Handb der Naturgesch. S. 328.
n. 3. Die spanische Fliege.
B o rr i c h , Ol. Cantharidum examen. Act. Hafniens.
Vol. IV. Obs. 80. et Vol. V. Obs. 89.
Carolus, Th. de Cantharidibus. Eph. N. C. Dec.
II. ann. 5. Obs. 36. p. 66.
Carson, J. Diss. Cantharidum historia , operatio
et usus, Edinb. 1776. 4.
Ciceronis Epist. L. IX. Ep. XXI.
Cordus, Valer. Aunot. in Dioscoridis Mat. Med.
Lib. IL Cap. 65. 66.
Cuvier, Tabteau e'le'mentaire. p. 541. la Cantha-
ride des uoutiqiies.
Degeers Abh. zur Gesch. der Ins. von Goze. B.
V. S. 241. n. 2. Tab. I. Fig. 9 — 12. Cantharidt
vesicatoire , der Blaseuzieher.
Dioscoridis Alexiph. Cap. I.
Erastus, Th. modus, quo Cantharides tarn velo-
citer ad vesicam perferuntur ; in Smetii Miscellan. L.
IL p. 109.
Fabricii Syst. Ent. p. 260. 77. 1. Spec. ins.
Tom. Lp. 32 8- »• • . Mant. ins. I. p. 2 15. D. 1 . Lijtta
vesicatoria, »
. Fabric. ab Achen Chir. p. 6 8 8-
Forster, E. Diss Cantharidum historia naturalis,
chemica et medica. Lugd. Bat. 1775. 4. (Versuche
an Hunden.)
Fuchs ius, in Cantharidum exhibitione alas , tan-
quam magis exitiosas, minime esse abiieiendas; in
Paradoxor. Libr. I. C. 39. Fol. 91.
Fuefsly, neues Magazin der Entomologie, B. II.
S. 126. Naturgesch. dsr Canthariden , und S. 225.
besonderer Gebrauch der Canthariden in verschiede-
nen Krankheiten. Ga-
Galenus, de Sin.pl. Med. faculat. L. XI. de Can-
tliar.
Gallo, J. M. de morte subitaneo virginis, quae
comedit Bingelkraut, cui insidebaut cantliarides ; in
ejus Opusculis medico -pr:icticis. Romae 1752. 4.
Gazette de Sante-. 1777. n. 14. p. 54.
Geoffroy, Hist. des Ins. de Par. T. I. p. 341.
n. I. Tab. VI. Fig. 5. la Cantharide des boittitjues.
Geyeri, F.D. Targelus Apollini sacer, continens
Trigam medicam e regno Animali etc. , I. de Cantha-
ridibus. Lips. 1687. 4.
Gmelin's, J. F. allgemeine Geschichte der Gifte.
Th. I. Leipz. 1776. S. 306. spanische Fliege.
Gözens entomol. Beytr. I. S. 695. n. 3. ßlelol-
vesicatorius , die eigentliche spanische Fliegt. Desselben
Gesch. schädl. Ins. S. 2 2 4. Canthari/lenßiege.
Grenevelt, J. Traite de la sörete" de l'usage in-
terne des cantliarides. Londres 1698. 8-
Hart wann i, P. J. Diss. de Hyperdiuresi ex per-
verso Cantharidum usu externo orta ( Resp. Forell)
Francf. O. 4.
Heer, v. Observat. med. Lugd. Bat. 1685. Obs. IX.
Heide, Ad. Cantliarides cuti impositae strangu-
riam excitant; in ejus Observ. Cent. p. 194.
Hellefeld, Diss. Experimenta circa venena.
Götting. 1760. p 65. (Versuche an Hunden.)
Herbsts Anleitung zur Kenntnifs der Insekten,
Th J. S. 179. Tab. XXVIII. Fig. 2.
Hildanus, F. de noxis ex Cantharidibus. Obs.
Cent. VI. Obs. 98 et 99. edit. oper. 1632. Fol.
p. 631.^
Hou ttuy n, Natuurlyke Histor. volgens Linnaeus.
Tom. X. p. 7.
Jaeger, C. F. Diss. de Cantharidibus earumq.
actione et usu, (Resp. Kaiser) Tubingae 1769. 4.
Jons ton, Hist. Insect. p. 76. T. VII.
Kirchdorf, M. Diss. de Cantharidibus Regio-
monti. 1 7 1 1 . 4.
Lachmund, F. de Cantharidibus in magna co-
pia prope Hildeshemium captis , in Mise. Ac. N. C.
Ann. IV et V. 1673. p. 242. Obs. 186.
Lindestolpe de venenis p. 136.
Linnaei Faun. Suec. 827; Amoen. Acad. T. VT.
p. 132; It. Scan. 186. Cantharis of/icinarum ; Diss.
Meloe vesicatorius (Resp. Lenaeus. ) Ups. 1762, 4.
Lösekens, J. L. L. Materia medica, 6. Aufl.
S. 254-
Loschge, Beytrag zurGesch. der spanischen Flie-
ge, im 23. Stück des Naturforschers, S. 37. Tab. I.
Fig. 1 — 8.
M a g n e n u s , ]. C. Exercit. de Manna Cap. I.
Meyers Naturgesch. der giftigen lnsecten. Th. I.
S. 3 9-
Mouffetti Theatr. Ins. 144. Cantharis officinar
Müllers Linn. Nat. Syst. der Ins. ß. I. S. 180
Tab. VIII. Fig. 6. Die spanische Flüge.
Muralto, J. A. , de Cantharidibus vaiia scripsir
in Eph. N. C. Dec. II. ann. 2. Obs. 20. p. 44. Obs.
ai. p 46. Obs. 22. p. 47.
Nicandri, Alex. Theriaca et Alexipharmaca.
p. 137.
Olivavd Obs. de Symptomatibus per Cantliarides
produetis; in Roux Journal de Me'de'cin Tom.XXXXVI.
p. 242. ,
Oitomatol. Hist. nat. P. V. p. 1 54.
Pare, Opera chirurgica, Francof. ad Muen. Fol.
1594. Lib. XX. de venenis Cap. XXVIII.
Paul. Aegin. Lib. V. Cap. XXXI.
Plinii, Hist. nat. L. XI. Cap. XXXVI.
Probst, J. F. J. Diss. de Säle volatili Cantharid.
Argent. 1759- 4-
Raji Hist. Ins. I. p. 341. Cantharis vulgaris offi-
cinar um.
Rumpel, R. F. C. Progr. de Cantharidibus eo-
rumque externo et interno usu. Erf. 1764. 4.
Sande (J. B. van den) Kennzeichen der Güte und
Verfälschung der Arzneymittel , übersetzt von Hahne»
mann. Dresd. 1787. S. aor.
Scaliger de Cantharidibus, de subtil, exerc, 1 84.
P. 605.
Schaeffer Eiern, ent. Tab. XXXIII. Fig. 1. Icon.
Ins. Bat. Tab. XLVII. Fig. 1.
Schwenkfeld Theriotr. Siles p. 520.
Scopoli Ent. carn. 185«
Sitonus de' Cantharidum cum vesica et seminis
amnios cum cantharidibus antipathia, in ejus Miscell.
Tract. 21. p. 103.
Stenzel, C. G. Diss. de Cantharidibus prosperae
adversaeq. valetudinis auetoribus. (Resp. Herrnann )
Witt. 1740/4. Ejusd. Diss. de externo Cantharidum
usu imprudentum prudentumque asylo medicorum.
(JResp. Häntschel. ) Witt. 1743 4. Ejusd. Diss. de
Cantharidibus aHisque aphrodisiacis veneri inimicis
arr.icisq. (Resp. Hörn) Witt. 1747. 4.
Stocker aNeufor 11, J. C. Diss. de usu Can-
tharid. interno. Götting. 1781.
S w i e te n , van, Commentarii in Boerhavii Aphoris.
mos. Lugd. Bat. 1766. Tom. V. p. 486.
Thouvenel Me'moires sur les prineipes et les
vertus des Substances animales m^dicamenteuses,
Bordeaux 1779. p- 38-
Tode, J. C. medicinisch- chirurg. Bibliuth. B.VII.
Stück 1. S. 1 9 r.
Tour ne fort Traite' de la matiere medicale. T. I.
Lib. I. p, 265.
Tralles, Usus vesicantium salubris et noxius in
morborum medela, solidis et certis prineipiis substra-
tus. Vratislav. 1782.
Unzers medicinisches Handb. Leipz. 1789. S.
560.
Vallisnieri Observazioni sopra la Cantaride de
gigli; in operum To. 1. p. 255. c. f.
Vo-
6^
Vogel, R. A. Diss. de venenor. quorund. virtute
tnedica, inpr. Cantharidum ad morsum animalium ra-
bidorum praestantia. Gbttingae i 762. 4. Ejusd. Hi.
storia materiae medicae Lugd. Bat. 1758. p. 34c
Wedel, G. VV. Diss. de C'antharidibus (Resp. Arz-
Wieser) Jenae 1717. 4-
Wliitaker, W. Diss. de Cantharidibus. L. Bat.
1718.
Wich mann Diss. de insigni venenor. quorund.
virtute medica, imprimisq. cantharidum ad morsum
animalium praestantia, Goettingae 1726.
Wiel (Stalpart van der) Cantharides corpori ex-
terius admotae etiam vesicae noxiae; in Ejusd. Obs.
Cent I. Obs. 83. P- 353-
Wil brecht, in der Geschichte und den Versu-
chen einer chirurgischen Privatgesellschaft zuCoppen-
hagen, 1774. Wahrnehm. XXVI.
Wolffs, G. J. Arzeneykundige Abhandlungen,
S. 95.
Zacutus Lusit. an Cantharides sint venenosae.
Medic. Princip.Histor. L. II. ed. oper. To. I. p. 395.
Die spanische Fliege griechisch xctv&txgis, englisch Spanisch Flies, entsteht
aus einem cylindrischen , an beyden Enden abgerundeten, gelben und undurch-
sichtigen Eye , welches das Mutterinsekt in die Erde verbirgt , und aus -welchem
in vierzehn Tagen, bis drey Wochen ein kleiner, raupenähnlicher Wurm hervor-
kommt, der einen runden, mit zwey Fühlhörnern versehenen Kopf, einen gleich
dicken, hinten etwas zugespitzten Körper, und an dessen Vordertheile sechs Füsse,
am Ende aber zwey schwanzborsten hat. Kopf, Rücken und Hintertheil sind schwarz,
der mittlere Theil des Körpers aber gelb. Diese Würmer halten sich gewöhnlich
in der Erde auf, und verlieren sich nicht selten in die Ameisenhaufen , um sich
von den Ameisenpuppen zu nähren. Sie verwandeln sich wahrscheinlich in Nym-
phen, aus welchen das vollkommene Insekt hervorkommt. Lezteres ist überhaupt
zehn Linien lang und drey Linien breit > das Männchen jedoch immer etwas klei-
ner. Die Farbe des ganzen Körpers ist glänzend goldgrün und spielt ins Himmel-
blaue, nur die Fühlhörner sind, ausser den zwey ersten Gelenken am Kopfe,
schwarz. Der Brustschild erscheint unter dem Vergrösserungsglase fein punktirt
und die langen , schmalen Flügeldecken sind einigermassen gestreift. Vor den
etwas ausser dein Kopf hervorragenden, ziemlich grossen, ovalen und schwarzen
Augen, stehen die eilfgliedrichten, spitzig zulaufenden Fühlhörner. Der Hinter-
theil des Kopfs ist in zwey Buckeln gewölbt , der Vordertheil , ausser den vier Bart-
Spitzen, mit zwey starken, schwarzen Zahnen versehen. Der Brustschild ist an
den Vorderecken abgerundet, an den Hinterecken mehr spitzig, übrigens uneben.
Die hornartigen, dünnen, biegsamen, am Ende abgerundeten Flügeldecken, be-
decken ganz die hellbraunen, sich auf den Rücken kreuzenden und am Ende et-
was gefalteten Flügel. Von dem überhaupt langen und dünnen Füssen , sind die
vier vordem Fufsblätter fünf- die zwey hinteren aber viergliedricht , alle aber am
Ende mit vier langen Krallen versehen.
Ehe-
63
Ehemals glaubte man, dafs diese Insekten vorzüglich in Spanien zu Hause
wären, bezog sie von daher zu pharmacevtischen Gebrauch, und gab ihnen des-
wegen den Namen spanische Fliegen. Gegenwärtig weifs man , dafs sie in allen war-
men Gegenden von Europa, namentlich in Frankreich, in der Schweiz, in Italien,
in Kalabrien , wo man sie vorzüglich auf dem Waldmeister (asperula arvensis) an-
trifft, auch in nördlicheren Gegenden z.B. in Deutschland, Holland, England, in
den südlichen Provinzen von Schweden, wie in Schonen, wo sie sich auf dem Li-
guster, spanischen Flieder (Syringa vulgaris) und Eschenbämnen aufhalten, und
auch ausserhalb Europa z. B. in Persien auf der Zitterespe , und in der Tartarey auf
der tartarischen Lonicere zu linden sind. Die Monathe, wo sie am häuffigsten
und gewöhnlichsten vorkommen , sind der Junius und Julius. Sie leben alsdann
gesellschaftlich nicht nur von den Blättern der schon angegebenen Pflanzen , son-
dern auch der Hahnenbutten, des Hartriegels, des Geifsbarts, der Hundszunge,
der Weide, des Ulmen- Eichen- und Olivenbaums, die sie, nach ihrer ausseror-
dentlichen Gefressigkeit , manchmal ganz entblättern, so dafs diese Bäume und
Sträuche darüber verdorren. Nebst der Befriedigung ihrer Frefsbegierde erfüllen
sie noch durch die Begattung die Bestimmung ihres kurzen Daseyns. Bey dieser
besteigt das Männchen den Rücken des Weibchens , umfafst es mit seinen Füssen,
und sucht mit seinem Schwanzende die Schwanzspitze des Weibchens zu errei-
chen. Die Plättchen des männlichen Schwanzendes theilen sich so dann, und es
tritt aus demselben ein kleines kugelförmiges Zeugungsglied in die geöffnete
Schwranzspitze des Weibchens.
In Hinsicht auf Nutzen und Schaden gehören die Canthariden zu den merk-
würdigsten Insekten. Sie haben das Eigne , dafs sie weder besondere Giftbehält-
nisse, noch besondere Werkzeuge, womit sie verletzen könnten, besitzen; son-
dern dafs sie selbst ganz Gift sind. Dieses erkannte schon Galenits , der bemerkte,
dafs die ganze Substanz dieser Insekten auf eine unbekannte Art als Gift wirke,
und Dioscorides und Plinius , die sie unter die Gifte rechnen. Überhaupt beweist
di'e Menge der angeführten Schriftsteller, wie allgemein anerkannt ihre Giftigkeit
in den älteren und neueren Zeiten war, und wie sehr sie Ärzte und Naturforscher
ihrer Aufmerksamkeit würdigten. Nicht nur das lebende, frische; sondern auch
das todte, schon in Pulver verwandelte Insekt, äussert diese Giftigkeit auf eine
auffallende Weise , und kann sie nach van den Sande wohl dreysig Jahre behalten.
Auf die Geruchsorgane macht es einen überaus unangenehmen Eindruck,
und verbreitet oft weit um sich her seine ekelhafte Ausdünstung, vorzüglich bey
einem
6 4
einem bevorstehenden Gewitter, und bey Untergang der Sonne, wenn es biswei-
len in ganzen Schwärmen die Luft erfüllt , oder auf Bäumen in grossen Haufen
beysammen lebt. Man hat Beyspiele, dafs Personen, die unter solchen Bäumen
eingeschlafen waren, vom Fieber befallen worden sind, und Magnenus erzehil,
dafs man im Jahre 1628 die vor der heiligen Kreutz - Kirche bey Pavia gestände-
nen Eschenbäume habe ausrotten müssen, weil die Süssigkeit des an diesen Bäu-
men befindlichen Manna's so viele spanische Fliegen herbeygelockt hatte , dafs der
Gestank den Personen , welche diese Kirche besuchten , unerträglich wurde. Auch
die schon zu Pulver gestossenen Canthariden verbreiten noch diesen flüchtigen Ge-
ruch, und es leiden davon besonders diejenigen, welche sie pidverisiren, ohne
den Mörsel zu bedecken. Nicht weniger heftig und unangenem ist er in dem aus
frischem Cantharidenpulver bereiteten Blasenflaster. Ich habe bemerkt, dafs er
durch einen starken Verband und die Ermel eines dicken Camisols drang, und
reizbare , sanguinische Personen mit einer solchen Beängstigung und Blutwallung
aus dem Schlafe erweckte , dafs sie nicht mehr einzuschlafen im Stande waren.
Vorzüglich merkwürdig und bey einer unvorsichtigen Anwendung schädlich
ist die Wirkung der Canthariden auf die Haut. Man mufs sich daher hüten, sie
mit blosen Händen anzufassen, oder lange darinnen zu halten, wenn man sie :un»
tersuchen oder zu pharmacevtischen Gebrauch sammeln will. Sie veranlassen ein
Brennen in der Haut , durch diesen Reiz auf Nerven und Gefässe eine Entzündung
und einen Zuflufs seröser, zuweilen gallertartiger Feuchtigkeiten, die sich unter
dem Oberhäutchen in einer gemeinschaftlichen grossen , oder in mehreren kleinen
Bläschen ansammeln. Die nach geöffneter Blase darunter blos liegende Haut ist
überaus entzündet, empfindlich, ja schmerzhaft und zu einer, ger turne Zeit fort-
dauernden Eiterung geneigt. Je frischer das Cantharidenpulver und das davon be-
reitete • Blasenpflaster ist, desto schneller äussert es diese Wirkung, und zieht oft
.schon in fünf bis sechs Stunden eine vollkommen erhabene Blase, wenn ein altes
erst in acht bis zwölf Stunden eine unvollkommene bildet.
Wird ein an sich gut bereitetes, und, nach einem in manchen Apotheken
eingeführten üblen Gebrauch, noch überdies mii groben Cantharidenpulver be-
streutes Blasenpflaster, ungewöhnlich lange liegen gelassen, oder das Canthari-
dengift, es sey in Pulver oder Tinktur, auf die verwundete Haut angebracht; so
v.eranlafst es nicht nur eine heftige Entzündung und tiefe Eiterung, sondern bis-
weilen auch bey sehr empfindlichen, bey alten oder solchen Personen, welche
schlechte Säfte und ödematöse Geschwülste haben, den Brand.
Aus-
6r>
Ausser diesen nachtheiligen Wirkungen auf unsre Haul: hat dieses Gift
durch die Resorption und Aufname in die Masse unsres Bluts alle die üblen Fol-
gen, welche es innerlich beygebracht oder angewandt nach sich zieht, und welche
wir unten besonders kennen lernen wollen. Die Saugadern unsrer Oberfläche
nemen die von den lebendigen spanischen Fliegen ausschwitzende Materie bey
Personen, die sie mit blosen Händen sammeln, oder den im Cantharidenpulver
enthaltenen Giftstoff, wenn er zu anhaltend auf die Haut wirkt, auf, und bringen
ihn in die Saugaderdrüsen, durch welche die eingesogene Feuchtigkeit erst drin-
gen rmifs, um in das Blut zu gelangen. Diese Drüsen schwellen vom Reiz der
Schärfe auf und es entstehen daher am Halse, unter den Achseln, in den Wei-
chen und überall Knoten, wo Drüsen sind. Man hat sogar Beyspiele, dafs von
den an den Füssen applicirten Vesicatorien , die Leistendrüsen so sehr angelau-
fen sind, dafs sie von Unerfahrnen um so mehr für Bubonen angesehen wurden,
weil das eingesogene Cantharidengift zugleich umvillkührliche und schmerzhafte
Erektionen erweckt hatte. Dergleichen Bubonen zertheilen sich aber von selbst,
wenn das spanische Fliegenpflaster entfernt worden, und die Stelle geheilt ist,
wo dasselbe gelegen war. Eine zweyte, schwer zu erklärende Wirkung äussern
die zu lange auf der Haut liegenden spanischen Fliegen , auf die Urinwege. Es
erfolgen darauf nicht nur öfterer Drang zum Harnen und ein reichlicherer Ab-
gang des Urins, sondern auch oft mehr oder weniger starke Entzündungen der
Nieren, der Harnleiter, der Harnblase und Harnröhre , mit blutharnen, beschwer-
lichem , nur tropfenweise erfolgendem Urinabgang oder gänzlicher Verhaltung des-
selben, welche Zufälle nicht sehen, Convulsionen, Delirien, ja den Tod zur Folge
haben. In Rücksicht dieser Harnbeschwerden erfordert der äusserliche und in-
nerliche Gebrauch der spanischen Fliegen hauptsächlich bey solchen Personen
die grofste Behutsamkeit, welche an Gries, Stein, schleimichten Hämorrhoiden der
Blase, Carunkeln und andern Hindernissen der Urethra leiden , und deren \b- und
Ausscheidungsorgane des Harns überhaupt sehr reizbar sind. Man hat Beyspiele,
dafs solchen Peronen schon der Geruch der Canthariden, leichte Harnbeschwerde
machte, und in der Gazette de Sante' liest man den merkwürdigen Fall, wo ein
Kunstverständiger blos dadurch einen heftigen Schmerz in der Urinblase und einen
Krampf in den Waden bekam, dafs er eine halbe Unze Cantharidenpulver, wel-
ches noch überdies doppelt in Papier eingewickelt war, mehrere Tage in seiner
Westentasche trug. Gelangt endlich das Cantharidengift mittelst des Saugadersy-
stems zum Herzen und in das Arteriensystem; so werden bey de durch dieses
g erhi-
66
•erhitzende Reitzmitlel ausserordentlich in Thätigkeit gesezt, und Hitze, Wallung,
Beängstigung , Andrang der Säfte nach Brust und Kopf veranlaßt.
Alle diese Zufalle erfolgen, nur in weit höherem Grade, auf den innerlichen
Gebrauch der Canthariden , vorzüglich bey sein- reizbaren , zu Krämpfen geneigten
Personen, und überhaupt da, wo das Nervensystem leidet, jedoch nach Bartho-
ii/is und Hildans Bemerkung immer mit geringerer Gefahr, wenn sie ganz, als wenn
sie in Pulver verschluckt werden. Dioscorüles und mit ihm beynahe übereinstim-
mend Plinius, Nicanderj Paul von Aegina, Bagliv und viele andere versichern , da(s
Personen, welche zufällig oder vorsetzlich Canthariden genommen haben, vom
Mund bis zur Blase und zum After die schmerzhafte Empfindung", als ob alles an-
gefressen wäre, einen Pech- oder Cedernharzähnlichen Geschmack im Munde, ein
Brennen in der Herzgrube, ausser den schon angegebenen Beschwerden in den
Urinwegen, erhalten und überdies beständig an Ekel, ruhrartigen Stuhlgängen,
Schwindel, Niederschlagenheit und Mangel des Bewustseyns gelitten hätten. Hier-
mit stimmen auch die von Kumpel, Forster, Tralles , Stockar, Fueßly und andern
Schriftstellern gesammelten Beyspiele überein, so wie Wittbrechts Erzehlung von
einer fünf und dreysig jährigen Jungfer, welche ein Qüint spanisches Fliegenpul-
ver, statt eines Laxierpulvers genommen hatte. Öhngeachtet dieses durch ein
bald darauf genommenes Brechmittel grossentheils wieder ausgeworfen worden ist,
so wurden die gewöhnlichen Zufälle dadurch doch nicht abgewendet. Es erfolgte
uemlich heftiger Schmerz im Magen und Darmkanal, beständiger Ekel und Bre-
chen, ein unerträgliches Urinbrennen und Blutharnen, ein kleiner, harter, aus-
setzender Puls« Kälte des Gesichts, der Hände undFüsse, kalter Schweifs, öftere
Zuckungen und nur mit Mühe wurde die Kranke errettet. In anderen Fällen er-
folgte wirklich der Tod. So starb z.B. der römische Bitter Cosanus, dem ein
ägyptischer Arzt einen Trank von spanischen Fliegen verordnete, und, nach Ci-
ceros Erzehlung , Cajus Carlo nach genommenen Canthariden. Auch Barrere er-
zehlt, dafs ein sechzigjähriger gesunder und starker Mann auf eine Drachme Can-
^iharidenpulver Leibschmerzen und Strangurie bekam und, als am andern Morgen
ein Arzt herbeygerufen worden, schon über und über mit einem klebrichten
Schweifs bedeckt war, kalte, mit Flecken besezte Extremitäten, einen kaum fühl-
baren Puls, einen aufgetriebenen und gespannten Unterleib hatte, und wenig Stun-
den darauf starb. Bey der Leichenöffnung fand man das Bauchfell voll Brandflecken,
den Hals und Boden der Urinblase überaus entzündet, diese überhaupt sehr ausge-
dehnt und lauter brandige Streife in ihrem Umfange.
Zfto u-
6?
TJiouvenel, der die chemische Analyse der Canthariden lieferte, fand die
corrosive Beschaffenheit dieses Gifts in einer, mit einer fetten oder öligten Mate-
rie verbundenen Säure. Gm e/m wagt es nicht, mit Zuversicht zu behaupten, auf
welchem Grundstof eigentlich die Schärfe der spanischen Fliege beruhe und ist un-
gewifs, ob er sie in dem darausgezogenen Harze oder in dem sich durch das Auf-
brausen mit Säuren verrathenden Laugensalze suchen soll. Lüseke äussert sich
hierüber bestimmter und glaubt, dafs der Hauptbestandtheil dieses scharfen Wesens
weder in dem stinkenden, gelben Öle, noch in dem scharfen, flüchtigen Laugen-
salze, als man bey der Destillation erhält; sondern in dem harzigen Extraktiv-
stoffe liege, den man durch Weingeist aus den spanischen Fliegen ziehen kann.
Wahrscheinlich gehört zum Wesen dieses Gifts die innige Verbindung aller dieser
Bestandteile.
FuefxJy sagt: „es ist nicht schwer zu ei kennen, ob jemand dieses Gift be-
kommen habe. Die Symptomen, welche darauf folgen, sind demselben so eigen,
dafs sie den Arzt nicht lange in Zweifel lassen können. Ausser dem besonderen
Geschmack im Munde, und dem Schmerz in den Hypochondrien, ist noch ein
Jucken in den Schaamtheilen , Harnwinde und bald ein blutiger Harn vorhanden,
welcher unter dem heftigsten Brennen nur tropfenweise abgeht. Hilft man nicht
schleunig, so kommt der Kranke von Sinnen, delirirt, bekommt Schwindel, Zuk-
kungen und stirbt."
Die Heilart ist die nemliche, welche bey allen scharfen, äzenden Giften
statt findet. Ausserlich legt man auf die von den Canthariden angegriffenen
Stellen der Haut, Schleime, Milch oder ÖL Das in den Magen gelangte Gift
verlangt aber gleich anfänglich die Ausleerung desselben durch Brechmittel so-
dann aber müssen einwickelnde, die Schärfe des Gifts abstumpfende Mittel z. B.
schleimichte Getränke , Milch, Öle, Honig mit Wasser etc. in Menge, durch Mund
und After lauwarm beygebracht, auch äusserljch erweichende Bähungen auf den
Unterleib, vorzüglich in der Schamgegend, ferner öligte , schleimiohie Einsprit-
zungen in die Blase gemacht Und besonders noch der Kampfer, als das wahre
Gegengift der spanischen Fliegen, in starken Gaben zu zehn und mehr Gran, am
besten in einer Emulsion angewendet werden. Bisweilen erfordert der entzünd
liehe Zustand noch Aderlassen, laue Bäder und andere antiphlogistische M -ttel.
8. Der
68
8. Der Raubkäfer.
Staphyllnus i Antennae moniliformes. Palpi quatuor, Elytra dimidiata. Alae tectae.
Cauda simplex, exserens duas vesiculas oblongas. Linn. S. N. E. G. .XIII. T. I.
P. IV. p. 2025.
B]umenbat,!'S Handbuch der Naturgesch. S.
329. n. 29.
Meyers Naturgesch. der giftigen Insekten, Th. I.
S, 34. Raubkäfer.
Müllers Linne"isches Natursyst. der Ins. B. I.
S. 387. Raubkäfer.
Onomatol. Hist. natural. B. VII. S. 292. Das Raub,
kufer - Geschlecht.
Sulzers Gesch. der Ins. S. 68. Raubküftr.
Die Insekten dieses ziemlich zahlreichen Geschlechts entstehen aus Larven,
die sich in feuchter Erde aufhalten, und sind nach Verschiedenheit der Arien
überaus verschieden in der Grösse, die von der einer Linie bis zu der eines Zolls
steigt. Sie haben paternoster - oder perlenschnurförmige Fühlhörner, vor den-
selben meistens ein scharfes Zangengebifs, kurze, erwan die Hälfte des Hinterlei-
bes bedeckende Flügeldecken und am Schwanzende zwey verborgene, länglichte
Bläschen, welche sie hervortreiben können, übrigens sechs Füsse , welche nichts
Auszeichnendes haben. Die meisten Arten dieser Raubkäfer sind schwarz , andere
O
fallen mehr ins blaue, noch andere sind gelb, braun oder roth, die Schwanz-
bläschen aber gelblich und bey den schwarzen Arten weils. Sie sind sehr ge-
schwind, welches ihrer Raubsucht, wovon sie auch den Namen erhalten haben,
sehr zu Statten kommt, leben meistens von andern Insekten, und sind nicht nur
in, sondern auch ausserhalb Europa zu Hause.
Die grösseren Raubkäfer beissen ziemlich schmerzhaft, und geben einen
.schmierigen, schwarzgelben, übelriechenden Saft von sich, wenn sie gefangen
werden und in Lebensgefahr sind, dessen Giftigkeit jedoch noch zweifelhaft ist.
9. Der grosse Ohrwurm. T;ib. I. Fig. 9. und 10.
Forficula auricularia , elytris apice alias, antennis 14 articulatis. L. S. N. E. G. XIII.
T. I. P. IV. p. 2038- n. I. Anioenit. acad. Vol. III. p. 343. Faun. Suec. p. 860. —
Habitat in Europae fructibus frequens: aures dornnentium intet dum intrans, spiritu
frumenti pellenda.
Berlinhche Sammlungen, B. VIII. S. 342. Bemer-
kungen über den Ohrwurm.
Bl umcnbach s Handb. der Naturgesch. ste Aufl.
5. 329. n. i. Ohrwurm, Oehr lirig , OhrtiÜhUr.
Cuvier Tableau e"Ie"mentaire, p. 567. U grand
ptrce - oreilft.
Degeers Abhandl. zur Gesch. der Ins. von Göze.
B. III. S. 353. Tab. XXV. Fig. 16 — 25. Grand perct-
or eitle , der gross Ohrwurm,
Fabricii Mantiss. Ins. I. p. 224. n. 1. Spec.
ins. I p. 340. n. 1. Syst. Ent. p 269. n. I.
Forbicinii Bom. Dict. VIII. p. 334.
Fri sehs
oy
Frischs Beschreib, allerley Ins. Teutsch). Th.
VIII. S. 31. Tab. XV. Fig. 1. 2. Vermis iiuricu-
larius.
Füefslins Schweitz. Ins. S. 21.
Gazette lit. de Berlin 1775. no. 570.
Geoffroy Hist. des Ins. T. I. p. 375. n. 1. Tab.
Vü. Fig- 3> le grav.d peree -oreille.
Gözes entomologische Beytr. II. S. 734. n. 1,
Der grosse Ohrwurm. Geschichte scliädl. Ins. S. 225
Herbsts Anleitung zur Kenntnifs der Insekten.
Tab. XXVI. Fig. f. a.b.
Jonstoni Hist. nat. de Ins. Tab. XVI. Fig. 2.
Lister Scarab. angl. p. 391. mut. T. XXXI.
Fig. A. Scarabaeus subrufus , cauda furcata,
Merian, M. S. Europ. Ins. Tab. XXX.
Meyers Naturgesch. der giftigen Ins. Th. I. S.
9 s . Der grosse Ohrwurm.
Mouffetti Theatr. Ins. 171. F. inf. Forficula s.
auritula) ia vulgaris.
Müllers Linn. Nahirsyst. der Ins. B. 1. S. 396
n. I. Der grosse Ohrwurm. Tab. VIII. Fig. 9.
Mural to de Forficula in Eph. N. C. Dec. II. ann.
2. obs. 1 9. p. 44.
Onomatol. Hist. nat. P. III. p. 911. D*s Ohrenwie-
selchcn.
Petiveri Gazophylac. Nat. et Art. Decad. Tab.
74. Fig. 5. Forficula vulgaris.
Sauvages Otalgia a forficulis aliisq. Ephem. Nat.
Cur. Volckameri obs. 266.
Schaeffer. Elem. Ent. Tab. 62. Icon. Inst. Rat.
Tab. 144. Fig. 3. 4.
Scop 0 li Entomol. Carniol. 312-
Sonderbare Erzählungen aus der Naturgesch. Magde-
burg 1784. Stück I. S. 39.
Sulzers abgekürzte Gesch. der Ins. S. 69. Tab.
VII. Fig. 17. Kennzeichen der Ins. Tab. VII. Fig.
50. Der grosse Ohrwurm.
Volckatners Wahrnehmung von Würmern im
Kopf. S. Abh. der kais. Ak. der Naturf. Th. III.
S. 406.
Ein überall in Europa , und in Teutschland vorzüglich noch unter dem Na-
men Ohrenhöhler , Ohrkäfer, Zangenkäfer , in England unter dem Namen the ear-
v/ig , in Schweden unter dem Namen Oemmask und Twestiert, in Holland unter
dem Namen Oorkruiper oder Oorworm bekanntes Insekt , welches seine weissen,
ziemlich grossen , ovalen Eyer in die Erde , oder zwischen die Baumrinde legt,
aus welchen es als Nymphe in einer von dem vollkommenen Insekte nur in so
ferne abweichenden Gestalt kommt, dafs es noch keine Flügel hat, welche es erst
nach der zweyten , dritten Hautang zu erhalten pflegt. Bis dahin bleibt die Nym-
phe weife und hat blos braunrothe Zähne und Augen, frifst und lauft aber wie
das vollkommene Insekt , und ist daher eigentlich nur Halbnymphe. Sowohl
Nymphe als Insekt, haben eine Länge von zehn bis eilf, und eine Breite von höch-
stens zwey Linien. Der Kopf des Ohrwurms (Tab. I. Fig. 9.) ist oval, braunroth
und hat zwey netzförmige schwarze Augen, dunkelbraune, borstenförmige , vier-
zehngliedrigte Fühlhörner, welche so lang, als der halbe Körper sind, zwey gelbe
Beifszangen und vier Bartspitzen. Auf dem Brustschilde sieht man oben eine
flache, vorne queer abgeschnittene und hinten rundliche Platte, welche hornartig,
in der Mitte schwarz, und an den erhabenen Rändern blafsbraun und graulich ist.
Die zwey braunen halbhornartigen Flügeldecken sind so kurz, dafs sie kaum die
Brust bedecken, und verbergen demohngeachtet die feinen durchsichtigen , v ganz
zusammen gefalteien Flügel, weiche ausgebreitet so lang als der Hinterleib sind.
Dieser ist länglicht, mit einer hornurtigen, kastanienbraunen Haut bedeckt, aus
zehn
70
zehn Ringen zusammengesezt und daher so biegsam, dtifs das Insekt nach allen
Seiten damit herumschlagen kann. Sein lezter Ring (Fig. 10. a. a.) ist mit vier
Erhabenheiten versehen und endigt sich in eine bewegliche, hornartige Zange,
wovon das Insekt den lateinischen Namen Forßcula und den teutsehen Zangen keif er
erhalten hat. Die zwey Arme dieser Zange (b. b.) sind an der Wurzel sehr dick,
und an der Innenseite mit mehreren Zähnen versehen , am Ende aber hakenförmig
gebogen- Das Insekt kann sie öffnen und schliessen, und damit seinen Raub hal-
ten, übrigens haben die Fufshlätter der ziemlich kurzen, ockergelben Füsse nur
drey Gelenke.
Was den Geschlechtsunterschied betrifft, so beruht dieser blos auf einigen
Abweichungen mit der Gestalt und Bewegfertigkeit der Zange, welche beym Männ-
chen (Fig. 10.) grösser, an der Wurzel stärker , überhaupt bogenförmiger und an
der Innenseite der Wurzel mit mehr Zähnen , als beym Weibchen versehen ist.
Auch zeigen sich an den Seiten des lezten Rings beym Männchen einige eckigte
Erhöhungen (a, a.). Dabey ist lezteres im Stande die Arme der Zange vollkom-
men übereinander zu schlagen , da sie das Weibchen kaum zusammenbringt. Mit
dieser Zange nähert sich bey der Begattung das Männchen rücklings dem Weib-
chen, sucht damit den Cht der Vereinigung auf, welche mittelst eines aus der
Fuge des vorlezten Ringes beym. Männchen heraustretenden Theils erfolgt, so dafs
die Zange des Männchens am Hinterleibe des Weibchens, und die des Weibchens
am Hinterleibe des Männchens anliegt, wobey bey de in entgegengesezter Richtung
ruhig sitzen bleiben.
Man findet die Ohrwürmer in der Erde, unter Steinen , im Mist, unter der
Rinde alter, fauler Bäume, auch in holden Bäumen, au und in verschiedenen Gar-
tenkräutern, an den Kohlblättern , in den Stielen der Angelika, des wilden Pasti-
naks, auch in Blumen, z. B. in den Kelchen der Nelken, nicht weniger in ver-
schiedenen Früchten, ihrer Lieblingsspeise, z. B. in süssen Birnen und Äpfeln, in
Pflaumen, Aprikosen und Pfirschen, in welche sie sich hineinfressen. In die Häu-
ser werden sie theils durch dergleichen Früchte , theils durch Blumen und Kräuter
gebracht, und dann sind sie bisweilen in den Rissen feuchter Mauern, in den
Spalten fauler Bretter, unter den Blumenscherben und an andern feuchten Orten
anzutreffen. Überhaupt äussern sie einen Trieb sich in Höhlungen zu verbergen,
und schlüpfen daher nicht selten in das menschliche Ohr. Zwar suchen lezteres
verschiedene Naturforscher wegen des die Insekten zurückscheuchenden Ohren-
schmalzes zu bezweifeln; allein mehrere Beyspiele, wobey ich Augenzeuge war,
haben
haben mich von der Wirklichkeit dieses thierischen Instinkts überzeugt. Auch
hndet man hin und wieder bey den Schriftstellern merkwürdige Exernpel. So er-
zehlt Bomare in seinem Dictionaire der Naturgeschichte von sich selbst, dafe ein
Ohrwurm, den ihn sein Bruder ins Ohr laufen liefs, bey ihm Dummheit und Kopi-
schmerzen, bey seinem Bruder aber, an welchem er sich auf gleiche Art gero-
chen , weit schlimmere und bedenklichere Zufalle hervorgebracht habe , und Volcka-
mer führt das Beyspiel einer Frau an, welcher mehrere Ohrhöhler ins Ohr gekro-
chen sind, als sie auf dem Grase eingeschlafen war, und weiche, da sie nicht
alle wieder herauszubringen waren, Zeitlebens die heftigsten Schmerzen davon
auszustehen hatte. Auch aus den sonderbaren Erzählungen aus der Naturgeschichte
führt Gö'ze eine merkwürdige Anekdote an. Eine mit heftigen Kopfschmerzen
geplagte Frau sagte einst in der Verzweiflung zu ihrem Mann : er mügte sie todt
schlagen. Der Mann schlug mit einem Beil auf die Ecke des Tisches und sogleich
blieb die Frau, die er gleichwohl nicht berührt hatte, todt. Bey der Sektion
fand man «inen Ohrwurm im Kopfe, der sich vom Ohr herein weiter gefressen
hatte , welches freylich wegen der schwachen Frefswerkzeuge dieses Insekts wenig
Wahrscheinlichkeit hat, da kein Ausgang aus dem Gehörwerkzeuge ins Gehirn
vorhanden ist, und daher die Knochensubstanz hätte durchnagt werden müssen.
So viel ist indessen gewifs , dafs der Ohrwurm in die Stellen , wo er sich anhängt,
zu kneipen und zu beissen und dadurch nicht selten den lebhaftesten schmerz zu
verursachen pflegt. Auch dreht er, sobald er Verfolgung bemerkt, gleich überall
seinen Zangenschwanz herum und sucht damit zu zwicken. Um sich von diesem
lästigen Gaste im Ohre zu befreyen, dient das Einspritzen mit Öl, Essig oder
Brandwein.
io. Die amerikanische Schabe. Tab. I. Fig 1 1.
Blatta aviericana, ferruginea, thoracis clypeo posterius exalbido. Linn. S. N. E. G.
XIII. T. I. P. IV. p. 2042. n. 4. — Habilat in America, cum saccharo in
Europam delata.
Degeers Abliandl. zur Geschichte der Ins, von
Göze, B. HI, S. 347. Tab. 44. Fig. 1-3. Blatte
Kaker lac , der Kakkerlak.
Fabricii Mantiss. ins. I. p. 225. n. 6. Spec. ins.
I. p. 342. n. 5. Syst, Ent. p. 371. n. 3.
IFerm i n s Reise dut
Hauskäfer , Kackerlnck.
Brückmann, U. F. E. Epistolarum itineraria- f Fermins Reise durch Surinam , Th. II. S. 26s.
rum Cent. I. Epist. XXIII. c. Fig.
Frischs Ins. Teutschl. Th. V. Tab. III.
Geoffroy Hist. des Ins. I. p. 381. n. 2. Blatta
fusGO-flauescen .
Gözens entomol. Beyer. Th. II. S. 7. n. 4. Blatta,
americana , der braune amerikanische Kakkerlak.
Herbst,
72
Herbst, in Fuefslys Archiv der Insektengeschichte
VIII. T. 49. Fig. 5 Blattei alata.
Merian. Ins. de Surin. I. Tab. I. Kakkerlaque.
Meyers Naturgesch. der giftigen Ins. Th. I. S.
103. n. J. Die amerikanische Schabe.
Müllers Linn. Natursystem d. Ins. B. I. S.403.
n. 4. Der Amerikaner.
Neueste Mcmnichfaltigkätet*. Jahrg. II. S. i.e. F.
Raji Hist. Ins. 623. Blatta molendinaria ab insula
Jamaica allata , major.
Seel i gm an 11 s , J. M. Sammlung verschiedener
ausländischer und seltener Vögel. Th.IV. Tab. C VIII.
Fig. 5. Blatta atnericaria , die amerikanische Schabe.
Villers (de) Entomologia Faunae Suecicae Ca-
roii Linnaei Vol. I. p. 423.
Degeer und Fermin geben die Grosse der amerikanischen Schabe verschieden
an. Ersterer giebt ihr nur anderthalb Zoll, lezterer fast dritthalb Zoll Länge. Ihre
borstenartigen Fühlhörner aber übertreffen oft die Lange des ganzen Körpers. Lez-
terer ist mehr platt, als rund, und besteht aus einem schmaleren Bruststück und
einem bauchigte,n , vielringichen Hinterleibe. Flügel und Flügeldecken sind länger
als der Körper. Einige sollen, nach Seeligmann, gar keine Flügel haben, worin-
nen er, wohl irrig, den Geschlechtsunterschied sucht. Denn beyde Geschlechter
haben Flügel, nur sind die des Weibchens, so wie der Körper, kürzer, als die
des Männchens, welches überdies zwischen den beyden Schwanzhörnern noch
zwey andere, ziemlich lange, kegelförmige Fäden hat, die dem Weibchen fehlen.
Die Farbe des ganzen Körpers und der Flügeldecken ist rostfarbig braun, die
runde Brustschildplatte, nach Degeer , dunkelockergelb, mit zwey grossen, dun-
kelbraunen Mittelflecken , die dickschenklichten Füsse aber sind nach Seeligmann
rothgelb. Sie legen eine Menge, den Senfkörnern ähnliche Eyer .auf einem Hau-
fen, den sie dann, wie die Spinne, mit einem starken Gewebe überziehen.
Amerika ist ihr Vaterland. Ursprünglich leben sie daselbst in Wäldern und
im Gebüsche, und gehen in warmen Sommernächten in grossen Heeren auf ihren
Fiaub aus. Im Winter verlieren sie sich, kriechen in die Löcher alter Mauern
und in den Schutt,, wo sie den ganzen Winter wie todt verborgen liegen. Da
sie den Süssigkeiten sehr nachgehen; so findet man sie in Menge auf den mit
Zucker beladenen Schiffen, und durch diese werden sie, theils todt, theils leben-
dig, mit nach Europa gebracht. Wirklich sind sie nach de Villen Versicherung
,gchon im südlichen Frankreich einheimisch geworden.
Unglaublich ist der Schade, welchen diese Insekten durch ihre ausserordent-
liche Gefressigkeit anrichten. Sie beschädigen nicht nur die Feldfrüchte, sondern
sie nisten sich auch in die Schränke, in das Holzwerk der Häuser etc. und ver-
mehren sich so sehr, dafs in den meisten Häusern in Surinam alles davon wim-
melt. Alles leinene und wollene Zeuch, Papier, Leder, Pergament, Brod und alle
Lebensmittel, vorzüglich Zuckerwerk, wird von ihnen zernagt, und es hält sehr
schwer,
schwer, Efswaaren vor ihnöt zu verwahren, da ihr dünner, platter Körper Sie
geschickt macht, überall durch/.uschlüpfen. Sie kommen daher auch in Gefasse,
worinnen Wein und Bier, und vorzüglich in die Glaser, worinneri Gonfitureh em-
halten sind. Das Lustigste ist noch ihr unerträglicher Geruch , welcher >\o.n der
Wanzen weit übertrifft, und welchen sie sowold den Kleidungsstücken, als den
Efswaaren mittheilen, und leztere hierdurch ungenießbar machen. Bey Nacht,
wo sie auf ihren Raub ausgehen, plagen sie die Menschen durch ihre Bisse, be-
sonders gehen sie, wie Seligmann versichert, den Fingern der Kinder nach, wenn
sie fett sind. Von den in ihrem Vaterlande gebräuchlichen Mitteln zu ihrer Ver-
tilgung, findet man bey den Schriftstellern nichts angegeben.
, ii. Die Maulwurfsgrille, Tab. XIII. Fig. 3.
Gryllo-talpa, alis cand&ris elytro longioribus , pedibus anterioribus palmatis tumentosis.
LiriÄ. S. N. E. G. XIII. T. I. P. IV. p. 2059. u. 10. Faun. Suec. 806. — Habitat
in Europae, borealis Americae et Asiae, ipsius Tavae (Minor tarnen) cultis, bonorum
pestis, fimo equino ailieienda , porcino pellenda.
AI «2 ro v r nd i , de animalibus Ins.ectts, Lib. V.
•C. IX. p. 22;. Vertttii cttcurbitarius.
- Bartkolmi. Act. Haft?! Vol. IV. p. 5. F. 1 — 6.
Blanek Herb. T, jji. Fig 10.
B ! u 111 011 ba c Ii s Handbuch der Naturgescli. 5.
Auf.. S. 333j n !'■ &U Ifetic, Maulwurfsgrille , Her
Riehwurm, Rcitw:inn , Schratwurm , Ackerwerbel , Eid.
kvets.
Lirefsl. Natur- und Kua.stges.cli. Vers. 12. S. 666.
von den fferre».
■ Catesby (M.)'tlie Natural History of Carolina,
Florida and the Bahama Islands. Vol. I. Tab. VIII.
C.uvier Tableau t'lt'nieutaire, p. 571. Ic taupe-
griilon. Cour ti liiere,
Degeers Abb. zur Gescb. d, Ins. von Göze, B.
III. S. 336. n. 2. taupe - Griilon, Maütlöiirfsgritle.
. Fa.bricii Maut. ins. I. p. 231. n. 1. Spec. ins. I.
p. 353< "• •• Syst. Ent. p. 279. n. 1.
Fränkische Samml. B. II. S. 10. vom Fangen der
GryUo - Talpa.
Frischs Ins. Teutschl. Tb. XI. S. 28. n. 28.
Platte I. Tab. J. Die FeUgrille m.:e Maulwurf sftssen,
der Schrot wurm , Gerstenw/irm, Reutwurtn.
Geoffroy Hist. des Ins. 'f. I. p. 3S7. n. 1. Tab.
VIII. Fig. 1. In Coitrtillie're ou le Taupe -Griilon.
Goedartii Inseeta Tom. I, p. 290. Tab. "6.
Göze, entoinol, Bey träge II, S. 49. n. io. Acker.
120.
wirre, Rietkrebs Geschichte SchMdl. Ins. S.
Maulwurfsgrille.
Griselini Giornale dTtalia, T. V. p. 205.
Hamwv. g. Anz. 1754. S. 142 1. von Ausrottung-
des Reut- oder Sehrootwurmes .
TIanow von einem Sthrootwurm. Merkwürdigk
B. I. S. 334-
Jacob acus, Ol. Anatome Gryllo- Talpae Act.
Hafniens. \'ol. IV. <>Us. 2.
Imperati ( Ferrantes) Hist. nat. Lib. XXUX
C. 1. p. 901. Edit. Colon. Fig. 2. Talpci.
J.onstonii Ins. Tab. XII. Fig. ult. Unj/'ot.rlpa.
fllem. et Obs. de la Soc. Oecon. de Berne , T. IVT.
Menzel in Actis N. O. Dec. II. An. VI. p.
1 20.
Mouffetti Theatr. Ins. p. 104. Grtflle-talpa.
Müllers Linn. Naturs. d. Ins. B. I. S. 422. p.
I o. Maulwurf sgrytle .
Mural t, J. v. von dem Ackerwirbel. S. Abb. d.
k. Ak. d. Natf. Tb, XI, S. 92 und Th. XII. S. 51.'
Tab. II. Fig. 5 — 7.
Museum Lud. Ulr. 120.
Mitsttm Richter, p. 3jg. Gryllus sulterruttt,m.
Nachricliien der S.hles. patriae. Gesellsch. 15. I. S
129. über die ll^erre.
0«omafx Hist. nar, IMV. r>. 73. Grytlus Qrytlo.
tatpa,
IO P-ve.
74
Peyeri, J. C. Merycologia s. de Rumiuantibus
et Ruminatione commentaria. Basil. 1635. P- 4. et
198.
Physikalische ökonomische Auszüge, B. II. S.
514. IVerren oder Sthrootwürmtr in Gärten zu ver-
treiben.
Raji Hist. Insect. p. 64. n. 67. Gri/llotalpa.
Reaumur Memoire« pour serv. a l'hist. des Ins.
T. I. p. 27.
Rösels Insektenbel. Th. II. Heuschr. S. 89-
Tab. XIV. XV. Der geflügelte Maulwurf, oder die
schädliche grosse Feldgrille mit Maulwurf 'sfiissen ,• der
dicker werbet. S. 90.
Schatjfferi Icöd. Ius. Ratisb. lau. XXXV ii.
Fig. 1.
Schwenkfeit Thtriotropheum Silesiae, p. 533,
Curtitla, die IVirre.
Scopoli Entomol. Carniol. 317.
Seba Mus. IV. T. 89. Fig. 3. 4.
Sulzers Gesch. d. Ins. S. 71. Vignette. Kenn.
zeich. T. IX. Fig. 59.
Welsch Hecatosteae IL Observationen Pbysko-
medicar. p. 39. c. f.
Wittenbergisches Wochenblatt. B. I. S. 89 und 20 1.
B. II. S. 294. 309. B. VII. S. 401. von der Grt/lto.
Talpa oder Erdwolfe und Vertreibung desselben.
Zinks Leipz. Sammlung. B. Xlll. S. 840.
Zu den verschiedenen Benennungen , unter welchen dieses Insekt bekannt
ist, gehören auch noch der von dem Schaden, welchen es den Kürbsen zufügt,
hergenommene Name Kürbswurm , der seine Ähnlichkeit bezeichnende Name Erd-
krebs- die englische Benennung Fen-Cricket und die holländischen Veen-Mol und
Mol - Kr ekel. Es hat einen ziemlich kleinen, länglicht- ovalen Kopf, den es in
das Bruststück zurückziehen und aus demselben wieder hervorstrecken kann, zwey
borstenartige, ziemlich lange und starke Fühlhörner vor den schwarzen netzförmi-
gen Augen, zwey viergliedrichte und zwey dreygliedrichte Frefsspitzen am Munde.
Sein Brustschild hat viel Ähnlichkeit von dem eines Krebses, eine schmale, erha-
bene Kante in seinem ganzen Umfange , ist dabey ziemlich lang und dick, und mit
dem feinsten Wollhaare versehen. Am Hintertheile des Brustschilds sind die le-
derartigen , mit starken und schwachen Adern durchzogenen Flügeldecken befesti-
get, welche den Rücken kaum zur Hälfte bedecken. Die stärkeren Adern dieser
Flügeldecken sind nach Rö'scl das einzige Kennzeichen , wodurch sich das Männ-
chen von dem Weibchen unterscheidet , und womit eß einen besonderen Laut her-
vorbringen kann, um das Weibchen zur Begattung herbeyzulocken. Völlig un-
kenntlich sind die langen dicht gefalteten , sich wie zwey Leisten über den Rük-
ken hinabziehenden, und in zwey noch über den Hinterleib hinausreichenden
Spitzen sich endigenden Flügel, welche ausgebreitet überaus breit, und beynahe
dreyeckig sind. Der lange, aus neun bis zehn Ringen bestehende, ziemlich weiche
Hinterleib , ist bey seiner Vereinigung mit dem Brustschilde ziemlich schmal , wird
aber alsdann bauchicht und hat am Schwanzringe zwey, den Fühlhörnern in der
Länge beynahe gleichkommende, nur etwas dickere, borstenartige Spitzen, welche
Rösel ebenfalls zu Fühlhörnern macht, die diesem Insekte in seinen unterirdi-
schen Gängen die xon hinten drohejnde Gefahr gewahr werden lassen. Von den
sechs
7">
sechs Füssen zeichnen sich die zwey vorderen durch ihre besondere Bildung aus.
Sie bestehen aus drey Gliedern, -wovon das kleinere seine Artikulation im Brusfc-
schildehat, das mittlere das dickste, und das äussere oder das Fufsblatt den Vor-
derfüssen des Maulwurfs sehr ähnlich ist. Dieses Fufsblatt besteht aus einem klei-
nen , daumenförmigen , am Ende mit zwey borstenaf tigen Spitzen versehenen Glied
(Tab. XIII Fig. 3. a.)t welches in ein zweytes, zweyzackichtes (b.) eingelenkt ist,
und aus einem dritten vierzackichten Gliede (c.) , worinnen das zweyte Glied des
Fufsblatts seine Artikulation findet. Die Maulwurfsgrille ist, nach Rösels Versi-
cherung, mit diesen Vorderfüssen im Stande, eine Last von sechs Pfunden auf
einer ebenen Fläche fortzuschieben , woraus sich auf die Kraft schliessen läfst, mit
welcher sie das Erdreich, beym Graben ihrer Gänge, zu entfernen vermag. Das
zweyte Paar Füsse ist gleich an der Vereinigung des Hinterleibes mit dem Brustschil-
de eingelenkt, viel dünner und etwas länger, als das vordere Paar, übrigens durch
nichts ausgezeichnet. Das hinterste Paar, oder die Springfüsse, haben sehr dick«
Schenkel und sind am Schienbeine mit drey bis vier Stacheln versehen, ihr vier-
gliedrichter Plattfufs aber, hat, wie der dreygliedrichte des zweyten Fufspaares,
zwey Klauen. Da beyde Hinterfüsse länger, als die vier vordem sind; so ist die
Maulwurfsgrille auch vermögend, gleich anderen Grillen, zu hüpfen; obgleich
sie dabey sich wenig vom Erdboden entfernet. Die Farbe des Insekts ist, von
der Rückenfläche betrachtet, ein ins Gelbe spielendes Grau, von der Bauchfläche
aber beynahe orangenfarb. Die zwey Vorderfüsse sind rothbraun, die vier Hin-
terfüsse ebenfalls pomeranzengelb.
Das befruchtete Weibchen macht sich im Monath Junius oder Julius einen
halben Schuh tief unter der Erde eine Holde und leget daselbst seine glänzenden,
gelblichbraunen , den Hirsenkörnern an Grösse und Form gleichenden Eyer , öfters
zu zwey bis drey hundert, auf ein Häufchen beysammen. Die ausgekrochenen,
jungen Maulwurfsgrillen haben viele Ähnlichkeit mit jungen schwarzen Ameisen, und
nähren sich wie die Alten, von den zarten Wurzeln des Grases, der Gerstensaat
und der Küchengewächse. Sie verrathen im Monath August und September ihre
Gegenwart unter der Erde durch die verwelckten, gelben Flecken auf den Wiesen.
Im Oktober und November sind sie, nach der dritten Häutung, schon beynahe
zwey Zoll lang und suchen nun durch tieferes Eingraben in die Erde sich vor
der Kälte zu sichern , in den wärmeren Tagen des Märzes aber werden sie wieder
sichtbar, jedoch ohne Flügeldecken, welche sie erst nach der vierten Häutung
erhalten. Nach der fünften Häutung im Junius und Julius erscheinen sie in ih-
rem
76
rem völlig ausgewachsenen Zustande, jetloch selten* über, soiuleni gewöhnlich
ganz nahe unter der Oberfläche der Erde, wo sie diese überall, wie kleine Maul-
würfe, aufwerfen. Ausser den feuchten Wiesen, wahren sie auch feuchte Garten,
die an Flüssen und Kaiüden liegen, vorzüglich, wenn sie mit Pferdmist gedüngt
werden, zu ihr,em Aufenthalte. Sie lassen sich daselbst in den Sonunermonathen
Fiüh und Abends hören, wo sie zur Begattung locken. Nur ein mildes Klima be-
günstiget ihr Fortkommen, daher sie, nach Degcer, nicht in den nördlichen Pro-
vinzen Schwedens, wohl aber in Schonen anzutreffen sind. In manchen Gegen-
den Teutschlands , z. B. in Thüringen , sind sie als sehr verheerende Geschöpfe
bekannt, auch sind sie nach Caccsby in Virginien und Carolina zu finden.
Sie beissen sehr empfindlich, und man mufs sich dalier hüten, an den Or-
ten wo die wahrscheinlich durch sie verwelkenden Pflanzen etc. ihre Gegenwart
verrathen, mit den Händen in der Erde zu graben. Viele halten sogar iliren Bifs
fü> giftig. Doch hat man darüber noch keine, wohl aber hierüber zuverlässige
Erfahrung, dafs Schweine davon augenblicklich sterben, wenn sie beym Aufwüh-
len der Erde von ihnen verschluckt werden , es sey nun , dafs sie todt als ein
Gift wirken, oder lebendig den Magen und Darmkanal durchnagen und zerkratzen.
Zu ihrer Vertilgung werden in verschiedenen der angeführten Schriften Mittel
vorgeschlagen.
i2. Der Warzenfresser. Tab. I. Fig. 12 — 15.
Gryllus verrucivorus , Thorace subquadräto laevi^ alis viridibus fusco-maculatis, antennis
sctaceis longitudine corporis. Linn. Syst. N. Ed. Gm. XIII. T. I. P. IV. p. 2067. n. 34.
Faun. Suec. 87°« her vrgoth. 253. — Habitat in Europa, e murino fuscescens, a
rusticis Suecis manuum verrucis admotus, quas praemordet, et liquorem in
vulnus evomendo, vt contabeseat, effidt.
Blumenbachs Handb. der N. G. S. 334. n. 5.
1 Htti 'jerruävorus , das Heupferd.
Cuvier Tableau tflementaire, p. 57°. '* Saute-
rel/e tachet/e. ,
Degeers Abh. zur Gesch. der Ins. von Goze, B.
III. S. 269. 270 und 279. T;ii'. XXI. /■'. SautereUe
ronge- verrät , der Jf'arzenfresser , Wärt ■ '•'•>..
FabTicii Matft. ins. I. p. 234. it. 27. Spec. ins.
I. p. 359. n. 24, Syst. Eut. p, ag6. 11.23. Lwusta
verrnciri/ra.
Frisch' s Ins, Teutschl. 12. T. 2. Fig. 1, 2.
Geoffroy Hist. des Ins. II. p. 398- "• *• £°«<
sta cauda er.cifera eiivua.
Gözens entomol. Beytr. II. S. 64. n. 33. Grt/I/.
Tetiigonia vemaivorus , die grüne Säbelheuschrecke. Ge-
schichte schiid!. Ins. S. 147.
Joiistoni Hist. Ins. T. XI. Fiij. 1 — 3.
Merianne Ins. Kur. Tab. 176.
Mouffctti Theatr. Ins. T 117. Fig. 5.
Müllers Linneisch. Naturs. d. Ins. ß. I. S. 433.
n . 33. Der Warzenfresser.
..■:. II ist. nat. P, IV. p. 93. Die Mausgrau.
lichte Heuschrecke.
Raji
77
Raji Hist. Ins. 61. Locusta viridis major.
Kos eis Insektenbel. Th. II. Samml. der Heu-
schrecken. S. 49. Tab. VIII. IX und X. Die im Gras
Übende grU/ste Heusekreck* , auch S. 58 Uljd M4»
Schaeffcri leon. Ratisb. Tab. 62. Fig. 5.
Scopoli Entomol. carn. 321.
Sulz eis abgekürzte Gesch. d. Ins. S. 79. II 4,
Vignette. Kennz. T. IX. Fig. 61.
W elsch i i ■ Dentes gryllorum et alioram insector,
Obs. Hecat. I. obs. 87- P- </0.
Diese in Teutschland sehr bekannte und auch in andern Gegenden von Eu-
ropa nicht selten vorkommende Heuschrecke , erreicht im ausgewach enen Zustand
eine- Länge von anderthalb Zoll. Ihr länglich- runder, mit einer honiartigen Haut
überzogener Kopf hat eine gewölbte Stirne (Tab. I. Fig. 14.«.), unter und an
den Seiten derselben zwey ovale, netzförmige, schwarzbraune Augen (c. c), vor
welchen in einer Vertiefung die langen , vielgliedrichten , überaus feinen und sich
in eine äusserst feine Spitze endigenden Fühlhörner (Fig. 12. und i5.) stehen, die
das Insekt nach allen Seiten herumbewegt. Unter der Vertiefung , worinnen Au-
gen und Fühlhörner liegen, wird der Kopf bis gegen seine Mitte immer breiter,
von hier aus aber nimmt er in konischer Form wieder ab. Diese konische, stum-
pfe Spitze, enthält die fürchterlichen Frefswerkzeuge dieses Insekts, welche sieli
vor dem übrigen grünen Theü des Kopfs , auch durch ihre Fleischfarbe auszeich-
nen. Sie bestehen überhaupt aus einer obern und untern Lippe und aus den Ge-
bifszangen. Erstere ist aus zwey ziemlich ilachen Theilen zusammengesezt , wo-
von der obere (Fig. 14. e. u. Fig. i5. a>) an seiner Grundfläche breit ist und dann
schmäler und rund zulauft, der untere (Fig. 14. /• u. Fig. i5. b.) aber beynahe
ganz rund ist. Diese Oberlippe ist knorpelartig und verbirgt die Frefszangen.
Die Gestalt der weit mehr zusammengesezten häutigen Unterlippe läfst sich nicht
deutlich beschreiben. Sie ist vorne etwas gespalten (Fig. i4- g- g-) und an ihrer
Wurzel mit zwey sechsgliedrichten (/z. //.), in ihrer Mitte aber mit zwey vierglied-
richtenßart- oder Frefsspitzen (/'. «.) versehen. Die Gebifszangen selbst (Fig. 1.6',
c. c.) sind sehr dick und von harter Substanz, von der Innenseite gekerbt und
laufen in eine einwärts gebogene Spitze" zu. Sie öffnen sich seitwärts , und das
Insekt sezt sie von innen nach aussen zu, beym Kauen, in Bewegung, so dafs die
Oberlippe (0. ) zwischen beyden Gebifszangen herabhängt, wenn sie geöffnet wer-
den. Diese Gebifszangen sind ebenfalls fleischfarb , nur an der innern Seite, bis
zur äussersten Spitze braun. Ein häutiges Wesen verbindet den Kopf mit dem,
Brusiscliilde, welchen die Heuschrecke in diesen mehr oder weniger zurückziehen
kann. Von oben ist der Brustschild mit einer honiartigen Platte bedeckt, die von
den Seiten des Kopfs schmal und abgerundet herab läuft (Fig. 12. u. i5.), am
Vordertheile desselben sind die vier Vorderfüsse und die Flügeldecken, am Hin-.
fer-
7*
tortheile die Hinterfüsse und Flügel eingelenkt. Der ziemlich dicke Hinterleib ist
länglichtrund und besteht aus neun, mit zirkelrunden, hornartigen Platten bedeck-
ten Ringen. Beym Mannchen endigt er sich mit zwey hornartigen Haltzangen
(Fig. 12. b.)} wovon jede zwey Spitzen hat. Mit diesen beweglichen Haltzangen
umfafst das Männchen bey der Begattung die Geschlechtstheile des auf ihm sitzen-
den Weibchen, welche in einem säbelförmigen Fortsatze (Fig. i3.. b.) bestehen,
der an der Wurzel dick ist, dann dünner und flach wird und sich wie eine Zange
öffnet. Die lederartigen Flügeldecken bedecken den hintern Theil des Brust-
stücks und den Rücken des Hinterleibes , und liegen am Ende übereinander. Sie
sind eigentlich die Werkzeuge, durch deren Aneinanderreihung diese Insekten den
zwitschernden Gesang hervorbringen, und verbergen unter sich die gleichlangen
aber weit breiteren , zusammengefalteten, überausdünnen, durchsichtigen und mit
vielen Adern durchzogenen FlügeL Von den sechs Füssen sind die zwey vorder-
sten die kürzesten, die mittleren etwas länger, bey de in der Bildung einander
gleich. Sie bestehen nemlich aus kurzen Einlenkgliedern, dann aus längeren und
dicken Schenkeln, aus gleich langen Schienbeinen, welche mit kleinen Dornen
besezt sind, und aus viergliedrichten , am Ende mit beweglichen Krallen verse-
henen Fufsblättern. Das dritte, oder hintere Paar Füsse weicht aber von den vor-
deren merklich ab. Es hat überaus lange und dicke Schenkel j welche gegen das
Ende schmäler werden, und mit einem knieförmigen Gelenke versehen sind, und
noch längere Schienbeine, welche mehr viereckicht als rund , und mit zwey Rei-
hen Dornspitzen besezt sind. Die untersten und längsten dieser Dornspitzen
(Fig. 12. u. i5. a.) dienen der Heuschrecke wahrscheinlich zum Anstemmen beym
Springen. Das Fufsblatt weicht von den der übrigen Füsse, durch nichts, als
durch seine grössere Stärke ab. Schenkel und Schienbeine der Hinter - oder
Sprhigfüsse stehen immer in einem Winkel nach oben gekehrt. Je spitziger die-
ser Winkel ist, unter welchem die Heuschrecke die Springfüsse anstemmt, desto
mehr ist sie vermögend,, sich damit von der Erde zu heben und forlzuschnellen.
■Hierbey kommen ihr die Flügel noch zu Hülfe und sie gelangt daher oft ziemlich
hoch in diej-uft. Doch kommt sie nie sehr weit, sondern sucht immer bald wie-
der die Erde zu erreichen, um ihren Flug durch erneuerte Sprünge zu unterstüz-
zen. In Rücksicht der Farbe -sind sie sehr verschieden. Viele sind ganz grün,
andere fallen mehr ins Gelbbraune, noch andere mehr ins Rothe , immer sind
sie aber an den Flügeln, Flügeldecken t an den Körper und an den Schenkeln
der Springfüsse anehr oder weniger schwarz oder braun gefleckt. Die Schien-
beine
7»
beine der Springfüsse und die Füfsblütter aller sechs Füsse sind aber, nebst dem
weiblichen Legrohre braunroth.
Nach der Begattung legt das Weibchen seine weifsgrauen, ziemlich langen,
an beyden Enden abgerundeten Eyer in das lockere Erdreich , worein es sein Leg-
rohr senkrecht einbohrt, und stirbt, wie das Männchen , gemeiniglich noch vor
dem Winter. Die Eyer hingegen bleiben vom Herbste an , den ganzen Winter
hindurch, in der Erde und erst im Frühjahr kommen die jungen Heuschrecken
ohne Flügel und Flügeldecken zum Vorschein , die sich, wie die Geschlechtstheile,
nach zweymaliger Häutung erst entwickeln. Ihre vollkommene Ausbildung errei-
chen sie gewöhnlich in drey bis vier Wochen, nachdem sie sich zum leztenmal
gehäutet haben. Man findet sie dann vorzüglich in den Monathen Junius und Ju-
lius häuffig auf den Wiesen, wo sie bis im September verweilen und ihr Geschlecht
fortpflanzen. Sieleben daselbst vom Grase, von andern Kräutern und sind über-
haupt sehr gefrässig. In ihren Frefszangen besitzen sie eine ungewöhnliche Kraft
und man hat sich um so mehr zu hüten, nicht von ihnen gebissen zu werden,
da sie sehr boshaft sind und, wenn sie die Haut erreichen, gleich so scharf ein-
beissen, dafs nicht nur das Blut darnach lauft, sondern sogar ihr Kopf von dem
übrigen Körper abreifst und an der Haut hängen bleibt, wenn man sie von der
Stelle, wo sie eingebissen haben, abziehen will. Dabey lassen sie zugleich einen
braunen, ätzenden Saft in die Wunde fliessen. Die schwedischen Bauern be-
nutzen sie daher zur Vertilgung der Warzen , welche diese Heuschrecken nicht nur
wegbeissen, sondern deren Wurzeln sie auch durch jenen ätzenden Saft austrock-
nen und vernichten. Mit Recht haben sie also den Namen Warzenfresser er-
halten.
Ohngeachtet uns nicht bekannt ist, ob die grossen indianischen Heuschrek-
ken den menschlichen Körper wirklich verletzen; so läfst sich dieses doch in un-
gleich höherm Grade von ihnen erwarten , da sie nach Rösels Versicherung ( S. 63)
ähnliche Gebifswerkzeuge, wie gegenwärtige Art haben. Überhaupt verdienen die
Heuschrecken auch dadurch unsere vorzügliche Aufmerksamkeit , dafs sie eine der
grossen Naturerscheinungen liefern, die bey den Gefahren, womit sie den Men-
schen bedrohen, ihm zugleich sein Unvermögen fühlen lassen, da etwas) auszu-
richten, wo verborgene Naturkräfte wirken. Oft ziehen sie, besonders in China,
in so ungeheuren Heeren in der Luft einher, dafs sie dieselbe wie schwarze Wol-
ken verfinstern, und dabey ein fürchterliches Getöse verbreiten. Fallen sie dann
in irgend einer Gegend auf ihrem Zuge nieder, so richten sie die schrecklichsten
Ver
8o
Verheerungen an, und verwandeln oft in wenig Stunden die gesegnetesten Fluren
m eine arabische Wüste. In der Bucht St. Louis in Ostindien , und auf der Insel
Madagaskar, springen sie den Menschen in solcher Menge vor die Brust und ins
pesicht, dals sie kaum Athem Iiolen können. Aus dieser Ursache waren sie auch
Karin dem Zwölften, Könige von Schweden, bey seinen kriegerischen Unternc-
mungen in Niederarabien hinderlich, wo sie auf seine Armee, wie ein Hagel herab-
imd den Soldaten in solcher Menge auf den Leib und ins Gesicht fielen, dafs -sie
nicht vor sich sehen konnten , bis die Armee die Grenze des Distrikts erreicht
hatte, welche die Heuschrecken einnahmen, und bald sah mau da, wo vorher
alles grün gewesen, nichts als eine dürre und sandige Steppe. Nur plötzliche
Veränderungen in der Luft, Kälte, Hagelwetter, anhaltender Regen, Sturm-
wind etc. sind kn Stande, diese, menschlichen Kräften unbezwingbaren Insekten-
heere mit einemmäie zu entfernen und zu vernichten. Aber nicht selten erwächst
aus ihrem Tode ein neues Elend für die Menschheit. So viele Millionen Cada-
ver verpesten nothwendig die Luft und veranlassen gefährliche Krankheiten. Dies
viar nach dem Orosiu s , den Göze anführt, der Fall in Afrika, wo im Jahre 38oo
eme Menge alles verzehrender Heuschrecken , endlich ins Meer stür/ie, und das
W asser durch die F.äulnils so verpestete., dals mehr als dreyinal lumdei tuuseud
Menschen starben.
"Nepa
13. Der WanzenscorpiorL Tab. XIII. Fig. 4. 5,
civiicoides, abdominis rHar«ine serrato. Linn. S. N. E. G. XIII. T. I.
P. IV.
p. 2 122. n. 6. Faun, ijuec. 907
Beckmanni Epitome, p. 101. 11.6.
B-lunien b 1 c li s Ilundb. der Naturgesch. 5. 33S.
£i. 2. Neva cimieoides.
(' ,1 v i c r Tableau e'lemcntaire.y. 5 78. lanepepunaise.
Degeers Abb.. z. Gesell, d. Ins. v. üöze , B. 111.
'S. 346. n. 3. Tab. XIX. Fig. 8 — i3- Pttnaise d'eau,
uUi Naukorisuanzf.
Fabricii Mant. Ins. II. 277. n. 1. Spec. Ins. Tl.
p. 334. "• *. Syst. Entotn. p. 693. h'aucoris 1.
Friscji Ins. Tcutscbl. VI. S. 2S und 31. 11. 14.
PJ. 3. Tab. 14. Die breitere Wasstrybctnze.
V'uefsly's Verz. Schweiz. Ins. S. 24. a. 472.
Geoffroy Hist. des Ins. T. 1. p. 474. n. j.
Tab. IX. Fig. 5. Naucoria , ta Kaueort.
G ö z-efl'S entomoJ. Beyir. II. S. 175. n. 6. Der
nartige IVasserscorpion.
Gronoviäni ZoophllaCii. 6s6.
MuHefi Oi F Fauna JEridricbAaltna , p. 27. 11.
»50. Zoologiae Danicae proäromus', p. 104. n. nso.
H-abilai iu Eiii'opae aqui«.
Müllers, 1\ L. St. Linneiäclies Xamrsyst. d. h.s,
B. I. S. 473. n. 6. Tab. XI. Fig. 8- Da Wahzt
sRorpion.
Mural to in Epb. N. C. Dec. LI.. An. IL p. 179.
Pygölampii läcustris, der Qlysling.
\seum Leshianum, p. 1 17. n. 62. Ktitcoris s;:-f,:;a
in tegra,
Roseis Insektenbel, Th. 1IT. S. 173. Tab. 28.
Die breitltibige sehwarzbnautte iVasserwamt mit dem
gelb ebtgefafsten Hittterteibe, der Wanzenscorpion (Klee-
inann.)
Schneffcri Eiern. Ent. Tab. 87. Icon. Ins. Rat.
Tab. 33. Sig. 3. 4-
Spielmanni Diss. de Anmini, noc. Als. p. 50.
Sulzers abgekürzte Gescb. d. Ins. S. 93. T. X.
Fig. 3. IVanzenscorpion,
Solls, K. Abbildungen und Beschreibungen der
Wanzen, S. 41. Tab. XII. Fig. V1IJ. und Fig. B.
Der wanzenartigt tVasserscorpioti,
Die
8c
Die Benennung dieser Insekten beruht auf ihrer Ähnlickkeit. Sie kommen
als INymphen aus runden Eyern , wandeln als solche herum, rauhen und fressen)
wie im Stande ihrer Vollkommenheit, die sie nach viermaliger Häutung im Monat
August erhalten, und unterscheiden sich blos dadurch von den vollkommenen In-
sekten, dafe Flügel und Flügeldecken bey ihnen in besonderen Scheiden verbor-
gen sind. Sowohl Nymphe, als Insekt, hat eine glatte, hornartige Haut, lezteres
(Tab. XIII. Fig. 4.) eine eyförmige, oben konvexe, unten platt gedruckte Form,
eine Länge von sieben und eine Breite von vier Linien. Der vorne runde , oder
abgestumpfte Kopf hat beynahe die Breite des Brustschilds, in welchen er zum
Theil steckt, und erhalt in jedem Winkel seines Randes (Fig. 5.) ein grosses
länglichrundes , flaches, netzförmiges und dunkelgrünes Auge , unter welchem ein
sehr kurzes, nicht über dem Rand des Kopfes hervortretendes, viergliedrichtes
und haarichtes Fühlhorn stellt, welches Mosel bey seiner Beschreibung und Ab-
bildung übersehen hat. Am untern und vordem Theil des Kopfs sieht man die
zwischen den Vorderfüssen , auf der Brust liegende, den Saugstachel enthal-
tende Scheide (a-)t welche an ihrer Basis breit ist und dann in drey Ab-
sätzen spitzig zuläuft. Der Brustschild ist vom Kopfe nur durch einen fei-
nen Einschnitt und auf beyden Seiten durch leichte Vertiefungen unterschieden,
gewölbt und so breit, als der Hinterleib , der mit einem dreyeckigen Rückenschild-
chen an den Brustschild anstöst, übrigens aus acht Ringen besteht, und an den
Seitenwänden sägeförmig gezähnt ist. Die lederartigen , dünnen, biegsamen und
etwas haarigen Flügeldecken, sind an den Rändern, wo sie auf den Rücken zu-
sammenschliessen , so eckigt ausgeschnitten, dafs sie das dreyeckigte Rückenschild-
dien (Fig. 4.) aufnemen können. Sie bedecken wie die unter demselben liegen-
den, auf dem Rücken sich kreuzenden, weissen Flügel , den Hinterleib nur bis an
den orangenfarbigen , sägeförmigen Rand. In den Brustschild sind die zwey Vor-
der- oder Fangfüsse (Fig. 5. b. c.) eingelenkt. Ihr erstes Glied ist überaus kurz
und rund, ihr zweytes oder der Schenkel, das längste, am Anfange sehr dicke
und gegen das Ende zu schmäler; ihr drittes etwas kürzer, als der Schenkel, stellt
eine sehr spitzige Klaue vor, die sich in eine Falz des Schenkels, wie die Klinge
eines Taschenmessers in den Griff einlegt. Mit diesen Fangfüssen hält das Insekt
seine Beute fest, um sie mit den Saugstachel aussaugen zu können. Die Mittel-
füsse sitzen am Hinterleibe und bestehen aus einem platten Schenkel , aus einem
am Ende etwas dickeren und mit Borsten besezten Schienbeine, und aus einem
dünnen, zwey gliedrichten, am Ende mit zwey Krallen versehenen Fiüsblatte. Di«
1 1 eben-
82
ebenfalls am Hinterleibe befestigten Ruder - oder Hinterfüsse, sind unter allen
die längsten, am Schienbeine und Fufsblatte mit vielen steifen Haaren, aber
nicht mit Krallen versehen. Kopf, Saugstachel und Fangfüsse sind grün, das
Brustschild braun, die Flügeldecken schwarzbraun, die untere Fläche des Körpers
und die vier Hinterfüsse ockergelb. Das Weibchen unterscheidet sich nur durch
seine Dicke und Grösse von dem Männchen. Sie überleben den Winter und paa-
ren sich erst im Frühling des kommenden Jahres.
Man findet sie in stehenden Wassern überall in Europa , nur die ganz nor-
dischen Gegenden ausgenommen , zu Ende des Sommers auch bisweilen auf dem
Lande. Ihre Nahrung besteht in verschiedenen kleinen Wasserinsekten, die sie
überaus raubsüchtig verfolgen. Sie schwimmen nicht nur sehr geschwind, son-
dern kriechen auch des Nachts ans Land , und fliegen aus einem Wasser in das
andere. Ihr Stich ist überaus schmerzhaft. Dieses bestättiget nicht nur Murale^
der den gefährlichen Stachel irrig am Hinterleibe sucht; sondern auch Spiehnann,
welcher vor Schmerzen unsinnig zu werden glaubte, als er von diesem Insekte,
welches er zwischen den Fingern hielt , gestochen wurde.
14. Die maskirte Wanze. Tab. XIII. Fig. 6. 7. 8-
Cimex personatus antenis apice capillaribus , corpore subvilloso fusco. Li an. S. N-
E. G. XIII. T. 1. P. IV. p. 2196. n. 64. Faun. Suec. 942. — Habitat in Europae
quisquiliis. Larva horrida consumit lectularium.
Amoreux Notice des Ins. p. 270. la Punaist-
m ouche.
Berlinische Sammlungen, B. VIII. St. 1. S. 40.
Blumenbachs Handb. d. N. G. S. 340. n. 4.
Cüpex personatus<
Börners Samml. B. I. S. 149. Fig. 4. 5.
Bra h ms Insektencalender , Th. 1. 617.
Cuvier Tableau OCmentaire, p. 577. I» r/duve
masqite'.
Degeers Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Göze, B. III
S. 1 S 5. n. 25. Tab. XV. Fig. l — 9. Punais» ä ba
io/ures , die Kothwanze.
Fabricii Mant. ins. IL p. 309. n. 2. Spec. Ins
''• P- 377- D- 2- Syst. Ent. p. 730. Reduyius II.
Frischs Ins. Teutschl. Th. X. S. 2a. Tab. XX
Fig. 1 — 4. die li'Uglichte grosse Kotkuianzt.
Fuef.slys Verzeichn. Schweiz. Ins. S.2Ö.n.499
Bit Fliege» warne.
Geoifroy Hist des Ins. T, I. p. 436. n. 4. Tab
IX. Fig. 3. la Pwtaise mouche.
Gozens entomol. Beytr. B. II. S. 206. n. 64
J>li im\Kirtt IVame, Gesch. scbiv41. Ins, S, 14.
Lister deScarabaeis angl. p. 397. n. 38. Ciiutx
maximus pullus , aus nudis *x toto membranaeeis.
Meyers Naturgesch. d. gift. Ins. Th. L S. 137.
n. 1. Die schwarze Fliegenwanze , Reduyius perso-
natus.
Müllers Linn. Natursyst. d. Ins. B. I. S. 493.
II. 64. Tab. XI. Fig. 13. Die Fliegenwanze.
Mülleri Faun. Fridr. p. 28- n. 263.
Naturforscher Stück VI. S. 80.
Raji Hist. Ins. p. 56. n. 3. Musca eimici/ormis
tertia, gravi ter olens.
Schaefferi Icon. Ins. Ratisb. Tab. XIII. Fig.
6. 7. et Tab LVJL Fig. 9.
Schrank (F. P. v.) Beyträge zur Naturgesch.
S. gl. Die vermummte IVanze.
Scopol! Entomologia Carniolica, p. 130. n. 375.
Sulzers Geschichte der Ins. S. 94. Die Fliegen.
warne. Kennzeichen Tab. XI. Fig. 74.
Stoll's, K. Abbildungen und Beschreibungen der
Wanzen, Nürnb. 1792. 4. S. 22. Tab. V. Fig. 3s.
und Fig. A. Die schwärzt Fliegenwanze.
Yillers entomol. Faun. Suecic, Linn, p. 506.
Mac
85
Maskirt helst diese Wanze, weil ihre eigentliche Gestalt in ihrem Nyra-
phenstande (Tab. i3. Fig. 7.) unter einer Decke von feinen Wollhaaren aus den
Abgängen der Kleidungsstücke, von feinen Feder- und Strohtheüchen , von Sand
und Staub aus den Winkeln der Zimmer und Kammern, wo sie schleichend her-
umzuirren, Bettwanzen und andere Insekten zu ihrer Nahrung aufzusuchen pflegt,
nicht erkannt werden kann , wenn man sie nicht mit einer Feder oder einem Pin-
sel abstäubt. Alsdann aber findet man, dafs sie ausser den noch fehlenden Flü-
geln und Flügeldecken, den etwas dicken Füssen, dem erst nach der lezten Häu-
tung seine Vollkommenheit erreichenden Insekte ähnlich ist. Sie hat zwey schwarze
Augen , vier - bis fünfgliedrichte , lange und dünne Fühlhörner , einen unter dem
Kopfe zurückgebogenen Saugrüssel, durch welchen sie wahrscheinlich zugleich
ein schnell wirkendes Gift in die Wunde fliessen läfst , wed die Insekten auf ihren
Stich augenblicklich sterben , einen kleinen Brustschild und einen langen , eyrun-
den Hinterleib. Alle diese Theile sind mit einer hornartigen, braunen und glän-
zenden Haut überzogen.
Der länglichtrunde, ziemlich kleine Kopf des vollkommenen Insekts (Fig. 6.)
ist mit dem Brustschilde durch einen ziemlich langen Hals vereinigt, und auf dem
Kopfe hinter den Augen, mit zwey kleinen, gelben, glänzenden Ocellen verse-
hen, der Saugstachel kurz, dick und bogenförmig. Der Brustschild besteht aus
einem vorderen , schmalen und niedrigen , und aus einem hintern , breitern und
erhabneren Höcker, an welchen sich das kurze, dreyeckigte, in eine sehr feine
Spitze sich endigende Rückenschildchen anschließt. Durch das Reiben des Kopfs
und Halses gegen den Brustschild giebt dieses Inseckt einen hellen , durchdrin-
genden Laut von sich. Der mit dem Brustschilde vereinigte Hinterleib ist oben
concav, unten convex und lauft am Ende kegelförmig zu. Die durchaus aderichten
Flügeldecken, sind von sehr feiner Substanz , am Ende ovalrund, und die weis-
sen etwas kürzeren Flügel schillern mit Roth, Gelb und Grün. An den Füssen ist
das Insekt rauh und seine zwey Hinterfüsse sind ungleich länger, als die vier vor-
deren. Es hat eine mehr, oder weniger schwarzbraune Farbe, eine Länge von
acht bis neun, und am breitesten Theil des Hinterleibes, eine Breite von drey
Linien.
Sein Vaterland ist ausser den nördlichen und südlichen Provinzen von Eu-
ropa, auch Amerika, besonders Pensilvanien. Es erscheint gemeiniglich im Ju-
lius, fliegt sehr gut und macht im Fluge ein besonderes Geräusche. Eigentlich ge-
hört es unter die Feldwanzen, fliegt aber nicht selten, vorzüglich Abends bey
geöff-
84
geöffneten Fenstern, in solche Stuben und Kammern wo sich Bettwanzen aufhal-
ten, die es begierig aufsucht und frifst, und macht durch sein Anprellen an die
Geräthschaften und Wände , die Nacht hindurch viele Unruhe. Sezt es sich auf
den Menschen ab, oder fafst man es unvorsichtig an, so sticht es überaus empfind-
lich. Dabey hat es einen sehr widerwärtigen Geruch, welchen es lange an den
Fingern zurück läfst. Seine Eyer legt es in die Winkel der Stuben und Kammern
und kommt aus denselben, als Nymphe in der oben gedachten, seltsamen Ge-
stalt hervor.
15. Die Ringelwanze. Tab. II. Fig. 1.
€lmex annulatus rostro arcuato, antennis apice capillaribus, corpore nigro subtus
Linn. S. N. E. G. XIII. T. I. P. IV. p. 2198. n. 71. Faun.
Suec. 943. — Habitat in Europae corylo.
sanguineo maculato.
Amoureux Notice des Ins. p. 570. ta Punaise-
ntoMche a pattes rouges.
Degeers Abhandl. zur Gesch. der Ins. %-onGoze.
B. III. S. 188- n. 26. Punaise noire ä jambes rouges,
die schwarze rothfiissige Wanze.
Fabricii Mantiss. Ins. II. p. 310. n. 13. Syst.
Ent. p. 730. Reduvius 5, Spec, Ins. II. p. 370. n. 9.
Reditvius annulatus .
Füefslins Verz. Schweiz. Ins. S. 26. n. 500.
Geoffroy Hist. des Ins. T. I. p. 437. n. 5. la
Pitnaise Mouche t* pattes ro::ges.
Gözens entomolog. Beytr. B. II. S.209. 11.71.
Die RingeHoattze,
Meyers 'Naturgesch. der giftigen Insekten, Th. I.
S. 140. Reduvius annulatus, die rot he Ringelfliegen.
warne.
Müllers LinneTsches Natursyst. der Ins. B. I.
S. 495. n. 71. Die Ringtlwanze.
Mülleri Zool. Dan. Prodr. p. 106. n. 1209.
Schaefferi Icon. Ins. Ratisb. I. Tab. V. Fig.
9 — 11.
Sulzers abgekürzte Gesch. der Ins. S. 97. Tab.
X. Fig. 13. Die Riiigelwanze.
Stwlls Abbildungen und Beschreibungen der Wan-
zen. S. 45. Tab. XIII. Fig. 89. Die rotlte Ri,ig-
wanze.
Beynahe von gleicher Grösse und Gestalt mit der maskirten Wanze ist die
Ringelwanze. Der Kopf ist klein , länglichtrund , die langen, viergliedrichten, bor-
stenförmigen Fühlhörner sind an der Spitze mit Härchen versehen, der Saugrüssel
hakenförmig, sehr stark, viel länger und spitziger, als bey der maskirten Wanze,
und ebenfalls unter dem Kopf zurückgebogen, der Hinterleib breit, mit einem
scharfen, aufwärts gebogenen Rand eingefafst, Brust, Flügel und Füsse, wie bey
der maskirten Wanze. Schwarz und blutroth sind die Farben des Körpers, beson-
ders sind Kopf, Fühlhörner und <\er vordere Theil des Brustschilds schwarz, die
bevden Seilen des Hinterleibes abwechselnd schwarz und roth gestreift. Da
auch die Schenkel ringsherum mit solchen Streifen umgeben sind, so hat man ihr
deswegen den Namen Jtingelmnze gegeben.
Sie
85
Sie ist überhaupt in Europa, vorzüglich in Schweden und Frankreich, selt-
ner in den Niederlanden und in der Schweiz zu Hause. Wie die maskirte Wanze
flifn auch sie oft des Nachts herum, hat einen ähnlichen, ekelhaften Wanzen-
geruch, sticht aber mit ihrem Saugstachel noch weit empfindlicher.
16. Die giftige Fliegenwanze. Tab. XV. Fig. 7.
Cimex venenatus, antennis quinque articulatis, oculis valde prominentibus , tibiis ante-
rioribus nigro-capillatis. Meyers Naturgeschichte der giftigen Insekten, Th. I.
S. 141. No. 3. — Habitat in America.
Littet ary Magazine Tom. VI. ann. 1790. p. 252.
Meyer, D. F. A. A. Versuch zur nahern Bestim-
mung einiger schädlichen , weniger bekannten In-
sekten in Voigts Magazin für das Neueste aus der Phy-
sik und Naturgeschichte, B. IX. Stuck 2. S. 64.
Nützlicht Versuche und Bemerkungen aus dem Reiche
der Natur, Nürnberg 1761. S. 211.
Stolls, K. Abbildungen und Beschreibungen der
Wanzen, S. 44. Tab. XIII. Fig. 8 6. Die gißig*
Warnt.
Bey Stall findet man die Beschreibung einer giftigen Wanze , deren Vater-
land Surinam, und welche beynahe einen Zoll lang und über drey Linien breit
ist. Der überaus kleine, mit einen stielförmigen Hals mit dem vorne schmalen
und runden , hinten breiten und in zwey Ecken auslaufenden Brustschilde verei-
nigte Kopf , hat zwey sehr hervorstehende Augen, zwey lange fünfgliedrichte,
gelbe Fühlhörner, und hinter den Augen zwey kleine, glänzende Ocellen. An das
dreyeckigte Rückenschildchen schliessen sich die häutigen, an ihrer hintern
Hälfte hellrothen Flügeldecken an , von welchen die bräunlichgelben Flügel nur
aum Theil bedeckt werden. Der lange Hinterleib ist an jeder Seite dunckelgelb.
Die beyden Vorderfüsse sind, wie der gröfste Theil des Körpers glänzend schwarz-
braun, sehr plump und haaricht, die vier Hinterfüsse aber sehr dünne' und roth.
Dieses Insekt soll sehr heftig stechen, welches auch sein langer gebogener Saug-
stachel vermuthen läfst , und einen unerträglichen Schmerz verursachen.
Meyer glaubt nun, dafs dieses die giftige Coya von Südamerika sey. Da
aber leztere nicht eigentlich durch den Stich , sondern durch das Gift ihrer gan-
zen Substanz gefährlich wird , ungleich kleiner und ganz verschieden nach der
Farbe ist : so ist wohl nicht zu zweifeln , dafs die Coya unter die uns noch gänz-
lich unbekannten, gefährlichen Insekten gehöret. Inzwischen glaube ich, dafs
das von ihr Bekannte, hier einen schicklichen Platz findet. In dem Lltterary Maga-
zine und aus diesem übersezt in den nützlichen Versuchen und Bemerkungen au.
der»
8G
dem Rpiche der Natur und in Voigts Magazin liest man nemlich Folgendes: „In den
Thälern der Provinz Popayan , einem Distrikte in Neugranada , wird ein Insekt ge-
funden , das in Betracht seiner Kleinheit , wegen des giftigen Safts, den sein Kör-
per enthält, sehr merkwürdig ist.' Es wird Coya oder Coyba genannt, ist feuer-
roth von Farbe, und nicht viel grösser als eine gemeine Wanz.e. Gewöhnlich fin-
det man es unter Steinen und auf dem Felde zwischen Gras und andern Kräutern.
Wenn dieses Insekt auf der Haut eines Thieres zerdrückt oder zerquetscht wird,
so dringt sein giftiger Saft in die Schweifslöcher des Thieres , vermischt sich |mit
dessen Säften und bringt dann augenblicklich eine fürchterliche Geschwulst her-
vor, die in kurzer Zeit den Tod zur Folge hat, wenn nicht sogleich dienliche
Mittel angewandt werden. Das einzige Mittel dagegen ist, das Stroh oder die
dürren Stengel einer gewissen Pflanze, die in diesen Thälern wächst, anzuzünden
und damit den Körper des Kranken, so bald er zu schwellen anfängt, zu sengen,
welches die Einwohner dieser Gegend mit grosser Geschicklichkeit verrichten kön-
nen. Es ist merkwürdig, dafs wenn das Insekt in der flachen Hand zerdrückt
wird, keine üble Wirkung daraus erfolgt, woraus man schliefst, dafs es nur eine
geringe Menge giftigen Safts enthalten müsse, wreil es von der schwielichten Haut
der flachen Hand verschlungen und der Eingang ins Blut dadurch verhindert wird.
Die eingebohrnen Fuhrleute , die durch diese Gegend reisen , zerdrücken sie oft
in ihren Händen, um die Neugierde der Reisenden zu vergnügen. Doch ist kein
Zweifel, dafs wenn die Coya in der Hand einer zärtlichen Person zerquetscht
würde, sich eben die Würkung zeigen mülste, "als wenn man sie auf andern Stei-<
len des Körpers zerdrückte. Diejenigen, welche durch diese Thäler reisen , müs-
sen, wenn sie im Gesicht oder im Nacken von einem Insekte gestochen werden,
die Stelle nicht berühren , oder reiben , weil der geringste Druck die Coya zer-
quetscht, diese aber unschädlich ist, wenn sie nicht zerdrückt wird. Vielmehr
lassen sie die Eingebohrnen , welche sie begleiten , an der Stelle , wo sie den Stich
bemerken, nachsehen. Nehmen diese nun daselbst eine Coya wahr, so blasen
sie dieselbe weg, ohne sie anzurühren , wodurch denn die Reisenden von der Ge-
fahr befrevt werden. Der Instinkt leitet das Hornvieh, das in diesen Thälern
weidet, beynahe die nemliche Vorsicht zu gebrauchen. Es bläfst nemlich allezeit
erst sehr stark auf die Kräuter , von welchen es fressen will. Nichts desto we-
niger trägt es sich bisweilen zu, dafs die Maulthiere oft eine Coya mit fressen,
'wovon sie allezeit gleich aufschwellen imd alsbald darauf sterben. u
Hau-
i>7
J
Raupen oder Schmetterlingslarven überhaupt.
Amstein ia Fuefsly's neuen Magazin, B. I. j Heise Diss. de Insect. nex. effect. Hall. 1 757.
S. 46. J Lorry de morbis cutaneis, p. 513.
Buchner Mise. med. phys. 1730. p. 1200.
Degeer's Abh. zur Gesch. d. Ins. von Göze, B.I.
Quarte! I. S. 13I.
Frankfurter medicinisches Wochenblatt vom Jahr
1781. Stück XXXI. S. 492. Anfrage wegen des
Gifts einiger Raupen.
Fuefsly's neues Magazin, B. I. S. 1 8 8 •
Geoffroy Histoire des Insectes de la France,
Tora. II. p. 96.
Meyers Naturgesch. der giftigen Insekten, S. 14g.
Reaumur Mem. des Ins, Tom. II. Part. I.
Mem. 4.
Seereisen imSiidmeer, Th. III. S. 112. lind aus
diesen in den berlinischen Sammlungen, Band VIII.
S. 570.
Sulzers abgekürzte Geschichte der Ins. S. 153«
Wagner in den fränkischen Sammlungen, B, II.
S. 122.
Unter Raupen , (griechisch xd/jiTtt]-, lateinisch Eruca, holländisch Rups , eng-
lisch Cater - Pi/lars und Canker - TVorms , französisch Chenille, italiänisch Ruga und
Brucho , spanisch Oruga) versteht man diejenigen schmalen und langen, wurmför-
migen Thiere, deren Leib aus lauter Ringen zusammengesezt , mit einem mehr
oder weniger ausgezeichneten Kopf- und Schwanzende und allermeist mit sech-
zehen Füssen versehen ist, welche aus den Schmetterlingseyern hervorkommen,
und nach der Verpuppung wieder zu Schmetterlingen werden. Sie waren von
jeher wegen einer gewissen Giftigkeit im Verdacht, wozu vorzüglich mit das ab-
schreckende Aussehen der haarichten Arten , Veranlassung gegeben hat, die auch
deswegen in verschiedenen Gegenden, vorzüglich in der Schweiz, den Namen
Teufelskatzen erhalten haben. In wieferne diese wirklich nachtheilig werden kön-
nen, haben vorzüglich Amstein y Buchner, Fuefdy , Heise, Sulzer f und ffagner
durch eine Menge Erfahrungen dargethan, aus welchen erhellet, dafs sie, wie
verschiedene Nesselarten, mehr mechanisch, als physisch unsrem Körper scha-
den. Sie veranlassen nemlich zum Theil, wenn sie angefafst werden, durch ihre
feinen , steifen , in die Haut eindringenden und oft darinnen brechenden Filzhaare,
die sie leicht fahren lassen, bey den langhaarichten Bärenraupen oft unter den.
langen Haaren stehen und nur mit Beyhülfe eines Vergrösserungsglases entdeckt
werden können, ein unleidliches Jucken und Brennen in der Haut und nicht sel-
ten gar ein Auffahren kleiner Pusteln mit entzündlicher Röthe und Geschwulst . Un-
tersucht man mit bewaffnetem Auge die aufgelaufenen und schmerzhaften Stellen
der Haut, 50 entdeckt man die Enden der eingedrungenen Haare, als kleine
schwarze Punckte. Ähnliches Jucken und nesselartiges Brennen etc. entsteht , wenn
man mit den verlezten Händen ins Gesicht fährt, oder sonst eine Stelle des Kör-
pers berührt. Wahrscheinlich kommt dieses von den Härchen her, welche, aus-
ser den in die Haut der Hände eingedrungenen j blos auf derselben liegen geblie-
ben
88
hen und , durch die Berührung anderer Theile , erst in eine solche Lage gebracht
worden sind, dafs sie in die berührten Stellen der Haut ebenfalls eindringen konn-
ten. Es ist leicht einzusehen, dafs Brennen, Geschwulst und Röthe immer arger
werden müssen, je mehr man sich durch das Reiben der verlezten Stellen Linder-
ung zu schaffen sucht; denn eben hierdurch wird das tiefere Eindringen der Här-
chen in die Haut und ihre stärkere Verbreitung auf derselben befördert Da die
Raupen hauptsächlich zu der Zeit ihre Haare fahren lassen, wo sie sich häuten
wollen; so hat man sich dann besonders in Acht zu nemen, sie mit b losen Hän-
den zu berühren. Manche Arten schleudern in der Häutungsperiode, bey den ver-
schiedenen Bewegungen ihres Körpers, ganze Flocken der feinsten Härchen in die
Luft, die, vermöge ihrer Leichtigkeit , in derselben zerstreut werden, und daher,
auch in einiger Entfernung von den Raupen , sich auf die Haut des Menschen ab-
setzen und dann ähnliche Zufälle, wie von ihrer unmittelbaren Berührung, veran-
lassen. Dieses erfolgt sogar öfters in der Nähe haarichter Raupennester, beson-
ders, wenn sie schon alt und von den ausgekrochenen Schmetterlingen verlassen
sind. Die Haare solcher Nester sind überaus spröde und brüchig, fliegen auf die
geringste Berührung in den feinsten Stückchen in die Luft und fallen leicht auf
die entblöfsten Stellen der Haut. Reaumur machte diese Er£dirung mehr als ein-
mal an seinem Körper und setzte, ohne böse Absicht, die zarte Haut der ihn be-
suchenden und seinen naturhistorischen Beobachtungen beywohnenden Damen,
gleichen Verletzungen aus. Diese Damen bekamen .einen Ausschlag um den
Hals, und hätten sich, ohne Reaumurs Erklärung, gewifs für vergiftet gehalten.
Er selbst fühlte oft ein Brennen in den Augen und Nasenlöchern, muf&te oft nie-
sen, wenn er seine Raupen und Puppen in Bewegung sezte, wovon er ganze Ma-
gazine beysammen hatte. Auch Larry erzehlt, dafs bey einem Frauenzimmer von
sehr zarter Haut, dem eine Raupe auf den Hals gefallen war, nicht nur dieser,
sondern auch das Gesicht auflief und die Spuren der Raupe sich durch erysipela-
töse Röthe und wäfsrichte Blätterchen auszeichneten. Diese Erscheinungen sind
folbs durch eine eigene Reizbarkeit der Haut zu erklären, welche sich vielleicht
mit den Jahren verliert, vorzüglich aber mehr oder weniger von dem dichten
Hautgewebe abhängt Denn es giebt Personen, welche ohne Unterschied alle
Arten von Bären- und ülzhaarichten Raupen mit blosen Händen anfassen können,
und nicht die geringste Beschwerlichkeit darauf empfinden. Doch kann man seine
feine und reizbare Haut, gegen das Eindringen der Raupenhaare bey der unmit-
telbaren Berührung, sehr leicht durch das Bestreichen der Hände mit Öl sichern,
gegen
gegen das Jucken und Brennen nach schon eingedrungenen Haaren aber, frisches
oder goulardisches Wasser anwenden. Sollten R.aupen dieser Art verschluckt woi-
den seyn, worauf Entzündung des Magens und Darjnkaoials , ja Convulsioaen erfol-
gen können; so ist es nicht rathsam, sie wieder durch Brechmiitel aus dem Ma-
gen zu schaffen, wodurch die Haare nur in den Schlund zurückgetrieben und die
Zufälle vermehrt werden könnten, sondern vorerst einwickelnde, ölichte, schlei-
michte, krampflindernde Mittel durch Mund und After herzubringen und dann
erst ein Purgiermittel anzuwenden.
Ungleich seltner sind die Beyspiele, wo unbehaarte, glatte Baupen einen be-
sonderen Eüiflufs auf die Haut äussern. Im frankfurtischen medicinischen Wo-
■chenblatte kommt jedoch ein solcher Fall vor, den ich hier wörtlich, auch der
im serlichen Behandlung wegen , anführe. „ Vor kurzem schickte man einen Kna-
ben zu mir, der von der untem Lippe bis unter das Kinn hin, wie auch an der
linken Seite des .Gesichts längs der Nase herunter und am obern Theile des
Backens, grosse, ein wenig entzündete, blasigt aufgeschwollene Flecken hatte,
wie wenn er mit heissem Wasser gebrannt worden wäre. Er klagte über heftiges
Bronnen , und sagte, dafe diese Blasen über Nacht von selbst gekommen wären , und
.dafs er keine Ursache wäifste, wenn er nicht etvvan sein Gesicht mit seinen Hän-
xlen werunr ein iget hätte,, mit denen er am Abende einige Gattungen glatter, un-
behaarter Raupen, die er in Schachteln ernährte, berühret, aufgehoben und von
oinem Ort zum andern getragen hätte. Ich verordnete Kalchwasser mit dem ach-
ten Theil Kampfergeist vermischt, aufzulegen. Dieses benam auch das Brennen
nber den folgenden Tag waren die blasigten aufgeschwollenen Stellen, in denen
hin und wieder helles Wasser war, grösser. Ich öffnete sie, wo sichs thun liefs
und befahl alles mit einem Sälbgen Öfters zu bestreichen , das aus einem ganzen
Ey mit zwey Löffeln voll gutem Olivenöhl gemischt, bereitet wurde. Die davon
entstehende Rinde rnufste sitzen bleiben. Nach 24 Stunden konnte man diese
samt dem Oberhäutchen, ablösen und der Schaden war geheilt." Fuefsly erzehlt,
dafs ihm etwas ähnliches in einem Alter von 11 Jahren begegnet sey , wo er eine
Schachtel mit Raupen von der Phalaena Chrysorhoea und Cacruleocephalea Lina, be-
gierig öffnete, die Raupen betrachtete, die herauskriechenden wieder in die
Schachtel zurückschob etc. Kaum hatte er dieses Spiel eine halbe Viertelstunde
getrieben, so spürte er im Gesichte, am Halse und auf der Brust ein heftiges
Jucken und Brennen und zusehends entstanden rothe Blasen. Am Morgen hatte
öich das Jucken sehr vermindert und die Blasen hatten sich gesetzt, und nach ein
12 Paar
9*
Paar Tagen war alles, ohne etwas dagegen gebraucht zu haben, gänzlich ver-
schwunden. Es begegnete ihm dieses nachher öfters , wenn er seine Raupen aller
Arten behandelte, doch verminderte sich diese Wirkung mit zunehmenden Jah-
ren so sehr, dafs er, da ihm vorher auch die glatten Raupen schädlich waren,
nur noch die Filzhaarichten zu fürchten hatte.
Verschiedene Raupen sind auch mit sehr starken und schneidenden Gebifs-
werkzeugen versehen , womit sie empfindlich beissen , noch andere verletzen durch
einen scharfen brennenden Saft, den sie, sobald sie gereizt werden, von sich
sprützen, noch andere verbreiten einen ekelhaften Geruch. Alle diese, nur in
einem grossen Theil von Europa bekannten Raupenarten , hier einzeln zu schil-
dern, würde weit die Grenzen dieses Werkchens überschreiten. Vorzüglich giebt
es von den schädlichen haarichten Raupen, wovon ich nur diejenigen beschrie-
ben und abgebildet habe, deren nachtheilige Wirkung auf die Haut, ich aus eig-
ner Erfahrung kennen gelernt habe , noch eine grosse MeAge z. B. die Larve der
Phal. Bomb. Rubi, Plantaginis , der Pkal. noct. Matronula , Villica, Purpurea, Hera etc.
welche mehr oder weniger schädlich sind , und wie viele dieser Art mögen nicht
erst in anderen Wehtheilen vorkommen? Ich begnüge mich hiervon nur noch ein
Beyspiel aus den Seereisen im Südmeere anzuführen. »Auf der Dreyeinigkeits - Bay
trafen die Reisenden , D. Banks und Solander an Morästen und Sümpfen in diesen
Gegenden, den in Westindien bekannten, ächten Mangrovebaum (Rhizophora Man-
gle L.) zum erstenmale an. Auf den Zweigen und Blättern desselben sahen sie
eine grosse Menge kleiner , grüner Raupen. Der Leib war sehr haaricht und sie
sassen zu zwanzig und dreysigen auf den Blättern, eine neben der andern, so
regelmässig und gerade , wie eine Reihe Soldaten nur immer stehen kann. Bey
dem Berühren empfanden sie, dafs das Haar auf ihren Leibern wie Brennesseln
stach, ja einen noch weit durchdringendem, aber nicht so lange anhaltenden
Schmerz verursachte." Man sieht hieraus , dafs die Haare der Raupen in Südame-
rika eben die Eigenschaft , wie bey uns haben,
I7-
w
17. Die Wolfsmüchraupe. Tab. XII. Fig. 1.'
Law* Sphingis euphorbiae, caudata, nigra, albo- punctata: Hnea dorsali sanguinea,
laterali punctisq. flavicantibus. Papa brunnea , sligmatibus nigris. Sphinx alis griseis,
fasciis duabus rirescentibus , posterioribus rufis, basi strigaque nigris, antennis niveis.
Lian. Syst. N, T. I. P. V. p. 2383. n. 19. Faun. Suec. 1086. —
Habitat in Europa« euphorbiis.
Blumenbachs Handb. d. N. G. S. 353. Die
Wolfsmilchraupe.
Bore Mausen* s europ. Schmetterl. Tb. 11^ S.
139-
Cuvier Tabteau e'le'mentaire, p. 592. n. i. le
Sphinx du Tithymale.
Drury Abbild, und Beschreibungen exotischer Ins.
T. I. Tab. XXIX. Fig. 3.
Espers europ. Schmetterlinge, Th. II. S. 100.
Tab. XI. Fig. 3. IVolfsmilchraupe.
Fabricii Mant. ins. II. p. 95. n. 30. Spec. Ins.
T. II. p. 146. n. 32. Syst. Ent. p. 541. n. 17. Sphinx
Euphorbiae
F risch' s Ins. Teutschl. Th. II. T. XI. Wolfs,
milchraupe.
Fuefsly's altes Magaz. d. Entomologie, B. I. S.
2ä6. Verzeiclin. Schweiz Ins. 11.620. Sph. Euphorb.
Geoffroy Hist. des Ins. de Paris. T. II. p. 87.
n. I I . le Sphinx du Tithijmale.
Ledermülle r's Gemüths-und Augenergöta. Drit-
tes Funftz. S. 48. Tab. XXVI -XXIX.
Meli an Europ Ins. 1 23.
Mülle r's Linn. Natursyst. d. Ins. B. I. S. 641.
n. 19. Wolfsmilchrav.pt.
Museum Lud. Ulr. 356.
Otiomatol. Hist. nat. P. VIT. p, 24t,
Panzer Faun. Ins. Genn. Heft XIII. Dff Wo/f«~
milchschwärmer , der Woifsiuilckuogel , de Wolfsmelh
Py Utaart , de honte Olifant - lr linder ourust.
Reaumur Memoires Tom. I. P. I. Tab. XIII,
Fig. 4 — 7-
Rösels Insektenbelustigung, Th. I. Nachtvög.
Cl. I. Tab. III. Fig. 1. 2. S, 17. Wo.'fsmikhraupe.
Schaefferi Icon. Ins. Ratisb. Tab. 78. Fig. i.s.
und Tab. 99. Fig. 3. 4.
Scopoli KutomologiaCarniolica, p. Tg6. ic, 471.
Sph. Eitpho- biae.
Seba Thesaur. T. IV. Tab. 53. F. L. M. Tai.
60. Fig. 17. ig.
Sinap. BrefsL. Nat. Gesch. 172 1. Aug. Cl. IV.
Art. 5.
Spiel mann i Diss. de Aaimal. noc. Alsat. p. 52.
Sulzers Geschichte der Ins. S. II 4. Vignette.
Syst. Verz. d. Wien. Schmetterl. S. 42. n. -a.
Wolfsmilchschwänner.
Uddmanni Diss. 57-
Wagner in den fränkischen Sammlungen, B. II,
S. 116.
Auf den beyden Wolfsmilcharten , der Wolfs - oder Teufelsmilcli und der
Cvpresseneuphorbie {Euphorbia Esula und Cyparissias L.) findet man in den Som-
mermonathen eine Raupe, weiche sich sowohl durch ihre ansehnliche Grösse, als
durch d:e Schönheit ihrer Zeichnung und Farben auszeichnet und Wolfsmilchraupe
genannt wird. Sie ist oft drey bis vier Zoll lang und einen Zoll breit, nimmt
vom Kopf aus bis zum sechsten Ring allmählich an Dicke zu,, bleibt dann in ih-
ren fünf übrigen Ringen gleich stark und führt an der Rückenseite ihres lezten
Rings eine hörn- oder schwanzartige Spitze. In ihrer ersten Jugend ist sie blos
grün und gelb von Farbe, nach mehreren Häutungen und hiermit erreichter voll-
kommenen Grösse aber, gewinnt sie an Schönheit und Mannigfaltigkeit der Far-
benmischung. Die Grundfarbe ihrer glatten und glänzenden Haut ist schwarzgrün
und mit lauter erhabenen, lichtgelben Pünktchen besäet, der Kopf an seiner
Vor
9*
Vorderfläche roth und mit zwey runden, schwarzen Flecken versehen, welche
man für Augen zu halten geneigt ist. Von der Mitte desselben an lauft längs der
Mitte des Rückens bis zur Schwanzspitze ein carmesinrother Streif. Von gleicher
Farbe sind die sechs hakenförmigen Vorder- die acht stumpfen Mittelfüsse, die
zwey Nachschieber und die Hälfte des Schwanzhorns , welches sich mit einer
schwarzen Spitze endiget. Zu beyden Seiten des Körpers sieht man, vom ersten
Ringe an, eine Reihe lichtgelber Augen mit zwey darunter stehenden, zusammen-
fliessenden milchweissen Punkten , auf schwarzem Grunde. Unter diesen Reihen
von Augen folgt über den Füssen noch eine Reihe irregulärer, gelber, hellroth
gefleckter Streife auf jeder Seite, die Bauchfläche aber ist roth und schwarz
punktirt.
Im Herbste schickt sich diese Raupe zu ihrer Verwandlung an und verkriecht
sich unter die Erde, wo sie nach einigen Tagen den Raupenbalg ablegt und nun
als eine braungelbe, beynahe zwey Zoll lange und, wie die Raupe, mit einem
Schwänzchen versehene Puppe zu finden ist. Sie überwintert so , und erst im
Junius-, bisweilen gar erst im zweyten Jahre, verläßt der Schmetterling die Pup-
penhülse.
Dieser ist nicht minder schön, als seine Larve. Die Rückenfläche des
Kopfs und Bruststücks und alle weifs eingefafsten Ringe des spitzig zidaufenden
Hinterleibes, sind olivenfarb. Seine Vorderfiügei haben an der Wurzel und gegen
die Mitte drey Flecke , und eine schief laufende gezackte , dreyeckigte Binde auf
einem fleischfarbnen Grunde, seine Hinterflügel aber ein rotlies, mit zwey schwarz-
blauen Binden durchzogenes Feld. Das sich durch seine Grösse und seinen dicke-
ren Hinterleib auszeichnende Weibchen legt seine Eyer in den. Monathen Junius
an die Wolfsmilch, und aus diesen kommen nach vierzehn Tagen die jungen
Räupchen zum Vorschein , welche nach vier bis fünf Wochen ihr Wachsthum vol-
lendet haben. Diese nähren sich von einer Pflanze, welche wegen des milchähn-
lichen, klebrichten Safts sehr bekannt ist, dev> aus ihren abgebrochenen Stengeln
hervordringt, sehr bekannt ist, und eine so äzende Schärfe bey sich führt, dafs
er die Stellen der Haut, worauf er gebracht wird, angreift und daher zur Vertil-
gung der Mähler und Warzen gebraucht wird. Im Mund veranlafst schon ein ein*
ziger Tropfen dieses Safts ein unleidliches Brennen und wenn er vollends in stär-
kerer Quantität in den Magen und Darmkanal gelangt, so wirkt er wie ein dra-
stisches Purgirmiuel und ist im Stande, Entzündung zu verursachen. Kein Wun-
der ist es, wenn die von dem scharfen SaXie der Esula ganz durchdrungene Rau-
pe,
SS
pe, ähnliche nachteilige Wirkungen äussert. Wirklich ist nach Sinap , das Vieh
auf der Weide an den verschluckten Raupen plötzlich gestorben. Auch bestätiget
die Erfahrung, dafs sie zu ihrer Vertheidigung einen grünen, scharfen Saft aus
dem Maule spritzen , der so schwer , wie Dinte , wieder von den Händen und Fin-
gern zu bringen ist, Jucken und Brennen der Haut veranlafst, und wenn die ver-
lezte Stelle nur etwas gekrazt wird, bald Entzündung nach sich zieht.
ig. Die grosse Kühn- oder Fichtenraupe. Tab. XII. Fig. 2.
Larva Bombycis Pini , subcauuata, albo, griseo fuscoque varia : collaribus caeruleis,
punctis utrinque ruüs. Pupa fusca. Phalaena alis griseis : fascia ferruginea punctoque
triangulari albo. Linn. S. N. E. G. XIII. T. I. P. V. p. 2410, n. 24. Faun.
Suec«- 1104. — Habitat in Europae pino.
Amoreux Notice p. 1J7 und 280. Chenifles du
pin.
Amsteins Gesch. des Fichtenspinners in • Fuefsl.
Ent. Mag. B. II. S. 234. und neues Mag. B. I. S. 44.
Bech Steins, J. M. Musterung schädlich geachte-
ter Thiere, S. 172. Fig. 5- Kiefer mpinntr.
Beckmann. Epitom, S. L. p. 163. n. 24. Ph.
Pini.
* Berliner Magazin, B. II, S. 398. B. 5. Fichten-
nwtte.
Blumenbachs Handb. d. N. G. S. 356. DerFich-
tenspinner.
Bonnet Observ. sur les Insectes et Tome premier
de ses Oeuvres in 4. p. 305. Chenille du Pin.
Borkhansens Naturgesch. der europ. Schmef-
terl. Th. III. S 78-
Espers Schmetterlinge, Th. III. S 78. Tab.
XII. Fig. 1 — 6. Tab- X1JI. Fig. 1.
Fabricii Mant. ins. II, p. 1 1 3. n. 56. Spec. Ins.
II. p. 117. n. 48- Syst. Ent. p. 565- ». 32.
Frisch Ins. Th. X. S. 13. T. X. Diu Kientaum-
raupe.
Fuefsl ys Verz. Schweiz. Ins. S. 34. n. 641.
Fichteneute.
Gladbachs Verzeichnifs , die Tanncngluck.
Gleditsch Einlc-itungin die deutsche Forstwirth-
schaft, B. I. S. 399. Die Fichten- und Tannenmotte.
Desselben vier hinterlassene Abhandl. das praktische
Forstwesen betreffend , Abb. II. S. 6 8.
Goze entomol. Beytr. Th. III. B. II. S. 290.
n. -4. Der Ftentenspinner. Geschichte einiger dem
Menschen etc. schädlichen Insekten, p. V. Die grosie
Kühn -■ und Fichtenraupe.-
{Journal für das Forst- und Jagdwesen, B. IV. H.
I. S. 78.
Jungs Verzeichnifs europ. Sehnretterlinge, S. 100.
n. 769.
Merianni Europ. Ins. Tab. XXII.
Müllers Linn. N. S. d. Ins. B. I. 8.657. n-M.
Der Fichtemcanderer.
Naturforscher Stück II. S. T9. Ph. Pini.
Nau's Anleitung zur deutschen Forstwissenschaft,
S. 298.
Onomat. Bist. nat. P. VI. p. 3 97- Die grosse IVald»
raupe.
Oekottomische Nachrichten der patriotischen Gesell-
schaft in Schlesien, Th. VI. S. 404.
Poda Ins. 84- n. 5.
Rösels lnsektenbel. Th. I. Nachtvog. 2. Klass.
S. 297. Tab. L1X. Fig. 1. Die grosse Kien- oder
iVatdraitpe.
Schaeffer Icon. Ins. Ratisb. Tab. S6. Fig. 1 — 3.
SchWarZ's Ranpenkalender, S. 72.
Syst. Verz. der Sehmetterl. Wiener Gegend. S. 56.
Fain. J. n. 4. Fohrenspinner.
Tabellarisches Verzeichn. Brandenburger Schmetter-
linge, Heft I. S. 37. n. 7.
Uddmanni, Diss. 60. Pithyocampns.
Uslar's, (J. v.) Pyralis Hercyniana. S. 17. n. i>
Der Kiefern - oder Fohrenf pinner.
Wilkes Papil. 29. Tab. III. b. 5.
Der ockerbraune Kopf dieser im ausgewachsenem Zustande vier Zoll lan-
gen und fünf bis sechs Linien breiten Raupe , ist ziemlich grofs und rund , mit star-
ken
94
ken Gebifswerkzeugen versehen, und mit einem weifs eingefaßten Dreyeck über
dem Mund bezeichnet. Sie nimmt von vorne nach hinten in ihren eilf Ringen
allmählich an Dicke zu, und hat sechs Vorderfüsse, acht Mittelfüsse und zvvey
Nachschieber. Jeder Ring hat, ausser den Gelenkeinschnitten, noch besondere
einförmige Furchen, der erste Ring gleich hinter dem Kopfe zvvey Warzen mit
starken, nach vorne gekehrten Haarbüscheln , der fünfte, sechste und siebente in
der Mitte ein Paar kleine, mit schwarzen Haarbürstchen besezte Erhabenheiten
und der vorlezte Ring eine ähnliche , mit einem grösseren schwarzen Haarbürstchen
versehene Warze. Überhaupt ist die ganze Raupe rauh, von den grösseren und
kleineren Filzhaaren, welche auf einem weifsgrauen, braun und grau punktirten
Boden stehen und hat sowohl längs des Rückens grosse, irreguläre, als an den
Seiten des Leibes lange und schmale braune Flecken. Der zweyte und dritte Ring
zeichnen sich noch besonders durch eine schwarze, glänzende, ins Blaue spie-
lende Binde und unter derselben auf jeder Seite durch einen rosenfarbichten Fleck
aus. Die krallenförmigen Vorderfüsse sind dunkel- die Mittelf üsse und Nachschie-
ber licht- braun.
Man findet diese Raupe beynahe üi allen Gegenden unseres Welttheils , zu
jeder Jahreszeit auf der Fohre, ihrer gewöhnlichen Futterpflanze, in Ermangelung
derselben aber, auch auf anderen Nadelholzarten und selbst im Winter in den
Ritzen und Höhlungen der Bäume. Die ausgewachsenen Raupen dieser Art ver-
puppen sich im Julius und August in einem länglichrunden Gespinste, welches
vorne und hinten offen zu seyn scheint , und unter den Ästen oder zwischen der
aufgesprungenen Rinde der Fohre befestiget ist. Der Vordertheil der längiich-run-
den Puppe selbst ist dunkel aschgrau, der Hintertheil rothbraun. Nach drey bis
vier Wochen kommt schon der Schmetterling aus derselben hervor, der von sehr
verschiedener, und beynahe nie beständiger Zeichnung gefunden wird. Bald hat
er braune, bald aschgraue, mehr oder weniger breite, mehr oder weniger ge-
zackte Binden auf den grauen, oder braunen, immer mit einem dreyeckigten
weissen Punkte bezeichneten Oberflügeln. Die Farbe der Unterflügel und des gan-
zen Körpers aber ist immer matt braunroth. Der weibliche Schmetterling legt ge-
wöhnlich schon im August seine gelbbraunen Eyer auf die Fohrenbäume, und aus
diesen kriechen nach acht bis zehn Tagen die jungen Raupchen aus, die im
Herbste noch so lange wachsen, als es die Wärme der Jahrszeit gestattet, den
Winter hindurch aber sich verbergen und erst im Sommer des künftigen Jahres
ihre vollkommene Grösse erhalten*
Wenn
95
Wenn sie berührt werden , so schlagen sie mit Kopf und Leib gleich zu.
beyden Seiten um sich und verscheuchen hierdurch ihre Verfolger. Sonst aber
werden sie jedem , durch ihre feinen , in die Haut dringenden und starkes Jucken
und Entzündung veranlassenden Filzhaare schädlich. Bonnet versichert sogar, dafs
er auf die Berührung dieser Fichtenraupe eine Art von Erstarrung der Finger, her-
nach Jucken und sehr starkes Brennen bekommen habe, worauf Geschwulst erfolgt
sey. Wird sie verschluckt , so äussert sie nach Grevin , den Amoreux anführt, eine
solche giftige Beschaffenheit, dafs davon Zunge, Mund und Eingeweide entzündet
werden.
19. Die Klee- oder Quittenraupe. Tab. XII. Fig. 3.
Larva Phalaenae Bombycis Trifoliij solifaria pilosa dilute fusca , incisuris caerulescenti-
punctatis, collari rubro. Pupa anterius flava, posterius brunnea. Phahiena alis ferru-
gineis, primoribus striga punctoque albis, posterioribus immaculatis. Linn. S. N. E,
G. XIII. T. I. P. V. p. 2411. n. 496. — Habitat in Germaniae Trifolio.
Espers europäische Schmetterl. Th. III. S. 87.
Tab. XV. Der Kleespinner .
Fabricii Mantiss.Ins.il. p. 112. n. 46.
Jung* s Verz. europ. Schmetterl. S. 147.
Maders Raupenluijfinder, S. 15. N. 17. Ph.Du-
rtitti.
Rössls Insekteabel. Th. I. Nachtvög. Kläss.'II.
S. 201. Die kleinere im d schlankere , branngelbe , filz*
haarige Quittenraupe. Tab. XXXV. b. Fig. I. Tab.
XXXV. a. Fig. 2 — 5. Die Grasmotte nach Kleematm.
Syst. Verz. der Schmetterl. der Wiener Gegend. S.
57. n. 4. Farn. K. Bomb, Tri/olii , iViesetikleespinnet ,
Im Monat May findet man auf den Wiesen' eine filzhaarichte , gelbe Raupe
von der Grösse eines halben Zolls, welche sich vorzüglich vom Klee und Quitten -
blättern nährt und daher ihren Namen erhalten hat. Sie legt verschiedenem;;}
ihren Balg ab, bis sie zu Ende des Junius und Anfang des Julius ihre vollkom-
mene Grösse erreicht, und nun oft über drey Zoll lang und vier Linien breit ge-
funden wird. Der Kopf hat auf jeder Seite einen länglich- runden orangenfar-
bigen Fleck auf schwarzen Boden, um welchen sich von hinten eine schmale
weisse Einfassung herumzieht, die sich vorne in der Mitte des Kopfs theilt und
dann gabelförmig gespalten , gegen die Gebifswerkzeuge herablauft. Hinter dem
Kopfe sieht man, am Vorderrand des ersten Rings, ebenfalls einen orangenfarbi-
gen Streif und zu beyden Seiten eine graue, warzenförmige Hervorragung. Alle
übrigen Ringe haben auf der Rückenfläche eine glänzend ockergelbe, an den Sei-
ten eine mehr braune Farbe, in den Einschnitten zwischen den Ringen sammel-
artige schwarze, lichtblau gefleckte , schmale Binden, und über den Füssen an jeder
Seite
96
Seite eines Rings, schmale, blafsgelbe Längsstreifen. Vor der Verpuppung macht
diese Raupe um sich «in eyrundes , dichtes , haariehtes Gespinnst von dunkelbrau-
ner Farbe , in welchem man sie nach -einigen Tagen verwandelt in eine am Vor-
dertheile bräunliche , am Hintertheile grüiüiche , kurze und dicke Puppe , antrifft.
Die Phaläne bedarf zu ihrer Ausbildung in der Puppenschale nur drey Wochen
und erscheint dann in röthlichbrauner Farbe., und in Rücksicht des Geschlechts-
unterschieds in einem sonderbaren Verhältnisse. Das Weibchen ist neinlieh bei-
nahe-dreimal so grofs , .als das Männchen , hat übrigens schmale, fadenförmige
Fühlhörner und einen sehr dicken Hinterleib , da lezteres mit selir breiten, starkge-
fiederten Fühlhörnern und einen schmalen, am Ende etwas gespaltenen Hinterleib
versehen ist. Beyde haben in der Mitte jedes Vorderflügels einen eckigten, dun-
kelbraunen eingefafsten Punkt, und sowohl auf den Vorder- als auf den Hinter-
fiügeln eine schmale, lichtgelbere, ausgeschweifte Binde.
Beynahe noch leichter und in noch grösserer Menge, als von der gr-os -en
Fichtenraupe, dringen, die kurzen, brüchigen Filzhaare dieser Raupen;) rt und
ihres rauhen , von dem eingewebten steifen Haaren , beynahe stachlichi en Puppen-
gehäuses, in unsre Haut ein, woran sie be.y der geringsten Berührung klebenblei-
ben, und dann ein unleidliches Jacken und Brennen verursachen , welclies selbst
durch das Waschen mit Seifenwasser nicht gemindert werden kann.
20. Die Eichen raupe. Tab. XII. Fig 4.
Larva Phalaenae Bomhycis Quercus, pilosa grisea nigra annulata alboque maeulata.
Jpupa dense folliculata, viridis, anterius fusea. Phalarua n\is fenugineis, singe llava,
primoribus puncto albo. Linn. S. N. T. I. P. V. p. 241 r. n. 2.5. Faun. Snec. t 1 c6 -—
Habitat in erica, pruno spinosa, betula, 4>alice, rjuere-u ; -femina pallidior.
Admiral Naawk. \Vaarn. p. 31. Tab. XXXI. de
pjfaager - rups.
Alt in, a natural history of English Insects. Tab.
JCVJ1I. Fig. 25-
Beckmann. Epit. S. N. p. 163. n. 25. PL
■Quercus.
Berlinisches Magazin , B. II. S. 398. ».4. Die
Grasmotte.
.Espers europ. Schmetter!. TIi. III. S. 8«. Der
Eichen spinner. ({uittenirogel.
Fabricü Mant. ins. II. p. 112. n. 47. Syst.
Ent. p. 562. n. 34. Spec. ins. II. p. 175. n. 39.
Bomb, Quercus.
Fuefsly's sltes Magaz. d. Entomologie., $. 2JI.
Schweizer. Ins. S. 34. 11. 643. Dir Heckerikriecher,
Geoffroy Histoire des Insectes de Par. Toki. II.
p. 111. n. 13. La mini ine a bände.
Gleditscii Forstwissenscl». Th. I. S. 548. 11.6.
Ph. Quercus.
Goedart historische Beschryving van den oor-
spronk etc. der Wurmen, Rupsen etc. I. Tab. VII.
Göze entomol. Beytr. Th. III. B. II. S. 292. 11.
25. Per Eichenspinner.
Jung' s Verz. europ. Schmetter]. S. 121.
Kleemanns Raupenkalender S. 14.
Li-
97
Lister Johannes Goedarrffs de Ins. iti inelhodutn
redactus, p. 203. n. 88. Fig. 88- tapiquante.
Merianin Europ. Ins.I. Tab X.
Mouffetti Theatr. Ins. 187. l'g- 2-
Müllers Linn. Nalursyst. d. Ins. B. I. S. 658-
1). 25- Der Eiclietisteiger.
Müller Faun. Fridr. p. 39. n. 353. Zool. Dan.
Prodr. p. 117. n. 1353.
Naturforscher Stück VIII. S. 102. n. 6. Fh.Qiurcus.
St. XIII. S. 230. §. 9.
Onomal. liist. nat. Pars. VI. p. 408. Ph- Öfterem.
Petiveri Gazophylacii Naturae et ArXis decades
decem , T. 45. Fig. 5. Semicolon.
Poda Mus. graec. 85- ■*• (>•
Raji Hist. Ins. p. 242. n. 2. Pli. maxima fulua.
Kc'uniur Mein, des Ins. Toi«. T. p. h'19. 1-5-
Tab. .(5- Fig. 7. &.
Ruscls Insekicnbel. Tb. I. Nachtvög. Klass. 2.
S 193. Die gro-.se , filzhaar ige , gelbbraune Schlehen-
wtd Quittenrat'pe. Tab. XXXV. a. Fig. 1. und Tab.
XXXV. b. Fig. 1— 7. Der Heckettkriecher , nachKlee-
mann.
Schaefferi Icon. Ins. Tab. 8*- Fig. 1 — 3.
Scopol i Ent. carneol. p. 194. 11. 487. F&
Qiierctis.
Syst. l'er?. Wien. Schmetterl. S. 56. n. 3. £Y-
chtnspintter-
U dd m an n Diss. 59.
Wilkes Engl. Mots. and F>utt etc. p. 2S. Tab.
III. a. Fig. 11. 12.
Fast einerley Eigenschaften , sowohl in Rücksicht der eben gedachten nach-
theiligen Beschaffenheit der Haare, als der verschiedenen Verwandlungsgestalten
vom Eye b?s zum Schmetterling, hat gegenwärtige Raupe mit der Raupe der Pha-
laena TrifoUi. Dalier kam auch Rösels Verwechslung der beyderseitigen Puppen
und Schmetterlinge. Erst im Spatherbste kriecht sie aus dem länglichrunden, blafs-
biaunem Eye, welches das Schmetterlingsweibchen vierzehn Tage vorher gelegt
hat. Sie erreicht kaum noch die Länge eines halben Zolls, wenn sie von Kälte
und Futtermangel genöthiget wird, sich unter dem abgefallenen Laub der Hecken
zu verbergen , mid die Ankunft des Frühlings zu erwarten, wo sie die wärmere
Luft und das junge Futter aus ihren Schlupfwinkeln hervorlockt. Sie vollendet
nun nach einigen Häutungen schon zu Ende des Mays ihr Wachsthum und erreicht
hiermit eine Länge von zwey bis dreyZoll. Ihr Kopf, so wie der Vorderrand des
Halsrings , sind dann rolhgelb , die Filzhaare des übrigen Körpers hell - ockergelb,
die beyden Seiten des Leibes über den rothbraunen Füssen mit einem irregulä-
ren weissen, und hin und wieder gefleckten Streif eingefafst, aus dessen Mitte
sich in jedem Ringe ein weisses kurzes Streifchen nach hinten zieht. Im Krie-
chen dehnen sich die Ringe wreit auseinander und dann wird noch zwischen jedem
Piing ein schwarzer Gürtel sichtbar , welcher oben auf dem Rücken der Raupe
einen weissen Punkt führet. Sie läuft «ehr schnell , und hat daher auch von Eini-
gen den Nahmen Jäger erhalten. Wird sie aber berührt, so rollt sie sich eben
sowohl, wie auf jedes Geräusche, zusammen. Sie wählt im Grunde keine Pflanze
ausschliefslich zu ihrer Nahrung; denn ausser dem Eichenbaume findet man sie
auch auf Schlehenstauden, auf Quittenbäumen, auf den Rosen- Brombeer- Hind-
beer- Johannisbeerstauden, auf Heidel- und Schwarzbeersträuchen, auch auf den
Birken, den Pfirsichbäumen und im Grase unter diesen Bäumen und Gesträuchen.
i3 Mit
9**
Mit vollendetem Wachsthume macht sie aus den kurzen Filzhärchen ihres Balgsj
mittelst ihres Spinnsafts , oft in einer Stunde, ein eyförmiges, sehr festes, braunes
Puppengehause um sich, welches die am Vordertheile rothbraune, am Hinter-
theile ockergelbe Puppe, fast dicht ausfüllt. Die Phaläne kriecht bisweilen schon
nach drey bis fünf Wochen aus , bisweilen überwintert sie auch in der Puppe.
Sie kann sehr leicht mit der Phalaena Trifolii verwechselt werden, indem sie fast
völlig gleiche Farbe und Zeichnung hat, nur ist die braune Grundfarbe des Männ-
chens röther, und die schreg durch die Flügel laufenden Binden sind ungleich
breiter, nach dem schmalen Flügelrand zu mehr vertrieben , und mehr orangegelb.
Die Binden der Weibchen sind blasser, der weisse Punkt in den Vorderflügeln
aber in beyden Geschlechtern wie bey der Phalaena Trifolii.
Noch verdient hier dasjenige eine besondere Erwehnung, was Fuefsly an ge-
genwärtiger Raupe beobachtet hat. „Mich wundert, schreibt er, dafs weder Reau-
mur noch Mosel die von einer Seite zur andern im rothen Kreise unten am Halse
liegende Spalte gesehen haben, aus welcher sehr oft ein kleines Tröpfgen eines
hellen Wassers hervorquillt und die schon Linne gekannt hat , der in der Fauna
Suecica p. 29/f von dieser Raupe sagt : Larva e proprio vesicula exspuit liquorem la-
cessita longissime. Diese Öffnung und das daraus kommende Wasser mögen mehr
als einen Nutzen haben. Erstlich zur Verteidigung. Da ich einmal die Raupe
berührte, bin ich davon, doch nur sehr leicht beschädigt worden; denn sie
sprizte den Saft einige Zolle hoch mir ins Gesicht, wovon mir die Haut auf den
Stellen, welche es traf, juckte. Die Empfindung war merklich , dauerte aber nicht
lange. Ich habe dieses gewaltsame Spritzen noch öfters wahrgenommen, aber
allemal nur von Raupen, die bald ihr Häuschen bauen wollten. Ausserdem ver-
tritt dieser Saft bey ihrem Baue die Stelle eines Gummi,."
21. Die Gabelschwanzraupe. Tab. XJL Fig. 5 — 9.
f .arua Phalacnae Bombycis Vinulae > gibba, viridis, dorso fusco , cauda biseta , e rima
sub capite humorem acrem exspuens. Papa fuscä. Phalaena alis subreversis fusco venosis
striatisqu« corpore albo nigro punctaio. Linn. S. N. T. j. P. V. p. 24 12. n. 29.
Faun. Suec. 11 12. — Habitat in salice, populo.
Albin natural history efiEngl. Ins. Tab. XI. F. 1 j.
Aldrovandi de aniinaübus insectis, 2 6j>. F. x. S.
Anioreux Notice des ins. 11. 282.
Beckmann. üpjst. S. L. p. 163, »1. =9. Gttbff-
sohwanz.
Berliutsckti Magae. ß. II. S. 400. 433. n. 7. Phal.
I 'iftuia. Giibt-lsi!iii,anz.
Blumen ba cK' s Handb. d. N. G. S. 3.56. n. 5.
GuOelscuiintiz , Hei mel'itvogel.
Bonn et, memoire sur In grande Chtnille a queue
99
forcftUB äuSaute, dar.s !e quc' on prouve qve la Liqneur
que cette Chenille fart jäillir, est une veritableAcide,
et un acide tres artif. V. Mein, de Math, et Phys.
Vol. II. p. 176, und in Bonuets und einiger anderer
Naturforscher auserles. Abh. aus der Insektologie , S.
106. Die grosse Raupe der is'aatweide mit gegabeltem
Schwanz und S. 320. Tab. III. F. t — 5. von der Ei-
ge lisch, der grossen ifj 'rissigen Weidexray.pe mit den
Gabelschwanz , einen Saft von sich zu spritzen.
Borkhausen's Europäische Schmetterlinge, tili.
III. S. 367.
Comment. Lips. in scient. nat. et med. Dec. I. Vol. I.
p. 41. Vol. II. p. 578. Vol VI. p. 519.
Cnvicr Tableau e'le'meniatre, p. 595. n. 7. la
Queue fourchue.
Degeer, de singulari pvoprietate major um Eruca.
rum Salicis, quatuordeeim pedibus duabusq. caudis
instruetarum , eiaculandi liqtiorem. V. Hern, de Math.
et Phys. pvesente's a l'Acad. Roy. des sciences de Pa-
ris. Tom. I. p. 530 et 106. Desselben Abh. zur Gesch.
d. Ins. von Göze, B. I. Quartal 1. S. 19 und 24. Ga-
belschwanzraupe; Quart. II. S. Si und 84- Tab. XXIII.
zweijgeschuümte IVeidenrdupe; Band II. Th. I. S. 224.
Phalene grande queite double , der grosse Dcppelschwanz.
Esper's europ. Schmetterlinge. Th. III. S. 95.
Tab. XVIII. Der grosse Hertnelhif alter .
Fabri cii Ment. ins. II. p. 1 1 3. 11. 60. Spec.Ins.H.
p.178. 11.52. Syst. entom. p. 566.11. 36. Bomb. Vinula.
Frisch' s Ins.Th. VI. S. iS- Tab. II. Fig. 2. Ca-
belsckuiamriiupe.
Füefsly's Verz. Schweiz. Ins. S. 34. n. 647. Ga-
belschwanz.
Geoffroy Hist. des Ins. Tom. II. p. 104. n. 5.
la Queue fourchue
Gleditsch Einlcit. in die Forstwissensch. Th. 1.
S. 643. n. 4. Th. II. S. 758. !»• 19- Gabelschwanz
Goedarti Ins. Tom. III. Exper. 3. T. 37*'. 3. f. c.
la double - quette.
Göze Entomol. Beytr. Th. III. B. II. S. 300.
Gabelschwanz.
n. 1
Jungs Verz. europ. Schnattert. S. t$t.
Leske Anfangsgr. d. Naturgesch. S. 459.
Gabelschwanz.
Lesser Theol. deslns. parLyonet. Tom. 31. p, 4 v
Chenille ä. queue fourchue.
Liste ri Goedartus in method. redact. T. XX. iv
Merianin iiurop. Ins. III. S. 59. Tab. XXXIX.
Meyers Naturgesch. der gift. Ins. Th. I. S. 153.
Der H'eideuspiwier,
Mouffetti Theatr. ins. p. 183. Fig. 10. Vinula
Miiller's Linn. Naturs. d. Ins. B. I. S. 659. n.29.
Tab. XIV. Fig. 2. Gabelschwanz.
Müller Faun. Frid. p. 39. n. 356. Ph. Vinula,
Zoolog. Dan. Pr. p. 117. n. 1355. Dänisch Herme,
lins - F 'haltiene , norwegisch Lüw-Aame, Abhandl. Tab.
I. II. Pile - Larven med äobbeh Haie.
Naturforscher Stock XIII. S. 22ß. n. 6. Der grosse
Hermelinvogel,
Onomat. Hist. nat. P. VI. p. 416. Ph. Vinula.
Pontopidans Naturgesch. v. Dännemark. S.
219. n. 6. Ph. Vinula.
Raji Hist. ins. p. 153. n. 5. et Iarva n. 3.
Reaumur Memoires Tom. II. Part. II. Mem.
p. 19. Tab. XXI. Fig. 1 — 3.
Rö sei's lnsektenbel. Band I. Nachte. Class.
S. 12 1. Tab. XIX. Fig. 1 — 6.
schwänzte grüne Weidewrteupe.
Schaeffer Icon. Ins. Rat. Tab.
Phal. pect. 29.
Schröters Abhandlungen über verschied. Gegenst.
der Naturgesch. Th. I. S. 177. Ph. Vinula.
Scopoli Ent. carn. p. 197. 11.488- Ph. Vinula.
Sepp Nederlandsche Insecten Stück IV. Verhandl.
V. p. 25. Tab. V. de Vlindcr mit de Groote Twestaart-
Rups : de Groote Hermelin . Vlinder.
St/st. Verz. der Schmetterl. d. Wiener Gegend,
S. 64. 11. 3. Bandweidenspinner - Raupe.
Wilkes the English Mots and Butterflies together
wi.th the Plants, Flowers, and Fruits etc. T. XIII*
Fig. 1. e. 1.
6.
II.
Die grosse ziveyge-
Fig.
44-
I. 2.
Gegenwärtige, in mancher Rücksicht merkwürdige Raupe entstehet aus kaf-
feebraunen, oben gewölbten, unten aber, wo sie auf der obern Seite der Blätter
aulliegen, flachen Eyern, die man in den Monathen Junius und Julius antrifft.
Schon nach vierzehn Tagen kommen die jungen Räupchen aus denselben hervor,
welche ihr Wachsthum sehr langsam und gemeiniglich erst im September vollen-
den. Sie sind anfänglich ganz braun und mit zwey haarichten, ohrenähnlichen
Hervorragungen auf dem ersten Ring hinter dem Kopfe versehen, welche sich
aber mit zunehmender Grösse verlieren , so dafs man zulezt an ihrer Stelle nichts
mehr, als awey grose schwarze Punckte (Tab. XII. F. 5.) sieht. Der grosse, vorne
piatt-
100
plattgedrückte, mit starken Gebifs Werkzeugen versehene Kopf, steckt zum Theil
in dein ersten Halsring und ist mit einer carmesinrothen, sich ins gelbe verlie-
renden Farbe umzogen. Bis zum dritten Ring , welcher oben eine pyramidenför-
mige Spitze hat, nimmt sie an Dicke zu, dann aber allmählich wieder ab, und
endigt sich am lezten Ring mit zwey schwarzen, hornartigen, kleinen Spitzen,
die mit zwey steifen Haaren besezt sind, unter welchen sich der After befindet.
Der ganze Körper der Raupe hat ein weichliches Ansehen, und schöne Trauben-
farben , daher sie auch den Namen Vinula erhalten hat. Auf dem Rücken der
Raupe zieht sieh bis zu jener spitzigen Erhabenheit auf dem dritten Ring, ein kur-
zer, dreyeckigter und von da wieder ein viereckigter, langer Fleck hin, dessen
zwey spitzige Winkel in der Erhabenheit des Vorderrückens und in dem Sehwanz-
ringe hegen, die zwey stumpfen Winkel aber sich an beyden Seiten des siebenten
Rings etwas herabziehen. Diese zwey Flecke haben jedoch keine bestimmte Farbe,
bald fallen sie ins Schwarze, bald ins Violette, bald ins Braune oder Grüne, im-
mer sind sie aber mit einem schmalen , milchweissen Rand umzogen. Die Seiten
des Leibes und die Bauchfläche deckt ein schönes, ins Gelbe spielendes Grün.
Die sechs spitzigen Vorderfüsse sind schwarz und weifs gestreift, die acht dicken
Mittelfüsse grün und braungefleckt, und statt der zwey Nachschieber, hat diese
Raupe einen gabelförmigen, ziemlich langen Schwanz, (Fig. 5. a. b. a. b.) der sie
von allen andern Raupen auszeichnet. Dieser Schwanz besteht aus zwey schwarz-
braunen, cylindrischen , überaus höckrichten, und mit steifen Härchen besezten
Scheiden (Fig. 9. a. b, a. b.}, welche die Raupe nach allen Seiten herumbeweger,
und aus welchen sie, auf besondere Veranlassungen, noch einmal solange, horn-
ariige, bey den jungen Raupen braune, bey den grösseren rosenrothe Fäden her-
vortreibt, (Fig. 5. b.b.), welche sie auf mancherley Art biegen und spiralförmig
krümmen kann. Die weibliche Raupe unterscheidet sich von der männlichen blos
durch die dunkleren Farben des ganzen Leibes, vorzüglich aber des Rückens, wo
sie bey nahe dunkelviolet ist. Sie erreicht überhaupt eine Länge von dritthalb
Zoll und eine im Verhältnifs derselben beträchtliche Dicke. Viermal legt sie den
Balg mit der Schaale des Kopfs ab und verzehrt ihn gemeiniglich. In der Mitte
des Julius, bisweilen auch erst im August und September, verliert sie ihre leb-
haften Farben und sucht zu ihrer Verwandlung einen schicklichen Ort an dem
Stamme oder an den stärkeren Asten eines Baumes, nagt daselbst eine flache Ver-
tiefung aus und macht sich nun in diese aus den feinsten Holzspänehen, die sie
mit ihrem schallen Gebifs abgenagt hat, mittelst ihres klebrichten Spinnsafts ein
oyal-
101
ovalrundes, überaus festes und durch keine Nasse zu erweichendes Puppenge-»
hiiuse. In diesem liegt sie wohl noch vier Wochen r ehe sie sich in eine an bey-
den Enden stumpfe, rothbraune Puppe verwandelt. Erst im May oder Junius des
kommenden Jahres durchbricht die Phaläne die Puppenschale und ihr festes Ge-
häuse, und erscheint in folgender Gestalt. Ihr ganzer Körper, vorzüglich aber
die Brust und die Schenkel der Füsser und beym Männchen noch besonders beyde
Fühlhörner, sind stark gefiedert, der weisse Rücken des Brustschilds noch beson-
ders mit schwarzen, länglichten Flecken, gleich einem Hermelinpelz, bezeichnet,
der Rücken des Hinterleibs ebenfalls mit schwarzen gezackten, niedlich geordne-
ten Flecken gezieret, die aschgrauen, ins Silberfarbe spielenden, wenig bestaub«!
ten und daher beynahe durchsichtigen Flügel, mit starken rothen Adern durchzo-
gen, und schwarz zackicht und wellenförmig gestreift, die Schienbeine und Ful*s-
blätter schwarz und weifs geringelt. Man findet sie so- in den meisten Gegenden
von Europa, wo sie als Larve auf den Papper- Sahl - und Wollweiden-, zuweilen
auch auf den Eichen- linden- Espen - und Ulmenbaume (Popnlus nigra) lebt.
Merkwürdig sind die Vertheidigungsarten dieser Raupe und die zurückschre-
ckende Stellung (Fig. 5.)., die sie dabey annimmt. Sie öffnet die Gebifswerk-
zeuge, strebt mit dem Vordertheile des Körpers und den sechs Vorderfüssen in
die Höhe, schlägt zugleich das Schwanzende gekrümmt aufwärts und läfst aus den
cylindrischen Scheiden die rothen Fäden hervorschiessen , mit welchen sie wie
mit einer Peitsche, um sich hauet und welche sie nur dann spiralförmig gekrümmt
und zitternd in die Scheiden zurück zieht, wenn sie bemerkt, dafs die Gefahr
vorüber ist. Wird sie aber länger gereizt; so fährt sie auch mit den Zähnen,
worinnen sie eine ausserordentliche Stärke hat, um sich und beifst damit ziem-
lich nachdrücklich. Das Sonderbarste aber ist, dafs sie zugleich eine klare Feuch-
tigkeit aus einer Spalte unter dem Kopfe (Fig. 6. a.) auf ihren Verfolger sprizt.
Bonnet und nach ihm Dc.geer würden dieses bey ihren Untersuchungen zuerst ge-
wahr, und lezterer empfand von dieser ihm ins Gesicht und ins Auge gesprizten
Feuchtigkeit einen brennenden Schmerz. Sie bemühten sich auch die Ab- und
Ausscheidungswerkzeuge dieses stark riechenden,, so wohl auf der Zunge, als in
jeder Wunde eine äzende giftige Eigenschaft äussernden und eine, der Ameisen-
säure vollkommen gleichende Schärfe enthaltenden Safts zu entdecken , und fan-
den das Saftbehältnils unmittelbar unter dem Schlünde und dem Vordertheile des
Magens, als eine ohngefähr vierthalb Linien lange, durchsichtige und in einen
engen Hals übergehende Blase (Fig. 8. «.). Über den Hals der Blase weg und nach
dem
&pm ;^pinn Werkzeuge liefen zwey Seidengefässe (b. b. b. b.) , der Hals aber selbst
gierig allmählich in einen grünen, weichen und fleischichten Körper (Fig. 7.) über,,
der am Ende mit vier hingen und spitzigen, wie eine Giefskanne, lauter feine
Mündungen führende Warzen (a. a. a. a.) versehen war. Diesen Körper nun treibt
die ergrimmte Raupe aus jener Querspalte (Fig. 6. ß.) unter dem ersten Ringe her-
vor, indem sie dabey dem Kopf aufliebt, und sprizt so jene iizende Feuchtigkeit
auf ihren Gegner los.
22. Die Processionsraupe. Tab. XII. Fig. 10.
Larva Phalaenae B-ombycis Processioiieae , gregaria pilosa, fusco - cinerea : dorso nigricante
Verrucisque luteis, per paria numero inaequalia incedens, exuvits tactu inflammationem
exeitantibus. Phalaena alis cinereo fuscis; femina striga obscuriore, mare tribus.
Linn. S. N. T. I. P. V. p. 2416. n. 37. — Habitat in Quercu
magnitudinis mediae.
Berliner Magazin B. II. S. 402, n. 12. Die Proces-
sionsu.'otte.
Borckhausen's Naturgesch. der Schmetterlinge,
Ti.. III. S. 132.
Braken hausen' s Beobachtungen bey den Pro-
cessionsraupen. S. die Abhandlungen der Hallischen
naturforsch. Gesellsch. B. I. S. 203.
Cuvier Tableau ele'mentaire, p. 595. n. 4. la
Processiaimaire.
Espers Schmetterlinge, Th. III. S. 150. Tab.
XXIX. Fig. 1 — 5. Der l'tocessionsspiuner , la Proces-
Ywnnaire da Chfne.
Fabricii Mant. Ins. II. p. 114. n. 65. Spirc. ins.
II. p. 180. n. 65. Syst. Ent. p. 567. n. 40.
Fuefsly's neues Magazin d. Entomol. B. II. S. 72
Eichenspitmer. Desselben Verz. Schweiz. Ins. S. 34.
n. 655. Die Processionsmotte.
G ledi t seil' s Einleit. in die deutsch. Forstwirths.
B. I. S. 644. D. 5. Die Processionsraupe.
Gbze's entomologtshe Bey träge , Th. III. B. II.
S. 519. Der Processiomschwärmer , desselben Gesch.
schädl. Ins. Vorr. p. V.
gournal für das Forst- und Jagdwesen, B. IV.
Heft I. S. 82.
Juugs Verz. europ. Schmetterlinge, S. 114.
K ii h n von den Processionsraupen im Naturforscher
Stück XIV. S. 60. Tab. II. Fig. 8-
Langs Verzeichnifs seiner Schmetterl. S. 104.
n. 804.
Leske's Anfangsgr. d. N. G. Th. I. S. 460. 11. 6.
Der Processiousraitpeitspir.ner.
Meyers Naturgesch. d. giftigen Ins. Th. I. 8.172.
Der l Hereichenspinner.
Müller's Linn. Natursyst. d. Ins. B. 1 . S. 662.
n. 37. Tab. XXII. Fig. 2. KaUmeule.
Nau's Anleitung zur deuts. Forstwissens. S. 2 90.
Oiiouiatotogia Hist. nat. P. VI. p. 40 1 Die Katzenente.
Reaumur Mein, des Ins. T. II. M. IV. p. 216.
Tab. XI. Chenille Processiouaire ou e'volutiouaire.
Sander's kleine Schriften 1784. n. 18. Derselbe
in Fuesly's neuen Magazin, B. I. S. 50.
Schreber in der Sammlung verschied. Schriften
der giöTsten Schwedischen Gelehrten etc. B IV. S. 410.
Schwarz' s Kaupenkalcnder , Abth. I. S. 67.
Systematisches Ferz. Wiener Schmetterl. S. 58.
Farn. L. Sp. 10. Fiereuhenspimier.
Tabellarisches Verz. Brandenburger Schmetterlinge,
Heft I. S. 37. n. iS.
Uslar's, J. v. Pyralis Hercyniana, S. 20. Pro.
cessionsspiuner , l'iereicLeuspiuner.
Eine Phalane mittlerer Grösse, welche aschgraue Oberflügel mit schreg
durch dieselben sich ziehenden dunckelbraunen Binden, und weifslich- aschgraue
Hiutei flügel in der Mitte mit einem verloschenen braunen Bande hat, ist die Mutter
die-
dieser Raupe , welche im May aus einem gelblichen ; mit einem schwarzen Punkt
versehenen Eye kriecht und dann auf Eichen und Nadelholz, vorzüglich auf Fich-
tenbäumen in den wärmeren Erdstrichen unsres Weltthcils zu finden ist. Sie er-
reicht selten eine Länge von anderthalb Zoll , hat eine schwarzbraune Grundfarbe,
die auf den Seiten des Leibes ins Weifslichte fällt , über jedem Ringe zwey graue
Wärzchen mit Haarbüscheln, .überhaupt einen filzhaarichten Balg, dessen feine
Haarspitzen ins Rothgelbe fallen. An den Stämmen grosser Eichen legt sie gewöhn-
lich in Gesellschaft mehrerer Hundert aus einem feinen Seidengewebe Nester an,
welche wohl a3 bis 24 Zoll lang und 8 bis 10 Zoll breit, in Form eines länglich-
ten Sacks gewebt und oben mit einer Öffnung versehen sind, durch welche die
Raupen aus und einzukriechen pflegen. Doch geschieht dieses nie am Tage, wo
sie in traulicher Ruhe in ihrem Neste verweilen, sondern erst am Abend, und im-
mer in langen , geordneten Zügen , wovon sie auch den Namen Processiousraupen
erhalten haben. Eine Anführerin eröffnet den Zug, an welche sich erstlich eine
Reihe einzelner Raupen, dann immer zahlreichere Reihen von zweyen, dreyen bis
Sechsen neben einander anschliessen, welche alle gleiche Geschwindigkeit im
Marsche mit ihrer Anführerin halten , und , wenn sie endlich einen andern Baum
erreicht haben, sich über denselben verbreiten und sein Laub aufzehren. Sind
sie gesättiget , so beginnen sie unter gleicher Anführung und in gleicher Ordnung
ihren Rückzug. Zur Zeit der Verwandlung in eine weiche, dunkelockergelbe
Puppe, verfertigt sich jede ihr eignes Puppengehäuse und verwebt in dasselbe die
Haare ihres Balgs. So liegen sie alle in Schichten neben einander und überwin-
tern zusammen in einem grossen runden Klumpen, aus welchem die Frühlings-
wärme die Phalänen gemeinschaftlich hervorlockt.
Unvermerkt chingen die überaus feinen Haare der Processionsraupe bey dev
geringsten Berührung in die Haut des Menschen, und veranlassen Entzüundung
und Blasen , ausserdem aber treibt sie auch jede leichte Bewegung in die Luu\
Dies ist besonders der Fall bey den weit lockerer liegenden Haaren alter Nester, in
deren Nachbarschaft man oft mit einer Atmosphäre fliegender Haare umgeben ist,
welche sich dann, nach Meaumurs und Brakenhausen's Erfahrungen auf die blos-
sen Stellen der Haut absetzen. Ersterer empfielt deswegen alle Vorsicht bey dei
Entfernung der Nester , besonders , wenn die Phalänen ihre Verwändlungshülseo
schon verlassen haben. Er empfand darauf an den Händen , besonders zwischen
den Fingern, ein beschwerliches Jucken und Brennen, welches immer heftigei
^wurde, und welches er bald hernach auch an verschiedenen Stellen des Gesichte
und
104
und hauptsächlich an den Augen , verspürte. Beyde Augenlieder waren in kurzer
Zeit entzündet und er konnte kaum mit halbgeöffneten Augen sehen. Diese Be-
schwerden dauerten vier bis fünf Tage beym fruchtlosen Gebrauche verschiedener
Mittel fort. Eben dieses widerfuhr auch andern Personen , welche die Nester
berührt hatten, und sogar vier Frauenzimmern, die weder den Nestern, noch Hül-
sen zu nahe gekommen waren und gleichwohl am Halse lauter Geschwülste und
Blatterchen bekamen. Ahnliche Schilderungen macht uns auch Sander von der
nachtheiligen Wirkung der Processionsraupenhaare , und liefert hiezu zwey merk-
würdige Geschichten. „Im Sommer 1779, als die Bauern eben das Heu einsam-
melten, bemerkte man an einer freystehenden Eiche eine Menge haarichter Rau-
pen, die dem Einspinnen nahe waren. Sie .hatten Nester gemacht, die der Schulz
zu vertilgen befahl. Der Schulzenknecht stieg auf den Baum hinauf und wollte
die Raupe» abkratzen. Es flog ihm aber dabey eine staubigte Ausdünstung ins
Gesicht und drang ihm in die Haut. Er spürte ein heftiges Jucken und Beissen,
die Augen wurden ihm so trübe, dafs er nicht mehr sehen konnte. Er stieg also
schnell von dem Eichbaum herab und machte unten Anstalt , die abgestreiften
Raupen zu verbrennen. Sein Knabe, ein Kind von sieben Jahren, stand mit
blossen Füssen neben dem Feuer. Dieser Junge fing plötzlich an über Schmerzen
an den Füssen, bis an den Leib herauf, zu klagen, die Geschlechtstheile und be-
nachbarte Gegend schwollen ihm so auf, dafs er faßt nicht mehr von der Stelle
gehen konnte. Man brauchte warme zerth eilende Umschlage, und den andern
Tae; war der Knabe von seinen Leiden befreyt. Aber der Vater schwoll am Ge-
sicht an der Brust und am Leibe so sehr auf, dafs man ihm schnell mit innerli-
chen und äusserlichen Mitteln zu Hülfe kommen mufste. Drey Tage dauerte das
Übel, endlich sezte sich die Geschwulst, aber er empfand es doch noch einige
Tage nachher. Von den am Baum sitzen gebliebenen Raupen blieb Gespinnst,
Unrath, Staub, Koth, und eine Menge abgestreifte Haute hangen. Im Winter
vor dem Jahre 1780 stieg ein Bauer auf diese Eiche, um ihre Aste, die ihm auf
seine Wiese Schatten warfen, zu behauen. Auf dem Baume ward ihm schon die
Brust enge, als er aber mit der Arbeit fertig war, rutschte er die Länge herab
und streifte alles mit sich ab , was noch von den Raupen zurück war. Es flog
ihm davon manches ins Gesicht und auf die Haut. Er wollte es zwar abschüt-
teln aber Gesicht und Hals schwollen ihm schnell so sehr auf, dafs er erstickt
seyn würde, wenn er nicht das Halstuch von dem Kragen am Hemde geschwind
aufgerissen hätte. Die Geschwulst verlohr sich auch erst nach einigen Tage»
wieder,
io5
wieder, und er erinnerte sich, dafs ihm das nemliche schon mehrmals an Ei-
chen, die solche Raupen gehabt, begegnet sey."
Hieraus folgt die Vorsichtigkeitsregel, sich so viel möglich zu hüten, die
Processionsraupen , ihre Puppen, und Puppengehäuse mit blossen Händen zu be-
rühren und den feinen Haarstaub ihrer Nester in Bewegung zu setzen. Sind aber
schon Haare in die Hände eingedrungen , so mufs man diese mit Oel und dann
mit Seife waschen, um jene nicht unversehends im Gesicht und an andern Thei-
Len zu verbreiten. Da die feinen Härchen auch an den Schnupf- oder Handtü-
chern hängen bleiben, welche man angefafst, oder woran anan sich abgetrock-
net hat; so ist es nöthig, selbst diese Tücher in die Wäsche zu geben., um nicht
die anklebenden Härchen ins Gesicht zu bringen und Bläschen zu veranlassen.
Sind leztere aber schon zugegen , so mufs man sorgfältig das Verbreiten der Haare
durch das Kratzen vermeiden und lieber gehacktes oder gestossenes Petersilien-
kraut, oder mit goulardischem Wasser befeuchtete Gompressen auflegen.
23. Die Pithyocampa. Tal). XII. Fig. 11.
Larva PJ/alaenae Bombycis Pithyocampae , pilosa caerulescens: maculis dorsi flavis
capite atxo. Phalae/ia alis griseis, strigis tribus obscurioribus, posterioribus pallidis,
puncto anali fusco. Linn. S. N. T. I. P. V. p. 2416. n. 506. — Habitat üi
Austriae pinu, statura et magnitudine processiuneae.
Amoreux Notice p. 157 und 280. Tab. II.
Fig. 24. 25-
Amstein in Fuefslv's neuen Mag. B. I. S. 44.
Bernsteins, J. M. Musterung schädlichgeachte-
ter Thiere, S. 174. Fig. 6. Ficktenspinner.
Borkhausens Naturgesch. der europ. Schtnet-
lerl. Th. III. S. 138.
Digrstor, ad legem Corneliam de sicariis et venefi-
ciis, loco sub Carabo citato.
Espers SchmetterJinge, Tb. III. Spinnerphaüi-
nen, S. 159. Tab XXIX. Fig. 6. 7. Der kleine Fi Ji-
teuspinner , die Processio.israirpe auf Fichten.
Fabricii Mant. Ins. II, p. 114.' n. 66. Spec. Ent.
p. 567. n. 40.
Fuefs ly' s altes Magaz. d. Entomol. B-. II. S. 232.
Tab. III. Fig. 1 — 9. Fichteitspianer und neues Ma^.
Th. I. S. 44.
C'öze entomol. Beytr. Th. III. B. III. S. 59.
n. 17, Fichten spiimer.
Jonstoni Theatr. Anim. de Ins. L. II. p. 154.
Pitrjocampa.
Journal für das Forst« und Jagdwesen, B, IV- Heft
I. S. 85-
Jungs Verzeichnifs europ. Schmetterlinge, S. 10g.
Langius dePityocampis, picearum Erucis. Epist.
XV. p 36s.
Matthioli Comm. in Dioscoridis Lib. II. Cap.LIV
et LV. Venet. 156). Fichtenwurm.
Meyers Naturgesch. dergiftigen Ins. Th. I. S. I t.
n. 11. Der kleine Fichtenspinner.
Nau's Anleitung zur deutschen Forstwissenschaft,
S. 290.
Plinii Hist. Mund. Lib. XXIII. Cap. II. Pinoruto
erucae, quas Pityocampns vocant (von Ttiros , der Pi-
gnolenbaum und y.uy.7tif die Raupe. )
Reaumnr Memoir pour l'histoire de;Insectes. T.
II. P. I. p. i87- Tab. VIII. F. 1 —12. ta Cfienitle
du Pin.
Schwarz' s Raupenkalender, S. 11.
Syst. Verz. der Schmettert d. Wiener Gegend. S.53.
Farn. L. n. 11. Ph. Bomb. Pityacampa.
Tabellarisches Verz. der Brandenburger Schmetter-
linge, Heft I. S. 38. n. 19.
Uslar's Pyralis Hercyniana. S. 2 t.
Villers Entomol. Linn. Tom. II. p. 135, n. 16.
i4 Ge-
io6
Gegenwärtige, nur in den mittäglichen Gegenden Frankreichs, Tyrols und
der Schweiz, vorzüglich aber in Italien einheimische Raupe, lebt in den Fichten-
wäldern, und in Italien, wo sie oft grosse Verheerungen anrichtet, auf der Pig-
nole (Pinus Pinea) vom Monath April bis im September. Sie hat ohngefehr eine
Länge von anderthalb Zoll, einen grossen schwarzen Kopf und immer am Hin-
terthcil jedes Rings eine auf der Mitte des Rückens breite und an den Seiten des
Leibes schmäler zulaufende, mit einem weifsgelblichten Rand von vorne und von
hinten eingefafste Wulst, welche von oben mit fuchsrothen, auf den Seiten mit
weifsgrauen Haaren besezt ist. Der tiefere Zwischenraum zwischen den wulstigen
Theilen der Ringe ist schwarz und fällt ins Blaue. Die sechzehn Füsse und die
Bauchfläche sind nach Fuefslys Beschreibung rothgelb, nach seiner Abbildung aber
mehr weifsgelb. Sie erreicht, nachdem sie durchwintert hat, erst im März ihre
Vollkommene Grösse, und verkriecht sich zu Ende dieses Monaths unter die Er-
de , wo sie erst ein Puppengehäuse um sich spinnt und sich dann in eine vorne
spitzig zulaufende und hinten mit zwey kurzen Spitzen versehene, kastanienbraune
Puppe verwandelt. Die Phaläne verläfst gewöhnlich zu Ende des Julius ihr Ge-
häuse. Der Vordertheil ihres Körpers fällt ins Braune, der Hinterleib ist bis auf
das stumpfe, aschgraue Schwänzende ockergelb. Die zwey Vorderrlügel führen
schwarzbraune, zackigte Querstreifen auf einem grauen Grunde , die Hinterfliigel
aber sind Weifsgrau. Wie die Processionsraupen weben auch die Pithyocampen
sich gemeinschaftliche Nester an den Enden der Aeste oder an den Gipfeln der
Bäume. Diese Nester haben nach Fuefsly eine trichterförmige Gestalt, meistens die
Länge eines und die Breite eines halben Schuhs und inwendig verschiedene Ab-
theilungen, worinnen über hundert Raupen ihren Anfenthalt finden können.
Abends gegen Sonnenuntergang ziehen sie, wie die Processionsraupen , in einem
wohlgeordneten Zug aus ihrem Neste zur Fütterung, nach zwey Stunden aber in
gleicher Ordnung in dasselbe zurück. Sind sie wieder in ihrer gemeinschaftli-
chen W'ohnung beysammen, so verspinnen sie jedesmal die Öffnung derselben.
Sowohl diese, in den Fichtenwäldern von Italien oft in grosser Menge an-
zutreffenden Gewebe, als die umher angerichteten Verheerungen, machten die Pi-
thyoeampa schon in {\e.i\ ältesten Zeiten merkwürdig, noch mehr wurde sie es
aber durch ihre in der Folge bekannt gewordene gefährliche Wirkung ihrer über-
aus feinen, spitzigen und brüchigen Haare auf die Gesundheit und das Leben der
Menschen. Die Giftmischer des verfeinerten Roms suchten nemlich die schäd-
liche Eigenschaft dieser Haare zu benutzen und sie pulverisirt im Getränke beyzu-
briri-
*<>7
bringen, welches anfänglicli ein gelindes K.üt«eln veruf sachte , bald darauf aber hei-
lige Schmerzen im Mund und Schlünde, Entzündung dieser Theile und den Tod
zur Folge hatte. Der Diktator Sulla wurde daher bewogen, auch diese Vefcif-
tungsart dem Gesez wider die Vergiftungen einzuverleiben. Aetius und Paulus
Aegineta warnten in dieser Rücksicht noch besonders, unter den mit solchen Ge-
spinsten behangenen Bäumen zu speisen, weil es leicht möglich wäre, dafs eine
solche Raupe in die Speisen fallen und mit verschluckt werden könnte. Allein-
auch ohne diese Besorgnifs, macht schon die nachtheilige Atmosphäre dieser
Raupen, jedes Verweilen unter einem solchen Baume bedenklich, da nach Bech-
stein auch Jucken, Geschwülste und Geschwüre entstehen können, wenn man nur
unter dergleichen Bäumen weggeht. Amoreux, der vom Jucken und Ausschlag
im Gesicht blos dadurch befallen wurde, weil er diese Raupen ohne sie zu berüh-
ren, in der Nähe untersucht hatte, schreibt ihnen deswegen noch eine eigne eif-
rige Ausdünstung zu, Fuefsly hingegen, dem bey seinen Untersuchungen eben das-
selbe begegnete, behauptet mit Reaumür , dafs die Haarflocken , die zu Zeiten beym
Kriechen und den verschiedenen Bewegungen der Raupe aus ihren Wülsten her-
ausgeschleudert werden, sich in die Haut setzen und jene Zufälle verursachen.
Nicht weniger schädlich ist es, die Nester und Puppengehäuse dieser Raupen mit
blossen Händen anzufassen. Nach Amsteins Erzehlung bekam ein Mädchen blos
dadurch einen Ausschlag, dafs sie sich mit der Säuberung und Zubereitung der
Seide dieser Gehäuse und Nester beschäftigte. Dieser Verfasser glaubt sogar, dafs der
pulverisirte Balg der Pithyocampa, zum Blasenziehen gebraucht, eine stärkere und
schnellere Wirkung, als das Cantharidenpflaster hervorbringen müfste. Er Gründet
seine Meynung darauf, dafs, ohngeachtet er einem Gehülfen seiner Untersuchun-
gen die Hände mit Öl bestreichen hefs, wenn er die Verwandlungshülsen dieser
Raupen berühren mufste, dennoch die Hände in weniger, als einer Viertelstunde
mit Bläsgen, schmerzender Geschwulst und Röthe überzogen wurden, die erst
nach drey bis vier Tagen wieder verschwanden. Man kann sich leicht vorstel-
len, dafs diese Raupen einen heftigen, bald eine Entzündung bewirkenden Reiz
veranlassen müssen , wenn sie durch Speisen in den Magen und Darmkanal gelan-
gen, und daraus schliessen, dafs die bey den Alten vorkommenden Erzehlun^en
von den Vergiftungen durch die Pithyocampa keineswegs zu bezweifeln sind. Sie
Hessen dagegen Öl und Honig in solcher Menge nemen, dafs Brechen darauf
erfolgte und bedienten sich überhaupt gleicher Mittel , wie gegen das Ganthariden-
gift. In äusserlichen Verletzungen empfielt Amstein , die Stellen der Haut einige
Minu-
io8
Minuten lang mit Petersilienkraut stark zu reiben, worauf das Brennen sogleich ge-
linder wird, und nach zwey bis drey Stunden gänzlich aufhöret.
24. Die schwarze Bärenraupe. Tab. XII. Fig. 12.
Larva PhaJaenae Cajae, solitaria, hirta , nigricans, segmentis utrinque punctis tribus
elevatis caerulescentibus. Pupa nigra, ovata. Phalaeua.alisEu.scis, rivulis albis, posterius
purpureis nigro punctalis. Linn. S. N. T. I. P. V. p. 2418« n. 38. Faun. Suec.
I. p. 820. n. 11 31. — Habitat in Europae et Sibiriae lacluca, aliisrrue oleribus.
A 1 b i n natural hist. of Engl. Ins. Tab. XX. F. C. D.
Aldrovandi de animalibus Inscctis 246. F. 1 1. 1 2.
Amoreux Notice des Ins. venim. p. 156.
Beckmanni Epitom. S. Linn. p. 163. 11. 33.
Berlinisches Magazin, B. II. S. 404. n. 13. Die
braune Bärmotte.
Biblioth. reg. Parisiens, p. 13. F. 1 — 8. p. 16. F. 1.
Blanckard Schouwburg van de Rupsen, Wor-
men etc. Tab. IX. F. A. C.
Blumenbachs Handb. d. N. G. S. 358. n. 8-
Die schwarze Bärenraupe.
Borkhaussens Europäische Schmetterlinge, Th.
111. S. 160.
Brahm's Insektenkalender, Th. II. S. 217.
Catholicon, p. 118. Herissonne , Bärenraupe.
Cuvier Tableau e'le'mentaire, p. 596. n. 6. la
»mite.
ßeger's Abb.. z. Gesch. d. Ins. v. Güze B. I. Quar-
tal 1. S. 147. Tab. XII. F. 1. Der Igel oder Marder.
bd.II. Th.l. S. 215. Pkalene herisonr.e, die Igelphalüne.
Drury Illustr. of nat. bist. Tom. I. p. ico. not.
I!.e grcat Tiger , te grand Tigre.
Espers Europ. Schmetterl. Tb. III. S. 1 67. Tab.
XXX. Fig. 4. Die Caici , der gemeine Bärfalter.
Fa br i ci i. Main. Ins. II. p. 1 2g- rf- 172. Spec Ins.
II. p. 1 98- n. 122. Syst. Ent p. 58i.n-87- B.Caia.
Fischers Naturgpsch. v. Liefland, S. 151. n. 349.
£er Bar.
Frisch's Beschreibung der Ins. in Teutschl. Th,
II. p. 38 n. 10. Tab. XIII. Blireuraitpe.
Fuefsly's altesMag d. Enr. B.I. S. 2g$. Desselb.
Verz. Schweiz. Ins. S 34.11.656. Die braune Bäremuotte.
Geoffroy Hist. d Ins. T. IL p. log- n. 8. L'e'cail
le martre , ou herisomte,
G 1 ed itsch Einl. in die deutsche Forstwiss. Tb. IL
S. 976 n. 19. braune Bärmotte.
Goedarti Ins. Tom. I. Tab. XVII.
Göze's Entomol.Beytr. Th. HI. U. II. Bärvogel.
Huffnagel Ins; Tab. XIV. F. 1 x. Ed. alt. 3- 4- 9-
Jonstonii Hist. Ins. Tab. VII. XIX.
Jung's Verz. d. europ Schmetterl. S. 24.
Leske's Anfangsgr. der Naturg. I. S. 460. Der
Nesselspinner.
Lister i Ed. Goedarti p. 219. Fig. 99.
Merianin Europ. Ins. I. p. 160. Tab. V.
Meyer's Naturgesch. der giftigen Ins. Th. I. S.
161. Der Nesselspinner.
M o uffe tt i Th. Ins. 93. Fig. 15. p. 1 86. Fig. 1.
Müllers Linn. N. S. d. Ins. B. 1. S. 663. n. 38.
Der Bär.
Mülleri Faun. Frid. p. 4t. n. 371. Zool. Dan.
Prcdr. p. 1 1 g. n. 1359.
Natur forscher St. IL S. 17. n. 4. Tab. I. Fig. 4.
St. III, S. 14. St. VIII. S. 102. n. 13.
Neue Btrlin. Mannigfaltigkeiten , Jahrg. III, S. 98«
Ouomatol. hist. nat. P. VI. p. 329. schwarzhaarige
Bii;enra::pe.
Raji Hist. Ins. p. 151. n. 3. et larva p. 152. n. 7.
Reaumur Memoires Tom. I. P. IL Mein. 13.
p. 219. Tab. XXXVI. Fig. 6. 7. Ihrisson , Martre.
Rösels lnsektenbel. B. 1. Nachtvög. 2. Klass. II.
S. 1. Fig. 1. Bäi raupe.
Schae ff er Icon. Ins. Ratisb. Tab XXIX. Fig 7. 8»
Scopoli Entom. Caru. p. 201. ir. 503.
Sepp Nederl. Ins. St. IV. Tab. IX. Fig. 2. De /'//«-
der v;t de Groote Beer- ftups.
Sulzer' s Kennzeichen der Insekten. Tab. XVI.
Fig. 94.
Systematisches Verz. der Schmetterl. d. Wiener Ge-
gend. S. 52. Famil. E. n. 1. Die Nesselspinnerraupe.
Systeme naturel du regne animal. T. II. p. 144.
n. 12. Ours: Phalene de la Laitut.
Vieweg's Schmetterlinge der Mark Brandenburg.
Heft 1 S. 57.
VViikes, B. The English Mots and Butterflies
togetber with the Plants, Flowers, and Fruits etc.
ib. T. III. a. I.
Bey-
joo,
ßejnahe überall in Europa , selbst m den kaltem Erdstrichen , wird diese
Raupe vom Frühling bis im Herbsie einzeln auf Hecken auch auf dem Grase ange-
troffen. Sie lebt, ausser der Lactuka und der grossen Nessel, welche sie vorzüg-
lich zu lieben scheint , von allerley Laub und Kräutern , selbst vom Grase. Mit
Recht hat sie von ihren langen Haaren , wodurch sie sich vor allen andern haa-
richten europäischen R.aupen auszeichnet, ihren Namen erhalten. Ihr Kopf ist
klein und, wie der Grund des ganzen Körpers, glänzend schwarz, die tief einge-
schnittenen Ringe ihres Körpers gleichen in ihrer Vereinigung beynahe einer Per-
lenschnur und jeder dieser Ringe ist in der Mitte mit einer Reihe glänzender, ins
Blaue fallender Knöpfchen besezt , unter und seitwärts welchen noch ein länglich-
tes, weisses, Fleckchen an jeder Seite des Rings durch die Haare hervorschimmert.
Aus jenen Knöpfchen kommen die , auf dem Rücken oft über einen halben Zoll
langen Haare in Büscheln hervor. Sie sind von verschiedener Farbe, oben schwarz
und an den Spitzen grau, an den Seiten des Leibes aber fuchsroth. Die sechs
spitzigen Vorderfüsse, sind wie die acht stumpfen Mittelfüsse und zwey stumpfen
Nachschieber schwarzbraun, und die Länge des ganzen Körpers beträgt höchstens
■ dritthalb Zoll. Ihren schnellen Gang hemmt jede kleine Berührung , worauf sie
sich schneckenförmig zusammenrollt. Gemeiniglich überwintert sie, bisweilen
aber vollendet sie noch in dem Jahre ihre Verwandlungsperioden , in welchem sie
das Ey verlassen hat. Vor der Verpuppung umgiebt sie sich mit einem inneren
und äusseren Gespinste, worein sie die, theils ausgegangenen, theils abgebis-
senen Haare ihres Balgs verwebt, so dafs sie um diese Zeit nichts als abgestuzto.
Haare auf ihrer Oberfläche hat. Sie schrumpft nun zusammen und nimmt unter
der Raupenhaut nach vierzehn Tagen die Gestalt der Puppe an, welche nicht über
einen Zoll lang, sehr dick, ziemlich hart und ganz schwarz ist. Der nach drey
bis vier Wochen auskriechende Schmetterling, ist auf dem Rücken, der Brust und
an den mit weissen Binden durchschlängelten Vorderflügeln , kaffeebraun, an den
Hinterleib und Hinterflügeln , welche mit dunkelblauen Flecken gezieret sind , men-
nigroth. Das Weibchen legt runde, ins Grüne fallende Eyer, aus welchen nach
drey bis vier Wochen die jungen Raupen auskriechen.
Da die Haare der Bärenraupe leicht ausgehen, so bleiben sie, wenn man
sie bey denselben anfafet, in der Haut hängen und machen ein heftiges Jucken.
Voj züglich geschieht dieses von ihren kurzen, steiferen Haaren , an welchen man
unter dem Mikroscope feine Nebenspitzen ei blickt. Öfteres Waschen mit Seifen-
wasser, oder mit Milch reicht hin, sich von diesem Jucken zu befreyen.
a5.
1 10
25. Die graue Bürstenraupe. Tab. XII. Fig. 13.
Larva Phalaenae Bombycis Fascelinae , pilosa , rubro punctata, fasciculis quinque dorsi
albis , capitis antique fuscis. Pupa brunnea , linea dorsali pilosa. Phalaena alis cinereis,
antennis nigris strigisque duabus fulvis repandis. L. S. N. T. I. P. V. p. 2428. n. 55.
Faun. Suec. I. p. 829. n. 11 19. — Habitat in leontodonte, trifolio,
rubo, populo.
Alb in natural, bist, of Ins. Tab. XXVI.
Bergmanni Epit. S. Linn. p. 146. n. 55.
Berliner Magazin B. II. S. 422 n. 41. Bürstenmotte.
CatholiconA, p. 359. Antenmdata , die Löwen-
zahn - Butterbltim - Pfaffeuröhrleinsraupe.
Degeer's Abli. z. Gesch. d. Ins. v. Göze Tli. I.
Quartal 2. S. 40. Tab. XV. F. 12. B. II. S.230. Pha.
leite patte t'teudue agathe , der achatfarbige Streckfufs.
Espers Furop. Schmetterl. Tli. III. S. 275.
Tab. LV. Die schwatze Bürstenrauperiphatene.
Fabricii Mant. Ins. II. p. 117. n. 88- Spec. ins.
T. II. p. 184. n. 69. Syst. Ent. p. 571. Bomb. 51.
Fuefsly's Magaz. d. Entomöl. B. U.S. 4. Schweiz.
Ins. S. 35. n. 678- Die Bürstenmotte.
G 1 a d b a c b' s VerzeichniCs. Das Bürgen.
Gleditsch's Einteit. in die Forstwiss. *Th. I. S.
6 S 3. n. 7. Tli. 11. S. 740. n. 28. Das gestreifte Band.
Goedarti Ins. p. 1. Tab. XXXVI. Ed. Listeri
Fig. 80.
Göze's entomologische Bey träge, Th. III. B. III.
S, 95. Biirstemnotte.
Jung's Verz. europ. Schmetterlinge, S. 53.
Maders Raupencal. S. 15 n. ig. Bürstenmotte.
Merianin Europ. Insekt Tab. VIII.
Meyer's Naturgesch. d. giftigen Ins. Th. I. S. 167.
Der Kleeblumenspinner .
Mouffetti Theatr. Ins. p. 189.
Müller's Linn. Natursyst. d. Ins. B. I. S. 669.
n. 55. Tab. XiV. Fig. -6. Der Büschelrnupenvogel.
Mülle ri Faun. Fridr. p. 40. n. 365. Zool. Dan.
Prodr. p. 1 1 8- n. 1 368-
Onomatologia Hist. nat. P. VI. p. 470. Antennvlata,
die L'Jwenzalmraitpe, die Bntterblr.mraupe , P. VI. p. 3 6 5 .
Der Büschelraupenvegel.
Raji Hist. Ins. p 186. n. 8-
Rö sei's Insektenbelust. B. l.Nachtv. KI.2. S.217.
Tab. XXXVII. F. 1 — 3. Die graue Batst, nraupe.
Syst, Nat. du regne Animal. II. p. 147. n. 20.
Ph. du Trefle.
Systematisches lrerz. Wien. Schinett. S. 55. Fam.G.
n. 3. Kleeblnmen\pinner-Raupe. La Liinaconne Goed.
Wilkes engl.JMots. p. 30. Tab. 111. C. 1.
Auch diese Raupe gehört unter die, unsre Oberfläche durch ihre gelblich-
grauen und untermengten schwarzen Filzhaare vorzüglich verletzenden. Sie ist oft
über anderthalb Zoll lang, hat einen schwarzen Kopf und hinter denselben auf
dem ersten Ringe, zwey lange, gleich Hörnern zur Seite des Kopfs hervorragende
Haarbüschel, (Tab. XII. Fig. i5. a. a.) welche, wie alle übrige Haare des Kör-
pers , aus kleinen warzenförmigen Erhabenheiten der Ringe hervorkommen. Auf
jedem der fünf Ringe vom vierten bis achten, steht ein mehr breites, als langes
Haarbürstchen, welches zu beyden Seiten weifs, oben, hinten und vorne aber
schwarz ist. Rüsel vergleicht die ganze Reihe dieser Bürstchen ganz richtig mit
einer Zahnbürste. Der neunte und zehnte Ring führt zwey kleinere gelblich-
graue Haarbüschel auf zwey pommeranzengelben Warzchen, welcbe die Raupe
bald einzieht, bald hervortreibt, der eilfte Ring aber einen langen, schwarzen, nach
hinten gekehrten Haarbusch (b. ). Ausserdem zeichnet diese Raupe noch eine
Reihe orangenfarbichter Punkte auf jeder Seite über den gelblichgrauen Füssen
aus.
zu
aus. Sie verwandelt sich in einem, aus ihren* Haaren zusammen gewebten, eirun-
den Gehäuse, welches sie in einem grösseren Gewebe, wie in einer Hängematte
aufhängt. Die nach einigen Tagen in jenem Gehäuse zu findende Puppe hat eine
glänzend schwarze Farbe und auf dem Rücken braunrothe Filzhaare; der nach
drey bis vier Wochen auskriechende Schmetterling aber ist aschgrau, am Kopfe,
Körper und an den Füssen sehr behaart, und auf den Vorderflügeln mit verbli-
chenen Binden, schwarzen und braunrothen , ausgestreueten Punkten gezieret. Im
Herbste legt das Weibchen seine Eyer, aus welchen auch die jungen Räupchen
noch auskommen , aber erst im kommenden Jahre ihr Wachs thum vollenden,
nachdem sie sich den Winter verkrochen hatten. Sie nähren sich dann von Weg-
rich, Klee, Löwenzahn, Eichen- Wollweiden- Schlei jen- Rosen- Weifsdom- Pflau-
men- und andern Laub der Obstbäume, und werden beynahe überall in Europa,
selbst in den kältern Gegenden, gefunden.
26. Die grosse Holzraupe. Tab. XII. Fig. 14. u. 15.
Larva Phalaenae Bomby eis Cossi , subpilosa , incarnata : dorso sanguineo capiteque nigri,
Romanis olim in delictis, farina etiam saginata (Plin. XVII. 24.). Pupa anlerius
brunnea, posterius flava. Phalaena alis nebulosis, fhorace posterius fascia atra , antennis
lamellatis. L. S. N. T. I. P. V. p. 2431. n. 63. Faun. Suec. I. p. 81 2. n. 1114. —
Habitat in ligno putrescente.
Aeliani de Natura animalium Lib. XIV. C. 13.
• Albin natural history of ins. Tab. XXXV. F. 56.
Beckmanni Epit. Syst. Linn. p. 165. n. 63.
ejusd. Physic ökon. Bibl. Th. Vit. S. 293.
Berlinisches Magaz. ß. II. S. 410. n. 24. Der IVei-
fknboArer
Blumenbach's Handb. d N. G. S. 359. n. 13
Wtidenrattpt,
Börne r's Sammlungen aus der Naturgesch. Th I.
S. 157 Natuig des Weidenbohrers aus LyonetsTraite.
Cuvier Tableau e'ie"inentaire, p. 596. n. 9. La
rofigew,« de bois.
Degee r's Abh. z. G. d. Ins v Göz. B I. Quart. 1.
S. 29. Tab. 11. F. 9. 10. B. II. Th.I. S. 268. Die Kos-
su>pli'.läne.
Es per' s europ. Schmetterlinge. Th. III. S. 303.
Tab. LXI. Die Kossuspkahtie , die IVeideubohrerphaltne
Fabricii Mant. ins. 11. p. iitf. n. 83. Spec. Ins. II.
p. 182. n. 63 Syst. entom. p. 569. n. 48.
Füefsly's Verz. Schweiz. Ins. S. 36. n, 678. Der
Holzbohrer.
Geoffroy Hist. des Ins. Tom. II, p. 102
le Conus
Gladbach' s Catholicon, Der Hohnogel.
Gleditsch's Forstwiss. Th.I). S. 742.
IVeidrubohrer.
Goedarti Hist. Ins. II. Tab. XXXIII.
Göze's Entom, Beytr. Th. III. S. 1 9 n. 63.
denbohrer.
Gronovii Zooph. p. 204. n. 837.
Jungs Verz. europ. Schmetterl. S. 36.
Leske's Anfangsgr. d. Naturgesch. S. 460.
Holzbohrer,
Lesser's Insecto- theologie, S. 357.
Liste ri Goedartus in method. redact. Fig.
Lyonet Traite' anatomique de la Chenille
ronge le Bois de Säule , ä laHaye, 4. 1760.
XVI, p. 409. Ejusd. Theologie des Ins. T. I. p,
Note 6. Ejusd. Notes sur Lesser. T. I. Fig. 1 7 —
Merianin Europ. Insekt. Tab. XXXVI.
M eye r's Naturgesch. der gift. Ins. Th. I. S.
IVeidenbohrer.
Mouffetti Theatr. ins. p.196.
n. 4.
n. 33.
Wei-
n. 9.
39-
■ qui
Chap.
312.
- 22.
159-
Mül-
na
- Mülle r's Linn. Natnrs. d. Ins. B. I. S. 673. 11.63.
Der Holzdieb.
Mülleri Faun. Frid. p. 40. 11. 358. Zool. Dan.
Prodi", p. 1 19. n. 1 372.
Neuer Schauplatz d. Nat. Th. IV. S. 73. Hotiraupc,
Holzdieb.
Onomnt. Hist. nat. P. III. p. 444. Die grosse fleisch-
und wurm förmige Holzraupe. P. VI. p. 345.
Petiveri gazoph. Tab LI. Fjg 9.
Plinii Hist. Nat. Lib. XVII. Cap. 24.
R aj i Hist. Ins. p. 1 50. n. 2. et !arva p. 35 1. n. 25.
Reaumur Memoires des Ins. Toni. I. Part. I. Tab.
XVII. Fig. 1 — 5.
RÖsel's InsektenbeL Th.I. Nachtv. Class. II. S.
113. Tab. XV III. Die grosse Holzraupe , der Winden-
/■ohrer, Holzbohrer, Brumnwogel.
Schaefferi Icon. Ins. Rat. Tab. LXT. Fig. 1.2.
Scopoli Ent. carn. p. 200. 11.500.
Sebae Thes. Tom. IV. Tab. 49. F. A. 1. 6. Tab.
51. Fig. m. in. de willige hout-l'il
Syst. l'erz. Wien. Schmettert. S. 60. nuI. Kopf-
weidt r.spimier.
Stjst. Nat. de regn. An. II. p. 142. 11. 4.
Stralsunder Na^az. Th. I. S. 256. ireideHholeyatipe,
Wilkes Englisli Mots a. B. p. 15. Tab. II. a. b.
Von beträchtlicher Grosse, und einen wilden, finsteren Aussehen ist die Pha-
läne, welche unserer Raupe ihre Entstehung verdanket. Ihr Leib ist dick und
überaus haaricht, der Brustschild hinter dem, beym Mannchen mit stark gefieder-
ten Fühlhörnern versehenen Kopf, mit einer gelblichten, bandartigen Einfassung,
und in der Mitte mit einem irregulären aschgrauen Schilde gezieret, welcher ge-
gen den Hinterleib zu, wieder durch eine gelblichte, in die quere laufende haa-
richte Wulst begrenzt wi«d. Der bräunlich graue Hinterleib ist mattgelb -bandirt.
Ahnliche graue Grundfarbe haben die Flügel, welche von schwarzen, hin und wie-
der unterbrochenen Adern durchzogen und auf den Vorderflügeln noch beson-
ders durch weisse verblichene Flecken marmorirt sind. Das überaus fruchtbare
Weibchen legt oft tausend und mehr Eyer von länglichrunder Form und hellbrau-
ner Farbe in die Ritzen der Eiche, aus welchen die, in verschiedener Rücksicht
merkwürdig gewordenen Holzraupen hervorkommen. Rajus und andere Naturfor-
scher hielten sie nemlich für <\ie~Cossos, deren PUuius und Aelian, als einer der
köstlichsten Speisen der alten Römer und indischen Könige gedenken. Allein,
ihre abschreckenden Eigenschaften rechtfertigen Klemanns Behauptung, dafs der
Cossus der Alten , weit wahrscheinlicher die oben beschriebene Larve des Hirsch-
schröters gewesen sey. Ausserdem hat Lyotiets äusserst mühsame Zergliederung,
diese Raupe noch in einen besonderen R.uf gebracht, wenn sie auch nicht in Rück-
sicht des Schadens gekannt zu werden verdiente, welche -sie den Bäumen und
selbst dem Menschen zufügt. Doch ! wir wollen sie näher kennen lernen.
Die Cossuslarve gehört unter die gröCsten europäischen Raupen, indem sie
oft vier bis sechs Zoll lang angetroffen wird. Ihr ziemlich grosser, mehr flacher
als runder Kopf, besteht aus zwey gewölbten Erhabenheiten, und einem, sich an
das scharfe, auf jeder Seite mit einer kleinen Fühlspitze versehene Zangengebifs,
anschliessenden Dreyecke. Der nach dem Kopf folgende erste Ring, ist unter
allen
in
allen der breiteste und mit zwey Kornartigen , schwarzbraunen Flecken versehen.
Alle auf ihn folgende Ringe werden immer schmäler , je mehr sie sich dem
Schwanzringe nähern. Sie sind alle ziemlich flach, und nur auf dem Rücken we-
nig gewölbt , an jeder Seite über den Füssen , mit einem erhabenen Rand einge-
fafst, über welchem, in der Mitte jedes Rings, ein bräunlichter Punkt stehet.
Die Farbe des Kopfs ist schwarzröthlicht , die des ersten Rings, der Seiten des
Leibes und der Bauchfläche , rothgelblicht , die des zackichten , mit dem zweyten
Ring anfangenden, breiten, und durch gelbe Zwischenlinien unterbrochenen Rük-
kenstreifs, bluthroth, die der sechs spitzigen Vorderfüsse mehr braun, der acht
Mittel- und zwey Hinterfüsse rothgelb, wie die Grundfarbe des Körpers. Sie hat
ein überaus hartes Leben , und kann nach Bhimenbach ediche Stunden lang im
luftleeren Räume und mitten im Sommer fast drey Wochen lang unter dem Was-
ser ausdauern. Zur Vollendung ihres Wachsthums und ihrer Verwandlung braucht
sie zwey bis drey Jahre und häutet sich in ihrem Raupenstande achtmal. Das
Gehäuse, worinnen sie die Puppengestalt annimmt, bildet sie mittelst ihres Spinn-
safts aus den abgenagten und zermalmten Theilchen der Eichenrinde und giebt
ihm hierdurch eine Festigkeit, die die ähnlicher Raupengespinste weit hinter sich
läfst. Die Puppe selbst ist überaus höckericht, hat sehr tiefe Einschnitte zwischen
den Ringen des Hinterleibes , an dem sehr festen und harten Vordertheile eine
braunrothe, am Hintertheile eine goldgelbe Farbe. Ihre Bewegfertigkeit und Kraft-
äusserung zu der Zeit, wo die Phalene ihre Hülse verlassen will, welches gewöhn-
lich in der dritten, vierten Woche geschieht, verdient in der That Bewunderung.
Sie besizt nemlich das Vermögen nicht nur das überaus feste Puppengehäuse mit
dem Kopfe zu durchbrechen und sich durch die gemachte Öffnung heraus zu
drängen , sondern auch bisweilen einen langen Weg aus dem Inneren des Baum-
stamms, wo die Raupen gemeiniglich die Puppengehäuse anzulegen pflegen, nach
aussen, gegen die Öffnung ihrer verborgenen Gänge in der Baumrinde, zurückzu-
legen. Hier durchbricht erst die Phalene die Puppenhülse und kommt in oben be-
schriebener Gestalt zum Vorschein.
Der gewöhnlichste Aufenthalt der Cossusraupen sind die Weidenstämme,
ausserdem findet man sie aber auch in den Ulmen- Pflaumen- und Äpfelbäumen,
welche sie durhöhlen und unter der Eichenrinde, in deren festes Holz sie sich
sogar einnagen. Sie leben von den zermalmten und mittelst ihres beygemischten
Safts verdaulich gemachten Holztheilchen , und fressen sich unter einander selbst
auf, wenn ihnen die angemessene Nahrung fehlt. Werden sie auf irgend eine
1.5 An
*i4
Axt beunruhiget oder gereizt; so beissen sie nicht nur mit ihren starken Kinnla^
den sehr empfindlich , sondern speyen auch einen dicken , öligten , braunrothen
Saft (Tab. XII. Fig. 14. a.) aus, dessen äusserst ekelhafter Geruch oft zwey Tage
nicht von den Händen zu bringen ist. Lyonet schreibt ihm eine corrosive Be-
schaffenheit zu, und glaubt, dafs seine Bestimmung sey, das Holz zu erweichen
damit es leichter abgenagt werden könne und die Verdauung desselben un Nah-
rungskanale zu befördern. Dieser Saft ist in zwey langlichten wurstähnlichen Be-
hältnissen (Fig. i5. c. c. ) enthalten, welche unter dem grossen Darm liefen und
wild durch zwey enge Kanäle (b. a. b. a.) in den Mund geführt. Zu dem andern
Ende der Saftbehältnisse aber, gehen sehr feine weisse Gefässe (d. d.) , welche
wahrscheinlich die in jenen Saft zu verwandelnden Feuchtigkeiten zuführen. Einen
ähnlichen, äusserst widerwärtigen Geruch, wie der Saft, verbreiten die Raupen
selbst. Verflossenen Sommer brachte man einige in einen ziemlich grossen Saal
um sie als unbekannte Thiere vorzuzeigen. Man sah sich aber genöthigt, Fenster
und Thüren zu öffnen, um den hinterlassenen Gestank zu entfernen, und ohn-
geachtet die Stellen , wo sie ihren Saft hingespeyet hatten , mehrmals gewaschen
und abgerieben wurden , so bemerkte man doch mehrere Tage noch in jener Ge-
gend des Saals einen ekelhaften Geruch.
27. Die Sonderlingsraupe. Tab. XII. Fig. 16 — 19.
Larva Phalaenae Bombycis Antiquac , fasciculis pilorum, in dorso quatuor albis
antennarum et caudae obscmis, polyphaga. Pupa nigro luleoque varia, 14 dies
quiescens. Phalaena aus primoribus ferrugineis, luiiula alba anguli posterioris , femina
apteia. L. S. N. T. I. P. V. p. 2439. n. 56. Faun. Suec. n. 1120. — Habitat in
crataego, pruno , tilia , alno, mare feminam copula nexam in
arburem portante.
Acta Vpsal. 1736. p. 25. n. 74.
Albin natural history of Ins. Tab. XXVI.
Altes Hamburg. Magaz. B. I. St. 6. S. 167.
Beckmann i Epit. Syst. Linn. p. 164. n. 56.
Berlinisches Magaz. ß. II. S. 40S. n. 21. Der Last-
träger.
Blumenbach' s Handb. d. N. G. S. 358. n. 1 1.
Pli. Antiqua.
Borkhause n's Europäische Schmetterlinge , Th.
III. S. 333.
Brahm's lnsektenkalemter, Th. II. S. 411.
Cat hol i c on Li*. A. p. 372.
Cuvier Tableau dlemeutaire, p. 5y6. n. 8. l'S-
toilie.
Degeer's Abli. z. Gesch. d. Ins. v. Göze B. I.
Quartal 2. S. 33. Tab. XVI. F. 1. 2. 3. etc.B. II. Th I.
S. 20 8- Die schwärzt Raupe mit vier gelblichen Rücken-
blirsten , fünf schwarzen Haarpinseln und rotlien Knüpfen,
Plialene paradoxe , das Paradoxum.
Esper's Furop. Schmetterl. Th. III. S 278.
Der antiquc Spinner, Spinner der Altai, der Sonderling.
Fabricii Mant.hjs.il. p. 1 30. n. 1 8 9. Spec. Ins.
T. II. p 201. 11. 136. Syst Ent. p. 584. 11.9 8
Fuefsly's altes Magaz. B. U.S. 4. neues Mag. B. II.
S.73. Schweiz. Ins. S. 35- n. 673. Der Lastträger.
Geoffroy Hist. d. Ins. Th. U. p. 119. n. 23.
L'e'toile'e,
Glad-
K5
Gladbachs. Calend. Das Esparcetloügeteheu.
Gleditsch's Forstwiss. Jh. I. S. 54g. n. 4.
Goedarti Ins. Ed. List.p. 185. n. 78. Fig.78.
Entca mirarahi.
Jung's Verz. europ. Schraett. Bomb. Antiqua.
Mader's Raupejical. S. 32. Q. 79. Lastträger,
Sonderling.
Merianin Europ. Insekt. Tab. VIII.
Meyer's Naturgesch. d. giftigen Ins. Th. I. S. 169.
Der Apritosenspinner.
Müller' s Linn. Natursyst. d. Ins. B. I. S. 670.
n. 56. Sonderling.
Mülleri Faun. Fridr. p. 41. n. 366. Zool. Dan.
Prodr. p. 1 18- n. 1 369.
Naturforscher Stück V. S. 253.
Onomatologia Hist. nat. P.VI. p. 3»6« der Sonderling.
Raji Hist. Ins. I. p. 344.
Reaumur Mem. T. 1. ,S. t. Mem. 7. p. 409.
Tab. XIX. Fig. 4. 5-
Rü sei's lnsektenbelust. B. I.Nachtv. KI. II. S. 225.
Die mit rothin Knüpf lein gezierte, graue B Urs tenraupe.
Tab. XXXIX. F. 4. u. F, III. S. 3 l. Tab. XIII. F. 3.
4. Im B. II. Part. I. Mem. 3. S. 292. nennt ihn Klee-
mann dasParadoxuw, weildasWeibchen keineFliigel bat.
Seh warn tnerdamm's Bib. d. Nat. S. 224. Tab.
XXX 111.
Scopoli Entom. carn. p. 198. n. 486.
Syst'. Nat. du regne Animal. II. p. 146. n. 18.
la Chenille ä brosses sur le Prtmier.
Systematisches Verz. Wien. Schmett. S. 55. Fam.G.
n. 5. Aprikosenspinner -Raupe.
Wilkes engl. Mots. a. B. p. 30. Tab. III. C. 1.
Die Raupe der Phalaena Antiqua gehört ebenfalls unter diejenigen Schmet-
terlingslarven , welche in den meisten Gegenden unsres Welttheils , vorzüglich in
den Monathen Junius und Julius zu finden sind. Sie ist überaus gefressig und näh-
ret sich ohne Unterschied von Hasel- Pflaumen- Birn- Schlehen- Linden- Woll- und
Bruch weiden- Ulmei- Erlen- Eichen- Himbeer- und Pfirsig- Blättern, und man
trifft sie daher bald auf diesen, bald auf jenen Stauden und Bäumen an. Die
männliche, blos durch ihre Grösse von der weiblichen unterschiedene Raupe, ist
kaum einen Zoll lang, die weibliche hingegen erreicht oft eine Grösse von 16 bis
18 Linien. Der ganze Körper der Raupe hat vom Kopf bis zum Schwanzende bei-
nahe gleiche dicke und eine fast viereckigte Gestalt, durch die leistenförmigen Ein-
fassungen des Rückens und der Seiten des Leibes über den Füssen (Fig. 16).
Die Farbe des Kopfs und der Rückenfläche vom vierten bis siebenten Ring ist
sammetschwarz, von diesem bis zum eilften Ring rothbraun, die Grundfarbe des
übrigen Körpers ein iirs Violette fallendes Grau und die 'der Füsse lichtbraun.
Über dem Kopfe hängen die grauen Haare des ersten Rings herein, aus welchen
zu beyden Seiten zwey lange schwarze Haarbüschel («. a. ) hervorkommen und
noch über die zwey kleineren auf dem Kopf selbst stehenden grauen Haarbüschel
nach vorne hervorragen. Die drey ersten BJnge sind von der Rückenseite mit
R.eihen hochrother Wärzchen umzogen , dergleichen Wärzchen auch an jeder Seite
des Leibes in zwey Pieihen bis an den Schwanzring fortlaufen. Dem Boden pa-
rallel stehen ganz unten auf jeder Seite des vierten Rings ein weifsgelber (b. b.),
und in eben der Gegend des fünften Rings ein ebenfalls auswärts gerichteter
schwarzer Haarbüschel (c. c), auf dem Rücken dieser beyden und der zwey fol-
genden Ringe aber vier gelbe kurze Haarbürstchen. Oben auf dem neunten und
zehn-
n6
zehnten Ring sitzet eine hellrothe, konische Warze, welche die Raupe bisweilen
einwärts zieht , bisweilen hervortreibt. Der eilfte Ring führt oben einen schwar-
zen ziemlich langen und dicken Haarbusch (</.), der, wie das Schwanzhorn der
Wolfsmilchraupe, schreg nach hinten gerichtet ist, unten hingegen noch vier kür-
zere und dünnere Haarbüschgen. Übrigens ist auch der ganze Körper, ausser die-
sen Haarbüscheln und Bürsten, mit langen grauen Haaren besezt.
Ehe sich die Raupe verwandeil, macht sie um sich ein graues, mit Haa-
ren vermengtes Gewebe von eyrunder Form , und nach einigen Tagen findet man
an ihrer Stelle die Puppe, welche von der männlichen ^Raupe, kleiner, gelb und
rothbraun, von der weiblichen aber hellgelb und mit schwarzbraunen Binden um-
zogen ist. Die nach acht bis zehn Tagen auskriechende Phalene gehört unter die
wenigen, welche in Rücksicht des weiblichen Geschlechts eine merkwürdige Ab-
weichung machen. Nicht wie das Mannchen, welches breite, stark gefiederte
Fühlhörner, einen bräunlich grauen Körper, zwey dunkelzimtbraune, mit zwey
weissen Fleckchen bezeichnete Vorder- und zwey hellzimmtbraune Hinterliügel
hat, ist auch das Weibchen mit einem vom Hinterleibe unterschiedenen Brust-
stücke und vier Flügeln versehen; sondern es hat, ausser dem Kopf , den zwey
kurzen Fühlhörnern und den sechs Füssen , gar nichts ähnliches von einer Pha-
lene. Der in eilf Ringe getheilte aschgraue und wollhaarichte Körper wird gleich
hinter dem Kopf unförmlich dick und lauft gegen das Schwanzende etwas spitzig
zu, wo er noch mit einer beweglichen Spitze versehen ist, welche die weibliche
Phalene immer aus und einziehet. Bey der Begattung hängt sie in entgegenge-
sezier Richtung an dem Schwanzende des Männchens, und dieses schlept jene
mit sich von einem Baume zum andern. Fünf bis sechs Tage nach der Begat-
tung legt das Weibchen oft drey bis vierhundert weisse Eyer, aus welchen die
jungen Raupen, bisweilen schon im Merz, gewöhnlich aber im May hervor-
kommen.
Die Haare gegenwärtiger Raupenart sind vorzüglich geschickt, sich in unsre
Haut festzusetzen und, durch den Reiz auf die Flautnerven, ein unleidliches Jucken
und Brennen zu verursachen. Sie sind nach Degeers mikroskopischen Untersu-
chungen alle mit Nebenhaaren (Fig. 19.) versehen, die mit ihren Spitzen nach
dem Ende des Slammhaares gerichtet sind. Noch längere Nebenhaare (Fig. 18.)
als die übrigen Leibhaare, haben die auf den Wärzchen (Fig. 17. a ) stehenden lan-
gen Haarbüschel, an welchen sie (b.) schon durch die blose Lupe sichtbar wer-
den. Diese müssen nothwendig immer tiefer von allen Seiten in die Haut ein-
drin-
1X7
dringen und durch ihre kleinen Wiederhäken um so mehr den Reiz unterhalten,
je mohr man sich, durch das Reiben der verlezfcen Stelle, Erleichterung zu ver-
schaffen sucht.
28- Die Riesenwespe. Tab. XIII. Fig. 9 — 13.
Sirex Gigasj abdomine basi apiceque flavo, corpore nigro. Linn. S. N. T. I. P. V.
p. 2671. n. 1. Faun. Suec. n. 1573. Act. Stockh. 1739. T, III. F. 7. —
Habitat in Europae arboribus coniferis.
Abhcmdl. d. kais. Akad. d. Naturforsch. Th. X. S.
S. 252. Tab. II. Fig. 6. und Th. XIV. S. 82. /«"-
itum noottm Czerkiense.
Amoreux Notice des Ins. venim. p. 256.
Bechsteins Musterung schädlich geachteter
Thiere, S. 179. Die grase Holzwespe, Riesemvespe,
greif ste Schwanzwespe.
Blume 11 bach's Handb. d. N. G. S. 368. n. 1.
Bomare Dict. T. XII. p. 317.
Cuvier Tableau e'le'mentaire, p. 508. le grand
urocere.
Dejeer's Abh.z. Gesch. d. Ins. v.GözeTh. I.Quar-
tal 4. S. 19. Tab. XXXVI. F. 1 — 5.
Fabricii Mant. Ins. I. p. 257. n. 1. Spec. Ins. I.
p. 4 18. n. 1. Syst. Ent. p. 325. n. 1.
Fränkische Sammlungen, Band IV. S. 252.
Fuefsly's Schweiz. Ins. S. 48- n. 930.
Geoffroy Hist. d.Ins. de Paris, T.H. p. 265- Tab.
XIV. Fig. 3. Uroceros.
Müllers Linn. Natursyst. d. Ins. B.I.S. 83?- "• !•
Die Riesenwespe. Tab. XXVI. F. 1.2.
Mülleri Faun. Fridr. p. 70. n. 613.
Onomatol. Hist. nat. T. VII. p. i S 5« Die grNfste
Holtwespe.
Poda Mus. graec. p. 104. Tab. I. Fig. 6.
Reau nun r Me'm. pour Serv. a 1' hist. d. Ins. Tom.
VI. P.II. Mem. IX.jp. 312. Tab. XXXI. Flg. 1.2. «.
Rösels lnsektenbel. B. IL Samml. der Hummeln
V
S. 37. Tab. VIII. IX. Die gvüfste Holzwespe.
Schaef'feri Icon. Ins. Rat. Tab. X. Fig. 2. 3.
Eiern. Ent. Tab. I. Fig. 2. Tab. XIII. Fig. 7.
Scopoli Entom. Carn. p. 739.
Sebae Thes. Tom. IV. Tab. LIII. Fig. 15.
Sulzer's Gesch. der Ins. S. ig 6. Kennz. T. VIII.
Fig. 114. Die Riesin.
Die Eyer, aus -welchen dieses Insekt entstehet (Fig. o,.)'sind blafsgelb und
spindelförmig. Aus denselben entwickeln sich kleine madenförmige Larven , wel-
che nach und nach zu einer Grösse von einem , bis anderthalb Zoll heranwachsen,
und dann (Fig. 10.) einen runden Kopf, zwölf oben convexe und unten flache
Ringe, ein dickes faltigies, mit einer kleinen Spitze versehenes Schwanzende, und
sechs Vorderfüsse haben. Diese sich immer im weichen Holz der Tannen , Fich-
ten und Fohren aufhaltenden Larven sind von blafsgelber Farbe und häuten sich
einigemal vor ihrer Verpuppung. Sie umspinnen sich vor lezterer mit einem weife-
lichen Gewebe, nicht weit von der Rinde des Baums, in dessen Stamm sie sich
aufgehalten haben. Die gelblichtbraunen Pappen (Fig. 11.) geben in ihrer Ge-
stalt alle Theile des künftigen Insekts deutlich zu erkennen, zeitigen im Sommer
schon nach drey Wochen, überwintern aber, wenn die Larven sich erst im Herbste
eingesponnen haben. Das vollkommene Insekt (Fig. 12.) hat eine beträchtliche
Grösse,
Grösse, einen grossen, schwarzen Kopf, der Hinter' rieh runden, erhabenen Augen
gelb ist , und drey kleine glänzende Knöpfchen oder vielleicht kleine Augen,
zwischen den grossen Augen und den zwey langen, orangengelhen , zwey und
zwanzig gliedrichten Fühlhörnern. An dem dicken , schwarzen und rauhen Brust-
stücke sind die zwey langen Vorder- und zwey kurzen Hinterflügel befestiget,
welche sämmtlich bräunlichgelb , durchsichtig und mit starken Adern durchzogen
sind. Der lange Hinterleib besteht aus zwey kurzen orangegelben, dann drey brei-
teren schwarzen, und eben so viel gleichfalls orangegelben Ringen, wovon der
lezte in eine gelbe, spindelförmige Spitze auslauft, unter welcher ein viel längerer
dünnerer, sehr steifer, dunckelbrauner Stachel beym Weibchen hervorragt. Die-
ser Stachel (Fig. i5. c.) ist gegen die Spitze zu mit Wiederhäckchen versehen,
und liegt zwischen den zwey rinnenförmig ausgehöhlten Blättern einer, an ihrem
Grundtheile (a.) dicken und in der Mitte der Blätter zwey eckigte Hervorragungen
(b.b.) führenden Scheide. Er fehlt dem männlichen Insekte, welches überhaupt
um die Hälfte kleiner ist und am Schwanzring nur eine kurze Spitze hat. Übri-
gens findet in Rücksicht der Gestalt des Körpers und der Flügel, der sechs langen
mit Krallen versehenen Füsse und der Farbe, keine besondere Verschiedenheit
bev bevden Geschlechtern Statt, ausser dafs die Ringe des Hinterleibes, welche
beym Weibchen schwarz sind, beym Männchen gelb und umgekehrt die gelben
schwarz sind, und dafs die ganz gelben Füsse des Weibchens beym Männchen
hin und wieder schwarze Stellen haben.
Die Riesenwespe kommt seltner in Frankreich, häuftig in der Sckweiz, in
Teutschland, in Schweden, in den nordischen Ländern und, nach Reau/niir vor-
züglich in Lappland vor. Man kann annemen, dafs sie überall zu Hause ist, wo
Fichten- Fohren- und Tannenwälder sind. Sogar hält sie sich in solchen Gegen-
den auf wo blos dergleichen gefälltes Holz liegt. Ihre Fühlhörner und Flügel
sind wie bey den Ichnevmonen, in einer beständig zitternden Bewegung , und
ihr flu" ist geräuschvoller, als der der Hornisse und Hummeln.
Über die Schädlichkeit und Unschädlichkeit derselben sind die Meinungen
der Naturforscher, wie bey vielen andern Insekten, ebenfalls getheilt. Enthusia-
stische Bewunderer der Natur, denen jeder Gedanke der Schädlichkeit eines Ge-
schöpfs überhaupt unerträglich ist , erklären die Riesenwespe für völlig unschäd-
lich, und halten den weiblichen Stachel, blos für das Instrument, womit sie einen
schicklichen Ort für ihre, zwischen der Scbwanzspitze und dem Stachel hervor-
kommenden Eyer aussucht und zugleich eine Öünung bohrt, in welche sie diese
Eyer
1!9
Eyer legte. Andere aber, die mit mehr Unbefangenheit ihre Beobachtungen un-
ternommen, und bemerkt haben, mit welcher Wuth dieses Insekt seinen Raub
verfolgt, wie es sich wendet, krümmt und zu stechen bemüht , wenn man es bey
den Flügeln ergreift, konnten wegen seiner Schädlichkeit nicht zweifelhaft seyn.
Im Voigtlande, war es zu der Zeit, als die Larve der Phalaena Monacha ihre Ver-
heerungen in den Fichtenwäldern anrichtete , ein grosser Feind dieses Schmetter-
lings, den es im Flug begierig weghaschte, und es ist glaublich, dafs dasselbe,
wenn es sich zu einer heissen Jahrszeit, oder in einem wärmeren Klima in gros-
ser Menge einfindet, ganz so nachtheilig werden kann, wie Amoreux versichert.
„Der Sirex Gigas, schreibt er, verursacht durch seinen Stich eine Geschwulst, die
so schnelle Fortschritte macht , dafs sie in zwey bis drey Tagen die Verwundeten
wegrafft. Man kann hier nur durch das Ausschneiden der verwundeten Stelle und
das Scarificiren der Geschwulst, Hülfe leisten, die in eine starke Eiterung gesezt
werden müssen, um der Materie Ausgang zu verschaffen." Höchst wahrscheinlich
war auch das Insectum novum Czerkiense nichts anderes, als unsre Riesenwespe,
wenigstens kommen Beschreibung und Abbildung bey der Insekten beynahe ganz
mit einander überein. In dem Städtchen Czierko an der schlesischen und polni-
schen Grenze, und in der umliegenden Gegend, fanden sich nemlich im Sommer
des Jahres 1679 unbekannte Insekten ein, welche mit starkem Geräusch auf Men-
schen und Thiere fielen und sie tödtlich verwundeten. Es starben davon 35 Men-
schen und eine grosse Menge Ochsen und Pferde innerhalb vier Wochen. Sie
verwundeten , ohne gereizt zu werden , die blosliegenden Theile des Körpers,
z. E. das bey den Pohlen abgeschorene Haupt, Gesicht, Hals und Hände. Gleich
auf dem Stich folgte eine harte Geschwulst, und wenn die Wunde nicht in den er-
sten drey Stunden besorgt und das Gift durch Scariiication oder auf eine andere
Art herausgezogen wurde ; so war alle fernere Hülfe vergebens und die Verlezien
starben in wenig Tagen.
29. Der gelbe Raupentodter. Tab. II. Fig. 2. 3.
Ichneumon luteusj thorace striato, abdomine falcafo. Linn. S. N. T. I. P. V. p. 2706.
n. 55. Faun. Suec. 1628- — Habitat in Europae, novae Hollandiae, novae Seelandiae
larvis, praesertim phalaenarum, larva larvae adhaerent«.
Blume ubach's Handb. d. N. G. S. 369. n. 3.
Cuvier Tableau eUernentaire, p. 506. L'ichneu-
titon fnutie.
Degeer's Abb.. z. Gesch. d, Ins. v. Göze, Band II.
Th. 2. S. 169. h. 5 Tab.XXlX F. 1 5 — 26. Ichneumon
faucille janne , die gelbe Sichefochlitpfwtspe,
Der Dronthliei 1111 sehen Gesellsch. Schriften , B. III. S.
380. n. 47. hhneum. luteus.
Ja-
12ö
Fabricii Mant.Ins.I. p.268. 11. 115. Spec. Ins.
I. p. 43 5- «. 95- Syst. Ent. p. 341. n. 75.
Fischer* s Naturgesch. v. Livland , S. 159- ".
3 93- gelber Raupentvdter , Gelbschnabel.
Fuefsly's Verz. Schweiz. Ins. S. 49. 11. 964.
Geoffroy Hist. d. Ins. T. II. p. 330. n. 21.
U Ichneumon jaune ä ventre en faucille.
Goedarti Ins. Tom. II. Tab. XXXVII.
Listeri Ed. Goedarti p. 59. Tab. XX. F. c.
Mülle r's Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 8j7>
n. 55. Der Gelbschnabel.
Mülleri Faun. Frid. p. 71. U. 620. Zoo!. Dan.
Prodr. p. 158. n. 1843-
Raj i Hist. Ins.p. 253. n. 6. Fespa-hhneumonmnjor.
S c h a e f f er Ic. Ins. Ratisb. Tab. I. F. 1 o. T. CI. F.4.
Sulz ers Gesch. d. Ins. S. 190. Der Gelbschnabel,
Kennzeich, d. Ins. T. XVIII. Fig. 11 8.
IVittenbergisches Wochenblatt aufs Jahr 1786. S. 1 9 3.
Kankerfliege.
Man hat das ganze Geschlecht dieser Insekten mit den Namen Ichnevmon,
oder Raupentödt er belegt , weil es ihnen eigen ist, andere Insekten, und vorzüg-
lich die Raupen , mit ihrem Stachel zu verletzen und in die gemachte Wunde
ihre Eyer zu legen. Die aus diesen Eyern auskriechenden Larven nähren sich
von den Säften und der Substanz der Raupen, worüber leztere nothwendig zu
Grande gehen. Auch unser Ichnevmon hat diese Lebensweise. Seine Raupen töd-
tenden Larven sind länglichtrund , weifsgrau von Farbe und längst dem Rücken
mit einem dunkelgrünen Streif bezeichnet. Ihr runder unbeweglicher Kopf hat
zwey kleine braungelbliche Zälme, womit sie sich in die Haut der Raupen ein-
beissen und diese dann aussaugen. Auf diese Art leben und gedeihen sie vorzüg-
lich in dem Körper der Gabelschwanzraupe. Die Larven verwandeln sich in kur-
zer Zeit in Puppen, an welchen die Gestalt des Ichnevmonskörpers nicht zu ver-
kennen ist. Das aus lezteren hervorkommende Insekt (Tab. II. Fig. 2.) hat zwey
netzförmige, kupfergrüne Augen , zwey vor denselben stehende, lange, gegliederte
braune oder ockergelbe Fühlhörner, ein dickes, nicht allzulanges Brustschild,
einen, bey seinem Anfange am Brustschild, sehr dünnen, gegen das Ende aber
immer breiter werdenden, und von beyden Seiten , wie eine Sichel, flachgedrück-
ten Hinterleib, bey de von gleicher ockergelben Farbe, zwey lange durchsichtige,
mit Adern durchzogene Vorderflügel, zwey ähnliche, kürzere Hinterflügel und
sechs lange, ockergelbe Füsse. Ausser seiner beträchtlicheren Grösse, unterschei-
det sich das Weibchen noch besonders durch seinen braunen Schwanzstachel von
dem Männchen. Dieser Stachel ist eine kegelförmige, einer Linie lange Spitze
am lezten, oben mit zwey länglichten Warzen (d. d.) besezten Ringe des Hüiter-
leibes, und besteht aus drey Stücken (Tab. II. Fig. 3»), nemlich dem Mittelstücke,
oder der eigentlichen Lanzette (a.), welche schon unter dem sechsten Ring(^.)>
ihren Anfang nimmt, hornartig und braunroih ist, und den zwey Seitenstücken
(c c), die eine concave Innenseite haben und mithin geschickt sind, das Mittel-
stück wie in einer Scheide aufzunemen , wenn sie sich schliessen. Von aussen sind
beyde
Tf>t
beyde Halbfutterale' mit braunschwärzlichen Haaren bewachsen , und daher ziem-
lich rauh.
Wird das Insekt gereizt, so treibt es das im Ruhestand zum Theil noch im
Hinterleibe verborgene und daselbst (b.) bogenförmig 'gekrümmte Mittelstück oder
die Lanzette noch weit über die beyden Halbscheiden hervor, und sticht damit
sehr empfindlich. Auch andere Ichnevmonsarten verletzen auf ähnliche Art und
die Kankerfliegc , welche sich bey Rathenow, im Havellandischen Kreise und in der
Altmark im Jahre 1786 in ungeheurer Menge eingefunden hatte und von wel-
cher man glaubte, dafs sie durch den Wind aus einer entfernten Gegend herbey-
geführt worden sey, war, nach aller Beschreibung, nichts als ein Ichnevmon.
Der Stich dieses Insekts war so giftig, dafs gleich Knoten und Beulen darauf en!
standen, und das gestochene Thier in vier und zwanzig Stunden sterben mulste,
wenn es die schmerzhafte Stelle beleckt hatte. Auch barfufsgehende Menschen
wurden davon gestochen, und es schwollen ihnen hierauf die Reine, manchen
auch der Unterleib. Doch erholten sie sich nach etlichen Tagen ohne Mittel wie
der. Zwey Mannspersonen im Havelländischen Kreise, die an dem Muwde gesto
chen worden, mufsten aber sterben, weil sie mit ihren Zungen die gestochenen
Stellen berührt und also wahrscheinlich das von dem Insekte mit in die Wunde ge-
lassene Gift eingesogen hatten.
30. Die Sandw'olberin. Tab. II. Fig. 4. — 6.
Sphex sabulosa nigra hirta, abdomiuis petiolo biarticulato , segmento secundo terlioque
ferrugineis. Linn. S. N. T. I. P. V. p. 2723. Faun. Suec. n. 1648- — Habitat in
Europae terra sabulosa , ubi canis instar pedibus anticis cuniculum fodit larvamcme
phalaenae s. araneae semimorluam in eo sepelit, cui Ovulum concredit, quo facto
orificium terra claudit.
AllgetH. tiagaz. der Natur, B. IX. S. 34V
Altes Hamb. Magaz. B. I. St. 6. S. 171. Sackwespe.
Cuvier Tableau <?lt-mentaire , p. 499. te Sphex
du Sable.
Degeer's Abb. z. Gesch. d. Ins. v.Göze. B II.Th.I.
S. 70. Der Sandivölber , B.Il. Tb.' IL S. 148. Tab. 28.
Fig. 7 — 17. Guepe- Ichneumon du Sable , der Saudrau-
pe titüdt er.
Diction. des Anim. Tom. II. p. 25. Mouche devot ante.
Fäbricii Mant. ins. I. p. 273. n. 1. Spec. ins. 1.
p. 442.11. 1. Syst. Ent. p. 346. n. 1.
Frisch'« Ins. Teutschl. Tb. IL S. 6. Tab. I. F. 6.
7. 8. Die Sandwespe der eisten Grösse.
Fuefsly's Verz. sebweiz. Ins. S. 50. n. 992. Der
Sandgruber.
Geoffroy Hist. d. Ins. Tom. IL p. 349. n. 63
L' Ichneumon uoir ä Venire fauve en devar.t et ä lorc,
pedicule.
Goedarti Ilist. Ins. P I. Exp. g. Derer ator.
Kob's Naturgesetz der Forlphalline, S. 55. Tab. II.
Fig. 15. Die Sandbastartwespe.
Lister' s Naturgc-sch. d. Spinnen von Martini und
Göze , S. 49.
Mülle r's Linn. Natnrsyst. d. Ins. B. II. S. 864.
n. 1. Tab. XXVI. Fig. 11. Der Sandublber.
l6 Mut-
122
Miilleri Faima Fcidr. p. 73. n. 6a?, Zoo\. Dan.
Prodr. p. I 60. n. 1 S6 I.
Onomat. Hist. Ä'ai. P.III. p. 613. Devorator. P. VII.
p. 2 2 g. Die SauäwiHberiim.
Schaefferi Elem. Ent. T. VIII. Fig. 2. Icon.
Ins. Rat. Tab. 83. Fig. 1.
Schwammerdamm's Bib. d. Nat. S. 251* Qei
l'erschliuger, Spimtenmiirder.
Scopoli Ent. carn. p. 770.
Sulzer's Kennzeichen der Insekten. Tab. XJX
Fig. 120,
Viele Ähnlichkeit mit den Raupentödtern hat gegenwärtiges Insekt, (Tab. II.
Fig. 4-) > welches sich von jenem nur durch die Fühlhörner und den verborgenen
weiblichen Stachel unterscheidet. Es ist ohngefehr zehn bis eilf Linien lang, hat
einen ziemlich grossen Kopf, zwey zwölfgliedrichte , fadenförmige Fühlhörner zwi-
schen den grossen netzförmigen Augen, einen aus zwey Klappen bestehenden,
vor und rückwärts beweglichen Saugrüssel, ein dickes, schwarzes, rauhes Brust-
schild, an dessen obern und vordem Theil die zwey kurzen, bräunlichen Flü-
gel sitzen und an dessen Bauch- und Seitenfläche die sechs schwarzen Füsse ein-
gelenkt sind. Von diesen sind die vordersten die kürzesten, die mittlem etwas
länger und die hintersten die längsten. Alle sind am Jezten Gliede des Fufsblatts
mit zwey Häkchen versehen. Der Hinterleib hängt mit dem Brustschilde durch
«inen, beym Weibchen braunröthlichen , beym Männchen ebenfalls schwarzen
Hals oder Sliel zusammen, dessen Vordertheil kurz und rund, dessen Hintertheil
aber lang und kolbenförmig ist. Auch der erste und zweyte Ring des Hinter-
leibes ist beym Weibchen braunröthlich oder rostfarbig, der hintere, spitzig zu-
laufende Theil aber schwarz. In lezterem (Fig. 5.) ist der Stachel (&.) verbor-
gen , den sie mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit hervorstrecken kann. Er
ist (Fig. 6. a.) weit länger als bey den eigentlichen Ichnevmonsarten , dünne, et-
was nach unten gekrümmt, sehr spitzig, braun und hornartig, hegt im Leibe
zwischen zwey gelblichen Halbscheiden (b. &.), die in der Mitte etwas dicke und
aufgetrieben, am Ende abgerundet und behaart sind. Alle diese Theile stehen
mit einem dicken muskulösen Theil (c d. e. f. ) in Verbindung, der den Stachel
in Bewegung sezt. Dieser Stachel ist eigentlich selbst nur ein hornartiges Futteral
welches zwey äusserst feine gebogene Stilets verbirgt, die sich noch hinter dem
Grundtheile jener Halbscheiden, um jenen muskulösen Theil (c. d. e.) herumzie-
hen. Will das Insekt seinen Stachel ausstossen; so öffnet sich der lezte, »nach
der Länge des verborgenen Stachels getheilte Ring des Hinterleibes (Fig. 5. c),
und das hervorgestossene Stilet bewegt sich nun rechts und links, und sticht so
empfindlich in den ihm vorkommenden Theil der Haut , dais es gefährlich ist,
dieses Insekt in die blofse Hand zu nemen. Der Auffenthalt desselben sind alle
san-
i^3
sandige Gegenden unsres Welttheis ; denn sein Instinkt bringt es mit slcli, Im
sandigen Boden Löcher und Kanäle zu graben, in welche es die vorher geteste-
ten Pumpen, Spinnen und anderen Insekten und Insektenlarven schleppt, dazu seine
Eyer legt, damit die aus demselben hervorkommende Nachkommenschaft gleich
ihren Unterhalt findet, und nun das Loch wieder mit den Hinterfüssen zu-
scharret.
31. Die Hornisse. Tab. II. Fig. 7. 8«
fespa Crabro , thorace nigro anterius rufo immaculato, abdominis incisuris puncto
nigro duplici contiguo. Linn. S. N. T. I. P. V. p. 2750. n. 3. Faun. Suec. n. 1670'
Amoen. ac. Vol. III. p. 343. — Habitat in Europae arboribus cavis et sub
earum radicibus, apibus insidians.
Aldrovandi de animalibus Insectis, p. 225.
Amoreux Notice des Ins. p. 99. und 250. Gue-
pe - Frelon.
Ardoynus de Venenis, Lib. VIII. Cap. 12.
Berthelot diss. de venen.Gall. Animal. Monspel,
1763. p- ? et 17.
Blumenbach's Handbuch d. N. G. S. 37 I. H. 1
Fespa Crabro, die Hornisse, Engl, tlie Hörnet.
Catholicon A. p. 364. Anthre'ne , Anthrenus,
die ungeflügelte Hornisse.
Cuvier Tableau e'le'mentaire, p. 495. le Frelon.
Degeer'f Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Göze, B. II. Th.
2. S. 132. Tab. XXVII. F. 9. IO. Grand- Frelon, Hörn,
ei/s, Hornaitfs , Hürlitze , Homischer ; niedersächs.
Hornker , Negenm'Jrder.
Eberhard' s Versuch einer neuen Thiergesch. S.
214. §. 246. Crabro, Kolben/liege mit kolben ähnlichen
Fiihlhürv.ern.
Fabricii Mant. ins. 1. p. 287. 11.9. Spec. Ins. I.
p. 459. n- 8- Sect. Ent. p. 364. n. 8.
Fer min' s Reise durch Surinam, Th. II. S. 2g2-
Malebouse.
Fi scli er' s Naturgescb. v. Livland, S. 1 59. n. 396.
Hornifs. Lett. Dunderis, Ehstn. IVatane.
Frisch's Ins. Teutschl.Th. IX.S. 21.Tab.XI. F.I.
Fuefsly's Verz. Schweiz. Ins. S. 51. n. 985.
Hornisse.
-Geoffroy Hist. des Ins. de Par. Th. II. p. 368.
(a Guepe • Frelon.
Gmelin's Gesch. d. Gifte, Th.I.S. 298. Hornisse.
Gfize's Gesch. schädl. Insekten, S. 117.
Ma r aldi in Mem. del'Ac. R. des Sc. 17 12. p. 30s.
Mouffetti Theatr. Ins. 50.
Muralto Anatomia Crabronis in Eph. N. C. Dec.
II. ann. 1. Obs. 56. p. 139.
Müller's Linn. Natursysc. d. Ins. B. II. S. 88o-
11.3. Tab. XXVII. Fig. 2. Hornisse, Holl. Hsrnaar,
Schwed. Bolgetting , Griech. txt/Spvvi}.
Mülleri Faun. Fridr. p. 73. n. 634. Zool. Dan.
Prodr. p. 162. 11. 1886. Gieding. Gede - Harns. -
Neuer Schauplatz d. Natur, B. IV. S. 1 19. Hornifs.
Onomrrt. hist. nat. P. I. p. 537. Apis thorace nigro.
P.I1I. p. 456. Fespa thorace nigro. P. VII. p. 708.
Fespa Crabro.
Pare Lib. XXI. de Venen. C. XXXIII.
Plinii Hist. nat. Lib. XXIII. C. 8. et Lib. XL.C. *i.
Ra j i Hist. Ins. p. 250.
Reaumur Mein. d. Ins. IV. Tab. X. Fig. 9. e1;
Tom. VI. Tab. XVIII. Fig. 1.
Schaeffery Icon. Ins. Rat. Tab. 53. Fig. 5. et
Tab. 1 36. Fig. 3.
Schmid's natürliche Gesch. der Hornisse: in den
gemeinnützigen Arbeiten der Churf. Sachs. Bien'enges.
in Oberlausitz, B. I. S. 84.
Seh wammerdam m's Bibel d. Nac. Tab. XXVI.
F'g- 9-
Schweiikfeldi Theriotropheum Silesiae, p.525.
I Crabro , Anthvene ; Aristot, Fespa coloris citrini y ac.
leo infi'ctisiimo ; Hornisse, HlirnaUs , Hor/itze,
Scopoji Eiitom. Carn. 824-
Die Hornisse, als die gröTste unter den Wespenarten , ist nicht nur in Euro-
sondern auch in Amerika zu Hause. Sie bauet gerne an die Dachgesimse.
oder
124
•der in alte hohle Bäume, bisweilen auch in die Erde, wo sie oft Höhlen von
einem Schuh im Durchmesser ausgräbt, ihr spährisches, aus mehreren, Papier ähn-
lichen Blättern und breiten Zellen bestehendes Nest. Da dieses , ausser seiner be-
trächtlicheren Grösse, gleiche Gestalt und Einrichtung, wie bey der gemeinen
Wespe hat, auch die in demselben aufbewahrten Eyer, Larven und Puppen mit
denjenigen der gemeinen Wespe überaus viel Ähnlichkeit haben; so verweile ich
gegenwärtig nicht bey ihrer besonderen Beschreibung und gedenke nur noch, dafs
die Hornisse überhaupt in 55 Tagen ihre verschiedenen Verwandlungsperioden vom
Eye an zurücklegt, und dann als vollkommenes Insekt in einer Grösse erscheint,
die diejenige der gemeinen Wespe weit übertrift und oft über anderthalb Zoll be-
trägt. Ihr länglichter Kopf (Fig. 7.) ist an den runden Seitentheilen und an dem
mehr geraden Hinterhaupt, mit einer braunröthlichen Einfassung umzogen, die
sich zwischen den schwarzen , netzförmigen Augen bis in die Mitte des Kopfs her-
abzieht und daselbst die di eyeckigte , mit drey kleinen glatten Ocellen besezte
Stirnplatte bildet. Vor den länglichrunden Augen stehen die gelbbraunen, aus
einem kürzern, einfachen und aus einem längeren, zehngliedrichten Theil be-
stehenden Fühlhörner, und von da aus lauft der safrangelbe Vorderkopf mehr
in eine stumpfe , die Frefszangen enthaltende Spitze zu. Unter diesen Frefszan-
gen befindet sich , wie bey den Bienen , ein Saugstachel mit vier Frefsspitzen
zu beyden Seiten. Ein kurzer Hals verbindet den Kopf mit dem vorne run-
den und breiten, hinten aber suhmal, wie in einem kurzen Stiel, zulaufenden
Brustschild, dessen Grundfarbe schwarz ist und der, sowohl an seinem Vor-
der- als an seinem Hinteriheile, mit einigen braunrothen Flecken bezeichnet
ist. Die am Hinsertheile des Brustschilds befestigten und daselbst wie mit ei-
ner Schuppe bedeckten Flügel, reichen bis an die Spitze des Hinterleibes und
haben einen starken gelbbraunen Anstrich. Im Fluge macht die Hornisse da-
mit ein starkes Gesumme, wodurch sie schon in ziemlicher Entfernung ihre An-
kunft verkündiget. Von den Füssen sind vier am Brustschilde, zwey am Vorder-
theile des Hinterleibes artikuliret. Sie führen sämmtlich am Ende der Afterschen-
kels zwey stachelförmige Auswüchse, Klauen an den Fufsblättern und sind xon
gelbbrauner Farbe. Der Hinterleib selbst ist ziemlich lang , vorne dick und lauft
hinten spitzig zu. Sein erster Ring hat eine braunrothe schmale, und eine darauf
folgende breitere, schwarze Binde. Der zwey te Ring ist vorne ebenfalls schwarz,
hinten aber safrangelb und stumpf gezackt. Eben so sind (die folgende Ringe,
nur dafs der schwatze Theil gegen den gelben immer mehr abnimmt. Die Schwanz-
spitze
12$
spitze enthalt den fürchterlichen, wie eine Säge gezahnten Stachel, den das Insekt
im erforderlichen Fall aus dem Leibe herausstöfst.
Viel kleiner, als die Weibchen (Fig. 7.) sind die Männchen (Fig. 8.) und
die von lezteren in der Bildung wenig verschiedenen Bastarde, deren Verrichtung
eigentlich die Herb ey Schaffung der Baumaterialien und des Futters ist. Die Männ-
chen haben am Hinterleibe einen Ring und an den Fühlhörnern ein Glied mehr,
als die Weibchen und Bastarde, auch zeigt sich am Hinterleibe in Rücksicht der
ins Schwarze auslaufenden Binden einige Verschiedenheit.
Die Hornisse lebt vom Raube anderer Insekten , und würde' nach ihrer
Stärke und Gefressigkeit eine grosse Veheerung unter denselben anrichten, wenn
die Natur ihren schweren, geräuschvollen Flug nicht zur Warnung vor der An-
näherung ihrer furchtbaren Feindinn benuzt hätte. Sie wagt sich an die größ-
ten Fliegen und Spinnen und ist die grausamste Verfolgerin der friedliebenden
Biene, welcher sie das Honig raubt, und die sie selbst aufzehrt.
In Beziehung auf den Schaden , welchen sie dem Menschen zufüget , hat
sie schon Plinius unter die giftigen Thiere gezehlt, überhaupt aber setzen sie
Ähnlichkeit der Bildung und die Zeugnisse des Ardoynus , Berthelot , Maraldi, Mu-
raho, Parti , Reaumür etc. mit den Bienen und Wespen in Rücksicht der Verlez-
zungsart in eine Klasse. Sie verwundet nicht nur durch ihren Bifs, sondern
auch durch ihren Stich, weit gefährlicher, als andere Insekten dieser Ordnung,
auch führet sie den bösartigen Saft, womit sie die Wunde vergiftet und welchen
sie nach Reaumür, mehrere Zoll weit spritzen kann, in weit grösserer Menge bey
sich. Besonders gefährlich wird sie in der heissen Jahrszeit und in wannen Ivii-
maten , wo sie selbst reizbarer und ihr Gift schärfer zu seyn pflegt. So versi-
chert Fermin , dafs die Hornissen in Surinam auf das geringste Geräusch, welches
sie in der Ferne hören , aus ihren Nestern in den hohlen Bäumen hervorkommen
und denjenigen stechen, der ihnen im Wege kommt. Er selbst hat die Nach-
theile ihres Stichs öfters erfahren, wenn er in den Waldungen und längs der
Seeküste auf die Jagd gegangen war, wo man zu allen Zeiten und, besonders in
der regnichten Jahrszeit, eine erstaunende Menge Flornissen antrifft. Die gesto-
chene Stelle schwillt gleich auf und der entzündliche Schmerz ist so grofa, dafs
sich ein Fieber dazu gesellt. Ja man weifs Fälle , elafs die Gestochenen augenblik-
lieh das Bewustseyn verloren , sich nicht mehr aufrecht erhalten konnten und
drey Tage an einem heftigen Fieber litten. Werfen sie sich in grosser Menge auf
einen Menschen, so sind sie im Stande ihn zu tödtenj denn man, hat Beispiele,
dftfa
126
dafs sogar Pferde ihren Stichen unterlagen. Wegen der Nester, die sie öfters in
der Erde anlegen und oben bisweilen nur leicht bedecken, kann man auch ganz
unversehens auf seinem Pfade von ihnen überfallen werden. Einen Reisenden
führte eine schmale Gebirgsstrasse , neben welcher sich ein tiefer Abgrund in ein
weites Thal öffnete, an dem Ort seiner Bestimmung. Kaum hatte er die grofste
Höhe des Bergs erreicht, als das eine an seinen Wagen gespannte Pferd in ein
solches Nest trat, worauf die Hornissen sich mit solcher Wuth über die Pferde,
den Reisenden und seinen Kutscher herwarfen , dafs sie gewifs alle ins Thal hin-
abgestürzt und umgekommen seyn würden , wenn nicht die in der Nähe gewese-
nen Landleute herbeygeeilt wären, die Pferde aufgehalten und die Hornissen mit
Tüchern und Sträuchen niedergeschlagen hätten. Überhaupt gehören die Hornissen
und Wespen unter die gefährlichsten Insekten , und die surinamischen , vorzüg-
lich diejenigen, welche unter dem Namen Maribonses bekannt sind, übertreffen
in Rücksicht der nachtheiligen Folgen, noch weit die europäischen. Drury hat
uns verschiedene derselben kennen gelehrt, vor deren Abbildungen man schon
erschrickt.
Die Behandlungsart der Hornissenstiche ist die nemliche, welche bey den
Verletzungen der Wespen und Bienen vorkommen wird, daher ich mich gegen-
wärtig nicht dabey aufhalte.
32.
Die gemeine Wespe. Tab. II. Fig. 9 — 15.
Vespa vulgaris, thorace ulrinque lineola interrupta, scutello quatlrimaculato , abdoniinis
iueisuris punetis nigris distinetis. Linn. S. N. T. I. P. V. p. 2750. n. 4. Faun. Suec.
n. 167 1. — Habitat sub Europae tectis, musras praedans, mel apum furens.
Aldrovandi de animalibus insectis 198.
A m o reu x Notice des Ins. rep. ven. p. ioo.u. 250.
Blumenbach's Handb. d. Naturg. S. 371. n. 2.
Die IVespe t Engl, the IVasp.
Ca mera rius, J. R. de punetura vespae singulares
historiae, V. Syll. Memorabil. Cent. X.Part. 42. p. 77 1.
Cuvier Tableau e'lementaire, p. 495. la Gnepe
commune.
Degeer's Abb. z. Gesch. d. Ins. v. Göze B. II.
Th. II. S. 1 1 I. Die schivarzgetbe IVespe mit ganz schwar-
zen Fi'hlhVrHern.
Fabri, G. Epist. de Vespae punetura It. Seb. Scha-
bingeri de ead. re Epist. exstant in Hildani Observ.
Chirurg. Cent. IV. et V.
Fahrtet i Syst. Ent. p. 364. n. 9.
Fischer's Naturgesch. v, Livland, S. 139. n.
395. gemeine IVespe,
Frisch's Ins. Teutschl. Th. IX. S. 23. Tab. XH.
Fig 1 . IVespe.
Fritze, J. G. Medizinische Annalen für Aerzte
und Gesundheitliebende, B. I. S. 266.
Fuefsly's Verz. Schweiz. Ins. S. 51. n. 986. Die
gemeine IVespe.
Gazette de Sanft , n. 45. p. ISS.
Geutlcm. Magazin 1765 Oct. p. 456. (Mittel.)
Geoffroy Hist. d. Ins. Th. II. p. 369. n. 3.
la Guepe. cour.itune.
Gözit's Geschichte schädt. Ins. S. 104.
Hantinv. Magaz. 1771. S. 1327. (Mohnküpfo, als
Mittel wider den Wespenstich).
Hanow von den Wespen und Hummeln. Merk-
würdig B. I. S. *RS.
Hildani Obs. Chirurg. Cent. IV. obs. 77.78.79.
Hot-
:27
Hottaar's Ins. Tab. VII. Fig. 3. S. Naturfors. St.
9. S. 3*3-
Lanzonii Oper. Obs. 1 88- Tom. II. und in Eph.
N. C. Cent. 1. et II. obs. 64.
L e n t i I i u s in Eph. N. C. App. ad Cent. I. et II.
p. 204.
Mouffetti Theatr. Insect. 52.
Miiller's Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 8S0.
n. 4. Tab. XXVII. F. 3. Die gemeine Wespe.
Mülleri Faun. Fridr. p. 73. n. 635. Zool. Dan.
Prodr. p. 1 62.
Neues bremisches Magaz. B. I. S. 77. (Mittel).
Or.oiuatologia Hist. Nat. IM. p, 538. P. VII. 11.712.
Physik, ifkon. Auszüge B. II. S. 483. (Mittel 2ur
Vertreib, der Wespen).
Raji Hist. Ins. p. 250.
Reaumur in Mem. de l'Acad. des Sciences 171 9.
Mein. d. Ins. VI. T. XVII. Fig. 7. 8-
Schaefferi Elen». Ent. T. 130. Jcon. Ins. Rat.
Tab. XXXV. F. 4. und Tab. LXXXXI. F. 5.
Scherf's Archiv, der medirinischen Policey, B.I.
S. 321.
Schwammerdamm' s Bib. d. Nat. Tab. XXVI.
Fig. 8-
Scopoli Entom. Carniol. 8*5.
Valentini, J. E. Nidus vesparum admirandtis
in Eph. N. C. Vui. II. Obs. 1 27. p. 285.
Welsch, G. H. de punetura Vespae in Eph. N. C.
Dec.I. ann. 8- obs. 35. p. 65. (aufgelegte Salbejbliit-
ter heilten den Wespenstich).
Wittenberg, Wochenbl. B. IX. S. 3 20. und B. XVI.
s. 313.
Wir kommen nun zu der bekanntesten europäischen Wespenart, welche
ihr, hier verkleinert vorgestelltes, birnförmiges Nest (Tab. II. Fig. g.) mit seinem
breiteren oberen Theile (a. b.) an den Gesimsen der Dächer, an den Asten der
Bäume, auch in ledigen Bienenstöcken aufhängt, und am entgegengesezten , un-
teren und schmalen Ende eine Öffnung (d. ) läfst, durch welche die Wespen aus-
und eingehen können. Dieses Nest ist von verschiedener Grösse und hat oft im
langen Durchmesser sechs, im queren fünf Zoll. Es bestehet von aussen aus meh-
reren über einander hegenden Schichten (c. c.) Löschpapier ähnlicher Blätter,
welche die Wespen mit ihren Frefswerkzeugen und Füssen aus den zartesten Spän-
chen vom alten , dürren , verwitterten Holze bereiten , die sie durch den ihnen
aus dem Maule fliessenden, klebrichten und harzigten Saft vereinigen. Das Innere
eines solchen Nests enthält meistens zwey unter einander hängende Scheiben
(Fig. 10. a. a. b. b.) , wovon die obere und grössere oft über 260, die untere und
kleinere über 160 sechseckigte Zellen hat, deren Öffnungen alle nach unten ge-
kehrt sind. Erstere hängt mittelst eines breiten Bandes (c.) von der neinlichen
Papiermasse am Grunde des Nests, leztere mittelst eines ähnlichen Bandes (d. ) an
der obern Zellenscheibe. Die Zeilen sind zur Aufname der Eyer, Larven und
Puppen bis zur Zeit der Verwandlung bestimmt, daher auch die Mutterwespe im»
mer die erste Anlage zum Neste macht, und in die zuerst fertigen Mittelzellen
gleich solche Eyer legt, aus welchen Arbeitswespen hervorkommen, die ihren Bau
ausführen und zur Ernährung der auskriechenden Jungen beytragen können. Nie
legt sie mehr als ein Ey (Fig. 18.) in eine Zelle und befestigt dieses mit dem
einen Ende durch ihren Kleber an eine Zellenwand. Die in einigen Tagen aus
dem Eye hervorkommende junge Larve hängt mit ihrem Schwanzende ebenfalls
an
128
an dem Boden der Zelle und ist mithin immer "mit dem Kopfe nach unten ge-
kehrt."-Sie ist nichts als ein rnilchweisses Würmchen, welches »aeh vollendetem
Wachsthume etwan einen halben Zoll lang und an seinem breiteren Vorderiheile
drey Linien breit ist (Fig. nV). Ihr hornartiger, hellbrauner, dreyeckigter Kopf"
hat zwey schwärzliche Augen, zwey gekerbte Zahne unter einer fleischichten Ober-
lippe und in der Gegend der Unterlippe die Spinnorgane, womit sie vor ihrer
Verwandlung in eine Puppe, die Zellenöffnung mit einer weifs grauen Seide (Fig.
10. /"././• ) zuspinnt. Dieser Kopf ist einwärts gebogen und ruht auf der Brust.
Der ganze übrige Körper der Larve besteht aus dreyzehn, mit einem aufgewor-
fenen Rande von beyden Seiten eingefafsten Ringen, wovon der lezte zwey kleine
zugespizte Wärzchen hat. Die alten Wespen nähren ihre Larven mit einer Art
von braunem Honig , auch mit Insekten , Fleisch und Stückchen Früchten , gegen
den Herbst aber, wo Mangel an Nahrungsmitteln eintritt, tödten sie alle Larven
und selbst alle Nymphen oder Puppen, welche vor Ende des Novembers nicht
mehr auskriechen können. Leztere sind, wie die Larven, weifsgelb (Fig. 12.),
haben aber braune netzförmige Augen. Übrigens sieht mau Fühlhörner, Flügel-
und Fufsscheiden an den Seiten ihres Leibes deutlich liegen. Hat die Wespe die
Puppenhülse verlassen ; so zernagt sie mit ihrem scharfen Zangengebifse den Dek-
kel der Zelle und erscheint nun unter folgenden drey Gestalten, je nachdem sie
eine weibliche, oder eine männliche, oder eine Arbeitswespe ist.
Als Weibliche oder Mutter - Wespe (Fig. i5. ) führt sie nemlich kleine läng-
lichte Flecken hinter den netzförmigen Augen ihres schwarzen Kopfs und zwey
kurze gegen das Ende dicker werdende, schwarze Fühlhörner. Der Brust.schild
ist ebenfalls schwarz, vorne mit gelben Seitenstreifen, an der Wurzel der Flügel
mit kleinen gelben, und am Hintertheile des Brustschilds, mit drey ähnlichen drey-
ecki°ten Flecken bezeichnet. Der lange und bauchigte Hinterleib besieht aus
sechs Ringen, wovon der lezte sich mit einer Spitze endigt. Die Grundfarbe die-
ser Rin^e ist ebenfalls schwarz, am Hintertheile jedes derselben zieht sich alter
eine °elbe Binde hin, welche auf dem ersten Ringe vollständig, auf den übrigen
aber in der Mitte ausgezackt ist. Ausserdem sind alle diese Binden noch mit klei-
nen schwarzen Flecken besezt, welche an jeder Seite des Flinterleibes zwey Rei-
hen bilden. Die zwey schmalen Vorder- und zwey kürzeren HinterHügel haben
eine ins Röthlichte fallende Farbe, und sind mit braunen Adern durchzogen. An
den Schenkeln ist der gröfste Theil schwarz, das vordere Ende gelb, die Schien-
beine, Afterschienbeine und Fufeblätter sind aber ganz gelb. Die weiblichen
Wespen
tag
Wespen verlassen das Nest nie, sondern warten in demselben immer die Begat-
tung und das Eyerlegen ab.
Von dem Weibchen unterscheidet sich das Männchen (Fig. 14.) durch seine
stärkern Fühlhörner, seinen mehr gelben, als schwarzen Kopf, seinen schmale-
ren Hinterleib, der einen Ring mehr hat und am Ende nicht spitzig, sondern
stumpf ist, und seine weit breiteren gelben Binden an den Ringen des Hinter-
leibes. Die Männchen nemen keinen Theil an der Arbeit, dem Baue und der
Versorgung des Nests mit Lebensmitteln, und pflegen blos der Begattung, wohl
aber die Ge&chlechtlosen oder Arbeits wespen.
Dieser thätige Theil der Bewohner des Wespennestes (Fig. i5.), weicht in.
Rüksicht seiner Bildung wenig von dem Weibchen ab, nur hat er längere und
dickere Fühlhörner und am Hinterleibe sind die Binden mehr grade , als gezackt
und weniger punktirt. Ihm sowohl, als den Weibchen, ist der gefährliche Sta-
chel verliehen , der in seiner Bildung wenig von dem Bienenstachel verschieden ist.
und den wir unten kennen lernen wollen. Sonderbar ist es, dafs sowohl Männ-
chen, als Geschlechtlose während dem Winter umkommen, und dafs sich blos
die zur Fortpflanzung des Geschlechts nöthigen Weibchen in dem Neste erhalten.
Die Wespen sind sehr gefressige uud raubsüchtige Insekten. Sie stehlen
den Bienen das Honig und leben ausserdem von andern kleinen Insekten, reifen
Baumfrüchten und rohem Fleische. Dem Menschen werden sie vorzüglich durch
ihren Stich gefährlich, der weit brennender, als der Bienenstich und mehr oder
weniger nachtheilig nach der Menge und der von besonderen Umständen abhän-
genden Causticität des Gifts, nach der mit der Hitze des Klimas und der Jahrs-
zeit vermehrten Wuth der Wespen selbst ist. Faber, Hddanus und Lanzonius ver-
sichern, dafs auf dem Wespenstich die heftigsten Schmerzen, Entzündung und
Geschwulst mit Ohnmacht, grosse Blasen und Abschälung der Haut beynahe am
ganzen Körper , unreine Geschwüre, die nur mit Mühe, zum Theil aber auch auf
keine Art zur Heilung zu bringen waren, erfolgten. Lentilius erzehlt, dafs bey
einesCvau auf dem Wespenstich an der Stirne, die ganze Stirnhaut in wenig Ta-
gen bis auf den Knochen abgegangen ist, und die Wunde erst nach mehreren
Wochen geheilt werden konnte. Eben derselbe gedenkt eines Jünglings und
eines Bauern, die auf dem Wespenstich am Halse, eine Geschwulst bekamen,
welche die ganze rechte Seite der Brust einnahm. In manchen Jahren wird, mit
der ungewöhnlichen Vermehrung der Wespen, auch ihr Nachtheil auf die Ge-
sundheit des Menschen auffallender. Fritze wurde dieses in der Gegend von
17 Hai-
i3o
Halberstadt gewahr. „Eine ungeheure Menge von Wespen, schreibt er, belastigte
uns im August 1780, ein Vorfall, der mir seit meinem zehnjährigen Hierseyn,
völlig neu war. Einzelne sieht man jedes Jahr, aber heuer drängten sich diese
ungebetenen Gäste in Häuser und Zimmer, wo man sie nie gesehen, in ungewöhn-
licher Anzahl zu. Sie wurden durch ihre Stiche auch gefährlich. Stiche , die an dem
Kopfe und Halse geschahen, erweckten ein Entzündungsfieber, und die verlezten
Theile schwollen in wenigen Stunden ausserordentlich auf, die Kranken verloren
die Kraft zum Schlingen und das Gesicht wurde braunroth. Legte sich die Ge-
schwulst am Halse; so wurden Brust und Arme aufgetrieben, und so dehnte sich
diese Geschwulst in vier und zwanzig Stunden über den Leib, die Schenkel, bis an
die Knie aus. Bey diesen blieb sie bey einem Kranken stehen, der ganze Körper
aber sah sehr unförmig aus." Überaus gefährlich ist es sich in der Nähe eines
Nestes aufzuhalten, wo die Wespen aus- und einschwärmen, oder ein solches Nest
zu beunruhigen, wenn sich auch keine Wespen sehen lassen. Mit fürchterlicher
Wuth fallen sie auf ihren Ruhestörer und verfolgen ihn noch in ziemlicher Ent-
fernung.
Reaumiir will, belehrt durch Versuche, die er an sich selbst angestellt hat,
die Wespe ruhig stechen zu lassen, weil alsdann der Stachel nie in der Wunde
bliebe. Würde aber die Wespe genöthjget, sich zurückzuziehen, so müste der
biegsame, nie eine ganz gerade, sondern krumm und Zickzack laufende Wunde
machende Stachel, nothwendig stecken bleiben und alle Zufälle müsten hierdurch
verschlimmert werden.
Im ganzen finden bey der Heilung der Wespenstiche die nemlichen Mittel,
wie bey den Bienenstichen statt. Einige empfehlen noch, als ein vortrefliches
Mittel, den Saft vom Wegerich, andere Salmiakspiritus in damit befeuchteten Kom-
pressen auf die Wunde zu legen, Fritze liefs bey allen von den Wespen gestoche-
nen sogleich eine Aderlafs vornemen , und rohe , ungeschälte , in einen Mörsel zu
einen Brey zerquetschte Kartoffeln, auf die geschwollenen Stellen des Kopfs, Hal-
ses , der Arme und Schenkel unmittelbar binden. Da dieser Brey sehr leicht warm
wird, so liefe er ihn beynahe alle fünf Minuten erneuern. Wo dieses Mittel nicht
so schnell, wie gewöhnlich zu geschehen pflegte , helfen wollte, liefs er mitBleywas-
ser fieissig befeuchtete Kompressen auflegen und dieses half gewifs. Einer Person,
die bis zur Raserey phaniasirre, zog man den Wespenstachel heraus, den man erst
nach zwey Tagen entdeckte und so genas sie bald nachher. Auf die verwundeten
Stellen wurde Weinessig , Baumöhl und Petersilie gelegt. Innerlich aber gab er
Salpeter mit Theriak undEUedermus, oder Hollundersaft. 33.
n«
33. Die Wandwespe. Tab. iL Fig. 16 — 20.
fTcspa parietum, nigra, thorace punctis duobus, scutello bipunctato, abdomine fasciiy
<jiünque flavis, prima remotissima. Linn. S. IN. T. 1. P. V. p. 0751. n. 6. Faun. Sueo.
n. 1673 et 1679. — Habitat in Europae parietum ligneorum foraminibus.
Fabricii Mant. Ins. I. p. 289. 11. 3~- spec. Ihs.I.
p. 463. n. 32. Syst. Ent. p. 368- n. 26.
Fisch er's Insekt, in Tentschl. IX. Tab. XII. F. 1.
Geoffroy Hist. d. Ins. de Paris . II. p. 367.
Müller's Linn. Natursyst.d. Ins. B.I.S. 881. n.6.
Die IVandwespe.
Ottomatol. Hist. Hat. P. I. p. 520 *»d 532,- P. VII.
p. 7 I O. Die schwarze Wespe mit fünf gelbe;: Bauchstrichet:.
Reaumur Mem. pour Setv. a l'Hist. d. Ins. Tom
T. VI. Mem. 6. p. 184.
Rösels lnsektenbel. T. II. Samml. der Hummeln
und Wespen, S. 29. Tab. VII.
Sulzer' s Gesch. der Ins. S. XXVII. Di-e Wanct
wespe. Vignette S. 179.
Weibchen, Männchen und Geschlechtlose oder Arbeiter, machen auch bey
dieser kleinen Wespenart die Bewohner eines Nestes aus ; aber noch fehlt es uns
an den eigentlichen Unterscheidungsmerkmalen dieser clrey verschiedenen Ge-
schlechter. Ihr Kopf (Fig. 16. a. ) ist schwarz, mit zwey kurzen, kolbenförmigen,
rothgelben Fühlhörnern, mit zwe)r gelben Querstrichen auf der Stirn, zwey der-
gleichen Punkten über den Freiszangen und, zwischen lezteren mit einer schwefel-
gelben Lippe versehen. An dem kurzen, erhabenen, schwarzen Brustschilde be-
merkt man ebenfalls zwey Punkte und eine Linie von gelber Farbe. Er hängt
mit dem langen, vorne bauchigten und hinten spitzig zulaufenden., mit fünf zak-
kichten schmalen Binden auf schwarzen Boden gezierten Hinterleib e , durch einen
dünnen Stiel oder Kanal-zusammen. Die flach liegenden VorderflLigel sind an ihrer
Wurzel überaus schmal und rothgelblich, werden aber nach hinten breiter und
laufen in eine Spitze zu. Die sechs Füsse sind an den Schenkeln schwarz , übri-
gens rothgelb.
Ihr Nest (Fig. 16. und 17.) besteht aus eben solchem Holzpapiere, wie das
der vorigen Wespenart, ist aber ungleich kleiner, indem es selten mehr als vier-
zig bis fünfzig sechseckigte Zellen hat , und selbst in der Form verschieden. Es
hängt nemlich mit seinem obern, etwas gewölbten Theile (Fig. 16.) an einem
schmalen Stiele und hat in der Mitte lange, rings herum aber kurze Zellen. Man
trifft es so in den Löchern hölzerner Wände , unter den Verdachungen der Garten-
mauern und Gartenwände , auch wohl an steifen Grasstengeln an , und findet in
einigen Zellen Eyer, in andern Larven von verschiedener Grösse (Fig, 17. a.), in
andern Puppen (b. b.). Immer sieht man eine (Fig. 16.), bisweilen aus zwey bis
clrey Wespen auf dem Neste aussen herumkriechen, entweder in der Absicht das-
selbe zu bewachen, oder dasselbe auszubessern. Die Eyer (Fig. 18.), wovon das
Weib-
l52
Weibchen immer nur eins in eine Zelle legt, sind strohfarbig, länglichrund und
im Boden der Zelle angeklebt , damit sie bey der hängenden Lage des Nests nicht
herausfallen. In wenig Tagen kriechen aus denselben kleine Larven , die in zwölf
Tagen schon ausgewachsen sind (Fig. 19.). Sie füllen dann die Zellen ganz aus
(Fig. 17. b. b.), in welchen sie mit den schwarzbraunen Köpfen nach unten ge-
richtet sind. Ihr vorne ziemlich dicker Leib lauft nach hinten spitzig zu , besteht
aus 10 bis xi ockergelben Ringen und hat längs dem Rücken eine feine dunkle
Linie, Wenn diese Larven von den Wespen so lange mit dein Honigsafte der
Blumen genährt worden sind , bis sie ihr Wachsthum vollendet haben; so schicken
sie sich zur Verpuppung an und verschliessen die Öffnungen ihrer Zellen durch
feine Gespinste. Die Hchtockergelben Puppen (Fig. 20.) geben sehr deutlich
Kopf, Brust und Hinterleib der künftigen Wespen zu erkennen , an den Seiten
haben sie aber nur ganz kurze, aus einem dünnen Häutchen bestehende Flügel-
scheiden. Nur vierzehn Tage bedürfen sie zu ihrer Reifung und dann durch-
bricht das vollkommene Insekt nicht nur die Puppenschale, sondern auch den Dek-
kel der Zelle.
Der an diesen Wespen zu fürchtende Theil ist der verborgene Stachel , wo-
mit sie den Menschen so gut beschädigen als die vorige Wespenart $ denn Ent-
zündung und Geschwulst begleiten auch ihre Stiche.
34. Die Honigbiene. Tab. IL Fig. 21 — 26.
Apis mellifica pubescens, tliorace subgriseo , abdomine fusco, tibiis posterioribus
ciliatis; intus transverse striatis. Linn. S. N. T. I. P. V. p. 2774. n. 22. Faun.
Suec. 1697. — Habitat in Europae arboribus cavis , freijuentius culta
hospitatur.
Aetil Tetrabl. IV. Serm. I. Cap. Xf.
Aldrovandi de Animalibus Ins. XX.
Alsaharavius Pract. Tr. XXX. Sect. II. C. 2ij.
Am 0 reu x Notice des Ins. p.8 9 et 241. lab. I. F. 10.
Ardoynus de Venen. Lib. V11I. C. II.
Aristoteles Hist. Anim. Lib. IX. Cap. 40.
Baricellus de Apuin natura; in Hortulo geniali,
P- 3 3 *•
Bi umenb ach's Handb. d. Naturg. S. 371. n. I.
ufyis Mellifica , die Honigbiene , Imme.
Camera rii, J. R. Syll. Memorabil. Cent. VII. n.
98. Cent. XIII. n. 49 et 55. p. 1401 et 1405.
Cuvier Tableau e"!e'mentaire, p. 488-
Degeer's Ai^h.z. Gesch. d. ins, v. Göze B. II. Th.I.
S, ii.
Delaistre von der Wirkung des Mohnsaamen-
saftes bey Gelegenh. eines lmmenstichs ; in Roux's
Samml. auserlesener Wahrnehmungen, B. IV. S. 351.
Desbrest, Journal de j\Ie"de'cine Mois d'Aotit,
1765. p. 183-
Dioscorides Theriac. Cap. XX.
Fabricii Mant. Ins.I. p. 302. n. 42. Spec. Ins. I.
p. 480. n. 37. Syst. Ent. p. 383- »■ 30.
Frenzel von der Wuth der Bienen , der Gefähr-
lichkeit ihres Stichs und den Mitteln dawider im
Wittenbergischen Wochenbl. 1790. S. 321.
Fuefsly's neues Mag. B. 11. S. 95. (Mittel wider
den Bienenstich.}
Gar-
i33
Garden Concerning the proboscis of bets. Phil.
Trans, n. 175. p. 1 156.
Gazette d'Agriculture n.9. 1768. (Gebrauch des le-
bendigen Kalkes im Bienenstich.)
Geoffroy Hist. d. Ins. des environs de Paris,
T. II. p. 399. n. 1. Apis gregaria.
G'öze Gesch. schädl. Ins. S. 102.
Gothaisches LVochenbl. Jahrg. 3. St. 9. vom Bienen-
stich und den Mitteln dagegen.
Histoire naturelle des Abeilks , avec des Figures en
taille-douce. Paris 1744. 11. 12- Vol. II.
Hooke Rob. Observation of the sting of a bee,
in ejus Micrographia, p. 163. c. Fig.
Hunter in philos. Transact. 1792. P. I. p. 128.
Jons ton i Hist. las. I. Tab. II.
Krünitz, J. G. das Wesentlichste der Bienenge-
schichte und Bienenzucht für den Naturliebhab. Land-
mann und Gelehrten mit 2oKupf. Potsd. 1783. 8 maj.
Kurze Geschichte der Drohnenmütter nebst einigen An-
merkungen eiber die andern Geschlechtsarten von Bie-
nen, Bayreuth bey Lübeck 1797.
Leder müller's mikroskop. Gemüths- und Au-
genergötzungen , S. 78 und 79. Tab. XL. und XLI.
Leeuwenhök vom Bienenstachel in Leskens
Ueberseo: der Phil. Transact. B. I. Th 1. S. 98. c. f
L u d o v i c i , D. Obs. de Apum ictu. Eph. N. C. Dec.
I. an. 8- obs. 67. p. r 1 1.
Lyonet The'ologie Physique des InsectesTom.il.
p. 245.
Maraldi in Mem. de l'Acad. R. des Sciene. 1712
P- 303.
Mouffetti Theatr. Ins. II.
Müller's Linn Natursyst. d. Ins. B. II. S. 896. n.
22. Tab. XXVII. F. 5. Die Honigbiene.
Neueste Mannichf. Jahrg. III. 3. 444. über die Wuth
der Bienen.
Onomat. Hist. nat. P. I. p. 523. Apis gregaria.
Pare de Venenis Lib. XXI. Cap. 33.
Plinii Hist. nat. Lib. XI. Cap. 18 et Lib. XXIII.
Cap. 8.
R a j i Hist. Ins. p. 240. Apisdomestica sive vulgaris.
Reaumur Hist. des Ins. Vol. V. p. 207. Tab.
XXI. XXII, Fig i.
Reling' s Versuch einer Universal-Bienenges. 1 790.
Riem's, J. Phys. ökon. Biblioth Brest. 1776 — 78«
R i verii, L. Obs. depuneturis Apum in ejusobserv.
med. Cent. III. obs. 14. et in Operibus Lugd. 1 679. edit.
p. 5'9-
Kö sei's Insektenbel. Th. III. S. 18J. von dem
Weisel oder Bienenkönige.
Seh wamm er dam m's Bibel d. Nat. Leipz. 1752.
S. 149 — 219. Tab XVII — XXVI.
Scopoli Entom. Carn. jn.
Spiel manni Diss. de animal. noeiv. alsat. p. 42.
Sulzers Gesch. d. Ins. S. 196. Kennzeich. Tab.
XIX. Fijr. 123.
S ta u di ge li i , V. Obs. de curiosis post apum ictus
sytnptomatibus. Eph. Nat. Cur. Dec. III. a. n. 7 et 8-
Obs. 194.
Stau dt m eiste r in Th. XIV. der Riem'sche»
neuen Sammlung.
Thouvenet Memoire sur les prineipes et les ver-
tus des substances animales meMicamenteuses. Bor-
deaux 1779. p. 37.
Wittenbergisches IVochenblatt B. I. 1768. S. I43.
Mittel wider den Stich der Bienen B. VII. 1774. S. 47.
Werkzeuge wodurch die Bienen verletzen.
Zacutus, Praxis admiranda, Lib. HI. Obs. 83.
Kein Insekt hat Naturforscher und Ökonomen von jeher mehr beschäfti-
get , als die durch ihre unablässige Thätigkeit für menschliche Bedürfnisse , wohl-
thätig gewordene , und durch die Eigenheiten in ihrer thierischen und häuslichen
Einrichtung lange Zeit rätzelhaft gewesene Biene. Sie hat besonders in Rücksicht
ihrer schwer zu erforschenden Fortpflanzungsart zu einer Menge Streitigkeiten Ge-
legenheit gegeben, welche erst in unsern Tagen entschieden imd dennoch wie-
der zweifelhaft gemacht worden sind, ausserdem aber in Beziehung auf ihre künst-
liche Vervielfältigung und Benutzung , oder die Bienenzucht , eine Menge Schrift-
steller in Thätigkeit gesezt , deren vollständiges Schriftenverzeichnifs allein ein. klei-
nes Bändchen ausmachen würde. Meiner Absicht gemäs, habe ich hier nur die
in naturhistorischer Hinsicht und in Beziehung auf den Schaden, welche die Bie-
nen durch ihre Verletzungen dem Menschen zuziehen können, merkwürdig gewor-
denen öuhriften angegeben und wende mich daher zuerst zu ihrer Beschreibung.
Die
Die Biene gehört unter die Insekten mittlerer Grösse und hat eine Länge
von 8 bis 14 Linien. Ihr ganzer Körper ist braun und rauhhaarig, ihr Kopf am
vordem und untern Theile mit Frefszangen versehen , die sich von der Rechten
zur Linken öffnen und schliessen. über lezteren befindet sich der mit einer
äusseren und innern Scheide umgebene Säugrüssel, womit die Biene den Honig
aus den Honigbehältern der Blumen zieht. Am Obertheile des Kopfs sieht man
die grossen, mit Haaren besezten , netzförmigen Augen , zwischen denselben aber
zwey bewegliche vielgliedrichte Fühlhörner. Der ovalrunde, kurze Brustschild ist
ebenfalls sehr rauhhaarig, und enthält die Einlenkungen der zwey giösseren und
starken Vorderflügel und der zwey kleineren und dünneren Hinterrlügel. Leztere
bedecken die zwey Luftlöcher, wodurch die Biene Athem holt und y eiche, nebst
den Flügeln , das Summen und die Töne hervorbringen hellen, wodurch sie sich
einander verständlich machen. Die am untern Theile des Brustschilds befestig-
ten sechs Füsse führen am lezten Gliede des FutsbLatts zwey grosse und zwey
kleine Klauen, zwischen welchen sich ein weicher fleischigter Theil, oder Ballen
beiludet. Der braune länglichrunde Hinterleib, besteht aus sechs Ringen, welche
das Insekt verlängern und verkürzen kann, und enthält in seiner Schwanzspitze
den hornartigen Stachel verborgen , dessen natürliche Grösse (Fig. a/f.) eine Linie
beträgt. Yergrössert (Fig. 26.) erscheint er als eine, vom Grundtheile überaus
schmal zidaufende Spitze, die entwickelt, (Fig. 26.) aus zwey Scheiden { a. a.)f
aus dem eigentlichen pHeilähnlichen , hohlen und an seiner Spitze mit einer Öff-
nung an den Seiten aber mit Wiederhaken (e. e.) versehenen Stachel (-^.)i aus
einem Giftbläsgen (c. ), zu welchem nieder ein zuführendes Genus führet, und
aus verschiedenen, alle diese Theil«- in ThätigkeJt setzenden Muskeln ^d. d. i, <l.) he-
bet. Diesen Stachel können die Bienen mit einer ausserordentlichen Geschwin-
dr-keit herausstossen und wieder zurückziehen.
Soviel zur allgemeinen Beschreibung dieser Bienenart. — Jedermann weils,
tlafs sie Im sehr zahlreichen Gesellschaften bevsammen lebt und so zu sagen einen
monarchisclnrn Staat bildet, der auf eine besondere Art orgaui-än ist, und aus der
KBnigin JJM JKtasnmrtrmr (Fig. ?.">.)> den Drohnen oder männlichen Bienen (Fig. aa.)i
und i\*n gemeinen oder Arbeitsbienen (Fig. 9 1 . ) bestellet. Diese dreyerloy Staats-
bürger «- i 1 1 « l jedoch nur zweverley (Km IiIitIh,, indem die Vrboitsbienen eigent-
].< h :m( h Weibchen sind und die weibliche Brauchbarkeil blos durch zufällige Be-
rimmnnfi and die Bntaiehunfj der rar Entwicklung ihrer Zeugungsergane nöthi^en
reicHficto*** Nahrung verloren haben.
i35
Die Königin (Fig. ä3.) , welche man auch unter dem Namen Weisel , Mutter-
hiene, Zuchtbiene (lat. Regina, Fcmina , franz. /« Beine), kennt, ist das einzige
fruchtbare Weibchen und die Alleinherrscherin im Staate, von deren Gegenwart
derMuth, die Beständigkeit und Einheit des Willens aller übrigen Individuen ab-
hängt. Verläfst sie ihre Wohnung, so folgen sie ihr alle, kommt sie um, so er-
folgt die Auflösung der ganzen Gesellschaft. Sie trennet sich hofnungslos, sich
jemals wiederzusehen. Diese Königin hat einen ziemlich langen Kopf, zehn-
gliedrichte, mit wenigen und kurzen Haaren versehene Fühlhörner, kurze, kaum
die Hälfte des Hinterleibes bedeckende Flügel, welche verursachen, dafs sie im
Flug leicht ermüdet, aber ihrer Bestimmung, immer in der Wohnung zu bleiben
angemessen sind, einen langen, hinten spitziger, als bey den übrigen zulaufenden
Hinterleib und hochbeinige, gelbliche Füsse. Oberhaupt ist ihre Farbe lebhafter,
gelbbrauner und mehr ins Röthlichte fallend. Giftbläschen und Stachel sind bey
ihr noch einmal so grofs, als bey der Arbeitsbiene, das Absonderungsgefäfe, wel-
ches in das Bläschen geht, und der Ausführungskanal , welcher das Bläsgen mit
dem hohlen Stachel vereiniget, auch weit länger und von festerer Substanz. Ihr
langer Hinterleib beherbergt in einem grossen doppelten Eyerstocke alle Eyer, die
zur Bevölkerung des Stocks gehören. Zur Befruchtung derselben mufs sie aber erst
die sie zu vielen Hunderten umgebenden Männchen durch manch erley Liebko-
sungen reizen , und wegen des bogenförmig in die Höhe gehenden männlichen
Glieds , die Männchen bey der Begattung besteigen. So oft befruchtet legt sie
jährlich wohl 40000 Eyer , und zwar zuerst die der Arbeitsbienen, hernach die der
Männchen und endlich die der Königinnen.
Die Drohnen oder männlichen Bienen (Fig. 22.) werden auch Hummeln } Deck-
oder Hohnbienen (lat Fuci, Mar es , franz. Faux - baurdons) genannt. Sie stehender
Königin an Grösse nach , sind aber beynahe um ein Drittheil dicker und lange?
als die Arbeitsbienen. Ihr grösserer und runderer Kopf ist mehr behaart, ihre
Fühlhörner, welche die der Königin und Arbeitsbienen an Grösse übertreffen,
haben eilf , mit vielen und langen Haaren versehene Glieder ; ihr kleines Zangen-
gebifs liegt mehr verborgen; ihr Rüssel ist kürzer und zarter, ihre Augen sind
grösser und dicker, als bey den Arbeitsbienen und nemen den ganzen oberen
Kopftheil ein. Vorzüglich zeichnen sie die weit längeren und breiteren Flügel
aus , über welche der Hinterleib nur mit seinen stumpfen , keinen Stachel enthal-
tenden Ende hervorragt. Diese Drohnen kriechen vom Ende des Aprils bis zum
Ende des Junius in der Ordnung aus, in welcher ihre Eyer gelegt worden sind,
und
i5S
und ihre Anzahl wächst im Verhältnifs mit der Grösse des Stocks, so dafs ein Stock
von 8 bis ioooo Bienen ungefehr 5oo, ein Stock von 16 bis 18000 ungefehr 700
bis 1000, selten aber mehr als i5oo zu enthalten pflegt. Ohngeachtet ihre ein-
zige Bestimmung die Befruchtung der Königin ist; so hat die Natur doch keinen
eigentlichen Begattungstrieb in sie gelegt, und dieses wahrscheinlich deswegen,
weil das einzige Weibchen durch so viel und häuffige Begattungen bald zu Grunde
gehen müfste , vielleicht aber auch , wegen des Vorgefühls ihres nahen Untergangs,
welcher nach der Begattung bald zu erfolgen pflegt. Sie sterben nemlich nach
Riems Meinung gleich nach Austretung des Begattungsgliedes oder sie kommen,
wenn zu Ende des Sommers die Brutzeit vorbey ist, als überflüssige Bewohner des
Stocks in der bekannten Drohnenschlacht um. In dieser fallen die Arbeitsbienen
wüthend über sie her, morden sie auf eine grausame Art und werfen sie zu den
Fluglöchern hinaus.
Weit kleiner als die Königin und die Drohnen sind die gemeinen Arbeits-
Werk- oder geschlechtlosen Bienen (lat. Operariae , Spadones , franz. Abeilles ouvrie-
res , Moulets ou neutres Fig. 21), die sich von den andern noch besonders durch
ihre kurzen, siebengliedrichten , wenig behaarten Fühlhörner , durch ihr viel grös-
seres hervorragendes Gebifs , dessen sie zum Zellenbau , zur Entfernung mancher-
ley Dinge aus dem Stock, zur Ernährung der Larven selbst bedurften; durch ihre
ziemlich langen Flügel; durch eine löff eiförmige Vertiefung an den Hinterfüssen,
welche sie mit Blumen wolle und Blumenstaub anfüllen und sie zur Erbauung der
Zellen zu verwenden; durch den kleineren Stachel und das kleinere Giftbläschen
unterscheiden, deren sie sich, als Beschützerinnen des Stocks, zur Abhaltung al-
ler Gefahr und zur Tödtung der nach der Begattung überflüssig gewordenen Männ-
chen bedienen. Sie sind ursprünglich weiblichen Geschlechts und jede dersel-
ben kann, wenn sie als dreytagige Larve in eine königliche Zelle versezt und ge-
hörig genährt wird , eine Königin oder Mutterbiene werden. Ihre Anzahl belauft
sich oft in einem grossen Stocke auf 20000, welche für alle Bedürfnisse des
Staats sorgen und sich vorzüglich mit dem Eintragen des Honigs und Wach-
ses , mit dem Baue und der Reinigung der Zellen und der Aufnährung der Nach-
kommenschaft der Königin beschäftigen. Die kleinen weissen, mit hornarti-
gen Köpfen versehenen Larven, welche aus den Eyern kommen, bedürfen nem-
lich sieben bis acht Tage lang, welche zur Vollendung ihres Wachsthums nö-
thig sind, der Fütterung , und diese besorgen die Arbeitsbienen mit einem honig-
artigen Brey. Nach dieser Zeit verschliessen sie die Zellen der Larven mit Wachs-
dek-
deckein, die Larven aber kleiden die Zellen von innen mit einem Gespinste aus
und nemen nach dreyzehn bis vierzehn Tagen die Puppengestak an. Das voll
kommene Insekt verläfst die Puppenhülse den zwanzigsten oder ein und zwanzig-
sten Tag, nachdem die Larve das Ey verlassen hat, beifst in zwey bis drey Stun-
den den Zellendeckel durch und erscheint nun als junge Biene. Die alten Ar-
beitsbienen lassen sich hierauf sogleich die Säuberung der Brutzellen von dem Un-
rathe, und den zurückgelassenen Larven- und Nymphenhäuten angelegen seyn.
Bald aber veranlafst die junge Nachkommenschaft Uneinigkeit und Spaltung im
Stocke und sie verläfst denselben unter Anführung der neuen Königinnen in meh-
reren Colonien , oder sie schwärmt nach der gewöhnlichen Sprache. Bemeistert
man sich der Königinnen ; so kann man diese Schwärme hinleiten , wohin man
will , weil sie die Königin nie verlassen.
Die Honigbienen sind bekanntlich beynahe überall in Europa, vorzüglich
aber in Pohlen zu Hause, wo sie noch mehr, als anderwärts , ihre ursprüngli-
chen Wohnungen in den Wäldern behaupten , und in die hohlen Bäume nisten.
In den gröfsten Theil von Teutschland kennt man sie nur als zahme, an künst-
liche Wohnungen , die man Bienen - Stöcke oder Körbe nennt, gewöhnte Insek-
ten. Sie bringen in denselben ihre Zellenkuchen (Tafeln, Scheiben oder Wa-
ben) vertikal, bisweilen auch schrege an. Der Stoff zu diesen Lagen oder Schich-
ten sechseckigter, prismatischer Zellen, ist das Wachs, eine eigne Substanz, de-
ren Grundstoff der in dem Leibe der Bienen eine besondere Veränderung lei-
dende ßlumenstaub ist, und welche dann zwischen den Ringen ihres Hinterlei-
bes ausschwitzet. Die Zellen selbst sind, nach Verschiedenheit ihrer Bestimmung
von verschiedener Grösse und Form. Die zur Aufbewahrung des Honigvorraths
auf den Winter bestimmten , sind die tiefsten und oben mit einem kleinen Dek-
kel versehen , die meistens am Rande des Kuchens stehenden Zellen der könig-
lichen Larven , sind länglichrund und fünfzehn bis sechszehn Linien tief, die Zel-
len der Drohnenlarven sechseckigt und acht Linien, die der Arbeitsbienenlarven
aber nur fünf und eine halbeLinien tief. Nicht in den Zellen selbst, sondern zwischen
den innersten Zellenkuchen halten sich die Bienen auf. Es hängt daselbst immer
eine an der andern , indem die untere Biene mit den Vorderfüssen an den Hin-
terfüssen der obern Biene sich anklammert, und so nicht nur im Sommer aus-
ruht, sondern auch den gröfsten Theil des Winters hindurch schläft.
Die Bienen gehören wegen ihrer ungeheuren Vermehrung, die mit ihrer
ökonomischen Benutzung unzertrennbar ist, unter diejenigen Insekten, welche den
18 Men-
i38
Menschen öfter, als andere Insekten verletzen. Hierbey offnen sich die Scheiden
des Bienenstachels (Fig. 26. a. a.) und der zwischen denselben befindliche Sta-
chel (&.) dringt in die Haut des Menschen. Geht der Stich nicht tief, so kann
die Biene den Stachel unbeschädigt zurückziehen , sticht sie aber stark und zieht
sich schnell zurück; so bleibt derselbe in der Wunde, wegen seiner Wieder-
hacken (e. e. ), die sich nur langsam aus dem Fleische oder der Haut -wieder ent-
wickeln können. Der zurückbleibende Stachel zieht aber nothvrendig das mit ihm
zunächst verbundene Giftbläschen, und dieses selbst den mit ihm zusammenhän-
genden Theil der Eingeweide des Hinterleibes nach sich; die Biene stirbt daher
nothwendig an Verletzung oder Verlust dieser Organe. Doch ist es nicht der
mit Wiederhaken versehene, in der Wunde bleibende Stachel, welcher die Ver-
letzungen der Bienen nachtheilig oder gefährlich macht; sondern die das Gift-
bläsgen (c. ) umgebenden Muskeln (d.d.) pressen in dem Augenblick eine giftige
Feuchtigkeit aus dem Bläsgen in die Wunde , als leztere von dem Stachel gemacht
wird. Um sich hiervon zu überzeugen, darf man nur eine Biene an dem Hinter-
leibe zwischen den Fingern drücken, worauf man sogleich ein Tröpfchen jener
Feuchtigkeit an der Spitze des hervorgetretenen Stachels gewahr werden wird.
Bestreicht man nun mit diesem Gifte geschwind die Spitze einer Nadel und sticht
sich damit, so erfolgen hierauf die nemlichen Wirkungen, wie vom Bienenstiche.
Auch beweisen noch andere Versuche und Erfahrungen die giftige Beschaffenheit
jenes Giftbläsgensafts. Schwammer dämm kostete etwas davon, empfand darauf ei-
nen bittern Geschmack, der bald hernach schärfer und durchdringender wurde,
sich bis im Schlünde erstreckte und ein beständiges Ausspucken veranlagte. Er
fühlte zugleich eine Hitze im Munde, wie vom höchst rektilirten Weingeiste. Lu-
dovlci ergriff verschiedene Bienen bey den Flügeln und hielt sie so, dafs sie mit
ihrem Stachel auf den Nagel seines Daumens stachen und einen kleinen Tropfen
ihrer giftigen Feuchtigkeit darauf absezten. Diese kostete er und verglich ihren,
wohl zwey Stünden forldauernden Geschmack auf der Zunge, mit dem vom Schei-
dewasser oder aufgelöstem Sublimate. Auch Thouvenel hat in den Bienen die
Gegenwart eines sauren kaustischen Safts erwiesen und dargeihan , dafs er wegen
seiner besonderen Verbindung noch kaustischer ist, als die Ameisensäure.
Da die Königin mit einem weit stärkeren Giftbläsgen und Stachel verse-
hen ist, als die Arbeitsbienen; so pflegen auch ihre Verletzungen weit gefährlicher
zu seyn. Doch sind die Bienenverletzungen überhaupt nicht zu allen Zeiten und
unter allen Umständen gleich nachtheilig. Überaus viel beruht hierbey auf der
Em-
i?9
Empfindlichkeit und Reizbarkeit des verlezten Theils, auf der Menge und erhö-
heten Schärfe des Gifts. In lezterer Rücksicht sind die Bienen vorzüglich in der
warmen Jahrszeit, oder zu der Zeit, wo sie schwärmen, um so mehr zu fürch-
ten, wenn sie durch widerwärtige Ausdünstungen der Menschen, durch andere
starke Gerüche, durch ein starkes Geräusch, durch das Schlagen unter sie, in
Wuth gesezt werden. Sie machen hierauf oft alle Bienen einer ganzen Gegend
aufrührisch und locken sie durch ihre eignen Töne herbey. Sogar können sie
durch gewisse Farben der Kleidungsstücke , durch ihnen ungewöhnliche Erschei-
nungen erzürnt werden. Reaumür versichert z. B. dafs er allezeit von seinen Bie-
nen davon laufen mufste, wenn er sich ihnen mit seiner Staatsperücke näherte,
dafs sie ihn aber im Schlafrocke sehr gerne litten.
Gewöhnlich folgt auf den Bienenstich augenblicklich heftiger Schmerz und
eine rosenartige Gechwulst, die in ihrer Mitte sehr hart und weifs ist, und so lange
dauert, als der Stachel in der Wunde bleibt. Doch ist ein einziger Stich selten
von bedeutenden Folgen. Wird aber der Mensch von einem Schwärme Bienen
mit Wunden bedeckt, so folgen hierauf Fieber , Ohnmächten, Zuckungen, ja er
unterliegt oft .der plötzlich entstehenden allgemeinen Entzündung, welche die
Menge des in den Körper gebrachten Gifts veranlafst, Beyspiele von leichteren
entzündlichen Zufällen findet man häufig bey den angeführten Schriftstellern , vom
Brand, der auf den Bienenstich erfolgte, beym Zacutus, vom Tode beym Desbrest,
welcher erzehlt, dafs ein Landmann, der zweymal von den Bienen gestochen
wurde, jedesmal in Ohnmacht fiel, das drittemal aber niedersank und kurz darauf
starb. Ferner erzehlt Frenze! , dafs ein alter Bienenvater in der Oberlausitz bey
seinem Bienenbesuche im Hausgarten von diesen Bienen , die ihn doch fast tag-
lich zu sehen gewohnt waren, so wüthend und in solcher Menge befallen wurde,
dafs er nach etlichen Tagen , unter den grausamsten Schmerzen , seinen Geist auf-
gab. Eben dieser Schriftsteller führt ein Beyspiel an, wo vier an den Vorderfüs-
sen gespannte Pferde auf der Huthung in der Mittagsstunde so wüthend von den
Bienen angefallen und gestochen wurden, dafs sie ungeheuer schwollen und das
eine den zweyten , das andere den dritten Tag unter gewaltigen Hauen und Wer-
fen umkam , die zwey übrigen aber nur mit Mühe gerettet wurden. Auch Came-
rarius erzehlt, dafs ein Soldat, welcher Honig! stahl, mit dem Pferde von den Bie-
nen getödtet worden sey.
Das sicherste Abhaltungs - und Verwahrungsmittel gegen den Bienenstich ist
ohn streitig der Rauch, wodurch sie auf kurze Zeit in eine gewisse Betäubung ge-
bracht
?4o
bracht und ausser Stand gesezt werden, ihre Wuth auszuüben. Der Rauch man-
cher Pflanzen, vorzüglich aber der Dampf vom Schwefel wird ihnen sogar tödt-
lich. Personen, welche genüthigt sind, sich Bienenstöcken zu nähern, haben be-
sonders darauf zu sehen, Gesicht und Augen zu sichern, da man sogar Beispiele
vom Verluste der Augen durch den Bienenstich hat, auch als ein solches Beyspiel
den berühmten griechischen Dichter Homer anführt, wenn nicht vielmehr sein
Name zur Erdichtung dieses Ereignisses , oder des noch unwahrscheinlichem Um-
■ Stands , dafs er blind gebohren war, als diese Sagen zu seinen Namen Veranlas-
sung gegeben haben. Man bedient sich gewöhnlich zur Abhaltung der Bienen
vom Gesicht und Kopfe überhaupt, der Bienenkappen. Die Hände riith Kriinitz zu
beräuchern, oder mit Petersilie, Gartenmelisse, Fenchel abzureiben, oder mit
einer Salbe aus dem Pulver der Spargeiwurzel und Baumohl zu bestreichen.
Die schon wirklich stechende Biene mufs man nicht stören , weil sie selbst
bemühet ist, den Stachel wieder aus der Wunde zu bringen, den sie aber ab-
reifst, und sitzen läfst, so bald sie verjagt wird. Ist dieses schon erfolgt, so mufs
man alles Reiben sorgfällig vermeiden, um das mit dem Stachel zurückgeblie-
bene Giftbläcgen nicht noch mehr zu entleeren, vielmehr mufs man so schnell
wie möglich, den Stachel aus der Wunde entfernen, damit das Gift nicht vollends
aus dem Bläsgen in die Wunde übergehet und dadurch die entzündliche Geschwulst
schmerzhafter und langwieriger macht. Bisweilen ist es nöthig, hierzu erst einen
kleinen Einschnitt zu machen , um den Stachel mit einer feinen Nadel heraus-
ziehen zu können. Die Wunde wird sodann gelinde ausgedrückt und hierdurch
ein Theil des Gifts aus derselben entfernt. Zur Entkräftung des in der Wunde
bleibenden oder schon resorbirten Gifts selbst , hat man eine Menge , aber noch
kein zuverlässig wirksames Mittel. Einige empfehlen Honig auf die ausgedrückte
Wunde zu streichen und dieses zu wiederholen, so oft es trocken wird, andere
Salzwasser, oder Öl, oder kühle Erde, oder ein Stückchen Zwiebel, oder gesto-
senes frisches Petersilienkraut, oder die zerschnittenen Köpfe des schwarzen
Mohns aufzulegen. Die Gazette 'dAgriciiliure räth die schmerzhafte Stelle mit un-
gelöschtem , klar gemachtem Kalk zu reiben. Kri'miz giebt noch eine Menge ande-
rer Mittel an, die zum Theil schon deswegen weniger Werth haben, weil sie erst
eine besondere Bereitung erfordern, und also nicht gleich bey der Hand seyn kön-
nen. Die Verletzungen von vielen Bienenstichen erfordern Bähungen der Ober-
fläche des Körpers mit Öl und wenn die Entzündung stark ist, mit goulardischem
Wasser, nach den Umständen auch Aderlassen und das innerliche antiphlogistiche
Verfahren. 35.
i4i
35. Die schwarze Biene. Tab. III. Fig. 1 — 5.
Apis nigra, abdomine fasciis quatuor flavis : tribus primis interruptis. Linn. Faun.
Suec. Ed. D. n. 1675. — Habitat in Europa.
Defeefs Abh. z. Gesch. d. Ins. v.Goze.B. IL Th. II.
S. 137. Tab. XXV. Fig. 10 — 15. Gutye. Ichneumon ä
trois Bandes interrompues , der Raupentüdter mit drey um*
terbrochemn Binden.
Qnomatol, Hist. nat. IM. p. 5 31. Die schwärzt IVespt.
Fast von gleicher Grösse mit der Honigbiene ist gegenwärtige schwarze Bie-
ne (Fig. 1.), deren schwarzer, ungewöhnlich dicker Kopf mehr breit als lang
und vorne etwas flach gedrückt ist. Oben auf der Stirne hat er drey kleine Ocel-
len, an beyden Seiten zwey grosse, ovale netzförmige Augen und zwischen den-
selben zwey, wie bey den Bienen gestaltete, kurze, am ersten Gliede gelbe, an
den übrigen schwarze Fühlhörner. Die Frefszangen liegen zwischen zwey hornar-
tigen Lippen und der Kopf hängt von hinten durch ein kurzes Hälschen mit dem
Brustschilde zusammen. Dieser ist dick, fast ganz rund, schwarz und vorne mit
zwey ovalen, gelben Flecken bezeichnet. Die an demselben befestigten Flügel,
wovon die hintern kürzer als die vordem sind, sind ziemlich breit, von etwas
bräunlicher Farbe und liegen horizontal auf dem Hinterleibe. Die' ebenfalls am
Brustschilde artikulirten Füsse haben schwarze Schenkel, gelbe Schienbeine und
Fufsblätter. Ein feines kurzes Stielchen macht die Verbindung zwischen dem
Brustschilde und Hinterleibe aus. Dieser ist länglichrund, hat sechs Ringe und
vier gelbe Queerbinden , wovon die drey ersten unterbrochen sind. Das Männ-
chen ist so wenig , wie bey den Bienen , Wespen und Ichnevmonen , mit einem
verborgenen Stachel in der Spitze des Hinterleibes versehen , wohl aber das Weib-
chen. Druckt man den Hinterleib des lezteren , so geben sich die zwey hornar-
tigen, inwendig konkaven Stücke des Schwanzrings (Fig. 2. a. i.) , auseinander
und es kommt ein krummer, zugespitzter Theil (c.) zum Vorschein, welches dec
Stachel (Fig. 3. a.) mit seinen zwey Halbscheiden (c. c.)ist, die dem Stachel noch
zu einer besonderen Aussendecke im Unterleibe dienen. Der Stachel selbst aber
besteht aus einem besonderen, ihn zunächst umkleidenden Futterale (Fig. 5. a.)
und aus zwey feineren lanzettenai tigen Instrumenten, die sich über den Grund-
theil des Futterals verlängern (b. b.) und um einen runden muskulösen Theil krüm-
men. Das Insekt sticht mit diesen gefährlichen Instrumenten, wie die Bienen
und Wespen, und ist im Stande hierdurch ähnliche schlimme Zufälle hervor-
zubringen.
Amec-
l/f2
Ameisen ü b r e r h a u p t.
Adanson Voyaje au Senegal, p. 175.
Amoreux Notice des Ins. rep. ven. p. 8 3- et 235.
Ardoynus de Venenis , Lib. VIII. C. 14.
Arvidson et Oehm. Diss. ehem. de acide Formi-
carutn, Lips. 1771.
Banks und Solander in Th. III. Der Reisen
im Südmeer, S. 227.
Barrere natürliche Geschichte des mitternächt-
lichen Frankreichs, S. 198.
C lau der, G. von heftigen davon entstandenen
Schmerzen, dafs eine Ameise in das Ohr gekommen
war, in Th. XIV. d. Abh. d. k. Akad. d. Naturf.
S. 238-
Deyeux über des Abts Fontana Abh. über die
Ameisensäure, inRozier Journ. de Phys. Nov. 1778.
Esprit des Journaux Juillet 1 78 I. p. 325.
Fermin's Reise durch Surinam, Th. II. S. 295.
Gbze's Gesch. schädl. Insekten, S. 61.
Hierne, Vrb. tentamen de duplici foimicar. Säle,
inTentam. chemicis, To. II. c. annot. Walleri Stock,!».
1753. p. 40.
Marggraf Obs. de oleo ex formicis expresso acc.
tentamina de aeido horum insector. Acad. Reg. Berol.
1749- P- 38.
Onomatotogia Hist. Nat. P. III. p. 914.
P 1 i n i i Hist. nat. Lib. XXIX. C. 4.
Roux effect. singul. vaporis formic. in Vander-
monde Journ. de Medec. Vol. XVII. p. 437.
S c h w a m m e r d a m m' s Bibel d. Nat. S. t % 1-. Tab.
XVI.
Sperling, P. G. Diss. de Chemica foimicar. ana-
lysi (Resp. Manitius) Witt. 1689- c. 8- Tab. aen.
Spiel mann Diss. de Anim. noeiv. Alsat. p. 47.
Thouvenel Memoire sur les prineipes et les ver-
tus des substances me"dicamenteuses, Bordeaux i 779.
Wray, de aeido formicar. sueco, Philos. Transact.
n. 68. p. 263. Badd. 1. p. 289. Leskens Uebers. B. I.
Th. I. S. 96.
Die Ameise, oder Emse, griechisch fjvp/xii£, lat. Formica , franz. la Fourmi,
engl. Ant , Emmete, spanisch Hermiga , holländisch Mier, untersheidet sich von an-
dern Insekten durch einen grossen Kopf, kleine Augen, gebrochene Fühlhörner,
starke Kinnladen und meistens noch durch den langen Stiel ihres Hinterleibes.
Sie lebt, wie die Wespe und Biene, in grossen Gesellschaften, die ebenfalls aus
Weibchen, Männchen und Geschlechtlosen zusammengesezt sind. Erstere sind
geflügelt, die Geschlechtlosen aber ungeflügelt. Hingegen sind leztere und die
Weibchen, wie die Bienen, mit verborgenen Stacheln versehen. Die Geschlecht-
losen werden auch Arbeitsameisen genannt, weil sie den Ameisenhaufen bauen,
ihn mit den nöthigen Lebensbedürfnissen versehen, sogar die Ernährung und Fliege
der Larven besorgen , die sie am Tage der freyen Luft aussetzen , und des Nachts
wieder in die unterirdischen Gallerien des Haufen« bringen, sie übrigens gegen
alle feindliche Anfälle in Schutz nehmen. Ahnliche Sorgfalt beweisen sie für die
Nymphen oder Ameisenpuppen, welche Unwissende für Ameisen eyer zu halten
pflegen. Die Bestimmung der Weibchen ist blos die Abwertung der Befruchtung
und des Eyerlegens. Ist dieses vorüber, so wrerden sie unbarmherzig fortgejagt
und man sieht sie dann oft in 'grossen Schwärmen herumfliegen. Die Bestim-
mung der Männchen ist die Begattung. Da sie nie in den Ameisenhaufen kom-
men , so begnügen sie sich blos um denselben herumzufliegen und die Weibchen
aufzusuchen. Die Geschlechtsameisen kommen bey einbrechender Kälte um,
die
143
die Geschlechtlosen aber bringen den Winter erstarrt in den Ameisenhaufen zu.
Ihre gesammelten Vorräthe von Lebensmitteln , sind daher keine Beweise ihrer
Sorge für den Winter, sondern blos ihres mechanischen Fleisses.
Auch das Ameisengeschlecht liefert eine Menge der Gesundheit des Men«
sehen schädlicher Arten. PUnius gedenckt schon einer Art giftiger Ameisen und
Ardoynus sagt , dafs auf den Bils der Ameisen ähnliche Zufälle , wie auf den Bienen
und Wespenstich erfolgten. Eigentlich aber schaden sie auf dreyerley Weise,
jedoch immer mehr in ganzen Haufen , als einzeln, und immer nur dann, wenn
sie in ihren Lagerstätten beunruhiget werden. Sie setzen sich hierauf mit be-
wundernswürdiger Kühnheit zur Gegenwehr , sprützen einen sauren Saft von sich,
kneipen ziemlich starck mit ihren scharfen Frefszangen, beugen ihren Hinter-
leib und suchen mit ihren Stachel die Haut des Menschen zu beschädigen. Töd-
tet man auch Hunderte , so stürmen gleich noch zahlreichere Heere hervor, den
Tod der erstem zu rächen. In diesem Zustande der Wuth bemerkt man , dafs der
saure Dampf, welchen die Ameisenhaufen von sich zu geben pflegen , ungleich
stärker wird, zum Beweis der hierdurch vermehrten schädlichen Ausdünstung die-
ser Insekten. In der That ist es auffallend, dafs leztere statt des alkalischen,
urinösen Geistes anderer Insekten , einen sauern , unter dem Namen Ameisensaure
bekannten, bey sich führen, der so scharf ist, dafs die in einen Ameisenhaufen
gesteckte Hand, anfangs Wärme, hernach Jucken empfindet, aufschwillt und sich
entzündet , worauf das Oberhäutchen sich , wie nach der Application eines spani-
schen Fliegenpflasters , abzusondern pflegt, Thouvenel hat die Causticität der flüch-
tigen Ameisensäure an sich selbst erfahren. Er bekam an allen Spitzen seiner
Finger grosse Blasen, nachdem er sie von den anhängenden Ameisen gesäubert
hatte. Die Ameisen gehören auch unter diejenigen Insekten , welche öfter, als
andere, dem Menschen ins Ohr zu kommen pflegen. Wegen ihrer schädlicheren
Verletzmigswerkzeuge können sie dann auch weit nachtheiligere Folgen nach sich
ziehen , als die gewöhnlichen Ohrwürmer. Claudcr erzehlt hiervon einen Fall;
Das bisher Gesagte bezieht sich mehr auf die europäischen Arten. Weit ge-
fährlicher aber sind diejenigen , welche die Landplagen der heisseren Erdstriche
der übrigen Welttheile zu seyn pflegen. Adanson erzehlt, dafs von den giftigen
Stichen einer rothen, sich in einem Baum aufhaltenden Ameisenart, Gesicht und
Hände mit Blasen bedeckt wurden, die den Brandblasen glichen und deren
Schmerz erst auf einen starken Regen bey eintretender Nacht nachliefs. Banks
Und Solander aber gedenken einer grasgrünen Ameisenart in Neu -Südwallis, wel-
che
i44
che auf Bäumen wohnt und sich Nester aus den Baumblättern baut. Tausende der-
selben fielen beyde Reisende augenblicklich an , als sie solche in ihrer Arbeit stör-
ten , und verursachten ihnen mit ihren Stacheln unerträgliche Pein. Am meisten
musten sie von denjenigen ausstehen, die sich an ihre Hälse und in die Haare
sezten, -weil sie sie an diesen Stellen fast gar nicht wieder los werden konnten,
ihr Stich war beynahe eben so empfindlich, als der Stich einer Biene; doch
dauerte der Schmerz jedesmal nur eine Minute. Eine andere, ganz schwarze Amei-
senart, wohnte in den Ästen eines besonderen Baums, welcher ganz ausgehölt
war, weil sie das Mark desselben bis in die Enden der dünnsten Zweige ausgeleert
hatten. Als die Reisenden einige Zweige davon abbrachen , sahen sie sich mit
Legionen dieser Insekten bedeckt, die aus jedem abgebrochenen Zweige heraus-
stürzten und sie unaufhörlich heftig stachen. Surinam, das Vaterland einer Men-
ge schädlicher Insekten , hat auch eine Menge schädlicher Ameisen. Fermin er-
zehlt, dafs auf den Stich einer giftigen Ameisenart dieser Provinz, ein Fieber gefolgt
sev. welches einige Stunden dauerte. Unten werden wir noch eine andere Art Amei-
sen kennen lernen, die sich nicht begnügen sich im Freyen aufzuhalten, sondern
zu gewissen Zeiten sogar die Häuser der Kolonisten besuchen und deswegen Fisi-
tenarneisen genannt werden. So wohlthätig sie den Einwohnern dadurch werden,
dafs sie alles Ungeziefer, Spinnen, Ratten, Mäuse, vorzüglich die schädlichen Ka-
kerlaken in ihren Wohnungen aufsuchen und vernichten, so lästig werden sie ih-
nen oft auf der andern Seite durch die Menge , welche sienöthiget, die Wohnun-
gen eine Zeitlang zu verlassen, um vor ihren Stichen und Bissen sicher zu seyn.
Das im Esprit des Journaux zur Vertreibung der Ameisen aus den Zimmern em-
pfohlne Mittel würde ihnen in solchen Fällen sehr nützlich werden. Es besteht
in einer Auflösung eines Pfunds schv\ arzer Seife , die mit zwey Unzen Lavandelöhl
vermischt worden ist, in drey pariser Pinten warmen Wasser. Hiermit bestreicht
man die Bettstellen , Wände und Fufsb öden der Zimmer und Kammern, wo sich
die Ameisen aufhalten.
Der Kürze wegen hebe ich noch die hieher gehörigen Stellen des schö-
nen und gedrängten Auszugs der Schriften aus, welche die Ouomatologia Historiac
naiuralis zur Naturgeschichte der ausser- europäischen Ameisen enthält. „In Zeylon
ciebt es grosse rothe Ameisen , die man Dimbivs nennt, und die auf den Zweigen
grosser Bäume zwischen den Blättern nisten, die sie in der Grösse eines Menscheh-
kopfs zusammenballen. Man bemerkt öffters viele Nester auf einem Baum und die
Furcht, mit tausend gefährlichen Stichen empfangen zu werden, hält jeden ab,
auf
i45
auf einen solchen Baum zu steigen. Die Ameisen, welche Coura- Atches heis-
sen, sind grofs und schwarz, leben auf der Erde und bohren Löcher in dieselbe
wie die Caninchen. Die Felder sind mit ihnen dergestalt angefüllt, daCs das Vieh
unaufhörlich in der Gefahr steht, um seine Füsse zu kommen. Auch die Coddias
Ameisen auf der Insel Zeylon von der Grösse der vorhergenden sind sehr schon
schwarz. Sie leben gleichfalls auf der Erde, sind aber gewohnt, Excursionen in
zahlreichen Heeren zu machen, und beissen grausam, wenn man sie verwundet
oder in ihren Trieben stört. Im westlichen Afrika giebt es rothe, den europäi-
schen an Grösse nachstehende Ameisen in ungeheurer Anzahl auf Bäumen. Sie
fallen durch die geringste Bewegung, z.B. vom Winde, zur Erde, und wehe dem
auf den sie fallen: denn sie beissen sehr lebhaft und ihr Stich ist so giftige dafs
er auf der Haut eine Blase zurückläfst , welche so sehr schmerzt, als eine ge-
brannte Wunde. Labat erzehlt , was ein gewisser Brue mit seiner Gesellschaft von
diesen kleinen Geschöpfen erfahren hat. Der Mastbaum seines Schiffs berührte
einige Zweige von den mit solchen Ameisen beladenen Bäumen, die sich über den
Flufs ausgebreitet hatten, und sogleich fiel eine solche Menge jener Ameisen auf
die in dem Schiffe befindlichen Personen herab , dafs sie genöthiget waren , das-
selbe wegen der Heftigkeit der Schmerzen , welche die Ameisenstiche veranlafsten
zu verlassen. Lezteres würden sie nicht nöthig gehabt haben , wenn ihnen bekannt
gewesen wäre, dafs das gewöhnliehe und beste gegenmittel <ias Bad ist, worauf
nicht nur die Schmerzen aufhören , sondern auch die entstandenen Blasen in kur-
zer Zeit verschwinden. Auf den amerikanischen Inseln , gibt es nach Merianens
Versicherung noch zwey Arten rother Ameisen, wovon die eine sehr beifst und
wenn sie sich ins Hemde einschleicht , einen brennenden , sich in dem Umfang
einer Hand zwischen Haut und Fleisch verbreitenden Schmerz veranlassen kann der
durch alles Kratzen nicht gemildert wird. Auch giebt es noch eine dritte Art, de-
ren Stiche dem Menschen mehr zu schaffen machen, als Skorpionsstiche, ohn-
geachtet der Schmerz nicht viel länger, als eine Stunde dauert. Noch gedenkt
Barrere einer Ameisenart , die sich auf der Insel Laymma aufhält und die er Fla-
motu nennt. Sie wählt sich nur die Wälder zu ihrem Aufenthalte , und ihr Stich
erweckt ein Fieber, welches vier und zwanzig Stunden dauert.
36.
146
36. Die rothe Ameise. Tab. III. Fig. 4 — 14.
Formira rubra testacea, oculis punctoque sub abdomine nigris. Linn. S. N. T. I.
P. V. p. 2799. n. 7. Anioenit. acad. Vol. III. p. 343. Faun. Suec. I. p. 305. n. 1022.
H. Goth. p. 264. — Habitat in Europae silvaticis sub Iapidibus, pessime
rostratum pungens.
Blumenba ch'sHandb d.Naturgesch. S. 375. n 3.
Degeer's Abh. z Gesch. d. Ins. v. Güze B. 11.
Th. II. S. 300 und 328. Tab. XLIII. F. 1 — 14.
Fourmi rougedtre ä aiguillon , die rüthliche Ameise mit
dem Stachel.
Fabricii Mant. Ins. I. p. 308. n. 11. Spec. Ins.
1. p. 490. n. 9.
Fischer's Naturges. v. Livl. S. 167. rothe Ameise.
Fuefsly's Schweiz. Ins. S. 52. n. 1030. rothe
Ameise.
Leeuwenhoeck Opera Lugd. Bat. 1722. 4.
Epist. d. 9. Sept. 1 687- P- 107. 112. Fig. g.
Martini's allgem. Gesch. d. Nat. B. II. S. 257..
Die kleine Glitten- oder IViesenameise , kleine rothe Feld-
odii Hügelameise.
M ii 1 ler's Linn. Naturs. d. Ins. B. II. S. 913. n. 7.
Die kleine rothe Ameise.
Mülleri Faun. Fridr. p. 75. n. 658- Zool. Dan.
Prodr. p. 166. n. 1936. Norv. Eiter -Migmaur.
Onomat. Hist. nat. P. 111. p. 923.
Pon toppidan's Naturgesch. v. Dännemark. S.
2 2 8. n. 5. Rubra. Pifse - Mijrcr (Seichameisen).
Kaji Hist. Ins. p. 69. Formica minima rubra.
Sci.it cd. Abh. 111, p. 48. n. J. kleine rothe Ameise.
Gegenwärtige, beynahe überall in Europa sehr gemeine Ameisenart , wohnt
in grosser Menge beysammen in der Erde , unter Grashügeln und Steinen. Die
Eyer (Tab. III. Fig. 4.), aus welchen die Ameisenlarven erst im Frühjahre hervor-
kommen, haben die Grösse der Sandkörner, eine weiche, glänzend- weisse Schaale
und eine länglichrunde Form. Im April haben die gröfsten der ausgekrochenen
Larven die Grösse der gegenwärtigen Abbildung (Fig. 5.), sind ebenfalls weifs,
kurz und dick. Durch's Mikroskop entdeckt man an denselben (Fig. 6.) einen
hornartigen, mit zwey Zähnen versehenen Kopf (a), und zehn Ringe, des ge-
krümmten, nach hinten dicker werdenden , mit feinen Härchen übersäeten Leibes.
Sie liegen beynahe unbeweglich im Haufen und die Arbeitsameisen tragen sie mit
den Zähnen wieder zusammen , wenn man sie zerstreuet. Es äussert sich an den-
selben kein Geschlechtsunterschied, wohl aber an denNympfen, welche eine son-
derbare Gestalt haben, und hier (Fig. 7. 8.) vergrössert vorgestellt sind. Die
Nymphen der Arbeitsameisen (Fig. 7.) sind kleiner, haben einen grossen Kopf (ß),
der mit Zähnen (b.) versehen ist , und einen nach unten gebogenen Hinterleib (e).
Auch erkennt man an denselben die Fühlhörner (c.) und die Füsse (*/). Ihre Au-
gen sind braun oder schwarz, die Farbe des ganzen Körpers anfangs milchweifs,
gegen die Zeit des Auskriechens aber braunroth. An den grössern, weniger ge-
krümmten Nymphen der geflügelten Ameisen (Fig. 8.) bemerkt man ausser den
bisher angegebenen Theilen, noch die Flügelscheiden (b.).
Das
V
»4?
Das aus der Nympfe kommende vollkommene Insekt (Fig. c) und 14.) Ist
drey bis vier Linien lang und an allen Theilen des Körpers mit feinen Härchen
besezt. Der Kopf und die vordere Hälfte des Hinterleibes ist bey den Arbeits-
amei sen (Fig. 9 und 10.) rothbraun, der Brustschild , das Verbindungsstielchen und
die Füsse rothgelb. Bey den männlichen und weiblichen Ameisen (Fig. i3.) ist
der gröTste Theil des Körpers schwarzbraun, bis auf den Hintertheil des Hinter-
leibes und die Fufsblätter, welche ins braunrothe fallen.
Die mit keinen Flügeln versehenen Arbeitsameisen (Fig. 9 und 10.) haben
einen langen eyförmigen Kopf, mit zwey schwarzen, netzförmigen Augen, zwey
Zähnen (b. b.) und zwey langen Fühlhörnern (a. a.)y die aus einem geraden, kür-
zern und ungegliederten, und aus einem langen, mit jenem unter einem stum-
pfen Winkel vereinigten, eilfgliedrichten Theile bestehen. Dieser Kopf hän^t
mit dem langen, vorne dicken und abgerundeten, in der Mitte schmälern, am
Ende aber gleichsam quer abgeschnittenen und mit zwey Spitzen versehenen
Brustschilde (c), mittelst eines kleinen Hälsgen, und der Brustschild mit dem
dicken , ovalen Hinterleibe durch ein länglichrundes Verbindungsstielchen zusam-
men. Die sechs langen, am Brustschilde befestigten Füsse aber haben nichts
Auszeichnendes.
Die Männchen (Fig. i3.) sind mit den Arbeitsameisen von gleicher Grösse
weichen aber in der Gestalt sehr von ihnen ab. Ihr Kopf ist mehr rund am
Hintertheile mit drey kleinen glatten Ocellen versehen, der Brustschild vorne dick
hinten schmal und stumpf, das Verbindungsstielchen zwischen dem Brustschilde
und Hinterleibe, ebenfalls dick, hoch und buklicht. Am Brustschilde sind die
zwey langen und breiten Vorder- und die zwey kurzen und schmalen Hinterflügel
artikulirt, welche durchsichtig und mit einigen gelblichen Adern durchzogen sind.
Bey nahe noch einmal so grofs , als die männliche und die Arbeitsameise
ist das hier in seiner natürlichen Grösse vorgestellte Ameisenweibchen (Fig. 14%
Es hat, die Flügel und Farbe ausgenommen, im Ganzen mehr Ähnlichkeit von den
Arbeitern , als von den Männchen , am Kopfe drey kleine glatte Ocellen und am
hinteren Ende dee Brustschilds zwey Dornspitzen. Seine Flügel reichen weit über
den Hinterleib hinaus und sitzen so lose am Brustschilde, dafs sie bey der ierinÄ-
sten Berührung abfallen. Es begattet sich mit dem Männchen vorzüglich bey heis-
sem Sonnenschein und man sieht sie dann vereinigt in der Luft herumschwärmen,.
Leeiwenhöck hat bey den Weibchen und Arbeitsameisen in der Schwanz-
spitze einen verborgenen Stachel (Fig. 11, a.) entdeckt. Dieser Stachel ist, unter
dem
i48
dem Mikroskop betrachtet (Fig. 12.), an der Wurzel dick und läuft allmählich in
eine feine Spitze zu. Verschiedene Muskeln (<?. a. a. a.) geben ihm die nöthige
Richtung, und pressen wahrscheinlich eine giftige Feuchtigkeit durch den Kanal
des Stachels in die Wunde. Denn, ohne das Eindringen eines gewissen feinen
Gifts läfst sich wohl schwerlich aus der Gestalt des unbedeutenden Stachels, der
auf den Stich folgende, lebhafte, brennende Schmerz erklären, welcher ziemlich
lang anhält und allermeist eine entzündliche Geschwulst der Haut zur Folge hat.
37- Die Zugameise. Tab. III. Fig. 15. 16.
Formica cephalotes , thorace quadrispinoso, capite didymo magno, utrinque posterius
mucronato. Linn. Syst. Nat. T. I. P. V. p. 2802. n. 15. — Habitat in America
meridionali, ferrugineo-pubescens, abdominis petiolo bitubercidato.
Berlinische Sammlungen Band VII. Stück 3. S. 232.
CHf.fende oder wandernde Ameisen.
Blume nbach's Handbuch d. Naturgeschichte,
S. 376. n. 6.
Degeer's Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Göze. B. III.
S. 392. Tab. XXXI. Fig. 11 — 13. Fourmi de Visite,
die Zugameise , Formica migratoria,
Fabricii Mant. Ins.I. p. 310. n. 3g. Spec. Ins. I.
P- 493. n. 31. Syst. VaM. p. 395. n. 22.
Fermin's Reise durch Surinam, Th. II. S. 295.
Die wandernde Ameise.
Bist, de l'Acad. des Sciences ä Paris 1701. p. 16.
Lyonet sur Lesser. I. p. 195.
Martini's allgemeines Naturlexikon, B. II.
S. 239.
Markgravii Hist. rer. nat. Brasiliae, p. 232.
Formica magna.
Merianae Metamorphosis Ins. Surinam. Tab.
XVIII.
Mülle r' s Linn. Natursyst. d. Ins. Th. II. S. 915.
11. 15. Der Dickkojjf.
Neue Mannigfaltigkeiten Jahrg. HI, S. 252.
ÜHomat. Hist. nat. P. III. p. 925.
Schwammerdamm's Bibel der Nat. S. 124.
Tab. XVI. Fig. 16.
Sebae Thesaur. ins. IV.- Tab. 99. Fig. 6.
Dieses ist die schon oben erwehnte Visitenameise der Madame Merian, wel-
che in verschiedener Rücksicht merkwürdig ist und daher noch eine besondere
Beschreibung verdient. Sie ist nicht nur im mittägigen Amerika , sondern auch
auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung und in Ostindien zu Hause, und von be-
trächtlicher Grösse (Fig. i5). Ihre Farbe ist kastanienbraun , ihr Äusseres rauh von
der Menge braunrother Härchen , die alle Theile ihres Körpers bedecken. Vor-
züglich zeichnet sie sich durch ihren grossen, in der Mitte ausgeschweiften und
daher zwey Hügel bildenden Kopf (Fig. 16.) aus. Jeder dieser Hügel ist mit einer
kleinen, nach hinten gekrümmten dornartigen Spitze versehen (Fig. $,5.)j am Vor-
dertheile aber stehen die zwey Fühlhörner (Fig. iö. a. a.) und die kleinen, ova-
len und schwarzen Augen. Das Zangengebifs dieser Ameise (Fig. 16. b) besteht
aus zwey gebogenen, von der Innenseite gezahnten und sich im Ruhestand kreu-
zenden Hacken. Ein überaus dünnes und kurzes Hälsgen verbindet den grossen
Kopf
»49
Kopf mit dem aus zwey bucklichten Abtheilungen bestehenden Brustschild. AuF
der vordem Abtheilung stehen zwey nach hinten gekrümmte dornichte Spitzen,
weit auseinander, auf der hintern zwey ähnliche Spitzen dicht beysammen. Der
Hinterleib ist kleiner als der Kopf, länglichrund und hängt mit dem Brust-
schilde durch ein zweygliedrichtes Stielchen zusammen. Von den sechs. Füssen
sind vorzüglich die hintersten sehr lang.
Diese Ameisen sind im Stande mit ihren scharfen Frefszangen die Bäume in
einer Nacht so zu entblättern , dafs sie den andern Morgen Besen gleichen. Ein
ganzer Zug verbreitet sich auf einem Baum, beifst die Blätter ab, und viele Tau-
sende fallen über die auf der Erde liegenden Blätter her und tragen sie in ihre Ne-
ster, welches überaus künstliche, oft acht Fufs hohe Höhlen in der Erde sind.
Wo sie durch Gräben, Kanäle etc. abgeschnitten werden, machen sie sich eine
künstliche Brücke. Eine Ameise beifst sich an ein Stückchen Holz fest, die zweyte
hängt sich an die erste, die dritte an die zweyte u. s. w. und so lassen sie sich
von dem Winde überführen , bis die lezte an der Kette sich auf der anderen Seite
befindet. Einige Tausend andere passiren nun über diese Brücke. Alle Jahre»
bisweilen auch erst alle drey Jahre , ziehen sie in grossen Heeren aus ihren Höh-
len in die Häuser. Die Menschen selbst müssen sodann vor ihnen fliehen, indem
sie truppenweise aus einem Zimmer ins andere ziehen und nur dann erst in ihre
Höhlen zurückkehren , wenn alle Häuser vom Ungeziefer gereiniget sind.
Fliegen überhaupt
Amoreux Notice. p. 120 et 261.
Blumenbach' s Handb. d. N. G. S 381. Mnsca,
Fliege,
Bosse de Vermibus in pustulis cutis inventis.
Foux. Jour. d Med. V. XXXII. P. 336.
Bre/sl. Natur - und Kunstgach. Vers. 4 S. 963. von
den schädlichen Fliegen in Servien.
Degeer's Abh.z. Gesch. d. Ins. v Göze, B. VI. S.4.
Douglafs von den Würmern, die aus einem Ge-
schwüre in der Schamseile herausgegangen. Edinburg.
Vers B. I. S 239.
Eberts Naturgesch. f. d. Jugend. Th.III.Si34.
Fabricii Syst. ent. p. 756. Bibio; p. 75g. Stra-
tiomys; p. 761. Rhagio; p. 762. Syrphus ; p. 773.
Musca
Fuefsly's Verz. Schweiz. Ins. S. 54.
Geoffroy Hist. d, Ins. 11. p. 475, Stratiomys;
p. 483. Manch«*
Gleiche n's Gesch. d. Stubenfliege v. Keller, S. 29,
Homeri Ilias, Lib. XIX.
hib. ab jimeiunxe» Btevier.ier. memorab. n.4. p. 1.2,
LeDran, von derCur der Schufswunden, S.i7g\
LeeuwenhoeckEpist. dei7.0ctb. i687-n-J2i.
Leske's Anfangsgr. d. Naturgesch. S. 479. Fliege,
Müller's Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 947.
Fliegen.
Neuer Schauplatz d Natur, Th. III. S. 122,
Onomat. Hist. not. Vol. V. p. 353.
Pauliini de Morte verminosa , p. %t. Musca,
Derselbe von Würmern, welche aus den Schweifslö«
ehern der Haut gekommen und vorzüglich in den Kin«
derblattern im Th. VI. S. 10. der Abh. d. k.A d. N.
und von wurmicliten Massern im Th. XV. S. 488.
Derselben Abhandlungen.
Polisius de Muscis polonicis exitiosis. Eph, N.
C. Dec. 11. Ann. 4. Obs. 40. p. 98. c. Fig.
Hü,
i5o
Rö sei's Insektenbel. B. II. Mücken und Schna-
ken, S. 44.
Salzmanni Diss. de Verme Narium. Argentor.
1721.
Sau vages Nosol. method. Ed. Daniel. T. V. p.
J99 ; p. 204- n- 8; P- 205. n. 9.
Schenkius de Morbo novo Westphal. endem.
Lib. VI. p. 919.
Schwammerdamm's Bibel ä. Nat. Regist. Fliege.
Sulzer' s Gesch. der Ins. S. 213.
Zach mann» Diss. de vermibus in vulnere. Ba-
sil. 1704.
Ehe Limit* und Geoffroy den Geschlechtscliarakter der Fliege festsezten , be-
lebte man mit diesem Namen mehrere, ganz verschiedene Insektengeschlechter,
und verwechselte vorzüglich immer die Begriffe, von Fliege und Mücke. Leztere,
oder die langbeinige Fliege, werden wir unten besonders kennen lernen. Erstere,
welche griechisch /jivTci, lateinisch Musca, französich Mouche, engl. Fly, italienisch
Mosea genennt wird , zeichnet sich vorzüglich durch die schaufeiförmigen Fühl-
hörner und den langen beweglichen , am Ende mit zwey Fleischlippen versehenen
Säugrüssel aus, der im Ruhestande doppelt zusammengeschlagen ist und in einet
unter dem Kopfe befindliche Vertiefung pafst. Die Larve, aus welcher die Fliege
entsteht, führt überhaupt den Namen Made, ist weich, weifs und ohne Füsse,
und in Beziehung auf den Schaden , welchen sie dem menschlichen Körper zufü-
gen kann , gleich merkwürdig mit dem vollkommenen Insekte.
Sowohl Made, als Fliege nähren sich von thierischen und vegetabilischen
Seiften und Substanzen, von Süssigkeiten, am meisten aber von den verworfensten
faulenden Dingen, in welche sie zugleich ihre Eyer absetzen. Ungeheuer ist die
Vermehrung dieser Insekten. Nur ein einziges Paar von der Brechfliege liefert nach
Röseh Berechnung nach einer dreymaligen Paarung 444480 in einem Jahre, und
ein einziges Paar von der Stubenfliege nach Gleicheres Berechnung 32084^0. Ihre
eigentliche Bestimmung machte aber 'eine solche Vermehrung nothwendig, und
diese ist die Menschen und Thieren gleich wohlthätige Beförderung der gänzli-
chen Auflösung und Zerstörung faulender Substanzen, welche durch langes Ver-
weilen unter freyem Himmel die Luft verpesten würden. Fehlen diese Substan-
zen , so werden die Fliegen nothwendig Menschen und Thieren durch die sie an-
lockende Ausdünstung lästig. Sie stechen mit ihren Saugrüssel und saugen damit
Schweifs , Blut und andere Feuchtigkeiten ein. Dieses veranlafst aber Jucken und
Flecken auf der Haut wodurch sie jedoch im Ganzen mehr beschwerlich als schäd-
lich werden. Am meisten leiden von ihnen ganz oder halb nackend gehende
Menschen welche sich deswegen genüthiget sehen , zur Abhaltung dieser Insekten,
ihre Oberfläche mit dem Safte gewisser Pflanzen, mit ölichten und harzichten Mit-
teln zu bestreichen. Ohngeachtet sie also an sich blos mechanisch schaden und
keine,
i5x
keine, ihnen eigentümliche giftige Feuchtigkeit in che Wunde lassen; so können
sie doch gewisse schädliche Stoffe , und seihst Krankheitsmaterien , die sie oft an
ganz entfernten Orten aufnemen, auf uns wieder absetzen, und so die Verbrei-
terinnen hitziger und chronischer Hautausschläge, der Pest und anderer anstecken-
der Kränkelten werden. Sie besuchen ferner die Leichname der Thiere, die Cloa-
ken und tausend in der Gährung und Fäuhnfs begriffene Dinge, kosten Gifte und
für sie selbst bereitete Giftmischungen, und können also eine Menge ungesunder
Theilchen auf unsern Körper und in unsre Speisen und Getränke übertragen.
Die Larven der Fliegen erscheinen nicht selten in hitzigen und chronischen
Hautausschlägen. Isib. v. Amelunxen und Paullini wollen sie in den Masern und
lezterer noch besonders in den Pocken beobachtet haben. Sie beschreiben sie
als weisse Würmchen, welche schwarze Punkte auf den Köpfen hatten und aus
den Schweifslöchern der Haut herausgekrochen sind. Sauvages schreibt „die Fleisch-
fliegen hatten im vorigen Jahre beynahe alle der Luft ausgesezte Blatterpusteln
durchbohrt, ihre Eyer darinnen abgesezt, und es entstanden daher weisse Maden
von der Grösse eines Gerstenkorns wovon immer eine in jeder reifen Pustel gefun-
den wurde. Razous schlofs diese Maden einige Tage in Gläser, wo sie sich in
Fleischfliegen verwandelten." Auch die in vernachlässigten, unreinen Geschwü-
ren, besonders im Sommer, entstehenden Würmer, verdanken ihren Ursprung
einzig den Fliegen. Dieses war schon dem Homer bekannt, der dem Achilles be-
fürchten läft, die Fliegen mögten die Wunden des todten Patroklus mit Würmern
erfüllen, während er sich gegen den Hektor zu rächen suchte. Ehemals glaubte
man, dafs solche Geschwüre und Schäden, in welchen sich Würmer erzeugten,
weit schwerer, als andere zu heilen wären. Aber Le Dran hat ganz recht, wenn
er sagt „die zuweilen in den Wunden wachsenden Würmer bedeuten nichts Bö-
ses, auch ist es nicht wahrscheinlich , dafs sie aus dem Blute abgesezt werden, son-
dern dafs sie vielmehr aus den Eyern sich entwickeln, welche während dem Ver-
bände von einem Insekte in die Wunde gelegt worden sind." Lezteres hat auch
Leeuwenhuck vollkommen erwiesen. Er meldet , dafs man in den drüsichten Beu-
len , die eine Jungfer in der Wade hatte , Fliegenlarven gefunden habe , die er
mit einem Stückchen Rindfleisch herauszog. Sie verwandelten sich alle in Fliegen,
und waren also sicher von einer Fliege entstanden , die das Mittel gefunden hatte,
ihre Eyer in jene Beulen zu bringen. Nothsvendig mufsten aber schon faulichte
Säfte in der Beule stocken, da die Fliegen nie ihre Eyer in das gesunde Fleisch
der Menschen und Thiere absetzen. Ähnliche faulichte Verderbniis der festen
Theue,
i52
Theile, war auch in den Krankheiten zugegen, welche Sauvages unter Malis West-
phahensis, die um das Jahr 1696 in Westphalen , Geldern und Friesland , und unter
Malis Transylvanica , beschrieben hat, die um eben diese Zeit in Siebenbirgen en-
demisch herrschte. Erstere Art war mit einer Geschwulst um die Gelenke verbun-
den, auf welcher in kurzer Zeit scorbutische Flecken erschienen. Wenn diese Ge-
schwülste in Eiterung gierigen, so liessen sie, besonders um die Füsse, bösartige
Geschwüre zurück, aus welchen den Ascariden gleichende Würmchen gezogen
wurden. Bey letzterer Art aber kamen den Käsemaden ähnliche Würmchen aus
den Fistein der Knie und mit dem Urine zum Vorscheine.
Da es also eine sehr bekannte Erfahrung ist , dafs Fliegen durch ihre Eyer,
und noch mehr durch ihre Maden , Geschwüre und Wunden sehr verunreinigen
können; so ist es wohl nicht allein wegen Abhaltung der Luft, sondern vorzüg-
lich wegen Abhaltung der mancherley Fliegenarten, wohin vorzüglich die gemeine
Goldfliege (Tab. III. Fig. 17.), die Aasfliege, die Todten fliege, die Brechfliege (Fig.
22 und 23.), die Fleischfliege (Fig. 28 und 29), und die Quarhfliege (Tab. IV. Fig. 7.)
gehören, in der wärmeren Jahrszeit nothwendig, Geschwüre und Wunden nicht
lange offen und unbedeckt zu lassen , und desto fleissiger den Verband zu er-
neuern , je öfter er von stinkender Gauche durchnäfst wird , weil selbst die Ma-
den, welche sich aus den im Verband abgesezten Fliegeneyeni entwickeln, in dag
Geschwür gelangen können.
38- Die Stubenfliege. Tab. III. Fig. 30 — 33..
Mitsca domestica thorace lineato, abdomine tessellato subtus basi pallido. Linn. S. N.
T. I. P. V. p. 2841- n. 69. Amoen. acad. III. p. 343. Faun. Suec. 1833» — Habitat
in Europae, Americae domibus, larva in stercore, pupae parallelae cubantes.
Aldrovandi de Animalibus Insectis, p. 34g.
T. II. F. 1,3.
Beobachtung und Abbild, einer Sfnbemttv che mit vielen
kleinen Insekten , Nürnfc. 1765. Fol.
Blumenbach's Handb. d. Naturg. S. 381. n. 3.
Stubenfliege.
Bonnet's Betracht, d. Nat. S. 190. Considerat.
sur les corps organises Art. II. p. 295.
CuvieT Tableau element2ire , p. 60g. la Mou-
che des maisons.
Degeer' s Abb. z. Gesch. d. Ins. v. Giize B.VI. S.35.
Tab. IV. Flg- l — JO. Qrande Mouche, domestique , die
grosse H.msfliegc.
Fabric i i Mant. Ins. II. p. 343. n. 9. Spec. Ins. II.
p. 436. n. 7. Syst. Ent. p. 774. n. 5.
Fuefsly' s Schweiz. Ins. S. 55. n. 1 102. Nauxftiege.
Geoffroy Hist. d. Ins. II. p. 52g. n. 66. laMouclie
commune.
G l e ich e n (W. F. v.) Gesch. d. gemeinen Stuben-
fliege nebst 4 Kupf. v. Keller, Niirub. 1764. gr. 4.
Göze Gesch. schiidl. Ins. S. iog.
J o b l o t Übservat. avec le Microsc. T. I. p. 1 . Tab. 5.
Ledermülle r's Gemiitlis- und Augencrebtzungen,
drittes Fünfzig, S. 61 — 67. tand go — 85. Tab.
34 — 57- u"d Tab 41. 42.
Mii 1 ler' s Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 976. n.
69. Stuhcvflicge.
Müll er i Fauu.Fridx. t1.j32.Z00l. Dan. Pr. n.2 103.
Mnralto (]. de) Anatonie musca vulgär. Eph. N.
C. Dec.II. an. I. obs. 64. p. 158.
IDJ
OUffen's Reise durch Island , I. S. 322.
Olla poirida 17 80 n. 1. p. 87. Naturgeschichte der
Stubenfliege.
Önontat. Hist. Nat.V. p. 963. HausmiUkt,Stubtr fliege.
Pontoppidan's Na t. Gesch. v. Dänhemark, S.229.
Raji ITist. Tus. p. 2*0. n. 7.
SchaeftWi Elem. Ent. Tab. LXXXV.
Si .i)>i>li Entom. carn. p 872.
W.atkins Exerc. du Microsc. i Loudre. i"54.
p. 322.
Die Stubenfliege (1' ig. 35.) ist höchstens. \iet Linien lang, hat einen schwar-
zen Kopf , zwey rothbraune Augen , einen langen verborgenen Säugrüssel mit zwey
gelben, wulstigen Lippen , zwey kurze, schwarze bärtige Fühlhöcner , einen ge-
wölbten und gegen den Leib spitzig zulaufenden, dunkelgrauen Brustschild, an
welchem die langen , über den Hinterleib hinausreichenden , durchsichtigen und
schwärzlichten, in vollem Lichte und in der Sonne aber mit Regenbogenfarben
spielenden Flügel befestiget sind. Unter den Flügelgewerben befinden sich die
Schallbläschen mit ihren Schlägeln, wodurch die Fliege das Gesumme macht. Die
schwarzen , ziemlich behaarten Füsse haben ein ganz rauhes Fufsblatt und zwi-
schen beyden KraUen ein kleines Haarbürstchen., aus welchem eine klebrichte
Feuchtigkeit ausschwizt, wodurch sich die Fliege an der glatten Fläche der Spie-
gel und Glasfenster anhalten kann und wovon sie auch Flecken an derselben zu-
rück läfst. Der vorne breite, hinten schmal zulaufende Hinterleib besteht aus
vier Ringen, ist stark mit Haaren besezt, braun und schwarz gefleckt. Beym
Weibchen ist er viel dicker, heller und durchsichtiger. Dieses bringt bey der
Begattung eine lange Röhre in eine Öffnung des Hinterleibes des auf ihm sitzen-
den Männchens so dafs also die Befruchtung des Weibchens im Leibe des Männ-
chens vorgeht- Durch eben diese Röhre legt es die befruchteten Eyer, welche
weiCs, länglicht und etwas krumm sind, immer neben einander, z, B. auf faulem
Korn (Fig. 5o.), auch auf andere faulende , aber immer feuchte Dinge , welche
sie für Austrocknung sichern, und den auskriechenden Maden gleich Nahrung he-
bern Daher sind Miststätten, Schlachthäuser, Ställe etc. die gewöhnlichen Ge-
burtsörter der Stubenfliegen. Schon nach vier und zwanzig Stunden kriecht die
Made aus dem Eye. Sie (Fig. 5i.) ist gelblich- weifs, durchsichtig und ohngefehr
fünf Linien lang. Ihr Körper besteht aus zwölf Ringen, ihr Kopf ist spitzig, mit
einem schwarzen Häckchen versehen^ und ihr Hintertheil dick und abgestumpft.
Nach vierzehn Tagen hat sie meitens ihre vollkommene Grösse erreicht. Sie ver-
birgt sich nun, und nach wenig Stunden hat sie schon die Puppengestalt (Fig. 3a.)
angenommen. Anfangs ist die länglichrunde Puppe weisgelb, aber nach wenig
Stunden wird sie dunkelroth. Die nach vierzehn Tagen auskriechende Fliege
itöfst, auf eine ihr eigne Art, mit dem sich in eine Blase verlängernden Yorder-
20 . köpf,
o4
köpf, die Pnppenhülse auf. Sie nährt sich dann von allerley Nahrungsmitteln,
welche der Mensch zu sich nimmt, von Zacker und Fleisch, in den Waldern und
Gärten, wo sie ebenfalls häufig vorkommt, von den Säften der Blätter und Blüthen.
Nicht nur Europa, sondern beynahe die ganze Erde, ist ihr Wohnplatz.
Man findet sie eben so wohl in Amerika, vorzüglich in Surinam, als in Taheiti,
Neuholland, am Kap etc. in ausserordentlicher Menge. Bey uns ist sie in den Mo-
nathen Julius und August bis im September vorzüglich lästig. Sobald es aber kalt
wird, sucht sie sich in den Rizen der Wände etc. zu verbergen. Am meisten sucht
sie auf den Winter warme Ställe , oder solche Stuben auf, welche Tag und Nacht
geheizt werden, wie z. B. die Wirthsstuben sind, worinnen man sie daher auch
den ganzen Winter hindurch mehr oder weniger zahlreich antrifft.
Wenn gleich die Stubenfliege nicht mit solchen Instrumenten versehen ist,
womit sie uns verletzen könnte, so belästigt sie uns doch durch das Saugen mit
ihrem Rüssel und durch ihre mit steifen Borsten besezten Fufsblätter, womit sie
uns unwillig macht, wenn sie beständig auf unsrer Haut, auf und abläuft oder sich
in unsern Kopfhaaren verwickelt. Sie stört so den erquickenden Schlummer des
Kranken und den festen Schlaf des Gesunden. Auch bey Tage beunruhiget sie
uns in solchen Geschäften , welche Nachdenken , oder in der Bearbeitung eine
gewisse Reinlichkeit erfordern. Vorzüglich besudelt sie uns unsre Speisen mit ih-
ren Exkrementen , Eyern, Maden und Leichnamen, und raubt uns dadurch nicht
selten den Appetit. Da sie uns beständig in Menge umgiebt, so trägt sie auch
mehr als andere Fliegenarten und Insekten zur Verbreitung hitziger Hautausschläge
bey. In der Pockenkrankheit sieht man sie zur Zeit der Abtrocknung beständig
auf den stinkenden Blattern und Krusten herumirren , und das Blattergift einsau-
gen. Unaufhaltbar durch alle Absonderungsmittel und Pockenhäuser, wird also
das Blattergift, blos durch die Stubenfliege, in ganz entfernten Gegenden ver-
pflanzt, und dadurch erklärbar, wie Personen, che oft ganz abgesondert von aller
menschlichen Gesellschaft und überdies in Gegenden wohnen , wo weit und breit
kein Pockenkranker anzutreffen ist, auf einmal ganz unerwartet die Pocken bekom-
men können. Auch die Stubenfliege sezt ihre Eyer nicht selten auf dem mensch-
lichen Körper ab. Sie legt sie oft in die Mundwinkel kleiner Kinder, und aber-
gläubische Mütter und Wärterinnen sehen dann die daraus zum Vorschein kom-
menden Maden als Vorboten des Todes an, da sie doch blos einen Beweis von
der vernachlässigten Reinigung des Kindes geben. Eben dieses ist der Fall, wenn
neugebohrne Kinder in andern faltigen The 'den nichtgehörig ausgewaschen, nicht
rein-
I ) i
reinlich genug in der "Wüsche geliahen und öfters lange auf den Küssen offen
liegend gelassen werden. Die Fliegen haben dann Zeit in die wunden, faltigen,
übelriechenden Stellen, vorzüglich um die Schenkel und Schamtheile, ihre Ej^er
abzusetzen und es wachsen nun, nach dein Ausdruck der gemeinen Leute, Ma-
den in der Haut des Kindes, die eine sorgfältige Reinigung mit frischem Wasser
bald vertreiben und auf die Zukunft verhüten kann.
59. Die Gewitterfliege. Tab. IV. Fig. I. und 1*.
Musca tneteorica , atra, abdomine cinerescente, alis basi subflavis. Linn. S. N. T. I.
P. V. p. 1848. n. 88« her Goth. p. 37. Faun. Suec. n. 1849- Amoen. Acad. III.
p, 35g etc. — Habitat in Europa, ingruente pluvia choreas agens, et nebulae instar
ora equorum , citissime sub aestivatione obvoiitans , larvae interdum in venlriculo
hominis medicamento Nufferiano expellendae.
jtbhattdt. über die Sch'ädlichk. der Insekten. S. 43.
Blumenbach's Handb.d. Naturgesch. S. 3 8'.n.5-
Degeer's Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Göze, B. VI.
S. 4t. n. 14. Tab. V. Fig. 1. Mo. che des Faches, die
Kuhfliege.
Fabricii Mant. ins. II. p. 347. n. 58- Spec. ins
T. II. p. 44S. n. 49. Syst. Ent. n. 36. p. 78°«
Fuefsly's Schweiz. Ins. S. 56. n. 1111. Gewit-
ter/Hege.
Müller' s Linn. Nat. Syst. d. Ins. B. II. S. 972.
n. 8 8- Gewitterfliege.
Mülleri Zool. Dan. Pr. n. 2064.
Panzers, G. W. F. Deutschlands Insekten, Heft
I. Gewitterfliege.
Sowohl von dieser, als von der folgenden Fliegenart kennt man zur Zeit
nichts, als das vollkommene Insekt. Die Gewitterfliege kommt nicht nur in Schwe-
den , sondern auch in andern Gegenden unsres Welttheils häufig vor. Der Mo-
nath, wo sie sich bisweilen in ungeheuren Schwärmen einfindet, vorzüglich wenn
es regnen will, oder ein Gewitter bevorsteht , ist der Julius. Sie flieht dann nicht
selten in die Häuser, ohngeachtet sie sich gewöhnlich blos in den Gärten und
Wäldern aufhält. In ihrer Bildung hat sie sehr viel ähnliches von der gemeinen
Stubenfliege, nur ist sie viel kleiner und dunckler. Sie hat rothbraune Augen
einen schwarzen Brustschild , einen aschgrauen , sehr haarichten Hinterleib und
ziemlich breite Flügel , welche an der Wurzel gelb sind und an dem äussern Rande
mit Regenbogenfarben spielen.
In schwülen Sommertagen verfolgt sie Menschen und Thiere auf dem Felde,
sezt sich in die Augen und Ohren und wird dadurch oft überaus beschwerlich.
Ihre Made will man auch in dem menschlichen Magen angetroffen und sich dage-
gen des Numerischen Wurmmittels mit Nutzen bedient haben.
4o.
i56
40. Die Papatasi. Tab. IV. Fig. 28- 29.
Musca Rhagio Papatasi .internus, corpore, alisque pilosis. Linn. Syst. Nat. T. I. P. V.
p. 2866. n. 325. — Habitat in Italia, Insubriae potissimum aestiva et nocturna calauütas,
vix lineam longa, oculis nigris, reticulaiis , albo punctatis, cpiiescenlis
alis divaricatis, abdomine rubro.
Scöpoli, J. A. Deliciae florae et faunae Insu-
bi'icae seu novae aut minus cognitae species plan-
tarum et animaliuni , quas in Insubria austriacae
tarn spontaneos quam exoticas vidit. Pavia i 7 S 6 —
1788. Pars I. r. 55. Tab. XXII. Fig. b. B. BU
kio Papatasi.
Dieses Insekt kennen wir blos aus Scopoli's Beschreibung ' und Abbildung.
Es ist überaus klein und zart, kaum einer Linie lang und haaricht. Die zwey
Fühlhörner seines länglichrunden Kopfs sind lang, die zwey Freisspitzen bestehen
aus sechs länglichten glaiten Gliedern, der Säugrüssel ist lang, und erscheint roth,
wenn er mit bewaffnetem Auge gegen das Licht betrachtet wird, die sehr langen
Füsse sind mit Krallen versehen.
Das Vaterland dieses Insekts ist Italien, vorzüglich die Gegend von Mayland,
wo es unter dem Namen Papatasi bekannt ist. Es ist besonders in den Sommer-
nächten die Plage der Menschen und scheint überhaupt in Rücksicht seiner
schädlichen Eigenschaften mit dem Culex pipicns, reptans und columöaecnsis ver-
wandt zu seyn.
41. Die Rcgenbreme. Tab. IV. Fig. 9.
Tabanus pluvialis oculis faseiis undatis , alis fusco punctatis. Linn. S. N. T. I. P. V,
p. 2885- n. 16. Faun. Sliec. n. 1S87. Amoen. Acad. Vol. III. p. 343. —
Habitat in Europa.
Degeer's Abb. z. Gesch. d Ins. B. VI. S. 89. n. 5.
Tab. XIII. F. 1. 2. Die grünciugigte Pßerdefiiege.
Fabricii Mant ins. II. p. 350. n. 26. Spcc ins.
II, p. 459. n. 2 }. Syst Knt. n. 16. p. 790.
Fu ef.sly's Schweiz, ins. S. 56. 11. 1134.
Geoffroy Hist. des. Ins. T. II. p. 461. 11.5. le
Taon <) altes i . itms piquets de blatte,
Müüer's Linn. i\aturs. d. Ins. B, II. S. 987. r..
1 6 . Die Regeitbrenie.
M ii 1 1 e ri Faun. Fr. n, 769. Zool. Dan. Pr. n. 21 1 6.
Onomat. hist. nat. Pars. VII. p. 406. DieRegwbi etitse.
Pallas Reisen, Th. I. S. 4.
P anzer's Faun. ins. HeftXIII. Die Regenbreme.
Reau.rn.ur Hist. des Ins. Vol. IV. Tab. XV1I1. F. 1.
Schaefferi Icon.Ins. Katisb.Tab.LXXXV F.8.9.
Schrank, Enumeratio insector. imligenor. Au-
striae n. 978.
Scopoli ltnt.carn.il. 10 12.
Auch unter den Bremen giebf. es einige, welche dem Menschen lästig wer-
den, Es gehört lüeher vorzüglich gegenwärtige europäische ß reine mit walzenför-
migen
.57
*
migen Fühlhörnern , vier braunen, wellenförmig durch die grünen Augen laufen-
den Binden, einem aschgrauen, bräunlich gestreiften Körper und grauen, braun-
punktirten Flügeln. Sie ist nicht viel grösser, als die gemeine Stubenfliege, und
fliegt in den heissen Sommertagen häuf/ig auf Wiesen und Viehweiden herum,
sezt sich auf Pferde und das Zugvieh, vorzüglich. vor eintretendem Regenwetter,
und plagt sie ausserordentlich. Auch den Menschen sticht sie, wenn es sehr heif»
ist, doch verursachen ihre Stiche kein anhaltendes Jucken und Brennen.
42. Die blinzUugichte Breme. Tab. IV. Fig. 10.
Tabanus caecutiens oculis viridibus nigro punctatis , alis maculatis. Linn. S. N. T. I.
P. V. p. 2885. n. 17. Faun. Suec. 1 888- — Habitat in Europa.
Beckmann' s phys. Bibl B. VIII. S. ig.
Cnvier Tableau e'le"ment. p. 616. le Taon av engte.
Degeer' s Abb. z. Gesch. d. Ins v. Göze. B. VI. S.
90. n. 6. Tab. XIII. F. 3 — 5. Taon aveuglaut , die
Eluuifliege.
Fabricii Mant. ins. II. p. 356. n. 31. Spec. ins.
II. p. 459. n, 29. Syst. Eut. p. 790. 11. 18.
Fuefsly's Schweiz. Ins. S. 57. n. 1 1 3 5 . Das
Blittzaug:
Geoffioy Hist. d. Ins. T. II. p. 463. n. 3« U
Taon brutt.
Müller's Linn. Naturs. d. Ins. B. II. S. 987. u.
1 7. Der Bliuzler.
Miilleri Faun. Fr. n. 770. Zool. Dan. Pr.
n. 2 1 17.
Pallas Reisen Tb. I. S. 4.
Panzer's Faun. Ins. Heft XIII. Die buntaughhtt
Breme.
Raji Hist. Ins. p. 272. ßlusca bipennis pulcra.
Schaefferi Ic. Ins. Ratisb. Tab. VIII. Fig. 1.
Scopol i Fnt. Carn. n. 1014.
Ein grauer Kopf mit drey glänzend schwarzen Flecken, drey glatten klei-
nen Ocellen am Hinterhaupte, zwey sehr schönen goldgrünen, mit feinen Pünkt-
chen bestreuten Augen, zwey fadenförmigen, am Ende gegliederten, schwarzen,,
bey einigen aber rostfarbigen Fühlhörnern; ein gelbbrauner, oben mit drey lan-
gen, schwarzen Streifen bezeichneter Brustschild; Flügel, welche auf weissem
Grunde schwarzbraune Flecken führen; ein schmaler, spitziger Hinterleib , dessen
zwey ersten Fänge gelb , mit einem grossen, schwarzen, gabelförmigen Flecken be-
zeichnet, dessen übrige Fänge aber graugelb und mit zwey längbchten schwarzen
Flecken so besezt sind, dafs in der Mitte aller Ringe ein leeres, mit der Spitze ge-
gen das Schwanzende gekehrtes Drey eck übrig bleibt, machen die Unterscheidungs-
merkmale dieser Breme aus. Sie ist etwas grösser, als die Stubenfliege und zu
Ende des Junius vorzüglich häuffig , eine Plage der Pferde und Menschen , weiche
sie sehr empfindlich sticht.
fr
i58
43. Die bhiuäugigte Breme. Tab. IV. Fig. It.
Tabanus eaesius antennis nigris, oculis caerulescentibus fasciis miliaris nigris, corpore
luteo. Sulz er s Gesch. d. Ins. S. 218. Tab. XXVIII. Fig. 13. d. das Blauauge. —
Habitat in Europa.
Gegenwärtige Breme hat beynalie die Grösse der Wandwespen , einen gelb-
Ii ebb raunen Körper , schwarze Fühlhörner, blaue Augen, welche mit wellenförmi-
gen schwarzen Querstrichen durchzogen sind. Sie ist in mehreren Gegenden uns-
res Welttheils, vorzüglich in der Schweiz, zu Hause. Wie die meisten kleine-
ren Bremen , verfolgt auch sie den Menschen , da hingegen die grösseren Arten
ausschliefslich das Vieh peinigen. Sie hat einen leisen Flug und sezt sich unver-
merkt auf solche Stellen der Haut, wo man sie weniger gewahr wird und sie nicht
so leicht verjagt werden kann. Begierig nimmt sie nun die Stellung zum Stich
an, streicht noch einigemal mit den Vorderfüssen die Haut, als ob sie dieselbe
erst untersuchen wollte, und schlägt nun plötzlich die lanzettenförmigen Instru-
mente ihres Gebifswerkzeugs ein, wodurch sie einen empfindlichen Schmerz ver-
ursacht. Wird sie nicht gestört, so saugt der dazwischen liegende Saugrüssel das
hervordringe Blut begierig ein und die Breme verläfst nicht eher diese Stelle, als
bis sie sich ganz voll gesogen hat.
Mücken überhaupt.
Barr.ere, P. Beschreibung von Guiana und aus
dieser in den Götting. Sammlungen von Reisen, Th.
11. S. 45.
Barthii, J. M. de Culice dissertatio , Ratisboiiae
1737. c. Tab. Cup. III. §• 4-
Baume's Reisenach den Salzgruben von Lorraine.
Berlinische Sammlungen B. VIII. S. 45 s.
Degeer' s Abh. z. Gesch. d. Ins. v.Göze, B.II.Th. I.
S. 62. B. VI. S. 127. Tab. XVII. Fig. 1—12.
Göze's Gesch. schädl. Insekten, S. 90.
Hooke, Micrographia. p. 1 8 5 •
Leeuwe nhoek obs. microsc. de proboseide Cu-
licis in Phil. Trans, p. 2305. n. 307.
Müller' s Linn. Naturs. d. Ins. B.II. S. 989-
Paulllni de morte verminosa, p. 40. Culiees.
Fluche, N. Spectacle de ia natufe. Tom. I.
Utrecht 17 35-
Reviglias (Diego) de Culicuni generatione F.p!i.
N. C. Vol. IV. obs. 3. p. 14. Tab. 1 — 5.
Riville (Godehev de) de culicuni coitu. Meni. de
Math, et Phrys. prcseutls i l'Acad. Roy. des Sciences.
T. III. p. 617.
San gallo (T. P. a) experimenta circa generat.
Culicuni. Florent. 1679. c. f.
Scheuchzeri, J. C. Physica sacra Aug. Viud.
173 5. Fol. Tab. 126.
Sulzer' s Gesch. d. Ins. S. 21R.
Vaillant, j. Hist. de son tenis. L.VII. C. 101.
Wagner, J. J. de generatione culicuni. Eph. N.S,
Dec. II. ann. 3. obs. 1 8 8- p. 368.
Unter Mücke, griech. xooi'cc-^/ , lat. Culex, franz. Cousin, holl. Mugge, ver-
steht man dasjenige kleine, oft kaum drey Linien lange Insekt, dessen Maul bür-
stenartige Stacheln in einer biegsamen Scheide führet, welches gegliederte, sehr
fein-
i5g
feinhaarige Fühlhörner, zwey dreygliedrichte Frefsspitzen , ein rundes, gewölbtes
Brustschild , einen langen und schmalen Hinterleib hat , und nicht selten mit der
Schnacke , oder der unschädlichen langfüssigen Erdmücke ( Tipula) , verwechselt wird.
Es ist von der Mittagslinie bis fast zum Nordpol überall bekannt, und hält sich
vorzüglich in wasserreichen Gründen , an Bächen, Sümpfen, Teichen, Seenundan
den Ufern des Meeres auf. Gemeiniglich erscheint es dann vor Untergang der
Sonne an warmen Abenden und erfüllt oft die Luft in ungeheuren Heeren. Sein
durch die Wärme des Klimas grausamer und giftiger werdender Stich, dringt durch
die dicksten Stoffe und sezt den ganzen Körper in ein brennendes Feuer. Über-
aus leiden davon die Neger in Afrika , die Einwohner in Senegal , ^auf der Insel
Barbados, Mens und auf allen Karaibischen Inseln, vorzüglich aber in Kayenne,
wo man diese Insekten, als Neben arten unsrer europäischen Mücken, unter den
Namen Muskiten , Marutgumen und Maks kennt. Am meisten fürchtet man die
Maks als die grössere Art, welche ihre zwey langen steifen Stacheln bis in das
Fleisch sticht , worauf gleich entzündliche Knoten und unerträgliches Jucken er-
folgen. Barrere glaubt, dafs man keine schmerzhaftere Todesart erdenken könne,
als wenn man einen Menschen nackend dem sich auf ihm ablagernden Heere die-
ser Insekten Preis gäbe, und dennoch sollen einige Einwohner ehemals so grau-
sam gewesen seyn , ihre Sklaven unter dieser entsetzlichen Marter umkommen zu
lassen. Sie verfolgen die Reisenden stundenlang auf ihrem Wege, und umgeben
sie, wenn sie auch tausendmal verscheucht werden, in einem Augenblicke wie-
der in ganzen Wolken. Wahrscheinlich waren es auch diese Mücken , von wel-
chen Vaillani meldet, dafs sie bey der Armee des französischen Königs Philipp
des Dritten, welche Girona, eine Stadt in Catalonien im Jahre ii85 belagerte,
durch ihre giftigen Stiche Menschen und Thiere tödteten. Der übelriechende
Schweifs mancher Menschen ist für sie das grölste Anlockungsmittel, daher auch
schwitzende Personen überhaupt, mehr als andere ihren Verfolgungen ausgesezt
sind. Sie ziehen sogar in den warmen Sommerabenden den Ausdünstungen der
Menschen in ihren Schlafzimmern und Kammern nach und plagen sie die ganze
Nacht. Man ist deswegen in jenen Gegenden genöthigt, bey Sonnenuntergang
gleich Fenster und Thüren zu verschliessen , sogar Feuer zu machen, um sie in
die Flamme zu locken und zu verbrennen. In Amerika bedient man sich auch
noch eines besonderen Mittels die grausamen Maringouinen aus den Wohnungen
zu verjagen. Man bringt nemlich leuchtende Insekten , die man Cucujous , Later-
neutraler j (Fulgura laiernarUi Limi.) nennt, in die Zimmer. Die Mücken, welche
dir-
r6o
dieser Heilung nachgehen , worden von ihnen verschlungen und auf diese Art
sichern die Cucujous die Piuhe ihres Wirths. Ein ähnliches Mittel ist dasjenige,
welches Baume angiebt. Man sezt neinlich einige Stunden vor Schlafengehen eine
brennende Laterne in sein Schlafgemach , welche man vorher inwendig mit eine«
Aullösung Von Honig in Wein oder Rosenwasser bestrichen hat und verschliefst
die Fenster, damit nicht noch mehr Mücken, als sich schon in der Kammer be-
finden, durch den Geruch des Honigs herbey gezogen werden. Die theils dem
Lichte, theils dem Honig nachgehenden Mucken bleiben dann an lezteren Ideben.
Auch wird der Rauch von Limonien, von Pommeranzenbliittern , von Tobaek zur
Vertreibung derselben empfohlen. Baume versichert, dafe er sich gegen die Mük-
kenstiche am besten dadurch bewahret habe, dafs er sich Gesicht und Hände
einige Augenblicke mit Tobacksrauch geräuchert und solchen auch alle Abende
durch seine Schlafkammer gehen lassen. Kaum habe sich der Rauch verbreitet,
so wären alle Mücken eilends zu den Fenstern hinausgezogen und auch nicht
eine geblieben.
Wird man von einer Mücke gestochen', so mufs 'man sie nicht auf der
Haut todt schlagen, sondern sie satt saugen und wegfliegen Lassen , ausserdem bleibt
der Mückenstachel mit seinen Wiederhacken in der Wunde stecken, und diese
wird dadurch mehr entzündet und schmerzhaft. Als Linderungsmittel, wird das
Auflegen des Öls , des Fichtenharzes , auch des Zitronensafts empfohlen.
44. Die Singmücke. Tab. IV- Fig. I« — 24.
Culex pipicus cinereus, abdomine anmilis fuscis octo. Linn. Syst. Nat. Tom. I. P. V.
p. 2S8Ö. n. I. Faun. Su.ec. 1890. FI. Lappon. 363. 364. Am. acad. T. IIL p. 343.
Habitat in Europae, et magis septentrionalis Asiae et Americae aquosis, paludosis , in
regionibus magis australibus major; punetura violentius inflammante, lapporum calaniitas
felicissima, continuo susurro pipiens, punetura vix mas antennis pectinatis dislinguendus
möle.slissimus , in intestina pulmonestme mammalium interdum irrepens et inilammationein
^ — 5 hoiis aliquando lethalem ciens, fumo praesertim ex inula helenio et
cannabi pellenda, nocte nonnunquam lucens.
Adanson's Reisenach Senegal, übers, v. Martini,
S. 52. 207. 311. und 232.
Amoreiix Notice des Ins. d. la France reputes ve-
ninicux. p. 30. et TT 8.
Bankrotts Naturgesch. v. Guiana, S. 147.
Barth Diss. de Culice. c. Tab.
Bau hin, J. Traitl des Animaux ayant äiles, qui
nuisent par leurs piquüres ou morsures, avec les re-
medes, outre plus, une fiistoire <ie quelques mouches
ou papillaris, non vulgaires, apper-cus l'an i^q3,
qu'on a estime fort venimeuses , ii Moutbeillard
1593-
Blanckard, Scliouwburg van de Rupsen , Wor-
men etc. Tab. XV. Fig. A. B. C. D. E.
Blu.
ibt
Bluuienbach's Handb. d. Naturgesch. S. 382.
n. 1. Engl, the gnat.
Cuvier Tableau e'le'mcntaire, p. 607. le Cousin
cowmim.
Degeer's Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Goze, B. II.
Th. I. S. 62. B. VI. S. 127. n. 1. Tab. XVII. Fig.
13 — 19. Cousin cotmnun , die gemeine Schnake.
Fabricii Mant. ins. II. p. 363. n. 1. Spec. ins. II.
p. 469. n. I, Syst. Ent. p. 799. n. 1. Culex pipiens.
Fermin's Reise durch Surinam > Th. I. S. 40.
Th. II. S. 288.
Fu efsly's Verz. Schweiz. Ins. S. 57. n. 13 17.
Geoffroy Hist. des Ins. T. II. p. 579. n. 1. Tab.
XIX. Fig. 4. le Cousin comtnun.
Goedartus de Insect. in method. redact. CXL.
P- 3 37-
Göze Gesch. schädl. Ins. S. 90. Singmlicke.
Hablizl in Pal!, n. nord. Beytr. 4. S. 297.
Hooke Micrographia, p. 1 85- Sehern. XXVII. et
XXVIII.
Joblot Observ. d'hist. nat. faires avec le Microsc.
Tom. I. app. 2. Tab. XIII. Fig. A. E. H. I. L.
Kalm's Reise nach Nord -Amerika, Th.II. S. 268-
Musquetois.
Kleemann' s Bey träge z. Rös. Insektenbel. Th. I.
S. 125. Tab. XV. u. XVI. Schnacken.
Kircheri Micrographia curiosa, p. 335. §. 6.
Icon. Fol. 365. et 366. n. 1. 2. 3.
Kniphof Diss. de pedic. inguin. §. XIX.
Kranzen's Grönland, Th. I. S. 105.
Le e u wen h oec k Oper. Tom. II. p. n, 159.
Leder rnülle r's Gemiiths- und Angenergötz. 'S.
154. und 167. Tab. LXXIX. und LXXXV. Die Schrak-
hcHin'icke.
Müller' s Linn. Nat. Syst. d. Ins. B. II. S. 991.
n. 1 . Die Smgschnacke.
Mülleri Faun. Frid. 11. 772. Zool. Dan. Pr. n.
2M4-
Onomatologia Hist. Nat. P. III, p, 500. Die sumsende
Mücke.
Osbeck's Reisen S. J76.
Pausaniasou voyage histurique de la Grece tra-
duit en Fran^ois par Gedoyn , T. III. p. 110.
Reaumur Mem. pour serv. a l'hist. d. Ins. T. IV.
Mem. XIII. p. 373 und 1396. Tab. 39 et 40.
Riville (Godeh. de) sur l'accouplement des Cou-
sins in Memoires de Matth. et de Phys. T. III. p. 6 I 7,
Sachs, Ph. Jac. Messis observationum mieröseo-
picarum.
Sangallo, P. P. Epistola, Florentiae 1679.
Schaefferi Eiern. Ent. Tab. LIV."
Schwamm er dämm' s Bibel d.Nat. S. 144 14g
Tab. 31. F. 4 — 8 und Tab. 32. F. 1 — 5. Ejusd.
Hist. Gener. ins. Tab. II. III.
Scopoli Ent. Carn. 1017.
S u 1 z e r' s Kennz. d. Ins. T. CXXI. F. a.
Valmont de Bomare dictionnaire d'hist. nat. T.
III. p. 434» Marignons,
Die bekannteste und vielleicht in allen Welttheilen einheimische Art die-
ses Geschlechts, ist die Singmücke (Tab. IV. 19. u. 21) Sie hat einen überaus
kleinen, mit der Grösse ihres ganzen Körpers, und noch weniger mit der Grösse
ihrer Augen, ihrer Fühlhörner und ihres Säugrüssels in keinem Verhältnisse ste-
henden Kopf. Ihre grünen , aus mehr als vierhundert Sechsecken bestehenden Au-
gen (Fig. 23. b. &.), welche immer in der Mitte linsenförmige Erhabenheiten füh-
ren, decken den gröfsten Theil des Vorkopfs und seiner Seitenflächen, ihr Saug-
rüssel hat die Hälfte und ihre Fühlhörner über den dritten Theil der Länge des
ganzen Körpers. Ein kurzes , schmales , nur unter dem Mikroskop sichtbares Häls-
chen (Fig. 23. a.) verbindet den Kopf mit dem kurzen, dicken, von der Ptücken-
seite erhabenen und haarichten Brustschild, und dieser hängt mit dem langen,
schmalen aus acht Ringen bestehenden, und stark gefiederten Hinterleibe unmit-
telbar zusammen. Die mit feinen Äderchen durchzognen Flügel sind länglich-
rund , stark ausgespannt , durchsichtig und spielen mit den schönsten Regenbo-
genfarben. Unter denselben befinden sich die Balansirstäbchen (Fig. 24. «• a.)t
welche kleinen Trommejschlägeln gleichen und, indem sie das gespannte Flügel-
2 1 haut
i6a
häutchen anschlagen , das diesen Mücken eigne , und dem Menschen im Schlafe
beunruhigende Singen hervorbringen. Von den unten am Brustschilde sitzenden
sechs langen und dünnen Füssen , sind die hintersten weit länger als die vordem,
alle aber an den fünfgliedrichten Fufsblättern mit scharfen Klauen versehen.
Das männliche Insekt (Fig. 21. und 22.) unterscheidet sich auffallend von
dem weiblichen. Sein braun - grauer Kopf (Fig. a3.) ist am Hintertheile mit vie-
len weifslichten , locker herabhängenden Federchen gezieret, und seine, aus zwey
flachen, zwischen und vor den Augen stehenden Erhabenheiten (c c.) entspringen-
den Fühlhörner (d. d.) gleichen, durch die schön geordneten, langen Haare ihrer
fünf bis sechs und dreysig Glieder, den schönsten Federbüschen. Zwischen die-
sen Fühlhörnern befindet sich der lange Saugstachel , welcher in einer braunhaa-
richten , an der Spitze pfeilförmig (e.) gestalteten Scheide verborgen ist Die Spitze
dieses Stachels (/. ) ist sehr durchsichtig und mit einer Öffnung versehen , durch
welche die Mücke die zu ihrer Nahrung dienenden Feuchtigkeiten einzieht, aber
auch einen giftigen Saft von sich giebt, wenn sie den in dem Saugstachel, als in
«einer Scheide steckenden , weit feineren und spitzigeren Wehrstachel (g) hervor-
schiessen läCst. Noch länger als der Saugstachel sind die über ihm Hegenden und
ihn von beyden Seiten einschliessenden Frefsspitzen (h. h.)} welche, wie die
Fühlhörner, mit vielen borstigen Haaren besezt und an ihren stumpfen Enden
auswärts gebogen sind. Ausser diesen Theilen des Kopfs, unterscheidet sich
das Männchen noch durch seinen , gegen das Ende schmäler zulaufenden und
am Schwanzende mit zwey gekrümmten Spitzen versehenen Hinterleib von dem
Weibchen.
Bey lezterem (Fig. 19. und 20.) bestehen die Fühlhörner nur aus vierzehn
Gliedern, welche nicht so buschicht sind, indem jedes Glied nur mit zwey kur-
zen Haaren auf jeder Seite besezt ist , wodurch sie mehr einen doppelten Kamm
almlich sehen. Auch die Frefsspitzen sind weit kürzer, der Hinterleib aber un-
gleich dicker und die Farbe des ganzen Körpers überhaupt brauner.
Die Mücken paaren sich im Fluge in der Luft, daher man die Art ihrer Be-
gattimg noch nicht eigentlich kennt. Bald nach derselben begiebt sich das be-
fruchtete Weibchen auf die Schleimhaut , ein Blatt, oder sonst ein schwimmendes
Körperchen der Oberfläche eines stehenden oder fliessenden Wassers, um seine
Eyer zu legen. Es stammt sich mit den Vorderfüssen an, kreuzt die beyden Hin-
terfüsse und legt in dem Winkel, welchen es mit diesen Füssen macht, das erste
Ey , und an dieses gegen sich zu die übrigen , welche es alle unter einander mit-
telst
iG5
telst eines Klebers vereiniget. Hierdurch erhall das Eyerhäufchen (Fig. t2.) die
Gestalt eines kleinen Kahns, der wegen seiner »Leichtigkeit auf dem Wasser fort-
schwimmt. Durch das Vergrösserungsglas erscheinen die Eyer (Fig. i3.) unten
dick und abgerundet , oben schmäler und mehr spitzig zulaufend. Ein Theil da«
von hat unten erhabene Wärzchen {a. a.) mit schwarzen Punkten, andere (l>.)
aber sind an diesen Stellen glatt, und blos mit schwarzen Punkten versehen. Ihre
Farbe ist braungrau, ihre Anzahl in einem Häufchen dreyhundert, und die Nach-
kommenschaft eines Mückenpaares in einem Jahre, nach Kiemanns Berech-
nung 6750000.
Bey schöner warmer Witterung' kriechen die Mückenlarven schon in drey
Tagen aus. Hierbey öffnet sich der untere Theil des Eyes (Fig. i3. c), wie der
Deckel einer Kanne, und die ausgekrochene junge Larve (Fig. 14.) schwimmt
gleich im Wasser auf und ab, ihre Nahrung zu suchen. Nach mehreren Häutun-
gen erhält sie ihre vollkommene Grösse (Fig. i5.), hängt so unter der Oberfläche
des Wassers und hebt sich , wenn sie Luft schöpfen will , mit dem Kopfe in die
Höhe. Sie hat eine bräunlich- gelbe Farbe, einen grossen, mit zwey, durch 's
Mikroskop sichtbaren, Frefsspitzen (Fig. 16. b. b.) und zwey netzförmigen Augen
versehenen Kopf , welcher durch einen kleinen Hals mit dem sechseckigten gros-
sen, gewölbten Brustschilde (c.) zusammenhängt. In diesem Brustschild schim-
mern die schon im Kopfe ihren Anfang nehmenden Luftröhren (d. d.) deutlich
durch, welche in dem Hinterleibe geschlängelt fortlaufen uud in einem besonde-
ren Anhange (g.) ihren Ausgang nehmen. Der Hinterleib besteht überhaupt aus
acht Ringen, wovon jeder, wie der Brustschild, mit Haarbüscheln auf beyden
Seiten |besezt ist, und noch aus einem -zweyten Anhange (/.), der mit vier blat-
förmigen Flossen versehen ist, und aus welchem der Koth zum Vorschein kommt.
Nach der lezten Häutung verwandelt sich die Larve in eine Nympfe (Fig. 17.
18.), von ganz besonderer Gestalt. Sie besteht nemlich aus einem dicken, un-
förmlichen Theil, welcher den Vordertheil des künftigen Inseckts enthält und;
oben mit zwey kleinen, Röhrchen versehen ist, womit sie an der Oberfläche des
Wassers hängt, und aus dem, aus acht Ringen zusammengesezten Hinterleibe,
welcher am Schwanzende zwey runde, der Puppe zu ihrer Bewegung dienende
Flossen hat. Die Nymphe hebt sich damit bald gegen die Oberfläche des Wassers,
um daselbst Luft zu schöpfen , bald senkt sie sich wieder gegen den Boden. Bey-
des verrichtet sie mit euier Geschwindigkeit, die sich kaum mit den Augen ver-
folgen läfst.
Sehr
i64
Sehr schön beschreibt Göze den Akt, wo das vollkommene Insekt die Pup-
penhülse verläfst. „Mit einem male plazt die Haut und in eben dein Augenblicke
ist auch schon die Mücke mit dem Kopf und den Vorderfüssen hervorgedrungen.
Gleich darauf hebt sie sich mit lezteren und steht nun majestätisch auf ihrer To-
deshülle, die sie abgelegt hat, sieht sich triumphirend um, und freut sich ihrer
Auferstehung und ihres neuen Daseyns. Einigemal schüttelt sie noch ihre Flügel,
und fliegt dann davon." Sie hält sich auch als vollkommenes Insekt häufig am
Wasser auf, ohngeachtet sie es nie, als zur Zeit des Eyerlegens , wieder betritt.
Man findet die Singmücken nicht nur in den wärmern Erdstrichen unsres Welt-
theils, sondern selbst in kälteren Gebirgsgegenden , z.B. auf den Alpen. In China
sollen sie, nach Osbeck, die Ursache unheilbarer Krankheiten und in Pensylvanien,
nach Kahns Versicherung, die Störerinnen aller nächtlichen Ruhe seyn. Überhaupt
halt man sie für eine Nebenart der amerikanischen Moskiten und Marinquinen,
wovon uns immer noch eine besondere Beschreibung fehlt. Fermin bemüht sich
hierüber eine Erläuterung zu geben, die aber im Grunde keine ist, weil man
nicht weis , was er unter dem Worte Mücke versteht. Er schreibt „ die Marinqui-
nen sind eine Art Mücken, die nach der Sonnen Untergang und vor Aufgang der-
selben, sehr empfindlich stechen. Sie fliegen in grossen Haufen beysammen, und
kündigen ihre Ankunft durch ihr Singen an. Sie wissen sich auf eine so geschickte
Art anzuklammern , dafs sie sogleich ihren kleinen Stachel in eine Öffnung der
unbedeckten Haut bringen, und wenn sie sodann eine Ader treffen, die Flügel
zusammenziehen, die Füsse anstämmen, und sich auf diese Art so voll Blut sau-
gen, dafs es ihnen sauer wird, wieder davon zu fliegen. Den Namen Moskice
führt aber in Surinam, ein Insekt, welches eigentlich unsre europäische Mücke (?)
vorstellt. Ihr Stich ist so empfindlich, dafs man ihn etliche Tage lang fühlt. Es
müssen sich hauptsächlich die Neuankommenden in diesem Lande gegen diese
Thiere mit Geduld ausrüsten; denn die unsrigen kommen ihnen weder in der
Menge, die unzählbar ist, noch in Ansehung des Stiches bey, der grosse Beulen
und ein unerträgliches Jucken verursachet. Einige darunter sind von ausseror-
dentlicher Grosse und mit einem langen, steifen und am Ende getheilten Stachel
versehen, der wahrscheinlich inwendig hohl ist, mit welchem sie in die Schweifs-
löcher der Haut eindringen, um das Blut auszusaugen. Ihre Füsse sind sehr lang.
Ihr liebster Aufenthalt sind sumpfigte Gegenden. Auf den neuen Pflanzungen fin-
det man sie gewöhnlicher Weise so häufig, dafs die Weissen, um Piuhe für ihnen
zu haben, genöthiget sind, Pommeranzea- und Limonienblätter anzünden zu las-'
i65
sen, weil sie diesen Rauch nicht vertragen können und daher davon fliegen.
Auch die Einwohner der Stadt Paramaribo empfinden viele Ungemächlichkeiten
\on diesen Insekten , welche sie quälen und am Schlafe hindern , insbesondere
während der Regenzeit , in welcher sie sich bis ins Unendliche zu vermehren schei-
nen. Diejenigen, welche an die Mittagsruhe gewöhnt sind, können sie nicht an#«
ders los werden, als wenn sie während dieser Zeit einen Sklaven an ihre Hange-
matte mit einem Tuch in der Hand stellen, um sie fortzujagen. Des Nachts aber
spannet man eine Decke von Gaze über die Hangematte aus , um diese Insekten
davon abzuhalten. Dieses ist das einzige Mittel um ruhig für ihnen zu schlafen.
Man war bisher immer der Meinung, dafs blos die weibliche Singmücke
steche. Da aber auch die männliche mit eben dem Saugstachel versehen ist, so
ist nicht einzusehen, warum sie sich desselben nicht zu gleicher Absicht bedienen
sollte, und es scheint daher jene Meinung auf einem unrichtigen, ;von den We-
spen , Bienen und einigen andern Insektengeschlechtern hergenommenen analogi-
schen Schlufs zu beruhen. Ist die Mücke im Begriff zu stechen, so zieht sie die
Füsse nahe zusammen, hält die beyden Flügel in die Höhe und senkt den Kopf
vorwärts. Die Scheide des Saugstachels (Fig. il\. b.) zieht sich vom Stachel zurück
und das eingesogene Blut dringt durch lezteren (e.) in die Höhe, daher derselbe
auf einmal roth erscheint. Saugt sie begierig , so steckt sie den Stachel fafst bis
an den Kopf in die Haut («d.) , und dann schwillt der Hinterleib bis zum Bersten
an , und erhält von dem durchschimmernden Blute ebenfalls eine rothe Farbe»
Diese Art der Verletzung ist aber an sich immer noch nicht hinreichend, die dar-
auf folgenden Zufälle zu erklären, wie Reaumur vortrefflich bewiesen hat. Er sagt:
„Die Spitze der feinsten Nadel ist gegen den Stachel der Mücke das, was die
Spitze eines Degens gegen eine Nadelspitze ist. Von einer so leichten Verletzung
sollte man glauben, dafs sie augenblicklich geschlossen und von keinem üblen Zu*
fall begleitet seyn würde. Nichtsdestoweniger erheben sich aber bisweilen sehr
beträchtliche entzündliche Geschwülste an der gestochenen Stelle, Die Ursache
ist, weil die Wunde keine simple Wunde., sondern von einer reitzenden Feijch-?
tigkeit benezt ist." Diese Feuchtigkeit, so unbedeutend auch ihre Menge seyn
mag, geht sogar durch die Resorption ins Blut über; denn es entstehen auf diese
Mückenstiche Wallung , Fieber und Schlaflosigkeit , welche durch das unerträgli-
che Jucken noch mehr vermehrt wird. Ja, man hat sogar Beyspiele, dafs Perso-r
nen von der entzündlichen Rötlje und Geschwulst, welche auf die häufigen und
wiederholten Stiche dieser Singmücken erfolgten, ganz verunstaltet worden siud5
und
i66
und Reaumür hat an den Seeküsten und an sumpfigten Gegenden so üble Fol-
gen davon beobachtet, dafs man sich beynahe in die traurige Notwendigkeit ge-
sezt sah, zur Abnahme der verlezten Glieder zu schreiten. Dieses alles beweist
offenbar, dafs die Singmücken ihre Stichwunden zugleich vergiften, und dafe
ihr Gift unter die in der kleinsten Quantität ausserordentlich wirksamen gehört.
Kein Wunder ist es, wenn Menschen durch die Bösartigkeit der auf die Mücken-
stiche erfolgten Zufälle , sogar genöthigt worden sind , ihre Wohnungen zu verlas-
sen, wie uns Pausanias erzehlt: „In der Nachbarschaft der Stadt Miunta in klein
Asien, befand sich ein kleiner Meerbusen. Der Meander, welcher nahe vorbey
fliefst, erweiterte sein Bette, trat weit aus und warf so viel Schlamm in den Meer-
busen, dafs das Wasser nicht mehr mit dem Meere in Verbindung stand, stehen
blieb und einen Morast bildete, dessen Ausdünstung eine so grosse Menge Mücken
herbey zog, dafs die Einwohner genöthigt waren, Miunta zu verlassen und sich
nach Miletus zu begeben. Eben dieses begegnete den Artarnitern, unter Perga-
mus," und wäre, nachßauhin, den Einwohnern der Gegend um Lion im Jahre i5$o
beynahe ebenfalls widerfahren.
Wie andere Insekten, werden auch diese Mücken durch den eignen Ge=
ruch der Ausdünstung mancher Menschen mehr herbey gezogen, demohngeachtet
bemerkt man, dafs sie dergleichen Personen nicht immer stechen, wenn sie auch
noch zu sehr um 6ie herumschwärmen , sondern dafs sie noch eine besondere
Auswahl in Rücksicht der Beschaffenheit der Haut machen. Die Haut fetter Per-
sonen scheint ihnen, wahrscheinlich deswegen weniger anständig zu seyn, weil
das ölichte Serum, welches sie mit ihrem kurzen Stachel in der dicken Fetthaut
blos erreichen können, ihnen weniger behagt, als das leicht zu erhaltende Blut
in den freyer liegenden Hautgefässen magerer Personen. Auch läfst der doppelte
Stachel vermuthen, dafs nur das gereizte oder im Saugen gestörte Insekt, sich
des eigendich gefährlichen Wehrstachels (Fig. 2.3. g.) bedient, ausserdem aber sei-
nen unschädlichen Saugstachel (J. ) , nach Aufname des ihm angenem schmecken-
den Bluts, ruhig zurückzieht, ohne irgend eine Spur einer Verletzung auf der
Haut zurückzulassen.
Die Verwahrungsmittel gegen die Stiche der Singmücken, sind die nemli-
chen welche oben bey den Mückenverletzungen überhaupt angegeben worden sind.
In Surinam lassen sich die Landes - Eingebohrnen mit Roukou oder Orlean (Bixa
Oviedi Linn.J, welcher mit dem Öle von dem Wunderbaum , {Palma Christi oder
Ricinus communis Linn.) dem sogenannten Karapatöl angefeuchtet wird, reiben,
wo-
167
wodurch ihre Haut so hart wird , dafs sie nichts von den Stichen der Moskiten
empfinden. Die brennende Hitze in der Haut von dem zurückgebliebenen Mük-
kengifte mässiget man durch das Auflegen von blossem frischen Wasser oder noch
besser vom Salz- oder Goulardischen Wasser. Auch empiielt man den lebendi-
gen Kalk. Das specifische Gegenmittel aber scheint das flüchtige Laugensalz {Aleali
volatile) zu seyn.
45. Die Flohmücke. Tab. IV. Fig. 25 — 27.
Culex pulicaris fuscus, alis albis , maculis tribus obscuris. Linn. Syst. Nat. T. I. P. V.
p. 2888' n- 4- Faun. Suec. 1892. Flora Läpp. n. 365. Culex minimus lapponicus.
Amoen. acad. III. p. 343. — * Habitat in Europa, America, Kinnim Moysis,
reptans, mordendo punctum fuscum relinquens.
Amoreux Notice des Insectes venim. p.118.
Bonnani Micrographia Tab. IV. Culex Serapico.
Derham's Physico - Theologie , tibersezt von Fa-
bricius, Hamb. 1764. Buch IV. Kap. XI. S. 327. F.
5 — 7. Culex mininms nigricans nieten latus sanguisirga,
die ganz kleine schuärzlich.bunte Mücke , die Blut sauget.
Fabricii Mant. Ins. II. p. 364. n. 6. Spec. Ins.
II. p. 470. n. 4. Syst. Ent. p. 800. n. 4.
Geoffroy Hist. d. Ins. II. p. 579. n. 3.
Geize Gesch. schädi. Ins. S. 100.
Leem's Nachrichten von den Lappen Leipz. 1771
S. so.
Mouffetti Theatr. Insect. Lib. II. Cap. 13. p.
8 2 . Midges.
Müller's Linn. Naturs. i. Ins. B. II. S. 992. n.4.
Die Flohtnücke.
Onomat. Hist. «a(. P, III. p. 603. n. 3, Di» Fleh,
tniieke.
Wenn es mit Derham's Beschreibung und Abbildung seine Richtigkeit hat;
so hat die Larve (Fig. a5.) des gegenwärtigen Insekts ungemein viel Ähnlichkeit
von der menschlichen Askaride (Band II. Tab. II. Fig, 1.). Sie ist nemlich ein
dünnes, kaum drey Linien langes, vorne dickes und stumpfes, und hinten spitzig
zulaufendes Würmchen von schmutzig weisser Farbe, welches in stillstehendem
Wasser sich aufhält und geschlängelt, wie ein kleiner Aal schwimmt, Die kleine
Nymphe (Fig. 26.), in welche sich dieses Würmchen verwandelt, und welche
Derham das Goldpüppchen , wahrscheinlich wegen seines Goldglanzes nennt, hat
einen schwarzen Kopf , kleine kurze Hörner und einen ileckichten, schmalen und
rauhen Bauch. Sie liegt ganz still auf der Oberfläche des Wassers und bewegt
sich nur dann und wann ein wenig von einer Seite zur andern. Das Insekt selbst
(Fig. 27.), welches in Essex Nuliot genennt wird, ist kaum zwey Linien lang und
braun von Farbe, hat kurze Fühlhörner, welche beym Weibchen glatt, beym,
Männchen gefiedert und fast einer Bouteillenbürste ähnlich sind, und weisse,
durchsichtige, mit drey blassen Flecken bezeichnete Flügel.
i68
Amoreux versichert , dafs dieses Insekt in den mittagigen Provinzen Frank-
reichs auf den Viehweiden und um die Moräste überaus gemein und peinigend
ist, und daselbst Pibou oder Arabi genannt wird. Die Landleute jener Gegenden
sind oft bey heisser und regnerischer Witterung genöthiget, noch ehe es Feyera-
"bend ist, vom Felde nach Hause zu eilen, weil sie die Stiche der Pipenschwärme
nicht aushalten können. Mehr als in südlichen Ländern scheinen sie aber in nörd-
lichen zu Hause zu seyn. Dies ist z. B. der Fall in England, in mehreren mora-
stigen Gegenden an der Themse, wo Derham selbst von ihnen geplagt wurde,
welcher zugleich versichert, dafs er Pferde gesehen habe, die von diesen Mücken
so übel zugerichtet waren , dafs sie über den ganzen Leib voller Blutstropfen hien-
gen. Am. meisten aber peinigen sie die Menschen in Lappland. Schaarenweise
erfüllen sie nach Leems Erzehlung die finnmärkischen Wälder, wo man gleich-
sam in einem beständigen Insektennebel athmet. Menschen und Vieh werden
von ihnen unablässig verfolgt. Die vom Felde zurükkehrenden Arbeiter sehen
von ihren Stichen oft aus, als wenn sie die Krätze hätten , und die sich zum Holz-
fällen oder Baumrindesammeln in den Wald begebenden Lappen, können vor die-
sen Mücken kaum essen, weil sie nicht den Mund öffnen dürfen, ohne dafs sich
ein Schwärm hineinzieht. Glücklich schätzen sich die armen Bewohner dieses un-
glücklichen Landes, wenn sich ein Wind erhebt, der diese, die ganze Luft mit
ihrem Summen erfüllenden Insekten, auf einige Zeit verscheucht. Ausserdem sind
sie genöthiget beynahe in einer beständigen Rauchwolke zu leben; denn nur
Rauch ist im Stande die Verfolgungen dieser Mücken von sich und ihren Renn-
thieren abzuhalten. Sie zünden zu dem Ende Rasen und andere stark rauchende
Materialien vorzüglich zu der Zeit an , wo sie ihr Vieh melken wollen. Müssen sie
sich weit von ihren Wohnungen entfernen, so bestreichen sie Gesicht und Hände
mit einer Mischung von Rohm und Theer , um sich einigermaassen vor den Stichen
..dieser Insekten zu sichern. In der That ist es zu bewundern, wie ein so kleines
Insekt welches bey der geringsten Berührung zerdrückt wird, dennoch im Stande
ist , durch die Haut des Viehes , durch grobe wollene Strümpfe und andere Klei-
dungsstücke zu stechen, und an den gestochenen Stellen gleich braune , juckende
Flecken, weisse Blasen und Geschwüre zurückzulassen. Als Gegenmittel dieser Ver-
letzungen empfiehlt Gaze den ausserlichen Gebrauch des Baumöls.
4C.
r6g
46. Die K 1* i e c hm ü c k e.
Culex reptans niger, alts hyalinis, pedibus nigris, annulo albo. Linn. S. N. T. I.
P. V. p. 2888« «• 5' Faun. Suec. n. 1893' Mantiss. Plantar. II. p. 541. Culex
lanio. — Habitat in Europa boreali, frequentissimus, tempore sereno Vespertino
reptatu molestissimus, Kinnim Moysis.
A m o ) e u x Notice des Ins. p. 119.
Blumenbac h's Handb. d. Naturgesch. S. 3 8 J • n. 2 .
Die Beifsfliege , Kotunibactiische Mücke.
Fabricii Main. Ins. II. p. 364. n, 7. Spec. Ins. II.
p. 470. n. 5. Syst. Ent. p. 800. n. 5.
Mülle r's Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 992.
n. 5. Der Kriecher.
Ottomat. Bist. nat. T. I II. p. 5 O I . Die kriechende Mücke.
Pallas Reisen durch verschiedene Provinzen des
Russischen Reichs, Th. I. S. 193. u. Anhang S.475.
Bibio Sanguirtarius , Russ. Mockara, Magnitudo pulicis
majoris. Thorax gibbus , canescens, maxinie lateribus.
Abdomen fusco-annulatum. Alae lactescenti pelluci-
dae. Os obtusum sine aculeo: tarnen cutim vulnerar,
relinquens punctum sanguineum. Ad Vogam Majo et
Junio praesertim infesta. Ferner in den neuen Nordi-
schen Beyträgen B. XI. S. 249. Moschkoca, BeifsmücAe.
Schoenbauer, ]. A. Geschichte der scliädl. Ko-
lumbatczer Mücken im Bannat. Mit 1 illum. Kupfert.
Wien 1795. 4. p. 20.
Kaum eine Linie lang und dabey überaus schmal ist die Kriechmücke —
die kleinste aller Mückenarten. Sie hat einen schwarzen Kopf und schwarze Au-
gen; blasse, fadenförmige Fühlhörner; einen bläulichgrauen, am Hintertheile öf-
ters ins Weifslichte fallenden Brustschild; einen dunklen, länglichtrunden Hinter-
leib; weifslichte, durchsichtige, so übereinander liegende Flügel, dafs sie nur einen
auszumachen schienen, wenn sie nicht am Hinterrande etwas auseinander wichen,
und schwarze, mit einem weissen Ringe umzogene Füsse. Pallas hält diese linnel-
sehe Kriechmücke , die russische Moschkoka oder ßeifsmücke , und die bannatische oder
kolumbatezer Mucke für ein und dasselbe, nur in Rücksicht der Grösse, nach Ver-
schiedenheit des Klimas, von einander abweichende Insekt. So gewifs aber auch
dieses von beyden ersten Arten seyn mag, so ist doch die Verschiedenheit des
kolumbatezer Insekts schwerlich zu bezweifeln , wie Schönbauer hinreichend erwie-
sen hat. Lezteres ist nemlieh grösser und in allen Theilen merklich stärker, als
die Kriechmücke, hat dunkelkastanienfarbne Augen, da diese schwarze hat, ist
nur mit einem einfachen Saugrüssel (Haustellum) versehen, da die Kriechmücke
einen zusammengesezten Saugrüssel (Haustellum cum Proboscide) führt. Ferner
bemerkt man am kolumbatezer Insekte dreygliedrigte Fühlspitzen (Palpi)t die weit
länger als das Haustellum sind, hingegen bey. der Kriechmücke fünfgliedrichte
Fühlspitzen von der Länge der Proboscis. Überdies weicht die schwarze und weisse
Zeichnung der Füsse in beyden Arten ganz voneinander ab , so wie sie auch in
Rücksicht der nachtheiligern Verletzung und des Aufenthalts verschieden sind;
denn der Bifs der Kriechmücke ist nicht so schmerzhaft, wie der Stich der ko-
22 lurn.
170
lumbatczer Mücke, und diese sezt sich mc1it> -wie jene, zwischen die Haare und
die Federn des Viehes und der Vögel fest.
Der Aufenthalt der Kriechmücke sind vorzüglich die kaiton Gegenden xon
Europa, Schweden und das gebiirgigte Lappland, wo sie sich bey Untergang der
Sonne oft legionemveifs einfinden, und mit ihren unangenemen Summen die Luft
erfüllen. Doch hat sie Pallas auch an der Wolga und im südlichen Siberien,
Schonbauer sogar in Böhmen bey Pardubitz an den Ufern der Elbe, in gebüsch-
reichen, feuchten Gegenden gefunden. Weil sie aber hier nur sparsam und ein-
zeln vorkommen , so sind sie von keiner schlimmen Seite bekannt. Sie kamen
einzeln auf ihm zugeflogen, suchten die entblöfste Haut und versezten Stiche,
wenn er sie nicht abhielt. Sonderbar ist es , dafs sie nach Amorcux auch im mit-
tagigen Frankreich zu Hause seyn sollen. Vielleicht hat aber dieser Naturforscher
mehrere Mückenarten mit einander verwechselt.
In Lappland und Siberien, wo sie vorzüglich einheimisch zu seyn scheinen,
werden sie den Menschen hauptsachlich gegen Sonnenuntergang durch ihr Kriechen
auf der Haut und dadurch höchst beschwerlich, dafs sie bald in die Augen, bald
in die Nase, bald in den Mund zu kommen suchen und sich auf keine Art weder
durch Blasen , noch mit den Händen verscheuchen lassen. Die Verletzungen mit
ihrem stumpfen Rüssel, sind beynahe nicht zu achten. Sie hinterlassen zwar einen
blutigen Punkt, der aber weder vom Jucken noch sonst von einer entzündlichen
Geschwulst begleitet ist. Leute, die über Land gehen oder sich sonst im Freyen
aufhalten müssen, stürzen, wie Pallas erzehlt, Netzkappen über den Kopf, welche
mit dem, diesen Insekten unangenehmen Birkenöle bestrichen sind. Auch das
Vieh und die Vögel werden von ihnen verfolgt. Sie setzen sich bey diesen zwi-
schen den Haaren und den Federn fesfc, und laufen auf demselben wie die Läuse
herum. Diese Menschen und Thieren in jenen Gegenden zugetheilie Plage, dauert
bis in die Mitte des Junius , sodann aber verschwindet die Moskara gänzlich.
47. Die kolumbatczer Mücke. Tab. XV. Fig. 8 — 10.
Culex Colutnbatczensis: muscoides; caeruleo - aut nigro - cinerescens ; aus hyalinis;
pedibus nigris: annulis albis; oculis obsoure castaneis. S ch önbau e r's Geschichte der
scheid!, kolumbatczer Mücken im Bannat. p. 26. ■ — Habitat in Temisia, Servia.
Beckm an n's Physikalisch - ökonomische Biblio-
thek B. XI. S. 206.
Fabricii Mantiss.Ins.il. p.333. n. 15. Rhagio
Colombaczcnsis.
Götzens entomol. Bey träge Th. III. B. II. S. 894.
Griselini, F. Versuch einer politischen und na-
türlichen Geschichte des tem es warer Banats in Briefen
an Standespersonen und Gelehrte. Th. II. S. 125. Oe-
s/;.\'9 columbacensis , die Kolumbaeker Bremst.
L i b n e i Syst. Nat: Tom. I. P. V. p. 2 g66. n. 324.
Musen colombaseheusis atra , abdominis incisuris tibiis
tarsisque albis.
Nah-
Nahrung und Aufenthalt der Larve und Nymphe, Bildung des Säugrüssels
und Lebensart des gegenwärtigen Insekts, geben offenbar zu erkennen, dafs es
weder unter das Bremsen- noch unter das Hiegen- sondern unter das Miick en-
geschlecht gehöre, so abweichend auch die äussere Gestalt von der, der meisten
Mückenarten ist. Das Männchen ist kaum anderthalb Linien lang und eine halbe
Linie breit, das Weibchen (Fig. 8.) etwas grösser und dicker. Der an sich Ideine
Kopf (Fig. 9.) hat von vorne betrachtet (Fig. 10.) eine länglichrunde, schmale,
aschgraue Stirne und zwey grosse, die Seitenflächen des Kopfs einnemende, dun-
kelkastanienbraune Augen. Die aschgrauen, fadenförmigen, achtgliedrigten , nach
aussen gekrümmten Fühlhörner , nemen ungefehr in der Mitte der Stirne am Vor-
derkopf ihren Ursprung, die zwey dreygliedrichten , nach unten gekrümmten Frefs-
o der Fühlspitzen aber, stehen dicht zu beyden Seiten des viel kürzern Saugrüssels.
Lezterer ist cylindrisch , vorne gerade abgeschnitten und bestehet aus lauter spiz-
zigen , von einer Scheide umzogenen Stechborsten. Von dem Kopfe aus steigt
das kurze, runde Brustschild in einem Bogen in die Höhe und giebt dadurch der
Mücke ein bucklichtes Ansehen. Es ist aschgrau, mit einem feinen Wollhaare be-
deckt und von hinten noch mit einem kleinen Anhange oder Schildchen verse-
hen, welches zugleich den gröfsten Theil der Verbindung zwischen dem Brust-
schilde und dem Hinterleibe ausmacht. Dieser ist noch einmal so lang, als der
Brustschild, aber weit schmäler, besteht aus fünf Ringen und ist oben bräun-
lich, unten gelblichweifs , bisweilen auch, von dem eingesogenen, durchschim-
mernden Blute, roth. Über den Hinterleib hinaus reichen die am Hintertheile
des Brustschilds entstehenden, schmalen, durchsichtigen Flügel , welche flach und
so über einander liegen , dafs ein Flügel beinahe den andern bedeckt. Durch die
unter denselben befindlichen Schwingkölbchen verbreiten diese Mücken ein Sum-
men in der Luft. Die Schenkel der zwey Vorderfüsse sind weifs, die der vier
Hinterfüsse halb weifs, halb sehwarz, die Afterschenkel aller sechs langen und
starken Füsse schwarz , die Schienbeine aber weifs. Die aus vier Gliedern beste-
henden, und sich mit zwey Klauen endigenden Fufsblätter .sind am Vorderpaare
ganz schwarz, an den vier Hinterfüssen halb schwarz halb weifs.
Gleich andern Mücken legt das Weibchen der kolumbatczer Mücke ihre
Eyer auf die Oberfläche des Wassers, wo sich die aus denselben hervorkommen-
den Larven bis zu ihrer Verwandlung in Nymphen nähren. In der Mitte des Aprils
aber verlassen bey günstiger Witterung, die vollkommenen Insekten die Pup-
penhülsen.
Das
172
Das Vaterland dieser Mücken ist vorzüglich derjenige Theil des Temeswa-
rer Bannats, welcher zwischen Uypalanka und Orschowa an die Donau gränzet und
die Gegend bey Kolumbatcz, einem alten Schlosse, welches, nebst dem Dorfe glei-
ches Namens, an den rechten Ufern der Donau in Senden Heget, und wovon die
Mücke selbst ihren Namen erhalten hat. Diese Gegend ist sehr warm , wasserreich
und gebüschicht , dabey voll weidender Viehheerden , und mithin mit allem ver-
sehen, was diese Mücken herbeyziehen und ihre Vermehrung begünstigen kann.
Zwar will Sckönbauer auch sie, wie die Kriechmücke, in Böhmen an den gebü-
schichten Ufern der Elbe angetroffen haben , aber nur bisweilen einzeln , und da-
her nicht als nachtheilig bekannt. Selten entfernen sie sich aus den mit Sümpfen,
Bächen und Flüssen durchzognen kolumbatczer Thälern , es müfste denn seyn , da(s
sie durch Viehherden, welche sie verfolgen, über die Gränze gelockt oder durch
heftige Sturmwinde dahin getrieben würden. Lezteres war der Fall im Jahr 1785,
wo ein sehr grosser Schwärm in der Gegend von Deva in Siebenbürgen ankam
und in wenig Stunden eilf Stück Ochsen und Kühe tödtete, glücklicherweise aber
bald durch einen auf den Sturmwind folgenden Wolkenbruch zerstreuet wurde
und umkam. Überaus kommen ihnen , bey dergleichen ihr Leben in Gefahr setzen-
den Luftveränderungen , die in der Gegend von Kolumbatcz häuffig vorkommenden
Höhlen und Klüfte der Felsen, auch hohle Bäume zu statten, in welche sie sich
bey Sturm und Regenwetter, so wie bey Kälte und heissen Sonnenschein, verber-
gen. Sind sie lange durch eine ihnen ungünstige Witterung in denselben zurück-
gehalten worden; so kommen sie vorzüglich am Morgen oder Abend schöner lauer
Tage, wie ein dichter Rauch aus jenen Schlupfwinkeln hervor und verfolgen dann
desto wüthender alles , was ihnen im Wege kommt.
Die Jahrszeit, wo sie sich zuerst zeigen, ist die Mitte oder das Ende des
Aprils, und schon zu Anfang des Mays nehmen sie so sehr überhand, dafs man
nicht mit offnem Munde athmen kann, ohne eine Menge derselben mit einzuzie-
hen. Sie bilden dann oft ganz dichte, in der Ferne Wolken gleichende Schwär-
me, bey deren [Anblick Menschen und Vieh das Feld verlassen und ihren Woh-
nungen zueilen , weil sie vorzüglich in dieser Vereinigung äusserst gefährlich wer-
den , und oft mit einemmale herabstürzen. Zum Glücke schränkt sich aber ihre
Schwärmzeit nur auf den Frühling ein; denn zu Ende des Junius vermindern sie
sich schon so sehr, dafs man sie nur noch einzeln gewahr wird.
Die Werkzeuge, wodurch diese kleinen, unbedeutend scheinenden Insek-
ten, Menschen und Thieren furchtbar werden, sind die Stechborsten ihres Saug-
rüs-
i73
rüssels. Mit diesen verwunden sie nicht nur, als mit lauter feinen Lanzetten die
Haut , sondern saugen sich auch , als mit eben so viel feinen Haarröhrchen , voll
Blut, und lassen höchst wahrscheinlich, wenn sie in Wuth sind, einen feinen
Giftsaft in die Wunde, auf dessen Reiz die Säfte mehr herbeygezogen werden,
und mit einemmale eine juckende, schmerzhafte Geschwulst an der verlezten Stelle
entstehet, welche so hart ist, dals sie oft kaum nach acht bis zehn Tagen ganz
vergehet. Viele Stiche erregen ein heftiges Entzündungsfieber und in reizbaren
Körpern, Krämpfe und Convulsionen. Schönbauer liefert hiervon eine überzeu-
gende Beobachtung. „Ich wurde, schreibt er, einmal zu einer Frau gerufen, die
unzähliche Stiche im Gesicht , vorzüglich aber an den Füssen , Schenkeln und Un-
terleibe von ihnen bekommen hatte. Sie lag in einer brennenden Hitze, sprach
sehr verwirrt, klagte über unausstehlichen Durst und Brennen der gestochenen
Theile. Der Puls war geschwind, bald heftig und stark, bald unterdrückt und
ungleich , woraus ich auf Entzündungsfieber und Krämpfe schlofs. Die geschwol-
lenen Theile waren sehr roth und die Haut gespannt und heifs. Nach wiederhol-
ten Aderlassen , erweichenden, warmen Bädern und Umschlägen , dem innerlichen
Gebrauch der Mandelmilch mit Salpeter, verschwanden alle diese Symptome den
dritten Tag, nur die Haut der gestochenen Theile blieb hart und gleichsam kno-
tig. Diese Knoten , welche nichts als Überbleibsel der durch die Stiche entstan-
denen Geschwulst waren , verloren sich erst nach drey Wochen gänzlich. Derglei-
chen Fälle , sezt er hinzu , sind in diesen Gegenden nicht selten. Ja man hat so-
gar Beyspiele, dafs kleine Kinder durch diese Mücken getödtet worden sind,
wenn die auf dem Felde arbeitenden Mütter sie im Grase liegen Hessen, oder sie
in zu grosser Entfernung von sich in einem Tuche, wie in einer Schauckel, auf-
gehangen hatten." Dem Viehe, welches ihren Verletzungen alle Theile blofsge-
ben mufs, werden sie aber durch die, meistens an den weicheren Stellen der
Haut angebrachten Stiche, sehr oft tödtlich. Im Jahre 1783 kamen nur in den
zum Bergwesen des kolumbatczer Distrikts gehörigen D omainen 3oTferde, 3a Fül-
len, 60 Kühe und Ochsen, 71 Kälber, i3o Schweine und 3io Schaafe durch
diese Mückenstiche um.
So empfindlich und weich dieses Insekt an sich ist, da ein starker Wind,
ein heftiger Regen ihm schon das Leben zu rauben vermag; so erfordert es doch
sehr wirksame und in mehr als einer Hinsicht lästige Verwahrungsmittel. Am ge-
wöhnlichsten bedienen sich die Bewohner jener Gegenden des Rauchs. Sie zün-
den so wohl um ihre Häuser, als auch auf den Hutungen Stroh, Heu, Baum-
laub,
*7'>
laub, gedörrten Mist etc. an. Reisende bedienen sich stark rauchender , aus Harz,
Kühnholz, Werk, Stroh gemachter Fackeln. Doch schützet dieser Rauch nicht
vor einem plözlichen Überfall. Daher empfielt Schönbauer eine Salbe, welche auf
folgende Art bereitet wird. Zwey Pfund Tabacksblätter werden mit zwanzig Pfund
Wasser bis zur Hälfte eingekocht und dieser Absud bis zur Honigdicke abge-
dampft. Sodann wird diesem Extrakte ein Pfund altes Schmerfett und ein halbes
Loth Steinöl beygemischt. Diese Salbe wird dem Vieh jedem dritten Tag an den
zarten und mit Haaren weniger bedeckten .Theilen eingerieben, und kann wahr-
scheinlich auch von den Menschen als Verwahrungsmittel der unbedeckten Theile
mit Nutzen gebraucht werden.
Ge^en die üblen Folgen des Stichs selbst , empfielt Schönbauer Ballungen der
gestochenen und geschwollenen Theile mit lauer Milch; Auflegen des frischen
Leinöls oder frischer Butter, welche das Brennen sehr lindern und der Geschwulst
vorbeugen; laue, erweichende Bäder; Aderlassen, wenn das Fieber heftig, Schlaf-
losigkeit, Verwirrung der Sinne , oder eine allzugrosse Schläfrigkeit vorhanden
ist- erweichende Küstire, besonders bey stark aufgetriebenem Unterleibe; inner-
lich Salpeter mit kühlenden Getränken, an deren Stelle aber wohl weit vorteil-
hafter die Vitriolsäure in starker Quantität wirken mögte; endlich noch bey Kräm-
pfen und Convulsionen , wiederholte Aderlassen und Opium.
48. Die braungrauliche Tanzfliege. Tab. V. Fig. 1. 2.
Einpis 'Uvula, thoraee lineato , aus basi pethbusque ferrugineis. Linn. S; N. T. I. P. V.
p. 2889« n- 3- Faun- Suec. 1 897- — Habitat in Europa frequens in floribtis heraelei
sphondylii, abdomine supra magis fusco, aus oblongis, venis fuscis.
Degeer's Abb. z. Gesch. d. Ins. v.Göze, B. VI. S.
I o 1 . n. * • Tab. XIV. F. 14 — 16. Empia \lhide , die
grilntichte Tamfliege.
Fabricii Mant. ins. II. p. 365. n. 6. Spec. ins. II.
p. 471. n. 5. Syst. Ent. p. 801. n. 4. Empis livida.
Göze, Geschichte schädl. Insekten, S. 117.
M ü 1 1 e r' s Linn. Naturs. d. Ins. B. II. S. 99?. n. 3.
Der Gratthüpfer.
Miilleri Faun. Fr. n. 777, Zoo!. Dan. Pr. n.2140.
Onontat. bist. nat.P. III. p. 786. Der Haue Sthnaske.
Scbaefferi Eiern. Ent. Tab. LX1. F. 1 4. Icon.lns.
Ratisb. Tab. 192. F. 1.
Ungewifs in der charakteristischen Bestimmung dieses Geschlechts, verwech-
selte man ehemals die verschiedenen Arten desselben bald mit den Fliegen , bald
mit den Schnacken , bald mit den Mücken. Der Name sortis bedeutet im Grande
selbst nichts als eine Mücke, womit diese Insekten auch dem ersten Anscheine
nach die meiste Ähnlichkeit haben. Ihr Säugrüssel (Fig. 2.) aber hat eine ganz
an-
x7^
andere Bildung und sehr viel Ähnlichkeit von einem Schnepfenschnabel , daher
diesem Geschlechte auch von einigen Naturforschern der Name Schnepfen fliege , la
Mouche Bccassc , beygeleget worden ist. Mit den Mücken haben sie gemein, da(s
sie ebenfalls gegen Abend in ganzen Haufen herumschwärmen , im Fluge aber eine
gewisse tanzende Bewegung äussern , wodurch sie sich von andern Naturforsehern
den Namen Tanzfliege erworben haben , von den Holländern aber Dtittmuggm ge-
nennt werden. Die Bildung ihres Säugrüssels macht sie alle zum Stechen geschickt»
daher sie auch dem Menschen alle mehr oder weniger nachtheilig werden können.
Vorzüglich verdient gegenwärtige Art in dieser Rücksicht eine nähere Betrachtung.
Die braun grauliche Tamßiege (Fig. i.), ein europäisches Insekt, ist unge-
felir einen halben Zoll lang, mithin grösser als die Stubenfliege, und viel gros
ser und dicker als die Mücke. Ihr Kopf ist im Verhältnifs ihres langen Körpers
überaus klein und rund, mit zwey grossen, die Seitenflächen desselben ganz be-
deckenden Augen (Fig. 2. b.) versehen. Zwischen denselben stehen mehr nach
vorne die zwey Fühlhörner ( c. c. ) , welche aus zwey kürzern , mehr walzenförmi-
gen und aus einem langen, am Ende zugespitzten und etwas gebogenen Gliede
bestehen. Am vordem und untern Theil des Kopfs , dicht neben den Saugrüs-
sel, befinden sich die an ihrer Wurzel fadenförmigen, am Ende mehr Löffel bil-
denden Barispitzen (d. d.). Der hornartige Saugrüssel selbst besteht aus fünf
Theilen f Fig. 2. /. g. h. i. L) , die bey der geringsten Berührung aus einander tre-
ten und sich wie der Schnabel eines Schnepfen öffnen. Von diesen Theilen ist
der oberste fe. f.) an seiner Wurzel breit, wird hernach schmäler und lauft in
eine unterwärts gebogene Spitze zu. Er ist zugleich mit einer Rinne versehen,
um mit dem untersten Theil ein gemeinschaftliches Futteral zur Aufname der
Mittelstücke des Saugrüssels zu bilden. Dieser unterste Theil (k. /.) ist viel län-
ger, als der oberste, fängt am Kopfe mit zwey kleinen Gliedern an, wird hernach
platt und breit, dann wieder schmäler und zulezt löffeiförmig stumpf. Den eigent-
lichen Saugrüssel machen die drey übrigen, dünnen, flachen und durchsichtigen
Mittelstücke (g. h. i.) aus, wovon das obere das längste und, wie das untere,
lanzettenförmig ist , das mittlere aber mehr einem Stachel gleichet. Mit dem
Kopfeist der kurze, runde, etwas bucklichte Brustschild durch einen kurzen, dün-
nen Hals verbunden. Er ist braungraulieh von Farbe und mit drey schwarzen
Strichen der Länge nach bezeichnet. Der ziemlich lange ins gelblichte fallende
Hinterleib ist beym Männchen schmal, mehr cylindrisch und hinten rundlicht ab-
gestuft, beym Weibchen aber dicker und am Ende mehr kegelförmig zugespizt.
Die
176
Die Flügel sind länglichtrund , durchsichtig, hf aungeadert , mit Balanzirstangen ver-
sehen und bedecken einander im Ruhestande; die Füsse sind rostfarbig, sehr
lane haben fünfgliedrichte Ful'sblätter mit zwey kleinen Ballen und Häkchen.
Bey der Begattung sizt das Männchen auf dem Rücken des Weibchens. So
vereinigt bleiben sie auch im Fluge an einander hangen. Übrigens aber ist von
der Verwandlung des ganzen Tanzfliegengeschlechts noch nichts bekannt.
Mit den scharfen und spitzigen Instrumenten , die die schnabelförmigen Halb-
futterale ihres Saugrüssels verbergen , macht gegenwärtige Axt ähnlichen Gebrauch,
wie die Bremsen. Sie durchbohret damit die Haut der Thiere, und besonders der
Menschen, saugt sich vom Blute oft strotzend an, und bewirkt durch ihre Stiche
entzündliche Röthe und Geschwulst der verlezten Stellen.
49. Die Waden,stecherin. Tab. V- Fig. 3 — 6.
Conops calcitrans, antennis subpluniatis , cinerea glabra ovata. Blumenbachs Handb. d.
Naturgesch. S. 383- n. I. — Habitat in Europa.
Arno reu x Notice des Ins. rep. ven. p. 264.
Cuvier Tableau elementaire. p. 617. te Stomoxe
piquant.
Degeer's Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Gbze.B.II. Th.
I. S. 63. B. VI. S. 39- »• IT- Tab. IV. F. 12 — 18.
Mouche piqueuse , die Stechfliege.
Fabricii Syst. Ent. p. 798. n. 3. Stomoxis cal.
citrans.
Fuefsly's Schweiz. Ins. S. 57. n. 11 40. IVa-
denstecher-
Geoffroy Hisr. d. Ins. T. II. p. 538. n. 1. Tab.
XVII l. F. 2- le Stomoxe.
Göze, Geschichte schädl. Ins. S. 110. Der lVa~
denstecher.
Linnaei Amonit. acad. VIII. p. 343.
Mtiller's Linn. Naturs. d; Ins. B. II. S. 997. n.
2. Der IVadenstecher.
Mülleri Faun. Fr. n. 779. Zool. Dan. Pr.
n. 2 120.
Murray de verm. in lepra obviis. p. 25. in der
Note.
Schaefferi Elem. Ent. Tab. 119. Stontoxys,
Stechfliege.
S u lz ers Kennzeich. Tab. XXI. F. 138. Gesch. d.
Ins. S. 22 3. Tab. XXVIII. F. 1 8. Die Wadenst'echWin.
IVitletibergiiches Wochenblatt auf das Jahr 1786.
S. 393-
Zwey rothbraune Augen , zwey federartige Fühlhörner, ein aschgrauer, ins
arünlichte fallender Brustschild , ein eyförmiger , mit schwarzen Punkten der Länge
nach auf den gelben Ringen bezeichneter Hinterleib, und ein Saugstachel von
besonderer Bildung, machen vereinigt die Unterscheidungsmerkmale des gegen-
wärtigen Insekts aus. Der Saugstachel (Fig. 4.) liegt im Ruhestande schräg unter
dem Kopfe, ist lang, steif und beynahe walzenförmig. Sein kürzeres Wurzelglied
(a. b.) auf welchem zwey gefiederte Bartspitzen (c) sitzen, liegt in einer Vertie-
fung unter dem Kopfe, und bildet mit dem längeren Gliede dieses Saugstachels
(b. d.) einen Ellenbogen. Lezteres Glied hat an seinem Ende zwo kleine, mit
fei-
T77
feinen Härchen besegle Fleischlippen (d. ), welche dem Insekte zum Sangen die-
nen. Offnen sich diese Fleischlippen und dieses ganze lange Glied des Saugsta-
chels an seiner schmalen Oberseite (Fig. 5.), so kommt ein langer, beweglicher
lanzetten förmiger Theil (c. d.) zum Vorschein, welcher unten konkav und nichts,
als die Scheide eines andern, noch zarteren, hornartigen, oder des eigentlichen
verletzenden Stachels ( Fig. 6. c. ) ist. Übrigens trägt gegenwärtige Stechfliege die
Flügel mehr auswärts und hat einen kürzeren Leib , als die Stubenfliege , mit wel-
cher sie um so leichter verwechselt werden kann , da sie sich in ihrer Gesellschaft
häuffig aufzuhalten pflegt, wenn nicht vorzüglich auf ihren vorwärts ausgestreck-
ten , einer Ahle gleichenden Saugstachel R.ücksicht genommen wird. Auch in der
Naturgeschichte dieser überall in Europa zu findenden Stechfliege ist man noch
so weit zurück , dafs man mit ihrer Verwandlung gänzlich unbekannt ist. Murray
hat sie in Göttingen häuffiger als in Schweden angetroffen. Gewöhnlich hält sie
sich auf dem Felde und in den Gärten auf, bey bevorstehendem Regen kommt
sie aber auch in die Häuser. Die Jahrszeit , wo sie meistens erscheint, ist das Ende
des Sommers und der Anfang des Herbsts.
Ihr niedriger Flug macht, dafs sie Pferde und Rinder, die sich im Freyen
und auf der Weide aufhalten , beständig in die Beine sticht und daher das unab-
lässige Stampfen derselben veranlafst. Hauptsächlich ist dieses der Fall, wenn es
regnen will. Sie setzt sich dann auch an unsre Waden, sticht uns empfindlich
und sauget Blut aus. Wir hören dann gemeiniglich sagen: die Fliegezi stechen,
es wird anderes Wetter. Erscheint diese und andere Stechfliegenarten in Menge
wie es in mehrern Jahren zu geschehen pflegt; so können sie ebenfalls sehr nach-
theilig werden. Diefs war z. B. der Fall in der Gegend von Magdeburg , wo den
22. April 1786 eine Stechfliegenart, welche man Kankerß 'lege nannte, wahrschein-
lich aber Conops ferruginea L. war, schwarmweise erschien, so dafs alles Vieh,
welches auf der Weide oder vor dem Pfluge gewesen, davon gleichsam überdeckt
wurde. Es schwoll davon am ganzen Leibe und konnte kaum mehr gehen. Wenn
es sich leckte, so lief die Zunge ebenfalls an, wurde blau, der Hals verschwoll
und in ein Paar Stunden war es todt. Dieses beweist offenbar, dafs auch die
Stechfliegen ihre Wunde nüt einer äzenden Feuchtigkeit vergiften können.
5a
178
50. Die gelbe Raubfliege. Tab. V. Fig. 7. 8-
Asilus fiavus, hirsutus niger, thorace posterius oinereo, abdomine supra hirsuto fulvo.
Linn. S. JS. T. I. P. V. p. 2S97- n- 8- Faun. Suec. 191 1. Iter. Gotlil. 327.
Habitat in Europa boreali , capitis barba albida.
Degeer's Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Göze, B. VI.
S 96. n. 3. Tab. XIII. F. 10 — 14. Asille jaune , die
gelbe Raubfliege.
F a b r i c i i Mant. ins. II. p. 3 5 9. n. 1 4. Spec. ins. II.
p. 462. n. 12. Syst. entom.p. 793^. 10. Asilus flavus.
M ii Hers Linn. N. S. d. Ins. B. II. S. 1004. n. 8.
Der Gelbrücken.
Schaefferi Icon. Ins. Rat. Tab. LI. F. 2.
Sulzers Gesch. d. Ins. S. 224. Tab. XXVHI. F.
2 0. Die Gelbe,
Das ganze Geschlecht der Raubfliegen ist, vermöge seines ahlenförmigen Saug-
stachels, im Stande, Menschen und Thiere zu verletzen. Gegenwärtige Art ist
hauptsächlich in den nördlichen Gegenden unsers Welttheils , besonders in Goth-
land zu Hause und hat die Grösse der gemeinen Wespe. Der schwarze Kopf ist
gegen dem Körper von mittlerer Grösse, mit runden, grossen, netzförmigen Au-
gen, mit vielgliedrichten, fadenförmigen Fühlhörnern , zwey kleinen, walzenför-
migen, gegliederten Bartspitzen und einem Saugstachel von besonderer Form ver-
sehen , die der eines Trokars nicht unähnlich ist. Er besteht nemlich aus einer
gerade vorwärts gekehrten und im Stande der Ruhe allein sichtbaren Scheide (Fig.
8. 0.), welche von gleicher Dicke, am Ende abgestuzt und mit einer Öffnung ver-
sehen ist. In der Rinne dieser Scheide ist ein Stilet (b. ), oder der eigentliche
Stechslachel dieses Insekts verborgen , welchen es , auf gegebene Veranlassung,
aus einer Öffnung hervorstöfst. Dieser Stachel ist gelbbraun, hornaitig, durch-
sichtig und scheint in der Mitte gespalten zu seyn. Ein sehr kleines Hälschen
macht die Verbindung des Kopfs mit dem Erusrschilde aus, welcher rund, von der
Rückenseite vorzüglich gewölbt, schwarz, am Hintertheile aber gelb, auf den Sei-
ten und unten weifslich gefiedert ist. Der Hinterleib ist ziemlich lang, beym
Weibchen kegelförmig, am Ende mit einem sehr zugespizten, hornartigen Stücke,
beym Männchen aber mit einem Rehfiü's ähnlichen, schwarzen, ebenfalls hornar-
tigen Anhange und drey Lamellen versehen, zwischen welchen sich zwey grosse
bewegliche, ho rnartige Krallen, zum Anhalten bey der Begattung, befinden. Diese
Theile hat Sulzcr in seiner Abbildung unbemerkt gelassen. Übrigens hat derHin-
teileib eine dunkelgelbe Farbe und goldgelbe, glänzende Seidenhaare. Die mei-
stens auf dem Rücken liegenden Flügel sind ziemlich lang, und fallen ins ßräun-
lichte und verbergen unter ihren Wurzeln zwey Balanzirstangen. Die vier Vor-
derfüsse sind kurz, die zwey Hinterfüsse sehr lang, die Fußbläuer fünfgliedricht,
am
'70
am Ende mit zwjfty langen, spitzigen Klauen und zAvey ovalen Ballen, wie die
Hiegen versehen. Alle sind, bis auf die rostfarbigen Schienbeine, schwarz und
rauh von den gelben Härchen, womit sie bestreut sind.
Die Larven dieser Insekten haben eine madenförmige Gestalt, zwölf Ringe,
einen kleinen, hornartigen Kopf mit zwey beweglichen Haken, die ihnen im Krie-
chen forthelfen, und womit sie sich in der Erde, ihrem gewöhnlichen Aufenthal-
te, weiter graben. Sie verwandeln sich in Nymphen, welche fast überall gleich
dick sind, und am Ende kegelförmig zulaufen. Der Kopf dieser Nymphen ist dick
und rund, der Brustschild ebenfalls rundlicht, und mit den Umrissen der Füsse
und Flügel bezeichnet. Alle Ringe, so wie das Kopf- und Schwanzende, sind mit
harten , borstenartigen Stacheln besezt.
Das vollkommene Insekt lebt vom Raube, verfolgt andere Fliegen und Erd-
mücken, fängt sie im Fluge und saugt sie aus. Es bewirkt dieses mit seinem spiz-
eigen Saugstachel, womit es auch in die Haut des Menschen dringt, hierdurch ei-
nen empfindlichen Schmerz veranlafst, und das Blut aussaugt.
51. Die fliegende Pferdelaus. Tab. V. Fig. 9. — 11.
Hippobosca equina , alis obtusis, thorace albo variegato , pedibus tetradactylis. Linn.
S. N. T. I. P. V. p. 2904. n. 1. Faun. Suec. 192 1. Amoen. acad. III. p. 344. <—
Habitat in Europa et America, equis pecoribusque molesta, vitae tenacissima,
pupipara, alis cruciato - complicatis.
Blumecbach' s Handb, d. Nat. Gesch. S. 384. n.
I. Die Pftvd.latts , (Engl, the korseleech.')
Catholicon H. p. 194.
Cuvier Tableau e'Ie'mentaire, p. 619. Dhippobos-
que du cheval.
Degeer's Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Göze, B. VI.
S. 110. n. 1. Tab. XVI. F. 1 — 20. Hippobosque des
Chevaux, die Pferdespiunfliege.
Fabri c ii Mant. Ins. T. II. n. r. p. 367. Spec. Ins.
T. II. p. 474. n. 1. Syst. Ent. p. 803. n. 1.
Friscirs Ins. Teutschl. V. S. 43. Tab. XX. Die
fiiigende Pferdelaus , Ricinus votans.
Fuefsly's Schweiz. Ins. S. 58. n, 1 1 56.
G eof f roy Hist. des Ins.. T. i'I. p. 547. n. 1. Tab.
XVHI. F. 6. La Mouche ä chien.
Göze' s Gesch. sch'ädl. Insekten S. 42. Die geflü-
gelte Pferde- oder Rehlaus*
Mouffetti Theatr. Ins. p. 5g.
Müller* s Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 1009.
n. 1 . fliegende Pferdelaus.
Müller i Faun. Fr. n. 791. Zool.Dan.Pr. n. 215 J.
Dan. Beste -FJuc.
Ouotnat. Hist. Nat. IV. p. 180.
Panzer, Faunae Insect. Germ, initia, Heft VI.
Die fliegende Pferdelaus.
Reaumur Mem. pour serv. ä l'Hist. d. Ins, VI.
Tab. 4 8- La Mouche araigne'e (Spinnfliege.)
Schaefferi Ic. Ins. Ratisb. Tab. 178. Fig. 8. 9.
Schrank, Enumeratio insector. indigen. Austriae
n. 1007.
Scopoli Ent. Carn. n. 1022.
Sulzers Kennzeichen, Tab. XXI. Fig. 141.
Die gröfste Art ihres Geschlechts ist die ft 'Legende Pferdelaus (Fig. 9.), wel-
che vom Kopfe bis zum Schwänze vier bis fünf Linien lang, und über zwey Linien
breit
i8o
breit ist. Sie hat eine lederartige Haut und lätst sich daher kaum zerdrücken,
einen plattgedruckten Körper, dessen untere Fläche alle Gegenstande berührt, an
welchen sie sich mit ihren -weit auseinander gesezten Füssen anklammert. Selbst
ihr kleiner brauner und runder Kopf (Fig. 10.) ist oben und unten platt. Er hat
zwey grosse, netzförmige, dunkelbraune Augen (a. a.)t zwischen welchen sich
eine doppelte Binde durchzieht, und am Vordertheil eine gelbgefleckte Hervor-
ragung mit einem gelben Knöpfchen (b. b.) auf jeder Seite. Diese Knöpfchen sind
mit einigen Haaren besezt , wovon die zwey längern , dickern und borstenartigen
(c c), wahrscheinlich die Stelle der Fühlhörner vertreten. Vor denselben ent-
steht die Rüsselscheide (d. d.), als ein schwarzer, konischer, beweglicher und mit
kurzen Härchen bewachsener Theil, der aus zwey, inwendig hohlen dicht anein-
ander schliessenden Halbscheiden (Fig. n. a. a.) besteht. Der in jener Scheide
verborgene, und, wenn das Insekt saugen will, hervortretende Rüssel selbst (Fig.
10. e. und Fig. n. b. ), ist ein langer, gelblichter, hornartiger Faden, welchen
die Fliege nach allen Richtungen herum drehen kann. Das buntfarbige Brustschild
ist ziemlich grofs, länglichtrund , breit und flach, am Hintertheile mit zwey Balan-
zirstangen unter zwey hornartigen, platten, behaarten Erhöhungen versehen.
Nicht viel grösser, als dieses Brustschild, ist der runde braune Hinterleib, wenn
das Insekt seine Eyschaale verlassen hat. Er wird aber beym trächtigen Weib-
chen ungeheuer dick. Die Flügel sind braun, adericht, pergamentartig, und so
grofs dafs sie weit über den Hintei'leib hinausreichen. Selten bedient sich die
Fliege derselben zu ihrem sehr leisen Fluge. Die sechs rostfarbigen Füsse sind
sehr lang, und haben dicke, behaarte Schenkel. Ihre fünfgliedrichten Fufsblätter
führen zwey grosse , stark gebogene , schwarze Krallen , wovon jede wieder einen
doppelten , beym ersten Anblick ebenfalls einer Kralle gleichenden Anhang hat.
Hierdurch vermag sich dieses Insekt so fest allenthalben anzuklammern, dafs man
dasselbe nur mit Mühe losreissen kann.
Seine Entstehung hat vor der aller andern Insekten eine merkwürdige Eigen-
heit. Das Mutterinsekt legt nemlich ein Ey, welches rund, linsenförmig flach,
am Ende ausgeschweift mit einem schwarzen Fleck versehen, und beynahe so grofs,
als der ganze Hinterleib selbst ist. Dieses anfangs gelblichte Ey, wird in wenig
Stunden kastanienbraun, und den folgenden Tag glänzend schwarz, und hornar-
tig fest. In demselben geht, nach Reaumärs Beobachtung, die Verwandlung der
Larve in eine Nymphe vor und das aus lezterer entstehende Insekt stöfst nach vier
Wochen den Deckel der Fyerschaale am breiteren Ende auf, und erscheint gleich
ohne
ohne ein weiteres Wachsthum nöthig zu haben, in der Grösse und Gestalt der
vollkommenen Pferdefliege.
Das Vaterland dieses Insekts ist, ausser Europa, auch Nordamerika, wo e*
sich häuffig in Wäldern und bey Morästen aufhält. Gewöhnlich sucht es die wei-
chen , weniger behaarten Stellen der Haut an Hunden , Rindern , vorzüglich aber
an Pferden auf, und plagt diese Thiere durch seine Stiche. Auch dem Men-
schen wird sie hierdurch lästig. Mir selbst, schreibt Göze , ist es in den Wäldern
des Unterharzes oft begegnet, dafs ich aus den Büschen solche geflügelte Läuse
mit nach Hause brachte, die mich ausserordentlich peinigten. Denn sie graben
sich, wie Sulzer versichert, mit ihrem Saugstachel so tief in die Haut, dafs sie mit
Kopf und Brust darinnen stecken und halten sich so fest, dafs man sie oft eher
entzwey reifst, als dafs man sie heraus bringt. Sie saugen da in einem fort, und
lassen nicht ab, bis ihr Bauch ganz angefüllt ist,
52. Die fliegende Vogellaus. Tab. V. Fig. 12. 13.
Hippobosca avicularia alis obtusis, thorace unicolore, Linn. S. N. T. I. P. V. p.
2904- n. 2. Faun. Suec. 1922. — Habitat in hirundinibus aliisque avibus, equina
dimidio minor, alis corpore dimidio longioribus , vasis lateralibus atris, abdomine
posterius retuso punctato, unguibus binis duplicatis.
Catholicon, H. p. 195.
Degeer's Abh. z. Gesch. d. Ins, v.Goze, B. VI. S.
114. u.Z. Tab. XVI. F.21 — 27. Mppobotque desOi-
scaux , die fliegende Vogt- Haus.
Fabricii Syst. Ent. p. 804. n. 2. Hipp. avic. Spec.
Ins. II. p. 475. n. 2. Mant. ins. II. p. 367. n. 2.
Fuefsly's scbw. Ins. S. 58 "• 1157.
Mülleri Zool. Dan. Prodr. n. 2154.
Müller' s Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 10 10.
fliegende Fogellaus.
Onomat. Bist. Nat. IV. p. 180.
S i a b b e r , M. Obs. de pediculo avium alato 3 6 ein»
gulis instrueto, in comment. Societ. Harlemens. T. X4
P.II. p. 413.
Sulzers Gesch. d. Ins. S. 22%. Tab. XXVIII. F.
24. Die Vogellausfliege.
Um die Hälfte kleiner, als vorhergehende Pferdelaus ist die geflügelte Vo-
gellaus (Fig. 12.), deren kleiner sphärischer Kopf mit zwey grossen braunröthli-
chen Augen, und vor denselben, dicht am Rüssel, mit zwey länglichtrunden hau»
tigen, stark behaarten Lappen (Fig. i3. a. a.) versehen ist, wovon jeder einen
schwarzen, länglichten Fleck hat. Degeer glaubt, dafs diese Theile die Stelle der
Fühlhörner vertreten. Vor denselben ragt der Saugstachel (c.) hervor, an wel-
chem die zwey Halbscheiden (b. I.) locker anliegen. Beyde, so wie der Stachel,
selbst, sind von der nemlichen Bildung, wie bey der Pferdelaus. Das Brustschild
ist länglic-htriuid und hat in der Mitte eine leichte Vertiefung. Der Hinterleib.
noch
i8a
noch einmal so lang, als das Brustschild, hat am stumpfen Hintertheile einen et-
was aufgeworfenen Rand. Die durchsichtigen, mit schwarzen Adern durchzoge-
nen, und an einigen Stellen behaarten Flügel, haben die Länge des ganzen Kör-
pers. Von besonderer Bildung sind noch die Füsse, welche sehr dicke Schenkel
und fünfgliedrichte Fufsblätter haben. Hiervon sind die vier ersten Glieder kurz»
das fünfte aber so lang, als die vier übrigen zusammen genommen. Am Ende
des Fufsblatts sieht man noch zwey Krallen, wovon jede zwey Anhänge und, wenn
man diese ebenfalls für Krallen annimmt, jedes Fufsblatt mithin vier Krallen hat.
Unter diesen Krallen befinden sich noch zwey ovalrunde, haarichte Ballen, und
zwischen denselben noch ein besonderes federbärtiges Haar. Kein Wunder ist
es wenn sich dieses Insekt, bey einer solchen Bildung der Füsse, überaus fest in
die Flaut einsetzen und in den Federn und feinen Hauthaaren verwickeln kann.
Die Farbe des ganzen Körpers ist gelbbraun und die der Füsse fällt mehr
ins Grüne.
Man trift die fliegenden Vogelläuse nicht nur in Schweden, sondern auch
in andern Ländern unsres Welttheils häufiig an. Gewöhnlich sitzen sie zwischen
den Federn der Sperlinge, Rothschwänze und anderer, oft noch ganz junger, erst
ausgeflogener Vögel, aber auch an anderem Geflügel. Sie fliegen und kriechen
sehr geschwind, vor- und rückwärts, gelangen daher auch nicht selten auf den
menschlichen Körper und bohren sich schmerzhaft mit ihrem Stachel in des-
sen Haut ein.
53. Die Krieger-Termite. Tab. V. Fig. 14 — 21.
Ter m es bclUcosus corpore fusco , alis fuscescentibus; costa ferruginea, stematibus subsu-
peris oculo propinquis , puncto central! prominulo. Smeathmann's, H. Sendschreiben
an den Baronet J. Banks über die Termiten Afrikas und anderer heissen Klimate. Aus
dem Englis. Y. Meyer. Götting. 1789. S. 23. n. I. Tab. I. -— Habitat in Indiae
et Africae aecpünoctialis umbrosis locis.
Adanson Voyage to Guinea p. 179' — 337. Va-
gue-Vagues. Voyage au Se'ue'gal p. 83. 99.
Jtlgeni. Mag.iz. der Natur. B. V. S. 69.
Barrere Reisebeschreibung. S. 47.
Berlinische Sammlungen , B. VII. St. 1. S. 23 a.
Blu menbach's Handbuch d. Naturgesch. S. 376.
n. n. Tertnes fatatis. Desselben Abbildungen Natur-
historischer Gegenstände. Heft I. Tab 9. Die allucr-
hterende Termite. Tab. 10. Gebäude der Guineischen
Termiten.
Bosmann Description of Guinea p. 247—493.
Clusii, C. curae posteriores, Antwern. 161 1. 4.
p. 123. (Beschreibung d. Termitenhügel.)
Cuvier Tableau cle'mentaire, p. 477. It Termite
Belliqimix (Termes fatale.)
Da p per, Description de l'Afrique, p. 459. Acolan.
D egee r' s Abh. 2. Gesch. d. Ins. v. Göze, B.VII. S.
25.11.3. Tab. XXXVII. F, I— 8. Termt destructenr,
der yerwihter.
Du
i83
Du Tertre (J. B.) Histoire g<5nc'rale des Antil-
les , Vol. II. p. 334.
Fabris geogr. Leseb. B. V. Naturgesch, eines Ins.
aus dem Termitengeschi, vonieml. in Afrika.
Fabricius, F. C. von der weissen Ameise (Ter.
wcs fatale) in den Beschäft. d. Berlin, naturf. Gesells.
B. I. S. 177.
Fabricii Mant. ins. I. p. 248. n. 1. Spec. Ins, I.
p. 395. n. i.Syst. Ent. p. 390.11. 1. Tennes fatale.
Fermins Reise durch Surinam, Th. II. S. 292.
Forskael Descr. Animal. p. 86. Tab.XXV. F. A.
Fuefsly's neues Magaz. B. II. S. 109.
Hughes, G. natural, history of Barbados , p. 93.
John's Bemerkungen auf einer Reise von Tran-
quebar nach Tanschaur, Tirutschinapalli und Madras
im Februar bis zum May 1795, im 28. St. des Natur-
forschers 1799.
Iserts, P.E.Reisen, Kopenh. 1788- S. 279 und
2g6. Die Fotttrn. (Term. fatale.)
Kaempffer, £. History of Japan, Vol. II.
p. T27.
König, von der weissen Ameise , in den Beschäft.
d. Berl. naturf. Gesellsch- B. IV. S. I. Tab. I. F. 1 — 5.
K ol ben, P. Cape of Good Hope 8vo Vol. 11. p. 173.
Labat Desciiption de l'Afrique T. III. p. 298.
Ejusd. Voyage aux Isles de l'Amerique, T. II. p. 331.
Laet (]. de} Novus Orbis, s. descript. Indiae oc-
cident. p. 333-
Leske's Handb.d.Naturges. 2te Aufl. i784«S.35i.
Ligon's Barbadoes, p. 64. 65.
Linnaei Syst. Nat. Ed. Gmel. XIII. T. I. P. V.
p. 291 1. n. 1. Termcs fatale supra fuscum, thorace
segmentis tribus, alis pallidis, costa testacea.
M a r c g r a v i i (G.) Histor. Rer. natural. Brasüiae
p. 56.
Martini's Naturlexikon, U.S. 249.263.
Moore' s Travels, p. 221.
M üller's Linn.Naturs. d. Ins. B. II. S. 1022. n. 1
Der Verwllster.
Onomnt. Hist. nat. P. III. p. 934. VII. p. 475. Tir-
Mes fatale , die schädliche Holzlaus.
Philosophical Transactions Vol. LXXI. Part. I. p.
13g ^— 1 9Z. n. 1 1.
P i s 0 n i s . G. de Indiae utriusq. re naturali et me.
dica Lib. I. p. 9. Lib. V. p. 291.
Purchas's Pilgrims, Vol. II. p. 15 10.
Rochfort's Gesch. der caraibischen Inseln, S.
149. Hoitla'ase.
Sloane Voyage to the Island Madera and Jamai-
ca, Vo1. II. p. 193.
Smiths Voyage to Guinea.
S par man n's Reisen , Forstersche Ausgabe, Ber«
lin 1784. S. 191.
Su 1 zer's Gesch. d. Ins. S.2 39. //o/z/««*, Pendcbois.
Vo igt's Magazin für das neueste aus der Physik
und Naturgesch. B. IV. Stück 1. S. 46. von den Holz-
Jäusea und weissen Ameisen, Negerengl. A'aff're , in
Surinam. B. IV. St. 3. Einige Nachrichten von den
Termiten in Afrika und in den heissen Erdstrichen,
B. V. St. 1. S. 78. Holz, oder Erdlaus.
Gleich merkwürdig in Rücksicht seiner Verwandlung, Lebensart, Verhee-
rung, und selbst des Schadens, welchen es dem menschlichen Körper zufügen
kann, ist das Geschlecht der Termiten, welche auch unter dem Namen »ve/«e ^mei-
sen, Holzemsen, Holzläuse bekannt sind. Die Franzosen nennen sie Fourmis Man-
ches, in We.stindien Poux de ßois, in Senegal Vague- Vagues , die Engländer in
Westindien fVood-Lice, Wood- ants, White - ants auch Wlüte rnier , worunter sie
besonders d> Krieger - Termiten verstehen, in den windwärts gelegenen Gegen-
den Afrika's aber Bugga - Bugs. Die Portugiesen, in Brasilien haben sie mit dem
Namen Coupe'e oder Cutters (Schneider) belegt, weil sie vorzüglich Kleidungsstük-
ke, leinene Waaren etc. in kleine Stückchen zerschneiden. Die Balms oder das
Scherbro - Polk in Afrika nennt sie Scantz. Auch kennt man sie noch unter den
Namen Piercer (Durchbohrer) und Eater (Fresser) in verschiedenen Gegenden
der tropischen Länder. Ohngeachtet nur ein oberflächlicher Überblick sie mit
den Ameisen verwechseln konnte, von welchen sie sich durch die gebrochenen,
einen Winkel machenden Fühlhörner , durch den ohne Zwischenhals oder Verbin-
i84
dungsstiel mit dem Hinterleibe zusammenhängende?: Brastschild , durch die abwei-
chenden Theile des Mundes, durch den Mangel der Flügel Leym Weibchen, und
durch die weichere Substanz und Haut ihres ganzen Körpers unterscheiden: so
weist ihnen doch natürliche Ordnung und systematische EintLeilung ihren eigent-
lichen Platz zunächst nach den Ameisen an. Ihr Wohnplatz schränkt sich blos
auf das heisse Klima der aussereuropäischen Welttheile, mithin auf die Länder
zwischen beyden Wendecirkeln ein, daher sie vorzüglich in beyden Indien, in
dein unglücklichen Kayenne und auf den afrikanischen Küsten zu Hause sind. Es
giebt überhaupt sechs Arten dieser Termiten, welche Smeathmarm unter den Na-
men Termes belli cosus , mordax , atrox , destructor , arborum und viarum aufführt,
und welche nach Bildung, Lebensart, Nutzen und Schädlichkeit vieles mit einan-
der gemein haben, aber in Rücksicht der Bauart ihrer Wohnungen und der Wahl
der Baumaterialien sehr von einander abweichen. Jede Termitenart hat wieder
drey Unterordnungen, nemlich die der Arbeiter, der Soldaten, und der geäugel-
ten Insekten. Die Arbeiter sind nichts anders, als die Larven dieses Insektenge-
schlechts , und einzig im Stande zu arbeiten und die ungeheuren Gebäude , wor-
innen sie alle beysammen wohnen, aufzuführen. Die Soldaten aber, oder die
Nymphen, welche sich von jenen durch ihren sehr dicken Kopf , ihre langen
spitzigen Kinnladen unterscheiden , sind zwar auch thätig , aber nur zur Vertei-
digung jener Gebäude gegen feindliche Anfälle geschickt. Sowohl Arbeiter, als
Soldaten bleiben immer unter der Erde, sind daher mit keiner, oder wenigstens,
wie die Maulwürfe , mit kaum bemerkbaren Augen versehen, und setzen sich nur
dann der freyen Luft aus , wenn sie über der Erde Beute suchen. Die geflügel-
ten Termiten sind die vollkommenen, zur Fortpflanzung geschickten Insekten die-
ges Geschlechts. Als Männchen und Weibchen können sie zu Königen und Köni-
ginnen gewählt werden , ihre Flügel aber machen sie zur Auswanderung und Er-
richtung neuer Königreiche geschickt.
Unter allen Termiten ist die Krieger - Termite (Fig. i4-) die gröfste, ge-
meinste und furchtbarste Art. Sie ist ungefehr einen Zoll lang , hat einen runden
Kopf, mit zwey grossen Augen (Fig. 18.), zw ey gleich dicken, paternosterartigen
Fühlhörnern (Fig. 17. /"./".), welche aus siebenzehn rundlichten , fein behaarten
Gliedern zusammengesezt und mit einem kürzeren geraden Theil unter einem Win-
kel verbunden sind. Der platte, dünne, vorne abgerundete Oberkiefer (Fig. 18. a.)
ist weich und stellt mehr eine Lippe vor, der Unterkiefer (Fig. 17, a. a.b.) aber,
welcher nicht weit vom Halse (c.) seinen Anfang nimmt, ist zangenförnüg und
wird
i85
■wird Von der Lippe des Oberkiefers zum Tlieil bedeckt. Er ist sehr zusammen-
gesezt und besteht aus vier einwärts gebogenen Zähnen («. a.), welche sehr breite
Grundtheile haben , schwarzbraun und vorne sehr zugespitzt sind. Hinter diesen
Zähnen stehen zwey kleine dreygliedrichte (ß. d.) und zwey lange Bartspitzen (e. e.J,
zwischen diesen vier Bartspitzen aber befinden sich noch einige andere, kürzere
und stumpfere Läppchen. Der Brustschild (Fig. i4. i5. 16.) ist zweymal langer
aber schmäler als der Kopf, überhaupt aus drey bauchichten Ringen zusammen-
gesezt, wovon jeder die Artikulationen eines Fufspaares enthält. Er geht unmit-
telbar in den etwas längeren, breiteren und ovalen Hinterleib über, der viel ähn-
liches von dem Hinterleibe der gewöhnlichen Läuse hat. Die Füsse dieses In-
sekts sind ^ziemlich lang, haben starke Schenkel, feine Härchen und zwey Krallen
am Fufsblatte. Ehe die Kriegertermite in ihrem vollkommenen Zustande zum Kö-
nig, oder zur Königin, je nachdem sie männlichen oder weiblichen Geschlechts
war, gewählt worden ist, führt sie noch vier lange, breite, bräunliehe Flügel
welche überaus fein, durchsichtig , und von einer Spitze zur andern über dritthalb
Zoll lang sind.
Ganz abweichend von der gewöhnlichen Larvengestalt anderer Insekten,
sind die Larven der Termiten überhaupt, und der Kriegertermiten insbesondere.
Diese Larven oder sogenannten Arbeiter (Fig. 19 und 20.) sind ungefehr einen Vier-
telzoll lang und so leicht, dafs fünf und zwanzig etwa einen Gran wiegen. Sie
haben einen grösseren, mit zwey weit längeren und schärferen Gebifszangen (Fig.
20. a, a.) am Unterkiefer versehenen Kopf, ein kürzeres, aus fünf schmalen Rin-
gen bestehendes Brustschild und einen längeren und breiteren Hinterleib. Ihre
Füsse sind weit länger, als die der vollkommenen Termiten. Sie laufen schnell,
machen ein grosses Geräusch bey der Vollbringung ihrer Verrichtungen und sind
der zahlreichste Theil der Bewohner eines Termitennestes , indem bey den Krie-
gertermiten immer hundert Arbeiter auf einen Soldaten kommen.
Leztere oder die Termitennymphen (Fig. 21.) sind weit grösser, als die Ar-
beiter, über einen halben Zoll lang und ganz verschieden in Rücksicht der Bil-
dung des Kopfs und der Gebifswerk zeuge. Jener ist grösser und dicker, als der
ganze übrige Körper , hornartig und nufebraun , diese aber sind wie Krebsschee-
ren gekerbt, sehr scharf und hart, mithin mehr zur Vertheidigung und zum Knei-
pen eingerichtet.
Ungeheuer und alles verheerend würde die Vermehrung der Termiten seyn
wenn die Natur ihre Begattung nicht äusserst erschwert hätte. Sobald sie ziemlich,
24 kurz
i86
kurz vor eintretender Regenzeit, in den geflügelten Zustand gekommen und mit-
hin ihre vollkommene Ausbildung erreicht haben; so findet man oft am andern
Morgen eine, alle Vorstellung übersteigende Menge dieser geflügelten Termiten
auf der Erde und der Oberfläche des Wassers , mit und ohne Flügel , -welche über-
haupt so locker am Brustschilde eingefügt sind , dafs sie nur für wenige Stunden
geschaffen zu seyn scheinen. Alle diese Termiten kommen unter den Verfolgun-
gen ihrer zahllosen Feinde um , -worunter viele Vögel , fleischfressende Amphibien
und vorzüglich alle Am eisen arten , nach Larts, Markgravs, Pisos und Sloanes Ver-
sicherung aber, auch die Einwohner verschiedener Gegenden von Südamerika ge-
hören , die sie als ein sehr wohlschmeckendes Gericht gemessen. Unter Millionen
trifft kaum ein einziges , dem Tode entgangenes Paar so zufällig zusammen , dafs
es durch die Begattung die Absicht seiner Bestimmung erreichen und ein neues
Reich begründen kann. Gewöhnlich suchen die Arbeiter selbst in ihren unterirr-
dischen Höhlen noch einige dieser , in ihrem vollkommenen Zustande hülflos ge-
wordenen Insekten , zu retten , zurückzuhalten und hiermit zu Königen und Köni-
ginnen zu machen. Kaum haben sich diese begattet; so fängt der Unterleib des
Weibchens (Fig. 16. a. b.) an, ausserordentlich zu schwellen. Hierdurch werden
nicht nur die Ringe des Hinterleibes, sondern auch die Haut zwischen denselben
ungemein ausgedehnt und erhalten eine Durchsichtigkeit, welche die Eingeweide
und die beyden Eierstöcke durchschimmern läfst. Er, wächst so zu einer Grösse
an, die diejenige des unbefruchteten Weibchens oft zweytausendmal übertrifft, und
ist dabey in beständiger wurrnförmiger Bewegung. Es zieht sich nemlich ein Theil
desselben zusammen , während sich der andere erweitert , und bey dieser wech-
selsweisen Bewegung, stöfst das Weibchen oft in einer Minute 60 und in vier und
zwanzig Stunden wohl 80000 Eyer aus. Kaum sind der Königin einige Eyer ent-
schlüpft, so werden sie schon von den Arbeitern aufgefangen und in die Ammen-
stuben gebracht, wo die ausgebrüteten Jungen so lange von den Arbeitern gepflegt
und genährt weiden, bis sie keine weitere Unterstützung mehr bedürfen, und als
vollkommene Larven oder Arbeiter die ihnen zukommenden Verrichtungen verse-
hen können.
Das Vaterland der Kriegertermiten ist, ausser dem südlichen Amerika und
den umliegenden Inseln, die ganze afrikanische Küste, vorzüglich Guinea, die
Bananas - Insel und der angranzende Theil des festen Landes von Afrika. Man fin-
det daselbst ihre, wegen der ausserordentlichen Grösse, Festigkeit und weisen inne-
ren Einrichtung, bewundernswürdigen Gebäude, oft in so zahlreichen Haufen bey-
sam-
t37
sammen, dafs sie in der Ferne Dörfern von Negerhütten gleichen. Diese Gebäude
führen sie von fettem Thon oder Letten , oft zehn bis zwölf Fufs hoch über der
Erde auf, und beynahe eben so tief erweitern sie dieselben unter der Erde. Sie
geben ihnen überhaupt eine konische Form, doch so, dafs der Hauptkegel in
verschiedenen Abständen von unten hinauf, ringsherum' mit lauter zuckerhutföi-
migen Spitzen besezt ist. Sie verfahren hierbey auf folgende Art: Zuerst werfen
sie einen oder zwey kleine, etwann einen Fufs hohe konische Erhabenheiten über
der Erde auf, bald darauf nahe an diesen andere, und so vermehren sie ihre
Anzahl in der Basis immer mehr, während sie die ersten immer grösser machen,
bis die unterirdischen Arbeiten der Termiten mit diesen Thürnen ganz bedeckt
sind. Alle diese grösseren und kleineren Thürne vereinigen sie dadurch mit dem
Hauptthurn oder dem Dom , dafs sie die Zwischenräume ebenfalls mit Letten aus-
füllen. Das auf diese Art vollendete Gebäude, welches oft drey bis vier Jahre
Zeit erfordert, besteht aus dem äusseren Theil oder dem Dom, welcher unge-
mein dicke, mit weiten Gängen durchzogene Wände hat, und dem vom Dome
umfafsten inneren Theile, oder dem eigentlichen Wohnhause. Lezteres enthält
eine unendliche Menge zirkeiförmiger, elliptischer, oder ovaler, gewölbter Zim-
mer, wovon die in der Mitte zur Residenz des Königs und der Königin, die zu-
nächst angränzenden zu den Wohnungen der Soldaten und Arbeiter bestimmt
sind, an welche wieder die mit allerley Lebensbedürfnissen angefüllten Magazine
und die, Eyer und Junge beherbergenden, Ammenstuben stossen. Die unterir-
dischen Gänge, welche oft so weit, als die Mündung einer grossen Kanone sind,
laufen unter den untersten Zimmern im Hügel in einem weiten Umfange nach ver-
schiedenen Richtungen. Diese weiten Gänge stehen wieder durch schmälere mit
den verschiedenen Gegenden des Gebäudes in Verbindung. Auch giebt es brük-
kenartige kleine Verbindungsgänge zwischen den über der Residenz befindlichen
Wohnungen und den in den inneren säulenförmigen Abtheilungen befindlichen
Zimmern, Schon nach zwey bis drey Jahren ist ein solcher kahler Lettenhügel,
in jenen fruchtbaren Gegenden, mit Gras bewachsen, wodurch er noch mehr an
Festigkeit gewinnt, die so grofs ist, dafs er von Menschen bestiegen werden kann,
ohne einzubrechen. Wirklich versichert Smeathmann, dafs er mit vier Mann auf
den Gipfel eines solchen Hügels gestiegen sey, und in dieser beträchtlichen Höhe
«ine ziemlich weite Aussicht genossen habe.
Mit Recht zehlt Linne diese Termiten unter die grofsten Plagen beyder In-
dien, wo sie wegen des unermefslichen Schadens , den sie jährlich anrichten, aus-
ser-
i88
.^erordentlieh gefürchtet werden. Unbemerkt führen sie, als lichtscheue und der
ireyen Luft ungewohnte Insekten, ihre Gänge unter den Grundmauern und Pfosten
der Häuser weg, in das Innere derselben, fressen Löcher in das Balkenwerk und
hohlen, immer gewohnt von innen fortzuarbeiten, dasselbe in kurzer Zeit so
aus, dafs nichts, als die dünne, äussere Schaale übrig bleibt. So gelangen sie
oft bis unter, das Dach. Ist dieses von Schilf, ihrem Lieblingsfutter; so schaf-
fen sie sogleich Thon herbey und bauen ihre Rinnen und Galerien durchs Dach
in verschiedenen Richtungen so lange fort, als dasselbe ihre Werke nur tragen
kann. Die in der Regenzeit unter solchen Dächern Schutz suchenden Ratten, hel-
fen noch mehr die Zerstörung derselben befördern, und so bewirken sie gemein-
schaftlich , oft in nicht langer Zeit, den Einsturz eines Hauses. Eben so verder-
ben sie alle Möbeln, bey deren Berührung man gleich gewahr wird, dafs die
Holzstücke aus welchen sie zusammengesezt sind, ganz ausgehöhlt sind, und auf
den geringsten Stofs in kleine Stücken zerfallen werden. Aber nicht nur Mobi-
lien, sondern auch alle Arten von Kaufmannsgütern, Kleidungsstücken, leinene,
baumwollene und seidene Waaren, werden von ihnen angegriffen und zernichtet.
Nach Barreres Versicherung sind sie im Stande, einen Kleiderschrank, so sehr er
auch mit Kleidungsstücken angefüllt seyn mag, in vier Und zwanzig Stunden in
kleine Zäserchen zu verwandeln, und man ist daher, wie Sparmann meldet, oft
genöthiget, Kisten und Waaren an Stricken frey aufzuhängen. Siesollen sogar
das Kupfer benagen , und durch eine Feuchtigkeit , welche sie von sich geben und
durch welche sie einen unleidlichen Gestank verbreiten , ^selbst das Eisen angreif-
fen , in dessen Rost sie sodann Gänge wühlen.
Auf der Küste von Guinea tödten sie oft Ziegen und Schafe und werden
dem Menschen selbst lastig und gefährlich. Sie verjagen oft, wie Smith versichert,
<äie Europäer aus ihren Betten und verzehren bis am Morgen alles, was sie von
Efswaaren zurückgelassen haben. Dieses begegnete Adanson in Senegal, der von
den Termiten im Bette angegriffen und auf die empfindlichste Art gebissen wurde,
nachdem sie alles um ihn zerfressen und zerstört hatten. Merken sie, dafs man
ihre Hügel beunruhigen will , so machen sie durch lautes Zischen Lei ui und geben
dadurch das Signal zur Rettung des Hüiilosen Theils der Bewohner in die unter-
irdischen Gänge und zur Herbeyeilung der Soklaten zur Verteidigung-. Wagt man
es wirklich einen Hügel zu öffnen; so stürzen diese Soklaten mit einer unbe-
schreiblichen Hitze und Wuth in ungeheurer Men.^e aal 'ihren Feind los, schlagen
ihre Klauen tief ein, Saugen ihm das ' !" ms, und verlassen die Stelle, wo sie
sich
i89
sich festgesezt haben nicht, wenn man sie auch in Stücken zerschneidet. Zieht
man sich aber zeitlich zurück, so begeben sich die Soldaten bald wieder in ihre
Kammern, und an ihrer Stelle kommen die Arbeiter mit Letten in ihrem Zangen-
gebisse hervor, um die gemachte Öffnung wieder auszufüllen. Ihr Bifs in die Haut
ist nicht eigentlich entzündlich; aber überaus schmerzhaft und zieht eine Sugilla-
tion nach sich. Auch als Speise werden sie öfters schädlich , und König versichert,
dafs ihr häufiger Genufs in einigen Gegenden von Ostindien eine epidemische Ko-
lik und Dysenterie zu erzeugen pflege, die in zwey bis drey Stunden tödte.
Die gefährlichsten Feinde der Kriegertermiten sind, wie schon oben erwehnt
worden , die rothen Ameisen. Man benuzt diese daher zur Verminderung und
Ausrottung derselben dadurch, dafs man ihnen Zucker streut, um sie zur Hülfe
gegen die Termiten herbeyzulocken. Barr er e empfielt als das beste Mittel , diese
schädlichen Insekten los zu werden, weissen Arsenik auf ihre Gänge zu streuen,
dessen Geruch ihnen schon so sehr zuwider ist, dafs sie hiernach auf lange Zeit
verschwinden. Andere wollen den ungelöschten Kalch eben so nützlich gefunden
haben. John meldet, dafs das in der Gegend von Tanschaur gebräuchliche und
bewährte Gegenmittel wider diese alles verwüstenden Insekten ein Ol sey, welches
aus der Schale bereitet wird , die den auf der fleischigen Frucht des Nierenbaums
oder Katschus (Anacardium occidentale) sitzenden Kern umgiebt, Man bestreicht
damit alles Holzwerk, welches man gegen die Angriffe dieser Insekten schüt-
zen will.
54. Die belssende Termite. Tab. V. Fig. 22 — 24,
Termes mordax, nigricans, antennnis pedibusque testaceis , alis fuliginosisi area marginall
dilatata: costa nigricante, stemmatibus inferis ocalo approximatis , puncto central!
impresso. Smealhmanns Sendschreiben über die Termiten Africa's S. 13- n. 2„
Tab. II. Fig. 10 — 13. — Habitat in Africa aequinoctiali.
Cuvier Tableau ^mentaire, p. 279. le termiti
mordant.
Fabricii Mant. ins. I. p. 397. n. 4. Spec. ins. 1,
p. 248. n. 4.
Linnaei Syst. Nat. Ed. Gmel. XIII. Tom. I. P. V.
p. 2913- n-6. Termes mordax nigrum, abdomine seg-
nientis apice albis , pedibus nigris.
Nach den verschiedenen Veränderungen , welchen dieses, ebenfalls in Afrika
einheimische Insekt, vom Eye bis zu seinem vollkommenen Zustande unterworfen
ist, kommt es nach Bildung und Ökonomie, beynahe ganz mit der Kriegertermite
über-
überein , nur in der Grosse und in dem Baue seiner Nester weicht es merklich da-
von ab. Seine Länge beträgt als Arbeiter (Fig. 25.) kaum zwey , als Soldat (Fig. 24.J
kaum drey, und als geflügeltes Insekt f Fig. 22.) etwas über vier Linien. Auch
die Königin oder das befruchtete Weibchen ist höchstens anderthalb Zoll lang,
fördert aber übrigens seine Eyer durch die nemliche wurmförmige Bewegung sei-
nes monströs angeschwollenen Hinterleibes zur Welt, wie das Kriegerrermiten-
W eibchen. Seine Unbehülflichkeit verstattet es ebenialls nicht , sich der Pflege der
Eyer und Aufnährung der Jungen anzunehmen, daher die Arbeiter mit dem In-
stinkt begabt sind, sie in die angewiesenen Zellen zu bringen und für sie zu sor-
gen. Mit der Grösse dieser Termitenart , steht auch die Grösse ihrer Wohnungen
im Verhältnifs, die aber in der Gestalt und in der minder kunstreichen inneren Ein-
richtung |sehr von den Hügeln der Kriegertermiten verschieden sind. Sie bauen
dieselben aus einem schwarzen Leimen , jedoch nicht konisch , sondern cylindriscn,
versehen sie aber oben mit einem konischen Dache, so dals sie runden Windmüh-
len oder kleinen Thürnen gleichen , und daher auch mit dem Namen Thurmncster
belegt worden sind. Siebeissen ebenfalls und wahrscheinlich mehr, oder empfind-
licher, als die andern Termitenarten , da sie den Bejnamen Mordax erhalten haben.
55. Die grimmige Termite. Tab. V. Fig. 25 — 27.
Tcrmes atrox nigricans, segmentis abdominalibus margine pallidis , antennis pedibusque
testaceis, alis fuliginosis: Costa nigra, stemmatibus inferis, puncto centrali impresso.
Smeathmann's Sendschreiben über die Termiten Afrika's. S. 13. Tab. II. 14 — ig. —
Habitat in Africa aequinoctionali.
Cuvier Tableau cHe'mentaire , p. 479- le termite
atroce.
Fabricii Mant. ins. I. p. 248- n. 3. Spec. Ins. I.
p. 397- n-3-
Linn'aei Syst. Nat. T. I. P. V. p. 2913. n. 4.
Termes arda nigrum, abdominis segmentis apice albis,
pedibus pallidis.
Etwan einer halben Linie grösser, als die Arbeiter und Soldaten der vorher-
gehenden Art, sind die der gegenwärtigen, und das geflügelte Insekt mifst von
einer Flügelspitze zur andern fünfviertel Zoll. Die Arbeiter (Fig. 26.) haben weifs-
lichte Köpfe und Füsse, aschgraue Brustschilde und Hinterleiber, die Soldaten
(Fig. 27.) überaus grosse braune Köpfe, dergleichen Fühlhörner und Füsse, ganz
kurze Brustschilde und kurze, schmale, länglichtrunde Hinterleiber , beyde von
aschgrauer Farbe. Das vollkommene Insekt (Fig. a5.) ist mit braunen Fühlhör-
nern
nern und Füssen , an den aschgrauen Ringen des Hinterleibes mit weifslichten K an-
dern, und auf den rusigen Flügeln mit schwarzen Adern versehen.
Diese Termesart baut ihre Nester aus schwarzen, mit Gras und Krautern
vermischten Thon und giebt ihnen die nehmliche äussere Gestalt und innere Ein-
richtung, wie die beissende Termite, mit welcher sie wahrscheinlich auch in Rück-
sicht des Schadens, welchen sie dem menschlichen Körper zufügen kann, über-
einkommt.
56. Die Baumtermite. Tab. V. Fig. 29 — 32.
Termes arborum corpore testaceo , alis fuscescentibus, costa lutescente, capite nigricante,
stemmatibus inferis oculo approximatis , puncto centrali impresso. Smeathmann's
Sendschreiben über die Termiten Afrika's S. 14. n. 5. u. S. 68. Tab. II. F. 2 1 — 25.——
Habitat in insulis Americae meridionali oppositis, Africa, India.
Cuvier Tableau diementaire, p. 480. U termite
des arbres.
Fabricii Mant. ins. I. p. 348. n. 2. Spec. ins.I.
p. 396. n. 2.
Hunters Evelyn's Silva, p. 17.
König in den Beschäftig, d. Berlin. Gesellsch. na-
turforschender Freunde, B. IV. Tab. I. F. 5. Termes
monoceros.
Linnaei Syst. Nat. T.I. P. V. p. 2912. n. 4. Ter.
mes destructor supra testaceum, capite atro, antennis
flavis.
Long's Jamaka, Vol. III. p. 887.
Sloan's Jamaica, Vol. II. 221.
Viel ähnliches hat das geflügelte Insekt der Baumtermite (Fig. 29.) mit dem
der grimmigen Termite nach seiner äusseren Gestalt. Nur sind die Flügel bräun-
licht mit gelben Adern durchzogen, etwas länger, der Körper aber etwas kürzer.
Die Arbeiter und Soldaten aber weichen sehr in der Grösse und Bildung ab. Jene
(Fig. 5o.) haben einen länglicht- runden, schwarzen Kopf, einen sehr schmalen
Brustschild, und einen dicken plumpen Hinterleib. Diese (Fig. 3 1 .) hingegen ha»
ben nicht den gewöhnlich grossen Kopf der Soldaten anderer Termitenarten , aber
ebenfalls, wie die Arbeiter, einen ziemlich langen und dicken Hinterleib, und, mit
ihnen, gleiche blafsbraune Farbe. Die trächtigen Weibchen (Fig. 32.) ^sind einen
Zoll lang und haben die Gestalt der übrigen Termitenköniginnen.
Das Vaterland dieser Insekten ist vorzüglich Amerika, wo sie beynahe so
viel Schaden anrichten, als die Kriegertermiten in der alten Welt. Sie legen ihre
Nester unter den Dächern, auch an andern Orten der Häuser, gewöhnlich aber in
Baumstämmen oder zwischen den Ästen und Stämmen der Bäume, auch oft rings
um einen Ast, wie ein grosses Zuckerfafs, oder eyrund, und oft auf siebenzig bis
achtzig Fufc hohen Baumästen an, wohin sie durch eine Menge verdeckter We^e,
die
ig*
die längs den Stamm in die Hohe und herablaufen, gelangen. Die Materialien
woraus sie diese Nester bauen, sind kleine Stücken Holz, verschiedene Gummiar-
ten, die Säfte der Bäume und wahrscheinlich dieser Insekten selbst, welche ihnen
dazu dienen, diese verschiedenen Bestandteile in einen Teig zu vereinigen, aus
welchem sie die unzähligen , kleinen Zellen von verschiedener und unregelmässi-
ger Form im Inneren der Nester bilden. Werden sie nicht zeitlich vertilgt, so
verderben sie Häuser und Bäume, an welchen sie sich angesezt haben, und sind
um so schwerer auszurotten, da ihre Nester so fest angekittet sind, dafs sie nur
mit Mühe stückweise abgeschlagen werden können, wenn man nicht Balken oder
Äste mit aussägen will.
Als eine fünfte Art stellt Smeatlimann den Termes Destructor auf (Tab. V.F. 28),
von welchem er aber keine besondere Beschreibung beygefügt hat, und der sich
überhaupt nur durch seine Grösse von dem Termes arborum zu unterscheiden scheint.
Er charakterisirt ihn auf folgende Art:
Termes destructor nigricans; abdominis linea laterali lutea , antennis testaceis,
alis hyalinis: costa lutcscenie , stemaubus subsuperis} puncto centrali obliterato.
57. Die wandernde Termite.
Termes viarum seu capensis luteus, alis hyalinis: margine fusco. Linn. Syst. Nat.
Tom. I. P. V. p. 2913. "• 7« — Habita t in India et Africa meridionali, antennis
nliformibus , laiva sub diu formicae mstar turmatkn migrante, oculis
binis nigiis instructa.
■ Earrere, Reisebesclireibuns in der götting.
Samml. merkw. Reisen zu Wasser und zu Lande 175 I.
Th. IL S. 47. ßlarc'iing ants , termes viarüm.
Degeer's Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Goze, B. VII.
S. 24. n. 2. Tab. XXXV11I. Fig. 1 — 4. Tenne äu
€ap de banne esperance , die capetnische Hohlaus*
König in den Beschäftigungen der Berl. Gesell-
schaft naturforschender Freunde, B. IV. TVu. I. F. 8.
Tei mes viaruni.
Smea thra an u's Sendschreiben über die Termiten
Afrika's, S. 87- der wandernde Termes und S. 91. der
u. ändernde Bugga - Bug.
Kleiner, aber breiter als die Krieger - Termiten , sind die wandernden, wel-
che im südlichen Afrika und in Ostindien zu Hause sind. Sie unterscheiden sich
vorzüglich dadurch von den übrigen Termitenarten, dafs sie schon im Larven- und
Nymphenstande, mit eben so schönen, der Grösse ihres Körpers angemessenen
Augen versehen sind, als andere Termiten im geflügeten Zustande. Sie bedurf-
ten diese aber auch zu ihren Wanderungen über der Erde, welche sie bey Tage
in freyer Luft unternemen. Ihre Fühlhörner sind fadenförmig und haben ungefehr
die
i93
die Lange des Kopfs, ihre schwarzen Frefszangen so gekrümmt, dafe sie sicli im
Ruhestande kreuzen, und ihre Farbe ist milch weifs; am Kopfe aber dunkler.
Das geflügelte Insekt ist fast einen halben Zoll lang, mit einem runden Kopfe,
zwey netzförmigen Augen, zwey rothbraunen Fühlhörnern, zwey rostfarbigen Lip-
pen und Bartspitzen versehen , zwischen welchen sich zwey Zahne befinden. Es
hat einen kurzen Brustschild , aber einen ziemlich langen , vielringichien Hinter-
leib, sechs kurze, braunröthliche Füsse; vier grosse, mit dunkelbraunen Adern
durchzogene, weisse Flügel, ohne Falten.
Ganz irrig verwechselt Barr er e gegenwärtige Termitengattung mit den oben
angeführten Zug- oder Visitenameisen. Smeathmann aber macht von ihren Wan-
derungen , welche zu dieser Verwechslung wahrscheinlich Gelegenheit gegeben ha-
ben, folgende, hier abgekürzte Beschreibung: Ich sah ein Heer Termitenarbeiter
aus einer vier oder fünf Fufs breiten Hohle unter der Erde ausziehen , immer zwölf
bis vierzehn in einem Gliede, so dicht hinter einander, wie eine Heerde Schaafe
gerade vorwärts , ohne rechts oder links auszuweichen. Zu beyden Seiten dieses
Heeres marschirte eine Colonne Soldaten, wovon einer von dem andern immer
einen bis zwey Fufs entfernt war. Diese gaben von Zeit zu Zeit mit ihren FreGs-
zangen ein gewisses Signal, welches die Armee mit einem lauten Zischen beant-
wortete , und darauf ihre Schritte mit der gröfsten Schnelligkeit verdoppelte. Nach
dem der ganze Zug einen ziemlich weiten Weg zurückgelegt hatte, kehrte er wie-
der durch zwey oder drey Höhlen in die Erde zurück.
Ohngeachtet Smeathmann nicht des Schadens gedenkt, den sie dem mensch-
lichen Körper zufügen können, wenn sie vorzüglich beunruhiget und in ihrem
Marsche gestört werden; so lassen doch ihre Gebifswerkzeuge erwarten dafs er
dem der Kriegertermiten nicht viel nachgeben wird.
58. Die Fufs laus.
Pecliculus ricinoides , abdomine orbiculato, linea alba, scutello trilobo, rostro albo.
Linn. Syst. Nat. T. I. P. V. p. 2915. n. 3. — Habitat in America, obambulaotium
pedes intrans sanguinemcjue, hauriens , in iis ova deponens, et ulcera maligna causans
rufescens, rostro cylindrico longo, subtus hamulis armato. Rolander.
Müller's Linn. Nat. Syst. d. Ins. B. II. S. 1029. j Onomalologia Hist. Nat. P. VI. p. 229.
n. 3. Die JFn/stans.
a5 Nocli
«9*
Noch nicht genug bestimmt ist der Charakter dieses Insekts, und daher noch
öftgewifs, in welches Geschlecht dasselbe eigentlich gehört. Es hat einen lan-
gen cylindrischen , weissen Saugrüssel, welcher unten mit Hackchen besezt ist,
ein dreylappiges SchiJdchen, einen runden, mit einer weissen Linie umz.ogenen
Hinterleib und sechs Füsse, die, wie der Körper, roth sind. Es sezt sich den
Fufsgiingern in Amerika an die Füsse, saugt sich voll Blut und legt seine Eyer in die
Haut, wodurch es bösartige Geschwüre veranlafst.
59. Die Reduviusmilbe. Tab. VI. Fig. 7 — 9.
Acorus Refttivius obovatus, mactila baseos obbvata. Linn. Syst. Nat. T. I. P. V. p.
2925. 11. 3. Faun. Suec. J966. It. oel. 62. 126. — Habitat in silvis, bobus,
canibus , ipso nomine, sphitu vini occidendus.
Degeer's Abh. z. Gesch. d. Ins. B. VII. S. 44. Tab.
VI. F. 1 — g. Mitte Reduve, die Schaf titke.
Fab ri cii Mant. ins. II. p. 37 1. n, 3. Spec. Ins. II.
P. 485- "• 3-
Frisch' s Insekt. Teutschl. V. S. 40. 2 PI. Tab.
XVIII. Sckaaflaus.
Fu efsly's Verz. Schweiz. Ins. n. 1 176. derHol
Leske's Anfangsgr. d-, N. G. I. S. 486. Hunds-
tnilbe.
Müller's Linn. Nat. Syst. d. Ins. B. II. S. 1045.
Tab. XXX. F. 2. tiundsmitbe.
-Mülleri Zoo). Dan. Pr. n. 2209.
Ov.om.t. Ili<>. mit. P. I. p, 35. Die Scfhinf laus.
Pallas Reisen durch Rufsl. I. S. 158.
Raji Hist. Ins. p. 9. Tab. XIX. P.edieuha ovinus.
Zerzc-11, P. über des Acari Reduvii Tödtung
nur Brainkewein. Neue Abh. d. Schwed. Akad. B. 1.
S, 228.
Die Alten nannten diese Milbe (Fig. 7. 8.) Medüvius, in Schweden ist sie
unter dem Namen Fesäng bekannt. Ihre Grösse betrügt vierthalb Linien in der
Länge und anderthalb Linien in derbreite. Ihre Haut ist überaus fest, lederartig
und das Insekt daher nicht leicht zu zerdrücken. Der Kopf ist klein und kurz,
der Saugrüssel (Fig. 8- «• und Fig. 9. a.) um che Hallte langer, als der Kopf, mit
Widerhaken an den Seitenrändern versehen. Auch stehen diesem Rüssel zwey
löffelartige, auf einem kurzen, runden Gliede (Fig. 9. c. c.) ihren Ursprung neh-
mende Theile (b. h.) zur Seite, welche am Rande behaart, und wahrscheinlich dazu
bestimmt sind, die Widerhaken des Saugrüssels im Zustande der Ruhe zu dek-
ken. Der Körper selbst ist flach, länglichtrund, doch gegen die Mitte von bey-
den Seiten etwas eingezogen (Fig. 8.). Auf seiner Rückenfläehe sieht man, gleich
hinter dem Kopf, eine hornartige Platte, die, wie dieser, ganz schwarz ist. Der
übrige gröfste Theil des Körpers hat vorne drey , hinten aber nur zwey Hache Fur-
chen. Am Vordertheile desselben sind die acht langen Füsse artikulirt, deren Fufs-
blatt aus einem Bläschen mit zwey Krallen besteht, welches durch ein feines Stiel-
chen
chen mit dem vorlezten Fufsgliede zusammenhängt. Diese Bildung des Fufeblatta
sezt die Milbe im Stande, sicli auch auf der glättesten Flache festzuhalten und
ihrem schweren Körper, wiewohl immer nur langsam, fortzuhelfen. Die Farbe
ist, nach dem verschiedenen Aufenthalte dieses Insekts, verschieden. Einige, und
zwar gewöhnlich die gröfsten, sind schiefergrau, andere gelblich und blafcroth.
An beyden Arten aber sind Kopf, Säugrüssel, Rückenplatte und Füsse immer
schwarz. Jene, oder die grauen, halten sich in der wärmeren Jahrszeit auf den
Rindern und Hunden, diese oder, die rothgelben, auf den Schaafen auf, und von
diesen Thieren gelangen sie nicht selten auf den Menschen, in dessen Haut sie
sich ebenfalls auf eine schmerzhafte Art mit ihrem Rüssel eingraben. Sie sind in
vielen Gegenden unsras Welttheils zu Hause, wenn gleich nicht überall bekannt.
60. Die Egelmilbe.
Acarus Jlirudo ovatus planus niger, abdomine ferrugineo , antennis clavatis. Linn.
Syst. JNrat. T. I. P. V. p. 2926. n. 47. — Habitat in Norwegiae animalibus,
hominibus. —•'*■*
Fabricii Spec. ins. II. p. 485. n. 5. Mant. ins. II. p. 372. n. 6.
Ausser den vom IAmu- angegebenen Merkmalen der Art und seiner Bemer-
kung, dafs diese Milbe, welcher er wahrscheinlich, von ihrer Begierde Blut zu sau-
gen, den Namen gegeben hat, auch an den Menschen gefunden werde, ist von
derselben zur Zeit nichts weiter bekannt.
61. Die rothe amerikanische Waldmilbe. Tab. VII. Fig. i o — 13.
Acarus omoricanvs obövatus rübicundus , Sculello geniculisque pedum albis. Linn,
Syst. Nat. T. I. P. V. p. 2926. n. 5. — Habitat in Americae bobas,
e(pii.s, acrotapliagis devoratur.
Degeer's A'uh. z. Gesch. d. Ins. B. VII. S. 37
63. n. 1. Tab. XXXVII. F. y — 13. Mitte Pique,
der aufrikwische Pik.
Fabricii Mant. ins. II. p. 372. n. 16. Spec. ins.
II. p. 436. n. 13. Syst. Ent. p. 812. n, 9. Acarus
aniericanns.
K a 1 m' s , P. Beschreibung eines nordamerikanischen
Insekts Waldlaüs genannt, in den Abh. d. Sciivred.
Acad. B. XVI. S. 21.
Müller' s Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 1046.
n. 5. Die li'aldmilbe.
Smvm!t<*$ neuer Neisen , Gott. II. 276.
"Ulloa Voyage euAmeriquc, T. I. p, 5 g. Nigum.
Piijue.
Viele
Viele Reisebeschreiber haben dieses Insekt mit dem Sandfloh (Pulex pene-
trant) verwechselt und daher eine grosse Verwirrung der Begriffe und Namen in
Beziehung auf dasselbe veranlagt. Es hält sich in Neujersey, Pensylvanien, Ma-
ryland und in den Wildnissen von Canada, im Ganzen aber doch immer häuffi-
ger im südlichen, als im nördlichen Amerika auf. In Karthagena nennt man es
JV/gua, in Peru Pique, in Pensylvanien und Neu- Jersey, Hohlaus (Pou de bois)
auf Martinique und andern Inseln rothes Thier (bäte rougej. Die Engländer nen-
nen es noch besonders Tiks oder Seed-Tiks, die Schweden SkogsLus, die Hollän-
der Tekken, oder Houtluis und Woudluis; auch ist es noch unter dem Namen ^^
thische Laus bekannt. Der Körper dieses Insekts ist beynahe ganz rund (Fig. 10),
flach von der Rücken- und Bauchseite und umzogen mit einem erhabnen Rande.
Man findet es von verschiedener Grösse, bisweilen so klein, dafs es kaum zu ent-
decken ist, meistens aber einer Linie lang und drey bis vier Linien breit. Ist
es ganz mit Blut angefüllt, welches oft erst nach Verlauf eines Monats geschieht,
so schwillt es zu einer monströsen Grösse (Fig. 1 1.) an und ist dann fünf bis sechs
Linien lang und drey bis vier Linien breit. Es fällt dann von dem Ort, wo es sich
festgesogen, von selbst ab und ist so unbehülfiich, dafs es sich nicht wieder umwen-
denkann, wenn man es auf den Rücken leget, und in dieser Lage, wie es (Fig. i3)
vergrössert vorgestellt ist, wohl über einen Monat bleibt auch wohl mehrere tausend
Eyer legt. Seine Farbe ist nun glänzend dunkelroth , da es im blutleeren Zustande
fast ganz weifs ist und blos auf dem Brustschilde einige braune Pünktchen hat.
Was die besondere Bildung der Theile dieser Milbe betrifft; so ist ihr klei-
ner Kopf mit einem etwas niederhängenden, hornartigen, stumpfen Brüssel verse-
hen (Fig. 12. «.), der wahrscheinlich einen verborgenen Saugstachel hat, und zwi-
schen zwey etwas längeren Fühlhörnern (b. b.) steht. Der kleine, dreyeckigte
oben mit einem weissen , glänzenden Fleck versehene Brustschild , nimmt den Kopf
in einem halbmondförmigen Ausschnitt auf. Der Hinterleib ist gegen dem Kopf
und Brustschild überaus grofs und hinten breiter, als vorne. Auf seiner Rücken-
fläche ist bisweilen ein weifslichter Fleck (Fig. 10. u.) sichtbar. An seiner Eauch-
fiäche bemerkt man aber (Fig. i5.) eine kleine runde Erhabenheit , die vielleicht
die Mündung des Afters enthält, und die acht rothgelben, ziemlich langen Füsse,
welche fünf Glieder und am Ende zwey kleine Krallen haben. Sie bewegen sich
mit diesen Füssen nur schleppend und langsam fort. In Rücksicht ihrer Fortpflan-
zung sind Kalm's und Vlloa's Behauptungen sehr widersprechend und geben keine
wahre Aufklärung über diesen Gegenstand. Ihre Eyer, deren Anzahl überaus
grofs
»97
grofa ist, sollen aus dem oben erwähnten Flecken auf dem Rucken des Hinter-
leiljes kommen. Sie haben übrigens eine sehr feste, lederartige Haut und ein
überaus zähes Leben. Rüssel, Kopf, Fasse dürfen ihnen nach Kalm abgeschnitten
»erden und dennoch leben sie wohl noch eine Stunde lang fort.
Die Waldungen sind ihr gewöhnlicher Aufenthalt. Schon im Frühjahre
kommen sie in denselben unier dem Schnee hervor, und halten sich den ganzen
Sommer hindurch im Grase, an Gebüschen und Pflanzen, besonders aber unter
den dicken Schichten des abgefallenen und verfaulten Laube , in ungeheurer Men-
ge auf. Sie verbreiten einen unangenehmen Geruch und werden eine wahre Geis-
sei für Thiere und Menschen , die sich in den Wäldern aufhalten oder durch die-
selben reisen müssen. Kalm erzehlt, dafs sie sich oft so dicht an die Weichen
der Pferde setzen, dafs man nicht mit der Spitze des Messers zwischen sie kom-
men kann, wodurch die Haut hart, wie eine Rinde wird und viele werden davon
so ausgemergelt, dafs sie endlich unter den heftigsten Schmerzen sterben. Men-
schen dürfen es nicht wagen, sich im Holze niederzusetzen, oder gar barfufs in
demselben zu gehen. Unvermerkbar kriechen sie an den Leib , und bald ist der
ganze Körper damit bedeckt. Das schlimmste ist, dafs sich diese Gäste durch ihre
feinen, kaum fühlbaren Stiche nicht eher verrathen, als bis sie sich schon zur
Hälfte in die Haut und das Fleisch eingegraben haben, und nun erst starkes Juk-
ken , empfindlichen Schmerz und eine Entzündung von der Grösse einer Erbse im
Umfange verursachen. Reist man sie, vom Schmerze verleitet, ab; so bleiben
Rüssel und Kopf allezeit stecken, die verlezte Stelle wird noch schmerzhafter und
schwillt zu einer grossen Beule auf, welche sich oft in ein zolltiefes, bösartiges
Geschwür verwandelt. Läfst man sie aber ungestört ganz voll Blut saugen; so fal-
len sie endlich von selbst ab. Demohngeachtet bleiben die kleinen, juckenden
und sckmerzhaften Knoten , deren man von einem einzigen Gange im Walde oft
hundert erhalten kann, bisweilen noch sechs Wochen zurück. Kommen sie ins
Ohr, wie es nicht selten zu geschehen pflegt; so schwillt dasselbe oft zur Grösse
einer Faust auf, weil man nicht im Stande ist, die Milbe herauszubringen, wenn
sie sich tief im Ohre festgebissen hat.
Zur Entfernung derjenigen Milben , welche sich in Menge an den Körper an-
gesogen haben, und zur Vermeidung des daraus erwachsenden Nachtheils, wird das
Waschen mit warmen Wasser und das Einreiben des Zitronensafts empfohlen.
Vielleicht wäre aber das allen Insekten todtliche Öl ein weit schicklicheres und
zweckmässigeres Mittel. Hat sich eine Milbe tief in die Haut oder ins Fleisch
eines-
r93
eingebohrt; so ist es nöthig die Stelle ringsherum zu skarificiren und das In-
sekt, mit einer Kornzange herauszuziehen, wobey oft selbst ein Stückchen Haut
oder Fleisch mit abreilst, weil es sich gewöhnlich lieber tödten, als den Theil fah-
ren läi'st, an welchen es sich festgesogen hat.
62. Der Blutsauger.
Acariis sanguisiigus abdomine posterius crenato, scutello ovato subfulvo, rostro tripar-
tito. Linn. Syst. JÜat. T. I. P. V. p. 2926. n. 6. — Habir.at in America, sanguiuern
in tibiis obambulantium hauriens , vix extrahendus , pedibus anlicis ad exortum
spinis brevibus munitis. Rolander.
Fermins Reise durch Surinam , Tfr.'II. S.291.
Marcgravii Hist. Rerum natural. Brasilia«, Lib.
VII. p. 245. Qiitebucu.
Müllers Linn. N. S. d. Ins. B. II. S. 1046. 11. 6.
Der Blutsauger.
Sau vages Nosologia methodlca VA. Daniel. T. V. p.
204. n. 7. Malis pratensis. Betes r.auges des Sauauts.
Ebenfalls ein amerikanisches Insekt, das in Brasilien unter dem Namen /a-
tcbucu , in Martinique unter dem Namen Betes rouges des Savanes , oder rothe Thiere
der Wiesen, welche man Savannen nennt, bekannt ist, von welchem aber die Na-
turforscher selbst noch keine nähere Kenninifs haben erhalten können. Es soll
überaus klein seyn , einen rollten Kopf, ein rolhgelblichtes ßrustschildchen und
einen gekerbten Hinterleib haben. Sein beständiger Aufenthalt sind das Gras und
die Kräuter der Wiesen, wo es besonders in der Regenzeit häufiig vorkommt und
überaus beschwerlich wird. Es sezt sich an die Füsse, dringt so tief in die Haut,
dafs man es kaum mehr herausziehen kann und saugt sich voll Blut. Hierdurch
veranlafst es nicht nur ein unausstehliches Jucken, sondern auch Beulen.
Fennin versichert, dafs es nie auf der blosen Haut hafte, und dafs er da-
her, wenn er auf die Jagd ohne Strümpfe gieng und blos Schuhe anzog, nie von
diesen Mühen geplagt wurde. Behielt er aber die Strümpfe an , so waren seine
Füsse in kurzer Zeit ganz von diesen Insekten bedeckt. Hieraus würde das na-
türliche Verwahrungsmittel folgen, immer in jenen Wiesen barfufs zu gehen. Als
Heilmittel empfielt er, die Füsse mit heissem Wasser zu waschen und dann mit
Limoniensaft zu reiben. Nach Sauvages werden diese Milben durch einen Absud
von Pomeranzenblättern, von andern wohlriechenden Kräutern, vom Weinlauq
und vorzüglich von den Blättern des Mombaibaums getödtet.
65.
■99
63. Die Hundsmilbe. Tab. VI. Fig. 14 — 16.
Acarus Ricinus , globoso-ovatus , macula baseos rotunda, antennis clavatis. Linn. Syst.
W. T. I. P. V. p. 2926. n. 8- Faun. Suec. 1967. Anioenit. acad. Vül. III. p. 342. —
Habitat fretpiens in bobus , canibus.
Aldrovandi de animalibus insectis, p. 550.
Barrere, P. Beschreibung von Guiann.
Be> Mische Säihmtimgen B. V LI. Stück I. S. 234.
B 1 u men bachs Handbuch der Naturgesch. S. 388-
Der Holibock.
Cuvier Tableau dldmentaire , p. 623. la Tiqite.
D e g e e r* s Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Goze, B. VII.
S. 42. Tab. V. F. 16 — 19 Jlcarus rieihoides.
Fabnicii Mant.I11s.il. p 37L 11.2. Spec. Ins.
II. p. 484- n. 2. Syst. Ent. p. Rio. n. 2.
Friscn's Beschr. v. allerl. Ins, Teutschl. Tli. V.
S. 4 1 . Tab. XIX. Die Hunds/mm.
Fuefsly's Verz. Schweiz. Ins. n. 1177. Hundsbock.
Geoffroy Hist. des Ins. II. p. 621, n. I. la Tiijut
des Chiens. \
Güttitigischt Sfinniilniig vor. Reisen , Tli. II. S. 45-
Müll ei" s Lina. N. S. d. Ins. B. 11. S. 1O47. 11. 7.
Ktiliinilbe.
M aller i Faun. Fr. n. 8 14. Zool. Dan. Pr. n. 2210.
Naturforscher N. XI V. S. 1 o 1 . Tab. V. F. 5 . Hahboek.
Otiomat. Hist. nat. P. 1. p. 3 t. Die Huudstaus,
Raj i Hist. Ins. p. io. Ricinus cattitw.s.
Sc h wen kfd d Theriotr. Siles. p. 551,
Scopoli Entomol. Garn. I057.
Su izer's Gesch. d. Ins. S. 245. Tab. XXIX. F. 7.
Acartts margittatus , die Gesäumte.
Bey den Griechen war gegenwärtiges Insekt unter dem Namen xgojojv be-
kannt, die Holländer nennen es Tek oder Hondshiis , die Schweden Flott, die Teut-
schen bald Hundslaus, bald Holzbock , von seinem verschiedenen Aufenthalte, bald
ffaldziicke oder niederteutsch Tacke vom altteutschen Worte tacken oder ankle-
ben. Man findet es (Fig. 14. i5.) von der Grösse eines Hanfkorns bis zur Grösse
einer Haseln ufs. Die Haut des Körpers ist fest und lederartig, die Gestalt dessel-
ben vollkommen eyrund. Der Kopf ist überaus klein, und sehr beweglich. Er
lauft in einen, beym ersten Anblick blos gespalten scheinenden Rüssel aus, der
aber unter dem Mikroskope (Fig. 16.) ganz anders erscheint. Der alsdann in der
Mitte sichtbare Rüssel («.) ist weit länger als der Kopf, hornartig, mit einer stum-
pfen Spitze und zu beyden Seiten mit rückwärts gekehrten Widerhaken ver-
sehen. Dicht an seiner Wurzel sieht man zwey Knöpfchen (c. c. ), auf welchen
die zwey loffel- oder kolbenförmigen Arme (b. b.) stehen, die gleiche Länge mit
dem Rüssel haben, sich an denselben bald mehr anschliessen, bald mehr von dem-
selben entfernen, und von vielen für Fühlhörner gehalten worden sind. Ein klei-
ner Einschnitt unterscheidet den Kopf vom kurzen , leicht gefurcheten Brustschiidt',
welcher ohne eine besondere Absonderung mit dem länglichtrunden Hinterleibe
zusammenhängt. Die acht sechsgliedrichten Füsse haben am Füfsblatt , wie die
Krätzmilbe (Fig. 19. b. b.), kleine Bläschen mit Krallen. In der Farbe ist nichts
beständiges. Sie scheint von dem Aufenthalte der Milbe auf verschiedenen Pijaa-
i&eii und Thieren abzuhängen. Gewöhnlich ist sie blakgelblicht, hat sich die Milbe
ab«r
200
aber voll Blut, .gesogen, so fällt vorzüglich der Hinlerleib mehr ins Röihlichte und
Aschgraue. Auf dem Rücken derselben sieht man verschiedene Zierrathen, und
eine gestreifte Einfassung um den ganzen Rand des Hinterleibes. Sie legt eine
Menge Eyer, welche nach Frisch den Läuseevern ähnlich seyn sollen.
In Teutschland sind diese Insekten sehr gemein , und auch in andern Län-
dern unsres Welttheils bekannt. Sie halten sich ebenfalls im Holze , und auf den
Blättern verschiedener Gewächse auf, und gehen von da auf Schaafe und Kühe
über, aufweichen sie überaus grofs und dick zu werden pflegen. Am häuffigsten
bringen sie die Jagdhunde mit aus dem Walde. Auch Eichhörnchen, Erdsckwal-
ben und andere, vorzüglich junge Vögel, werden davon geplagt. Dem Menschen
werden sie oft von diesen Thieren mitgetheilt , aber auch unmittelbar hängen sie
sich leicht an ihn, wenn er zum Beyspiel nur durch das Gesträuche im Walde
sl reift. Jägern, Hirten, Waldarbeitern, besonders Weibern, an deren nackende
Fasse und Schenkel sie sich setzen, sind sie daher wohlbekannt. Sie bohren
sich mit dem Rüssel so tief in die Haut ein, dafs der Kopf gemeiniglich stecken
bleibt, wenn man sie los machen will. Ihr Stich hinterläfst kleine Entzündungen
und öfters einen, mehrere Tage anhaltenden, stumpfen Schmerz. Göze versichert,
dafs sie gleich von der Haut abfallen, wenn man sie mit einem Tropfen Baum-
öl berührt.
64. Die Ruhrmilbe.
Acarus dysenieriae pedibus setis duabus, abdominis ovati posteriore setis quatuor
lon^itudine corporis horizontal] bus. Linn. S. JN. T» I. P. V. p. 2929. n. 17. Ejusd.
Diss. Exanthemata viva (Resp. Nyander) Upsaliae 175 7. in Aiioen. acad. Vol. V.
p_ Q7, Habitat in dolus ligneis, cerevisia acida infectis, inprimis in stillicidio
siphonis vasis , saepe in cantharis ligneis ad rimas aestate , ab hora 10 noctis &d
10 diei supra cerevisiam obambulans, ceterum latitans snb cerevisia in
rimis, hyalinus.
Fabricii Mant, ins. II. p. 373. n. 28. Spec. Ins.
II. p. 490. n. 24. Syst. Ent. p.SM- ». H7.
Müller' s Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 1050,
11. t8- Die Ruhrini Ibe.
Murray, de yermibus in lepra obviis, p. 13.
Dieses nur mit bewaffnetem Auge zu bemerkende Insekt, soll einen glas-
artigen, glatten, eyrunden Körper der am After mit vier borstenartigen Härchen
beseztist, ausserdem aber an jeder Fufsspitze zwey ähnliche Härchen haben, und
sich
201
sich durch diese unb «deutenden Merkmale vorzüglich von der Kasemilbe untei-
scheiden. Linne will es sogar als Ursache der Dysenterie angesehen wissen, wor-
unter er nichts anders , als eine innerliche Darmkrätze versteht. Er erzehlt , dafs
Holunder dreymal hinter einander,- beynahe immer nach acht Tagen, die jedes-
mal geheilte Ruhr wieder erhielt, und als Naturforscher dadurch bewogen wurde,
die Abgänge zu untersuchen. Zu seiner grossen Verwunderung entdeckte er in
denselben Myriaden von Milben, die den Mehlmilben ähnlich waren. Gewohnt
des Nachts öfters aus einem Becher von Wacholderholz zu trinken, untersuchte
er auch diesen, und fand in einer Ritze desselben unzehlige Milben von gleicher
Art. Eben diese Milben entdeckte er nachher auch in andern, und vorzüglich
in solchen Gefässen, worinnen saures oder übernächtiges Bier gestanden war, und
schlofs daher, dafs die Ruhr vom Nachttrinken und von dem Gebrauch solcher
Gefässe herrühre , worinnen saure Getränke aufbewahrt worden sind. Er wurde
in dieser Meinung noch mehr durch die Versuche befestiget, die er mit verschie-
denen Flüssigkeiten anstellte , welche er auf die Milben gofs , um das sie tödtende,
und somit das wahre, seiner Theorie entsprechende Ruhrmittel zu entdecken.
Wirklich fand er, dafs, ausser dem Weingeiste, nichts im Stande war, sie schnel-
ler zu tödten, als die Rhabarbertinktur, woraus er nun die heilsame Wirkung die-
ses Mittels in der Ruhr herleitete. Wie sehr er sich hierinnen geirrt habe, bedarf
in unseren Tagen , wo man mit der Theorie und Heilung der Ruhr ganz aufs Reine
gekommen ist , wohl keines weiteren Beweises. Was aber die eigene Art dieser
Milben selbst betrifft, so glaubt Murray t dafs es damit wohl ähnliche Bewandnifs,
wie mit den Würmern haben möchte, die sich in ungeheurer Menge unter den
Ausleerungen eines an der Ruhr kranken Mädchens fanden. Diese Würmer waren
den im Aussatze befindlichen sehr ähnlich, aber erst aus dem Unrathe des Fufs-
bodens um und unter dem Bette , in das Nachtgeschirr gekrochen. Weit wahr-
scheinlicher ist es daher, dafs Linnees Ruhrmilbe keine besondere Art, sondern
die bekannte, in jene Gefässe zufällig gekommene Mehl- oder Käsemilbe war
welche nach der Beschreibung so sehr mit jener übereinkommt, und die wir da-
her jezt näher kennen lernen wollen.
26 65
202
65. Die Käsemilbe. Tab. XIII. Fig. 18.
Acarus Siro albicius, femoribus capiteque frmigincis , abdomiue setoso. Linn. S. N.
T. I. P. V. p. 2928. n. 15. '-Faun. Sueo. 1975. Amoenir. acad. VII!.. p. 542. —
Habitat in farina, caseo, diutius asservatis.
Blanckard Schouwburg van de Rupsen etc. Tab.
XIV. Fig. A. B.
Blumenbach's Handb. d. N. G. S. 388- Die Kä-
semilbe , Miete.
Bonanni Micrographia cuviosa , F. 112.
Degeer's Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Göze, B. VII. S.
42. n. 3. Tab. V. F. 15. Jlcarits farinae.
FyheM. Nat. Cur. Dec. II. ann. 10. app. p, 34.
Tab. VI. F. 13 — is.
Fabricii Mant. ins. II. p. 373. n. 24. Spec. Ins.
II. p. 4^9. n. 2 1, Syst. Ent. p. 313. h. 16.
Fuefsly's neues Magazin, B. III. S. «8.
Lede r miiller' s mikroskup. Gemüths- Ergötz. S,
6g. Tab. XXXIII. Fig. 2. a.
Leeuwenhoek Epist. 77. Tab. 370. F. 10.
M od e r über die Milben im Mehl, im 36sten Bau-
de der Schwed. Abhandlungen.
Müller's Linn. N. S. d. Ins. B. II. S. 1049. n. 15.
Die K'äsemilbe.
Otioiiiat. Hiit. Nat. P. I. p. 33. Käswurw, Mehl-
wurm,
Diese schon den Alten unter dem Namen Siro bekannte Milbenart, welche
die Franzosen le ciron, la mite, die Engländer the mite, die Holländer Siertje und
Kaasmyt heissen, ist sowohl in Europa, als in Amerika überaus gemein, nach De-
geer noch kleiner, als die Kratzmilbe und kaum mit blossen Augen zu entdecken.
Der Kopf (Fig. 18.) ist rostfarbig, hinten breit, rund, mit zwey hellen Augen ver-
sehen, läuft aber nach vorne schnabelförmig zu und führt einen verborgenen Säug-
rüssel. Der vorne schmale, hinten breite Brustschild geht unmerklich in den lan-
gen Hinterleib über, welcher hinten dick und rund ist. Brust und Hinterleib ha-
ben eine weisse, ins Gelbe fallende Farbe und eine Haut, die, wie Glas, durch-
sichtig ist und glänzt. Doch richtet sich die Farbe nach dem Aufenthalte und ist
daher dunkler bey den Milben, die man im Rockenmehle findet. Auf dem gan-
zen Körper stehen hin und wieder einige steife Haare, wodurch diese Milbe ihre
Gegenwart im Mehle zu verrathen pflegt , weil diese borstenartigen Haare, die fast
länger, als der ganze Körper sind, bey der geringsten Bewegung des Insekts, auch
ringsumher die Mehltheilchen mit in Bewegung setzen. Für die Milbe scheinen
sie den Nutzen zu haben , da(s das mehl sich nicht zu fest an dieselbe anlegt,
und Bewegung und den Zutritt der Luft hindert. Auch die sechs Füsse haben solche
Haare, sind rostfarbig, ziemlich lang und mit zwey Krallen versehen. Sie kriecht
damit sehr schnell, selbst mit einer Beute, die sie weit an Grösse übertrifft.
Am liebsten hält sich diese Milbe an etwas feuchten Orten auf, und kommt,
wo es sehr trocken und warm ist, um. Vom Käse, auf dessen mehlichter Rinde
sie unter dem Mikroskope in unglaublicher Menge sichtbar wird, hat sie ihren
Namen
2.0J
Namen efhalten, Tai Jet sich aber eben so häufflg auch im Reis, auf den Man-
deln, alten gebackenen Pflaumen, Rosinen, Prunellen, trockenen Feigen, dürren
Kleister, und andern trocknen, saueren und fetten Dingen. Unter zwey Pfund
Mehl will Ledermüller zwey Drittel Milben angetroffen haben. Die Müller und Mel-
ber nennen ein solches Mehl lausig und dieses wird es , wrenn es in den Monathen
Junius und Julius nicht täglich einigemal gewendet wird. Es bekommt davon,
einen bittern, widernatürlichen Geschmack, und ist wahrscheinlich der Gesund-
heit nachtheilig. Doch fehlt es uns sowohl hierüber, als darüber an Beobachtun-
gen , ob die in Menge , vorzüglich mit dem Käse verschluckten , lebendigen Mil-
ben, einen besondern Einflufs auf unsere Gesundheit zu haben pflegen? Dafs sie
wenigstens keine Ruhr hervorzubringen fähig sind, beweist die tägliche Erfahrung
an solchen Personen , die keine Mahlzeit beendigen können, ohne den Magen, wie
sie sich ausdrücken , mit Käse zu schliessen , und gleichwohl das ganze Jahr nichts,
weder \oa Diarrhöen, noch Ruhren, wissen.
Giftkanker überhaupt.
Aelianus de animal. L. XVII. C. 40.
Agath ar ch ides v. Phot biblioth. p. 1358. ed.
Panl Stephan 1611. Fol. It. Qeogr. min. edit. Hudson.
Oxon. 169g. Oct. p. 43.
Aristoteles Histor. anim. Lib. IV. Cup. 11. L.
V. C. 4, 8, ' 9- 20, 27. L. IX. C. 1, 39..
Cetti Naturgeschichte v. Sardinien , Th. III. S. 55.
Cuvier Tableau elementaire , p. 470. les Fau-
cheurs.
Diodor. Sic. Biblioth. hist. L. III. p. 114. ed. Ste-
phan, et p. 196. ed. Wesseling.
Herbst, J. F. Natursystem der ungeflügelten In-
sekten, Heft I. Berl. 1797. gr. 4.
Levit. XI. 29. in^y Achbar. I. Sam. V. und VI.
Es xl Vi i7.
Mose Buch III. Kap. n. V. 29, Buch. V. Kap 2X
V. 27.
Nikander theriac. X. 716.
Plinii Hist. n.it. Lib. II. C. 24. Sect. 28 et 29.
L. VIII. C 29. Sect. 43 und 47.
Pallas nordisch. Beyträge, Th. IL S. 345.
Samuel I. Kap. 5 und 6.
Solinus Polyhist. Cap IV. p. iS. et C. XII.
vergl. Salmas. exerc. Plin. p. 100 et 101.
Strabo Geograph. L. XVI.p. r 1 1 8. ed. Almeloven.
Xenophon memorabil. Socrat. Lib. I. Cap. III.
Herbst's seltenen entomologischen Kenntnissen und unermüdetem Forschungs-
fleise verdanken wir die nähere Bestimmung des Geschlechts und die Aufklärung
der Naturgeschichte dieses merkwürdigen Insekts. Daher auch das meiste was
ich hier liefere, im Grunde nur ein kurzer Auszug von dieser Materie aus sei-
nem Meisterwerke ist.
Phalangium , Tetragnathium und Solpuga waren die Namen, unter welchen
dieses Insekt bey den Alten bekannt war. Pallas belegte dasselbe wegen der Ähn-
lichkeit seiner Kinnladen und Lippen mit denjenigen der Skorpionen und seines
übrigen Körpers mit dem der Spinnen, mit dem Namen Skorvionspinncu , Herbst
aber
204
aber wählte vorzugsweise Solpnga oder Gift kau her , zur Bezeichnung des Geachleehts.
Das Gemeinsame, worinnen alle Solpugen oder Giftkanker in Rücksicht der äus-
seren Gestalt übereinzukommen pflegen, ist ein länglichter, von oben niederge-
drückter, wollhaarigter, und schwerfälliger Körper, welcher dennoch eine hüpfende
Bewegung zuläfst. Der Kopf hat, bey den meisten Arten, eine schildförmige Bil-
dung, welche auch Veranlassung gegeben hat, denselben mit dem Brustschilde zu
verwechseln. Er ist sehr hart, vorne mehr oder weniger abgestumpft, hinten aber
herzförmig und umzogen mit einem aufgeworfenen Rande. An seinem vorderen
Theil, welchen man die Stirne nennen könnte, stehen, durch einen unbedeuten-
den erhabenen Zwischenraum getrennt, zwey runde, hervorragende Augen. Statt
der Fühlhörner haben sie nach Herbst vier Fühlspitzen von ungleicher Länge und
Dicke, welche unten am Kopfschilde zwischen den Kinnladen und Maxillen ent-
stehen und in deren hohlen Knopf an der Spitze, der Sitz ihres überaus scharfen
Geruchs liegen soll. Diese Fühlspitzen sind aber von Pallas für Füsse gehalten
worden, wozu ihn wohl die Ähnlichkeit der Solpugen mit den Spinnen berech-
tigte, und sind vielleicht auch wirklich Füsse, weil Standort, Mangel der Fufs-
blätter und Krallen, noch immer nicht den nach ihrer übrigen Gestalt und Richtimg
einleuchtenden Gebrauch derselben widersprechen. An die Stirne schliessen sich
ohne ein besonderes abgesondertes Gelenk, die Frefswerkzeuge an, deren obere
Kinnladen (Tab. VIII. Fig. 8. und Tab. XV. Fig. 2.) mit den durchs Mikroskop
vergrösserten Mandibulen der Skorpionen (Tab. X. Fig. 3.) sehr überein kommen,
ausser dafs leztere ihnen weit an Grösse nachstehen. Dieses ist auch die Ursache
daß? nach Pallas Versicherung mehrere Skorpionen einer Solpuge im Streite un-
terliegen , welche jenen die Schwänze abheilst und sie dann aufzehrt, und dals
dchon eine sehr überlegene Anzahl Skorpionen dazugehört, um eine Solpuge zu
besiegen. Jene oberen Kinnladen (Mandibulae) liegen ganz frey, sind krebsschee-
renförmig, bauchicht und auf den Seiten etwas zusammengedrückt, übrigens rauh-
haarig, mit zwey bogenförmigen, an der innern Seite scharf gezähnten Fingern
versehen, wovon der unterwärts stehende, oder derDaume, beweglich ist. Die
unteren Kinnbacken hingegen sind ganz schwach, oben zusammengedrückt und
sichelförmig. Zwischen denselben und den zwey obern Kinnladen befindet sich-
die Saugstachellippe (Tab. XV. Fig. 2. c), welche an ausgetrockneten Exempla-
ren viel Ähnlichkeit mit der Lippe des Hirschschröters (Tab. XIII. Fig. 1. «.), hat
nur dafs sie stachelförmiger ist. Der mit dem Kopf umnittelbar zusammenhän-
gende ßrustschild ist klein, weich, etwas gegliedert, und leicht für den vordem
Theil
205
Theil des länglichtrunden , aus neun Ringen bestehenden , rauhaarigen Hinterlei-
bes anzusehen. Die nach' den vier Fühlspitzen , oder -wahrscheinlicher Vorder-
fü&sen, folgenden sechs Hinterfüsse, sitzen am Brustschilde, haben an ihren En-
den Fufsballen, und neben denselben zu beyden Seiten eine lange, dünne und
spitzige Kralle. Das hinterste Paar dieser Füsse, welches länger als die übrigen
und daher zur Hervorbringuug des hüpfenden und tanzenden Gangs dieses Insekts
geschickt ist, hat an jedem Schenkel fünf fächerförmige Anhängsel (Tab. VIII. Fig. 7.)
von unbekannten Nutzen , welche aber die Solpuge von allen andern Insekten
auszeichnen.
Schon in den. ältesten Zeiten kannte man die Giftkanker als überaus schäd-
liche und furchtbare Geschöpfe. Moses verbot sie den Israeliten als eine unreine
Speise unter dem Namen Achbar. Der Verfasser des ersten Buchs Samuelis klagte
eben diese Insekten als Ursache einer mit Beulen an den verborgenen Theilen ver-
knüpften Seuche an, womit schon Moses sein Volk als mit einer über dasselbe
von der Vorsehung zu verhängenden Landplage bedrohte. 'Auch die alten Grie-
chen gedenken dieser Giftkanker. „Bedenkest du nicht, sagt Sokrates zum Xeiio-
phoni dafs die Phalangien, welche nicht so grofs, w\e ein Dreyer sind, auch wenn
sie nur den Mund berühren, die Menschen vor Schmerzen ganz ausser sich brin-
gen und der Vernunft berauben? Ja, beym Jupiter, antwortet Xenophon, die Pha-
langien flössen bey ihrem Bifs noch etwas Besonderes (nemlich Gift) in die Wun-
de!" Aristoteles kannte sie wahrscheinlich auch, und gedenkt zweyer Arten beis-
sender Kanker. Agatharchides aber schreibt in seinem fünften Buche vom rothen
Meere. „Nahe bey den Akridophagen , (einer ostafrikanischen Nation, welcher
noch unten bey einer andern Gelegenheit gedacht werden wird) ist eine weite
Strecke Landes , welche vortrefliche Weideplätze enthält , aber ganz verlassen liegt,
und von allen rings, umher wohnenden Völkern unbesucht bleibt. Nicht, als ob
sie vom Anbeginn ohne Menschen gewesen wäre , sondern wegen einer unglaubli-
chen Menge von Skorpionen und Phalangien, welche einige Tetragnathen nennen.
Denn man sagt, diese Art von Ungeziefer habe einst, bey einer langwierigen Re-
genzeit, überhand genommen, und da die Einwohner dieser Landplage nicht Ein-
halt thun konnten , so hätten sie das Entrinnen aus dem Verderben , dem Vater-
lande vorgezogen, und auf diese Art sey jene Gegend von dem menschlichen Ge-
schlechte verödet gelassen worden." Eben dieses erzehlen Diodor von Sicüiea»
Strabo, PUnius und Alianus beynahe mit denselben Worten. Am weitläufigsten un-
ter den alten Griechen handelt jedoch Nikander in seinem schäzbaren Lehrgedichte
lihf-r
20D
über die giftigen Thiere, von diesen Solpugen. Ausserdem aber verdient hier noch
bemerkt zu werden, was Soünus und Cctt.i von den Giftkankem schreiben. Ersle-
rer nennt sie Solifugaet weil sie das Sonnenlicht scheuen und sagt: „Sardinien
ist zwar ohne Schlangen, doch was die Schlange an andern Orten ist, das ist der
Giftkanker für die Sardinischen Ländereyen. Dieses ist ein kleines Thier von der
Gestalt einer Spinne. Es kriecht in verborgenen, und tödtet die Unvorsichtigen.
Lezterer aber fragt: Sind etwa die zwey Arten der Soiifi'ga fabelhaft? Sind sie
nicht in der ganzen Insel bekannt genug? Mufs man nicht zur Heilung ihres Bis-
ses die kräftigen Mittel, Mist und Backofen, ergreiffen? Ist ihr Bus nicht wirklich
tödtlich , wenn die Hülfe ausbleibt , oder schleppt man sich nicht wenigstens le-
benslang mit dem Schaden, wenn man noch gerettet wird?"
Das Vaterland der Solpugen sind die heisseren Erdstriche der alten Welt.
Sie verweilen daselbst am Tage an finsteren , dumpfigten Örtem , wo salzige Feuch-
tigkeiten ausschwitzen, z.B. in Bergwerken , Erdhöien und Abtritten. Des Nachts
aber schleichen sie einzeln herum, suchen Raub, nähern sich daher den Wacht-
feuern der Heere und Caravanen. Ihre gewöhnliche Nahrung sind die Insekten
und vorzüglich die Skorpionen. Sie gehen aber auch den scharfen, alkalischen
Ausdünstungen der Thiere und Menschen nach, und werden daher den stark duf-
tenden und bärtigen Lippen der viel Caviar und gesalzene Fische geniessenden Ko-
saken, und vornemlich den weiblichen Geschlechtstheilen, durch ihre Bisse ge-
fährlich.
Sehr treffend schildert Herbst die Art und Gefahr ihrer Verletzung. „Die
Solpuge hat das fürchterlichste Gebifs unter allen Geschöpfen; nach Verhältnifo
schrecklicher, als der Tieger, das Krokodiil , die Brillenschlange und der Hayfisclu
Die in den Kinnladenscheeren vertheilten Muskeln, treiben die beyden Finger
derselben, wie ein Paar Sägen gegen einander. Sie zerschneidet, zermalmet und
zerreisset daher durch ihren Bifs Fleischfasern, Gefässe und Nerven, und bewirkt
hierdurch eine gefährliche Entzündung. Doch hiermit noch nicht zufrieden , stekt
dieses schreckliche Ungeheuer seine saugstachelförmige Lippe noch in die gräis-
lich zerrissene Wunde und träuifelt in dieselbe ein Gift, wovon ein halber Tropfen
hinreicht, einen ganz gesunden, aber hülf losen Menschen , in wenig Stunden Ver-
nunft und Leben zu rauben." Am meisten schaden wohl die Nymphen und
Männchen der Solpugen, besonders bey schwülen, ihre Vermehrung begünstigen-
n Regenwetter in den Monathen Juuius und Julius. Hiervon, so wie von der
körperlichen Constitution des Verwundeten, und der Beschaffenheit der verlezten
Stel-
»07
Stelle, hangt nothwendig die Verschiedenheit der Gefahr der auf den Soipugenbils
erfolgenden Zufalle ab. Verletzangen der Lippen pflegen Sehmerzen bis zum
Wahnsinne nach sich zu ziehen. Weniger gefährlich sind Verletzungen der Oh-
ren , am gewöhnlichsten und nicht minder gefährlich Verletzungen an den Ge-
schlechtstheilen. Auf leztere erfolgen Beulen , welche allermeist aufbrechen , häfs-
liche Geschwüre bilden, die sich von den venerischen blos durch die sie beglei-
tenden heftigen Nervenzufälle, Convulsionen , Veitstanz, unterscheiden. Nicht
selten ziehen die Solpugenbisse auch den Tod nach sich, welcher entweder plötz-
lich oder langsam zu erfolgen pflegt. Dieses war wahrscheinlich der Fall bey den
Philistern, die nach der Behauptung der Hebräer von einem Thier, welches sie
Achbar nannten und wahrscheinlich eine im mittleren Asien wohnende Solpugen-
art war , gebissen wurden , davon Beulen oder Bubonen bekamen und haufenweise
wegstarben.
66. Die tödtliche Solpuge. Tab. XV. Fig. i. 2.
Solpuga faialis chelis horizontalibus , clypeo Subtriangulari antice latissimo, subdepresso
caualiculato; abdomine depresso undique villoso. Herbsts Natursyst. der ungefliigelten
Insekten. Heft. I. p. 32. n. 1. Tab. I. Fig. 1. und A. — Habitat in Bengala.
Nicander Theriac. 725. (ptiXclyytov xvavtov. | uuginosus grandissimo capite et Tetragnathium capi-
Plinii Hist. nat. Lib. XXIX. C. 27. Araneus la- j tis medio linea alba et transversa altera.
Die gröfste von den zur Zeit bekannt gewordenen Giftkankerarten ist die
tödtliche Solpuge (Fig. i.), welche eine Länge von zwey Zoll und einer Linie hat.
Ihr fünf und eine halbe Linie langer, vorne sieben und ein Viertel, hinten fünf
Linien breiter Kopfschild (d. d.) bildet ein stumpfes Dreyeck , welches in der Mitte
durch eine Läng.sfurche getheilt , übrigens etwas platt gedruckt und am Rande ab-
rundet ist. An seinem vordem und mittleren Theile sind auf einer kleinen, läng-
lichtrunden Erhabenheit die zwey Augen, als zwey schwarze Punkte sichtbar, Von
den an der Stirne oder dem Vordertheile des Kopfschilds artikulirten , horizontal
liegenden Kinnladenscheeren («. a.) , ist die Länge neun, die Breite vier und eine
halbe Linie. Diese mit der Seite ihres beweglichen Daumens auswärts gekehr-
ten Scheeren sind mit steifen glänzenden Borsten besezt und kaffeebraun an den
Spitzen ihrer Finger. Sie bedecken ganz die weit kleineren, flachen, sichelför-
migen und etwas behaarten unteren Kinnladen (Fig. 2. b. b.), in deren Mitte die
ao 8
etwa zwey Linien, lange und nur einer halben Linie breite, sau g.stach eiförmige
Lippe (c), als eine mit feinen Härchen besezte Spitze hervorragt. Weit schmä-
ler als der Kopfschijd , ist der mit dem Hinterleibe unmerkbar zusammenfliessende
Brustschild (Fig. i.), welcher sich blos durch seine kreisförmigen Erhabenheiten
und Vertiefungen auszeichnet. Der Hinterleib ist acht Linien lang und sechs und
eine halbe Linie .breit , etwas platt gedruckt und rauhhaarig. Die vorderen Fühl-
spitzen, oder, nach Pallas, die zwey Vorderfüsse (Fig. i. b. b.), haben vier Glie-
der und eine Länge von zwey Zoll ein und einer Viertellinie, die zwey hinteren
Fühlspitzen , oder das zweyte Paar Füsse (c c), fünf Glieder und eine Länge von
anderthalb Zoll. Alle vier haben nur stumpfe Enden ohne Krallen. Hcrbsts erstes
und zweytes, oder P.allasens drittes und viertes Paar Füsse, sind sechsgliedricht,
ersteres einen Zoll vier Linien, lezteres anderthalb Zoll lang. Das hinterste Paar
Füsse aber ist neungliedricht, hat dritthaib Zoll in der Länge und macht mit sei-
nen Afterschenkeln und Schienbeinen einen nach oben gekehrten stumpfen Win-
kel, wodurch diese Solpuge, Joch minder als die Heuschrecken, zum Springen,
oder vielmehr zum Hüpfen, geschickt ist. Die Anhängsel an den drey Schenkel-
wurzelgliedern der Hinterfüsse, sind anfänglich nicht sonderlich grofs, werden
aber allmälilich unterwärts grösser. Sie sind beynahe ohne Stiel und sitzen ziem-
lich weitläufig auseinander. Übrigens sind alle Füsse , selbst an den Schenkeln,
ziemlich dünne und nehmen gegen die Spitzen der Fufsblätter, welche an den drey
Hinterpaaren Krallen führen, sehr allmählich ab. Die Farbe des ganzen Insekts
ist graugelb und seine Haare sind rostfarbig. Es gehört unter die furchtbarsten
Arten dieses Geschlechts und ist vorzüglich in .Bengalen zu Hause.
67. Die spinnenartige Solpuge. Tab. VIII. Fig. 6 — 10.
Solpuga arachnoides chelis verticalibus, clypeo angusto eonvexo, thorace brevissim©
subtereti, abdomine tereti imdiusculcu Herbsts Natursyst. d. ungefltigelten Insekten.
Heft. I. p. 37. Tab. I. F. 2. — Habitat in Italia Africaque meridionali, Tauria, Persia,
ad Volgae australe littus, morsu dolores atrocissimos, tumores lividos, deliria, rarius-
niortem ciens , molle, luridum , lanuginosum, chelis ventricosissimis.
Aelian's Thiergeschichte, B. III. Kap. 136. B.
XVII. Kap. 40. Tttragnathon.
Bell voyage deRussie, Vol. III. p. 53.
Blumenbach's Handb. d. N. G. S. 389. n, 3-
Fhalougium Arcuieoides.
1. p. 549. "• 10'
Gmelin's Reise durch 'Rufsland , Th.III. S. 484.
Tab. XXXV. P ha taug: um Bychorcho.
Linnaei Syst. Nat. T.I. P. V.p.2945. n. 15. P/ia-
(oHgium arai:eeiäestKche\is dentatis villosis, corpore
oblongo.
Fabricii Maat. Ins. I. p. 347. u. lil Spec. ins. Listers Naturgesob. der Spinaen, S. 223. Die
sjiiri'
209
$pmHenartige Jlfterspinv.e , oder die aller giftigste Skor-
pionspinue.
Müller's Sepp!, und Reg. Band. S. 34t. Phil,
Bychorcko , die Gif S spinne.
Olearii Moskowi tische und Persiche Reisebeschrei-
bung. Schlefsw. Fol. 1656. S. 496.
Pallas Reisen durch Rußland, Th. I. S. 385.
Anh. n. 80. Phalangium Calmucc. Btjchorcho und T\h,
III. S. 650. Ejusd. Spicil. Zool. Fase. III. F. 7 9.
Die langhaarige , hlichtt giftige , wilbenfürtnige Skorpion-
spinnt. Desselben neue nordische Bey träge, Th. II.
S. 345.
Petiverii gazopbylacium Catal. 410. Tab. 85.
F. 9. Proscarabaeoides capensis, pedibus plumosis.
Sc4iaw V»yage, T. I. p. 335.
Nach Pallas Vermuthang ist gegenwärtige Solpuge das giftige Infekt der
Libischen Wüste, welches unter dem Namen Boola-Kaz, oder Bula-Kas bekannt
ist, und Schaw für Aelians Rhax hallt. Auch scheint Alians Tetragnathon, wovon
er erzehlt, dafs es eine ganze Stadt entvölkert habe, eben diese spinnenartige
Solpuge zu seyn. Die Perser kennen sie unter dem Namen Enkurek; die Kalmük-
ken unter den Namen Bö- Chorchoi, Zauberwurm, Mandschi- Bö- ChorcJioi, gemei-
ner Zauberwurm , Mandschi- Abagai, gemeines Grofsmütterchen; die Kirgisen aber
unter dem Namen Kara- kurt- Bie. Sie ist viel kleiner als die tödtliche Solpuge
das Männchen (Tab. VIII. F. 6. 7.) nemlich achtzehn, das Weibchen (Fig. 10.) aber
fünf und zwanzig Linien lang, weichlich, gelbgrau, fein behaart, und ihr gan-
zes Aussehen zurückschreckend und giftig. Der Kopfschild (Fig. 6.) ist dritthalb
Linien lang, vorne zwey und drey Viertel, hinten zwey Linien breit, am vordem
und dicksten Theil abgestuzt ., am hintern eyrund , oben hochgewölbt , in der Mitte
durch einen leichten Eindruck getheilt, überhaupt hartschalichter als der übrige
Körper. In der Mitte des Vorderrands stehen beym Weibchen auf einer dunkel-
braunen Erhabenheit, beym Männchen aber ohne Erhöhung dicht nebeneinander
zwey schwarze Augenpunkte. Die breiten, bauchichten Kinnladenscheeren haben
eine vertikale Lage, sind etwas zusammengedrückt, hornartig und ganz behaart.
Jede besieht aus einem obern, kurzen, und einem untern, beweglichen Fin»er
(Fig. 9.). Beyde sind bogenförmig und an der innern Seite gezähnt. Bej^m Weib-
chen betragt ihre Länge nicht über vier und ihre Breite nicht über zwey und eine
halbe Linie. Ohngeachtet Pallas an den Spitzen der Scheerenfinger nicht die
Giftöffnungen, wie am Skorpionstachel, Vipernzahn und an den Fangklauen der
Spinnen entdecken konnte; so vermuthet er doch, dafs im Grundtheile der Kinn-
ladenscheeren das Giftbehältnifs verborgen , und in dem Winkel zwischen den
beyden Scheerenfingern die GiftöfFnung zu suchen sey, aus welcher längs der
zwischen den Zähnen der Scheerenfinger befindlichen, kleinen Rinne das Gift
während des Bisses in die Wrunde fliesset. Eben so wahrscheinlich kann aber
auch die Solpuge durch die ein und drey Viertel Linien lange, und eine halbe Li-
27
nie
210
nie breite Saugstachellippe (Fig. 8. a. ) das Gift in die mit den Scheeren gemachte
Wunde ergiessen. Die unteren Kinnladen haben nichts Auszeichnendes , sind
zwey Linien lang und drey viertel Linien breit. Das Brustschild ist sehr kurz,
schmäler als der Kopfschild und etwas zusammengedrückt. Der zehn und eine
halbe Linien lange und eine halbe Linie breite , länglicht - runde , weichhäutige
und wenig behaarte Hinterleib hat neun Einschnitte, oder Ringe, an deren lezten
die Afterritze deutlich zu sehen ist. Beym Weibchen (Fig. 10.) ist der erste Bauch-
ring etwas gespalten und mit einer Öffnung (b.) unter jener Spalte versehen, durch
alle übrige Ringe aber lauft in der Mitte eine Furche. Beym Männchen hinge-
gen ist der erste Bauchring unten nur wenig getheilt und keine Hohle zu entdek-
ken , hingegen sieht man am Rande des zweyten und dritten Rings eine gekerbte,
hornartige Querlinie, unter welcher eine mit zwey Warzen versehene Öffnung ist,
die kaum eine Borste einläfst. Die vordem Fühlspitzen oder Pallasens Fangarme
(Fig. 7. h. b.) sind dreygliedricht , am Ende mit einem stumpfen Ballen versehen,
einen Zoll lang und eine Linie dick , das zweyte Paar Fühlspitzen , oder die Fühl-
arme ( c c), sind jenen ganz ähnlich, nur dafe sie dünner und kürzer, nemlich
acht Linien lang und kaum einer halben Linie dick sind. Stärker als diese Fühl-
und Fangarme sind die am Brosts childe befestigten, ziemlich hartschaalichten , mit
weichen, zarten Milchhaaren und dazwischen mit Borsten besäeten sechs Lauffüsse,
wovon das erste Paar (Fig. 7. d. d.) neun Linien lang und eine halbe Linie breit,
das dritte Paar sechszehn Linien lang und drey Linien breit ist. Alle diese Füsse
haben sechsgliedrichte Fufsplätter und am Ende zwey Nägel an einem gespaltenen
Balln, das lezte Paar die diesen Insekten eignen Anhängsel an den Schenkeln,
welche ziemlich klein und gestielt sind.
Überaus grols ist die Bewegfertigkeit dieser Füsse, indem die Solpuge in
einem Augenblick an dem ihr vorgehaltenen Stock hinanlauft und den Menschen
in die Hand beifst. Geht sie ihrer Nahrung nach, die hauptsächlich in Spinnen
und andern weichen Insekten besteht ; so hält sie ihre vier vordersten klauenlo-
sen Fühlfüsse beständig halbaufgerichtet voraus und bewegt sie hin und her. So-
bald sie auf etwas stöfst, was ihr zum Raube dienen kann , so schiefst sie mit Hef-
tigkeit zu, schlägt die Kiunladenscheeren ein, zerfleischt und verzehret so
die Beute.
Ihre Vermehrung mufs sehr beträchtlich seyn. Pallas schäzte die Anzahl der
Eyer, die er im Monath Junius im Leibe eines Solpugenweibchens gefunden hatte»
äuX einige Hundert und fand im August schon ziemlich erwachsene Junge. Wahr-
schein-
'Mt
schelnlich erreicht also dieses gefahrliche Insekt schon in Jahresfrist seine ganze
Vollkommenheit und ist daher fähig durch seine Menge unter Menschen und Thie-
ren ausserordentliche Niederlagen anzurichten. Aber auch hier wufste die für die
Erhaltung des Gleichgewichts unter allen lebenden Wesen stets besorgte Natur,
ein Mittel zu finden , dem nicht beabsichtigten Schaden dieses Ungeheuers Einhalt
zu thun. Sie gab ihm ein so zartes Leben, dafs es von der unbedeutendsten
Wunde, die ihm ein giftloses Insekt beybringt, ja sogar von einem Nadelstiche
sogleich ohnmächtig wird, und unter leichten Zuckungen hinstirbt.
Man findet die spinnenartige Solpuge nicht über den fünfzigsten bis ein und
fünfzigsten Grad der Breite, südwärts aber scheint ihr die Natur keine Gränze ge~
sezt zu haben ; denn sie verbreitet sich vom wärmeren Asien über ganz Afrika bis
an das südliche Vorgebürge. Zuerst findet man sie in der Krimmischen Steppe,
zwischen dem Dnieper und Don , und auf der krimmischen Halbinsel selbst. Um
Asof und Taganrok ist sie in den Steppen so gemein, dafs die, seit dem lezten
Kriege Rufslands mit den Türken in diese Örter gelegten russischen Besatzungen sie
genug haben kennen lernen. In der ganzen salzigen, dürren und leimichten Steppe
vom Don bis an die Wolga und das kaspische Meer, ferner zwischen der Wolga
und dem Jaik oder jetzigen Uralflufs, und jenseits desselben in den kirgisischen
Steppen bis an die Bucharey und das altaysche Gebürge hin , ist diese Solpuge
ebenfalls einheimisch und den Steppenvölkern, die bey ihrer Lebensart ihren Ver-
letzungen täglich ausgesezt sind, so bekannt, als fürchterlich. Gewöhnlich -hält
sie sich in Erdlöchern und schilfigten Gründen auf, und lauft auch am Tage zwi-
schen dem Schilfe herum. In der um Taganrock am asowischen Meere sehr schil-
ligten Gegend wird sie daher mit dem Schilfe , welches man sich zur Feuerung be-
dient, sehr oft in die Hütten gebracht. Auch schleicht sie sich einzeln in die
Häuser und Keller, und Pallas selbst hat sie auf seiner Steppenreise 1773 einmal
in seinem Zelte an den Kleidern bemerkt, seine Begleitung aber einige dersel-
ben getödtet, ehe sie Schaden thun konnten.
Bey Tage verweilt sie in ihren Schlupf winkeln in den Erdritzen und von
andern Insekten verlassenen Höhlen. Diese Vorsicht macht ihr überaus weichli-
cher Hinterleib nothwendig, mit welchen sie den Stichen der auf den Steppen her-
umschwärmenden Raubwespen und den Verfolgungen der Vögel bald unterhegen
und ihr ganzes Geschlecht bald ausgerottet seyn würde. Am Abend aber, vor
oder nach Untergang der Sonne , wenn der gröfste Theil ihrer Feinde schon zur
Ruhe ist, kommt sie aus jenen Schlupfwinkeln hervor^ und scheint sich in den
Step-
212
Steppen durch den Schein von Feuer und Licht anlocken zu lassen , und deswe-
gen sich vorzüglich bey Karavanen einzufinden. Doch entgeht sie dabey nicht
immer den Verfolgungen einiger nachtlicher Weile auf sie laurenden Feinde, wo-
zu besonders eine grosse Art schwarzer, gut geharnischter Raubkäfer und die beis-
sende Skolopender (Tab, XI. F. 1 1.) gehören. Ohne diese Feinde, schreibt Pallas,
würden sich die Solpugen vielleicht dergestalt vermehren , dafs kein Mensch , und
wenig Thiere , auf den Steppen vor ihren Bissen sicher wandeln könnten.
Wegen der grösseren Kinnladenscheeren ist vermuthlich der Bifs der männ-
lichen Solpuge gefährlicher, als der der weiblichen. Doch erfolgen ihre Verlet-
zungen immer nur zufällig, es sey nun, dafs man ihnen unversehens zu nahe
kommt, wenn sie z. B. auf dem Nachtlager kriechen, oder sich in die Kleider
verkrochen haben u. s. w. und dann gedrückt oder sonst gereizt werden: oder
dafs man sie vorsezlich reizt. In lezterem Fall setzen sie sich mit einer Wuth zur
Gegenwehr die in der That ausserordentlich ist und Bewunderung verdient. Sie
erregen zugleich durch das Aneinanderreihen ihrer Kinnladenscheeren eine Art von
Gezwitscher, und sind in lauter heftigen und grimmigen Bewegungen. Beissen sie
wirklich, so entsteht im Augenblicke des Bisses ein unbeschreiblich heftiger Schmerz,
den einige mit dem Schmerze von dem Stiche mit einer glühenden Nadel vergli-
chen haben. Schlafende Personen schrecken davon mit lautem Geschrey auf, und
Empfindliche fallen in Ohnmacht. An der gebissenen Stelle zeigen sich so viele
kleine Wunden , als' die Kinnladenscheeren Zähne haben , und es erhebt sich eine
utark entzündete, überaus schmerzhafte Geschwulst, die oft vier bis fünf Zoll im
Durchschnitte hat. Dabey sind die Augen des Verwundeten erhizt, der Puls voll
und geschwind, der Durst heftig, Beängstigung, Unruhe, Kopfschmerzen und
brennendes Reissen im leidenden und geschwollenen Theile, und der Kranke, bey
verzögerter Hülfe, meistens ein Opfer dieses schrecklichen Ungeheuers. Kein
Wunder ! wenn selbst die Kalmücken von ihnen so sehr in Furcht gesezt sind,
dafs sie sich gleich aus der Gegend entfernen , wo sie eins dieser Insekten erblickt
haben, und wenn sie einer ungewöhnlichen Überhandname dieser Solpugen, sie
erfolge nun aus Mangel ihrer natürlichen Feinde, oder aus einer ihrer Vermeh-
rung begünstigenden Witterung, die Bewohner ganzer Ortschaften und Gegenden,
durch die Gefahr, welcher sie täglich, ja stündlich ausgesezt sind, endlich bewo-
gen werden, ihre Wohnplätze zu verlassen, wie dieses von der am Kumafluls
sonst blühenden tartarischen Stadt Madshary, von welcher noch die merkwürdi-
gen Ruinen zu sehen sind, eine alte Sage bezeuget.
AU
fu$
Als ein Mittel sich im Schlafe vor den Solpugenbissen zu sichern, emp fielt
Pallas, dafs man einen noch neuen haarichten Filz von Schafwolle, unter seinem
Lager auf der Erde ausbreite, oder einen aus Pferdemähnen geflochtenen Strick,
in einen geraumen Kreis um sich her auf den Boden lege. Lezteres Mittel hat er
selbst bewährt gefunden , als er sich in Zarizyn aufhielt , wo die Solpugen häuffig
vorkommen , und sich bis in die Festung verlieren. Hier legte er einsmals einen
Haarstrick im Kreise auf einen Busch* und lies eine mit der Insektenzange gefan-
gene Solpuge innerhalb des Kreises laufen. So oft aber das Insekt mit den Fühl-
armen an die hervorstehenden Haare des Stricks stiefs , stuzte es und lief zurück.
Zur Heilung bestreichen die Kalmücken die Wunde mit der Milch einer jun-
gen Frau, die vor der Ehe keusch gelebt hat und im ersten Kindbette ist, oder
*ie hauen, wenn diese nicht zubekommen ist, ein schwarzes Thier, es sey Hund,
Katze, u. s. w. lebendig auf, reissen Herz und Lungen heraus und. legen diese
Eingeweide auf die Wunde. Abgerechnet das Abergläubische in der Behandlungs-
art der Kalmücken, so können ihre Mittel, als ölichte Bähungen, allerdings Nuz-
zen leisten. Weit vorzüglicher ist aber dasj vom Pallas empfohlene Verfahren.
Es wurde nemlich an der gebissenen Stelle gleich etwas mit Kupfer gesättigtes
Baumöl warm eingerieben, die Geschwulst gut scarificirt, mit dem Öle nochmals
bestrichen und mit Diachylonpflaster bedeckt, am Arme Ader gelassen, und von
einer aus Weinessig, Zucker und Kampfer bereiteten Mixtur alle zwey Stunden
ein EfslöfFel voll gegeben, wobey das Bestreichen der kranken Stelle mit dem Öle
alle drey Stunden wiederholt wurde. Auf den Gebrauch dieser Mittel liessen alle
Zufälle merklich nach , und der Kranke war nach dreymal vier und zwanzig Stun-
den wieder hergestellt.
68- Die afrikanische Solpuge. Tab. XV. Fig. p
Soipuga africana chelis verticalibus ovato compressis , clypeo cordato, latius marginato,
canaliculato, thorace brevi, lato, obcordato , abdomine ovato, subtrigono , hirsuto.
Herbsts JNatursyst. der ungeflügelten Ins. Heft I. d. 44. n. 5. Tab. II. F. 2. —
Habitat in Africa australi.
Aelians Thiergeschichte, Buch XVII. Cap. 40.
Agatharchides de mari rubre, Lib.V. $«X«'y-
ymv Ttrg«.yvx5ov,
Petiverii gazophylacium , Tab. XII. Fig. I. Tab.
LXXXV. F. 9. Proscar ubaeoides capensispedibusplumosis.
Plinii Hist. Bat. Lib. VIII. Sect. 43. Soipuga.
Lib. XXIX. Sect. zf.
Valentins Kunstfcammer, Th. II. Tab. XXXIV.
Fig. 5.
Von
e*4
Von dieser sich im mittägigen Afrika aufhaltenden Solpuge haben wir,
ausser der unvollständigen Nachricht, die uns Agatharchides davon hinterlassen
hat, und ausser Petivers hier entlehnten Zeichnung, zur Zeit keine nähere Kennt-
nis. Es ist hieraus zu vermuthen, dafs dieses, seiner ganzen Bildung nach, ge-
wifs sehr gefährliche Insekt, wenigstens nicht nahe bey der Kapstadt häufig vor-
kommen kann, weil es sonst sicher bekannter und in den holländischen Cabinet-
ten nicht so selten seyn würde. Es ist beynahe so grofs, als die tödtliche Sol-
puce, hat einen herzförmigen Kopfschild , mit zwey grossen Augen an der Stirne,
einer in der Mitte durchlaufenden Furche, und einem breiten Band, der mit PU*
nius Schilderung des giftigen Tetragnathiums sehr übereinkommt. Die vertikal
stehenden Kinnladenscheeren , sind am Vordertheile durchbrochen, spitzig, und
an den Seiten zusammengedrückt. Der Brustschild ist kurz, vorne schmal und
hinten breiter als der Hinterleib, lezterer ziemlich lang, länglichrund, beynahe
vierseitig, am Ende mit drey Spitzen versehen und mit kurzen Haaren überwach-
sen. Die Schenkel derHinterfüsse sind an beyden Seiten gemahnt, verrathen aber,
wie die ganze Figur, und vorzüglich die übrigen Füsse, den ungeschickten und
ohne alle entomologischen Kenntnisse arbeitenden Zeichner.
Wegen seiner beyden Doppelscheeren verdient gegenwärtige Solpuge am
meisten den Beynamen Tetragnathon, und es ist wahrscheinlich, dafs es dieselbe
ist, welche, nach Aelians Erzehlung, durch ihre starke Vermehrung in Verbindung
mit den Skorpionen , die Bewohner einer Stadt am See Arrharan in Indien vertrieb,
an deren Stelle man gegenwärtig nichts als eine Wüste antrifft.
Phalangien überhaupt.
Clerk, C. Aranei Suecici descriptionib.us et figu-
ris illustrati. Stockli. 4. 1757- P- "3- Schwedisch
SoHii-allas.
Dresdner Magaz. IL S. 49g. Spring 'spinnen.
Herbst's Natursyst. d. ungeflügelten Insekten.
Heft 1. S. 6;,. t'kiil.uigiin.
Jmpeniti (Feirandi) hisror. natur. 4. Colon. 1695.
p. öoi. oio. Phalangium , genus araneae venenatae.
Jonsronii Hist. Ins. p. 137. de Phalangiis. Noxi
Phalangia dieuntur, a <£u\xy$-, quod digitomm in-
ternodiuin significat.
L i n naei Syst. Nat. T. I. P. V. p. 2942. n. 267.
Phalangium.
Listers Naturgesch. d. Spinnen v. Göze, S. 193.
Spriiigspivnen.
Müller' s Linn. N. S. d. Im. B. IL S. 1059.
Krtbsrpitmm*.
Oiioinat. Hist, Hat, P. VI. p. 420. /}fterspim:en.
P I i n i i Hist. Nat. Lib. XI. Cap. 24. Lib. XXIX. C. 4.
Phalangien werden diese Insekten wahrscheinlich wegen der langen Glie-
der ihrer Füsse, und Afterspinnen wegen ihrer Ähnlichkeit mit den Spinnen ge-
nannt.
8»i
■
nannt. Plinius} der einen Unterschied zwischen unschädlichen und schädliche«
Spinnen machte, belegte leztere mit diesem Namen. Andere alte und neuere
Schriftsteller haben sie ebenfalls mit den Spinnen, vorzüglich aber mit den Sol-
pugen verwechselt. Von lezteren unterscheiden sie sich jedoch dadurch, daß» sie
keinen abgesonderten Kopf haben, und die Augen und Frefswerkzeuge vorne auf
der Brust führen , von ersteren aber durch ihre langen fufsähnlichen Frefsspitzen
oder Palpen, und durch ihre weit längeren Beine.
Der Brustschild der Phalangien hat meistens eine runde, flache, fast nie-
renförmige Gestalt und einen schmalen Rand , der ihn , bis auf den Vordertheil,
ganz umzieht. Lezterer ist der gewöhnliche Standort der vier Augen, wovon
zwey dicht neben einander in der Mitte des Vorderrandes, und zw ey mehr seit-
wärts stehen. Alle Phalangien haben Palpen und Maxillen , ohne Kinnladen und
Lippen zu Haren Frefs Werkzeugen. Die Palpen, wovon auf jeder Seite der Maxil-
len eine steht, sind lang, dick, dornig und bestehen aus vier Gliedern , wovon
das erste kurz und dick, das zweyte und dritte sehr lang, das vierte wieder kür-
zer, domicht* und am Ende mit einer langen, scharfen, zugespizten Klaue ver-
sehen ist. Viele haben diese Palpen blos für Fangwerkzeuge gehalten, sie schei-
nen aber ausserdem noch die Bestimmung der Palpen anderer Insekten zu haben,
nemlich das Futter zum Munde zu führen, und es während des Fressens festzu-
halten. Ihre verschiedene Länge, ihre glatte oder stachlichte Beschaffenheit be-
stimmt fast nur allein die einzelnen Arten dieses Geschlechts. Die Maxillen ste-
hen in der Mitte vor dem Brustschilde neben einander, sind kurz, hornartig, zu-
sammengedrückt und bilden am Ende eine scharfe Klaue. Hinter den Palpen fol-
gen die zwey Vorderfüsse, oder Herbsts Girren, welche von den sechs übrigen
Füssen dadurch abweichen, dals sie ungleich dünner sind, und nur aus vier Glie-
dern bestehen, wovon das lezte überaus lang und aus einer Beihe allmählich an
Grösse abnehmender, kleiner Glieder zusammengesezt ist, wodurch es das Anse-
hen der Fühlhörner anderer Insekten erhält und wahrscheinlich auch ähnliche Be-
stimmung hat. Die hinter diesen Girren am Brustschilde eingelenkten sechs wah-
ren Füsse bestehen aus mehreren Gliedern von ungleicher Grösse, wovon das Schien-
bein bey den meisten Arten noch einmal durch ein Gelenk getheilt ist. Der Hin-
terleib ist eyrund aus vielen Bingen zusammengesezt , die sich übereinander schie-
ben lassen.
Alle alten Schriftsteller haben den Bifs der Phalangien für sehr gefährlich er-
klärt und ohngeachtet in den neuen Zeiten die Naturgeschichte dieser Insekten
nn. }<
2IÖ
noch wenig Aufklärung erhalten hat, so berechtigt schon ihr ganzer Körperbau
und die starken Waffen , womit sie versehen sind, sie für giftige Insekten zu hal-
ten, und die Erfahrungen die man von einigen Arten derselben hat, sie wirklich
darunter zu zählen.
69. Der Bücherskorpion. Tab. VII. Fig. 20 — 23.
Phalangium cancroides abdomine obovato depresso, chelis laevibus, digitis pilosiv
Linn. Syst. Nat. T. I. P. V. p. 2944. n* 4« Fa"n- Suec. 1968. Iter oel. 24. Acartts
cancroides. — Habitat in Europae suffocatis , umbrosis, cistis , cellulis mepbiticis,
retrogradus, termitibus, acaris victitans, herbariis invisum, cutem quoque iutrans,
summo cum dolore papulam pisi magnitudine excitans.
Alb in of Spiders p. 56. Tab. XXXVI. F. 181.
Aldrovandi de Insectis , p. 227.
Beckmanns Anfangsgr. d. Naturgesch. S. 118.
Berlinische Sammlungen, B. VII. S. J88- Der deut-
sche Skorpion.
Blumenbachs Handb. d. N. G. S. 3 8 9- n. l. Der
ßiieherskorpion.
Bonnets Abhandl. aus der Insektologie , S.352.
Clerk Aran. Snec. PI. VI. Tab. X F. I. 2.
Cuvier Tableau e'Ie'mentaire, p. 470. le Scorpion
des Ihres.
ü egee rs Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Göze, B. Vll.
S. 138. n. i. Tab- XIX. Fig. 14. 15. Faux - Scorpion
d'Europe, der europäische Bastardskorpion.
Eberhards Thiergeschichte. S. 225.
Fabricii Mant. ins. I. p. 348. n. 8 Scorpio ab-
domine ecaudato ovato depresso fusco. Spec. Ins. 1.
p. 551. n. 7. Syst. Em. p. 400. n. 7.
Frisch's Beschreib, v. allerl. Ins. in Deutschi. Th.
VUI. S. 3. Tab. I. Die Ritzen spitffte.
Fwefsly's Verz. Schweiz. Ins. n. 1189.
Gleichen, Supplem. seines Neuesten aus dem
Reiche der Pflanzen, Tab. VIII.
Geoffroy Hist. des Ins. II. p, 618.11. i. le Scor-
pion - arwignfe.
Gt schichte der Optik , S. 480. Der Lätisekönig.
Geslieri, C. Historiae Insect. libellus , qui est de
Scorpione, p. 3. Vinula.
Hannover. Magazin 1774. S. 1460.
Hooke, R. Micrographia, Tab. XXXUI. F. 2.
Leske's Anfangsgr. d. Naturgesch. I. S. 437. n.2.
Mal ier's Linn. N. S. d. Ins. B. II. S. 1O62. n. 4.
Tab. XXX. F. 4. Die Skorpionspinne.
Mülleri Faun. Fridr. 11. .81 5. Zool. Dan. Pr. n.
2293.
Naturforscher Stück III. S. 77. Der Bücher skorpion.
Neuer Sehcutplatz d. Nat. I. 1028. VIII. 56.
Onotnat. Hist. nat. P. I. 36. VI. 42I. Die Skorpion-
spimie.
Rbsel's Insektenbel. Th. III. S. 36 1. Tab. LXIV.
Der kleinste Skorpion.
Scaliger, J. C. Exotericarum exercitationum ti-
bri quindetv de subtilitate. Exercit. CXCVI.
Schaefferi Eiern. Entom Tab. XXXVIII. Icon.
Ins. Ratisb. Tab. CXXXIV. F. 3.
Sc h w am m er d am m's Bib. d. Nat. S. 24. Der
kleinste in Holland wohnende Skorpion,
Scopoli Entom. carniol. 1067.
Seba Thesaur. T. I. Tab. 70. F. 11. Der aüerkfen-
ste in Holland wohnende Skorpion,
Der Name Skorpion kommt diesem Insekte (Fig. 22 und a3.) sehr uneigent-
lich zu, da ihm Schwanz und Stachel fehlen, und es im Grunde nichts, als che
Scheeren mit ihm gemein hat. Wegen seines Aufenthaltes in engen Ritzen haben
es daher andere Miezenspinne genannt, welche Benennung in soferne passender zu
sevn scheint, da es wirklich unter die Afterspinnen oder Phalangien gehört.
Doch ist es unter dem Namen Bücherskorpion am meisten bekannt. Wenn es
seine
seine Scheeren zusammenzieht und an den Körper anschliefst, so lassen es Grösse
und Gestalt beym flüchtigen Überblick sehr leicht mit einer Bettwanze verwech-
seln. Es hat aber nicht, wie diese Wanze, einen vom Brustschilde deutlich ab-
gesonderten Kopf; sondern Kopf und Brustschild bestehen zusammen aus vier Rin-
gen, wovon der am Hinterleibe anschliessende, der breitste und längste ist. die
drey übrigen aber nach vorne allmählich abnemen. Am vordersten kürzten und
abgerundeten Ring, sind nach Degcer die zwey Augen, als ldeine erhabene, hell-
gelbliche Punkte sichtbar, in seiner Mitte aber ragen die zwey kurzen , behaarten
Maxillen hervor. Zwischen dem ersten und zweyten Ringe sind zu beyden Seilen
die langen, sechsgliedrichten Palpen eingelenkt, deren leztes und gröfstes Glied den
Scheeren unsres gewöhnlichen Flufskrebses vollkommen ähnlich sieht, und nur
darinnen von ihnen abweicht, dafs , wie bey den Skorpionen, der äussere Finger
der bewegliche ist. Der eyrunde, ziemlich breite und etwas platt gedruckte Hin-
terleib bestehet aus eilf Ringen, welche so übereinander liegen , dafs die hervor-
stehenden Ecken der mittleren Ringe zu beyden Seiten einen gezähnten Rand
bilden. Die unten am Brustschilde eingelenkten acht Füsse sind sechsgliedricht
und haben am Ende etwas behaarte Klauen. Wie der Krebs kriecht dieses Insekt
sowohl vor- als rückwärts und seitwärts, mit ziemlicher Geschwindigkeit, und be-
wegt dabey seine beyden Palpen , wie zwey Sensen , immer hin und her. Es hat
im ganzen die rothbraune Farbe der Wanzen , nur sind die acht Füsse heller und
fallen mehr ins Gelblichte, die zwey Palpen aber sind hellroth. Das Weibchen
ist dem Männchen vollkommen gleich, und unterscheidet sich blos durch die
Dicke des Hinterleibes. Es legt nach der Begattung seine weissen, ins Grüne und
Braune spielenden Eyer auf ein Häufchen (Fig 20.) beysammen, welches unter dem
Vergrösserungsglase (Fig. 21.) wie eine unreife Holbeere erscheint.
Das Vaterland dieser Bücherskorpione ist beynahe ganz Europa, vorzüglich
aber in südlichen Gegenden. Der Kälte ungewohnt , erstarren sie gleich in einer
etwas rauhen Luft. Sie halten sich daher auch meistens in alten Büchern und an-
dern bestaubten Papieren, in lange verschlossenen Schubladen und Schränken,
in Holzritzen und unter den Rinden der Bäume verborgen , nähren sich daselbst
von Staubläusen und andern kleinen Insekten , die sie mit ihren Palpenscheeren
fangen und zum Munde führen. Gelangen sie an den menschlichen Körper, so
pflegen sie bisweilen in die Haut einzubohren und Pusteln von beträchtlicher Grösse
mit heftigem Schmerz des ganzen Gliedes zu veranlassen.
28
TO.
2.8
70. Die Milbenspinne. Tab. VIII. Fig. I — 3.
Fhalarigium acaroides abdomiue cylindrico, cbelis laevibus, capite appendieulato. Linu.
Syst. Is'ar. T. I. P. V. p. 2944« n. 5. — Habitat in Americae meridionalis suffocatis,
morsu peiiculoso. cancroidi simillimum, sed duplo majus, flavescens,
chelis ovatis.
Degeers Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Gö'ze, B. VII.
S. 137.11. i.. Tab. XLII. F. I — 5. Ckelifer americamis,
Faux - Skorpion d'jlinerique , der amerikanische Bastard-
skoipion.
Fabricii Mant. ins. I. p. 348. n. y. Spec. Ins. I.
p. 552. n. s.
Müllers Linu. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 1062.
D. 5. Die Milbenspinne.
Onomat.Hist.nat.Y.yi. p. 420. Die Milbenspinne.
Mit dem Bücherskorpione kommt gegenwärtiges Insekt (Fig. 1. 2.) der Ge-
stalt nach sehr überein, nur ist es noch einmal so grofs, als ersterer, nemlich vier
Linien lang und beynahe anderthalb Linien breit. Sein vom Brnstschilde durch
einen leichten Qnereinschnitt unterschiedener Kopf, hat nach Degeers Beschrei-
bung vorne zwey kleine gezähnelte Sägen oder Maulscheeren (Fig. 5.) , an den oben
convexen Brustschilde selbst aber , sollen vorne die zwey langen , aus fünf Glie-
dern bestehenden , krebsscheerenförmigen Palpen artikulirt seyn , deren innerer
Finger beweglich, der äussere hingegen unbeweglich ist. Das nächste Glied an
der sehr bauchigten Scheere (Fig. 2.) hat an der Innenseite einen dicken koni-
•chen Höcker, alle Glieder aber sind mit Haaren besezt. Sowohl diese Palpen,
als Kopf und Brustschild sind rothbraun, der lange walzenförmige Hinterleib aber
ockergelb. Lezterer besteht aus eilf Piingen , wovon jeder oben und unten mit
einer hornartigen, lichtgelberen Querhinde eingefafst ist, welche alle durch eine
längs der Mitte des Rückens und zwey längs den beyden Seiten des Hinterleibes
fortlaufenden Binden unterbrochen werden. An den abgerundeten Ende des Hin-
terleibes sieht man noch eine kurze runzlichte Röhre , welche vielleicht der After
ist. Die acht Füsse aber sind von denen der vorhergehenden Art-wenig verschie-
den. Man trifft diese Phalangen vorzüglich in den mittägigen Gegenden von Ame-
rika an, wo sie uegenihres gefährlichen Bisses bekannt sind.
71. Das Phalangium mit halbmondförmigem Brnstschilde.
Tab. VUI. Fig. 4. S- und Tab. XV. Fig. 4—6.
Pha!n/tgiu?n lunatum brachiis longissimis apice spinosis, thorace reniformi. Linn.
Svst. Nät. T. I. P. V. p. 2945. n. 14. — Habitat in America meridionali.
Fabricii Mant. Ins. I. p 347. n. 10. Spec. ins.
1- f' .<-t(J- "• 9* £i'tomol. einenUau 11. p. <\ ja. a> 3.
Tarantiila palpis longissiniis apice spinosis, thorace
reniformi.
Herbsts
P.igf
Herbsts Natursyst. d. ungefl. Ins. Hett I. S. 71.
Tab. III und VT. Pkalatigiv.m ttmatum.
Listers Natiirgesch. der Spinnen, S. zu. Die
surhidmisehi Skorpionspinnt mit halbmondförmigen Brust'
schild und den längsten Fattganner.
Pallas Spicilegia Zoologie» Fasdcal. IX. p. 3 5«
Tab. III. F. 5. 6. Vhafnngium lunatum, nach des Verfas-
sers eigener UebersetzuntrSamml. JX. S. 46. Dif lang»
ariuige Skorpionspiunr mit halbmondfdt viigen Brustschild.
Sebae Thesauf. Tom. IV. Tab. 99. F. 13. Speciee
aranei perquain rara.
Die Grösse dieses Insekts scheint sehr verschieden zu seyn und läfst sich
daher nicht genau angeben. Pallas, der wahrscheinlich das Männchen (Tal). VIII.
F. 4.) abbilden liefs, giebt die Lange des ganzen Körpers von den Mamillen bis
ans Ende des Hinterleibes zu eilf Linien an, nach Herbsts Abbildung (Tab. XV. F. 4.)
aber, welche wahrscheinlich das Weibchen vorstellt, beträgt sie wohl achtzehen
Linien. Das Brustschild hat eine mehr halbmondförmige, als nierenförmige Ge-
stalt, ist nach Pallas sechs und eine Drittellinie breit und drey und eine halbe Li-
nie lang , nach Herbst acht Linien breit und fünf Linien lang. An seinem Vor-
derrande ist es gerade abgeschnitten, am Hinterrand aber coneav. Von oben ist
es etwas platt gedruckt, doch so, dafs es an den Seiten abhängig ablauft. Seine
Oberfläche hat verschiedene Erhöhungen und Vertiefungen, die sich nach hinten
wie Strahlen ausbreiten. Auch ist sie , wie der schmale Saum , der den ganzen
Brustschild umzieht, überall mit kleinen scharfen Körnern besäet. Der Vorder-
theil dieses Brustschilds vertrittt zugleich die Stelle des Kopfs. Er hat nemlich in
der Mitte seines Vorderrandes ein, mit einer Vertiefung umzogenes Hügelchen
(Tab. XV. Fig. 4« o-)> welches mit zwey kleinen, gelblichen Augen besezt ist.
Nicht weit von diesem Hügelchen rückwärts und mehr zur Seite stehen aber zwey
grössere Augen (b. b.) auf kleinen warzigen Erhöhungen. Ausser diesen vier Au-
gen enthält der Vordertheil des Brustschilds noch die Einlenkungen der Maxillen.
(Tab. XV. Flg. 4- c. c), welche klauenförmig, wie bey den Spinnen sind, und wo-
von eine hier (Fig. 5. a. b. c.) vergrössert und von der Seite vorgestellt ist. Jede
dieser Maxillen hat ein kurzes Einlenkungsglied (a. ), auf welches das zweyte,
weit längere, hinten bauchichte, vorne schmälere, überall gekörnte und an der un-
tern Seite mit fuchsrothen Haaren besezte Glied ( b. ) folgt. Dieses enthält , aus-
ser einer gezähnten Falz, in welche sich das lezte Glied, wie die Klinge eines
Messers einlegen kann, zugleich die Einlenkung dieses lezten klauenförmigen, an
der coneaven Seite gezähnten, und oben und unten mit rothen Haaren besezten
Gliedes (c). Zwischen beyden Maxillen oder Maulzangen steht noch am Brust-
schilde ein langer spitziger Stachel (Tab. VIII. Fig. 5. «.), welcher ähnliche Be-
stimmung, wie die Saugstachellippe der Solpugen zu haben scheint, nein! ich Gift
in
220
in die mit den Mamillen gebissene oder geschlagene Wunde zu flössen. Die Beute
zu fangen, festzuhalten und den Maxillen zu nähern, sind zu beyden Seiten der-
selben die Palpen (Tab. XV. Fig. l\. d. d.) angebracht, welche Pallas Fangarme nennt.
Sie sind ein und dreyssig Linien lang und überaus stark , entstehen am Brustschil-
de mit einem kurzen, dicken Einlenkungsgliede (Fig. 5. rf.), welches sich nach
innen in eine abgerundete, häutige und behaarte Spitze (e.) verlängert. Auf die-
ses folgt das zweyte, etwas längere, ebenfalls dicke, stark gekörnte, an den
scharfen Rändern aber gezähnte Glied (f.), an welches das dritte (g.) arükulirt
ist, welches eine Länge von anderthalb Zoll, eine cyliudrische, etwas gebogene
Form, und eine rauhe gekörnte Oberfläche, wie das vierte und lezte Glied, hat.
Dieses ist fünfzehn Linien lang, gerade, am Ende sehr dick und mit verschiede-
nen Spitzen oder Dornen versehen (Fig. 6.). Zwey dieser hornartigen, stark ge-
krümmten Dornen (a. a.) stehen unterwärts, zwey viel längere (b. I.) oberwärts
und ein mehr zusariimengesezter auswärts. Lezterer besteht aus einem" cylindri-
schen Theil (c.) , der einen dornichten Anhang (d.) an der Wurzel hat, und aus
einer klauenförmigen Spitze f<?.J, die das Insekt wahrscheinlich einschlagen kann.
Um den dritten Theil länger als die Palpen , sind die hinter denselben be-
findlichen fühlhornförmigen Füsse oder Herbsts Girren (Tab. XV. Fig. 4- *• e. e. e),
deren drey ersten Glieder, mit dem drey ersten der Palpen, der Bildung nach sehr
übereinkommen , nur dafs sie viel dünner sind , deren leztes und längstes Glied
aber aus fünf, unmerklich in einander übergehenden Abtheilungen von immer
kleiner werdenden Gliedern besteht, und höchstwahrscheinlich die Stelle der Fühl-
hörner vertritt. Die sechs Lauffüsse haben ihre Artikulationen in der Mitte des
Brustschilds mit kurzen konischen Gelenkstücken, sehr dicke gekörnte Schenkel,
zwey Klanen am Fufsblatte, und eine Länge von zwey und zwanzig bis sechs und
zwanzig Linien. Der Hinterleib ist länglichtrund , blasenförmig aufgetrieben, nach
Pallas nur sechs und" ein viertel , nach Herbst aber eilf Linien lang. Ersterer giebt
ihm nur acht, lezterer zehn Ringe. Hiervon machen die ersten beyden, überaus
schmalen und kurzen, gleichsam den Stiel aus, durch welchen der Hinterleib mit
dem Brustschilde zusammen hängt. Auf jedem der sechs mittleren Ringe stehen
nach Pallas zwey kleine Grübchen , nach Herbse aber decken den mittleren Theil
aller Ringe, so wohl von der Rücken- als Bauchseite, zwey hornartige Platten,
welche sich um den After oben und unten vereinigen. Das Ende des Hinterlei-
bes ist in dem Exemplar (Tab. VIII. Fig. 4.), welches Pallas abbilden liefs, schmal
und abgerundet, am Herbstischen Exemplar aber (Fig. XV. 4-) mit einem kleinen
röh-
22 1
röhrenförmigen Theile (f.) versehen > der wahrscheinlich der Eyergang des Weib-
chens ist. Jener meldet, dafs die Farbe der Mamillen, Palpen und des Brustschilds
dunkelbraun, die des Hinterleibes blafsgrau, die der Füsse gelbgrau, und die
Verbind ungshäute zwischen den ersten Gelenken der Palpen , Fühlanne und Füsse
milchweifs sind. Nach Herbst aber haben alle diese Theile eine schmutzigbraune,
ins schwärzliche fallende, und die Verbindungsleute eine rothgelbe Farbe. Doch
glaubt er, dafs die Farbe im Leben lebhafter sey, und also mehr der Beschreibung
des Pallas gleich komme.
Surinam ist das Vaterland dieses grossen , furchtbaren Insekts , von dessen
Lebensart und Nachtheil uns nichts weiter bekannt ist, dessen Verwundungen
Herbst aber mit Recht, wegen seiner grossen und starken Waffen, für sehr ge-
fährlich, ja wohl für tödtlich hält. Ähnliche Beschaffenheit mag es auch mit dem
Insekte haben , welches Göze in seiner Übersetzung von Listers Naturgeschichte der
Spinnen (Tab. V. Fig. 1 1.) unter demNamen Phalangium cancriforme , die Kr ebsscheeret
nach Albin (natural History of Spiders Tab. XXXVI. Fig. 178.) hat abbilden las-
sen, und welches ich, wegen der von andern Phalangien abweichenden Bildung
seiner krebsscheerenförmigen, und am ganzen innern und untern Rande mit lan-
gen und spitzigen Zähnen besezten Palpen (Tab. VJIL Fig. 11.) ebenfalls aufgenom-
men habe.
Spinnen überhaupt.
Abrege de l'histoire des Fnsectes ä Paris 1764. p. 1 39.
AI bin, E. natural history of the Spiders , Lond.
1736. c. Tab. aen, 4. maj.
Amoreux Notice des Jnsectes venim. p. 54.205.
Arthaud, sur ]es effects de la piquere de l'a-
raigne"e-Crabe des Antilles, Journ. de Phys. T. XXX.
Baker, H. the Microscope madeEasy, Lond, 8-
1769. Chap. XXV. p. 196.
Berner, G. E. de Araneae punetura, ejusque
»edela. Eph. Nat. Cur. Cent. JX. obs. 49. p. 131.
Bibiiotheqtie universelle, Tom. II. p. »66. La li-
queur d'une araignee fait perdre la vüe.-
Blumenbach's Handb. d. N. G. S. 589. n. Si.
Boccoiie de Aranpis, Tarantulis, P. I. Vol. I.
p. 250.
Bomare Dictionnaire des Animaux, I. p. 338.
Borelli, P. Historiar. et Observ. Cent. I. Obs.
81. Cent. III. Obs. 1 9. Cent. IV. Obs. 5 6.
Boyle, R. Specifieor. remed. c. corpusculari phi-
losophia concordia Lond. 1686. 12. Tentam. Physiol.
P. 3 8.
Brefslaner Sammlungen 1725. April. S. 416. von
Spinnenfressern.
B r ii c k m a n n , F. E. Epistolar. itinerar. Centur. II.
Ep. IX. p. 69.
Büffons allgemeine Naturgesch. übers, v, Martini
Th. VI. S. 314. von Spinnenfressern, Th.VlI. S. 171.
Burel von carbunkelartigen Zufällen im Journal
des de^ouvertes pour Fourcroy, Toni. XXX.
Camerarius, J. R. Aranei venenati indeprehensa
vis. Syll. Memorabil. Cent. IX. P. 34. p. 665.
Clerk, C. Schwenska Spindlar s. aranei suecici
flguris et descriptionibus illustrati , Stockh. 1757. 4.
Clusii, C. Exotica. p. 353. Aranei mali citrei
magnitudine, admodum virulenti.
Cemmentarii Lijis. Vol. IV. p. 349. n. 31. Ataneto
ingens venenata testacea.
Commercium litt. Norhnb. 1734. p. 318 und 173$.
p. 23.
Criiger, D. de veneno Araneae Eph. Nat. Cur.
Dec. II. an. 4. Obs. 66. p. 144.
Cuvier Tabltau tfl^mentaire, p. 467,
De.
■
Dc»eer t. Gesell, d. Inj. •.-. Goze, V!I.
De r harr.' s PbysikotBeologie , S. 399. vom Gifte
-
•..' et mantrsel ■ lux, 4. Pa-
ris 175g T. I. p. 157. Gift der Spinne.
f. Tom. II. p. 147. Venin
d'Araigne'e, 143 Rcmedes contre les Piquures desArai-
gnc'es.
Fair fax, X. Toads and Spiders innoxious and
the latter finge water of a sky colour. Phil. Trans, n.
; 1 . p. 391. Badd. I. p. 71.
Fermin's Reise durch Surinam , Th. II. S. 27a.
Floren ti uns, Nie. Sertn. IV. Tr. IV C. 23.
Fortis (Abbate Alberto) Reise in Dalinatieu,
Bern 1776. Tri. II. S. 40. von einer schädlichen Spin-
ne, Pauk.
Fourcroy medecine e'claire'e par les sciences pby-
siques , T. 111 1792- P- I '•
Frenzel, im Wittenbergischen Wochenbl. 1791.
S. :59-
Gazfttt Salut. r?68. n. 16. p. 127.
G eoffro y Hist. des Ins. de Paris, T. II. p. 629.
Güze Geschichte schädlicher Ins. S. 81.
Hannemann, J. L. Aranearum innoxins esus et
veneniim Eph. N. C. Dec. II. an. 5. obs. 116. p. 231.
et Inc. 111. an. 3. obs. 55. p. 64.
fjm , M tgattn 1 7-0. n 33. p. 526. wiefern
n giftig uud schädlich sind?
Herbsts Natursyst. d. ungefliigelten Ins. Heft I.
S. *,%.
H 1 1 '■ »■ v de treneratione animal. Exerc. 57.
H euch er, J. H. Diss. de Araneo hoiiuui pernicio-
50 et salutari. Resp. Heusinger. Wittum. 1 69 1 et
1701. 4-
Histovt generale des Voyages, ou nouvelle Colle-
cttou de tonte itions de Voyages par mer tt
par terre, Tom. VIII. Liv. I. p. 548. oder Allgem.Hi*
Itor. d<r Reisen zu Wasser und zu Land, VIII. S. 5 1 5.
I , t .... (0, Rtaignee terrible.
Homberg'a Anraerk. tibi r dieSpinnen Im 1. Band
des alten Hamb. Mag. S. 53. F. 1, :, 3. 5. °- Spin-
v en.
, . Encydop. 17* T II. p. 118. 1769-
1 yi. p. ajj6 de Arachi
Kniidmann's, J. C h r. Seltenheiten der Natur
und Km. t, 1 •':•:•
1 manon (Chevalier de) Im Journal de Physiq.
I . XXIV. Part. I. Janvier 17s
Leeuwenhoek Contin, Arcanor, Nat. detector.
n. 3 >s. i | loi h 11 dei Prefstange.
l T. III. p. 344'
I , . . r( 1 . ( . ii,v . (■■ - theolog 1 . Francöf. et
1 • •
L ister«, M. Nal . der Splm < 11 Ub( •
und r!< r I • l u"d
mit Anmerkungen vermehrt vor Martini und mit neue.
Zu siteen versehen von Göze , Quedlinb. r 77 8. g. maj.
mit 5 Kupfertafeln, S. 266. Die Kuritkuisch* Spinnt.
Mercurlalis de Venenis, Lib. II. Cap. 5.
M ou fe 1 1 1 Theatr. Ins. p. 217, 237.
Müller's Linn. N. S. d. Ins. B. 11. S. 1066.
Müllers, D. A. L. Suppl. und Regist. Band, S.
342. n. 49. Der Tollmachtr ,
Nb/m/miilmt Stück IM. S. 269. StiickIV. S. 223.
Die Fühlhörner sind dieGeschlechtstheile der Spinnen,
Neue Bettin. Mannigfaltigkeiten, Jahrg. 111. S. 236.
Die Fühlhörner sind die Geschlechtstileile der Spinne:),
Or.omnt. Hist Nat. Pars I. p. 661.
Oytrk , vollständiges praktisches Werk von dergan-
zen Optik. Lübeck und Altona 1 7 ■> g. 4. S 4S3. mi-
kroskopische Versuche mit allen merkwürdigen Thei-
len der Spinnen.
Panarolus aranearum morsus lethalis. Fatro'o-
gismor. Pent. Lp. 27.
P 1 i n i i Hist. nat. Lib. VIII. Cap. XXIV. et L. XL.
C. XXIV.
Preusius, Eph. Nat. Cur. Cent. III et IV.
Obs. 15.
Quatremere-Disjonval Araneologie oder Na-
turges. der Spinnen nach den neuesten bis jezt unbe-
kannten Entdeckungen vorzüglich in Rücksicht auf die
daraus hergeleitete Angabe atmosphärischer Veranda
rungen , Frankl. 1798-
Riii u ■ sb-.i. tgt> vom Jahre 1 S°0- B. 141. S 1 -
Reiselius, in Eph. N. C. Dec. II. An. IV. Ob*.
87. p. 176. von einem tbdtlichen Spinnensticht
R h o d i i Obser v Cent. III. Obs. 90.
Riedlinus Linn Med. A I. Jim. 0;>s. 3.
Robie Tit. de Araneae ictu cum maguis ittde sym-
ptomatibus, Phil Trans, n. 382.
Kiihf's Insektenbelust. IV. 8.247. Kleetnenns
ßeytr. Th. I. S. 87. 8R<
.v mmlut ; neuer und merkwürdiger Reiten tnWi -
ser und zu Lande, 8 Götting. Th. III. S. 1 54. \uii
einer gütigen Spinne in den Wegen in Peru.
Si bl6«< rs, A. I. neue Erdbeschr. v. im:iz Ame-
rika, aus den; Engl. Götting. 1777. B. III. K.i|>. 11.
Abs« li. II S. 279 §. 1 9.
ScVolzlus In Eph. N. C. Dec. I. An, II Obs. 10.
vom unschädlichen Genufi der Spinnen,
Schulte, Godofr. de Ictu araneae, Eph. N. C.
Dec l. An 1, Ob«, 10. Dec. III. an. 2. Obs. 73.
Schwenkfeld Thei tr. Siresiae. Lignic. i6oj.
4. p. 5<>8- Artnel »enenuni. . Aranel morsus.
Schwammerdamms Bllx d rNai, S. 2:.
Segerns In Eph. N C Die 1, tmi, IV. obi. gj.
Sentit 1 1 1 Op 11 Tom IM. Cap. 34. p,' 636.
Spiel m annl D tl. noc. AN. p, 4 3,
S ii 1 1 - 1 !« li lite der lirsrkten , S :
Tonnt im. MalatHvi dl ta Pttru, Tom. II.
p. 292.
ÜB-
V ' I
Uaatrs Art»» Th. UI. S. 221. Ib.1V« S. 505.
Splnnenflituir , inedlc, il.tn.lh. 1789- S. 646.
Velscliius, G.H. de puactttfA respae et aranc.ie,
nunco veueuo muia, Epli, N.C. Dn. 1. nun.
8. obf. 35. p. 6<;.
W i 0 1 (Stalpart van der) d<- Aranels innu ;ik, in
oLs. Cent, pwterioris , 1*. 1. ubi. 22. LeiJae 1727. üv».
Ich begnüge mich, hier blos diejenigen Schriften angeführt zu haben , in
welchen die Naturgeschichte der Spinnen überhaupt oder einzelne Tilade dersel-
ben, vorzüglich gut abgehandelt, und welche besonders in Rücksicht der Scbäd-
lichkeit und Unschädlichkeit dieser Insekten , und in Rücksicht einiger minder
bekannten und gefährlichen ausländischen Arten merkwürdig sind. Ein ausführ-
liches Verzeichniis der meisten Schriftsteller, welche von den Spinnen gehandelt
haben , findet man in der Gözischen Ausgabe von Listers Naturgeschichte der
Spinnen.
Dieses überaus zahlreiche, über den ganzen Erdboden verbreitete und die
mannigfaltigsten Arten befassende Insektengeschlecht-, kannten die alten Griechen
unter den Namen dodxvt\s ', oder dgdyj'y, die alten Römer unter den Namen Ara-
nea oder Araneus. Die Teutschen nennen die Spinne auch Konher, die Franzo-
sen oraignde, die Engländer »Spider, die Italiäner Ragni , die Schweden Spinael , die
Holländer Spitmekop. Alle Spinnen kommen darinnen mit einander überein , dals
sie aus zwey Haupttheilen bestehen, wovon der vordere und härtere, Kopf und
Brustschild vereinigt enthält, und mit dem hintern und weicheren durch einen Ver-
bindungskanal oder Stiel zusammenhängt. Auf dem vorderen Theil des Brust-
schilds sind die acht Augen angebracht, welche nicht, wie bey den meisten In-
sekten, netzförmig, oder mit [Facetten versehen sind; sondern blos durch die
grössere Anzahl den Mangel der Beweglichkeit ersetzen. Ihre Grösse, Farbe und
Stellung sind überaus verschieden und leztere bestimmt vorzüglich den Unterschied
der Arten. Immer liegen sie auf und vor der Slirne so vertheilt, dafs sie zu glei-
cher Zeit nach allen Seiten hinsehen können. Die Frefswerkzeuge , ebenfalls am
vorderen Theile des Brustschilds, bestehen aus zwey starken Maxillen , welche
auch Fänger genannt werden. Diese haben die Form zwey er, mit der Spitze nach
unten gekehrter Haken oder Klauen, welche von oben nach unten, und von der
rechten zur Unken beweglich, inwendig hohl und an der Spitze mit einer fast
unsichtbaren Öffnung versehen sind, wodurch die Spinne einen sehr scharfen, giß*
tigen Saft in die Wunde fliessen läfct. Sie sind überhaupt die Werkzeuge , womit
sie ihre Beute fängt, tödtet und aussaugt, und welche sie ausser der Zeit ihre«
Gebrauchs einzieht, oder, wie die Klinge eines Taschenmessers , auf dem Grund-
theil der Fänger einschlägt. Vor den Augen und zur Seite der Maxillen stehen
die
die aus mehreren Gliedern zusanimengesezten Frefijspitzen oder Palpen. Sie sind
beym Weibchen länger nls bejm Mannchen, und endigen sich bey lezterem in
einen runden, knopfförmigen Theil, aus welchem im Augenblicke der Begattung
die männlichen Geschlechtstheile hervortreten , und sich der vorne und unten am
weiblichen Brustschilde befindlichen Spalte nähern, welche sich zu gleicher Zeit
erweitert. Ausser diesen Eigenheiten in Rücksicht der Lage der Geschlechtstheile,
zeichnen sich die Spinnen auch noch durch ihre Spinnwarzen aus. Sie liegen fünf
bis sechs an der Zahl, am Ende des Hinterleibes und bestehen aus vielen kleine-
ren Wärzchen, deren Spinn Öffnungen sie willkührlich öffnen und verschliessen
können. Erste res geschieht, wenn sie anfangen zu spinnen, wo alsdann einkleb-
richter Saft aus jenen Öffnungen Riefst, der sich an der Luft zu einen Faden ver-
dickt. Hat dieser Faden eine bestimmte Länge erreicht, so zieht die Spinne die
Spinnöifnungen wieder zusammen und bleibt am Ende des Fadens hängen. Die
verschiedene Entfernung, in welcher sie die Längsfäden befestiget und in welcher
sie diese wieder mit Querfäden durchzieht , bestimmt die abweichende Gestalt und
Grösse des Netzes jeder Spinnenart., dessen kunstvolles Gewebe eben so viele Be-
wunderung verdient, als der Fleifs, welchen sie darauf verwendet. Unten am
Brustschilde sind die acht Füsse eingelenkt, wovon jeder aus dem Schenkel , dem
Schienbeine und dem Fufsblatte bestehet , lezteres aber wieder mit zwey kleinen
krummen Krallen versehen ist, womit die Spinne sich anhält, >wenn sie auf ihrem
Gewebe hin und her läuft.
Die Nahrung der Spinnen sind allerley Insekten , vorzüglich die Fliegen.
Auch sind sie so grausam, sich, in Ermanglung anderer Beute , unter einander
selbst aufzufressen.
Die Alten, welchen noch Lima* beypflichtete, hielten das ganze Spinnen-
geschlecht für giftig und gingen sogar so weit in ihrer Behauptung, dafs sie dem
Gifte jeder Spinnenart besondere Zufälle zuschrieben, die sie vom leichtesten Haut-
jucken durch alle Grade des Schmerzes, bis zu den heftigsten Convulsionen und
endlich zur gänzlichen Fühllosigkeit und zum Absterben der Theile steigen Hessen.
Das Ge^en theil nam, wie gewöhnlich , die Extremitätenliebe der Neuern an. Wie
kommt es, sagten sie, dafs die für giftig anerkannten Spinnen, bey der Menge,
in welcher sie sich überall in der Nachbarschaft des Menschen aufhalten, dennoch
so selten Beispiele ihrer Schädlichkeit liefern? dafs Quatrcmere - DLsjonval , der
in seinem Gefängnisse beständig mit Spinnen umgeben war, und sie beständig
beobachtete, nichts von irgend einem Nachthede erwähnt, den sie ihm zugefügt
hat-
fta5
hätten? dafs das Gelüsten schwangerer Weiber, die Spinnen sogar zu einen
wohlschmeckenden, und unschädlichen Leckerbissen gemacht hat, und dafs es.
nach Clerk , Borcllus , Hannemann, Fairfax, Frcnzel, Redi, Rhode, Riedlin Rose!
Robert ßoyle, Seholz, Seger u. a. m. , so viele Menschen gab, welche leidenschaft-
lich, oder blos zur Befriedigung der Neugierde anderer, Spinnen -assen , welche
sich sonst mit ihnen beschäftigten, sie sogar zum Zorne reizten, und sich absicht-
lich von ihnen beissen Hessen , ohne den geringsten Nachtheil davon gewalhr wor-
den zu seyn? Sicher sind also alle Geschichten von gefährlichen Spinnenverletzun-
gen fabelhaft, oder beruhen auf zufälligen Nebenumständen, die die Spinnen ohne
Grund in einen so üblen Verdacht gebracht haben !
Es ist zwar nicht zu läugnen, dafs angebohrner Ekel und Abscheu vor-
züglich beym weiblichen Geschlechte, und von Jugend auf genährtes und durch
den Anblick eines an sich häfslichen Insekts bekräftigtes Vorurtheil, viel zu den
Übertreibungen der Alten von der Schädlichkeit und Gefahr des Spinnengifts bei-
getragen haben mögen; allein die von Kleemann entdeckten Gif töff nun gen an den
Fängern der gemeinsten und für völlig unschädlich gehaltenen Haus- und Winkel-
spinnen, und der vorzüglich von Rösel für ganz unschuldig erklärten Kreutzsnin-
nen, lassen wohl nicht zweifeln, dafs sie ähnliche Bestimmung, wie die Giftöffnun-
gen an den Fängern der grossen ausländischen und offenbar schädlichen und gifti-
gen Spinnen, haben müssen, wenn auch Harveys Versuch mit einer an jenen
Fängern geriebenen und in die Haut gestochenen Nadel, wirklich so zweydeutig
wäre, als Gö'ze wähnt, welches aber nach den Erfahrungen der Ärzte der Fall
nicht ist: Denn nie erhebt sich auf einen leiethen Nadelstich an der gestochenen
Stelle plötzlich eine kleine Beule, welche sich gleich entzündet, roth und heifs
wird , wie es auf Harveys Versuch geschehen ist. Übrigens läist auch die eigen-
thümliche Beschaffenheit des Gifts, die Art und Grösse der Spinnen, die Beschaf-
fenheit der verlezten Stelle, die Konstitution des Subjekts, das Klima, die Wit-
terung etc. ohne Schwierigkeit die Einwendungen der Gegner beseitigen.
Es giebt Gifte, welche mehr Wirkung haben, wenn sie durch die Haut her-
gebracht, als wenn sie innerlich genommen werden. Dies ist z. B. der Fall beym
Viperngifte und kann es eben so wohl beym Gifte der Spinnen und Skorpionen
seyn ; denn auch von dem unschädlichen Genufs der lezteren findet man im XV
Theil der Abh. d. kais. Akad. der Naturf. S. 2b. ein Beyspiel. Der Speichel, der
alle inneren Theile des menschlichen Körpers überziehende Schleim, verhindern
die Einwirkung eines minder corrosiven Giftes und die verdauenden Säfte stüm-
29 pfen
22(5
pfen- es vollends ab und machen es völlig unkräftig, ehe es ins Blut gelaust,
Schwieligte und solche Stellen der Fetthaut, wo die Gefiisse nicht blofs liegen und
wo also der Giftsaft, welcher unmittelbar ins Blut kommen mufs , wenn er seine
Wirkung leisten soll, eben so wohl abgestumpft wird, müssen ähnliche Erschei-
nungen liefern. Hierzu kommt noch die grössere oder geringere Reizbarkeit der
Subjekte, welche es erklärbar macht, warum Personen von dem Weine, in wel-
chen Spinnen gefallen oder eingeweicht waren, vergiftet worden sind, da im Ge-
gentheil die bekannten Spinnenfresser diese Insekten sehr gut vertragen konnten.
Auch auf die Grösse des Insekts selbst, scheint sehr viel anzukommen. Eine
kleine Spinne welche überaus feine Fänger hat und den Giftsaft in überaus klei-
ner Quantität bey sich führt, wird vielleicht so wenig schaden, als eine Stuben-
fliege. Was würde aber leztere nicht vollbringen können, wenn sie hundert mal
grösser wäre, und was mufs nicht erst ein Insekt in gleichem Verhältnisse der
Grösse ausrichten können , welches so grosse und spitzige Maxillen , wie die grös-
seren Spinnenarten, und eben so grosse Giftbehältnisse hat? Nicht weniger wich-
tig ist bey Spinnenverletzungen das Klima. Dieses macht, dals die Spinnen der
meisten europäischen Länder äusserst selten schwere Zufälle hervorbringen, wie
Amoreux sogar von den Spinnen des mittägigen Frankreichs erzehlt, deren Bifs nur
bisweilen eine unterlaufene Geschwulst mit kleinen , eine scharfe Feuchtigkeit ent-
haltenden Pusteln bewirkt. Anders verhält es sich aber mit den grossen Spinnen
des warmen Italiens und der ausser europäischen heissen Länder, mit der Spitha-
mea. der Avicularia, der schwarzen Spinne von Madagaskar, auf deren Bifs man
sogleich ohnmächtig wird, mit den brasilianischen Spinnen, der Tunga , den Loup
und Nliamduguasu , den grossen Feldspinnen aller heissen Klimate überhaupt,
welche nach Fermins Versicherung alle tödtlich verletzen können.
Was das heisse Klima der übrigen W elttheile thut , bewirkt oft unter einem
gemässigten Himmelsstrich eine ungewöhnlich wanne Witterung. So zeigten die
öffentlichen Blätter Italiens 1789 an., dafs eine Spinne grosse Verheerungen in
der Gegend von Foherra in Toskana anrichtete, welche die Schnitter auf dem
leide verletzte, heftige Schmerzen und convulsivische Bewegungen in allen Glie-
dern veranlagte, und eben so meldete Lemanon dafs gewöhnlich unschädliche
Spinnen, bey der im Monath Junius 1782 ausserordentlich gewesenen Hitze und
Dürre in der Provence, durch ihren Bifs schwere Krankheiten hervorbrachten, die
mit denjenigen, welche der Tarantelbifs zu veranlassen pflegt, viele Ähnlichkeit
hatten. Übrigens verdienen die Beispiele, welche Berner, Crüger, Florentinusj
Four-
loiircroy, Lister, Mcrkurialis, Preus, Heise, Schulze, Sennen und viele andere Schrift-
Steller von den üblen, ja tödtlichen Folgen <les Gifts unserer gemeinen Spinnen
erzehlen, eben sowohl Glauben, als die ihrer Gegner. Ich begnüge mich nur
einige Beyspiele dieser Art anzuführen. Ein Arzt, der zugleich Wundarzt und
gründlicher Insektenkenner war, erzehlte unserem berühmten Entomologen, Herrn
Herbst, er sey einst von einer kleinen Spinne, die er beym Ankleiden der blos-
sen Haut nahe brachte, so heftig gebissen worden, dafs er, in der Meinung, es
sey irgend ein anderes Insekt, dieselbe durch einen Schlag zertrümmerte, aber
doch noch zu seiner Verwunderung für eine Spinne erkannte. Die. Wunde ver-
ursachte ihm eine dicke, sehr schmerzhafte Beule, mit deren Heilung er lange
Zeit zubrachte. Eben so liest man über die Giftigkeit der Kreuzspinne im Reichsan-
zeiger eine unbezweifelte Erfahrung. «Ich hatte, heifst es in demselben, einst
ein Männchen aus der Gattung der Kreutzspinnen von vorzüglicher Grösse , meh-
rere Tage hinter einander, durch vieles Hin- und Herschleppen in andere Gö-
spinnste, gereizt, ihr Gift, wenn sie dessen hätte (denn ich war damals sehr
vom Gegentheile überzeugt) auf mich auszuspritzen. Endlich aber rifs ihr jedoch
plötzlich die Geduld und sie besprizte mir mit einem ganz weissen milchartigen
Safte die ganze linke Hand in so reichlichem Masse, dafs ich, nachdem ich die
Hand ziemlich nachlässig an meinen Kleidern abgewischt hatte, für gut befand,
mich zurückzuziehen. Die Hand war, mir unbewufst, fast zweymal so stark ange-
schwollen, als in ihrem natürlichen Zustande. Ich hatte jedoch ganz und gar keinen
Schmerz empfunden, bis mich endlich, nach Verlauf einer halben Viertelstunde,
jemand auf die äusserst starke Geschwulst aufmerksam machte. Sie vergieng je-
doch, so viel mir noch erinnerlich ist, von sich selbst und ohne allen Schmerz
wieder. — Die Erfahrung selbst ist jganz sicher."
Eine nicht minder glaubwürdige Beobachtung wurde dem ehemaligen Pro-
fessor Spielmann in Strasburg von Corvinus mitgetheilt. Es kroch nemlich eine
schwarze Spinne über den Unterleib und die Brust eines Soldaten und sogleich
erhob sich auf dem ganzen Weg, den sie genommen hatte, das Oberhäutchen
in eine Blase und der Soldat bekam Hitze und Beklemmung der Brust. Aus der
aufgeschnittenen Blase Hofs eine überaus scharfe Lymphe, welche die Haut, wor-
über sie abflofs, so angriff, dafs sie in Eiterung gieng und kaum in zwey Wo-
chen geheilt werden konnte. Ferner führt Tourner ein Beyspiel an, dafs die Spin-
nen einen schädlichen Geruch verbreiten, wenn sie verbrannt werden, und dais
starke Geschwulst und Entzündung mit andern üblen Zufällen entstehen, wenn
man
22$
man eine Spinne an der Flamme zerplatzen, läfst, und ihr Saft ins Gesicht sprizr.
ßoyle aber versichert, dafs ein Mensch, dem eine Spinne ein kleines Tröpfchen
einer gewissen Feuchtigkeit ins Auge fallen lassen , ohne Empfindung einiger
Schmerzen, auf der Stelle blind geworden sey. Selbst im Munde äusserte, gegen
die bekannten unschädlichen Versuche der Spinnenfresser, nach Criigen Erfahrung
eine Spinne ihre Giftigkeit, und es schwoll einem Knaben von vier Jahren die
bald mit Blasen bedeckte Zunge auf, dem sein jüngerer Bruder eine Spinne in
den Mund gesteckt hatte.
Auch von der Tödtlichkeit des Spinnengifts kommen bey den Schriftstel-
lern Beyspiele vor. So erzehlt lieisel, dafe ein starker Mann ein Kützeln am Halse
spürte und, als er an denselben griff, eine dahin gefallene Spinne zwischen die
Finger bekam. Er empfand hierauf bald Brennen und Stechen, achtete aber bey-
des nicht, bis den dritten Tag eine Entzündung am Halse erfolgte. Diese wurde
den vierten schon von Entzündung der Brust mit Ohnmacht begleitet, worauf der
Kranke am sechsten Tage verschied. Eben so gedenkt Burel verschiedener Fälle
von Spinnenstichen, die in wenig Stunden, unter kalten Schweissen und Ohn-
mächten, den Tod brachten. An der Stelle des Stichs fand man immer einen
schwarzen, brandigen Fleck, der einige Ah nlichkeit mit einem Garbunkel hatte.
Noch glaube ich unter dieser Rubrik von den Spinnen überhaupt, einige
Notizen von einigen weniger bekannten , und noch nicht systematisch bestimmten
Arten schädlicher Spinnen beyfügen zu müssen. „Zu St. Jago, sagt Byron, in
der Erzählung seiner Unglücksfälle auf der patagonit»clif-n is.üste, giebt es eine
grosse Spinne, deren Stich so giftig ist, dafs ich nie einen so abscheulichen An-
blick gehabt habe, als den ihre Wunden verursachen. Ja ihr Stich ist , ohne zei-
tig dagegen veranstaltete Hülfe, unfehlbar tödtlich. Ich wurde einst im Schlafe
von einer in die Wange gebissen , welche sogleich davon so schwarz wie Dinte
wurde. Doch heilte man mich mittelst eines gewissen blauen Steins, welcher ver-
muthlich der in Ostindien sogenannte Schlangenstein war, der eine Composition
ist. Er blieb eine Zeitlang fest am Gesichte hangen und da er herabfiel, wurde
er in Milch gelegt, bis das von ihm eingesogene Gift wieder herausgezogen war,
da er denn abermals angelegt wurde , bis der Schmerz nachgelassen hatt-e. Bald
darauf war ich völlig wieder wohl."
In der neuen Erdbeschreibung von ganz Amerika , übersezt von Schlüzer,
liest man folgendes: „Unter die giftigen Insekten von Nord- und Süd - Carolina
und Georgien gehören die Spinnen. Es giebt davon mehrere Arten, aber die
merk-
aafi
merkwürdigste ist die Bergspüme, die selten anders\yo, als in den Wälderu nah«
bey den Bergen angetroffen wird. Bey denen, die so unglücklich sind, von ihnen
gestochen zu werden, äussern sich verschiedene Übel, je nachdem die Spinne ist,
die ihnen ihr Gift mitgetheill hat. Einige bekommen Herzensangst, andere Eng-
brüstigkeit, andere Zittern der Glieder, kalten Schweifs und Erbrechen; noch
andere lachen, singen und bekommen Zufalle, die sich mit dem Tode endigen."
In der allgemeinen Historie der Reisen zu Wasser und zu Lande sagt der
Verfasser, nachdem er von einigen giftigen Thieren geredet hat, von der Spinne
Democulo: „Man stellt sich nicht ohne Schrecken eine grosse Spinne in Ceylan
vor, welche Democulo genannt wird, lang, schwarz, rauh, ileckicht, durchsich-
tig und glänzend ist, welche einen Leib, so dick, als eine Faust und Füsse nach
Verhältnifs hat. Sie verbirgt sich gemeiiüglich in den hohlen Bäumen und andern
Löchern. Nichts ist giftiger, als dieses Ungeziefer. Ihr Bifs ist zwar nicht töd-
lich, allein ihr Gift hat die besondere Eigenschaft, den Menschen verwirrt zu
machen und ihn der Vernunft zu berauben. Das Vieh wird oft von diesen Un-
geheuern gebissen und fällt um, ohne dafs man ihm Hälfe leisten kann,, Die
Menschen aber finden beym Gebrauch gewisser Kräuter und Rinden Hülfe, wenn
sie Gelegenheit haben, sie geschwind anzuwenden."
Eine ähnliche Menschen und Thiere durch ihren Bifs unsinnig machende
Spinne ist die Kurakavieusische (Ar. Curacavietisis oder Mullers Tullm acher ), die nicht
viel grosser als eine mittelmässige Hausspinne, braun von Farbe, und an jeder
Seite mit einem pomeranzenfarbigen Fleck bezeichnet ist, und auf der Insel
Curakao, wo sie Oranje genannt wird, unter den Wurzeln und Kräutern sich
aufhält.
Als Gegenmiitel wider den Spinnenbifs überhaupt, empfiehlt Göze, ein Blatt
wilden Salbey gleich nach dem Bifs aufzulegen, Sennen aber, Feigensaft auf der
Wunde auszudrücken. Andere empfehlen Wegerichblätter in schwachem Wein-
essig zu kochen und damit die schmerzhafte Stelle zu reiben. Fermin hält das
Auflegen des Theriaks für hinreichend, schwere Zufälle zu verhüten, glaubt.
aber, dafs überhaupt hier das nemliche Verfahren, wie beym Skorpionstiche
statt finde.
72
öjo
72. Die Nestspinne. Tab. VII. Fig. 12 — 14.
Aranea niAulans atra nitida, abdomine hirto nigro. Linn. Syst. Nat. T. I. P. V.
p. 2955- n- 73- — Habitat in insulis, Americae meridionali obversis, sub terra nidurn
cylindricuni spithamaeum, superne operculatum , tenacissimum struens, morsu febrem
excitans, sudorifero sanandum, tliorace lunula magna in medio impressa,
abdomine ovato , pedibus aequalibus.
Browne, P. The civil and natural History of
Jamaica, London 1756. Fol. p. 410. Tab. 44. F. 3.
Tarantuta fusca major subhirsuta , sub terram uidutati<,
The block Tarantuta,
Fabr icii Mant. ins. I. p. 343 . n. 5.
Auf den Inseln des mittägigen Amerikas, vorzüglich aber auf Jamaika, ist
eine Spinne einhep tisch, welche von der Eigenschaft, in dem lockeren felsigten
Boden sich ein besonderes Nest zu weben, ihren Namen erhalten hat. Dieses
Nest (Fig. i4-), welches ich hier etwas verkleinert vorgestellt habe, hat eine cy-
lindrische Form , wohl eine Spanne in der Länge und auf anderthalb Zoll im Durch-
messer. Das eine Ende desselben ist abgerundet und verwebt, das andere mit
einer doppelten Klappe versehen , welche so gut eingerichtet und so fest verbunden
ist dafs sie durch die naturliche Elasticität ihrer Bänder sogleich wieder in ihre
vorige Lage gebracht wird, wenn man sie auch mit Gewalt zu öffnen sucht. Die
Spinne (Fig. 12. i5.), welche dieses Nest bewohnt, ist anderthalb Zoll lang, von
glänzend schwarzbrauner Farbe. Sie hat zwey ziemlich lange und stark nach un-
ten gekrümmte Maxillen, auf dem vorne breiten und dicken Brustschilde sechs
Au^en in zwey Reihen hintereinander, und zwey Augen in der dritten und hinter-
sten Reihe. Der Hinterleib ist grofs, bauchicht und eyrund, jedoch oben mehr
gewölbt und unten mehr flach, und hat an seinem hinteren und unteren Theile
(Fi<y. i3.) drey ziemlich grosse Spinnwarzen. Übrigens sind die zehn Füsse dieser
Spinne beynahe alle von gleicher Länge und haaricht, wie ihr ganzer Körper.
IhfBifs veranlaßt einen , mehrere Stunden anhaltenden Schmerz , und erregt
bisweilen Fieber und Raserey. Es werden aber diese Zufälle gemeiniglich da-
durch gehoben , dafs man den Gebissenen in einen massigen Schweifs zu bringen
«ucht, welches die Neger, die den Verletzungen dieser Spinnen am meisten aus-
gesezt sind , gewöhnlich mit etwas warmen Punsch von Rum zu bewirken wis-
aen. Sie kommen hierauf bald in einen Schlaf und sind alsdann in wenig Stun-
den wieder hergestellt.
7T>.
sa3i
73. Die tatarische Spinne.
Aranea tatarica , liirta, atra , thorace albo niarginato , rotundato , abdominis dorso
seriebus. duabus punctorum albicantium, pedibus e rufescente-nigris. Mayer, D. F.
A A. Versuch zur nähern Bestimmung einiger schädlichen , wenige* bekannten Insekten,
in Voigts Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte. Band IX.
St. II. S. 75,. 31. — Habilat in Tartaria valde frequens.
Lepechin's Tagebuch einer Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reichs, Altenburg 177.1.
Th. I. S. 200 und 257. Tarantel.
Unter dem Namen Tarantel beschreibt Lepechin eine Spinne, deren grosse
Verschiedenheit von der eigentlichen Tarantel Herrn Meyer bewog, sie wenigstens
durch den Beynamen die tatarische Tarantel zu unterscheiden und als eine eigne
Art in dem System gleich liinter der Aranea clavipes, aufzustellen. Sie hält sich
in der salzreichen Gegend um Usolie in eignen Höhlen unter der Erde auf, vor
welchen %ie ihr Netz ausspannet, und sich von den Insekten nährt, welche in
dasselbe gerathen. Ihr Körper ist nach Lepechin's Schilderung, ganz mit Milchhaa-
ren bewachsen , wodurch sie ein abscheuliches Ansehen erhält. Der Kopf hat die
Figur einer halben Pyramide , deren schmälere Seite die Mitte und deren Grund
die Stirne vorstellt. Von da an bedeckt die Brust oben ein rundlicher Schild, der
an den Rändern weifslich , in der Mitte aber mit schwarzen Haaren besezt ist.
Oben auf dem Kopfe sind acht Augen, von welchen die vier kleinsten den un-
tersten Platz vor den Kinnladen einnehmen. über denselben aber sitzen zwey
grosse und über diesen noch zwey von mittlerer Grösse. Ausser diesen sollen
auf den Kinnladen selbst, an den Seilen, grosse rothe Augen hervorleuchten.
Bey de Maxillen sind rnilchhaarig , schwärzlich , an den Enden mit kleinen spitzigen
und ßteifen Häkchen bewaffnet. Die Fühlspitzen bestellen aus vier rothbräunli_
eben Gliedern, wovon das lezte eine stumpfe Spitze hat und schwarz ist. Auf
dem Rucken sind zwischen der schwarzen Grundfarbe, zwey Reihen weitslichter
Punkte sichtbar. Die untere Fläche der Spinne ist auch schwarz und vnuh. Die
ersten Schenkel sind von unten her rothbraun. Das andere Fufsglied ist kurz und
auf allen Seiten schwarz; das dritte rothbräunlich mit einem schwarzen Bande am
Ende; das vierte und fünfte schwarzgraulich, und von diesen spaltet sich das k-zte
wie eine Klaue. Der After ist mit sechs Schwanzbüschelchen von verschiede-
ner Lange besezt.
Wenn dieser Spinne alle Mittel zur Flucht benommen sind, so hall sie sii )•
unbeweglich still, bläfst sich auf im d sprüzt aus ihrem Rücken einen weissen Saß
zwev
2J:>.
zwey Arschinen weit, wie aus einer Sprütze. „Ich kann nicht zuverlässig sagen,
schreibt Lcpechin, ob dieser Saft giftig sey; denn es wollte niemand von uns
einen gefährlichen Versuch machen. Doch versicherten uns die im Wogutischen
Weghause wachhabenden Kosaken , daTs eine kleinreussisohe Weibsperson die
Wirkung dieses Safts erfahren habe. $ie grub eine solche Spinne in ihrem Gar-
ten ans, und wurde, als sie dieselbe mit einem Stecken umkehrte, mit gedach-
tem Safte bespritzt, wovon sich ihre Haud in kurzer Zeit entzündete und mit un-
erträglichem Schmerze aufschwoll. Wahrscheinlich wären, ohne schnelle Hülflei-
srun« schlimme Folgen für sie daraus erwachsen."
Für das beste Gegenmittel wider diese Spinnen, werden sie selbst gehal-
ten. Man wirft sie lebendig ins Baumöl und hebt sie darinnen zum Gebrauch auf,
alsdann schmiert man blos die Wunde oder die besprüzte Stelle damit, und so
erfolgt die Heilung. Die gröfsten Feinde dieser Spinnen sollen die schwarzen
Schaafe seyn, welche sie aus der Erde scharren und überaus gerne fressen. Die
Kalmücken , welche sich so sehr vor diesen Spinnen fürchten , dafs sie sich nie-
mals da lagern, wo sie sich aufzuhalten pflegen; sondern auch noch zu ermüdet,
mit ihrem Vieh weiterziehen, halten, deswegen ihre schwarzen Schaafe vorzüglich
in Ehren.
74. Die Tarantel. Tab. IX. Fig. I.
Aranea Tarantula abdominis dorso maculis trigonis nigris ; pedibus nigro marulatis.
Linn. Syst. Nat. T. I. P. V. p. 2956. 11. 34. — Habifat in Europa austrah, potis-
simum Apulia , in Barbaiia, in Tauria Russiaerpie australis desertis, in Astracania ad
montes Sibiriae altaicos vsque, in Persia et reiirpio Oriente, in solo praecipue argillaceo
in antris, cinerascens, oculis 2 prioribus majoribus rubris, thorace in areas nigris
diviso in centrum concurrentcs, abdonüne supra fasciis maxillisque nigras.
Aeliani de natura animalium , Lib I. C. g.
A I b i n u s , B. Diss. de Taraiitismo Francof. ad Od.
1691. 4.
Albin, E. natural hist. of the Spiders, p. 64.
Tab. 3 8-
Alttts Hcmburghches Magaz. I. 6g. X11I. 4. XIV.
89. 433- 436.
Amoreux Notice des Ins. venim. p. 67 et 217.
Tab. l.F. 5-
BagHvii, G. Opera omnia Antwerpine 1715.
jjissertatio VI. de Anatome, Morsu et Effectibus Ta-
raiitulae.
Bartholin iis, Th. de Tarantula , Histor. Anatom.
Cent. VI. Hist. 35. P- *58-
Beo6achtttftgen<über die Tarantel, und Ün-pn "ors»eh-
lich tödtlichen Stich, S. ökonomische Hefte Band I.
Heft 1. Leipz. 1795. S. 1 r 9.
Bezac, J. Rideaux, P. Magnol, A.etc. Quae-
stioucs propositae. Monspel. 1732.4. vbi qu. i.p. 30.
Resp. Gourraigne , an Mnsica morsus Tarantulae uni«
cum remedi'.im ?
Blancardi Collectanea, Cent. V. 1680.
Blumen b achs Ilandb, d. Naturg. S. 391, n. 7.
Tarantula.
Boccone intorno il Rsgno Velenoso della Corsica,
6 sia Tarantula, it. la Tarantula dHIa Puy.lia , tu Mu-
seo de Fisica obs. 16 et 1 7. p. 92 et obt, so. p. 1 1 6.
Bon-
253
Eonauni Observ. ctrca viveutia etc. seuMicrogra-
pMacuriosa, Romaei69l.
liorch (Comte de) memoire, im Journal d'Histoire
naturelle No. X. 1787- P- 57-
I) radle/ . R. a Philosophieal account of the works
of Nature, Lond. 1721. Tab. XXIV. F. 10.
13 ru nus de Tarantuiis , 1602.
Büschings, A. F. eigene Gedanken und gesam-
melte Nachrichten von der Tarantel, Berlin 1772. 8-
Ebendesselben Schreiben von denen, die von den Ta-
ranteln gebissen seyn sollen, Hamburg. Mag. B. XIV.
S- 433.
Calceolarii Museum. Veronae 1622. Fol. p.
666. de Tarautula.
Camerarius, J. R. Tarantularuin venenum mu-
sica mulcetur. S> 11. Memorabil. Cent. IV. P. 4. p. 1 94.
C i r i 1 1 i o , D. de ictu Tarantulae ex Philos. Trans.
Vol. LX. p. 233.
Cid , Er. X. Tarantismo observado en Espana con-
que se prueba et de la Pulla dudado de algunos y tra-
dado de otros de fabnloso: y memorias para escribir
la historia del insecto bamado Tarantula; efectos de
SU veneno en el cuerpo humano y curacion por la
musica non el modo de obrar de esta y su aplication
como remedio ä varias enfermedadeses. Madrid,
1787-8.
Collin i , C. snr le Tarantisme v. Act. Acad.Theod.
Palat. T. V. P. physica.
Cornelio, Tb. Persons supposed to be stung by
Tarantulas. Philos. Trans, n. 83- P- 4066. Badd. 1.
p. 3^1-
Cuvier Tableau ele'mentaire, p. 469. la Tar an-
tut* (hält Wirkung und Kur des Tarantelstichs für
Fabel.)
D e ge e rs Abh. z. Gesch. d. Ins. B. Vll. S. 72.
Erzählungen, neue gesellschaftliche, B.III. S. 307.
Der Tarantelbifs eine Betrügerey.
Extrait du Journal d'Italie, contenant l'histoire de
la Tarantule et ia raison des eß'ects, que produit son
venin. Journ. des Scav. To. VI. p. 434.
Fabricii Mant. ins. I. p. 346. n.47. Spec. Ins I.
p. 545. n. 45- Syst. Ein. p. 438. n. 34.
Fortis Reise in Dalmatiec , II. S. 40.
Geschichte, allgemeine, der neuesten Entdeckungen
von verschiedenen Gelehrten im Russischen Reich und
Persien, Bern g- 1777- Tri. I. S. 36-8. Tarantel.
G melius Geschichte d^r Gifte, Th. I. S. 301.
streicht die Tarantel aus der Klasse der giftigen Thiere
ganz weg.
Gruve, H. de ictu Tarantulae «t vi musices in
ejus curatione , conjeeturac physico- medicae Francof.
1699. 8.
Hafen reffer, S. Tractatus de morbis cutis, Ul-
mae 1660. 12.
Herbsts, J. F. Natursyst. der ungefl. Ins. Heft
S. I. ao und 47.
Hisioirc de tAcademie roijixle des Sciences anne*e 170 t
P. 16.
H ü bn er, V.Diss. de Tarantismo, Argen t. 1674.4.
Journal des Sav. T. VI. p. 434. Extrait du Journal
d'Italie, contenant l'histoire de la Tarantule et la rai.
son des eff'ets , que produit son venin.
Justi neue Wahrheiten, B. II. S. 210 und 275.
J. D. T. Erläuterungen über die Heilung des Tarantel-
bisses durch die Musik und Büschitigs Schreiben über
diese Abhandlung.
Kahler, M. Anmerkungen über die Tanzkrank-
heit, die man Tarantismus nennt, S. B. XX der
Schwcd. Abh. S. 30.
Keyslers, J. G. neueste Reisen , Hannov. 1751.
4. Th. II. S. 760. Taranteln.
Kirch maieri, G. C. Diss. de Aranea inprimis
vero Tarantula, Witt. 1660.
Krünitz ökonomische Encyklop. Th. II. S. 37a.
L a u r e n t i i Dissertatio de Tarantula.
Lax mann, nov. comm. Petrop. 14. p. 602. Ära.
nea singoriensis.
Lister, inquiry concern. Tarantula's etc. Philos.
Trans. Vol. VI. 110. 77. p. 3002.
Listers Naturgesch. der Spinnen v. Göze, S. 266.
Die russische Tar antut , S. 2 8 5 . Die dalmatische Taran-
tut spinne.
Madeira, E. de nova philosophia de qualitatibus
oecultis. acc. inaudita philosophia de Tarantula, Ulys-
siponi. 1650. 4.
Mead, R. Tractatus de venenis, Lugd. Bat. 1750.
8, (bezweifelt die Schädlichkeit d. Tarantelbisses.)
Misson Voyage d'Italie 8- ä Utr. 1 722. Term. III.
p. 368 Tarantula.
Müller, J. Diss. de Tarantula, Resp. Braun.
Witt. 1676. 4.
Müller's Linn. N. S. d. Ins. B. II. S. 1082.
Die Tarantel.
Müllers, D. A. L. Suppl. und Registerband, S.
343. T. 50.
M y 1 i u s Uebersetzung eines Briefs v. einem Ita-
liäner über den Bifs der Tarantel, aus den Gentlem.
Magaz. 1753. im Hamb. Mag. Band XIII. S. 1.
Nardii Noct. Genial, noct. 4. p, 301. de efiecti-
bus nonnullis morsus Tarantulae.
Neue Anmerkungen aus allen Theilen der Naturlehre,
Th. I. S 457.
Olearii, A. Gottorffische Kunst-Kammer. Schlesw.
1674. 4. Tab. XII. F. 4.
Ouomat. Bist. n.it. P. VII. p. 442. Tarantel spinne.
Pallas neue nordische Beyträge, B. V. S. 320.
Nachrichten von Cherson , B. XI. S. 345. Taranteln
in der Klimm. Desselben Reisen durch Rufsland. Aus-
zug Frankf. und Leipz. 1776. I. Anh. S. 24. n. 79,
Aran. Tarantula.
Panarolus de araneis, Tarantula dictis, in Ja-
trolegism. Pentec. V. p. 172.
3° M.
234
Philosoph. Transaet, no, 83. p. 4066. (Widerlegung
4er Wirkung and Kuren des Tarantelstichs.)
Flateri, F. Diss de Tarantisnio, Basil. 1669.4.
Quatremere-Disjonval's Araneologie, S. 108.
Redi de generatione insector. p. 177.
Reinharti, J. Theranthropismus fictus. 1673. 4.
Retrato de la Tarantula Macho y Gembra, de los
«varios y nido, qua fabrican ; su historia1 natural y
etectos de su veneno y la relacion del Tarantado del
Hospiral general. Madrid. 1787.
- Rolf ine, G. Diss. Decas quaestionum medicarum,
Jenae 1640. quaest. io, quae sit causa saltationis a
tarantulis morsorum.
Sa u vages Nosologia meth. T. IV. p. 350. Taran.
tismus ; il Camevaletto Helle donne Baglivi ; Oestrodi bal-
lare ; le Tarantisme , le tfanon.
Scaliger, Tarantula etc. de subtilit. exorcit. 1 80.
ji. 610.
Scarft de Tarantula ejusq. ictu, P, I. V. 1. p.
276 et 379.
Schoengast, Chr. Andr. Diss. de Enkurek Per-
sarum morsuq. tarantulae, Resp. Petermann. Lips.
160S. 4.
Schotti Magia universalis, P. II. L. V.
- Schwarz, J. B. M. Diss. inaug. med. de Taran-
tismo et Chorea Viti. 8. Vienn. 1766. c. Fig.
- Senguerdii, J. Tract. phys. de Tarantula, Lugd.
Bat. 1668. 13> ejusd. Diss. de Tarantula 16. 1767.
•. Fig.
Senguerdii (Wolfcrdi) Disquisitio de Turan-rnU,
Lugd. Bat. 1688. 12. c.Tab.
Serao Lezione prima della Tarantula, Haller.
Biblioth. chir. II. p. 330.
Sturm in den philosophischen Transactioneii,
n. 8 3-
S u 1 z e r s Gesch. d. Ins. S. a 4 8 et 254. Tab. XXX.
Fig. 1.
Systematisches Lehrbuch über die drey Reiche de:
Natur, Nürnb. 8- 1777. Th. I. S. 387. Tarantel.
Tudecius, S. A. de Tarantismo , Eph. Nat. Cur.
ann. IX. obs. 1 1 6.
Turn ball de Tarantulae ictu, in Essays and obs,
by the Soc. in Edinburgh. Vol. III. p. i&o. et London
Chronicle 1 77 1 .
Unzers, J. A. Arzt, Th. II. S. 473. 640. III.
S. 466. 5^6.
Urbans Gentlem. Mag. Vol. XXIII. p. 433 et Vol.
XXIV. p. 29. de Morsu Tarantulae.
Valentini Mus. Mus. Tom. I. p. 514.
Valetta, L. Opusculum de Phalangio Apalio s.
Tarantula, Neapoli 1706. 12.
V ol k ma n n s Reise durch Italien , B. III. S. 197.
Foyages to the Madeira and Leeward Caribean Is-
lands, Loud. 1792. 8.
WieJ, (Stalpart van der) de Tarantulae veneno
observar. Cent. 1. obs. 100. p. 438- c. Fig.
Ausser den Skorpionen hat sich wohl kein Insekt durch Jahrhunderte in
einem so bedeutenden Rufe erhalten , und in Rücksicht seines nachtheiligen Ein-
flusses auf Gesundheit und Leben, mehrere Federn in Bewegung gesezt und meh-
rere Streitigkeiten veranlafst, als die allgemein bekannte und allgemein gefürchtete
'ParaTitel. Nur Schade! dafs man über die Berichtigung ihrer gegründeten oder
ungegründeten Schädlichkeit, die Bemühungen aus der Acht gelassen hat, ihre
Naturgeschichte selbst mehr aufzuklären. Den Namen gaben ihr die Alten von
larentum, dieser ältesten Stadt in Grofs - Griechenland am donischen Meere, oder
der gegenwärtigen Stadt Tarento im Königreiche Neapel, nicht als ob, sie daselbst
häuffiger vorgekommen wäre und noch vorkäme, oder giftiger wäre, als in den
übrigen Gegenden Apuliens ; sondern wahrscheinlich deswegen, weil in einer zur
Zeit der alten Griechen und Römer so grossen und bevölkerten Stadt , weit mehr
ßeyspiele von den Folgen des Tarantelbisses, als in den kleinem angränzenden
Ortschaften vorkommen mufsten, wodurch sie also verleitet wurden zu glauben,
dafs die Bösartigkeit des Tarantelbisses sich vorzüglich auf diese Stadt be-
schränke.
Die
*r»
Die Grösse der Tarantel ist nach den verschiedenen Arten selir verschie-
den, und steigt von einem bis zu anderthalb, ja zwey Zoll. YJie in den südli-
chen Gegenden des russischen Reichs befindlichen, erreichen, nach Pallas so^ar
die Grösse der amerikanischen Kolibrifresserin (Tab. IX. Fig. 2.). Gewöhnlich
aber ist das Männchen kleiner und magerer , als das Weibchen , auch unterschei-
det sich lezteres von ersterem durch seine weichere Haut. Eben so verschieden
wie die Grösse, ist auch die Farbe dieser Insekten. Einige sind flohfarb oder
braunroth, andere aschgrau, an der oberen fläche des Körpers und den Füssen
schwarz gefleckt, an der unteren Fläche aber ganz schwarz; noch andere (Tab. IX.
Fig. i.) sind gelblich - grau und unten schwarzgefleckt , kurz, es sind alle davon
vorhandenen Zeichnungen verschieden. Sie haben vier kleine und vier grosse
Augen. Erstere stehen über den Frefswerkzeugen in einer Querlinie neben ein-
ander, leztere in zwey Paaren über den kleinen Augen gegen den Rücken zu hin-
ter einander. Ihre ziemlich starken Maxillen sind nach unten zu schwarz ihre
Palpen ziemlich lang und gegliedert, ihr Brustschild so lang als der Hinterleib
mit einem doppelten Buckel und sternförmig auslaufenden Furchen versehen ihr
Hinterleib selbst vollkommen eyrund mit verschiedenen Querstrichen und anderen
Punkten und Flecken geziert, und die Füsse dick, grau, unterhalb schwarz ge-
fleckt und gestreift. Die Eyer des zu Anfang des Junius befruchteten Weibchens
haben die Grösse der Hirsenkörner und kommen in zwanzig bis dreysig Ta^en an
der Sonne zur Reife. Die ausgekrochenen und erwachsenen Taranteln leben
wahrscheinlich von alierley Insekten und fressen in Ermangelung derselben ein-
ander selbst auf, so dals vor mehreren in ein Glas zusamniengesperrten , zulezt
nur noch eine übrig bleibt.
Ausser Apulien, dem Königreiche Neapel , Sicilien, Sardinien und Corsika
kommen die Taranteln auch in Romainen, Toskana, in der Lombardie , ja selbst
in Frankreich an der Küste des mittelländischen Meeres, in der untern Provence und
in den südlichen Gegenden des russischen Reichs* mehr oder minder häuffig vor.
Sie wohnen daselbst in der Erde auf den Feldern und an dürren leimichten Ufern
halten sich den Winter hindurcli in der Erde verborgen, und kommen erst zu
Anfang des Sommers wieder zum Vorschein.
In Hinsicht auf den gefährlichen Bifs dieses Insekts und die durch densel-
ben veranlafsten sonderbaren Zufälle, haben sich neuere Naturforscher und vor-
züglich Büsching geschmeichelt, den ganzen Streit dadurch beygelegt zu haben
dafssie alle Erzehlungen von Tarantelgift und Tarantismus für Mährchen erklär-'
ten.
r>.36
ten. Allein, die neuerlich angestellten Versuche,, womit sie vorzuglich ihre Be-
hauptung zu unterstützen suchten, sind, wie ioh unten zeigen werde, noch immer
nicht hinreichend, so viele andere, von nicht minder glaubwürdigen Schriftstellern
angeführte Falle zu entkräften. Überhaupt öcheint man bey der ganzen Erörterung
des Streits nicht die Extreme vermieden und der übertriebenen Vergrösserung zu
viel Scepticismus entgegengesezt zu haben. Die älteren Naturforscher und Ärzte
verüessen sich meistens auf Traditionen und fremde Erzehlungen , ohne ein Be-
streben zu äussern, die verschiedenen Erscheinungen, welche als Folgen des Ta-
rantelbisses angesehen worden sind, in ihrem ganzen Zusammenhange, mit ge-
nauer Prüfung aller obwaltenden Umstände, einzusehen. Daherkam es, dafs sie
eine Krankheit, welche fälschlich mit dem Namen Tarantismus belegt worden ist,
als Folge des Tarantelbisses ansahen und mit den Zufällen desselben verwechsel-
ten. Ferdinand Epiphanes , ein Arzt in der Terra di O tränt o im Königreiche Neapel,
suchte aber schon im Jahre 1G21 dem herrschenden Vorurtheile entgegenzuwirken,
indem er versicherte, dafs er in einer zwanzigjährigen Praxis niemanden an den
Folgen des Tarantelbisses habe sterben gesehen, dafs aber der Tarantismus selbst
keine auf Verstellung beruhende , sondern eine wahre Krankheit sey. Auch Serao
und neuere Ärzte erklärten den Tarantismus für eine endemische Krankheit Apu-
liens und eine besondere Art von Schwermuth oder Melancholie , die von der Ver-
dickung der Säfte abhienge, welche wieder als Folge der von der Hitze des Kli-
mas und der Jahrszeit begünstigten Trägheit und Faulheit der Einwohner betrach-
tet werden müsse. Sie behaupteten zugleich, dafs sie allein e durchs Tanzen, eine
starke, die Stockungen hebende und die Ausdünstung befördernde Bewegung, ge-
hoben werden könnte, wozu solche träge Menschen nur die Musik einzuladen ver-
mögend seye.
Kühler schildert, als Selbstbeobachter, den ganzen Verlauf dieser Krankheit
©hngefehr auf folgende Art: „Ich hatte Gelegenheit bey meinem Aufenthalte in Apu-
lien 1766 die wunderbare Eigenschaft der Taranteln zu untersuchen, nach wel-
cher sie durch ihren Bifs den Tarantismus, oder die sogenannte Tanzkrankheit
verursachen sollen. Mit dieser Krankheit verhält es sich aber folgendergestalt :
Sie fängt sich damit an, dafs ein Mensch stiller als gewöhnlich wird, viel nach-
denkt, den Appetit verliert, Müdigkeit und Abgeschlagenheit in allen Gliedern
empfindet. Es gesellt sich hierzu ein grosses Drücken in der Herzgrube, die Un-
ruhe vermehrt sich und artet in eine grosse Beängstigung aus. Hierdurch verliert
der Kranke die gesunde Farbe und wird im Gesichte gelblich, weiterhin aber
völlig
völlig melancholisch und scheu vor allen Dingen. Seine Zähne werden lok-
ker, der Urin wird blafs und geht häuffig ab, und der Puls geht langsam und
stark. In diesem Zustande bleibt der Kranke oft zvvey bis drey Jahre , ohne zu
rasen oder etwas Thörichtes zu verlangen. Nur gegen den Junius verschlimmert
sich sein Befinden durch stärkeres und öfteres Drücken um das Herz und unter
der Brust. Man geräth dann leicht auf den Gedanken dafs er von der Tarantel
gebissen worden sey, deren veranlafste Zufälle durch die Musik gehoben werden
müssen , läfst daher Musikanten kommen , meistens mit einer Violine oder Cither,
welche einen besondern und dazu gewöhnlichen Ton zu spielen anfangen, worauf
dann der Kranke den Takt mit einem hohen und jämmerlichen Geschrey anfängt,
im Gesichte roth wird und so in völligen Tanz kommt. Je älter und schwerer
die Krankheit ist, desto länger tanzt er, welches oft zwey Stunden nach einander
beträgt. Er kann sich unmöglich zwingen aufzuhören, bis der Anfall völlig vor-
über ist. Fehlt der Musikant in einem Tone oder Striche auf dem Instrumente,
so schreyt der Tanzende jämmerlich und sieht wie ein Mensch aus , der die größte
Pein leidet. Nach dem Paroxismus fällt er in einen starken Schweifs. Man, muls
ihn nun, wenn der erste Anfall vorüber ist, immer nach drey Tagen eine Zeit
lang forttanzen lassen und hierzu die besondere Musik beybehalten, weil er durch-
aus nach keiner andern tanzt. Hört er aber diese Musik ehe noch die drey Tage
verlaufen sind, so kann er sich nicht enthalten zu tanzen. Ist die Tanzperiode
vorbey, so hat er nicht das geringste krankhafte Gefühl mehr, sondern ist die
ganze übrige Zeit des Jahres bis an den Tag gesund, wo er im vorigen Jahre zu
tanzen anfieng. Dann aber tritt seine Krankheit in höherem Grade wieder ein
und er mufs von neuem die Tanzkur brauchen. Zur Zeit der Genesung entsteht
gerne eine Geschwulst oder eine Beule an irgend einem Gelenke. Auf diese legt
man gewöhnlich Blätter von der Eselsgurke, welche die Beule zur Reife bringt
und heilt.
Was aber die wahren Zufälle vom Bisse der italiänischen Tarantel selbst be-
trifft; so empfinden die Gebissenen, nach Baglivs Erzehlung, keinen stärkeren
Schmerz, als wenn Jemand von einer Biene oder Ameise gestochen worden ist.
An der verlezten Stelle entsteht aber bald ein blau und gelb unterlaufener Fleck
mit heftigem Schmerz, und Geschwulst, bisweilen auch mit Unempfindlichkeit des
Theils und verschiedenen Zufällen, nach Verschiedenheit der Farbe und Grösse
des Insekts, der erhöheten Schärfe dos Gifts, der Hitze der Jahrszeit, der Tempe-
ramentsanlage und Constitution des Kranken. Wenige Stunden nach dem Bifs
wird
2J8
wird er nemlich mit Beängstigung, Traurigkeit, beschwerlichem Athemholen, Ma-
genschmerz, Übligkeit, Durst befallen. Bagliv bringt nun, als Anhänger der alten
Meinung , die Krankheit des Tarantismus , mit den Zufällen des Tarantelbisses in
Verbindung und läfst, nachdem die Zufälle der ersten Tage vorüber sind, end-
lich eine eigne Melancholie erfolgen, die ganz mit Köhlers Schilderung des Ta-
rantismus übereinstimmt, und so lange anhält, bis durch Musik und Tanz das
Gift aus dem Blute und von den Nerven entfernt worden ist. Tanzen die Gebis-
senen nicht sogleich, wenn Müdigkeit den jährlichen Anfall verkündiget, so fal-
len sie oft plötzlich halb todt zur Erde und bleiben so liegen , bis die Citharödi
kommen und die gewöhnliche Musik machen, wodurch sie allmählich wieder zu
sich kommen und endlich anfangen zu tanzen und dabey allerley Gauckeleyen und
unsinniges Zeug vorzunehmen, welches sie so lange fortsezen bis ein starker
Schweifs ausbricht, der das Gift zerstreuet und durch die gewöhnlichen schweifs-
treibenden Mittel nicht soll herrvorgebracht werden können. Auch in ^Rücksicht
der Zufälle jener Melancholie selbst , sezt er noch verchiedenes hinzu , welches
Kahler nicht bemerkt hat, und vielleicht zu den Übertreibungen gehört. Viele
suchten nemlich die Gräber und einsame Orte auf, stürzten sich wohl als Ver-
zweifelte in Brunnen ; Weibspersonen von bekannter Schamhaftigkeit und Sittsam*;
keit machten allerley unschickliche Geberden und entblölsten sich. Viele wälz-
ten sich wie Schweine im Koth ; andere wollten immer geschlagen seyn , noch an-
dere liefen unaufhörlich umher und würden durch verschiedene Farben beson-
ders gereizt. Nur der Tod der Tarantel selbst, welche den Kranken gebissen habe
und durch eine gewisse magnetische Kraft mit ihm immer in Verbindung stehe,
könne ihn von den jährlichen Anfällen und der Krankheit gründlich befrejen , da-
her auch das Sprichwort entstanden sey: morta la bestia , morto il vcneno. Die Tanz-
sucht, als das hervorstechendste Symptom der Krankheit leitet er übrigens au«
der Specificität des Tarantelgifts her, von welchem sie eine eben so unzertrenn-
liche Folge sey, als die Hydrophobie von dem resorbirten Geifer des tollen Hun-
des ist.
Mit den vom Bagliv angegebenen ersten Folgen des Tarantelbisses, kom-
men vollkommen die von Sau-vages bemerkten Zufälle überein , welche sich aus
neueren mit den Taranteln in Rom angestellten Versuchen ergaben. Es folgte
nemlich auf den ßifs Schmerz mit einer mitsfärbigen Geschwulst, welche nach eini-
ge u Tagen mit einer schwärzlichten Borke bedeckt ward. Hierzu kamen Nei-
gung zum Schlaf; Beängstigung und Beklemmung der Brust und hierauf Schmerzen
in
a3o,
in allen Gliedern, niemals aber eine Neigung oder Begierde zum Tanzen. Aueh
wurden die Zufälle durch die gewöhnlichen innerlichen schweifstreibenden Mit-
tel gehoben.
Borcl^ Versuch mit einem gedungenen Menschen in Neapel gab awar nicht
gleiches Resultat, spricht aber doch die Tarantel nicht von einer gewissen Gif-
tigkeit frey. Der Bifs derselben in die Finger dieses Menschen bestund blos in
einem Kneipen mit ihren Maxillen , man sah aber dabey einen gelblichen Saft aus
ihrem Munde Hiessen, welchem alleine nur man die Wirkung des Bisses zuschrei-
ben konnte; denn die Hand, und besonders die Finger, schwollen bald darnach
auf und der(,Gebissene empfand ein grosses Jucken. Aber anstatt dagegen eine
Hilfleistung anzunemen, trank er blos eine Bouteille Wein. Ausser dem, was sich
aus diesen und ähnlichen Versuchen und Beobachtungen ergiebt, ist noch so viel
richtig , dafs die Taranteln in Italien den Schnittern zur Erndezeit vorzüglich nach-
theilig zu wrerden pflegen.
Ganz widersprechend fielen dagegen zum Th eil die Versuche der das andere
Extrem hebenden Gegner aus. Doktor Claritio erbot sich dem Vertheidiger des
Tarantelgifts Dr. Savginetti den entscheidendsten Beweis in Gegenwart vieler Hun-
dert Zuschauer zu geben. Er liefs sich wirklich in der heissesten Jahrszeit von den
Taranteln beissen , und es erfolgte kein schlimmer Zufall. Gleiches Resultat lie-
fert der ungenannte Verfasser des Aufsatzes über die Tarantel in den ökonomi-
schen Heften. „Als ich zu Neapel war, schreibt er, gab ich meinem Wirth zu
verstehen , dafs ich wohl Lust hätte , die Wirkungen , welche der Stich von der
Tarantel hervorbringen soll, näher zu beobachten. Der gefällige Mann brachte
in einiger Zeit einen Menschen zu mir , der gleich sobald er mich sah , seine
Hand ausstreckte und sagte: wo sind die Taranteln? ich will mich von ihnen ste-
chen lassen. Ich fragte ihn nun , ob er die Folgen solcher Stiche nicht fürchte.
Nein, versezte dieser; denn ich habe ein Gegenmittel, das mich sichert. Ich
wünschte dies zu sehen und da zeigte er mir eine Flasche Wein, die er mitge-
bracht hatte. Ich liefs nun meine Taranteln heraus. Kaum hatte aber eine von
ihnen gesehen y dafs der Herausforderer seinen Finger nach ihr ausstreckte, al*
sie vor Wnth sich auf bliefs , auf den Finger zusprang und ihren Feind bifs , indem
sie ihre beyden Arme , die am Ende mit Zangen versehen sind , zusammenzog. In
der That bemerkte ich INacJimittag, denn ich behielt den Mann den ganzen Tag
über in meiner Behausung, dafs seine Hand ganz geschwollen war, und er sagte
auch daß der Finger ihn sehr juckte. An der Stelle, die gestochen oder vielmehr
gezwickt worden war, sah man durchs Mikroskop zwey Risse , welche durch das
Gewaltsame Zusair.menzwicken des Insekts verursacht worden waren. Nach eii i-
gen Tagen war die Wunde des Menschen völlig geheilt, ohne dafs er nöthig ge-
habt hatte, seine Zuflucht zum Tanz zu nehmen. Er sagte nur, das Jucken wäre
so gewaltig stark gewesen* dafs er es nicht ausgeholten haben würde, wenn der Wein
nicht seine Sinnen benebelt hätte. "
Serao, Leibmedikus des Königs von Neapel, machte, um ein Jahrhunderte
herrschendes Vorurtheil zu besiegen, noch mehrere Versuche, die natürlich für
ihn entschieden nud die ihm Stoff zu einer interessanten Abhandlung gaben. Er
bemühte sich darinnen die betrügerische Kunst der Possenmacher zu enthüllen,
welche durch die teuschende Nachahmung der Zufälle des Tarantismus , vorzüg-
lich das Mitleiden der Reisenden hintergehen , und zu beweisen, dafs die gröfste
Angst, die heftigsten Convulsionen , blos Folgen der Einbildung und der Todes-
furcht seyn könnten, dafs Menschen von kranker Einbildungskraft eben solche
Zufalle auf die Vorstellung von einer Tarantel gebissen worden zu seyn, erhalten
könnten, überhaupt suchte er in dieser Schrift die ganze Herrschaft der Einbil-
dungskraft über den Körper ans Licht zu stellen und darzuthun, dafs sie um so
mehr zu fürchten sey, da sie befielt, wenn sie zu gehorchen scheint. Quatremere-
Disjonval, dieser vertraute Freund der Spinnen , die ihm in seinem Gefangnisse
die meiste Unterhaltung verschafften, hilft ebenfalls alle Sagen vom Tarantelgift
in Vorurtheil auflösen. Alle Spinnen, und mithin auch die Taranteln, sind in
•deinen Augen ganz schuldlose Geschöpfe.
Auf obige und ähnliche Erfahrungen und Behauptungen gestützt, betrachte-
ten nun die meisten Naturforscher und Arzte, die ganze Sache aus keinem an-
dern Gesichtspunkte, als dafs alles, was jemals vom Tarantelbifs geschrieben und
gesagt woräen sey, Betrug oder Folge der überspannten Einbildungskraft, der Ner-
venschwäche , der Hypochondrie und Hysterie gewesen sey, und dafs hierzu be-
sonders die lebhafte Einbildungskraft, das melancholische Temperament, und die
leidenschaftliche Liebe zur Musik der Apulier beygetragen habe. BagUv selbst
spricht für die Macht der Einbildungskraft in vielen Fällen und läugnet den An-
theil nicht, welchen andere Krankheiten , vorzüglich die Melancholie, daran nemen
können, wozu das weibliche Geschlecht in jenen Gegenden besonders geneigt sey,
so dafs es sich oft für gestochen hielte, ohngeachtet es sich nicht zu besinnen
wisse, von einer Tarantel gebissen worden zu seyn. Aber zu weit hat sich Bii-
schuig durch die^e und ahnliche Geständnisse und obige Erzählungen verleiten las-
sen,
24*1
seil, wenn er nun jeden verketzert, der noch an die Schädlichkeit des Tarantel«
fcisses zu glauben sich erkühnt, und der verdienstvolle und bescheidene Herbst
scheint selbst hierhey mehr aus Schonung, als aus Überzeugung die Beschuldi-
gungen der Taranteln auf die Solpugen übergetragen zu haben. Das was er hier-
über sagt, ist zu interessant, als dafs ich es nicht hier wörtlich mittheilea sollte.
„Wenn man, schreibt er, die Erzählungen von den apulischen Taranteln ohne
Vorurtheil lieset und darüber nachdenkt, so ist es der unpartheyisohen Wahrheits-
liebe viel gemässer und billiger, dafs man annimmt, es gäbe wirklich im südli-
chen Italien eine hieine Art von Solpugen, welche aber, grade weil sie zu unbe-
deutend scheint, übersehen und dagegen irgend eine grosse Spinne in Anspruch
genommen wird , sie müsse die Vergifterin seyn , als dafs man mit Büsching alles,
was man von dem Gift der Taranteln sagt, schlechtweg für Einbildung oder Betrug
erklärt. Die Einwohner von Tarent und den umliegenden Gegenden haben eine
Tradition von giftigen Insekten , welche mitten im Sommer zuweilen Menschen
verletzen , so dafs üble Nervenzufälle darauf erfolgen. Diese mündliche Überlie-
ferung besagt es, es sey eine Spinne, welche tanze und schwarz mit weissen Stri-
chen sey. Dieses hat man nach und nach dahin gedreht, dafs man das Tanzen,
welches Aristoteles als Kennzeichen des Giftkankers .angiebt, für das Symptom oder
gar für die Kur eines von einer Tanzspinne Verwundeten hält, und dafs man recht
grosse Spinnen aufsucht, welche schwarz und weifs sind, um sie für Taranteln aus-
zugeben, in der Meinung eine recht grosse Spinne könne ja viel besser verwun-
den, als ein ganz kleiner Kanker. Dafs mehrentheils Frauenzimmer und Bettler
von den Bissen der sogenannten Taranteln getroffen werden, das ist kein so bün-
diger Beweis, wie Büsching es glaubt, dafür, dafs alles Einbildung und Betrügerey
eey. Frauenzimmer und Bettler sind weniger bekleidet, als Männer und reiche
Leute. Die blossen Arme thun hier wohl das wenigste. Die Geschlechtstheile,
welche , nach jetzigen Sitten , bey den Mannspersonen durch die Beinkleider ge-
schüzt werden, sind bey den Weibern den Anlauf dieser Insekten ausgesezt. * Doch!
ich will es versuchen, noch einige Zweifei und Gründe, sowohl gegen die Über-
treibungen, als gegen die gänzliche Abläugnung der nachtheiligen Folgen des Ta-
rantelbisses hier beyzufügen.
Was die ältere Behauptung betrifft , dafs der Tarantismus Folge des Taran-
telbisses sey, so streitet dagegen die Geschichte, indem man vor dein fünfzehnten
Jahrhundert bey keinem Schriftsteller einige Erwehnung von dem Tarantismus
findet, ohngeachtet die Taranteln in jenen Gegenden überall bekannt waren. Es
5 1 scheint
24*
scheint also, dafs dieser eine neue Krankheit sey, zu deren Entstellung ausser
der veränderten Lebensart und mancherley andern Umstünden , auch die Lage und
Beschaffenheit des, als die schmuzigste und unreinlichste Stadt im ganzen König-
reiche Neapel, bekannten Tarents beygetragen haben können. Dieses macht
noch wahrscheinlicher das auffallende Mifsverhältnifs zwischen den Mannspersonen
und Weibspersonen, welche am Tarantismus leiden, da man oft keine einzige
Mannsperson unter tausend Tanzenden findet, die Weibspersonen aber in jener
Gegend beständig zu Hause bleiben und durch ihre sitzende Lebensart, zur Er-
zeugung eines dicken, schweren Bluts, zu Stockungen und Verstopfungen in den
Eingeweiden des Unterleibes und den hiervon gewöhnlich abhängenden hysteri-
schen und krampfhaften Beschwerden, dem Veitstanz und der Melancholie, Ge-
legenheit geben. Noch mehr beweisen die Kinder , die Fremden und Reisenden,
von welchen man kein Beyspiel weifs , dafs sie vom Tarantismus befallen worden
wären, die Gewifsheit, dafs dieser keine mit dem Tarantelbifs in Verbindung ste-
hende Krankheit seyn kann, weil selbst aus Herbsts Gründen nicht einleuch-
tet, warum alle diese vom Solpugenbifs verschont bleiben, da die Kleidung der
Kinder und der reisenden Frauenzimmer diesen Insekten eben sowohl den Zugang
zu den unteren Theilen des Körpers erlaubt. Ferner wissen selbst die am Taran-
tismus leidenden und ihn als Folge des Tarantelbisses ansehenden Weibspersonen
nie anzugeben, ob, wo und wenn sie gebissen worden sind; sondern ihre ganze
Aussage gründet sich immer nur auf Muthmassung. Auch ist nicht einzusehen,
warum die Kranken blos zu einer gewissen Zeit des Jahres und nicht so lange fort-
tanzen, als noch Tarantelgift im Körper rückständig ist, da sich dieses doch un-
möglich im menschlichen Körper wieder erzeugen, und erst nach Jahresfrist wie-
der in dem Grade anhäufen kann , welcher vermögend ist , so heftige Nervenrei«
Zungen hervorzubringen. Endlich ist das Hauptsympton selbst im Widerspruche
mit der erregenden Ursache. Das Tarantelgift soll einen beständigen Trieb zum
Tanzen veranlassen und gleichwohl tanzen die am Tarantismus leidenden nie von
sich selbst, sondern immer erst, nachdem sie durch die Musik hierzu erweckt wor-
den sind. Hingegen ist es hypochondrischen und melancholischen Personen ei-
gen, durch Musik zu einer ungewöhnlichen Munterkeit und zum Tanz erweckt
zu werden. Dieses Mittel erheitert den Geist, sezt den Körper in Bewegung und
befördert die Ausdünstung; kein Wunder! wenn davon in den meisten Fällen gute
Wirkung verspürt wurde , und wenn man daher immer die Mu9ik als Heilmittel
des Tarantismus brauchte, ja sogar gewogen wurde ; sie dann anzuwenden, wenn
die
die auf den Tarantelbifs zu erfolgen pflegende Schläfrigkeit und übrigen Zufälle,
mit denjenigen des anfangenden Tarantismus selbst verwechselt worden sind.
Die Eigenheiten der Geberden und des Tanzes , welche von den convulsivischen
Bewegungen der Kranken abhiengen , machten es wahrscheinlich nothwendig die
besondern Compositionen von Melodien und Gesangen zur Tanzkur zu erfinden,
die man bey Blancard , Hafenreff er und Schott angegeben findet.
Ich komme nun noch auf einige Gründe gegen die gänzliche Abläugnung
aller üblen Zufälle des Tarantelbisses. Erstlich fragt es sich: ob bey den neuer-
lich mit den Taranteln angestellten Versuchen , nicht das unschädliche Insekt mit
dem schädlichen verwechselt worden ist? Denn nur ersteres, nicht aber lezteres
konnte die gehörigen Resultate liefern. Bagliv sagt ausdrücklich, dafs nur.dieapu-
lischen und nicht einmal die auf den Anhöhen, sondern nur die in den warmen
Gründen und Thälern Apuliens sich aufhaltenden Taranteln, und zwar nur in
der heissesten Jahrszeit die von ihm geschilderten Zufälle hervorzubringen im
Stande, alle übrige Arten aber unschädlich seyn, und der ungenannte Verfasser
der Beobachtungen in den Ökonomischen Heften stimmt hiermit vollkommen über-
ein. „Es hat sich zugetragen, schreibt er, dafs ich auf meinen Reisen in Italien
und südlichem Frankreich, wo schlechte Wirthshäuser und Herbergen gar gemein
sind, zuweilen in der Lagerstätte Taranteln gefunden habe, die sich ins Bettlacken
verkrochen hatten, weil sie die Wärme sehr lieben; allein sie thaten mir nichts
und die Leute des Orts und der übrigen Gegend sagten alle, man wisse von kei-
nem Beyspiel, daTs dies Thier jemanden etwas zu Leide gethan habe. Nur allein
die in Apulien hält man für giftig und viele sind der Meinung, dafs diese Art wenn
sie unter dem heissen Erdgürtel vorhanden wäre, durch ihren Bifs tödtlich werden wür-
de.11 Offenbar hat man also darinnen gefehlt, dafs man die Versuche nicht art
Ort und Stelle; sondern in Neapel, in Rom etc. angestellt und vielleicht nicht ein-
mal immer die Jahreszeit dabey in Betrachtung gezogen hat. Hierzu kommt, dafs
selbst das wahre, gefährliche Insekt , wenn auch mit demselben in den Feldern
Apuliens , bey der drückendsten Sonnenhitze Versuche gemacht werden , durch-
aus nicht immer dasselbe Resultat liefern kann, weil es darauf ankommt, ob es
den , zu einer bedeutenden Verwundung erforderlichen Giftvorrath noch bey sich
führt, oder, ihn schon durch vorhergegangene Bisse verschwendet hat; denn als-
dann mufs es eben so unschädlich seyn, wie der bey erneuerten Stichen vom
Gifte erschöpfte Skorpion. Überhaupt aber fragt es sich noch: ob diejenigen Män-
ner, welche jene entscheidend seyn sollenden Versuche mit den Taranteln ange-
stellt,
»44
stellt, oder ohne eigne Versuche darüber abgesprochen haben, wirklich als conr-
petente und unpartheyische Richter anerkannt werden können? Vom Dr. Clariüo
erfahrt man nicht, ob er, ehe er sich von den Taranteln beissen liefs, nicht ein
Präservativ genommen, oder wenigstens Wein getrunken hat, dessen Gebrauch
vor oder nach dem Bifse der Taranteln , keinesweges für unbedeutend und nutz-
los angesehen werden darf, da der Wein von Jeher gegen die Aufname der Krank«
heitsstoffe mit offenbarem Nutzen, als ein treffliches Verwahrungsmittel angewen-
det worden, ist. Die Versuche Borchs und des ungenannten Verfassers des Auf-
satzes in den ökonomischen Heften , werden daher durch den Gebrauch des Weins
ganz zweydeutig. Der Gebissene des lezteren selbst versicherte, er würde das Juk-
ken, welches der Tarantelbifs veranlafste, nicht ausgehalten haben, wenn er sich
nicht berauscht hätte. Da nun aber die bisher angestellten Versuche selbst noch
diesen und ähnlichen Zweifeln unterworfen sind; so verräth es wenigstens Vorei-
ligkeit, im Vertrauen auf dieselben im nördlichen Teurschlande eine Sache für thö-
richt und lächerlich erklären zu wollen , die durchaus mehrjährige, an Ort und Stelle
selbst gemachte und gesammelte Erfahrungen voraussezt.
In Rücksieht Herbsts besonderen Meinung, welcher lieber Solpugen annimmt,
um nichts auf die Taranteln kommen zu lassen , scheint mir doch , dafs von der
Aranea Avicularia , deren Giftigkeit anerkannt und durch den Bau ihrer Gebifs-
werkzeuge so gut, als die Giftigkeit der Solpugon erwiesen worden ist, eben so-
wohl ein analogischer Schlufs auf kleinere Spinnen statt iinde, als Herbst von den
grösseren Solpugen auf die kleineren macht, wenn auch die Wuth, mit welcher
sich die gereizte italiänische Tarantel zur Gegenwehr setzet, nicht schon zu erken-
nen gäbe, dafs sie nicht unvermögend sey, ihren Gegner auf eine empfindliche
Art zu empfangen , und die Giftigkeit der ausserhalb Italien vorkommenden Ta-
ranteln nicht durch die glaubwürdigsten Zeugnisse der russischen Naturforscher
ausser Zweifel gesezt worden wäre, und auf die Giftigkeit des ganzen Tarantelge-
schlechts zu schliessen berechtigte. In der Krhnm wurden nach Pallas s Erzeh-
lung fast bey jedem Regimente des Nachts zwey bis sechs Personen von den Ta-
rantel« beschädiget, welche sich den Nachtfeuern näherten und in die Zelter lie-
fen, wo Licht brannte. Die Gebissenen schrien beständig für Schmerzen, wur-
den unsinnig, sprachlos, lachten wider Willen, quälten sirh jämmerlich, und hat-
ten grosse Hitze. Der gebissene Theil schwoll auf, wurde roth, blau, schwarz
und solche Patienten starben in zwey bis drey Tagen. Doch hatten nur weni-
ge dieses Loos, und die meisten wurden gerettet und in vier bis acht Tagen
ge-
»45
gesund, wenn man ihnen gleich Theriak gab , und diesen auch äusserlich
auflegte.
Auch die dalmatische Tarantel, welche die Einwohner der Grafschaft Trau
Pauk nennen, haaricht und gefleckt, wie die apulische Tarantel, nur in der Farbe
verschieden ist, ist nach Lister sehr wild und bösartig. Die Bauern, die in der
heissen Jahreszeit im Felde arbeiten müssen, werden oft von derselben gebissen.
Ihre Kur besteht aber darinnen, dafs sie den Kranken auf ein schlaffes, oben an
Haken befestigtes Seil setzen und fünf bis sechs Stunden schwingen — ein Mittel,
welches viel Ähnlichkeit mit der italienischen Behandlungsart der von den Taran-
teln Gebissenen hat.
Noch gedenkt die Verfasserin der Voyages to the Madeira einer gefährlichen
Tarantel. „Man findet, schreibt sie, auf Antigua an felsigten Orten nnd unter
alten Ruinen eine Art von Tarantel, deren Bifs Gonvulsionen und Strangurie ver-
ursacht, und zu Zeiten tödtlich seyn soll. Doch hat die Musik auf die Gebisse-
nen keine besondere Wirkung." Diese und ähnliche Erzehlungen rechtfertigen
sicher mehr die ältere, als die neuere Meinung über die Schädlichkeit des Taran-
telbisses, und lassen um so weniger einsehen, warum man gerade die in einer
nicht minder warmen Gegend sich aufhaltenden apulischen Taranteln für ganz,
schuldlos erklären will, da nach dem, was von der Schädlichkeit der Spinnen
überhaupt gesagt worden ist, ungleich kleinere Spinnen, als die Taranteln sindt
schädlich werden können.
75. Die amerikanische Vogelspinne. Tab. IX. Fig. 2 — 9.
Aranea Avicularia thorace orh-iculato eonvexo : eentro transversim excavato. Lino»
Syst. nat. T. I. P. V. p. 2957. o. 32. Amoen. aead. I. p. 323. — Habitat in
America, aviculis , insectis insidians , troclulos exhauiiens.
Albin natura] Hisf. of the Spiders, Tab. XXXIV,
XXXV. Fig. 173 et 174.
Am o reux Notice des Ins. p. 214.
Backers Beytiäge zum nützlichen Gebrauch des
Mikroskopii, Th. II. Augsb. 1754. 8- Kap- XX.
S. 53t.
Bankrofts Naturgeschichte von Guiana, aus dem
Engl. Frankf. u. Leipz. 8. 1769. S. 148- Vogel- oder
Kolibrispinne.
Berlinische Mannigfaltigkeiten , B. IV. 8.515. Nham-
än, der Kolibri/r esst r, B. V. S. 66. Naturgeschichte
4er Brasilianischen Winkelspinne.
f&ibiiotheque universelle et historique de l'anne'e 168?
Tom. IV. aus dieser in Berl. Samml. B. VIII. S.467.
Blanckard van de Rupseu , Wonnen, Maden etc.
Tab. XVII. Fig. A. in der teutsch. Ausgabe: Schau-
platz der Raupen-, Würmer und Maden, Leipz. 169.0,
S. 99. Tab. XVII.
Biumenbach's Hancfb. i. N. G. S. 391. n. 5,.
aranea Jluicxlaria , die Buschspinne.
Borna re Dict. Tom. VII. p. 370.
Clusii, C. Curae posteriores, Antverp. 1611.
Folio, p. 47.
Ca-
2-46
Cuvier Tableau eMementaire, p. 469. L'arai-
gn/e des oiseanx.
Degeer's Abh. z. Gesch. d. Ins. B. VIT. S. 72 und
I2i. Tab. XXXV11I. F. 8 — ) o. Araigtiii des oiseaux,
die rogt'hpinne.
Fabricii Mant. Ins. I. p. 346. n. 48- Spec. ins.
II. p. 545. n. 46. Syst. Ent. p. 438 n 35.
Fermin's Reise durch Surinam, Th. II. S. 273.
Armem maximus , Holland. Spinnen- Koppen.
Jo 11 s to n i i Hist. nat. de Insect. Lib. 11. p. 1 40.
Kleemanns Beyträge zu Rösels Insectenbelust.
Tl) I. S. 85- Tab. XI und XII. Die grosse schädliche,
braune , zottigte lf estindische IVinkelspinve.
Knorr, G. W. Deliciae Naturae selectae II. p. 20.
Tab. F. Fig. 1. 2.
Laet, J. de, Novus Orbis , T. 570.
Leskes Anfangsgr. d. Naturgesch.I.S. 489. n. 3.
Les sers Theol. d. Insekten, S 65. Nhamduguacu.
Marcgravii, G. Hist. rer. nat. Brasil. Lib. VII.
Cap. Hl. p. 248' Nlwindu Gitacu , der Brasilianer.
Wartini Naturlexik. 11. p. 240.
Mead, R. Amechanical account of Poisons in
Several essays. p. 88-
Merian, M S. Dissert. de generat. et metamorph.
ins. Surinamens. Hagae 1736. p. 18. Tab. XVIII.
Meyer's, D. F. A. A. Versuch zur näheren Be-
stimmung einiger schädlichen Insekten, in Voigts
Magaz. für das Neueste aus der Phys. und Naturgesch.
B. IX St. II. S. 8 3- Amerikanische [rogel spinne.
Müllers Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 10&0.
n . 31. Der Kolibrifresser.
Museum Lud, Ulricianum, p. 428.
Neuer Schuupl. der Kat II. S. 191,
Neues Hamburg, Magaz. St. 84-
Olearii Gottorfi-che Kunstkammer , 4.1666. p,
29. Tab. XVII. F. 2. Aran. Avicularia.
OnoMuit. Hist Nat. P. 1. p. 66s Die lrogelspinne.
P i s o n i s , G. de Indiae utrinsq. re naturali et nie-
dica Lib XIV. p 284 und ejusd. de Medicina Brasi-
liensi Libr. IV. p. 44.
Qua treme re- Disjon val Araneologie. S. 107.
Die surinamische Rogelspinne oder Busckspinne.
Reise eines franz. Üfßcitrs nach den Inseln Frankr.
und Bourbon , dem Vorgeb. d. G. H. Altenb. 1774,
%. S. :oo. Die grosse fürchterliche Spinne.
Seh w am merdamm s Bibel der Nat. S. 20.
Sebae locupl. rer. nat. Thes. descript. Tom. I. p.
109. Tab. LX1X. F. 2.3. Tom II. Tab. XXXX1 C.
Sulzers Geschichte der Insekten , S. 248. Tab.
XXXV. Fig. 15. Die Kolibrifresseritt.
Unzers, J. A. Sammlung kleiner physikalischer
Schriften , S. 263.
Wormii, O. Museum, Tab. 244.
Diese Riesin unter den Spinnen, 1'wovon gegenwärtige Abbildung (Tab. IX.
Fig. 2.) nur eine von mittlerer Grösse vorstellt, ist nach Termin meistens einer
Faust grofs, nicht selten aber hat sie mit ausgestreckten Füssen den Umfang der
gröfsten Handfläche, nach Mead aber eine Grösse, welche diejenige der größten
europäischen Spinnen, wohl fünfzig mal übertrifft. Ihre ganze Oberfläche ist rauh-
haarichtj bis auf das Brustschild, welches mit kürzeren und weniger borstigen
Haaren bewachsen ist, im Alter aber soll sie mit einem sammetartigen Schimmel
bedeckt seyn. In Rücksicht der Farbe, welche nach jeder jährlich erfolgenden
Häutung dunkler wird , findet man zweyerley Abänderungen , eine grosse schwarz-
braune oder dunkelolivenfarbe mit rost- oder zimmtfarbigen Fufsenden , und eine
kleinere, deren ganzer Körper leztere Farbe hat. Unten, um die Maxülen (Fig. 4-)
haben jedoch beyde Varietäten fuchsrolhe Haare. Der Brustschild (Fig. 2.) ist
grösser als der Hinterleib, vorne etwas schmäler, hinten breiter und eckigter,
obenher aber flach und in der Mitte mit einer nabeiförmigen Vertiefung verse-
hen , aus welcher gegen den Rand des Brustschilds so viele Furchen auslaufen,
als die Spinne Füsse hat. Zwey dieser Furchen umfassen am Vordertheile des
Brustschilds eine kleine, langlichte, in die Quere liegende, am Vorderrande zwey-
mal
mal am Hinterrande und an den zwey Seitenriindern einmal ausgeschweifte Erha?
benheit, die von Haaren entblöfst und unter dem Mikroskope betrachtet (Fig. 3.)
rötlilicht- dunkelbraun, höckericht und mit verschiedenen Warzen besezt erscheint.
Auf dieser Erhabenheit sind die acht rothgelben blinkenden Augen vertheilt. Zwey
davon, welche in gelbe Ringe gefafsten Edelsteinen gleichen, sind vollkommen
rund, weit grösser, als die andern und liegen in der Mitte neben einander. Von
den sechs übrigen, welche alle oval sind, stehen die zwey grösseren in den zwey
stumpfen Vorderecken, die vier kleineren aber mehr gegen die zwey Hinterecken
dieses Augenhügels gekehrt.
Die zwey am Vorderrande des Brustschilds neben einander liegenden , un-
terwärts gekrümmten Ma.villen (Fig. 2. b ) übertreffen im kleinen das fürchter'
liehe Gebifs eines Löwen und setzen die Schädlichkeit und Gefährlichkeit dieser
Insekten, auch ohne weitere Erfahrungen, ausser Zweifel. Jede Maxille besteht
aus einem braunen, breiten und hartschalichten Hintertheile, welcher unten mit
einer Reihe von acht kleinen Zähnen (Fig. 6. b.) und mit fuchsrothen Haaren,
oben aber mit braunen Borsten besezt ist, und aus einem, gebogenen langen Zahn,
oder einer Klaue («.)> welche überaus spitzig, hart und glänzend schwarz ist»
An der Spitze und dem scharfen vordem Rand dieser Klaue, welche das Insekt
ausser der Gebrauchszeit einschlägt (Fig. 5.), entdeckt man schon mit blosen Au-
gen eine Vertiefung , welche unter dein Mikroskope (Fig. 7. a. ), wie eine läng-
lichtrunde und schmale Spalte erscheint. Diese ist das eigentliche Giftloch dieses
gefährlichen Insekts, durch welches dasselbe seinen schädlichen Saft in die mit
den Spitzen dieser Maxillen geschlagenen Wunden fliessen läfst. In dem Wahne»
dafs eine besondere Heilkraft in denselben stecken mögte, hat man ehemals diese
Maxillen j in Gold eingefafst und sich derselben als Zahnstocher zur Verhütung
der Caries in den Zähnen und der Zahnschmerzen bedient. An die Maxillen
schliessen sich zu beyden Seiten die ziemlich langen, aus fünf Gliedern bestehen-
den Fänger oder Palpen (Fig. 2. a. a. und Fig. 4- a- a-) an, deren Vorderglied stark
behaart ist. Beym Männchen sieht man am untern Rande (Fig. 8. a. ) dieser Pal-
pen eine kleine glänzende Kugel mit einem sehr dünnen und spitzigen haken-
förmigen Anhange. Wahrscheinlich ist dieser Theil das männliche Geschlechts-
glied ; vielleicht dient er auch noch besonders zum Festhalten der Beute und zu
ihrer Annäherung an die Maxillen. Ausser den Frefswerkzeugen sind noch am
Brustschilde befestiget, die acht langen, dicken und haarichten Füsse, deren vor-
deres und hinteres Paar länger als die zwey mittleren Paare ist und oft mehr
aU
a48
als vier Zoll in der Länge zu haben pflegt. Jeder Fufs besteht aus vier Gliedern,
wovon das dritte des ersten Paares eine rauhe, knotige Hervorragung (Fig. 2. c. c.)
hat, alle aber mit breiten, oben erhabene«, unten platten Fufsblättern und zwey
kastanienbraunen Klauen (Fig. 9.) versehen sind. Den runden, oben gewölbten
Hinterleib vergleichen einige, der Grösse nach, mit einem Tauben- andere mit
einem Hünereye, welche Verschiedenheit nothwendig von der verschiedenen Grösse
des ganzen Insekts selbst abhängt. Hinten ist er mit zwey schwanzähnlichen, haa-
ricl.'ten, und zwey gliedrichten Anhängen versehen (Fig. 4. d. ), welche beym Männ-
chen länger als beym Weibchen sind, von Seba für die Geschlechtstheile gehal-
ten werden, wohl aber nichts anderes als die Spinnwarzen sind, da noch zwey
ähnliche kleinere unter denselben liegen. Piso meldet, dafs sie sich mit verkehr-
ten Leibern begatten. Doch gehört dieses noch zu dem unberichtigten Theil der
Naturgeschichte dieser Spinnenart.
Ihre Nahrung besteht in allerley Insekten. Vorzüglich verfolgen sie die suri-
namischen Waldameisen und Kakerlaken. Sogar wagen sie sieh an kleine Vögel,
besonders an die Kolibris, die sie in ihren Nestern überfallen, tödten und ihre
Evei aussaugen. Von lezterer Eigenschaft hat man ihnen auch den Namen Vo-
gehpinnen oder Kolibrifresserinnen gegeben.
Ihr Vaterland ist Südamerika , vorzüglich Surinam und die Insel Mevis , wo
sie sich in <\en Löchern alter Mauern, hauptsächlich aber auf Bäumen, nach Fer-
min auch auf den Pflanzungen zwischen den Wurzeln, die zur Nahrung der Skla-
ven dienen, alsPatatten, Ignamen oderTejan, und auf der Krone der Ananas
aufhalten. Sie spannen keine grossen Gewebe aus, sondern spinnen sicli geraum
mige, eyförmige Nester, oft zwischen den Baumblättern , oft blos an die Baumäste,
mit welchen diese Nester, die ihnen zur Wohnung und Aufbewahrung ihrer Eyer
dienen, so fest zusammen hängen, dafs sie nur mit Mühe losgerissen werden kön-
nen. Wollen sie sich von einem hohen Baiune herablassen; so ziehen sie einen
dicken Faden, an welchem sie langsam herabsteigen.
Man hat die Schädlichkeit der amerikanischen Vogelspinne dadurch zweifel-
haft zu machen gesucht, dafs man, wie Blanckard , Mead und Markgrav versichern,
sich ihrer Maxillen zu Zahnstochern bediente, welche doch eigentlich die Giftlö-
cher dieser Insekten enthalten. Da aber diese Maxillen nur die Giftleiter , nicht
die Behältnisse des Giftes sind, der erst auf gegebene Veranlassung durch diesel-
ben ausfliegst, da ferner das Gift solcher Insekten nach ihrem Tode nicht mehr
wirksam zu seyn pflegt, indem es seinen animalischen Geist verloren hat; so
sind
a49
sind diese Mamillen blos als ausgetrocknete Hülsen und die ihrer inneren Fläche
vielleicht noch anklebenden , unbedeutenden Gifttheilchen um so mehr als gänz-
lich unschädlich anzusehen, da sie, wenn sie auch durch den Speichel erweicht
würden, doch nicht durch das zusammengezogene Giftloch mehr dringen können,
und die übrige hornartige Oberfläche der Maxillen , kein Durchschwitzen des auf-
gelösten Gifts verstattet. Amoreux, Blumenbach, Degc.cr u. a. m. halten im Ge-
gentheil den Bifs dieser Spinne nicht nur für schädlich, sondern auch für sehr ge-
fährlich, undMerianin schreibt, dafs sie mit ihren spitzigen Zähnen , gefährlich beis-
sen und verwunden könne, wenn sie zu gleicher Zeit eine gewisse Feuchtigkeit
in die Wunde spritze. Nach Fermin ist ihr Bifs sogar tödtlich, wenn nicht auf
der Stelle die besten Heilmittel dagegen angewendet werden. Der von ihr Ver-
wundete fällt sogleich in Ohnmacht, auf welche ein tiefer Schlummer folgt, und
der gebissene Theil wird grün , gelb und schwarz und fängt an stark zu schwel-
len. Auch Piso versichert, das Übel nehme öfters so sehr überhand, dafs es un-
heilbar werde, und schreibt ausserdem noch den Haaren dieser Spinne eine bren-
nende Kraft zu , wenn sie auf die blosse Haut des Menschen fielen , welches wegen
ihrer borstigen Beschaffenheit eben so wohl, wie bey den haarichten Raupen, der
Fall seyn mufs.
76. Das Jaikisc-he Sechsauge. Tab. IX. Fig. 10.
Aranca Senaculata, thorace subgloboso , abdomine fasciis flayis nigrisque vario.
Lepechins (Iwan) Tagebuch der Reise durch verschiedene Provinzen des Kussischen
Reichs. 4. Altenburg 1 77 1. Th. I. S. 316. Tab. XVI. Fig. I, — Habitat
in Russia austräte.
Berlinische Sammlungen, B. VIII. S. $\o. Fif. $.
Listers Naturgesch. der Spinnen v.Göze, 3.264.11.135. Das tfaikisehe Sechsatige.
Diese Spinne ist acht bis neun Linien lang, hat nur sechs Augen, zwey
gelbe, schwarzpunktirte Palpen , ein graugelbliches Brustschild , einen ziemlich lan-
gen Hinterleib , welcher wechselsweise mit gelben und schwarzen Binden bezeich-
net ist, gelb und schwarz geringelte Füsse, von welchen das vordere Paar schwarze,
die zwey hintern Paare rostfarbige Schenkel haben.
Sie ist in der Jaikischen Steppe zu Hause, macht ihr Gewebe horizontal
auf den Gewächsen, und wird wegen ihrer Giftigkeit von den Kalmücken so
sehr, als die Taranteln gefürchtet,
52 77.
a5o
77. Der Jaikische Vierpunkt. Tab. XIII. Fig. 19.
Aranea quadripunetata , thorace depresso, abdomine excavato, globoso , lobato, punctia
in dorso nigris. Lepechins Tagebuch Th. I. S. 316. Tab. XVI. F. 2. •— 1
Habitat in Russia australe.
Berlinische Sammlungen , B. VIII. S. 5ID. Fig. 6.
Li s te r s Naturgesch. d. Spinnen v. Göze, S. 265.
n. 136. Aranea quadripunctata, der §f alkische Vier-
punkt.
Pallas Spicil. Zool. p. 46. Tab. III. Fig. 14. 15.
Aranea tobata , nach dessen eignen Übersetzung,
S. 71. Tab. III. F. 14. 15. Die IVinkelspimie mit wu£-
stigem Hinterleibe.
Petiverii Gazophyl. Tab. XII. Fig. II. Arantoi-
des Capensis.
Grösser als die vorhergehende Spinne ist der Jaikische Vierpunkt, welcher
ebenfalls nur sechs schwarze Augen in einer Reihe auf der Stirne führet. Seine
ziemlich langen Palpen sind wie der ganze Körper silberfarb , der länglichtrunde
Brustschild mit zwey schwarzen Streifen bezeichnet , der ovale, breite und dicke
Hinterleib mit sechs Einkerbungen versehen , wodurch er ein lappichtes Aussehen
erhält. Auf dem Vordertheile des Hinterleibes sieht man vier schwarze Punkte,
wovon diese Spinne ihren Namen erhalten hat, auf dem Hintertheile aber vier
Reihen kleiner Pünktchen. Ihre am Brustschilde befestigten acht Füsse sind ziem-
lich lang, schwarz und gelb bandirt. Ohngeachtet PäUas"s Aranea lobaca für die
nemliche Spinne gehalten wird, so weicht seine Beschreibung doch zu sehr von,
gegenwärtiger ab , um nicht auf die Vermuthung zu kommen , dafs sie eine ganz
andere Art sey,
Sie beAvohnt ebenfalls die jaikische Steppe, macht ein vertikalhängendes Ge-
webe, eilt auf die in dasselbe gerathene Beule mit der gröfsten Heftigkeit zu, und
gehört unter die wegen ihrer Giftigkeit gefürchteten Spinnen jener Gegend.
78. Die spindelförmige Spinne. Tab. IX. Fig. II,
Aranea fusiformis , corpore conico, thorace nullo. — Habitat in Insulis philippinis.
Albin natural Hisr. of tbe Spiders, p. 55. Tab.
XXX VI. Fig. igo.
Cameil i, G. J. de Araneis et Scarabaeis Phiüp-
pensibus observata, in philos. Trans. Vol. XXVII.
p. 3J0. n. 331. Araneus mortiferus Smaragdino- au-
reus. ( Banagati , die Spindel).
Listers Naturgesch. der Spinnen v. Göze, S.233.
n. 1 1 . Tab. V. F. 1 o. Die spindelförmig* Spinne.
Unter ihren übrigen Schwestern zeichnet sich gegenwärtige, an sich Ideine
Spinne, durch ihre sonderbare Gestalt aus. Ihr ganzer Körper besteht nemlich
aus Yier Ringen, welche von vorne nach hinten allmählich schmähler werden, und
am
2Jf
am Ende eine konische Spitze bilden , wodurch er ganz die Gestalt eines Krei-
sels erhält. Da er kein besonderes Brustschild hat, so sind die acht Fasse an die
drey vorderen Ringe artikulirl. Am vordem Theile, oder an der Basis des Krei-
sels, sieht man zwey ziemlich lange Palpen. Die Farbe des ganzen Insekts ist
grün mit Gold vermischt.
Es hält sich gerne auf dem Flieder und in dem abgefallenen und zusammen-
geballten Laul) desselben auf. Sein Bifs ist so giftig, dafs, wenn er nicht auf der
Stelle ausgebrannt, oder das Dekokt von Dana gebraucht wird, Menschen und
Vieh davon sterben.
Skorpionen überhaupt.
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Eph. N. C. Dec. I. ann. 3. obs. 79. p. 115.
Auch dieses Insekt hat sich schon in den ältesten Zeiten durch seine Giftig-
keit bekannt gemacht. Die alten Griechen nannten es <rx6§TttoSi die alten Römer
Scorpius und Scorpio und diese Benennung behielten die Teutschen, P'ranzosen und
Engländer bey, welche es Scorpion , so wie die Holländer und die Spanier, es
Scorpioen und Escorpion zu nennen pflegen. Seine Grösse, welche schon nach dem
Grade seines sehr langsam mit dem Alter fortrückenden Wachsthums und dem
Geschlechte sehr verschieden ist, indem die Weibchen immer die Männchen an
Länge und Dicke übertreffen, ist es noch mehr in Rücksicht des Vaterlandes. Am
kleinsten unter allen sind nemlich die europäischen; etwas grösser die amerika-
nischen , noch grösser die afrikanischen und am allergröfsten die asiatischen Skor-
pione. Überhaupt aber pflegt ihre Grösse vom Kopf- bis zum Schwänzende von
einem bis zu acht Zoll zu steigen. Eben so verschieden ist auch die Abwei-
chung ihrer Farbe. Ganz jung, wenn sie so eben den Leib der Mutter verlassen
haben, sind sie weifs, dann aber verändern sie allmählich, nach Verschiedenheit
der Art, ihre Farbe, die bald schwarz, bald gelb, bald braunroth, bald dunkel-
braun, bald grün und schwarz gefleckt etc. ist. Da sie aber, wie die Krebse,
ihre alten Überzüge oder Bälge, welche man bey Klein abgebildet findet, jährlich
ablegen» oder sich häuten; so wird auch ihre Farbe jährlich dunkler.
Wie bey den Spinnen ist auch bey den Skorpionen Kopf und Brustschild
in einem Stücke vereiniget und ersterer nur der Vordertheil des lezteren. Über-
haupt aber ist der Brustsclüld konvex, vorne schmäler, als hinten und hornartig.
Oben
2&
Oben und beynahe in der Mitte desselben stehen an den Seiten einer kleinen Er-
höhung zwey grosse, blitzende, hemisphärische Augen (Tab. X. Fig. 2. a. «.), an
der rechten und linken Seite des Vorderrands aber, bald zwey, bald drey kleinere
(b. b.), nach Verschiedenheit der Arten, neben einander. Die vor lezteren Augen
gleich unter der Stirne eingelenkten Freiswerkzeuge bestehen aus zwey grossen
scheerenförmigen Palpen , zwey Mandibulen oder Frefszangen , zwey Maxillen und
einer doppelten Lippe.
Die Palpen (Tab. X. F. 1. d. d. u. F. 8. e. c), welche viel länger, als die
Füsse sind, bestehen aus fünf Gliedern, wovon das erste und kürzeste unmittel-
bar am Brustschilde, zwischen den Mandibulen und Lippen, dicht am Maule ein-
gelenkt , und wie die drey nachfolgenden mit mehr oder weniger scharfen , in Li-
nien aneinander gereiheten Körnern besäet ist, das lezte, breiteste und längste
aber vollkommen der Scheere eines gemeinen Flufskrebses gleich sieht , und einen
obern, unbeweglichen und einen untern, beweglichen Finger, hat, deren scharfe
Innenränder mit grösseren und kleineren Zähnen besezt sind. Alle diese Palpen-
glieder hängen unter einander mittelst hellgelber Häute zusammen. Ausserdem,
dafs die Palpen die Stelle! der Fühlhörner vertreten, indem die Skorpionen damit
die Körper betasten, dienen sie ihnen noch besonders zum Fangen und Festhalten
der Beute und selbst zur Unterstützung der Füsse im Fortrücken beym Laufen.
Die Mandibulen, oder Frefszangen (Tab. X. Fig. 1. c. Fig. 2. c. c. Fig. 3. a. a.)
sind vor und zwischen den Palpen eingelenkt, hornartig und bestehen aus zwey
Gliedern , wovon das vordere ebenfalls scheerenförmig und aus zwey an der In-
nenseite gezähnten und mit Haaren bewachsenen Fingern zusammengesezt ist, de-
ren äusserer, wie bey den grossen Scheeren, nur eine Bewegung zuläfst. Gleich
unter den Mandibulen liegen die zwey hornartigen , breiten, mit ihren Spitzen
hakenförmig gegen einander gekrümmten Maxillen , welche von der Unterseite be-
trachtet, gleich ausserhalb, hinter der Lippe hervorblicken (Tab. XV. Fig. u.a.a.)
von oben aber erst nach weggenommenen Mandibulen sichtbar werden , wo sie
(Fig. 12. a. a.) dann dicht auf den Lippen (•&. b.) liegen. Die Mandibulen und
Maxillen nemen zwischen sich, an ihrer Grundfläche das Maul (Fig. 12. c) auf}
welches von der Unterseite wieder von den zwey dreyeckigten , am äussern Rand
etwas bogigten, am innern mehr geradelinichten, hornartigen Lippen (Fig. 12. b. b.)
bedeckt wird. Wenn der Skorpion frifst, oder vielmehr saugt, welches sehr lang-
sam geschieht; so sind seine scheerenförmigen Palpen in einer Art wankender Be-
wegung, welche gleichzeitig mit der Bewegung des Herzens oder mit der Respira-
tion zu seyn scheint. Der
2 ) \
Der mit 'dem Brustsohilde in einem Stücke fortlaufende Hinterleib ist lang-
Lichtrund, oben und unten convex und, von der Rückenseite , aus sieben hornar-
tigen Ringen zusammengesezt, zwischen welchen bey trächtigen Weibchen und
solchen Skorpionen , die sich sehr angefressen haben , ein häutiges Wesen sicht-
bar wird. An der weicheren Bauchseite (Tab. X. Fig. :6.) sieht man hingegen nur
fünf Ringe, wovon jeder zu beyden Seiten einen braunen kornartigen Fleck hat,
welcher ein Luftloch enthält, so dafs also auf jeder Seite des Hinterleibes vier
Luftlöcher zu stehen pflegen. Ausserdem ist noch eine Öffnung (Fig. 6. u. 7. a.)
gleich am Anfange des Hinterleibes zwischen den hintersten Füssen sichtbar , wel-
che mit einer. am Innenrande runzlichten Wulst umgeben ist. Einige Naturforscher
hielten diese Öffnung für den After, den aber Herbst mehr bey der Einlenkung
des lezten Schwanzglieds sucht und dagegen mit andern Naturforschern dafürhält,
dafs sie zu den Geschlechtstheilen dieses Insekts gehöre. Sowohl jene Öffnung,
als die umgebende Wulst (Tab. XV. Fig. 1.1. Ä.) werden zum Theil von einem
dreyeckigen häutigen Läppchen (g. ) bedeckt, mittelst welchem die zwey Kämme
{£. 1.) an dem Hinterrande des Brustchilds befestiget sind, und welches sich zu-
gleich mit bewegt, wenn sich die Kämme bewegen. Noch immer ist man in Rück-
sicht des wahren Nutzen dieser Kamm- oder flossenartigen Theile ungewifs. Amo-
reax und andere, welche bemerkten, dafs sie sich wie die Füsse bewegten , waren
der Meinung, dafs sie auch eine ähnliche Bestimmung hätten, und dem Skorpione
zum anklammern, oder dazu dienten, dafs er sich wie auf einer Spindel herum-
drehen könnte, während seine Füsse seitwärts und rückwärts Bewegungen mach-
ten: Denn der Skorpion pflegt bald furchtsam rückwärts, bald verwegen vorwärts
zu gehen. Fuefsly hielt sie hingegen für eine Art Nahrungswerkzeuge, aus wel-
chem die, oft noch zwölf Tage nach der Geburt, am Körper der Mutter verwei-
lenden Jungen , ihre Nahrung zögen. Da aber auch das Männchen mit solchen
Kämmen versehen ist, so ist wohl Herbsts Meinung die wahrscheinlichste, dafs
sie nemlich, gleich den ebenfalls an der Brust sitzenden Afterfüssen der Krebse,
zum gegenseitigen Anklammern bey der Begattung bestimmt sind. Die an densel-
ben befindlichen Finger oder Zähne, haben den grossen Linne verleitet, sie als
Unterscheidungsmerkmale der Arten anzunemen. Allein , da sich die Anzahl der-
selben bey einer und derselben Art nie gleich bleibt, so wrerden die Kammzäh ue
wohl immer ein sehr trügliches Merkmal bleiben. Der Hinterleib des Skorpions
verlängert sich in einen viel längeren, härteren und .Kornartigeren Schwanz (Tab. X.
Fig. 1. e. /.), welcher aus sechs, mit mehreren gekörnten Längskanten versehenen
die-
*55
Gliedern besteht, und mit Haaren hin und wieder besezt ist. Die diey ersten Glie-
der sind fast von einerley Grösse und Bildung, das vierte etwas länger, das fünfte
das längste, das sechste und lezte aber ganz an Bildung verschieden. Es stclll
neinlich nach Maupertuis eine kleine Phiole mit einein harten, spitzigen Halse
Tor, an welchem Leeuwenhöek nicht weit von der Spitze eine kleine länglichte Uli -
nung (Fig. 5. c.) auf jeder Seite entdeckt hat. Der Skorpion mag sitzen oder
kriechen, so trägt er immer seinen Schwanz über dem Rücken nach vorne ge*
krümmt, zum Stiche bereit. Unten am Brustschilde sind die acht hornartigen
Fasse eingelenkt , deren Länge vom ersten bis zum lezten Paare proportionirt zu-
nimmt. Ihre ersten und stärksten Glieder (Tab. XV. Fig. e. c. d. d. c. e. f. f.) be-
decken beynahe die ganze untere Fläche des Brustschilds, die drey darauf folgen-
den sind fast eben so dick, doch länger, die drey lezten aber machen das
Fufsblatt aus , dessen Endglied mit zwey krummen Krallen versehen ist». Alle diese
Glieder sind in den Gelenken durch weisse Häute mit einander verbunden.
Die gewöhnliche Nahrung der Skorpionen sind Asseln, Spinnen, Heuschrek-
ken und andere Insekten , die sie mit den Scheeren ihrer Palpen fangen, dann
den Mandibulen und Maxillen überliefern und mit den Lippen aussaugen. Ist ih-
nen die Beute aber durch ihre Grösse überlegen, so strecken sie den Schwanz-
stachel über den Kopf und tödten sie zuerst durch den Stich. Fehlt es ihnen an
der gewöhnlichen Nahrung, oder sie befinden sich gedrängt beysammen, so zeh-
ren sie einander selbst auf und sind so grausam , selbst ihre Jungen zu fressen. —
Ein abermaliger Beweis von der Sorgfalt der weisen Natur für die. Erhaltung der
Menschen und Thiere, welche bey der grossen Fruchtbarkeit dieser Insekten noth-
wendig leiden müfste.
Die Begattung der Skorpione hatte noch niemand das Glück zu beobach-
ten. Fueßlfs Wahrnemung war wahrscheinlich nur die Vorbereitung dazu. Ver-
muthlich geschieht sie mit aneinanderhängenden Unterleibsflächen mittelst der
Kämme, durch eine Öffnung innerhalb der erhabenen Wulst. Nach der Beob*
achtung des Aristoteles, die durch Redis und Maupertuis Erfahrungen bestätiget wor-
den sind, bringt aber das Skorpionweibchen lebendige Jungen zur Welt. Dies*
entwickeln sich wahrscheinlich erst aus Eyern im Mutterleibe, wo sie nach Schnitt
in der Grösse der Gerstenkörner durch eine sie überziehende durchsichtige Schleim-
haut aneinander gekettet beysammen liegen. Ihre Anzahl ist sehr verschieden
und steigt von zwanzig bis fünf und sechzig. Diese neugebornen Skorpione krie-
chen ziemlich geschwind auf dem Leibe ihrer Mutter herum ; und verlassen sie ge-
mei-
530
meiniglich erst nach zwölf Tagen, wo sie die erste Häutung überstanden haben,
und ihre abgezehrte Mutter zu sterben beginnt.
Auch diese Insekten bewohnen nur die warmen und heissen Länder der al-
ten und neuen Welt, und werden immer grösser, je wärmer das Klima ist. Man
findet sie in Tirol, der mittäglichen Schweiz, in Italien, in südlichem Frankreiche,
und Spanien, auf der Küste von Guinea, am Vorgebürge der guten Hofnung, auf
der Insel Java, wo sie mit unter von ungeheurer Grösse vorkommen, die kleine-
ren Arten aber so häuffig seyn sollen , dafs man keine Küste, keinen Spiegel, keine
Schilderey von der Stelle rücken kann, ohne Skorpione anzutreffen und ihrem
Stich ausgesezt zu seyn. Gemeiniglich halten sie sich am Tage im alten Holze,
unter Steinen , in den Löchern alter Mauern , in Abtritten und überhaupt in Un-
stern Winkeln auf, und gehen erst bey Nacht auf ihren Raub aus. Sie laufen
dann schnell herum mit geöffneten Scheeren , mit in die Höhe gerichtetem Schwanz
und Hinterleibe, wodurch sie ein furchtbares Ansehen erhalten. Nicht selten ver-
irren sie sich auch in die Betten und Kleidungsstücke, und der sie unvorsätzlich
Beleidigende wird dann unverdienter Weise gestochen.
Lange war man ungewifs , wie man sich die gefährlichen Zufälle erklären sollte,
die auf die an sich leichte Verwundung durch den Skorpionstachel zu erfolgen pfle-
gen. Man vermuthete blos, dafs die Flasche des Stachels ein Giftbehältnifs seyn
müsse, bis mit der Entdeckung jener Öffnungen an der Spitze desselben, alle
Schwierigkeiten wegfielen. Schon vorher bemerkte man bisweilen !an der Spitze des
Stachels ein Tröpfchen weisser Feuchtigkeit, vorzüglich dann, wenn man den
Skorpion zum Zorn gereizt hatte, nunmehr aber sah man sehr deutlich links und
rechts aus jenen Öffnungen diese Feuchtigkeit hervordringen, wenn man an der
Flasche des Stachels stark drückte. Ühngeachtet dieser unläugbaren Thatsache
ist doch Herbst der Meinung, dafs der Such der Skorpionen für Menschen bey-
nahe ganz unschädlich sey , und blos zu ihrer Verteidigung diene, dafs sie aber
vom Hunger angetrieben, denjenigen bissen, der sie durch einen besonderen Ge-
ruch herbeylocke. Er scheint also die Schädlichkeit der Skorpione, welche er
an anderen Stellen wieder anerkennt, blos auf ihren Bifs schieben zu wollen, und
hierzu durch die Ähnlichkeit ihrer Gebifswerkzeuge mit denjenigen der Solpugen
bewogen worden zu seyn. Da aber leztere ungleich grösser, als die Gebifswerk-
zeuge der Skorpione sind, diese weit versteckter und zurückgezogner liegen, als
dafe so häutfig vorkommende Verletzungen von ihnen zu "erwarten seyn sollten,
überdiefe der den Solpugenbifs wenig nachgebende Schaden des Skorpions, mit
der
a$7
der Grösse seiner Gebifs Werkzeuge in keinem Verhältnisse sieht; so mögte woM
die sich auf Erfahrungen gründende ältere Meinung von der Gefährlichkeit des
Skorpionstachels, wenigstens noch so lange ihre Richtigkeit behalten, bis neuere,
blos in Beziehung auf die allerdings gefährlich scheinenden Qebifswerkzeuge der
Skorpionen, angestellte Beobachtungen und Versuche, hierüber vielleicht bestimm-
ter entscheiden und die älteren, von Redi und Maupertuis gemachten, entkräften
mögen. Ersterer liefs im November eine junge Taube , ein junges Huhn und einen
jungen Hund von einem aus Tunis erhaltenen Skorpion stechen, bemerkte jedoch
darauf nicht die geringste schlimme Wirkung. Als aber eben dieser Skorpion,
der überhaupt acht Monathe keine Nahrung bekommen , und drey Monathe in
einer Erstarrung oder in einer Art von Winterschlaf zugebracht hatte, im Februar
wieder zu sieh kam, und, ohne alle Nahrung, allmählich seine vorige Stärke wie-
der erhielt ; so liefs Redi nochmals zwey Tauben nach einander von ihm stechen
welche bald darauf unter den gewöhnlichen Zufällen einer giftigen Wunde star-
ben. Bey der dritten Taube hingegen war der Stich des nemlichen Skorpions
ohne Wirkung, wahrscheinlich deswegen, weil sein Stachel vom Giftsafte erschöpft
war; denn den folgenden Morgen liefs Redi dieselbe noch einmal von ihm stechen
und nun war der Stich ebenfalls tödlich. Ein Armer, den -er die getödteten Tau-
ben gab, verzehrte sie ohne Nachtheil. Ahnliches Resultat ergab sich aus Mauper-
tuis mit languedockischen Skorpionen angestellten Versuchen, zum Beweis, dafs
ihr Stich zwar nicht immer tödlich , aber doch immer sehr gefährlich sey.
Die Zufälle, wodurch sich die -Gefahr und Giftigkeit des Skorpionstichs beym
Menschen zu erkennen giebt, sind folgende: An der Stelle des Stichs sieht man an-
fänglich eine rothe Spur, die sich allmählich vergrössert, und gegen die Mitte
schwärzlich wird. Zugleich empfindet der Kranke einen Schmerz und eine Hitze
in der Wunde als ob er sich verbrannt hätte. Der leidende Theil entzündet sich,
schwillt |auf und es kommen nicht selten Blasen an demselben zum Vorschein.
Ist die Verletzung an den obern Theilen des Körpers , so entsteht Geschwulst un-
ter den Achseln, bisweilen auch an der Zunge, wodurch das Reden beschwerlich
wird, ist sie aber an den untern Theilen, so schwellen Unterleib und Geschlechts-
theile, und es entsteht beym männlichen Geschlechte Satyriasis. Einige Personen
bekommen Fieberbewegungen, Frost und Erstarren der Glieder, andere Schmer-
zen durch den ganzen Körper, Zittern, um die Ränder der Wunde und auf der
ganzen Oberfläche blaue Flecken mit heftigen Jucken. Der Schrecken bey empfind-
lichen und reizbaren Personen kann alle diese Zufälle verschlimmern, und so ge-
^3 schiebt
a58
,sthieht es oft, clafs der Gestochene unter Brennen, Schlucken, Convulsionen und
kalten Schweissen, ohne schleunige Hülfe , seinen Geist aufgiebt.
Die Stärke und Gefahr der Zufalle richtet sich, ausser der eigenen Consti-
tution des Gestochenen, seiner besonderen Reizbarkeit, üblen Beschaffenheit der
Säfte, seinen Krankheitsanlagen, und der Beschaffenheit der verlezten Stelle selbst;
auch nach verschiedenen anderen Umständen, die von dem Zustande abhängen,
worinnen sich der Skorpion befindet. Es scheint hierbey nicht gleichgültig zu
seyn, ob er frey oder gefangen ist, ob er zufällig, oder zu seiner Verteidigung
genöthiget, seinen Stachel braucht; ob er noch jung, oder schon ausgewachsen,
ob er der Abkömmling einer kleinen , oder einer grossen , viel Gift in einem gros-
sen Giftbehältnisse verwahrenden Art ist; welche Nahrung er vorher genossen hat;
ob er gesättiget oder von Hunger und Durst gequält sticht, ob der Begatt angstrieb
noch nicht bey ihm eingetreten, oder ob er eben brünstig ist; ob die Witterung
kalt oder warm und vorzüglich , wie das Klima beschaffen ist. In lezterer Hinsicht
hat man von den friaulschen , steiermärkschen , schweizerischen, ungarischen, ba-
lkarischen , und französischen Skorpionen , welche zugleich die kleineren unter
den europäischen Arten zu seyn pflegen , selten traurige und vielleicht nie tödliche
Folgen gesehen. Auch haben die Skorpione der wärmeren Klimate Spaniens und
Italiens kein absolut tödliches Gift. Nur von den apulischen versichert Bagliv
dafs sie eben so giftig, wie die apulischen Taranteln wären, eben die Zufälle
hervorbrächten T und eben sowohl die Tanzkur erforderten. Er gedenkt zugleich
eines Falls von innerlicher Vergiftung durch einen solchen Skorpion. Ein Bauern-
junge habe nemlich eine Melone genossen , aus deren oberem, ausgehöhlten Theile
er vorher einen Skorpion entfernt hatte, sey hierauf von einer schmerzhaften Ko-
lik mit Fieber und anderen Zufällen befallen worden , deren Heftigkeit er endlich
den dritten Tag unterlag. Die Skorpione auf Minorka sind nur bey heisser Wit-
terung giftig. Die californischen , welche so häuffig sind, dafs sie oft mit unter
den Speisen auf den Tisch gebracht werden, verursachen durch ihren Stich nur
eine kleine Geschwulst und ein Paar Stunden Schmerz. Auf der Insel Dominika,
wo sie sich vorzüglich in den Wäldern und in alten Häusern in ! grosser Menge
aufhalten, veranlaßt ihr Stich zwar anfänglich einen kaum auszuhaltenden Schmerz,
doch ist dieser von keinen weiteren Folgen begleitet. In Surinam bewirkt ihr Stich
heftige Schmerzen mit Fieber. Man hat aber keine Gefahr zu besorgen, wenn
man gleich venezianischen Theriak auf die Wunde legt. Auf den caraibischen In-
seln und auf iale de France veranlassen die an sich sehr kleinen Skorpione durch
ihren
ihren Stich einen viertelstündigen brennenden Sehmerz , und höchstens, ein klei-
nes Fieber. Dagegen sind die Brasilianischen überaus grofs und giftig. Weit ge-
fährlicher sind nach Schaw, Redi und andern Naturforschern und R.eisebeschrei-
bern die afrikanischen Skorpione. In Tunis soll nach Pagnius Angabe, welchen
RecU citirt, kein Jahr vergehen, wo nicht eine beträchtliche Menge Menschen an
den heftigsten Zufällen des Skorpionstichs sterben und Leo AfrLkanus meldet, dafs-
die Bewohner der Gegend von Pescara von der Menge und Giftigkeit der Skor-
pionen genöthiget wären , jene Gegend im Sommer zu verlassen und erst zu An-
fang des Novembers zurückzukehren, wo diese Insekten ihre giftige Eigenschaft
zu verHeren pflegen. Patterson vergleicht den Stich der afrikanischen schwarzen
oder Felsskorpione, mit dem giftigsten Bifs irgend einer Schlange. Ein Landmann
ohnweit der Kapstadt wurde von einem solchen Skorpion in den Fufs gestochen,
und starb wenige Stunden nachher. Auch die auf Madagaskar einheimischen be-
wirken durch ihren Stich augenblicklich Ohnmacht. Mehr als die Bewohner aller
übrigen Welttheile sind jedoch die Völker Asiens von Skorpionen geplagt. In
Aleppo kriechen sie in den Sommernächten auf den Strassen und Treppen herum,
und halten sich selbst oft unter den Matrazen auf, die auf den Terrassen ausge-
breitet werden. Ihr Stich veranlafst jedoch nur selten eine beträchtliche schmerz-
hafte Geschwulst mit Erbrechen und Ohnmächten. In Persien aber, besonders zu"
Cascini sind sie so grofs, schwarz und giftig, dafs ihr Stich in wenig Stunden tön-
tet. Eben dieses ist der Fall auf der Insel Java und in Siam. Turpin erzehlt, dafs
die grossen schwarzen Skorpione daselbst den grossen Flufskrebsen in der Grösse
gleichkommen, und dafs ihr Anblick Schauder und Entsetzen erregt. Zu Madras
fand ein Kapitain einen solchen Skorpion auf dem Boden seines Schiffes. Man töd-
tete ihn, breitete ihn aus und fand ihn anderthalb Fufs breit und die Knoten auP
den Schwanzgliedern so grofs , wie Westenknöpfe. Der Stich eines solchen Unge-
heuers tödtet gleich auf der Stelle.
Das gewöhnliche Heilmittel gegen den Skorpionstich ist in allen Welttheilen
das Ol. Aberglaube ist es wohl, wenn man dieses Öl erst vorher mit Skorpion dige-
rirt und es nun, unter dem Namen Skorpionöl , für wirksamer hält. In Italien braucht1
man sogar die Vorsicht dieses Öl überall in geheimen Gemächern vorrathig zu hal-
ten , weil sich die Skorpione in dieselben gerne einschleichen , und die daselbst ih-
ren Abtritt nemenden Personen verletzen. In schweren Fällen ist es nöthig , die in-
nerliche und äusserliche Kur zu verbinden , Skarificationen, Zugmittel , schweistrei-
bende Mittel und vorzüglich das flüchtige Alkali anzuwenden, welches nach Amoreux
fähig ist, das Gift der bösartigen Skorpione zu entkräften. yg.
o.Go
79. Der teutsche Skorpion. Tab. XL Fig. 2. 3.
Scoi'pio germanicus ruscus, articulus caudae ultfmus pedesque Jividi. Frons truncatus
lateribus rotundatus. Tuberculum oculorum ante medium globosum postice carinatum.
Ocidi nigri, laterales duo minores. Tergo Knea eanalieulata. Corpus depressum glabrumj
Caudae articuli compressi tergo eanalieulati marginibus granulatis. Chelae depressae
glabrae marginibus elevatis serratis obscurioribus. Corpus pone medium introrsum dente
unico. Manus depressa, glabra marginibus elevatis usque ad apicem digitorum; digiti
introrsum repando dentali. Pectines septem dentati. Herbsts I\raturgesch. der
ungeflügelten Ins. Heft IV. p. 71. n. 13. Tab. III. Fig. 2. —
Habitat in Germania australi»
Degeers Äbh. z. Gesch. d. Ins. v. Göze, B. VII.
S. 133. n. 2. Tab. XL. Fig. 11 — 13. Scorpio flavi-
oandis , Scorpion ä queue j'aune , der Gelbsckwanz*
Schaefferi Element entomol. Tab. CXIH. Fig.
1 — 3-
Seh warn merdam ms Bib. derNaturTab.III.F. 2»
Unser vaterländischer, vorzüglich in Tyrol, einheimischer Skorpion, hat von
der Stirne bis zum Schwanzende höchstens eine Länge von vierzehn bis fünfzehn
Linien, einen dunkelbraunen Körper, eben solche Palpen aber" einen mehr ins
Gelbe fallenden Schwanz und dergleichen Füsse. Der Brustschild ist am Vorder-
theile gerade abgeschnitten und etwas gekörnt, an den Seiten vor den vier Neben-
augen abgerundet, in der Mitte mit einem kleinen'; Hügelchen versehen, dessen
beyde Seiten das dritte und grössere Paar Augen besetzen. Vor der Stirne stehen
die zwey grossen Palpen, welche am Innenrande des lezten Armgliedes einen star-
ken Zahn und glatte, plattgedruckte Hände mit punktirten Kanten haben. Der
Hinterleib ist etwas gewölbt, und hat längs dem Rücken zwey Reihen kleiner
brauner Holilpunkte, an jedem Kamm des Unterleibes aber nach Herbst sieben,
nach Degeer neun Zähne. Die Glieder des Schwanzes sind von den Seiten gedrückt
auf dem Rücken rinnenförmig ausgehöhlt. Das Stachelglied (Fig. 3.) ist sehr bau-
chicht, der Stachel selbst (a.) nur kurz, stark gebogen und braun. Die Füsse sind
ziemlieh breit, platt, und mit einzelnen Haaren besezt.
Ausser einem leichten Schmerz mit einer bald vergehenden entzündlichen
Geschwulst, ist dieser Skorpion wohl schwerlich fähig, einen Zufall von einiger
Bedeutung durch seinen Stich hervorzubringen.
80.
.-•
80. Der italiänische Skorpion. Tab. X. Fig. 1.3.4.6.7.
Scorpio europaeus pectinibus octodecimdentatis, manibus angularis. Li im. S. N. T. I.
P. V. p. 2962. n. 5. — Habitat in Europa magis australi , ad Helvetiae gftrmaniaeque
fines nieridionales vscrue etiam in Persia boreali, pecünum dentibus aliquando 7 *— 1 o,
cauda sub aculeo mucronata , viviparus.
Aldrovandi de animalibus ins. p. 577-.
Amoreux Notice des Ins.1 p. 43. Tab. I. Fig. 1.
Bl umen bacli's Handb. d. N. G. S. 392. n. 2.
Cuvier Tableau e"le"mentairet P.-467. It Scorpion
d'Europe.
Degeer's Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Giize, B. VII. S.
132. Tab. XL. F. 1, Scorpio Manrus.
Fabricii Maut. Ins. I. p. 348. n. 5. Syst. Ent.
p. 399. n. 5. Spec. ins. II. p. 551. n- 5.
Fermins Reise durch.Surinam , Th. II. S. 272-
Fuefsly's alt. Mag. d. Entom. B. II. S. 71. Der
Schweitzer ischs Skorpion.
Galen i Opera. T. II.Lib.de Cibis bonietmali succi.
Groelfns Reisen Th. III. S. 483.
Leske, Naturgesch. Th. 1. S. 490. n. 2. Tab. IX.
Fig. 22. a.b.
Leeuwenhoek Opera IIT. 159. 167.
Maupertuis in Ntem. de l'Acad. des Sc* de Paris
ann. 173 t. p. 223. Tab. XVI. F. 3.
Moufetti Theatr. Ins. p. 204.
Müllers Linn. Natursyst. d. Ins. B, II. S, 1093,
n. 5. Tab. XXXIII. F. 3. Der Europäer,
Museat/i Lud, Ulriciamim , p. 429.
Raji Historia Insector. p. 9.
Rösels Insectenbelust.Th.III. S. 377. Tab. LXVI.
Der italiänische Skorpion.
Scopoli Entomol. Cam. n. 1122.
Sulzers Kennzeichen, Tab. XXIII. F. 150,
Unter dem- Namen Scorpio europaeus findet man bey verschiedenen Schrift-
stellern ganz verschiedene Arten beschrieben und abgebildet. Linne hat nach Mül-
lers Vermuthung, einen amerikanischen Skorpion mit gegenwärtiger Art verwech-
selt , da seine Beschreibung zu wenig damit übereinstimmt* Eben so weichen der
Scorpio rufus oder coccinatus und der Scorpio europaeus des Maupertuis und Arno-
reux, die sich in der Gegend Sauvignargues in der Diöces Nismes aufhalten^ und
Degeers Octonoculus fuscus, welcher nach seiner Meinung der Linnäische Europaeus
seyn soll,, ganz von dem Röselischen ab. Hingegen kommt Degeers Abbildung des
Scorpio Maurus ganz mit Rösels Abbildung überein. Wegen dieser Verschiedenheit
der Meinungen und Beschreibungen, habe ich mich hier hauptsächlich an Rösels
Abbildung und Beschreibung des italiänischen Skorpions gehalten .. da er überdies
der gefährlichste unter den europäischen Skorpionen ist..
Er ist von der Stirne des Brustschilds bis zum Schwanzende beynahe drey
Zoll, der schweizerische Scorpion aber, der nach Fuefsly gleicher - obwohl nicht
«o grosser Art ist, selten zwey Zoll lang. Seine, vom Alter abhängende Farbe,,
ist oft schwarzbraun, oft ins Rothe fallend (Tab. X. Fig. 1. 6.)., vorzüglich ist> der
dicke Leib des Weibchens schön roth, die Palpen und der Schwanz rothbraun^
das Brustschild dunkelviolet, und die Füsse ockergelb- Die Mandibulen oder
Fresszangen (Fig. 1. c.) sind, durchs Mikroskop betrachtet (Fig. 3. a. a.), an dera
inneren Rand ihrer Finger mit sehr scharfen Zähnen von ungleicher Grösse b&-
sezs
sezt und am unbeweglichen Finger mit steifen Haaren bewachsen. Zwischen
den Frefszangen ragen die Lippen (Fig. 3. b. und Fig. 4-) hervor, welche eine
gabelförmige Gestalt haben , und welche der Skorpion hervorstrecken und zurück-
ziehen kann. Diese Lippen sind etwas gewunden, ganz flach , durchsichtig, hell-
gelb , und an der Wurzel mit einer rothbraunen Ader versehen. Die Untersuchung
der Maxillen hat Mosel aus der Acht gelassen, der sich nun zur Betrachtung der
oben schon geschilderten zwanzigzähnichten Kämme (Fig. 7.) wendet. Die Häute
zwischen den Ringen des Hinterleibes sind ockergelb, die vier ersten Schwanz-
glieder beynahe von einer Grösse , das fünfte ziemlich lang , vorne bauchicht und
hinten dünne, der Schwanzknoten mit einem stark gekrümmten Stachel versehen,
die Füsse und die ganze untere Fläche des Körpers (Fig. 6.) ockergelb.
Das Wachsthum dieser Skorpione geht überaus langsam von statten, und
sie bedürfen zur Vollendung desselben wenigstens zwey bis drey Jahre. Wenn
sie sich häuten , sehen sie weifs aus , erhalten aber bald wieder ihre dunkle Farbe.
Sie können lang ohne Nahrung aushalten , und bedürfen wenig zur Sättigung.
Quält sie aber der Hunger, so strecken sie die Arme der Palpen aus und öffnen
ihre Scheeien. Nähert sich diesen nun irgend ein Insekt, so ergreiffen sie es
schnell, bringen es zu den Frefszangen und verzehren es ganz , wenn es nicht
hartschaligt ist. Gewöhnlich verbergen sie sich, als lichtscheue Geschöpfe , den
Ta^ über und liegen dann unbeweglich, indem sie die Palpen an den Seiten des
Körpers und gegen den Kopf anziehen, den Schwanz über den Rücken gekrümmt
an der Seite des Leibes und den Stachel an den Schwanz anschliessen. Man hält
sie in dieser Lage für todt, bis sie durch etwas rege gemacht, sich auf einmal
ausbreiten, ihre Scheeren ausstrecken und öffnen, ihren Hinterleib und Schwanz
in die Höhe heben , und mit einer Geschwindigkeit davon laufen. Sonderbar ist
es wie Amoreux gedenkt, dafs diese, und wahrscheinlich auch andere Skorpio-
nen blos durch die Berührung mit einigen Tropfen Wasser, ohne ersäuft zu
werden, sterben. Wahrscheinlich ist daher die Meinung gekommen, welche
schon Galen geäussert] hat, dafs der menschliche Speichel für den Skorpion tödt-
lich sey.
Ausser Italien wird diese Art Skorpion auch in den angrenzenden schweize-
rischen Provinzen und im mittäglichen Frankreich angetroffen. Fermin versichert
sogar, sie in Surinam gefunden zu haben. Sie liebt kühle, nicht allzufeuchte
Orte, und man trifft sie unter den Steinen, zwischen der Baumrinde, in den Win-
keln und Ausschnitten der Fenster und Thüren, zwischen den Fensterläden, un-
ter
a<53
ter den Betten längs der Mauern, in Gärten unter den Bhunenscherben, in al-
tem Mauerwerke und unter der Schutt an.
Ihr Stich ist in der Schweiz nicht gefährlich, und soll nicht mehr Schmerz
und Geschwulst , als der Wespenstich hervorbringen, auch nie als in der gröTsten
Hitze zu besorgen seyn. Nach Amoreux ist er nach Verschiedenheit der Jahrs-
zeit mehr oder weniger giftig , obgleich sehr selten , selbst in heisseren Gegenden
als das mittägliche Frankreich ist, tödtlich. Die Vorsicht, welche die Skorpio-
nenhändler brauchen , die diese Insekten in die Apotheken liefern und , nach Ba-
sels Versicherung, übrigens sehr dreist und keck mit ihnen umgehen, beweist,
dafs ihr Stich auch ausser ihrem Vaterlande zu fürchten sey. Sie fassen sie nem-
lich so mit dem Daumen und Zeigefinger vorne beym Kopfe an, dafs der Daume
allezeit auf die Rückenfläche des Skorpions kommt , und also der Skorpion , wenn
er stechen will, den Nagel des Daumens treffen mufs. Werden sie dennoch ge-
stochen, so verlassen sie sich auf die Hülfe des Skorpionöls, welches sie immer
bey sich führen.
gl. Der afrikanische Skorpion. Tab. X. Fig. 8 und 9.
Scorpio afer pectinibus tredecim dentatis, manibus subcordatis pilosis. Linn. S.-N. T. I.
P. V. p. 2961. n. 3, — Habitat in India et Persia.
Blumenbachs Handbuch der Naturgesch. S.
392. n. 1.
Cuvier Tableau e'lementaire p. 467. le Scorpion
d*/]frique , der Indianer.
D egee rs Abh. z. Gesch. d. Ins, v.Göze, B. VII.
S. I 33. n. 3. Seorpicm des Indes , der Indianer.
Fabricii Mant. ins. I. p. 348. n. 3. Spec. Ins. I.
p. 550. n. 3. Syst. Ent. p. 309. 11 3.
Fermin's Reise durch Surinam, Th. II. S. 270.
S$orpro nigricans , dsr schwarze Skorpion.
Herbsts Natursyst. der ungefliigelt. Ins. Heft IV.
S. 3 8- Tab. I. Scorpio afer.
Leskes Anfangsgr. d. Naturgesch. I. S. 490. n. 1.
Müllers Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. I09I.
n. 3. Tab. XXXIII. F. t. Der Afrikaner.
ßluseinn Lud. Ulrician. 429.
Nene Berlin. P.latrnigfaltigktiteri , Jahrg. III. S. 343.
Pi t i ver ii gazophylacium Tab. XIII. Fig. 2.
R 6s eis Insektenbelust. Th. III. S. 370. Tab. LXV.
Der orietitulische Skorpion.
Schwammerdamms Bibel der Nat. S. 42. Tab>
III. F. 3. Insektengeschichte Tab. VI.
Sebae Thesaurus I. Tab. LXX. Fig. 4.
Vallisneri, A de foramiae aculei in Scorpione
Afric. Eph. N. C. Cent. 111 et IV. obs. 33. p. 58. et
in Operibus Tom. IL p. 60.
1
Nicht weniger verschieden , wie bey den andern Skorpionarten, ist die Länge
des afrikanischen oder indischen Skorpions, von welchem Exemplare von fünf!,
sechs bis acht Zoll in den Insektenkabinetten vorkommen. Auch die Farbe scheint
mehreren Abweichungen , wahrscheinlich nach Verschiedenheit des Wohnorts, un-
terworfen zu seyn. Manche sind oben kastanienbraun, unten bräunlichgelb, an
d«n
2 64
Jen Seiten und Gelenken weifs, am Stachelgliede des Schwanzes korallenrot« ;
manche mattbraun, wieder andere schwarzbraun, mit schmuzig weissen Verbin-
dungshäuten zwischen den Gelenken, noch andere an dem Brustschilde, den Pal-
pen und dem Schwänze schwarz und auf dem Rücken des Hinterleibes röthlich,
an den Füssen und Unterleibe aber ockergelb. Das Weibchen ist immer dunkler
an Farbe , auch grösser dicker und runder , als das Männchen.
Der vorne schmale, hinten breite Brustschild hat an der Stirne einen tie-
fen Ausschnitt, von welchem aus sich durch die Mitte desselben eine Furche zie-
het, die sich vor und hinter dem Augenhügel theilt (Fig. 9.). Übrigens ist die
Oberfläche des Brustschilds mit grosseren und kleineren Körnern besäet, und am
Hintertheile durch einige faltige Vertiefungen uneben. Auf jenem Augenhügel in
der Mitte des Brustschilds stehen die zwey grossen, schwarzen, mit einem braun-
gelben Hing umzogenen (Fig. 8. b. u. Fig. 9 ), am vorderen Rande, über und hin-
ter den Mandibulen aber, auf jeder Seite noch drey andere, kleinere Augen. Die
viergliedrichten , sehr gekörnten Palpen haben eine herzförmige Hand mit ein-
wärts gekrümmten Fingern (Fig. 8. c. c.) , die einander ihre Spitzen hakenförmig
zukehren, die Mandibulen, (a) eine dicke, mehr cylindrisGhe Form , ,und einen
bald dunkelbraunen , bald röthlichgelben Anstrich. Sieben Ringe , die von vorne
nach hinten immer länger werden und durch eine gelbe Haut unter einander
verbunden sind, machen die Rückenfläche des Hinterleibes aus, der überhaupt
oben mehr flach, als konvex, aber, mit dem Hintertheile des Brustschilds beynahe
von gleicher Breite ist. Unten am Hinterleibe bemerkt man nur fünf Ringe , wo-
von die vorderen rothgelb, der hinterste braunroth, alle flach und glänzend glatt
sind. Die am Vordert heile der Hinterleibsfläche sitzenden Kämme sind [gelbroth
und haben vierzehn Zähne, die seclis Schwanzglieder mehrere scharfe, gekörnte
Ränder. Das lezte Schwanzglied ist sehr bauchicht und hat einen hornartigen,
schwarzen , stark einwärts gebogenen Stachel. An den Füssen ist keine beson-
dere Abweichung zu bemerken, als dafs sie von den Seiten ziemlich platt ge-
druckt und am Fufsblatte mit stark gekrümmten Klauen versehen sind.
Nicht nur Afrika und die Küste von Guinea, sondern auch Bengalen, Cey-
lon und Brasilien , wo sie nach Sebas Abbildung von ausserordentlicher Grösse ge-
funden werden, sind das Vaterland dieses Skorpions.
Sein Stich ist, nach den Zeugnissen der meisten Reisebeschreiber, allermeist
von tödtlichen Folgen begleitet , ohngeachtet Fennin , welcher zweymal gestochen
wurde, ihn für minder gefährlich hält, als man gewöhnlich glaubt, wenn man nur
so-
aG5
sogleich die gehörigen Mittel dagegen anwendet. Er empfielt zu dem Ende den
venetianischen Theriak, als das sicherste Mittel wider dieses Gift, Fingers dick
auf die Wunde zu legen und mit einer Leinwand zu umbinden, und versichert
dadurch in weniger als einer Stunde, ohne Entzündung und andere Zufälle, ge-
heilt worden zu seyn.
82. Der amerikanische Skorpion. Tab. X. Fig. 10.
und Tab. XII. Fig. i.
Scorpio americanus pectinibus quatuordecim dentatis, manibus subcibatis, digitis
fiÜformibus. Linn. S. N. T. I. P„ V. p. 2962. n. 4. Habitat in America
meridionali, in California edulis.
Bankrofts Naturgesch. von Guiana S. j$o.
C*ivier Tableau e"!e'mentaire p. 467. le Scorpiot:
d'Amerii]ue.
Degeers Abh z. Gesch. d. Ins. v Goze , B. VII.
S. 135. Tab. Xl.l. Fig. 9. 10. Scorpio maculatus, Scor-
fion tachete', der gefleckte Skorpion.
Fa b ri c i i M an t. ins. 1 p. 348 ■ n. 4. Spec. Ins. I
p. 55c. n. 4. Syst. ant. U. p. 399. n. 4.
Fermin's Reise durch Surinam, Th. II. S.
370.
Herbst' s Natursyst. d. ung;e flu gelten Tns Heft IV.
S 60. n. 8- Tab. VI F. 3 Scorpio amei i;anus.
Müllers Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 1091.
p. 4. Tab. XXXIII. F. 2. Der Amerikaner.
Neue Berlin. ULinnigfaltigkeiten , III. S. 34t.
"R ö s e 1 s lusektenbelust. Th. 111. S. 3 81. Tab. LXVI.
Fig. 5. Der Surinnmische Skorpion.
Sulzers Gesch. d. Ins. S. 257. Tab. XXX. F. 7.
Der Amerikaner.
Systematisches Lflirb, über die drey Reiche der Na-
tur I. S. 389. Tab. XX. F. 2.
Alle Theile des gegenwartigen Skorpions (Tab. X. Fig. 10.) sind sehr zart
und mager, daher sein ganzes Aussehen dürre und unvollkommen ist. Der männ-
liche Körper ist acht, der weibliche neun Linien, der männliche Schwanz achtzehn,
der weibliche nur zehn Linien lang. Bisweilen soll aber die ganze Länge vom
Kopf- bis ziun Schwanzende drey Zoll betragen. Seine Farbe ist grau und bey-
nahe alle Theile sind mit dunklen Querstrichen und Flecken besprengt. Der
Brustschild ist vorne eckicht, hinten stark ausgeschnitten und in der Mitte der
Länge nach mit einer Furche durchzogen, die seihst den in der Mitte befindli-
chen Augenhügel theiit. Die auf diesem stehenden zwey Augen liegen daher wei-
ter, als gewöhnlich auseinander, die sechs übrigen aber zu beyden Seiten am Vor-
derrande des ßrustschilds. Die Palpen sind schmal, länglicht, mit Haaren besezt
und haben kurze Hände, und lange, fadenförmige, einwärtsgebogene Finger. Jeder
Bing des langen, cylindrischen Hinterleibes hat in seiner Mitte eine abgebrochene,
stark erhabene Linie , die nicht gar den Vorderrand des nachfolgenden Fangs er-
reicht und an jeder Seite eine bogigte, breite Einfassung. Die Kämme haben nach
34 Im*-
2G6
Limni vierzehn , nach Degeer und Müller achtzehn Zahne, die schmalen, langen,
mit Haaren besezten Glieder des Schwanzes, prismatische Seiten mit fein gekörn-
ten Piandlinien , das lezte lang gezogene Schwanzglied (&.) aber, ausser seiner lan-
gen und krummen Stachelspitze, noch eine ihr gegenüberstehende kürzere.
Ohngeachtet 6W.cer seinen amerikanischen, achtzehnzähnigen Skorpion (Tab,
XL Fig. i.) mit den oben beschriebenen Röslisclien in Vergleichnng sezet, so
weicht er doch nach Farbe, Bildung und Grösse zu sehr von demselben ab, als
dafs er zu derselben Art gehören sollte. Er hat eine schwarze, ins blaurothe fal-
lende Farbe, zwar ebenfalls schlanke Palpen , deren vorleztes Glied aber, eine her-
vorragende Spitze bildet. Überdies sind seine Füsse, so wie die Schwanzknoten,
ungleich dicker, das lezte Schwanzglied und der den Giftstachel gegenüberstehende
kleine Stachel, weit kürzer. Mehr Ähnlichkeit hat er mit dem von Degeer be-
schriebenen und abgebildeten Scorpio testaceus, oder braungelben Skorpion.
Die Weibchen des oben beschriebenen amerikanischen Skorpions tragen ihre
Jungen auf dem Rücken. Das Vaterland des Röslischen ist Pensilvanien , wo er
sich in faulern Holze und an feuchten Ortern aufhält, der Sulzerische Skorpion
aber wohnt in Surinam.
Von besonderen, beyde Skorpione vor andern auszeichnenden, giftigen Ei-
genschaften , finde ich nichts bey den Schriftstellern.
83. Der punktirte Skorpion. Tab. XI. Fig. 4 — 6.
Scorpio punctatus , octonocnlus, pectinibus sedecim dentatis , manibus elongatis, digitis
iiliformibus, cauda corporis longitudine , aculeo basi mucronato. Degeers Abh. z. Gesch.
d. Ins. r. Göze B. VII. S. 134. Tab. XLI. Fig. 1 — 4. Scorpion ponotue , der
pu/ikürte Skorpion. — Habitat in America.
Atnoreux A'otice des Ins. p. 43. Tab. I. Fig. 2.
Scwpio rufus s. Scorpio otcitanus , der gelbrothe , oder
iar.guedstihiscli» Skorpion.
S c li w a m m e r d a m m s Bibel der Nat. Tab. III.
1.
Nach Amoreux ist dieser Skorpion ausser Amerika auch in Langnedock zu
Hause und mifst von der Stirne des Brustschilds bis zum Schwanzende achtzehn
Linien. Er hat acht Augen , lange Palpenglieder ohne Winkel und Haken, lüng-
lichte Palpenseheeren (Fig. 5.) mit fadenförmigen , an der Innenseite gezähnten Fin-
gern (b. b.). Sein Hinterleib ist weit dicker und breiter, als der Brustscnild, und
fuhrt sechzehn Zähne an beyden Kämmen. Der Schwanz, so lang wie der Kör-
per.
2G7
per, hat abgerundete Glieder und die leicht gefurchte Giftblase (Fig. 6.), dem Sta-
chel (0.) gegen über, eiaen gezahnten Anhang (0.). Die ganze Rücken flache de*
Körpers und Schwanzes ist punktirt. Er ist wahrscheinlich weniger gefährlich in
Languedock, als in. Amerika.
84. Der südländische Skorpion. Tab. XI. Fig. 7. 3.
Sccrpio australis pectinum triginta duobus dentibus, manibus Iaevibus. Linn. S. N.
T. I. P. V. p. 2962. n. 6. — Habitat in Africa.
Degeers Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Goze, B. VII. S.
I36. Tab. XLI. Fig. J — 8- Scorpion Auftrat, der
Südländer.
Fabricii Mant. Ins. I. p. 348. n. 7 Spec. Ins. I.
p. 551.11.6. Syst. Ent. p. 400. a. 6.
Herbsts Natursystem der ungezügelten Ins.
Heft IV. S. 4S. n. 4. Tab. IV. F. 1. Scopio a„l
stralis.
Müllers Linneisches Natursyst. <ä. Ins. B. II, S.
log 2. n. 6. Der Südländer.
Vierzehn bis ein und zwanzig Linien beträgt gewöhnlich die Länge des
Körpers und zwey bis dritthalb Zoll die Länge des Schwanzes dieser Skorpionart
doch ist das Männchen immer kleiner, als das Weibchen. Die Farbe des Körpers
ist dunkel, die der Extremitäten mehr lichtbraun. Der mit feinen Körnchen be-
säete Brustschild ist vorne abgestutzt, und mehr gegen den Vordertheil zu mit
dem gewöhnlichen Augenhügelchen besezt. Auf demselben sieht man zwey schwar-
ze, ziemlich grosse, an jedem Vorder- und Seitenrand aber, dicht neben einan-
der, drey kleine Augen. Grosse, gelbe Mandibulen , und länglichte, mit aufge-
blasenen Scheerenhänden und fadenförmigen Scheerenfmgern versehene Palpen
stehen vor der Stirne. Die Rückenfläche des Hinterleibes decken sieben gekörnte
und an den Seitenrändern etwas aufwärts gebogene Ringe, an der schmutzig grau-
gelben Bauchfläche aber zeichnen sich die Kämme durch ihre besondere Bildung
und die Zahl der Kammzähne aus. An Statt sich leztere bey andern Skorpionar-
ten nicht über zwanzig belauft, steigt sie hier von acht und zwanzig bis zu sechs
und dreysig. Die Kämme an deren Lamellen sie sitzen, haben am Grundtheile
eine kleine Kugel (lab. XL Fig. 8. a) , und am andern Ende zwey deutlich unter-
schiedene Glieder (b. c), über der Wurzel jedes Zahns aber ein rundes Korn wel-
ches mit den übrigen eine regelmässige Reihe bildet. Ungewöhnlich lang und dick
ist, im Verhä'tnifs des übrigen Körpers , der aus lauter eckigten, stark gekörnten
Gliedern zusainmengesezte , und an dem unten bauchichten JLndgliede noch mit
einem
268
einem Nebenstachel versehene Schwanz. Die Füsse sind von denjenigen der übri-
gen Arten nicht verschieden.
Ausser Afrika ist dieser Skorpion auch in Amerika zu Hause und gehört un-
ter die gefährlichsten Arten seines Geschlechts.
Krebse und Krabben überhaupt.
Altes Hainburg % Magaz. II. S. 476.
Bast er, J. Opuscula subseciva, Tom. II. p. 12.
Beckmanns Anfangsgründed. Naturgesch. S. 1 1 8.
Blumenbachs Handb. d. Naturgesch. S. 393.
n. 83-
Born er s Sammlungen aus der Naturgesch. Tli. I.
S. 538-
Catesby nat. Hist. af Carolina II. p. 32. Tab.
XXXII.
Degeers Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Göze, B. VII.
S. 1 42
Eberhards Thiergeschichte, S. 22 J.
E bert s Naturlehre für die Jugend, III. S. 140.
Fabricii Spec. Ins. 1. p. 496 Syst. Ent. p. 400.
Ferniins Reise durch Surinam, Th. II. S. 256.
Faefslys Verz. Schweiz. Ins. S. 61»
Geoffroy Hist. des Ins. T. II. p. 661.
Herbsts, }. F. W.Versuch einer Naturgesch.
der Krabben und Grebse, Zürich 1782. 4.
Leske's Anfangsgr. d Naturgesch. I. S. 490»
Müllers Linn. Naturs d. Ins. B. II. S. 1-096.
M ü 1 1 c r i Faun. Fr. p. 95. Zool. Dan. Pr. p. 195.
Ofioiiiat. Hiit. nat. Pars II. p. 497.
Rösels Insektenbelustigung, Th. III. S. 305.
Scopoli Entom. carn. p. 405.
S loane Hist. of Jamaica II. p. 269.
•Sulzers abgekürzte Gesch. d. Insekten, S. 259.
Urtzers Arzt. Th III. S. 351.
Versuche und Abhandt. der naturf. Gesells. in Dau-
zig, Th. II. S. 200.
Krebse (Macrouri) sind diejenigen Insekten , welche ein grosses , mehr oder
weniger konvexes und cylindrisches , mit dem Kopfe ein zusammenhängendes Stück
ausmachendes Brustschild, zwey auf langen beweglichen Stielen weit hervorragende
und weit auseinander stehende Augen, zwey lange borstenartige Fühlhörner, zwey
gegliederte Arme mit Scheeren , acht Füsse, und einen langen gekrümmten Schwanz
mit konvexen Ringen haben, dessen Ende mit blätterförmigen Schwimmflossen be-
sezt ist. Sie sind von verschiedener Grösse, die von der von wenigen Zollen, bis
zu der von zwey bis drey Schuhen steigt , und oft sechs bis zwölf Pfund schwer.
Die Krabben, Taschenkrebse oder Seespinnen (Brachyuri) weichen von den
Krebsen dadurch ab , dafs sie mehr breit , als lang sind , einen weit kürzeren Schwanz
haben , welchen sie so unter dem Bauch zurückschlagen können, dafs sie unge-
schwänzt zu seyn scheinen, und ein taschenförmiges Aussehen erhalten. Auch
ihre Grösse ist, nnch Verschiedenheit der Arten sehr verschieden. Sie sind oft
über einen Schuh breit und wiegen nicht selten zehn und mehr Pfunde. Der Man-
gel der Schwimmflossen und des Schwimmschwanzes sezt sie ausser Stand zuschwim-
men , daher sie nur auf den Boden des Meeres oder auf dem Sand am Ufer vor und
rückwärts 3 und zwar öfters sehr geschwind, herumkriechen.
So-
2G9
Sowohl die Krabben als die Krebse legen jährlich im Sommer ihre alte
Schaale ab und vertauschen sie mit einer neuen. Sie sind wahrend dieser Verän-
derung krank, verlieren die Etslust und werden mager. Wenn sie in ihren Strei-
ten unter einander, oder durch irgend einen Zufall Fühlhörner, Scheeren, Füsse
verlieren;, so werden diese Theile durch ihre überaus starke Rcproductionskraft
nach einiger Zeit wieder ersezt, und daher kommt es, dafs man oft Krebse mit
einer kleinen und einer grosen Scheere etc. findet.
Beyde Geschlechter sind mit doppelten, an der Bauchfläche befindlichen
Zeugungstheilen versehen und begatten sich Bauch an Bauch, wobey das Weib-
chen auf dem Rücken zu liegen pflegt. Nach der Begattung legen sie eine Menge
E\ er, die sie unter dem Schwanz, an Fäden befestiget, so lange tragen, bis die
Jungen auskriechen.. Überaus grofs ist oft die Zahl jener Eyer. Baster fand unter
dem Schwanz eines Hummers zweitausend , und ausserdem noch eine Menge in
dessen Leibe.
Ihre Nahrung sind allerley Wasserinsekten , auch Frösche, Fische und vor-
züglich alles Aas. In Ermangelung dieser gewöhnlichen Speise, fressen sie sich
unter einander selbst auf. Ohngeachtet ihres abschreckenden Aussehens hat sich
der Mensch nicht gescheuet, sie zu einen seiner Lieblingsgerichte zu machen,
Flüsse, Seen und Meere sind der Auffenthalt dieser Insekten , welche jedoch
auch ausser dem Wasser eine geraume Zeit fordeben können, vorzüglich gilt die-
ses von den Landkrabben, die auch im Sande, in Höhlen und Löchern wohnen.
Es ist den- meisten Krebsen und Krabben eigen , dafs sie mit ihren Schee-
ren empfindlich und bisweilen bis aufs Blut kneipen,, und viele der grösseren
Krabbenarten haben eine so ausserordentliche Stärke in diesen Scheeren, dafs sie
oft mit einem Hiebe den Fischern einige Zehen abschneiden, ja sich eher die
Scheeren zerbrechen und absehlagen lassen, als sie die mit denselben festgehal-
tene Beute wieder losgeben. Manche Landkrabben haben auch noch eine beson-
dere Eigenschaft, wodurch sie dem Menschen beschwerlich fallen und ihn nicht
selten beschädigen. Auf den antillischen Inseln, zu Bahama und Surinam, kommt
nach Catcsby eine Art derselben, die sogenannte Erdkrabbe (Cancer ruricola Linn.),
so häuffig vor, dafs sie bisweilen das ganze Land bedecket. Nähert man sich die-
sen Krabben mit einem Stocke , so rücken sie mit drohenden Geberden und mit
in die Höhe gerichteten Scheeren zum Angriffe an. Im Frühjahre kommen sie
aus ihren Löchern im sandigen Erdreiche der gebirgigten Inseln hervor r um dem
Meeie zuzueilen, und an demselben ihre Eyer abzusetzen. Sie nemen dann, weil
sie
£70
sie ihren Zug in gerader Linie fortzusetzen pflegen , über alles was innen vorkommt,
und selbst über Häuser und Berge ihren Weg, kommen auf diese Art durch die
Paliisaden und Fenster in die Hauser, machen darinnen mehr Lerm, als die Rat-
ten und beunruhigen die Menschen in den Betten. Diese Eigenheiten, verbunden
mit der Stärke ihrer Scheeren und ihrem oft furchtbaren Ansehen, mögen zu den
Erdichtungen Gelegenheit gegeben haben, die beym Benins, Albertus und Olaus
Magnus , auch bey Gesner von Krebsen monströser Grösse vorkommen, welche
die Menschen anzufallen und aufzufressen pflegten.
Einige Krabbenarten, die sich von giftigen Pflanzen nähren, können den
Menschen, der sie geniefst, selbst vergiften. Vorzüglich sollen auf dem Genufs
der eben gedachten Erdkrabben welche nach Sloane, die Blätter und Früchte de»
Mancinellabaums fressen, schon viele Menschen gestorben seyn*
85. Die Sandkrabbe. Tab. XIV. Fig. 1,
Cancer vocans , thorace unidentato, chela altera majori, oculis elongatis. Linn. S. N.
T. I. P. V. p. 2969. n. 14. Amoen. acad. VI. p. 414. n. 96. — Habitat m
Jamaica, sub saxis latitans, digitos occurrentes cum dolore prehenderts.
Blumenbachs Handb. d. Naturg. S. 394. Die
Satidkrabbe, Engl, the Sander ab.
Catesby nat. Hist. of Carolina Vol. II. Tab. XXV.
Cancer tirenürhu,
Degeer* s Abb z. Gesch. d. Ins. v. Göze, B. VII.
S. 163. n. 4. Tab. XXVI. F. 12. Crabe appet/ant, der
•Rufr.
Fabricii Mant. ins. I. p. 318. n. 25. Spec. Ins.I.
p. 409. n. 14. Syst. Ent. p. 401. n. 7.
Gronoviani Zoophilacii p. 965.
Herbsts Vers, einer Näturgesch. d. Krebs, etc. I.
S. 3%. n. 5. Tab. I. F. 12.
Marcgravii Hist. rer. nat. Brasil, p. 1 84. Mei~
rocoav.i.
Müller's Linn. Nat. S. d. Ins. B II. S. 1103.
n. 14. Tab. XXXIV. F. 2 3. Der Winker.
Ontmatolog. Hist. nat. P. II. p. 5 22- Der Rufer.
Petiveri Gazophylacii Nat. et Art. decades. Tab.
LXXV1II. Fig. 5.
Pisonis deMedicina Brasiliens! libri , p. 77. T. 7S.
R u m pb i i , G. E. Amboinsche Rariteitkamer. Ani-
sterd. I705.gr. Fol. p. 14. Cattam Pmigel.
Sulzers Gesch. d. Ins. S. 264. Tat). XXXI. F. I.
Der Platte, Cancer plattatus.
Gegenwärtige Krabbe kommt von sehr verschiedener Grösse vor. Bey eini-
gen ist der vorne breite und eckichte, hinten schmale und stumpfe Rückenschild
hur eilf , bey andern vierzehn Linien breit. Zu beyden Seiten einer bogenförmi-
gen Hervorragung am Vorderrande desselben , ragen die zwey Augen auf langen,
dünnen Stielen, aus zwey länglichten Hohlen weit hervor. Der sieb englied richte
Schwanz ist kaum zwey Linien breit und fünf Linien lang. Das Auffallendste an
dieser Krabbe ist aber die grosse Verschiedenheit beyder Scheeren unter einander
in Rücksicht ihrer Grösse und Stärke. Die eine, welches bald die rechte, "Bald.
die
die linke ist, erreicht kaum di"e Grösse eines der achtFüsse, die andere hingegen
ist überaus grofs und dick, öfters vierzehn Linien lang und mithin länger, als der
ganze Körper. Die Finger dieser Scheeren sind an den inneren Rändern scharf
gezähnt, und der längere Innenfinger hat eine gekrümmte Spitze. Eine sonderbare
Gewohnheit dieser Krabbe, immer ihre grosse Seheere über dem Kopfe rückwärts
zu bewegen, als ob sie jemanden winken wollte, hat ihr den Namen fPinker,
oder Hu/er verschaff.
Sie hält sich in den sandigen Ufern des amerikanischen Ozeans auf, und
lauft auf denselben so schnell herum, dafs man sie kaum erhaschen kann. Ge-
winnt sie Zeit, der Verfolgung zu entgehen, so gräbt sie sich im Sand ein, aus-
serdem aber zwickt sie mit ihrer grossen Seheere demjenigen sehr empfindlich in
die Finger, welcher nach ihr greifft.
86. Die Giftkrabbe. Tab. XIV. Fig. 2.
Cancer Dromia, hirsutus, thorace utrinque dentato , pedibus posterioribus unguibüs
geminis. Linn. S. N. T. I. P. V. p. 2972. n. 24. Amoen. aead. VI. p. 413« n. 96. —
Habitat in Indiae profundo, niger, maauum digitis albis Iaevibus; an venenatus ?
Fabricii Mant, Ins. I. p. 320. n. 42. Spec. Ins.
I. p. 501. n. 27. Syst. Ent. p. 405. n. 26.
M ü 11 e rs Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 1107.
n. 24. Die Giftkrabbe , der Reuter,
Rumphii Amboin. Rariteitkamer. p. 19. Tab.
XI. N. 1. Ccnicer lanosus , Maleits , Cnttam Bisa odei*
Cancer uenenatus.
Sebae Thesaurus III. Tab. XVIII. F. 1.3,
Ein ihre Schädlichkeit hinreichend zu erkennen gebendes Aussehen hat die
Giftkrabbe. Sie ist über eine Faust grofs, rauhhaarig, schwarzgrau, und erhält
durch eine zwischen den zwey grossen Augen hervorragende nasenförmige Spitze
des Rückenschilds, durch die darunter liegende Queröffuung des Mundes und den
unter dieser Öffnung hervorstehenden, kinnlörmigen Winkel» welchen das oben
gewölbte, auf den Seiten zackichte Rückenschild nach vorne bildet, viel Ähnlich-
keit von einem abgezehrten menschlichen Gesichte. Die zwey weissen , glatten
Scheerenfinger sind scharf, wie eine Säge gezähnt, die vier Vord erfasse länger,
als die Scheeren, und am Ende mit einer einfachen, die vier weit kürzeren Hinter«
füsse aber mit einer doppelten Klaue versehen.
Ihr Aufenthalt sind die Tiefen der indischen Meere, aus welchen sie zum
Glücke nie an den Strand kommt, denn der Genuß ihrer schwarzschleimichten
Fleischsubstanz veranlagt Schwindel und Betäubung, und hat die Wirkung eines
narkoüöchen Gifts,
27-
87- Der gemeine Taschenkrebs. Tab. XIV. Fig. 3.
Cancer Pa^urus, thorace utrinque obtuse novemplicato , manibus apice atris. Linn. S.
N. T. I. P- V. p. 2973. n. 27. Faun. Suec. I. n. i 44. II, n. 2028 It. W. goth. 173.
Mus. Ad. Fr. I. p. 85- — Habitat in Oceano europaeo, indico, edulis.
Aldrovandi de Atiimalibus exsanguibtis, p. 186.
Bellonti, P. l'Histoire naturelle des e'trangeres
Poissons marins, Paris 155t. 4. p. 368.
Blume nbachs Handbuch der Naturgesetz S. 394.
C. Pagurus, der Tasclunkrcbs , die Tasche, Eng', tht
ruvger.
Bradley , R- A. philosophical aecount of the works
of nature, London 1721. 4. Tab. 111. F. 4.
Brit. Zool. IV. Tab. 111. F 7.
Fabricii Mant. ins. 1. p. 321. n. 46. Spec. ins. 1.
p. 501. n. 29. Syst. Ent. p. 405. n. 28.
Gesner, C. de Piscibus et Aquatilibus, p. 155.
Grono viani Zoophilacii , p. 967.
Herbsts Naturgesch. d. .Krebse., V..S. 165. n.
7«. Tab. IX. F. 59-
Jonston Histor. de exsanguibus aquaticis, Tab.
V. F. 2 und 1 2.
Klein in den Versuch, und Abh. der naturforscli.
Gesellschaft in Danzig, Th II. S. 187. Tab. II. III. IV.
Müllers Linn Natursyst. d. Ins. ß. II. S. neS.
n. 27.
Onomatologia. Hist. nat. P. II. p. 498- Meerspinn;,
Seespiutte.
R u mph amboinscheRariteitkammer p.i 8. Tab. XL
No. 4. Cancer aeneus , Cattam Tambaga, Köper Krabbe,
Rondeletii, G. Libri de piscibus inarinis. Lugd.
Gallor. 1554. Fol. p. 560.
S c o p 0 1 i Ent. carn. 112J.
Sulzers Geschichte der Ins. S. 259.
Dieses ist der eigentlich« Fagurus der Alten, die gemeinste und esbame Art
Taschenkrebse, welclie in Holland Zeekial, in Schweden Krabba und Kallraska , in
Italien Qränoiporro genennt wird. Sie ist gemeiniglich vom Kopf bis zum Schwanz-
ende über sechs Zoll lang und von einer Seite des Rückenschildes zur andern über
fünf Zoll breit. Seltener soll sie noch einmal so grois vorkommen und wohl zehn
Pfunde am Gewichte haben. Ihre Farbe fällt oft mehr ins Braune, oft ins Kupfer-
rothe. Oben auf dem Rücken hat sie gemeiniglich drey rothe Flecke, wovon der
mittelste viereckicht ist, übrigens aber ist sie schuppeuartig schattirt. Der Rücken-
schild ist in der Mitte schön gewölbt, an beyden Seiten gezackt, und hat an der
Stirne zwey weit aus einander stehende, in die Quere laufende Augenhöhlen. Die
Scheeren sind lang und stark, ihre Finger schwarz und scharf gezähnt, die acht kür-
zeren Füsse mit einfachen, langen, wenig gekrümmten Klauen und der siebenglie-
drichte eingeschlagene Schwanz mit einem spitzigen Endglied« versehen.
Es ist gefährlich , sich den Scheeren einer solchen Krabbe zu nähern. Schon
oftliaben sie Fischern Finger oder Zehen heruntergezwickt.
88.
27>
88. Die Teufelskrabbe. Tab. XIV. Fig. 4.
Cancer Maja thorace aculeato, manibus ventricosis spinosis, digitis pefiicillato - hirsutis.
Linn. S. N. T. I. P. V. p. 2979. n. 41. Faun. Suec. 2031. It. Scan. 327. —
Habitat in Oceano norwegico, pedibus sex.
Aldrovandi de animalibus exsanguibus, p. iS4-
Fabricii Mant ins. I. p 326. n. 81. Spec. Ins.
I. P- 5°5- n. 50. Syst. Ent. p. 408- "• 45-
Gesner, de Piscibus et Aquatilibus p. 152. Maja
fem: na.
Gronoviani Zouphilacii p. 973.
Jonstoni Hist. nat. de exsanguibus aquaticis, T.
V.F. 5. Cancer maja, Meer spinne , Tab. VI. F. 2. Can.
ctr majas.
Ma.tthioli, P. A. Commentarii in libros VI. Dt'o-
scoridis de Materia Medica, p. 229. Maja.
Müllers Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 1096.
und S. 1 1 1 3. n. 4t.
Oitomatol, Hisf. nat. P. II.p. 501. Der Altvatet'.
S c op o li Entom. carn. 1 1 26.
Sebae Thesaurus III. Tab. XVIII. Fig. 10. et Tab.
XXII. F. 1.
Das Weibchen dieser Krabbenart nannten die alten Maja, die adriatischen,
Fischer nennen sie Grancevoli , die norwegischen Troldgrabbe, und wahrscheinlich
hat ihre auszeichnende Grosse, ihr den Namen Ahvater verschafft. Wirklich ge-
hört sie unter die gröfsten ihres Geschlechts, indem sie oft mehr als zehn Pfund
wiegt. Sie hat einen dornichien Rückenschild, vorne an den A.ugen vier hervor-
stehende Spitzen , einen schmalen , in gegenwärtiger Abbildung an den Bauch an-
geschlossen erscheinenden Schwanz, acht Füsse, die oft einer halben Elle lang
sind, und daher wahrscheinlich zu der Benennung Seespinne Veranlassung gegeben
haben, endlich noch zwey überaus lange und sehr starke Scheeren. Ihre Ober-
fläche ist klebrig, ihre Farbe schwärzlich und roth gefleckt, in getrockneien Exem-
plaren oft ganz roth , soll sich aber bey bevorstehendem Regenwetter verändern
und diese , von einer verborgenen Zauberkraft abzuhängen scheinende Verwechs-
lung der Farbe, die Ursache gewesen seyn, warum man ihr auch den Namen Teu-
felskrabbe beygelegt hat.
Sie ist im grossen Weltmeere und in den norwegischen Gewässern sehr ge-
mein, und besitzt eine so grosse Kraft in ihren Scheeren, dafs sie, wie Rumph
versichert, eine kaum, mit einem Steine aufzuschlagende Cocosnufs , mit leichter
Mühe zerdrücket. In grosser Anzahl am Ufer versammelt, ist sie im Stande, einen
Menschen mit ihren Scheeren in Lebensgefahr zu setzen.
55
89.
27-f
89- Die Seeheuschrecke. Tab. XIV. Fig. 5.
Cancer Homarus thorace antrorsum aculeato, Fronte bicorni, manibus adaclylis. Linn.
ß. N. T. I. P. V. p. 2988- n- 75- — Habitat in mari asiatico , americano , guttis
albis varius, antennis anticis aculeatis, aculeis apice rutis , pedum
digitis pilosis.
Brie. Zool. IV. Tab. XI. Fig. 22.
Fabricii Mant. Ins. I. p. 331. n. 3. Spec. ins.
I. p. 5 10. n 3.
Gronoviani Zoophilacii p. 981.
M arcgrav i i Hist. rer. nat. Brasil, p. 145. T. 246.
Müllers Linn. Natursyst. d. ins. B. IL S. 1129.
und 11 30. 11.7g. Tab. XXXV. F. 1. DieSeehensihrtcki.
Museum Lud. Ulrician. 457.
Peti veri Amb. Tab. Vi. F. 1.
Rumph amb Rariteitkam. p. 2. Locusta Marina,
Zeekrexft , Fetung Laut.
Sebae Thesaurus 111. Tab. XXL F. 5.
Die Alten kannten diesen Krebs, welcher eigentlich eine Squille, oder ein
Krebs ohne Scheeren ist, unter den Namen Locusta marina, wozu seine sonder-
bare Gestalt Gelegenheit gegeben haben mag. Er erreicht die Grösse der grösse-
ren Hummer und ist oft über zwey Schuhe lang. Am Vordertheile seines Körpers
bemerkt man sehr deutlich, wie der Kopf- und Rückenschild durch eine Linie un-
terschieden sind. Beyde kommen übrigens so wie der am Ende mit Flossen ver-
sehene Schwanz, der Bildung nach ziemlich mit dem gemeinen Flufskrebse über-
ein , nur sind Kopf- und Rückenschild ganz mit Stacheln besezt , deren Spitzen
nach vorne gerichtet sind. An derStirne, dicht hinter den grossen, stark her-
vorragenden Augen, stehen zwey ziemlich lange, vorwärts gekehrte und oben con-
vexe Hörner (Fig. 5. £.), und gleich hinter denselben zwey ungleich kleinere (c).
Unter den Augen aber kommen mit dicken , starken , langstachkchten Wurzeln,
noch zwey überaus grosse Hörner (a. a.) hervor, welche diesen Krebs vor allen
anderen auszeichnen. Sie sind noch einmal so lang, als sein ganzer Körper, bey-
nahe ganz mit immer feiner werdenden Stacheln besäet, haben eine spiralförmige
Biegung nach innen, und laufen an den gekrümmten Enden in ziemlich feine Spi-
tzen aus. Zwischen diesen grossen Hörhern befinden sich noch zwey lange, gerade,
dünne, vor der Mitte gabelförmig gespaltene Bartspitzen (d. d), deren innere Zinke
länger und dünner, als die äussere ist. Die zehn langen und schmalen Füsse en-
digen sich alle mit klauenförmigen , stark behaarien Gliedern, und weichen mit-
hin , durch den gänzlichen Mangel der Scheeren , von andern Krebsarten ab. Die
hochblaue Farbe des ganzen Körpers, fällt an der Stirne und an den grossen Hör-
nern mehr ins Rothe, und ist auf dem Rückenschilde und Schwänze mit weissen
verloschenen Flecken marmorirt , an den Füssen aber weifsgestreift. Wird der
Kiebü gekocht j so wird er ganz roth, und giebt ein schmackhaftes Gerichte.
Dlf»
Die Seeheuschrecken sind Bewohner der asiatischen und amerikanischen
Meere. Werden sie verfolgt, so schlagen sie mit dem Schwänze im Sa ide und
laufen rückwärts, schnellen aber bald wieder vorwärts und sto.ssen ihre Verfolger
mit ihren Hörnern. Fischer werden oft von ihnen verwundet.
90. Der Schwanenkrebs. Tab. XIV. Fig. 6.
Cancer Mantis , manibus adaetylis compressis falcatis serrato - dentalis. Linn. S. N.
T. I. P. V. p. 2990. n. 76. Faun. Suec. 2035. Mus. Ad. Fr. I. p. %b. — Habitat in
mari asiatico, indico , mediterraneo , Italis esculentus, antenrüs posterioribus trifidis.
Aldrovandi de animalibus exsanguibus, p. 156.
Squilla Mawis.
Blumenbachs Handbuch der Naturgesch. S.
396. C. Mantis.
D ege e rs Abh z. Gesch. d Ins. B. VII. S. I 94.
0. 5. Tab. XXX IV. F, 1. Squille Alante, die Mantis.
squille
Fahr i eil Mant ins. I. p. 333 n. 1. Spec. Ins.I.
p. 514. n 1. Squilla Mantis l. Syst. F.nt. p. 417.
n. 1 6. Astacus M,
Gronov. Zooph. n 984- Astacns thorace etc.
Marcgravii Hist. rer. tut. Bras. p. 187- F. 1.
Tamara -guacu.
Müllers Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 1131.
n. 76. Tab. XXXV. F. 2. Der Schwanenkrebs.
Onomalol. Hist. nat. P. II. p. 518. Der IVahrsage-
krebs , der Knnjper.
Rumph anib. Rariteitk. p. 4. Tab. III. Fig. E.
Locusta s. Squilla arenaria terrestris , Krtyper, Locket.
Rondeletii de pisc. marinis. p. 551.
Scopoli Entomol. Carn. n. 1135.
Sebae Thesaurus 111. Tab. XX. F. 2. 3.
Sulzers Gesch. d. Ins. S. 265. Tab. XXXII. F. s.
Das Gespenst.
Valentini India vet. et nov. III. p. 34g. n. 2
F. 2. p 416. n. 2i8- F. a 18. p. 509. n. 526. F. 526.
Wegen der Ähnlichkeit , welche dieser Krebs mit der Fangheuschrecke
{Mantis) hat, gab man ihm leztere Benennung. Die Holländer heissen ihn Zwaant-
jeskreefr. Der mit dem Kopfe ein zusammenhängendes Stück bildende Brustschild
desselben, isL vorne schmal und stachliclit, an den Seiten ausgeschweift, hinten
breit, bauchicht, und oben durch verschiedene Leisten uneben. An den, auf be-
weglichen Stielen sitzenden Augen, befinden sich zwey länglichtrunde, an den Rän-
dern behaarte Schwimmblätter (Fig. 6. d. d.) oder Flofsfedern , an deren Grund-
theile von der Innenseite zwey kurze Fühlhörner (c c.) hervorkommen. Vor und
zwischen diesen stehen aber wieder zwey ungleich längere (b. b.) auf einer irre-
gulären Hervorragung. Die Scheeren (a. a) haben eine von der gewöhnlichen
Form der Krebsscheeren abweichende Bildung und bestehen aus einem breiten,
etwas geschweiften, flachen und eckigten Grundttheile, der an der Brust seine Ein-
lenkung hat, aus einem längeren, am Innenrande gefalzten Mittelgliede und aus
einem mit lezteren unter einem spitzigen Winkel zusammenhängenden, an der In-
nenseite mit lauter langen Zähnen besezten Endgliede, welches diese Zähne aus-
aer der Gebrauchszeit in jene Falz einschlägt. Hinter diesen Scheerenfüssen fol-
gen
■'276
gen die am Hintertheile des Brustschilds eingelenkten sechs Schwimm- oder Vor-
derfüsse (e. e. e.) , deren leztes Glied platt, am Grundtheile breit und rund, am
Ende schmal, und mit einem sichelförmigen, einwärtsgekrümmten Haken verse-
hen ist. Weit dunner sind die sechs am Schwänze eingelenkten Hinterfüsse (g-g-g-)}
welche dreygliedricht, gerade, länger als die Vorderfüsse und an den Endgliedern,
behaart sind. Der vordere Theil des nach hinten immer breiter werdenden Schwan-
zes selbst , ist achtgliedricht und , durch die erhabenen Längslinien seiner con-
vexen Oberiläche, in lauter Vierecke getheilt; der Hintertheil aber mit langen
Flossen und dazwischen liegenden spitzigen Stacheln versehen. Die ganze Ober-
fläche des Körpers deckt eine durchsichtige, pergamentartige, weisse und ins Röth-
.lichte spielende Schale.
Man findet diesen bisweilen über einen Schuh langen Krebs, sowohl im asia-
tischen , als mittelländischen Meere, auch an dem Ausflusse grosser Flüsse im san-
digen Ufer, wo er sich oft drey Schuh tief eingräbt und die Erde wie ein Maul-
wurf aufwirft. Zur Zeit der Ebbe kommt er hervor, sucht seine Nahrung und
schleppt die gemachte Beute mit in seine Sandhöhlen. Er. besizt eine ungewöhn-
liche Stärke in seinen Scheerenfüssen und ist im Stande, die ihm in Wege kom-
menden Steine wegzuwerfen. Den Menschen pflegt er damit gewöhnlich zu ver-
letzen und ausserdem mit seinen spitzigen Schwanzstacheln zu stechen. Die Fischer
können ihn daher nicht anders als dadurch erhalten, dafs sie sich der Netze bedie-
nen , oder Schlingen vor seine Saudlöcher setzen.
91. Der Sandkrebs. Tab. XIV. Fig. 7.
Cancer Chiragricus, manibus adactylis subulatis basi nodosis rufis. Linn. S. N. T. I.
P. V. p. 2990. n. l68- — Habitat in Oceano australi, manibus acutissimis vuhierans,
statura C. Mantis, at triplo minor, antennis posterioribus trifidis, thorace piano, laevi,
bisulcato: Marginis anterioiis lamina niobili , tiidentata; pedibus 14.
Fabricii Manr. ins. I. p. 334. n. 4. Spec. ins. I.
jp. 5 '5 n. 3.
Müllers- Linn. Natursyst. der Insekten, B. II.
S. 1133- n. 77. Cancer Sajllaris, der Smndkrebi.
Rumph Amb. Rariteitk. p. 5. Tab. 111. Fig. F.
Sauilla arenaria Marina.
Der Gestalt nach kommt gegenwärtiger Krebs mit dem vorhergehenden ziem-
lich überein, nur ist er um den dritten Theil kleiner, am hintern Rande des Brust-
schilds gerändelt und hinter den Füssen noch mit ein Paar Spitzen versehen. Die
Scheereiifüsse haben an ihrem Innenrande ebenfalls scharfe Zähne , womit er em-
pfind-
277
pfindlich verwunden kann, der zehnringichte Hinterleib aber ist glatt, ohne Fur-
chen und erhabene Längslinien. Die Farbe ist dunkelgrün, weifs und blau ge-
fleckt, und roth an den Enden der Füsse. Er gehört unter die Bewohner des
ostindischen Meeres.
Skolopendern überhaupt.
Am o reux Notice des Ins. p. 142 et »77.
Bl n m e n bach's Handb. d. Naturges. 398. n. %6.
Sco]*o!er,4r>A , Assel.
Degcer's Abh. z. Gesch. d. Ins. B. VII. S. 200.
Fo v s k ae 1 i i Desciiptio Animal. p. 87. u. 3*.
Müllers Linn. Natuss. d. Jus. B. II. S. 1 155.
OnoHtatologia Hist. nat. P. VII. p. 47.
Sulzers Gesch. d. Ins. S. 270. Asselwurm,
Hundert- oder Tausendfüsse (Cent-pieds , Mille -pieds) ist der allgemein be-
kannte Name dieser Insekten, welche von der Länge eines Zolls bis zur Lange
einer Elle gefunden werden. Ihr Kopf ist rund, hornartig, plattgedrückt, ganz
vorne mit kleinen hemisphärischen, den Spinnenaugen ähnlichen Augen, mit zwey
vielgliedrichten , borstenartigen , gegen das Ende allmählich abnehmenden Fühlhör-
nern (Tab. XI. Fig. 10. a.«.), unter dem Kopfe mit zwey scheerenförmigen , schar-
fen und spitzigen Frefszangen (b. bj , und zwischen diesen Frefszangen und den
Fühlhörnern , noch mit zwey konischen , beweglichen Fühlspitzen versehen. Gleich-
breit mit dem Kopfe ist der lange, schmale, harthäutige Körper, welcher oben et-
was convex, unten ganz platt, und wegen der vielen Ringe, aus welchen er besteht,
nach allen Richtungen schlangenförmige Bewegungen zu machen geschickt ist. Sein
Ende machen zwey, oft gerade und gegliederte, oft krumme und zangenförmige
Anhänge, welche manche für den Schwanz halten, und diese Insekten daher auch
Gabel- oder Doppelschwänze nennen, andere aber noch zu den Füssen rechnen, de-
ren Anzahl sich überhaupt nach der Anzahl der Ringe richtet, indem an jeder Seite
eines Rings immer ein Fufs eingelenkt ist. Diese Füsse bestehen aus mehreren Glie-
dern, deren leztes einen spitzigen Nagel, oder eine Klaue bildet. Überaus grofs
ist die Bewegfertigkeit, welche diese Insekten mit diesen immer auswärts gekehrten,
und in bewundernswürdiger Ordnung nach einander fortrückenden Füssen äussern.
Mit der Fortpilai.zungsart der Skolopendern ist man noch unbekannt, ihre
stufenweise Entwicklung geschieht aber blos durch die wiederholte Häutung , welche
jedesmal mit der Anzahl der Ringe, auch die Anzahl der Füsse vervielfältiget. Sie
leben vom Raube anderer Insekten und Würmer, die ihr giftiger Bifs augenblicklich
töJtet. Da sie weder Luft, noch Wärme vertragen können, so halten sie sich
mei
meistens unter Steinen, in der Erde, in faulen Holze und an andern feuchten
Orten auf.
Die Skolopendern gehören unter die bekannten giftigen Insekten der Vorzeit.
Nur waren die Alten zweifelhaft, ob die Gefährlichkeit ihrer Verletzung mehr in
ihrem Gebisse, oder in ihrer Schwanzzange zu suchen sey? Es ist wohl nicht zu
läugnen , dafs sie mit ihren Schwanzstacheln mehr oder weniger empfindlich stechen
können, ihre Frefszangen aber sind unstreitig das gefährlich verletzende Werkzeug.
Kleinere Arten veranlassen dadurch eine unbedeutende Geschwulst, grössere, wie
die indianischen aber, grosse, schmerzhafte Geschwülste mit anderen bedenklichen
Zufällen. Gelangen sie an die Haut des Menschen , so klammern sie sich so fest an
dieselbe an, dafssie, nach Forskäls Versicherung , oft nicht anders , als durch die
Annäherung eines glühenden Eisens , davon zu entfernen sind. Ihre Gewohnheit,
sich gerne in die Falten, in die Ermel und Taschen der Kleider einzuschleichen,
macht sie um so gefährlicher, weil man hierdurch ohne Vorsatz und unverdienter
Weise von ihnen gebissen werden kann.
92. Die gegabelte Skolopender. Tab. XL Fig. 9. 10.
Scolopcndra forßcata pedibus utrinque quindeeim. Linn. Syst. Nat. T. I. P. V. p. 3016»
n. 3. Faun. Suec. n. 2064. — Halütat in Europa, America.
Aldrovandi de animalibus insectis. p. 635-
Amoreiix K'otice p. 144.
Berlinh-k* Sammlungen IV. p. 304.
Cuvier Tableau e'l&nentaire, p. 466. la Scohpen-
dre butvr.
Degeers Abb.. z. Gesch. d. Ins. B.VIT. S. 202.
n. 1. Tab. XXXV. Fig. 12 — t 6. Scolopet.dre Fonr-
chuc , die Zavgcxskolopaider .
Fabricii Mant. ins. I. p. 341. n. 3. Spec. Ins. I.
p. 532. n. 3. Syst. Ent. p 429. n. 3.
Frischs Ins. Teutsclil. XI. PI. 2. Tab. VII.
Fuefsly's Verz. Schweiz. Ins. n 1221.
Geoffroy Hist. des Ins. Vol II. p. 674. n. j,
Tab. XXII. F. 3. (a Scolopmdre ä trente pattes.
Leskes Naturgesch. I. S 494. n. 1.
Moufetti Theatr. Ins. p. 199.
Müllers Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. il?}\
n. 3. Tab. XXXVI. F. 7. Die Sriucrenassel.
Mülleri Faun. Fr. n. S55, Zool. Dan. Pr. n. 24 t 9.
Neue Berlin. Mannijrfaltigk.. III. S 341.
Otiomat. Hist. nat. VII. p. 50. Die Skolopender mit
dem Scheerenschuiam.
Raji Historia Insector. p. 45.
Schaefferi Elem. P^nt. Tab. III. Fig I. Icon.
Ins. Ratisb Tab. Xl.VI. F. 12.
Schröters Abhandl. I. S. 3; 2. Tab. III. F. 2.
Scopoli Ent. carn. 1146.
Sulzers Kennzeichen der Ins. Tab. XXIV. F. 155.
Die gemeinste unter allen Skolopendern ist die gegabelte, deren Körper,
Fühlhörner und leztes Fufspaar kastanienbraun , oder rostfarbig, die übrigen Füsse
aber gelb sind. Ihre ganze Länge beträgt ungefähr einen Zoll, ihre Breite andert-
halb Linien. Die Fühlhörner (Tab. XI. F. 10 a. a.) bestehen aus fünf und zwanzig,
gegen die Spitze immer kleiner werdenden Gliedern; die scheerenfönnigen Frels-
zan-
279
zangen (b. b.) von -welchen sie auch den Namen Schcerenossel erhalten hat , aus zwev
breiten Gmndtheilen (c. c.) , und den klaue uförmigen Frefszangen selbst, welche
jenen Grundlheilen eingelenkt sind. Von den fünfzehn paar Füssen , deren Gelen-
ke mit kleinen Härchen und kurzen Stacheln besezt sind , sind die zwey vorlezten
schon länger; als die übrigen, das allerlezte aber nicht nur das längste, sondern
auch das dickste, ganz nach hinten ausgestreckt, und vorzüglich bestimmt, dem
Insekte, welches so geschwind vorwärts kriecht, dafs es nur mit Mühe zu fangen
ist , das Rückwärtskriechen zu erleichtern.
Ausser Europa ist die gegabelte Skolopender auch in Nordamerika zu Hause.
Sie liebt gerne feuchte Orte, lebt daher in Gärten unter Steinen , in verdorbenen
Früchten, unter der Rinde alter Baumstämme, unter Blumentöpfen, abgefallenen
Blättern u. s. w.
Wird sie gereizt , so öffnet sie ihre Frefszangen weit und sezt sich damit auf
eine empfindliche Art zur Gegenwehr. Wirklich scheint ihr Bus giftig zu seyn, da
Fliegen und andere Insekten augenblicklich davon sterben.
93. Die beissende Skolopender. Tab. XI. Fig. 11. 12.
Scolopendra morsitans, pedibus utrinque viginti , oculis octo. Linn. S. N.T. I. P. V.
p. 3016. n. 5. Ainoenit. acad. I. p. 35.5. 506. Museum Adolphi Fr. I. p. £9. —
Haliilat in America australi et India, corporis segmentis 2 2. antennarum articulis 20.
Amoreux Notice des Ins. p. 143.
Bankrofts Naturgesch. von Guiana S, »51.
Blume ubachs Handbuch der Naturgesch. S.
399. n. 1.
Bradley, R. Plülosophical accöunt of the works
of Nature Tab. XXV. F. 4.
Catesby nat. Hist. of Carolina III. p. z- Tab. II.
Cuvier Tabieau dlämentaire p, 466. la Scolopen-
dre eCAiuerique,
Degeers Abh. z. Gesch. d. Ins. v. Göze, B. VIT.
S. 204. n. 1. Tab. XL111. F. 1 — 15. Scolopcndre
tnordaute , der Beisser.
F abr ieii Mant. 'ns. I p. 341. n. 5. Spec. Ins. I.
p. 532. n. 5. Syst. Bnt. p 429 n. 5.
Fermins Reise durch Surinam Th. II. S.
Frischs Ins. Teutsc! 1. II Tab. II. F. 5.
Gronov. Zoophilacii, n. 1002.
Leeuwenhoeck 0±>p. 1. Contin. epist. p.
F. III. 173.
297.
10. c.
Lesk es Anfangsgr. d. Naturgesch. I. S. 495. n. 2.
Marcgravii Hist. rer. nat. Brasil, p. 253. tfa-
purucct.
Müllers Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 1158.
Die indianische Assel.
Müllers, 0. F. Wunnarten des süssen und sai>
zigen Wassers, S. 180. Die indianische Skolopender.
Olearii Gottorffische Kunstkammer, Tab. XII.
Fig. 3-
0 ttu matot. Hist. nat. P. VII. p. 52. Die indiani-
sche Skolopender.
Pallas neue nord. Beytr. B. V. S. 320.
Petiveri gazophylacii Tab. XIII. F. 3.
Schröters, J. S. Abhandlungen über verschied
Gegenst. d. Naturgesch. Th. I Tab. III. F. 2.
Sebae Thesaurus I. Tab. LXXX1. F. 3.4. II.
Tab. XXV. F. *. 4.
Sulzers Gesch. d. Ins. S. 272. Tab. XXX. F. 14.
Der indianische Asselwurm.
Rothgelb, welches bey manchen Exemplaren blafs , bey andern dunkler ist,
und mehr ins Braune fällt, ist die Farbe des gegenwärtigen Insekts, dessen Länge
zwi
a8o
zwischen fünf und zwölf Zoll, und dessen Breite zwischen einem halben und ganzen
Zoll wechselt. Am Vordertheile des länglichrunden Kopfs its es mit zwey Fühlhör-
nern versehen, wovon jedes zwey und zwanzig Glieder hat, und hinter denselben hat.
es auf jeder Seite vier kleine, schwarze, in einem Vierecke stehende Augen. Die
Frefszangen sitzen auf einer, beynahr* dteyeckigten Hornplatte (Fig. 12. /. /'.) amUn-
tertheile des Kopfs, und sind aus einem dicken Grundtheile (d. d), und aus einem
scharfen und spitzigen, klauenförmigen, von innen nach aussen beweglichen Ende
(a. b.) zusammengesezt. Leeuweuliöck hat dicht an der Spitze des lezteren das Gift-
loch entdeckt, welches in einer länglichten, rinnenförmigen , bis ans Ende rei-
chenden Öffnung bestehet, und aus dieser Öffnung bey lebendigen Skolopendern
einen Saft kommen gesehen. Gleich über den Frefszangen sind die zwey vier-
gliedrichten, am Ende ebenfalls klauenförmigen Bartspitzen (c c.) befindlich, zwi-
schen welchen wieder zwey, den Backenzähnen gleichende, jedoch weiche Theile
(e. e.) von unbekannter Bestimmung hervorragen. Der glatte unbehaarte Leib ist
nach Verschiedenheit seiner Länge, bald aus zwanzig, bald aus zwey und zwanzig
und mehr Ringen zusammengesezt. In Surinam und Nenspanien sollen sogar Sko-
lopendern dieser Art vorkommen, welche wohl dreysig Ringe haben. Nach der
Anzahl der Ringe richtet sich auch die Anzahl der Füsse, wovon jeder aus fünf
Gliedern und einem schwarzen Endnagel besteht, und die hinteren Paare länger,
als die vorderen sind. Das lezte Paar (Fig. n. c. c.) ist nicht nur länger, als alle
übrige; sondern auch durch seine Stärke, seine zangenförmige Biegung, und die
hornartigen Stacheln, welche es an der Innenseite des ersten Glieds hat, von
denselben verschieden.
Amoreux versichert, dafs er die beissende Skolopender oft unter Sieinen
und Bietern im südlichen Frankreiche angetroffen habe. Eben so kommt sie
auch in Spanien, und nach Pallas in Cherson vor. Sehr gemein ist sie auf
den antiliischen Inseln , wro sie Malfaisante genannt wird. Auch Brasilien , das
Vorgebirge der guten Hofnung , und Ostindien sind mit derselben so reichlich ver-
sehen, dafs sie den Einwohnern nicht selten in ihren Häusern lästig und gefähr-
lich wird.
Es ist höchst wahrscheinlich , dafs dieses Insekt beym Bisse einen giftigen
Saft aus jenen Ritzen der Frefszangen in die gemachte Wunde fliessen last, weil
ausserdem aus der blosen klauenförmigen Bildung der Frefszangen , weder die Hef-
tigkeit noch die Dauer des Schmerzes zu erklären wäre. Ein Wundarzt bekam
nach Pallas's Erzehlung auf dem Bifs dieser Skolopender eine starke entzündliche
Ge-
»8j
Geschwulst, welche einige Wochen dauerte und Fermia versichert, dafs die Hef-
tigkeit des Schmerzes ein vier und zwanzig Stunden anhaltendes Fieber nach sich
gezogen habe. Andere Reisende melden, dafs der Bifs dieser Skolopender noch
.schmerzhafter, als der Skorpionstich , dennoch aber nicht tödtlich sey. Gronov
und andere brachten auch die beyden Hinterlasse in den Verdacht einer besonde-
ren Giftigkeit, welches jedoch nicht wahrscheinlich ist, ohngeachtet diese Insek-
ten vielleicht fähig sind, damit ziemlich empfindlich zu kneipen.
Zur Verhütung der üblen Folgen des Bisses empfielt Fermin sogleich guten ve-
netianischen Theriak auf die gebissene Stelle zu legen.
94. Der gröfste Tausendfufs.
Julus maximus pedibus utrinque 134. Linn. Syst. Nat. T. I. P. V. p. 3020. n. 9. —
Habitat in America.
Berlinische Santttttungtff B. VIII. S. 470. Palmwurm.
Bib/iotht-que universelle et historique de Panne'e 1687.
Tom. VI.
Fäbricii Matit. Ins. I. p. 340. n. 12. Spec. Ins. I,
p. 5 1 1 . 11. 12. Syst. Eut. p. 428. n. it.
Lister H. 1 699. T. V.
Marcgravii Hist. rer. mit, Brasil, p. 255. Vir-
mis terrestris.
Müllers Linn. Natursyst. d. Ins. E. II. S. 1 1 6fT-
n. 8- D^r Amerikaner.
Ouomntolog. Hist. nat. B. IV. p. 570. Der größte
Tausendfufs.
Die beträchtliche Länge dieses Insekts steigt von einem bis zu anderthalb
Fufs , ui.d >seine Dicke von dreyviertel bis zu einem Zoll. Eben so verschieden
ist die Zahl der Ringe und der Füsse , von welchen immer vier auf einen Ring
kommen , so dafs es also Vielfiisse dieser Art von sechzig Ringen und ein hundert
uiid zwanzig Paar Füssen, von sieben und sechzig Bingen und Einhundert und vier
und dreysig Paar Füssen , und von siebenzig Ringen und Einhundert und vierzig
Paar Füssen giebt , die wie Schweinsborsten unter dem Leibe stehen. Der ganze
Körper ist mit schwärzlichen harten Schuppen bedeckt, die wie Dachziegeln über
einander liegen. Am Kopfe sowohl, als am Schwanzende, sind sie mit einer
Spitze versehen, womit sie sich in die Häuser einbohren, die Menschen verletzen,
und die ihnen beygebrachten Wunden so sehr vergiften , dafs sie vier und zwan-
zig Stunden entsetzliche Schmerzen ausstehen müssen. Diese Vielfüsse sind auf der
Insel Mevis sehr gemein und unter dem Namen Palmwürmer bekannt.
50
Drit-
282
Dritter Abschnitt.
Zufällig schädliche Insekten, welche als ganz ungewöhnliche Erscheinungen
innerhalb des menschlichen Körpers vorgekommen, sind.
Auch die inneren Theile des menschlichen Körpers sind nicht verschont
gehlieben von den mancherley Nachstellungen und zufälligen Besuchen der Insek-
ten. Unter der Haut und im Fleische , in allen Höhlen , und beynahe in allen
Eingeweiden, hat man in seltenen Fällen Larven, Puppen und vollkommene In-
sekten entdekt. Die hierüber bey den älteren Schriftstellern häufHg vorkommenden
Beobachtungen und Erfahrungen , sind von vielen Neueren um so mehr für Erdich-
tungen, Teuschungen und Betrügereyen gehalten worden, da sie grossentheils in
dem Zeitalter des Aberglaubens , der Hexerey und Behexungen gemacht worden
sind. Neuere, von helldenkenden Ärzten und Naturforschern herrührende Beob-
achtungen , drücken aber jenen älteren wieder das Siegel der Glaubwürdigkeit auf,
und bestätigen unumstöfslich die alte Wahrheit, dafs sich Insekten sogar in die
verborgensten Theile unseres Körpers einschleichen und überaus schmerzhafte, ja
tödtliche Zufälle hervorbringen können. Zwar macht die grosse Reizbarkeit der die
verschiedenen Öffnungen und Höhlen unsrer Oberfläche auskleidenden Haut, das
Eindringen vollkommener, sich leicht durch den Reiz ihrer mit Häkchen verse-
henen Füsse verrathender Insekten nur im Zustande der starken Berauschung, des
tiefen Schlafs, der Ohnmacht und der Bewustlosigkeit überhaupt gedenkbar; ihre
Eyer können sie hingegen sehr wohl in den Winkeln der geschlossenen Augen,
des geschlossenen Mundes , im äusseren Gehörgange, in den Nasenlöchern , ander
Mündung der Harnröhre, zwischen den grossen Schamlippen und am After absez-
zen, und in diesen Eyern noch öfter durch Speisen und Getränke in den Körper
gebracht werden. Auch beweisen dieses die weit häuffiger vorgekommenen Fälle
von Larven und Puppen, als von vollkommenen Insekten, welche in dem mensch-
lichen Körper angetroffen worden, oder aus demselben abgegangen sind. Erstere
können sich aber aus! den in den Mündungen jener Höhlen abgesezten Eyern in
der ihnen angemessenen feuchten Wärme, bald entwickeln, ohne zu reizen, tiefer
eindringen und sich sodann in Puppen verwandeln. Ja es wird aus gewissen Bey-
spielen mehr als wahrscheinlich, dafs Insekten so gar die Puppenhülse im mensch-
lichen Körper verlassen und ihre Nachkommenschaft in demselben fortgepflanzt
haben. Was aber die verschluckten Eyer noch besonders betrifft; so geben die
ganz
l|3
»
ganz entfernt und abgesondert von den nasseren Zugängen entdeckten Maden,
Puppen und vollkommenen Insekten zu erkennen , dafs diese Eyer die ersten Wege
den Magen und Darmkanal , unentwickelt passiren , und sich erst in den zweyten
Wegen, im Blut- und Lymphsysteme, entwickeln können.
Da die im menschlichen Körper vorgekommenen verwandelten und unv er-
wandelten Insekten, sehr oft von den, der Entomologie und Helminthologie un-
kundigen Beobachtern unter dem allgemeinen Namen JVurmer begriffen und damit
verwechselt worden sind, zum Theil auch bey den besten naturhistorischen Kennt-
nissen nicht systematisch bestimmt werden konnten: so war es unmöglich, das
hieher gehörige immer ganz genau von demjenigen zu trennen , was eigentlich in
den zweyten oder helmin thologischen Theil dieses Werks gehört, und die hier vor-
kommenden Insekten selbst in einer systematischen Ordnung aufzustellen; son-
dern blos zulässig sie nach den Theilen, in welchen sie gefunden worden sind,
durchzugehen, und aus dem zahlreichen Haufen der Beobachtungen, hier nur die-
jenigen auszuheben , bey welchen es weniger zweifelhaft war, ob nicht Larven mit
Würmern verwechselt worden sind?
Insektenlarven und vollkommene Insekten unter der Haut und
in den fleischichten Theilen des menschlichen Körpers.
Diodore de Sicile, Histoire universelle tra-
duite en fran^ois par l'Abbe" Terrasson, Amsterd.
1738- T. !. L. III. C. XV. p. 295.
Graham von Würmern unter der Haut in Dun-
cau's Medical Commentaries Vol. II. und aus diesem
in Richters chir. Bibl. B. X. S. 543.
Göze Geschichte schä'dl. Insekten S. 42.
Marceil us Donatus L. I. Hist. med. mirab C.
V. p 59. de Aciidopliagis Libiae populo.
Sauvages Nosologia methodica T. V. p. joq.
h. 2. Malis verminosa, p. 202. n. 4. Malis Acrido.
phagoruni und p. 285.
Ein merkwürdiges Beyspiel von Fliegenlarven , welche die ganze Oberfläche
des Körpers durchwühlt hatten, erzehlt Sauvages nach Salzmann unter Malis vermiß
nosa: „Im Jahre 17 18 wurde im strasburgischen Krankenhause ein Jüngling aufge-
nommen , bey welchem kleinere und grössere Würmchen in einem grossen Tlieile
des Körpers unter der Haut Gänge machten und beynahe den ganzen Körper auf-
zehrten. Das Fett des Unken Auges war davon ganz verniebtet, in der Leistenge-
gend , in der Kniekehle waren ganze Stücken Fleisch ausgefressen — ein schreck-
licher, beklagenswürdiger Anblick! In den innern Theilen des geöffneten Leich-
nams war aber kein Wurm anzutreffen, zum Beweis, daSs sie von aussen in die
^Fleisehsubstauz gelangt waren." Eben so gedenkt Graham eines Kranken, bey
wei-
a34
welchem' sich Insektenlarven durch die Haut frassen , und der, so oft dieses geschah,
vorher jederzeit heftige Schmerzen litt, Diodorus Siculus aber, und nach ihm Mar-
cellus Donatus und andere ältere und neuere Schriftsteller, hefern die merkwür-
dige Geschichte einer Libischen Nation , welche den Insektentod oder an einer
Aufzehrung aller muskulösen und weichen Theile des Körpers durch Insekten
starb. Ersterer drückte sich hierüber ungefehr so aus: „Die Akridophagen oder
Heuschreckenfresser, ein äthiopisches Volk, welches weit kleiner als andere Men-
schen, überaus mager, schwarz und sehr behend ist, nemen durch ihr ganzes Le-
ben keine andere Nahrung, als eine ausserordentlich grosse Art Heuschrecken zu
«ich, welche ihnen der Westwind im Frühlinge aus der Wüste in ungeheurer Men-
ge zuführet. Sie sammlen diese Heuschrecken in Haufen und salzen sie ein , um
sich bis zum neuen Heuschreckenfange im nächsten Jahre in Vorrath zu setzen.
Ihre Lebensdauer erstreckt sich hierbey nicht über vierzig Jahre und das Ende
derselben ist überaus jammervoll; denn sobald ihr frühes Ende herannahet, so
entstehen in ihrem Körper geflügelte Läuse von verschiedener Gestalt und häfsli-
chem Ansehen. Dieses Übel nimmt seinen Anfang im Unterleibe und in der Brust,
erstreckt sich aber bald über den ganzen Körper. Der Kranke fühlt anfänglich
ein Jucken , welches ihn zum Kratzen nöthiget. Wann nun die sich im Inneren
des Körpers erzeugenden Läuse nach aussen wollen , so treiben sie ein verdorbe-
nes Blut heraus, welches heftige Schmerzen in der Haut macht. Der Kranke selbst
sucht ihnen mit seinen Nägeln Luft zu verschaffen , und erhebt dabey ein klägli-
ches Geschrey. Endlich kommen die Läuse aus den Wunden, die er sich durch
das Kratzen gemacht hat , wie aus einem Siebe in un vertilgbarer Menge hervor. u
So unbegreiflich die Entwicklung dieser geflügelten Insekten im lebenden
Menschen zu seyn scheint, so läfst sie doch eine nicht unwahrscheinliche Erklä-
rung zu. Wie alle Insekten waren nemlich auch jene Zugheuschrecken den Ver-
folgungen anderer Schmarutzerinsekten ausgesezt, welche vielleicht noch mehr in
den ein gesalzenen, als in den lebendigen Heuschrecken ihre Eyer absetzen. Die
Kleinheit dieser verschluckten Eyer liefs es sehr wohl zu, dafs sie selbst in das
Schlagadersystem und somit in alle weiche, muskulöse, häutigte und drüsigte
Theile des menschlichen Körpers gelangen, daselbst ihre Reife erhalten und,
nachdem sie schon als Maden sich durch die Muskelsubstanz ihren Weg gegen
die Oberfläche gebahnt hatten, endlich als vollkommene Insekten auf demselben
zum Vorschein kommen konnten. Weniger glaublich ist es , dafs ein eignes In-
sekt, wozu sich wohi am wenigsten die fliegende Pferdehms (Hippobosca equina),
wel-
a85
welche Göze annimmt, wegen ihrer eigenen Fortpßanzungsart qualiiiciien
dürfte, von der eigenen Ausdünstung der Heuschreckenfresser angelockt, den Kör-
per von aussen nach innen angegriffen habe.
Unwahrscheinlich und unbegreiflich ist dagegen Sauvages Mittheilung der
Erzehlung seines Freundes Leuefre , welcher versicherte, dafs bey einem Kranken,
in den Jahren 1728 und 1729 täglich eine Menge, ihn zugleich in Abbildungen
mitgetheilter Läuse, Flöhe, Ohrenhöhler, kleine Spinnen und Küfer, aus Augen,
Ohren, After, Harnröhre und Aderlafswunde hervorgekommen wären, wogegen
man verschiedene Mittel und endlich die Merkurialkur versucht hätte. Während
des hierauf erfolgten, und vierzehn Tage angehaltenen Speichelflusses, wäre der
Kranke frey von Insekten gewesen , nachher aber wieder damit befallen worden
und endlich bey beständiger Schlaflosigkeit ausgemagert und umgekommen.
Skolopendern und Maden in den Stirnhöhlen.
Abhandlungen der Kaiser i. Akad. d. Natur f. Tli. II.
S. 215.
Clerici Hi3t. tat. lumbric. p. 295.
Hildanus, Fabr. Cent. I. obs. y.
Bist, de VAcad. de Paris 1708. p. 42 et 1733. p. 34.
H 0 ld ef reu n d , J. R..S. von einer langwierigen
Tollheit, die nach Abgang vieler aus den Stirnhöh-
len durch die Nase gefallener Würmer glücklich ge>-
hoben ward. S. dessen Erzehlungen merkwürdiger
Kranken geschieh teil. Braunschw. und Wolfenbüttel
1775- S. 1.
Richters cliir. Biblioth. B. II. S. 2g. von einem
besonderen Geschwüre und einem Wurm in der Stirn«.
lvühle, aus Hill's Cases in Surgery.
In den Histoires de V Academie de Paris wird einer Frau gedacht, welche
Tier Jahre lang an den heftigsten Kopfschmerzen gelitten hatte, und endlich mit
dem Abgang einer hundert und zwölffüssigen Skolopender, wahrscheinlich der
Electrica Linnaei , davon befreyet wurde. Eben dieses erfolgte bey einem Manne
nach dreyjährigem Kopfschmerzen. Ähnlich ist auch der bey Hdl vorkommende
Fall. Eine Weibsperson hatte nemlich heftige Zahnschmerzen , zu gleicher Zeit
eine Geschwulst im Gesichte , einen Schmerz in der Stirne und innerlich in der
Nase, der sie zuweilen durch seine Heftigkeit des Bewustseyns beraubte. Über-
dies zeigte sich ein kleiner schwarzer Fleck am linken Nasenflügel, der oft sehr
juckte und feucht wurde. Sie liefs diesen Fleck öffnen und brauchte eine Merku-
rialkur. Die Wunde heilte und die Kranke befand sich eine Zeitlang sehr wohl.
Einst fühlte sie etwas Fremdes in der Nase. Sie griff darnach und zog einen drey
Zoll langen Wurm heraus , der mit sehr vielen Füssen versehen , wahrscheinlich
also eine Skolep ender war,
Fa.
»83
Pahricius H'ddatms erzehlt, dals der Solin seines Vettern lange Zeit vom
Kopfschmerzen gepeiniget ward, wozu sich ein kleines Fieber und Niesen gesellte.
Hierdurch zenifs ein Abscels in der Gegend des Siebbeins, und ergofs eine äusserst
stinkende Gauche, mit welcher zugleich ein Wurm, wahrscheinlich eine Skolopen-
der oder eine Insektenlarve, hervorkroch. Viele Ähnlichkeit mit diesem Fall hat
Holdefreunds Beobachtung. Eine Bauersfrau von sieben und dreyfsig Jahren rafste
nemlich ein ganzes Vierteljahr aufs heftigste und klagte in den guten Zwischen-
räumen über einen bohrenden Schmerz in dem Stirnbeine. Dabey flofs ihr öfters
ein stinkendes helles Wasser aus der Nase. Auf den Gebrauch eines Schnupfto-
backs kamen mit dem Ausflufs eines faulriechenden, mit Blutstriemen vermischten
Wassers neunzehn kleine, noch lebende, hellrothe, wie die Käsemaden gestaltete
Wärmer zum Vorschein. Bey dem fortgesezten Gebrauch dieses Mittels wurde die
Frau wieder vollkommen gesund. Mehrere Beyspiele und Nachweis ungen von In-
sektenlarven, die in den Stirnhöhlen und in verschiedenen Th eilen des Gehirns
selbst angetroffen worden sind, findet man beym Clenkus und in den Abhandlun-
gen der kaiserlichen Akademie der Naturforscher.
Milben und Fliegenlarven in den Augen.
Clerici Histor. lat. lumbric. p. 273. Sirones intra oculos, p. 311. Vermes oculornm.
Das in langwierigen Ophthalmien aller Art abfliessende, die Augenlieder
wund machende, und oft übelriechende Serum, und der "sie zusammen klebende
scharfe Eiter, locken nicht selten Milben und Fliegen herbey, welche in demsel-
ben ihre Eyer absetzen und" sich einnisten. Triefäugige Mütterchen liefern hier-
zu genug Beyspiele.
Insektenlarven in den Kinnbackenhöhlen.
Commerc. titter. Koric Vol IX. p. 164. n. 3. Casus I of the Antrum Maxillare, frwn whiel three Insects
de vein.ibtis ex sinu maxHlari per liastim elapsis. were discharged. Vid. Medical. Communications. Vol.
Heyshan), j An Account of a painful Affection | 1. Lond. 1784- «. XXX. p. 430.
Eine sechzigjührige Frau litt über acht Jahre an einem heftigen Schmerz in
der rechten Seite des Gesichts und Kopfs, der gewöhnlich Paroxysmenweise kam,
ausserdem aber bey jeder Bewegung der Kinnbacke rege und öfters so heftig wur-
de , dals die Kranke über laut schrie. Man durchbohrte endlich nach vielen ver-
geben»
287
gebens angewandten Mitteln, die Kinnbackenhöhle, und es zeigten sich tlrey Wür-
mer, von der Dicke eines Gänsekiels und der Lange eines Zolls -wahrscheinlich
nach der undeutlichen Abbildung Larven von dem Östrusgeschlechte, die man auf-
zog. Hierauf erfolgte, nach Heyshams Versicherung, zwar Erleichterung, aber sie
war von kurzer Dauer und , ohngeachtet man Öl einsprizte , so kamen doch keine
Würmer mehr zum Vorschein.
Der im Commercio litterario vorkommende Fall betrifft eine Frau von acht
und dreysig Jahren, deren linker Backen in der Gegend der Kinnbackenhöhle bis
ans Auge etwas angeschwollen war, nachdem sie vorher über heftigen Kopf-
schmerz geklagt hatte. Sobald dieser aufhörte, flofs eine wässrichte Feuchtigkeit
aus der Nase, mit welcher bisweilen Würmer vermischt waren. Auf den Gebrauch
bitterer Einspritzungen kamen in der Folge mehr als dreysig, Zoll lange, Fleisch-
maden ähnliche Würmer mit schwarzen Köpfen hervor t worauf alle Zufälle
verschwanden.
Insektenlarven in der Nase.
Brury , J. St. de Vermibus nasalibus, Budae 1782,
Commerc. litter. Nor. Vol. X. p. 131. Tab. I. F. 6.
Cruce (Vincent. Alsarius a) de verme admirando
per nares egresso Comment. Ravennae, 16 ; o. 4.
Razow von Würmern aus der Nase, Vandermou-
de Samml. B. IX. S. 353.
Salzmann, J. Diss. de verme naribus excusso,
Resp. Honold. Argent. 1721. c. Tab, aen.
Slabber, M. de exeretione vermis ex dextro na-
rium orificio ; irr Comment. Soc. Harlemens. T. X.
P. a. p. 466.
Wohlfart, J. A. Observ. de vermibus per rrares
exeretis. Hai. 176g.. c. Tab. aen. (enthält die Be-
schreibung und Abbildung der Maden und ihrer Mut-
terfliegen , weiche einem alten Manne aus der Nase
abgegangen sind.)
Der merkwürdigste von den in den angeführten Schriften vorkommenden
Fällen , ist wohl der im Commercio litterario enthaltene , in so ferne er offenbar be-
weist, daß; hiselvteneyer in der Nase ihre Reife erhalten, die ausgekrochenen Lar-
ven in derselben ihr Wachsthum vollenden , und wenn sie nicht gestört werden,
sich wohl auch verpuppen und als vollkommene Insekten zum Vorschein kommen
können. Eine Hebamme, meldet dar Erzehler Quelmalz, bekam Kopfschmerzen,
welche bald bis zum Unsinnigwerden überhand narnen. Nach einigen Tagen ent-
stand eine Geschwulst , welche die Nase und den gröfsten Theil des Gesichts ein-
nam. Alle zertheilende Mittel waren vergebens angewandt worden, und die Ge-
schwulst gieng in Eiterung. Sie wurde sobald sie reif zu seyn schien , durch eine
Incision geöffnet, wo raut Eiter mit länglichten , in Knäueln vereinigten Stückchen
zum Vorschein kam. Der durch sie gehemmte Ausflufs des Eiters , machte auf
ihre
»8$
ihre nähere Untersuchung aufmerksam , und bey dieser ergab sich, dafs diese
Stückchen eilf Linien lange und drey Linien breite, -weiche, etwas plattgedrückte
aschgraue, mit kleinen Fühlhörnern versehene, den Fliegenmaden ähnliche Wür-
mer waren, von welchen in wenig Tagen wenigstens hundert abgiengen. Die
Kranke wurde hierauf ungemein erleichtert, und das Geschwür in kurzen zur
Heilung gebracht.
Insektenlarven in den Ohren.
Acrels, 0. chirurgische Krankengeschichte im
königlichen Lazareth-e zu Stockholm angemerkt. S.
1.;. iters chir. Bibl. B. II. St. 2. S. 3. Desselben chi-
rurgische Vorfälle, S.Richters chir. Bibl. ß. IV. S 458-
Farion im Vandermonde Journal He Med. Mens.
Aüg. 1758. p- »3b'.
Filleau im Journal de Medecine T. LXXVI. S.
Rieht, chir. Bibl. B. XI. S. 459.
Leschevin von den Krankheiten des Gehörs, in
Richters chir. Bibl. B. IV. S. 735.
Lieutaud de vermibus ex aure et tumore ma-
gno V. Journal de Medecine T. VIII. p. 145. et T.
XVII p. 550.
Mag et im Journal de Med. Chir. et Pharm. T,
LXV1. S. Rieht, chir. Bibl. B. XI. S. 71.
Rayger, B. von Würmern in den Ohren, in den
Abh. d. kais.Akad.d.Naturf. Th. IV. S.u.
Remanini, S V. unwahrscheiul. Geschichte einer
lebendigen Fliege, die man aus dein Gehörgange heraus-
gezogen haben will, nachdem sie 1 5 Jahre darinnen ge-
lebet , im Orteschi Giornale di Medicine Vol. XU.
Rösels Insektenbelustigung, Th. "II. S. 40.
Leschevin schreibt, „von aussen können allerhand fremde Körper in den
Gehörgang fallen. Sind es Ineskteneyer, so werden sie zuweilen daselbst ausge-
brütet, und zeugen Würmer. " Dieser Satz gründet sich auf eine Menge Erfahrun-
gen , wovon ich hier nur einige anführen will. Nach Acrel bekam eine Weibsper-
son, die seit einiger Zeit ein schweres Gehör. hatte, zuweilen, ohne irgend eine
in die Augen fallende Ursache , Convulsionen. Sie beklagte sich in der Folge
über Schmerzen in den Ohren, wobey jederzeit die Convulsionen heftiger wur-
den. Man steckte ein wenig mit Öl und Laudanum befeuchtete Charpie ins Ohr,
und fand, als man sie wieder auszog, einige langlichte Wünner an derselben han-
gen , worauf sich die oben bemeldeten Zufälle verloren. An einem andern Orte
emnüelt er, als ein sehr oft bewährt gefundenes Mittel gegen diese Gäste, das De-
kokt von wildem Rosmarin (Laedum palustre) ins Ohr zu sprüzen und mit Char-
pie einzulegen.
Wie nöthig es, nicht blos zur Unterhaltung der Ruhe, sondern auch zur
Verhütung jedes Absatzes von Insekteneyern in der wärmeren Jahrszeit sey, schla-
fende Kinder durch ein über sie ausgespanntes Florruch etc. vor Fliegen und an-
dern Insekten zu sichern, beweist Maget durch folgenden Fall: Ein drey wöchent-
liches Kind gab durch sein Geschrey und öfteres Greifen nach dem Ohre zu er-
ken-
289
kennen, dafs es daselbst heftige Schmerzen empfinde. Nach acht Tagen fieng
das Ohr an zu fliessen und die Schmerzen verschwanden. Nach vierzehn Tagen
kamen sie wieder und endigten sich abermals mit einem Ausflusse aus dem Ohre
womit allmählich zwey und dreysig Würmer ausgeleert wurden, die den Fleisch-
maden glichen. Von dieser Zeit an verlohren sich Schmerzen und Ausflufs , und
das Kind befand sich nachher immer wolü,
Eben so belehrend in dieser Hinsicht ist das Beyspiel, welches Filliau an-
führet. Ein Knabe, der eine Zeitlang auf einem Misthaufen geschlafen hatte,
klagte über Schmerzen im Ohre. Bey der Untersuchung fanden sich Würmer dar-
innen, welche man herausnam und somit den Kranken von seinen Schmerzen be-
freyte. Ohne Zweifel waren diese Würmer die Larven der Aas - oder Fleischfliege,
die ihre Verwandlung in dem Miste zu machen pflegt.
Noch überzeugender sind aber die Fälle, welche Farlon und Mosel erzehlen.
Ein Knabe, meldet ersterer, aus dessen Ohre schon seit einem Mo nathe Eiter flofs,
wurde auf einmal von heftigen, mit convulsivischen Bewegungen begleiteten
Schmerzen befallen. Als diese etwas nachliessen, zog man drey Würmer heraus
die man in einem Papiere verwahrte, um zu sehen, ob sie nicht einer Verwand-
lung fähig wären. Fünf Tage nachher hatten sie sich wirklich in Puppen verwan-
delt, aus welchen endlich Fliegen hervorkamen, welche die im faulen Fleische be-
findlichen an Grösse übertrafen. Und Mosel führt folgende Stelle aus D. Kirstens
Brief an: „ die fünfzehn Würmer , welche ich aus dem Ohre eines Bauernjungen
von dreyzehn Jahren, der unerhörte Schmerzen einige Wochen erlitten, sowohl
durch Hülfe einiger Arzneyen, als auch durch Hülfe einer kleinen Zange heraus-
gezogen, waren den Maden , woraus die Schmeißfliegen hervorkommen, die Sie im
zweyten Theil Ihrer Insektenbelustigung abgebildet kaben, an Farbe und Grötse
vollkommen gleich."
Insektenlarven i m M u n d e.
Do 1 äi , J. von Würmern Im Speichel in den Abhandl. Isibordus, vom Speichel mit Würmern ebep-
d. kaiseri. Akad. d. Naturf. Th. IX. S. 191.
daselbst B. XIV. S. 327.
Der stinkende Speichel skorbutischer Menschen ist unstreitig eines der ersten
Anlockungsmittel der Fliegen, ihre Eyer in den Winkeln des Mundes oder im
Munde selbst abzusetzen , um den auskriechenden Larven gleich die angemessenste
Nahrung zu verschaffen. Doläi bestätiget dieses durch das Beyspiel einer solchen
57 Per-
290
Person, die in seiner Gegenwart einen stinkenden und mit WuEmern angefüllten
Speichel auswarf, und Libordus durch das Beyspiel einer skorhutischen Nonne, die
wegen ihres stinkenden Athems vieles fruchtlos gebraucht hatte, und in deren Spei-
chel man endlich kleine weisse , den Käsemaden ähnliche Würmer entdeckte.
Insektenlarven in der Luftröhre und in den Lungen.
A'saharavius in Capite de Tussi.
B i a n e h i n i , lettere Medico Pratiche all indole del-
Je febbri maligne p. 339.
Consbruch von Würmern aus der Lunge in Hu-
felands Journal der practischen Heilkunde, B. IV. St.
3. S. 599.
Lieutaud Hist. aaat. med. Vol. II. obs. 57a
et 720.
niiscell. Cur. Dec. XI. An. IV. obs. 63.
Morgagni Ep. XIX. art. 41. et Ep. XXI. art. 44.
Percival Ess. medical philosophand experimen-
tal. Vol. II.
Sentulianus etValisnerius in Galer. di Mi-
nerva T. VII. P. I. obs. 7.
Sc h enkii Obs. med. L. II. de pulm. p. 249.
Zaar Alhomer, Lib. I. Tract. II. Cap. 3.
Die Entstehung der Insektenlarven in den Lungen sezt voraus, dafs die
Eyer tief im Rachen bey völlig offenem Munde abgesezt worden sind. Da aber
diese Theile viel zu reizbar sind , als dafs sie , selbst im tiefsten Schlafe , das zum
Eyeiiegen nöthige Verweilen eines Insekts verstatten sollten ; so sind die unter dem
Auswurfe Lungensüchtiger gefundenen Maden, wohl nur als zufällige, erst ausser
den Lungen hinzugekommene Gäste anzusehen. Auch mehren die bey den Schrift-
stellern vorkommenden Beyspiele, wovon ich nur das von Consbruch anführe, die-
sen Verdacht. „Im Militärlazarethe zu Bielefeld starb im December 1796 ein
Schwindsüchtiger, dessen Auswurf , nach der Versicherung des Regimentschirurgus
und der Gompagniewundärzte , immer von zahllosen Maden wimmelte, vorzüglich
wenn er neben dem warmen Ofen auswarf." In der Nachbarschaft des Ofens hal-
ten sich aber immer am meisten die Fliegen auf, und die in der Wärme vermehrte
iäulichte Beschaffenheit des Eiters zieht sie um so mehr herbey, in demselben
ihre Eyer abzusetzen.
Insektenlarven, Asseln und Skolopendern in dem Magen.
Klär ich, Beschreibung einer convulsivischen
Krankheit, welche von ein?m kriechenden Insekte im
Magen entstände!/; in den deutschen Schriften derkö-
jBigl. Soc. zu Ciiktingen B, I. n. 14. c. Fig.
Lälii, J. L. von Kellerwürmern , die durch Er-
brechen abgegangen; in denAbh. der kaiserl. Akad. d.
Naturf. Th. XI. S. 139.
Lister (Martin) in d«n Philosoph. Transactionen,
ß. X S. 394. n. 417.
Sau vages Nosolog. Meth. T. V. p. 199.
Wall, J. in den Phil. Transact. VoI.L.P. II. p. 842.
In B.ücksicht der durch Brechen, Stuhlgang und Urin ausgeleerten Insekten-
liirveii uud vullkommeueu Iu&ekteu x ist wold nicht zu laugaen, dafs sich bey vie-
len
len Beobachtungen, welche vorzüglich in den Abhandlungen der kaiserl. Akad. d.
Naturforscher vorkommen , manche Trugschlüsse eingemischt und manche Insek-
ten etc. erst in die Gefässe, worinnen die Abgänge aufbewahret worden sind, ge-
kommen seyn mögen. Andere Beobachtungen aber sind von zu glaubwürdigen
Männern und unter zu überzeugenden Umständen gemacht worden , als dafs vsie
in Zweifel gezogen werden könnten. Hieher gehört der merkwürdige Fall, den
Lister von einem neunjährigen Kinde, welches zolllange und einer Entenfeder dicke
Raupen, mit schwarzen Köpfen, braunen Bingen und vierzehn Beinen ausbrach, und
Wall von einem Mädchen erzehlt, die lange Zeit mit einem nagenden Schmers
im Magen beschwert war, endlich aber auf tausend Stück Asseln oder Kelleresel
(O ruscus Asellus) wegbrach, und hierdurch von ihrem Übel befreyet wurde. Sehr
übereinstimmend ist hiermit Lälii Erzehlung von einem Mädchen von fünfzehn
Jahren , welche bey grossem Durst aus einem Brunnen getrunken hatte , und nach
gegebenem Brechsafte, mehr als sechzig Kellervvürmer über sich ausleerte. Das
kriechende Insekt, welches Klärich abgebildet hat, und durch seinem Reiz im Ma-
gen Convulsionen veranlafste, war eine gegabelte Skolopender (Scolopendra forficata).
Was aber die im Magen vorkommenden Insektenlarven betrifft; so äussert Sauvages
hierüber folgende Meinung : „Die Pferdebremse (Oestrus nasalis) schlüpft oft in die
Nasenlöcher der Schaafe, Ziegen etc. und sezt in ihren Stirnhöhlen ihre Eyer ab.
Etwas Ähnliches scheint auch bey dem Menschen Statt zu finden und zu der Zeit
als die Pest in Alesia 1720 wüthete, öfters hundert Menschen begegnet zu seyn;
denn alle, welche Brechmittel zur Vorbauung namen, brachen eine grosse Men^e
Larven oder Maden von der Grösse der Gerstenkörner weg." Es ist aber eben
sowohl möglich , dafs Insekteneyer mit Speisen und Getränken verschluckt werden
können, wie ich schon oben gedacht habe, und wie wir noch ferner sehen
werden.
Insektenlarven, Puppen und vollkommene Insekten
im Darmkanale.
Akrel, J. G. Historia rermium , larvarum nee
non insectorum, variorum generum , per biennium
intra corpus humanum hospitantium , una cum variis
experimentis ea expellendi ; in Nor. Act. Regiae So-
citt. Scient. Upsaliensis, Vol. VI. 1799.
Bastiani, A. Beschreibung und Abbildung eines
Thiers das nebst vielen Spulwürmern abgetrieben wor-
den, in Atti dell' Acad. di Siena To. VI. (Blumen-
bach med Bibl. B. I. S. g6. hat zwischen diesem Thie«
re und der Meerbremse Oestro Gesn. viele Aehnlich-
keit bemerkt.)
Bönneken in den Frank. Samml. B. IV. S. 6?.
Calderword in den Medical Commentaries, S.
Rieht, chir. Bibl. B IX. S. 434.
Rosen (Nils) Bemerkungen von Ins. im menschl.
Körp. in den Abh. i. Schwed. Ak. B. XIV. S. 56.
Spar-
IQ2
Sparmann, A. Fliegenmaden (von derMusea nie.
teorica) von einem Menschen abgetrieben in den Abb,
d. Schwed. Ak. B. XXXX. S. 61.
Wahlbom, J, G. Bemerk, v. Fliegenmaden im
menschlichen Körper in der Abi), d. Schwed. Akad.
B. XIV. S. 56.
White in den Memoirs of the niedical Society of
London, S. Rieht, chir. Bibl. B. X. S. 383.
Lezterer Autor erzehlt die Geschichte eines Mannes, der von mancherley
Beschwerden, womit er seit geraumer Zeit behaftet war, vorzüglich von Schmerz
und Spannung in der Lebergegend, öfterer Leibesverstopfung, öfterem Trieb zum
Harnen , vornemlich aber von einer bestandigen sehr lustigen Kälte der untern
Gliedmassen befreyet wurde, nachdem eine Menge Puppen von der gewöhnlichen
Fliege durch den Stuhlgang abgegangen waren. Wahlbom hingegen meldet, dafs
von einer mageren Jungfer mit eingefallenen Augen , welche öfters über Mattigkeit,
Mangel des Appetits, zuweilen über Cbligkeit, geringen Husten, Schmerz oder
Drücken in der linken Seite klagte, welches sich besonders während des Arzney-
gebrauchs mit einer Erstarrung des ganzen dicken Beins vermehrte , auf den Ge-
brauch von Pulvern aus Tan. vitriol. und Vitriol Mart. eine Menge kleiner , kaum
einen Querfinger langer und einer Taubenfeder dicker, am stumpfen Ende etwas
behaarter, zwolfringigter Maden abgiengen. Eine von diesen Maden wurde auf-
bewahret und verwandelte sich in eine braune Puppe, aus welcher nach drey Wo-
chen eine Fliege auskroch, die Musca nigra Zinn. Fn. Su. 1266, welche noch ein-
mal so grofs, als unsre gewöhnliche Hausfliege war.
Von dem sei. Präsidenten Schöpf/ erhielt ich, nach einer Unterredung über
diese Materie , folgendes mitgetheilt. „Eine durch den After abgegangene Larve
sah ich zu Neu York. Eine Frau daselbst, litte seit mehreren Wochen unsägliche
Schmerzen im Leibe , wodurch sogar fieberhafte Bewegungen entstanden. End-
lich erfolgte Erleichterung nach dem Abgang eines larvenähnlichen Wurms. Der
Körper desselben war neun Linien lang, am Vordertheile dick und plump, nach
hinten zu verschmälert, abgetheilt in zwölf bis fünfzehn ringförmige Einschnitte,
deren vorderster, oder das Kopfende, breiter, glätter, oben und unten etwas plat-
ter war, als die übrigen. Die Farbe des weichen, oben mit einigen kleinen schwar-
zen Borsten besezten Körpers war weifs. Der Mund hatte zwo gleiche hornigte,
abgestumpfte Kinnladen, und in jedem Winkel derselben noch einen kleinen hor-
nigten kegelförmigen Zahn. Es war am 19. December 1781 als ich dieses Thier
sah und damals schon fünf Wochen, nachdem es die Kranke verlassen hatte, aber
doch noch lebend und voll Bewegung, ohngeachtet es in einem kalten Zimmef
aufbewahret war. Welches Insekts Larve oder Puppe es mochte gewesen seyn,
blieb uns verborgen, la seiner gegenwärtigen Glosse und Beschaffenheit konnte
es
eo3
es gewifs nicht verschlukt worden seyn, sondern nls Ey, oder doch noch sehr
klein, mufste es seinen Weg in den Magen gefunden haben, dessen Yerdauungs-
kräften es widerstand, so dafs es in den Darmkanal gelangen konnte, in wel-
chem es wuchs und welchen es schmerzhaft reizte und kneipte."
Als Beyspiel von vollkommenen Insekten t welche sich im Darmkanal auf-
hielte» $ führe ich hier Bönnekens Beobachtung von drey Knaben, welchen durch
den Gebrauch von Merkurialpillen , lebendige Käfer abgetrieben worden sind, und
das an, was Calderword von einem vierjährigen Knaben erzehlt, dem eine unge-
heure Menge Würmer durch den Hintern abgieng, die kleinen Heuschrecken gli-
chen. Er hatte eine Zeitlang vorher allerhand Zufälle , welche Wurmbeschwerden,
glichen, und verfiel zulezt in eine Schlafsucht, während welcher ihm jene Insek-
ten verliessen. Die Eltern erzehlten, dats er vor einiger Zeit im Garten junge
Kohlblätter gegessen und seit dem jene Beschwerden empfunden habe.
Noch besonders merkwürdig in dieser Rücksicht ist Roseus Beobachtung. Ein
vornemes Frauenzimmer klagte nach überstandenen Friesel über Kopfweh, Schmer-
zen in den Armen, öftere Härte und Anschwellen des Unterleibes, Mangel der Efs-
lusL Sie war dabey mager, hatte matte Augen und eine grauliche Gesichtsfarbe.
Auf ein gegebenes Laxiertränk chen von Sennesblättern bekam sie heftige Schmer-
zen im" Unterleibe, worauf mit den erfolgten Stuhlgängen drey Schalen abgiengen,
welche Rosen vom Dr. TVcüilbom in Gegenwart des Licentiaten Kühlers und Sundii
untersuchen, und öffnen liefs. In einer Öffnung zwischen zweyen dieser Schalen
befand sich ein Stückchen einer Raupe, welche der Kohlraupe glich. Die erste
Schale selbst enthielt i) Frischs grösseren schwarzen Mistkäfer (S. dessen Ins; Th.IV.
S. i3. Tab. 6. oder den Scarabaens capite thoraceque nigro , glabro , elytris griseis, pe-
dibus pallidis Linn. in Fn. Su. 353.), wovon nur noch Kopf, Brust und die eine Flü-
geldecke übrig waren ; 2) Kopf, Brust, Flügeldecke, Füsse und Hinterleib vom
Curculio ater , proboscide thoracis longilndine Fn. Sri, 45 1. Alle diese Theile waren
mehr als einmal und von verschiedener Grösse vorhanden, und man war im Stande
aus den grösseren einen vollkommenen Käfer zusammenzusetzen ; 3) Vier unsier
gemeinen Spinen , alle ganz, nur dafs der Bauch etwas ausgetrocknet und einge-
schrumpft war; 4) eine Käferlarve; 5) zwey Nachtvogelraupen und ausserdem eine
Menge anderer kleiner Stücke, Köpfe, Brüste, Flügeldecken. Die Schale selbst,
welche dieses alles enthielt, glich einem Raupengespinnste. Die zweyte und
dritte Schale waren von gleicher Beschaffenheit und enthielten ähnliche- Dinge.
Rosen zieht hieraus den Sohlufs; dafs wir wohl mit Kohl oder anderen grünen
Sachen
Sachen, die wir zum Salate brauchen , Eyer von verschiedenen Insekten verschluk-
ken, und dafs diese oft, ungeachtet der peristaltischen Bewegung des Magens und
Darmkanali und der Gegenwart der verdauenden Safte, ihre Verwandlungen ma-
chen , wachsen und Krankheiten hervorbringen können , die wir mit den gewöhn-
lichen Mitteln zu heben, öfters vergebens bemühet sind , da Insektenlarven , Pup-
pen und vollkommene Insekten , wohl nie oder selten den Mitteln weichen , wel-
che die Intestinalwürmer vertreiben.
Bisweilen bewohnen dergleichen fremde Gäste den Magen und Darmkanal
zugleich. Eine in dieser Rücksicht überaus merkwürdige Krankengeschichte liefert
Akrel von einer dreysig jährigen Jungfrau, welche zwey Jahre lang von oben und
unten eine, alle Vorstellung übertreffende Menge von Larven, Insekten und Wür-
mern von sich gab. Unter den abgegangenen Insekten befanden sich alleine nur
zwey Hundert und drey und sechzig Raubkäfer {Staphylini), wohl fünfzig verschie-
dene Larvenarten, ein lebendiger Laufkäfer (Carabus), Hundert und zwanzig After-
und Spulwürmer (Ascaris vermicularis et lumbricoides) und mehrere Bandwurmstücke.
Nach vielen vergeblich angestellten Versuchen bewirkte Leinöl mit Terpentinöl
verbunden , die eigentliche Kur.
Insekten in den Harnwegen.
Turberville in den philosophischen Transaktionen B. XIV. S. 83$. n. 167.
Im Urine einer mit der fallenden Sucht behafteten Edelfrau sah Turberville
eine grosse Menge kurzer Insekten , die viele Beine hatten und den Schaben gli-
chen. Ergab zwey bis drey Laxiermittel , worauf man immernoch acht, zehn
und mehr solcher Insekten in dem Urine gewahr wurde, welche alle sehr munter
und lebhaft waren. Dabey dauerten die epileptischen Anfälle täglich fort. End-
lich liefs er eine halbe Unze von dem mit Niesewurz bereiteten Meerzwiebelsafte
(Oxymel hellebor atum) in Wurmkrautwasser nemen, tiud hierauf wurde sie völlig
von ihrer Krankheit befreyet.
Insekten in den Brüsten säugender Personen.
*
Bahlingers neues Magaz. B. V. St. 5. S. 4^9- enthält eine Beobachtung aus
dem zu Anfange des verflossenen Jahrhunderts in Venedig erschienenen Gran Gior-
nale
a93
nah dl Europa, von einem Wurme oder Insekte, welches ein Mann, als er den
Lberflufs von Milch aus seines Weibes Brust sog, mit aus dieser herauszog, und
welcher vier Fingerbreiten lang und so dick war, wie ein Seidenwurm, zwey Rei-
hen von Füssen, einen grauen Balg mit aneinander gereiheten Schuppen und zwey
dem Schwänze eines Skorpions ähnliche Hörner am Kopfe hatte. Es machte viel
heftige Bewegungen, kroch und lebte noch vier und zwanzig Stunden.
Insektenlarven und vollkommene Insekten in den inneren
weiblichen Geburtstheilen.
Cockson in den Medical andphilosopliical Com-
fiieiitaries by a Society of Physicians in Edinburgh,
Vel. III. S. Rieht, chir. Bibl. B, IV. S, 425.
Paullini, C. F. von Kellerwiirmern , die mit der
Wbchnerinreinigung abgegangen; in denAbh. d. kais.
Akad. d. Nf. Tb. XV. S. 45«.
Eine sieben und zwanzig jährige Frau bekam jedesmal einige Tage vor ihrer
monatlichen Reinigung, Schmerzen in den Lenden und einen A.usflufs einer grü-
nen, sehr stinken den Feuchtigkeit, welcher gewöhnlich so lange dauerte, bis das
Geblüte sich einstellte. Diesesmal, als sie Herrn Cockson um Rath fragte, giengen
mit dieser Materie eine grosse Menge lebendige Maden ab , die viel Ähnlichkeit mit
Kohlraupen hatten. Durch Einsprützungen von Kamillen- und Wermuth -Dekokt
mit Baumöl, welche drey Wochen lang täglich zweymal gemacht wurden, ward"
sie von dieser sonderbaren Beschwerde so vollkemmen befreyet , daß sie nach-
her nie wieder einen Anfall davon spührte- Eben so versichert Paullini, eine Frau
gekannt zu haben, welche mit dem Nachfiufs , der richtig nach der Geburt folgte,
fast hundert lebendige Kellerwürmer von sich gab, wovon sie aber niemals so viel
sie sich zu erinnern wüste , einiges Leibreissen verspüret hatte.
Ich übergehe hier, um nicht weitläuftig zu weiden, eine Menge ähnlicher
Beyspiele von ungewöhnlichen Bewohnern innerer Theile des menschlichen Kör-
pers aus dem Insektenreiche, und verweise in dieser Rücksicht noch auf folgende
Schriften :
Clerici Histor. lator. lumbricorrün. | Ray seh, de abditis lmminum biutorumve per?»
Lignac (Mathurin de} Diss. sur la generat. des Ins. grinis vermibus , aliisque soinialibus aut eoruni parti-
dans 1» Corps, Mem. de Trevoux 17 1 8. p. 171. J bus , observ.atioües.
Dritte
agb
Dritte Abtheilung.
Geschichte derjenigen Insekten, welche im menschlichen Leichname "Nahrung
suchen, und sich in demselben fortpflanzen.
Der schon im Leisen den mancherley Verfolgungen der Insekten ausgesezte
menschliche Körper, ist es noch mehr nach dem Tode. Mit diesem ist er den
chemischen Gesetzen der Zerlegung aller verwesenden Substanzen in ihre Grund-
stoffe unterworfen, und äussert durch die langsame Verdunstung der flüssigen und
riechbaren Stoffe, und durch die hierbey. statt findende Verpestung der athembaren
atmosphärischen .Luft, einen nachtheiligen Einllufs auf die belebte animalische Na-
tur. Eine Menge Insekten ist daher angewiesen, in den faulenden thierischen Th ei-
len selbst noch Nahrung zu suchen, und hiermit die langsame Auflösung und
Zerstäubung derselben entweder ganz überflüssig zu machen, oder doch zu be-
fördern. Es gehören hieher verschiedene Dermestenj oder Kleinkäfer, das ganze
Geschlecht der Silphen oder Aaskäfer, viele Staphylinen oder Raubkäfer, die mei-
sten Fiiegenarten etc. , wovon ich , um den Zweck der Kürze nicht aus den Augen
zu verlieren , nur einige der merkwürdigsten ausheben werde.
Alle diese, die Zerstörung des menschlichen Körpers nach dem Tode beför-
dernden Insektenarten, können füglich nach dem besonderen Nahrungstriebe , den
sie in dieser Rücksicht äussern , in zwey Klassen getheilt werden. Einige dersel-
ben werden nemlich mehr vom thierischen Piieehstoff und den verdünstenden flüs-
sigen Theilen im ersten Grade der Eäulnifs herbeygelockt, andere aber finden sich
erst im lezten Grade derselben ein , wo mit Entweichung des faulen Gases , des
thierischen Leims, und Wassers, die, der Zerstäubung der feuerbeständigen Erd-
und Salztheile vorhergehende Austrocknung der thierischen Substanzen statt fin-
det. In erstere Klasse gehören vorzüglich die Musca Caesar, cadaverina, vomito-
ria und camaria, in leztere Klasse der Dermastes lardarius und Julus terrestris.
Erstei-
»■07
Erster Abschnitt.
Insekten, welche dem menschlichen Leichnam im ersten Grade der Fäulnifs
aufsuchen.
Blankardi Theatrum vermium Cap. I. p. i. n. 2.
Degeers Abb. z. Gesch. d. Ins. B. 11. Tli.l.S. 54.
Gözens Untersuchung der sogenannten Leichen-
Würmer, im Naturforscher Stück XI. S. <j0.
Lange war man der Meinung, dafs die menschlichen Leichname in und aus-
ser den Särgen von einer besonderen Art von Würmern verzehrt würden. Vor
Ftcdi liefs man diese Würmer aus den verwesenden Leichnamen selbst entstehen,
in der Folge aber nam man an, dafs die menschlichen -Intestinal würmer die Be-
stimmung hätten , die Hülle des Menschen nach seiner Entseelung zu vernichten.
Da aber, wie aus der Geschichte der Intestinalwürmer im helminihologischen Theile
dieses Werkchens erhellen wird , der Tod dieser Würmer , als angewiesener Be-
wohner des menschlichen Körpers, nothwendig mit dem Tode des Menschen selbst
erfolgt, und eine Erzeugung aus nichts, nicht statt findet; so bleibt nichts übrig
als dafs den sogenannten Leichenwürmern ihre Rangordnung entweder unter den
ausserhalb dem menschlichen Körper bekannten Warmarten oder unter den Insek-
tenlarven angewiesen werden mufs. Die bekannten Erdwürmer (hänbrici terrestres)
entsprechen dieser Absicht gar nicht, und ausser denselben hat man nie eine be-
sondere Wurmart entdeckt, die durch ihren Aufenthalt in der Nachbarschaft
menschlicher Leichname, auf eine ähnliche Bestimmung hätte leiten können. Es
bleibt daher nichts übrig, als bey den Erscheinungen von Würmern im verwesen-
den menschlichen Körper im Insektenreiche Auskunft zu suchen : Und wirklich
giebt diese das Geschlecht der Fliegen in seiner zahllosen Nachkommenschaft. Frey-
lich kann leztere so wenig , wie die Larven irgend einer anderen Insektenart oder
irgend ein Wurm , wegen Mangel der Luft tief in der Erde leben, und die Fliegen
selbst nicht in dieselbe eindringen, wie schon Blankard bewiesen hat, welcher in
den Fleischstücken, die er vergraben und mit Erde wohl bedeckt hatte, auch nach
mehreren Wochen keine Spur von Würmern oder Maden fand, da hingegen an-
dere Fleischstücken, zu welchen die Fliegen kommen konnten , in der gröfsten Men-
ge Maden enthielten. Wenn aber die Leichname unter freyem Himmel liegen blei-
ben , oder nur leicht mit Erde bedeckt, oder in den gemauerten mit Zuglöchern
versehenen Gewölben der Kirchen und Kirchhöfe beygesezt werden: so ist es in
der wärmeren Jahrszeit, wo die Leichen gewöhnlich schon in völliger Gährun»
sind, wenn sie beerdiget werden, der gewöhnliche Fall, dafs man sie in kurzer
3# Zeit
293
Zeit von Würmern verzehrt und völlig skcletirt /ludet. Denn der hölzerne Sarg
mag noch so gut verwahret seyn, so sprengt ihn doch die durch die Gährung
der Leiche entbundene Luft und er bekommt, wenigstens in seinen Fugen Risse.
Verschiedene, mit überaus feinen Geruchsorganen versehene Fliegenarten , die den
cadaverösen Geruch schon in betrachtlicher Entfernung wittern, eilen nun zum
Sarge herbey, schlüpfen durch dessen Pässe zum faulenden Leichname , theils um
liir sicli selbst Nahrung herauszusaugen, theils um ihre zahllosen Eyer auf und in
demselben abzusetzen. Leztere liefern nun in kurzer Zeit die eckelhafte Erschei-
nung der alle fleischiehte Theile durchwühlenden Fliegenmaden, welche das Fleisch
nicht nur aussaugen, sondern auch in die kleinsten Stückchen zerreissen und so
verzehren. Die Luft erhalt zugleich durch die von diesen Fliesenmaden gebilde-
ten Löcher und Flöhlen, eine Menge Zugänge in die innere Muskels ubstanz, wo-
durch nothwendig die Gährung vermeint und die Verwesung beschleunigt wird.
Man kann dieses in den heissen Sommertagen taglich wahrnehmen, wo nichts schnel-
ler, als das einmal von den Maden ergriffene und durchlöcherte Fleisch wegfault.
G(ize führt über das Eindringen der Fliegen in die Särge unläugbare Erfah-
rungen an und zieht daraus denSchlufs: Wer seinen Körper nicht von Würmern
verzehren lassen will, der verläugne die Ehre in Grüften beygesezt zu werden. Er
lasse sich sechs Schuh tief in die Erde einsenken, seinen Sarg gut mit Erde be-
schütten, und dann wird er gewifs ohne Würmer das werden, was er werden
soll — Staub und Erde.
i. Die gemeine Goldfliege. Tab. III. Fig. 17.
Musca Caesar virifli-nitens , peclibus nigris. Linn. S. N. T. I. P. V. p. 2838* n. 64.
Faun. Suec. 1828« — Habitat in Europae cadaveribus.
Co vi er Tableau e'ie'mentaire, p. 60 3. ta HIo:t-
che i/erte.
Deg se r s Äbh. z. Gesch. d. Ins. B. VI. S. 30. n. 6.
fficiiche dorte commune, dir gemeine Goldfliege.
Fabritii Mairt ins. II. p. 343. n. 12. Spec. Ins. II.
p. 437. iK 10. Syst. Ent. p 775. n. 8-
Fabricii, 0. Faun. Groenl. n. 16g.
Fuefsly's Verz. Schweiz. Ins. S. 55.11. 1097.
Geoffroy Hist. des Ins. II. p. 53». 11. 53. la
S. »ac'ie dortfe commune.
Goedai ti Mist. Ins. T. I. Tab. LIV.
Meiiaiii n Europ. Ins. I. Tab. XXXXJX.
Moufetti Theatr. Ins. T. 49.
Müller i Faun. Fr. n. 727. Zool. Dan. Pf;
n. 2oi;8.
Müllers Linn. Natursyst. d. Ins. B. II. S. 966.
n. 64. Der Kaiser.
Raji Histoiia Ins. p. 272. n. 1.
R e a u m u r Mein, des Ins. T. 1 V. p. 165. Tab. XII.
F. i. i. 5. 6. 3. 9.
Schaeff'eri Jcon. Ins. Tab. LIV. F. 3.
Schrank, F. de P. Enuinerat. Ins. Austr. p. 455«
n. 924.
Scopoli Ent. Carn. 873.
Et-
*99
Etwas grösser, als unsre Stubenfliege ist die gemeine GnlJfliegc, die wegen
der Schönheit ihrer Farbe auch den Namen Kwserßiege erhalten hat. Ihr Kopf
ist braun, Brustschild und Hinterleib aber sind glänzend goldgrün , wie die spani-
sche Fliege, und ihre Füsse schwarzbraun. Sie ist überall in Europa, auch in
Pensylvanien zu Hause. Ihre Larve lebt vom faulen Fleische und wohnt in, Ka-
davern.
2. Die Aasfliege.
Musca cadaverina nitens, thorace caeruleo, abdomine viridi. Linn. S. N. T. I. P. \r.
P- 2839. n. 65. Faun. Suec. 1829. — Habitat in Europae cadaveribus.
Degreers Abh. z. Gesch. d. Ins. B. VI. n.7. S. 30.
Petite ßlonclie dore'e , die kleine Goldfliege.
Fab ribric ii Mant ins. II. p. 343. n. 14. Spec.
ins. 11. p. 438. n- 12. Syst. Ent. p. 775. n. 9.
Fu efsly's Schweiz. Ins. S. 55. ri. 1098.
Goedarti Hist. Ins. 1. Tab. L1X. Listeri Goed.
F. 123.
GeofCroy Hist. Ins. II. p. 524. n. 57. la Mou-
che dor/e ä corcelet bleu et venire virt.
Kranz, Gesell, v. Grönl. Th. I. S. 105.
Meyers Naturgeseh. d gift. Ins. S. 3.
Mülleri Faun Fr. n 728 Zool. Dan. Pr. n. 2099.
Müllers Linn. Natura, d. Ins. B. 11. S. 5167. n. 65.
Die Aasfli.'ge.
Ononiat. Hist. nat. Th. V. S. 358.
Theils wegen der Farbe, theils wegen des Goldglanzes ist diese Fliege leicht
mit der vorhergehenden zu verwechseln; nur ist sie ungleich kleiner. Sie hat
einen glänzenden blauen Brust schild , einen glänzend grünen Hinterleib und schwar-
ze Füsse Ihre Larven findet man zu Ende desMayes in faulem Fleische und eben
daselbst schon vor Ende des' Junius ihre Puppen. Man hat Beispiele, dafs von zu-
fällig verschluckten Aasfliegen Übligkeiten und Durchfälle entstanden sind, wel-
ches ohnfehlbar von den scharfen und faulenden Stoffen herrührt, womit dieses
Insekt angefüllt ist.
3. Die Brechfliege. Tab. III. Fig. 18 — 23.
Dfnsca vomitoria thorace nigro , abdomine caeruleo nitente, honte fulva. Linn. S. N.
T. I. P. V. p. 2S39. n. 67. Faun. Suec. 1 S3 r • — Habitat in Europae et Americae
ca'laveribus , tribus cadaver ecpii aecpie cito consumentibus, ac leo ;
in cremore quoque lactis.
Blumenbachs Hand-b. d. N. G. S. 381. n. 1.
Die Sckmei/sfliege.
Cuvier Tableau dement, p. 608. la Mouche *
viattde.
Degeers Abb. z. Gesch. d. Ins. B. VI. S. 20. n.4.
Mouche bleue de ta via:tde , die blaue Fitischfliege.
S c h \v e d . Spyfli 'gor.
Fa b ri c ii Mant. ins.T. II. n. 1 9. p. 343. Spec. Ins.
T. ü. p. 439. n. 17. Syst. fent. p. 776. n. 1 3.
Fabricii, Ü. Faun. Grönl, n. 167.
FueTs-
/
5oo
VtiefsJy's Schweiz, fcis. S. 55. n. im, neues
Magaz. R. II. S 98.
Geoffroy Hist. Ins. T. IL n. 59. p. 524. La Mou-
che bleu de ta Fiavde.
Goedarti Hist. Ins. I. Tab. LIII. List. Goed. n.
122. F. 122.
Kobs Naturgesch. der Forlphaläne S. 54. Tab. II.
F. 5. Byethrhücke.
Lee 111 von den Lappen S. 166.
Lyon et Not. sur. Lesser. Tab. I. F. 27.
Merianin Enrop. Ins. Tab 49.
Rlülleri Faüu. Fr. n. 730. Zool. Dan. Pr.
Tl. 2 10 1.
Müllers Linn. Kat. S. d. Ins. B. IJ. S. 967. n.
67. Bi echfliege.
Ommaiohg. Hist. nah P. V. p. 367. Di Speyfliege.
Panzer, Faun. Insect. Germ. Heft X. Brechfliege.
Raji Hist. Ins. p. 271. Mnsca Carnivora.
Reaumur Mem. T. IV. Mein. 5. Tab. VIII. F. 1.
Tab. XIX. F 8- Tab. XXIV. F. 1 }. 14. 15.
R os eis Ins. ktenbel. Th. IL Samml. d. Mück. und
Schnacken S. 37. Tab. IX und X. Sckmeis- Aas- odei
FleitthntUcke.
Schaefferi Icon. Ins. Tab. L1V. F. 9.
Seil rank Ins. austr. n. 926.
Scopol! Em. Carn. n. 868. Musca earnaria.
Unter die grösseren Fliegenarten gehört die Brechfliege (Tab. III. Fig. 22. ä3.),
deren Körper bisweilen über einen halben Zoll lang und über dritthalb Linien breit
ist. Zwey rothbraune netzförmige Augen, welche die schmale ockergelbe Stirne
trennt, nemen den gröfsten Theil des Kopfs ein, dessen Vorderende mit einem
ähnlichen Saugrüssel, wie bey der Stubenfliege, versehen ist. Der kurze und
breite Brustschild ist hechtgrau, wie der Kopf mit Haaren besezt, und mit schwar-
zen Längsstreifen gezieret. Den ersten Rang des Hinterleibes (Fig. 22.) decken oben
drey schnppenartige Blättchen, die übrigen Ringe aber führen schwarze Querbin-
den und die Mitte des Rückens einen hellblauen drey eckigten Fleck auf dunkel-
aschgrauem Boden. Die Flügel sind mit schwarzen Adern durchzogen und spie-
len mit Regenbogenfarben. An ihrer Einlenk ung befinden sich die zwey Schall-
bläsgen oder Schüppchen mit ihren Schlägeln oder Balansirstangen , durch welche
diese Fliegen ein' starkes Gesumme im Fluge machen, und dadurch überaus lastig
•werden, wenn sie im Sommer bey offenen Fenstern in die Zimmer kommen. Übri-
gens haben sie sechs schwärzlichte Füsse.
Zu ihrer völligen Verwandlung bedürfen sie nicht mehr, als drey Wochen.
Das sich blos durch die Dicke des Hinterleibes auszeichnende Weibchen legt bald
nach der Begattung seine schmalen, länglichten, gelblichweissen Eyer in mehre-
ren Schichten neben einander (Fig. 18.) und schon eine Stunde nachher kriechen
die jungen Maden (Fig. 19.) aus diesen Eyern, nach neun Tagen aber sind sie
vollkommen ausgewachsen (Fig. 20.). Ihr spitziges, bewegliches Kopfende ist mit
zwey Häkchen versehen, womit sie das Fleisch zerstückeln und abnagen. Nach
hinten wird ihr, aus zwölf Ringen bestehender Körper immer breiter, und am Ende
erscheint er wie abgestuztr ist aber dennoc'i mit vier Erhabenheiten besezt, wel-
che die Made bald enger zusammenzieht, ball aber wieder weiter aus einander
treibt. Durch die wei.s^eibüche , pergamentartige Haut, schimmert der röthlich-
braune
3oi
braune Nahrungskanal. Ehe sich die Made verwandelt, verkriecht sie sich un-
ter die Erde. Sie macht sich dann aus ihrer eignen Haut eine eyrunde Ver-
wandlungshülse (Fig. 21.), deren weiche und gelbe Schale bald hart und braun-
roth wird. Diese Hülse oder Puppe bleibt nur neun bis zehn Tage Hegen , und
dann kriecht die junge Fliege aus. Nach Böseis Berechnung mächt ein solches Flie-
genpaar vom Frühlinge bis im Herbste wenigstens clrey Generationen und liefert
in einem Jahre .4 44 480, Nachkommen-.
Ausser Europa, ist auch Amerika, und vorzüglich Pensilvanien , das Vater-
land dieser Brechfliegen, welche ihren Namen entweder von dem, Ekel und bre-
chen erregenden Anblick ihrer Madencolonien in den verschiedenen Efswaaren,
oder von der Wirkung erhalten haben, welche sie verschluckt, in dem Magen
veranlassen können. Sie halten sich gerne zum Speise- und Milchbehälter , in
Fleisch- und Schlachthäusern, um übelriechende Geschwüre und alte Schäden,
um faulende thierische Substanzen und um Cadaver auf, und belegen das faule
Fleisch schicht- und klumpenweise mit ihren Eyern. Die auskommenden Maden
verzehren dann dasselbe und befördern schnell seine faulichte Auflösung.
4. Die Fleisch fliege. Tab. III. Fig. 24 — 29.
Musca carnaria nigra, thorace lineis pallidioribus, abdomine nitklulo tessellato. Linn,
S. N. T. I. P. V. p. 2840. n. 68- Faun. Suec. 1382. Amoen. acad. III. p. 344. —
Habitat in Europae, Americae cadaveiibus.
Aldrovandi de Animal. Ins.p. 34g. Tab. II. F. 16.
Altes Hamb. Magnz. XVII. S. 392.
Beckmanns pliys. Bibl. VIII. S. 18.
B I ii nie nbac h s Handb. d. N. G. S. 3 gl. n. 2.
Cuvier Tableau e'le'mentaire g, 609. ta Mouche
uit ipare.
Degeers Abh. z.G. d. Ins.B. VI S. 31. n. 8. Tab.
II i. F. 5 — 1 8- Grande Mouche uivipare , die grosse le-
bendig gebührende Fliege.
Fabri cii Mant. ins. II. p. 341. n. 5. Spec. ins. II.
p. 436. n. 4 Syst. Ent. p. 773. n. 4.
F r i s c h s Beschr. v. Ins. Th. Vlü. S. 2 1 . Tab XIV.
F. 1. Sehmeißfliege mit grau und schwai ztci-irfßichen
Hi;l 1 Live.
Fnefsly's Schweiz. Ins. S. 5 5. n. 1101. Fleisch-
fliege.
Geoffroy Hist. Ins. II. p. 1527 n. 65. la grande
Mtuche ä extremite* du ventre 1 ougeätre.
H«Tbe ns-tr'elt, J E. Programms ie vermibus
anatouiicor. administris. p, ÄUi.
Jonstonii Hist. Ins. T. VIII. 0 2. F. 16.
Kobs Naturgesch.. d. Forlphalane. S. 53. Tab. I,
F. ] 6. Fleischmücke.
Martini Nattirlex. I. S. 56.
Müllers Linn. Nat. Syst. d. Ins. B. II. S. 967,
n. 6 8. Die Schmeißfliege.
Miil 1 eri Faun. Fr. n. 75 1. Zou\. Dan. Pr. n. 2103.
Neue Mannigfaltig!;. J.'lirg. II. S. 641.
Neuer Schaupl. d, Nat I. S. 44.
Olaffs Reise durch Ifsland l. S. 322.
Onomatol, Hist. nat. V. S. 354. Die Schmeiß. Aas>-
oder Fiel 'schmucke.
Raji Hist. Ins.p. 270. 11. 1. Musca carnaria vul-
garis , the common Flesh - Flij.
Re'a.umur Mem. des Ins. IV. Tab. XXIX. F 4—6
Schaefferi kon. Ins. Tab. XXXX. F. 1.2.
Scopoli Ent. carn. 869. Musca subuariigata.
Sulzers Gesch. d. Ins. S. XXVI11. Schmeijsflirge,
Vignette S. 204.
Stellers Reise S. 197,
Eben,
.jO/>.
Eben so grofs und nicht selten noch grösser, arls die vorhergehende Fliegen-
art ist die gegenwärtige (Tab. III. Fig. 28. und 29.) , welche schwarze Fühlhörner
hat, aul' dem Schwarzen Bruststücke mit drey blassen Längsstreifen , auf dem glän-
zenden Hinterleibe mit würfelartigen Flecken bezeichnet ist, und deren, mit ver-
schiedenen Farben spielende Flügel mehr ins Gelbe lallen. Die befruchtete Flie-
gemnutter hat das Eigne , dafs die Larven oder Maden schon in ihrem Leibe die
Eyer verlassen, und dafs sie also gleich Maden oder lebendige Junge zur "Welt
bringt, die schon nach fünf bis sechs Tagen ihre vollkommene Grösse (Fig. 24.)
erreichen, und dann den Larven der Brechfliege ziemlich ähnlich sind. Sie haben
nemlich einen zugespizten, beweglichen Kopf (Fig. 25. 0.), an welchem sich zwey
Fleischwarzen (Fig. 26. a. a.) mit kleinen Knötchen, und unter denselben zwey
hörnartige, schwarze, ziemlich lange Häkchen (b. b.) befinden. Leztere kann die
Larve nicht nur in den Kopf, sondern bis in die ersten Ringe zurückziehen. So-
bald sie aber kriecht, streckt sie dieselben hervor, klammert sich damit an und
schiebt sich so fort. Auch bedient sie sich derselben zur Benagung der Fleisch-
fasern. Hinter dem Kopfe wird man durchs Mikroskop zwey Luftröhrenmündun-
gen (Fig. 2 5. c. c) gewahr, die in einer stärkeren Vergrösserung (Fig. 26. d.) als
kleine konkave, hornartige Lamellen mit gezähnelten Rändern und einem runden
Lufiloche in der Tiefe, erscheinen. Ihre Fortsetzungen sind die in der ganzen
Länge des Körpers durch die Flaut schimmernden, mit vielen Nebenästen versehe-
nen Luftröhren selbst (Tab. III. Fig. %r>. c. d. c. d) , die sich in der Aushöhlung
des querabgeschnittenen, mit Fleischwärzchen be.seztoii, lezten Rings (b.) des dicken
Hinterleibes endigen. Nur sieben bis acht Tage dauert die Lebensperiode der
Larve, welche mm träge wird, ihre Nahrung verläfst und sich an einem entfern-
ten Orte in eine zwöliringichte, kastanienbraune Nymphe (Fig. 27.) verwandelt.
Achtzehn Tage nachher kriecht die junge Fliege aus, die gleich nach Entfaltung
ihrer Flügel davon fliegt und Fleisch aufsucht, dein sie aber nicht durchs Verzeh-
ren, weil sie blos saugen kann, sondern durch die Maden schadet, die sie in das-
selbe, vorzüglich aber an die faule Knochenhaut in mehreren Klümpeheri absez-
zet, und deren Anzahl sich in der Gebährmutter einer einzigen solchen Fliege,
nach Reaumürs Versicherung, auf zwanzig Tausend belief. „Man rechne nur, schreibt
OÖzey dafs sechs solche Fliegen an eine Leiche kommen; so wird sie schon in
einer halben Stunde von einer ganzen Armee, von Hundert und zwanzig Tausend
Würmern verzehrt." In Beziehung auf Anatomie, würde man sich, nach Hebenstreit,
von diesen Gehülfen viel versprechen können; denn sie sind äusserst gefressig
und
oo:>
und entblösen sehr schnell, die Gelasse, sind aber auch bald gesättigt, ruhen
dann und lassen das Werk unvollendet. Auch rühren vsie trockene Theile nicht
an, sondern werden blos von feuchten faulenden, vorzüglich aber vom Fette
ergözt.
Europa sowohl, als Amerika sind das Vaterland dieser Fleischfliegen. Sie
sind daselbst überall im Frühjahre und den ganzen Sommer hindurch vorhanden,
und ziehen sich gerne in die Zimmer.
Z w e y t e r. Abschnitt.
Insekten, welche den menschlichen Leichnam im zwarten Grade der Fäiihnß
aufsuchen.
Dermestes lardarins niger, elytris anterius cinereis. Linn. S. N. T. I. P. IV. p. I592*
n. I. Amoen. ac. III. p. 344. Faun. Suec. 408. — Habitat in Europa.
Berlinische Sammlungen B. VII. S. 387. Speckkäfer.
Blanckard Schouwburg van de Rupsen etc. T.
XI. Fig. K. L. M.
Blumenbachs Handb. d. N. G. S. 314. n. 1.
Speckkäfer.
Cuvier Tableau e'le'mentaire p. 530. le Dtrmeste
de Lard.
Degeers Abb. z fies eh. d. Ins. B. II. Th. I. S. 55.
Fabricii Main. Ins. J. p. 34. n. 1. Spec. Ins. I.
p. 63. n. 1. Syst. Ent. p 55. n. 1.
Fr ischs Beschreib, v allerl. Ins Teutschl. Th. V.
S. 25. Tab. IX. Der kleine Speckkäfer.
Fnefsly's altes Mag. d. Entomol. B. II. S. 128.
Geoftroy Hist, des ins. T 1. p. 1 00. n. 5,
Goedarti, J. Hist. des Ins. T. II. Tab. XXXXI,
Hebenstreit, J. E. Programm, de vermibus ana-
tomicor. administris Lips. 1 74 1 . c. Tab. aen. p V.
Meriannin Europ. Ins. T. II. Tab XXX11I.
Müllers Linn. Nat. Syst. d. Ins. B. I. S. 100.
Tab. III. F. I. Speckkäferchen.
Naturforscher Stück III. S. 58 und 63. Der kleine
schwarze Speckkäfer.
Otmmatol, Hist. Nat. B. III. S. 603. Der kleine
Speckkäfer.
Raji Hist. Ins. p. 107. n. 4.
Rnysch, F. Curae renovatae, s. Thesaur. anato-
micus , Amst. 1728. 4.
Schaefferi Elem. Ent. T. VII. F. 1. 2. Icon.
Ins. Tab. 42- F. 3.
Scopoli Entomol. Carn. 34.
Ich führe hier ebenfalls von der Menge hieher gehöriger Insekten nur zwey
der merkwürdigsten, nemlich den Speckkäfer und den Erdvielfufs an.
Das Speckkäferweibchen, welches sich durch seine grössere Dicke und sei-
nen langsameren Gang von dem Männchen unterscheidet, legt unzehlig viele Ey er,
die mit einem fasichten, wollichten Wesen umgeben sind. Aus diesen Eyern wer-
den in sehr kurzer Zeit Larven, die nach dein Zeitpunkt ihrer Entwicklung von
verschiedener Grösse (Tab. I. Fig. 1. a. b.) angetroffen werden. Sie sind überhaupt
vorne stumpf , wie abgeschnitten, nach hinten mehr spitzig, am Ende gabelförmig
gespalten, in mehrere Ringe getheilt und längs der Bauchrläche mit einer schma-
len.
Zo\.
len, herabhängenden Haut versehen. Ihre behaarte Oberfläche ist elsengrau, da-
zwischen aber mit blasseren Ringen bandirt. Zu ihrem Wachsthume scheinen sie
über ein Jahr nöthig zu haben, und mehrere Generationen in einem Jahre zu ma-
chen. Denn man findet sie den ganzen Sommer hindurch bis im Spatherbste bald
klein , bald ausgewachsen. Im Verlaufe ihres Wachsthums legen sie überhaupt
viermal ihre Haut ab, welche sodann steif , wie aufgeblasen, am Vordertheile oben
auf dem Rücken so weit aufgesprungen, als zum Auskriechen nöthig ist, und von
röthlichbrauner Farbe gefunden wird. Endlich werden die gröfsten dieser Larven
selbst steif und vollenden zu Anfang des Frühjahres ihre Verwandlung in Nymphen
mit der vierten Häutung. Diese Nymphen (Fig. 2.) weichen von der gewöhnli-
chen Puppengestalt nicht ab, sind braun, haaricht und, wie die Larven, am Ende
mit zwey kleinen Spitzen versehen. Schon nach acht Tagen findet man sie vorne
gespalten und der ausgekrochene Speckkäfer beginnt nun sein herumschweifen-
des Leben. Er ist im ausgewachsenen Zustande (Fig. 5.) ohngefehr vier Linien
lau», bat einen sehr kleinen Kopf mit eben so kleinen Fühlhörnern, ein unge-
zanneltes, scheerenförmiges Gübifs, ein rundes schmales und kurzes, schwarzgraues
Brustschild, lange, gleichbreite, hinten abgerundete Flügeldecken, deren Vorder-
theil schmutzig weifs und schwarz punktirt, der Hintertheil aber schwarzgrau ist,
und sechs kurze Füsse.
Er ist überall in Europa zu Hause, und das Weibchen sezt seine Eyer in
ausgetrocknete thierische Substanzen ab, in welchen die aus den Fliegeneyern her-
vorkommenden Maden zu verhungern pflegen, weil sie sich durch die harte, trockne
Oberfläche nicht durcharbeiten können, die auskommenden Speckkäferlarven aber,
wegen ihres schärferen Gebisses, so wie das vollkommene Insekt selbst, die an-
gemessenste Nahrung finden. Sie sind daher den Sammlungen ausgetrockneter
Thiere und anatomischer Präparate überaus nachtheilig* und im Stande, trockne
Muskeln, Bänder, Eingeweide etc. ganz zu verzehren, und nichts, als die Kno-
chen übrig zu lassen. Geschickter als die Hand des besten Zergliederer äussert
sich oft ihre Gefressigkeit an angiologischen Präparaten, wo sie nichts, als die mit
Wachsmasse ausgesprüzten Gefässe übrig lassen. Man will sogar behaupten , dafs
die ehemals berühmten Einsprützungen des Ruisch diesen Larven , welche er seine
Gehülfen zu nennen pflegte, ihre Entstehung verdanken. Das künstliche ihrer Prä-
parate welches man einem gewissen Kunsttriebe zuzuschreiben geneigt war, ist
aber blos Folge der Nothwendigkeit, dasjenige zu schonen, dessen Häute und Sub-
stanz für sie unbezwinglich sind.
*.. Der
2. Der Erdvielfufs. Tab. XL Fig. 13. 14.
latus cerrestris pedibus utrinque centum. Linn. S. N. T. I. P. V. p. 3018- n. 3-
Faun. Suec. 2066. — Habitat in Europae nemoribus.
Aldrovandi de animal. insect. I. p. 336. n. 4.
Amoreux Notice des Ins. p. 147. et 278.
Beckmanns Bibl. HL 49.
Blumenbachs Handb. S. 399.
Bonnet Corps organ. I. Art. 207. Desselben und
anderer Naturf. Abh. S. 337.
Cuvier Tableau e'le'm. p. 465. le jule terrestre.
Degeers Abh. z. Gesch. d. Ins. B. VII. S. 207.
i). 2. Tab. XXXVI. Fig. 9 — 22. £Jule ä bandes , der
gestreifte Vielfufs.
Fabricii Mant. ins. I. p. 340. n. 4. Spec. Ins. I.
p. 529- » 4- syst- Ent- P- 427- »• ?•
Frisch's Ins. in Teutschl. XI. S. 21. Tab. VIII.
F. j.
Fuefsly's Verz. Schweiz. Ins. n. 1223.
Geoffroy Hist. des Ins. IL p. 679. n. 1. gute ä
dtux ctKt pattes.
Gözens Untersuchung der sogenannten Leichen-
würmer im Naturforsch. St. XL S. 96.
Gronoviani Zoophilacii n. 1007.
Jonstonii Hist. nat. Tab. XXIII.
Listeri Goedartus F. 141.
Man. des Scav. Strang III. p. 6 f. Tab. I.
M011 ffe tti Theatr. Ins 30.
Müllers Linn. Nat. Syst. d. Ins. B. II. S. 1 165.
n. 3. Tab. XXXVI. Fig. 8 Der Erdvielfufs.
Müller von den Würmern des süss. u. salz. Wass.
S. 179. Der Pfahlwurm , desselben Faun. Fr. 11. 857.
Zool. Dan. Pr. n. 242.1.
Nieuwetyt rechter Gebrauch der Weltbetrach-
tung zur Erkenntnifs der Macht, Weisheit und Güte
Gottes, Jena 1747. S. 373. §. 40. Tab. XII. F. r.
Otiomatol. Hist. nat. P. IV. p. 571. Der Erdtausend-.
fufs, P. VII. p. 54. Scolopendra terrestris minor.
Raji H-ist. Ii>s p. 46 k. 4 ffuhis quartus glnber.
Schaefferi E'em. Ent. Tab. LXX1IL Icon. Ins.
Tab. LXXXV1H. F 8-
Schröters Abh 1. S 367. Tab. III. F. 7.
S c o p o I i Entomol. Carn. 1 1 52.
Sulzers Kennzeichen der Ins. Tab. XXIV. F. 156.
Gesch. d. Ins. S. 274. Tab. XXX. R. 15. d. Der Erd-
vietfufs.
In ganz Europa sehr gemein und bekannt ist der Erdvielfufs , welcher oft
über zwey Zoll lang und über zwey Linien breit gefunden wird. Er gleicht in
Rücksicht seines langen, ganz walzenförmigen Körpers , seiner glatten, spröden
Haut, welche in Ermangelung der äusseren Feuchtigkeit leicht zerreifst, einer klei-
nen Schlange. Sein sphärischer Kopf (Fig. 14.) ist an jeder Seite mit einem grossen,
1 an glich trunden, netzförmigen Auge, vor demselben mit zwey sechsgliedrichten,
anderthalb Linien langen Fühlhörnern (a. a.) , die das Insekt im Kriechen bestän-
dig bewegt und gegen den Boden gerichtet hält, um die ihm in Wege kommen-
den Gegenstände zu betasten, und an dem untern, abgestumpften Theil , mit zwey
Zähnen (b. b.) versehen , die sich zwischen zwey Lippen befinden. Der Körper
besteht nach Dcgcer aus 104 Ringen, wovon der erste der längste ist und gleich-
sam den Brustschild ausmacht, die 102 folgenden schmäler sind, und der lezte,
mit dem ersten beynahe gleich , in eine stumpfe Spitze ausläuft. Da aber die Zahl
der Ringe vom Wachsthum abhängt; so ist hierinnen nichts beständiges zu su-
chen. Eben dieses gilt von den Füssen, wovon oft zweyhundert , oft mehr, oft we-
niger vorhanden sind, weil sie sich ganz nach der Anzahl der Ringe richten. Im-
mer stehen nemlich zu beyden Seiten einer Längslinie, die sich mitten unter
5q dein
3o6
dem Körper hinzieht, an jedem Ringe vier Füsse, mit Ausname des ersten und
der drey lezten , welche keine Füsse haben. Alle diese Füsse gleichen weissen
Härchen, sind etwann eine Linie lang, sechsgliedricht , und so behend, dafs das
Auge ihre Bewegung kaum verfolgen kann. Die Grundfarbe des ganzen Körpers
ist schwarzbraun , fällt jedoch bisweilen ins röthliche. Der Kopf am Vordertheile,
der dritte bis zum achten Piing, und ein längs der Mitte des Rückens zwischen
zwey fahlbraunen Längsstreifen fortlaufender Streif, sind rothgelb.
Die Erdvielfüsse legen , wie andere Julen , viele kleine , runde weifs grauliche
Eyer, aus welchen nach einigen Tagen die kleinen weissen Julen hervorkommen.
Diese haben nur sechs Füsse, erhalten aber immer mehrere, so wie sich die Zahl
ihrer Ringe vermehrt oder entwickelt. Werden sie berührt, so rollen sie sich
spiralförmig zusammen und bleiben so, als ob sie todt wären, geraume Zeit un-
beweglich liegen. Fafst man sie mit der Hand; so lassen sie einen starken un-
angenemen Geruch von ihrer fettigen Ausdünstung zurück, welche mit der Amei-
sensäure verwandt zu seyn scheint. Eben dieses erfolgt, wenn sie zertreten
werden.
Sie fliehen die Sonne und trockne Luft und halten sich unter feuchten Stei-
nen, welche lange auf einer Stelle gelegen sind, unter faulen Blättern, in feuch-
ter Holzerde, in faulen hölzernen Röhren und Särgen, unter den vermoderten
Resten und Knochen der Leichname auf. Nieuweijt erzehlt, daQ> sie in grosser
Menge in dem Hüftbeine eines begrabenen Menschen gefanden worden sind.
Kr-
Erklärung der Kupfertafeln des ersten Bandes,
Tabula I.
Fig. I. Die Larve dps Speckkäfers ("Dermestes lardarius) a. in unvollkommenem b. in
ausgewachsenem Zustande.
— 2. Eine Speckkäfernymphe.
— 3. Der Speckkäfer selbst.
— 4. Der Inquisitor (Cerambix Inquisitor.)
— 5 Der beissende Bockkäfer (Cerambix mordax.)
. — 6. Der graue Holzbock (Cerambix cinerevs).
— 7. Der schwarzbraune Warzenkäfer (Cantharis fusca).
— jj. Der Kopf des schwarzbraunen Warzenkäfers, a. a. die Fühlhorner, c. d. die
Frefszangen, b. b. die Bartspitzen.
— 9. Der grosse Ohrwurm (Forßcula aurirularia).
— 10. Die vergrößerte Zange dieses Ohrwurms; a. a. der lezte Ring des Hinterleibes ;
b. b. die beweglichen Arme der Zange.
— 1 1. Die amerikanische Schabe (Blaita americana).
— 12. Das "W arzenFressermännchen (Gryllus verrucivorus). a. Die langen Dornspitzen
der Hinterfiisse, b. die zur Begattung dienenden Haltzangen am Schwanzende.
— 13. Das Warzeiifre:>serweibchen, a. die grossen Dornspilzen der Hinterfiisse , b, das
Legrohr oder die Begattungsscheide.
— 14. Der vergrösserte Kopf des "Warzenfressers, a. die Stirnplatte, b, b, der untere
Theil, der abgeschnittenen Fühlhörner mit seinen Wurzeln, c. c. die Augen, d.
ein länglichtrunder Fleck unter den Fühlhörnprn am Vorderkopfe, e. die Wur-
zel der Oberlippe, f. der vordere und runde Theil der Oberlippe, g. g. die Un-
terlippe, h. h. die zwey grossen, i.i. die zwey kleinen Bart- oder Frefsspitzen.
— 15. Die geöffneten Frekzangen dieses Warzenfressers, a. die Wurzel der Oberlippe
b. der runde Vordertheil der Oberlippe, c. c. die üebifszaugen.
— 16. Ein Bettwanzennest.
— 17. Ein vergrössertes Bettwanzeney.
. — 1 3. Eine junge Bettwanze (Cimex leetularius).
— 19. Die junge Bettwanze von der Bauchseite durchs Mikroskop Vergrössert, a. das
Zangengebifs, b. der Saugstachel, c. c. die Augen, d, d. die Fühlhörner, e. e. e. e.
die sechs Füsse.
— 20. Die ausgewachsene Bettwanze.
— 21. Die stark vergrösserte ausgewachsene Bettwanze, a. a. der durchschimmernde Nah-
rungskanal , b. das hervorstehende Läppchen des ersten Leibrings , c. die Mün-
dung des Afters.
'— 22. Der Saugstachel der Bettwanze in natürlicher Grösse.
• — 23. Derselbe yergrösseit.
Fig.
3o8
Fig. 24. Die stark vergrößerten zwey lezten Ringe des weiblielien Hinterleibes mit den
durchschimmernden, flaschenfönnigen weiblichen Geschlechtstheilen.
— — 25. Die drey vergrösserten lezten Ringe des Hinterleibes der männlichen Bettwanze,
nebst dem hervorragenden männlicnen Begattungsgliede.
Tabula II.
Fig. I. Die Ringelwanze (Cimex annulatus).
— 2. Der gelbe Raupentödter {Ichneumon lulcns).
— 3. Der stark vergröfiserte weibliche Stachel dieses Raupentödter«., a. die Lanzette, b.
der Ursprung dieser Lanzette, c. c. die Scheiden oder Seitenslücke derselben,
d. d. zwey länglichte Wärzchen am lezten Ringe des Hinterleibes, e. ein ver-
größertes Luftloch an der Seite dieses Rings.
— 4. Die Sandwölberin {Sphex sabulosa).
— ■ 5. Das Ende des Hinterleibes dieser Sandwölberin mit dem Stachel, a. der lezte Ring
des Hinterleibes , b. der Stachel , c. die Spalte, welche sich öffnet, wenn der
Stachel hervortritt.
~— 6. Die einzelnen Theile dieses Stachels stark vergrössert, a. der Stachel selbst, Z>. b.
die zwey Halbscheiden desselben, c, d. e, f. der Bewegmuskel des Stachels und
der Stachelscheide.
— 7. Das Hornissenweibchen (Vespa Crabro).
— g. Das Hornissenmännchen.
— 9. Das verkleinerte Nest der gemeinen Wespe (Vespa vulgaris), a. b. der an den
Gesimsen der Dächer befestigte breitere Theil desselben, c. c. die Absätze der
Löschpapierartigen Blätter, welche die äussere Schale desselben bilden, d.
das Flugloch'.
— - to. Das von seiner äusseren Schale entblöfste Nest dieser Wespenart , a. a. die obere
Scheibe, b. b. die untere Scheibe, c. ein Band, welches die obere Scheibe am
obern Theil der äussern Schale befestigt, d. ein Band, welches die untere mit
der obern Zellenscheibe verbindet, e. e. die Grundfläche der mit ihren Öffnun-
gen nach unten gekehrten Zellen , f. f. f. die versponnenen Öffnungen derje-
nigen Zellen , worinnen Puppen enthalten sind.
— j I. Die ausgewachsene Larve der gemeinen Wespe.
— l 2. Die Puppe dieser Wespe.
> — 13. Die weibliche oder Mutterwespe selbst. —
— 14. Die männliche Wespe im Fluge.
— 15. Die geschFchllose oder Arbeitswespe.
. — 16. Das hängende JNest der Wandwespe (f'espa parietum) , nebst der auf denselben
herumkriechenden Wespe a. selbst.
— 17. Dieses mit den Zellenöffnungen nach oben gekehrte Nest, a. eine Zelle, welche
eine Larve enthält, b. b. Puppen enthaltende Zellen.
. — 13. Ein Wandwespeney.
— 19. Eine ausgewachsene Wandwespenlarve.
— 20. Eine Wandwespenpuppe.
— 2 1. Die Arbeitsbiene {Apis mcUifica).
— 2 2. Die Drohne oder männliche Biene.
— 23. Di$ Königin oder Bieuenmutier.
Fiff.
K>9
Fig. 24. Der Bienenstachel in natürlicher Grosse.
— 25. Derselbe vtergrössert.
— 2ö. Der aufgeschlossene, stark, vergrösserte Bienenstachel, a. a. seine Scheiden , b.
die Spitze des eigentlichen Stachels , c. das Giftbläsgen, d. d. d d. die Muskeln,
welche den Giftsaft in den hohlen Stachel treiben, e. c. die Wiederhaken
des Stach eis.
Tabula III.
Fig. I. Die schwarze Biene (Apis /tigra),
— 2. Der weibliche Schwanzring, a. b. die geöffneten hornartigen Theile desselben,
c. der in der Scheide befindliche Stach ei.
— 3. Dieser Stachel entwickelt und stark vergrössert, a. der Stachel selbst, b. b. ein
runder muskulöser Theil, um welchen sich der Stachel krümmt, c. e. die zwey
Halbscheiden des Stachels.
— ■ 4. Zwey Eyer der rothen Ameise (Formica rubra).
— 5. Die Larve dieser Ameise in natürlicher Grösse.
— 6. Dieselbe vergrössert , a. ihr mit zwey Haken versehener Kopf.
— 7. Eine vergrösserte Nymphe oder Puppe der Arbeitsameise , a. der Kopf, b. die
Zähne, c. die Fühlhörner, d. die Füsse , e. der Hinterleib.
— 8« Eine vergrösserte Nymphe der geflügelten Ameise, a. die Fühlhörner, b. die Flü-
gelscheiden, c. c. c. die Füsse, d. der Hinterleib»
— 9. Die Arbeitsameise in natürlicher Grösse.
— IO. Dieselbe vergrössert , a. a. die Fühlhörner, b. b. zwey Zähne, c. der Brustchild.
— II. Die vergrösserte Schwanzspitze der Arbeitsameise, a. der verborgene Stachel.
— 12. Dieser Stachel stark vergrössert, a. a. a. a. die ihn in Bewegung setzenden
Muskeln.
— 13. Die stark vergrösserte, rothe, männliche Ameise.
— 14. Das Ameisenweibehen in natürlicher Grösse.
— in;. Die Zug.imeise (Formica cephalotes).
— 16. Ihr stark vergrösserter Kopf, a. a. die Fühlhörner, b. das Zangengobifs.
— 17. Die gemeine Goldfliege (Musca Caesar).
— 18. Die Eyerlagen der Biechlliege (Musca 7'nmitoria).
— 19. Di*? eist ausgekrochenen Maden dieser Fliege.
— ■ 20. Die^e Maden in ihrer vollkommenen Grösse»
„. — 2 I . Die Brechfliegenpuppe.
— 2 2. Die Brechfliege im Fluge.
— 23. Dieselbe krie. hend.
— 24. Eine ausgewachsene Made der Fleisch fliege (Musca carnaria).
— 25. Die: e Mide vergrössert, a. das Kopfende, b. die Vertiefung des lezfen Rings, c. c.
die vorderen Luftröhrenmündungen , d. d. die hinteren LiiflröhrenmiUldungen.
— — 26. Das stark vergrösserte Kopfende dieser Made, a. a. zwey zitzenförmige Fleisch«
Wärzchen, b. b. zwey schwarze hakenförmige Zähne > c. c. der erste Leibring, d,
eine Luftröhrenmündung.
' — 27. Die Puppe der Fleischfliege.
— 28. Die kriechende FieLchfliege.
— 29. Die fliegende Fleischfliege.
Fig.
5io
Fig. 30. Die an faulen Roggen klebenden. Eyer der Stubenfliege (Musca domestica).
— 31. Die ausgewachsene Made dieser Fliege.
— 32. Die Stubenfliegenpuppe.
- — 33. Die Stubenfliege selbst.
Tabula IV.
Fi*. I. Die Gewitterfliege (Musca meteorica).
I*. Diese Fliege vergiösserf.
— 2. Murrav's in dem arabischen Aussatze gefundene Made in natürlicher Grosse.
— 3. Dieselbe vergrössert, von der Seite und auf dem Rücken liegend, a. das Kopf-
ende, b. das Schwanzende, c. d. e. ein Luftröhrenast , f. f. f. die scharfen Pler-
vorragungen zwischen den Ringen an der Bauchfläche, welche die Stelle der
Füsje vertreten, g. eine Hervorragung am stumpfen Ende der Made.
•— 4. Eben diese Made von der Rückenseite, a. das Kopfende mit seinen Häkchen, b.
das stumpfe Schwanzende, c. c. die hervorragenden Mündungen der Luflröhren-
äste, d. d. die Luftröhren selbst, e. e. ihre Endmündun^en.
_- 5. Die vergrösserte Larve der Quarkflieee (Musca putris) , oder die Ärispmade in
der Krümmung, wie sie sich gewöhnlich zum Springen anschickt, a. das Kopf-
ende mit seinen Häkchen, c. c. die Mündungen der Lufigefässe, d. d. die Haupt-
stämme der Luftröhren.
— 6. Die Puppe der Quarkfliege, a. in natürlicher Grösse, b. vergrössert.
— 7. Die Quarkfliege selbst in natürlicher Grösse, «.kriechend, £, fliegend.
- — 8. Dieselbe Fliege stark vergrössert.
9. Die Regenbreme {Tabanus pluvialis).
. 10. Die blinzäugichte Breme (Tabanus caecutiens).
— 11. Die blauäugigte Breme (Tabanus caesius).
12. Das Eyerhäufchen dei Singmücke (Culex pipiem).
13. Einige vergrösserte Eyer dieses Häufchens , a. a. wahrscheinlich männliche Eyer,
b. wahrscheinlich ein weibliches Ey, e. der zurückgeschlagene Deckel der vom
Insekte verlassenen Eyerhülse.
I * Die ausgekrochenen jungen Larven der Singmücke in natürlicher Grösse unter
der Fläche des Wassers.
— k. Eine ausgewachsene Larve in natürlicher Grösse und so vorgestellt, wie sie un-
ter dem Wasser hängt.
10# Eine solche Larve stark vergrössert, a. der Kopf, b. b. die Frefsspitzen , c. der
Brust child, d. d. die Mündungen der anfangenden Luftröhren, e. die durch den
Körper fortlaufenden Luftröhren, f. das mit blattförmigen Flossen versehene
Ende des Hinterleibes mit den hervorkommenden Exkrementen, g. ein Anhang
am Hinterleibe, durch welchen die Luftröhren ihren Ausgang nemen.
J7. Die Nymphe der Singmücke unter der Wasserfläche in natürlicher Grösse.
— 18. Dieselbe vergrössert.
„ IQ. Die weibliche Singmücke selbst in natürlicher Grösse.
20. Dieses Weibchen vergrössert.
, 21. Die männliche Singmücke in natürlicher Grösse.
— 2 2. Dieselbe vergrössert.
Fig.
3n
Fig. 23. Der Kopf der männliche» Singmücke in einer starken Vergrüsserung , a. der Hais,
b. b. die Augen, c. c. zwey Knüpfe, auf welchen die Fühlhörner iL d. ihren
Ursprung nemen, e. der Saugstachel , f. die Spitze dieses Stachels , g. der her-
vorgestreckte Wehrstachel , h. h. die Frefsspitzen.
— 24. Der vordere Theil des Singmiickenweibchens vergrüssert und so vorgestellt, wie
es seinen Saugstacliel in die Haut senkt, a. a. die Balansirsthbchen, b. d:e sich
zurückziehende Scheide des Saugstachels, c. der mit Blut angefüllte Saugsta-
cliel selbst, d. eine Stelle der Hand, welche diese Singmücke verlezt.
— 25. Die Larve der Flohniücke (Culex pulicaris).
— 26. Die Nymphe oder Puppe derselben.
— 27. Diese Mücke selbst in natürlicher Grösse.
Tabula V.
Fig. I. Die braungrauliche Tanzfliege (Empis Uvula).
— 2. Der vergrösserte Kopf dieses Insekts, a, der Hals, b. das Auge, c. c. di» bey-
den Fühlhörner, d, d. die zwey Bartspitzen, e. f. der obere Theil des geöff-
neten, schnabelförmigen Säugrüssels, g. das obere lanzettenfurmige Mitlel-
stück, h. das mittlere stachelförmige Mittelstück , i. das untere lanzettenfurmige
Mittelstück, k. I. der am Ende löffeiförmige untere Theil dieses Saugrüssels.
— 3. Die Wadenstecherin (Conops Calcitrat/ s).
— 4. Der Vordertheil des Kopfs dieses Insekts nebst den Saugstachel, a. b. das kurze
Wurzelglied, c. zwey gefiederte Bartspilzen, b. d. das lange Vorderglied des
Saugstachels , d. die Fleischlippen dieses Vorderglieds.
— 5. Der geöffnete Saugstachel der Wadenstecherin, a. b. das oben mit einer Falz
versehene Vorderglied desselben, c. d. der in dieser Falz verborgen hegende lan-
zettenfurmige Theil.
— 6. Der eigentliche verletzende Stachel c. , welcher in jenem lanzettenförmigen Theil
a. b. enthalten ist.
■— 7. Die gelbe Raubfliege (s4silus ßavus).
— 8. Der Saugstachel dieser Raubfliege, a. die Scheide desselben, b. das Stilet oder der
eigentliche Stachel.
— 9. Die fliegende Pferdelaus (Hippcbo$ca equinä).
— 10. Der vergrösserte Kopf derselben, a. a. die Augen b. b. zwey gelbe Knöpfchen,
mit c. c. zwey besonders borstenartigen Haaren , d. d. die Rüsselscheide, e. der
Rüsselstachel.
— II. Der vergrösserte Rüssel dieser Pferdelaus, a. a. die Halbscheiden, b. der faden-
förmige Rüssel selbst.
— 12. Die fliegende Vogellaus (Hippobosca aviculariaj.
— } 3. Der vergrösserte Vordertheil des Kopfs, a. a. zwey behaarte Läppchen, b, b,
die zwey Halbscheiden des Saugst achels c. der Saugstachel selbst.
— 14. Das vollkommene Insekt der Kriegertermite (Termes bellicosus),
— 15. Ein Kriegertermiten- König.
— 16. Eine Kriegertermiten -Königin , a. b. ihr geschwängerter Hinterleib.
— 17. Der vergrösserte Kopf des vollkommenen Insekts (Fig. 14.) Yon unten, «. a, die
Frefszangen.
— 1 8. Derselbe Kopf von vorne.
Ete.
Fig.
19.
—
20.
—
21.
. —
22.
—
2.v
—
24-
—
25-
—
20.
—
27.
—
28-
—
29.
—
30.
—
3i-
—
32.
—
33-
—
34-
—
35-
'S-
5-13
Ein Arbeiter der Kriegertermiien.
Ein vergrösserter Arbeiter von unten, a. a. dii Gebifszangen des Unterkiefers.
Ein Soldat der Kriegertermiten.
Das vollkommene Insekt der beissenden Termite (Termes mordax).
Ein Arbeiter der beissenden Termiten.
Ein Soldat der beissenden Termiten.
2^. Das vollkommene Insekt der grimmigen Termite (Termes atrox).
Ein Arbeiter der grimmigen Termiten.
Ein Soldat der grimmigen Termiten.
Smeailiwaiuis (Termes deslructor.)
Das vollkommene Insekt der Baumtermite (Termes arborum).
Ein Arbeiter der Baumtermiten.
Ein Soldat der Baumtermiten.
Eine Baumtermiten - Königin oder ein trächtiges Baumtermitenweibchen.
Der Floh des Hautjuckens der Greise (Pulex prurigiuis senilis).
Derselbe vergrössert.
Eine vergrösserte Klaue dieses Flohs.
Tabula VI.
1. Die Eyer des gemeinen Flohs (Pulex irritans). !in natürlicher Grosse.
2. Ein solches Ey vergrössert.
. q. Die vergrösserte , im Eye liegende Flohmade.
«, Verschiedene eben ausgekrochene Flohmaden in natürlicher Grösse.
, c. Drey ausgewachsene weisse Flohmaden.
— 6. Zwey Flohrn.tden, welche sich voll Blut gesogen haben, a, das Männchen, b.
das Weibchen.
— 7. Eine durchs Mikroskop gezeichnete Flohmade, a. das Kopfende, b. das Schwänz-
ende.
_. 8. Eine ähnliche Made, die sich nicht vom Blute genährt hat, in einer ihr eigenen
Biegung, wobey sie sich mit dem Kopfende c. und mit dem Schwanzende b.
aufzustützen pflegt.
— 9. Eine wieder weifsgewordene, sich der Verpuppung nähernde Flohmade.
1 o. Dieselbe Made in der gekrümmten Lage zur Vezpuppung.
II. Die männliche Flohpupne.
. 12. Die weibliche Flohpuppe.
. ig. Die vergrösserte weibliche Flohpuppe, <i. der abgestreifte Madenba?g.
— 1 4. Eine vergrösserte männliche Flohpuppe , welche sich schon verfärbt hat.
. — 15. Der männliche Floh.
_— I 6. Der weibliche Floh.
ij. Das vergrösserte Flohmännchen , a. der Saugstachel , b. die Geschlechtstheile.
lg. Das vergrösserte Flohweibchen, a. der Säugrüssel, b. die bewegliche Warze der
weiblichen Geschlechtstheile, c. die warzenförmige Klappe, welche die Spalte
der weiblichen Geschlechtstheile bedeckt.
... 19. Der Kopf des Flohs mehr vergrössert, a. das bewegliche Läppchen hinter dem
Auge, b. b. die Fühlhörner, c. der Saugrü sei , d. der Saugstachel.
— 10. Zwey in der Begaltung begriffene Flöhe , a. die männliche Hallzange, welche die
weibliche Spalte fäf*t. Fig.
5x5
Fig. 21. Die Stark' vergrÖsserlen männlichen Geschlochtstheife, a. das männliche Glied
b. zwey kolbenähnliche Hervorraguiigen von unbekannten Nutzen, c. die zwey
Blätter der Haltzange.
•— 22. Das männliche Glied ausser seiner Verbindung mit der Haltzange und den kol-
benähnlichen Hervorragungen, a. die hakenförmige Spitze desselben.
— 23. Die stark vergrößerten weiblichen Geschlechtstriebe, a. ein Ey, welches aus der
weiblichen Spalte hervorkommt, b. die bewegliche Warze, c. die die Spalte be-
deckende Hervorragung oder Schamlippe.
— 24. Das vergrösserie Weibchen des Sandflohs (Pulex penctrans) a. der Saugrüssel
b. der Schwanzstachel.
— 25. Das vergrösserte Ey dieses Flohs.
Tabula VII.
Fig. I. Die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) in natürlicher Grösse.
— 2. Die vergrösserte weibliche Kopflaus, a. a. die Augen, b.b. die Fühlhörner, d. der
Saugstachel, e. e. e. die Füsse , f. f. der durchschimmernde JNahrungskanal, g.
das gespaltene Schwan&ende des Weibchens.
— 3. Ein vergrössertes Lausey.
— 4. Die von der ausgekrochenen Laus zurückgelassene Hülse des Eye« mit ihrem Dek-
kel durchs Mikroskop gezeichnet.
— 5. Ein stark vergrössertes Luftröhrenästchen der Kopflaus.
— 6. Die stark vergrösserte Filzlaus (Pediculus pubis).
— 7. Die Reduviusmilbe (Acorus Reduvius) in natürlicher Grösse.
— 8« Dieselbe vergrössert, a. der Saugrüssel , b. b. die Saugrüsselklapperi.
— 9. Der vergrösserte Kopf der Reduviusmilbe, a. der Saugrüssel, c.b. c.b. die Saug-
rüsselscheiden oder Klappen.
— IO. Die rothe amerikanische Waldmilbe (Acorus americanus).
— 11. Dieselbe, wenn sie sich voll Blut gesogen hat.
— 12. Eben diese Milbe vergrössert von oben, a. der Saugrüssel, b. h. zwey Ideine
Arme oder Scheiden des Saugrüssels.
— 13. Die vergrösserte amerikanische Waldmilbe von unten.
•— 14. Die Hundsniilbe (Acutus Ricinus) in natürlicher Grösse.
— 15. Dieselbe vergrössert.
— 16. Der Kopf dieser Milbe in einer starken Vergrösserung a. der Säugrüssel, b. b.
zwey löffel- oder kolbenförmige Arme, c. c. zwey Knöpfchen, welchen diese
Arme eingelenkt sind.
— 17 und 18« Die vergrösserte Krätzmilbe (Acorus Scabiei) nach zwey verschiedenen
Zeichnungen von oben.
— 19. Dieselbe von unten, a. der Kopf, b. b. b. h. die vier Vorderfüsse mit blasenför-
migen Fufsblättern , c. c. c. c. die vier Hinterfüsse.
— 20. Das Eyerhäufchen des Bücherskorpions (Phalangium caacroides) in natürlicher
Grösse.
"— 21. Dasselbe vergrössert.
— 22. Der Bücherskorpion selbst in natürlicher Grösse.
— 23. Derselbe vergrössert.
4o Ta-
3i4
Tabula VIII.
Fig. i. Die Milbenspinne (Phalangium acaroides).
■— 2. Dieselbe vergrössert.
— 3. Die vergrösserten Maulscheeren dieser Milbenspinne.
— 4. Das Phalangium mit halbmondförmigem Brustschilde (Phalangium Junaturti) wahr-
scheinlich das Männchen, nach Pallas , c. c. c, c. die fühlhornförmigen Fasse
oder Herfysts Girren.
— 5. Der Körper dieses Phalangiums von unten.
— 6. Das Männchen der spinnenartigen Solpuge (Solpuga arachnodes von oben.
— 7. Dasselbe von unten.
-i- 8- Der vergrüsserte Kopf nebst den Kinnladenscheeren und der Saugstachellippe die-
ser Solpuge.
— 9. Eine vergrüsserte Kinnladenscheere mit dem oberen kurzen und dem unteren
beweglichen Finger von der Seite.
— IO. Der Körper der weiblichen spinnenartigen Solpuge ohne Fiisse.
— II. Die Krebsscheere (Phalangium cancrißjrrae).
— 12. Die Nestspinne (Aranea nidulans\ von der Seite.
— — 13. Dieselbe Spinne von unten.
— 1 4. Das etwas verkleinerte JSest dieser Spinne mit seiner doppelten Klappe.
Tabula IX.
Fig. I. Die Tarantel (Aranea Tarantula).
— 2. Die amerikanische Vogelspinne (slranea Avicularid) a. a. die Fänger oder Pal-
pen, b. die zwey Mamillen, c. c. eine knotige Hervorragung am ersten Fufs-
paare.
*— 3. Der stark vergrüsserte , mit zwey grossen und sechs kleinen Augen beseite Au-
genhügel dieser Spinne.
»— • 4. Der Körper dieser Spinne von unten, a. a. die Palpen oder Fänger, b. die zwey
unten rothhaarichten Maxillen , c. c. c. c. die Einleukungsglieder der Fiisse, d.
zwey Anhänge des Hinterleibes.
— 5. Eine im Ruhestand eingeschlagene Maxille der Avicularia, a. die Klaue, b. der
mit Zähnen besezte Hintertheil derselben.
» — 6. Diese Maxille geöffnet, a. die Klaue, b. die Zähne am Hintergliede derselben.
— • 7. Die stark vergrüsserte Klaue einer Maxille, a. das länglichtrunde Giftloch an
ihrer Spitze.
— 8- Eine von der Seite vorgestellte Palpe, a. eine kleine glänzende Kugel mit einem
Haken am Ende dieser Palpe.
— 9. Die stark vergrösserten Klauen des Fufsblatts.
— 10. Das Jaikische Sechsauge (ylranea Senoculata).
*— II. Die spindelförmige Spinne (Aranea fusiformis).
Tabula X.
Fig. I. Der italinnische Skorpion (Scorpio eumpaeus) , a. b. die Seitenäugen, c. die Man-
dibulen oder Fi efszangen , d.d. die Palpen , e. f. der Schwanz.
Fi£
5i5
Fig. 2. Der vergrosserte Vortlertlifeil des Kopf- und Brustscliilds, a. a. die zwey gros-
sen, b. b. die vier kleinen Augen , c. c. die Mandibulen.
— 3. Die stark vergrüsserten Mandibulen, a. a. der bewegliche äussere und der unbe-
wegliche innere Finger, b. die Lippen,
— 4, Diese Lippen stark vergrüssert.
— 5. Das vergrosserte Schwanzende eines Skorpions, a. das vorlezte Glied, b. der
Schwanzknoten, c. das Giftloch am Schwanzstachel.
— 6. Der italiänische Skorpion von unten , a. die Öffnung an der runden Erhabenheit
über den Kämmen, nach Mosel die Mündung des Afters, nach Herbst die Mün-
dung der Geschlechtstheile,
-*«■ 7. Die Kämme dieses Skorpions vergrüssert, a. die runde Erhabenheit mit der Öff-
nung an der Wurzel derselben, b. b. die Kämme selbst.
-*— 8. Der afrikanische Skorpion (Scorpio afer) a. die Mandibulen , b. die zwey gros-
sen Augen in der Mitte des Brustschilds, c. c. die zwey Palpen, «3?. der Schwanz-
knoten. r
— 9. Diese zwey grossen Augen sammt dem Augenhügel vergrüssert.
— 10. Der amerikanische Skorpion (ScorpiG ainericauus') a, u. die zwey Palpen, b*
der Schwanzknoten,
Tabula XL
Fig. I. Siäzers amerikanischer Skorpion (Scorpio americanus).
— 1. Der teutsche Skorpion (Scorpio germanicus).
■ — 3. Das vergrosserte Stachelglied des Schwanzes mit dem Giftloche a.
— 4. Der punktirte Skorpion (Scorpio punctatus).
— 5. Eine vergrosserte Palpenscheere dieses -Skorpions , a. die Hand, b. b-, die gezähn-
ten Finger.
— 6. Die vergiösserte Giftblase am Shwanzende dieses Skorpions, a. der .Giftstachel,
b. ein gezähnter Anhang.
— 7. Der südländische Skorpion {Scorpio australis) a. die Mandibulen oder Frefszan-
gen, b. b. die Palpen, c. die Giftblase oder der Schwanzknoten.
— 8- Ein vergrüsserter! achtzehnzähnigter Kamm dieses Skorpions, a. das kugelförmige
Gelenke am Grundtheile, b. c. zwey abgesonderte Glieder am Kammende.
— 9. Die gegabelte Skolopender (Scolopendra j'orficata),
— 10. Der vergrosserte Kopf dieser Skolopender von unten, a. a. die Fühlhörner , b. b.
die scheerenfürmigen Frefszangen, c. c. die Grundtheile dieser Frefszangen.
— II. Die beissende Skolopender (Scolopendra morsitans) a. a. die Fühlhörner, b. die
rechte Frefszange, c. c. das lezte gabeiförmige Fuispaar.
**— « 12. Der stark vergrosserte Kopf dieser Skolopender von unten, a. der an den inne-
ren Finger angeschlossene äussere Finger der linken Fcefszange, b. der geöff-
nete äussere Finger der rechten Frefszange, c. c. die inneren Finger beyder
Frefszangen, d. d. der Grundtheil der Frefszangen, e. e. zwey Backenzähnen glei-
chende weiche Theüe, f>f> die dreyeckige Hornplatte des Unterkopfs.
-»— 13. Der Erdvielfufs (Julus terrestris).
— 14. Der vergrosserte Kopf desselben «.«. die Fühlhörner, b. b. zwey Zähne.
Ta-
3i6
Tabula XII.
Fig. I. Die Wolfsmilchraupe (Larva Sphingis Euphorbiae).
— 2. Die grosse Kühn- oder Fichtenraupe (Larva Phalaenae Bombycis Ptili).
— 3. Die Klee- oder Quittenraupe {Larva Phalaenae Bombicis Trifolii).
— — 4. Die Eichenraupe (Larva Phalaenae Bombycis Quercus).
— 5. Die Gabelschwanzraupe (Larva Phal. Bombycis Finulae) a. a. die Scheiden des Ga-
belschwanzes , b. b. die hervorgetriebenen spiralförmigen, rosenrothen Fäden.
— 6. Der Kopf dieser Raupe von vorne, a. die Spalte unter dem Kopfe, b. b. zwvy
dunkle Flecke auf dem ersten Ringe.
— 7. Der vergrösserte, mit vier Hervorragungen a. a. a. a. versehene Theil , welchen
diese Raupe aus der Spalte unter dem Kopfe hervors/reckt.
— g. Die Absonderungswerkzeuge des Giftsafts dieser Raupe, a. das Saftbehältnifs , b. b.
b. b. die Seidengefasse.
— 9. Die vergrösserte Scheide des Gabelschwanzes, a. b. a. b. diese mit Haaren besezte
Scheide selbst, c. ein schwarzes hornartiges Stück mit zwey steifen Haaren, wel-
ches auf dem lezten Ringe liegt.
— 10. Die Processionsranpe (Larva Phalaenae Bombycis Processioneae).
— 11. Die Pithyocampa {Larva Phalaenae Bombycis Pithyocampae).
— 12. Die schwarze Bärenraupe Larva Phalaenae Cajae).
►— 13. Die graue Bürstenraupe {Larva Phal. Bomb. Fascelinae).
— 14. Die grosse Holzraupe (Larva Phal. Bomb. Cossi) a. der Saft, welchen sie von
sich sprüzt.
—- 15. Die vergrösserten Absonderungsorgane dieses Safts, a. b. a. b. zwey Kanäle, wel-
che den Saft in den Mund führen, c. c. die Saftbehältnisse, d. d. die zufüh-
renden Gefässe.
— « 16. Die Sonderlingsraupe {T^arva Phal. Bomb. Antiquae) a. a. die zwey langen Haar»
büschel des ersten Rings, b. b. die weifsgelben Haarbüschel des vierten Rings,
c. c. die schwarzen Haarbüschel des fünften Rings , d. der dicke schwarze Haar-
büschel am Schwanzende.
*mm 17. Ein vergrößertes Ringwärzchen der Spnderlingsraupe mit seinem Haarbüschel, a
die Warze, b. die JNebenhaare der einzelnen Haare dieses Haarbüschels.
— lg. Ein solches Wärzchenhaar mit seinen Nebenhaaren stark vergrüssert.
— 19. Ein stark vergrössertes gelbliches Haar der übrigen Oberfläche des Körpers mit
seinen .Nebenhaaren.
Tabula XIII.
Fig. 1, Der Hirschschröter (Lucanus Cervus) «. die Saugrüssellippen , b.: b. die Fühlhör-
ner, c. c. die geweihartigen Maxillen.
— 2. Die spanische Fliege (Meloe vesicatorius).
— 3. Die Maulwurfsgrille (Gryllo - talpa) a. das daumenförmige Glied des Fufsblatts,
b. das zweyzackichte Glied, worinnen ersteres eingelenkt ist , c. das dritte vier-
zackichte Glied des Fufsblatts.
— 4. Der Wanzenskorpion (ISjepa cimicoides).
— 5. Der vergrösserte Kopf dieses Insekts nebst den Vorderfüssen von unten , a. die
Saugstaclielscheide, b. die rechte geöffnete Fangklaue, c. die linke eingeschla-
gene Fangklaae.
r.v.
3'7
Fig. 6. Die inaskirte Wanze (Cimex personatus).
— 7. Diese Wanze in ihrem Nymphenstande.
— 8« Der vergrösserte Kopf und Saugstachel dieser Wanze.
— 9. Die Eyer der Riesenwespe (Sirex Cngas). a. m natürlicher Grösse, fc. vergrüsseit»
— 10. Die Larve der Riesenwespe.
■ — 11, Die Puppe derselben.
. — 13. Das vollkommene Insekt oder die Riesenwespe selbst, a. die spindelförmige Spitze
des lezten Hinterleibrings , ü. der weibliche Stachel.
— 1 13, Dieser Stachel stark vergrössert, a. der Grundtheil, b. b. die eckigten Hervorra-
gungen in der Mitte der Scheidenblätter, c. der mit Widerhäkchen verse-
hene Stachel selbst.
— 14. Die Leiblaus (Pediculus humanus corporis) stark vergrössert.
— 15. Der vergrösserte Saugstachel der Kopflaus, a. der Stachel seihst, b. die Scheide
des Stachels , c. die Gegend des Mundes , d. der Schlund , e. der Anhang der
Speiseröhre.
— 16. Der Stachel mit seiner Scheide noch mehr vergrössert, a. der etwas krumrageba-
gene Stachel, b. einige Widerhaken am Vordertheile der Stachelscheide, e.
die Fortsetzung dieser Scheide.
— 17. Der stark vergrösserte Schwanzring der männlichen Kopflaus, a. der Begattungs-
stachel, b. b. der breite Grundtheil dieses Stachels»
Tabula XIV.
Fig. I. Die Sandkrabbe (Cancer vocans) in natürlicher Grösse.
— 2. Die Giftkrabbe (Cancer Dromia.) verkleinert.
*— 3. Der gemeine Taschenkrebs (Cancer Pagurns) verkleinert.
— 4. Die TeüTelskrabbe (Cancer MajaJ von unten und verkleinert.
— 5. Die Seeheuschtecke (Cancer Homarus) verkleinert, a. a. die grossen, spiralför-
migen Hörner, b. die zwey mittleren, c. die zwey kleinen Hörner, d. d. die
2wey langen gabelförmigen Bartspitzen,
— 6. Der Schwanenkrebs (C<mcer Mantis) verkleinert, a. a. die Scheeren, b. b. die
zwey langen Fühlhörner, c. c. die zwey kurzen Fühlhörner d. d. die Schwimm-
blätter, e. e. e. die sechs Schwimm- oder Vorderfüsse, f. f. zwey unter den
Scheeren hervorkommende kurze Füsse, g. g. g. die sechs Hinterfüsse, h, das
stachlichte Schwänzende.
— 7. Der Sandkrebs (Cancer Chiragricus) a. a, die Schwimmblätter , b> die Scheere, «>
die Schwimm! üsse.
Tabula XV.
Tig. I. Die tödtliche Solpuge (SoJpuga fatalis) a. a. die Kinnfadenscheeren , b. b. die
zwey vorderen Fühlspitzen, oder, nach Pallas , das erste Paar Füsse, c. c, die
zwey hinteren Fühlspitzeu, oder das zweyte Paar Füsse, d. d. der Kopfschild.
— — 2. Der Vordertheil des K jpfs der i<;dtlichen Solpuge von unten, a. a. die Kinnladen?
scheeren, b. b. die unteren Kinnladen, c. die saugstachelfürmige Lippe.
•—- 3. Die afrikanische Solpuge (Solpuga a/ricana).
— - 4. Das Phalaugium mit halbmondförmigem Brustschilde (Phalaugium lunatum), Wahl-
schein*
SiS
scheinlich das Weibchen, nach Herbst, a. das mit den zwey kleinen Augen be-
sazte Hügelchen, b. b. die zwey grossen Augen, c. c. die klauenförmigen Maxil-
len, d. rf..die Palpen oder Fangarme., e. e. e. e. die fühlhoruförmigen Fasse
oder Herbsts Cirren, f. der Eyergang c[ps Weibchens.
Fig. 5. Eine vergrösserte Maxille nebst einem Theil der Palpe dieses Plialangiums von
der Seite , a. das Einlenkungsglied der Maxille, b. das zweyte bauchigte, c. das
dritte klauenförmige Glied, d. das Einlenkungsglied der Palpe, e. eine Verlän-
gerung dieses Glieds , f. das zweyte , g. ein Theil des dritten Palpenglieds.
— 6^ Das stark vergrösserte Ende einer Palpe desselben Phalangiums, a. a. zwey kurze
hornartige Dorne , b. b. zwey längere Dorne, c. der cylindrische Theil des läng-
sten Dorns, d. ein dornichter Auswuchs an diesem Theile , e. das klauenförmige
Ende des längsten Dorns.
— 7. Die giftige Fliegenwanze (Cimex venenatus).
— 8- Das Weibchen der Kolumbatczer Mücke {Culex Columbatczensis) ia natürlicher
Grösse.
— 9. Diese Mücke vergrösserr.
— 10. Der stark vergrösserte Kopf derselben.
— - II. Der Kopf- und ßrustschild eines Sckorpions von unten, a. tf. die Mamillen, b. b.
die Lippen, c. c. d. d. e. e. f. f. die Einlenkungsglieder der acht Füsse, g. ein
häutiges Läppchen, an welchem die Kämme sitzen, h. eine leere glatte Stelle der
Brust, Li. die zwey Kämme selbst, k, eine fleischigte, in der Mitte mit einer
Öffnung versehene Erhöhung unter dem häutigen Kammläppchen — wahrschein-
lich die Öffnung der Geschlechtstheile.
— 12. Der Kopf- und Brustschild eines Skorpions von oben, an welchem, nach wegge-
nommenen Frefszangen, folgende Theile sichtbar werden, a. a. die Maxillen, b. b.
die Lippen, c. das zwischen der Basis der Maxillen belindliche Maul, d. d. d. die
Höhlung der Brust, e. e. einige fast knochenartige Bogen, die dieser Höhlung
Festigkeit und Wölbung geben.
Ver-
3i9
Verbesserungen.
Seite 39 Zeile ig kann, statt läfsc.
— 3 5 """- * hinterleibe, statt Hinterleibe.
— — 40 •— 19 vermi cutis , statt vermiculus.
— 48 — l in ihr, statt inniger.
— 49 — 15 ist nach bahnen ausgelassen sich.
— 57 — 6 Wanzenkäfer, statt Warzenkäfer,
— — — 2$ und den, statt unter den.
— 62 — 7 sthwanzborsten, statt Schwanzborsten.
— 65 — 21 blutharnen , statt Blutharnen.
— 66 — 14 Niederschlagenheit, statt Niedergeschlagenheit.
— — — 24 errettet, statt gerettet.
— 67 — 9 als, statt das.
— 70 — 11 mit, statt in.
— 81 — 10 erhält, statt enthält.
— 137 — 34 mit, statt von.
— 159 — 11 Mens, statt Mevis,
— 162 — 34 in dem, statt in den.
— 165 — 9 für, statt vor.
— 19« — 22 equinoctionali, statt equinoctiali.
— 197 — g Laube, statt Laubs.
— - 203 — 7 widernatürlichen, statt widerwärtigen.
— 204 — 17 den, statt dem.
— 212 — 29 wenn sie, statt wenn bey,
— 213 — 7 Busch, statt Tisch.
— 220 — 29 dem, statt den.
— ■ 232 — 24 nigris, statt nigras.
— — — 35 nigras, statt nigris.
— 234 Zeile des Texts 8 donischen, statt ionischen.
— 235 — 23 vor, statt von.
— 243 — 10 ersteres, nicht aber lezteres, statt lezteres,
nicht aber ersteres.
r— 239 — 7 Filümr, statt Filiau.
ENTOMOLOGIE
und
HELMINTHOLOGIE
des
menschlicken Körpers
oder
Beschreibung und Abbildung der Bewohner und Feinde desselben
N unter den Insekten und Würmern
von
D. Johann Heinrich- Jördens
Königl. Preufs. Hofrathe, der Kurfüvstl. Maynzisch.?n Acaderoie nützlicher Wissenschaften zu Erfurth. und
_ der mineralogischen Socii'jtät zu Iena Ehrenmitglied.
Erster Band
die Entomologie enthaltend
•mit fünfzehn Kupfertafeln,
Hof; bey Gottfried Adolph Graru iftoi,
Preifs mit illurainirten Kupfern 13 tblr. 12 gr. sächs, oder 2% fl. Ig kr. rheiu.
mit, schwarzen Kupfern 10 thlr, 8 Sv* sächs* oder ig fl, 36 kr, rhein.
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