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Full text of "Entomologie und Helmintologie des menschlichen Korpers, oder, Beschreibung und Abbildung der Bewohner und Feinde desselben unter den Insekten und Wurmern"

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ENTOMOLOGIE 

und 

HELMINTHOLOGIE 

des 
MENSCHLICHEN    KÖRPERS, 

o  d  er 
Beschreibung  und  Abbildung  der  Bewohner  und  Feinde  desselben 
unter  den  Insekten  und  Würmern 

von 

D.     JOHANN    HEINRICH    JÖRDENS 

Königl.  Preuss.   Hofrathe,    der  Kurfürstl.   Maynzischen    Akademie  nützlicher   Wiflenschaften   zu   Erfurt  und  der 

mineralogischen  Societät  zu  Jena  Ehrenmitgliede. 


. 


ERSTER      BAND. 


Mit     fünfzehn    colorirten     Kupfer  tafeln. 


Hof,     Joei    Gottfried    Adolph    Grau.     1801. 


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Vorrede. 


IVIan  hat  sich  in  unserm,  die  Entomologie  als  Lieblings-  und  Mo- 
dewissenschaft cultivirenden  Zeitalter  vorzüglich  angelegen  seyn 
lassen,  sie  auch  in  praktischer  Hinsicht,  besonders  für  den  Forst- 
mann zu  bearbeiten,  und  hierdurch  eine  Menge  der  Staatsökono- 
mie nützlicher  Kenntnisse  zu  verbreiten.  Sonderbar  mufs  es  aber 
scheinen,  dafs  man  hierüber  aus  der  Acht  gelassen  hat,  den  Vor- 
zug zu  würdigen,  welchen  der  menschliche  Körper  in  dieser  Rück- 
sicht selbst  verdient.  Zwar  fehlt  es  nicht  an  älteren  und  neueren 
Schriften,  in  welchen  der  Nachtheil,  den  gewisse  Insekten  auf  die 
Gesundheit  des  Menschen  zu  äufsern  pflegen,  entweder  nur  gele- 
gentlich berührt,  oder  besonders  erörtert  worden  ist.  Im  ganzen 
aber  liefert  alles  das  Wahre  und  Falsche,  welches  hin  und  wieder 
über  diesen  Gegenstand  zerstreut  oder  nachlässig  in  ein  scheinbar 
Ganzes  verarbeitet  gefunden  wird,  nur  Bruchstücke  zu  einem  sy- 
stematischen Gebäude,  welches  Meyer  in  Beziehung  auf  die  gifti- 
gen Insekten  schon  1792  aufzuführen  begann,  aber,  leider!  unvol- 
lendet blieb.  So  wenig  ich  mich  stark  fühle,  das  zu  ersetzen,  was 
dieser  bekannte  Naturforscher  zu  wünschen  übrig  liefs;  so  wage 
ich  es  doch  vorliegende  Schrift  —  die  Frucht  vieljähriger  Arbeit  — 
den  Kennern  und  Freunden  der  Insekten  -  und  Würmerkunde  als 


. 


*  2  einen 


IV 

einen  kleinen  Versuch  zur  Beurtheilung  vorzulegen,  und  sie  hier- 
zu durch  die  Bekanntmachung  mit  demjenigen,  was  ich  in  Bezie- 
hung auf  Literatur,  Plan,  beabsichtigten  Zweck  und  Bearbeitung 
des  Ganzen  leisten  wollte,  im  Stande  zu  setzen. 

Was  die  Literatur  betrifft,  so  folgen  hier  die  mir  bekannt  ge- 
wordenen allgemeinen  Schriften,  welche  von  der  Schädlichkeit  und 
Giftigkeit  verschiedener  Insekten  und  Würmer  in  Beziehung  auf 
den  menschlichen  Körper  handeln,  in  chronologischer,  die  einzel- 
ne Insekten  und  Würmer  betreffenden  aber,  unter  den  ihnen  an- 
gewiesenen Rubriken  in  alphabetischer  Ordnung. 

Lipsstorp,   Gustav.  Dan.    de  Anlmalculis  in  C.   H.  genitis.     L.  B.   1SS7. 

Paullini,  Christ.  Francis«,  Disquisitio  curiosa  an  mors  naturalis  sit  substantia  ver- 
minosa?  Francof.  et  Lips.  1703.  8-  Es  kommen  in  dieser  Schrift  wahre  und  er- 
dichtete Insekten,  Würmer,  Amphibien  etc.  durch  einander  vor,  welche  auf  und  in 
dem  menschlichen  Körper  gefunden  und  als  Ursachen  besonderer  Krankheiten  ange- 
sehen worden  sind.  Zugleich  sucht  der  Verfasser  durch  Beispiele  zu  beweisen, 
dafs  Fliegen,  Wespen,  Hornisse  und  andere  Insekten,  indem  sie  in  den  Exkremen- 
ten, Geschwüren,  Kadavern  etc.  solcher  Personen,  die  an  ansteckenden  Krankheiten 
leiden  oder  gelitten  haben,  ihre  Nahrung  suchen,  im  Stande  sind,  durch  ihren 
Stich  den  angesogenen  Krankheitsstoff  auf  gesunde  Personen  übeizutragen  und  so 
die  Dysenterie,  Pest   und  andere  anfteckende  Krankheiten  weiter   zu  verbreiten. 

Glerici,  Daniel.  Historia  naturalis  et  medica  latorum  Lumbricorum  intra  Hominem 
et  alia  Animalia  nascentium.  Genevae  1715.  4.  c.  Tab.  aen.  Aufser  der  Beschrei- 
bung der  wirklich  vorhandenen  und  erdichteten  Würmer  der  damaligen  Zeit,  ge- 
schieht auch  hin  und  wieder  solcher  Insekten  Erwähnung,  welche  dem  menschli- 
chen Körper   nachtheilig   werden  können, 

Hoffmanni,  Frid.  Diss.  de  Anirnalihus  humanorum  corporum  infestis  hospitibus 
(Rc.^p.  S.  de  Drauth).  Halae,  1731.  4.  handelt  überhaupt  von  gewöhnlichen  und  un- 
gewöhnlichen Bewohnern  des  menschlichen  Darmkanals.  Zu  letzteren  rechnet  er 
auch  die  Blutige],  Frösche,   Kröten,  Eidexcn,   Käfer  etc. 

B  a  i  e  r 


Bai  er,   Ch.  G.   de  generatione  Insector.  In   C.  H.    Altoifl   1710. 

Stenzel,  C.  G.  Diss.  de  Insectorum  in  C.  H.  genitorum  varia  forma  et  iadole 
(Resp.  G.  Vaghi).    Vitemb.  1711, 

Kratzensteins,  C.  G,  Abhandlung  von  der  Erzeugung  der  Würmer  im  menschli- 
chen Körper.  Halle  1748.  8-  enthält  eine  sehr  unvollständige  Angabe  von  den  auf  der 
Oberfläche  des  menschlichen  Körpers  wie  in  dessen  Eiugeweiden  vorkommenden 
Würmern  etc. 

E  in  na  ei  Diss.  de  noxa  insectorum  (Resp.  Bäkner).  Upsal.  1752.  und  in  den  Arnoe- 
nit.  acad.  Vol.  III.  p.  337.  Es  kommen  hierinnen  vor  :  Pediculus  humanus,  Pu- 
lex  irrit.  Pedic.  pub.  Acari  sirones,  Acari  ricini,  Formica  rufa  et  rubra,  Forficula 
auricularia,  Cimex  lectul.  C'onops  calcitr.  Tabani  varii,  Culex  pip.  et  pulicar. 
Vespae  crabrones  et  vulgares,  Muscae  domesticae,  Hippobosca  equina,  Gryllus  do- 
rnest. Araneae  variae ,  Pedicul.  pulsatorius.  Unter  der  Rubrik  von  Insekten,  wel- 
che den  menschlichen  Lebensmitteln,  Kleidungsstücken',  Geräthschaften  etc.  schäd- 
lich werden,  führt  er  noch  auf:  Musca  carnaria,  Dermest.  lard.  Blatta  oriental. 
Muse,  meteorica,  Der  Ritter  begnügte  sich  überhaupt  nur  an  das  Bekannteste  von 
der  Schädlichkeit   jedes   dieser  Insecten  mit  einigen   Zeilen  erinnert  zu  haben. 

Heise,  J.  G.  Diss.   de  insector.  noxio  effectu   in  C.  H.      Halae   1757. 

Kniphof,  J.  H.  Diss.  de  Pediculis  inguinalibus,  insectis  et  vermibus  liomini  mole- 
stis  (Resp.  Reichard).  Erfurti  1759.  c.  Tab.  III.  aen.  4.  Eumbricus,  Vermis  S.  Viti, 
Ascarides,  Taenia,  Cucurbitini,  Dracunculus,  Pulex  irrit.  et  penetrans,  Hirudo, 
Culex,  Crinones,  Acari,  Cimex,  Pediculus  capitis  et  pubis  sind  die  Würmer  und 
Insekten,    die  der  Verfasser  kürzlich  in   der  angegebenen  Ordnung   durchgehet, 

Pallas,  P.  S.  Dissert.  de  Insectis  viventibus  intra  viventia.  L.  Bat.  1760.  4.  schränkt 
sich  nicht  blos  auf  den  Menschen  ein,  sondern  handelt  überhaupt  von  den  Insekten 
und   Würmern,   welche   innerhalb    des    thierischen   Körpers    gefunden  worden  sind. 

Amoreux,  P.  J.  Diss.  de  noxa  animalium.  Monspel.  1762.  gedenkt  auch  verschiede- 
ner schädlichen  Insekten,    so   wie  folgende   Schrift: 

Sauvages,    Diss.   de  venenatis   Galliae  animalibus    (Resp.  Berthelot).     Monspel.  1763. 

Spielmann,  I.  R.  Diss.  de  Animalibus  noeivis  Alsatiae  (Resp.  Weiler).  Argento- 
rat.    1768.     enthält  §,  XX.  das   Verzeichnifs   der  Insekten  und  §,  XXI,  das   Verzeich- 

nifs 


VI 

nifs  der  Würmer,  welche  in  Elsas  als  vorzüglich    dem  Menschen  schädlich   bekannt 
sind. 

Wietzel,  J.  C.  Diss.  de  morsibus  et  puneturis  animalium.   Argentor.  1776. 

Buchoz,  Histoire  des  Insectes  nuisibles  a.  l'homme,  aux  bestiaux,  i  l'agriculture  et 
au  Jardinage,  ä  Paris  1781.  Göze  hat  hiervon  eine  mit  Anmerkungen  begleitete 
Uebersetzung  geliefert,  unter  dem  Titel  :  Geschichte  einiger  den  Menschen,  Thie- 
ren  ,  Oekonomie  und  Gärtnerey  schädlichen  Insekten  ,  Leipzig  1787.  8.  Der  In- 
halt dieses  264  Seiten  enthaltenden  Buchs  ist  zu  viel  umfassend,  als  dafs  viele  von 
den  dem  menschlichen  Körper  nachteiligen  Insekten  hatten  angeführt  weiden  kön- 
nen,  enthält  aber  übrigens  viel   Schätzbares. 

Abhandlungen  über  die  Schädlichkeit  der  Insekten,  aus  Linn.  Amoen.  mit  Profes- 
sor Biwalds  Zusätzen  ,  aus  dem  Lateinischen  mit  vielen  Anmerkungen  übersetzt. 
Breslau  1783.  —  Eine  Uebersetzung  der  oben  angeführten  Schrift,  die  durch  die 
Anmerkungen  des  Herausgebers  sehr  bereichert  worden  ist. 

Amoreux,  Notice  des  Insectes  de  la  France,  reputes  venimeux,  ä  Paris  17S9»  S. 
maj.  c.  Tab.  II.  aen.  —  Eine  von  der  Acad.  zu  Lion  gekrönte  Preisschrift,  wel- 
che in  vieler  Rücksicht  wichtig  ist,  ohngeachtet  sich  der  Verfasser  blos  auf  die  in 
Frankreich  bekannten  schädlichen  Insekten  einschränken  mufste.  Nur  führt  er  eine 
Menge  Insekten  an,  wozu  keine  Fakta  vorhanden  sind,  die  seine  Muthmafsungen 
über  ihre   Giftigkeit  begründen  könnten. 

Meyers,  F.  A.  A.  Gemeinnützliche  Naturgeschichte  der  giftigen  Insekten,  Erster 
Theil,  Berlin  1792.  8.»  ist  nach  einem  viel  umfassenden  Plan  angelegt,  indem  der 
Verfasser  auch  die  blos  verdächtig  scheinenden  Insekten  aufgenommen  hat.  Mehr 
als  der  erste  Theil,  welcher  die  Panzerflügel,  Pergamentflügel,  Staub-  und  Ader- 
flügel enthält,    ist  aber  davon  zur   Zeit  nicht  erschienen. 

Aus  dem  Verzeichnisse  dieser  Schriften  erhellet,  dafs  sie  theils 
blos  als  Beitrage  zur  naturhistorischen  Topographie  für  gewisse 
Gegenden  Werth  haben,  theils  nur  einseitig,  entweder  blos  in  Be- 
ziehung auf  Entomologie,  oder  auf  Helminthologie  bearbeitet,  theils 
unvollendet  gelassen,  theils  mit  andern  nicht  zur  Absicht  gehören- 
den Dingen  vermischt  worden  sind>  und  den  richtigen  Gesichts- 
punkt 


VII 

punkt    einer    Entomologie    und    Helminthologie    des    menschlichen 
Körpers  nicht  gefafst  haben. 

Der  Begriff  einer  solchen  auf  den  menschlichen  Körper  ange- 
wendeten Würmer-  und  Insektenkunde  kann  überhaupt  weit  oder 
enge  genommen  werden.  Anfänglich  glaubte  ich  blos  die  Ge- 
schichte derjenigen  Insekten  und  Würmer  darunter  befassen  zu 
müssen,  welche  allein  auf  den  menschlichen  Körper  angewiesen 
sind  und  sich  nur  auf  oder  in  demselben  fortzupflanzen  pflegen. 
Da  aber  auch  solche  Insekten  und  Würmer,  die  nur  zufälliger 
Weise  an  oder  in  den  menschlichen  Körper  kommen,  und  wegen 
besonderer  Verhältnisse  zu  ihm,  wegen  vorzüglicher  Plagen  und 
Krankheiten,  die  sie  ihm  erregen,  gekannt  zu  werden  verdienen 
und  wichtig  sind  für  die  Geschichte  des  Menschen:  so  habe  ich 
auch  diese  einer  Aufnahme  werth  geachtet,  und  in  beider  Rück- 
sicht mir  die  Eintheilung  anderer  Zoologen ,  z.  B.  der  Ornitholo- 
gen  zum  Muster  gemacht,  welche  diejenigen  Vögel  zu  den  einhei- 
mischen eines  Landes  zählen,  die  im  Lande  selbst  nisten  und  brü- 
ten, die  übrigen  aber  zu  Zug-  und  Strichvögeln  machen,  welche 
nur  zufälliger  Weise,  um  der  Nahrung  willen,  ein  oder  das  andere 
Land  häufiger  besuchen. 

WTerth  der  Aufmerksamkeit  jedes  denkenden  Menschen  schie- 
nen mir  ferner  diejenigen  Insekten  zu  seyn,  welche  die  Auflösung 
unsers  Körpers  nach  dem  Tode  und  die  Entmischung  seiner  Grund- 
stoffe in  vielen  Fällen  befördern  helfen.  Ich  habe  daher  auch  die- 
sen unter  den  zufällig  schädlichen  Insekten  einen  besondern  Ab- 
schnitt gewidmet,  endlich  aber,  der  Geschichte  und  der  Vollstän- 
digkeit des  Ganzen  wegen,  in  einem  kurzen  Anhange  noch  die 
Geschichte  einiger  erdichteten  WTürmer  und  dasjenige  beigefügt, 
was  von  verschiedenen  Amphibien,  die  sich  in  den  menschlichen 
Körper  verirrt  haben  sollen,  gelegenheitlich  gelogen  oder  wahr  be- 
funden worden  ist. 

Ohne 


Von  den  Abbildungen  der  dem  Texte  folgenden  Kupfertafeln, 
welche  ihre  sorgfältige  Bearbeitung  in  Rücksicht  des  Stichs  und  der 
Illumination  der  gefällig  übernommenen  Aufsicht  des  rühmlichst  be- 
kannten Kunstkenners,  Herrn  Frauen holzes  in  Nürnberg  ver- 
danken, habe  ich  viele  nach  der  Natur  gemahlt,  die  meisten  aber 
aus  anderen,  gröfseren  und  kleineren  Werken  entlehnt.  Ohngeachtet 
sie  den  Preis  dieser  Schrift  sehr  erhöhen,  so  machen  sie  doch  ei- 
nen wesentlichen  Theil  des  Ganzen  aus,  da  sich  ohne  ihre  Bei- 
hülfe, mit  aller  wörtlichen  Schilderung,  kein  deutlicher  Begriff  von 
unbekannten  Insekten  und  Würmern,  oder  den  Organen  machen 
läfst,  wodurch  sie  schädlich  zu  werden  pflegen.  Diese  Abbildun- 
gen folgen,  auf  der  gröfseren  Anzahl  der  Kupfertafeln,  in  einer  von 
der  im  Texte  zu  Grunde  gelegten  Abtheilung  verschiedeneil  und 
ganz  nach  dem  Linneischen  Systeme  fortlaufenden  Ordnung,  weil 
ich  anfangs  Willens  war,  die  sämmtlichen  Insekten  und  Würmer 
nach  ihren  Klassen  und  Geschlechtern  abzuhandeln  und  nur  in  ei- 
nem tabellarischen  Conspektus  jene  Abtheilungen  vor  Augen  zu 
legen.  Die  letzteren  Tafeln  sowohl  des  ersten  als  des  zweiten 
Bandes,  sind  als  Ergänzungstafeln  anzusehen,  welche  ich  erst 
während  der  Bearbeitung  des  Textes  hinzuzufügen  für  nöthig  fand. 
Aufser  den  verletzenden  Werkzeugen  habe  ich  bei  denjenigen  In- 
sekten, welche  vorzüglich  schädlich  oder  lästig,  und  in  mehr  als 
einer  Hinsicht  merkwürdig  sind,  auch  die  verschiedenen  Lebens- 
perioden von  ihrer  ersten  Entstehung  bis  zu  ihrer  vollkommenen 
Ausbildung  durch  Zeichnungen  anschaulich  gemacht.  Und  wenn 
dieses  vielleicht  den  Vorwurf  einer  unnöthigen  Vertheuerung  er- 
halten sollte,  so  bitte  ich  in  Erwägung  zu  ziehen,  dafs  ich  den 
Raum  jeder  Kupfertafel  gewifs  möglichst  benutzt  und  auf  eine  Ta- 
fel meistens  so  viel  Abbildungen  gebracht  habe,  als  man  oft  in 
ähnlichen  Werken    auf  zwei   bis    drei  Tafeln  vertheilt  findet. 

Beinahe    ist   es  als  blofse  Wiederholung   auzusehen,    wenn  ich 
mich,  nach  dem  bisher  gesagten,   noch  besonders  darüber  erkläre, 

für 


XI 

für  wen  dieses  Buch  eigentlich  bestimmt  ist,  oder  wem  es  vor- 
züglich nützlich  werden  kann.  Ich  glaube  ohne  Uebertreibung  be- 
haupten zu  können,  dafs  der  Naturforscher,  welchem  es  nicht  blos 
darum  zu  thun  ist,  Insekten  und  Würmer  den  Namen  nach  ken- 
nen zu  lernen,  sie  systematisch  zu  ordnen  und  allenfalls  Zimmer 
damit  auszuschmücken,  sondern  sich  auch  physiologisch  und  the- 
rapevtisch  von  ihrem  Nutzen  und  Schaden  zu  unterrichten,  und 
dem  es  gleichwTohl  an  Geld,  Gelegenheit,  Lust  oder  Zeit  fehlt, 
sich  die  nöthigen  Bücher  zu  verschaffen  und  aus  einer  so  beträcht- 
lichen Menge  Schriften,  das  hierher  gehörige  aufzusuchen  und  zu 
vergleichen;  dafs  ferner  der  Anthropologe,  welchem  diese  Schrift 
manche  wichtige  Beiträge  und  neue  Ansichten  zur  vollständigem 
Bearbeitung  der  Geschichte  des  Menschen  liefert;  der  Arzt  und 
Wundarzt,  der  durch  die  nöthige  Kenntnifs  der  verletzenden  Orga- 
ne und  Verletzungsart  in  Stand  gesetzt  wird,  über  die  Behand- 
lung der  Verletzungen  und  Zufälle,  welche  Insekten  und  Würmer 
hervorbringen  können,  richtiger  zu  urtheilen,  die  bisher  gebräuch- 
lich gewesenen  Mittel  zu  prüfen  und  sie  vielleicht  mit  zweckmäfsi- 
geren  zu  vertauschen,  und  endlich  der  Liebhaber  alles  Wissens- 
werthen  aus  verschiedenen  Theilen  der  Wissenschaften,  dessen 
Geschäfte  es  aber  nicht  erlauben,  sich  mit  dem  Detail  der  Ento- 
mologie und  Helmintologie  zu  befassen,  —  in  dieser  Schrift  Be- 
lehrung und  eine  in  mancher  Hinsicht  nützliche  Unterhaltung  fin- 
den werden. 

Sollte  das  Ganze  die  erwünschte  Aufnahme  erhalten,  welche 
zur  Schadloshaltung,  ich  will  nicht  sagen  für  den  beträchtlichen 
Zeit-  und  Mühe-  sondern  nur  für  den  Kostenaufwand  nöthig  ist, 
den  Verleger  und  Verfaffer  dabei  machen  mufsten;  so  werde  ich 
mir  angelegen  seyn  lassen,  dasjenige  zu  einem  Supplemente  zu 
sammeln,  was  weiter  entdeckt  wTerden  möchte  und  vorzüglich  noch 
auf  der  Liste  der  zufälligen  Feinde  des  menschlichen  Körpers  fehlt, 

welche 


XII 

welche  unfehlbar  durch  die  noch  weniger  bekannten  Insekten  und 
Würmer  aus  andern  Weltgegenden,  eine  beträchtliche  Vermehrung 
zuläfst. 

Schlüfslich  halte  ich  es  nicht  für  überflüssig,  für  manche  Le- 
ser noch  eine  kurze  Erklärung  der  Titelvignetten  beizufügen.  In 
der  zum  ersten  Bande  gehörigen  habe  ich  die  Sorglosigkeit  und 
Unvorsichtigkeit,  durch  welche  die  meisten  in  denselben  beschrie- 
benen Insekten  dem  Menschen  nachtheilig  und  gefährlich  zu  wer- 
den pflegen,  in  dem  Bilde  des  kleinen  Amor  des  Anakreons  vor- 
gestellt, der  eine  Rose  abbrechen  wollte,  aber  von  der  darauf  siz- 
zenden  Biene,  welche  ihm  zu  schlafen  schien,  in  den  Finger  ge- 
stochen wurde  und  nun  wehklagend  über  die  ganze  Hand,  zu  sei- 
ner Mutter  eilt,  welche  ihn  warnend  dadurch  zu  beruhigen  sucht, 
dafs  sie  die  Schmerzen,  die  er  durch  seine  Pfeile  in  den  Herzen 
der  Liebenden  veranlafst,  noch  über  die  Schmerzen  vom  Bienen- 
stiche erhebt. 

Die  Vignette  zum  zweiten  Bande,  welcher  von  den  auf  und 
innerhalb  des  menschlichen  Körpers  Nahrung  suchenden  Wür- 
mern handelt,  habe  ich  in  Beziehung  auf  den  Gedanken  entwor- 
fen :  der  Mensch  ist  selbst  eine  Welt  und  seine  Bewoh- 
ner ergötzen  sich  bei  seinem  Schmerz,  und  stellt  die  Ope- 
ration vor,  die  ein  Neger  an  einem  Europäer  verrichtet,  an  dessen 
Fufs  sich  ein  Guineawurm  in  die  Haut  eingebissen  hat,  der  unter 
derselben  wie  ein  durchschimmernder  Nerve  zu  erscheinen  pflegt. 
Diese  Operation  besteht  darinnen,  dafs  dieser  beträchtlich  lange 
Wurm  durchs  langsame  Aufwickeln-  auf  ein  Stäbchen  ausgezogen 
wird,  wobey  die  Neger  grofse  Behutsamkeit  anzuwenden  pflegen, 
weil  gefährliche  Zufälle  erfolgen,  wenn  der  Wurm  abreifst  und  ein 
Theil  desselben  zurückbleibt. 


XEß 


Inhalt    des    ersten   Bandes. 


Seit« 
Einleitung.  XVII  bis  X  XVtll 

Erste  Abtheilung.  Geschichte  derjenigen  Insekten,  welche  ausschliefslich  auf 
dem   menschlichen  Körper  leben,   und  sich  nur  auf  demselben  fortpflanzen 

können  3 

1.  Die  Aussatzfliege,    Musca    leprae  ■> 

2.  Der  Floh  des  Hautjuckens  der  Greise,    Pulex  pruriginis  senilis  3 

3.  Die  Kopflaus,  Pediculus  humanus  capitis  q 

4.  Die  Leiblaus,    Pedicul.  humanus  corporis  je 

5.  Die  Filzlaus,    Pediculus  pubis  jq 

6.  Die  Krätzmilbe,     Acarus  scabiei  22. 

Zweyte  Abtheilung.  Geschichte  derjenigen  Insekten,  die  den  menschlichen 
Körper  nicht  zum  angewiesenen  Woanplatz  haben,  aber  doch  wegen  vor- 
züglicher Plagen  und  Krankheiten,  welche  sie  ihm  zuziehen,  merkwürdig  sind  32 

Erster  Abschnitt.      Zufällig   schädliche   Insekten,    welche    den  menschlichen  Körper 

gewöhnlich  und  vorzugsweise  aufsuchen  3  2, 

1.  Die  Bettwanze,    Cimex  lertulariu-s  ^ 

2.  Die  Menschenbremse,    Oestrus  hominis  aq 

3.  Der    gemeine  Floh,   Pulex  irritans  *  j 

4.  Der  Sandfloh,    Pulex  penetraits  n-r 

Zweyter  Abschnitt.     Zufällig  schädliche  Insecten,  welche  den  menschlichen  Körper 

seltener  und  nur  unter  gewissen  Umständen  verletzen  c  t 

1.  Der  Hirschschröter  ,    Lucanus  Cer-vus  «- 

2.  Der  Inquisitor,   Cerambix  Inquisitor  j-. 

3.  Der  beissende  Bockkäfer,   Cerambix  mordax  ce 

4.  Der  graue  Holzbock,    Cerambix  einer eus  es 

5.  Der  schwarzbraune  Warzenkäfer,   Cantharis  fusca  c5 

6.  Der  Laufkäfer,    Carabus  _o 

7.  Die  spanische  Fliege  ,  Meloe  vesicatorius  £0 
g.  Der  Raubkäfer,  Staphyliuus  ^g 
9.  Der  grosse  Ohrwurm,    Forficula  auricularia  ßc 

10.  Die  amerikanische  Schabe,   Blatta  amencana  7I 

11.  Die  Maulwurfsgrille,    Gryllo  -  talpa  -« 

12.  Der   Warzenfresser,     Gryllus  verrueivorus  7a 

13.  Der  Wanzenskorpion,    Nepa  eimieoides     -  c0 

14.  Die   maskirte  Wanze,    Cimex  personatus  o^ 


*  * 


15. 


XIV 


15-  Die  Ringelwanze,  Cimex  annulatus 

16.  Die  giftige  Fliegenwanze,   Cimex  venenatus 

Raupen  oder  Schmetterlingslarven  überhaupt 

17.  Die  Wolfsmilchraupe,  Larva  Sphingis  Euphorbiae 

18.  Die  grosse  Kühn-  oder  Fichtenraupe,    Larva  Bombycis  Pini 

19.  Die  Klee  -  oder  Quittenraupe ,  Larva  Phalaenae  Bombycis  TrifoUi 

20.  Die  Eichenraupe,    Larva  Phalaenae  Bombycis  Quercus 

21.  Die  Gabelschwanzraupe,    Lav.  Phal.  Bomb.   Vinulae 

22.  Die  Processionsraupe,  Larv   Plial.  Bomb.  Processioneae 

23.  Die  Pithyocampa,   Larv.  Phal.  Bomb.  Pnhyocampae 

24.  Die  schwarze  Bärenraupe    Larv.  Phal.  Bomb.  Caiae 
35.   Die  graue  Bürstenraupe,    Lav.  Phal.    Bomb.  Fascelina% 
26.   Die  grosse  Holzraupe,    Larv.  Phal.  Bomb   Cossi 

37.   Die  Sonderlingsraupe,     Larv.  Phal.  Bomb.  Antiquar 

2  8-   Die  Rieseuwespe,   Si  ex  Gigas 

29.  Der   gelbe  Raupentodter ,    Ichneumon  luteut 

30.  Die  Sandwülberin,    Sphex  sabulosa 

3  1.    Die  Hornisse,    Vespa  Crabro 

32.  Die  genieine  "Wespe,     Vespa  vulgaris 

33.  Die  Wandwespe,    Vespa  parietum 
34..  Die  Honigbiene,    Apis  mellifica 

35.  Die  schwatze  Biene,   Apis  nigra 

Ameisen  überhaupt. 

36.  Die  rothe  Ameise,  Formica  rubra 

37.  Die  Zugameise,    Formica   cephalotes 

Fliegen   überhaupt 

38.  Die  Stubenfliege,  Musca  domescica 

39.  Die  Gewitter  fliege,  Musca  meteorica 

40.  Die  Papatasi,    Musca  Rhagio  Papatasi 

41.  Die  Regenbreme,    Tabanus  pluvuilis 

4t.  Die  bhnzäugiehte  Breme ,    Tabanus  caecutiem 

43.  Die  blauäugichte  Breme,    Tabanus  caestus 

Mücken   überhaupt. 

44.  Die  Singmücke,    Culex  pipiens 

45.  Die  Flohmücke,    Culex  pulicaris 

46.  Die  Kriechmücke,    Culex  reptans 

47.  Die  kolumbatczer  Mücke,    Culex  Columbatczensis 

48.  Die  braungrauhche  Tanzfliege,    Empis  Uvula 

49.  Die   Wadenstecherin,   Conops  calcitrans 

50.  Die    gelbe  Raublliege ,   Asilus  ßavus 

51.  Die  fliegende  Pferdelaus,  Hippobosca  equina 

52.  Die   fliegende  Vogellaus,   Hippobosca  avicularia 

53.  Die   Krieger  -  Termite,    Termes   bellicosus 

54.  Die  beissende  Termite,    Termes    mordax 

55.  Die  grimmige  Termite,    Termes  atrox 


Seite 

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J78 
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X81 
I8s 

189 
J90 

56. 


XV 

4 

Seite 

56.  Die  Baumtermite ,    Termes  arborum  x^j 

57.  Die  wandernde  Termite,    Termes  viarum  192 

58.  Die  Fufslaus,   Pediculus  ricinoides  193 

59.  Die  Reduviusmilbe,  Acarus  Reduvius  194 
6a.  Die  Egelmilbe,  Acarus  Hirudo  195 
61»  Die  rothe  amerikanische  Waldmilbe,    Acarus  americanus  195 

62.  Der  Blutsauger,  Acarus  sanguisugus  19g 

63.  Die  Hundsmilbe,  Acarus  Ricinus  199 

64.  Die  Ruhrmilbe,  Acarus    dysenteriac  200 

65.  Die  Käsemilbe,  Acarus  Siro  201 

Giftk.ank.er  überhaupt  203 

66.  Die  tüdtliche  Solpuge,   Solpuga  fatalls  207 

67.  Die  spinnenartige  Solpuge,  Solp.  arachnodes  208 
68«  Die   afrikanische  Solpuge,    Solp.  africana  213 

Phalangien   überhaupt  21 4. 

69.  Der  Bücherskorpion,   Pkalangium  cancroides  2  16 

70.  Die  Milbenspinne ,   Phalangium  acaroides                                                         .  21 8 

71.  Das  Phalangium  mit  halbmondförmigem  Brustschilde,  Pkalangium  lunatum  21  8 

Spinnen  überhaupt.  221 

72.  Die  Nestspinne,  Arauea  nidulans  230 
73„  Die    tatarische  Spinne,    Aranea  tatarica  23 1 

74.  DieTaraniel,   Aranea  Tarantula  232 

75.  Die  amerikanische  Vogelspinne,    Aranea  avicularia  245 

76.  Das  Jaikische  Sechsauge,    Aranea  senoculaUi  249 

77.  Der  Jaikische  Vierpunkt,  Aranea  quadripunctata  850 

78.  Die  spindelförmige  Spinne,  Aranea  fusiformis  250 

Skorpionen   überhaupt  25  E 

79.  Der  teutsche  Skorpion,   Scorpio  germanicus  260 

80.  Der  italiänische  Skorpion,  Scorpio  europaeus  261 
gl.  Der  afrikanische  Skorpion ,   Scorpio  aj'er.  263 

82.  Der  amerikanische  Skorpion,   Scorpio   americanus  265 

83.  Der  punklirte  Skorpion,    Scorpio  punctatus  266 

84.  Der  südländische  Skorpion,  Scorpio  australis  267 

Krebse  und  Krabben    überhaupt  2bg 

85.  Die  Sandkrabbe,  Cancer  vocans  270 
g6.  Die  Giftkrabbe,  Cancer  Dromia  271 
87.  Der  gemeine  Taschenkrebs,  Cancer  Pagurus  271 
88-  Die  Teufelskrabbe,   Cancer  Maja  273 

89.  Die  Seeheuschrecke,   Cancer  HumaruS  374 

90.  Der  Schwanenkrebs  ,   Cancer  Mantis  275 

91.  Der  Sandkrebs,   Cancer  chiragricus  aq(y 

Skolopendern  überhaupt  277 

92.  Die  gegabelte  Skolopender,   Scolopendraforficata  278 

93.  Die  beissende  Skolopender,   Scolopendra  jnorsitans.  279 

94.  Der  gröfste  Tausendfufs,    Julus  maoumus  28 1 

Drit- 


XVI 

Seite^ 
Dritter  Abschnitt.     Zufällig  schädliche  Insekten,      welche   als   ganz  ungewöhnliche 

Erscheinungen  innerhalb   des  menschlichen  Korpers  vorgekommen  sind  3 82 
Insektenlarven    und    vollkommene    Insekten  unter    der  Haut    und  in   dea  flei- 

schichlen  Theilen  des  menschlichen  Körpers  2S3 

Skolopendern   und  Maden   in    den  Stirnhöhlen  285 

Milben   und  Fliegenlarven  in  den  Augen  2$6 

Insektenlarven   in  den  Kinnbackenhöhlen  2g6 

Insektenlarven  in  der  Nase  28  7 

Insektenlarven  in  den  Ohren  2gg 

Insektenlarven    im  Munde  289 

Insektenlarven  in  der  Luftröhre  lind  in  den  Lungen  290 

Insektenlarven,   Asseln  und  Skolopendern  in  dem  Magen  290 

Insektenlarven,   Puppen  und  vollkommene  Insekten  im  Darmkanale  291 

Insekten   in    den  Harnwegen  294 

Insekten  in  den  Brüsten  säugender  Personen  294 
Insektenlarven    und  vollkommene  Insekten  in    den  inneren  weiblichen  Geburts- 

theilen  295 

Dritte  Abtheilung.      Geschichte   derjenigen  Insekten,   wplche  im  menschlichen 

Leichname  IN aiuung  suchen,  und  sich  in  demselben  fortpflanzen  296 

Erster  Abschnitt.     Insekten,    welche  den  menschlichen  Leichnam  im  ersten  Grade 

der  Faul uifs  aufsuchen  297 

1.  Die  gemeine  Goldfliege,  Musca  Caesar  298 

2.  Die  Aasfliege,  Musca  cadaverina  299 

3.  Die  Brechfliege  ,  Musca  vomitoria  299 

4.  Die  Fleischfliege,   Musca  carnaria  301 

Zweyter  Abschnitt.     Insekten,     welche    den  menschlichen   Leichnam    im   zweyten 

Grade   der  Fäulniis  aufsuchen  303 

1.  Der  Speckkäfer,  Dermestes  lardarius  303 

2.  Der  ErdvielfuXs ,  Julus  terrestris  305 


Ein- 


XVII 


Einleitung. 


Keine  Materie  der  ganzen  organischen  und  nicht  organischen  Natur  ist  ohne  Be- 
wohner ,    und  der   Mensch  so  wenig ,    als  der  kleinste  Wurm  hiervon  ausgeschlos- 
sen,  weil  im  ganzen  Universum  Leben  und  Glückseligkeit  der  Lebenden  verbrei- 
tet seyn  und  immer  ein  Geschöpf  dem  andern  Nahrung  und  Aufenthalt  geben  sollte. 
Viele   dieser  Bewohner  gelangen  nur  zufälliger  Weise   in   und  auf  den  menschli- 
chen Körper  und  sind   daher  blos  als  Schmarutzer  anzusehen,  andere  aber   gehö- 
ren ihm  so  eigentümlich  zu,  dafs  er  in  Beziehung  auf  sie  eine  Welt  zu  nennen 
ist.      Ihr  Wohiseyn  und  ihre  Existenz  hängen  ganz  von  dem  Wohlbefinden  und 
dem  Leben  desselben  ab.     Die  ihm  anklebende  Laus,  der  auf  ihm  herumirrende 
Floh,  der  in  seinen  Eingeweiden  verborgen  lebende  Wurm  etc.  werden  beunru- 
higet und  zu  seiner  grösseren  Pein  in  vermehrte  Thätigkeit  gesezt ,  wenn  Fieber- 
hitze ihn  quälet,  und  fliehen  ihn  oder  kommen  auf  und  in  demselben  um,  wenn 
ihn    mit    dem  Tode  die  Lebenswä;me   verlädt.       So  räthselhaft    die  Bestimmung 
sowohl  dieser  eigenthümlichen  Bewohner,  als  jener  zufälligen  Feinde   in  Bezieh- 
ung auf  den  Menschen    selbst  zu  seyn  scheint,    indem  sie  seine  Geduld    oft  er- 
müden ,  ihn  verfolgen,  ihm  manche  widernatürliche  Reize  und  schmerzhafte  Em- 
pfindungen veranlassen,     ihn  manchen  Gefahren  aussetzen    und   scheinbar  wenig 
oder  keinen  Nutzen  schaffen;    so   tragen  sie  doch  gewissermassen  zur  Erhaltung 
seines  physischen  Wohls  bey.     Die  seine  Oberfläche  bewohnenden  und  ihr  nach- 
theilig werden  denlnsekten  nöthigen  ihn,  seinen  Körper,  seine  Kleidungsstücke, 
Betten,  Wohnungen  etc.  rein  zu  halten,  und  hierdurch  selbst  gesunder,  brauch- 
barer und  unanstossiger  in  den  verschiedenen  Verhältnissen  des  Lebens  zu  blei- 
ben; die  in  seinen  Eingeweiden  wühlenden  Würmer  aber  machen  ihn  aufmerk? 
sam,  sich  vor  gewissen  Speisen  zu  hüten  >   welche   die  Vermehrung   dieser  Wür- 
mer begünstigen  und  seiner  Gesundheit  nachtheilig  sind,    und  zehren   zugleich, 

in- 


XVIII 

indem  sie  ihm  lastig  werden,  den  schädlichen  ÜberHufs,  den  ihn  beschwerenden 
Schleim  auf.  Wahrscheinlich  aber  erfüllen  sie  ausserdem  noch  eine  höhere  Ab- 
sicht in  dem  Plane  des  allweisesten  Schöpfers,  der  zur  Unterhaltung  eines  be- 
ständigen Wechsels  von  Untergang  und  Aufleben  in  der  Natur,  schon  bey  der 
Entstehung  jedes  Geschöpfs  die  Mittel  zur  Beschränkung  seiner  Lebensdauer  an- 
geordnet und  deswegen  jedem  Thiere  seine  Feinde  zugetheilt  hat,  um  allmäh- 
lich der  möglichst  gröfsten  Menge  Geschöpfe  einer  und  derselben  Art,  die  Freu- 
den der  ihr  auf  diesem  Erdenrund  angewiesenen,  aber  gleichzeitig  immer  nur 
für  eine  bestimmte  Anzahl  erreichbaren  Glückseligkeit  zu  gewähren.  Wahr- 
scheinlich gehören  sie  also,  indem  sie  so  manche  gefährliche,  ja  tödliche  Zu- 
fälle zu  erregen,  und  die  Verpflanzung  gewisser  Krankheitsmaterien  zu  befördern 
im  Stande  sind ,  wie  das  zahllose  Heer  der  Krankheiten  selbst  zu  den  Mitteln, 
den  Untergang  und  die  Auflösung  des  menschlichen  Körpers,  nachdem  er  seine 
irdische  Bestimmung  erreicht  hat,    zu  befördern. 

Es  ist  nicht  zu  läugnen,    dafs   altere  Schriftsteller    durch   die  auffallenden 
Beobachtungen  der  Gefahren,    welche  Insektenverletzungen  zu  veranlassen  pfle- 
gen     verleitet  worden  sind ,    diese  Gefahren  selbst   zu  übertreiben  und   alle  In- 
sekten in   den  Verdacht  der   Giftigkeit  zu  bringen;    aber  eben  so  sonderbar,  dafs 
neuere   Naturforscher   hiervon   Veranlassung    nahmen,    alle  Thatsachen   von  den 
Nachtheilen    und   der  Giftigkeit   gewisser  Insekten    abzuläugnen  und  sie  blos  auf 
Rechnung  der  körperlichen  Konstitution ,  des  Einflusses  der  Hitze  des  Klimas  und 
der  Jahrszeit,    des  vorübergehenden  Zorns,   der  Krankheit  der  Insekten,  und  der 
schlechten  oder  vernachlässigten  Behandlung  ihrer  Verletzungen  zu  schreiben.     Ei- 
ne solche  Entfernung  von  der  stets  zur  Wahrheit  führenden  Mittelstrasse,  mufste 
nothwendig   auf  mancKerley  Widersprüche  leiten.      Indem  man  nemlich  auf  der 
einen  Seite  alle  Insekten  gegen  jeden  Verdacht   der  Schädlichkeit  und  Giftigkeit 
in  Schutz  nahm,    sah  man  sich  doch  auf  der  andern  Seite   genöthiget,    bey  den 
Skorpionen  eine  Ausnahme  zu  machen  und  zuzugeben,     dafs  ein  blosser  Stich  so 
üble  Folgen  nicht  nach  sich  ziehen  könne ,  sondern  ein  mit  diesem  in  die  Wunde 
{liessendes  Gift  sie  veranlassen  müsse.     Auch  bedachte  man  nicht,  dafs  wenn  selbst 
die  Gefahren  vom  Stiche  des  Skorpions,  vom  Bisse  der  Schlangen,  dessen  nicht 

zu 


XIX 

zu  bestreitende  Nachtheile  und  Tödtlichkeit  die  Gegner  vorzüglich  anerkannt  ha- 
ben, so  gut  wie  vom  Bisse  toller  Hunde,    als  Folgen  des  Zorns  oder  der  Krank- 
heit der  verletzenden  Thiere  angesehen  werden  müfsten ,  diese  Gefahren  doch  im- 
mer Folgen  eines,  diesen  Thieren  eigenen,  wenn  gleich  durch  die  Umstände  er- 
zeugten oder  zur  Wirksamkeit  gebrachten  Gifts  bleiben ,  und  die  auf  die  Ähnlich- 
keit der  verletzenden  Organe  gegründete  Wahrscheinlichkeit  übrig  lassen ,    dafs, 
ausser  dem  Skorpionstich ,  auch  die  Verletzungen  anderer  Insekten  mehr  oder  we- 
niger nachtheilig  und  gefahrlich  werden  können.     Denn  bekanntlich  kommen  die 
Verletzungswerkzeuge  der  Solpugen,    Phalangien,    Spinnen,    Skolopendern,    wie 
der  Skorpionen,  in  ihrem  Baue  den  sogenannten  Giftzähnen  der  Schlangen,  wel- 
che inwendig   hohl  sind ,     an  ihrer  Spitze  eine  Öffnung  und   an   der  Wurzel  ein 
kleines  Giftbehältnifs  haben,    überaus  nahe»    Vergleicht  man  überdies  die  auf  die 
Verletzungen   giftiger  Insekten    erfolgenden  Zufälle   mit  denjenigen,    welche  der 
Schlangenbifs  in  seinem  Gefolge  führt;    so   findet   man  sie  im  Grunde  nur  dem 
Grade  nach  verschieden ,    ja  sogar  die  Umstände  unter  welchen  sie   sich  zu  äus- 
sern pflegen ,  miteinander  vollkommen  übereinstimmend.     Da  wir  diese  Umstände 
in  Beziehung  auf  Insektenverletzungen  unten   näher  kennen  lernen'  werden;    so 
begnüge  ich  mich  hier  blos  darauf  aufmerksam  zu  machen ,  dafs  z.  B.  nur  der  erste 
Bifs,  welcher  bey  noch  vollen  Giftbehältnissen,   unter  einem  heissen  Himmelsstri- 
che, zu  einer  heissen  Jahrszeit  von  einer  Schlange  beigebracht  wird,  die  ihr  ge- 
höriges Alter  erreicht  hat,    gesund  und  frisch  ist,   die  Zufälle  der  Vergiftung  her- 
vorzubringen im  Stande  ist.     Wenn  ferner  die  Gegner  der  Schädlichkeit  und  Gif- 
tigkeit gewisser  Insekten  behaupten,  dafs  die  Natur  in  uns  eine  gewisse  Abneigung 
und  Furcht  vor  einigen  Thierordnungen  geleget,  und  uns  vor  den  gefährlich  wer- 
denden Thieren  durch  ihr  finsteres ,  trauriges,  ekelhaftes  und  zurückschreckendes 
Aussehen,    durch  ihre  versteckten,   unreinen  Wohnorte  gewarnet  habe:    so  kann 
man  sich  nicht  genug  wundern,  warum  sie  dieses  nicht  eben  so  wohl  von  den  Klas- 
sen der  Insekten  und  Würmer,    als  von  der  der  Amphibien  gelten  lassen  wollen. 
Noch  ganz   zarte  Kinder  erschrecken  ja  vor  keinem  Thiere  so  sehr,    als  gerade 
vor  den    im  Verdacht   der  Schädlichkeit  stehenden   Insekten,    zum  Beweis,    dafs 
diese  Abneigung  sich  nicht  auf  Sagen  und  Vorurtheile  gründet,  sondern  uns  ai> 

gebo- 


XX 

geboren  ist;  unter  den  erwachsenen  Personen  aber  giebt  es  nur  sehr  wenige, 
welche  im  Stande  sind,  jedes  xnsekt  gleichgültig  anzufassen  und  viele  werden  so- 
gar schon  bey  dem  Anblicke  einer  Spinne  ohnmächtig ,  nicht  zu  gedenken ,  dafs 
gerade  dieser  natürliche,  uns  angeborne  Abscheu,  diese  heimliche  Furcht  vor 
den  Insekten  und  Würmern,  die  Ursache  ist,  warum  wir  nur  von  dem  allerge- 
ringsten Theil  derselben  ihre  Ökonomie  und  Schädlichkeit  betreffende  Beobach- 
tungen besitzen. 

Anlangend  die  Art  und  Weise  der  Verletzung  dieser  Geschöpfe,  so  kann 
man  sie  füglich  in  die  mechanische ,  chemische  und  vermischte  eintheilen.  Viele  In- 
sekten und  Würmer,  und  von  ersteren  sogar  manche  in  den  verschiedenen  Pe- 
rioden ihrer  Verwandlung,  bedienen  sich  der  ihnen  zur  Fortpflanzung,  zur  Unter- 
haltung ihres  Lebens  und  zu  ihren  ökonomischen  Bedürfen  überhaupt  gegebenen 
Werkzeuge,  nach  verschiedenen  in  und  ausser  ihnen  liegenden  Veranlassungen,  bald 
als  Waffen  zum  Angriffe,  bald  als  Waffen  zur  Vertheidigung.  Einige  haben  hornar- 
ti^e  Kiefer  mit  Zinken  und  Haken;  andere  in  besonderen  Scheiden  verborgen  lie- 
gende Stachel  oder  Lanzetten ,  wovon  leztere  Wunden  schlagen ,  erstere  die  aus  den- 
selben hervordringenden  Safte  einsaugen;  noch  andere  Stacheln  mit  Widerhaken, 
die  sie  in  den  Wunden  zurücklassen;  Kneipzangen,  scharfe  Spitzen  und  borstige 
Haare,  die  Würmer  aber  blos  besondere  Saugorgane,  wodurch  sie  öfters  die 
schmerzhaftesten  Empfindungen,  die  gefahrvollesten  Zufälle  hervorbringen.  Alle  die- 
se Insekten  und  Würmer  verletzen  also  durch  besondere  Werkzeuge  mechanisch. 

Die  chemisch  verletzende  Klasse  der  Insekten  aber  schadet  offenbar  durch 
besondere  chemische  Schärfen,  deren  Reiz  nicht  blos  örtlich,  wie  der  mechani- 
sche sondern  auch  auf  die  inneren  und  die  entferntesten  Theile  des  Körpers 
wirkt.  Auf  diese  Art  verletzet  z.  B.  die  Kantharide,  die  Coya,  die  Larve  der  Vi- 
nula  etc.  Im  Ganzen  aber  begreift  sie  nur  wenige ;  die  dritte  Klasse  der  sowohl 
mechanisch  als  chemisch  verletzenden  oder  die  gemachte  Wunde  zugleich  vergif- 
tenden aber,   die  allermeisten  Insekten. 

Die   chemische  Verletzung  hängt  immer  von  einem  besonderen  Safte    ab, 
welcher  für  das  Insekt  den  Nutzen  zu  haben  scheint,    dafs  er  durch  seine  schar- 
fen reitzenden  Bestandteile  die  Verdauung  desselben  beföidert,    auf  den  Men- 
schen 


xx  r 

sehen  aber  als  Gift,  oder  als  eine  solche  Materie  wirkt,  welche  im  Stande  ist, 
in  kleiner  Quantität  eine  lebensgefährliche  oder  gar  tödiliche  Wirkung  zu  äus- 
sern. So  wenig  die  innere  Natur  dieses  Gifts  selbst  bekannt  ist,  so  ist  diese» 
doch  keinesweges  eine  erst  durch  den  Zorn  veränderte  Feuchtigkeit ,  weil  derglei- 
chen Insekten  allermeist  ohne  dazu  gereizt  zu  v/erden ,  verwunden  und  diese  Ver- 
wundungen eben  dieselben  Zufälle  hervorbringen ,  als  wenn  sie  von  den  in  Wuth 
gesezten  Insekten  herrühren ;  weil  ferner  sogar  der ,  blos  mit  einer  an  den  Maxi).- 
len  der  grösseren  Spinnen  geriebenen  Nadelspitze  hergebrachte  Giftsaft,  eben  so 
wohl,  wenn  gleich  in  ungleich  geringerem  Grade,  schmerzhafte  Entzündung  her- 
vorbringt, als  die  mit  dem  Schlangengifte  bestrichenen  Pfeilspitzen  der  Scythen 
und  Tataren.  Überhaupt  aber  scheint  der  Grundstoff  des  Insektengifts  alkalischer 
Natur,  äusserst  flüchtig  und  geschickt  zu  seyn,  die  Trennung  der  feineren  Orga- 
nisation, die  Schwächung  oder  gänzliche  Aufhebung  des  auf  die  Integrität  dieser 
Organisation  gegründeten  Gegenwirkungsvermögens ,  oder  eine  unsichtbare ,  in- 
nere Zerstörung  und  den  schnellen  Übergang  der  festen  und  flüssigen  Theile  in 
FäuJnifs  zu  bewirken. 

Nach  den  verschiedenen  Verletzungsarten  der  Insekten  und  Würmer  kön- 
nen auch  die  sie  begleitenden  Folgen  oder  Zufälle  leicht  unterschieden  werden. 
Die  mechanische  Verletzung  beschränkt  sich  blos  auf  etwas  augenblicklichen 
Schmerz ,  leichte  Röthe  und  Jucken ,  kleine  Sugillationen ,  vielleicht  etwas  Bluten, 
eine  leichte  entzündliche  Geschwulst  und  Eiterung  von  dein  in  der  Wunde  zurück- 
gelassenen, mit  Widerhaken  versehenen  Stachel ,  welcher  als  fremder  Körper  reizt 
und  ein  Zuströmen  der  Säfte  veranlafst.  Viele  Insekten  werden  durch  diese  me- 
chanische Verletzungsart  blos  lästig  und  beschwerlich,  andere  aber  bey  derselben 
durch  die  Mittheilung  eines  fremden  Gifts  gefährlich.  Es  ist  nemlich  manchen  In- 
sekten und  vorzüglich  dem  Geschlechte  der  Fliegen  eigen ,  sich  von  allerley  fau- 
lenden Substanzen  und  sogar  von  verschiedenen  Ausschlagsmiasmen  der  Menschen 
und  Thiere  zu  nähren  und  diese  dann  wieder  auf  gesunde  Menschen  abzusetzen. 
Hierdurch  sind  sie  aber  im  Stande  verschiedene  Krankheitsstoffe ,  z.B.  das Scharlach- 
das  Masern  -  das  Pockengift  etc. ,  in  die  von  der  herrschenden  Epidemie  entlegen- 
sten Gegenden  und  in  die  sorgfältigst  bewachten  Isolirhäuser  zu  bringen. 

Was 


XXII 

Was  die  theils  örtlichen,    theils    allgemeinen  Zufalle  der  chemischen  Ver- 
letzung betrifft,  so  geben  Insektenstiche  sehr  hüuffig  Veranlassung  zur  Piose.     Diese 
ist  aber  aus  der  unbedeutenden  Stichwunde,     die  oft  die  feinste  Nadelspitze  an 
Feinheit  übertrifft,  schwerlich  allein  zu  erklären,  wenn  wir  nicht  eine  chemische 
Scharfe  annemen ,   welche  die  Insekten  zugleich  mit  in  die  Wunde  flössen.     Nicht 
selten  entstehen  auch  Blasen  und  Geschwüre,  starkes  Anschwellen  des  ganzen  ver- 
lezten  Theils  mit  mehr  oder  weniger  entzündlicher  Rothe  und  heftigein  Schmerz, 
oder  im  Gegentheile  Fühllosigkeit  und  Betäubung  des  verwundeten  Glieds.     Hierzu 
gesellen   sich  Fieberbewegungen,    Blässe  des  Gesichts,    Thräneu  der  Augen,   Ge- 
schwulst des  Körpers,    Zittern  der  Glieder,    grosse  Abspannung   der  Lebenskraft*, 
kalte  Schweisse,  Ohnmächten,  Krämpfe  und  Convulsionen.       Alle  diese  und  ähn- 
liche Zufälle  setzen  voraus,     dafs  dieses  Gift  durch  die  Cirkulation  in  der  ganzen 
Masse  der  Säfte  verbreitet  wird ,    einen  besonderen  Reiz  auf  die  Nerven  des  Her- 
zens und  des  arteriösen  Systems  macht,    wodurch  die  inneren  Funktionen  gestört 
und  in  Unordnung  gebracht  werden.       Selten  gelangt    es  jedoch   unmittelbar  ins 
Blut,  sondern  gewöhnlich  erst  mittelst  der  Saugadern,   wie  das  Anlaufen  der  lym- 
phatischen Drüsen   an   denjenigen  Stellen  beweist,    durch  welche   das  Gift  seinen 
Weg  nemen  mufs,    um  in  den  Brustgang  und  von  diesem    ins  Herz  gebracht  zu 
werden. 

Unglücklich  und  beklagenswerth  würden  die  Bewohner  solcher  Gegenden 
seyn,  wo  gefährliche  Insekten  vorzüglich  einheimisch  sind,  wenn  die  Wirkung  so- 
wohl der  chemischen,  als  mechanischen  Verletzung,  nicht  relativ  wäre,  und,  wie 
die  Wirkung  der  anerkanntesten  Gifte,  nicht  gewisse  Ausnamen  nach  gewissen  Um- 
ständen machte.  Die  besondere  Betrachtung  dieser  Umstände  scheint  mir  ein  Ge- 
genstand von  vorzüglicher  Wichtigkeit  zu  seyn,  weil  sie  alleine  nur  im  Stande 
sezt,  die  vielfaltigen  Widersprüche  zu  vereinigen,  welche  bis  jezt  noch  die  Mei- 
nungen in  Beziehung  auf  die  Schädlichkeit  der  Insekten  theilen.  Man  kann  dabey 
sowohl  auf  das  verletzende  Inseckt,  ais  auf  den  verletzten  Menschen  besonders 
Rücksicht  nemen. 

In  Beziehung  auf  das  Insekt  macht  das  Klima  einen  wesentlichen  Unterschied. 
Die  Hitze  desselben  vermehrt  seine  Wuth  und  schärft  sein  Gift,  daher  dia  Folgen 

sei- 


XXIII 

sojner  Verletzung  Immer  nachteiliger  um  den  Äquator,  als  in  den  davon  entlege- 
nen nördlichen,  und  südlichen  Landern  sind.  Wir  finden  dieses  bey  Insektenar- 
ten eines  und  desselben  Geschlechts  bestätiget,  -welche  gleiche  Organisation  mit 
denjenigen  haben,  die  in  warmen  Gegenden  sehr  gefürchtet  werden,  es  aber  we- 
niger oder  gar  nicht  in  kälteren  Erdstrichen  sind.  Dieses  ist  z.  B.  der  Fall,  bey 
den  Skorpionen,  bey  verschiedenen  Spinnen  und  vorzüglich  bey  den  Taranteln, 
und  derjenige  macht  offenbar  einen  Fehlschlufs,  welcher  alle  diese  Insekten  für 
unschädlich  erklären  will,  weil  er  sie  blos  in  einem  Lande  kennen  zu  lernen  Ge- 
legenheit hatte,  wo  das  kältere  Klima  sie  unschädlicher  zu  machen  pflegt. 

Beynahe  ähnliche  Erscheinungen  liefert  die  Jahreszeit  und  die  besondere  Be- 
schaffenheit der  Witterung.  Im  Winter,  bey  kühlem  Wetter  überhaupt,  sind  die 
Folgen  der  Insektenverletzungen  immer  weniger  bedeutend,  und  ihr  Gift  oft  ganz 
unwirksam,  wie  wir  z.B.  unten  bey  den  Skorpionen  sehen  werden.  Im  Sommer 
aber  und  bey  heisser  Witterung  pflegen  die  Stiche  der  Insekten  viel  empfindlicher 
zu  seyn,  unfehlbar,  weil  durch  die  Entziehung  wässrichter  Feuchtigkeiten,  ihr 
Gift  geistiger,  erhöhter,  schärfer  wird,  und  die  Wärme  vielleicht  auch  eine  reich- 
lichere Absonderung  desselben  begünstiget.  Die  Biene,  dieses,  bey  Gelegenheit 
ihrer  ökonomischen  Benutzung ,  auch  in  dieser  Rücksicht  am  meisten  beobachtete 
und  gekannte  Insekt,  dient  hier  offenbar  zum  Beweise ,  wie  ihre  Naturgeschichte 
in  der  Folge  lehren  wird.  Verschiedene  Insektenarten  sind  jedoch  weniger  schäd- 
lich bey  grosser  Dürre,  als  bey  schwülem  Regenwetter,  welches  ihren  Begattungs- 
trieb ,  ihre  Vermehrung  und  durch  diese  die  Verfolgung  der  Menschen  ausseror- 
dentlich begünstiget. 

Ein  wichtiger  Umstand,  der  wohl  zu  den  meisten  Trugschlüssen  über  die 
Nichtgiftigkeit  gewisser  Insektenverletzungen  Gelegenheit  gegeben  hat,  ist  die  Er- 
schöpfung des  nöthigen  Giftvorraths.  Alle  giftige  Insekten  führen  nemlich  nur 
eine  bestimmte  Menge  ihres  schädlichen  Safts  bey  sich,  wie  verschiedene  durch 
die  Grösse  ihrer  Giftbehältnisse  offenbar  zu  erkennen  geben.  Ist  dieser  Vorrath 
nun  durch  vorhergegangene,  mit  Giftergiessungen  verbunden  gewesene  Verletzun- 
gen erschöpft;  so  können  den  kurz  darauf  Verletzten  nichts  als  die  Folgen  der 
mechanischen  Verletzung,  sie  bestehe  nun  in  einer  gekneipten  oder  in  einer  Stich- 

Wun- 


XXIV 

Wunde,  treffen.     Hat  sich  aber  dasselbe  Insekt  wieder  erholt  und  neuen  Vorrat!* 
gesammelt,  so  ist  es  wieder  zur  chemischen  Verletzungsart  fähig. 

Schwerlich  kann  man  auch  wohl  der  Beschaffenheit  der  Nahrung ,  die  das 
Insekt  vor  der  Verletzung  genossen  hat,  allen  Einflufs  absprechen.  Hat  es  vor- 
her etwas  Giftiges  berührt  oder  gekostet,  sich  auf  giftige  Pflanzen ,  auf  Leichname 
an  pestilenzialischen  Krankheiten ,  und  während  einer  contagiösen  Constitution 
der  Witterung  Verstorbener  niedergelassen;  so  kann  sein  sonst  wenig  schädlicher 
Stich  oderBifs,  dennoch  so  übel  ablaufen,  dafs  sich  der  verwundete  Theil  stark 
entzündet  und  ganz  ungewöhnliche   Zufälle  nachfolgen. 

Nicht  weniger  macht  der  Hunger  des  Insekts  einen  grossen  Unterschied  in 
«len  Folgen  der  Verletzung.  Vorsetzliches  Fasten  und  Mangel  der  Nahrung  theilt 
allen  thierischen  Säften  eine  gewisse  Schärfe  mit,  und  warum  sollten  die  Insekten 
hiervon  eine  Ausname  machen?  ßedi's  unten  bemerkte  Versuche  mit  Skorpionen 
lassen  in  dieser  Piücksicht  wenigstens  für  dieses  Insektengeschlecht,  keinen  Zwei- 
fel  übrig. 

Absichtliche  Reitzung  zum  Zorn  und  Störung  ihrer  Triebe  sezt  alle  Insekten 
in  ungewöhnliche  Wuth  und  macht  ihre  Verletzung  doppelt  schädlich  und  gefähr- 
lich. Man  mag  sie  nun  beym  Aufsuchen  und  Genüsse  der  Nahrung,  bey  der  Äus- 
serung ihrer  Kunsttriebe,  oder  zu  der  Zeit,  wo  sie  der  Begattung  nachhängen, 
beunruhigen;  so  wird  die  Schärfe  ihres  eigenthümlichen  giftigen  Safts  erhöhet,  und 
selbst  ihr  sonst  milder  Dauungssaft  so  verändert ,  dafs  seine  Ergiessung  die  Merk- 
male der  Giftigkeit  auf  der  Haut  zurückläfst.  Vorzüglich  ist  dieses  der  Fall  in  der 
kurzen  Periode,  wo  der  Begattungstrieb  die  Säfte  der  Insekten  in  einen  gewissen 
Orgasmus  sezt,  der  sie  überaus  nachtheilig  für  die  empfängliche  Haut  des  Men- 
schen macht. 

Aber  auch  von  Seiten  des  Menschen  können  gewisse  Umstände  obwalten, 
die  die  Wirkung  der  Insektenverletzung  verschieden  modificiren,  und  mithin  über 
die  Schädlichkeit  derselben  sehr  verschiedene  Resultate  geben.  Das  Alter  des  Ver- 
lebten verdient  in  dieser  Rücksicht  vorzüglich  in  Betrachtung  gezogen  zu  werden. 
Kleine  Kinder  und  wohlgenährte,  gesunde  Menschen  von  mittlerem  Alter  schei- 
nen von  solchen  Verletzungen  weniger  zu  leiden,  als  junge  Leute  beyderley  Ge- 
schlechts, 


XXV 

schlechts,  welche  mannbar  zu  werden  anfangen,  deren  Nerven  gewöhnlich  rei*. 
barer,  deren  Säugadersystem  vorzüglich  thätig ,  und  deren  Ausdünstung  mit  anlok- 
kenden  flüchtigen  Saamentheilchen  geschwängert  ist. 

Eben  so  wenig  ist  der  Geschlechtsunterschied  gleichgültig  anzusehen.  Weihs- 
personen werden  ungleich  häuifiger  von  Insekten  verfolgt  und  gefährlich  verlez^ 
als  Mannspersonen,  wozu  [ihre  an  sich  feineren  und  reizbareren  Nerven,  ihr  an 
sich  zarteres  Hautgewebe,  ihre  grössere  Neigung  zu  erysipelatösen  Hautentzündun- 
gen ,  und  die  periodische  Kränklichkeit  und  Receptivität  für  pathologische  Ein- 
wirkungen überhaupt  beyträgt,  welche  die  monathliche  Reinigung,  die  Schwan- 
gerschaft, die  Milchabsonderung  und  der  Säfteverlust  in  der  Saugzeit  zu  Fok 
gen  haben. 

Überaus  viel  kommt  ferner  bey  Beurtheilung   der  Insektenverletzungeu  auf 
die  körperliche  Constitution  und  kränkliche  Erregbarkeit  an.     Das  Insektengift  ge- 
hört überhaupt  unter  die  hitzigen  Reizmittel,    welche  nicht  nur  die  Nerven,    son- 
dern auch  das  arteriöse  System  in  Thätigkeit  setzen.      Daher  bey  denjenigen  Per- 
sonen, die  viel  Muskelkraft  und  Irritabilität  des  arteriösen  Systems  und  mithin  eine 
grosse  Empfindlichkeit  gegen  erhitzende  Reize  haben,     Insektenverletzungen  vor- 
züglich gefährlich  sind,  Erhitzungen,  Congestionen  und  Entzündungen  veranlassen. 
Nicht  minder  laufen  aber  diejenigen  Gefahr,  die  an  besonderen  Kakochymien  lei- 
den.    Schon  eine  unbedeutende  Stich-  oder  Schnittwunde  macht  bey  diesen  oft 
eine  starke  und  lang  anhaltende  Eiterung,  etwas  Zupfen  an  einer  Warze,  ein  leich- 
ter Druck  oder  Stofs  an  einer  Drüse,    krebsartige  Verhärtungen  und  Geschwüre. 
Ganz   unbedeutende  Insektenverletzungen    sind  daher  nicht    weniger  im  Stande 
bey  solchen  Personen  die  übelsten  Folgen,  und  nicht  selten  Geschwüre  zu  veran- 
lassen ,   welche  schwer  oder  nie  eine  Heilung  annemen.     Diese  üble  Mischung  dar 
Säfte  hat  gemeiniglich  eine  eigne  Reizempfänglichkeit  der  dabey  oft  täuschenden, 
derb  und  fest  aussehenden  Haut  zur  Folge,    welche   nicht  selten   schon  auf   den 
äusserlichen  Gebrauch  ölichter  und  harzichter  Mittel  7  der  Pflaster  und  Salben,  noch 
mehr  aber  vom  Safte  des  Cortex  Mezerei ,    des  Uhus  Toxicodendron ,   vom  Gifte  der 
Canthariden,    vom  Stiche  und  Bisse  anderer  Insekten  aufschwillt,    sich  entzündet, 
heftigen  Schmerz  und  eine  Menge  anderer  Zufälle  nach  sich  zieht.      Im  Durch- 
schnitte 


XXVI 

schnitte  scheinen  auch  Insek tenverietzun gen  mehr  magere,  als  fette  Menschen  zu 
treffen.  Die  meisten  Insekten  sind  blutgierig,  und  finden,  da  sie  die  tiefer  liegen- 
den blutführenden  Gefiisse  mit  ihrem  Stachel  nicht  erreichen  können,  kein  Beilagen 
am  ölichten  Serum  der  Fetthaut.  Ferner  sind  Personen,  weiche  keinen  Üb erflufs 
vom  Blute  haben,  für  Insektenvergiftungen  empfanglicher,  als  vollblütige  Men- 
schen, weil  Vollheit  und  Überladung  der  Blutgefässe  der  aus  dem  Lymphgefäfssy- 
stem  ankommenden  Feuchtigkeit  und  mithin  der  Absorption  des  Gifts  selbst  Hin- 
dernisse sezt. 

Bekanntlich  sind  die  Insekten  mit  den  feinsten  Fühl-  und  Geruchsorganen 
versehen  und  werden  daher  durch  nichts  mehr,  als  durch  die  flüchtigen,  riech- 
baren Stoffe  der  Ausdünstung  herbeygezogen.  Je  alkalescirender  diese  sind,  desto 
anlockender  werden  sie  für  alle  Insektenarten ,  je  mehr  sie  sich  hingegen  der  sau- 
ren Beschaffenheit  nähern,  desto  weniger.  Daherkommt  es,  dafs  Personen ,  wel- 
chen ein  saurer  Schweifs  eigen  ist,  selten  oder  nie  von  Insekten  verfolgt  werden, 
dahingegen  die  eigene,  widerwärtige,  faulichte,  oft  einen  dem  Katzenurin  ähnli- 
chen Geruch  verbreitende  Atmosphäre  anderer  bewirkt,  dafs  sie  sich  vor  den  Ver- 
folgungen der  Insekten  nicht  retten  können.  So  wie  aber  die  specihsche  Ausdün- 
stung des  ganzen  Körpers  bey  manchem  Menschen ,  die  Insekten  zu  Verletzungen 
verleitet;  so  geschieht  dieses  besonders  noch  durch  den  anlockenden  Duft  oder 
Hauch,  einzelner  Th eile.  Man  bemerkt  in  so  ferne,  dafs  die  Insekten  mehr  drin 
Munde  zueilen,  besonders  bey  Personen,  von  deren  Lippen  sich  ein  alkalescirender 
Geruch,  ein  skorbutischer  Fötor  verbreitet,  dafs  die  Öffnungen  der  Nase,  der  Oh- 
ren des  Afters,  die  weiblichen  Schamtheile,  dafs  die  Füsse  solcher  Personen ,  die 
durch  ihren  modernden  Fufsschweifs  sich  und  anderen  lästig  werden,  diejenigen 
Stellen  und  Theile  des  menschlichen  Körpers  sind,  welchen  die  Insekten  vorzugs- 
weise nachstreben. 

Koch  verdienen  aber  einzelne  Stellen  der  Oberfläche  des  ganzen  Körpers 
in  Rücksicht  der  Lymphgefässe,  der  Nerven  und  der  örtlichen  Beschaffenheit  der 
Haut  in  Betrachtung  gezogen  zu  werden ,  um  von  den  Nachtheilen  der  Insekten- 
verletzungen richtig  urtheilen  zu  können.  Was  die  Lymphgefässe  oder  Saugadern 
betrifft,  so  haben  diese  die  besondere  Bestimmung,  keiner  auf  der  leicht  verwun- 

deten 


XXVII 

deten  Haut  angebrachten  Materie  den  Übergang  ins  Blut  zu  verstauen ,    ohne  ron 
ihnen  gleichsam  geprüft,  und  durch  die  enthaltene  Lymphe   abgestumpft  und  ge- 
mildert worden  zu  seyn.      Die  grosse  Reizbarkeit  ihrer  Mündungen  hält  daher  im 
gesunden  Zustande ,  den  Zutritt  jeder  scharfen,  giftigen  Feuchtigkeit,  und  mithin 
auch  das  Insektengift  von  den  Nerven  ab.     Sind  aber  diese  Gefässe  zerrissen,   ge- 
quetscht, und  überhaupt  in  dem  Zustande  einer  gewissen  Atonie;    so  findet  der  in 
sie  gebrachte  Giftstoff  schon  weniger  Hindernisse   in  die  Masse  des  Bluts  zu  gelan- 
gen.    Wird  dieser  aber  vollends  unmittelbar  in  verlezte  Blutgefässe   gebracht,   so 
findet  keine  Läuterung  und  Milderung  desselben  mehr  statt,    sondern   er  gelangt 
vermischt  mit  dem  Blute  in  seiner  völligen  Causticität  zum  Herzen.     Hieraus  läfst 
sich  nun  der  ganz  verschiedene  Erfolg  erklären ,    den  das  Insektengift  bey  erfolg- 
ter  Absorption,  und  im  Gegentheile  bey  unmittelbarer  Vermischung  mit  der  Blut- 
masse hervorbringen  mufs.     Eben  so  verschieden  mufs  er  aber  seyn ,  wenn  die  Ver- 
wundung unbedeutende  Hautnerven,    oder    beträchtliche  Nervenäste  und  Plexus» 
wenn  sie  schwielichte ,  oder  weiche  und  zarte  Stellen  der  Haut  trifft ,   an  welchen 
Gefässe  und  Nerven  mehr  blofs  liegen  ;  denn  j.e  empfindlicher  der  gestochene  Theil 
ist,  desto  stärker  ist  der  Reiz,  desto  grösser  wird  die  Geschwulst  und  desto  schlim- 
mer werden  die  Folgen. 

Es  ist  der  Vorsicht  gemäfs,  die  uns  gerade  verletzenden  Insekten  nicht  auf 
der  Haut  zu  verscheuchen  oder  zu  zerschlagen,  weil  viele,  indem  sie  genöthiget 
werden,  sich  schnell  loszureissen ,  ihren  mit  Widerhaken  versehenen  Giftstachel, 
welchen  sie  ungestört  leicht  wieder  entwickelt  und  losgewunden  haben  würden, 
in  der  Wunde  zurücklassen,  und  nun  erst  ihr  schädliches  Gift  ergiessen;  andere 
aber,  welche  ganz  Gift  sind,  durch  die  Zerquetschung,  mit  der  ganzen  Masse  ih- 
rer gefährlichen  Feuchtigkeit  unsere  Haut  verletzen ,  wodurch  nothwendig  alle  Zu- 
fälle weit  schlimmer  und  gefährlicher  werden  müssen.  Bey  der  Behandlung  der 
Verletzungen  selbst  verdient  aber  im  allgemeinen  bemerkt  zu  werden ,  dafs  ört- 
liche Mittel  unstreitig  den  größten  Nutzen  leisten,  weil  sie  das  von  den  Saugadern 
aufgenommene  Gift  zunächst  verfolgen ,  zerstören  und  unwirksam  machen ,  ehe  e9 
noch  ins  Blut  und  in  die  Masse  der  Säfte  übergegangen  ist.  Sie  sind  daher  im  An- 
fange der   einzige   und  kürzeste  Weg  zur  Heilung  und  innerliche  Mittel  ohne  sie 

0 

völ- 


xxvm 

völlig  fruchtlos.     Öle  und  Fettigkeiten ,   welche  verschluckte  Gifte  im  Magen  und 
Darmkanal  einwickeln  und  abstumpfen,  leisten  in  so  ferne  auch  äusserlich  ange- 
wandt, durch  die  Resorption  die  vorteilhafteste  Wirkung.     Sieheben  die  entzünd- 
liche Spannung   und  den  Schmerz  und  sind  bey  leichten  Insektenverletzungen  zur 
Heilung  alleine  hinreichend,    völlig  fruchtlos  aber  dann,    wenn  das  Insektengift 
einmal  in  die  Masse  der  Safte  übergegangen  ist.       Dennoch  darf  auch  in  diesem 
Falle  die  äussere  Behandlung  der  Wunde  nicht  vernachlässiget  werden,    um  wo 
möglich  durch  dieselbe  dem  resorbirten  Gifte  einen  Ausweg  zu  bahnen.     Tiefes  und 
starkes  Schröpfen  derselben,   Auflegen  der  Blasenpflaster  und  Unterhaltung  der  Ei- 
terung durch  Digestivsalben ,   sind  daher  bey  gefährlichen  Verletzungen  unentbehr- 
lich.    Innerlich  dienen  in  leichteren  Fällen  gelinde  schweifstreibende  und  schmerz- 
lindernde Mittel,  z.  B.  Hollunderthee  mit  Sydenhams  Laudanum,  in  schwereren  mit 
starker  Entzündung  und  heftigem  Fieber  verbundenen  Fällen  aber  antiphlogistische 
Mittel  und  Aderlassen.     Die  meisten  Schriftsteller  empfehlen  noch  den  innerlichen 
und  üusserlichen  Gebrauch  des  flüchtigen  Laugensalzes,    und  allerdings  läfst  sich 
von  seiner  fäulnifswidrigen  Kraft  viel  erwarten,    da  die  Wirkung  des  Insektengifts 
wahrscheinlich  so  gut,  als  die  Wirkung  des  Schlangen-  und  Viperngifts,  gegen  wel- 
ches dieses  Salz  seine  treffliche  Wirkung  vorzüglich  bestätiget  hat,  in  einer  star- 
ken   zunächst  an  die  Fäulung  gränzenden  Auflösung  der  Säfte  besteht.     Noch  mehr 
aber  müssen   unfehlbar   die  mineralischen  Säuren  leisten,    wenn  sie  nach  Reichs 
Vorschrift   in  starker  Quantität  angewandt  werden. 

Von  der  Behandlungsart  der  Würmerverletzungen  läfst  sich  im  Allgemeinen 
so  wenig  sagen,  wie  von  ihrer  Verletzungsart  und  den  Zufallen,  welche  sie  zu 
erregen  pflegen,  da  sie  beynahe  so  verschieden,  wie  ihre  Arten  selbst  und  ihre  An- 
ffnbe  daher  mehr  für  ihre  besondere  Geschichte^  als  für  eine  Einleitung  geeignet  ist. 


En* 


Entomologie. 


Erste    Abtheilung. 

Geschichte  derjenigen  Insekten,  welche  aus  schlief  stich  auf  dem  menschlichen 
Körper  leben,  und  sich  'nur  auf  demselben  fortpflanzen  können. 


Unter  den  Insekten  verdienen  wohl  diejenigen  unsre  erste  und  vorzüglichste  Auf* 
merksamkeit ,  für  -welche  unser  Körper  selbst  eine  Welt  ist,  auf  dessen  Oberfläche 
sie  entstehen,  sich  nähren,  foripflanzen  und  endlich  ihren  Untergang  finden.  Sie 
sind  eigentlich  diejenigen,  die  durch  ihre  'überhandnähme  den  Menschen  am  mei- 
sten herabwürdigen,  aber  eben  hierdurch  ihre  wahre  Bestimmung  an  den  Tag 
legen,  ihn,  als  das  edelste  Geschöpf ,  auf  die  Cultur  seiner  Oberfläche  aufmerksam 
zu  machen,  um  nicht  durch  Vernachlässigung  derselben  zu  den  unedelsten  herab- 
zusinken. Wären  sie  uns  unbedingt  und  beständig  in  Menge  zugetheilt,  so  würde 
nichts  räthselhafter,  als  unsere  irdische  Existenz  seyn.  Unablässige  Reize  und 
schmerzhafte  Gefühle,  würden  uns  gefühllos  gegen  alles  machen,  was  ausser  uns 
ist.  Zum  Glücke  für  die  Menschheit  ist  aber  die  Zahl  dieser  Insekten  selbst  sehr 
geringe  und  beschränkt  sich  blos  auf  fünf.,  zur  Zeit  bekannt  gewordene  Arten. 

i.     Die  Aussatzfliege.      Tab-  IV.  Fig.  2. —  s* 

Musca  leprae,    atranitens,    antennis  pedibusque   albis,     oculis  rufo  inauratis.      Linn.  Syst. 

$Jat.  Edit.  Gmel.  XIII.  Tom.  I.  Pars  V.  p.  2849-  n.  91.  —  Habitat  in  DJigritarum  Americae 

Elephantiasi,   pediculo  minor,    abdomine  subtus  basique  albo. 


Arctaei  Cappad.  Opera  omnia.  Lugd,  Fol.  173?. 
Lib.  II.  Cap.  1  3. 

Acginetae  de  Compos.  medicam.  per  gener.  Lib.  IV. 
C.  10. 

Borelli  observ.  med.  Cent.  H.  Obs.  48. 

Calmeti,  Dictionaire  hiftoriqtie  de  la  Bible.  Tom. 
11.  p.  478-  und  desselben  ßiblifclie  Untersuchungen 
von  Mosheim.   Unters.  12.  S.  162. 

Cetsi  de  Medicina  Lib.  V.  Cap.  28.  Sect.  17.  de  im- 
petiginis  speciebus. 

Fabricii  Mantissa  Insectorum.  Tom.  II.  p.  J47. 
n.  60. 


Galleni  Lib.  de  tumoribus  praeter  natur.  Cap.  IV. 

Haup.tmanni  A.  Epistola  praeürninaris,  traeta- 
tui,  de  viva  mortis  imagine,  mox  edendo,  sacrata. 
Francof.    1650. 

Langii,   Chriftian.  Patliologia  amtnata. 

Linnaei,  C.  Diss.  Exanthemata  viva  (Resp.Nyan- 
der)  Upsaliae  1757.  Ejusd.  Diss.  de  Lepra  (Resp.  Udd- 
maun)  1765.  Ejusd.  Rariora  Norvcgiae  (Resp.  H. 
Tonning)  1768.  Amoenitates  academicae  Vo!.  V. 
p.  103. 

Martin,  S.  Kgl.  Vetsnsk.  Acad.  HaiidJ,  1760.  p. 
30-6,   308,   3H. 

Me- 


Hftduat  Observaiiotis  and  InquiritS  by  a  Society  of 
Physicians  in  London  1757.   Obs.  XIX.  p.  sor. 

Murray;  J.  A.  de  Vermibus  in  ler.>j  obviis.  Got- 
ting.    1769. 

Müllers  Linneisches  Natursyst.  der  Insekten  II. 
Band.  S.  973  n.  91.  fllusca  leprae ,     der  Aussatz, 

Plateri,  F.  Praxeos  medicae  Tom.  II.  Cap.  17. 
P-  5  5  4- 

Pryssonel  S.  Philosophical  Transaciions  Vol.  L. 
Part.  7.  for  the  Year  1757.  Obs.  7.  An   account  of  a 


Visitation  of  the  Leprous  Persons  In  the  Isle  of  Gua. 
daloupe. 

Senn  er  ti  Lib.  V.  Part.  II.  Cap.  u. 

Sc  h  w  am  inerda  miu  s  Bibel  der  Natur.  Leipzig 
175a.  S.  376.  —  236.  Tab.  XLIU.  von  der  Zerglie- 
derung des  Kästwurms  und  den  Fliegen,  die  daraus  er- 
wachsen. 

Steenevet,  Diss.  de  ulcere  verminoso.  L.  B. 
1698  und  Bidloi  Oper.  omn.  Icon.  p.  18. 

Ström,  H.  Pliysikog  oeconomisk  Beskrivelse  over 
Fogderiet  Sundmor  in  Norge. 


Unreine  Geschwüre  aller  Art,  welche  der  Einwirkung  der  freyen  Luft  und  des 
sie   erfüllenden  Insektenheeres,    vorzüglich  in  der  wärmern  Jahrszeit,     überlassen 
werden ,    gehören  zu  den   gewöhnlich  ekelhaften  Herbergen  gewisser  Maden  oder 
Insektenlarven.     Dieses  ist  eine  schon  den  allen  Griechen  bekannt  gewesene  Erfah- 
rung,   deren  ich  unten,    bey  Gelegenheit  der  uns  nur  unter  gewissen  Umständen 
nachtheilig  werdenden  Fliegen ,    noch    besonders    gedenken  werde.       Aber   auch. 
Gallen  und  Aegineta  kannten  sie,  und  unter  den  Neuern  handeln  hiervon  noch  be- 
sonders Hauptmann ,    Lange,  Plater ,  Serviert  und  Boretlus ,    vorzüglich  aber  Steene- 
vet,   der  die  bey  jenen  Schriftstellern  mangelnde  genaue  Beschreibung  dieser  so- 
genannten Würmer,    nicht  nur  ersezte,   sondern  auch  durch  Abbildungen  versinn- 
lichte ,    welche  zugleich  ihre  Verwandlung  in  Puppen  und  Fliegen  darstellen.     Wie 
noch  jezt,  zog  man  auch  damals  viel  zu  allgemeine  Folgen  für  die  praktische  Heil- 
kunde aus  einzelnen  Beobachtungen,    und  sah,    weil  man  nicht  blos  in  unreinen 
Geschwüren  und  Wunden,    sondern  auch  in  verschiedenen  Hautausschlägen ,    Ma- 
den und  Insekten  gefunden  hatte,  leztere  nun  als  Ursache  der  meisten  Krankheiten 
an ,  welche  die  Anname   jedes  Miasma  überflüssig  machte.     Selbst  der  grofse  Lintia 
und  viele  seiner  Zeitgenossen,   traten  dieser  Meinung  bey,    erhöheten  ihre  Wahr- 
scheinlichkeit zur  Gewifsheit  durch  die  Autorität,    welche  sie  sich  durch  ihren  For- 
schungsfleifs  verschaff  hatten,   und  nun  entstunden  nicht  nur  alle  Ausschläge ,  son- 
dern auch  die  Lustseuche,  die  Pest  und  eine  Menge  anderer  Krankheiten  von  Wür- 
mern und  Insekten.      Allein    die  Verschiedenheit  der  in  verschiedenen  Hautaus- 
schlägen gefundenen  Insekten  ,  berechtiget  nicht ,  sie  als  Ursache,  sondern  vielmehr 
als  Folge  zu  betrachten.      Nicht  jedes  der  sich  von  scharfen,    gährenden  und  fau- 
lenden Substanzen  nährenden  Insekten ,  findet  überall  sein  Wohlbehagen,   wo  Gäh- 
rung  undFäulnifs  ist;    sondern  der  verschiedene  Grad  dieser  Gährung  und  Fäulnifs 
wird  für  verschiedene  Arten  derselben  besondere  Lockspeise.       Es  kann  daher  in 
besonderen  Hautgeschwüren  ein  besonderes  Insekt  ausschließlich  seine  Nahrung 

hn* 


finden,  ohne  übrigens  den  geringsten  Antheil  an  der  eigenen  Form  und  Bösartigkeit 
derselben  zu  haben,  so  wie  der  Nahrungstrieb  anderer  von  frischen  und  unverdor- 
benen Substanzen  lebenden  Insekten  ,  ebenfalls  in  der  Auswahl  keine  Gleichgültig- 
keit äussert. 

Diese  Bewandnifs  hat    es  ohnfehlbar  mit  dem  Insekte,   welches  in  dem  arabi- 
schen Aussatz  entdeckt  worden  ist.      Die  Bewohner  Arabiens  werden  nemlich  von 
einer  Hautkrankheit  geplagt ,    deren  schon  Moses  gedenkt,    und  welche  sich  durch 
die  Bösartigkeit  ihrer  Zufälle  von  der  Lepra  der  Griechen  wesentlich  unterscheidet, 
daher  auch  zum  Unterschied  Lepra  arabum  oder  Elephantiasis  genennt  wird.     Lez- 
tere  Benennung  erhielt  sie  wegen    der  besonderen  Ausartung  der  Haut  in  dieser 
häfslichen  Krankheit ,  welche  durch  die  Härte,   Rauheit,   Unempfindlichkeit,   Piun- 
zeln  und  Knoten,    der  Elephantenhaut  gleichzukommen,    an  den  knotigen  Stellen 
aber  noch  besonders  bösartige  Geschwüre  zu  bilden  pflegt.      Eben  diese  Krankheit 
herrscht  auch  unter  den  Negern  im  mittäglichen  Amerika,  und  Rolander  hat  daselbst 
zuerst,    wahrscheinlich  in  den  Geschwüren  dieser  Hautkrankheit,    eine  besondere 
Fliege  entdeckt,    welche  kleiner  als  eine  Laus  ist,    übrigens,    ausser  den  weissen 
Fühlhörnern,    Füssen  und  der  weissen  Fläche  des  Unterleibes,    glänzend  schwarz 
aussieht ,    deren  Augen  einen  Goldglanz  haben  und  deren  Rüssel  zu  beyden  Seiten 
gezähnt  ist.     Doch  kann  man  aus  der  unvollständigen  Erzehlung,    die  Zinne  von 
dieser  Entdeckung  macht ,    nicht  mit  Gewifsheit  schliessen ,   ob  es  die  Fliege  selbst, 
oder  nur  ihre  Made  ist,    die  in  jenem  Aussatze  nistet?    Wahrscheinlich  ist  es  lez- 
tere,  da  er  mit  Martin  die  in  Norwegen  vorkommende  Lepra  ebenfalls  einer  Wurm- 
art zuschreibt,     die  zwischen  den  Gordien   und  Askariden  das  Mittel  halten  soll, 
und  daselbst  Queise  genannt  wird;    sicher  aber  eben  sowold  Made  oder  Insekten- 
larve ist,    als  es  die  Würmer  waren,    welche  in  den  medicinischen  Beobachtungen 
einer  Gesellschaft  Londner  Arzte ,  für  die  Bewohner  des  Aussatzes  gehalten  werden, 
und  die  zahllosen  Leiden  des,    wahrscheinlich  am  arabischen  Aussatze  krank  ge- 
wesenen, Hiobs  vermehrten. 

Murrays  Beobachtung  giebt  uns  über  die  wahre  Beschaffenheit  dieser  Wür- 
mer einen  wichtigen  Aufschlufs.  Er  hatte  die  in  Teutschland  seltene  Gelegenheit, 
einen  Menschen,  der  den  arabischen  Aussatz  hatte,  zu  behandeln,  und  mithin 
Krankheit  und  Würmer  näher  kennen  zu  lernen.  Leztere ,  welche  sehr  wohl  mit 
blosen  Augen  gesehen  werden  konnten,  kamen  erst  drey  Tage  vor  dem  Tode  des 
Kranken ,  zum  Vorschein ,  wo  die  Krankheit ,  zu  Ende  des  Augusts  und  also  zu 
einer  Jahrszeit,    wo  es  noch  die  meisten  Fliegen  giebt,  ihre  gröTste  Höhe  erreicht 

hatte, 


hatte,  und  die  Verderbnifs  der  Safte  aufs  höchste  gestiegen  war.  Sie  waren  alsdann 
nicht  nur  au  den  Füssen  in  der  Größe  der  Käsemaden ,  sondern  auch  an  der  mit 
Gauche  besudelten  Bettdecke  in  Menge  sichtbar.  Doch  fühlte  der  Kranke  nichts 
von  dem  Kriechen  und  Nagen  des  zahllosen  Madenheeres,  von  deren  Gestalt  und 
übrigen  Beschaffenheit  uns  Murray  folgende  Beschreibung  liefert:. 

Sie   (Tab.  IV.  Fig.   2.3.   4.)  hatten  nach  dem  verschiedenen  Zeitpunkt   ihrer 
Entstehung,   eine  verschiedene  Länge ,  und  die  gröfsten  erreichten  höchstens  einen 
halben  Pariser  Zoll.     Ihre  Farbe  war  anfänglich  grau,  und  wurde,  wahrscheinlich 
,'ius  Mangel  der  Nahrung  bey  der  Unterfuchung ,  allmählich  blafsgelb,    ihre  Gestalt 
konisch    und  ihr  Körper  nach  seiner  .ganzen  Länge  in  eilf  Ringe   getheilt.      Das 
spizige  Ende  war  mit  einem  schwarzen,    nach  unten  gebogenen  Haken   versehen 
(Fic.  3.  und  4.  -a.)  welcher  in  einer  Scheide  verborgen  war,  die  die  Made,  wenn  sie 
Lei  ührt  wurde ,    nebst  dem  Haken  in  den  nächsten  Bing  zurückzog.      Dieser  Haken 
schien  theils  zur  Zerstückelung   und  Aufnahme    der  Nahrungsmittel,     theils   dazu 
bestimmt  zu  seyn.,  sich  beym Kriechen  damit  befestigen,  und  dann  den  übrigen  Kör- 
per vorwärts  nachziehen  zu  können.     Ausserdem  waren  am  vorderen  Ende  noch 
die  zwey  hervorragenden  Mündungen  der  Luftrohrenäste  (c.  r.)  zwischen  dem  ersten 
und  zwey ten  Rang  durchs  Mikroskop  sichtbar.     Das  stumpfe  oder  hintere  Ende  der 
Made  ( Fig.  3.  .£. )  war  an  dem  Theil ,  der  an  die  Rückenseite  ( e. )  grenzte ,  convex, 
an  dem  sich  an  die  Bauchseite  anschliessenden  Theil  aber  (g. )  concav.     Auf  jenem 
erhabneren  Theil    befanden  sich   die    hinteren  Enden  der  Luftröhren,    als   zwey 
braune  neben  einanderstehende  Hervorragungen   (Fig  3.  und  4.,<?.  e.),    welche  der 
Wurm  nach  Belieben  hervorst recken  und  einziehen  konnte.     Die  Luftröluen  oder 
flespirationswerkzeuge  selbst  (4  d.)  bestanden  in  zwey  weissen  geschlängelten.,  nach 
jden  Aussenseiteu  Ästchen  verbreitenden  Gefässen,    welche  längs  der  R.ückeiil  lache 
sichtbar  waren.     Ausser  diesen  lies  die  feine ,    durchsichtige  Haut  die  tiefer  liegen- 
<len  Eingeweide  in  dunkleren  Flecken  durchschimmern.     An  der  Bauchseite  ragte 
die  Haut  immer  zwischen  zwey  Ringen  etwas  hervor  (Fig.  3.  f-f  /■),  so  dafs  man 
-von  der  Seite  gespaltene  Füsse  zu  sehen  glaubte.     Auch  waren  diese  Falten  wirk- 
lich Stellvertreterinnen  der  Füsse,  und  halfen  -dem  Wurm  im  Kriechen  fort,     wo- 
Ley  er  viele  Fertigkeit  äusserte  und  sich  oft  schnell  auf  che  Seite  walzte. 

Murren,-  glaubte  nun,  dafs  diese  Maden  aus  den  Eyern  der  Stubenfliegen  ge- 
krochen wären,  welche  sich  immer  in  ungeheurer  Menge  um  den  Kranken  aufhiel- 
ten, und  dm  so  sehr  plagten,  dafs  er  sich  genörhigt  sah,  Fliegengiü  bey  seinem 
Eette  aufstellen      und  da  dieses  ihre  Abname  nicht  hinreichend  beförderte,   noch 

einen 


7 

einen  Knaben  mit  dem  Fliegen  w  edel  dieses  Ungeziefer  verscheuchen  zulassen.  Al- 
lein die  von  ihm  beschriebene  Made  weicht  zu  sehr  von  der  Fliegenmade  (Tab.  III. 
Fig.  3i.)  ab,  als  dafs  ich  seiner  Meinung  beitreten  könnte,  kommt  aber  so  sehr 
mit  der  Larve  der  Quarkfliege  (Mnsca  putris)  überein,  dafs  ich  sie  um  so  mehr 
für  eine  und  dieselbe  halte,  da  ich  leztere  Fliege  immer  sehr  häufig  in  Gesell- 
schaft der  Stubenfliegen  angetroffen  habe.  Ich  trage  daher  kein  Redenken  T  die 
Beschreibung  und  Abbildung  dieser  Made  itnd  Fliege  nach  Schwammerdamm  noch 
be)rzufügen. 

Die  Larve  der  Quarkfliege  oder  der  Käsemade  (Tab.  IV.  Fig.  5.)  hat,  'so  wie 
jene  des  Murray ,  zwölf  Abtheilungen  oder  Ringe.  Der  erste  Ring  (a.)  macht  eigent- 
lich den  aus  zwey  gehörnten  Hervorragungen  bestellenden  Kopf  ans.  Zwischen 
diesen  liegt  der  Mund,  an  welchem  zwey  schwarze  kleine  Nägel  oder  Klauen*  ste- 
hen, welche  zugleich  die  Stelle  derFüsse,  der  Klauen  und  Zähne  vertreten,-  Auf 
dem  zweyten  Ring  ragen  die  Mündungen  der  Luftgefäfse  (  c. )  vor ,.  deren  zwey  längs 
des  Rückens  der  Made  fortlaufende  Hauptröhren  (d,  d.).  mit  ihren  öfters  anastomo- 
sirenden  und  dadurch  mehrere  Inseln  bildenden  Nebenzweigen,  durch  die  dünne 
Haut  schimmern.  Am  zwölften  Ring  (£.),  der  noch  verschiedene  Wärzchen  oder 
Knöpfchen  hat,  endigen  sich  aber  jene  Luftröhren  mit  zwey  ähnlichen  Hervorra- 
gungen, wie  die  bey  ihrem  Anfange  auf  dem  zweyten  Ringe  befindlichen  sind, 
Schikt  sich  die  Made  zum  Springen  an,  worinnen  sie  eine  besondere  Fertigkeit 
hat,  so  fafst  sie  mit  ihren  Kopf-  oder  Mundhäkchen  das  Schwanz-Ende  (Fig.  5.), 
wodurch  sie  wie  ein  Reif  gebogen  erscheint,  und  schnellt  sich ,  indem  sie  sich 
wieder  ausstreckt,  fort. 

Bey  ihrer  Verwandlung  verlassen  diese  Maden  den  faulen  Käse  und  erscheinen 
nun  in  Puppengestalt  (Fig.  6.  a.),  welche  unter  dem  Mikroscop  (&.)  Kopf,  Leib 
und  die  anliegenden  Flügel  der  künftigen  Fliege,  sehr  deutlich  darstellt.  Diese 
(Fig.  7.  a.  b.)  verlädt  nach  zwölf  Tagen  die  Puppenhülse,  ist  grau,  ziemlich  klein, 
aber  doch  noch  immer  viel  gröfser ,  als  eine  Laus.  Das  Vergröserungsglas  macht 
die  a  getheilten  Fühlspitzen  am  Kopf  (Fig.  8.),  so  wie  die  hinter  ihnen  stehenden 
ziemlich  grofsen,  netzförmigen  und  röthlichen  Augen  deutlicher.  Die  Brust  ist 
braun  und  fällt  ins  Schwarze.  Das  vorderste  Paar  der  an  ihr  eingelenkten  Füsse 
ist  beynahe  ganz,  das  mittelste  nur  am  zweyten  Gliede  schwarz,  an  den  zwey 
lezten  Gliedern  aber  dunkelbraun.  Das  hinterste  Paar  gleichet  dem  ersten.  Alle 
sind  mit  borstigen  Härchen  besezt  und  am  Ende  mit  zwey  Krallen  versehen. 
Die  zwey  Flügel  haben  schwarze  Rippen  und  feine  Härchen  in  ihrem  ganzen  Um- 
fange 


s 

fange.  Hinter  denselben  (stehen  an  der  Brust  zwey  Flügelkölbchen.  Der  Hinter- 
leib ist  in  sieben  Ringe  getheilt ,  der  Farbe  nach  der  Brust  gleich ,  nemlich  glän- 
zend dunkelbraun.  Das  Weibchen  ist  gröTser  als  das  Männchen ,  legt  seine  Ever 
mittelst  seines  Legrohrs  in  die  feinsten  Ritzen  der  Käse,  oder  in  andere  denselben 
ähnliche,  faulende,  thierische  Substanzen,  und  aus  den  Eyern  kriechen  die  jun- 
gen Maden  schon  24  Stunden,  nachdem  jene  gelegt  worden  sind,  aus.  Da  diese 
Maden,  nach  Limits  Beschreibung  der  Aussatz  -  Fliege,  etwann  die  Gröfse  der 
Flohmaden  ( Tab.  VI.  Fig.  40  haben  müßten ,  wenn  sich  ein  Insekt ,  das  kleiner 
als  eine  Laus  ist,  daraus  entwickeln  sollte:  so  bleibt  es,  ohngeachtet  der  grofsen 
Ähnlichkeit,  welche  übrigens  die  Quarkfliege  mit  der  Aussatzfliege  hat,  dennoch 
u n  entschieden  ,  ob  die  in  Teutschland  in  dem  Aussatz  nistende  Fliege  die  nem- 
liche  ist,  welche  den  amerikanischen  Aussatz  bewohnt?  oder  ob  die  scheinbare 
Verschiedenheit  blos  darinnen  liegt ,  dafs  die  amerikanische  Aussatzfliege  nicht  die 
Gröfse  der  europäischen  erreicht?  wie  dieses  der  Fall  bey  einigen  andern,  in  beyden 
W  einheilen  vorkommenden  Insektenarten  ist. 

2.  Der  Floh  des  Hautiuckens   der  Greise.    (Pukx 
pruviginis  senilis?)  Tab.  V.    Fig.  33 — 35- 


Sommer,  J.  F.  Diss.  de  Affectibus  pruriginosis 
Senutii.   Altdorfii  1727.    4. 

Will  an,    R.     Die  Hautkrankheiten  und  ihre  Be- 


handlung ,     aus  dem  Englischen  übersezt   von  Frie- 
se,   i.  Band,    Breslau   1799-    Tab-  VII.    Fig.  3.  4. 

gr.    4. 


Ein  neues,  von  PPillati  entdecktes  Insekt,  von  welchem  er  aber,  bey  unterlas- 
sener genauerer  Untersuchung,  keine  bestimmten  Merkmale  angeben  konnte.  Er 
fand  es  in  Menge  auf  der  Haut  und  Wäsche  eines  an  der  Prurigiae  senile  leiden- 
den Kranken.  Man  versteht  hierunter  eine  erst  im  späten  Alter  vorkommende 
Hautkrankheit,  wobey  sich  ziemlich  grosse,  entzündungslose,  mit  Schorfen  ver- 
mischte und  ein  unerträgliches  Jucken  veranlassende  Blatt erchen  ,  auf  der  trockenen, 
duftlosen  Haut  zeigen.  Hautkleien  und  Schuppen,  als  Folgen  der  mehrmaligen 
Absonderung  und  unvollkommenen  Wiedererneuerung  der  vom  Ausschlage  ange- 
griffenen Hauttheilchen  unterhalten ,  nebst  den  darunter  wahrscheinlich  verwei- 
lenden Insekten,  noch  mehr  ienen  schmerzhaften  Reiz,  der  die  Geduld  und  Ge- 
lassenheit des  Alters,  durch  seine  Grenzenlosigkeit  zu  erschöpfen  pflegt.  Diese  In- 
sekten bewegen  sich,  nach  Willems  Beobachtung,  schnell,  .sind  aber  wegen  ihrer 
Kleinheit,  nur  mit  Mühe  zu  entdecken  (Tab.  V.  Fig.  55.).  Das  Vergröfserungs- 
glas  stellte  si»  in  einer  Form  dar,    die   ihren  Entdecker   berechtigte,    sie  unter 

das 


das  Geschlecht  der  Flöhe  aufzunehmen  (Fig.  »4«)'-  Ob  er  aber  eben  sowohl  Ur- 
sache hatte  sie  als  Ursache  dieser  Hautkrankheit  anzusehen ,  und  sogar  zu  vermu- 
then,  dafs  die  Prurigo  formicans ,  welche  auch  jüngere  erwachsene  Personen  befällt, 
deren  Blätterchen  aber  nicht  so  grofs,  wie  b ey  der  Prurigo  senilis,  doch  mit  weit 
unerträglichem  Jucken  verbunden  sind ,  von  eben  diesem  Insekte  herrühren  ?  über- 
lasse ich  dem  Urtheile  künftiger  Forschung  und  sachverständigerer  Kenner. 


3.     Die   Kopflaus.     Tab.  VII.  Fig.  I  —  5,  und 
Tab.  XIII.  Fig.  15  —  17. 

Pediculus    humaniu    capitis,     cinereus;     thorace    abdomineque     fascia    interrupta     nigra 

marginatis.       Pou  humain   de  la   CeCe.       Degeers,    E.  Abhandlung    zur    Geschichte    der 

Insekten  aus  dem  Franz.  mit  Anmerkungen  von  Gutze.  Nürnberg  1775  —  J7  83  #r.  4. 

VII.  Band.  S.   2  8  und  97  Tab.  1.  Fig.  6 —  10. 


Albini  a  natural  hystory  of Spider.  Tab.  XXXXII. 

Aldrovandi    de  Insect.  Lib.  V.  Cap.  IV. 

Amoreux  Notice  des  Insectes  de  la  France  re'pu- 
te*s  venimeux.    Paris  1789-  gr.  8-   p.  I  J  5  et   272. 

Baker,  H.  Emploiment  for  the  Microscope.  Lon- 
don 1753.   8-  c.  Tab.   17.  aen.  Tab.  XIII.  Fig.  4. 

Bonanni,  Phil.  Observatio  circa  viventia,  quae 
in  rebus  non  viventibus  reperiuntur,  seu  Micrographia 
curiosa  Romae  1691.  4.  c.  Tab.  aen.  Fig.  55. 

Blume  nbachs,  J.  F.  Handbuch  der  Naturgesch. 
5.  Aufl.  Göttingen  1797.  S.  286.  Pediculus  huiuanus, 
Griechisch  (p$eig;    Engl.  Lome;   Franz.  Pou. 

Cuvier,  G.  Tableau  e'le'mentaire  de  1' histoire  na- 
turelle des  Animaux,  ä  Paris  an.  6.  (1798)  p.  622. 
U  pou  humain. 

Cypriani,  J.  continuatio  historiae  animaüum  a 
Fianzio ,   Tem.  11.    p.  3560. 

Fabricii  Mantissa  Insect.  II.  p.  368.  n.  t.  Sy- 
stem. Ent.  p.  804   n.  1.      Spec.  Ins.  II.  p.  476.  11.  1. 

Füfslys  Schweizerische  Insecten ,  Zürich  1775. 
S.  59.  n.  1  167. 

Götze,  F.  A.  C.  Geschichte  einiger  den  Menschen, 
Thieren,  Oekonomie  und  Gärtnere/  schädlichen  In- 
sekten, aus  dem  Franz.  übersetzt.  Leipz.  1787.  8. 
S.   43   und   85- 

Grindelii   ab  Ach  Obs.  II.   p.  14.   Fig.  3.  ' 

Heinsius,  Dan.  Orat.  XXXV.  admirand.  rerum 
admirabilium  p.  I  34. 

Hercules  Saxon.  Pract.  Med.  Lib.  X.  Cap.  XIX. 
p.  81 1. 

He  um  ins  de  Morbis  capitis,   Cap.  IV. 

Hooke,    R.    Micrographia,      Lond.    1667.     fol. 

p.    211. 


Joblot,     L.   Observation«    de    l'histoire    naturelle 
faites    avec    Ie  Microscope  ä   Paris    1754.    4    c   Tab 
T.  I.   Tab.    1. 

Journal  des  Sav.  Vers.  lat.  I.   p.  483. 

Isidorus  Orig.  Libr.  XII.  Cap.   VII. 

Kniphof  Diss.  de  Pedic.  inguin.  §.  XXXVII.  TaW, 
I.  Fig.  A.  et  Tab.  III.   Fig.  N   T. 

Kolbe  Beschreibung  des  Vorgebürgs  der  guten 
Hofn.  S.  222. 

Ledermüllers  mikroskopische  Gemüths  -  und 
Augenergörzung,  S.  45.  Tab.  XXI. 

Leeuwenhoek  (A.  v.)  de  pediculis,  v.  Phil. 
Trans,  n.  94.  p.  6037.  et  n.  97.  p.  61 16.  Ejusdem 
Opera.   Tom.  III.   p.   56. 

Lesseri   Insecto  -  (heologia,    p.    57. 

Linnaei  Amoenit.  acad.  Vol.  III.  de  noxa  insect. 
p.  341.  —  Syst.  Nat.  Ed.  Gmel.  XIII.  Tom.  I.  Pars. 
V.  p.  2914.  n.  r.  Pediculus  humanus  abdomine  lo- 
bato  cinereo  ,  haLitat  in  capite  durior  magis  coloratus. 
Faun.  Suec.   n.  1939. 

Mouffetti,  Th.  Insector.  sive  minimor.  animal. 
Theatrum.  Lond.   1634.  P-  259  et  264. 

Müllers,  P.  L.  St.  Linneisches  Natursyst.  der  In- 
sekt.  II.  Band.  S.  1027.   ".  1. 

Mülleri,  0.  F.  Fauna  Fridrichdalina  ,  Lips.  1764. 
n.  798-  Ejusdem  Zoologiae  Danicae  prodromus.  Hafn, 
1776.    n.   2180. 

Mural  to,  J.  de,  anatome  pediculi.  V.  Eph.  Nat. 
Cur.  Dec.  IL  an.  1.  obs.    53.  p.  136. 

Onowatologiii  historiae  naturalis.  Pars  VI.  p.  22  S. 
Pediculus  humanus,    die  Menschenlaus ,    Kopflaus. 

Pauli,   Sim.  quadripart.  Class.  III.  p.  299. 

Ranchius,  F.  in  opusculis  medicis.  Lugd.  1627. 
P.  304. 

2  R«. 


10 

Redi,  F.  Opusculor.  Pars  prior  sive  Experimenta  l      Schränk!     BeytrXge     2ur    Naturges.     S.     ua. 

n.  i. 

Sc!i  w  am  merdam  m  s ,  J.  Bibel  der  Nat.  Leipz. 
1752.   S.  29.   Tab.  1.  und  II. 

Schwenkfeld  Theriotr.  Siles.   p.  548. 

Sulzers,  J.  H.  abgekürzte  Geschichte  der  Insekten. 
S.  240.  Desselben  Kennzeichen  der  Insekten,  Tab. 
XXII.  Fig.  145. 

Tei  ch  meyer  i  Instit.  Pathol.  Pract.  p.  431. 

Tenzels   Monath -Gespräche.   1691.    S.  332. 

Watkins  exercice  du  Microsc.   p.  31.  Fig.  31. 


circa  Generationein  insector.  Amstelaed.  1  6 S 6 .  12. 
Tab. XVIII.  Pediculus  Ordinarius.  Ejnsd.  Opera  Tab  XXV. 

Rolfincii  Epit.  Affect.  particul.  L.  III.  C.  20. 
F.  J21. 

Ruyschif  Theatr.  animal.  Pars,  V.  bist.  nat.  de 
Inectis     Lib.  II. 

Sauvages  Nosologia  methodica  edit.  Daniel. 
Tom.  V.  p.  284. 

Schaefferi,  J.  C.  Elementa  entomologica.  Ra- 
tisb.   1766.  Tab.  LXXXXV. 


Das  gemeinste  und  bekannteste  Insekt,  welches  auf  dem  menschlichen  Kör- 
per seinen  angewiesenen  Wohnplatz  hat,  ist  wohl  die  Laus,  und  von  dieser  sind 
ihm  drey,  nach  den  verschiedenen  Gegenden  des  Körpers,  welche  sie  bewohnen, 
verschiedene  Arten  zugetheilt,  nemlich  die  Kopf-  die  Leib-  und  die  Filzlaus. 

Unter  allen  ist  die  Kopflaus  von  den  berühmtesten  Naturforschern  am  meisten 
und  genausten  beschrieben  und  zum  Gegenstand  der  mühsamsten  Zergliederung,  und 
mikroskopischen  Untersuchungen  gemacht  worden.  Ohne  erst  einer  Verwandlung 
unterworfen  zuseyn,  verläfst  sie  das  Ey,  zwar  nicht  in  ihrer  vollkommenen  Gröfse, 
die  sie  aber  selbst  in  kurzer  Zeit  erreicht,  doch  in  ihrer  vollkommenen  Gestalt,  und 
ist  völlig  ausgewachsen,  zwey  Linien  lang  und  eine  halbe  Linie  breit  (Tab.  VH.  Fig.  1.). 
Ihre  Haut  erscheint  durchs  Mikroskop  pergamentartig,  gleich  der  Haut  des  Men- 
schen mit  Linien,  Furchen  und  Punkten  durchzogen,  und  überall  mit  feinen  Härgen 
besezt.  Sie  ist  so  durchsichtig ,  dafs  man  nicht  nur  die  Luftröhren ,  den  mit  Blut 
und  Unrath  angefüllten,  und  daher  braunroth,  im  nüchternen  Zustande  aber  weifs- 
gelb,  wie  der  übrige  Körper,  erscheinenden  Magen  und  Dannkanal  (Fig.  2.  ff); 
sondern  auch  ihre peristaltische  Bewegung,  nach  welcher  sie  sich  bald  verlängeren, 
bald  verkürzen  ,  bald  breit,  bald  schmal  werden,  deutlich  wahrnehmen  kann.  Da- 
bey  hat  diese  Haut  gleichwohl  eine  besondere  Festigkeit,  welche  veranlafst,  dafs 
die  Laus  mit  einem  Knall  zerplatzt ,  wenn  sie  zerdrückt  wird.  Ohngeachtet  die 
Farbe  des  ganzen  Körpers  milchweifs  ist;  so  geben  doch  die  ohnweit  des  Randes 
vom  Brustschilde  und  Hinterleibe  geschlangelt  durchschimmerden  Luftgefäfse ,  den 
Anschein,  als  ob  die  Haut  der  Kopflaus  an  den  Seiten  mit  einem  dunkleren,  un- 
terbrochenen Streif  eingefafst  sey.  Doch  bemerkt  man  überhaupt  in  Rücksicht 
der  Farbe  nichts  Beständiges,  welche  sich  einzig  nach  der  Verschiedenheit  des  Auf- 
enthalts zu  richten  scheint.  Denn  manche  Menschen  haben  ganz  weisse,  andere 
dunkelbraune ,  und  die  Mohren  schwarze  Läuse.  Was  aber  die  einzelnen  Theile 
dieser  Insekten  besonders  betrifft  f    so  ist  der  vorne  konische,    hinten  sphärische 

Kopf 


1 1 


Kopf,  durch  einen  sehr  kurzen  Hak  mit  dem  Brustschildc  vereinigt.     An  dem  äus- 
sern Rand  seines  breitsten  Theils ,    sieht  man  zwey  schwarze,    mit  einem  weissen 
Ring  umzogne  hervorstehende  Augen  (Fig.  2.  a.  a.)  und  vor  diesen,   ebenfalls  an 
beyden  Seiten  des  Kopfs ,   zwey  fiinfgliedrichte ,   mit  den  feinsten  Härchen  besezte, 
und  sich  beständig  bewegende  Fühlhörner  (b.  b.)  von  der  Länge  des  Kopfes.     Die- 
ser ist  an  seinem  konischen  Ende  mit  einer  kleinen  cylindrischen  Hervorragung  (d.) 
versehen ,  welche  die  Scheide  oder  der  Köcher  des  spitzigen ,  hohlen  Saugstachels 
(Tab.  XDI.  Fig.  i5.  a.  und  Fig.  16.  a.)  ist,     den  Leeuwenhök  zuerst  entdeckte,    und 
der  nur  äusserst  selten  wahrzunehmen  ist,    da  ihn  die  Laus  nicht    eher  aus  der 
Scheide  des  Stachels  (Fig.  i5.  b.)  hervorstreckt,   als  bis  sie  Blut  zu  saugen  beginnt. 
Sclwammerdanun  liefert  eine  musterhafte  Beschreibung  dieses  Saugstachels,    seiner 
Verbindung  mit  der  Speiseröhre,     und  den  sämmtlichen  Verdauungsorganen  der 
Laus,  und  giebt  zugleich  in  seiner  Abbildung  die  Widerhaken  (Tab.  XIII.  Fig.  16.  b.) 
an,  welche  sie  in  die  Kopfhaut  des  Menschen  einsenkt,    um  sich  damit  zu  befesti- 
gen ,    dafs  sie  den  Stachel  nicht  nur  einstossen ,    sondern  auch  beym  Einziehen  des 
Bluts,  frey  vor-  und  rückwärts  bewegen  kann. 

Am  Bruststücke  (Tab.  VII.  Fig.  2./)  sieht  man  zwischen  den  Ästen  der  Luftröh- 
ren drey  Erhabenheiten  auf  jeder  Seite,  und  in  der  Mitte  eine  schildförmige  Ver- 
tiefung. Unterwärts'  befinden  sich  nahe  am  Rande  desselben  die  sechs  Füsse,  wo- 
von jeder  aus  vier  kurzen  Gliedern  besteht.  Das  lezte  Glied,  oder  das  Fufsblatt 
(e.  e.  e.)  ist  mit  zwey  Krallen  versehen.  Die  kleinere  ist  unbeweglich,  die  gröfsere 
aber  beweglich,  und  sichelförmig  gekrümmt,  so  dafs  sie  über  jene  zusammenge- 
schlagen werden  kann.  Die  Laus  ist  hierdurch  vermögend ,  sich  mit  diesen  sechs 
Zangen  an  den  Haaren  festzuhalten,  und  mit  ziemlicher  Geschwindigkeit  auf  densel- 
ben fortzulaufen. 

Der  Hinterleib  besteht  aus  sieben  Ringen ,  welche  an  den  Seiten  eben  so  viele, 
iß  der  Mitte  etwas  ausgeschnittene  Lappen  bilden.  In  den  kleinen  Ausschnitten 
dieser  Lappen  liegen  die  Mündungen  der  Lungenröhren.  Schwammerdamm  verste- 
het hierunter  diejenigen  kleinen  weissen  Gefässe,  deren  Hauptstämme  an  verschie- 
denen Stellen  des  Körpers  mit  einem  Perlemutterglanze  durchschimmern  und  deren 
zahllose,  unendlich  kleine  Astchen  nicht  nur  in  der  Brust,  im  Hinterleibe,  in  den 
Füssen,  sondern  auch  in  den  Fühlhörnern  wahrzunehmen  sind.  Sie  bestehen,  wie 
die  menschliche  Luftröhre ,  aus  schmalen,  wahrscheinlich  ebenfalls  knorpelartigen 
und  aus  breiteren  häutigen  Ringen  (Tab»  Vü.  Fig.  5.),  und  sind  die  Respirations- 
werkzeuge  der  Laus. 

Der 


12 


Dei  Magensclilund  ist  eigentlich  die  Fortsetzung  des  Saugstachels.  Das  einge- 
bogene Blut  kommt  nemlich  durch  lezteren ,  hinter  der  kleinen  warzenförmigen 
Hervorragung  des  Kopfs,  zuerst  in  ,den  Mund  (Tab.  XIII.  Fig.  i5.  c. )  und  dann  in 
den  Schlund  (d.),  oder  diejenige  Erweiterung  des  im  Saugstachel  anfangenden  Ka- 
nals ,  -welche  zwischen  und  vor  den  Augen  lieget ,  worauf  die  Speiseröhre  (e.)  fol- 
get, die  das  Blut  in  den  Magen  leitet.  Dieser  liegt  theils  in  der  Brust,  theils  im 
Hinterleibe.  Dort  bildet  er  zwey  gabelförmige  Anhänge,  hier  ein  länglichtes  Säck- 
chen ,  das  sich  beständig  wechselsweise  erweitert  und  zusammenziehet.  Die  Fort- 
setzung des  Magens  ist  der  Darmkanal,  der  sich  am  Schwanzringe  in  den  After 
endiget. 

Was  den  Geschlechtsunterschied  betriff,  so  ist  es  dem  Schwammerdamm  nicht 
gelungen,  diesen  zu  entdecken.  Er  fand  in  allen  Läusen  Eierstöcke,  die  den 
größten  Theü  des  Hinterleibes  einzunehmen  pflegen ,  und  wurde  dadurch  veranlafst 
zu  glauben,  dafs  die  Läuse  Zwitter  wären.  Da  aber  diese  Läuseart  so  zahlreich 
an  Weibchen  ist,  dafs  man  auf  hundert  kaum  ein  Männchen  rechnen  kann,  so  ist 
es  wohl  nicht  zu  bewundern,  wenn  ihm  lauter  W^eibchen  unter  die  Hände  kamen. 
Diese  sind  im  Ganzen  gröfser,  als  die  Mannchen.  Ihr  Hinterleib  ist  flacher,  breiter 
und  endigt  sich  am  Schwanz -Ende  mit  einer  gabelförmigen  Spalte,  in  deren  Mitte 
sich  der  After  und  der  Ausgang  der  Eyerstöcke  befinden  (Tab.  VH.  Fig.  2.  g. ).  Die 
Mannchen  haben  einen  breiteren  und  bemerkbarem  Einschnitt  zwischen  dem  Kopfe 
und  dem  Bruststucke;  ihr  Unterleib  ist  ungleich  schmäler,  am  Schwanzringe  nicht 
gespalten,  sondern  rund  (Tab.  XIII.  Fig.  17.),  und  mit  einem  gewöhnlich  unten  am 
Bauch  zurückgeschlagnen ,  nach  der  Begattung  aber  nach  hinten  hervorstehenden 
Stachel  (a.  b.  b. )  versehen ,  welcher  an  seiner  Grundfläche  sehr  breit,  an  seiner 
Spitze  aber  braun,  hornartig  und  wahrscheinlich  das  männliche  Geschlechtsglied  ist. 

Das  Weibchen  legt  ihre,  unter  dem  Namen  der  Nüsse  bekannten,  kleinen,  weis- 
sen und  länglichten  Eyer,  gerne  auf  den  Boden  des  Kopfs,  weil  sie  nur  in  der 
feuchten,  vom  Kopfschweifse  begünstigten  Wärme  gedeihen,  auf  der  Oberfläche 
des  Kopfs,  welche  der  Kälte  mehr  ausgesetzt  ist,  aber  umkommen.  Sie  erschei- 
nen unter  dem  Mikroskope  als  länglichtrunde ,  vorne  flache  und  hinten  bauchigte 
Körper  (Tab.  VII.  Fig.  5.),  deren  von  der  ausgekrochenen  Laus  zurückgelassene 
Hülse  einen  kleinen,  mit  einem  flachen  Deckel  versehenen  Schlauch  (Fig.  4.)  ähn- 
lich sieht.  Ungeheuer  ist  die  Vermehrung  der  Läuse  durch  diese  Eyer.  Denn 
nach  Leeuweuhöcks  Beobachtungen  legt  ein  Weibchen  in  sechs  Tagen  fünfzig  Eyer, 
und  behält  dennoch  eine  grofse  Menge  im  Leibe.     Aus  diesen  gelegten  Eyern  kon> 

men 


i3 

men  nach  sechs  Tagen  schon  die  Jungen  hervor,  welche  nach  achtzehn  Tagen 
ebenfalls  Eyer  legen.  Auf  diese  Art  können  zwey  Mütter  in  acht  Wochen  Grofsmüt- 
ter  von  zehntausend  Läusen  werden. 

Die  Nahrung  der  Laus  scheint  hauptsächlich  der  rothe  Bluttheil  der  Menschen 
zu  seyn ,  welches  man  sowohl  aus  ihrer  Farbe  nach  vorhergegangener  reichlicher 
Sättigung,  als  auch  aus  ihren  braunrothen  Exkrementen  schliefsen  kann.  Sucht 
sie  diese  Nahrung,  so  biegt  sie  den  Kopf  zwischen  den  Vorderfüssen  gegen  die  Haut 
undjsenkt  den  Stachel  in  ein  Schweifeloch.  Man  bemerkt  nun  durch  eine  gute  Lupe 
das  eingesogene  Blut  in  einem  ausserordentlich  feinen  Strahl  in  den  Kopf  steigen, 
durch  den  Magenschlund  in  den  mit  seinen  Anhängen  aufschwellenden  Magen  ge- 
langen, welcher  nunmehr  sich  mit  Nachdruck  bewegt  und  wechselsweise  zusam- 
menziehet, im  dicken  Gedärme  aber  die  Excremente  fortrücken,  deren  sich  die 
Laus  bisweilen  zu  gleicher  Zeit  entlediget. 

Das  Einsenken  des  Stachels  veranlafst  vorzüglich  die  lästige  Empfindung  des 
Juckens  und  Eeifsens ,  ausserdem  aber  das  Aufschiessen  kleiner  Pusteln ,  die  ent- 
weder von  sich  aufbrechen,  oder  durch  das  Kratzen  aufgerieben  werden.  In  bey- 
den  Fällen  ergiefsen  sie  eine  kleb  richte  Feuchtigkeit,  die  bald  zu  kleinen  Schup- 
pen vertrocknet,  welche  bey  öfterer  Kopfreinigung,  sich  wie  Kleyen  abkämmen 
lassen.  Wird  aber  diese  Reinigung  unterlassen ,  so  veranlafst  der  unter  jenen 
Schuppen  stockende  Schweifs  einen  R.eiz  auf  die  kleinen  Drüsen  der  Kopfhaut,  wo- 
durch eine  widernatürliche  Absonderung  der  fettigen  Feuchtigkeit  dieser  Drüsen 
erfolgt.  Es  entsteht  auf  diese  Art  eine  ekelhafte ,  stinkende ,  graue  und  mit  Blut 
unterlaufene  Borke  auf  dem  Kopfe,  welche  die  Vermehrung  der  Läuse  ungemein 
begünstiget,  indem  diese  für  ihre  Eyer  und  Excremente  in  und  unter  derselben  die 
schicklichsten  Lagerstätten  finden.  Man  nennt  diese  Krankheit  die  KopfUiusesuchu 
(Phthiriasis  capitis),  welche  vorzüglich  bey  Kindern  vorkommt. 

Was  die  Ursache  der  Erzeugung  und  Überhandnähme  der  Läuse  betrifft,  so 
glaubten  unsre,  mit  der  Fortpflanzung  der  Insekten  unbekannten  Vorfahren  ,  sie  in 
dem  übermässigen  Genufs  süsser  Kastanien  und  Feigen  suchen  zu  müssen,  wahr- 
scheinlich, weil  diese  beym  Kauen  ein  gewisses  Knirschen  veranlassen,  welches 
der  Empfindung  nicht  unähnlich  ist,  die  das  Zerdrücken  der  Läuse  mit  dem  Nagel 
für  den  Gefühlsinn  des  Fingers  hat ,  woraus  sie ,  nach  den  damaligen  Begriffen  von 
der  Entwicklung  der  Insekten  aus  allerley  thierischen  und  vegetabilischen  Substan- 
zen, zu  schliessen  sich  berechtiget  glaubten,  dafs  jene  Früchte  Läusestoff  enthielten, 
der  sich  in  unserem  Körper  zu  vollkommenen  Insekten  entwickeln  könne.       Das 

Lächer- 


14 

Lächerliche  dieser  Meinung  wird  durch  das,    was  von  der  Fortpflanzung  der  Läuse 
und  von  der  Art,  wie  sie  sich  in  und  auf  der  Kopfhaut  einnisten,    gesagt  worden 
ist,  hinreichend  widerlegt.     Zu  den  besonderen,  ihre  Vermehrung  begünstigenden, 
gelegenheitlichen  Ursachen   aber  mufs  bey  diesen  in  Schmutz  und  Unsauberkeiten, 
Nahrung  und  Aufenthalt  findenden  Insekten ,    alles  gehören,    was  Schmutz  und  Un- 
sauberkeit  veranlassen  kann.     Man  findet  sie  daher  immer  in  Menge  in  kinderrei- 
chen Ehen  der  niedrigen  Volksklasse  und  überhaupt  da ,   wo  Zeit  und  Gelegenheit 
zur  Besorgung  der  Kopfreinigung  fehlt,  z.  B.  bey  Soldaten,    beym  Schiffsvolke,    bey 
Bettlern,  Reisenden,  Gefangenen ,  pflegelosen  Kranken.     Der  Mittheilung  selbst  ist 
auch  der  Ordentlichste  und  Reinlichste  ausgesetzt,  dessen  Verhältnisse  und  Verrich- 
tungen es  nothwendig  machen ,  unter  solche  Menschen  zu  kommen.     Auf  diese  Art 
werden  sie  oft ,   und  nicht  selten  statt  des  Honorars ,    dem  Arzt  und  Wundarzt  bey 
der  gemeinen  Volks  -  und  Spitalpraxis ,    den  Geistlichen  bey  seinen  Krankenbesu- 
chen ,  und  den  Aufsehern  und  Wärtern  in  den  Hospitälern  zu  Theil.      Am  häufig- 
sten und  gewöhnlichsten  aber  werden  sie,    als  Nüsse  und  vollkommene  Insekten, 
in  den  Kämmen  der  Friseurs  von  einem  Kopfe  auf  den  andern  getragen  und  durch 
das  beständige  Beysammensifzen  und  Zusammenstecken  der  Köpfe  sauber  und  un- 
sauber gehaltener  Kinder,   das  nothwendige  Übel  öffentlicher  Schulen.     Doch  schei- 
nen Mittheilung  und  Mangel  der  Kopfrehngung  nicht  allein  hinreichend ,    sondern 
noch  eine  gewisse  Beschaffenheit  der  Kopfausdunstung  und  ein  gewisser  Grad  der 
Wärme  erforderlich  zu  seyn,    wenn   sich  diese  beschwerlichen  Bewohner  wirklich 
auf  den  Kopf  erhalten  und  vermehren  sollen.     Es  giebt  Personen ,   die  es  sogleich 
gewahr  werden,  wenn  ihnen  auch  nur  eine  einzige  Laus  auf  den  Kopf  gekommen, 
•  dieser  auch  noch  so   sehr  "behaart,    und  mit  Pommade  und  Puder,    welche  ihren 
Aufenthalt  noch  angenehmer  zu  machen  pflegen ,   reichlich  versehen  ist.     Sie  wird 
bey  diesen  Personen  wahrscheinlich  durch  eine   eigene  widerwärtige  Ausdünstung 
der  Haare  und  Kopfhaut  so  sehr  beunruhiget,  dafs  sie  auf  den  Kopf  umherirret  und 
dadurch  ihre  Gegenwart  sogleich  verräth ,  gemeiniglich  aber  die  Haare  verläßt,  und 
über  dieStirne,    die  Ohren  oder  am  Halse  herabläuft.      Im  Gegentheil  vermehren 
sich  bey  andern  Personen  die  Läuse  so  gerne,  dafs  sie  mit  allem  Kämmen  sie  nicht 
zu  vertilgen  im  Stande  sind.     Auffallend  bestätiget  dieses  die  ungeheuere  Vermeh- 
rung der  Läuse  im  Weichselzopfe   (Plica  polorrica),    einer  vorzüglich  den  Pohlen, 
aber  auch  den  Russen  und  Tarlaren  eigenen  Krankheit,    in  welcher,  nicht  etwann 
von  Staub  und  Schmutz,1  sondern  von  einer  besondern  klebrichteu,    aus  der  Kopf- 
haut schwitzenden  Feuchtigkeit,  die  Haare  so  sehr  zusammengepappt  werden,  daß 

sie 


x5 

sie  Zöpfe  oder  Stricke  bilden.  In  Rücksicht  der  Wärme  bemerken  wir,  daß  sich 
die  Läuse  bey  Personen,  die  den  Kopf  leicht  2u  bedecken  gewohnt  .sind,  im  Win- 
ter sehr  vermindern,  bey  andern  aber,  die  ihnen  die  wohlthätige  Warme  der  Pelz- 
mützen angedeihen  lassen,  bey  aller  Kälte  dennoch  vermehren.  Die  Spanier 
scheinen  vorzüglich  wegen  des  gehörigen  Wärmegrades  von  den  Läusen  geplagt 
zu  seyn.  Gleichwohl  vertieren  sie  diese,  wie  alle  Europäer,  wenn  sie  amTropi- 
kus  und  in  Indien  angekommen  sind ,  vermuthlich  wieder  wegen  des  den  europäi- 
schen Läusen  ungewohnten  Wärmegrads ,  der  dennoch,  ns.c\\  Kolbe ,  den  Läusen 
der  Hottentotten  überaus  angemessen  ist.  Denn  sie  vermehren  sich  bey  densel- 
ben so  ausserordentlich,  dafs  sie  von  ihnen  für  ein  Geschenke  des  Himmels  ange- 
sehen, daher  verzehrt  und  zu   einem  ihrer  Lieblingsgerichte  gemacht  werden. 

In  Gözens  Geschichte  schädlicher  Insekten  findet  man  eine  Menge  Mittel  zur 
Vertilgung  der  Kopfläuse,  wrelche  mehr  oder  weniger  sicher  und  schädlich  sind. 
Am  bewährtesten  habe  ich,  nebst  fleissiger  Kopfreinigung ,  immer  das  Pulver  des 
Sabadilhaamens  gefunden.  Man  streuet  dieses  in  die  mit  etwas  Fett  oder  Pomraa- 
de  ausgesalbte  Nachtmütze,  damit  es  nicht  auf  den  Kopf  fällt  und  ein  heftiges  Beis- 
sen  veranlafst.  Wiederholt  man  dieses  einige  Abende  hintereinander,  so  ist  man 
sicher  von  allen  Läusen  befreyet. 


4.     Die  Leiblaus.     Tab.  XIII.   Fig.  14. 

Peäiculus  humanus  corporis ,   albidus  totus  immaculatus.      Pou  humain  du  corps.     Degeers 
Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  VII.  B.  S.  28.  und  30.   Tab.    1.  Fig.  7. 


Aristo  telis  Hist.  Animal.  Lib.  V.  Cap.  XXXII. 
B  1  a  n  c  a  r  d  i ,  Steph.  Lexic.  Med.  ed.  no viss.  Vol.  II. 

J>.  958. 

Blondelius  de  Therm.  Aquisgr.  Cap.  XIV.  §.  2. 

Borel  lu  s ,   P.  Cent.   I.  Hist.  Med.  20.  et  313. 

Coel.   Aurelian.   de  Phtbiriasi. 

Castelli   Barthol.  Lex.  Med.  p.  569.  (pStifluci!. 

Crüger,  D.  von  einem  mit  Läusen  angefüllten 
Geschwür  im  XIV.  Th.  d.  Abh.  d.  k.  A.  d.  N.  f. 
S.    »8. 

Daniel.   Syst.  Aegrit.   Pars  II.  p.    554. 

Fabricii  Spec.  insect.  Tab.  II.  p  476.  V^rie- 
tas  capitis  durior,  coloratior,  vestimentorum  laxior, 
niagis   cinerea.     Syst.  Ent.    p.  804.   n.  1. 

Foresti    Obs.  Med.   XIV.  Lib.  VIII. 

Franc us,  G.  Diss.  de  Phthiriasi,  s.  morbo  pe- 
diculari,  quo  nonnulli  Imperatores,  Reges  aliiq.  illu- 
stres viri  ac  foeminae  misere  interierunt.  Heidel- 
berg   1678.    4- 


G  a  1  e  n  u  s  de  Comp.  Med.  See.  Loc.  Lib.  I.  Cap.  VIII 
et  IX. 

Heurnius,   I.  de  morb.  capitis.   Cap.  VI. 

losephus   Lib.   IL  Cap.  V. 

Mangeti,  I.  I.  Bibliotheca  medico  practic.  de 
morbis  pilorum. 

Onomatol.   Hist.  nat.  Pars.  VI.  p.  228. 

Pauliini.  C.  F.  de  inorte  verminosa  p.  94.  Eben- 
derselbe von  einem  venerischen  Menschen,  der  durch 
die  Läusekrankh.  aufgerieben  werden,  im  XV.  Th. 
der  Abh.  d.  k.  A.  d.  Nf.  S.  45 S.  und  von  einer  Läu- 
sekrankheit, die  durch  das  Verschlucken  lebendiger 
Kopfläuse  entstand,  im  XV.  Th.  derselben  Abhandl. 
S.  471. 

Plenk,  de  Morb.  cutan.  Class.  XII. 

Sauvages  Nosolog.  method.  Edit.  Daniel.  Tom. 
V.  p.  284. 

Phthiriasis  pedicularis,  Phthiriasis  funesta.  La  ma- 
tadie  pediculaire  Vermint  interne. 

Sei 


i6 


Seile  Med.  Clin.  3te  Aufl.  S.  412.  n.  4.  inner- 
liche   Lau  s  e  suc  li  t. 

Serapion   Pract.  Tract.  I.  Cap.  V. 

Velli,  l'Abbe,  l'Histoire  de  France.  Tom.  I. 
P-  J'5. 


Welschius,  Exercitatio  de  vena  medinens.  Au* 
gust.    Vind.  1674.  p   41.  de  Phtliiriasi. 

Willan,  R.  Hautkrankeiten  übprs.  v.  Friese  I. 
B.  S.  55.  Körper,  oder  Kleiderlaus  Engl.  Body, 
lice. 


Linnd  und  andere  Naturforscher  haben  dieses  Insekt,  welches  auch  unter  dem 
Namen  der  Kleider-  oder  Haderlaus  bekannt  ist,  nicht  für  eine  von  der  Kopflaus 
wirklich  verschiedene  Art,  sondern  blos  für  eine  Abänderung  oder  Spielart  ange- 
sehen. Ihre  körperliche  Verschiedenheit,  und  die  Eigenheiten  ihrer  Lebensart  ha- 
ben aber  neuere  Naturforscher  bewogen ,  sie  als  eine  besondere  Art  aufzustellen» 
Sie  ist  im  ganzen  ungleich  grösser,  und  weicher,  als  die  Kopflaus;  und  hat  einen 
dickeren  Kopf,  mehr  hervorstehende  Augen ,  und  nicht  wie  diese  eckigte ,  sondern 
rund  abgestumpfte  Ränder  an  den  Ringen  des  Hinterleibes.  Ihre  Farbe  ist  weit 
lichter  und  hellgrauer,  und  man  bemerkt  an  ihr  nicht  die  dunklen  Streife  am 
Piande  des  Brustschildes  und  der  Ringe  des  Hinterleibes  zu  beyden  Seiten.  So  we- 
nig als  die  Kopflaus ,  ohne  besondere  Veranlassung  ,  den  Kopf  verläfst ,  so  wenig 
verliert  sich  diese  ,  ohngeachtet  sie  auf  dem  ganzen  Körper  herumzuirren  pflegt, 
in  die  Kopfhaare,  wo  sie  eben  so  bald,  wie  die|  Kopflaus  am' Leibe,  ihren  Un- 
tergang findet.  Sie  hält  sich  blofs  an  diesem  und  in  alten  Kleidungsstücken  un- 
reinlicher Menschen  auf,  und  kommt  nur,  wenn  es  regnen  will,  gerne  aus  den 
Falten  jener  Kleidungsstücke  hervor.  Nie  begattet  sie  sich  mit  der  Kopflaus,  und 
nie  legt  sie  ihre  Eyer  in  und  an  die  langen ,  sondern  stets  an  die  kurzen  Haare 
und  in  die  Lumpen  und  Falten  schmutziger  und  veralteter  Kleider.  Nur  die  Säfte, 
die  Ausdünstung,  der  fette,  klebrigte  Hautschmutz  des  lebenden  Menschen  sind 
ihre  Nahrung;  den  Sterbenden  und  Todten  aber  verläfst  sie.  Zu  ihrer  Aufname 
und  Vervielfältigung  gehört  durchaus  eine  gewisse  Beschaffenheit  des  Bluts  und  der 
Ausdünstungsmateric ,  und  wenn  diese  vorhanden  ist,  so  kann  sie  sich,  wie  die  äl- 
tere und  neuere  Geschichte  beweist,  bey  Menschen  aller  Alter  und  Stände  ins  Un- 
endliche vermehren.  Schlechte  Nahrungsmittel,  Mangel  und  Vernachlässigung  des 
Wechsels  der  Wäsche  und  Kleidungsstücke,  können  jedoch  Ursachen  einer  sol- 
chen, das  Fortkommen  der  Leiblaus  begünstigenden  Cacochinie  werden,  und  hier- 
aus ist  erklärbar,  warum  vorzüglich  herumziehende  Bettler,  lange  im  Felde  stehende 
Soldaten,  gewisse  Mönchsorden  ,  die  Bewohner  schmutziger  Wohnungen  und  Ar- 
beitshäuser, so  gewöhnlich  von  diesen  Insekten  angegriffen  werden.  Auch  linden 
wir,  dafs  sie  bey  chronischen  Handausschlägen  unreinlicher  Menschen  mehr  als 
gewöhnlich  sich  einlinden,    und   Wülan  bemerkt  sogar,    dafs  sie  bey  der  gröfsten 

Sorg- 


Sorgfalt  für  Reinlichkeit  und  Reinigung,  bey  dem  Hautiuken  der  Greise  zum  Vor- 
schein kommen,  und  den  Kranken  durch  ihre  schnelle  Vermehrung,  in  einer  an 
sich  schon  mit  unausstehlichen  Jucken  verbundenen  Krankheit,  doppelt  peinigen. 

Nemen  unter   diesen  oder  anderen  Umständen  diese  Insekten  ungewöhnlich 
überhand,    so  entstehet  daraus  eine  eigene  Krankheit,    welche  die  Läusesucht  des 
Körpers  (Phthiriasis  corporis)  genannt  wird.      Die  Läuse   setzen   hierbey  ihre  Eyer 
sowohl  an  die  kleinen  Härchen  der  Haut  und  in  die  Hautporen,  als  iu  die  Hemden 
und  Wäsche  ab.  Von  dem  eigenen  scharfen  Schweifs  mancher  Menschen  werden  sie 
hier  ausgebrüthet,  und  das  nun  heranwachsende  und  sich'  täglich  vervielfältigende 
Läuseheer  greifft,    wenn  es  allen  Vorrat h  von  Schmutz  und  anklebendem  Schweis 
auf  der  Oberfläche  der  Haut  aufgezehrt  hat,    die  Haut  selbst  an,    indem  es  diese 
beym  Saugen  durchbohrt,  hierdurch  Geschwüre  veranlaßt,  die  oft  bis  auf  die  Kno- 
chen gehen ,  und  so  seine  weitere  Ausbreitung  und  Verheerung  zwischen  Haut  und 
Fleisch  fortsetzet.       Man  nennt    diesen  Grad  einer    der   häßlichsten  Krankheiten, 
die  innere  Läusesucht  (Phthiriasis  interna).     Es  kommen  hierbey  oft  aus  verschiede- 
nen' Theilen  des  Körpers,  sogar  aus  den  Augen,  der  Nase,  dem  Munde  etc.  Läuse 
hervor,  wodurch  wahrscheinlich  die  älteren  Beobachter  verleitet  worden  sind,    zu 
behaupten,  dafs  die  Läuse  in  dieser  Krankheit  im  Körper  selbst  erzeugt  würden,  da 
sie  gleichwohl  erst  von  den  äusseren  Theilen  zu  den  inneren   gelangen.     Dafs  die 
tranken  durch  den  Reitz  und  die  bösartigen  Geschwüre,  welche  dieses  Ungeziefer 
veranlafst,  ausserordentlich  leiden  und  abgezehrt  werden,  bedarf  wohl  keiner  be- 
sondern Erwehnung;    aber  eine  eigene  und  unerklärbare  Eigenschaft  dieser  schon 
weit  gediehenen  Krankheit  ist  es,  dafs  die  Läuse  durch  alle  Mittel  nicht  auszurot- 
ten sind,  und  die  davon  ergriffenen  Kranken  daher  jämmerlich  umkommen  müssen. 
Aristoteles,   Cälius ,  Josephus ,   Piinius ,    Velli ,  Frank  etc.  führen  die  Beyspiele  grosser 
und  berühmter  Männer  der  Vorzeit   und    des  Mittelalters    an,     welche   an   dieser 
schrecklichen  Krankheit    gestorben  sind,    und  bey  welchen   sicher  nicht  Schmutz 
und  Unreinigkeit,  als  Ursache  des  Übels  angeklagt  werden  konnten.     Ich  .gedenk« 
hier  nur  der  Könige  Amiochus,  Agrippa  und  Herodes ,  des  römischen  Dichters  En~ 
nius,  des  Dictators  Sylla ,    des  römischen  Schriftstellers  Valerius  Maxim us ,    und  des 
griechischen  Philosophen  Pherecydcs ,  in  den  neuern  Zeiten  aber  Philipps  des  Zweyten, 
Königs  von  Spanien,    des  französischen  Kaisers  Arnulf  us,    welcher  im  Jahre  899, 
der  Läusesucht  unterlag,     des  Bischofs  Foucquau    von  Noyon,    der  im  Jahre  q55 
durch  eine  so  grosse  Menge  Läuse  verzehrt  wurde,   dafs  man  genöthiget  war,   ihn 
in  einen  ledeinen  Sack  zu  nähen,  ehe  man  ihn  begraben  konnte,  endlich  noch  des 

3  Car~ 


i3 

Cardinais  Da  Prot ,   welcher  im  Jahre  i545  ebenfalls  an  der  Läusekrankheit  starb. 
Ausserdem  findet  man  bey  den  Schriftstellern  auch  Beyspiele  von  innerlichen  und 
äusserhchen ,     sich  nur  auf  gewisse  Theile  einschränkenden  Läuseansammlungen. 
So   erzehlt  Borellus,    dafs  bey  Öffnung  gewisser  Blasen,    welche  am  Leibe  eines 
Menschen  entstanden  waren,    unzehlich    viele  Läuse  hervorkamen.      Eben  dieses 
erfolgte  bey  der  Öffnung  einer  Geschwulst  auf  dem  Rücken ,    zwischen  den  Schul- 
tern ,  nach  Criigers  Wahrnehmung.     Nach  Forests  Erzehlung  aber  war  ein  zufälliger 
Weise  mit  einem  Degen  verwundeter  Kropf  voller  lebendiger  Läuse,  und  Heurnius 
will  sogar  in  einem  in  der  innern  Fläche  des  Magens  befindlich   gewesenen  Bläs- 
chen,   Läuse  angetroffen  haben.      Diese  und  ähnliche  Beyspiele,    vorzüglich  von 
inneren  Läusesuchten ,  werden  zwar  von  einigen  Schriftstellern  sehr  in  Zweifel  ge- 
zogen und  dabey  eine  Verwechslung  der  Läuse  mit  Maden  und  Milben   angenom- 
men.     Da  aber  die  Läuse  zu  bekannte  Insekten  sind,    als  dafs  sie  auch  von  dem 
Unwissendsten  verkannt  werden  könnten;  viele  dieser  Beobachtungen  glaubwürdige 
Naturforscher  und  Arzte  gemacht  haben,     und  überdies   nichts  Widersprechendes 
darinnen  liegt,  dafs  sich  die  Läuse  eben  so  gut  in  allen  übrigen  Theilen  des  Körpers 
eingraben  können ,  als  sie  dieses  in  der  dicken  und  festen  Kopfhaut  zu  thun  ver- 
mögend sind;    so   sind  jene  mit  scheinbarem  Gründen  unterstüzte  Zweifel,    wolxl 
nichts  als  Äusserungen  eines  in  unsern  Tagen  öfters  zu  weitgetriebenen,  und  nicht 
selten  blos  affektirten  Scepticismus.       Selbst   die  dritte  egyptische  Landplage,  von 
welcher  Josephus  erzehlt,    dafs  die  aus  den  Körpern  derEgypter,  so  zu  sagen,  her- 
vorgequollenen Läuse ,  weder  durch  Bäder,  noch  Salbungen  zu  vertilgen  waren,  be- 
hält,   bey  den  Erfahrungen,    welche  wir   von  den  ekelhaften  Veränderungen  der 
Läuse  auf  der  menschlichen  Kopfhaut  täglich  machen  können ,    einen  hohen  Grad 
von  Glaubwürdigkeit.      Denn  es  ist  sehr  wohl  gedenkbar,  dafs  schlechte,  verdor- 
bene,   der  reinen  Mischung  der  Säfte  nachtheilig  werdende  Nahrungsmittel;    eine 
besondere,    die  Entwicklung  der  Nüsse  vorzüglich  begünstigende  Beschaffenheit 
der  Luft;   vielleicht  die  durch  mancherlei  Umstände  nöthig  gewordene  Unterlas- 
sung der  sonst  gewohnten  Kopf-  und  Hautreinigung ,  eben  so  wohl  eine  im  höch- 
sten Grad  überhandnehmende,    und  alles  ansteckende  Vermehrung  der  Läuse  be- 
wirken konnten,    als  ähnliche  günstige  Umstände  zu    der  Überhandnähme  und  zu 
den  Verwüstungen  der  Heuschrecken ,   Käfer,  Raupen  u.  s.  w.  noch  in  unsern  Ta- 
gen beyzutragen  pflegen. 

Die  sichersten  Mittel ,  der  anfangenden  Läusesucht  zu  begegnen,  sind  wohl: 
tägliche  Hautreinigung  durch  Bäder,  zu  welchen  man  Sabadillsaamen  und  Taback 

abko- 


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*9 

abkochen  lassen  kann ,  fleissiger  Wechsel  der  zuvor  mit  Schwefeldampf  durchzo- 
genen Wäsche,  der  Genufs  milder  und  keine  Schärfe  begünstigenden  Speisen  und 
Getränke.  Ist  aber  daa  Übel  schon  zu  einer  solchen  Höhe  gediehen,  dafs  es  diese 
und  ähnliche  Mittel  verspottet;  so  ist  vielleicht  von  dem  innerlichen  und  äusser- 
lichen  Merkurialgebrauch ,  in  Verbindung  warmer  Bäder,  noch  das  meiste  zu 
erwarten. 


5.     Die  Filzlaus.     Tab.  VII.  Fig.  6. 

Pediculus  Pubis,    abdomine  posterius   emarginato,    pedibus    cheliformibus.      Linn.   Syst. 

Nat.  Edit.  Gaiel.  XIII.  Tom.  I.  Pars  V.  p.  2915.  n.  2.  —     Hospitatur  in  hominis 

immundi  pube,    rarius  in  superciliis. 


*  Arno  reu  x  Notice  des  Ins.  de  la  France  re'putcs 
venimeux  p.   138- 

Blumenbachs  Handb.  der  Naturgescli.  p.  568- 
Pedicutus  pubis,  Fr.  Morpion ,  Engl,  tlie  Crab  -  loiae, 
Ital.    Piattoni. 

Celsus  de  Medicina  Lib.  VI.  Cap.  6.  de  Pediculis 
palpebrarmn. 

Cuvier   Tableau  ele'mentaire  p.  622.   le  Morpion. 

Fubricii  Mantiss.  Ins  11.  p.  363.  n.  2.  Syst. 
Ent.  p.  805.  n.  2.    Spec   Ins.  II.  p.  476.   n.  2. 

Foresti  i  Opera,  p.  244. 

Gözens  Geschichte  einiger  dem  Menschen  etc. 
schädlichen  Insekten.   S    46. 

Hafenreffer,   de  Cutis  Affectibus.   Lib.  I.  Cap.  X. 

Kniphof,  Diss.  de  pediculis  inguinalibus,  p.  51. 
Tab.  II.  Fig.  M. 

Linnaei  Amoenit.  acad.  Vol.  III,  de  noxa  infe- 
etor.  p.  342.  Faun.  Suec.  1940. 

Lorry   de  Morb.  cut.   p.  570. 

Mercurialis   de  Morb.  cut,   Lib.  I.  Cap.  17. 

Mouffetti   Theatr.   insect.    p.  200. 

Müllers  Linneisches  Natursyst.  der  Ins.  II.  B. 
S.  1028.  Tab.  XXIX.  Fig.  6.      Die  Filzlaus. 


OnoYnatologia  historiae  naturalis,  Pars.  VI.  p.  230. 
Pediculus  pubis. 

Paullini,     C.    F.    Tract.    de    morte    verminosa, 

p.    159- 

Pechlinii   Obs.   Med.   24. 

Petiveri,  I.  Gazophylacii  Nat.  et  Art.  Decades. 
Tab.  LXIX.    Fig.   9. 

Raji,  I.  Historia  Insectorum,  Lond,  1710.  4. 
p.    8, 

Redi,   Experimenta.   Tab.   XIX.    Fig.    1. 

Richters  chir.  Bibliotli.   VIII.  Band,   S.  7.34. 

Sauvages  Nosologia  Ed. Daniel.  Tom.  V.  p.  283- 
Phthiriasis  inguinalis. 

Schenckii   Observationes.    676. 

Tulpii   Observ.  Med.  Lib.  III.    Cap.  40. 

Wedelius,  G.  W.  de  medicamentorum  facultati. 
bus,  Jenae  1678.  p.  179  Ejusd.  Arnoenitat.  Mat. 
Med.  Jen.  16S4.  p.  372..  et  Tlieor.  Sapor.  medic. 
Jen.  1703.  p.  239.  enthalten  Mittel  wider  die  Filz- 
läuse. 

Willan's  Hautkrankheiten,  übers,  von  Friese. 
I.  B.  S.  60.  Prurigo  pubis.  Plactulae ,  Morpiones, 
Petalae ,    Pessotata. 


Die  Filz-  oder  Schamlaus  ist  die  Bewohnerinn  derjenigen  Stellen  des  mensch- 
lichen Körpers,  welche  mit  kurzen  und  krausen  Haaren  besetzt  sind.  Sie  findet 
sich  daher  nicht  nur  in  stark  behaarten  Schamtheilen  beyder  Geschlechter,  am  Mit- 
telfleische und  um  den  After ;  sondern  auch ,  in  seltneren  Fällen ,  in  den  Augen- 
braunen, Augenwimpern,  bisweilen  im  Bart,  unter  den  Achseln,  und  auf  der  be- 
haarten Brust  haarreicher  Männer.  Nie  setzen  sie  sich  auf  den  behaarten  Theil  des 
Kopfs  und  an  unbehaarte  Gegenden  des  übrigen  Körpers  fest,  zum  Beweis,  dafs 
sie  schon  in  Rücksicht  des  Aufenthalts  eine  von  der  Kopf-  und  Körperlaus  verschie- 
dene 


2.0 

dene  Art  ausmachen.  Schmutzige  und  unreine  Personen  überhaupt,  besonders 
aber  Leute  von  einer  liederlichen,  in  der  Wollust  ausschweifenden  Lebensart, 
•werden  vorzüglich  der  Aufenthalt  dieser  lästigen  Gäste.  Die  ekelhafte,  sie  schwel- 
gerisch nährende  Ausdünstung,  der  sie  anlockende  stinkende  Eiter ,  und  Schleim 
venerischer  Geschlechtstheile  macht,  dafs  sie  sich  an  denselben  ungeheuer  vermeh- 
ren. Daher  trifft  man  sie  vorzüglich  in  Krankenhäusern  an ,  wo  dergleichen  Per- 
sonen aufgenommen  werden,  am  meisten  aber  bey  venerischen  Weibspersonen, 
deren  Geburtstheile  oft  von  diesen  Insekten  wimmeln. 

Sie  sind ,  wenn  sie  ihre  Eyer  verlassen  haben ,  so  klein ,  dafs  sie  nur  von 
einem  scharfen  Auge  entdeckt  werden  können.  Bald  aber  erreichen  sie  eine 
Grösse,  die  diejenige  der  Kopf-  und  Leiblaus  noch  übertrifft.  Ihre  Gestalt  ist  dann 
ungleich  kürzer,  breiter,  runder  und  flächer,  als  die  der  zwey  sindern  menschli- 
chen Läusearten.  Der  Kopf  ist  wegen  seines  weit  mehr  hervorragenden  Rüssels 
und  seines  deutlicheren  Halses ,  um  die  Hälfte  länger,  ausserdem  mehr  zusammen- 
gedrückt und  vorzüglich  um  den  Rüssel  stärker  mit  Haaren  besezt.  Er  bewegt  sich 
Frey  in  einer  deutlichen  Aushöhlung  am  Brusttheile.  Am  Rande  seines  breitsten 
Theils  stehen  zu  beyden  Seiten  die  Augen,  vor  welchen  die  fünfgliedrichten  Fühl- 
hörner sich  bisweilen  wild  in  die  Höhe  richten,  sobald  sie  aber  etwas  Unangeneh- 
mes gewahr  werden,  oder  dem  Tode  nahe  sind,  sich  gegen  den  Hintertheil  des 
Kopfs  und  gegen  die  Schultern  zurücksenken. 

In  Rücksicht  des  Leibes  weichen  liedis,  Kniphofs  und  Müllers  Beschreibungen 
von  einander  ab.  Wahrscheinlich  nahm  ersterer,  von  welchem  meine  Abbildung 
entlehnt  ist,  da  mir  die  Zeichnungen  der  lezten  nicht  gleich  in  die  Hände  kamen, 
zufallig  Männchen ,  beyde  andere  Naturforscher  aber,  Weibchen  zu  ihren  mikro- 
skopischen Untersuchungen.  Alle  kommen  darinnen  überein,  dafs  der  Körper, 
gleich  einer  Schildkröte ,  zusammengedrückt  und  breit  sey.  Redi  läfst  ihn  aber 
Junten  mehr  spitzig  zulaufen,  da  ihn  Kniphof  und  Muller  am  Ende  mehr  ausge- 
schnitten vorstellen.  An  dem,  die  Stelle  des  Bruststücks  einnehmenden  Theü  des 
Körpers,  sieht  man  ein  kleines,  auf  dem  Rücken  des  übrigen  Körpers  aber  ein 
grösseres  Schildciien.  Beyde  sind  überaus  glatt ,  und  haben  beynahe  die  Durch- 
sichtigkeit des  Bernsteins.  Wirklich  schimmert  auch  am  Rücken  ein  in  die  Quere 
liegendes,  halbmondförmiges,  am  hintern  Theile  aber  ein  etwas  längeres  Einge- 
weide durch.  Ersteres  ist  wahrscheinlich  der  Magen,  lezteres  der  Darmkanal. 
Hinter  den  Füssen  ist  der  Rand  des  Hinterleibes  mit  zehn  bis  zwölf  zitzenförmigen 
Hervorragungen  versehen,  welche  sämmtlich  an  ihren  Spitzen  mit  borstenartigen 

Haa- 


m 

Haaren  besezt  sind.  Zwischen  den  beyden  leztern  will  Kjüphof  die  Öffnung  des 
Afters  entdeckt  haben;  vielleicht  befinden  sich  auch  daselbst  die  weiblichen  Ge- 
schlechtstheile. 

Am  Vordertheile  des  Körpers  sind  auf  jeder  Seite  drey  Fasse  eingelenkt,  wo- 
von die  zwey  ersten  dünner  und  kürzer ,  als  die  vier  übrigen  sind.  Jeder  Fufs  be- 
steht aus  vier,  mit  Borsten  besezten  Gliedern,  einem  dicken,  oder  dem  Schenkel, 
zwey  Mittelgliedern  und  dem  Fufsblatte,  welches  eben  solche  Klauen  wie  die  Kopf- 
laus hat,  die  aber  von  Rech  aus  der  Acht  gelassen  worden  sind.  An  den  vier  Hin- 
terfüssen  bemerkt  man  über  den  Klauen,  am  Ende  des  zweyten  Mittelglieds ,  noch 
eine  Spitze  oder  einen  Stachel,  womit  sich  diese  Laus  noch  fester  als  die  übrigen 
Lause  an  die  haarige  Haut  anklammern  kann. 

Die  Farbe  der  Filzlaus  ist  schwarzgrau,  ihre  Haut  überaus  schuppicht ,  und 
runzlicht,  und  überall  mit  kleinen  Härchen  besäet,  ihre  Vermehrung  in  kurzer  Zeit 
ausserordentlich.  Sie  verliert  sich  nicht  leicht  ausserhalb  den  Grenzen  ihrer  an- 
gewiesenen Lagerstatten ,  weil  sie  daselbst  bald  umkommt,  hängt  sich  vielmehr  mit 
ihren  Klauen  und  ihrem  Saugrüssel  so  fest  an  die  Haut,  dafs  sie  oft  kaum  mit  den 
Nägeln,  bisweilen  nur  mit  einer  Scheere  davon  zu  trennen  ist.  Sie  durchnagt  so 
die  Oberhaut  und  nistet  sich  unter  derselben  ein.  Der  Reiz,  den  sie  hierdurch 
auf  die  Hautnerven  macht,  veranlafst  ein  unerträgliches  Jucken,  vorzüglich  am  Ho- 
densacke und  an  den  weiblichen  Schamlippen ,  welches  das  Jucken  und  Beissen  der 
Kopfläuse  weit  übersteigen  soll.  Suchen  sich  die  damit  Behafteten  durch  Kratzen 
Erleichterung  zu  verschaffen;  so  reissen  sie  hierdurch  diese  Läuse  aus  ihren  Adhä- 
sionspunkten, und  es  entstehen  nun  an  den  Stellen ,  wo  sie  fest  sassen,  schmerz- 
hafte Knoten  und  Pusteln,  aus  welchen  Eiter  und  Blut  hervorkommt,  so,  dafs  die 
Hemden  in  dieser  Gegend  oft  wie  mit  Blut  besprüzt  aussehen.  Auch  von  ihnen 
liefert  die  Geschichte  schreckliche  Beyspiele  der  Verheerung.  Paullini  erzehlt ,  dafs 
ein  ausschweißender  Sicilianer  so  viele  Filzläuse  in  den  Haaren  der  Augenbraunen, 
unter  den  Achseln ,  und  an  den  Geschlech&stheilen  hatte ,  dafs  er  in  wenig  Stunden 
eine  ganze  Schachtel  davon  füllen  konnte.  Er  hatte  ein  unablässiges  Jucken  und 
Beissen  an  jenen  Theilen ,  vermehrte  aber  durch  das  häuffige  Reiben  den  ZuHufs 
der  Säfte  dahin  und  hiermit  den  Schmerz.  Endlich  fiel  das  ganze  männliche  Glied 
welk  und  faul  mit  den  Lausen  stückweise  ab ,  und  der  noch  übrige  Theil  wurde 
künstlich  abgenommen,  der  Kranke  aber  starb  elendiglich  unter  den  heftigsten 
Schmerzen. 

Äni 


22 


Am  gewöhnlichsten  werden  diese  Läuse  durch  unreinen  Beyschlaf  fortge- 
pflanzt, und  eine  Hure  ist  im  Stande  sie  unzehlichen  Mannspersonen  luitzutheilen. 
Aber  auch  öffentliche  Abtritte  sind  in  dieser  Rücksicht  verdächtig,  da  die  daselbst 
durchs  Reiben  abgefallenen  Läuse  auch  an  die  Geschlechtstheile  der  sittsamsten  Per- 
son kriechen  können.  Zwar  werden  sie  bey  diesen  nicht  leicht  ihr  Fortkommen 
finden,  wenn  sie  sich  vorzüglich  der  Reinlichkeit  befleissigen  ;  aber  bey  jungen  Ona- 
niten  beyderley  Geschlechts,  deren  Geschlechtstheile  stark  schwitzen,  können  sie 
allerdings  festen  Fufs  fassen,  wie  ich  durch  Beyspiele  belehrt  worden  bin.  An- 
drang der  Säfte  nach  den  Geschlechtstheilen ,  und  eine  widernatürliche,  der  Aus- 
dünstung dieser  Gegend  eine  besondere  Schärfe  mittheilende  Absonderung  der 
Saamenfeuchtigkeit ,  scheint  daher  vorzüglich  Veranlassung  zum  Verweilen,  und 
zur  Fortpflanzung  dieser  Insekten  zu  geben. 

Zur  Vertilgung  derselben  hat  man  mancherley  Mittel,  und  selbst  den  Arse- 
Tiik  angewandt.  Allein  auf  das  Einstreuen  desselben  sind  nach  Schneiders  Beobach- 
tung in  Richters  chirurgischen  Bibliothek,  Entzündung  der  Schaamgegend,  Ge- 
schwüre ,  und  Blasen  an  den  Geschlechtstheilen  entstanden.  Auf  eine  ähnliche 
Art  könnte  wohl  das  von  andern  zu  Einreibungen  empfohlene  Terpentinöl  bey 
reizbaren  Personen,  besonders  an  schon  aufgefressenen  Stellen,  schaden.  Auch 
ist  die  Anwendung  der  neapolitanischen  Salbe ,  welche  sie  zwar  sogleich  tödtet, 
bedenklich,  wenn  sie  öfters  wiederholt  wird.  Am  unschädlichsten ,  und  vielleicht 
nicht  weniger  sicher,  ist  daher  wohl  das  fleissige  Waschen  der  angesteckten 
Theile  mit  einem  starken  Tabaksabsud.  Sauvages  empfielt  noch  besonders  gegen 
die  sich  in  den  Schamtheilen  aufhaltenden  Läuse,  die  Läusekörner ,  (Semen  StapJU- 
dis  agriae),  und  zur  Vertilgung  der  in  den  Augenbraunen,  und  Augenwimpern  hän- 
genden, Spiköl,  oder  Meerzwiebelessig,  worinnen  etwas  Aloe  aufgelöst  worden  ist. 

6.     Die    Krätzmilbe.     Tab.  VII.  Fig.  17.  18.  19. 

Acarus  Scabiei,   albus,   pedibus  rufescentibus ,   posterioribus  quatuor  seta  longissima.  Lin. 

Syst.  Nat.  Edit.   Gmel.  XIII.  Tom.   I.   PaTs.   V.   p.  2928-   n.    50.  —      Habitat  in  ulceribus 

scabiosorum,    cutis  rugas  sequendo  penetrans,   titillationem  excitans ,   utrum  causa, 

an  potius  symptoma   mali  ? 


Amoreux  Notice  des  Insectes  venimeux,   p.  139. 

Baker,  Emploiment  Cor  the  Microscope,  Cap. 
XVIII.  p.  193     Tab.  XIII.   Fig.  2.  a.  b.  c. 

Baidinger,  E.G.  Progr.  Exanthemata  non  oriri 
ab  animalculis  (Insertis)  ]Cn.  recus.  in  Gruneri  col- 
lect. Diss.    Jenens.   Vol.  I. 

Baldingers  neues  Magazin  Band  XV«  Stück  2. 

\ 


S.  1  2  1     Hier  die  Withmannische  Ätiologie  der  Kratze, 
und  Stück  4.  S.  348   Periodische  Kratze. 

Beyträge  zur  Arzne) Wissenschaft  und  Gcburts- 
hülfe  I.Heft  Stendal  1793.  S.  4.  über  eine  epide- 
mische Krätze,  welche  nach  dem  harten  Winter  1788 
und  89    grassirt. 

Bonanni  Micrographia  curiosa  113, 

Bo. 


ÜJ 


Hü  iio ino,  J.  C.  Epistola  ad  F.  Reduin  1678.  und 
Act.  Nat.  Cur.  Append.  ad  An.  10.  Dec.  2.  p.  3  3- 
Abh.  d.  k.  Ak.  d.  N.  f.  XX.  Th.  S.  390.  Tab.  VI. 
f.  1 — 4.  Teredo.  Ebemlas.  Observazioni  intorno 
a  pellicolli  del  corpo  u'mano  in  Firenzo  1687.  4.  maj. 

Borelli   Obs.  microscop.  2t. 

Biicking  über  die  Krätze,  in  Baldingers  neu. 
Mag.B.  V.  St.  4.  S.  323. 

Cestoni,  Hyac.  Histoiia  animalculorum,  quae 
in  pustulis  scabiosis  liabitant. 

Clerici  Histor.  lat  lumbric.  p.  273.  Syrones 
mortem  inferentes,  p.  320-  Syrones  vel  Acari  den- 
tium. 

Crell,  F.  L.  F.  Diss.  de  Contagio  vivo.  Heimst. 
I768- 

Cuvier  Tableau  e"lementaire  p.  62 3.  la  mite  de 
la  gale. 

Degeers  Abhandlung  zur  Gesch.  der  Ins.  v, Göze 
II.  B.  1.  Th.  S.  61.  VII.  B.  S.  37  und  41.  n.  2. 
Tab.  V.  Fig    12 — 14.      Mitte  de  Li  gale ,   Krätzmilbe. 

Fabri  ci  i  Syst.  Ent.  p.  8  '  4*  "•  I9-  Mant.  ins.  II. 
p.  373     n.  25     Spec.  Ins    II.   p.  489.    n.  12. 

Froweinii    Diss.  de  Scabie.    Duisburg. 

Gassendi  Phys.  S.  F.  Lib.  III.   C.  6.   p.   269. 

Geoffroy  Hist.  des  Ins.  T.  II.  p,  622.  n.  2.  le 
Citon  de  la  gale. 

Göze,  Geschichte  einiger  dem  Menschen  etc.  schädl. 
Ins.    Vorred.    S.  VI.   und  S.  79. 

Grofsniann,  Folgen  der  übelgeheilten  Krätze, 
Siehe  Baiding,  neues  Mag  B.  XI.  St.  1.  Ebendessel- 
ben Prüfung  der  Justischen  Gründe  für  die  Wichman- 
nische  Theorie.    S.  Bald.  n.  M.  B.  XII    St.  6. 

Hauptmanni  Epist.  ad  Kircher.  Therm.  Wol- 
kenstein, annex.    p.  200. 

Hef feile  in  Loders  Journal  II.  B.  2.  St.  S.  318, 
wo  der  Verfasser  die  Sublimatauflösung  gegen  die 
Krätze  äusserlich  mit  dem  glücklichsten  Erfolg  an- 
wandte und  Hr.  G.  H.  R.  Loder  die  Fälle  auseinander 
sezt,  in  welchen  die  innerl.  oder  äusserl.  oder  die  ver- 
mischte Kur  statt  hat. 

Hundertmark,  C.  F.  Diss.  de  Scabie  artificiali 
(Resp.  Ziegler)  Lips.  1758-   P-  3  5- 

Jonas,  Zweifel  über  Hrn.  Wichm.  Theor.  S. 
Bald.   n.  Mag.  B.  XI.  St.  1. 

Justi,  Bestätigung  der  Wichmannischen  Theorie, 
S.  Bald.  n.  Mag.  B.  X.  St.  2.  B.  XI.  St.  5.  B.  XII. 
St.  6. 

Kniphof,  Diss.  dePedic.  ing.  §.XXI.  et  §.XXVI. 


Langguth,  G.  A.  Diss.  de  Scabie  viv.  Resp. 
Petzsch.  Vit.  1767. 

Langii,  Ch.  J.  Opp.  Med.  Lips.  1704.  Pars  II. 
Prax.  med.  Cap.  VII.  §.  7.  de  Scabie  p.  42  ,  wo 
die  Gründe  für  das  Exanthema  vivum  widerlegt 
werden. 

Linnaei  Diss.  Exanthemata  viva  in  Amoenit. 
acad.  p.  92  und  95.  Ibid.  Vol.  111.  de  miraculis  in- 
sector.  p.  333.  Vol.  V.  p.  95.  Faun.  Suec.  Ed.  II. 
Spec.    1975.    ß. 

Lobes,  Guldener  von,  über  die  Krätze  im  Ar« 
beitshause  zu  Prag, 

Ludovici,  Dan.  de  varis  ,  acaris  et  sironibus  in 
Eph.  N.  C.  Dec.  ann.  9.  et  10.  Obs.  39.  p.  109. 

Mead,  R.  Monita  et  Praecepta  medica,  Londini 
1751.   Cap.  XIV.  p.  a  10.  de  morb.  cutis. 

Mouffeti  Theatr.  Insect.  Lib.  II.  Cap.  24. 

Müllers  Linn.  Natursyst.  V.  Th.  2.  B.  S.  1049 
und  S.  1051.  n.  18.    Die  Ausschhigmilbe. 

Murray  de  verm.  in  lepra  obviis  in  der  Note  Sc- 
hält die  Krätzmilbe  mit  der  Käse-  und  Mehlmilbe  für 
einerley  Species  und  schreibt  ihre  Erscheinung  in  der" 
Krätze  der  Verderbnifs  der  Säfte  zu,  die  sie  her« 
beylockt. 

Onomat  hist.  nat.  P.  I.  p.  34.  Acarus  hv.incv.it s ,  de? 
Hautwurm. 

Paullini  de  Morte  verminosa  p.  101  et  115.  «Sit- 
rones  ,    Cirones ,    Riedliesen. 

Philosophical  Transactions ,  Vol.  V.  p.  197.  D,  283> 
Tab-  IX.  Fig.  127.  !2S.  Vol.  XX11I.  p.  1296.  n.  2S3. 
An  Abstract  of  partofa  Letter  from  Dr.  Bonoma  to 
Sign.  Redi,  containing  some  Observations  concerning 
tho  Worms  of  Humane  Bodies   by  Richard  Mead. 

Reisig,     Diss.   de  Sulphuris   usu    interno.      Lips. 

Rivini,  A.  Q.  Diss.  de  Pruritu  exanthematum  ah 
Acaris  (Resp.  Schiebe)  c.  Fig.  Lips.  1722. 

Roederer,  J.J.  Diss.  de  Scabie.  Argentor.  1  7  ic» 
p.  3.  §.  III.   bezweifelt  Bonomo's  Theorie. 

Sager,  Prüfung  der  Wichmannischen  Theorie  iil 
Bald.  n.  Mag.  B.  XI.  St.  6. 

Sau  vages  Nosol.  meth.  Ed.  Dan.  T.  V.  p.  244. 
n.   11.   Scabies  venr.icularis. 

Toggenburger,  J.  U.  Diss.  Casum  stnporis  Sca- 
biei  inoculatione  curati  exhibens.   Argentorat.  176c. 

Vale  n  t  ini   Amphitheatr.  Zootoniic.  P.  IL  p.  229. 

Wichmanns  Aetiologie  der  Krätze.  Hannover 
1786.      Acarus  human its. 

Willan,  Hautkrankheiten,  I.  B.  p,  47.  das 
Krätzinsekt. 


Tab.  I.  Fig.  d.  d. 

Dieses  schon  im  zwölften  Jahrhundert  unter  dem  Namen  Seiire  oder  Reitliese' 
bekannt  gewesene  Insekt,  wurde  von  dem  Englander  Mouffet ,  dem  die  zu  Anfang 
des  siebenzehnten  Jahrhunderts  gemachten  Verbesserungen  der  Vergrösserungsgla- 
ser  bey  seinen  naturhistorischen  Untersuchungen  zu  statten  kamen  i634  zuerst  sehr 

tref- 


24 

treffend  beschrieben,    1682  aber  von  ßonomo  aufs  neue  beobachtet,    und  so  gut 
durchs  Mikroskop  abgebildet,  dafs  seine  Zeichnung  von  der  Wichnjan  irischen  (Tab. 
VII.  Fig.  17,   18)  nur  wenig  abweicht.     Linne  nam  von  jener  Entdeckung  Veran- 
lassung zu  behaupten ,    dafs  diese  Milben  wegen  ihrer  Kleinheit  geschickt  wären, 
wie  Atomen  in  der  Luft  herumzuschweben ,    durch  die  feinsten  Ritzen  zu  dringen, 
und  um  so  mehr  Ursache  der  Ausschläge  zu  werden ,  da  nach  den  Gesetzen  der  Natur 
die  Vermehrung  der  Thiere  im  entgegengesezten  Verhältnisse  ihrer  Gröfse  stünde, 
so  dafs  also  schon  eins  oder  das  andere  dieser  äusserst  kleinen  Insekten  im  Stande  seyn 
könnte,    durch  seine  zahlreiche  Nachkommenschaft  den  ganzen  Körper  mit  Aus- 
schlag zu  bedecken.     Nicht  weniger  glaubte  er ,  sey  es  durch  Einstreuen  des  Mehls 
in  die  wunden  Stellen   der  Kinder  möglich,     bey  diesen  einen  Krätzausschlag  zu 
veranlassen ,  da  eben  diese  Milbe  sich  auch  im  verdorbenen  Mehle ,  so  wie  in  al- 
tem Käse,  aufhalte.     Allein  die  Erfahrung ,  dafs  gerade  die  Müller  und  Becker,  de- 
ren Hände  und  Gesicht  doch  beständig   mit  Mehlstaub  bedeckt  sind ,    nicht  leicht 
die  Krätze  bekommen,   widerspricht  schon   dieser  Meinung  und  Liane  scheint  also 
blos  dadurch  zu  einer  völlig  irrigen  Behauptung  verleitet  worden  zu  seyn,  dafs  er 
unterliefs,  dieses  Insekt  mit  bewaffnetem  Auge  zu  beobachten,  wobeyk  kein  Zwei  fei 
■wegen  der  Verschiedenheit  bey  der  Milbenarten  übrig  bleibt. 

Die  Mehl-  oder  Käsemilbe  (Tab.  XIIL  Fig.  18.)  hat  einen  länglichten,  käfer- 
artigen  Körper,  einen  vom  Kopf  deutlich  abgesonderten  Brustschild,  und  sechs  am 
Brustschild  und  Hinterleib  verthe'ilte  Füsse.  Die  Krätzmilbe  -hingegen  ist  mehr  rund 
(Tab.  XII.  Fig.  17.  und  18.)  und  gleicht  von  der  höckrichten  hin  und  wieder  mit 
Härchen  versehenen  Pmckenseite  einer  Schildkröte,  an  welcher  man  den  Kopf  und 
die  vier  Vorderfüsse,  als  kleine  Hervorragungen  bemerkt.  Von  der  Bauchseite 
(Fig.  19.)  aber,  wird  man  diese  Theile,  wie  die  vier  Hinterfüsse,  deutlicher  gewahr. 
Der  Kopf  (o.)  ist  nichts  als  ein  kurzer,  vorne  runder  und  mit  einigen  Haaren  be- 
sezter  Rüssel.  Dicht  am  Kopfe  sitzen  die  vier  Vorderfüsse,  die  aus  kurzen  abge- 
stumpften Schenkeln,  und  langen,  röhrenförmigen,  am  Ende  mit  kleinen  Blasen 
versehenen  Fufsblättern  (b.  b.b.b  )  bestehen,  am  Ende  des  bauchichten  Hinter- 
leibes aber  sitzen  die  vier  Hinterfüsse  (c.  c.  c.  c.) ,  deren  Schenkel  röhrenförmig, 
die  Fufsblätter  hingegen  ungleich  dicker,  länglicht  rund  sind,  und  am  Ende  in  lange 
borstenartige  Haare  auslaufen-  Die  Farbe  des  ganzen  Körpers  dieser  Milbe  ist 
weifs,  die  der  Füsse  aber  mehr  rostfarbig.  Von  ihrer  Fortpflanzungsart  und  der 
Beschaffenheit  ihrer  Eyer  ist  noch  nichts  bekannt,  ohngeaclitet  Ooze  leztere  in  dem 
ihm  von  Wichmann  zugesandten  Krätzeyter  entdeckt  zu  haben  glaubte. 

YVa? 


2Ü 


Was  ihren  Wohnort  betrifft,  so  machte  Kniphof  eine  eigne  Eintheilung  die- 
ser Milben  oder  Reitliesen ,    nach  verschiedenen  Theilen   des  menschlichen  Kör- 
pers.     Seine  Augenreiiliesen  halten  sich  in  der  membrana  conjunctivu  auf  und  ver- 
anlassen grosses  Jucken  im  Auge.      Seine  Gesichtreitliescn  sind  in  den  Finnen  und 
Kupferhandel;  die  Zahnreitliesen ß  deren  auch  Mouffetus  und  Clericus  gedenken ,   in 
den  hohlen  Zähnen  zu  finden,  und  die  Ursache  der  Zahnschmerzen.     Ausser  die- 
ser giebt  es  nach  seiner  Meinung  noch  Haarmilben ,    welche  die  Haarwurzeln  ab- 
fressen,   Handmilben,    welche  sich  zwischen  den  Fingern  und  Fufszehen  aufhalten, 
und  ein  starkes  Jucken  verursachen,   Urinmilben ,  welche  im  Urin  gefunden  werden, 
und  Krätzmilben,    die  in  den  Pusteln  des  Krälzausschlags  wohnen.     Allein  ausser- 
halb dieser  Krätze  und  der  Prurigo  mitis,  sind  jene  Milben  zur  Zeit  nirgends  in  und 
an  dem  menschlichen  Körper  gefunden  worden.      Auch  enthält  nicht  jede  Krätze 
nach  Wichmann  dergleichen  Milben,    sondern  nur  diejenige,    welche  mit  kleinen 
weissen ,   sehr  zerstreut  und  einzeln  stehenden ,   juckenden  Knötchen  anfängt ,    die 
sich  bald  in  Pusteln  oder  Bläschen  verändern,  und  eine  durchsichtige  Feuchtigkeit 
fassen.     Gewöhnlich  sind  diese  Bläschen  zuerst  zwischen  den  Fingern  oder  an  den 
Händen  und  Handgelenken  sichtbar,  und  verbreiten  sich  sodann  langsam  über  den 
ganzen  Körper,  nur  das  Gesicht  ausgenommen.     Ihre  durchsichtigkeit  wird  allmäh- 
lich gelblicht  und  eiterartig,    und  bildet,    wenn  die  Pustel  aufgekrazt  wird,    eine 
kleine  wäfsriche  Borke ,    wovon  dieser  Ausschlag  in  manchen  Gegenden  auch  den 
Namen  Grind  erhalten  hat.     Als  ein  charakteristisches  Kennzeichen  desselben  sieht 
Wichmann  noch  das  sich  durch  die  Bettwärme  vermehrende ,    und  fast  nur  alleine 
auf  die  durchsichtigen  Bläsgen  einschränkende  Jucken  an. 

Die  ersten  Spuren  der  diesen  Ausschlag  bewohnenden  Milben  sucht  er  in  röth- 
lichten  Furchen  der  Finger  oder  der  Hände,  die  sie  in  die  Haut  graben,  und  in 
welcher  sie  noch  gewöhnlicher,  als  in  den  Pusteln  selbst,  anzutreffen  seyn  sollen. 
Ausser  diesen  Kanälen  sind  sie  aber  allein  nur  in  den  erst  entstehenden,  eine 
wäfsrichte,  durchsichtige  Feuchtigkeit  fassenden  Bläschen,  als  weisse,  von  der 
Farbe  der  Feuchtigkeit  selbst  unterschiedene  Pünktchen  sichtbar.  Wird  ein  sol- 
ches Pünktchen  mit  einer  Nadel  behutsam  herausgenommen ,  welche  Verrichtung 
schon  im  siebenzehenten  Jahrhundert  unter  dem  Namen  Seurengraben  bekannt  war, 
und  auf  einer  dunklen  Fläche  abgestrichen ;  so  sieht  man  wie  dieses  Pünktchen 
sich  allmählich  zu  bewegen  anfängt,  und  bald,  aber  sehr  langsam,  fortkriechet. 
Vertrocknet  die  wäss richte  Feuchtigkeit  der  Pustel,  so  kommt  die  sie  bewohnende 
Milbe  um ,  ohngeachtet  sie  sich  eigentlich  nicht  in  der  Pustel  selbst ,  sondern  in 

4  der 


26 

der  Hautfurche  hinter  oder  unter  der  Pustel  aufhält  und  in  leztere  vielleicht  nur 
ihre  Eyer  absezt.  Sie  ist  daher  in  den  grossen,  reifen  und  galben  Krätzblattern 
nicht  mehr  anzutreffen,  wahrscheinlich,  weil  in  diesen  die  ihr  zur  Nahrung 
dienende,  dünne,  flüssige  Feuchtigkeit  vertrocknet  ist,  welche  von  ihren  feinen 
Saugorganen  nur  allein  aufgenommen  werden  kann.  fVichmann  will  hingegen, 
dafs  sie  blos  deswegen  ihren  Aufenthalt  verläfst  oder  umkommt,  weil  sie  ihre  Be- 
stimmung erreicht  hat,  sobald  sie  durch  ihren  Reiz  eine  Feuchtigkeit  herbeygelockt 
und  ihre  Brut  in  Sicherheit  gebracht  hat,  und  dafs  dann  die  von  ihr  verlassenen 
alten  und  vollen  Pusteln  auch  nicht  mehr  jucken  können. 

Die  Ansteckungsarten ,  wodurch  Milben  und  Krätze ,  oder  Krätze  und  Milben 
so  häufhg  verbreitet  werden,  sind  sehr  verschieden.  Die  gewöhnlichste  ist  die 
unmittelbare  Berührung  der  krätzigen  Person  selbst ,  oder  der  Dinge ,  welche  sie 
gerade  in  den  Händen  gehabt  hat,  das  Essen  und  Trinken  aus  den  nemlichen 
Trink-  und  ECsgeschirren,  das  Tragen  solcher  Kleidungsstücke,  das  Abtrocknen 
an  solchen  Handtüchern,  deren  sich  Krätzige  bedient  haben,  und  das  Schlafen  in 
den  Betten  solcher  Personen.  Lezteres  ist  die  Ursache,  warum  die  Krätze  gewöhn- 
lich in  Waisenhäusern,  in  Schul-  und  Pensionsanstalten  zu  Hause  ist,  wo  man 
bisweilen  das  unschuldige  Wasser  u.  s.w.,  statt  der  alten  von  KrätzstofF  halbe  und 
ganze  Jahrhunderte  hindurch  besudelten  und  durchdrungenen  Betten,  als  Ursache 
anzuklagen  pflegt.  Am  gewöhnlichsten  unter  allen  Theilen  des  Körpers  bleiben 
immer  die  Hände  der  Ansteckung  ausgesezt,  weil  wir  damit  nicht  selten  unwis- 
send, das  berühren,  was  Krätzige  berührt  hatten.  Diese  Erfahrung  hat  vielen  Ärz- 
ten Veranlassung  gegeben,  die  Krätze  blos  als  ein  örtliches  Übel  der  Haut  anzu- 
sehen ,  an  welchen  Säfte  und  Nerven  des  übrigen  Körpers  keinen  Antheil  nehmen 
könnten.  Gewisse  Handwerker,  z.  B.  Schneider  und  Weber,  bey  welchem  sie 
häuffig  vorkommt,  und  andere,  z.B.  die  Töpfer,  bey  welchen  man  sie  fast  nie 
antrifft,  befestigten  sie  in  dieser  Meinung.  Der  Reiz  der  feinen  Härchen  wollener 
Tücher  und  Fäden  auf  die  Hautnervon  und  Hautgefässe,  sollte  bey  erstem  die 
Krätze  veranlassen,  und  die  fleissige  Reinigung  der  Hände  durch  den  alle  Unei- 
nigkeiten aus  den  Hautporen  und  Furchen  mitnehmenden  Thon,  sie  bey  lezteren 
verhüten.  Weit  erklärbarer  ist  aber  die  Entstehung  der  Krätze  bey  jenen ,  aus 
ihrer  sitzenden,  die  Verdauung  in  Unordnung  bringenden,  und  zur  Erzeugung  ei- 
nes rohen,  scharfen  Chylus  Gelegenheit  gebenden  Lebensart,  und  bey  diesen,  aus- 
ser der  öfteren  Hautreinigung ,  aus  der  stärkeren ,  keine  Stockung  im  Unterleibe 
zulassenden  Bewegung,  welche  mit  dem  Drehen  der  Scheibe  verbunden  ist. 

Da 


Da  es  aber  hi  Rücksicht  der  Kur  durchaus  nicht  gleichgültig  seyn  kann, 
ob  man  die  Krätze  durch  eine  sich  im  Körper  entwickelnde  Krätzschärfe,  ein  eig- 
nes Krätzmiasma,  oder  durch  Milben  entstehen  läfst,  indem  durch  den  alleinigen 
Gebrauch  äusserlicher ,  die  Milben  tödtender  Mittel,  sehr  leicht  eine  gefährliche 
Versetzung  der  Krätzmaterie  bewirkt  werden  kann;  so  halte. ich  es  nicht  für  über- 
flüssig, hier  die  Gründe  für  und  gegen  die  Krätzmilbe  kürzlich  auseinander  zu 
setzen. 

Für  Wichmanns  Meinung,  der  also  die  Krätze ,  worinnen  die  Milbe  zu  finden 
ist,  als  ein  Örtliches  Übel  der  Haut  ansieht,  und  sie  für  völlig  verschieden  von  der 
trocknen,  scorbutischen ,  gichlischen  und  venerischen  Krätze  hält,  scheint  vor- 
züglich der  Umstand  zu  seyn ,  dafs  sich  die  Milbe  in  den  entstehenden  ,  und  alleine 
juckenden,  nicht  in  den  reifen,  nicht  mehr  juckenden  Krätzpusteln  findet,  und 
daher  mehr  zur  Entstehung,  als  zur  Verschlimmerung  des  schon  vorhandenen  Übels 
beyzutragen  scheint.  Auch  glaubt  er  analogisch  vermuthen  zu  können,  dafs  sich 
die  Krätzmilbe ,  gleich  der  Laus  in  der  Läusesucht,  unter  der  äussern  Haut  eingra- 
ben, darunter  fortwühlen,  und,  durch  das  Saugen,  Bläschen  und  Grinde  veran- 
lassen könne.  Ferner  soll  diese  Milbe,  ausser  der  Krätze,  in  keinem  anderen 
chronischen  Ausschlage  zu  finden  seyn,  blos  und  allein  durch  Berührung  und  Klei- 
dungsstücke mitgetheilt,  und  nur  durch  solche  Mittel,  wie  Schwefel  und  Queck- 
silber ,  welche  Insekten  zu  vertilgen  im  Stande  sind ,  und  zwar  blos  durch  den  äus- 
serlichen  Gebrauch  dieser  Mittel,  geheilt  werden  können.  Nach  diesen  Prämissen 
leugnet  Wichmann  die  critische ,  metastatische  Krätze,  deren  Beobachtungen  blos 
in  Hospitälern  gemacht  worden  seyn  sollen,  wodurch  diese  Art  Crise  nothwendig 
verdächtig,  und  viel  wahrscheinlicher  würde,  dafs  dieses  Übel  durch  Ansteckung 
beygebracht  worden  sey.  Die  Folgen  von  Zurücktreten  und  Zurücktreiben  der 
Krätze  aber  erklärt  er  blos  als  zufällig,  hält  es  jedoch  für  gedenkbar,  dafs  wenig- 
stens die  Milbeneyer  nicht  zu  grofs  wären,  um  von  den  Mündungen  der  einsau- 
genden Gefässe  mit  aufgenommen,  in  die  Blutmasse  gebracht,  und  so  auch  nach 
inneren  Theilen  geführt  zu  werden.  Die  absichdiche  Ansteckung  und  Inokulation 
der  Krätze  betrachtet  er  endlich  als  ein  grosses  Reizmittel ,  dessen  Nutzen  eben  so 
wohl  durch  andere  künstliche  Geschwüre,  Vesikatorien ,  Fontanelle  und  Haarseile 
erreicht  werden  könne. 

Allein ,  viele  und  grosse  Männer  haben  die  Milbentheorie  durch  Gründe  wi- 
derlegt ,  deren  Werth  gewifs  kein  Unbefangener  leugnen  wird.  Meckel  in  Halle  hat 
Wichmannische  Krätzpusteln  mit  und   ohne  Milben  gefunden,    so    dafs  sie  also 

nichts 


28 

nichts  Beständiges  seyn  können.  Baidinger,  Gdze  und  andere  grosse  Naturfor- 
scher haben  durch  gute  Lupen  und  Linsen,  die  viertausendmal  vergrößerten,  und 
womit  sie  ihre  Untersuchungen  ganz  nach  Wichmanns  Anleitung  anstellten ,  auch 
nicht  eine  Milbe  entdeckt,  wodurch  nothwendig  die  Vermuthung  entsteht,  dafs 
jene  Milben  nur  unter  gewissen ,  vielleicht  von  der  epidemischen  Konstitution  be- 
günstigten Umständen,  jene  Pusteln  bewohnen,  die  freylich  nur  so  lange  jucken 
können,  als  die  Flüssigkeit  des  Eiters  die  Wirkung  der  enthaltenen  Salztheile  auf 
die  Hautnerven  nicht  hindert,  oder  dafs  sie  gar  nur  ein  endemisches  Übel  sind» 
Sie  sind  überdies  nach  Wichmann  nicht  in  den  Pusteln  selbst,  sondern  nur;  in  den. 
Furchen  und  Pützen ,  oder  in  den  Zugängen  zu  den  Pusteln  zu  finden ,  weil  sie,  wie 
mir  scheint,  zu  den  Insekten  gehören,  welche  trockne  Orte  lieben ,  und  also  gewifs 
nicht  ihrer  Natur  zuwider,  ein  feuchtes  Behältnifs  um  sich  bilden  werden.  Auch 
ist  Analogie  mehr  gegen  als  für  Wichmanns  Gründe.  Denn  in  verschiedenen  an- 
dern, mit  der  Krätze  zum  Theil  verwandten ,  chronischen  und  nicht  minder  jucken- 
den Hautausschlägen ,  sind  weder  Milben ,  noch  andere  Insekten  zu  finden,  denen 
man  ihre  Entstehung  zuschreiben  könnte.  Es  ist  aber  nicht  einzusehen ,  warum 
diese  Ausschläge  nicht  eben  so  wohl,  wie  Wachmanns  Krätze,  von  Insekten  ent- 
stehen sollten.  Hierzu  kommt,  dafs  die  Krätzmilbe,  nach  Willems  neueren  Beob- 
achtungen, auch  in  den  Furchen  der  Epidermis  beym  vernachlässigten  gelinden 
Hautjucken  (Prurigo  mitis)  brütet,  dafs  sie  also  der  Wichmannischen  Krätze  kei- 
nesweges  eigen  ist,  und  daher  nothwendig  als  Schmarutzerinsekt  angesehen  wer- 
den mufs. 

Dem  Wichmannischen  Beweisgrund,  dafs  die  Krätze  blos  durch  äussere  Ur- 
sachen fortgepflanzt  werden  könne,  widersprechen  ebenfalls  mancherlei  Dinge. 
Jedes  Insekt  sucht  seine  eigne  Nahrung.  Wir  müssen  daher  entweder  annemen, 
dafs  die  Krätzmilben  in  der  ansteckenden  krätzigen  Wäsche  und  Kleidung  eben- 
sowohl, wie  in  den  Krärzpusteln  Nahrung  finden,  wenn  wir  sie  nicht  Jahre  lang 
darinnen  schlafen  lassen  wollen ,  bis  sie  durch  die  Wärme  eines  lebendigen  Men- 
schen wieder  erweckt  werden ,  oder  es  für  unbegreiflich  halten ,  wie  sie  darinnen 
Nahrungslos  so  lange  verweilen  können.  Eben  dieses  gilt  von  der  Impfmaterie.  Man 
kann  nemlich,  wie  Hundertmark ,  Toggenburger  und  andere  bewiesen  haben,  die 
Krätze,  wie  die  Pocken,  den  Kopfgrind  und  die  Gonorrhoe  durch  Fäden  einim- 
pfen, welche  lange  ihr  Ansteckungsvermögen  behalten.  Wovon  leben  aber  nun 
die  in  den  Impffäden  befindlichen  Milben  in  der  ganzen  Zwischenzeit,  welche  von 
der  Aufname  des  Gifts  in  die  Fäden,  bis  zur  Einpfropfung  in  die  Oberhaut  ver- 
streicht? 


a9 

streicht?  Um  jedoch  wieder  zu  der,  nach  Wichmann,  blos  möglichen  äusseren 
Ansteckung  zurückzukehren;  so  bleibt  es  feiner  unerklärbar,  wie  der  erste  Krätzi- 
ge angesteckt  werden  konnte?  Wie  noch  täglich  Menschen  die  Krätze  bekommen, 
bey  welchen  an  keine  Ansteckung  durch  Berührung  und  Kleidungsstücke  etc.  zu 
denken  ist?  Wie  die  Krätze  nach  dem  Gebrauch  mineralischer  Wasser,  und  oft 
an  Theilen  ausbricht,  die  durch  die  genauste  Bedeckung  vor  jedem  äusseren  Ein- 
fiufs  gesichert  sind?  Wie  die  periodische ,  die  auch  in  der  Privatpraxis  häufig  vor- 
kommende kritische,  die  nach  strengen  Wintern,  wo  die  Milben  doch  erstarren 
und  ihren  Untergang  linden  sollten,  oft  epidemisch  herrschende  Krätze  möglich 
sind  ?  Welches  alles  sich  aber  aus  innerlichen  Ursachen ;  aus  dem  Mangel  der  bey 
einer  sitzenden  Lebensart  wegfallenden,  die  gute  und  reine  Mischung  der  Säfte 
begünstigenden ,  die  Dauung  befördernden ,  die  zur  Verderbnifs  der  Eingeweide 
Gelegenheit  gebende  Stockung  der  Safte  verhütenden  Bewegung;  aus  der  durch 
Kälte  zurückgehaltenen  schädlichen  Ausdünstung;  aus  dem  unmässigen  Genufs 
scharfer,  gesalzener,  fetter  und  zäher  Speisen,  worauf  ich  so  oft  auf  dem  Lande 
die  Krätze  entstehen  sah,  wo  man  in  den  warinen  Jahrszeiten,  aus  Mangel  an 
frischem  Fleische,  oft  Vierteljahre  lang  nichts  als  geräuchertes  Fleisch  =  und  Speck 
geniefst,  und  noch  aus  andern  Ursachen,    sehr  gut  erklären  kann. 

Ausserdem  sind  die  Zufiüle  von  der,  auf  Erkältung ,  oder  den  äusserlichen 
Gebrauch  zusammenziehender,  austrocknender,  die  Hautporen  verstopfender  Mit- 
tel, zurücktretenden  Krätze,  welche  oft  in  den  heftigsten  Fieberbewegungen,  in 
Raserey,  Steckflufs,  Entzündung  innerer  Theile,  schwarzem  und  grauem  Staare, 
Taubheit,  Lämung,  Epilepsie,  Wassersucht,  Beinfrafs  etc.  bestehen,  keinesweges 
so  sehr  zu  bezweifeln,  wie  Wichmann  glaubt,  und  höchstens  nur  dem  unzeitigen 
und  verkehrten  Gebrauch  der  in  zu  grosser  Menge  angewandten  äusserlichen  Mit- 
tel zuzuschreiben:  da  sie  nur  allzuoft,  und  unter  Umständen  in  der  Praxis  vor- 
kommen, die  durchaus  keinen  Zweifel  wegen  einer  Versetzung  des  Krätzgiftes  zu- 
lassen ,  und  nicht  selten  nur  auf  das  unbedeutende  Einreiben  zurücktreibender 
Mittel  an  einigen  Stellen  des  Körpers  erfolgen.  Als  blose,  nur  vom  Reize  der 
Milben  herrührende ,  von  der  ganzen  Masse  der  Säfte  unabhängige  Hautkrankheit, 
kann  aber  die  Krätze  unmöglich  diese  Erscheinungen  liefern. 

Der  in  einzelnen  Fällen  zur  Heilung  der  Krätze  bewährt  gefundene  Nutzen 
blos  äusserlicher  Mittel ,  bleibt  nicht  weniger  ein  schwacher  Grund  für  Wichmanns 
Theorie.  Schwefel  und  verschiedene  äusserlich  angewandte  Quecksilber  -  Präpa- 
rate,   gehören  zwar  allerdings  unter  die  Insekten  und  Würmer  tödtenden  Mittel, 

aus- 


3o 

ausserdem  aber  beweist  ihre  Wirkung  in  anderen  Krankheiten  unumstofslich  ihre 
Säfte  verbessernde  Kraft.  Will  man  ihnen  ja  eine  Wirkung  auf  die  sich  in  der 
Krätze  einfindenden  und  die  Heilung  derselben  vielleicht  erschwerenden  Milben 
zugestehen;  so  wird  damit  keinesweges  widerlegt,  dafs  innerliche  blutverbessernde 
Mittel  überflüssig  sind.  Ja,  man  kann  behaupten,  dafs  jene  Salben  die  Wirkung 
lezterer  Mittel  blos  unterstützen,  da  sie  nicht  der  ganzen  Oberfläche  des  Körpers, 
sondern  gewöhnlich  nur  den  Gelenken  eingerieben  werden,  uud  eine  hartnäckige 
Krätze  immer  zugleich  die  innerliche  Kur  nothwendig  macht,  wenn  sie  gründlich 
und  ohne  üble  Folgen  zurückzulassen,  geheilt  werden  soll.  Auch  ist  nicht  einzu- 
sehen ,  wie  dieser  Ausschlag  blos  durch  den  nach  der  Oberfläche  gelangenden  und 
daselbst  die  Milben  tödtenden  Dunst  des  innerlich  genommenen  Schwefels  geheilt 
werden  kann,  da  die  Krätze,  als  blose  Folge  der  Milben,  gewifs  nicht  hierauf  an- 
fänglich noch  mehr  hervorkommen  könnte,  sondern  gleich  abnemen  müfste,  so- 
bald die  Milben  durch  den  Schwefel  umgekommen  sind;  wie  ferner  verschiedene 
Zufäll«  von  zurückgetretener  Krätze  blos  durch  den  innerlichen  und  äusserlichen 
Gebrauch  des  Insekten  tödtenden  Schwefels ,  z.  B.  durch  laue  Schwefelbäder  geho- 
ben werden  können }  indem  dieser  Ausschlag  hierdurch  wieder  auf  die  Haut  ge- 
bracht wird  ;  wie  es  endlich  zugeht,  dafs  sogar  Friktionen,  Blasenpflaster,  künstliche 
Geschwüre  bey  zurückgetretener  Krätze  vortrefliche  Dienste  zu  leisten  pflegen. 

Ohngeachtet  ich  glaube,  durch  diese  zur  Geschichte  der  Krätzmilbe  gehö- 
rende Erörterung  der  Gründe,  welche  zu  einem,  dem  Arzt  und  Natuforscher  gleich 
interessanten,  von  berühmten  Männern  viele  Jahre  geführten  Streit  Gelegenheit  ge- 
geben, jeden  im  Stande  gesezt  zu  haben,  sich  von  der  Wahrheit  zu  überzeugenfl 
dafs  die  Milben  nicht  Ursache  des  Krätzausschlags,  und  der  Ansteckung,  sondern 
Folge  sind,  und  als  fremde  Gäste  betrachtet  werden  müssen,  die  von  aussen  in 
die  Krätzpusteln  gelangen  ,  um  für  sich  Nahrung  und  für  ihre  Eyer  eine  angemes- 
sene Herberge  zu  suchen:  so  scheint  mir  doch  darinnen  gefehlt  worden  zu  seyn, 
dafs  man  den  wichtigen,  den  ganzen  Streit  mit  einem  Male  entscheidenden  Ver- 
such, aus  der  Acht  gelassen  hat,  nemlich  mit  solcher  Materie  aus  unreifen  Krätz- 
pusteln inokulirt  zu  haben,  welche  man  durch  Beyhülfe  guter  Vergröfserungsgläser 
von  den  enthaltenen  Milben  und  Milbeneyern  zuvor  vereinigt  hatte,  oder  hierzu 
nur  Materie  aus  alten  gelben,  Eyer-  und  Milbenlosen  Krätzblattern  genominen  zu 
haben.  Der  dennoch  erfolgte  Ausbruch  der  Krätze  würde  alsdann  ein  unumstöß- 
licher Beweis  gewesen  seyn,  dafs  sie  nicht  von  Milben,  sondern  durch  ein  eignes 
Miasma  hervorgebracht  werde. 

Vor 


5i 

Vor  der  Krätze  schüzt  am  meisten  die  Reinlichkeit ,  nicht  deswegen ,  weil 
die  Milben  dadurch  nicht  Gelegenheit  und  Zeit  finden,  auf  der  Haut  zu  haften, 
sich  daselbst  einzunisten  und  Kratze  zu  erregen;  sondern  deswegen,  weil  dadurch 
kein  Verweilen  des  Miasmas  auf  der  Haut  gestattet  wird ,  und  die  Saugadern  nicht 
•Zeit  gewinnen  können ,  dasselbe  aufzunehmen.  Ausserdem  aber  gehört  noch  zur 
Präservation  die  Vermeidung  der  oben  angegebenen  Ansteckungsarten.  Die 
gründliche  Kur  erfordert  anfänglich  den  alleinigen  innerlichen  Gebrauch  des 
Schwefels  und  der  Antimonialmittel,  und  wenn  die  Krätze  hierdurch  mehr  her- 
ausgetrieben worden  ist,  zugleich  den  Gebrauch  der  Schwefelbäder  und  Schwe- 
felsalben. 


Zweyte 


Zi 


Zweyte     A  b  t  h  e  j  1  u  n  g. 

Geschichte  derjenigen  Insekten ,    die    den  menschlichen  Körper  nicht  zum 

angewiesenen  IVohiqjlatz  haben ,  aber  doch  wegen  vorzüglicher  Plagen  >  und 

Krankheiten,  welche  sie  ihm  zuziehen ,  merkwürdig  sind. 


Ungeheuer  grofs  ist  das  Heer  der  hieher  gehörigen  Insekten,  von  welchen  ich 
nur  die  bekanntesten  anführe ,  um  die  Gränzen  meines  Plans  nicht  zu  überschrei- 
ten. Schon  unter  den  europäischen ,  noch  mehr  unter  den  Insekten  der  übrigen 
Welttheile,  giebt  es  noch  überaus  viele,  von  welchen  uns,  ausser  einer  oft  unvoll- 
kommenen Beschreibung  oder  Abbildung  ihrer  Gestalt,  nichts  bekannt  ist,  die  aber 
gleichwohl  aus  den  Vertheidigungs-  und  Frefswerkzeugen,  womit  sie  ausgerüstet 
sind,  auf  den  Schaden  schliessen  lassen,  welchen  sie  wahrscheinlich  dem  Menschen 
zufügen  können.  Wieviel  befassend  müfste  daher  das  Werk  seyn,  welches  sie  alle 
in  dieser  Hinsicht  zu  schildern  im  Stande  wäre!  Indem  ich  mich  nun  hier  blos  auf 
diejenigen  einschränke,  von  welchen  es  ausgemacht  ist,  dafs  sie  uns  mehr  oder 
weniger  nachtheilig  werden;  finde  ich  nöthig,  hier  wieder  drey  Unterabtheilungen 
in  Beziehung  auf  die  Plagen  und  Gefahren  zu  machen,  welche  diese  Insekten  da- 
durch veranlassen ,  dafs  sie  unsre  Oberfläche  vorzugsweise  vor  anderen  Thieren, 
oder  nur  unter  gewissen  Umständen  verletzen,  oder  dafs  sie  als  ganz  ungewölm« 
liehe  Erscheinungen  innerhalb  des  menschlichen  Körpers  vorkommen. 

Erster    Abschnitt. 

Insekten,  welches  als  zufallig  schädliche,  den  menschlichen  Körper  gewöhnlicli 

und  vorzugsweise   aufsuchen. 

I.     Die   Bettwanze.     Tab.  I.  Fig.  16  —  25. 

Cime?  lectularius ,   apterus.     L  i  n  n.  Syst.  Nat.  Ed.  Gmel.  XIII.  Tom.  I.  Pars.  V.  p.  21 23. 
n.    1.  —     Habitat  in  Europae   domibus,   exotkus. 


Aldrovandi  de  Insectis  534. 

Amoreux  Notice  des  Insectes  p.  133  ,  et  270. 
in  ptmais»  domestique. 

Bal'dingers    neues  Magazin   VI.  Band.  S.    43. 
Mittel. 


Bekmanns  pbys.  ökon.  Cibliotli.  1.  B.  S.  151. 
Dekokt  von  der  grünen  Schale  der  Rofskastanie,  aU 
Mittel. 

Biv Umseht  SitmmlwtgeK  II.  B.  395.  VI.  B.  S.  146. 
VIII.  B.  S.  39. 

Blu. 


Blnmenbachs  Handbuch  d.  N.  G.  S.  3  5  8.  n.  t. 
Cimex  lectularius ,  Bettwanze,  IVandlaus  (Engl.  The 
wall  -  tousej. 

Bonanni   Micrograpliia    curiosa.    T.   65. 

Bremisches  Magazin  B.  VII.  S.  619.  Mittel  die 
Wanzen  zu  vertreiben  (Terpenthinöl  und  Kampher 
in  Brandtwein  aufgelöst). 

Breslauer  Sammlungen  17a!.  August,  Klass.  IV. 
Art.  8-   (frisches   abgeschältes  Ellernholz). 

Chemisches  Mittel  die  Wanzen  zu  vertreiben  (ein 
rothes   Oel  aus   dem  Vitriol)    1780.    8. 

Cuvier  Tableau  e'le'mentaire  p.  575.  ta  punnise 
des  lits. 

D  e  g  e  e  rs  Abhandl,  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze  B.  II. 
Th.  I.  S.  65.  B.  III.  S.  195.  n.  35.  Tab.  XVII. 
Fig.    9   —    15.      Pvnaise   des   lits.    Bettwanze. 

Elliot  (John)  Bemerkungen  über  die  Einwohner 
der  Garrowhiigel.  S.Asiatic  researches.  Calcuita  1792 
Vol.   III.    p.    17. 

Fabricii  Syst.  Ent.  p.  693.  Acanthia  1.  5<pec. 
ins.   II.   p.    335.  n.  1.  Mant.   ins.   II.  p.  278.  n.   1. 

Fnefslys  Verz.  Schweiz.  Ins.  S.  25.  n.  474- 
Neues  Mag.  B.  II.  S.  94.  versch.  Mittel  wider  die 
Wanzen. 

Gazette  litter.  de  Berlin.    1773.  p.   220. 

Gazette  salut.   1773.    n.    16.  p-    128. 

Geoffroy,  Hist.  des  Ins.  de  Paris.  T.  I.  p.  434. 
n.    I .  la  punaise  des  lits. 

Göze  I.  A.  E.  entomologische  Beyträge  Th.  II. 
S.  180.  (enthält  viele  Schriften,  worinnen  Mittel 
wider  die  Wanzen  angegeben  sindj.  Geschichte  Schädl. 
Ins.  S.     1. 

Hanoi/.  Magaz.  1773.  S.  1 1  34.  (Mittel  -  Dekokt 
von  Wallnufsblättern  ). 

Herbsts  Anleitung  zur  Kenutnifs  der  Insekten 
Th.  I.  S.   254. 

Houttuyn  Nat.  Hist.   I.  D.  X.  st.  p.  324.  11.  1 

Ioblot  Observations  d'histoire  naturelle  Tom.  I. 
Part.    1.   Tab.  IV. 

Ionstoni,   I.  Histor".  naturalis  de  Insect.  p.  89- 

gfournal  encyclopedique    1773.   p    327.   Tab.  111. 

Kniphoff  de  ped.  inguin.  §.  XXX.  Betttims, 
IVandlaus. 

Kolbe  Beschreib,  des  Vorgebürgs  der  guten  Hof. 
nung  S.  222. 

Kühn  im  Naturforscher  Stück  VI.  S.  8-  n.  5.  von 
einer  mit  den  Bettwanzen    angestellten  Jagd. 

Ledermüllers  mikroskep.  Gemüths  -  und  Au- 
genergötz. S.   121.  Tab.  52.  u.   63. 

Lir.iinei  Faun.  Suec.  Edit.  II.  n.  909.  Reisen 
durch  Westgothland.      S.    249. 

Marti  aus  epigrammatum  Lib.  XI.  Epigr.  XXXIII. 
„Nee  toga,  nee  focus  est,  nee  tritus  eimice  lectus 
„und  ejusd.  Libri  Epigr.  LVII.  Et  teges  et  eimex, 
„et  nudi  sponda  grabati ,  et  brevis  atque  eadem  nocte 
„dieque    toga." 


Martin!.  F.  H.  W.  allgemeine  Geschichte  de* 
Natur  in  alphabetischer  Ordnung,  fortgesetzet  von 
einer  Gesellschaft  Gelehrten  und  herausgegeben  v.  D. 
I.  G.  Krünitz  Th.  VII.  Berl.   1787.  S.  Bettwanze. 

Meyers  Naturgesch,  der  giftigen  Ins.  Th.  I.  S.  i  19 
n.    1 .  Bettwanze. 

Modeer,  A.  Singularia  Cimicis.  Schwed.  akad, 
Abhandl.  1764.  S.   43. 

Mouffetti  Theatr.  insector.  269.  f.  superiores. 
Ciutex  domesticus. 

Müllers  Linneisches  Natursyst.  d.  Insekten  B.  I. 
S.  477.   n.  1. 

Muralto,  I.  de,  Anatome  Cimicis  murorum  et 
lignorum ,  in  Eph.  Nat.  Cur.  Dec.  II.  an.  I.  Obs.  57. 
p.   141. 

Neues  Hamb.  Magaz.  St.    9J.    S.    282.   (Mittel). 
Nachrichten  der  Schles.    patriot.    Gesellsch.    B.  IV. 
S.    106.   (Agaricus  muscarius  als  Mittel). 

Otkonomische  Nachrichten  der  patriotischen  Gesell, 
schaff  in  Schlesien  S,  71.  (Thlaspi  arvense  als  Mit- 
tel). 

ÖKomatol.  hist.  natural.  Pars  II.  p.  860.  Ciutex  av~ 
terus. 

Pratie  allgem.  ök.  Magaz.  I.  Jahrg.  S.  63.  (Mit- 
tel.) 

Pon  toppidans,  E.  Nachrichten  die  Naturbistor, 
v.  Dännemark  betr.  m.  Kupf.  gr.  4.  Copenh.  1765. 
S.    215.  n.    i. 

Raji    Hist.  Insect.   p.  7.  Cimex. 
Feichs.r:. zeiger    1  goo.   n.    123.    (Mittel). 
Sal  berg,    I.  I.  Neue  Erfindung  und  Versuch  Wan- 
zen zu   tödten,    und    ihre   Eyer   unfruchtbar    zu  ma- 
chen,  in   den  Schwed.  Abb.  1745.   S.  20  und  182. 

Schwed.  Akad.  Abh.  B.  VI.  S.  120.  B.  X.  S.  69 
u.  73.  B  XXVIII.  S.  277.  B.  XXIX.  S.  304.  (ent. 
halten  verschiedene  Mittel). 

Scopoli,  1.  A.  Entomologia  Carniolica,  Vind. 
1764.   8.   maj.  p.   354. 

See  liger  im  II.  B.  v.  Schmuckers  chir.  Schrif- 
ten (Sabadillsaamen,  als  ein  zuverlässiges  Mittel, 
Wanzen  aus  Betten  und  andern  Gerätschaften  zu 
vertreiben  ) 

Soutliall's,  J.  curieuse  Nachricht  von  der  Wan- 
zen-Natur, Fortpflanzung,  Nahrung  und  Ausrot- 
tung.   Hamburg  1737.    3- 

Sulz  ers,  J.  H.  abgekürzte  Geschieht,  d.  Ins.  S.  93. 
Kennzeichen  der  Ins.   T.  X.  Fig.  69. 

Stolls,  K.  Abbildungen  und  Beschreibungen  der 
Wanzen.  Nürnb.  1792.  S.  59.  Tab.  XIX.  Fig.  13t. 
B.    Di»  Bettwanze. 

Stutg.  phys.  Ökonom.  Ausz.  B.  VI.  S.  55$. 
Wieglebs   Zauber lexikon.    S.   1639. 
U'ittenb.  IVochev.bl.   B.  VU.  S.  619.   (Mittel.) 
Zincii   Leipz.  Samml.   B.  VII.  S.  593  und  B.XI. 
S.   76. 

5  Ohn- 


34 

Ohngeachtet  Amoreux  glaubt,  dafs  dieses  abscheuliche,  Ruhe  störende  In- 
sekt, -welches  man  in  Griechenland  xogis,  nl  England  che  wall  Lowse ,  in  Frankreich 
Punaise,  in  Spanien  Chistnes  oder  Chimeses ,  in  Italien  Cirnice,  in  Schweden  TVagglus, 
in  Holland  Wants  nennt,  lange  vor  dem  Jahre  1670  in  Frankreich,  und  vorzüg- 
lich in  Paris  bekannt  gewesen  seyn  müsse;  so  fieng  man  doch  erst  in  diesem 
Jahre  an ,  sich  in  England  über  dasselbe  zu  beschweren ,  und  es  wird  daher  wahr- 
scheinlich, dafs  wir  dessen  Verpflanzung  nach  Europa  ebenfalls  dem  englischen 
Handel  zu  verdanken  haben.  Nur  ist  es  zu  bewrundern,  wie  man  es  so  sehr  über- 
hand nehmen  lassen  konnte ,  dafs  es  nun  bevnahe  in  ganz  Europa  einheimisch  und 
unvertilgbar  ist. 

Es  ist  vollkommen  ausgewachsen  (  Tab.  I.  Fig.  20.)  höchstens  dritthalb  Linien 
lang  und  nicht  gar  zwey  Linien  breit,  beynahe  ovalrund,  im  nüchternen  und  eyer- 
losen  Zustande  ziemlich  dünne  und  flach,  hat  es  sich  aber  recht  voll  Blut  geso- 
gen ,  so  wird  der  Rücken  gewölbter  und ,  wenn  der  Bauch  mit  Eyern  angefüllt  ist, 
auch  dieser  dicker.  Auf  der  ganzen  Oberfläche  bemerkt  das  bewaffnete  Auge  kurze, 
krause  Härchen  (Fig.  21.).  Übrigens  ist  die  Farbe  der  jungen  Wanze  (Fig.  19.) 
mehr  weifs ,  die  der  alten  aber  mehr  gelb  und  braunroth. 

Der  Kopf  ist  gegen  den  übrigen  Körper  sehr  klein,  und  hat  an  den  Seiten 
seines  breitesten  Theils  zwey  ziemlich  grosse,  gleich  einer  Brombeere,  aus  lauter 
schwarzbraunen ,  glatten  Körnern  bestehende  Augen ,  vor  welchen  die  aus  zwey 
kurzen  und  drey  langen  Gliedern  bestehenden  Fühlhörner  stehen.  Der  Saugrüssel 
oder  Saugstachel  am  vorderen  und  unteren  Theil  des  Kopfs  (Fig.  19.)  ;  ist  etwa 
eine  Linie  lang  (Fig.  22.),  aus  dem  Zangengebisse  (Fig.  19.  «.)  und  drey  länge- 
ren, mit  vielen  Härchen  versehenen  Gliedern  (Fig.  23.)  zusammengesezt,  welche 
die  Scheide  des  Stachels  ausmachen.  Senkt  die  Wanze  diesen  hornartigen  Stachel 
in  die  Haut  des  Menschen ,  so  schiebt  sich  die  Scheide  in  drey  Wülsten  über  ein- 
ander zurück.  Im  Puihestand  aber  liegt  er  auf  der  untern  Brustfläche  zwischen 
den  Füssen  (Fig.  19).  Durchs  Mikroskop  entdeckt  man  noch,  daß;  er  zwey,  am 
Ende  in  die  Stachelspitze  zusammenlaufende  Saugröhren  enthält,  welche  durch  die 
Stachelscheide  durchschimmern.  Die  Bettwanze  hat  keinen,  vom  Hinterleibe 
deutlich  abgesonderten  Brustschild,  zu  welchem  nur  die  ersten  drey  flachen  Ringe 
hinter  dem  Kopfe  gerechnet  werden  können.  Der  erste  dieser  Ringe  (Fig.  21.  b.) 
hat  auf  jeder  Seite  ein  bis  an  das  Auge  hervorstehendes  Läppchen ,  der  zweyte 
einen  ebenfalls  breilgedrückten ,  halbmondförmigen ,  der  dritte  einen  Mos  etwas 
ausgeschweiften  Rand       Weder  auf  der  obern  Fläche  des  Brustschilds  noch  am 

hin- 


35 

liinterleibe  ist  eine  Spur  von  Flügeln,  oder  einer  Artikulation  derselben  zu  ent- 
decken, und  die  Behauptung,  dafs  sie  zu  gewissen  Zeiten  des  Jahres  Flügel  beka- 
men, daher  völlig  ungegründet.  Der  ovalrunde  Hinterleib  besteht  aus  acht,  durch 
feine  Furchen  unterschiedenen  Ringen.  Seine  durchsichtige  Haut  (Fig.  ai.)  gestat- 
tet, dafe  man  durchs  Mikroskop  den  schon  in  der  Brust  schmal  anfangenden,  sich 
dann  in  mehreren  Stellen  erweiternden,  wechselsweise  sich  ausdehnenden  und 
zusammengehenden  Nahrungskanal,  deutlich  wahrnehmen  kann.  Zwey  feine 
Rölirchen ,  welche  im  Mund  ihren  Anfang  nehmen ,  sich  hinter  den  Augen  in  ei- 
nem gemeinschaftlichen  Kanal  vereinigen ,  führen  den  vom  Saugstachel  aufgenom- 
menen Nahrungssaft  in  diese  Werkzeuge  der  Verdauung,  an  deren  Seiten  man 
zwey  grosse  Schlagadern ,  und  mehrere  Luftgefässe  entdeckt.  Durch  den  vorlez- 
ten  Ring  des  Hinterleibes  (Fig.  »40  schimmert  beym  Weibchen  ein  bauchigter, 
flaschenförmiger  Theil,  der  in  einen  engen  Hals  zuläuft,  und  sich  im  lezten  Ring 
mit  einer  runden  Öffnung  endiget,  beym  Männchen  aber  fängt  sich  schon  im 
sechsten  Ring  (Fig.  25.)  ein  länglichtrunder  Theil  an,  der  im  siebenten  Ring  in 
einem  röhrenförmigen ,  noch  ausserhalb  den  lezten  Ring  hervorragenden  Theil 
übergeht.  Ersteres  sind  die  weiblichen ,  lezteres  die  männlichen  Geschlechts- 
theile.  Die  sechs  Füsse  haben  ihre  Artikulationen  am  untern  und  hintern  Theil 
des  Bruststücks  (Fig.  19.).  Ihre  Hüften  sind  kurz  und  dick,  die  Schenkel  langer, 
mehr  ins  gelbrothe  fallend  und  ebenfalls  dick,  die  Schienbeine  viel  länger  und 
dünner,  als  die  Schenkel,  die  Fufsblätter  halb  so  lang,  als  die  Schienbeine  am 
Ende  mit  einem  kürzern,  mehr  einwärts  gebognen,  und  einem  längern,  weniger 
gekrümmten  Haken  versehen,  welche  die  Wanze  schliessen  und  öffnen  kann. 
Mit  diesen  Krallen ,  die  sie  in  die  Haut  einsezt,  veranlafst  sie  eine  kribelnde  Em4 
pfindung,    wenn  sie  schnell  über  die  Haut  weglauft. 

Die  Begattung  des  Männchens  und  Weibchens  geschieht  nach  Göze  mit 
vereinigten  Hintertheilen  in  einer  geraden  Linie,  wahrscheinlich  viermal  im  Jahre, 
da  das  Weibchen  eben  so  oft,  nemlich  im  März,  May,  Julius  und  September,  je- 
desmal ungefehr  fünfzig  Eyer,  mehrentheils  in  die  Ritzen  und  Fugen  des  Holz- 
werks legt,  wo  sie  am  leichtesten  auskommen.  Das  Wanzennest  (Fig.  16.)  besteht 
nach  Ledermüller  aus  kleinen  Stroh-  und  Federtheilchen,  unter  und  zwischen  wel- 
chen, die  kleinen  weissen,  durchs  Mikroskop  sackförmig  erscheinenden  Eyev 
(Fig.  17.)  in  Sicherheit  gebracht  sind.  Die  auskriechende  junge  Wanze  öffnet  den 
oberen  Theil  des  Eyes ,  wie  den  Deckel  einer  Weinkanne ,  und  erscheint  als  ein 
kleiner,  weisser  Punkt,  welcher  sich  aus  diesem  Säckchen  herauswühlt  und,  in 

weni- 


56 

wenigen  Minuten,  sich  so  sehr  entwickelt,  dafs  man  Kopf  und  Füsse  deutlich 
unterscheiden  kann  (Fig.  i8-).  Auch  kriecht  sie  nun  so  behend,  wie  die  aller- 
giöste  davon.  Mau  bemerkt  jedoch  an  ihr  in  diesem  zarten  Alter  noch  manche 
\  ersehiedenheit  von  der  ausgewachsenen  Wanze.  Kopf  und  Brustschild  sind  grös- 
ser und  breiter  (Fig.  19.),  die  Fühlhörner  länger  und  dicker,  die  Füsse  kürzer  und 
dicker,  die  Augen  hellroth,  der  ganze  Körper  weifsgraulich ,  weit  durchsichtiger 
und  weit  mehr  behaart.  Erst  nach  mehreren  Häutungen  verlieren  sich  diese  Ab- 
weichungen mit  dem  eintretenden  Zustand  ihrer  Vollkommenheit  (Fig.  21.). 

Sonderbar  ist  es,  dafs  wir  von  dem  ursprünglichen  Aufenthalte  dieses,  uns 
so  sehr  plagenden  Insekts ,  gar  nichts  wissen.  Nur  aus  seiner  grossen  Empfindlich- 
keit gegen  die  Kälte,  welche  dasselbe  so  betäubt,  dafs  es  sich  nur  wenig  bewe- 
get und  bald  erstarret,  läfst  sich  vermuthen,  dafs  es  ursprünglich  die  Bewohnerinn 
einer  warmen  Gegend  ausserludb  Europa  ist.  Zwar  wird  es  auch  in  nordischen 
Ländern  gegenwärtig  gefunden;  allein  es  vermehrt  sich  daselbst  nur  wenig  und 
hält  sich  daher  nur  in  geringer  Anzahl  in  solchen  Wohnungen  auf,  die  der  Sonne 
vorzüglich  ausgesezt  sind,  und  sonst  warm  liegen.  Dagegen  aber  ist  es  in  vielen 
Gegenden  von  Asien  und  Afrika,  in  Südamerika,  im  südlichen  Frankreich,  in  Ita- 
lien, in  unglaublicher  Menge  in  allen  Häusern  anzutreffen.  So  meldet  EUiot,  dafs 
die  gemeinen  Bettwanzen  bey  den  Einwohnern  der  Garrowhiigel  in  ungeheurer 
Menge  gefunden  werden,  und  dafs  er  selbst  sehr  von  ihnen  geplagt  worden  sey, 
und  Kolbe  versichert,  dafs  man  sich  auf  dem  Vorgebürge  der  guten  Hoffnung  vor 
Wanzen  nicht  reiten  könne.  Alles  wimmelt  daselbst  von  denselben,  besonders 
in  solchem  Holzvverke,  welches  keinen  Anstrich  von  Ölfarbe  hat.  Daher  man  auch 
daselbst  beynahe  alles  Holzwerk  der  Häuser  mit  rothbrauner,  gelber  oder  mit  an- 
dern Ölfarben  überstrichen  findet.  Als  ein  die  Unreinlichkeit  liebendes  Insekt, 
findet  die  Wanze  überhaupt  da  ihr  Fortkommen,  wo  weder  auf  Lüftung  der  Zim- 
mer und  Kammern ,  noch  auf  Reinlichkeit  gesehen  wird.  Martial  führte  sie  des- 
wegen schon  im  Gefolge  der  Armuth  auf.  Doch  kommt  sie  keinesweges  häuifiger 
in  den  Hütten  der  Armen,  als  in  den  vielgadigen  Pidlasten  grosser  Städte  vor, 
welche  im  Gegentheil  mehr  als  die  Häuser  kleiner  Städte  von  diesem  Ungeziefer 
heimgesucht  zu  werden  pflegen.  Sie  hält  sich  daselbst  hinter  den  Tapeten  und 
dem  Getäfel  der  Wände,  selbst  in  den  Rissen  alter  Mauern,  in  allen  Fugen  und 
falzen  der  Möbeln,  hauptsächlich  der  Bettgestelle  von  Tannenholze,  in  dem  Fal- 
tenwerke der  Sessel  und  Bettvorhänge,  auch  im  allen  Strohgemülme  und  überhaupt 
in  solchen  Betten  auf,  welche  in  Stuben  stehen,  die  selten  gelüftet  werden,  de- 
ren 


57 

ren  Kissen  nicht  fleissig  ausgeklopft,  und  deren  Stroh,  Überzüge  und  Bettücher 
nicht  oft  genug  erneuert  -werden.  Ausser  den  Wohnungen  der  Menschen  kommen 
sie  auch  öfters  in  Tauben-  und  Hühnerhüusern ,  und  zwar  so  hüuffig  vor,  dafs  die 
Wunde  völlig  damit,  wie  mit  einer  Tapete  bedeckt  sind.  Überhaupt  -vermehren 
sie  sich  in  dem  warmen,  hitzigen  Tauben-  und  Hühnermist,  der  das  frühe  Aus- 
kommen der  Eyer  so  sehr  begünstiget,  ungeheuer,  und  solche  Stuben  und  Kam- 
mern, welche  dergleichen  Tauben-  und  Hühnerstalle  in  der  Nahe  haben,  sind  da- 
her  nie  von  diesem  Uegeziefer  zu  befreyen.  Als  seltene  Erscheinungen  hat  man 
sie  auch  in  Waldern  entdeckt,  welches  vermuthen  läfst,  dafs  sie,  wenigstens  in 
warmen  Landern,  ihren  ersten  Aufenthalt  in  denselben  hatten,  und  durch  das 
Bauholz  erst  in  die  Häuser  gebracht  worden  sind.  Man  hat  auch  im  mittäglichen 
Teutschland  nicht  selten  Gelegenheit  die  Bemerkung  zu  machen,  dafs  vor  noch 
nicht  langer  Zeit  neu  aufgeführte  Häuser,  schon  von  Wanzen  wimmeln ,  und  diese 
Erscheinung  dem  noch  grün  verarbeiteten  Bauholz  zugeschrieben.  Es  verdient  in 
soferne  alle  Aufmerksamkeit,  das  Bauholz  erst  gehörig  in  freyer  Luft,  welche 
diesem  Insekt  tödtlich  zu  werden  pflegt,  austrocknen  zu  lassen,  und  durchaus 
kein  krankes  Holz  dazu  zu  nehmen ,  weil  sie  sich  in  diesem  wahrscheinlich  vor- 
zugsweise aufhalten.  Selbst  auf  die  Art  des  an  sich  gesunden  Holzes,  welches  so- 
wohl zum  Bauen,  als  zu  Möbeln  gebraucht  Avird,  scheint  in  Rücksicht  der  Ver- 
mehrung der  Wanzen  sehr  viel  anzukommen.  So  sollen  sie  sich  zum  Beyspiel 
wegen  des  Kiefern  -  und  Fichtenholzes  in  der  Mark  und  in  Berlin  mehr,  als  in 
andern  Gegenden  Teutschlands  finden. 

Was  die  Nahrung  der  Wanzen  betrifft;     so  weifs  man   noch  nicht,    wovon 
sie  eigentlich  leben.     Aus  dem  Menschen  ziehen  sie  Blut,  aus  dem  faulenden  Holze 
im  Walde,  vielleicht  die  sauren  Säfte  desselben.     Sind  sie  sehr  hungrig,    so  sau- 
gen sie   einander  selbst,     und  oft  die  Weibchen  die  Männchen   aus,    wobey  sie 
nichts  als  den  leeren  Balg,  so  wie  er  bey  der  Häutung  abzugehen  pflegt,  zurück- 
lassen.    Sie  können  jedoch  sehr  lang  ohne  Nahrung  leben,    den  strengsten  Win- 
ter in  einem  gewissen  Schlaf  zubringen,  und  dennoch  im  Frühling  wieder  aus  ihren 
Schlupfwinkeln  hervorkommen.       Sie  fliehen  die  Hellung  des  Tages  und  kommen 
nur  des  Nachts  aus  ihrem  Hinterhalte,  um  ihre  Nahrung  zu  suchen.      Gewöhnlich 
wird  man  daher  nur  des  Nachts  von  ihnen  beunruhiget,  am  Tage  aber,  höchstens 
dann ,  wenn  man  sich  in  einem  dunklen  Zimmer  zu  Bette  legt.     Kriechen  sie  als- 
dann auch  nur  über  die  Haut;    so  lassen  sie  bey  empfindlichen  Personen  in  war- 
men Gegenden,  oder  in  der  heissen  Jahrszeit,   brennende  Spuren  zurück.      Ge- 
wöhn- 


38 

wohnlich  aber  stechen  sie,  tun  Blut  einzusaugen.  Sie  ziehen  zu  dem  Ende  die 
Scheide  des  Säugrüssels  zurück  und  senken  den  Stachel  bis  an  die  Kehle  in  die 
Haut  des  Menschen.  Indem  sie  nun  die  Luft  in  der  hohlen  Röhre  des  Stachels 
durch  das  Anziehen  verdünnen;  so  steigt  das  Blut  so  lange  in  die  Höhe,  als  sie 
selbst  Nahrung  suchen  und  dabey  ungestört  bleiben.  Den  herausgezogenen  Sta- 
chel überziehen  sie  erst  wieder  mit  seiner  Scheide,  bevor  sie  ihn  auf  die  Brust 
zwischen  die  Füsse  zurücklegen. 

Die  Wirkung  des  Wanzenstichs  auf  die.  Haut  ist  anfänglich  kaum  bemerk- 
bar. Die  Wunde  schliefst  sich  nach  ausgezogenem  Stachel,  und  es  kommt  kein 
Blut  zum  Vorschein.  Diese  Stockung  der  ausgetretenen  Feuchtigkeit  unter  der 
Haut  tragt  aber,  nebst  der  besondern  Giftigkeit  des  Stichs  selbst,  dazu  bey,  dafs 
eine  kleine  entzündliche,  heftig  juckende  Geschwulst  entsteht,  die  nach  der  indi- 
viduellen Verschiedenheit  des  Hautgewebes ,  verschieden  ist.  Bey  manchen  Per- 
sonen erhebt  sich  an  der  Stelle  des  Stichs  blos  ein  gelbrothes ,  brennendes  Knöt- 
chen, welches  den  pustelartigen  Erhabenheiten  der  Haut  bey  der  Nesselsucht, 
nicht  unähnlich  ist.  Bey  andern  verbreitet  sich  um  diese  Knötchen  eine  völlig 
erysipelatöse  Röthe  und  sie  verwandeln  sich  selbst  in  grosse,  harte  Pusteln  ,  wel- 
che das  teuschende  Ansehen  von  den  Variolis  magtiis  (Grande  Veröle  der  Franzo- 
sen) haben,  endlich  aufplatzen  und  etwas  wässerichte  Feuchtigkeit  ergiessen.  Die 
zur  Hervorbringung  solcher  Pusteln  nöthige  Disposition  der  Haut ,  beruht  keines- 
wegs ,  wie  es  scheinen  könnte ,  auf  ihrer  Zartheit ;  denn  ich  habe  sie  sowohl  bey 
Personen  von  fester  und  brauner ,  als  bey  Personen  von  dünner  und  weisser  Haut 
wahrgenommen  und  bin  anfangs ,  bis  ich  die  verschiedenen  Wirkungen  des  Wan- 
zenstichs näher  kennen  lernte,  verleitet  worden,  sie  als  Folgen  besonderer  Schär- 
fen    durch  innerliche   und  äusserliche  Mittel  zu  behandeln. 

Auch  diese  Insekten  verfolgen  nicht  alle  Menschen  ohneUntershied,  son- 
dern beweisen  durch  die  Ausnamen  ,  welche  sie  machen,  dafs  es  besondere,  sie 
anlockende  oder  abschreckende  Eigenheiten  der  Säfte  giebt.  Manchem  Men- 
schen raubt  eine  einzige  Wanze  allen  Schlaf.  Ein  anderer  aber  schläft  ruhig 
unter  Legionen'  von  Wanzen.  Auffallend  ist  in  dieser  Rücksicht  Degecrs  Beobach- 
tung von  zwey  Personen ,  welche  in  einem  Bette  schliefen.  Bey  der  einen  waren 
Gesicht,  Hände  und  Füsse  von  den  Wanzenstichen  ganz  aufgeschwollen,  die  an- 
dere aber  hatte  gar  nichts  von  einer 'solchen  Verletzung  wahrgenommen.  Es  ist 
jedoch  ausgemacht,  dafs  die  "Wanzen  nicht  zu  jeder  Zeit  gleich  stark,  und  ohne 
Ausname  verleizeai;    sondern  dafs  sie  desto  ärger  stechen,    je  lebhafter  sie  sind, 

und 


59 

und  dafs  dieses  vorzüglich  von  der  heisseren  "Witterung  oder  dem  heisseren  Klima 
abhängt. 

Ausser  ihren  juckenden  und  brennenden  Stich,  werden  die  Wanzen  noch 
durch  den  ekelhaften  Geruch  unerträglich,  den  sie  verbreiten,  wenn  sie  zerdrückt 
werden,  welches  wregen  ihres  zarten  Balgs  leicht  möglich  ist.  Dieser  Geruch  ist 
die  Wirkung  einer  ihnen  eigenen,  scharfen  Feuchtigkeit  und  macht  sie  wegen 
einer  gewissen  Giftigkeit  noch  verdachtiger. 

Die  Wanzen  haben  verschiedene  Feinde  unter  den  Insekten,  nach  Limit? 
die  Spinnen  und  rothen  Ameisen,  nach  Stoll  die  Larve  der  Koth-  oder  Fliegen- 
wanze (Cimex  personaius),  nach  Kühn  nebst  dieser  noch  die  hartschaalichte  Wanze 
(  Cimex  coleoptratus ) ,  welche  auf  sie  in  ihren  verschiedenen  Sclüupfwinkeln  Jagd 
machen,  und  sie  aufreiben.  Man  hat  sie  auch  deswegen  als  Vertilgungsmittel  der 
Bettwanzen  in  Vorschlag  gebracht.  Da  aber  leztere  sich  leicht  flüchten  können, 
und ,  wenn  sie  auch  selbst  den  Verfolgungen  ihrer  Feinde  zulezt  unterliegen  müs- 
sen ,  dennoch  immer  eine  zahlreiche  Nachkommenschaft  in  ihren  Eyern  zurück- 
lassen ,  überdies  aber  jene  Bettwanzenfeinde  dem  Menschen  nicht  weniger  lästig 
zu  werden  pflegen:  so  ist  von  dem  Rath,  diese  in  die  Kammern  und  Zimmer  zu 
setzen,  wo  sich  Bettwanzen  aufhalten,  wederein  bleibender,  noch  ein  reeller 
Nutzen  zu  erwarten.  Überhaupt  hat  man  sich  schon  seit  Hippoh-ates  Zeiten  ver- 
gebens bemühet,  ein  sicheres  und  schnell  wirkendes  Vertilgungsmittel  der  Wanzen 
zu  entdecken-  Linne,  Gaze,  Blumenbach,  Meyer,  führen  dergleichen  in  Menge 
an,  ja  es  giebt  beynahe  keine  ökonomische  Wochenschrift,  kein  Intelligenzblatt, 
wo  dergleichen  nicht  von  Zeit  zu  Zeit  angepriesen  werden.  Alles  koifmit  hierbey 
wohl  ebenf;dls  auf  Wachsamkeit  und  zeitliche  Thätigkeit  am  Sobald  man  nur  we- 
nige dieser  abscheulichen  Insekten  gewahr  wird:  so  ist  es  nöthig,  gleich  alles 
durchsuchen,  die  Bettstellen,  Mobilien  etc.  mit  kochenden  Wasser  ausAvaschen, 
die  Wände  und  Ritzen  derselben  mit  Kalk  übertünchen,  das  Zimmer  oder  die 
Kammer  beständig  lüften  zu  hissen.  Auch  bleibt  dieses  Verfahren  selbst  dann 
noch  immer  zweckmässig,  wenn  sie  schon  wirklich  überhand  genommen  haben, 
und  nebenher  noch  andere  kräftige,  Wanzentödtende  Mittel  angewandt  werden 
müssen.  Linne  rechnet  hieher  vorzüglich  eine  übelriechende  Pflanze,  die  Canifug* 
foetida,  andere  empfehlen  zu  dem  Ende  den  Rauch  von  Pfeffer,  yissa  foeüda  und 
Schwefel,  noch  andere  den  Kalkdampf.  Man  soll  nemlioh  zwey  bis  drey  Schef- 
fel, und  nachdem  das  Zimmer  grösser,  noch  mehr  Kalk,  bey  fest  verschlossenen 
Thüren  und  Fenstern,,  in  dem  Zimmer  oder  der  Kammer  löschen,  wo  sich  Wan- 
zen 


4o 

zen  auflialten.  Nach  2.4  Stunden  kann  man  Zimmer  und  Kammer  wieder  öffnen, 
und  -wenn  man  nun  Wände,  Gardinen  etc.  rein  abgekehrt  hat,  so  soll  sich  als- 
dann keine  Spur  von  lebendigen  Wanzen  mehr  zeigen.  Wenn  aber  auch  solche 
Dinge ,  -welche  starke  Gerüche  oder  erstickende  Dämpfe  verbreiten ,  im  Stande 
sind,  die  Wanzen  zu  tödten ;  so  sind  sie  doch  sicher  nicht  im  Stande,  auf  die  zu- 
rückgelassenen Eyer  zu  wirken ;  daher  in  dieser  Rücksicht  der  Vitriol ,  wenn  er  in 
Wasser  aufgelöst  und  damit  alle  Ritzeli  und  Spalten  des  Holzwerks  wohl  ausge- 
strichen, die  Wände  aber  mit  Kalk,  der  mit  Vitriolwasser  vermischt  worden  ist, 
überstrichen  werden,  bis  jezt  wohl  das  bewährteste  Mittel  ist. 


2.     Die   Menschenbremse. 

Oestrus    hominis,    totus    ruscus.       Linn.    Syst.     Nat.    Ed.     Gmel.    XIII.    Tom.    I.    P.    V. 

p.  28 tx-   n-    10*  —      Habitat  larva  in  America  australi  per  sex  menses  sub  cute  hominum 

abdominali,   si  turbetur,   profundius  penetrando  periculosa ,   adeo  ut  fertur,  lethalis; 

jmago   muscae  domesticae   magnitudine. 


Albucasis  Lib.  II.  Cap.   93. 

Alzaravius  Sect.  II.  Traet.  XXXI.  Cap.    13. 

Avenzoar  Lib.  II.    Tract.  VII.  Cap.  ao. 

Clerici  Histor.  lator.  lumbricor.  Genev.  1715. 
f.  a6  7.  Fortasse  Vcrmiculis  affectum  bovinum  itidn- 
cens. 


Mo  de  er  Forsetzung  von  den  Bremsen.  S.  die 
neuen  AbhandUmgen  der  Schwedischen  Akademie  der 
Wissenschaften  Band   VII    S.  163.    MeHschenbremse. 

Pallas  neue  nordische  Beytrüge  Band  I.  S.  157, 
Auszug  aus  einem  lateinischen  Schreiben  des  jungen» 
Herrn  Carl  von  Liniie"  vom   24.  März  1780. 


Was  wir  von  diesem  merkwürdigen  Insekte  wissen,  verdanken  wir  dem  jün- 
geren Herrn  Carl  von  Liane ',  der  schon  1780  Hoffnung  hatte,  diese  in  Europa  noch 
völlig  unbekannte  Art  Oestrus,  welche  die  Menschen  in  Peru  plagt,  selbst  zu  er- 
halten und  sie  dann  durch  eine  genauere  Beschreibung  bekannt  zu  machen.  Sie 
hat,  nach  seiner  Erzehlung,  das  Eigne,  dafs  sie  wohl  fünfzig  Eyer,  oder  vielmehr 
schon  lebendige  Maden  am  Hinterleibe  herumträgt,  und  hiervon  eine  nach  der 
andern  auf  die  Haut  des  Menschen  absezt.  Salben  und  andere  äusserliche  Mit- 
tel, welch«  man  zu  ihrer  Vertilgung  anwendet,  haben  den  Nachtheil,  dafs  sich 
diese  Larven  immer  tiefer  ins  Fleisch  eingraben  und  hierdurch  schreckliche,  ja 
tödtliche  Schmerzen  veranlassen.  Es  ist  daher  railisamer,  sie  nicht  zu  beunruhi- 
gen, weil  sie  dann  ohne  weiteren  Schmerz  zu  veranlassen,  zu  der  Zeit,  wo  sie 
sich  verwandeln  wollen,  selbst  hervorbrechen ,  und  sich  in  schwärzliche,  die  ge- 
meine Hausfliege  an  Grösse  nicht  viel  übertreffende  Fliegen  verwandeln.  Wahr- 
scheinlich werden  blos  die  nackend  gehenden  westindischen  und  die  aus  Afrika 
kommenden  Wilden  von  dieser  Bremse  angefallen. 

Bey- 


Beynahe  scheint  dieses  amerikanische  Übel  mit  dem  arabischen,  welches 
Albucasis ,  Alzaravius  und  Avenzoar  unter  Passio  oder  Aegritudo  bovina  beschreiben, 
und  welches  ausser  dem  Menschen,  noch  öfters  beym  Rind  vorkommen  soll, 
einerley  zu  seyn.  Sie  melden  nemlich,  dafe  sich  in  dieser  Krankheit,  nach  ihren 
irrigen  Begriffen  von  der  Entstehung  der  Würmer  und  Insekten,  ein  Wurm  aus 
einer  faulen  Feuchtigkeit  zwischen  Haut  und  Fleisch  entwickele.,  daselbst  seinen 
Ort  oft  verändere  und  auf  und  abziehe ,  bis  er  endlich  durch  die  Haut  hervor- 
breche. Zur  Heilung  empfehlen  sie  die  Unterbindung  des  Theils  über  und  unter 
dem  Wurm,  sodann  die  Herausziehung  desselben  durch  eine  auf  demselben  ge- 
machte Incision ,  wenn  er  sich  aber  schon  tief  ins  Fleisch  gewühlt  hat,  das  glü- 
hende Eisen. 

Clericus  gedenkt,  dafs  Vattisncri  in  einer  eignen,  in  italiänischer  Sprache 
geschriebenen  Dissertation,  de  Boum  Oestro ,  die  ich  selbst  nicht  erhalten  konnte, 
die  Krankheit  der  Araber  einer  Bremse  zuschreibe,  welche  ihre  Eyer  unter  die  Haut 
legt  und  dadurch  die  heftigsten  Schmerzen  veranlafst.  Die  aus  dem  Ey  unter  der 
Haut  sich  entwickelnde  Larve  rückt  aber,  nach  seiner  Beobachtung  nicht  aus  ei- 
nem Ort  in  den  andern,  womit  auch  Linnes  Erzehlung  übereinstimmt;  sondern 
verweilt  den  ganzen  Winte-i  hindurch  an  einer  und  derselben  Stelle.  So  wie  die 
Larve  an  Grösse  zunimmt,  entsteht  eine  schmerzhafte  Geschwulst,  hat  sie  aber  ihr 
Wachsthum  vollendet ,  welches  im  Sommer,  also  ebenfalls  nach  einem  halben  Jahre 
zu  geschehen  pfh-gt,  so  bricht  sie  aus  der  Haut  hervor,  verwandelt  sich  sodann  in 
eine  Puppe,  woraus  endlich  die  Bremse  zum  Vorschein  kommt.  Sonderbar  ist  es, 
dafs  verschiedene  Naturforscher  und  Arzte,  welche  in  neueren  Zeiten  jene  Gegen- 
den bereist  haben,  \<m  der  Krankheit  der  alten  arabischen  Ärzte  nichts  weiter 
erwehnen. 

3.     Der   gemeine  Floh.     Tab.  VI.  Fig.  1  —  23. 

Pulex  irrita7is,    rostro   corpore    breviore.      Linn.    Syst.    Nar.    Ed.    GmeJ.  XIII.    Tom.  I. 

P.  V.  p.  2923..   n.  1.   —      Habitat  ubique  in  Europa,   et  America  sanguisugus,   leporibus 

potissimum  molesms ,  hinc   a  Dälecarlis   ramento  vestimenti  leporini  capitur  et  avertiüirc 

satureja,   pulegio ,  persicaria ,   cotula,   alno,  ut  fertur,   pellendus. 


Adams  Microgr.  Tab.  XXVII.   n.  158. 

AI  b  i  11  i,   E.  a  natural  history  -of  Spinders  Tab.  41, 

Amoreux  .Notice   p.  130  et  a6g. 

Anon.   angl-  p.  204.  f.  12. 

ßaxer  Empl.  for  the  Microsc.  T.  XIII.  f.  6. 


Blumenbachs  Handbuch  der  Nat.  Gesch.  S.  387. 
(Eag!    flea.) 

.B  0  11  aji  n  a  n  i  Museum  Kircher.  Pars.  I.  de  Observ. 
rer.   min.  ope  Microsc.    f.  56. 

ßoreili,    P   Obs.  micresc.    obs,   xs. 

6  Ca- 


42 


Camerarius,  E.  de  Pulice;  in  Electivae  Me- 
dicinae  spec.  p.  71. 

Cellarii,  J.  Diss.  de  viventibus  sponte  nascenti- 
bus  (Resp.  Fischbeck)  Heinist.  1674.  4. 

Cuno    in   observationibus   microscopicis. 

CiJvier  Tableau  e'le'mentaire  p.  621.  la  puce  or- 
dinaire. 

Degeers  Abh.  z.  Gesch,  d.  Ins.  v.  Göze.  R.  VII. 
S.  5.  Tab.  I.  f.  1  — 5.  Puce  commune,  Pulex  vulga- 
ris ,    der  gemeine  Floh. 

Diacinto  Cestone  the  generation  of  fleas.  Phi- 
los.  Transact.  n.  249.  p.  42.  Badd.  III,   p.  336.  c.  f. 

Fabricii  Syst.  Eilt.  p.  732.  n.  1.  Pulex  irritans, 
ejus.    Spec.    ins.    II.    p.   383.    n.   1.    Mant.   ins.  II. 

p.  314-  »•  «■ 

Frisch,  J.  L.Beschreibung  von  aller!.  Insekten 
in  Teutschland,  Th.  XI.   S.  8- 

Fuefslis  Verzeichnifs  Schweiz.  Ins.  S.  59.  n. 
117.   der  gemeine  Floh. 

Gassend  us  in  vita  Peireskii  L.  VI.  p.  361. 

Geoffroy  Ins.  par.  II.  p  616.  n.  1.  Tab.  XX. 
f.  4.   la  Puce. 

Göze,  Geschichte  schädl.  Insekten,    S.  52. 

Griendelius  obs.  II.  p.  16.  f.  4.  (vom  Streite 
zwischen  dem  Fioh  und  der  Laus.) 

Hamburg.  Magaz.  neues,  St.  93.  S.  282.  (Mittel 
wider  Flöhe  etc.J 

Historische  und  physikalische  Untersuchung  der  FHShe. 
Brefsl.  Natur-  und  Kunstgeschichte.   Suppl  IL  S.  105. 

Hooke,  R  Micrographia.  Lond.  1667.  p.  210. 
Tab.  XIII.    Fig.  6. 

Joblot  Observat.  avec  leMicrosc.  Tom.  I.  Part.  1. 
Tab.   III. 

Kahler  in  den  Abhandlungen  d.  Schwed.  Ak,  der 
Wissenschaften.  Band  XX.   S.  33. 


Kniphof  Diss.  de  pedicul.  inguin.  %.  XV. 

Kr  atzen  st  ein,  CG.  Abhandlung  von  der  Er- 
zeugung der  Würmer  im  menschlichen  Körper.  Halle 
1748.  S.  9. 

Ledermüllers  mikroskopische  Ergotznngen.  S. 
41.  Tab.  XX. 

Leeuwenhoek,  Lettre  du  15.  Oct.  1698-  Eptst. 
76.   Fig.  1  — 20. 

Liceti,  F.  de  Spontaneo  vivent.  ortu.  Lib.  IV. 
Vicentiae  1  61  8-   Fol. 

Linnaei  Faun.  Suec.  n.   1695. 

Moschetti    de  Pulice  1544. 

Müller  i  Faun.  Fridr.  p.  91.  n.  813.  Zool.  Dan. 
Pr.  p.  186    n.  2208- 

Muralto  anat.  pulic.  vulg.  in  Eph.  Nat.  Cur.  Dec. 
IL  an.  2.   obs.  54.  et  55.  p.  137. 

Müllers  Linneisches  Nat.  Syst.  d.  Ins.  B.  II. 
S.  1040.   n.  1.      Der  Nachtwecker. 

Neuer  Schauplatz  der  Natur.    III.    S.  13  8. 

Onomatal.  Rist.  nat.  P.  VI.  p.  702.  Der  gemeint 
Floh. 

Raji   Histor.   Insect.  7. 

R  ös  eis  Insektenbelustigung.  Th.  IL  Samml.  d. 
Mücken  und  Schnacken.  S.  9    Tab.  II.  HJ.  und  IV. 

Sachs,  Ph.  J.  in  Messe  observ.  Microscop.  Mis- 
cell.  curios.  T.  1.  p.  52. 

Schaeffer.   Element.   Entoinolog.   Tab.  105. 

Sulzers     Geschichte    der  Ins.    S.   242  und  244. 
Tab.  XXIX.    Hg.  6    e.      Der  gemeineFloh. 
—  —    Kennzeichen  der  Ins.  Tab.  XX.  Fig.  146. 

Vallisnieri    Opera  Th.  I.    Tab.  XXV.  Fig.  t. 

Watkins  exercice  du  Microsc.  ü  Londr.  8  1754. 
p.  29.  Fig.  29. 

Weisse,  E,  Obs.  de  pulice.  Act.  Helvet.  Vol.  V. 
p.    340. 


Der  grösseren  Vervollkommnung  der  Mikroskope  und  ihrer  bequemeren  Ein- 
richtung zum  naturhistorischen  Gebrauch ,  verdankt  die  Naturgeschichte  des  Flohs 
ebenfalls  ihre  endliche  Aufklarung.  Vor  Leewwenhök  und  Redi  glaubte  man  allge- 
mein, dafs  der  Floh,  wie  alle  Insekten  und  Würmer,  deren  Zeugimgsorgane  dem 
blossen  Auge  wegen  ihrer  Kleinheit  verborgen  waren,  durch  faulende  Substanzen 
hervorgebracht  würde,  und  suchte  also  in  Dingen  eine  schaffende  Kraft,  welche 
die  Entwiklung  desselben  durch  den  enthaltenen  nährenden  Stoff  blos  begünstig- 
ten. Vorzüglich  liefs  man  ihn  in  Kinderstuben  und  anderen  Schmutzwinkeln  wach- 
te n  ,  wo  faulende  TJrintheile  im  Staube,  und  vorzüglich  unter  den  Sägespänen ,  in 
Menge  angehäuft  sind.  Allein  auch  er  entsteht,  nach  der  männlichen  und  weib- 
lichen Paarung,  aus  einem  befruchteten  Eye,  und  bedarf  im  Sommer  vier,  im 
Winter  sechs  Wrochen  z.u  seiner  völligen  Entwicklung. 

Gleich 


Gleich  nach  der  Begattung  legt  das  Flohweibchen  sechzehn  bis  zwanzig  über- 
aus kleine,  weisse  Eyer  (Tab.  VI.  Fig.  i.),  welche  unter  dem  Mikroskope  die  ge- 
wöhnliche eyrunde  Gestalt  (Fig.  2.)  haben.  In  jedem  solchen  Eye  entdeckt  man 
nach  drey,  vier  Tagen  eine  schneckenförmig  zusammengekrümmte  Made  (Fig.  3.) 
und  diese  erreicht  im  Sommer  schon  in  sechs ,  im  Winter  in  zwölf  Tagen ,  dieje- 
nige Reife,  die  sie  zum  Auskriechen  geschickt  macht.  Nachdem  sie  mit  dem  Ko- 
pfe die  Schale  des  Eyes  durchstossen  hat,  erseheint  sie  in  einer  Länge  (Fig.  40» 
die  nur  eine  halbe  Linie  beträgt,  nimmt  aber  täglich  an  Grösse  zu,  und  ist  im 
Sommer  nach  eilf  Tagen,  im  Winter  einige  Tage  später,  völlig  ausgewachsen  (Fig. 
5.).  Die  männliche  Flohmade  (Fig.  6.  <7.)ist  dann  eine  gute  Linie  lang,  die  weib- 
liche (b.)  etwas  länger.  Ihre  Farbe  ist  weifs,  verändert  sich  aber  und  wird  roth, 
-wenn  sie  sich  vom  Blute  genährt  haben. 

Durch  das  Vergrösserungsgias  entdeckt  man  am  Kopfe  der  Made  (Fig  7. 
und  8.  a.)  vier  kleine  Füldspitzen  oder  stumpfe  Häckchen,  wovon  die  zwey  län- 
gein gleich  unter  den  beyden  Augen ,  die  zwey  kürzern  zur  Seite  des  Munds  ste- 
hen. Hinter  dem  Kopfe  folgen  die  dreyzehn  Ringe  des  übrigen  Körpers  der  Made, 
welche  mit  feinen  Härchen  besezt ,  weifs  oder  gelbröthlicht  nach  der  durchschim- 
mernden Farbe  der  genossenen  Nahrung,  und  auch  auf  der  Bauchfiäche  rund  sind, 
weil  sie  kein«  Füsse  haben.  Doch  scheinen  zwey  am  Schwanzende  befindliche 
Häckchen  der  Made  im  Kriechen  fortzuhelfen,  ihr  nebst  dem  am  Kopfe  befindli- 
chen Häckchen,  womit  sie  sich  anstemmt  (Fig.  8.),  zu  verschiedenen  Bewegun- 
gen und  Krümmungen  des  Körpers  zu  dienen ,  und  sie  geschickter  zu  machen, 
den  Staub  und  Schmuz  zu  durchwühlen,  um  in  demselben  ihre  Nahrung  zu  su- 
chen. Diese  ist  Schleim,  Blut,  Urin  und  Unrath  überhaupt,  daher  auch  Miststät- 
ten, geheime  Gemächer,  unsaubere  Betten  ,  die  Ritzen  der  Fufsböden  unreiner  Stu- 
ben, und  vorzüglich  das  weibliche  Geschlecht,  wenn  es  siqh  nicht  der  Reinlich- 
keit befleiss  iget,    der  Lieblingsaufenlhalt   der  Flohmaden  sind. 

Kaum  hat  die  Flohmade  ihre  vollkommene  Grösse  erreicht,  so  verliert  sie 
ihre  Frefslust,  verkriecht  sich  im  Staub  und  Schmutz,  wird  wieder  völlig  weifs 
(Fig.  9.)  und  schickt  sich  zur  Verpuppung,  indem  sie  sich  ganz  zusammen  krümmt 
(Fig.  10).  Nach  einigen  Tagen  erfolgt  diese  Verwandlung  wirklich,  und  man  findet 
an  der  Stelle  der  Made  eine  kleine,  weisse,  länglichtrunde  Puppe  (Fig.  1  r.  und  12), 
an  deren  Schwanzspilze  der  abgestreifte  Madenbalg  hängt.  Auch  in  der  Puppe 
ist  der  Geschlechtsunterschied  nicht  zu  verkennen.  Die  an  sich  gewöhnlich  grös- 
sere weibliche  Puppe  (Fig.  12),  hat,    unter  dem  Mikroskope  betrachtet  (Fig.  i3), 

am 


44 

am  Schwänzende  nur  eine,  die  kleinere,  männliche  Puppe  (Fig.  1 1),  zwey  stumpfe, 
mehr  aufwärts  gebogene  Spitzen  (Fig.  14).  Übrigens  hat  jede  Flohpuppe ,  aus- 
ser dem  Kopfring,  wie  die  Made,  zwölf  Bauchringe  und  einen  Schwanzring.  Am 
Kopfe  sind  die  Augen  sichtbar,  zu  beyden  Seiten  des  Leibes  aber  die  Hülsen  der 
Flohfüsse.  Die  Flohpuppe  verliert  bald  ihre  weisse  Farbe  und  wird  immer  gelber 
und  dunkler  (Fig.  i4)j  je  reifer  sie  zum  Auskriechen  wird.  Dieses  erfolgt  den 
eilften  Tag  nach  der  Verpuppung  und  mithin  den  acht  und  zwanzigsten  nachdem 
das  Ey  gelegt  worden  ist. 

Das  Wachsthum  des  jungen  Flohs  scheint  sich  auf  keine  gewisse  Zeit  zu  be- 
schränken und  früher,  oder  später  beendigt  zu  seyn ,  je  nachdem  sich  ihm  mehr, 
oder  weniger  Nahrung  darbietet.  Da  er  ein  Alter  von  sechs  Jahren  erreichen  soll, 
so  ist  es  wahrscheinlich ,  da!s  er  sehr  langsam  zu  seiner  vollkommenen  Grösse  ge- 
langt, welche  die  seiner  Puppe  höchstens  noch  einmal  übersteigt  (Fig.  i5und  16). 
Der  Kopf  des  ausgewachsenen  Flohs  ist  gegen  seinen  langen  und  dicken  Körper 
ziemlich  klein.  An  demselben  werden  durchs  Mikroskop  (Fig.  19.)  seine  überaus 
hellen  Augen  sogleich  kenntlich  und  hinter  denselben  auf  jeder  Seite  des  Kopfs, 
ein  den  Fischohren  oder  Fischlungen  ähnliches  Läppchen  (a.)  sichtbar,  welches 
der  Floh  öfters  bewegt ,  und ,  wenn  es  nicht  das  Ohr  ist ,  vielleicht  ähnliche  Be- 
stimmung, wie  bey  den  Fischen,  haben  kann.  Vor  den  Auge«  stehen  in  einiger 
Entfernung  die  viergliederichten  Fühlhörner  (b.  &.),  zwischen  und  unter  welchen 
sich  der  schnabelähnliche  Saugrüssel  (c),  nebst  dem  hornartigen  Saugstachel  (d.), 
befinden.  Der  Floh  sucht  damit  seine  Nahrung  und  bewegt  ihn  zu  dem  Ende  un- 
aufhörlich hin  und  her,  bis  er  eine  schickliche  Stelle  zum  Stich  findet.  Nunmehr 
stemmt  er  seine  zwey  Vorderfüsse  an,  stellt  den  Hinterleib  hoch,  und  senkt  den 
Stachel  in  die  Haut ,  worauf  im  Umfange  des  verlezten  Punkts  eine  kleine  Entzün- 
dung, wie  ein  rother  Flof  entsteht,  die  sich  gewöhnlich  nach  einigen  Stunden, 
bisweilen  aber  auch  erst  nacli  mehreren  Tagen ,  wieder  verzieht ,  wenn  der  Floh 
stark  gesogen  und  hierdurch  veranlafst  hat,  dafs  von  dem,  nach  zurückgezogenen 
Stachel  noch  hervorkommenden  Blute,  ein  kleines  Extravasat  im  Umkreise  des 
Stichs  unter  der  Haut  entsteht. 

Der  ganze  Körper  des  Flohs  gleicht  einem  schuppichten  Panzer,  der  an  den 
verschiedenen  Absätzen  mit  borstigen  Haaren  besezt,  auf  dem  Rücken  braunroth, 
gegen  den  Bauch  zu  aber  gelb  ist  (Fig.  17.  18.  20.).  Ausserdem  hat  der  Floh  das 
Eigne,  dafs  seine  zwey  Vorderfüsse  gleich  am  Kopfe  zu  beyden  Seiten  des  Saug- 
rüssels eingelenkt  sind,    weiches,  nnui  bey  keinem  andern  Insekte  findet.     Die 

vier 


45 

vier  übrigen  Füsse  aber  haben  ihre  Gelenke  an  dem  Theil  des  Vorderleibes, 
den  man,  nach  der  übrigen  Bildung  des  Flohs,  für  den  Hals  desselben  ansehen 
könnte.  Jeder  FuTs  hat  drey  lange  Glieder,  an  welche  sich  bey  den  zwey  Vorder- 
füssen  neun,  hey  den  vier  Hinterfüssen  fünf  kürzere  Glieder  anschliessen.  Das 
erste  Glied,  oder  der  Schenkel,  ist  glatt,  das  Schienbein,  das  Afterschienbein  und 
die  aus  den  kleinen  Gliedern  bestehenden  Fufsbläfter  aber,  haben  kurze,  borsteu- 
artige  Haare.  Diese  verursachen  nebst  den  zwey,  am  Ende  jedes  Fusses  befind- 
lichen krummen  Häckehen,  die  unangeneme  juckende  und  kützelnde  Empfindung 
auf  unserer  Haut,  welche  der  herumirrende  Floh  veranlaßt,  und  erinnern  uns,  wie 
seine  Stiche,  an  die  Reinigung  unsrer  Oberfläche,  wodurch  diesem  Insekte  seine 
Lockspeise  entzogen  wird.  Sucht  der  Floh  den  Nachstellungen  seiner  Feinde  zu 
entgehen;  so  sezt  er  seine  zwey  weit  längeren  Hinterfüsse  in  Thätigkeit,  in  wel- 
chen er  eine  solche  Schnellkraft  besizt,  dafs  er  wohl  fünfzehn  Zoll  weit  zu  sprin- 
gen vermag. 

Die  bisherige  Schilderung  Ist  dem  männlichen  und  weiblichen  Floh  gemein, 
und  es  ist  daher  noch  übrig,  den  Geschlechtsunterschied  anzugeben.  Der  an  sick 
immer  kleinere  männliche  Floh  (Flg.  17)  hat  einen  hohlen  Rücken  und  schmalen 
Hinterleib,  der  weibliche  Floh  (Fig.  18.)  einen  bauchichten  Rücken  und  bauchich- 
ten Hinterleib.  Die  Geschlechtsorgane  des  männlichen  Flohs  sind  in  der  stark  in 
die  Höhe  gekrümmten  Schwanzspitze  befindlich  (Fig.  17.  b.)  und  bestehen  aus 
drey  verschiedenen  Theilen  ,  nemllch  aus  dem  männlichen  Gliede ,  aus  zwey  Halt- 
zangen, und  zwey  andern  kolbenähnlichen  Hervcrragungen,  Das  männliche  Glied 
hat  am  obern  Theil  seines  gegen  den  Rücken  gekehrten  ^  vordem,  und  hohlen 
Rands,  eine  hackenförmige  Spitze  (Fig.  21  und  22.  #.),  bildet  sodann  nach  hin- 
ten  eine  ungleiche,  warzenförmige  Erhabenheit,  wird  unter  derselben  schmäler, 
lauft  aber  sodann  wieder  breiter  In  grossem  und  kleineren  Hervorragungen  gegen 
die  Spitze  des  Hinterleibes  zu ,  wo  es  in  einem  rothen  Sack  enthalten  ist.  Die- 
ses Glied  ist  von  einer  durchsichtigen  Substanz,  mit  einigen  Härchen  besezt  und 
kann  von  dem  Floh  verschieden  verändert  werden,  so  dafs  es  bald  höckerichter 
bald  ebener  erscheint.  Es  wird  von  beyden  Seiten  durch  zwey  gelbrothe,  oval- 
runde, stark  mit  Haaren  besezte  Klappen ,  oder  blätl erförmige  Haltzangen  aufge- 
nommen (Fig.  21.  c),  zwischen  welchen  es  («.)  immer  nur  zum  Theil  sichtbar  ist- 
Gleich  hinter  dem  männlichen  Gliede  kommen  aus  dem  nemlichen  rothen  Sack, 
zwey  an  Substanz  und  Farbe  demselben  gleichende,  unten  stielförmige  und  oben 
bauchigte  Theüe  (b)  hervor,   welche  zwey  Pistillen,    oder  Kolben  ähnlich  sipd, 

Und 


4S 

und  gleiche  Bestimmung  mit  der  Haltzange  zu  haben  scheinen,  nemlich  die  weihli- 
chen Gesclechtstheile  in  ihr  zu  umfassen  und  zur  Aufname  des  männlichen  Glieds 
beyzutrageu. 

Die  Geschlechtstheile  des  Flohweibchens  (Fig.  18  und  25.)  sind  weniger  zu- 
sammengesezt  und  bestehen  aus  einer  warzenförmigen,  behaarten  Hervorragung 
(b.)  am  Schwanzende,  welche  das  Weibchen  verlängern  und  verkürzen  kann;  ler- 
ner aus  einer  andern  halbrunden  Erhabenheit  über  und  unter  jener  Warze.  Lez- 
tere  Erhabenheit  (c.)  bedeckt  gröstenrheils  die  Spalte ,  welche  zur  Aufname  de* 
männlichen  Glieds  bestimmt  ist,  und  aus  welcher  das  Flohey  (Fig.  20.  a. )  her- 
vorkommt. 

Zur  Begattung  begiebt  sich  das  Flohweibchen  allezeit  auf  den  hohlen  Rücken- 
des Flohmännchens  (Fig.  20).  Dieses  krümmt  sein  Schwanzende  noch  mehr  in 
die  Höhe  und  fafst,  nachdem  es  das  männliche  Glied  in  die  Öffnung  der  weibli- 
chen Geburtstheile  eingebracht  hat,  die  Spalte  jener  Öffnung  zwischen  die  beyden 
Blattei-  seiner  Haltzange  (ß.).  So  vereinigt  bleiben  bey de  Flöhe  öfters  länger,  als 
/eine  Stunde  beysammen.  Das  Flohweibchen  legt  nach  der  Begattung  seine  be- 
fruchteten Eyer  und  bringt  hiermit  beynahe  eben  so  viele  Stunden  zu,  als  es  Eyer 
im  Leibe  hat.  Es  scheint  dann  keiner  weiteren  Begattung  fähig  zu  seyn ,  welche 
das  Männchen  noch  öfter  unternimmt  und  daher  mehrere  Weibchen  zu  befruchten 
im  Stande  ist.  Aber  kaum  ist  auch  vom  Männchen  die  Absicht  der  Fortpflanzung 
erreicht;  so  tritt,  wie  beym  Weibchen  nach  gelegten  Eyern,  die  Abname  der 
Kräfte  ein.  Sie  schrumpfen  zusammen,  werden  dunkler  an  Farbe,  und  nach  zwey, 
drey  Tagen  sind  sie  schon  todt. 

Was  den  Aufenthalt  des  Flohs  betrifft,  so  liebt  er,  wie  die  Flohmade,  die 
Haut  und  die  behaarten  Theile  unreinlicher  Menschen ,  und  saugt  sich  am  lieb- 
sten von  ihrem  Blute  voll,  bewohnt  aber  vorzüglich  die  behaarten  Stuben  -  und 
Hausthiere  z.  B.  die  Hunde,  Katzen,  Mäuse  etc.  von  welchen  er  auf  den  Menschen, 
besonders  auf  das  weibliche  Geschlecht,  um  so  leichter  übergehen  kann,  da  des- 
sen mehr  offene  und  den  Zugang  zu  den  Geschlechtstheilen  weniger  verschlies- 
sende  Kleidung,  den  Anlauf  dieser  Insekten  überaus  begünstiget.  Er  flieht  aber 
fdle  todte  Menschen  und  Thiere,  wahrscheinlich  weil  er,  nebst  dem  ihn  locken- 
den übelriechenden  Schweifs,  besonders  der  Wärme  nachgeht,  und  ist  deswegen 
auch  nur  in  den  gemässigten  und  warmen  Erdstrichen  zu  Hause.  Dies  ist  nach 
Kohler  vorzüglich  der  Fall  in  Taranto,  der  schmuzigsten  und  unreinlichsten  Stadt 
im  ganzen  Königreiche  Neapel,  wo  sich  die  Einwohner  im  Sommer  auf  den  Gassen 

vor 


47 

yor  Flöhen  nicht  retten  können ,  und  daher  Strümpfe  von  Leder  zu  tragen  genö- 
thiget  sind.  Hingegen  ist  er  in  weit  geringerer  Anzahl,  oder  gar  nicht  in  den 
nordischen  Ländern ,  und  aus  eben  dem  Grunde  bey  uns  am  häufigsten  zur  war- 
men Jahrszeit ,    am  seltensten  bey  strenger  Kälte  anzutreffen. 

Zur  Vertilgung  der  Floheyer  und  Flahmaden  schlägt  Frisch  das  öftere  Wa- 
schen der  bretternen  Fusböden  der  Zimmer  mit  kochendem  Wasser  vor.  Dem 
Floh  selbst  aber  sind  allerley  bittere  Mittel  zu  vertreiben  im  Stande,  und  .  ». 
dürfte  daher  solchen  Damen,  die  wegen  ihrer  besonderen  Atmosphäre  von  den 
Flöhen  sehr  geplagt  werden,  vorschlagen,  sich  mit  Wermuthwasser ,  oder  einen 
andern  bitteren  Dekokt  zu  waschen.  Bisweilen  verirrt  sich  der  Floh  auch  ins  Ohr 
und  wird  dann  durch  seinen  Reiz  ausserordentlich  lästig.  Etwas  eingelegte  Baum- 
wolle,  in  welcher  er  sich  verwirret,  oder  etwas  ins  Ohr  getröpfeltes  Ol,  welches 
ihn  tödtet,  sind  dann  die  besten  Mittel  ihn  wieder  los  zu  werden.  Übrigens  fin- 
det man  eine  Menge  Mittel  wider  die  Flöhe  in  Gözes  Geschichte  schädlicher  Insek- 
ten angezeigt. 


4.     Der  Sandfloh.     Tab. 'VI.  Fig.  24.  und  25. 

Pulex  penctrans,   rostro   corporis  longitudine.   Linn.  Syst.  Nat.  Ed.  Gmeh  XIII.  Tom.  L 

Pars  V.  p.   2924.  n.  2.  —     Habitat  in   America,    pedes    hominum   intrans,     ova  depo- 

nens,  ulcera  maligna,   saepe  mortem  caussans,   caute   extrahendus,    fusco - rufescens ,  ab- 

domine  subtus  feminae  ovis  innumeris   gravidae  orbiculato,     ad  magnitudmem 

centuplam    totius   corporis  intumescente. 


Adansons    Reise  nach   Senegal    1757.   S-  243. 

Amorenx  Notice  p.  1  38  und  269.  Chique  ou  Pon 
He  Phnraon. 

Baierus,  J.  J.  Act.  Acad.  N.  C.  Vol.  III.  p.  18. 

Bankrofts  Naturgeschichte  von  Guiana,  p.  152 
und   474. 

Barrere  Beschreibung  von  Guiana. 

Berlinische  Sammlungen  B.  V.  S.  396.  B.  VII.  S. 
23'   und  235.     Chiken ,    Chigger. 

Blumenbachs  Handb.  der  Naturgesch.  S.  387- 
n.  7.   der  Sandfloh,   die  Tschik» ,    Nigua  ,    1 oh,   Attun. 

Bomare,  Vallm.de.  Dict.  Tom.  II.  p.  374  und 
Tom.  III    p    143. 

Browne,  a  civil  and  natura!  History  of  Jamaica, 
Lond.  1756.  p.  418-  Acorus  fuscus  sub  cute  nidu- 
Jans  ,   proboseide  acutiori. 

Catesby,  a  natural  history  of  Carolina.  Lond. 
17 31.  Vol.  III.  p.  10.  Tab.  X.  f.  3.  Pulex  minimus, 
cutem  penetrans,  »mericanus,  Chtgo, 


Clericus,  Histor.  lat.  lumbric.  p.  270.  Perni;* 
culi  americani ,  pedibus  hominum  molesti. 

Cuvier,  Tableau  el^mentaire,  p.  622.  la  puet 
pe'ne'ti ante. 

Fabricii  Syst.  ent.  p.  733.  Spec.  ins.  II. p.  383. 
n.  1,     Mant.  ins,  II.  p.  314    n.  2. 

Fermins  Reise  durch  Surinam ,   II.  Th.  S.  289» 

Gazette  litteraire  de  Berlin  1765.  p.  374. 

Gazette  salut.    1771.     n.   49.   p.  386. 

Groben,  0.  F.  v.,  Oriental.  Reis.  K.  XXIX.  S. 
278-    Pharaonis    Liiuse. 

Linnaei  Amoenit.  acad.  Vol.  III.  p.  323.  pulex 
cauda  furcata ,   in  America  Nigua  dieta. 

Marcgravii  Hist.  rer.  natural.  Brasil,  p.  249» 
Tunga. 

Müllers  Linn.  Naturs.  d.  Ins.  II.  B.  S.  1042. 
)].  2.    der  Sand flok. 

Mouffetti  lnsector.  Theatr.  Lib.  II.  Cap.  XXIV. 


0/;e. 


43 


Ovomatol.  bist.  i\at.  P.  VI.    p.  704.    der  amerikani- 

scfte    Floh. 

Paulin-i,  d*  morte  v-ermijiosa,  p.  42. 

Pison.i  s  de  Indiae  utriusq.  re  naturali  et  medica 
Lib.  V.  Cap.  XII.  Amstel.  165 8- 

Rochefort  ( Charl.  de )  Histoire  naturelle  et  mo- 
rale  des  Isles  AntiRes  de  PAmerique  Vol.  I.  p.  39S. 
C.  XXIV.  §.6.    CMqtu. 

Sau  vages  Nosologia  Lips.  17 97.  Tom.-V.  p.  201. 
Malis  amerieana. 

Schopfs,  J.  D.  Reise  durch  einige  der  mittlem 
und -südlichen  vereinigten  nordamerikanischen  Staaten 


nach  Ost- Florida  und  Jen  Babama-  Inseln.  Th.  II. 
S.  479   und  482.     Chigger. 

Seeligmanns,  J..  M.  Sammlung  verschied,  aus", 
länd.  Vogel.  Nürnb.  1755.  Th.  111.  Tab.  108.  Fig.  3. 
der  kleinste  amerikanische  Floh. 

Sloane  Histor.  v.  Jamaica.  Einleit.  S.  124.  und 
Th.  II.  S.  191. 

Sfliea  th  m  an-n  s  Sendschreiben  über  die  Termi- 
ten Afrikas.  Gütting.  178.9.  S.  58.  Ligg'f  of  ihe 
Jfrestittdies. 

Sulzers  Geschichte  der  Insecten.    S.   243. 

Unzers  medicinisches  Handbuch,  1789-  S.  6f  3. 
der  Schickt, 


Man  kennt  diese  schwarzen,  überaus  kleinen,  nach  Schopfs  schäzbarenNach- 
idchten  nicht  blas  auf  den  Bahaina  -  Inseln ,  sondern  auch  auf  allen  westindischen 
Eylanden  und  in  den  wärmeren  Gegenden  von  Nordamerika  bis  Karoline  und 
selbst  Virginien  211  findenden  Insekten,  welche  kaiun  den  vierten  Theil  so  grofs, 
als  die  gemeinen  Flöhe  sind,  unter  verschiedenen  Namen.  Auf  den  antillischea 
Inseln  nennt  man  sie  ChU/ues3  in  Brasilien  Tungas  und  Piques,  in  Peru  Ninguasj 
in  Rio  de  Berbice,  Mobitjes.  Aucli  nennen  sie  die  Franzosen  Poux  de  Pharaon, 
Pharaos  -  Läuse ,  weil  man  sie  für  die  nemlichen  Insekten  hält,  womit  Pharao  heim- 
gesucht worden  ist.  Ihr  ganz  schwarzer,  kaum  bemerkbarer  Kopf,  zeichnet  sich 
unter  dem  Mikroskope  durch  einen  ungewöhnlich  langen,  röhrenförmigen  Säug- 
rüssel (Tab.  VL  Fig.  24«  a-)  aus,  der  aber  kemesweges  der  Länge  des  ganzen  übri- 
gen Körpers  gleich  kommt ,  sondern  höchstens  den  dritten  Theil  derselben  aus- 
macht. Über  und  neben  dem  Sangrüssel  befinden  sich,  wie  beym  gemeinen  Flo- 
he, zwey  gegliederte  Fühlhörner  und  hinter  diesen  erbebt  sich  mit  einemmale  der 
Rücken  des  in  zehn  Ringe  getheilten,  in  der  Mitte  sehr  dicken,,  gegen  -das  Sohwanz- 
Ende  aber  wieder  etwas  schmäler  zulaufenden  Leibes.  Lezterer  endigt  sich  mit 
einem  stachelförmigen ,  etwas  nach  oben  gekehrten  Anhange  (£•)>  der  den  dritten 
Theil  länger,  als  der  Saugrüssel  selbst  ist.  Das  Flohweibchen  unterscheidet  sich 
durch  seinen  überaus  aufgetriebenen.,  mit  unzehligen  Eyern  angefüllten  Hinterleib 
von  dem  Männchen.  Übrigens  haben  diese  Flöhe  sechs  Füsse,  wovon  die  vorder- 
sten nahe  am  Kopfe  die  kürzesten ,  die  hintersten  die  längsten  sind.  An  lezteren 
iit  vorzüglich  der  Schenkel,  das  Schien-  und  Afterschienbein  ungleich  länger, 
als  an  den  vier  Vorderfüssen ,  und  daher  scheint  die  ungewöhnliche  Fertigkeit 
dieser  kleinen  Insekten  im  Springen  zukommen.  Das  FuEsblatt  aber  hat,  mit  dem 
-des  gemeinen  "Flohs  vollkommene  Ähnlichkeit. 


Sie 


49 

Sie  bewohnen  nicht  nur  den  warmen  Sand  in  den  angeführten  amerikani- 
schen Kolonien ,  sondern  auch  die  Fufsböden  der  Wohnungen ,  vorzüglich  solcher 
Häuser,  die  nur  ein  Stockwerk  hoch  und  ungep [lästert  sind,   und  sind  besonders 
auf  den  Inseln  in  solcher  Menge  vorhanden,    dafs  sie  nicht  blos  den  Negern  und 
andern  Barfufsgehenden  gefährlich  werden,    sondern   sogar  durch  Strümpfe  und 
Schuhe  dringen ,  um  sich  am  liebsten  zwischen  den  Nägehi  der  Zehen  einzunisten. 
Doch  verschonen  sie  ausserdem  auch  keinen  anderen  Theil  des  menschlichen  Kör- 
pers, und  man  hat  sie  eben  sowohl  schon  am  Unterleibe,    in  den  Schenkeln ,   Ar- 
men und  Händen  angetroffen.     Lezteres  bestätiget  Schöpf  aus  eigner  Erfahrung.   Er 
war  auf  seiner  Rückreise  schon  eine  Woche  zur  See,  als  er  zwischen  dem  Zeige- 
und  Mittelfinger  der  rechten  Hand  eine  kleine ,   harte  Geschwulst  bemerkte ,  deren 
beständiges  Jucken  und  Zunahme  endlich  die  Besorgnifs  erweckte,    dafs    sich  ein 
Chigger   hier  eingenistet  haben  könnte,   und  bey   vorgenommener  Untersuchung 
wurde  auch  wirklich  ein  Chiggernest  mit  dem    darinn  sizendenFloh,    und  wenig- 
stens 70  bis  80  Eyern  herausgeholt.     Gewöhnlich  bahnen  die  Chiggers  durch  einen 
Stich,   der  nicht  mehr,    als  ein  gewönlicher  Flohstich  schmerzt,    den  Weg  unter 
die  Haut.     Bald  aber  entsteht  an  der  Stelle,  wo  sich  der  eingedrungene  Chigger  be- 
findet,    ein  unangenemes  Jucken,    und  eine  kleine,     mit   der  Haut  gleichfarbige, 
anfangs  kaum  bemerkbare  Erhabenheit,  in  deren  Mitte  ein  kleines,  braunes  Pünkt- 
chen den  Sitz  des  Flohs  bezeichnet.     Der  Hinterleib  des  Chigger  fängt    nun,    oft 
schon  nach  drey,  oft  erst  nach  vierzehn  Tagen ,  wie  bey  den  Termitenköniginnen, 
an  zu  schwellen.     Andere  aber  versichern,  dafs  der  Chigger  zu  der  Zeit  einen  weis- 
sen Balg  um  sich  bilde,    aus  welchem  er  nur  den  Kopf,    Rüssel  und  einige  Vor- 
derfüsse  hervorstecke,   und  dafs  er  in  diesem  Balg  seine  Eyer  lege,    der  dann  bis 
zur  Grösse  einer  Erbse  anschwelle,   und  heftige  Schmerzen  errege.     Läfst  sich  der 
Mensch  hierdurch  nicht  bewegen,    den  Floh  mit  seinem  Eyersacke  herauszuneh- 
men; sondern  die  jungen  Chiggers  auskriechen;  so  nagen  auch  diese,  gleich  ihrer 
Mutter ,  das  Fleisch  um  sich  her  weg ,   vermehren  sich  durch   ähnliche  Eyersäckes 
und  durchwühlen  oft  nach  und  nach  den  ganzen  Fufs.     Bey  Personen,   welche  an 
sich  schon  üble   Säfte  haben,    werden  hierdurch,    besonders  in  einein  so  warmen 
Klima,  überaus  bösartige,    Eressende,  nicht  selten  in  Brand    eilende  und  die  Ab 
name   des  Glieds  nothwendig  machende  Geschwüre   veraniafst,    wozu,  ausser  der 
starken  Vermehrung  dieses  Insekts,  der  Reiz  des  spitzigen  Saugrüssels,     des  Sta- 
chels am  Schwanzende  des  Flohs  und   der  zwey  kleinen  Stacheln,     die   an    dem 
schmalen  Ende  jedes  Eyes  (Fig.  25.)  unter  dem  Vergrösserungsglase  sichtbar  wer- 

7  den, 


5o 

den ,  nothwendig  beytrngen  imifs.  Die  Füsse  der  Sklaven ,  welche  den  Verfolgun- 
gen der  Chiggers  am  meisten  ausgesezt  sind,  wenn  sie  sich  auch,  nach  Banere, 
durch  das  Einreiben  des  Karapaöls  dagegen  zu  verwahren  suchen,  werden  von 
den  Geschwüren  und  den  Wunden,  welche  das  öftere  Ausschneiden  dieser  Insek- 
ten verursachet,  oft  völlig  verunstaltet,  und  nicht  selten  lahm.  Alle  diese  und  meh- 
rere Zufalle  vom  Stiche  und  Einnisten  des  Ghigger  unter  der  Haut  des  Menschen, 
begreiiien  die  Franzosen    unter  dem  Namen  Maliiigrc. 

Als  ein  Beytrag  zur  Geschichte  dieses  merkwürdigen  Insekts ,  verdient  hier 
nach  Termins  Erzehlung  von  einem  Kapuziner  Erwehnung,  der  sehr  empfindlich 
für  die  gewagte  Ausführung  des  besonderen  Einfalls,  diese  westindische  Seltenheit 
lebendig  mit  nach  Frankreich  zu  bringen,  gestraft  wurde.  Er  liefs  ein  solches  In- 
sekt nicht  weit  vom  Knöchel  seines  Fusses  einnisten,  welches  unterwegs  sich  auf 
die  angegebene  Art  unter  der  Haut  vergrösserte,  und  ihn  endlich  durch  die  un- 
erträglichsten Schmerzen  zu  den  Entschlufs  brachte,  dasselbe  herausnehmen  zu  las- 
sen. Allein,  der  Ghigger  hatte  schon  ein  überaus  bösartiges  Geschwür  veranlaßt, 
wozu  sich  endlich  der  kalte  Brand  gesellte ,  der  den  Kranken  nöthigte ,  sich  das 
Bein  bey  seiner  Ankunft  in  Frankreich  abnehmen  zu  lassen.  Diesen,  bisweilen 
tödtlich  werdenden  Verletzungen  der  Chiggers,  sind  jedoch  nicht  alle  Menschen 
ausgesezt,  und  es  giebt  Personen,  welche  beständig  barfufs  gehen,  ohne  von  ihnen 
verletzt  zu  werden.  Es  scheinen  also  ebenfalls  gewisse  Eigenheiten  der  Ausdün- 
stung sie  zu  den  Verfolgungen     der  Menschen  zu  bestimmen. 

Die  Bemerkung,  dafs  nach  Rochefort  vorzüglich  solche  Personen  von  die- 
sem Insekte  geplagt  werden,  welche  sich  nicht  reinlich  halten,  dafs  man  vor  dem- 
selben sicherer  ist ,  wenn  man  Strümpfe  und  Schuhe  trägt ,  und  sich  nicht  da 
verweilt,  wo  der  Fufsboden  ungedielt  und ungepflastert  ist,  dafs  Regen  und  feuchte 
Witterung  die  Chiggers  verscheuchen  und  tödten,  giebt  zum  Theil  die  Verwah- 
rungsmittel vor  diesem  Ungeziefer  an.  Es  wäre  nemlich  in  so  ferne  das  Bespren- 
gen des  Fufshodens  mit  frischem  Wasser,  das  fleissige  Waschen  der  Füsse,  das 
Tragen  lederner  Strümpfe  zu  empfehlen.  Die  Indianer  suchen  diese  Insekten  da- 
durch von  sich  abzuhalten ,  dafs  sie  ihre  Füsse  mit  den  Blättern  bitterer  Kräuter, 
auch  des  Tobacks  und  vorzüglich  einer  Pflanze  bestreichen ,  welche  sie  Rongon  nen- 
nen. Ptso  emphelt  zu  gleicher  Absicht  Schifitheer  oder  Fischtran,  Amoreux  Gitro- 
nensaft  oder  Tafia.  Doch  sind  diese  und  ähnliche  Mittel  noch  immer  nicht  als 
unfehlbare  Verwahrungsmittel  befunden  worden,  und  zum  Theil  wegen  ihres  Ge- 
siaiu^o,   und  anderer  Beschwerlichkeiten,   nur   bey   den  Negern   anwendbar.      Es 

kom- 


kommen  daher  die  Fälle  sehr  häumg  vor,  wo  der  Chigger  herausgenommen  wer- 
den mufs.  Je  zeitlicher  man  zu  dieser  kleinen  Operation  schreitet,  desto  leichter 
und  weniger  schmerzhaft  ist  sie.  Man  thut  dalier  wohl,  wenn  man  den  Chigger, 
welcher  sich  bald  durch  einen  schwarzen  Punkt  zwischen  Haut  und  Fleisch  ver- 
räth ,  so  bald  man  nur  den  Stich  empfindet,  aufsucht  oder  aufsuchen  lüfst.  Mau 
sondert  nunmehr  die  Haut  rund  um  die  Öffnung ,  die  er  sich  beym  Eindringen 
gemacht  hat,  mit  einer  Nadel,  oder  einem  spitzigen  Messer  ab,  und  zieht  ihn, 
und  wenn  schon  ein  Eyerstock  vorhanden  ist,  auch  diesen  behutsam  heraus.  Die 
Negerinnen  haben  hierinnen  eine  besondere  Fertigkeit,  und  man  thut  daher  wohl, 
wenn  man  sich  ihnen  anvertraut.  Denn,  wenn  man  nicht  den  ganzen  Chigger 
oder  den  ganzen  Sack  desselben  herauszuschälen  weifs;  so  hat  man  von  den  zurück- 
bleibenden Eyern  immer  noch  Schmerz j  Entzündung,  und,  wenn  die  Eyer  ausge- 
brütet sind,  bösartige  Geschwüre  zu  erwarten.  Ist  aber  der  Chigger  ausgezogen, 
so  füllt  man  in  Surinam  die  kleine  Öffnung  der  Wunde  mit  Tobacksasche,  in 
Mexiko  mit  Talk,  auch  mit  etwas  Schnupftoback  aus,  weil  es  gefahrlich,  ja  tödt- 
lich  seyn  soll,  wenn  auch  nur  etwas  Wasser  in  diese  Höhlungen  kommt.  Sind 
hingegen  diese  Insekten  in  Menge  vorhanden  und  haben  z.  B.  den  ganzen  Fufs  ein- 
genommen;  so  wird,  nach  Sauvages,  ein  leinener  Lappen  in  Schifftheer  oder  im 
eine  andere  flüssige  und  harzichte  Masse  getaucht,  und  der  leidende  Theil  damit 
umwickelt.  Hierdurch  sollen  nun  diese  Insekten  von  ihren  Adhäsionspunkten  ge- 
trennt, und  der  Kranke  nach  einem  Fufsbade  von  diesem  Übel  befrey et  werden. 

Zweyter    Abschnitt. 

Zufällig  schädliche  Insekten,    welche  den    menschlichen  Körper   seltner  und  nur  unter 

gewissen   Umständen  verletzen. 

I.     Der  Hirschschröter.     Tab.  XIII.  Fig.   i. 

Lucanus   cervus,   scutellatus:   maxillis   exsertis,   apioe  biftircatis ,   latere  uniüenialis.   Linu. 

Syst.    Nat.    Ed.    Gmel.    XIII.    T.   I.    P.   IVr.  p.    1538-  «•    U   —     Habitat    in  Europae  et 

Sibiriae  ligno   quercino  putrescente ,   femina   minor;   larva   obesa   albida,    capite 

pedibuscrue  ferrugineis,     a  Roeselio  pro   cosso  veterum  habita. 


Albrecht,  J.  S.  in  Act.  Nat.  Cur.  obs.  CXX. 
P-  4°4- 

Aldrovandi  (U.)  de  Auimalibus  insectis  151. 
i.  1. 


Bergs trassers  Nomenciator  I.  S,  1  g.  n.  1—3, 
S.    25    n.   2.   3.     Tab.   III.  f.   1 — 3.    und    Tab.  IV. 

f.  2.  3.      Der  Aneipichr<Jtcr. 

Blu. 


52 


Blumenbachs  Handbuch  S.  314.  Der  Hom- 
sehrSter  ,  IV.  inschrüter ,  fliegende  Hirsch  ,  INeuHtSdter, 
Bürner ,    Donner guge ,    Engl,  the  stog  flie, 

Briickmann,    F.  E    Epist.  itiner.  LXXVIII.  p.  3. 

Degeer's  Abb-  z.  Gesch.  der  Ins.  von  Göze. 
B.  IV.  S.  ig 9.  n.  i.Tab.  XII.  f.  1  —  8-  Grand  Cerf- 
volant  ,   der  grosse  Hirschkäfer. 

Fabricii  Spec.  ins.  I.  p.  t>n.  2.  Mant.  ins.  I. 
p.  t.  11    2.    Syst.  Ent.  p.  1.  n.  2. 

Fenn  ins  Reise  durch  Surinam,  Th.  II.  S.  266. 
mrs'chkaftr ,  (Lucanus  cervus.  ) 

Geolfroy  Hist.  ins.  Paris.  Lp.  61.  n.  1.  Tab.  I. 
f.  1.  Phitijcrrus  fuscus  etc.  le  Grand  Cerf  -volant. 
p.  62.  11.    le  grancie  Biche. 

Cözens  entomol.  Beyträge  I.  S.  I  r  8-  n.  1.  der 
Hirschschröter.   II.  Vorr.  S.  XXVII.  n.  1. 

Gözens  Gesch.  schädl.  Ins.  S.  220.  Hirsch- 
schrüter. 

Gronoviani  Zoophilacii  446. 

Hoefnagel,  J.  Arcltetypa  studiaq.  patris  sui  etc. 
Francof.  ad  Moen.  1592.  Fol.  P.  I.  Tab.  VI.  et  P.  II. 
Tab.  I. 

Imperati,  F.  Historia  naturale  924.  f.  3.  925. 
f.  1.  2. 

Jonstoni  Hist.  nat.  de  Ins.  Tab.  XIV.   f.  i.  2. 

Leske,   Anfangsgr.  d.  Naturgesch.  I.  S.  417.  n.  l. 

Linna ei   Faun.  Suec.    n.   405. 

Merian.  Ins.  europ.  T.  168« 


Mouffetti  Theatr.  Ins.  148.      Cervus  volam. 

Müllers  Lin.n.  Natursyst.  d.  Insekten  B.  1.  S.  94. 
n.  1.      Der  Hirschschrüter. 

Müller,  O.  F.  Zool.  D.111.  Prodr.  p.  52.  n.  444, 
Lucanus.  Dorcas. 

Mural  t  (J.  v.)  Betrachtung  des  männlichen  und 
weiblichen  gehörneten  Käfers  oder  Schröters.  S.Abh. 
d.  k.  Ak.  d.  Nat.  f.  Th.  XII.   S.  17i. 

Olearii,  Ä.  Gottormsclic-  Kunstkammer  ,  Schles- 
wig.  1674.  8.   Tab.  XVI.  f.   5.    Taurus  volam, 

Onomatol hist.  natural,    ß.  II.  p.  797.   Cervits  volans. 

Plinii  Hist.  Nat.  Lib.  XVII.  Cap.  24.  Prae. 
graiidesque  roborum  delicatiore  sunt  in  eibo,  Cossos 
vocant. 

Raji    Hist.  Ins.   p.  74.   n.  2.    Scarabaeus  maximus. 

R  ös  eis  Insectenbel.  Th.  II.  Erdkäfer  1.  Klass. 
S.  25.  Tab.  IV    U.V.    Hirschkäfer  oder  Schröter. 

Schaeffer  Eiern.  Ent.   Tab.  IX.  f.   1. 
Icon.  Ins.  Ratisb.  Tab.  CXXXIII.  f.  1.  2. 

Schluga,  LB.  primae  lineae  coguitionis  insect. 
Vind.  1767.   8-   Tab.  I.   f.  1. 

Schwammerdamms   Bib.  d.  Nat.  Th.  I.  S.  324. 

Scopoli  ,     Entomologia  Carniolica.    1. 

Sulzers   Gesch.  d.  Ins.   S.    18-     Kammkäfer. 

Voets  Käferwerk,  übers,  mit  Anmerk.  von  Pan- 
zer,   Nürnb.  1782.  4.  Tab.  XXIX.  f.  1 — 4. 

Woimii,  O.Museum.  Lugd.  Bat.  1655.  Fol. 
p.   242. 


Die  von  dem  Gebifswerkzeuge  dieses  Geschlechts  hergenommene  Benennung 
desselben,  kommt  vorzüglich  der  gegenwärtigen  Art  zu,  deren  geweihartige  Kiefer 
besonders  geschickt  sind ,  die  grobe  Nahrung  zu  zermalmen  oder  kleinzuschroten. 
Ihre  Eyer  sind  länglichrund,  und  haben  eine  dunkle,  glänzende  Lederfarbe.  Die 
aus  denselben  hervorkommenden  Larven ,  oder  Schröterwürmer ,  welche  oft  vier 
Zoll  lang  werden,  leben  im  faulen  Holze  und  fauler  Holzerde,  haben  überhaupt 
eine  weisse,  gelbgrauliche  Farbe,  einen  ockergelben  Kopf  und  sechs  ockergelbe 
Füsse.  Sie  werden,  theils  wegen  ihres  Aufenthalts  in  den  Steineichen,  theils  we- 
gen ihres  vielen  Fetts,  vom  Mosel  für  die  Cossos  gehalten,  welche  nach  Plinius  zu 
den  Leckerbissen  der  alten  Römer  gehörten.  Wenn  sie  nach  sechs  Jahren  die 
zur  Verwandlung  nöthige  Vollkommenheit  erreicht  haben ;  so  machen  sie  sich  im 
ieimichten  Boden  ein  der  Grösse  ihrer  Nymphe  angemessenes  festes,  ovalrundes 
Gehäuse.  Die  Nymphe  selbst  giebt  sehr  deutlich  die  äusseren  Theile  des  künfti- 
gen Schröters  zu  erkennen,  welcher  nach  zwey,  bis  drey  Monaten  die  Puppen- 
schale verläfst,  und,  ohne  mehr  zu  wachsen,  die  neinliche  Grösse  behält,  die  er 
mit  aus  der  Schale  bringt,  und  ihn" zum  Riesen  unter  den  hartschaiiehten  euro- 
päischen Insekten  macht. 

Die 


53 

Die  Farbe  des  langen  gezähnten  Kiefers ,    der  Flügeldecken  und  der  Füsse 
des  männlichen  Hirschschröters  ist  glänzend  kastanienbraun,  die  des  übrigen  Kör- 
pers beynahe  ganz  schwarz.     Der  sehr  grosse,   mehr  breite,    als  lange  Kopf,    hat 
oben  eine  vieleckigte  Plaite  mit   einein    erhabenen  Rand,    und  an  jeder  Seite  ein 
hervorstehendes,  kleines,    netzförmiges  Auge,   vor  welchem  das   in    einen  Winkel 
gebogene,    zehngliederichte  Fühlhorn  (Tab.  XIII.  Fig.   i.  fo  h.)  stehet.     Nächst  die- 
sem ist  der  Kopf  an  jeder  Ecke  der  Stirne,  mit  einem,  bey  grossen  Schrötern  wohl 
zwey  Zoll  langen  Hörne  (c  c.)  bewaffnet,   welches  einem  Hirschgeweihe  sehr  ähn- 
lich sieht,    von  harter  hornartiger  Substanz,   an  der  Innenseite  mit  vielen  kleinen, 
stumpfen  Zähnchen  und  einer  grossen  Zinke,    am  Ende  aber  mit  zwey  gabelför- 
mig neben  einander  stehenden  Zinken  versehen  ist.     Beyde  Hörner  bewegen  sich 
durch  Gelenke,  öffnen  und  schliessen  sich  wie  eine  Scheere.     Unter  diesen  Hör- 
nern befinden  sich  am  Vordertheile  des  Kopfs  der  durch  zwey  hornartige  Lippen 
geschlossene  Mund.     Aus  diesem  streckt  der  Schröter,  wenn  er  sich  von  dem  Ho- 
nigsafte der  Eichen-  und  anderer  Baumblätter  zu  nähren  sucht,  einen  zwey  Linien 
langen  Saugrüssel  (a.)  hervor,  der  aus  zwey  länglicht  ovalen  und  zwey  andern,  un- 
terwärts kürzeren,   ganz  mit  den  feinsten  seidenartigen  Härchen  bedeckten  Thei- 
len  besteht,  und  an  dessen  Grundtheile  zwey  längere  viergliedrichte  und  zwey  kür- 
zere drey gliedrichte  Bartspitzen  sitzen.      Der  Brustschild  ist  viel  kürzer,     als  der 
Kopf,    mehr  breit  als  lang,    und  ebenfalls  mit  einem  erhabenen  Rand  eingefafst. 
Der  Hinterleib  schliefst  sich  vorne  mit    einer   breiten  Grundfläche   an   den  ;Brust- 
schild  an,  und  lauft  am  Ende  in  eine  ovalrunde  Spitze  zu.     Sein  Rücken  ist  durch 
zwey  hornartige,  rauhe  Flügeldecken  gedeckt,  unter  welchen  die  zwey  gelbbraunen, 
durchsichtigen   Unterflügel  im  Stande  der  Ruhe   gefaltet  liegen.     Die  sechs  Füsse 
des  Schröters  sind  sehr  lang  und  mit  vielen  Stacheln  versehen.      Das  lezte  Glied 
der  fünfgliedrichten  Fufsblätter  hat  zwey  sehr  krumme  Krallen  ,   und  zwischen  den- 
selben noch  ein  anderes  dünnes,    ebenfalls  gekrümmtes  Spitzchen.      überaus  ver- 
schieden ist  der  weibliche  Hirschkäfer  von  dem   männlichen.      Sein  Kopf  ist  un- 
gleich kleiner.     Seine  geweihartigen  Kiefer  gleichen  mehr  Kneipzangen,  die  jedoch 
neben  ihrer  mittleren ,  grossen  Zinke,  noch  zwey  kleinere  haben.     Sein  Brustschild 
ist  nicht  nur  in  Rücksicht  der  Farbe,  die  dunkel  kastanienbraun  ist,  sondern  auch 
in  Piücksicht  der  Grösse,  die  die  des  Kopfs   ungleich  übertrift,     ganz  verschieden 
von  dem  männlichen,    und  ausserdem  zeichnen  ihn  die  weit  längeren  Füsse,   und 
der  mehr  abgerundete  Hinterleib  noch  besonders  aus. 

Die 


m 

Die  Hirschschröter  sind  nicht  allein  in  Europa,  sondern,  nach  Fermin,  auch 
in  Surinam,  und,  nach  Degeer ,  in  Pensylvanien  zu  Hause,  und  machen  daselbst 
die  merkwürdige  Ausname,  dafs  sie  nur  halb  so  grofs;  als  die  europäischen  sind, 
da  sonst  die  amerikanischen  Insekten,  die  europäischen  weit  an  Grösse,  so  wie  an 
Schönheit,  zu  übertreffen  pflegen.  Bey  uns  kommen  sie  in  den  Monathen  Junius 
und  Julius  in  Gegenden ,  wo  viele  Eichen  wachsen ,  zum  Vorschein ,  bleiben  den 
Tag  über  ruhig  auf  den  Bäumen,  am  Abend  aber  werden  sie  rege  und  fliegen 
umher.  Sie  äussern  eine  ungewöhnliche  Stärke  mit  ihren  geweihartigen  Zangen, 
und  kneipen,  wenn  man  sich  lezteren  unvorsichtig  mit  den  Fingern  nähert,  bis  auf 
die  Knochen ,  so  dafs  das  Blut  darnach  läuft.  Noch  empfindlicher  und  schärfer  als 
die  Männchen,  zwicken  die  Weibchen,  wegen  der  zwey  kurzen  Zinken,  die  sie 
ausser  der  mittleren  grosen,  an  der  innern  Seite  jeder  Kneipzange  haben.  Nicht 
selten  unterbricht  der  empfindliche  Schmerz ,  welchen  diese  Schröter  veranlassen, 
durch  Weinen  die  Freude  der  damit  spielenden  Knaben.  Sie  sterben,  wie  andere 
Insekten,  nachdem  durch  die  Paarung  die  Absicht  ihres  Daseyns  erreicht  wor- 
den ist. 

2.     Der  Inquisitor.     Tab,  I.  Fig.  4. 

Ceramhix  inquhitor ,  niger,  thorace  spinoso,    elytris  nebulosis  testaceo   subfasciatis,    an- 

tennis   brevioribus.      Linn.  Syst.  Nat.  Ed.  Gniel.  XIII.  Tom.  I.  P.  IV.   p.  1845.   n.  49.  — 

Habitat  in  Europae  truncis   arborum ,   Iarva  hexapus  nuda   alba,   capite  collarique 

corneis   fuscis,   dorso  canaliculato. 

Degeers   Abhandl.   zur  Gesch.    d.  Ins.  'v.  'Göze.   I        Gözens    entomol.  Beytr.  I.  S.  444.  n.  49.      Der 


B.  V.  S.  302.  n.  2.  Tab.  IV.  f.  7.  Lepture  inquisi- 
teur.       Der  Spion. 

Fabricii  Spec.  Insect.  I.  p.  229.  n.  1.  Mantiss. 
insect.  I,  p.  145.  n.  2. 

Frischs  Beschreib,  von  allerley  Ins.  Teutschl. 
Th.  XIII.  Tab.  XIV. 

Geoffroy  Hist.  de  Ins.  de  Paris.  T.  X.  p.  223. 
U.  2.   le  Stettnore  noire  veloitte  de  jaune. 


Inquisitor. 

Linnaei   Faun.  Suec.  Ed.  II.  n.  659.    C.  t'tiqui- 

sitor. 

Müllers  Linneisches    Natursyst.  d.  Ins.  B.  I.    S. 
269.  n.  49.    Der  Stenkerer, 

Schaeffert  Icon.  Insect. JRat.  Tab.   II.  f.  10. 
Sulzers  Gesch.  d.  Ins.  Tab.  V.  f.  7. 


Das  männliche  Gescldecht  dieser  Bockkäferart  ist  achthalb,  das  weiblich« 
neun  Linien  lang  und  dritthalb  Linien  breit.  Die  Grundfarbe  des  ganzen  Körpers 
ist  gelb  mit  unterlaufenen  aschgrauen  Flecken ,  auf  den  Flügeldecken  ab  er  wech- 
seln zwey  gelbrothe  Binden  mit  drey  schwarzgrauen  ab  (Tab.  I.  Fig.  4).  Der  läng- 
licht-runde  Kopf  hat  vier  Bartspitzen  an  der  Unterlippe,  zwey  eilfgliedrichte,  sich 
mit  einer  rundlichen  Spitze  endigende  Fühlhörner,  welche  halb  so  lang,    als  der 

gan- 


f. 


5 


ganze  Körper  sind ,  und  vor  den  ovalen ,  braunen  Augen  stehen.  An  jeder  Seite 
des  Brustschilds,  der  überhaupt  schmäler,  als  der  länglicht-  ovale  Körper  ist,  be- 
merkt man  eine  nach  aussen  stehende  Dornspitze.  Die  Füsse  sind  sehr  lang,  die 
viergliedrichten  Fufsblätter  mit  rauhen  Haarbürsten  oder  Ballen  und  am  Ende  mit 
Krallen  versehen. 

Sie  beissen  mit  den  Zähnen  um  sich ,  und  zwar  ziemlich  empfindlich.  Ge- 
wöhnlich tragen  sie  Kopf-  und  Brustschild  mehr  nach  vorne  geneigt,  und  haben 
einen  besonderen  Gang.  Sie  laufen  nemlich  eine  Strecke  ziemlich  geschwind,  ste- 
hen auf  einmal  still,  drehen  Kopf  und  Brustschild  rechts  und  links,  als  ob  sie  sieh 
nach  etwas  umsehen  wollten  ,  und  rücken  nun  wieder  stofsweise  fort.  Überall 
klammern  sie  sich  im  Kriechen  fest  an. 


3.     Der  beissende  Bockkäfer.     Tab.  I.  Fig.  5. 

Cerambix   mordax ,     griseus,    thorace    spinoso,     elytris    nebulosis,     testaceo    subfasciatis. 

Linn.  Syst.  Nal.  Ed.  Gmel.  X!II.  T.  I.  P.  IV.  p.    1845.  n.   241.    —     Habitat  in 

Germania ,    Cerambici  inquisitori   aflinis ;    at  paulo   major. 

Fabricii  Mantiss.  ins.  I.  p.  145.  n,  1.  |       Schaefferi  Icon.  Ins.  ratisb.   Tab.  VIII.  Fig.  %. 

Dieser  Bockkäfer,  der  von  seiner  Eigenschaft  zu  beissen,  den  Namen  hat, 
kommt  im  ganzen  mit  den  vorhergehenden  ziemlich  überein ,  nur  ist  der  Kopf 
etwas  länger,  der  Brustschild  aber  kürzer,  schmäler  und  auf  beyden  Seiten  abge- 
rundet. Auf  dem  Brustschilde  hat  er  einen  schwarzen  getheilten  Fleck.  Auch  [ha- 
ben die  Flügeldecken  schwarze,  sich  in  die  gelbe  Grundfarbe  verlierende  Längs- 
streifchen. 


4.     Der  graue  Holzbock.     Tab.  I.  Fig.  6. 

Cerambix  einer eus ,    coleopterorum  faseiis   duabus   flavis ,    antennis   corpore   dimidio   bre- 
vioribus,     thorace  spinoso.      Onomat.    Hist.   nat»  P.  II.  p.   755.   — 

Habitat    in  Europa. 


Degee  r  s  Abhandl.  zur  Gesch.  d.  Ins.  v.  üöze.  B. 
V.  S.  302  n.  1  Tab.  IV.  Fig.  6  Leptuye hargueuse, 
die  beissigte  Lepture. 

Frischs  Beschr.  von  allerl.  Ins.  Teutschl.  Th. 
XIII.   F.  2. 

Füefslins  Magazin  der  Entomologie,  B.1I.S.  i&a.  1 


Geoffroy  Hist.  des  Ins.  I.  p.  222.  n.  1.    Le  SteH. 

core  lisse  £  baud^s  jauties. 

GÖzens  entomol.  Beytr.  I.  S.  444.  n.  49. 

Schaefferi    E!em.  Entom.    Tab.    CXVIII.  F.  I. 
icones  Ins.  Ratisb.  Tab.  VIII«  F.  3. 

Die 


56 

Die  unbedeutende  Abweichung  dieses  Insekts  in  Rücksicht  der  Grösse  und 
Gestalt  von  dem  Inquisitor,  hat  den  Linae  bewogen ,  dasselbe  nur  als  eine  Spiel- 
art des  lezteren  anzusehen.  Allein,  wenn  auch  die  Grösse,  welche  höchstens  eine 
Linie  mehr  beträgt,  und  der  ganze  Habitus  keinen  merklichen  Unterschied  darbie- 
ten •  so  sind  sie  doch  in  Rüksicht  der  Farbe  überaus  verschieden.  Die  Fühlhör- 
ner des  grauen  Holzbocks  sind  aschgrau.  Der  dornichte  Brustschild  ist  durch  einen 
quer  durchlaufenden  schwarzen  und  erhabenen  Rand  in  zwey  Hälften  getheilt, 
wovon  die  vordere  mit  zwey  kurzen,  schwarzen  Streifen,  die  hintere  mit  einem 
runden  Fleck  von  gleicher  Farbe  bezeichnet  ist.  Die  schwarzen  ,  grauhaarichten 
Flügeldecken  unterscheiden  sich  noch  besonders  durch  zwey  in  ihrer  Mitte  be- 
fmdlichen  neben  einander  stehenden ,  gelben  Binden  und  die  Füsse  durch  ihre  eben- 
falls schwarzgraue  Farbe.  Sie  können  sehr  geschwind  laufen  und  nachdrücklich 
in  die  Finger  beissen ,.  sind  hiiuifig  in  Schonen,  auch  anderwärts  in  Europa  zu 
Hause. 


c.     Der   schwarzbraune  Warzenkufe r.     Tab.  I.  Fig.  7.  und  8- 

Cantharis  fusca,     thorace  rubro:     macula  nigra,     elytris  fuscis.      Linn.  Syst.  Nat.  Ed. 

Gmel.  XIII.  T.  I.  P.  IV.  p.   1890.    n.   2.  —     HaLitat  frequens  in 

Europae  sepibus ,     rapacissima. 


Blumenbachs  Handb.  der  Naturgeschichte ,  V. 
Aufl.  S.  324.    n.   1.     Cantharis  fw.cn. 

Brali.ms  Insektenkalender ,    Th.  I.  S.  114. 

Degeers  Abhandl.  zur  Gesch.  d.  Ins.  von  Göze. 
B.  IV.  S.  36.  Tab.  II.  Fig.  12  -  1  5-  Tlieiephore  ar- 
doise,  der  schief  er  farbige  IVarzenkäfer . 

Fabricii  Mantiss.  Ins.  I.  p.  167.  n.  1.  Spec. 
Ins. T.  p.  257.    n.  1. 

Frisch  s  Ins.  Teutschl.  Th.  XII.  S.  36.  n.  30. 
Tab.  VI.  Fig.  5.  Der  schwarzbraune  Holzküfer  mit 
dünnen  FL'vgetn. 

Geoffroy  Hist.  des  Ins  Tom.  I.  p.  170.  n.  1. 
Tab.  lt.  Fig.  8.   l<*  Cicindete  noire. 

Ggzens  entomol.  Beytt.  1.  S.  528.  n.  2.  Der 
schwarzbraune  sifterscheinkäfer. 

Götze,    Natur,    Menschenleben  und  Vorsehung, 

b.  in. 


Herbst  s  Anleitung  zur  Kenntnifs  der  Insekten, 
Th.  I.  S.  144.  Tab.  XX.   Fig.  1. 

Leske's  Anfangsgr.  der  Naturgeschichte,  Th.  I. 
S.  430.11.  1.    Der  schwarzbraune  Afttncneinkiifer. 

Linnaei   Fauna  Suec.   n.  200.   It.  oel.  33. 

Meyers  Naturgeschichte  der  giftigen  Insekten,  Th. 
II.  S.  8  9-   Schwarzbrauner  IVarzenkäfer ,  Räuber. 

Müllers  Linn.  Naturs.  der  Ins.  B.  I.  S.  307.  n, 
2.    Der  Räuber. 

Poda   Ins.    40.  n.  4. 

Raji  Hist.  Ins.  p.  84.  n.  29.  et  p.  101.  11.2. 
Coiit/mris  scpiaritis  major. 

Schäfferi  Klein,  entom.  Tab.  CXXIII.  Fig,  1.  2. 
Icon.  Ins.  Ratisb.  Tab.  XVI.    Fig.  9 —  12. 

Scopoli  Entemol.  Carniol.  11.  120. 

Sulz  er s  Kennzeichen  der  Ins.   Tab.  V.  Fig.  2.3. 


Die  höchstens  einen  Zoll  lange  und  nicht  gar  zwey  Linien  breite,   überaus 
weiche,    zwölfringichte  Larve  dieses  Insekts,   hat   einen  schwarzen ,    ovalrunden, 
hornartigen,    mit  zwey   starken  Zähnen,    zwey  kleinen   Fühlhörnern,    vier  Bart- 
spitzen, 


8 

spitzen,  und  zwey  Augen  versehenen  Kopf,  und  einen  unten  platten,  mit  sechs 
hornartigen  Füssen  versehenen  Körper ,  hält  sich  gerne  in  feuchter  Erde  auf  und' 
nährt  sich  von  andern  Insekten,  von  Regenwürmern ,  auch  von  ihres  gleichen. 
Sie  verwandelt  sich  im  May  in  eine  nur  sechs  Linien  lange  Nymphe  von  blafero- 
ther  Farbe,  in  welcher  schon  alle  Th eile  des  vollkommenen  Insekts  sichtbar  sind, 
lind  aus  dieser  Nymphe  kommt  im  Junius  der  Wanzenkäfer  selbst  zum  Vorschein. 
Das  Weibchen  dieses  Käfers  ist  sechs  Linien  lang  und  zwey  Linien  breit,  das 
Männchen  etwas  kleiner.  Der  Vordertheil  des  Kopfs  von  den  Augen  bis  zum 
Maule,  der  Brustschild,  die  Seiten  und  beyden  lezten  Ringe  des  Hinterleibes,  so 
wie  der  gröfste  Theil  der  untern  Fläche  des  Körpers ,  sind  rothgelb.  Der  Brust- 
schild ist  vorne  mit  einem  schwarzen  Fleck  bezeichnet ,  hinten  mit  einem  schwar- 
zen Saum  eingefafst.  Die  nahe  am  Kopfe  rothen  Fühlhörner  sind  übrigens  schwarz, 
der  Hintertheil  des  Kopfs ,  die  Flügeldecken,  die  Füsse  ausser  den  rostfarbigen 
Hüften  und  beyden  ersten  Gliedern  ,    aber  dunkelschieferfarb. 

An  dem  beynahe  runden,  oben  etwas  eingedrückten  Kopfe  (Tab.  I.  Fig  8), 
der  zwey,  vor  den  Augen  stehende,  eilfgliedrichte ,  und  die  Länge  des  Hinterleibs 
erreichende  Fühlhörner  (a.  a.)  hat,  sind  die  Frefswerkzeuge  vorzüglich  merkwür- 
dig. Sie  bestehen  aus  zwey  langen,  hakenförmigen,  sehr  spitzigen  Zähnen  oder 
Frefszangen  (c  d.) ,  welche  sich  geschlossen  kreuzen ,  geöffnet  aber  das  Insekt  ziem-, 
lieh  furchtbar  machen,  und  aus  zwey  langen  und  zwey  kurzen  an  der  Unterlippe 
befindlichen  Bartspitzen  (b.  b.).  Der  beynahe  herzförmige  Brustschild  ist  oben  eben 
und  mit  einem  hervorstehenden  Rande  versehen ,  der  Hinterleib  so  weich  und 
biegsam,  dafs  ihn  dieser  Warzenkäfer  nach  allen  Seiten  bewegen  und  gegen  das 
Brustschild  zurückschlagen  kann.  Die  durchsichtigen  schwarzbraunen  Flügel  lie- 
gen gefaltet  übereinander  auf  dem  Rücken,  und  den  sehr  biegsamen,  länglichten, 
gleich  breiten,  am  Ende  abgerundeten  Flügeldecken,  welche  so  beweglich  sind, 
dafs  sie  das  Insekt  in  einem  Augenblicke  öffnet  und  davon  fliegt.  Die  Füsse  ha- 
ben fünf  ziemlich  breite  Gelenke  und  am  Ende  des  lezten  zwey  kleine  Krallen. 

Es  ist  überall  in  Europa  auf  Wiesen ,  Hecken  und  Obstbäumen  vom  May 
bis  im  August  zu  finden.  Seine  Larve  hat  man  sogar  oft  im  Winter  auf  dem 
Schnee  angetroffen,  und  hierdurch  sich  um  so  mehr  berechtigt  gehalten,  an  die. 
Sagen  vom  Insektenregen  zu  glauben ,  da  auch  sie  mit  dem  Schnee  herabgefallen 
zu  seyn  schien.  Wahrscheinlich  gräbt  sie  sich  aber  nicht  immer  tief  in  die  Erde, 
und  hat  vielleicht  noch  über  derselben  ihre  eigenen  Schlupfwinkel ,  aus  welchen 
sie  auf  besondere  Veranlassungen  hervorkommt.     Das  vollkommene  Insekt  wehrt 

8  sich 


58 

sich  mit  seinen  Frefszangen  und  beifst  ziemlich  empfindlich,  zerfleischt  damit  an- 
dere Insekten  und  frifst  selbst  die  Seinigen  auf,  daher  man  ihm  auch  den  Namen 
Räuber  gegeben  hat.  Nicht  weniger  wird  dasselbe  durch  einen  gelben  übelriechen- 
den Saft,  den  es  bey  sich  führt,  wegen  einer  besonderen  Giftigkeit  verdächtig. 
Es  begattet  sich  im  Monath  Junius  auf  den  Pflanzen ,  wobey  das  Männchen  dem 
Weibchen  auf  dem  Rücken  lieget,  und  stirbt  wahrscheinlich  bald  nach  dieser 
Begattung. 


6.     Der  Laufkäfer. 

Carabus,  Antennae  filiformes,    Palpi  sex.   articulo   ultimo  obtuso,   truncato.     Thorax  ob- 
cordatus,  apice  truncatus,  marginatus,  Elytra   marginata.     Linn.  S.  N.  E.  G.  XIII. 

T.  I.  P.  IV.    p.    1959. 


Amoreux  Notice  de  Ins.  de  la  France  reput. 
venim.  p.  78  et  82.    le  Bupreste. 

B  ro  gi  a  n  i ,   de  venenis   p.  70. 

Creutzer,  C.  Entomologische  Versuche,  Wien 
1799.  S.  107.   Tab.  II.   Fig.  13, 

Cuvier  Tableau  e'le'mentaire  p.  ?59.   tes  Carabes. 

Digestorunt  Libr.  XLVIII  ,  Tit.  VIII.  ad  Legem 
Corneliam  de  Sicariis  et  Veneficiis  in  Sect.  III.  §.  3- 
,,Alio  Senattis  consulto  effectum  est,  vt  pigmentaria, 
si  cui  temere  cicutam,  salaniandram ,  aconitum,  pi- 
tuocampas,  aut  bubrostim,  mandragoram  ,  et  id, 
qood  lustramenti  causa  dederint  cantharidas,  poena 
teneantur  hujus  legis." 


Dioscorides    Theriac.    Cap.  XX.   ßtLn^srif. 

Galen  i   de  simpl.  med.  facult.    L.  XI. 

Geoffroy  Hist.  des  Ins.  de  Paris.  T.  I.  p.  137. 
Buprestis. 

Meyers  Naturgesch.  der  giftigen  Ins.  Th.  I.  S. 
56  und  67.      Laufkäfer. 

M  o  n  t  i ,  H.  J.  medicinische  Dictata  a.  d.  Ital.  gr.  8- 
Stutg.  178  1.    S.  24. 

Müllers  Linn.  Naturs.  der  Ins.  B.  I.  S.  3 ja. 
Erdkiifr. 

S  p  i  e  1  m  an  n  i   Diss.  de  animal.  ven.  Als.  p.  45. 

Sulz  eis  Geschichte  der  Insekten.  S.  61.  Dtr 
Laufkäfer. 


Geoffroy ,  welcher  den  Linneischen  Geschlechtsnamen  Carabus  mit  Buprestis 
vertauschte,  den  Linneischen  Buprestis  aber  unter  Cu cujus  oder  Richard  zu  begreif- 
i en  für  gut  fand,  und  nach  ihm  Spielmann,  Amoreux,  Meyer  etc.  glauben,  dafs  die 
Erzehlungen  der  Alten  vom  Gifte  der  Bupresten  in  die  Geschichte  der  Laufkäfer 
gehören,  d  wirklich  scheinen  sie  nach  allen  Umständen  unter  ihren  ßxTfgrjsys 
unsren  Carabus  verstanden  zu  haben.  Dieser  hat  starke,  hervorragende  Kinnladen, 
zwey  borstenförmigs  Fühlhörner  und  sechs  mit  einem  breiten  ,  kolbenförmigen 
Gliede  sich  endigende  Frefsspitzen ;  ein  bey nahe  herzförmiges ,  am  hinteren,  schma- 
leren Ende  aber  mehr  oder  weniger  ausgeschnittenes  oder  abgestumpftes  und  mit 
einem  erhabenen  Rand  umzogenes  Brustschild ;  einen  breiten,  länglicht-  runden, 
ebenfalls  mit  einem  Rand  versehenen  Hinterleib;  und  sechs  lange  mit  starken 
Schenkeln,  Schienbeinen  und  fünfgliedrichten ,  zweykrallichten  Fufsblättern  ver- 
sehene Füsse. 

In 


59 

In  allen  Welttheilen  giebt  es  verschiedene  Arten  dieses  Geschlechts.     Allen 
ist  ein  schneller  Gang  eigen,   von  welchem  sie  auch  den  Namen  Laufkäfer  erhal- 
ten haben.     Sie   und  ihre  Larven  sind  überaus  raubsüchtig  und  gefressig,  verzeh- 
ren nicht  nur  andere  Insekten ,  sondern  auch  ihres  Gleichen.      Gegen  ihre  Feinde 
können  sie  sich  nachdrücklich  vertheidigen.      Schon   die  kleineren  Arten  beissen 
mit  ihren  starken  Kinnladen  heftig,    weit  mehr  müssen  dieses  aber  die  grösseren 
z.B.  der  Carabus  Gigas  können,  den  Creutzer  so  schön  abgebildet  hat ,  und  der  mit 
einem  fürchterlichen  Gebisse  versehen  ist.     Ausserdem  besitzen  sie  noch  zwey  an- 
dere abschreckende  Eigenschaften.       Ihre  Oberfläche   schwizt  nemlich  eine  kleb- 
richte Feuchtigkeit  aus,    welche  schon  in  einiger  Entfernuug  einen  üblen  Geruch 
verbreitet ,    einen  noch  ekelhaftem  und  kaum  zu  entfernenden  aber  in  der  Hand 
zurückläfst.     Sehen  sie  sich  ferner  von  einiger  Gefahr  bedroht,    oder  fallen  ihren 
Verfolger  in  die    Hände;    so  geben  sie  eine  braune,     stinckende  und  kaustische 
Feuchtigkeit  durch  Maul  und  After  von  sich.     Überhaupt  kommen  sie  nach  Dios- 
corides  und  Galen  in  Rücksicht  der  Schärfe  und  Kausticität  mit  den  Canthariden 
überein,  und  Geoffroy,    der  die  meisten  Laufkäfer  für  giftig  hält,    ist  in  der  Mev- 
nung,  dafs  man  sie,   als  Arzneymittel,    vollkommen  den  Canthariden  substituiren 
könne  ,  indem  diese  vielleicht  noch  weniger  Kausticität,  als  jene  besäfsen.     Als  die- 
ser berühmte  Naturforscher  einsmals  einen  grossen  Carabus  etwas  stark  drückte* 
so  kam  ein  Strahl  scharfer  und   brennender  Feuchtigkeit  hervor,    der  seinem     der 
Untersuchung  beywohnenden  Freunde  ins  Auge  spritzte,  worauf  dieser  einen  sehr 
heftigen  Schmerz  «rlitt. '   Er  selbst    bekam  nur  zwey  Tropfen  auf  die  Lippe    und 
empfand  hierauf  sehr  heftiges  Brennen.      Geoffroy  schliefst  hieraus,     dafs  ein  so 
kaustisches  Insekt  innerlich  angewendet,  als  ein  sehr  starkes  und  gefährliches  Gift 
wirken  könne.     Was  Geoffroy s  Freunde  wiederfuhr,  begegnete  Herrn  Meyer  durch 
den   gekörnten  Lauf  käf er  (Carabus  granulatus).        Er  sprüzte,     als    er  ihn   an  einem 
heissen  Tag  von  der  Erde  aufhob ,  seinen  schwarzbraunen  Saft  von  sich    wovon 
dem  Untersucher  einige   Tropfen   in    die  Augen  kamen  und    ein   schmerzhaftes 
Brennen  veranlafsten. 

Bey  den  Alten  war  dieses  Insekt  vorzüglich  wegen  des  Schadens,  den  es 
dem  Rindviehe  brachte,  merkwürdig,  und  furchtbar.  Sie  sahen  es  nemlich  als 
die  Ursache  der  verheerenden  Rindviehseuche  an  und  gaben  ihm  den  Namen 
ßsTtoYj^tji-  welches  so  viel  als  ein ,  den  Ochsen  eine  Entzündung  erregendes  Insekt 
bedeutet,  weil  sie  glaubten,  dafs  sich  dasselbe  im  Grase  aufhielte,  und  wenn  es 
von  dem  Rindvieh  auf  der  Weide  mit  verschluckt  würde,  eine  Entzündung,  und 

alle 


6o 

alle,  von  den  Canthari  Jen  gewölinlich  veranlagten  ähnlichen  Zufälle,  ausserdem  aber 
noch  ein  tympanitisches  Anschwellen  des  Thiers  hervorbrachte ,  wovon  dieses  In- 
sekt auch  den  Namen  Oclisenschweller  (Enße-boeuf)  erhalten  hat.  Auch  hielten  sie 
es  für  ein  dem  Menschen  tödtliches  Gift,  und  verhängten  durch  die  Lex  Cornelia 
die  Todesstrafe  über  diejenigen ,  welche  dasselbe  boshaft  unter  das  Gelränke  oder 
die  Speisen  mischten.  Sogar  liest  man  in Monti's Diktaten,  dafs  noch  in  den  neuern 
Zeiten  die  Vergiftung  mit  dem  Weine  der  Consekration  von  dem  Buprest  her- 
geleitet wurde. 

Als  Gegenmittel  wider  die  Wirkungen  der  in  den  Magen  gekommenen  Lauf- 
käfer empfiehlt  Geoffroy  starke  Purganzen  —  ich  würde  Brechmittel  vorziehen  — 
ferner  schleimichte ,  säuerliche  Getränke,  eine  Aderlafs  ,  wenn  Entzündung  da  ist, 
und  alle  gewöhnliche  Gegengifte.  Im  Ganzen  findet  hier  wohl  die  nemliche  lieil- 
art,  wie  bey  der  Gantharidenvergiftung  Statt. 

7.     Die  spanische  Fliege.     Tab.  XIII.  Fig.  2. 

Meloe  vesicatorius ,   alatus   viridissimus   nitens,    antennis  nigris.     Linn.   Syst.  N.  Ed.  Gm. 

XIII.   T.  I.   P.  IV.   p.  2013.   n.    I.  —      Habitat  in  Ligustro ,   Fraxino,   Sambuco,  Syringa, 

Persiae    populo    tremüla,     Tatariae,    lonicera    tatarica ,   Calabriae    qnomie   asperula, 

ofßcinalis    pro  vesicatoriis. 


Aetii   Tetrab.  IV.   Serm.  I.  Cap.  4g. 

Albanus   de  Venenis  Cap.  LX1V. 

Albini,  B.  Diss.  de  Cantharidibus.  (Resp.  Hein- 
sius)  Francof.  0.  1687.    4. 

Adrovandus   de  Insect.  276.   Cantharis  major. 

Alexander,  G.  de  Cantharidum  usu  et  historia 
Edinb.  1769.   4. 

Amoreux   Notice  des  Insect.   p.  73. 

Ardoynus,   de  Venenis.   Lib.  VIII.    Cap.    9. 

Baglivi  Diss.  de  usu  et  abusu  vesicantium.   CIL 

$■  4- 

Barrere  Observat.   Anatom,   p.   205. 

Bartholin  us,  Th.  Cantharidum  usus  internus. 
Hist.  Amst.  Cent.  V.  bist.  82.  p.  159.  Act.  Hafn. 
Vol.  IV.  p.  186.   Epist.   Med.  Cent.  IV.   p.  292. 

Blumenbachs  Handb  der  Naturgesch.  S.  328. 
n.  3.      Die  spanische  Fliege. 

B  o  rr  i  c  h ,  Ol.  Cantharidum  examen.  Act.  Hafniens. 
Vol.  IV.  Obs.  80.  et  Vol.  V.  Obs.  89. 

Carolus,  Th.  de  Cantharidibus.  Eph.  N.  C.  Dec. 
II.  ann.  5.  Obs.  36.  p.  66. 

Carson,  J.  Diss.  Cantharidum  historia ,  operatio 
et  usus,    Edinb.    1776.   4. 

Ciceronis  Epist.  L.  IX.    Ep.  XXI. 


Cordus,  Valer.  Aunot.  in  Dioscoridis  Mat.  Med. 
Lib.  IL   Cap.  65.  66. 

Cuvier,  Tabteau  e'le'mentaire.  p.  541.  la  Cantha- 
ride   des  uoutiqiies. 

Degeers  Abh.  zur  Gesch.  der  Ins.  von  Goze.  B. 
V.  S.  241.  n.  2.  Tab.  I.  Fig.  9 — 12.  Cantharidt 
vesicatoire ,   der  Blaseuzieher. 

Dioscoridis   Alexiph.    Cap.  I. 

Erastus,  Th.  modus,  quo  Cantharides  tarn  velo- 
citer  ad  vesicam  perferuntur ;  in  Smetii  Miscellan.  L. 
IL  p.  109. 

Fabricii  Syst.  Ent.  p.  260.  77.  1.  Spec.  ins. 
Tom. Lp.  32 8-  »•  • .  Mant.  ins.  I.  p.  2 15.  D.  1 .  Lijtta 
vesicatoria,  » 

.     Fabric.   ab  Achen   Chir.  p.  6  8  8- 

Forster,  E.  Diss  Cantharidum  historia  naturalis, 
chemica  et  medica.  Lugd.  Bat.  1775.  4.  (Versuche 
an   Hunden.) 

Fuchs  ius,  in  Cantharidum  exhibitione  alas  ,  tan- 
quam  magis  exitiosas,  minime  esse  abiieiendas;  in 
Paradoxor.  Libr.  I.  C.  39.   Fol.  91. 

Fuefsly,  neues  Magazin  der  Entomologie,  B.  II. 
S.  126.  Naturgesch.  dsr  Canthariden  ,  und  S.  225. 
besonderer  Gebrauch  der  Canthariden  in  verschiede- 
nen Krankheiten.  Ga- 


Galenus,  de  Sin.pl.  Med.  faculat.  L.  XI.  de  Can- 
tliar. 

Gallo,  J.  M.  de  morte  subitaneo   virginis,    quae 
comedit  Bingelkraut,    cui  insidebaut  cantliarides  ;     in 
ejus  Opusculis  medico -pr:icticis.   Romae   1752.   4. 
Gazette  de  Sante-.    1777.    n.  14.  p.  54. 
Geoffroy,    Hist.  des  Ins.  de  Par.  T.  I.    p.  341. 
n.  I.    Tab.  VI.  Fig.  5.    la  Cantharide  des  boittitjues. 

Geyeri,  F.D.  Targelus Apollini  sacer,  continens 
Trigam  medicam  e  regno  Animali  etc. ,  I.  de  Cantha- 
ridibus.   Lips.  1687.    4. 

Gmelin's,  J.  F.  allgemeine  Geschichte  der  Gifte. 
Th.  I.    Leipz.  1776.    S.  306.   spanische  Fliege. 

Gözens  entomol.  Beytr.  I.  S.  695.  n.  3.  ßlelol- 
vesicatorius ,  die  eigentliche  spanische  Fliegt.  Desselben 
Gesch.  schädl.  Ins.   S.  2  2  4.   Canthari/lenßiege. 

Grenevelt,  J.  Traite  de  la  sörete"  de  l'usage  in- 
terne des  cantliarides.   Londres  1698.   8- 

Hart  wann  i,  P.  J.  Diss.  de  Hyperdiuresi  ex  per- 
verso  Cantharidum  usu  externo  orta  (  Resp.  Forell) 
Francf.  O.    4. 

Heer,   v.  Observat.  med.  Lugd.  Bat.  1685.  Obs.  IX. 
Heide,   Ad.  Cantliarides  cuti  impositae  strangu- 
riam  excitant;  in    ejus  Observ.  Cent.    p.   194. 

Hellefeld,  Diss.  Experimenta  circa  venena. 
Götting.  1760.   p    65.   (Versuche  an  Hunden.) 

Herbsts  Anleitung  zur  Kenntnifs  der  Insekten, 
Th  J.  S.  179.  Tab.  XXVIII.  Fig.  2. 

Hildanus,  F.  de  noxis  ex  Cantharidibus.  Obs. 
Cent.  VI.  Obs.  98  et  99.  edit.  oper.  1632.  Fol. 
p.  631.^ 

Hou  ttuy  n,  Natuurlyke  Histor.  volgens  Linnaeus. 
Tom.  X.   p.  7. 

Jaeger,   C.   F.   Diss.    de    Cantharidibus    earumq. 
actione  et  usu,   (Resp.  Kaiser)  Tubingae  1769.   4. 
Jons  ton,   Hist.  Insect.   p.  76.   T.  VII. 
Kirchdorf,    M.   Diss.   de    Cantharidibus    Regio- 
monti.     1  7  1 1 .    4. 

Lachmund,  F.  de  Cantharidibus  in  magna  co- 
pia  prope  Hildeshemium  captis ,  in  Mise.  Ac.  N.  C. 
Ann.  IV  et  V.  1673.  p.  242.  Obs.  186. 
Lindestolpe  de  venenis  p.  136. 
Linnaei  Faun.  Suec.  827;  Amoen.  Acad.  T.  VT. 
p.  132;  It.  Scan.  186.  Cantharis  of/icinarum ;  Diss. 
Meloe   vesicatorius   (Resp.  Lenaeus. )    Ups.   1762,    4. 

Lösekens,  J.  L.  L.  Materia  medica,  6.  Aufl. 
S.   254- 

Loschge,  Beytrag  zurGesch.  der  spanischen  Flie- 
ge, im  23.  Stück  des  Naturforschers,  S.  37.  Tab.  I. 
Fig.   1  —  8. 

M  a  g  n  e  n  u  s  ,  ].  C.  Exercit.  de  Manna   Cap.  I. 
Meyers  Naturgesch.   der  giftigen  lnsecten.  Th. I. 
S.    3  9- 

Mouffetti   Theatr.    Ins.   144.   Cantharis  officinar 
Müllers    Linn.  Nat.  Syst.  der  Ins.  ß.  I.  S.  180 
Tab.  VIII.   Fig.  6.      Die  spanische  Flüge. 


Muralto,  J.  A. ,  de  Cantharidibus  vaiia  scripsir 
in  Eph.  N.  C.  Dec.  II.  ann.  2.  Obs.  20.  p.  44.  Obs. 
ai.  p    46.   Obs.  22.  p.  47. 

Nicandri,  Alex.  Theriaca  et  Alexipharmaca. 
p.    137. 

Olivavd  Obs.  de  Symptomatibus  per  Cantliarides 
produetis;  in  Roux  Journal  de Me'de'cin  Tom.XXXXVI. 
p.  242.       , 

Oitomatol.  Hist.  nat.  P.  V.   p.  1 54. 
Pare,   Opera  chirurgica,    Francof.  ad  Muen.    Fol. 
1594.    Lib.  XX.    de  venenis  Cap.  XXVIII. 
Paul.   Aegin.   Lib.  V.  Cap.  XXXI. 
Plinii,    Hist.  nat.    L.  XI.    Cap.  XXXVI. 
Probst,   J.  F.  J.  Diss.  de  Säle  volatili  Cantharid. 
Argent.    1759-    4- 

Raji  Hist.  Ins.  I.  p.  341.  Cantharis  vulgaris  offi- 
cinar um. 

Rumpel,  R.  F.  C.  Progr.  de  Cantharidibus  eo- 
rumque  externo  et  interno   usu.   Erf.  1764.    4. 

Sande  (J.  B.  van  den)  Kennzeichen  der  Güte  und 
Verfälschung  der  Arzneymittel ,  übersetzt  von  Hahne» 
mann.   Dresd.  1787.   S.  aor. 

Scaliger  de  Cantharidibus,  de  subtil,  exerc,  1  84. 
P.  605. 

Schaeffer  Eiern,  ent.  Tab.  XXXIII.  Fig.  1.  Icon. 
Ins.  Bat.   Tab.  XLVII.   Fig.   1. 

Schwenkfeld   Theriotr.  Siles    p.   520. 
Scopoli   Ent.  carn.    185« 

Sitonus  de' Cantharidum  cum  vesica  et  seminis 
amnios  cum  cantharidibus  antipathia,  in  ejus  Miscell. 
Tract.  21.    p.  103. 

Stenzel,  C.  G.  Diss.  de  Cantharidibus  prosperae 
adversaeq.  valetudinis  auetoribus.  (Resp.  Herrnann ) 
Witt.  1740/4.  Ejusd.  Diss.  de  externo  Cantharidum 
usu  imprudentum  prudentumque  asylo  medicorum. 
(JResp.  Häntschel. )  Witt.  1743  4.  Ejusd.  Diss.  de 
Cantharidibus  aHisque  aphrodisiacis  veneri  inimicis 
arr.icisq.   (Resp.  Hörn)   Witt.  1747.    4. 

Stocker  aNeufor  11,  J.  C.  Diss.  de  usu  Can- 
tharid. interno.   Götting.   1781. 

S  w  i  e  te  n  ,  van,  Commentarii  in  Boerhavii  Aphoris. 
mos.    Lugd.  Bat.  1766.   Tom.  V.    p.  486. 

Thouvenel  Me'moires  sur  les  prineipes  et  les 
vertus  des  Substances  animales  m^dicamenteuses, 
Bordeaux  1779.   p-  38- 

Tode,  J.  C.  medicinisch- chirurg.  Bibliuth.  B.VII. 
Stück  1.   S.  1  9  r. 

Tour ne fort  Traite'  de  la  matiere  medicale.  T. I. 
Lib.  I.   p,  265. 

Tralles,  Usus  vesicantium  salubris  et  noxius  in 
morborum  medela,  solidis  et  certis  prineipiis  substra- 
tus.   Vratislav.  1782. 

Unzers  medicinisches  Handb.  Leipz.  1789.  S. 
560. 

Vallisnieri  Observazioni  sopra  la  Cantaride  de 
gigli;   in  operum  To.  1.  p.  255.  c.  f. 

Vo- 


6^ 


Vogel,  R.  A.  Diss.  de  venenor.  quorund.  virtute 
tnedica,  inpr.  Cantharidum  ad  morsum  animalium  ra- 
bidorum  praestantia.  Gbttingae  i  762.  4.  Ejusd.  Hi. 
storia  materiae  medicae    Lugd.  Bat.   1758.   p.  34c 

Wedel,  G.  VV.  Diss.  de  C'antharidibus  (Resp.  Arz- 
Wieser)  Jenae  1717.  4- 

Wliitaker,   W.  Diss.   de  Cantharidibus.  L.  Bat. 

1718. 

Wich  mann  Diss.  de  insigni  venenor.  quorund. 
virtute  medica,  imprimisq.  cantharidum  ad  morsum 
animalium  praestantia,    Goettingae  1726. 


Wiel  (Stalpart  van  der)  Cantharides  corpori  ex- 
terius  admotae  etiam  vesicae  noxiae;  in  Ejusd.  Obs. 
Cent    I.  Obs.  83.   P-   353- 

Wil  brecht,  in  der  Geschichte  und  den  Versu- 
chen einer  chirurgischen  Privatgesellschaft  zuCoppen- 
hagen,    1774.   Wahrnehm.  XXVI. 

Wolffs,  G.  J.  Arzeneykundige  Abhandlungen, 
S.  95. 

Zacutus  Lusit.  an  Cantharides  sint  venenosae. 
Medic.  Princip.Histor.   L.  II.  ed.  oper.  To.  I.  p.  395. 


Die  spanische  Fliege  griechisch  xctv&txgis,  englisch  Spanisch  Flies,  entsteht 
aus  einem  cylindrischen ,  an  beyden  Enden  abgerundeten,  gelben  und  undurch- 
sichtigen Eye ,  welches  das  Mutterinsekt  in  die  Erde  verbirgt ,  und  aus  -welchem 
in  vierzehn  Tagen,  bis  drey  Wochen  ein  kleiner,  raupenähnlicher  Wurm  hervor- 
kommt, der  einen  runden,  mit  zwey  Fühlhörnern  versehenen  Kopf,  einen  gleich 
dicken,  hinten  etwas  zugespitzten  Körper,  und  an  dessen  Vordertheile  sechs  Füsse, 
am  Ende  aber  zwey  schwanzborsten  hat.  Kopf,  Rücken  und  Hintertheil  sind  schwarz, 
der  mittlere  Theil  des  Körpers  aber  gelb.  Diese  Würmer  halten  sich  gewöhnlich 
in  der  Erde  auf,  und  verlieren  sich  nicht  selten  in  die  Ameisenhaufen ,  um  sich 
von  den  Ameisenpuppen  zu  nähren.  Sie  verwandeln  sich  wahrscheinlich  in  Nym- 
phen, aus  welchen  das  vollkommene  Insekt  hervorkommt.  Lezteres  ist  überhaupt 
zehn  Linien  lang  und  drey  Linien  breit  >  das  Männchen  jedoch  immer  etwas  klei- 
ner. Die  Farbe  des  ganzen  Körpers  ist  glänzend  goldgrün  und  spielt  ins  Himmel- 
blaue, nur  die  Fühlhörner  sind,  ausser  den  zwey  ersten  Gelenken  am  Kopfe, 
schwarz.  Der  Brustschild  erscheint  unter  dem  Vergrösserungsglase  fein  punktirt 
und  die  langen ,  schmalen  Flügeldecken  sind  einigermassen  gestreift.  Vor  den 
etwas  ausser  dein  Kopf  hervorragenden,  ziemlich  grossen,  ovalen  und  schwarzen 
Augen,  stehen  die  eilfgliedrichten,  spitzig  zulaufenden  Fühlhörner.  Der  Hinter- 
theil des  Kopfs  ist  in  zwey  Buckeln  gewölbt ,  der  Vordertheil ,  ausser  den  vier  Bart- 
Spitzen,  mit  zwey  starken,  schwarzen  Zahnen  versehen.  Der  Brustschild  ist  an 
den  Vorderecken  abgerundet,  an  den  Hinterecken  mehr  spitzig,  übrigens  uneben. 
Die  hornartigen,  dünnen,  biegsamen,  am  Ende  abgerundeten  Flügeldecken,  be- 
decken ganz  die  hellbraunen,  sich  auf  den  Rücken  kreuzenden  und  am  Ende  et- 
was gefalteten  Flügel.  Von  dem  überhaupt  langen  und  dünnen  Füssen ,  sind  die 
vier  vordem  Fufsblätter  fünf-  die  zwey  hinteren  aber  viergliedricht ,  alle  aber  am 
Ende  mit  vier  langen  Krallen  versehen. 


Ehe- 


63 

Ehemals  glaubte  man,  dafs  diese  Insekten   vorzüglich  in  Spanien  zu  Hause 
wären,  bezog  sie  von  daher  zu  pharmacevtischen  Gebrauch,   und  gab  ihnen  des- 
wegen den  Namen  spanische  Fliegen.     Gegenwärtig  weifs  man ,  dafs  sie  in  allen  war- 
men Gegenden  von  Europa,  namentlich  in  Frankreich,   in  der  Schweiz,    in  Italien, 
in  Kalabrien ,  wo  man  sie  vorzüglich  auf  dem  Waldmeister  (asperula  arvensis)  an- 
trifft, auch  in  nördlicheren  Gegenden  z.B.  in  Deutschland,  Holland,  England,  in 
den  südlichen  Provinzen  von  Schweden,  wie  in  Schonen,  wo  sie  sich  auf  dem  Li- 
guster,   spanischen  Flieder  (Syringa  vulgaris)  und  Eschenbämnen  aufhalten,    und 
auch  ausserhalb  Europa  z.  B.  in  Persien  auf  der  Zitterespe ,  und  in  der  Tartarey  auf 
der  tartarischen  Lonicere  zu  linden   sind.       Die  Monathe,    wo  sie  am  häuffigsten 
und  gewöhnlichsten  vorkommen ,   sind  der  Junius  und  Julius.       Sie  leben  alsdann 
gesellschaftlich  nicht  nur  von  den  Blättern  der  schon  angegebenen  Pflanzen ,    son- 
dern auch  der  Hahnenbutten,    des  Hartriegels,    des  Geifsbarts,     der  Hundszunge, 
der  Weide,    des  Ulmen-  Eichen-  und  Olivenbaums,    die  sie,    nach  ihrer  ausseror- 
dentlichen Gefressigkeit ,  manchmal  ganz   entblättern,    so  dafs  diese   Bäume  und 
Sträuche  darüber  verdorren.     Nebst  der  Befriedigung  ihrer  Frefsbegierde  erfüllen 
sie   noch    durch  die  Begattung  die  Bestimmung  ihres  kurzen  Daseyns.     Bey  dieser 
besteigt  das  Männchen  den  Rücken  des  Weibchens ,  umfafst  es  mit  seinen  Füssen, 
und  sucht   mit  seinem  Schwanzende  die  Schwanzspitze  des  Weibchens  zu  errei- 
chen.    Die  Plättchen  des  männlichen  Schwanzendes  theilen  sich  so  dann,  und  es 
tritt  aus    demselben    ein   kleines    kugelförmiges  Zeugungsglied   in   die    geöffnete 
Schwranzspitze   des  Weibchens. 

In  Hinsicht  auf  Nutzen  und  Schaden  gehören  die  Canthariden  zu  den  merk- 
würdigsten Insekten.  Sie  haben  das  Eigne ,  dafs  sie  weder  besondere  Giftbehält- 
nisse, noch  besondere  Werkzeuge,  womit  sie  verletzen  könnten,  besitzen;  son- 
dern dafs  sie  selbst  ganz  Gift  sind.  Dieses  erkannte  schon  Galenits ,  der  bemerkte, 
dafs  die  ganze  Substanz  dieser  Insekten  auf  eine  unbekannte  Art  als  Gift  wirke, 
und  Dioscorides  und  Plinius ,  die  sie  unter  die  Gifte  rechnen.  Überhaupt  beweist 
di'e  Menge  der  angeführten  Schriftsteller,  wie  allgemein  anerkannt  ihre  Giftigkeit 
in  den  älteren  und  neueren  Zeiten  war,  und  wie  sehr  sie  Ärzte  und  Naturforscher 
ihrer  Aufmerksamkeit  würdigten.  Nicht  nur  das  lebende,  frische;  sondern  auch 
das  todte,  schon  in  Pulver  verwandelte  Insekt,  äussert  diese  Giftigkeit  auf  eine 
auffallende  Weise ,  und  kann  sie  nach  van  den  Sande  wohl  dreysig  Jahre  behalten. 

Auf  die  Geruchsorgane   macht  es   einen   überaus  unangenehmen  Eindruck, 
und  verbreitet  oft  weit  um  sich  her  seine  ekelhafte  Ausdünstung,    vorzüglich  bey 

einem 


6  4 

einem  bevorstehenden  Gewitter,  und  bey  Untergang  der  Sonne,  wenn  es  biswei- 
len in  ganzen  Schwärmen  die  Luft  erfüllt ,  oder  auf  Bäumen  in  grossen  Haufen 
beysammen  lebt.  Man  hat  Beyspiele,  dafs  Personen,  die  unter  solchen  Bäumen 
eingeschlafen  waren,  vom  Fieber  befallen  worden  sind,  und  Magnenus  erzehil, 
dafs  man  im  Jahre  1628  die  vor  der  heiligen  Kreutz  -  Kirche  bey  Pavia  gestände- 
nen  Eschenbäume  habe  ausrotten  müssen,  weil  die  Süssigkeit  des  an  diesen  Bäu- 
men befindlichen  Manna's  so  viele  spanische  Fliegen  herbeygelockt  hatte ,  dafs  der 
Gestank  den  Personen ,  welche  diese  Kirche  besuchten ,  unerträglich  wurde.  Auch 
die  schon  zu  Pulver  gestossenen  Canthariden  verbreiten  noch  diesen  flüchtigen  Ge- 
ruch, und  es  leiden  davon  besonders  diejenigen,  welche  sie  pidverisiren,  ohne 
den  Mörsel  zu  bedecken.  Nicht  weniger  heftig  und  unangenem  ist  er  in  dem  aus 
frischem  Cantharidenpulver  bereiteten  Blasenflaster.  Ich  habe  bemerkt,  dafs  er 
durch  einen  starken  Verband  und  die  Ermel  eines  dicken  Camisols  drang,  und 
reizbare ,  sanguinische  Personen  mit  einer  solchen  Beängstigung  und  Blutwallung 
aus  dem  Schlafe  erweckte ,  dafs  sie  nicht  mehr  einzuschlafen  im  Stande  waren. 

Vorzüglich  merkwürdig  und  bey  einer  unvorsichtigen  Anwendung  schädlich 
ist  die  Wirkung  der  Canthariden  auf  die  Haut.  Man  mufs  sich  daher  hüten,  sie 
mit  blosen  Händen  anzufassen,  oder  lange  darinnen  zu  halten,  wenn  man  sie :un» 
tersuchen  oder  zu  pharmacevtischen  Gebrauch  sammeln  will.  Sie  veranlassen  ein 
Brennen  in  der  Haut ,  durch  diesen  Reiz  auf  Nerven  und  Gefässe  eine  Entzündung 
und  einen  Zuflufs  seröser,  zuweilen  gallertartiger  Feuchtigkeiten,  die  sich  unter 
dem  Oberhäutchen  in  einer  gemeinschaftlichen  grossen ,  oder  in  mehreren  kleinen 
Bläschen  ansammeln.  Die  nach  geöffneter  Blase  darunter  blos  liegende  Haut  ist 
überaus  entzündet,  empfindlich,  ja  schmerzhaft  und  zu  einer,  ger turne  Zeit  fort- 
dauernden Eiterung  geneigt.  Je  frischer  das  Cantharidenpulver  und  das  davon  be- 
reitete •  Blasenpflaster  ist,  desto  schneller  äussert  es  diese  Wirkung,  und  zieht  oft 
.schon  in  fünf  bis  sechs  Stunden  eine  vollkommen  erhabene  Blase,  wenn  ein  altes 
erst  in  acht  bis  zwölf  Stunden  eine  unvollkommene  bildet. 

Wird  ein  an  sich  gut  bereitetes,  und,  nach  einem  in  manchen  Apotheken 
eingeführten  üblen  Gebrauch,  noch  überdies  mii  groben  Cantharidenpulver  be- 
streutes Blasenpflaster,  ungewöhnlich  lange  liegen  gelassen,  oder  das  Canthari- 
dengift,  es  sey  in  Pulver  oder  Tinktur,  auf  die  verwundete  Haut  angebracht;  so 
v.eranlafst  es  nicht  nur  eine  heftige  Entzündung  und  tiefe  Eiterung,  sondern  bis- 
weilen auch  bey  sehr  empfindlichen,  bey  alten  oder  solchen  Personen,  welche 
schlechte  Säfte  und  ödematöse  Geschwülste  haben,  den  Brand. 

Aus- 


6r> 

Ausser   diesen   nachtheiligen   Wirkungen   auf  unsre   Haul:   hat   dieses   Gift 
durch  die  Resorption  und  Aufname  in   die  Masse  unsres  Bluts  alle  die  üblen  Fol- 
gen, welche  es  innerlich  beygebracht  oder  angewandt  nach  sich  zieht,  und  welche 
wir  unten  besonders  kennen  lernen  wollen.       Die  Saugadern  unsrer  Oberfläche 
nemen   die   von  den  lebendigen  spanischen  Fliegen    ausschwitzende  Materie   bey 
Personen,  die  sie  mit  blosen  Händen  sammeln,    oder  den  im  Cantharidenpulver 
enthaltenen  Giftstoff,  wenn  er  zu  anhaltend  auf  die  Haut  wirkt,  auf,  und  bringen 
ihn  in  die  Saugaderdrüsen,    durch  welche   die  eingesogene  Feuchtigkeit  erst  drin- 
gen rmifs,    um  in  das  Blut  zu  gelangen.      Diese  Drüsen  schwellen  vom  Reiz  der 
Schärfe  auf  und  es   entstehen  daher  am  Halse,    unter  den  Achseln,  in  den  Wei- 
chen und  überall  Knoten,    wo  Drüsen  sind.      Man  hat  sogar  Beyspiele,    dafs  von 
den  an  den  Füssen   applicirten  Vesicatorien ,     die  Leistendrüsen   so  sehr  angelau- 
fen sind,  dafs   sie  von  Unerfahrnen  um  so  mehr  für  Bubonen  angesehen  wurden, 
weil  das    eingesogene  Cantharidengift  zugleich  umvillkührliche    und  schmerzhafte 
Erektionen  erweckt  hatte.      Dergleichen  Bubonen  zertheilen  sich  aber  von  selbst, 
wenn  das    spanische  Fliegenpflaster  entfernt  worden,    und    die  Stelle  geheilt  ist, 
wo  dasselbe  gelegen    war.     Eine  zweyte,   schwer  zu  erklärende  Wirkung  äussern 
die  zu  lange  auf  der  Haut  liegenden  spanischen  Fliegen ,     auf  die  Urinwege.       Es 
erfolgen  darauf  nicht  nur  öfterer  Drang  zum   Harnen   und  ein    reichlicherer  Ab- 
gang des  Urins,    sondern   auch  oft  mehr  oder  weniger   starke  Entzündungen  der 
Nieren,  der  Harnleiter,  der  Harnblase  und  Harnröhre ,  mit  blutharnen,  beschwer- 
lichem ,  nur  tropfenweise  erfolgendem  Urinabgang  oder  gänzlicher  Verhaltung  des- 
selben, welche  Zufälle  nicht  sehen,  Convulsionen,  Delirien,  ja  den  Tod  zur  Folge 
haben.      In  Rücksicht  dieser  Harnbeschwerden    erfordert  der   äusserliche  und  in- 
nerliche Gebrauch    der  spanischen  Fliegen    hauptsächlich    bey   solchen  Personen 
die  grofste  Behutsamkeit,  welche  an  Gries,  Stein,  schleimichten  Hämorrhoiden  der 
Blase,  Carunkeln  und  andern  Hindernissen  der  Urethra  leiden ,  und  deren  \b-  und 
Ausscheidungsorgane  des  Harns  überhaupt  sehr  reizbar  sind.      Man  hat  Beyspiele, 
dafs  solchen  Peronen  schon  der  Geruch  der  Canthariden,  leichte  Harnbeschwerde 
machte,    und  in  der  Gazette  de  Sante'  liest  man  den  merkwürdigen  Fall,    wo  ein 
Kunstverständiger  blos  dadurch  einen  heftigen  Schmerz  in  der  Urinblase  und  einen 
Krampf  in  den  Waden  bekam,    dafs  er  eine  halbe  Unze  Cantharidenpulver,    wel- 
ches noch  überdies  doppelt  in  Papier  eingewickelt  war,    mehrere  Tage  in  seiner 
Westentasche  trug.     Gelangt  endlich  das  Cantharidengift   mittelst  des  Saugadersy- 
stems zum  Herzen   und  in  das  Arteriensystem;     so   werden  bey  de  durch  dieses 

g  erhi- 


66 

•erhitzende  Reitzmitlel  ausserordentlich  in  Thätigkeit  gesezt,  und  Hitze,  Wallung, 
Beängstigung ,  Andrang  der  Säfte  nach  Brust  und  Kopf  veranlaßt. 

Alle  diese  Zufalle  erfolgen,  nur  in  weit  höherem  Grade,  auf  den  innerlichen 
Gebrauch  der  Canthariden ,  vorzüglich  bey  sein-  reizbaren ,  zu  Krämpfen  geneigten 
Personen,  und  überhaupt  da,  wo  das  Nervensystem  leidet,  jedoch  nach  Bartho- 
ii/is  und  Hildans  Bemerkung  immer  mit  geringerer  Gefahr,  wenn  sie  ganz,  als  wenn 
sie  in  Pulver  verschluckt  werden.  Dioscorüles  und  mit  ihm  beynahe  übereinstim- 
mend Plinius,  Nicanderj  Paul  von  Aegina,  Bagliv  und  viele  andere  versichern  ,  da(s 
Personen,  welche  zufällig  oder  vorsetzlich  Canthariden  genommen  haben,  vom 
Mund  bis  zur  Blase  und  zum  After  die  schmerzhafte  Empfindung",  als  ob  alles  an- 
gefressen wäre,  einen  Pech-  oder  Cedernharzähnlichen  Geschmack  im  Munde,  ein 
Brennen  in  der  Herzgrube,  ausser  den  schon  angegebenen  Beschwerden  in  den 
Urinwegen,  erhalten  und  überdies  beständig  an  Ekel,  ruhrartigen  Stuhlgängen, 
Schwindel,  Niederschlagenheit  und  Mangel  des  Bewustseyns  gelitten  hätten.  Hier- 
mit stimmen  auch  die  von  Kumpel,  Forster,  Tralles ,  Stockar,  Fueßly  und  andern 
Schriftstellern  gesammelten  Beyspiele  überein,  so  wie  Wittbrechts  Erzehlung  von 
einer  fünf  und  dreysig  jährigen  Jungfer,  welche  ein  Qüint  spanisches  Fliegenpul- 
ver, statt  eines  Laxierpulvers  genommen  hatte.  Öhngeachtet  dieses  durch  ein 
bald  darauf  genommenes  Brechmittel  grossentheils  wieder  ausgeworfen  worden  ist, 
so  wurden  die  gewöhnlichen  Zufälle  dadurch  doch  nicht  abgewendet.  Es  erfolgte 
uemlich  heftiger  Schmerz  im  Magen  und  Darmkanal,  beständiger  Ekel  und  Bre- 
chen, ein  unerträgliches  Urinbrennen  und  Blutharnen,  ein  kleiner,  harter,  aus- 
setzender Puls«  Kälte  des  Gesichts,  der  Hände  undFüsse,  kalter  Schweifs,  öftere 
Zuckungen  und  nur  mit  Mühe  wurde  die  Kranke  errettet.  In  anderen  Fällen  er- 
folgte wirklich  der  Tod.  So  starb  z.B.  der  römische  Bitter  Cosanus,  dem  ein 
ägyptischer  Arzt  einen  Trank  von  spanischen  Fliegen  verordnete,  und,  nach  Ci- 
ceros  Erzehlung ,  Cajus  Carlo  nach  genommenen  Canthariden.  Auch  Barrere  er- 
zehlt,  dafs  ein  sechzigjähriger  gesunder  und  starker  Mann  auf  eine  Drachme  Can- 
^iharidenpulver  Leibschmerzen  und  Strangurie  bekam  und,  als  am  andern  Morgen 
ein  Arzt  herbeygerufen  worden,  schon  über  und  über  mit  einem  klebrichten 
Schweifs  bedeckt  war,  kalte,  mit  Flecken  besezte  Extremitäten,  einen  kaum  fühl- 
baren Puls,  einen  aufgetriebenen  und  gespannten  Unterleib  hatte,  und  wenig  Stun- 
den darauf  starb.  Bey  der  Leichenöffnung  fand  man  das  Bauchfell  voll  Brandflecken, 
den  Hals  und  Boden  der  Urinblase  überaus  entzündet,  diese  überhaupt  sehr  ausge- 
dehnt und  lauter  brandige  Streife  in  ihrem  Umfange. 

Zfto  u- 


6? 

TJiouvenel,  der  die  chemische  Analyse  der  Canthariden  lieferte,  fand  die 
corrosive  Beschaffenheit  dieses  Gifts  in  einer,  mit  einer  fetten  oder  öligten  Mate- 
rie verbundenen  Säure.  Gm e/m  wagt  es  nicht,  mit  Zuversicht  zu  behaupten,  auf 
welchem  Grundstof  eigentlich  die  Schärfe  der  spanischen  Fliege  beruhe  und  ist  un- 
gewifs,  ob  er  sie  in  dem  darausgezogenen  Harze  oder  in  dem  sich  durch  das  Auf- 
brausen mit  Säuren  verrathenden  Laugensalze  suchen  soll.  Lüseke  äussert  sich 
hierüber  bestimmter  und  glaubt,  dafs  der  Hauptbestandtheil  dieses  scharfen  Wesens 
weder  in  dem  stinkenden,  gelben  Öle,  noch  in  dem  scharfen,  flüchtigen  Laugen- 
salze, als  man  bey  der  Destillation  erhält;  sondern  in  dem  harzigen  Extraktiv- 
stoffe liege,  den  man  durch  Weingeist  aus  den  spanischen  Fliegen  ziehen  kann. 
Wahrscheinlich  gehört  zum  Wesen  dieses  Gifts  die  innige  Verbindung  aller  dieser 
Bestandteile. 

FuefxJy  sagt:  „es  ist  nicht  schwer  zu  ei  kennen,  ob  jemand  dieses  Gift  be- 
kommen habe.  Die  Symptomen,  welche  darauf  folgen,  sind  demselben  so  eigen, 
dafs  sie  den  Arzt  nicht  lange  in  Zweifel  lassen  können.  Ausser  dem  besonderen 
Geschmack  im  Munde,  und  dem  Schmerz  in  den  Hypochondrien,  ist  noch  ein 
Jucken  in  den  Schaamtheilen ,  Harnwinde  und  bald  ein  blutiger  Harn  vorhanden, 
welcher  unter  dem  heftigsten  Brennen  nur  tropfenweise  abgeht.  Hilft  man  nicht 
schleunig,  so  kommt  der  Kranke  von  Sinnen,  delirirt,  bekommt  Schwindel,  Zuk- 
kungen  und  stirbt." 

Die  Heilart  ist  die  nemliche,  welche  bey  allen  scharfen,  äzenden  Giften 
statt  findet.  Ausserlich  legt  man  auf  die  von  den  Canthariden  angegriffenen 
Stellen  der  Haut,  Schleime,  Milch  oder  ÖL  Das  in  den  Magen  gelangte  Gift 
verlangt  aber  gleich  anfänglich  die  Ausleerung  desselben  durch  Brechmittel  so- 
dann aber  müssen  einwickelnde,  die  Schärfe  des  Gifts  abstumpfende  Mittel  z.  B. 
schleimichte  Getränke  ,  Milch,  Öle,  Honig  mit  Wasser  etc.  in  Menge,  durch  Mund 
und  After  lauwarm  beygebracht,  auch  äusserljch  erweichende  Bähungen  auf  den 
Unterleib,  vorzüglich  in  der  Schamgegend,  ferner  öligte ,  schleimiohie  Einsprit- 
zungen in  die  Blase  gemacht  Und  besonders  noch  der  Kampfer,  als  das  wahre 
Gegengift  der  spanischen  Fliegen,  in  starken  Gaben  zu  zehn  und  mehr  Gran,  am 
besten  in  einer  Emulsion  angewendet  werden.  Bisweilen  erfordert  der  entzünd 
liehe  Zustand  noch  Aderlassen,  laue  Bäder  und  andere  antiphlogistische  M -ttel. 


8.  Der 


68 


8.     Der    Raubkäfer. 

Staphyllnus i     Antennae    moniliformes.     Palpi    quatuor,    Elytra    dimidiata.     Alae  tectae. 
Cauda  simplex,  exserens   duas  vesiculas   oblongas.      Linn.  S.  N.  E.  G.  .XIII.  T.  I. 

P.  IV.  p.   2025. 


B]umenbat,!'S    Handbuch    der    Naturgesch.    S. 
329.    n.  29. 

Meyers  Naturgesch.  der  giftigen  Insekten,  Th.  I. 
S,  34.      Raubkäfer. 


Müllers  Linne"isches  Natursyst.  der  Ins.  B.  I. 
S.  387.     Raubkäfer. 

Onomatol.  Hist.  natural.  B.  VII.  S.  292.  Das  Raub, 
kufer  -  Geschlecht. 

Sulzers  Gesch.  der  Ins.  S.  68.     Raubküftr. 


Die  Insekten  dieses  ziemlich  zahlreichen  Geschlechts  entstehen  aus  Larven, 
die  sich  in  feuchter  Erde  aufhalten,  und  sind  nach  Verschiedenheit  der  Arien 
überaus  verschieden  in  der  Grösse,  die  von  der  einer  Linie  bis  zu  der  eines  Zolls 
steigt.  Sie  haben  paternoster  -  oder  perlenschnurförmige  Fühlhörner,  vor  den- 
selben meistens  ein  scharfes  Zangengebifs,  kurze,  erwan  die  Hälfte  des  Hinterlei- 
bes bedeckende  Flügeldecken  und  am  Schwanzende  zwey  verborgene,  länglichte 
Bläschen,  welche  sie  hervortreiben  können,  übrigens  sechs  Füsse ,    welche  nichts 

Auszeichnendes  haben.     Die  meisten  Arten  dieser  Raubkäfer  sind  schwarz ,  andere 

O 
fallen  mehr  ins  blaue,  noch  andere  sind  gelb,  braun  oder  roth,  die  Schwanz- 
bläschen aber  gelblich  und  bey  den  schwarzen  Arten  weils.  Sie  sind  sehr  ge- 
schwind, welches  ihrer  Raubsucht,  wovon  sie  auch  den  Namen  erhalten  haben, 
sehr  zu  Statten  kommt,  leben  meistens  von  andern  Insekten,  und  sind  nicht  nur 
in,  sondern  auch  ausserhalb  Europa   zu  Hause. 

Die  grösseren  Raubkäfer  beissen  ziemlich  schmerzhaft,  und  geben  einen 
.schmierigen,  schwarzgelben,  übelriechenden  Saft  von  sich,  wenn  sie  gefangen 
werden  und  in  Lebensgefahr  sind,  dessen  Giftigkeit  jedoch  noch  zweifelhaft  ist. 

9.     Der   grosse  Ohrwurm.     T;ib.  I.  Fig.  9.  und  10. 

Forficula   auricularia ,  elytris   apice   alias,    antennis    14    articulatis.   L.  S.   N.   E.   G.   XIII. 

T.   I.   P.   IV.   p.    2038-    n.    I.   Anioenit.   acad.   Vol.   III.    p.    343.    Faun.  Suec.   p.    860.  — 

Habitat  in  Europae  fructibus  frequens:   aures   dornnentium  intet  dum  intrans,  spiritu 

frumenti  pellenda. 


Berlinhche  Sammlungen,  B.  VIII.  S.  342.  Bemer- 
kungen   über  den  Ohrwurm. 

Bl  umcnbach  s  Handb.  der  Naturgesch.  ste  Aufl. 
5.  329.  n.  i.    Ohrwurm,   Oehr lirig ,   OhrtiÜhUr. 

Cuvier  Tableau  e"Ie"mentaire,  p.  567.  U  grand 
ptrce  -  oreilft. 


Degeers  Abhandl.  zur  Gesch.  der  Ins.  von  Göze. 
B.  III.  S.  353.  Tab.  XXV.  Fig.  16  —  25.  Grand perct- 
or eitle ,  der  gross    Ohrwurm, 

Fabricii  Mantiss.  Ins.  I.  p.  224.  n.  1.  Spec. 
ins.  I    p.  340.   n.  1.  Syst.  Ent.  p   269.  n.  I. 

Forbicinii  Bom.  Dict.  VIII.    p.  334. 

Fri  sehs 


oy 


Frischs  Beschreib,  allerley  Ins.  Teutsch).  Th. 
VIII.  S.  31.  Tab.  XV.  Fig.  1.  2.  Vermis  iiuricu- 
larius. 

Füefslins  Schweitz.  Ins.  S.  21. 

Gazette  lit.  de  Berlin  1775.  no.  570. 

Geoffroy  Hist.  des  Ins.  T.  I.  p.  375.  n.  1.  Tab. 
Vü.   Fig-  3>   le  grav.d  peree -oreille. 

Gözes  entomologische  Beytr.  II.  S.  734.  n.  1, 
Der  grosse  Ohrwurm.      Geschichte  scliädl.  Ins.   S.  225 

Herbsts  Anleitung  zur  Kenntnifs  der  Insekten. 
Tab.  XXVI.   Fig.  f.   a.b. 

Jonstoni  Hist.  nat.  de  Ins.  Tab.  XVI.  Fig.  2. 

Lister  Scarab.  angl.  p.  391.  mut.  T.  XXXI. 
Fig.  A.   Scarabaeus  subrufus ,   cauda  furcata, 

Merian,   M.  S.  Europ.  Ins.   Tab.  XXX. 

Meyers  Naturgesch.  der  giftigen  Ins.  Th.  I.  S. 
9  s .    Der  grosse  Ohrwurm. 

Mouffetti  Theatr.  Ins.  171.  F.  inf.  Forficula  s. 
auritula)  ia   vulgaris. 


Müllers  Linn.  Nahirsyst.  der  Ins.  B.  1.  S.  396 
n.   I.     Der  grosse  Ohrwurm.    Tab.   VIII.    Fig.  9. 

Mural  to  de  Forficula  in  Eph.  N.  C.  Dec.  II.  ann. 
2.   obs.  1  9.   p.  44. 

Onomatol.  Hist.  nat.  P.  III.  p.  911.  D*s  Ohrenwie- 
selchcn. 

Petiveri  Gazophylac.  Nat.  et  Art.  Decad.  Tab. 
74.   Fig.   5.   Forficula  vulgaris. 

Sauvages  Otalgia  a  forficulis  aliisq.  Ephem.  Nat. 
Cur.  Volckameri   obs.  266. 

Schaeffer.  Elem.  Ent.  Tab.  62.  Icon.  Inst.  Rat. 
Tab.  144.   Fig.    3.  4. 

Scop  0  li  Entomol.  Carniol.    312- 

Sonderbare  Erzählungen  aus  der  Naturgesch.  Magde- 
burg 1784.   Stück  I.   S.  39. 

Sulzers  abgekürzte  Gesch.  der  Ins.  S.  69.  Tab. 
VII.  Fig.  17.  Kennzeichen  der  Ins.  Tab.  VII.  Fig. 
50.     Der  grosse  Ohrwurm. 

Volckatners  Wahrnehmung  von  Würmern  im 
Kopf.  S.  Abh.  der  kais.  Ak.  der  Naturf.  Th.  III. 
S.  406. 


Ein  überall  in  Europa ,  und  in  Teutschland  vorzüglich  noch  unter  dem  Na- 
men Ohrenhöhler ,  Ohrkäfer,  Zangenkäfer ,  in  England  unter  dem  Namen  the  ear- 
v/ig ,  in  Schweden  unter  dem  Namen  Oemmask  und  Twestiert,  in  Holland  unter 
dem  Namen  Oorkruiper  oder  Oorworm  bekanntes  Insekt ,  welches  seine  weissen, 
ziemlich  grossen ,  ovalen  Eyer  in  die  Erde ,  oder  zwischen  die  Baumrinde  legt, 
aus  welchen  es  als  Nymphe  in  einer  von  dem  vollkommenen  Insekte  nur  in  so 
ferne  abweichenden  Gestalt  kommt,  dafs  es  noch  keine  Flügel  hat,  welche  es  erst 
nach  der  zweyten ,  dritten  Hautang  zu  erhalten  pflegt.  Bis  dahin  bleibt  die  Nym- 
phe weife  und  hat  blos  braunrothe  Zähne  und  Augen,  frifst  und  lauft  aber  wie 
das  vollkommene  Insekt ,  und  ist  daher  eigentlich  nur  Halbnymphe.  Sowohl 
Nymphe  als  Insekt,  haben  eine  Länge  von  zehn  bis  eilf,  und  eine  Breite  von  höch- 
stens zwey  Linien.  Der  Kopf  des  Ohrwurms  (Tab.  I.  Fig.  9.)  ist  oval,  braunroth 
und  hat  zwey  netzförmige  schwarze  Augen,  dunkelbraune,  borstenförmige ,  vier- 
zehngliedrigte  Fühlhörner,  welche  so  lang,  als  der  halbe  Körper  sind,  zwey  gelbe 
Beifszangen  und  vier  Bartspitzen.  Auf  dem  Brustschilde  sieht  man  oben  eine 
flache,  vorne  queer  abgeschnittene  und  hinten  rundliche  Platte,  welche  hornartig, 
in  der  Mitte  schwarz,  und  an  den  erhabenen  Rändern  blafsbraun  und  graulich  ist. 
Die  zwey  braunen  halbhornartigen  Flügeldecken  sind  so  kurz,  dafs  sie  kaum  die 
Brust  bedecken,  und  verbergen  demohngeachtet  die  feinen  durchsichtigen ,  v  ganz 
zusammen gefalteien  Flügel,  weiche  ausgebreitet  so  lang  als  der  Hinterleib  sind. 
Dieser  ist  länglicht,  mit  einer  hornurtigen,  kastanienbraunen  Haut  bedeckt,    aus 

zehn 


70 

zehn  Ringen  zusammengesezt  und  daher  so  biegsam,  dtifs  das  Insekt  nach  allen 
Seiten  damit  herumschlagen  kann.  Sein  lezter  Ring  (Fig.  10.  a.  a.)  ist  mit  vier 
Erhabenheiten  versehen  und  endigt  sich  in  eine  bewegliche,  hornartige  Zange, 
wovon  das  Insekt  den  lateinischen  Namen  Forßcula  und  den  teutsehen  Zangen  keif  er 
erhalten  hat.  Die  zwey  Arme  dieser  Zange  (b.  b.)  sind  an  der  Wurzel  sehr  dick, 
und  an  der  Innenseite  mit  mehreren  Zähnen  versehen ,  am  Ende  aber  hakenförmig 
gebogen-  Das  Insekt  kann  sie  öffnen  und  schliessen,  und  damit  seinen  Raub  hal- 
ten, übrigens  haben  die  Fufshlätter  der  ziemlich  kurzen,  ockergelben  Füsse  nur 
drey  Gelenke. 

Was  den  Geschlechtsunterschied  betrifft,  so  beruht  dieser  blos  auf  einigen 
Abweichungen  mit  der  Gestalt  und  Bewegfertigkeit  der  Zange,  welche  beym  Männ- 
chen (Fig.  10.)  grösser,  an  der  Wurzel  stärker ,  überhaupt  bogenförmiger  und  an 
der  Innenseite  der  Wurzel  mit  mehr  Zähnen ,  als  beym  Weibchen  versehen  ist. 
Auch  zeigen  sich  an  den  Seiten  des  lezten  Rings  beym  Männchen  einige  eckigte 
Erhöhungen  (a,  a.).  Dabey  ist  lezteres  im  Stande  die  Arme  der  Zange  vollkom- 
men übereinander  zu  schlagen ,  da  sie  das  Weibchen  kaum  zusammenbringt.  Mit 
dieser  Zange  nähert  sich  bey  der  Begattung  das  Männchen  rücklings  dem  Weib- 
chen, sucht  damit  den  Cht  der  Vereinigung  auf,  welche  mittelst  eines  aus  der 
Fuge  des  vorlezten  Ringes  beym.  Männchen  heraustretenden  Theils  erfolgt,  so  dafs 
die  Zange  des  Männchens  am  Hinterleibe  des  Weibchens,  und  die  des  Weibchens 
am  Hinterleibe  des  Männchens  anliegt,  wobey  bey  de  in  entgegengesezter  Richtung 
ruhig  sitzen  bleiben. 

Man  findet  die  Ohrwürmer  in  der  Erde,  unter  Steinen ,  im  Mist,  unter  der 
Rinde  alter,  fauler  Bäume,  auch  in  holden  Bäumen,  au  und  in  verschiedenen  Gar- 
tenkräutern, an  den  Kohlblättern ,  in  den  Stielen  der  Angelika,  des  wilden  Pasti- 
naks, auch  in  Blumen,  z.  B.  in  den  Kelchen  der  Nelken,  nicht  weniger  in  ver- 
schiedenen Früchten,  ihrer  Lieblingsspeise,  z.  B.  in  süssen  Birnen  und  Äpfeln,  in 
Pflaumen,  Aprikosen  und  Pfirschen,  in  welche  sie  sich  hineinfressen.  In  die  Häu- 
ser werden  sie  theils  durch  dergleichen  Früchte ,  theils  durch  Blumen  und  Kräuter 
gebracht,  und  dann  sind  sie  bisweilen  in  den  Rissen  feuchter  Mauern,  in  den 
Spalten  fauler  Bretter,  unter  den  Blumenscherben  und  an  andern  feuchten  Orten 
anzutreffen.  Überhaupt  äussern  sie  einen  Trieb  sich  in  Höhlungen  zu  verbergen, 
und  schlüpfen  daher  nicht  selten  in  das  menschliche  Ohr.  Zwar  suchen  lezteres 
verschiedene  Naturforscher  wegen  des  die  Insekten  zurückscheuchenden  Ohren- 
schmalzes zu  bezweifeln;    allein  mehrere  Beyspiele,   wobey  ich  Augenzeuge  war, 

haben 


haben  mich  von  der  Wirklichkeit  dieses   thierischen  Instinkts  überzeugt.      Auch 
hndet  man  hin  und  wieder  bey  den  Schriftstellern  merkwürdige  Exernpel.     So  er- 
zehlt  Bomare  in  seinem  Dictionaire   der  Naturgeschichte  von  sich  selbst,    dafe  ein 
Ohrwurm,  den  ihn  sein  Bruder  ins  Ohr  laufen  liefs,  bey  ihm  Dummheit  und  Kopi- 
schmerzen,   bey  seinem  Bruder  aber,    an  welchem  er  sich  auf  gleiche  Art  gero- 
chen ,  weit  schlimmere  und  bedenklichere  Zufalle  hervorgebracht  habe ,  und  Volcka- 
mer  führt  das  Beyspiel  einer  Frau  an,    welcher  mehrere  Ohrhöhler  ins  Ohr  gekro- 
chen sind,    als  sie  auf  dem  Grase  eingeschlafen  war,     und  weiche,    da  sie  nicht 
alle  wieder  herauszubringen   waren,    Zeitlebens   die  heftigsten  Schmerzen   davon 
auszustehen  hatte.     Auch  aus  den  sonderbaren  Erzählungen  aus  der  Naturgeschichte 
führt   Gö'ze  eine   merkwürdige   Anekdote   an.       Eine  mit  heftigen  Kopfschmerzen 
geplagte  Frau  sagte  einst  in  der  Verzweiflung  zu  ihrem  Mann :    er  mügte  sie    todt 
schlagen.     Der  Mann  schlug  mit  einem  Beil  auf  die  Ecke  des  Tisches  und  sogleich 
blieb   die  Frau,    die  er  gleichwohl  nicht  berührt   hatte,    todt.      Bey  der  Sektion 
fand  man  «inen  Ohrwurm  im  Kopfe,     der  sich  vom  Ohr  herein  weiter  gefressen 
hatte ,  welches  freylich  wegen  der  schwachen  Frefswerkzeuge  dieses  Insekts  wenig 
Wahrscheinlichkeit  hat,      da  kein  Ausgang  aus   dem  Gehörwerkzeuge  ins  Gehirn 
vorhanden  ist,    und  daher  die  Knochensubstanz  hätte   durchnagt  werden  müssen. 
So  viel  ist  indessen  gewifs ,  dafs  der  Ohrwurm  in  die  Stellen ,  wo  er  sich  anhängt, 
zu  kneipen  und  zu  beissen  und  dadurch  nicht  selten  den  lebhaftesten  schmerz  zu 
verursachen  pflegt.     Auch  dreht  er,  sobald  er  Verfolgung  bemerkt,  gleich  überall 
seinen  Zangenschwanz  herum  und  sucht  damit  zu  zwicken.     Um  sich  von  diesem 
lästigen  Gaste   im  Ohre  zu  befreyen,    dient  das  Einspritzen  mit  Öl,    Essig  oder 
Brandwein. 


io.     Die    amerikanische    Schabe.     Tab.  I.  Fig    1 1. 

Blatta  aviericana,    ferruginea,    thoracis  clypeo  posterius   exalbido.      Linn.  S.   N.  E.  G. 
XIII.   T.  I.   P.  IV.  p.   2042.  n.   4.   —      Habilat  in  America,   cum  saccharo   in 

Europam  delata. 


Degeers  Abliandl.  zur  Geschichte  der  Ins,  von 
Göze,  B.  HI,  S.  347.  Tab.  44.  Fig.  1-3.  Blatte 
Kaker lac ,    der  Kakkerlak. 

Fabricii  Mantiss.  ins.  I.  p.  225.  n.  6.  Spec.  ins. 
I.  p.  342.  n.  5.  Syst,  Ent.  p.  371.  n.  3. 


IFerm  i  n  s   Reise  dut 
Hauskäfer ,   Kackerlnck. 


Brückmann,    U.  F.  E.    Epistolarum  itineraria-  f        Fermins  Reise  durch  Surinam ,    Th.  II.  S.  26s. 
rum  Cent.  I.  Epist.   XXIII.  c.  Fig. 


Frischs   Ins.  Teutschl.    Th.  V.   Tab.  III. 

Geoffroy  Hist.  des  Ins.  I.  p.  381.   n.  2.    Blatta 
fusGO-flauescen  . 

Gözens  entomol.  Beyer.  Th.  II.  S.  7.  n.  4.  Blatta, 
americana ,   der  braune  amerikanische  Kakkerlak. 

Herbst, 


72 


Herbst,  in  Fuefslys  Archiv  der  Insektengeschichte 
VIII.   T.  49.    Fig.  5     Blattei  alata. 

Merian.  Ins.  de  Surin.   I.  Tab.  I.   Kakkerlaque. 

Meyers  Naturgesch.  der  giftigen  Ins.  Th.  I.  S. 
103.   n.  J.    Die  amerikanische  Schabe. 

Müllers  Linn.  Natursystem  d.  Ins.  B.  I.  S.403. 
n.  4.      Der  Amerikaner. 


Neueste  Mcmnichfaltigkätet*.   Jahrg.  II.   S.  i.e.  F. 

Raji  Hist.  Ins.  623.  Blatta  molendinaria  ab  insula 
Jamaica  allata ,  major. 

Seel  i  gm  an  11  s  ,  J.  M.  Sammlung  verschiedener 
ausländischer  und  seltener  Vögel.  Th.IV.  Tab.  C VIII. 
Fig.  5.   Blatta  atnericaria ,   die  amerikanische  Schabe. 

Villers  (de)  Entomologia  Faunae  Suecicae  Ca- 
roii  Linnaei  Vol.  I.  p.  423. 


Degeer  und  Fermin  geben  die  Grosse  der  amerikanischen  Schabe  verschieden 
an.  Ersterer  giebt  ihr  nur  anderthalb  Zoll,  lezterer  fast  dritthalb  Zoll  Länge.  Ihre 
borstenartigen  Fühlhörner  aber  übertreffen  oft  die  Lange  des  ganzen  Körpers.  Lez- 
terer ist  mehr  platt,  als  rund,  und  besteht  aus  einem  schmaleren  Bruststück  und 
einem  bauchigte,n  ,  vielringichen  Hinterleibe.  Flügel  und  Flügeldecken  sind  länger 
als  der  Körper.  Einige  sollen,  nach  Seeligmann,  gar  keine  Flügel  haben,  worin- 
nen  er,  wohl  irrig,  den  Geschlechtsunterschied  sucht.  Denn  beyde  Geschlechter 
haben  Flügel,  nur  sind  die  des  Weibchens,  so  wie  der  Körper,  kürzer,  als  die 
des  Männchens,  welches  überdies  zwischen  den  beyden  Schwanzhörnern  noch 
zwey  andere,  ziemlich  lange,  kegelförmige  Fäden  hat,  die  dem  Weibchen  fehlen. 
Die  Farbe  des  ganzen  Körpers  und  der  Flügeldecken  ist  rostfarbig  braun,  die 
runde  Brustschildplatte,  nach  Degeer ,  dunkelockergelb,  mit  zwey  grossen,  dun- 
kelbraunen Mittelflecken ,  die  dickschenklichten  Füsse  aber  sind  nach  Seeligmann 
rothgelb.  Sie  legen  eine  Menge,  den  Senfkörnern  ähnliche  Eyer  .auf  einem  Hau- 
fen, den  sie  dann,  wie  die  Spinne,    mit  einem  starken  Gewebe  überziehen. 

Amerika  ist  ihr  Vaterland.  Ursprünglich  leben  sie  daselbst  in  Wäldern  und 
im  Gebüsche,  und  gehen  in  warmen  Sommernächten  in  grossen  Heeren  auf  ihren 
Fiaub  aus.  Im  Winter  verlieren  sie  sich,  kriechen  in  die  Löcher  alter  Mauern 
und  in  den  Schutt,,  wo  sie  den  ganzen  Winter  wie  todt  verborgen  liegen.  Da 
sie  den  Süssigkeiten  sehr  nachgehen;  so  findet  man  sie  in  Menge  auf  den  mit 
Zucker  beladenen  Schiffen,  und  durch  diese  werden  sie,  theils  todt,  theils  leben- 
dig, mit  nach  Europa  gebracht.  Wirklich  sind  sie  nach  de  Villen  Versicherung 
,gchon  im  südlichen  Frankreich  einheimisch  geworden. 

Unglaublich  ist  der  Schade,  welchen  diese  Insekten  durch  ihre  ausserordent- 
liche Gefressigkeit  anrichten.  Sie  beschädigen  nicht  nur  die  Feldfrüchte,  sondern 
sie  nisten  sich  auch  in  die  Schränke,  in  das  Holzwerk  der  Häuser  etc.  und  ver- 
mehren sich  so  sehr,  dafs  in  den  meisten  Häusern  in  Surinam  alles  davon  wim- 
melt. Alles  leinene  und  wollene  Zeuch,  Papier,  Leder,  Pergament,  Brod  und  alle 
Lebensmittel,  vorzüglich  Zuckerwerk,  wird  von  ihnen  zernagt,  und  es  hält  sehr 

schwer, 


schwer,  Efswaaren  vor  ihnöt  zu  verwahren,  da  ihr  dünner,  platter  Körper  Sie 
geschickt  macht,  überall  durch/.uschlüpfen.  Sie  kommen  daher  auch  in  Gefasse, 
worinnen  Wein  und  Bier,  und  vorzüglich  in  die  Glaser,  worinneri  Gonfitureh  em- 
halten  sind.  Das  Lustigste  ist  noch  ihr  unerträglicher  Geruch ,  welcher  >\o.n  der 
Wanzen  weit  übertrifft,  und  welchen  sie  sowold  den  Kleidungsstücken,  als  den 
Efswaaren  mittheilen,  und  leztere  hierdurch  ungenießbar  machen.  Bey  Nacht, 
wo  sie  auf  ihren  Raub  ausgehen,  plagen  sie  die  Menschen  durch  ihre  Bisse,  be- 
sonders gehen  sie,  wie  Seligmann  versichert,  den  Fingern  der  Kinder  nach,  wenn 
sie  fett  sind.  Von  den  in  ihrem  Vaterlande  gebräuchlichen  Mitteln  zu  ihrer  Ver- 
tilgung, findet  man  bey  den  Schriftstellern  nichts  angegeben. 

,    ii.     Die  Maulwurfsgrille,     Tab.  XIII.    Fig.  3. 

Gryllo-talpa,    alis   cand&ris   elytro  longioribus ,    pedibus   anterioribus  palmatis  tumentosis. 

LiriÄ.  S.  N.  E.   G.   XIII.   T.   I.    P.  IV.   p.   2059.    u.    10.  Faun.    Suec.    806.  —     Habitat 

in  Europae,  borealis  Americae   et  Asiae,  ipsius   Tavae  (Minor  tarnen)  cultis,    bonorum 

pestis,    fimo  equino  ailieienda ,    porcino  pellenda. 


AI «2  ro  v  r  nd  i ,  de  animalibus  Ins.ectts,  Lib.  V. 
•C.  IX.  p.  22;.  Vertttii  cttcurbitarius. 
-  Bartkolmi.  Act.  Haft?!  Vol.  IV.  p.  5.  F.  1  —  6. 
Blanek  Herb.  T,  jji.  Fig  10. 
B  !  u  111  011  ba  c  Ii  s  Handbuch  der  Naturgescli.  5. 
Auf..  S.  333j  n  !'■  &U  Ifetic,  Maulwurfsgrille ,  Her 
Riehwurm,  Rcitw:inn ,  Schratwurm ,  Ackerwerbel ,  Eid. 
kvets. 

Lirefsl.  Natur-  und  Kua.stges.cli.  Vers.  12.  S.  666. 
von  den  fferre». 

■    Catesby  (M.)'tlie  Natural  History  of  Carolina, 
Florida   and   the  Bahama  Islands.   Vol.  I.   Tab.  VIII. 

C.uvier  Tableau  t'lt'nieutaire,  p.  571.  Ic  taupe- 
griilon.   Cour ti liiere, 

Degeers    Abb.  zur  Gescb.  d,  Ins.  von  Göze,   B. 
III.  S.  336.   n.  2.     taupe -  Griilon,   Maütlöiirfsgritle. 
.    Fa.bricii   Maut.  ins.  I.   p.  231.   n.  1.   Spec.  ins.  I. 
p.  353<   "•  ••   Syst.  Ent.    p.  279.   n.  1. 

Fränkische  Samml.  B.  II.  S.  10.  vom  Fangen  der 
GryUo  -  Talpa. 

Frischs  Ins.  Teutschl.  Tb.  XI.  S.  28.  n.  28. 
Platte  I.  Tab.  J.  Die  FeUgrille  m.:e  Maulwurf sftssen, 
der  Schrot  wurm ,    Gerstenw/irm,    Reutwurtn. 

Geoffroy   Hist.  des  Ins.   'f.  I.   p.  3S7.  n.  1.   Tab. 
VIII.    Fig.   1.   In  Coitrtillie're  ou    le  Taupe -Griilon. 
Goedartii   Inseeta  Tom.  I,   p.  290.  Tab.  "6. 
Göze,  entoinol,  Bey  träge  II,  S.  49.  n.  io.  Acker. 


120. 


wirre,     Rietkrebs   Geschichte    SchMdl.    Ins.     S. 
Maulwurfsgrille. 

Griselini   Giornale  dTtalia,    T.  V.    p.  205. 

Hamwv.  g.  Anz.  1754.  S.  142  1.  von  Ausrottung- 
des  Reut-  oder  Sehrootwurmes . 

TIanow    von    einem  Sthrootwurm.    Merkwürdigk 

B.  I.   S.  334- 

Jacob  acus,  Ol.  Anatome  Gryllo-  Talpae  Act. 
Hafniens.    \'ol.  IV.   <>Us.   2. 

Imperati   ( Ferrantes)    Hist.   nat.  Lib.   XXUX 

C.  1.   p.  901.    Edit.  Colon.   Fig.  2.    Talpci. 
J.onstonii  Ins.  Tab.  XII.  Fig.  ult.   Unj/'ot.rlpa. 
fllem.  et  Obs.  de  la  Soc.  Oecon.    de  Berne  ,    T.  IVT. 
Menzel     in   Actis    N.   O.  Dec.  II.    An.  VI.    p. 

1  20. 

Mouffetti   Theatr.  Ins.   p.  104.  Grtflle-talpa. 

Müllers  Linn.  Naturs.  d.  Ins.  B.  I.  S.  422.  p. 
I  o.   Maulwurf sgrytle . 

Mural  t,  J.  v.  von  dem  Ackerwirbel.  S.  Abb.  d. 
k.  Ak.  d.  Natf.  Tb,  XI,  S.  92  und  Th.  XII.  S.  51.' 
Tab.  II.  Fig.  5  —  7. 

Museum  Lud.  Ulr.  120. 

Mitsttm  Richter,   p.  3jg.  Gryllus  sulterruttt,m. 

Nachricliien  der  S.hles.  patriae.  Gesellsch.  15.  I.  S 
129.  über  die  ll^erre. 

0«omafx  Hist.  nar,  IMV.  r>.  73.  Grytlus  Qrytlo. 
tatpa, 

IO  P-ve. 


74 


Peyeri,  J.  C.  Merycologia  s.  de  Rumiuantibus 
et  Ruminatione  commentaria.  Basil.  1635.  P-  4.  et 
198. 

Physikalische  ökonomische  Auszüge,  B.  II.  S. 
514.  IVerren  oder  Sthrootwürmtr  in  Gärten  zu  ver- 
treiben. 

Raji   Hist.  Insect.   p.  64.  n.  67.  Gri/llotalpa. 

Reaumur  Memoire«  pour  serv.  a  l'hist.  des  Ins. 
T.  I.  p.  27. 

Rösels  Insektenbel.  Th.  II.  Heuschr.  S.  89- 
Tab.  XIV.  XV.  Der  geflügelte  Maulwurf,  oder  die 
schädliche  grosse  Feldgrille  mit  Maulwurf 'sfiissen ,•  der 
dicker  werbet.  S.  90. 


Schatjfferi  Icöd.  Ius.  Ratisb.  lau.  XXXV  ii. 
Fig.   1. 

Schwenkfeit  Thtriotropheum  Silesiae,  p.  533, 
Curtitla,   die  IVirre. 

Scopoli  Entomol.   Carniol.    317. 

Seba  Mus.   IV.  T.  89.  Fig.  3.  4. 

Sulzers  Gesch.  d.  Ins.  S.  71.  Vignette.  Kenn. 
zeich.  T.   IX.   Fig.  59. 

Welsch  Hecatosteae  IL  Observationen  Pbysko- 
medicar.    p.  39.   c.   f. 

Wittenbergisches  Wochenblatt.  B.  I.  S.  89  und  20 1. 
B.  II.  S.  294.  309.  B.  VII.  S.  401.  von  der  Grt/lto. 
Talpa   oder  Erdwolfe  und  Vertreibung  desselben. 

Zinks  Leipz.  Sammlung.  B.  Xlll.  S.  840. 


Zu  den  verschiedenen  Benennungen ,  unter  welchen  dieses  Insekt  bekannt 
ist,  gehören  auch  noch  der  von  dem  Schaden,  welchen  es  den  Kürbsen  zufügt, 
hergenommene  Name  Kürbswurm ,  der  seine  Ähnlichkeit  bezeichnende  Name  Erd- 
krebs- die  englische  Benennung  Fen-Cricket  und  die  holländischen  Veen-Mol  und 
Mol  -  Kr ekel.  Es  hat  einen  ziemlich  kleinen,  länglicht-  ovalen  Kopf,  den  es  in 
das  Bruststück  zurückziehen  und  aus  demselben  wieder  hervorstrecken  kann,  zwey 
borstenartige,  ziemlich  lange  und  starke  Fühlhörner  vor  den  schwarzen  netzförmi- 
gen Augen,  zwey  viergliedrichte  und  zwey  dreygliedrichte  Frefsspitzen  am  Munde. 
Sein  Brustschild  hat  viel  Ähnlichkeit  von  dem  eines  Krebses,  eine  schmale,  erha- 
bene Kante  in  seinem  ganzen  Umfange ,  ist  dabey  ziemlich  lang  und  dick,  und  mit 
dem  feinsten  Wollhaare  versehen.  Am  Hintertheile  des  Brustschilds  sind  die  le- 
derartigen ,  mit  starken  und  schwachen  Adern  durchzogenen  Flügeldecken  befesti- 
get, welche  den  Rücken  kaum  zur  Hälfte  bedecken.  Die  stärkeren  Adern  dieser 
Flügeldecken  sind  nach  Rö'scl  das  einzige  Kennzeichen ,  wodurch  sich  das  Männ- 
chen von  dem  Weibchen  unterscheidet ,  und  womit  eß  einen  besonderen  Laut  her- 
vorbringen kann,  um  das  Weibchen  zur  Begattung  herbeyzulocken.  Völlig  un- 
kenntlich sind  die  langen  dicht  gefalteten ,  sich  wie  zwey  Leisten  über  den  Rük- 
ken  hinabziehenden,  und  in  zwey  noch  über  den  Hinterleib  hinausreichenden 
Spitzen  sich  endigenden  Flügel,  welche  ausgebreitet  überaus  breit,  und  beynahe 
dreyeckig  sind.  Der  lange,  aus  neun  bis  zehn  Ringen  bestehende,  ziemlich  weiche 
Hinterleib  ,  ist  bey  seiner  Vereinigung  mit  dem  Brustschilde  ziemlich  schmal ,  wird 
aber  alsdann  bauchicht  und  hat  am  Schwanzringe  zwey,  den  Fühlhörnern  in  der 
Länge  beynahe  gleichkommende,  nur  etwas  dickere,  borstenartige  Spitzen,  welche 
Rösel  ebenfalls  zu  Fühlhörnern  macht,  die  diesem  Insekte  in  seinen  unterirdi- 
schen  Gängen  die  xon  hinten  drohejnde  Gefahr  gewahr  werden  lassen.     Von  den 

sechs 


7"> 
sechs  Füssen  zeichnen  sich  die  zwey  vorderen  durch  ihre  besondere  Bildung  aus. 
Sie  bestehen  aus  drey  Gliedern,    -wovon  das  kleinere  seine  Artikulation  im  Brusfc- 
schildehat,  das  mittlere  das  dickste,  und  das  äussere  oder  das  Fufsblatt  den  Vor- 
derfüssen  des  Maulwurfs  sehr  ähnlich  ist.     Dieses  Fufsblatt  besteht  aus  einem  klei- 
nen ,  daumenförmigen ,  am  Ende  mit  zwey  borstenaf  tigen  Spitzen  versehenen  Glied 
(Tab.  XIII  Fig.  3.  a.)t  welches  in  ein  zweytes,  zweyzackichtes  (b.)  eingelenkt  ist, 
und  aus  einem  dritten  vierzackichten  Gliede  (c.) ,  worinnen  das  zweyte  Glied  des 
Fufsblatts   seine  Artikulation  findet.      Die  Maulwurfsgrille  ist,    nach  Rösels  Versi- 
cherung,   mit  diesen  Vorderfüssen   im  Stande,    eine  Last  von  sechs  Pfunden  auf 
einer  ebenen  Fläche  fortzuschieben ,  woraus  sich  auf  die  Kraft  schliessen  läfst,  mit 
welcher  sie  das  Erdreich,  beym  Graben  ihrer  Gänge,   zu  entfernen  vermag.     Das 
zweyte  Paar  Füsse  ist  gleich  an  der  Vereinigung  des  Hinterleibes  mit  dem  Brustschil- 
de eingelenkt,  viel  dünner  und  etwas  länger,  als  das  vordere  Paar,  übrigens  durch 
nichts  ausgezeichnet.     Das  hinterste  Paar,  oder  die  Springfüsse,  haben  sehr  dick« 
Schenkel  und  sind  am  Schienbeine  mit  drey  bis  vier  Stacheln  versehen,  ihr  vier- 
gliedrichter  Plattfufs   aber,    hat,    wie  der  dreygliedrichte  des   zweyten  Fufspaares, 
zwey  Klauen.     Da  beyde  Hinterfüsse  länger,  als  die  vier  vordem  sind;   so  ist  die 
Maulwurfsgrille  auch  vermögend,    gleich    anderen  Grillen,    zu  hüpfen;    obgleich 
sie  dabey  sich  wenig   vom  Erdboden  entfernet.       Die  Farbe  des  Insekts  ist,    von 
der  Rückenfläche   betrachtet,  ein  ins   Gelbe  spielendes  Grau,  von  der  Bauchfläche 
aber  beynahe  orangenfarb.     Die  zwey  Vorderfüsse  sind  rothbraun,   die  vier  Hin- 
terfüsse ebenfalls  pomeranzengelb. 

Das  befruchtete  Weibchen  macht  sich  im  Monath  Junius  oder  Julius  einen 
halben  Schuh  tief  unter  der  Erde  eine  Holde  und  leget  daselbst  seine  glänzenden, 
gelblichbraunen ,  den  Hirsenkörnern  an  Grösse  und  Form  gleichenden  Eyer ,  öfters 
zu  zwey  bis  drey  hundert,  auf  ein  Häufchen  beysammen.  Die  ausgekrochenen, 
jungen  Maulwurfsgrillen  haben  viele  Ähnlichkeit  mit  jungen  schwarzen  Ameisen,  und 
nähren  sich  wie  die  Alten,  von  den  zarten  Wurzeln  des  Grases,  der  Gerstensaat 
und  der  Küchengewächse.  Sie  verrathen  im  Monath  August  und  September  ihre 
Gegenwart  unter  der  Erde  durch  die  verwelckten,  gelben  Flecken  auf  den  Wiesen. 
Im  Oktober  und  November  sind  sie,  nach  der  dritten  Häutung,  schon  beynahe 
zwey  Zoll  lang  und  suchen  nun  durch  tieferes  Eingraben  in  die  Erde  sich  vor 
der  Kälte  zu  sichern ,  in  den  wärmeren  Tagen  des  Märzes  aber  werden  sie  wieder 
sichtbar,  jedoch  ohne  Flügeldecken,  welche  sie  erst  nach  der  vierten  Häutung 
erhalten.  Nach  der  fünften  Häutung  im  Junius  und  Julius  erscheinen  sie  in  ih- 
rem 


76 

rem  völlig  ausgewachsenen  Zustande,  jetloch  selten*  über,  soiuleni  gewöhnlich 
ganz  nahe  unter  der  Oberfläche  der  Erde,  wo  sie  diese  überall,  wie  kleine  Maul- 
würfe, aufwerfen.  Ausser  den  feuchten  Wiesen,  wahren  sie  auch  feuchte  Garten, 
die  an  Flüssen  und  Kaiüden  liegen,  vorzüglich,  wenn  sie  mit  Pferdmist  gedüngt 
werden,  zu  ihr,em  Aufenthalte.  Sie  lassen  sich  daselbst  in  den  Sonunermonathen 
Fiüh  und  Abends  hören,  wo  sie  zur  Begattung  locken.  Nur  ein  mildes  Klima  be- 
günstiget ihr  Fortkommen,  daher  sie,  nach  Degcer,  nicht  in  den  nördlichen  Pro- 
vinzen Schwedens,  wohl  aber  in  Schonen  anzutreffen  sind.  In  manchen  Gegen- 
den Teutschlands ,  z.  B.  in  Thüringen ,  sind  sie  als  sehr  verheerende  Geschöpfe 
bekannt,  auch  sind  sie  nach  Caccsby  in  Virginien  und  Carolina  zu  finden. 

Sie  beissen  sehr  empfindlich,  und  man  mufs  sich  dalier  hüten,  an  den  Or- 
ten wo  die  wahrscheinlich  durch  sie  verwelkenden  Pflanzen  etc.  ihre  Gegenwart 
verrathen,  mit  den  Händen  in  der  Erde  zu  graben.  Viele  halten  sogar  iliren  Bifs 
fü>  giftig.  Doch  hat  man  darüber  noch  keine,  wohl  aber  hierüber  zuverlässige 
Erfahrung,  dafs  Schweine  davon  augenblicklich  sterben,  wenn  sie  beym  Aufwüh- 
len der  Erde  von  ihnen  verschluckt  werden ,  es  sey  nun ,  dafs  sie  todt  als  ein 
Gift  wirken,  oder  lebendig  den  Magen  und  Darmkanal  durchnagen  und  zerkratzen. 
Zu  ihrer  Vertilgung  werden  in  verschiedenen  der  angeführten  Schriften  Mittel 
vorgeschlagen. 

i2.     Der  Warzenfresser.     Tab.  I.  Fig.  12 — 15. 

Gryllus  verrucivorus ,  Thorace  subquadräto  laevi^   alis  viridibus  fusco-maculatis,   antennis 

sctaceis  longitudine  corporis.      Linn.  Syst.  N.  Ed.  Gm.  XIII.  T.  I.  P.  IV.   p.  2067.  n.  34. 

Faun.  Suec.    87°«     her  vrgoth.    253.  —     Habitat    in  Europa,     e    murino  fuscescens,     a 

rusticis  Suecis  manuum  verrucis   admotus,    quas  praemordet,    et  liquorem  in 

vulnus  evomendo,  vt  contabeseat,  effidt. 


Blumenbachs  Handb.  der  N.  G.  S.  334.  n.  5. 
1    Htti  'jerruävorus ,    das  Heupferd. 

Cuvier  Tableau  tflementaire,  p.  57°.  '*  Saute- 
rel/e  tachet/e.  , 

Degeers  Abh.  zur  Gesch.  der  Ins.  von  Goze,  B. 
III.  S.  269.  270  und  279.  T;ii'.  XXI.  /■'.  SautereUe 
ronge- verrät ,   der  Jf'arzenfresser ,   Wärt  ■  '•'•>.. 

FabTicii  Matft.  ins.  I.  p.  234.  it.  27.  Spec.  ins. 
I.  p.  359.  n.  24,  Syst.  Eut.  p,  ag6.  11.23.  Lwusta 
verrnciri/ra. 

Frisch' s  Ins,  Teutschl.   12.  T.  2.  Fig.  1,  2. 


Geoffroy  Hist.  des  Ins.  II.  p.  398-  "•  *•    £°«< 
sta  cauda  er.cifera  eiivua. 

Gözens  entomol.  Beytr.  II.  S.  64.  n.  33.  Grt/I/. 
Tetiigonia  vemaivorus ,  die  grüne  Säbelheuschrecke.  Ge- 
schichte schiid!.   Ins.   S.  147. 

Joiistoni    Hist.  Ins.   T.  XI.   Fiij.  1 — 3. 
Merianne  Ins.  Kur.    Tab.  176. 
Mouffctti   Theatr.  Ins.   T    117.  Fig.  5. 
Müllers  Linneisch.  Naturs.  d.  Ins.  ß.  I.  S.  433. 
n .  33.   Der  Warzenfresser. 

..■:.   II  ist.    nat.    P,  IV.    p.  93.    Die  Mausgrau. 
lichte  Heuschrecke. 

Raji 


77 


Raji   Hist.  Ins.  61.   Locusta  viridis  major. 

Kos  eis  Insektenbel.  Th.  II.  Samml.  der  Heu- 
schrecken. S.  49.  Tab.  VIII.  IX  und  X.  Die  im  Gras 
Übende  grU/ste  Heusekreck* ,    auch  S.  58  Uljd  M4» 

Schaeffcri  leon.  Ratisb.  Tab.  62.  Fig.  5. 


Scopoli   Entomol.  carn.    321. 

Sulz  eis  abgekürzte  Gesch.  d.  Ins.  S.  79.  II 4, 
Vignette.   Kennz.   T.  IX.    Fig.  61. 

W  elsch  i  i  ■  Dentes  gryllorum  et  alioram  insector, 
Obs.  Hecat.  I.  obs.  87-  P-  </0. 


Diese  in  Teutschland  sehr  bekannte  und  auch  in  andern  Gegenden  von  Eu- 
ropa nicht  selten  vorkommende  Heuschrecke  ,  erreicht  im  ausgewach  enen  Zustand 
eine- Länge  von  anderthalb  Zoll.     Ihr  länglich- runder,  mit  einer  honiartigen  Haut 
überzogener  Kopf   hat  eine   gewölbte  Stirne   (Tab.   I.  Fig.   14.«.),     unter   und  an 
den   Seiten  derselben  zwey  ovale,  netzförmige,    schwarzbraune  Augen  (c.  c),  vor 
welchen  in  einer  Vertiefung  die  langen ,  vielgliedrichten ,  überaus  feinen  und  sich 
in  eine  äusserst  feine  Spitze  endigenden  Fühlhörner  (Fig.  12.  und  i5.)  stehen,  die 
das  Insekt  nach  allen  Seiten  herumbewegt.     Unter  der  Vertiefung ,    worinnen  Au- 
gen und  Fühlhörner  liegen,    wird  der  Kopf  bis  gegen  seine  Mitte    immer  breiter, 
von  hier  aus  aber  nimmt  er  in  konischer  Form  wieder  ab.     Diese  konische,  stum- 
pfe Spitze,     enthält  die  fürchterlichen  Frefswerkzeuge  dieses  Insekts,    welche  sieli 
vor  dem  übrigen  grünen  Theü  des  Kopfs ,    auch  durch  ihre  Fleischfarbe  auszeich- 
nen.    Sie  bestehen  überhaupt  aus  einer  obern  und  untern  Lippe  und  aus  den  Ge- 
bifszangen.     Erstere  ist  aus  zwey  ziemlich  ilachen  Theilen   zusammengesezt ,   wo- 
von der  obere  (Fig.  14.  e.  u.  Fig.   i5.  a>)  an  seiner  Grundfläche  breit  ist  und  dann 
schmäler  und    rund  zulauft,    der  untere  (Fig.   14.  /•  u.  Fig.  i5.  b.)  aber   beynahe 
ganz   rund  ist.      Diese  Oberlippe   ist  knorpelartig   und   verbirgt    die   Frefszangen. 
Die  Gestalt  der  weit  mehr  zusammengesezten  häutigen  Unterlippe  läfst  sich  nicht 
deutlich  beschreiben.     Sie  ist  vorne  etwas  gespalten  (Fig.    i4-  g-  g-)  und  an  ihrer 
Wurzel  mit  zwey  sechsgliedrichten  (/z.  //.),  in  ihrer  Mitte  aber  mit  zwey  vierglied- 
richtenßart-  oder  Frefsspitzen  (/'.  «.)  versehen.     Die  Gebifszangen  selbst  (Fig.  1.6', 
c.  c.)   sind  sehr  dick  und  von  harter  Substanz,    von  der  Innenseite  gekerbt  und 
laufen  in  eine  einwärts  gebogene  Spitze"  zu.       Sie  öffnen  sich  seitwärts ,  und  das 
Insekt  sezt  sie  von  innen  nach  aussen  zu,  beym Kauen,  in  Bewegung,  so  dafs  die 
Oberlippe  (0. )  zwischen  beyden  Gebifszangen  herabhängt,  wenn  sie  geöffnet  wer- 
den.    Diese    Gebifszangen  sind  ebenfalls  fleischfarb ,  nur  an  der  innern   Seite,  bis 
zur   äussersten  Spitze  braun.      Ein    häutiges    Wesen  verbindet  den  Kopf  mit  dem, 
Brusiscliilde,  welchen  die  Heuschrecke  in  diesen  mehr  oder  weniger  zurückziehen 
kann.     Von  oben  ist  der  Brustschild  mit  einer  honiartigen  Platte  bedeckt,   die  von 
den  Seiten  des  Kopfs    schmal  und  abgerundet  herab  läuft  (Fig.  12.  u.  i5.),    am 
Vordertheile  desselben  sind  die  vier   Vorderfüsse  und  die  Flügeldecken,    am  Hin-. 

fer- 


7* 

tortheile  die  Hinterfüsse  und  Flügel  eingelenkt.  Der  ziemlich  dicke  Hinterleib  ist 
länglichtrund  und  besteht  aus  neun,  mit  zirkelrunden,  hornartigen  Platten  bedeck- 
ten Ringen.  Beym  Mannchen  endigt  er  sich  mit  zwey  hornartigen  Haltzangen 
(Fig.  12.  b.)}  wovon  jede  zwey  Spitzen  hat.  Mit  diesen  beweglichen  Haltzangen 
umfafst  das  Männchen  bey  der  Begattung  die  Geschlechtstheile  des  auf  ihm  sitzen- 
den Weibchen,  welche  in  einem  säbelförmigen  Fortsatze  (Fig.  i3..  b.)  bestehen, 
der  an  der  Wurzel  dick  ist,  dann  dünner  und  flach  wird  und  sich  wie  eine  Zange 
öffnet.  Die  lederartigen  Flügeldecken  bedecken  den  hintern  Theil  des  Brust- 
stücks und  den  Rücken  des  Hinterleibes ,  und  liegen  am  Ende  übereinander.  Sie 
sind  eigentlich  die  Werkzeuge,  durch  deren  Aneinanderreihung  diese  Insekten  den 
zwitschernden  Gesang  hervorbringen,  und  verbergen  unter  sich  die  gleichlangen 
aber  weit  breiteren ,  zusammengefalteten,  überausdünnen,  durchsichtigen  und  mit 
vielen  Adern  durchzogenen  FlügeL  Von  den  sechs  Füssen  sind  die  zwey  vorder- 
sten die  kürzesten,  die  mittleren  etwas  länger,  bey  de  in  der  Bildung  einander 
gleich.  Sie  bestehen  nemlich  aus  kurzen  Einlenkgliedern,  dann  aus  längeren  und 
dicken  Schenkeln,  aus  gleich  langen  Schienbeinen,  welche  mit  kleinen  Dornen 
besezt  sind,  und  aus  viergliedrichten ,  am  Ende  mit  beweglichen  Krallen  verse- 
henen Fufsblättern.  Das  dritte,  oder  hintere  Paar  Füsse  weicht  aber  von  den  vor- 
deren merklich  ab.  Es  hat  überaus  lange  und  dicke  Schenkel  j  welche  gegen  das 
Ende  schmäler  werden,  und  mit  einem  knieförmigen  Gelenke  versehen  sind,  und 
noch  längere  Schienbeine,  welche  mehr  viereckicht  als  rund  ,  und  mit  zwey  Rei- 
hen Dornspitzen  besezt  sind.  Die  untersten  und  längsten  dieser  Dornspitzen 
(Fig.  12.  u.  i5.  a.)  dienen  der  Heuschrecke  wahrscheinlich  zum  Anstemmen  beym 
Springen.  Das  Fufsblatt  weicht  von  den  der  übrigen  Füsse,  durch  nichts,  als 
durch  seine  grössere  Stärke  ab.  Schenkel  und  Schienbeine  der  Hinter  -  oder 
Sprhigfüsse  stehen  immer  in  einem  Winkel  nach  oben  gekehrt.  Je  spitziger  die- 
ser Winkel  ist,  unter  welchem  die  Heuschrecke  die  Springfüsse  anstemmt,  desto 
mehr  ist  sie  vermögend,,  sich  damit  von  der  Erde  zu  heben  und  forlzuschnellen. 
■Hierbey  kommen  ihr  die  Flügel  noch  zu  Hülfe  und  sie  gelangt  daher  oft  ziemlich 
hoch  in  diej-uft.  Doch  kommt  sie  nie  sehr  weit,  sondern  sucht  immer  bald  wie- 
der die  Erde  zu  erreichen,  um  ihren  Flug  durch  erneuerte  Sprünge  zu  unterstüz- 
zen.  In  Rücksicht  der  Farbe  -sind  sie  sehr  verschieden.  Viele  sind  ganz  grün, 
andere  fallen  mehr  ins  Gelbbraune,  noch  andere  mehr  ins  Rothe  ,  immer  sind 
sie  aber  an  den  Flügeln,  Flügeldecken t  an  den  Körper  und  an  den  Schenkeln 
der  Springfüsse  anehr  oder  weniger  schwarz  oder  braun  gefleckt.  Die  Schien- 
beine 


7» 

beine  der  Springfüsse  und  die  Füfsblütter  aller  sechs  Füsse  sind  aber,  nebst  dem 
weiblichen  Legrohre  braunroth. 

Nach  der  Begattung  legt  das  Weibchen  seine  weifsgrauen,    ziemlich  langen, 
an  beyden  Enden  abgerundeten  Eyer  in  das  lockere  Erdreich ,  worein  es  sein  Leg- 
rohr senkrecht  einbohrt,    und  stirbt,    wie  das  Männchen ,    gemeiniglich  noch  vor 
dem  Winter.      Die  Eyer  hingegen  bleiben  vom  Herbste  an ,    den  ganzen  Winter 
hindurch,    in  der  Erde  und  erst  im  Frühjahr  kommen  die  jungen  Heuschrecken 
ohne  Flügel  und  Flügeldecken  zum  Vorschein ,  die  sich,  wie  die  Geschlechtstheile, 
nach  zweymaliger  Häutung  erst  entwickeln.      Ihre  vollkommene  Ausbildung  errei- 
chen sie  gewöhnlich  in  drey  bis  vier  Wochen,    nachdem  sie  sich  zum  leztenmal 
gehäutet  haben.     Man  findet  sie  dann  vorzüglich  in  den  Monathen  Junius  und  Ju- 
lius häuffig  auf  den  Wiesen,  wo  sie  bis  im  September  verweilen  und  ihr  Geschlecht 
fortpflanzen.     Sieleben  daselbst  vom  Grase,   von  andern  Kräutern  und  sind  über- 
haupt sehr  gefrässig.      In  ihren  Frefszangen  besitzen  sie  eine  ungewöhnliche  Kraft 
und  man  hat  sich  um  so  mehr  zu  hüten,     nicht  von  ihnen  gebissen   zu  werden, 
da  sie  sehr  boshaft  sind  und,  wenn  sie  die  Haut  erreichen,   gleich  so  scharf  ein- 
beissen,  dafs  nicht  nur  das  Blut  darnach  lauft,    sondern  sogar  ihr  Kopf  von  dem 
übrigen  Körper  abreifst  und  an  der  Haut  hängen  bleibt,   wenn  man  sie  von  der 
Stelle,  wo  sie  eingebissen  haben,  abziehen  will.     Dabey  lassen  sie  zugleich  einen 
braunen,    ätzenden  Saft  in   die  Wunde  fliessen.      Die  schwedischen  Bauern  be- 
nutzen sie  daher  zur  Vertilgung  der  Warzen ,  welche  diese  Heuschrecken  nicht  nur 
wegbeissen,  sondern  deren  Wurzeln  sie  auch  durch  jenen  ätzenden  Saft  austrock- 
nen  und  vernichten.       Mit  Recht  haben  sie  also   den  Namen   Warzenfresser  er- 
halten. 

Ohngeachtet  uns  nicht  bekannt  ist,  ob  die  grossen  indianischen  Heuschrek- 
ken  den  menschlichen  Körper  wirklich  verletzen;  so  läfst  sich  dieses  doch  in  un- 
gleich höherm  Grade  von  ihnen  erwarten ,  da  sie  nach  Rösels  Versicherung  ( S.  63) 
ähnliche  Gebifswerkzeuge,  wie  gegenwärtige  Art  haben.  Überhaupt  verdienen  die 
Heuschrecken  auch  dadurch  unsere  vorzügliche  Aufmerksamkeit ,  dafs  sie  eine  der 
grossen  Naturerscheinungen  liefern,  die  bey  den  Gefahren,  womit  sie  den  Men- 
schen bedrohen,  ihm  zugleich  sein  Unvermögen  fühlen  lassen,  da  etwas) auszu- 
richten, wo  verborgene  Naturkräfte  wirken.  Oft  ziehen  sie,  besonders  in  China, 
in  so  ungeheuren  Heeren  in  der  Luft  einher,  dafs  sie  dieselbe  wie  schwarze  Wol- 
ken verfinstern,  und  dabey  ein  fürchterliches  Getöse  verbreiten.  Fallen  sie  dann 
in  irgend  einer  Gegend  auf  ihrem  Zuge  nieder,  so  richten  sie  die  schrecklichsten 

Ver 


8o 

Verheerungen  an,  und  verwandeln  oft  in  wenig  Stunden  die  gesegnetesten  Fluren 
m  eine  arabische  Wüste.  In  der  Bucht  St.  Louis  in  Ostindien  ,  und  auf  der  Insel 
Madagaskar,  springen  sie  den  Menschen  in  solcher  Menge  vor  die  Brust  und  ins 
pesicht,  dals  sie  kaum  Athem  Iiolen  können.  Aus  dieser  Ursache  waren  sie  auch 
Karin  dem  Zwölften,  Könige  von  Schweden,  bey  seinen  kriegerischen  Unternc- 
mungen  in  Niederarabien  hinderlich,  wo  sie  auf  seine  Armee,  wie  ein  Hagel  herab- 
imd  den  Soldaten  in  solcher  Menge  auf  den  Leib  und  ins  Gesicht  fielen,  dafs  -sie 
nicht  vor  sich  sehen  konnten ,  bis  die  Armee  die  Grenze  des  Distrikts  erreicht 
hatte,  welche  die  Heuschrecken  einnahmen,  und  bald  sah  mau  da,  wo  vorher 
alles  grün  gewesen,  nichts  als  eine  dürre  und  sandige  Steppe.  Nur  plötzliche 
Veränderungen  in  der  Luft,  Kälte,  Hagelwetter,  anhaltender  Regen,  Sturm- 
wind etc.  sind  kn  Stande,  diese,  menschlichen  Kräften  unbezwingbaren  Insekten- 
heere  mit  einemmäie  zu  entfernen  und  zu  vernichten.  Aber  nicht  selten  erwächst 
aus  ihrem  Tode  ein  neues  Elend  für  die  Menschheit.  So  viele  Millionen  Cada- 
ver verpesten  nothwendig  die  Luft  und  veranlassen  gefährliche  Krankheiten.  Dies 
viar  nach  dem  Orosiu s ,  den  Göze  anführt,  der  Fall  in  Afrika,  wo  im  Jahre  38oo 
eme  Menge  alles  verzehrender  Heuschrecken ,  endlich  ins  Meer  stür/ie,  und  das 
W  asser  durch  die  F.äulnils  so  verpestete.,  dals  mehr  als  dreyinal  lumdei  tuuseud 
Menschen  starben. 


"Nepa 


13.     Der  WanzenscorpiorL    Tab.  XIII.  Fig.  4.  5, 

civiicoides,    abdominis    rHar«ine    serrato.       Linn.  S.   N.   E.   G.   XIII.   T.  I. 


P.  IV. 


p.  2  122.   n.  6.   Faun,   ijuec.  907 


Beckmanni    Epitome,    p.  101.  11.6. 
B-lunien  b  1  c  li  s   Ilundb.   der  Naturgesch.  5.  33S. 
£i.  2.    Neva  cimieoides. 

('  ,1  v  i  c  r  Tableau  e'lemcntaire.y.  5  78.  lanepepunaise. 

Degeers  Abb..  z.  Gesell,  d.  Ins.  v.  üöze ,  B.  111. 
'S.  346.  n.  3.  Tab.  XIX.  Fig.  8 — i3-  Pttnaise  d'eau, 
uUi  Naukorisuanzf. 

Fabricii  Mant.  Ins.  II.   277.  n.  1.  Spec. Ins. Tl. 
p.  334.   "•  *.   Syst.  Entotn.   p.  693.   h'aucoris  1. 

Friscji  Ins.  Tcutscbl.  VI.  S.  2S  und  31.  11.  14. 
PJ.  3.   Tab.  14.     Die  breitere  Wasstrybctnze. 

V'uefsly's  Verz.  Schweiz.  Ins.   S.  24.  a.  472. 

Geoffroy  Hist.  des  Ins.  T.  1.  p.  474.  n.  j. 
Tab.  IX.   Fig.   5.    Naucoria ,  ta  Kaueort. 

G  ö z-efl'S  entomoJ.    Beyir.  II.  S.  175.  n.  6.    Der 
nartige  IVasserscorpion. 

Gronoviäni   ZoophllaCii.    6s6. 

MuHefi  Oi  F  Fauna  JEridricbAaltna ,  p.  27.  11. 
»50.  Zoologiae  Danicae  proäromus',  p.  104.  n.  nso. 


H-abilai  iu  Eiii'opae  aqui«. 


Müllers,   1\  L.  St.   Linneiäclies  Xamrsyst.  d.  h.s, 
B.  I.   S.   473.   n.   6.   Tab.  XI.    Fig.  8-     Da   Wahzt 
sRorpion. 

Mural  to  in  Epb.  N.  C.  Dec.  LI.. An.  IL  p.  179. 
Pygölampii   läcustris,    der  Qlysling. 

\seum  Leshianum,    p.  1  17.    n.  62.   Ktitcoris  s;:-f,:;a 
in  tegra, 

Roseis  Insektenbel,  Th.  1IT.  S.  173.  Tab.  28. 
Die  breitltibige  sehwarzbnautte  iVasserwamt  mit  dem 
gelb  ebtgefafsten  Hittterteibe,  der  Wanzenscorpion  (Klee- 
inann.) 

Schneffcri  Eiern.  Ent.  Tab.  87.  Icon.  Ins.  Rat. 
Tab.  33.   Sig.  3.  4- 

Spielmanni    Diss.    de  Anmini,  noc.  Als.   p.  50. 

Sulzers  abgekürzte  Gescb.  d.  Ins.  S.  93.  T.  X. 
Fig.  3.    IVanzenscorpion, 

Solls,  K.  Abbildungen  und  Beschreibungen  der 
Wanzen,  S.  41.  Tab.  XII.  Fig.  V1IJ.  und  Fig.  B. 
Der  wanzenartigt  tVasserscorpioti, 

Die 


8c 

Die  Benennung  dieser  Insekten  beruht  auf  ihrer  Ähnlickkeit.  Sie  kommen 
als  INymphen  aus  runden  Eyern ,  wandeln  als  solche  herum,  rauhen  und  fressen) 
wie  im  Stande  ihrer  Vollkommenheit,  die  sie  nach  viermaliger  Häutung  im  Monat 
August  erhalten,  und  unterscheiden  sich  blos  dadurch  von  den  vollkommenen  In- 
sekten, dafe  Flügel  und  Flügeldecken  bey  ihnen  in  besonderen  Scheiden  verbor- 
gen sind.  Sowohl  Nymphe,  als  Insekt,  hat  eine  glatte,  hornartige  Haut,  lezteres 
(Tab.  XIII.  Fig.  4.)  eine  eyförmige,  oben  konvexe,  unten  platt  gedruckte  Form, 
eine  Länge  von  sieben  und  eine  Breite  von  vier  Linien.  Der  vorne  runde ,  oder 
abgestumpfte  Kopf  hat  beynahe  die  Breite  des  Brustschilds,  in  welchen  er  zum 
Theil  steckt,  und  erhalt  in  jedem  Winkel  seines  Randes  (Fig.  5.)  ein  grosses 
länglichrundes ,  flaches,  netzförmiges  und  dunkelgrünes  Auge ,  unter  welchem  ein 
sehr  kurzes,  nicht  über  dem  Rand  des  Kopfes  hervortretendes,  viergliedrichtes 
und  haarichtes  Fühlhorn  stellt,  welches  Mosel  bey  seiner  Beschreibung  und  Ab- 
bildung übersehen  hat.  Am  untern  und  vordem  Theil  des  Kopfs  sieht  man  die 
zwischen  den  Vorderfüssen ,  auf  der  Brust  liegende,  den  Saugstachel  enthal- 
tende Scheide  (a-)t  welche  an  ihrer  Basis  breit  ist  und  dann  in  drey  Ab- 
sätzen spitzig  zuläuft.  Der  Brustschild  ist  vom  Kopfe  nur  durch  einen  fei- 
nen Einschnitt  und  auf  beyden  Seiten  durch  leichte  Vertiefungen  unterschieden, 
gewölbt  und  so  breit,  als  der  Hinterleib ,  der  mit  einem  dreyeckigen  Rückenschild- 
chen  an  den  Brustschild  anstöst,  übrigens  aus  acht  Ringen  besteht,  und  an  den 
Seitenwänden  sägeförmig  gezähnt  ist.  Die  lederartigen ,  dünnen,  biegsamen  und 
etwas  haarigen  Flügeldecken,  sind  an  den  Rändern,  wo  sie  auf  den  Rücken  zu- 
sammenschliessen ,  so  eckigt  ausgeschnitten,  dafs  sie  das  dreyeckigte  Rückenschild- 
dien  (Fig.  4.)  aufnemen  können.  Sie  bedecken  wie  die  unter  demselben  liegen- 
den, auf  dem  Rücken  sich  kreuzenden,  weissen  Flügel ,  den  Hinterleib  nur  bis  an 
den  orangenfarbigen ,  sägeförmigen  Rand.  In  den  Brustschild  sind  die  zwey  Vor- 
der- oder  Fangfüsse  (Fig.  5.  b.  c.)  eingelenkt.  Ihr  erstes  Glied  ist  überaus  kurz 
und  rund,  ihr  zweytes  oder  der  Schenkel,  das  längste,  am  Anfange  sehr  dicke 
und  gegen  das  Ende  zu  schmäler;  ihr  drittes  etwas  kürzer,  als  der  Schenkel,  stellt 
eine  sehr  spitzige  Klaue  vor,  die  sich  in  eine  Falz  des  Schenkels,  wie  die  Klinge 
eines  Taschenmessers  in  den  Griff  einlegt.  Mit  diesen  Fangfüssen  hält  das  Insekt 
seine  Beute  fest,  um  sie  mit  den  Saugstachel  aussaugen  zu  können.  Die  Mittel- 
füsse  sitzen  am  Hinterleibe  und  bestehen  aus  einem  platten  Schenkel ,  aus  einem 
am  Ende  etwas  dickeren  und  mit  Borsten  besezten  Schienbeine,  und  aus  einem 
dünnen,  zwey  gliedrichten,  am  Ende  mit  zwey  Krallen  versehenen  Fiüsblatte.     Di« 

1 1  eben- 


82 

ebenfalls  am  Hinterleibe  befestigten  Ruder  -  oder  Hinterfüsse,  sind  unter  allen 
die  längsten,  am  Schienbeine  und  Fufsblatte  mit  vielen  steifen  Haaren,  aber 
nicht  mit  Krallen  versehen.  Kopf,  Saugstachel  und  Fangfüsse  sind  grün,  das 
Brustschild  braun,  die  Flügeldecken  schwarzbraun,  die  untere  Fläche  des  Körpers 
und  die  vier  Hinterfüsse  ockergelb.  Das  Weibchen  unterscheidet  sich  nur  durch 
seine  Dicke  und  Grösse  von  dem  Männchen.  Sie  überleben  den  Winter  und  paa- 
ren sich  erst  im  Frühling  des  kommenden  Jahres. 

Man  findet  sie  in  stehenden  Wassern  überall  in  Europa ,  nur  die  ganz  nor- 
dischen Gegenden  ausgenommen ,  zu  Ende  des  Sommers  auch  bisweilen  auf  dem 
Lande.  Ihre  Nahrung  besteht  in  verschiedenen  kleinen  Wasserinsekten,  die  sie 
überaus  raubsüchtig  verfolgen.  Sie  schwimmen  nicht  nur  sehr  geschwind,  son- 
dern kriechen  auch  des  Nachts  ans  Land ,  und  fliegen  aus  einem  Wasser  in  das 
andere.  Ihr  Stich  ist  überaus  schmerzhaft.  Dieses  bestättiget  nicht  nur  Murale^ 
der  den  gefährlichen  Stachel  irrig  am  Hinterleibe  sucht;  sondern  auch  Spiehnann, 
welcher  vor  Schmerzen  unsinnig  zu  werden  glaubte,  als  er  von  diesem  Insekte, 
welches  er  zwischen  den  Fingern  hielt ,  gestochen  wurde. 


14.     Die  maskirte  Wanze.     Tab.  XIII.  Fig.  6.  7.  8- 

Cimex  personatus  antenis    apice  capillaribus ,    corpore    subvilloso    fusco.       Li  an.    S.  N- 
E.  G.  XIII.  T.  1.  P.  IV.  p.   2196.  n.  64.     Faun.  Suec.   942.  —     Habitat  in  Europae 
quisquiliis.     Larva  horrida   consumit  lectularium. 


Amoreux  Notice  des  Ins.    p.    270.    la  Punaist- 
m  ouche. 

Berlinische  Sammlungen,   B.   VIII.   St.  1.   S.  40. 

Blumenbachs  Handb.  d.  N.  G.  S.  340.  n.  4. 
Cüpex  personatus< 

Börners  Samml.  B.  I.  S.  149.  Fig.  4.  5. 

Bra  h  ms  Insektencalender ,    Th.  1.   617. 

Cuvier  Tableau  OCmentaire,  p.  577.  I»  r/duve 
masqite'. 

Degeers  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze,  B.  III 
S.  1  S 5.  n.  25.  Tab.  XV.  Fig.  l  —  9.  Punais»  ä  ba 
io/ures ,   die  Kothwanze. 

Fabricii  Mant.  ins.  IL  p.  309.  n.  2.  Spec.  Ins 
''•  P-  377-  D-  2-  Syst.   Ent.  p.  730.  Reduyius  II. 

Frischs  Ins.  Teutschl.  Th.  X.  S.  2a.  Tab.  XX 
Fig.  1  —  4.   die  li'Uglichte  grosse  Kotkuianzt. 

Fuef.slys  Verzeichn.  Schweiz.  Ins.  S.2Ö.n.499 
Bit  Fliege» warne. 

Geoifroy  Hist  des  Ins.  T,  I.  p.  436.  n.  4.  Tab 
IX.  Fig.  3.    la  Pwtaise  mouche. 

Gozens  entomol.  Beytr.  B.  II.  S.  206.  n.  64 
J>li  im\Kirtt  IVame,  Gesch.  scbiv41.  Ins,  S,  14. 


Lister  deScarabaeis  angl.  p.  397.  n.  38.  Ciiutx 
maximus  pullus  ,    aus  nudis  *x  toto  membranaeeis. 

Meyers  Naturgesch.  d.  gift.  Ins.  Th.  L  S.  137. 
n.  1.  Die  schwarze  Fliegenwanze ,  Reduyius  perso- 
natus. 

Müllers  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  I.  S.  493. 
II.  64.   Tab.  XI.   Fig.  13.    Die  Fliegenwanze. 

Mülleri  Faun.  Fridr.  p.  28-  n.  263. 

Naturforscher  Stück  VI.  S.  80. 

Raji  Hist.  Ins.  p.  56.  n.  3.  Musca  eimici/ormis 
tertia,  gravi ter  olens. 

Schaefferi  Icon.  Ins.  Ratisb.  Tab.  XIII.  Fig. 
6.  7.  et  Tab   LVJL   Fig.  9. 

Schrank  (F.  P.  v.)  Beyträge  zur  Naturgesch. 
S.  gl.    Die  vermummte  IVanze. 

Scopol!   Entomologia  Carniolica,  p.  130.  n.  375. 

Sulzers  Geschichte  der  Ins.  S.  94.  Die  Fliegen. 
warne.  Kennzeichen  Tab.  XI.   Fig.   74. 

Stoll's,  K.  Abbildungen  und  Beschreibungen  der 
Wanzen,  Nürnb.  1792.  4.  S.  22.  Tab.  V.  Fig.  3s. 
und  Fig.  A.    Die  schwärzt  Fliegenwanze. 

Yillers  entomol.  Faun.  Suecic,  Linn,  p.  506. 

Mac 


85 

Maskirt  helst  diese  Wanze,  weil  ihre  eigentliche  Gestalt  in  ihrem  Nyra- 
phenstande  (Tab.  i3.  Fig.  7.)  unter  einer  Decke  von  feinen  Wollhaaren  aus  den 
Abgängen  der  Kleidungsstücke,  von  feinen  Feder-  und  Strohtheüchen ,  von  Sand 
und  Staub  aus  den  Winkeln  der  Zimmer  und  Kammern,  wo  sie  schleichend  her- 
umzuirren,  Bettwanzen  und  andere  Insekten  zu  ihrer  Nahrung  aufzusuchen  pflegt, 
nicht  erkannt  werden  kann ,  wenn  man  sie  nicht  mit  einer  Feder  oder  einem  Pin- 
sel abstäubt.  Alsdann  aber  findet  man,  dafs  sie  ausser  den  noch  fehlenden  Flü- 
geln und  Flügeldecken,  den  etwas  dicken  Füssen,  dem  erst  nach  der  lezten  Häu- 
tung seine  Vollkommenheit  erreichenden  Insekte  ähnlich  ist.  Sie  hat  zwey  schwarze 
Augen ,  vier  -  bis  fünfgliedrichte ,  lange  und  dünne  Fühlhörner ,  einen  unter  dem 
Kopfe  zurückgebogenen  Saugrüssel,  durch  welchen  sie  wahrscheinlich  zugleich 
ein  schnell  wirkendes  Gift  in  die  Wunde  fliessen  läfst ,  wed  die  Insekten  auf  ihren 
Stich  augenblicklich  sterben ,  einen  kleinen  Brustschild  und  einen  langen ,  eyrun- 
den  Hinterleib.  Alle  diese  Theile  sind  mit  einer  hornartigen,  braunen  und  glän- 
zenden Haut  überzogen. 

Der  länglichtrunde,  ziemlich  kleine  Kopf  des  vollkommenen  Insekts  (Fig.  6.) 
ist  mit  dem  Brustschilde  durch  einen  ziemlich  langen  Hals  vereinigt,  und  auf  dem 
Kopfe  hinter  den  Augen,  mit  zwey  kleinen,  gelben,  glänzenden  Ocellen  verse- 
hen, der  Saugstachel  kurz,  dick  und  bogenförmig.  Der  Brustschild  besteht  aus 
einem  vorderen ,  schmalen  und  niedrigen ,  und  aus  einem  hintern ,  breitern  und 
erhabneren  Höcker,  an  welchen  sich  das  kurze,  dreyeckigte,  in  eine  sehr  feine 
Spitze  sich  endigende  Rückenschildchen  anschließt.  Durch  das  Reiben  des  Kopfs 
und  Halses  gegen  den  Brustschild  giebt  dieses  Inseckt  einen  hellen  ,  durchdrin- 
genden Laut  von  sich.  Der  mit  dem  Brustschilde  vereinigte  Hinterleib  ist  oben 
concav,  unten  convex  und  lauft  am  Ende  kegelförmig  zu.  Die  durchaus  aderichten 
Flügeldecken,  sind  von  sehr  feiner  Substanz ,  am  Ende  ovalrund,  und  die  weis- 
sen etwas  kürzeren  Flügel  schillern  mit  Roth,  Gelb  und  Grün.  An  den  Füssen  ist 
das  Insekt  rauh  und  seine  zwey  Hinterfüsse  sind  ungleich  länger,  als  die  vier  vor- 
deren. Es  hat  eine  mehr,  oder  weniger  schwarzbraune  Farbe,  eine  Länge  von 
acht  bis  neun,  und  am  breitesten  Theil  des  Hinterleibes,  eine  Breite  von  drey 
Linien. 

Sein  Vaterland  ist  ausser  den  nördlichen  und  südlichen  Provinzen  von  Eu- 
ropa, auch  Amerika,  besonders  Pensilvanien.  Es  erscheint  gemeiniglich  im  Ju- 
lius, fliegt  sehr  gut  und  macht  im  Fluge  ein  besonderes  Geräusche.  Eigentlich  ge- 
hört es  unter  die  Feldwanzen,    fliegt  aber  nicht  selten,    vorzüglich  Abends  bey 

geöff- 


84 

geöffneten  Fenstern,  in  solche  Stuben  und  Kammern  wo  sich  Bettwanzen  aufhal- 
ten, die  es  begierig  aufsucht  und  frifst,  und  macht  durch  sein  Anprellen  an  die 
Geräthschaften  und  Wände ,  die  Nacht  hindurch  viele  Unruhe.  Sezt  es  sich  auf 
den  Menschen  ab,  oder  fafst  man  es  unvorsichtig  an,  so  sticht  es  überaus  empfind- 
lich. Dabey  hat  es  einen  sehr  widerwärtigen  Geruch,  welchen  es  lange  an  den 
Fingern  zurück  läfst.  Seine  Eyer  legt  es  in  die  Winkel  der  Stuben  und  Kammern 
und  kommt  aus  denselben,  als  Nymphe  in  der  oben  gedachten,  seltsamen  Ge- 
stalt hervor. 


15.     Die   Ringelwanze.     Tab.  II.  Fig.  1. 


€lmex   annulatus    rostro    arcuato,     antennis    apice    capillaribus,     corpore    nigro    subtus 

Linn.  S.  N.  E.  G.  XIII.  T.  I.  P.  IV.    p.  2198.  n.  71.     Faun. 
Suec.   943.  —     Habitat  in  Europae  corylo. 


sanguineo  maculato. 


Amoureux  Notice  des  Ins.  p.  570.  ta  Punaise- 
ntoMche  a  pattes  rouges. 

Degeers  Abhandl.  zur  Gesch.  der  Ins.  %-onGoze. 
B.  III.  S.  188-  n.  26.  Punaise  noire  ä  jambes  rouges, 
die  schwarze  rothfiissige  Wanze. 

Fabricii  Mantiss.  Ins.  II.  p.  310.  n.  13.  Syst. 
Ent.  p.  730.  Reduvius  5,  Spec,  Ins.  II.  p.  370.  n.  9. 
Reditvius  annulatus . 

Füefslins  Verz.  Schweiz.  Ins.  S.  26.   n.  500. 

Geoffroy  Hist.  des  Ins.  T.  I.  p.  437.  n.  5.  la 
Pitnaise  Mouche  t*  pattes  ro::ges. 

Gözens  entomolog.  Beytr.  B.  II.  S.209.  11.71. 
Die  RingeHoattze, 


Meyers  'Naturgesch.  der  giftigen  Insekten,  Th.  I. 
S.  140.  Reduvius  annulatus,  die  rot  he  Ringelfliegen. 
warne. 

Müllers  LinneTsches  Natursyst.  der  Ins.  B.  I. 
S.  495.    n.  71.      Die  Ringtlwanze. 

Mülleri  Zool.  Dan.  Prodr.  p.  106.  n.  1209. 

Schaefferi  Icon.  Ins.  Ratisb.  I.  Tab.  V.  Fig. 
9  —  11. 

Sulzers  abgekürzte  Gesch.  der  Ins.  S.  97.  Tab. 
X.  Fig.  13.      Die  Riiigelwanze. 

Stwlls  Abbildungen  und  Beschreibungen  der  Wan- 
zen. S.  45.  Tab.  XIII.  Fig.  89.  Die  rotlte  Ri,ig- 
wanze. 


Beynahe  von  gleicher  Grösse  und  Gestalt  mit  der  maskirten  Wanze  ist  die 
Ringelwanze.  Der  Kopf  ist  klein ,  länglichtrund ,  die  langen,  viergliedrichten,  bor- 
stenförmigen  Fühlhörner  sind  an  der  Spitze  mit  Härchen  versehen,  der  Saugrüssel 
hakenförmig,  sehr  stark,  viel  länger  und  spitziger,  als  bey  der  maskirten  Wanze, 
und  ebenfalls  unter  dem  Kopf  zurückgebogen,  der  Hinterleib  breit,  mit  einem 
scharfen,  aufwärts  gebogenen  Rand  eingefafst,  Brust,  Flügel  und  Füsse,  wie  bey 
der  maskirten  Wanze.  Schwarz  und  blutroth  sind  die  Farben  des  Körpers,  beson- 
ders sind  Kopf,  Fühlhörner  und  <\er  vordere  Theil  des  Brustschilds  schwarz,  die 
bevden  Seilen  des  Hinterleibes  abwechselnd  schwarz  und  roth  gestreift.  Da 
auch  die  Schenkel  ringsherum  mit  solchen  Streifen  umgeben  sind,  so  hat  man  ihr 
deswegen  den  Namen  Jtingelmnze  gegeben. 

Sie 


85 

Sie  ist  überhaupt  in  Europa,  vorzüglich  in  Schweden  und  Frankreich,  selt- 
ner in  den  Niederlanden  und  in  der  Schweiz  zu  Hause.  Wie  die  maskirte  Wanze 
flifn  auch  sie  oft  des  Nachts  herum,  hat  einen  ähnlichen,  ekelhaften  Wanzen- 
geruch,  sticht  aber  mit  ihrem  Saugstachel  noch  weit  empfindlicher. 


16.     Die  giftige  Fliegenwanze.     Tab.  XV.  Fig.  7. 

Cimex  venenatus,    antennis  quinque  articulatis,    oculis  valde  prominentibus ,  tibiis  ante- 

rioribus  nigro-capillatis.     Meyers  Naturgeschichte   der    giftigen  Insekten,    Th.  I. 

S.   141.  No.   3.   —     Habitat  in  America. 


Littet  ary  Magazine  Tom.  VI.   ann.  1790.   p.  252. 

Meyer,  D.  F.  A.  A.  Versuch  zur  nahern  Bestim- 
mung einiger  schädlichen ,  weniger  bekannten  In- 
sekten in  Voigts  Magazin  für  das  Neueste  aus  der  Phy- 
sik und  Naturgeschichte,  B.  IX.  Stuck  2.  S.  64. 


Nützlicht  Versuche  und  Bemerkungen  aus  dem  Reiche 
der  Natur,    Nürnberg   1761.  S.  211. 

Stolls,  K.  Abbildungen  und  Beschreibungen  der 
Wanzen,  S.  44.  Tab.  XIII.  Fig.  8  6.  Die  gißig* 
Warnt. 


Bey  Stall  findet  man  die  Beschreibung  einer  giftigen  Wanze ,  deren  Vater- 
land Surinam,  und  welche  beynahe  einen  Zoll  lang  und  über  drey  Linien  breit 
ist.  Der  überaus  kleine,  mit  einen  stielförmigen  Hals  mit  dem  vorne  schmalen 
und  runden ,  hinten  breiten  und  in  zwey  Ecken  auslaufenden  Brustschilde  verei- 
nigte Kopf ,  hat  zwey  sehr  hervorstehende  Augen,  zwey  lange  fünfgliedrichte, 
gelbe  Fühlhörner,  und  hinter  den  Augen  zwey  kleine,  glänzende  Ocellen.  An  das 
dreyeckigte  Rückenschildchen  schliessen  sich  die  häutigen,  an  ihrer  hintern 
Hälfte  hellrothen  Flügeldecken  an ,  von  welchen  die  bräunlichgelben  Flügel  nur 
aum  Theil  bedeckt  werden.  Der  lange  Hinterleib  ist  an  jeder  Seite  dunckelgelb. 
Die  beyden  Vorderfüsse  sind,  wie  der  gröfste  Theil  des  Körpers  glänzend  schwarz- 
braun, sehr  plump  und  haaricht,  die  vier  Hinterfüsse  aber  sehr  dünne'  und  roth. 
Dieses  Insekt  soll  sehr  heftig  stechen,  welches  auch  sein  langer  gebogener  Saug- 
stachel vermuthen  läfst ,  und  einen  unerträglichen  Schmerz  verursachen. 

Meyer  glaubt  nun,  dafs  dieses  die  giftige  Coya  von  Südamerika  sey.  Da 
aber  leztere  nicht  eigentlich  durch  den  Stich ,  sondern  durch  das  Gift  ihrer  gan- 
zen Substanz  gefährlich  wird ,  ungleich  kleiner  und  ganz  verschieden  nach  der 
Farbe  ist :  so  ist  wohl  nicht  zu  zweifeln ,  dafs  die  Coya  unter  die  uns  noch  gänz- 
lich unbekannten,  gefährlichen  Insekten  gehöret.  Inzwischen  glaube  ich,  dafs 
das  von  ihr  Bekannte,  hier  einen  schicklichen  Platz  findet.  In  dem  Lltterary  Maga- 
zine und  aus    diesem    übersezt    in  den    nützlichen  Versuchen  und  Bemerkungen    au. 

der» 


8G 

dem  Rpiche  der  Natur  und  in  Voigts  Magazin  liest  man  nemlich  Folgendes:  „In  den 
Thälern  der  Provinz  Popayan ,  einem  Distrikte  in  Neugranada ,  wird  ein  Insekt  ge- 
funden ,  das  in  Betracht  seiner  Kleinheit ,  wegen  des  giftigen  Safts,  den  sein  Kör- 
per enthält,  sehr  merkwürdig  ist.'  Es  wird  Coya  oder  Coyba  genannt,  ist  feuer- 
roth  von  Farbe,  und  nicht  viel  grösser  als  eine  gemeine  Wanz.e.  Gewöhnlich  fin- 
det man  es  unter  Steinen  und  auf  dem  Felde  zwischen  Gras  und  andern  Kräutern. 
Wenn  dieses  Insekt  auf  der  Haut  eines  Thieres  zerdrückt  oder  zerquetscht  wird, 
so  dringt  sein  giftiger  Saft  in  die  Schweifslöcher  des  Thieres ,  vermischt  sich  |mit 
dessen  Säften  und  bringt  dann  augenblicklich  eine  fürchterliche  Geschwulst  her- 
vor, die  in  kurzer  Zeit  den  Tod  zur  Folge  hat,  wenn  nicht  sogleich  dienliche 
Mittel  angewandt  werden.  Das  einzige  Mittel  dagegen  ist,  das  Stroh  oder  die 
dürren  Stengel  einer  gewissen  Pflanze,  die  in  diesen  Thälern  wächst,  anzuzünden 
und  damit  den  Körper  des  Kranken,  so  bald  er  zu  schwellen  anfängt,  zu  sengen, 
welches  die  Einwohner  dieser  Gegend  mit  grosser  Geschicklichkeit  verrichten  kön- 
nen. Es  ist  merkwürdig,  dafs  wenn  das  Insekt  in  der  flachen  Hand  zerdrückt 
wird,  keine  üble  Wirkung  daraus  erfolgt,  woraus  man  schliefst,  dafs  es  nur  eine 
geringe  Menge  giftigen  Safts  enthalten  müsse,  wreil  es  von  der  schwielichten  Haut 
der  flachen  Hand  verschlungen  und  der  Eingang  ins  Blut  dadurch  verhindert  wird. 
Die  eingebohrnen  Fuhrleute ,  die  durch  diese  Gegend  reisen ,  zerdrücken  sie  oft 
in  ihren  Händen,  um  die  Neugierde  der  Reisenden  zu  vergnügen.  Doch  ist  kein 
Zweifel,  dafs  wenn  die  Coya  in  der  Hand  einer  zärtlichen  Person  zerquetscht 
würde,  sich  eben  die  Würkung  zeigen  mülste,  "als  wenn  man  sie  auf  andern  Stei-< 
len  des  Körpers  zerdrückte.  Diejenigen,  welche  durch  diese  Thäler  reisen ,  müs- 
sen, wenn  sie  im  Gesicht  oder  im  Nacken  von  einem  Insekte  gestochen  werden, 
die  Stelle  nicht  berühren ,  oder  reiben ,  weil  der  geringste  Druck  die  Coya  zer- 
quetscht, diese  aber  unschädlich  ist,  wenn  sie  nicht  zerdrückt  wird.  Vielmehr 
lassen  sie  die  Eingebohrnen ,  welche  sie  begleiten ,  an  der  Stelle ,  wo  sie  den  Stich 
bemerken,  nachsehen.  Nehmen  diese  nun  daselbst  eine  Coya  wahr,  so  blasen 
sie  dieselbe  weg,  ohne  sie  anzurühren ,  wodurch  denn  die  Reisenden  von  der  Ge- 
fahr befrevt  werden.  Der  Instinkt  leitet  das  Hornvieh,  das  in  diesen  Thälern 
weidet,  beynahe  die  nemliche  Vorsicht  zu  gebrauchen.  Es  bläfst  nemlich  allezeit 
erst  sehr  stark  auf  die  Kräuter ,  von  welchen  es  fressen  will.  Nichts  desto  we- 
niger trägt  es  sich  bisweilen  zu,  dafs  die  Maulthiere  oft  eine  Coya  mit  fressen, 
'wovon  sie  allezeit  gleich  aufschwellen  imd  alsbald  darauf  sterben. u 

Hau- 


i>7 

J 

Raupen  oder  Schmetterlingslarven  überhaupt. 

Amstein    ia  Fuefsly's    neuen   Magazin,     B.  I.  j       Heise  Diss.  de  Insect.  nex.  effect.  Hall.  1 757. 
S.    46.  J        Lorry  de  morbis  cutaneis,  p.  513. 


Buchner  Mise.  med.  phys.  1730.  p.  1200. 

Degeer's  Abh.  zur  Gesch.  d.  Ins.  von  Göze,  B.I. 
Quarte!  I.  S.  13I. 

Frankfurter  medicinisches  Wochenblatt  vom  Jahr 
1781.  Stück  XXXI.  S.  492.  Anfrage  wegen  des 
Gifts  einiger  Raupen. 

Fuefsly's  neues  Magazin,  B.  I.  S.  1  8 8 • 

Geoffroy  Histoire  des  Insectes  de  la  France, 
Tora.  II.  p.  96. 


Meyers  Naturgesch.  der  giftigen  Insekten,  S.  14g. 

Reaumur  Mem.  des  Ins,  Tom.  II.  Part.  I. 
Mem.   4. 

Seereisen  imSiidmeer,  Th.  III.  S.  112.  lind  aus 
diesen  in  den  berlinischen  Sammlungen,  Band  VIII. 
S.   570. 

Sulzers  abgekürzte  Geschichte  der  Ins.  S.  153« 

Wagner  in  den  fränkischen  Sammlungen,  B,  II. 
S.    122. 


Unter  Raupen ,  (griechisch  xd/jiTtt]-,  lateinisch  Eruca,  holländisch  Rups ,  eng- 
lisch Cater  -  Pi/lars  und  Canker  -  TVorms ,  französisch  Chenille,  italiänisch  Ruga  und 
Brucho ,  spanisch  Oruga)  versteht  man  diejenigen  schmalen  und  langen,  wurmför- 
migen  Thiere,  deren  Leib  aus  lauter  Ringen  zusammengesezt ,  mit  einem  mehr 
oder  weniger  ausgezeichneten  Kopf-  und  Schwanzende  und  allermeist  mit  sech- 
zehen  Füssen  versehen  ist,  welche  aus  den  Schmetterlingseyern  hervorkommen, 
und  nach  der  Verpuppung  wieder  zu  Schmetterlingen  werden.  Sie  waren  von 
jeher  wegen  einer  gewissen  Giftigkeit  im  Verdacht,  wozu  vorzüglich  mit  das  ab- 
schreckende Aussehen  der  haarichten  Arten ,  Veranlassung  gegeben  hat,  die  auch 
deswegen  in  verschiedenen  Gegenden,  vorzüglich  in  der  Schweiz,  den  Namen 
Teufelskatzen  erhalten  haben.  In  wieferne  diese  wirklich  nachtheilig  werden  kön- 
nen, haben  vorzüglich  Amstein  y  Buchner,  Fuefdy  ,  Heise,  Sulzer f  und  ffagner 
durch  eine  Menge  Erfahrungen  dargethan,  aus  welchen  erhellet,  dafs  sie,  wie 
verschiedene  Nesselarten,  mehr  mechanisch,  als  physisch  unsrem  Körper  scha- 
den. Sie  veranlassen  nemlich  zum  Theil,  wenn  sie  angefafst  werden,  durch  ihre 
feinen ,  steifen ,  in  die  Haut  eindringenden  und  oft  darinnen  brechenden  Filzhaare, 
die  sie  leicht  fahren  lassen,  bey  den  langhaarichten  Bärenraupen  oft  unter  den. 
langen  Haaren  stehen  und  nur  mit  Beyhülfe  eines  Vergrösserungsglases  entdeckt 
werden  können,  ein  unleidliches  Jucken  und  Brennen  in  der  Haut  und  nicht  sel- 
ten gar  ein  Auffahren  kleiner  Pusteln  mit  entzündlicher  Röthe  und  Geschwulst .  Un- 
tersucht man  mit  bewaffnetem  Auge  die  aufgelaufenen  und  schmerzhaften  Stellen 
der  Haut,  50  entdeckt  man  die  Enden  der  eingedrungenen  Haare,  als  kleine 
schwarze  Punckte.  Ähnliches  Jucken  und  nesselartiges  Brennen  etc.  entsteht ,  wenn 
man  mit  den  verlezten  Händen  ins  Gesicht  fährt,  oder  sonst  eine  Stelle  des  Kör- 
pers berührt.  Wahrscheinlich  kommt  dieses  von  den  Härchen  her,  welche,  aus- 
ser den  in  die  Haut  der  Hände  eingedrungenen  j  blos  auf  derselben  liegen  geblie- 
ben 


88 

hen  und ,  durch  die  Berührung  anderer  Theile ,  erst  in  eine  solche  Lage  gebracht 
worden  sind,  dafs  sie  in  die  berührten  Stellen  der  Haut  ebenfalls  eindringen  konn- 
ten. Es  ist  leicht  einzusehen,  dafs  Brennen,  Geschwulst  und  Röthe  immer  arger 
werden  müssen,  je  mehr  man  sich  durch  das  Reiben  der  verlezten  Stellen  Linder- 
ung zu  schaffen  sucht;  denn  eben  hierdurch  wird  das  tiefere  Eindringen  der  Här- 
chen in  die  Haut  und  ihre  stärkere  Verbreitung  auf  derselben  befördert  Da  die 
Raupen  hauptsächlich  zu  der  Zeit  ihre  Haare  fahren  lassen,  wo  sie  sich  häuten 
wollen;  so  hat  man  sich  dann  besonders  in  Acht  zu  nemen,  sie  mit  b losen  Hän- 
den zu  berühren.  Manche  Arten  schleudern  in  der  Häutungsperiode,  bey  den  ver- 
schiedenen Bewegungen  ihres  Körpers,  ganze  Flocken  der  feinsten  Härchen  in  die 
Luft,  die,  vermöge  ihrer  Leichtigkeit ,  in  derselben  zerstreut  werden,  und  daher, 
auch  in  einiger  Entfernung  von  den  Raupen ,  sich  auf  die  Haut  des  Menschen  ab- 
setzen und  dann  ähnliche  Zufälle,  wie  von  ihrer  unmittelbaren  Berührung,  veran- 
lassen. Dieses  erfolgt  sogar  öfters  in  der  Nähe  haarichter  Raupennester,  beson- 
ders,  wenn  sie  schon  alt  und  von  den  ausgekrochenen  Schmetterlingen  verlassen 
sind.  Die  Haare  solcher  Nester  sind  überaus  spröde  und  brüchig,  fliegen  auf  die 
geringste  Berührung  in  den  feinsten  Stückchen  in  die  Luft  und  fallen  leicht  auf 
die  entblöfsten  Stellen  der  Haut.  Reaumur  machte  diese  Er£dirung  mehr  als  ein- 
mal an  seinem  Körper  und  setzte,  ohne  böse  Absicht,  die  zarte  Haut  der  ihn  be- 
suchenden und  seinen  naturhistorischen  Beobachtungen  beywohnenden  Damen, 
gleichen  Verletzungen  aus.  Diese  Damen  bekamen  .einen  Ausschlag  um  den 
Hals,  und  hätten  sich,  ohne  Reaumurs  Erklärung,  gewifs  für  vergiftet  gehalten. 
Er  selbst  fühlte  oft  ein  Brennen  in  den  Augen  und  Nasenlöchern,  muf&te  oft  nie- 
sen, wenn  er  seine  Raupen  und  Puppen  in  Bewegung  sezte,  wovon  er  ganze  Ma- 
gazine beysammen  hatte.  Auch  Larry  erzehlt,  dafs  bey  einem  Frauenzimmer  von 
sehr  zarter  Haut,  dem  eine  Raupe  auf  den  Hals  gefallen  war,  nicht  nur  dieser, 
sondern  auch  das  Gesicht  auflief  und  die  Spuren  der  Raupe  sich  durch  erysipela- 
töse  Röthe  und  wäfsrichte  Blätterchen  auszeichneten.  Diese  Erscheinungen  sind 
folbs  durch  eine  eigene  Reizbarkeit  der  Haut  zu  erklären,  welche  sich  vielleicht 
mit  den  Jahren  verliert,  vorzüglich  aber  mehr  oder  weniger  von  dem  dichten 
Hautgewebe  abhängt  Denn  es  giebt  Personen,  welche  ohne  Unterschied  alle 
Arten  von  Bären-  und  ülzhaarichten  Raupen  mit  blosen  Händen  anfassen  können, 
und  nicht  die  geringste  Beschwerlichkeit  darauf  empfinden.  Doch  kann  man  seine 
feine  und  reizbare  Haut,  gegen  das  Eindringen  der  Raupenhaare  bey  der  unmit- 
telbaren Berührung,  sehr  leicht  durch  das  Bestreichen  der  Hände  mit  Öl  sichern, 

gegen 


gegen  das  Jucken  und  Brennen  nach  schon  eingedrungenen  Haaren  aber,  frisches 
oder  goulardisches  Wasser  anwenden.  Sollten  R.aupen  dieser  Art  verschluckt  woi- 
den  seyn,  worauf  Entzündung  des  Magens  und  Darjnkaoials ,  ja  Convulsioaen  erfol- 
gen können;  so  ist  es  nicht  rathsam,  sie  wieder  durch  Brechmiitel  aus  dem  Ma- 
gen zu  schaffen,  wodurch  die  Haare  nur  in  den  Schlund  zurückgetrieben  und  die 
Zufälle  vermehrt  werden  könnten,  sondern  vorerst  einwickelnde,  ölichte,  schlei- 
michte,  krampflindernde  Mittel  durch  Mund  und  After  herzubringen  und  dann 
erst  ein  Purgiermittel  anzuwenden. 

Ungleich  seltner  sind  die  Beyspiele,  wo  unbehaarte,  glatte  Baupen  einen  be- 
sonderen Eüiflufs  auf  die  Haut  äussern.  Im  frankfurtischen  medicinischen  Wo- 
■chenblatte  kommt  jedoch  ein  solcher  Fall  vor,  den  ich  hier  wörtlich,  auch  der 
im  serlichen  Behandlung  wegen ,  anführe.  „  Vor  kurzem  schickte  man  einen  Kna- 
ben zu  mir,  der  von  der  untem  Lippe  bis  unter  das  Kinn  hin,  wie  auch  an  der 
linken  Seite  des  .Gesichts  längs  der  Nase  herunter  und  am  obern  Theile  des 
Backens,  grosse,  ein  wenig  entzündete,  blasigt  aufgeschwollene  Flecken  hatte, 
wie  wenn  er  mit  heissem  Wasser  gebrannt  worden  wäre.  Er  klagte  über  heftiges 
Bronnen ,  und  sagte,  dafe  diese  Blasen  über  Nacht  von  selbst  gekommen  wären ,  und 
.dafs  er  keine  Ursache  wäifste,  wenn  er  nicht  etvvan  sein  Gesicht  mit  seinen  Hän- 
xlen  werunr  ein  iget  hätte,,  mit  denen  er  am  Abende  einige  Gattungen  glatter,  un- 
behaarter Raupen,  die  er  in  Schachteln  ernährte,  berühret,  aufgehoben  und  von 
oinem  Ort  zum  andern  getragen  hätte.  Ich  verordnete  Kalchwasser  mit  dem  ach- 
ten Theil  Kampfergeist  vermischt,  aufzulegen.  Dieses  benam  auch  das  Brennen 
nber  den  folgenden  Tag  waren  die  blasigten  aufgeschwollenen  Stellen,  in  denen 
hin  und  wieder  helles  Wasser  war,  grösser.  Ich  öffnete  sie,  wo  sichs  thun  liefs 
und  befahl  alles  mit  einem  Sälbgen  Öfters  zu  bestreichen ,  das  aus  einem  ganzen 
Ey  mit  zwey Löffeln  voll  gutem  Olivenöhl  gemischt,  bereitet  wurde.  Die  davon 
entstehende  Rinde  rnufste  sitzen  bleiben.  Nach  24  Stunden  konnte  man  diese 
samt  dem  Oberhäutchen,  ablösen  und  der  Schaden  war  geheilt."  Fuefsly  erzehlt, 
dafs  ihm  etwas  ähnliches  in  einem  Alter  von  11  Jahren  begegnet  sey ,  wo  er  eine 
Schachtel  mit  Raupen  von  der  Phalaena  Chrysorhoea  und  Cacruleocephalea  Lina,  be- 
gierig öffnete,  die  Raupen  betrachtete,  die  herauskriechenden  wieder  in  die 
Schachtel  zurückschob  etc.  Kaum  hatte  er  dieses  Spiel  eine  halbe  Viertelstunde 
getrieben,  so  spürte  er  im  Gesichte,  am  Halse  und  auf  der  Brust  ein  heftiges 
Jucken  und  Brennen  und  zusehends  entstanden  rothe  Blasen.  Am  Morgen  hatte 
öich  das  Jucken  sehr  vermindert  und  die  Blasen  hatten  sich  gesetzt,  und  nach  ein 

12  Paar 


9* 

Paar  Tagen  war  alles,  ohne  etwas  dagegen  gebraucht  zu  haben,  gänzlich  ver- 
schwunden. Es  begegnete  ihm  dieses  nachher  öfters ,  wenn  er  seine  Raupen  aller 
Arten  behandelte,  doch  verminderte  sich  diese  Wirkung  mit  zunehmenden  Jah- 
ren so  sehr,  dafs  er,  da  ihm  vorher  auch  die  glatten  Raupen  schädlich  waren, 
nur   noch  die  Filzhaarichten    zu  fürchten  hatte. 

Verschiedene  Raupen  sind  auch  mit  sehr  starken  und  schneidenden  Gebifs- 
werkzeugen  versehen ,  womit  sie  empfindlich  beissen ,  noch  andere  verletzen  durch 
einen  scharfen  brennenden  Saft,    den  sie,   sobald  sie  gereizt  werden,    von  sich 
sprützen,  noch  andere  verbreiten  einen  ekelhaften  Geruch.      Alle  diese,   nur  in 
einem  grossen  Theil  von  Europa  bekannten  Raupenarten ,    hier  einzeln   zu  schil- 
dern, würde  weit  die  Grenzen  dieses  Werkchens  überschreiten.     Vorzüglich  giebt 
es  von  den  schädlichen  haarichten  Raupen,    wovon  ich  nur  diejenigen  beschrie- 
ben und  abgebildet  habe,  deren  nachtheilige  Wirkung   auf  die  Haut,  ich  aus  eig- 
ner Erfahrung  kennen  gelernt  habe ,  noch  eine  grosse  MeAge  z.  B.  die  Larve  der 
Phal.  Bomb.  Rubi,  Plantaginis ,   der  Pkal.  noct.  Matronula ,  Villica,  Purpurea,  Hera  etc. 
welche  mehr  oder  weniger  schädlich  sind ,    und  wie  viele  dieser  Art  mögen   nicht 
erst  in  anderen  Wehtheilen  vorkommen?  Ich  begnüge  mich  hiervon  nur  noch  ein 
Beyspiel  aus  den  Seereisen  im  Südmeere  anzuführen.     »Auf  der  Dreyeinigkeits  -  Bay 
trafen  die  Reisenden ,  D.  Banks  und  Solander  an  Morästen  und  Sümpfen  in  diesen 
Gegenden,  den  in  Westindien  bekannten,  ächten  Mangrovebaum  (Rhizophora  Man- 
gle L.)  zum  erstenmale   an.       Auf  den  Zweigen  und  Blättern  desselben  sahen  sie 
eine  grosse  Menge  kleiner ,    grüner  Raupen.      Der  Leib   war  sehr  haaricht  und   sie 
sassen  zu  zwanzig  und  dreysigen  auf  den  Blättern,    eine  neben  der  andern,     so 
regelmässig  und  gerade ,    wie  eine  Reihe  Soldaten   nur  immer   stehen  kann.      Bey 
dem  Berühren  empfanden  sie,    dafs  das  Haar  auf  ihren  Leibern  wie  Brennesseln 
stach,    ja  einen  noch  weit  durchdringendem,     aber  nicht  so  lange   anhaltenden 
Schmerz  verursachte."     Man  sieht  hieraus ,  dafs  die  Haare  der  Raupen  in  Südame- 
rika eben  die  Eigenschaft ,  wie  bey  uns  haben, 


I7- 


w 


17.     Die   Wolfsmüchraupe.     Tab.  XII.  Fig.  1.' 

Law*   Sphingis    euphorbiae,    caudata,    nigra,    albo- punctata:    Hnea   dorsali   sanguinea, 

laterali  punctisq.    flavicantibus.      Papa  brunnea ,    sligmatibus  nigris.       Sphinx  alis  griseis, 

fasciis  duabus  rirescentibus ,     posterioribus  rufis,     basi  strigaque   nigris,     antennis  niveis. 

Lian.  Syst.  N,  T.  I.  P.  V.  p.  2383.   n.    19.   Faun.    Suec.   1086.    — 

Habitat  in  Europa«  euphorbiis. 


Blumenbachs  Handb.  d.  N.  G.  S.  353.  Die 
Wolfsmilchraupe. 

Bore  Mausen* s  europ.  Schmetterl.    Tb.  11^  S. 

139- 

Cuvier    Tabteau  e'le'mentaire,    p.  592.  n.  i.     le 

Sphinx  du  Tithymale. 

Drury  Abbild,  und  Beschreibungen  exotischer  Ins. 
T.  I.   Tab.  XXIX.   Fig.  3. 

Espers  europ.  Schmetterlinge,  Th.  II.  S.  100. 
Tab.  XI.    Fig.   3.     IVolfsmilchraupe. 

Fabricii  Mant.  ins.  II.  p.  95.  n.  30.  Spec.  Ins. 
T.  II.  p.  146.  n.  32.  Syst.  Ent.  p.  541.  n.  17.  Sphinx 
Euphorbiae 

F  risch' s  Ins.  Teutschl.  Th.  II.  T.  XI.  Wolfs, 
milchraupe. 

Fuefsly's  altes  Magaz.  d. Entomologie,  B.  I.  S. 
2ä6.     Verzeiclin.  Schweiz    Ins.   11.620.   Sph.  Euphorb. 

Geoffroy  Hist.  des  Ins.  de  Paris.  T.  II.  p.  87. 
n.  I  I .     le  Sphinx  du  Tithijmale. 

Ledermülle  r's  Gemüths-und  Augenergöta.  Drit- 
tes Funftz.  S.  48.  Tab.  XXVI  -XXIX. 

Meli  an   Europ   Ins.  1  23. 

Mülle  r's  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  I.  S.  641. 
n.  19.    Wolfsmilchrav.pt. 


Museum  Lud.  Ulr.  356. 

Otiomatol.   Hist.  nat.   P.  VIT.   p,  24t, 

Panzer  Faun.  Ins.  Genn.  Heft  XIII.  Dff  Wo/f«~ 
milchschwärmer ,  der  Woifsiuilckuogel ,  de  Wolfsmelh 
Py  Utaart ,   de  honte  Olifant  -  lr linder  ourust. 

Reaumur  Memoires  Tom.  I.  P.  I.  Tab.  XIII, 
Fig.   4  —  7- 

Rösels  Insektenbelustigung,  Th.  I.  Nachtvög. 
Cl.  I.   Tab.  III.    Fig.  1.  2.   S,  17.    Wo.'fsmikhraupe. 

Schaefferi  Icon.  Ins.  Ratisb.  Tab.  78.  Fig.  i.s. 
und  Tab.  99.    Fig.  3.  4. 

Scopoli  KutomologiaCarniolica,  p.  Tg6.  ic,  471. 
Sph.    Eitpho-  biae. 

Seba  Thesaur.  T.  IV.  Tab.  53.  F.  L.  M.  Tai. 
60.    Fig.   17.  ig. 

Sinap.  BrefsL.  Nat.  Gesch.  172 1.  Aug.  Cl.  IV. 
Art.  5. 

Spiel  mann  i   Diss.  de  Aaimal.  noc.  Alsat.  p.  52. 

Sulzers   Geschichte  der  Ins.   S.  II 4.    Vignette. 

Syst.  Verz.  d.  Wien.  Schmetterl.  S.  42.  n. -a. 
Wolfsmilchschwänner. 

Uddmanni   Diss.    57- 

Wagner  in  den  fränkischen  Sammlungen,  B.  II, 
S.    116. 


Auf  den  beyden  Wolfsmilcharten ,  der  Wolfs  -  oder  Teufelsmilcli  und  der 
Cvpresseneuphorbie  {Euphorbia  Esula  und  Cyparissias  L.)  findet  man  in  den  Som- 
mermonathen  eine  Raupe,  weiche  sich  sowohl  durch  ihre  ansehnliche  Grösse,  als 
durch  d:e  Schönheit  ihrer  Zeichnung  und  Farben  auszeichnet  und  Wolfsmilchraupe 
genannt  wird.  Sie  ist  oft  drey  bis  vier  Zoll  lang  und  einen  Zoll  breit,  nimmt 
vom  Kopf  aus  bis  zum  sechsten  Ring  allmählich  an  Dicke  zu,,  bleibt  dann  in  ih- 
ren fünf  übrigen  Ringen  gleich  stark  und  führt  an  der  Rückenseite  ihres  lezten 
Rings  eine  hörn-  oder  schwanzartige  Spitze.  In  ihrer  ersten  Jugend  ist  sie  blos 
grün  und  gelb  von  Farbe,  nach  mehreren  Häutungen  und  hiermit  erreichter  voll- 
kommenen Grösse  aber,  gewinnt  sie  an  Schönheit  und  Mannigfaltigkeit  der  Far- 
benmischung. Die  Grundfarbe  ihrer  glatten  und  glänzenden  Haut  ist  schwarzgrün 
und  mit  lauter  erhabenen,    lichtgelben  Pünktchen  besäet,    der  Kopf  an  seiner 

Vor 


9* 

Vorderfläche  roth  und  mit  zwey  runden,  schwarzen  Flecken  versehen,  welche 
man  für  Augen  zu  halten  geneigt  ist.  Von  der  Mitte  desselben  an  lauft  längs  der 
Mitte  des  Rückens  bis  zur  Schwanzspitze  ein  carmesinrother  Streif.  Von  gleicher 
Farbe  sind  die  sechs  hakenförmigen  Vorder-  die  acht  stumpfen  Mittelfüsse,  die 
zwey  Nachschieber  und  die  Hälfte  des  Schwanzhorns ,  welches  sich  mit  einer 
schwarzen  Spitze  endiget.  Zu  beyden  Seiten  des  Körpers  sieht  man,  vom  ersten 
Ringe  an,  eine  Reihe  lichtgelber  Augen  mit  zwey  darunter  stehenden,  zusammen- 
fliessenden  milchweissen  Punkten ,  auf  schwarzem  Grunde.  Unter  diesen  Reihen 
von  Augen  folgt  über  den  Füssen  noch  eine  Reihe  irregulärer,  gelber,  hellroth 
gefleckter  Streife  auf  jeder  Seite,  die  Bauchfläche  aber  ist  roth  und  schwarz 
punktirt. 

Im  Herbste  schickt  sich  diese  Raupe  zu  ihrer  Verwandlung  an  und  verkriecht 
sich  unter  die  Erde,  wo  sie  nach  einigen  Tagen  den  Raupenbalg  ablegt  und  nun 
als  eine  braungelbe,  beynahe  zwey  Zoll  lange  und,  wie  die  Raupe,  mit  einem 
Schwänzchen  versehene  Puppe  zu  finden  ist.  Sie  überwintert  so ,  und  erst  im 
Junius-,  bisweilen  gar  erst  im  zweyten  Jahre,  verläßt  der  Schmetterling  die  Pup- 
penhülse. 

Dieser  ist  nicht  minder  schön,  als  seine  Larve.  Die  Rückenfläche  des 
Kopfs  und  Bruststücks  und  alle  weifs  eingefafsten  Ringe  des  spitzig  zidaufenden 
Hinterleibes,  sind  olivenfarb.  Seine  Vorderfiügei  haben  an  der  Wurzel  und  gegen 
die  Mitte  drey  Flecke ,  und  eine  schief  laufende  gezackte ,  dreyeckigte  Binde  auf 
einem  fleischfarbnen  Grunde,  seine  Hinterflügel  aber  ein  rotlies,  mit  zwey  schwarz- 
blauen Binden  durchzogenes  Feld.  Das  sich  durch  seine  Grösse  und  seinen  dicke- 
ren Hinterleib  auszeichnende  Weibchen  legt  seine  Eyer  in  den.  Monathen  Junius 
an  die  Wolfsmilch,  und  aus  diesen  kommen  nach  vierzehn  Tagen  die  jungen 
Räupchen  zum  Vorschein ,  welche  nach  vier  bis  fünf  Wochen  ihr  Wachsthum  vol- 
lendet haben.  Diese  nähren  sich  von  einer  Pflanze,  welche  wegen  des  milchähn- 
lichen,  klebrichten  Safts  sehr  bekannt  ist,  dev>  aus  ihren  abgebrochenen  Stengeln 
hervordringt,  sehr  bekannt  ist,  und  eine  so  äzende  Schärfe  bey  sich  führt,  dafs 
er  die  Stellen  der  Haut,  worauf  er  gebracht  wird,  angreift  und  daher  zur  Vertil- 
gung der  Mähler  und  Warzen  gebraucht  wird.  Im  Mund  veranlafst  schon  ein  ein* 
ziger  Tropfen  dieses  Safts  ein  unleidliches  Brennen  und  wenn  er  vollends  in  stär- 
kerer Quantität  in  den  Magen  und  Darmkanal  gelangt,  so  wirkt  er  wie  ein  dra- 
stisches Purgirmiuel  und  ist  im  Stande,  Entzündung  zu  verursachen.  Kein  Wun- 
der ist  es,  wenn  die  von  dem  scharfen  SaXie  der  Esula  ganz  durchdrungene  Rau- 
pe, 


SS 

pe,  ähnliche  nachteilige  Wirkungen  äussert.  Wirklich  ist  nach  Sinap ,  das  Vieh 
auf  der  Weide  an  den  verschluckten  Raupen  plötzlich  gestorben.  Auch  bestätiget 
die  Erfahrung,  dafs  sie  zu  ihrer  Vertheidigung  einen  grünen,  scharfen  Saft  aus 
dem  Maule  spritzen ,  der  so  schwer ,  wie  Dinte ,  wieder  von  den  Händen  und  Fin- 
gern zu  bringen  ist,  Jucken  und  Brennen  der  Haut  veranlafst,  und  wenn  die  ver- 
lezte  Stelle  nur  etwas  gekrazt  wird,  bald  Entzündung  nach  sich  zieht. 


ig.     Die  grosse  Kühn-  oder  Fichtenraupe.     Tab.  XII.  Fig.  2. 

Larva    Bombycis   Pini ,    subcauuata,    albo,     griseo  fuscoque    varia :    collaribus   caeruleis, 

punctis  utrinque  ruüs.      Pupa  fusca.     Phalaena  alis  griseis :  fascia  ferruginea  punctoque 

triangulari  albo.     Linn.  S.  N.  E.  G.  XIII.  T.  I.  P.  V.  p.   2410,  n.   24.  Faun. 

Suec«-    1104.  —     Habitat    in  Europae  pino. 


Amoreux  Notice  p.   1J7  und  280.     Chenifles  du 
pin. 

Amsteins  Gesch.  des  Fichtenspinners  in •  Fuefsl. 
Ent.  Mag.  B.  II.   S.  234.  und  neues  Mag.  B.  I.  S.  44. 

Bech  Steins,  J.  M.  Musterung  schädlich  geachte- 
ter Thiere,    S.   172.   Fig.   5-     Kiefer  mpinntr. 

Beckmann.   Epitom,  S.  L.  p.    163.    n.  24.     Ph. 
Pini. 
*      Berliner  Magazin,    B.  II,   S.  398.    B.  5.      Fichten- 
nwtte. 

Blumenbachs  Handb.  d.  N.  G.  S.  356.  DerFich- 
tenspinner. 

Bonnet  Observ.  sur  les  Insectes  et  Tome  premier 
de  ses  Oeuvres  in  4.   p.  305.    Chenille  du  Pin. 

Borkhansens  Naturgesch.  der  europ.  Schmef- 
terl.   Th.  III.  S  78- 

Espers  Schmetterlinge,  Th.  III.  S  78.  Tab. 
XII.  Fig.  1  —  6.   Tab-  X1JI.  Fig.  1. 

Fabricii  Mant.  ins.  II,  p.  1 1  3.  n.  56.  Spec.  Ins. 
II.  p.  117.    n.  48-   Syst.  Ent.  p.  565-  ».  32. 

Frisch  Ins.  Th.  X.  S.  13.  T.  X.  Diu  Kientaum- 
raupe. 

Fuefsl ys  Verz.  Schweiz.  Ins.  S.  34.  n.  641. 
Fichteneute. 

Gladbachs   Verzeichnifs  ,  die  Tanncngluck. 

Gleditsch  Einlc-itungin  die  deutsche  Forstwirth- 
schaft,  B.  I.  S.  399.  Die  Fichten-  und  Tannenmotte. 
Desselben  vier  hinterlassene  Abhandl.  das  praktische 
Forstwesen  betreffend  ,  Abb.  II.   S.  6  8. 

Goze  entomol.  Beytr.  Th.  III.  B.  II.  S.  290. 
n.  -4.    Der  Ftentenspinner.     Geschichte   einiger  dem 


Menschen  etc.  schädlichen  Insekten,  p.  V.  Die  grosie 
Kühn  -■  und  Fichtenraupe.- 

{Journal  für  das  Forst-  und  Jagdwesen,  B.  IV.  H. 
I.  S.  78. 

Jungs  Verzeichnifs  europ.  Sehnretterlinge,  S.  100. 
n.   769. 

Merianni  Europ.  Ins.  Tab.  XXII. 

Müllers  Linn.  N.  S.  d.  Ins.  B.  I.  8.657.  n-M. 
Der  Fichtemcanderer. 

Naturforscher   Stück  II.   S.  T9.   Ph.  Pini. 

Nau's  Anleitung  zur  deutschen  Forstwissenschaft, 
S.    298. 

Onomat.  Bist.  nat.  P.  VI.  p.  3  97-  Die  grosse  IVald» 
raupe. 

Oekottomische  Nachrichten  der  patriotischen  Gesell- 
schaft in  Schlesien,    Th.  VI.   S.  404. 

Poda  Ins.   84-  n.   5. 

Rösels  lnsektenbel.  Th.  I.  Nachtvog.  2.  Klass. 
S.  297.  Tab.  L1X.  Fig.  1.  Die  grosse  Kien-  oder 
iVatdraitpe. 

Schaeffer  Icon.  Ins.  Ratisb.  Tab.  S6.  Fig.  1  —  3. 

SchWarZ's   Ranpenkalender,    S.  72. 

Syst.  Verz.  der  Sehmetterl.  Wiener  Gegend.  S.  56. 
Fain.  J.  n.  4.   Fohrenspinner. 

Tabellarisches  Verzeichn.  Brandenburger  Schmetter- 
linge, Heft  I.  S.  37.    n.  7. 

Uddmanni,    Diss.    60.   Pithyocampns. 

Uslar's,  (J.  v.)  Pyralis  Hercyniana.  S.  17.  n.  i> 
Der  Kiefern  -  oder  Fohrenf pinner. 

Wilkes  Papil.  29.  Tab.  III.  b.  5. 


Der   ockerbraune  Kopf  dieser  im  ausgewachsenem  Zustande  vier  Zoll  lan- 
gen und  fünf  bis  sechs  Linien  breiten  Raupe ,  ist  ziemlich  grofs  und  rund ,  mit  star- 
ken 


94 
ken  Gebifswerkzeugen  versehen,  und  mit  einem  weifs  eingefaßten  Dreyeck  über 
dem  Mund  bezeichnet.  Sie  nimmt  von  vorne  nach  hinten  in  ihren  eilf  Ringen 
allmählich  an  Dicke  zu,  und  hat  sechs  Vorderfüsse,  acht  Mittelfüsse  und  zvvey 
Nachschieber.  Jeder  Ring  hat,  ausser  den  Gelenkeinschnitten,  noch  besondere 
einförmige  Furchen,  der  erste  Ring  gleich  hinter  dem  Kopfe  zvvey  Warzen  mit 
starken,  nach  vorne  gekehrten  Haarbüscheln ,  der  fünfte,  sechste  und  siebente  in 
der  Mitte  ein  Paar  kleine,  mit  schwarzen  Haarbürstchen  besezte  Erhabenheiten 
und  der  vorlezte  Ring  eine  ähnliche ,  mit  einem  grösseren  schwarzen  Haarbürstchen 
versehene  Warze.  Überhaupt  ist  die  ganze  Raupe  rauh,  von  den  grösseren  und 
kleineren  Filzhaaren,  welche  auf  einem  weifsgrauen,  braun  und  grau  punktirten 
Boden  stehen  und  hat  sowohl  längs  des  Rückens  grosse,  irreguläre,  als  an  den 
Seiten  des  Leibes  lange  und  schmale  braune  Flecken.  Der  zweyte  und  dritte  Ring 
zeichnen  sich  noch  besonders  durch  eine  schwarze,  glänzende,  ins  Blaue  spie- 
lende Binde  und  unter  derselben  auf  jeder  Seite  durch  einen  rosenfarbichten  Fleck 
aus.  Die  krallenförmigen  Vorderfüsse  sind  dunkel-  die  Mittelf üsse  und  Nachschie- 
ber licht-  braun. 

Man  findet  diese  Raupe  beynahe  üi  allen  Gegenden  unseres  Welttheils ,  zu 
jeder  Jahreszeit  auf  der  Fohre,  ihrer  gewöhnlichen  Futterpflanze,  in  Ermangelung 
derselben  aber,  auch  auf  anderen  Nadelholzarten  und  selbst  im  Winter  in  den 
Ritzen  und  Höhlungen  der  Bäume.  Die  ausgewachsenen  Raupen  dieser  Art  ver- 
puppen sich  im  Julius  und  August  in  einem  länglichrunden  Gespinste,  welches 
vorne  und  hinten  offen  zu  seyn  scheint ,  und  unter  den  Ästen  oder  zwischen  der 
aufgesprungenen  Rinde  der  Fohre  befestiget  ist.  Der  Vordertheil  der  längiich-run- 
den  Puppe  selbst  ist  dunkel  aschgrau,  der  Hintertheil  rothbraun.  Nach  drey  bis 
vier  Wochen  kommt  schon  der  Schmetterling  aus  derselben  hervor,  der  von  sehr 
verschiedener,  und  beynahe  nie  beständiger  Zeichnung  gefunden  wird.  Bald  hat 
er  braune,  bald  aschgraue,  mehr  oder  weniger  breite,  mehr  oder  weniger  ge- 
zackte Binden  auf  den  grauen,  oder  braunen,  immer  mit  einem  dreyeckigten 
weissen  Punkte  bezeichneten  Oberflügeln.  Die  Farbe  der  Unterflügel  und  des  gan- 
zen Körpers  aber  ist  immer  matt  braunroth.  Der  weibliche  Schmetterling  legt  ge- 
wöhnlich schon  im  August  seine  gelbbraunen  Eyer  auf  die  Fohrenbäume,  und  aus 
diesen  kriechen  nach  acht  bis  zehn  Tagen  die  jungen  Raupchen  aus,  die  im 
Herbste  noch  so  lange  wachsen,  als  es  die  Wärme  der  Jahrszeit  gestattet,  den 
Winter  hindurch  aber  sich  verbergen  und  erst  im  Sommer  des  künftigen  Jahres 
ihre  vollkommene  Grösse  erhalten* 

Wenn 


95 

Wenn  sie  berührt  werden ,  so  schlagen  sie  mit  Kopf  und  Leib  gleich  zu. 
beyden  Seiten  um  sich  und  verscheuchen  hierdurch  ihre  Verfolger.  Sonst  aber 
werden  sie  jedem ,  durch  ihre  feinen ,  in  die  Haut  dringenden  und  starkes  Jucken 
und  Entzündung  veranlassenden  Filzhaare  schädlich.  Bonnet  versichert  sogar,  dafs 
er  auf  die  Berührung  dieser  Fichtenraupe  eine  Art  von  Erstarrung  der  Finger,  her- 
nach Jucken  und  sehr  starkes  Brennen  bekommen  habe,  worauf  Geschwulst  erfolgt 
sey.  Wird  sie  verschluckt ,  so  äussert  sie  nach  Grevin ,  den  Amoreux  anführt,  eine 
solche  giftige  Beschaffenheit,  dafs  davon  Zunge,  Mund  und  Eingeweide  entzündet 
werden. 


19.     Die  Klee-  oder  Quittenraupe.     Tab.  XII.  Fig.  3. 

Larva  Phalaenae  Bombycis   Trifoliij    solifaria   pilosa   dilute  fusca ,  incisuris  caerulescenti- 

punctatis,   collari  rubro.      Pupa   anterius  flava,   posterius   brunnea.      Phahiena  alis  ferru- 

gineis,    primoribus  striga  punctoque   albis,     posterioribus  immaculatis.      Linn.  S.  N.  E, 

G.  XIII.   T.   I.   P.  V.  p.   2411.  n.   496.  —     Habitat  in  Germaniae  Trifolio. 


Espers  europäische  Schmetterl.  Th.  III.  S.  87. 
Tab.  XV.   Der  Kleespinner . 

Fabricii    Mantiss.Ins.il.   p.  112.   n.  46. 

Jung*  s   Verz.  europ.  Schmetterl.   S.   147. 

Maders  Raupenluijfinder,  S.  15.  N.  17.  Ph.Du- 
rtitti. 


Rössls  Insekteabel.  Th.  I.  Nachtvög.  Kläss.'II. 
S.  201.  Die  kleinere  im d  schlankere ,  branngelbe  ,  filz* 
haarige  Quittenraupe.  Tab.  XXXV.  b.  Fig.  I.  Tab. 
XXXV.  a.  Fig.  2  —  5.    Die  Grasmotte  nach  Kleematm. 

Syst.  Verz.  der  Schmetterl.  der  Wiener  Gegend.  S. 
57.   n.  4.   Farn.  K.  Bomb,  Tri/olii ,   iViesetikleespinnet , 


Im  Monat  May  findet  man  auf  den  Wiesen'  eine  filzhaarichte ,  gelbe  Raupe 
von  der  Grösse  eines  halben  Zolls,  welche  sich  vorzüglich  vom  Klee  und  Quitten  - 
blättern  nährt  und  daher  ihren  Namen  erhalten  hat.  Sie  legt  verschiedenem;;} 
ihren  Balg  ab,  bis  sie  zu  Ende  des  Junius  und  Anfang  des  Julius  ihre  vollkom- 
mene Grösse  erreicht,  und  nun  oft  über  drey  Zoll  lang  und  vier  Linien  breit  ge- 
funden wird.  Der  Kopf  hat  auf  jeder  Seite  einen  länglich-  runden  orangenfar- 
bigen Fleck  auf  schwarzen  Boden,  um  welchen  sich  von  hinten  eine  schmale 
weisse  Einfassung  herumzieht,  die  sich  vorne  in  der  Mitte  des  Kopfs  theilt  und 
dann  gabelförmig  gespalten  ,  gegen  die  Gebifswerkzeuge  herablauft.  Hinter  dem 
Kopfe  sieht  man,  am  Vorderrand  des  ersten  Rings,  ebenfalls  einen  orangenfarbi- 
gen Streif  und  zu  beyden  Seiten  eine  graue,  warzenförmige  Hervorragung.  Alle 
übrigen  Ringe  haben  auf  der  Rückenfläche  eine  glänzend  ockergelbe,  an  den  Sei- 
ten eine  mehr  braune  Farbe,  in  den  Einschnitten  zwischen  den  Ringen  sammel- 
artige schwarze,  lichtblau  gefleckte ,  schmale  Binden,  und  über  den  Füssen  an  jeder 

Seite 


96 

Seite  eines  Rings,  schmale,  blafsgelbe  Längsstreifen.  Vor  der  Verpuppung  macht 
diese  Raupe  um  sich  «in  eyrundes ,  dichtes ,  haariehtes  Gespinnst  von  dunkelbrau- 
ner Farbe ,  in  welchem  man  sie  nach  -einigen  Tagen  verwandelt  in  eine  am  Vor- 
dertheile  bräunliche  ,  am  Hintertheile  grüiüiche ,  kurze  und  dicke  Puppe  ,  antrifft. 
Die  Phaläne  bedarf  zu  ihrer  Ausbildung  in  der  Puppenschale  nur  drey  Wochen 
und  erscheint  dann  in  röthlichbrauner  Farbe.,  und  in  Rücksicht  des  Geschlechts- 
unterschieds  in  einem  sonderbaren  Verhältnisse.  Das  Weibchen  ist  neinlieh  bei- 
nahe-dreimal  so  grofs ,  .als  das  Männchen ,  hat  übrigens  schmale,  fadenförmige 
Fühlhörner  und  einen  sehr  dicken  Hinterleib ,  da  lezteres  mit  selir  breiten,  starkge- 
fiederten Fühlhörnern  und  einen  schmalen,  am  Ende  etwas  gespaltenen  Hinterleib 
versehen  ist.  Beyde  haben  in  der  Mitte  jedes  Vorderflügels  einen  eckigten,  dun- 
kelbraunen eingefafsten  Punkt,  und  sowohl  auf  den  Vorder-  als  auf  den  Hinter- 
fiügeln  eine  schmale,  lichtgelbere,    ausgeschweifte  Binde. 

Beynahe  noch  leichter  und  in  noch  grösserer  Menge,  als  von  der  gr-os  -en 
Fichtenraupe,  dringen,  die  kurzen,  brüchigen  Filzhaare  dieser  Raupen;) rt  und 
ihres  rauhen ,  von  dem  eingewebten  steifen  Haaren ,  beynahe  stachlichi  en  Puppen- 
gehäuses, in  unsre  Haut  ein,  woran  sie  be.y  der  geringsten  Berührung  klebenblei- 
ben, und  dann  ein  unleidliches  Jacken  und  Brennen  verursachen ,  welclies  selbst 
durch  das  Waschen  mit  Seifenwasser  nicht  gemindert  werden  kann. 


20.     Die   Eichen  raupe.     Tab.  XII.  Fig    4. 

Larva  Phalaenae    Bomhycis  Quercus,    pilosa     grisea    nigra    annulata    alboque    maeulata. 

Jpupa  dense  folliculata,   viridis,    anterius   fusea.       Phalarua   n\is  fenugineis,    singe   llava, 

primoribus  puncto  albo.      Linn.  S.  N.  T.  I.  P.  V.  p.  241  r.  n.  2.5.      Faun.  Snec.  t  1  c6    -— 

Habitat  in  erica,  pruno  spinosa,    betula,    4>alice,   rjuere-u ;  -femina  pallidior. 


Admiral  Naawk.  \Vaarn.  p.  31.  Tab.  XXXI.  de 
pjfaager  -  rups. 

Alt  in,  a  natural  history  of  English  Insects.  Tab. 
JCVJ1I.  Fig.  25- 

Beckmann.  Epit.  S.  N.  p.  163.  n.  25.  PL 
■Quercus. 

Berlinisches  Magazin ,  B.  II.  S.  398.  ».4.  Die 
Grasmotte. 

.Espers  europ.  Schmetter!.  TIi.  III.  S.  8«.  Der 
Eichen  spinner.      ({uittenirogel. 

Fabricü  Mant.  ins.  II.  p.  112.  n.  47.  Syst. 
Ent.  p.  562.  n.  34.  Spec.  ins.  II.  p.  175.  n.  39. 
Bomb,  Quercus. 


Fuefsly's  sltes  Magaz.  d.  Entomologie.,    $.   2JI. 
Schweizer.  Ins.   S.  34.    11.  643.   Dir  Heckerikriecher, 

Geoffroy   Histoire  des  Insectes  de  Par.  Toki.  II. 
p.  111.    n.  13.    La  mini  ine  a  bände. 

Gleditscii   Forstwissenscl».   Th.  I.   S.  548.   11.6. 
Ph.    Quercus. 

Goedart     historische  Beschryving    van   den  oor- 
spronk  etc.  der  Wurmen,    Rupsen  etc.  I.    Tab.  VII. 

Göze   entomol.  Beytr.   Th.  III.   B.  II.   S.   292.   11. 
25.   Per  Eichenspinner. 

Jung' s   Verz.  europ.  Schmetter].    S.  121. 

Kleemanns  Raupenkalender  S.  14. 

Li- 


97 


Lister  Johannes  Goedarrffs  de  Ins.  iti  inelhodutn 
redactus,  p.  203.  n.  88.  Fig.  88-   tapiquante. 

Merianin   Europ.  Ins.I.   Tab    X. 

Mouffetti   Theatr.  Ins.    187.  l'g-  2- 

Müllers  Linn.  Nalursyst.  d.  Ins.  B.  I.  S.  658- 
1).  25-     Der  Eiclietisteiger. 

Müller  Faun.  Fridr.  p.  39.  n.  353.  Zool.  Dan. 
Prodr.  p.  117.   n.  1353. 

Naturforscher  Stück  VIII.  S.  102.  n.  6.  Fh.Qiurcus. 
St.  XIII.   S.  230.    §.   9. 

Onomal.   liist.  nat.    Pars.    VI.   p.  408.    Ph-  Öfterem. 

Petiveri  Gazophylacii  Naturae  et  ArXis  decades 
decem ,   T.  45.   Fig.    5.   Semicolon. 

Poda    Mus.  graec.    85-   ■*•  (>• 

Raji    Hist.  Ins.  p.  242.  n.  2.    Pli.  maxima  fulua. 


Kc'uniur  Mein,  des  Ins.  Toi«.  T.  p.  h'19.  1-5- 
Tab.   .(5-  Fig.  7.  &. 

Ruscls  Insekicnbel.  Tb.  I.  Nachtvög.  Klass.  2. 
S  193.  Die  gro-.se  ,  filzhaar  ige ,  gelbbraune  Schlehen- 
wtd  Quittenrat'pe.  Tab.  XXXV.  a.  Fig.  1.  und  Tab. 
XXXV.  b.  Fig.  1—  7.  Der  Heckettkriecher ,  nachKlee- 
mann. 

Schaefferi    Icon.  Ins.  Tab.  8*-  Fig.  1 — 3. 

Scopol  i  Ent.  carneol.  p.  194.  11.  487.  F& 
Qiierctis. 

Syst.  l'er?.  Wien.  Schmetterl.  S.  56.  n.  3.  £Y- 
chtnspintter- 

U  dd  m  an  n  Diss.  59. 

Wilkes  Engl.  Mots.  and  F>utt  etc.  p.  2S.  Tab. 
III.  a.  Fig.  11.  12. 


Fast  einerley  Eigenschaften ,  sowohl  in  Rücksicht  der  eben  gedachten  nach- 
theiligen  Beschaffenheit  der  Haare,     als  der  verschiedenen  Verwandlungsgestalten 
vom  Eye  b?s  zum  Schmetterling,    hat  gegenwärtige  Raupe  mit  der  Raupe  der  Pha- 
laena  TrifoUi.      Dalier  kam   auch  Rösels  Verwechslung    der  beyderseitigen  Puppen 
und  Schmetterlinge.     Erst  im  Spatherbste  kriecht  sie  aus  dem  länglichrunden,  blafs- 
biaunem  Eye,    welches  das  Schmetterlingsweibchen  vierzehn   Tage   vorher  gelegt 
hat.     Sie  erreicht  kaum  noch   die  Länge  eines  halben  Zolls,    wenn  sie  von  Kälte 
und  Futtermangel  genöthiget  wird,   sich  unter  dem  abgefallenen  Laub  der  Hecken 
zu  verbergen ,     mid  die  Ankunft  des  Frühlings  zu  erwarten,    wo  sie  die  wärmere 
Luft  und  das   junge  Futter  aus  ihren  Schlupfwinkeln  hervorlockt.       Sie  vollendet 
nun  nach  einigen  Häutungen  schon  zu  Ende  des  Mays  ihr  Wachsthum  und  erreicht 
hiermit  eine  Länge  von  zwey  bis  dreyZoll.     Ihr  Kopf,  so  wie  der  Vorderrand  des 
Halsrings ,  sind  dann  rolhgelb  ,  die  Filzhaare  des  übrigen  Körpers  hell  -  ockergelb, 
die  beyden  Seiten  des  Leibes   über  den  rothbraunen  Füssen    mit    einem   irregulä- 
ren  weissen,    und  hin   und  wieder  gefleckten  Streif  eingefafst,    aus  dessen  Mitte 
sich  in  jedem  Ringe  ein  weisses  kurzes  Streifchen  nach  hinten  zieht.       Im  Krie- 
chen dehnen  sich  die  Ringe  wreit  auseinander  und  dann  wird  noch  zwischen  jedem 
Piing  ein  schwarzer  Gürtel   sichtbar ,     welcher    oben    auf  dem  Rücken  der  Raupe 
einen  weissen  Punkt  führet.     Sie  läuft  «ehr  schnell ,  und  hat  daher  auch  von  Eini- 
gen  den  Nahmen  Jäger  erhalten.     Wird  sie  aber  berührt,    so  rollt  sie   sich  eben 
sowohl,  wie  auf  jedes  Geräusche,  zusammen.     Sie  wählt  im  Grunde  keine  Pflanze 
ausschliefslich  zu  ihrer  Nahrung;     denn  ausser   dem  Eichenbaume  findet  man  sie 
auch   auf  Schlehenstauden,  auf  Quittenbäumen,  auf  den  Rosen- Brombeer- Hind- 
beer-  Johannisbeerstauden,  auf  Heidel-  und  Schwarzbeersträuchen,    auch  auf  den 
Birken,  den  Pfirsichbäumen  und  im  Grase  unter  diesen  Bäumen  und  Gesträuchen. 

i3  Mit 


9** 

Mit  vollendetem  Wachsthume  macht  sie  aus  den  kurzen  Filzhärchen  ihres  Balgsj 
mittelst  ihres  Spinnsafts ,  oft  in  einer  Stunde,  ein  eyförmiges,  sehr  festes,  braunes 
Puppengehause  um  sich,  welches  die  am  Vordertheile  rothbraune,  am  Hinter- 
theile  ockergelbe  Puppe,  fast  dicht  ausfüllt.  Die  Phaläne  kriecht  bisweilen  schon 
nach  drey  bis  fünf  Wochen  aus ,  bisweilen  überwintert  sie  auch  in  der  Puppe. 
Sie  kann  sehr  leicht  mit  der  Phalaena  Trifolii  verwechselt  werden,  indem  sie  fast 
völlig  gleiche  Farbe  und  Zeichnung  hat,  nur  ist  die  braune  Grundfarbe  des  Männ- 
chens röther,  und  die  schreg  durch  die  Flügel  laufenden  Binden  sind  ungleich 
breiter,  nach  dem  schmalen  Flügelrand  zu  mehr  vertrieben ,  und  mehr  orangegelb. 
Die  Binden  der  Weibchen  sind  blasser,  der  weisse  Punkt  in  den  Vorderflügeln 
aber  in  beyden  Geschlechtern  wie  bey  der  Phalaena  Trifolii. 

Noch  verdient  hier  dasjenige  eine  besondere  Erwehnung,  was  Fuefsly  an  ge- 
genwärtiger Raupe  beobachtet  hat.  „Mich  wundert,  schreibt  er,  dafs  weder  Reau- 
mur  noch  Mosel  die  von  einer  Seite  zur  andern  im  rothen  Kreise  unten  am  Halse 
liegende  Spalte  gesehen  haben,  aus  welcher  sehr  oft  ein  kleines  Tröpfgen  eines 
hellen  Wassers  hervorquillt  und  die  schon  Linne  gekannt  hat ,  der  in  der  Fauna 
Suecica  p.  29/f  von  dieser  Raupe  sagt :  Larva  e  proprio  vesicula  exspuit  liquorem  la- 
cessita  longissime.  Diese  Öffnung  und  das  daraus  kommende  Wasser  mögen  mehr 
als  einen  Nutzen  haben.  Erstlich  zur  Verteidigung.  Da  ich  einmal  die  Raupe 
berührte,  bin  ich  davon,  doch  nur  sehr  leicht  beschädigt  worden;  denn  sie 
sprizte  den  Saft  einige  Zolle  hoch  mir  ins  Gesicht,  wovon  mir  die  Haut  auf  den 
Stellen,  welche  es  traf,  juckte.  Die  Empfindung  war  merklich ,  dauerte  aber  nicht 
lange.  Ich  habe  dieses  gewaltsame  Spritzen  noch  öfters  wahrgenommen,  aber 
allemal  nur  von  Raupen,  die  bald  ihr  Häuschen  bauen  wollten.  Ausserdem  ver- 
tritt dieser  Saft  bey  ihrem  Baue  die  Stelle  eines  Gummi,." 

21.     Die   Gabelschwanzraupe.     Tab.  XJL  Fig.  5  —  9. 

f .arua  Phalacnae  Bombycis   Vinulae >  gibba,  viridis,   dorso  fusco ,   cauda  biseta ,   e  rima 

sub  capite  humorem  acrem  exspuens.     Papa  fuscä.      Phalaena  alis  subreversis  fusco  venosis 

striatisqu«   corpore   albo   nigro  punctaio.      Linn.   S.   N.   T.   j.   P.   V.   p.   24 12.  n.  29. 

Faun.  Suec.   11 12.  —     Habitat  in  salice,  populo. 


Albin   natural  history  efiEngl.  Ins.  Tab.  XI.  F.  1  j. 
Aldrovandi  de  aniinaübus  insectis,    2  6j>.  F.  x.  S. 
Anioreux   Notice  des  ins.   11.  282. 
Beckmann.  üpjst.  S.  L.  p.  163,  »1.  =9.     Gttbff- 
sohwanz. 


Berliutsckti  Magae.  ß.  II.  S.  400.  433.  n.  7.    Phal. 
I  'iftuia.     Giibt-lsi!iii,anz. 

Blumen ba cK' s  Handb.  d.  N.  G.  S.  3.56.  n.  5. 

GuOelscuiintiz ,      Hei  mel'itvogel. 

Bonn  et,   memoire  sur  In  grande  Chtnille  a  queue 


99 


forcftUB  äuSaute,  dar.s  !e  quc'  on  prouve  qve  la  Liqneur 
que  cette  Chenille  fart  jäillir,  est  une  veritableAcide, 
et  un  acide  tres  artif.  V.  Mein,  de  Math,  et  Phys. 
Vol.  II.  p.  176,  und  in  Bonuets  und  einiger  anderer 
Naturforscher  auserles.  Abh.  aus  der  Insektologie  ,  S. 
106.  Die  grosse  Raupe  der  is'aatweide  mit  gegabeltem 
Schwanz  und  S.  320.  Tab.  III.  F.  t  —  5.  von  der  Ei- 
ge lisch,  der  grossen  ifj 'rissigen  Weidexray.pe  mit  den 
Gabelschwanz  ,   einen  Saft  von  sich  zu  spritzen. 

Borkhausen's  Europäische  Schmetterlinge, tili. 
III.  S.  367. 

Comment.  Lips.  in  scient.  nat.  et  med.  Dec.  I.  Vol.  I. 
p.  41.  Vol.  II.   p.  578.  Vol   VI.  p.  519. 

Cnvicr  Tableau  e'le'meniatre,  p.  595.  n.  7.  la 
Queue  fourchue. 

Degeer,  de  singulari  pvoprietate  major  um  Eruca. 
rum  Salicis,  quatuordeeim  pedibus  duabusq.  caudis 
instruetarum  ,  eiaculandi  liqtiorem.  V.  Hern,  de  Math. 
et  Phys.  pvesente's  a  l'Acad.  Roy.  des  sciences  de  Pa- 
ris. Tom.  I.  p.  530  et  106.  Desselben  Abh.  zur  Gesch. 
d.  Ins.  von  Göze,  B.  I.  Quartal  1.  S.  19  und  24.  Ga- 
belschwanzraupe; Quart.  II.  S.  Si  und  84-  Tab.  XXIII. 
zweijgeschuümte  IVeidenrdupe;  Band  II.  Th.  I.  S.  224. 
Phalene  grande  queite  double  ,    der  grosse  Dcppelschwanz. 

Esper's  europ.  Schmetterlinge.  Th.  III.  S.  95. 
Tab.  XVIII.   Der  grosse  Hertnelhif alter . 

Fabri  cii  Ment.  ins.  II.  p.  1 1  3. 11.  60.  Spec.Ins.H. 
p.178. 11.52.  Syst.  entom.  p.  566.11.  36.    Bomb.  Vinula. 

Frisch' s  Ins.Th.  VI.  S.  iS-  Tab.  II.  Fig.  2.  Ca- 
belsckuiamriiupe. 

Füefsly's  Verz.  Schweiz.  Ins. S.  34.  n.  647.  Ga- 
belschwanz. 

Geoffroy  Hist.  des  Ins.  Tom.  II.  p.  104.  n.  5. 
la  Queue  fourchue 

Gleditsch  Einlcit.  in  die  Forstwissensch.  Th.  1. 
S.  643.    n.  4.  Th.  II.   S.  758.   !»•  19-    Gabelschwanz 

Goedarti  Ins.  Tom.  III.  Exper.  3.  T.  37*'.  3.  f.  c. 
la   double  -  quette. 

Göze  Entomol.  Beytr.  Th.  III.  B.  II.  S.  300. 
Gabelschwanz. 


n.   1 


Jungs  Verz.  europ.  Schnattert.    S.  t$t. 
Leske    Anfangsgr.  d.  Naturgesch.  S.  459. 

Gabelschwanz. 

Lesser  Theol.  deslns.  parLyonet.  Tom.  31.  p,  4  v 
Chenille  ä.  queue  fourchue. 

Liste  ri   Goedartus  in  method.   redact.  T.  XX.  iv 

Merianin  iiurop.  Ins.  III.  S.  59.  Tab.  XXXIX. 

Meyers  Naturgesch.  der  gift.  Ins.  Th.  I.  S.  153. 
Der   H'eideuspiwier, 

Mouffetti  Theatr.  ins.  p.  183.  Fig.  10.    Vinula 

Miiller's  Linn.  Naturs.  d.  Ins.  B.  I.  S.  659.  n.29. 
Tab.  XIV.   Fig.  2.    Gabelschwanz. 

Müller  Faun.  Frid.  p.  39.  n.  356.  Ph.  Vinula, 
Zoolog.  Dan.  Pr.  p.  117.  n.  1355.  Dänisch  Herme, 
lins  -  F 'haltiene ,  norwegisch  Lüw-Aame,  Abhandl.  Tab. 
I.  II.   Pile  -  Larven  med  äobbeh  Haie. 

Naturforscher  Stock  XIII.  S.  22ß.  n.  6.  Der  grosse 
Hermelinvogel, 

Onomat.  Hist.  nat.  P.  VI.  p.  416.    Ph.  Vinula. 

Pontopidans  Naturgesch.  v.  Dännemark.  S. 
219.  n.  6.   Ph.  Vinula. 

Raji   Hist.  ins.  p.  153.   n.  5.  et  Iarva    n.  3. 

Reaumur    Memoires  Tom.  II.  Part.  II.   Mem. 
p.  19.  Tab.  XXI.  Fig.  1  —  3. 

Rö  sei's  lnsektenbel.   Band    I.  Nachte.  Class. 
S.  12 1.  Tab.  XIX.    Fig.  1  —  6. 
schwänzte  grüne  Weidewrteupe. 

Schaeffer  Icon.  Ins.  Rat.  Tab. 
Phal.  pect.  29. 

Schröters  Abhandlungen  über  verschied.  Gegenst. 
der  Naturgesch.   Th.  I.   S.  177.   Ph.  Vinula. 

Scopoli   Ent.  carn.  p.  197.   11.488-   Ph.  Vinula. 

Sepp  Nederlandsche  Insecten  Stück  IV.  Verhandl. 
V.  p.  25.  Tab.  V.  de  Vlindcr  mit  de  Groote  Twestaart- 
Rups  :   de  Groote  Hermelin  .  Vlinder. 

St/st.  Verz.  der  Schmetterl.  d.  Wiener  Gegend, 
S.  64.    11.  3.    Bandweidenspinner  -  Raupe. 

Wilkes  the  English  Mots  and  Butterflies  together 
wi.th  the  Plants,  Flowers,  and  Fruits  etc.  T.  XIII* 
Fig.  1.  e.  1. 


6. 

II. 

Die  grosse  ziveyge- 

Fig. 


44- 


I.  2. 


Gegenwärtige,  in  mancher  Rücksicht  merkwürdige  Raupe  entstehet  aus  kaf- 
feebraunen, oben  gewölbten,  unten  aber,  wo  sie  auf  der  obern  Seite  der  Blätter 
aulliegen,  flachen  Eyern,  die  man  in  den  Monathen  Junius  und  Julius  antrifft. 
Schon  nach  vierzehn  Tagen  kommen  die  jungen  Räupchen  aus  denselben  hervor, 
welche  ihr  Wachsthum  sehr  langsam  und  gemeiniglich  erst  im  September  vollen- 
den. Sie  sind  anfänglich  ganz  braun  und  mit  zwey  haarichten,  ohrenähnlichen 
Hervorragungen  auf  dem  ersten  Ring  hinter  dem  Kopfe  versehen,  welche  sich 
aber  mit  zunehmender  Grösse  verlieren ,  so  dafs  man  zulezt  an  ihrer  Stelle  nichts 
mehr,  als  awey  grose  schwarze  Punckte  (Tab.  XII.  F.  5.)  sieht.     Der  grosse,  vorne 

piatt- 


100 


plattgedrückte,   mit  starken  Gebifs Werkzeugen  versehene  Kopf,    steckt    zum  Theil 
in  dein  ersten  Halsring  und  ist   mit  einer  carmesinrothen,     sich  ins  gelbe  verlie- 
renden Farbe  umzogen.     Bis  zum  dritten  Ring ,  welcher  oben   eine  pyramidenför- 
mige Spitze  hat,    nimmt  sie  an  Dicke  zu,  dann  aber  allmählich   wieder  ab,  und 
endigt    sich  am    lezten  Ring   mit  zwey  schwarzen,    hornartigen,    kleinen  Spitzen, 
die  mit  zwey  steifen  Haaren  besezt  sind,    unter  welchen  sich  der  After  befindet. 
Der  ganze  Körper   der  Raupe  hat  ein  weichliches  Ansehen,    und  schöne  Trauben- 
farben ,    daher  sie  auch   den  Namen    Vinula  erhalten  hat.       Auf  dem  Rücken  der 
Raupe  zieht  sieh  bis  zu  jener  spitzigen  Erhabenheit  auf  dem  dritten  Ring,   ein  kur- 
zer, dreyeckigter  und  von  da  wieder  ein  viereckigter,    langer  Fleck  hin,    dessen 
zwey  spitzige  Winkel  in  der  Erhabenheit  des  Vorderrückens  und  in  dem  Sehwanz- 
ringe hegen,  die  zwey  stumpfen  Winkel  aber  sich  an  beyden  Seiten  des  siebenten 
Rings  etwas  herabziehen.     Diese  zwey  Flecke  haben  jedoch  keine  bestimmte  Farbe, 
bald  fallen  sie  ins  Schwarze,  bald  ins  Violette,    bald  ins  Braune  oder  Grüne,  im- 
mer sind  sie  aber  mit  einem  schmalen ,  milchweissen  Rand  umzogen.     Die  Seiten 
des  Leibes  und  die  Bauchfläche   deckt    ein  schönes,     ins  Gelbe  spielendes  Grün. 
Die  sechs  spitzigen  Vorderfüsse  sind  schwarz  und  weifs  gestreift,    die  acht  dicken 
Mittelfüsse   grün  und  braungefleckt,    und  statt  der  zwey  Nachschieber,     hat  diese 
Raupe  einen  gabelförmigen,    ziemlich  langen  Schwanz,  (Fig.    5.  a.  b.  a.  b.)    der  sie 
von  allen  andern  Raupen  auszeichnet.     Dieser  Schwanz  besteht  aus  zwey  schwarz- 
braunen, cylindrischen ,    überaus  höckrichten,   und   mit  steifen  Härchen  besezten 
Scheiden   (Fig.  9.  a.  b,  a.  b.},    welche  die  Raupe  nach   allen   Seiten  herumbeweger, 
und  aus  welchen  sie,  auf  besondere  Veranlassungen,    noch  einmal  solange,  horn- 
ariige,  bey  den  jungen  Raupen  braune,   bey  den  grösseren  rosenrothe  Fäden  her- 
vortreibt, (Fig.  5.  b.b.),   welche  sie    auf  mancherley  Art  biegen  und   spiralförmig 
krümmen  kann.      Die  weibliche  Raupe  unterscheidet  sich  von  der  männlichen  blos 
durch  die  dunkleren  Farben  des  ganzen  Leibes,    vorzüglich  aber  des  Rückens,    wo 
sie  bey  nahe  dunkelviolet  ist.      Sie  erreicht   überhaupt    eine  Länge    von    dritthalb 
Zoll  und  eine  im  Verhältnifs  derselben  beträchtliche  Dicke.     Viermal  legt  sie  den 
Balg  mit  der  Schaale  des  Kopfs  ab  und  verzehrt  ihn  gemeiniglich.     In   der  Mitte 
des  Julius,  bisweilen  auch   erst  im  August  und  September,    verliert   sie  ihre  leb- 
haften Farben    und  sucht  zu   ihrer  Verwandlung   einen    schicklichen  Ort  an  dem 
Stamme  oder  an  den  stärkeren  Asten  eines  Baumes,  nagt  daselbst  eine  flache  Ver- 
tiefung aus  und  macht  sich  nun  in  diese  aus  den  feinsten  Holzspänehen,    die  sie 
mit  ihrem  schallen  Gebifs   abgenagt  hat,   mittelst  ihres  klebrichten  Spinnsafts  ein 

oyal- 


101 

ovalrundes,  überaus  festes  und  durch  keine  Nasse  zu  erweichendes  Puppenge-» 
hiiuse.  In  diesem  liegt  sie  wohl  noch  vier  Wochen  r  ehe  sie  sich  in  eine  an  bey- 
den  Enden  stumpfe,  rothbraune  Puppe  verwandelt.  Erst  im  May  oder  Junius  des 
kommenden  Jahres  durchbricht  die  Phaläne  die  Puppenschale  und  ihr  festes  Ge- 
häuse, und  erscheint  in  folgender  Gestalt.  Ihr  ganzer  Körper,  vorzüglich  aber 
die  Brust  und  die  Schenkel  der  Füsser  und  beym  Männchen  noch  besonders  beyde 
Fühlhörner,  sind  stark  gefiedert,  der  weisse  Rücken  des  Brustschilds  noch  beson- 
ders mit  schwarzen,  länglichten  Flecken,  gleich  einem  Hermelinpelz,  bezeichnet, 
der  Rücken  des  Hinterleibs  ebenfalls  mit  schwarzen  gezackten,  niedlich  geordne- 
ten Flecken  gezieret,  die  aschgrauen,  ins  Silberfarbe  spielenden,  wenig  bestaub«! 
ten  und  daher  beynahe  durchsichtigen  Flügel,  mit  starken  rothen  Adern  durchzo- 
gen, und  schwarz  zackicht  und  wellenförmig  gestreift,  die  Schienbeine  und  Ful*s- 
blätter  schwarz  und  weifs  geringelt.  Man  findet  sie  so-  in  den  meisten  Gegenden 
von  Europa,  wo  sie  als  Larve  auf  den  Papper-  Sahl  -  und  Wollweiden-,  zuweilen 
auch  auf  den  Eichen-  linden-  Espen  -  und  Ulmenbaume  (Popnlus  nigra)  lebt. 

Merkwürdig  sind  die  Vertheidigungsarten  dieser  Raupe  und  die  zurückschre- 
ckende Stellung  (Fig.  5.).,  die  sie  dabey  annimmt.  Sie  öffnet  die  Gebifswerk- 
zeuge,  strebt  mit  dem  Vordertheile  des  Körpers  und  den  sechs  Vorderfüssen  in 
die  Höhe,  schlägt  zugleich  das  Schwanzende  gekrümmt  aufwärts  und  läfst  aus  den 
cylindrischen  Scheiden  die  rothen  Fäden  hervorschiessen ,  mit  welchen  sie  wie 
mit  einer  Peitsche,  um  sich  hauet  und  welche  sie  nur  dann  spiralförmig  gekrümmt 
und  zitternd  in  die  Scheiden  zurück  zieht,  wenn  sie  bemerkt,  dafs  die  Gefahr 
vorüber  ist.  Wird  sie  aber  länger  gereizt;  so  fährt  sie  auch  mit  den  Zähnen, 
worinnen  sie  eine  ausserordentliche  Stärke  hat,  um  sich  und  beifst  damit  ziem- 
lich nachdrücklich.  Das  Sonderbarste  aber  ist,  dafs  sie  zugleich  eine  klare  Feuch- 
tigkeit aus  einer  Spalte  unter  dem  Kopfe  (Fig.  6.  a.)  auf  ihren  Verfolger  sprizt. 
Bonnet  und  nach  ihm  Dc.geer  würden  dieses  bey  ihren  Untersuchungen  zuerst  ge- 
wahr, und  lezterer  empfand  von  dieser  ihm  ins  Gesicht  und  ins  Auge  gesprizten 
Feuchtigkeit  einen  brennenden  Schmerz.  Sie  bemühten  sich  auch  die  Ab-  und 
Ausscheidungswerkzeuge  dieses  stark  riechenden,,  so  wohl  auf  der  Zunge,  als  in 
jeder  Wunde  eine  äzende  giftige  Eigenschaft  äussernden  und  eine,  der  Ameisen- 
säure vollkommen  gleichende  Schärfe  enthaltenden  Safts  zu  entdecken ,  und  fan- 
den das  Saftbehältnils  unmittelbar  unter  dem  Schlünde  und  dem  Vordertheile  des 
Magens,  als  eine  ohngefähr  vierthalb  Linien  lange,  durchsichtige  und  in  einen 
engen  Hals  übergehende  Blase  (Fig.  8.  «.).     Über  den  Hals  der  Blase  weg  und  nach 

dem 


&pm  ;^pinn  Werkzeuge  liefen  zwey  Seidengefässe  (b.  b.  b.  b.) ,  der  Hals  aber  selbst 
gierig  allmählich  in  einen  grünen,  weichen  und  fleischichten  Körper  (Fig.  7.)  über,, 
der  am  Ende  mit  vier  hingen  und  spitzigen,  wie  eine  Giefskanne,  lauter  feine 
Mündungen  führende  Warzen  (a.  a.  a.  a.)  versehen  war.  Diesen  Körper  nun  treibt 
die  ergrimmte  Raupe  aus  jener  Querspalte  (Fig.  6.  ß.)  unter  dem  ersten  Ringe  her- 
vor, indem  sie  dabey  dem  Kopf  aufliebt,  und  sprizt  so  jene  iizende  Feuchtigkeit 
auf  ihren  Gegner  los. 


22.     Die   Processionsraupe.     Tab.  XII.  Fig.   10. 

Larva  Phalaenae  B-ombycis  Processioiieae ,  gregaria  pilosa,  fusco  -  cinerea  :  dorso  nigricante 

Verrucisque   luteis,    per  paria    numero   inaequalia  incedens,   exuvits   tactu  inflammationem 

exeitantibus.        Phalaena    alis    cinereo    fuscis;     femina    striga    obscuriore,      mare    tribus. 

Linn.  S.  N.  T.  I.    P.  V.    p.   2416.   n.   37.  —     Habitat  in  Quercu 

magnitudinis  mediae. 


Berliner  Magazin  B.  II.  S.  402,  n.  12.  Die  Proces- 
sionsu.'otte. 

Borckhausen's  Naturgesch.  der  Schmetterlinge, 
Ti..  III.  S.  132. 

Braken  hausen'  s  Beobachtungen  bey  den  Pro- 
cessionsraupen.  S.  die  Abhandlungen  der  Hallischen 
naturforsch.  Gesellsch.    B.  I.   S.   203. 

Cuvier  Tableau  ele'mentaire,  p.  595.  n.  4.  la 
Processiaimaire. 

Espers  Schmetterlinge,  Th.  III.  S.  150.  Tab. 
XXIX.  Fig.  1  —  5.  Der  l'tocessionsspiuner ,  la  Proces- 
Ywnnaire  da  Chfne. 

Fabricii  Mant.  Ins.  II.  p.  114.  n.  65.  Spirc.  ins. 
II.   p.  180.  n.  65.   Syst.  Ent.  p.  567.   n.  40. 

Fuefsly's  neues  Magazin  d.  Entomol.  B.  II.  S.  72 
Eichenspitmer.  Desselben  Verz.  Schweiz.  Ins.  S.  34. 
n.  655.    Die  Processionsmotte. 

G  ledi  t  seil' s  Einleit.  in  die  deutsch.  Forstwirths. 
B.  I.    S.  644.    D.  5.    Die  Processionsraupe. 

Gbze's  entomologtshe  Bey  träge ,  Th.  III.  B.  II. 
S.  519.  Der  Processiomschwärmer ,  desselben  Gesch. 
schädl.  Ins.  Vorr.  p.  V. 

gournal  für  das  Forst-  und  Jagdwesen,  B.  IV. 
Heft  I.  S.  82. 

Juugs  Verz.   europ.  Schmetterlinge,  S.  114. 


K  ii  h  n  von  den  Processionsraupen  im  Naturforscher 
Stück  XIV.  S.  60.  Tab.  II.   Fig.    8- 

Langs  Verzeichnifs  seiner  Schmetterl.  S.  104. 
n.  804. 

Leske's  Anfangsgr.  d.  N.  G.  Th.  I.  S.  460.  11.  6. 
Der  Processiousraitpeitspir.ner. 

Meyers  Naturgesch.  d.  giftigen  Ins.  Th.  I.  8.172. 
Der  l  Hereichenspinner. 

Müller's  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  1 .  S.  662. 
n.  37.   Tab.  XXII.   Fig.  2.  KaUmeule. 

Nau's  Anleitung  zur  deuts.  Forstwissens.  S.  2  90. 

Oiiouiatotogia  Hist.  nat.  P.  VI.  p.  40  1     Die  Katzenente. 

Reaumur  Mein,  des  Ins.  T.  II.  M.  IV.  p.  216. 
Tab.  XI.   Chenille  Processiouaire  ou  e'volutiouaire. 

Sander's  kleine  Schriften  1784.  n.  18.  Derselbe 
in  Fuesly's  neuen  Magazin,    B.  I.   S.  50. 

Schreber  in  der  Sammlung  verschied.  Schriften 
der  giöTsten  Schwedischen  Gelehrten  etc.  B  IV.  S.  410. 

Schwarz' s    Kaupenkalcnder ,    Abth.  I.  S.  67. 

Systematisches  Ferz.  Wiener  Schmetterl.  S.  58. 
Farn.  L.  Sp.  10.    Fiereuhenspimier. 

Tabellarisches  Verz.  Brandenburger  Schmetterlinge, 
Heft  I.  S.   37.  n.  iS. 

Uslar's,  J.  v.  Pyralis  Hercyniana,  S.  20.  Pro. 
cessionsspiuner ,    l'iereicLeuspiuner. 


Eine  Phalane  mittlerer  Grösse,  welche  aschgraue  Oberflügel  mit  schreg 
durch  dieselben  sich  ziehenden  dunckelbraunen  Binden,  und  weifslich-  aschgraue 
Hiutei  flügel  in  der  Mitte  mit  einem  verloschenen  braunen  Bande  hat,  ist  die  Mutter 

die- 


dieser  Raupe  ,    welche  im  May  aus  einem  gelblichen ;  mit  einem  schwarzen  Punkt 
versehenen  Eye  kriecht  und  dann  auf  Eichen  und  Nadelholz,  vorzüglich  auf  Fich- 
tenbäumen in  den  wärmeren  Erdstrichen  unsres  Weltthcils  zu  finden  ist.       Sie  er- 
reicht selten  eine  Länge  von  anderthalb  Zoll ,  hat  eine  schwarzbraune  Grundfarbe, 
die  auf  den  Seiten  des  Leibes  ins  Weifslichte  fällt ,    über  jedem  Ringe  zwey  graue 
Wärzchen  mit  Haarbüscheln,   .überhaupt   einen  filzhaarichten  Balg,     dessen  feine 
Haarspitzen  ins  Rothgelbe  fallen.     An  den  Stämmen  grosser  Eichen  legt  sie  gewöhn- 
lich in  Gesellschaft  mehrerer  Hundert  aus  einem  feinen  Seidengewebe  Nester  an, 
welche  wohl  a3  bis  24  Zoll  lang  und  8  bis   10  Zoll  breit,  in  Form  eines  länglich- 
ten Sacks  gewebt  und  oben   mit  einer  Öffnung  versehen  sind,    durch  welche  die 
Raupen  aus  und  einzukriechen  pflegen.     Doch  geschieht  dieses  nie  am  Tage,   wo 
sie  in  traulicher  Ruhe  in  ihrem  Neste  verweilen,  sondern  erst  am  Abend,  und  im- 
mer in  langen  ,  geordneten  Zügen ,  wovon  sie  auch  den  Namen  Processiousraupen 
erhalten  haben.     Eine  Anführerin  eröffnet   den  Zug,  an  welche  sich   erstlich  eine 
Reihe  einzelner  Raupen,  dann  immer  zahlreichere  Reihen  von  zweyen,  dreyen  bis 
Sechsen    neben  einander    anschliessen,     welche    alle    gleiche  Geschwindigkeit  im 
Marsche  mit  ihrer  Anführerin  halten ,    und ,  wenn  sie  endlich   einen  andern  Baum 
erreicht  haben,    sich  über  denselben   verbreiten  und  sein  Laub  aufzehren.      Sind 
sie  gesättiget ,  so  beginnen  sie  unter  gleicher  Anführung  und  in  gleicher  Ordnung 
ihren  Rückzug.       Zur   Zeit   der  Verwandlung  in   eine  weiche,    dunkelockergelbe 
Puppe,  verfertigt  sich  jede  ihr  eignes  Puppengehäuse  und  verwebt  in  dasselbe  die 
Haare  ihres  Balgs.     So  liegen  sie  alle  in  Schichten  neben  einander  und   überwin- 
tern zusammen  in   einem   grossen  runden  Klumpen,     aus  welchem  die  Frühlings- 
wärme  die  Phalänen   gemeinschaftlich    hervorlockt. 

Unvermerkt  chingen  die  überaus  feinen  Haare  der  Processionsraupe  bey  dev 
geringsten  Berührung  in  die  Haut  des  Menschen,  und  veranlassen  Entzüundung 
und  Blasen ,  ausserdem  aber  treibt  sie  auch  jede  leichte  Bewegung  in  die  Luu\ 
Dies  ist  besonders  der  Fall  bey  den  weit  lockerer  liegenden  Haaren  alter  Nester,  in 
deren  Nachbarschaft  man  oft  mit  einer  Atmosphäre  fliegender  Haare  umgeben  ist, 
welche  sich  dann,  nach  Meaumurs  und  Brakenhausen's  Erfahrungen  auf  die  blos- 
sen Stellen  der  Haut  absetzen.  Ersterer  empfielt  deswegen  alle  Vorsicht  bey  dei 
Entfernung  der  Nester ,  besonders ,  wenn  die  Phalänen  ihre  Verwändlungshülseo 
schon  verlassen  haben.  Er  empfand  darauf  an  den  Händen ,  besonders  zwischen 
den  Fingern,  ein  beschwerliches  Jucken  und  Brennen,  welches  immer  heftigei 
^wurde,   und  welches  er  bald  hernach  auch  an  verschiedenen  Stellen  des  Gesichte 

und 


104 


und  hauptsächlich  an  den  Augen ,  verspürte.     Beyde  Augenlieder  waren  in  kurzer 
Zeit  entzündet  und  er  konnte  kaum  mit  halbgeöffneten  Augen  sehen.      Diese  Be- 
schwerden dauerten  vier  bis  fünf  Tage  beym  fruchtlosen  Gebrauche  verschiedener 
Mittel  fort.       Eben  dieses  widerfuhr  auch  andern  Personen ,    welche   die  Nester 
berührt  hatten,  und  sogar  vier  Frauenzimmern,  die  weder  den  Nestern,  noch  Hül- 
sen zu  nahe   gekommen  waren  und  gleichwohl  am  Halse  lauter  Geschwülste  und 
Blatterchen  bekamen.      Ahnliche  Schilderungen   macht  uns    auch  Sander  von  der 
nachtheiligen  Wirkung  der  Processionsraupenhaare ,  und  liefert  hiezu  zwey  merk- 
würdige Geschichten.      „Im  Sommer  1779,    als  die  Bauern  eben  das  Heu  einsam- 
melten, bemerkte  man  an  einer  freystehenden  Eiche  eine  Menge  haarichter  Rau- 
pen, die  dem  Einspinnen  nahe  waren.     Sie  .hatten  Nester  gemacht,  die  der  Schulz 
zu  vertilgen  befahl.      Der  Schulzenknecht  stieg  auf  den  Baum  hinauf  und  wollte 
die  Raupe»  abkratzen.       Es  flog  ihm  aber  dabey   eine  staubigte  Ausdünstung   ins 
Gesicht  und  drang  ihm  in  die  Haut.      Er  spürte  ein  heftiges  Jucken  und  Beissen, 
die  Augen  wurden  ihm  so  trübe,  dafs  er  nicht  mehr  sehen  konnte.     Er  stieg  also 
schnell  von   dem  Eichbaum  herab   und  machte   unten  Anstalt ,    die  abgestreiften 
Raupen  zu  verbrennen.       Sein  Knabe,    ein  Kind    von   sieben  Jahren,    stand  mit 
blossen  Füssen  neben  dem  Feuer.     Dieser  Junge  fing  plötzlich  an  über  Schmerzen 
an  den  Füssen,  bis  an  den  Leib  herauf,  zu  klagen,    die  Geschlechtstheile  und  be- 
nachbarte Gegend  schwollen  ihm  so  auf,    dafs   er  faßt  nicht  mehr  von  der  Stelle 
gehen  konnte.      Man  brauchte  warme  zerth eilende  Umschlage,    und    den  andern 
Tae;  war   der  Knabe  von  seinen  Leiden  befreyt.     Aber  der  Vater  schwoll  am  Ge- 
sicht    an  der  Brust  und  am  Leibe  so  sehr  auf,    dafs  man  ihm  schnell  mit  innerli- 
chen und  äusserlichen  Mitteln  zu  Hülfe  kommen  mufste.     Drey  Tage  dauerte  das 
Übel,    endlich  sezte  sich  die  Geschwulst,     aber   er  empfand  es  doch  noch  einige 
Tage  nachher.      Von  den   am  Baum  sitzen  gebliebenen  Raupen  blieb  Gespinnst, 
Unrath,    Staub,    Koth,    und  eine  Menge  abgestreifte  Haute  hangen.      Im  Winter 
vor  dem  Jahre  1780  stieg  ein  Bauer  auf  diese  Eiche,    um  ihre  Aste,    die  ihm  auf 
seine  Wiese  Schatten  warfen,    zu  behauen.     Auf  dem  Baume  ward  ihm  schon  die 
Brust  enge,    als  er  aber  mit  der  Arbeit  fertig  war,    rutschte   er  die  Länge  herab 
und  streifte  alles  mit  sich  ab ,    was  noch  von   den  Raupen  zurück  war.       Es  flog 
ihm  davon  manches  ins  Gesicht  und  auf  die  Haut.      Er  wollte    es  zwar  abschüt- 
teln    aber  Gesicht  und  Hals  schwollen  ihm  schnell  so  sehr  auf,    dafs  er  erstickt 
seyn  würde,   wenn  er  nicht   das  Halstuch  von  dem  Kragen  am  Hemde  geschwind 
aufgerissen  hätte.      Die  Geschwulst  verlohr  sich  auch  erst  nach  einigen  Tage» 

wieder, 


io5 


wieder,    und  er   erinnerte  sich,    dafs  ihm  das  nemliche  schon  mehrmals  an  Ei- 
chen, die  solche  Raupen  gehabt,  begegnet  sey." 

Hieraus  folgt  die  Vorsichtigkeitsregel,  sich  so  viel  möglich  zu  hüten,  die 
Processionsraupen ,  ihre  Puppen,  und  Puppengehäuse  mit  blossen  Händen  zu  be- 
rühren und  den  feinen  Haarstaub  ihrer  Nester  in  Bewegung  zu  setzen.  Sind  aber 
schon  Haare  in  die  Hände  eingedrungen ,  so  mufs  man  diese  mit  Oel  und  dann 
mit  Seife  waschen,  um  jene  nicht  unversehends  im  Gesicht  und  an  andern  Thei- 
Len  zu  verbreiten.  Da  die  feinen  Härchen  auch  an  den  Schnupf-  oder  Handtü- 
chern hängen  bleiben,  welche  man  angefafst,  oder  woran  anan  sich  abgetrock- 
net hat;  so  ist  es  nöthig,  selbst  diese  Tücher  in  die  Wäsche  zu  geben.,  um  nicht 
die  anklebenden  Härchen  ins  Gesicht  zu  bringen  und  Bläschen  zu  veranlassen. 
Sind  leztere  aber  schon  zugegen ,  so  mufs  man  sorgfältig  das  Verbreiten  der  Haare 
durch  das  Kratzen  vermeiden  und  lieber  gehacktes  oder  gestossenes  Petersilien- 
kraut, oder  mit  goulardischem  Wasser  befeuchtete  Gompressen  auflegen. 


23.     Die   Pithyocampa.     Tal).  XII.  Fig.  11. 

Larva   PJ/alaenae   Bombycis    Pithyocampae ,     pilosa    caerulescens:     maculis    dorsi    flavis 

capite  atxo.       Phalae/ia  alis   griseis,     strigis    tribus    obscurioribus,     posterioribus    pallidis, 

puncto   anali  fusco.     Linn.  S.  N.  T.  I.  P.  V.   p.  2416.   n.   506.  —     Habitat  üi 

Austriae  pinu,    statura  et  magnitudine  processiuneae. 


Amoreux  Notice  p.  157  und  280.  Tab.  II. 
Fig.  24.  25- 

Amstein   in  Fuefslv's  neuen  Mag.   B.  I.  S.  44. 

Bernsteins,  J.  M.  Musterung  schädlichgeachte- 
ter Thiere,    S.   174.    Fig.    6.      Ficktenspinner. 

Borkhausens  Naturgesch.  der  europ.  Schtnet- 
lerl.  Th.  III.  S.  138. 

Digrstor,  ad  legem  Corneliam  de  sicariis  et  venefi- 
ciis,   loco  sub  Carabo  citato. 

Espers  SchmetterJinge,  Tb.  III.  Spinnerphaüi- 
nen,  S.  159.  Tab  XXIX.  Fig.  6.  7.  Der  kleine  Fi Ji- 
teuspinner ,   die  Processio.israirpe  auf  Fichten. 

Fabricii  Mant.  Ins. II,  p.  114.'  n.  66.  Spec.  Ent. 
p.  567.   n.  40. 

Fuefs  ly'  s  altes  Magaz.  d.  Entomol.  B-.  II.  S.  232. 
Tab.  III.  Fig.  1  —  9.  Fichteitspianer  und  neues  Ma^. 
Th.  I.  S.  44. 

C'öze  entomol.  Beytr.  Th.  III.  B.  III.  S.  59. 
n.  17,     Fichten  spiimer. 

Jonstoni  Theatr.  Anim.  de  Ins.  L.  II.  p.  154. 
Pitrjocampa. 

Journal  für  das  Forst«  und  Jagdwesen,  B,  IV-  Heft 
I.  S.  85- 


Jungs  Verzeichnifs  europ.  Schmetterlinge,  S.  10g. 

Langius  dePityocampis,  picearum  Erucis.  Epist. 
XV.  p    36s. 

Matthioli  Comm.  in  Dioscoridis  Lib.  II.  Cap.LIV 
et  LV.    Venet.  156).    Fichtenwurm. 

Meyers  Naturgesch.  dergiftigen  Ins.  Th.  I.  S.  I  t. 
n.  11.     Der  kleine  Fichtenspinner. 

Nau's  Anleitung  zur  deutschen  Forstwissenschaft, 
S.    290. 

Plinii  Hist.  Mund.  Lib.  XXIII.  Cap.  II.  Pinoruto 
erucae,  quas  Pityocampns  vocant  (von  Ttiros ,  der  Pi- 
gnolenbaum  und  y.uy.7tif  die  Raupe.  ) 

Reaumnr  Memoir  pour  l'histoire  de;Insectes.  T. 
II.  P.  I.  p.  i87-  Tab.  VIII.  F.  1  —12.  ta  Cfienitle 
du  Pin. 

Schwarz' s   Raupenkalender,   S.  11. 

Syst.  Verz.  der  Schmettert  d.  Wiener  Gegend.  S.53. 
Farn.  L.  n.  11.    Ph.  Bomb.   Pityacampa. 

Tabellarisches  Verz.  der  Brandenburger  Schmetter- 
linge,   Heft  I.    S.  38.    n.    19. 

Uslar's  Pyralis  Hercyniana.   S.  2  t. 

Villers  Entomol.  Linn.    Tom.  II.  p.  135,  n.  16. 

i4  Ge- 


io6 

Gegenwärtige,  nur  in  den  mittäglichen  Gegenden  Frankreichs,  Tyrols  und 
der  Schweiz,  vorzüglich  aber  in  Italien  einheimische  Raupe,  lebt  in  den  Fichten- 
wäldern, und  in  Italien,  wo  sie  oft  grosse  Verheerungen  anrichtet,  auf  der  Pig- 
nole  (Pinus  Pinea)  vom  Monath  April  bis  im  September.  Sie  hat  ohngefehr  eine 
Länge  von  anderthalb  Zoll,  einen  grossen  schwarzen  Kopf  und  immer  am  Hin- 
terthcil  jedes  Rings  eine  auf  der  Mitte  des  Rückens  breite  und  an  den  Seiten  des 
Leibes  schmäler  zulaufende,  mit  einem  weifsgelblichten  Rand  von  vorne  und  von 
hinten  eingefafste  Wulst,  welche  von  oben  mit  fuchsrothen,  auf  den  Seiten  mit 
weifsgrauen  Haaren  besezt  ist.  Der  tiefere  Zwischenraum  zwischen  den  wulstigen 
Theilen  der  Ringe  ist  schwarz  und  fällt  ins  Blaue.  Die  sechzehn  Füsse  und  die 
Bauchfläche  sind  nach  Fuefslys  Beschreibung  rothgelb,  nach  seiner  Abbildung  aber 
mehr  weifsgelb.  Sie  erreicht,  nachdem  sie  durchwintert  hat,  erst  im  März  ihre 
Vollkommene  Grösse,  und  verkriecht  sich  zu  Ende  dieses  Monaths  unter  die  Er- 
de ,  wo  sie  erst  ein  Puppengehäuse  um  sich  spinnt  und  sich  dann  in  eine  vorne 
spitzig  zulaufende  und  hinten  mit  zwey  kurzen  Spitzen  versehene,  kastanienbraune 
Puppe  verwandelt.  Die  Phaläne  verläfst  gewöhnlich  zu  Ende  des  Julius  ihr  Ge- 
häuse. Der  Vordertheil  ihres  Körpers  fällt  ins  Braune,  der  Hinterleib  ist  bis  auf 
das  stumpfe,  aschgraue  Schwänzende  ockergelb.  Die  zwey  Vorderrlügel  führen 
schwarzbraune,  zackigte  Querstreifen  auf  einem  grauen  Grunde  ,  die  Hinterfliigel 
aber  sind  Weifsgrau.  Wie  die  Processionsraupen  weben  auch  die  Pithyocampen 
sich  gemeinschaftliche  Nester  an  den  Enden  der  Aeste  oder  an  den  Gipfeln  der 
Bäume.  Diese  Nester  haben  nach  Fuefsly  eine  trichterförmige  Gestalt,  meistens  die 
Länge  eines  und  die  Breite  eines  halben  Schuhs  und  inwendig  verschiedene  Ab- 
theilungen, worinnen  über  hundert  Raupen  ihren  Anfenthalt  finden  können. 
Abends  gegen  Sonnenuntergang  ziehen  sie,  wie  die  Processionsraupen ,  in  einem 
wohlgeordneten  Zug  aus  ihrem  Neste  zur  Fütterung,  nach  zwey  Stunden  aber  in 
gleicher  Ordnung  in  dasselbe  zurück.  Sind  sie  wieder  in  ihrer  gemeinschaftli- 
chen W'ohnung  beysammen,  so  verspinnen  sie  jedesmal  die  Öffnung  derselben. 

Sowohl  diese,  in  den  Fichtenwäldern  von  Italien  oft  in  grosser  Menge  an- 
zutreffenden Gewebe,  als  die  umher  angerichteten  Verheerungen,  machten  die  Pi- 
thyoeampa  schon  in  {\e.i\  ältesten  Zeiten  merkwürdig,  noch  mehr  wurde  sie  es 
aber  durch  ihre  in  der  Folge  bekannt  gewordene  gefährliche  Wirkung  ihrer  über- 
aus feinen,  spitzigen  und  brüchigen  Haare  auf  die  Gesundheit  und  das  Leben  der 
Menschen.  Die  Giftmischer  des  verfeinerten  Roms  suchten  nemlich  die  schäd- 
liche Eigenschaft  dieser  Haare  zu  benutzen  und  sie  pulverisirt  im  Getränke  beyzu- 

briri- 


*<>7 

bringen,  welches  anfänglicli  ein  gelindes  K.üt«eln  veruf sachte ,  bald  darauf  aber  hei- 
lige Schmerzen  im  Mund  und  Schlünde,  Entzündung  dieser  Theile  und  den  Tod 
zur  Folge  hatte.  Der  Diktator  Sulla  wurde  daher  bewogen,  auch  diese  Vefcif- 
tungsart  dem  Gesez  wider  die  Vergiftungen  einzuverleiben.  Aetius  und  Paulus 
Aegineta  warnten  in  dieser  Rücksicht  noch  besonders,  unter  den  mit  solchen  Ge- 
spinsten behangenen  Bäumen  zu  speisen,  weil  es  leicht  möglich  wäre,  dafs  eine 
solche  Raupe  in  die  Speisen  fallen  und  mit  verschluckt  werden  könnte.  Allein- 
auch  ohne  diese  Besorgnifs,  macht  schon  die  nachtheilige  Atmosphäre  dieser 
Raupen,  jedes  Verweilen  unter  einem  solchen  Baume  bedenklich,  da  nach  Bech- 
stein  auch  Jucken,  Geschwülste  und  Geschwüre  entstehen  können,  wenn  man  nur 
unter  dergleichen  Bäumen  weggeht.  Amoreux,  der  vom  Jucken  und  Ausschlag 
im  Gesicht  blos  dadurch  befallen  wurde,  weil  er  diese  Raupen  ohne  sie  zu  berüh- 
ren, in  der  Nähe  untersucht  hatte,  schreibt  ihnen  deswegen  noch  eine  eigne  eif- 
rige Ausdünstung  zu,  Fuefsly  hingegen,  dem  bey  seinen  Untersuchungen  eben  das- 
selbe begegnete,  behauptet  mit  Reaumür ,  dafs  die  Haarflocken ,  die  zu  Zeiten  beym 
Kriechen  und  den  verschiedenen  Bewegungen  der  Raupe  aus  ihren  Wülsten  her- 
ausgeschleudert werden,  sich  in  die  Haut  setzen  und  jene  Zufälle  verursachen. 
Nicht  weniger  schädlich  ist  es,  die  Nester  und  Puppengehäuse  dieser  Raupen  mit 
blossen  Händen  anzufassen.  Nach  Amsteins  Erzehlung  bekam  ein  Mädchen  blos 
dadurch  einen  Ausschlag,  dafs  sie  sich  mit  der  Säuberung  und  Zubereitung  der 
Seide  dieser  Gehäuse  und  Nester  beschäftigte.  Dieser  Verfasser  glaubt  sogar,  dafs  der 
pulverisirte  Balg  der  Pithyocampa,  zum  Blasenziehen  gebraucht,  eine  stärkere  und 
schnellere  Wirkung,  als  das  Cantharidenpflaster  hervorbringen  müfste.  Er  Gründet 
seine  Meynung  darauf,  dafs,  ohngeachtet  er  einem  Gehülfen  seiner  Untersuchun- 
gen die  Hände  mit  Öl  bestreichen  hefs,  wenn  er  die  Verwandlungshülsen  dieser 
Raupen  berühren  mufste,  dennoch  die  Hände  in  weniger,  als  einer  Viertelstunde 
mit  Bläsgen,  schmerzender  Geschwulst  und  Röthe  überzogen  wurden,  die  erst 
nach  drey  bis  vier  Tagen  wieder  verschwanden.  Man  kann  sich  leicht  vorstel- 
len, dafs  diese  Raupen  einen  heftigen,  bald  eine  Entzündung  bewirkenden  Reiz 
veranlassen  müssen ,  wenn  sie  durch  Speisen  in  den  Magen  und  Darmkanal  gelan- 
gen, und  daraus  schliessen,  dafs  die  bey  den  Alten  vorkommenden  Erzehlun^en 
von  den  Vergiftungen  durch  die  Pithyocampa  keineswegs  zu  bezweifeln  sind.  Sie 
Hessen  dagegen  Öl  und  Honig  in  solcher  Menge  nemen,  dafs  Brechen  darauf 
erfolgte  und  bedienten  sich  überhaupt  gleicher  Mittel ,  wie  gegen  das  Ganthariden- 
gift.     In  äusserlichen  Verletzungen  empfielt  Amstein  ,    die  Stellen  der  Haut  einige 

Minu- 


io8 


Minuten  lang  mit  Petersilienkraut  stark  zu  reiben,  worauf  das  Brennen  sogleich  ge- 
linder wird,  und  nach  zwey  bis  drey  Stunden  gänzlich  aufhöret. 


24.     Die    schwarze  Bärenraupe.     Tab.  XII.   Fig.   12. 

Larva   PhaJaenae   Cajae,    solitaria,   hirta ,    nigricans,    segmentis   utrinque  punctis   tribus 

elevatis  caerulescentibus.     Pupa  nigra,  ovata.     Phalaeua.alisEu.scis,  rivulis  albis,   posterius 

purpureis  nigro    punctalis.       Linn.     S.   N.   T.    I.   P.   V.    p.    2418«  n.    38.       Faun.    Suec. 

I.  p.   820.   n.    11 31.   —    Habitat  in  Europae    et  Sibiriae  lacluca,    aliisrrue  oleribus. 


A 1  b  i  n  natural  hist.  of  Engl.  Ins.  Tab.  XX.  F.  C.  D. 

Aldrovandi  de  animalibus  Inscctis  246.  F.  1  1.  1  2. 

Amoreux  Notice  des  Ins.  venim.    p.  156. 

Beckmanni  Epitom.  S.  Linn.   p.    163.   11.  33. 

Berlinisches  Magazin,  B.  II.  S.  404.  n.  13.  Die 
braune  Bärmotte. 

Biblioth.  reg.  Parisiens,   p.  13.  F.  1  —  8.  p.  16.  F.  1. 

Blanckard  Schouwburg  van  de  Rupsen,  Wor- 
men  etc.  Tab.  IX.  F.  A.  C. 

Blumenbachs  Handb.  d.  N.  G.  S.  358.  n.  8- 
Die  schwarze  Bärenraupe. 

Borkhaussens  Europäische  Schmetterlinge,  Th. 
111.  S.  160. 

Brahm's  Insektenkalender,   Th.  II.   S.  217. 

Catholicon,    p.  118.    Herissonne ,    Bärenraupe. 

Cuvier  Tableau  e'le'mentaire,  p.  596.  n.  6.  la 
»mite. 

ßeger's  Abb..  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Güze  B.  I.  Quar- 
tal 1.  S.  147.  Tab.  XII.  F.  1.  Der  Igel  oder  Marder. 
bd.II.  Th.l.  S.  215.   Pkalene  herisonr.e,   die  Igelphalüne. 

Drury  Illustr.  of  nat.  bist.  Tom.  I.  p.  ico.  not. 
I!.e  grcat  Tiger ,   te  grand  Tigre. 

Espers  Europ.  Schmetterl.  Tb.  III.  S.  1  67.  Tab. 
XXX.  Fig.  4.   Die  Caici ,   der  gemeine  Bärfalter. 

Fa  br  i  ci  i.  Main.  Ins.  II.  p.  1  2g-  rf-  172.  Spec  Ins. 
II.  p.  1  98-  n.  122.  Syst.  Ent    p.  58i.n-87-    B.Caia. 

Fischers  Naturgpsch.  v.  Liefland,  S.  151.  n.  349. 
£er  Bar. 

Frisch's  Beschreibung  der  Ins.  in  Teutschl.  Th, 
II.  p.  38    n.  10.    Tab.  XIII.   Blireuraitpe. 

Fuefsly's  altesMag  d.  Enr.  B.I.  S.  2g$.  Desselb. 
Verz.  Schweiz.  Ins.  S    34.11.656.  Die  braune  Bäremuotte. 

Geoffroy  Hist.  d  Ins.  T.  IL  p.  log-  n.  8.  L'e'cail 
le  martre  ,   ou  herisomte, 

G  1  ed  itsch  Einl.  in  die  deutsche  Forstwiss.  Tb.  IL 
S.  976     n.    19.    braune  Bärmotte. 

Goedarti   Ins.  Tom.  I.   Tab.  XVII. 

Göze's  Entomol.Beytr.  Th.  HI.  U.  II.   Bärvogel. 

Huffnagel  Ins; Tab. XIV. F.  1  x. Ed. alt.  3-  4-  9- 


Jonstonii  Hist.  Ins.  Tab.  VII.  XIX. 
Jung's   Verz.  d.  europ    Schmetterl.   S.  24. 
Leske's  Anfangsgr.  der  Naturg.  I.  S.  460.    Der 
Nesselspinner. 

Lister  i   Ed.    Goedarti  p.  219.    Fig.  99. 

Merianin   Europ.  Ins.   I.    p.  160.   Tab.  V. 

Meyer's  Naturgesch.  der  giftigen  Ins.  Th.  I.  S. 
161.     Der  Nesselspinner. 

M  o  uffe  tt  i   Th.  Ins.  93.  Fig.  15.  p.  1  86.  Fig.  1. 

Müllers  Linn.  N.  S.  d.  Ins.  B.  1.  S.  663.  n.  38. 
Der  Bär. 

Mülleri  Faun.  Frid.  p.  4t.  n.  371.  Zool.  Dan. 
Prcdr.   p.  1  1  g.    n.  1359. 

Natur  forscher  St.  IL  S.  17.  n.  4.  Tab.  I.  Fig.  4. 
St.  III,    S.  14.    St.   VIII.   S.  102.   n.  13. 

Neue   Btrlin.  Mannigfaltigkeiten ,   Jahrg.  III,  S.  98« 

Ouomatol.  hist.  nat.  P.  VI.  p.  329.  schwarzhaarige 
Bii;enra::pe. 

Raji  Hist.  Ins.  p.  151.   n.  3.  et  larva  p.  152.  n.  7. 

Reaumur  Memoires  Tom.  I.  P.  IL  Mein.  13. 
p.  219.  Tab.  XXXVI.  Fig.  6.  7.    Ihrisson ,   Martre. 

Rösels  lnsektenbel.  B.  1.  Nachtvög.  2.  Klass.  II. 
S.    1.    Fig.   1.     Bäi  raupe. 

Schae  ff  er  Icon.  Ins.  Ratisb.  Tab  XXIX.  Fig  7.  8» 

Scopoli  Entom.  Caru.     p.  201.   ir.  503. 

Sepp  Nederl.  Ins.  St.  IV.  Tab.  IX.  Fig.  2.  De  /'//«- 
der  v;t  de  Groote  Beer-  ftups. 

Sulzer' s  Kennzeichen  der  Insekten.  Tab.  XVI. 
Fig.    94. 

Systematisches  Verz.  der  Schmetterl.  d.  Wiener  Ge- 
gend.   S.  52.  Famil.  E.  n.  1.     Die  Nesselspinnerraupe. 

Systeme  naturel  du  regne  animal.  T.  II.  p.  144. 
n.   12.    Ours:    Phalene  de  la  Laitut. 

Vieweg's  Schmetterlinge  der  Mark  Brandenburg. 
Heft  1      S.  57. 

VViikes,  B.  The  English  Mots  and  Butterflies 
togetber  with  the  Plants,  Flowers,  and  Fruits  etc. 
ib.   T.  III.   a.   I. 


Bey- 


joo, 

ßejnahe  überall  in  Europa ,   selbst  m  den  kaltem  Erdstrichen ,    wird  diese 
Raupe  vom  Frühling  bis  im  Herbsie  einzeln  auf  Hecken  auch  auf  dem  Grase  ange- 
troffen.    Sie  lebt,   ausser  der  Lactuka  und  der  grossen  Nessel,   welche  sie  vorzüg- 
lich zu  lieben  scheint ,   von  allerley  Laub  und  Kräutern  ,  selbst  vom  Grase.       Mit 
Recht  hat  sie  von  ihren  langen  Haaren ,    wodurch  sie  sich  vor  allen  andern  haa- 
richten   europäischen  R.aupen  auszeichnet,     ihren  Namen  erhalten.      Ihr  Kopf  ist 
klein  und,  wie  der  Grund  des  ganzen  Körpers,   glänzend  schwarz,  die   tief  einge- 
schnittenen Ringe  ihres  Körpers  gleichen  in  ihrer  Vereinigung  beynahe  einer  Per- 
lenschnur und  jeder  dieser  Ringe  ist  in  der  Mitte  mit  einer  Reihe  glänzender,  ins 
Blaue  fallender  Knöpfchen  besezt ,  unter  und  seitwärts  welchen  noch  ein  länglich- 
tes,  weisses,  Fleckchen  an  jeder  Seite  des  Rings  durch  die  Haare  hervorschimmert. 
Aus  jenen  Knöpfchen  kommen  die  ,    auf  dem  Rücken  oft  über  einen  halben  Zoll 
langen  Haare  in  Büscheln  hervor.     Sie  sind  von  verschiedener  Farbe,  oben  schwarz 
und  an  den  Spitzen   grau,    an  den  Seiten  des  Leibes    aber  fuchsroth.       Die  sechs 
spitzigen  Vorderfüsse,  sind  wie  die  acht  stumpfen  Mittelfüsse  und  zwey  stumpfen 
Nachschieber  schwarzbraun,  und  die  Länge  des  ganzen  Körpers  beträgt  höchstens 
■  dritthalb  Zoll.      Ihren  schnellen  Gang  hemmt  jede  kleine  Berührung ,    worauf  sie 
sich  schneckenförmig    zusammenrollt.       Gemeiniglich    überwintert  sie,    bisweilen 
aber  vollendet  sie  noch  in  dem  Jahre  ihre  Verwandlungsperioden ,  in  welchem  sie 
das  Ey  verlassen  hat.     Vor  der  Verpuppung  umgiebt  sie  sich  mit  einem  inneren 
und  äusseren   Gespinste,    worein  sie  die,     theils  ausgegangenen,   theils    abgebis- 
senen Haare  ihres  Balgs  verwebt,   so  dafs  sie  um  diese  Zeit  nichts    als  abgestuzto. 
Haare  auf  ihrer  Oberfläche  hat.     Sie  schrumpft  nun   zusammen  und  nimmt  unter 
der  Raupenhaut  nach  vierzehn  Tagen  die  Gestalt  der  Puppe  an,  welche  nicht  über 
einen  Zoll  lang,    sehr  dick,    ziemlich  hart  und  ganz  schwarz  ist.     Der  nach   drey 
bis  vier  Wochen  auskriechende  Schmetterling,  ist  auf  dem  Rücken,    der  Brust  und 
an  den  mit  weissen  Binden  durchschlängelten  Vorderflügeln ,   kaffeebraun,    an  den 
Hinterleib  und  Hinterflügeln ,  welche  mit  dunkelblauen  Flecken  gezieret  sind ,  men- 
nigroth.     Das  Weibchen  legt  runde,  ins  Grüne  fallende  Eyer,    aus  welchen  nach 
drey  bis  vier  Wochen  die  jungen  Raupen  auskriechen. 

Da  die  Haare  der  Bärenraupe  leicht  ausgehen,  so  bleiben  sie,  wenn  man 
sie  bey  denselben  anfafet,  in  der  Haut  hängen  und  machen  ein  heftiges  Jucken. 
Voj züglich  geschieht  dieses  von  ihren  kurzen,  steiferen  Haaren ,  an  welchen  man 
unter  dem  Mikroscope  feine  Nebenspitzen  ei  blickt.  Öfteres  Waschen  mit  Seifen- 
wasser, oder  mit  Milch  reicht  hin,  sich  von  diesem  Jucken  zu  befreyen. 

a5. 


1 10 


25.     Die    graue   Bürstenraupe.     Tab.  XII.  Fig.  13. 

Larva  Phalaenae  Bombycis  Fascelinae ,  pilosa ,   rubro   punctata,   fasciculis  quinque  dorsi 

albis ,   capitis  antique  fuscis.      Pupa  brunnea ,   linea  dorsali  pilosa.      Phalaena  alis  cinereis, 

antennis  nigris  strigisque   duabus  fulvis  repandis.      L.  S.  N.  T.  I.   P.  V.  p.  2428.  n.   55. 

Faun.  Suec.  I.   p.    829.   n.    11 19.   —     Habitat  in   leontodonte,  trifolio, 

rubo,   populo. 


Alb  in  natural,  bist,  of  Ins.  Tab.  XXVI. 

Bergmanni   Epit.  S.  Linn.   p.  146.  n.  55. 

Berliner  Magazin  B. II.  S.  422    n.  41.  Bürstenmotte. 

CatholiconA,  p.  359.  Antenmdata ,  die  Löwen- 
zahn -  Butterbltim  -  Pfaffeuröhrleinsraupe. 

Degeer's  Abli.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze  Tli.  I. 
Quartal  2.  S.  40.  Tab.  XV.  F.  12.  B.  II.  S.230.  Pha. 
leite  patte  t'teudue  agathe  ,    der  achatfarbige  Streckfufs. 

Espers  Furop.  Schmetterl.  Tli.  III.  S.  275. 
Tab.  LV.    Die  schwatze  Bürstenrauperiphatene. 

Fabricii  Mant.  Ins.  II.  p.  117.  n.  88-  Spec.  ins. 
T.  II.    p.  184.  n.  69.   Syst.  Ent.  p.  571.   Bomb.  51. 

Fuefsly's  Magaz.  d.  Entomöl.  B.  U.S.  4.  Schweiz. 
Ins.    S.  35.    n.  678-    Die  Bürstenmotte. 

G  1  a  d  b  a  c  b'  s   VerzeichniCs.    Das  Bürgen. 

Gleditsch's  Einteit.  in  die  Forstwiss.  *Th.  I.  S. 
6  S  3.    n.  7.   Tli.  11.  S.  740.   n.  28.    Das  gestreifte  Band. 

Goedarti  Ins.  p.  1.  Tab.  XXXVI.  Ed.  Listeri 
Fig.  80. 

Göze's  entomologische  Bey träge,  Th.  III.  B.  III. 
S,  95.   Biirstemnotte. 


Jung's  Verz.  europ.  Schmetterlinge,  S.   53. 

Maders   Raupencal.  S.  15    n.  ig.    Bürstenmotte. 

Merianin    Europ.  Insekt     Tab.  VIII. 

Meyer's  Naturgesch.  d.  giftigen  Ins.  Th.  I.  S.  167. 
Der  Kleeblumenspinner . 

Mouffetti   Theatr.  Ins.  p.  189. 

Müller's  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  I.  S.  669. 
n.  55.    Tab.  XiV.    Fig. -6.    Der  Büschelrnupenvogel. 

Mülle ri  Faun.  Fridr.  p.  40.  n.  365.  Zool.  Dan. 
Prodr.  p.  1  1  8-    n.   1  368- 

Onomatologia  Hist.  nat.  P.  VI.  p.  470.  Antennvlata, 
die  L'Jwenzalmraitpe,  die  Bntterblr.mraupe  ,  P.  VI.  p.  3  6  5 . 
Der  Büschelraupenvegel. 

Raji   Hist.  Ins.  p    186.  n.  8- 

Rö  sei's  Insektenbelust.  B.  l.Nachtv.  KI.2.  S.217. 
Tab.  XXXVII.    F.  1  —  3.    Die  graue  Batst,  nraupe. 

Syst,  Nat.  du  regne  Animal.  II.  p.  147.  n.  20. 
Ph.  du  Trefle. 

Systematisches  lrerz.  Wien.  Schinett.  S.  55.  Fam.G. 
n.    3.    Kleeblnmen\pinner-Raupe.    La  Liinaconne  Goed. 

Wilkes  engl.JMots.  p.  30.  Tab.  111.  C.  1. 


Auch  diese  Raupe  gehört  unter  die,  unsre  Oberfläche  durch  ihre  gelblich- 
grauen  und  untermengten  schwarzen  Filzhaare  vorzüglich  verletzenden.  Sie  ist  oft 
über  anderthalb  Zoll  lang,  hat  einen  schwarzen  Kopf  und  hinter  denselben  auf 
dem  ersten  Ringe,  zwey  lange,  gleich  Hörnern  zur  Seite  des  Kopfs  hervorragende 
Haarbüschel,  (Tab.  XII.  Fig.  i5.  a.  a.)  welche,  wie  alle  übrige  Haare  des  Kör- 
pers ,  aus  kleinen  warzenförmigen  Erhabenheiten  der  Ringe  hervorkommen.  Auf 
jedem  der  fünf  Ringe  vom  vierten  bis  achten,  steht  ein  mehr  breites,  als  langes 
Haarbürstchen,  welches  zu  beyden  Seiten  weifs,  oben,  hinten  und  vorne  aber 
schwarz  ist.  Rüsel  vergleicht  die  ganze  Reihe  dieser  Bürstchen  ganz  richtig  mit 
einer  Zahnbürste.  Der  neunte  und  zehnte  Ring  führt  zwey  kleinere  gelblich- 
graue Haarbüschel  auf  zwey  pommeranzengelben  Warzchen,  welcbe  die  Raupe 
bald  einzieht,  bald  hervortreibt,  der  eilfte  Ring  aber  einen  langen,  schwarzen,  nach 
hinten  gekehrten  Haarbusch  (b. ).  Ausserdem  zeichnet  diese  Raupe  noch  eine 
Reihe   orangenfarbichter  Punkte    auf  jeder  Seite  über   den   gelblichgrauen  Füssen 

aus. 


zu 

aus.  Sie  verwandelt  sich  in  einem,  aus  ihren* Haaren  zusammen  gewebten,  eirun- 
den Gehäuse,  welches  sie  in  einem  grösseren  Gewebe,  wie  in  einer  Hängematte 
aufhängt.  Die  nach  einigen  Tagen  in  jenem  Gehäuse  zu  findende  Puppe  hat  eine 
glänzend  schwarze  Farbe  und  auf  dem  Rücken  braunrothe  Filzhaare;  der  nach 
drey  bis  vier  Wochen  auskriechende  Schmetterling  aber  ist  aschgrau,  am  Kopfe, 
Körper  und  an  den  Füssen  sehr  behaart,  und  auf  den  Vorderflügeln  mit  verbli- 
chenen Binden,  schwarzen  und  braunrothen  ,  ausgestreueten  Punkten  gezieret.  Im 
Herbste  legt  das  Weibchen  seine  Eyer,  aus  welchen  auch  die  jungen  Räupchen 
noch  auskommen  ,  aber  erst  im  kommenden  Jahre  ihr  Wachs thum  vollenden, 
nachdem  sie  sich  den  Winter  verkrochen  hatten.  Sie  nähren  sich  dann  von  Weg- 
rich,  Klee,  Löwenzahn,  Eichen-  Wollweiden-  Schlei jen-  Rosen-  Weifsdom-  Pflau- 
men- und  andern  Laub  der  Obstbäume,  und  werden  beynahe  überall  in  Europa, 
selbst  in  den  kältern  Gegenden,  gefunden. 


26.     Die   grosse  Holzraupe.     Tab.  XII.   Fig.   14.  u.  15. 

Larva  Phalaenae  Bomby eis  Cossi ,   subpilosa ,   incarnata :   dorso   sanguineo   capiteque  nigri, 

Romanis    olim    in    delictis,    farina     etiam    saginata    (Plin.    XVII.    24.).        Pupa     anlerius 

brunnea,   posterius  flava.      Phalaena  alis  nebulosis,    fhorace  posterius  fascia  atra ,   antennis 

lamellatis.     L.  S.  N.  T.  I.  P.  V.   p.  2431.   n.  63.   Faun.  Suec.  I.  p.  81 2.  n.  1114.  — 

Habitat    in   ligno  putrescente. 


Aeliani  de  Natura  animalium  Lib.  XIV.    C.  13. 
•    Albin    natural  history  of  ins.   Tab.  XXXV.  F.  56. 

Beckmanni  Epit.  Syst.  Linn.  p.  165.  n.  63. 
ejusd.  Physic    ökon.  Bibl.    Th.  Vit.   S.  293. 

Berlinisches  Magaz.  ß.  II.  S.  410.  n.  24.  Der  IVei- 
fknboArer 

Blumenbach's  Handb.  d  N.  G.  S.  359.  n.  13 
Wtidenrattpt, 

Börne  r's  Sammlungen  aus  der  Naturgesch.  Th  I. 
S.  157     Natuig  des  Weidenbohrers  aus  LyonetsTraite. 

Cuvier  Tableau  e'ie"inentaire,  p.  596.  n.  9.  La 
rofigew,«  de  bois. 

Degee  r's  Abh.  z.  G.  d.  Ins  v  Göz.  B  I.  Quart.  1. 
S.  29.  Tab.  11.  F.  9.  10.  B.  II.  Th.I.  S.  268.  Die  Kos- 
su>pli'.läne. 

Es  per' s  europ.  Schmetterlinge.  Th.  III.  S.  303. 
Tab.  LXI.    Die  Kossuspkahtie ,   die  IVeideubohrerphaltne 

Fabricii  Mant.  ins.  11.  p.  iitf.  n.  83.  Spec.  Ins.  II. 
p.  182.  n.  63    Syst.  entom.   p.  569.  n.  48. 

Füefsly's  Verz.  Schweiz.  Ins. S.  36.  n,  678.  Der 
Holzbohrer. 


Geoffroy  Hist.  des  Ins.  Tom.  II,  p.    102 
le  Conus 

Gladbach' s  Catholicon,   Der  Hohnogel. 

Gleditsch's    Forstwiss.    Th.I).    S.   742. 
IVeidrubohrer. 

Goedarti   Hist.  Ins.  II.   Tab.  XXXIII. 

Göze's  Entom,  Beytr.  Th.  III.  S.  1  9  n.  63. 
denbohrer. 

Gronovii    Zooph.   p.    204.   n.  837. 

Jungs   Verz.  europ.  Schmetterl.    S.  36. 

Leske's  Anfangsgr.  d. Naturgesch.  S.  460. 
Holzbohrer, 

Lesser's  Insecto- theologie,    S.   357. 

Liste  ri   Goedartus  in  method.  redact.  Fig. 

Lyonet   Traite'  anatomique    de  la  Chenille 
ronge  le  Bois  de  Säule  ,    ä   laHaye,    4.    1760. 
XVI,  p.  409.    Ejusd.  Theologie  des  Ins.  T.  I.  p, 
Note  6.   Ejusd.  Notes  sur  Lesser.   T.  I.  Fig.  1  7  — 

Merianin  Europ.  Insekt.  Tab.  XXXVI. 

M  eye  r's  Naturgesch.  der  gift.  Ins.  Th.  I.  S. 
IVeidenbohrer. 

Mouffetti  Theatr.  ins.  p.196. 


n.  4. 


n.  33. 


Wei- 


n.  9. 

39- 
■    qui 

Chap. 
312. 
-  22. 

159- 
Mül- 


na 


-  Mülle  r's  Linn.  Natnrs.  d.  Ins.  B.  I.  S.  673.  11.63. 

Der    Holzdieb. 

Mülleri  Faun.  Frid.  p.  40.  11.  358.  Zool.  Dan. 
Prodi",  p.  1  19.  n.  1  372. 

Neuer  Schauplatz  d.  Nat.  Th.  IV.  S.  73.  Hotiraupc, 
Holzdieb. 

Onomnt.  Hist.  nat.  P.  III.  p.  444.  Die  grosse  fleisch- 
und  wurm  förmige  Holzraupe.    P.  VI.    p.  345. 

Petiveri   gazoph.  Tab    LI.   Fjg   9. 

Plinii    Hist.   Nat.    Lib.  XVII.   Cap.  24. 

R  aj  i  Hist.  Ins.  p.  1  50.  n.  2.  et  !arva  p.  35  1.  n.  25. 

Reaumur  Memoires  des  Ins. Toni. I.  Part.  I.  Tab. 
XVII.    Fig.  1  —  5. 


RÖsel's  InsektenbeL  Th.I.  Nachtv.  Class.  II.  S. 
113.  Tab.  XV III.  Die  grosse  Holzraupe ,  der  Winden- 
/■ohrer,   Holzbohrer,    Brumnwogel. 

Schaefferi  Icon.  Ins.  Rat.  Tab.  LXT.    Fig.   1.2. 

Scopoli  Ent.  carn.  p.  200.   11.500. 

Sebae  Thes.  Tom.  IV.  Tab.  49.  F.  A.  1.  6.  Tab. 
51.   Fig.  m.  in.   de  willige  hout-l'il 

Syst.  l'erz.  Wien.  Schmettert.  S.  60.  nuI.  Kopf- 
weidt  r.spimier. 

Stjst.  Nat.  de  regn.  An.  II.  p.  142.    11.  4. 

Stralsunder  Na^az.    Th.  I.  S.  256.    ireideHholeyatipe, 

Wilkes  Englisli  Mots  a.  B.  p.  15.  Tab.  II.  a.  b. 


Von  beträchtlicher  Grosse,  und  einen  wilden,  finsteren  Aussehen  ist  die  Pha- 
läne,  welche  unserer  Raupe  ihre  Entstehung  verdanket.  Ihr  Leib  ist  dick  und 
überaus  haaricht,  der  Brustschild  hinter  dem,  beym  Mannchen  mit  stark  gefieder- 
ten Fühlhörnern  versehenen  Kopf,  mit  einer  gelblichten,  bandartigen  Einfassung, 
und  in  der  Mitte  mit  einem  irregulären  aschgrauen  Schilde  gezieret,  welcher  ge- 
gen den  Hinterleib  zu,  wieder  durch  eine  gelblichte,  in  die  quere  laufende  haa- 
richte  Wulst  begrenzt  wi«d.  Der  bräunlich  graue  Hinterleib  ist  mattgelb  -bandirt. 
Ahnliche  graue  Grundfarbe  haben  die  Flügel,  welche  von  schwarzen,  hin  und  wie- 
der unterbrochenen  Adern  durchzogen  und  auf  den  Vorderflügeln  noch  beson- 
ders durch  weisse  verblichene  Flecken  marmorirt  sind.  Das  überaus  fruchtbare 
Weibchen  legt  oft  tausend  und  mehr  Eyer  von  länglichrunder  Form  und  hellbrau- 
ner Farbe  in  die  Ritzen  der  Eiche,  aus  welchen  die,  in  verschiedener  Rücksicht 
merkwürdig  gewordenen  Holzraupen  hervorkommen.  Rajus  und  andere  Naturfor- 
scher hielten  sie  nemlich  für  <\ie~Cossos,  deren  PUuius  und  Aelian,  als  einer  der 
köstlichsten  Speisen  der  alten  Römer  und  indischen  Könige  gedenken.  Allein, 
ihre  abschreckenden  Eigenschaften  rechtfertigen  Klemanns  Behauptung,  dafs  der 
Cossus  der  Alten  ,  weit  wahrscheinlicher  die  oben  beschriebene  Larve  des  Hirsch- 
schröters gewesen  sey.  Ausserdem  hat  Lyotiets  äusserst  mühsame  Zergliederung, 
diese  Raupe  noch  in  einen  besonderen  R.uf  gebracht,  wenn  sie  auch  nicht  in  Rück- 
sicht des  Schadens  gekannt  zu  werden  verdiente,  welche  -sie  den  Bäumen  und 
selbst  dem  Menschen  zufügt.     Doch !    wir  wollen  sie  näher  kennen  lernen. 

Die  Cossuslarve  gehört  unter  die  gröCsten  europäischen  Raupen,  indem  sie 
oft  vier  bis  sechs  Zoll  lang  angetroffen  wird.  Ihr  ziemlich  grosser,  mehr  flacher 
als  runder  Kopf,  besteht  aus  zwey  gewölbten  Erhabenheiten,  und  einem,  sich  an 
das  scharfe,  auf  jeder  Seite  mit  einer  kleinen  Fühlspitze  versehene  Zangengebifs, 
anschliessenden  Dreyecke.      Der  nach  dem  Kopf  folgende  erste  Ring,    ist  unter 

allen 


in 


allen  der  breiteste  und  mit  zwey  Kornartigen ,  schwarzbraunen  Flecken  versehen. 
Alle  auf  ihn  folgende  Ringe  werden  immer  schmäler ,  je  mehr  sie  sich  dem 
Schwanzringe  nähern.  Sie  sind  alle  ziemlich  flach,  und  nur  auf  dem  Rücken  we- 
nig gewölbt ,  an  jeder  Seite  über  den  Füssen ,  mit  einem  erhabenen  Rand  einge- 
fafst,  über  welchem,  in  der  Mitte  jedes  Rings,  ein  bräunlichter  Punkt  stehet. 
Die  Farbe  des  Kopfs  ist  schwarzröthlicht ,  die  des  ersten  Rings,  der  Seiten  des 
Leibes  und  der  Bauchfläche ,  rothgelblicht ,  die  des  zackichten ,  mit  dem  zweyten 
Ring  anfangenden,  breiten,  und  durch  gelbe  Zwischenlinien  unterbrochenen  Rük- 
kenstreifs,  bluthroth,  die  der  sechs  spitzigen  Vorderfüsse  mehr  braun,  der  acht 
Mittel-  und  zwey  Hinterfüsse  rothgelb,  wie  die  Grundfarbe  des  Körpers.  Sie  hat 
ein  überaus  hartes  Leben ,  und  kann  nach  Bhimenbach  ediche  Stunden  lang  im 
luftleeren  Räume  und  mitten  im  Sommer  fast  drey  Wochen  lang  unter  dem  Was- 
ser ausdauern.  Zur  Vollendung  ihres  Wachsthums  und  ihrer  Verwandlung  braucht 
sie  zwey  bis  drey  Jahre  und  häutet  sich  in  ihrem  Raupenstande  achtmal.  Das 
Gehäuse,  worinnen  sie  die  Puppengestalt  annimmt,  bildet  sie  mittelst  ihres  Spinn- 
safts aus  den  abgenagten  und  zermalmten  Theilchen  der  Eichenrinde  und  giebt 
ihm  hierdurch  eine  Festigkeit,  die  die  ähnlicher  Raupengespinste  weit  hinter  sich 
läfst.  Die  Puppe  selbst  ist  überaus  höckericht,  hat  sehr  tiefe  Einschnitte  zwischen 
den  Ringen  des  Hinterleibes ,  an  dem  sehr  festen  und  harten  Vordertheile  eine 
braunrothe,  am  Hintertheile  eine  goldgelbe  Farbe.  Ihre  Bewegfertigkeit  und  Kraft- 
äusserung  zu  der  Zeit,  wo  die  Phalene  ihre  Hülse  verlassen  will,  welches  gewöhn- 
lich in  der  dritten,  vierten  Woche  geschieht,  verdient  in  der  That  Bewunderung. 
Sie  besizt  nemlich  das  Vermögen  nicht  nur  das  überaus  feste  Puppengehäuse  mit 
dem  Kopfe  zu  durchbrechen  und  sich  durch  die  gemachte  Öffnung  heraus  zu 
drängen ,  sondern  auch  bisweilen  einen  langen  Weg  aus  dem  Inneren  des  Baum- 
stamms,  wo  die  Raupen  gemeiniglich  die  Puppengehäuse  anzulegen  pflegen,  nach 
aussen,  gegen  die  Öffnung  ihrer  verborgenen  Gänge  in  der  Baumrinde,  zurückzu- 
legen. Hier  durchbricht  erst  die  Phalene  die  Puppenhülse  und  kommt  in  oben  be- 
schriebener Gestalt  zum  Vorschein. 

Der  gewöhnlichste  Aufenthalt  der  Cossusraupen  sind  die  Weidenstämme, 
ausserdem  findet  man  sie  aber  auch  in  den  Ulmen-  Pflaumen-  und  Äpfelbäumen, 
welche  sie  durhöhlen  und  unter  der  Eichenrinde,  in  deren  festes  Holz  sie  sich 
sogar  einnagen.  Sie  leben  von  den  zermalmten  und  mittelst  ihres  beygemischten 
Safts  verdaulich  gemachten  Holztheilchen ,  und  fressen  sich  unter  einander  selbst 
auf,   wenn  ihnen  die  angemessene  Nahrung  fehlt.       Werden  sie  auf  irgend  eine 

1.5  An 


*i4 

Axt  beunruhiget  oder  gereizt;  so  beissen  sie  nicht  nur  mit  ihren  starken  Kinnla^ 
den  sehr  empfindlich ,  sondern  speyen  auch  einen  dicken ,  öligten ,  braunrothen 
Saft  (Tab.  XII.  Fig.  14.  a.)  aus,  dessen  äusserst  ekelhafter  Geruch  oft  zwey  Tage 
nicht  von  den  Händen  zu  bringen  ist.  Lyonet  schreibt  ihm  eine  corrosive  Be- 
schaffenheit zu,  und  glaubt,  dafs  seine  Bestimmung  sey,  das  Holz  zu  erweichen 
damit  es  leichter  abgenagt  werden  könne  und  die  Verdauung  desselben  un  Nah- 
rungskanale  zu  befördern.  Dieser  Saft  ist  in  zwey  langlichten  wurstähnlichen  Be- 
hältnissen (Fig.  i5.  c.  c. )  enthalten,  welche  unter  dem  grossen  Darm  liefen  und 
wild  durch  zwey  enge  Kanäle  (b.  a.  b.  a.)  in  den  Mund  geführt.  Zu  dem  andern 
Ende  der  Saftbehältnisse  aber,  gehen  sehr  feine  weisse  Gefässe  (d.  d.) ,  welche 
wahrscheinlich  die  in  jenen  Saft  zu  verwandelnden  Feuchtigkeiten  zuführen.  Einen 
ähnlichen,  äusserst  widerwärtigen  Geruch,  wie  der  Saft,  verbreiten  die  Raupen 
selbst.  Verflossenen  Sommer  brachte  man  einige  in  einen  ziemlich  grossen  Saal 
um  sie  als  unbekannte  Thiere  vorzuzeigen.  Man  sah  sich  aber  genöthigt,  Fenster 
und  Thüren  zu  öffnen,  um  den  hinterlassenen  Gestank  zu  entfernen,  und  ohn- 
geachtet  die  Stellen ,  wo  sie  ihren  Saft  hingespeyet  hatten ,  mehrmals  gewaschen 
und  abgerieben  wurden ,  so  bemerkte  man  doch  mehrere  Tage  noch  in  jener  Ge- 
gend des  Saals  einen  ekelhaften  Geruch. 


27.     Die   Sonderlingsraupe.     Tab.  XII.   Fig.  16  —  19. 

Larva  Phalaenae  Bombycis  Antiquac ,  fasciculis  pilorum,  in  dorso  quatuor  albis 
antennarum  et  caudae  obscmis,  polyphaga.  Pupa  nigro  luleoque  varia,  14  dies 
quiescens.  Phalaena  aus  primoribus  ferrugineis,  luiiula  alba  anguli  posterioris ,  femina 
apteia.  L.  S.  N.  T.  I.  P.  V.  p.  2439.  n.  56.  Faun.  Suec.  n.  1120.  —  Habitat  in 
crataego,  pruno ,  tilia ,  alno,  mare  feminam  copula  nexam  in 
arburem  portante. 


Acta   Vpsal.     1736.   p.   25.    n.   74. 

Albin   natural  history  of  Ins.   Tab.  XXVI. 

Altes  Hamburg.   Magaz.  B.  I.   St.  6.    S.  167. 

Beckmann  i    Epit.   Syst.    Linn.   p.    164.   n.   56. 

Berlinisches  Magaz.  ß.  II.  S.  40S.  n.  21.  Der  Last- 
träger. 

Blumenbach' s  Handb.  d.  N.  G.  S.  358.  n.  1 1. 
Pli.   Antiqua. 

Borkhause  n's   Europäische  Schmetterlinge ,  Th. 

III.   S.    333. 

Brahm's   lnsektenkalemter,    Th.  II.    S.  411. 

Cat  hol  i  c  on    Li*.  A.  p.  372. 

Cuvier  Tableau  dlemeutaire,  p.  5y6.  n.  8.  l'S- 
toilie. 


Degeer's  Abli.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze  B.  I. 
Quartal  2.  S.  33.  Tab.  XVI.  F.  1.  2.  3.  etc.B.  II.  Th  I. 
S.  20  8-  Die  schwärzt  Raupe  mit  vier  gelblichen  Rücken- 
blirsten  ,  fünf  schwarzen  Haarpinseln  und  rotlien  Knüpfen, 
Plialene  paradoxe  ,   das  Paradoxum. 

Esper's  Furop.  Schmetterl.  Th.  III.  S  278. 
Der  antiquc  Spinner,   Spinner  der  Altai,  der  Sonderling. 

Fabricii  Mant.hjs.il.  p.  1  30.  n.  1  8  9.  Spec.  Ins. 
T.  II.    p  201.  11.  136.    Syst    Ent.  p.  584.   11.9 8 

Fuefsly's  altes  Magaz.  B.  U.S.  4.  neues  Mag.  B.  II. 
S.73.  Schweiz.  Ins.    S.  35-    n.  673.    Der  Lastträger. 

Geoffroy  Hist.  d.  Ins.  Th.  U.  p.  119.  n.  23. 
L'e'toile'e, 

Glad- 


K5 


Gladbachs.  Calend.   Das  Esparcetloügeteheu. 

Gleditsch's    Forstwiss.    Jh.  I.   S.  54g.   n.  4. 

Goedarti  Ins.  Ed.  List.p.  185.  n.  78.  Fig.78. 
Entca  mirarahi. 

Jung's   Verz.   europ.  Schraett.    Bomb.  Antiqua. 

Mader's  Raupejical.  S.  32.  Q.  79.  Lastträger, 
Sonderling. 

Merianin  Europ.  Insekt.    Tab.  VIII. 

Meyer's  Naturgesch.  d.  giftigen  Ins.  Th.  I.  S.  169. 
Der  Apritosenspinner. 

Müller' s  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  I.  S.  670. 
n.  56.   Sonderling. 

Mülleri  Faun.  Fridr.  p.  41.  n.  366.  Zool.  Dan. 
Prodr.  p.  1 18-  n.  1  369. 

Naturforscher   Stück  V.    S.  253. 

Onomatologia  Hist.  nat.  P.VI.  p.  3»6«  der  Sonderling. 


Raji  Hist.  Ins. I.  p.  344. 

Reaumur  Mem.  T.  1.  ,S.  t.  Mem.  7.  p.  409. 
Tab.  XIX.   Fig.   4.    5- 

Rü  sei's  lnsektenbelust.  B.  I.Nachtv.  KI. II.  S.  225. 
Die  mit  rothin  Knüpf  lein  gezierte,  graue  B  Urs tenraupe. 
Tab.  XXXIX.  F.  4.  u.  F,  III.  S.  3  l.  Tab.  XIII.  F.  3. 
4.  Im  B.  II.  Part.  I.  Mem.  3.  S.  292.  nennt  ihn  Klee- 
mann  dasParadoxuw,  weildasWeibchen  keineFliigel  bat. 

Seh  warn  tnerdamm's  Bib.  d.  Nat.  S.  224.  Tab. 
XXX 111. 

Scopoli  Entom.  carn.  p.  198.  n.  486. 

Syst'.  Nat.  du  regne  Animal.  II.  p.  146.  n.  18. 
la  Chenille  ä  brosses  sur  le  Prtmier. 

Systematisches  Verz.  Wien.  Schmett.  S.  55.  Fam.G. 
n.  5.   Aprikosenspinner -Raupe. 

Wilkes  engl.  Mots.  a.  B.   p.  30.  Tab.  III.  C.  1. 


Die  Raupe  der  Phalaena  Antiqua  gehört  ebenfalls  unter  diejenigen  Schmet- 
terlingslarven ,   welche  in  den  meisten  Gegenden  unsres  Welttheils ,    vorzüglich  in 
den  Monathen  Junius  und  Julius  zu  finden  sind.     Sie  ist  überaus  gefressig  und  näh- 
ret sich  ohne  Unterschied  von  Hasel-  Pflaumen-  Birn-  Schlehen-  Linden-  Woll-  und 
Bruch  weiden-  Ulmei-  Erlen-  Eichen-  Himbeer-  und  Pfirsig-  Blättern,    und  man 
trifft  sie  daher  bald  auf   diesen,    bald   auf  jenen  Stauden  und  Bäumen  an.       Die 
männliche,    blos  durch  ihre  Grösse  von  der  weiblichen  unterschiedene  Raupe,  ist 
kaum  einen  Zoll  lang,  die  weibliche  hingegen  erreicht  oft  eine  Grösse  von  16  bis 
18  Linien.     Der  ganze  Körper  der  Raupe  hat  vom  Kopf  bis  zum  Schwanzende  bei- 
nahe gleiche  dicke  und  eine  fast  viereckigte  Gestalt,  durch  die  leistenförmigen  Ein- 
fassungen des  Rückens   und    der  Seiten   des    Leibes    über     den  Füssen  (Fig.  16). 
Die  Farbe    des  Kopfs  und    der  Rückenfläche  vom   vierten  bis    siebenten  Ring  ist 
sammetschwarz,    von  diesem  bis  zum  eilften  Ring  rothbraun,     die  Grundfarbe  des 
übrigen  Körpers  ein  iirs  Violette    fallendes  Grau   und   die  'der  Füsse  lichtbraun. 
Über  dem  Kopfe  hängen  die  grauen  Haare   des  ersten  Rings  herein,    aus  welchen 
zu  beyden  Seiten    zwey  lange   schwarze  Haarbüschel  («.  a. )  hervorkommen    und 
noch  über  die  zwey  kleineren  auf  dem  Kopf  selbst  stehenden  grauen  Haarbüschel 
nach   vorne  hervorragen.       Die  drey  ersten  BJnge  sind  von  der  Rückenseite  mit 
R.eihen  hochrother  Wärzchen  umzogen ,  dergleichen  Wärzchen  auch  an  jeder  Seite 
des  Leibes  in   zwey  Pieihen  bis    an  den  Schwanzring  fortlaufen.      Dem  Boden  pa- 
rallel stehen  ganz  unten  auf  jeder  Seite  des  vierten  Rings  ein  weifsgelber  (b.  b.), 
und  in   eben   der  Gegend  des   fünften  Rings    ein    ebenfalls   auswärts   gerichteter 
schwarzer  Haarbüschel  (c.  c),    auf  dem  Rücken  dieser  beyden  und   der  zwey  fol- 
genden Ringe  aber  vier  gelbe  kurze  Haarbürstchen.      Oben  auf  dem  neunten  und 

zehn- 


n6 

zehnten  Ring  sitzet  eine  hellrothe,  konische  Warze,  welche  die  Raupe  bisweilen 
einwärts  zieht ,  bisweilen  hervortreibt.  Der  eilfte  Ring  führt  oben  einen  schwar- 
zen ziemlich  langen  und  dicken  Haarbusch  (</.),  der,  wie  das  Schwanzhorn  der 
Wolfsmilchraupe,  schreg  nach  hinten  gerichtet  ist,  unten  hingegen  noch  vier  kür- 
zere und  dünnere  Haarbüschgen.  Übrigens  ist  auch  der  ganze  Körper,  ausser  die- 
sen Haarbüscheln  und  Bürsten,  mit  langen  grauen  Haaren  besezt. 

Ehe  sich   die  Raupe  verwandeil,    macht  sie  um  sich  ein  graues,    mit  Haa- 
ren vermengtes  Gewebe  von  eyrunder  Form ,  und  nach  einigen  Tagen  findet  man 
an  ihrer  Stelle  die  Puppe,    welche  von  der  männlichen  ^Raupe,  kleiner,  gelb  und 
rothbraun,  von  der  weiblichen  aber  hellgelb  und  mit  schwarzbraunen  Binden  um- 
zogen ist.     Die  nach  acht  bis  zehn  Tagen  auskriechende  Phalene  gehört  unter  die 
wenigen,  welche  in  Rücksicht  des  weiblichen  Geschlechts  eine  merkwürdige  Ab- 
weichung machen.       Nicht  wie  das  Mannchen,    welches  breite,    stark  gefiederte 
Fühlhörner,    einen  bräunlich  grauen  Körper,   zwey  dunkelzimtbraune,     mit  zwey 
weissen  Fleckchen  bezeichnete   Vorder-  und    zwey   hellzimmtbraune  Hinterliügel 
hat,    ist   auch  das  Weibchen   mit    einem  vom  Hinterleibe    unterschiedenen  Brust- 
stücke und  vier  Flügeln  versehen;   sondern  es  hat,    ausser   dem  Kopf ,    den  zwey 
kurzen  Fühlhörnern   und  den  sechs  Füssen ,  gar  nichts   ähnliches  von    einer  Pha- 
lene.    Der  in   eilf  Ringe  getheilte  aschgraue  und  wollhaarichte  Körper  wird  gleich 
hinter  dem  Kopf  unförmlich  dick  und  lauft  gegen  das  Schwanzende   etwas  spitzig 
zu,  wo    er  noch  mit  einer  beweglichen  Spitze  versehen   ist,    welche  die  weibliche 
Phalene  immer    aus   und  einziehet.     Bey  der  Begattung  hängt  sie  in   entgegenge- 
sezier  Richtung  an   dem  Schwanzende  des  Männchens,     und  dieses  schlept  jene 
mit  sich   von  einem    Baume  zum   andern.     Fünf  bis  sechs  Tage  nach   der  Begat- 
tung legt  das  Weibchen   oft  drey    bis    vierhundert  weisse  Eyer,    aus  welchen  die 
jungen  Raupen,     bisweilen   schon   im    Merz,    gewöhnlich   aber   im  May  hervor- 
kommen. 

Die  Haare  gegenwärtiger  Raupenart  sind  vorzüglich  geschickt,  sich  in  unsre 
Haut  festzusetzen  und,  durch  den  Reiz  auf  die  Flautnerven,  ein  unleidliches  Jucken 
und  Brennen  zu  verursachen.  Sie  sind  nach  Degeers  mikroskopischen  Untersu- 
chungen alle  mit  Nebenhaaren  (Fig.  19.)  versehen,  die  mit  ihren  Spitzen  nach 
dem  Ende  des  Slammhaares  gerichtet  sind.  Noch  längere  Nebenhaare  (Fig.  18.) 
als  die  übrigen  Leibhaare,  haben  die  auf  den  Wärzchen  (Fig.  17.  a  )  stehenden  lan- 
gen Haarbüschel,  an  welchen  sie  (b.)  schon  durch  die  blose  Lupe  sichtbar  wer- 
den.    Diese  müssen  nothwendig  immer    tiefer  von  allen  Seiten  in  die  Haut  ein- 

drin- 


1X7 

dringen  und  durch  ihre  kleinen  Wiederhäken  um  so  mehr  den  Reiz  unterhalten, 
je  mohr  man  sich,  durch  das  Reiben  der  verlezfcen  Stelle,  Erleichterung  zu  ver- 
schaffen sucht. 


28-     Die  Riesenwespe.     Tab.  XIII.  Fig.  9 — 13. 

Sirex  Gigasj     abdomine  basi  apiceque  flavo,    corpore  nigro.     Linn.  S.  N.   T.   I.  P.  V. 

p.  2671.  n.  1.  Faun.  Suec.  n.  1573.     Act.  Stockh.    1739.    T,  III.  F.   7.  — 

Habitat   in  Europae  arboribus  coniferis. 


Abhcmdl.  d.  kais.  Akad.  d.  Naturforsch.  Th.  X.  S. 
S.  252.  Tab.  II.  Fig.  6.  und  Th.  XIV.  S.  82.  /«"- 
itum  noottm  Czerkiense. 

Amoreux   Notice  des  Ins.  venim.    p.  256. 

Bechsteins  Musterung  schädlich  geachteter 
Thiere,  S.  179.  Die  grase  Holzwespe,  Riesemvespe, 
greif ste  Schwanzwespe. 

Blume  11  bach's    Handb.  d.  N.  G.  S.  368.  n.  1. 

Bomare  Dict.  T.  XII.  p.    317. 

Cuvier  Tableau  e'le'mentaire,  p.  508.  le  grand 
urocere. 

Dejeer's  Abh.z.  Gesch.  d.  Ins.  v.GözeTh.  I.Quar- 
tal 4.  S.   19.  Tab.  XXXVI.  F.  1  —  5. 

Fabricii  Mant.  Ins.  I.  p.  257.  n.  1.  Spec.  Ins.  I. 
p.  4 18.  n.  1.  Syst.  Ent.  p.  325.  n.  1. 

Fränkische  Sammlungen,    Band  IV.   S.  252. 

Fuefsly's  Schweiz.  Ins.  S.  48-  n.  930. 


Geoffroy  Hist.  d.Ins.  de  Paris,  T.H.  p.  265-  Tab. 
XIV.   Fig.   3.     Uroceros. 

Müllers  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.I.S.  83?-  "•  !• 
Die  Riesenwespe.     Tab.  XXVI.  F.  1.2. 

Mülleri  Faun.  Fridr.   p.  70.  n.  613. 

Onomatol.  Hist.  nat.  T.  VII.  p.  i  S 5«  Die  grNfste 
Holtwespe. 

Poda  Mus.  graec.  p.  104.  Tab.  I.  Fig.  6. 

Reau  nun  r  Me'm.  pour  Serv.  a  1'  hist.  d.  Ins.  Tom. 
VI.    P.II.  Mem. IX.jp.  312. Tab.  XXXI.  Flg.  1.2.  «. 

Rösels  lnsektenbel.   B.  IL  Samml.  der  Hummeln 


V 


S.  37.   Tab.  VIII.  IX.     Die  gvüfste  Holzwespe. 

Schaef'feri  Icon.  Ins.  Rat.  Tab.  X.  Fig.  2.  3. 
Eiern.  Ent.  Tab.  I.  Fig.  2.  Tab.  XIII.  Fig.  7. 

Scopoli   Entom.  Carn.    p.  739. 

Sebae  Thes.  Tom.  IV.  Tab.  LIII.  Fig.  15. 

Sulzer's  Gesch.  der  Ins.  S.  ig  6.  Kennz.  T.  VIII. 
Fig.  114.   Die  Riesin. 


Die  Eyer,  aus  -welchen  dieses  Insekt  entstehet  (Fig.  o,.)'sind  blafsgelb  und 
spindelförmig.  Aus  denselben  entwickeln  sich  kleine  madenförmige  Larven ,  wel- 
che nach  und  nach  zu  einer  Grösse  von  einem ,  bis  anderthalb  Zoll  heranwachsen, 
und  dann  (Fig.  10.)  einen  runden  Kopf,  zwölf  oben  convexe  und  unten  flache 
Ringe,  ein  dickes  faltigies,  mit  einer  kleinen  Spitze  versehenes  Schwanzende,  und 
sechs  Vorderfüsse  haben.  Diese  sich  immer  im  weichen  Holz  der  Tannen ,  Fich- 
ten und  Fohren  aufhaltenden  Larven  sind  von  blafsgelber  Farbe  und  häuten  sich 
einigemal  vor  ihrer  Verpuppung.  Sie  umspinnen  sich  vor  lezterer  mit  einem  weife- 
lichen  Gewebe,  nicht  weit  von  der  Rinde  des  Baums,  in  dessen  Stamm  sie  sich 
aufgehalten  haben.  Die  gelblichtbraunen  Pappen  (Fig.  11.)  geben  in  ihrer  Ge- 
stalt alle  Theile  des  künftigen  Insekts  deutlich  zu  erkennen,  zeitigen  im  Sommer 
schon  nach  drey  Wochen,  überwintern  aber,  wenn  die  Larven  sich  erst  im  Herbste 
eingesponnen  haben.      Das  vollkommene  Insekt  (Fig.  12.)  hat  eine  beträchtliche 

Grösse, 


Grösse,  einen  grossen,  schwarzen  Kopf,  der  Hinter'  rieh  runden,  erhabenen  Augen 
gelb  ist ,  und  drey  kleine  glänzende  Knöpfchen  oder  vielleicht  kleine  Augen, 
zwischen  den  grossen  Augen  und  den  zwey  langen,  orangengelhen ,  zwey  und 
zwanzig  gliedrichten  Fühlhörnern.  An  dem  dicken ,  schwarzen  und  rauhen  Brust- 
stücke sind  die  zwey  langen  Vorder-  und  zwey  kurzen  Hinterflügel  befestiget, 
welche  sämmtlich  bräunlichgelb ,  durchsichtig  und  mit  starken  Adern  durchzogen 
sind.  Der  lange  Hinterleib  besteht  aus  zwey  kurzen  orangegelben,  dann  drey  brei- 
teren schwarzen,  und  eben  so  viel  gleichfalls  orangegelben  Ringen,  wovon  der 
lezte  in  eine  gelbe,  spindelförmige  Spitze  auslauft,  unter  welcher  ein  viel  längerer 
dünnerer,  sehr  steifer,  dunckelbrauner  Stachel  beym  Weibchen  hervorragt.  Die- 
ser Stachel  (Fig.  i5.  c.)  ist  gegen  die  Spitze  zu  mit  Wiederhäckchen  versehen, 
und  liegt  zwischen  den  zwey  rinnenförmig  ausgehöhlten  Blättern  einer,  an  ihrem 
Grundtheile  (a.)  dicken  und  in  der  Mitte  der  Blätter  zwey  eckigte  Hervorragungen 
(b.b.)  führenden  Scheide.  Er  fehlt  dem  männlichen  Insekte,  welches  überhaupt 
um  die  Hälfte  kleiner  ist  und  am  Schwanzring  nur  eine  kurze  Spitze  hat.  Übri- 
gens findet  in  Rücksicht  der  Gestalt  des  Körpers  und  der  Flügel,  der  sechs  langen 
mit  Krallen  versehenen  Füsse  und  der  Farbe,  keine  besondere  Verschiedenheit 
bev  bevden  Geschlechtern  Statt,  ausser  dafs  die  Ringe  des  Hinterleibes,  welche 
beym  Weibchen  schwarz  sind,  beym  Männchen  gelb  und  umgekehrt  die  gelben 
schwarz  sind,  und  dafs  die  ganz  gelben  Füsse  des  Weibchens  beym  Männchen 
hin  und  wieder  schwarze  Stellen  haben. 

Die  Riesenwespe  kommt  seltner  in  Frankreich,  häuftig  in  der  Sckweiz,  in 
Teutschland,  in  Schweden,  in  den  nordischen  Ländern  und,  nach  Reau/niir  vor- 
züglich in  Lappland  vor.  Man  kann  annemen,  dafs  sie  überall  zu  Hause  ist,  wo 
Fichten-  Fohren-  und  Tannenwälder  sind.  Sogar  hält  sie  sich  in  solchen  Gegen- 
den auf  wo  blos  dergleichen  gefälltes  Holz  liegt.  Ihre  Fühlhörner  und  Flügel 
sind  wie  bey  den  Ichnevmonen,  in  einer  beständig  zitternden  Bewegung ,  und 
ihr  flu"  ist  geräuschvoller,  als  der  der  Hornisse  und  Hummeln. 

Über  die  Schädlichkeit  und  Unschädlichkeit  derselben  sind  die  Meinungen 
der  Naturforscher,  wie  bey  vielen  andern  Insekten,  ebenfalls  getheilt.  Enthusia- 
stische Bewunderer  der  Natur,  denen  jeder  Gedanke  der  Schädlichkeit  eines  Ge- 
schöpfs überhaupt  unerträglich  ist ,  erklären  die  Riesenwespe  für  völlig  unschäd- 
lich, und  halten  den  weiblichen  Stachel,  blos  für  das  Instrument,  womit  sie  einen 
schicklichen  Ort  für  ihre,  zwischen  der  Scbwanzspitze  und  dem  Stachel  hervor- 
kommenden Eyer  aussucht  und  zugleich  eine  Öünung  bohrt,  in  welche  sie  diese 

Eyer 


1!9 

Eyer  legte.     Andere  aber,  die  mit  mehr  Unbefangenheit  ihre  Beobachtungen  un- 
ternommen,   und  bemerkt  haben,    mit  welcher  Wuth    dieses  Insekt  seinen  Raub 
verfolgt,  wie  es  sich  wendet,  krümmt  und  zu  stechen  bemüht ,  wenn  man  es  bey 
den  Flügeln  ergreift,   konnten  wegen  seiner  Schädlichkeit  nicht  zweifelhaft  seyn. 
Im  Voigtlande,  war  es  zu  der  Zeit,  als  die  Larve  der  Phalaena  Monacha  ihre  Ver- 
heerungen in  den  Fichtenwäldern  anrichtete ,    ein  grosser  Feind  dieses  Schmetter- 
lings,   den  es  im  Flug  begierig  weghaschte,    und  es  ist  glaublich,    dafs   dasselbe, 
wenn  es  sich  zu  einer  heissen  Jahrszeit,  oder  in  einem  wärmeren  Klima  in  gros- 
ser Menge  einfindet,    ganz  so  nachtheilig  werden  kann,    wie  Amoreux  versichert. 
„Der  Sirex  Gigas,  schreibt  er,  verursacht  durch  seinen  Stich  eine  Geschwulst,  die 
so  schnelle  Fortschritte  macht ,   dafs  sie  in  zwey  bis  drey  Tagen  die  Verwundeten 
wegrafft.     Man  kann  hier  nur  durch  das  Ausschneiden  der  verwundeten  Stelle  und 
das  Scarificiren  der  Geschwulst,  Hülfe  leisten,  die  in  eine  starke  Eiterung  gesezt 
werden  müssen,  um  der  Materie  Ausgang  zu  verschaffen."     Höchst  wahrscheinlich 
war  auch  das  Insectum  novum   Czerkiense  nichts  anderes,    als  unsre   Riesenwespe, 
wenigstens  kommen  Beschreibung    und  Abbildung   bey  der  Insekten  beynahe  ganz 
mit  einander    überein.     In  dem  Städtchen  Czierko  an   der  schlesischen  und  polni- 
schen Grenze,  und  in  der  umliegenden  Gegend,  fanden  sich  nemlich  im  Sommer 
des  Jahres  1679  unbekannte  Insekten  ein,    welche  mit  starkem  Geräusch  auf  Men- 
schen und  Thiere  fielen  und  sie  tödtlich  verwundeten.     Es  starben  davon  35  Men- 
schen und  eine  grosse  Menge  Ochsen  und  Pferde  innerhalb  vier  Wochen.      Sie 
verwundeten ,    ohne   gereizt  zu  werden ,     die   blosliegenden  Theile   des  Körpers, 
z.  E.  das  bey  den  Pohlen  abgeschorene  Haupt,  Gesicht,  Hals  und  Hände.     Gleich 
auf  dem  Stich  folgte  eine  harte  Geschwulst,  und  wenn  die  Wunde  nicht  in  den  er- 
sten drey  Stunden  besorgt  und  das  Gift  durch  Scariiication  oder  auf  eine  andere 
Art  herausgezogen  wurde ;     so  war  alle  fernere  Hülfe  vergebens  und  die  Verlezien 
starben  in  wenig  Tagen. 


29.     Der   gelbe  Raupentodter.     Tab.  II.  Fig.  2.  3. 

Ichneumon  luteusj   thorace  striato,   abdomine  falcafo.      Linn.  S.  N.  T.  I.   P.  V.   p.  2706. 

n.   55.  Faun.  Suec.  1628-  —   Habitat  in  Europae,   novae  Hollandiae,   novae  Seelandiae 

larvis,  praesertim  phalaenarum,  larva  larvae  adhaerent«. 


Blume ubach's  Handb.  d.  N.  G.  S.  369.   n.  3. 
Cuvier  Tableau  eUernentaire,   p.  506.      L'ichneu- 
titon  fnutie. 

Degeer's  Abb..  z.  Gesch.  d, Ins.  v.  Göze,  Band II. 


Th.  2.  S.  169.  h.  5  Tab.XXlX    F.  1  5 — 26.  Ichneumon 
faucille  janne  ,    die  gelbe  Sichefochlitpfwtspe, 

Der  Dronthliei  1111  sehen  Gesellsch.  Schriften ,     B.  III.    S. 
380.    n.   47.    hhneum.    luteus. 

Ja- 


12ö 


Fabricii  Mant.Ins.I.  p.268.  11.  115.  Spec.  Ins. 
I.  p.  43  5-  «.  95-  Syst.  Ent.  p.  341.  n.  75. 

Fischer*  s  Naturgesch.  v.  Livland ,  S.  159-  ". 
3  93-    gelber  Raupentvdter ,    Gelbschnabel. 

Fuefsly's  Verz.  Schweiz.  Ins.  S.  49.  11.  964. 

Geoffroy  Hist.  d.  Ins.  T.  II.  p.  330.  n.  21. 
U Ichneumon  jaune  ä  ventre  en  faucille. 

Goedarti  Ins.  Tom. II.  Tab.  XXXVII. 

Listeri  Ed.   Goedarti  p.  59.   Tab.  XX.  F.  c. 


Mülle  r's  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  8j7> 
n.  55.    Der  Gelbschnabel. 

Mülleri  Faun.  Frid.  p.  71.  U.  620.  Zoo!.  Dan. 
Prodr.  p.  158.  n.  1843- 

Raj  i  Hist.  Ins.p.  253.  n.  6.  Fespa-hhneumonmnjor. 

S  c  h  a  e  f  f  er  Ic.  Ins.  Ratisb.  Tab.  I.  F.  1  o.  T.  CI.  F.4. 

Sulz  ers  Gesch.  d.  Ins.  S.  190.  Der  Gelbschnabel, 
Kennzeich,  d.  Ins.  T.  XVIII.  Fig.  11  8. 

IVittenbergisches  Wochenblatt  aufs  Jahr  1786.  S.  1 9  3. 
Kankerfliege. 


Man  hat  das  ganze  Geschlecht  dieser  Insekten  mit  den  Namen  Ichnevmon, 
oder  Raupentödt er  belegt ,  weil  es  ihnen  eigen  ist,  andere  Insekten,  und  vorzüg- 
lich die  Raupen ,  mit  ihrem  Stachel  zu  verletzen  und  in  die  gemachte  Wunde 
ihre  Eyer  zu  legen.  Die  aus  diesen  Eyern  auskriechenden  Larven  nähren  sich 
von  den  Säften  und  der  Substanz  der  Raupen,  worüber  leztere  nothwendig  zu 
Grande  gehen.  Auch  unser  Ichnevmon  hat  diese  Lebensweise.  Seine  Raupen  töd- 
tenden  Larven  sind  länglichtrund ,  weifsgrau  von  Farbe  und  längst  dem  Rücken 
mit  einem  dunkelgrünen  Streif  bezeichnet.  Ihr  runder  unbeweglicher  Kopf  hat 
zwey  kleine  braungelbliche  Zälme,  womit  sie  sich  in  die  Haut  der  Raupen  ein- 
beissen  und  diese  dann  aussaugen.  Auf  diese  Art  leben  und  gedeihen  sie  vorzüg- 
lich in  dem  Körper  der  Gabelschwanzraupe.  Die  Larven  verwandeln  sich  in  kur- 
zer Zeit  in  Puppen,  an  welchen  die  Gestalt  des  Ichnevmonskörpers  nicht  zu  ver- 
kennen ist.  Das  aus  lezteren  hervorkommende  Insekt  (Tab.  II.  Fig.  2.)  hat  zwey 
netzförmige,  kupfergrüne  Augen ,  zwey  vor  denselben  stehende,  lange,  gegliederte 
braune  oder  ockergelbe  Fühlhörner,  ein  dickes,  nicht  allzulanges  Brustschild, 
einen,  bey  seinem  Anfange  am  Brustschild,  sehr  dünnen,  gegen  das  Ende  aber 
immer  breiter  werdenden,  und  von  beyden  Seiten ,  wie  eine  Sichel,  flachgedrück- 
ten Hinterleib,  bey  de  von  gleicher  ockergelben  Farbe,  zwey  lange  durchsichtige, 
mit  Adern  durchzogene  Vorderflügel,  zwey  ähnliche,  kürzere  Hinterflügel  und 
sechs  lange,  ockergelbe  Füsse.  Ausser  seiner  beträchtlicheren  Grösse,  unterschei- 
det sich  das  Weibchen  noch  besonders  durch  seinen  braunen  Schwanzstachel  von 
dem  Männchen.  Dieser  Stachel  ist  eine  kegelförmige,  einer  Linie  lange  Spitze 
am  lezten,  oben  mit  zwey  länglichten  Warzen  (d.  d.)  besezten  Ringe  des  Hüiter- 
leibes,  und  besteht  aus  drey  Stücken  (Tab.  II.  Fig.  3»),  nemlich  dem  Mittelstücke, 
oder  der  eigentlichen  Lanzette  (a.),  welche  schon  unter  dem  sechsten  Ring(^.)> 
ihren  Anfang  nimmt,  hornartig  und  braunroih  ist,  und  den  zwey  Seitenstücken 
(c  c),  die  eine  concave  Innenseite  haben  und  mithin  geschickt  sind,  das  Mittel- 
stück wie  in  einer  Scheide  aufzunemen ,  wenn  sie  sich  schliessen.     Von  aussen  sind 

beyde 


Tf>t 


beyde  Halbfutterale'  mit  braunschwärzlichen  Haaren  bewachsen ,  und  daher  ziem- 
lich rauh. 

Wird  das  Insekt  gereizt,  so   treibt  es  das  im  Ruhestand  zum  Theil  noch  im 
Hinterleibe  verborgene  und  daselbst  (b.)  bogenförmig  'gekrümmte  Mittelstück  oder 
die  Lanzette  noch  weit  über   die  beyden  Halbscheiden  hervor,   und  sticht  damit 
sehr  empfindlich.     Auch  andere  Ichnevmonsarten  verletzen  auf  ähnliche  Art  und 
die  Kankerfliegc ,  welche  sich  bey  Rathenow,  im  Havellandischen  Kreise  und  in  der 
Altmark  im   Jahre   1786    in   ungeheurer  Menge   eingefunden    hatte  und   von  wel- 
cher man  glaubte,  dafs  sie  durch  den  Wind  aus  einer  entfernten  Gegend  herbey- 
geführt  worden   sey,    war,    nach  aller  Beschreibung,    nichts    als   ein  Ichnevmon. 
Der  Stich  dieses  Insekts  war  so  giftig,    dafs  gleich  Knoten  und  Beulen  darauf  en! 
standen,    und  das  gestochene  Thier  in  vier  und  zwanzig  Stunden   sterben  mulste, 
wenn     es  die   schmerzhafte  Stelle  beleckt  hatte.      Auch  barfufsgehende  Menschen 
wurden  davon  gestochen,    und  es  schwollen  ihnen  hierauf  die  Reine,     manchen 
auch  der  Unterleib.     Doch  erholten  sie  sich  nach  etlichen  Tagen  ohne  Mittel  wie 
der.     Zwey  Mannspersonen  im  Havelländischen  Kreise,  die  an  dem  Muwde  gesto 
chen  worden,  mufsten  aber  sterben,   weil  sie   mit  ihren  Zungen  die  gestochenen 
Stellen  berührt  und  also  wahrscheinlich  das  von  dem  Insekte  mit  in  die  Wunde  ge- 
lassene Gift  eingesogen  hatten. 

30.     Die  Sandw'olberin.     Tab.  II.  Fig.  4.  —  6. 

Sphex  sabulosa  nigra  hirta,    abdomiuis  petiolo  biarticulato ,   segmento  secundo  terlioque 

ferrugineis.      Linn.  S.   N.  T.  I.  P.  V.   p.    2723.     Faun.  Suec.  n.    1648-  —     Habitat  in 

Europae    terra    sabulosa ,    ubi     canis    instar    pedibus    anticis    cuniculum    fodit    larvamcme 

phalaenae  s.  araneae  semimorluam  in  eo  sepelit,    cui  Ovulum  concredit,   quo  facto 

orificium  terra  claudit. 


AllgetH.  tiagaz.   der  Natur,  B.  IX.  S.  34V 

Altes  Hamb.  Magaz.   B.  I.  St.  6.  S.  171.  Sackwespe. 

Cuvier  Tableau  <?lt-mentaire  ,  p.  499.  te  Sphex 
du  Sable. 

Degeer's  Abb.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.Göze.  B  II.Th.I. 
S.  70.  Der  Sandivölber ,  B.Il.  Tb.' IL  S.  148.  Tab.  28. 
Fig.  7  —  17.  Guepe-  Ichneumon  du  Sable  ,  der  Saudrau- 
pe titüdt  er. 

Diction.  des  Anim.  Tom.  II.  p.  25.    Mouche  devot  ante. 

Fäbricii  Mant.  ins.  I.  p.  273.  n.  1.  Spec.  ins.  1. 
p.  442.11.  1.  Syst.  Ent.  p.  346.  n.  1. 

Frisch'«  Ins.  Teutschl.  Tb.  IL  S.  6.  Tab.  I.  F.  6. 
7.  8.    Die  Sandwespe  der  eisten  Grösse. 


Fuefsly's  Verz.  sebweiz.  Ins.  S.  50.  n.  992.  Der 
Sandgruber. 

Geoffroy  Hist.  d.  Ins.  Tom.  IL  p.  349.  n.  63 
L' Ichneumon  uoir  ä  Venire  fauve  en  devar.t  et  ä  lorc, 
pedicule. 

Goedarti   Ilist.  Ins.  P   I.   Exp.  g.   Derer ator. 

Kob's  Naturgesetz  der  Forlphalline,  S.  55.  Tab.  II. 
Fig.  15.    Die  Sandbastartwespe. 

Lister' s   Naturgc-sch.  d.  Spinnen  von  Martini  und 
Göze  ,   S.  49. 

Mülle  r's   Linn.  Natnrsyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  864. 
n.  1.  Tab.  XXVI.  Fig.  11.  Der  Sandublber. 

l6  Mut- 


122 


Miilleri  Faima  Fcidr.  p.  73.  n.  6a?,  Zoo\.  Dan. 
Prodr.  p.  I  60.  n.  1  S6  I. 

Onomat.  Hist.  Ä'ai.  P.III.  p.  613.  Devorator.  P.  VII. 
p.  2  2  g.    Die  SauäwiHberiim. 

Schaefferi  Elem.  Ent.  T.  VIII.  Fig.  2.  Icon. 
Ins.  Rat.  Tab.  83.  Fig.  1. 


Schwammerdamm's  Bib.  d.  Nat.  S.  251*     Qei 

l'erschliuger,  Spimtenmiirder. 

Scopoli  Ent.  carn.   p.  770. 

Sulzer's  Kennzeichen  der  Insekten.    Tab.  XJX 
Fig.    120, 


Viele  Ähnlichkeit  mit  den  Raupentödtern  hat  gegenwärtiges  Insekt,  (Tab.  II. 
Fig.  4-)  >  welches  sich  von  jenem  nur  durch  die  Fühlhörner  und  den  verborgenen 
weiblichen  Stachel  unterscheidet.     Es  ist  ohngefehr  zehn  bis  eilf  Linien  lang,  hat 
einen  ziemlich  grossen  Kopf,  zwey  zwölfgliedrichte ,  fadenförmige  Fühlhörner  zwi- 
schen den  grossen  netzförmigen  Augen,     einen  aus    zwey  Klappen  bestehenden, 
vor  und  rückwärts  beweglichen  Saugrüssel,    ein   dickes,  schwarzes,  rauhes  Brust- 
schild,   an  dessen  obern  und   vordem  Theil  die  zwey  kurzen,    bräunlichen  Flü- 
gel sitzen  und  an    dessen  Bauch-  und  Seitenfläche  die  sechs  schwarzen  Füsse  ein- 
gelenkt sind.     Von  diesen  sind  die  vordersten   die  kürzesten,    die  mittlem  etwas 
länger  und  die  hintersten  die  längsten.     Alle  sind  am  Jezten  Gliede  des  Fufsblatts 
mit  zwey  Häkchen  versehen.     Der  Hinterleib   hängt  mit  dem  Brustschilde   durch 
«inen,    beym  Weibchen   braunröthlichen ,    beym  Männchen    ebenfalls  schwarzen 
Hals  oder  Sliel  zusammen,  dessen  Vordertheil  kurz  und  rund,    dessen  Hintertheil 
aber  lang   und  kolbenförmig   ist.       Auch  der  erste  und  zweyte  Ring  des  Hinter- 
leibes ist  beym  Weibchen  braunröthlich  oder  rostfarbig,    der  hintere,  spitzig  zu- 
laufende Theil    aber   schwarz.     In  lezterem  (Fig.  5.)  ist   der  Stachel  (&.)  verbor- 
gen ,    den  sie  mit  einer  erstaunlichen  Geschwindigkeit  hervorstrecken  kann.       Er 
ist  (Fig.  6.  a.)  weit  länger  als  bey  den  eigentlichen  Ichnevmonsarten ,   dünne,  et- 
was nach  unten   gekrümmt,     sehr  spitzig,    braun  und   hornartig,     hegt    im  Leibe 
zwischen  zwey  gelblichen  Halbscheiden  (b.  &.),   die  in  der  Mitte  etwas  dicke  und 
aufgetrieben,   am   Ende  abgerundet  und  behaart  sind.       Alle  diese  Theile  stehen 
mit  einem  dicken  muskulösen  Theil  (c  d.  e.  f. )  in  Verbindung,   der  den  Stachel 
in  Bewegung  sezt.     Dieser  Stachel  ist  eigentlich  selbst  nur  ein  hornartiges  Futteral 
welches  zwey  äusserst  feine  gebogene  Stilets  verbirgt,    die  sich  noch  hinter  dem 
Grundtheile  jener  Halbscheiden,     um  jenen  muskulösen  Theil  (c.  d.  e.)  herumzie- 
hen.    Will  das  Insekt  seinen  Stachel  ausstossen;    so  öffnet  sich  der  lezte,    »nach 
der  Länge    des   verborgenen  Stachels  getheilte  Ring   des  Hinterleibes    (Fig.  5.  c), 
und  das  hervorgestossene  Stilet  bewegt  sich    nun  rechts  und  links,    und  sticht  so 
empfindlich   in  den  ihm   vorkommenden  Theil    der  Haut ,     dais  es   gefährlich  ist, 
dieses  Insekt  in  die  blofse  Hand  zu  nemen.      Der  Auffenthalt  desselben  sind  alle 

san- 


i^3 

sandige  Gegenden  unsres  Welttheis ;  denn  sein  Instinkt  bringt  es  mit  slcli,  Im 
sandigen  Boden  Löcher  und  Kanäle  zu  graben,  in  welche  es  die  vorher  geteste- 
ten Pumpen,  Spinnen  und  anderen  Insekten  und  Insektenlarven  schleppt,  dazu  seine 
Eyer  legt,  damit  die  aus  demselben  hervorkommende  Nachkommenschaft  gleich 
ihren  Unterhalt  findet,  und  nun  das  Loch  wieder  mit  den  Hinterfüssen  zu- 
scharret. 


31.     Die   Hornisse.     Tab.  II.    Fig.  7.  8« 

fespa  Crabro ,    thorace    nigro    anterius    rufo    immaculato,     abdominis   incisuris    puncto 

nigro  duplici  contiguo.     Linn.  S.  N.  T.   I.   P.  V.   p.   2750.  n.    3.  Faun.  Suec.  n.  1670' 

Amoen.  ac.  Vol.  III.  p.   343.  —     Habitat  in  Europae  arboribus  cavis  et  sub 

earum  radicibus,  apibus  insidians. 


Aldrovandi   de   animalibus  Insectis,   p.  225. 
Amoreux  Notice  des  Ins.  p.  99.  und  250.    Gue- 
pe  -  Frelon. 

Ardoynus  de  Venenis,    Lib.  VIII.   Cap.  12. 

Berthelot  diss.  de  venen.Gall.  Animal.  Monspel, 
1763.  p-  ?  et  17. 

Blumenbach's   Handbuch  d.  N.  G.  S.  37  I.  H.  1 
Fespa  Crabro,  die  Hornisse,   Engl,  tlie  Hörnet. 

Catholicon  A.  p.  364.  Anthre'ne ,  Anthrenus, 
die  ungeflügelte  Hornisse. 

Cuvier  Tableau  e'le'mentaire,   p.  495.   le  Frelon. 

Degeer'f  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze,  B.  II.  Th. 
2.  S.  132.  Tab. XXVII.  F.  9.  IO.  Grand- Frelon,  Hörn, 
ei/s,  Hornaitfs ,  Hürlitze ,  Homischer ;  niedersächs. 
Hornker ,    Negenm'Jrder. 

Eberhard' s  Versuch  einer  neuen  Thiergesch.  S. 
214.  §.  246.  Crabro,  Kolben/liege  mit  kolben  ähnlichen 
Fiihlhürv.ern. 

Fabricii  Mant.  ins.  1.  p.  287.  11.9.  Spec.  Ins. I. 
p.  459.  n-  8-  Sect.  Ent.  p.  364.  n.  8. 

Fer  min' s  Reise  durch  Surinam,  Th.  II.  S.  2g2- 
Malebouse. 

Fi scli  er' s  Naturgescb.  v.  Livland,  S.  1  59.  n.  396. 
Hornifs.  Lett.  Dunderis,  Ehstn.  IVatane. 

Frisch's  Ins.  Teutschl.Th.  IX.S.  21.Tab.XI.  F.I. 

Fuefsly's    Verz.   Schweiz.  Ins.    S.   51.    n.  985. 
Hornisse. 
-Geoffroy  Hist.   des  Ins.  de  Par.  Th.  II.  p.  368. 
(a  Guepe  •  Frelon. 

Gmelin's  Gesch.  d.  Gifte,  Th.I.S.  298.  Hornisse. 


Gfize's  Gesch.  schädl.  Insekten,   S.  117. 
Ma  r  aldi  in  Mem.  del'Ac.  R.  des  Sc.  17 12.  p.  30s. 
Mouffetti  Theatr.  Ins.    50. 
Muralto  Anatomia  Crabronis  in  Eph.  N.  C.  Dec. 
II.  ann.  1.  Obs.  56.   p.  139. 

Müller's  Linn.  Natursysc.  d.  Ins.  B.  II.  S.  88o- 
11.3.  Tab.  XXVII.  Fig.  2.  Hornisse,  Holl.  Hsrnaar, 
Schwed.  Bolgetting ,   Griech.  txt/Spvvi}. 

Mülleri  Faun.  Fridr.  p.  73.  n.  634.  Zool.  Dan. 
Prodr.  p.  162. 11.  1886.   Gieding.  Gede  -  Harns.  - 

Neuer  Schauplatz  d.  Natur,  B.  IV.  S.  1  19.   Hornifs. 

Onomrrt.  hist.  nat.  P.  I.  p.  537.  Apis  thorace  nigro. 
P.I1I.  p.  456.  Fespa  thorace  nigro.  P.  VII.  p.  708. 
Fespa  Crabro. 

Pare  Lib.  XXI.  de  Venen.   C.  XXXIII. 

Plinii  Hist.  nat.  Lib.  XXIII.  C.  8.  et  Lib.  XL.C.  *i. 

Ra  j  i   Hist.  Ins.   p.   250. 

Reaumur  Mein.  d.  Ins.  IV.  Tab.  X.  Fig.  9.  e1; 
Tom.  VI.   Tab.  XVIII.  Fig.  1. 

Schaeffery  Icon.  Ins.  Rat.  Tab.  53.  Fig.  5.  et 
Tab.  1  36.  Fig.  3. 

Schmid's  natürliche  Gesch.  der  Hornisse:  in  den 
gemeinnützigen  Arbeiten  der  Churf.  Sachs.  Bien'enges. 
in  Oberlausitz,   B.  I.   S.  84. 

Seh  wammerdam  m's  Bibel  d.  Nac.  Tab.  XXVI. 
F'g-   9- 

Schweiikfeldi   Theriotropheum  Silesiae,  p.525. 

I    Crabro ,  Anthvene  ;    Aristot,  Fespa  coloris  citrini  y    ac. 
leo  infi'ctisiimo ;    Hornisse,    HlirnaUs ,   Hor/itze, 
Scopoji  Eiitom.  Carn.   824- 


Die  Hornisse,  als  die  gröTste  unter  den  Wespenarten ,  ist  nicht  nur  in  Euro- 
sondern auch  in  Amerika  zu  Hause.      Sie  bauet  gerne  an    die  Dachgesimse. 

oder 


124 


•der  in  alte  hohle  Bäume,    bisweilen  auch  in  die  Erde,    wo  sie   oft  Höhlen  von 
einem  Schuh  im  Durchmesser  ausgräbt,  ihr  spährisches,  aus  mehreren,  Papier  ähn- 
lichen Blättern  und  breiten  Zellen  bestehendes  Nest.     Da  dieses ,  ausser  seiner  be- 
trächtlicheren Grösse,     gleiche   Gestalt   und  Einrichtung,    wie  bey  der  gemeinen 
Wespe  hat,  auch  die  in  demselben  aufbewahrten  Eyer,    Larven   und  Puppen  mit 
denjenigen  der  gemeinen  Wespe  überaus  viel  Ähnlichkeit  haben;    so  verweile  ich 
gegenwärtig  nicht  bey  ihrer  besonderen  Beschreibung  und  gedenke  nur  noch,  dafs 
die  Hornisse  überhaupt  in  55  Tagen  ihre  verschiedenen  Verwandlungsperioden  vom 
Eye  an   zurücklegt,  und  dann  als  vollkommenes  Insekt  in  einer  Grösse  erscheint, 
die  diejenige  der  gemeinen  Wespe  weit  übertrift  und  oft  über  anderthalb  Zoll  be- 
trägt.    Ihr  länglichter  Kopf  (Fig.   7.)  ist  an  den  runden  Seitentheilen  und  an  dem 
mehr  geraden  Hinterhaupt,    mit  einer  braunröthlichen  Einfassung  umzogen,     die 
sich  zwischen  den  schwarzen ,  netzförmigen  Augen  bis  in  die  Mitte  des  Kopfs  her- 
abzieht und  daselbst  die  di  eyeckigte ,     mit  drey  kleinen  glatten   Ocellen  besezte 
Stirnplatte  bildet.      Vor  den   länglichrunden  Augen  stehen    die  gelbbraunen,    aus 
einem  kürzern,    einfachen   und   aus  einem  längeren,     zehngliedrichten  Theil   be- 
stehenden Fühlhörner,     und  von   da   aus  lauft  der   safrangelbe  Vorderkopf  mehr 
in  eine  stumpfe ,    die  Frefszangen    enthaltende  Spitze  zu.      Unter  diesen  Frefszan- 
gen  befindet  sich ,    wie    bey    den   Bienen ,     ein   Saugstachel  mit  vier  Frefsspitzen 
zu  beyden  Seiten.       Ein   kurzer  Hals  verbindet  den  Kopf  mit  dem  vorne   run- 
den und    breiten,    hinten  aber  suhmal,    wie    in    einem  kurzen  Stiel,   zulaufenden 
Brustschild,     dessen    Grundfarbe  schwarz   ist  und    der,     sowohl  an   seinem  Vor- 
der-  als   an   seinem  Hinteriheile,     mit    einigen   braunrothen   Flecken   bezeichnet 
ist.        Die   am  Hinsertheile   des  Brustschilds   befestigten   und   daselbst  wie  mit  ei- 
ner Schuppe  bedeckten  Flügel,      reichen  bis  an  die   Spitze    des  Hinterleibes  und 
haben    einen  starken  gelbbraunen    Anstrich.       Im  Fluge  macht   die  Hornisse   da- 
mit ein  starkes  Gesumme,    wodurch  sie  schon   in  ziemlicher  Entfernung  ihre  An- 
kunft verkündiget.     Von  den  Füssen  sind  vier  am  Brustschilde,  zwey  am  Vorder- 
theile  des  Hinterleibes  artikuliret.     Sie  führen  sämmtlich  am  Ende  der  Afterschen- 
kels zwey  stachelförmige   Auswüchse,    Klauen    an  den  Fufsblättern  und  sind  xon 
gelbbrauner  Farbe.     Der  Hinterleib  selbst  ist  ziemlich  lang ,    vorne  dick  und  lauft 
hinten  spitzig  zu.     Sein  erster  Ring  hat  eine  braunrothe  schmale,  und  eine  darauf 
folgende  breitere,    schwarze  Binde.     Der  zwey te  Ring  ist  vorne  ebenfalls  schwarz, 
hinten  aber    safrangelb   und  stumpf  gezackt.      Eben  so  sind   (die  folgende  Ringe, 
nur  dafs  der  schwatze  Theil  gegen  den  gelben  immer  mehr  abnimmt.     Die  Schwanz- 
spitze 


12$ 

spitze  enthalt  den  fürchterlichen,  wie  eine  Säge  gezahnten  Stachel,    den  das  Insekt 
im  erforderlichen  Fall  aus  dem  Leibe  herausstöfst. 

Viel  kleiner,  als  die  Weibchen  (Fig.  7.)  sind  die  Männchen  (Fig.  8.)  und 
die  von  lezteren  in  der  Bildung  wenig  verschiedenen  Bastarde,  deren  Verrichtung 
eigentlich  die  Herb ey Schaffung  der  Baumaterialien  und  des  Futters  ist.  Die  Männ- 
chen haben  am  Hinterleibe  einen  Ring  und  an  den  Fühlhörnern  ein  Glied  mehr, 
als  die  Weibchen  und  Bastarde,  auch  zeigt  sich  am  Hinterleibe  in  Rücksicht  der 
ins  Schwarze  auslaufenden  Binden  einige  Verschiedenheit. 

Die  Hornisse  lebt  vom  Raube  anderer  Insekten ,  und  würde'  nach  ihrer 
Stärke  und  Gefressigkeit  eine  grosse  Veheerung  unter  denselben  anrichten,  wenn 
die  Natur  ihren  schweren,  geräuschvollen  Flug  nicht  zur  Warnung  vor  der  An- 
näherung ihrer  furchtbaren  Feindinn  benuzt  hätte.  Sie  wagt  sich  an  die  größ- 
ten Fliegen  und  Spinnen  und  ist  die  grausamste  Verfolgerin  der  friedliebenden 
Biene,  welcher  sie  das  Honig  raubt,    und  die  sie  selbst  aufzehrt. 

In  Beziehung  auf  den  Schaden ,   welchen  sie  dem  Menschen  zufüget ,    hat 
sie  schon  Plinius  unter  die   giftigen  Thiere  gezehlt,     überhaupt    aber  setzen   sie 
Ähnlichkeit  der  Bildung  und  die  Zeugnisse  des  Ardoynus ,  Berthelot ,  Maraldi,  Mu- 
raho, Parti ,   Reaumür  etc.  mit  den  Bienen  und  Wespen  in  Rücksicht  der  Verlez- 
zungsart   in  eine  Klasse.       Sie  verwundet   nicht  nur  durch    ihren  Bifs,    sondern 
auch  durch  ihren  Stich,   weit  gefährlicher,    als  andere  Insekten    dieser  Ordnung, 
auch  führet  sie  den  bösartigen  Saft,   womit  sie  die  Wunde  vergiftet  und  welchen 
sie  nach  Reaumür,  mehrere  Zoll  weit  spritzen  kann,  in  weit  grösserer  Menge  bey 
sich.     Besonders   gefährlich  wird  sie  in  der  heissen  Jahrszeit  und  in  wannen  Ivii- 
maten ,     wo   sie  selbst  reizbarer  und  ihr  Gift  schärfer  zu  seyn  pflegt.       So  versi- 
chert Fermin  ,  dafs  die  Hornissen  in  Surinam  auf  das  geringste  Geräusch,     welches 
sie  in  der  Ferne  hören ,  aus  ihren  Nestern  in  den   hohlen  Bäumen  hervorkommen 
und   denjenigen  stechen,    der  ihnen  im  Wege  kommt.      Er  selbst  hat  die  Nach- 
theile ihres  Stichs    öfters  erfahren,     wenn   er  in    den  Waldungen   und   längs  der 
Seeküste  auf  die  Jagd  gegangen  war,   wo  man  zu  allen  Zeiten  und,  besonders  in 
der  regnichten  Jahrszeit,  eine  erstaunende  Menge  Flornissen  antrifft.       Die  gesto- 
chene Stelle   schwillt  gleich  auf  und  der   entzündliche  Schmerz  ist  so  grofa,    dafs 
sich  ein  Fieber  dazu  gesellt.     Ja  man  weifs  Fälle ,  elafs  die  Gestochenen  augenblik- 
lieh    das  Bewustseyn   verloren ,     sich   nicht  mehr   aufrecht  erhalten   konnten  und 
drey  Tage  an  einem  heftigen  Fieber  litten.     Werfen  sie  sich  in  grosser  Menge  auf 
einen  Menschen,    so  sind  sie  im  Stande  ihn  zu  tödtenj  denn  man,  hat  Beispiele, 

dftfa 


126 

dafs  sogar  Pferde  ihren  Stichen  unterlagen.  Wegen  der  Nester,  die  sie  öfters  in 
der  Erde  anlegen  und  oben  bisweilen  nur  leicht  bedecken,  kann  man  auch  ganz 
unversehens  auf  seinem  Pfade  von  ihnen  überfallen  werden.  Einen  Reisenden 
führte  eine  schmale  Gebirgsstrasse ,  neben  welcher  sich  ein  tiefer  Abgrund  in  ein 
weites  Thal  öffnete,  an  dem  Ort  seiner  Bestimmung.  Kaum  hatte  er  die  grofste 
Höhe  des  Bergs  erreicht,  als  das  eine  an  seinen  Wagen  gespannte  Pferd  in  ein 
solches  Nest  trat,  worauf  die  Hornissen  sich  mit  solcher  Wuth  über  die  Pferde, 
den  Reisenden  und  seinen  Kutscher  herwarfen ,  dafs  sie  gewifs  alle  ins  Thal  hin- 
abgestürzt und  umgekommen  seyn  würden ,  wenn  nicht  die  in  der  Nähe  gewese- 
nen Landleute  herbeygeeilt  wären,  die  Pferde  aufgehalten  und  die  Hornissen  mit 
Tüchern  und  Sträuchen  niedergeschlagen  hätten.  Überhaupt  gehören  die  Hornissen 
und  Wespen  unter  die  gefährlichsten  Insekten ,  und  die  surinamischen ,  vorzüg- 
lich diejenigen,  welche  unter  dem  Namen  Maribonses  bekannt  sind,  übertreffen 
in  Rücksicht  der  nachtheiligen  Folgen,  noch  weit  die  europäischen.  Drury  hat 
uns  verschiedene  derselben  kennen  gelehrt,  vor  deren  Abbildungen  man  schon 
erschrickt. 

Die  Behandlungsart  der  Hornissenstiche  ist  die  nemliche,  welche  bey  den 
Verletzungen  der  Wespen  und  Bienen  vorkommen  wird,  daher  ich  mich  gegen- 
wärtig nicht  dabey  aufhalte. 


32. 


Die    gemeine  Wespe.     Tab.  II.   Fig.  9 — 15. 


Vespa  vulgaris,    thorace  ulrinque  lineola  interrupta,   scutello  quatlrimaculato ,   abdoniinis 

iueisuris   punetis  nigris  distinetis.      Linn.   S.  N.  T.   I.  P.   V.   p.    2750.   n.   4.   Faun.  Suec. 

n.    167 1.  —     Habitat  sub  Europae  tectis,    musras  praedans,    mel   apum  furens. 


Aldrovandi  de  animalibus  insectis   198. 

A  m  o  reu  x  Notice  des  Ins.  rep.  ven.  p.  ioo.u.  250. 

Blumenbach's  Handb.  d.  Naturg.  S.  371.  n.  2. 
Die  IVespe  t  Engl,  the  IVasp. 

Ca  mera  rius,  J.  R.  de  punetura  vespae  singulares 
historiae,  V.  Syll.  Memorabil. Cent.  X.Part.  42.  p.  77  1. 

Cuvier  Tableau  e'lementaire,  p.  495.  la  Gnepe 
commune. 

Degeer's  Abb.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze  B.  II. 
Th.  II.  S.  1  1  I.  Die  schivarzgetbe  IVespe  mit  ganz  schwar- 
zen Fi'hlhVrHern. 

Fabri,  G.  Epist.  de  Vespae  punetura  It.  Seb.  Scha- 
bingeri  de  ead.  re  Epist.  exstant  in  Hildani  Observ. 
Chirurg.  Cent.  IV.  et  V. 

Fahrtet i  Syst.  Ent.  p.  364.  n.  9. 

Fischer's  Naturgesch.  v,  Livland,  S.  139.  n. 
395.  gemeine  IVespe, 


Frisch's  Ins.  Teutschl.  Th.  IX.  S.  23.  Tab.  XH. 
Fig    1 .    IVespe. 

Fritze,  J.  G.  Medizinische  Annalen  für  Aerzte 
und  Gesundheitliebende,   B.  I.   S.  266. 

Fuefsly's  Verz.  Schweiz.  Ins.  S.  51.  n.  986.  Die 
gemeine   IVespe. 

Gazette  de  Sanft ,    n.  45.    p.  ISS. 

Geutlcm.  Magazin  1765  Oct.  p.  456.  (Mittel.) 

Geoffroy  Hist.  d.  Ins.  Th.  II.  p.  369.  n.  3. 
la  Guepe.  cour.itune. 

Gözit's  Geschichte  schädt.  Ins.  S.  104. 

Hantinv.  Magaz.  1771.  S.  1327.  (Mohnküpfo,  als 
Mittel  wider  den  Wespenstich). 

Hanow  von  den  Wespen  und  Hummeln.  Merk- 
würdig    B.  I.   S.  *RS. 

Hildani  Obs.  Chirurg.  Cent.  IV.  obs.  77.78.79. 

Hot- 


:27 


Hottaar's  Ins.  Tab.  VII.  Fig.  3.  S.  Naturfors.  St. 

9.   S.  3*3- 

Lanzonii  Oper.  Obs.  1  88-  Tom.  II.  und  in  Eph. 
N.  C.  Cent.  1.  et  II.  obs.  64. 

L  e  n  t  i  I  i  u  s  in  Eph.  N.  C.  App.  ad  Cent.  I.  et  II. 
p.  204. 

Mouffetti  Theatr.  Insect.   52. 

Miiller's  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  8S0. 
n.  4.   Tab.  XXVII.   F.  3.  Die  gemeine  Wespe. 

Mülleri  Faun.  Fridr.  p.  73.  n.  635.  Zool.  Dan. 
Prodr.  p.  1  62. 

Neues  bremisches  Magaz.  B.  I.  S.  77.  (Mittel). 

Or.oiuatologia  Hist.  Nat.  IM.  p,  538.   P.  VII.  11.712. 

Physik,  ifkon.  Auszüge  B.  II.  S.  483.  (Mittel  2ur 
Vertreib,  der  Wespen). 

Raji  Hist.  Ins.  p.  250. 


Reaumur  in  Mem.  de  l'Acad.  des  Sciences  171  9. 
Mein.  d.  Ins.  VI.   T.  XVII.  Fig.   7.   8- 

Schaefferi  Elen».  Ent.  T.  130.  Jcon.  Ins.  Rat. 
Tab.  XXXV.  F.  4.  und  Tab.  LXXXXI.  F.  5. 

Scherf's  Archiv,  der  medirinischen  Policey,   B.I. 

S.  321. 

Schwammerdamm' s  Bib.  d.  Nat.  Tab.  XXVI. 
Fig.   8- 

Scopoli  Entom.  Carniol.   8*5. 

Valentini,  J.  E.  Nidus  vesparum  admirandtis 
in  Eph.  N.  C.  Vui.  II.  Obs.  1  27.  p.  285. 

Welsch,  G.  H.  de  punetura  Vespae  in  Eph.  N.  C. 
Dec.I.  ann.  8-  obs.  35.  p.  65.  (aufgelegte Salbejbliit- 
ter  heilten  den  Wespenstich). 

Wittenberg,  Wochenbl.  B.  IX.  S.  3 20.  und  B.  XVI. 

s.  313. 


Wir  kommen  nun  zu  der  bekanntesten  europäischen  Wespenart,  welche 
ihr,  hier  verkleinert  vorgestelltes,  birnförmiges  Nest  (Tab.  II.  Fig.  g.)  mit  seinem 
breiteren  oberen  Theile  (a.  b.)  an  den  Gesimsen  der  Dächer,  an  den  Asten  der 
Bäume,  auch  in  ledigen  Bienenstöcken  aufhängt,  und  am  entgegengesezten ,  un- 
teren und  schmalen  Ende  eine  Öffnung  (d. )  läfst,  durch  welche  die  Wespen  aus- 
und  eingehen  können.  Dieses  Nest  ist  von  verschiedener  Grösse  und  hat  oft  im 
langen  Durchmesser  sechs,  im  queren  fünf  Zoll.  Es  bestehet  von  aussen  aus  meh- 
reren über  einander  hegenden  Schichten  (c.  c.)  Löschpapier  ähnlicher  Blätter, 
welche  die  Wespen  mit  ihren  Frefswerkzeugen  und  Füssen  aus  den  zartesten  Spän- 
chen vom  alten ,  dürren ,  verwitterten  Holze  bereiten  ,  die  sie  durch  den  ihnen 
aus  dem  Maule  fliessenden,  klebrichten  und  harzigten  Saft  vereinigen.  Das  Innere 
eines  solchen  Nests  enthält  meistens  zwey  unter  einander  hängende  Scheiben 
(Fig.  10.  a.  a.  b.  b.) ,  wovon  die  obere  und  grössere  oft  über  260,  die  untere  und 
kleinere  über  160  sechseckigte  Zellen  hat,  deren  Öffnungen  alle  nach  unten  ge- 
kehrt sind.  Erstere  hängt  mittelst  eines  breiten  Bandes  (c.)  von  der  neinlichen 
Papiermasse  am  Grunde  des  Nests,  leztere  mittelst  eines  ähnlichen  Bandes  (d. )  an 
der  obern  Zellenscheibe.  Die  Zeilen  sind  zur  Aufname  der  Eyer,  Larven  und 
Puppen  bis  zur  Zeit  der  Verwandlung  bestimmt,  daher  auch  die  Mutterwespe  im» 
mer  die  erste  Anlage  zum  Neste  macht,  und  in  die  zuerst  fertigen  Mittelzellen 
gleich  solche  Eyer  legt,  aus  welchen  Arbeitswespen  hervorkommen,  die  ihren  Bau 
ausführen  und  zur  Ernährung  der  auskriechenden  Jungen  beytragen  können.  Nie 
legt  sie  mehr  als  ein  Ey  (Fig.  18.)  in  eine  Zelle  und  befestigt  dieses  mit  dem 
einen  Ende  durch  ihren  Kleber  an  eine  Zellenwand.  Die  in  einigen  Tagen  aus 
dem  Eye  hervorkommende  junge  Larve  hängt  mit  ihrem   Schwanzende   ebenfalls 

an 


128 

an  dem  Boden  der  Zelle  und  ist  mithin  immer  "mit  dem  Kopfe  nach  unten  ge- 
kehrt."-Sie  ist  nichts  als  ein  rnilchweisses  Würmchen,  welches  »aeh  vollendetem 
Wachsthume  etwan  einen  halben  Zoll  lang  und  an  seinem  breiteren  Vorderiheile 
drey  Linien  breit  ist  (Fig.  nV).  Ihr  hornartiger,  hellbrauner,  dreyeckigter  Kopf" 
hat  zwey  schwärzliche  Augen,  zwey  gekerbte  Zahne  unter  einer  fleischichten  Ober- 
lippe und  in  der  Gegend  der  Unterlippe  die  Spinnorgane,  womit  sie  vor  ihrer 
Verwandlung  in  eine  Puppe,  die  Zellenöffnung  mit  einer  weifs grauen  Seide  (Fig. 
10.  /"././• )  zuspinnt.  Dieser  Kopf  ist  einwärts  gebogen  und  ruht  auf  der  Brust. 
Der  ganze  übrige  Körper  der  Larve  besteht  aus  dreyzehn,  mit  einem  aufgewor- 
fenen Rande  von  beyden  Seiten  eingefafsten  Ringen,  wovon  der  lezte  zwey  kleine 
zugespizte  Wärzchen  hat.  Die  alten  Wespen  nähren  ihre  Larven  mit  einer  Art 
von  braunem  Honig ,  auch  mit  Insekten ,  Fleisch  und  Stückchen  Früchten ,  gegen 
den  Herbst  aber,  wo  Mangel  an  Nahrungsmitteln  eintritt,  tödten  sie  alle  Larven 
und  selbst  alle  Nymphen  oder  Puppen,  welche  vor  Ende  des  Novembers  nicht 
mehr  auskriechen  können.  Leztere  sind,  wie  die  Larven,  weifsgelb  (Fig.  12.), 
haben  aber  braune  netzförmige  Augen.  Übrigens  sieht  mau  Fühlhörner,  Flügel- 
und  Fufsscheiden  an  den  Seiten  ihres  Leibes  deutlich  liegen.  Hat  die  Wespe  die 
Puppenhülse  verlassen ;  so  zernagt  sie  mit  ihrem  scharfen  Zangengebifse  den  Dek- 
kel  der  Zelle  und  erscheint  nun  unter  folgenden  drey  Gestalten,  je  nachdem  sie 
eine  weibliche,  oder  eine  männliche,  oder  eine  Arbeitswespe  ist. 

Als  Weibliche  oder  Mutter  -  Wespe  (Fig.  i5. )  führt  sie  nemlich  kleine  läng- 
lichte Flecken  hinter  den  netzförmigen  Augen  ihres  schwarzen  Kopfs  und  zwey 
kurze  gegen  das  Ende  dicker  werdende,  schwarze  Fühlhörner.  Der  Brust.schild 
ist  ebenfalls  schwarz,  vorne  mit  gelben  Seitenstreifen,  an  der  Wurzel  der  Flügel 
mit  kleinen  gelben,  und  am  Hintertheile  des  Brustschilds,  mit  drey  ähnlichen  drey- 
ecki°ten  Flecken  bezeichnet.  Der  lange  und  bauchigte  Hinterleib  besieht  aus 
sechs  Ringen,  wovon  der  lezte  sich  mit  einer  Spitze  endigt.  Die  Grundfarbe  die- 
ser Rin^e  ist  ebenfalls  schwarz,  am  Hintertheile  jedes  derselben  zieht  sich  alter 
eine  °elbe  Binde  hin,  welche  auf  dem  ersten  Ringe  vollständig,  auf  den  übrigen 
aber  in  der  Mitte  ausgezackt  ist.  Ausserdem  sind  alle  diese  Binden  noch  mit  klei- 
nen schwarzen  Flecken  besezt,  welche  an  jeder  Seite  des  Flinterleibes  zwey  Rei- 
hen bilden.  Die  zwey  schmalen  Vorder-  und  zwey  kürzeren  HinterHügel  haben 
eine  ins  Röthlichte  fallende  Farbe,  und  sind  mit  braunen  Adern  durchzogen.  An 
den  Schenkeln  ist  der  gröfste  Theil  schwarz,  das  vordere  Ende  gelb,  die  Schien- 
beine,   Afterschienbeine  und  Fufeblätter   sind  aber    ganz   gelb.      Die  weiblichen 

Wespen 


tag 

Wespen  verlassen  das  Nest  nie,  sondern  warten  in  demselben  immer  die  Begat- 
tung und  das  Eyerlegen  ab. 

Von  dem  Weibchen  unterscheidet  sich  das  Männchen  (Fig.  14.)  durch  seine 
stärkern  Fühlhörner,  seinen  mehr  gelben,  als  schwarzen  Kopf,  seinen  schmale- 
ren Hinterleib,  der  einen  Ring  mehr  hat  und  am  Ende  nicht  spitzig,  sondern 
stumpf  ist,  und  seine  weit  breiteren  gelben  Binden  an  den  Ringen  des  Hinter- 
leibes. Die  Männchen  nemen  keinen  Theil  an  der  Arbeit,  dem  Baue  und  der 
Versorgung  des  Nests  mit  Lebensmitteln,  und  pflegen  blos  der  Begattung,  wohl 
aber  die  Ge&chlechtlosen  oder  Arbeits wespen. 

Dieser  thätige  Theil  der  Bewohner  des  Wespennestes  (Fig.  i5.),  weicht  in. 
Rüksicht  seiner  Bildung  wenig  von  dem  Weibchen  ab,  nur  hat  er  längere  und 
dickere  Fühlhörner  und  am  Hinterleibe  sind  die  Binden  mehr  grade ,  als  gezackt 
und  weniger  punktirt.  Ihm  sowohl,  als  den  Weibchen,  ist  der  gefährliche  Sta- 
chel verliehen ,  der  in  seiner  Bildung  wenig  von  dem  Bienenstachel  verschieden  ist. 
und  den  wir  unten  kennen  lernen  wollen.  Sonderbar  ist  es,  dafs  sowohl  Männ- 
chen, als  Geschlechtlose  während  dem  Winter  umkommen,  und  dafs  sich  blos 
die  zur  Fortpflanzung  des  Geschlechts  nöthigen  Weibchen  in  dem  Neste  erhalten. 

Die  Wespen  sind  sehr  gefressige  uud  raubsüchtige  Insekten.      Sie  stehlen 
den  Bienen  das  Honig  und  leben  ausserdem  von  andern  kleinen  Insekten,    reifen 
Baumfrüchten  und  rohem  Fleische.     Dem  Menschen  werden  sie  vorzüglich  durch 
ihren  Stich  gefährlich,    der  weit  brennender,    als  der  Bienenstich  und  mehr  oder 
weniger  nachtheilig  nach  der  Menge   und  der  von  besonderen  Umständen  abhän- 
genden Causticität  des  Gifts,    nach  der  mit  der  Hitze    des  Klimas   und    der  Jahrs- 
zeit vermehrten  Wuth  der  Wespen  selbst  ist.     Faber,  Hddanus  und  Lanzonius  ver- 
sichern,   dafs    auf  dem  Wespenstich  die  heftigsten  Schmerzen,    Entzündung  und 
Geschwulst  mit  Ohnmacht,    grosse  Blasen  und  Abschälung  der  Haut  beynahe  am 
ganzen  Körper ,  unreine  Geschwüre,  die  nur  mit  Mühe,  zum  Theil  aber  auch  auf 
keine  Art  zur  Heilung  zu  bringen  waren,    erfolgten.       Lentilius  erzehlt,     dafs  bey 
einesCvau  auf  dem  Wespenstich  an  der  Stirne,    die  ganze  Stirnhaut  in  wenig  Ta- 
gen bis  auf  den  Knochen  abgegangen  ist,    und  die  Wunde  erst  nach  mehreren 
Wochen   geheilt  werden  konnte.       Eben   derselbe  gedenkt   eines  Jünglings  und 
eines  Bauern,     die  auf  dem  Wespenstich  am   Halse,    eine  Geschwulst  bekamen, 
welche  die  ganze  rechte  Seite  der  Brust  einnahm.     In  manchen  Jahren  wird,   mit 
der  ungewöhnlichen  Vermehrung  der  Wespen,     auch   ihr  Nachtheil  auf   die  Ge- 
sundheit  des  Menschen   auffallender.       Fritze   wurde   dieses  in   der  Gegend  von 

17  Hai- 


i3o 


Halberstadt  gewahr.  „Eine  ungeheure  Menge  von  Wespen,  schreibt  er,  belastigte 
uns  im  August  1780,  ein  Vorfall,  der  mir  seit  meinem  zehnjährigen  Hierseyn, 
völlig  neu  war.  Einzelne  sieht  man  jedes  Jahr,  aber  heuer  drängten  sich  diese 
ungebetenen  Gäste  in  Häuser  und  Zimmer,  wo  man  sie  nie  gesehen,  in  ungewöhn- 
licher Anzahl  zu.  Sie  wurden  durch  ihre  Stiche  auch  gefährlich.  Stiche ,  die  an  dem 
Kopfe  und  Halse  geschahen,  erweckten  ein  Entzündungsfieber,  und  die  verlezten 
Theile  schwollen  in  wenigen  Stunden  ausserordentlich  auf,  die  Kranken  verloren 
die  Kraft  zum  Schlingen  und  das  Gesicht  wurde  braunroth.  Legte  sich  die  Ge- 
schwulst am  Halse;  so  wurden  Brust  und  Arme  aufgetrieben,  und  so  dehnte  sich 
diese  Geschwulst  in  vier  und  zwanzig  Stunden  über  den  Leib,  die  Schenkel,  bis  an 
die  Knie  aus.  Bey  diesen  blieb  sie  bey  einem  Kranken  stehen,  der  ganze  Körper 
aber  sah  sehr  unförmig  aus."  Überaus  gefährlich  ist  es  sich  in  der  Nähe  eines 
Nestes  aufzuhalten,  wo  die  Wespen  aus-  und  einschwärmen,  oder  ein  solches  Nest 
zu  beunruhigen,  wenn  sich  auch  keine  Wespen  sehen  lassen.  Mit  fürchterlicher 
Wuth  fallen  sie  auf  ihren  Ruhestörer  und  verfolgen  ihn  noch  in  ziemlicher  Ent- 
fernung. 

Reaumiir  will,  belehrt  durch  Versuche,  die  er  an  sich  selbst  angestellt  hat, 
die  Wespe  ruhig  stechen  zu  lassen,  weil  alsdann  der  Stachel  nie  in  der  Wunde 
bliebe.  Würde  aber  die  Wespe  genöthjget,  sich  zurückzuziehen,  so  müste  der 
biegsame,  nie  eine  ganz  gerade,  sondern  krumm  und  Zickzack  laufende  Wunde 
machende  Stachel,  nothwendig  stecken  bleiben  und  alle  Zufälle  müsten  hierdurch 
verschlimmert  werden. 

Im  ganzen  finden  bey  der  Heilung  der  Wespenstiche  die  nemlichen  Mittel, 
wie  bey  den  Bienenstichen  statt.  Einige  empfehlen  noch,  als  ein  vortrefliches 
Mittel,  den  Saft  vom  Wegerich,  andere  Salmiakspiritus  in  damit  befeuchteten  Kom- 
pressen auf  die  Wunde  zu  legen,  Fritze  liefs  bey  allen  von  den  Wespen  gestoche- 
nen sogleich  eine  Aderlafs  vornemen ,  und  rohe ,  ungeschälte ,  in  einen  Mörsel  zu 
einen  Brey  zerquetschte  Kartoffeln,  auf  die  geschwollenen  Stellen  des  Kopfs,  Hal- 
ses ,  der  Arme  und  Schenkel  unmittelbar  binden.  Da  dieser  Brey  sehr  leicht  warm 
wird,  so  liefe  er  ihn  beynahe  alle  fünf  Minuten  erneuern.  Wo  dieses  Mittel  nicht 
so  schnell,  wie  gewöhnlich  zu  geschehen  pflegte ,  helfen  wollte,  liefs  er  mitBleywas- 
ser  fieissig  befeuchtete  Kompressen  auflegen  und  dieses  half  gewifs.  Einer  Person, 
die  bis  zur  Raserey  phaniasirre,  zog  man  den  Wespenstachel  heraus,  den  man  erst 
nach  zwey  Tagen  entdeckte  und  so  genas  sie  bald  nachher.  Auf  die  verwundeten 
Stellen  wurde  Weinessig ,  Baumöhl  und  Petersilie  gelegt.  Innerlich  aber  gab  er 
Salpeter  mit  Theriak  undEUedermus,  oder  Hollundersaft.  33. 


n« 


33.    Die  Wandwespe.     Tab.  iL  Fig.  16 — 20. 

fTcspa  parietum,  nigra,  thorace  punctis  duobus,    scutello  bipunctato,    abdomine  fasciiy 

<jiünque  flavis,   prima  remotissima.      Linn.  S.  IN.  T.  1.  P.  V.  p.  0751.   n.  6.  Faun.  Sueo. 

n.    1673   et   1679.    —     Habitat  in  Europae  parietum    ligneorum  foraminibus. 


Fabricii  Mant.  Ins.  I.  p.  289.  11.  3~-  spec.  Ihs.I. 
p.  463.  n.  32.  Syst.  Ent.  p.  368-  n.  26. 

Fisch  er's  Insekt,  in  Tentschl.  IX.  Tab.  XII.  F.  1. 

Geoffroy  Hist.  d.  Ins.  de  Paris .  II.  p.  367. 

Müller's  Linn.  Natursyst.d.  Ins.  B.I.S.  881.  n.6. 
Die  IVandwespe. 

Ottomatol.  Hist.  Hat.  P.  I.  p.  520  *»d  532,-  P.  VII. 


p.  7  I O.  Die  schwarze  Wespe  mit  fünf  gelbe;:  Bauchstrichet:. 

Reaumur    Mem.  pour  Setv.  a  l'Hist.  d.  Ins.  Tom 
T.  VI.  Mem.  6.  p.  184. 

Rösels  lnsektenbel.  T.  II.  Samml.  der  Hummeln 
und  Wespen,    S.  29.   Tab.  VII. 

Sulzer'  s  Gesch.  der  Ins.  S.  XXVII.     Di-e  Wanct 
wespe.   Vignette  S.  179. 


Weibchen,  Männchen  und  Geschlechtlose  oder  Arbeiter,  machen  auch  bey 
dieser  kleinen  Wespenart  die  Bewohner  eines  Nestes  aus ;  aber  noch  fehlt  es  uns 
an  den  eigentlichen  Unterscheidungsmerkmalen  dieser  clrey  verschiedenen  Ge- 
schlechter. Ihr  Kopf  (Fig.  16.  a. )  ist  schwarz,  mit  zwey  kurzen,  kolbenförmigen, 
rothgelben  Fühlhörnern,  mit  zwe)r  gelben  Querstrichen  auf  der  Stirn,  zwey  der- 
gleichen Punkten  über  den  Freiszangen  und,  zwischen  lezteren  mit  einer  schwefel- 
gelben Lippe  versehen.  An  dem  kurzen,  erhabenen,  schwarzen  Brustschilde  be- 
merkt man  ebenfalls  zwey  Punkte  und  eine  Linie  von  gelber  Farbe.  Er  hängt 
mit  dem  langen,  vorne  bauchigten  und  hinten  spitzig  zulaufenden.,  mit  fünf  zak- 
kichten  schmalen  Binden  auf  schwarzen  Boden  gezierten  Hinterleib e ,  durch  einen 
dünnen  Stiel  oder  Kanal-zusammen.  Die  flach  liegenden  VorderflLigel  sind  an  ihrer 
Wurzel  überaus  schmal  und  rothgelblich,  werden  aber  nach  hinten  breiter  und 
laufen  in  eine  Spitze  zu.  Die  sechs  Füsse  sind  an  den  Schenkeln  schwarz ,  übri- 
gens rothgelb. 

Ihr  Nest  (Fig.  16.  und  17.)  besteht  aus  eben  solchem  Holzpapiere,  wie  das 
der  vorigen  Wespenart,  ist  aber  ungleich  kleiner,  indem  es  selten  mehr  als  vier- 
zig bis  fünfzig  sechseckigte  Zellen  hat ,  und  selbst  in  der  Form  verschieden.  Es 
hängt  nemlich  mit  seinem  obern,  etwas  gewölbten  Theile  (Fig.  16.)  an  einem 
schmalen  Stiele  und  hat  in  der  Mitte  lange,  rings  herum  aber  kurze  Zellen.  Man 
trifft  es  so  in  den  Löchern  hölzerner  Wände ,  unter  den  Verdachungen  der  Garten- 
mauern und  Gartenwände ,  auch  wohl  an  steifen  Grasstengeln  an ,  und  findet  in 
einigen  Zellen  Eyer,  in  andern  Larven  von  verschiedener  Grösse  (Fig,  17.  a.),  in 
andern  Puppen  (b.  b.).  Immer  sieht  man  eine  (Fig.  16.),  bisweilen  aus  zwey  bis 
clrey  Wespen  auf  dem  Neste  aussen  herumkriechen,  entweder  in  der  Absicht  das- 
selbe zu  bewachen,  oder  dasselbe  auszubessern.     Die  Eyer  (Fig.  18.),  wovon  das 

Weib- 


l52 

Weibchen  immer  nur  eins  in  eine  Zelle  legt,  sind  strohfarbig,  länglichrund  und 
im  Boden  der  Zelle  angeklebt ,  damit  sie  bey  der  hängenden  Lage  des  Nests  nicht 
herausfallen.  In  wenig  Tagen  kriechen  aus  denselben  kleine  Larven ,  die  in  zwölf 
Tagen  schon  ausgewachsen  sind  (Fig.  19.).  Sie  füllen  dann  die  Zellen  ganz  aus 
(Fig.  17.  b.  b.),  in  welchen  sie  mit  den  schwarzbraunen  Köpfen  nach  unten  ge- 
richtet sind.  Ihr  vorne  ziemlich  dicker  Leib  lauft  nach  hinten  spitzig  zu ,  besteht 
aus  10  bis  xi  ockergelben  Ringen  und  hat  längs  dem  Rücken  eine  feine  dunkle 
Linie,  Wenn  diese  Larven  von  den  Wespen  so  lange  mit  dein  Honigsafte  der 
Blumen  genährt  worden  sind ,  bis  sie  ihr  Wachsthum  vollendet  haben;  so  schicken 
sie  sich  zur  Verpuppung  an  und  verschliessen  die  Öffnungen  ihrer  Zellen  durch 
feine  Gespinste.  Die  Hchtockergelben  Puppen  (Fig.  20.)  geben  sehr  deutlich 
Kopf,  Brust  und  Hinterleib  der  künftigen  Wespen  zu  erkennen ,  an  den  Seiten 
haben  sie  aber  nur  ganz  kurze,  aus  einem  dünnen  Häutchen  bestehende  Flügel- 
scheiden. Nur  vierzehn  Tage  bedürfen  sie  zu  ihrer  Reifung  und  dann  durch- 
bricht das  vollkommene  Insekt  nicht  nur  die  Puppenschale,  sondern  auch  den  Dek- 
kel  der  Zelle. 

Der  an  diesen  Wespen  zu  fürchtende  Theil  ist  der  verborgene  Stachel ,  wo- 
mit sie  den  Menschen  so  gut  beschädigen  als  die  vorige  Wespenart  $  denn  Ent- 
zündung und  Geschwulst  begleiten  auch  ihre  Stiche. 

34.     Die  Honigbiene.     Tab.  IL  Fig.  21  — 26. 

Apis     mellifica    pubescens,     tliorace     subgriseo ,     abdomine    fusco,     tibiis    posterioribus 

ciliatis;    intus    transverse    striatis.     Linn.    S.  N.    T.   I.  P.    V.  p.    2774.    n.    22.     Faun. 

Suec.   1697.  —     Habitat  in  Europae  arboribus  cavis ,  freijuentius  culta 

hospitatur. 


Aetil  Tetrabl.  IV.  Serm.  I.  Cap.  Xf. 
Aldrovandi   de  Animalibus  Ins.  XX. 
Alsaharavius  Pract.  Tr.  XXX.  Sect.  II.  C.  2ij. 
Am  0  reu  x  Notice  des  Ins.  p.8  9  et  241.  lab.  I.  F.  10. 
Ardoynus   de  Venen.  Lib.  V11I.  C.  II. 
Aristoteles   Hist.  Anim.  Lib.   IX.   Cap.  40. 
Baricellus   de  Apuin  natura;  in  Hortulo  geniali, 

P-   3  3  *• 

Bi  umenb  ach's  Handb.  d.  Naturg.  S.  371.  n.  I. 
ufyis  Mellifica  ,    die  Honigbiene  ,   Imme. 

Camera  rii,  J.  R.  Syll.  Memorabil.  Cent.  VII.  n. 
98.  Cent.  XIII.  n.  49  et  55.   p.  1401  et  1405. 

Cuvier   Tableau   e"!e'mentaire,    p.  488- 

Degeer's  Ai^h.z.  Gesch.  d.  ins,  v.  Göze  B.  II.  Th.I. 
S,  ii. 


Delaistre  von  der  Wirkung  des  Mohnsaamen- 
saftes  bey  Gelegenh.  eines  lmmenstichs ;  in  Roux's 
Samml.  auserlesener  Wahrnehmungen,  B.  IV.  S.  351. 

Desbrest,  Journal  de  j\Ie"de'cine  Mois  d'Aotit, 
1765.   p.  183- 

Dioscorides  Theriac.   Cap.  XX. 

Fabricii  Mant.  Ins.I.  p.  302.  n.  42.  Spec.  Ins.  I. 
p.  480.   n.  37.  Syst.  Ent.  p.  383-   »■  30. 

Frenzel  von  der  Wuth  der  Bienen  ,  der  Gefähr- 
lichkeit ihres  Stichs  und  den  Mitteln  dawider  im 
Wittenbergischen  Wochenbl.  1790.  S.  321. 

Fuefsly's  neues  Mag.  B.  11. S. 95.  (Mittel  wider 
den  Bienenstich.} 

Gar- 


i33 


Garden  Concerning  the  proboscis  of  bets.  Phil. 
Trans,  n.  175.  p.  1 156. 

Gazette  d'Agriculture  n.9.  1768.   (Gebrauch  des  le- 
bendigen Kalkes  im  Bienenstich.) 

Geoffroy    Hist.    d.  Ins.    des  environs    de  Paris, 
T.  II.    p.   399.    n.    1.    Apis  gregaria. 
G'öze  Gesch.  schädl.  Ins.    S.   102. 
Gothaisches  LVochenbl.  Jahrg.  3.  St.  9.  vom  Bienen- 
stich  und  den  Mitteln  dagegen. 

Histoire  naturelle  des  Abeilks ,    avec  des  Figures  en 
taille-douce.    Paris  1744.  11.  12- Vol.   II. 

Hooke   Rob.  Observation   of   the  sting  of  a  bee, 
in  ejus  Micrographia,   p.   163.  c.  Fig. 

Hunter  in  philos.  Transact.  1792.  P.  I.  p.  128. 
Jons  ton  i  Hist.  las.  I.  Tab.  II. 
Krünitz,  J.  G.   das  Wesentlichste  der  Bienenge- 
schichte und  Bienenzucht  für  den  Naturliebhab.  Land- 
mann und  Gelehrten  mit  2oKupf.  Potsd.  1783.  8  maj. 
Kurze  Geschichte  der  Drohnenmütter  nebst  einigen  An- 
merkungen  eiber  die  andern  Geschlechtsarten  von  Bie- 
nen,   Bayreuth  bey  Lübeck  1797. 

Leder müller's   mikroskop.   Gemüths-   und  Au- 
genergötzungen  ,  S.  78  und  79.  Tab.  XL.  und  XLI. 

Leeuwenhök     vom    Bienenstachel    in    Leskens 
Ueberseo:  der  Phil.  Transact.  B.  I.  Th  1.  S.  98.  c.  f 

L  u  d  o  v  i  c  i ,   D.  Obs.  de  Apum  ictu.  Eph.  N.  C.  Dec. 
I.  an.  8-  obs.  67.  p.  r  1 1. 

Lyonet  The'ologie  Physique  des  InsectesTom.il. 
p.   245. 

Maraldi  in  Mem.  de  l'Acad.  R.  des  Sciene.  1712 

P-  303. 

Mouffetti   Theatr.   Ins.  II. 

Müller's   Linn    Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  896.  n. 
22.  Tab.  XXVII.  F.  5.    Die  Honigbiene. 


Neueste  Mannichf.  Jahrg.  III.  3.  444.  über  die  Wuth 
der  Bienen. 

Onomat.  Hist.  nat.  P.  I.  p.  523.    Apis  gregaria. 

Pare  de  Venenis  Lib.  XXI.  Cap.  33. 

Plinii  Hist.  nat.  Lib.  XI.  Cap.  18  et  Lib.  XXIII. 
Cap.  8. 

R  a  j  i  Hist.  Ins.  p.  240.    Apisdomestica  sive  vulgaris. 

Reaumur  Hist.  des  Ins.  Vol.  V.  p.  207.  Tab. 
XXI.  XXII,  Fig   i. 

Reling'  s  Versuch  einer  Universal-Bienenges.  1  790. 

Riem's,  J.  Phys.  ökon.  Biblioth    Brest.  1776  —  78« 

R  i  verii,  L.  Obs.  depuneturis  Apum  in  ejusobserv. 
med.  Cent.  III.  obs.  14.  et  in  Operibus  Lugd.  1  679. edit. 

p.  5'9- 

Kö sei's  Insektenbel.  Th.  III.  S.  18J.  von  dem 
Weisel  oder  Bienenkönige. 

Seh  wamm  er  dam  m's  Bibel  d.  Nat.  Leipz.  1752. 
S.   149  —  219.    Tab    XVII  — XXVI. 

Scopoli   Entom.  Carn.    jn. 

Spiel  manni   Diss.  de  animal.  noeiv.  alsat.  p.  42. 

Sulzers  Gesch.  d.  Ins.  S.  196.  Kennzeich.  Tab. 
XIX.  Fijr.  123. 

S  ta  u  di  ge  li  i ,  V.  Obs.  de  curiosis  post  apum  ictus 
sytnptomatibus.  Eph.  Nat.  Cur.  Dec.  III.  a.  n.  7  et  8- 
Obs.    194. 

Stau  dt  m  eiste  r  in  Th.  XIV.  der  Riem'sche» 
neuen  Sammlung. 

Thouvenet  Memoire  sur  les  prineipes  et  les  ver- 
tus  des  substances  animales  meMicamenteuses.  Bor- 
deaux 1779.  p.  37. 

Wittenbergisches  IVochenblatt  B.  I.  1768.  S.  I43. 
Mittel  wider  den  Stich  der  Bienen  B.  VII.  1774.  S.  47. 
Werkzeuge  wodurch  die  Bienen  verletzen. 

Zacutus,  Praxis  admiranda,  Lib.  HI.  Obs.  83. 


Kein  Insekt  hat  Naturforscher  und  Ökonomen  von  jeher  mehr  beschäfti- 
get ,  als  die  durch  ihre  unablässige  Thätigkeit  für  menschliche  Bedürfnisse ,  wohl- 
thätig  gewordene ,  und  durch  die  Eigenheiten  in  ihrer  thierischen  und  häuslichen 
Einrichtung  lange  Zeit  rätzelhaft  gewesene  Biene.  Sie  hat  besonders  in  Rücksicht 
ihrer  schwer  zu  erforschenden  Fortpflanzungsart  zu  einer  Menge  Streitigkeiten  Ge- 
legenheit gegeben,  welche  erst  in  unsern  Tagen  entschieden  imd  dennoch  wie- 
der zweifelhaft  gemacht  worden  sind,  ausserdem  aber  in  Beziehung  auf  ihre  künst- 
liche Vervielfältigung  und  Benutzung ,  oder  die  Bienenzucht ,  eine  Menge  Schrift- 
steller in  Thätigkeit  gesezt ,  deren  vollständiges  Schriftenverzeichnifs  allein  ein.  klei- 
nes Bändchen  ausmachen  würde.  Meiner  Absicht  gemäs,  habe  ich  hier  nur  die 
in  naturhistorischer  Hinsicht  und  in  Beziehung  auf  den  Schaden,  welche  die  Bie- 
nen durch  ihre  Verletzungen  dem  Menschen  zuziehen  können,  merkwürdig  gewor- 
denen öuhriften  angegeben  und  wende  mich  daher  zuerst  zu  ihrer  Beschreibung. 

Die 


Die  Biene  gehört  unter  die  Insekten  mittlerer  Grösse  und  hat  eine  Länge 
von  8  bis  14  Linien.  Ihr  ganzer  Körper  ist  braun  und  rauhhaarig,  ihr  Kopf  am 
vordem  und  untern  Theile  mit  Frefszangen  versehen ,  die  sich  von  der  Rechten 
zur  Linken  öffnen  und  schliessen.  über  lezteren  befindet  sich  der  mit  einer 
äusseren  und  innern  Scheide  umgebene  Säugrüssel,  womit  die  Biene  den  Honig 
aus  den  Honigbehältern  der  Blumen  zieht.  Am  Obertheile  des  Kopfs  sieht  man 
die  grossen,  mit  Haaren  besezten ,  netzförmigen  Augen ,  zwischen  denselben  aber 
zwey  bewegliche  vielgliedrichte  Fühlhörner.  Der  ovalrunde,  kurze  Brustschild  ist 
ebenfalls  sehr  rauhhaarig,  und  enthält  die  Einlenkungen  der  zwey  giösseren  und 
starken  Vorderflügel  und  der  zwey  kleineren  und  dünneren  Hinterrlügel.  Leztere 
bedecken  die  zwey  Luftlöcher,  wodurch  die  Biene  Athem  holt  und  y eiche,  nebst 
den  Flügeln ,  das  Summen  und  die  Töne  hervorbringen  hellen,  wodurch  sie  sich 
einander  verständlich  machen.  Die  am  untern  Theile  des  Brustschilds  befestig- 
ten sechs  Füsse  führen  am  lezten  Gliede  des  FutsbLatts  zwey  grosse  und  zwey 
kleine  Klauen,  zwischen  welchen  sich  ein  weicher  fleischigter  Theil,  oder  Ballen 
beiludet.  Der  braune  länglichrunde  Hinterleib,  besteht  aus  sechs  Ringen,  welche 
das  Insekt  verlängern  und  verkürzen  kann,  und  enthält  in  seiner  Schwanzspitze 
den  hornartigen  Stachel  verborgen ,  dessen  natürliche  Grösse  (Fig.  a/f.)  eine  Linie 
beträgt.  Yergrössert  (Fig.  26.)  erscheint  er  als  eine,  vom  Grundtheile  überaus 
schmal  zidaufende  Spitze,  die  entwickelt,  (Fig.  26.)  aus  zwey  Scheiden  { a.  a.)f 
aus  dem  eigentlichen  pHeilähnlichen ,  hohlen  und  an  seiner  Spitze  mit  einer  Öff- 
nung an  den  Seiten  aber  mit  Wiederhaken  (e.  e.)  versehenen  Stachel  (-^.)i  aus 
einem  Giftbläsgen  (c. ),  zu  welchem  nieder  ein  zuführendes  Genus  führet,  und 
aus  verschiedenen,  alle  diese  Theil«-  in  ThätigkeJt  setzenden  Muskeln  ^d.  d.  i,  <l.)  he- 
bet. Diesen  Stachel  können  die  Bienen  mit  einer  ausserordentlichen  Geschwin- 
dr-keit  herausstossen  und  wieder  zurückziehen. 

Soviel  zur  allgemeinen  Beschreibung  dieser  Bienenart.  —  Jedermann  weils, 
tlafs  sie  Im  sehr  zahlreichen  Gesellschaften  bevsammen  lebt  und  so  zu  sagen  einen 
monarchisclnrn  Staat  bildet,  der  auf  eine  besondere  Art  orgaui-än  ist,  und  aus  der 
KBnigin  JJM  JKtasnmrtrmr  (Fig.  ?.">.)>  den  Drohnen  oder  männlichen  Bienen  (Fig.  aa.)i 
und  i\*n  gemeinen  oder  Arbeitsbienen  (Fig.  9  1 . )  bestellet.  Diese  dreyerloy  Staats- 
bürger «- i  1 1 « l  jedoch  nur  zweverley  (Km  IiIitIh,,  indem  die  Vrboitsbienen  eigent- 
].<  h  :m(  h  Weibchen  sind  und  die  weibliche  Brauchbarkeil  blos  durch  zufällige  Be- 
rimmnnfi  and  die  Bntaiehunfj  der  rar  Entwicklung  ihrer  Zeugungsergane  nöthi^en 
reicHficto***  Nahrung  verloren  haben. 


i35 

Die  Königin  (Fig.  ä3.)  ,  welche  man  auch  unter  dem  Namen  Weisel ,  Mutter- 
hiene,    Zuchtbiene   (lat.  Regina,   Fcmina ,    franz.    /«  Beine),    kennt,     ist   das    einzige 
fruchtbare  Weibchen  und  die  Alleinherrscherin  im  Staate,    von  deren  Gegenwart 
derMuth,  die  Beständigkeit  und  Einheit  des  Willens    aller  übrigen  Individuen  ab- 
hängt.    Verläfst  sie  ihre  Wohnung,  so  folgen  sie  ihr  alle,   kommt  sie  um,   so  er- 
folgt die  Auflösung  der  ganzen  Gesellschaft.      Sie  trennet  sich  hofnungslos,    sich 
jemals    wiederzusehen.       Diese  Königin  hat   einen  ziemlich  langen  Kopf,    zehn- 
gliedrichte,  mit  wenigen  und  kurzen  Haaren  versehene  Fühlhörner,  kurze,  kaum 
die  Hälfte  des  Hinterleibes    bedeckende  Flügel,    welche  verursachen,    dafs  sie  im 
Flug  leicht  ermüdet,  aber  ihrer  Bestimmung,    immer  in  der  Wohnung  zu  bleiben 
angemessen  sind,  einen  langen,  hinten  spitziger,  als  bey  den  übrigen  zulaufenden 
Hinterleib  und  hochbeinige,  gelbliche  Füsse.      Oberhaupt  ist  ihre  Farbe   lebhafter, 
gelbbrauner  und  mehr  ins  Röthlichte  fallend.     Giftbläschen  und  Stachel  sind  bey 
ihr  noch  einmal  so  grofs,  als  bey  der  Arbeitsbiene,    das  Absonderungsgefäfe,  wel- 
ches in  das  Bläschen  geht,    und    der  Ausführungskanal ,    welcher  das  Bläsgen  mit 
dem  hohlen  Stachel  vereiniget,    auch  weit  länger  und  von  festerer  Substanz.     Ihr 
langer  Hinterleib  beherbergt  in  einem  grossen  doppelten  Eyerstocke  alle  Eyer,  die 
zur  Bevölkerung  des  Stocks  gehören.     Zur  Befruchtung  derselben  mufs  sie  aber  erst 
die   sie   zu  vielen  Hunderten  umgebenden  Männchen    durch   manch erley  Liebko- 
sungen reizen ,    und   wegen  des  bogenförmig  in  die  Höhe  gehenden  männlichen 
Glieds ,    die  Männchen  bey  der  Begattung  besteigen.       So  oft  befruchtet  legt   sie 
jährlich  wohl  40000  Eyer ,  und  zwar  zuerst  die  der  Arbeitsbienen,  hernach  die  der 
Männchen  und  endlich  die  der  Königinnen. 

Die  Drohnen  oder  männlichen  Bienen  (Fig.  22.)  werden  auch  Hummeln }  Deck- 
oder  Hohnbienen  (lat  Fuci,  Mar  es ,  franz.  Faux  -  baurdons)  genannt.  Sie  stehender 
Königin  an  Grösse  nach  ,  sind  aber  beynahe  um  ein  Drittheil  dicker  und  lange? 
als  die  Arbeitsbienen.  Ihr  grösserer  und  runderer  Kopf  ist  mehr  behaart,  ihre 
Fühlhörner,  welche  die  der  Königin  und  Arbeitsbienen  an  Grösse  übertreffen, 
haben  eilf ,  mit  vielen  und  langen  Haaren  versehene  Glieder ;  ihr  kleines  Zangen- 
gebifs  liegt  mehr  verborgen;  ihr  Rüssel  ist  kürzer  und  zarter,  ihre  Augen  sind 
grösser  und  dicker,  als  bey  den  Arbeitsbienen  und  nemen  den  ganzen  oberen 
Kopftheil  ein.  Vorzüglich  zeichnen  sie  die  weit  längeren  und  breiteren  Flügel 
aus ,  über  welche  der  Hinterleib  nur  mit  seinen  stumpfen  ,  keinen  Stachel  enthal- 
tenden Ende  hervorragt.  Diese  Drohnen  kriechen  vom  Ende  des  Aprils  bis  zum 
Ende  des  Junius  in  der  Ordnung  aus,    in  welcher  ihre  Eyer  gelegt  worden  sind, 

und 


i5S 

und  ihre  Anzahl  wächst  im  Verhältnifs  mit  der  Grösse  des  Stocks,  so  dafs  ein  Stock 
von  8  bis  ioooo  Bienen  ungefehr  5oo,  ein  Stock  von  16  bis  18000  ungefehr  700 
bis  1000,  selten  aber  mehr  als  i5oo  zu  enthalten  pflegt.  Ohngeachtet  ihre  ein- 
zige Bestimmung  die  Befruchtung  der  Königin  ist;  so  hat  die  Natur  doch  keinen 
eigentlichen  Begattungstrieb  in  sie  gelegt,  und  dieses  wahrscheinlich  deswegen, 
weil  das  einzige  Weibchen  durch  so  viel  und  häuffige  Begattungen  bald  zu  Grunde 
gehen  müfste ,  vielleicht  aber  auch ,  wegen  des  Vorgefühls  ihres  nahen  Untergangs, 
welcher  nach  der  Begattung  bald  zu  erfolgen  pflegt.  Sie  sterben  nemlich  nach 
Riems  Meinung  gleich  nach  Austretung  des  Begattungsgliedes  oder  sie  kommen, 
wenn  zu  Ende  des  Sommers  die  Brutzeit  vorbey  ist,  als  überflüssige  Bewohner  des 
Stocks  in  der  bekannten  Drohnenschlacht  um.  In  dieser  fallen  die  Arbeitsbienen 
wüthend  über  sie  her,  morden  sie  auf  eine  grausame  Art  und  werfen  sie  zu  den 
Fluglöchern  hinaus. 

Weit  kleiner  als  die  Königin  und  die  Drohnen  sind  die  gemeinen  Arbeits- 
Werk-  oder  geschlechtlosen  Bienen  (lat.  Operariae ,  Spadones ,  franz.  Abeilles  ouvrie- 
res ,  Moulets  ou  neutres  Fig.  21),  die  sich  von  den  andern  noch  besonders  durch 
ihre  kurzen,  siebengliedrichten ,  wenig  behaarten  Fühlhörner ,  durch  ihr  viel  grös- 
seres hervorragendes  Gebifs ,  dessen  sie  zum  Zellenbau  ,  zur  Entfernung  mancher- 
ley  Dinge  aus  dem  Stock,  zur  Ernährung  der  Larven  selbst  bedurften;  durch  ihre 
ziemlich  langen  Flügel;  durch  eine  löff eiförmige  Vertiefung  an  den  Hinterfüssen, 
welche  sie  mit  Blumen  wolle  und  Blumenstaub  anfüllen  und  sie  zur  Erbauung  der 
Zellen  zu  verwenden;  durch  den  kleineren  Stachel  und  das  kleinere  Giftbläschen 
unterscheiden,  deren  sie  sich,  als  Beschützerinnen  des  Stocks,  zur  Abhaltung  al- 
ler Gefahr  und  zur  Tödtung  der  nach  der  Begattung  überflüssig  gewordenen  Männ- 
chen bedienen.  Sie  sind  ursprünglich  weiblichen  Geschlechts  und  jede  dersel- 
ben kann,  wenn  sie  als  dreytagige  Larve  in  eine  königliche  Zelle  versezt  und  ge- 
hörig genährt  wird ,  eine  Königin  oder  Mutterbiene  werden.  Ihre  Anzahl  belauft 
sich  oft  in  einem  grossen  Stocke  auf  20000,  welche  für  alle  Bedürfnisse  des 
Staats  sorgen  und  sich  vorzüglich  mit  dem  Eintragen  des  Honigs  und  Wach- 
ses ,  mit  dem  Baue  und  der  Reinigung  der  Zellen  und  der  Aufnährung  der  Nach- 
kommenschaft der  Königin  beschäftigen.  Die  kleinen  weissen,  mit  hornarti- 
gen  Köpfen  versehenen  Larven,  welche  aus  den  Eyern  kommen,  bedürfen  nem- 
lich sieben  bis  acht  Tage  lang,  welche  zur  Vollendung  ihres  Wachsthums  nö- 
thig  sind,  der  Fütterung ,  und  diese  besorgen  die  Arbeitsbienen  mit  einem  honig- 
artigen Brey.     Nach  dieser  Zeit  verschliessen  sie  die  Zellen  der  Larven  mit  Wachs- 

dek- 


deckein,  die  Larven  aber  kleiden  die  Zellen  von  innen  mit  einem  Gespinste  aus 
und  nemen  nach  dreyzehn  bis  vierzehn  Tagen  die  Puppengestak  an.  Das  voll 
kommene  Insekt  verläfst  die  Puppenhülse  den  zwanzigsten  oder  ein  und  zwanzig- 
sten Tag,  nachdem  die  Larve  das  Ey  verlassen  hat,  beifst  in  zwey  bis  drey  Stun- 
den den  Zellendeckel  durch  und  erscheint  nun  als  junge  Biene.  Die  alten  Ar- 
beitsbienen lassen  sich  hierauf  sogleich  die  Säuberung  der  Brutzellen  von  dem  Un- 
rathe,  und  den  zurückgelassenen  Larven-  und  Nymphenhäuten  angelegen  seyn. 
Bald  aber  veranlafst  die  junge  Nachkommenschaft  Uneinigkeit  und  Spaltung  im 
Stocke  und  sie  verläfst  denselben  unter  Anführung  der  neuen  Königinnen  in  meh- 
reren Colonien ,  oder  sie  schwärmt  nach  der  gewöhnlichen  Sprache.  Bemeistert 
man  sich  der  Königinnen ;  so  kann  man  diese  Schwärme  hinleiten ,  wohin  man 
will ,    weil   sie  die  Königin  nie  verlassen. 

Die  Honigbienen  sind  bekanntlich  beynahe  überall  in  Europa,  vorzüglich 
aber  in  Pohlen  zu  Hause,  wo  sie  noch  mehr,  als  anderwärts ,  ihre  ursprüngli- 
chen Wohnungen  in  den  Wäldern  behaupten ,  und  in  die  hohlen  Bäume  nisten. 
In  den  gröfsten  Theil  von  Teutschland  kennt  man  sie  nur  als  zahme,  an  künst- 
liche Wohnungen ,  die  man  Bienen  -  Stöcke  oder  Körbe  nennt,  gewöhnte  Insek- 
ten. Sie  bringen  in  denselben  ihre  Zellenkuchen  (Tafeln,  Scheiben  oder  Wa- 
ben) vertikal,  bisweilen  auch  schrege  an.  Der  Stoff  zu  diesen  Lagen  oder  Schich- 
ten sechseckigter,  prismatischer  Zellen,  ist  das  Wachs,  eine  eigne  Substanz,  de- 
ren Grundstoff  der  in  dem  Leibe  der  Bienen  eine  besondere  Veränderung  lei- 
dende ßlumenstaub  ist,  und  welche  dann  zwischen  den  Ringen  ihres  Hinterlei- 
bes ausschwitzet.  Die  Zellen  selbst  sind,  nach  Verschiedenheit  ihrer  Bestimmung 
von  verschiedener  Grösse  und  Form.  Die  zur  Aufbewahrung  des  Honigvorraths 
auf  den  Winter  bestimmten ,  sind  die  tiefsten  und  oben  mit  einem  kleinen  Dek- 
kel  versehen  ,  die  meistens  am  Rande  des  Kuchens  stehenden  Zellen  der  könig- 
lichen Larven ,  sind  länglichrund  und  fünfzehn  bis  sechszehn  Linien  tief,  die  Zel- 
len der  Drohnenlarven  sechseckigt  und  acht  Linien,  die  der  Arbeitsbienenlarven 
aber  nur  fünf  und  eine  halbeLinien  tief.  Nicht  in  den  Zellen  selbst,  sondern  zwischen 
den  innersten  Zellenkuchen  halten  sich  die  Bienen  auf.  Es  hängt  daselbst  immer 
eine  an  der  andern ,  indem  die  untere  Biene  mit  den  Vorderfüssen  an  den  Hin- 
terfüssen  der  obern  Biene  sich  anklammert,  und  so  nicht  nur  im  Sommer  aus- 
ruht, sondern  auch  den  gröfsten  Theil  des  Winters  hindurch  schläft. 

Die  Bienen  gehören  wegen  ihrer  ungeheuren  Vermehrung,     die  mit  ihrer 
ökonomischen  Benutzung  unzertrennbar  ist,  unter  diejenigen  Insekten,  welche  den 

18  Men- 


i38 

Menschen  öfter,  als  andere  Insekten  verletzen.  Hierbey  offnen  sich  die  Scheiden 
des  Bienenstachels  (Fig.  26.  a.  a.)  und  der  zwischen  denselben  befindliche  Sta- 
chel (&.)  dringt  in  die  Haut  des  Menschen.  Geht  der  Stich  nicht  tief,  so  kann 
die  Biene  den  Stachel  unbeschädigt  zurückziehen ,  sticht  sie  aber  stark  und  zieht 
sich  schnell  zurück;  so  bleibt  derselbe  in  der  Wunde,  wegen  seiner  Wieder- 
hacken (e.  e. ),  die  sich  nur  langsam  aus  dem  Fleische  oder  der  Haut  -wieder  ent- 
wickeln können.  Der  zurückbleibende  Stachel  zieht  aber  nothvrendig  das  mit  ihm 
zunächst  verbundene  Giftbläschen,  und  dieses  selbst  den  mit  ihm  zusammenhän- 
genden Theil  der  Eingeweide  des  Hinterleibes  nach  sich;  die  Biene  stirbt  daher 
nothwendig  an  Verletzung  oder  Verlust  dieser  Organe.  Doch  ist  es  nicht  der 
mit  Wiederhaken  versehene,  in  der  Wunde  bleibende  Stachel,  welcher  die  Ver- 
letzungen der  Bienen  nachtheilig  oder  gefährlich  macht;  sondern  die  das  Gift- 
bläsgen (c. )  umgebenden  Muskeln  (d.d.)  pressen  in  dem  Augenblick  eine  giftige 
Feuchtigkeit  aus  dem  Bläsgen  in  die  Wunde ,  als  leztere  von  dem  Stachel  gemacht 
wird.  Um  sich  hiervon  zu  überzeugen,  darf  man  nur  eine  Biene  an  dem  Hinter- 
leibe zwischen  den  Fingern  drücken,  worauf  man  sogleich  ein  Tröpfchen  jener 
Feuchtigkeit  an  der  Spitze  des  hervorgetretenen  Stachels  gewahr  werden  wird. 
Bestreicht  man  nun  mit  diesem  Gifte  geschwind  die  Spitze  einer  Nadel  und  sticht 
sich  damit,  so  erfolgen  hierauf  die  nemlichen  Wirkungen,  wie  vom  Bienenstiche. 
Auch  beweisen  noch  andere  Versuche  und  Erfahrungen  die  giftige  Beschaffenheit 
jenes  Giftbläsgensafts.  Schwammer  dämm  kostete  etwas  davon,  empfand  darauf  ei- 
nen bittern  Geschmack,  der  bald  hernach  schärfer  und  durchdringender  wurde, 
sich  bis  im  Schlünde  erstreckte  und  ein  beständiges  Ausspucken  veranlagte.  Er 
fühlte  zugleich  eine  Hitze  im  Munde,  wie  vom  höchst  rektilirten  Weingeiste.  Lu- 
dovlci  ergriff  verschiedene  Bienen  bey  den  Flügeln  und  hielt  sie  so,  dafs  sie  mit 
ihrem  Stachel  auf  den  Nagel  seines  Daumens  stachen  und  einen  kleinen  Tropfen 
ihrer  giftigen  Feuchtigkeit  darauf  absezten.  Diese  kostete  er  und  verglich  ihren, 
wohl  zwey  Stünden  forldauernden  Geschmack  auf  der  Zunge,  mit  dem  vom  Schei- 
dewasser oder  aufgelöstem  Sublimate.  Auch  Thouvenel  hat  in  den  Bienen  die 
Gegenwart  eines  sauren  kaustischen  Safts  erwiesen  und  dargeihan ,  dafs  er  wegen 
seiner  besonderen  Verbindung  noch  kaustischer  ist,  als  die  Ameisensäure. 

Da  die  Königin  mit  einem  weit  stärkeren  Giftbläsgen  und  Stachel  verse- 
hen ist,  als  die  Arbeitsbienen;  so  pflegen  auch  ihre  Verletzungen  weit  gefährlicher 
zu  seyn.  Doch  sind  die  Bienenverletzungen  überhaupt  nicht  zu  allen  Zeiten  und 
unter  allen  Umständen  gleich  nachtheilig.       Überaus  viel  beruht   hierbey  auf  der 

Em- 


i?9 


Empfindlichkeit  und  Reizbarkeit  des  verlezten  Theils,  auf  der  Menge  und  erhö- 
heten  Schärfe  des  Gifts.  In  lezterer  Rücksicht  sind  die  Bienen  vorzüglich  in  der 
warmen  Jahrszeit,  oder  zu  der  Zeit,  wo  sie  schwärmen,  um  so  mehr  zu  fürch- 
ten, wenn  sie  durch  widerwärtige  Ausdünstungen  der  Menschen,  durch  andere 
starke  Gerüche,  durch  ein  starkes  Geräusch,  durch  das  Schlagen  unter  sie,  in 
Wuth  gesezt  werden.  Sie  machen  hierauf  oft  alle  Bienen  einer  ganzen  Gegend 
aufrührisch  und  locken  sie  durch  ihre  eignen  Töne  herbey.  Sogar  können  sie 
durch  gewisse  Farben  der  Kleidungsstücke ,  durch  ihnen  ungewöhnliche  Erschei- 
nungen erzürnt  werden.  Reaumür  versichert  z.  B.  dafs  er  allezeit  von  seinen  Bie- 
nen davon  laufen  mufste,  wenn  er  sich  ihnen  mit  seiner  Staatsperücke  näherte, 
dafs  sie  ihn  aber  im  Schlafrocke  sehr  gerne  litten. 

Gewöhnlich  folgt  auf  den  Bienenstich  augenblicklich  heftiger  Schmerz  und 
eine  rosenartige  Gechwulst,  die  in  ihrer  Mitte  sehr  hart  und  weifs  ist,  und  so  lange 
dauert,    als  der  Stachel  in  der  Wunde  bleibt.     Doch  ist  ein  einziger  Stich  selten 
von  bedeutenden  Folgen.       Wird  aber  der  Mensch  von  einem  Schwärme   Bienen 
mit  Wunden   bedeckt,  so  folgen  hierauf  Fieber ,  Ohnmächten,   Zuckungen,  ja  er 
unterliegt    oft  .der  plötzlich   entstehenden   allgemeinen  Entzündung,     welche  die 
Menge  des  in  den  Körper  gebrachten  Gifts  veranlafst,      Beyspiele  von  leichteren 
entzündlichen  Zufällen  findet  man  häufig  bey  den  angeführten  Schriftstellern ,   vom 
Brand,  der  auf  den  Bienenstich  erfolgte,  beym  Zacutus,  vom  Tode  beym  Desbrest, 
welcher  erzehlt,    dafs    ein  Landmann,     der  zweymal  von  den  Bienen  gestochen 
wurde,  jedesmal  in  Ohnmacht  fiel,  das  drittemal  aber  niedersank  und  kurz  darauf 
starb.      Ferner  erzehlt  Frenze! ,     dafs  ein  alter  Bienenvater  in    der  Oberlausitz  bey 
seinem  Bienenbesuche  im  Hausgarten  von  diesen  Bienen ,      die  ihn  doch  fast  tag- 
lich zu  sehen  gewohnt  waren,  so  wüthend  und  in  solcher  Menge  befallen  wurde, 
dafs  er  nach  etlichen  Tagen  ,  unter  den  grausamsten  Schmerzen ,  seinen  Geist  auf- 
gab.    Eben  dieser  Schriftsteller  führt  ein  Beyspiel  an,   wo  vier  an  den  Vorderfüs- 
sen  gespannte  Pferde  auf  der  Huthung  in  der  Mittagsstunde  so  wüthend  von  den 
Bienen  angefallen  und  gestochen  wurden,    dafs  sie  ungeheuer  schwollen  und  das 
eine  den  zweyten ,  das  andere  den  dritten  Tag  unter  gewaltigen  Hauen  und  Wer- 
fen  umkam ,  die  zwey  übrigen  aber  nur  mit  Mühe  gerettet  wurden.     Auch  Came- 
rarius  erzehlt,  dafs  ein  Soldat,  welcher  Honig! stahl,  mit  dem  Pferde  von  den  Bie- 
nen getödtet  worden  sey. 

Das  sicherste  Abhaltungs  -  und  Verwahrungsmittel  gegen  den  Bienenstich  ist 
ohn streitig  der  Rauch,  wodurch  sie  auf  kurze  Zeit  in  eine  gewisse  Betäubung  ge- 
bracht 


?4o 

bracht  und  ausser  Stand  gesezt  werden,  ihre  Wuth  auszuüben.  Der  Rauch  man- 
cher Pflanzen,  vorzüglich  aber  der  Dampf  vom  Schwefel  wird  ihnen  sogar  tödt- 
lich.  Personen,  welche  genüthigt  sind,  sich  Bienenstöcken  zu  nähern,  haben  be- 
sonders darauf  zu  sehen,  Gesicht  und  Augen  zu  sichern,  da  man  sogar  Beispiele 
vom  Verluste  der  Augen  durch  den  Bienenstich  hat,  auch  als  ein  solches  Beyspiel 
den  berühmten  griechischen  Dichter  Homer  anführt,  wenn  nicht  vielmehr  sein 
Name  zur  Erdichtung  dieses  Ereignisses ,  oder  des  noch  unwahrscheinlichem  Um- 
■  Stands ,  dafs  er  blind  gebohren  war,  als  diese  Sagen  zu  seinen  Namen  Veranlas- 
sung gegeben  haben.  Man  bedient  sich  gewöhnlich  zur  Abhaltung  der  Bienen 
vom  Gesicht  und  Kopfe  überhaupt,  der  Bienenkappen.  Die  Hände  riith  Kriinitz  zu 
beräuchern,  oder  mit  Petersilie,  Gartenmelisse,  Fenchel  abzureiben,  oder  mit 
einer  Salbe  aus  dem  Pulver  der  Spargeiwurzel  und  Baumohl  zu  bestreichen. 

Die  schon  wirklich  stechende  Biene  mufs  man  nicht  stören ,  weil  sie  selbst 
bemühet  ist,  den  Stachel  wieder  aus  der  Wunde  zu  bringen,  den  sie  aber  ab- 
reifst, und  sitzen  läfst,  so  bald  sie  verjagt  wird.  Ist  dieses  schon  erfolgt,  so  mufs 
man  alles  Reiben  sorgfällig  vermeiden,  um  das  mit  dem  Stachel  zurückgeblie- 
bene Giftbläcgen  nicht  noch  mehr  zu  entleeren,  vielmehr  mufs  man  so  schnell 
wie  möglich,  den  Stachel  aus  der  Wunde  entfernen,  damit  das  Gift  nicht  vollends 
aus  dem  Bläsgen  in  die  Wunde  übergehet  und  dadurch  die  entzündliche  Geschwulst 
schmerzhafter  und  langwieriger  macht.  Bisweilen  ist  es  nöthig,  hierzu  erst  einen 
kleinen  Einschnitt  zu  machen ,  um  den  Stachel  mit  einer  feinen  Nadel  heraus- 
ziehen zu  können.  Die  Wunde  wird  sodann  gelinde  ausgedrückt  und  hierdurch 
ein  Theil  des  Gifts  aus  derselben  entfernt.  Zur  Entkräftung  des  in  der  Wunde 
bleibenden  oder  schon  resorbirten  Gifts  selbst ,  hat  man  eine  Menge ,  aber  noch 
kein  zuverlässig  wirksames  Mittel.  Einige  empfehlen  Honig  auf  die  ausgedrückte 
Wunde  zu  streichen  und  dieses  zu  wiederholen,  so  oft  es  trocken  wird,  andere 
Salzwasser,  oder  Öl,  oder  kühle  Erde,  oder  ein  Stückchen  Zwiebel,  oder  gesto- 
senes  frisches  Petersilienkraut,  oder  die  zerschnittenen  Köpfe  des  schwarzen 
Mohns  aufzulegen.  Die  Gazette  'dAgriciiliure  räth  die  schmerzhafte  Stelle  mit  un- 
gelöschtem ,  klar  gemachtem  Kalk  zu  reiben.  Kri'miz  giebt  noch  eine  Menge  ande- 
rer Mittel  an,  die  zum  Theil  schon  deswegen  weniger  Werth  haben,  weil  sie  erst 
eine  besondere  Bereitung  erfordern,  und  also  nicht  gleich  bey  der  Hand  seyn  kön- 
nen. Die  Verletzungen  von  vielen  Bienenstichen  erfordern  Bähungen  der  Ober- 
fläche des  Körpers  mit  Öl  und  wenn  die  Entzündung  stark  ist,  mit  goulardischem 
Wasser,  nach  den  Umständen  auch  Aderlassen  und  das  innerliche  antiphlogistiche 
Verfahren.  35. 


i4i 
35.      Die    schwarze  Biene.     Tab.  III.  Fig.  1 — 5. 

Apis  nigra,     abdomine    fasciis   quatuor  flavis :     tribus    primis    interruptis.       Linn.   Faun. 
Suec.  Ed.  D.  n.    1675.  —     Habitat  in  Europa. 


Defeefs  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.Goze.B.  IL  Th.  II. 
S.  137.   Tab.  XXV.   Fig.  10  —  15.   Gutye. Ichneumon  ä 


trois  Bandes  interrompues ,   der  Raupentüdter  mit  drey  um* 
terbrochemn  Binden. 

Qnomatol,  Hist.  nat.  IM.  p.  5  31.   Die  schwärzt  IVespt. 


Fast  von  gleicher  Grösse  mit  der  Honigbiene  ist  gegenwärtige  schwarze  Bie- 
ne (Fig.  1.),    deren   schwarzer,    ungewöhnlich  dicker  Kopf  mehr   breit  als  lang 
und  vorne  etwas  flach  gedrückt  ist.     Oben  auf  der  Stirne  hat  er  drey  kleine  Ocel- 
len,  an  beyden  Seiten  zwey  grosse,    ovale  netzförmige  Augen  und  zwischen  den- 
selben zwey,  wie  bey  den  Bienen  gestaltete,   kurze,  am  ersten  Gliede  gelbe,     an 
den  übrigen  schwarze  Fühlhörner.     Die  Frefszangen  liegen  zwischen  zwey  hornar- 
tigen  Lippen  und  der  Kopf  hängt  von  hinten  durch  ein  kurzes  Hälschen  mit  dem 
Brustschilde  zusammen.     Dieser  ist  dick,   fast  ganz  rund,  schwarz  und  vorne  mit 
zwey  ovalen,  gelben  Flecken  bezeichnet.       Die  an    demselben  befestigten  Flügel, 
wovon  die  hintern  kürzer  als  die  vordem  sind,    sind  ziemlich  breit,    von   etwas 
bräunlicher  Farbe  und   liegen   horizontal  auf  dem  Hinterleibe.     Die' ebenfalls    am 
Brustschilde    artikulirten  Füsse  haben  schwarze  Schenkel,    gelbe  Schienbeine  und 
Fufsblätter.       Ein   feines  kurzes  Stielchen    macht   die  Verbindung   zwischen    dem 
Brustschilde  und  Hinterleibe  aus.       Dieser  ist  länglichrund,    hat  sechs  Ringe  und 
vier  gelbe  Queerbinden ,   wovon  die  drey  ersten  unterbrochen  sind.     Das  Männ- 
chen ist  so  wenig ,  wie  bey  den  Bienen ,  Wespen  und  Ichnevmonen ,     mit  einem 
verborgenen  Stachel  in  der  Spitze  des  Hinterleibes  versehen ,  wohl  aber  das  Weib- 
chen.    Druckt  man  den  Hinterleib  des  lezteren ,    so  geben  sich  die  zwey  hornar- 
tigen,     inwendig  konkaven  Stücke  des  Schwanzrings    (Fig.    2.  a.  i.)  , auseinander 
und  es  kommt  ein  krummer,  zugespitzter  Theil  (c.)  zum  Vorschein,    welches  dec 
Stachel  (Fig.  3.  a.)  mit  seinen  zwey  Halbscheiden  (c.  c.)ist,  die  dem  Stachel  noch 
zu  einer  besonderen  Aussendecke  im  Unterleibe  dienen.     Der  Stachel  selbst  aber 
besteht  aus  einem  besonderen,  ihn  zunächst   umkleidenden  Futterale  (Fig.  5.  a.) 
und  aus  zwey  feineren  lanzettenai  tigen  Instrumenten,    die  sich  über  den  Grund- 
theil  des  Futterals  verlängern  (b.  b.)  und  um  einen  runden  muskulösen  Theil  krüm- 
men.    Das  Insekt   sticht  mit  diesen    gefährlichen   Instrumenten,     wie  die  Bienen 
und  Wespen,    und  ist  im  Stande  hierdurch  ähnliche  schlimme  Zufälle  hervor- 
zubringen. 

Amec- 


l/f2 


Ameisen    ü  b  r  e  r  h  a  u  p  t. 


Adanson  Voyaje  au  Senegal,  p.  175. 

Amoreux  Notice  des  Ins.  rep.  ven.  p.  8 3- et  235. 

Ardoynus  de  Venenis ,  Lib.  VIII.  C.  14. 

Arvidson  et  Oehm.  Diss.  ehem.  de  acide  Formi- 
carutn,  Lips.  1771. 

Banks  und  Solander  in  Th.  III.  Der  Reisen 
im  Südmeer,    S.  227. 

Barrere  natürliche  Geschichte  des  mitternächt- 
lichen Frankreichs,    S.  198. 

C  lau  der,  G.  von  heftigen  davon  entstandenen 
Schmerzen,  dafs  eine  Ameise  in  das  Ohr  gekommen 
war,    in  Th.  XIV.    d.  Abh.  d.  k.  Akad.  d.  Naturf. 

S.  238- 

Deyeux  über  des  Abts  Fontana  Abh.  über  die 
Ameisensäure,  inRozier  Journ.  de  Phys.  Nov.  1778. 

Esprit  des  Journaux  Juillet  1  78  I.   p.   325. 

Fermin's  Reise  durch  Surinam,    Th.  II.  S.  295. 

Gbze's  Gesch.  schädl.  Insekten,  S.  61. 

Hierne,  Vrb. tentamen  de  duplici  foimicar.  Säle, 


inTentam.  chemicis,  To.  II.  c.  annot.  Walleri  Stock,!». 
1753.  p.  40. 

Marggraf  Obs.  de  oleo  ex  formicis  expresso  acc. 
tentamina  de  aeido  horum  insector.  Acad.  Reg.  Berol. 
1749-   P-  38. 

Onomatotogia  Hist.  Nat.  P.  III.  p.  914. 

P 1  i  n  i  i  Hist.  nat.  Lib.  XXIX.  C.  4. 

Roux  effect.  singul.  vaporis  formic.  in  Vander- 
monde  Journ.  de  Medec.  Vol.  XVII.  p.  437. 

S  c  h  w  a  m  m  e  r  d  a  m  m'  s  Bibel  d.  Nat.  S.  t  %  1-.  Tab. 
XVI. 

Sperling,  P.  G.  Diss.  de  Chemica  foimicar.  ana- 
lysi  (Resp.  Manitius)  Witt.   1689-  c.  8-  Tab.  aen. 

Spiel  mann  Diss.  de  Anim.  noeiv.  Alsat.   p.  47. 

Thouvenel  Memoire  sur  les  prineipes  et  les  ver- 
tus  des  substances  me"dicamenteuses,   Bordeaux  i  779. 

Wray,  de  aeido  formicar.  sueco,  Philos.  Transact. 
n.  68.  p.  263.  Badd.  1.  p.  289.  Leskens  Uebers.  B.  I. 
Th.  I.  S.  96. 


Die  Ameise,  oder  Emse,  griechisch  fjvp/xii£,  lat.  Formica ,  franz.  la  Fourmi, 
engl.  Ant ,  Emmete,  spanisch  Hermiga ,  holländisch  Mier,  untersheidet  sich  von  an- 
dern Insekten  durch  einen  grossen  Kopf,  kleine  Augen,  gebrochene  Fühlhörner, 
starke  Kinnladen  und  meistens  noch  durch  den  langen  Stiel  ihres  Hinterleibes. 
Sie  lebt,  wie  die  Wespe  und  Biene,  in  grossen  Gesellschaften,  die  ebenfalls  aus 
Weibchen,  Männchen  und  Geschlechtlosen  zusammengesezt  sind.  Erstere  sind 
geflügelt,  die  Geschlechtlosen  aber  ungeflügelt.  Hingegen  sind  leztere  und  die 
Weibchen,  wie  die  Bienen,  mit  verborgenen  Stacheln  versehen.  Die  Geschlecht- 
losen werden  auch  Arbeitsameisen  genannt,  weil  sie  den  Ameisenhaufen  bauen, 
ihn  mit  den  nöthigen  Lebensbedürfnissen  versehen,  sogar  die  Ernährung  und  Fliege 
der  Larven  besorgen ,  die  sie  am  Tage  der  freyen  Luft  aussetzen ,  und  des  Nachts 
wieder  in  die  unterirdischen  Gallerien  des  Haufen«  bringen,  sie  übrigens  gegen 
alle  feindliche  Anfälle  in  Schutz  nehmen.  Ahnliche  Sorgfalt  beweisen  sie  für  die 
Nymphen  oder  Ameisenpuppen,  welche  Unwissende  für  Ameisen eyer  zu  halten 
pflegen.  Die  Bestimmung  der  Weibchen  ist  blos  die  Abwertung  der  Befruchtung 
und  des  Eyerlegens.  Ist  dieses  vorüber,  so  wrerden  sie  unbarmherzig  fortgejagt 
und  man  sieht  sie  dann  oft  in  'grossen  Schwärmen  herumfliegen.  Die  Bestim- 
mung der  Männchen  ist  die  Begattung.  Da  sie  nie  in  den  Ameisenhaufen  kom- 
men ,  so  begnügen  sie  sich  blos  um  denselben  herumzufliegen  und  die  Weibchen 
aufzusuchen.      Die   Geschlechtsameisen   kommen    bey   einbrechender  Kälte  um, 

die 


143 

die  Geschlechtlosen  aber  bringen  den  Winter  erstarrt  in  den  Ameisenhaufen  zu. 
Ihre  gesammelten  Vorräthe  von  Lebensmitteln ,  sind  daher  keine  Beweise  ihrer 
Sorge  für  den  Winter,    sondern  blos  ihres  mechanischen  Fleisses. 

Auch  das  Ameisengeschlecht  liefert  eine  Menge  der  Gesundheit  des  Men« 
sehen  schädlicher  Arten.  PUnius  gedenckt  schon  einer  Art  giftiger  Ameisen  und 
Ardoynus  sagt ,  dafs  auf  den  Bils  der  Ameisen  ähnliche  Zufälle ,  wie  auf  den  Bienen 
und  Wespenstich  erfolgten.  Eigentlich  aber  schaden  sie  auf  dreyerley  Weise, 
jedoch  immer  mehr  in  ganzen  Haufen ,  als  einzeln,  und  immer  nur  dann,  wenn 
sie  in  ihren  Lagerstätten  beunruhiget  werden.  Sie  setzen  sich  hierauf  mit  be- 
wundernswürdiger Kühnheit  zur  Gegenwehr ,  sprützen  einen  sauren  Saft  von  sich, 
kneipen  ziemlich  starck  mit  ihren  scharfen  Frefszangen,  beugen  ihren  Hinter- 
leib und  suchen  mit  ihren  Stachel  die  Haut  des  Menschen  zu  beschädigen.  Töd- 
tet  man  auch  Hunderte ,  so  stürmen  gleich  noch  zahlreichere  Heere  hervor,  den 
Tod  der  erstem  zu  rächen.  In  diesem  Zustande  der  Wuth  bemerkt  man ,  dafs  der 
saure  Dampf,  welchen  die  Ameisenhaufen  von  sich  zu  geben  pflegen ,  ungleich 
stärker  wird,  zum  Beweis  der  hierdurch  vermehrten  schädlichen  Ausdünstung  die- 
ser Insekten.  In  der  That  ist  es  auffallend,  dafs  leztere  statt  des  alkalischen, 
urinösen  Geistes  anderer  Insekten ,  einen  sauern ,  unter  dem  Namen  Ameisensaure 
bekannten,  bey  sich  führen,  der  so  scharf  ist,  dafs  die  in  einen  Ameisenhaufen 
gesteckte  Hand,  anfangs  Wärme,  hernach  Jucken  empfindet,  aufschwillt  und  sich 
entzündet ,  worauf  das  Oberhäutchen  sich ,  wie  nach  der  Application  eines  spani- 
schen Fliegenpflasters ,  abzusondern  pflegt,  Thouvenel  hat  die  Causticität  der  flüch- 
tigen Ameisensäure  an  sich  selbst  erfahren.  Er  bekam  an  allen  Spitzen  seiner 
Finger  grosse  Blasen,  nachdem  er  sie  von  den  anhängenden  Ameisen  gesäubert 
hatte.  Die  Ameisen  gehören  auch  unter  diejenigen  Insekten ,  welche  öfter,  als 
andere,  dem  Menschen  ins  Ohr  zu  kommen  pflegen.  Wegen  ihrer  schädlicheren 
Verletzmigswerkzeuge  können  sie  dann  auch  weit  nachtheiligere  Folgen  nach  sich 
ziehen ,  als  die  gewöhnlichen  Ohrwürmer.     Claudcr  erzehlt  hiervon  einen  Fall; 

Das  bisher  Gesagte  bezieht  sich  mehr  auf  die  europäischen  Arten.  Weit  ge- 
fährlicher aber  sind  diejenigen ,  welche  die  Landplagen  der  heisseren  Erdstriche 
der  übrigen  Welttheile  zu  seyn  pflegen.  Adanson  erzehlt,  dafs  von  den  giftigen 
Stichen  einer  rothen,  sich  in  einem  Baum  aufhaltenden  Ameisenart,  Gesicht  und 
Hände  mit  Blasen  bedeckt  wurden,  die  den  Brandblasen  glichen  und  deren 
Schmerz  erst  auf  einen  starken  Regen  bey  eintretender  Nacht  nachliefs.  Banks 
Und  Solander  aber  gedenken  einer  grasgrünen  Ameisenart  in  Neu -Südwallis,  wel- 
che 


i44 

che  auf  Bäumen  wohnt  und  sich  Nester  aus  den  Baumblättern  baut.  Tausende  der- 
selben fielen  beyde  Reisende  augenblicklich  an ,  als  sie  solche  in  ihrer  Arbeit  stör- 
ten ,  und  verursachten  ihnen  mit  ihren  Stacheln  unerträgliche  Pein.  Am  meisten 
musten  sie  von  denjenigen  ausstehen,  die  sich  an  ihre  Hälse  und  in  die  Haare 
sezten,  -weil  sie  sie  an  diesen  Stellen  fast  gar  nicht  wieder  los  werden  konnten, 
ihr  Stich  war  beynahe  eben  so  empfindlich,  als  der  Stich  einer  Biene;  doch 
dauerte  der  Schmerz  jedesmal  nur  eine  Minute.  Eine  andere,  ganz  schwarze  Amei- 
senart, wohnte  in  den  Ästen  eines  besonderen  Baums,  welcher  ganz  ausgehölt 
war,  weil  sie  das  Mark  desselben  bis  in  die  Enden  der  dünnsten  Zweige  ausgeleert 
hatten.  Als  die  Reisenden  einige  Zweige  davon  abbrachen ,  sahen  sie  sich  mit 
Legionen  dieser  Insekten  bedeckt,  die  aus  jedem  abgebrochenen  Zweige  heraus- 
stürzten und  sie  unaufhörlich  heftig  stachen.  Surinam,  das  Vaterland  einer  Men- 
ge schädlicher  Insekten ,  hat  auch  eine  Menge  schädlicher  Ameisen.  Fermin  er- 
zehlt,  dafs  auf  den  Stich  einer  giftigen  Ameisenart  dieser  Provinz,  ein  Fieber  gefolgt 
sev.  welches  einige  Stunden  dauerte.  Unten  werden  wir  noch  eine  andere  Art  Amei- 
sen kennen  lernen,  die  sich  nicht  begnügen  sich  im  Freyen  aufzuhalten,  sondern 
zu  gewissen  Zeiten  sogar  die  Häuser  der  Kolonisten  besuchen  und  deswegen  Fisi- 
tenarneisen  genannt  werden.  So  wohlthätig  sie  den  Einwohnern  dadurch  werden, 
dafs  sie  alles  Ungeziefer,  Spinnen,  Ratten,  Mäuse,  vorzüglich  die  schädlichen  Ka- 
kerlaken in  ihren  Wohnungen  aufsuchen  und  vernichten,  so  lästig  werden  sie  ih- 
nen oft  auf  der  andern  Seite  durch  die  Menge ,  welche  sienöthiget,  die  Wohnun- 
gen eine  Zeitlang  zu  verlassen,  um  vor  ihren  Stichen  und  Bissen  sicher  zu  seyn. 
Das  im  Esprit  des  Journaux  zur  Vertreibung  der  Ameisen  aus  den  Zimmern  em- 
pfohlne  Mittel  würde  ihnen  in  solchen  Fällen  sehr  nützlich  werden.  Es  besteht 
in  einer  Auflösung  eines  Pfunds  schv\  arzer  Seife ,  die  mit  zwey  Unzen  Lavandelöhl 
vermischt  worden  ist,  in  drey  pariser  Pinten  warmen  Wasser.  Hiermit  bestreicht 
man  die  Bettstellen ,  Wände  und  Fufsb öden  der  Zimmer  und  Kammern,  wo  sich 
die  Ameisen  aufhalten. 

Der  Kürze  wegen  hebe  ich  noch  die  hieher  gehörigen  Stellen  des  schö- 
nen und  gedrängten  Auszugs  der  Schriften  aus,  welche  die  Ouomatologia  Historiac 
naiuralis  zur  Naturgeschichte  der  ausser- europäischen  Ameisen  enthält.  „In  Zeylon 
ciebt  es  grosse  rothe  Ameisen ,  die  man  Dimbivs  nennt,  und  die  auf  den  Zweigen 
grosser  Bäume  zwischen  den  Blättern  nisten,  die  sie  in  der  Grösse  eines  Menscheh- 
kopfs  zusammenballen.  Man  bemerkt  öffters  viele  Nester  auf  einem  Baum  und  die 
Furcht,    mit  tausend  gefährlichen  Stichen  empfangen  zu  werden,    hält  jeden  ab, 

auf 


i45 

auf  einen  solchen  Baum  zu  steigen.  Die  Ameisen,  welche  Coura- Atches  heis- 
sen,  sind  grofs  und  schwarz,  leben  auf  der  Erde  und  bohren  Löcher  in  dieselbe 
wie  die  Caninchen.  Die  Felder  sind  mit  ihnen  dergestalt  angefüllt,  daCs  das  Vieh 
unaufhörlich  in  der  Gefahr  steht,  um  seine  Füsse  zu  kommen.  Auch  die  Coddias 
Ameisen  auf  der  Insel  Zeylon  von  der  Grösse  der  vorhergenden  sind  sehr  schon 
schwarz.  Sie  leben  gleichfalls  auf  der  Erde,  sind  aber  gewohnt,  Excursionen  in 
zahlreichen  Heeren  zu  machen,  und  beissen  grausam,  wenn  man  sie  verwundet 
oder  in  ihren  Trieben  stört.  Im  westlichen  Afrika  giebt  es  rothe,  den  europäi- 
schen an  Grösse  nachstehende  Ameisen  in  ungeheurer  Anzahl  auf  Bäumen.  Sie 
fallen  durch  die  geringste  Bewegung,  z.B.  vom  Winde,  zur  Erde,  und  wehe  dem 
auf  den  sie  fallen:  denn  sie  beissen  sehr  lebhaft  und  ihr  Stich  ist  so  giftige  dafs 
er  auf  der  Haut  eine  Blase  zurückläfst ,  welche  so  sehr  schmerzt,  als  eine  ge- 
brannte Wunde.  Labat  erzehlt ,  was  ein  gewisser  Brue  mit  seiner  Gesellschaft  von 
diesen  kleinen  Geschöpfen  erfahren  hat.  Der  Mastbaum  seines  Schiffs  berührte 
einige  Zweige  von  den  mit  solchen  Ameisen  beladenen  Bäumen,  die  sich  über  den 
Flufs  ausgebreitet  hatten,  und  sogleich  fiel  eine  solche  Menge  jener  Ameisen  auf 
die  in  dem  Schiffe  befindlichen  Personen  herab ,  dafs  sie  genöthiget  waren ,  das- 
selbe wegen  der  Heftigkeit  der  Schmerzen ,  welche  die  Ameisenstiche  veranlafsten 
zu  verlassen.  Lezteres  würden  sie  nicht  nöthig  gehabt  haben ,  wenn  ihnen  bekannt 
gewesen  wäre,  dafs  das  gewöhnliehe  und  beste  gegenmittel  <ias  Bad  ist,  worauf 
nicht  nur  die  Schmerzen  aufhören ,  sondern  auch  die  entstandenen  Blasen  in  kur- 
zer Zeit  verschwinden.  Auf  den  amerikanischen  Inseln ,  gibt  es  nach  Merianens 
Versicherung  noch  zwey  Arten  rother  Ameisen,  wovon  die  eine  sehr  beifst  und 
wenn  sie  sich  ins  Hemde  einschleicht ,  einen  brennenden ,  sich  in  dem  Umfang 
einer  Hand  zwischen  Haut  und  Fleisch  verbreitenden  Schmerz  veranlassen  kann  der 
durch  alles  Kratzen  nicht  gemildert  wird.  Auch  giebt  es  noch  eine  dritte  Art,  de- 
ren Stiche  dem  Menschen  mehr  zu  schaffen  machen,  als  Skorpionsstiche,  ohn- 
geachtet  der  Schmerz  nicht  viel  länger,  als  eine  Stunde  dauert.  Noch  gedenkt 
Barrere  einer  Ameisenart ,  die  sich  auf  der  Insel  Laymma  aufhält  und  die  er  Fla- 
motu  nennt.  Sie  wählt  sich  nur  die  Wälder  zu  ihrem  Aufenthalte ,  und  ihr  Stich 
erweckt  ein  Fieber,   welches  vier  und  zwanzig  Stunden  dauert. 


36. 


146 

36.     Die  rothe  Ameise.     Tab.  III.  Fig.  4 — 14. 

Formira  rubra  testacea,     oculis  punctoque    sub   abdomine  nigris.       Linn.    S.   N.    T.   I. 

P.  V.  p.  2799.   n.  7.      Anioenit.   acad.  Vol.  III.   p.  343.  Faun.  Suec.  I.  p.  305.   n.  1022. 

H.  Goth.  p.   264.  —     Habitat  in  Europae   silvaticis  sub   Iapidibus,   pessime 

rostratum  pungens. 


Blumenba  ch'sHandb  d.Naturgesch.  S.  375.  n  3. 

Degeer's  Abh.  z  Gesch.  d.  Ins.  v.  Güze  B.  11. 
Th.  II.  S.  300  und  328.  Tab.  XLIII.  F.  1  —  14. 
Fourmi  rougedtre  ä  aiguillon ,  die  rüthliche  Ameise  mit 
dem  Stachel. 

Fabricii  Mant.  Ins.  I.  p.  308.  n.  11.  Spec.  Ins. 
1.  p.  490.   n.  9. 

Fischer's  Naturges.  v.  Livl.  S.  167.   rothe  Ameise. 

Fuefsly's  Schweiz.  Ins.  S.  52.  n.  1030.  rothe 
Ameise. 

Leeuwenhoeck  Opera  Lugd.  Bat.  1722.  4. 
Epist.  d.  9.  Sept.  1 687-  P-  107.  112.  Fig.  g. 


Martini's  allgem.  Gesch.  d.  Nat.  B.  II.  S.  257.. 
Die  kleine  Glitten-  oder  IViesenameise ,  kleine  rothe  Feld- 
odii  Hügelameise. 

M  ii  1  ler's  Linn.  Naturs.  d.  Ins.  B. II.  S.  913.  n.  7. 
Die  kleine  rothe  Ameise. 

Mülleri  Faun.  Fridr.  p.  75.  n.  658-  Zool.  Dan. 
Prodr.  p.  166.  n.  1936.  Norv.    Eiter -Migmaur. 

Onomat.  Hist.   nat.    P.  111.   p.  923. 

Pon  toppidan's  Naturgesch.  v.  Dännemark.  S. 
2  2  8.  n.   5.    Rubra.    Pifse -  Mijrcr   (Seichameisen). 

Kaji   Hist.  Ins.  p.  69.    Formica  minima  rubra. 

Sci.it  cd.  Abh.  111,  p.  48.  n.  J.  kleine  rothe  Ameise. 


Gegenwärtige,   beynahe  überall  in  Europa  sehr  gemeine  Ameisenart ,  wohnt 
in  grosser  Menge  beysammen  in  der  Erde  ,  unter  Grashügeln  und   Steinen.     Die 
Eyer  (Tab.  III.  Fig.  4.),  aus  welchen  die  Ameisenlarven  erst  im  Frühjahre  hervor- 
kommen, haben  die  Grösse  der  Sandkörner,  eine  weiche,  glänzend- weisse  Schaale 
und  eine  länglichrunde  Form.      Im  April  haben  die  gröfsten  der  ausgekrochenen 
Larven  die  Grösse  der  gegenwärtigen  Abbildung  (Fig.  5.),     sind  ebenfalls  weifs, 
kurz  und  dick.       Durch's  Mikroskop  entdeckt  man  an   denselben  (Fig.  6.)   einen 
hornartigen,    mit  zwey  Zähnen  versehenen  Kopf  (a),    und  zehn  Ringe,     des  ge- 
krümmten, nach  hinten  dicker  werdenden ,    mit  feinen  Härchen  übersäeten  Leibes. 
Sie  liegen  beynahe  unbeweglich  im  Haufen  und  die  Arbeitsameisen  tragen  sie  mit 
den  Zähnen  wieder  zusammen ,  wenn  man  sie  zerstreuet.     Es  äussert  sich  an  den- 
selben kein  Geschlechtsunterschied,  wohl  aber  an  denNympfen,  welche  eine  son- 
derbare Gestalt  haben,    und   hier    (Fig.  7.  8.)  vergrössert  vorgestellt  sind.       Die 
Nymphen  der  Arbeitsameisen  (Fig.  7.)  sind  kleiner,  haben  einen  grossen  Kopf  (ß), 
der  mit  Zähnen  (b.)  versehen  ist ,  und  einen  nach  unten  gebogenen  Hinterleib  (e). 
Auch  erkennt  man  an  denselben  die  Fühlhörner  (c.)  und  die  Füsse  (*/).     Ihre  Au- 
gen sind   braun    oder  schwarz,  die  Farbe  des  ganzen    Körpers  anfangs  milchweifs, 
gegen  die  Zeit  des  Auskriechens  aber  braunroth.       An  den  grössern,   weniger  ge- 
krümmten Nymphen   der  geflügelten  Ameisen  (Fig.  8.)  bemerkt  man  ausser  den 
bisher  angegebenen  Theilen,  noch  die  Flügelscheiden  (b.). 

Das 


V 


»4? 

Das  aus  der  Nympfe  kommende  vollkommene  Insekt  (Fig.  c)  und  14.)  Ist 
drey  bis  vier  Linien  lang  und  an  allen  Theilen  des  Körpers  mit  feinen  Härchen 
besezt.  Der  Kopf  und  die  vordere  Hälfte  des  Hinterleibes  ist  bey  den  Arbeits- 
amei sen  (Fig.  9  und  10.)  rothbraun,  der  Brustschild ,  das  Verbindungsstielchen  und 
die  Füsse  rothgelb.  Bey  den  männlichen  und  weiblichen  Ameisen  (Fig.  i3.)  ist 
der  gröTste  Theil  des  Körpers  schwarzbraun,  bis  auf  den  Hintertheil  des  Hinter- 
leibes und  die  Fufsblätter,   welche  ins  braunrothe  fallen. 

Die  mit  keinen  Flügeln  versehenen  Arbeitsameisen  (Fig.  9  und  10.)  haben 
einen  langen  eyförmigen  Kopf,  mit  zwey  schwarzen,  netzförmigen  Augen,  zwey 
Zähnen  (b.  b.)  und  zwey  langen  Fühlhörnern  (a.  a.)y  die  aus  einem  geraden,  kür- 
zern und  ungegliederten,  und  aus  einem  langen,  mit  jenem  unter  einem  stum- 
pfen Winkel  vereinigten,  eilfgliedrichten  Theile  bestehen.  Dieser  Kopf  hän^t 
mit  dem  langen,  vorne  dicken  und  abgerundeten,  in  der  Mitte  schmälern,  am 
Ende  aber  gleichsam  quer  abgeschnittenen  und  mit  zwey  Spitzen  versehenen 
Brustschilde  (c),  mittelst  eines  kleinen  Hälsgen,  und  der  Brustschild  mit  dem 
dicken ,  ovalen  Hinterleibe  durch  ein  länglichrundes  Verbindungsstielchen  zusam- 
men. Die  sechs  langen,  am  Brustschilde  befestigten  Füsse  aber  haben  nichts 
Auszeichnendes. 

Die  Männchen  (Fig.  i3.)  sind  mit  den  Arbeitsameisen  von  gleicher  Grösse 
weichen  aber  in  der  Gestalt  sehr  von  ihnen  ab.  Ihr  Kopf  ist  mehr  rund  am 
Hintertheile  mit  drey  kleinen  glatten  Ocellen  versehen,  der  Brustschild  vorne  dick 
hinten  schmal  und  stumpf,  das  Verbindungsstielchen  zwischen  dem  Brustschilde 
und  Hinterleibe,  ebenfalls  dick,  hoch  und  buklicht.  Am  Brustschilde  sind  die 
zwey  langen  und  breiten  Vorder-  und  die  zwey  kurzen  und  schmalen  Hinterflügel 
artikulirt,  welche  durchsichtig  und  mit  einigen  gelblichen  Adern  durchzogen  sind. 

Bey  nahe  noch  einmal  so  grofs ,  als  die  männliche  und  die  Arbeitsameise 
ist  das  hier  in  seiner  natürlichen  Grösse  vorgestellte  Ameisenweibchen  (Fig.  14% 
Es  hat,  die  Flügel  und  Farbe  ausgenommen,  im  Ganzen  mehr  Ähnlichkeit  von  den 
Arbeitern ,  als  von  den  Männchen ,  am  Kopfe  drey  kleine  glatte  Ocellen  und  am 
hinteren  Ende  dee  Brustschilds  zwey  Dornspitzen.  Seine  Flügel  reichen  weit  über 
den  Hinterleib  hinaus  und  sitzen  so  lose  am  Brustschilde,  dafs  sie  bey  der  ierinÄ- 
sten  Berührung  abfallen.  Es  begattet  sich  mit  dem  Männchen  vorzüglich  bey  heis- 
sem  Sonnenschein  und  man  sieht  sie  dann  vereinigt  in  der  Luft  herumschwärmen,. 

Leeiwenhöck  hat   bey   den  Weibchen  und  Arbeitsameisen  in  der  Schwanz- 
spitze einen  verborgenen  Stachel  (Fig.  11,  a.)  entdeckt.     Dieser  Stachel  ist,  unter 

dem 


i48 

dem  Mikroskop  betrachtet  (Fig.  12.),  an  der  Wurzel  dick  und  läuft  allmählich  in 
eine  feine  Spitze  zu.  Verschiedene  Muskeln  (<?.  a.  a.  a.)  geben  ihm  die  nöthige 
Richtung,  und  pressen  wahrscheinlich  eine  giftige  Feuchtigkeit  durch  den  Kanal 
des  Stachels  in  die  Wunde.  Denn,  ohne  das  Eindringen  eines  gewissen  feinen 
Gifts  läfst  sich  wohl  schwerlich  aus  der  Gestalt  des  unbedeutenden  Stachels,  der 
auf  den  Stich  folgende,  lebhafte,  brennende  Schmerz  erklären,  welcher  ziemlich 
lang  anhält  und  allermeist  eine  entzündliche  Geschwulst  der  Haut  zur  Folge  hat. 


37-     Die   Zugameise.     Tab.  III.  Fig.  15.  16. 

Formica  cephalotes ,     thorace   quadrispinoso,     capite   didymo   magno,    utrinque  posterius 

mucronato.       Linn.  Syst.  Nat.  T.    I.  P.  V.  p.   2802.    n.    15.    —      Habitat   in  America 

meridionali,  ferrugineo-pubescens,    abdominis  petiolo   bitubercidato. 


Berlinische  Sammlungen  Band  VII.  Stück  3.  S.  232. 
CHf.fende  oder  wandernde  Ameisen. 

Blume nbach's  Handbuch  d.  Naturgeschichte, 
S.  376.  n.  6. 

Degeer's  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze.  B.  III. 
S.  392.  Tab.  XXXI.  Fig.  11  —  13.  Fourmi  de  Visite, 
die  Zugameise ,    Formica  migratoria, 

Fabricii  Mant.  Ins.I.  p.  310.  n.  3g.  Spec.  Ins.  I. 
P-  493.  n.  31.  Syst.  VaM.  p.   395.   n.  22. 

Fermin's  Reise  durch  Surinam,  Th.  II.  S.  295. 
Die  wandernde  Ameise. 

Bist,  de  l'Acad.  des  Sciences  ä  Paris  1701.  p.   16. 

Lyonet  sur  Lesser.  I.  p.  195. 


Martini's  allgemeines  Naturlexikon,  B.  II. 
S.  239. 

Markgravii  Hist.  rer.  nat.  Brasiliae,  p.  232. 
Formica  magna. 

Merianae  Metamorphosis  Ins.  Surinam.  Tab. 
XVIII. 

Mülle  r' s  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  Th.  II.  S.  915. 
11.  15.    Der  Dickkojjf. 

Neue  Mannigfaltigkeiten    Jahrg.  HI,  S.  252. 

ÜHomat.  Hist.  nat.   P.  III.  p.  925. 

Schwammerdamm's  Bibel  der  Nat.  S.  124. 
Tab.  XVI.    Fig.  16. 

Sebae  Thesaur.  ins.  IV.-  Tab.  99.  Fig.  6. 


Dieses  ist  die  schon  oben  erwehnte  Visitenameise  der  Madame  Merian,  wel- 
che in  verschiedener  Rücksicht  merkwürdig  ist  und  daher  noch  eine  besondere 
Beschreibung  verdient.  Sie  ist  nicht  nur  im  mittägigen  Amerika ,  sondern  auch 
auf  dem  Vorgebirge  der  guten  Hoffnung  und  in  Ostindien  zu  Hause,  und  von  be- 
trächtlicher Grösse  (Fig.  i5).  Ihre  Farbe  ist  kastanienbraun ,  ihr  Äusseres  rauh  von 
der  Menge  braunrother  Härchen  ,  die  alle  Theile  ihres  Körpers  bedecken.  Vor- 
züglich zeichnet  sie  sich  durch  ihren  grossen,  in  der  Mitte  ausgeschweiften  und 
daher  zwey  Hügel  bildenden  Kopf  (Fig.  16.)  aus.  Jeder  dieser  Hügel  ist  mit  einer 
kleinen,  nach  hinten  gekrümmten  dornartigen  Spitze  versehen  (Fig.  $,5.)j  am  Vor- 
dertheile  aber  stehen  die  zwey  Fühlhörner  (Fig.  iö.  a.  a.)  und  die  kleinen,  ova- 
len und  schwarzen  Augen.  Das  Zangengebifs  dieser  Ameise  (Fig.  16.  b)  besteht 
aus  zwey  gebogenen,  von  der  Innenseite  gezahnten  und  sich  im  Ruhestand  kreu- 
zenden Hacken.      Ein  überaus  dünnes  und  kurzes  Hälsgen  verbindet  den  grossen 

Kopf 


»49 

Kopf  mit  dem  aus  zwey  bucklichten  Abtheilungen  bestehenden  Brustschild.  AuF 
der  vordem  Abtheilung  stehen  zwey  nach  hinten  gekrümmte  dornichte  Spitzen, 
weit  auseinander,  auf  der  hintern  zwey  ähnliche  Spitzen  dicht  beysammen.  Der 
Hinterleib  ist  kleiner  als  der  Kopf,  länglichrund  und  hängt  mit  dem  Brust- 
schilde durch  ein  zweygliedrichtes  Stielchen  zusammen.  Von  den  sechs. Füssen 
sind  vorzüglich  die  hintersten  sehr  lang. 

Diese  Ameisen  sind  im  Stande  mit  ihren  scharfen  Frefszangen  die  Bäume  in 
einer  Nacht  so  zu  entblättern ,  dafs  sie  den  andern  Morgen  Besen  gleichen.  Ein 
ganzer  Zug  verbreitet  sich  auf  einem  Baum,  beifst  die  Blätter  ab,  und  viele  Tau- 
sende fallen  über  die  auf  der  Erde  liegenden  Blätter  her  und  tragen  sie  in  ihre  Ne- 
ster, welches  überaus  künstliche,  oft  acht  Fufs  hohe  Höhlen  in  der  Erde  sind. 
Wo  sie  durch  Gräben,  Kanäle  etc.  abgeschnitten  werden,  machen  sie  sich  eine 
künstliche  Brücke.  Eine  Ameise  beifst  sich  an  ein  Stückchen  Holz  fest,  die  zweyte 
hängt  sich  an  die  erste,  die  dritte  an  die  zweyte  u.  s.  w.  und  so  lassen  sie  sich 
von  dem  Winde  überführen ,  bis  die  lezte  an  der  Kette  sich  auf  der  anderen  Seite 
befindet.  Einige  Tausend  andere  passiren  nun  über  diese  Brücke.  Alle  Jahre» 
bisweilen  auch  erst  alle  drey  Jahre ,  ziehen  sie  in  grossen  Heeren  aus  ihren  Höh- 
len in  die  Häuser.  Die  Menschen  selbst  müssen  sodann  vor  ihnen  fliehen,  indem 
sie  truppenweise  aus  einem  Zimmer  ins  andere  ziehen  und  nur  dann  erst  in  ihre 
Höhlen  zurückkehren ,  wenn  alle  Häuser  vom  Ungeziefer  gereiniget  sind. 


Fliegen    überhaupt 


Amoreux  Notice.   p.  120  et  261. 

Blumenbach' s  Handb.  d.  N.  G.  S  381.  Mnsca, 
Fliege, 

Bosse  de  Vermibus  in  pustulis  cutis  inventis. 
Foux.  Jour.  d    Med.  V.  XXXII.  P.  336. 

Bre/sl.  Natur  -  und  Kunstgach.  Vers.  4  S.  963.  von 
den  schädlichen   Fliegen   in  Servien. 

Degeer's  Abh.z.  Gesch.  d.  Ins.  v  Göze,  B.  VI.  S.4. 

Douglafs  von  den  Würmern,  die  aus  einem  Ge- 
schwüre in  der  Schamseile  herausgegangen.  Edinburg. 
Vers   B.  I.  S    239. 

Eberts   Naturgesch.  f.  d.  Jugend.   Th.III.Si34. 

Fabricii  Syst.  ent.  p.  756.  Bibio;  p.  75g.  Stra- 
tiomys;  p.  761.  Rhagio;  p.  762.  Syrphus ;  p.  773. 
Musca 

Fuefsly's  Verz.  Schweiz.  Ins.  S.  54. 

Geoffroy  Hist.  d,  Ins.  11.  p.  475,  Stratiomys; 
p.  483.  Manch«* 


Gleiche  n's  Gesch.  d.  Stubenfliege  v.  Keller,  S.  29, 

Homeri    Ilias,   Lib.    XIX. 

hib. ab  jimeiunxe» Btevier.ier.  memorab.  n.4.  p.  1.2, 

LeDran,    von  derCur  der Schufswunden,   S.i7g\ 

LeeuwenhoeckEpist.  dei7.0ctb.  i687-n-J2i. 

Leske's  Anfangsgr.  d.  Naturgesch.  S.  479.  Fliege, 

Müller's  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  947. 
Fliegen. 

Neuer  Schauplatz  d  Natur,  Th.  III.  S.  122, 

Onomat.  Hist.  not.  Vol.  V.  p.  353. 

Pauliini  de  Morte  verminosa ,  p.  %t.  Musca, 
Derselbe  von  Würmern,  welche  aus  den  Schweifslö« 
ehern  der  Haut  gekommen  und  vorzüglich  in  den  Kin« 
derblattern  im  Th.  VI.  S.  10.  der  Abh.  d.  k.A  d.  N. 
und  von  wurmicliten  Massern  im  Th.  XV.  S.  488. 
Derselben  Abhandlungen. 

Polisius  de  Muscis  polonicis  exitiosis.  Eph,  N. 
C.  Dec.  11.  Ann.  4.  Obs.  40.  p.  98.  c.  Fig. 

Hü, 


i5o 


Rö sei's  Insektenbel.    B.   II.   Mücken  und  Schna- 
ken,   S.  44. 

Salzmanni    Diss.  de  Verme   Narium.  Argentor. 

1721. 

Sau  vages  Nosol.  method.  Ed.  Daniel.  T.  V.   p. 

J99 ;  p.  204-  n-  8;  P-  205.  n.  9. 


Schenkius  de  Morbo  novo  Westphal.  endem. 
Lib.  VI.  p.  919. 

Schwammerdamm's  Bibel  ä. Nat.  Regist.  Fliege. 

Sulzer' s   Gesch.  der  Ins.    S.  213. 

Zach  mann»  Diss.  de  vermibus  in  vulnere.  Ba- 
sil.   1704. 


Ehe  Limit*  und  Geoffroy  den  Geschlechtscliarakter  der  Fliege  festsezten ,  be- 
lebte man  mit  diesem  Namen  mehrere,  ganz  verschiedene  Insektengeschlechter, 
und  verwechselte  vorzüglich  immer  die  Begriffe,  von  Fliege  und  Mücke.  Leztere, 
oder  die  langbeinige  Fliege,  werden  wir  unten  besonders  kennen  lernen.  Erstere, 
welche  griechisch  /jivTci,  lateinisch  Musca,  französich  Mouche,  engl.  Fly,  italienisch 
Mosea  genennt  wird ,  zeichnet  sich  vorzüglich  durch  die  schaufeiförmigen  Fühl- 
hörner und  den  langen  beweglichen ,  am  Ende  mit  zwey  Fleischlippen  versehenen 
Säugrüssel  aus,  der  im  Ruhestande  doppelt  zusammengeschlagen  ist  und  in  einet 
unter  dem  Kopfe  befindliche  Vertiefung  pafst.  Die  Larve,  aus  welcher  die  Fliege 
entsteht,  führt  überhaupt  den  Namen  Made,  ist  weich,  weifs  und  ohne  Füsse, 
und  in  Beziehung  auf  den  Schaden ,  welchen  sie  dem  menschlichen  Körper  zufü- 
gen kann ,  gleich  merkwürdig  mit  dem  vollkommenen  Insekte. 

Sowohl  Made,  als  Fliege  nähren  sich  von  thierischen  und  vegetabilischen 
Seiften  und  Substanzen,  von  Süssigkeiten,  am  meisten  aber  von  den  verworfensten 
faulenden  Dingen,  in  welche  sie  zugleich  ihre  Eyer  absetzen.  Ungeheuer  ist  die 
Vermehrung  dieser  Insekten.  Nur  ein  einziges  Paar  von  der  Brechfliege  liefert  nach 
Röseh  Berechnung  nach  einer  dreymaligen  Paarung  444480  in  einem  Jahre,  und 
ein  einziges  Paar  von  der  Stubenfliege  nach  Gleicheres  Berechnung  32084^0.  Ihre 
eigentliche  Bestimmung  machte  aber 'eine  solche  Vermehrung  nothwendig,  und 
diese  ist  die  Menschen  und  Thieren  gleich  wohlthätige  Beförderung  der  gänzli- 
chen Auflösung  und  Zerstörung  faulender  Substanzen,  welche  durch  langes  Ver- 
weilen unter  freyem  Himmel  die  Luft  verpesten  würden.  Fehlen  diese  Substan- 
zen ,  so  werden  die  Fliegen  nothwendig  Menschen  und  Thieren  durch  die  sie  an- 
lockende Ausdünstung  lästig.  Sie  stechen  mit  ihren  Saugrüssel  und  saugen  damit 
Schweifs ,  Blut  und  andere  Feuchtigkeiten  ein.  Dieses  veranlafst  aber  Jucken  und 
Flecken  auf  der  Haut  wodurch  sie  jedoch  im  Ganzen  mehr  beschwerlich  als  schäd- 
lich werden.  Am  meisten  leiden  von  ihnen  ganz  oder  halb  nackend  gehende 
Menschen  welche  sich  deswegen  genüthiget  sehen ,  zur  Abhaltung  dieser  Insekten, 
ihre  Oberfläche  mit  dem  Safte  gewisser  Pflanzen,  mit  ölichten  und  harzichten  Mit- 
teln zu  bestreichen.      Ohngeachtet  sie  also  an  sich  blos  mechanisch  schaden  und 

keine, 


i5x 


keine,  ihnen  eigentümliche  giftige  Feuchtigkeit  in  che  Wunde  lassen;  so  können 
sie  doch  gewisse  schädliche  Stoffe ,  und  seihst  Krankheitsmaterien ,  die  sie  oft  an 
ganz  entfernten  Orten  aufnemen,  auf  uns  wieder  absetzen,  und  so  die  Verbrei- 
terinnen hitziger  und  chronischer  Hautausschläge,  der  Pest  und  anderer  anstecken- 
der Kränkelten  werden.  Sie  besuchen  ferner  die  Leichname  der  Thiere,  die  Cloa- 
ken  und  tausend  in  der  Gährung  und  Fäuhnfs  begriffene  Dinge,  kosten  Gifte  und 
für  sie  selbst  bereitete  Giftmischungen,  und  können  also  eine  Menge  ungesunder 
Theilchen  auf  unsern  Körper  und  in  unsre  Speisen  und  Getränke  übertragen. 

Die  Larven  der  Fliegen  erscheinen  nicht  selten  in  hitzigen  und  chronischen 
Hautausschlägen.      Isib.  v.  Amelunxen   und  Paullini  wollen  sie  in  den  Masern  und 
lezterer  noch  besonders  in  den  Pocken  beobachtet  haben.      Sie  beschreiben  sie 
als  weisse  Würmchen,     welche  schwarze  Punkte  auf  den  Köpfen  hatten  und  aus 
den  Schweifslöchern  der  Haut  herausgekrochen  sind.    Sauvages  schreibt  „die  Fleisch- 
fliegen hatten  im   vorigen   Jahre   beynahe    alle   der  Luft  ausgesezte  Blatterpusteln 
durchbohrt,  ihre  Eyer  darinnen  abgesezt,  und  es  entstanden  daher  weisse  Maden 
von  der  Grösse  eines  Gerstenkorns  wovon  immer  eine  in  jeder  reifen  Pustel  gefun- 
den wurde.      Razous  schlofs  diese  Maden   einige  Tage  in  Gläser,    wo   sie  sich  in 
Fleischfliegen  verwandelten."     Auch  die  in  vernachlässigten,    unreinen  Geschwü- 
ren,  besonders  im  Sommer,   entstehenden  Würmer,    verdanken  ihren  Ursprung 
einzig  den  Fliegen.     Dieses  war  schon  dem  Homer  bekannt,    der  dem  Achilles  be- 
fürchten läft,    die  Fliegen  mögten  die  Wunden  des  todten  Patroklus  mit  Würmern 
erfüllen,  während  er  sich  gegen  den  Hektor  zu  rächen  suchte.      Ehemals  glaubte 
man,    dafs  solche  Geschwüre  und  Schäden,   in  welchen   sich  Würmer    erzeugten, 
weit  schwerer,  als  andere  zu  heilen  wären.     Aber  Le  Dran  hat  ganz  recht,  wenn 
er  sagt  „die  zuweilen  in  den  Wunden  wachsenden  Würmer  bedeuten  nichts  Bö- 
ses, auch  ist  es  nicht  wahrscheinlich ,  dafs  sie  aus  dem  Blute  abgesezt  werden,  son- 
dern dafs  sie  vielmehr  aus  den  Eyern  sich  entwickeln,  welche  während  dem  Ver- 
bände von  einem  Insekte  in  die  Wunde  gelegt  worden  sind."     Lezteres  hat  auch 
Leeuwenhuck  vollkommen  erwiesen.      Er  meldet ,  dafs  man  in  den  drüsichten  Beu- 
len ,  die  eine  Jungfer  in   der  Wade  hatte ,    Fliegenlarven  gefunden   habe ,     die  er 
mit  einem  Stückchen  Rindfleisch  herauszog.     Sie  verwandelten  sich  alle  in  Fliegen, 
und  waren  also  sicher  von  einer  Fliege  entstanden ,    die  das  Mittel  gefunden  hatte, 
ihre  Eyer  in  jene  Beulen  zu  bringen.      Nothsvendig  mufsten  aber  schon  faulichte 
Säfte  in   der  Beule  stocken,    da  die  Fliegen  nie  ihre  Eyer  in  das  gesunde  Fleisch 
der  Menschen  und  Thiere  absetzen.      Ähnliche  faulichte    Verderbniis  der  festen 

Theue, 


i52 


Theile,  war  auch  in  den  Krankheiten  zugegen,  welche  Sauvages  unter  Malis  West- 
phahensis,  die  um  das  Jahr  1696  in  Westphalen  ,  Geldern  und  Friesland ,  und  unter 
Malis  Transylvanica ,  beschrieben  hat,  die  um  eben  diese  Zeit  in  Siebenbirgen  en- 
demisch herrschte.  Erstere  Art  war  mit  einer  Geschwulst  um  die  Gelenke  verbun- 
den, auf  welcher  in  kurzer  Zeit  scorbutische  Flecken  erschienen.  Wenn  diese  Ge- 
schwülste in  Eiterung  gierigen,  so  liessen  sie,  besonders  um  die  Füsse,  bösartige 
Geschwüre  zurück,  aus  welchen  den  Ascariden  gleichende  Würmchen  gezogen 
wurden.  Bey  letzterer  Art  aber  kamen  den  Käsemaden  ähnliche  Würmchen  aus 
den  Fistein  der  Knie  und  mit  dem  Urine  zum  Vorscheine. 

Da  es  also  eine  sehr  bekannte  Erfahrung  ist ,  dafs  Fliegen  durch  ihre  Eyer, 
und  noch  mehr  durch  ihre  Maden ,  Geschwüre  und  Wunden  sehr  verunreinigen 
können;  so  ist  es  wohl  nicht  allein  wegen  Abhaltung  der  Luft,  sondern  vorzüg- 
lich wegen  Abhaltung  der  mancherley  Fliegenarten,  wohin  vorzüglich  die  gemeine 
Goldfliege  (Tab.  III.  Fig.  17.),  die  Aasfliege,  die  Todten fliege,  die  Brechfliege  (Fig. 
22  und  23.),  die  Fleischfliege  (Fig.  28  und  29),  und  die  Quarhfliege  (Tab.  IV.  Fig.  7.) 
gehören,  in  der  wärmeren  Jahrszeit  nothwendig,  Geschwüre  und  Wunden  nicht 
lange  offen  und  unbedeckt  zu  lassen ,  und  desto  fleissiger  den  Verband  zu  er- 
neuern ,  je  öfter  er  von  stinkender  Gauche  durchnäfst  wird ,  weil  selbst  die  Ma- 
den, welche  sich  aus  den  im  Verband  abgesezten  Fliegeneyeni  entwickeln,  in  dag 
Geschwür  gelangen  können. 


38-     Die   Stubenfliege.     Tab.  III.  Fig.  30 — 33.. 

Mitsca   domestica  thorace  lineato,   abdomine  tessellato   subtus  basi  pallido.     Linn.  S.  N. 

T.  I.   P.   V.   p.    2841-  n.   69.  Amoen.   acad.  III.   p.   343.  Faun.  Suec.    1833»  —     Habitat 

in  Europae,  Americae  domibus,    larva  in  stercore,  pupae  parallelae   cubantes. 


Aldrovandi    de   Animalibus    Insectis,    p.  34g. 

T.  II.  F.  1,3. 

Beobachtung  und  Abbild,  einer  Sfnbemttv che  mit  vielen 
kleinen  Insekten  ,   Nürnfc.   1765.    Fol. 

Blumenbach's  Handb.  d.  Naturg.  S.  381.  n.  3. 
Stubenfliege. 

Bonnet's  Betracht,  d.  Nat.  S.  190.  Considerat. 
sur  les  corps  organises  Art.  II.  p.  295. 

CuvieT  Tableau  element2ire ,  p.  60g.  la  Mou- 
che des  maisons. 

Degeer' s  Abb. z. Gesch.  d.  Ins.  v.  Giize  B.VI.  S.35. 
Tab.  IV.  Flg-  l  —  JO.  Qrande  Mouche,  domestique ,  die 
grosse  H.msfliegc. 

Fabric  i  i  Mant.  Ins.  II.  p.  343.  n.  9.  Spec.  Ins. II. 
p.  436.  n.  7.  Syst.  Ent.  p.  774.  n.  5. 


Fuefsly'  s  Schweiz.  Ins.  S.  55.  n.  1 102.  Nauxftiege. 

Geoffroy  Hist.  d.  Ins.  II.  p.  52g.  n.  66.  laMouclie 
commune. 

G  l  e  ich  e  n  (W.  F.  v.)  Gesch.  d.  gemeinen  Stuben- 
fliege nebst  4  Kupf.  v.  Keller,  Niirub.  1764.  gr.  4. 

Göze   Gesch.  schiidl.  Ins.    S.   iog. 

J  o  b  l  o  t   Übservat.  avec  le  Microsc.  T.  I.  p.  1 .  Tab.  5. 

Ledermülle  r's  Gemiitlis-  und  Augencrebtzungen, 
drittes  Fünfzig,  S.  61  —  67.  tand  go  —  85.  Tab. 
34  —  57-   u"d  Tab    41.  42. 

Mii  1  ler'  s  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  976.  n. 
69.    Stuhcvflicge. 

Müll  er  i  Fauu.Fridx.  t1.j32.Z00l.  Dan.  Pr.  n.2  103. 

Mnralto  (].  de)  Anatonie  musca  vulgär.  Eph.  N. 
C.  Dec.II.  an.  I.   obs.  64.  p.  158. 


IDJ 


OUffen's    Reise    durch  Island  ,  I.  S.  322. 
Olla  poirida    17  80  n.  1.  p.  87.  Naturgeschichte  der 
Stubenfliege. 

Önontat.  Hist.  Nat.V.  p.  963.   HausmiUkt,Stubtr fliege. 
Pontoppidan's  Na t. Gesch.  v. Dänhemark,  S.229. 


Raji   ITist.  Tus.  p.  2*0.  n.  7. 
SchaeftWi   Elem.  Ent.   Tab.  LXXXV. 
Si  .i)>i>li    Entom.  carn.    p    872. 
W.atkins    Exerc.   du  Microsc.    i  Loudre.   i"54. 
p.  322. 


Die  Stubenfliege  (1' ig.  35.)  ist  höchstens. \iet  Linien  lang,  hat  einen  schwar- 
zen Kopf ,  zwey  rothbraune  Augen ,  einen  langen  verborgenen  Säugrüssel  mit  zwey 
gelben,    wulstigen  Lippen ,    zwey  kurze,    schwarze  bärtige  Fühlhöcner ,    einen  ge- 
wölbten und  gegen  den  Leib  spitzig  zulaufenden,     dunkelgrauen  Brustschild,    an 
welchem  die  langen ,    über  den  Hinterleib   hinausreichenden ,    durchsichtigen  und 
schwärzlichten,    in   vollem  Lichte  und  in   der  Sonne   aber   mit  Regenbogenfarben 
spielenden  Flügel    befestiget   sind.      Unter   den  Flügelgewerben  befinden  sich  die 
Schallbläschen  mit  ihren  Schlägeln,  wodurch  die  Fliege  das  Gesumme  macht.    Die 
schwarzen  ,    ziemlich   behaarten  Füsse  haben   ein   ganz   rauhes  Fufsblatt  und   zwi- 
schen  beyden  KraUen  ein    kleines   Haarbürstchen.,    aus  welchem  eine  klebrichte 
Feuchtigkeit  ausschwizt,    wodurch  sich  die  Fliege  an  der  glatten  Fläche    der  Spie- 
gel und  Glasfenster  anhalten  kann  und  wovon  sie  auch  Flecken  an  derselben  zu- 
rück läfst.       Der  vorne  breite,   hinten    schmal  zulaufende  Hinterleib  besteht   aus 
vier  Ringen,   ist  stark  mit  Haaren  besezt,     braun   und  schwarz  gefleckt.       Beym 
Weibchen    ist  er  viel  dicker,    heller  und  durchsichtiger.       Dieses   bringt  bey   der 
Begattung  eine    lange  Röhre  in  eine  Öffnung  des   Hinterleibes  des  auf  ihm  sitzen- 
den Männchens  so  dafs  also  die  Befruchtung  des  Weibchens  im  Leibe  des  Männ- 
chens vorgeht-      Durch  eben  diese  Röhre  legt  es  die  befruchteten  Eyer,     welche 
weiCs,  länglicht  und  etwas  krumm  sind,  immer  neben  einander,   z,  B.  auf  faulem 
Korn   (Fig.  5o.),    auch  auf  andere  faulende ,    aber  immer  feuchte  Dinge ,    welche 
sie  für  Austrocknung  sichern,  und  den  auskriechenden  Maden  gleich  Nahrung  he- 
bern    Daher   sind  Miststätten,    Schlachthäuser,  Ställe  etc.  die    gewöhnlichen  Ge- 
burtsörter  der  Stubenfliegen.       Schon  nach  vier  und   zwanzig  Stunden  kriecht  die 
Made  aus  dem  Eye.     Sie  (Fig.  5i.)  ist  gelblich-  weifs,  durchsichtig  und  ohngefehr 
fünf  Linien  lang.     Ihr  Körper  besteht  aus  zwölf  Ringen,    ihr  Kopf  ist  spitzig,   mit 
einem  schwarzen  Häckchen  versehen^    und   ihr  Hintertheil  dick  und  abgestumpft. 
Nach  vierzehn  Tagen  hat  sie  meitens  ihre  vollkommene  Grösse  erreicht.     Sie  ver- 
birgt sich  nun,  und  nach  wenig  Stunden  hat  sie  schon  die  Puppengestalt  (Fig.  3a.) 
angenommen.      Anfangs  ist   die  länglichrunde  Puppe  weisgelb,     aber  nach  wenig 
Stunden  wird  sie  dunkelroth.       Die  nach  vierzehn  Tagen    auskriechende  Fliege 
itöfst,   auf  eine  ihr  eigne  Art,   mit  dem  sich  in   eine  Blase  verlängernden  Yorder- 

20  .      köpf, 


o4 

köpf,  die  Pnppenhülse  auf.  Sie  nährt  sich  dann  von  allerley  Nahrungsmitteln, 
welche  der  Mensch  zu  sich  nimmt,  von  Zacker  und  Fleisch,  in  den  Waldern  und 
Gärten,  wo  sie  ebenfalls  häufig  vorkommt,  von  den  Säften  der  Blätter  und  Blüthen. 

Nicht  nur  Europa,  sondern  beynahe  die  ganze  Erde,  ist  ihr  Wohnplatz. 
Man  findet  sie  eben  so  wohl  in  Amerika,  vorzüglich  in  Surinam,  als  in  Taheiti, 
Neuholland,  am  Kap  etc.  in  ausserordentlicher  Menge.  Bey  uns  ist  sie  in  den  Mo- 
nathen  Julius  und  August  bis  im  September  vorzüglich  lästig.  Sobald  es  aber  kalt 
wird,  sucht  sie  sich  in  den  Rizen  der  Wände  etc.  zu  verbergen.  Am  meisten  sucht 
sie  auf  den  Winter  warme  Ställe ,  oder  solche  Stuben  auf,  welche  Tag  und  Nacht 
geheizt  werden,  wie  z.  B.  die  Wirthsstuben  sind,  worinnen  man  sie  daher  auch 
den  ganzen  Winter  hindurch  mehr  oder  weniger  zahlreich  antrifft. 

Wenn  gleich  die  Stubenfliege  nicht  mit  solchen  Instrumenten  versehen  ist, 
womit  sie  uns  verletzen  könnte,  so  belästigt  sie  uns  doch  durch  das  Saugen  mit 
ihrem  Rüssel  und  durch  ihre  mit  steifen  Borsten  besezten  Fufsblätter,  womit  sie 
uns  unwillig  macht,  wenn  sie  beständig  auf  unsrer  Haut,  auf  und  abläuft  oder  sich 
in  unsern  Kopfhaaren  verwickelt.  Sie  stört  so  den  erquickenden  Schlummer  des 
Kranken  und  den  festen  Schlaf  des  Gesunden.  Auch  bey  Tage  beunruhiget  sie 
uns  in  solchen  Geschäften ,  welche  Nachdenken ,  oder  in  der  Bearbeitung  eine 
gewisse  Reinlichkeit  erfordern.  Vorzüglich  besudelt  sie  uns  unsre  Speisen  mit  ih- 
ren Exkrementen ,  Eyern,  Maden  und  Leichnamen,  und  raubt  uns  dadurch  nicht 
selten  den  Appetit.  Da  sie  uns  beständig  in  Menge  umgiebt,  so  trägt  sie  auch 
mehr  als  andere  Fliegenarten  und  Insekten  zur  Verbreitung  hitziger  Hautausschläge 
bey.  In  der  Pockenkrankheit  sieht  man  sie  zur  Zeit  der  Abtrocknung  beständig 
auf  den  stinkenden  Blattern  und  Krusten  herumirren ,  und  das  Blattergift  einsau- 
gen. Unaufhaltbar  durch  alle  Absonderungsmittel  und  Pockenhäuser,  wird  also 
das  Blattergift,  blos  durch  die  Stubenfliege,  in  ganz  entfernten  Gegenden  ver- 
pflanzt, und  dadurch  erklärbar,  wie  Personen,  che  oft  ganz  abgesondert  von  aller 
menschlichen  Gesellschaft  und  überdies  in  Gegenden  wohnen ,  wo  weit  und  breit 
kein  Pockenkranker  anzutreffen  ist,  auf  einmal  ganz  unerwartet  die  Pocken  bekom- 
men können.  Auch  die  Stubenfliege  sezt  ihre  Eyer  nicht  selten  auf  dem  mensch- 
lichen Körper  ab.  Sie  legt  sie  oft  in  die  Mundwinkel  kleiner  Kinder,  und  aber- 
gläubische Mütter  und  Wärterinnen  sehen  dann  die  daraus  zum  Vorschein  kom- 
menden Maden  als  Vorboten  des  Todes  an,  da  sie  doch  blos  einen  Beweis  von 
der  vernachlässigten  Reinigung  des  Kindes  geben.  Eben  dieses  ist  der  Fall,  wenn 
neugebohrne  Kinder  in  andern  faltigen  The 'den  nichtgehörig  ausgewaschen,  nicht 

rein- 


I  )  i 


reinlich  genug  in  der  "Wüsche  geliahen  und  öfters  lange  auf  den  Küssen  offen 
liegend  gelassen  werden.  Die  Fliegen  haben  dann  Zeit  in  die  wunden,  faltigen, 
übelriechenden  Stellen,  vorzüglich  um  die  Schenkel  und  Schamtheile,  ihre  Ej^er 
abzusetzen  und  es  wachsen  nun,  nach  dein  Ausdruck  der  gemeinen  Leute,  Ma- 
den in  der  Haut  des  Kindes,  die  eine  sorgfältige  Reinigung  mit  frischem  Wasser 
bald  vertreiben  und  auf  die  Zukunft  verhüten  kann. 


59.     Die  Gewitterfliege.     Tab.  IV.  Fig.   I.  und  1*. 

Musca  tneteorica ,  atra,    abdomine  cinerescente,    alis  basi  subflavis.      Linn.  S.   N.  T.  I. 

P.   V.   p.    1848.   n.    88«      her  Goth.    p.    37.      Faun.  Suec.    n.    1849-      Amoen.    Acad.  III. 

p,   35g    etc.   —      Habitat  in   Europa,    ingruente   pluvia   choreas   agens,    et   nebulae   instar 

ora  equorum ,   citissime   sub   aestivatione  obvoiitans ,   larvae  interdum  in  venlriculo 

hominis   medicamento  Nufferiano   expellendae. 


jtbhattdt.  über  die  Sch'ädlichk.   der  Insekten.    S.  43. 

Blumenbach's  Handb.d.  Naturgesch.  S.  3  8'.n.5- 

Degeer's  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze,  B.  VI. 
S.  4t.  n.  14.  Tab.  V.  Fig.  1.  Mo.  che  des  Faches,  die 
Kuhfliege. 

Fabricii  Mant.  ins.  II.  p.  347.  n.  58-  Spec.  ins 
T.  II.  p.  44S.  n.  49.  Syst.  Ent.  n.  36.  p.  78°« 


Fuefsly's  Schweiz.  Ins.  S.  56.  n.  1111.  Gewit- 
ter/Hege. 

Müller' s  Linn.  Nat.  Syst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  972. 
n.  8  8-    Gewitterfliege. 

Mülleri  Zool.  Dan.  Pr.  n.  2064. 

Panzers,  G.  W.  F.  Deutschlands  Insekten,  Heft 
I.    Gewitterfliege. 


Sowohl  von  dieser,  als  von  der  folgenden  Fliegenart  kennt  man  zur  Zeit 
nichts,  als  das  vollkommene  Insekt.  Die  Gewitterfliege  kommt  nicht  nur  in  Schwe- 
den ,  sondern  auch  in  andern  Gegenden  unsres  Welttheils  häufig  vor.  Der  Mo- 
nath,  wo  sie  sich  bisweilen  in  ungeheuren  Schwärmen  einfindet,  vorzüglich  wenn 
es  regnen  will,  oder  ein  Gewitter  bevorsteht ,  ist  der  Julius.  Sie  flieht  dann  nicht 
selten  in  die  Häuser,  ohngeachtet  sie  sich  gewöhnlich  blos  in  den  Gärten  und 
Wäldern  aufhält.  In  ihrer  Bildung  hat  sie  sehr  viel  ähnliches  von  der  gemeinen 
Stubenfliege,  nur  ist  sie  viel  kleiner  und  dunckler.  Sie  hat  rothbraune  Augen 
einen  schwarzen  Brustschild ,  einen  aschgrauen ,  sehr  haarichten  Hinterleib  und 
ziemlich  breite  Flügel ,  welche  an  der  Wurzel  gelb  sind  und  an  dem  äussern  Rande 
mit  Regenbogenfarben  spielen. 

In  schwülen  Sommertagen  verfolgt  sie  Menschen  und  Thiere  auf  dem  Felde, 
sezt  sich  in  die  Augen  und  Ohren  und  wird  dadurch  oft  überaus  beschwerlich. 
Ihre  Made  will  man  auch  in  dem  menschlichen  Magen  angetroffen  und  sich  dage- 
gen des  Numerischen  Wurmmittels  mit  Nutzen  bedient  haben. 

4o. 


i56 
40.     Die   Papatasi.     Tab.  IV.  Fig.  28-  29. 

Musca  Rhagio  Papatasi  .internus,   corpore,   alisque  pilosis.      Linn.   Syst.  Nat.  T.  I.  P.  V. 

p.  2866.  n.  325.  —      Habitat  in  Italia,  Insubriae  potissimum  aestiva  et  nocturna  calauütas, 

vix  lineam  longa,   oculis  nigris,   reticulaiis ,   albo  punctatis,  cpiiescenlis 

alis   divaricatis,   abdomine  rubro. 


Scöpoli,  J.  A.  Deliciae  florae  et  faunae  Insu- 
bi'icae  seu  novae  aut  minus  cognitae  species  plan- 
tarum    et    animaliuni ,    quas    in   Insubria    austriacae 


tarn  spontaneos  quam  exoticas  vidit.  Pavia  i  7  S 6  — 
1788.  Pars  I.  r.  55.  Tab.  XXII.  Fig.  b.  B.  BU 
kio  Papatasi. 


Dieses  Insekt  kennen  wir  blos  aus  Scopoli's  Beschreibung '  und  Abbildung. 
Es  ist  überaus  klein  und  zart,  kaum  einer  Linie  lang  und  haaricht.  Die  zwey 
Fühlhörner  seines  länglichrunden  Kopfs  sind  lang,  die  zwey  Freisspitzen  bestehen 
aus  sechs  länglichten  glaiten  Gliedern,  der  Säugrüssel  ist  lang,  und  erscheint  roth, 
wenn  er  mit  bewaffnetem  Auge  gegen  das  Licht  betrachtet  wird,  die  sehr  langen 
Füsse  sind  mit  Krallen  versehen. 

Das  Vaterland  dieses  Insekts  ist  Italien,  vorzüglich  die  Gegend  von  Mayland, 
wo  es  unter  dem  Namen  Papatasi  bekannt  ist.  Es  ist  besonders  in  den  Sommer- 
nächten die  Plage  der  Menschen  und  scheint  überhaupt  in  Rücksicht  seiner 
schädlichen  Eigenschaften  mit  dem  Culex  pipicns,  reptans  und  columöaecnsis  ver- 
wandt zu  seyn. 


41.     Die    Rcgenbreme.      Tab.  IV.    Fig.  9. 

Tabanus  pluvialis  oculis  faseiis  undatis ,   alis  fusco  punctatis.      Linn.  S.  N.  T.  I.   P.  V, 
p.   2885-  n.   16.     Faun.  Sliec.  n.    1S87.    Amoen.  Acad.  Vol.  III.  p.   343.  — 

Habitat  in  Europa. 


Degeer's  Abb.  z. Gesch.  d  Ins.  B.  VI.  S.  89.  n.  5. 
Tab.  XIII.  F.  1.  2.    Die  grünciugigte  Pßerdefiiege. 

Fabricii  Mant  ins.  II.  p.  350.  n.  26.  Spcc  ins. 
II,  p.  459.  n.  2  }.  Syst   Knt.  n.  16.  p.  790. 

Fu ef.sly's  Schweiz,  ins.  S.  56.  11.  1134. 

Geoffroy  Hist.  des.  Ins.  T.  II.  p.  461.  11.5.  le 
Taon  <)  altes  i .  itms  piquets  de  blatte, 

Müüer's  Linn.  i\aturs.  d.  Ins.  B,  II.  S.  987.  r.. 
1 6 .    Die  Regeitbrenie. 


M  ii  1 1  e  ri  Faun.  Fr.  n,  769.  Zool.  Dan.  Pr.  n.  21 1 6. 
Onomat.  hist.  nat.  Pars.  VII.  p.  406.  DieRegwbi etitse. 
Pallas  Reisen,  Th.  I.  S.  4. 
P anzer's  Faun. ins.  HeftXIII.  Die  Regenbreme. 
Reau.rn.ur  Hist.  des  Ins.  Vol.  IV.  Tab.  XV1I1.  F.  1. 
Schaefferi  Icon.Ins.  Katisb.Tab.LXXXV  F.8.9. 
Schrank,  Enumeratio  insector.  imligenor.  Au- 
striae    n.  978. 

Scopoli   ltnt.carn.il.  10 12. 


Auch  unter  den  Bremen  giebf.  es  einige,    welche  dem  Menschen  lästig  wer- 
den,    Es  gehört  lüeher  vorzüglich  gegenwärtige  europäische  ß reine  mit  walzenför- 
migen 


.57 

* 
migen  Fühlhörnern ,  vier  braunen,  wellenförmig  durch  die  grünen  Augen  laufen- 
den Binden,  einem  aschgrauen,  bräunlich  gestreiften  Körper  und  grauen,  braun- 
punktirten  Flügeln.  Sie  ist  nicht  viel  grösser,  als  die  gemeine  Stubenfliege,  und 
fliegt  in  den  heissen  Sommertagen  häuf/ig  auf  Wiesen  und  Viehweiden  herum, 
sezt  sich  auf  Pferde  und  das  Zugvieh,  vorzüglich. vor  eintretendem  Regenwetter, 
und  plagt  sie  ausserordentlich.  Auch  den  Menschen  sticht  sie,  wenn  es  sehr  heif» 
ist,   doch  verursachen  ihre  Stiche  kein  anhaltendes  Jucken  und  Brennen. 


42.     Die   blinzUugichte  Breme.     Tab.  IV.  Fig.  10. 

Tabanus  caecutiens  oculis  viridibus  nigro   punctatis ,   alis  maculatis.     Linn.  S.  N.  T.  I. 
P.  V.  p.   2885.  n.   17.  Faun.  Suec.   1 888-  —     Habitat  in  Europa. 


Beckmann' s  phys.  Bibl    B.  VIII.  S.  ig. 

Cnvier   Tableau  e'le"ment.  p.  616.   le  Taon  av engte. 

Degeer' s  Abb.  z.  Gesch.  d.  Ins  v.  Göze.  B.  VI.  S. 
90.  n.  6.  Tab.  XIII.  F.  3  —  5.  Taon  aveuglaut ,  die 
Eluuifliege. 

Fabricii  Mant.  ins.  II.  p.  356.  n.  31.  Spec.  ins. 
II.  p.  459.  n,  29.    Syst.  Eut.  p.  790.  11.   18. 

Fuefsly's  Schweiz.  Ins.  S.  57.  n.  1 1 3 5 .  Das 
Blittzaug: 

Geoffioy  Hist.  d.  Ins.  T.  II.  p.  463.  n.  3«  U 
Taon  brutt. 


Müller's  Linn.  Naturs.  d.  Ins.  B.  II.  S.  987.  u. 
1  7.    Der  Bliuzler. 

Miilleri  Faun.  Fr.  n.  770.  Zool.  Dan.  Pr. 
n.  2  1 17. 

Pallas   Reisen  Tb.  I.  S.  4. 

Panzer's  Faun.  Ins.  Heft  XIII.  Die  buntaughhtt 
Breme. 

Raji  Hist.  Ins.  p.  272.  ßlusca  bipennis pulcra. 

Schaefferi   Ic.  Ins.  Ratisb.  Tab.  VIII.  Fig.  1. 
Scopol  i  Fnt.  Carn.  n.  1014. 


Ein  grauer  Kopf  mit  drey  glänzend  schwarzen  Flecken,  drey  glatten  klei- 
nen Ocellen  am  Hinterhaupte,  zwey  sehr  schönen  goldgrünen,  mit  feinen  Pünkt- 
chen bestreuten  Augen,  zwey  fadenförmigen,  am  Ende  gegliederten,  schwarzen,, 
bey  einigen  aber  rostfarbigen  Fühlhörnern;  ein  gelbbrauner,  oben  mit  drey  lan- 
gen, schwarzen  Streifen  bezeichneter  Brustschild;  Flügel,  welche  auf  weissem 
Grunde  schwarzbraune  Flecken  führen;  ein  schmaler,  spitziger  Hinterleib ,  dessen 
zwey  ersten  Fänge  gelb ,  mit  einem  grossen,  schwarzen,  gabelförmigen  Flecken  be- 
zeichnet, dessen  übrige  Fänge  aber  graugelb  und  mit  zwey  längbchten  schwarzen 
Flecken  so  besezt  sind,  dafs  in  der  Mitte  aller  Ringe  ein  leeres,  mit  der  Spitze  ge- 
gen das  Schwanzende  gekehrtes  Drey  eck  übrig  bleibt,  machen  die  Unterscheidungs- 
merkmale dieser  Breme  aus.  Sie  ist  etwas  grösser,  als  die  Stubenfliege  und  zu 
Ende  des  Junius  vorzüglich  häuffig ,  eine  Plage  der  Pferde  und  Menschen ,  weiche 
sie  sehr  empfindlich  sticht. 


fr 


i58 
43.     Die   bhiuäugigte  Breme.     Tab.  IV.   Fig.   It. 

Tabanus  eaesius  antennis  nigris,    oculis   caerulescentibus  fasciis  miliaris    nigris,     corpore 
luteo.     Sulz  er s  Gesch.  d.  Ins.  S.   218.  Tab.  XXVIII.  Fig.   13.   d.  das  Blauauge.  — 

Habitat    in  Europa. 

Gegenwärtige  Breme  hat  beynalie  die  Grösse  der  Wandwespen ,  einen  gelb- 
Ii  ebb  raunen  Körper ,  schwarze  Fühlhörner,  blaue  Augen,  welche  mit  wellenförmi- 
gen schwarzen  Querstrichen  durchzogen  sind.  Sie  ist  in  mehreren  Gegenden  uns- 
res  Welttheils,  vorzüglich  in  der  Schweiz,  zu  Hause.  Wie  die  meisten  kleine- 
ren Bremen ,  verfolgt  auch  sie  den  Menschen ,  da  hingegen  die  grösseren  Arten 
ausschliefslich  das  Vieh  peinigen.  Sie  hat  einen  leisen  Flug  und  sezt  sich  unver- 
merkt auf  solche  Stellen  der  Haut,  wo  man  sie  weniger  gewahr  wird  und  sie  nicht 
so  leicht  verjagt  werden  kann.  Begierig  nimmt  sie  nun  die  Stellung  zum  Stich 
an,  streicht  noch  einigemal  mit  den  Vorderfüssen  die  Haut,  als  ob  sie  dieselbe 
erst  untersuchen  wollte,  und  schlägt  nun  plötzlich  die  lanzettenförmigen  Instru- 
mente ihres  Gebifswerkzeugs  ein,  wodurch  sie  einen  empfindlichen  Schmerz  ver- 
ursacht. Wird  sie  nicht  gestört,  so  saugt  der  dazwischen  liegende  Saugrüssel  das 
hervordringe  Blut  begierig  ein  und  die  Breme  verläfst  nicht  eher  diese  Stelle,  als 
bis  sie  sich  ganz  voll  gesogen  hat. 


Mücken    überhaupt. 


Barr.ere,  P.  Beschreibung  von  Guiana  und  aus 
dieser  in   den  Götting.  Sammlungen  von  Reisen,   Th. 

11.  S.  45. 

Barthii,  J.  M.  de  Culice  dissertatio ,  Ratisboiiae 
1737.  c.  Tab.  Cup.  III.   §•  4- 

Baume's   Reisenach  den  Salzgruben  von  Lorraine. 

Berlinische  Sammlungen  B.  VIII.    S.  45  s. 

Degeer'  s  Abh.  z.  Gesch. d.  Ins.  v.Göze,  B.II.Th.  I. 
S.  62.  B.  VI.  S.  127.  Tab.  XVII.   Fig.  1—12. 

Göze's  Gesch.  schädl.  Insekten,   S.  90. 

Hooke,   Micrographia.   p.  1  8 5 • 

Leeuwe nhoek  obs.  microsc.  de  proboseide  Cu- 
licis  in  Phil.  Trans,  p.  2305.  n.  307. 

Müller' s  Linn.  Naturs.  d.  Ins.  B.II.   S.  989- 

Paulllni   de  morte  verminosa,  p.  40.  Culiees. 


Fluche,  N.  Spectacle  de  ia  natufe.  Tom.  I. 
Utrecht    17  35- 

Reviglias  (Diego)  de  Culicuni  generatione  F.p!i. 
N.  C.  Vol.  IV.  obs.  3.  p.  14.  Tab.  1  —  5. 

Riville  (Godehev  de)  de  culicuni  coitu.  Meni.  de 
Math,  et  Phrys.  prcseutls  i  l'Acad.  Roy.  des  Sciences. 
T.  III.  p.  617. 

San  gallo  (T.  P.  a)  experimenta  circa  generat. 
Culicuni.   Florent.    1679.   c.  f. 

Scheuchzeri,  J.  C.  Physica  sacra  Aug.  Viud. 
173  5.  Fol.  Tab.  126. 

Sulzer' s  Gesch.  d.  Ins.  S.  21R. 

Vaillant,   j.  Hist.  de  son  tenis.  L.VII.  C.  101. 

Wagner,  J.  J.  de  generatione  culicuni.  Eph.  N.S, 
Dec.  II.  ann.  3.  obs.  1  8 8-  p.  368. 


Unter  Mücke,  griech.  xooi'cc-^/ ,  lat.  Culex,  franz.  Cousin,  holl.  Mugge,  ver- 
steht man  dasjenige  kleine,  oft  kaum  drey  Linien  lange  Insekt,  dessen  Maul  bür- 
stenartige Stacheln  in  einer  biegsamen  Scheide  führet,  welches  gegliederte,     sehr 

fein- 


i5g 

feinhaarige  Fühlhörner,   zwey  dreygliedrichte  Frefsspitzen ,    ein  rundes,  gewölbtes 
Brustschild ,  einen  langen  und  schmalen  Hinterleib  hat ,    und  nicht  selten  mit  der 
Schnacke ,  oder  der  unschädlichen  langfüssigen  Erdmücke  (  Tipula) ,  verwechselt  wird. 
Es  ist  von  der  Mittagslinie  bis  fast  zum  Nordpol  überall  bekannt,    und  hält  sich 
vorzüglich  in  wasserreichen  Gründen ,  an  Bächen,  Sümpfen,  Teichen,  Seenundan 
den  Ufern  des  Meeres   auf.       Gemeiniglich  erscheint  es  dann  vor  Untergang  der 
Sonne   an  warmen  Abenden  und  erfüllt  oft  die  Luft  in  ungeheuren  Heeren.     Sein 
durch  die  Wärme  des  Klimas  grausamer  und  giftiger  werdender  Stich,  dringt  durch 
die  dicksten  Stoffe  und  sezt  den  ganzen  Körper  in  ein  brennendes  Feuer.     Über- 
aus leiden  davon  die  Neger  in  Afrika ,  die  Einwohner  in  Senegal ,  ^auf  der  Insel 
Barbados,   Mens  und  auf  allen  Karaibischen  Inseln,  vorzüglich  aber  in  Kayenne, 
wo  man  diese  Insekten,   als  Neben  arten  unsrer  europäischen  Mücken,    unter  den 
Namen  Muskiten ,  Marutgumen  und  Maks  kennt.        Am  meisten  fürchtet  man   die 
Maks  als  die  grössere  Art,    welche  ihre  zwey  langen  steifen  Stacheln  bis   in  das 
Fleisch  sticht ,    worauf  gleich  entzündliche  Knoten  und  unerträgliches  Jucken  er- 
folgen.    Barrere  glaubt,  dafs  man  keine  schmerzhaftere  Todesart  erdenken  könne, 
als  wenn  man  einen  Menschen  nackend  dem  sich  auf  ihm  ablagernden  Heere  die- 
ser Insekten  Preis   gäbe,  und  dennoch  sollen   einige  Einwohner  ehemals  so  grau- 
sam gewesen  seyn ,  ihre  Sklaven  unter  dieser  entsetzlichen  Marter  umkommen  zu 
lassen.     Sie  verfolgen  die  Reisenden  stundenlang  auf  ihrem  Wege,   und  umgeben 
sie,    wenn  sie  auch  tausendmal  verscheucht  werden,    in  einem  Augenblicke  wie- 
der in  ganzen  Wolken.     Wahrscheinlich  waren  es  auch   diese  Mücken ,    von  wel- 
chen Vaillani  meldet,    dafs   sie  bey  der   Armee   des  französischen  Königs  Philipp 
des  Dritten,   welche  Girona,   eine  Stadt  in  Catalonien  im  Jahre    ii85   belagerte, 
durch  ihre    giftigen  Stiche  Menschen    und   Thiere  tödteten.       Der  übelriechende 
Schweifs  mancher  Menschen  ist  für  sie  das  grölste  Anlockungsmittel,  daher  auch 
schwitzende  Personen  überhaupt,    mehr    als   andere  ihren  Verfolgungen  ausgesezt 
sind.     Sie  ziehen  sogar  in  den  warmen  Sommerabenden  den  Ausdünstungen  der 
Menschen  in   ihren  Schlafzimmern  und  Kammern  nach  und   plagen  sie  die  ganze 
Nacht.      Man  ist  deswegen    in  jenen  Gegenden  genöthigt,     bey  Sonnenuntergang 
gleich  Fenster  und  Thüren  zu  verschliessen ,   sogar  Feuer  zu  machen,    um  sie  in 
die  Flamme  zu  locken  und  zu  verbrennen.       In  Amerika  bedient  man  sich   auch 
noch  eines  besonderen  Mittels  die  grausamen  Maringouinen  aus  den  Wohnungen 
zu  verjagen.     Man  bringt  nemlich  leuchtende  Insekten ,    die  man  Cucujous ,  Later- 
neutraler j  (Fulgura  laiernarUi  Limi.)  nennt,  in  die  Zimmer.     Die  Mücken,  welche 

dir- 


r6o 

dieser  Heilung  nachgehen  ,  worden  von  ihnen  verschlungen  und  auf  diese  Art 
sichern  die  Cucujous  die  Piuhe  ihres  Wirths.  Ein  ähnliches  Mittel  ist  dasjenige, 
welches  Baume  angiebt.  Man  sezt  neinlich  einige  Stunden  vor  Schlafengehen  eine 
brennende  Laterne  in  sein  Schlafgemach ,  welche  man  vorher  inwendig  mit  eine« 
Aullösung  Von  Honig  in  Wein  oder  Rosenwasser  bestrichen  hat  und  verschliefst 
die  Fenster,  damit  nicht  noch  mehr  Mücken,  als  sich  schon  in  der  Kammer  be- 
finden, durch  den  Geruch  des  Honigs  herbey  gezogen  werden.  Die  theils  dem 
Lichte,  theils  dem  Honig  nachgehenden  Mucken  bleiben  dann  an  lezteren  Ideben. 
Auch  wird  der  Rauch  von  Limonien,  von  Pommeranzenbliittern ,  von  Tobaek  zur 
Vertreibung  derselben  empfohlen.  Baume  versichert,  dafe  er  sich  gegen  die  Mük- 
kenstiche  am  besten  dadurch  bewahret  habe,  dafs  er  sich  Gesicht  und  Hände 
einige  Augenblicke  mit  Tobacksrauch  geräuchert  und  solchen  auch  alle  Abende 
durch  seine  Schlafkammer  gehen  lassen.  Kaum  habe  sich  der  Rauch  verbreitet, 
so  wären  alle  Mücken  eilends  zu  den  Fenstern  hinausgezogen  und  auch  nicht 
eine  geblieben. 

Wird  man  von  einer  Mücke  gestochen',  so  mufs  'man  sie  nicht  auf  der 
Haut  todt  schlagen,  sondern  sie  satt  saugen  und  wegfliegen  Lassen ,  ausserdem  bleibt 
der  Mückenstachel  mit  seinen  Wiederhacken  in  der  Wunde  stecken,  und  diese 
wird  dadurch  mehr  entzündet  und  schmerzhaft.  Als  Linderungsmittel,  wird  das 
Auflegen  des  Öls ,    des  Fichtenharzes ,   auch  des  Zitronensafts  empfohlen. 


44.     Die   Singmücke.     Tab.  IV-  Fig.  I«  —  24. 

Culex  pipicus  cinereus,  abdomine  anmilis  fuscis  octo.  Linn.  Syst.  Nat.  Tom.  I.  P.  V. 
p.  2S8Ö.  n.  I.  Faun.  Su.ec.  1890.  FI.  Lappon.  363.  364.  Am.  acad.  T.  IIL  p.  343. 
Habitat  in  Europae,  et  magis  septentrionalis  Asiae  et  Americae  aquosis,  paludosis ,  in 
regionibus  magis  australibus  major;  punetura  violentius  inflammante,  lapporum  calaniitas 
felicissima,  continuo  susurro  pipiens,  punetura  vix  mas  antennis  pectinatis  dislinguendus 
möle.slissimus ,  in  intestina  pulmonestme  mammalium  interdum  irrepens  et  inilammationein 
^  —  5  hoiis  aliquando  lethalem  ciens,  fumo  praesertim  ex  inula  helenio  et 
cannabi  pellenda,    nocte  nonnunquam  lucens. 


Adanson's  Reisenach  Senegal,  übers,  v.  Martini, 
S.  52.  207.  311.  und  232. 

Amoreiix  Notice  des  Ins.  d.  la  France  reputes  ve- 
ninicux.    p.  30.  et  TT  8. 

Bankrotts  Naturgesch.  v.  Guiana,    S.  147. 

Barth    Diss.   de   Culice.   c.   Tab. 

Bau  hin,    J.  Traitl  des  Animaux  ayant  äiles,  qui 


nuisent  par  leurs  piquüres  ou  morsures,  avec  les  re- 
medes,  outre  plus,  une  fiistoire  <ie  quelques  mouches 
ou  papillaris,  non  vulgaires,  apper-cus  l'an  i^q3, 
qu'on  a  estime  fort  venimeuses ,  ii  Moutbeillard 
1593- 

Blanckard,   Scliouwburg  van  de  Rupsen  ,    Wor- 
men  etc.  Tab.  XV.  Fig.  A.  B.  C.  D.  E. 

Blu. 


ibt 


Bluuienbach's  Handb.  d.  Naturgesch.  S.  382. 
n.  1.  Engl,  the  gnat. 

Cuvier  Tableau  e'le'mcntaire,  p.  607.  le  Cousin 
cowmim. 

Degeer's  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Goze,  B.  II. 
Th.  I.  S.  62.  B.  VI.  S.  127.  n.  1.  Tab.  XVII.  Fig. 
13  —  19.   Cousin  cotmnun ,   die  gemeine  Schnake. 

Fabricii  Mant.  ins.  II.  p.  363.  n.  1.  Spec.  ins.  II. 
p.  469.  n.  I,   Syst.  Ent.  p.  799.  n.  1.    Culex pipiens. 

Fermin's  Reise  durch  Surinam >  Th.  I.  S.  40. 
Th.  II.  S.  288. 

Fu  efsly's  Verz.  Schweiz.  Ins.  S.  57.  n.  13  17. 

Geoffroy  Hist.  des  Ins.  T.  II.  p.  579.  n.  1.  Tab. 
XIX.    Fig.  4.     le  Cousin  comtnun. 

Goedartus    de  Insect.  in  method.   redact.  CXL. 

P-    3  37- 

Göze  Gesch.  schädl.  Ins.   S.  90.    Singmlicke. 

Hablizl  in  Pal!,  n.  nord.  Beytr.  4.  S.  297. 

Hooke  Micrographia,  p.  1  85-  Sehern.  XXVII.  et 
XXVIII. 

Joblot  Observ.  d'hist.  nat.  faires  avec  le  Microsc. 
Tom.  I.  app.  2.  Tab.  XIII.  Fig.  A.  E.  H.  I.  L. 

Kalm's  Reise  nach  Nord -Amerika,  Th.II.  S.  268- 
Musquetois. 

Kleemann' s  Bey träge  z.  Rös.  Insektenbel.  Th.  I. 
S.  125.  Tab.  XV.  u.  XVI.    Schnacken. 

Kircheri  Micrographia  curiosa,  p.  335.  §.  6. 
Icon.  Fol.  365.  et  366.  n.  1.  2.  3. 

Kniphof  Diss.  de  pedic.  inguin.  §.  XIX. 


Kranzen's  Grönland,  Th.  I.  S.  105. 

Le  e  u  wen  h  oec  k   Oper.  Tom.  II.   p.  n,  159. 

Leder  rnülle  r's  Gemiiths-  und  Angenergötz.  'S. 
154.  und  167.  Tab.  LXXIX.  und  LXXXV.  Die  Schrak- 
hcHin'icke. 

Müller' s  Linn.  Nat.  Syst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  991. 
n.    1 .    Die  Smgschnacke. 

Mülleri  Faun.  Frid.  11.  772.  Zool.  Dan.  Pr.  n. 
2M4- 

Onomatologia  Hist.  Nat.  P.  III,  p,  500.  Die  sumsende 
Mücke. 

Osbeck's   Reisen  S.  J76. 

Pausaniasou  voyage  histurique  de  la  Grece  tra- 
duit  en  Fran^ois  par  Gedoyn ,    T.  III.  p.  110. 

Reaumur  Mem.  pour  serv.  a  l'hist.  d.  Ins.  T.  IV. 
Mem.  XIII.  p.  373  und  1396.   Tab.   39  et  40. 

Riville  (Godeh.  de)  sur  l'accouplement  des  Cou- 
sins in  Memoires  de  Matth.  et  de  Phys.  T.  III.  p.  6  I  7, 

Sachs,  Ph.  Jac.  Messis  observationum  mieröseo- 
picarum. 

Sangallo,   P.  P.  Epistola,   Florentiae  1679. 

Schaefferi   Eiern.  Ent.  Tab.  LIV." 

Schwamm  er  dämm'  s  Bibel  d.Nat.  S.  144 14g 

Tab.  31.  F.  4  —  8  und  Tab.  32.  F.  1 — 5.  Ejusd. 
Hist.  Gener.  ins.  Tab.  II.  III. 

Scopoli   Ent.    Carn.    1017. 

S  u  1  z  e  r'  s  Kennz.  d.  Ins.  T.  CXXI.  F.  a. 

Valmont  de  Bomare  dictionnaire  d'hist.  nat.  T. 
III.   p.  434»  Marignons, 


Die  bekannteste  und  vielleicht  in  allen  Welttheilen  einheimische  Art  die- 
ses Geschlechts,  ist  die  Singmücke  (Tab.  IV.  19.  u.  21)  Sie  hat  einen  überaus 
kleinen,  mit  der  Grösse  ihres  ganzen  Körpers,  und  noch  weniger  mit  der  Grösse 
ihrer  Augen,  ihrer  Fühlhörner  und  ihres  Säugrüssels  in  keinem  Verhältnisse  ste- 
henden Kopf.  Ihre  grünen ,  aus  mehr  als  vierhundert  Sechsecken  bestehenden  Au- 
gen (Fig.  23.  b.  &.),  welche  immer  in  der  Mitte  linsenförmige  Erhabenheiten  füh- 
ren, decken  den  gröfsten  Theil  des  Vorkopfs  und  seiner  Seitenflächen,  ihr  Saug- 
rüssel hat  die  Hälfte  und  ihre  Fühlhörner  über  den  dritten  Theil  der  Länge  des 
ganzen  Körpers.  Ein  kurzes ,  schmales ,  nur  unter  dem  Mikroskop  sichtbares  Häls- 
chen (Fig.  23.  a.)  verbindet  den  Kopf  mit  dem  kurzen,  dicken,  von  der  Ptücken- 
seite  erhabenen  und  haarichten  Brustschild,  und  dieser  hängt  mit  dem  langen, 
schmalen  aus  acht  Ringen  bestehenden,  und  stark  gefiederten  Hinterleibe  unmit- 
telbar zusammen.  Die  mit  feinen  Äderchen  durchzognen  Flügel  sind  länglich- 
rund ,  stark  ausgespannt ,  durchsichtig  und  spielen  mit  den  schönsten  Regenbo- 
genfarben. Unter  denselben  befinden  sich  die  Balansirstäbchen  (Fig.  24.  «•  a.)t 
welche  kleinen  Trommejschlägeln  gleichen  und,   indem  sie  das  gespannte  Flügel- 

2 1  haut 


i6a 

häutchen  anschlagen ,  das  diesen  Mücken  eigne ,  und  dem  Menschen  im  Schlafe 
beunruhigende  Singen  hervorbringen.  Von  den  unten  am  Brustschilde  sitzenden 
sechs  langen  und  dünnen  Füssen ,  sind  die  hintersten  weit  länger  als  die  vordem, 
alle  aber  an  den  fünfgliedrichten  Fufsblättern  mit  scharfen  Klauen  versehen. 

Das  männliche  Insekt  (Fig.  21.  und  22.)  unterscheidet  sich  auffallend  von 
dem  weiblichen.  Sein  braun  -  grauer  Kopf  (Fig.  a3.)  ist  am  Hintertheile  mit  vie- 
len weifslichten ,  locker  herabhängenden  Federchen  gezieret,  und  seine,  aus  zwey 
flachen,  zwischen  und  vor  den  Augen  stehenden  Erhabenheiten  (c  c.)  entspringen- 
den Fühlhörner  (d.  d.)  gleichen,  durch  die  schön  geordneten,  langen  Haare  ihrer 
fünf  bis  sechs  und  dreysig  Glieder,  den  schönsten  Federbüschen.  Zwischen  die- 
sen Fühlhörnern  befindet  sich  der  lange  Saugstachel ,  welcher  in  einer  braunhaa- 
richten ,  an  der  Spitze  pfeilförmig  (e.)  gestalteten  Scheide  verborgen  ist  Die  Spitze 
dieses  Stachels  (/. )  ist  sehr  durchsichtig  und  mit  einer  Öffnung  versehen ,  durch 
welche  die  Mücke  die  zu  ihrer  Nahrung  dienenden  Feuchtigkeiten  einzieht,  aber 
auch  einen  giftigen  Saft  von  sich  giebt,  wenn  sie  den  in  dem  Saugstachel,  als  in 
«einer  Scheide  steckenden ,  weit  feineren  und  spitzigeren  Wehrstachel  (g)  hervor- 
schiessen  läCst.  Noch  länger  als  der  Saugstachel  sind  die  über  ihm  Hegenden  und 
ihn  von  beyden  Seiten  einschliessenden  Frefsspitzen  (h.  h.)}  welche,  wie  die 
Fühlhörner,  mit  vielen  borstigen  Haaren  besezt  und  an  ihren  stumpfen  Enden 
auswärts  gebogen  sind.  Ausser  diesen  Theilen  des  Kopfs,  unterscheidet  sich 
das  Männchen  noch  durch  seinen ,  gegen  das  Ende  schmäler  zulaufenden  und 
am  Schwanzende  mit  zwey  gekrümmten  Spitzen  versehenen  Hinterleib  von  dem 
Weibchen. 

Bey  lezterem  (Fig.  19.  und  20.)  bestehen  die  Fühlhörner  nur  aus  vierzehn 
Gliedern,  welche  nicht  so  buschicht  sind,  indem  jedes  Glied  nur  mit  zwey  kur- 
zen Haaren  auf  jeder  Seite  besezt  ist ,  wodurch  sie  mehr  einen  doppelten  Kamm 
almlich  sehen.  Auch  die  Frefsspitzen  sind  weit  kürzer,  der  Hinterleib  aber  un- 
gleich dicker  und  die  Farbe  des  ganzen  Körpers  überhaupt  brauner. 

Die  Mücken  paaren  sich  im  Fluge  in  der  Luft,  daher  man  die  Art  ihrer  Be- 
gattimg noch  nicht  eigentlich  kennt.  Bald  nach  derselben  begiebt  sich  das  be- 
fruchtete Weibchen  auf  die  Schleimhaut ,  ein  Blatt,  oder  sonst  ein  schwimmendes 
Körperchen  der  Oberfläche  eines  stehenden  oder  fliessenden  Wassers,  um  seine 
Eyer  zu  legen.  Es  stammt  sich  mit  den  Vorderfüssen  an,  kreuzt  die  beyden  Hin- 
terfüsse  und  legt  in  dem  Winkel,  welchen  es  mit  diesen  Füssen  macht,  das  erste 
Ey ,  und  an  dieses  gegen  sich  zu  die  übrigen ,  welche  es  alle  unter  einander  mit- 
telst 


iG5 

telst  eines  Klebers  vereiniget.  Hierdurch  erhall  das  Eyerhäufchen  (Fig.  t2.)  die 
Gestalt  eines  kleinen  Kahns,  der  wegen  seiner  »Leichtigkeit  auf  dem  Wasser  fort- 
schwimmt. Durch  das  Vergrösserungsglas  erscheinen  die  Eyer  (Fig.  i3.)  unten 
dick  und  abgerundet ,  oben  schmäler  und  mehr  spitzig  zulaufend.  Ein  Theil  da« 
von  hat  unten  erhabene  Wärzchen  {a.  a.)  mit  schwarzen  Punkten,  andere  (l>.) 
aber  sind  an  diesen  Stellen  glatt,  und  blos  mit  schwarzen  Punkten  versehen.  Ihre 
Farbe  ist  braungrau,  ihre  Anzahl  in  einem  Häufchen  dreyhundert,  und  die  Nach- 
kommenschaft eines  Mückenpaares  in  einem  Jahre,  nach  Kiemanns  Berech- 
nung 6750000. 

Bey  schöner  warmer  Witterung'  kriechen  die  Mückenlarven  schon  in   drey 
Tagen  aus.     Hierbey  öffnet  sich  der  untere  Theil  des  Eyes  (Fig.  i3.  c),   wie  der 
Deckel  einer   Kanne,     und   die  ausgekrochene  junge  Larve  (Fig.  14.)  schwimmt 
gleich  im  Wasser  auf  und  ab,  ihre  Nahrung  zu  suchen.     Nach  mehreren  Häutun- 
gen erhält  sie  ihre  vollkommene  Grösse  (Fig.  i5.),  hängt  so  unter  der  Oberfläche 
des  Wassers  und  hebt  sich ,  wenn  sie  Luft  schöpfen  will ,    mit  dem  Kopfe  in  die 
Höhe.     Sie  hat  eine  bräunlich-  gelbe  Farbe,    einen  grossen,    mit  zwey,    durch 's 
Mikroskop  sichtbaren,  Frefsspitzen  (Fig.  16.  b.  b.)  und  zwey  netzförmigen  Augen 
versehenen  Kopf ,    welcher  durch  einen  kleinen  Hals  mit  dem  sechseckigten  gros- 
sen, gewölbten  Brustschilde  (c.)  zusammenhängt.       In  diesem  Brustschild  schim- 
mern die  schon  im  Kopfe  ihren  Anfang  nehmenden  Luftröhren  (d.  d.)  deutlich 
durch,  welche  in  dem  Hinterleibe  geschlängelt  fortlaufen  uud  in  einem  besonde- 
ren Anhange  (g.)  ihren  Ausgang  nehmen.     Der  Hinterleib  besteht   überhaupt  aus 
acht  Ringen,    wovon    jeder,    wie  der  Brustschild,    mit  Haarbüscheln  auf  beyden 
Seiten  |besezt  ist,  und  noch  aus  einem -zweyten  Anhange  (/.),   der  mit  vier  blat- 
förmigen  Flossen  versehen  ist,  und  aus  welchem  der  Koth  zum  Vorschein  kommt. 

Nach  der  lezten  Häutung  verwandelt  sich  die  Larve  in  eine  Nympfe  (Fig.  17. 
18.),  von  ganz  besonderer  Gestalt.  Sie  besteht  nemlich  aus  einem  dicken,  un- 
förmlichen Theil,  welcher  den  Vordertheil  des  künftigen  Inseckts  enthält  und; 
oben  mit  zwey  kleinen,  Röhrchen  versehen  ist,  womit  sie  an  der  Oberfläche  des 
Wassers  hängt,  und  aus  dem,  aus  acht  Ringen  zusammengesezten  Hinterleibe, 
welcher  am  Schwanzende  zwey  runde,  der  Puppe  zu  ihrer  Bewegung  dienende 
Flossen  hat.  Die  Nymphe  hebt  sich  damit  bald  gegen  die  Oberfläche  des  Wassers, 
um  daselbst  Luft  zu  schöpfen ,  bald  senkt  sie  sich  wieder  gegen  den  Boden.  Bey- 
des  verrichtet  sie  mit  euier  Geschwindigkeit,  die  sich   kaum  mit  den  Augen  ver- 


folgen läfst. 


Sehr 


i64 

Sehr  schön  beschreibt  Göze  den  Akt,  wo  das  vollkommene  Insekt  die  Pup- 
penhülse verläfst.  „Mit  einem  male  plazt  die  Haut  und  in  eben  dein  Augenblicke 
ist  auch  schon  die  Mücke  mit  dem  Kopf  und  den  Vorderfüssen  hervorgedrungen. 
Gleich  darauf  hebt  sie  sich  mit  lezteren  und  steht  nun  majestätisch  auf  ihrer  To- 
deshülle, die  sie  abgelegt  hat,  sieht  sich  triumphirend  um,  und  freut  sich  ihrer 
Auferstehung  und  ihres  neuen  Daseyns.  Einigemal  schüttelt  sie  noch  ihre  Flügel, 
und  fliegt  dann  davon."  Sie  hält  sich  auch  als  vollkommenes  Insekt  häufig  am 
Wasser  auf,  ohngeachtet  sie  es  nie,   als  zur  Zeit  des  Eyerlegens ,  wieder  betritt. 

Man  findet  die  Singmücken  nicht  nur  in  den  wärmern  Erdstrichen  unsres  Welt- 
theils,  sondern  selbst  in  kälteren  Gebirgsgegenden ,  z.B.  auf  den  Alpen.     In  China 
sollen  sie,  nach  Osbeck,  die  Ursache  unheilbarer  Krankheiten  und  in  Pensylvanien, 
nach  Kahns  Versicherung,  die  Störerinnen  aller  nächtlichen  Ruhe  seyn.     Überhaupt 
halt  man  sie  für   eine  Nebenart   der  amerikanischen  Moskiten  und  Marinquinen, 
wovon  uns  immer  noch  eine  besondere  Beschreibung  fehlt.      Fermin  bemüht  sich 
hierüber  eine  Erläuterung   zu  geben,    die   aber  im  Grunde  keine  ist,     weil   man 
nicht  weis ,  was   er  unter  dem  Worte  Mücke  versteht.     Er  schreibt  „  die  Marinqui- 
nen sind  eine  Art  Mücken,  die  nach  der  Sonnen  Untergang  und  vor  Aufgang  der- 
selben, sehr  empfindlich  stechen.     Sie  fliegen  in  grossen  Haufen  beysammen,  und 
kündigen  ihre  Ankunft  durch  ihr  Singen  an.     Sie  wissen  sich  auf  eine  so  geschickte 
Art  anzuklammern ,    dafs  sie  sogleich  ihren  kleinen  Stachel  in    eine  Öffnung  der 
unbedeckten  Haut  bringen,     und  wenn  sie  sodann  eine  Ader  treffen,    die  Flügel 
zusammenziehen,  die  Füsse  anstämmen,   und  sich  auf  diese  Art  so  voll  Blut  sau- 
gen,   dafs  es  ihnen   sauer  wird,     wieder  davon  zu  fliegen.      Den  Namen  Moskice 
führt  aber  in  Surinam,  ein  Insekt,   welches  eigentlich  unsre  europäische  Mücke  (?) 
vorstellt.     Ihr  Stich  ist  so  empfindlich,  dafs  man  ihn  etliche  Tage  lang  fühlt.     Es 
müssen  sich   hauptsächlich   die  Neuankommenden  in  diesem  Lande  gegen  diese 
Thiere  mit  Geduld  ausrüsten;     denn  die  unsrigen  kommen  ihnen  weder  in   der 
Menge,  die  unzählbar  ist,    noch  in  Ansehung  des  Stiches  bey,    der  grosse  Beulen 
und   ein   unerträgliches  Jucken  verursachet.      Einige  darunter  sind  von  ausseror- 
dentlicher Grosse  und  mit  einem  langen,    steifen  und  am  Ende  getheilten  Stachel 
versehen,  der  wahrscheinlich  inwendig  hohl  ist,   mit  welchem  sie  in  die  Schweifs- 
löcher der  Haut  eindringen,  um  das  Blut  auszusaugen.     Ihre  Füsse  sind  sehr  lang. 
Ihr  liebster  Aufenthalt  sind  sumpfigte  Gegenden.     Auf  den  neuen  Pflanzungen  fin- 
det man  sie  gewöhnlicher  Weise  so  häufig,  dafs  die  Weissen,  um  Piuhe  für  ihnen 
zu  haben,  genöthiget  sind,  Pommeranzea-  und  Limonienblätter  anzünden  zu  las-' 


i65 

sen,  weil  sie  diesen  Rauch  nicht  vertragen  können  und  daher  davon  fliegen. 
Auch  die  Einwohner  der  Stadt  Paramaribo  empfinden  viele  Ungemächlichkeiten 
\on  diesen  Insekten ,  welche  sie  quälen  und  am  Schlafe  hindern ,  insbesondere 
während  der  Regenzeit ,  in  welcher  sie  sich  bis  ins  Unendliche  zu  vermehren  schei- 
nen. Diejenigen,  welche  an  die  Mittagsruhe  gewöhnt  sind,  können  sie  nicht  an#« 
ders  los  werden,  als  wenn  sie  während  dieser  Zeit  einen  Sklaven  an  ihre  Hange- 
matte mit  einem  Tuch  in  der  Hand  stellen,  um  sie  fortzujagen.  Des  Nachts  aber 
spannet  man  eine  Decke  von  Gaze  über  die  Hangematte  aus ,  um  diese  Insekten 
davon  abzuhalten.     Dieses  ist  das  einzige  Mittel  um  ruhig  für  ihnen  zu  schlafen. 

Man  war  bisher  immer  der  Meinung,     dafs   blos   die   weibliche  Singmücke 
steche.     Da  aber  auch  die  männliche  mit  eben  dem  Saugstachel  versehen  ist,    so 
ist  nicht  einzusehen,  warum  sie  sich  desselben  nicht  zu  gleicher  Absicht  bedienen 
sollte,   und  es  scheint  daher  jene  Meinung  auf  einem  unrichtigen,  ;von  den  We- 
spen ,    Bienen  und  einigen  andern  Insektengeschlechtern  hergenommenen  analogi- 
schen Schlufs  zu  beruhen.      Ist  die  Mücke  im  Begriff  zu  stechen,    so  zieht  sie  die 
Füsse  nahe  zusammen,    hält  die  beyden  Flügel  in  die  Höhe  und  senkt  den  Kopf 
vorwärts.     Die  Scheide  des  Saugstachels  (Fig.  il\.  b.)  zieht  sich  vom  Stachel  zurück 
und  das  eingesogene  Blut  dringt  durch  lezteren  (e.)  in  die  Höhe,    daher  derselbe 
auf  einmal  roth  erscheint.     Saugt  sie  begierig ,     so  steckt  sie  den  Stachel  fafst  bis 
an  den  Kopf  in  die  Haut  («d.) ,    und  dann  schwillt  der  Hinterleib  bis  zum  Bersten 
an ,    und  erhält   von  dem  durchschimmernden   Blute  ebenfalls    eine  rothe  Farbe» 
Diese  Art  der  Verletzung  ist  aber  an  sich  immer  noch  nicht  hinreichend,  die  dar- 
auf folgenden  Zufälle  zu  erklären,  wie  Reaumur  vortrefflich  bewiesen  hat.     Er  sagt: 
„Die  Spitze  der  feinsten  Nadel    ist   gegen  den  Stachel  der  Mücke   das,    was    die 
Spitze  eines  Degens  gegen  eine  Nadelspitze  ist.     Von  einer  so  leichten  Verletzung 
sollte  man  glauben,  dafs  sie  augenblicklich  geschlossen  und  von  keinem  üblen  Zu* 
fall  begleitet  seyn  würde.      Nichtsdestoweniger   erheben  sich  aber  bisweilen  sehr 
beträchtliche  entzündliche  Geschwülste   an  der  gestochenen  Stelle,      Die  Ursache 
ist,    weil  die  Wunde  keine  simple  Wunde.,    sondern  von  einer  reitzenden  Feijch-? 
tigkeit   benezt    ist."     Diese  Feuchtigkeit,     so  unbedeutend  auch  ihre  Menge  seyn 
mag,  geht  sogar  durch  die  Resorption  ins  Blut  über;  denn  es  entstehen  auf  diese 
Mückenstiche  Wallung ,    Fieber  und  Schlaflosigkeit ,   welche  durch  das  unerträgli- 
che Jucken  noch  mehr  vermehrt  wird.     Ja,  man  hat  sogar  Beyspiele,   dafs  Perso-r 
nen  von  der  entzündlichen  Rötlje  und  Geschwulst,    welche  auf  die  häufigen  und 
wiederholten  Stiche  dieser  Singmücken  erfolgten,  ganz  verunstaltet  worden  siud5 

und 


i66 

und  Reaumür  hat  an  den  Seeküsten   und    an   sumpfigten  Gegenden  so  üble  Fol- 
gen davon  beobachtet,  dafs  man  sich  beynahe  in  die  traurige  Notwendigkeit  ge- 
sezt  sah,    zur  Abnahme  der  verlezten  Glieder  zu  schreiten.      Dieses  alles  beweist 
offenbar,     dafs   die  Singmücken  ihre  Stichwunden  zugleich  vergiften,    und  dafe 
ihr  Gift  unter  die  in  der  kleinsten  Quantität   ausserordentlich  wirksamen  gehört. 
Kein  Wunder  ist  es,    wenn  Menschen  durch  die  Bösartigkeit  der  auf  die  Mücken- 
stiche erfolgten  Zufälle ,  sogar  genöthigt  worden  sind ,  ihre  Wohnungen  zu  verlas- 
sen, wie  uns  Pausanias  erzehlt:    „In  der  Nachbarschaft  der  Stadt  Miunta  in  klein 
Asien,  befand  sich  ein  kleiner  Meerbusen.     Der  Meander,    welcher  nahe  vorbey 
fliefst,  erweiterte  sein  Bette,  trat  weit  aus  und  warf  so  viel  Schlamm  in  den  Meer- 
busen,   dafs  das  Wasser  nicht  mehr  mit  dem  Meere  in  Verbindung  stand,    stehen 
blieb  und  einen  Morast  bildete,  dessen  Ausdünstung  eine  so  grosse  Menge  Mücken 
herbey  zog,    dafs  die  Einwohner  genöthigt  waren,  Miunta    zu  verlassen  und  sich 
nach  Miletus  zu  begeben.      Eben  dieses  begegnete  den  Artarnitern,   unter  Perga- 
mus,"  und  wäre,  nachßauhin,  den  Einwohnern  der  Gegend  um  Lion  im  Jahre  i5$o 
beynahe  ebenfalls  widerfahren. 

Wie  andere  Insekten,  werden  auch  diese  Mücken  durch  den  eignen  Ge= 
ruch  der  Ausdünstung  mancher  Menschen  mehr  herbey  gezogen,  demohngeachtet 
bemerkt  man,  dafs  sie  dergleichen  Personen  nicht  immer  stechen,  wenn  sie  auch 
noch  zu  sehr  um  6ie  herumschwärmen ,  sondern  dafs  sie  noch  eine  besondere 
Auswahl  in  Rücksicht  der  Beschaffenheit  der  Haut  machen.  Die  Haut  fetter  Per- 
sonen scheint  ihnen,  wahrscheinlich  deswegen  weniger  anständig  zu  seyn,  weil 
das  ölichte  Serum,  welches  sie  mit  ihrem  kurzen  Stachel  in  der  dicken  Fetthaut 
blos  erreichen  können,  ihnen  weniger  behagt,  als  das  leicht  zu  erhaltende  Blut 
in  den  freyer  liegenden  Hautgefässen  magerer  Personen.  Auch  läfst  der  doppelte 
Stachel  vermuthen,  dafs  nur  das  gereizte  oder  im  Saugen  gestörte  Insekt,  sich 
des  eigendich  gefährlichen  Wehrstachels  (Fig.  2.3.  g.)  bedient,  ausserdem  aber  sei- 
nen unschädlichen  Saugstachel  (J. ) ,  nach  Aufname  des  ihm  angenem  schmecken- 
den Bluts,  ruhig  zurückzieht,  ohne  irgend  eine  Spur  einer  Verletzung  auf  der 
Haut  zurückzulassen. 

Die  Verwahrungsmittel  gegen  die  Stiche  der  Singmücken,  sind  die  nemli- 
chen  welche  oben  bey  den  Mückenverletzungen  überhaupt  angegeben  worden  sind. 
In  Surinam  lassen  sich  die  Landes  -  Eingebohrnen  mit  Roukou  oder  Orlean  (Bixa 
Oviedi  Linn.J,  welcher  mit  dem  Öle  von  dem  Wunderbaum ,  {Palma  Christi  oder 
Ricinus  communis  Linn.)   dem   sogenannten   Karapatöl  angefeuchtet  wird,     reiben, 

wo- 


167 

wodurch  ihre  Haut  so  hart  wird ,  dafs  sie  nichts  von  den  Stichen  der  Moskiten 
empfinden.  Die  brennende  Hitze  in  der  Haut  von  dem  zurückgebliebenen  Mük- 
kengifte  mässiget  man  durch  das  Auflegen  von  blossem  frischen  Wasser  oder  noch 
besser  vom  Salz-  oder  Goulardischen  Wasser.  Auch  empiielt  man  den  lebendi- 
gen Kalk.  Das  specifische  Gegenmittel  aber  scheint  das  flüchtige  Laugensalz  {Aleali 
volatile)  zu  seyn. 


45.     Die  Flohmücke.     Tab.  IV.  Fig.  25  —  27. 

Culex  pulicaris  fuscus,   alis  albis ,  maculis  tribus  obscuris.     Linn.  Syst.  Nat.  T.  I.  P.  V. 

p.   2888'  n-   4-      Faun.  Suec.    1892.      Flora  Läpp.   n.   365.      Culex  minimus  lapponicus. 

Amoen.  acad.  III.  p.  343.  — *     Habitat  in  Europa,  America,  Kinnim  Moysis, 

reptans,  mordendo  punctum  fuscum  relinquens. 


Amoreux   Notice  des  Insectes  venim.  p.118. 

Bonnani  Micrographia  Tab.  IV.   Culex  Serapico. 

Derham's  Physico  -  Theologie ,  tibersezt  von  Fa- 
bricius,  Hamb.  1764.  Buch  IV.  Kap.  XI.  S.  327.  F. 
5 — 7.  Culex  mininms  nigricans  nieten  latus  sanguisirga, 
die  ganz  kleine  schuärzlich.bunte  Mücke ,  die  Blut  sauget. 

Fabricii  Mant.  Ins.  II.  p.  364.  n.  6.  Spec.  Ins. 
II.  p.  470.   n.  4.  Syst.  Ent.   p.  800.  n.  4. 

Geoffroy  Hist.  d.  Ins.  II.  p.  579.  n.  3. 


Geize  Gesch.  schädi.  Ins.    S.  100. 

Leem's  Nachrichten  von  den  Lappen  Leipz.  1771 
S.    so. 

Mouffetti  Theatr.  Insect.  Lib.  II.  Cap.  13.  p. 
8  2 .    Midges. 

Müller's  Linn.  Naturs.  i.  Ins.  B. II.  S.  992.  n.4. 
Die  Flohtnücke. 

Onomat.  Hist.  «a(.  P,  III.  p.  603.  n.  3,  Di»  Fleh, 
tniieke. 


Wenn  es  mit  Derham's  Beschreibung  und  Abbildung  seine  Richtigkeit  hat; 
so  hat  die  Larve  (Fig.  a5.)  des  gegenwärtigen  Insekts  ungemein  viel  Ähnlichkeit 
von  der  menschlichen  Askaride  (Band  II.  Tab.  II.  Fig,  1.).  Sie  ist  nemlich  ein 
dünnes,  kaum  drey  Linien  langes,  vorne  dickes  und  stumpfes,  und  hinten  spitzig 
zulaufendes  Würmchen  von  schmutzig  weisser  Farbe,  welches  in  stillstehendem 
Wasser  sich  aufhält  und  geschlängelt,  wie  ein  kleiner  Aal  schwimmt,  Die  kleine 
Nymphe  (Fig.  26.),  in  welche  sich  dieses  Würmchen  verwandelt,  und  welche 
Derham  das  Goldpüppchen ,  wahrscheinlich  wegen  seines  Goldglanzes  nennt,  hat 
einen  schwarzen  Kopf ,  kleine  kurze  Hörner  und  einen  ileckichten,  schmalen  und 
rauhen  Bauch.  Sie  liegt  ganz  still  auf  der  Oberfläche  des  Wassers  und  bewegt 
sich  nur  dann  und  wann  ein  wenig  von  einer  Seite  zur  andern.  Das  Insekt  selbst 
(Fig.  27.),  welches  in  Essex  Nuliot  genennt  wird,  ist  kaum  zwey  Linien  lang  und 
braun  von  Farbe,  hat  kurze  Fühlhörner,  welche  beym  Weibchen  glatt,  beym, 
Männchen  gefiedert  und  fast  einer  Bouteillenbürste  ähnlich  sind,  und  weisse, 
durchsichtige,  mit  drey  blassen  Flecken  bezeichnete  Flügel. 


i68 

Amoreux  versichert ,  dafs  dieses  Insekt  in  den  mittagigen  Provinzen  Frank- 
reichs auf  den  Viehweiden  und  um  die  Moräste  überaus  gemein  und  peinigend 
ist,  und  daselbst  Pibou  oder  Arabi  genannt  wird.  Die  Landleute  jener  Gegenden 
sind  oft  bey  heisser  und  regnerischer  Witterung  genöthiget,  noch  ehe  es  Feyera- 
"bend  ist,  vom  Felde  nach  Hause  zu  eilen,  weil  sie  die  Stiche  der  Pipenschwärme 
nicht  aushalten  können.  Mehr  als  in  südlichen  Ländern  scheinen  sie  aber  in  nörd- 
lichen zu  Hause  zu  seyn.  Dies  ist  z.  B.  der  Fall  in  England,  in  mehreren  mora- 
stigen Gegenden  an  der  Themse,  wo  Derham  selbst  von  ihnen  geplagt  wurde, 
welcher  zugleich  versichert,  dafs  er  Pferde  gesehen  habe,  die  von  diesen  Mücken 
so  übel  zugerichtet  waren ,  dafs  sie  über  den  ganzen  Leib  voller  Blutstropfen  hien- 
gen.  Am.  meisten  aber  peinigen  sie  die  Menschen  in  Lappland.  Schaarenweise 
erfüllen  sie  nach  Leems  Erzehlung  die  finnmärkischen  Wälder,  wo  man  gleich- 
sam in  einem  beständigen  Insektennebel  athmet.  Menschen  und  Vieh  werden 
von  ihnen  unablässig  verfolgt.  Die  vom  Felde  zurükkehrenden  Arbeiter  sehen 
von  ihren  Stichen  oft  aus,  als  wenn  sie  die  Krätze  hätten ,  und  die  sich  zum  Holz- 
fällen oder  Baumrindesammeln  in  den  Wald  begebenden  Lappen,  können  vor  die- 
sen Mücken  kaum  essen,  weil  sie  nicht  den  Mund  öffnen  dürfen,  ohne  dafs  sich 
ein  Schwärm  hineinzieht.  Glücklich  schätzen  sich  die  armen  Bewohner  dieses  un- 
glücklichen Landes,  wenn  sich  ein  Wind  erhebt,  der  diese,  die  ganze  Luft  mit 
ihrem  Summen  erfüllenden  Insekten,  auf  einige  Zeit  verscheucht.  Ausserdem  sind 
sie  genöthiget  beynahe  in  einer  beständigen  Rauchwolke  zu  leben;  denn  nur 
Rauch  ist  im  Stande  die  Verfolgungen  dieser  Mücken  von  sich  und  ihren  Renn- 
thieren  abzuhalten.  Sie  zünden  zu  dem  Ende  Rasen  und  andere  stark  rauchende 
Materialien  vorzüglich  zu  der  Zeit  an ,  wo  sie  ihr  Vieh  melken  wollen.  Müssen  sie 
sich  weit  von  ihren  Wohnungen  entfernen,  so  bestreichen  sie  Gesicht  und  Hände 
mit  einer  Mischung  von  Rohm  und  Theer ,  um  sich  einigermaassen  vor  den  Stichen 
..dieser  Insekten  zu  sichern.  In  der  That  ist  es  zu  bewundern,  wie  ein  so  kleines 
Insekt  welches  bey  der  geringsten  Berührung  zerdrückt  wird,  dennoch  im  Stande 
ist ,  durch  die  Haut  des  Viehes ,  durch  grobe  wollene  Strümpfe  und  andere  Klei- 
dungsstücke zu  stechen,  und  an  den  gestochenen  Stellen  gleich  braune ,  juckende 
Flecken,  weisse  Blasen  und  Geschwüre  zurückzulassen.  Als  Gegenmittel  dieser  Ver- 
letzungen empfiehlt  Gaze  den  ausserlichen  Gebrauch  des  Baumöls. 


4C. 


r6g 

46.     Die    K 1* i e c hm ü c k e. 

Culex  reptans  niger,     alts  hyalinis,     pedibus  nigris,    annulo    albo.     Linn.    S.  N.  T.   I. 

P.   V.    p.    2888«    «•   5'      Faun.    Suec.    n.    1893'      Mantiss.    Plantar.    II.    p.    541.      Culex 

lanio.   —     Habitat  in  Europa  boreali,    frequentissimus,    tempore  sereno  Vespertino 

reptatu  molestissimus,  Kinnim  Moysis. 


A  m  o )  e  u  x  Notice  des  Ins.  p.  119. 

Blumenbac  h's  Handb.  d.  Naturgesch.  S.  3  8  J  •  n.  2 . 
Die  Beifsfliege ,    Kotunibactiische  Mücke. 

Fabricii  Main.  Ins.  II.  p.  364.  n,  7.  Spec.  Ins. II. 
p.  470.  n.  5.  Syst.  Ent.  p.  800.   n.  5. 

Mülle r's  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  992. 
n.  5.     Der  Kriecher. 

Ottomat.  Bist.  nat.  T.  I II.  p.  5  O I .   Die  kriechende  Mücke. 

Pallas  Reisen  durch  verschiedene  Provinzen  des 
Russischen  Reichs,    Th.  I.  S.  193.  u.  Anhang  S.475. 


Bibio  Sanguirtarius ,  Russ.  Mockara,  Magnitudo  pulicis 
majoris.  Thorax  gibbus ,  canescens,  maxinie  lateribus. 
Abdomen  fusco-annulatum.  Alae  lactescenti  pelluci- 
dae.  Os  obtusum  sine  aculeo:  tarnen  cutim  vulnerar, 
relinquens  punctum  sanguineum.  Ad  Vogam  Majo  et 
Junio  praesertim  infesta.  Ferner  in  den  neuen  Nordi- 
schen Beyträgen  B.  XI.  S.  249.  Moschkoca,  BeifsmücAe. 
Schoenbauer,  ].  A.  Geschichte  der  scliädl.  Ko- 
lumbatczer  Mücken  im  Bannat.  Mit  1  illum.  Kupfert. 
Wien    1795.   4.  p.  20. 


Kaum  eine  Linie  lang  und  dabey  überaus  schmal  ist  die  Kriechmücke  — 
die  kleinste  aller  Mückenarten.  Sie  hat  einen  schwarzen  Kopf  und  schwarze  Au- 
gen; blasse,  fadenförmige  Fühlhörner;  einen  bläulichgrauen,  am  Hintertheile  öf- 
ters ins  Weifslichte  fallenden  Brustschild;  einen  dunklen,  länglichtrunden  Hinter- 
leib; weifslichte,  durchsichtige,  so  übereinander  liegende  Flügel,  dafs  sie  nur  einen 
auszumachen  schienen,  wenn  sie  nicht  am  Hinterrande  etwas  auseinander  wichen, 
und  schwarze,  mit  einem  weissen  Ringe  umzogene  Füsse.  Pallas  hält  diese  linnel- 
sehe  Kriechmücke ,  die  russische  Moschkoka  oder  ßeifsmücke ,  und  die  bannatische  oder 
kolumbatezer  Mucke  für  ein  und  dasselbe,  nur  in  Rücksicht  der  Grösse,  nach  Ver- 
schiedenheit des  Klimas,  von  einander  abweichende  Insekt.  So  gewifs  aber  auch 
dieses  von  beyden  ersten  Arten  seyn  mag,  so  ist  doch  die  Verschiedenheit  des 
kolumbatezer  Insekts  schwerlich  zu  bezweifeln ,  wie  Schönbauer  hinreichend  erwie- 
sen hat.  Lezteres  ist  nemlieh  grösser  und  in  allen  Theilen  merklich  stärker,  als 
die  Kriechmücke,  hat  dunkelkastanienfarbne  Augen,  da  diese  schwarze  hat,  ist 
nur  mit  einem  einfachen  Saugrüssel  (Haustellum)  versehen,  da  die  Kriechmücke 
einen  zusammengesezten  Saugrüssel  (Haustellum  cum  Proboscide)  führt.  Ferner 
bemerkt  man  am  kolumbatezer  Insekte  dreygliedrigte  Fühlspitzen  (Palpi)t  die  weit 
länger  als  das  Haustellum  sind,  hingegen  bey.  der  Kriechmücke  fünfgliedrichte 
Fühlspitzen  von  der  Länge  der  Proboscis.  Überdies  weicht  die  schwarze  und  weisse 
Zeichnung  der  Füsse  in  beyden  Arten  ganz  voneinander  ab ,  so  wie  sie  auch  in 
Rücksicht  der  nachtheiligern  Verletzung  und  des  Aufenthalts  verschieden  sind; 
denn  der  Bifs  der  Kriechmücke  ist  nicht  so  schmerzhaft,  wie  der  Stich  der  ko- 

22  lurn. 


170 

lumbatczer  Mücke,  und  diese  sezt  sich  mc1it>  -wie  jene,  zwischen  die  Haare  und 
die  Federn  des  Viehes  und  der  Vögel  fest. 

Der  Aufenthalt  der  Kriechmücke  sind  vorzüglich  die  kaiton  Gegenden  xon 
Europa,  Schweden  und  das  gebiirgigte  Lappland,  wo  sie  sich  bey  Untergang  der 
Sonne  oft  legionemveifs  einfinden,  und  mit  ihren  unangenemen  Summen  die  Luft 
erfüllen.  Doch  hat  sie  Pallas  auch  an  der  Wolga  und  im  südlichen  Siberien, 
Schonbauer  sogar  in  Böhmen  bey  Pardubitz  an  den  Ufern  der  Elbe,  in  gebüsch- 
reichen,  feuchten  Gegenden  gefunden.  Weil  sie  aber  hier  nur  sparsam  und  ein- 
zeln vorkommen ,  so  sind  sie  von  keiner  schlimmen  Seite  bekannt.  Sie  kamen 
einzeln  auf  ihm  zugeflogen,  suchten  die  entblöfste  Haut  und  versezten  Stiche, 
wenn  er  sie  nicht  abhielt.  Sonderbar  ist  es ,  dafs  sie  nach  Amorcux  auch  im  mit- 
tagigen Frankreich  zu  Hause  seyn  sollen.  Vielleicht  hat  aber  dieser  Naturforscher 
mehrere  Mückenarten  mit  einander  verwechselt. 

In  Lappland  und  Siberien,  wo  sie  vorzüglich  einheimisch  zu  seyn  scheinen, 
werden  sie  den  Menschen  hauptsachlich  gegen  Sonnenuntergang  durch  ihr  Kriechen 
auf  der  Haut  und  dadurch  höchst  beschwerlich,  dafs  sie  bald  in  die  Augen,  bald 
in  die  Nase,  bald  in  den  Mund  zu  kommen  suchen  und  sich  auf  keine  Art  weder 
durch  Blasen ,  noch  mit  den  Händen  verscheuchen  lassen.  Die  Verletzungen  mit 
ihrem  stumpfen  Rüssel,  sind  beynahe  nicht  zu  achten.  Sie  hinterlassen  zwar  einen 
blutigen  Punkt,  der  aber  weder  vom  Jucken  noch  sonst  von  einer  entzündlichen 
Geschwulst  begleitet  ist.  Leute,  die  über  Land  gehen  oder  sich  sonst  im  Freyen 
aufhalten  müssen,  stürzen,  wie  Pallas  erzehlt,  Netzkappen  über  den  Kopf,  welche 
mit  dem,  diesen  Insekten  unangenehmen  Birkenöle  bestrichen  sind.  Auch  das 
Vieh  und  die  Vögel  werden  von  ihnen  verfolgt.  Sie  setzen  sich  bey  diesen  zwi- 
schen den  Haaren  und  den  Federn  fesfc,  und  laufen  auf  demselben  wie  die  Läuse 
herum.  Diese  Menschen  und  Thieren  in  jenen  Gegenden  zugetheilie  Plage,  dauert 
bis  in  die  Mitte  des  Junius  ,  sodann  aber  verschwindet  die  Moskara  gänzlich. 

47.     Die  kolumbatczer  Mücke.     Tab.  XV.  Fig.  8  —  10. 

Culex    Colutnbatczensis:     muscoides;     caeruleo  -  aut    nigro  -  cinerescens ;     aus    hyalinis; 

pedibus  nigris:   annulis  albis;   oculis   obsoure  castaneis.      S  ch  önbau  e  r's   Geschichte   der 

scheid!,  kolumbatczer  Mücken  im   Bannat.  p.   26.  ■ —     Habitat  in  Temisia,   Servia. 


Beckm  an  n's  Physikalisch  -  ökonomische  Biblio- 
thek B.  XI.  S.  206. 

Fabricii  Mantiss.Ins.il.  p.333.  n.  15.  Rhagio 
Colombaczcnsis. 

Götzens  entomol.  Bey  träge  Th.  III.  B.  II.  S.  894. 

Griselini,   F.  Versuch  einer  politischen  und  na- 


türlichen Geschichte  des  tem  es  warer  Banats  in  Briefen 
an  Standespersonen  und  Gelehrte.  Th.  II.  S.  125.  Oe- 
s/;.\'9  columbacensis ,    die  Kolumbaeker  Bremst. 

L  i  b  n  e  i  Syst.  Nat:  Tom.  I.  P.  V.  p.  2 g66.  n.  324. 
Musen  colombaseheusis  atra  ,  abdominis  incisuris  tibiis 
tarsisque  albis. 

Nah- 


Nahrung  und  Aufenthalt  der  Larve  und  Nymphe,   Bildung  des  Säugrüssels 
und  Lebensart  des  gegenwärtigen  Insekts,    geben  offenbar  zu  erkennen,     dafs  es 
weder  unter  das  Bremsen-   noch  unter  das  Hiegen-   sondern  unter  das  Miick en- 
geschlecht gehöre,  so  abweichend  auch  die  äussere  Gestalt  von  der,   der  meisten 
Mückenarten  ist.     Das  Männchen  ist  kaum  anderthalb  Linien  lang  und  eine  halbe 
Linie  breit,  das  Weibchen  (Fig.  8.)  etwas  grösser  und  dicker.     Der  an  sich  Ideine 
Kopf  (Fig.  9.)  hat  von  vorne  betrachtet  (Fig.  10.)   eine  länglichrunde,    schmale, 
aschgraue  Stirne  und  zwey  grosse,  die  Seitenflächen  des  Kopfs  einnemende,  dun- 
kelkastanienbraune Augen.     Die  aschgrauen,  fadenförmigen,  achtgliedrigten ,  nach 
aussen  gekrümmten  Fühlhörner ,  nemen  ungefehr  in  der  Mitte  der  Stirne  am  Vor- 
derkopf ihren  Ursprung,  die  zwey  dreygliedrichten ,  nach  unten  gekrümmten  Frefs- 
o der  Fühlspitzen  aber,    stehen  dicht  zu  beyden  Seiten  des  viel  kürzern  Saugrüssels. 
Lezterer  ist  cylindrisch ,   vorne  gerade  abgeschnitten  und  bestehet  aus  lauter  spiz- 
zigen ,   von  einer  Scheide  umzogenen  Stechborsten.       Von  dem  Kopfe  aus  steigt 
das  kurze,   runde  Brustschild  in  einem  Bogen  in  die  Höhe  und  giebt  dadurch  der 
Mücke  ein  bucklichtes  Ansehen.     Es  ist  aschgrau,  mit  einem  feinen  Wollhaare  be- 
deckt und  von  hinten  noch  mit  einem   kleinen  Anhange   oder  Schildchen  verse- 
hen,   welches  zugleich  den  gröfsten  Theil   der  Verbindung  zwischen  dem  Brust- 
schilde und   dem  Hinterleibe  ausmacht.     Dieser  ist  noch  einmal  so  lang,    als  der 
Brustschild,    aber  weit  schmäler,    besteht  aus    fünf  Ringen  und  ist  oben  bräun- 
lich, unten  gelblichweifs ,    bisweilen  auch,    von  dem  eingesogenen,    durchschim- 
mernden Blute,  roth.       Über   den  Hinterleib  hinaus    reichen   die  am  Hintertheile 
des  Brustschilds  entstehenden,  schmalen,  durchsichtigen  Flügel ,  welche  flach  und 
so  über  einander  liegen ,  dafs  ein  Flügel  beinahe  den  andern  bedeckt.     Durch  die 
unter  denselben  befindlichen  Schwingkölbchen  verbreiten  diese  Mücken  ein  Sum- 
men in  der  Luft.     Die  Schenkel  der  zwey  Vorderfüsse  sind  weifs,     die  der   vier 
Hinterfüsse  halb  weifs,   halb   sehwarz,     die  Afterschenkel  aller  sechs  langen   und 
starken  Füsse   schwarz ,  die  Schienbeine  aber  weifs.     Die  aus  vier  Gliedern  beste- 
henden,  und  sich  mit  zwey  Klauen  endigenden  Fufsblätter  .sind  am  Vorderpaare 
ganz  schwarz,  an  den  vier  Hinterfüssen  halb  schwarz  halb  weifs. 

Gleich  andern  Mücken  legt  das  Weibchen  der  kolumbatczer  Mücke  ihre 
Eyer  auf  die  Oberfläche  des  Wassers,  wo  sich  die  aus  denselben  hervorkommen- 
den Larven  bis  zu  ihrer  Verwandlung  in  Nymphen  nähren.  In  der  Mitte  des  Aprils 
aber  verlassen  bey  günstiger  Witterung,  die  vollkommenen  Insekten  die  Pup- 
penhülsen. 

Das 


172 

Das  Vaterland  dieser  Mücken   ist  vorzüglich  derjenige  Theil  des  Temeswa- 
rer  Bannats,  welcher  zwischen  Uypalanka  und  Orschowa  an  die  Donau  gränzet  und 
die  Gegend  bey  Kolumbatcz,  einem  alten  Schlosse,  welches,  nebst  dem  Dorfe  glei- 
ches Namens,  an  den  rechten  Ufern  der  Donau  in  Senden  Heget,  und  wovon  die 
Mücke  selbst  ihren  Namen  erhalten  hat.     Diese  Gegend  ist  sehr  warm  ,  wasserreich 
und  gebüschicht ,    dabey  voll  weidender  Viehheerden ,    und  mithin  mit  allem  ver- 
sehen,   was  diese  Mücken  herbeyziehen  und  ihre  Vermehrung  begünstigen  kann. 
Zwar  will  Sckönbauer  auch  sie,    wie  die  Kriechmücke,   in  Böhmen  an  den  gebü- 
schichten  Ufern  der  Elbe  angetroffen  haben ,  aber  nur  bisweilen  einzeln ,  und  da- 
her nicht  als  nachtheilig  bekannt.     Selten  entfernen  sie  sich  aus  den  mit  Sümpfen, 
Bächen  und  Flüssen  durchzognen  kolumbatczer  Thälern ,  es  müfste  denn  seyn ,  da(s 
sie   durch  Viehherden,  welche  sie  verfolgen,    über  die  Gränze  gelockt  oder  durch 
heftige  Sturmwinde  dahin  getrieben  würden.      Lezteres  war  der  Fall  im  Jahr  1785, 
wo  ein  sehr  grosser  Schwärm  in  der  Gegend  von  Deva  in  Siebenbürgen   ankam 
und  in  wenig  Stunden  eilf  Stück  Ochsen  und  Kühe  tödtete,  glücklicherweise  aber 
bald  durch   einen  auf  den  Sturmwind    folgenden  Wolkenbruch  zerstreuet   wurde 
und  umkam.     Überaus  kommen  ihnen ,  bey  dergleichen  ihr  Leben  in  Gefahr  setzen- 
den Luftveränderungen ,  die  in  der  Gegend  von  Kolumbatcz  häuffig  vorkommenden 
Höhlen  und  Klüfte  der  Felsen,    auch  hohle  Bäume  zu  statten,    in  welche  sie  sich 
bey  Sturm  und  Regenwetter,  so  wie  bey  Kälte  und  heissen  Sonnenschein,  verber- 
gen.    Sind  sie  lange  durch  eine  ihnen  ungünstige  Witterung  in  denselben  zurück- 
gehalten worden;  so  kommen  sie  vorzüglich  am  Morgen  oder  Abend  schöner  lauer 
Tage,  wie  ein  dichter  Rauch  aus  jenen  Schlupfwinkeln  hervor  und  verfolgen  dann 
desto  wüthender  alles ,  was  ihnen  im  Wege  kommt. 

Die  Jahrszeit,  wo  sie  sich  zuerst  zeigen,  ist  die  Mitte  oder  das  Ende  des 
Aprils,  und  schon  zu  Anfang  des  Mays  nehmen  sie  so  sehr  überhand,  dafs  man 
nicht  mit  offnem  Munde  athmen  kann,  ohne  eine  Menge  derselben  mit  einzuzie- 
hen. Sie  bilden  dann  oft  ganz  dichte,  in  der  Ferne  Wolken  gleichende  Schwär- 
me, bey  deren  [Anblick  Menschen  und  Vieh  das  Feld  verlassen  und  ihren  Woh- 
nungen zueilen ,  weil  sie  vorzüglich  in  dieser  Vereinigung  äusserst  gefährlich  wer- 
den ,  und  oft  mit  einemmale  herabstürzen.  Zum  Glücke  schränkt  sich  aber  ihre 
Schwärmzeit  nur  auf  den  Frühling  ein;  denn  zu  Ende  des  Junius  vermindern  sie 
sich  schon  so  sehr,  dafs  man  sie  nur  noch  einzeln  gewahr  wird. 

Die  Werkzeuge,  wodurch  diese  kleinen,  unbedeutend  scheinenden  Insek- 
ten, Menschen  und  Thieren  furchtbar  werden,   sind  die  Stechborsten  ihres  Saug- 

rüs- 


i73 

rüssels.     Mit  diesen  verwunden  sie  nicht  nur,  als  mit  lauter  feinen  Lanzetten  die 
Haut ,  sondern  saugen  sich  auch ,    als  mit  eben  so  viel  feinen  Haarröhrchen ,   voll 
Blut,    und  lassen  höchst  wahrscheinlich,    wenn  sie  in  Wuth  sind,    einen  feinen 
Giftsaft  in  die  Wunde,    auf  dessen  Reiz  die  Säfte  mehr  herbeygezogen  werden, 
und  mit  einemmale  eine  juckende,  schmerzhafte  Geschwulst  an  der  verlezten  Stelle 
entstehet,  welche  so  hart  ist,    dals   sie  oft  kaum  nach  acht  bis  zehn  Tagen  ganz 
vergehet.     Viele  Stiche  erregen  ein  heftiges  Entzündungsfieber  und  in   reizbaren 
Körpern,   Krämpfe  und  Convulsionen.       Schönbauer  liefert  hiervon   eine  überzeu- 
gende Beobachtung.     „Ich  wurde,  schreibt  er,    einmal  zu  einer  Frau  gerufen,  die 
unzähliche  Stiche  im  Gesicht ,  vorzüglich  aber  an  den  Füssen ,  Schenkeln  und  Un- 
terleibe von  ihnen  bekommen  hatte.     Sie  lag  in  einer  brennenden  Hitze,  sprach 
sehr  verwirrt,    klagte  über  unausstehlichen  Durst  und  Brennen    der  gestochenen 
Theile.     Der  Puls  war  geschwind,    bald  heftig  und  stark,    bald  unterdrückt  und 
ungleich ,  woraus  ich  auf  Entzündungsfieber  und  Krämpfe  schlofs.     Die  geschwol- 
lenen Theile  waren  sehr  roth  und  die  Haut  gespannt  und  heifs.     Nach  wiederhol- 
ten Aderlassen ,  erweichenden,  warmen  Bädern  und  Umschlägen ,  dem  innerlichen 
Gebrauch  der  Mandelmilch  mit  Salpeter,    verschwanden  alle  diese  Symptome  den 
dritten  Tag,  nur  die  Haut  der  gestochenen  Theile  blieb  hart  und  gleichsam  kno- 
tig.    Diese  Knoten ,    welche  nichts  als  Überbleibsel  der  durch  die  Stiche  entstan- 
denen Geschwulst  waren ,  verloren  sich  erst  nach  drey  Wochen  gänzlich.     Derglei- 
chen Fälle ,  sezt  er  hinzu ,  sind  in  diesen  Gegenden  nicht  selten.     Ja  man  hat  so- 
gar Beyspiele,    dafs  kleine   Kinder   durch  diese  Mücken  getödtet   worden    sind, 
wenn  die  auf  dem  Felde  arbeitenden  Mütter  sie  im  Grase  liegen  Hessen,  oder  sie 
in  zu  grosser  Entfernung  von  sich  in  einem  Tuche,   wie  in  einer  Schauckel,  auf- 
gehangen hatten."     Dem  Viehe,   welches  ihren  Verletzungen  alle  Theile  blofsge- 
ben  mufs,    werden  sie  aber  durch   die,    meistens  an  den  weicheren  Stellen  der 
Haut  angebrachten  Stiche,  sehr  oft  tödtlich.      Im  Jahre  1783  kamen  nur  in  den 
zum  Bergwesen  des  kolumbatczer  Distrikts  gehörigen  D omainen  3oTferde,  3a  Fül- 
len,  60  Kühe    und  Ochsen,    71  Kälber,     i3o  Schweine  und  3io  Schaafe  durch 
diese  Mückenstiche  um. 

So  empfindlich  und  weich  dieses  Insekt  an  sich  ist,  da  ein  starker  Wind, 
ein  heftiger  Regen  ihm  schon  das  Leben  zu  rauben  vermag;  so  erfordert  es  doch 
sehr  wirksame  und  in  mehr  als  einer  Hinsicht  lästige  Verwahrungsmittel.  Am  ge- 
wöhnlichsten bedienen  sich  die  Bewohner  jener  Gegenden  des  Rauchs.  Sie  zün- 
den so  wohl  um  ihre  Häuser,  als  auch  auf  den  Hutungen  Stroh,  Heu,  Baum- 
laub, 


*7'> 

laub,  gedörrten  Mist  etc.  an.  Reisende  bedienen  sich  stark  rauchender ,  aus  Harz, 
Kühnholz,  Werk,  Stroh  gemachter  Fackeln.  Doch  schützet  dieser  Rauch  nicht 
vor  einem  plözlichen  Überfall.  Daher  empfielt  Schönbauer  eine  Salbe,  welche  auf 
folgende  Art  bereitet  wird.  Zwey  Pfund  Tabacksblätter  werden  mit  zwanzig  Pfund 
Wasser  bis  zur  Hälfte  eingekocht  und  dieser  Absud  bis  zur  Honigdicke  abge- 
dampft. Sodann  wird  diesem  Extrakte  ein  Pfund  altes  Schmerfett  und  ein  halbes 
Loth  Steinöl  beygemischt.  Diese  Salbe  wird  dem  Vieh  jedem  dritten  Tag  an  den 
zarten  und  mit  Haaren  weniger  bedeckten  .Theilen  eingerieben,  und  kann  wahr- 
scheinlich auch  von  den  Menschen  als  Verwahrungsmittel  der  unbedeckten  Theile 
mit  Nutzen  gebraucht  werden. 

Ge^en  die  üblen  Folgen  des  Stichs  selbst ,  empfielt  Schönbauer  Ballungen  der 
gestochenen  und  geschwollenen  Theile  mit  lauer  Milch;  Auflegen  des  frischen 
Leinöls  oder  frischer  Butter,  welche  das  Brennen  sehr  lindern  und  der  Geschwulst 
vorbeugen;  laue,  erweichende  Bäder;  Aderlassen,  wenn  das  Fieber  heftig,  Schlaf- 
losigkeit, Verwirrung  der  Sinne ,  oder  eine  allzugrosse  Schläfrigkeit  vorhanden 
ist-  erweichende  Küstire,  besonders  bey  stark  aufgetriebenem  Unterleibe;  inner- 
lich Salpeter  mit  kühlenden  Getränken,  an  deren  Stelle  aber  wohl  weit  vorteil- 
hafter die  Vitriolsäure  in  starker  Quantität  wirken  mögte;  endlich  noch  bey  Kräm- 
pfen und  Convulsionen ,   wiederholte  Aderlassen  und  Opium. 

48.     Die  braungrauliche  Tanzfliege.     Tab.  V.  Fig.  1.  2. 

Einpis  'Uvula,  thoraee  lineato ,  aus  basi  pethbusque  ferrugineis.  Linn.   S;  N.   T.  I.   P.  V. 

p.    2889«  n-    3-    Faun-  Suec.    1 897-   —      Habitat  in  Europa   frequens   in  floribtis   heraelei 

sphondylii,   abdomine  supra  magis  fusco,    aus   oblongis,  venis  fuscis. 


Degeer's  Abb.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.Göze,  B.  VI.  S. 
I  o  1 .  n.  *  •  Tab.  XIV.  F.  14  —  16.  Empia  \lhide ,  die 
grilntichte  Tamfliege. 

Fabricii  Mant.  ins.  II.  p.  365.  n.  6.  Spec.  ins.  II. 
p.  471.  n.  5.  Syst.  Ent.   p.  801.  n.  4.  Empis  livida. 

Göze,  Geschichte  schädl.  Insekten,  S.  117. 


M  ü  1 1  e  r'  s  Linn.  Naturs.  d.  Ins.  B.  II.  S.  99?.  n.  3. 
Der  Gratthüpfer. 

Miilleri  Faun.  Fr. n.  777,  Zoo!.  Dan.  Pr.  n.2140. 

Onontat.  bist.  nat.P.  III.  p.  786.    Der  Haue  Sthnaske. 

Scbaefferi  Eiern.  Ent.  Tab.  LX1.  F.  1  4.  Icon.lns. 
Ratisb.  Tab.  192.  F.  1. 


Ungewifs  in  der  charakteristischen  Bestimmung  dieses  Geschlechts,  verwech- 
selte man  ehemals  die  verschiedenen  Arten  desselben  bald  mit  den  Fliegen ,  bald 
mit  den  Schnacken ,  bald  mit  den  Mücken.  Der  Name  sortis  bedeutet  im  Grande 
selbst  nichts  als  eine  Mücke,  womit  diese  Insekten  auch  dem  ersten  Anscheine 
nach  die  meiste  Ähnlichkeit  haben.     Ihr  Säugrüssel  (Fig.  2.)  aber  hat  eine  ganz 

an- 


x7^ 

andere  Bildung  und  sehr  viel  Ähnlichkeit  von  einem  Schnepfenschnabel ,  daher 
diesem  Geschlechte  auch  von  einigen  Naturforschern  der  Name  Schnepfen  fliege ,  la 
Mouche  Bccassc ,  beygeleget  worden  ist.  Mit  den  Mücken  haben  sie  gemein,  da(s 
sie  ebenfalls  gegen  Abend  in  ganzen  Haufen  herumschwärmen ,  im  Fluge  aber  eine 
gewisse  tanzende  Bewegung  äussern ,  wodurch  sie  sich  von  andern  Naturforsehern 
den  Namen  Tanzfliege  erworben  haben ,  von  den  Holländern  aber  Dtittmuggm  ge- 
nennt werden.  Die  Bildung  ihres  Säugrüssels  macht  sie  alle  zum  Stechen  geschickt» 
daher  sie  auch  dem  Menschen  alle  mehr  oder  weniger  nachtheilig  werden  können. 
Vorzüglich  verdient  gegenwärtige  Art  in  dieser  Rücksicht  eine  nähere  Betrachtung. 

Die  braun  grauliche  Tamßiege  (Fig.  i.),    ein    europäisches  Insekt,     ist  unge- 
felir  einen  halben  Zoll  lang,    mithin    grösser  als  die  Stubenfliege,    und  viel  gros 
ser  und  dicker   als  die  Mücke.      Ihr  Kopf  ist  im  Verhältnifs  ihres  langen  Körpers 
überaus  klein  und  rund,    mit  zwey  grossen,    die  Seitenflächen  desselben  ganz  be- 
deckenden Augen  (Fig.  2.  b.)  versehen.       Zwischen  denselben  stehen  mehr  nach 
vorne  die  zwey  Fühlhörner  ( c.  c. ) ,  welche  aus  zwey  kürzern ,    mehr  walzenförmi- 
gen und   aus  einem  langen,    am  Ende  zugespitzten  und  etwas   gebogenen  Gliede 
bestehen.     Am  vordem  und  untern  Theil  des  Kopfs ,     dicht  neben   den  Saugrüs- 
sel,   befinden  sich  die  an  ihrer  Wurzel  fadenförmigen,    am  Ende  mehr  Löffel  bil- 
denden Barispitzen  (d.  d.).       Der  hornartige  Saugrüssel    selbst  besteht   aus    fünf 
Theilen  f Fig.  2.  /.  g.  h.  i.  L)  ,  die  bey  der  geringsten  Berührung  aus  einander  tre- 
ten und   sich  wie  der  Schnabel  eines  Schnepfen  öffnen.       Von  diesen  Theilen  ist 
der  oberste  fe.  f.)  an  seiner  Wurzel  breit,    wird  hernach  schmäler  und  lauft  in 
eine  unterwärts  gebogene  Spitze  zu.       Er  ist  zugleich  mit  einer  Rinne  versehen, 
um  mit   dem  untersten  Theil    ein  gemeinschaftliches   Futteral  zur   Aufname   der 
Mittelstücke  des  Saugrüssels  zu  bilden.      Dieser  unterste  Theil  (k.  /.)  ist  viel  län- 
ger, als  der  oberste,  fängt  am  Kopfe  mit  zwey  kleinen  Gliedern  an,    wird  hernach 
platt  und  breit,  dann  wieder  schmäler  und  zulezt  löffeiförmig  stumpf.     Den  eigent- 
lichen Saugrüssel  machen  die  drey  übrigen,    dünnen,  flachen  und  durchsichtigen 
Mittelstücke   (g.  h.  i.)  aus,     wovon  das   obere  das  längste   und,     wie  das  untere, 
lanzettenförmig  ist ,    das   mittlere  aber   mehr   einem  Stachel  gleichet.       Mit   dem 
Kopfeist  der  kurze,  runde,  etwas  bucklichte  Brustschild  durch  einen  kurzen,  dün- 
nen Hals  verbunden.      Er  ist  braungraulieh  von  Farbe   und  mit    drey   schwarzen 
Strichen  der  Länge  nach  bezeichnet.       Der  ziemlich  lange  ins  gelblichte  fallende 
Hinterleib  ist  beym  Männchen  schmal,  mehr  cylindrisch  und  hinten  rundlicht  ab- 
gestuft,   beym  Weibchen  aber  dicker  und  am  Ende  mehr  kegelförmig  zugespizt. 

Die 


176 

Die  Flügel  sind  länglichtrund ,  durchsichtig,  hf aungeadert ,  mit  Balanzirstangen  ver- 
sehen und  bedecken  einander  im  Ruhestande;  die  Füsse  sind  rostfarbig,  sehr 
lane     haben  fünfgliedrichte  Ful'sblätter  mit  zwey  kleinen  Ballen  und  Häkchen. 

Bey  der  Begattung  sizt  das  Männchen  auf  dem  Rücken  des  Weibchens.  So 
vereinigt  bleiben  sie  auch  im  Fluge  an  einander  hangen.  Übrigens  aber  ist  von 
der  Verwandlung  des  ganzen  Tanzfliegengeschlechts  noch  nichts  bekannt. 

Mit  den  scharfen  und  spitzigen  Instrumenten ,  die  die  schnabelförmigen  Halb- 
futterale ihres  Saugrüssels  verbergen ,  macht  gegenwärtige  Axt  ähnlichen  Gebrauch, 
wie  die  Bremsen.  Sie  durchbohret  damit  die  Haut  der  Thiere,  und  besonders  der 
Menschen,  saugt  sich  vom  Blute  oft  strotzend  an,  und  bewirkt  durch  ihre  Stiche 
entzündliche  Röthe  und  Geschwulst  der  verlezten  Stellen. 


49.     Die  Waden,stecherin.     Tab.  V-  Fig.  3 — 6. 

Conops   calcitrans,   antennis  subpluniatis ,   cinerea  glabra   ovata.     Blumenbachs  Handb.  d. 
Naturgesch.  S.   383-   n.    I.    —     Habitat    in  Europa. 


Arno  reu  x  Notice  des  Ins.  rep.  ven.    p.  264. 
Cuvier  Tableau  elementaire.   p.  617.     te  Stomoxe 

piquant. 

Degeer's  Abh.  z. Gesch.  d.  Ins.  v.  Gbze.B.II.  Th. 
I.  S.  63.  B.  VI.  S.  39-  »•  IT-  Tab.  IV.   F.  12  — 18. 

Mouche  piqueuse  ,   die  Stechfliege. 

Fabricii  Syst.  Ent.  p.  798.  n.  3.    Stomoxis  cal. 

citrans. 

Fuefsly's    Schweiz.  Ins.  S.  57.  n.   11 40.    IVa- 

denstecher- 

Geoffroy    Hisr.    d.  Ins.  T.  II.  p.  538.  n.  1.  Tab. 
XVII l.   F.  2-   le  Stomoxe. 

Göze,  Geschichte  schädl.  Ins.  S.  110.    Der  lVa~ 

denstecher. 


Linnaei  Amonit.  acad.  VIII.  p.  343. 

Mtiller's  Linn.  Naturs.  d;  Ins.  B.  II.  S.  997.  n. 
2.    Der  IVadenstecher. 

Mülleri  Faun.  Fr.  n.  779.  Zool.  Dan.  Pr. 
n.  2  120. 

Murray  de  verm.  in  lepra  obviis.  p.  25.  in  der 
Note. 

Schaefferi  Elem.  Ent.  Tab.  119.  Stontoxys, 
Stechfliege. 

S  u  lz  ers  Kennzeich.  Tab. XXI.  F.  138.  Gesch.  d. 
Ins.  S.  22  3.  Tab.  XXVIII.  F.  1  8.     Die  Wadenst'echWin. 

IVitletibergiiches  Wochenblatt  auf  das  Jahr  1786. 
S.   393- 


Zwey  rothbraune  Augen ,  zwey  federartige  Fühlhörner,  ein  aschgrauer,  ins 
arünlichte  fallender  Brustschild ,  ein  eyförmiger ,  mit  schwarzen  Punkten  der  Länge 
nach  auf  den  gelben  Ringen  bezeichneter  Hinterleib,  und  ein  Saugstachel  von 
besonderer  Bildung,  machen  vereinigt  die  Unterscheidungsmerkmale  des  gegen- 
wärtigen Insekts  aus.  Der  Saugstachel  (Fig.  4.)  liegt  im  Ruhestande  schräg  unter 
dem  Kopfe,  ist  lang,  steif  und  beynahe  walzenförmig.  Sein  kürzeres  Wurzelglied 
(a.  b.)  auf  welchem  zwey  gefiederte  Bartspitzen  (c)  sitzen,  liegt  in  einer  Vertie- 
fung unter  dem  Kopfe,  und  bildet  mit  dem  längeren  Gliede  dieses  Saugstachels 
(b.  d.)  einen  Ellenbogen.     Lezteres  Glied  hat  an  seinem  Ende  zwo  kleine,    mit 

fei- 


T77 

feinen  Härchen  besegle  Fleischlippen  (d. ),  welche  dem  Insekte  zum  Sangen  die- 
nen. Offnen  sich  diese  Fleischlippen  und  dieses  ganze  lange  Glied  des  Saugsta- 
chels an  seiner  schmalen  Oberseite  (Fig.  5.),  so  kommt  ein  langer,  beweglicher 
lanzetten förmiger  Theil  (c.  d.)  zum  Vorschein,  welcher  unten  konkav  und  nichts, 
als  die  Scheide  eines  andern,  noch  zarteren,  hornartigen,  oder  des  eigentlichen 
verletzenden  Stachels  ( Fig.  6.  c. )  ist.  Übrigens  trägt  gegenwärtige  Stechfliege  die 
Flügel  mehr  auswärts  und  hat  einen  kürzeren  Leib ,  als  die  Stubenfliege ,  mit  wel- 
cher sie  um  so  leichter  verwechselt  werden  kann ,  da  sie  sich  in  ihrer  Gesellschaft 
häuffig  aufzuhalten  pflegt,  wenn  nicht  vorzüglich  auf  ihren  vorwärts  ausgestreck- 
ten ,  einer  Ahle  gleichenden  Saugstachel  R.ücksicht  genommen  wird.  Auch  in  der 
Naturgeschichte  dieser  überall  in  Europa  zu  findenden  Stechfliege  ist  man  noch 
so  weit  zurück ,  dafs  man  mit  ihrer  Verwandlung  gänzlich  unbekannt  ist.  Murray 
hat  sie  in  Göttingen  häuffiger  als  in  Schweden  angetroffen.  Gewöhnlich  hält  sie 
sich  auf  dem  Felde  und  in  den  Gärten  auf,  bey  bevorstehendem  Regen  kommt 
sie  aber  auch  in  die  Häuser.  Die  Jahrszeit ,  wo  sie  meistens  erscheint,  ist  das  Ende 
des  Sommers  und  der  Anfang  des  Herbsts. 

Ihr  niedriger  Flug  macht,  dafs  sie  Pferde  und  Rinder,  die  sich  im  Freyen 
und  auf  der  Weide  aufhalten ,  beständig  in  die  Beine  sticht  und  daher  das  unab- 
lässige Stampfen  derselben  veranlafst.  Hauptsächlich  ist  dieses  der  Fall,  wenn  es 
regnen  will.  Sie  setzt  sich  dann  auch  an  unsre  Waden,  sticht  uns  empfindlich 
und  sauget  Blut  aus.  Wir  hören  dann  gemeiniglich  sagen:  die  Fliegezi  stechen, 
es  wird  anderes  Wetter.  Erscheint  diese  und  andere  Stechfliegenarten  in  Menge 
wie  es  in  mehrern  Jahren  zu  geschehen  pflegt;  so  können  sie  ebenfalls  sehr  nach- 
theilig werden.  Diefs  war  z.  B.  der  Fall  in  der  Gegend  von  Magdeburg ,  wo  den 
22.  April  1786  eine  Stechfliegenart,  welche  man  Kankerß 'lege  nannte,  wahrschein- 
lich aber  Conops  ferruginea  L.  war,  schwarmweise  erschien,  so  dafs  alles  Vieh, 
welches  auf  der  Weide  oder  vor  dem  Pfluge  gewesen,  davon  gleichsam  überdeckt 
wurde.  Es  schwoll  davon  am  ganzen  Leibe  und  konnte  kaum  mehr  gehen.  Wenn 
es  sich  leckte,  so  lief  die  Zunge  ebenfalls  an,  wurde  blau,  der  Hals  verschwoll 
und  in  ein  Paar  Stunden  war  es  todt.  Dieses  beweist  offenbar,  dafs  auch  die 
Stechfliegen  ihre  Wunde  nüt  einer  äzenden  Feuchtigkeit  vergiften  können. 


5a 


178 

50.     Die  gelbe  Raubfliege.     Tab.  V.  Fig.  7.  8- 

Asilus  fiavus,  hirsutus  niger,    thorace  posterius  oinereo,    abdomine   supra   hirsuto   fulvo. 

Linn.  S.  JS.   T.  I.  P.   V.   p.    2S97-   n-    8-    Faun.   Suec.    191 1.  Iter.   Gotlil.    327.  

Habitat  in  Europa  boreali ,    capitis   barba   albida. 


Degeer's  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze,  B.  VI. 
S  96.  n.  3.  Tab.  XIII.  F.  10 — 14.  Asille  jaune ,  die 
gelbe  Raubfliege. 

F  a  b  r  i  c  i  i  Mant.  ins.  II.  p.  3  5  9.  n.  1 4.  Spec.  ins.  II. 
p.  462.  n.  12.  Syst.  entom.p.  793^.  10.  Asilus  flavus. 


M  ii  Hers  Linn.  N.  S.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1004.  n.  8. 
Der  Gelbrücken. 

Schaefferi  Icon.  Ins.  Rat.  Tab.  LI.  F.  2. 

Sulzers  Gesch.  d.  Ins.  S.  224.  Tab.  XXVHI.  F. 
2  0.   Die  Gelbe, 


Das  ganze  Geschlecht  der  Raubfliegen  ist,  vermöge  seines  ahlenförmigen  Saug- 
stachels,   im  Stande,    Menschen  und  Thiere  zu  verletzen.      Gegenwärtige  Art  ist 
hauptsächlich  in  den  nördlichen  Gegenden  unsers  Welttheils ,    besonders  in  Goth- 
land  zu  Hause  und  hat  die  Grösse  der  gemeinen  Wespe.      Der  schwarze  Kopf  ist 
gegen  dem  Körper  von  mittlerer  Grösse,    mit  runden,    grossen,    netzförmigen  Au- 
gen,   mit  vielgliedrichten,    fadenförmigen  Fühlhörnern ,    zwey  kleinen,  walzenför- 
migen,  gegliederten  Bartspitzen  und  einem  Saugstachel  von  besonderer  Form  ver- 
sehen ,    die  der  eines  Trokars  nicht  unähnlich  ist.       Er  besteht  nemlich  aus  einer 
gerade  vorwärts  gekehrten  und  im  Stande  der  Ruhe  allein  sichtbaren  Scheide  (Fig. 
8.  0.),  welche  von  gleicher  Dicke,  am  Ende  abgestuzt  und  mit  einer  Öffnung  ver- 
sehen ist.      In  der  Rinne  dieser  Scheide  ist  ein  Stilet  (b. ),    oder  der  eigentliche 
Stechslachel  dieses  Insekts    verborgen ,    welchen  es ,    auf  gegebene  Veranlassung, 
aus  einer  Öffnung  hervorstöfst.      Dieser  Stachel  ist  gelbbraun,   hornaitig,    durch- 
sichtig und  scheint  in  der  Mitte  gespalten  zu  seyn.       Ein  sehr  kleines  Hälschen 
macht  die  Verbindung  des  Kopfs  mit  dem  Erusrschilde  aus,  welcher  rund,  von  der 
Rückenseite  vorzüglich  gewölbt,  schwarz,  am Hintertheile  aber  gelb,  auf  den  Sei- 
ten und  unten   weifslich  gefiedert  ist.       Der  Hinterleib  ist  ziemlich   lang,    beym 
Weibchen  kegelförmig,    am  Ende  mit  einem  sehr  zugespizten,  hornartigen  Stücke, 
beym  Männchen  aber  mit  einem  Rehfiü's  ähnlichen,    schwarzen,  ebenfalls  hornar- 
tigen Anhange  und  drey  Lamellen  versehen,    zwischen  welchen  sich  zwey  grosse 
bewegliche,  ho  rnartige  Krallen,  zum  Anhalten  bey  der  Begattung,  befinden.     Diese 
Theile  hat  Sulzcr  in  seiner  Abbildung  unbemerkt  gelassen.     Übrigens  hat  derHin- 
teileib  eine  dunkelgelbe  Farbe  und  goldgelbe,    glänzende  Seidenhaare.      Die  mei- 
stens auf  dem  Rücken  liegenden  Flügel  sind  ziemlich  lang,    und  fallen  ins  ßräun- 
lichte  und  verbergen  unter  ihren  Wurzeln  zwey  Balanzirstangen.      Die  vier  Vor- 
derfüsse  sind  kurz,  die  zwey  Hinterfüsse  sehr  lang,  die  Fußbläuer  fünfgliedricht, 

am 


'70 

am  Ende  mit  zwjfty  langen,  spitzigen  Klauen  und  zAvey  ovalen  Ballen,  wie  die 
Hiegen  versehen.  Alle  sind,  bis  auf  die  rostfarbigen  Schienbeine,  schwarz  und 
rauh  von  den  gelben  Härchen,  womit  sie  bestreut  sind. 

Die  Larven  dieser  Insekten  haben  eine  madenförmige  Gestalt,  zwölf  Ringe, 
einen  kleinen,  hornartigen  Kopf  mit  zwey  beweglichen  Haken,  die  ihnen  im  Krie- 
chen forthelfen,  und  womit  sie  sich  in  der  Erde,  ihrem  gewöhnlichen  Aufenthal- 
te, weiter  graben.  Sie  verwandeln  sich  in  Nymphen,  welche  fast  überall  gleich 
dick  sind,  und  am  Ende  kegelförmig  zulaufen.  Der  Kopf  dieser  Nymphen  ist  dick 
und  rund,  der  Brustschild  ebenfalls  rundlicht,  und  mit  den  Umrissen  der  Füsse 
und  Flügel  bezeichnet.  Alle  Ringe,  so  wie  das  Kopf-  und  Schwanzende,  sind  mit 
harten ,  borstenartigen  Stacheln  besezt. 

Das  vollkommene  Insekt  lebt  vom  Raube,  verfolgt  andere  Fliegen  und  Erd- 
mücken, fängt  sie  im  Fluge  und  saugt  sie  aus.  Es  bewirkt  dieses  mit  seinem  spiz- 
eigen  Saugstachel,  womit  es  auch  in  die  Haut  des  Menschen  dringt,  hierdurch  ei- 
nen empfindlichen  Schmerz  veranlafst,  und  das  Blut  aussaugt. 


51.     Die    fliegende  Pferdelaus.     Tab.  V.  Fig.  9. —  11. 

Hippobosca  equina ,  alis   obtusis,  thorace   albo  variegato ,  pedibus  tetradactylis.      Linn. 

S.  N.  T.  I.  P.  V.   p.   2904.    n.   1.     Faun.    Suec.    192 1.     Amoen.    acad.  III.   p.   344.   <— 

Habitat  in  Europa  et  America,  equis  pecoribusque  molesta,  vitae  tenacissima, 

pupipara,   alis  cruciato  -  complicatis. 


Blumecbach' s  Handb,  d.  Nat.  Gesch.  S.  384.  n. 
I.    Die  Pftvd.latts  ,   (Engl,  the  korseleech.') 

Catholicon    H.   p.  194. 

Cuvier  Tableau  e'Ie'mentaire,  p.  619.  Dhippobos- 
que  du  cheval. 

Degeer's  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze,  B.  VI. 
S.  110.  n.  1.  Tab.  XVI.  F.  1 — 20.  Hippobosque  des 
Chevaux,    die  Pferdespiunfliege. 

Fabri  c  ii  Mant.  Ins.  T. II.  n.  r.  p.  367.  Spec.  Ins. 
T.  II. p.  474.  n.  1.  Syst.  Ent.  p.  803.  n.  1. 

Friscirs  Ins.  Teutschl.  V.  S.  43.  Tab.  XX.  Die 
fiiigende  Pferdelaus  ,    Ricinus  votans. 

Fuefsly's  Schweiz.  Ins.  S.  58.  n,  1 1  56. 

G  eof f  roy  Hist.  des  Ins..  T.  i'I.  p.  547.  n.  1.  Tab. 
XVHI.   F.  6.  La  Mouche  ä  chien. 

Göze'  s  Gesch.  sch'ädl.  Insekten  S.  42.  Die  geflü- 
gelte Pferde-  oder  Rehlaus* 


Mouffetti  Theatr.  Ins.  p.   5g. 
Müller* s  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1009. 
n.  1 .  fliegende  Pferdelaus. 

Müller  i  Faun.  Fr.  n.  791.  Zool.Dan.Pr.  n.  215  J. 
Dan.    Beste -FJuc. 

Ouotnat.  Hist.  Nat.  IV.  p.  180. 

Panzer,    Faunae  Insect.  Germ,  initia,    Heft  VI. 

Die  fliegende  Pferdelaus. 

Reaumur  Mem.  pour  serv.  ä  l'Hist.  d.  Ins,  VI. 
Tab.  4  8-   La  Mouche  araigne'e  (Spinnfliege.) 

Schaefferi  Ic.  Ins.  Ratisb.  Tab.  178.  Fig.  8.  9. 

Schrank,  Enumeratio  insector.  indigen.  Austriae 
n.    1007. 

Scopoli  Ent.  Carn.  n.  1022. 

Sulzers  Kennzeichen,  Tab. XXI.  Fig.  141. 


Die  gröfste  Art  ihres  Geschlechts    ist  die  ft 'Legende  Pferdelaus  (Fig.  9.),  wel- 
che vom  Kopfe  bis  zum  Schwänze  vier  bis  fünf  Linien  lang,  und  über  zwey  Linien 

breit 


i8o 

breit  ist.       Sie  hat  eine  lederartige  Haut   und  lätst   sich  daher  kaum  zerdrücken, 
einen  plattgedruckten  Körper,   dessen  untere  Fläche  alle  Gegenstande  berührt,  an 
welchen  sie  sich  mit  ihren  -weit  auseinander  gesezten  Füssen  anklammert.      Selbst 
ihr  kleiner  brauner  und  runder  Kopf  (Fig.  10.)  ist  oben   und  unten  platt.     Er  hat 
zwey  grosse,    netzförmige,    dunkelbraune  Augen  (a.  a.)t    zwischen    welchen  sich 
eine  doppelte  Binde  durchzieht,    und  am  Vordertheil  eine  gelbgefleckte  Hervor- 
ragung mit  einem  gelben  Knöpfchen  (b.  b.)  auf  jeder  Seite.     Diese  Knöpfchen  sind 
mit  einigen  Haaren  besezt ,  wovon  die  zwey  längern ,   dickern  und  borstenartigen 
(c  c),    wahrscheinlich  die  Stelle  der  Fühlhörner   vertreten.       Vor  denselben  ent- 
steht die  Rüsselscheide  (d.  d.),  als  ein  schwarzer,  konischer,  beweglicher  und  mit 
kurzen  Härchen  bewachsener  Theil,  der  aus  zwey,  inwendig  hohlen  dicht  anein- 
ander schliessenden  Halbscheiden  (Fig.  n.  a.  a.)  besteht.       Der  in  jener  Scheide 
verborgene,  und,   wenn  das  Insekt  saugen  will,   hervortretende  Rüssel  selbst  (Fig. 
10.  e.  und  Fig.   n.  b. ),  ist    ein  langer,     gelblichter,  hornartiger  Faden,    welchen 
die  Fliege  nach  allen  Richtungen  herum  drehen  kann.     Das  buntfarbige  Brustschild 
ist  ziemlich  grofs,  länglichtrund ,  breit  und  flach,  am  Hintertheile  mit  zwey  Balan- 
zirstangen   unter    zwey   hornartigen,    platten,     behaarten    Erhöhungen    versehen. 
Nicht  viel  grösser,  als  dieses  Brustschild,   ist  der  runde  braune  Hinterleib,   wenn 
das  Insekt  seine  Eyschaale  verlassen  hat.       Er  wird  aber  beym  trächtigen  Weib- 
chen ungeheuer  dick.     Die  Flügel  sind  braun,   adericht,  pergamentartig,   und  so 
grofs  dafs  sie  weit  über  den  Hintei'leib   hinausreichen.       Selten  bedient  sich    die 
Fliege  derselben  zu  ihrem  sehr  leisen  Fluge.       Die  sechs  rostfarbigen  Füsse  sind 
sehr  lang,  und  haben  dicke,  behaarte  Schenkel.     Ihre  fünfgliedrichten  Fufsblätter 
führen  zwey  grosse ,  stark  gebogene ,  schwarze  Krallen ,  wovon  jede  wieder  einen 
doppelten ,    beym  ersten  Anblick  ebenfalls  einer  Kralle  gleichenden  Anhang  hat. 
Hierdurch  vermag  sich  dieses  Insekt  so  fest  allenthalben  anzuklammern,  dafs  man 
dasselbe  nur   mit  Mühe  losreissen  kann. 

Seine  Entstehung  hat  vor  der  aller  andern  Insekten  eine  merkwürdige  Eigen- 
heit. Das  Mutterinsekt  legt  nemlich  ein  Ey,  welches  rund,  linsenförmig  flach, 
am  Ende  ausgeschweift  mit  einem  schwarzen  Fleck  versehen,  und  beynahe  so  grofs, 
als  der  ganze  Hinterleib  selbst  ist.  Dieses  anfangs  gelblichte  Ey,  wird  in  wenig 
Stunden  kastanienbraun,  und  den  folgenden  Tag  glänzend  schwarz,  und  hornar- 
tig  fest.  In  demselben  geht,  nach  Reaumärs  Beobachtung,  die  Verwandlung  der 
Larve  in  eine  Nymphe  vor  und  das  aus  lezterer  entstehende  Insekt  stöfst  nach  vier 
Wochen  den  Deckel  der  Fyerschaale  am  breiteren  Ende  auf,  und  erscheint  gleich 

ohne 


ohne  ein    weiteres  Wachsthum  nöthig  zu  haben,     in  der  Grösse  und  Gestalt  der 
vollkommenen  Pferdefliege. 

Das  Vaterland  dieses  Insekts  ist,  ausser  Europa,  auch  Nordamerika,  wo  e* 
sich  häuffig  in  Wäldern  und  bey  Morästen  aufhält.  Gewöhnlich  sucht  es  die  wei- 
chen ,  weniger  behaarten  Stellen  der  Haut  an  Hunden ,  Rindern ,  vorzüglich  aber 
an  Pferden  auf,  und  plagt  diese  Thiere  durch  seine  Stiche.  Auch  dem  Men- 
schen wird  sie  hierdurch  lästig.  Mir  selbst,  schreibt  Göze ,  ist  es  in  den  Wäldern 
des  Unterharzes  oft  begegnet,  dafs  ich  aus  den  Büschen  solche  geflügelte  Läuse 
mit  nach  Hause  brachte,  die  mich  ausserordentlich  peinigten.  Denn  sie  graben 
sich,  wie  Sulzer  versichert,  mit  ihrem  Saugstachel  so  tief  in  die  Haut,  dafs  sie  mit 
Kopf  und  Brust  darinnen  stecken  und  halten  sich  so  fest,  dafs  man  sie  oft  eher 
entzwey  reifst,  als  dafs  man  sie  heraus  bringt.  Sie  saugen  da  in  einem  fort,  und 
lassen  nicht  ab,  bis  ihr  Bauch  ganz  angefüllt  ist, 

52.     Die  fliegende  Vogellaus.     Tab.  V.  Fig.  12.  13. 

Hippobosca  avicularia   alis   obtusis,     thorace  unicolore,        Linn.    S.  N.  T.  I.    P.  V.  p. 

2904-    n.    2.      Faun.    Suec.    1922.  —     Habitat  in    hirundinibus   aliisque   avibus,     equina 

dimidio   minor,    alis  corpore  dimidio  longioribus ,   vasis  lateralibus  atris,     abdomine 

posterius  retuso  punctato,   unguibus  binis  duplicatis. 


Catholicon,   H.  p.  195. 

Degeer's  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins,  v.Goze,  B.  VI.  S. 
114.  u.Z.  Tab. XVI.  F.21  —  27.  Mppobotque  desOi- 
scaux ,    die  fliegende  Vogt- Haus. 

Fabricii  Syst.  Ent.  p.  804.  n.  2.  Hipp.  avic.  Spec. 
Ins.  II.  p.  475.  n.  2.  Mant.  ins.  II.  p.  367.  n.  2. 

Fuefsly's   scbw.  Ins.  S.  58   "•  1157. 

Mülleri  Zool.  Dan.  Prodr.  n.  2154. 


Müller' s  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  10 10. 
fliegende  Fogellaus. 

Onomat.  Bist.  Nat.  IV.   p.  180. 

S  i  a  b  b  e  r ,  M.  Obs.  de  pediculo  avium  alato  3  6  ein» 
gulis  instrueto,  in  comment.  Societ.  Harlemens.  T.  X4 
P.II.  p.  413. 

Sulzers  Gesch.  d.  Ins.  S.  22%.  Tab.  XXVIII.  F. 
24.    Die  Vogellausfliege. 


Um  die  Hälfte  kleiner,  als  vorhergehende  Pferdelaus  ist  die  geflügelte  Vo- 
gellaus  (Fig.  12.),  deren  kleiner  sphärischer  Kopf  mit  zwey  grossen  braunröthli- 
chen  Augen,  und  vor  denselben,  dicht  am  Rüssel,  mit  zwey  länglichtrunden  hau» 
tigen,  stark  behaarten  Lappen  (Fig.  i3.  a.  a.)  versehen  ist,  wovon  jeder  einen 
schwarzen,  länglichten  Fleck  hat.  Degeer  glaubt,  dafs  diese  Theile  die  Stelle  der 
Fühlhörner  vertreten.  Vor  denselben  ragt  der  Saugstachel  (c.)  hervor,  an  wel- 
chem die  zwey  Halbscheiden  (b.  I.)  locker  anliegen.  Beyde,  so  wie  der  Stachel, 
selbst,  sind  von  der  nemlichen  Bildung,  wie  bey  der  Pferdelaus.  Das  Brustschild 
ist   länglic-htriuid  und  hat  in  der  Mitte  eine  leichte  Vertiefung.     Der  Hinterleib. 

noch 


i8a 

noch  einmal  so  lang,  als  das  Brustschild,  hat  am  stumpfen  Hintertheile  einen  et- 
was aufgeworfenen  Rand.  Die  durchsichtigen,  mit  schwarzen  Adern  durchzoge- 
nen, und  an  einigen  Stellen  behaarten  Flügel,  haben  die  Länge  des  ganzen  Kör- 
pers. Von  besonderer  Bildung  sind  noch  die  Füsse,  welche  sehr  dicke  Schenkel 
und  fünfgliedrichte  Fufsblätter  haben.  Hiervon  sind  die  vier  ersten  Glieder  kurz» 
das  fünfte  aber  so  lang,  als  die  vier  übrigen  zusammen  genommen.  Am  Ende 
des  Fufsblatts  sieht  man  noch  zwey  Krallen,  wovon  jede  zwey  Anhänge  und,  wenn 
man  diese  ebenfalls  für  Krallen  annimmt,  jedes  Fufsblatt  mithin  vier  Krallen  hat. 
Unter  diesen  Krallen  befinden  sich  noch  zwey  ovalrunde,  haarichte  Ballen,  und 
zwischen  denselben  noch  ein  besonderes  federbärtiges  Haar.  Kein  Wunder  ist 
es  wenn  sich  dieses  Insekt,  bey  einer  solchen  Bildung  der  Füsse,  überaus  fest  in 
die  Flaut  einsetzen  und  in  den  Federn  und  feinen  Hauthaaren  verwickeln  kann. 
Die  Farbe  des  ganzen  Körpers  ist  gelbbraun  und  die  der  Füsse  fällt  mehr 
ins  Grüne. 

Man  trift  die  fliegenden  Vogelläuse  nicht  nur  in  Schweden,  sondern  auch 
in  andern  Ländern  unsres  Welttheils  häufiig  an.  Gewöhnlich  sitzen  sie  zwischen 
den  Federn  der  Sperlinge,  Rothschwänze  und  anderer,  oft  noch  ganz  junger,  erst 
ausgeflogener  Vögel,  aber  auch  an  anderem  Geflügel.  Sie  fliegen  und  kriechen 
sehr  geschwind,  vor-  und  rückwärts,  gelangen  daher  auch  nicht  selten  auf  den 
menschlichen  Körper  und  bohren  sich  schmerzhaft  mit  ihrem  Stachel  in  des- 
sen Haut  ein. 


53.     Die   Krieger-Termite.     Tab.  V.  Fig.  14  —  21. 

Ter  m  es  bclUcosus  corpore   fusco ,  alis  fuscescentibus;    costa  ferruginea,   stematibus  subsu- 

peris  oculo  propinquis ,  puncto  central!  prominulo.     Smeathmann's,  H.  Sendschreiben 

an  den  Baronet  J.  Banks  über   die  Termiten  Afrikas  und  anderer  heissen  Klimate.     Aus 

dem  Englis.  Y.  Meyer.  Götting.    1789.  S.   23.  n.    I.  Tab.  I.  -—     Habitat  in  Indiae 

et  Africae  aecpünoctialis  umbrosis  locis. 


Adanson  Voyage  to  Guinea  p.  179' — 337.  Va- 
gue-Vagues.   Voyage  au  Se'ue'gal  p.  83.  99. 

Jtlgeni.  Mag.iz.   der  Natur.   B.  V.  S.  69. 

Barrere   Reisebeschreibung.    S.  47. 

Berlinische  Sammlungen ,  B.  VII.  St.  1.  S.  23  a. 

Blu  menbach's  Handbuch  d. Naturgesch.  S.  376. 
n.  n.  Tertnes  fatatis.  Desselben  Abbildungen  Natur- 
historischer  Gegenstände.  Heft  I.  Tab  9.  Die  allucr- 
hterende  Termite.  Tab.  10.  Gebäude  der  Guineischen 
Termiten. 


Bosmann  Description  of Guinea  p.  247—493. 

Clusii,  C.  curae  posteriores,  Antwern.  161 1.  4. 
p.  123.   (Beschreibung  d.  Termitenhügel.) 

Cuvier  Tableau  cle'mentaire,  p.  477.  It  Termite 
Belliqimix  (Termes  fatale.) 

Da  p  per,   Description  de  l'Afrique,  p.  459.  Acolan. 

D  egee  r'  s  Abh.  2.  Gesch. d. Ins.  v.  Göze,  B.VII.  S. 
25.11.3.  Tab.  XXXVII.  F,  I—  8.  Termt  destructenr, 
der  yerwihter. 

Du 


i83 


Du  Tertre  (J.  B.)  Histoire  g<5nc'rale  des  Antil- 
les  ,    Vol.  II.  p.  334. 

Fabris  geogr.  Leseb.  B.  V.  Naturgesch,  eines  Ins. 
aus  dem  Termitengeschi,  vonieml.  in  Afrika. 

Fabricius,  F.  C.  von  der  weissen  Ameise  (Ter. 
wcs  fatale)  in  den  Beschäft.  d.  Berlin,  naturf.  Gesells. 
B.  I.    S.  177. 

Fabricii  Mant.  ins.  I.  p.  248.  n.  1.  Spec.  Ins,  I. 
p.  395.  n.  i.Syst.  Ent.  p.  390.11.  1.     Tennes  fatale. 

Fermins  Reise  durch  Surinam,  Th.  II.  S.  292. 

Forskael  Descr.  Animal.  p.  86.  Tab.XXV.  F.  A. 

Fuefsly's  neues  Magaz.  B.  II.  S.  109. 

Hughes,  G.  natural,  history  of  Barbados ,   p.  93. 

John's  Bemerkungen  auf  einer  Reise  von  Tran- 
quebar  nach  Tanschaur,  Tirutschinapalli  und  Madras 
im  Februar  bis  zum  May  1795,  im  28.  St.  des  Natur- 
forschers 1799. 

Iserts,  P.E.Reisen,  Kopenh.  1788-  S.  279  und 
2g6.   Die  Fotttrn.   (Term.  fatale.) 

Kaempffer,  £.  History  of  Japan,  Vol.  II. 
p.  T27. 

König,  von  der  weissen  Ameise ,  in  den  Beschäft. 
d.  Berl.  naturf.  Gesellsch-  B.  IV.  S.  I.  Tab.  I.  F.  1  —  5. 

K  ol  ben,  P.  Cape  of  Good  Hope  8vo  Vol.  11.  p.  173. 

Labat  Desciiption  de  l'Afrique  T.  III.  p.  298. 
Ejusd.  Voyage  aux  Isles  de  l'Amerique,   T.  II.  p.  331. 

Laet  (].  de}  Novus  Orbis,  s.  descript.  Indiae  oc- 
cident.   p.  333- 

Leske's  Handb.d.Naturges.  2te  Aufl.  i784«S.35i. 

Ligon's  Barbadoes,  p.   64.  65. 


Linnaei  Syst.  Nat.  Ed.  Gmel.  XIII.  T.  I.  P.  V. 
p.  291 1.  n.  1.  Termcs  fatale  supra  fuscum,  thorace 
segmentis  tribus,   alis  pallidis,   costa   testacea. 

M  a  r  c  g  r  a  v  i  i  (G.)  Histor.  Rer.  natural.  Brasüiae 
p.  56. 

Martini's  Naturlexikon,  U.S.  249.263. 

Moore' s  Travels,  p.  221. 

M  üller's  Linn.Naturs.  d.  Ins.  B. II.  S.  1022.  n.  1 
Der  Verwllster. 

Onomnt.  Hist.  nat.  P.  III.  p.  934.  VII.  p.  475.  Tir- 
Mes  fatale ,   die  schädliche  Holzlaus. 

Philosophical  Transactions  Vol.  LXXI.  Part.  I.  p. 
13g  ^—  1  9Z.  n.    1 1. 

P  i  s  0  n  i  s .  G.  de  Indiae  utriusq.  re  naturali  et  me. 
dica  Lib.  I.  p.  9.  Lib.  V.  p.  291. 

Purchas's  Pilgrims,   Vol.  II.  p.  15 10. 

Rochfort's  Gesch.  der  caraibischen  Inseln,  S. 
149.   Hoitla'ase. 

Sloane  Voyage  to  the  Island  Madera  and  Jamai- 
ca,   Vo1.  II.   p.   193. 

Smiths  Voyage  to  Guinea. 

S  par  man n's  Reisen  ,  Forstersche  Ausgabe,  Ber« 
lin   1784.  S.   191. 

Su  1  zer's  Gesch.  d.  Ins.  S.2  39. //o/z/««*,  Pendcbois. 

Vo  igt's  Magazin  für  das  neueste  aus  der  Physik 
und  Naturgesch.  B.  IV.  Stück  1.  S.  46.  von  den  Holz- 
Jäusea  und  weissen  Ameisen,  Negerengl.  A'aff're ,  in 
Surinam.  B.  IV.  St.  3.  Einige  Nachrichten  von  den 
Termiten  in  Afrika  und  in  den  heissen  Erdstrichen, 
B.  V.  St.  1.  S.  78.  Holz,  oder  Erdlaus. 


Gleich  merkwürdig  in  Rücksicht  seiner  Verwandlung,  Lebensart,  Verhee- 
rung, und  selbst  des  Schadens,  welchen  es  dem  menschlichen  Körper  zufügen 
kann,  ist  das  Geschlecht  der  Termiten,  welche  auch  unter  dem  Namen  »ve/«e  ^mei- 
sen,  Holzemsen,  Holzläuse  bekannt  sind.  Die  Franzosen  nennen  sie  Fourmis  Man- 
ches, in  We.stindien  Poux  de  ßois,  in  Senegal  Vague-  Vagues ,  die  Engländer  in 
Westindien  fVood-Lice,  Wood-  ants,  White  -  ants  auch  Wlüte  rnier ,  worunter  sie 
besonders  d>  Krieger  -  Termiten  verstehen,  in  den  windwärts  gelegenen  Gegen- 
den Afrika's  aber  Bugga  -  Bugs.  Die  Portugiesen,  in  Brasilien  haben  sie  mit  dem 
Namen  Coupe'e  oder  Cutters  (Schneider)  belegt,  weil  sie  vorzüglich  Kleidungsstük- 
ke,  leinene  Waaren  etc.  in  kleine  Stückchen  zerschneiden.  Die  Balms  oder  das 
Scherbro  -  Polk  in  Afrika  nennt  sie  Scantz.  Auch  kennt  man  sie  noch  unter  den 
Namen  Piercer  (Durchbohrer)  und  Eater  (Fresser)  in  verschiedenen  Gegenden 
der  tropischen  Länder.  Ohngeachtet  nur  ein  oberflächlicher  Überblick  sie  mit 
den  Ameisen  verwechseln  konnte,  von  welchen  sie  sich  durch  die  gebrochenen, 
einen  Winkel  machenden  Fühlhörner ,  durch  den  ohne  Zwischenhals  oder  Verbin- 


i84 

dungsstiel  mit  dem  Hinterleibe  zusammenhängende?:  Brastschild ,  durch  die  abwei- 
chenden Theile  des  Mundes,  durch  den  Mangel  der  Flügel  Leym  Weibchen,  und 
durch  die  weichere  Substanz  und  Haut  ihres  ganzen  Körpers  unterscheiden:  so 
weist  ihnen  doch  natürliche  Ordnung  und  systematische  EintLeilung  ihren  eigent- 
lichen Platz  zunächst  nach  den  Ameisen  an.  Ihr  Wohnplatz  schränkt  sich  blos 
auf  das  heisse  Klima  der  aussereuropäischen  Welttheile,  mithin  auf  die  Länder 
zwischen  beyden  Wendecirkeln  ein,  daher  sie  vorzüglich  in  beyden  Indien,  in 
dein  unglücklichen  Kayenne  und  auf  den  afrikanischen  Küsten  zu  Hause  sind.  Es 
giebt  überhaupt  sechs  Arten  dieser  Termiten,  welche  Smeathmarm  unter  den  Na- 
men Termes  belli cosus ,  mordax ,  atrox ,  destructor ,  arborum  und  viarum  aufführt, 
und  welche  nach  Bildung,  Lebensart,  Nutzen  und  Schädlichkeit  vieles  mit  einan- 
der gemein  haben,  aber  in  Rücksicht  der  Bauart  ihrer  Wohnungen  und  der  Wahl 
der  Baumaterialien  sehr  von  einander  abweichen.  Jede  Termitenart  hat  wieder 
drey  Unterordnungen,  nemlich  die  der  Arbeiter,  der  Soldaten,  und  der  geäugel- 
ten Insekten.  Die  Arbeiter  sind  nichts  anders,  als  die  Larven  dieses  Insektenge- 
schlechts ,  und  einzig  im  Stande  zu  arbeiten  und  die  ungeheuren  Gebäude ,  wor- 
innen  sie  alle  beysammen  wohnen,  aufzuführen.  Die  Soldaten  aber,  oder  die 
Nymphen,  welche  sich  von  jenen  durch  ihren  sehr  dicken  Kopf ,  ihre  langen 
spitzigen  Kinnladen  unterscheiden ,  sind  zwar  auch  thätig ,  aber  nur  zur  Vertei- 
digung jener  Gebäude  gegen  feindliche  Anfälle  geschickt.  Sowohl  Arbeiter,  als 
Soldaten  bleiben  immer  unter  der  Erde,  sind  daher  mit  keiner,  oder  wenigstens, 
wie  die  Maulwürfe ,  mit  kaum  bemerkbaren  Augen  versehen,  und  setzen  sich  nur 
dann  der  freyen  Luft  aus ,  wenn  sie  über  der  Erde  Beute  suchen.  Die  geflügel- 
ten Termiten  sind  die  vollkommenen,  zur  Fortpflanzung  geschickten  Insekten  die- 
ges  Geschlechts.  Als  Männchen  und  Weibchen  können  sie  zu  Königen  und  Köni- 
ginnen gewählt  werden ,  ihre  Flügel  aber  machen  sie  zur  Auswanderung  und  Er- 
richtung neuer  Königreiche  geschickt. 

Unter  allen  Termiten  ist  die  Krieger  -  Termite  (Fig.  i4-)  die  gröfste,  ge- 
meinste und  furchtbarste  Art.  Sie  ist  ungefehr  einen  Zoll  lang ,  hat  einen  runden 
Kopf,  mit  zwey  grossen  Augen  (Fig.  18.),  zw ey  gleich  dicken,  paternosterartigen 
Fühlhörnern  (Fig.  17. /"./".),  welche  aus  siebenzehn  rundlichten ,  fein  behaarten 
Gliedern  zusammengesezt  und  mit  einem  kürzeren  geraden  Theil  unter  einem  Win- 
kel verbunden  sind.  Der  platte,  dünne,  vorne  abgerundete  Oberkiefer  (Fig.  18.  a.) 
ist  weich  und  stellt  mehr  eine  Lippe  vor,  der  Unterkiefer  (Fig.  17,  a.  a.b.)  aber, 
welcher  nicht  weit  vom  Halse  (c.)  seinen  Anfang  nimmt,     ist  zangenförnüg  und 

wird 


i85 

■wird  Von  der  Lippe  des  Oberkiefers  zum  Tlieil  bedeckt.  Er  ist  sehr  zusammen- 
gesezt  und  besteht  aus  vier  einwärts  gebogenen  Zähnen  («.  a.),  welche  sehr  breite 
Grundtheile  haben ,  schwarzbraun  und  vorne  sehr  zugespitzt  sind.  Hinter  diesen 
Zähnen  stehen  zwey  kleine  dreygliedrichte  (ß.  d.)  und  zwey  lange  Bartspitzen  (e.  e.J, 
zwischen  diesen  vier  Bartspitzen  aber  befinden  sich  noch  einige  andere,  kürzere 
und  stumpfere  Läppchen.  Der  Brustschild  (Fig.  i4.  i5.  16.)  ist  zweymal  langer 
aber  schmäler  als  der  Kopf,  überhaupt  aus  drey  bauchichten  Ringen  zusammen- 
gesezt,  wovon  jeder  die  Artikulationen  eines  Fufspaares  enthält.  Er  geht  unmit- 
telbar in  den  etwas  längeren,  breiteren  und  ovalen  Hinterleib  über,  der  viel  ähn- 
liches von  dem  Hinterleibe  der  gewöhnlichen  Läuse  hat.  Die  Füsse  dieses  In- 
sekts sind  ^ziemlich  lang,  haben  starke  Schenkel,  feine  Härchen  und  zwey  Krallen 
am  Fufsblatte.  Ehe  die  Kriegertermite  in  ihrem  vollkommenen  Zustande  zum  Kö- 
nig, oder  zur  Königin,  je  nachdem  sie  männlichen  oder  weiblichen  Geschlechts 
war,  gewählt  worden  ist,  führt  sie  noch  vier  lange,  breite,  bräunliehe  Flügel 
welche  überaus  fein,  durchsichtig ,  und  von  einer  Spitze  zur  andern  über  dritthalb 
Zoll  lang  sind. 

Ganz  abweichend  von  der  gewöhnlichen  Larvengestalt  anderer  Insekten, 
sind  die  Larven  der  Termiten  überhaupt,  und  der  Kriegertermiten  insbesondere. 
Diese  Larven  oder  sogenannten  Arbeiter  (Fig.  19  und  20.)  sind  ungefehr  einen  Vier- 
telzoll lang  und  so  leicht,  dafs  fünf  und  zwanzig  etwa  einen  Gran  wiegen.  Sie 
haben  einen  grösseren,  mit  zwey  weit  längeren  und  schärferen  Gebifszangen  (Fig. 
20.  a,  a.)  am  Unterkiefer  versehenen  Kopf,  ein  kürzeres,  aus  fünf  schmalen  Rin- 
gen bestehendes  Brustschild  und  einen  längeren  und  breiteren  Hinterleib.  Ihre 
Füsse  sind  weit  länger,  als  die  der  vollkommenen  Termiten.  Sie  laufen  schnell, 
machen  ein  grosses  Geräusch  bey  der  Vollbringung  ihrer  Verrichtungen  und  sind 
der  zahlreichste  Theil  der  Bewohner  eines  Termitennestes ,  indem  bey  den  Krie- 
gertermiten immer  hundert  Arbeiter  auf  einen  Soldaten  kommen. 

Leztere  oder  die  Termitennymphen  (Fig.  21.)  sind  weit  grösser,  als  die  Ar- 
beiter, über  einen  halben  Zoll  lang  und  ganz  verschieden  in  Rücksicht  der  Bil- 
dung des  Kopfs  und  der  Gebifswerk  zeuge.  Jener  ist  grösser  und  dicker,  als  der 
ganze  übrige  Körper ,  hornartig  und  nufebraun ,  diese  aber  sind  wie  Krebsschee- 
ren  gekerbt,  sehr  scharf  und  hart,  mithin  mehr  zur  Vertheidigung  und  zum  Knei- 
pen eingerichtet. 

Ungeheuer  und  alles  verheerend  würde  die  Vermehrung  der  Termiten  seyn 
wenn  die  Natur  ihre  Begattung  nicht  äusserst  erschwert  hätte.     Sobald  sie  ziemlich, 

24  kurz 


i86 

kurz  vor  eintretender  Regenzeit,  in  den  geflügelten  Zustand  gekommen  und  mit- 
hin ihre  vollkommene  Ausbildung  erreicht  haben;    so  findet  man   oft  am  andern 
Morgen  eine,    alle  Vorstellung  übersteigende  Menge  dieser  geflügelten  Termiten 
auf  der  Erde  und  der  Oberfläche  des  Wassers ,  mit  und  ohne  Flügel ,  -welche  über- 
haupt so  locker  am  Brustschilde  eingefügt  sind ,    dafs  sie  nur  für  wenige  Stunden 
geschaffen  zu  seyn  scheinen.      Alle  diese  Termiten  kommen  unter  den  Verfolgun- 
gen ihrer  zahllosen  Feinde  um ,  -worunter  viele  Vögel ,  fleischfressende  Amphibien 
und  vorzüglich  alle  Am  eisen  arten ,   nach  Larts,   Markgravs,  Pisos  und  Sloanes  Ver- 
sicherung aber,  auch  die  Einwohner  verschiedener  Gegenden  von  Südamerika  ge- 
hören ,  die  sie  als  ein  sehr  wohlschmeckendes  Gericht  gemessen.     Unter  Millionen 
trifft  kaum  ein  einziges ,    dem  Tode  entgangenes  Paar  so  zufällig  zusammen ,    dafs 
es  durch  die  Begattung  die  Absicht  seiner  Bestimmung   erreichen  und  ein   neues 
Reich  begründen  kann.     Gewöhnlich  suchen  die  Arbeiter  selbst  in  ihren  unterirr- 
dischen  Höhlen  noch  einige  dieser ,  in  ihrem  vollkommenen  Zustande  hülflos  ge- 
wordenen Insekten ,  zu  retten ,  zurückzuhalten  und  hiermit  zu  Königen  und  Köni- 
ginnen zu  machen.     Kaum  haben  sich  diese  begattet;    so  fängt  der  Unterleib  des 
Weibchens  (Fig.  16.  a.  b.)  an,   ausserordentlich  zu  schwellen.      Hierdurch  werden 
nicht  nur  die  Ringe  des  Hinterleibes,  sondern  auch  die  Haut  zwischen  denselben 
ungemein  ausgedehnt  und  erhalten  eine  Durchsichtigkeit,   welche  die  Eingeweide 
und  die  beyden  Eierstöcke  durchschimmern  läfst.     Er,  wächst  so  zu  einer  Grösse 
an,  die  diejenige  des  unbefruchteten  Weibchens  oft  zweytausendmal  übertrifft,  und 
ist  dabey  in  beständiger  wurrnförmiger  Bewegung.     Es  zieht  sich  nemlich  ein  Theil 
desselben  zusammen ,    während  sich  der  andere  erweitert ,    und  bey  dieser  wech- 
selsweisen Bewegung,  stöfst  das  Weibchen  oft  in  einer  Minute  60  und  in  vier  und 
zwanzig  Stunden   wohl  80000  Eyer  aus.     Kaum  sind  der  Königin  einige  Eyer  ent- 
schlüpft, so  werden  sie  schon  von  den  Arbeitern  aufgefangen  und  in  die  Ammen- 
stuben gebracht,  wo  die  ausgebrüteten  Jungen  so  lange  von  den  Arbeitern  gepflegt 
und  genährt  weiden,    bis  sie  keine  weitere  Unterstützung  mehr  bedürfen,    und  als 
vollkommene  Larven  oder  Arbeiter  die  ihnen  zukommenden  Verrichtungen  verse- 
hen können. 

Das  Vaterland  der  Kriegertermiten  ist,  ausser  dem  südlichen  Amerika  und 
den  umliegenden  Inseln,  die  ganze  afrikanische  Küste,  vorzüglich  Guinea,  die 
Bananas  -  Insel  und  der  angranzende  Theil  des  festen  Landes  von  Afrika.  Man  fin- 
det daselbst  ihre,  wegen  der  ausserordentlichen  Grösse,  Festigkeit  und  weisen  inne- 
ren Einrichtung,  bewundernswürdigen  Gebäude,  oft  in  so  zahlreichen  Haufen  bey- 

sam- 


t37 

sammen,  dafs  sie  in  der  Ferne  Dörfern  von  Negerhütten  gleichen.     Diese  Gebäude 
führen  sie  von  fettem  Thon  oder  Letten ,   oft  zehn  bis  zwölf  Fufs  hoch  über  der 
Erde  auf,   und  beynahe  eben  so  tief  erweitern  sie  dieselben  unter  der  Erde.     Sie 
geben  ihnen  überhaupt  eine  konische  Form,     doch  so,     dafs  der  Hauptkegel  in 
verschiedenen  Abständen  von  unten  hinauf,   ringsherum'  mit  lauter  zuckerhutföi- 
migen  Spitzen  besezt  ist.     Sie  verfahren  hierbey  auf  folgende  Art:     Zuerst  werfen 
sie  einen  oder  zwey  kleine,  etwann  einen  Fufs  hohe  konische  Erhabenheiten  über 
der  Erde  auf,     bald  darauf  nahe   an   diesen  andere,     und  so  vermehren  sie  ihre 
Anzahl  in  der  Basis  immer  mehr,    während  sie  die  ersten  immer  grösser  machen, 
bis   die  unterirdischen  Arbeiten    der  Termiten  mit  diesen  Thürnen  ganz  bedeckt 
sind.     Alle  diese  grösseren  und  kleineren  Thürne  vereinigen  sie  dadurch  mit  dem 
Hauptthurn  oder  dem  Dom ,    dafs  sie  die  Zwischenräume  ebenfalls  mit  Letten  aus- 
füllen.     Das  auf  diese  Art  vollendete  Gebäude,    welches  oft  drey  bis  vier  Jahre 
Zeit  erfordert,    besteht  aus  dem  äusseren  Theil  oder  dem  Dom,     welcher  unge- 
mein dicke,   mit  weiten  Gängen  durchzogene  Wände  hat,    und  dem  vom  Dome 
umfafsten  inneren  Theile,    oder  dem  eigentlichen  Wohnhause.       Lezteres  enthält 
eine  unendliche  Menge  zirkeiförmiger,    elliptischer,   oder  ovaler,  gewölbter  Zim- 
mer, wovon  die  in  der  Mitte  zur  Residenz  des  Königs  und  der  Königin,    die  zu- 
nächst  angränzenden   zu   den  Wohnungen  der  Soldaten  und  Arbeiter    bestimmt 
sind,  an  welche   wieder  die  mit  allerley  Lebensbedürfnissen  angefüllten  Magazine 
und  die,   Eyer  und  Junge  beherbergenden,    Ammenstuben  stossen.      Die  unterir- 
dischen Gänge,  welche   oft  so  weit,  als  die  Mündung  einer  grossen  Kanone  sind, 
laufen  unter  den  untersten  Zimmern  im  Hügel  in  einem  weiten  Umfange  nach  ver- 
schiedenen Richtungen.     Diese  weiten  Gänge  stehen  wieder  durch  schmälere  mit 
den  verschiedenen  Gegenden  des  Gebäudes  in  Verbindung.     Auch  giebt  es  brük- 
kenartige  kleine  Verbindungsgänge  zwischen  den  über  der  Residenz    befindlichen 
Wohnungen  und  den  in   den  inneren  säulenförmigen  Abtheilungen    befindlichen 
Zimmern,      Schon  nach  zwey  bis  drey  Jahren  ist  ein  solcher  kahler  Lettenhügel, 
in  jenen  fruchtbaren  Gegenden,   mit  Gras  bewachsen,    wodurch  er  noch  mehr  an 
Festigkeit  gewinnt,  die  so  grofs  ist,  dafs  er  von  Menschen  bestiegen  werden  kann, 
ohne  einzubrechen.     Wirklich  versichert  Smeathmann,   dafs  er  mit  vier  Mann  auf 
den  Gipfel  eines  solchen  Hügels  gestiegen  sey,  und  in  dieser  beträchtlichen  Höhe 
«ine  ziemlich  weite  Aussicht  genossen  habe. 

Mit  Recht  zehlt  Linne  diese  Termiten  unter  die  grofsten  Plagen  beyder  In- 
dien, wo  sie  wegen  des  unermefslichen  Schadens ,  den  sie  jährlich   anrichten,  aus- 
ser- 


i88 

.^erordentlieh  gefürchtet  werden.  Unbemerkt  führen  sie,  als  lichtscheue  und  der 
ireyen  Luft  ungewohnte  Insekten,  ihre  Gänge  unter  den  Grundmauern  und  Pfosten 
der  Häuser  weg,  in  das  Innere  derselben,  fressen  Löcher  in  das  Balkenwerk  und 
hohlen,  immer  gewohnt  von  innen  fortzuarbeiten,  dasselbe  in  kurzer  Zeit  so 
aus,  dafs  nichts,  als  die  dünne,  äussere  Schaale  übrig  bleibt.  So  gelangen  sie 
oft  bis  unter,  das  Dach.  Ist  dieses  von  Schilf,  ihrem  Lieblingsfutter;  so  schaf- 
fen sie  sogleich  Thon  herbey  und  bauen  ihre  Rinnen  und  Galerien  durchs  Dach 
in  verschiedenen  Richtungen  so  lange  fort,  als  dasselbe  ihre  Werke  nur  tragen 
kann.  Die  in  der  Regenzeit  unter  solchen  Dächern  Schutz  suchenden  Ratten,  hel- 
fen noch  mehr  die  Zerstörung  derselben  befördern,  und  so  bewirken  sie  gemein- 
schaftlich ,  oft  in  nicht  langer  Zeit,  den  Einsturz  eines  Hauses.  Eben  so  verder- 
ben sie  alle  Möbeln,  bey  deren  Berührung  man  gleich  gewahr  wird,  dafs  die 
Holzstücke  aus  welchen  sie  zusammengesezt  sind,  ganz  ausgehöhlt  sind,  und  auf 
den  geringsten  Stofs  in  kleine  Stücken  zerfallen  werden.  Aber  nicht  nur  Mobi- 
lien,  sondern  auch  alle  Arten  von  Kaufmannsgütern,  Kleidungsstücken,  leinene, 
baumwollene  und  seidene  Waaren,  werden  von  ihnen  angegriffen  und  zernichtet. 
Nach  Barreres  Versicherung  sind  sie  im  Stande,  einen  Kleiderschrank,  so  sehr  er 
auch  mit  Kleidungsstücken  angefüllt  seyn  mag,  in  vier  Und  zwanzig  Stunden  in 
kleine  Zäserchen  zu  verwandeln,  und  man  ist  daher,  wie  Sparmann  meldet,  oft 
genöthiget,  Kisten  und  Waaren  an  Stricken  frey  aufzuhängen.  Siesollen  sogar 
das  Kupfer  benagen ,  und  durch  eine  Feuchtigkeit ,  welche  sie  von  sich  geben  und 
durch  welche  sie  einen  unleidlichen  Gestank  verbreiten ,  ^selbst  das  Eisen  angreif- 
fen ,  in  dessen  Rost  sie  sodann  Gänge  wühlen. 

Auf  der  Küste  von  Guinea  tödten  sie  oft  Ziegen  und  Schafe  und  werden 
dem  Menschen  selbst  lastig  und  gefährlich.  Sie  verjagen  oft,  wie  Smith  versichert, 
<äie  Europäer  aus  ihren  Betten  und  verzehren  bis  am  Morgen  alles,  was  sie  von 
Efswaaren  zurückgelassen  haben.  Dieses  begegnete  Adanson  in  Senegal,  der  von 
den  Termiten  im  Bette  angegriffen  und  auf  die  empfindlichste  Art  gebissen  wurde, 
nachdem  sie  alles  um  ihn  zerfressen  und  zerstört  hatten.  Merken  sie,  dafs  man 
ihre  Hügel  beunruhigen  will ,  so  machen  sie  durch  lautes  Zischen  Lei  ui  und  geben 
dadurch  das  Signal  zur  Rettung  des  Hüiilosen  Theils  der  Bewohner  in  die  unter- 
irdischen Gänge  und  zur  Herbeyeilung  der  Soklaten  zur  Verteidigung-.  Wagt  man 
es  wirklich  einen  Hügel  zu  öffnen;  so  stürzen  diese  Soklaten  mit  einer  unbe- 
schreiblichen Hitze  und  Wuth  in  ungeheurer  Men.^e  aal  'ihren  Feind  los,  schlagen 
ihre  Klauen  tief  ein,   Saugen  ihm  das  '  !"    ms,    und  verlassen  die  Stelle,    wo  sie 

sich 


i89 

sich  festgesezt  haben  nicht,  wenn  man  sie  auch  in  Stücken  zerschneidet.  Zieht 
man  sich  aber  zeitlich  zurück,  so  begeben  sich  die  Soldaten  bald  wieder  in  ihre 
Kammern,  und  an  ihrer  Stelle  kommen  die  Arbeiter  mit  Letten  in  ihrem  Zangen- 
gebisse hervor,  um  die  gemachte  Öffnung  wieder  auszufüllen.  Ihr  Bifs  in  die  Haut 
ist  nicht  eigentlich  entzündlich;  aber  überaus  schmerzhaft  und  zieht  eine  Sugilla- 
tion  nach  sich.  Auch  als  Speise  werden  sie  öfters  schädlich ,  und  König  versichert, 
dafs  ihr  häufiger  Genufs  in  einigen  Gegenden  von  Ostindien  eine  epidemische  Ko- 
lik und  Dysenterie  zu  erzeugen  pflege,  die  in  zwey  bis  drey  Stunden  tödte. 

Die  gefährlichsten  Feinde  der  Kriegertermiten  sind,  wie  schon  oben  erwehnt 
worden ,  die  rothen  Ameisen.  Man  benuzt  diese  daher  zur  Verminderung  und 
Ausrottung  derselben  dadurch,  dafs  man  ihnen  Zucker  streut,  um  sie  zur  Hülfe 
gegen  die  Termiten  herbeyzulocken.  Barr  er  e  empfielt  als  das  beste  Mittel ,  diese 
schädlichen  Insekten  los  zu  werden,  weissen  Arsenik  auf  ihre  Gänge  zu  streuen, 
dessen  Geruch  ihnen  schon  so  sehr  zuwider  ist,  dafs  sie  hiernach  auf  lange  Zeit 
verschwinden.  Andere  wollen  den  ungelöschten  Kalch  eben  so  nützlich  gefunden 
haben.  John  meldet,  dafs  das  in  der  Gegend  von  Tanschaur  gebräuchliche  und 
bewährte  Gegenmittel  wider  diese  alles  verwüstenden  Insekten  ein  Ol  sey,  welches 
aus  der  Schale  bereitet  wird ,  die  den  auf  der  fleischigen  Frucht  des  Nierenbaums 
oder  Katschus  (Anacardium  occidentale)  sitzenden  Kern  umgiebt,  Man  bestreicht 
damit  alles  Holzwerk,  welches  man  gegen  die  Angriffe  dieser  Insekten  schüt- 
zen will. 

54.     Die  belssende  Termite.     Tab.  V.  Fig.  22 — 24, 

Termes  mordax,  nigricans,   antennnis  pedibusque  testaceis ,  alis  fuliginosisi   area  marginall 

dilatata:     costa     nigricante,     stemmatibus     inferis    ocalo    approximatis ,     puncto    central! 

impresso.      Smealhmanns  Sendschreiben    über   die  Termiten  Africa's  S.    13-  n.    2„ 

Tab.  II.  Fig.    10  —  13.  —       Habitat  in  Africa   aequinoctiali. 


Cuvier  Tableau  ^mentaire,  p.  279.  le  termiti 
mordant. 

Fabricii  Mant.  ins.  I.  p.  397.  n.  4.  Spec.  ins.  1, 
p.  248.  n.  4. 


Linnaei  Syst.  Nat.  Ed.  Gmel.  XIII.  Tom.  I.  P.  V. 
p.  2913-  n-6.  Termes  mordax  nigrum,  abdomine  seg- 
nientis  apice  albis  ,  pedibus  nigris. 


Nach  den  verschiedenen  Veränderungen ,  welchen  dieses,  ebenfalls  in  Afrika 
einheimische  Insekt,  vom  Eye  bis  zu  seinem  vollkommenen  Zustande  unterworfen 
ist,  kommt  es  nach  Bildung  und  Ökonomie,  beynahe  ganz  mit  der  Kriegertermite 

über- 


überein ,  nur  in  der  Grosse  und  in  dem  Baue  seiner  Nester  weicht  es  merklich  da- 
von ab.  Seine  Länge  beträgt  als  Arbeiter  (Fig.  25.)  kaum  zwey ,  als  Soldat  (Fig.  24.J 
kaum  drey,  und  als  geflügeltes  Insekt  f Fig.  22.)  etwas  über  vier  Linien.  Auch 
die  Königin  oder  das  befruchtete  Weibchen  ist  höchstens  anderthalb  Zoll  lang, 
fördert  aber  übrigens  seine  Eyer  durch  die  nemliche  wurmförmige  Bewegung  sei- 
nes monströs  angeschwollenen  Hinterleibes  zur  Welt,  wie  das  Kriegerrermiten- 
W eibchen.  Seine  Unbehülflichkeit  verstattet  es  ebenialls  nicht ,  sich  der  Pflege  der 
Eyer  und  Aufnährung  der  Jungen  anzunehmen,  daher  die  Arbeiter  mit  dem  In- 
stinkt begabt  sind,  sie  in  die  angewiesenen  Zellen  zu  bringen  und  für  sie  zu  sor- 
gen. Mit  der  Grösse  dieser  Termitenart ,  steht  auch  die  Grösse  ihrer  Wohnungen 
im  Verhältnifs,  die  aber  in  der  Gestalt  und  in  der  minder  kunstreichen  inneren  Ein- 
richtung |sehr  von  den  Hügeln  der  Kriegertermiten  verschieden  sind.  Sie  bauen 
dieselben  aus  einem  schwarzen  Leimen ,  jedoch  nicht  konisch ,  sondern  cylindriscn, 
versehen  sie  aber  oben  mit  einem  konischen  Dache,  so  dals  sie  runden  Windmüh- 
len oder  kleinen  Thürnen  gleichen ,  und  daher  auch  mit  dem  Namen  Thurmncster 
belegt  worden  sind.  Siebeissen  ebenfalls  und  wahrscheinlich  mehr,  oder  empfind- 
licher, als  die  andern  Termitenarten ,  da  sie  den  Bejnamen  Mordax  erhalten  haben. 


55.     Die  grimmige  Termite.     Tab.  V.  Fig.  25 —  27. 

Tcrmes  atrox  nigricans,  segmentis  abdominalibus  margine  pallidis ,  antennis  pedibusque 
testaceis,  alis  fuliginosis:  Costa  nigra,  stemmatibus  inferis,  puncto  centrali  impresso. 
Smeathmann's  Sendschreiben   über  die  Termiten  Afrika's.  S.    13.  Tab.  II.    14  —  ig.   — 

Habitat  in  Africa  aequinoctionali. 


Cuvier  Tableau  cHe'mentaire ,    p.  479-    le  termite 


atroce. 


Fabricii  Mant.  ins.  I.  p.  248- n.  3.   Spec.  Ins.  I. 
p.  397-  n-3- 


Linn'aei  Syst.  Nat.  T.  I.  P.  V.  p.  2913.  n.  4. 
Termes  arda  nigrum,  abdominis  segmentis  apice  albis, 
pedibus  pallidis. 


Etwan  einer  halben  Linie  grösser,  als  die  Arbeiter  und  Soldaten  der  vorher- 
gehenden Art,  sind  die  der  gegenwärtigen,  und  das  geflügelte  Insekt  mifst  von 
einer  Flügelspitze  zur  andern  fünfviertel  Zoll.  Die  Arbeiter  (Fig.  26.)  haben  weifs- 
lichte  Köpfe  und  Füsse,  aschgraue  Brustschilde  und  Hinterleiber,  die  Soldaten 
(Fig.  27.)  überaus  grosse  braune  Köpfe,  dergleichen  Fühlhörner  und  Füsse,  ganz 
kurze  Brustschilde  und  kurze,  schmale,  länglichtrunde  Hinterleiber ,  beyde  von 
aschgrauer  Farbe.  Das  vollkommene  Insekt  (Fig.  a5.)  ist  mit  braunen  Fühlhör- 
nern 


nern  und  Füssen ,  an  den  aschgrauen  Ringen  des  Hinterleibes  mit  weifslichten  K an- 
dern, und  auf  den  rusigen  Flügeln  mit  schwarzen  Adern  versehen. 

Diese  Termesart  baut  ihre  Nester  aus  schwarzen,  mit  Gras  und  Krautern 
vermischten  Thon  und  giebt  ihnen  die  nehmliche  äussere  Gestalt  und  innere  Ein- 
richtung, wie  die  beissende  Termite,  mit  welcher  sie  wahrscheinlich  auch  in  Rück- 
sicht des  Schadens,  welchen  sie  dem  menschlichen  Körper  zufügen  kann,  über- 
einkommt. 


56.     Die  Baumtermite.     Tab.  V.  Fig.  29 — 32. 

Termes  arborum  corpore  testaceo ,   alis  fuscescentibus,   costa  lutescente,   capite  nigricante, 

stemmatibus     inferis     oculo     approximatis ,      puncto     centrali     impresso.        Smeathmann's 

Sendschreiben   über  die  Termiten  Afrika's  S.    14.  n.   5.   u.  S.   68.  Tab.  II.  F.  2  1  —  25.—— 

Habitat    in  insulis  Americae  meridionali  oppositis,  Africa,    India. 


Cuvier   Tableau  diementaire,   p.  480.    U  termite 
des  arbres. 

Fabricii  Mant.  ins.  I.  p.  348.  n.  2.  Spec.  ins.I. 
p.  396.   n.  2. 

Hunters  Evelyn's  Silva,   p.  17. 

König  in  den  Beschäftig,  d.  Berlin.  Gesellsch.  na- 


turforschender Freunde,  B.  IV.  Tab.  I.  F.  5.  Termes 
monoceros. 

Linnaei  Syst.  Nat.  T.I.  P.  V.  p.  2912.  n.  4.  Ter. 
mes  destructor  supra  testaceum,  capite  atro,  antennis 
flavis. 

Long's  Jamaka,  Vol.  III.  p.  887. 

Sloan's  Jamaica,  Vol.  II.  221. 


Viel  ähnliches  hat  das  geflügelte  Insekt  der  Baumtermite  (Fig.  29.)  mit  dem 
der  grimmigen  Termite  nach  seiner  äusseren  Gestalt.  Nur  sind  die  Flügel  bräun- 
licht mit  gelben  Adern  durchzogen,  etwas  länger,  der  Körper  aber  etwas  kürzer. 
Die  Arbeiter  und  Soldaten  aber  weichen  sehr  in  der  Grösse  und  Bildung  ab.  Jene 
(Fig.  5o.)  haben  einen  länglicht-  runden,  schwarzen  Kopf,  einen  sehr  schmalen 
Brustschild,  und  einen  dicken  plumpen  Hinterleib.  Diese  (Fig.  3 1 .)  hingegen  ha» 
ben  nicht  den  gewöhnlich  grossen  Kopf  der  Soldaten  anderer  Termitenarten ,  aber 
ebenfalls,  wie  die  Arbeiter,  einen  ziemlich  langen  und  dicken  Hinterleib,  und,  mit 
ihnen,  gleiche  blafsbraune  Farbe.  Die  trächtigen  Weibchen  (Fig.  32.)  ^sind  einen 
Zoll  lang  und  haben  die  Gestalt  der  übrigen  Termitenköniginnen. 

Das  Vaterland  dieser  Insekten  ist  vorzüglich  Amerika,  wo  sie  beynahe  so 
viel  Schaden  anrichten,  als  die  Kriegertermiten  in  der  alten  Welt.  Sie  legen  ihre 
Nester  unter  den  Dächern,  auch  an  andern  Orten  der  Häuser,  gewöhnlich  aber  in 
Baumstämmen  oder  zwischen  den  Ästen  und  Stämmen  der  Bäume,  auch  oft  rings 
um  einen  Ast,  wie  ein  grosses  Zuckerfafs,  oder  eyrund,  und  oft  auf  siebenzig  bis 
achtzig  Fufc  hohen  Baumästen  an,  wohin  sie  durch  eine  Menge  verdeckter  We^e, 

die 


ig* 

die  längs  den  Stamm  in  die  Hohe  und  herablaufen,  gelangen.  Die  Materialien 
woraus  sie  diese  Nester  bauen,  sind  kleine  Stücken  Holz,  verschiedene  Gummiar- 
ten, die  Säfte  der  Bäume  und  wahrscheinlich  dieser  Insekten  selbst,  welche  ihnen 
dazu  dienen,  diese  verschiedenen  Bestandteile  in  einen  Teig  zu  vereinigen,  aus 
welchem  sie  die  unzähligen ,  kleinen  Zellen  von  verschiedener  und  unregelmässi- 
ger Form  im  Inneren  der  Nester  bilden.  Werden  sie  nicht  zeitlich  vertilgt,  so 
verderben  sie  Häuser  und  Bäume,  an  welchen  sie  sich  angesezt  haben,  und  sind 
um  so  schwerer  auszurotten,  da  ihre  Nester  so  fest  angekittet  sind,  dafs  sie  nur 
mit  Mühe  stückweise  abgeschlagen  werden  können,  wenn  man  nicht  Balken  oder 
Äste  mit  aussägen  will. 

Als  eine  fünfte  Art  stellt  Smeatlimann  den  Termes  Destructor  auf  (Tab.  V.F.  28), 
von  welchem  er  aber  keine  besondere  Beschreibung  beygefügt  hat,  und  der  sich 
überhaupt  nur  durch  seine  Grösse  von  dem  Termes  arborum  zu  unterscheiden  scheint. 
Er  charakterisirt  ihn  auf  folgende  Art: 

Termes  destructor  nigricans;  abdominis  linea  laterali  lutea ,  antennis  testaceis, 
alis  hyalinis:  costa  lutcscenie ,  stemaubus  subsuperis}  puncto  centrali  obliterato. 


57.     Die  wandernde  Termite. 

Termes    viarum    seu   capensis   luteus,     alis    hyalinis:     margine  fusco.      Linn.  Syst.  Nat. 

Tom.  I.  P.  V.    p.    2913.    "•    7«    —     Habita t    in    India    et  Africa    meridionali,    antennis 

nliformibus ,    laiva   sub    diu    formicae   mstar    turmatkn  migrante,    oculis 

binis    nigiis    instructa. 


■  Earrere,  Reisebesclireibuns  in  der  götting. 
Samml.  merkw.  Reisen  zu  Wasser  und  zu  Lande  175  I. 
Th.  IL  S.  47.  ßlarc'iing  ants ,  termes  viarüm. 

Degeer's  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Goze,  B.  VII. 
S.  24.  n.  2.  Tab.  XXXV11I.  Fig.  1 — 4.  Tenne  äu 
€ap  de  banne  esperance ,  die  capetnische  Hohlaus* 


König  in  den  Beschäftigungen  der  Berl.  Gesell- 
schaft naturforschender  Freunde,  B.  IV.  TVu.  I.  F.  8. 
Tei  mes   viaruni. 

Smea  thra  an  u's  Sendschreiben  über  die  Termiten 
Afrika's,  S.  87-  der  wandernde  Termes  und  S.  91.  der 
u.  ändernde  Bugga  -  Bug. 


Kleiner,  aber  breiter  als  die  Krieger  -  Termiten ,  sind  die  wandernden,  wel- 
che im  südlichen  Afrika  und  in  Ostindien  zu  Hause  sind.  Sie  unterscheiden  sich 
vorzüglich  dadurch  von  den  übrigen  Termitenarten,  dafs  sie  schon  im  Larven-  und 
Nymphenstande,  mit  eben  so  schönen,  der  Grösse  ihres  Körpers  angemessenen 
Augen  versehen  sind,  als  andere  Termiten  im  geflügeten  Zustande.  Sie  bedurf- 
ten diese  aber  auch  zu  ihren  Wanderungen  über  der  Erde,  welche  sie  bey  Tage 
in  freyer  Luft  unternemen.     Ihre  Fühlhörner  sind  fadenförmig  und  haben  ungefehr 

die 


i93 


die  Lange  des  Kopfs,  ihre  schwarzen  Frefszangen  so  gekrümmt,  dafe  sie  sicli  im 
Ruhestande  kreuzen,  und  ihre  Farbe  ist  milch  weifs;  am  Kopfe  aber  dunkler. 
Das  geflügelte  Insekt  ist  fast  einen  halben  Zoll  lang,  mit  einem  runden  Kopfe, 
zwey  netzförmigen  Augen,  zwey  rothbraunen  Fühlhörnern,  zwey  rostfarbigen  Lip- 
pen und  Bartspitzen  versehen ,  zwischen  welchen  sich  zwey  Zahne  befinden.  Es 
hat  einen  kurzen  Brustschild ,  aber  einen  ziemlich  langen ,  vielringichien  Hinter- 
leib, sechs  kurze,  braunröthliche  Füsse;  vier  grosse,  mit  dunkelbraunen  Adern 
durchzogene,  weisse  Flügel,  ohne  Falten. 

Ganz  irrig  verwechselt  Barr  er  e  gegenwärtige  Termitengattung  mit  den  oben 
angeführten  Zug-  oder  Visitenameisen.  Smeathmann  aber  macht  von  ihren  Wan- 
derungen ,  welche  zu  dieser  Verwechslung  wahrscheinlich  Gelegenheit  gegeben  ha- 
ben, folgende,  hier  abgekürzte  Beschreibung:  Ich  sah  ein  Heer  Termitenarbeiter 
aus  einer  vier  oder  fünf  Fufs  breiten  Hohle  unter  der  Erde  ausziehen ,  immer  zwölf 
bis  vierzehn  in  einem  Gliede,  so  dicht  hinter  einander,  wie  eine Heerde  Schaafe 
gerade  vorwärts ,  ohne  rechts  oder  links  auszuweichen.  Zu  beyden  Seiten  dieses 
Heeres  marschirte  eine  Colonne  Soldaten,  wovon  einer  von  dem  andern  immer 
einen  bis  zwey  Fufs  entfernt  war.  Diese  gaben  von  Zeit  zu  Zeit  mit  ihren  FreGs- 
zangen  ein  gewisses  Signal,  welches  die  Armee  mit  einem  lauten  Zischen  beant- 
wortete ,  und  darauf  ihre  Schritte  mit  der  gröfsten  Schnelligkeit  verdoppelte.  Nach 
dem  der  ganze  Zug  einen  ziemlich  weiten  Weg  zurückgelegt  hatte,  kehrte  er  wie- 
der durch  zwey  oder  drey  Höhlen   in  die  Erde  zurück. 

Ohngeachtet  Smeathmann  nicht  des  Schadens  gedenkt,  den  sie  dem  mensch- 
lichen Körper  zufügen  können,  wenn  sie  vorzüglich  beunruhiget  und  in  ihrem 
Marsche  gestört  werden;  so  lassen  doch  ihre  Gebifswerkzeuge  erwarten  dafs  er 
dem   der  Kriegertermiten   nicht  viel  nachgeben  wird. 


58.     Die  Fufs  laus. 

Pecliculus     ricinoides ,    abdomine  orbiculato,    linea    alba,    scutello  trilobo,    rostro   albo. 

Linn.  Syst.  Nat.   T.  I.   P.  V.   p.    2915.   n.    3.   —      Habitat  in  America,    obambulaotium 

pedes  intrans   sanguinemcjue,   hauriens ,  in  iis  ova   deponens,   et  ulcera   maligna   causans 

rufescens,    rostro  cylindrico   longo,    subtus  hamulis   armato.  Rolander. 

Müller's  Linn.  Nat.  Syst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1029.  j        Onomalologia  Hist.  Nat.  P.  VI.  p.  229. 
n.  3.    Die  JFn/stans. 


a5  Nocli 


«9* 


Noch  nicht  genug  bestimmt  ist  der  Charakter  dieses  Insekts,  und  daher  noch 
öftgewifs,  in  welches  Geschlecht  dasselbe  eigentlich  gehört.  Es  hat  einen  lan- 
gen cylindrischen ,  weissen  Saugrüssel,  welcher  unten  mit  Hackchen  besezt  ist, 
ein  dreylappiges  SchiJdchen,  einen  runden,  mit  einer  weissen  Linie  umz.ogenen 
Hinterleib  und  sechs  Füsse,  die,  wie  der  Körper,  roth  sind.  Es  sezt  sich  den 
Fufsgiingern  in  Amerika  an  die  Füsse,  saugt  sich  voll  Blut  und  legt  seine  Eyer  in  die 
Haut,  wodurch  es  bösartige  Geschwüre  veranlafst. 


59.     Die  Reduviusmilbe.     Tab.  VI.  Fig.  7  —  9. 

Acorus  Refttivius    obovatus,    mactila  baseos  obbvata.     Linn.  Syst.  Nat.  T.  I.  P.  V.  p. 

2925.  11.    3.  Faun.  Suec.    J966.  It.   oel.   62.    126.   —      Habitat  in   silvis,   bobus, 
canibus ,   ipso   nomine,   sphitu  vini   occidendus. 


Degeer's  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  B.  VII.  S.  44. Tab. 
VI.  F.  1 — g.    Mitte  Reduve,   die  Schaf titke. 

Fab  ri  cii  Mant.  ins.  II.  p.  37  1.  n,  3.  Spec.  Ins.  II. 

P.  485-   "•  3- 

Frisch' s    Insekt.   Teutschl.   V.  S.  40.  2  PI.  Tab. 

XVIII.  Sckaaflaus. 

Fu  efsly's  Verz. Schweiz. Ins. n.  1 176.  derHol 
Leske's    Anfangsgr.  d-,  N.  G.  I.    S.  486.      Hunds- 

tnilbe. 


Müller's  Linn.  Nat.  Syst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1045. 
Tab.  XXX.  F.  2.    tiundsmitbe. 

-Mülleri    Zoo).  Dan.    Pr.   n.  2209. 

Ov.om.t.  Ili<>.  mit.    P.  I.  p,  35.    Die  Scfhinf laus. 

Pallas   Reisen  durch  Rufsl.  I.    S.  158. 

Raji  Hist.  Ins.   p.  9.   Tab.  XIX.     P.edieuha  ovinus. 

Zerzc-11,  P.  über  des  Acari  Reduvii  Tödtung 
nur  Brainkewein.  Neue  Abh.  d.  Schwed.  Akad.  B.  1. 
S,   228. 


Die  Alten  nannten  diese  Milbe  (Fig.  7.  8.)  Medüvius,  in  Schweden  ist  sie 
unter  dem  Namen  Fesäng  bekannt.  Ihre  Grösse  betrügt  vierthalb  Linien  in  der 
Länge  und  anderthalb  Linien  in  derbreite.  Ihre  Haut  ist  überaus  fest,  lederartig 
und  das  Insekt  daher  nicht  leicht  zu  zerdrücken.  Der  Kopf  ist  klein  und  kurz, 
der  Saugrüssel  (Fig.  8-  «•  und  Fig.  9.  a.)  um  che  Hallte  langer,  als  der  Kopf,  mit 
Widerhaken  an  den  Seitenrändern  versehen.  Auch  stehen  diesem  Rüssel  zwey 
löffelartige,  auf  einem  kurzen,  runden  Gliede  (Fig.  9.  c.  c.)  ihren  Ursprung  neh- 
mende Theile  (b.  h.)  zur  Seite,  welche  am  Rande  behaart,  und  wahrscheinlich  dazu 
bestimmt  sind,  die  Widerhaken  des  Saugrüssels  im  Zustande  der  Ruhe  zu  dek- 
ken.  Der  Körper  selbst  ist  flach,  länglichtrund,  doch  gegen  die  Mitte  von  bey- 
den  Seiten  etwas  eingezogen  (Fig.  8.).  Auf  seiner  Rückenfläehe  sieht  man,  gleich 
hinter  dem  Kopf,  eine  hornartige  Platte,  die,  wie  dieser,  ganz  schwarz  ist.  Der 
übrige  gröfste  Theil  des  Körpers  hat  vorne  drey ,  hinten  aber  nur  zwey  Hache  Fur- 
chen. Am  Vordertheile  desselben  sind  die  acht  langen  Füsse  artikulirt,  deren  Fufs- 
blatt  aus  einem  Bläschen  mit  zwey  Krallen  besteht,  welches  durch  ein  feines  Stiel- 
chen 


chen  mit  dem  vorlezten  Fufsgliede  zusammenhängt.  Diese  Bildung  des  Fufeblatta 
sezt  die  Milbe  im  Stande,  sicli  auch  auf  der  glättesten  Flache  festzuhalten  und 
ihrem  schweren  Körper,  wiewohl  immer  nur  langsam,  fortzuhelfen.  Die  Farbe 
ist,  nach  dem  verschiedenen  Aufenthalte  dieses  Insekts,  verschieden.  Einige,  und 
zwar  gewöhnlich  die  gröfsten,  sind  schiefergrau,  andere  gelblich  und  blafcroth. 
An  beyden  Arten  aber  sind  Kopf,  Säugrüssel,  Rückenplatte  und  Füsse  immer 
schwarz.  Jene,  oder  die  grauen,  halten  sich  in  der  wärmeren  Jahrszeit  auf  den 
Rindern  und  Hunden,  diese  oder,  die  rothgelben,  auf  den  Schaafen  auf,  und  von 
diesen  Thieren  gelangen  sie  nicht  selten  auf  den  Menschen,  in  dessen  Haut  sie 
sich  ebenfalls  auf  eine  schmerzhafte  Art  mit  ihrem  Rüssel  eingraben.  Sie  sind  in 
vielen  Gegenden  unsras  Welttheils  zu  Hause,  wenn  gleich  nicht  überall  bekannt. 


60.     Die   Egelmilbe. 

Acarus  Jlirudo    ovatus    planus    niger,    abdomine    ferrugineo ,     antennis  clavatis.     Linn. 
Syst.  JNrat.  T.  I.  P.  V.  p.   2926.  n.   47.  —    Habitat  in  Norwegiae  animalibus, 

hominibus.  —•'*■* 

Fabricii  Spec.   ins.  II.  p.   485.    n.   5.    Mant.  ins.   II.   p.    372.  n.   6. 

Ausser  den  vom  IAmu-  angegebenen  Merkmalen  der  Art  und  seiner  Bemer- 
kung, dafs  diese  Milbe,  welcher  er  wahrscheinlich,  von  ihrer  Begierde  Blut  zu  sau- 
gen, den  Namen  gegeben  hat,  auch  an  den  Menschen  gefunden  werde,  ist  von 
derselben  zur  Zeit  nichts  weiter  bekannt. 


61.  Die  rothe  amerikanische  Waldmilbe.  Tab.  VII.  Fig.  i o — 13. 

Acarus   omoricanvs    obövatus    rübicundus ,    Sculello    geniculisque    pedum    albis.     Linn, 

Syst.   Nat.   T.  I.  P.   V.   p.    2926.  n.    5.   —     Habitat  in  Americae   bobas, 

e(pii.s,    acrotapliagis   devoratur. 


Degeer's  A'uh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  B.  VII.  S.  37 
63.  n.  1.  Tab.  XXXVII.  F.  y —  13.  Mitte  Pique, 
der  aufrikwische  Pik. 

Fabricii  Mant.  ins.  II.  p.  372.  n.  16.  Spec.  ins. 
II.  p.  436.  n.  13.  Syst.  Ent.  p.  812.  n,  9.  Acarus 
aniericanns. 

K  a  1  m'  s ,  P.  Beschreibung  eines  nordamerikanischen 


Insekts  Waldlaüs  genannt,  in  den  Abh.  d.  Sciivred. 
Acad.  B.  XVI.  S.  21. 

Müller' s  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1046. 
n.  5.   Die  li'aldmilbe. 

Smvm!t<*$  neuer  Neisen  ,   Gott.  II.  276. 

"Ulloa  Voyage  euAmeriquc,  T.  I.  p,  5 g.  Nigum. 
Piijue. 

Viele 


Viele  Reisebeschreiber  haben  dieses  Insekt  mit  dem  Sandfloh  (Pulex  pene- 
trant) verwechselt  und  daher  eine  grosse  Verwirrung  der  Begriffe  und  Namen  in 
Beziehung  auf  dasselbe  veranlagt.  Es  hält  sich  in  Neujersey,  Pensylvanien,  Ma- 
ryland und  in  den  Wildnissen  von  Canada,  im  Ganzen  aber  doch  immer  häuffi- 
ger  im  südlichen,  als  im  nördlichen  Amerika  auf.  In  Karthagena  nennt  man  es 
JV/gua,  in  Peru  Pique,  in  Pensylvanien  und  Neu- Jersey,  Hohlaus  (Pou  de  bois) 
auf  Martinique  und  andern  Inseln  rothes  Thier  (bäte  rougej.  Die  Engländer  nen- 
nen es  noch  besonders  Tiks  oder  Seed-Tiks,  die  Schweden  SkogsLus,  die  Hollän- 
der Tekken,  oder  Houtluis  und  Woudluis;  auch  ist  es  noch  unter  dem  Namen  ^^ 
thische  Laus  bekannt.  Der  Körper  dieses  Insekts  ist  beynahe  ganz  rund  (Fig.  10), 
flach  von  der  Rücken-  und  Bauchseite  und  umzogen  mit  einem  erhabnen  Rande. 
Man  findet  es  von  verschiedener  Grösse,  bisweilen  so  klein,  dafs  es  kaum  zu  ent- 
decken ist,  meistens  aber  einer  Linie  lang  und  drey  bis  vier  Linien  breit.  Ist 
es  ganz  mit  Blut  angefüllt,  welches  oft  erst  nach  Verlauf  eines  Monats  geschieht, 
so  schwillt  es  zu  einer  monströsen  Grösse  (Fig.  1 1.)  an  und  ist  dann  fünf  bis  sechs 
Linien  lang  und  drey  bis  vier  Linien  breit.  Es  fällt  dann  von  dem  Ort,  wo  es  sich 
festgesogen,  von  selbst  ab  und  ist  so  unbehülfiich,  dafs  es  sich  nicht  wieder  umwen- 
denkann, wenn  man  es  auf  den  Rücken  leget,  und  in  dieser  Lage,  wie  es  (Fig.  i3) 
vergrössert  vorgestellt  ist,  wohl  über  einen  Monat  bleibt  auch  wohl  mehrere  tausend 
Eyer  legt.  Seine  Farbe  ist  nun  glänzend  dunkelroth ,  da  es  im  blutleeren  Zustande 
fast  ganz  weifs  ist  und  blos  auf  dem  Brustschilde  einige  braune  Pünktchen  hat. 

Was  die  besondere  Bildung  der  Theile  dieser  Milbe  betrifft;  so  ist  ihr  klei- 
ner Kopf  mit  einem  etwas  niederhängenden,  hornartigen,  stumpfen  Brüssel  verse- 
hen (Fig.  12.  «.),  der  wahrscheinlich  einen  verborgenen  Saugstachel  hat,  und  zwi- 
schen zwey  etwas  längeren  Fühlhörnern  (b.  b.)  steht.  Der  kleine,  dreyeckigte 
oben  mit  einem  weissen  ,  glänzenden  Fleck  versehene  Brustschild ,  nimmt  den  Kopf 
in  einem  halbmondförmigen  Ausschnitt  auf.  Der  Hinterleib  ist  gegen  dem  Kopf 
und  Brustschild  überaus  grofs  und  hinten  breiter,  als  vorne.  Auf  seiner  Rücken- 
fläche ist  bisweilen  ein  weifslichter  Fleck  (Fig.  10.  u.)  sichtbar.  An  seiner  Eauch- 
fiäche  bemerkt  man  aber  (Fig.  i5.)  eine  kleine  runde  Erhabenheit ,  die  vielleicht 
die  Mündung  des  Afters  enthält,  und  die  acht  rothgelben,  ziemlich  langen  Füsse, 
welche  fünf  Glieder  und  am  Ende  zwey  kleine  Krallen  haben.  Sie  bewegen  sich 
mit  diesen  Füssen  nur  schleppend  und  langsam  fort.  In  Rücksicht  ihrer  Fortpflan- 
zung sind  Kalm's  und  Vlloa's  Behauptungen  sehr  widersprechend  und  geben  keine 
wahre  Aufklärung   über   diesen  Gegenstand.      Ihre  Eyer,    deren  Anzahl  überaus 

grofs 


»97 

grofa  ist,  sollen  aus  dem  oben  erwähnten  Flecken  auf  dem  Rucken  des  Hinter- 
leiljes  kommen.  Sie  haben  übrigens  eine  sehr  feste,  lederartige  Haut  und  ein 
überaus  zähes  Leben.  Rüssel,  Kopf,  Fasse  dürfen  ihnen  nach  Kalm  abgeschnitten 
»erden  und  dennoch  leben  sie  wohl  noch  eine  Stunde  lang  fort. 

Die  Waldungen  sind  ihr  gewöhnlicher  Aufenthalt.  Schon  im  Frühjahre 
kommen  sie  in  denselben  unier  dem  Schnee  hervor,  und  halten  sich  den  ganzen 
Sommer  hindurch  im  Grase,  an  Gebüschen  und  Pflanzen,  besonders  aber  unter 
den  dicken  Schichten  des  abgefallenen  und  verfaulten  Laube ,  in  ungeheurer  Men- 
ge auf.  Sie  verbreiten  einen  unangenehmen  Geruch  und  werden  eine  wahre  Geis- 
sei für  Thiere  und  Menschen ,  die  sich  in  den  Wäldern  aufhalten  oder  durch  die- 
selben reisen  müssen.  Kalm  erzehlt,  dafs  sie  sich  oft  so  dicht  an  die  Weichen 
der  Pferde  setzen,  dafs  man  nicht  mit  der  Spitze  des  Messers  zwischen  sie  kom- 
men kann,  wodurch  die  Haut  hart,  wie  eine  Rinde  wird  und  viele  werden  davon 
so  ausgemergelt,  dafs  sie  endlich  unter  den  heftigsten  Schmerzen  sterben.  Men- 
schen dürfen  es  nicht  wagen,  sich  im  Holze  niederzusetzen,  oder  gar  barfufs  in 
demselben  zu  gehen.  Unvermerkbar  kriechen  sie  an  den  Leib ,  und  bald  ist  der 
ganze  Körper  damit  bedeckt.  Das  schlimmste  ist,  dafs  sich  diese  Gäste  durch  ihre 
feinen,  kaum  fühlbaren  Stiche  nicht  eher  verrathen,  als  bis  sie  sich  schon  zur 
Hälfte  in  die  Haut  und  das  Fleisch  eingegraben  haben,  und  nun  erst  starkes  Juk- 
ken ,  empfindlichen  Schmerz  und  eine  Entzündung  von  der  Grösse  einer  Erbse  im 
Umfange  verursachen.  Reist  man  sie,  vom  Schmerze  verleitet,  ab;  so  bleiben 
Rüssel  und  Kopf  allezeit  stecken,  die  verlezte  Stelle  wird  noch  schmerzhafter  und 
schwillt  zu  einer  grossen  Beule  auf,  welche  sich  oft  in  ein  zolltiefes,  bösartiges 
Geschwür  verwandelt.  Läfst  man  sie  aber  ungestört  ganz  voll  Blut  saugen;  so  fal- 
len sie  endlich  von  selbst  ab.  Demohngeachtet  bleiben  die  kleinen,  juckenden 
und  sckmerzhaften  Knoten ,  deren  man  von  einem  einzigen  Gange  im  Walde  oft 
hundert  erhalten  kann,  bisweilen  noch  sechs  Wochen  zurück.  Kommen  sie  ins 
Ohr,  wie  es  nicht  selten  zu  geschehen  pflegt;  so  schwillt  dasselbe  oft  zur  Grösse 
einer  Faust  auf,  weil  man  nicht  im  Stande  ist,  die  Milbe  herauszubringen,  wenn 
sie  sich  tief  im  Ohre  festgebissen  hat. 

Zur  Entfernung  derjenigen  Milben ,  welche  sich  in  Menge  an  den  Körper  an- 
gesogen haben,  und  zur  Vermeidung  des  daraus  erwachsenden  Nachtheils,  wird  das 
Waschen  mit  warmen  Wasser  und  das  Einreiben  des  Zitronensafts  empfohlen. 
Vielleicht  wäre  aber  das  allen  Insekten  todtliche  Öl  ein  weit  schicklicheres  und 
zweckmässigeres  Mittel.      Hat  sich  eine  Milbe   tief  in  die  Haut  oder  ins  Fleisch 

eines- 


r93 

eingebohrt;  so  ist  es  nöthig  die  Stelle  ringsherum  zu  skarificiren  und  das  In- 
sekt, mit  einer  Kornzange  herauszuziehen,  wobey  oft  selbst  ein  Stückchen  Haut 
oder  Fleisch  mit  abreilst,  weil  es  sich  gewöhnlich  lieber  tödten,  als  den  Theil  fah- 
ren läi'st,  an  welchen  es  sich  festgesogen  hat. 


62.     Der    Blutsauger. 

Acariis  sanguisiigus  abdomine  posterius   crenato,    scutello  ovato  subfulvo,    rostro  tripar- 

tito.      Linn.   Syst.  JÜat.  T.  I.   P.  V.  p.    2926.   n.   6.   —     Habir.at  in  America,   sanguiuern 

in  tibiis   obambulantium   hauriens ,  vix  extrahendus ,   pedibus  anlicis  ad   exortum 

spinis   brevibus   munitis.  Rolander. 


Fermins  Reise  durch  Surinam  ,  Tfr.'II.  S.291. 

Marcgravii  Hist.  Rerum  natural.  Brasilia«,  Lib. 
VII.  p.  245.   Qiitebucu. 


Müllers  Linn.  N.  S.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1046.  11.  6. 
Der  Blutsauger. 

Sau  vages  Nosologia  methodlca  VA.  Daniel.  T.  V. p. 
204.  n.  7.  Malis  pratensis.    Betes  r.auges  des  Sauauts. 


Ebenfalls  ein  amerikanisches  Insekt,  das  in  Brasilien  unter  dem  Namen  /a- 
tcbucu ,  in  Martinique  unter  dem  Namen  Betes  rouges  des  Savanes ,  oder  rothe  Thiere 
der  Wiesen,  welche  man  Savannen  nennt,  bekannt  ist,  von  welchem  aber  die  Na- 
turforscher selbst  noch  keine  nähere  Kenninifs  haben  erhalten  können.  Es  soll 
überaus  klein  seyn ,  einen  rollten  Kopf,  ein  rolhgelblichtes  ßrustschildchen  und 
einen  gekerbten  Hinterleib  haben.  Sein  beständiger  Aufenthalt  sind  das  Gras  und 
die  Kräuter  der  Wiesen,  wo  es  besonders  in  der  Regenzeit  häufiig  vorkommt  und 
überaus  beschwerlich  wird.  Es  sezt  sich  an  die  Füsse,  dringt  so  tief  in  die  Haut, 
dafs  man  es  kaum  mehr  herausziehen  kann  und  saugt  sich  voll  Blut.  Hierdurch 
veranlafst  es  nicht  nur  ein  unausstehliches  Jucken,  sondern  auch  Beulen. 

Fennin  versichert,  dafs  es  nie  auf  der  blosen  Haut  hafte,  und  dafs  er  da- 
her, wenn  er  auf  die  Jagd  ohne  Strümpfe  gieng  und  blos  Schuhe  anzog,  nie  von 
diesen  Mühen  geplagt  wurde.  Behielt  er  aber  die  Strümpfe  an  ,  so  waren  seine 
Füsse  in  kurzer  Zeit  ganz  von  diesen  Insekten  bedeckt.  Hieraus  würde  das  na- 
türliche Verwahrungsmittel  folgen,  immer  in  jenen  Wiesen  barfufs  zu  gehen.  Als 
Heilmittel  empfielt  er,  die  Füsse  mit  heissem  Wasser  zu  waschen  und  dann  mit 
Limoniensaft  zu  reiben.  Nach  Sauvages  werden  diese  Milben  durch  einen  Absud 
von  Pomeranzenblättern,  von  andern  wohlriechenden  Kräutern,  vom  Weinlauq 
und  vorzüglich  von  den  Blättern  des  Mombaibaums  getödtet. 


65. 


■99 


63.     Die   Hundsmilbe.     Tab.  VI.   Fig.   14 — 16. 

Acarus  Ricinus ,  globoso-ovatus ,  macula  baseos  rotunda,   antennis  clavatis.     Linn.  Syst. 
W.   T.   I.  P.   V.   p.    2926.   n.    8-    Faun.  Suec.    1967.     Anioenit.   acad.   Vül.  III.   p.  342.  — 

Habitat  fretpiens  in   bobus ,   canibus. 


Aldrovandi   de   animalibus  insectis,    p.  550. 

Barrere,    P.  Beschreibung  von  Guiann. 

Be> Mische  Säihmtimgen  B.  V LI.  Stück  I.    S.  234. 

B  1  u  men  bachs  Handbuch  der  Naturgesch.  S.  388- 
Der  Holibock. 

Cuvier  Tableau  dldmentaire ,   p.  623.    la  Tiqite. 

D  e  g  e  e  r*  s  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Goze,  B.  VII. 
S.  42.  Tab.  V.  F.  16  —  19    Jlcarus  rieihoides. 

Fabnicii  Mant.I11s.il.  p  37L  11.2.  Spec.  Ins. 
II.  p.  484-  n.  2.   Syst.  Ent.  p.   Rio.  n.  2. 

Friscn's  Beschr.  v.  allerl.  Ins,  Teutschl.  Tli.  V. 
S.  4  1 .    Tab.  XIX.     Die  Hunds/mm. 

Fuefsly's   Verz.  Schweiz.  Ins.  n.  1177.  Hundsbock. 


Geoffroy  Hist.  des  Ins.  II.  p.  621,  n.  I.  la  Tiijut 
des  Chiens.      \ 

Güttitigischt    Sfinniilniig  vor.  Reisen ,   Tli.  II.  S.  45- 

Müll  ei"  s  Lina.  N.  S.  d.  Ins.  B.  11.  S.  1O47.  11.  7. 
Ktiliinilbe. 

M  aller  i  Faun.  Fr.  n.  8  14.  Zool.  Dan.  Pr.  n.  2210. 

Naturforscher  N.  XI V.  S.  1  o  1 .  Tab.  V.  F.  5 .  Hahboek. 

Otiomat.  Hist.  nat.  P.  1.  p.  3  t.   Die  Huudstaus, 

Raj  i  Hist.  Ins.  p.  io.    Ricinus  cattitw.s. 

Sc  h  wen  kfd  d   Theriotr.  Siles.   p.  551, 

Scopoli    Entomol.  Garn.   I057. 

Su  izer's  Gesch.  d.  Ins.  S.  245.  Tab. XXIX.  F.  7. 
Acartts  margittatus ,  die  Gesäumte. 


Bey  den  Griechen  war  gegenwärtiges  Insekt  unter  dem  Namen  xgojojv  be- 
kannt, die  Holländer  nennen  es  Tek  oder  Hondshiis ,  die  Schweden  Flott,  die  Teut- 
schen  bald  Hundslaus,  bald  Holzbock ,  von  seinem  verschiedenen  Aufenthalte,  bald 
ffaldziicke  oder  niederteutsch  Tacke  vom  altteutschen  Worte  tacken  oder  ankle- 
ben. Man  findet  es  (Fig.  14.  i5.)  von  der  Grösse  eines  Hanfkorns  bis  zur  Grösse 
einer  Haseln ufs.  Die  Haut  des  Körpers  ist  fest  und  lederartig,  die  Gestalt  dessel- 
ben vollkommen  eyrund.  Der  Kopf  ist  überaus  klein,  und  sehr  beweglich.  Er 
lauft  in  einen,  beym  ersten  Anblick  blos  gespalten  scheinenden  Rüssel  aus,  der 
aber  unter  dem  Mikroskope  (Fig.  16.)  ganz  anders  erscheint.  Der  alsdann  in  der 
Mitte  sichtbare  Rüssel  («.)  ist  weit  länger  als  der  Kopf,  hornartig,  mit  einer  stum- 
pfen Spitze  und  zu  beyden  Seiten  mit  rückwärts  gekehrten  Widerhaken  ver- 
sehen. Dicht  an  seiner  Wurzel  sieht  man  zwey  Knöpfchen  (c.  c. ),  auf  welchen 
die  zwey  loffel-  oder  kolbenförmigen  Arme  (b.  b.)  stehen,  die  gleiche  Länge  mit 
dem  Rüssel  haben,  sich  an  denselben  bald  mehr  anschliessen,  bald  mehr  von  dem- 
selben entfernen,  und  von  vielen  für  Fühlhörner  gehalten  worden  sind.  Ein  klei- 
ner Einschnitt  unterscheidet  den  Kopf  vom  kurzen ,  leicht  gefurcheten  Brustschiidt', 
welcher  ohne  eine  besondere  Absonderung  mit  dem  länglichtrunden  Hinterleibe 
zusammenhängt.  Die  acht  sechsgliedrichten  Füsse  haben  am  Füfsblatt ,  wie  die 
Krätzmilbe  (Fig.  19.  b.  b.),  kleine  Bläschen  mit  Krallen.  In  der  Farbe  ist  nichts 
beständiges.  Sie  scheint  von  dem  Aufenthalte  der  Milbe  auf  verschiedenen  Pijaa- 
i&eii  und  Thieren  abzuhängen.     Gewöhnlich  ist  sie  blakgelblicht,  hat  sich  die  Milbe 

ab«r 


200 


aber  voll  Blut,  .gesogen,  so  fällt  vorzüglich  der  Hinlerleib  mehr  ins  Röihlichte  und 
Aschgraue.  Auf  dem  Rücken  derselben  sieht  man  verschiedene  Zierrathen,  und 
eine  gestreifte  Einfassung  um  den  ganzen  Rand  des  Hinterleibes.  Sie  legt  eine 
Menge  Eyer,  welche  nach  Frisch  den  Läuseevern  ähnlich  seyn  sollen. 

In  Teutschland  sind  diese  Insekten  sehr  gemein ,  und  auch  in  andern  Län- 
dern unsres  Welttheils  bekannt.  Sie  halten  sich  ebenfalls  im  Holze ,  und  auf  den 
Blättern  verschiedener  Gewächse  auf,  und  gehen  von  da  auf  Schaafe  und  Kühe 
über,  aufweichen  sie  überaus  grofs  und  dick  zu  werden  pflegen.  Am  häuffigsten 
bringen  sie  die  Jagdhunde  mit  aus  dem  Walde.  Auch  Eichhörnchen,  Erdsckwal- 
ben  und  andere,  vorzüglich  junge  Vögel,  werden  davon  geplagt.  Dem  Menschen 
werden  sie  oft  von  diesen  Thieren  mitgetheilt ,  aber  auch  unmittelbar  hängen  sie 
sich  leicht  an  ihn,  wenn  er  zum  Beyspiel  nur  durch  das  Gesträuche  im  Walde 
sl reift.  Jägern,  Hirten,  Waldarbeitern,  besonders  Weibern,  an  deren  nackende 
Fasse  und  Schenkel  sie  sich  setzen,  sind  sie  daher  wohlbekannt.  Sie  bohren 
sich  mit  dem  Rüssel  so  tief  in  die  Haut  ein,  dafs  der  Kopf  gemeiniglich  stecken 
bleibt,  wenn  man  sie  los  machen  will.  Ihr  Stich  hinterläfst  kleine  Entzündungen 
und  öfters  einen,  mehrere  Tage  anhaltenden,  stumpfen  Schmerz.  Göze  versichert, 
dafs  sie  gleich  von  der  Haut  abfallen,  wenn  man  sie  mit  einem  Tropfen  Baum- 
öl berührt. 

64.     Die  Ruhrmilbe. 

Acarus  dysenieriae  pedibus  setis  duabus,  abdominis  ovati  posteriore  setis  quatuor 
lon^itudine  corporis  horizontal] bus.  Linn.  S.  JN.  T»  I.  P.  V.  p.  2929.  n.  17.  Ejusd. 
Diss.   Exanthemata     viva    (Resp.    Nyander)    Upsaliae     175 7.    in    Aiioen.    acad.    Vol.    V. 

p_   Q7,  Habitat     in  dolus    ligneis,     cerevisia    acida    infectis,     inprimis  in     stillicidio 

siphonis     vasis ,      saepe    in    cantharis    ligneis    ad   rimas    aestate ,     ab  hora    10    noctis    &d 
10  diei  supra   cerevisiam  obambulans,    ceterum  latitans  snb  cerevisia  in 

rimis,   hyalinus. 


Fabricii    Mant,  ins.  II.  p.  373.  n.  28.  Spec.  Ins. 
II.  p.  490.  n.  24.  Syst.  Ent.  p.SM-  ».  H7. 


Müller' s  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1050, 
11.  t8-   Die  Ruhrini Ibe. 

Murray,  de  yermibus  in  lepra  obviis,  p.  13. 


Dieses  nur  mit  bewaffnetem  Auge  zu  bemerkende  Insekt,  soll  einen  glas- 
artigen, glatten,  eyrunden  Körper  der  am  After  mit  vier  borstenartigen  Härchen 
beseztist,  ausserdem  aber  an  jeder  Fufsspitze  zwey  ähnliche  Härchen  haben,  und 

sich 


201 

sich  durch   diese  unb «deutenden  Merkmale  vorzüglich  von   der  Kasemilbe  untei- 
scheiden.     Linne  will  es  sogar  als  Ursache  der  Dysenterie  angesehen  wissen,   wor- 
unter er  nichts  anders ,  als  eine  innerliche  Darmkrätze  versteht.     Er  erzehlt ,  dafs 
Holunder  dreymal  hinter  einander,- beynahe  immer  nach  acht  Tagen,    die  jedes- 
mal geheilte  Ruhr  wieder  erhielt,    und  als  Naturforscher  dadurch  bewogen  wurde, 
die  Abgänge  zu  untersuchen.      Zu  seiner  grossen  Verwunderung  entdeckte  er  in 
denselben  Myriaden  von  Milben,    die  den  Mehlmilben   ähnlich  waren.     Gewohnt 
des  Nachts  öfters  aus  einem  Becher  von  Wacholderholz  zu  trinken,   untersuchte 
er  auch  diesen,  und  fand  in  einer  Ritze  desselben  unzehlige  Milben  von  gleicher 
Art.     Eben  diese  Milben  entdeckte  er  nachher  auch   in    andern,    und   vorzüglich 
in  solchen  Gefässen,  worinnen  saures  oder  übernächtiges  Bier  gestanden  war,  und 
schlofs  daher,    dafs  die  Ruhr  vom  Nachttrinken  und   von  dem  Gebrauch  solcher 
Gefässe  herrühre ,    worinnen  saure  Getränke  aufbewahrt  worden  sind.     Er  wurde 
in  dieser  Meinung  noch  mehr  durch  die  Versuche  befestiget,  die  er  mit  verschie- 
denen Flüssigkeiten  anstellte ,  welche  er  auf  die  Milben  gofs ,  um  das  sie  tödtende, 
und    somit  das  wahre,    seiner  Theorie   entsprechende  Ruhrmittel  zu    entdecken. 
Wirklich  fand  er,  dafs,  ausser  dem  Weingeiste,  nichts  im  Stande  war,  sie  schnel- 
ler zu  tödten,  als  die  Rhabarbertinktur,  woraus  er  nun  die  heilsame  Wirkung  die- 
ses Mittels  in  der  Ruhr  herleitete.     Wie  sehr  er  sich  hierinnen  geirrt  habe,  bedarf 
in  unseren  Tagen ,  wo  man  mit  der  Theorie  und  Heilung  der  Ruhr  ganz  aufs  Reine 
gekommen  ist ,    wohl  keines  weiteren  Beweises.      Was  aber  die  eigene  Art  dieser 
Milben  selbst  betrifft,  so  glaubt  Murray  t    dafs  es  damit  wohl  ähnliche  Bewandnifs, 
wie  mit  den  Würmern  haben  möchte,    die  sich  in  ungeheurer  Menge  unter  den 
Ausleerungen  eines  an  der  Ruhr  kranken  Mädchens  fanden.     Diese  Würmer  waren 
den  im  Aussatze  befindlichen  sehr  ähnlich,    aber  erst  aus  dem  Unrathe  des  Fufs- 
bodens  um  und  unter  dem  Bette ,    in  das  Nachtgeschirr  gekrochen.      Weit  wahr- 
scheinlicher ist  es  daher,    dafs  Linnees  Ruhrmilbe  keine  besondere  Art,    sondern 
die   bekannte,     in   jene  Gefässe  zufällig   gekommene  Mehl-   oder  Käsemilbe  war 
welche  nach  der  Beschreibung  so  sehr  mit  jener  übereinkommt,  und  die  wir  da- 
her jezt  näher  kennen  lernen  wollen. 


26  65 


202 


65.     Die   Käsemilbe.      Tab.  XIII.  Fig.   18. 

Acarus  Siro   albicius,    femoribus    capiteque   frmigincis ,    abdomiue  setoso.      Linn.   S.   N. 

T.  I.  P.   V.  p.  2928.  n.    15. '-Faun.  Sueo.    1975.   Amoenir.   acad.   VII!..  p.   542.   — 

Habitat  in  farina,    caseo,   diutius  asservatis. 


Blanckard  Schouwburg  van  de  Rupsen  etc.  Tab. 
XIV.  Fig.  A.  B. 

Blumenbach's  Handb.  d.  N.  G.  S.  388-  Die  Kä- 
semilbe ,   Miete. 

Bonanni   Micrographia   cuviosa ,   F.  112. 

Degeer's  Abh.  z. Gesch.  d.  Ins.  v. Göze,  B.  VII.  S. 
42.  n.  3.    Tab.  V.  F.  15.   Jlcarits  farinae. 

FyheM.  Nat.  Cur.  Dec.  II.  ann.  10.  app.  p,  34. 
Tab.  VI.   F.  13  —  is. 

Fabricii  Mant.  ins.  II.  p.  373.  n.  24.  Spec.  Ins. 
II.  p.  4^9.    n.  2  1,  Syst.  Ent.  p.  313.  h.  16. 


Fuefsly's   neues  Magazin,   B.  III.  S.  «8. 

Lede r miiller' s  mikroskup.  Gemüths- Ergötz.  S, 
6g.  Tab.  XXXIII.   Fig.  2.  a. 

Leeuwenhoek   Epist.  77.  Tab.  370.   F.  10. 

M  od  e  r  über  die  Milben  im  Mehl,  im  36sten  Bau- 
de der  Schwed.  Abhandlungen. 

Müller's  Linn.  N.  S.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1049.  n.  15. 
Die  K'äsemilbe. 

Otioiiiat.  Hiit.  Nat.  P.  I.  p.  33.  Käswurw,  Mehl- 
wurm, 


Diese  schon  den  Alten  unter  dem  Namen  Siro  bekannte  Milbenart,  welche 
die  Franzosen  le  ciron,  la  mite,  die  Engländer  the  mite,  die  Holländer  Siertje  und 
Kaasmyt  heissen,  ist  sowohl  in  Europa,  als  in  Amerika  überaus  gemein,  nach  De- 
geer  noch  kleiner,  als  die  Kratzmilbe  und  kaum  mit  blossen  Augen  zu  entdecken. 
Der  Kopf  (Fig.  18.)  ist  rostfarbig,  hinten  breit,  rund,  mit  zwey  hellen  Augen  ver- 
sehen, läuft  aber  nach  vorne  schnabelförmig  zu  und  führt  einen  verborgenen  Säug- 
rüssel. Der  vorne  schmale,  hinten  breite  Brustschild  geht  unmerklich  in  den  lan- 
gen Hinterleib  über,  welcher  hinten  dick  und  rund  ist.  Brust  und  Hinterleib  ha- 
ben eine  weisse,  ins  Gelbe  fallende  Farbe  und  eine  Haut,  die,  wie  Glas,  durch- 
sichtig ist  und  glänzt.  Doch  richtet  sich  die  Farbe  nach  dem  Aufenthalte  und  ist 
daher  dunkler  bey  den  Milben,  die  man  im  Rockenmehle  findet.  Auf  dem  gan- 
zen Körper  stehen  hin  und  wieder  einige  steife  Haare,  wodurch  diese  Milbe  ihre 
Gegenwart  im  Mehle  zu  verrathen  pflegt ,  weil  diese  borstenartigen  Haare,  die  fast 
länger,  als  der  ganze  Körper  sind,  bey  der  geringsten  Bewegung  des  Insekts,  auch 
ringsumher  die  Mehltheilchen  mit  in  Bewegung  setzen.  Für  die  Milbe  scheinen 
sie  den  Nutzen  zu  haben ,  da(s  das  mehl  sich  nicht  zu  fest  an  dieselbe  anlegt, 
und  Bewegung  und  den  Zutritt  der  Luft  hindert.  Auch  die  sechs  Füsse  haben  solche 
Haare,  sind  rostfarbig,  ziemlich  lang  und  mit  zwey  Krallen  versehen.  Sie  kriecht 
damit  sehr  schnell,  selbst  mit  einer  Beute,  die  sie  weit  an  Grösse  übertrifft. 

Am  liebsten  hält  sich  diese  Milbe  an  etwas  feuchten  Orten  auf,  und  kommt, 
wo  es  sehr  trocken  und  warm  ist,  um.  Vom  Käse,  auf  dessen  mehlichter  Rinde 
sie  unter  dem  Mikroskope   in  unglaublicher  Menge  sichtbar  wird,    hat  sie  ihren 

Namen 


2.0J 


Namen  efhalten,  Tai  Jet  sich  aber  eben  so  häufflg  auch  im  Reis,  auf  den  Man- 
deln, alten  gebackenen  Pflaumen,  Rosinen,  Prunellen,  trockenen  Feigen,  dürren 
Kleister,  und  andern  trocknen,  saueren  und  fetten  Dingen.  Unter  zwey  Pfund 
Mehl  will  Ledermüller  zwey  Drittel  Milben  angetroffen  haben.  Die  Müller  und  Mel- 
ber  nennen  ein  solches  Mehl  lausig  und  dieses  wird  es ,  wrenn  es  in  den  Monathen 
Junius  und  Julius  nicht  täglich  einigemal  gewendet  wird.  Es  bekommt  davon, 
einen  bittern,  widernatürlichen  Geschmack,  und  ist  wahrscheinlich  der  Gesund- 
heit nachtheilig.  Doch  fehlt  es  uns  sowohl  hierüber,  als  darüber  an  Beobachtun- 
gen ,  ob  die  in  Menge ,  vorzüglich  mit  dem  Käse  verschluckten ,  lebendigen  Mil- 
ben, einen  besondern  Einflufs  auf  unsere  Gesundheit  zu  haben  pflegen?  Dafs  sie 
wenigstens  keine  Ruhr  hervorzubringen  fähig  sind,  beweist  die  tägliche  Erfahrung 
an  solchen  Personen ,  die  keine  Mahlzeit  beendigen  können,  ohne  den  Magen,  wie 
sie  sich  ausdrücken ,  mit  Käse  zu  schliessen ,  und  gleichwohl  das  ganze  Jahr  nichts, 
weder  \oa  Diarrhöen,  noch  Ruhren,  wissen. 


Giftkanker  überhaupt. 


Aelianus  de  animal.  L.  XVII.  C.  40. 

Agath  ar  ch  ides  v.  Phot  biblioth.  p.  1358.  ed. 
Panl  Stephan  1611.  Fol.  It.  Qeogr.  min.  edit.  Hudson. 
Oxon.  169g.  Oct.  p.  43. 

Aristoteles  Histor.  anim.  Lib.  IV.  Cup.  11.  L. 
V.  C.  4,  8,    '  9-  20,  27.   L.  IX.  C.  1,  39.. 

Cetti  Naturgeschichte  v.  Sardinien  ,   Th.  III.  S.  55. 

Cuvier  Tableau  elementaire ,  p.  470.  les  Fau- 
cheurs. 

Diodor.  Sic.  Biblioth.  hist.  L.  III.  p.  114.  ed.  Ste- 
phan, et    p.    196.   ed.  Wesseling. 

Herbst,  J.  F.  Natursystem  der  ungeflügelten  In- 
sekten,  Heft  I.   Berl.  1797.  gr.  4. 


Levit.  XI.  29.  in^y    Achbar.  I.  Sam.  V.  und  VI. 

Es  xl Vi  i7. 

Mose  Buch  III.  Kap.  n.  V.  29,  Buch.  V.  Kap  2X 
V.  27. 

Nikander   theriac.  X.  716. 

Plinii   Hist.  n.it.   Lib.  II.    C.  24.    Sect.  28  et  29. 
L.  VIII.  C    29.   Sect.  43  und  47. 

Pallas   nordisch.  Beyträge,    Th.  IL  S.  345. 

Samuel  I.  Kap.  5  und  6. 

Solinus    Polyhist.    Cap     IV.    p.    iS.  et  C.  XII. 
vergl.  Salmas.  exerc.  Plin.  p.  100  et  101. 

Strabo  Geograph.  L.  XVI.p.  r  1 1  8.  ed.  Almeloven. 

Xenophon  memorabil.  Socrat.  Lib.  I.  Cap.  III. 


Herbst's  seltenen  entomologischen  Kenntnissen  und  unermüdetem  Forschungs- 
fleise  verdanken  wir  die  nähere  Bestimmung  des  Geschlechts  und  die  Aufklärung 
der  Naturgeschichte  dieses  merkwürdigen  Insekts.  Daher  auch  das  meiste  was 
ich  hier  liefere,  im  Grunde  nur  ein  kurzer  Auszug  von  dieser  Materie  aus  sei- 
nem Meisterwerke  ist. 

Phalangium ,  Tetragnathium  und  Solpuga  waren  die  Namen,  unter  welchen 
dieses  Insekt  bey  den  Alten  bekannt  war.  Pallas  belegte  dasselbe  wegen  der  Ähn- 
lichkeit seiner  Kinnladen  und  Lippen  mit  denjenigen  der  Skorpionen  und  seines 
übrigen  Körpers  mit  dem  der  Spinnen,    mit  dem  Namen  Skorvionspinncu ,    Herbst 

aber 


204 

aber  wählte  vorzugsweise  Solpnga  oder  Gift kau her  ,  zur  Bezeichnung  des  Geachleehts. 
Das  Gemeinsame,    worinnen  alle  Solpugen  oder  Giftkanker  in  Rücksicht  der  äus- 
seren Gestalt  übereinzukommen  pflegen,    ist  ein  länglichter,   von  oben  niederge- 
drückter, wollhaarigter,  und  schwerfälliger  Körper,  welcher  dennoch  eine  hüpfende 
Bewegung  zuläfst.     Der  Kopf  hat,  bey  den  meisten  Arten,  eine  schildförmige  Bil- 
dung, welche  auch  Veranlassung  gegeben  hat,    denselben  mit  dem  Brustschilde  zu 
verwechseln.     Er  ist  sehr  hart,  vorne  mehr  oder  weniger  abgestumpft,  hinten  aber 
herzförmig  und  umzogen  mit  einem  aufgeworfenen  Rande.       An  seinem  vorderen 
Theil,  welchen  man  die  Stirne  nennen  könnte,  stehen,  durch  einen  unbedeuten- 
den erhabenen  Zwischenraum  getrennt,  zwey  runde,  hervorragende  Augen.     Statt 
der  Fühlhörner  haben  sie  nach  Herbst  vier  Fühlspitzen  von  ungleicher  Länge  und 
Dicke,  welche  unten   am  Kopfschilde  zwischen  den  Kinnladen  und  Maxillen  ent- 
stehen und  in  deren  hohlen  Knopf  an  der  Spitze,  der  Sitz  ihres  überaus  scharfen 
Geruchs  liegen  soll.       Diese  Fühlspitzen   sind  aber  von  Pallas  für  Füsse  gehalten 
worden,    wozu  ihn  wohl  die  Ähnlichkeit  der  Solpugen  mit  den  Spinnen  berech- 
tigte,   und  sind   vielleicht  auch   wirklich  Füsse,    weil  Standort,    Mangel  der  Fufs- 
blätter  und  Krallen,  noch  immer  nicht  den  nach  ihrer  übrigen  Gestalt  und  Richtimg 
einleuchtenden  Gebrauch  derselben  widersprechen.     An  die  Stirne  schliessen  sich 
ohne  ein  besonderes  abgesondertes  Gelenk,    die  Frefswerkzeuge  an,    deren  obere 
Kinnladen  (Tab.  VIII.  Fig.    8.  und  Tab.  XV.  Fig.  2.)  mit  den  durchs  Mikroskop 
vergrösserten  Mandibulen  der  Skorpionen  (Tab.  X.  Fig.  3.)  sehr  überein  kommen, 
ausser  dafs  leztere  ihnen  weit  an  Grösse  nachstehen.     Dieses  ist  auch  die  Ursache 
daß?   nach  Pallas  Versicherung  mehrere  Skorpionen  einer  Solpuge  im  Streite  un- 
terliegen ,   welche  jenen  die  Schwänze  abheilst  und   sie  dann  aufzehrt,    und  dals 
dchon  eine  sehr  überlegene  Anzahl  Skorpionen  dazugehört,    um  eine  Solpuge  zu 
besiegen.     Jene  oberen  Kinnladen  (Mandibulae)  liegen  ganz  frey,  sind  krebsschee- 
renförmig,  bauchicht  und  auf  den  Seiten  etwas  zusammengedrückt,  übrigens  rauh- 
haarig,  mit  zwey  bogenförmigen,     an  der  innern  Seite  scharf  gezähnten  Fingern 
versehen,  wovon  der  unterwärts  stehende,    oder  derDaume,  beweglich  ist.      Die 
unteren  Kinnbacken  hingegen  sind  ganz  schwach,    oben  zusammengedrückt  und 
sichelförmig.       Zwischen  denselben  und  den  zwey  obern  Kinnladen  befindet  sich- 
die  Saugstachellippe  (Tab.  XV.  Fig.  2.  c),    welche  an  ausgetrockneten  Exempla- 
ren viel  Ähnlichkeit  mit  der  Lippe  des  Hirschschröters  (Tab.  XIII.  Fig.  1.  «.),   hat 
nur  dafs  sie  stachelförmiger  ist.       Der  mit  dem  Kopf  umnittelbar  zusammenhän- 
gende ßrustschild  ist  klein,  weich,  etwas  gegliedert,   und  leicht  für  den  vordem 

Theil 


205 

Theil  des  länglichtrunden ,  aus  neun  Ringen  bestehenden ,  rauhaarigen  Hinterlei- 
bes anzusehen.  Die  nach'  den  vier  Fühlspitzen ,  oder  -wahrscheinlicher  Vorder- 
fü&sen,  folgenden  sechs  Hinterfüsse,  sitzen  am  Brustschilde,  haben  an  ihren  En- 
den Fufsballen,  und  neben  denselben  zu  beyden  Seiten  eine  lange,  dünne  und 
spitzige  Kralle.  Das  hinterste  Paar  dieser  Füsse,  welches  länger  als  die  übrigen 
und  daher  zur  Hervorbringuug  des  hüpfenden  und  tanzenden  Gangs  dieses  Insekts 
geschickt  ist,  hat  an  jedem  Schenkel  fünf  fächerförmige  Anhängsel  (Tab.  VIII.  Fig.  7.) 
von  unbekannten  Nutzen ,  welche  aber  die  Solpuge  von  allen  andern  Insekten 
auszeichnen. 

Schon  in  den.  ältesten  Zeiten  kannte  man  die  Giftkanker  als  überaus  schäd- 
liche und  furchtbare  Geschöpfe.  Moses  verbot  sie  den  Israeliten  als  eine  unreine 
Speise  unter  dem  Namen  Achbar.  Der  Verfasser  des  ersten  Buchs  Samuelis  klagte 
eben  diese  Insekten  als  Ursache  einer  mit  Beulen  an  den  verborgenen  Theilen  ver- 
knüpften Seuche  an,  womit  schon  Moses  sein  Volk  als  mit  einer  über  dasselbe 
von  der  Vorsehung  zu  verhängenden  Landplage  bedrohte.  'Auch  die  alten  Grie- 
chen gedenken  dieser  Giftkanker.  „Bedenkest  du  nicht,  sagt  Sokrates  zum  Xeiio- 
phoni  dafs  die  Phalangien,  welche  nicht  so  grofs,  w\e  ein  Dreyer  sind,  auch  wenn 
sie  nur  den  Mund  berühren,  die  Menschen  vor  Schmerzen  ganz  ausser  sich  brin- 
gen und  der  Vernunft  berauben?  Ja,  beym  Jupiter,  antwortet  Xenophon,  die  Pha- 
langien flössen  bey  ihrem  Bifs  noch  etwas  Besonderes  (nemlich  Gift)  in  die  Wun- 
de!" Aristoteles  kannte  sie  wahrscheinlich  auch,  und  gedenkt  zweyer  Arten  beis- 
sender  Kanker.  Agatharchides  aber  schreibt  in  seinem  fünften  Buche  vom  rothen 
Meere.  „Nahe  bey  den  Akridophagen ,  (einer  ostafrikanischen  Nation,  welcher 
noch  unten  bey  einer  andern  Gelegenheit  gedacht  werden  wird)  ist  eine  weite 
Strecke  Landes ,  welche  vortrefliche  Weideplätze  enthält ,  aber  ganz  verlassen  liegt, 
und  von  allen  rings,  umher  wohnenden  Völkern  unbesucht  bleibt.  Nicht,  als  ob 
sie  vom  Anbeginn  ohne  Menschen  gewesen  wäre ,  sondern  wegen  einer  unglaubli- 
chen Menge  von  Skorpionen  und  Phalangien,  welche  einige  Tetragnathen  nennen. 
Denn  man  sagt,  diese  Art  von  Ungeziefer  habe  einst,  bey  einer  langwierigen  Re- 
genzeit, überhand  genommen,  und  da  die  Einwohner  dieser  Landplage  nicht  Ein- 
halt thun  konnten ,  so  hätten  sie  das  Entrinnen  aus  dem  Verderben ,  dem  Vater- 
lande vorgezogen,  und  auf  diese  Art  sey  jene  Gegend  von  dem  menschlichen  Ge- 
schlechte verödet  gelassen  worden."  Eben  dieses  erzehlen  Diodor  von  Sicüiea» 
Strabo,  PUnius  und  Alianus  beynahe  mit  denselben  Worten.  Am  weitläufigsten  un- 
ter den  alten  Griechen  handelt  jedoch  Nikander  in  seinem  schäzbaren  Lehrgedichte 

lihf-r 


20D 

über  die  giftigen  Thiere,  von  diesen  Solpugen.  Ausserdem  aber  verdient  hier  noch 
bemerkt  zu  werden,  was  Soünus  und  Cctt.i  von  den  Giftkankem  schreiben.  Ersle- 
rer  nennt  sie  Solifugaet  weil  sie  das  Sonnenlicht  scheuen  und  sagt:  „Sardinien 
ist  zwar  ohne  Schlangen,  doch  was  die  Schlange  an  andern  Orten  ist,  das  ist  der 
Giftkanker  für  die  Sardinischen  Ländereyen.  Dieses  ist  ein  kleines  Thier  von  der 
Gestalt  einer  Spinne.  Es  kriecht  in  verborgenen,  und  tödtet  die  Unvorsichtigen. 
Lezterer  aber  fragt:  Sind  etwa  die  zwey  Arten  der  Soiifi'ga  fabelhaft?  Sind  sie 
nicht  in  der  ganzen  Insel  bekannt  genug?  Mufs  man  nicht  zur  Heilung  ihres  Bis- 
ses die  kräftigen  Mittel,  Mist  und  Backofen,  ergreiffen?  Ist  ihr  Bus  nicht  wirklich 
tödtlich ,  wenn  die  Hülfe  ausbleibt ,  oder  schleppt  man  sich  nicht  wenigstens  le- 
benslang mit  dem  Schaden,  wenn  man  noch  gerettet  wird?" 

Das  Vaterland  der  Solpugen  sind  die  heisseren  Erdstriche  der  alten  Welt. 
Sie  verweilen  daselbst  am  Tage  an  finsteren ,  dumpfigten  Örtem ,  wo  salzige  Feuch- 
tigkeiten ausschwitzen,  z.B.  in  Bergwerken ,  Erdhöien  und  Abtritten.  Des  Nachts 
aber  schleichen  sie  einzeln  herum,  suchen  Raub,  nähern  sich  daher  den  Wacht- 
feuern der  Heere  und  Caravanen.  Ihre  gewöhnliche  Nahrung  sind  die  Insekten 
und  vorzüglich  die  Skorpionen.  Sie  gehen  aber  auch  den  scharfen,  alkalischen 
Ausdünstungen  der  Thiere  und  Menschen  nach,  und  werden  daher  den  stark  duf- 
tenden und  bärtigen  Lippen  der  viel  Caviar  und  gesalzene  Fische  geniessenden  Ko- 
saken, und  vornemlich  den  weiblichen  Geschlechtstheilen,  durch  ihre  Bisse  ge- 
fährlich. 

Sehr  treffend  schildert  Herbst  die  Art  und  Gefahr  ihrer  Verletzung.  „Die 
Solpuge  hat  das  fürchterlichste  Gebifs  unter  allen  Geschöpfen;  nach  Verhältnifo 
schrecklicher,  als  der  Tieger,  das  Krokodiil ,  die  Brillenschlange  und  der  Hayfisclu 
Die  in  den  Kinnladenscheeren  vertheilten  Muskeln,  treiben  die  beyden  Finger 
derselben,  wie  ein  Paar  Sägen  gegen  einander.  Sie  zerschneidet,  zermalmet  und 
zerreisset  daher  durch  ihren  Bifs  Fleischfasern,  Gefässe  und  Nerven,  und  bewirkt 
hierdurch  eine  gefährliche  Entzündung.  Doch  hiermit  noch  nicht  zufrieden ,  stekt 
dieses  schreckliche  Ungeheuer  seine  saugstachelförmige  Lippe  noch  in  die  gräis- 
lich  zerrissene  Wunde  und  träuifelt  in  dieselbe  ein  Gift,  wovon  ein  halber  Tropfen 
hinreicht,  einen  ganz  gesunden,  aber  hülf losen  Menschen  ,  in  wenig  Stunden  Ver- 
nunft und  Leben  zu  rauben."  Am  meisten  schaden  wohl  die  Nymphen  und 
Männchen  der  Solpugen,  besonders  bey  schwülen,  ihre  Vermehrung  begünstigen- 
n  Regenwetter  in  den  Monathen  Juuius  und  Julius.  Hiervon,  so  wie  von  der 
körperlichen  Constitution  des  Verwundeten,  und  der  Beschaffenheit  der  verlezten 

Stel- 


»07 

Stelle,  hangt  nothwendig  die  Verschiedenheit  der  Gefahr  der  auf  den  Soipugenbils 
erfolgenden  Zufalle  ab.  Verletzangen  der  Lippen  pflegen  Sehmerzen  bis  zum 
Wahnsinne  nach  sich  zu  ziehen.  Weniger  gefährlich  sind  Verletzungen  der  Oh- 
ren ,  am  gewöhnlichsten  und  nicht  minder  gefährlich  Verletzungen  an  den  Ge- 
schlechtstheilen.  Auf  leztere  erfolgen  Beulen  ,  welche  allermeist  aufbrechen  ,  häfs- 
liche  Geschwüre  bilden,  die  sich  von  den  venerischen  blos  durch  die  sie  beglei- 
tenden heftigen  Nervenzufälle,  Convulsionen ,  Veitstanz,  unterscheiden.  Nicht 
selten  ziehen  die  Solpugenbisse  auch  den  Tod  nach  sich,  welcher  entweder  plötz- 
lich oder  langsam  zu  erfolgen  pflegt.  Dieses  war  wahrscheinlich  der  Fall  bey  den 
Philistern,  die  nach  der  Behauptung  der  Hebräer  von  einem  Thier,  welches  sie 
Achbar  nannten  und  wahrscheinlich  eine  im  mittleren  Asien  wohnende  Solpugen- 
art  war ,  gebissen  wurden ,  davon  Beulen  oder  Bubonen  bekamen  und  haufenweise 
wegstarben. 


66.     Die  tödtliche  Solpuge.     Tab.  XV.  Fig.  i.  2. 

Solpuga  faialis   chelis  horizontalibus ,   clypeo   Subtriangulari   antice  latissimo,  subdepresso 

caualiculato;    abdomine   depresso  undique    villoso.      Herbsts   Natursyst.    der  ungefliigelten 

Insekten.  Heft.  I.   p.    32.   n.    1.  Tab.  I.    Fig.   1.  und  A.  —     Habitat  in  Bengala. 

Nicander  Theriac.  725.    (ptiXclyytov   xvavtov.  |  uuginosus  grandissimo  capite   et  Tetragnathium  capi- 

Plinii  Hist.  nat.  Lib.  XXIX.  C.  27.    Araneus  la-  j   tis  medio  linea  alba  et  transversa  altera. 

Die  gröfste  von  den  zur  Zeit   bekannt  gewordenen  Giftkankerarten   ist  die 
tödtliche  Solpuge  (Fig.  i.),    welche  eine  Länge  von  zwey  Zoll  und  einer  Linie  hat. 
Ihr  fünf  und  eine  halbe  Linie  langer,    vorne  sieben  und  ein  Viertel,    hinten  fünf 
Linien  breiter  Kopfschild  (d.  d.)  bildet  ein  stumpfes  Dreyeck  ,  welches  in  der  Mitte 
durch  eine  Läng.sfurche  getheilt ,  übrigens  etwas  platt  gedruckt  und  am  Rande  ab- 
rundet ist.     An  seinem  vordem  und  mittleren  Theile  sind  auf  einer  kleinen,  läng- 
lichtrunden  Erhabenheit  die  zwey  Augen,  als  zwey  schwarze  Punkte  sichtbar,     Von 
den  an  der  Stirne  oder  dem  Vordertheile  des  Kopfschilds  artikulirten ,  horizontal 
liegenden  Kinnladenscheeren  («.  a.) ,  ist  die  Länge  neun,  die  Breite  vier  und  eine 
halbe  Linie.      Diese  mit  der  Seite  ihres   beweglichen  Daumens  auswärts  gekehr- 
ten Scheeren  sind  mit  steifen  glänzenden  Borsten  besezt  und  kaffeebraun  an  den 
Spitzen    ihrer  Finger.     Sie  bedecken  ganz  die  weit  kleineren,   flachen,   sichelför- 
migen und  etwas  behaarten  unteren  Kinnladen  (Fig.  2.  b.  b.),  in  deren  Mitte  die 


ao  8 

etwa  zwey  Linien,  lange  und  nur  einer  halben  Linie  breite,  sau  g.stach  eiförmige 
Lippe  (c),  als  eine  mit  feinen  Härchen  besezte  Spitze  hervorragt.  Weit  schmä- 
ler als  der  Kopfschijd ,  ist  der  mit  dem  Hinterleibe  unmerkbar  zusammenfliessende 
Brustschild  (Fig.  i.),  welcher  sich  blos  durch  seine  kreisförmigen  Erhabenheiten 
und  Vertiefungen  auszeichnet.  Der  Hinterleib  ist  acht  Linien  lang  und  sechs  und 
eine  halbe  Linie  .breit ,  etwas  platt  gedruckt  und  rauhhaarig.  Die  vorderen  Fühl- 
spitzen, oder,  nach  Pallas,  die  zwey  Vorderfüsse  (Fig.  i.  b.  b.),  haben  vier  Glie- 
der und  eine  Länge  von  zwey  Zoll  ein  und  einer  Viertellinie,  die  zwey  hinteren 
Fühlspitzen ,  oder  das  zweyte  Paar  Füsse  (c  c),  fünf  Glieder  und  eine  Länge  von 
anderthalb  Zoll.  Alle  vier  haben  nur  stumpfe  Enden  ohne  Krallen.  Hcrbsts  erstes 
und  zweytes,  oder  P.allasens  drittes  und  viertes  Paar  Füsse,  sind  sechsgliedricht, 
ersteres  einen  Zoll  vier  Linien,  lezteres  anderthalb  Zoll  lang.  Das  hinterste  Paar 
Füsse  aber  ist  neungliedricht,  hat  dritthaib  Zoll  in  der  Länge  und  macht  mit  sei- 
nen Afterschenkeln  und  Schienbeinen  einen  nach  oben  gekehrten  stumpfen  Win- 
kel, wodurch  diese  Solpuge,  Joch  minder  als  die  Heuschrecken,  zum  Springen, 
oder  vielmehr  zum  Hüpfen,  geschickt  ist.  Die  Anhängsel  an  den  drey  Schenkel- 
wurzelgliedern der  Hinterfüsse,  sind  anfänglich  nicht  sonderlich  grofs,  werden 
aber  allmälilich  unterwärts  grösser.  Sie  sind  beynahe  ohne  Stiel  und  sitzen  ziem- 
lich weitläufig  auseinander.  Übrigens  sind  alle  Füsse ,  selbst  an  den  Schenkeln, 
ziemlich  dünne  und  nehmen  gegen  die  Spitzen  der  Fufsblätter,  welche  an  den  drey 
Hinterpaaren  Krallen  führen,  sehr  allmählich  ab.  Die  Farbe  des  ganzen  Insekts 
ist  graugelb  und  seine  Haare  sind  rostfarbig.  Es  gehört  unter  die  furchtbarsten 
Arten  dieses  Geschlechts  und  ist  vorzüglich  in  .Bengalen   zu  Hause. 


67.     Die   spinnenartige  Solpuge.     Tab.  VIII.  Fig.  6 — 10. 

Solpuga  arachnoides  chelis  verticalibus,  clypeo  angusto  eonvexo,  thorace  brevissim© 
subtereti,  abdomine  tereti  imdiusculcu  Herbsts  Natursyst.  d.  ungefltigelten  Insekten. 
Heft.  I.  p.  37.  Tab.  I.  F.  2.  —  Habitat  in  Italia  Africaque  meridionali,  Tauria,  Persia, 
ad  Volgae  australe  littus,  morsu  dolores  atrocissimos,  tumores  lividos,  deliria,  rarius- 
niortem  ciens ,   molle,  luridum ,   lanuginosum,   chelis  ventricosissimis. 


Aelian's  Thiergeschichte,  B.  III.  Kap.  136.  B. 
XVII.  Kap.  40.    Tttragnathon. 

Bell   voyage  deRussie,   Vol.  III.  p.  53. 

Blumenbach's  Handb.  d.  N.  G.  S.  389.  n,  3- 
Fhalougium    Arcuieoides. 


1.   p.    549.   "•  10' 


Gmelin's  Reise  durch 'Rufsland ,  Th.III.  S.  484. 
Tab.  XXXV.     P  ha  taug:  um  Bychorcho. 

Linnaei  Syst.  Nat.  T.I.  P.  V.p.2945.  n.  15.  P/ia- 
(oHgium  arai:eeiäestKche\is  dentatis  villosis,  corpore 
oblongo. 


Fabricii  Maat.  Ins.  I.  p.  347.  u.  lil  Spec.  ins.  Listers  Naturgesob.  der  Spinaen,    S.  223.     Die 


sjiiri' 


209 


$pmHenartige  Jlfterspinv.e ,  oder  die  aller  giftigste  Skor- 
pionspinue. 

Müller's  Sepp!,  und  Reg.  Band.  S.  34t.  Phil, 
Bychorcko  ,   die  Gif S spinne. 

Olearii  Moskowi  tische  und  Persiche  Reisebeschrei- 
bung.  Schlefsw.  Fol.  1656.    S.  496. 

Pallas  Reisen  durch  Rußland,  Th.  I.  S.  385. 
Anh.  n.  80.   Phalangium  Calmucc.  Btjchorcho  und  T\h, 


III.  S.  650.  Ejusd.  Spicil.  Zool.  Fase.  III.  F.  7 9. 

Die  langhaarige  ,  hlichtt giftige  ,  wilbenfürtnige  Skorpion- 
spinnt.  Desselben  neue  nordische  Bey träge,  Th.  II. 
S.  345. 

Petiverii    gazopbylacium   Catal.  410.    Tab.  85. 
F.  9.   Proscarabaeoides   capensis,    pedibus  plumosis. 

Sc4iaw  V»yage,  T.  I.  p.  335. 


Nach  Pallas  Vermuthang  ist  gegenwärtige  Solpuge  das  giftige  Infekt  der 
Libischen  Wüste,  welches  unter  dem  Namen  Boola-Kaz,  oder  Bula-Kas  bekannt 
ist,  und  Schaw  für  Aelians  Rhax  hallt.  Auch  scheint  Alians  Tetragnathon,  wovon 
er  erzehlt,  dafs  es  eine  ganze  Stadt  entvölkert  habe,  eben  diese  spinnenartige 
Solpuge  zu  seyn.  Die  Perser  kennen  sie  unter  dem  Namen  Enkurek;  die  Kalmük- 
ken  unter  den  Namen  Bö-  Chorchoi,  Zauberwurm,  Mandschi-  Bö-  ChorcJioi,  gemei- 
ner Zauberwurm ,  Mandschi-  Abagai,  gemeines  Grofsmütterchen;  die  Kirgisen  aber 
unter  dem  Namen  Kara-  kurt- Bie.  Sie  ist  viel  kleiner  als  die  tödtliche  Solpuge 
das  Männchen  (Tab.  VIII.  F.  6.  7.)  nemlich  achtzehn,  das  Weibchen  (Fig.  10.)  aber 
fünf  und  zwanzig  Linien  lang,  weichlich,  gelbgrau,  fein  behaart,  und  ihr  gan- 
zes Aussehen  zurückschreckend  und  giftig.  Der  Kopfschild  (Fig.  6.)  ist  dritthalb 
Linien  lang,  vorne  zwey  und  drey  Viertel,  hinten  zwey  Linien  breit,  am  vordem 
und  dicksten  Theil  abgestuzt .,  am  hintern  eyrund ,  oben  hochgewölbt ,  in  der  Mitte 
durch  einen  leichten  Eindruck  getheilt,  überhaupt  hartschalichter  als  der  übrige 
Körper.  In  der  Mitte  des  Vorderrands  stehen  beym  Weibchen  auf  einer  dunkel- 
braunen Erhabenheit,  beym  Männchen  aber  ohne  Erhöhung  dicht  nebeneinander 
zwey  schwarze  Augenpunkte.  Die  breiten,  bauchichten  Kinnladenscheeren  haben 
eine  vertikale  Lage,  sind  etwas  zusammengedrückt,  hornartig  und  ganz  behaart. 
Jede  besieht  aus  einem  obern,  kurzen,  und  einem  untern,  beweglichen  Fin»er 
(Fig.  9.).  Beyde  sind  bogenförmig  und  an  der  innern  Seite  gezähnt.  Bej^m  Weib- 
chen betragt  ihre  Länge  nicht  über  vier  und  ihre  Breite  nicht  über  zwey  und  eine 
halbe  Linie.  Ohngeachtet  Pallas  an  den  Spitzen  der  Scheerenfinger  nicht  die 
Giftöffnungen,  wie  am  Skorpionstachel,  Vipernzahn  und  an  den  Fangklauen  der 
Spinnen  entdecken  konnte;  so  vermuthet  er  doch,  dafs  im  Grundtheile  der  Kinn- 
ladenscheeren das  Giftbehältnifs  verborgen ,  und  in  dem  Winkel  zwischen  den 
beyden  Scheerenfingern  die  GiftöfFnung  zu  suchen  sey,  aus  welcher  längs  der 
zwischen  den  Zähnen  der  Scheerenfinger  befindlichen,  kleinen  Rinne  das  Gift 
während  des  Bisses  in  die  Wrunde  fliesset.  Eben  so  wahrscheinlich  kann  aber 
auch  die  Solpuge  durch  die  ein  und  drey  Viertel  Linien  lange,  und  eine  halbe  Li- 


27 


nie 


210 

nie  breite  Saugstachellippe  (Fig.  8.  a. )  das  Gift  in  die  mit  den  Scheeren  gemachte 
Wunde  ergiessen.  Die  unteren  Kinnladen  haben  nichts  Auszeichnendes ,  sind 
zwey  Linien  lang  und  drey  viertel  Linien  breit.  Das  Brustschild  ist  sehr  kurz, 
schmäler  als  der  Kopfschild  und  etwas  zusammengedrückt.  Der  zehn  und  eine 
halbe  Linien  lange  und  eine  halbe  Linie  breite ,  länglicht  -  runde ,  weichhäutige 
und  wenig  behaarte  Hinterleib  hat  neun  Einschnitte,  oder  Ringe,  an  deren  lezten 
die  Afterritze  deutlich  zu  sehen  ist.  Beym  Weibchen  (Fig.  10.)  ist  der  erste  Bauch- 
ring etwas  gespalten  und  mit  einer  Öffnung  (b.)  unter  jener  Spalte  versehen,  durch 
alle  übrige  Ringe  aber  lauft  in  der  Mitte  eine  Furche.  Beym  Männchen  hinge- 
gen ist  der  erste  Bauchring  unten  nur  wenig  getheilt  und  keine  Hohle  zu  entdek- 
ken ,  hingegen  sieht  man  am  Rande  des  zweyten  und  dritten  Rings  eine  gekerbte, 
hornartige  Querlinie,  unter  welcher  eine  mit  zwey  Warzen  versehene  Öffnung  ist, 
die  kaum  eine  Borste  einläfst.  Die  vordem  Fühlspitzen  oder  Pallasens  Fangarme 
(Fig.  7.  h.  b.)  sind  dreygliedricht ,  am  Ende  mit  einem  stumpfen  Ballen  versehen, 
einen  Zoll  lang  und  eine  Linie  dick ,  das  zweyte  Paar  Fühlspitzen ,  oder  die  Fühl- 
arme (  c  c),  sind  jenen  ganz  ähnlich,  nur  dafe  sie  dünner  und  kürzer,  nemlich 
acht  Linien  lang  und  kaum  einer  halben  Linie  dick  sind.  Stärker  als  diese  Fühl- 
und  Fangarme  sind  die  am  Brosts childe  befestigten,  ziemlich  hartschaalichten ,  mit 
weichen,  zarten  Milchhaaren  und  dazwischen  mit  Borsten  besäeten  sechs  Lauffüsse, 
wovon  das  erste  Paar  (Fig.  7.  d.  d.)  neun  Linien  lang  und  eine  halbe  Linie  breit, 
das  dritte  Paar  sechszehn  Linien  lang  und  drey  Linien  breit  ist.  Alle  diese  Füsse 
haben  sechsgliedrichte  Fufsplätter  und  am  Ende  zwey  Nägel  an  einem  gespaltenen 
Balln,  das  lezte  Paar  die  diesen  Insekten  eignen  Anhängsel  an  den  Schenkeln, 
welche  ziemlich  klein  und  gestielt  sind. 

Überaus  grols  ist  die  Bewegfertigkeit  dieser  Füsse,  indem  die  Solpuge  in 
einem  Augenblick  an  dem  ihr  vorgehaltenen  Stock  hinanlauft  und  den  Menschen 
in  die  Hand  beifst.  Geht  sie  ihrer  Nahrung  nach,  die  hauptsächlich  in  Spinnen 
und  andern  weichen  Insekten  besteht ;  so  hält  sie  ihre  vier  vordersten  klauenlo- 
sen Fühlfüsse  beständig  halbaufgerichtet  voraus  und  bewegt  sie  hin  und  her.  So- 
bald sie  auf  etwas  stöfst,  was  ihr  zum  Raube  dienen  kann  ,  so  schiefst  sie  mit  Hef- 
tigkeit zu,  schlägt  die  Kiunladenscheeren  ein,  zerfleischt  und  verzehret  so 
die  Beute. 

Ihre  Vermehrung  mufs  sehr  beträchtlich  seyn.     Pallas  schäzte  die  Anzahl  der 
Eyer,  die  er  im  Monath  Junius  im  Leibe  eines  Solpugenweibchens  gefunden  hatte» 
äuX  einige  Hundert  und  fand  im  August  schon  ziemlich  erwachsene  Junge.      Wahr- 
schein- 


'Mt 


schelnlich  erreicht  also  dieses  gefahrliche  Insekt  schon  in  Jahresfrist  seine  ganze 
Vollkommenheit  und  ist  daher  fähig  durch  seine  Menge  unter  Menschen  und  Thie- 
ren  ausserordentliche  Niederlagen  anzurichten.  Aber  auch  hier  wufste  die  für  die 
Erhaltung  des  Gleichgewichts  unter  allen  lebenden  Wesen  stets  besorgte  Natur, 
ein  Mittel  zu  finden ,  dem  nicht  beabsichtigten  Schaden  dieses  Ungeheuers  Einhalt 
zu  thun.  Sie  gab  ihm  ein  so  zartes  Leben,  dafs  es  von  der  unbedeutendsten 
Wunde,  die  ihm  ein  giftloses  Insekt  beybringt,  ja  sogar  von  einem  Nadelstiche 
sogleich  ohnmächtig  wird,   und  unter  leichten  Zuckungen  hinstirbt. 

Man  findet  die  spinnenartige  Solpuge  nicht  über  den  fünfzigsten  bis   ein  und 
fünfzigsten  Grad  der  Breite,  südwärts  aber  scheint  ihr  die  Natur  keine  Gränze  ge~ 
sezt  zu  haben ;  denn  sie  verbreitet  sich  vom  wärmeren  Asien  über  ganz  Afrika  bis 
an  das  südliche  Vorgebürge.      Zuerst  findet  man  sie  in   der  Krimmischen  Steppe, 
zwischen  dem  Dnieper  und  Don  ,  und  auf  der  krimmischen  Halbinsel  selbst.     Um 
Asof  und  Taganrok  ist  sie  in  den  Steppen   so  gemein,    dafs  die,    seit  dem  lezten 
Kriege  Rufslands  mit  den  Türken  in  diese  Örter  gelegten  russischen  Besatzungen  sie 
genug  haben  kennen  lernen.     In  der  ganzen  salzigen,  dürren  und  leimichten  Steppe 
vom  Don  bis  an  die  Wolga  und  das  kaspische  Meer,   ferner  zwischen  der  Wolga 
und  dem  Jaik  oder  jetzigen  Uralflufs,    und  jenseits    desselben  in  den  kirgisischen 
Steppen  bis  an  die  Bucharey  und  das    altaysche  Gebürge  hin ,     ist  diese  Solpuge 
ebenfalls  einheimisch  und  den  Steppenvölkern,  die  bey  ihrer  Lebensart  ihren  Ver- 
letzungen täglich  ausgesezt  sind,    so  bekannt,  als  fürchterlich.       Gewöhnlich -hält 
sie  sich  in  Erdlöchern  und  schilfigten  Gründen  auf,  und  lauft  auch  am  Tage  zwi- 
schen dem  Schilfe  herum.     In  der  um  Taganrock  am  asowischen  Meere  sehr  schil- 
ligten Gegend  wird  sie  daher  mit  dem  Schilfe ,  welches  man  sich  zur  Feuerung  be- 
dient, sehr  oft  in  die  Hütten  gebracht.       Auch  schleicht  sie  sich  einzeln  in  die 
Häuser  und  Keller,  und  Pallas  selbst   hat  sie  auf  seiner  Steppenreise  1773  einmal 
in  seinem  Zelte   an  den  Kleidern  bemerkt,    seine  Begleitung   aber  einige  dersel- 
ben getödtet,   ehe  sie  Schaden  thun  konnten. 

Bey  Tage  verweilt  sie  in  ihren  Schlupf winkeln  in  den  Erdritzen  und  von 
andern  Insekten  verlassenen  Höhlen.  Diese  Vorsicht  macht  ihr  überaus  weichli- 
cher Hinterleib  nothwendig,  mit  welchen  sie  den  Stichen  der  auf  den  Steppen  her- 
umschwärmenden Raubwespen  und  den  Verfolgungen  der  Vögel  bald  unterhegen 
und  ihr  ganzes  Geschlecht  bald  ausgerottet  seyn  würde.  Am  Abend  aber,  vor 
oder  nach  Untergang  der  Sonne ,  wenn  der  gröfste  Theil  ihrer  Feinde  schon  zur 
Ruhe   ist,   kommt  sie  aus  jenen  Schlupfwinkeln  hervor^  und  scheint  sich  in  den 

Step- 


212 


Steppen  durch  den  Schein  von  Feuer  und  Licht  anlocken  zu  lassen ,  und  deswe- 
gen sich  vorzüglich  bey  Karavanen  einzufinden.  Doch  entgeht  sie  dabey  nicht 
immer  den  Verfolgungen  einiger  nachtlicher  Weile  auf  sie  laurenden  Feinde,  wo- 
zu besonders  eine  grosse  Art  schwarzer,  gut  geharnischter  Raubkäfer  und  die  beis- 
sende  Skolopender  (Tab,  XI.  F.  1 1.)  gehören.  Ohne  diese  Feinde,  schreibt  Pallas, 
würden  sich  die  Solpugen  vielleicht  dergestalt  vermehren ,  dafs  kein  Mensch ,  und 
wenig  Thiere ,  auf  den  Steppen  vor  ihren  Bissen  sicher  wandeln  könnten. 

Wegen  der  grösseren  Kinnladenscheeren  ist  vermuthlich  der  Bifs  der  männ- 
lichen Solpuge  gefährlicher,  als  der  der  weiblichen.  Doch  erfolgen  ihre  Verlet- 
zungen immer  nur  zufällig,  es  sey  nun,  dafs  man  ihnen  unversehens  zu  nahe 
kommt,  wenn  sie  z.  B.  auf  dem  Nachtlager  kriechen,  oder  sich  in  die  Kleider 
verkrochen  haben  u.  s.  w.  und  dann  gedrückt  oder  sonst  gereizt  werden:  oder 
dafs  man  sie  vorsezlich  reizt.  In  lezterem  Fall  setzen  sie  sich  mit  einer  Wuth  zur 
Gegenwehr  die  in  der  That  ausserordentlich  ist  und  Bewunderung  verdient.  Sie 
erregen  zugleich  durch  das  Aneinanderreihen  ihrer  Kinnladenscheeren  eine  Art  von 
Gezwitscher,  und  sind  in  lauter  heftigen  und  grimmigen  Bewegungen.  Beissen  sie 
wirklich,  so  entsteht  im  Augenblicke  des  Bisses  ein  unbeschreiblich  heftiger  Schmerz, 
den  einige  mit  dem  Schmerze  von  dem  Stiche  mit  einer  glühenden  Nadel  vergli- 
chen haben.  Schlafende  Personen  schrecken  davon  mit  lautem  Geschrey  auf,  und 
Empfindliche  fallen  in  Ohnmacht.  An  der  gebissenen  Stelle  zeigen  sich  so  viele 
kleine  Wunden ,  als'  die  Kinnladenscheeren  Zähne  haben ,  und  es  erhebt  sich  eine 
utark  entzündete,  überaus  schmerzhafte  Geschwulst,  die  oft  vier  bis  fünf  Zoll  im 
Durchschnitte  hat.  Dabey  sind  die  Augen  des  Verwundeten  erhizt,  der  Puls  voll 
und  geschwind,  der  Durst  heftig,  Beängstigung,  Unruhe,  Kopfschmerzen  und 
brennendes  Reissen  im  leidenden  und  geschwollenen  Theile,  und  der  Kranke,  bey 
verzögerter  Hülfe,  meistens  ein  Opfer  dieses  schrecklichen  Ungeheuers.  Kein 
Wunder !  wenn  selbst  die  Kalmücken  von  ihnen  so  sehr  in  Furcht  gesezt  sind, 
dafs  sie  sich  gleich  aus  der  Gegend  entfernen ,  wo  sie  eins  dieser  Insekten  erblickt 
haben,  und  wenn  sie  einer  ungewöhnlichen  Überhandname  dieser  Solpugen,  sie 
erfolge  nun  aus  Mangel  ihrer  natürlichen  Feinde,  oder  aus  einer  ihrer  Vermeh- 
rung begünstigenden  Witterung,  die  Bewohner  ganzer  Ortschaften  und  Gegenden, 
durch  die  Gefahr,  welcher  sie  täglich,  ja  stündlich  ausgesezt  sind,  endlich  bewo- 
gen werden,  ihre  Wohnplätze  zu  verlassen,  wie  dieses  von  der  am  Kumafluls 
sonst  blühenden  tartarischen  Stadt  Madshary,  von  welcher  noch  die  merkwürdi- 
gen Ruinen  zu  sehen  sind,  eine  alte  Sage  bezeuget. 

AU 


fu$ 


Als  ein  Mittel  sich  im  Schlafe  vor  den  Solpugenbissen  zu  sichern,  emp fielt 
Pallas,  dafs  man  einen  noch  neuen  haarichten  Filz  von  Schafwolle,  unter  seinem 
Lager  auf  der  Erde  ausbreite,  oder  einen  aus  Pferdemähnen  geflochtenen  Strick, 
in  einen  geraumen  Kreis  um  sich  her  auf  den  Boden  lege.  Lezteres  Mittel  hat  er 
selbst  bewährt  gefunden ,  als  er  sich  in  Zarizyn  aufhielt ,  wo  die  Solpugen  häuffig 
vorkommen ,  und  sich  bis  in  die  Festung  verlieren.  Hier  legte  er  einsmals  einen 
Haarstrick  im  Kreise  auf  einen  Busch*  und  lies  eine  mit  der  Insektenzange  gefan- 
gene Solpuge  innerhalb  des  Kreises  laufen.  So  oft  aber  das  Insekt  mit  den  Fühl- 
armen an  die  hervorstehenden  Haare  des  Stricks  stiefs ,  stuzte  es  und  lief  zurück. 

Zur  Heilung  bestreichen  die  Kalmücken  die  Wunde  mit  der  Milch  einer  jun- 
gen Frau,  die  vor  der  Ehe  keusch  gelebt  hat  und  im  ersten  Kindbette  ist,  oder 
*ie  hauen,  wenn  diese  nicht  zubekommen  ist,  ein  schwarzes  Thier,  es  sey  Hund, 
Katze,  u.  s.  w.  lebendig  auf,  reissen  Herz  und  Lungen  heraus  und.  legen  diese 
Eingeweide  auf  die  Wunde.  Abgerechnet  das  Abergläubische  in  der  Behandlungs- 
art der  Kalmücken,  so  können  ihre  Mittel,  als  ölichte  Bähungen,  allerdings  Nuz- 
zen  leisten.  Weit  vorzüglicher  ist  aber  dasj  vom  Pallas  empfohlene  Verfahren. 
Es  wurde  nemlich  an  der  gebissenen  Stelle  gleich  etwas  mit  Kupfer  gesättigtes 
Baumöl  warm  eingerieben,  die  Geschwulst  gut  scarificirt,  mit  dem  Öle  nochmals 
bestrichen  und  mit  Diachylonpflaster  bedeckt,  am  Arme  Ader  gelassen,  und  von 
einer  aus  Weinessig,  Zucker  und  Kampfer  bereiteten  Mixtur  alle  zwey  Stunden 
ein  EfslöfFel  voll  gegeben,  wobey  das  Bestreichen  der  kranken  Stelle  mit  dem  Öle 
alle  drey  Stunden  wiederholt  wurde.  Auf  den  Gebrauch  dieser  Mittel  liessen  alle 
Zufälle  merklich  nach ,  und  der  Kranke  war  nach  dreymal  vier  und  zwanzig  Stun- 
den wieder  hergestellt. 

68-     Die   afrikanische  Solpuge.     Tab.  XV.   Fig.  p 

Soipuga  africana  chelis  verticalibus  ovato   compressis ,   clypeo  cordato,   latius  marginato, 

canaliculato,    thorace    brevi,     lato,     obcordato ,     abdomine    ovato,    subtrigono ,    hirsuto. 

Herbsts  JNatursyst.   der  ungeflügelten  Ins.  Heft  I.   d.   44.  n.  5.   Tab.  II.  F.  2.  — 

Habitat    in  Africa   australi. 


Aelians  Thiergeschichte,  Buch  XVII.  Cap.  40. 

Agatharchides  de  mari  rubre,  Lib.V.  $«X«'y- 
ymv   Ttrg«.yvx5ov, 

Petiverii  gazophylacium  ,  Tab.  XII.  Fig.  I.  Tab. 
LXXXV.  F.  9.  Proscar  ubaeoides  capensispedibusplumosis. 


Plinii  Hist.   Bat.    Lib.  VIII.   Sect.  43.    Soipuga. 
Lib.  XXIX.  Sect.  zf. 

Valentins  Kunstfcammer,  Th.  II.  Tab.  XXXIV. 

Fig.    5. 


Von 


e*4 

Von  dieser  sich  im  mittägigen  Afrika  aufhaltenden  Solpuge  haben  wir, 
ausser  der  unvollständigen  Nachricht,  die  uns  Agatharchides  davon  hinterlassen 
hat,  und  ausser  Petivers  hier  entlehnten  Zeichnung,  zur  Zeit  keine  nähere  Kennt- 
nis. Es  ist  hieraus  zu  vermuthen,  dafs  dieses,  seiner  ganzen  Bildung  nach,  ge- 
wifs  sehr  gefährliche  Insekt,  wenigstens  nicht  nahe  bey  der  Kapstadt  häufig  vor- 
kommen kann,  weil  es  sonst  sicher  bekannter  und  in  den  holländischen  Cabinet- 
ten  nicht  so  selten  seyn  würde.  Es  ist  beynahe  so  grofs,  als  die  tödtliche  Sol- 
puce,  hat  einen  herzförmigen  Kopfschild ,  mit  zwey  grossen  Augen  an  der  Stirne, 
einer  in  der  Mitte  durchlaufenden  Furche,  und  einem  breiten  Band,  der  mit  PU* 
nius  Schilderung  des  giftigen  Tetragnathiums  sehr  übereinkommt.  Die  vertikal 
stehenden  Kinnladenscheeren ,  sind  am  Vordertheile  durchbrochen,  spitzig,  und 
an  den  Seiten  zusammengedrückt.  Der  Brustschild  ist  kurz,  vorne  schmal  und 
hinten  breiter  als  der  Hinterleib,  lezterer  ziemlich  lang,  länglichrund,  beynahe 
vierseitig,  am  Ende  mit  drey  Spitzen  versehen  und  mit  kurzen  Haaren  überwach- 
sen. Die  Schenkel  derHinterfüsse  sind  an  beyden  Seiten  gemahnt,  verrathen  aber, 
wie  die  ganze  Figur,  und  vorzüglich  die  übrigen  Füsse,  den  ungeschickten  und 
ohne  alle  entomologischen  Kenntnisse  arbeitenden  Zeichner. 

Wegen  seiner  beyden  Doppelscheeren  verdient  gegenwärtige  Solpuge  am 
meisten  den  Beynamen  Tetragnathon,  und  es  ist  wahrscheinlich,  dafs  es  dieselbe 
ist,  welche,  nach  Aelians  Erzehlung,  durch  ihre  starke  Vermehrung  in  Verbindung 
mit  den  Skorpionen ,  die  Bewohner  einer  Stadt  am  See  Arrharan  in  Indien  vertrieb, 
an  deren  Stelle  man  gegenwärtig  nichts  als  eine  Wüste  antrifft. 


Phalangien   überhaupt. 


Clerk,  C.  Aranei  Suecici  descriptionib.us  et  figu- 
ris  illustrati.  Stockli.  4.  1757-  P-  "3-  Schwedisch 
SoHii-allas. 

Dresdner  Magaz.  IL  S.  49g.   Spring 'spinnen. 

Herbst's  Natursyst.  d.  ungeflügelten  Insekten. 
Heft  1.  S.  6;,.    t'kiil.uigiin. 

Jmpeniti  (Feirandi)  hisror.  natur.  4.  Colon.  1695. 
p.   öoi.  oio.    Phalangium ,  genus  araneae  venenatae. 

Jonsronii  Hist.  Ins.  p.  137.  de  Phalangiis.   Noxi 


Phalangia  dieuntur,  a  <£u\xy$-,  quod  digitomm  in- 
ternodiuin    significat. 

L  i  n  naei  Syst.  Nat.  T.  I.  P.  V.  p.  2942.  n.  267. 
Phalangium. 

Listers  Naturgesch.  d.  Spinnen  v.  Göze,  S.  193. 
Spriiigspivnen. 

Müller' s  Linn.  N.  S.  d.  Im.  B.  IL  S.  1059. 
Krtbsrpitmm*. 

Oiioinat.  Hist,  Hat,  P.  VI.  p.  420.    /}fterspim:en. 

P I  i  n  i  i  Hist.  Nat.  Lib.  XI.  Cap.  24.  Lib.  XXIX.  C.  4. 


Phalangien   werden  diese  Insekten   wahrscheinlich  wegen  der  langen  Glie- 
der ihrer  Füsse,    und  Afterspinnen  wegen   ihrer  Ähnlichkeit   mit  den  Spinnen  ge- 
nannt. 


8»i 

■ 
nannt.  Plinius}  der  einen  Unterschied  zwischen  unschädlichen  und  schädliche« 
Spinnen  machte,  belegte  leztere  mit  diesem  Namen.  Andere  alte  und  neuere 
Schriftsteller  haben  sie  ebenfalls  mit  den  Spinnen,  vorzüglich  aber  mit  den  Sol- 
pugen  verwechselt.  Von  lezteren  unterscheiden  sie  sich  jedoch  dadurch,  daß»  sie 
keinen  abgesonderten  Kopf  haben,  und  die  Augen  und  Frefswerkzeuge  vorne  auf 
der  Brust  führen ,  von  ersteren  aber  durch  ihre  langen  fufsähnlichen  Frefsspitzen 
oder  Palpen,    und  durch  ihre  weit  längeren  Beine. 

Der  Brustschild  der  Phalangien  hat  meistens  eine  runde,   flache,    fast  nie- 
renförmige  Gestalt  und  einen  schmalen  Rand ,    der  ihn ,    bis  auf  den  Vordertheil, 
ganz   umzieht.       Lezterer  ist  der  gewöhnliche  Standort  der  vier  Augen,    wovon 
zwey  dicht  neben  einander  in  der  Mitte  des  Vorderrandes,  und  zw ey  mehr  seit- 
wärts stehen.     Alle  Phalangien  haben  Palpen  und  Maxillen ,    ohne  Kinnladen  und 
Lippen  zu  Haren  Frefs Werkzeugen.     Die  Palpen,    wovon  auf  jeder  Seite  der  Maxil- 
len eine  steht,    sind  lang,    dick,    dornig  und   bestehen  aus  vier  Gliedern  ,    wovon 
das  erste  kurz  und  dick,  das  zweyte  und  dritte  sehr  lang,  das  vierte  wieder  kür- 
zer,  domicht* und  am  Ende  mit  einer  langen,    scharfen,    zugespizten  Klaue   ver- 
sehen ist.     Viele  haben  diese  Palpen  blos  für  Fangwerkzeuge  gehalten,   sie  schei- 
nen aber  ausserdem  noch  die  Bestimmung  der  Palpen  anderer  Insekten  zu  haben, 
nemlich  das  Futter  zum  Munde  zu  führen,    und  es  während  des  Fressens    festzu- 
halten.    Ihre  verschiedene  Länge,    ihre  glatte  oder  stachlichte  Beschaffenheit  be- 
stimmt fast  nur  allein  die  einzelnen  Arten  dieses  Geschlechts.       Die  Maxillen  ste- 
hen in  der  Mitte  vor  dem  Brustschilde  neben  einander,  sind  kurz,  hornartig,  zu- 
sammengedrückt und  bilden  am  Ende  eine  scharfe  Klaue.     Hinter  den  Palpen  fol- 
gen die  zwey  Vorderfüsse,     oder  Herbsts  Girren,    welche  von  den  sechs  übrigen 
Füssen  dadurch  abweichen,  dals  sie  ungleich  dünner  sind,   und  nur  aus  vier  Glie- 
dern bestehen,   wovon  das  lezte  überaus  lang  und  aus  einer  Beihe  allmählich  an 
Grösse  abnehmender,  kleiner  Glieder  zusammengesezt  ist,    wodurch  es  das  Anse- 
hen der  Fühlhörner  anderer  Insekten  erhält  und  wahrscheinlich  auch  ähnliche  Be- 
stimmung hat.     Die  hinter  diesen  Girren  am  Brustschilde  eingelenkten  sechs  wah- 
ren Füsse  bestehen  aus  mehreren  Gliedern  von  ungleicher  Grösse,  wovon  das  Schien- 
bein bey  den  meisten  Arten  noch  einmal  durch  ein  Gelenk  getheilt  ist.     Der  Hin- 
terleib ist  eyrund  aus  vielen  Bingen  zusammengesezt ,  die  sich  übereinander  schie- 
ben lassen. 

Alle  alten  Schriftsteller  haben  den  Bifs  der  Phalangien  für  sehr  gefährlich  er- 
klärt und  ohngeachtet  in  den  neuen  Zeiten  die  Naturgeschichte  dieser    Insekten 

nn.  }< 


2IÖ 

noch  wenig  Aufklärung  erhalten  hat,  so  berechtigt  schon  ihr  ganzer  Körperbau 
und  die  starken  Waffen ,  womit  sie  versehen  sind,  sie  für  giftige  Insekten  zu  hal- 
ten, und  die  Erfahrungen  die  man  von  einigen  Arten  derselben  hat,  sie  wirklich 
darunter  zu  zählen. 


69.     Der  Bücherskorpion.     Tab.  VII.  Fig.  20 —  23. 

Phalangium     cancroides    abdomine    obovato    depresso,     chelis    laevibus,     digitis    pilosiv 

Linn.  Syst.  Nat.  T.  I.  P.  V.    p.    2944.  n*   4«    Fa"n-  Suec.    1968.    Iter  oel.    24.    Acartts 

cancroides.     —       Habitat    in  Europae    suffocatis ,    umbrosis,     cistis ,     cellulis    mepbiticis, 

retrogradus,  termitibus,   acaris  victitans,  herbariis   invisum,    cutem  quoque  iutrans, 

summo   cum  dolore  papulam  pisi  magnitudine   excitans. 


Alb  in   of  Spiders  p.  56.  Tab.  XXXVI.  F.  181. 

Aldrovandi   de  Insectis  ,    p.  227. 

Beckmanns  Anfangsgr.  d.  Naturgesch.  S.  118. 

Berlinische  Sammlungen,  B.  VII.  S.  J88-  Der  deut- 
sche Skorpion. 

Blumenbachs  Handb.  d.  N.  G.  S.  3 8 9-  n.  l.  Der 
ßiieherskorpion. 

Bonnets  Abhandl.  aus  der  Insektologie  ,   S.352. 

Clerk   Aran.  Snec.  PI.  VI.  Tab.  X    F.  I.  2. 

Cuvier  Tableau  e'Ie'mentaire,  p.  470.  le  Scorpion 
des  Ihres. 

ü  egee  rs  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze,  B.  Vll. 
S.  138.  n.  i.  Tab-  XIX.  Fig.  14.  15.  Faux  -  Scorpion 
d'Europe,  der  europäische  Bastardskorpion. 

Eberhards  Thiergeschichte.    S.  225. 

Fabricii  Mant.  ins.  I.  p.  348.  n.  8  Scorpio  ab- 
domine ecaudato  ovato  depresso  fusco.  Spec.  Ins.  1. 
p.  551.  n.  7.  Syst.  Em.  p.  400.  n.  7. 

Frisch's  Beschreib,  v.  allerl.  Ins.  in  Deutschi.  Th. 
VUI.  S.  3.  Tab.  I.    Die  Ritzen  spitffte. 

Fwefsly's  Verz.  Schweiz.  Ins.  n.  1189. 

Gleichen,  Supplem.  seines  Neuesten  aus  dem 
Reiche  der  Pflanzen,  Tab.  VIII. 

Geoffroy  Hist.  des  Ins.  II.  p,  618.11.  i.  le  Scor- 
pion  -  arwignfe. 


Gt schichte  der  Optik  ,  S.  480.    Der  Lätisekönig. 

Geslieri,  C.  Historiae  Insect.  libellus  ,  qui  est  de 
Scorpione,   p.   3.    Vinula. 

Hannover.  Magazin  1774.  S.  1460. 

Hooke,   R.  Micrographia,   Tab.  XXXUI.  F.  2. 

Leske's   Anfangsgr.  d.  Naturgesch.  I.  S.  437.  n.2. 

Mal  ier's  Linn.  N.  S.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1O62.  n.  4. 
Tab.  XXX.  F.  4.    Die  Skorpionspinne. 

Mülleri  Faun.  Fridr.  11.  .81  5.  Zool.  Dan.  Pr.  n. 
2293. 

Naturforscher  Stück  III.  S.  77.     Der  Bücher skorpion. 

Neuer  Sehcutplatz  d.  Nat.  I.  1028.  VIII.  56. 

Onotnat.  Hist.  nat.  P.  I.  36.  VI.  42I.  Die  Skorpion- 
spimie. 

Rbsel's  Insektenbel.  Th.  III.  S.  36  1.  Tab.  LXIV. 
Der  kleinste  Skorpion. 

Scaliger,  J.  C.  Exotericarum  exercitationum  ti- 
bri  quindetv  de  subtilitate.  Exercit.  CXCVI. 

Schaefferi  Eiern.  Entom  Tab.  XXXVIII.  Icon. 
Ins.  Ratisb.  Tab.  CXXXIV.    F.  3. 

Sc  h  w  am  m  er  d  am  m's  Bib.  d.  Nat.  S.  24.  Der 
kleinste  in  Holland   wohnende  Skorpion, 

Scopoli   Entom.  carniol.    1067. 

Seba  Thesaur. T.  I.  Tab. 70.  F.  11.  Der  aüerkfen- 
ste  in  Holland  wohnende  Skorpion, 


Der  Name  Skorpion  kommt  diesem  Insekte  (Fig.  22  und  a3.)  sehr  uneigent- 
lich zu,  da  ihm  Schwanz  und  Stachel  fehlen,  und  es  im  Grunde  nichts,  als  che 
Scheeren  mit  ihm  gemein  hat.  Wegen  seines  Aufenthaltes  in  engen  Ritzen  haben 
es  daher  andere  Miezenspinne  genannt,  welche  Benennung  in  soferne  passender  zu 
sevn  scheint,  da  es  wirklich  unter  die  Afterspinnen  oder  Phalangien  gehört. 
Doch  ist  es   unter  dem  Namen  Bücherskorpion  am   meisten  bekannt.      Wenn  es 

seine 


seine  Scheeren  zusammenzieht  und  an  den  Körper  anschliefst,  so  lassen  es  Grösse 
und  Gestalt  beym  flüchtigen  Überblick  sehr  leicht  mit  einer  Bettwanze  verwech- 
seln. Es  hat  aber  nicht,  wie  diese  Wanze,  einen  vom  Brustschilde  deutlich  ab- 
gesonderten Kopf;  sondern  Kopf  und  Brustschild  bestehen  zusammen  aus  vier  Rin- 
gen, wovon  der  am  Hinterleibe  anschliessende,  der  breitste  und  längste  ist.  die 
drey  übrigen  aber  nach  vorne  allmählich  abnemen.  Am  vordersten  kürzten  und 
abgerundeten  Ring,  sind  nach  Degcer  die  zwey  Augen,  als  ldeine  erhabene,  hell- 
gelbliche  Punkte  sichtbar,  in  seiner  Mitte  aber  ragen  die  zwey  kurzen ,  behaarten 
Maxillen  hervor.  Zwischen  dem  ersten  und  zweyten  Ringe  sind  zu  beyden  Seilen 
die  langen,  sechsgliedrichten  Palpen  eingelenkt,  deren  leztes  und  gröfstes Glied  den 
Scheeren  unsres  gewöhnlichen  Flufskrebses  vollkommen  ähnlich  sieht,  und  nur 
darinnen  von  ihnen  abweicht,  dafs ,  wie  bey  den  Skorpionen,  der  äussere  Finger 
der  bewegliche  ist.  Der  eyrunde,  ziemlich  breite  und  etwas  platt  gedruckte  Hin- 
terleib bestehet  aus  eilf  Ringen,  welche  so  übereinander  liegen ,  dafs  die  hervor- 
stehenden Ecken  der  mittleren  Ringe  zu  beyden  Seiten  einen  gezähnten  Rand 
bilden.  Die  unten  am  Brustschilde  eingelenkten  acht  Füsse  sind  sechsgliedricht 
und  haben  am  Ende  etwas  behaarte  Klauen.  Wie  der  Krebs  kriecht  dieses  Insekt 
sowohl  vor-  als  rückwärts  und  seitwärts,  mit  ziemlicher  Geschwindigkeit,  und  be- 
wegt dabey  seine  beyden  Palpen ,  wie  zwey  Sensen ,  immer  hin  und  her.  Es  hat 
im  ganzen  die  rothbraune  Farbe  der  Wanzen ,  nur  sind  die  acht  Füsse  heller  und 
fallen  mehr  ins  Gelblichte,  die  zwey  Palpen  aber  sind  hellroth.  Das  Weibchen 
ist  dem  Männchen  vollkommen  gleich,  und  unterscheidet  sich  blos  durch  die 
Dicke  des  Hinterleibes.  Es  legt  nach  der  Begattung  seine  weissen,  ins  Grüne  und 
Braune  spielenden  Eyer  auf  ein  Häufchen  (Fig  20.)  beysammen,  welches  unter  dem 
Vergrösserungsglase  (Fig.  21.)   wie  eine  unreife  Holbeere  erscheint. 

Das  Vaterland  dieser  Bücherskorpione  ist  beynahe  ganz  Europa,  vorzüglich 
aber  in  südlichen  Gegenden.  Der  Kälte  ungewohnt ,  erstarren  sie  gleich  in  einer 
etwas  rauhen  Luft.  Sie  halten  sich  daher  auch  meistens  in  alten  Büchern  und  an- 
dern bestaubten  Papieren,  in  lange  verschlossenen  Schubladen  und  Schränken, 
in  Holzritzen  und  unter  den  Rinden  der  Bäume  verborgen ,  nähren  sich  daselbst 
von  Staubläusen  und  andern  kleinen  Insekten ,  die  sie  mit  ihren  Palpenscheeren 
fangen  und  zum  Munde  führen.  Gelangen  sie  an  den  menschlichen  Körper,  so 
pflegen  sie  bisweilen  in  die  Haut  einzubohren  und  Pusteln  von  beträchtlicher  Grösse 
mit  heftigem  Schmerz  des  ganzen  Gliedes  zu  veranlassen. 


28 


TO. 


2.8 

70.     Die  Milbenspinne.     Tab.  VIII.  Fig.  I  —  3. 

Fhalarigium  acaroides  abdomiue  cylindrico,   cbelis  laevibus,   capite  appendieulato.      Linu. 

Syst.  Is'ar.   T.   I.   P.  V.  p.   2944«  n.    5.  —     Habitat  in  Americae   meridionalis   suffocatis, 

morsu  peiiculoso.     cancroidi  simillimum,     sed   duplo   majus,    flavescens, 

chelis  ovatis. 


Degeers  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Gö'ze,  B.  VII. 
S.  137.11.  i..  Tab.  XLII.  F.  I —  5.  Ckelifer  americamis, 
Faux  -  Skorpion  d'jlinerique ,  der  amerikanische  Bastard- 
skoipion. 


Fabricii  Mant.  ins.  I.  p.  348.  n.  y.  Spec.  Ins.  I. 
p.  552.   n.  s. 

Müllers  Linu.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1062. 
D.  5.    Die  Milbenspinne. 

Onomat.Hist.nat.Y.yi.  p.  420.  Die  Milbenspinne. 


Mit  dem  Bücherskorpione  kommt  gegenwärtiges  Insekt  (Fig.  1.  2.)  der  Ge- 
stalt nach  sehr  überein,  nur  ist  es  noch  einmal  so  grofs,  als  ersterer,  nemlich  vier 
Linien  lang  und  beynahe  anderthalb  Linien  breit.  Sein  vom  Brnstschilde  durch 
einen  leichten  Qnereinschnitt  unterschiedener  Kopf,  hat  nach  Degeers  Beschrei- 
bung vorne  zwey  kleine  gezähnelte  Sägen  oder  Maulscheeren  (Fig.  5.) ,  an  den  oben 
convexen  Brustschilde  selbst  aber ,  sollen  vorne  die  zwey  langen ,  aus  fünf  Glie- 
dern bestehenden ,  krebsscheerenförmigen  Palpen  artikulirt  seyn ,  deren  innerer 
Finger  beweglich,  der  äussere  hingegen  unbeweglich  ist.  Das  nächste  Glied  an 
der  sehr  bauchigten  Scheere  (Fig.  2.)  hat  an  der  Innenseite  einen  dicken  koni- 
•chen  Höcker,  alle  Glieder  aber  sind  mit  Haaren  besezt.  Sowohl  diese  Palpen, 
als  Kopf  und  Brustschild  sind  rothbraun,  der  lange  walzenförmige  Hinterleib  aber 
ockergelb.  Lezterer  besteht  aus  eilf  Piingen ,  wovon  jeder  oben  und  unten  mit 
einer  hornartigen,  lichtgelberen  Querhinde  eingefafst  ist,  welche  alle  durch  eine 
längs  der  Mitte  des  Rückens  und  zwey  längs  den  beyden  Seiten  des  Hinterleibes 
fortlaufenden  Binden  unterbrochen  werden.  An  den  abgerundeten  Ende  des  Hin- 
terleibes sieht  man  noch  eine  kurze  runzlichte  Röhre ,  welche  vielleicht  der  After 
ist.  Die  acht  Füsse  aber  sind  von  denen  der  vorhergehenden  Art-wenig  verschie- 
den. Man  trifft  diese  Phalangen  vorzüglich  in  den  mittägigen  Gegenden  von  Ame- 
rika an,  wo  sie  uegenihres  gefährlichen  Bisses  bekannt  sind. 


71.    Das  Phalangium  mit  halbmondförmigem  Brnstschilde. 
Tab.  VUI.  Fig.  4.  S-  und  Tab.  XV.  Fig.  4—6. 

Pha!n/tgiu?n  lunatum   brachiis    longissimis     apice    spinosis,      thorace     reniformi.       Linn. 
Svst.  Nät.   T.   I.  P.   V.   p.    2945.    n.    14.    —      Habitat     in   America  meridionali. 


Fabricii  Mant.  Ins.  I.  p    347.   n.  10.   Spec.  ins. 
1-  f'  .<-t(J-   "•  9*  £i'tomol.  einenUau  11.  p.  <\ ja.  a>  3. 


Tarantiila  palpis    longissiniis  apice   spinosis,    thorace 
reniformi. 

Herbsts 


P.igf 


Herbsts  Natursyst.  d.  ungefl.  Ins.  Hett  I.  S.  71. 
Tab.  III  und  VT.  Pkalatigiv.m  ttmatum. 

Listers  Natiirgesch.  der  Spinnen,  S.  zu.  Die 
surhidmisehi  Skorpionspinnt  mit  halbmondförmigen  Brust' 
schild  und  den  längsten  Fattganner. 


Pallas  Spicilegia  Zoologie»  Fasdcal.  IX.  p.  3  5« 
Tab.  III.  F.  5.  6.  Vhafnngium  lunatum,  nach  des  Verfas- 
sers eigener  UebersetzuntrSamml.  JX.  S.  46.  Dif  lang» 
ariuige  Skorpionspiunr  mit  halbmondfdt  viigen  Brustschild. 

Sebae  Thesauf.  Tom.  IV.  Tab.  99.  F.  13.  Speciee 
aranei  perquain  rara. 


Die  Grösse  dieses  Insekts  scheint  sehr  verschieden  zu  seyn  und   läfst  sich 
daher  nicht  genau  angeben.     Pallas,  der  wahrscheinlich  das  Männchen  (Tal).  VIII. 
F.  4.)  abbilden  liefs,    giebt  die  Lange  des  ganzen  Körpers   von  den  Mamillen  bis 
ans  Ende  des  Hinterleibes  zu  eilf  Linien  an,  nach  Herbsts  Abbildung  (Tab.  XV.  F.  4.) 
aber,    welche  wahrscheinlich  das  Weibchen  vorstellt,    beträgt  sie  wohl  achtzehen 
Linien.     Das  Brustschild  hat  eine  mehr  halbmondförmige,    als  nierenförmige  Ge- 
stalt, ist  nach  Pallas  sechs  und  eine  Drittellinie  breit  und  drey  und  eine  halbe  Li- 
nie lang ,    nach  Herbst  acht  Linien  breit  und  fünf  Linien  lang.      An  seinem  Vor- 
derrande ist  es  gerade  abgeschnitten,    am  Hinterrand  aber  coneav.     Von  oben  ist 
es  etwas  platt  gedruckt,  doch  so,    dafs  es  an  den  Seiten  abhängig  ablauft.     Seine 
Oberfläche  hat  verschiedene  Erhöhungen  und  Vertiefungen,  die  sich  nach  hinten 
wie  Strahlen  ausbreiten.     Auch   ist  sie ,    wie  der  schmale  Saum ,     der  den  ganzen 
Brustschild  umzieht,    überall  mit  kleinen  scharfen  Körnern  besäet.       Der  Vorder- 
theil  dieses  Brustschilds  vertrittt  zugleich  die  Stelle  des  Kopfs.       Er  hat  nemlich  in 
der  Mitte   seines  Vorderrandes  ein,   mit    einer  Vertiefung   umzogenes    Hügelchen 
(Tab.  XV.  Fig.  4«  o-)>    welches  mit   zwey  kleinen,     gelblichen   Augen  besezt   ist. 
Nicht  weit  von  diesem  Hügelchen  rückwärts  und  mehr  zur  Seite  stehen  aber  zwey 
grössere  Augen  (b.  b.)  auf  kleinen  warzigen  Erhöhungen.     Ausser  diesen  vier  Au- 
gen enthält  der  Vordertheil  des  Brustschilds  noch  die  Einlenkungen  der  Maxillen. 
(Tab.  XV.  Flg.  4-  c.  c),  welche  klauenförmig,  wie  bey  den  Spinnen  sind,  und  wo- 
von eine  hier  (Fig.  5.  a.  b.  c.)  vergrössert  und  von  der  Seite  vorgestellt  ist.       Jede 
dieser  Maxillen  hat  ein  kurzes  Einlenkungsglied  (a. ),     auf  welches   das    zweyte, 
weit  längere,  hinten  bauchichte,  vorne  schmälere,  überall  gekörnte  und  an  der  un- 
tern Seite  mit  fuchsrothen  Haaren  besezte  Glied  ( b. )   folgt.     Dieses  enthält ,    aus- 
ser einer  gezähnten  Falz,    in  welche  sich  das  lezte  Glied,    wie  die  Klinge  eines 
Messers  einlegen  kann,  zugleich  die  Einlenkung  dieses  lezten  klauenförmigen,  an 
der   coneaven  Seite  gezähnten,   und  oben  und  unten  mit  rothen  Haaren  besezten 
Gliedes  (c).     Zwischen   beyden  Maxillen  oder  Maulzangen  steht  noch  am  Brust- 
schilde ein  langer  spitziger  Stachel  (Tab.  VIII.  Fig.  5.  «.),    welcher  ähnliche  Be- 
stimmung, wie  die  Saugstachellippe  der  Solpugen  zu  haben  scheint,  nein! ich  Gift 

in 


220 

in  die  mit  den  Mamillen  gebissene  oder  geschlagene  Wunde  zu  flössen.  Die  Beute 
zu  fangen,  festzuhalten  und  den  Maxillen  zu  nähern,  sind  zu  beyden  Seiten  der- 
selben die  Palpen  (Tab.  XV.  Fig.  l\.  d.  d.)  angebracht,  welche  Pallas  Fangarme  nennt. 
Sie  sind  ein  und  dreyssig  Linien  lang  und  überaus  stark ,  entstehen  am  Brustschil- 
de mit  einem  kurzen,  dicken  Einlenkungsgliede  (Fig.  5.  rf.),  welches  sich  nach 
innen  in  eine  abgerundete,  häutige  und  behaarte  Spitze  (e.)  verlängert.  Auf  die- 
ses folgt  das  zweyte,  etwas  längere,  ebenfalls  dicke,  stark  gekörnte,  an  den 
scharfen  Rändern  aber  gezähnte  Glied  (f.),  an  welches  das  dritte  (g.)  arükulirt 
ist,  welches  eine  Länge  von  anderthalb  Zoll,  eine  cyliudrische,  etwas  gebogene 
Form,  und  eine  rauhe  gekörnte  Oberfläche,  wie  das  vierte  und  lezte  Glied,  hat. 
Dieses  ist  fünfzehn  Linien  lang,  gerade,  am  Ende  sehr  dick  und  mit  verschiede- 
nen Spitzen  oder  Dornen  versehen  (Fig.  6.).  Zwey  dieser  hornartigen,  stark  ge- 
krümmten Dornen  (a.  a.)  stehen  unterwärts,  zwey  viel  längere  (b.  I.)  oberwärts 
und  ein  mehr  zusariimengesezter  auswärts.  Lezterer  besteht  aus  einem"  cylindri- 
schen  Theil  (c.) ,  der  einen  dornichten  Anhang  (d.)  an  der  Wurzel  hat,  und  aus 
einer  klauenförmigen  Spitze  f<?.J,  die  das  Insekt  wahrscheinlich  einschlagen  kann. 

Um  den  dritten  Theil  länger  als  die  Palpen ,    sind  die  hinter  denselben  be- 
findlichen fühlhornförmigen  Füsse   oder  Herbsts  Girren  (Tab.  XV.  Fig.  4-  *•  e.  e.  e), 
deren  drey  ersten  Glieder,  mit  dem  drey  ersten  der  Palpen,   der  Bildung  nach  sehr 
übereinkommen ,    nur  dafs  sie  viel  dünner  sind ,    deren  leztes  und  längstes  Glied 
aber  aus  fünf,     unmerklich  in  einander  übergehenden  Abtheilungen  von  immer 
kleiner  werdenden  Gliedern  besteht,  und  höchstwahrscheinlich  die  Stelle  der  Fühl- 
hörner vertritt.      Die  sechs  Lauffüsse  haben  ihre  Artikulationen  in   der  Mitte  des 
Brustschilds  mit  kurzen  konischen  Gelenkstücken,    sehr  dicke  gekörnte  Schenkel, 
zwey  Klanen  am  Fufsblatte,   und  eine  Länge  von  zwey  und  zwanzig  bis  sechs  und 
zwanzig  Linien.     Der  Hinterleib  ist  länglichtrund ,  blasenförmig  aufgetrieben,  nach 
Pallas  nur  sechs  und" ein  viertel ,    nach  Herbst  aber  eilf  Linien  lang.     Ersterer  giebt 
ihm  nur  acht,  lezterer  zehn  Ringe.     Hiervon  machen  die  ersten  beyden,  überaus 
schmalen   und  kurzen,  gleichsam  den  Stiel  aus,  durch  welchen  der  Hinterleib  mit 
dem  Brustschilde  zusammen  hängt.     Auf  jedem  der  sechs  mittleren  Ringe  stehen 
nach  Pallas  zwey  kleine  Grübchen ,    nach  Herbse  aber  decken  den  mittleren  Theil 
aller  Ringe,    so  wohl  von  der  Rücken-  als  Bauchseite,     zwey  hornartige  Platten, 
welche  sich  um  den  After  oben  und  unten  vereinigen.      Das  Ende  des  Hinterlei- 
bes ist  in  dem  Exemplar  (Tab.  VIII.  Fig.  4.),   welches  Pallas  abbilden  liefs,  schmal 
und  abgerundet,  am  Herbstischen  Exemplar  aber  (Fig.  XV.  4-)  mit  einem  kleinen 

röh- 


22  1 

röhrenförmigen  Theile  (f.)  versehen  >  der  wahrscheinlich  der  Eyergang  des  Weib- 
chens ist.  Jener  meldet,  dafs  die  Farbe  der  Mamillen,  Palpen  und  des  Brustschilds 
dunkelbraun,  die  des  Hinterleibes  blafsgrau,  die  der  Füsse  gelbgrau,  und  die 
Verbind ungshäute  zwischen  den  ersten  Gelenken  der  Palpen ,  Fühlanne  und  Füsse 
milchweifs  sind.  Nach  Herbst  aber  haben  alle  diese  Theile  eine  schmutzigbraune, 
ins  schwärzliche  fallende,  und  die  Verbindungsleute  eine  rothgelbe  Farbe.  Doch 
glaubt  er,  dafs  die  Farbe  im  Leben  lebhafter  sey,  und  also  mehr  der  Beschreibung 
des  Pallas   gleich  komme. 

Surinam  ist  das  Vaterland  dieses  grossen ,  furchtbaren  Insekts ,  von  dessen 
Lebensart  und  Nachtheil  uns  nichts  weiter  bekannt  ist,  dessen  Verwundungen 
Herbst  aber  mit  Recht,  wegen  seiner  grossen  und  starken  Waffen,  für  sehr  ge- 
fährlich, ja  wohl  für  tödtlich  hält.  Ähnliche  Beschaffenheit  mag  es  auch  mit  dem 
Insekte  haben ,  welches  Göze  in  seiner  Übersetzung  von  Listers  Naturgeschichte  der 
Spinnen  (Tab.  V.  Fig.  1 1.)  unter  demNamen  Phalangium  cancriforme ,  die  Kr ebsscheeret 
nach  Albin  (natural  History  of  Spiders  Tab.  XXXVI.  Fig.  178.)  hat  abbilden  las- 
sen, und  welches  ich,  wegen  der  von  andern  Phalangien  abweichenden  Bildung 
seiner  krebsscheerenförmigen,  und  am  ganzen  innern  und  untern  Rande  mit  lan- 
gen und  spitzigen  Zähnen  besezten  Palpen  (Tab.  VJIL  Fig.  11.)  ebenfalls  aufgenom- 
men habe. 

Spinnen  überhaupt. 


Abrege  de  l'histoire  des  Fnsectes  ä  Paris  1764.  p.  1  39. 

AI  bin,   E.  natural   history  of  the  Spiders ,   Lond. 
1736.  c.  Tab.  aen,   4.  maj. 

Amoreux  Notice  des  Jnsectes  venim.  p.  54.205. 

Arthaud,  sur  ]es  effects  de  la  piquere  de  l'a- 
raigne"e-Crabe  des  Antilles,   Journ.  de  Phys.  T.  XXX. 

Baker,  H.  the  Microscope  madeEasy,  Lond,  8- 
1769.  Chap.  XXV.  p.  196. 

Berner,  G.  E.  de  Araneae  punetura,  ejusque 
»edela.  Eph.  Nat.  Cur.  Cent.  JX.  obs.  49.  p.  131. 

Bibiiotheqtie  universelle,  Tom.  II.  p.  »66.  La  li- 
queur  d'une  araignee  fait  perdre  la  vüe.- 

Blumenbach's    Handb.  d.  N.  G.  S.  589.  n.  Si. 

Boccoiie  de  Aranpis,  Tarantulis,  P.  I.  Vol.  I. 
p.   250. 

Bomare  Dictionnaire  des  Animaux,  I.  p.  338. 

Borelli,  P.  Historiar.  et  Observ.  Cent.  I.  Obs. 
81.  Cent.  III.  Obs.  1  9.  Cent.  IV.  Obs.  5  6. 

Boyle,  R.  Specifieor.  remed.  c.  corpusculari  phi- 
losophia  concordia  Lond.  1686.  12.  Tentam.  Physiol. 
P.   3  8. 


Brefslaner  Sammlungen  1725.  April.  S.  416.  von 
Spinnenfressern. 

B  r  ii  c  k  m  a  n  n ,   F.  E.  Epistolar.  itinerar.  Centur.  II. 
Ep.  IX.  p.  69. 

Büffons  allgemeine  Naturgesch.  übers,  v,  Martini 
Th.  VI.  S.  314.  von  Spinnenfressern,  Th.VlI.  S.  171. 

Burel    von   carbunkelartigen  Zufällen   im  Journal 
des  de^ouvertes  pour  Fourcroy,   Toni.  XXX. 

Camerarius,  J.  R.  Aranei  venenati  indeprehensa 
vis.  Syll.  Memorabil.  Cent.  IX.  P.  34.  p.  665. 

Clerk,  C.  Schwenska  Spindlar  s.  aranei  suecici 
flguris  et  descriptionibus  illustrati ,    Stockh.  1757.  4. 

Clusii,   C.  Exotica.    p.  353.    Aranei  mali  citrei 
magnitudine,   admodum  virulenti. 

Cemmentarii  Lijis.  Vol.  IV.  p.  349.  n.  31.     Ataneto 
ingens  venenata  testacea. 

Commercium  litt.  Norhnb.  1734.  p.  318  und  173$. 
p.  23. 

Criiger,  D.  de  veneno  Araneae  Eph.  Nat.   Cur. 
Dec.  II.  an.  4.  Obs.  66.  p.  144. 

Cuvier   Tabltau  tfl^mentaire,    p.  467, 

De. 


■ 


Dc»eer  t.  Gesell,  d.  Inj.  •.-.  Goze,   V!I. 

De  r  harr.'  s  PbysikotBeologie ,    S.  399.  vom  Gifte 

- 

•..'  et  mantrsel  ■  lux,  4.  Pa- 

ris  175g    T.  I.  p.  157.    Gift  der  Spinne. 

f.     Tom.    II.  p.    147.    Venin 
d'Araigne'e,  143  Rcmedes  contre  les  Piquures  desArai- 

gnc'es. 

Fair  fax,  X.  Toads  and  Spiders  innoxious  and 
the  latter  finge  water  of  a  sky  colour.  Phil.  Trans,  n. 
;  1 .  p.  391.  Badd.  I.  p.  71. 

Fermin's   Reise  durch  Surinam  ,   Th.  II.  S.  27a. 

Floren  ti uns,  Nie.  Sertn.  IV.  Tr.  IV   C.  23. 

Fortis  (Abbate  Alberto)  Reise  in  Dalinatieu, 
Bern  1776.  Tri.  II.  S.  40.  von  einer  schädlichen  Spin- 
ne,  Pauk. 

Fourcroy  medecine  e'claire'e  par  les  sciences  pby- 
siques  ,   T.  111     1792-  P-  I  '• 

Frenzel,   im  Wittenbergischen  Wochenbl.  1791. 

S.  :59- 

Gazfttt  Salut.  r?68.  n.  16.  p.  127. 

G  eoffro  y  Hist.  des  Ins.  de  Paris,   T.  II.   p.  629. 

Güze    Geschichte  schädlicher  Ins.   S.  81. 

Hannemann,  J.  L.  Aranearum  innoxins  esus  et 
veneniim  Eph.  N.  C.  Dec.  II.  an.  5.  obs.  116.  p.  231. 
et  Inc.  111.   an.  3.  obs.  55.  p.  64. 

fjm  ,  M  tgattn  1  7-0.  n   33.  p.  526.  wiefern 

n  giftig  uud  schädlich  sind? 

Herbsts    Natursyst.  d.   ungefliigelten  Ins.   Heft  I. 

S.    *,%. 

H  1 1  '■  »■  v  de  treneratione  animal.  Exerc.  57. 

H  euch  er,  J.  H.  Diss.  de  Araneo  hoiiuui  pernicio- 
50  et  salutari.     Resp.  Heusinger.   Wittum.    1  69 1    et 

1701.    4- 

Histovt  generale  des  Voyages,  ou  nouvelle  Colle- 
cttou  de    tonte  itions  de  Voyages  par  mer  tt 

par  terre,  Tom.  VIII.  Liv.  I.  p.  548.  oder  Allgem.Hi* 
Itor.  d<r  Reisen  zu  Wasser  und  zu  Land,  VIII.  S.  5  1 5. 
I  ,   t    ....  (0,  Rtaignee  terrible. 

Homberg'a  Anraerk.  tibi  r  dieSpinnen  Im  1.  Band 
des  alten  Hamb. Mag.  S.  53.  F.   1,  :,  3.  5.  °-   Spin- 
v    en. 

,    .  Encydop.   17*       T        II.   p.  118.    1769- 
1         yi.  p.  ajj6    de  Arachi 
Kniidmann's,    J.  C h r.  Seltenheiten    der  Natur 

und  Km.  t,  1  •':•:• 

1  manon  (Chevalier  de)  Im  Journal  de  Physiq. 
I     .  XXIV.  Part.  I.  Janvier  17s 

Leeuwenhoek  Contin,  Arcanor,  Nat.  detector. 
n.  3  >s.  i     |  loi  h    11  dei  Prefstange. 

l  T.  III.  p.  344' 

I  ,  .  .  r(  1  .  (  .  ii,v  .  (■■  -  theolog  1 .  Francöf.  et 
1     •     • 

L  ister«,  M.  Nal  .  der  Splm  <  11  Ub(  • 

und  r!<  r    I  •  l    u"d 


mit  Anmerkungen  vermehrt  vor  Martini  und  mit  neue. 
Zu siteen  versehen  von  Göze ,  Quedlinb.  r  77 8.  g.  maj. 
mit  5  Kupfertafeln,  S.  266.    Die  Kuritkuisch*  Spinnt. 

Mercurlalis  de  Venenis,    Lib.  II.   Cap.  5. 

M  ou  fe  1 1 1   Theatr.  Ins.  p.  217,  237. 

Müller's  Linn.  N.  S.  d.  Ins.  B.  11.  S.  1066. 

Müllers,  D.  A.  L.  Suppl.  und  Regist.  Band,  S. 
342.  n.  49.    Der  Tollmachtr , 

Nb/m/miilmt  Stück  IM.  S.  269.  StiickIV.  S.  223. 
Die  Fühlhörner  sind  dieGeschlechtstheile  der  Spinnen, 

Neue  Bettin.  Mannigfaltigkeiten,  Jahrg.  111.  S.  236. 
Die  Fühlhörner  sind  die  Geschlechtstileile  der  Spinne:), 

Or.omnt.  Hist    Nat.    Pars  I.    p.  661. 

Oytrk  ,  vollständiges  praktisches  Werk  von  dergan- 
zen  Optik.  Lübeck  und  Altona  1  7 ■>  g.  4.  S  4S3.  mi- 
kroskopische Versuche  mit  allen  merkwürdigen  Thei- 
len  der  Spinnen. 

Panarolus  aranearum  morsus  lethalis.  Fatro'o- 
gismor.  Pent.  Lp.  27. 

P  1  i  n  i  i  Hist.  nat.  Lib.  VIII.  Cap.  XXIV.  et  L.  XL. 
C.  XXIV. 

Preusius,  Eph.  Nat.  Cur.  Cent.  III  et  IV. 
Obs.  15. 

Quatremere-Disjonval  Araneologie  oder  Na- 
turges.  der  Spinnen  nach  den  neuesten  bis  jezt  unbe- 
kannten Entdeckungen  vorzüglich  in  Rücksicht  auf  die 
daraus  hergeleitete  Angabe  atmosphärischer  Veranda 
rungen  ,    Frankl.  1798- 

Riii  u  ■  sb-.i. tgt>    vom  Jahre  1  S°0-  B.  141.  S    1  - 

Reiselius,  in  Eph.  N.  C.  Dec.  II.  An.  IV.  Ob*. 
87.  p.  176.    von  einem  tbdtlichen  Spinnensticht 

R  h  o  d  i  i  Obser v    Cent.  III.  Obs.  90. 

Riedlinus  Linn     Med.  A    I.  Jim.  0;>s.   3. 

Robie  Tit.  de  Araneae  ictu  cum  maguis  ittde  sym- 
ptomatibus,   Phil    Trans,    n.  382. 

Kiihf's  Insektenbelust.  IV.  8.247.  Kleetnenns 
ßeytr.  Th.  I.  S.  87.  8R< 

.v  mmlut  ;  neuer  und  merkwürdiger  Reiten  tnWi  - 
ser  und  zu  Lande,  8  Götting.  Th.  III.  S.  1  54.  \uii 
einer  gütigen  Spinne  in  den  Wegen    in  Peru. 

Si  bl6«<  rs,  A.  I.  neue  Erdbeschr.  v.  im:iz  Ame- 
rika, aus  den;  Engl.  Götting.  1777.  B.  III.  K.i|>.  11. 
Abs«  li.   II     S.  279    §.  1  9. 

ScVolzlus  In  Eph.  N.  C. Dec.  I.  An,  II  Obs.  10. 
vom  unschädlichen  Genufi  der  Spinnen, 

Schulte,  Godofr.  de  Ictu  araneae,  Eph.  N.  C. 
Dec    l.  An   1,  Ob«,  10.   Dec.  III.  an.  2.  Obs.  73. 

Schwenkfeld  Thei  tr.  Siresiae.  Lignic.  i6oj. 
4.  p.  5<>8-  Artnel  »enenuni.  .  Aranel  morsus. 

Schwammerdamms  Bllx    d  rNai,  S.  2:. 

Segerns   In  Eph.  N    C  Die  1,  tmi, IV.  obi.  gj. 

Sentit  1  1 1   Op  11  Tom    IM.  Cap.  34.  p,'  636. 

Spiel  m  annl   D  tl.  noc.  AN.  p,  4  3, 

S  ii  1       1  -  1 !«      li  lite  der  lirsrkten  ,  S    : 

Tonnt  im.  MalatHvi  dl  ta  Pttru,  Tom.  II. 
p.  292. 

ÜB- 


V  '    I 


Uaatrs  Art»»  Th.  UI.  S.  221.  Ib.1V«  S.  505. 
Splnnenflituir ,   inedlc,  il.tn.lh.   1789-   S.  646. 

Velscliius,  G.H.  de  puactttfA  respae  et  aranc.ie, 


nunco  veueuo  muia,   Epli,  N.C.  Dn.  1.  nun. 
8.  obf.  35.  p.  6<;. 

W  i  0 1  (Stalpart  van  der)  d<-  Aranels  innu  ;ik,  in 
oLs.  Cent,  pwterioris  ,   1*.  1.  ubi.  22.  LeiJae  1727.  üv». 


Ich  begnüge  mich,  hier  blos  diejenigen  Schriften  angeführt  zu  haben ,  in 
welchen  die  Naturgeschichte  der  Spinnen  überhaupt  oder  einzelne  Tilade  dersel- 
ben, vorzüglich  gut  abgehandelt,  und  welche  besonders  in  Rücksicht  der  Scbäd- 
lichkeit  und  Unschädlichkeit  dieser  Insekten ,  und  in  Rücksicht  einiger  minder 
bekannten  und  gefährlichen  ausländischen  Arten  merkwürdig  sind.  Ein  ausführ- 
liches Verzeichniis  der  meisten  Schriftsteller,  welche  von  den  Spinnen  gehandelt 
haben ,  findet  man  in  der  Gözischen  Ausgabe  von  Listers  Naturgeschichte  der 
Spinnen. 

Dieses  überaus  zahlreiche,  über  den  ganzen  Erdboden  verbreitete  und  die 
mannigfaltigsten  Arten  befassende  Insektengeschlecht-,  kannten  die  alten  Griechen 
unter  den  Namen  dodxvt\s ',  oder  dgdyj'y,  die  alten  Römer  unter  den  Namen  Ara- 
nea  oder  Araneus.  Die  Teutschen  nennen  die  Spinne  auch  Konher,  die  Franzo- 
sen oraignde,  die  Engländer  »Spider,  die  Italiäner  Ragni ,  die  Schweden  Spinael ,  die 
Holländer  Spitmekop.  Alle  Spinnen  kommen  darinnen  mit  einander  überein  ,  dals 
sie  aus  zwey  Haupttheilen  bestehen,  wovon  der  vordere  und  härtere,  Kopf  und 
Brustschild  vereinigt  enthält,  und  mit  dem  hintern  und  weicheren  durch  einen  Ver- 
bindungskanal oder  Stiel  zusammenhängt.  Auf  dem  vorderen  Theil  des  Brust- 
schilds sind  die  acht  Augen  angebracht,  welche  nicht,  wie  bey  den  meisten  In- 
sekten, netzförmig,  oder  mit  [Facetten  versehen  sind;  sondern  blos  durch  die 
grössere  Anzahl  den  Mangel  der  Beweglichkeit  ersetzen.  Ihre  Grösse,  Farbe  und 
Stellung  sind  überaus  verschieden  und  leztere  bestimmt  vorzüglich  den  Unterschied 
der  Arten.  Immer  liegen  sie  auf  und  vor  der  Slirne  so  vertheilt,  dafs  sie  zu  glei- 
cher Zeit  nach  allen  Seiten  hinsehen  können.  Die  Frefswerkzeuge ,  ebenfalls  am 
vorderen  Theile  des  Brustschilds,  bestehen  aus  zwey  starken  Maxillen ,  welche 
auch  Fänger  genannt  werden.  Diese  haben  die  Form  zwey  er,  mit  der  Spitze  nach 
unten  gekehrter  Haken  oder  Klauen,  welche  von  oben  nach  unten,  und  von  der 
rechten  zur  Unken  beweglich,  inwendig  hohl  und  an  der  Spitze  mit  einer  fast 
unsichtbaren  Öffnung  versehen  sind,  wodurch  die  Spinne  einen  sehr  scharfen,  giß* 
tigen  Saft  in  die  Wunde  fliessen  läfct.  Sie  sind  überhaupt  die  Werkzeuge ,  womit 
sie  ihre  Beute  fängt,  tödtet  und  aussaugt,  und  welche  sie  ausser  der  Zeit  ihre« 
Gebrauchs  einzieht,  oder,  wie  die  Klinge  eines  Taschenmessers ,  auf  dem  Grund- 
theil  der  Fänger  einschlägt.       Vor  den  Augen  und  zur  Seite  der  Maxillen  stehen 

die 


die  aus  mehreren  Gliedern  zusanimengesezten  Frefijspitzen  oder  Palpen.  Sie  sind 
beym  Weibchen  länger  nls  bejm  Mannchen,  und  endigen  sich  bey  lezterem  in 
einen  runden,  knopfförmigen  Theil,  aus  welchem  im  Augenblicke  der  Begattung 
die  männlichen  Geschlechtstheile  hervortreten ,  und  sich  der  vorne  und  unten  am 
weiblichen  Brustschilde  befindlichen  Spalte  nähern,  welche  sich  zu  gleicher  Zeit 
erweitert.  Ausser  diesen  Eigenheiten  in  Rücksicht  der  Lage  der  Geschlechtstheile, 
zeichnen  sich  die  Spinnen  auch  noch  durch  ihre  Spinnwarzen  aus.  Sie  liegen  fünf 
bis  sechs  an  der  Zahl,  am  Ende  des  Hinterleibes  und  bestehen  aus  vielen  kleine- 
ren Wärzchen,  deren  Spinn  Öffnungen  sie  willkührlich  öffnen  und  verschliessen 
können.  Erste  res  geschieht,  wenn  sie  anfangen  zu  spinnen,  wo  alsdann  einkleb- 
richter  Saft  aus  jenen  Öffnungen  Riefst,  der  sich  an  der  Luft  zu  einen  Faden  ver- 
dickt. Hat  dieser  Faden  eine  bestimmte  Länge  erreicht,  so  zieht  die  Spinne  die 
Spinnöifnungen  wieder  zusammen  und  bleibt  am  Ende  des  Fadens  hängen.  Die 
verschiedene  Entfernung,  in  welcher  sie  die  Längsfäden  befestiget  und  in  welcher 
sie  diese  wieder  mit  Querfäden  durchzieht ,  bestimmt  die  abweichende  Gestalt  und 
Grösse  des  Netzes  jeder  Spinnenart.,  dessen  kunstvolles  Gewebe  eben  so  viele  Be- 
wunderung verdient,  als  der  Fleifs,  welchen  sie  darauf  verwendet.  Unten  am 
Brustschilde  sind  die  acht  Füsse  eingelenkt,  wovon  jeder  aus  dem  Schenkel ,  dem 
Schienbeine  und  dem  Fufsblatte  bestehet ,  lezteres  aber  wieder  mit  zwey  kleinen 
krummen  Krallen  versehen  ist,  womit  die  Spinne  sich  anhält,  >wenn  sie  auf  ihrem 
Gewebe  hin  und  her  läuft. 

Die  Nahrung  der  Spinnen  sind  allerley  Insekten ,  vorzüglich  die  Fliegen. 
Auch  sind  sie  so  grausam,  sich,  in  Ermanglung  anderer  Beute ,  unter  einander 
selbst  aufzufressen. 

Die  Alten,  welchen  noch  Lima*  beypflichtete,  hielten  das  ganze  Spinnen- 
geschlecht für  giftig  und  gingen  sogar  so  weit  in  ihrer  Behauptung,  dafs  sie  dem 
Gifte  jeder  Spinnenart  besondere  Zufälle  zuschrieben,  die  sie  vom  leichtesten  Haut- 
jucken durch  alle  Grade  des  Schmerzes,  bis  zu  den  heftigsten  Convulsionen  und 
endlich  zur  gänzlichen  Fühllosigkeit  und  zum  Absterben  der  Theile  steigen  Hessen. 
Das  Ge^en theil  nam,  wie  gewöhnlich ,  die  Extremitätenliebe  der  Neuern  an.  Wie 
kommt  es,  sagten  sie,  dafs  die  für  giftig  anerkannten  Spinnen,  bey  der  Menge, 
in  welcher  sie  sich  überall  in  der  Nachbarschaft  des  Menschen  aufhalten,  dennoch 
so  selten  Beispiele  ihrer  Schädlichkeit  liefern?  dafs  Quatrcmere  -  DLsjonval ,  der 
in  seinem  Gefängnisse  beständig  mit  Spinnen  umgeben  war,  und  sie  beständig 
beobachtete,  nichts  von  irgend  einem  Nachthede  erwähnt,  den  sie  ihm  zugefügt 

hat- 


fta5 


hätten?    dafs    das  Gelüsten    schwangerer  Weiber,    die  Spinnen   sogar   zu    einen 
wohlschmeckenden,    und  unschädlichen  Leckerbissen  gemacht  hat,    und  dafs  es. 
nach    Clerk ,  Borcllus ,   Hannemann,     Fairfax,    Frcnzel,    Redi,  Rhode,  Riedlin     Rose! 
Robert  ßoyle,    Seholz,    Seger  u.  a.  m. ,  so  viele  Menschen  gab,  welche  leidenschaft- 
lich,   oder  blos  zur  Befriedigung  der  Neugierde  anderer,    Spinnen -assen ,    welche 
sich  sonst  mit  ihnen  beschäftigten,  sie  sogar  zum  Zorne  reizten,  und  sich  absicht- 
lich von  ihnen  beissen  Hessen ,  ohne  den  geringsten  Nachtheil  davon  gewalhr  wor- 
den zu  seyn?  Sicher  sind  also  alle  Geschichten  von  gefährlichen  Spinnenverletzun- 
gen fabelhaft,  oder  beruhen  auf  zufälligen  Nebenumständen,  die  die  Spinnen  ohne 
Grund   in  einen  so  üblen  Verdacht  gebracht  haben ! 

Es  ist  zwar   nicht  zu  läugnen,    dafs    angebohrner  Ekel  und  Abscheu      vor- 
züglich beym  weiblichen  Geschlechte,    und  von  Jugend  auf  genährtes  und   durch 
den  Anblick  eines  an    sich  häfslichen  Insekts  bekräftigtes  Vorurtheil,    viel  zu  den 
Übertreibungen  der  Alten  von  der  Schädlichkeit  und  Gefahr  des  Spinnengifts  bei- 
getragen   haben  mögen;  allein  die  von  Kleemann  entdeckten  Gif töff nun  gen  an  den 
Fängern  der  gemeinsten  und  für  völlig  unschädlich  gehaltenen  Haus-  und  Winkel- 
spinnen, und   der  vorzüglich  von  Rösel  für   ganz  unschuldig   erklärten  Kreutzsnin- 
nen,  lassen  wohl  nicht  zweifeln,  dafs  sie  ähnliche  Bestimmung,  wie  die  Giftöffnun- 
gen an  den  Fängern  der  grossen  ausländischen  und  offenbar  schädlichen  und  gifti- 
gen Spinnen,    haben  müssen,    wenn   auch  Harveys    Versuch  mit  einer  an  jenen 
Fängern  geriebenen  und  in  die  Haut  gestochenen  Nadel,    wirklich   so  zweydeutig 
wäre,    als  Gö'ze  wähnt,     welches    aber  nach  den  Erfahrungen   der  Ärzte  der   Fall 
nicht  ist:    Denn  nie  erhebt  sich  auf  einen  leiethen  Nadelstich   an  der  gestochenen 
Stelle  plötzlich  eine  kleine  Beule,    welche   sich  gleich  entzündet,     roth  und   heifs 
wird ,   wie  es  auf  Harveys  Versuch  geschehen  ist.     Übrigens  läist  auch  die  eigen- 
thümliche  Beschaffenheit  des  Gifts,  die  Art  und  Grösse  der  Spinnen,    die  Beschaf- 
fenheit der  verlezten  Stelle,    die  Konstitution  des  Subjekts,    das  Klima,    die  Wit- 
terung etc.  ohne  Schwierigkeit  die  Einwendungen  der  Gegner  beseitigen. 

Es  giebt  Gifte,  welche  mehr  Wirkung  haben,  wenn  sie  durch  die  Haut  her- 
gebracht, als  wenn  sie  innerlich  genommen  werden.  Dies  ist  z.  B.  der  Fall  beym 
Viperngifte  und  kann  es  eben  so  wohl  beym  Gifte  der  Spinnen  und  Skorpionen 
seyn ;  denn  auch  von  dem  unschädlichen  Genufs  der  lezteren  findet  man  im  XV 
Theil  der  Abh.  d.  kais.  Akad.  der  Naturf.  S.  2b.  ein  Beyspiel.  Der  Speichel,  der 
alle  inneren  Theile  des  menschlichen  Körpers  überziehende  Schleim,  verhindern 
die  Einwirkung  eines  minder  corrosiven  Giftes  und  die  verdauenden  Säfte  stüm- 

29  pfen 


22(5 

pfen-  es  vollends  ab  und  machen  es  völlig  unkräftig,  ehe  es  ins  Blut  gelaust, 
Schwieligte  und  solche  Stellen  der  Fetthaut,  wo  die  Gefiisse  nicht  blofs  liegen  und 
wo  also  der  Giftsaft,  welcher  unmittelbar  ins  Blut  kommen  mufs ,  wenn  er  seine 
Wirkung  leisten  soll,  eben  so  wohl  abgestumpft  wird,  müssen  ähnliche  Erschei- 
nungen liefern.  Hierzu  kommt  noch  die  grössere  oder  geringere  Reizbarkeit  der 
Subjekte,  welche  es  erklärbar  macht,  warum  Personen  von  dem  Weine,  in  wel- 
chen Spinnen  gefallen  oder  eingeweicht  waren,  vergiftet  worden  sind,  da  im  Ge- 
gentheil  die  bekannten  Spinnenfresser  diese  Insekten  sehr  gut  vertragen  konnten. 

Auch  auf  die  Grösse  des  Insekts  selbst,  scheint  sehr  viel  anzukommen.  Eine 
kleine  Spinne  welche  überaus  feine  Fänger  hat  und  den  Giftsaft  in  überaus  klei- 
ner Quantität  bey  sich  führt,    wird  vielleicht  so  wenig  schaden,  als  eine  Stuben- 
fliege.    Was  würde  aber  leztere   nicht  vollbringen  können,  wenn  sie  hundert  mal 
grösser  wäre,     und  was   mufs  nicht  erst    ein   Insekt  in   gleichem  Verhältnisse   der 
Grösse  ausrichten  können ,  welches  so  grosse  und  spitzige  Maxillen ,  wie  die  grös- 
seren Spinnenarten,   und  eben  so  grosse  Giftbehältnisse  hat?    Nicht  weniger  wich- 
tig ist  bey  Spinnenverletzungen  das  Klima.     Dieses  macht,     dals  die  Spinnen  der 
meisten   europäischen  Länder  äusserst  selten  schwere  Zufälle  hervorbringen,    wie 
Amoreux  sogar  von  den  Spinnen  des  mittägigen  Frankreichs  erzehlt,  deren  Bifs  nur 
bisweilen  eine  unterlaufene  Geschwulst  mit  kleinen ,    eine  scharfe  Feuchtigkeit  ent- 
haltenden Pusteln  bewirkt.     Anders  verhält  es  sich  aber  mit  den  grossen  Spinnen 
des  warmen  Italiens  und  der  ausser  europäischen  heissen  Länder,  mit  der  Spitha- 
mea.  der  Avicularia,  der  schwarzen  Spinne  von  Madagaskar,    auf  deren  Bifs  man 
sogleich  ohnmächtig  wird,  mit  den  brasilianischen  Spinnen,  der  Tunga ,  den  Loup 
und   Nliamduguasu ,    den    grossen  Feldspinnen  aller   heissen    Klimate    überhaupt, 
welche  nach  Fermins  Versicherung  alle  tödtlich  verletzen  können. 

Was  das  heisse  Klima  der  übrigen  W  elttheile  thut ,  bewirkt  oft  unter  einem 
gemässigten  Himmelsstrich  eine  ungewöhnlich  wanne  Witterung.  So  zeigten  die 
öffentlichen  Blätter  Italiens  1789  an.,  dafs  eine  Spinne  grosse  Verheerungen  in 
der  Gegend  von  Foherra  in  Toskana  anrichtete,  welche  die  Schnitter  auf  dem 
leide  verletzte,  heftige  Schmerzen  und  convulsivische  Bewegungen  in  allen  Glie- 
dern veranlagte,  und  eben  so  meldete  Lemanon  dafs  gewöhnlich  unschädliche 
Spinnen,  bey  der  im  Monath  Junius  1782  ausserordentlich  gewesenen  Hitze  und 
Dürre  in  der  Provence,  durch  ihren  Bifs  schwere  Krankheiten  hervorbrachten,  die 
mit  denjenigen,  welche  der  Tarantelbifs  zu  veranlassen  pflegt,  viele  Ähnlichkeit 
hatten.       Übrigens  verdienen  die  Beispiele,   welche  Berner,    Crüger,   Florentinusj 

Four- 


loiircroy,  Lister,  Mcrkurialis,  Preus,  Heise,  Schulze,  Sennen  und  viele  andere  Schrift- 
Steller  von  den  üblen,  ja  tödtlichen  Folgen  <les  Gifts  unserer  gemeinen  Spinnen 
erzehlen,  eben  sowohl  Glauben,  als  die  ihrer  Gegner.  Ich  begnüge  mich  nur 
einige  Beyspiele  dieser  Art  anzuführen.  Ein  Arzt,  der  zugleich  Wundarzt  und 
gründlicher  Insektenkenner  war,  erzehlte  unserem  berühmten  Entomologen,  Herrn 
Herbst,  er  sey  einst  von  einer  kleinen  Spinne,  die  er  beym  Ankleiden  der  blos- 
sen Haut  nahe  brachte,  so  heftig  gebissen  worden,  dafs  er,  in  der  Meinung,  es 
sey  irgend  ein  anderes  Insekt,  dieselbe  durch  einen  Schlag  zertrümmerte,  aber 
doch  noch  zu  seiner  Verwunderung  für  eine  Spinne  erkannte.  Die. Wunde  ver- 
ursachte ihm  eine  dicke,  sehr  schmerzhafte  Beule,  mit  deren  Heilung  er  lange 
Zeit  zubrachte.  Eben  so  liest  man  über  die  Giftigkeit  der  Kreuzspinne  im  Reichsan- 
zeiger  eine  unbezweifelte  Erfahrung.  «Ich  hatte,  heifst  es  in  demselben,  einst 
ein  Männchen  aus  der  Gattung  der  Kreutzspinnen  von  vorzüglicher  Grösse ,  meh- 
rere Tage  hinter  einander,  durch  vieles  Hin-  und  Herschleppen  in  andere  Gö- 
spinnste,  gereizt,  ihr  Gift,  wenn  sie  dessen  hätte  (denn  ich  war  damals  sehr 
vom  Gegentheile  überzeugt)  auf  mich  auszuspritzen.  Endlich  aber  rifs  ihr  jedoch 
plötzlich  die  Geduld  und  sie  besprizte  mir  mit  einem  ganz  weissen  milchartigen 
Safte  die  ganze  linke  Hand  in  so  reichlichem  Masse,  dafs  ich,  nachdem  ich  die 
Hand  ziemlich  nachlässig  an  meinen  Kleidern  abgewischt  hatte,  für  gut  befand, 
mich  zurückzuziehen.  Die  Hand  war,  mir  unbewufst,  fast  zweymal  so  stark  ange- 
schwollen, als  in  ihrem  natürlichen  Zustande.  Ich  hatte  jedoch  ganz  und  gar  keinen 
Schmerz  empfunden,  bis  mich  endlich,  nach  Verlauf  einer  halben  Viertelstunde, 
jemand  auf  die  äusserst  starke  Geschwulst  aufmerksam  machte.  Sie  vergieng  je- 
doch, so  viel  mir  noch  erinnerlich  ist,  von  sich  selbst  und  ohne  allen  Schmerz 
wieder.  —     Die  Erfahrung    selbst  ist  jganz  sicher." 

Eine  nicht  minder  glaubwürdige  Beobachtung  wurde  dem  ehemaligen  Pro- 
fessor Spielmann  in  Strasburg  von  Corvinus  mitgetheilt.  Es  kroch  nemlich  eine 
schwarze  Spinne  über  den  Unterleib  und  die  Brust  eines  Soldaten  und  sogleich 
erhob  sich  auf  dem  ganzen  Weg,  den  sie  genommen  hatte,  das  Oberhäutchen 
in  eine  Blase  und  der  Soldat  bekam  Hitze  und  Beklemmung  der  Brust.  Aus  der 
aufgeschnittenen  Blase  Hofs  eine  überaus  scharfe  Lymphe,  welche  die  Haut,  wor- 
über sie  abflofs,  so  angriff,  dafs  sie  in  Eiterung  gieng  und  kaum  in  zwey  Wo- 
chen geheilt  werden  konnte.  Ferner  führt  Tourner  ein  Beyspiel  an,  dafs  die  Spin- 
nen einen  schädlichen  Geruch  verbreiten,  wenn  sie  verbrannt  werden,  und  dais 
starke  Geschwulst  und  Entzündung    mit  andern   üblen  Zufällen  entstehen,    wenn 

man 


22$ 

man  eine  Spinne  an  der  Flamme  zerplatzen,  läfst,  und  ihr  Saft  ins  Gesicht  sprizr. 
ßoyle  aber  versichert,  dafs  ein  Mensch,  dem  eine  Spinne  ein  kleines  Tröpfchen 
einer  gewissen  Feuchtigkeit  ins  Auge  fallen  lassen  ,  ohne  Empfindung  einiger 
Schmerzen,  auf  der  Stelle  blind  geworden  sey.  Selbst  im  Munde  äusserte,  gegen 
die  bekannten  unschädlichen  Versuche  der  Spinnenfresser,  nach  Criigen  Erfahrung 
eine  Spinne  ihre  Giftigkeit,  und  es  schwoll  einem  Knaben  von  vier  Jahren  die 
bald  mit  Blasen  bedeckte  Zunge  auf,  dem  sein  jüngerer  Bruder  eine  Spinne  in 
den  Mund  gesteckt  hatte. 

Auch  von  der  Tödtlichkeit  des  Spinnengifts  kommen  bey  den  Schriftstel- 
lern Beyspiele  vor.  So  erzehlt  lieisel,  dafe  ein  starker  Mann  ein  Kützeln  am  Halse 
spürte  und,  als  er  an  denselben  griff,  eine  dahin  gefallene  Spinne  zwischen  die 
Finger  bekam.  Er  empfand  hierauf  bald  Brennen  und  Stechen,  achtete  aber  bey- 
des  nicht,  bis  den  dritten  Tag  eine  Entzündung  am  Halse  erfolgte.  Diese  wurde 
den  vierten  schon  von  Entzündung  der  Brust  mit  Ohnmacht  begleitet,  worauf  der 
Kranke  am  sechsten  Tage  verschied.  Eben  so  gedenkt  Burel  verschiedener  Fälle 
von  Spinnenstichen,  die  in  wenig  Stunden,  unter  kalten  Schweissen  und  Ohn- 
mächten, den  Tod  brachten.  An  der  Stelle  des  Stichs  fand  man  immer  einen 
schwarzen,  brandigen  Fleck,  der  einige  Ah nlichkeit  mit  einem  Garbunkel  hatte. 

Noch  glaube  ich  unter  dieser  Rubrik  von  den  Spinnen  überhaupt,  einige 
Notizen  von  einigen  weniger  bekannten ,  und  noch  nicht  systematisch  bestimmten 
Arten  schädlicher  Spinnen  beyfügen  zu  müssen.  „Zu  St.  Jago,  sagt  Byron,  in 
der  Erzählung  seiner  Unglücksfälle  auf  der  patagonit»clif-n  is.üste,  giebt  es  eine 
grosse  Spinne,  deren  Stich  so  giftig  ist,  dafs  ich  nie  einen  so  abscheulichen  An- 
blick gehabt  habe,  als  den  ihre  Wunden  verursachen.  Ja  ihr  Stich  ist ,  ohne  zei- 
tig dagegen  veranstaltete  Hülfe,  unfehlbar  tödtlich.  Ich  wurde  einst  im  Schlafe 
von  einer  in  die  Wange  gebissen ,  welche  sogleich  davon  so  schwarz  wie  Dinte 
wurde.  Doch  heilte  man  mich  mittelst  eines  gewissen  blauen  Steins,  welcher  ver- 
muthlich  der  in  Ostindien  sogenannte  Schlangenstein  war,  der  eine  Composition 
ist.  Er  blieb  eine  Zeitlang  fest  am  Gesichte  hangen  und  da  er  herabfiel,  wurde 
er  in  Milch  gelegt,  bis  das  von  ihm  eingesogene  Gift  wieder  herausgezogen  war, 
da  er  denn  abermals  angelegt  wurde ,  bis  der  Schmerz  nachgelassen  hatt-e.  Bald 
darauf  war  ich  völlig  wieder  wohl." 

In  der  neuen  Erdbeschreibung  von  ganz  Amerika ,  übersezt  von  Schlüzer, 
liest  man  folgendes:  „Unter  die  giftigen  Insekten  von  Nord-  und  Süd  -  Carolina 
und  Georgien  gehören  die  Spinnen.      Es  giebt  davon  mehrere  Arten,    aber  die 

merk- 


aafi 

merkwürdigste  ist  die  Bergspüme,  die  selten  anders\yo,  als  in  den  Wälderu  nah« 
bey  den  Bergen  angetroffen  wird.  Bey  denen,  die  so  unglücklich  sind,  von  ihnen 
gestochen  zu  werden,  äussern  sich  verschiedene  Übel,  je  nachdem  die  Spinne  ist, 
die  ihnen  ihr  Gift  mitgetheill  hat.  Einige  bekommen  Herzensangst,  andere  Eng- 
brüstigkeit, andere  Zittern  der  Glieder,  kalten  Schweifs  und  Erbrechen;  noch 
andere  lachen,  singen  und  bekommen  Zufalle,  die  sich  mit  dem  Tode  endigen." 

In  der  allgemeinen  Historie  der  Reisen  zu  Wasser  und  zu  Lande  sagt  der 
Verfasser,  nachdem  er  von  einigen  giftigen  Thieren  geredet  hat,  von  der  Spinne 
Democulo:  „Man  stellt  sich  nicht  ohne  Schrecken  eine  grosse  Spinne  in  Ceylan 
vor,  welche  Democulo  genannt  wird,  lang,  schwarz,  rauh,  ileckicht,  durchsich- 
tig und  glänzend  ist,  welche  einen  Leib,  so  dick,  als  eine  Faust  und  Füsse  nach 
Verhältnifs  hat.  Sie  verbirgt  sich  gemeiiüglich  in  den  hohlen  Bäumen  und  andern 
Löchern.  Nichts  ist  giftiger,  als  dieses  Ungeziefer.  Ihr  Bifs  ist  zwar  nicht  töd- 
lich, allein  ihr  Gift  hat  die  besondere  Eigenschaft,  den  Menschen  verwirrt  zu 
machen  und  ihn  der  Vernunft  zu  berauben.  Das  Vieh  wird  oft  von  diesen  Un- 
geheuern gebissen  und  fällt  um,  ohne  dafs  man  ihm  Hälfe  leisten  kann,,  Die 
Menschen  aber  finden  beym  Gebrauch  gewisser  Kräuter  und  Rinden  Hülfe,  wenn 
sie  Gelegenheit  haben,   sie  geschwind  anzuwenden." 

Eine  ähnliche  Menschen  und  Thiere  durch  ihren  Bifs  unsinnig  machende 
Spinne  ist  die  Kurakavieusische  (Ar.  Curacavietisis  oder  Mullers  Tullm acher ),  die  nicht 
viel  grosser  als  eine  mittelmässige  Hausspinne,  braun  von  Farbe,  und  an  jeder 
Seite  mit  einem  pomeranzenfarbigen  Fleck  bezeichnet  ist,  und  auf  der  Insel 
Curakao,  wo  sie  Oranje  genannt  wird,  unter  den  Wurzeln  und  Kräutern  sich 
aufhält. 

Als  Gegenmiitel  wider  den  Spinnenbifs  überhaupt,  empfiehlt  Göze,  ein  Blatt 
wilden  Salbey  gleich  nach  dem  Bifs  aufzulegen,  Sennen  aber,  Feigensaft  auf  der 
Wunde  auszudrücken.  Andere  empfehlen  Wegerichblätter  in  schwachem  Wein- 
essig zu  kochen  und  damit  die  schmerzhafte  Stelle  zu  reiben.  Fermin  hält  das 
Auflegen  des  Theriaks  für  hinreichend,  schwere  Zufälle  zu  verhüten,  glaubt. 
aber,  dafs  überhaupt  hier  das  nemliche  Verfahren,  wie  beym  Skorpionstiche 
statt  finde. 


72 


öjo 


72.     Die  Nestspinne.     Tab.  VII.   Fig.  12 — 14. 

Aranea  niAulans  atra   nitida,     abdomine    hirto    nigro.       Linn.    Syst.    Nat.    T.  I.    P.  V. 

p.   2955-  n-   73-   —     Habitat  in  insulis,   Americae  meridionali  obversis,   sub  terra  nidurn 

cylindricuni  spithamaeum,    superne   operculatum  ,     tenacissimum   struens,     morsu    febrem 

excitans,   sudorifero   sanandum,   tliorace   lunula   magna  in  medio  impressa, 

abdomine   ovato ,   pedibus   aequalibus. 


Browne,     P.  The    civil   and  natural   History  of 
Jamaica,    London    1756.  Fol.  p.  410.  Tab.  44.  F.  3. 


Tarantuta  fusca  major  subhirsuta ,  sub  terram  uidutati<, 
The   block  Tarantuta, 

Fabr  icii  Mant.  ins.  I.  p.  343 .  n.  5. 


Auf  den  Inseln  des  mittägigen  Amerikas,  vorzüglich  aber  auf  Jamaika,  ist 
eine  Spinne  einhep tisch,  welche  von  der  Eigenschaft,  in  dem  lockeren  felsigten 
Boden  sich  ein  besonderes  Nest  zu  weben,  ihren  Namen  erhalten  hat.  Dieses 
Nest  (Fig.  i4-),  welches  ich  hier  etwas  verkleinert  vorgestellt  habe,  hat  eine  cy- 
lindrische  Form ,  wohl  eine  Spanne  in  der  Länge  und  auf  anderthalb  Zoll  im  Durch- 
messer. Das  eine  Ende  desselben  ist  abgerundet  und  verwebt,  das  andere  mit 
einer  doppelten  Klappe  versehen  ,  welche  so  gut  eingerichtet  und  so  fest  verbunden 
ist  dafs  sie  durch  die  naturliche  Elasticität  ihrer  Bänder  sogleich  wieder  in  ihre 
vorige  Lage  gebracht  wird,  wenn  man  sie  auch  mit  Gewalt  zu  öffnen  sucht.  Die 
Spinne  (Fig.  12.  i5.),  welche  dieses  Nest  bewohnt,  ist  anderthalb  Zoll  lang,  von 
glänzend  schwarzbrauner  Farbe.  Sie  hat  zwey  ziemlich  lange  und  stark  nach  un- 
ten gekrümmte  Maxillen,  auf  dem  vorne  breiten  und  dicken  Brustschilde  sechs 
Au^en  in  zwey  Reihen  hintereinander,  und  zwey  Augen  in  der  dritten  und  hinter- 
sten Reihe.  Der  Hinterleib  ist  grofs,  bauchicht  und  eyrund,  jedoch  oben  mehr 
gewölbt  und  unten  mehr  flach,  und  hat  an  seinem  hinteren  und  unteren  Theile 
(Fi<y.  i3.)  drey  ziemlich  grosse  Spinnwarzen.  Übrigens  sind  die  zehn  Füsse  dieser 
Spinne  beynahe  alle  von  gleicher  Länge  und  haaricht,   wie  ihr  ganzer  Körper. 

IhfBifs  veranlaßt  einen ,  mehrere  Stunden  anhaltenden  Schmerz ,  und  erregt 
bisweilen  Fieber  und  Raserey.  Es  werden  aber  diese  Zufälle  gemeiniglich  da- 
durch gehoben ,  dafs  man  den  Gebissenen  in  einen  massigen  Schweifs  zu  bringen 
«ucht,  welches  die  Neger,  die  den  Verletzungen  dieser  Spinnen  am  meisten  aus- 
gesezt  sind ,  gewöhnlich  mit  etwas  warmen  Punsch  von  Rum  zu  bewirken  wis- 
aen.  Sie  kommen  hierauf  bald  in  einen  Schlaf  und  sind  alsdann  in  wenig  Stun- 
den wieder  hergestellt. 


7T>. 


sa3i 


73.     Die  tatarische  Spinne. 

Aranea  tatarica ,     liirta,     atra ,    thorace    albo    niarginato ,     rotundato ,     abdominis  dorso 

seriebus.  duabus  punctorum   albicantium,     pedibus   e  rufescente-nigris.       Mayer,  D.  F. 

A   A.   Versuch  zur  nähern  Bestimmung  einiger  schädlichen  ,  wenige*  bekannten  Insekten, 

in   Voigts  Magazin  für  das  Neueste  aus    der  Physik   und  Naturgeschichte.   Band  IX. 

St.   II.  S.   75,.   31.  —     Habilat  in  Tartaria   valde  frequens. 

Lepechin's  Tagebuch  einer  Reise  durch  verschiedene  Provinzen  des  russischen  Reichs,   Altenburg  177.1. 
Th.  I.   S.  200   und  257.    Tarantel. 

Unter    dem  Namen  Tarantel  beschreibt  Lepechin  eine  Spinne,    deren  grosse 
Verschiedenheit  von  der  eigentlichen  Tarantel  Herrn  Meyer  bewog,  sie  wenigstens 
durch  den  Beynamen  die  tatarische  Tarantel  zu   unterscheiden  und  als  eine    eigne 
Art  in  dem  System  gleich  liinter  der  Aranea  clavipes,    aufzustellen.     Sie  hält  sich 
in  der  salzreichen  Gegend  um  Usolie  in  eignen  Höhlen  unter   der  Erde  auf,    vor 
welchen  %ie  ihr  Netz  ausspannet,     und  sich   von  den  Insekten  nährt,    welche    in 
dasselbe  gerathen.     Ihr  Körper  ist  nach  Lepechin's  Schilderung,  ganz  mit  Milchhaa- 
ren bewachsen  ,  wodurch  sie  ein  abscheuliches  Ansehen  erhält.     Der  Kopf  hat  die 
Figur  einer  halben  Pyramide ,    deren  schmälere  Seite   die  Mitte  und  deren  Grund 
die  Stirne  vorstellt.     Von  da  an  bedeckt  die  Brust  oben  ein  rundlicher  Schild,  der 
an   den  Rändern    weifslich ,     in    der  Mitte    aber  mit    schwarzen  Haaren  besezt  ist. 
Oben   auf  dem  Kopfe  sind  acht  Augen,    von  welchen   die  vier  kleinsten   den  un- 
tersten Platz  vor  den  Kinnladen  einnehmen.        über    denselben  aber  sitzen  zwey 
grosse  und  über    diesen  noch  zwey  von   mittlerer  Grösse.       Ausser  diesen  sollen 
auf  den  Kinnladen   selbst,     an  den  Seilen,     grosse    rothe   Augen    hervorleuchten. 
Bey de  Maxillen  sind  rnilchhaarig ,  schwärzlich  ,  an  den  Enden  mit  kleinen  spitzigen 
und   ßteifen  Häkchen  bewaffnet.       Die  Fühlspitzen  bestellen  aus  vier  rothbräunli_ 
eben  Gliedern,    wovon  das   lezte  eine  stumpfe  Spitze  hat  und  schwarz  ist.       Auf 
dem  Rucken  sind  zwischen  der  schwarzen  Grundfarbe,    zwey  Reihen    weitslichter 
Punkte  sichtbar.     Die   untere  Fläche  der  Spinne  ist  auch  schwarz  und  vnuh.     Die 
ersten  Schenkel  sind  von  unten  her  rothbraun.     Das  andere  Fufsglied  ist  kurz  und 
auf  allen  Seiten  schwarz;    das  dritte  rothbräunlich   mit  einem  schwarzen  Bande  am 
Ende;  das  vierte  und  fünfte  schwarzgraulich,  und  von  diesen  spaltet  sich  das  k-zte 
wie   eine  Klaue.       Der  After   ist  mit  sechs  Schwanzbüschelchen  von    verschiede- 
ner Lange  besezt. 

Wenn  dieser  Spinne  alle  Mittel  zur  Flucht  benommen  sind,  so  hall  sie  sii  )• 
unbeweglich  still,  bläfst  sich  auf  im d  sprüzt  aus  ihrem  Rücken  einen  weissen  Saß 

zwev 


2J:>. 

zwey  Arschinen  weit,  wie  aus  einer  Sprütze.  „Ich  kann  nicht  zuverlässig  sagen, 
schreibt  Lcpechin,  ob  dieser  Saft  giftig  sey;  denn  es  wollte  niemand  von  uns 
einen  gefährlichen  Versuch  machen.  Doch  versicherten  uns  die  im  Wogutischen 
Weghause  wachhabenden  Kosaken ,  daTs  eine  kleinreussisohe  Weibsperson  die 
Wirkung  dieses  Safts  erfahren  habe.  $ie  grub  eine  solche  Spinne  in  ihrem  Gar- 
ten ans,  und  wurde,  als  sie  dieselbe  mit  einem  Stecken  umkehrte,  mit  gedach- 
tem Safte  bespritzt,  wovon  sich  ihre  Haud  in  kurzer  Zeit  entzündete  und  mit  un- 
erträglichem  Schmerze  aufschwoll.  Wahrscheinlich  wären,  ohne  schnelle  Hülflei- 
srun«    schlimme  Folgen  für  sie  daraus  erwachsen." 

Für  das  beste  Gegenmittel  wider  diese  Spinnen,  werden  sie  selbst  gehal- 
ten. Man  wirft  sie  lebendig  ins  Baumöl  und  hebt  sie  darinnen  zum  Gebrauch  auf, 
alsdann  schmiert  man  blos  die  Wunde  oder  die  besprüzte  Stelle  damit,  und  so 
erfolgt  die  Heilung.  Die  gröfsten  Feinde  dieser  Spinnen  sollen  die  schwarzen 
Schaafe  seyn,  welche  sie  aus  der  Erde  scharren  und  überaus  gerne  fressen.  Die 
Kalmücken ,  welche  sich  so  sehr  vor  diesen  Spinnen  fürchten ,  dafs  sie  sich  nie- 
mals da  lagern,  wo  sie  sich  aufzuhalten  pflegen;  sondern  auch  noch  zu  ermüdet, 
mit  ihrem  Vieh  weiterziehen,  halten,  deswegen  ihre  schwarzen  Schaafe  vorzüglich 
in  Ehren. 


74.     Die  Tarantel.     Tab.  IX.  Fig.   I. 

Aranea  Tarantula  abdominis  dorso  maculis  trigonis  nigris ;  pedibus  nigro  marulatis. 
Linn.  Syst.  Nat.  T.  I.  P.  V.  p.  2956.  11.  34.  —  Habifat  in  Europa  austrah,  potis- 
simum  Apulia ,  in  Barbaiia,  in  Tauria  Russiaerpie  australis  desertis,  in  Astracania  ad 
montes  Sibiriae  altaicos  vsque,  in  Persia  et  reiirpio  Oriente,  in  solo  praecipue  argillaceo 
in  antris,  cinerascens,  oculis  2  prioribus  majoribus  rubris,  thorace  in  areas  nigris 
diviso  in  centrum  concurrentcs,   abdonüne  supra  fasciis  maxillisque  nigras. 


Aeliani  de  natura  animalium ,   Lib   I.   C.  g. 

A  I  b  i  n  u  s  ,   B.  Diss.  de  Taraiitismo  Francof.  ad  Od. 

1691.    4. 

Albin,  E.   natural    hist.   of  the  Spiders,    p.  64. 

Tab.  3  8- 

Alttts  Hcmburghches  Magaz.  I.  6g.  X11I.  4.    XIV. 

89.  433-  436. 

Amoreux  Notice    des  Ins.  venim.   p.  67  et  217. 

Tab.  l.F.  5- 

BagHvii,  G.  Opera  omnia  Antwerpine  1715. 
jjissertatio  VI.  de  Anatome,  Morsu  et  Effectibus  Ta- 
raiitulae. 

Bartholin  iis,  Th.  de  Tarantula ,  Histor.  Anatom. 

Cent.  VI.  Hist.  35.  P-  *58- 


Beo6achtttftgen<über  die  Tarantel,  und  Ün-pn  "ors»eh- 
lich  tödtlichen  Stich,  S.  ökonomische  Hefte  Band  I. 
Heft  1.  Leipz.  1795.   S.  1  r  9. 

Bezac,  J.  Rideaux,  P.  Magnol,  A.etc.  Quae- 
stioucs  propositae.  Monspel.  1732.4.  vbi  qu.  i.p.  30. 
Resp.  Gourraigne ,  an  Mnsica  morsus  Tarantulae  uni« 
cum  remedi'.im  ? 

Blancardi  Collectanea,    Cent.  V.  1680. 

Blumen  b  achs  Ilandb,  d.  Naturg.  S.  391,  n.  7. 
Tarantula. 

Boccone  intorno  il  Rsgno  Velenoso  della  Corsica, 
6  sia  Tarantula,  it.  la  Tarantula  dHIa  Puy.lia ,  tu  Mu- 
seo  de  Fisica  obs.  16  et  1 7.  p.  92  et  obt,  so.  p.  1 1  6. 

Bon- 


253 


Eonauni  Observ.  ctrca  viveutia  etc.  seuMicrogra- 
pMacuriosa,   Romaei69l. 

liorch  (Comte  de)  memoire,  im  Journal  d'Histoire 
naturelle  No.  X.  1787-  P-  57- 

I)  radle/ .  R.  a  Philosophieal  account  of  the  works 
of  Nature,    Lond.  1721.  Tab.  XXIV.  F.  10. 

13  ru  nus   de  Tarantuiis  ,    1602. 

Büschings,  A.  F.  eigene  Gedanken  und  gesam- 
melte Nachrichten  von  der  Tarantel,  Berlin  1772.  8- 
Ebendesselben  Schreiben  von  denen,  die  von  den  Ta- 
ranteln gebissen  seyn  sollen,  Hamburg.  Mag.  B.  XIV. 
S-    433. 

Calceolarii  Museum.  Veronae  1622.  Fol.  p. 
666.   de  Tarautula. 

Camerarius,  J.  R.  Tarantularuin  venenum  mu- 
sica  mulcetur.    S>  11.  Memorabil.  Cent.  IV.  P.  4.  p.  1  94. 

C  i  r  i  1 1  i  o  ,  D.  de  ictu  Tarantulae  ex  Philos.  Trans. 
Vol.  LX.  p.  233. 

Cid  ,  Er.  X.  Tarantismo  observado  en  Espana  con- 
que  se  prueba  et  de  la  Pulla  dudado  de  algunos  y  tra- 
dado  de  otros  de  fabnloso:  y  memorias  para  escribir 
la  historia  del  insecto  bamado  Tarantula;  efectos  de 
SU  veneno  en  el  cuerpo  humano  y  curacion  por  la 
musica  non  el  modo  de  obrar  de  esta  y  su  aplication 
como     remedio     ä     varias     enfermedadeses.    Madrid, 

1787-8. 

Collin  i ,  C.  snr  le  Tarantisme v.  Act.  Acad.Theod. 
Palat.  T.  V.  P.  physica. 

Cornelio,  Tb.  Persons  supposed  to  be  stung  by 
Tarantulas.  Philos.  Trans,  n.  83-  P-  4066.  Badd.  1. 
p.    3^1- 

Cuvier  Tableau  ele'mentaire,  p.  469.  la  Tar an- 
tut* (hält  Wirkung   und  Kur  des  Tarantelstichs   für 

Fabel.) 

D  e  ge  e  rs  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  B.  Vll.  S.  72. 

Erzählungen,  neue  gesellschaftliche,  B.III.  S.  307. 
Der  Tarantelbifs  eine  Betrügerey. 

Extrait  du  Journal  d'Italie,  contenant  l'histoire  de 
la  Tarantule  et  ia  raison  des  eß'ects,  que  produit  son 
venin.  Journ.  des  Scav.  To.  VI.  p.  434. 

Fabricii  Mant.  ins.  I.  p.  346.  n.47.  Spec.  Ins  I. 
p.  545.  n.  45-  Syst.  Ein.  p.  438.  n.  34. 

Fortis  Reise  in  Dalmatiec  ,    II.  S.  40. 

Geschichte,  allgemeine,  der  neuesten  Entdeckungen 
von  verschiedenen  Gelehrten  im  Russischen  Reich  und 
Persien,  Bern  g-  1777-  Tri.  I.  S.  36-8.   Tarantel. 

G  melius  Geschichte  d^r  Gifte,  Th.  I.  S.  301. 
streicht  die  Tarantel  aus  der  Klasse  der  giftigen  Thiere 
ganz   weg. 

Gruve,  H.  de  ictu  Tarantulae  «t  vi  musices  in 
ejus  curatione  ,  conjeeturac  physico- medicae  Francof. 
1699.    8. 

Hafen  reffer,  S.  Tractatus  de  morbis  cutis,  Ul- 
mae  1660.    12. 

Herbsts,  J.  F.  Natursyst.  der  ungefl.  Ins.  Heft 
S.  I.  ao  und  47. 


Hisioirc  de  tAcademie  roijixle  des  Sciences  anne*e  170  t 
P.    16. 

H  ü  bn  er,   V.Diss.  de  Tarantismo,  Argen  t.  1674.4. 

Journal  des  Sav.  T.  VI.  p.  434.  Extrait  du  Journal 
d'Italie,  contenant  l'histoire  de  la  Tarantule  et  la  rai. 
son  des  eff'ets ,   que  produit   son  venin. 

Justi  neue  Wahrheiten,  B.  II.  S.  210  und  275. 
J.  D.  T.  Erläuterungen  über  die  Heilung  des  Tarantel- 
bisses durch  die  Musik  und  Büschitigs  Schreiben  über 
diese  Abhandlung. 

Kahler,  M.  Anmerkungen  über  die  Tanzkrank- 
heit, die  man  Tarantismus  nennt,  S.  B.  XX  der 
Schwcd.  Abh.  S.  30. 

Keyslers,  J.  G.  neueste  Reisen ,  Hannov.  1751. 
4.  Th.  II.   S.  760.     Taranteln. 

Kirch  maieri,  G.  C.  Diss.  de  Aranea  inprimis 
vero  Tarantula,   Witt.  1660. 

Krünitz  ökonomische  Encyklop.  Th.  II.  S.  37a. 

L  a  u  r  e  n  t  i  i   Dissertatio  de  Tarantula. 

Lax  mann,  nov.  comm.  Petrop.  14.  p.  602.  Ära. 
nea  singoriensis. 

Lister,  inquiry  concern.  Tarantula's  etc.  Philos. 
Trans.  Vol.  VI.  110.  77.   p.  3002. 

Listers  Naturgesch.  der  Spinnen  v.  Göze,  S.  266. 
Die  russische  Tar  antut ,  S.  2  8  5 .  Die  dalmatische  Taran- 
tut  spinne. 

Madeira,  E.  de  nova  philosophia  de  qualitatibus 
oecultis.  acc.  inaudita  philosophia  de  Tarantula,  Ulys- 
siponi.    1650.   4. 

Mead,  R.  Tractatus  de  venenis,  Lugd.  Bat.  1750. 
8,  (bezweifelt  die  Schädlichkeit  d.  Tarantelbisses.) 

Misson  Voyage  d'Italie  8-  ä  Utr.  1  722.  Term.  III. 
p.   368     Tarantula. 

Müller,  J.  Diss.  de  Tarantula,  Resp.  Braun. 
Witt.  1676.    4. 

Müller's  Linn.  N.  S.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1082. 
Die   Tarantel. 

Müllers,  D.  A.  L.  Suppl.  und  Registerband,  S. 
343.  T.  50. 

M  y  1  i  u  s  Uebersetzung  eines  Briefs  v.  einem  Ita- 
liäner  über  den  Bifs  der  Tarantel,  aus  den  Gentlem. 
Magaz.  1753.   im  Hamb.  Mag.  Band  XIII.    S.  1. 

Nardii  Noct.  Genial,  noct.  4.  p,  301.  de  efiecti- 
bus  nonnullis  morsus  Tarantulae. 

Neue  Anmerkungen  aus  allen  Theilen  der  Naturlehre, 
Th.  I.  S   457. 

Olearii,  A.  Gottorffische  Kunst-Kammer.  Schlesw. 
1674.    4.   Tab.  XII.    F.  4. 

Ouomat.  Bist.  n.it.  P.  VII.  p.  442.    Tarantel  spinne. 

Pallas  neue  nordische  Beyträge,  B.  V.  S.  320. 
Nachrichten  von  Cherson  ,  B.  XI.  S.  345.  Taranteln 
in  der  Klimm.  Desselben  Reisen  durch  Rufsland.  Aus- 
zug Frankf.  und  Leipz.  1776.  I.  Anh.  S.  24.  n.  79, 
Aran.  Tarantula. 

Panarolus  de  araneis,  Tarantula  dictis,  in  Ja- 
trolegism.  Pentec.  V.  p.  172. 

3°  M. 


234 


Philosoph.  Transaet,  no,  83.  p.  4066.  (Widerlegung 
4er  Wirkung  and  Kuren    des  Tarantelstichs.) 

Flateri,   F.  Diss   de  Tarantisnio,   Basil.  1669.4. 

Quatremere-Disjonval's  Araneologie,  S.  108. 

Redi   de  generatione  insector.    p.  177. 

Reinharti,  J.  Theranthropismus  fictus.   1673.  4. 

Retrato  de  la  Tarantula  Macho  y  Gembra,  de  los 
«varios  y  nido,  qua  fabrican  ;  su  historia1  natural  y 
etectos  de  su  veneno  y  la  relacion  del  Tarantado  del 
Hospiral  general.  Madrid.  1787. 

-  Rolf  ine,  G.  Diss.  Decas  quaestionum  medicarum, 
Jenae  1640.  quaest.  io,  quae  sit  causa  saltationis  a 
tarantulis  morsorum. 

Sa  u  vages  Nosologia  meth.  T.  IV.  p.  350.  Taran. 
tismus  ;  il  Camevaletto  Helle  donne  Baglivi ;  Oestrodi  bal- 
lare ;   le  Tarantisme ,    le  tfanon. 

Scaliger,  Tarantula  etc.  de  subtilit.  exorcit.  1  80. 
ji.   610. 

Scarft  de  Tarantula  ejusq.  ictu,  P,  I.  V.  1.  p. 
276  et  379. 

Schoengast,  Chr.  Andr.  Diss.  de  Enkurek  Per- 
sarum  morsuq.  tarantulae,  Resp.  Petermann.  Lips. 
160S.    4. 

Schotti  Magia  universalis,  P.  II.  L.  V. 

-  Schwarz,  J.  B.  M.  Diss.  inaug.  med.  de  Taran- 
tismo  et  Chorea  Viti.    8.  Vienn.  1766.  c.  Fig. 

-  Senguerdii,  J.  Tract.  phys.  de  Tarantula,  Lugd. 
Bat.  1668.  13>  ejusd.  Diss.  de  Tarantula  16.  1767. 
•.  Fig. 


Senguerdii  (Wolfcrdi)  Disquisitio  de  Turan-rnU, 
Lugd.  Bat.  1688.  12.  c.Tab. 

Serao  Lezione  prima  della  Tarantula,  Haller. 
Biblioth.  chir.   II.  p.  330. 

Sturm  in  den  philosophischen  Transactioneii, 
n.    8  3- 

S  u  1  z  e  r  s  Gesch.  d.  Ins.  S.  a  4  8  et  254.  Tab.  XXX. 
Fig.   1. 

Systematisches  Lehrbuch  über  die  drey  Reiche  de: 
Natur,   Nürnb.  8- 1777.  Th.  I.  S.  387.   Tarantel. 

Tudecius,  S.  A.  de  Tarantismo ,  Eph.  Nat.  Cur. 
ann.  IX.  obs.  1 1  6. 

Turn  ball  de  Tarantulae  ictu,  in  Essays  and  obs, 
by  the  Soc.  in  Edinburgh.  Vol.  III.  p.  i&o.  et  London 
Chronicle    1  77  1 . 

Unzers,  J.  A.  Arzt,  Th.  II.  S.  473.  640.  III. 
S.  466.  5^6. 

Urbans  Gentlem.  Mag.  Vol.  XXIII.  p.  433  et  Vol. 
XXIV.  p.  29.  de  Morsu  Tarantulae. 

Valentini  Mus.  Mus.  Tom.  I.  p.  514. 

Valetta,  L.  Opusculum  de  Phalangio  Apalio  s. 
Tarantula,    Neapoli  1706.    12. 

V  ol  k  ma  n  n  s  Reise  durch  Italien  ,   B.  III.   S.  197. 

Foyages  to  the  Madeira  and  Leeward  Caribean  Is- 
lands,   Loud.  1792.    8. 

WieJ,  (Stalpart  van  der)  de  Tarantulae  veneno 
observar.  Cent.  1.  obs.  100.  p.  438-  c.  Fig. 


Ausser   den  Skorpionen  hat  sich   wohl  kein  Insekt   durch  Jahrhunderte  in 
einem  so  bedeutenden  Rufe  erhalten ,    und  in  Rücksicht  seines  nachtheiligen  Ein- 
flusses auf  Gesundheit  und  Leben,  mehrere  Federn  in  Bewegung  gesezt  und  meh- 
rere Streitigkeiten  veranlafst,  als  die  allgemein  bekannte  und  allgemein  gefürchtete 
'ParaTitel.      Nur  Schade!    dafs  man  über  die  Berichtigung  ihrer  gegründeten  oder 
ungegründeten  Schädlichkeit,    die  Bemühungen  aus  der  Acht  gelassen  hat,    ihre 
Naturgeschichte  selbst  mehr  aufzuklären.      Den  Namen  gaben  ihr  die  Alten  von 
larentum,  dieser  ältesten  Stadt  in  Grofs  -  Griechenland  am  donischen  Meere,  oder 
der  gegenwärtigen  Stadt  Tarento  im  Königreiche  Neapel,  nicht  als  ob,  sie  daselbst 
häuffiger  vorgekommen  wäre  und  noch  vorkäme,    oder  giftiger  wäre,    als  in  den 
übrigen  Gegenden  Apuliens ;    sondern  wahrscheinlich  deswegen,    weil  in  einer  zur 
Zeit  der  alten  Griechen  und  Römer  so  grossen  und  bevölkerten  Stadt ,    weit  mehr 
ßeyspiele  von  den  Folgen  des  Tarantelbisses,    als  in  den  kleinem  angränzenden 
Ortschaften  vorkommen  mufsten,    wodurch  sie  also  verleitet  wurden  zu   glauben, 
dafs    die  Bösartigkeit    des    Tarantelbisses    sich    vorzüglich    auf    diese    Stadt    be- 
schränke. 

Die 


*r» 


Die  Grösse  der  Tarantel  ist  nach  den  verschiedenen  Arten  selir  verschie- 
den, und  steigt  von  einem  bis  zu  anderthalb,  ja  zwey  Zoll.  YJie  in  den  südli- 
chen Gegenden  des  russischen  Reichs  befindlichen,  erreichen,  nach  Pallas  so^ar 
die  Grösse  der  amerikanischen  Kolibrifresserin  (Tab.  IX.  Fig.  2.).  Gewöhnlich 
aber  ist  das  Männchen  kleiner  und  magerer ,  als  das  Weibchen ,  auch  unterschei- 
det sich  lezteres  von  ersterem  durch  seine  weichere  Haut.  Eben  so  verschieden 
wie  die  Grösse,  ist  auch  die  Farbe  dieser  Insekten.  Einige  sind  flohfarb  oder 
braunroth,  andere  aschgrau,  an  der  oberen  fläche  des  Körpers  und  den  Füssen 
schwarz  gefleckt,  an  der  unteren  Fläche  aber  ganz  schwarz;  noch  andere  (Tab.  IX. 
Fig.  i.)  sind  gelblich  -  grau  und  unten  schwarzgefleckt ,  kurz,  es  sind  alle  davon 
vorhandenen  Zeichnungen  verschieden.  Sie  haben  vier  kleine  und  vier  grosse 
Augen.  Erstere  stehen  über  den  Frefswerkzeugen  in  einer  Querlinie  neben  ein- 
ander, leztere  in  zwey  Paaren  über  den  kleinen  Augen  gegen  den  Rücken  zu  hin- 
ter einander.  Ihre  ziemlich  starken  Maxillen  sind  nach  unten  zu  schwarz  ihre 
Palpen  ziemlich  lang  und  gegliedert,  ihr  Brustschild  so  lang  als  der  Hinterleib 
mit  einem  doppelten  Buckel  und  sternförmig  auslaufenden  Furchen  versehen  ihr 
Hinterleib  selbst  vollkommen  eyrund  mit  verschiedenen  Querstrichen  und  anderen 
Punkten  und  Flecken  geziert,  und  die  Füsse  dick,  grau,  unterhalb  schwarz  ge- 
fleckt und  gestreift.  Die  Eyer  des  zu  Anfang  des  Junius  befruchteten  Weibchens 
haben  die  Grösse  der  Hirsenkörner  und  kommen  in  zwanzig  bis  dreysig  Ta^en  an 
der  Sonne  zur  Reife.  Die  ausgekrochenen  und  erwachsenen  Taranteln  leben 
wahrscheinlich  von  alierley  Insekten  und  fressen  in  Ermangelung  derselben  ein- 
ander selbst  auf,  so  dals  vor  mehreren  in  ein  Glas  zusamniengesperrten ,  zulezt 
nur  noch  eine  übrig  bleibt. 

Ausser  Apulien,  dem  Königreiche  Neapel ,  Sicilien,  Sardinien  und  Corsika 
kommen  die  Taranteln  auch  in  Romainen,  Toskana,  in  der  Lombardie ,  ja  selbst 
in  Frankreich  an  der  Küste  des  mittelländischen  Meeres,  in  der  untern  Provence  und 
in  den  südlichen  Gegenden  des  russischen  Reichs*  mehr  oder  minder  häuffig  vor. 
Sie  wohnen  daselbst  in  der  Erde  auf  den  Feldern  und  an  dürren  leimichten  Ufern 
halten  sich  den  Winter  hindurcli  in  der  Erde  verborgen,  und  kommen  erst  zu 
Anfang  des  Sommers  wieder  zum  Vorschein. 

In  Hinsicht  auf  den   gefährlichen  Bifs  dieses  Insekts  und  die  durch  densel- 
ben veranlafsten  sonderbaren  Zufälle,    haben  sich  neuere  Naturforscher  und  vor- 
züglich Büsching  geschmeichelt,    den  ganzen  Streit  dadurch  beygelegt  zu  haben 
dafssie  alle  Erzehlungen  von  Tarantelgift  und  Tarantismus  für  Mährchen  erklär-' 

ten. 


r>.36 

ten.  Allein,  die  neuerlich  angestellten  Versuche,,  womit  sie  vorzuglich  ihre  Be- 
hauptung zu  unterstützen  suchten,  sind,  wie  ioh  unten  zeigen  werde,  noch  immer 
nicht  hinreichend,  so  viele  andere,  von  nicht  minder  glaubwürdigen  Schriftstellern 
angeführte  Falle  zu  entkräften.  Überhaupt  öcheint  man  bey  der  ganzen  Erörterung 
des  Streits  nicht  die  Extreme  vermieden  und  der  übertriebenen  Vergrösserung  zu 
viel  Scepticismus  entgegengesezt  zu  haben.  Die  älteren  Naturforscher  und  Ärzte 
verüessen  sich  meistens  auf  Traditionen  und  fremde  Erzehlungen ,  ohne  ein  Be- 
streben zu  äussern,  die  verschiedenen  Erscheinungen,  welche  als  Folgen  des  Ta- 
rantelbisses angesehen  worden  sind,  in  ihrem  ganzen  Zusammenhange,  mit  ge- 
nauer Prüfung  aller  obwaltenden  Umstände,  einzusehen.  Daherkam  es,  dafs  sie 
eine  Krankheit,  welche  fälschlich  mit  dem  Namen  Tarantismus  belegt  worden  ist, 
als  Folge  des  Tarantelbisses  ansahen  und  mit  den  Zufällen  desselben  verwechsel- 
ten. Ferdinand  Epiphanes ,  ein  Arzt  in  der  Terra  di  O tränt o  im  Königreiche  Neapel, 
suchte  aber  schon  im  Jahre  1G21  dem  herrschenden  Vorurtheile  entgegenzuwirken, 
indem  er  versicherte,  dafs  er  in  einer  zwanzigjährigen  Praxis  niemanden  an  den 
Folgen  des  Tarantelbisses  habe  sterben  gesehen,  dafs  aber  der  Tarantismus  selbst 
keine  auf  Verstellung  beruhende ,  sondern  eine  wahre  Krankheit  sey.  Auch  Serao 
und  neuere  Ärzte  erklärten  den  Tarantismus  für  eine  endemische  Krankheit  Apu- 
liens  und  eine  besondere  Art  von  Schwermuth  oder  Melancholie ,  die  von  der  Ver- 
dickung der  Säfte  abhienge,  welche  wieder  als  Folge  der  von  der  Hitze  des  Kli- 
mas und  der  Jahrszeit  begünstigten  Trägheit  und  Faulheit  der  Einwohner  betrach- 
tet werden  müsse.  Sie  behaupteten  zugleich,  dafs  sie  allein e  durchs  Tanzen,  eine 
starke,  die  Stockungen  hebende  und  die  Ausdünstung  befördernde  Bewegung,  ge- 
hoben werden  könnte,  wozu  solche  träge  Menschen  nur  die  Musik  einzuladen  ver- 
mögend seye. 

Kühler  schildert,  als  Selbstbeobachter,  den  ganzen  Verlauf  dieser  Krankheit 
©hngefehr  auf  folgende  Art:  „Ich  hatte  Gelegenheit  bey  meinem  Aufenthalte  in  Apu- 
lien  1766  die  wunderbare  Eigenschaft  der  Taranteln  zu  untersuchen,  nach  wel- 
cher sie  durch  ihren  Bifs  den  Tarantismus,  oder  die  sogenannte  Tanzkrankheit 
verursachen  sollen.  Mit  dieser  Krankheit  verhält  es  sich  aber  folgendergestalt : 
Sie  fängt  sich  damit  an,  dafs  ein  Mensch  stiller  als  gewöhnlich  wird,  viel  nach- 
denkt, den  Appetit  verliert,  Müdigkeit  und  Abgeschlagenheit  in  allen  Gliedern 
empfindet.  Es  gesellt  sich  hierzu  ein  grosses  Drücken  in  der  Herzgrube,  die  Un- 
ruhe vermehrt  sich  und  artet  in  eine  grosse  Beängstigung  aus.  Hierdurch  verliert 
der  Kranke  die  gesunde  Farbe  und  wird  im  Gesichte  gelblich,    weiterhin  aber 

völlig 


völlig   melancholisch   und   scheu   vor  allen  Dingen.       Seine  Zähne  werden   lok- 
ker,    der  Urin  wird  blafs  und  geht  häuffig  ab,    und   der  Puls   geht  langsam  und 
stark.      In  diesem  Zustande  bleibt  der  Kranke  oft  zvvey  bis  drey  Jahre ,    ohne  zu 
rasen  oder  etwas  Thörichtes  zu  verlangen.      Nur  gegen  den  Junius  verschlimmert 
sich  sein  Befinden  durch  stärkeres  und  öfteres  Drücken  um   das  Herz  und  unter 
der  Brust.       Man  geräth  dann  leicht  auf  den  Gedanken  dafs  er  von  der  Tarantel 
gebissen  worden  sey,    deren  veranlafste  Zufälle  durch  die  Musik  gehoben  werden 
müssen ,  läfst  daher  Musikanten  kommen ,  meistens  mit  einer  Violine  oder  Cither, 
welche  einen  besondern  und  dazu  gewöhnlichen  Ton  zu  spielen  anfangen,  worauf 
dann  der  Kranke  den  Takt  mit  einem  hohen  und  jämmerlichen  Geschrey  anfängt, 
im  Gesichte   roth  wird  und  so  in  völligen  Tanz  kommt.       Je  älter  und  schwerer 
die  Krankheit  ist,  desto  länger  tanzt  er,  welches  oft  zwey  Stunden  nach  einander 
beträgt.      Er  kann  sich  unmöglich  zwingen  aufzuhören,    bis  der  Anfall  völlig  vor- 
über ist.      Fehlt  der  Musikant  in  einem  Tone  oder  Striche  auf  dem  Instrumente, 
so  schreyt  der  Tanzende  jämmerlich  und  sieht  wie  ein  Mensch  aus  ,  der  die  größte 
Pein  leidet.     Nach  dem  Paroxismus  fällt  er  in  einen  starken  Schweifs.     Man,  muls 
ihn  nun,    wenn   der  erste  Anfall  vorüber  ist,    immer  nach  drey  Tagen  eine  Zeit 
lang  forttanzen  lassen  und  hierzu  die  besondere  Musik  beybehalten,  weil  er  durch- 
aus nach  keiner  andern  tanzt.     Hört  er  aber  diese  Musik  ehe  noch  die  drey  Tage 
verlaufen  sind,    so  kann  er  sich  nicht  enthalten  zu   tanzen.       Ist  die  Tanzperiode 
vorbey,    so  hat  er  nicht  das  geringste  krankhafte  Gefühl   mehr,    sondern  ist  die 
ganze  übrige  Zeit  des  Jahres  bis  an  den  Tag  gesund,    wo   er  im  vorigen  Jahre  zu 
tanzen  anfieng.       Dann  aber  tritt  seine  Krankheit  in  höherem  Grade  wieder  ein 
und  er  mufs  von  neuem  die  Tanzkur  brauchen.      Zur  Zeit  der  Genesung  entsteht 
gerne  eine  Geschwulst  oder  eine  Beule  an  irgend  einem  Gelenke.     Auf  diese  legt 
man  gewöhnlich  Blätter   von  der  Eselsgurke,    welche  die  Beule  zur  Reife  bringt 
und  heilt. 

Was  aber  die  wahren  Zufälle  vom  Bisse  der  italiänischen  Tarantel  selbst  be- 
trifft; so  empfinden  die  Gebissenen,  nach  Baglivs  Erzehlung,  keinen  stärkeren 
Schmerz,  als  wenn  Jemand  von  einer  Biene  oder  Ameise  gestochen  worden  ist. 
An  der  verlezten  Stelle  entsteht  aber  bald  ein  blau  und  gelb  unterlaufener  Fleck 
mit  heftigem  Schmerz,  und  Geschwulst,  bisweilen  auch  mit  Unempfindlichkeit  des 
Theils  und  verschiedenen  Zufällen,  nach  Verschiedenheit  der  Farbe  und  Grösse 
des  Insekts,  der  erhöheten  Schärfe  dos  Gifts,  der  Hitze  der  Jahrszeit,  der  Tempe- 
ramentsanlage und  Constitution    des  Kranken.       Wenige  Stunden   nach  dem  Bifs 

wird 


2J8 

wird  er  nemlich  mit  Beängstigung,  Traurigkeit,  beschwerlichem  Athemholen,  Ma- 
genschmerz, Übligkeit,  Durst  befallen.  Bagliv  bringt  nun,  als  Anhänger  der  alten 
Meinung ,  die  Krankheit  des  Tarantismus ,  mit  den  Zufällen  des  Tarantelbisses  in 
Verbindung  und  läfst,  nachdem  die  Zufälle  der  ersten  Tage  vorüber  sind,  end- 
lich eine  eigne  Melancholie  erfolgen,  die  ganz  mit  Köhlers  Schilderung  des  Ta- 
rantismus übereinstimmt,  und  so  lange  anhält,  bis  durch  Musik  und  Tanz  das 
Gift  aus  dem  Blute  und  von  den  Nerven  entfernt  worden  ist.  Tanzen  die  Gebis- 
senen nicht  sogleich,  wenn  Müdigkeit  den  jährlichen  Anfall  verkündiget,  so  fal- 
len sie  oft  plötzlich  halb  todt  zur  Erde  und  bleiben  so  liegen ,  bis  die  Citharödi 
kommen  und  die  gewöhnliche  Musik  machen,  wodurch  sie  allmählich  wieder  zu 
sich  kommen  und  endlich  anfangen  zu  tanzen  und  dabey  allerley  Gauckeleyen  und 
unsinniges  Zeug  vorzunehmen,  welches  sie  so  lange  fortsezen  bis  ein  starker 
Schweifs  ausbricht,  der  das  Gift  zerstreuet  und  durch  die  gewöhnlichen  schweifs- 
treibenden Mittel  nicht  soll  herrvorgebracht  werden  können.  Auch  in  ^Rücksicht 
der  Zufälle  jener  Melancholie  selbst ,  sezt  er  noch  verchiedenes  hinzu ,  welches 
Kahler  nicht  bemerkt  hat,  und  vielleicht  zu  den  Übertreibungen  gehört.  Viele 
suchten  nemlich  die  Gräber  und  einsame  Orte  auf,  stürzten  sich  wohl  als  Ver- 
zweifelte in  Brunnen ;  Weibspersonen  von  bekannter  Schamhaftigkeit  und  Sittsam*; 
keit  machten  allerley  unschickliche  Geberden  und  entblölsten  sich.  Viele  wälz- 
ten sich  wie  Schweine  im  Koth ;  andere  wollten  immer  geschlagen  seyn ,  noch  an- 
dere liefen  unaufhörlich  umher  und  würden  durch  verschiedene  Farben  beson- 
ders gereizt.  Nur  der  Tod  der  Tarantel  selbst,  welche  den  Kranken  gebissen  habe 
und  durch  eine  gewisse  magnetische  Kraft  mit  ihm  immer  in  Verbindung  stehe, 
könne  ihn  von  den  jährlichen  Anfällen  und  der  Krankheit  gründlich  befrejen ,  da- 
her auch  das  Sprichwort  entstanden  sey:  morta  la  bestia ,  morto  il  vcneno.  Die  Tanz- 
sucht, als  das  hervorstechendste  Symptom  der  Krankheit  leitet  er  übrigens  au« 
der  Specificität  des  Tarantelgifts  her,  von  welchem  sie  eine  eben  so  unzertrenn- 
liche Folge  sey,  als  die  Hydrophobie  von  dem  resorbirten  Geifer  des  tollen  Hun- 
des ist. 

Mit  den  vom  Bagliv  angegebenen  ersten  Folgen  des  Tarantelbisses,  kom- 
men vollkommen  die  von  Sau-vages  bemerkten  Zufälle  überein ,  welche  sich  aus 
neueren  mit  den  Taranteln  in  Rom  angestellten  Versuchen  ergaben.  Es  folgte 
nemlich  auf  den  ßifs  Schmerz  mit  einer  mitsfärbigen  Geschwulst,  welche  nach  eini- 
ge u  Tagen  mit  einer  schwärzlichten  Borke  bedeckt  ward.  Hierzu  kamen  Nei- 
gung  zum  Schlaf;  Beängstigung  und  Beklemmung  der  Brust  und  hierauf  Schmerzen 

in 


a3o, 

in  allen  Gliedern,  niemals  aber  eine  Neigung  oder  Begierde  zum  Tanzen.  Aueh 
wurden  die  Zufälle  durch  die  gewöhnlichen  innerlichen  schweifstreibenden  Mit- 
tel gehoben. 

Borcl^  Versuch  mit  einem  gedungenen  Menschen  in  Neapel  gab  awar  nicht 
gleiches  Resultat,  spricht  aber  doch  die  Tarantel  nicht  von  einer  gewissen  Gif- 
tigkeit frey.  Der  Bifs  derselben  in  die  Finger  dieses  Menschen  bestund  blos  in 
einem  Kneipen  mit  ihren  Maxillen ,  man  sah  aber  dabey  einen  gelblichen  Saft  aus 
ihrem  Munde  Hiessen,  welchem  alleine  nur  man  die  Wirkung  des  Bisses  zuschrei- 
ben konnte;  denn  die  Hand,  und  besonders  die  Finger,  schwollen  bald  darnach 
auf  und  der(,Gebissene  empfand  ein  grosses  Jucken.  Aber  anstatt  dagegen  eine 
Hilfleistung  anzunemen,  trank  er  blos  eine  Bouteille  Wein.  Ausser  dem,  was  sich 
aus  diesen  und  ähnlichen  Versuchen  und  Beobachtungen  ergiebt,  ist  noch  so  viel 
richtig ,  dafs  die  Taranteln  in  Italien  den  Schnittern  zur  Erndezeit  vorzüglich  nach- 
theilig zu  wrerden  pflegen. 

Ganz  widersprechend  fielen  dagegen  zum  Th eil  die  Versuche  der  das  andere 
Extrem  hebenden  Gegner  aus.     Doktor  Claritio   erbot   sich  dem  Vertheidiger  des 
Tarantelgifts  Dr.  Savginetti  den  entscheidendsten  Beweis  in  Gegenwart  vieler  Hun- 
dert Zuschauer  zu  geben.     Er  liefs  sich  wirklich  in  der  heissesten  Jahrszeit  von  den 
Taranteln  beissen ,  und  es  erfolgte  kein  schlimmer  Zufall.       Gleiches  Resultat  lie- 
fert der  ungenannte  Verfasser  des  Aufsatzes  über  die  Tarantel   in   den  ökonomi- 
schen Heften.     „Als  ich  zu  Neapel  war,   schreibt   er,    gab   ich  meinem  Wirth  zu 
verstehen ,    dafs  ich  wohl  Lust  hätte  ,    die  Wirkungen ,    welche  der  Stich  von   der 
Tarantel  hervorbringen  soll,    näher  zu  beobachten.       Der  gefällige  Mann  brachte 
in  einiger  Zeit  einen  Menschen  zu  mir ,    der  gleich  sobald  er  mich  sah ,    seine 
Hand  ausstreckte  und  sagte:  wo  sind  die  Taranteln?  ich  will  mich  von  ihnen  ste- 
chen lassen.     Ich  fragte  ihn  nun ,    ob  er  die  Folgen  solcher  Stiche  nicht  fürchte. 
Nein,    versezte    dieser;    denn  ich  habe  ein  Gegenmittel,     das  mich   sichert.       Ich 
wünschte  dies  zu  sehen  und  da  zeigte  er  mir  eine  Flasche  Wein,    die  er  mitge- 
bracht hatte.     Ich  liefs  nun  meine  Taranteln  heraus.       Kaum  hatte  aber  eine  von 
ihnen  gesehen y   dafs  der  Herausforderer  seinen  Finger  nach  ihr  ausstreckte,    al* 
sie  vor  Wnth  sich  auf  bliefs ,  auf  den  Finger  zusprang  und  ihren  Feind  bifs ,  indem 
sie  ihre  beyden  Arme ,  die  am  Ende  mit  Zangen  versehen  sind ,  zusammenzog.    In 
der  That  bemerkte  ich  INacJimittag,   denn  ich  behielt  den  Mann  den  ganzen  Tag 
über  in  meiner  Behausung,    dafs  seine  Hand  ganz  geschwollen  war,     und  er  sagte 
auch  daß  der  Finger  ihn  sehr  juckte.     An  der  Stelle,  die  gestochen  oder  vielmehr 


gezwickt  worden  war,  sah  man  durchs  Mikroskop  zwey  Risse ,  welche  durch  das 
Gewaltsame  Zusair.menzwicken  des  Insekts  verursacht  worden  waren.  Nach  eii  i- 
gen  Tagen  war  die  Wunde  des  Menschen  völlig  geheilt,  ohne  dafs  er  nöthig  ge- 
habt hatte,  seine  Zuflucht  zum  Tanz  zu  nehmen.  Er  sagte  nur,  das  Jucken  wäre 
so  gewaltig  stark  gewesen*  dafs  er  es  nicht  ausgeholten  haben  würde,  wenn  der  Wein 
nicht  seine  Sinnen  benebelt  hätte. " 

Serao,  Leibmedikus  des  Königs  von  Neapel,  machte,  um  ein  Jahrhunderte 
herrschendes  Vorurtheil  zu  besiegen,  noch  mehrere  Versuche,  die  natürlich  für 
ihn  entschieden  nud  die  ihm  Stoff  zu  einer  interessanten  Abhandlung  gaben.  Er 
bemühte  sich  darinnen  die  betrügerische  Kunst  der  Possenmacher  zu  enthüllen, 
welche  durch  die  teuschende  Nachahmung  der  Zufälle  des  Tarantismus ,  vorzüg- 
lich das  Mitleiden  der  Reisenden  hintergehen ,  und  zu  beweisen,  dafs  die  gröfste 
Angst,  die  heftigsten  Convulsionen ,  blos  Folgen  der  Einbildung  und  der  Todes- 
furcht seyn  könnten,  dafs  Menschen  von  kranker  Einbildungskraft  eben  solche 
Zufalle  auf  die  Vorstellung  von  einer  Tarantel  gebissen  worden  zu  seyn,  erhalten 
könnten,  überhaupt  suchte  er  in  dieser  Schrift  die  ganze  Herrschaft  der  Einbil- 
dungskraft über  den  Körper  ans  Licht  zu  stellen  und  darzuthun,  dafs  sie  um  so 
mehr  zu  fürchten  sey,  da  sie  befielt,  wenn  sie  zu  gehorchen  scheint.  Quatremere- 
Disjonval,  dieser  vertraute  Freund  der  Spinnen ,  die  ihm  in  seinem  Gefangnisse 
die  meiste  Unterhaltung  verschafften,  hilft  ebenfalls  alle  Sagen  vom  Tarantelgift 
in  Vorurtheil  auflösen.  Alle  Spinnen,  und  mithin  auch  die  Taranteln,  sind  in 
•deinen  Augen  ganz  schuldlose  Geschöpfe. 

Auf  obige  und  ähnliche  Erfahrungen  und  Behauptungen  gestützt,  betrachte- 
ten nun  die  meisten  Naturforscher  und  Arzte,  die  ganze  Sache  aus  keinem  an- 
dern Gesichtspunkte,  als  dafs  alles,  was  jemals  vom  Tarantelbifs  geschrieben  und 
gesagt  woräen  sey,  Betrug  oder  Folge  der  überspannten  Einbildungskraft,  der  Ner- 
venschwäche ,  der  Hypochondrie  und  Hysterie  gewesen  sey,  und  dafs  hierzu  be- 
sonders die  lebhafte  Einbildungskraft,  das  melancholische  Temperament,  und  die 
leidenschaftliche  Liebe  zur  Musik  der  Apulier  beygetragen  habe.  BagUv  selbst 
spricht  für  die  Macht  der  Einbildungskraft  in  vielen  Fällen  und  läugnet  den  An- 
theil  nicht,  welchen  andere  Krankheiten ,  vorzüglich  die  Melancholie,  daran  nemen 
können,  wozu  das  weibliche  Geschlecht  in  jenen  Gegenden  besonders  geneigt  sey, 
so  dafs  es  sich  oft  für  gestochen  hielte,  ohngeachtet  es  sich  nicht  zu  besinnen 
wisse,  von  einer  Tarantel  gebissen  worden  zu  seyn.  Aber  zu  weit  hat  sich  Bii- 
schuig  durch  die^e  und  ahnliche  Geständnisse  und  obige  Erzählungen  verleiten  las- 
sen, 


24*1 

seil,  wenn  er  nun  jeden  verketzert,  der  noch  an  die  Schädlichkeit  des  Tarantel« 
fcisses  zu  glauben  sich  erkühnt,  und  der  verdienstvolle  und  bescheidene  Herbst 
scheint  selbst  hierhey  mehr  aus  Schonung,  als  aus  Überzeugung  die  Beschuldi- 
gungen der  Taranteln  auf  die  Solpugen  übergetragen  zu  haben.  Das  was  er  hier- 
über sagt,  ist  zu  interessant,  als  dafs  ich  es  nicht  hier  wörtlich  mittheilea  sollte. 
„Wenn  man,  schreibt  er,  die  Erzählungen  von  den  apulischen  Taranteln  ohne 
Vorurtheil  lieset  und  darüber  nachdenkt,  so  ist  es  der  unpartheyisohen  Wahrheits- 
liebe viel  gemässer  und  billiger,  dafs  man  annimmt,  es  gäbe  wirklich  im  südli- 
chen Italien  eine  hieine  Art  von  Solpugen,  welche  aber,  grade  weil  sie  zu  unbe- 
deutend scheint,  übersehen  und  dagegen  irgend  eine  grosse  Spinne  in  Anspruch 
genommen  wird ,  sie  müsse  die  Vergifterin  seyn ,  als  dafs  man  mit  Büsching  alles, 
was  man  von  dem  Gift  der  Taranteln  sagt,  schlechtweg  für  Einbildung  oder  Betrug 
erklärt.  Die  Einwohner  von  Tarent  und  den  umliegenden  Gegenden  haben  eine 
Tradition  von  giftigen  Insekten ,  welche  mitten  im  Sommer  zuweilen  Menschen 
verletzen  ,  so  dafs  üble  Nervenzufälle  darauf  erfolgen.  Diese  mündliche  Überlie- 
ferung besagt  es,  es  sey  eine  Spinne,  welche  tanze  und  schwarz  mit  weissen  Stri- 
chen sey.  Dieses  hat  man  nach  und  nach  dahin  gedreht,  dafs  man  das  Tanzen, 
welches  Aristoteles  als  Kennzeichen  des  Giftkankers  .angiebt,  für  das  Symptom  oder 
gar  für  die  Kur  eines  von  einer  Tanzspinne  Verwundeten  hält,  und  dafs  man  recht 
grosse  Spinnen  aufsucht,  welche  schwarz  und  weifs  sind,  um  sie  für  Taranteln  aus- 
zugeben, in  der  Meinung  eine  recht  grosse  Spinne  könne  ja  viel  besser  verwun- 
den, als  ein  ganz  kleiner  Kanker.  Dafs  mehrentheils  Frauenzimmer  und  Bettler 
von  den  Bissen  der  sogenannten  Taranteln  getroffen  werden,  das  ist  kein  so  bün- 
diger Beweis,  wie  Büsching  es  glaubt,  dafür,  dafs  alles  Einbildung  und  Betrügerey 
eey.  Frauenzimmer  und  Bettler  sind  weniger  bekleidet,  als  Männer  und  reiche 
Leute.  Die  blossen  Arme  thun  hier  wohl  das  wenigste.  Die  Geschlechtstheile, 
welche ,  nach  jetzigen  Sitten ,  bey  den  Mannspersonen  durch  die  Beinkleider  ge- 
schüzt  werden,  sind  bey  den  Weibern  den  Anlauf  dieser  Insekten  ausgesezt.  *  Doch! 
ich  will  es  versuchen,  noch  einige  Zweifei  und  Gründe,  sowohl  gegen  die  Über- 
treibungen, als  gegen  die  gänzliche  Abläugnung  der  nachtheiligen  Folgen  des  Ta- 
rantelbisses hier  beyzufügen. 

Was  die  ältere  Behauptung  betrifft ,  dafs  der  Tarantismus  Folge  des  Taran- 
telbisses sey,  so  streitet  dagegen  die  Geschichte,  indem  man  vor  dein  fünfzehnten 
Jahrhundert  bey  keinem  Schriftsteller  einige  Erwehnung  von  dem  Tarantismus 
findet,  ohngeachtet  die  Taranteln  in  jenen  Gegenden  überall  bekannt  waren.     Es 

5 1  scheint 


24* 

scheint  also,     dafs  dieser  eine  neue  Krankheit  sey,    zu  deren  Entstellung  ausser 
der  veränderten  Lebensart  und  mancherley  andern  Umstünden  ,  auch  die  Lage  und 
Beschaffenheit  des,    als  die  schmuzigste  und  unreinlichste  Stadt  im  ganzen  König- 
reiche Neapel,     bekannten   Tarents    beygetragen  haben  können.       Dieses  macht 
noch  wahrscheinlicher  das  auffallende  Mifsverhältnifs  zwischen  den  Mannspersonen 
und  Weibspersonen,   welche  am  Tarantismus  leiden,     da  man  oft  keine  einzige 
Mannsperson  unter  tausend  Tanzenden  findet,    die  Weibspersonen   aber  in  jener 
Gegend  beständig  zu  Hause  bleiben  und   durch  ihre  sitzende  Lebensart,    zur  Er- 
zeugung eines  dicken,  schweren  Bluts,  zu  Stockungen  und  Verstopfungen  in  den 
Eingeweiden  des  Unterleibes  und  den  hiervon   gewöhnlich  abhängenden  hysteri- 
schen  und  krampfhaften  Beschwerden,    dem  Veitstanz  und   der  Melancholie,  Ge- 
legenheit geben.     Noch  mehr  beweisen  die  Kinder ,    die  Fremden  und  Reisenden, 
von  welchen  man  kein  Beyspiel  weifs ,    dafs  sie  vom  Tarantismus  befallen  worden 
wären,  die  Gewifsheit,  dafs  dieser  keine  mit  dem  Tarantelbifs  in  Verbindung  ste- 
hende   Krankheit    seyn   kann,     weil  selbst  aus  Herbsts  Gründen    nicht    einleuch- 
tet,   warum  alle  diese  vom  Solpugenbifs  verschont  bleiben,     da   die  Kleidung  der 
Kinder  und  der  reisenden  Frauenzimmer  diesen  Insekten  eben  sowohl  den  Zugang 
zu  den  unteren  Theilen  des  Körpers  erlaubt.     Ferner  wissen  selbst  die  am  Taran- 
tismus leidenden  und  ihn  als  Folge  des  Tarantelbisses  ansehenden  Weibspersonen 
nie  anzugeben,  ob,   wo  und  wenn  sie  gebissen  worden  sind;   sondern  ihre  ganze 
Aussage  gründet  sich  immer  nur  auf  Muthmassung.       Auch   ist  nicht  einzusehen, 
warum  die  Kranken  blos  zu  einer  gewissen  Zeit  des  Jahres  und  nicht  so  lange  fort- 
tanzen,   als  noch  Tarantelgift  im  Körper  rückständig  ist,    da  sich  dieses  doch  un- 
möglich im  menschlichen  Körper  wieder  erzeugen,   und  erst  nach  Jahresfrist  wie- 
der in  dem  Grade  anhäufen  kann ,    welcher  vermögend  ist ,    so  heftige  Nervenrei« 
Zungen  hervorzubringen.      Endlich  ist  das  Hauptsympton  selbst   im  Widerspruche 
mit  der  erregenden  Ursache.      Das  Tarantelgift  soll  einen  beständigen  Trieb  zum 
Tanzen  veranlassen  und  gleichwohl  tanzen  die  am  Tarantismus  leidenden  nie  von 
sich  selbst,  sondern  immer  erst,  nachdem  sie  durch  die  Musik  hierzu  erweckt  wor- 
den sind.      Hingegen  ist  es  hypochondrischen  und  melancholischen  Personen  ei- 
gen,    durch  Musik  zu   einer  ungewöhnlichen  Munterkeit  und  zum  Tanz   erweckt 
zu  werden.     Dieses  Mittel  erheitert  den  Geist,    sezt  den  Körper  in  Bewegung  und 
befördert  die  Ausdünstung;  kein  Wunder!  wenn  davon  in  den  meisten  Fällen  gute 
Wirkung  verspürt  wurde ,     und  wenn  man   daher  immer  die  Mu9ik  als  Heilmittel 
des  Tarantismus  brauchte,  ja  sogar  gewogen  wurde ;  sie  dann  anzuwenden,  wenn 

die 


die  auf  den  Tarantelbifs  zu  erfolgen  pflegende  Schläfrigkeit  und  übrigen  Zufälle, 
mit  denjenigen  des  anfangenden  Tarantismus  selbst  verwechselt  worden  sind. 
Die  Eigenheiten  der  Geberden  und  des  Tanzes ,  welche  von  den  convulsivischen 
Bewegungen  der  Kranken  abhiengen ,  machten  es  wahrscheinlich  nothwendig  die 
besondern  Compositionen  von  Melodien  und  Gesangen  zur  Tanzkur  zu  erfinden, 
die  man  bey  Blancard ,    Hafenreff  er  und  Schott  angegeben  findet. 

Ich  komme  nun  noch  auf  einige  Gründe  gegen  die  gänzliche  Abläugnung 
aller  üblen  Zufälle  des  Tarantelbisses.  Erstlich  fragt  es  sich:  ob  bey  den  neuer- 
lich mit  den  Taranteln  angestellten  Versuchen ,  nicht  das  unschädliche  Insekt  mit 
dem  schädlichen  verwechselt  worden  ist?  Denn  nur  ersteres,  nicht  aber  lezteres 
konnte  die  gehörigen  Resultate  liefern.  Bagliv  sagt  ausdrücklich,  dafs  nur.dieapu- 
lischen  und  nicht  einmal  die  auf  den  Anhöhen,  sondern  nur  die  in  den  warmen 
Gründen  und  Thälern  Apuliens  sich  aufhaltenden  Taranteln,  und  zwar  nur  in 
der  heissesten  Jahrszeit  die  von  ihm  geschilderten  Zufälle  hervorzubringen  im 
Stande,  alle  übrige  Arten  aber  unschädlich  seyn,  und  der  ungenannte  Verfasser 
der  Beobachtungen  in  den  Ökonomischen  Heften  stimmt  hiermit  vollkommen  über- 
ein. „Es  hat  sich  zugetragen,  schreibt  er,  dafs  ich  auf  meinen  Reisen  in  Italien 
und  südlichem  Frankreich,  wo  schlechte  Wirthshäuser  und  Herbergen  gar  gemein 
sind,  zuweilen  in  der  Lagerstätte  Taranteln  gefunden  habe,  die  sich  ins  Bettlacken 
verkrochen  hatten,  weil  sie  die  Wärme  sehr  lieben;  allein  sie  thaten  mir  nichts 
und  die  Leute  des  Orts  und  der  übrigen  Gegend  sagten  alle,  man  wisse  von  kei- 
nem Beyspiel,  daTs  dies  Thier  jemanden  etwas  zu  Leide  gethan  habe.  Nur  allein 
die  in  Apulien  hält  man  für  giftig  und  viele  sind  der  Meinung,  dafs  diese  Art  wenn 
sie  unter  dem  heissen  Erdgürtel  vorhanden  wäre,  durch  ihren  Bifs  tödtlich  werden  wür- 
de.11 Offenbar  hat  man  also  darinnen  gefehlt,  dafs  man  die  Versuche  nicht  art 
Ort  und  Stelle;  sondern  in  Neapel,  in  Rom  etc.  angestellt  und  vielleicht  nicht  ein- 
mal immer  die  Jahreszeit  dabey  in  Betrachtung  gezogen  hat.  Hierzu  kommt,  dafs 
selbst  das  wahre,  gefährliche  Insekt ,  wenn  auch  mit  demselben  in  den  Feldern 
Apuliens ,  bey  der  drückendsten  Sonnenhitze  Versuche  gemacht  werden ,  durch- 
aus nicht  immer  dasselbe  Resultat  liefern  kann,  weil  es  darauf  ankommt,  ob  es 
den ,  zu  einer  bedeutenden  Verwundung  erforderlichen  Giftvorrath  noch  bey  sich 
führt,  oder,  ihn  schon  durch  vorhergegangene  Bisse  verschwendet  hat;  denn  als- 
dann mufs  es  eben  so  unschädlich  seyn,  wie  der  bey  erneuerten  Stichen  vom 
Gifte  erschöpfte  Skorpion.  Überhaupt  aber  fragt  es  sich  noch:  ob  diejenigen  Män- 
ner, welche  jene  entscheidend  seyn  sollenden  Versuche  mit  den  Taranteln  ange- 
stellt, 


»44 


stellt,  oder  ohne  eigne  Versuche  darüber  abgesprochen  haben,  wirklich  als  conr- 
petente  und  unpartheyische  Richter  anerkannt  werden  können?  Vom  Dr.  Clariüo 
erfahrt  man  nicht,  ob  er,  ehe  er  sich  von  den  Taranteln  beissen  liefs,  nicht  ein 
Präservativ  genommen,  oder  wenigstens  Wein  getrunken  hat,  dessen  Gebrauch 
vor  oder  nach  dem  Bifse  der  Taranteln ,  keinesweges  für  unbedeutend  und  nutz- 
los angesehen  werden  darf,  da  der  Wein  von  Jeher  gegen  die  Aufname  der  Krank« 
heitsstoffe  mit  offenbarem  Nutzen,  als  ein  treffliches  Verwahrungsmittel  angewen- 
det worden,  ist.  Die  Versuche  Borchs  und  des  ungenannten  Verfassers  des  Auf- 
satzes in  den  ökonomischen  Heften ,  werden  daher  durch  den  Gebrauch  des  Weins 
ganz  zweydeutig.  Der  Gebissene  des  lezteren  selbst  versicherte,  er  würde  das  Juk- 
ken,  welches  der  Tarantelbifs  veranlafste,  nicht  ausgehalten  haben,  wenn  er  sich 
nicht  berauscht  hätte.  Da  nun  aber  die  bisher  angestellten  Versuche  selbst  noch 
diesen  und  ähnlichen  Zweifeln  unterworfen  sind;  so  verräth  es  wenigstens  Vorei- 
ligkeit, im  Vertrauen  auf  dieselben  im  nördlichen  Teurschlande  eine  Sache  für  thö- 
richt  und  lächerlich  erklären  zu  wollen  ,  die  durchaus  mehrjährige,  an  Ort  und  Stelle 
selbst  gemachte  und  gesammelte  Erfahrungen  voraussezt. 

In  Rücksieht  Herbsts  besonderen  Meinung,  welcher  lieber  Solpugen  annimmt, 
um  nichts  auf  die  Taranteln  kommen  zu  lassen ,  scheint  mir  doch ,  dafs  von  der 
Aranea  Avicularia ,  deren  Giftigkeit  anerkannt  und  durch  den  Bau  ihrer  Gebifs- 
werkzeuge  so  gut,  als  die  Giftigkeit  der  Solpugon  erwiesen  worden  ist,  eben  so- 
wohl ein  analogischer  Schlufs  auf  kleinere  Spinnen  statt  iinde,  als  Herbst  von  den 
grösseren  Solpugen  auf  die  kleineren  macht,  wenn  auch  die  Wuth,  mit  welcher 
sich  die  gereizte  italiänische  Tarantel  zur  Gegenwehr  setzet,  nicht  schon  zu  erken- 
nen gäbe,  dafs  sie  nicht  unvermögend  sey,  ihren  Gegner  auf  eine  empfindliche 
Art  zu  empfangen ,  und  die  Giftigkeit  der  ausserhalb  Italien  vorkommenden  Ta- 
ranteln nicht  durch  die  glaubwürdigsten  Zeugnisse  der  russischen  Naturforscher 
ausser  Zweifel  gesezt  worden  wäre,  und  auf  die  Giftigkeit  des  ganzen  Tarantelge- 
schlechts zu  schliessen  berechtigte.  In  der  Krhnm  wurden  nach  Pallas s  Erzeh- 
lung  fast  bey  jedem  Regimente  des  Nachts  zwey  bis  sechs  Personen  von  den  Ta- 
rantel« beschädiget,  welche  sich  den  Nachtfeuern  näherten  und  in  die  Zelter  lie- 
fen, wo  Licht  brannte.  Die  Gebissenen  schrien  beständig  für  Schmerzen,  wur- 
den unsinnig,  sprachlos,  lachten  wider  Willen,  quälten  sirh  jämmerlich,  und  hat- 
ten grosse  Hitze.  Der  gebissene  Theil  schwoll  auf,  wurde  roth,  blau,  schwarz 
und  solche  Patienten  starben  in  zwey  bis  drey  Tagen.  Doch  hatten  nur  weni- 
ge dieses  Loos,    und    die    meisten    wurden   gerettet    und  in  vier  bis  acht  Tagen 

ge- 


»45 

gesund,  wenn  man  ihnen  gleich  Theriak  gab ,  und  diesen  auch  äusserlich 
auflegte. 

Auch  die  dalmatische  Tarantel,  welche  die  Einwohner  der  Grafschaft  Trau 
Pauk  nennen,  haaricht  und  gefleckt,  wie  die  apulische  Tarantel,  nur  in  der  Farbe 
verschieden  ist,  ist  nach  Lister  sehr  wild  und  bösartig.  Die  Bauern,  die  in  der 
heissen  Jahreszeit  im  Felde  arbeiten  müssen,  werden  oft  von  derselben  gebissen. 
Ihre  Kur  besteht  aber  darinnen,  dafs  sie  den  Kranken  auf  ein  schlaffes,  oben  an 
Haken  befestigtes  Seil  setzen  und  fünf  bis  sechs  Stunden  schwingen  —  ein  Mittel, 
welches  viel  Ähnlichkeit  mit  der  italienischen  Behandlungsart  der  von  den  Taran- 
teln Gebissenen  hat. 

Noch  gedenkt  die  Verfasserin  der  Voyages  to  the  Madeira  einer  gefährlichen 
Tarantel.  „Man  findet,  schreibt  sie,  auf  Antigua  an  felsigten  Orten  nnd  unter 
alten  Ruinen  eine  Art  von  Tarantel,  deren  Bifs  Gonvulsionen  und  Strangurie  ver- 
ursacht, und  zu  Zeiten  tödtlich  seyn  soll.  Doch  hat  die  Musik  auf  die  Gebisse- 
nen keine  besondere  Wirkung."  Diese  und  ähnliche  Erzehlungen  rechtfertigen 
sicher  mehr  die  ältere,  als  die  neuere  Meinung  über  die  Schädlichkeit  des  Taran- 
telbisses, und  lassen  um  so  weniger  einsehen,  warum  man  gerade  die  in  einer 
nicht  minder  warmen  Gegend  sich  aufhaltenden  apulischen  Taranteln  für  ganz, 
schuldlos  erklären  will,  da  nach  dem,  was  von  der  Schädlichkeit  der  Spinnen 
überhaupt  gesagt  worden  ist,  ungleich  kleinere  Spinnen,  als  die  Taranteln  sindt 
schädlich   werden   können. 


75.    Die  amerikanische  Vogelspinne.  Tab.  IX.  Fig.  2 — 9. 

Aranea  Avicularia  thorace    orh-iculato    eonvexo :     eentro    transversim    excavato.      Lino» 

Syst.  nat.    T.  I.  P.   V.   p.    2957.   o.   32.     Amoen.   aead.   I.    p.   323.   —      Habitat  in 

America,   aviculis ,  insectis  insidians ,   troclulos   exhauiiens. 


Albin  natura]  Hisf.  of  the  Spiders,  Tab.  XXXIV, 
XXXV.  Fig.  173  et  174. 

Am  o  reux  Notice   des  Ins.    p.  214. 

Backers  Beytiäge  zum  nützlichen  Gebrauch  des 
Mikroskopii,  Th.  II.  Augsb.  1754.  8-  Kap-  XX. 
S.   53t. 

Bankrofts  Naturgeschichte  von  Guiana,  aus  dem 
Engl.  Frankf.  u.  Leipz.  8.  1769.  S.  148-  Vogel-  oder 
Kolibrispinne. 

Berlinische  Mannigfaltigkeiten ,  B.  IV.  8.515.  Nham- 
än,  der  Kolibri/r  esst  r,  B.  V.  S.  66.  Naturgeschichte 
4er  Brasilianischen  Winkelspinne. 


f&ibiiotheque  universelle  et  historique  de  l'anne'e  168? 
Tom.  IV.  aus  dieser  in  Berl.  Samml.  B.  VIII.  S.467. 

Blanckard  van  de  Rupseu  ,  Wonnen,  Maden  etc. 
Tab.  XVII.  Fig.  A.  in  der  teutsch.  Ausgabe:  Schau- 
platz der  Raupen-,  Würmer  und  Maden,  Leipz.  169.0, 
S.  99.  Tab.  XVII. 

Biumenbach's  Hancfb.  i.  N.  G.  S.  391.  n.  5,. 
aranea  Jluicxlaria  ,   die  Buschspinne. 

Borna re  Dict.  Tom.  VII.  p.  370. 
Clusii,   C.  Curae  posteriores,     Antverp.    1611. 
Folio,  p.  47. 

Ca- 


2-46 


Cuvier  Tableau  eMementaire,  p.  469.  L'arai- 
gn/e  des  oiseanx. 

Degeer's  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  B.  VIT.  S.  72  und 
I2i.  Tab.  XXXV11I.  F.  8  —  )  o.  Araigtiii  des  oiseaux, 
die  rogt'hpinne. 

Fabricii  Mant.  Ins.  I.  p.  346.  n.  48-  Spec.  ins. 
II.   p.   545.  n.  46.  Syst.  Ent.  p.  438    n    35. 

Fermin's  Reise  durch  Surinam,  Th.  II.  S.  273. 
Armem  maximus  ,   Holland.  Spinnen-  Koppen. 

Jo  11  s  to  n  i  i  Hist.  nat.  de  Insect.  Lib.  11.  p.  1  40. 

Kleemanns  Beyträge  zu  Rösels  Insectenbelust. 
Tl)  I.  S.  85-  Tab.  XI  und  XII.  Die  grosse  schädliche, 
braune ,   zottigte   lf estindische  IVinkelspinve. 

Knorr,  G.  W.  Deliciae  Naturae  selectae  II.  p.  20. 
Tab.  F.  Fig.  1.  2. 

Laet,  J.  de,   Novus  Orbis ,  T.  570. 

Leskes  Anfangsgr.  d.  Naturgesch.I.S.  489.  n.  3. 

Les  sers  Theol.  d.  Insekten,  S  65.   Nhamduguacu. 

Marcgravii,  G.  Hist.  rer.  nat.  Brasil.  Lib.  VII. 
Cap.  Hl.  p.  248'    Nlwindu  Gitacu  ,    der  Brasilianer. 

Wartini    Naturlexik.  11.   p.  240. 

Mead,  R.  Amechanical  account  of  Poisons  in 
Several  essays.   p.  88- 

Merian,  M  S.  Dissert.  de  generat.  et  metamorph. 
ins.  Surinamens.  Hagae  1736.  p.  18.  Tab.  XVIII. 

Meyer's,  D.  F.  A.  A.  Versuch  zur  näheren  Be- 
stimmung   einiger    schädlichen    Insekten,     in    Voigts 


Magaz.  für  das  Neueste  aus  der  Phys.  und  Naturgesch. 
B.  IX    St.  II.  S.  8  3-    Amerikanische  [rogel  spinne. 

Müllers  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  10&0. 
n .   31.    Der  Kolibrifresser. 

Museum  Lud,  Ulricianum,   p.   428. 

Neuer  Schuupl.  der  Kat    II.  S.   191, 

Neues  Hamburg,  Magaz.   St.  84- 

Olearii  Gottorfi-che  Kunstkammer ,  4.1666.  p, 
29.  Tab.  XVII.  F.  2.    Aran.   Avicularia. 

OnoMuit.  Hist    Nat.    P.  1.    p.   66s     Die  lrogelspinne. 

P  i  s  o  n  i  s ,  G.  de  Indiae  utrinsq.  re  naturali  et  nie- 
dica  Lib  XIV.  p  284  und  ejusd.  de  Medicina  Brasi- 
liensi  Libr.  IV.  p.  44. 

Qua  treme  re-  Disjon  val  Araneologie.  S.  107. 
Die  surinamische  Rogelspinne  oder  Busckspinne. 

Reise  eines  franz.  Üfßcitrs  nach  den  Inseln  Frankr. 
und  Bourbon  ,  dem  Vorgeb.  d.  G.  H.  Altenb.  1774, 
%.  S.   :oo.   Die  grosse  fürchterliche  Spinne. 

Seh  w  am  merdamm  s  Bibel  der  Nat.   S.  20. 

Sebae  locupl.  rer.  nat.  Thes.  descript.  Tom.  I.  p. 
109.  Tab.  LX1X.   F.  2.3.  Tom  II.   Tab.  XXXX1    C. 

Sulzers  Geschichte  der  Insekten  ,  S.  248.  Tab. 
XXXV.  Fig.  15.    Die  Kolibrifresseritt. 

Unzers,  J.  A.  Sammlung  kleiner  physikalischer 
Schriften  ,  S.  263. 

Wormii,  O.  Museum,  Tab.  244. 


Diese  Riesin  unter  den  Spinnen,  1'wovon  gegenwärtige  Abbildung  (Tab.  IX. 
Fig.  2.)  nur  eine  von  mittlerer  Grösse  vorstellt,  ist  nach  Termin  meistens  einer 
Faust  grofs,  nicht  selten  aber  hat  sie  mit  ausgestreckten  Füssen  den  Umfang  der 
gröfsten  Handfläche,  nach  Mead  aber  eine  Grösse,  welche  diejenige  der  größten 
europäischen  Spinnen,  wohl  fünfzig  mal  übertrifft.  Ihre  ganze  Oberfläche  ist  rauh- 
haarichtj  bis  auf  das  Brustschild,  welches  mit  kürzeren  und  weniger  borstigen 
Haaren  bewachsen  ist,  im  Alter  aber  soll  sie  mit  einem  sammetartigen  Schimmel 
bedeckt  seyn.  In  Rücksicht  der  Farbe,  welche  nach  jeder  jährlich  erfolgenden 
Häutung  dunkler  wird ,  findet  man  zweyerley  Abänderungen ,  eine  grosse  schwarz- 
braune oder  dunkelolivenfarbe  mit  rost-  oder  zimmtfarbigen  Fufsenden ,  und  eine 
kleinere,  deren  ganzer  Körper  leztere  Farbe  hat.  Unten,  um  die  Maxülen  (Fig.  4-) 
haben  jedoch  beyde  Varietäten  fuchsrolhe  Haare.  Der  Brustschild  (Fig.  2.)  ist 
grösser  als  der  Hinterleib,  vorne  etwas  schmäler,  hinten  breiter  und  eckigter, 
obenher  aber  flach  und  in  der  Mitte  mit  einer  nabeiförmigen  Vertiefung  verse- 
hen ,  aus  welcher  gegen  den  Rand  des  Brustschilds  so  viele  Furchen  auslaufen, 
als  die  Spinne  Füsse  hat.  Zwey  dieser  Furchen  umfassen  am  Vordertheile  des 
Brustschilds  eine  kleine,  langlichte,  in  die  Quere  liegende,  am  Vorderrande  zwey- 

mal 


mal  am  Hinterrande  und  an  den  zwey  Seitenriindern  einmal  ausgeschweifte  Erha? 
benheit,  die  von  Haaren  entblöfst  und  unter  dem  Mikroskope  betrachtet  (Fig.  3.) 
rötlilicht-  dunkelbraun,  höckericht  und  mit  verschiedenen  Warzen  besezt  erscheint. 
Auf  dieser  Erhabenheit  sind  die  acht  rothgelben  blinkenden  Augen  vertheilt.  Zwey 
davon,  welche  in  gelbe  Ringe  gefafsten  Edelsteinen  gleichen,  sind  vollkommen 
rund,  weit  grösser,  als  die  andern  und  liegen  in  der  Mitte  neben  einander.  Von 
den  sechs  übrigen,  welche  alle  oval  sind,  stehen  die  zwey  grösseren  in  den  zwey 
stumpfen  Vorderecken,  die  vier  kleineren  aber  mehr  gegen  die  zwey  Hinterecken 
dieses  Augenhügels   gekehrt. 

Die  zwey  am  Vorderrande  des  Brustschilds  neben  einander  liegenden ,    un- 
terwärts gekrümmten  Ma.villen  (Fig.  2.   b  )   übertreffen    im    kleinen    das  fürchter' 
liehe  Gebifs  eines  Löwen  und  setzen   die  Schädlichkeit   und  Gefährlichkeit  dieser 
Insekten,    auch  ohne  weitere  Erfahrungen,   ausser  Zweifel.     Jede  Maxille  besteht 
aus  einem  braunen,    breiten  und  hartschalichten  Hintertheile,     welcher  unten  mit 
einer  Reihe   von  acht  kleinen  Zähnen   (Fig.  6.  b.)  und  mit  fuchsrothen  Haaren, 
oben  aber  mit  braunen  Borsten  besezt  ist,  und  aus  einem,  gebogenen  langen  Zahn, 
oder  einer  Klaue   («.)>    welche  überaus   spitzig,    hart   und  glänzend    schwarz  ist» 
An  der  Spitze  und  dem  scharfen  vordem  Rand  dieser  Klaue,    welche  das   Insekt 
ausser  der  Gebrauchszeit  einschlägt  (Fig.  5.),    entdeckt  man  schon  mit  blosen  Au- 
gen   eine  Vertiefung ,  welche  unter  dein  Mikroskope  (Fig.   7.  a. ),     wie  eine  läng- 
lichtrunde  und  schmale  Spalte  erscheint.     Diese  ist  das  eigentliche  Giftloch  dieses 
gefährlichen  Insekts,    durch  welches    dasselbe  seinen  schädlichen  Saft   in  die  mit 
den  Spitzen  dieser  Maxillen  geschlagenen  Wunden  fliessen  läfst.      In  dem  Wahne» 
dafs  eine  besondere  Heilkraft  in  denselben  stecken  mögte,  hat  man  ehemals  diese 
Maxillen  j  in  Gold    eingefafst  und   sich   derselben    als   Zahnstocher    zur  Verhütung 
der  Caries  in    den  Zähnen   und    der  Zahnschmerzen  bedient.       An    die  Maxillen 
schliessen  sich  zu  beyden  Seiten  die  ziemlich  langen,    aus  fünf  Gliedern  bestehen- 
den Fänger  oder  Palpen  (Fig.  2.  a.  a.  und  Fig.  4-  a-  a-)  an,  deren  Vorderglied  stark 
behaart  ist.     Beym  Männchen  sieht  man  am  untern  Rande  (Fig.  8.  a. )  dieser  Pal- 
pen  eine  kleine   glänzende  Kugel   mit  einem  sehr  dünnen  und  spitzigen  haken- 
förmigen Anhange.       Wahrscheinlich  ist  dieser  Theil  das  männliche  Geschlechts- 
glied ;  vielleicht  dient  er  auch  noch  besonders  zum  Festhalten    der  Beute  und  zu 
ihrer  Annäherung  an  die  Maxillen.       Ausser  den  Frefswerkzeugen  sind  noch  am 
Brustschilde  befestiget,  die  acht  langen,  dicken  und  haarichten  Füsse,  deren  vor- 
deres und   hinteres  Paar  länger   als  die  zwey  mittleren  Paare    ist  und  oft  mehr 

aU 


a48 

als  vier  Zoll  in  der  Länge  zu  haben  pflegt.  Jeder  Fufs  besteht  aus  vier  Gliedern, 
wovon  das  dritte  des  ersten  Paares  eine  rauhe,  knotige  Hervorragung  (Fig.  2.  c.  c.) 
hat,  alle  aber  mit  breiten,  oben  erhabene«,  unten  platten  Fufsblättern  und  zwey 
kastanienbraunen  Klauen  (Fig.  9.)  versehen  sind.  Den  runden,  oben  gewölbten 
Hinterleib  vergleichen  einige,  der  Grösse  nach,  mit  einem  Tauben-  andere  mit 
einem  Hünereye,  welche  Verschiedenheit  nothwendig  von  der  verschiedenen  Grösse 
des  ganzen  Insekts  selbst  abhängt.  Hinten  ist  er  mit  zwey  schwanzähnlichen,  haa- 
ricl.'ten,  und  zwey  gliedrichten  Anhängen  versehen  (Fig.  4.  d. ),  welche  beym  Männ- 
chen länger  als  beym  Weibchen  sind,  von  Seba  für  die  Geschlechtstheile  gehal- 
ten werden,  wohl  aber  nichts  anderes  als  die  Spinnwarzen  sind,  da  noch  zwey 
ähnliche  kleinere  unter  denselben  liegen.  Piso  meldet,  dafs  sie  sich  mit  verkehr- 
ten Leibern  begatten.  Doch  gehört  dieses  noch  zu  dem  unberichtigten  Theil  der 
Naturgeschichte  dieser  Spinnenart. 

Ihre  Nahrung  besteht  in  allerley  Insekten.  Vorzüglich  verfolgen  sie  die  suri- 
namischen Waldameisen  und  Kakerlaken.  Sogar  wagen  sie  sieh  an  kleine  Vögel, 
besonders  an  die  Kolibris,  die  sie  in  ihren  Nestern  überfallen,  tödten  und  ihre 
Evei  aussaugen.  Von  lezterer  Eigenschaft  hat  man  ihnen  auch  den  Namen  Vo- 
gehpinnen  oder  Kolibrifresserinnen  gegeben. 

Ihr  Vaterland  ist  Südamerika ,  vorzüglich  Surinam  und  die  Insel  Mevis ,  wo 
sie  sich  in  <\en  Löchern  alter  Mauern,  hauptsächlich  aber  auf  Bäumen,  nach  Fer- 
min  auch  auf  den  Pflanzungen  zwischen  den  Wurzeln,  die  zur  Nahrung  der  Skla- 
ven dienen,  alsPatatten,  Ignamen  oderTejan,  und  auf  der  Krone  der  Ananas 
aufhalten.  Sie  spannen  keine  grossen  Gewebe  aus,  sondern  spinnen  sicli  geraum 
mige,  eyförmige  Nester,  oft  zwischen  den  Baumblättern ,  oft  blos  an  die  Baumäste, 
mit  welchen  diese  Nester,  die  ihnen  zur  Wohnung  und  Aufbewahrung  ihrer  Eyer 
dienen,  so  fest  zusammen  hängen,  dafs  sie  nur  mit  Mühe  losgerissen  werden  kön- 
nen. Wollen  sie  sich  von  einem  hohen  Baiune  herablassen;  so  ziehen  sie  einen 
dicken  Faden,   an  welchem  sie  langsam  herabsteigen. 

Man  hat  die  Schädlichkeit  der  amerikanischen  Vogelspinne  dadurch  zweifel- 
haft zu  machen  gesucht,  dafs  man,  wie  Blanckard ,  Mead  und  Markgrav  versichern, 
sich  ihrer  Maxillen  zu  Zahnstochern  bediente,  welche  doch  eigentlich  die  Giftlö- 
cher dieser  Insekten  enthalten.  Da  aber  diese  Maxillen  nur  die  Giftleiter ,  nicht 
die  Behältnisse  des  Giftes  sind,  der  erst  auf  gegebene  Veranlassung  durch  diesel- 
ben ausfliegst,  da  ferner  das  Gift  solcher  Insekten  nach  ihrem  Tode  nicht  mehr 
wirksam  zu  seyn  pflegt,    indem   es   seinen   animalischen  Geist  verloren   hat;    so 

sind 


a49 

sind  diese  Mamillen  blos  als  ausgetrocknete  Hülsen  und  die  ihrer  inneren  Fläche 
vielleicht  noch  anklebenden ,  unbedeutenden  Gifttheilchen  um  so  mehr  als  gänz- 
lich unschädlich  anzusehen,  da  sie,  wenn  sie  auch  durch  den  Speichel  erweicht 
würden,  doch  nicht  durch  das  zusammengezogene  Giftloch  mehr  dringen  können, 
und  die  übrige  hornartige  Oberfläche  der  Maxillen ,  kein  Durchschwitzen  des  auf- 
gelösten Gifts  verstattet.  Amoreux,  Blumenbach,  Degc.cr  u.  a.  m.  halten  im  Ge- 
gentheil  den  Bifs  dieser  Spinne  nicht  nur  für  schädlich,  sondern  auch  für  sehr  ge- 
fährlich, undMerianin  schreibt,  dafs  sie  mit  ihren  spitzigen  Zähnen  ,  gefährlich  beis- 
sen  und  verwunden  könne,  wenn  sie  zu  gleicher  Zeit  eine  gewisse  Feuchtigkeit 
in  die  Wunde  spritze.  Nach  Fermin  ist  ihr  Bifs  sogar  tödtlich,  wenn  nicht  auf 
der  Stelle  die  besten  Heilmittel  dagegen  angewendet  werden.  Der  von  ihr  Ver- 
wundete fällt  sogleich  in  Ohnmacht,  auf  welche  ein  tiefer  Schlummer  folgt,  und 
der  gebissene  Theil  wird  grün ,  gelb  und  schwarz  und  fängt  an  stark  zu  schwel- 
len. Auch  Piso  versichert,  das  Übel  nehme  öfters  so  sehr  überhand,  dafs  es  un- 
heilbar werde,  und  schreibt  ausserdem  noch  den  Haaren  dieser  Spinne  eine  bren- 
nende Kraft  zu ,  wenn  sie  auf  die  blosse  Haut  des  Menschen  fielen ,  welches  wegen 
ihrer  borstigen  Beschaffenheit  eben  so  wohl,  wie  bey  den  haarichten  Raupen,  der 
Fall  seyn  mufs. 

76.     Das   Jaikisc-he  Sechsauge.     Tab.  IX.  Fig.   10. 

Aranca     Senaculata,      thorace     subgloboso ,      abdomine     fasciis     flayis     nigrisque    vario. 

Lepechins    (Iwan)    Tagebuch    der  Reise    durch    verschiedene  Provinzen     des    Kussischen 

Reichs.   4.   Altenburg   1 77 1.   Th.   I.   S.    316.  Tab.  XVI.  Fig.    I,  —     Habitat 

in  Russia   austräte. 

Berlinische  Sammlungen,    B.   VIII.   S.    $\o.   Fif.    $. 

Listers   Naturgesch.  der  Spinnen  v.Göze,   3.264.11.135.    Das  tfaikisehe  Sechsatige. 

Diese  Spinne  ist  acht  bis  neun  Linien  lang,  hat  nur  sechs  Augen,  zwey 
gelbe,  schwarzpunktirte  Palpen ,  ein  graugelbliches  Brustschild ,  einen  ziemlich  lan- 
gen Hinterleib ,  welcher  wechselsweise  mit  gelben  und  schwarzen  Binden  bezeich- 
net ist,  gelb  und  schwarz  geringelte  Füsse,  von  welchen  das  vordere  Paar  schwarze, 
die  zwey  hintern  Paare  rostfarbige  Schenkel  haben. 

Sie  ist  in  der  Jaikischen  Steppe  zu  Hause,  macht  ihr  Gewebe  horizontal 
auf  den  Gewächsen,  und  wird  wegen  ihrer  Giftigkeit  von  den  Kalmücken  so 
sehr,  als  die  Taranteln  gefürchtet, 

52  77. 


a5o 


77.     Der   Jaikische   Vierpunkt.        Tab.   XIII.  Fig.   19. 

Aranea  quadripunetata ,   thorace  depresso,  abdomine  excavato,   globoso ,   lobato,  punctia 
in  dorso  nigris.     Lepechins    Tagebuch  Th.  I.  S.   316.    Tab.  XVI.  F.   2.  •— 1 

Habitat  in  Russia  australe. 


Berlinische  Sammlungen ,    B.  VIII.  S.  5ID.  Fig.  6. 

Li  s  te  r  s  Naturgesch.  d.  Spinnen  v.  Göze,  S.  265. 
n.  136.  Aranea  quadripunctata,  der  §f alkische  Vier- 
punkt. 

Pallas  Spicil.  Zool.  p.  46.  Tab.  III.  Fig.  14.  15. 


Aranea  tobata ,  nach  dessen  eignen  Übersetzung, 
S.  71.  Tab.  III.  F.  14.  15.  Die  IVinkelspimie  mit  wu£- 
stigem  Hinterleibe. 

Petiverii  Gazophyl.  Tab.  XII.  Fig.  II.  Arantoi- 

des  Capensis. 


Grösser  als  die  vorhergehende  Spinne  ist  der  Jaikische  Vierpunkt,  welcher 
ebenfalls  nur  sechs  schwarze  Augen  in  einer  Reihe  auf  der  Stirne  führet.  Seine 
ziemlich  langen  Palpen  sind  wie  der  ganze  Körper  silberfarb ,  der  länglichtrunde 
Brustschild  mit  zwey  schwarzen  Streifen  bezeichnet ,  der  ovale,  breite  und  dicke 
Hinterleib  mit  sechs  Einkerbungen  versehen  ,  wodurch  er  ein  lappichtes  Aussehen 
erhält.  Auf  dem  Vordertheile  des  Hinterleibes  sieht  man  vier  schwarze  Punkte, 
wovon  diese  Spinne  ihren  Namen  erhalten  hat,  auf  dem  Hintertheile  aber  vier 
Reihen  kleiner  Pünktchen.  Ihre  am  Brustschilde  befestigten  acht  Füsse  sind  ziem- 
lich lang,  schwarz  und  gelb  bandirt.  Ohngeachtet  PäUas"s  Aranea  lobaca  für  die 
nemliche  Spinne  gehalten  wird,  so  weicht  seine  Beschreibung  doch  zu  sehr  von, 
gegenwärtiger  ab ,  um  nicht  auf  die  Vermuthung  zu  kommen ,  dafs  sie  eine  ganz 
andere  Art  sey, 

Sie  beAvohnt  ebenfalls  die  jaikische  Steppe,  macht  ein  vertikalhängendes  Ge- 
webe, eilt  auf  die  in  dasselbe  gerathene  Beule  mit  der  gröfsten  Heftigkeit  zu,  und 
gehört  unter  die  wegen  ihrer  Giftigkeit  gefürchteten  Spinnen  jener  Gegend. 


78.     Die   spindelförmige   Spinne.     Tab.  IX.   Fig.    II, 

Aranea  fusiformis ,  corpore  conico,   thorace  nullo.   —     Habitat  in  Insulis  philippinis. 


Albin  natural  Hisr.  of  tbe  Spiders,  p.  55.  Tab. 
XXX VI.  Fig.  igo. 

Cameil  i,  G.  J.  de  Araneis  et  Scarabaeis  Phiüp- 
pensibus  observata,    in  philos.   Trans.  Vol.  XXVII. 


p.   3J0.    n.  331.     Araneus  mortiferus  Smaragdino- au- 
reus.  ( Banagati ,  die  Spindel). 

Listers  Naturgesch.  der  Spinnen  v.  Göze,   S.233. 
n.  1 1 .  Tab.  V.  F.  1  o.  Die  spindelförmig*  Spinne. 


Unter  ihren  übrigen  Schwestern  zeichnet  sich  gegenwärtige,  an  sich  Ideine 
Spinne,  durch  ihre  sonderbare  Gestalt  aus.  Ihr  ganzer  Körper  besteht  nemlich 
aus  Yier  Ringen,  welche  von  vorne  nach  hinten  allmählich  schmähler  werden,  und 

am 


2Jf 


am  Ende  eine  konische  Spitze  bilden ,  wodurch  er  ganz  die  Gestalt  eines  Krei- 
sels erhält.  Da  er  kein  besonderes  Brustschild  hat,  so  sind  die  acht  Fasse  an  die 
drey  vorderen  Ringe  artikulirl.  Am  vordem  Theile,  oder  an  der  Basis  des  Krei- 
sels, sieht  man  zwey  ziemlich  lange  Palpen.  Die  Farbe  des  ganzen  Insekts  ist 
grün  mit  Gold  vermischt. 

Es  hält  sich  gerne  auf  dem  Flieder  und  in  dem  abgefallenen  und  zusammen- 
geballten Laul)  desselben  auf.  Sein  Bifs  ist  so  giftig,  dafs,  wenn  er  nicht  auf  der 
Stelle  ausgebrannt,  oder  das  Dekokt  von  Dana  gebraucht  wird,  Menschen  und 
Vieh  davon  sterben. 


Skorpionen  überhaupt. 


AeHani  Hist.   animal.  LVI.  Cap.  XX. 

Aldrovandi  de  animal.  lnsectis,  Lib.  V.  Cap.  XI. 
remedia  ad  veneaum  Scorpionis. 

Anioreux   Notice    des  Ins.  reput.  venim.   p.  41. 

A  t  w  o  rd  s  Geschichte  der  Insel  Dominica  ,    S.  6  I. 

Baglivi  Dissertatio  de  Anatome,  Morsu ,  Effe- 
ctibus  Tarantulae  Antwerp.    1715.    p.  618. 

Beckmanns  Anfangsgründe  d.  Naturgesch.  S.  1 18. 

Bell,  J.  Voyage  depuis  Petersburg  dans  diverses 
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cenimun  \\  Sauvignargues  en  Languedoc. 

Klein,  J.  Th.  in  den  Versuchen  und  Abliandl.  d. 
naturforsch.  Gesellsch.  in  Danzig.  Th.  II.  Danzig 
1754.  S.  207. 

Lanzonus,  J.  de  ictu  Scorpionis,  in  Eph.  N.  C. 
Dec.  111.  ann.  1.  obs.  20.  p.  39. 

Leeuwenhoek  de  Scorpione  indico,  in  arcanis 
naturae  Ep.  1 1  8>  Continuat.  Epist.  Arcan.  Nat.  Ep. 
123-  P-  167.  Fig.  2  et  3. 

Leonis  (Johannis  Africani)  totius  Africae  de- 
scriptio  ,    Lib.  IX. 

Le  skes  Anfangsgr.   d    Naturgesch.  I.  S.  4I9. 

Lucatelli  Arcanorum   Theatrum. 

Mallet  de  la  Brossiere  l'Histoire  desObserva- 
tions  faites  a  Tunis  sur  deux  personnes  piquees  par  le 
scorpion ,  dans  le  Vol.  11.  de  la  Socie'te  Roy.  de  Me'de'- 
cine,  ann.   1777.  «778-  P-  3'5- 

Mau  per  tu  is  (P.  L.  M.  de)  experiences  sur  les 
Scorpions,  Mdm.de  l'Acad.  de  Paris  1731.  p.  317.  c.  f. 

Müller's  Linn.  Nat.  S,  d.  Ins.    B.  IL    S.   1088^ 

Muralto,  Scorpius,  in  Eph.  N,  C.  Dec.  IL  ann.  %, 
obs.  66.  f.  166. 

Keutr 


25^ 


Neuer  Schauplatz  d.  Nat.  VIII.  S.   53. 

Old  e  n  do  rp  Gesch.   der  Mission,    Th.I.  S.  129. 

Onomat.  ff  ist.  nat.  P.  VII.  p.  67. 

Fa  t  te  rsons  Reise  in  das  Land  der  Hottentotten, 
Bert.  1790.  S.  342. 

P 1  i  n  i  i  Hist.  nat.  Lib.  XI.  Cap.  XXV. 

Pocockes,  R.  Beschreibung  von  Kleinasien,  Th. 
III.  Buch  II.  Hauptstiick  5.  S.  87-  §•  77- 

Redi,  F.  Opusculor.  pars  prior  s.  Exper.  circa  Ge- 
llerat. Ins.  Amstel.  1686.  p.  66.  84.  c.  Fig.  Scorp. 
Tunetani. 

Rhodius,  J.  Scorpii  partus  ,  vis  venefica,  antido- 
tnm.  ObserV.  Cent.  III.  obs.  90.  p.  170. 

Rösels  Insektenbelustigung,   Th.  III.  S.  961. 

Russ  eis  Beschreibung  v.  Aleppo ,  Götting.  1798- 
Th.  II.  S.  119. 

Schaw,  Th.  Reise  durch  die  Barbarey  und  das 
Morgenland,   Th.  I.  S.  282. 

Sc  h  wammer  dam  ms  Bibel  der  Natur,  S.  41. 
Tab.  III. 


Scop«li  Entom.   carn.  p.  404. 

Seba,  A.  locupletlss.  rer.  nat.  tliesauri  accurar. 
descript.  T.  I.  p.  m. 

Sulzers  Gesch.  d.  Insekten ,   S.  255. 

Thaddaeus  D  unu  s  de  Scorpionis  veneno,  Mij. 
cell.  Cap.    IX.   p.    124. 

Turpin  histoire  de  Royaume  deSiam,  Tom.  I. 
p.  342- 

Unzers,  J.  A.  medicinisches  Handbuch,  I.eipz. 
1789-   S.  642. 

Valentini,  M.  B.  Museum  Museorum  ,  Franeof. 
ad  Moeu.  1704.  Vol.  II.  Cap.  38.  Amphitheatr.  Zoo. 
tomic.  Franeof.  1742.  Fol.  Pars  II.  p.  19z.  descriptio 
anatomica   Scorpii. 

Vallisneri  inEph.N.  C.  Ent.  III. Obs.  31.  p.  58. 

Vandeliii,  D  Dissertationes  tres  deAponii  tber- 
mis,  de  nonnullis  insectis  terrestiibus  etc.  Patoae 
1758.    t.  S.  Tab.   (agit  quoq.    de  Scorpione.) 

Wedel,  G.  W.  ex  Ocymo  non  nasci  Scorpiones, 
Eph.  N.  C.  Dec.  I.  ann.  3.  obs.  79.  p.  115. 


Auch  dieses  Insekt  hat  sich  schon  in  den  ältesten  Zeiten  durch  seine  Giftig- 
keit bekannt  gemacht.  Die  alten  Griechen  nannten  es  <rx6§TttoSi  die  alten  Römer 
Scorpius  und  Scorpio  und  diese  Benennung  behielten  die  Teutschen,  P'ranzosen  und 
Engländer  bey,  welche  es  Scorpion ,  so  wie  die  Holländer  und  die  Spanier,  es 
Scorpioen  und  Escorpion  zu  nennen  pflegen.  Seine  Grösse,  welche  schon  nach  dem 
Grade  seines  sehr  langsam  mit  dem  Alter  fortrückenden  Wachsthums  und  dem 
Geschlechte  sehr  verschieden  ist,  indem  die  Weibchen  immer  die  Männchen  an 
Länge  und  Dicke  übertreffen,  ist  es  noch  mehr  in  Rücksicht  des  Vaterlandes.  Am 
kleinsten  unter  allen  sind  nemlich  die  europäischen;  etwas  grösser  die  amerika- 
nischen ,  noch  grösser  die  afrikanischen  und  am  allergröfsten  die  asiatischen  Skor- 
pione. Überhaupt  aber  pflegt  ihre  Grösse  vom  Kopf-  bis  zum  Schwänzende  von 
einem  bis  zu  acht  Zoll  zu  steigen.  Eben  so  verschieden  ist  auch  die  Abwei- 
chung ihrer  Farbe.  Ganz  jung,  wenn  sie  so  eben  den  Leib  der  Mutter  verlassen 
haben,  sind  sie  weifs,  dann  aber  verändern  sie  allmählich,  nach  Verschiedenheit 
der  Art,  ihre  Farbe,  die  bald  schwarz,  bald  gelb,  bald  braunroth,  bald  dunkel- 
braun, bald  grün  und  schwarz  gefleckt  etc.  ist.  Da  sie  aber,  wie  die  Krebse, 
ihre  alten  Überzüge  oder  Bälge,  welche  man  bey  Klein  abgebildet  findet,  jährlich 
ablegen»  oder  sich  häuten;  so  wird  auch  ihre  Farbe  jährlich  dunkler. 

Wie  bey  den  Spinnen  ist  auch  bey  den  Skorpionen  Kopf  und  Brustschild 
in  einem  Stücke  vereiniget  und  ersterer  nur  der  Vordertheil  des  lezteren.  Über- 
haupt aber  ist  der  Brustsclüld  konvex,   vorne  schmäler,  als  hinten  und  hornartig. 

Oben 


2& 

Oben  und  beynahe  in  der  Mitte  desselben  stehen  an  den  Seiten  einer  kleinen  Er- 
höhung zwey  grosse,  blitzende,  hemisphärische  Augen  (Tab.  X.  Fig.  2.  a.  «.),  an 
der  rechten  und  linken  Seite  des  Vorderrands  aber,  bald  zwey,  bald  drey  kleinere 
(b.  b.),  nach  Verschiedenheit  der  Arten,  neben  einander.  Die  vor  lezteren  Augen 
gleich  unter  der  Stirne  eingelenkten  Freiswerkzeuge  bestehen  aus  zwey  grossen 
scheerenförmigen  Palpen ,  zwey  Mandibulen  oder  Frefszangen ,  zwey  Maxillen  und 
einer  doppelten  Lippe. 

Die  Palpen  (Tab.  X.  F.  1.  d.  d.  u.  F.  8.  e.  c),  welche  viel  länger,  als  die 
Füsse  sind,  bestehen  aus  fünf  Gliedern,  wovon  das  erste  und  kürzeste  unmittel- 
bar am  Brustschilde,  zwischen  den  Mandibulen  und  Lippen,  dicht  am  Maule  ein- 
gelenkt ,  und  wie  die  drey  nachfolgenden  mit  mehr  oder  weniger  scharfen ,  in  Li- 
nien aneinander  gereiheten  Körnern  besäet  ist,  das  lezte,  breiteste  und  längste 
aber  vollkommen  der  Scheere  eines  gemeinen  Flufskrebses  gleich  sieht ,  und  einen 
obern,  unbeweglichen  und  einen  untern,  beweglichen  Finger,  hat,  deren  scharfe 
Innenränder  mit  grösseren  und  kleineren  Zähnen  besezt  sind.  Alle  diese  Palpen- 
glieder hängen  unter  einander  mittelst  hellgelber  Häute  zusammen.  Ausserdem, 
dafs  die  Palpen  die  Stelle! der  Fühlhörner  vertreten,  indem  die  Skorpionen  damit 
die  Körper  betasten,  dienen  sie  ihnen  noch  besonders  zum  Fangen  und  Festhalten 
der  Beute  und  selbst  zur  Unterstützung  der  Füsse  im  Fortrücken  beym  Laufen. 

Die  Mandibulen,  oder  Frefszangen  (Tab.  X.  Fig.  1.  c.  Fig.  2.  c.  c.  Fig.  3.  a.  a.) 
sind  vor  und  zwischen  den  Palpen  eingelenkt,  hornartig  und  bestehen  aus  zwey 
Gliedern ,  wovon  das  vordere  ebenfalls  scheerenförmig  und  aus  zwey  an  der  In- 
nenseite gezähnten  und  mit  Haaren  bewachsenen  Fingern  zusammengesezt  ist,  de- 
ren äusserer,  wie  bey  den  grossen  Scheeren,  nur  eine  Bewegung  zuläfst.  Gleich 
unter  den  Mandibulen  liegen  die  zwey  hornartigen ,  breiten,  mit  ihren  Spitzen 
hakenförmig  gegen  einander  gekrümmten  Maxillen ,  welche  von  der  Unterseite  be- 
trachtet, gleich  ausserhalb,  hinter  der  Lippe  hervorblicken  (Tab.  XV.  Fig.  u.a.a.) 
von  oben  aber  erst  nach  weggenommenen  Mandibulen  sichtbar  werden ,  wo  sie 
(Fig.  12.  a.  a.)  dann  dicht  auf  den  Lippen  (•&.  b.)  liegen.  Die  Mandibulen  und 
Maxillen  nemen  zwischen  sich,  an  ihrer  Grundfläche  das  Maul  (Fig.  12.  c)  auf} 
welches  von  der  Unterseite  wieder  von  den  zwey  dreyeckigten ,  am  äussern  Rand 
etwas  bogigten,  am  innern  mehr  geradelinichten,  hornartigen  Lippen  (Fig.  12.  b.  b.) 
bedeckt  wird.  Wenn  der  Skorpion  frifst,  oder  vielmehr  saugt,  welches  sehr  lang- 
sam geschieht;  so  sind  seine  scheerenförmigen  Palpen  in  einer  Art  wankender  Be- 
wegung, welche  gleichzeitig  mit  der  Bewegung  des  Herzens  oder  mit  der  Respira- 
tion zu  seyn  scheint.  Der 


2  )  \ 

Der  mit  'dem  Brustsohilde  in  einem  Stücke  fortlaufende  Hinterleib  ist  lang- 
Lichtrund,  oben  und  unten  convex  und,  von  der  Rückenseite ,  aus  sieben  hornar- 
tigen  Ringen  zusammengesezt,  zwischen  welchen  bey  trächtigen  Weibchen  und 
solchen  Skorpionen ,  die  sich  sehr  angefressen  haben ,  ein  häutiges  Wesen  sicht- 
bar wird.  An  der  weicheren  Bauchseite  (Tab.  X.  Fig.  :6.)  sieht  man  hingegen  nur 
fünf  Ringe,  wovon  jeder  zu  beyden  Seiten  einen  braunen  kornartigen  Fleck  hat, 
welcher  ein  Luftloch  enthält,  so  dafs  also  auf  jeder  Seite  des  Hinterleibes  vier 
Luftlöcher  zu  stehen  pflegen.  Ausserdem  ist  noch  eine  Öffnung  (Fig.  6.  u.  7.  a.) 
gleich  am  Anfange  des  Hinterleibes  zwischen  den  hintersten  Füssen  sichtbar ,  wel- 
che mit  einer. am  Innenrande  runzlichten  Wulst  umgeben  ist.  Einige  Naturforscher 
hielten  diese  Öffnung  für  den  After,  den  aber  Herbst  mehr  bey  der  Einlenkung 
des  lezten  Schwanzglieds  sucht  und  dagegen  mit  andern  Naturforschern  dafürhält, 
dafs  sie  zu  den  Geschlechtstheilen  dieses  Insekts  gehöre.  Sowohl  jene  Öffnung, 
als  die  umgebende  Wulst  (Tab.  XV.  Fig.  1.1.  Ä.)  werden  zum  Theil  von  einem 
dreyeckigen  häutigen  Läppchen  (g. )  bedeckt,  mittelst  welchem  die  zwey  Kämme 
{£.  1.)  an  dem  Hinterrande  des  Brustchilds  befestiget  sind,  und  welches  sich  zu- 
gleich mit  bewegt,  wenn  sich  die  Kämme  bewegen.  Noch  immer  ist  man  in  Rück- 
sicht des  wahren  Nutzen  dieser  Kamm-  oder  flossenartigen  Theile  ungewifs.  Amo- 
reax  und  andere,  welche  bemerkten,  dafs  sie  sich  wie  die  Füsse  bewegten ,  waren 
der  Meinung,  dafs  sie  auch  eine  ähnliche  Bestimmung  hätten,  und  dem  Skorpione 
zum  anklammern,  oder  dazu  dienten,  dafs  er  sich  wie  auf  einer  Spindel  herum- 
drehen könnte,  während  seine  Füsse  seitwärts  und  rückwärts  Bewegungen  mach- 
ten: Denn  der  Skorpion  pflegt  bald  furchtsam  rückwärts,  bald  verwegen  vorwärts 
zu  gehen.  Fuefsly  hielt  sie  hingegen  für  eine  Art  Nahrungswerkzeuge,  aus  wel- 
chem die,  oft  noch  zwölf  Tage  nach  der  Geburt,  am  Körper  der  Mutter  verwei- 
lenden Jungen ,  ihre  Nahrung  zögen.  Da  aber  auch  das  Männchen  mit  solchen 
Kämmen  versehen  ist,  so  ist  wohl  Herbsts  Meinung  die  wahrscheinlichste,  dafs 
sie  nemlich,  gleich  den  ebenfalls  an  der  Brust  sitzenden  Afterfüssen  der  Krebse, 
zum  gegenseitigen  Anklammern  bey  der  Begattung  bestimmt  sind.  Die  an  densel- 
ben befindlichen  Finger  oder  Zähne,  haben  den  grossen  Linne  verleitet,  sie  als 
Unterscheidungsmerkmale  der  Arten  anzunemen.  Allein ,  da  sich  die  Anzahl  der- 
selben bey  einer  und  derselben  Art  nie  gleich  bleibt,  so  wrerden  die  Kammzäh ue 
wohl  immer  ein  sehr  trügliches  Merkmal  bleiben.  Der  Hinterleib  des  Skorpions 
verlängert  sich  in  einen  viel  längeren,  härteren  und  .Kornartigeren  Schwanz  (Tab.  X. 
Fig.  1.  e.  /.),  welcher  aus  sechs,  mit  mehreren  gekörnten  Längskanten  versehenen 

die- 


*55 

Gliedern  besteht,  und  mit  Haaren  hin  und  wieder  besezt  ist.  Die  diey  ersten  Glie- 
der sind  fast  von  einerley  Grösse  und  Bildung,  das  vierte  etwas  länger,  das  fünfte 
das  längste,  das  sechste  und  lezte  aber  ganz  an  Bildung  verschieden.  Es  stclll 
neinlich  nach  Maupertuis  eine  kleine  Phiole  mit  einein  harten,  spitzigen  Halse 
Tor,  an  welchem  Leeuwenhöek  nicht  weit  von  der  Spitze  eine  kleine  länglichte  Uli - 
nung  (Fig.  5.  c.)  auf  jeder  Seite  entdeckt  hat.  Der  Skorpion  mag  sitzen  oder 
kriechen,  so  trägt  er  immer  seinen  Schwanz  über  dem  Rücken  nach  vorne  ge* 
krümmt,  zum  Stiche  bereit.  Unten  am  Brustschilde  sind  die  acht  hornartigen 
Fasse  eingelenkt ,  deren  Länge  vom  ersten  bis  zum  lezten  Paare  proportionirt  zu- 
nimmt. Ihre  ersten  und  stärksten  Glieder  (Tab.  XV.  Fig.  e.  c.  d.  d.  c.  e.  f.  f.)  be- 
decken beynahe  die  ganze  untere  Fläche  des  Brustschilds,  die  drey  darauf  folgen- 
den sind  fast  eben  so  dick,  doch  länger,  die  drey  lezten  aber  machen  das 
Fufsblatt  aus ,  dessen  Endglied  mit  zwey  krummen  Krallen  versehen  ist».  Alle  diese 
Glieder  sind  in  den  Gelenken  durch  weisse  Häute  mit  einander  verbunden. 

Die  gewöhnliche  Nahrung  der  Skorpionen  sind  Asseln,  Spinnen,  Heuschrek- 
ken  und  andere  Insekten ,  die  sie  mit  den  Scheeren  ihrer  Palpen  fangen,  dann 
den  Mandibulen  und  Maxillen  überliefern  und  mit  den  Lippen  aussaugen.  Ist  ih- 
nen die  Beute  aber  durch  ihre  Grösse  überlegen,  so  strecken  sie  den  Schwanz- 
stachel über  den  Kopf  und  tödten  sie  zuerst  durch  den  Stich.  Fehlt  es  ihnen  an 
der  gewöhnlichen  Nahrung,  oder  sie  befinden  sich  gedrängt  beysammen,  so  zeh- 
ren sie  einander  selbst  auf  und  sind  so  grausam ,  selbst  ihre  Jungen  zu  fressen.  — 
Ein  abermaliger  Beweis  von  der  Sorgfalt  der  weisen  Natur  für  die.  Erhaltung  der 
Menschen  und  Thiere,  welche  bey  der  grossen  Fruchtbarkeit  dieser  Insekten  noth- 
wendig  leiden  müfste. 

Die  Begattung  der  Skorpione  hatte  noch  niemand  das  Glück  zu  beobach- 
ten. Fueßlfs  Wahrnemung  war  wahrscheinlich  nur  die  Vorbereitung  dazu.  Ver- 
muthlich  geschieht  sie  mit  aneinanderhängenden  Unterleibsflächen  mittelst  der 
Kämme,  durch  eine  Öffnung  innerhalb  der  erhabenen  Wulst.  Nach  der  Beob* 
achtung  des  Aristoteles,  die  durch  Redis  und  Maupertuis  Erfahrungen  bestätiget  wor- 
den sind,  bringt  aber  das  Skorpionweibchen  lebendige  Jungen  zur  Welt.  Dies* 
entwickeln  sich  wahrscheinlich  erst  aus  Eyern  im  Mutterleibe,  wo  sie  nach  Schnitt 
in  der  Grösse  der  Gerstenkörner  durch  eine  sie  überziehende  durchsichtige  Schleim- 
haut aneinander  gekettet  beysammen  liegen.  Ihre  Anzahl  ist  sehr  verschieden 
und  steigt  von  zwanzig  bis  fünf  und  sechzig.  Diese  neugebornen  Skorpione  krie- 
chen ziemlich  geschwind  auf  dem  Leibe  ihrer  Mutter  herum ;  und  verlassen  sie  ge- 

mei- 


530 


meiniglich  erst  nach  zwölf  Tagen,    wo  sie  die  erste  Häutung  überstanden  haben, 
und  ihre  abgezehrte  Mutter  zu  sterben  beginnt. 

Auch  diese  Insekten  bewohnen  nur  die  warmen  und  heissen  Länder  der  al- 
ten und  neuen  Welt,  und  werden  immer  grösser,  je  wärmer  das  Klima  ist.  Man 
findet  sie  in  Tirol,  der  mittäglichen  Schweiz,  in  Italien,  in  südlichem  Frankreiche, 
und  Spanien,  auf  der  Küste  von  Guinea,  am  Vorgebürge  der  guten  Hofnung,  auf 
der  Insel  Java,  wo  sie  mit  unter  von  ungeheurer  Grösse  vorkommen,  die  kleine- 
ren Arten  aber  so  häuffig  seyn  sollen  ,  dafs  man  keine  Küste,  keinen  Spiegel,  keine 
Schilderey  von  der  Stelle  rücken  kann,  ohne  Skorpione  anzutreffen  und  ihrem 
Stich  ausgesezt  zu  seyn.  Gemeiniglich  halten  sie  sich  am  Tage  im  alten  Holze, 
unter  Steinen ,  in  den  Löchern  alter  Mauern ,  in  Abtritten  und  überhaupt  in  Un- 
stern Winkeln  auf,  und  gehen  erst  bey  Nacht  auf  ihren  Raub  aus.  Sie  laufen 
dann  schnell  herum  mit  geöffneten  Scheeren ,  mit  in  die  Höhe  gerichtetem  Schwanz 
und  Hinterleibe,  wodurch  sie  ein  furchtbares  Ansehen  erhalten.  Nicht  selten  ver- 
irren sie  sich  auch  in  die  Betten  und  Kleidungsstücke,  und  der  sie  unvorsätzlich 
Beleidigende  wird  dann  unverdienter  Weise   gestochen. 

Lange  war  man  ungewifs ,  wie  man  sich  die  gefährlichen  Zufälle  erklären  sollte, 
die  auf  die  an  sich  leichte  Verwundung  durch  den  Skorpionstachel  zu  erfolgen  pfle- 
gen. Man  vermuthete  blos,  dafs  die  Flasche  des  Stachels  ein  Giftbehältnifs  seyn 
müsse,  bis  mit  der  Entdeckung  jener  Öffnungen  an  der  Spitze  desselben,  alle 
Schwierigkeiten  wegfielen.  Schon  vorher  bemerkte  man  bisweilen  !an  der  Spitze  des 
Stachels  ein  Tröpfchen  weisser  Feuchtigkeit,  vorzüglich  dann,  wenn  man  den 
Skorpion  zum  Zorn  gereizt  hatte,  nunmehr  aber  sah  man  sehr  deutlich  links  und 
rechts  aus  jenen  Öffnungen  diese  Feuchtigkeit  hervordringen,  wenn  man  an  der 
Flasche  des  Stachels  stark  drückte.  Ühngeachtet  dieser  unläugbaren  Thatsache 
ist  doch  Herbst  der  Meinung,  dafs  der  Such  der  Skorpionen  für  Menschen  bey- 
nahe  ganz  unschädlich  sey ,  und  blos  zu  ihrer  Verteidigung  diene,  dafs  sie  aber 
vom  Hunger  angetrieben,  denjenigen  bissen,  der  sie  durch  einen  besonderen  Ge- 
ruch herbeylocke.  Er  scheint  also  die  Schädlichkeit  der  Skorpione,  welche  er 
an  anderen  Stellen  wieder  anerkennt,  blos  auf  ihren  Bifs  schieben  zu  wollen,  und 
hierzu  durch  die  Ähnlichkeit  ihrer  Gebifswerkzeuge  mit  denjenigen  der  Solpugen 
bewogen  worden  zu  seyn.  Da  aber  leztere  ungleich  grösser,  als  die  Gebifswerk- 
zeuge der  Skorpione  sind,  diese  weit  versteckter  und  zurückgezogner  liegen,  als 
dafe  so  häutfig  vorkommende  Verletzungen  von  ihnen  zu  "erwarten  seyn  sollten, 
überdiefe  der  den  Solpugenbifs   wenig  nachgebende  Schaden  des  Skorpions,    mit 

der 


a$7 

der  Grösse  seiner  Gebifs Werkzeuge  in  keinem  Verhältnisse  sieht;  so  mögte  woM 
die  sich  auf  Erfahrungen  gründende  ältere  Meinung  von  der  Gefährlichkeit  des 
Skorpionstachels,  wenigstens  noch  so  lange  ihre  Richtigkeit  behalten,  bis  neuere, 
blos  in  Beziehung  auf  die  allerdings  gefährlich  scheinenden  Qebifswerkzeuge  der 
Skorpionen,  angestellte  Beobachtungen  und  Versuche,  hierüber  vielleicht  bestimm- 
ter entscheiden  und  die  älteren,  von  Redi  und  Maupertuis  gemachten,  entkräften 
mögen.  Ersterer  liefs  im  November  eine  junge  Taube ,  ein  junges  Huhn  und  einen 
jungen  Hund  von  einem  aus  Tunis  erhaltenen  Skorpion  stechen,  bemerkte  jedoch 
darauf  nicht  die  geringste  schlimme  Wirkung.  Als  aber  eben  dieser  Skorpion, 
der  überhaupt  acht  Monathe  keine  Nahrung  bekommen ,  und  drey  Monathe  in 
einer  Erstarrung  oder  in  einer  Art  von  Winterschlaf  zugebracht  hatte,  im  Februar 
wieder  zu  sieh  kam,  und,  ohne  alle  Nahrung,  allmählich  seine  vorige  Stärke  wie- 
der erhielt ;  so  liefs  Redi  nochmals  zwey  Tauben  nach  einander  von  ihm  stechen 
welche  bald  darauf  unter  den  gewöhnlichen  Zufällen  einer  giftigen  Wunde  star- 
ben. Bey  der  dritten  Taube  hingegen  war  der  Stich  des  nemlichen  Skorpions 
ohne  Wirkung,  wahrscheinlich  deswegen,  weil  sein  Stachel  vom  Giftsafte  erschöpft 
war;  denn  den  folgenden  Morgen  liefs  Redi  dieselbe  noch  einmal  von  ihm  stechen 
und  nun  war  der  Stich  ebenfalls  tödlich.  Ein  Armer,  den  -er  die  getödteten  Tau- 
ben gab,  verzehrte  sie  ohne  Nachtheil.  Ahnliches  Resultat  ergab  sich  aus  Mauper- 
tuis mit  languedockischen  Skorpionen  angestellten  Versuchen,  zum  Beweis,  dafs 
ihr  Stich  zwar  nicht  immer  tödlich ,  aber  doch  immer  sehr  gefährlich  sey. 

Die  Zufälle,  wodurch  sich  die -Gefahr  und  Giftigkeit  des  Skorpionstichs  beym 
Menschen  zu  erkennen  giebt,  sind  folgende:  An  der  Stelle  des  Stichs  sieht  man  an- 
fänglich eine  rothe  Spur,  die  sich  allmählich  vergrössert,  und  gegen  die  Mitte 
schwärzlich  wird.  Zugleich  empfindet  der  Kranke  einen  Schmerz  und  eine  Hitze 
in  der  Wunde  als  ob  er  sich  verbrannt  hätte.  Der  leidende  Theil  entzündet  sich, 
schwillt  |auf  und  es  kommen  nicht  selten  Blasen  an  demselben  zum  Vorschein. 
Ist  die  Verletzung  an  den  obern  Theilen  des  Körpers ,  so  entsteht  Geschwulst  un- 
ter den  Achseln,  bisweilen  auch  an  der  Zunge,  wodurch  das  Reden  beschwerlich 
wird,  ist  sie  aber  an  den  untern  Theilen,  so  schwellen  Unterleib  und  Geschlechts- 
theile,  und  es  entsteht  beym  männlichen  Geschlechte  Satyriasis.  Einige  Personen 
bekommen  Fieberbewegungen,  Frost  und  Erstarren  der  Glieder,  andere  Schmer- 
zen durch  den  ganzen  Körper,  Zittern,  um  die  Ränder  der  Wunde  und  auf  der 
ganzen  Oberfläche  blaue  Flecken  mit  heftigen  Jucken.  Der  Schrecken  bey  empfind- 
lichen und  reizbaren  Personen  kann  alle  diese  Zufälle  verschlimmern,   und  so  ge- 

^3  schiebt 


a58 

,sthieht  es  oft,  clafs  der  Gestochene  unter  Brennen,  Schlucken,  Convulsionen  und 
kalten  Schweissen,   ohne  schleunige  Hülfe ,    seinen  Geist  aufgiebt. 

Die  Stärke  und  Gefahr  der  Zufalle  richtet  sich,    ausser  der  eigenen  Consti- 
tution des  Gestochenen,  seiner  besonderen  Reizbarkeit,    üblen  Beschaffenheit  der 
Säfte,  seinen  Krankheitsanlagen,  und  der  Beschaffenheit  der  verlezten  Stelle  selbst; 
auch  nach  verschiedenen  anderen  Umständen,     die  von  dem  Zustande  abhängen, 
worinnen  sich  der  Skorpion    befindet.       Es  scheint  hierbey    nicht  gleichgültig  zu 
seyn,    ob  er  frey  oder  gefangen  ist,    ob  er  zufällig,   oder  zu  seiner  Verteidigung 
genöthiget,  seinen  Stachel  braucht;   ob  er  noch  jung,  oder  schon  ausgewachsen, 
ob  er  der  Abkömmling  einer  kleinen ,  oder  einer  grossen ,  viel  Gift  in  einem  gros- 
sen Giftbehältnisse  verwahrenden  Art  ist;  welche  Nahrung  er  vorher  genossen  hat; 
ob  er  gesättiget  oder  von  Hunger  und  Durst  gequält  sticht,  ob  der  Begatt angstrieb 
noch  nicht  bey  ihm  eingetreten,  oder  ob  er  eben  brünstig  ist;  ob  die  Witterung 
kalt  oder  warm  und  vorzüglich ,  wie  das  Klima  beschaffen  ist.     In  lezterer  Hinsicht 
hat  man  von  den  friaulschen ,  steiermärkschen ,  schweizerischen,  ungarischen,  ba- 
lkarischen ,   und  französischen  Skorpionen ,      welche   zugleich   die  kleineren   unter 
den  europäischen  Arten  zu  seyn  pflegen ,  selten  traurige  und  vielleicht  nie  tödliche 
Folgen  gesehen.     Auch  haben  die  Skorpione  der  wärmeren  Klimate  Spaniens  und 
Italiens  kein    absolut  tödliches  Gift.       Nur  von  den    apulischen    versichert  Bagliv 
dafs   sie  eben  so  giftig,    wie  die  apulischen  Taranteln    wären,     eben  die  Zufälle 
hervorbrächten  T   und  eben  sowohl  die  Tanzkur  erforderten.     Er  gedenkt  zugleich 
eines  Falls  von  innerlicher  Vergiftung    durch  einen  solchen  Skorpion.     Ein  Bauern- 
junge habe  nemlich  eine  Melone  genossen ,  aus  deren  oberem,  ausgehöhlten  Theile 
er  vorher  einen  Skorpion  entfernt  hatte,  sey  hierauf  von  einer  schmerzhaften  Ko- 
lik mit  Fieber  und  anderen  Zufällen  befallen  worden ,  deren  Heftigkeit  er  endlich 
den  dritten  Tag  unterlag.     Die  Skorpione  auf  Minorka  sind  nur  bey  heisser  Wit- 
terung giftig.     Die  californischen ,  welche  so  häuffig  sind,    dafs  sie   oft  mit  unter 
den  Speisen  auf  den  Tisch  gebracht  werden,    verursachen  durch  ihren  Stich  nur 
eine  kleine  Geschwulst  und  ein  Paar  Stunden  Schmerz.     Auf  der  Insel  Dominika, 
wo  sie  sich  vorzüglich  in   den  Wäldern   und  in   alten  Häusern  in  !  grosser  Menge 
aufhalten,  veranlaßt  ihr  Stich  zwar  anfänglich  einen  kaum  auszuhaltenden  Schmerz, 
doch  ist  dieser  von  keinen  weiteren  Folgen  begleitet.     In  Surinam  bewirkt  ihr  Stich 
heftige  Schmerzen  mit  Fieber.       Man  hat    aber  keine  Gefahr  zu  besorgen,     wenn 
man  gleich  venezianischen  Theriak  auf  die  Wunde  legt.     Auf  den  caraibischen  In- 
seln und  auf  iale  de  France  veranlassen  die  an  sich  sehr  kleinen  Skorpione  durch 

ihren 


ihren  Stich  einen  viertelstündigen  brennenden  Sehmerz ,  und  höchstens,  ein  klei- 
nes Fieber.  Dagegen  sind  die  Brasilianischen  überaus  grofs  und  giftig.  Weit  ge- 
fährlicher sind  nach  Schaw,  Redi  und  andern  Naturforschern  und  R.eisebeschrei- 
bern  die  afrikanischen  Skorpione.  In  Tunis  soll  nach  Pagnius  Angabe,  welchen 
RecU  citirt,  kein  Jahr  vergehen,  wo  nicht  eine  beträchtliche  Menge  Menschen  an 
den  heftigsten  Zufällen  des  Skorpionstichs  sterben  und  Leo  AfrLkanus  meldet,  dafs- 
die  Bewohner  der  Gegend  von  Pescara  von  der  Menge  und  Giftigkeit  der  Skor- 
pionen genöthiget  wären ,  jene  Gegend  im  Sommer  zu  verlassen  und  erst  zu  An- 
fang des  Novembers  zurückzukehren,  wo  diese  Insekten  ihre  giftige  Eigenschaft 
zu  verHeren  pflegen.  Patterson  vergleicht  den  Stich  der  afrikanischen  schwarzen 
oder  Felsskorpione,  mit  dem  giftigsten  Bifs  irgend  einer  Schlange.  Ein  Landmann 
ohnweit  der  Kapstadt  wurde  von  einem  solchen  Skorpion  in  den  Fufs  gestochen, 
und  starb  wenige  Stunden  nachher.  Auch  die  auf  Madagaskar  einheimischen  be- 
wirken durch  ihren  Stich  augenblicklich  Ohnmacht.  Mehr  als  die  Bewohner  aller 
übrigen  Welttheile  sind  jedoch  die  Völker  Asiens  von  Skorpionen  geplagt.  In 
Aleppo  kriechen  sie  in  den  Sommernächten  auf  den  Strassen  und  Treppen  herum, 
und  halten  sich  selbst  oft  unter  den  Matrazen  auf,  die  auf  den  Terrassen  ausge- 
breitet werden.  Ihr  Stich  veranlafst  jedoch  nur  selten  eine  beträchtliche  schmerz- 
hafte Geschwulst  mit  Erbrechen  und  Ohnmächten.  In  Persien  aber,  besonders  zu" 
Cascini  sind  sie  so  grofs,  schwarz  und  giftig,  dafs  ihr  Stich  in  wenig  Stunden  tön- 
tet. Eben  dieses  ist  der  Fall  auf  der  Insel  Java  und  in  Siam.  Turpin  erzehlt,  dafs 
die  grossen  schwarzen  Skorpione  daselbst  den  grossen  Flufskrebsen  in  der  Grösse 
gleichkommen,  und  dafs  ihr  Anblick  Schauder  und  Entsetzen  erregt.  Zu  Madras 
fand  ein  Kapitain  einen  solchen  Skorpion  auf  dem  Boden  seines  Schiffes.  Man  töd- 
tete  ihn,  breitete  ihn  aus  und  fand  ihn  anderthalb  Fufs  breit  und  die  Knoten  auP 
den  Schwanzgliedern  so  grofs ,  wie  Westenknöpfe.  Der  Stich  eines  solchen  Unge- 
heuers tödtet  gleich  auf  der  Stelle. 

Das  gewöhnliche  Heilmittel  gegen  den  Skorpionstich  ist  in  allen  Welttheilen 
das  Ol.  Aberglaube  ist  es  wohl,  wenn  man  dieses  Öl  erst  vorher  mit  Skorpion  dige- 
rirt  und  es  nun,  unter  dem  Namen  Skorpionöl ,  für  wirksamer  hält.  In  Italien  braucht1 
man  sogar  die  Vorsicht  dieses  Öl  überall  in  geheimen  Gemächern  vorrathig  zu  hal- 
ten ,  weil  sich  die  Skorpione  in  dieselben  gerne  einschleichen  ,  und  die  daselbst  ih- 
ren Abtritt  nemenden  Personen  verletzen.  In  schweren  Fällen  ist  es  nöthig ,  die  in- 
nerliche und  äusserliche  Kur  zu  verbinden ,  Skarificationen,  Zugmittel ,  schweistrei- 
bende  Mittel  und  vorzüglich  das  flüchtige  Alkali  anzuwenden,  welches  nach  Amoreux 
fähig  ist,  das  Gift  der  bösartigen  Skorpione  zu  entkräften.  yg. 


o.Go 
79.    Der   teutsche  Skorpion.     Tab.  XL  Fig.  2.  3. 

Scoi'pio  germanicus  ruscus,  articulus  caudae  ultfmus  pedesque  Jividi.  Frons  truncatus 
lateribus  rotundatus.  Tuberculum  oculorum  ante  medium  globosum  postice  carinatum. 
Ocidi  nigri,  laterales  duo  minores.  Tergo  Knea  eanalieulata.  Corpus  depressum  glabrumj 
Caudae  articuli  compressi  tergo  eanalieulati  marginibus  granulatis.  Chelae  depressae 
glabrae  marginibus  elevatis  serratis  obscurioribus.  Corpus  pone  medium  introrsum  dente 
unico.  Manus  depressa,  glabra  marginibus  elevatis  usque  ad  apicem  digitorum;  digiti 
introrsum  repando  dentali.  Pectines  septem  dentati.  Herbsts  I\raturgesch.  der 
ungeflügelten  Ins.  Heft  IV.  p.  71.  n.  13.  Tab.  III.  Fig.  2.  — 
Habitat  in  Germania  australi» 


Degeers  Äbh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze,  B.  VII. 
S.  133.  n.  2.  Tab.  XL.  Fig.  11  —  13.  Scorpio  flavi- 
oandis ,  Scorpion  ä  queue  j'aune ,    der  Gelbsckwanz* 


Schaefferi    Element  entomol.  Tab.  CXIH.  Fig. 
1  —  3- 

Seh  warn  merdam  ms  Bib.  derNaturTab.III.F.  2» 


Unser  vaterländischer,  vorzüglich  in  Tyrol,  einheimischer  Skorpion,  hat  von 
der  Stirne  bis  zum  Schwanzende  höchstens  eine  Länge  von  vierzehn  bis  fünfzehn 
Linien,  einen  dunkelbraunen  Körper,  eben  solche  Palpen  aber"  einen  mehr  ins 
Gelbe  fallenden  Schwanz  und  dergleichen  Füsse.  Der  Brustschild  ist  am  Vorder- 
theile  gerade  abgeschnitten  und  etwas  gekörnt,  an  den  Seiten  vor  den  vier  Neben- 
augen abgerundet,  in  der  Mitte  mit  einem  kleinen';  Hügelchen  versehen,  dessen 
beyde  Seiten  das  dritte  und  grössere  Paar  Augen  besetzen.  Vor  der  Stirne  stehen 
die  zwey  grossen  Palpen,  welche  am  Innenrande  des  lezten  Armgliedes  einen  star- 
ken Zahn  und  glatte,  plattgedruckte  Hände  mit  punktirten  Kanten  haben.  Der 
Hinterleib  ist  etwas  gewölbt,  und  hat  längs  dem  Rücken  zwey  Reihen  kleiner 
brauner  Holilpunkte,  an  jedem  Kamm  des  Unterleibes  aber  nach  Herbst  sieben, 
nach  Degeer  neun  Zähne.  Die  Glieder  des  Schwanzes  sind  von  den  Seiten  gedrückt 
auf  dem  Rücken  rinnenförmig  ausgehöhlt.  Das  Stachelglied  (Fig.  3.)  ist  sehr  bau- 
chicht,  der  Stachel  selbst  (a.)  nur  kurz,  stark  gebogen  und  braun.  Die  Füsse  sind 
ziemlieh  breit,  platt,  und  mit  einzelnen  Haaren  besezt. 

Ausser  einem  leichten  Schmerz  mit  einer  bald  vergehenden  entzündlichen 
Geschwulst,  ist  dieser  Skorpion  wohl  schwerlich  fähig,  einen  Zufall  von  einiger 
Bedeutung  durch  seinen  Stich  hervorzubringen. 


80. 


.-• 


80.     Der  italiänische  Skorpion.     Tab.  X.  Fig.   1.3.4.6.7. 

Scorpio  europaeus  pectinibus  octodecimdentatis,  manibus  angularis.  Li  im.  S.  N.  T.  I. 
P.  V.  p.  2962.  n.  5.  —  Habitat  in  Europa  magis  australi ,  ad  Helvetiae  gftrmaniaeque 
fines  nieridionales  vscrue  etiam  in  Persia  boreali,    pecünum   dentibus   aliquando  7  *—  1  o, 

cauda  sub   aculeo    mucronata ,  viviparus. 


Aldrovandi  de  animalibus  ins.  p.  577-. 

Amoreux  Notice   des  Ins.1  p.  43.  Tab.  I.  Fig.  1. 

Bl  umen  bacli's    Handb.  d.  N.  G.  S.   392.    n.  2. 

Cuvier  Tableau  e"le"mentairet  P.-467.  It  Scorpion 
d'Europe. 

Degeer's  Abh.  z. Gesch.  d.  Ins.  v.  Giize,  B.  VII.  S. 
132.  Tab.  XL.  F.  1,  Scorpio  Manrus. 

Fabricii  Maut.  Ins.  I.  p.  348.  n.  5.  Syst.  Ent. 
p.    399.   n.  5.   Spec.  ins.  II.   p.  551.  n-  5. 

Fermins  Reise  durch.Surinam ,   Th.  II.  S.  272- 

Fuefsly's  alt.  Mag.  d.  Entom.  B.  II.  S.  71.  Der 
Schweitzer ischs  Skorpion. 

Galen  i  Opera.  T.  II.Lib.de  Cibis  bonietmali  succi. 

Groelfns  Reisen  Th.  III.  S.  483. 


Leske,  Naturgesch.  Th.  1.  S.  490.  n.  2.  Tab.  IX. 
Fig.  22.  a.b. 

Leeuwenhoek  Opera  IIT.  159.  167. 

Maupertuis  in  Ntem.  de  l'Acad.  des  Sc*  de  Paris 
ann.  173  t.  p.  223.  Tab.  XVI.  F.  3. 

Moufetti  Theatr.  Ins.  p.  204. 

Müllers  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B,  II.  S,  1093, 
n.  5.  Tab.  XXXIII.  F.  3.    Der  Europäer, 

Museat/i  Lud,  Ulriciamim  ,   p.   429. 

Raji   Historia  Insector.  p.  9. 

Rösels  Insectenbelust.Th.III.  S.  377.  Tab.  LXVI. 
Der  italiänische  Skorpion. 

Scopoli   Entomol.  Cam.   n.  1122. 

Sulzers  Kennzeichen,  Tab.  XXIII.  F.  150, 


Unter  dem- Namen  Scorpio  europaeus  findet  man  bey  verschiedenen  Schrift- 
stellern ganz  verschiedene  Arten  beschrieben  und  abgebildet.  Linne  hat  nach  Mül- 
lers Vermuthung,  einen  amerikanischen  Skorpion  mit  gegenwärtiger  Art  verwech- 
selt ,  da  seine  Beschreibung  zu  wenig  damit  übereinstimmt*  Eben  so  weichen  der 
Scorpio  rufus  oder  coccinatus  und  der  Scorpio  europaeus  des  Maupertuis  und  Arno- 
reux,  die  sich  in  der  Gegend  Sauvignargues  in  der  Diöces  Nismes  aufhalten^  und 
Degeers  Octonoculus  fuscus,  welcher  nach  seiner  Meinung  der  Linnäische  Europaeus 
seyn  soll,,  ganz  von  dem  Röselischen  ab.  Hingegen  kommt  Degeers  Abbildung  des 
Scorpio  Maurus  ganz  mit  Rösels  Abbildung  überein.  Wegen  dieser  Verschiedenheit 
der  Meinungen  und  Beschreibungen,  habe  ich  mich  hier  hauptsächlich  an  Rösels 
Abbildung  und  Beschreibung  des  italiänischen  Skorpions  gehalten  ..  da  er  überdies 
der  gefährlichste  unter  den  europäischen  Skorpionen  ist.. 

Er  ist  von  der  Stirne  des  Brustschilds  bis  zum  Schwanzende  beynahe  drey 
Zoll,  der  schweizerische  Scorpion  aber,  der  nach  Fuefsly  gleicher  -  obwohl  nicht 
«o  grosser  Art  ist,  selten  zwey  Zoll  lang.  Seine,  vom  Alter  abhängende  Farbe,, 
ist  oft  schwarzbraun,  oft  ins  Rothe  fallend  (Tab.  X.  Fig.  1.  6.).,  vorzüglich  ist>  der 
dicke  Leib  des  Weibchens  schön  roth,  die  Palpen  und  der  Schwanz  rothbraun^ 
das  Brustschild  dunkelviolet,  und  die  Füsse  ockergelb-  Die  Mandibulen  oder 
Fresszangen  (Fig.  1.  c.)  sind,  durchs  Mikroskop  betrachtet  (Fig.  3.  a.  a.),  an  dera 
inneren  Rand  ihrer  Finger  mit  sehr  scharfen  Zähnen  von  ungleicher  Grösse  b&- 

sezs 


sezt  und  am  unbeweglichen  Finger  mit  steifen  Haaren  bewachsen.  Zwischen 
den  Frefszangen  ragen  die  Lippen  (Fig.  3.  b.  und  Fig.  4-)  hervor,  welche  eine 
gabelförmige  Gestalt  haben ,  und  welche  der  Skorpion  hervorstrecken  und  zurück- 
ziehen kann.  Diese  Lippen  sind  etwas  gewunden,  ganz  flach ,  durchsichtig,  hell- 
gelb ,  und  an  der  Wurzel  mit  einer  rothbraunen  Ader  versehen.  Die  Untersuchung 
der  Maxillen  hat  Mosel  aus  der  Acht  gelassen,  der  sich  nun  zur  Betrachtung  der 
oben  schon  geschilderten  zwanzigzähnichten  Kämme  (Fig.  7.)  wendet.  Die  Häute 
zwischen  den  Ringen  des  Hinterleibes  sind  ockergelb,  die  vier  ersten  Schwanz- 
glieder beynahe  von  einer  Grösse ,  das  fünfte  ziemlich  lang ,  vorne  bauchicht  und 
hinten  dünne,  der  Schwanzknoten  mit  einem  stark  gekrümmten  Stachel  versehen, 
die  Füsse  und  die  ganze  untere  Fläche  des  Körpers  (Fig.  6.)  ockergelb. 

Das  Wachsthum  dieser  Skorpione  geht  überaus  langsam  von  statten,  und 
sie  bedürfen  zur  Vollendung  desselben  wenigstens  zwey  bis  drey  Jahre.  Wenn 
sie  sich  häuten ,  sehen  sie  weifs  aus ,  erhalten  aber  bald  wieder  ihre  dunkle  Farbe. 
Sie  können  lang  ohne  Nahrung  aushalten ,  und  bedürfen  wenig  zur  Sättigung. 
Quält  sie  aber  der  Hunger,  so  strecken  sie  die  Arme  der  Palpen  aus  und  öffnen 
ihre  Scheeien.  Nähert  sich  diesen  nun  irgend  ein  Insekt,  so  ergreiffen  sie  es 
schnell,  bringen  es  zu  den  Frefszangen  und  verzehren  es  ganz ,  wenn  es  nicht 
hartschaligt  ist.  Gewöhnlich  verbergen  sie  sich,  als  lichtscheue  Geschöpfe ,  den 
Ta^  über  und  liegen  dann  unbeweglich,  indem  sie  die  Palpen  an  den  Seiten  des 
Körpers  und  gegen  den  Kopf  anziehen,  den  Schwanz  über  den  Rücken  gekrümmt 
an  der  Seite  des  Leibes  und  den  Stachel  an  den  Schwanz  anschliessen.  Man  hält 
sie  in  dieser  Lage  für  todt,  bis  sie  durch  etwas  rege  gemacht,  sich  auf  einmal 
ausbreiten,  ihre  Scheeren  ausstrecken  und  öffnen,  ihren  Hinterleib  und  Schwanz 
in  die  Höhe  heben ,  und  mit  einer  Geschwindigkeit  davon  laufen.  Sonderbar  ist 
es  wie  Amoreux  gedenkt,  dafs  diese,  und  wahrscheinlich  auch  andere  Skorpio- 
nen blos  durch  die  Berührung  mit  einigen  Tropfen  Wasser,  ohne  ersäuft  zu 
werden,  sterben.  Wahrscheinlich  ist  daher  die  Meinung  gekommen,  welche 
schon  Galen  geäussert] hat,    dafs  der  menschliche  Speichel  für  den  Skorpion  tödt- 

lich  sey. 

Ausser  Italien  wird  diese  Art  Skorpion  auch  in  den  angrenzenden  schweize- 
rischen Provinzen  und  im  mittäglichen  Frankreich  angetroffen.  Fermin  versichert 
sogar,  sie  in  Surinam  gefunden  zu  haben.  Sie  liebt  kühle,  nicht  allzufeuchte 
Orte,  und  man  trifft  sie  unter  den  Steinen,  zwischen  der  Baumrinde,  in  den  Win- 
keln und  Ausschnitten  der  Fenster  und  Thüren,  zwischen  den  Fensterläden,  un- 
ter 


a<53 

ter  den  Betten  längs  der  Mauern,   in  Gärten  unter  den  Bhunenscherben,    in  al- 
tem Mauerwerke  und  unter  der  Schutt  an. 

Ihr  Stich  ist  in  der  Schweiz  nicht  gefährlich,  und  soll  nicht  mehr  Schmerz 
und  Geschwulst ,  als  der  Wespenstich  hervorbringen,  auch  nie  als  in  der  gröTsten 
Hitze  zu  besorgen  seyn.  Nach  Amoreux  ist  er  nach  Verschiedenheit  der  Jahrs- 
zeit  mehr  oder  weniger  giftig ,  obgleich  sehr  selten ,  selbst  in  heisseren  Gegenden 
als  das  mittägliche  Frankreich  ist,  tödtlich.  Die  Vorsicht,  welche  die  Skorpio- 
nenhändler brauchen ,  die  diese  Insekten  in  die  Apotheken  liefern  und ,  nach  Ba- 
sels Versicherung,  übrigens  sehr  dreist  und  keck  mit  ihnen  umgehen,  beweist, 
dafs  ihr  Stich  auch  ausser  ihrem  Vaterlande  zu  fürchten  sey.  Sie  fassen  sie  nem- 
lich  so  mit  dem  Daumen  und  Zeigefinger  vorne  beym  Kopfe  an,  dafs  der  Daume 
allezeit  auf  die  Rückenfläche  des  Skorpions  kommt ,  und  also  der  Skorpion ,  wenn 
er  stechen  will,  den  Nagel  des  Daumens  treffen  mufs.  Werden  sie  dennoch  ge- 
stochen, so  verlassen  sie  sich  auf  die  Hülfe  des  Skorpionöls,  welches  sie  immer 
bey  sich  führen. 


gl.     Der  afrikanische  Skorpion.     Tab.  X.  Fig.  8  und  9. 

Scorpio  afer  pectinibus  tredecim  dentatis,  manibus  subcordatis  pilosis.      Linn.  S.-N.  T.  I. 
P.  V.   p.   2961.   n.   3,  —     Habitat    in  India   et  Persia. 


Blumenbachs  Handbuch  der  Naturgesch.  S. 
392.   n.   1. 

Cuvier  Tableau  e'lementaire  p.  467.  le  Scorpion 
d*/]frique ,  der  Indianer. 

D  egee  rs  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins,  v.Göze,  B.  VII. 
S.  I  33.  n.  3.    Seorpicm  des  Indes ,   der  Indianer. 

Fabricii  Mant.  ins.  I.  p.  348.  n.  3.  Spec.  Ins.  I. 
p.  550.  n.  3.  Syst.  Ent.  p.  309.  11    3. 

Fermin's  Reise  durch  Surinam,  Th.  II.  S.  270. 
S$orpro  nigricans ,   dsr  schwarze  Skorpion. 

Herbsts  Natursyst.  der  ungefliigelt.  Ins.  Heft  IV. 
S.  3  8-   Tab.  I.   Scorpio  afer. 

Leskes  Anfangsgr.  d.  Naturgesch. I.  S.  490.  n.  1. 


Müllers  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B. II.  S.  I09I. 
n.  3.   Tab.  XXXIII.  F.  t.   Der  Afrikaner. 

ßluseinn  Lud.  Ulrician.    429. 

Nene  Berlin.  P.latrnigfaltigktiteri ,   Jahrg.  III.  S.  343. 

Pi  t  i  ver  ii  gazophylacium  Tab.  XIII.  Fig.  2. 

R  6s  eis  Insektenbelust.  Th.  III.  S.  370.  Tab.  LXV. 
Der  orietitulische  Skorpion. 

Schwammerdamms  Bibel  der  Nat.  S.  42.  Tab> 
III.  F.  3.    Insektengeschichte  Tab.  VI. 

Sebae  Thesaurus  I.  Tab.  LXX.  Fig.  4. 

Vallisneri,  A  de  foramiae  aculei  in  Scorpione 
Afric.  Eph.  N.  C.  Cent.  111  et  IV.  obs.  33.  p.  58.  et 
in  Operibus  Tom.  IL  p.  60. 


1 

Nicht  weniger  verschieden  ,  wie  bey  den  andern  Skorpionarten,  ist  die  Länge 
des  afrikanischen  oder  indischen  Skorpions,  von  welchem  Exemplare  von  fünf!, 
sechs  bis  acht  Zoll  in  den  Insektenkabinetten  vorkommen.  Auch  die  Farbe  scheint 
mehreren  Abweichungen ,  wahrscheinlich  nach  Verschiedenheit  des  Wohnorts,  un- 
terworfen zu  seyn.     Manche   sind  oben  kastanienbraun,   unten  bräunlichgelb,  an 


d«n 


2  64 

Jen  Seiten  und  Gelenken  weifs,  am  Stachelgliede  des  Schwanzes  korallenrot« ; 
manche  mattbraun,  wieder  andere  schwarzbraun,  mit  schmuzig  weissen  Verbin- 
dungshäuten zwischen  den  Gelenken,  noch  andere  an  dem  Brustschilde,  den  Pal- 
pen und  dem  Schwänze  schwarz  und  auf  dem  Rücken  des  Hinterleibes  röthlich, 
an  den  Füssen  und  Unterleibe  aber  ockergelb.  Das  Weibchen  ist  immer  dunkler 
an  Farbe ,  auch  grösser  dicker  und  runder ,   als  das  Männchen. 

Der  vorne  schmale,    hinten  breite  Brustschild  hat  an  der  Stirne  einen  tie- 
fen Ausschnitt,   von  welchem  aus  sich  durch  die  Mitte  desselben  eine  Furche  zie- 
het,  die  sich  vor  und  hinter   dem  Augenhügel   theilt   (Fig.   9.).      Übrigens  ist  die 
Oberfläche  des  Brustschilds  mit  grosseren  und  kleineren  Körnern  besäet,  und  am 
Hintertheile  durch  einige  faltige  Vertiefungen  uneben.     Auf  jenem  Augenhügel  in 
der  Mitte  des  Brustschilds  stehen  die  zwey  grossen,  schwarzen,  mit  einem  braun- 
gelben Hing  umzogenen  (Fig.  8.  b.  u.  Fig.  9  ),  am  vorderen  Rande,  über  und  hin- 
ter den  Mandibulen  aber,  auf  jeder  Seite  noch  drey  andere,  kleinere  Augen.    Die 
viergliedrichten ,     sehr  gekörnten  Palpen   haben   eine   herzförmige  Hand  mit    ein- 
wärts gekrümmten  Fingern  (Fig.  8.  c.  c.) ,  die  einander  ihre  Spitzen  hakenförmig 
zukehren,  die  Mandibulen,    (a)  eine  dicke,  mehr    cylindrisGhe  Form ,   ,und  einen 
bald  dunkelbraunen ,  bald  röthlichgelben  Anstrich.     Sieben  Ringe ,  die  von  vorne 
nach    hinten    immer  länger  werden   und   durch   eine    gelbe   Haut   unter  einander 
verbunden  sind,    machen  die  Rückenfläche  des  Hinterleibes  aus,     der  überhaupt 
oben  mehr  flach,  als  konvex,  aber, mit  dem  Hintertheile  des  Brustschilds  beynahe 
von  gleicher  Breite  ist.     Unten  am  Hinterleibe  bemerkt  man  nur  fünf  Ringe ,  wo- 
von die  vorderen  rothgelb,  der  hinterste  braunroth,   alle  flach  und  glänzend  glatt 
sind.     Die  am  Vordert  heile   der  Hinterleibsfläche  sitzenden  Kämme  sind  [gelbroth 
und  haben  vierzehn  Zähne,    die  seclis  Schwanzglieder  mehrere  scharfe,    gekörnte 
Ränder.       Das  lezte  Schwanzglied  ist   sehr   bauchicht  und  hat  einen  hornartigen, 
schwarzen ,   stark  einwärts  gebogenen  Stachel.      An  den  Füssen  ist  keine  beson- 
dere Abweichung  zu  bemerken,    als  dafs   sie  von  den  Seiten  ziemlich   platt   ge- 
druckt und  am  Fufsblatte  mit  stark  gekrümmten  Klauen  versehen  sind. 

Nicht  nur  Afrika  und  die  Küste  von  Guinea,  sondern  auch  Bengalen,  Cey- 
lon und  Brasilien ,  wo  sie  nach  Sebas  Abbildung  von  ausserordentlicher  Grösse  ge- 
funden   werden,    sind  das  Vaterland   dieses  Skorpions. 

Sein  Stich  ist,  nach  den  Zeugnissen  der  meisten  Reisebeschreiber,  allermeist 
von  tödtlichen  Folgen  begleitet ,  ohngeachtet  Fennin ,  welcher  zweymal  gestochen 
wurde,  ihn  für  minder  gefährlich  hält,  als  man  gewöhnlich  glaubt,  wenn  man  nur 

so- 


aG5 

sogleich  die  gehörigen  Mittel  dagegen  anwendet.  Er  empfielt  zu  dem  Ende  den 
venetianischen  Theriak,  als  das  sicherste  Mittel  wider  dieses  Gift,  Fingers  dick 
auf  die  Wunde  zu  legen  und  mit  einer  Leinwand  zu  umbinden,  und  versichert 
dadurch  in  weniger  als  einer  Stunde,  ohne  Entzündung  und  andere  Zufälle,  ge- 
heilt worden  zu  seyn. 


82.     Der  amerikanische  Skorpion.     Tab.  X.  Fig.  10. 

und  Tab.  XII.  Fig.  i. 

Scorpio     americanus    pectinibus     quatuordecim     dentatis,       manibus     subcibatis,      digitis 
fiÜformibus.     Linn.    S.   N.   T.  I.  P„  V.   p.    2962.    n.   4.     Habitat    in  America 

meridionali,    in   California   edulis. 


Bankrofts  Naturgesch.  von  Guiana  S.  j$o. 

C*ivier  Tableau  e"!e'mentaire  p.  467.  le  Scorpiot: 
d'Amerii]ue. 

Degeers  Abh  z.  Gesch.  d.  Ins.  v  Goze ,  B.  VII. 
S.  135.  Tab.  Xl.l.  Fig.  9.  10.  Scorpio  maculatus,  Scor- 
fion  tachete',   der  gefleckte  Skorpion. 

Fa  b  ri  c  i  i   M an t.  ins.  1    p.  348 ■  n.  4.   Spec.  Ins.  I 
p.  55c.  n.  4.   Syst.  ant.  U.  p.  399.  n.  4. 

Fermin's  Reise  durch  Surinam,  Th.  II.  S. 
370. 


Herbst' s  Natursyst.  d.  ung;e  flu  gelten  Tns  Heft  IV. 
S   60.  n.  8-    Tab.  VI    F.   3      Scorpio  amei  i;anus. 

Müllers  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1091. 
p.  4.    Tab.  XXXIII.   F.  2.    Der  Amerikaner. 

Neue  Berlin.   ULinnigfaltigkeiten ,    III.  S.  34t. 

"R  ö  s  e  1  s  lusektenbelust.  Th.  111.  S.  3  81.  Tab.  LXVI. 
Fig.  5.    Der  Surinnmische  Skorpion. 

Sulzers  Gesch.  d.  Ins.  S.  257.  Tab.  XXX.  F.  7. 
Der  Amerikaner. 

Systematisches  Lflirb,  über  die  drey  Reiche  der  Na- 
tur I.  S.  389.   Tab.  XX.  F.  2. 


Alle  Theile  des  gegenwartigen  Skorpions  (Tab.  X.  Fig.  10.)  sind  sehr  zart 
und  mager,  daher  sein  ganzes  Aussehen  dürre  und  unvollkommen  ist.  Der  männ- 
liche Körper  ist  acht,  der  weibliche  neun  Linien,  der  männliche  Schwanz  achtzehn, 
der  weibliche  nur  zehn  Linien  lang.  Bisweilen  soll  aber  die  ganze  Länge  vom 
Kopf-  bis  ziun  Schwanzende  drey  Zoll  betragen.  Seine  Farbe  ist  grau  und  bey- 
nahe  alle  Theile  sind  mit  dunklen  Querstrichen  und  Flecken  besprengt.  Der 
Brustschild  ist  vorne  eckicht,  hinten  stark  ausgeschnitten  und  in  der  Mitte  der 
Länge  nach  mit  einer  Furche  durchzogen,  die  seihst  den  in  der  Mitte  befindli- 
chen Augenhügel  theiit.  Die  auf  diesem  stehenden  zwey  Augen  liegen  daher  wei- 
ter, als  gewöhnlich  auseinander,  die  sechs  übrigen  aber  zu  beyden  Seiten  am  Vor- 
derrande des  ßrustschilds.  Die  Palpen  sind  schmal,  länglicht,  mit  Haaren  besezt 
und  haben  kurze  Hände,  und  lange,  fadenförmige,  einwärtsgebogene  Finger.  Jeder 
Bing  des  langen,  cylindrischen  Hinterleibes  hat  in  seiner  Mitte  eine  abgebrochene, 
stark  erhabene  Linie ,  die  nicht  gar  den  Vorderrand  des  nachfolgenden  Fangs  er- 
reicht und  an  jeder  Seite  eine  bogigte,  breite  Einfassung.     Die  Kämme  haben  nach 

34  Im*- 


2G6 

Limni  vierzehn ,  nach  Degeer  und  Müller  achtzehn  Zahne,  die  schmalen,  langen, 
mit  Haaren  besezten  Glieder  des  Schwanzes,  prismatische  Seiten  mit  fein  gekörn- 
ten Piandlinien ,  das  lezte  lang  gezogene  Schwanzglied  (&.)  aber,  ausser  seiner  lan- 
gen und  krummen  Stachelspitze,  noch  eine  ihr  gegenüberstehende  kürzere. 

Ohngeachtet 6W.cer  seinen  amerikanischen,  achtzehnzähnigen  Skorpion  (Tab, 
XL  Fig.  i.)  mit  den  oben  beschriebenen  Röslisclien  in  Vergleichnng  sezet,  so 
weicht  er  doch  nach  Farbe,  Bildung  und  Grösse  zu  sehr  von  demselben  ab,  als 
dafs  er  zu  derselben  Art  gehören  sollte.  Er  hat  eine  schwarze,  ins  blaurothe  fal- 
lende Farbe,  zwar  ebenfalls  schlanke  Palpen ,  deren  vorleztes  Glied  aber,  eine  her- 
vorragende Spitze  bildet.  Überdies  sind  seine  Füsse,  so  wie  die  Schwanzknoten, 
ungleich  dicker,  das  lezte  Schwanzglied  und  der  den  Giftstachel  gegenüberstehende 
kleine  Stachel,  weit  kürzer.  Mehr  Ähnlichkeit  hat  er  mit  dem  von  Degeer  be- 
schriebenen und  abgebildeten   Scorpio  testaceus,   oder  braungelben  Skorpion. 

Die  Weibchen  des  oben  beschriebenen  amerikanischen  Skorpions  tragen  ihre 
Jungen  auf  dem  Rücken.  Das  Vaterland  des  Röslischen  ist  Pensilvanien ,  wo  er 
sich  in  faulern  Holze  und  an  feuchten  Ortern  aufhält,  der  Sulzerische  Skorpion 
aber  wohnt  in  Surinam. 

Von  besonderen,  beyde  Skorpione  vor  andern  auszeichnenden,  giftigen  Ei- 
genschaften ,  finde  ich  nichts  bey  den  Schriftstellern. 

83.     Der   punktirte  Skorpion.     Tab.  XI.  Fig.  4  —  6. 

Scorpio  punctatus ,   octonocnlus,   pectinibus  sedecim   dentatis ,   manibus   elongatis,    digitis 

iiliformibus,   cauda   corporis   longitudine ,  aculeo  basi   mucronato.   Degeers  Abh.  z.  Gesch. 

d.  Ins.  r.  Göze  B.   VII.   S.    134.  Tab.  XLI.   Fig.    1 — 4.      Scorpion  ponotue ,  der 

pu/ikürte    Skorpion.  —      Habitat    in  America. 


Atnoreux    A'otice  des  Ins.   p.  43.    Tab.  I.    Fig.  2. 

Scwpio  rufus  s.  Scorpio  otcitanus ,   der  gelbrothe ,   oder 
iar.guedstihiscli»  Skorpion. 


S  c  li  w  a  m  m  e  r  d  a  m  m  s    Bibel  der  Nat.  Tab.  III. 
1. 


Nach  Amoreux  ist  dieser  Skorpion  ausser  Amerika  auch  in  Langnedock  zu 
Hause  und  mifst  von  der  Stirne  des  Brustschilds  bis  zum  Schwanzende  achtzehn 
Linien.  Er  hat  acht  Augen  ,  lange  Palpenglieder  ohne  Winkel  und  Haken,  lüng- 
lichte  Palpenseheeren  (Fig.  5.)  mit  fadenförmigen  ,  an  der  Innenseite  gezähnten  Fin- 
gern (b.  b.).  Sein  Hinterleib  ist  weit  dicker  und  breiter,  als  der  Brustscnild,  und 
fuhrt  sechzehn  Zähne  an  beyden  Kämmen.  Der  Schwanz,  so  lang  wie  der  Kör- 
per. 


2G7 

per,  hat  abgerundete  Glieder  und  die  leicht  gefurchte  Giftblase  (Fig.  6.),  dem  Sta- 
chel (0.)  gegen  über,  eiaen  gezahnten  Anhang  (0.).  Die  ganze  Rücken  flache  de* 
Körpers  und  Schwanzes  ist  punktirt.  Er  ist  wahrscheinlich  weniger  gefährlich  in 
Languedock,   als  in.  Amerika. 


84.     Der  südländische  Skorpion.     Tab.  XI.  Fig.  7.  3. 

Sccrpio  australis    pectinum    triginta    duobus   dentibus,    manibus  Iaevibus.     Linn.  S.  N. 
T.   I.  P.   V.  p.    2962.   n.    6.  —      Habitat  in  Africa. 


Degeers  Abh.  z.  Gesch. d.  Ins.  v.  Goze,  B.  VII.  S. 
I36.  Tab.  XLI.  Fig.  J  —  8-  Scorpion  Auftrat,  der 
Südländer. 

Fabricii  Mant.  Ins.  I.  p.  348.  n.  7  Spec.  Ins.  I. 
p.  551.11.6.  Syst.  Ent.  p.  400.  a.  6. 


Herbsts  Natursystem  der  ungezügelten  Ins. 
Heft  IV.  S.  4S.  n.  4.  Tab.  IV.  F.  1.  Scopio  a„l 
stralis. 

Müllers  Linneisches  Natursyst.  <ä.  Ins.  B.  II,  S. 
log 2.  n.  6.  Der  Südländer. 


Vierzehn  bis  ein  und  zwanzig  Linien  beträgt  gewöhnlich  die  Länge  des 
Körpers  und  zwey  bis  dritthalb  Zoll  die  Länge  des  Schwanzes  dieser  Skorpionart 
doch  ist  das  Männchen  immer  kleiner,  als  das  Weibchen.  Die  Farbe  des  Körpers 
ist  dunkel,  die  der  Extremitäten  mehr  lichtbraun.  Der  mit  feinen  Körnchen  be- 
säete  Brustschild  ist  vorne  abgestutzt,  und  mehr  gegen  den  Vordertheil  zu  mit 
dem  gewöhnlichen  Augenhügelchen  besezt.  Auf  demselben  sieht  man  zwey  schwar- 
ze, ziemlich  grosse,  an  jedem  Vorder-  und  Seitenrand  aber,  dicht  neben  einan- 
der, drey  kleine  Augen.  Grosse,  gelbe  Mandibulen ,  und  länglichte,  mit  aufge- 
blasenen Scheerenhänden  und  fadenförmigen  Scheerenfmgern  versehene  Palpen 
stehen  vor  der  Stirne.  Die  Rückenfläche  des  Hinterleibes  decken  sieben  gekörnte 
und  an  den  Seitenrändern  etwas  aufwärts  gebogene  Ringe,  an  der  schmutzig  grau- 
gelben  Bauchfläche  aber  zeichnen  sich  die  Kämme  durch  ihre  besondere  Bildung 
und  die  Zahl  der  Kammzähne  aus.  An  Statt  sich  leztere  bey  andern  Skorpionar- 
ten nicht  über  zwanzig  belauft,  steigt  sie  hier  von  acht  und  zwanzig  bis  zu  sechs 
und  dreysig.  Die  Kämme  an  deren  Lamellen  sie  sitzen,  haben  am  Grundtheile 
eine  kleine  Kugel  (lab.  XL  Fig.  8.  a) ,  und  am  andern  Ende  zwey  deutlich  unter- 
schiedene Glieder  (b.  c),  über  der  Wurzel  jedes  Zahns  aber  ein  rundes  Korn  wel- 
ches mit  den  übrigen  eine  regelmässige  Reihe  bildet.  Ungewöhnlich  lang  und  dick 
ist,  im  Verhä'tnifs  des  übrigen  Körpers ,  der  aus  lauter  eckigten,  stark  gekörnten 
Gliedern  zusainmengesezte ,    und  an  dem   unten  bauchichten  JLndgliede  noch  mit 

einem 


268 

einem  Nebenstachel  versehene  Schwanz.     Die  Füsse  sind  von  denjenigen  der  übri- 
gen Arten  nicht  verschieden. 

Ausser  Afrika  ist  dieser  Skorpion  auch  in  Amerika  zu  Hause  und  gehört  un- 
ter die  gefährlichsten  Arten  seines  Geschlechts. 


Krebse  und  Krabben  überhaupt. 


Altes  Hainburg  %  Magaz.  II.   S.  476. 

Bast  er,   J.  Opuscula  subseciva,   Tom.  II.  p.  12. 
Beckmanns  Anfangsgründed.  Naturgesch.  S.  1 1  8. 
Blumenbachs    Handb.    d.  Naturgesch.  S.  393. 

n.    83- 

Born  er  s  Sammlungen  aus  der  Naturgesch.  Tli.  I. 
S.     538- 

Catesby  nat.  Hist.  af  Carolina  II.  p.  32.  Tab. 
XXXII. 

Degeers  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze,  B.  VII. 
S.  1  42 

Eberhards  Thiergeschichte,  S.  22 J. 

E  bert  s  Naturlehre  für  die  Jugend,   III.  S.  140. 

Fabricii  Spec.  Ins.  1.   p.  496    Syst.  Ent.   p.  400. 

Ferniins  Reise  durch  Surinam,  Th.  II.  S.  256. 


Faefslys  Verz.  Schweiz.  Ins.  S.  61» 

Geoffroy   Hist.  des  Ins.  T.    II.    p.  661. 

Herbsts,  }.   F.   W.Versuch    einer    Naturgesch. 
der  Krabben  und  Grebse,   Zürich  1782.  4. 

Leske's  Anfangsgr.  d    Naturgesch.  I.   S.  490» 

Müllers    Linn.  Naturs    d.  Ins.    B.  II.  S.  1-096. 

M  ü  1 1  c  r  i  Faun.  Fr.  p.  95.  Zool.  Dan.  Pr.  p.  195. 

Ofioiiiat.  Hiit.  nat.  Pars  II.  p.  497. 

Rösels  Insektenbelustigung,   Th.  III.  S.  305. 

Scopoli  Entom.    carn.   p.  405. 

S  loane  Hist.  of  Jamaica  II.   p.  269. 
•Sulzers   abgekürzte  Gesch.  d.  Insekten,   S.  259. 

Urtzers   Arzt.    Th    III.  S.  351. 

Versuche  und  Abhandt.  der  naturf.  Gesells.  in  Dau- 
zig,    Th.  II.   S.  200. 


Krebse  (Macrouri)  sind  diejenigen  Insekten ,  welche  ein  grosses ,  mehr  oder 
weniger  konvexes  und  cylindrisches ,  mit  dem  Kopfe  ein  zusammenhängendes  Stück 
ausmachendes  Brustschild,  zwey  auf  langen  beweglichen  Stielen  weit  hervorragende 
und  weit  auseinander  stehende  Augen,  zwey  lange  borstenartige  Fühlhörner,  zwey 
gegliederte  Arme  mit  Scheeren ,  acht  Füsse,  und  einen  langen  gekrümmten  Schwanz 
mit  konvexen  Ringen  haben,  dessen  Ende  mit  blätterförmigen  Schwimmflossen  be- 
sezt  ist.  Sie  sind  von  verschiedener  Grösse,  die  von  der  von  wenigen  Zollen,  bis 
zu  der  von  zwey  bis  drey  Schuhen  steigt ,  und  oft  sechs  bis  zwölf  Pfund  schwer. 

Die  Krabben,  Taschenkrebse  oder  Seespinnen  (Brachyuri)  weichen  von  den 
Krebsen  dadurch  ab ,  dafs  sie  mehr  breit ,  als  lang  sind ,  einen  weit  kürzeren  Schwanz 
haben ,  welchen  sie  so  unter  dem  Bauch  zurückschlagen  können,  dafs  sie  unge- 
schwänzt zu  seyn  scheinen,  und  ein  taschenförmiges  Aussehen  erhalten.  Auch 
ihre  Grösse  ist,  nnch  Verschiedenheit  der  Arten  sehr  verschieden.  Sie  sind  oft 
über  einen  Schuh  breit  und  wiegen  nicht  selten  zehn  und  mehr  Pfunde.  Der  Man- 
gel der  Schwimmflossen  und  des  Schwimmschwanzes  sezt  sie  ausser  Stand  zuschwim- 
men ,  daher  sie  nur  auf  den  Boden  des  Meeres  oder  auf  dem  Sand  am  Ufer  vor  und 
rückwärts 3  und  zwar  öfters  sehr  geschwind,    herumkriechen. 

So- 


2G9 

Sowohl  die  Krabben  als  die  Krebse  legen  jährlich  im  Sommer  ihre  alte 
Schaale  ab  und  vertauschen  sie  mit  einer  neuen.  Sie  sind  wahrend  dieser  Verän- 
derung krank,  verlieren  die  Etslust  und  werden  mager.  Wenn  sie  in  ihren  Strei- 
ten unter  einander,  oder  durch  irgend  einen  Zufall  Fühlhörner,  Scheeren,  Füsse 
verlieren;,  so  werden  diese  Theile  durch  ihre  überaus  starke  Rcproductionskraft 
nach  einiger  Zeit  wieder  ersezt,  und  daher  kommt  es,  dafs  man  oft  Krebse  mit 
einer  kleinen  und  einer  grosen  Scheere  etc.  findet. 

Beyde  Geschlechter  sind  mit  doppelten,  an  der  Bauchfläche  befindlichen 
Zeugungstheilen  versehen  und  begatten  sich  Bauch  an  Bauch,  wobey  das  Weib- 
chen auf  dem  Rücken  zu  liegen  pflegt.  Nach  der  Begattung  legen  sie  eine  Menge 
E\ er,  die  sie  unter  dem  Schwanz,  an  Fäden  befestiget,  so  lange  tragen,  bis  die 
Jungen  auskriechen..  Überaus  grofs  ist  oft  die  Zahl  jener  Eyer.  Baster  fand  unter 
dem  Schwanz  eines  Hummers  zweitausend ,  und  ausserdem  noch  eine  Menge  in 
dessen  Leibe. 

Ihre  Nahrung  sind  allerley  Wasserinsekten ,  auch  Frösche,  Fische  und  vor- 
züglich alles  Aas.  In  Ermangelung  dieser  gewöhnlichen  Speise,  fressen  sie  sich 
unter  einander  selbst  auf.  Ohngeachtet  ihres  abschreckenden  Aussehens  hat  sich 
der  Mensch  nicht  gescheuet,   sie  zu  einen  seiner  Lieblingsgerichte  zu  machen, 

Flüsse,  Seen  und  Meere  sind  der  Auffenthalt  dieser  Insekten ,  welche  jedoch 
auch  ausser  dem  Wasser  eine  geraume  Zeit  fordeben  können,  vorzüglich  gilt  die- 
ses von  den  Landkrabben,  die  auch  im  Sande,  in  Höhlen  und  Löchern  wohnen. 

Es  ist  den-  meisten  Krebsen  und  Krabben  eigen ,  dafs  sie  mit  ihren  Schee- 
ren empfindlich  und  bisweilen  bis  aufs  Blut  kneipen,,  und  viele  der  grösseren 
Krabbenarten  haben  eine  so  ausserordentliche  Stärke  in  diesen  Scheeren,  dafs  sie 
oft  mit  einem  Hiebe  den  Fischern  einige  Zehen  abschneiden,  ja  sich  eher  die 
Scheeren  zerbrechen  und  absehlagen  lassen,  als  sie  die  mit  denselben  festgehal- 
tene Beute  wieder  losgeben.  Manche  Landkrabben  haben  auch  noch  eine  beson- 
dere Eigenschaft,  wodurch  sie  dem  Menschen  beschwerlich  fallen  und  ihn  nicht 
selten  beschädigen.  Auf  den  antillischen  Inseln,  zu  Bahama  und  Surinam,  kommt 
nach  Catcsby  eine  Art  derselben,  die  sogenannte  Erdkrabbe  (Cancer  ruricola  Linn.), 
so  häuffig  vor,  dafs  sie  bisweilen  das  ganze  Land  bedecket.  Nähert  man  sich  die- 
sen Krabben  mit  einem  Stocke ,  so  rücken  sie  mit  drohenden  Geberden  und  mit 
in  die  Höhe  gerichteten  Scheeren  zum  Angriffe  an.  Im  Frühjahre  kommen  sie 
aus  ihren  Löchern  im  sandigen  Erdreiche  der  gebirgigten  Inseln  hervor r  um  dem 
Meeie  zuzueilen,  und  an  demselben  ihre  Eyer  abzusetzen.     Sie  nemen  dann,  weil 

sie 


£70 


sie  ihren  Zug  in  gerader  Linie  fortzusetzen  pflegen ,  über  alles  was  innen  vorkommt, 
und  selbst  über  Häuser  und  Berge  ihren  Weg,  kommen  auf  diese  Art  durch  die 
Paliisaden  und  Fenster  in  die  Hauser,  machen  darinnen  mehr  Lerm,  als  die  Rat- 
ten und  beunruhigen  die  Menschen  in  den  Betten.  Diese  Eigenheiten,  verbunden 
mit  der  Stärke  ihrer  Scheeren  und  ihrem  oft  furchtbaren  Ansehen,  mögen  zu  den 
Erdichtungen  Gelegenheit  gegeben  haben,  die  beym  Benins,  Albertus  und  Olaus 
Magnus ,  auch  bey  Gesner  von  Krebsen  monströser  Grösse  vorkommen,  welche 
die  Menschen  anzufallen  und  aufzufressen  pflegten. 

Einige  Krabbenarten,  die  sich  von  giftigen  Pflanzen  nähren,  können  den 
Menschen,  der  sie  geniefst,  selbst  vergiften.  Vorzüglich  sollen  auf  dem  Genufs 
der  eben  gedachten  Erdkrabben  welche  nach  Sloane,  die  Blätter  und  Früchte  de» 
Mancinellabaums  fressen,  schon  viele  Menschen  gestorben  seyn* 


85.     Die  Sandkrabbe.     Tab.   XIV.   Fig.   1, 

Cancer  vocans ,  thorace  unidentato,   chela   altera   majori,    oculis   elongatis.      Linn.  S.  N. 

T.    I.  P.   V.  p.    2969.  n.   14.     Amoen.    acad.   VI.  p.  414.  n.  96.  —     Habitat  m 

Jamaica,  sub   saxis   latitans,   digitos  occurrentes   cum  dolore  prehenderts. 


Blumenbachs  Handb.  d.  Naturg.  S.  394.  Die 
Satidkrabbe,    Engl,  the  Sander  ab. 

Catesby  nat.  Hist.  of  Carolina  Vol. II.  Tab. XXV. 
Cancer  tirenürhu, 

Degeer*  s  Abb  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze,  B.  VII. 
S.  163.  n.  4.  Tab.  XXVI.  F.  12.  Crabe  appet/ant,  der 
•Rufr. 

Fabricii  Mant.  ins.  I.  p.  318.  n.  25.  Spec.  Ins.I. 
p.  409.  n.  14.   Syst.  Ent.  p.  401.  n.  7. 

Gronoviani  Zoophilacii  p.  965. 

Herbsts  Vers,  einer  Näturgesch.  d.  Krebs,  etc.  I. 
S.  3%.  n.  5.  Tab.  I.  F.  12. 


Marcgravii  Hist.  rer.  nat.  Brasil,  p.  1 84.  Mei~ 
rocoav.i. 

Müller's  Linn.  Nat.  S.  d.  Ins.  B  II.  S.  1103. 
n.  14.    Tab.  XXXIV.  F.  2    3.     Der  Winker. 

Ontmatolog.  Hist.  nat.  P.  II.   p.  5  22-    Der  Rufer. 

Petiveri  Gazophylacii  Nat.  et  Art.  decades.  Tab. 
LXXV1II.  Fig.  5. 

Pisonis  deMedicina  Brasiliens!  libri ,  p.  77.  T.  7S. 

R  u  m  pb  i  i  ,  G.  E.  Amboinsche  Rariteitkamer.  Ani- 
sterd.   I705.gr.   Fol.  p.   14.   Cattam  Pmigel. 

Sulzers  Gesch.  d.  Ins.  S.  264.  Tat).  XXXI.  F.  I. 
Der  Platte,    Cancer  plattatus. 


Gegenwärtige  Krabbe  kommt  von  sehr  verschiedener  Grösse  vor.  Bey  eini- 
gen ist  der  vorne  breite  und  eckichte,  hinten  schmale  und  stumpfe  Rückenschild 
hur  eilf ,  bey  andern  vierzehn  Linien  breit.  Zu  beyden  Seiten  einer  bogenförmi- 
gen Hervorragung  am  Vorderrande  desselben ,  ragen  die  zwey  Augen  auf  langen, 
dünnen  Stielen,  aus  zwey  länglichten  Hohlen  weit  hervor.  Der  sieb englied richte 
Schwanz  ist  kaum  zwey  Linien  breit  und  fünf  Linien  lang.  Das  Auffallendste  an 
dieser  Krabbe  ist  aber  die  grosse  Verschiedenheit  beyder  Scheeren  unter  einander 
in  Rücksicht  ihrer  Grösse  und  Stärke.      Die  eine,    welches  bald  die  rechte,  "Bald. 

die 


die  linke  ist,  erreicht  kaum  di"e  Grösse  eines  der  achtFüsse,  die  andere  hingegen 
ist  überaus  grofs  und  dick,  öfters  vierzehn  Linien  lang  und  mithin  länger,  als  der 
ganze  Körper.  Die  Finger  dieser  Scheeren  sind  an  den  inneren  Rändern  scharf 
gezähnt,  und  der  längere  Innenfinger  hat  eine  gekrümmte  Spitze.  Eine  sonderbare 
Gewohnheit  dieser  Krabbe,  immer  ihre  grosse  Seheere  über  dem  Kopfe  rückwärts 
zu  bewegen,  als  ob  sie  jemanden  winken  wollte,  hat  ihr  den  Namen  fPinker, 
oder  Hu/er  verschaff. 

Sie  hält  sich  in  den  sandigen  Ufern  des  amerikanischen  Ozeans  auf,  und 
lauft  auf  denselben  so  schnell  herum,  dafs  man  sie  kaum  erhaschen  kann.  Ge- 
winnt sie  Zeit,  der  Verfolgung  zu  entgehen,  so  gräbt  sie  sich  im  Sand  ein,  aus- 
serdem aber  zwickt  sie  mit  ihrer  grossen  Seheere  demjenigen  sehr  empfindlich  in 
die  Finger,  welcher  nach  ihr  greifft. 

86.     Die  Giftkrabbe.     Tab.  XIV.  Fig.  2. 

Cancer   Dromia,   hirsutus,     thorace  utrinque   dentato ,     pedibus    posterioribus    unguibüs 

geminis.      Linn.  S.  N.  T.  I.  P.  V.  p.    2972.  n.   24.  Amoen.   aead.  VI.   p.  413«  n.  96.  — 

Habitat  in  Indiae  profundo,   niger,   maauum   digitis  albis  Iaevibus;  an   venenatus  ? 


Fabricii  Mant,  Ins.  I.  p.  320.  n.  42.  Spec.  Ins. 
I.  p.  501.  n.  27.  Syst.  Ent.   p.  405.  n.  26. 

M  ü  11  e  rs  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1107. 

n.  24.   Die  Giftkrabbe ,   der  Reuter, 


Rumphii  Amboin.  Rariteitkamer.  p.  19.  Tab. 
XI.  N.  1.  Ccnicer  lanosus ,  Maleits ,  Cnttam  Bisa  odei* 
Cancer  uenenatus. 

Sebae  Thesaurus  III.  Tab.  XVIII.  F.  1.3, 


Ein  ihre  Schädlichkeit  hinreichend  zu  erkennen  gebendes  Aussehen  hat  die 
Giftkrabbe.  Sie  ist  über  eine  Faust  grofs,  rauhhaarig,  schwarzgrau,  und  erhält 
durch  eine  zwischen  den  zwey  grossen  Augen  hervorragende  nasenförmige  Spitze 
des  Rückenschilds,  durch  die  darunter  liegende  Queröffuung  des  Mundes  und  den 
unter  dieser  Öffnung  hervorstehenden,  kinnlörmigen  Winkel»  welchen  das  oben 
gewölbte,  auf  den  Seiten  zackichte  Rückenschild  nach  vorne  bildet,  viel  Ähnlich- 
keit von  einem  abgezehrten  menschlichen  Gesichte.  Die  zwey  weissen ,  glatten 
Scheerenfinger  sind  scharf,  wie  eine  Säge  gezähnt,  die  vier  Vord erfasse  länger, 
als  die  Scheeren,  und  am  Ende  mit  einer  einfachen,  die  vier  weit  kürzeren  Hinter« 
füsse  aber  mit  einer  doppelten  Klaue  versehen. 

Ihr  Aufenthalt  sind  die  Tiefen  der  indischen  Meere,  aus  welchen  sie  zum 
Glücke  nie  an  den  Strand  kommt,  denn  der  Genuß  ihrer  schwarzschleimichten 
Fleischsubstanz  veranlagt  Schwindel  und  Betäubung,  und  hat  die  Wirkung  eines 
narkoüöchen  Gifts, 


27- 


87-     Der  gemeine  Taschenkrebs.     Tab.  XIV.  Fig.  3. 

Cancer  Pa^urus,  thorace  utrinque  obtuse   novemplicato ,   manibus  apice   atris.      Linn.  S. 

N.  T.  I.    P-  V.  p.    2973.  n.    27.  Faun.  Suec.   I.    n.    i    44.   II,   n.   2028     It.  W.   goth.   173. 

Mus.  Ad.  Fr.  I.  p.    85-  —     Habitat  in  Oceano   europaeo,  indico,   edulis. 


Aldrovandi  de  Atiimalibus  exsanguibtis,  p.  186. 

Bellonti,  P.  l'Histoire  naturelle  des  e'trangeres 
Poissons  marins,    Paris  155t.  4.   p.  368. 

Blume  nbachs  Handbuch  der  Naturgesetz  S.  394. 
C.  Pagurus,    der  Tasclunkrcbs ,    die  Tasche,    Eng',  tht 

ruvger. 

Bradley  ,  R-  A.  philosophical  aecount  of  the  works 
of  nature,   London  1721.  4.  Tab.  111.  F.  4. 

Brit.  Zool.  IV.  Tab.  111.   F  7. 

Fabricii  Mant.  ins.  1.  p.  321.  n.  46.  Spec.  ins.  1. 
p.  501.  n.  29.  Syst.  Ent.  p.  405.  n.  28. 

Gesner,  C.  de  Piscibus  et  Aquatilibus,   p.  155. 

Grono  viani   Zoophilacii ,    p.  967. 

Herbsts  Naturgesch.  d.  .Krebse.,  V..S.  165.  n. 
7«.  Tab.  IX.  F.  59- 


Jonston  Histor.  de  exsanguibus  aquaticis,  Tab. 
V.  F.  2  und  1  2. 

Klein  in  den  Versuch,  und  Abh.  der  naturforscli. 
Gesellschaft  in  Danzig,  Th   II.  S.  187.  Tab.  II.  III.  IV. 

Müllers  Linn  Natursyst.  d.  Ins.  ß.  II.  S.  neS. 
n.   27. 

Onomatologia.  Hist.  nat.  P.  II.  p.  498-  Meerspinn;, 
Seespiutte. 

R  u  mph  amboinscheRariteitkammer  p.i  8.  Tab.  XL 
No.  4.   Cancer  aeneus  ,   Cattam  Tambaga,    Köper  Krabbe, 

Rondeletii,  G.  Libri  de  piscibus  inarinis.  Lugd. 
Gallor.   1554.  Fol.  p.  560. 

S  c  o  p  0  1  i   Ent.  carn.  112J. 

Sulzers   Geschichte  der  Ins.  S.  259. 


Dieses  ist  der  eigentlich«  Fagurus  der  Alten,  die  gemeinste  und  esbame  Art 
Taschenkrebse,  welclie  in  Holland  Zeekial,  in  Schweden  Krabba  und  Kallraska ,  in 
Italien  Qränoiporro  genennt  wird.  Sie  ist  gemeiniglich  vom  Kopf  bis  zum  Schwanz- 
ende über  sechs  Zoll  lang  und  von  einer  Seite  des  Rückenschildes  zur  andern  über 
fünf  Zoll  breit.  Seltener  soll  sie  noch  einmal  so  grois  vorkommen  und  wohl  zehn 
Pfunde  am  Gewichte  haben.  Ihre  Farbe  fällt  oft  mehr  ins  Braune,  oft  ins  Kupfer- 
rothe.  Oben  auf  dem  Rücken  hat  sie  gemeiniglich  drey  rothe  Flecke,  wovon  der 
mittelste  viereckicht  ist,  übrigens  aber  ist  sie  schuppeuartig  schattirt.  Der  Rücken- 
schild ist  in  der  Mitte  schön  gewölbt,  an  beyden  Seiten  gezackt,  und  hat  an  der 
Stirne  zwey  weit  aus  einander  stehende,  in  die  Quere  laufende  Augenhöhlen.  Die 
Scheeren  sind  lang  und  stark,  ihre  Finger  schwarz  und  scharf  gezähnt,  die  acht  kür- 
zeren Füsse  mit  einfachen,  langen,  wenig  gekrümmten  Klauen  und  der  siebenglie- 
drichte  eingeschlagene  Schwanz  mit  einem  spitzigen  Endglied«  versehen. 

Es  ist  gefährlich  ,  sich  den  Scheeren  einer  solchen  Krabbe  zu  nähern.  Schon 
oftliaben  sie  Fischern  Finger  oder  Zehen  heruntergezwickt. 


88. 


27> 

88.     Die   Teufelskrabbe.     Tab.   XIV.  Fig.  4. 

Cancer  Maja  thorace   aculeato,    manibus  ventricosis   spinosis,    digitis  pefiicillato  -  hirsutis. 

Linn.  S.  N.   T.   I.   P.   V.   p.    2979.   n.   41.    Faun.  Suec.    2031.   It.  Scan.   327.   — 

Habitat  in  Oceano  norwegico,    pedibus  sex. 


Aldrovandi  de  animalibus  exsanguibus,  p.  iS4- 

Fabricii  Mant  ins.  I.  p  326.  n.  81.  Spec.  Ins. 
I.  P-  5°5-  n.  50.   Syst.  Ent.  p.  408-  "•  45- 

Gesner,  de  Piscibus  et Aquatilibus  p.  152.  Maja 
fem:  na. 

Gronoviani    Zouphilacii  p.  973. 

Jonstoni  Hist.  nat.  de  exsanguibus  aquaticis,  T. 
V.F.  5.  Cancer  maja,  Meer spinne ,  Tab.  VI.  F.  2.  Can. 
ctr  majas. 


Ma.tthioli,  P.  A.  Commentarii  in  libros  VI.  Dt'o- 
scoridis  de  Materia  Medica,   p.  229.  Maja. 

Müllers   Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1096. 
und  S.  1 1 1 3.  n.  4t. 

Oitomatol,  Hisf.  nat.  P.  II.p.  501.   Der  Altvatet'. 

S  c  op  o  li  Entom.  carn.  1  1  26. 

Sebae  Thesaurus  III.  Tab.  XVIII.  Fig.  10.  et  Tab. 
XXII.  F.  1. 


Das  Weibchen  dieser  Krabbenart  nannten  die  alten  Maja,  die  adriatischen, 
Fischer  nennen  sie  Grancevoli ,  die  norwegischen  Troldgrabbe,  und  wahrscheinlich 
hat  ihre  auszeichnende  Grosse,  ihr  den  Namen  Ahvater  verschafft.  Wirklich  ge- 
hört sie  unter  die  gröfsten  ihres  Geschlechts,  indem  sie  oft  mehr  als  zehn  Pfund 
wiegt.  Sie  hat  einen  dornichien  Rückenschild,  vorne  an  den  A.ugen  vier  hervor- 
stehende Spitzen ,  einen  schmalen ,  in  gegenwärtiger  Abbildung  an  den  Bauch  an- 
geschlossen erscheinenden  Schwanz,  acht  Füsse,  die  oft  einer  halben  Elle  lang 
sind,  und  daher  wahrscheinlich  zu  der  Benennung  Seespinne  Veranlassung  gegeben 
haben,  endlich  noch  zwey  überaus  lange  und  sehr  starke  Scheeren.  Ihre  Ober- 
fläche ist  klebrig,  ihre  Farbe  schwärzlich  und  roth  gefleckt,  in  getrockneien  Exem- 
plaren oft  ganz  roth  ,  soll  sich  aber  bey  bevorstehendem  Regenwetter  verändern 
und  diese ,  von  einer  verborgenen  Zauberkraft  abzuhängen  scheinende  Verwechs- 
lung der  Farbe,  die  Ursache  gewesen  seyn,  warum  man  ihr  auch  den  Namen  Teu- 
felskrabbe beygelegt  hat. 

Sie  ist  im  grossen  Weltmeere  und  in  den  norwegischen  Gewässern  sehr  ge- 
mein, und  besitzt  eine  so  grosse  Kraft  in  ihren  Scheeren,  dafs  sie,  wie  Rumph 
versichert,  eine  kaum,  mit  einem  Steine  aufzuschlagende  Cocosnufs ,  mit  leichter 
Mühe  zerdrücket.  In  grosser  Anzahl  am  Ufer  versammelt,  ist  sie  im  Stande,  einen 
Menschen  mit  ihren  Scheeren  in  Lebensgefahr  zu  setzen. 


55 


89. 


27-f 
89-     Die   Seeheuschrecke.     Tab.  XIV.  Fig.  5. 

Cancer  Homarus  thorace   antrorsum   aculeato,    Fronte  bicorni,    manibus  adaclylis.    Linn. 

ß.   N.   T.   I.  P.   V.   p.    2988-   n-   75-  —       Habitat   in    mari    asiatico ,     americano ,     guttis 

albis  varius,     antennis    anticis  aculeatis,     aculeis   apice  rutis ,    pedum 

digitis  pilosis. 


Brie.  Zool.  IV.  Tab.  XI.  Fig.  22. 
Fabricii  Mant.  Ins.  I.    p.  331.  n.  3.    Spec.  ins. 
I.   p.  5 10.    n    3. 

Gronoviani  Zoophilacii  p.  981. 

M  arcgrav  i  i  Hist.  rer.  nat.  Brasil,  p.  145.  T.  246. 

Müllers   Linn.  Natursyst.  d.  ins.  B.  IL  S.  1129. 


und  11  30. 11.7g.   Tab.  XXXV.  F.  1.   DieSeehensihrtcki. 

Museum  Lud.  Ulrician.    457. 

Peti  veri  Amb.  Tab.  Vi.  F.  1. 

Rumph    amb    Rariteitkam.  p.  2.     Locusta  Marina, 
Zeekrexft ,     Fetung  Laut. 

Sebae   Thesaurus  111.   Tab.  XXL  F.  5. 


Die  Alten  kannten  diesen  Krebs,  welcher  eigentlich  eine  Squille,  oder  ein 
Krebs  ohne  Scheeren  ist,  unter  den  Namen  Locusta  marina,  wozu  seine  sonder- 
bare Gestalt  Gelegenheit  gegeben  haben  mag.  Er  erreicht  die  Grösse  der  grösse- 
ren Hummer  und  ist  oft  über  zwey  Schuhe  lang.  Am  Vordertheile  seines  Körpers 
bemerkt  man  sehr  deutlich,  wie  der  Kopf-  und  Rückenschild  durch  eine  Linie  un- 
terschieden sind.  Beyde  kommen  übrigens  so  wie  der  am  Ende  mit  Flossen  ver- 
sehene Schwanz,  der  Bildung  nach  ziemlich  mit  dem  gemeinen  Flufskrebse  über- 
ein ,  nur  sind  Kopf-  und  Rückenschild  ganz  mit  Stacheln  besezt ,  deren  Spitzen 
nach  vorne  gerichtet  sind.  An  derStirne,  dicht  hinter  den  grossen,  stark  her- 
vorragenden Augen,  stehen  zwey  ziemlich  lange,  vorwärts  gekehrte  und  oben  con- 
vexe  Hörner  (Fig.  5.  £.),  und  gleich  hinter  denselben  zwey  ungleich  kleinere  (c). 
Unter  den  Augen  aber  kommen  mit  dicken ,  starken ,  langstachkchten  Wurzeln, 
noch  zwey  überaus  grosse  Hörner  (a.  a.)  hervor,  welche  diesen  Krebs  vor  allen 
anderen  auszeichnen.  Sie  sind  noch  einmal  so  lang,  als  sein  ganzer  Körper,  bey- 
nahe  ganz  mit  immer  feiner  werdenden  Stacheln  besäet,  haben  eine  spiralförmige 
Biegung  nach  innen,  und  laufen  an  den  gekrümmten  Enden  in  ziemlich  feine  Spi- 
tzen aus.  Zwischen  diesen  grossen  Hörhern  befinden  sich  noch  zwey  lange,  gerade, 
dünne,  vor  der  Mitte  gabelförmig  gespaltene  Bartspitzen  (d.  d),  deren  innere  Zinke 
länger  und  dünner,  als  die  äussere  ist.  Die  zehn  langen  und  schmalen  Füsse  en- 
digen sich  alle  mit  klauenförmigen ,  stark  behaarien  Gliedern,  und  weichen  mit- 
hin ,  durch  den  gänzlichen  Mangel  der  Scheeren ,  von  andern  Krebsarten  ab.  Die 
hochblaue  Farbe  des  ganzen  Körpers,  fällt  an  der  Stirne  und  an  den  grossen  Hör- 
nern mehr  ins  Rothe,  und  ist  auf  dem  Rückenschilde  und  Schwänze  mit  weissen 
verloschenen  Flecken  marmorirt ,  an  den  Füssen  aber  weifsgestreift.  Wird  der 
Kiebü  gekocht  j  so  wird  er  ganz  roth,  und  giebt  ein  schmackhaftes  Gerichte. 

Dlf» 


Die  Seeheuschrecken  sind  Bewohner  der  asiatischen  und  amerikanischen 
Meere.  Werden  sie  verfolgt,  so  schlagen  sie  mit  dem  Schwänze  im  Sa  ide  und 
laufen  rückwärts,  schnellen  aber  bald  wieder  vorwärts  und  sto.ssen  ihre  Verfolger 
mit  ihren  Hörnern.     Fischer  werden  oft  von  ihnen  verwundet. 


90.     Der  Schwanenkrebs.     Tab.  XIV.  Fig.  6. 

Cancer  Mantis ,    manibus    adaetylis    compressis    falcatis  serrato  -  dentalis.     Linn.  S.   N. 

T.  I.  P.  V.   p.   2990.  n.    76.  Faun.  Suec.   2035.  Mus.   Ad.   Fr.  I.   p.    %b.  —     Habitat  in 

mari  asiatico,  indico ,   mediterraneo ,  Italis  esculentus,  antenrüs  posterioribus  trifidis. 


Aldrovandi  de  animalibus  exsanguibus,  p.  156. 
Squilla  Mawis. 

Blumenbachs  Handbuch  der  Naturgesch.  S. 
396.     C.  Mantis. 

D  ege  e  rs  Abh  z.  Gesch.  d  Ins.  B.  VII.  S.  I  94. 
0.  5.  Tab.  XXX IV.  F,  1.  Squille  Alante,  die  Mantis. 
squille 

Fahr  i  eil  Mant  ins.  I.  p.  333  n.  1.  Spec.  Ins.I. 
p.  514.  n  1.  Squilla  Mantis  l.  Syst.  F.nt.  p.  417. 
n.  1  6.   Astacus  M, 

Gronov.   Zooph.  n    984-    Astacns  thorace  etc. 

Marcgravii  Hist.  rer.  tut.  Bras.  p.  187-  F.  1. 
Tamara  -guacu. 


Müllers  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.   S.  1131. 
n.  76.   Tab.  XXXV.  F.  2.    Der  Schwanenkrebs. 

Onomalol.    Hist.  nat.  P.  II.  p.  518.      Der  IVahrsage- 
krebs ,   der  Knnjper. 

Rumph    anib.   Rariteitk.    p.  4.  Tab.  III.   Fig.  E. 
Locusta  s.  Squilla  arenaria  terrestris ,  Krtyper,  Locket. 

Rondeletii   de  pisc.   marinis.  p.  551. 

Scopoli  Entomol.  Carn.  n.  1135. 

Sebae  Thesaurus  111.  Tab.  XX.    F.  2.  3. 

Sulzers  Gesch.  d.  Ins.  S.  265.  Tab. XXXII.  F.  s. 
Das  Gespenst. 

Valentini   India   vet.  et  nov.  III.   p.  34g.  n.  2 
F.  2.  p   416.  n.  2i8-  F.  a  18.  p.  509.  n.  526.  F.  526. 


Wegen  der  Ähnlichkeit ,  welche  dieser  Krebs  mit  der  Fangheuschrecke 
{Mantis)  hat,  gab  man  ihm  leztere  Benennung.  Die  Holländer  heissen  ihn  Zwaant- 
jeskreefr.  Der  mit  dem  Kopfe  ein  zusammenhängendes  Stück  bildende  Brustschild 
desselben,  isL  vorne  schmal  und  stachliclit,  an  den  Seiten  ausgeschweift,  hinten 
breit,  bauchicht,  und  oben  durch  verschiedene  Leisten  uneben.  An  den,  auf  be- 
weglichen Stielen  sitzenden  Augen,  befinden  sich  zwey  länglichtrunde,  an  den  Rän- 
dern behaarte  Schwimmblätter  (Fig.  6.  d.  d.)  oder  Flofsfedern ,  an  deren  Grund- 
theile  von  der  Innenseite  zwey  kurze  Fühlhörner  (c  c.)  hervorkommen.  Vor  und 
zwischen  diesen  stehen  aber  wieder  zwey  ungleich  längere  (b.  b.)  auf  einer  irre- 
gulären Hervorragung.  Die  Scheeren  (a.  a)  haben  eine  von  der  gewöhnlichen 
Form  der  Krebsscheeren  abweichende  Bildung  und  bestehen  aus  einem  breiten, 
etwas  geschweiften,  flachen  und  eckigten  Grundttheile,  der  an  der  Brust  seine  Ein- 
lenkung  hat,  aus  einem  längeren,  am  Innenrande  gefalzten  Mittelgliede  und  aus 
einem  mit  lezteren  unter  einem  spitzigen  Winkel  zusammenhängenden,  an  der  In- 
nenseite mit  lauter  langen  Zähnen  besezten  Endgliede,  welches  diese  Zähne  aus- 
aer  der  Gebrauchszeit  in  jene  Falz  einschlägt.  Hinter  diesen  Scheerenfüssen  fol- 
gen 


■'276 

gen  die  am  Hintertheile  des  Brustschilds  eingelenkten  sechs  Schwimm-  oder  Vor- 
derfüsse  (e.  e.  e.) ,  deren  leztes  Glied  platt,  am  Grundtheile  breit  und  rund,  am 
Ende  schmal,  und  mit  einem  sichelförmigen,  einwärtsgekrümmten  Haken  verse- 
hen ist.  Weit  dunner  sind  die  sechs  am  Schwänze  eingelenkten  Hinterfüsse  (g-g-g-)} 
welche  dreygliedricht,  gerade,  länger  als  die  Vorderfüsse  und  an  den  Endgliedern, 
behaart  sind.  Der  vordere  Theil  des  nach  hinten  immer  breiter  werdenden  Schwan- 
zes selbst ,  ist  achtgliedricht  und ,  durch  die  erhabenen  Längslinien  seiner  con- 
vexen  Oberiläche,  in  lauter  Vierecke  getheilt;  der  Hintertheil  aber  mit  langen 
Flossen  und  dazwischen  liegenden  spitzigen  Stacheln  versehen.  Die  ganze  Ober- 
fläche des  Körpers  deckt  eine  durchsichtige,  pergamentartige,  weisse  und  ins  Röth- 
.lichte  spielende  Schale. 

Man  findet  diesen  bisweilen  über  einen  Schuh  langen  Krebs,  sowohl  im  asia- 
tischen ,  als  mittelländischen  Meere,  auch  an  dem  Ausflusse  grosser  Flüsse  im  san- 
digen Ufer,  wo  er  sich  oft  drey  Schuh  tief  eingräbt  und  die  Erde  wie  ein  Maul- 
wurf aufwirft.  Zur  Zeit  der  Ebbe  kommt  er  hervor,  sucht  seine  Nahrung  und 
schleppt  die  gemachte  Beute  mit  in  seine  Sandhöhlen.  Er.  besizt  eine  ungewöhn- 
liche Stärke  in  seinen  Scheerenfüssen  und  ist  im  Stande,  die  ihm  in  Wege  kom- 
menden Steine  wegzuwerfen.  Den  Menschen  pflegt  er  damit  gewöhnlich  zu  ver- 
letzen und  ausserdem  mit  seinen  spitzigen  Schwanzstacheln  zu  stechen.  Die  Fischer 
können  ihn  daher  nicht  anders  als  dadurch  erhalten,  dafs  sie  sich  der  Netze  bedie- 
nen ,  oder  Schlingen  vor  seine  Saudlöcher  setzen. 

91.     Der  Sandkrebs.     Tab.  XIV.  Fig.  7. 

Cancer  Chiragricus,  manibus   adactylis   subulatis   basi  nodosis  rufis.     Linn.  S.   N.  T.  I. 

P.   V.   p.    2990.   n.    l68-  —      Habitat  in   Oceano   australi,   manibus   acutissimis  vuhierans, 

statura   C.   Mantis,   at   triplo    minor,    antennis   posterioribus    trifidis,   thorace  piano,   laevi, 

bisulcato:   Marginis   anterioiis   lamina   niobili ,    tiidentata;    pedibus    14. 


Fabricii  Manr.  ins.  I.  p.  334.  n.  4.  Spec.  ins.  I. 
jp.    5 '5     n.  3. 

Müllers-    Linn.  Natursyst.  der  Insekten,    B.  II. 


S.     1133-     n.   77.      Cancer   Sajllaris,     der  Smndkrebi. 
Rumph   Amb.  Rariteitk.   p.  5.     Tab.  111.   Fig.   F. 
Sauilla  arenaria   Marina. 


Der  Gestalt  nach  kommt  gegenwärtiger  Krebs  mit  dem  vorhergehenden  ziem- 
lich überein,  nur  ist  er  um  den  dritten  Theil  kleiner,  am  hintern  Rande  des  Brust- 
schilds gerändelt  und  hinter  den  Füssen  noch  mit  ein  Paar  Spitzen  versehen.     Die 
Scheereiifüsse  haben  an  ihrem  Innenrande  ebenfalls  scharfe  Zähne ,    womit  er  em- 
pfind- 


277 

pfindlich  verwunden  kann,  der  zehnringichte  Hinterleib  aber  ist  glatt,  ohne  Fur- 
chen und  erhabene  Längslinien.  Die  Farbe  ist  dunkelgrün,  weifs  und  blau  ge- 
fleckt, und  roth  an  den  Enden  der  Füsse.  Er  gehört  unter  die  Bewohner  des 
ostindischen  Meeres. 


Skolopendern     überhaupt. 


Am  o  reux  Notice   des  Ins.    p.    142  et  »77. 
Bl  n  m  e  n  bach's  Handb.  d.  Naturges.  398.  n.  %6. 
Sco]*o!er,4r>A  ,     Assel. 

Degcer's  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  B.  VII.  S.  200. 


Fo  v  s  k  ae  1  i  i  Desciiptio  Animal.  p.  87.  u.  3*. 
Müllers  Linn.  Natuss.  d.  Jus.  B.  II.  S.  1 155. 
OnoHtatologia  Hist.  nat.  P.  VII.  p.  47. 
Sulzers   Gesch.  d.  Ins.  S.  270.  Asselwurm, 


Hundert-  oder  Tausendfüsse  (Cent-pieds ,  Mille -pieds)  ist  der  allgemein  be- 
kannte Name  dieser  Insekten,  welche  von  der  Länge  eines  Zolls  bis  zur  Lange 
einer  Elle  gefunden  werden.  Ihr  Kopf  ist  rund,  hornartig,  plattgedrückt,  ganz 
vorne  mit  kleinen  hemisphärischen,  den  Spinnenaugen  ähnlichen  Augen,  mit  zwey 
vielgliedrichten  ,  borstenartigen  ,  gegen  das  Ende  allmählich  abnehmenden  Fühlhör- 
nern (Tab.  XI.  Fig.  10.  a.«.),  unter  dem  Kopfe  mit  zwey  scheerenförmigen ,  schar- 
fen und  spitzigen  Frefszangen  (b.  bj ,  und  zwischen  diesen  Frefszangen  und  den 
Fühlhörnern ,  noch  mit  zwey  konischen ,  beweglichen  Fühlspitzen  versehen.  Gleich- 
breit mit  dem  Kopfe  ist  der  lange,  schmale,  harthäutige  Körper,  welcher  oben  et- 
was convex,  unten  ganz  platt,  und  wegen  der  vielen  Ringe,  aus  welchen  er  besteht, 
nach  allen  Richtungen  schlangenförmige  Bewegungen  zu  machen  geschickt  ist.  Sein 
Ende  machen  zwey,  oft  gerade  und  gegliederte,  oft  krumme  und  zangenförmige 
Anhänge,  welche  manche  für  den  Schwanz  halten,  und  diese  Insekten  daher  auch 
Gabel-  oder  Doppelschwänze  nennen,  andere  aber  noch  zu  den  Füssen  rechnen,  de- 
ren Anzahl  sich  überhaupt  nach  der  Anzahl  der  Ringe  richtet,  indem  an  jeder  Seite 
eines  Rings  immer  ein  Fufs  eingelenkt  ist.  Diese  Füsse  bestehen  aus  mehreren  Glie- 
dern, deren  leztes  einen  spitzigen  Nagel,  oder  eine  Klaue  bildet.  Überaus  grofs 
ist  die  Bewegfertigkeit,  welche  diese  Insekten  mit  diesen  immer  auswärts  gekehrten, 
und  in  bewundernswürdiger  Ordnung  nach  einander  fortrückenden  Füssen  äussern. 

Mit  der  Fortpilai.zungsart  der  Skolopendern  ist  man  noch  unbekannt,  ihre 
stufenweise  Entwicklung  geschieht  aber  blos  durch  die  wiederholte  Häutung ,  welche 
jedesmal  mit  der  Anzahl  der  Ringe,  auch  die  Anzahl  der  Füsse  vervielfältiget.  Sie 
leben  vom  Raube  anderer  Insekten  und  Würmer,  die  ihr  giftiger  Bifs  augenblicklich 
töJtet.     Da  sie  weder  Luft,   noch  Wärme  vertragen  können,    so  halten  sie   sich 

mei 


meistens  unter   Steinen,    in  der  Erde,    in  faulen  Holze  und  an  andern  feuchten 
Orten  auf. 

Die  Skolopendern  gehören  unter  die  bekannten  giftigen  Insekten  der  Vorzeit. 
Nur  waren  die  Alten  zweifelhaft,  ob  die  Gefährlichkeit  ihrer  Verletzung  mehr  in 
ihrem  Gebisse,  oder  in  ihrer  Schwanzzange  zu  suchen  sey?  Es  ist  wohl  nicht  zu 
läugnen ,  dafs  sie  mit  ihren  Schwanzstacheln  mehr  oder  weniger  empfindlich  stechen 
können,  ihre  Frefszangen  aber  sind  unstreitig  das  gefährlich  verletzende  Werkzeug. 
Kleinere  Arten  veranlassen  dadurch  eine  unbedeutende  Geschwulst,  grössere,  wie 
die  indianischen  aber,  grosse,  schmerzhafte  Geschwülste  mit  anderen  bedenklichen 
Zufällen.  Gelangen  sie  an  die  Haut  des  Menschen ,  so  klammern  sie  sich  so  fest  an 
dieselbe  an,  dafssie,  nach  Forskäls  Versicherung  ,  oft  nicht  anders ,  als  durch  die 
Annäherung  eines  glühenden  Eisens  ,  davon  zu  entfernen  sind.  Ihre  Gewohnheit, 
sich  gerne  in  die  Falten,  in  die  Ermel  und  Taschen  der  Kleider  einzuschleichen, 
macht  sie  um  so  gefährlicher,  weil  man  hierdurch  ohne  Vorsatz  und  unverdienter 
Weise  von  ihnen  gebissen  werden  kann. 


92.     Die   gegabelte  Skolopender.     Tab.   XL  Fig.  9.  10. 

Scolopcndra  forßcata  pedibus  utrinque   quindeeim.  Linn.  Syst.  Nat.  T.  I.  P.  V.  p.  3016» 
n.    3.   Faun.  Suec.   n.    2064.   —      Halütat  in  Europa,   America. 


Aldrovandi  de  animalibus  insectis.   p.  635- 

Amoreiix  K'otice  p.   144. 

Berlinh-k*  Sammlungen  IV.  p.  304. 

Cuvier  Tableau  e'l&nentaire,  p.  466.  la  Scohpen- 
dre  butvr. 

Degeers  Abb..  z.  Gesch.  d.  Ins.  B.VIT.  S.  202. 
n.  1.  Tab.  XXXV.  Fig.  12 — t  6.  Scolopet.dre  Fonr- 
chuc  ,   die  Zavgcxskolopaider . 

Fabricii  Mant.  ins.  I.  p.  341.  n.  3.  Spec.  Ins.  I. 
p.  532.  n.  3.    Syst.  Ent.    p    429.  n.  3. 

Frischs  Ins.  Teutsclil.  XI.  PI.  2.  Tab.  VII. 

Fuefsly's  Verz.  Schweiz.  Ins.  n    1221. 

Geoffroy  Hist.  des  Ins.  Vol  II.  p.  674.  n.  j, 
Tab.  XXII.  F.  3.   (a  Scolopmdre  ä  trente  pattes. 


Leskes   Naturgesch.  I.  S  494.  n.  1. 

Moufetti   Theatr.  Ins.   p.  199. 

Müllers  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  il?}\ 
n.  3.    Tab.  XXXVI.    F.  7.     Die  Sriucrenassel. 

Mülleri   Faun.  Fr.  n.  S55,  Zool.  Dan.  Pr.  n.  24  t  9. 

Neue  Berlin.  Mannijrfaltigk..  III.  S    341. 

Otiomat.  Hist.  nat.  VII.  p.  50.  Die  Skolopender  mit 
dem  Scheerenschuiam. 

Raji    Historia  Insector.  p.  45. 

Schaefferi  Elem.  P^nt.  Tab.  III.  Fig  I.  Icon. 
Ins.  Ratisb   Tab.  Xl.VI.   F.  12. 

Schröters  Abhandl.  I.  S.  3; 2.  Tab.  III.  F.  2. 

Scopoli   Ent.  carn.   1146. 

Sulzers  Kennzeichen  der  Ins.  Tab.  XXIV.  F.  155. 


Die  gemeinste  unter  allen  Skolopendern  ist  die  gegabelte,  deren  Körper, 
Fühlhörner  und  leztes  Fufspaar  kastanienbraun ,  oder  rostfarbig,  die  übrigen  Füsse 
aber  gelb  sind.  Ihre  ganze  Länge  beträgt  ungefähr  einen  Zoll,  ihre  Breite  andert- 
halb Linien.  Die  Fühlhörner  (Tab.  XI.  F.  10  a.  a.)  bestehen  aus  fünf  und  zwanzig, 
gegen  die  Spitze  immer  kleiner  werdenden  Gliedern;   die  scheerenfönnigen  Frels- 


zan- 


279 

zangen  (b.  b.)  von  -welchen  sie  auch  den  Namen  Schcerenossel  erhalten  hat ,  aus  zwev 
breiten  Gmndtheilen  (c.  c.) ,  und  den  klaue uförmigen  Frefszangen  selbst,  welche 
jenen  Grundlheilen  eingelenkt  sind.  Von  den  fünfzehn  paar  Füssen ,  deren  Gelen- 
ke mit  kleinen  Härchen  und  kurzen  Stacheln  besezt  sind ,  sind  die  zwey  vorlezten 
schon  länger;  als  die  übrigen,  das  allerlezte  aber  nicht  nur  das  längste,  sondern 
auch  das  dickste,  ganz  nach  hinten  ausgestreckt,  und  vorzüglich  bestimmt,  dem 
Insekte,  welches  so  geschwind  vorwärts  kriecht,  dafs  es  nur  mit  Mühe  zu  fangen 
ist ,  das  Rückwärtskriechen  zu  erleichtern. 

Ausser  Europa  ist  die  gegabelte  Skolopender  auch  in  Nordamerika  zu  Hause. 
Sie  liebt  gerne  feuchte  Orte,  lebt  daher  in  Gärten  unter  Steinen  ,  in  verdorbenen 
Früchten,  unter  der  Rinde  alter  Baumstämme,  unter  Blumentöpfen,  abgefallenen 
Blättern  u.  s.  w. 

Wird  sie  gereizt ,  so  öffnet  sie  ihre  Frefszangen  weit  und  sezt  sich  damit  auf 
eine  empfindliche  Art  zur  Gegenwehr.  Wirklich  scheint  ihr  Bus  giftig  zu  seyn,  da 
Fliegen  und  andere  Insekten  augenblicklich  davon  sterben. 


93.     Die  beissende  Skolopender.     Tab.  XI.  Fig.  11.  12. 

Scolopendra  morsitans,   pedibus  utrinque   viginti ,  oculis    octo.      Linn.   S.   N.T.  I.   P.  V. 

p.    3016.   n.    5.      Ainoenit.    acad.    I.    p.    35.5.    506.     Museum    Adolphi    Fr.    I.    p.    £9.   — 

Haliilat  in  America   australi   et  India,   corporis   segmentis    2  2.   antennarum   articulis    20. 


Amoreux   Notice  des  Ins.  p.  143. 

Bankrofts    Naturgesch.  von   Guiana  S,  »51. 

Blume ubachs  Handbuch  der  Naturgesch.  S. 
399.   n.    1. 

Bradley,  R.  Plülosophical  accöunt  of  the  works 
of  Nature  Tab.  XXV.  F.  4. 

Catesby    nat.  Hist.  of  Carolina  III.  p.  z-  Tab.  II. 

Cuvier  Tabieau  dlämentaire  p,  466.  la  Scolopen- 
dre  eCAiuerique, 

Degeers  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  v.  Göze,  B.  VIT. 
S.  204.  n.  1.  Tab.  XL111.  F.  1  —  15.  Scolopcndre 
tnordaute ,   der  Beisser. 

F  abr  ieii  Mant.  'ns.  I  p.  341.  n.  5.  Spec.  Ins.  I. 
p.  532.  n.  5.   Syst.  Bnt.  p   429   n.  5. 

Fermins   Reise   durch  Surinam   Th.  II.  S. 

Frischs  Ins.  Teutsc!  1.   II    Tab.  II.  F.  5. 

Gronov.   Zoophilacii,    n.  1002. 

Leeuwenhoeck  0±>p.  1.  Contin.  epist.    p. 
F.  III.   173. 


297. 


10.  c. 


Lesk  es  Anfangsgr.  d.  Naturgesch.  I.   S.  495.  n.  2. 

Marcgravii    Hist.   rer.  nat.  Brasil,   p.  253.     tfa- 
purucct. 

Müllers    Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1158. 
Die  indianische  Assel. 

Müllers,    0.  F.  Wunnarten  des  süssen   und   sai> 
zigen   Wassers,    S.    180.    Die  indianische  Skolopender. 

Olearii    Gottorffische    Kunstkammer,     Tab.  XII. 
Fig.   3- 

0  ttu  matot.  Hist.    nat.  P.  VII.  p.  52.     Die  indiani- 
sche Skolopender. 

Pallas   neue  nord.  Beytr.   B.  V.  S.  320. 

Petiveri  gazophylacii  Tab.  XIII.  F.  3. 

Schröters,    J.  S.  Abhandlungen  über  verschied 
Gegenst.  d.  Naturgesch.  Th.   I    Tab.  III.   F.  2. 

Sebae  Thesaurus  I.    Tab.  LXXX1.    F.   3.4.    II. 
Tab.  XXV.   F.  *.  4. 

Sulzers  Gesch.  d.  Ins.  S.  272.  Tab.  XXX.  F.  14. 
Der  indianische  Asselwurm. 


Rothgelb,   welches  bey  manchen  Exemplaren  blafs  ,   bey  andern  dunkler  ist, 
und  mehr  ins  Braune  fällt,  ist  die  Farbe  des  gegenwärtigen  Insekts,   dessen  Länge 

zwi 


a8o 

zwischen  fünf  und  zwölf  Zoll,  und  dessen  Breite  zwischen  einem  halben  und  ganzen 
Zoll  wechselt.  Am  Vordertheile  des  länglichrunden  Kopfs  its  es  mit  zwey  Fühlhör- 
nern versehen,  wovon  jedes  zwey  und  zwanzig  Glieder  hat,  und  hinter  denselben  hat. 
es  auf  jeder  Seite  vier  kleine,  schwarze,  in  einem  Vierecke  stehende  Augen.  Die 
Frefszangen  sitzen  auf  einer,  beynahr*  dteyeckigten  Hornplatte  (Fig.  12. /. /'.)  amUn- 
tertheile  des  Kopfs,  und  sind  aus  einem  dicken  Grundtheile  (d.  d),  und  aus  einem 
scharfen  und  spitzigen,  klauenförmigen,  von  innen  nach  aussen  beweglichen  Ende 
(a.  b.)  zusammengesezt.  Leeuweuliöck  hat  dicht  an  der  Spitze  des  lezteren  das  Gift- 
loch entdeckt,  welches  in  einer  länglichten,  rinnenförmigen ,  bis  ans  Ende  rei- 
chenden Öffnung  bestehet,  und  aus  dieser  Öffnung  bey  lebendigen  Skolopendern 
einen  Saft  kommen  gesehen.  Gleich  über  den  Frefszangen  sind  die  zwey  vier- 
gliedrichten,  am  Ende  ebenfalls  klauenförmigen  Bartspitzen  (c  c.)  befindlich,  zwi- 
schen welchen  wieder  zwey,  den  Backenzähnen  gleichende,  jedoch  weiche  Theile 
(e.  e.)  von  unbekannter  Bestimmung  hervorragen.  Der  glatte  unbehaarte  Leib  ist 
nach  Verschiedenheit  seiner  Länge,  bald  aus  zwanzig,  bald  aus  zwey  und  zwanzig 
und  mehr  Ringen  zusammengesezt.  In  Surinam  und  Nenspanien  sollen  sogar  Sko- 
lopendern dieser  Art  vorkommen,  welche  wohl  dreysig  Ringe  haben.  Nach  der 
Anzahl  der  Ringe  richtet  sich  auch  die  Anzahl  der  Füsse,  wovon  jeder  aus  fünf 
Gliedern  und  einem  schwarzen  Endnagel  besteht,  und  die  hinteren  Paare  länger, 
als  die  vorderen  sind.  Das  lezte  Paar  (Fig.  n.  c.  c.)  ist  nicht  nur  länger,  als  alle 
übrige;  sondern  auch  durch  seine  Stärke,  seine  zangenförmige  Biegung,  und  die 
hornartigen  Stacheln,  welche  es  an  der  Innenseite  des  ersten  Glieds  hat,  von 
denselben  verschieden. 

Amoreux  versichert,  dafs  er  die  beissende  Skolopender  oft  unter  Sieinen 
und  Bietern  im  südlichen  Frankreiche  angetroffen  habe.  Eben  so  kommt  sie 
auch  in  Spanien,  und  nach  Pallas  in  Cherson  vor.  Sehr  gemein  ist  sie  auf 
den  antiliischen  Inseln ,  wro  sie  Malfaisante  genannt  wird.  Auch  Brasilien ,  das 
Vorgebirge  der  guten  Hofnung ,  und  Ostindien  sind  mit  derselben  so  reichlich  ver- 
sehen, dafs  sie  den  Einwohnern  nicht  selten  in  ihren  Häusern  lästig  und  gefähr- 
lich wird. 

Es  ist  höchst  wahrscheinlich ,  dafs  dieses  Insekt  beym  Bisse  einen  giftigen 
Saft  aus  jenen  Ritzen  der  Frefszangen  in  die  gemachte  Wunde  fliessen  last,  weil 
ausserdem  aus  der  blosen  klauenförmigen  Bildung  der  Frefszangen ,  weder  die  Hef- 
tigkeit noch  die  Dauer  des  Schmerzes  zu  erklären  wäre.  Ein  Wundarzt  bekam 
nach  Pallas's  Erzehlung  auf  dem  Bifs  dieser  Skolopender  eine  starke  entzündliche 

Ge- 


»8j 

Geschwulst,  welche  einige  Wochen  dauerte  und  Fermia  versichert,  dafs  die  Hef- 
tigkeit des  Schmerzes  ein  vier  und  zwanzig  Stunden  anhaltendes  Fieber  nach  sich 
gezogen  habe.  Andere  Reisende  melden,  dafs  der  Bifs  dieser  Skolopender  noch 
.schmerzhafter,  als  der  Skorpionstich ,  dennoch  aber  nicht  tödtlich  sey.  Gronov 
und  andere  brachten  auch  die  beyden  Hinterlasse  in  den  Verdacht  einer  besonde- 
ren Giftigkeit,  welches  jedoch  nicht  wahrscheinlich  ist,  ohngeachtet  diese  Insek- 
ten vielleicht  fähig  sind,  damit  ziemlich  empfindlich  zu  kneipen. 

Zur  Verhütung  der  üblen  Folgen  des  Bisses  empfielt  Fermin  sogleich  guten  ve- 
netianischen  Theriak  auf  die  gebissene  Stelle  zu  legen. 

94.     Der    gröfste  Tausendfufs. 

Julus  maximus  pedibus  utrinque    134.   Linn.  Syst.  Nat.  T.  I.  P.  V.  p.   3020.  n.  9.  — 

Habitat  in  America. 


Berlinische  Santttttungtff  B.  VIII.  S.  470.   Palmwurm. 

Bib/iotht-que  universelle  et  historique  de  Panne'e  1687. 
Tom.   VI. 

Fäbricii  Matit.  Ins.  I.  p.  340.  n.  12.  Spec.  Ins.  I, 
p.  5  1 1 .  11.  12.  Syst.  Eut.  p.  428.  n.  it. 

Lister   H.  1  699.   T.  V. 


Marcgravii   Hist.  rer.  mit,  Brasil,  p.  255.    Vir- 

mis  terrestris. 

Müllers  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  E.  II.  S.  1 1 6fT- 

n.  8-     D^r  Amerikaner. 

Ouomntolog.   Hist.  nat.  B.  IV.  p.  570.      Der  größte 
Tausendfufs. 


Die  beträchtliche  Länge  dieses  Insekts  steigt  von  einem  bis  zu  anderthalb 
Fufs ,  ui.d  >seine  Dicke  von  dreyviertel  bis  zu  einem  Zoll.  Eben  so  verschieden 
ist  die  Zahl  der  Ringe  und  der  Füsse ,  von  welchen  immer  vier  auf  einen  Ring 
kommen ,  so  dafs  es  also  Vielfiisse  dieser  Art  von  sechzig  Ringen  und  ein  hundert 
uiid  zwanzig  Paar  Füssen,  von  sieben  und  sechzig  Bingen  und  Einhundert  und  vier 
und  dreysig  Paar  Füssen ,  und  von  siebenzig  Ringen  und  Einhundert  und  vierzig 
Paar  Füssen  giebt ,  die  wie  Schweinsborsten  unter  dem  Leibe  stehen.  Der  ganze 
Körper  ist  mit  schwärzlichen  harten  Schuppen  bedeckt,  die  wie  Dachziegeln  über 
einander  liegen.  Am  Kopfe  sowohl,  als  am  Schwanzende,  sind  sie  mit  einer 
Spitze  versehen,  womit  sie  sich  in  die  Häuser  einbohren,  die  Menschen  verletzen, 
und  die  ihnen  beygebrachten  Wunden  so  sehr  vergiften ,  dafs  sie  vier  und  zwan- 
zig Stunden  entsetzliche  Schmerzen  ausstehen  müssen.  Diese  Vielfüsse  sind  auf  der 
Insel  Mevis  sehr  gemein  und  unter  dem  Namen  Palmwürmer  bekannt. 


50 


Drit- 


282 

Dritter     Abschnitt. 

Zufällig  schädliche  Insekten,    welche  als  ganz  ungewöhnliche  Erscheinungen 
innerhalb    des  menschlichen   Körpers    vorgekommen,  sind. 

Auch    die  inneren  Theile   des  menschlichen  Körpers    sind  nicht  verschont 
gehlieben  von  den  mancherley  Nachstellungen  und  zufälligen  Besuchen  der  Insek- 
ten.    Unter  der  Haut  und  im  Fleische ,    in  allen  Höhlen ,    und   beynahe  in  allen 
Eingeweiden,   hat  man  in  seltenen  Fällen  Larven,   Puppen  und  vollkommene  In- 
sekten entdekt.     Die  hierüber  bey  den  älteren  Schriftstellern  häufHg  vorkommenden 
Beobachtungen  und  Erfahrungen ,  sind  von  vielen  Neueren  um  so  mehr  für  Erdich- 
tungen,   Teuschungen  und  Betrügereyen  gehalten  worden,     da  sie  grossentheils  in 
dem  Zeitalter  des  Aberglaubens ,    der  Hexerey  und  Behexungen  gemacht   worden 
sind.     Neuere,   von  helldenkenden  Ärzten  und  Naturforschern  herrührende  Beob- 
achtungen ,  drücken  aber  jenen  älteren  wieder  das  Siegel  der  Glaubwürdigkeit  auf, 
und  bestätigen  unumstöfslich  die   alte  Wahrheit,    dafs  sich  Insekten  sogar  in  die 
verborgensten  Theile  unseres  Körpers  einschleichen  und  überaus  schmerzhafte,  ja 
tödtliche  Zufälle  hervorbringen  können.     Zwar  macht  die  grosse  Reizbarkeit  der  die 
verschiedenen  Öffnungen  und  Höhlen  unsrer  Oberfläche  auskleidenden  Haut,    das 
Eindringen  vollkommener,    sich  leicht  durch  den  Reiz  ihrer  mit  Häkchen  verse- 
henen Füsse  verrathender  Insekten  nur  im  Zustande  der  starken  Berauschung,  des 
tiefen  Schlafs,    der  Ohnmacht  und  der  Bewustlosigkeit  überhaupt  gedenkbar;    ihre 
Eyer  können  sie  hingegen  sehr  wohl  in  den  Winkeln   der  geschlossenen  Augen, 
des  geschlossenen  Mundes  ,  im  äusseren  Gehörgange,  in  den  Nasenlöchern  ,  ander 
Mündung  der  Harnröhre,  zwischen  den  grossen  Schamlippen  und  am  After  absez- 
zen,  und  in  diesen  Eyern  noch  öfter  durch  Speisen  und  Getränke  in  den  Körper 
gebracht  werden.     Auch  beweisen  dieses  die  weit  häuffiger  vorgekommenen  Fälle 
von  Larven  und  Puppen,  als  von  vollkommenen  Insekten,  welche  in  dem  mensch- 
lichen Körper  angetroffen  worden,  oder  aus  demselben  abgegangen  sind.     Erstere 
können   sich  aber    aus!  den  in   den  Mündungen  jener  Höhlen  abgesezten  Eyern  in 
der  ihnen  angemessenen  feuchten  Wärme,  bald  entwickeln,  ohne  zu  reizen,  tiefer 
eindringen  und  sich  sodann  in  Puppen  verwandeln.     Ja  es  wird  aus  gewissen  Bey- 
spielen  mehr  als  wahrscheinlich,  dafs  Insekten  so  gar  die  Puppenhülse  im  mensch- 
lichen Körper  verlassen  und  ihre  Nachkommenschaft   in    demselben  fortgepflanzt 
haben.     Was  aber  die  verschluckten  Eyer  noch  besonders  betrifft;   so  geben  die 

ganz 


l|3 

» 
ganz  entfernt  und  abgesondert  von    den   nasseren  Zugängen   entdeckten  Maden, 

Puppen  und  vollkommenen  Insekten  zu  erkennen ,  dafs  diese  Eyer  die  ersten  Wege 
den  Magen  und  Darmkanal ,  unentwickelt  passiren ,  und  sich  erst  in  den  zweyten 
Wegen,  im  Blut- und  Lymphsysteme,  entwickeln  können. 

Da  die  im  menschlichen  Körper  vorgekommenen  verwandelten  und  unv er- 
wandelten Insekten,  sehr  oft  von  den,  der  Entomologie  und  Helminthologie  un- 
kundigen Beobachtern  unter  dem  allgemeinen  Namen  JVurmer  begriffen  und  damit 
verwechselt  worden  sind,  zum  Theil  auch  bey  den  besten  naturhistorischen  Kennt- 
nissen nicht  systematisch  bestimmt  werden  konnten:  so  war  es  unmöglich,  das 
hieher  gehörige  immer  ganz  genau  von  demjenigen  zu  trennen ,  was  eigentlich  in 
den  zweyten  oder  helmin thologischen  Theil  dieses  Werks  gehört,  und  die  hier  vor- 
kommenden Insekten  selbst  in  einer  systematischen  Ordnung  aufzustellen;  son- 
dern blos  zulässig  sie  nach  den  Theilen,  in  welchen  sie  gefunden  worden  sind, 
durchzugehen,  und  aus  dem  zahlreichen  Haufen  der  Beobachtungen,  hier  nur  die- 
jenigen auszuheben ,  bey  welchen  es  weniger  zweifelhaft  war,  ob  nicht  Larven  mit 
Würmern  verwechselt  worden  sind? 


Insektenlarven  und  vollkommene  Insekten  unter  der  Haut  und 
in  den  fleischichten  Theilen  des  menschlichen  Körpers. 


Diodore  de  Sicile,  Histoire  universelle  tra- 
duite  en  fran^ois  par  l'Abbe"  Terrasson,  Amsterd. 
1738-   T.  !.   L.  III.  C.  XV.  p.  295. 

Graham  von  Würmern  unter  der  Haut  in  Dun- 
cau's  Medical  Commentaries  Vol.  II.  und  aus  diesem 
in  Richters  chir.  Bibl.  B.  X.  S.  543. 


Göze  Geschichte  schä'dl.  Insekten  S.  42. 

Marceil  us  Donatus  L.  I.  Hist.  med.  mirab  C. 
V.   p    59.   de  Aciidopliagis  Libiae  populo. 

Sauvages  Nosologia  methodica  T.  V.  p.  joq. 
h.  2.  Malis  verminosa,  p.  202.  n.  4.  Malis  Acrido. 
phagoruni  und  p.  285. 


Ein  merkwürdiges  Beyspiel  von  Fliegenlarven ,  welche  die  ganze  Oberfläche 
des  Körpers  durchwühlt  hatten,  erzehlt  Sauvages  nach  Salzmann  unter  Malis  vermiß 
nosa:  „Im  Jahre  17 18  wurde  im  strasburgischen  Krankenhause  ein  Jüngling  aufge- 
nommen ,  bey  welchem  kleinere  und  grössere  Würmchen  in  einem  grossen  Tlieile 
des  Körpers  unter  der  Haut  Gänge  machten  und  beynahe  den  ganzen  Körper  auf- 
zehrten. Das  Fett  des  Unken  Auges  war  davon  ganz  verniebtet,  in  der  Leistenge- 
gend ,  in  der  Kniekehle  waren  ganze  Stücken  Fleisch  ausgefressen  —  ein  schreck- 
licher, beklagenswürdiger  Anblick!  In  den  innern  Theilen  des  geöffneten  Leich- 
nams war  aber  kein  Wurm  anzutreffen,  zum  Beweis,  daSs  sie  von  aussen  in  die 
^Fleisehsubstauz  gelangt  waren."     Eben  so  gedenkt  Graham  eines  Kranken,    bey 

wei- 


a34 


welchem' sich  Insektenlarven  durch  die  Haut  frassen ,  und  der,  so  oft  dieses  geschah, 
vorher  jederzeit  heftige  Schmerzen  litt,  Diodorus  Siculus  aber,  und  nach  ihm  Mar- 
cellus  Donatus  und  andere  ältere  und    neuere  Schriftsteller,    hefern  die  merkwür- 
dige Geschichte  einer  Libischen  Nation ,     welche  den  Insektentod   oder  an   einer 
Aufzehrung    aller  muskulösen   und    weichen  Theile   des  Körpers    durch  Insekten 
starb.      Ersterer  drückte  sich  hierüber  ungefehr  so  aus:    „Die  Akridophagen  oder 
Heuschreckenfresser,  ein  äthiopisches  Volk,  welches  weit  kleiner  als  andere  Men- 
schen, überaus  mager,  schwarz  und  sehr  behend  ist,  nemen  durch  ihr  ganzes  Le- 
ben keine  andere  Nahrung,    als  eine  ausserordentlich  grosse  Art  Heuschrecken  zu 
«ich,  welche  ihnen  der  Westwind  im  Frühlinge  aus  der  Wüste  in  ungeheurer  Men- 
ge zuführet.     Sie  sammlen  diese  Heuschrecken  in  Haufen  und  salzen  sie  ein ,    um 
sich  bis  zum   neuen  Heuschreckenfange  im  nächsten  Jahre   in  Vorrath  zu  setzen. 
Ihre  Lebensdauer   erstreckt   sich  hierbey  nicht   über  vierzig  Jahre   und  das  Ende 
derselben  ist  überaus  jammervoll;     denn   sobald  ihr  frühes  Ende  herannahet,    so 
entstehen  in  ihrem  Körper  geflügelte  Läuse  von  verschiedener  Gestalt  und  häfsli- 
chem  Ansehen.     Dieses  Übel  nimmt  seinen  Anfang  im  Unterleibe  und  in  der  Brust, 
erstreckt   sich  aber   bald    über  den  ganzen  Körper.      Der  Kranke  fühlt  anfänglich 
ein  Jucken ,  welches  ihn  zum  Kratzen  nöthiget.       Wann  nun  die  sich  im  Inneren 
des  Körpers  erzeugenden  Läuse  nach  aussen  wollen ,    so  treiben  sie  ein  verdorbe- 
nes Blut  heraus,  welches  heftige  Schmerzen  in  der  Haut  macht.     Der  Kranke  selbst 
sucht  ihnen  mit  seinen  Nägeln  Luft  zu  verschaffen ,    und  erhebt  dabey  ein  klägli- 
ches Geschrey.      Endlich  kommen  die  Läuse  aus  den  Wunden,    die  er  sich  durch 
das  Kratzen  gemacht  hat ,  wie  aus  einem  Siebe  in  un vertilgbarer  Menge  hervor. u 

So  unbegreiflich  die  Entwicklung  dieser  geflügelten  Insekten  im  lebenden 
Menschen  zu  seyn  scheint,  so  läfst  sie  doch  eine  nicht  unwahrscheinliche  Erklä- 
rung zu.  Wie  alle  Insekten  waren  nemlich  auch  jene  Zugheuschrecken  den  Ver- 
folgungen anderer  Schmarutzerinsekten  ausgesezt,  welche  vielleicht  noch  mehr  in 
den  ein  gesalzenen,  als  in  den  lebendigen  Heuschrecken  ihre  Eyer  absetzen.  Die 
Kleinheit  dieser  verschluckten  Eyer  liefs  es  sehr  wohl  zu,  dafs  sie  selbst  in  das 
Schlagadersystem  und  somit  in  alle  weiche,  muskulöse,  häutigte  und  drüsigte 
Theile  des  menschlichen  Körpers  gelangen,  daselbst  ihre  Reife  erhalten  und, 
nachdem  sie  schon  als  Maden  sich  durch  die  Muskelsubstanz  ihren  Weg  gegen 
die  Oberfläche  gebahnt  hatten,  endlich  als  vollkommene  Insekten  auf  demselben 
zum  Vorschein  kommen  konnten.  Weniger  glaublich  ist  es ,  dafs  ein  eignes  In- 
sekt, wozu  sich  wohi  am  wenigsten  die  fliegende  Pferdehms  (Hippobosca  equina), 

wel- 


a85 

welche  Göze  annimmt,  wegen  ihrer  eigenen  Fortpßanzungsart  qualiiiciien 
dürfte,  von  der  eigenen  Ausdünstung  der  Heuschreckenfresser  angelockt,  den  Kör- 
per von  aussen  nach  innen  angegriffen  habe. 

Unwahrscheinlich  und  unbegreiflich  ist  dagegen  Sauvages  Mittheilung  der 
Erzehlung  seines  Freundes  Leuefre ,  welcher  versicherte,  dafs  bey  einem  Kranken, 
in  den  Jahren  1728  und  1729  täglich  eine  Menge,  ihn  zugleich  in  Abbildungen 
mitgetheilter  Läuse,  Flöhe,  Ohrenhöhler,  kleine  Spinnen  und  Küfer,  aus  Augen, 
Ohren,  After,  Harnröhre  und  Aderlafswunde  hervorgekommen  wären,  wogegen 
man  verschiedene  Mittel  und  endlich  die  Merkurialkur  versucht  hätte.  Während 
des  hierauf  erfolgten,  und  vierzehn  Tage  angehaltenen  Speichelflusses,  wäre  der 
Kranke  frey  von  Insekten  gewesen ,  nachher  aber  wieder  damit  befallen  worden 
und  endlich  bey  beständiger  Schlaflosigkeit  ausgemagert  und  umgekommen. 


Skolopendern  und  Maden   in  den  Stirnhöhlen. 


Abhandlungen  der  Kaiser  i.  Akad.  d.  Natur  f.  Tli.  II. 
S.   215. 

Clerici   Hi3t.  tat.   lumbric.  p.  295. 

Hildanus,    Fabr.  Cent.  I.   obs.    y. 

Bist,  de  VAcad.  de  Paris  1708.  p.  42  et  1733.  p.  34. 

H  0  ld  ef  reu  n  d  ,  J.  R..S.  von  einer  langwierigen 
Tollheit,    die  nach  Abgang  vieler  aus  den  Stirnhöh- 


len durch  die  Nase  gefallener  Würmer  glücklich  ge>- 
hoben  ward.  S.  dessen  Erzehlungen  merkwürdiger 
Kranken  geschieh  teil.  Braunschw.  und  Wolfenbüttel 
1775-   S.    1. 

Richters  cliir.  Biblioth.  B.  II.  S.  2g.  von  einem 
besonderen  Geschwüre  und  einem  Wurm  in  der  Stirn«. 
lvühle,   aus  Hill's  Cases  in  Surgery. 


In  den  Histoires  de  V Academie  de  Paris  wird  einer  Frau  gedacht,  welche 
Tier  Jahre  lang  an  den  heftigsten  Kopfschmerzen  gelitten  hatte,  und  endlich  mit 
dem  Abgang  einer  hundert  und  zwölffüssigen  Skolopender,  wahrscheinlich  der 
Electrica  Linnaei ,  davon  befreyet  wurde.  Eben  dieses  erfolgte  bey  einem  Manne 
nach  dreyjährigem  Kopfschmerzen.  Ähnlich  ist  auch  der  bey  Hdl  vorkommende 
Fall.  Eine  Weibsperson  hatte  nemlich  heftige  Zahnschmerzen ,  zu  gleicher  Zeit 
eine  Geschwulst  im  Gesichte ,  einen  Schmerz  in  der  Stirne  und  innerlich  in  der 
Nase,  der  sie  zuweilen  durch  seine  Heftigkeit  des  Bewustseyns  beraubte.  Über- 
dies zeigte  sich  ein  kleiner  schwarzer  Fleck  am  linken  Nasenflügel,  der  oft  sehr 
juckte  und  feucht  wurde.  Sie  liefs  diesen  Fleck  öffnen  und  brauchte  eine  Merku- 
rialkur. Die  Wunde  heilte  und  die  Kranke  befand  sich  eine  Zeitlang  sehr  wohl. 
Einst  fühlte  sie  etwas  Fremdes  in  der  Nase.  Sie  griff  darnach  und  zog  einen  drey 
Zoll  langen  Wurm  heraus ,  der  mit  sehr  vielen  Füssen  versehen ,  wahrscheinlich 
also  eine  Skolep ender  war, 

Fa. 


»83 


Pahricius  H'ddatms  erzehlt,  dals  der  Solin  seines  Vettern  lange  Zeit  vom 
Kopfschmerzen  gepeiniget  ward,  wozu  sich  ein  kleines  Fieber  und  Niesen  gesellte. 
Hierdurch  zenifs  ein  Abscels  in  der  Gegend  des  Siebbeins,  und  ergofs  eine  äusserst 
stinkende  Gauche,  mit  welcher  zugleich  ein  Wurm,  wahrscheinlich  eine  Skolopen- 
der  oder  eine  Insektenlarve,  hervorkroch.  Viele  Ähnlichkeit  mit  diesem  Fall  hat 
Holdefreunds  Beobachtung.  Eine  Bauersfrau  von  sieben  und  dreyfsig  Jahren  rafste 
nemlich  ein  ganzes  Vierteljahr  aufs  heftigste  und  klagte  in  den  guten  Zwischen- 
räumen über  einen  bohrenden  Schmerz  in  dem  Stirnbeine.  Dabey  flofs  ihr  öfters 
ein  stinkendes  helles  Wasser  aus  der  Nase.  Auf  den  Gebrauch  eines  Schnupfto- 
backs  kamen  mit  dem  Ausflufs  eines  faulriechenden,  mit  Blutstriemen  vermischten 
Wassers  neunzehn  kleine,  noch  lebende,  hellrothe,  wie  die  Käsemaden  gestaltete 
Wärmer  zum  Vorschein.  Bey  dem  fortgesezten  Gebrauch  dieses  Mittels  wurde  die 
Frau  wieder  vollkommen  gesund.  Mehrere  Beyspiele  und  Nachweis ungen  von  In- 
sektenlarven, die  in  den  Stirnhöhlen  und  in  verschiedenen  Th eilen  des  Gehirns 
selbst  angetroffen  worden  sind,  findet  man  beym  Clenkus  und  in  den  Abhandlun- 
gen der  kaiserlichen  Akademie  der  Naturforscher. 

Milben  und  Fliegenlarven  in  den  Augen. 

Clerici  Histor.  lat.  lumbric.  p.    273.  Sirones   intra  oculos,  p.   311.   Vermes  oculornm. 

Das  in  langwierigen  Ophthalmien  aller  Art  abfliessende,  die  Augenlieder 
wund  machende,  und  oft  übelriechende  Serum,  und  der  "sie  zusammen  klebende 
scharfe  Eiter,  locken  nicht  selten  Milben  und  Fliegen  herbey,  welche  in  demsel- 
ben ihre  Eyer  absetzen  und"  sich  einnisten.  Triefäugige  Mütterchen  liefern  hier- 
zu genug  Beyspiele. 

Insektenlarven  in  den  Kinnbackenhöhlen. 

Commerc.  titter.  Koric  Vol    IX.  p.  164.  n.  3.    Casus   I   of  the  Antrum  Maxillare,     frwn  whiel    three  Insects 
de  vein.ibtis  ex  sinu  maxHlari  per  liastim  elapsis.  were  discharged.    Vid.  Medical.  Communications.  Vol. 

Heyshan),   j   An  Account  of  a  painful  Affection   |  1.  Lond.  1784-  «.  XXX.  p.  430. 

Eine  sechzigjührige  Frau  litt  über  acht  Jahre  an  einem  heftigen  Schmerz  in 
der  rechten  Seite  des  Gesichts  und  Kopfs,  der  gewöhnlich  Paroxysmenweise  kam, 
ausserdem  aber  bey  jeder  Bewegung  der  Kinnbacke  rege  und  öfters  so  heftig  wur- 
de ,  dals  die  Kranke  über  laut  schrie.     Man  durchbohrte  endlich  nach  vielen  ver- 
geben» 


287 

gebens  angewandten  Mitteln,  die  Kinnbackenhöhle,  und  es  zeigten  sich  tlrey  Wür- 
mer, von  der  Dicke  eines  Gänsekiels  und  der  Lange  eines  Zolls  -wahrscheinlich 
nach  der  undeutlichen  Abbildung  Larven  von  dem  Östrusgeschlechte,  die  man  auf- 
zog. Hierauf  erfolgte,  nach  Heyshams  Versicherung,  zwar  Erleichterung,  aber  sie 
war  von  kurzer  Dauer  und ,  ohngeachtet  man  Öl  einsprizte ,  so  kamen  doch  keine 
Würmer  mehr  zum  Vorschein. 

Der  im  Commercio  litterario  vorkommende  Fall  betrifft  eine  Frau  von  acht 
und  dreysig  Jahren,  deren  linker  Backen  in  der  Gegend  der  Kinnbackenhöhle  bis 
ans  Auge  etwas  angeschwollen  war,  nachdem  sie  vorher  über  heftigen  Kopf- 
schmerz geklagt  hatte.  Sobald  dieser  aufhörte,  flofs  eine  wässrichte  Feuchtigkeit 
aus  der  Nase,  mit  welcher  bisweilen  Würmer  vermischt  waren.  Auf  den  Gebrauch 
bitterer  Einspritzungen  kamen  in  der  Folge  mehr  als  dreysig,  Zoll  lange,  Fleisch- 
maden ähnliche  Würmer  mit  schwarzen  Köpfen  hervor t  worauf  alle  Zufälle 
verschwanden. 

Insektenlarven    in    der   Nase. 


Brury ,  J.  St.  de  Vermibus  nasalibus,  Budae  1782, 

Commerc.  litter.  Nor.  Vol.  X.  p.  131.  Tab.  I.  F.  6. 

Cruce  (Vincent.  Alsarius  a)  de  verme  admirando 
per  nares  egresso  Comment.   Ravennae,   16  ;  o.    4. 

Razow  von  Würmern  aus  der  Nase,  Vandermou- 
de  Samml.  B.  IX.  S.  353. 

Salzmann,  J.  Diss.  de  verme  naribus  excusso, 
Resp.  Honold.  Argent.  1721.  c.  Tab,  aen. 


Slabber,  M.  de  exeretione  vermis  ex  dextro  na- 
rium  orificio ;  irr  Comment.  Soc.  Harlemens.  T.  X. 
P.  a.  p.  466. 

Wohlfart,  J.  A.  Observ.  de  vermibus  per  rrares 
exeretis.  Hai.  176g..  c.  Tab.  aen.  (enthält  die  Be- 
schreibung und  Abbildung  der  Maden  und  ihrer  Mut- 
terfliegen ,  weiche  einem  alten  Manne  aus  der  Nase 
abgegangen  sind.) 


Der  merkwürdigste  von  den  in  den  angeführten  Schriften  vorkommenden 
Fällen ,  ist  wohl  der  im  Commercio  litterario  enthaltene ,  in  so  ferne  er  offenbar  be- 
weist, daß;  hiselvteneyer  in  der  Nase  ihre  Reife  erhalten,  die  ausgekrochenen  Lar- 
ven in  derselben  ihr  Wachsthum  vollenden ,  und  wenn  sie  nicht  gestört  werden, 
sich  wohl  auch  verpuppen  und  als  vollkommene  Insekten  zum  Vorschein  kommen 
können.  Eine  Hebamme,  meldet  dar  Erzehler  Quelmalz,  bekam  Kopfschmerzen, 
welche  bald  bis  zum  Unsinnigwerden  überhand  narnen.  Nach  einigen  Tagen  ent- 
stand eine  Geschwulst ,  welche  die  Nase  und  den  gröfsten  Theil  des  Gesichts  ein- 
nam.  Alle  zertheilende  Mittel  waren  vergebens  angewandt  worden,  und  die  Ge- 
schwulst gieng  in  Eiterung.  Sie  wurde  sobald  sie  reif  zu  seyn  schien ,  durch  eine 
Incision  geöffnet,  wo raut  Eiter  mit  länglichten ,  in  Knäueln  vereinigten  Stückchen 
zum  Vorschein  kam.       Der  durch  sie  gehemmte  Ausflufs  des  Eiters ,    machte  auf 

ihre 


»8$ 

ihre  nähere  Untersuchung  aufmerksam ,  und  bey  dieser  ergab  sich,  dafs  diese 
Stückchen  eilf  Linien  lange  und  drey  Linien  breite,  -weiche,  etwas  plattgedrückte 
aschgraue,  mit  kleinen  Fühlhörnern  versehene,  den  Fliegenmaden  ähnliche  Wür- 
mer waren,  von  welchen  in  wenig  Tagen  wenigstens  hundert  abgiengen.  Die 
Kranke  wurde  hierauf  ungemein  erleichtert,  und  das  Geschwür  in  kurzen  zur 
Heilung  gebracht. 

Insektenlarven  in  den  Ohren. 


Acrels,  0.  chirurgische  Krankengeschichte  im 
königlichen  Lazareth-e  zu  Stockholm  angemerkt.  S. 
1.;.  iters  chir.  Bibl.  B.  II.  St.  2.  S.  3.  Desselben  chi- 
rurgische Vorfälle,  S.Richters  chir.  Bibl.  ß. IV.  S  458- 

Farion  im  Vandermonde  Journal  He  Med.  Mens. 
Aüg.  1758.   p-  »3b'. 

Filleau  im  Journal  de  Medecine  T.  LXXVI.  S. 
Rieht,  chir.  Bibl.  B.  XI.  S.  459. 

Leschevin  von  den  Krankheiten  des  Gehörs,  in 
Richters  chir.  Bibl.   B.  IV.   S.  735. 

Lieutaud   de  vermibus  ex  aure  et   tumore  ma- 


gno V.  Journal  de  Medecine  T.  VIII.    p.  145.  et  T. 
XVII    p.  550. 

Mag  et  im  Journal  de  Med.  Chir.  et  Pharm.  T, 
LXV1.   S.  Rieht,  chir.  Bibl.  B.  XI.   S.  71. 

Rayger,  B.  von  Würmern  in  den  Ohren,  in  den 
Abh.  d.  kais.Akad.d.Naturf.   Th.  IV.   S.u. 

Remanini,  S  V.  unwahrscheiul.  Geschichte  einer 
lebendigen  Fliege,  die  man  aus  dein  Gehörgange  heraus- 
gezogen haben  will,  nachdem  sie  1 5  Jahre  darinnen  ge- 
lebet ,    im  Orteschi  Giornale  di  Medicine  Vol.  XU. 

Rösels   Insektenbelustigung,    Th. "II.  S.  40. 


Leschevin  schreibt,  „von  aussen  können  allerhand  fremde  Körper  in  den 
Gehörgang  fallen.  Sind  es  Ineskteneyer,  so  werden  sie  zuweilen  daselbst  ausge- 
brütet, und  zeugen  Würmer. "  Dieser  Satz  gründet  sich  auf  eine  Menge  Erfahrun- 
gen ,  wovon  ich  hier  nur  einige  anführen  will.  Nach  Acrel  bekam  eine  Weibsper- 
son, die  seit  einiger  Zeit  ein  schweres  Gehör. hatte,  zuweilen,  ohne  irgend  eine 
in  die  Augen  fallende  Ursache ,  Convulsionen.  Sie  beklagte  sich  in  der  Folge 
über  Schmerzen  in  den  Ohren,  wobey  jederzeit  die  Convulsionen  heftiger  wur- 
den. Man  steckte  ein  wenig  mit  Öl  und  Laudanum  befeuchtete  Charpie  ins  Ohr, 
und  fand,  als  man  sie  wieder  auszog,  einige  langlichte  Wünner  an  derselben  han- 
gen ,  worauf  sich  die  oben  bemeldeten  Zufälle  verloren.  An  einem  andern  Orte 
emnüelt  er,  als  ein  sehr  oft  bewährt  gefundenes  Mittel  gegen  diese  Gäste,  das  De- 
kokt von  wildem  Rosmarin  (Laedum  palustre)  ins  Ohr  zu  sprüzen  und  mit  Char- 
pie einzulegen. 

Wie  nöthig  es,  nicht  blos  zur  Unterhaltung  der  Ruhe,  sondern  auch  zur 
Verhütung  jedes  Absatzes  von  Insekteneyern  in  der  wärmeren  Jahrszeit  sey,  schla- 
fende Kinder  durch  ein  über  sie  ausgespanntes  Florruch  etc.  vor  Fliegen  und  an- 
dern Insekten  zu  sichern,  beweist  Maget  durch  folgenden  Fall:  Ein  drey wöchent- 
liches Kind  gab  durch  sein  Geschrey  und  öfteres  Greifen  nach  dem  Ohre  zu  er- 

ken- 


289 

kennen,  dafs  es  daselbst  heftige  Schmerzen  empfinde.  Nach  acht  Tagen  fieng 
das  Ohr  an  zu  fliessen  und  die  Schmerzen  verschwanden.  Nach  vierzehn  Tagen 
kamen  sie  wieder  und  endigten  sich  abermals  mit  einem  Ausflusse  aus  dem  Ohre 
womit  allmählich  zwey  und  dreysig  Würmer  ausgeleert  wurden,  die  den  Fleisch- 
maden glichen.  Von  dieser  Zeit  an  verlohren  sich  Schmerzen  und  Ausflufs ,  und 
das  Kind  befand  sich  nachher  immer  wolü, 

Eben  so  belehrend  in  dieser  Hinsicht  ist  das  Beyspiel,  welches  Filliau  an- 
führet. Ein  Knabe,  der  eine  Zeitlang  auf  einem  Misthaufen  geschlafen  hatte, 
klagte  über  Schmerzen  im  Ohre.  Bey  der  Untersuchung  fanden  sich  Würmer  dar- 
innen, welche  man  herausnam  und  somit  den  Kranken  von  seinen  Schmerzen  be- 
freyte.  Ohne  Zweifel  waren  diese  Würmer  die  Larven  der  Aas  -  oder  Fleischfliege, 
die  ihre  Verwandlung  in  dem  Miste  zu  machen   pflegt. 

Noch  überzeugender  sind  aber  die  Fälle,  welche  Farlon  und  Mosel  erzehlen. 
Ein  Knabe,  meldet  ersterer,  aus  dessen  Ohre  schon  seit  einem  Mo nathe  Eiter  flofs, 
wurde  auf  einmal  von  heftigen,  mit  convulsivischen  Bewegungen  begleiteten 
Schmerzen  befallen.  Als  diese  etwas  nachliessen,  zog  man  drey  Würmer  heraus 
die  man  in  einem  Papiere  verwahrte,  um  zu  sehen,  ob  sie  nicht  einer  Verwand- 
lung fähig  wären.  Fünf  Tage  nachher  hatten  sie  sich  wirklich  in  Puppen  verwan- 
delt, aus  welchen  endlich  Fliegen  hervorkamen,  welche  die  im  faulen  Fleische  be- 
findlichen an  Grösse  übertrafen.  Und  Mosel  führt  folgende  Stelle  aus  D.  Kirstens 
Brief  an:  „ die  fünfzehn  Würmer ,  welche  ich  aus  dem  Ohre  eines  Bauernjungen 
von  dreyzehn  Jahren,  der  unerhörte  Schmerzen  einige  Wochen  erlitten,  sowohl 
durch  Hülfe  einiger  Arzneyen,  als  auch  durch  Hülfe  einer  kleinen  Zange  heraus- 
gezogen, waren  den  Maden ,  woraus  die  Schmeißfliegen  hervorkommen,  die  Sie  im 
zweyten  Theil  Ihrer  Insektenbelustigung  abgebildet  kaben,  an  Farbe  und  Grötse 
vollkommen  gleich." 

Insektenlarven  i  m  M  u  n  d  e. 

Do  1  äi ,  J.  von  Würmern  Im  Speichel  in  den  Abhandl.  Isibordus,   vom   Speichel    mit  Würmern     ebep- 


d.  kaiseri.  Akad.  d.  Naturf.  Th.  IX.  S.  191. 


daselbst  B.  XIV.  S.  327. 


Der  stinkende  Speichel  skorbutischer  Menschen  ist  unstreitig  eines  der  ersten 
Anlockungsmittel  der  Fliegen,  ihre  Eyer  in  den  Winkeln  des  Mundes  oder  im 
Munde  selbst  abzusetzen ,  um  den  auskriechenden  Larven  gleich  die  angemessenste 
Nahrung  zu  verschaffen.     Doläi  bestätiget  dieses  durch  das  Beyspiel  einer  solchen 

57  Per- 


290 

Person,  die  in  seiner  Gegenwart  einen  stinkenden  und  mit  WuEmern  angefüllten 
Speichel  auswarf,  und  Libordus  durch  das  Beyspiel  einer  skorhutischen  Nonne,  die 
wegen  ihres  stinkenden  Athems  vieles  fruchtlos  gebraucht  hatte,  und  in  deren  Spei- 
chel man  endlich   kleine  weisse ,   den  Käsemaden  ähnliche  Würmer  entdeckte. 

Insektenlarven  in    der  Luftröhre  und  in  den  Lungen. 

A'saharavius  in  Capite  de  Tussi. 

B  i  a  n  e  h  i  n  i ,  lettere  Medico  Pratiche  all  indole  del- 
Je  febbri  maligne  p.  339. 

Consbruch  von  Würmern  aus  der  Lunge  in  Hu- 
felands Journal  der  practischen  Heilkunde,  B.  IV.  St. 
3.   S.  599. 

Lieutaud  Hist.  aaat.  med.  Vol.  II.  obs.  57a 
et  720. 


niiscell.  Cur.  Dec.  XI.  An.  IV.  obs.  63. 

Morgagni  Ep.  XIX.  art.  41.  et  Ep.  XXI.  art.  44. 

Percival  Ess.  medical  philosophand  experimen- 
tal.  Vol.  II. 

Sentulianus  etValisnerius  in  Galer.  di Mi- 
nerva T.  VII.    P.  I.  obs.  7. 

Sc  h  enkii  Obs.  med.  L.  II.  de  pulm.  p.  249. 

Zaar  Alhomer,   Lib.  I.  Tract.  II.  Cap.  3. 


Die  Entstehung  der  Insektenlarven  in  den  Lungen  sezt  voraus,  dafs  die 
Eyer  tief  im  Rachen  bey  völlig  offenem  Munde  abgesezt  worden  sind.  Da  aber 
diese  Theile  viel  zu  reizbar  sind ,  als  dafs  sie ,  selbst  im  tiefsten  Schlafe ,  das  zum 
Eyeiiegen  nöthige  Verweilen  eines  Insekts  verstatten  sollten ;  so  sind  die  unter  dem 
Auswurfe  Lungensüchtiger  gefundenen  Maden,  wohl  nur  als  zufällige,  erst  ausser 
den  Lungen  hinzugekommene  Gäste  anzusehen.  Auch  mehren  die  bey  den  Schrift- 
stellern vorkommenden  Beyspiele,  wovon  ich  nur  das  von  Consbruch  anführe,  die- 
sen Verdacht.  „Im  Militärlazarethe  zu  Bielefeld  starb  im  December  1796  ein 
Schwindsüchtiger,  dessen  Auswurf ,  nach  der  Versicherung  des  Regimentschirurgus 
und  der  Gompagniewundärzte ,  immer  von  zahllosen  Maden  wimmelte,  vorzüglich 
wenn  er  neben  dem  warmen  Ofen  auswarf."  In  der  Nachbarschaft  des  Ofens  hal- 
ten sich  aber  immer  am  meisten  die  Fliegen  auf,  und  die  in  der  Wärme  vermehrte 
iäulichte  Beschaffenheit  des  Eiters  zieht  sie  um  so  mehr  herbey,  in  demselben 
ihre  Eyer  abzusetzen. 


Insektenlarven,  Asseln  und  Skolopendern  in  dem  Magen. 


Klär  ich,  Beschreibung  einer  convulsivischen 
Krankheit,  welche  von  ein?m  kriechenden  Insekte  im 
Magen  entstände!/;  in  den  deutschen  Schriften  derkö- 
jBigl.  Soc.  zu  Ciiktingen  B,  I.  n.   14.   c.  Fig. 

Lälii,    J.  L.  von  Kellerwürmern  ,     die  durch  Er- 


brechen abgegangen;  in  denAbh.  der  kaiserl.  Akad.  d. 
Naturf.   Th.  XI.  S.  139. 

Lister  (Martin)  in  d«n  Philosoph.  Transactionen, 
ß.  X    S.   394.   n.  417. 

Sau  vages    Nosolog.   Meth.  T.  V.   p.   199. 

Wall,   J.  in  den  Phil. Transact.  VoI.L.P.  II.  p.  842. 


In  B.ücksicht  der  durch  Brechen,  Stuhlgang  und  Urin  ausgeleerten  Insekten- 
liirveii  uud  vullkommeueu  Iu&ekteu x  ist  wold  nicht  zu  laugaen,  dafs  sich  bey  vie- 
len 


len  Beobachtungen,  welche  vorzüglich  in  den  Abhandlungen  der  kaiserl.  Akad.  d. 
Naturforscher  vorkommen ,    manche  Trugschlüsse  eingemischt  und  manche  Insek- 
ten etc.  erst  in  die  Gefässe,  worinnen  die  Abgänge  aufbewahret  worden  sind,  ge- 
kommen seyn  mögen.       Andere  Beobachtungen  aber  sind  von  zu  glaubwürdigen 
Männern  und  unter  zu  überzeugenden  Umständen  gemacht  worden ,     als  dafs  vsie 
in  Zweifel  gezogen  werden  könnten.     Hieher  gehört  der  merkwürdige  Fall,    den 
Lister  von  einem  neunjährigen  Kinde,  welches  zolllange  und  einer  Entenfeder  dicke 
Raupen,  mit  schwarzen  Köpfen,  braunen  Bingen  und  vierzehn  Beinen  ausbrach,  und 
Wall  von  einem  Mädchen  erzehlt,    die  lange  Zeit  mit   einem  nagenden  Schmers 
im  Magen  beschwert  war,    endlich  aber  auf  tausend  Stück  Asseln  oder  Kelleresel 
(O ruscus  Asellus)  wegbrach,  und  hierdurch  von  ihrem  Übel  befreyet  wurde.     Sehr 
übereinstimmend   ist   hiermit  Lälii  Erzehlung   von   einem  Mädchen   von    fünfzehn 
Jahren ,  welche  bey  grossem  Durst  aus  einem  Brunnen  getrunken  hatte ,  und  nach 
gegebenem  Brechsafte,    mehr  als  sechzig  Kellervvürmer  über  sich  ausleerte.      Das 
kriechende  Insekt,  welches  Klärich  abgebildet  hat,  und  durch  seinem  Reiz  im  Ma- 
gen Convulsionen  veranlafste,  war  eine  gegabelte  Skolopender  (Scolopendra  forficata). 
Was  aber  die  im  Magen  vorkommenden  Insektenlarven  betrifft;  so  äussert  Sauvages 
hierüber  folgende  Meinung :  „Die  Pferdebremse  (Oestrus  nasalis)  schlüpft  oft  in  die 
Nasenlöcher  der  Schaafe,  Ziegen  etc.  und  sezt  in  ihren  Stirnhöhlen  ihre  Eyer  ab. 
Etwas  Ähnliches  scheint  auch  bey  dem  Menschen  Statt  zu  finden  und  zu  der  Zeit 
als  die  Pest  in  Alesia  1720  wüthete,    öfters   hundert  Menschen  begegnet  zu  seyn; 
denn  alle,   welche  Brechmittel  zur  Vorbauung  namen,  brachen  eine  grosse  Men^e 
Larven    oder  Maden  von  der  Grösse  der  Gerstenkörner  weg."      Es  ist  aber  eben 
sowohl  möglich ,  dafs  Insekteneyer  mit  Speisen  und  Getränken  verschluckt  werden 
können,    wie  ich  schon   oben   gedacht    habe,    und    wie  wir  noch  ferner  sehen 
werden. 


Insektenlarven,    Puppen  und  vollkommene  Insekten 

im  Darmkanale. 


Akrel,  J.  G.  Historia  rermium  ,  larvarum  nee 
non  insectorum,  variorum  generum ,  per  biennium 
intra  corpus  humanum  hospitantium  ,  una  cum  variis 
experimentis  ea  expellendi ;  in  Nor.  Act.  Regiae  So- 
citt.  Scient.  Upsaliensis,   Vol.  VI.  1799. 

Bastiani,  A.  Beschreibung  und  Abbildung  eines 
Thiers  das  nebst  vielen  Spulwürmern  abgetrieben  wor- 
den,  in  Atti  dell'  Acad.  di  Siena  To.  VI.  (Blumen- 


bach  med  Bibl.  B.  I.  S.  g6.  hat  zwischen  diesem  Thie« 
re  und  der  Meerbremse  Oestro  Gesn.  viele  Aehnlich- 
keit  bemerkt.) 

Bönneken  in  den  Frank.  Samml.  B.  IV.   S.  6?. 

Calderword    in   den   Medical  Commentaries,    S. 
Rieht,  chir.  Bibl.  B   IX.  S.  434. 

Rosen    (Nils)  Bemerkungen  von  Ins.  im  menschl. 
Körp.  in  den  Abh.  i.  Schwed.  Ak.  B.  XIV.  S.  56. 

Spar- 


IQ2 


Sparmann,  A.  Fliegenmaden  (von  derMusea  nie. 
teorica)  von  einem  Menschen  abgetrieben  in  den  Abb, 
d.  Schwed.  Ak.  B.  XXXX.  S.  61. 

Wahlbom,    J,  G.   Bemerk,   v.  Fliegenmaden   im 


menschlichen  Körper  in  der  Abi),  d.  Schwed.  Akad. 
B.  XIV.   S.  56. 

White  in  den  Memoirs   of  the  niedical  Society  of 
London,   S.  Rieht,  chir.  Bibl.  B.  X.  S.  383. 


Lezterer  Autor  erzehlt  die  Geschichte  eines  Mannes,  der  von  mancherley 
Beschwerden,  womit  er  seit  geraumer  Zeit  behaftet  war,  vorzüglich  von  Schmerz 
und  Spannung  in  der  Lebergegend,  öfterer  Leibesverstopfung,  öfterem  Trieb  zum 
Harnen ,  vornemlich  aber  von  einer  bestandigen  sehr  lustigen  Kälte  der  untern 
Gliedmassen  befreyet  wurde,  nachdem  eine  Menge  Puppen  von  der  gewöhnlichen 
Fliege  durch  den  Stuhlgang  abgegangen  waren.  Wahlbom  hingegen  meldet,  dafs 
von  einer  mageren  Jungfer  mit  eingefallenen  Augen  ,  welche  öfters  über  Mattigkeit, 
Mangel  des  Appetits,  zuweilen  über  Cbligkeit,  geringen  Husten,  Schmerz  oder 
Drücken  in  der  linken  Seite  klagte,  welches  sich  besonders  während  des  Arzney- 
gebrauchs  mit  einer  Erstarrung  des  ganzen  dicken  Beins  vermehrte ,  auf  den  Ge- 
brauch von  Pulvern  aus  Tan.  vitriol.  und  Vitriol  Mart.  eine  Menge  kleiner ,  kaum 
einen  Querfinger  langer  und  einer  Taubenfeder  dicker,  am  stumpfen  Ende  etwas 
behaarter,  zwolfringigter  Maden  abgiengen.  Eine  von  diesen  Maden  wurde  auf- 
bewahret und  verwandelte  sich  in  eine  braune  Puppe,  aus  welcher  nach  drey  Wo- 
chen eine  Fliege  auskroch,  die  Musca  nigra  Zinn.  Fn.  Su.  1266,  welche  noch  ein- 
mal so  grofs,    als  unsre  gewöhnliche  Hausfliege   war. 

Von  dem  sei.  Präsidenten  Schöpf/  erhielt  ich,  nach  einer  Unterredung  über 
diese  Materie ,  folgendes  mitgetheilt.  „Eine  durch  den  After  abgegangene  Larve 
sah  ich  zu  Neu  York.  Eine  Frau  daselbst,  litte  seit  mehreren  Wochen  unsägliche 
Schmerzen  im  Leibe ,  wodurch  sogar  fieberhafte  Bewegungen  entstanden.  End- 
lich erfolgte  Erleichterung  nach  dem  Abgang  eines  larvenähnlichen  Wurms.  Der 
Körper  desselben  war  neun  Linien  lang,  am  Vordertheile  dick  und  plump,  nach 
hinten  zu  verschmälert,  abgetheilt  in  zwölf  bis  fünfzehn  ringförmige  Einschnitte, 
deren  vorderster,  oder  das  Kopfende,  breiter,  glätter,  oben  und  unten  etwas  plat- 
ter war,  als  die  übrigen.  Die  Farbe  des  weichen,  oben  mit  einigen  kleinen  schwar- 
zen Borsten  besezten  Körpers  war  weifs.  Der  Mund  hatte  zwo  gleiche  hornigte, 
abgestumpfte  Kinnladen,  und  in  jedem  Winkel  derselben  noch  einen  kleinen  hor- 
nigten  kegelförmigen  Zahn.  Es  war  am  19.  December  1781  als  ich  dieses  Thier 
sah  und  damals  schon  fünf  Wochen,  nachdem  es  die  Kranke  verlassen  hatte,  aber 
doch  noch  lebend  und  voll  Bewegung,  ohngeachtet  es  in  einem  kalten  Zimmef 
aufbewahret  war.  Welches  Insekts  Larve  oder  Puppe  es  mochte  gewesen  seyn, 
blieb  uns  verborgen,     la  seiner  gegenwärtigen  Glosse  und  Beschaffenheit  konnte 

es 


eo3 

es  gewifs  nicht  verschlukt  worden  seyn,  sondern  nls  Ey,  oder  doch  noch  sehr 
klein,  mufste  es  seinen  Weg  in  den  Magen  gefunden  haben,  dessen  Yerdauungs- 
kräften  es  widerstand,  so  dafs  es  in  den  Darmkanal  gelangen  konnte,  in  wel- 
chem es  wuchs  und  welchen  es  schmerzhaft  reizte  und  kneipte." 

Als  Beyspiel  von  vollkommenen  Insekten  t  welche  sich  im  Darmkanal  auf- 
hielte» $  führe  ich  hier  Bönnekens  Beobachtung  von  drey  Knaben,  welchen  durch 
den  Gebrauch  von  Merkurialpillen ,  lebendige  Käfer  abgetrieben  worden  sind,  und 
das  an,  was  Calderword  von  einem  vierjährigen  Knaben  erzehlt,  dem  eine  unge- 
heure Menge  Würmer  durch  den  Hintern  abgieng,  die  kleinen  Heuschrecken  gli- 
chen. Er  hatte  eine  Zeitlang  vorher  allerhand  Zufälle ,  welche  Wurmbeschwerden, 
glichen,  und  verfiel  zulezt  in  eine  Schlafsucht,  während  welcher  ihm  jene  Insek- 
ten verliessen.  Die  Eltern  erzehlten,  dats  er  vor  einiger  Zeit  im  Garten  junge 
Kohlblätter   gegessen  und  seit  dem  jene  Beschwerden   empfunden  habe. 

Noch  besonders  merkwürdig  in  dieser  Rücksicht  ist  Roseus  Beobachtung.  Ein 
vornemes  Frauenzimmer  klagte  nach  überstandenen  Friesel  über  Kopfweh,  Schmer- 
zen in  den  Armen,  öftere  Härte  und  Anschwellen  des  Unterleibes,  Mangel  der  Efs- 
lusL  Sie  war  dabey  mager,  hatte  matte  Augen  und  eine  grauliche  Gesichtsfarbe. 
Auf  ein  gegebenes  Laxiertränk chen  von  Sennesblättern  bekam  sie  heftige  Schmer- 
zen im"  Unterleibe,  worauf  mit  den  erfolgten  Stuhlgängen  drey  Schalen  abgiengen, 
welche  Rosen  vom  Dr.  TVcüilbom  in  Gegenwart  des  Licentiaten  Kühlers  und  Sundii 
untersuchen,  und  öffnen  liefs.  In  einer  Öffnung  zwischen  zweyen  dieser  Schalen 
befand  sich  ein  Stückchen  einer  Raupe,  welche  der  Kohlraupe  glich.  Die  erste 
Schale  selbst  enthielt  i)  Frischs  grösseren  schwarzen  Mistkäfer  (S.  dessen  Ins;  Th.IV. 
S.  i3.  Tab.  6.  oder  den  Scarabaens  capite  thoraceque  nigro ,  glabro  ,  elytris  griseis,  pe- 
dibus  pallidis  Linn.  in  Fn.  Su.  353.),  wovon  nur  noch  Kopf,  Brust  und  die  eine  Flü- 
geldecke übrig  waren ;  2)  Kopf,  Brust,  Flügeldecke,  Füsse  und  Hinterleib  vom 
Curculio  ater ,  proboscide  thoracis  longilndine  Fn.  Sri,  45 1.  Alle  diese  Theile  waren 
mehr  als  einmal  und  von  verschiedener  Grösse  vorhanden,  und  man  war  im  Stande 
aus  den  grösseren  einen  vollkommenen  Käfer  zusammenzusetzen ;  3)  Vier  unsier 
gemeinen  Spinen ,  alle  ganz,  nur  dafs  der  Bauch  etwas  ausgetrocknet  und  einge- 
schrumpft war;  4)  eine  Käferlarve;  5)  zwey  Nachtvogelraupen  und  ausserdem  eine 
Menge  anderer  kleiner  Stücke,  Köpfe,  Brüste,  Flügeldecken.  Die  Schale  selbst, 
welche  dieses  alles  enthielt,  glich  einem  Raupengespinnste.  Die  zweyte  und 
dritte  Schale  waren  von  gleicher  Beschaffenheit  und  enthielten  ähnliche-  Dinge. 
Rosen    zieht  hieraus    den  Sohlufs;     dafs  wir  wohl  mit  Kohl  oder  anderen    grünen 

Sachen 


Sachen,  die  wir  zum  Salate  brauchen ,  Eyer  von  verschiedenen  Insekten  verschluk- 
ken, und  dafs  diese  oft,  ungeachtet  der  peristaltischen  Bewegung  des  Magens  und 
Darmkanali  und  der  Gegenwart  der  verdauenden  Safte,  ihre  Verwandlungen  ma- 
chen ,  wachsen  und  Krankheiten  hervorbringen  können ,  die  wir  mit  den  gewöhn- 
lichen Mitteln  zu  heben,  öfters  vergebens  bemühet  sind  ,  da  Insektenlarven ,  Pup- 
pen und  vollkommene  Insekten ,  wohl  nie  oder  selten  den  Mitteln  weichen ,  wel- 
che die  Intestinalwürmer  vertreiben. 

Bisweilen  bewohnen  dergleichen  fremde  Gäste  den  Magen  und  Darmkanal 
zugleich.  Eine  in  dieser  Rücksicht  überaus  merkwürdige  Krankengeschichte  liefert 
Akrel  von  einer  dreysig  jährigen  Jungfrau,  welche  zwey  Jahre  lang  von  oben  und 
unten  eine,  alle  Vorstellung  übertreffende  Menge  von  Larven,  Insekten  und  Wür- 
mern von  sich  gab.  Unter  den  abgegangenen  Insekten  befanden  sich  alleine  nur 
zwey  Hundert  und  drey  und  sechzig  Raubkäfer  {Staphylini),  wohl  fünfzig  verschie- 
dene Larvenarten,  ein  lebendiger  Laufkäfer  (Carabus),  Hundert  und  zwanzig  After- 
und  Spulwürmer  (Ascaris  vermicularis  et  lumbricoides)  und  mehrere  Bandwurmstücke. 
Nach  vielen  vergeblich  angestellten  Versuchen  bewirkte  Leinöl  mit  Terpentinöl 
verbunden ,  die  eigentliche  Kur. 

Insekten  in  den  Harnwegen. 

Turberville  in  den  philosophischen  Transaktionen  B.  XIV.  S.  83$.  n.  167. 

Im  Urine  einer  mit  der  fallenden  Sucht  behafteten  Edelfrau  sah  Turberville 
eine  grosse  Menge  kurzer  Insekten ,  die  viele  Beine  hatten  und  den  Schaben  gli- 
chen. Ergab  zwey  bis  drey  Laxiermittel ,  worauf  man  immernoch  acht,  zehn 
und  mehr  solcher  Insekten  in  dem  Urine  gewahr  wurde,  welche  alle  sehr  munter 
und  lebhaft  waren.  Dabey  dauerten  die  epileptischen  Anfälle  täglich  fort.  End- 
lich liefs  er  eine  halbe  Unze  von  dem  mit  Niesewurz  bereiteten  Meerzwiebelsafte 
(Oxymel  hellebor atum)  in  Wurmkrautwasser  nemen,  tiud  hierauf  wurde  sie  völlig 
von  ihrer  Krankheit  befreyet. 

Insekten  in   den  Brüsten  säugender  Personen. 

* 
Bahlingers  neues  Magaz.  B.   V.  St.  5.  S.  4^9-  enthält  eine  Beobachtung  aus 
dem  zu  Anfange  des  verflossenen  Jahrhunderts  in  Venedig  erschienenen  Gran  Gior- 

nale 


a93 

nah  dl  Europa,  von  einem  Wurme  oder  Insekte,  welches  ein  Mann,  als  er  den 
Lberflufs  von  Milch  aus  seines  Weibes  Brust  sog,  mit  aus  dieser  herauszog,  und 
welcher  vier  Fingerbreiten  lang  und  so  dick  war,  wie  ein  Seidenwurm,  zwey  Rei- 
hen  von  Füssen,  einen  grauen  Balg  mit  aneinander  gereiheten  Schuppen  und  zwey 
dem  Schwänze  eines  Skorpions  ähnliche  Hörner  am  Kopfe  hatte.  Es  machte  viel 
heftige  Bewegungen,  kroch  und  lebte  noch  vier  und  zwanzig  Stunden. 


Insektenlarven  und  vollkommene  Insekten  in  den  inneren 
weiblichen  Geburtstheilen. 


Cockson  in  den  Medical  andphilosopliical  Com- 
fiieiitaries  by  a  Society  of  Physicians  in  Edinburgh, 
Vel.  III.  S.  Rieht,  chir.  Bibl.  B,  IV.  S,  425. 


Paullini,  C.  F.  von  Kellerwiirmern ,  die  mit  der 
Wbchnerinreinigung  abgegangen;  in  denAbh.  d.  kais. 
Akad.  d.  Nf.  Tb.  XV.  S.  45«. 


Eine  sieben  und  zwanzig  jährige  Frau  bekam  jedesmal  einige  Tage  vor  ihrer 
monatlichen  Reinigung,  Schmerzen  in  den  Lenden  und  einen  A.usflufs  einer  grü- 
nen, sehr  stinken  den  Feuchtigkeit,  welcher  gewöhnlich  so  lange  dauerte,  bis  das 
Geblüte  sich  einstellte.  Diesesmal,  als  sie  Herrn  Cockson  um  Rath  fragte,  giengen 
mit  dieser  Materie  eine  grosse  Menge  lebendige  Maden  ab ,  die  viel  Ähnlichkeit  mit 
Kohlraupen  hatten.  Durch  Einsprützungen  von  Kamillen-  und  Wermuth  -Dekokt 
mit  Baumöl,  welche  drey  Wochen  lang  täglich  zweymal  gemacht  wurden,  ward" 
sie  von  dieser  sonderbaren  Beschwerde  so  vollkemmen  befreyet ,  daß  sie  nach- 
her nie  wieder  einen  Anfall  davon  spührte-  Eben  so  versichert  Paullini,  eine  Frau 
gekannt  zu  haben,  welche  mit  dem  Nachfiufs ,  der  richtig  nach  der  Geburt  folgte, 
fast  hundert  lebendige  Kellerwürmer  von  sich  gab,  wovon  sie  aber  niemals  so  viel 
sie  sich  zu  erinnern  wüste ,  einiges  Leibreissen  verspüret  hatte. 

Ich  übergehe  hier,  um  nicht  weitläuftig  zu  weiden,  eine  Menge  ähnlicher 
Beyspiele  von  ungewöhnlichen  Bewohnern  innerer  Theile  des  menschlichen  Kör- 
pers aus  dem  Insektenreiche,  und  verweise  in  dieser  Rücksicht  noch  auf  folgende 
Schriften : 

Clerici   Histor.    lator.  lumbricorrün.  |        Ray  seh,    de   abditis  lmminum  biutorumve  per?» 

Lignac  (Mathurin  de}  Diss.  sur  la  generat.  des  Ins.       grinis  vermibus  ,   aliisque  soinialibus  aut  eoruni  parti- 
dans  1»  Corps,  Mem.  de  Trevoux  17  1  8.   p.  171.  J   bus  ,    observ.atioües. 


Dritte 


agb 


Dritte       Abtheilung. 

Geschichte  derjenigen  Insekten,  welche  im  menschlichen  Leichname  "Nahrung 
suchen,  und  sich  in  demselben  fortpflanzen. 


Der  schon  im  Leisen  den  mancherley  Verfolgungen  der  Insekten  ausgesezte 
menschliche  Körper,  ist  es  noch  mehr  nach  dem  Tode.  Mit  diesem  ist  er  den 
chemischen  Gesetzen  der  Zerlegung  aller  verwesenden  Substanzen  in  ihre  Grund- 
stoffe unterworfen,  und  äussert  durch  die  langsame  Verdunstung  der  flüssigen  und 
riechbaren  Stoffe,  und  durch  die  hierbey. statt  findende  Verpestung  der  athembaren 
atmosphärischen  .Luft,  einen  nachtheiligen  Einllufs  auf  die  belebte  animalische  Na- 
tur. Eine  Menge  Insekten  ist  daher  angewiesen,  in  den  faulenden  thierischen  Th ei- 
len selbst  noch  Nahrung  zu  suchen,  und  hiermit  die  langsame  Auflösung  und 
Zerstäubung  derselben  entweder  ganz  überflüssig  zu  machen,  oder  doch  zu  be- 
fördern. Es  gehören  hieher  verschiedene  Dermestenj  oder  Kleinkäfer,  das  ganze 
Geschlecht  der  Silphen  oder  Aaskäfer,  viele  Staphylinen  oder  Raubkäfer,  die  mei- 
sten Fiiegenarten  etc. ,  wovon  ich ,  um  den  Zweck  der  Kürze  nicht  aus  den  Augen 
zu  verlieren ,  nur  einige  der  merkwürdigsten  ausheben  werde. 

Alle  diese,  die  Zerstörung  des  menschlichen  Körpers  nach  dem  Tode  beför- 
dernden Insektenarten,  können  füglich  nach  dem  besonderen  Nahrungstriebe ,  den 
sie  in  dieser  Rücksicht  äussern ,  in  zwey  Klassen  getheilt  werden.  Einige  dersel- 
ben werden  nemlich  mehr  vom  thierischen  Piieehstoff  und  den  verdünstenden  flüs- 
sigen Theilen  im  ersten  Grade  der  Eäulnifs  herbeygelockt,  andere  aber  finden  sich 
erst  im  lezten  Grade  derselben  ein ,  wo  mit  Entweichung  des  faulen  Gases  ,  des 
thierischen  Leims,  und  Wassers,  die,  der  Zerstäubung  der  feuerbeständigen  Erd- 
und  Salztheile  vorhergehende  Austrocknung  der  thierischen  Substanzen  statt  fin- 
det. In  erstere  Klasse  gehören  vorzüglich  die  Musca  Caesar,  cadaverina,  vomito- 
ria  und  camaria,  in  leztere  Klasse  der  Dermastes  lardarius  und  Julus  terrestris. 


Erstei- 


»■07 


Erster       Abschnitt. 

Insekten,    welche  dem  menschlichen  Leichnam  im  ersten  Grade  der  Fäulnifs 

aufsuchen. 


Blankardi  Theatrum  vermium  Cap.  I.  p.  i.  n.  2. 
Degeers  Abb.  z.  Gesch.  d.  Ins.  B.  11.  Tli.l.S.  54. 


Gözens   Untersuchung  der  sogenannten  Leichen- 
Würmer,   im  Naturforscher  Stück  XI.  S.  <j0. 


Lange  war  man  der  Meinung,  dafs  die  menschlichen  Leichname  in  und  aus- 
ser den  Särgen  von   einer  besonderen  Art  von  Würmern  verzehrt  würden.       Vor 
Ftcdi  liefs   man  diese  Würmer  aus  den  verwesenden  Leichnamen  selbst  entstehen, 
in  der  Folge   aber   nam  man   an,     dafs  die  menschlichen  -Intestinal würmer  die  Be- 
stimmung hätten ,    die  Hülle  des  Menschen  nach  seiner  Entseelung  zu  vernichten. 
Da  aber,  wie  aus  der  Geschichte  der  Intestinalwürmer  im  helminihologischen  Theile 
dieses  Werkchens  erhellen    wird ,     der  Tod  dieser  Würmer ,     als  angewiesener  Be- 
wohner des  menschlichen  Körpers,  nothwendig  mit  dem  Tode  des  Menschen  selbst 
erfolgt,  und  eine  Erzeugung  aus  nichts,  nicht  statt  findet;    so  bleibt  nichts  übrig 
als  dafs  den  sogenannten  Leichenwürmern  ihre  Rangordnung  entweder  unter  den 
ausserhalb  dem  menschlichen  Körper  bekannten  Warmarten  oder  unter  den  Insek- 
tenlarven angewiesen  werden  mufs.     Die  bekannten  Erdwürmer  (hänbrici  terrestres) 
entsprechen  dieser  Absicht  gar  nicht,  und  ausser  denselben  hat  man  nie  eine  be- 
sondere Wurmart   entdeckt,      die    durch    ihren  Aufenthalt   in    der  Nachbarschaft 
menschlicher  Leichname,  auf  eine  ähnliche  Bestimmung  hätte  leiten  können.     Es 
bleibt  daher  nichts  übrig,    als  bey  den  Erscheinungen  von  Würmern  im  verwesen- 
den menschlichen  Körper  im  Insektenreiche  Auskunft  zu  suchen :     Und  wirklich 
giebt  diese  das  Geschlecht  der  Fliegen  in  seiner  zahllosen  Nachkommenschaft.  Frey- 
lich kann  leztere  so  wenig  ,  wie  die  Larven  irgend  einer  anderen  Insektenart     oder 
irgend  ein  Wurm  ,  wegen  Mangel  der  Luft  tief  in  der  Erde  leben,  und  die  Fliegen 
selbst  nicht  in  dieselbe   eindringen,  wie  schon  Blankard  bewiesen  hat,     welcher  in 
den  Fleischstücken,  die  er  vergraben  und  mit  Erde  wohl  bedeckt  hatte,  auch  nach 
mehreren  Wochen  keine  Spur  von  Würmern  oder  Maden  fand,    da  hingegen  an- 
dere Fleischstücken,  zu  welchen  die  Fliegen  kommen  konnten ,  in  der  gröfsten  Men- 
ge Maden  enthielten.     Wenn  aber  die  Leichname  unter  freyem  Himmel  liegen  blei- 
ben ,  oder  nur  leicht  mit  Erde  bedeckt,   oder  in  den  gemauerten  mit  Zuglöchern 
versehenen  Gewölben  der  Kirchen  und  Kirchhöfe  beygesezt  werden:     so  ist  es  in 
der  wärmeren  Jahrszeit,     wo  die  Leichen  gewöhnlich  schon  in    völliger  Gährun» 
sind,   wenn  sie  beerdiget  werden,   der  gewöhnliche  Fall,    dafs  man  sie  in  kurzer 

3#  Zeit 


293 

Zeit  von  Würmern  verzehrt  und  völlig  skcletirt  /ludet.  Denn  der  hölzerne  Sarg 
mag  noch  so  gut  verwahret  seyn,  so  sprengt  ihn  doch  die  durch  die  Gährung 
der  Leiche  entbundene  Luft  und  er  bekommt,  wenigstens  in  seinen  Fugen  Risse. 
Verschiedene,  mit  überaus  feinen  Geruchsorganen  versehene  Fliegenarten ,  die  den 
cadaverösen  Geruch  schon  in  betrachtlicher  Entfernung  wittern,  eilen  nun  zum 
Sarge  herbey,  schlüpfen  durch  dessen  Pässe  zum  faulenden  Leichname ,  theils  um 
liir  sicli  selbst  Nahrung  herauszusaugen,  theils  um  ihre  zahllosen  Eyer  auf  und  in 
demselben  abzusetzen.  Leztere  liefern  nun  in  kurzer  Zeit  die  eckelhafte  Erschei- 
nung der  alle  fleischiehte  Theile  durchwühlenden  Fliegenmaden,  welche  das  Fleisch 
nicht  nur  aussaugen,  sondern  auch  in  die  kleinsten  Stückchen  zerreissen  und  so 
verzehren.  Die  Luft  erhalt  zugleich  durch  die  von  diesen  Fliesenmaden  gebilde- 
ten Löcher  und  Flöhlen,  eine  Menge  Zugänge  in  die  innere  Muskels ubstanz,  wo- 
durch nothwendig  die  Gährung  vermeint  und  die  Verwesung  beschleunigt  wird. 
Man  kann  dieses  in  den  heissen Sommertagen  taglich  wahrnehmen,  wo  nichts  schnel- 
ler, als  das  einmal  von  den  Maden  ergriffene  und  durchlöcherte  Fleisch  wegfault. 

G(ize  führt  über  das  Eindringen  der  Fliegen  in  die  Särge  unläugbare  Erfah- 
rungen an  und  zieht  daraus  denSchlufs:  Wer  seinen  Körper  nicht  von  Würmern 
verzehren  lassen  will,  der  verläugne  die  Ehre  in  Grüften  beygesezt  zu  werden.  Er 
lasse  sich  sechs  Schuh  tief  in  die  Erde  einsenken,  seinen  Sarg  gut  mit  Erde  be- 
schütten, und  dann  wird  er  gewifs  ohne  Würmer  das  werden,  was  er  werden 
soll  —  Staub  und  Erde. 


i.     Die  gemeine  Goldfliege.     Tab.  III.  Fig.  17. 

Musca   Caesar  virifli-nitens ,   peclibus  nigris.      Linn.   S.  N.   T.   I.   P.  V.   p.    2838*  n.  64. 
Faun.  Suec.    1828«  —     Habitat    in   Europae  cadaveribus. 


Co  vi  er  Tableau  e'ie'mentaire,  p.  60  3.  ta  HIo:t- 
che   i/erte. 

Deg  se  r  s  Äbh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  B.  VI.  S.  30.  n.  6. 
fficiiche  dorte  commune,   dir  gemeine  Goldfliege. 

Fabritii  Mairt  ins.  II.  p.  343.  n.  12.  Spec.  Ins.  II. 
p.  437.  iK  10.    Syst.   Ent.    p    775.  n.  8- 

Fabricii,    0.  Faun.  Groenl.   n.  16g. 

Fuefsly's  Verz.  Schweiz.  Ins.  S.  55.11.   1097. 

Geoffroy  Hist.  des  Ins.  II.  p.  53».  11.  53.  la 
S.  »ac'ie  dortfe  commune. 

Goedai  ti   Mist.    Ins.  T.    I.   Tab.  LIV. 

Meiiaiii  n  Europ.  Ins.  I.  Tab.  XXXXJX. 


Moufetti  Theatr.  Ins.  T.  49. 

Müller i  Faun.  Fr.  n.  727.  Zool.  Dan.  Pf; 
n.  2oi;8. 

Müllers  Linn.  Natursyst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  966. 
n.  64.    Der  Kaiser. 

Raji   Histoiia  Ins.  p.  272.  n.  1. 

R  e  a  u  m  u  r  Mein,  des  Ins.  T.  1 V.  p.  165.  Tab.  XII. 
F.  i.  i.  5.  6.  3.  9. 

Schaeff'eri  Jcon.  Ins. Tab.  LIV.   F.  3. 

Schrank,  F.  de  P.  Enuinerat.  Ins.  Austr.  p.  455« 
n.  924. 

Scopoli  Ent.  Carn.  873. 


Et- 


*99 
Etwas  grösser,  als  unsre  Stubenfliege  ist  die  gemeine  GnlJfliegc,  die  wegen 
der  Schönheit  ihrer  Farbe  auch  den  Namen  Kwserßiege  erhalten  hat.  Ihr  Kopf 
ist  braun,  Brustschild  und  Hinterleib  aber  sind  glänzend  goldgrün ,  wie  die  spani- 
sche Fliege,  und  ihre  Füsse  schwarzbraun.  Sie  ist  überall  in  Europa,  auch  in 
Pensylvanien  zu  Hause.  Ihre  Larve  lebt  vom  faulen  Fleische  und  wohnt  in,  Ka- 
davern. 

2.     Die     Aasfliege. 

Musca  cadaverina  nitens,  thorace  caeruleo,  abdomine  viridi.     Linn.  S.  N.  T.  I.  P.  \r. 
P-   2839.  n.   65.   Faun.  Suec.    1829.   —     Habitat  in  Europae   cadaveribus. 


Degreers  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  B.  VI.  n.7.  S.  30. 
Petite  ßlonclie  dore'e ,    die  kleine  Goldfliege. 

Fab  ribric  ii  Mant  ins.  II.  p.  343.  n.  14.  Spec. 
ins.  11.  p.  438.  n-  12.  Syst.  Ent.  p.  775.  n.  9. 

Fu  efsly's  Schweiz.  Ins.  S.  55.  ri.  1098. 

Goedarti  Hist.  Ins.  1.  Tab.  L1X.  Listeri  Goed. 
F.  123. 


GeofCroy  Hist.  Ins.  II.  p.  524.  n.  57.  la  Mou- 
che dor/e  ä  corcelet  bleu  et  venire  virt. 

Kranz,   Gesell,  v.  Grönl.  Th.  I.  S.   105. 

Meyers   Naturgeseh.  d    gift.  Ins.  S.  3. 

Mülleri  Faun    Fr.  n  728    Zool.  Dan.  Pr.  n.  2099. 

Müllers  Linn.  Natura,  d.  Ins.  B.  11.  S. 5167.  n.  65. 
Die  Aasfli.'ge. 

Ononiat.  Hist.  nat.  Th.  V.   S.  358. 


Theils  wegen  der  Farbe,  theils  wegen  des  Goldglanzes  ist  diese  Fliege  leicht 
mit  der  vorhergehenden  zu  verwechseln;  nur  ist  sie  ungleich  kleiner.  Sie  hat 
einen  glänzenden  blauen  Brust schild  ,  einen  glänzend  grünen  Hinterleib  und  schwar- 
ze Füsse  Ihre  Larven  findet  man  zu  Ende  desMayes  in  faulem  Fleische  und  eben 
daselbst  schon  vor  Ende  des' Junius  ihre  Puppen.  Man  hat  Beispiele,  dafs  von  zu- 
fällig verschluckten  Aasfliegen  Übligkeiten  und  Durchfälle  entstanden  sind,  wel- 
ches ohnfehlbar  von  den  scharfen  und  faulenden  Stoffen  herrührt,  womit  dieses 
Insekt  angefüllt  ist. 


3.     Die  Brechfliege.     Tab.  III.  Fig.   18  —  23. 

Dfnsca  vomitoria  thorace  nigro ,    abdomine  caeruleo   nitente,   honte   fulva.      Linn.  S.  N. 

T.   I.   P.   V.    p.    2S39.   n.   67.    Faun.   Suec.    1 S3  r •   —      Habitat  in    Europae    et   Americae 

ca'laveribus  ,    tribus   cadaver  ecpii   aecpie   cito   consumentibus,    ac  leo ; 

in    cremore  quoque  lactis. 


Blumenbachs  Hand-b.  d.  N.  G.  S.  381.  n.  1. 
Die  Sckmei/sfliege. 

Cuvier  Tableau  dement,  p.  608.  la  Mouche  * 
viattde. 

Degeers  Abb.  z.  Gesch.  d.  Ins.  B.  VI.  S.  20.  n.4. 


Mouche    bleue    de    ta    via:tde ,      die    blaue    Fitischfliege. 
S  c  h  \v  e d .   Spyfli 'gor. 

Fa  b  ri  c  ii  Mant.  ins.T.  II.  n.  1  9.  p.  343.  Spec.  Ins. 
T.  ü.  p.  439.  n.  17.  Syst.  fent.  p.  776.  n.  1  3. 

Fabricii,   Ü.  Faun.  Grönl,  n.  167. 

FueTs- 


/ 


5oo 


VtiefsJy's  Schweiz,  fcis.  S.  55.  n.  im,  neues 
Magaz.  R.  II.  S    98. 

Geoffroy  Hist.  Ins.  T.  IL  n.  59.  p.  524.  La  Mou- 
che bleu  de  ta  Fiavde. 

Goedarti  Hist.  Ins.  I.  Tab.  LIII.  List.  Goed.  n. 
122.  F.    122. 

Kobs  Naturgesch.  der  Forlphaläne  S.  54.  Tab.  II. 
F.  5.    Byethrhücke. 

Lee  111   von  den  Lappen  S.  166. 

Lyon  et   Not.  sur.  Lesser.  Tab.  I.   F.  27. 

Merianin  Enrop.  Ins.  Tab   49. 

Rlülleri  Faüu.  Fr.  n.  730.  Zool.  Dan.  Pr. 
Tl.  2  10  1. 


Müllers  Linn.  Kat.  S.  d.  Ins.  B.  IJ.  S.  967.  n. 
67.  Bi  echfliege. 

Ommaiohg.   Hist.  nah  P.  V.  p.  367.   Di    Speyfliege. 

Panzer,    Faun.  Insect.  Germ.  Heft  X.    Brechfliege. 

Raji   Hist.  Ins.  p.  271.   Mnsca Carnivora. 

Reaumur  Mem.  T.  IV.  Mein.  5.  Tab.  VIII.  F.  1. 
Tab.  XIX.  F    8-  Tab.  XXIV.  F.  1 }.  14.  15. 

R  os  eis  Ins.  ktenbel.  Th.  IL  Samml.  d.  Mück.  und 
Schnacken  S.  37.  Tab.  IX  und  X.  Sckmeis-  Aas-  odei 
FleitthntUcke. 

Schaefferi    Icon.  Ins.  Tab.  L1V.  F.  9. 

Seil  rank   Ins.  austr.  n.  926. 

Scopol!  Em.  Carn.  n.  868.  Musca  earnaria. 


Unter  die  grösseren  Fliegenarten  gehört  die  Brechfliege  (Tab.  III.  Fig.  22.  ä3.), 
deren  Körper  bisweilen  über  einen  halben  Zoll  lang  und  über  dritthalb  Linien  breit 
ist.  Zwey  rothbraune  netzförmige  Augen,  welche  die  schmale  ockergelbe  Stirne 
trennt,  nemen  den  gröfsten  Theil  des  Kopfs  ein,  dessen  Vorderende  mit  einem 
ähnlichen  Saugrüssel,  wie  bey  der  Stubenfliege,  versehen  ist.  Der  kurze  und 
breite  Brustschild  ist  hechtgrau,  wie  der  Kopf  mit  Haaren  besezt,  und  mit  schwar- 
zen Längsstreifen  gezieret.  Den  ersten  Rang  des  Hinterleibes  (Fig.  22.)  decken  oben 
drey  schnppenartige  Blättchen,  die  übrigen  Ringe  aber  führen  schwarze  Querbin- 
den und  die  Mitte  des  Rückens  einen  hellblauen  drey  eckigten  Fleck  auf  dunkel- 
aschgrauem Boden.  Die  Flügel  sind  mit  schwarzen  Adern  durchzogen  und  spie- 
len mit  Regenbogenfarben.  An  ihrer  Einlenk ung  befinden  sich  die  zwey  Schall- 
bläsgen oder  Schüppchen  mit  ihren  Schlägeln  oder  Balansirstangen  ,  durch  welche 
diese  Fliegen  ein' starkes  Gesumme  im  Fluge  machen,  und  dadurch  überaus  lastig 
•werden,  wenn  sie  im  Sommer  bey  offenen  Fenstern  in  die  Zimmer  kommen.  Übri- 
gens haben  sie  sechs  schwärzlichte  Füsse. 

Zu  ihrer  völligen  Verwandlung  bedürfen  sie  nicht  mehr,  als  drey  Wochen. 
Das  sich  blos  durch  die  Dicke  des  Hinterleibes  auszeichnende  Weibchen  legt  bald 
nach  der  Begattung  seine  schmalen,  länglichten,  gelblichweissen  Eyer  in  mehre- 
ren Schichten  neben  einander  (Fig.  18.)  und  schon  eine  Stunde  nachher  kriechen 
die  jungen  Maden  (Fig.  19.)  aus  diesen  Eyern,  nach  neun  Tagen  aber  sind  sie 
vollkommen  ausgewachsen  (Fig.  20.).  Ihr  spitziges,  bewegliches  Kopfende  ist  mit 
zwey  Häkchen  versehen,  womit  sie  das  Fleisch  zerstückeln  und  abnagen.  Nach 
hinten  wird  ihr,  aus  zwölf  Ringen  bestehender  Körper  immer  breiter,  und  am  Ende 
erscheint  er  wie  abgestuztr  ist  aber  dennoc'i  mit  vier  Erhabenheiten  besezt,  wel- 
che die  Made  bald  enger  zusammenzieht,  ball  aber  wieder  weiter  aus  einander 
treibt.     Durch  die  wei.s^eibüche ,  pergamentartige  Haut,  schimmert  der  röthlich- 

braune 


3oi 

braune  Nahrungskanal.  Ehe  sich  die  Made  verwandelt,  verkriecht  sie  sich  un- 
ter die  Erde.  Sie  macht  sich  dann  aus  ihrer  eignen  Haut  eine  eyrunde  Ver- 
wandlungshülse  (Fig.  21.),  deren  weiche  und  gelbe  Schale  bald  hart  und  braun- 
roth  wird.  Diese  Hülse  oder  Puppe  bleibt  nur  neun  bis  zehn  Tage  Hegen ,  und 
dann  kriecht  die  junge  Fliege  aus.  Nach  Böseis  Berechnung  mächt  ein  solches  Flie- 
genpaar vom  Frühlinge  bis  im  Herbste  wenigstens  clrey  Generationen  und  liefert 
in  einem  Jahre  .4 44 480, Nachkommen-. 

Ausser  Europa,  ist  auch  Amerika,  und  vorzüglich  Pensilvanien ,  das  Vater- 
land dieser  Brechfliegen,  welche  ihren  Namen  entweder  von  dem,  Ekel  und  bre- 
chen erregenden  Anblick  ihrer  Madencolonien  in  den  verschiedenen  Efswaaren, 
oder  von  der  Wirkung  erhalten  haben,  welche  sie  verschluckt,  in  dem  Magen 
veranlassen  können.  Sie  halten  sich  gerne  zum  Speise-  und  Milchbehälter ,  in 
Fleisch-  und  Schlachthäusern,  um  übelriechende  Geschwüre  und  alte  Schäden, 
um  faulende  thierische  Substanzen  und  um  Cadaver  auf,  und  belegen  das  faule 
Fleisch  schicht-  und  klumpenweise  mit  ihren  Eyern.  Die  auskommenden  Maden 
verzehren  dann  dasselbe  und  befördern  schnell  seine  faulichte  Auflösung. 

4.     Die  Fleisch  fliege.     Tab.  III.  Fig.  24 —  29. 

Musca  carnaria  nigra,  thorace  lineis  pallidioribus,  abdomine  nitklulo  tessellato.  Linn, 
S.  N.  T.  I.  P.  V.    p.   2840.    n.   68-    Faun.   Suec.    1382.     Amoen.   acad.  III.    p.  344.  — 

Habitat  in  Europae,    Americae   cadaveiibus. 


Aldrovandi  de  Animal.  Ins.p.  34g.  Tab.  II.  F.  16. 

Altes  Hamb.  Magnz.    XVII.  S.    392. 

Beckmanns  pliys.  Bibl.  VIII.  S.   18. 

B  I  ii  nie  nbac  h  s  Handb.  d.  N.  G.  S.  3  gl.  n.  2. 

Cuvier  Tableau  e'le'mentaire  g,  609.  ta  Mouche 
uit  ipare. 

Degeers  Abh.  z.G.  d.  Ins.B.  VI  S.  31.  n.  8. Tab. 
II i.  F.  5  —  1  8-  Grande  Mouche  uivipare ,  die  grosse  le- 
bendig gebührende  Fliege. 

Fabri  cii  Mant.  ins.  II.  p.  341.  n.  5.  Spec.  ins. II. 
p.  436.  n.  4    Syst.  Ent.  p.  773.  n.  4. 

F  r  i  s  c  h  s  Beschr.  v.  Ins.  Th.  Vlü.  S.  2  1 .  Tab  XIV. 
F.  1.  Sehmeißfliege  mit  grau  und  schwai  ztci-irfßichen 
Hi;l  1  Live. 

Fnefsly's  Schweiz.  Ins.  S.  5  5.  n.  1101.  Fleisch- 
fliege. 

Geoffroy  Hist.  Ins.  II.  p.  1527  n.  65.  la  grande 
Mtuche  ä  extremite*  du  ventre  1  ougeätre. 

H«Tbe  ns-tr'elt,  J  E.  Programms  ie  vermibus 
anatouiicor.  administris.  p,  ÄUi. 


Jonstonii   Hist.  Ins.  T.  VIII.  0    2.  F.  16. 

Kobs  Naturgesch..  d.  Forlphalane.  S.  53.  Tab.  I, 
F.    ]  6.   Fleischmücke. 

Martini    Nattirlex.   I.    S.  56. 

Müllers  Linn.  Nat.  Syst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  967, 
n.  6  8.    Die  Schmeißfliege. 

Miil  1  eri  Faun.  Fr.  n.  75 1.  Zou\.  Dan.  Pr.  n.  2103. 

Neue  Mannigfaltig!;.  J.'lirg.  II.   S.  641. 

Neuer  Schaupl.  d,  Nat    I.  S.  44. 

Olaffs  Reise  durch  Ifsland  l.  S.  322. 

Onomatol,  Hist.  nat.  V.  S.  354.  Die  Schmeiß.  Aas>- 
oder  Fiel 'schmucke. 

Raji  Hist.  Ins.p.  270.  11.  1.  Musca  carnaria  vul- 
garis ,   the  common  Flesh  -  Flij. 

Re'a.umur  Mem.  des  Ins.  IV.  Tab.  XXIX. F  4—6 

Schaefferi   kon.  Ins.  Tab.  XXXX.  F.   1.2. 

Scopoli  Ent.  carn.  869.    Musca  subuariigata. 

Sulzers  Gesch.  d.  Ins.  S.  XXVI11.  Schmeijsflirge, 
Vignette  S.  204. 

Stellers  Reise  S.  197, 

Eben, 


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Eben  so  grofs  und  nicht  selten  noch  grösser,  arls  die  vorhergehende  Fliegen- 
art ist  die  gegenwärtige  (Tab.  III.  Fig.  28.  und  29.) ,  welche  schwarze  Fühlhörner 
hat,  aul'  dem  Schwarzen  Bruststücke  mit  drey  blassen  Längsstreifen ,  auf  dem  glän- 
zenden Hinterleibe  mit  würfelartigen  Flecken  bezeichnet  ist,  und  deren,  mit  ver- 
schiedenen Farben  spielende  Flügel  mehr  ins  Gelbe  lallen.  Die  befruchtete  Flie- 
gemnutter  hat  das  Eigne ,  dafs  die  Larven  oder  Maden  schon  in  ihrem  Leibe  die 
Eyer  verlassen,  und  dafs  sie  also  gleich  Maden  oder  lebendige  Junge  zur  "Welt 
bringt,  die  schon  nach  fünf  bis  sechs  Tagen  ihre  vollkommene  Grösse  (Fig.  24.) 
erreichen,  und  dann  den  Larven  der  Brechfliege  ziemlich  ähnlich  sind.  Sie  haben 
nemlich  einen  zugespizten,  beweglichen  Kopf  (Fig.  25.  0.),  an  welchem  sich  zwey 
Fleischwarzen  (Fig.  26.  a.  a.)  mit  kleinen  Knötchen,  und  unter  denselben  zwey 
hörnartige,  schwarze,  ziemlich  lange  Häkchen  (b.  b.)  befinden.  Leztere  kann  die 
Larve  nicht  nur  in  den  Kopf,  sondern  bis  in  die  ersten  Ringe  zurückziehen.  So- 
bald sie  aber  kriecht,  streckt  sie  dieselben  hervor,  klammert  sich  damit  an  und 
schiebt  sich  so  fort.  Auch  bedient  sie  sich  derselben  zur  Benagung  der  Fleisch- 
fasern. Hinter  dem  Kopfe  wird  man  durchs  Mikroskop  zwey  Luftröhrenmündun- 
gen (Fig.  2 5.  c.  c)  gewahr,  die  in  einer  stärkeren  Vergrösserung  (Fig.  26.  d.)  als 
kleine  konkave,  hornartige  Lamellen  mit  gezähnelten  Rändern  und  einem  runden 
Lufiloche  in  der  Tiefe,  erscheinen.  Ihre  Fortsetzungen  sind  die  in  der  ganzen 
Länge  des  Körpers  durch  die  Flaut  schimmernden,  mit  vielen  Nebenästen  versehe- 
nen Luftröhren  selbst  (Tab.  III.  Fig.  %r>.  c.  d.  c.  d) ,  die  sich  in  der  Aushöhlung 
des  querabgeschnittenen,  mit  Fleischwärzchen  be.seztoii,  lezten  Rings  (b.)  des  dicken 
Hinterleibes  endigen.  Nur  sieben  bis  acht  Tage  dauert  die  Lebensperiode  der 
Larve,  welche  mm  träge  wird,  ihre  Nahrung  verläfst  und  sich  an  einem  entfern- 
ten Orte  in  eine  zwöliringichte,  kastanienbraune  Nymphe  (Fig.  27.)  verwandelt. 
Achtzehn  Tage  nachher  kriecht  die  junge  Fliege  aus,  die  gleich  nach  Entfaltung 
ihrer  Flügel  davon  fliegt  und  Fleisch  aufsucht,  dein  sie  aber  nicht  durchs  Verzeh- 
ren, weil  sie  blos  saugen  kann,  sondern  durch  die  Maden  schadet,  die  sie  in  das- 
selbe, vorzüglich  aber  an  die  faule  Knochenhaut  in  mehreren  Klümpeheri  absez- 
zet,  und  deren  Anzahl  sich  in  der  Gebährmutter  einer  einzigen  solchen  Fliege, 
nach  Reaumürs  Versicherung,  auf  zwanzig  Tausend  belief.  „Man  rechne  nur,  schreibt 
OÖzey  dafs  sechs  solche  Fliegen  an  eine  Leiche  kommen;  so  wird  sie  schon  in 
einer  halben  Stunde  von  einer  ganzen  Armee,  von  Hundert  und  zwanzig  Tausend 
Würmern  verzehrt."  In  Beziehung  auf  Anatomie,  würde  man  sich,  nach  Hebenstreit, 
von  diesen  Gehülfen  viel  versprechen  können;     denn    sie   sind  äusserst  gefressig 

und 


oo:> 


und  entblösen  sehr  schnell,  die  Gelasse,  sind  aber  auch  bald  gesättigt,  ruhen 
dann  und  lassen  das  Werk  unvollendet.  Auch  rühren  vsie  trockene  Theile  nicht 
an,  sondern  werden  blos  von  feuchten  faulenden,  vorzüglich  aber  vom  Fette 
ergözt. 

Europa  sowohl,  als  Amerika  sind  das  Vaterland  dieser  Fleischfliegen.  Sie 
sind  daselbst  überall  im  Frühjahre  und  den  ganzen  Sommer  hindurch  vorhanden, 
und  ziehen  sich  gerne  in   die  Zimmer. 


Z  w  e  y  t  e  r.   Abschnitt. 

Insekten,     welche  den  menschlichen  Leichnam    im   zwarten  Grade    der  Fäiihnß 

aufsuchen. 

Dermestes  lardarins  niger,   elytris   anterius   cinereis.      Linn.  S.  N.  T.  I.  P.  IV.  p.  I592* 
n.   I.  Amoen.  ac.  III.   p.  344.  Faun.  Suec.  408.  —     Habitat  in  Europa. 


Berlinische  Sammlungen  B.  VII.  S.  387.    Speckkäfer. 

Blanckard  Schouwburg  van  de  Rupsen  etc.  T. 
XI.  Fig.  K.  L.  M. 

Blumenbachs  Handb.  d.  N.  G.  S.  314.  n.  1. 
Speckkäfer. 

Cuvier  Tableau  e'le'mentaire  p.  530.  le  Dtrmeste 
de  Lard. 

Degeers  Abb.  z  fies  eh.  d.  Ins.  B.  II.  Th.  I.  S.  55. 

Fabricii  Main.  Ins.  J.  p.  34.  n.  1.  Spec.  Ins.  I. 
p.  63.  n.  1.   Syst.  Ent.   p    55.  n.  1. 

Fr  ischs  Beschreib,  v  allerl.  Ins  Teutschl.  Th.  V. 
S.  25.  Tab.  IX.     Der  kleine  Speckkäfer. 

Fnefsly's  altes  Mag.  d.  Entomol.  B.  II.  S.  128. 

Geoftroy  Hist,  des  ins.   T    1.  p.  1  00.  n.  5, 

Goedarti,  J.  Hist.  des  Ins.  T.  II.  Tab.  XXXXI, 


Hebenstreit,  J.  E.  Programm,  de  vermibus  ana- 
tomicor.  administris  Lips.  1 74 1 .  c.  Tab.  aen.  p    V. 

Meriannin    Europ.  Ins.  T.  II.  Tab  XXX11I. 

Müllers  Linn.  Nat.  Syst.  d.  Ins.  B.  I.  S.  100. 
Tab.  III.  F.  I.    Speckkäferchen. 

Naturforscher  Stück  III.  S.  58  und  63.  Der  kleine 
schwarze  Speckkäfer. 

Otmmatol,  Hist.  Nat.  B.  III.  S.  603.  Der  kleine 
Speckkäfer. 

Raji  Hist.  Ins.  p.  107.    n.  4. 

Rnysch,  F.  Curae  renovatae,  s.  Thesaur.  anato- 
micus ,   Amst.  1728.  4. 

Schaefferi  Elem.  Ent.  T.  VII.  F.  1.  2.  Icon. 
Ins.  Tab.  42-  F.  3. 

Scopoli   Entomol.  Carn.  34. 


Ich  führe  hier  ebenfalls  von  der  Menge  hieher  gehöriger  Insekten  nur  zwey 
der  merkwürdigsten,  nemlich  den  Speckkäfer  und  den  Erdvielfufs  an. 

Das  Speckkäferweibchen,  welches  sich  durch  seine  grössere  Dicke  und  sei- 
nen langsameren  Gang  von  dem  Männchen  unterscheidet,  legt  unzehlig  viele  Ey er, 
die  mit  einem  fasichten,  wollichten  Wesen  umgeben  sind.  Aus  diesen  Eyern  wer- 
den in  sehr  kurzer  Zeit  Larven,  die  nach  dein  Zeitpunkt  ihrer  Entwicklung  von 
verschiedener  Grösse  (Tab.  I.  Fig.  1.  a.  b.)  angetroffen  werden.  Sie  sind  überhaupt 
vorne  stumpf ,  wie  abgeschnitten,  nach  hinten  mehr  spitzig,  am  Ende  gabelförmig 
gespalten,  in  mehrere  Ringe  getheilt  und  längs  der  Bauchrläche  mit  einer  schma- 
len. 


Zo\. 


len,  herabhängenden  Haut  versehen.  Ihre  behaarte  Oberfläche  ist  elsengrau,  da- 
zwischen aber  mit  blasseren  Ringen  bandirt.  Zu  ihrem  Wachsthume  scheinen  sie 
über  ein  Jahr  nöthig  zu  haben,  und  mehrere  Generationen  in  einem  Jahre  zu  ma- 
chen. Denn  man  findet  sie  den  ganzen  Sommer  hindurch  bis  im  Spatherbste  bald 
klein ,  bald  ausgewachsen.  Im  Verlaufe  ihres  Wachsthums  legen  sie  überhaupt 
viermal  ihre  Haut  ab,  welche  sodann  steif ,  wie  aufgeblasen,  am  Vordertheile  oben 
auf  dem  Rücken  so  weit  aufgesprungen,  als  zum  Auskriechen  nöthig  ist,  und  von 
röthlichbrauner  Farbe  gefunden  wird.  Endlich  werden  die  gröfsten  dieser  Larven 
selbst  steif  und  vollenden  zu  Anfang  des  Frühjahres  ihre  Verwandlung  in  Nymphen 
mit  der  vierten  Häutung.  Diese  Nymphen  (Fig.  2.)  weichen  von  der  gewöhnli- 
chen Puppengestalt  nicht  ab,  sind  braun,  haaricht  und,  wie  die  Larven,  am  Ende 
mit  zwey  kleinen  Spitzen  versehen.  Schon  nach  acht  Tagen  findet  man  sie  vorne 
gespalten  und  der  ausgekrochene  Speckkäfer  beginnt  nun  sein  herumschweifen- 
des Leben.  Er  ist  im  ausgewachsenen  Zustande  (Fig.  5.)  ohngefehr  vier  Linien 
lau»,  bat  einen  sehr  kleinen  Kopf  mit  eben  so  kleinen  Fühlhörnern,  ein  unge- 
zanneltes,  scheerenförmiges  Gübifs,  ein  rundes  schmales  und  kurzes,  schwarzgraues 
Brustschild,  lange,  gleichbreite,  hinten  abgerundete  Flügeldecken,  deren  Vorder- 
theil  schmutzig  weifs  und  schwarz  punktirt,  der  Hintertheil  aber  schwarzgrau  ist, 
und    sechs    kurze  Füsse. 

Er  ist  überall  in  Europa  zu  Hause,  und  das  Weibchen  sezt  seine  Eyer  in 
ausgetrocknete  thierische  Substanzen  ab,  in  welchen  die  aus  den  Fliegeneyern  her- 
vorkommenden Maden  zu  verhungern  pflegen,  weil  sie  sich  durch  die  harte,  trockne 
Oberfläche  nicht  durcharbeiten  können,  die  auskommenden  Speckkäferlarven  aber, 
wegen  ihres  schärferen  Gebisses,  so  wie  das  vollkommene  Insekt  selbst,  die  an- 
gemessenste Nahrung  finden.  Sie  sind  daher  den  Sammlungen  ausgetrockneter 
Thiere  und  anatomischer  Präparate  überaus  nachtheilig*  und  im  Stande,  trockne 
Muskeln,  Bänder,  Eingeweide  etc.  ganz  zu  verzehren,  und  nichts,  als  die  Kno- 
chen übrig  zu  lassen.  Geschickter  als  die  Hand  des  besten  Zergliederer  äussert 
sich  oft  ihre  Gefressigkeit  an  angiologischen  Präparaten,  wo  sie  nichts,  als  die  mit 
Wachsmasse  ausgesprüzten  Gefässe  übrig  lassen.  Man  will  sogar  behaupten ,  dafs 
die  ehemals  berühmten  Einsprützungen  des  Ruisch  diesen  Larven  ,  welche  er  seine 
Gehülfen  zu  nennen  pflegte,  ihre  Entstehung  verdanken.  Das  künstliche  ihrer  Prä- 
parate welches  man  einem  gewissen  Kunsttriebe  zuzuschreiben  geneigt  war,  ist 
aber  blos  Folge  der  Nothwendigkeit,  dasjenige  zu  schonen,  dessen  Häute  und  Sub- 
stanz für  sie  unbezwinglich  sind. 

*..  Der 


2.     Der  Erdvielfufs.      Tab.  XL  Fig.   13.   14. 

latus  cerrestris   pedibus    utrinque    centum.       Linn.    S.    N.  T.  I.    P.  V.    p.    3018-    n.  3- 
Faun.  Suec.    2066.   —      Habitat  in  Europae  nemoribus. 


Aldrovandi  de  animal.  insect.  I.  p.  336.  n.  4. 

Amoreux  Notice  des  Ins.  p.    147.  et  278. 

Beckmanns   Bibl.  HL  49. 

Blumenbachs  Handb.  S.  399. 

Bonnet  Corps  organ.  I.  Art.  207.  Desselben  und 
anderer  Naturf.  Abh.  S.  337. 

Cuvier  Tableau  e'le'm.  p.  465.   le  jule  terrestre. 

Degeers  Abh.  z.  Gesch.  d.  Ins.  B.  VII.  S.  207. 
i).  2.  Tab.  XXXVI.  Fig.  9 —  22.  £Jule  ä  bandes ,  der 
gestreifte  Vielfufs. 

Fabricii   Mant.  ins.  I.  p.  340.  n.  4.  Spec.  Ins.  I. 

p.  529-  »    4-  syst-  Ent-  P-  427-   »•  ?• 

Frisch's  Ins.  in  Teutschl.  XI.  S.  21.  Tab.  VIII. 
F.  j. 

Fuefsly's  Verz.  Schweiz.  Ins.  n.  1223. 

Geoffroy  Hist.  des  Ins.  IL  p.  679.  n.  1.  gute  ä 
dtux  ctKt  pattes. 

Gözens  Untersuchung  der  sogenannten  Leichen- 
würmer im  Naturforsch.  St.  XL  S.  96. 

Gronoviani  Zoophilacii  n.   1007. 

Jonstonii  Hist.  nat.  Tab.  XXIII. 


Listeri    Goedartus   F.    141. 

Man.  des  Scav.  Strang   III.  p.  6  f.  Tab.  I. 

M011  ffe  tti  Theatr.  Ins    30. 

Müllers  Linn.  Nat.  Syst.  d.  Ins.  B.  II.  S.  1  165. 
n.  3.  Tab.  XXXVI.  Fig.  8     Der  Erdvielfufs. 

Müller  von  den  Würmern  des  süss.  u.  salz.  Wass. 
S.  179.  Der  Pfahlwurm ,  desselben  Faun.  Fr.  11.  857. 
Zool.  Dan.  Pr.  n.  242.1. 

Nieuwetyt  rechter  Gebrauch  der  Weltbetrach- 
tung zur  Erkenntnifs  der  Macht,  Weisheit  und  Güte 
Gottes,  Jena  1747.  S.  373.  §.  40.  Tab.  XII.  F.  r. 

Otiomatol.  Hist.  nat.  P.  IV.  p.  571.  Der  Erdtausend-. 
fufs,    P.  VII.   p.  54.    Scolopendra  terrestris  minor. 

Raji  H-ist.  Ii>s    p.  46    k.  4     ffuhis  quartus  glnber. 

Schaefferi  E'em.  Ent.  Tab.  LXX1IL  Icon.  Ins. 
Tab.  LXXXV1H.  F    8- 

Schröters  Abh    1.  S    367.  Tab.  III.  F.  7. 

S  c  o  p  o  I  i   Entomol.  Carn.  1  1  52. 

Sulzers  Kennzeichen  der  Ins.  Tab.  XXIV.  F.  156. 
Gesch.  d.  Ins.  S.  274.  Tab.  XXX.  R.  15.  d.  Der  Erd- 
vietfufs. 


In  ganz  Europa  sehr  gemein  und  bekannt  ist  der  Erdvielfufs ,  welcher  oft 
über  zwey  Zoll  lang  und  über  zwey  Linien  breit  gefunden  wird.  Er  gleicht  in 
Rücksicht  seines  langen,  ganz  walzenförmigen  Körpers ,  seiner  glatten,  spröden 
Haut,  welche  in  Ermangelung  der  äusseren  Feuchtigkeit  leicht  zerreifst,  einer  klei- 
nen Schlange.  Sein  sphärischer  Kopf  (Fig.  14.)  ist  an  jeder  Seite  mit  einem  grossen, 
1  an  glich  trunden,  netzförmigen  Auge,  vor  demselben  mit  zwey  sechsgliedrichten, 
anderthalb  Linien  langen  Fühlhörnern  (a.  a.) ,  die  das  Insekt  im  Kriechen  bestän- 
dig bewegt  und  gegen  den  Boden  gerichtet  hält,  um  die  ihm  in  Wege  kommen- 
den Gegenstände  zu  betasten,  und  an  dem  untern,  abgestumpften  Theil ,  mit  zwey 
Zähnen  (b.  b.)  versehen ,  die  sich  zwischen  zwey  Lippen  befinden.  Der  Körper 
besteht  nach  Dcgcer  aus  104  Ringen,  wovon  der  erste  der  längste  ist  und  gleich- 
sam den  Brustschild  ausmacht,  die  102  folgenden  schmäler  sind,  und  der  lezte, 
mit  dem  ersten  beynahe  gleich ,  in  eine  stumpfe  Spitze  ausläuft.  Da  aber  die  Zahl 
der  Ringe  vom  Wachsthum  abhängt;  so  ist  hierinnen  nichts  beständiges  zu  su- 
chen. Eben  dieses  gilt  von  den  Füssen,  wovon  oft  zweyhundert ,  oft  mehr,  oft  we- 
niger vorhanden  sind,  weil  sie  sich  ganz  nach  der  Anzahl  der  Ringe  richten.  Im- 
mer stehen   nemlich  zu   beyden  Seiten  einer  Längslinie,    die   sich   mitten   unter 

5q  dein 


3o6 

dem  Körper  hinzieht,  an  jedem  Ringe  vier  Füsse,  mit  Ausname  des  ersten  und 
der  drey  lezten ,  welche  keine  Füsse  haben.  Alle  diese  Füsse  gleichen  weissen 
Härchen,  sind  etwann  eine  Linie  lang,  sechsgliedricht ,  und  so  behend,  dafs  das 
Auge  ihre  Bewegung  kaum  verfolgen  kann.  Die  Grundfarbe  des  ganzen  Körpers 
ist  schwarzbraun ,  fällt  jedoch  bisweilen  ins  röthliche.  Der  Kopf  am  Vordertheile, 
der  dritte  bis  zum  achten  Piing,  und  ein  längs  der  Mitte  des  Rückens  zwischen 
zwey  fahlbraunen  Längsstreifen  fortlaufender  Streif,   sind  rothgelb. 

Die  Erdvielfüsse  legen ,  wie  andere  Julen ,  viele  kleine ,  runde  weifs grauliche 
Eyer,  aus  welchen  nach  einigen  Tagen  die  kleinen  weissen  Julen  hervorkommen. 
Diese  haben  nur  sechs  Füsse,  erhalten  aber  immer  mehrere,  so  wie  sich  die  Zahl 
ihrer  Ringe  vermehrt  oder  entwickelt.  Werden  sie  berührt,  so  rollen  sie  sich 
spiralförmig  zusammen  und  bleiben  so,  als  ob  sie  todt  wären,  geraume  Zeit  un- 
beweglich liegen.  Fafst  man  sie  mit  der  Hand;  so  lassen  sie  einen  starken  un- 
angenemen  Geruch  von  ihrer  fettigen  Ausdünstung  zurück,  welche  mit  der  Amei- 
sensäure verwandt  zu  seyn  scheint.  Eben  dieses  erfolgt,  wenn  sie  zertreten 
werden. 

Sie  fliehen  die  Sonne  und  trockne  Luft  und  halten  sich  unter  feuchten  Stei- 
nen, welche  lange  auf  einer  Stelle  gelegen  sind,  unter  faulen  Blättern,  in  feuch- 
ter Holzerde,  in  faulen  hölzernen  Röhren  und  Särgen,  unter  den  vermoderten 
Resten  und  Knochen  der  Leichname  auf.  Nieuweijt  erzehlt,  daQ>  sie  in  grosser 
Menge  in  dem  Hüftbeine  eines  begrabenen  Menschen  gefanden  worden  sind. 


Kr- 


Erklärung  der  Kupfertafeln  des  ersten  Bandes, 


Tabula    I. 

Fig.  I.  Die  Larve  dps  Speckkäfers  ("Dermestes  lardarius)  a.  in  unvollkommenem   b.  in 
ausgewachsenem  Zustande. 

—  2.  Eine  Speckkäfernymphe. 

—  3.   Der  Speckkäfer   selbst. 

—  4.   Der  Inquisitor   (Cerambix  Inquisitor.) 

—  5     Der    beissende  Bockkäfer  (Cerambix  mordax.) 
. —  6.   Der    graue  Holzbock   (Cerambix    cinerevs). 

—  7.   Der    schwarzbraune  Warzenkäfer  (Cantharis  fusca). 

—  jj.  Der  Kopf  des   schwarzbraunen  Warzenkäfers,    a.  a.    die  Fühlhorner,    c.   d.    die 

Frefszangen,    b.   b.  die  Bartspitzen. 

—  9.   Der  grosse  Ohrwurm  (Forßcula  aurirularia). 

—  10.  Die  vergrößerte  Zange  dieses  Ohrwurms;    a.  a.  der  lezte  Ring  des  Hinterleibes ; 

b.  b.  die  beweglichen  Arme  der  Zange. 

—  1  1.   Die  amerikanische  Schabe  (Blaita  americana). 

—  12.   Das  "W  arzenFressermännchen    (Gryllus  verrucivorus).  a.    Die  langen  Dornspitzen 

der  Hinterfiisse,   b.   die  zur  Begattung  dienenden  Haltzangen  am  Schwanzende. 

—  13.   Das  Warzeiifre:>serweibchen,   a.  die  grossen  Dornspilzen  der  Hinterfiisse ,    b,  das 

Legrohr  oder  die  Begattungsscheide. 

—  14.  Der  vergrösserte   Kopf  des  "Warzenfressers,     a.  die  Stirnplatte,     b,  b,   der  untere 

Theil,  der  abgeschnittenen  Fühlhörner  mit  seinen  Wurzeln,  c.  c.  die  Augen,  d. 
ein  länglichtrunder  Fleck  unter  den  Fühlhörnprn  am  Vorderkopfe,  e.  die  Wur- 
zel der  Oberlippe,  f.  der  vordere  und  runde  Theil  der  Oberlippe,  g.  g.  die  Un- 
terlippe,   h.  h.  die  zwey  grossen,   i.i.  die  zwey  kleinen  Bart-  oder  Frefsspitzen. 

—  15.   Die  geöffneten  Frekzangen  dieses  Warzenfressers,    a.  die  Wurzel  der  Oberlippe 

b.  der  runde   Vordertheil  der  Oberlippe,    c.  c.  die  üebifszaugen. 

—  16.  Ein  Bettwanzennest. 

—  17.  Ein  vergrössertes  Bettwanzeney. 

. —    1  3.   Eine  junge  Bettwanze  (Cimex  leetularius). 

—  19.   Die  junge  Bettwanze   von   der  Bauchseite   durchs  Mikroskop  Vergrössert,     a.    das 

Zangengebifs,  b.  der  Saugstachel,  c.  c.  die  Augen,  d,  d.  die  Fühlhörner,  e.  e.  e.  e. 
die  sechs  Füsse. 

—  20.   Die    ausgewachsene  Bettwanze. 

—  21.  Die  stark  vergrösserte  ausgewachsene  Bettwanze,   a.  a.  der  durchschimmernde  Nah- 

rungskanal ,  b.  das  hervorstehende  Läppchen  des  ersten  Leibrings ,  c.  die  Mün- 
dung des  Afters. 

'—   22.  Der  Saugstachel  der  Bettwanze  in  natürlicher  Grösse. 

• —   23.  Derselbe   yergrösseit. 

Fig. 


3o8 

Fig.   24.  Die  stark  vergrößerten   zwey  lezten  Ringe   des  weiblielien  Hinterleibes   mit   den 

durchschimmernden,  flaschenfönnigen    weiblichen  Geschlechtstheilen. 
— —   25.   Die  drey  vergrösserten  lezten  Ringe  des  Hinterleibes    der   männlichen  Bettwanze, 
nebst  dem  hervorragenden  männlicnen  Begattungsgliede. 

Tabula   II. 

Fig.      I.  Die  Ringelwanze  (Cimex  annulatus). 

—  2.   Der  gelbe  Raupentödter   {Ichneumon  lulcns). 

—  3.   Der  stark  vergröfiserte  weibliche  Stachel  dieses  Raupentödter«.,  a.  die  Lanzette,    b. 

der  Ursprung  dieser  Lanzette,  c.  c.  die  Scheiden  oder  Seitenslücke  derselben, 
d.  d.  zwey  länglichte  Wärzchen  am  lezten  Ringe  des  Hinterleibes,  e.  ein  ver- 
größertes Luftloch  an  der  Seite  dieses  Rings. 

—  4.   Die   Sandwölberin   {Sphex  sabulosa). 

— ■      5.  Das  Ende  des  Hinterleibes  dieser  Sandwölberin  mit  dem  Stachel,   a.  der  lezte  Ring 

des  Hinterleibes ,    b.  der  Stachel ,   c.  die  Spalte,     welche    sich  öffnet,    wenn  der 

Stachel  hervortritt. 
~—      6.  Die  einzelnen  Theile  dieses  Stachels  stark  vergrössert,   a.  der  Stachel  selbst,   Z>.  b. 

die  zwey  Halbscheiden  desselben,   c,  d.  e,  f.  der  Bewegmuskel  des  Stachels  und 

der  Stachelscheide. 

—  7.  Das  Hornissenweibchen  (Vespa  Crabro). 

—  g.  Das  Hornissenmännchen. 

—  9.   Das  verkleinerte   Nest   der  gemeinen  Wespe  (Vespa  vulgaris),   a.  b.  der  an   den 

Gesimsen  der  Dächer  befestigte  breitere  Theil  desselben,  c.  c.  die  Absätze  der 
Löschpapierartigen  Blätter,  welche  die  äussere  Schale  desselben  bilden,  d. 
das  Flugloch'. 
— -  to.  Das  von  seiner  äusseren  Schale  entblöfste  Nest  dieser  Wespenart ,  a.  a.  die  obere 
Scheibe,  b.  b.  die  untere  Scheibe,  c.  ein  Band,  welches  die  obere  Scheibe  am 
obern  Theil  der  äussern  Schale  befestigt,  d.  ein  Band,  welches  die  untere  mit 
der  obern  Zellenscheibe  verbindet,  e.  e.  die  Grundfläche  der  mit  ihren  Öffnun- 
gen nach  unten  gekehrten  Zellen  ,  f.  f.  f.  die  versponnenen  Öffnungen  derje- 
nigen Zellen  ,     worinnen  Puppen  enthalten    sind. 

—  j  I.  Die  ausgewachsene  Larve    der  gemeinen  Wespe. 

—  l  2.   Die  Puppe  dieser  Wespe. 

> —    13.  Die  weibliche  oder  Mutterwespe  selbst.    — 

—  14.  Die  männliche  Wespe  im  Fluge. 

—  15.   Die   geschFchllose  oder  Arbeitswespe. 

. —   16.  Das  hängende  JNest  der  Wandwespe  (f'espa  parietum) ,   nebst  der  auf  denselben 
herumkriechenden  Wespe  a.  selbst. 

—  17.   Dieses   mit  den  Zellenöffnungen   nach   oben  gekehrte  Nest,   a.  eine  Zelle,  welche 

eine  Larve  enthält,   b.  b.  Puppen   enthaltende  Zellen. 
. —    13.   Ein  Wandwespeney. 

—  19.   Eine    ausgewachsene  Wandwespenlarve. 

—  20.  Eine  Wandwespenpuppe. 

—  2  1.   Die  Arbeitsbiene  {Apis  mcUifica). 

—  2  2.  Die  Drohne  oder  männliche  Biene. 

—  23.  Di$  Königin   oder  Bieuenmutier. 

Fiff. 


K>9 

Fig.   24.  Der  Bienenstachel  in  natürlicher  Grosse. 

—  25.  Derselbe  vtergrössert. 

—  2ö.  Der  aufgeschlossene,     stark,  vergrösserte  Bienenstachel,   a.  a.  seine  Scheiden ,    b. 

die  Spitze  des  eigentlichen  Stachels ,  c.  das  Giftbläsgen,  d.  d.  d  d.  die  Muskeln, 
welche  den  Giftsaft  in  den  hohlen  Stachel  treiben,  e.  c.  die  Wiederhaken 
des    Stach  eis. 

Tabula  III. 

Fig.      I.  Die  schwarze  Biene  (Apis  /tigra), 

—  2.  Der  weibliche   Schwanzring,     a.   b.    die    geöffneten  hornartigen  Theile  desselben, 

c.  der  in  der  Scheide  befindliche  Stach  ei. 

—  3.  Dieser  Stachel  entwickelt  und   stark  vergrössert,    a.   der  Stachel  selbst,  b.    b.   ein 

runder  muskulöser  Theil,  um  welchen  sich  der  Stachel  krümmt,   c.  e.  die  zwey 
Halbscheiden  des   Stachels. 
— ■      4.  Zwey  Eyer  der  rothen  Ameise  (Formica   rubra). 

—  5.   Die  Larve    dieser  Ameise  in   natürlicher  Grösse. 

—  6.  Dieselbe  vergrössert ,   a.  ihr  mit  zwey  Haken    versehener  Kopf. 

—  7.  Eine  vergrösserte  Nymphe   oder  Puppe   der  Arbeitsameise ,    a.  der    Kopf,    b.   die 

Zähne,    c.  die  Fühlhörner,   d.  die  Füsse ,  e.  der  Hinterleib. 

—  8«  Eine  vergrösserte  Nymphe  der  geflügelten  Ameise,   a.  die  Fühlhörner,   b.  die  Flü- 

gelscheiden,  c.  c.  c.  die  Füsse,   d.  der  Hinterleib» 

—  9.  Die  Arbeitsameise  in  natürlicher  Grösse. 

—  IO.  Dieselbe  vergrössert ,  a.  a.  die  Fühlhörner,    b.  b.   zwey  Zähne,    c.  der  Brustchild. 

—  II.  Die  vergrösserte  Schwanzspitze  der  Arbeitsameise,   a.  der  verborgene  Stachel. 

—  12.  Dieser  Stachel   stark    vergrössert,     a.    a.   a.  a.    die   ihn  in  Bewegung    setzenden 

Muskeln. 

—  13.  Die  stark  vergrösserte,   rothe,   männliche  Ameise. 

—  14.  Das  Ameisenweibehen  in  natürlicher  Grösse. 

—  in;.   Die  Zug.imeise  (Formica  cephalotes). 

—  16.   Ihr  stark  vergrösserter  Kopf,   a.  a.   die  Fühlhörner,   b.  das  Zangengobifs. 

—  17.  Die  gemeine  Goldfliege   (Musca  Caesar). 

—  18.   Die  Eyerlagen  der  Biechlliege  (Musca   7'nmitoria). 

—  19.   Di*?  eist  ausgekrochenen  Maden  dieser  Fliege. 
— ■   20.   Die^e  Maden  in  ihrer  vollkommenen  Grösse» 
„. —    2  I .   Die   Brechfliegenpuppe. 

—  2  2.   Die  Brechfliege   im    Fluge. 

—  23.    Dieselbe  krie.  hend. 

—  24.   Eine  ausgewachsene  Made  der  Fleisch  fliege  (Musca  carnaria). 

—  25.   Die:  e  Mide  vergrössert,   a.  das  Kopfende,  b.  die  Vertiefung  des  lezfen  Rings,    c.  c. 

die  vorderen  Luftröhrenmündungen ,   d.  d.  die  hinteren  LiiflröhrenmiUldungen. 
— —   26.   Das   stark  vergrösserte  Kopfende  dieser  Made,    a.  a.   zwey  zitzenförmige  Fleisch« 

Wärzchen,   b.  b.  zwey  schwarze  hakenförmige  Zähne >  c.  c.  der  erste  Leibring,   d, 

eine  Luftröhrenmündung. 
' —    27.  Die  Puppe  der  Fleischfliege. 

—  28.  Die   kriechende  FieLchfliege. 

—  29.  Die  fliegende  Fleischfliege. 

Fig. 


5io 

Fig.   30.   Die  an  faulen  Roggen  klebenden.  Eyer  der  Stubenfliege  (Musca  domestica). 

—  31.   Die  ausgewachsene  Made  dieser  Fliege. 

—  32.   Die  Stubenfliegenpuppe. 
- —    33.  Die  Stubenfliege  selbst. 

Tabula  IV. 

Fi*.  I.  Die  Gewitterfliege   (Musca  meteorica). 
I*.  Diese  Fliege  vergiösserf. 

—  2.   Murrav's  in  dem  arabischen  Aussatze  gefundene  Made  in  natürlicher  Grosse. 

—  3.   Dieselbe  vergrössert,    von   der  Seite  und  auf  dem  Rücken  liegend,    a.  das  Kopf- 

ende, b.  das  Schwanzende,  c.  d.  e.  ein  Luftröhrenast ,  f.  f.  f.  die  scharfen  Pler- 
vorragungen  zwischen  den  Ringen  an  der  Bauchfläche,  welche  die  Stelle  der 
Füsje  vertreten,   g.  eine  Hervorragung  am  stumpfen  Ende  der  Made. 

•—  4.  Eben  diese  Made  von  der  Rückenseite,  a.  das  Kopfende  mit  seinen  Häkchen,  b. 
das  stumpfe  Schwanzende,  c.  c.  die  hervorragenden  Mündungen  der  Luflröhren- 
äste,   d.    d.  die  Luftröhren  selbst,    e.   e.  ihre  Endmündun^en. 

_-  5.  Die  vergrösserte  Larve  der  Quarkflieee  (Musca  putris) ,  oder  die  Ärispmade  in 
der  Krümmung,  wie  sie  sich  gewöhnlich  zum  Springen  anschickt,  a.  das  Kopf- 
ende mit  seinen  Häkchen,  c.  c.  die  Mündungen  der  Lufigefässe,  d.  d.  die  Haupt- 
stämme der  Luftröhren. 

—  6.   Die  Puppe  der  Quarkfliege,   a.  in  natürlicher  Grösse,   b.  vergrössert. 

—  7.   Die   Quarkfliege  selbst  in  natürlicher  Grösse,   «.kriechend,  £,  fliegend. 
- —      8.   Dieselbe  Fliege  stark  vergrössert. 

9.   Die  Regenbreme  {Tabanus  pluvialis). 

. 10.   Die  blinzäugichte  Breme  (Tabanus  caecutiens). 

—  11.   Die  blauäugigte  Breme  (Tabanus  caesius). 

12.   Das  Eyerhäufchen  dei  Singmücke  (Culex  pipiem). 

13.   Einige   vergrösserte  Eyer  dieses  Häufchens ,   a.  a.  wahrscheinlich  männliche  Eyer, 

b.    wahrscheinlich   ein  weibliches  Ey,    e.  der  zurückgeschlagene  Deckel   der  vom 

Insekte  verlassenen  Eyerhülse. 
I  *     Die   ausgekrochenen  jungen  Larven  der  Singmücke    in   natürlicher  Grösse    unter 

der  Fläche  des  Wassers. 

—  k.  Eine  ausgewachsene  Larve  in  natürlicher  Grösse  und  so   vorgestellt,  wie  sie  un- 

ter  dem  Wasser  hängt. 

10#  Eine  solche  Larve   stark  vergrössert,   a.  der  Kopf,    b.  b.   die  Frefsspitzen ,    c.  der 

Brust child,  d.  d.  die  Mündungen  der  anfangenden  Luftröhren,  e.  die  durch  den 
Körper  fortlaufenden  Luftröhren,  f.  das  mit  blattförmigen  Flossen  versehene 
Ende  des  Hinterleibes  mit  den  hervorkommenden  Exkrementen,  g.  ein  Anhang 
am  Hinterleibe,    durch    welchen  die  Luftröhren  ihren  Ausgang  nemen. 

J7.  Die  Nymphe  der  Singmücke  unter  der  Wasserfläche  in  natürlicher  Grösse. 

—  18.   Dieselbe  vergrössert. 

„ IQ.   Die    weibliche  Singmücke  selbst  in  natürlicher  Grösse. 

20.  Dieses  Weibchen  vergrössert. 

, 21.  Die    männliche  Singmücke  in  natürlicher   Grösse. 

—  2  2.   Dieselbe   vergrössert. 

Fig. 


3n 

Fig.   23.  Der  Kopf  der  männliche»  Singmücke  in  einer  starken  Vergrüsserung ,  a.  der  Hais, 

b.  b.  die  Augen,  c.  c.  zwey  Knüpfe,  auf  welchen  die  Fühlhörner  iL  d.  ihren 
Ursprung  nemen,  e.  der  Saugstachel ,  f.  die  Spitze  dieses  Stachels ,  g.  der  her- 
vorgestreckte  Wehrstachel ,   h.  h.  die  Frefsspitzen. 

—  24.   Der  vordere  Theil  des  Singmiickenweibchens  vergrüssert  und  so  vorgestellt,    wie 

es  seinen  Saugstacliel  in  die  Haut  senkt,  a.  a.  die  Balansirsthbchen,  b.  d:e  sich 
zurückziehende  Scheide  des  Saugstachels,  c.  der  mit  Blut  angefüllte  Saugsta- 
cliel selbst,   d.  eine  Stelle  der  Hand,   welche  diese  Singmücke  verlezt. 

—  25.  Die  Larve  der  Flohniücke  (Culex  pulicaris). 

—  26.  Die  Nymphe  oder  Puppe  derselben. 

—  27.  Diese  Mücke  selbst  in  natürlicher  Grösse. 

Tabula  V. 

Fig.      I.   Die  braungrauliche  Tanzfliege  (Empis  Uvula). 

—  2.   Der  vergrösserte  Kopf  dieses  Insekts,   a,   der  Hals,   b.  das  Auge,    c.  c.  di»  bey- 

den  Fühlhörner,  d,  d.  die  zwey  Bartspitzen,  e.  f.  der  obere  Theil  des  geöff- 
neten, schnabelförmigen  Säugrüssels,  g.  das  obere  lanzettenfurmige  Mitlel- 
stück,  h.  das  mittlere  stachelförmige  Mittelstück ,  i.  das  untere  lanzettenfurmige 
Mittelstück,   k.   I.  der  am  Ende   löffeiförmige   untere  Theil  dieses  Saugrüssels. 

—  3.   Die    Wadenstecherin  (Conops  Calcitrat/ s). 

—  4.  Der  Vordertheil   des  Kopfs   dieses  Insekts  nebst   den  Saugstachel,    a.  b.  das  kurze 

Wurzelglied,  c.  zwey  gefiederte  Bartspilzen,  b.  d.  das  lange  Vorderglied  des 
Saugstachels ,   d.   die  Fleischlippen   dieses  Vorderglieds. 

—  5.   Der  geöffnete   Saugstachel  der  Wadenstecherin,    a.  b.   das   oben    mit  einer   Falz 

versehene  Vorderglied  desselben,  c.  d.  der  in  dieser  Falz  verborgen  hegende  lan- 
zettenfurmige Theil. 

—  6.  Der  eigentliche  verletzende  Stachel  c. ,    welcher  in  jenem  lanzettenförmigen  Theil 

a.  b.   enthalten  ist. 
■—      7.   Die  gelbe  Raubfliege  (s4silus  ßavus). 

—  8.  Der  Saugstachel  dieser  Raubfliege,  a.  die  Scheide  desselben,   b.  das  Stilet  oder  der 

eigentliche   Stachel. 

—  9.   Die    fliegende  Pferdelaus   (Hippcbo$ca   equinä). 

—  10.   Der  vergrösserte  Kopf  derselben,    a.   a.    die  Augen   b.  b.  zwey  gelbe  Knöpfchen, 

mit  c.  c.  zwey  besonders  borstenartigen  Haaren ,  d.  d.  die  Rüsselscheide,  e.  der 
Rüsselstachel. 

—  II.  Der  vergrösserte  Rüssel  dieser  Pferdelaus,   a.  a.  die  Halbscheiden,   b.  der  faden- 

förmige Rüssel  selbst. 

—  12.  Die  fliegende  Vogellaus  (Hippobosca  aviculariaj. 

—  }  3.  Der  vergrösserte   Vordertheil  des   Kopfs,    a.   a.  zwey  behaarte  Läppchen,     b,   b, 

die  zwey  Halbscheiden  des  Saugst achels  c.  der  Saugstachel    selbst. 

—  14.  Das  vollkommene  Insekt  der  Kriegertermite  (Termes  bellicosus), 

—  15.  Ein  Kriegertermiten- König. 

—  16.  Eine  Kriegertermiten  -Königin ,   a.  b.  ihr  geschwängerter  Hinterleib. 

—  17.  Der  vergrösserte  Kopf  des  vollkommenen  Insekts  (Fig.   14.)  Yon  unten,   «.  a,  die 

Frefszangen. 

—  1 8.  Derselbe  Kopf  von  vorne. 

Ete. 


Fig. 

19. 

— 

20. 

— 

21. 

. — 

22. 

— 

2.v 

— 

24- 

— 

25- 

— 

20. 

— 

27. 

— 

28- 

— 

29. 

— 

30. 

— 

3i- 

— 

32. 

— 

33- 

— 

34- 

— 

35- 

'S- 


5-13 

Ein  Arbeiter  der  Kriegertermiien. 

Ein  vergrösserter  Arbeiter  von  unten,   a.  a.  dii  Gebifszangen  des  Unterkiefers. 
Ein  Soldat  der  Kriegertermiten. 

Das  vollkommene  Insekt  der  beissenden  Termite  (Termes  mordax). 
Ein  Arbeiter  der  beissenden  Termiten. 
Ein  Soldat   der    beissenden  Termiten. 
2^.  Das  vollkommene  Insekt    der  grimmigen  Termite  (Termes  atrox). 
Ein  Arbeiter  der  grimmigen  Termiten. 
Ein  Soldat  der   grimmigen  Termiten. 
Smeailiwaiuis   (Termes  deslructor.) 

Das  vollkommene  Insekt  der  Baumtermite  (Termes  arborum). 
Ein  Arbeiter  der  Baumtermiten. 
Ein  Soldat  der  Baumtermiten. 

Eine  Baumtermiten  -  Königin  oder  ein  trächtiges  Baumtermitenweibchen. 
Der  Floh  des  Hautjuckens  der  Greise  (Pulex  prurigiuis  senilis). 
Derselbe  vergrössert. 
Eine  vergrösserte  Klaue  dieses  Flohs. 

Tabula  VI. 

1.  Die  Eyer  des  gemeinen  Flohs  (Pulex  irritans).  !in  natürlicher  Grosse. 

2.  Ein   solches  Ey   vergrössert. 

. q.  Die  vergrösserte  ,  im  Eye  liegende  Flohmade. 

«,  Verschiedene   eben  ausgekrochene  Flohmaden  in  natürlicher  Grösse. 

, c.  Drey   ausgewachsene  weisse  Flohmaden. 

—  6.  Zwey  Flohrn.tden,     welche  sich   voll  Blut    gesogen  haben,    a,  das  Männchen,   b. 

das  Weibchen. 

—  7.  Eine  durchs  Mikroskop  gezeichnete  Flohmade,  a.  das  Kopfende,   b.  das  Schwänz- 

ende. 
_.      8.   Eine   ähnliche  Made,    die  sich   nicht  vom  Blute  genährt  hat,   in  einer  ihr   eigenen 
Biegung,    wobey  sie  sich  mit  dem  Kopfende    c.  und    mit  dem  Schwanzende  b. 
aufzustützen  pflegt. 

—  9.   Eine  wieder  weifsgewordene,   sich   der  Verpuppung    nähernde  Flohmade. 
1  o.   Dieselbe  Made  in  der  gekrümmten  Lage  zur  Vezpuppung. 

II.   Die  männliche   Flohpupne. 

. 12.   Die   weibliche  Flohpuppe. 

.  ig.   Die  vergrösserte  weibliche  Flohpuppe,  <i.  der  abgestreifte  Madenba?g. 

—  1 4.  Eine  vergrösserte  männliche  Flohpuppe ,   welche  sich  schon  verfärbt  hat. 
. —  15.   Der    männliche   Floh. 

_—    I  6.   Der    weibliche  Floh. 

ij.   Das   vergrösserte  Flohmännchen  ,   a.  der  Saugstachel ,  b.  die  Geschlechtstheile. 

lg.  Das  vergrösserte   Flohweibchen,   a.  der  Säugrüssel,    b.  die    bewegliche  Warze  der 

weiblichen  Geschlechtstheile,    c.    die    warzenförmige  Klappe,      welche  die  Spalte 

der  weiblichen  Geschlechtstheile  bedeckt. 
...   19.   Der  Kopf  des  Flohs    mehr  vergrössert,     a.   das  bewegliche  Läppchen  hinter  dem 

Auge,    b.   b.   die  Fühlhörner,    c.  der  Saugrü  sei ,    d.  der  Saugstachel. 

—  10.   Zwey  in   der  Begaltung  begriffene  Flöhe ,   a.   die  männliche  Hallzange,   welche   die 

weibliche  Spalte  fäf*t.  Fig. 


5x5 


Fig.   21.  Die  Stark'  vergrÖsserlen  männlichen  Geschlochtstheife,    a.  das  männliche  Glied 
b.  zwey  kolbenähnliche  Hervorraguiigen  von    unbekannten  Nutzen,    c.  die  zwey 
Blätter  der  Haltzange. 

•—    22.  Das  männliche  Glied  ausser  seiner  Verbindung  mit  der  Haltzange   und  den  kol- 
benähnlichen Hervorragungen,    a.  die  hakenförmige  Spitze  desselben. 

—  23.  Die  stark  vergrößerten  weiblichen  Geschlechtstriebe,  a.  ein  Ey,   welches  aus   der 

weiblichen  Spalte  hervorkommt,   b.  die  bewegliche  Warze,   c.  die  die  Spalte  be- 
deckende Hervorragung  oder  Schamlippe. 

—  24.  Das  vergrösserie  Weibchen    des  Sandflohs  (Pulex  penctrans)   a.  der  Saugrüssel 

b.  der  Schwanzstachel. 

—  25.  Das   vergrösserte  Ey  dieses  Flohs. 

Tabula  VII. 

Fig.      I.  Die  Kopflaus  (Pediculus  humanus  capitis)  in  natürlicher  Grösse. 

—  2.  Die  vergrösserte  weibliche  Kopflaus,  a.  a.  die  Augen,   b.b.  die  Fühlhörner,  d.  der 

Saugstachel,   e.  e.  e.  die  Füsse ,  f.  f.  der  durchschimmernde  JNahrungskanal,    g. 
das  gespaltene  Schwan&ende  des  Weibchens. 

—  3.  Ein  vergrössertes  Lausey. 

—  4.  Die  von  der  ausgekrochenen  Laus  zurückgelassene  Hülse  des  Eye«  mit  ihrem  Dek- 

kel  durchs  Mikroskop    gezeichnet. 

—  5.  Ein  stark  vergrössertes  Luftröhrenästchen  der  Kopflaus. 

—  6.   Die  stark  vergrösserte  Filzlaus  (Pediculus  pubis). 

—  7.   Die  Reduviusmilbe  (Acorus  Reduvius)  in  natürlicher  Grösse. 

—  8«   Dieselbe  vergrössert,   a.  der  Saugrüssel ,   b.  b.  die  Saugrüsselklapperi. 

—  9.   Der  vergrösserte  Kopf  der  Reduviusmilbe,    a.  der  Saugrüssel,  c.b.  c.b.  die  Saug- 

rüsselscheiden oder  Klappen. 

—  IO.  Die  rothe  amerikanische  Waldmilbe  (Acorus  americanus). 

—  11.   Dieselbe,    wenn  sie  sich  voll  Blut  gesogen  hat. 

—  12.  Eben   diese  Milbe    vergrössert  von  oben,     a.  der  Saugrüssel,    b.  h.  zwey  Ideine 

Arme  oder  Scheiden  des  Saugrüssels. 

—  13.   Die  vergrösserte  amerikanische  Waldmilbe  von  unten. 
•—    14.  Die  Hundsniilbe  (Acutus  Ricinus)    in  natürlicher  Grösse. 

—  15.  Dieselbe  vergrössert. 

—  16.  Der  Kopf  dieser  Milbe  in  einer   starken  Vergrösserung  a.    der  Säugrüssel,    b.  b. 

zwey    löffel-   oder  kolbenförmige  Arme,    c.  c.  zwey  Knöpfchen,  welchen  diese 
Arme  eingelenkt  sind. 

—  17   und   18«  Die  vergrösserte  Krätzmilbe  (Acorus  Scabiei)   nach   zwey   verschiedenen 

Zeichnungen  von    oben. 

—  19.  Dieselbe  von  unten,  a.  der  Kopf,    b.  b.  b.  h.   die  vier  Vorderfüsse  mit  blasenför- 

migen  Fufsblättern ,   c.  c.  c.  c.  die  vier  Hinterfüsse. 

—  20.  Das  Eyerhäufchen   des  Bücherskorpions    (Phalangium  caacroides)  in   natürlicher 

Grösse. 
"—   21.  Dasselbe  vergrössert. 

—  22.  Der  Bücherskorpion  selbst  in  natürlicher  Grösse. 

—  23.  Derselbe  vergrössert. 

4o  Ta- 


3i4 
Tabula  VIII. 

Fig.  i.  Die  Milbenspinne  (Phalangium  acaroides). 

■—  2.  Dieselbe  vergrössert. 

—  3.  Die  vergrösserten  Maulscheeren  dieser  Milbenspinne. 

—  4.  Das  Phalangium  mit  halbmondförmigem  Brustschilde  (Phalangium  Junaturti)  wahr- 

scheinlich das  Männchen,     nach  Pallas ,    c.  c.  c,  c.   die  fühlhornförmigen  Fasse 
oder  Herfysts  Girren. 

—  5.  Der  Körper  dieses  Phalangiums  von  unten. 

—  6.  Das  Männchen  der  spinnenartigen  Solpuge  (Solpuga  arachnodes  von  oben. 

—  7.  Dasselbe  von  unten. 

-i-      8-  Der  vergrüsserte  Kopf  nebst  den  Kinnladenscheeren  und  der  Saugstachellippe  die- 
ser Solpuge. 

—  9.  Eine  vergrüsserte  Kinnladenscheere   mit    dem    oberen  kurzen    und    dem     unteren 

beweglichen  Finger  von  der  Seite. 

—  IO.  Der  Körper  der  weiblichen  spinnenartigen  Solpuge  ohne  Fiisse. 

—  II.  Die  Krebsscheere  (Phalangium   cancrißjrrae). 

—  12.  Die  Nestspinne  (Aranea  nidulans\  von  der  Seite. 
— —    13.  Dieselbe  Spinne  von  unten. 

—  1 4.  Das  etwas  verkleinerte  JSest  dieser  Spinne  mit  seiner  doppelten  Klappe. 

Tabula  IX. 

Fig.      I.  Die  Tarantel  (Aranea   Tarantula). 

—  2.  Die  amerikanische  Vogelspinne   (slranea  Avicularid)  a.  a.  die  Fänger  oder  Pal- 

pen, b.  die  zwey  Mamillen,  c.  c.  eine  knotige  Hervorragung  am  ersten  Fufs- 
paare. 

*—  3.  Der  stark  vergrüsserte ,  mit  zwey  grossen  und  sechs  kleinen  Augen  beseite  Au- 
genhügel dieser  Spinne. 

»— •  4.  Der  Körper  dieser  Spinne  von  unten,  a.  a.  die  Palpen  oder  Fänger,  b.  die  zwey 
unten  rothhaarichten  Maxillen ,  c.  c.  c.  c.  die  Einleukungsglieder  der  Fiisse,  d. 
zwey  Anhänge   des  Hinterleibes. 

—  5.  Eine   im  Ruhestand  eingeschlagene  Maxille  der  Avicularia,    a.  die  Klaue,   b.  der 

mit  Zähnen  besezte  Hintertheil  derselben. 
» —      6.  Diese  Maxille  geöffnet,   a.  die  Klaue,   b.  die  Zähne  am  Hintergliede   derselben. 
— •      7.  Die  stark  vergrüsserte  Klaue   einer  Maxille,     a.    das    länglichtrunde   Giftloch    an 

ihrer  Spitze. 

—  8-  Eine  von  der  Seite  vorgestellte  Palpe,  a.  eine  kleine  glänzende  Kugel  mit  einem 

Haken  am  Ende    dieser  Palpe. 

—  9.   Die  stark  vergrösserten  Klauen  des  Fufsblatts. 

—  10.   Das  Jaikische    Sechsauge    (ylranea  Senoculata). 
*—  II.  Die  spindelförmige  Spinne  (Aranea  fusiformis). 

Tabula  X. 

Fig.      I.  Der  italinnische  Skorpion  (Scorpio  eumpaeus) ,  a.  b.  die  Seitenäugen,  c.  die  Man- 
dibulen  oder  Fi  efszangen  ,  d.d.   die  Palpen  ,   e.  f.  der  Schwanz. 

Fi£ 


5i5 

Fig.  2.  Der  vergrosserte  Vortlertlifeil  des  Kopf-  und  Brustscliilds,  a.  a.  die  zwey  gros- 
sen,  b.   b.   die  vier  kleinen  Augen ,    c.  c.  die  Mandibulen. 

—  3.  Die  stark  vergrüsserten  Mandibulen,   a.  a.  der  bewegliche  äussere  und  der  unbe- 

wegliche innere  Finger,   b.  die  Lippen, 

—  4,  Diese  Lippen  stark  vergrüssert. 

—  5.  Das  vergrosserte   Schwanzende  eines  Skorpions,     a.   das  vorlezte  Glied,      b.  der 

Schwanzknoten,   c.  das  Giftloch  am  Schwanzstachel. 

—  6.   Der  italiänische  Skorpion  von    unten  ,   a.   die  Öffnung  an  der  runden  Erhabenheit 

über  den  Kämmen,  nach  Mosel  die  Mündung  des  Afters,  nach  Herbst  die  Mün- 
dung der  Geschlechtstheile, 

-*«■  7.  Die  Kämme  dieses  Skorpions  vergrüssert,  a.  die  runde  Erhabenheit  mit  der  Öff- 
nung an  der  Wurzel  derselben,   b.  b.    die  Kämme   selbst. 

-*—  8.  Der  afrikanische  Skorpion  (Scorpio  afer)  a.  die  Mandibulen  ,  b.  die  zwey  gros- 
sen Augen  in  der  Mitte  des  Brustschilds,  c.  c.  die  zwey  Palpen,  «3?.  der  Schwanz- 
knoten. r 

—  9.   Diese   zwey  grossen  Augen   sammt  dem  Augenhügel  vergrüssert. 

—  10.  Der  amerikanische  Skorpion    (ScorpiG   ainericauus')    a,   u.    die  zwey  Palpen,    b* 

der  Schwanzknoten, 


Tabula  XL 

Fig.      I.  Siäzers  amerikanischer  Skorpion  (Scorpio  americanus). 

—  1.   Der  teutsche  Skorpion  (Scorpio  germanicus). 

■ —      3.   Das   vergrosserte  Stachelglied   des  Schwanzes  mit  dem  Giftloche  a. 

—  4.  Der  punktirte  Skorpion  (Scorpio  punctatus). 

—  5.  Eine  vergrosserte  Palpenscheere  dieses -Skorpions ,  a.  die  Hand,   b.  b-,  die  gezähn- 

ten Finger. 

—  6.  Die  vergiösserte  Giftblase   am  Shwanzende  dieses  Skorpions,   a.    der  .Giftstachel, 

b.    ein  gezähnter  Anhang. 

—  7.  Der  südländische   Skorpion  {Scorpio  australis)  a.    die  Mandibulen  oder  Frefszan- 

gen,   b.   b.  die  Palpen,    c.   die  Giftblase  oder  der  Schwanzknoten. 

—  8-   Ein  vergrüsserter!  achtzehnzähnigter  Kamm  dieses  Skorpions,   a.    das  kugelförmige 

Gelenke  am   Grundtheile,   b.  c.  zwey  abgesonderte  Glieder  am  Kammende. 

—  9.   Die  gegabelte  Skolopender  (Scolopendra  j'orficata), 

—  10.  Der  vergrosserte  Kopf  dieser  Skolopender  von  unten,    a.  a.  die  Fühlhörner ,   b.  b. 

die    scheerenfürmigen  Frefszangen,    c.   c.   die  Grundtheile  dieser  Frefszangen. 

—  II.  Die   beissende  Skolopender  (Scolopendra  morsitans)  a.  a.  die  Fühlhörner,   b.  die 

rechte  Frefszange,    c.    c.  das  lezte  gabeiförmige  Fuispaar. 

**— «  12.  Der  stark  vergrosserte  Kopf  dieser  Skolopender  von  unten,  a.  der  an  den  inne- 
ren Finger  angeschlossene  äussere  Finger  der  linken  Fcefszange,  b.  der  geöff- 
nete äussere  Finger  der  rechten  Frefszange,  c.  c.  die  inneren  Finger  beyder 
Frefszangen,  d.  d.  der  Grundtheil  der  Frefszangen,  e.  e.  zwey  Backenzähnen  glei- 
chende weiche  Theüe,  f>f>  die  dreyeckige  Hornplatte  des  Unterkopfs. 

-»—    13.   Der  Erdvielfufs   (Julus  terrestris). 

—  14.  Der  vergrosserte  Kopf  desselben    «.«.  die  Fühlhörner,  b.  b.  zwey  Zähne. 

Ta- 


3i6 
Tabula  XII. 

Fig.  I.  Die  Wolfsmilchraupe  (Larva  Sphingis  Euphorbiae). 

—  2.   Die  grosse  Kühn-  oder  Fichtenraupe    (Larva  Phalaenae  Bombycis  Ptili). 

—  3.   Die  Klee-  oder  Quittenraupe  {Larva  Phalaenae  Bombicis  Trifolii). 
— —  4.  Die  Eichenraupe    (Larva  Phalaenae  Bombycis  Quercus). 

—  5.  Die  Gabelschwanzraupe  (Larva Phal. Bombycis  Finulae)  a.  a.  die  Scheiden  des  Ga- 

belschwanzes ,    b.  b.  die  hervorgetriebenen  spiralförmigen,    rosenrothen  Fäden. 

—  6.  Der  Kopf  dieser  Raupe  von  vorne,   a.    die  Spalte  unter  dem  Kopfe,    b.  b.  zwvy 

dunkle  Flecke  auf  dem  ersten  Ringe. 

—  7.  Der  vergrösserte,   mit  vier  Hervorragungen  a.  a.  a.  a.   versehene  Theil ,    welchen 

diese    Raupe  aus   der  Spalte   unter  dem  Kopfe  hervors/reckt. 

—  g.   Die  Absonderungswerkzeuge  des  Giftsafts  dieser  Raupe,    a.  das  Saftbehältnifs ,   b.  b. 

b.  b.   die  Seidengefasse. 

—  9.  Die    vergrösserte  Scheide    des  Gabelschwanzes,    a.  b.  a.  b.  diese  mit  Haaren  besezte 

Scheide  selbst,    c.  ein  schwarzes  hornartiges  Stück  mit  zwey  steifen  Haaren,   wel- 
ches auf  dem  lezten  Ringe  liegt. 

—  10.  Die  Processionsranpe   (Larva   Phalaenae  Bombycis  Processioneae). 

—  11.  Die  Pithyocampa  {Larva  Phalaenae  Bombycis  Pithyocampae). 

—  12.  Die   schwarze  Bärenraupe  Larva  Phalaenae  Cajae). 

►—    13.   Die  graue  Bürstenraupe  {Larva  Phal.  Bomb.  Fascelinae). 

—  14.  Die  grosse  Holzraupe  (Larva  Phal.  Bomb.  Cossi)  a.  der  Saft,     welchen  sie  von 

sich  sprüzt. 

—-  15.  Die  vergrösserten  Absonderungsorgane  dieses  Safts,  a.  b.  a.  b.  zwey  Kanäle,  wel- 
che den  Saft  in  den  Mund  führen,  c.  c.  die  Saftbehältnisse,  d.  d.  die  zufüh- 
renden   Gefässe. 

— «  16.  Die  Sonderlingsraupe  {T^arva  Phal.  Bomb.  Antiquae)  a.  a.  die  zwey  langen  Haar» 
büschel  des  ersten  Rings,  b.  b.  die  weifsgelben  Haarbüschel  des  vierten  Rings, 
c.  c.  die  schwarzen  Haarbüschel  des  fünften  Rings ,  d.  der  dicke  schwarze  Haar- 
büschel am  Schwanzende. 

*mm   17.  Ein  vergrößertes  Ringwärzchen  der  Spnderlingsraupe    mit  seinem  Haarbüschel,   a 
die  Warze,   b.   die  JNebenhaare  der  einzelnen  Haare  dieses  Haarbüschels. 

—  lg.   Ein  solches  Wärzchenhaar  mit  seinen  Nebenhaaren   stark  vergrüssert. 

—  19.  Ein   stark  vergrössertes  gelbliches  Haar  der  übrigen  Oberfläche  des  Körpers  mit 

seinen  .Nebenhaaren. 

Tabula  XIII. 

Fig.  1,  Der  Hirschschröter  (Lucanus  Cervus)  «.  die  Saugrüssellippen ,  b.:  b.  die  Fühlhör- 
ner,  c.  c.  die  geweihartigen  Maxillen. 

—  2.  Die  spanische  Fliege  (Meloe  vesicatorius). 

—  3.  Die  Maulwurfsgrille   (Gryllo  -  talpa)   a.  das  daumenförmige  Glied    des  Fufsblatts, 

b.  das  zweyzackichte  Glied,   worinnen  ersteres  eingelenkt  ist ,   c.   das  dritte  vier- 
zackichte  Glied  des  Fufsblatts. 

—  4.  Der  Wanzenskorpion  (ISjepa  cimicoides). 

—  5.  Der  vergrösserte  Kopf  dieses  Insekts  nebst  den  Vorderfüssen  von  unten ,     a.  die 

Saugstaclielscheide,   b.    die  rechte  geöffnete  Fangklaue,     c.  die  linke  eingeschla- 
gene Fangklaae. 

r.v. 


3'7 

Fig.  6.  Die  inaskirte  Wanze  (Cimex  personatus). 

—  7.  Diese  Wanze  in   ihrem  Nymphenstande. 

—  8«  Der  vergrösserte  Kopf  und  Saugstachel  dieser  Wanze. 

—  9.  Die  Eyer  der  Riesenwespe  (Sirex  Cngas).  a.  m  natürlicher  Grösse,  fc.  vergrüsseit» 

—  10.  Die  Larve  der  Riesenwespe. 
■ —    11,  Die  Puppe  derselben. 

. —  13.  Das  vollkommene  Insekt  oder  die  Riesenwespe  selbst,  a.  die  spindelförmige  Spitze 
des  lezten  Hinterleibrings  ,   ü.   der  weibliche  Stachel. 

— 1  13,  Dieser  Stachel  stark  vergrössert,  a.  der  Grundtheil,  b.  b.  die  eckigten  Hervorra- 
gungen in  der  Mitte  der  Scheidenblätter,  c.  der  mit  Widerhäkchen  verse- 
hene Stachel  selbst. 

—  14.  Die  Leiblaus   (Pediculus  humanus  corporis)  stark  vergrössert. 

—  15.  Der  vergrösserte  Saugstachel  der  Kopflaus,   a.  der  Stachel  seihst,   b.  die  Scheide 

des  Stachels ,  c.  die  Gegend  des  Mundes ,  d.  der  Schlund ,  e.  der  Anhang  der 
Speiseröhre. 

—  16.  Der  Stachel  mit  seiner  Scheide  noch  mehr  vergrössert,  a.  der  etwas  krumrageba- 

gene  Stachel,  b.  einige  Widerhaken  am  Vordertheile  der  Stachelscheide,  e. 
die  Fortsetzung  dieser  Scheide. 

—  17.  Der  stark  vergrösserte  Schwanzring  der  männlichen  Kopflaus,  a.  der  Begattungs- 

stachel, b.  b.  der  breite  Grundtheil  dieses  Stachels» 

Tabula    XIV. 

Fig.      I.  Die  Sandkrabbe  (Cancer  vocans)  in  natürlicher  Grösse. 

—  2.   Die  Giftkrabbe  (Cancer  Dromia.)    verkleinert. 

*—      3.  Der  gemeine  Taschenkrebs  (Cancer  Pagurns)  verkleinert. 

—  4.  Die  TeüTelskrabbe  (Cancer  MajaJ  von   unten  und  verkleinert. 

—  5.  Die  Seeheuschtecke  (Cancer  Homarus)  verkleinert,    a.   a.  die  grossen,   spiralför- 

migen Hörner,  b.  die  zwey  mittleren,  c.  die  zwey  kleinen  Hörner,  d.  d.  die 
2wey  langen  gabelförmigen  Bartspitzen, 

—  6.  Der  Schwanenkrebs  (C<mcer  Mantis)  verkleinert,     a.  a.  die  Scheeren,    b.  b.  die 

zwey  langen  Fühlhörner,  c.  c.  die  zwey  kurzen  Fühlhörner  d.  d.  die  Schwimm- 
blätter, e.  e.  e.  die  sechs  Schwimm-  oder  Vorderfüsse,  f.  f.  zwey  unter  den 
Scheeren  hervorkommende  kurze  Füsse,  g.  g.  g.  die  sechs  Hinterfüsse,  h,  das 
stachlichte  Schwänzende. 

—  7.  Der  Sandkrebs  (Cancer  Chiragricus)  a.  a,  die  Schwimmblätter ,   b>  die  Scheere,   «> 

die  Schwimm! üsse. 

Tabula  XV. 

Tig.  I.  Die  tödtliche  Solpuge  (SoJpuga  fatalis)  a.  a.  die  Kinnfadenscheeren ,  b.  b.  die 
zwey  vorderen  Fühlspitzen,  oder,  nach  Pallas ,  das  erste  Paar  Füsse,  c.  c,  die 
zwey  hinteren  Fühlspitzeu,    oder  das  zweyte  Paar  Füsse,   d.  d.  der  Kopfschild. 

— —  2.  Der  Vordertheil  des  K  jpfs  der  i<;dtlichen  Solpuge  von  unten,  a.  a.  die  Kinnladen? 
scheeren,   b.  b.  die  unteren  Kinnladen,    c.  die  saugstachelfürmige  Lippe. 

•—-      3.  Die  afrikanische  Solpuge  (Solpuga  a/ricana). 

— -  4.  Das  Phalaugium  mit  halbmondförmigem  Brustschilde  (Phalaugium  lunatum),  Wahl- 
schein* 


SiS 

scheinlich  das  Weibchen,  nach  Herbst,  a.  das  mit  den  zwey  kleinen  Augen  be- 
sazte  Hügelchen,  b.  b.  die  zwey  grossen  Augen,  c.  c.  die  klauenförmigen  Maxil- 
len,  d.  rf..die  Palpen  oder  Fangarme.,  e.  e.  e.  e.  die  fühlhoruförmigen  Fasse 
oder  Herbsts  Cirren,  f.  der  Eyergang  c[ps  Weibchens. 
Fig.  5.  Eine  vergrösserte  Maxille  nebst  einem  Theil  der  Palpe  dieses  Plialangiums  von 
der  Seite ,  a.  das  Einlenkungsglied  der  Maxille,  b.  das  zweyte  bauchigte,  c.  das 
dritte  klauenförmige  Glied,  d.  das  Einlenkungsglied  der  Palpe,  e.  eine  Verlän- 
gerung dieses  Glieds ,  f.  das  zweyte ,   g.  ein  Theil  des  dritten  Palpenglieds. 

—  6^  Das  stark  vergrösserte  Ende  einer  Palpe  desselben  Phalangiums,  a.  a.  zwey  kurze 

hornartige  Dorne ,  b.  b.  zwey  längere  Dorne,  c.  der  cylindrische  Theil  des  läng- 
sten Dorns,  d.  ein  dornichter  Auswuchs  an  diesem  Theile ,  e.  das  klauenförmige 
Ende  des  längsten  Dorns. 

—  7.  Die   giftige  Fliegenwanze  (Cimex  venenatus). 

—  8-  Das  Weibchen  der  Kolumbatczer  Mücke  {Culex  Columbatczensis)  ia  natürlicher 

Grösse. 

—  9.  Diese  Mücke  vergrösserr. 

—  10.   Der  stark  vergrösserte  Kopf  derselben. 

— -  II.  Der  Kopf-  und  ßrustschild  eines  Sckorpions  von  unten,  a.  tf.  die  Mamillen,  b.  b. 
die  Lippen,  c.  c.  d.  d.  e.  e.  f.  f.  die  Einlenkungsglieder  der  acht  Füsse,  g.  ein 
häutiges  Läppchen,  an  welchem  die  Kämme  sitzen,  h.  eine  leere  glatte  Stelle  der 
Brust,  Li.  die  zwey  Kämme  selbst,  k,  eine  fleischigte,  in  der  Mitte  mit  einer 
Öffnung  versehene  Erhöhung  unter  dem  häutigen  Kammläppchen  —  wahrschein- 
lich die  Öffnung  der  Geschlechtstheile. 

—  12.  Der  Kopf- und   Brustschild  eines  Skorpions  von  oben,    an  welchem,   nach  wegge- 

nommenen Frefszangen,  folgende  Theile  sichtbar  werden,  a.  a.  die  Maxillen,  b.  b. 
die  Lippen,  c.  das  zwischen  der  Basis  der  Maxillen  belindliche  Maul,  d.  d.  d.  die 
Höhlung  der  Brust,  e.  e.  einige  fast  knochenartige  Bogen,  die  dieser  Höhlung 
Festigkeit  und  Wölbung  geben. 


Ver- 


3i9 
Verbesserungen. 

Seite  39  Zeile  ig  kann,  statt  läfsc. 

—  3  5  """-        *    hinterleibe,  statt  Hinterleibe. 
— —  40  •—  19   vermi cutis ,    statt  vermiculus. 

—  48  —        l   in  ihr,  statt  inniger. 

—  49  —  15    ist   nach   bahnen  ausgelassen   sich. 

—  57  —        6    Wanzenkäfer,    statt  Warzenkäfer, 

—  —  —  2$   und  den,    statt  unter  den. 

—  62  —        7  sthwanzborsten,  statt  Schwanzborsten. 

—  65  —  21    blutharnen ,  statt   Blutharnen. 

—  66  —  14   Niederschlagenheit,  statt  Niedergeschlagenheit. 

—  —  —  24   errettet,    statt  gerettet. 

—  67  —        9  als,     statt  das. 

—  70  —  11    mit,  statt  in. 

—  81  —  10   erhält,   statt   enthält. 

—  137  —  34   mit,    statt  von. 

—  159  —  11    Mens,   statt   Mevis, 

—  162  —  34   in  dem,    statt  in  den. 

—  165  —        9   für,  statt  vor. 

—  19«  —  22   equinoctionali,    statt  equinoctiali. 

—  197  —        g   Laube,    statt  Laubs. 

— -  203  —        7  widernatürlichen,    statt  widerwärtigen. 

—  204  —  17   den,    statt  dem. 

—  212  —  29   wenn  sie,    statt  wenn  bey, 

—  213  —  7  Busch,    statt  Tisch. 

—  220  —  29   dem,    statt   den. 

— ■  232  —  24    nigris,    statt   nigras. 

—  —  —  35    nigras,    statt  nigris. 

—  234  Zeile  des  Texts    8   donischen,   statt  ionischen. 

—  235  —  23   vor,   statt  von. 

—  243  —  10   ersteres,   nicht   aber  lezteres,  statt  lezteres, 

nicht  aber  ersteres. 

r—  239  —  7  Filümr,  statt  Filiau. 


ENTOMOLOGIE 

und 

HELMINTHOLOGIE 

des 

menschlicken  Körpers 

oder 

Beschreibung   und   Abbildung    der    Bewohner    und   Feinde    desselben 
N    unter  den  Insekten  und  Würmern 


von 


D.   Johann  Heinrich-  Jördens 

Königl.  Preufs.  Hofrathe,  der  Kurfüvstl.   Maynzisch.?n  Acaderoie  nützlicher  Wissenschaften  zu  Erfurth.  und 
_  der  mineralogischen  Socii'jtät  zu  Iena  Ehrenmitglied. 


Erster    Band 

die    Entomologie    enthaltend 

•mit     fünfzehn     Kupfertafeln, 


Hof;  bey  Gottfried  Adolph  Graru    iftoi, 


Preifs   mit   illurainirten  Kupfern     13  tblr.  12  gr.  sächs,   oder  2%  fl.  Ig  kr.  rheiu. 
mit,  schwarzen    Kupfern    10  thlr,     8  Sv*  sächs*   oder  ig  fl,  36  kr,  rhein. 


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