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Full text of "Entomologie und Helmintologie des menschlichen Korpers, oder, Beschreibung und Abbildung der Bewohner und Feinde desselben unter den Insekten und Wurmern"

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'A^dt^  ^tltl  S^  ^^ti^  ^  *^^^^^ 


ENTOMOLOGIE 

u  n  d 

HELMINTHOLOGIE 

des 
MENSCHLICHEN    KÖRPERS, 

oder 
Beschreibung  und  Abbildung  der  Bewohner  und  Feinde  desselben 
unter  den  Insekten  und  Würmern 

von 

D.     JOH/VNN    HEINRICH    JÖRDENS 

Königl.  Preuss.  Hofrathe,    der  Kurfürstl.   Maynzischen    Akademie  nützlicher   Wiffenschaften   zu   Erfurt  und  der 

mineralogischen  Societät  zu  Jena  Ehrenmitgliede. 


ZWEYTER      BAND. 


Mit     sieben    Kupfer  tafeln. 


Hof,     bei    GottfriedAdolph    Grau.     igos. 


Ccrdeff 


UM-X..C 


0' 


Helmin  thologie. 


Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2013 


http://archive.org/details/entomologieundhe02jord 


Inhalt    des    z  w  e  y  t  e  n   Bundes, 


Seite 
Erste  Abtheiltin  g.     Gescliichte  derjenigen  Würmer,  welche  zu  den  eigenthüm- 

lichen  Bewohnern  des  menschhchen  Körpers  gehören  3 

Erster  Abschnitt.      Eingeweidewürmer   überliatipt.  4 

Zweyter  Abscliuitt.      Rundwürmer,    Ascaridss  17 

1.  Der  Haarschwanz,    Trichocephalus  hominis  17 

2.  Der  APterwurrn,    Ascaris  -vcrmicularis  19 

3.  Der  Spulwurm,    Ascaris  lumbricoides  2  3 
iij..  Das  Kronenmaul,  Ascaris  stephanostoma  29 

5.  Der  Kegelwurm ,    Ascaris   conosoma  30 

6.  Der  Lymphgefärs- Hakenwurm  ,  Hamularia  lymphacicd.  3I 
Dritter  Abschnitt.     Bandwürmer,    Taeniae  33 

1.  Der  langghedrichte  Bandwurm ,    Taenia  soliiim  40 

2.  Der  kurzgliedrichte  Bandwurm,      Taenia  vulgaris  47 

3.  Der  breite  Bandwurm,    Taenia  lata  49 
Vierter  Abschnitt.      Blasenwürmer,    Hydaiigenae  52 

1.  Treutiers  Eingeweide-Blasenwurm ,    Taenia  visceralis    TreiitJcri  56 

2.  Der  Muskelblasenwurm,      Taenia   7niiscu]aris  seu  Finna   humane  57 
3»  Der  birnförmige  Blasenwurm,     Taenia  piriformis  59 

4.  Der  weitspunktirte  Blasenwurm,     Taenia   albopunctata  61 

5.  Der  Mensohenvielkopf ,   Poljcephalns   hojninis  62 
Fünfter  Abschnitt.      Blattwürmer,    Ligulae  64 

1.  Der  Leberblatlwurm ,   Fasciola  hepntica  64 

2.  Der    Fettblaltwurm  ,     Hcxathyridiuni   Pinguicola  66 

3.  Der  Venenblattwurni ,  Tlexathjridiuni  venarum,  6? 
Sechster  Abschnitt.      Infusionslhierchen ,   Chaos  infusorium  69 

1.  Das  Kreisthierchen    des  Zahnschmuzes ,     Cercaria   tenax  73 

2.  Das  Samenthierchen,   Chaos  spermaticum                                   ^  77 

Zwejte  Abtheilung,       Geschichte    derjenigen  Würmer,    welche   dem   mensch- 
lichen Körper  nur  zufähig    schädlich   werden  8 1 
Erster  Abschnitt.      Würmer,     die  sich  zufällig  an   die    äussern  Theile    des  Men- 
schen  ansaugen  g2 

1.  Der  Rofsigel,    Hirudo   sanguisvga  87 

2.  Der   niedirinische   Bluligel,   Hirudo   medicinaVs  88 
Zweyter  Abschnitt.     Würmer,     welche   gerne   die  Haut  A&^    menschlichen  Kör- 
pers  durchbohren  und   unter    derselben    ihren  Aufenthalt  suchen  91 

1.  Der   Fadenwurm ,    Gordius   aquaUcus  92 

2.  Der   H^tulwurm,    Filaria   medinensis  94 

3.  Der  Höllenwurm,  Funa  infernalis  103 


II 

Seite 
Dritter  Absclinitt.     Wtumer,    welche   sich    zufällig  in  den  inneren  Theiien  des 

mesclilichen  Körpers  eingefunden  haben  j  j  2 

Würmer  iin   Auge                                                                           '  Wi, 

Würmer  im   Gesichte ,    im  Gaumen  und  in  der  Zunge  1 1  ^ 

Würmer  im  Herzen  WX 

Würmer  in  der  Leber  wi 

Blutigel  im  Magen  I  j  , 

Fadenwürmer  im  Magen  j  j  5 

Schnecken  im  Magen  und  Darmkanale  jj^ 

^         Ein  Polype    im  Magen  .  j  i  y 

^     Würmer  in   den  Harnwegen  1 1  0 

Würmer  in   den  Brüsten  j2o 

Würmer  in  den  innerlichen   weiblichen   Geburtstheilen  l2o 

Anhang.  j2i 

Eine  unbestimmte,    dem    menschlichen  Körper  zufällig  schädliche   Insekten-  und 

Wurmart  j2i 

1.  Das    Condiruinsekt  \li 

2.  Der  Makakewurm  122 
Erdichtete  Würmer              '  j22 

1.  Der  menschhche  Bindwurm  123 

2.  Der   Veitswurm  j2i: 

3.  Die    Mitesser  126 
Verschiedene  Amphibien  und  andere  Thiere,  welche  als  ausserordentliche  Erschei- 
nungen  in  dem  menschlichen  Körper  vorgekommen  sind   oder  vorgekom- 
men  sejn   sollen  I20 

1.  Kröten  im  Magen,   Darmkanale  und   in  Abscessen  jo^ 

2.  Frösche  im  Magen,  Darmkanale,  in  den  weiblichen  Geburtstheilen  und  äus- 

serlichen  Geschwülsten  igr 

3.  Eidexen  im  Magen   und  Darmkanale  Igy 

4.  Schlangen   im   Magen,   Darmkanale   und   im  Herzen  I^iO 

5.  Einige    andere  Thiere,    welche    aus    dem  menschlichen  Körper  abgegangen 

seyn  sollen  1^2 

Erklärung  der  Kupfertafeln  des  zweyten  Bandes  145 


Erste 


Erste      Abtheiluiig. 

Qeschkhte  derjenigen  Wih'meTt  welche  zu  den  eigentlichen  Bewohnern  des 

menschlichen  Körpers  gehören. 


Unserem  an  neuern  Entdeckungen  fruchtbaren  Zeltalter  gebühret  der  Ruhm, 
den  seit  Jahrhunderten ,  als  em  Geschöpf  von  zweydeutiger  Entstehung,  überse- 
henen und  verkannten  Wurm  einer  blinden  Verabscheuung  entrissen  und  die 
Achtung  und  Bewunderung  geschenkt  zu  haben,  auf  welche  er,  v^de  jedes  der  in  Be- 
ziehung auf  ihn  fälschlich  sogenannten  vollkommenen  Thiere,  den  gegründetsten 
Anspruch  machen  konnte.  Eine  Menge,  seine  thierische  Ökonomie,  seine  Erhal- 
tung und  Fortpflanzung  betreffende,  überaus  befremdende  Eigenschaften,  die  sich 
der  einmal  auf  seine  Untersuchung  geleiteten  und  bald  unermüdet  gewordenen 
Forschung  fast  täglich  darboten,  trugen  dazu  bej,  ihn  endlich  ans  Licht  aus  sei- 
ner Verborgenheit  zu  ziehen,  in  welcher  er  für  Menschen  und  Thiere  nicht  sel- 
ten Schaden  verbreitet.  Seine  besondere  Organisation  macht  ihn  nemlich  ge- 
schickt, Flüssigkeiten  zu  bewohnen  und  selbst  da  sein  Fortkommen  und  eine 
lange  Lebensdauer  zu  finden ,  wo  Insekten  schon  in  ihrem  mivollkommenen  Zu- 
stande, bald  umkommen  müssen;  daher  kommt  es  denn,  dafs  die  Klasse  der  Wür- 
mer ungleich  zahlieicher,  als  die  Klasse  der  Insekten,  an  eigenthümlichen  Be- 
vohnern  des  menschlichen  Körpers  ist.  Es  gehören  zu  lezteren  ausser  den  Inte- 
ainalwürmern ,  auch  die  Saamen-  vmd  Infusionsthierchen.  Beyde  wollen  wir  zu 
e-st  kennen  lernen,  und  sodann,  wie  im  ersten  Bande,  zu  den  zufälligen  Be- 
w->hnern  und  Feinden  des  menschlichen  Körpers  aus  dieser  Thierklasse  über- 
geiien. 


Er- 


Erster       Abschnitt. 


Eingeweidewürmer     überhaupt. 


/ihUr.rJl.    (fei-  Kahert.  Akad.  d.  Kf.  Th.  XV,  Beyspiele 

von  Blindheit ,   Stummheit,   Mutterwuth,   Raserey, 

Lähmung  etc.  die  von  Intestinalwürmern  herriiinten, 

Alberti,  M.Diss.  de  niorb.  ex  verm.  (Resp.  Weist  ) 

Halae  1725, 
Andry,   N.  de  la  Generat.  d.  Vers   dans  Ic  Corps  de 
l'liomme,   Paris  1700.     Ebendesselb.  Eclaircissem. 
siir  ie  Liv.  d.3  la  Generat.  d.  Vers.  Paris  1704, 
Aristoteles,    Hist.  animal.  L.  V.  C.  9.  et  Meteoro- 
logie. L.  IV.  C.  6. 
Armstrong,  G.  von  den  Würmern  bey  Kindern,   in 

den  Samml.  f.  prakt.  Aerzt.  B.  IV.  S.  120. 
Bei  reis,    G.  C.  Diss.   de  Febr.  et  variol.    verminos. 

(Resp.  Hinze)  Heimst.  1780.  4. 
Beringer,   J.  L.  C.    Diss.  de   Lumbrir.  in   Diip'icat. 
onienti    repert.  (^Resp.   Walk.)   Heldtlb.    1741.   4. 
c.  Tab. 
Belov,   I.  F.  Diss.  d.  Verm.  intest.  Ultraiect.  1691. 
Bernard,   Beschreib,  eines  epid  Wurnifieb.  das  i  796 

in  Kurland  iierrschte,    inHufl.  Jouni.  B.  iV.  St.  4. 
Biancliini,   J.  F.  Lett.  med.   prat.    intorno  all'    in- 
dole  delle  febr.  malign.  coUastoria  de  Verini  de!  C. 
H.  Veiiez.    1750. 
Bloch's,    M.  E.  Abh.  v.  der  Erzeng.  d.   Eingeweide. 
■Würmer  und  den  Mitteln  wider  dieselben,  mitKupf 
1782.  4.  S.  37.   Ebenderselbe  in  den  Beschäftigun- 
gen der  Berlin.  GeseMstli.  naturf.  Freunde  B.  IV. 
Bosch   (J.  J.   van  den)  Hist.  Const.  vermin,  epidem, 

Amstel.    1769. 
Bossen,    H.  G.  de  Morb.  ex  verm.  in  pr,  viis.  L,  B. 

1777- 
Brough  ton,  yi.Diss.  d,  Verm.  intest.  Edinb.  1779.  tJ. 
Bry  1  li,    H,  Opuscül.  de  Verm.  in  C.  H.  genit.  Venet. 

1540. 
Camerarius,   E.  Obs.  de  mira  verm.  foecund.  Eph. 

N.  C.   Cent.  VIII.   Obs.   43.    Ejusd.   Helmintholug. 

intricata  (Resp.  Hummel)   Tubing.    1724. 
D  a  q  ui  n  de  effectib.  Terminos.  in  Roux,  Journ,  d.  Med, 

T.  XXXIV.  p.  I5r. 
Degeers  Abb.   z.  GescIi.  der  Ins,  B.  III.  S.  2So,    in 

den  Heuschrecken,    Pliryganäen  und  Raupen  kommt 

der  Qordiits  ittsect.  tottts  albus  vor. 
Doeveren,   G.  van ,   Diss.  de  Verm.  intest.  Inim.  L. 

B.    1753- 
Ferdinand.   Epiphan.    quid    sint  verm.   in   C.  H. 

eorumq    difTerent.  in  Theorem.   Med.    et  Pliilos.  T. 

XXII.  p.   I78-. 
Fisc!»er,  J.  G    de  Vermib.  in  C.  H.  Sradae  175  i. 
Goutier  de  Verm.  intest,  in  Obs,  sur  i'lijst.  nat.  Part. 

XV.  p.  190.  c.  f. 


Godel  de  Verm.  ventricul.  perfor.  in  Roux  Journ.  d. 

Med.  T.  XXXX.  p.  145. 
Göze,  J.  A.  E.  Versuch  einer  Naturgesch.  d.  Einge- 
weidewurm, thierischer  Korp.  mit  44  Kapf,  Dessau 
I  78  2-  4'  Ebendesselben  Uebersetz.  v.  Bonnets  Abh. 
ans  der  Insektol,  und  Anmerk.  zu  Müllers  Naturf, 
St,  14. 
Happe,   C.  F.  Diss,  Verm.  intest,  honi.  Hist.  Lips. 

1780. 
Harrer,    H.   de  Ortu  ,     progr^.ssn  Verm.  mira  Phe= 

nom.  in  C.  H.  producentium  ,    Heidelb.   1766. 
Harri  es,   G.  Diss.  de  Verm.  intest.    Edinb.  1790t 
Hippocrates  de  Infant,  et  pueror.  morb  L.  VI  C.  10, 
Hofmann,    F.  .Suppleni.  ad  Med.  Syst.  d.  Inf.  morb. 
C.  X.  d.  Vermib.    Ejusd.  Diss.  de  animal.  H.  C.  in- 
fest,   hospit.  oder    von  den  Bauciiwürmern    (Resp. 
Drauth)  Hai.   173^. 
Juncker,  J.  Diss   de  Verm.  Dysenter.  et  Haemorrhoid. 

metitientibns  (Resp.  Weinschanck)  Hai.   1747. 
Klein,   J.  Th.   Untersuch,  untersch.   Meinungen   von 
dem  Herkomm.  und  Fortpfl.der  im  menschl,  Körper 
befindl.  Wurm.  Hamb.  Mag.  B.  XVIII.  S.  19. 
K  r  a  tz  en  s  t  ei  n  ,   C.  G.  v.  der  Erzeugung  der  Wurm. 

im  menschl.  Körper,   Halle  1748. 
Leniery,    L,  Trois  lettres  sur  le  Livre  de  M.  Andry 

de  la  Gen.  de  V.   Leide   1719. 
Lengsfeld    Beschreib,   der  Bandwürmer  und  deren 

Heilmittel,    Wien   1794.  S,  5. 
Lille  (de)  de  palpitat.  cord.  et  de  arter.  puls,  inter« 

miss.  p.  133. 
Linnaei  Amoen.  acad.  V.  II,  p.  72. 
Luther,  ].  M,  Diss.  de  Febr.  Verm.  (Resp.  Rotlier- 

nianri)    Erf.  i  7  87' 
Malbois,  l.  Diss.   de  Intest,  et  Verm,  in  iis  nidul. 

L.  B.  17S1. 
Mayer,   Abh.  von  den  Wurm.  d.  Mensch,  in  den  Abh. 

d.  Privatgesellscb.  in  Böhmen,    B.  V.  S,  77. 
M  erc  ur  ia  Iis  de  intern,  pueror.  morb.  L.  III.  C,  2. 
Müllers,   P.  L.  St.  Linn,  Naturs.  der  Würmer,  Nüriyb. 

1775- 

Müller,  J.  L.  V.  Erzeugung  der  Würni,  im  mensch' 
liehen  Körper,  Hamb.  Mag.  B.  XX.  S.  4^4.  Desse.- 
ben  ununterbrochene  Bemüh,  bey  den  lutetinsiU 
Würmern,   Berlin.  Schrift.  B.  I.  S.  202, 

Naturforscher  St.  XII  S,  178.  St.  XIV.  S.  129,  1^4» 
191,  198-  St.  XXII.  welches  das  Verzeichn.  d  bis- 
her entdeckten  Eingeweidewurm,  d.  Tiiiere  emhült. 

Pallas,  neue  nord.  Bey  tr.  Fetersb.  und  Leipzig  i  7  8  * 
B.  I  S.  39  und  5  8.  Ejusd.  Diss.  de  infest.  vii'.  intra 
vivent.  L.  ß.  1760.  p.  5<^, 

Tal- 


PaliDPr,  7.F.Di<;s.  cle  Verm.  intest:.  Etlinb.  T7rt6. 

Paulii  Schrank,  Vcrz.  der  bisli.  hiiiläiigl.  bekann- 
ten EiiigeweidewBrnicr.     Mfincliea  1788- 

Perrault  Obs.  touch.  les  Vers,  qui  s'engendrent 
dans  les  Intest.  Journ.  d.  Scav.  1675.  p.  154, 

Phiütes,   S.  Febn'um    vemiinos.  pathologia.  Goett. 

1785. 
FhiL    Ti-av.sact.  Vol.   L.   F.  II.  p.  51«.      Zufälle  von 

Würmern. 
Pose  w  i  tz  ,  J.  F.  S.  Epist.  Lumbr.  teret,  Taen.  Asca- 
rid.  non  esse  vermes  corpori  aniiiiant.  connatos,  sed 
in  id  potius  inferri,    Vitenb.  1788- 
Raven,  A.  Diss.  d.  Verm.  intest.   L.  B.  1675. 
Retzius,   A.  J.  Lectioiies   publicae  d.  Verm.  intest. 

inprini.  human.  Stockholm,    1786. 
Riedel,   C.  Diss.de  Verm.  intest.  Trai.  Rh.  1705. 
Ritter   in  Hufclands  Journal    der  prakt,  Heilkunde, 

B.  VII.  St.  3.  S.  92. 
Rosen  stein   Underrättelse  cm   Barns,     Sjukdomar 
och   deras  Botemedel ;     Stockh,    1771,    liefert  die 
Gesch.  verschied,  menschliche  Eingeweidewürmer. 
Roiig-ers   de  morb.  qnibusd.    c.  Verm.  coniunct.   in 

Roux.  Journ.  d.  Med.  T.  XXX.  p.  44. 
Rudolph!,   CA.  Obs.  circ.  Verm.  intest.  Gryphisw. 

F.  I.    1793-   P.  II.  1795-   4- 
Rungius,     L.  H.  Diss.  de   Verm.  Genes,  in   C.  H. 

(Resp.  Wohldt  )  Breniae  171  9. 
Schenke,   J.  Th.  Diss.  de  Verm.  intest.  (Resp.  Ayrer) 

Jen.   1670. 
Schroeder,   H.  E.  A.  de  Verm.   C.  H.  intest.  Hall. 

1787. 
Sigwart,   G.  F.  Diss.  de  Verm.  intest.  (Resp.  Weys- 

ser)  Tubing.   1770. 
Sperling,   P.  G.  Diss.  de  Verm.  in  prim.  viis  (Resp, 
Botiius)   Witteb,  1700. 


Stnipartr  van   der  Wiel  (C.)  übserv.  rar.  uieJ. 

Cent.  II.  Obs,  29. 
Straszguti,   A.  Diss.   Hist.  Verm.  et  Febr.  Verm. 

Vienn.    1774. 
Sylvestre,   Obs.  motuum  Gonvnis,  a  Verm.  in  Roux. 

Joiir.  T.  34.   p.  424. 
Theil,  IM.   Diss.  de   Venti.    Canal.  intest,    obsident. 

Erf.  1770. 
Treu  tier,    F.    A.    Observat.  pathologico  -  anatomi- 
cae  Auctarium  ad  Helniinthol.   C.  H.   coutinentes. 
Lips.  1794.  4.    c.  Tab. 
Valeriolae  Observ.  Lib    r. 

Vallisnieri,    A,  Considerazione  et  esperience   in- 

torno  alle  generazione  de  Vermi  ordinari  del  Corpo 

umano.   Padua  1707.     Ejiisd.  Lettre  critiq.  a  l'Au- 

teur  du  Livre  de  la  g(?ne'rat.  d.  Vers.  Paris  1727. 

Vater,   C.  Diss.  d.  Verm.  intest.  Wittenb.   1687. 

Verbek,   L.   A.  Diss.  de  Synocho  putrida  epidemica 

vermib.  stipata,   Prag.  1758.   Sect.  II, 
V  e  r  d  Fi  e  s ,   J.  M.  r'iss.  de  pultit.  verrninos.  in  pr,  viis, 

(Resp.  Renker)  Giss.  T728. 
Vogels   Handb.    d.  prakt.  Arzneywiss.  Th.II.  §.  19. 
Volpini,  G.  della  origine  e  nat.  d.  Verm.  del  Corp. 

umano,    Parma  1721. 
Wagler,   im  Naturforsch.  St.  14.  S.  I99. 
Wallich,   S.  E.  de  febr.  verrninos.  Gisae. 
Wegelin,  C.  Diss.  duas  circa  vermes  observationes 

c.  ear.  epicrisi  continent.  Argentor.  1779,  p.  2. 
Werner,   P.  C.   F.    vermium  intest,   brev.    exposit. 
e.  Contin.  I.  et   II.   edita  et  aniniadvers.    atq.  Tab, 
auct.  a.  F. L.  Fischer.  Lips.  1783  —  8?.   8    p.i4. 
Wolf,   E.  J.  Diss.  de  verm.  initest.  Gissae  1763. 
Zamponi,    G,  A.  de  ortu  verm.  vulg.  in  C.  H.   Ve- 
nez.    1733. 


Unter  Eingeweidewürmern  begreift  man  diejenige  ziemlich  zahlreicKe  Klasse 
im  Thierreiche,  deren  von  der  Natur  angewiesener  Wohnort  die  Eingeweide  und 
inneren  Theile  des  thierischen  Körpers  überhaupt  sind.  Man  hat  nemlich ,  wie 
aus  M«/Ze/-i  Verzeichnisse  besonders  zu  ersehen  ist,  nicht  nur  bey  dem  Menschen, 
sondern  auch  bey  vielen  vierfüssigen  Tliieren,  Vögeln,  Fischen,  Amphibien,  und. 
nach  Degeer  sogar  bey  Insekten ,  ganz  besondere ,  ausserhalb  dem  thierischen  Köi- 
per  nirgends  anzutreifende  Würmer  entdeckt,  welche  vermuthen  lassen,  dafs  viel- 
leicht keine  Thierart  ohne  ähnhche  Bewohner  ist.  Vorzüglich  aber  hat  der  Fieifs 
der  neuem  Naturforscher  in  Piücksicht  dieser  Bewohner  die  inneren  Theile  des 
menschlichen  Körpers  zum  Gegenstand  der  mühsamsten  Untersuchung  gemacht 
und  daher  in  denselben  mehrere  und  verschiednere  Geschöpfe  dieser  Art,  als  in 
anderen  Thieren  gefunden,  zugleich  aber  die  Naturgeschichte,  der  seit  den  Zeiten 

des 


des  Hippokrates ,  Aristoteles,  Aldrövandi  und  Linne  sclion  bekannten  Eingeweide- 
würmer berichtiget,  und  von  einer  Menge  irriger  Begriffe  gereiniget.  In  der  That 
ist  es  zu  ]>ewundern,  wie  sich  die  Naturforscher  so  lange  Zeit  blos  mit  denjeni- 
gen Geschöpfen  beschäftigen  konnten ,  welche  sich  ausserhalb  dem  menschlichen 
Körper  befmden,  ohne  durch  die  mancherley  schmerzhaften  und  schrecklichen 
Zufälle  auf  diejenigen  aufmerksam  gemacht  worden  zu  seyn,  welche  in  unseren 
Eingeweiden  wühlen;  denn  erst  in  das  lezte  Viertel  des  achtzehnten  Jahrhunderts 
fällt  der  Zeitpunkt,  wo  unsre  besten  Naturforscher  durch  den  Herrn  Etatsrath 
Müller  auf  die  nähere  Untersuchung  dieser  Geschöpfe  aufmerksam  gemacht  wor- 
den sind.  Pallas,  Göze^  Bloch,  Werner,  Fischer ^  Treutier  fiengeu  sodann  an, 
durch  ihre  angestellten,  überaus  mühsamen  Beobachtungen,  die  Naturgeschichte 
dieser  Tliierklasse  mit  einer  Menge  neuer  Entdeckungen  zu  bereichern  und  einen 
«^rossen  Theil  der  Lücke  auszufüllen ,  welche  Liane  übrig  gelassen  hatte.  Sie  ver- 
einfachten die  Eintheilung  der  Alten,  welche  drey  Geschlechter  unterschieden  und 
das  erste  aamioi.^ct9  o^ex  parvos  et  gmciles,  das  zweyte  eXpav^es  sgoyyoXcts,  oder 
teretes,  das  ävitte  iXpir-d' es  TtXctTSiccs ,  oder  latos,  cucurbuinos  nannten  .,  undnamen 
nur  ein  rundes  und  ein  breites  Wurm  geschlecht  an.  Das  gemeinsame  beyder  Ge- 
fchlechter  gründeten  sie  auf  die  Merkmale  eines  weichen  und  gallertartigen  Kör- 
pers; der,  in  Vergleichung  anderer  Thiere,  ungleich  einfacheren  Werkzeuge, 
welche  zur  Verdauung,  Absonderung,  Bewegung  der  Säfte  und  zur  Fortpflanzung 
des  Geschlechts  dienen;  der,  in  Ermangelung  der  Seh-  Geruch-  und  Gehöror- 
eane,  bey  ihnen  blos  auf  den  Geschmack-  Gefühl-  imd  Geschlechtssinn  einge- 
schränkten sinnlichen  Rührungen;  und  ihrer  besondern  Auszeichnung  in  Rücksicht 
der  Fortpflanzung  vor  allen  anderen  Thieren.  Noch  besonders  aber  löfsten  sie  das 
mosse  Rätzel  auf,  wie  diese  Würmer  in  den  menschlichen  Körper  gelangen,  oder 
vielmehr  wie  sie  aus  einem  Menschen  in  den  andern  übergehen. 

Bekanntlich  namen  Hippokrates ,  Aristoteles  und  andere  ältere  Naturforscher 
bey  der  Entstehung  der  Würmer,  wie  bey  der  Entstehung  der  Insekten,  die  Fäul- 
nifs  oder  Gährung  animalischer  und  vegetabilischer  Substanzen ,  als  die  blind  und 
7,ufullig  schaffende  Kraft  an,  ohne  ihre  Wifsbegierde  durch  die  ihnen  bekannten 
Fortplianzungsarten  anderer  Thiere  reizen  zu  lassen ,  auch  bey  diesen  kleinen  Ge- 
schöpfen ähnlichen  begreiflichen  Ursachen  ihres  Ursprungs  nachzuspühren.  Nach 
dieser  Meinung  war  der  Unrath  des  Dannkanals  selbst  fähig,  W^ürmer  zu  erzeugen, 
nach  Variola  aber  konnten  sie  noch  besonders  aus  zäliem  Schleim,  Cliylus  und 
Nahrungsmitteln  entstehen.     \)iq  Epicureer  brauchten  zur  Erzeugung  derselben  nichts 

al« 


7 

als  Bewegung  der  Matene  und  Wärme,  Mercunalis  und  andere  lungegen  namen 
zu  einer  verborgenen  himmlischen   Kraft  ihre  Zuflucht ,    durch  deren  Bej  tritt  die 
Würmer  aus  Schleim  oder  einer  andern  Feuchtigkeit  gebildet   wurden,    mehrerer 
anderer  läclierlicher  Meinungen  nicht  zu  gedenken.     Neuere  Naturforscher  und  un- 
ter diesen  zuerst  Redi,   welche  das  Ungenugthuende  dieser  und  ähnlicher  Behaup- 
tungen wohl  einsahen,    namen  zwar  die  Fortpflanzung  der  Würmer  durch   ihres 
Gleichen  an,     blieben  aber  eine  geraume   Zeit  ungevvils,    wie  sie  dieselbe,   ohne 
mühsame  und  ekelhafte  Beobachtungen  und  Versuche  anzustellen,  in  den  mensch- 
lichen Körper  gelangen  lassen  sollten.       Sie  fielen  daher  auf  nicht   weniger  son- 
derbare Behauptungen,    indem  sie  die  Eingeweidewürmer  als  Abarten  der  ausser- 
halb dem  thierischen  Körper  vorhandenen  Wurmarten  ansahen  und  nun  ihre  Ejer 
in  der  Luft  umherfliegen,  und  nach  Wagler ^  wie  andere  Ansteckungsmaterien ,  in 
den  Körper  kdmmen,  oder  mit  Speise  und  Trank  verschlucken  Hessen.     Lezterer 
Meinung  waren  vorzüglich  Leuwejihöck  ,    Schwamm  er  dam  ,   ßonnet,    van  Dövereriy   P^er- 
beh  und  Linne^  welcher  behauptete,  dafs  die  Spulwürmer  von   den  Erdwürmei'n  ab- 
stammten, deren  Eyer  wir  mit  den  Pflanzen,  Wurzeln  und  mit  dem  Fleisch  der  sich 
von  diesen  Würmern   nährenden  Thiere  verzehrten ,  und  dafs  die  veränderte  Ge- 
stalt dieser  Würmer  in  unserem  Körper,  blos  von  dem  veränderten  Auffenthalte  her- 
rühre.     Die  Afterwürmer  aber  hielt  dieser  grosse  Naturforscher  mit  den  Sumpfwür- 
mern und  denjenigen  Insekten,  welche  die  Wurzeln  der  Frühlingspflanzen  angreif- 
fen,  für  einerley  Art ,  und  Lengsfeld  hWeh  noch  in  unsern  Tagen  seiner  Meinung. 

Das  Schwankende  und  Ungewisse  dieser  und  ähnlicher  Behauptungen,  die 
Schwierigkeiten ,  welche  ihnen  von  allen  Seiten  entgegenstunden ,  brachten  endlich 
die  Herren  Andry ^  Hartsöcker,  Müller,  Pallas,  van  Phelsum  und  Vallisnieri  auf  die 
wahrscheinliche  Vermuthung,  dafs  die  in  den  Eingeweiden  der  Menschen  und 
Thiere  vorkommenden  Würmer  ihnen  angebohren,  oder  durch  die  Muttermilch 
mitgetheilt  seyn  müfsten,  und  diese  Vermuthung  erhoben  theils  diese  Mäiiner,  be- 
sonders aber  Bloch  und  fVemer  durch  ihre  auf  eine  Menge  Beobachtungen  und 
Untersuchungen  gegründeten  Beweise,  bald  zur  unbezweifelten  Gewifsheit.  Diese 
Beweise  sind ; 

i)  Den  Wurmkrankheiten  sind  gewöhnlich  solche  Kinder  unterworfen,    deren 

Mütter  oder  Ammen  an  Würmern  leiden  oder  gelitten  haben; 
s)  Die  Würmer  kommen  beym  weibhchen  Geschlechte  häufiger  vor,    als  beyra 

männlichen.     Jenes  ist  aber  zur  erbhchen  Mittheilung  durch  die  Ernährung  des 

Kindes  im  Uterus  und  an  der  Brust  am  geschicktesten  j 

3)  Die 


8 

3)  Die  Elngeweicle\vLlmier  sind  ausserhalb  dem  tKierisclien  Köi-per  nirgends  an- 
zutreffen ,  und  von  allen  bekannten  Wurmarten  ganz  verschieden.  Dieses  hat 
MiMer  durch  die  genaue  Beschreibung  der  im  Wasser  lebenden  Würmer  und 
die  neue  Untersuchung  und  Vergleichung  der  sich  in  den  Leibern  der  Thiere 
aufhaltenden  Wurm^rten ,  ausser  allen  Zweifel  gesezt  Nie  hat  er  ausser  dem 
thierischen  Körj>er  Ascariden,  Spuhlwürmer,  Bandwürmer,  oder  Trichuri- 
den  etc.  gefunden ; 
jjin cremen  sind    sie  nach  Hippohrates  ^  Dolilus,    VaUisnieri  und  Pallas  Zeugnis- 


4) 


'&""D 


sen  schon  in  Embrionen  und  nach  de  Lille  in  ganz  neugebohrnen  Kindern, 
die  ausser  dem  Blute  der  Mutter  keine  Nahrung  genossen  hatten,  vorgekommen; 

5)  Die  Eingeweidewürmer  schränken  sich  nicht  blos  auf  den  Darmkanal  ein. 
Auch  ausser  demselben  werden  besondere  Arten  derselben  im  Zellgewebe  der 
Muskeln,  im  Fette,  in  Gefässen,  im  Gehirne  und  den  übrigen  Eingevveiden  der 
Brust-  und  Bauchhöhle  und  mithin  in  solchen  Tlieilen  des  thierischen  Kör- 
pers ani^etioffen,  wohin  sie  durch  keinen  der  bekannten  Wege  von  aussen  ge- 
langen können; 

6)  Da  wir  ferner  die  wenigsten  Speisen  roh  geniessen ,  so  ist  es  nicht  gedenk- 
bar dafs  der  Wurmsaame  oder  die  Wurmbrut  bei  den  gewöhnlichen  Zuberei- 
tungsarten  der  Speisen,  nicht  zu  jeder  ferneren  Entwicklung  durch  das  Feuer 
unbrauchbar  gemacht  werden  sollte; 

7)  Wenn  wir  aber  auch  annemen,  dafs  jeri«  WurmstoJfe  unversehrt  mit  den 
Nahrungsmitteln  in  den  thierischen  Körper  gebracht  werden  können;  so  kann 
die  bessere  und  reichlichere  Nahrung ,  die  sie  in  demselben  finden,  doch  nur 
auf  ihre  Stärke  und  Grösse  Einflufs  haben ,  keinesweges  aber  eine  Vei^chie- 
denheit  in  der  Bildung  der  Theile  und  den  hiervon  abhängenden  Verrich- 
tungen bewirken ; 

ö)  Alle  thierische  Substanzen,  selbst  Häute,  Knorpel  und  Knochen,  werden, 
zwar  nicht  bey  dem  Menschen ,  aber  doch  bey  vielen,  ebenfalls,  mit  Eingewei- 
dewürmern versehenen  Thieren ,  durch  die  verdauenden  Kräfte  und  Säfte  völ- 
lig aufgelöfst  und  in  einen  Brey  verwandelt.  Dieses  würde  ebensowohl  den 
Eingeweidewürmern,  als  thierischen  Substanzen ,  begegnen  müssen ,  wenn  sie 
nicht  im  thierischen  Körper  gehörten  und  erblich  in  denselben  gebracht  wür- 
.  den.  Ihr  Bau  und  ihre  thierische  Ökonomie  trozt  aber  der  aullösenden  Kraft 
der  verdauenden  Säfte  so  gut,  wie  dem  Reiben  der  Muskelhäute  des  Magens 
\md  Darmkanals; 

9) 


9 

9)  Selbst  WacTisthum ,  Dlclcwerden  und  Fortpflanzung  findet  nur  statt  bey  einer 
gewohnten  und  angemessenen  Nahrung.  Diese  aber  giebt,  nach  der  bey  al- 
len anderen  Thieren  gemachten  Erfahrung,  einzig  der  Geburtsort; 

<o)  Wären  die  Eingeweidewürmer  ausserhalb  dem  tierischen  Körper  gobohren, 
so  -würden  sie  gewifs  nicht  sterben  ,  sobald  sie  denselben  verlassen.  Die  Ver- 
änderung ihres  Wohnorts  müste  ihnen  so  gleichgültig  seyn ,  wie  die  Verände- 
rung ihrer  Kost; 

ii)  Kämen  ferner  die  Eingeweidewürmer  von  aussen  in  die  Thiere;  so  liefs  sich 
nicht  einsehen,  warum  Thiere,  die  einerley  Vaterland  haben  und  einerley 
Nahrung  geniessen ,  nicht  auch  einerley  Würmer  haben  sollten.  Gleichwohl 
hat  nicht  nur  jede  Klasse,  und  beynahe  jedes  Geschlecht  der  Thiere;  son- 
dern es  haben  sogar  mehrere  Gattungen  in  einer  und  eben  derselben  Gegend, 
bey  einer  imd  eben  derselben  Nahrung,  ihre  eigenthümlichen,  von  den  der 
übrigen  Thiei-arten  ganz  verschiedenen  Würmer; 

12)  Die  Eingeweidewürmer  geben  auch  schon  nach  ihrem  Bau  zu  erkennen, 
dafs  sie  bestimmt  sind ,  in  den  Leibern  anderer  Thiere  zu  leben.  Sie  sind 
weder  mit  Augen  ,  noch  mit  Fühiliöriiern  ,  noch  mit  Vertheidigungswerkzeu- 
gen  etc.  Acrsehen,  weil  sie  in  ihren  finsteren  Wohnungen  nichts  mit  dem  Ge- 
sichtssinne zu  unterscheiden,  keiner  Gefahr,  keiner  Verfolgung  anderer  Thiere 
zu  entgehen  haben  etc. ; 

i3)  Der  Schöpfer  versah  sie  mit  einer  solchen  Menge  Eyer,  als  bey  keinem  der 
Bekannten  Thiere  angetroffen  wird,  weil  es  ihr  Aufenthalt  mit  sich  brachte, 
dafe  eine  Menge  mit  dem  Unrathe  vermischt,  ab-  und  zu  Grunde  gehen  müs- 
sen, wobey  ohne  jenen  reichen  Vorraih ,  die  Fortpflanzung  des  Geschlechts 
nicht  hätte  bestehen  können.  Eben  so  hat  die  Mehrheit  der  Vv^eibchen  beyra 
Spulwurm  eine  besondere  Beziehung  auf  die  mit  der  Beschaiienheit  des  Wohn- 
orts vereinbarte  Fortpflanzung; 

i4)  Kämen  die  Eingeweidewürmer  nur  zufälligerweise  von  aussen  in  die  Leiber 
der  Thiere ,  und  waren  sie  nicht  in  ihrem  Bau  verschieden  nach  Verschieden- 
heit der  Thiere,  welche  sie  bewohnen;  so  müfeten  sie  sich  von  den  einem  in 
jedes  beliebige  andere  fortpflanzen  lassen.  Dieses  widerlegen  aber  Blochs  ver- 
unglückte Versuche.  Von  den  aus  Hechten  und  Gänsen  genommenen  und 
von  Enten  und  Hühnern  lebendig  verschluckten  Bandwürmern ,  fand  sich, 
ausser  den ,  lezteren  Thieren  eigenen  Wurmarten ,  auch  nicht  die  mindeste 
Spur  in  dem  Darhikanal  der  geöffneten  Enten  und  Hühner.     Eben  so  lehrten 

a  Pal- 


10 

Pallasens  blos  mit  Fischen   angestellte  Versuche,     dafs  die  Bandwürmer  und 
Bandwurme) er  aus  verschiedenen  Fischen,  welche  von  einer  anderen  Gattung 
Fische  verschluckt  wurden,  nicht  bey  lezteren  blieben;   sondern  wieder  von 
denselben  abgiengen,  weil  sie  bey  ihnen  ilire  angemessene  Nahrung  und  Her- 
berge nicht  fanden, 
i5)  Endlich  ist  auch  die  Abwesenheit  aller  Zufalle,  bey  den  meisten  Thieren,  und 
bey  vielen  Menschen,  welche  Würmer  haben,  ein  Beweis,  dafs  leztere  ange- 
bohren  seyn  und  in  den  thierischen  Körper  gehören  müssen.     In  entgegenge- 
sezteniFall  müCsten  sie  ohne  Ausname  bey  jedem  Menschen,  bey  jedem  Thiere 
die  Zufalle  hervorbringen,  welche  Lisekten ,    die  durch  Mund,  Nase,  Ohren, 
After  in  den  Körper  krieclien,    oder  Frösche,  Kröten,  Eidexen  und  Schlan- 
gen,  die   mit  Speisen  und  Getränken  in   den  Körper  kommen ,     als  nicht  in 
denselben  gehörende  Thiere  hervorzubringen  pflegen. 
Es  ist  also  wohl  keinem  Zweifel  mehr  unterworfen,  dafs  die  Eingeweidewürmer 
Menschen  und  Thieren  angebohren  sind,    nur  fragt  es  sich  noch,   unter  welcher 
Gestalt  und  wie  sie  eigentlich  von  einem  Menschen  in  den  andern  übergehen? 

Was  die  Gestalt  betrifft,  so  ist  es  blos  nöthig  zu  erweisen,  dafs  die  kleinen 
Körperchen,  welche  man  in  und  ausser  dem  Leibe  dieser  Thiere  gefunden  und 
für  Eyer  gehalten  hat,  wirklicli  Eyer  sind,  und  mithin  Perehoms  Meinung,  dafs 
die  Spulwürmer  lebendig  gebühren,  so  gut  ungegründet  ist,  als  Gc».serai  Behaup- 
tung, die  Embryonen  der  Afterwürmer  entdeckt  zu  haben,  die  (Tab.  IL  Fig.  3.  4-) 
doch  schon  dem  Nichtkenner  mehr  Eyer-  als  Wurmgestalt  verrathen.  Jene  sowohl 
in  den  EingeAveidewürmern  selbst,  als  in  dem  sie  umgebenden  Schleim  sichtbaren 
Körperchen  gleichen  nicht  nur  nach  ihrer  Gestalt  den  Eyern  anderer  Thiere,  son- 
dern enthalten  auch  wirklich  Embryonen.  Diese  Embryonen  werden  z.  B.  in  den 
Eyern  der  Spulwürmer  dem  bev.'affneten  Auge  als  kleine  Schnerkel  (Fig.  ii.)  sicht- 
bar, und  wurden  von  Göze  und  Müller  auch  in  den  Bandwurmeyorn  und  in  der 
Nachbarschaft  derselben  entdeckt.  Ersterer  versichert  nemlich  einen  Embryo  aus 
einem  Bandwurmeye  gedrückt,  und  lezterer,  überaus  kleine  Bandwürmchen,  an 
welchen  ausser  dem  Kopfe  nur  vier  Gliederchen  zu  sehen  waren,  unter  den  Eyern 
im  Schleime  des  Darmkanals  gefunden  zu  haben.  Noch  auffallender  aber  beweist 
des  grossen  und  unermüdeten  Naturforschers  Pallas  merkwürdiger  Versuch,  die 
Entstehung  der  Intestinalwürmer  aus  Eyern.  Er  braclite  einige  Bandwurmeyer  in 
den  Unterleib  eines  Hundes  und  fand ,  als  er  denselben  nach  einigen  Wochen  öff- 
nete, zwischen  den  Krümmungen  des  Darmk£inals  einige  linienlange  Bandwürm- 
chen. 


II 


chen.  Ausser  diesen  Gründen  für  die  Entwicklung  der  Eingeweidewürmer  aus 
Eyern,  findet /^r/?er  selbst  in  der  verschiedenen  Gestalt  der  Körperchen,  welche  für 
Eyer  gehalten  werden,  und  welche beym  Haarschwanz  viereclucht,  beym  Spulwurm 
rund  und  flockicht ,  beym  breiten  Bandwurm  rund  und  beym  gezahnten  oval  sind, 
einen  Beweis,  dafs  dieses  organische  Körperchen  seyn  und  etwas  enthalten  müssen, 
was  schon  in  seiner  Entstehung  der  äusseren  Hülle  eine  charakteristische  Form  ge- 
ben kann,  wie  es  der  Fall  bey  den  Eyern  anderer  Thiere  ist.  Sogar  gibt  der 
Schleim  in  welchem  diese  eyerähnlichen  Körperchen  gefunden  werden,  zu  erken- 
nen, dafs  sie  wirkHch  Eyer  sind.  Er  verhütet  nicht  nur,  dafs  sie  nicht  so  leicht 
mit  den  Exkrementen  aus  dem  Darmkanal  fortgetrieben  werden  können ,  indem  er 
das  sdiildichste  Mittel  ist  ihren  rauhen  und  flockichten  Oberflächen  eine  Menge 
Adhäsionspunkte  zu  verschaffen ;  sondern  er  erleiclitert  auch  ungemein  ihre  Ernäh- 
rung, indem  sie  aus  demselben,  wie  die  Flocken  des  nienschhchen  Eyes  aus  dem 
Uterus,  den  feinen  ernährenden  Stoif  ziehen  können,  während  die  feuchte  Wärme 
des  Dai'mkanals  ihre  Entwicklung  begünstiget.  Auch  dient  dieser  Schleim  den  aus- 
gekrochenen jungen  Würmchen  zur  angemessensten  Herberge,  wofür  die  Natur  cre- 
wönlich  bey  eyerlegenden  Thieren  durch  den  Instinkt  gesorgt  hat,  ihre  Eyer  dahin 
abzusetzen,  wo  die  junge  Brut  gleich  ihr  Fortkommen  und  ihre  Nahrung  findet. 

Wenn  nach  diesen  Voraussetzungen  die  Eingeweidewürmer  noch  in  der 
Hülle  des  Eyes  aus  einem  Menschen  in  den  andern  übergehen;  so  ist  kein  anderer 
Weg  dieser  Fortpflanzung  oder  Mittheilung  übrig,  als  der  des  allgemeinen  Kreis- 
laufs der  Säfte.  Und  in  der  That  ist  sowohl  die  runde  Form,  als  die  Kleinheit  jener 
Eyer  diesem  Weg  vollkommen  angemessen.  Leztere  übertrifft  im  unreifem  Zustande 
der  Eyer  bey  weitem  die  der  kleinsten  Blutkügelchen  und  verstattet  ihnen  daher  sehr 
wohl  den  Durchgang  durch  die  feinsten  Gefäfse.  Dafs  aber  dieses  nicht  blose  Muth- 
massung  sey,  beweisen  die  Beobachtungen  vieler  Arzte  und  Naturforscher,  nach 
welchen  diejenigen  Würmer  ;  die  sich  bios  imDarmkanale  aufzulialten  pflegen,  auch 
ausserhalb  demselben ,  in  anderen  Theilen  des  Körpers  angetroffen  worden  sind. 
So  haben  mehrere  Arzte  den  Afterwurm  mit  dem  Urin  abgehen  gesehen.  So  hat 
Stalpart  van  der  Wiel  einen  Spulv/urm  in  der  Nachgeburt  gefunden,  J-Vegelin  die  sel- 
tene Entdeckung  eines  zehn  Zoll  langen  in  der  Substanz  des  Netzes  gefundenen  und 
von  derselben  nur  durchs  Messer  zu  trennenden  Spulwurms ,  und  Beringer  schon  vor 
ihm  einen  merkwürdigen  Fall  beschrieben,  wo  sechs  Spulwürmer  in  der  Duplikatur 
des  Netzes  gefunden  worden  sind,  ohne  dafs  man  die  geringste  Verletzung  weder  im 
Darmkanale,  noch  in  einexn  anderen  Eingeweide  hätte  entdecken  können.      So  hat 

Ritter 


la 


Ritter  erst  neuerlich  eine  merkwürdige  Beobachtung  geliefert,  nach  welcher  ein  gros- 
ser, lebendiger  Spulwurm  aus  einem  Abscefs  an  der  linken  Schamlefze  eines  drey- 
sigjahrigen  Mädchens  heraussprang.  Diese  und  ähnliclie  Ersclieinungea  sind  aber 
blos  dadurch  zu  erklären ,  dafs  die  Wurmeyerchen,  bey  dem  erschwerten  oder  ge- 
hinderten Durchgang  des  Bluts  durch  die  feineren  Gefässe  gewisser  Theile  und  Ein- 
geweide, Zeit  gewinnen  können,  mit  ihrer  llockichten  Haut  irgend  einen  festen 
Punkt  zu  fassen,  sich  daselbst  anzusaugen  und  in  der  thierischen  Wärme  ausgebrü- 
tet zu  werden.  Wenn  wir  nun  auf  die  Fortpflanzung  der  Eingeweidewürmer  im 
Mutterleibe  zurückgehen;  so  ist  es  sehr  wold  möglich,  dafs  die  überaus  kleinen, 
nur  dem  bewafineten  Auge  sichtbaren  Wurmeyer  von  den  Milchgefässen  in  der 
flockigten  Haut  des  Darmkanals  der  Mutter  aufgenommen,  durch  dieselben  in  den 
allgemeinen  Kreislauf  des  Bluts  und  durch  die  Nabelblutader  in  den  Körper  der 
Frucht  gebracht  werden,  aus  der  Masse  der  Säfte  dieser  Frucht  aber  sodann,  nach 
den  Gesetzen  der  Verwandschaft,  in  die  ihnen  von  der  Natur  angewiesenen  Wohn- 
plätze gelangen  und  daselbst  von  den  aushauchenden  Gelassen  abgesetzt  werden 
können. 

Aber  auch  ausser  dem  Leibe  der  Mutter  steht  den  Wurmeyern  noch  der  Über- 
gang in  das  Kind  durch  die  Cirkulation  offen.  In  der  Saugzeit,  wo  bey  vermeht- 
tem  Appetit  und  lebhafterem  Dauungsvermögen  säugender  Personen,  das  Resorp- 
tionsgeschäfte im  Darmkauale  in  stärkstem  Gange  ist,  können  nemlich  jene  Wurm- 
eyer von  den  mehr  als  gewöhnlich  erweiterten  einsaugenden  Milchgefässen,  um 
desto  leichter  und  in  desto  grösserer  Menge  aufgenommen  werden  und  bey  dem 
nun  immer  freyen  Weg  und  beständigen  Andrang  der  Säfte  nach  den  Brüsten  un- 
gehindert in  diese  Brüste  gelangen  und  in  dea  Säugling  übergehen.  Es  erhellet 
hieraus,  wie  nachtheilig  auch  in  dieser  Rücksicht  das  Ammenhalten  werden  kann, 
und  dafs  es  zu  den  wichtigsten  Erfordernissen  einer  Amme  geliört,  niemals  Wür- 
mer gehabt  zu  haben,  weil  diese  ausserdem  nothwendig  in  Familien  gebracht  Aver- 
den  müssen,  welchen  sie  nie  eigen  waren.  Audi  ist  es  gedenkbar,  dafs  die  Wurm- 
eyer, ausser  der  Milch,  sicli  noch  anderen,  aus  dem  Blute  abgeschiedenen  Säf- 
ten, z.B.  dem  Speichel  beymischen  luid  mit  diesem  bey  dem  ekelhaften  und  in 
mancher  andern  Rücksicht  schädlichen  Vorkauen  der  Speisen,  in  die  Kinder  über- 
gehen können.  Wenigstens  ist  dieses  der  Weg  der  Würmerfortp'ianzung  bey 
Eyer  legenden  Thioren,  avo  der  Weg  durch  die  Cirkulation  wegfällt  und  bey 
welchen  die  Eingeweidewürmer  bios  durch  das  Atzen  fortgepHanzt  werden. 

•  ■     '    '  '  Wenn 


Wenn  aber  auf  diese  Art  die  Mittheilung  des  Wurmstofis  bey  ungeborneii 
und  neugebornen  Kindern  so  leicht  möglich  ist;    so  scheint  es  den  Gegnern  des 
V«^hsnierischen  Systems    doch   auffallend  zu  seyn,     dafs   nicht  alle  Menschen   an 
Würmern  leiden.      Allein,     eben  der  Mangel  der  priidisponirenden  und  gclegen- 
heltlichen  Ursachen,    welcher  macht,    dals   nicht  alle  Menschen  von  den  auf  die 
Oberfläche   ihres   Körpers  angewiesenen  Insekten   geplagt  werden ,    ist  auch  der 
Grund,  warum  nicht  bey  allen  diese  inneren  Bewohner  anzutreffen  sind.     Es  ge- 
hört hierzu  durchaus  eine  besondere  Anlage    oder  Receptivität.      Bey  Mangel  des 
Schleims  im  Darmkanale  können  die  Wurmeyer  nicht  leicht  an  der  innern  Darm- 
haut hangen  bleiben  ,  ernährt  und  ausgebrütet  werden ,  hey  gehöriger  Wirksamkeit 
der  Muskelkraft  jenes  Kanals,  kein  Absetzen  der  Eyer  statt  finden,    weil  das  Aus- 
zuscheidende schnell  fortgetrieben  und  diese  Eyer  mit  dem  Unrathe  ausgeleeret 
werden.      Daher  kommt  es,    dafs  oft  Kinder  solcher  Mütter  an  Würmern   leiden, 
welche  selbst  nie  Wünner  hatten,    weil  bey  den  Kindern  die  nöthige  Dis|iosition 
zur  Entwicklung  der  Wurmeyer  vorhanden  ist,  welche  bey  den  Müttern  fehlte,  die 
also  blos  für  die  Nachkommenschaft  Wurmeyer  in   ihren  Säften   führten.      Diese 
Disposition  ist  vielleicht  nur  wenigen  Menschen  angeboren  ,  sondern  w-ird  bey  den 
meisten  erst  durch  die  besondere  Lebensart,    durch  den  Genufs  solcher  Speisen 
und  Getränke,    welche  den  Darmkanal  erschlaffen,    Schleim  erzeugen,    oder  die 
Anhäufung    desselben   begünstigen,     durcfe  die  Veränderung    des  Wohnorts   und 
des  Khmas  hervorgebracht.     In  lezterer  Piücksicht  begünstigen  ein  feuchter  Boden, 
eine  feuchte  Wohnung,    jede  warme  und    feuchte  Luft  überhaupt^    -wie  die  sum- 
pfichten  Gegenden,  die  Entwicklung  der  Wurmeyer  durch  die  Erschlaffung  der  fe- 
sten Theile,    und  geben  hierdurch  Veranlassung  zum  Absetzen  und  Verweilen  jener 
Eyer  in   den  zu  ihrer  Ausbildung  geschickten  Lagerstätten.       Daher  sind  Wurm- 
krankheiten in  Batavia  und  anderen  Orten  endemisch,    daher  verbreiten   sie  sich 
unter   gewissen  Umständen   sogar  über  ganze  Gegenden  und  herrschen  nach  van 
den  Bosch,   Fogel,  Bernard  etc.  ejüdeniisch.     Dieses  ist  besonders  der  Fall  zur  Zeit 
der  Theuerung,     wo  durch  den  Genufs  roher  und   schlechter   Nahrungsmiitel   die 
Herberge  der  Wurmbrut  in  den  Körper  geschafft  wird ,    oder  wo  eine  ungewöhn- 
lich herrschende  feuchte  und  warme  Luft  durch  die  Erschlaffung  der  festen  Theile 
zur  Erzeugung  des  Klebers  im  Darmkanale  Veranlassung  giebt. 

Weder  die  Wurmeyer,  noch  die  Wurmbrut  pflegen  dem  thierischen  Körper 
lästig  zu  werden  und  ihre  Gegenwart  durch  besondere  ZuRille  zu  verrathen.     Um- 
geben von  ihrem  Schleimneste ,    siiid  sie  unliüiig  selbst  auf  die  reizbarsten  Ner- 
ven 

0 


x4 

ven  zu  wirken.       Nur  von   der  mit  dem  Waclisthume   des  Wurms  zunemenden 
Lebhaftif'keit  seiner  Bewegung  und  von   der  Äusserung  seiner  tliierischen  Triebe, 
hängt  der  sich,    wie  ein  Proteus,    unter  den   mannigfaltigsten  und  sonderbarsten 
Gestalten  äussernde  Wurmreiz  ab.      Indem  sich  nemlich  der  ausgebildete  Wurm 
durch  die  Krümmungen  des  Darmkanals  fortwindet,  indem  er  durch  Nagen,  Sau- 
gen, Boliren  an  der  mit  Nerven  durchwebten  Darmhautsich  zu  befestigen,  aus  ihr 
seine  Nahrung  zu  ziehen  ,  durch  sie,    von  allerley  Widerwärtigkeiten  gewisser  Nah- 
rungsmittel, der  Arznejen,  der  Fieberhitze  etc.  bestürmt,  seinen  Ausweg  zu  nemen 
sucht ;    erregt  er ,   durch  die  Mitleidenheit  der  Nerven  in  den  entferntesten  Thei- 
len  oft  eine  Menge  der  schreckhaftesten  Zufälle,    welche  vielen  andern  Krankhei- 
ten gemein  sind  und  daher  bisweilen  sehr  schwer  die  Ursache  ihrer  Entstehung  er- 
eründen  lassen.     Dabey  schadet  er  gewöhnlich  nicht  blos  durch  seine  Saugorgane, 
sondern  auch  durch  seine  Exkremente  und  die  vermehrte  Scideimabsonderung  im 
Darmkanale,    welche  wieder  nicht  selten  die  unerklärbarsten  Zufälle  hervorbringt, 
so    daCs   man   aus   der  Zusammenstellung    aller  Wurmzufälle,     welche   theils  vom 
Reize  des  Wurms  selbst,  theils  von  der  Anhäufung  seiner  Exkremente,  theils  von. 
seinem  Schleimneste  abhängen,    noch  nicht  im  Stande  ist,    zuverlässige  Merkmale 
von   der  unbezvveifelten  Gegenw^art  der  Darmwürmer  festzusetzen.       Völlig  unge-* 
cewifs  sind  vollends  bis  jezt  die  Kennzeichen  von  dem  Daseyn  der  sich  ausserhalb 
dem  Darmkanale  ,  in  anderen  Theilen  des  Körpers  aufhaltenden  Würmer,    welche 
allermeist  zufällig  in  den  Leichnamen  entdeckt  worden  sind,     und  in  den  Fällen, 
wo  man  Gelegenheit  hatte,     die  Leichenöffnung  nach  vorhergegangener  Beobach- 
tung und  Behandlung  des  Kranken  anzustellen,    sich  durch  keine  charakterisiren- 
den  Zufälle  zu  erkennen  gaben.     Sie  bleiben  daher  nicht  nur  in  dieser  Rücksicht, 
sondern  auch  deswegen  unbezwingbare  Feinde  der  Kunst,  weil  wir  nicht  im  Stande 
sind      auf  sie  in  ihren  entfernten  und  verborgenen  Zellen  und  Höhlezi  zu  wirken. 
Lberhau]>t  aber  widerspricht  das    Angebohrenseyn   der  Eingeweidewürmer  jedem 
Versuch  der  Kunst,    die  Wurmeyer,   aus  dem  menschlichen  Körper  zu  entfernen, 
und  somit  die  Würmer  gänzlich  auszurotten.     Nur  die  Entwicklung  der  Wurmeyer 
und  das  Gedeven  der  Wurmbrut  im  Darmkanale  kann  sie  verhüten  und  die  Reinig 
eun-^  dieses  Kanals  von  dem  Wurmneste,  den  jungen  und  ausgebildeten  Würmern 
bewirken.     In  ersterer  Rücksicht  beruhet  alles  darauf,  der  Wurmdisposition  zu  be- 
eeenen,  die  auf  der  Schwäche  des  Darmkanals  beruht,  welche  wieder  die  widerna- 
türliche Schleimerzeugung  und  Schleimanhäufung  zur  nothwendigen  Folge  hat.     Al- 
les    w^as   die  Spannung   der   tliierischen  Faser  überhaupt,    oder  der  MuskelJiaut 

des 


i5 

des  Magens  und  Darmknnals  besonders  schwächt,  -wie  der  GenuPs  warmer  Ge- 
tränke, ölichter,  fetter,  schleiinichter,  zäher,  rohsaftiger,  den  Darnikanal  durch 
die  enthaltene  Menge  von  Luft  ausdehnender,  und  durch  diese  Ausdehnung  seiner 
Spannkraft  beraubender  Speisen,  der  Misbrauch  der  die  Galle  schwächenden  und 
hiermit  die  Verdauung  träger  und  unvollkommener  machenden  Säuren  der  auflö- 
senden Arzneyen  und  Abführungsmiltel,  eine  unthätige  Lebensart  u.  s.  w.  müssen 
daher  nothwendig  vermieden  werden ,  um  jene  Disposition  nicht  zu  veranlassen, 
oder,  wenn  sie  schon  vorhanden  ist,  zu  vermehren.  In  leztein  Falle  müssen  zu- 
gleich kalte  Bäder,  Stahl,  China,  und  andere  stärkende  Mittel  angewendet 
werden. 

Hat  man  es  nicht  mehr  mit  der  Disposition ,  sondern  mit  den  entwickelten 
Wurmeyern  zu  thun;  so  kommt  es  bey  der  Kur  darauf  an,  i)  der  aus  der  Hef- 
tigkeit der  WurmzufäJle  erwachsenden  Gefahr  zu  begegnen,  2)  das  Schleimnest 
der  Würmer  zu  zerstören ,  3)  die  Würmer  selbst  zu  tödten  ,  4)  die  getödteten  Wür- 
mer aus  dem  Körper  zu  schaiFen,  und  5)  eine  neue  Entwicklung  der  Wurmeyer 
zu  verhüten.  Es  ist  bey  der  Erfüllung  aller  dieser  Heilanzeigen  nöthig ,  die  Kon- 
stitution des  Kranken  und  die  Heftigkeit  der  Zufälle  in  Erwegung  zu  ziehen ,  schnell 
zu  wirken,  wo  erstere  stark  und  leztere  schmerzhaft  und  Gefahr  drohend  sind; 
langsam  zu  Werk  zu  gehen ,  wo  die  von  Nervenschwäche  abhängende  Reizbarkeit 
jedes  heroische  Verfahren  verbietet.  Im  ersten  Falle  wird  durch  ein  langsames 
Verfahren  die  erste  Indikation  allermeist  verfehlt.  Denn  alle  Wurmschleim  auf- 
lösenden, Würmer  tödtenden  und  abführenden  Mittel,  beunruhigen  diese  Thiere 
so  sehr,  dafs  durch  die  vermehrte  Heftigkeit  der  Zufälle  vv'eit  mehr  Gefahr  er- 
wächst, als  bey  einer  die  Würmer  schnell  fortstürmenden  Heilart.  Im  zweyten 
Fall  könnte  aber  die  schwächende  und  reizende  Kraft  der  Mittel,  sehr  leicht  den 
Nachtheil  der  Wurmzufälle  überwiegen,  und  es  ist  daher  nöthig,  das  langsame 
Verfahren  in  Verbindung  besänftigender,  schmerzstillender  Mittel  und  einer  über- 
aus einfachen  Diät  zu  wählen;  denn  leztere  scheint ,  wenigstens  bey  den  mit  Wür- 
mern behafteten  und  sich  gleichwohl  dabey  wohlbeßndenden  Thieren  zu  beweisen, 
dafs  grosse  Abwechslung  im  Genüsse  der  Speisen  und  Getränke  die  Würmer  so  sehr 
wie  die  Wurmmittel  beunruhigen  könne. 

Den  Schleim  lösen  vorzüglich  die  Salze  und  alle  mineralischen  salinischen, 
Brunnen  auf,  die  zum  Theil  die  Würmer  selbst  zu  tödten  vermögen.  Vorzüglich 
aber  bewirken  lezteres  die  Kälte,  die  bitteren,  die  durch  ihren  widerwärtigen  Ge- 
schmack und  ihre  Schwere  auf  sie  wirkenden  Mittel.      Die  Kälte  macht,    dals 

die 


die  nur  laue  Wanne  gewohnten  Darmwürmer  erstarren  und  daher  oft  blos  durch 
frisches,  besonders  rainerahsches  Wasser  getödtet  und  durch  ein  gleich  darauf  ge- 
nommenes Abführungsmittel  fortgescliaft  werden  können.  Vor  den  bittera  und 
widervt'ärtig  schmeckenden  Mitteln  scheinen  sich  die  Saugorgane  der  Würmer 
krampfhaft  zu  verschliessen ,  und  vielleicht  ist  es  möglich  durch  sie,  besonders 
durch  den  stinkenden  Asand,  den  Schwefel,  die  Calx  andmonii  sulphurata  u.  s.  w., 
die  ihren  Geruch  selbst  durch  die  aushauchenden  Gefässe  noch  verbreiten  und  den 
ganzen  Körper  zu  parfümiren  scheinen,  selbst  auf  die  Blasenwürmer  zu  wirken, 
welchen  durch  kein ,  sich  blos  auf  die  ersten  Wege  in  seiner  Wirkung  beschräii- 
kendes  JVüttel ,  bejzukommen  ist.  Durch  Schwere  und  Rauhigkeit  nöthiget  das  gra- 
nulirte,  oder  grob  gefeilte  englische  oder  malaische  Zinn  die  Darmwürmer  ihren 
Wohnort  zu  verlassen.  Als  Abführungsmittel  verdienen  aber  das  versüfste  Queck- 
silber, die  Wurzel  der  Jalappe,  das  Jalappcn-  und  Skamoniumharz,  die  Aloe  vor 
allen  andern  den  Vorzug.  Ohngeachtet  der  um  die  Naturgeschichte  der  Eingewei- 
dewürmer so  überaus  verdiente  Blodi  leztere  Mittel  und  das  kalte  Wasser  für  die 
einzigen  hielt,  von  welchen  wir  mit  Gewifsheit  sagen  könnteu,  dafs  sie  den  Wür- 
mern nachtheilig  wären,  und  glaubte,  dafs  es  kein  spezifisches  Wurmmittel  gäbe- 
so  läfst  sich  doch  nicht  läugnen ,  dafs  wir  wirklich  solche  Mittel  besitzen,  die 
ganz  allein  gebraucht,  ohne  alle  abführende  Kraft,  die  Würmer  abzutreiben  im 
Stande  sind.  Ich  könnte  eine  Menge  Beyspiele  anführen,  avo  z.  B.  auf  den  allei- 
nigen Gebrauch  des  bekaimten  Wurmsaamens,  und  ohne  dafs  dieser  im  gering- 
sten eine  laxirende  Wirkung  geäussert  hjitte ,  unzehlige  Spulwürmer  bey  der  ge- 
wöhnlichen Leibesöffnung  abgegangen ,  auch  einzeln,  trocken  aus  dem  After  ge- 
krochen und  im  Bette  gefunden  worden  sind.  Den  Beschlufs  der  Wurmkur  müs- 
sen jederzeit  solche  Mittel  machen ,  welche  die  Verdauungsorgane  stärken  und  den 
verdauenden  Säften  grössere  Wirksamkeit  geben ;  weil  ausserdem  die  Anlage  zur 
neuen  Entwickelung  der  Wurmeyer  zurückbleibt. 


Zwey- 


'7 

Z  w  e  y  t  e  r    Abschnitt. 

Rundwürmer,  Ascarides. 

In  der  besondern  Beschreibung  der  Eingeweidewürmer  glaubte  icli  die  A'-er-« 
scliiedenen  Geschlechter  am  schickhchsten  nach  den  auffallendsten  Verschieden- 
heiten' ihrer  äusseren  Gestalt  ordnen  und  unter  den  Rubriken  der  Rundwürmery 
Bandwürmer,  ßlasenwürmer  und  Blactwiirmer  aufführen  zu  können.  Unter  Rundwür- 
mern verstehe  ich  überhaupt',  diejenigen ,  welche  einen  mehr  oder  weniger  runden 
oder  cyliudrischen  Körper  haben  und  zehle  unter  dieselben  den  Haarschwanz ,  den 
Afterwurm,  den  Spulwurm ,  das  Kronemnaul ,  den  Kegclwurm  und  den  Lymvhgefäfsm 
Hakenwurm. 


I.     Der  Haarschwanz.     Tab.  I.  Fig.  6 — lo. 

TrichocephaJus  hominis,   supra   subcrenatus,    subtus   laevis,    anterius   sublilissfme  striatu«,' 

Linn.   Syst.   JNat.   Ed.  Gmel.   XIII.   Tom.   I.    Pars   VI.   p.    3038.   n.    I.  Mantiss. 

Plant.  Vol.  II.    p.   543.      Habitat  in   canale   intestinaU. 


B  1  0  c  li  s  Abbandl.  von  d.  Erzeug,  d.  Eingeweidew. 
S.  32.  Fig.  7 —  9.    Trichnris ,    der  SckwamwMm. 

BIu  rt)  en  ba  c  lis  Handbuch  d.  Nat.  Gesch.  5.  Aufl. 
S.  412.  n.  \.  Tab.  I.  Fig.  3.   Die  Tricunricie. 

Cuvier  Tableau  element.  p.  636,    tes  Trichures. 

Gözf^'s  Versuch  einer  Nat.  Gesch.  der  Eingeweid- 
wUrmer  S.  114.  Tab.  VI.  Fig.  i  —  5.  der  menschliche 
Haarkopf ,   die  Trichuridc ,    der  HaarscUwam. 

Happ.  Verm.  intest,  hom.  Hist.  p.  21. 

Müller  im  Naturforseher  St.  XII.  S.  182. 

Omiiint.  Bist.  nat.  P.  VII.   p.  548. 

Pallas  in  Nov.  Coniuientar.  Acad.  Petrop.  Vol. 
XIX.  p.  449. 


Reich  ard's  medic.  Wochenbl,  Jahrg.  i.  St."  13. 
Bemerk,  bey  den  ^scarid.  trichur.  Lina,  dafs  das  Haar- 
ende das  Kopfende  %^.y  und  sie  nicht  zu  den  Ascari, 
den   gehören. 

R  öder  er    in  denGötting.  gelehrten  Anzeigen  176  t 
n.  25.  Theotiice,  ge<ichwänzte  IV^nncr.   Ejusd.  et //^ö^- 
/Vr/Tract:itus  de  morbo  mucoso.    Götting,  1783.0.62 
Tab.  II.  Fig.  4.     Trichnris. 

Treutleri  Auctarium  ad  Heiminthol.  p.  31.  Tyi. 
chocephaliis, 

Werner!  Verm.  intest,  exposit.  p.  84.  Tab.  Vf. 
Fig.  138  —  143.    Triclivris, 

Wrisbergii  Observ.  de  animaiculis  iufusor.  Sa- 
turac.   Goett.    1765.   p.  6.   Trichnris. 


Erst  seit  dem  Jahre  1760  kennt  man  diese  von  TVaglcr  in  den  Leichna- 
men französischer  Soldaten  entdeckte  Askaridenart,  welche  überhaupt  selten  vor- 
zukommen scheint,  da  Werner,  nach  vielfältigen  Versuchen ,  nie  so  glücklich  war 
sie  abzutreiben ,  und  sie  blos  im  unteren  Theile  des  gewundenen  Darms  einer 
Wöchnerin  antraf,  nachdem  er  in  vielen  Leichnamen  vergebens  darnach  gesucht 
hatte.  Am  meisten  hat  man  sie  ausserdem  noch  im  Ehnddarme  solcher  Personen 
entdeckt,  die  an  einer  grossen  Anhiiuffung  vom  Schleim  im  Darmkauiüe  litten  in 
welchem  sie  wegen  ilner  Kleinheit  überaus  schwer  aufzufinden  waren. 

3  Der 


i8 

Der  an  sich  selir  düiine,  weisse  und  diii-chslclidge ,  drey  und  drej  viertel 
Zoll  lange  Wann  (Tab.  I.  FJg.   6)  besteht   überhaupt  aus   einem  dickeren,     eins 
halbe  Linie  breiten  und  fünf  viertel  Zoll  langen  (a.  l.) ,    und  aus  einem  dünnen, 
haarförmigen ,  dritthalb  Zoll  langen  Theile  (b.  c).     Anfänglich  waren  die  Naturfor- 
scher zweifelhaft ,     welcher  von    beyden  das  Kopf-    oder    das   Schwanzende  sej. 
Gaze  glaubte  am  Haarende  etwas  entdeckt  zu  haben,    was  für  den  Kopf  hiitte  ge- 
halten Averden  können.      TVeruer  hingegen,    welcher  Gelegenheit  hatte,    vollstän- 
digere Exemplare  zu  untersuchen,  fand,  dafs  das  stumpfe  Ende  des  dickeren  Theils 
(Fig.  G.  ö.)  mit  einem,   schon  dem  blossen  Auge  sichtbaren  Hiikchen  versehen  ser, 
welches  unter  dem  Mikroskope  (Fig-  7.  y.  9    ß.  ^.)  ganz  die  Gestalt  eines  Säugrüs- 
sels hat.     Dieser  Saugrüssel  fangt  sich  fadenförmig  an  und  endigt  sich  mit  einem 
breiteren,  stumpfen  und  rauhen  Kölbclien  (A.).      Er  ist  nicht  allezeit  sichtbar,    da 
ihn  der  Wurm  bald  wie  aus  einer  besondern  Scheide,    hervorstreckt,  bald  wieder 
in  das    stumpfe  Vorderende  seines  dicken  Theils  zurückzieht.       Lezterer    verliert 
sich  allmählig  in  den   überaus  feinen ,    haarförmigen  Schwanz ,    in  welchem  man 
durchs  Mikroskop  zarte  Querstriche  entdeckt,  so  wie  man  durch  den  dicken  Theil 
die  Eingeweide  schimmern  sieht.      Sehr  selten  halten  diese  Würmer  ihren  Körper 
ausgestreckt,  gemeiniglich  sind  sie  spiralförmig  gekrümmt,  und,  wenn  ihrer  viele 
vorhanden  sind,  in  einen  Knaul  verschlungen.      Pallas  glaubte,    dafs  auf  der  Ver- 
schiedenheit ihrer  Krümmungen  der  Geschlechtsunterschied  beruhe,    und  erklärte 
die  spiralförmig   gewundenen   für   Männchen,    die   mehr  ausgestreckten   aber   für 
Weibchen,    an  welchen  er  auch  keinen  Saugrüssel  entdeckt  zu  haben  versicherte. 
Allein  die  Krümmungen  dieser  Würmer  scheinen  nach  TVemer  durchaus  nichts  be- 
stimmtes zu  haben ,    und  die  Saugrüssel  an  den  für  Weibchen  gehaltenen  Exem- 
plaren durch  Fäulnifs  verloren  gegangen  zu  sevn. 

Nach  ihrem  innern  Baue  haben  die  Haarschwänze  einige  Ähnlichkeit  mit  den 
Afterwürmern.  Sie  enthalten  einen  Nahrungskanal  und  ein  anderes,  wahrschein- 
lich zur  FortpHanzung  dienendes  Gefäfs.  Der  Nahrungkanal  (Fig.  8  und  9.  a.  c.) 
nimmt  seinen  Anfang  vom  stumpfen  Ende  des  Saugrüssels  (b.),  lauft  in  der  Mitte 
desselben  fort,  geht  dann  in  den  dicken  Theil  des  Wurms  über  und  endigt  sich 
an  der  unteren,  oder  concaven  Fläche  dieses  Theils  in  der  Gegend,  wo  der  Schwanz 
anfängt,  mit  einem  scliwarzen  Punkt,  oder  dem  After.  Hinter  dem  Nahrungska- 
nal, mehr  gegen  den  Faicken,  oder  convexen  Rand  des  Wurms,  befindet  sich  ein 
gleich  dicl^er  geschlängelter  Gang  (Fig.  8.  d.  e.  und  Fig.  9. /./•/•)  5  der  erst  unter 
dem  Saugrüssel  entoteiit,  und  nahe  am  After  mit  dem  Nahrungskanale  zusam- 
•  .     ■  ,       .  men- 


'9 

men7,ufllessen  sclielnt,  sich  aber  in  dieser  Gegend  (Fig.  lo.  d)  In  einer  unLedetr- 
tenden  Entfernung  von  demselben  (a.  b.)  ejidiget,  und  ohiifeliHiar  der  Eierstock 
ist;  denn  durchs  Mikroskop  entdeckt  man  in  demselben  eine  Menge  kleiner,  fast 
viereckigter,  -weisser  Körperchen,  welche  wahrscheinlich  nichts  als  Eyer  sind,  (ibri- 
gens  ist  weder  von  den  besonderen  Zufilllen,  welche  dieser  Wurm  wahrscheinlich 
zu  veranlassen  im  Stande  ist,  noch  von  den  Mitteln,  welche  vorzüglich  auf  ihn 
wirken,  etwas  bekannt.  Wegen  des  vielen,  ihn  umgebenden  Schleims ,  läfst  sich 
jedoch,  wenn  der  Abgang  solcher  Würmer,  und  die  fortdauei^nden  Zufälle  auf  die 
Gegenwart  mehrerer  zu  schliessen  berechtigen ,  von  dem  Gebrauch  der  Salze  und 
salinischen  Brunnen  sehr  viel  Nutzen   erwarten. 


2.     Der  Afterwurm.     Tab.  II.  Fig.   i  —  5. 

Ascaris  vermiculoris^   cauda  subulata ,   cute  ad  latera  corporis  sublilissime  crenata.      Linn. 

S.  JN.   T.  I.  P.   VI.   p.    3029.   n.    I.      Faun.  Suec.    Ascaris  poUicaris.      Amoen. 

acad.  p.    104.      Habitat  in  intestino   recto. 


Acrels  chirurgische  VorRille  in  Richters  chir. 
Bibl.  B.  IV.  S.  470.  Einer  Frau  gieiigen  mit  dem  Urin 
eine  grosse  Menge  Askariden  ab. 

Aldrovandi    de  animal    ins.  L.  VI.  p.  65Z. 

Almindelige   Natitrbiitorie ,  T.  VII.  p.   i  So- 
Becker  Mise.    Curios.   Dec.  1.   An.   8-  Ohs.    74. 
(Ascarides  ex  utero). 

Bianchini  Hist.  morb.  Tab,  III.  F.  20,  hepatis. 
T..I.  p.  2.  C.  7.  p.  166. 

B  1  o  c  I1  s  Abb.  V.  (1.  Erz.  der  Eingeweidewürmer, 
S.   31.    der  Afteriiurm, 

Blumenbachs  Handb.  d.  N.  G.  S.  4 1 1 .  Tab  I. 
F.  I .     der  Mastwurm ,  ßlndeiiwitrin  ,   Sprifigtuurm. 

Bomare  (de)   Dictionaire  des  Aniniaux,  Tom.  I. 

Clerici  Hist.  lat.  lumbr.  p.  252.  Tab.  III.  F,  5  — 
10.  und  Tab    IV.  F.  5.     l^erinis  ascaris. 

Coulet,  St.  Dissert-  d.  Ascaridib.  L.  B.  1729. 

Cuvier,  Tableau  eleai,  p.  636.  t'ascaride  vernii- 
cutaire. 

Döveren,   Abhandl.  v.  d.  Würmern,   S,  57. 

Faber,  J.  M.  von  Würmern,  die  aus  der  Mutter- 
scheide hervorkommen  im  Th.  XIX.  der  Abb.  der  k. 
Ak.  der  Nf.  S.  401. 

Fab  ric  ii ,  H.  A.  Diss.  de  Ascaridib.  et  lumbr.  lat. 
Duisburg.  1733. 

Fabricii,   O.  Fauna  Groenhnd.  p.  24s. 

Fermins  Reise  durtli  Surinam,  Tu.  II.  S.  37 
Kind-'rwurm  .    Dlirmschaben, 

Güze,  Vers,  einer  N.  G.  d.  E.  W.  S,  102.  T.  \  . 
F.   t  —3.     dtY  ffritmcnschwunz. 

Happ.  Venu.  hom.  int.  p.  g. 


Heb  er  den,  G,  de  Ascaridibus.  Medical,  Trans. 
Lond.  Vol.  I.   p.  45, 

Hill,    Hist.  anim.  p.  14.   Ascaris  capite  minore, 

Hip  pocra  tes  Epidem  Lib.  11.  Sect.  I.  et  delMorb. 
null.  L.  II.  Tit.  6  6.   Ascarides  in  Genitalibiis  foeminis. 

Johns  ton  Hist.  anim.    L.  III.  de  insect.  Tab.  24^ 

Kniphof,   Diss.  de  Pedic,  ing.   §.  XI.    Maden. 

Kr  atzen  Steins  Abb.  v,  d.  Erz,  der  Wurm,  im 
menschlichen  Körper,   Halle  1748.  S.  2g.  F.  3. 

Limburg,  Obs.  de  Ascarid.  Philos.  Trans.  Vol. 
LVl.  p.  126. 

L  u  d  0  V  i  c  i ,  D.  de  Varis ,  Ascaridibus  atque  Sironib. 
Mise.  Nat.  Cur.  Dec.  1.  ann.  9.  10.  p.  loy.  Obs.  39. 

Moufetti  Theatr.   ins.    p.  297. 

M  ü  Her,  0.  F.  Hist.  Verm.  terrestr.  V.  I.  P.  2.  p.  34 
Cl.  XIX.  Spec.  16?.  Ascaris  cauda  setacea,  Da.n.  Bör- 
nc-ortit;  Smna  Spol-orute.  Anq;\.Ascaridis ;  Bots.  Germ. 
Kinder  -  IVnrm  ;    Däi  inen  ■  Schaben. 

Müllers  Linn.  N.  S.  Tb.  VI.  S.  53.  n.  i.  dieAf. 
termadä, 

Onomat.  ^.  iV.   P.  I.  p.  82  J.   Afterwurm. 

Pallas,  Diss,  de  inf.  viv.  i«  Sandif.  Thes.  Vol.  I. 
•  '.  2  5  7-   Ascaris  Graecormn. 

Paullini,  C.  F.  von  einer  Miitterwuth  ,  die  vou 
Wü:mern  entstand,  in  den  Abii.  der  k.  Akad.  der  Nf. 
Th.  XV.  S.  474. 

Fechl  i  iii   Obs.  p.  6  6. 

P  h  e  1  s  u  m  ,  M.  van,  Hist.  Ascarid.  oder  N.  G.  d  T 
Springwürnier  Tab.  1.  F.  3  —  11.  Tab.  II.  F.  1  —  3. 
Eoeiiderselbe  vom  Eyerlegen  der  Askariden  in  Ortesci 
Giornaie  di  f^ledic.  Vol.  V.  Fia- 


«20 


Plateri  Prax.  med.  T.  IlT.  p.  786. 
Rauh,  D.  C.  de  Ascaride  lunibiicoide  Linn.  Gott. 
J779. 

Sims  CJol"0  '"  Willans  Hautkrankli.  ß.  I.  S,  67. 


Utizers  niedic.  Handb.  n.  32.  S.  19R. 
Valisnieri  Oper.  Vol.  1.  Tab,  XX.  F.  5  —  TO. 
Werner     Venu,    intest,    p.    72.    Tab.    V.     Fig. 
133—  137- 


So  zahlreich  das  Verzeichnifs  der  Scliriften  ist,  welche  von  dieser  Galtung 
der  Askariden  handeln ,  so  sind  doch  van  Phehums  und  Gözes  Beschi'eibungen  zur 
Zeit  die  einzigen ,  welche  in  Beziehung  auf  die  Naturgeschichte  dieses  Wunns  einen 
klassischen  Werth  haben,  ohngeachtet  auch  in  diesen,  wegen  der  Kleinheit  des 
zu  untersuchenden  Gegenstandes ,  vieles  u^berichtigt  und  zweifelhaft  gelassen  wor- 
den ist. 

Der  von  cyaoi^eip  (springen,  tanzen)  hergenommene  Geschlechtsname  dcxcc- 
^i^E^ ,  paTst  vorzüglich  auf  diese  Gattiuig,  welche  überaus  unruhig  und  lebhaft  in 
ihren  Bewegungen  sind  und,  wenn  man  ihnen  ein  Licht  vorhält,  wohl  einige 
Zoll  Aveit  springen.  Hierdurch  unterscheiden  sie  sich  genugsam  von  den  jungen 
Spulwürmern,  mit  welchen  man  sie  öfters  verwechselt  hat,  wenn  sich  chese  aus 
den  entfernteren  Theilen  des  Dannkanals  in  den  Mastdarm  hinabzogen,,  und ,  be- 
sonders bey  Kindern  ,  ähnliche  Zufälle,  wie  die  Afterwürmer  verursachten. 

Die  gewöhnliche  Länge  der  Spring-  oder  Afterwürmer  beträgt  nicht  über 
vier  bis  fünf  Linien,  ilire  Breite  aber  kaum  den  dritten  Theil  einer  Linie.  Am 
vorderen  Ende  (Tab.  II.  Fig.  i.  «.)  sind  sie  dick  und  stumpf,  dann  werden  sie  all- 
mählich schmäler  und  endigen  sich  mit  einem  pfriemenfürmigen  Schwänze  (//.). 
Ihre  Haut  ist  nur  an  beyden  Seiten  des  Körpers  fein  gekerbt,  übrigens  so  glatt, 
dafs  man  auch  durch  das  Vergrösserungsglas  keine  Ringe,  wie  bey  den  Spulwür- 
mern, wahrnehmen  kann.  Sie  sind  zwar  gelbUcht,  verlieren  aber  diese  von  ihrem 
Aufenthalte  herrührende  Farbe  auf  eine  gelinde  Maceration  bald,  werden  dann 
vollkommen  weifs  und  an  ihrem  Schwanzende  beynahe  durchsichtig.  Ihr  gewöhn- 
licher Wohnort  ist  der  unterste  Theil  des  Mastdarms  und  nur  selten  werden  sie  im 
oberem  Theile  desselben  und  im  Grimmdarm  angetroffen.  In  die  Mutterscheide 
nixch  H/ppo  Amt  es,  Duverens,  Kniphofs,  John  Sims,  Beckers,  Fabers,  und  in  die  Urin- 
blase nach  Platers  und  Akrels  Wahrnehmungen ,  konnten  sie  sehr  wohl  aus  dem 
Mastdarme  gelangen.  In  lezterem  veranlassen  sie  hauptsächlich  bey  reizbaren 
Kindern  ein  unleidliches  Jucken,  einen  öfteren  Drang  zum  Stuhlgang,  und,  durch 
Mitleidenheit,  einen  PLeiz  in  der  Ilariuöhre  und  an  der  Eichel,  welcher  vielleicht 
öfter,  als  man  glaubt,  Gelegenlieit  zur  Onanie  giebt.  A'^ielleicht  war  auch  der 
durch  Afterwürmer  verursachte  weisse  Flufs ,  welchen i^o^^z/j^««  beobachtet  hat,  erst 
die  Folge    der  Abstumpfung   ihres  Reizes    durchs  Reiben   in   der  Mutterscheide. 

Auch 


21 

Aiicli  ist  es  -walirsclielnlich ,  cla[s  die  von  PaulUni  bescTiriebenen  Würmer,  wel- 
che aus  der  Miilierscheide  hervoikamen  und  bey  einem  Madchen  von  neunzehn 
Jahren  die  Mutterwnth  veranlafsten ,  nichts  als  Askariden  waren.  Gewöhnlich  ge~ 
hen  sie  in  grosser  Menge  mit  den  Exkrementen  ab  und  verrathen  sich  durch  das 
Gewimmel  in  denselben ,  bisweilen  kriechen  sie  aber  auch  nur  einzeln  aus  dem 
After.  So  Q^ed.eA\k.t  Fahr i eins  eines  Mannes,  welcher  zehn  Jahre. lang,  alle  Nächte 
ein  solches  Abkriechen  von  After vvürmern  bemerkte.  überhaupt  pflegen  diese 
Würmer  Abends  und  in  der  Naclit  am  unruhigsten  zu  seyn,  und  durch  ihr  Nagen 
ein  unerträgliches ,  öifters  die  Nachtruhe  störendes  Jucken  und  Kützeln  im  Mast- 
darme zu  veranlassen.  Schon  Hippokrates  machte  diese  Beobachtung,  auch  eizehlt 
Bianchi  einen  merkwürdigen  Fall  dieser  Art.  In  Rücksicht  der  Entstehung  dieser 
Würmer  hatte  Kratzenstein  die  besondere  Meinung,  dafs  sie  nichts  als  die  Maden 
der  Schjneisfliegen  wären ,  welche  ilire  Eyer  beym  Stuhlgang  im  Mastdarme  absez- 
ten.  Der  Afterwurm  verwandelt  sich  aber  nie  in  eine  Fliege,  und  ist  auch  nach 
seiner  ganzen  Bildung  verschieden  von  einer  Fliegenmade. 

Bey  der  mikroskopischen  Untersuchung  zeigt  sich ,  dafs  der  Kopf  (Tab.  IL 
Fig.  2.)  an  seinem  vordersten  Theiie  mit  drey  kleinen  Saugwärzchen  (a.)  und  zu 
beyden  Seiten  mit  zwey  häutigen  Backenblasen  {h.  c.)  versehen  ist.  Jene  Saug- 
wärzchen enthalten  zugleich  die  Mündungen  der  Saug-  oder  SpeiserÖlne  («.  J. ), 
welche  immer  breiter,  und  da,  wo  ihr  Ende  zu  seyn  scheint,  bauchicht  wird.  Die- 
ser bauchichte  Theil  wird  aber  mit  einemmale  wieder  überaus  schmal  und  geht 
dann  in  einen  noch  bauchichtern  und  beynahe  runden  Theil  {e.)  über,  welchen 
Göze  für  den  Magen  hält.  Von  hieraus  bleibt  die  Fortfetzung  des  Nahrungskanals 
ganz  schmal  und  läuft  im  Schwanzende  des  Wurms  allmäldig  spitzig  zu  {g.  //.).  Ein 
anderer  ungleich  stärkeier  Kanal,  welcher  sich  bald  verengt,  bald  erweitert,  und 
daher  lauter  Knoten  bildet,  umschläugelt  beynahe  zwey  Drittheile  des  schmäler 
gewordenen  Nahrungskanals  (f.  g ).  Dieser  knotichte  und  geschlängelte  Gang  ent- 
hält nach  van  Phelsums  Beobachtung,  der  ihn  für  das  Zeugungsorgan  hält,  eine 
weifshchte  Feuchtigkeit,  nach  Göze  aber  beym  weiblichen  Afterwurme  (Fig.  a.)  lau- 
ter dunkle  Körperchen,  welche  sich  aus  einem  kleinen  Gange  (/.  k.)  hervorpressen 
lassen,  der  in  einer  kleinen  getheilten  Hervorragung  (ä.)  am  Vordertheile  des  Lei- 
bes seine  Mündung  hat.  Göze  hält  diese  dunklen  Körperchen  für  Embryonen, 
welche  unter  dem  Mikroskope  (Fig.  3.  und  4.)  länglichtrund  erscheinen,  aber  nach 
ihrer  ganzen  Form  wohl  schwerhch  etwas  anderes,  als  Eyer  sind.  Beym  männli- 
chen Aitenvurme  (Fig.  5.)  ist  das  Zeugungsorgan  (/.  g.)   einfacher,    weniger  ge- 

V  schlän- 


schlängelt,  in  bestimmtere  Knoten  abgethellt,  und  nicht  mit  dergleichen  Embryo- 
nen, am  bauchiclitea  Ende  aber  mit  einer  kleinen  Röhre  (g.i.)  versehen,  deren 
Mündung  (h.)  ein  über  dem  Schwanzende  des  Wurms  sichtbarer  Punkt  ist.  Die 
leichteren  Wurmmittel ,  Merkurialiaxanzen ,  Milchklystiere  mit  Knoblauch ,  Stuhl-  ^ 
Zäpfchen  von  Speck,  an  welchen  sie  sich  oft  haufenweise  ansaugen,  dienen  zu 
ihrer  Entfernung.  , 

3.     Der  Spulwurm.     Tab.  I.  Fig.  ii.  und  Tab.  II.  Fig.  6  —  13. 

Ascaris  himlricoides ,  spithamea ,   cauda  obtusa  vel  subincurva,   ani  rima  transversa,   inte- 
stino   aurantio.      Liun.  S.   N.  T.   I.   P.  VI.   p.  3029.    n.   2.      Habitat  in 

canale    intestinale 


Acta  nat.  cur.  Vol.  II.  p.  173-  enthält  die  Lanzoni- 
scbeii  Versuche  über  die  wunntödtende  Kraft  verschie- 
dener Flüssigkeiten. 

Aid  r  0  V  an  d  i  insect.  L.  VI.  p.  6? 2.  F.  4.  5. 

Bai  dingers  neues  Magaz.  B.  VI.  St.  i.  S.  54.  de 
lunibricis  etlVactoriis  u.  ß.  XV  St.  5.  S.  473.  lieber  le- 
bendige Spulwürmer  ausserhalb  dem  menschl.  Körper. 

Bartholini   epist.  med.    Cent.  II.  h.  23. 

Bei  reis  Diss.  de  Febr.  et  Variolis  verminosis 
(Resp.  Hinze)  Heinist.  1780   p.  S. 

Belkmeer,  N.  de  Lumbrico  ex  intest,  in  hern. 
inguin,   protedente;     in    Comment.  Soc.  Hari,  T.  X. 

P.  2.  p.  429- 

Berlinische  Samml.  B.  IX.  S.  131. 

Bibliothek  for  nyttige  Skrifter,    p.  506. 

Bingert  v«n  einer  Durchbohrung  der  Därme  von 
Spulw.  welche  geheilt  wurde,    in  Ritht.  chir.  Bibl.  B 

VI.  S.  15- 

Blochs  Abb.  V.  d.Erz.  derE.W.  S.  29.  Tab.  VIII. 
F,  I — 6.    Sjjidivttrm. 

Blumen  bachs  Handb.  der  N.  G.  S.  411.  n.  2, 
Tab  I.  F.  2.  SpiiLuurm ,  licrztomm ,  Luinb.  leres; 
Franz.  h  Strovgle ;    Engl,  the  round  norm, 

Bomarc  Dict.  des  anim.Tom.  XII.    Fer  ctjlindriqttc. 

Caesalpinus  diio  taut,  lunibric.  gen.  in  intest, 
reperiii,    quaest.  Mc'd.  L.  II.  p.  237-    ö. 

Clerici  Hist.  lumbr.  p.  218.  himbr.  teres  Tab.  IV 

et  XI.   F.  i.  4  ""'i  5- 

Codronchi  de  morb.  Imolae  Ao,  1602  vagatis, 
inipr.  de  Lunibricis.  Bonon.  1603. 

Coith,  C.  A.  dp  lun.bricis,  intestino  perforato  per 
abdojnen  egress.   Bas.    1734- 

Cse'r  (Sam.  Verestoi  de)  .Sppcim.  annot.  helmin- 
thol.  quae  naturalem  spectant  hist.  Inmbr,  Franeq.  1772 

Do  ve  re  11 ,  Abh.  von  den  Vv  iirni.  S.  6  8.  Spulwurm, 
f"ky.is  Tf*yyv7M,   le  strongleTab.  Vill.  F.  i.  2. 


Fabricii,   Otli.  Faun,  groenlaiid.  p.   271.  n.249. 

Fermins  Reise  durch  Surinam,  Th.  II.  S.  318. 
walzenfUrmi^er  IVurm. 

Fischeri  Taen.  hydat.  Hist.  p.  39.  Fig.  6.  de 
Ascaridibus  intest,  coec.  perforantibus. 

Gabucinus,  H.  de  Lumbr.  alv,  occup.  Lug^d  1549 
12.  Cap.  II. 

Gar  mann,  von  Würmern  welclie  die  Gedärme 
durchfressen ,  ohne  dafs  dadurch  die  Kranken  des  Le- 
bens wären  beraubt  worden,  in  den  Abb.  der  k.  Ak. 
der  N.  F.  Th.  I.    S.  277. 

Gauckes  (J.  von)  Prax.  Med,  Chir.  ration.  Groeti. 
1700.  p.  r  7. 

Göze,  Ves.  einer  Nat.  G.  der  Eingeweidew.  S.  5j. 
Ascnris  lumbricoides. 

H  a  1  le  r  i  Opuscula  patholoj.  Lausann,  r  76g..  p.  2» 
Obs.  9. 

Hannöuerisches  Magazin   1773. 

Harderi,  J.  J.  Thesaur.  obs.  med.  Dasil.  1736, 
Obs.    68. 

Hip  pocrates  Oper.  I.  p.  2. 

Hoffmann,  S.  Diss.  de  Lumbricis  in  C,  H.  (Resp. 
Scheffer)   Heimst.    1611. 

Hofir.  ann  Obs.  Lunibrici  totius  Corp.  tumoris  et 
epileps.  causae;   Act.  uov.  pliys.  med.  Vol.  VI.  p.  425. 

Holde  fr  eunds  Erzähl,    merkw.    Kranlcengesch. 

S,    1£. 

J  o  11  s  t  o  n  i  Th(»atr.  insect.  p.  1  5  8.  Tab.  XXIV.  n.  I, 

Kavh,  Diss.  de  Ascar.  lumbricoid.   Gott.  79. 

K  i  r  k  1  a  n  d ,  Th.  on  the  pres.  stat.  of  Surg.  Vol.  II. 
in  Rieht,  chir.  Btbl.  B.  X.  S.  605.  aus  einem  Leber- 
abscess«  kam  ein  langer  rother  Wurm. 

Klein,  Tentam.  herpetologiae  p.  63.  Tab.  I.  F.  3^ 
Tab.  II.  F.  I  — 7.    Luiiibiic,  intestinal,  hi  man.  teres. 

K  n  i  p  h  0  f    Diss.  de  l'ed.  ing.  §.  VI.  de  lumbrico. 

Kramer,  G.  Diss.  de  iunibr.  C.  H.  Vienn.    1753. 

Lira« 


25 


Limtrier,  Diss.  de  Verin.  s,  Liuiibr.  in  C.  H,  ex 
insector.  ()\is  generat.  Servestae  l6y9. 

Lucius,  J.  G.  Diss.  de  luiiibiicis  alvuin  occup 
L.  B.  1694. 

Ludwig,  Ch.  Gr.  Progr,  de  Lumbr.  intest,  perfo- 
rant.  Lips.  1762. 

Liidficke  von  einer  tödtJicIien  Durchbohrung  der 
Därme,   in  Rieht,  chir.  Bibl.  B   V.  S.  247. 

Majus,  H.  de  Verm.  intest,  s.  lumbricis  (Resp. 
Lasius)  Rintel,  i  66S. 

Maucliart,  B  D.  Diss.  Luinbrici  teretes  in  Duct. 
paner.  repert.  Hist.  (Resp.Ginelin)  Tubing.   1738-  4. 

Medic.  essays  Vol.  1.  n.  XIV.  (Ein  Spulwurm  kam 
aus  der  Leistengegend  einer  Frau  hervor,  von  welcher 
man  glaubte,   dafs  sie  daselbst  einen  Bruch  liätte^. 

Monardus,   J.  de  Alvi  lumbricis;   in  Epist.  Med. 
T,  L  L.  3.  Ep.  I.  Fol.  36.  et  L.  4.  Ep.  i.  Fol.  50.  b. 
Mouffettl  Theatr.  ins.  p.  282.  296. 
Müller  über  den  Regen,  und  Spulwurm  im  Han- 
novers. Magazin  1773.  S.  418. 

Mülleri  Hist.  Verm.  Vol.  L  P.a.  p.  35.  yfsc. 
lumbt  icoid.  Dann.  Menneske-oiiii ;  Spol-  orin  ;  Angl. 
Round  Gilt  li^ovms ;    Ital.  Verme  tondo. 

Müllers  Linn.  N.  S.  Th.  VI.  S.  36,   Darmwurm. 
Murray,   J.  A.  Diss.  de  Asc.  lumbr.  (Resp.Rauh) 
Gott.  1769.  4.     Ejusd.  Obs.  de  Lumbr.  Setis.  Goett. 
1769.  c.    Tab.  p,  66. 

Odhelius,  J.  L.  Erfahrungen  r.  Asc.  lumbr.  in 
den  Schwed.  Abh.  B.  XXXVHL  S.  144.314.  318  und 
neue  Abh.  B.  IL  S.  13. 

Pallas  Diss.  de  infest.  viv.  p.  265  Lumhric.  inte- 
stinal. Er  führt  die  mancherl.  schreckhaften  und  ge- 
fälirl.  Zufälle  an,  welche  die  Spulwürmer  veranlas- 
sen können. 

Peereboom,  C.  Descr.  et  Delin.  novi  gener. 
verm.  Stomachidae  dicti  in  C.  H.  acc.  Obs.  He  lun]br. 
per  urethr.  excreto.  Amsr,  17S0. 

P  e  r  c  i  V  a  I ,   Th.  von  einer  Durchbohrung  der  Där- 
me von  Spulwurm.  S   Rieht,  chir.  Bibl.  B.  IV.  S.  413. 
Pouppe  des  Portes,    Histoire  des   maladies  de 
S.  Dominique,   Paris  1720.  p   12. 

Redi    de  animalc.  viv.  p.  19.  Tab.  X.  F.  2.  3. 
Roudier,   Obs.   de  Verm.   1  ped.  long,  ex   ingenti 
tumore  hypogastr.  egresso ;  Roux  Journ.  d.  Med.   Vol. 
LIL  p    1 25. 

Sabatier  in  den  Memoires  de  Toulouse  T  1\.  S. 
Rieht,  chir.  Bibl.  B.  X;l.   S.  196, 

Santorini,  J.  D.  Observ.  anat.  c.  Icon,  Lugd. 
1739    Ca.p.  IX.  §.  9, 

Scardona,    J.    de  cogn.   et    cur.    morb.   L.    III. 

P-  74 

Schenk  Obs,  med.  Lib^.  III.  Beyspiele  von  Wür- 
mern ,  welche  den  Magen,  den  Darmkanal,  Nabel 
Ciid  Unterleib  durclifressen  haben. 


Sclietta,  C.C.  Lnmbric.  in  (i.  H.  Intest,  prodiu 
ctio  ,  eoruniqiic  ex  iis  cxiuils.  vt  et  Phaeiiomena  oc- 
currentia,    Marburg.   i688.  , 

Schulze,  J.  H.  Diss.  de  Lumbr.  effractoribus 
(Resp.  Behrens)  Hallae  174®. 

Schulze,  S.  von  Spulwürmern,  die  ans  eirfer  Ei- 
terbeule an  den  Scliamweichen  hervorkamen,  in  den 
Abh.  d.  k.  Ak   der  Nf.  B    IV.   S,  242 

Sereni  (Quint  Ser.  Samonici)  Curationes  niorbo- 
rum  -  Lumbricus  saepe  etiam  scandens  oppletis  fauci- 
bus  iiaerct,  obscessasque  vias  vitae  praecludit  anhelae. 
Swieten  (van)  Comment.  in  Boerh.  aph.  1367. 
T  h  o  m  s ,  G.  Erfahrungen  und  Bemerkungen  aus  det 
Ärznr-y-  Wundarzney-  und  Kntbindungswissenschaft, 
Frankf.  a.  M.  1799  S  95.  LeichenoiTnung  eines  Kin- 
des dessen  Unterleib  Spulw.  durchtVessen  hatten. 

Trallianus,  Alex.  d.  lumbricis  epist.  graete  et 
lat.    Venet.  1570. 

T  rentier  Auctar.  ad  Helminthol.  p.  17.  Asc. 
lunibric. 

Tulpii  Observ.  Lib.  III.  C.  XII.  Beyspiele  Von 
Würmern,  welche  den  Magen  und  Darmkanal  durch- 
fressen   haben. 

Tys  0  n  Lumbricus  teres,  or  some  anatomical  ob- 
serv. on  the  Round  Worm  bred  in  the  human  Bodies, 
in   philos.    Trans.  Angl.   Vol.  Xill.  n.  147.   p.    154. 

c-  Fig. 

Valisnieri   Op.  I.  p.  271.  Tab.   34  und  35. 
Vesti,   J,  Diss.  de  Verme  umbilicali  (Resp.  ßcheel) 
Erf,  1710.    4. 

Vogels    neue  med.  Biblioth.  B.  III.  St.   i.  S.  29, 
Vollgead,    von  Würmern  ,    welche  die  Gedärme 
durchfressen  und  dadurch  die  Kranken  des  Lebens  be- 
raubt haben,    in  den  Abh.  d.  k.  Ak   d.  Nf.  S.  27S. 
Wagnerus   in  Nov.  jitter.  Baith.   1699.   P.^53' 
Walceus,  J.  Diss.  de  Lumbr.  intest  (Resp.Hoorn) 
L.  B.  1641. 

Warenii  Diss.  d.  Lumbricis,  Rostock  1603. 
Wedekind,  über  eine  sehr  merkwürdige  Hruch- 
krankli  in  Rieht,  cliir.  Bibl.  B.  XI.  S.  304  ,  wo  sich  bey 
der  Sektion  mehrere  niclit  ganz  durchbohrte  üeffnuii- 
gen  in  den  dünnen  Gedärmen  von  Spulwürmern  fanden. 
Welsch,  C.  L.  Diss.  de  verme  cordis  (rother 
Spulwurm)  (Resp.  Helvig)   Lips.  1694. 

Werner,  verm.  intest,  p.  75.  Tab.  VI.  F.  144  — 
143.   Tab.  Vn.  F    153-  159- 

Wichmann,  vom  Gürtel  des  Regenwurms  in  den 
Berlin.  Beschr    natiirf.  Freund.  B.  III.  S.  231. 

Zeders,  J.G.  H  Erster  Nachtrag  zur  Naturgesch, 
der  Eingeweidewurm,  v.  Göze,  Leipz.  1800.  4.S.  26. 
b.   Spulwurm  der  Mensciten ,    Fttsaria  liimbricoides. 

Zwinger,  Praedojatreja  practica,  Obs.  109.  p. 
437.  Hfrziviirm  (virmis  cardiaciisj  worunter  er  den 
rothaussehenden  Spulwurm  versteht. 


Auch 


24 

Audi  diesen  Wurm  kannte  schon  Hlppotrates ,  der  ihn  ^-^oyyyXcs  hannte, 
jedoch  so  Avenfg,  als  die  Arzte  der  folgenden  Jahrhunderte,  nach  seiner  Natur, 
sondern  blos  nach  den  Zufällen,  -welche  er  hervorzubringen  pflegt.  Seine  Ähn- 
lichkeit mit  dem  Erd-  oder  Regenwurme  (lumhrlcus  terrestrisj  erhielt  sie  alle  in  dem 
irrigen  Wahn,  den  Spul-  und  Erd\%Tinu  für  einerley  Art  zu  halten,  und  verleitete 
noch  neuerlich  den  Herrn  Beireis  zu  der  Behauptung,  ihn  im  Flufswasser  gefunden 
zu  haben ,  welcher  aber  die  Vergleichung  der  besonderen  Merkmale  laejder  Wurm- 
arten völlig  widerspricht.  Der  Erdwurm  ist  braunroth  und  weicher  von  Substanz, 
hat  nur  eine  runde  Blase  am  Kopfende ,  weit  stärkere  Ringe  und  unter  denselben 
einen  dicken  erhabenen,  welchen  neuere  Naturforscher  den  Sattel  oder  Gürtel 
genannt  haben,  und  der  von  TVichmaiLii  besonders  beschrieben  worden  ist.  Aus- 
serdem ist  er  am  Bauche  mehr  flach  und  nach  Murray  mit  vielen  harten  Borsten 
versehen,  die  ihm  beym  Kriechen  forthelfen.  Überdies  gehört  er  zu  den  leben- 
dig gebährenden  Thieren.  Ganz  anders  verhält  es  sich  aber  mit  dem  menschli- 
chen Spulwurme,   den  wir  nun  genauer  kemien  lernen  wollen. 

Der  Körper  dieses  Wurms  ist  rund,  und  läuft  an  beyden  Enden  schmal  zu 
(Tab.  U.  Fig.  6.).  Seine  gewölmiiche  Länge  ist  sechs  bis  neun  Zoll,  und  seine 
Dicke  die  einer  mehr  oder  weniger  starken  Federspule,  wovon  er  auch  wahr- 
scheinlich den  Namen  erhalten  hat.  Doch  giebt  es  nicht  selten  weit  längere  und 
dickere  Spulwümier.  Ich  selbst  habe  einen  von  achtzehn  Zoll  Länge,  und  vier 
Linien  Dicke  einem  fünfjährigen  Knaben  abgetrieben.  Auch  Perrcboom  kennt 
dergleichen  ungewöhnlich  lange  Spulwürmer  und  hielt  sie  für  eine  eigene  Art,  die 
er  unter  dem  Namen  StomacMda  beschrieb.  Unter  die  Übertreibungen  gehören 
aber  wohl  die  bey  verschiedenen  Schriftstellern  vorkommenden  Angaben  von  zwey 
bis  drey  Ellen  langen  und  eines  Finger  dicken  Spulwürmern. 

Die  Farbe  dieser  Askariden- hängt  blos  von  der  Verschiedenheit  der  Nah- 
rung ab,  welche  sie  im  Darmkanale  ßndcn,  und  nach  dieser  sind  sie  bald  weifs, 
bald  rötblicht,  bald  ins  Gelbbraune  fallend.  Ihr  Koj)f  zeichnet  sich  vorzüglich 
durch  drey  Knötchen  (Fig.  6.  «.)  aus,  welche  als  kleine,  den  dreyeckigten  Mund 
umgebende  Kneipzangen  anzusehen  sind,  womit  er  sich  an  die  zottigte  Dannhaut 
ankneipt,  imd  dann  nnt  dem  aus  dem  Munde  hervorgestreckten  Saugrüssel  seine 
Nahrung  einzieht.  Schliefst  er  den  Mund  völlig  durch  die  Annäherung  der  Knelp- 
zancen,  eo  ist  er  Im  Stande,  die  Darmhäute  zu  durchbohren.  Das  dem  Kopfe 
entge^engesezte  Schwanzende  (h.)  ist  weniger  spitzig,  und  gleicht  von  der  Rücken- 
fläche der  Eichel  des  männlichen  Glieds.      An   der  Bauc4illäche  sieht  man  aber, 

etwan 


25 

etwan  anderthalb  Linien  von  der  Schwanzspitze  eine  kleine  Erhabenheit,    unter 
welcher  sich  die  Öffnung  des  Nahrungakanals ,    oder  der  Alter  belindet. 

Den  ganzen  Körper  des  Wurms  nennt  Gaze  mit  Recht  einen  Iiohlen  Muskel, 
in  welchem  die  Eingeweide  vertheilt  und  mit  einem  zeUicliten  Gewebe  befestiget 
sind.  Dieser  Muskel  oder  viehnehr  diese  Muskelhaut  besteht  aus  lauter  Cirkelfa- 
sern,  welche  an  vier  Seiten  durch  eben  so  viele  erhabene  Linien  (Fig.  6.  c,  J.  e.) 
unterbrochen  werden ,  die  vom  Kopf-  bis  zum  Schwanzende  gehen  und  aus  langen 
Muskelfasern  zusammengesezt  sind.  ffemer  vergleicht  sie  mit  den  Bändern  des 
menschlichen  Grimmdarms  mid  glaubt,  dafs  durch  die  langen  Muskelfasern  dieser 
Linien,  aUe  PJnge  des  Wurms  zusammengezogen  und  einander  genäbert  werden 
können,  wodurch  die  enthaltenen  Kanäle  und  Gewisse  den  zur  Bewegung  ihrer 
Säfte  erforderlichen  Druck  erhalten,  und  wenn  diese  Annäherung  der  Muskelringe 
in  verschiedenen  Theilen  der  Muskelhaut  mit  dem  Nachlafs  anderer  dazwischen  he- 
gender Muskelringe  wechselt,  der  Wurm  seine  kriechende  BeAvegung  vollführet. 
Wird  der  Wurm  aufgeschnitten  und  die  enthaltenen  Tiieile  herausgenommen;  so 
äussert  sich  die  Wirkung  jener  langen ,  in  vier  Linien  oder  Bändern  vereinigten  Mus- 
kelfasern sehr  auffallend  durch  das  Zusammenziehen  der  ganzen  langen  Wurm- 
haut in  einen  kleinen  Klumpen.  Olmgeachtet  die  Muskeihaut  ziemlich  dick  und 
fest  ist,  und  die  äussere  Fläche  derselben  durch  die  Cirkehasern  rauh  wird;  so 
schimmern  doch  der  Speisekanal  uad  die  fadenähnlichen  Saamen-  und  Eyerge- 
fässe  an  verschiedenen  Stelleu  sehr  deutlich  durch.  Dieses  ist  um  so  melir  zu  be- 
wundern, da  die  innere  Fläche  der  Muskelhaut  flockicht  und  tnit  der  trüben,  ins 
Biaungrüne  fallenden  Feuchtigkeit  überzogen  ist,  welche  alle  Eingeweide  des  Wui-ms 
umgiebt.  Leztcre  bestehen  aus  den  Ernährungs-  und  Zeugungs- Organen,  wovon 
jene  den  mittleren ,  diese  mehr  die  Seitentheile  des  hohlen  JMuskels  einnemen. 
Der  Nahrungskanal  (Fig.  9.  c.d.e.f.)  ist  nichts,  als  die  Fortsetzung  des  Saugrüssels, 
welcher  allmählich  weiter  wird,  doch  so,  dafs  er  sich  an  verscliiedenen  Stellen 
wieder  mehr  oder  weniger  verengt.  Fan  Döveren  und  T-Kemer  betrachten  diese 
Verengerungen  als  bestimmte  Abtheilungen  und  unterscheiden  daher  die  Speise- 
röhre, den  Magen  und  Darrakanal,  allein  wohl  mit  eben  so  weziigeni  Rechte,  al» 
msia  bej  dem  Menschen  den  Darmkanal  in  sechs  Theile  getheilt  hat.  Der  ganze 
Nahrungskanal  ist  vorzüglich  an  der  Linie  oder  an  dem  Bande  durch  ZeU-^ewebe 
befestiget ,  welches  an  der  unteren  Fläche  des  Wurms  vom  Kopfe  bis  zum  Schwänze 
lauft.  Den  dickeren  oder  mittleren  Theil  desselben  umschhngen  die  Zeugunf^s^ 
Werkzeuge.     Er  ist  bald  rötlüicht,  bald  poraeranzengelb ,   bald  dunkelgrün,  nach 

4  Ver- 


26 

Verschiedenheit  der  enthaltenen  Nahrung,  und  inwendig,  gleich  dem  dicken  Ge" 
därme  des  Menschen,    mit  Falten  versehen. 

Ausser  dem  Nahrungskanale  verdien*  noch  ein  anderes ,  weisses  Gefäfs  (Fig. 
g.  Ä.  A.)  bemerkt  zu  werden,  welches  sich  am  Kopfe  mit  zwey  Spitzen  anfangt  und 
längs  dem  Nahrungskanale  bis  zum  Schwanz  etwas  gekrümmt  fortlauft.  Es  wird 
von  Düvercn  für  das  Herz,  von  Werner  für  eine  Arterie  gehalten,  und  hat  viele 
Ähnlichkeit  mit  dem  grossen  Rückengefässe  des  Regenwurms. 

Die  übrigen  Eingeweide  des  Spulwurms  sind  die  Zeugimgsorgane ,  welche 
bey  dem  immer  etwas  kleineren  und  seltner ,  als  das  Weibchen  vorkommenden 
Männchen,  durch  kein  äusserlich  sichtbares  Merkmal  den  Geschlechtsunterschied 
verrathen.  Sie  bestehen  nemlich  in  einem  fadenäJinlichen ,  mit  einer  feinen  Haar- 
spitze (Fig.  i3.  d.)  anfangenden,  allmählich  dicker  werdenden  Theil,  der  die  Mitte 
des  Nahrungskanals  (Fig.  i-z.  i  i.  i.)  umschlängelt,  und  sodann  in  einen  noch  dik- 
keren,  mehr  gerade  fortlaufenden  Kanal  (Fig,  ig.  g.  h.  und  Fig.  i3.  c.  b.)  übergeht 
dessen  konisches,  ungefähr  drey  Linien  langes  Ende  (Fig.  12./.  und  Fig.  i3.  b.  a.) 
in  die  Schwanzspitze  tritt.  Tliyson  nennt  dieses  konische  Ende  das  männliche, 
Glied ,  Werner  den  zwischen  lezterem  Gliede  und  den  geschlängelten  Fäden  be- 
findlichen Kanal ,  das  Saamenbläschen ,  und  jene  Fäden  die  Saamengefässe.  AUe 
diese  Theile  enthalten  eine  weit  durchsichtigere  und  minder  körnichte  Feuchtig- 
keit, als  in  den  weiblichen  Geschlechtstheilen  enthalten  ist. 

Der  weibliche  Spulwurm  ist  nicht  nur  ungleich  grösser  und  dicker,  als  der 
männliche ,  sondern  zeichnet  sich  auch  noch  durch  eine  ungefehr  drey  Zoll  vom 
Kopfe  entfernte  Öffnung  in  der  Bauchlinie  aus.  Diese  Öffnung  ist  die  Mündung 
der  Mutterscheide  oder  des  Eyergangs  ;.Fig.  9.  /'.  und  Fig.  10.),  welche  anfangs  dünne 
ist,  sich  aber  bald  in  zwey  Blasen  erweitert  und  in  die  zwey  dicken  Hörner  (Fig. 
10.  b.  b?)  des  gabelförmig  getheilten  Uterus  übergeht.  Leztere  Hörner  behalten 
ihre,  ungefehr  eine  halbe  Linie  betragende  Dicke,  eine  Strecke  von  zwey  Zoll 
nach  dem  Laufe  des  Nahrungskanals,  sodann  aber  werden  sie  beynahe  mit  einem 
•  Male  dünner  (Fig.  10  d.  d.)  und  nemen  nach  Werner  den  Namen  der  FaUopischen 
Köliren ,  nach  Göze  den  Namen  der  Eyerleiter  an.  Sie  haben  nun  eine  so  faden- 
förmige Bildung,  wie  die  Saamengefässe  des  Männchens,  schlagen  sich  gegen  das 
Kopfende  zurück,  schlängeln  sich  sodann  um  den  hintern  Theil  des  Nahrungska- 
nals immer  vor-  und  rückwärts,  spalten  sich  zulezt  in  drey  bis  vier  überaus  fei- 
ne, frey  schwebende  Fäden  (/■/■),  "'id  haben  überhaupt  eine  Länge,  welche  die 
des  ganzen  Wurms  wohl  zwöifnuU  übertrifft.     h\  ihren  Krümmungcu  werden  sie 

du  ich 


27 

durch  ein  feines  Zellgewebe  untereinander  befestigt,    und   in  ihren  röhrenförmi- 
gen  Höhlen  von   dem  Eyerstoffe  -  einer   weissen  Materie  -  erfüllt,    welche  die- 
sen Eyerleitern  selbst  eine  ganz  weisse  Farbe  mittheüt.     Die  Anzahl  der  enthahe- 
nen  Eyerchen  schäzt  Klein  auf  zehn  tausend,     TVertier  aber  in  jedem  Hörne  des 
Uterus  auf  einige  Myriaden.      Durchs  Mikroskop  entdeckt  man  immer  nur  in  ge- 
wissen Abständen  (Fig.  lO.  c  c.  c  c  c.)  Ansammlungen  von  diesen  Eyern,  so  daCs  es 
scheint,  als  ob  die  unvollkommenen  Eyerchen  zu  ihrer  Vervollkommnung  eine  ge- 
wisse Stufenleiter  zu  durchwandern  hätten,    bis    sie    endlich  im   lezten  Eyerhäuf- 
chen  an   der  Vereinigung  der  Hörner   des  Uterus  (Fig.  lo.  b.  l.)   diejenige  Reife 
erhalten  haben,    die  sie  geschickt  macht,    durch  den  Eyergang  öder  die  Mutter- 
scheide (h.  a.)  ihren  Ausgang  zu  nemen.      Wirklich  läfst  sich  auch  die  mit  Eyern 
geschwängerte  Feuchtigkeit  durch  die  Öffnung  des  Eyergangs  aus  den  Hörnern  des 
Uterus  hervorpressen,  wodurch  also  Gciz<?«j  Meinung  von  dem  Zerplatzen  der  Mut- 
ter und  dem  Ausschütten  ihrer  Eyer  in  dem  menschlichen  Darmkanale,  als  der  na- 
türlichen Art  ilirer  Fortpflanzung,  um  so  mehr  widerlegt  wird.     In  einer  stärkeren 
Vergrösserung  (Fig.  ii.)  entdeckt  man,  dafs  die  Eyer  {a.a.  b.  b.)  'n\  ihrem  Umfange 
rauh  und  flockicht,   in  der  Mitte  aber  durchsichtig  sind,   so  dafs  man  eine  kleine 
spiralförmige    oder  geschlängelte  Linie,    als  den  Keim  des  künftigen  Wurms  dar- 
innen entdecken  kann.      Wahrscheinlich  geschieht  die  Befruchtung  oder  die  An- 
regung des  Lebens  zur  Entwicklung  und  Ausbildung   dieses  Keims,    nach  fVernen 
Meinung,  wie  bey  den  Fischen.      Er  glaubt  nemlich,    dafs  das   Männchen,    in  Er- 
mangelung eines  äusserlich   sichtbaren  Zeugungsgliedes,    seinen  Saamen  über  die 
vom  Weibchen  ausgeschütteten  reifen  Eyer  ergiefst,    oder  dafs  lezteres  den  vom 
Männchen  ergossenen  Saamen  erst  aufnimmt,   und  hierdurch  die  Veranlassung  zur 
Ausschliessung  reifer  Eyer   giebt,     aus   welchen  sich    die   jungen  Würmer  in  dem 
Schleime-  des  Darmkanals  vollends  entwickeln. 

Der  bisher  beschriebene  Spidwurm  ist  blos  auf  den  menschlichen  Darmka- 
nal angewiesen,  und  kann,  der  thierischen  Wärme  gewohnt,  ausser  demselben 
nirgends,  am  Avenigsten,  wie  gleichwohl  Beireis  entdeckt  zu  haben  glaubte,  in  kal- 
tem Wasser  fortleben.  Erfindet  sich  aber  bey  Wochenkindern,  die  blos  von  der 
Mutterbrust  ernährt  worden  sind,  so  gut,  als  bey  achtzigjährigen  Greisen.  Im 
Ganzen  wird  er  jedoch  immer  mehr  bey  Kindern  und  beym  weibhchen  Geschlechte 
angetroffen.  Sein  gewöhnlichster  Aufenthalt  ist  der  Leerdarm  und  der  Blinddarm 
von  welchen  aus  er  aber  oft  nach  oben  und  unten  Auswege  sucht.  Weder  der 
Pförtner,    noch  die  Grimmdarmklappe  halten  ihn  bisweilen  auf,    in   den  Magen 

und 


und  in  das  dicke  Gedärme  zu  gelangen,  Sog.ir  hat  man  gefunden,  daTs  er  sielt 
aus  dem  Zwölffingerdarme  in  den  Ausfiihrungsgaug  der  grossen  Magendrüse  (Du- 
ctus pancreaticus)  und  durch  den  gemeinschafdichen  Gallengang  (Ductus  choledo^ 
chus)  in  die  Gallenblase  gewunden  hat.  Es  ist  leicht  einzusehen,  dals  der  Reiz, 
welchen  dieser  Wurm  schon  durch  die  Ausdehnung  dieser  zarten  Kanäle  veranlafst, 
Öffters  mancherley  unerkliirbare  Zufälle  hervorbringen  mufs.  Wird  er  aber  vol- 
lends durch  besondere  Umstände,  z.B.  in  hitzigen  Fiebern  und  bey  vorhandener 
Todesgefahr  des  Menschen,  ins  Gedränge  gebracht,  so  sucht  er  auch  durch  Nase, 
Mund  und  After  seinen  Ausweg.  Im  Magen  veranlafst  er  dann  oft  unstillbares  Bre- 
chen, im  Halse  Zasammenschniirungen  desselben  und  bisweilen  gar  Ersticken. 
Serenus  schilderte  schon  diese  Gefahr,  und  Pauppe  des  Portes  erzehlt ,  dafs  ein  in 
der  Kehle  steckendt^r  Wurm  ein  Kind  plötzlich  tödtete.  Auch  fand  Haller  bey 
der  Leichenöffnung  eines  erstickten  Mädchens  einen  Knäuel  Spulwürmer  in  dem 
Rachen.  Zwey  davon  waren  in  die  Luftröhre  gefallen  und  einei'  schon  bis  an  die 
Lunge  gelangt.  Öffters  veranlafst  ihre  allzugrosse  Anhäufung  eine  Verwicklung  im 
Blinddarme,  wodurch  dei'  Fortgang  des  Sjieisebreys  und  der  Exkremente  gehemmt, 
hartnäckige,  ja  tödtlich  werdende  Verstopfungen  bewirkt,  und  die  Würmer  selbst 
gehindert  werden ,  ihren  Ausweg  nach  oben  oder  unten  zu  nemen.  In  solchen 
Fällen  durchbohren  sie  wohl  gar  den  Darmkanal  und  die  äusseren  Bedeckungen 
an  der  ihnen  zunächst  liegenden  Stelle  oder  verirren  sich  in  die  benachbarten 
Theile.  Man  darf  sich  daher  nicht  wandern,  wenn  sie  aus  eingeklemmten  Brü- 
chen hervorgebrochen,  oder  ausserhalb  dem  Darmkanale  in  der  Bauch-  und  Bek- 
kenhöhle  und  andern  ungewöhnlichen  Orten  angetroffen  worden  sind.  So  erzehlt 
Fischer,  dafs  bey  der  Öffnung  einer  sechzigjähiichen ,  den  vorsezlichen  Hungertod 
am  zehnten  Tage  gestorbenen  Frau,  ein  Spulwurm  aus  dem  durchbohrten  Bhnd- 
darme  (Tab.  I.  Fig.  ii.  ^.)  herau.hieng,  dafs  ein  anderer  in  der  Beckenhöhle  sich 
fand,  der  Blinddarm  in  der  Gegend  der  Bauhinischen  Valvel  durchbohrt  war  und 
an  seinem  Grund  noch  zv/ey  weite  Löcher  (h.)  hatte.  Mangel  der  Nahrung  hatte 
offenbar  in  diesem  Falle  die  Würmer  bestimmt,  so  widernatüiliche  Auswege  zu 
nemen.  Ein  ähnliches  Beyspiel  liest  man  bey  van  Swieteu.  Man  fand  nemlich  bey 
der  Leichenöffnung  eines  Knaben,  welchem  aus  der  Blase  Würmer  abgiengen, 
nicht  nur  i\ea  Mastdarm,  sondern  auch  die  Urinblase  an  mehreren  Orten  durch- 
bohrt. Ferner  erzehlt  Sahaticr,  dafs  aus  einem  Leistenbruche,  welcher  schmerz- 
haft wtude,  aufschwoll  und  sich  von  selbst  öffnete,  ein  sechs  ZoU  langer  Wurm 
hervor  kam ,  und  Holde/reund^  diüs  aus  einem  Abscefs  in  den  Weichen ,  aus  wel- 
chem 


«9 

cTiöm  Kot"h  floPs,  ein  langer  Spulwurm  hervorgezogen  wurde,  mehrerer  Beysplele 
von  Durchbolimng  des  Magens,  Darmkanals  und  Unterleibes,  welche  hey  Baldin- 
ger,  van  Gaiickes ,  Härder^  Kniphof,  Scardona  ^  T/iom  und  fVagner  vorkommen, 
nicht  zu  gedenken.  Doch  sind,  auch  Öfters  diese  Spulwürmer  in  ungeheurer  An- 
zahl vorhanden,  ohne  deswegen  ihre  Gegenwart  durch  einen  bedeutenden  Zufall 
zu  verrathen.  Diefs  ist  der  Fall  vorzuglich  bey  fetten ,  schleimichten  Konstitutio- 
nen und  bej  solchen  Personen,  die  durch  zähe,  klebrichte  und  mehlichte  Nah- 
rungsmittel einen  solchen  Kleister  in  ihrem  Darmkanale  unterhalten,  der  diesen 
Würmern  zur  angenemsten ,.  ihnen  alles  gewährenden  und  sie  daher  in  steter  Ruhe 
erhaltenden  Herberge  wird» 

4,    Das  KronenmauL    Tab,  VTI.  Fig.  5  —  g. 

Ascans  Stephanostoma ^  fronte  bicorne ,  proboscide  acuminibus  düodecim   obsessa ,    mcl« 
suris  corporis  quatuordeeim ,   eauda  bifida,     Habitat  i«  canale  intestinali. 

Es  folgen  nun  zwej  neue  Rundwurmgattungen,  deren  Beschreibung  und 
Abbildung  ich  der  gütigen  Übersendung  der  in  Spiritus  aufbewahrten  Exemplar© 
des  um  die  Naturgeschichte  so  verdienten  Herrn  Professors  Lenz  in  Jena,  und  de- 
ren Entdeckungsgeschichte  ich  der  Güte  des  Herrn  Professors  Bretschneider  ver- 
danke. Leztere  folgt  hier  wörtlich-  „Ein  Jüngling  von  22  bis  23  Jahren  und 
blassen  erdfahlen  Ansehen,  hatte  die  gewöhrdichen  Zeichen  von  Askariden.^  Er 
bekam  mehrere  Klystiere  aus  Knoblauch  und  Milch,  wozu  man  noch  etwas  Swit- 
nische  Solution  gemischt  hatie.  Da  nun  hierauf  nichts  abgieng ,  was  nur  die  ent- 
fernteste Ahnhchkeit  mit  Wurmschleim  oder  Askariden  gehabt  hätte  und  dennoch 
die  gewöhnlichen  Wurmzeichen  noch  anhielten:  so  wurde  ein  Pulver  aus  Mercu- 
rius  dulcis^  Baldrian,  Jalapp-enwurzeL  Und  Semen  sandonici  yeiordnet ^  worauf  eine 
Menge  Würmer  ausgeleert  winden,  die  ich,  nacli  der  oberflächlichen  Beschrei- 
bung des  Kranken,  für  Asl^aiiUen  hielt,  und  mich  also  nicht  weiter  um  ihr  Aus- 
sehen bekümmerte.  Ais  mir  aber  den  dritten  Tag  darauf  der  Kranke  zufällig  die 
Gestalt  der  oben  erwehnten  Wümier  etwas  genauer  angab;  so  sah  ich  leicht  ein, 
dafs  diefs  unmöglich  Askariden  seyn  könnten,  liefs  mir  solche  bringen  und  fand 
nun,  dafs  es  zwey,  nrir  bisher  ganz  unbekannte  Warmgatfungen  waren.  Ich  über- 
gab dieselben  nniiiiem  FremnJe,  dem  Herrn  Professor  iLew^,  der  durch  seine  viel- 
jährigen   mühsamen   ünLersuchüiigen,    so    manches  in    der  Naturgeschichte    der 

Wui*- 


3o 

Würmer  aufklärte,  zur  näheren  Untersuchung.  Dieser  nam  sie  unter  das  Ge- 
schlecht der  Rundwürmer  auf  und  nannte  die  eine  Gattung  Stephanostoma,  die  an- 
dere Conosoma.  Sie  werden  jezt  in  der  überaus  zalilreichen  Sammlung  von  Ein- 
geweidewürmern aufi)ewahrt,  welche  ihre  Entstehung  gedachtem  Herrn  Professor 
Lenz  verdankt,  und  nun  dem  hiesigen  Herzoglichen  Museum  einverleibt  ist." 

Das  Kronenmaul  (Tab.  VH.  Fig.  5.)  ist  ungefehr  einen  Zoll  lang,  am  Vor- 
dertheile  zwey  Linien  breit  und  lauft  auf  einmal  hinten  spitzig  zu.  Es  hat  über- 
haupt, seinen  fürchterlichen  Rachen  ausgenommen,  mehr  die  Gestalt  einer  Puppe, 
als  die  eines  Wurms.  Seine  Farbe  w^ar  anfänglich  mllchweifs,  wurde  aber  im 
Weingeiste  bräunlichschwarz.  Am  dicken  und  runden  Kopfe  (Fig.  y.)  werden 
durchs  Mikroskop  eine  Menge  Erhabenheiten  und  Vertiefungen  sichtbar  (Fig.  8.), 
w^elche  am  obern  und  an  beiden  Seitentheilen  des  Kopfs  mit  überaus  feinen  Dorn- 
spitzen besäet  sind.  Eine  jener  Erhabenheiten  sitzet  vorne  auf  der  Stirne  und  zeich- 
net sich  vorzüglich  durch  ihre  halbmondförmige  Gestalt  aus.  Sie  bildet  nemlich 
in  der  Mitte  eine  starke  Wulst,  die  auf  jeder  Seite  in  ein  dickes,  kurzes,  nach 
oben  gekehrtes  Hörn  auslauft.  Um  den,  gleich  unter  jener  Wulst  hervortretenden 
Säugrüssel,  bemerkt  man  einen  starken  Hakenkranz ,  der  aus  zwölf,  immer  paar- 
weise und  symmetrisch  vertheilten  Haken  oder  Stacheln  von  ungleicher  Grösse  be- 
stehet und  Herrn  Professor  Lenz  bewog,  diesem  Wurme  den  Namen  Kronenmaul 
zu  geben.  Zwey  aufgeworfene  Lippen  umziehen  die  weite,  querlaufende,  eyrunde 
Öffnung  des  Mundes,  welche  im  Rachen  in  eine  feine  Spalte  zusammenflief&t.  Bey- 
nahe  eben  so  ungleich  und  hock eri cht ,  wie  der  Kopf  (Fig.  6.  «.},  ist  der  ganze 
Körper  des  Wurms  ,  dessen  Rückenfläche  ebenfalls  eine  Menge  überaus  feiner  und 
scharfer  Stacheln  deckt.  Vierzehn  Einschnitte  bilden  am  Körper  eben  so  viele 
Rin<^e  von  ungleicher  Breite ,  wovon  die  sieben  vorderen  auf  jeder  Seite  mit  zwey 
kleinen  aneinander  hängenden  Erhabenheiten,  an  der  Bauchfläche  hingegen  nur 
mit  einer  solchen  warzenförmigen  Erhabenheit  besetzt  sind.  Das  Schwanzende  aber 
bildet  eine  obere,  etwas  gekrümmte,  und  eine  untere,  mehr  grade  auslaufende 
Spitze. 

5.     Der  Kegel  wurm.     Tab.  VIT.  Fig.  9 —  12. 

Ascaris  Conosoma,     papillis  in   capite   obtuso   cluaijus,    incisuris  corporis   decem,    cauda 

simplice.       Habilat  in  canale  jntestiuali. 

Die  kegelförmige  Gestalt  dieses  Wurms  (Fig.  9.)   gab   die  Veranlassung  zu 
obiger  Benennung.     Er  ist  kleiner  und  düimer,  als  der  vorhergehende,  etwan  an 

sei- 


3i 

seinem  breiten  Tiieil  eine  Linie  breit  und  überhaupt  neun  Linien  lang.     Sein  spbälir 
rischer  Ko[)f  (Fig.  1 1.)  führt  in  der  Mitte  zwey  erhabne,  Augen  gleichende  Puncte, 
welche  aber  in  einiger  Vergrösserung  (Fig.   12.  a.  a.)  eine  warzenförmige  Gestalt  an- 
nemen  und  in  der  Mitte  noch  mit  einer  kleineren,  dunkelbrauneren,  linsenförmig 
gen  Erhabenheit  versehen  sind.     Der  Körper  selbst  ist,    wie  der  Kopf ,    gröfsten- 
theils  glatt,    milchweifs  und  aus  zehn  Ringen  zusammengesezt ,    die  in  ihren  Zwi- 
schenräumen von  zwey  erhabenen  Linien  reiiförmig  von  unten  nach  oben  umzo- 
gen werden,    hier  aber  mit  kleinen  Häufchen,    traubenartig  vereinigter   und  mit 
-borstigen  Härchen  bewachsener  Körner  bedeckt  sind.     Diese  Körner  nemen   von 
vorne  nach  hinten  in  dem  Verhältnisse  der  Ringe  ab.     Am  zalilreichsten ,  und  in 
doppelter  Reihe  hinter  einander,  umziehen  sie  in  einem  halben  Bogen  die  Rücken- 
fläche des  Zwischenraums  zwischen  dem  Kopfe  und  dem  ersten  Ringe  (Fig.  10  und 
12  V).     Der  Schwanzring  zeichnet  sich  noch  durch  eine,   unten   etwas  knotichte, 
und  nach  oben  gekrümmte  Spitze  (Fig.  10.  c.)  aus.     Übrigens  aber  ist  sowohl  von 
dieser,    als  von  der  vorhergehenden  Askaridenart  nichts  bekannt  geworden ,    was 
über  ihre  Naturgeschichte  mehr   Licht  hätte  verbreiten  können,   und  nie  glückte 
CS  dem   Herrn  Professor  Bretschneider  in  der  Folge  mehr  diesen  Wurm    aufzufin- 
den, ungeachtet  er  keine,  der  sich  öfters  sowohl  in  der  klinischen  A.nstalt,    als  in 
seiner  Privatpraxis  darbietenden  Gelegenheiten  zu  Untersuchungen  dieser  Art ,  vor- 
beygehen  liefs. 

6.     Der  Lympfgefäfs-Hakenwurm.     Tab.  VI.  Fig.  9 —  12. 

Hamularia  lyrnphatica  ^    corpore  lineari,    teretiusculo ,    capite   obtuso ,     infra   duobus  ha- 

znulis  prominentibus  instruclo.      Treutlerl  Auctarium  ad  helniinthologiam  huniani  corporis? 

p.    lo.   de   vennibus   iibformibus    in   glandulis    conglobati«    broiiciüorum 

repenis.       Habitat  in  vasis   Ijn.phaticis. 

Treutiers  sorgfältigen  Bemühungen  um  die  Bereicherung  der  Helmintholo- 
gie des  thierischen  Körpers,  ist  es  gelungen,  auch  ausserhalb  dem  menschlichen 
Darmkanale  eine  Bundwurnigattung  zu  entdecken.  Er  fand  in  dem  Leichnam 
eines  Schwindsüchtigen  von  28  Jahren,  die  Lungen  voll  Knoten,  welche  schon 
zum  Theil  in  Eiterung  gegangen  waren,  die  Luftröhrendrüsen  wohl  um  den  drit- 
ten Theil  grösser,  als  gewölndicii  und  ihre  Saugadern  so  widernatürlich  ausge- 
dehnt, dafs  man  durch  ihre  Häute  fremde  Körperchen  durchschimmern  sah,  von 
welchen  sie  aus  ihrer  eigentlichen  Lage  in  den  Drüsen  gebracht  worden  waren. 

Bey 


32 

Bey  näherer  Untersucliung  zeigten  sich  sowohl  in  den  Lvmphgefassen  der  Ober- 
fläche, als  in  der  inneren  Drüsensubstiiiiz,  fadenförmige  Würmer.  Vorzüglich 
•waren  hiermit  vier  Drüsen  (Tab.  VI.  Fig.  9.  e-ßß-  '■^•)  angefüllt,  wovon  die  gröfste 
(e.)  vorne  und  unten  über  der  Theilung  der  Luftröhre  safs.  In  den  Lvmphgefas- 
sen selbst  konnte  man  keine  Valveln  mehr  entdecken  (Fig  lo.^,  welche  durch  die 
Würmer  theils  vernichtet,  theils  unbrauchbar  gemacht  worden  waren.  Hierdurch 
wird  es  aber  wahrscheinlich,  dafs  jene  Würmchen  oder  ihre  Eyer  durch  die  zufüh- 
renden Gefasse  in  die  Drüsen  gekommen  sind.  Denn  wären  sie  auf  dem  entge- 
gengesezten  Weg  durch  die  ausfülirenden  Gefasse  dahin  gelangt;  so  würden  jene 
Valveln  nicht  so  unkenntlich  geworden ,  sondern  unverändert  geblieben  seyn ,  da 
der  Lauf  der  Flüssigkeiten  und  das  Eindringen  der  Würmer  in  einer  den  Valveln 
entgegengesezten  Richtung,  auf  keine  Art  möghch  zu  seyn  scheint.  In  diesen 
Lymphgefässen  lagen  bisweilen  zwey  Würmer  neben  einander,  öfters  zwey  hinter 
einander,  und  zwar  so  j  dafs  das  Kopfende  des  einen  das  Schwanzende  des  andern 
berührte.  Alle  aber  hatten  sich  mit  ihren  zwey  Kopfhäkchen  so  fest  an  die  dünne 
Haut  der  Saugadern  angeklammert,  dafs  es  äusserst  schwer  hielt,  diese  Würmer 
davon  loszumachen,  ohne  ihre  Häkchen  zu  beschädigen  und  abzureissen. 

Die  Länge  eines  solchen  Wurms  (Fig-  10.  a.)  betrug  bald  mehr,  bald  we- 
niger, als  einen  Zoll.  Ihre  Gestalt  war  rund ,  doch  von  beyden  Seiten  etwas  zu- 
sammengedrückt und  nach  vorne  etwas  sclnnäler,  als  nach  hinten,  ihre  Farbe 
weifs  und  hin  und  wieder  (Fig.  11.  c.  c.  c.  c.)  schwarz  gefleckt.  Das  stumpfe  Kopf- 
ende (Fig.  II.  «.  und  Fig.  12.)  hatte  an  der  untern  Fiäche  zwey  bewegliche  Häk- 
chen, übrigens  aber  war  der  ganze  Körper  einförmig  und  das  Schwanzende  (Fig. 
II.  b.)  wenig  zugespizt.  Sobald  sie  todt  Avaren ,  erschienen  sie  am  Vorderende 
einwärts,  am  Hinterende  aufwärts  gekrümmt,  wie  sie  in  der  Abbildung  (Fig.  21.) 
vergrösseri  vorgestellt  worden  sind. 


Drit- 


33 


Dritter    Abschnitt, 
Bandwürmer,    Taeniae. 


Acharius,  Animadvers.  quacd.  de  Taenia ,  Lun. 
dae  1782. 

Aegineta  (Paulus)  Lib.  IV.  C.  57. 

Aetii  Tetiabibl.  III.   Senn.  i. 

Aiidreae,  Gaj.  de  Taenia,  Groningae  ^'^6^. 

Andry,  vers  solitaires  et  autres  dont  iJ  est  traite 
dans  le  livre  de  Mr.  Andry  de  la  generat.  d.  Vers ,  re- 
presentes  en  plusieurs  plaiiches  ,  Paris  17  ifj-  Ejiisd. 
Epist.  ad  B?,gliv%  Hujiisq.  respons.  de  Lumbr.  lat,  in 
Bagliv.  oper.  Antwerp.   1734.  p.    687. 

Aristoteles,   Hist.  animal.  L.  V.  C.  9. 

Angenii,  H.  bist,  viri ,  qui  vermem  cucnrbitiiium 
dejecit  longitudine  cubitorum  25,  in  Epist.  et  C'onsil. 
T.  II.  L,  VI.  p.  530. 

Bai  dingers  neues  Magaz.  B.  VII.  St.  3.  S.  i  9  J 
und  197.  ß.  XIII.  St.  2.  S.  148. 

Batsch,  A  J.  Naturgesch.  der  ßandwurmgattung 
mit  5.  Kupf.  Hall,  1786. 

Beddeus,  Di  ss,  d.verm.  Taenia  diclo.  Vienn.  I767. 

Berlinische  Samml.  B.  II.  S.  453-  vom  Bandwurme, 
B.  VII.  S.  510.  Mittel  wider  den  Bandwurm.  B.  VIII. 
S,  345  und  40t.    von  dem  Nuferischen  Mittel. 

Biblioth,  raison.  T.  XII.  p.  33.  von  einem  ßandwur- 
me,  der  aus  einem  Abscefs  jn  der  Leistengegend  her- 
vorka^n. 

Binet,  Notae  sup.  T.aen,  in  Vanderni.  Journ.  V. 
34.  p.  217. 

Bisset,  de  Taenia  eamq.  expellendi  methodo ,  in 
ejus  Medical  Essays  and  Obs.  1766.  p.  igö. 

Blochs  Abb.  v.  d.Erz.  der  Eingeweidewürmer,  S. 
7.8.  !»•  51.  Beschreib,  der  Bandw.  S.  ly. 

Boerhave,  Praeiect.  in  propr.  inst,  rei  med.  T. 
VI.    p.  1  80. 

Bo  etlicher,  J.  G.  d.  verm.  ex  gen.  Solior.  21 
ulnar,  longitud.  aequante  in  Act.  N.  C.  V.  VII.  Obs, 
20.  p.  63. 

Bannet  Diss.  de  verm.  Taen.  dict.  in  Mem.  de 
Math,  et  Phys.  T.  1.  p.  478.  Ejusd.  Nouvelles  recher- 
ches  sur  la  structure  du  T^nia.  Journ.  d.  Ph.  T.  IX. 
177I.  Avril.  p.  243. 

Borde,  Obs.  d,  Taen.  Roux.  Journ.  d.  Med.  V.  31. 

P.   35- 

B  o  r  r  i  c  h  i  u  s ,   Ol.  de  lumbr.  lat-  et  cucurbit.  in  Act. 

Hafn.  Vol.  II.  Obs.  47.  p.  148. 

Cazelles  Obs.  d,  verm.  solitar.  Roux  Journ.  T. 
XXIX    p.  26.   c.  f. 

Clauder,  G.  Lumbr,  lat.  Hist.  Eph.  N,  C.  D.  IL 
an.  6.  Obs.  i  92.  p.  383> 

Clerici  Hist.  lat.  lumbr.  p.  153. 

Cocchi,  A.  Discorso  sopr.  i  verm.  cucurb.  dell' 
Uonio,  Pisa  1758. 


C  o  h  a  u  s  e  n ,  D.  S.  E,  E.  lumbr.  lat.  et  cucurb  spe. 
cif.  Act.  N.  C.  V.  IX.  p.  34.  '  *^ 

Con  solin  de  verm,  cucurb.  in  Roux.  Journ.  T. 
XX.  p.  445- 

Coulet,  St.  DispHt,  med,  d,  Ascar.  et  lumbr.  lat 
L.  B.  1728.   4. 

Cusson,  remarques  practiques  sur  !e  Tenia 
Journ   de  Phys.  T.  XXII.   17S3    Febr.  p.  133, 

Dionis,  C.  Diss.  sur  le  Taenia,  ou  Ver  plat.  Pa, 
ris    1749. 

Doeveren  (W.  van)  Observ.  physico -medical. 
sur  le  ver  solit  ou  Tenia.  Lyon.  1764.  Dessen  Abh 
von  den  Wiirm,  Leipz.    177Ö.   S.  63. 

Espiaud,  Epist.  de  duabus  Taen.  et  usu  Nuffe, 
riani  specifiri.    Houx  Journ.  V.  47.  p.   130. 

Fabricii  Hild.  Obs.  d.  lumbr.  lat,  in  Obs.  chir. 
Cent.  II.  Obs   70  —  73.  Genev.  161 1.  p.  268. 

Faulhaber,  Gesch  und  Abbild,  eines  Bandwurms 
in  Gefsners  Samml.  v.  Beobacht.  aus  der  ArzneygeL 
B.  in.  n.  3. 

Fehr,    in  Hiera  picra.   p.   1:51. 

Fischer,  Taen.  Hyd.  p   4.  de  Taen.  intestinal«. 

Fontani,  N.Obs,  analect.  Amstel  1641.  p.  23.' 
Utruni  in  intest,  vermes  cucurb.  generentur. 

Francus,  G  de  verm.  cucurb.  in  infante,  Eph. 
N.  C.  Dec.  H.  ann.  5.  Obs.  221. 

FränUsche  Samml.  B.  VIII.  S.  480.  vom  Batidwurme. 

Frisch,  J.  L.  de  Taen.  capitata  et  variis  animal, 
Miscell.Berol.  Vol.IV.p.  395.  Vol.  VI.  p.  121.  129. 

Gei  seh  löger,  A.  Bemerk,  über  Wurm.  u.  Wurm- 
mittel in  Hufl.  Journ.  B.  X.  St.  3.  S.  157. 

Gleichen,  W.  v.  Zergliederung  und  Mikroskop. 
Beobacht.  des  Band-  und  Kiiibisw.  Beschäft.  d.  BerU 
naturf.  Gesellscii.  B.  IV.  S,  203, 

Gontard,  de  Taenia  in  Vandermonde  Journ.  V„ 
V.  p.  284. 

Giize,  NG.d.  Eingeweidewurm.  S.  268,  derselb. 
V.  d.  Taenia  in  den  neuest.  Mannicljfalt.  Jahrg. LS.  7  10! 

Haen  (de)  Ratio  medend.  T.  XIL  Cap,  delumbn! 
CO  lato,  p.  2  Ig. 

Heide  (A  de)  lumbric.  lat.  anatome ,  in  ej.  Ex, 
per.  circa  sanguin,  missiou.  Amst,  i586,   p,  49,* 

Hippocrates  de  Morb.  L.  IV.  p,  5  lo. 

Hiickel  Obs,  de  colic.  verm,  c.  Taeniis  excret, 
Comm.  Litt.   N.  1742.  p.  279. 

Jacobaeus  de  lumbr.  lat.  et  cucurb.  Act.  Hav. 
Barthol.  V.  IL  p,  148, 

Jacquet  extrait  d'uns  lettre  ecrite  a  Br:anr,-)n 
1718  au  sujet  d'un  ver  solitaire  de  7.  aunes,  Journ. 
d.  S^av.  T,  64.  p.  247, 

^oiirn.  des  Sfai:  i7  52.Aout.p.  194.  Obs.  ae  Taenia, 
5  Jun- 


34 


/uQgius,  J.  de  vtrtr.ib.  lat, Epist.  in  Greg. Horstii 
Obs.  L.  IV.  p.  506,  Ui.li.  1625. 

K  al  t  Schmied  ,  C.  F.  de  veim.'et  praec.  d.  Taen. 
(Resp,  Jaeniscb)  Jenae  1755.  Ejusd.  Progr.  d.  Taen. 
Jen,  1766.  c.  Tab. 

Klein  Herpetolog.  Tent.  access.  Unzeri  Obs,  d. 
Taen.   Leidae    175-1. 

Knipliof,    de  Pedic.  ing.   §.  XII. 

Koenig,  E,  de  ore  et  proboscid.  verm.  cucurbit. 
Act.  Helvet   Vol.  1.  p    27. 

Laborde  Obs.  d.  Taen.  Roux.   Journ.  V.  3X.  p.  35. 

Lagen  e  remed.  contr  Taen.  Roux.  Journ.  V.  45 
p.    220. 

Lancisius,  J.  M  quod  Taen.  lumbric.  sint  poly- 
pi    intest,  in  Oper.  Cjenev.  «718    V.U.  p.  168. 

Lengs  feid,  J.  Besclir.  d  Baudw.  und  deren  Heil- 
mittel,  Wien  »794. 

Limburg,  J.  Ph  Obs.  de  Asc.  et  cururb.  potiss 
de  Taen.  Phil.  Trans.   V.  LV-  p.  126.  c   Fig. 

Liiidemann,  Wirk.  d.  Zinnfeüe  gegen  d.Bandw. 
im  Wittenberg.  Woclienbl-   1791     S.   53, 

Linnaei  Diss.  de  Taenia  (Resp  G.  du  Bois)  Ups. 
1748     c.  Tab. 

Lister  of  the  Lumbr.  lat.  and  cucurb,  Piiil.  Trans. 
n.  9',.  p    6062    B.  1.  p.  430. 

Marx,  INI.  J.  vermisclite  Beob.  Samml  II.  von  ei- 
fern durch  Zinn   abgetrieb.  Bandw,   S    4. 

Matthieus  Mittel  wid  d.  Bandw.  in  Formens 'me- 
^iciniscli.  Ephemend.  von  Berl.  B.  l.  Heft  2.  S.   118. 

Ment.  lit.crit.poar  serv.  a  l'hist.  de  Med.  Paris  1775. 
1.  n.  13.  de  remed.  Nuffer 

Monardi   Epist.  Med    Lib.  IV.  C.  1. 
Moulenq  et   Baum  er   de    Taenia.   Roux  Journ, 
V.  LVl    p.  330  et  406. 

Müller  Lettre  aux  auteurs  du  Journal  sur  lesTaen. 
i.  diffdr.  anim.  Jour.  d.   Phys.  T.  XXI.   1784.  suppl. 

f-  3  9- 

Müller  vom  Bandw.  Naturf.  St.  14.  S.  129. 

Neuhold,  J  J.  de  inexstirpabil.  lat.  verm.  Proge- 
rie Act    N.  C.  V.  111    p.  159. 

Pallas  Diss.de  inf.  viv  p.  274.  Bemerk,  über  d, 
Bandw  in  Menschen  und  Thieren,  N.  Nord,  ßeytr. 
B-  1,  P-  39-  '•  P'  Einige  Erinner,  d.  Bandw.  betreffend. 
Ebendas.  8.  II.  S,  58 

Palm  er,  Diss.  d.  verm.  intest,  in  Thes,  Med. 
Edinb.  1775.  T.  111,  p.  3g,   de  Taenia. 

Pr/cis  du  Traitent'Kt  contre  le  Te'nia  pratique  a  Mo- 
vat  en  Suisse,  examin^  et  approuvd  ä  Paris,  publik 
far  ordre  du  Roi,  Paris  1775  (^handelt  vom  Nufferi- 
schen  Mittel,) 

Postel  de  Fran  eiere  Obs.  d.  Taen.  in  Van- 
derm.  Journ.  V.  XVUi.  p.  4  i  6, 

Rat  hier  remed.  in  debelland.  Taen.  efficaciss.  in 
Roux  Journ.  V.  XXVlIl.  p.  44. 

Ravatons  Abb.  vom  breiten  Bauch.  oderBandw. 


aus  dem  Mercure  de  France  1756.  p.  146.  übers  von 
Krünitz  in  Cartlieuiers  verniiscliten  Sdniften  ,  St.  111. 
S.    19g. 

R  o  b  i  u   de  Taen.  Roux  Journ.  V.  25.  p.  222. 
Roederer,  J.  G.  Progr.  de  Taen.  Götting.   1760. 
Rosen,   N.  Untersuch    v.  Bandw.  in  den  Abh.  d. 
Schwed    Akad.  B.  IX.  S.   129.  B.  XXII.  S.  159. 

Rosenblad,  E.  Diss.  d.  Taen.  (Resp.  Acharius^ 
Lundini  17S4. 

Rougere   (M.  de)  Obs.   tres    de  Taen.  in  Roux 
Journ.  V    XXI V.  p.  521. 

Roux  Journ.  V.  44.  p    322  deTaenia  propellenda. 
R  o  z  ier  Observat.  T.  XII.  p    229.    (Ein  Bandwurm 
zwisclien  den  Gedärm,  und  dem  Netze.) 

Sarazeni,   Fh.  de  lat.  Lumbr.  in  Hilden.  Obs.  Cliir. 
161  I.   Cent.  '1.  p    268. 

Schactien,  P.  G.  Diss,  d,  Taen.  (Resp.  Hahn) 
Lips.  i;i7.  4. 

Schenck  (Job.  a  Grafetiberg)  Lib  III,  Obs.  med. 
208. 

Schulze,  S.  de  Lumbr.  lat.  Eph.N.C.  Dec.  Lann. 
3.  Obs.  429.  p.  357. 

Schwartze,   S.  H.  J  Diss  d.  Virt.  Cort.  Geoffreae 
surinamens.  contr.  Taen.   Goett.   •79i. 
Seile,    Medicina  cllnica.   p.    197. 
Sibbern,   Obs.  d.  Taen.  op   Stanni  rasi  expulsaj 
in  Collect.  Hauniens.    V.  11.    p.  116, 

Siblot  deTaenia;   Roux  Journ.  X.  LX    p    22. 
S  i  m  m  o  n  s  accunt  of  tlie  Taen.  or  loog  tapeworm. 
Lond.   177?. 

Sporing,  H.  D.  Bericht  einer  Frau,  bey  der  ein 
Stück  Bandw  durch  ein  üeschw.  im  Unterl  gegangen 
ist;   in  den  Abh.  d.  Sei  wed.  Ak.  1747.   S.    1  17. 

Stromaieri   et    W  idemann  i    Epist.   d.    lumbr. 
lat.  in  Greg.  Horst.  Observ.  p.  499  et  507. 
T  h  a  d  d  a  e  u  s  D  u  n  u  s  in  Mise,  med     C.  XV. 
Thomas  Obs.  d.  Taenia;   Roux  Journ.    V.  XXIII. 
p.    68. 

Ty  son  ,  E.  de  lumbr.  lat.  in  Philos.  Trans,  n,  146. 
p.  113.  B.  IL  p.  185.  c.  f  Leskens  Uebers.  B.  1.  Th. 
1,  S.  101. 

Unzer,  J.  A.  Obs.  de  vermib.  cucurbit.  Hanib. 
Mag.  B  Vlll  p.  312-  Ebendesselb,  Obs.  d.  Taeniis  in 
Kleinii  Herpetol.   exam. 

V  a  1  e  n  t  i  n  i ,  M.  B.  de  verm.  lat.  per  intervalla  eject. 
Act.  N.  C.  ann.  X.  p.   119 

Valisnieri,  de  Taen.  in  Oper.  T.  111.  p.  319. 
c.  Fig. 

Wagner,  R.  de  verm.  fascial.  12  ulnar,  per  alv. 
excreto  Nov.  Lit.  Mar.  Balthic.  p.  300, 

Weben,  C.  Obs.  d.  Taen.  in  ej.  Obs.  med.  Fase. I. 
1764.  p.  32. 

Weigels  neue  MetI  od.  d.  Bandwürmer  abzutrei- 
ben,  in  Hulel.  Journ.  der  prakl.  Heiik.  B,  I.  St.  3. 
S.  439. 

Welsch 


3 


r 


Welsch,     G.   H.  de  lumbr.  Iit.  ulnar,  longitud. 
Eph.  N.  C.  Dec.  I.  ann.  g.  Obs.  221, 

Werlhof,    C.  G,  d.    lumbr.  lat.  Comm.  L.  Nor. 
»734-  P-  37'' 


Werner,  verm.  intest,  p.  15,  4J.  44, 

W  i  n  k  1  e  r ,   G.  C.  de  lumbr,  lat.  Eph.  N.  C.  Dec,  \. 

an.  6  et  7.  Obs.  104.   p.  142. 

Zeders  erster  Nachtrag,    S.  106,  S2i  und  223, 

Kettenwvrmtr, 


Zu  den  Bewohnern  des  menschlichen  DarmkaniJs  gehört  noch  ein  überaus 
sonderbares    und   den   Naturforscliern  lange  Zeit   rätzelhaft  gebliebenes   Thierge- 
schlecht,   welches,    ausser  dem  Menschen ,    auch  vielen  Säugthieren,   Vögeln,    Fi- 
schen und  Amphibien  eigen  und  unter  den  Namen  Gliederwurm ^    Bandwurm^    iVe- 
stelwurm^   Kettenwurm,    ^XfjLiva  itXctTeict,   K.eigiU-,    TciiViCt,    Taenia,    Lumbricus  latus^ 
Ver  plat ,   Ver  solitaire ,  Jointedworm,  tape  warm,  in  Schweden  aber  unter  dem  Na- 
men Ficken  und  in  Finnland  unter  dem  Namen  Fmck  bekannt  ist.     Die  Alten  hat- 
ten von  demselben  sehr  irrige  Begriife.     liippokrates ,  oder  vielmehr  der  Verfasser 
der  ihm  untergeschobenen  vier  Bücher  von  den  Krankheiten  und  Aristoteles  sahen 
die  einzelnen  abgegangenen  Glieder  des  Bandwurms  für  dessen  Eyer  an.  Actus  und 
Paulus  Aguieta  aber  hielten  ihn  für  eine  Ausartung  der   inneren  Darmhaut  in  ei- 
nen gewissen  lebendigen  Körper,   der  am  Magen  beständig  nage  und  einen  Heifs- 
hunger  veranlasse.      Diesen  und  anderen  Meinungen  hiengen   noch   viele  in  den 
späteren  Zeiten  an;    so  wie  man  sich   überhaupt  in  Rücksicht  der  verschiedenen 
Theile  dieses  Wurms,  seiner  Entstehung,   Fortpflanzung  und  seines  ungewöhnlich 
langen  Lebens ,    in  mancheriey  Behauptungen,    Erklärungen  und  Erdichtungen  er- 
schöpfte.    Einige  machten  ihm  den  Kopf  streitig  oder  hielten  das  Kopfende  für  das 
Schwanzende,  oder  sezten  ihn  gar  unter  die  Thierpflanzen,  weil  sie  sich  immer  nur 
mit  der  Untersuchung  abgerissener  Stücke  ausserhalb  dem  Wohnorte  des  Wurms  be- 
gnügten.    Andere  waren  ungewifs,  ob  der  Bandwurm  ein  einziger  oder  eine  Kette 
von  Wurm ei^n  sey,   weil  sie  in  jedem  abgerissenen  Gliede  noch  Bewegung  wahrna- 
men.     Viele  glaubten,  dafs  er  durch  die  Muttermilch ,  viele,  dafs  er  durch  Speisen 
und  Getränke  überhaupt  in  unseren  Körper  gelange  ,  die  meisten  aber  wurden  durch 
die  beträchtliche  Länge  des  Wurms  verleitet,    zu  behaupten,    dafs  der  Bandwurm 
ein  Thier  sey,  welches  nicht  aufhöre  zu  wachsen,   und  dafs,  wenn  auch  nur  ein 
einziges  Glied   von  demselben  im  Darmkanale  zurückbliebe,     aus   diesem  Gliede 
immer  wieder  der  nemliche  Wurm  entstehe ,  imd  dals  mithin  sein  Wachsthum  und 
Alter  keine  Grenzen  habe. 

Den  Geschlechtscharakter  der  Darmbandwürmer  bestimmt  eine  Kette  von 
mehr  oder  weniger  breiten  und  langen,  platigeunickten  Gliedern,  wovon  jede» 
seine  eignen  Eingeweide  hat,   und  welche  am  Kopfe  klein  anfangen,  gegen  das 

Schwanz- 


36 

Scliwanzende  aber  immer  grösser  werden.  Die  besonderen  Unterscbeidungszeicheti 
der  einzelnen  Gattungen  aber  gründen  sich  auf  die  verschiedene  Bildung  des  Kopfs; 
die  besondere  Gestalt  und  Verbindung  einzelner  Glieder,  die  Eingeweide  jede? 
Glieds  und  den  Stand  der  Eyergangmündungen  oder  Saugmündungen.  Die  mensch- 
-liehen  Darmbandwürnier  sind  nach  allen  diesen  Stücken  versclaieden  von  den 
•Darmbandwiirmern  anderer  Thiere  und  können  nie  ausserhalb  dem  Gedärme  des 
Menschen  leben,  in  diesem  aber  nicht  nur  einzeln,  sondern  in  grösserer  Anzahl 
und  in  Gesellschaft  anderer  Darmwürmer  vorhanden  seyn.  De  Haen  erzehlt ,  dafs 
er  einmal  zwölf  und  ein  andermal  in  dem  Leichname  einer  Weibsperson  achtzehn 
Bandwürmer  gefunden  habe;  Nitert  aber  meldet  in  einem  Schreiben  an  de  Haen^ 
dafs  er  von  einem  Knaben  in  zwey  Tagen  siebenzehn  Bandwürmer  habe  abgehen 
sehen.  Nicht  weniger  führt  Werner  das  Bevspiel  einer  Frau  an,  welche  innerhalb 
einem  halben  Jahre  von  ein  und  zwanzig  Bandwünnern  befreyt  worden  ist,  und 
versichert  sogar,  den  Einsiedler,  welcher  doch  der  Idee,  dafs  er  nur  einmal  in  ei- 
nem Darmkanale  vorhanden  seyn  könne,  seinen  Namen  verdankt,  sehr  selten 
allein,  sondern  fast  immer  in  Gesellschaft  mehrerer  Bandwürmer,  auch  wohl  der 
Spulwürmer  und  Haarschwänze  gefunden   zu  haben. 

Die  Farbe  der  menschlichen  Darmbandwürmer  ist  ganz  weifs ,  oder  etwas  ins 
Gelbe  fallend  imd  scheint  überhaupt  von  ihrer  Nahrung  abzuhängen,  welche  der 
Milchsaft  im  dünnen  Gedärme  ist.  Ihre  Länge  wird  von  verschiedenen  Beob- 
achtern verschieden  und  öfters  unglaublich  grofs  angegeben.  Man  findet  hiervon 
Beispiele  beym  Augenius,  Bomchius^  Thaddaeus ,  Clericiis ,  Rosen  und  Boerhave. 
Lezterer  will  einen  Bandwurm  von  dreyhundert  Ellen  von  einem  Russen  abgetrie- 
ben haben.  Walirscheinlich  sah  er  aber,  als  Anhänger  der  alten  Meinung  von 
dem  nur  möglichen  Daseyn  eines  einzigen  Bandwurms  in  einem  Menschen,  die 
abgegangenen  Stücke  mehrerer  Bandwürmer  für  Theile  eines  Wurms  an;  denn 
CS  ist  nicht  glaublich,  dafs  die  Natur,  welche  im  Wachsthume  keines  Thiers  ein 
gewisses  Maas  überschreitet,  blos  bey  den  Darmbandvvürmern  eine  Ausname  ge- 
macht haben  sollte.  Auch  stimmt  dieses  ganz  mit  Werners  Versicherung  überein, 
der  unter  allen  ihm  vorgekommenen  Bandwürmern  keinen  fand,  welcher  über  neun 
Ellen  lang  gewesen  wäre. 

In  Rücksicht  der  Bew  egung  hat  man  den  Biegungen  und  Bewegungen ,  wel- 
che einzelne  abgegangene  Glieder,  und  ganze  Gliederstrecken  oft  noch  Stunden 
lang,  besonders  in  lauem  Wasser  fortsetzen,  auf  die  Bewegung  des  ganzen  Wurms 
geschlossen,  um  so  mehr,  da  selbst  die  Empfindung  der  nnt  dieoem  Wurme  be- 

haf 


37 

hafteten  Kranken,  diese  Meinung  nnterstüzte.  Diese  klagen  nemlich  öfters  über 
ein  den  Krümmungen  des  Darmkanals  folgendes ,  bisweilen  äusserst  schmerzhaftes, 
wellenförmiges  Fortrücken  oder  Kriechen ,  welches  auch  van  Döveren  hewog,  die 
Bandwürmer  unter  die  kriechenden  Thiere  zu  zehlen. 

Was  das  Wachsthum  dieses  Wurmgeschlechts  betrifft,  so  erfolgt  es  keines- 
weges,  wie  Linne  und  andere  Naturforscher  glaubten,  durch  das  Ansetzen  oder 
die  beständige  Erzeugung  neuer  Glieder;  sondern  durch  das  allmähliche  Forcschie- 
ben, Entwickeln  und  Vergrössern  der  schon  am  Kopfende  des  Wunns  aniageweise 
vorhandenen  und  als  kleine  Linien  sichtbarer  Glieder,  Die  Darmbandwürmer  ha- 
ben nemlich  das  Eigene,  dafs  sie  nicht,  wie  andere  Geschöpfe  in  allen  Th eilen 
ihres  Körpers  verhältnifsmässig  und  gleichzeitig  an  Grösse  und  Vollkommenheit 
zunemen;  sondern  dafs  die  Glieder  am  Kopfende  lange  in  einem  unausgebildeten 
Zustande  bleiben ,  sich  aber  immer  mehr  und  schneller  entwickeln ,  je  mehr  sie 
sich  vom  Kopfe  entfernen ,  bis  sie  endlich  an  den  Theil  des  Wurmendes  gelangt 
sind,  wo  sie  mit  der  gröfsten  Länge  und  Breite  den  höchsten  Grad  ihrer  Vollkom- 
menheit und  Ausbildung  erreicht  halben,  und  wo  sie  sich  sodann  von  freyen 
Stücken  von  den  noch  weniger  ausgebildeten,  oder  unreiferen  Gliedern  abzuson- 
dern und  unter  den  Exkrementen  ihren  Ausweg  durch  den  Mastdarm  zu  nemen 
pflegen.  Diese  sonderbare  Eigenschaft  der  Darmbandwürmer  hat  zur  nothwendi- 
gen  Folge,  dafs  das  Abtreihen  grosser  Gliederstrecken  vom  hinterem  oder  reife- 
rem Theile  des  Wurms  nichts  fruchtet,  wenn  das  Kopfende  unverlezt  zurückbleibt, 
weil  die  Entwicklung  seiner  unvollkommenen  Glieder  hauptsächlich  von  der  Ver- 
bindung mit  dem  die  vorzügHchsten  Organe  der  Ernährung  und  des  Lebens  ent- 
haltenden Kopfe  abhängt  und  der  mit  lezterem  in  Verbindung  stehende,  im  Kör-^ 
per  zurückgebliebene  Wurmtheil  bald  wieder  eine  Länge  erreichen  kann ,  welche 
der  ehemaligen  Länge  des  ganzen  Wurms  gleichkommt.  Durch  diese  eigenthüm- 
lidie,  vom  Kopfe  abhängende  Entwickelungsart,  wird  auch  die  Meinung  derjeni- 
gen widerlegt,  die  jedes  von  der  übrigen  Gliederkette  des  Wurms  getrennte  und 
im  Darmkanal  zurückbleibende  Glied  für  fähig  halten,  über  lang  oder  kurz  zu  ei- 
nem neuen  Bandwurme  heranzm^achsen. 

Den  gröfsten  Schwierigkeiten  bleibt  noch  die  Erkläning  von  der  Forpflan- 
zungsart  der  Bandwürmer  unteiworlen.  In  allen  GHedern  der  Darmbandwürmer, 
nur  die  feineren,  und  unentwi ekelte a  am  Kopfende  ausgenommen,  macht  das 
Mikroskop  eine  grosse  Menge  solcher  Körperchen  sichtbar,  welche  Eyern  glei- 
chen.    Von  diesen  Eyern  erscheinen  die  ia  den.  weniger  ausgebildeten  Gliedern 

be^ 


38 

befinclliclien ,  nur  in  den  ersten  Umrissen,  die  in  den  ausgebildeten  Gliedern 
aber  als  ungleich  grössere  und  dunklere  Flecken.  Leztere  halten  die  Helmintho- 
logien für  reite  Eyer  und  Bloch  versichert,  dafs  Bandwürmer,  welche  noch  nicht 
vier  Monathe  alt  sind,  schon  dergleichen  vollkommene  Eyer  führen.  Hierbey 
bleiben  jedoch  immer  zwey  nicht  unerhebliche  Fragen  zu  beantworten  übrig:  i)  ob 
nemlich  diese  Eyer  als  besondere  Keime  anzusehen  sind,  welche  nicht,  wie  bey 
den  bekannten  FortpHanzimgsarten,  einer  Befruchtung  zu  ihrer  Entwicklung  be- 
dürfen; sondern  durch  eine  ihnen  selbst,  oder  dem  Wurme  beywohnende  innere 
Kraft  immer  vollkommener  werden ,  bis  sie  endlich  den  Grad  der  Reife  erreicht 
haben,  der  ihren  Aufenthalt  im  Körper  der  Mutter  überflüssig  macht,  sie  bestimmt 
aus  demselben  ihren  Ausgang  zu  nemen,  nur  für  sich  in  Wurmgestalt  fortzuleben 
und  zu  Avaehs^n?  oder  2)  ob  sie  wirklich  eine  Befruchtung  zu  ihrer  Entwicklung 
nöthig  haben,  und  ob  hierzu  zweyerley  Geschlechter  vorhanden,  oder  die  zur 
Befruchtung  erforderlichen  Organe  in  einem  Wurme  vereinigt  und  die  Darmband- 
würmer mithin  Hermaphroditen  sind?  Für  erstere  Meinung  stimmen  Zeders^eoh- 
achtuneen,  nach  welchen  sich  die  reiferen  Glieder  der  Darmbandwürmer  vom  übri- 
gen Körper  trennen,  durch  ihre  Bewegungen  die  reifen  Eyer  ausschütten,  diese 
im  Darmschleime  ausgebrütet  werden,  und  sich  in  der  Folge  auch  da  ernähren; 
für  leztere  Meinung,  die  vom  Werner  beym  langgliedrichten  ßandwurme  entdeck- 
ten Or"an«,  welche  eine  eigene  Befruchtung  zulassen  und  die  Wahrscheinlichkeit 
der  Selbstbefruchtung  zur  Gewifsheit  erhöhen  würden,  wenn  auch  bey  andern 
Darmbandwürmern  ähnliche  Zwittergeschlechtstheile  zu  entdecken  und  die  klei- 
nen schreg  laufenden  Gänge,  welche  in  jedem  Eyer  enthaltenden  Gliede  zu  bemer- 
ken sind,  nicht  eben  sowohl  für  Ausführungskanäle ,  oder  Saugröhren  angesehen 
werden,  könnten. 

Anlangend  die  mancherley  Beschwerden  und  Zufälle,  welche  die  Darmbani- 
würmer  veranlassen  können;  so  haben  sie  mit  denjenigen  anderer  Eingeweidewir- 
mer  gemein,  dafs  sie  bey  manchen  Personen  unmerklich,  bey  anderen  überms 
heftir^  sind.  Eine  Frau ^  welcher  ich  in  der  Folge  den  langgliedrichten  Bandwurm 
mit  der  in  starken  Gaben  angewandten  salzgesäuerten  Schwererde  abtrieb,  und 
von  Avelcher  vorher  viele  Jahre  lang ,  öfters  einzelne  Glieder  abgiengen ,  klagte 
bey  ihrer  vom  Geiz  bestimmten,  überaus  einfachen  Lebensart,  über  nichts,  als 
bisweilen  über  ein  unbedeutendes  Drücken  in  der  Nabelgegend.  Bloch  und  Lengs- 
feld  bestätigen  eben  dieses  und  versicliern  sogar,  dafs  der  Bandwurm  vorhanden 
sevn  könne,  ohne  die  geringste  Unbequemhchkeit  zu  verursachen.  Öfters  un- 
ter- 


39 

tersclieiden   sicli   ober   die  mehr  oder  weniger  heftigen  Zufiille  nicht  von  Jenje- 
nigen,  welche  auch  andere  Würmer  veranlassen  können.     Die  mit  dem  Bandwur- 
me behalteten  Personen  haben  z.  B.  unordentlichen  Appetit,     werden    öfters  von 
Ohnmächten,   Schwindel,   Convulsionen,   Epilepsie,   Veitstanz  und  anderen  Ner- 
venzufiillen   befallen,    oder  sie   magern  nach   und  nach  ab   und  bekommen    die 
Schwindsucht.      Bey  andern   aber  wird    man  mit  und   neben    ähnlichen  Zufällen, 
oder  auch  ganz  ohne  die;.elben,    doch  gewisse  eigenthümliche  Merkmale  gewahr. 
Sie  bemerken   nemlich  auf  das  Drücken   beym  Stuhlgang,    auf  die  Anstrengung 
beym  Brechen  oder  die  Erschütterung  beym  Niesen ,  eine  wellenförmige  Bewegung, 
und  auf  dieselbe  eine  Kälte  im  Unterleibe  oder  Rücken,  als  ein  Kennzeichen,  dafs 
der  Wurm  aus  einem  Theile  des  Darmkanals  in  den  andern  wandert.      Lengsjeld 
gedenkt  noch  der  Empfindung,    als  ob  eine  Schnur  von   dem  Magen  nach  unten, 
oder  von  der  rechten  nach  der  linken  Seite  angespannt  wäre,  und  einer  so  gros- 
sen Gefühllosigkeit  der  ganzen  linken  Hälfte  des  Körpers,  dafs  der  Kranke  in  die 
leidenden  Theile  stechen  und  schneiden  konnte,  ohne  etwas  zu  fühlen  und  mehr 
als  höchstens    einige  Tropfen  schwarzes  Blut   aus  den  in   wenig  Tagen  heilenden 
W^unden  zu  verlieren.     Viele  an  Bandwürmern  Leidende  bemerken  auch  öfters  die 
Empfindung   des  Saugens  in   verschiedenen  Gegenden  des  Unterleibes.      Bey  an- 
dern aber  äussert  sich  diese,    oder  eine  ähnliche  Empfindung  immer  unverändert 
an  der  nemlichen  Stelle.       So  fühlte  eine  Frau  gewöhnlich  gleich  nach  Tisch  und 
ausserdem  Abends  um  drey  oder  vier  Uhr  ein  Greifen  in  der  Gegend  des  Nabels, 
wobey  sich  lezterer  einwärts  zog.     Dieses  Greifen  wurde  immer  schmerzhafter  und 
es  überfiel  sie  hierauf  ein  Schauer,   auf  welchen  Hitze  folgte.     Sobald  der  Frost 
nachliefs,    empfand  sie  ein  Drehen  im  Leibe  von  unten  nach  oben  und  ein  Däm- 
men gegen  die  Brust,    wobej^  es  ihr  den  Athem   versezte.       Diese  Zufalle  kamen 
richtig  immer  zu  der  nemlichen  Zeit  und  nach  gleichen  Veranlassungen  z.  B.  aufs 
Biertrinken  wieder.      In  der  Nacht  störten  sie  häufig  den  Schlaf.     Die  Person  war 
dabey  sehr  abgezehrt  und  klagte  bestä  idig  über  Leibesverstopfung.     Mehr  von  den 
Bandwurmzufidlen  findet  man   be}m  Pallas. 

Da  de  gegen  die  Spulwürmer  und  Pfriemenschwänze  gebrauchten  Mittel, 
wenig  oder  gar  keine  Wirkung  auf  die  Bandwürmer  äusserten ,  so  war  man  schon 
lange  darauf  bedacht,  ein  specifisches  Mittel  gegen  leztere  zu  entdecken.  Zur 
Zeit  aber  verdient  noch  keii.es  der  daiür  ausgegebenen  diesen  Namen.  Denn 
obgleich  durch  die  Lag'en/jcÄ^ ,  Nuff ersehe,  Sihmuckersche,  Herrnschwandtsche ,  Clos- 
sius'  fVaglerische y  Odiersche  und  Mauhieusische  Meihode  vielfältig  Bandwürmer  ab- 

getrie- 


40 

getrieben  worden  sind;  so  sind  sie  doch  kelnesweges  unfehlbar.  Sie  berulien 
blos  darauf,  den  Bandwurm  durch  drastische Purganzen  mit  einem  Male  fortzustür- 
men; denn  die  übrigen  dabey  anzuwendenden  Mittel  und  zu  beobachtenden  Ne- 
bendinge, sind  wohl,  wie  auch  vS>//e  und  Bloch  bemerken,  ohne  wesentliclien  Nuz- 
zen.  Von  ähnlicher  Wirkungsart  ist  >Yahrscheinlich  auch  das  Lengsfeldische  Arkan, 
welches  der  Erfuider  für  3o  Gulden  ausgeboteii  hat.  Über  diese  drastische  Me- 
thode, welche  die  Dauungskraft  mehr,  als  die  heftigste  Dysenterie  schwächt,  hier- 
durch die  Schleim-  und  Wurmerzeugung  nur  noch  mehr  begünstiget,  oft  die 
schmerzhaftesten  Hämorrhoidalbeschwerden  nach  sich  zieht,  bey  emp/lndlichen, 
zu  Krämpfen  geneigten  Personen  durchaus  nicht  anwendbar  ist ,  und  übrdies  noch 
das  Abreissen  vuid  Zurückbleiben  des  auf  angebrachte  starke  Reize  oft  die  flockichte 
Dai-mhaut  durchbohrenden  und  in  den  darauf  folgenden  Darndiäuten  sich  ansau- 
genden Kopfendes  bewirkt,  scheint  man  aber  die  langsauie  Kurart,  welche  ffei- 
gd  neuerlich  empfolen  hat,  ganz  aus  der  Acht  gelassen  zu  haben.  Diese  besteht 
nun  darinnen ,  durch  den  mehrere  Monathe ,  in  Verbindung  mit  Visceralmitteln, 
fort^esezten  Gebrauch  auflösender  Salze,  den,  den  Wurm  schützenden  Schleim  zu 
zerstören  und  ihn  durch  diesen,  auf  ihn  selbst  anhaltend  wirkenden  Reiz  so  zu 
schwächen,  dafs  er  endlich  genöthiget  wird,  mit  seinen  Saugorganen  lofszidassen 
und  seinen  Abgang  zu  nemen.  Am  meisten  wird  man  mit  diesem  Verfahren  gegen 
den  hartnäckigen ,  langgliedrichten Bandwurm  ausrichten.  Sollte  uns  vollends,  wie 
uns  Geischlögers  Versicherung  erwarten  läfst,  die  versprochene  Bekanntmachung 
seiner  Heilart  sogar  die  den  Kranken  ermüdende,  längere  Dauer  dieser  Methode 
abkürzen  Irelfen ;  so  würde  in  dieser  Rücksicht  nichts  zu  wünschen  übrig  bleiben. 

ic     Der  langgliedrichte  Bandwurm.     Tab.  III. 

Taenia  Soliam,    osculis  marginalibus   akernatis.      .Linn.    Ainoen.    acad.    Vol.  11.   p<   74. 

Tab.  I.  F.    I-     ^yst.  Nar.   T.   I.    P.   VI.   p.   3064.    n.    i.      Faun.   Suec.   2264. 

Taenia  articulata  Ceres.     Habitat  in  canale  iatestinali. 

Aldrovandi   insect  L.  VI.   p.  652.T.  I.  j        Bl  0  eh  s  Abh.  von  der  Erz.  der  Eingeweidew.S.  s* 


Andry  v.  Erz.  d.  Würni.  Kap.  111  S.  66.  Der 
Banäutiint  ohne  Rüchgrath  ,    Ver  solitaire  sam  epine. 

Aristoteles,    Hist.  anitn.  L.  V.  C.   19. 

Batsch,  Naturg.  der  Bandwurmgalt.  S.  114.  n.  3. 
F.  I 9.    9  — II.    21 — 23  u"d  53- 

Bartliolinus    in  Act.  Havniens.  11.   p.  148.  3. 

p.  116. 

Berlin.  Desch;ift.  4.  S.  203.  T.  4.    F.  10  —  13. 
Reverw.  Thes.  p.  202.  T.  2o2.  F.  3. 


n.   :o.    Der  Kiirbiswurm. 

B  1  u  mcii  bachs  Hau  Jb.  der  N.  G.  S.  414.  n,  i. 
Tab.  I.  F.  5.    Der  l/i;iggliedrige  Baudwmiit. 

Bonnet  Meni.  pr^s,  u  l'acad.  de  I'ar.  I,  p.  5ir. 
et  Journ.  d.  Fhys.  1777.  apr.  p.  277,  Taenia  ä  aniieaux 
lottgs ;  Desselb.  Abb.  aus  d.Insektolog.  V.  Goze,  S.  61. 
Taenia  nrticii/is  tongioribus. 

C 1  e  r  i  c  i  Hist,  lat.  lumbr.  Genev,  1714.  Tab.  I,  A.  B. 

Cou« 


4i 


Coulet  Diss,  d.Ascarid.  etlumbr.  lato.L.B.  1728. 

Cuvier  Tableau  el^meiitaire  p.  63  5  ,  te Cucurbitain. 

Dtonis,   Diss  de  Taeiiia.    Tuen,  nrtictilos  liemittens. 

Ernst,   D'\ss.  de  y'üeiiiij  sPCNiiäit  /'/t:rtfri ,  Uasil.  1743. 

Frank,  G.  von  Uürbiskernälmliclien  Wurm,  bei 
einem  Kinde  in  den  Abli.  d.  k.  A.  d.  N.  F.  T!i.  XV. 
S.  410.  (Einem  noch  an  der  Biiist  trinkenden  Kinde 
von  I  Jahre  2  Monathen  ,  wurde  ein  3  Ellen  langes 
Stück  dieses  Bandw.  abgetrieben.) 

Fischer,  Taen.  bydat.  in  plex.  chor.  p.  14.  n.  i. 
Taenia  lange  articulata. 

Gleichen  in  den  Besch.  Berl.  Naturf.  IV.  S.  203. 
T.  VI.  Fig.  10  —  13. 

Göze,  Vers,  einer  N.  G.  d.  Eingeweidw.  S.  264. 
Dtr  langgliedi  teilte  BnndwHnn. 

Haen,  Rat.  med.  P.  XII.  C.  5.  S.  210.  Lumbrictis 
latus. 

Hayd,   Exper.  47.  T.  47.   Ltivthr.  latus. 

Hill,   Hist.  anim.  p.  16.    Siajonin. 

K  n  i  p  h  o  f  de  Pedic.  inguin.  §.  XIII.  KPrbiskerri' 
förmiger    IVurm. 

Koenig,  E.  in  Act.  Helvet.  Vol.  I.  p.  27.  de  ore 
etproboscide  vermium  curcurbitinorum. 

Kratzensteins  Abh.   S.  34,  F.  1 1 . 

Limniburg  in  Act,  angl,  V.  LVI.  art.  1766.  p, 
123-  Tab.  VI. 


Marx,  vermischt.  Beob.  Samml.  II.  Berl.  1787. 
S.  1.  nebst  Zeichnung. 

Müllers  Liiin.  N.  S.  Th.  VI.  S.  904.  n.  i.  Bei- 
i'ii:in'',ii,!igt  B'intiwiinit,    Tab.  36.    F.   l. 

Mi!  1  lersNaturforscb.  St.  XIV.  S.  134.  144.  193  _ 
SOI.    St.  XXll.  S,  34.    Der  kiUbiskerrJgfe  B.ittd.v'ici-.n. 

Onowat.  H.  N.  P.  VII.  p.  415.  Der  ßandw.  mit  lau- 
gfn  Gelenken. 

Pallas  Elench.  Zoophil.  p.  405.  n.  i.  Tuen,  cucur- 
bitiiia,  KiirbiikevufürwigerBnndic,  Ejusd.  Diss.  de  inf. 
viv.  p.  27S.  n.  4.  Neue  nord.  Beytr.  B.  I.  S.  46,  n.  i. 
Tab.  II.  F.  I — 9.      Taen.  eucvrbitina. 

Palm  er  Diss.  d.  verm.  intest,  in  Thes.  med.  Edinb. 
T.  III.  p.  39.    Taen.  priin.  species. 

Plateri  Prax.  med.  p.  933.  Taen.  secunda,  Ferutis 
cucnrbitinus. 

R  aul  in  ,  Morb.  aer.  1752,  app.  F.  1—4. 

Roederer,   Progr.  d.  Taenia  1760. 

Rozier  Journ.  d.  Phys.  1777.  avril    p.  2?7. 

Spigelius,   A.  de  Lunibric.  lat,   Taenia  degener. 

Thyson  in  Philos.  Trans.  V.  XII.  n.  I46.  Tab.  I. 
et  II.  F.  2.  6.  ro.  Abh.  z.  Phys.  übers.  B.  I.  Th,  I. 
Absch.  I.   Lumbr.    lat.  Fermis  cucurbitinus. 

Valisnieri   Oper.  p.  177.    Catena  de  cucurbin, 

Werner  verm.  intest,  p.  18.  Tab.  I.  II.  F.  i  —  4  (f. 
Solium. 


So  wenig  diesem  Bftndwurme  der 'Hume  Einsiedler ,  Taenia  Solium  .^  le  Sollt; aire 
zukommt;  indem  er  sogar  seltner,  als  der  breite  Bandwurm  einzeln  in  dem  Men- 
schen gefunden  worden  ist;  so  hat  man  ihn  doch  beybehalten,  um  ihn  von  den 
zwey  andern  Arten  menschlicher  Dannbandwürmer  zu  unterscheiden.  Weit  an- 
gemessener bleibt  indessen  die  Benennung  lauggliedrichter  Bandwurm.  Er  hat  mit 
den  andern  Darmbandwürmern  gemein,  daCs  er  vorzüglich  gewissen  Gegenden 
eigen  ist.  Göze  hat  ihn  besonders  in  der  Gegend  von  Hanover  und  Berlin,  Werner 
um  Leipzig  häuffig  gefunden.  Mir  selbst  ist  in  der  Gegend  um  Hof,  ausser  ihm ,  nie 
eine  der  zwey  übrigen  Bandwurmgattungen  vorgekommen.  Die  Merkmale  seiner 
Gegenwart  in  dem  Menschen  sind  so  unsicher,  wie  von  den  anderen  Bandwür- 
mern. Doch  giebt  Göze  eine  grosse  Unruhe  und  Angst,  welche  beym  Anhören  der 
Musik  und  besonders  der  bebenden  Orgel  rege  wird ,  und  fVagler  den  fruchtlo- 
sen Gebrauch  des  Herrnschwandischen  und  NufFerschen  Mittels,  als  eigne  Merk- 
male des  nur  dem  Waglerischen  Mittel  weichenden,  langgliedrichten  Band- 
wurms an. 

Ersterer  Autor  unterscheidet  zwey  Gattungen  dieses  langgliedrichten  mensch- 
lichen Darmbandwurms,  i)  die  grosse,  mit  hingen,  dicken  inid  gemästeten  Glie- 
dern, und  2)  die  flache,  durchsichtige  Spielart,  bcy  welcher  die  dendritischen  Fi- 


guren 


4a 

guren  in  den  reifen  Hintergliedern  überaus  deutllcli  erscheinen  sollen.  Allein  die- 
ser Unterschied  scheini.  blos  auf  der  reichlicheren  und  voUkoinmneren  Nahrung 
zu.  beruhen,  die  dieser  Wurm  in  verschiedenen  Subjekten  findet,  daher  folgende 
Beschreibung  im  Wesentlichen  diesen  beyden  Spielarten  gemein  ist. 

Der  langgliedrichte  Bandwurm  (Tab.  III.  Fig.   i3.)  hat,   wie  alle  Darmband- 
"würmer,  eine  sehr  flache,   bandförmige  Gestalt,    fängt   sich  mit*  einem  Knötchen 
fadenförmig  an,  wird  dann  immer  breiter ,  und  lauft  am  Ende  wieder  etwas  schmä- 
ler und  abgerundet  zu.     Seine  Farbe  ist  weifs ,  die  Grösse  und  Gestalt  seiner  zahl- 
reichen Gheder  überaus  mannigfaltig.       Letztere  sind  unter  einander  durch  eine, 
am  hinteren  Rand  jedes  Gheds  sich  bildende  Falte  (Fig.  1 3.  8.  8.)  vereinigt ,  welche 
das  folgende  Glied  immer  wie  in  einer  Falz    aufnimmt.        PKemer  hat  alle  diese 
Glieder  in  neun  R.eihen  abgetheilt,    die  zwar  unmerklich  in  einander  übergehen, 
in  v\relchen  man  aber  doch  eine  merkliche  Verschiedenheit   sowohl  in  der  Länge 
und  Breite  der  Glieder,    als  in  der  Deutlichkeit   der   durchlaufenden  Kanäle   und 
der   Vervielfältigung  der  durchschimmernden   dendritischen  Figuren   gewahr  wird. 
Die   erste  GHederreihe  (Fig.  i3.  a.  b.),     die  sich  gleich  am  Kopfe  (i.)    anschhefst 
und  als  der  Hals    des  Wurms  angesehen  werden  kann,  besteht,   besonders  im  An- 
fange,  aus   so  überaus  kurzen  und  schmalen  Gliedern ,    dafs  sie  von  einem  unbe- 
"waifneten  Auge  kaum  unterschieden  werden  können.     Diese  Glieder  sind  rauh  von 
den  unendlich  kleinen  Fasen,     welche    aushauchende  Gefässe   zu   seyn  scheinen, 
und  unter  welchen  wieder  nach  der  Länge  und  Breite  der  Glieder  durch  den  gan- 
zen Wurm,  überaus  feine  lange  und  quere  Muskelfasern  laufen,  durch  deren  Ver- 
kürzung sich  der  Wurm  bewegt  und  fortiückt.     Ungefehr  eine  Elle  vom  Kopfe  ge- 
hen die  kleinen  und  zarten  Glieder  in  deuthche  Vierecke  (b.  c.)  über,  in  welchen 
die  organischen  Theile  jedes  Glieds  immer  sichtbarer  werden,    jemehr  sich  diese 
zweyte  Gliederreihe  der  dritten  (c  d.)  nähert.     Man  sieht  hier,  entweder  am  rech- 
ten oder  linken  Rand  jedes  Glieds  sehr  deutlich  ein  kleines  Wärzchen  {s.  s.  s.  s.) 
mit  einem  schwarzen  Punkt,    welches  die  Mündung  eines  überaus  kleinen,  schreg- 
laufenden  Kanals  ist.     Diese  Wärzchen  wechseln ,    gemeiniglich   nach  zwey  Glie- 
dern,  in  ihrer  Stellung,    so   dafs  sie  an   den  nächsten  zwey  Ghedern  den  linken 
Rand  besetzen,    wenn  sie  in  den  zwey  vorhergehenden   den    rechten   einnamen. 
Ausserdem  steht  man  an  jedem  Rand  eine  ganz  schmale,     in  der  Mitte  aber  eine 
etwas  breitere  Linie,    aus    welcher  letzteren  zu  beyden  Seiten  kleine  dendritische 
Figuren  oder  Astchen  ausfliessen.     Alles  dieses  wird  in  der  vierten  Gliederreihe  (d.  e.) 
immer  deutlicher,   welche  noch  das  Auszeichnende  hat,    dal&  die  bisher  nur  ein- 
mal 


43 

mal  gespaltenen  Astclien ,  sicli  nun  schon  zwey  bis  dreymal  spalten.  In  der  fünf- 
ten Gliederreihe  (e.f.)  werden  die  länglichten  Vierecke  der  hervorgehenden  Reihen 
wieder  gleichseitiger ,  die  mit  den  Seiteiirändern  parallel  laufenden  Linien  aber  so 
breit,  dafs  sie  beynahe  der  mittleren  Linie  an  Stärke  gleich  kommen  und  nun 
schon  deutliche  Kanäle  bilden.  In  der  sechsten  Reihe  (F.  g.)  sind  die  breitesten 
Gheder  des  ganzen  Wurms  enthalten,  und  die  zu  beyden  Seiten  des  mittleren  Ka- 
nals auslaufenden  Astchen  erreichen  die  beyden  Seitenkanäle.  In  der  siebenden 
Reihe  {g.  h.)  nemen  die  Glieder  dadurch,  dafs  ihr  mittlerer  Tlieil  etwas  bauchicht 
■wird,  eine  küi biskernförmige  Gestalt  an,  in  der  achten  {h.  i.)  aber  werden  die 
schon  in  der  vorhergehenden  Reihe  wieder  schmäler  gewordenen  Glieder  über 
einen  halben  Zoll  lang.  Der  mittlere  Kanal  (33.),  die  Seilenkanäle  (4.  4.),  die 
schreglaufenden  kurzen  Gänge,  nebst  den  Mündungen  der  Randwärzchen  (s.s.s.) 
die  mit  den  Seitenkanäien  zusammenlliessenden ,  dendritischen  Figuren  (7.  n\  Jpg 
weit  stärker  gewordenen  mittleren  Kanals,  fallen  hier  deutlich  in  die  Augen.  In 
der  hierauf  folgenden  letzten  Reihe  (i.  k.)  werden  die  Glieder  wieder  viel  kürzer 
so  dafs  sie  den  Ghedern  der  fünften  Reihe  in  Rücksicht  der  Grösse  gleich  kommen. 
Ihr  leztes  Glied  bildet  das  abgerundete ,  weder  mit  schreglaufenden  Gängen  noch 
mit  Randwärzchen  versehene  Schwanzende  (AJ,  in  welchem  der  mittlere  Kanal  (^.) 
nicht  völlig  das  Ende  dieses  Glieds  erreicht. 

Da  die  inneren  Theile  des  Wurms  in  keiner  Giiederreihe  deutlicher  als  in 
der  lezten  und  vorlezten  gesehen  werden  können;  so  scheinen  beyde  die  aus  "-e- 
bildetesten  und  reifsten  des  ganzen  Wurms  zu  seyn ,  und  hierinnen  zugleich  der  Grund- 
zu  hegen,  warum  sich  die  Glieder  dieser  Reihen ,  öfters  ohne  alle  Veranlassung 
bald  einzeln,  bald  in  ganzen  Strecken  von  dem  übrigen  Theil  des  Wurms  abson- 
dern, und  so  unter  den  Exkrementen  gefunden  werden.  Die  Alten  hielten  der- 
gleichen einzelne  Glieder  für  ganze  Vv'ürmer  und  nannten  sie  KurbiswUrmer  ganze 
abgegangene  Strecken  aber  für  Reihen ,  welche  ihnen  die  einzelnen  Kürbiswürmer 
durch  das  Ansaugen  an  einander  zu  bilden  schienen. 

Um  jedoch  von  der  thierischen  Ökonomie  des  langghedrichten  Bandwurms 
eine  genauere  Kenntnifs  zu  erhalten,  ist  es  nöthig,  die  einzelnen  Theile  des  Kopfs 
imd  die  gemeinsamen  organischen  Theile  der  Glieder  noch  besonders  kennen 
zu  lernen. 

Am  Kopfe  (Fig.  3.)  entdeckt  man  schon  mit  blosem  Auge  fünf  Hervorragun- 
gen, wovon  die  mittlere  (a.)  die  längste  ist,     die  vier  sie  umgebenden  (b.  b.  b.  b.) 
aber  stumpfer  und  breiter  sind.     Ei:siere,  odar  der  Säugrüssel,  erscheint  schon  un- 
ter 


44 

ter  dem  einfachen  Mikroskope  von  vorne  gestreift  (Fig.  7.  «.)?  uniev  dem  zusam- 
mengesezten  aber  entdeckt  man,  dafs  jene  Streifen  dreyzehn  Strahlen  ausmachen. 
(Fig.  9.).  Die  aus  einem  mittleren,  mit  drey  kleinen  Wärzchen  besezten  Kreis 
(c.)  gegen  einen  grösseren  Kreis  (b.  d.  e.  f.)  auslaufen.  Von  der  Seite  betrachtet 
(Fig.  10.)  bildet  der  Saugrüssel  («.)  eine  konische,  vorne  abgerundete  Warze ,  de- 
ren Grundfläche  von  zvNey  gezackten  Ringen  (0.  b.  c.  c.)  in  kurzer  Entfernung  hin- 
ter einander  umzogen  ist.  Die  nähere  Untersuchung  lehrt ,  dafs  diese  Zacken  die 
Decken  oder  Hülsen  eben  so  vieler  Bläsgen  (Fig  1 9..  b.  b.  d.  d.)  sind.  Jede  Zacke 
(Fig.  II.)  hat  nemlich  zwej  spitzige  Enden ,  wovon  das  eine  {a.)  am  Kopfe  befe- 
stiget, das  andere  (b.)  frey  ist.  Zwischen  beyden  Enden  befindet  sich  aber  eine 
Grube  (cj ,  in  welche  das  darunter  liegende  Bläsgen  pafst.  Jedes  Bläsgen  ist  durcli 
ein  feines  und  kurzes  Saugröhrchen  (Fig.  12.  c.  c.  e.  c),  welches  sich  in  der  Mitte 
des  ßiäsgens  öffnet ,  wie  durch  einen  Stiel  am  Kopfe  befestiget  und  zieht  sich  auf 
jeden  am  Kopfe  angebrachten  Reiz,  in  die  Vertiefung  seiner  Hülse  zurück.  Die 
Saugröhrclien  selbst  vereinigen  sich  in  einem  Kanal  (Fig.  8.  a.  d.),  der  seinen  Lauf 
in  der  Mitte  des  Wurms  vom  Kopfe  bis  zum  Schwanzende  nimmt.  In  der  ersten 
Gliederreihe  ist  dieser  mittlere  Kanal  überaus  fein  und  einfach  ,  in  der  zweyten. 
Gliederreihe  aber,  ungefehr  eine  Elle  vom  Kopfe,  gieiciit  er  einem  Stamm,  der 
anfangs  zwey,  dann  drey,  dann  vier  bis  fünf  sich  wieder  in  kleinere  Astchen  thei- 
lende  Zweige  zu  beyden  Seiten  verbreitet.  Alle  diese  Astchen  sind  feine  Röhr- 
chen, deren  Mündungen  -sich  hin  und  wieder  mit  einander  selbst  vereinigen  (Fig. 
17.  i.  /.),  in  der  achten  (Fig.  i3  A.  /.)  und  neunten  Gliederreihe  (i.  k.)  sehr  oft  m 
die  Seitenkanäle  übergehen.  Sowohl  der  mittlere  Kanal  selbst,  als  seine  astför- 
mjgen  Seitenröhrchen,  enthalten  eine  eyweiisartige  Feuchtigkeit  und  Kügelchen 
von  verschiedener  Grösse  (Fig.  17-^,  welche  so  zahlreich  sind,  dafs  oft  in  einem 
Gliede  mehr  als  hundert  durchs  Mikroskop  g'zehlt  werden  können.  Ohngeach- 
tet  der  mittlere  Kanal  eine  aus  einem  Gliede  in  das  andere  ununterbrochen  fort- 
gehende Röhre  zu  seyn  scheint;  so  geht  doch  die  in  demselben  enthaltene  Flüs- 
sigkeit auf  keinen  augebrachten  Druck,  aus  einem  Gliede  in  das  andere  über,  und 
die  dendritischen  Figuren  jedes  Glieds  scheinen  daher  immer  ein  für  sich  beste- 
heiides    Ganze  auszumachen. 

Ich  g<^he  nun  zu  den  übrigen  vier  Erhabenheiten  des  Kopfs,  nemlich  zu  den 
vier  Seitenwärzchen  Cl'ig.  5  luid  7.  b.  b.  b.  b.)  zurück,  deren  Bau  weit  einfacher 
als  der  des  Saugrüssels  ist.  Sie  sind  ebenfalls  abgerundet ,  aber  ungleich  flacher 
mid  breiter  als  dieser  Saugrüssel.      Unter  dem  Mikroskope  entdeckt  man  in  der 

Mitte 


45 

Mitte  jeder  solclien  Seltenwarze  (Fig.  5.  a.)  die  trichterförmige  Öffnung  eines  Ka- 
nals ,  der  sich  in  dem  ersten  HalhgKede  mit  dem  Kanal  der  zweyten  Seitenwaize 
des  Kopfs  vereinigt  und  so  in  den  gemeinschaftlichen  Seitenkanal  übergeht.  Da 
eben  dieses  von  den  Kanälen  der  zwey  anderen  Seitenwarzen  des  Kopfs  geschieht: 
so  entstehen  hierdurch  zwey  Seitenkanäle  (Fig.  8.  b.  e.h.  c.) ,  welche  ununterbro- 
chen vom  Kopfe  bis  zmn  Schwanzende  mit  den  beyden  Piändern  des  Bandwurms 
parallel  laufen,  sich  aber  übrigens  von  dem  mittleren  Kanal  noch  besonders  da- 
durch auszeichnen,  dafs  sie  der  enthaltenen  Feuchtigkeit  den  Durchgang  aus  einem 
Gliede  in  das   andere  verstatten. 

Ausser  dem  mitderen  ,  und  den  zwey  Seitenkanälen ,  welche  vom  Kopfe  ih- 
ren Ursprung  nemen,  ist  noch  eine  dritte  Art  Kanäle  (Fig.  \'5.  s.  s.  s.  s.  s)  vorhan- 
den ,  die  den  Namen  der  schreglaufenden  Gänge  verdienen.  Die  breiteren  Glie- 
der des  Bandwurms  haben  nemlich,  wie  schon  oben  erwehnt  worden  ist,  entwe- 
der am  rechten,  oder  am  linken  Seitenrand,  ein  Knötchen  oder  Wärzchen ,  des^- 
sen  Mündung  in  den  hinteren  Gliedern  schon  dem  blosen  Auge  sichtbar  ist.  Jede 
dieser  Randw  arzenmündungen  ist  immer  der  Anfang  eines  Gefässes ,  welches  mei- 
stens schreg  gegen  das  hintere  Ende  jedes  Glieds  lauft,  und,  a-vo  nicht  den  mitt- 
leren Kanal  selbbt,  doch  den  Ursprung  der  stärksten  Aste  desselben  erreicht.  Die- 
ses, dem  unbewaffneten  Auge  einfach  erscheinende  Gefäfs  (Fig.  i5.  s.  s.  s.  s.)  theilt 
sich,  wenn  es  unter  dem  zusaminengesetzten  Mikroskope  betrachtet  wird  (Fig.  i6. 
und  17),  nicht  weit  vom  Rande  des  Wurms,  in  einen  schmalen  und  mehr  graden 
Gang  (Z».  cj ,  der  über  den  Seitenkanal  (Fig.  17.  a.  a.)  weglauft,  sich  dem  mittle- 
ren Kanal  (g- g)  nähert,  und  daselbst  mit  einem  runden  Knoten  (c.)  schliefst, 
und  in  einen  etwas  längeren ,  dickeren ,  mehr  gewundenen  und  knotichten  Gang 
(Fig.  16.  und  17  J.  e.),  der  ebenfalls  über  den  Seitenkanal  weggeht  und  noch  nä- 
her am  Stamme  des  mittleren  Kanals  sich  mit  einem  länglicht-  runden  Knoten  (Fig. 
~iQ.  f.  mid  Fig    17.  c.)  endiget. 

Was  den  Nutzen  und  die  Verrichtungen  aller  dieser  Theile  des  langglied- 
richten  Bandwurms  betrifft,  so  ist  es  wahrscheinlich,  dafs  der  Saugrüssel  durch  die 
feinen  Saugröhrchen  der  unter  den  zackichlen  Hülsen  verborgenen  Bläsgen,  den 
feinsten,  zur  Fortpflanzung  des  Geschlechts  erforderlichen  Saft  in  den  mittleren 
Kanal  führt  und  zu  dem  Ende  auch  mit  dem  feinsten  Gefühlsinne,  der  in  jenen 
Bläsgen  vorzüghch  zu  liegen  scheint,  begabt  ist.  Denn  der  Saugrüssel  zieht  sich 
auf  die  geringste  Berührung  zurück  und  der  ganze  Wurm  krümmt  sich  hierauf 
ängstUch.  Aus  jenem  vom  Saugrüss«!  zugeführten,  eyweifsälinlichen  Saft,  schei- 
nen 


46 

nen  nun  die  kleinen  Kügelchen  entwickelt  zu  werden,  welche  im  mittleren  Ka- 
nal und  dessen  Ästchen  (Fig.  17.)  so  zahlreich  vorhanden  sind.  Diese  Kügelchen 
sind  wahrscheinHch  Eyer  und  mithin  der  mittlere  Kanal  nebst  seinen  dendiitischeii 
Verbreitungen,  nichts  als  eine  Reihe  kleiner  Eyerstöcke,  wovon  jeder  in  seinem 
Gliede  für  sich  besteht,  aber,  in  der  Verbindung  aller  Glieder,  den  langen,  vom 
Kopfe  bis  zum  Schwanzende  des  Wurms  sich  erstreckenden  Eyerstamm  bilden  hilft. 
Da  sich  ferner  im  breiten  und  gekrümmten  Zweige  des  schreglaufendeia  Gangs  (Fig. 
\n.  d.  €.)  ebenfalls  eine  Menge  solcher  eyerförmigen  Körperchen  befindet;  so 
glaubt  JVerner,  daCs  diese  aus  dem  Eyerstock  in  den  kleinen  Knoten  oder  Sack 
dieses  knotichten  Zweigs  (Fig  16.  u.  Fig.  17.  e.)  als  den  Uterus,  gelangen  und  bey 
ihrem  Durchgang  durch  die  Mündung  des  schreglaufenden  Gangs  (l.)  in  der  Rand- 
warze, von  der  Saamenfeuchtigkeit  befruchtet  werden,  welche  in  dem  Endknotea 
(r.)  des  graden  und  schmalen  Zweigs  {b.  c.)  vom  schreglaufendem  Gange  abgeson- 
dert wird.  Er  liält  mithin  diesen  Wurm  für  einen  Hermaphroditen ,  der  in  jedem 
seiner  grösseren  und  reiferen  Glieder  mit  einem  männlichen  und  weiblichen  Ge- 
schlechtsgliede  versehen  ist.  Dennoch  lassen  jene  schreglaufenden  Gänge  und  ihre 
Mündungen,  noch  eine  andere  Bestimmung  zu.  Sie  scheinen  nemlich  zur  Er- 
nährung der  vom  Kopfe  weit  entfernten  Gliederreihen  und  zur  Bewegung  -des 
Wurms  beyzutragfin.  Bey  letzterer  saugen  sich  wahrscheinHch  die  R.andmündun- 
een  der  schreglaufenden  Gänge  an  die  zottige  Darmhaut  in  verschiedenen  Abstän- 
den an,  wenn  sich  der  Wurm  wellenförmig  bewegt  und  fortrückt,  und  in  allen 
Randmündungen  ganzer  Giiederstrecken ,  wenn  er  die  nicht  mit  solchen  Mündun- 
een  versehene  erste  Gliederreihe  ausstreckt  und  mithin  den  Kopf  vorwärts  bewegt. 
Der  Nutzen  der  vier  Seitenwärzchen  des  Kopfs  aber  scheint  sich,  ausserdem,  dafs 
sie  vielleicht  Werkzeuge  eines  besonderen  Gefülilsinns  sind,  vorzüglich  auf  die  Er- 
nährung der  ersten  Gliederstrecke  durch  die  zwey  Seitenkanide  einzuschränken. 
Denn  es  ist  nicht  wahi'scheinlich ,  dafs  die  in  den  Seilenkanälen  enthaltene  Feuch- 
tiiikeit,  ohne  ein  besonderes  Bewegwerkzeug,  durch  diese  überaus  feinen  Haar- 
röhrchen  in  die  mehrere  Ellen  entfernten  Gliederreihen  des  Wurms  gelangen  kann, 
und  daher  weit  glaubliclier ,  dafs  die  schreglaufenden  Gange  nicht  blos  Zeugungs- 
organe sondern  vorzügUchErnährirngswerkzeuge  der  einzelnen,  vom  Kopfe  zu  ent- 
fernten Glieder   sind. 

Unter  den  menseliKchen  Darmbandwürmern  liat  der  gegenwärtige  am  öfte- 
sten die  bekannten  drastischen  Methoden  verspottet.  Ungleich  sicherer  und  nach- 
drücklicher scheint  hingegen  die  laijgsam.e  Heilart  avif  ihn  zu  wirken.     Ich  wenig- 

stens 


stens  habe  von  dem  melirere  Woclien  fortgesezien  Gebraucli,  der,  in  starken 
Schwindel  erregenden  Gaben  angewandten  salzgesäuerten  Schwererde,  die  er- 
wünschteste Wirkung  gesehen. 


2.     Der  kurzgliedrichte  Bandwurm.     Tab.  IV.  Fig.  i — 4. 

Taenia  vulgaris ,   osculls  lateralibus   geminis.      Linn.  Amoen.  acad.  Vol.  II.  p.  7.  Tab.  I. 
F.   2.  Syst.  Nat.  T.  I.  P.  VI.  p.   3065,  n.   2.  Faun.  Suec.   2262.     Taen.  articuUua 

plana.     Habitat  in   canale  intestinali. 


A  ndry  de  generat.  verm.  T.  II.  F.  9.  T.  III.  F.  16. 

Bartholinus  in  Act. Havniens.  II.  p.  14S.  T.  39. 
Lumbricus    latus. 

Batschs  Naturgesch.  d.  Bandwurmgatt.  S.  107. 
n.  I.  F.  33.  50.  Taenia  orificio  ovorum  duplici :  al- 
tero  in  tergo  ovarii  punctiformi,  altero  ante  iilud  po- 
sito  papilliformi  expressili. 

Bewerd.  Thesaur.  202.  Fig.  202. 

Blumenbachs  Handb.  d,  N.  G.  S.  415.  n.  2. 
Tab.  I.  F.  6,    Der  kurzgliedrige  Bandivurm. 

Bonnet  in  Mem.  pres.  ä  l'Acad.  de  Paris,  Vol.  I. 
p.  494.  und  im  Journ.  de  Phys.  1777.  p.  243.  Tab.  I. 

F.  3-  4- 

Borrichius    de  Lumbr.    lat.  et  cucurbit.  in  Act. 

Havn.  Vol.  II.  1673.   Obs.  47.  p.  148. 

Clerici    Hist,   lat.  lumbr.    p.  132.   Tab.  VI.  F.  2. 

Lumbric.  lat.  p.  136.  C.  VII.  Tab.  7.    Taenia  prima. 
C  u  V  i  e  r  Tableau  i\6ment.  g.  635.   te  Taenia commttn. 
Doeveren,  Gualt.  de  verm.  intest,  hum.  praec.  d. 

Taen.  Lugd.  175 3-  P-  SS- 
Fabr.icii  Obs.  II.  C.  70.  Lumbric.  latus, 
Permi  ns|  Reise  durch  Surinam  ,   Th.  11.  S.  3  i  5. 
Fischer,  Taen.   hyd.   p.    14.  n.  2.     Taen.  grisea, 

Tcl    meinbranacea,     vel    Taenia    ä  anneaux  courts,   vel 

Taen,  ä  ^pine. 

Güze,  N.  G.  der  Eingeweidew.  S.  2,96.  Der  häu- 
tige Bandwurm  mit  kurzen  Gliedern. 


M  er  ret  ti  Pinax  rer, natural. Brittanic.Lond.  1667, 
1677,    1704.    206,  Lumbric.  latus. 

Müller  vom  Bandwurme  im  Naturf.  St.  XIV.  S. 
134.   Der  kungliedriclite  Bandwurm. 

Mülleri  Zool.  Dan,  prodr.  2654.  Taenia  osculis 
lateralibus   geminis. 

Müllers  Linn.  N.  S.  Th.  VI.  B.  II.  S.  90Ö.  n.  a. 
Tab.  36.  F.  2.    Der  zwetjHdindige  Bandwurm. 

Onomatot.  Hist.  nat.  P,  VJI.  p.  416,  Der  gemeine  od. 
graue  Bandwurm. 

Pallas  Elench. Zoophil  p.  408.  Taen.  grisea ,  Diss, 
de  inf.  viv.  p.  30.  n,  i.  neue  nord.  Beytr.  B.  I.  S.  59. 
n.  3.  Tab.  111.  F.  13—16.  Taen.  membranacea,  der 
graue  Bandwurm. 

Palm  er  d.  verm.  intest.  Thes.  Med.  Edinb.  T.  III. 
p.  43,    Taen,  secund.  spec. 

Plater,  Frax.  med,  992.  Lumbr.  lat.  s,  taen.  f»' 
testinalis, 

Rosen,  in  den  Abhandl.  d.  Schwed.  Akad.B.  IX. 
S.    128. 

Sanchez  in  Op.  Med.  Tolos.  1636.  p.  131. 

Schenckii   Obs.  III.  p.  408. 

Spigel,  Monogr.  Barth.  Act.  1673.  p,  i4S.Tab. 
39.    lumbr.  latus. 

Tulpii    Observ.;  p.   170.  Tab.  VII.   F.  i. 

Werner  Verm.  intest,  p.  49.  Tab.  111.  F.  47 """ 
57.   7«««.  vulgaris    s.   dentata. 


Nur  in  Beziehung  auf  gewisse  Gegenden  kann  der  gegenwärtigen  Band^^TlJ^Tl- 
art  der  Beynahme  der  gemeinen  beygelegt  werden  ,  da  eben  ihre  Seltenheit  Ursache 
war,  dafs  Göze  und  TVerner  mit  ihr  nicht  die  mancherley  Beobachtungen,  wie  mit 
dem  langgliedrichten  Bandwurm  anstellen  und  ihn  so  genau,  wie  lezteren,  be- 
schreiben konnten.  In  Schweden  und  Rufsland  soll  er  jedoch,  nach  Fallas .  ao 
©ft  vorkommen,  dafs  er  daselbst  beynahe  als  ein  endemisches  Übel  angesehen 
werden  kann ,  und  es  wäre  daher  zu  wünschen ,  dafs  wir  von  dorther  eine  genauere 
Naturgeschichte  dieses  Wurms  erhielten,  als  wir  zur  Zeit  besitzen. 


48 

Er  (Tab.  IV.  Fig.  i.)  ist  der  kürzeste  unter  den  Darmbandwürmern,  gewöhn- 
lich fünf  l>is  sechs,  höchst  sehen  sieben  Ellen  lang,  wie  Fermins  gezaluiter  Band- 
wurm, den  er; von  einem  Neger  erhalten  hat.  Seine  Farbe  ist  weifs,  wird  a';er 
im  Weingeiste  bald  grau  ,  dal. er  er  auch  von  andern  der  graue  Bandwurm  ge- 
nannt worden  ist.  Die  ganze  Oberfläche  seines  Körpers  ist  rauh  und  ungleich,  weil 
jedes  Glied  aus  drey  längeren  und  zwey  kürzeren  Fältchen  besteht.  IJbrigens  sind 
seine  Glieder  flach,  wie  beym  langgliedrichten  Baudwurme ,  aber  kürzer,  breiter, 
dicker  und  von  zäherer ,  hautartiger  Substanz. 

Verfolgen  wir  den  besonderen  Bau  des  Kopfs  und  der  Glieder  dieses  kurz- 
Eliedrichten  Bandwurms;  so  entdecken  wir  an  seinem  Kopfe  ebenfalls  fünf  Wärz- 
chen (Fig.  i.  a.b.  b.),  die  jedoch  grösser,  als  bejni  langgliedrichten  Bandwurnie 
sind  daher  auch  die  OiTnungen  der  Seitenwärzchen ,  und  die  von  lezteren  ihren 
Anfang  nemenden  Seitenkanäle  (c  c.) ,  welche  durch  den  ganzen  Wurm  den  bey- 
den  gezackten  Rändern  desselben  parallel  laufen,  schon  am  Kopfe  sichtbar  wer- 
den. Die  Ankettung  der  Glieder  geschieht  durch  eine  Falz  am  Hinterrande  jedes 
Glieds,  in  welche  der  schärfere  Vorderrand  des  nächstfolgenden  gleichsam  einge- 
schoben ist.  Diese  Verbindung  ist  an  den  kleinen  Ilalsgliedern  schon  bemerkbar, 
weil  sie  etwas  grösser  sind,  als  beym  langgliedrichten  Bandwurme.  Überhaupt  ist 
in  der  Halsstrecke  oder  der  ersten  Gliederreihe  dieses  Wurms  (c.  d.),  welche  etwan 
eine  viertel  Elle  lang  ist,  das  Verhältnifs  der  Länge  zur  Breite  der  Glieder  nicht 
so  ungleich,  wie  in  der  zw^eyten  (d  e.)  und  dritien  Reihe  (e.ß),  wo  die  Glieder 
nichts,  als  schmale  Streifen  sind,  die  zwar  an  Breite,  aber  nicht  an  Länge  zune- 
men.  Beyde  Gliederreihen  miterscheiden  sich  noch  dadurch  von  der  ersten,  dafs 
man  in  der  Mitte  jedes  Glieds  eine  Querlinie  entdeckt,  die  drifte  (e./)  aber  von 
der  zweyten  {d.  e.) ,  dafs  die  einzelnen  Glieder  in  jener  weiter,  als  in  dieser  aus- 
einander stehen.  In  der  vierten  Gliederstrecke  (/.  g.)  bemerkt  man  auf  jedem 
Gliede  vier  Querlinien,  und  an  jedem  Randzäckchen  ein  Knötchen.  Die  fünfte 
Gliederreihe  (g-i-),  als  die  breiteste  des  ganzen  Bandwurms,  hat,  ausser  den  vier 
Querhnien  jedes  Glieds,  welche  hier  mehr  hervortreten  und  erhabner  sind,  zum 
Unterscheidungszeichen  von  der  voidiergelienden  R^eihe,  mehrere  sichtbare  Une- 
benheiten oder  Knötchen  am  Rande.  Sie  endiget  sich  nach  Werner  mit  einem 
etwas  abgestumpften  Gliede  (i.  i.) ,  von  welchem  aber  sicher  das  Schwanzende  schon 
abgestossen  war. 

Das  Mikroskop  giebt  sehr  deutlich  fünf  Falten  an  jedem  Gliede  (Fig.  3.  a.a.b.b) 
dieser  fünften  Reihe  zu  erkennen.     Hiervon  liat  die  mittlere  auf  jeder  Seite  ein 

Rand- 


49 

Randwärzchen  (c.  c.) ,  welches  vor  den  übrigen  Unebenheiten  des  Randes  hervor- 
ragt und  eine  Mündung,  die  in  einen  ähnlichen  schreglaufenden  Gang  (Fig.  2.  l/.  l.) 
\Tie  beym  langgiiediichten  Bandwurme  führet.  Dieser  Gang  ist  jedoch  einfach 
und  theilt  sich  nicht  in  einen  männlichen  und  weiblichen  Ast;  sondern  ist  blos 
an  seinem  Ende,  gegen  die  Mitte  des  Glieds,  in  einem  halben  Kreise  von  kleinen 
eyerförmigen  Körnern  umgeben  ,  welche  unter  dem  einfachen  Mikroskop  als  Punkt- 
chen, unter  dem  zusammengesetzten  (Fig.  4.  c.  c.  c.)  ovalrund  erscheinen,  und 
auch  in  der  übrigen  zellichtea  'Substanz  des  Wuims ,  wiewohl  im  Ganzen  weniger 
zahlreich,  als  beym  langgliedrichten  Bandwurme,  sichtbar  sind.  Da  übrigens  kein 
mittlerer  Kanal  und  ausser  den  Seitenkanälen  (Fig.  3.  d.  d.  d.  d.)  und  schreglau- 
fenden Gängen,  keine  andere  Art  von  Gefässen  zu  entdecken  istj  so  scheint  die 
innere  Ökonomie  des  kurzgliedrichten  Bandwurms  weit  einfacher,  als  die  des  lang- 
gliedrichten zu  seyn. 


3.     Der   breite  Bandwurm.     Tab.  IV.  Fig.  5  —  10. 

Taenia  lata,   osculis  lateralibus   solitariis.     Linn.  S.   IN.  P.   3072.  n.   3.    Faun.  Suec.   n. 

2263.  Amoen.   ac.  Vol.  II.  p.   80.   T.  I.  F.   3.     It.   Gotland.    182.   250.    Hirudo   depressa 

alba  lateribus  acutis,     Faun.  Suec.    1274.      Habitat    in  canale  intestinal]. 


Andry  v.  Erz.  d.  Wurm.     Der  Bandwurm  mit  dem 

Rückgyad. 

Batseh  Naturgesch.  d.  Bandwurmgatt.  S.  iii.  n. 

4,  F.  51.  66. 

B-'-.chäft.  d.  Berlin.  Gesellsch.  naturf.  Freunde.  B.  IV, 

5.  204.  T.  VI.  F.  1 — 9. 

Bes-hreibuHg  des  breiten  Bandw.  nebst  den  Mitteln 
wider  denselben,    Kempten   1775. 

Blochs  Abb.  V.  d.  Erz.  der  Eingeweidew.  S.  17. 
n.   16.    Der  breite  Bandwurm. 

B  o  n  n  e  t  in  den  Mem.  präsent,  ä  l'Acad.  d.  Par.  I. 
p.  478-  Tab.  XV.  XVI.  Ebenders.  im  Journ.  de  Pfays. 
1777.  p.  262.  Desselben  Abb.  aus  der  Insektolog. 
übers,  v.  Güze  S.  61.  Taenia  articuiis  brevioribus ,  der 
breite  Bandwurm  mit  kurzen  Gliedern^ 

Clerici  Hist.  lat.  luinbr.  p.  lao.  Tab.  V  —  VIII. 
Taen.  primi  genrris. 

Cuvier  Tableau  el^ment.  p.  634.    /#  Taenia  large, 

Dionis,  Diss.de  Taenia.  \r)  Taenia  articulos  1:0» 
demittens. 

Fischer,  Taen.  hyd,  p.  14.  n,  3.  Taenia  lata  rel 
Candida. 


Gleichen  in  den  Beschäft.  d.  Ber],  Naturfors.  IV. 
S.  204.  Tab.  VI.  F.  1—9, 

Göze,  Naturgesch.  der  Eingeweidew.  S.  298.  Tab. 
XXI.  Fig.  8.    Di'r  breite  Bandwurm. 

Kaltschmidt,  Diss.  d.  vermib.  et  praes.  d.  spec, 
illa  vermium  intest,  quam  Taen.  vocamus.  (Resp.  Jae- 
nisch)  Jenae  1755. 

Müllers  Linn.  N.  S.  Th.  VI.  B.  II.  S.  907.  n.  5. 
Tab.  36.  Fig.  3.    Derbreite  Bandivurin. 

Müllers  Naturforsch.  St.  XIV.  S.  160. 

Ouotiiatol.  Hist.  nat.  P.  VII.  p.  415.  Der  breite 
B andwitrm  mit  kurzen  Gelenke». 

Pallas  Elench.  Zooph,  p.  iro.  n.  4.  Diss.  d.  Inf. 
viv.  p.  35.  !>•  2.  Neue  Nord. Bcytr.  I.  S.  64.  Tab.  III. 
F.  17.  I  8.  S.  69.  T.  II.  F.   I  9.  A.  B.    Taenia  tenelln. 

Palmer  Diss.  d.  verm.  intest.  inThes. Med.Ediub. 
T.  III.    p.  44.    Taen.tert,  spec. 

P 1  a  t  e  r  ,   Prax.  med.  C.  XIV.   Taen.  prima. 

Ravantons  Abb.  vom  breiten  Bandw,  aus  dem 
Merc.  de  France  1756.  Jenae  Part.  i.  p.  146.  übers. 
V.  Krünitz.  in  Cartheusers  vermischt.  Schrift.  St.  III. 
S.   199. 

Tulpii  Obs.  Med.  Lib.  IV.  f.  Tab. 


Seh 


So- 
sehr selten  in  Deutschland ,  am  häuffigsten  in  Frankreich  und  in  der  Schweiz- 
ist gegenwärtige  Bandvvurmgattung  vorgekommen  ,  und  am  Öfiesten  durch  das 
Nuffersche  und  Herrenschwandische  Mittel  .abgetrieben  worden.  Doch  gesieht 
Herrenschwand  selbst,  dafs  er  ihn  nie  ganz,  sondern  immer  nur  stückweise  habe 
erhalten  können  ,  zum  Beweise,  dafs  er  sehr  schwer  abzutreiben  sey.  Wahrschein- 
lich kam  es  auch  daher,  daTs  ihn  viele  mit  dem  kurzgliedrichten  Bandwurme  für 
einerley  Art  hielten,  weil  er  ebenfalls  sehr  ungleiche,  zackigte  Runder  hat,  und 
dafs  man  sich  geraume  Zeit  mit  einer  Menge  erdichteter  Abbildungen  von  dem- 
selben behalf,  von  welchen  Clerikus  einen  Zusammentrag  geliefert  hat,  bis  Bonnen 
■30  glücklich  war,  diesen  Wurm  gröstentheils  zu  erhalten  und  davon  eine  richtige 
Beschreibung  und  Abbildung  zu  liefern. 

Die  L'änge  des  breiten  Bandwurms  ist  verschieden,  und  richtet  sich  wahr- 
scheinhch  nach  der  grösseren  oder  geringeren  Ausbildung  demselben.  Pallas  will 
ihn  nie  über  zehn  bis  zwölf  Ellen  lang  gefunden  haben.  Bloch  hingegen  schickte 
Gözen  eine  von  einem  Frauenzimmer  in  Berlin  abgetriebene  Strecke,  die  eine  un-> 
unterbrochene  Länge  von  605  Ellen  hatte.  Eben  so  verschieden  ist  seine  Breite, 
die  von  einem  halben ,  bis  zu  einem  ganzen  Zoll  steigt,  und  die  mithin  so  be- 
trächtlich ist,  dafs  er  in  der  That  den  Namen  des  breiten  Bandwurms  verdient. 
Seine  Farbe  ist  vollkommen  weifs,  seine  Gestalt  einem  an  beyden  Rändern  mit 
stumpfen  Zäckchen  versehenen  Bande  ähnlich,  seine  Oberfläche  mit  querlaufen- 
den. Furchen  durchzogen  und  runzUcht,  seine  Substanz  dichter  und  spröder,  als 
beym  gezähnten  Bandwurme. 

Am  Kopfe  (Tab.  IV.  Fig.  5.  a!)  sieht  man  durchs  Mikroskop  vier  Saugrüssel 
(Fig.  6.),  die  an  ihrem  hinteren  Ende,  wo  sie  sich  mit  dem  Hülse  vereinigen,  ko- 
nisch, fahlroth  und  schwärzlich  punktirt  sind  ,  n  d  ihren  vorderen,  breiten '1  heil 
bald  zurückziehen,  bald  hervorstrecken.  In  erstem  Falle  bilden  sie  trichterför- 
mige Offnungen,  (Fig  6.  0.),  in  leztem  eine  warzenlörmige  Erhabenheit  (Fig.  7.  c.) 
in  deren  Mitte  noch  ein  kleines  Knöpfchen  hervorragt ,  welches  mit  einer  kleinen 
Öffnung  versehen  ist.  Das  konische  Kopfende  geht  in  den  überaus  schmalen, 
beynahe  fadenförmigen  Hals  (Fig.  5.  a.  h.)  über,  dessen  Glieder  anfiuigs  so  fein  sind, 
dafs  sie  kaum  von  einander  unterschieden  werden  können,  allmählich  aber  brei- 
ter werden ,  und  dann  beynahe  kleine  Vierecke  bilden.  Die  folgende  Glieder- 
strecke (b.  r.)  behält  die  nemliche  Länge  der  Glieder,  welche  etwan  eine  halbe 
Linie  beträgt,  nimmt  aber  mit  einem  Mal  au  Breite  zu.  In  ihrer  Mitte  ist,  wie  in 
der  ersten  Reihe,  blos  eine  einlache,    durch  alle  Glieder  laufende  Linie  sichtbar, 

in 


,5i 

m  der  diitten  Reihe  (c.  el.J  aber,  wo  die  Glieder  noch  die  Lange  der  vorherge- 
henden beybehalten,  verdoppelt  sich  diese  Linie,  und  in  der  vierten  (d.  e.)  deren 
Glieder  bald  etwas  mehr,  bald  etwas  weniger,  als  eine  Linie  lang  sind,  wird  diese 
Linie  dreyfach.  Durchs  einfache  Mikroskop  findet  man,  dafs  der  Streif'(Fig.  8.  a.b.) 
■welcher  diese  drey  Linien  in  sich  fafst,  ins  Röthlichle  fiillt,  und  die  Mittellinie 
mehr  an  einander  gereiheten  Punkten  gleicht.  Das  zusammengesezte  Mikroskop 
zeigt  hingegen,  dafs  die  mittlere  Linie  (Fig.  g.  a.)^  blos  von  dem  blumenähnlichen 
Eyerstock,  der  sich  in  der  INlitte  jedes  Glieds  beiindet,  gebildet  wird,  und  dafs  die 
zwey  Seitenlinien  (Fig.  g.  b.  b.  b.  b.)  Kanäle  sind,  w eiche  wahrscheinlich  allen  GUe- 
dern  des  Wurms  den  ernälirenden  Stoff  zuführen.  Was  die  überaus  zierlichen, 
Blumen  bildenden  Eyerstöcke  (Fig.  lo.)  noch  besonders  betrifft;  so  bemerkt  man 
an  den  untern,  zwischen  den  beyden  grölsten  Blättern  befmdlichen  Theil  dersel- 
ben, ein  Grübchen  {aj ,  und  in  dessen  Mitte  eine  Öffnung,  welche  die  Mündung 
des  Gangs  ist,  der  beym  lang-  und  kurzgliedrichtem  Bandwurme  am  Rande,  hier 
aber  in  der  Mitte  liegt ,  und  durch  welche  wahrscheinlich  die  Eyer  ihren  Ausgang 
nehmen.  Übrigens  ist  der  Raum  von  jedem  Seitenkanale  bis  am  Rande  des  Wurms 
(Fig.  9.  l>-  c.  b.  c.)  mit  einer  Menge  kleiner ,  den  Hirsenkörnern  ähnlichen  Kügel- 
chen  angefüllt,  von  welchen  es  zweifelhaft  ist,  ob  sie  wirklich  Eyer  oder  Drüsen 
sind.  Mir  wenigstens  ist  es  walirscheinlich ,  dafs  nicht  alle  die  runden  |Cörper- 
chen,  welche  man  für  Eyer  zu  halten  geneigt  ist,  wirldich  Eyer  sind,  weil  die 
Vermelirung  dieses  und  der  vorhergehenden  Gattungen  der  Darmbandwürmer, 
doch  noch  nie  so  zahlreich  gefunden  w^orden  ist,  als  die  ungeheure  Menge  die- 
ser Eyer  erwarten  lassen  würde. 

Das  Ende  des  breiten  Bandwurms  ist  nach  Bonnets  Abbildung,  mit  zwey 
Spitzen  (Fig.  5.  e.)  versehen.  Diese  Spitzen  scheinen  aber  keinesweges  das  lezte 
Glied  des  Wurms  auszuzeichnen ,  sondern  vielmehr  die  Gelenkspilzen  einer  noch 
fehlenden,  abgerissenen  Glieders  trecke  zu  seyn. 

Zur  Abtreibung  des  breiten  Bandwurms  hat  man  in  vielen  Fällen  das  Odier- 
sche  Mittel,  welches  aus  dem  Pulver  der  Rad,  Filids  maris  und  dem  Ol.  Ricini  be- 
steht, bewährt  gefunden.  Auch  verdient  seizie  Anwendung  in  so  ferne  es  unter 
4lie  gelindern  Bandwurm  treibenden  Mittel  gehört,  melir  als  andere  Empfehlung. 


Vier- 


52 


Vierter     Abschnitt. 


Blasenwürmer,  Hydatigenae. 


Blochs  Abhandl.  von  Erzeug,  der  Eingeweidew. 
S.  24.  dermis  Fesiattitris Eremita  ,  der  Einsiealer ;  Des- 
selben Beyträge  zur  Gesch.  d.  Blasen« iirmer  in  den 
Berlin.  Schrift.  B.  1.  S.  335.  Tab.  X    F.   12..«.  b. 

Cuvier  Tabl.  ^I^m.  p.  63^-   le^  Hijdatides. 

Fischer,   Taen.   Hydai.  Hi^tor   p.  17. 

Göze,  Naturgesch.  der  Eingeweidew.  S.  196  und 
349-  Tab.  XX  B.  Fig.  12.  a.  b.  Taenia  visceratii ,  Hij- 
datigena,    BLisemvurm. 

Haen   (de)  Rar.  med.  II.  3.  C.  i  6.    §.  2.  p.  2R2. 

Hart  mann,  in  Mise  Cur  Dec.  11.  A.  IV.  Obs. 
73.   (bestätigte  zuerst  Thysons  Entdeckung.) 

Kölpin  in  den  Schriften  der  Berl.  Gesellsch.  na- 
turforsch.  Freunde  B    I.  S.  350. 

Linnaei  Syst.  N.  Ed.  Gmel.  XIII.  T.  I.  P  VI. 
P-  3059.  n.  j.  Taenia  visceralis ,  pisiformi  vesicae  in- 
clusa,   anterius   lata,    posterius  acuniinata. 

Müllers  Linn.  N,  S.  Th.  VI.  S.  891.  n.  6.  Hydra 
hijdatula ,    die  IVasserbtase. 

Müllers    ununterbroch.  Bemüh,    bey    d.    Intest. 


Wiirm.  Berl.  Schrift.  B.  I.  S  20T.  und  Naturf.St.XIV. 
S   129.    Bliisemvüruur ,    l'''esiciiriae. 

Pallas  Diss.  de  inf.  viv.  in  .Sandiforti  Thesanr. 
Diss.  p.  2S6.  n.  6;  ferner  im  Stralsund.  Mag.  Stück 
J.  S.  64.  und  gl.  und  in  den  Nord.  Beytr.  B.  1.  S.  8  3. 
Der  Blasenwurtit ,    Tufn    HydiHuidm. 

Peyer,  Miscell.  nat  cur.Dec.  I.  ann.  7.  Obs.  206. 
Hijddtis  ammata. 

Retzii,  A,  J.  Lectiones  d,  verm.  intest,  iupr.  hu. 
man.   Holm.    1787-    8. 

Schranks  Verz.  der  bish.  bekannten  Eing.  Gat- 
tung,  XII.  S.  29. 

Tliyson,  E  Lumbricus  hydropicus,  or  essay  to 
prove  tbat  Hydatides  offen  met  witli  in  morbid  ani- 
mal  bodies  are  a  species  of  Worme  or  imperfect  Aui- 
mal ;  in  Philos.  Trans.  Vol.  XVil.  n.  193.  p.  506.  . 

Werner,  Verni.  intest,  p.  67,  Tab.  IX.  F.  29  — 
3  3 .    Tcien.  hydatigena. 

Zeder  s  Erster  Nachtrag  z.  G6z.  N.  Gesch.  der 
Eingeweidew.  S.  303.    Cijiticerci ,  BlaseiiwiUmer. 


Ein  ganz  neues,  zur  Zeit  noch  wenig  bebautes  Feld  Öifnete  dem  Fleise  der 
Naturforscher  Thysons  erste  Entdeckung  derjenigen  Eingeweidewürmer,  welche 
sich  ausserhalb  dem  Nahrungskanal  in  andern  Theilen  des  menschlichen  und  tliie- 
rischen  "Körpers  überhaupt  aufzulialten  und  um  so  leichter  dem  Auge  des  Beob- 
achters zu  entgehen  pflegen,  da  sie,  wegen  ihrer  Kleinheit,  grossentheils  nur  durchs 
Vergrösserungsglas  erkannt  werden  können ,  und  sich  überdies  in  so  verborgenen 
Theilen  aufhalten,  dafs  der  Forscher  oft  blos  zufälligerweise  auf  sie  stöust,  oder 
in  Blasen  wohnen ,  die  sich  mit  den  bekannten  Wasserblasen  oder  Hjdatiden  selir 
leicht  verwechseln  lassen  und  daher  sehr  oft  übersehen  werden  müssen.  Ihre  Ahn- 
liclxkeit  init  diesen  Blasen  und  die  noch  eingeschränkte  Bekanntschaft  mit  diesem ' 
neuen  Wurmgeschlechte  selbst,  bewog  die  Helmintholog'Mi,  sie  sämmilich  unter 
dem  Namen  der  Blasenwilrmer  zu  begreifen.  Allein  nur  ein  Theil  denselben  ver- 
dient diesen  Namen,  wie  die  bereits  abgehandeke  Naturgeschichte  des  Ljmphge- 
fäfshakenwurms  bewiesen  hat,  und  TrauUers  weitere,  unten  vorkommende  Ent- 
deckungen noch  beweisen   werden. 

Die  eigentlichen  Blasenwürmer,  welche  wir  zuerst  kennen  lernen  wollen, 
und  die,  nach  Pallas,  ebenfalls  unter  gewissen  Himmelsstrichen  häufiiger  vorkom- 
men ,  halten  sich  vorzüglich  im  Zellgewebe  und  in  der  Nüchbarbchaft  grosser  und 

zahl- 


63 

aalilr elcher  LympTigePässe  auf.  Sie  sind  daher  scTion  üherall  im  thlerischen  KÖipes 
nui'  nicht  im  Magen  und  Darmkaaal  angetrolFen  worden.  Man  hat  sie  in  Menge 
im  Zellgewebe  der  Muskeln,  im  Geliirne,  in  der  Brusthöhle,  in  und  auf  der  Le- 
ber, an  der  vorderen  Flache  der  Nieren  und  in  dem  sie  umgebenden  Fette,  auf 
der  ganzen  inneren  Fläche  des  Bauchfells ,  der  äusseren  Haut  des  dicken  Gedärms, 
am  Zwergfelle,  im  Gekröse,  im  Netze,  in  und  auf  der  Gebärmutter  und  Urinbl.i- 
se  etc.  gefuiidfn ,  so  dafs  ihnen  mithin  die  Gözische  Benennung  der  Eingeweide- 
bandwürmer (Taeriia  visceralis)  nicht  eigenthch  zukommt,  da  sie  nicht  einzig  auf 
die  Eingeweide  angewiesen  sind.  Immer  liegen  sie  in  Höhlungen,  mit  welchen 
sie  durch  zarte  Einsaugungsgefäfschen  zusammenhängen,  welche  feinen  Fäden  glei- 
chen und  ihnen  die  feinste  Lymphe  als  Nahrung  zuführen.  Hierdurch  sind  sie  aber 
ausser  Stand  gesezt,  ihren  Ort  zu  verlassen,  und  eine  andere  Bewegung  vorzune^ 
men ,  als  ihren  Körper  aus  der  Blase  hervorzustrecken  und  wieder  zurückzuziehen, 
•wie  wir  unten  weiter  sehen  werden.  Von  den  eigentlichen  Wasserblasen  unter- 
scheiden sie  sich  dadurch,  dafs  die  Hydatis  eine  einfache,  weit  härtere,  mit  einer 
klaren  Lymphe  angefüllte  Blase  und  höchst  wahrscheinlich  nichts  anders,  als  eine 
widernatürliche  Anschwellung  oder  ein  Anevrisma  eines  lymphatischen  Gefässes 
ist,  der  ßlasenwurm  oder  die  Hydatigene  aber  aus  einer  lebendigen  Creatur  be- 
steht, die  eine  blaulichte,  weiche  Blase  zum  Anhange  ihres  Schwanzendes  hat. 

In  menschlichem  Körper  hat  man  bisher  drey  verschiedene  Gattungen  dia- 
ser  Blasen würmer ,  nemlich  die  einfache,  die  gesellschaltliche  und  die  in  Kapseln 
eingeschlossene  entdeckt.  Bey  der  ersten  Gattung  ist  ein  einziger  Wurm  mit  ei- 
ner Schwanzblase  vereiniget  ,  bey  der  zweyten  leben  mehrere  Würmer  auf  einev 
gemeinschaftlichen  grossen  Schwanzblase  ;  bey  der  dritten  liegt  ein  mit  einer 
Schwanzblase  versehener  Wurm ,  noch  in  einer  besonderen  Blase,  als  in  einer  Kap- 
sel,  verborgen. 

Um  jedoch  den  Unkundigen  der  Helminthologie  einen  anschaulichen  Begt  i^ 
von  diesen  rätzelhalten  Geschöpfen  zu  machen,  habe  ich  einen  ziemlich  grossen 
Blasen  wurm  lezterer  Art  aus  dem  Netze  eines  Schweins  zergliedert,  und  die  an  dem- 
selben mehr  sichtbaren  eiuzehien  Theile  (Tab.  VII.  Fig.  i5  —  20.)  abgebildet. 
Die  Kapsel  oder  die  Blasendecke  (Fig.  i5.),  welche  der  besondere  Aufenthalt  die- 
ser Blasenwurmgattung  nothwendig  machte,  um  den  Wurm  selbst  vor  jedem  Reitz 
und  Druck  zu  sichern,  besteht  aus  dem  Zellgewebe  der  benachbarten  Theile,  und 
ist  bald  vollkommen  rund,  bald  oval,  bald  mehr  oder  weniger  verzogen,  je  nacli- 
dem  sie  in  mehreren  odtr  wciii^ein  Punkten  an  den  benachbarten  Theilen  hängt. 

Ihre 


54 

'llire  untere  FläcÜe  ist  gemeiniglich  platt,  ihre  obere  erhaben  rund.  Gegenwär- 
tige WUT  nur  von  einer  Seite  mit  dem  Fette  des  Netzes  verwachsen  ,  (a.  a.)  und  hatte 
\^on  üiier  hängenden  Lage  eine  niehr  birnförmige  Gestak.  'V\'ird  diese  zähe  und 
dicke  Kapselhaut  gegen  das  Licht  gehaken;  so  sieht  man  die  Schwanzblase  der  Hy- 
'  datigene  schon  deuthch  durchschimmern ,  wird  sie  aber  durch  einen  Kreutzschnitt 
geöffnet  (Fig.  i6.)  und  ihre  Lappen  (a.  b.  c.  d.)  zurückgeschlagen;  so  erscheint  der 
eigentliche  ßlaseuwnrm,  als  eine  Wasserblase  von  ungleich  zarterer  Haut  (e.),  wel- 
che völlig  los  in  der  Kapselhaut  liegt.  Nimmt  man  nun  diese  innere  Wasserblase 
(e.)  aus  ihrem  äusseren  Gehäuse  heraus  (Fig.  ly-)»  so  entdeckt  man  an  ihrem  einen 
Ende  den  Wurm  selbst ,  in  der  Gestalt  eines  kleinen  hervorstehenden  Knöpfchens 
(tt.),  welches  am  Hintertheile  mit  einer  kleinen,  häutigen,  sich  an  die  Schwanz- 
blase anschliessenden  Wulst  (b)  umgeben  ist  und  sich  ausdehnt,  wenn  die  Hyda- 
tigene  in  laues  Wasser  gebracht  wird.  Das  Ende  dieses  Knöpfchens,  bildet  zwej, 
durch  eine  Querspalte  getheilte,  erhabene  Lippen  (Fig.  i8.  c),  welche  aus  jeuer 
häutigen  Wulst  hervorstehen  und  nur  dann  sichtbar  werden ,  wenn  das  Ende  der 
Schwanzblase  abgeschnitten  und  diese  Blase  (b.)  sodann  umgekehrt  \vird.  Trennt 
man  endlich  die  Schwanzblase  ganz  vom  Körper  der  Hjdatigene  (Fig.  19.  und  ver- 
erössert  Fig.  20.);  so  erscheint  leztere  als  ein  ziemlich  kleiner  Körper,  dessen  Vor- 
dertheil  {a.)  mehr  oder  weniger  runzHcht  und  gefurcht,  dessen  Hintertheil  aber 
mit  einer  Spalte  (b.)  versehen  ist,  vor  welcher  die  Schwanzblase  (c  d.),  um  die  wul- 
stigen Lippen,  ihren  Ursprung  nimmt.  Sowohl  die  eigenthümliche  Schwänzblase 
aller  drey  Gattungen,  als  das  äussere  Involukrura  der  Kapselwürmer,  ist  mit  ei- 
nem klaren  Wasser  so  angefüllt,  dafs  man  einen  Springbrunnen  vor  sich  zu  sehen 
glaubt,  wenn  man  mit  einer  Nadel  in  dieselben  sticht.  Dieses  Wasser  ist  von  lym- 
phatischer Beschaffenheit  und  nicht  immer  in  gleicher  Menge  vorhanden,  indem 
die  Blasen  bey  manchen  Hydatigenen  mehr,  bey  manchen  weniger  angefüllt  sin^. 
Vielleicht  wird  es ,  nach  Blochs  Meinung ,  bisweilen  von  den  Saugmündungen  des 
Wurms  eingesogen,  und  nach  einiger  Zeit  wieder  abgesezt,  und  durch  eine  Art 
von  Cirkulation  vor  der  Fäidnits  gesichert.  Ül^erhaupt  aber  scheint  diese  Feuch- 
ti-^keit  aus  den  benachbarten  Lymphgefässen  durch  die  Blasenhäute  zu  schwitzen 
und  mithin  nur  aus  dem  reinsten  und  feinsten  Theil  der  Lymphe  zu  bestehen. 
Denn  nach  Blochs  Versuchen  bildet  es  im  kochenden  Wasser  kein  häutiges  We- 
gen, und  gerinnt  weder  durch  die  Beymischung  des  stärksten  Weingeistes,  noch 
der  mineralischen  Säuren. 

Der  durch  seine  Runzeln  beym  ersten  Anblick  gegliedert  scheinende  Kör- 
per 


55 

per  der  Blasenwürmer,  hat  einige  Ähnlichkeit  von  einem  Bandwurme  und  daher 
Gözen  und  Pallascn  bewogen,  sie  unter  die  Bandwürmer  zu  zehlen.  So  lange  aber 
die  bandförmige  Gestalt  nicht  mit  der  cylindrischen  verwechselt  werden' darf,  so 
lange  kann  der  Name  der  Blasenbandwürmer  höchstens  auf  eine  und  die  andere 
Alt  passen.  Denn  nach  5/ocÄ5,  JValters ^  Kölpins,  Treutiers ^  Lettsoris,  Gö2e«5  gelie- 
ferten Beschreibungen  und  Abbildungen,  ist  die  Bildung  des  Blasenwurmkörpers, 
■wenn  nicht  bisweilen  mikroskopische  Teuschun gen  obgewaltet  haben,  wie  es  vor- 
züglich bey  Gözen  der  Fall  gewesen  zu  seyn  scheint,  überaus  verschieden.  Lez- 
terer  vergleicht  seine  dem  blosen  Auge,  als  Körner  erscheinenden  Blasen würmer, 
durchs  Mikroskop  betrachtet,  bald  mit  einem  Herze  (Tab.  V.  Fig.  i.),  bald  mit 
einem  Becher  (Fig.  3.),  bald  mit  einem  Kegel  (Fig.  4-  u.  5.),  und  stellt  die  meisten 
mit  Saugblasen  (a.  b.  a.  i.),  eiiüge  mit  Hakenkränzen  (Fig.  4-  5.  c.  c.  und  Fig.  6.  e.), 
deren  einzelne  Haken  halbmondförmige  dreyzacken  (Fig.  y.)  bilden,  und  an  ihrem 
spitzigen  Ende  bald  mit  (Fig.  d.)  ,  bald  ohne  Oifnung  (Fig.  4«  d.)  vor.  An  einem, 
unter  dem  Prefsschieber  stark  vergrössert  abgebildeten  ßlasenwürmchen  (Fig.  6.) 
sah  er  vier  Saugmündungen  a.  b.  c.  d.)  in  einer  Reihe ,  und  eine  Menge  länglicht- 
runder  Körnchen  (g.  g) ,  welche  er  für  Eyer  hielt.  Fischers  und  Zeders  neuere  Beob- 
achtungen lehren  aber ,  dafs  alle  zur  .Zeit  bekannt  gewordenen.  Blasenwürmer  ei- 
nen einfachen  oder  doppelten  Hakenkranz  führen,  und  die  meisten  am  Kopfende 
mit  vier  Saugmündungen  versehen  sind.  Der  Nutzen  dieser  Theile  läfst  sich  nur 
mutlunafslich  angeben.  Wenn  der  Wurm  hungrig  ist,  so  streckt  er  den  .Körper 
aas  der  inneren  Blase  hervor,  reizt  mit  seinem  Hakenkranze  die  iimere,  gefäfs- 
reiche  Fläche  der  Kap  elhaut  und  bewirkt  hierdurch  einen  grösseren  Zuflufs  ernäli- 
render  Säfte  zu  seiner  Lfnteriialtung,  Diese  werden  von  den  Saugmündungen  auf- 
genommen, dem  übt  igen  Körper  des  Wurms  zugeführet  und  vielleicht  in  der 
Schwanzblase,  wie  in  einem  Pveservoir  abgesezt,  um  in  Ermangelung  des  äussere» 
Zuflusses  ,  aus  sich  selbst  Nahrung  zu  schöpfen. 

Nicht  nünder  beruht  die  in  ein  eben  so  grosses  Dunkel  gehüllte  Fortpflan- 
zung der  Blasen würmer,  auf  blosser  Vermuthung.  Nach  Göze^  Pallas  und  Hetze 
pflanzen  sie  sich  durch  lebendige  Jungen  fort.  Es  geschehe  diese  Fortpflanzung 
aber  durch  lebendige  Jungen  oder  durch  Eyerj  so  ist  es  imnjer  schwer  zu  begrei- 
fen, wie  diese  Nachkonunenschalt,  vorzüglich  bey  dem  in  eine  äussere  Blase  ein- 
gesclUossenen  Kapselwurm,  von  den  benachbarten  Gelassen  absorbirt,  zu  den  übri- 
gen Höhlen  des  Körpers,  und  zu  der  Gebärmutter  gebracht  werden  und  von  da 
zu  denjenigen  Eingeweiden  des  Fötus  gelangen  kann,  welche  die  der  I^atur  dieser 


66 

Blasenwanner  angemessensten  Wolinplätze  sind ;  man  mufste  denn  annemen ,  dafö 
die  in  der  Schwanz-  oder  Kapselblase  abgesezten  Eyer,  durch  das  endlich  erfol- 
gende, den  Tod  des  Wurms  nach  sich  ziehende  Zeiplatzen  dieser  Blasen  ausge- 
schüttet, und  nun  erst  von  den  Saugadern  aufgenommen,,  anderen  Theilen  zuge- 
führt, oder  gleich  in  der  Nähe  ausgebrütet  werden  könnten.  Bey  dieser  und  an- 
deren Schwierigkeiten  bleiben  sie  dennoch  Memchen  und  Thieren  angeboren,  da 
sie  von  der  Natur  so  gebildet  sind ,  dafs  sie  zur  Erhaltung  ilires  Lebens  den  tliie- 
rischen  Körper  nicht  entbehren  können,  und  schon  in  neugebohrnen  Kindern, 
aber  nirgends  ausserhalb  dem  thierischen  Körper  angetroffen  worden  sind.  Eben 
so  unbekannt,  wie  ihre  Fortpflanzungsart,  ist  ihre  Lebensdauer,  die  Art,  wie  sie 
von  der  Natur  aus  dem  Körper  geschafft  werden ,  wenn  sie  umgekommen  sind ,  und 
der  Schaden ,  welchen  sie  dem  menschlichen  Körper  zufügen  können.  Im  Gehir- 
ne der  Schafe  veranlassen  sie  die  Drehkrankheit.  Eine  bedeutende  Anhäufung 
derselben  im  Gehirne  des  Menschen ,  läfst  wohl  ähnliche,  oft  unerklärbare,  die 
Störung  der  Verrichtungen  des  inneren  und  der  äusseren  Sinne  verrathende  Zu- 
fälle erwarten.  Vorzüglich  scheinen  sie  an  den  in  so  vielen  Fällen  unheilbaren 
epileptischen  Krankheiten ,  an  manchen  Arten  der  Schlafsucht  und  an  verschiede- 
nen Verstandes  Verwirrungen  einen  wichtigen  Antheil  zu  nemen  und,  wegen  ihrer 
Verborgenheit,  zu  den  unüberwindlichsten  Feinden  unserer  Kunst  zu  gehören. 
Die  bis  jezt  bekannt  gewordenen  Arten  dieser  Blasenwürmer  sind:  i)  die  Taenia 
visceralis  Treutleri,  '2.)  die  Taenia  muscu/aris,  5)  die  Taenia  pyriformis^  4)  die  Taeiäa 
albopunctata  und  5)  der  Poljccphalus  hominis. 


!.   Treutiers  Eingeweide-Blasenwurm.  Tab.  V.  Fig.  8 — ii 

Taenia  visceralis,  ve&icula  simplice  inclusa,   capitis  tuberculis  tribus,   totidemque  corporis 
articulis ,  basi  vesicae  affixis.      Habitat  in  peritonaeo. 

Treutleri  Auctarium  ad  Helminthologiam,    p.    14.    Tab.   III,   Fig.    i — 4. 

An  der  innei"en,  leicht  entzündeten  Fläche  des  Bauchfells  eines  an  der  Was- 
sersucht gestorbenen  Weibes,  fand  Trcutler  verschiedene  gelbe,  halbdurchsichtige, 
grössere  und  kleinere  Blasen  (Tab.  V.  Fig.  8.  b.  c.d.e.),  und,  nachdem  er  ihre 
Haut  durch  eiiien  Kreuzschnitt  geöffnet  hatte  (Fig.  9.^,  bisweilen  in  der  Mute,  bis- 
weilen an  einer  oder  der  anderen  Seite,  ein  kleines  nur  dem  bewaffneten  Auge 
erkennbares  Körperchen,  welches. oft  in  kleinen  Blasen  grofs,  oft  in  grossen  Bla- 
sen 


^7 

fieri  klein,  und  nie  in  einem  bestimmten  Verhältnisse  mit  diesen  Blasen  war.  Di« 
nähere  Untersuchung  lehrte ,  dafs  dieses  Körperchen  aus  einem  runden  Knötchen 
bestand,  unter  welchem  zu  beyden  Seiten  7Avcy  kleine  blattförmige  Spitzen  (Fig. 9.) 
hervorragten.  Wenn  man  diese  Spitzen  von  der  Seite  betrachtete,  (Fig.  10.);  so 
ergab  sich,  dafs  sie  nebst  jenem  Knötchen,  den  Kopf  dieses  Blasenwurms  ausmach- 
ten. Nach  diesem  Kopfe  folgten  noch  drey,  immer  an  Grösse  abnemende  Glieder, 
wovon  das  lezte  mit  der  inneren  Blasenhaut  zusammenhieng.  Der  ganze  Wurm 
konnte  sich  gegen  lezteres  Glied  zurückziehen ,  indem  er  seine  Glieder  in  einander 
schob,  oder  sich  überhaupt  verkürzte.  Hierdurch  kam  es ,  dafs  bisweilen  nur  der 
Kopf  (Fig.  12.),  bisweilen  nur  zwey  Glieder  sichtbar  waren,  tjbrigens  hat  Treutlcr 
am  Kopfe  weder  Saugmündungen,  noch  einen  Hakenkranz,  als  die  gewöhnlichen 
Merkmale  des  Geschlechtscharakters  ,  wahrnemen  können ,  und  nur  die  Bildung  der 
Gheder  bewog  ihn,  diesen  Wurm  unter  die  Bandwürmer  zu  zehlen. 


ö.     Der  Miiskelblasenwurm.     Tab.  V.  Fig.  12 — 16. 

Taeiiia   Tniiscularis    seu  Finna    humana^     capsa    vaginali    cartilaginea ,     vesicula    caudata 

apicibus   obtusis.      Fischer  in  Contin.  secund.  verm.   intest.     Werneri,  p.  2. 

Tab.  I,  Fig.    I — 8«       Habitat  in  Tela   cellulosa  musculorum. 


Blumenbacbs  Handb.  d.  N.  G.  S.  41 5.  n.  i. 
Tab.  I.  F.  7.   Hijdatis  kuiuana. 

Göze,  neueste  Entdeckung,  dafs  die  Finnen  im 
Scbweincnfleisch  keine  Drüsenkrankheit,  sondern 
A^ahre  Blasenwürmer  sind;. 


L  i  n  n  a e  i    S.  N.  T.  I.  P.  VI.  p,  3059.  n.  6.   Taenitt 

Schriften  der  Berlinischen  Gesellschaft  naturforsch. 
Freunde,   B.  I.  .S,  549. 

Treutleri  Auctar.  p.  07.   Taenia.  Cellulosae. 


Die  bey  den  Schweinen  häuffig  vorkommenden  Finnen ,  welch«  lange  Zeit 
von  den  Ärzten  für  eine  Krankheit  der  Drüsen,  von  anderen  unwissenden  Personen 
aber  für  ein  mit  der  Lustseuche  beym  Menschen  verwandtes  Übel  geliaken  wor- 
den sind,  hat  Fischer  neuerlich  auch  in  menschlichen  Leichnamen  entdeckt.  Sie 
sind  nichts  anderes,  als  die  Wohnungen  einer  Gattung  Blasenwürmer,  und  in  dem 
Zellgewebe  beynahe  aller  Muskeln  des  ganzen  Körpers  zerstreut  gefunden  worden 
wobey  man  gleichwohl  nie  die  geringste  widernatürliche  Beschaffenheit  oder  Ver- 
änderung der  gesunden  Röthe  der  Fleischsubstanz  in  der  Nachbarschaft  dieser  von 
Würmern  bewohnten ,  länglicht  -  runden  Blasen  wahrgenommen  hat.  Ohngeach- 
tet  JFiycÄer  dafür  liält,  dals  in  Rücksicht  der  Finnenkrankheit  vorzüglich  sehr  abf^e- 
magerte  Leichname  untersucht  zu  werden  verdienten,  bey  welchen  dem  Druck  des 
Fingers  nachgebende  Knoten   unter  der  Haut  gefühlt  werden  könnten ;    so  ist  es 

ö  doch 


doch  walirschemllch ,  daPs  eben  sowohl  wie  hey  den  Schweinen,  auch  bey  dem 
Menschen,  dafs  Fett  der  1  hierischeii  Ökonomie  dieser  Würmer  am  angemessenöten 
sey,  und  dafs  vielleicht  ein  scldeichendes  Fieber  das  Fett  zwischen  den  Muskeln 
des  Leichnams  aufgezehrt  habe,  an  welchem  er  seine  Beobachtung  der  menschli- 
chen Finnen  anstellte.  Auch  macht  es  das  übermaas  vom  Fert  erklärbarer,  war- 
um die  von  demselben  umhülleten  Finnen  nicht  früher  beym  Mensclien  wahrge- 
nommen worden  sind,  und  warum  man  zur  Zeit  noch  durch  keine  auffallende  Er- 
scheinung am  menschlichen  Körper  auf  die  wahrscheinliche  Gegenwart  derselben 
geleitet  worden  ist?  hi  den  Schriften  der  Berlinischen  Gesellschaft  wird  zwar  ein 
Beyspiel  von  einem  damit  behafteten  Kranken  angeführt,  der  eijien  harten  Leib 
mit  uugleichen  Erhöhungen  bey  einer  übrigens  gesunden  Gesichtsfarbe  hatte,  und 
Bloch  macht  hierauf,  als  auf  ein  wahrscheinliches  Merkmal  der  Finnenkrankheit, 
aufmerksam.  Allein  dieser  Umstand  hat  noch  immer  zu  wenig  Auszeichnendes ,  um 
nicht  eben  sowohl  auf  andere  Krankheiten  des  Uuterleibes ,  vorzüglich  bey  Kindern, 
schhessen  zu  lassen.  Doch  ich  eile  zur  Beschreibung  dieser  Blasenwurmgattung 
selbst. 

Die  menschliche  Finne  unterscheidet  sich  nicht  nur  durch  ihren  Sitz ,  son- 
dern auch  durch  die  Zahl  und  Beschaffenheit  ihrer  Blasenhäute  sehr  von  den  übri- 
gen Würmern  dieses  Geschlechts-  Sie  ist  aus  drey  verschiedenen  Blasen  zusam- 
jnengesezt,  nemlich  aus  der  äusseren  Blase  {Fesica  vaginalis^,  aus  der  knorpllch- 
ten  Linsenblase  {Capsa  Lenticulai-ii) ,  und  aus  derj  getheilten  Linenblase  {VeUca 
eaiidatd). 

.,'  Die  äussere  Blase  (Tab.  V.  Fig.  i3.J  ist  ungefehr  einen  Zoll  lang,  in  der  Mitte 
drey  bis  vier  Linien  breit,  und  lauft  von  da  gegen  beyde  Seiten  schmäler  in  zwey 
abgerundete  Enden  aus.  Sie  liegt  bisweilen  locker  im  Zellgewebe  zwischen  d#ii 
Muskelfasern  (Fig.  12.  J),  bisweilen  ist  sie  aber  auch  durch  dieses  Zellgewebe  und 
durch  die  Blutgefässe  (Fig.  i3.  b.),  welche  sie  umschläjigeln ,  so  befestiget,  dafs 
sie  nicht  ohne  ehiige  Gewalt  getrennt  werden  kann.  In  der  Mitte  dieser  äusse- 
ren, wei.-)sen,  oder  rötblichten  und  überaus  festen  Blase,  schimmert  ein  rundes, 
knorpelartig  anzufühlendes  Körperchen  (Fig.  i3.  c)  durch,  welches  gegen  die  bey- 
den  Enden  der  äusseren  Blase  in  zwey  schmale  und  stumpfe  Spitzen  auslauft.  Die- 
ses i  t  die,  nur  den  mittleren  Iheil  der  äusseren  Blase  ausfüllende  Finne  selbst. 
Sie  bestellt  ,1)  aus  der  knorplichten  Linsenblase  (Fig.  i4.  b.  ,und  Fig.  i').  a  )  — 
einer  erhabenen,  linsenförmigen,  knorpelartigen,  nur  auf  einen  starken  Druck  zer- 
«pringenden  Kapsel ,  die  an  ilirer  vorderen  mid  dünneren  Seite  mit  einem  Grüb- 
■\  .    .        -  ■,  rhen 


chen  versehen  Ist,  in  welches  sicli  der  enthaltene  Wurm  auf  Jedem  angebrachten 
äusseren  Reitz  zurückzieht;  9)  aus  der  getheilten,  festen,  durchsichtigen  gleich- 
sam die  Grundfläche  der  JJusenblase  ausmachenden,  eigentlich  aber  aus  zwej,  in 
der  Mitte  (Fig.  i5.  c.  mit  einander  vereinigten  BJäsgen  zusammengesezten  lanen- 
blase  (Fig.  14.)  a.  a.  und  Fig.  i5.  b.  b.);  und  3)  aus  dem  Wurme  (Fig.  if).  d.  c.) 
selbst,  dessen  Schlupfwinkel  theils  die  äussere  Blase,  hauptsächlich  aber  die  knorp- 
lichte  Linsenblase  sind ,  welche  jedem  nachtheiligen  Druck  der  sich  zusammenzie- 
henden Muskelfasern  von  ihm  abwenden.  Er  besizt  in  der  getheilten  Innenblase 
so  viel  Spielraum,  dafs  er  sich  nach  allen  Seiten  frey  bewegen  kann.  Streckt  er 
seinen  Kopf  aus  der  Linsenblase  hervor;  so  entdeckt  man  schon  mit  blosem  Auge 
an  ihm  die  charakteristischen  Merkmale  des  Bandwurms,  nemlich  den  Säugrüssel 
nebst  den  Seitenwärzchen  des  Ko})fs  (Fig.  i5.  d.).  Unter  dem  Mikroskope  erscheint 
alles  dieses  weit  deutlicher,  und  man  wird  eine  auffallende  Ähnlichkeit  zwischen 
diesem  Blasenwurme  und  dem  langgliedrichten  Darmbandwurme  gewahr.  Hinter 
dem  Saugrüssel  (Fig.  1 6.  ö.J  befinden  sich,  wie  bey  lezterem,  zwey  Reihen  kleiner 
Saugbläschen  (b.  b.^  mit  ilu'en  Blasenstielen,  am  breitesten  Theil  des  Kopfs  aber, 
vier  Saugwärzchen ,  wovon  in  gegenwärtiger  Zeichnung  nur  zwey  (c.  c.)  sichtbar 
sind.  In  den  sich  am  Kopfe  anschliessenden  zwanzig  und  mehr  Gliedern  des  Lei- 
bes, bemerkt  man  ebenfalls  drey,  die  ganze  Länge  des  Wurms  durchlaufende  Li- 
nien (f.  e.  f.) ,  wovon  die  mittlere  (c')  der  vom  Saugrüssel  seinen  Anfang  neraende 
mittlere  Kanal ,  die  zwey  übrigen  (/■/■)  aber  die  beyden  Seitenkanäle  sind.  Jeder 
dieser  Seitenkanäle  vereiniget  in  sich  die  Mündungen  zweyer  Seiten wärzchen  des 
Kopfs-  Die  Glieder  des  Körpers  selbst  sind  an  den  Rändern  (d.  d.  d.  d.)  gezackt  und 
werden  immer  breiter,  je  mehr  sie  sich  vom  Kopfe  entfernen,  das  lezte  aber  hängt 
mit  der  Linsenblase  (Fig.  i').  a.)  zusammen,  über  die  Veränderungen  und  Zufälle 
welche  die  Finnen  im  menschlichen  Körper  zu  veranlassen  pflegen,  können  erst 
künftige,  zahlreichere  Beobachtungen  Aufschlufs  geben, 

3.  Der  birnförmige  Blasenwurm.     Tab.  V.  Fig.  17 — 21. 

Taenia  piriformis,  capile  globoso,   proboscide  obtusa ,   papillis  sugentibus   quatuor  muU 

tum  prominenlibu«,    hainulorum   seiie   duplici,   collo   tenui ,   vesica  in  cauda 

piriformi.      Habitat  in  plexu   clioroideo. 

Fischer,    J.  L.  Taeiiiae  hydatigenae  in   plexu  clioroideo  inveutae   Histeria,    p.  25.  Fig.   i  —  5, 

Als  Fischer  1 788  den  Leichnam  eines  jungen ,  an  einem  hitzigen  Fieber   ge- 
storbenen Menschen  öffnete ,    dessQn  Gefässe  er  eben  ausgesprüzt  hatte ,    fand  er 

die 


<}Ie  In  dem  dreyecltigen  oder  Seltenliirnhöhlen  (ventricuU  tricomes  s.  laterales)  he- 
fmdllchen  Ader  gerechte  (Plexus  choroulei),  welche  .ins  denAstchen  derKo[)fsclilagader 
oder  (Aneria  carotis),  aus  Venen  und  Lymphgefassen  bestehei,  und  eine  dünne  Haut 
bilden,  mit  kleinen  Wasserblasen  besezt  (Tab.  V.  Fig.   18.)       Diese  Wasserblasen 
waren  alle  eyrund ,  oder  vielmehr  birnförmig.     Sie  hiengen  mit  dem  schmalen  Ende 
fest  an  jenen  Adergeflechten,   der  breite  Theil  aber  schwam  frey  in  der  Feuchtig- 
keit der  Hirnhöhlen.     Sobald  er  den  gröfsten  Theil  des  Adergellechts  (Fig.  i8.),  an 
welchem  ungefehr  20  Blasen  («.  a.  a.)  hiengen ,  in  warmes  Wasser  geworfen  hatte, 
fiengen  die  Wasserblasen  an,  mehr  aufzuschwellen  und  an  dem  breiten  und  frey en 
Theil  derselben,  der  verborgene  Wurm  in  Gestalt  eines  weifslichten ,  runden  Kör- 
perchens (Fig.    19.  a.)  sichtbar  zu  werden.      Dieses  runde  Körperchen  verlängerte 
sich  allmähhch  und  streckte  zuerst  den  Körper ,  dann  den  in  lezteren  zurückgezo- 
genen Hals  und  Kopf  weit  hervor  (Fig.  20.  a.  a.) ,  welches  um  so  mehr  Bewunder- 
ung zu  verdienen  schien,    da  der  Leichnam   zu  Anfang   des  Winters  einen  hohen 
Grad  der  Kälte  ausgesezt  gewesen  war.     Allein,  diese  scheinbare  Lebensäusserung 
hieng  blos  von  der  Wärme  ab  ,  durch  welche  die  Blase  ausgedehnt  und  hiermit  der 
Wurm  von  innen  nach  aussen  getrieben  wurde. 

Es  war  dieses  also  ein  Blasenwurm  ohne  äussere  Blase  oder  Kapsel ,  dessen 
Kopf,  wie  bey  den  Bandwürmern ,  einen  Rüssel  (Fig.  21.  «.),  vier  Saugwäi'zchen 
(c.  c.)  und  einen  doppelten  Hakenkranz    (b.  h.)  hatte. 

Der  Rüssel  (a.)  war  abgerundet  und  ragte  vor  den  vier  Saugwärzchen  her- 
vor. An  seinen  hinteren  Theil  schlofs  sich  der  doppelte  Hakenkranz  (b.  h)  an, 
welcher  aus  zwey  Reihen  überaus  kleiner,  zur  Verwundung  geschickter  Häkchen 
bestand,  deren  spitziger  Theil  nach  dem  Hals  dQ&  Wurms  gerichtet,  und  deren 
erste  Reihe  etwas  grössere,  deren  zweyte  Reihe  aber  kleinere  Häkchen ,  alle  von 
röthlichter  Farbe  und  einer  gewissen  Härte  und  Festigkeit,  hatten.  Die  Vier  Saug- 
warzen (c.  c.) ,  welche  auf  jenen  doppelten  Hakenkranz  folgten  und  durch  welche 
der  Kopf  eine  mehr  kugelförmige,  als  lange  Gestalt  erhielt,  gaben  zugleich  den 
Anschein ,  als  ob  der  Kopf  in  vier  Theile  getlieilt  wäre.  Jede  Saugwarze  hatte 
einen  wuL'-tigen  Rand  und  in  der  Mitte  eine  OiTnung  oder  Saugmündung.  Aus 
jeder  dieser  Saugmündungen  iiam  ein  Nahrungskanal  (d.  cl.J  seinen  Anfang,  wel- 
«her  in  den  Hals  (i-)  und  in  den  übrigen  Körper  des  Wurms  Cf)  übergieng.  Der 
I'als  selbst  war  überaus  dünne,  haue  lauter  Quörrunzeln ,  und  schien  hierdurch, 
gleich  den  Darmbandwürmern,  gegliedert  zu  seyn.  Diese  Runzeln  entstanden  aber 
fclos,  wenn  sich  der  Wiirm  zusammenzog  und  verschwanden,  wenn  er  sich  aus- 
streck- 


6i 

strecl^te.  Der  Körper  selbst  macliie  den  dickeren  und  längeren  Tlioil  des  Wurms 
.ins,  war  eben  so  ranzlicht  und  endigte  sich  in  der  Blase  fg-),  diesem  eigenthüm- 
lichen  Theil  des  Wurms,    ohne  welchen  derselbe  nicht  bestehen  kann. 

Der  Entdecker  dieser  neuen  Gattung  Blasenwürmer,  konnte  übrigens  keine 
widernatürliche  Veränderung  in  den  Theilen  wahrnemen  ,  wo  sie  sich  aufgehalten 
hatten.  Auch  war  der  Kranke  schon  beynahe  halb  todt,  als  er  ins  Lazareth  ge- 
bracht wurde,  und  da  man  keine  weitere  Nachricht  von  ihm  einziehen  konnte, 
schwer  zu  bc-stimmen ,  ob  die  besondere  Stumpfheit  seiner  SeelenkrUfte ,  welche 
er  äusserte,  Folge  der  Krankheit,  oder  der  Würmer  oder  ein  angeborner  Feh- 
ler war. 

Ausser  diesem  Fall  gedenkt  iv-jcÄer  noch  eines  anderen,  wo  er  an  verschie- 
denen Stellen  der  harten  Hirnhaut  eines  anderen  männlichen  Cadavers ,  vorzüglich 
in  der  Gegend  des  rechten  Seitenbeins  (Ossis  brechmatis  dextri),  eine  Menge  klei- 
ner, der  Gestalt  nach  den  birnförmigen  Blasenwürmern  völlig  gleichkommender 
Bläsgen  (Tab.  V.  Fig.  17.  a.  a.  a.  a.),  in  mehreren  Häuffchen  vertheilt,  aiitraff.  Da 
er  wegen  ihrer  Kleinheit  keine  Spur  eines  Wurms  an  ihnen  entdecken  konnte, 
und  gleichwohl  die  Form  dieser  Bläsgen  ganz  von  derjenigen,  der  gewöhnlichen 
Hydatiden  abwich;  so  blieb  er  ungewifs,  ob  sie  blosse  Wasserbläschen,  oder  die 
Wohnungen  kleiner,  birnförmiger,  vielleicht  eines  Wachsthums  fähiger  Blasenwür- 
mer waren? 


4.     Der  weifspunktirte  Blasenwurm.     Tab.  VI.  Fig.  i  — 2. 

Taenia  albopunctata ,    velamentu   externo   capsulari,    capite  sessile,   papilla   suctoria  una, 

una  tantum   sex  hamulorum   corona,    vesica  in   cauda  rotunda. 

Habitat    in    plexu   choroideo. 

Treutleri   Auctarium  ,  p.    i.   Tab.  II.  Fig.    i.  i. 

Eine  neue  Gattung  Blasenwürmer,  welche  Treutier  in  den  Adergeflechten  des 
Gehirns  (^Plexus  choroidei)  einer  acht  und  z\vanzig  jährichen ,  nach  einem  hartnäckigen 
Wechselfieber  wassersüchtig  gewordenen  Frau  entdeckt  hat.  Diese  Person  klagte 
in  dem  lezten  Monathe  ihres  Lebens  über  eine  grosse  Schwere  des  Kopfs  in  der 
rechten  Seite  des  Hinterhaupts ,  über  unwillkührliches  Thränen  und  öftere  Verdunk- 
lung der  Augen.  Sie  schlief  mit  nicht  völlig  geschlossenen  Augenliedern  so  fest, 
dafs  sie  nur  mit  Mulie  geweckt  werden  konnte.     Gehör  und  Sprache  wurden  von 

Tag 


62 

Tag  zu  Tag  scliwerer  und  sie  konnte  sich  auf  nichts  mehr  besinnen.  Alle  freywil- 
ligen Muskelbewegungen  fielen  weg.  so  dafs  sie  weder  im  Stande  war,  den  Ko[)f 
aufzurichten ,  noch  einen  Arm  oder  FuCs  zu  heben.  Hierzu  gesellten  sich  bisweilen 
Convulsionen  und  apoplektische  Anfalle.  Endlich  sank  sie,  als  sie  sich  wieder 
zu  erholen  schien  und  Versuche  herumzugehen  machte,  plötzlich  todt  zur  Erde. 

Bey  Öffnung  des  Kopfs  wurden  die  Adergeflechte  varikös  und  vom  Blute  stro- 
tzend augetroßen.  Im  rechten  Plexus  (Tab.  VI.  Fig.  i.)  befanden  sich  vierzehn, 
im  linken  zwey  Hydatiden ,  welche  überall  mit  dem  benachbarten  Zellgewebe  ver- 
bunden, und  daher  schwier  zu  trennen  v/aren.  Sie  hatten  keine  bestimmte  Grösse, 
und  ihr  in  einer  dünnen  Haut  bestehender,  sowohl  mit  dem  Körper  des  Wurms, 
als  mit  der  Schwanzblase  an  mehreren  Stellen  zusammenhängender  Überzug  (Fig.  2. 
b.  b.) ,  schien  von  der  Haut  der  ausgedehnten,  varikösen  Lymphgefässe  entlehnt 
zu  seyn. 

Die  Würmer  selbst  gehörten  unter  die  einfachen  Blasenwürmer.  Sie  führ- 
ten am  Schwanzende  eine  nicht  vollkommen  runde,  sondern  etwas  zusammenge- 
fallene Wasserblase,  deren  Durchmesser  von  zwey  zu  sieben  Linien  stieg  und  in 
welcher  von  der  enthaltenen  Feuchtigkeit  immer  etwas  Schleimichtes  auf  dem  Bo- 
den zurückblieb.  Mit  der  ScliAvanzblase  war  ein  langes,  deutliche  Einschnitte  füh- 
rendes Würmchen  (Fig.  2.  c)  verbunden ,  dessen  Länge  verschieden  in  verschiede- 
nen Hydatiden  war;  denn  manche  waren  zweymal,  manche  dreymal  so  lang  als 
die  Schwanzblase.  Die  ungeränderten  kurzen  Glieder  wurden  immer  kürzer  und 
winklichter  gegen  den  Kopf,  dessen  kurzer ,  niedergedrückter,  nur  mit  einem  ein- 
zigen Saugbläsgen  versehener  Saugrüssel  (c.) ,  mit  sechs ,  im  Verhältnisse  des  Wurms 
ziemlich  langen  Häkchen  tungeben  war.  Es  schien ,  dafs  der  Wurm  den  Saug- 
rüssel mit  diesem  einfachen  Hakeukranz  zurückziehen  konnte,  weil  ihn  Treutier 
an  vielen  gar  nicht   bemerkte. 


5.     Der  Menschenvielkopf.     Tab.  VII.  Fig.  21  —  23. 

Polycephalus    hominis,     corona    uncorum     simplici,     capite    imperforato ,     corporibus(jue 

pyriformibus.     Zeders  erster  Nachtrag,    S.   309.    Tab.   IL  Fig.    5  —  7. 

Habitat  in  hominis  encephalo. 

Herr  Professor  Mcckel  in  Halle  hatte  gegenwärtige  Blasenwurmart  in  dem  Ce- 
liirno  eines  Menschen  gefunden  und  sie  dem  seUgen  Göze  zur  Untersuchung  über- 

sandt, 


63 

sanclt,  aus  dessen  liinterlassenen  Papieren  Herr  Dr.  Zeder  Beschreibung  und  Ab- 
bildung mitgetheilt  hat. 

Die  gemeinschaftliche  Blase  (Tab.  VII.  Flg.  9.1.  a.  b.  c.  d.  e.)  dieser  geselligen 
Blasenwurnigattung  ist  von  aussen  ganz  glatt,  fahlgelb,  ziemlich  dick  und  fast  le- 
derartig. Ihre  Grösse  steigt  von  der  einer  welschen  Nufs  bis  zu  der  einer  geball- 
ten Faust.  Einige  sind  etwas  durchsichtig  und  man  sieht  in  denselben  eine  Lym- 
phe mit  einer  gelblichen  Materie  schwanken.  Von  den  sie  bewohnenden  Wür- 
mern sind  oft  3,  5,  i5  ja  5o  auf  einer  Bla-e  vorhanden,  welche  sich  mit  ihren 
einfachen  Hakenkränzen  (f.  g.  h.  i,  k.)  in  dieselbe  zurückziehen.  Werden  sie  aus 
der  gemeinschaitlichen  Blase  (Fig.  22.  c.  d.)  herausgeprefst  und  unter  das  Mikroskop 
gebracht;  so  erscheinen  sie  (a.  b.)  ohne  Saugmündungen,  erhaben  und  glatt  an 
ihrem  Vordertheile,  sodann  umzogen  von  einem  einfachen  Hakenkranze,  nach 
ihrer  gänzlichen  Trennung  von  der  gemeinschaftlichen  Blase  aber  (Fig.  53.)  bau- 
ehicht  und  am  Ende  birnförmig  verengt  und  abgerundet. 

Zeder  versichert,  dafs  er  ähnliche  Vielköpfe  von  verschiedener  Grösse  aus 
dem  Gehirne  eines  Mädchen  besitze  und  erzeldt  von  ihrer  Krankheit  und  Leichen- 
öffnung folgendes:  „Sie  war  zu  Anfang  ihrer  zwey  lezten  Lebensjahre  häuffig  mit 
Kopfweh  und  Schwindel  geplagt,  und  brauchte  dagegen  viel  ohne  sonderlichen 
Kutzen.  Ein  halbes  Jahr  vor  ihrem  Tode  schien  sie  sich  etwas  zu  bessein  und  be- 
suchte einen  Anverwandten  in  Franken.  Hier  trank  sie  nun,  trotz  des  Verbotes 
ijirer  Ärzte,  fleissig  recht  starken  Kaffee  und  hielt  sich  dabey  an  ihre  verbotene« 
Ausländerweine.  So  lebte  sie  vergnügt  einige  Wochen ,  bis  sie  auf  einer  Wasser- 
fahrt an  einem  drückend  heissen  Tage  von  ihrem  Kopfweh  und  Schwindel  so  hef- 
tig überfallen  wurde,  dafs  sie  ohne  Besinnung  auf  die  Flösse  hinstürzte.  Sie  klagte 
über  Spannen|in  der  Stirne,  Abname  des  Gedächtnisses  und  des  Gesichts,  abwech- 
selndes Kopfweh  und  Schwindel.  Bald  wurden  diese  Zufälle  so  heftig,  dafs  sie 
iiire  Bekannten  zur  Noth  aus  der  Sprache,  durch  das  Gesicht  aber  gar  nicht  mehr 
erkannte;  dafs  sie  auch  das  schwächste  Licht  nicht  ertragen  konnte;  dafs  sie  end- 
lich nicht  mehr  aufrecht  zu  gehen  vermochte,  sondern  mit  vorgehängtem  Ober- 
leib gerade  ausschofs,  und,  wenn  Gegenstände  vorstanden,  darauf  hinstiefs,  fast 
wie  die  Schafe,  welche  den  Dreher  haben.  Sie  starb  endlich  und  wurde 
geöffnet." 

„Nach  durchschnittenen  und  zurückgeschlagenen  Balken  und  Gewölbe,  eni- 
deckte  man  in  der  dritten  Hirnliöhle  nebst  dem  noch  vorhandenen  Wasser,  auch 
eine  besondere  Art  Wasserblasen,  weiche  eine,  dem  aufgelösten  Gummi  ähnhche 

Feuch- 


G 


Feuchtigkeit  enthielten.  In  dem  Zugänge  zur  Wasserleitung  des  Sylvius  und  zum 
Theil  unter  dem  liiniern  Ende  der  Wurzel  des  Sehnervens  der  linken  Seite ,  fand 
man  eine  ahiüiche  Blase,  welche  die  Grösse  eines  Hünereyes  überstieg,  und  an 
welcher  noch  drey  kleinere  anhiengen.  Beym  Herausnehmen  aber  zersprang  sie 
und  enthielt  nebst  vorbeschriebener  Feuchtigkeit  noch  drey  kleinere  Blasen  in  sich. 
Nach  abgeschniitenen  Nerven  bemerkte  man  das  Gezelt  des  kleinen  Gehirns  sehr 
in  die  Hohe  getrieben;  nach  dessen  Durchschneidung  und  nach  dem  Herausne- 
men  des  kleinen  Gehirns  aber  fanden  sich  in  der  vierten  Höhle,  nebst  Wasser, 
auch  noch  mehrere  Blasen,  welche  diese  Höhle  widernatürlich  ausdeluiten,  dafs 
sie  ein  Hühnerey  in  sich  fassen  konnte.  Im  Grunde  dieser  Höhle  auf  der  rechten 
Seite  fand  sich  eine  verhärteie  Stelle  von  der  Grösse  einer  Mandel  und  von  gelb- 
licher Farbe ,  wie  mit  Eiter  bedeckt.  Von  dieser  Verhärtung  an  vei'breiteten  sich 
nach  verschiedenen  R.ichtungen  andere  Verhärtungen  in  Gestalt  von  Darmsaiten. 
Da  man  nmi,  ausser  dem  vielen  Wasser,  welches  gegen  ein  Viertelniaas  betrug, 
zwölf  Blasen  von  verschiedener  Grösse ,  welche  an  Figur  den  Eyern  im  Eyersto- 
cke  der  Hühner  gleichen  ,  vorgefunden  hatte ,  und  sich  sowohl  die  Ivrankheits- 
als  die  Todesursache  hieraus  erkhiren  liefs ,  so  stund  man  von  aller  weiteren  Un- 
tersuchung ab." 

Fünfter    Abschnitt. 

Blattwürmer,    Ligulae. 

Zu  den  helmlnthologlschen  Entdeckungen  der  neueren  Zeiten  gehört  auch 
die  des  Blattwurmgeschlechts  im  menschlichen  Körper,  dessen  Ähnlichkeit  mit^ei- 
nem  Pflanzenblatte  zur  teutschen,  mid  dessen  Ähnlichkeit  mit  einem  Züngelclieu 
zur  lateinischen  Benennung  Veranlassung  gegeben  hat.  Man  kennt  hiervon  gegen- 
wärtig drey,  sich  ausserhalb  dem  Darmkanale  aufhaltende  Galtungen,  nemlich  den 
Leb ei  blauwurm  ^  den  Fettblauwurm  und  den  Veaeiiblattwurm. 

I.     Der  Leberblattwurm.     Tab.  VII.  Fig.  13.  14. 

Fasciola  hepatica ,    ovata  plana ,    Buchholzii.     Habitat  in  vesicula  fellea. 


Bauhinus,    J.  ap.  Bonetum  anat.  pr.  L.  IV.  S,  I. 
Obs.  60.  §.  1  I. 

Bidloo,"    Observatio   de  Animalculis   in   Ovino, 


aliorumque    animantium    hepJte   detectis,     ad    Viijm 
celebr.     A.  vaii  Leuveiihoek.  Delft,    1698-   c.   Fig. 

Pallas,  Diss.  de  infest.  viv.  in  Sandif.  Thes,  Diss, 
Vol.  I.  p.  252. 

Es 


65 

Es  ist  be^cannt^  dafs  in  der  Leber  und  nach  Lenzens  mir  sclirlftlich  mitge- 
theilten  Beobachtung,  auch  in  der  Gallenblase  kranker  Schafe ,  sehr  häuftlg  eine 
Art  Würmer  vorkommt,  .welche  Leberogehi  (Fasciolae  h-epadcae)  genennt  werden.  Von 
ähnlichen,  selbst  in  nienschlicliem  Körper  wohnenden  Würmern,  findet  man  hin 
und  wieder  bey  den  Scjiriftstellern  Spuren.  So  entdeckte  Bidloo  einst  in  und  an 
der  menschlichen  Leber  Würmer,  welche  zwar  von  den  bey  den  Schafen  vorkom- 
menden verschieden  waren,  hielt  sich  aber  überzeugt,  selbst  die  eigendichen  Le- 
beregeln in  der  menschlichen  Leber  gesehen  zu  haben,  und  Bauhini  liefert  eine 
ähnliche  Beobachtung  von  einejn  an  den  Masern  gestorbenen  Knaben ,  iu  dessen 
Pfortaderästen  und  Gailengangen  sich  viele,  zum  Theil  lebendige ,  grössere,  rothe 
länglichte  und  weiche  Würmer  befanden.  Ferner  versichert  Pallas,  dafs  er  in  ei- 
nem weiblichen  Leichname  einen  Ast  des  Lebergailengangs  (ductus  hepaticusj  von 
todten  Leberegeln  (pascLoUsJ  angej)ropft  gefunden  habe.  Das  Zweifelhafte  dieser 
und  ähnlicher  Beobachtungen  entfernt  des  verstorbenen  Herrn  Bergraths  Buchholz 
in  Weimar  neuere  Entdeckung.  Er  fand  nemlich  im  Jahre  1790  in  der  Gallen- 
blase euies  am  Fauifieber  gestorbenen  Züchdings  eine  grosse  Menge  Würmer 
welche  er  dem  Herrn  Professor  Lenz  übersandte,  der  mir  sie  gefälligst  aus  der 
Heu-zoglichen  Sammlung  zur  Abbildung  und  Aufname  in  gegenwärtige  Schrift  mit- 
th  eilte. 

Sie  (Tab.  VIL  Fig.  i3.)  waren  sämmtlich  drey  bis  vier  Linien  lang,  höchstens 
anderthalb  Linien  breit  und  etwan  einer  Viertellinie  dick.  Ihr  Vorder-  und  Hin- 
terende  zeigien  sich  unter  dem  Mikroskope  beynahe  gleich  schmal  und  gleich 
Stumpf  abgerundet  (Fig.  i^-)«  Von  jenem  (a.)  aus  nam  der  Körper  schnell  au  Breite 
zu,  gegen  lezteres  (h.)  wurde  er  aber  schon  in  einer  beträchtlicheren  Entfernung 
schmäler.  Die  überaus  durchsichtige,  weifsgelbe  Substanz  des  Wurms  verstattete 
unter  dem  Vergrösserungsglase  den  schönen  Anblick  eines  Gellechtes  zahlreicher 
Gefäsöe,  welche  von  einem  gescldängelten,  mittleren  Hauptkanal  zu  entstehen 
schienen,  der  sich  gegen  das  Schwanzende  (/».)  vereinfachte.  Wahrscheinlich 
wai-  dieses  der  Nahrungskatial  und  die  feineren,  zu  beyden  Seiten  herablaufen- 
den und  sich  unter  der  Mitte  des  Wurms  endigenden  Geflechte,  die  fortpflan- 
zungsorgane. 

Leider !  hat  Buchholz  nichts  von  den  besonderen  Kranklieitszufallen  des 
Züchtlings  uiid  den  in  dessen  Leichname  gefundenen  widernatürlichen  Veränder- 
ungen mitgetheiit.  Nach  Pallas  aber  waren  dergleichen  Cadaver  immer  wassersüch- 
tig von  den  zerrissenen   oder  wenigstens  geprefoten  Lympfgefässen ,     ihr  Netz  zu- 

9  SRH'- 


I 


66 

»ammengeschrumpft,  ihre  Nieren  ungewöhnlich  klein,  ihre  Leber  sehrgrofe,  die 
Gallengänge  überaus  ausgedehnt,  die  Galle  geschmacklos,  dick  und  körnioht ,  un4 
bejnahe  alle  inneren  Theile  mit  Hydatiden  besezt. 

2.     Der  Fettblattwurm.     Tab.  VI.  Fig.  3  —  5. 

Hexathjridium  Pingiiicola ,  labio   distincto,   retractili;   capite  in  iine   ostiis  sex  perforatoj 
cauda  curvata ;  ventre  bipoi  eo.     Habitat  in  pingueJine. 

Treutleri  Auctarium  ad  Helminth,  p.  19.  Tab.  111.  Fig.  7  —  9, 

Bey  der  Leichenöffnung  einer  zwanzigjährigen ,  nach  einer  schweren  Geburl 
plötzlich  gestorbenen  Frau ,  entdeckte  Treutier  im  Fette  des  linken  Ovariums  in 
der  Gegend ,  wo  das  breite  Mutterband  seinen  Anfang  nimmt ,  eine  verhärtete  Stelle 
ron  der  Grösse  einer  grossen  Haselnuls  und  von  rother  Farbe,  welche  so  locker 
im  Zellgewebe  safs ,  dafs  sie  sich  hin  und  her  schieben  liefs.  Er  machte  in  die- 
selbe einen  Einschnitt  und  fand ,  dafs  sie  aus  verhärtetem  Fette  bestand ,  und  in 
der  Mitte  eine  länglichtrunde  Höhle  hatte,  welche  eine  überaus  zarte,  feuchte  und 
glatte  Haut  auskleidete.  Im  Boden  der  Höhle  traf  er  endlich  ein  lebendiges,  or- 
ganisches Körperchen  (Tab.  VI.  Fig.  3.)  an.  Es  lag  frey  und  unangewachsen  in 
derselben  und  war  bey  näherer  Untersuchung  ein  kleiner,  acht  Linien  langer  Wurm 
(Fig.  4.),  von  Gestalt  lang  und  flach,  vorne  etwas  abgerundet,  in  der  Gegend  des 
Halses  schmäler,  dann  aber  am  Hinterleibe  wieder  sehr  breit,  hinten  spitzig,  oben 
etwas  convez,    und  unten  etwas  concav. 

Das  Kopfende  dieses  Wurms  umzog  eine  lippenartige  Wulst,  die  sich  zu 
beyden  Seiten  des  Halses  verschmälert  herabzog  und  §echs  kleine  Löcher  oderSatig- 
mündungen  (Fig.  5.)  in  einem  halben  Kreise  am  Vorderrande  hatte.  Wegen  dieser 
sechs  Saugporen  gab  ihm  Treutier  dtn  Namen  Hexathyridium ,  und  wegen  seines 
Aufenthalts  im  Fette  den  ßeynamen  PinguLcola.  Am  Halse,  oder  an  dem  hinter 
dem  Kopfende  verengerten  Theil,  sähe  mau  mehrere  verblichene  Piunzeln,  am 
Körper  zu  beyden  Seiten  gelbe  Ränder,  am  runzlichten  und  etwas  durchsichtigen 
Hinterleib  auf  beyden  Seiten  die  Eingeweide.  Das  Ende  des  Hinterleibes  war  in 
der  Gegend,  wo  sich  der  spitzige,  etwas  geränderte  und  etwas  gegen  die  hnke 
Seite  gekrümmte  Schwanz  anfieng,  mit  einer  kleineu  warzeuartigen  Erhabenheit  und 
einer  Öffnung ,  weiter  hinten  aber,  nahe  an  der  Schwanz^pitze  mit  einer  zweyten 
etwas  kleineren  Öffnung  versehen. 

5. 


67 
3.     Der  Veneiiblattwurm.     Tab.  VI.   Flg.  6 — 8- 

Hexcithyridlum  venariun  ^  corpore  elongato,   depresso,  lanceolato;    capite  labiaro,    infra 

poris  sex  obsito ;   collo  inclistincto ;    dorsi   areola   ex  albo   caerulea;    venire,   poris   duobu* 

dissitis;  cauda  rectaj  margine  nullo,      Ilabitat  iir  veiiis.      Treulleri  Auctar. 

p.   23.  Tab.  IV.  Fig.    1  —  3. 


Baratt«  et  Bousquet  de  vertnibus  in  sanguiiie; 
ia  Vanderm.  Journ.  T.  VJ.  p.  300.  et  T.  VII    p.  65. 

Bartholinus,  Tli.  von  Würmeni  im  Blute,  in 
den  Abh.  d.  k.  A.  d.  Nf.  Th.  I.  S.  IC7. 


Clerici  Hist.  lat.  lumbr.  p,  281.  vermes  in  san- 
gnine,   qui  e  vena  secta  prosiliuiit. 

/>ä'HÄ«<;/2«  Sammlungen,   B.  VIII.   S.  322.  Fig.  2. 


Ein  Jüngling  von  sechzehn  Jahren,  der  alle  Zufalle  hatte,  welche  die  After- 
'i^ürmer  hervorzubringen  pflegen,  gieng  einsmals  allmählich  ins  Wasser,  um  sich 
zu  baden.  Mit  einem  Male  sprang  ihm  die  vordere  Schienbeinvene  des  rechten 
-Fusses  auf,  und  es  erfolgte  eine  nicht  unbetiächtliche  Verblutung.  Aus  der  Ve- 
T>enö£Fnung  ragte  ^ne  dickere  Materie  hervor,  welche  Treutier  anfänglich  für  ge- 
ronnenes Blut  hielt.  Bey  genauerer  Untersuchung  boten  sich  aber  zwey  lebendige 
Thierchen  dar,  nach  deren  Herausname  aus  der  Vene,  das  Bluten  sogleich  nach- 
liefs,  die  Wunde  aber  heilte  erst  nach  drey  Wochen.  Von  dieser  Zeit  an  fühlte 
sich  der  Kranke  etwas  erleichtert;  doch  war  dieses  von  keiner  Dauer  und  die  alte 
Krankheit  kehrte  schon  nach  einigen  Wochen  zurück.  Die  Anwendung  aller  be- 
kannten Wurmmittel  war  fruchtlos  und: kein  Afterwurm  gieng  ab,  woraus  er  schloPs, 
dafs  die  Zufälle  des  Kranken  mehr  von  den  die  Blutgefässe  bewohnenden  Wür- 
üiern ,  als  von  Askariden  herrührten. 

Die  Würmer  selbst  (Tab.  VI.  Fig.  6.  7.)  hatten  eine  lanzettenförniige  Gestalr 
■und  stumpfe  Seitenränder,  waren  am  Vordertheile  schmäler  und  zusammengedrückt 
Der  abgestumpfte  Kopf  war  mit  Lippen  und  sechs  Poren  unter  diesen  Lippen  ver- 
sehen,  -und  gieng,  ohne  eine  deudiche,  halsförmige  Verengerung  zu  machen,  in 
den  Körper  des  Wurms  über.  Auf  dem  Rücken  (Fig.  7.)  sah  man  hinter  der  Kopf- 
lippe  bis  gegen  die  Mitte,  eine  länglichte,  etwas  erhabene,  weifsblaulichte  Stelle 
und  an  den  Seitenrändern  die  Eingeweide  in  zwey  punktirten  Linien  durchschim- 
mern. An  der  untern  Fläche  des  Wurms  (Fig.  6.)  erschien  in  der  Gegend  des 
Halses  eine  grössere  und  am  Schwanzende  eine  kleinere  OiFmmg.  Auch  schimmer- 
ten die  Eingeweide  noch  deutlicher,  als  auf  der  Rückenfläche,  in  zwey  Reihen  mit 
feinen  Ästchen  durch.  Das  Schwänzende  war  gerade,  halbdurchsichtig  und  un- 
gerändert. 

Es  ist,  wie  Treutier  selbst  versichert,  nichts  unerhörtes,  dafg  Blutgefässe  von 

Wi:r- 


68 

Wüitnem  bewohnt  worden  sind  nnd  oft  tödliclie  Kranltheiten  veranlafst  haben. 
Bey  den  Thieren  kommen  dergleichen  Beyspiele  nicht  selten  vor.     Doch   fehlt  es 
selbst  nicht  an  Beyspielen  ähnlicher  Art  beym  Menschen.     Man  liest  unter  andern  in 
den  Fränkischen  Sammlungen  eine  merkwürdige,    mit  obigem  Fiül  viele  Ähnlich- 
keit habende  Geschichte.     „Eine  Frau  von  dreysig  Jahren,    im  sechsten  Monathe 
schwanger,  ausser  einem  halbseitigen  Kopfweh,  weiter  mit  keinen  Zufällen  behaf- 
tet, liefs  vorigen  Merz  am  Arm  zur  Ader.     Die  Öifnung  war  grofs,  als  aber  kaum 
zwe}  Unzen  heraus  Waren,  hemmte  sich  der  Lauf  des  Bluts  auf  einmal.     Der  Bar- 
bier wischte  mit  dem  Schwamm  an  der  Öifnung ,  und  dann  flofs  es  wieder  so  stark, 
wie  vorher.     Nachdem  das  Blut  in  einem  Becken  einige  Stunden  gestanden,  ent- 
deckte der  Mann   gedachter  Frau  auf  der  Oberfläche  des  Bluts  einen  Wurm,    der 
noch  lebte,    und  da    er  gewifs  wüste,   dafs  ihn  niemand  von  aussen  auf  das  Blut 
bringen  können;    so  schlofs  er,    dafs  er  mit  dem  Blute  aus  der  Ader  gekommen 
seyn   müsse.     Dieser  Wunn  kam  genau  mit  den   iin  Journal  de  Medecine  de  Van- 
dermonde  beschriebenen  Blutwiirmern  überein    und  schien  in    das   Geschlecht  der 
Wasseregeln  zu  gehören,  hatte  siebenzehu  Ringe,  klammerte  sich  mit  seinem  brei- 
ten,   blutegelförmigen ,    concaven  Fufs-  oder  Schwanzende  an  dem  Boden,    oder 
den  Seiten  des  Gefässes  an ,  war  glatt,  durchsichtig   weifs,    und  hatte    einen  Vier- 
telszoll grossen,  spitzig  zulaufenden  Rüssel."     Der  Herausgeber  sezt  hinzu,  dafs  er 
vor  mehr  den  zwanzig  Jahren  das  Blut  von  einer  Weibsperson   erhalten,  welches, 
nachdem  es  kaum  vier  und  zwanzig  Stunden  gestanden,  mit  kurzen  runden,   sehr 
dicken,    von  der   obigen  Art  aber   völlig  verschiedenen  Würmein  angefüllt  war. 
Auch  schreibt  BarthoUnus  in   den  Abhandlungen  der  k.  Ak.  d.  Nf.    „ein  mit  Wür- 
mern  angefülltes  Blut  flofs  aus  einer  geöffnetem  Ader,"       Ebendaselbst  sind  noch 
verschiedene  Beobachtungen   von  Würmern    im  Blute  angeführt,     z.  ß.    dafs  d^n 
Jlerrn  Beveron,   königl.  Stadthalter  in  der  Normandie   iü58  ein  Wurm  einer  Span- 
ne lang,  aus  einer  geöffneten  Ader  gezogen  worden ,  worauf  der  Kranke  nach  drej 
Tagen  gestorben  sey. 

Ältere  Schriftsteller  behaupteten,  dafs  das  Blut  besonders  in  Faulfiebern  Wür- 
mer zu  enthalten  pflege.  Hierüber  müfsten  freylich  erst  mikroskopische  Untersu- 
chungen des  im  Fauliieber  frisch  aus  der  Ader  gelassenen ,  aber  niciit  des  schon 
eine  Zeit  lang  gestandenen  Bluts  entscheiden.  Denn  die  erst  in  lezterem  zum 
Vorschein  (gekommenen,  und  von  verschiedenen  Schriftstellern  beobachteten  Wür- 
mer, waren  sicher  nichts,  als  Insektenlarven,  welche  sich  aus  den  in  dasselbe  al> 
gesezten  Eyern  entwickelt  hatten/ 

Sech- 


69 


Sechster    Abschnitt. 

Infusionsthlerchen,    Chaos  infusorium. 


B  a  k  e  r'  s  zum  Gebrauch  leicht  gemachtesMikroskop 
Beschäftigung,  der  Beilii),  laaturf.  üesellsch.  Th.  111. 
S.  375.  c.  f. 

Bonani,  Observat.  circa  viventia,  p.  175.  (hält 
diese  Tliierchen   nur  für  Biäschen). 

Boiinets  Abhandl.  aus  der  Insektologie ,  S.  444. 
Desselben  Consideratiens  sur  ies  corps  organise'Sj  a 
Anisterd.   1762.   T.  II.  p.  208. 

Bü  ffons  allgem.  Hist.  d.  Nat.  Hamb.  Ausgab.  Th. 
1.  B.  2.   S.  1  10. 

Cuvier  Tableau  ^^mentaire  p.  65  8  >  animaiix  in- 
fusoires. 

Ellis,  in  Observations  sur  la  Physique  etc.  de 
Mr.  i'Abbe  Rozier,   T.  V.  p.  1S5. 

Erlnng.Reytr,  I753.S.  III,  125  und  17^4.  S.749. 
Frank.   Samml.    B,  V.   S.  45  und   57.     Beobachtung 
einiger  Infusionsthierchen. 

Gleichen  (W.  F.  v.)  Abhandl.  über  dieSaameu- 
nnd  Infusionsthierchen  und  über  die  Erzeugung,  neb^t 
mikroskcrpischen  Reobnchtungen  desSaameus  der  Thie- 
le und  verschiedener  Infusionen»    mit   Kupf.  Nürnb. 

»778.  4.  S-  65. 


Hugenius,  Ch.  in  opnsculis  posthuun.  de  Diop- 
trica.   L.  B.  1703.  4.  p.  227. 

Joblot,  L.  Observations  d'histoire  naturelle  faites 
avec  I«  Micrcsc.   Paris   1754.   4. 

Müller,  Oth.  Fr  Verni.  terrestr.  et  fluv.  s.  animal. 
iiifusor.  succincta  Hist.  Havn.  1773.    4     P-  2i. 

Müllers  Linn.  N.  S.  Th.  VI.  B.  II.  S.  922.  n.  5. 
Infmiomthierchen  ,   C/iao?  infasorium. 

Needham,  Th.  Noavelles  Decouvert.  faites  par 
le  Microsc,  Leid.  1747.  p.  20-0.  (widerlegt  durch  ent- 
scheidende Versuche  die  Entsteh,  d.  Infusionsthierchen 
aus  Eyerii ). 

Reauraur,   Hist.  des  Ins.  T,IV.  P    2.  p.  190, 

Sp  a  1  a  n  z  a  n  i    physikal.  mathemat.  Abh. 

Terechowsky,   M.  Diss.  de  Chao   infus.  Argent, 

1775.   4- 

Tübing    Berichte  T752.  St.  54.  und   1754.  St.  45» 
Wittenb.   IVochenbt.'&    XV..  S.    337.   353.     von  den 

Infusionsthierchen  und  ihrem  Verhältnisse  zu  den  Saa* 

menthierchen. 

Wrisberg,    H.  A.   Observationum.  de  animalcul. 

infus,  satura»  Gt)etting..  1765.  0"bs.  IX.  p.  29.  c.  Fig. 


Wenn  tliierisisclie  oder  vegetabilisclie  feste  und  flüssige  Substanzen  mit  et- 
was Wasser  eingeweicht  oder  überschüttet  und  dann  an  einen  massig  warmen  Ort 
gestellt  werden;  so  entwickehi  sich  zu  df>r  Zeit,  wo  diese  Einweichungen  oder 
Aufgüise  in  Giihrung  und  FäuhiiCs  zu  gehen  anfangen,  die  sogenannten,  nur  mit 
bewaffneten  Augen  zu  entdeckenden  Infusionsthierchen.  Bringt  man  alsdann  nur 
einen  Tropfen  der  Infusionst-Jüssigkeit  unter  das  IVlikroskop ;  so  erblickt  man  eia 
ganzes  Meer  voll  Gesciiöpie  der  einfachsten  Organisation,  die  kaum  die  Grösse 
eines  Sandkörncliens  erreichen  und  gleichwohl  voll  der  lebliaftesten  Lebensäusse- 
rung  sind,  Aisser  diesen  Infusionen  oder  Einv.^eichangen  bewohnen  aber  einige 
Arten  jeuer  Thierchen  auch  verschiedene  thierische  Safte  z.  B.  die  Saamenfeuchr- 
tigkeit..  Doch  kommen  sell>st  diese  mit  den  eigentlichen  Infisionsthierchen  darin- 
nen überein,  dafs  sie  eine  mehr  oder  weniger  eyrunde  Form  haben,  und  Eläs- 
gen  von  verschiedener  Grösse  bilden ,  die  mit  einem  spitzigen  sich  immer  voraus 
bewegenden  Ende  versehen  sind. 

Die  Entdeckung  dieser  gegenwärtigen  Geschöpfe  datirt  sich  erst  vom  Ende 
des  siebenzehnten  und  Anfange  des  achtzehnten  Jahrhunderts,  wo  Hugenius  die  Be- 
wegimgen  derselben  zueij>t  v,ahrnain.     Wie  jede  neue  Entdeckung  fand  auch  sie 

Vdl^ 


70 

bald  eine  Menge  Anhänger  und  Bezweifler.  Zu  ersteren  gehörten  Bonnet ,  Joblot, 
Beaumur ,  Spalanzani,  Och.  Fr.  MiUlcr  ^  Göze.^  Gleichen  etc.  Sie  stützten  sich  sämmt- 
lich  auf  zalillose  Eeobachtungen  mit  den  besten  VergrösserungvSglüsern  und  mach- 
ten die  übei-v^iegende  Parthey  aus,  indem  sie  sich  zu  der  mehr  raisonnirendeu, 
als  beobachtenden,  wie  5  zu  i  verhielten.  Doch  hatte  leztere  zwey  grosse  Män- 
ner, einen  Lbmc  und  Bilffon  an  ihrer  Spitze,  welche  in  der  Erklärung  ihrer  Her- 
kunft und  in  der  Ungewifsheit  in  w^elche  Thierldasse  sie  eigenthch  aufzunemen  wä- 
ren unüberwindliche  Schwierigkeiten  fanden.  Linne  war  daher  zweifelhaft,  ob 
er  die  Infusionsthieixhen  nicht  vielmehr  für  öiichte  oder  salzlchte  Bestandtheile 
der  inorganischen  Natur ,  als  für  lebendige,  organische  Wesen  halten  sollte.  Büf" 
fon  behauptete  sie  überall,  selbst  in  allen  thieri^chen  Säften  angetroffen  zu  ha- 
ben und  hielt  sie  für  ein  Produkt  der  Gährung.  Needliam ,  der  sie  durch  schlechte 
Mikroskope  gesehen  und  daher  auch  schied -t  ai5gebildet  hat,  erklärte  ihre  Ent- 
Stehnng  durch  die  Vegetation.  Bonnet,  Bacher  und  Reaumür  vertheidigen  hinge- 
gen mit  scheinbaren  Gründen  die  Entstehung  dieser  Thierchen  aus  Eyern,  welche 
aus  der  Luft  in  das  zu  den  Lifusionen  genommene  Wasser  gefallen  wären,  oder 
schon  in  diesen  Infusio^ien  präexistirten.  TVrisherg  fand  den  Grund  ihrer  Entste- 
hung^ blos  in  der  Gährung  und  Fäulnifs,  übrigens  eine  grosse  Ähnlichkeit  zwi- 
schen den  Infusionsthierchen  und  den  Polypen,  indem  die  meisten  Polypenwoh- 
nun-^en  in  stillen  und  stehendem  Wasser  gebildet  werden,  und  glaubte,  dafs  die 
Grenzen  zwifichen  den  Polypen,  Infusions-  nndSaamentliierchen  kaum  bestimmt  wer- 
den konnten.  Lezcerer  Meinung  waren  auch  Ellis.,  Gleichen  und  Ph.  L.  St.  Milller^ 
welcher  übrigens  aus  der  anscheinenden  WiUkührüchl^eit  der  Bewegung  in  diesen 
Körperchen,  noch  nicht  den  Scldufs  folgen  läfi>t,   dafs  sie  Thiere  sind. 

Unter  allen  diesen  Meinungen  und  Hypothesen  verdienen  wohl  die  sich^uf 
eine  Menge  Beobachtungen  gründenden  Beweise  für  die  Animalität  dieser  Thier- 
chen und  die  Erzeugung-  und  Fortpflanzungstheorie  derselben,  welche  Müllerin 
Gopenhagen  und  Gleichen  aufgestellt  haben,  die  vorzüglichste  Aufmerksamkeit. 
Nach  ersteren  "ist  es  falsch,  dafs  die  Infusionsthierchen  nur  in  faulenden  Flüssig- 
keiten gefunden  werden,  ob  sie  gleich  zahlreicher  in  Iczterem  vorkoiamen.  Auch 
hören  sie  nicht  auf  ^iazuseyn ,  wenn  V€g€tation  und  Fäulnifs  aufhören ,  und  einig« 
Arten  derselben  bewohnen  sogar  das  ganz  reine  Wasser.  Übrigens  rechtfertigen 
die  thierischen  Affektationen  dieser  unendlich  kleinen  Geschöpfe  sattsam  die  Be- 
hauptung, dafs  sie  wirklich  Thiere  sind.  Sie  ruhen  und  bewegen  sich  nach  wül- 
kühr  bald  geschwind,   bald  langsam  und  verschieden,  nach  Verschiedenheit  der 

Ar- 


7» 
Arten.  Sie  weichen  den  ihnen  im  Wege  kommenden  Hindernissen  aus  und 
nemen  ihre  Richtung  nach  verschi'ö^denen  Gegenden.  Sie  suchen  das  Zusammen- 
stossen  mit  anderen  zu  vermeiden  und  von  schädlichen  Dingen ,  z.  ß.  von  einge- 
tröpfeltem Urin,  »ich  schnell  zu  entfernen.  Sie  äussern  Bewegung  des  Herzeiis 
und  der  Eingeweide,  ja  man  liat  sogar  bey  einigen  offenbare  Ausleerungen  von 
Unreinigkeiten  walirgenommen.  Die  meisten  dieser  Thierchen  sind  ferner  im 
Stande,  die  Gestalt  ihres  Körpers  augenblicklicli  zu  verändern,  sich  zu  verkürzen, 
zu  krümmen  und  auszudehnen ,  sich  schmäler  zu  machen  bey  einem  engen  Durch» 
gang  zwischen  zwey  Schleimtheilcheh.  So  bald  die  Feuchtigkeit  des  unter  das  Mi- 
kroskop gebrachten  Tropfens  abnimmt;  so  ziehen  sie  sich  plötzlich  alle  gegen  den 
Punkt,  wo  sie  noch  etwas  von  der  Flüssigkeit  gewahr  werden.  Sie  geben  hier- 
bey  eine  ängstliche  Sorge  zu  erkennen ,  dieses  Asyl  für  ihre  augenblickhche  Le» 
bensrettung  zuerst  zu  erreichen,  und  verdoppeln  die  Anstrengung  der  Organe, 
durch  die  sie  Wasser  schöpfen ,  bis  sie  endlich  dem  Todeskampf  unterliegen. 

Zur  Erklärung  ihres  Ursprungs  und  ilirer  Entstehung  nimmt  Müller  präfor- 
mirte  Fötus  an  und  drückt  sich  hierüber  so  aus:  Die  thierischen  und  vegetabili- 
schen Theile  werden  durch  die  Zersetzung  in  blasenartige  Häutchen  aufgelöfst, 
deren  allmählich  von  der  gemeinschaftlichen  Masse  getrennte  Bläschen  oder  Ku- 
gelchen Wiederaufleben  und  die  Infusions-  und  Saamenthierchen  darstellen.  Diese 
aus  rohen  und  scheinbar  unorganischen  Theilen  gebildeten  einfachsten  und  klein- 
sten Thierchen  sind  von  den  übrigen  mikroskopischen,  welche  die  Gegner  mit 
jenen  verwechsehi,  nach  Substanz  und  Organisation  verschieden,  nemen  jedes 
Fluidum  ein  und  scheinen  alle  Arten  thierischer  und  vegetabilischer  Gestalten ,  und 
durch  die  reichlichere  oder  geringere  ßeymischung  der  Erdtheile,  die  festen  und 
flüssigen  Theile  der  Körper  hervorzubringen.  In  fieyem  und  ungebundenem  Zu- 
stand aber  machen  sie  wuhrsciieinlich  das  ätherische  Fluidum  aus,  welches  das 
Wachsthum  befördert  uiid  das  Leben  unterhält.  Werden  sie  endlich  durch  den 
Tod  von  den  Banden  ihres  Weri^s  allmählich  getrennt,  so  leben  sie  wieder  auf, 
beginnen  nach  Gele^eniielt  ela  neues  Werk  und  werden  so  durch  einen  ewigen 
Cirkel  aus  roher  Materia  organische  Wesen  und  aus  dieser  wieder  rohe  Materie 
nach  dem  Willen  des  SchÖ^»fers.  Hiernach  waren  also  alle  Thiere  und  Pflanzen 
eine  Zusammensetzung  voji  Inf.isionsthierchen  und  alle  Flüssigkeiten  damit  ange- 
füllt —  alles  Thier  mid   empHudeades  Wesen. 

Gleichens  Theorie  \AeicJit  liiervo.i  in  soferne  ab,  dafs  er  nicht  in  den  Ingre- 
dienzen der  Auigüsoe,  sondern  in  dci  liusüigkeit,  womit  sie  überschüttet  oder  ein- 

ge- 


7« 

geweicht  werden,  die  Entstehung  der  Infusionstlilerclien  sucht.  Nach  sein  erMei- 
nung enthält  das  Wasser  für  das  I'hier  und  Pflanzenreich  die  Grundstoffe  des  Le- 
bens, deren  Eigenschaften  und  Kräfte,  weil  sie  dazu  bestimmt  sind,  die  Organisa- 
tion und  das  Leben  hervorzubringen,  aller  Zerstörung,  wir  mögen  kochen  und  de- 
stilliren  so  oft  und  viel  wir  wollen ,  widerstehen.  Diese  organischen  zur  Anima- 
lität  bestimmten  Grundstoffe  oder  Urkeimchen  ruhen  so  lange  in  jeder  Flüssigkeit, 
bis  sie  durch  die  eine  geUnde  Wärme  bewirkende  Gährung  in  Bewegung  gesezt 
und  mit  dein  balsamischen  Lufttheil  gleichsam  geschwängert  werden.  Alsdann 
wird  man  gemeiniglich  unter  dem  Mikroskope  die  Bewegung  vieler,  sehr  kleiner, 
sich  dicht  an  einander  schhessender  Bläschen  gewahn  Nach  zwölf  bis  vier  und 
zwanzig  Stunden  sieht  man  schon  fadenförmige,  geschwänzte,  kugel-  oder  ey- 
runde  Thierchen  in  einem  Gewimmle  kleiner  Punkte.  Diese  Geschöpfchen  erschei- 
nen nur  als  die  ersten  ihres  Geschlechts,  nicht  als  erzeugte,  sondern  als  zur  Zeu- 
gung durch  die  Spaltung  geschickte  Thiere ,  und  die  Verschiedenheit  ihrer  Gestalt 
nnd  Form ,  setzet  auch  eine  gleichmässige  Verschiedenheit  der  Wassertheile  vor- 
aus, aus  welchen  sie  hervorgekommen  sind.  —  Hiernach  müfsten  aber  die  ver- 
schiedensten thierischen  und  vegetabilischen  Substanzen ,  wenn  ihre  Infusionen  mit 
einem  und  demselben  Wasser  bereitet  würden ,  und  der  Saame  aller  Thiere  einer- 
ley  Infusionsthierchen  enthalten  ,  welchem  hingegen  die  grosse  Mannigfaltigkeit  der- 
selben offenbar  widerspricht.  Es  scheint  daher  Müllers  Theorie  immer  noch  so 
laufte  den  Vorzug  zu  verdienen,  bis  die  Zukunft  vielleicht  hierüber  mehr  Licht 
verbreiten  wird,  wenn  es  uns  anders  verstattet  ist,  ins  Innere  der  Natur  tiefer 
einzudringen. 

Zu  den  allgemeinen  Eigenschaften  der  Infusionsthierchen  gehören  vorzüg- 
lich: die  ausserordentliche  Feinheit  und  glasartige  Durchsichtigkeit  ihrer  Haut;  «die 
wahrscheinliche  Gegenwart  gewisser  Sehorgane,  welche  sie  im  Stande  sezt,  einan- 
der auszuweichen  und  zum  Öfteren  spielend  mit  einander  fortzugehen;  eine  mund- 
förmige  Öffnung,  welch«  Gleichen  vorzüglich  an  derjenigen  Art  von  Infusionsthler- 
cheti  bemerkt  hat,  die  unter  dem  Namen  der  Panteloquenthierchen  bekannt  sind; 
ihre  Kraftäusserung,  die  so  stark  ist,  dafs  sie  achtmal  grössere  Shleimmassen ,  als 
sie  selbst  sind,  fort&tossen,  anziehen  und  mit  sich  fortschleppen;  die  Geschwiiv- 
digkeit  und  Mannigfaltigkeit  ihrer  Bewegungen,  nach, welcher  sie  sich  oft  langsam 
fortwälzen,  oft  zitternd  hin  und  hei'  wanken,  oft  schnell  fort-  und  nach  allen 
Richtungen  hin  und  her  fahren,  bald  in  die  Höhe  steigen  und  bidd  sich  uuteriau- 
chen ,  und  wohl  in  einem  Augenblick  einen  Weg  von  zv/anzig  Durchmessern  ih- 
res 


73 

res  Körpers,  und  In  einer  Laiben  Stunde  einen  Weg  von  vier  bis  fünf  Zoll  zurück- 
legen; ihre  Paarung,  bey  welcher  sich  immer  zwey  Thierchen  gleicher  Grösse  mit 
ihren  spitzigen  Enden  vereinigen  und  in  beständig  kreisförmigen  Bewegungen  im- 
mer naher  zusammenkommen ,  bis  sie  endlich  sich  fest  an  einander  schliessen  und 
in  dieser  Vertraulichkeit  ihre  weitschweifige  Kreisfahrt  fortsetzen  j  und  dann  ihre 
Fortpflanzung,  durch  ein  allmäljlich  für  sich  vorgehendes  Spalten  dieser  Thierchen 
rn  zwey  gleiche  Theile  erfolgt.  Diese  Theilung  macht,  dafs  man  bey  einer  weni- 
ger abgewarteten  und  genauen  Beobachtung,  die  in  der  Theilung  oder  Spaltung 
begriffenen  Infusionsthierchen  für  ganz  neue,  von  den  übrigen  verschiedene ,  oder 
in  der  Begattung  begriffene  Thierchen  hält. 

Die  Infusionsthierchen  suchen  und  finden  ihre  Nahrung  in  den  Schleimhäu- 
ten der  Infusionen.  Sie  gedeihen  hierbey  und  vermehren  sich ,  wenn  die  Infusio- 
nen nicht  verdicken,  sondern  immer  in  einer  gewissen  Flüssigkeit  erhalten  werden 
und  der  gehörige  Wärmegrad  ihr  Wohlseyn  begünstiget.  Hingegen  zerplatzen  und 
zerstäuben  sie  bey  völlig  verdunstender  Flüssigkeit.  Wird  aber  vor  der  gänzlichen 
Zerplatzung  nur  ein  Tröpfehen  frisches  Wasser  dem  verdünsteten  Infusionstropfen 
beygemischt;  so  kehrt  Leben  und  Bewegung,  wiewohl  mit  minderer  Lebhaftigkeit, 
nach  diesem  Zustande  der  Ohnmacht  zurück.  Dennoch  ist  auch  ihnen ,  wie  ande- 
ren Thieren ,  ein  gewisses  Lebensziel  gesezt.  Einige  Arten  überleben  kaum  einen 
Tag,  andere  Wochen,  Monathe,  noch  andere  Jahre  in  nicht  erneuerten,  doch 
nicht  stinkenden  Infusionen.  Unempfindlich  gegen  ;^Kälte  und  Frost,  schwimmen 
manche,  nach  aufgethauetem  Wassei' ,  mit  ihrer  ehemaligen  Lebhaftigkeit  herum. 

Müllers  seltner  Beobachtungsgabe  und  unablässiger  Forschung  ist  es  gelun- 
gen, das  Geschlecht  dieser,  dem  unbewaffneten  Auge  unerreichbaren  Thierchen  in 
systematische  Ordnung  zu  bringen  und  149  Arten  unter  besonderen  Namen  auf- 
zuführen ,  wovon  blos  die  Kreisthierchen  des  Zahnsclimutzes  und  die  Saamenthier- 
chen  zu  unserem  Zwecke  gehören. 


I.     Das  Kreisthierchen  des  Zahnschmutzes.   Tab.  VI.  Fig.  1 5^ 

Cercaria    tenax ,    membranacea,     anterius   crassiuscula  truncata,    cauda    triplo    breviore, 

Linn.  i>.  N.  T.  I.  P.  VI.  p.   3891-  «•   2.      Habitat  in   aqua  sorclibus  dentiuni 

jnEusa,  post  4   dies   apparens ,  lente  pauIo   major,  obovata. 


Agrlcola,  J.Not,  in  Popp,  de  Tartaro. 
Andry,    N.  la  Generat.    des    vers.    Paris    1741. 
Cap.  IX. 


Berdmore,  Tli.  on  the  Disorders  and  Defornil- 
ties  of  the  Teeth  and  Gums,  Jn  Rieht,  chir.  Bibl.  ß.  I. 
c,  S.  25, 

iO  Clau 


74 


Ciauder,  G.  von  einem  sehr  beschwer).  W;irni, 
der  sich  in  einem  hohlen  Zahn  aufhielt,  in  den  Abh, 
i.  k.  Ak.  d.  Nf.  Th.  XV.  S.  jög. 

Cierici  Hist.  lat  lumbr,  p.  312,  Histoiiae  ver- 
miuni  in  dentibus  cavis  variae. 

Du  Four  im  Journ.  d.  Vanderm.  T.  VII.  p.  271. 
(von  einem  Wurm,  der  aus  einem  Zahn  gezogen  wor- 
den). 

Fränkische  Samml.  B.  III.  S.  163.  (von  den  Wür- 
mern in  den  Zähnön  —  widerspricht  Sciiäffers  Be- 
hauptung). 

H  o  11  e  r  in  periocli.  ad  Lib.  V.  Gal.  d.  Comp.  med. 
•;     Kniphof,    Diss.  de  pedic.  injf.  §  XXV. 

Krazenstein,  C  G.  von  Erzeug,  der  Wurm. 
S.  5.  F.  I.  (Abbild,  eines  Zahnwurms). 

Krügers,  J.  G.  Katurleiire.  Th,  Iil.  Kap.  31.  S. 
301,    302. 

Kulm  US,  J.  A.  Diss.  an  in  dentibus  vermiculi  ? 
(Resp    Schilberg)   Gedani   1733.    4. 

Leeuwenhoek  de  vernibus,  qui  ex  dentibus 
desumti  esse  dicuntur.   Pliil.  Trans,  n.  i^^  et  n.  264. 


p.'635.  Leskens  Uebers.  B.  I.  Th.  2.  S.  66.  Ejusd. 
Arcana  naturae  detecta.    L.  B.  1719.  p.  42. 

IMagellan,  Observations  sur  les  insectes  poly- 
piers  qui  forment  le  Tartre  des  dents.  Journ.  de  Phys. 
T.  XXII,  1789-  Mars,  p.  178. 

Miil  1er  i  Hist.  verm.  Vol.  1.  F.  I.  p.  69.  n.  62.  Dan. 
üeilialerett ,    Zoo!.  Dan.  prodr.  2487. 

Peclilin,  ].  N.  vom  Zannwurme,  in  den  Abh.  d, 
k,  Ak.  d.  Nf.  Th.  IX.  S.  s8.  (eine  Frau  lockte  ver- 
schiedene Würmer  durch  eingelegtes  Honig  aus  dem 
hohlen  Zahn). 

Salmuth,  Observat.  med.  p.  125. 

Schaarschmidts  Pathologie  Th.  II.  Abschn.  VI. 
Kap.  2.  S.  306. 

S  c  h  ä  f  fe  r,  J.  Chr.  die  eingebildeten  Wurm,  in  den 
Zlihnen,  nebst  den  vermeintlichen  Hülfsmitteln  wider 
dieselben,   mit  i  Kupf.  Kegensb.  17S7.  4» 

Schulz,  G.  von  Wurm,  in  d.  Zähnen,  in  den  Abh. 
d.  k.  Akad.  d.  Nf.  Th.IX  S.  254. 

Scriberi   Largi    Compositiones    medicamentor. 

P-   54- 

Sl  oane,  in  Transact.  philos.  An.  1733.  p.  12a. 


In  dem  Aufgusse  des  Zahnschmutzes  kommen  nach  Müllers  Versicherung  in- 
nerhalb vier  Tagen  Thierchen  zum  Vorschein ,  deren  Vorderende  abgestumpft ,  de- 
ren Hinterende  spitzig  ist  oder  sich  in  einen  kurzen  Schwanz  endiget,  welche  fer- 
ner  eine  durchsichtige  Haut  haben  und  in  einem  Kreis  nach  verschiedenen  Rich- 
tungen schnell   herumirren.       Diese  Thierchen   hatte  Leeuwenhök  zuerst  entdeckt. 
Er  war  gCAvohnt  des  Morgens  seine  Zähne  mit  Salz  zu  reiben,  hernach  den  Mund 
mit  Wasser  auszuwaschen ,  nach  dem  Essen  sich  jedesmal  des  Zahnstochers  zu  be- 
dienen und  so  Ziihne  und  Zahnfleisch  überaus  rein  und  gesund  zu  erhalten.     Bey 
alle  dem  konnte  er  aber  nicht  verhüten,  dafs  nicht  hin  und  wieder  etwas  weisse, 
mehhchte  Materie  zwischen  den  Zähnen  sitzen  blieb.     Von  dieser  Materie ,    wor- 
innen  er  mit  blosen  Augen  keine  Bewegung   wahrnemen   konnte,    vermischte  er 
etwas  mit  reinem ,  durchs  Mikroskop  von  allen  lebendigen  Wesen  verlassen  gefun- 
denen Regenwasser,  und  eben  so  zu  A\iederholten  Malen  mit  seinem  Speichel,  den 
er  schon    1678  in  der    Absicht,    Infusionsthierchen  darinnen   gewahr  zu  werden, 
vergebens  untersucht  hatte,  und  entdeckte  zu  seiner  grossen  Verwunderung,    dals 
dieser  verdünnte  Zahnschmutz  eine  Menge  ausserordentlich  kleiner,  das  angenemste 
Schauspiel  durch  ihre  unabläsöige  Bewegung   gebender  Thierchen  enthielt.       Die 
gröfste  länglichtrunde  Gattung  derselben  (Tab.  VI.  Fig.  i5.  a.)  bewegte  sich  äusserst 
schnell  und  lebhaft;  die  zweyte  zahlreichere,  kürzere  und  an  beyden  Enden  stum- 
pfere Art  (b.)  machte  cirkel-  und  schlangenfönnige  Bewegungen  (b.  c.J ;  die  Ge- 
stalt 


75 

stalt  der  dritten  Gattung  ((i.)  gab  sich  aber  selbst  dem  bewaffneten  Auge  nur  un- 
deutlich zu  erkennen,  tnid  erschien  bald  länglicht-  biJd  vollkonunen  rund,  ijljri- 
gens  glich  das  undurchdringliche  Gewimmle  dieser  Gattung  einem  Miioken- 
schwarme.  In  einem  die  Grösse  eines  Sandkörnchens  nicht  übersteigenden  Theil 
des  mit  Zahnschmutz  vermischten  Wassers  oder  Speichels ,  befanden  sich  wold  ei- 
nige Tausende  dieser  Thierchen ,  und  gleichwohl  entliielt  das  Wasser  oder  der 
Speichel  nur  den'  zehnten  Theil  von  jener  Materie  aus  den  Zähnen.  Überdies  be- 
stand der  vorzüglichste  Theil  dieser  Materie  noch  aus  einer  ausserordentlichen 
Menge  Streifchen  (e.) ,  die  zwar  in  der  Länge  sehr  verschieden ,  aber  von  einer- 
ley  Dicke,    zum  Theil  gekrümmt,  zum  Theil  gerade,  jedoch  ohne  Leben  waren. 

Um  sich  zu  überzeugen ,  ob  der  Speichel  und  der  Zahnschmutz  anderer 
Menschen  ähnliche  Ptesultate  lieferten,  unterwarf  er  auch  den  Speichel  zweyer 
Frauenzimmer,  welche  sich  den  Mund  täglich  zu  reinigen  pflegten,  und  eines 
achtjährigen  Knabens,  ähnlichen  mikroskopischen  Untersuchungen,  konnte  aber 
,S0  wenig,  als  in  seinem  eigenen  Speichel,  ein  lebendiges  Geschöpf  entdecken; 
hingegen  sah  er,  die  oben  beschriebenen  Thierchen  in  dem  Schmutze,  welchem 
er  mit  einer  Nadelspitze  von  ihren  Zähnen  nam,  in  gleich  grosser  Menge.  Un- 
glaublich grofs  war  diese  aber  in  der  Materie,  -welche  in  den  äusserst  schmutzi- 
gen Zähnen  eines  Greises  safs.  Die  gröfste  Art  der  in  derselben  wohnenden  Thier- 
chen (Fig.  i5.  /.)  krümmte  ihren  Körper  im  Kriechen  wie  ein  Afterwurm.  Mit 
diesen  Untersuchungen  noch  nicht  zufrieden,  brachte  Leeuwenhöck  auch  etwas  von 
der  in  den  hohlen  Zähnen  sitzenden  Materie  unter  das  Mikroskop  und  fand  die 
Anzahl  der  in  derselben  wohnenden  Thierchen  so  grofs ,  dafs  er  tausend  auf  den 
hundertsten  Theil  eines  Sandkörnchens  rechnen  konnte.  Sobald  er  aber  allen  die- 
sen Infusionen  des  Zahnschmivtzes  nur  den  geringsten  Theil  Essig  bejmischte; 
so  war  das  Leben  aller  sie  bewohnender  Thierchen  dahin. 

^/2<i;jj  Beschreibung  der  unter  der  Kruste  schmutziger  Zähne  sich  aufhaltender 
Wünnchen,  weichtvon  der  Leeuwenhöckischen  darinnen  ab,  dafs  sie  einen  run- 
den Kopf  mit  einem  schwarzen  Punkt  und  einen  langen  inid  dünnen  Körper,  bey- 
nahe  wie  die  Essigaale  haben.  Übrigens  läugnet  er;  dafs  es  eine  besondere  Art 
Würmer  gäbe,  welche  die  Zahnschmerzen  verursache  und^aus  den  Zahnhölden  ge- 
zogen weiden  könne.  Die  Würmer  des  Zahnschmutzes  hält  er  jedoch  für  fähig 
den  Gestank  aus  dem  Munde  zu  veranlassen  und  die  Zähne  nach  und  nach  auzu- 
greiffen.  Beyde  Nachtheile  machen  daher  alleine  schon,  besonders  beym  weibli- 
chen Geschlechte  und  h&j  solchen  Personen  die  fleisslge  Mundreinigung  nothwen- 

dig 


j9- 

dig,  welclie  durch  übermässigen  Cßnufs  alkalescirender  Speisen  ihrem  Zalinffelsche 
eine  skorbutische  Beschaffeulieit  zuziehen  und  den  Absatz  eines  scharien  Schaums 
an  ihren  Zähnen  vermehren,  oder  wegen  beständiger  Kopfanstrengung  und  aus 
anderen,  die  Verdauung  störenden  Ursachen,  nie  rein  verdauen ,  und  bey  welchen 
daher  noch  im  Schlafe  durch  die  scharfen  Exhalationen  des  Magens ,  ein  übelrie- 
cliender  Kleber  an  den  Zähnen,  wie  auf  der  Zunge,  abgesezt  wird. 

Mit  den  nur  durchs  Mikroskop  zu  erkennenden  Kreislhierchen  des  Zahn- 
schmutzes sind  die  mit  blosen  Augen  sichtbaren  Würmchen  nicht  zu  verwechseln, 
welche  in  den  hohlen  Zähnen  wohnen  sollen,  als  eine  vorziighche  Ursache  des 
Zahnschmerzes  angeklagt  worden  sind ,  und  zu  mancherley  Streitigkeiten  Gelegen- 
heit gegeben  haben.  Scribomus  Largiis  gedenkt  schon  dieser  Zahawürmer  und  em- 
pfielt,  den  Rauch  des  Bilsenkrautsamens  in  den  offenen  Mund  gehen  zu  lassen, 
worauf  diese  Würmer  zum  Vorschein  kommen  sollen ,  wenn  der  Mund  alsdann 
mit  warmen  Wasser  ausgespühlt  wird.  Holler  erklärt  diese  Sache  aber  für  fabel- 
haft und  behauptet,  dafs  blos  gewisse  Flocken  für  Würmer  angesehen  worden  wä- 
ren, welche  aus  dem  am  Feuer  aufspringenden  Samen  davon  fliegen.  Ahnlicher 
Meinung  ist  auch  »ScZ/öy^^e/-,  welcher  folgende  Geschichte  erzehlt:  Eine  hiesige  Per- 
son vom  Stande  hatte  einige  Tage  hinter  einander  unleidliches  Zahnweh.  Alle  da- 
gegen gebraucliten  Mittel  halfen  nichts.  Endlich  ward  gerathen ,  sich  mit  Juden- 
kirschen zu  räuchern ,  weil  dieses  hartnäckige  Zahnweh  von  nichts  als  Würmern 
herrühren  könne ,  die  durch  ihr  Nagen  in  den  Zähnen  den  Schmerz  verursachten; 
diuch  dieses  Mittel  aber  nicht  nur  getödtet,  sondern  auch  aus  den  Zähnen  getrie- 
ben und  dann  hauffenweise  in  dem  untergesezten  Gefässe  mit  Wasser  gefunden 
würden.  In  der  That  erfolgte  alles  so,  wie  es  vorausgesagt  worden  war.  Die 
Kranke  war  in  weniger  als  fünf  Minuten  von  ihrem  Zahnschmerz  befreyet  und  n^an 
fand  wirklich  eine  Menge  solcher  Körjjerchen ,  welche  Würmer  zu  seyn  schienen. 
Er  beschreibt  nun  die,  zugleich  in  einer  Abbildung  beygefügte,  sonderbare  Vor- 
richtung zu  dem  ganzen  Verlahren  und  die  seyn  sollenden,  mikroskopisch  unter- 
suchten und  abgebildeten  Würmer,  welclie  nichts  anderes,  als  die  Keime  von  den 
Samenkörnern  der  Judenkirschen  waren.  Wirkhch  gleichen  diese  Keimchen  so 
sehr  kleinen  Würmern  ,  dafs  sie  von  Nichtkennern  leicht  dafür  gehalten  und  noch 
weit  geschickter  zu  Betrügereyen  benuzt  werden  können,  als  die  Käsemaden, 
welche,  nach  Sloanes  Erzehlung,  ein  Charlatan  ins  Wasser  fallen  liefs,  während 
er  mit  dem  in  die  Höhlung  des  Zahns  geleiteten  Rauch  der  Tollkraulskörner  (Sm, 
Hyosciami)  den  Zahnschmerz  vertrieb. 

Knlp" 


77 

Kniphof  \'C\\\^nQt  ebenfalls  die  Existenz  der  Zahnwürmer,  glaubt  alinr,  dafa 
bey  Personen,  die  im  Sommer  harten,  mit  einer  Milbeurinde  b(!de(;iii«^u  Kiise  es- 
sen, yon  diesen  Milben,  ^velche  die  innere  Knochenhaut  des  hohlen  und  laulen 
Zahns  benagten,  Zahnschmerzen  entstehen  könnten.  Berdmore  hingegen  will  das» 
was  man  für  Würmer  angesehen  hat,  für  wildes  schwammigtes  Fleisch,  welches 
zuweilen  in  hohlen  Zähnen  wächst,  gehalten  wissen.  Dennoch  sind  wohl  schwer- 
lich alle  vorhandenen  Fakta  über  die  Existenz  der  Zahnwürmer  abzustreiten ,  da  es 
sehr  wohl  gedenkbar  ist ,  dals  Insekteneyer  in  hohle  Zähne  gelangen ,  und  die  in 
denselben  auskommenden  Larven  für  Wünner  gehalten  werden  können.  So  er- 
wähnt Salmuth  eines  grossen  Zahnwurms;  so  versichert  Agricola  durch  den  Ge- 
brauch seines -(^/ca/u'  Tartari  zwey  Zahnwürmer  herausgetrieben  zu  haben;  so  ge- 
denkt Claiider  eines  Mannes,  der  an  den  heftigsten,  keinem  Mittel  nachgebenden 
Zahnschmerzen  litte,  bis  er  sich  endlich  entschlofs  den  Zahn  ausreissen  zulassen. 
Als  man  diesen  Zahn  mit  einem  Hammer  zerschlug,  fand  man  denselben  inwendig 
hohl ,  angefressen  und  von  einem  Wurme  bewohnt ,  der  den  Käsemaden  sehr  ähn- 
lich war.  Wahrscheinlich  zog  diese  vielleicht  aus  einem  Eye  der  Quarkfliege  ent- 
standene Made  ihre  Nahrung  durch  eine  feine  Öffnung,  welche  von  dem  sich  in 
die  Zähne  setzenden  Speisen  verstopft  wurde.  In  dieser  eingesperrten  Lage  mufste 
aber  die  Made  nothwendig  beängstiget  und  beunruhiget  werden  und  durch  ihre  hef- 
tigen Bewegungen  und  vielleicht  durch  ihr  Nagen  an  dem  in  die  Wurzel  de* 
Zahns  tretenden  Nerven,  die  unerträglichsten  Schmerzen  erregen. 


3.     Das   Samenthierchen.     Tab.  VI.  Fig.   13.  14. 

Chaos  spermaticum,    corpore    ecliptico,     antrorsum    nonnihil    acuminatoj     cauda    longa, 

tenuissima.      Habitat  in  spermate  humane. 


Asch  Diss.  de  natura  spermatis. 

Berlin.  Snwml.  B,  VU.  St,  4  S.  473.  von  den  Er- 
scheinungen bey  dem  Spiel  der  Milchgefässe  des  Kal- 
mar». 

Bern  ard,  J.  Nouvelles  de  la  Republique  des  let- 
tres.  T.  I.  Mols  de  Mai  1699,  artici.   p.  531. 

Blumenbachs  Handb.  S.  475.  C.  Tab.  I.  F.  13. 

Burggravius,  J.  Ph.  de  aere  etc.  urbis  Francof. 
ad  Moen.  accidit  disquisit.  de  Orig.  et  indol.  animaku- 
Jor,  spermatic.  Francof.  ad  Moen.  1751.  g. 

Clerici  Hist.  lat.  lumbr.  p.  ag/-    vefntes  spertnatici. 

Cuvier  Tableau  ^l^mentaire  p,  661.  /«  Cercaires. 


Gteichens  Abh.  über  dieSaamen*  und  Infusions« 
thierchen. 

Helle,  J.  S.  Naturgesch.  derThiere  in  systemat. 
Ordn.   nebst  der  Naturgesch,  d,  Menschen,   S.  74. 

Hambergeri  Physiologia  Medica  et  Epistoia  D. 
Lieberkuhnii  p.  707.  §    1414. 

^ourn.  de  Phys.  T.  XXIV.  1784.  Juin.  p,  437,  Ob- 
servat.  sur  la  liqueur  s^minale. 

Kratzensteins  Abh.  v.  Erzeug,  d.  Wurm.  S.  4  3« 
Fig.   14. 

Ledermüllers  physikal.  Beob.  der  Saamenthief» 
«hen,  Nürnb.  1756.  T.  VIII.     Ebendesselb.  Versuch 

211 


78 


zn  einer  gri'rdl.  Vertlieid.  d.  SaameiUhierclieti ,  Nürnb, 
1758-  T.  VI. 

Li  ster,  M.  Objection  to  tlie  new  Hypotlies.  of  the 
Creation  of  Animals  from  Animalcula  in  seniiiie  mas- 
cuiino;    in  Pliüos.  Transact.  V.  XX.    p.  337.   n.  244. 

Marggraf,  G.  L.  existentia  animalculor.  in  semi- 
tie  virili  piobatur.   Wittenb.  1799. 

Müllers  Beobachtungen  über  einige  chaotische 
Thiere  ,  Gewürme  und  Insekten  ,  mit  Anmerk.  v.  Gö- 
ze,   iSaturlorsch.  St.  Vll.  S.  97. 


Needham  nonifelles  Rechercli.  sur  les  d^couver- 
tes  niicrosc.   T.  I.   p.  196. 

Paulini  de  morte  verminosa,   p.  57, 

Robinet,    ].  B.  von  der  Natur.    Wien  1754.  Th. 
I.   Kap.  I. 

Segner,   J.  A.  Diss,    Ktgl  ruv  ^xt^/u.xrtxiüi'  ZtxTr 
(Resp.  Dietericus)    Götting.   1736.    4. 

Wrisberg  Observationum  de  animalcul.  iafusor. 
satura   p.  95.   Fig.  14. 


Die  zu  den  edelsten  Säften  des  münnliclien  Körpers  gehörende  Samenfeuch- 
tigkeit enthält  in  mannbarem  Aher  und  wenn  sie  durch  das  Verweilen  in  den  Sa- 
menbläschen ihre  Reife  erlialten  hat,  ausser  verschiedenen,  blos  durch  mikros- 
kopische Beobahtungen  zu  entdeckenden  Salzarten,  auch  eine  zahllose  Menge 
Thierchen,  welche  wohl  zweymal  hunderitausend  mal  kleiner,  als  die  Hirsekörner 
sind.  Nur  mufs  diese  Beobachtung  gleich  nacJi  Ergiessung  desselben  oder  mit  dem 
noch  warmen,  und  etwas  lauem  Wasser  verdünnten  Samen  eines  kürzlich  verschie- 
denen Mannes  angestellt  werden.  Wird  hingegen  die  Samenfeuchiigkeit  erst  in 
einem  verschlossenen  Gefässe  aufbewahret,  so  entdeckt  man  in  derselben  noch 
einige  langsamere  Wesen,  die  bey  einer  Verdünnung  des  verdickten  Samens  mit 
etwas  Wasser ,  sich  in  vier  und  zwanzig  Stunden  zu  länglichten  Thierchen  ausbil- 
den imd  sich  zitternd  bewegen,  aber  nichts  anderes,  als  Infusionsthierchen  sind, 
welche  sich  erst  in  der  schon  in  Fäulnifs  gehenden  Samenfeuchtigkeit  entwickelt 
haben,  und,  wie  Gleichens  Abhandlungen  beweisen,  von  den  in  frischem  und  un- 
verdorbenem Samen  wohnenden  Thieixhen  überaus  verschieden  sind.  Jene  ei- 
gentlichen, dem  berühmten  Leeuwenhok  schon  vor  hundert  Jahren  bekannt  gewe- 
senen Samentliierchen ,  hat  Gleichen  bey  seinen  ,  Ijis  zu  seiner  vollkommenen  Über- 
zeugung unzehlige  Male  angestellten  Beobachtungen ,  nach  zwey  Stunden  öifters 
von  gleicher  Beschaffenheit,  in  der  vierten  aber  matt  und  hernach  gar  nicht  mehr 
gesehen-  Ihre  Länge  beträgt  unter  einem,  den  Durchmesser  vier-  bis  fünfhundert 
mal  vergrössernden  Miskroskope,  vom  Kopfende  bis  zum  Schwanzende  ungefehr 
einen  halben  Zoll  und  ihre  Dicke  ungefehr  eine  Linie  (Tab.  VI.  Fig.  i3.  a.  b.  c.  etc.) 
Sie  haben  der  Gestalt  nach  viel  Ähnlichkeit  mit  den  erst  aus  dem  Frosclolnich 
herauskommenden  jungen  Fröschen ,  nur  sind  ilire  Schwänze  im  Verhältnisse  des 
Körpers  viel  längerund  so  fein,  dafs  sie  in  der  stärksten  Vergrösserung  kaum  die 
♦  Dicke  des  feinsten  Haares  erreichen.  Der  Körper  selbst  lauft  gegen  den  Ur- 
sprung des  Schwanzes  etwas  schmäler  und  spitziger  zu,  und  hat  eine  ekliptische 

Fonn. 

Ihre 


79 

Ihre  Bewegung   ist    in   dem  noch   zähen  Samen  träge  und  schleppend ,    Ja 
es   scheint,    als   ob  sie  ihre  kleben  bleibenden  Schwänze   durch    ein  beständiges 
Hin-  und  Herwanken  loszinnachen  und  so  fortzurücken  bemühet  wären.     In  einem 
zu  grossen  und  dicken  Tropfen  gehen  manche  so  tief,    dafs   man  sie  nur  wie  im 
Schatten  gewahr  wird  (d.) ,  andere  erheben  sich  mehr  vom  Boden,   rücken  kaum 
eine  oder  zwey  Linien  vorwärts  und   tauchen  dann  wieder  unter.       Hierbey  wird 
immer  nur  der  dickere  Theil  des  nachschleppenden  Schwanzes  sichtbar  (c)   und 
das  Ende  bleibt  jedesmal  unter  der  Flüssigkeit.      Noch  andere  wenden  bisweilen 
die  untere  Seite  ihres  Körpers  so,    dafs  sie  flach  und  heller,     als   die  obere   er- 
scheint  (e).       Verdünnt   man   aber   den  Samen  mit  lauem  Wasser;    so  wird  ihre 
Bewegung  freyer  und  lebhafter.     Sie  durchfahren  sodann  den  ganzen  Tropfen  nach 
'  allen  Gegenden  und  durchkreuzen  sich,    ohne  an  einander  anzustossen.      Mit  ih- 
rem Schwanz  scheinen  sie  zu   rudern  und  mit  ihrem  Körper  schwanken   sie  hin 
und  her.     Hierdurch  kommt  es  aber,  dafs  sie  auf  ihrem  Wege  immer  eine  Scldan- 
genlinie  (b.)  beschreiben. 

Aus  der  Vergleichung  dieser  Eigenschaften  mit  den  oben  beschriebenen  der 
Infusionsthierchen  ,  ergeben  sich  folgende,  nicht  zu  verkennende  Abweichungen  in 
Rücksicht  der  Gestalt,    der  Beschaffenheit  des  Körpers,     der  Bewegung  und  der 
Verschiedenheit   der  Flüssigkeit,  worinnen  sie  wohnen.     Kein   einziges  Thierchen 
hat  sich  in  den  vielen  hundert  vom  Gleichen  untersuchten  hifusionen,  vorgefunden 
welches  die  Gestalt  eines   Samenthierchens  und  einen  Schwanz ,  wie  dieses  gehabt 
hätte.       Ferner  ist    der  Körper    der   Samenthierchen    immer   minder   durchsichtig 
und  ihr  Gang  weniger  geschwind,    als  bey  den  Infusionsthierchen,    ihr  Aufenthalt 
aber   in  mehr  als  einer  Hinsicht  verschieden.       Jene   können  nur  in   einer  reinen 
warmen ,     mit   riechbarem    Stoff  und  Salztheilchen   geschwängerten   Feuchtigkeit ; 
diese  hingegen  nur  in  verdorbenen ,   kaltgewordenen ,    übrigens  aber  keine  schar- 
fen und  flüchtigen  Theile  enthaltenden  Aufgüssen  leben.     Jene  vertragen  also  sehr 
wohl,   was  diese  tödtet  und  sind  sogar  der  Einwirkung  der  schärferen  Urintheile 
bey  ihrem  Durchgange   durch  die  Harnröhre  gewohnt,    da   diese  von  dem  klein- 
sten Urintheilchen  umkommen. 

Die  Entdeckung  der  Samenthierchen  zog  vorzüglich  deswegen  die  Aufmerk- 
samkeit der  Naturforcher  auf  sich,  weil  man  diese  Geschöpfchen  für  fähig  hielt, 
eine  besondere  Rolle  bey  der  Zeugung  zu  spielen,  hierdurch  aber  Veranlassung  zu 
sehr  verschiedenen  Behauptungen  gab,  wobey  die  Meinungen  über  die  Animaltät 
derselben  lange  Zeit  getheilt  blieb,       Büffon^    welchem  Hobinet  und  viele  andere 

blind- 


So 

blindlings  folgten,  läugnete  ilire  Existenz  und  hielt  sie  für  Molekülen  oder  Unförm- 
lichkelten   vom   geronnenen  Samen.      Er  irrte  sich  aber,     da  er  die  Samenrhier- 
chen  in  kaltem  Samen  suchte  und  die  geronnenen  Samentheilchen  (Fig,   i3.  /■/'/■) 
dafür  ansah.     Lezteresind,  nach  Gleichens  Versicherung,    ebenfalls  in  beständiger 
Bewegung  und  werden  von  einer  Seite  zur  andern  fortgestossmi,   so  daTs  der  mit 
der  vorhergehenden  inneren    oder  geistigen    Bewegung  des   Samens   aller  Thiere 
nicht  l^ekannte Beobachter,  leicht  verleitet  w^erden  kann,   sie  für  eine  andere  Gat- 
tung von  lafusionsthierchen  zu   halten.      Der  ungenannte  Verfasser  des  Aufsatzes 
in    den    Berlinischen   Sammlungen    glaubte    die  Samenthierchen   vollkommen   mit 
den  Milchgefässen  des  Kalmars,    einer  Gattung  von  Blackfischen ,    vergleichen   zu 
können,    aber  die  Gestalt  und  Bewegung  dieser  Milchgefässe  weicht  zu  sehr  vom 
der  Gestalt  und  Bewegung  der  Samenthierchen  ab,    als  dafs  man    sie  für  einerlej" 
und  leztere  blos  für  mechanisch  halten  könnte.      fVrisberg  ist  geneigt  die  Samen- 
thierchen unter  die  Polypen  zu  zehleh    und   hält  ihre  Schwänze   für  abgerissene 
Stücke   derjenigen  Fadenäste,  welche  sie  an  irgend  einen  anderen  Körper  befesti- 
gen.    Er  glaubt,    dafs  sie,    von  ihren  Adhäsionspünkten  nur  durch  die  Vorschrift 
eetrennt  werden  können ,    den  zu  untersuchenden  Samen  immer  mit  lauem  Was- 
ser zu  vermischen,  wodurch  nothwendig  die  meisten  Vereinigungsstiele  abgerissen 
werden  müfsten.      Auch  geschälie  die  Samenentleerung  schon  mit   einer  Gewalt, 
welche  im  Stande  wäre ,  viele  dieser  Thierchen  von  ihrer  Verbindung  frej  zu  ma- 
chen ,    so  dafs  sie  um  mit  den  Anhängen    de»-  Stiele ,    als  geschwänzt  erscheinen 
und  in  der  Samenfeuchtigkeit  frey  herum  schwärmen  könnten.      Und  in  der  That 
scheint  diese  Meinung  das  Meiste  für  sich  zu  haben.      Gleichen^    der  ilmeia  nicht 
nur  Animalität  zugesteht,    sondern  sie  auch  für  den  wesentlichen  Theil  des  Zeu- 
gungsstoffs, für  organisirte  und  belebte  Keime  der  Frucht  hält,    die  der  Vater Men 
Säften  des  Eyes  der  Mutter,    wie  der  Sämann  seine  Samenkörner  der  Erde  über- 
glebt,    gründet  seine  Behauptung  vorzüghch  auf  zvvey  ßeobaditungen ,    nach  wel- 
chen in  dem  Samen  zweyer  alten ,    sechzigjährigen  Ehemänner  kein  einziges  Sa- 
menthierchen entdeckt  w-erden  konnte,    und  glaubt  daher  annemen  zu  können, 
dafs  derjenige,    wenn  gleich  noch  junge  Mann,     dessen  Same  eben  so  verlassen 
von  diesen  Thierchen  ist,    ebenfalls  keine  Nachkommenschaft  zu  hoffen  habe.     In 
dieser  Vermuthung  findet  er  sich  noch  mehr  durch  Andrys  Beobachtung,    der  im 
Samen  unvermögender  Männer  kein  einziges  Samenthierchen  angetroffen  haben 
■will     und  Ledermüliers  und  anderer  Bemerkung  unterstüzt,    nach  weicher  der  Same 
venerischer,    so  gut   wie  anderer  zeugungsfähiger  Männer,    Samentliierchen  ent- 

halte. 


«1 

lialte,  welclies  auch  mit  der  täglichen  Erfahrung,  daPs  das  venerische  Gift  das 
Zeuguagsverinögeii  nicht  störe  oder  aufhebe,  A'^ollltommen  übereinsümmt.  Er 
glaubt  hieraus  den  Schlufs  ziehen  zu  können:  das  Mikroskop  kömite  in  unfrucht- 
baren Ehen  den  Streit  über  die  Ursache  der  Unfruchtbarkeit  zwischen  Mann  und 
Frau,  zunKÜ  wenn  leztere  zuvor  in  einer  fruchtbaren  Ehe  gelebt  hätten,  bald  ent- 
scheiden und  manches  Ehegeheimnifs  entdecken,  anderer  Familienfortpflanzungs- 
Vortheile  nicht  zu  gedenken.  So  scheinbar  aber  auch  die  Gründe  sind ,  welche 
Gleichen,  dieser gelelirte und  eifrige Vertheidiger  derZeugungdurchSamenthierchen, 
den  zu  seiner  Zeit  bekannt  gewesenen  Zeugungstheorien  entgegensezte;  so  scheinen 
doch  jene  Thierchen  keinen  wesentlichen  Antheil  an  dieser  thierischen  Verrichtung 
zunemen,  sondern  nur  als  Gäste  da  und  in  der  weiblichen  Samenfeucbtigkeit,  deren 
Daseyn  wohl  nicht  geläugnet  werden  kann,  eben  sowohl,  als  in  der  männlichen 
vorhanden  zu  sejn ,  übrigens  aber,  nach  neueren  Beobachtungen  ,  die  Ursache  der 
Unfruchtbarkeit  ungleich  häuffiger  in  organischen  Fehlern ,  in  Mangel  der  Lebens- 
energie oder  Conceptionskraft  der  inneren  weiblichen  Geburtstheile^  als  im  männ- 
lichen Geschlechte  gesucht  werden  zu  müssen. 

Mit  den  eigentlichen  Samenthierchen  und  den  oben  erwehnten  im  Inneren 
der  kalten,  schon  in  animalische  Verderbnifs  gehenden  Samenfeuchtigkeit  sichtbar 
werdenden  Infusionsthierchen ,  ist  noch  eine  andere  Art  dieser  Thierchen  (Tab.  VI. 
Fig.  i4-  o.  a.  a.)  nicht  zu  verwechseln,  welche  Wrisherg  auf  der  nach  einigen  Ta- 
gen mit  einem  Häutchen  bedeckten  Oberfläche  des  mit  Wasser  vermischten  männ- 
lichen Samens  entdeckt  hat,  und  weLhe,  je  mehr  die  Mischung  in  Fäulnifs  über- 
geht, an  Grösse- zunemen,  sich  schnell  in  der  Flüssigkeit  bewegen,  sich  in  Haufen 
vereinigen  und  unter  das  Iläutchen  begeben.  In  grosser  Anzahl  vereinigen  sich 
diese  Infusionsthierchen  zu  einer  neuen  H;iut,  wenn  von  jenem  Häutchen  nichts  mehr 
auf  dem  unter  das  Mikroskop  gebrachten  Tropfen  sichtbar  ist.  Sie  werden  aber  au- 
genblicklich von  dem  kleinsten  Theiichen  Scheidewassers  getödtet  und  vernichtet. 

Ich  übergehe  hier,  der  Kürze  wegen,  diejenigen  Gattungen  der  Infusions- 
thierchen, welche  besonders  unter  dem  Namen  der  Monaden  (Monas)  bekannt 
«ind  und  in  den  Einweichungen  aller  thierischen  Theile,  und  also  auch  der  mensch- 
lichen, nach  einigen  Tagen  Sichtbarwerden.  Sie  sind  so  ausserordentlich  klein, 
dafs  sie  auch  in  der  stärksten  Vergrösserung  nur  undeutlich ,  als  kleine  runde  oder 
ovale  Punkte  erscheinen  und  zu  Myriaden  den  kleinsten  Tropfen  der  Infusions- 
flüssigkeit erlülien. 

1»  Zwevte 


«2 

Z  w  e  y  t  e       A  b  t  h  e  i  I  u  ii  g. 

Geschichte    derjenigen    fJ'lirmer)     tu  eiche   dem    menschlichen  Köiyer   mtr 

zufällig   schädlich  tf erden. 


Würmer  sind  in  Ermangelung  der  Füsse,  Flügel  und  der  eigentlichen  Frefs- 
werkzeuge,  im  ganzen  weniger  geschickt,  an  unsere  Oberfläche  zu  gelangen,  sich 
an  unseren  Kleidungsstücken,  an  unserer  Haut  festzuhaken  und  diese  schmerzhaft 
und  gefährlich  zu  verletzen.  Nur  einige  Arten  machen  hiervon  eine  besondere 
Ausname  und  können  vermöge  der  eigentlichen  Schärfe  und  Feinheit  ihrer  Saug'- 
organe ,  vermöge  ihrer  feinen ,  die  Stelle  der  Füsse  vertretenden  Runzeln  ihrer 
Oberfläche,  ihren  schlüpfrigen  Körper  an  unsrer  Haut  befestigen  und  oft  mit  be- 
wundernswürdiger Schnelligkeit  auf  derselben  oder  unter  derselben  fortrücken. 
Diese  wenigen  Arten  sind  aber  auch  nur  die  einzigen,  welche  im  Stande  sind 
uns,  wie  andere  Thiere,  äusserlich  zu  verletzen.  Innerlich  sollten  sie  ihrer  Na- 
tur nach  weit  öfter,  als  es  wirklich  geschieht,  durch  das  Wasser,  welches  wir 
trinken,  worinnen  sich  viele  Gattungen  derselben  aufhalten  und  ihre  Eyer  ab- 
setzen ,  durch  Früchte  und  Pflanzen ,  welche  wir  geniessen  und  an  welchen  sie  und 
ihre  Brut  nicht  selten  angetroffen  werden ,  unserer  Gesundheit  nachtheilig  werden 
und  manche  gefährhche  Zufälle  veranlassen.  Die  Seltenheit  solcher  ßeyspiele  be- 
weist aber,  dafs  ihre  Natur  die  thierische  Wärme  der  inneren  Theile  nicht  auszu- 
halten vermag  und  läfst  vermuthen',  dafs  sie,  als  nicht  in  den  menschlichen  und 
thierischen  Körper  gehörende  Geschöpfe,  durch  die  Thätigkeit  der  Verdauungs- 
organe und  die  Schärfe  und  Widerwärtigkeit  der  verdauenden  Säfte,  in  den  alkr- 
meisten  Fällen  bald,  und  gewöhnlich  schon  vor  ihrer  Entwicklung  aus  dem  Eye, 
ohne  noch  die  geringsten  Beschwerden  veranlaföt  zu  haben,  umkommen  und  ihren 
Abgang  mit  den  Exkrementen   nemen. 

Erster       Abschnitt. 

Würmer,    die  sich    zufällig  an  die  äusseren    Theile  des  Mcnsehen  ansaugen. 
Baker,      of    the    Egpsucker.     Pi  ilos.     Tran.vact.   I        Rergmamis,   Tli.  Abh.  von  den  Kge!n ;    Schwed, 

H.    472.  Ab,     ß.    XIX.  S     i(yj     c    Fig. 

B.tr  tlio  I  i  n  US,   Th,  de  niorte  ex  Hiruilinibus,  Act,   J        B  er  k'Mi  m  eye  r  ,     B,    N.  über    di3  Vermehr,    des 
Hiifn.  Vol.  ii.  p.  319.  j   f^lutigelu,   in  den  neuen  Schwed.  Abb.  B,  V.  i>.  8  o. 

Bar. 


83 


Berfhelot,  Diss.  de  Tenen,  Call.  Animal.  Mons- 
pel.  1763.  p.    9. 

Galeni  Lib.  d.  Cucurbitul.  Hirudinibus  etc.  inter- 
piete  Fr.  Balaniio.    Lugd.   1550. 

üazette  i>alut.  1767.  n.  21.  Mort  occasione  par  les 
Sangsnes. 

G  <?  s  n  e  r  i  Hist.  Animal.  Lib.  IV.  de  Pisc.  et  Aqua- 
ISI.  iiatuia   c.  lig. 

HiuUiDu.  Magiit.  1773-  S.  1223  und  1779.  S.  834. 

Knackstedt,  über  die  Blutigel ;  in  Baldingers 
neu.  IHag.   B.  VIII.  St.  1.  S    gi. 

K  n  I  p  i.  o  f  Diss.  de  Pedic.  infr.  §.  XVIII. 

Ledel,  S.  von  liliitegeln,  die  ein  Miidchen  getöd- 
tet,  JrvdeD  Abb.  d.  k.  Ak.  d.  NT  Th.  XII.  S    267. 

Morand,  Obs.  sur  i' Anatomie  de  la  Sangsue,  in 
den  Meni.  de  l'Atad.  des  Sc.  1739.  p.  191.  f.  r. 


M  n  1 1  e  r  s  Linn.  N.  S.  Th.  VI.  S.  47. 

Muralto,  J.  de  Anatonie  Lirudinis;  in  Excrcit. 
med    p,  579. 

Oi'OtmH.  Hist.  rat.  P.  IV.  p.  197. 

Passe  rat  de  la  Cliapelle  vier  Walirnehmnn- 
gon  von  Verblutungen,  die  durch  Ehitigcl  sind  erregt 
worden  ;  in  den  Samml.  auserles.  W  ahrnehni.  ß.  Vlll. 
S.  67. 

Plinii  Hist.  natural.  Lib.  XXXIL  C.  lo. 

Poupart  Anatonie  hirudinis.  Phil.  Trans,  n.233. 
p.  722.  ß.  IH.  p.  231. 

Röscis  Insektenbel.  Th.  III.  S.  199. 

Schenkii    Ob.serv.    Lib.  VII.  Obs.   19. 

Sennerti   Oper    T.  III.  C.  20.  p.  654. 

Spielmanni  Diss,  de  Animal.  noc.  Alsat.  p.  35, 


Die  wenigen  hieher  gehörigen  Wurmarten  sind  aus   dem  Geschleclite  der 
Blutigel,  griech.  ß^fWcc,  lat.IIirudo^  £ranz.  Sang- sue,  engl.  ZeecA ,  holllmd.  ßhed' 
Zuiger ^   welche  alle  einen  langen,     vorne  mehr  spitzigen  und  mit  einer  triangulä- 
ren Mundöffnung  versehenen,  nach  hinten  aber  allmählich  dicker  und  breiter  wer- 
denden Körper  haben,  der  oben  convex,  unten  flach,  im  Ganzen  mehr  platt  ge- 
druckt, aus  lauter  schmalen  Ringen  zusammengesezt,  sehr  weich,  immer  mit  einem. 
Schleim  überzogen  ist,  und  sich  an  der  Bauchseite  mit  einem  kurzen,  ziemlich  brei- 
ten, konischen  Absatz;«  endiget.     Auf  der  bald  mehr  spitzigen,  bald  mehr  stumpfen, 
immer  aber  mit  einem  mehr  oder  weniger  erliabenen  Rand  eingefafsten  Oberlippe 
hat  ßergmann  hey  dvey  Gattungen   schwarze  Punkte  entdeckt,     welche  er   sowohl 
wegen  der  Stelle,  die  sie  einneraen,  als  wegen  ihrer  Gestalt  für  Augen  hält.     Und 
wirklich  scheinen  die  ßlutigel  nicht  nur  gut  sehen,    sondern  auch  hören  zu  kön- 
nen, da  sie  bey  einem  starken  Geräusche  die  Flucht  ergreifen  und  sich  zu  verber- 
gen suchen.     Die  zwey  überaus  beweglichen  Mundlippen  nemen  sehr  verschiedene 
Gestalten  an  und  machen,  wenn  sie  völlig  geschlossen  sind  (Tab.  I.  Fig.  5.),  drey 
kleine,  ein  Dreyeck  bildende  Einschnitte,  und  eben  so  fällt  die  Wunde  aus,  wel- 
che sie  auf  der  Haut  des  Menschen  damit  machen.     Dieses  sezt  voraus,    dafs  diese 
Lippen  von  überaus  harter,  wenigstens  knorpelartiger  Substanz  und  so  scharf,  wie 
ein  Scheermesser  sind.      Auch  giebt  diese  Schärfe  das  Mikroskop  bey  geöffnetem 
Munde  des  Blutigels  (Tab.  VII,  Fig.  i.)  zu  erkennen.     Zugleich  entdeckt  man  aber 
durch  dasselbe  im  Rachen  einen  zungenförmigen,  wahrscheinlich  mit  feinen  Saug- 
röhrchen  versehenen  Theil,    welcher  das  eingesogene  Blut  aufnimmt  und  dem  Ma- 
gen zuführt.      Dieser  Magen  oder  vielmehr  Nahrungskanal  erstreckt  sich  bis  zum 
Schwänze  des  Blutigels  und  theiit  sich  endlich  in  vier  und  zwanzig  geschlängelte  Ge- 

fässe. 


8 


» 


*  fasse.  Vielleiclit  haben  diese  eben  so  viele  feine  Öffnungen  im  konischen  Ab- 
sätze des  Schwanzendes,  da  mau  keine  deudiche  Aftermündimg  zur  Ze.t  hat  wahr- 
nemen  können,  und  blos  einen  verbhcheueu  Punkt  an  der  OberHäche  des  Ab- 
satzes (Tab.  Vll.  Fig.  I.  b)  dafür  gehalten  hat.  Andere  glaubten  sogar,  dafs  die 
Blutigel  in  Ermangelung  eines  Afters  ihre  Exkremente  verdünsteten  und  davon  dei' 
ihre  Oberfläche  stets  überziehende  und  sich  von  Zeit  zu  Zeit  als  faserichtes  We- 
sen von  der  Haut  absondernde  Schleim  herrühre. 

Ruhend  (Fig.  i)  verkürzt  sich  der  ßlutigel  durch  die  Annäherung  seiner 
Ringe  und  hält  sich  mit  Mund  und  Absatz,  oder  dem  Kopfe  am  Schwanzende, 
auch  an  den  glättesten  Körpern  und  an  der  Wand  des  Zuckerglases,  woriunen 
mau  ihn  verwahret ,  fest.  Betrachtet  man  ihn  durch  lezteres  von  der  unteren  oder 
der  Bauchseite,  so  kann  man  dann  leicht  das  Ko])f-  und  Schwänzende  mit  einan- 
der verwechseln,  weil  lezteres  ebenfalls  in  der  Mitte  ein  Grübchen  (Fig.  2.  i.)  oder 
einen  luftleeren  Raum  bildet,  um  welches  sich  in  einem  Kreise  die  weiche  Sub- 
stanz des  Wurms  auschliesset.  Sobald  er  aber  zu  kriechen  beginnt  (Fig.  3.),  so 
streckt  er  voierst  den  Kopf  mit  offenem  Munde  vor-  und  aufwärts,  um  eine 
schickliche  Stelle  zu  suchen,  wo  er  sich  fest  saugen  kann.  Wenn  lezteres  ge- 
schehen ,  rückt  er  mit  den  Absatz  dahin  fort ,  wo  der  Mund  ist ,  formt  ihn  unter- 
wärts rundlich  und  macht  einen  luftleeren  Raum ;  der  Druck  der  äusseren  Luft  oder 
des  Wassers  auf  die  obere  Fläche  des  Absatzes  aber  hält  ihn  dann  fest.  Er  macht 
nun  wieder  den  Mund  los  und  kriecht,  indem  er  ersteres  Verfahren  immer  wie- 
derholt, in  lauter  wellenförmigen  Biegungen  seines  Körpers,  so  schnell,  als  ir- 
gend eine  Raupe  mit  ihren  sechzehn  Füssen  davon.  Ausser  dem  Gang  hat  er  mit 
den  Piaupen  noch  gemein,  dafs  er  seine  feine  Haut  vom  Kopfe  gegen  den  Schwana 
zu  abstreift,  welche  alsdann  wie  Seiteuflocken  im  Wasser  herumschwimmt.  Die*es 
Häuten  geschieht  alle  drey  Wochen.  So  oft  es  bevorsteht,  ist  der  ßlutigel  krank, 
hängt  oder  sizt  unbeweglich  still  luid  hält  sich  blos  mit  dem  Kopfe  fest.  Er  ist 
dann  aus  Mangel  des  Appetits  auf  keine  Art  zum  Blutsaugen  zu  bringen.  Ist  aber 
das  Häuten  vorüber,  so  ist  er  überaus  munter  und  schwingt  sich  im  Wasser,  als 
ob  die  Sonne  eine  besondere  Wiikmig  auf  ihn  äusserte. 

Die  Blutigel  sind  Hermaphroditen  und  führen  die  männlichen  und  weibli- 
chen Geschlechtstheile  dicht  hinter  einander  an  der  Bauchfläche,  in  einer  Entfer- 
nung vom  Kopfende,  welche  uugefelir  den  dritten  Theil  der  ganzen  Länge  des 
Wurms  beträgt.  Das  muunlicbe  Glied  ist  nur  iu  den  Monathen  Julius  vmd  August 
als  ein  ziemlich  langer  hervorhängender  Faden  (Fig.  2.  s.)  bisweilen  sichtbar.  Aus- 
ser 


85 

ser  dieser  Zeit  ist  es  aber  völlig  im  Leibe  zurückgezogen ,  so  dafs  man  die  ( liTnung, 
Avo  es  hervortritt,  nur  au  einem  etwas  lichteren,  runden  Fleckchen  erkennei.  Noch 
unmerklicher  aber  ist  die  Öffnung  des  weiblichen  Geschlechtstheiis,  die  blos  ei- 
nen leinen  Punkt  (d.)  gleicht.  Man  hat  noch  keine  Erfahrung,  ob  sicli  jeder  Blut- 
igel selbst  befruchtet,  oder  ob  sich  je  zwey  wie  die  Schnecken  einander  glei(  h- 
zeitig  befruchten.  Einige  ßlutigelgattungen  legen  Eyer,  die  sie  entweder  am  Leibe 
tragen,  oder  einzeln  und  in  Häufchen  an  allerley  Wasserkräuter  befestigen;  an- 
dere aber  gebühren  lebendige  Jungen.  Ich  fand,  nachdem  ich  mehrere  wilde  oder 
sogenannte  Rofsigel  CHirudo  sanguisuga)  in  einem  mit  etwas  Wasser  gefüllten  Zuk- 
kerglase  gut  verwahret  hatte,  nach  acht  Tagen  einige  fünf  Linien  lange,  weisse 
beynahe  perlemutterfarbige  Würmchen  auf  dem  Boden  des  Glases.  Sie  hatten  eilf 
Glieder,  ein  spitziges  und  ein  stumpfes,  mit  zwey  längeren,  und  zwey  kürzeren 
braunen  Wärzchen  versehenes  Ende,  und  waren  höchstwahrscheinlich  junge  Blut- 
igel, da  vorher  nichts  in  dem  Wasser  sichtbar  war,  und  durch  die  doppelte  Lein- 
wand, womit  ich  das  Glas  gut  verbunden  hatte,  nichts  in  dasselbe  gelangen 
konnte. 

Ausser  den  bisher  gedachten  Eigenschaften  zeichnen  sich  die  Blutigel  vor 
"vielen  anderen  Wurmarten  noch  durch  ihr  überaus  zähes  Leben  aus.  Auch  zer- 
schnitten leben  sie  wohl  noch  einige  Wochen  fort,  ja  man  will  sogar  behaupten, 
dafs  sie  sich  nicht  iin  Saugen  stören  Hessen,  wenn  man  ihnen  das  Schwanzende 
abschnitte,  und  dafs  sodann  hinten  so  viel  Blut  ausflösse,  als  sie  vorne  einsaugten. 
Das  Ol,  welches  bey  anderen  Würmern  die  Luftöifnungen  des  Körpers  verschliefst 
und  sie  dadurch  tödtet,  schadet  ihnen  eben  so  wenig,  wie  aufgestreutes  Salz;  aber 
etwas  Weingeist  raubt  ihnen  augenblicklich  das  Leben. 

Ohngeachtet  sie  sich  im  Wasser  aulhalten  und  die  meisten  sehr  fertig  dar- 
innen in  wellenförmigen  Bewegungen  auf  und  nieder  schwimmen;  so  scheint  doch 
das  blose  reine  Wasser  für  sie  nur  wenig  nahrhafte  Theile  zu  enthalten ,  indem  sie 
darinnen  nach  und  nach  abmagern.  Tröpfelt  man  ihnen  aber  nur  dann  und  wann 
etwas  Blut  hinein,  so  erhalten  sie  sich  sehr  gut  bey  ihrer  Vollleibigkeit.  Überhaupt 
sind  sie  sehr  blutgierig ,  saugen  sich  fast  durchgängig  an  die  Haut  der  Thiere  an, 
und  fallen  niclit  eher  ab,  als  bis  sie  vom  Blute  strotzen,  es  müfste  de^in  seyn, 
dafs  sie  mit  Salz  bestreuet  würden,  auf  dessen  Reiz  sie  sich  krampfhaft  zusammen- 
ziehen, sich  winden  und  krümmen  und  endlich  das  eingesogene  Blut  mit  vielem 
Schleim  wieder  ausspeyen.  Doch  erholen  sie  sich  nach  dieser  Entledigung  bald 
wieder,  weim  man  sie  in  frisches  Wasser  bringt. 

Diese 


Sß 

Diese  Eigensdiaft  der  Blutigel ,  sich  ul^erall  anzusangon  ,  wo  sie  Blut  gewahr 
werden,  macht  es  nachtheilig,    wo  niclit  gefahrlich,    barfu  s    in  Sümpfen  und  sol- 
chem Wasser    /u   ve2'\% eilen,     wo    sich  B'utigel   aufzuhalten    pHegen.        J  eJcI  be- 
kräftiget dieses  durch  ein  warnendes  Beyspiel.     Bey   dem  Dorfe  PoJemockel,  nahe 
an  der  Stadt  Bonest   in  Pohlen,     hütete  ein   Mädchen  voji    neun  Jahren  das  Vieh 
auf  dem  Felde.     Sie  sah  einen  Reuter,  der  nach   der  Stadt  eilte,  schnell  herbey- 
kommen,  und  verkroch  sich  aus  Furcht  hinter  das  Gebüsche  in  einen  Sjnipf.     Die- 
ser wimmelte  aber  von  Blutigeln ,    welciie  sicli  an  die  nackenden  Füsse  des  Mäd- 
chens sezten  und  sie  so  aussaugten,  dafs   man  sie  todt  und  ganz  mit  Blutigeln  be- 
sezt   fand.       Einen  ähnlichen  Fall   findet    man    in    der  Gazetee  salutaire^    wo   ein. 
Bauer,  der  mit  blossen  Füssen  ins  Wasser  getig,   an  dem  Blutverluste  starb,   wel- 
chen die  Blutigel  auf  gleiche  Art  veraulafst  hatten.     Eben  diese  besondere  Eigen- 
schaft der  Biutigel  hat  auch  Veranlassung  gegeben,     dais  man  sie   schon  in    den 
ältesten  Zeiten  zu   örtlichen  Blutausleerungen    in   verschiedenen  Krankheiten   be- 
nuzte.     Nach  Galens  Versicherung  waren  sie  schon  dem  Hippokrates  in  dieser  Hin- 
sicht  bekannt.      A-Uch  rühmen  ihren  Gebrauch  Arecäus^    Dioscorides^   Agineta,    Cel- 
siiSf  PUnius  imd  die  arabischen  Arzte,    und  Horaz  gedenkt  ihrer  in  seinen  Satiren 
mit  den  W^orten :  I^on  missura  cutem ,  nisl  plena  cruoris  hirudo.     In  den  neuern  Zei- 
ten fand  ihre  Anwendung  ungleich  häuffiger  statt  und  gegenwärtig  ist  wohl  schwer- 
lich ein  Arzt  zu  faiden,    der  ihren  Nutzen  nicht  in  seiner  Praxis  bestätiget  gefun- 
den hätte.     Es  ist  jedoch  nicht  zu  läugnen ,    dafs  die  Blutigel  auch  als  Heilmittel 
schädlich  und  gefährlich  werden  können.     PUnius  war  der  irrigen  Meinung,    dafs 
sie  bisweilen  die  Köpfe  zurückliessen ,  wenn  sie  entweder  durch  das  Gewicht  des 
eingesogenen  Bluts  losgezogen,  oder  durch  den  Reiz  des   aufgestreuten   Salzes  ge- 
nöthiget ,  plötzlich  abHelen ,  hierdurch  aber  unheilbare  Wunden  und  zuweilen*den 
Tod  verursachten.     Dieses  sey  der  Fall  bey  einem  Patricier,  aus  dem  Geschlechte 
des  Gonsuls  Messala    gewesen,  der  auf  die  Ansetzung  der  Blutigel  an  die  Knie,  ge- 
storben sey.     Auch  meldet  Schenk^   ihre  Applikation  habe  bey  zwey  Personen  den 
heissen  Brand  zur  Folge  gehabt  und  Sennen,  dafs  die  aus  unreinem  Wasser  genom- 
menen Blutigel,    bösartige  Geschwüre,     ja  oft    gar  den  Tod  bewirken    könnten. 
Weit  öfter  mögen  sie  wohl  durch  eine  zu  grosse  Blutausleerung  schaden,  weil  ihre 
triangulären,    immer  etwas  gekneipten  Wunden  sich  ungleich  schwerer  schliessen, 
als  die  Wunden  der  Lanzette,    des  Schneppers  und  des  Schröpfeisens ,    und  daher 
oft   noch  Stnnden  lang  fortbluten,     nachdem    die   Blutigel   abgenommen    worden 
sind.     Vorzüglich  ist  dieses   der  Fall   an  solchen  'I'heilen,   wo  keine  Gompressiort 

aft- 


87 

anzubringen  ist,  daher  z.  B.  oft  aus  den  Hämorrhoidalgefässen  entkräftende  Ver- 
blutungen nach  der  Apphkatian  der  Blutigel  zu  erfolgen  pflegen.  Im  Ganzen  ist 
aber  -wohl  die  nachfheilige  Wirkung  derselben,  als  Heilmittel,  mehr  ihrer  ver- 
kehrten und  unvorsichtigen  Anwendung,  als  ihrer  physisch-  schädüchen  Beschaf- 
fenheit zuzuschreiben. 

Man  kennt  gegenwärtig  vierzehn  Arten  Blutigel,  wovon  ich  hier  nur  die 
zwey  ihrer  Blutgierigkeit  wegen  am  meisten  bekannten  ausführlich  .beschreiben 
werde.  Allenfalls  verdient  hier  noch  Hö'sels  sechste  Gattung  einer  kurzen  Erweh- 
ßung.  Sie  hält  sich  nur  in  einigen  stehenden  Wassern;  meistens  aber  in  zahllo- 
ser Menge  auf,  und  ohngeacKtet  sie  nicht  über  drey  Linien  lang  ist,  so  fäUt  sie 
doch  Leute,  die  mit  blossen  Füssen  in  ein  solches  Wasser  gehen,  so  heftig  an, 
dafs  sie  vor  grossem  Schmerz  Öfters  heftig  schreyen,  und  allezeit  mit  blutigen 
Füssen  zurückgehen. 

I.     Der  Rofsigel.     Tab.  VII.  Fig.  i — 4. 

Hirudo  sanguisuga,     elongata  nigra,    subtus   cinereo  -  virens :     maculis  nigris.     Linn.  S, 

N.   T.  I.  P.  VI.  p.   3095.  n.   3.     Faun.  Suec.   207y.     Amoen.   acacl.   7.   p.   44.      Habitat 

in  fossis,   stagnis,   pakistribus,   ultra   4.   poUicPS   interdum   longa,   ventris   medio   interdum 

immaculato ,   a  Norlandis  medicinalis  instar  adhibita,    cruoris  adeo  avida,   ut 

novem   sanguine   et   vita   privare   equum   dicantur. 


Bergmanns  Abhandl.  von  Egeln  in  den  Abb.  der 
Scbwed.  Ak.  d.  Wissensch.  B.  XiX,  S.  294.  T.  VI. 
F.  3.  4- 

Blumenbacbs   Handb.  d.  N.  G.  S    417.  n    2. 

Gisler  vom  Gebrauch  der  Blutegel  in  der  Heilkunst 
in    den  Schwed.  Abb.   B.  XX.  S.  95. 

G  m  e  1  i  n  s  Gesch,  d.  Gifte  Tli.  I.  S.  306, 

Hill  Hist.  auim.  p.  1 6.  Hirudo  nigra  abdotnine 
plumbeo. 


M ü II e r  i ,  O.  F.  Verm.  terrestr.  et  fluv.  Hrst.  V  I. 
P.  2.  p.  38.  n.  168.  Hitudo  sanguisuga ;  Dan,  Blod~ 
igten;  Suec.  Siiegel ;  Gall.  Sangsue  de  Chevat;  Angl. 
Horse   Leech. 

iWüIlers  Linn.  N.  S.  Th.  VI.  B.  1.  S.  50.  n.  3. 
Der  gi^meine  Blutsauger. 

Onomatol.  Hist.  nat.  P.  IV.  p.  2f  5.  Der  Blutigel  mit 
einem  gelbtti  Rund  an  der  Seite. 

Petiveri  Gazoph.  T.  130.   F.  7, 

Raji  Hist.  ins.  3.    Hirudo  maxinte  vulgaris. 


Es  giebt  sehr  kleine,  aber  auch  sehr  grosse  Blutigel  dieser  Gattung,  welche 
ATohl  fünfthalb  Zoll  und  drüber  lang  sind.  Alle  haben  einen  ziemlich  platt  gedruk- 
ten  Körper  und  erhalten,  wenn  sie  sich  zusammenziehen,  eine  rauhere  Oberfläche, 
als  die  übrigen  Arten  durch  die  stark  hervortretenden  Runzeln ,  welche  die  tiefe- 
ren und  daher  deutlicheren  Einschnitte  zwischen  ihren  Ringen  veranlassen.  Die 
Faibe  der  Rückenfläche  (Tab.  VH.  Fig.  i.  3.)  ist  bald  braimgrün,  bald  schwarzgrün» 
die  Bauchfläche  aber  (Fig.  2.)  hat  eine  hellgrünere  Grundfarbe  und  lülirt  auf  der- 

sel- 


88 

selben  Irreguläre,  gelbe  und  schwarze  Flecken  und  Adern.  Die  beyden  gezackten. 
Seitenränder  des  Körpers,  so  wie  die  Basis  des  Absatzes  werden  von  einer  gelben 
Kante  eingeiatk. 

Stehende  Wasser  und  die  mit  solchen  angefüllten  Graben  und  Sümpfe  sind 
der  gewöhnhche  Aufenthalt  dieser  Blutigel.  Doch  gedeihen  sie  in  wäimeren  Seen, 
wo  sie  nicht  selten  in  Gesellschaft  der  folgenden  Gattung  augeiroffen  werden,  un- 
gleich mehr,  als  in  kalten  und  waldigten  Gegenden,  wo  sie  gewöhnlich  jiur  klein 
und  mager  vorkommen.  Ihre  Nahrung  sind,  ausser  dem  Bhite  anderer  Tliiere, 
wahrscheinlich  die  feineren  Theile  des  Schlamms.  Auch  verschlingen  sie  ganze 
Regenwürmer,  nach  Bergmanns  Beobachtung.  Dieser  warf  einmal  einen  Regen- 
wurm in  die  Flasche,  worinnen  er  zwey  Rofsigel  verwahret  hatte.  Sogleich  ver- 
schluckte jeder  ein  Ende  des  Regenwurms ,  so  dafs  zwey  Thiere  mittelst  eines  drit- 
ten zusammenhiengen.  Sehr  gerne  hängen  sie  sich  den  Pferden ,  die  durch  Mo- 
räste und  Sümpfe  gehen,  an  die  Füsse,  und  überhaupt  scheinen  sie  das  Blut  der 
Pferde,  mehr,  als  das  anderer  Thiere  und  der  Menschen  zu  lieben  und  hiervon 
auch  den  Namen  Bofs-  oder  Pferdeigel  erhalten  zu  haben.  Linne'  erzehlt,  dafs 
neun  solcher  Rofsigel  einem  Pferde  so  viel  Blut  ausgesogen  haben ,  dafs  es  darüber 
an  Entkräftung  starb.  Eben  sowohl  beissen  sie  sich  aber  auch  an  die  Haut  des 
INIenschen ,  vorzüglich  in  nördlichen  Gegenden  an  ,  wo  man  sich  derselben  auch 
stall  der  medicinischen  Blutigel  bedient.  Immer  beissen  sie  jedoch  nur  in  ihrem 
wilden  Stande  und  nicht  mehr,  wenn  sie  länger  als  einen  Tag  in  einer  Flasche 
verwahret  worden  sind.  Sie  müssen  daher  lieber  gleich  angesezt  werden,  so  bald 
man  sie  nur  aus  ihrem  Aufenthalte  geholt  hat. 

2.     Der  medicinische  Blutigel.     Tab.  I.  Fig.  3  —  5. 

Hirudo  medicinalis,  elongata  nigricans:  supra  liueis  versicoloribus ,  subtus  maculis  flävis. 
Linn.  S.  N.  T.  I,  P.  VI.  p.  3095.  n.  5.  Habitat  in  stagnis  et  paludosis,  praestantis- 
siinus  Phlebotomus,  inprimis  haemorrhoidum,  supra  rugis  plurimis  annularibiis  pro  lubitu 
dilatandis  vel  contrahendis  conslans,  lineis  in  dorso  utrincpie  4,  prima  rufa ,  altera  rufa 
nigro  niaculata,  tertia  nigra,  quarta  flava,  ventre  flavo  maculis  nigris  vario, 
oculis  orisfjue  uncis ,   ut  videtur,  nullis. 


Almindelige     Natur  -  Historie,     Tom,   II.    p. 

«79. 

Bergmanns  Abli.  v.  Egeln  in  den  Abli,  d.  Sciiwed. 

Akad.  B.  XIX.  S.  297.  Tab    Vi.  F.  i.  2, 

ßriiin.  filamiichftiltigk.  Jalirg.  1.  S.  665.  Jalirg.  Hl. 

S.  3»5,  6^7.  7»3. 


Berlifi.  Magaz.  B.   I.  St.  1.  n,   11.  BlutJgel,    eine 

Art  von  lebendigem  Barometer. 

B  I  u  m  e  n  b  a  c  h'  s  Handb.  der  N.  G.  S.  4 !  7, 
Boniiet,    Lettre  sur  lesSangsiies,   consid^ies  no« 

cotniiieBaroni^tres  mais  comnie Thermometres,  Journ. 

de  Piiys.  T.  V.  Jan.  1775.  p.  10, 

Ca* 


S9 


C  u  r  i  e  r  Tableau  dldin.  p.  651.    !a  Sangsue  des  Chi- 

rurgiefis. 

Fermins  Reise  durch  Surinam,  TI1.  II.  S.  321. 

Gesneri  Hist,  aquat.  425.   Hir.itio  major  et  va:  iii 

Gis  le  r,  N.  vom  Ciebrauclie  der Blutigel  in  derHeil- 
kiinst.   Schwed.  Abli.  B.  XX.   S.  94. 

dsttiiig.  gel.  Zeit.    17S5.    St.  2C8. 

Göze,   Gesch.    scliädl.  Ins.   S.  232, 

Hart  mann,   J.  B.  Diss.  de  Hirudine  med.    Vienn. 

»777-   8- 

Heisteri  Cliirurg.  P.  II.  Sect.  I.  C.   17. 

Hill,  Hist.  anim.  p.  16.  Ilirado  r.igresccns  flavo 
variegata. 

Knackstedt,  in  Baldingers  neuem  Mag.  B.  VIII. 
St.    t. 

Kniphof,   Diss.  de  ped.  ing.  p.   17. 

Linnaei,  G.  Diss  de  Hirud.  medicinali  (Resp. 
Weser)  Ups.  1765.   Ejiisd.  Ffun.  Siiec.  2079. 

Müller,  verm.  feresir.  et  Aus-.  Vol.  1.  P.  II.  p.  37. 
n.  167.  Hirt.do  :i::'dicit:nlii ;  Dan.  üoktcr  Jglin;  Angl. 
Common  Leech;    d'iW.  Siuig  - sue ,  Suce-SofJg. 


Müllers  Linii.  N.  .<>.  Th.  VI.   B.  I.    S.  49.  n.  1. 

Tab.  I.  Fig.  8-    ner  AWlasset . 

Onomnt.  Hist.  nat.  V.  JV.  p.  215.  Der  Blutiget ,  den 
iiirtt  /;t  dfr  .Ir  tnftjhunst  s^ebrau.cftt. 

\\  ■i\\  Hist.  Ins.  3. 

Rienis  pliysikai,  Zeit.  1785.   S.  ig«. 

Rondeau  (du)  Meni.  siir  la  Sangsue  irtdi.irnlc, 
in  Rozier  Jourii.  de  Pliys.  T.  XX.  p.  284. 

Salonion,  p].  D,  vom  GcViraucli  der  Blutigcl, 
Schwed.  Abb.  B.  XXII.  S.  132,  und  B.XXVl.  S.  6\. 

Schmuckers,  J.  L.  Abb.  v.  d.  Blutigeln ,  indes, 
sen  chir.  Schrift., B.  I.  Berlin  1776.  c.  F.  Hirudo  tne- 
dicivalis. 

Schulze,  G.  von  einem  schädl.  Bisse  eines  Biut- 
igels,   in  den  Abb    d.  k.  Ak.  d.  i\"f,  Th.  XiV.  S.  47. 

Trumpbius,  ].  C.  de  Hirudinib.  morbosas  partes 
1)011  appetentibus,   C'omm.Nor.  1745.  p- 376. 

Unzers,  J.  A.  niedic.  Handb.  Leipz.  1789.  S. 
655.   §.  70. 

Will  ins,  J.  V.  de  Hirudinibus —  quem  potiss. 
sanguinem  siigant ;  in  Barthol.  Act.  Hafn,  V.  III.  p.  1 17. 


Der  plattgedrückte  Körper  dieser  Blutigelgattung  (;Tab.  I.  Fig.  3.)  zeigt  in 
seiner  ganzen  Länge  ebenfalls  lauter  feine  ringförmige  Einschnitte,  welche  zu  Run- 
zeln werden,  wenn  der  ßlutigel  sich  zusannnenzieht  oder  verküizt ,  sich  aber  gänz- 
lich ausgleichen,  wenn  er  sich  ausdehnt  und  oft  von  drej  zu  fünf  Zoll  sich  ver- 
längert. Die  Grundfarbe  der  Rückenfläche  ist  sehr  verschieden,  gemeiniglich  grau; 
doch  fällt  diese  Farbe  bey  einigen  mehr  ins  Grüne,  bej  anderen  mehr  ins  Braune, 
bey  noch  anderen  mehr  ins  Schwarze.  Sie  ist  gewöhnlich  mit  vier  schmalen, 
bald  Ol  angegelben,  bald  braungelben  Längsstreifen  durchzogen,  welche  gleich 
hinter  der  obern  Mundlippe  anfangen ,  und  wovon  sich  die  zwey  mittleren  und 
schmälern,  und  hinter  denselben  die  zwey  äussern  und  breitern  in  einer  Bogen- 
linie  am  Schwanzende  vereinigen.  Jeder  dieser  Längsstreifen  erhält  durch  die  kur- 
zen, schwarzen  Striche  und  Punkte,  welche  in  einer  Reihe  auf  denselben  fort- 
laufen, viel  Ahnlichlceit  mit  einer  Kette.  Die  Seitenränder  des  Leibes  sind  mit 
einer  gezähnten  Kante  von  gleicher  Farbe  eingefafst,  die  in  die  untere  Fläche  des 
Körpers  so  weit,  als  in  die  obere  Fläche  desselben  tritt.  Dieses  ist  die  gewöhn- 
liche Zeichnung  des  Rückens.  Es  fehlt  jedoch  auch  hier  an  Abweichungen,  wo 
z.B.  die  breitere  Kettenlinie  getheilt  ist,  und  hierdurch  noch  eine  schmJilere,  un- 
terbrochene Längslinie  sichtbar  wird,  welche  Veraidassung  gegeben  hat ,  dafs  X/««e 
Müller  und  Bergmann  auch  die  zwey  einfachen,  ungeketteten  R^andstreifen  oder 
Seitenkanten,  den  Kettenlinien  des  Piückens  gleichhielten  und  somit  acht  Piücken- 
liuien  herausbrachten.     Die  Grundfarbe  der  unteren  Fläche  des  Köipers  (Fig.  4.J  ist 

12  ge- 


9Ö 

gewöhnlich  aschgrau,  hey  manchen  abei'  ganz  schwarz,  mit  schmuzig  gelben ,  bis- 
■»yeileu  ins  Grünlichte  fallenden  Flecken   niarmorirt. 

Geöffnet  bilden  die  zwey  Mundlippen  eine  mehr  oder  weniger  runde ,  oft 
irreguläre  Öffnung ,  über  welche  die  Oberlippe  stets  hervorragt;  einander  genähert 
oder  gänzlich  geschlossen  (Fig.  5.)  aber  gleichen  sie  einem  dreyschneidigen  In- 
strumente, welches  auf  einmal  drey  Wunden  macht.  Viele  behaupten,  dals  die 
Mundlippen  mit  drey  spitzigen  und  starken  Zähnen  besezt  wären ,  welche  ich  aber 
so  wenig,  als  irgend  eine  Spur  von  Augen,  entdecken  konnte.  Von  den  Fiof  igeln 
unterscheiden  sie  sich  auch  durch  ihre  lebhaftere  Bewegung.  Schnell  schwimmen 
sie  unter  der  Oberfläche  des  Wassers  hin,  reiche  sie  oft  berühren,  vmi  wahr- 
scheinHch  Luft  zu  schöpfen. 

Sie  sind  nicht  nur  fast   überall  in  Europa,      sondern    auch   in    Amerika   zu 
Hause  nnd  Fermm  meldet,  dafs  man  sie  auf  den  sumpfigen  Savannen  findet.      Ver- 
gebens sucht  man  sie  jedoch  in  kalten  Waldpfützen,  da  sie  sich  nur  in  den  Grä- 
ben,  Flüssen  und  kleinen  Seen   wärmerer  Gegenden  aufhalten,     und  ihre  Stärke 
und  Länge  mit    der  Wärme  des  Klimas  und   der  Fettigkeit   des  Bodens  zunimmt. 
Man  fängt  sie  auch  nur  bey  warmem  Wetter,    wenn    die  Fische  bey  erster  Früh- 
lingswärme laichen   und  in  den  Monathen  Junius  und  Julius  bey  starker  Sonnen- 
hitze,   Windstille  oder  sanftem  Südwinde,    um  sie   zu  chirurgischen  Gebrauch  in 
Zuckergläsern,  die  man  mit  wenig  Wasser  füllt,    aufzubewahren.     Dieses  Wasser 
mulb  aber  im  Sommer  immer  nach  vier,    im  Winter  immer  nach  zwölf  Tagen  er- 
neuert werden.     Auch  ist  es  nöthig,    ihnen  von  Zeit  zu  Zeit  etwas  Blut  hineinzu- 
tröpfeln ,  um  sie  bey  guten  Kräften  zu  erhalten.     Knackstedt  empfielt  sie  nach  jeder 
Applikation  auszustreichen.     Er  fafst  sie  nemlich  so  bald  sie  sich  vollgesogen  ha- 
ben und  abgefallen  sind,  mit  etwas  reiner  Leinwand  unmittelbar  bey  dem  Schwanz 
an^    und  streicht  mit  den  Fingern  der    andern  Hand,    das  eingesogene  Blut  vom 
Schwanzende  gegen  das  Kopiende ,  wo  es  sodann  aus  dem  Mund  in   einem  feinen 
Strom  ausfliefst.     Nun  wirft  er  sie  wieder  ins  Wasser  des  Zuckerglases ,  worauf  sie 
munterer  als  zuvor  und  zum  Saugen  bald  wieder  geschickt    werden. 

An  den  in  Gläsern  aufiDewahrten  Blutigeln  dieser  Art,  hat  man  noch  eine 
besondere  Eigenschaft  wahrgenommen ,  nach  welcher  sie  eine  ausserordentliche 
Empfindlichkeit  bey  jeder  bevorstehenden  Veränderung  der  Luft  äussern  und  da- 
her als  Barometer  gebiaucht  werden  können.  Bey  heiterem  und  beständigem 
Wetter  rollen  sie  sich,  sowohl  im  Sommer,  als  im  Winter  zusammen  und  liegen 
ohne  Bewegung  ruhig  auf  dem  Boden  des  Glases.  Will  es  aber  regnen,  so  er- 
heben 


9» 

l?eben  sie  sich  und  verweilen  an  der  Oberfliiclie  des  Wassers  so  lange,  bis  die 
Wolken  sich  Avieder  verUeren  und  anhakender  Sonnenschein  erfolgt.  Ein  zu  er- 
wartender Sturmwind  beunruhigt  sie  ausserordentlich.  Sie  durchkreuzen  sich 
dann  im  Wasser  und  sind  so  lange  in  unablässiger  Bewegung,  bis  Windstille  ein- 
tritt. Steht  aber  ein  Gewitter  am  Himmel,  so  verweilen  sie  an  der  Oberlläche  des 
Wassers  unter  beständigen  Convulsionen  und  Krämpfen. 

.  Viele  ältere  und  neuere  Arzte,  und  unter  diesen  auch  Unzer ^  glaubten,  dafs 
die  Bisse  dieser  Blutigel  zuweilen  gütig  und  leztere  daher  nicht  ohne  xA.usname  zu 
gebrauchen  wären.  Kniphnf  giebt  sogar  die  Merkmale  dieser  schädlichen  ßlutiijol 
an,  und  rechnet  hierzu  alle  diejenigen,  welche  einen  grossen  Kopf,  hin  und  wie- 
der blaue  und  gelbe  Flecken  haben ,  und  in  Pfützen,  Teichen  und  stehenden  Was- 
sern gefunden  werden.  Selbst  Schmucker  ist  der  Meinung,  dafs  man  nur  solche 
Blutigel  nemen  dürfe,  die  sich  in  reinem,  klarem  und  sandigem  Wasser  aufhal- 
ten, und  dafs  die  aus  unreinen,  sumpfichten ,  stehenden  Wassern  genommenen 
Schmerzen,  Geschwulst  und  Entzündung  veranlassen.  Gmelin  aber  schreibt  diese 
und  andere  üble  Zufalle  und  den  in  manchen  Fällen  erfolgten  Tod  mehr  der  Ver- 
letzung edier  Theile  oder  einer  darauf  gefolgten  starken  Verblutung,  als  einer 
gewissen  Giftigkeit  zu,  welche  er  überhaupt  allen  Insekten  und  Würmern  streitig 
machet.  Dennoch  möchte  eine,  theils  durch  A.ufenthalt  und  Nahrung,  theils 
durch  R.eizu.ng  zum  Zorn  bewirkte  Kausticität  ihrer  Säfte  und  ihres  Mundschleims 
nicht  ganz  abzidäugnen  seyn ,  da  auch  Schuhe  erzehlt,  dafs  ein  durch  aufgestreu- 
tes Salz  zum  Abfallen  gebrachter  und  gleich  darauf  wieder  an  die  Seite  der  Nase 
gesezter  Biutigel,  einen  fast  unerträglichen  Schmerz  mit  harter  Geschwidst  ver- 
anlafst  habe,  die  in  etlichen  Stunden  den  gröfsten  Theil  des  Gesichts  und  den 
Hals  bis  an  die  Schlüsselbeine  einnam.  Unzer  empfielt  in  solchen  Fällen  die  Wunde 
mit  Salzwasser  zu  wascheii  und  mit  Öl  zu  reiben. 


Zweyter    Abschnitt. 

ff^ilrmer ,    welche   gerne    die  Haut:   des  menschlichen  Körpers    durchbohren    und    unter 

derselben   ihren  Aufenthalt  suchen. 

Die  vorhergehende  Klasse  der  zufällig  schädHchen  Würmer  machte  eine 
dreyeckigie  Hautwunde,  die  gegenwärtige  beifst  oder  bohrt  sich  ein  rundes  Loch 
in  die  Haut,  welches  dem  ganzen  Körper  des  Wurms  den  Durchgang  verstattet. 

Mit 


52 

Mit  einer  unglaublicTien  Gesch^vincligkeit  schlüpft  er  durch  dasselbe  und  sezt  nun. 
seinen  Weg  im  Zellgewebe  fort.  Mancherley,  oft  gefährliche  Zufälle,  folgen  auf 
den  hierbey  statt  hndenden  Reiz  der  Hautnerven  und  machen  diese  Würmer  um 
so  furchtbarer,  jemehr  die  Zartheit  derselben  sie  der  Achtsamkeit  des  Men- 
schen entzieht.  Es  gehören  unter  diese  Klasse  der  Fadenwurm,  der  Hautwurm 
und  der  Hölleiuvunn. 


I.     Der  Fadenwurm.     Tab.  I.  Fig.  2. 

Gordhis  aquadcus ,  filiformis  fusciis.  Linn.  S.  N.  T.  I.  P.  VI.  p.  3082.  n.  i.  Faun. 
iSuec.  2068-  Gordius  pallidus,  extremitaübus  nigris.  Itergoth.  282.  Habitat  in  rivis, 
aliisque  aquis  fundi  potissimum  argillacei ,  quem,  uti  piscis  aquaui  tranat,  scaturiginum 
plurium  auctor,  opacus,  saepe  in  spirain  varie  se  contorquens ,  interdum  pallidus,  rarius 
altere  fine  parumper  acuminatus ,  morsura  paronychiam  excitare ,  opio  felicissime 
sanandam ,   fertur  in  Waldai  pisces   occidere ,   honiinibus  non   perinde  infestus. 


Aldrovandi  de  animal.  iiisect.  p.  720.  T.  755. 
Setn    s.  vitiilus  aijuatictts. 

Betlir.ische  Sammlungen ,  B.  VIII.  S.  30,  Der  Fadtn- 
icu'iit, 

Blume  nbaclis  Handb.  d.  N.  G,  S.  410.  11.  1. 
Das    H'^ifsserknlb. 

C  u  V  ie  r  Tableau  ^l^mentaire  ,  p.  638.  le  Dragon. 
r.eau  des  rnisseaux. 

D  egeers  Abli.  z.  Gesch.  d.  Ins.  B.  I.  Quart.  4.  S.  g. 
B.  iL  S.  407.  Tab.  XIV.  F,  13.   Schwed.   Tagel-matk. 

Gesneri  Hist.  aquatil.  p.  547-  vermis  aquaticus, 
viUihis  aijuatictts ,  seta  aquatica. 

Göze,   Anmeik.  z.  Deg.  B.  II.  S.  409. 

Hanows  Seltenli.  d.  Nat.  Tii.  I.  S.  2  86.  vom 
Zwirnwurme. 

Hill,   Hist.  anim.  p.  14.    Chaetia. 

Instonii   Hist.  ins.  Tab.  XXV.    ßleerwürm. 

Klein,   Tent.  herpet.  p.  6  8.    Liimbric,  aquaticus  4. 

Lepechins  Tageb.  d.  Reise  durch  Rulsland,  Th. 
1.  S.  42. 


Lyon  et   sur  Lesser,    T.  I,  p.  96. 

Martin,  A.  R.  Knoten-  und  Fadenwiirmer  bey 
Fischen  u.  Menschen,  Schwed.  Abh.  B.  XXXUI.  S.  25  8. 

Müller,  O.  F.  verin.  terrestr.  et  fluv.  Hist.  V.  I. 
P.  z.  Helminth.  CL  XVIU.  Sp.  161.  p.  30.  Card,  se- 
ta. T)av\.  dtii  biune  Traad-orm  ;  vand-tarynen.  Suec. 
Oiida  -betet;  Tagehuntk.  Gall.  la  Clianterelle,  Angl. 
t!le  Ilair  IVo:  m.  Desselben  Naturgescli.  einiger  Wurni- 
arten  des  süssen  und  salzigen  Wassers,  mit  Kupf. 
Kopenhagen    ijjoo.  4.    S.  iii.  112. 

Müllers  Linn.  N.  S.  Th.  VI.  B.  II.  S.  30.  n,  i. 
Der  IViisscrfaden. 

Natutforsdii'r  St.  XI.  S.  ig 6. 

Ononiatol,  Hist.  nat,   P.  IV.  p.  29,   Der  Fademvurm. 

P  1  a  n  c  i ,  J.  Lib.  d.  Conchis  minus  not  Venet.  1739. 
4.    Cap.  XXII.  Tab.  V.  Fig.  F.   Seta  palustris. 

Spielmann,   Diss.  de  Anim.  noc.  Als.  p.  55. 

Velschii,  G.  H.  Exercit.  d.  Ven.  media.  A,  V. 
1694.  4,   Tab.  ad  p.  84.  Sitta  aquatica. 


Die  verschiedenen  Benennungen,  Zwirn-  Nerven-  und  Haarwunn  ^  unter  wel- 
chen dieser  Gordius  noch  bekannt  ist,  sind  meistens  von  seiner  Gestalt  hergenom- 
men. Der  unschikliche  Name  Wasserkalb  aber  soll  nach  Gesner  davon  herrüh- 
ren, dafs  die  Kälber  diesen  Wurm  oft  beym  Trinken  mit  verschlucken,  darauf 
abmagern  und  sterben.  Seine  Länge  giebt  Degeer  zu  zwey  Fufs  oder  eine  schwer- 
discheElle,  M/i/^T  hingegen  nur  zu  sechs  und  sechzig  Linien,  seine  Breite  aber  zu 
einer  Sechstel-  oder  Drittel  -  Linie  an.  Überhaupt  hat  er  uugefehr  die  Dicke  ei- 
nes 


9^ 

nos  starken  Zwinifadeus  iiud  diese  Heibt  sich  durch  den  ganzen  Körper  des 
Wurms  gleicli.  Diejenigen,  welche  ihn  mit  einem  Rofshaare  vergleichen ,  nemen 
ausser  seiner  gleicliförmigen  Dicke ,  noch  auf  seine  völlig  hornnrtige  Hiirte  Rück- 
sicht, welche  kein  Zenjuetschen  zuliifst.  Seine  Farbe  ist  weifslicht,  bisweilen  auch 
aschgrau  und  an  jedem  Ende  schwarz.  In  der  Mitte  des  ganzen  Körpers  schinv- 
mert  eine  dunkle  Linie  durch ,  welche  der  Darmkanal  ist.  Man  wird  übrigens 
keine  üpur  von  einer  Mundößnung,  auch  keinen  Unterschied  am  ganzen  Körper 
gewahr,  ausser  dafs  das  eine  Ende  etwas  spitziger  ist.  Doch  soll  es  nach  Müller 
eine  Spielart  geben,  deren  eines  Ende  sich  gabelförmig   spaltet. 

Man  Hndet  die  Fadenwürmer  vorzüglich  in  den  Monathen  Julius  und  August 
in  den  meisten  Ländern  unseres  W'elltheils  in  Morästen  und  Bächen.  Sogar  hat 
ihn  der  ungenannte  V  erfasser  der  Abhandlungen  in  den  Berl.  Sammlungen  in  Ber- 
liner Brunnen  angetroffen.  Sie  lieben  jedoch  immer  mehr  einen  lettigen  Boden 
und  Linne  versicliert,  dafs  sie  vorzüglich  im  Thon,  als  in  ihrem  natürlichen  Ele- 
menteleben. Auch  sollen  sie,  als  wahre  Minirwürmer,  zur  Entstehung  vieler  Quel- 
len Veranlassung  geben.  Im  Wasser  sind  sie  ausserordentlich  unruhig,  bewegen 
sich  schlangenfönnig  und  krümmen  ihren  Körper  auf  die  mannigfaltigste  Weise. 
Oft  verschlingen  sie  sich  in  einen  Knoten  und  mehrere  zusammen  in  einen 
Knäuel. 

Was  ihre  Vermehrung  betrifft,  so  entdeckte  Güze  in  diesen  Würmern 
durchs  Mikroskop  eine  ungeheure  Menge  kleiner  Körperchen ,  die  er  für  Eyer 
hielt.  Bey  näherer  Untersuchung  fand  er  aber,  dafs  sie  sich  in  lauter  jnnge  Wür- 
mer auseinander  legl:en ,  welche  vorher  schneckenförmig  bey  einander  im  Mutier- 
leibe  lagen.  Sie  gehören  daher  unter  die  Lebendig  gebährenden  und  ihre  Ver- 
mehrung ist  beynahe  Beyspiellos  in  der  Natur.  Denn  Gvze  hat  berechnet,  dais 
ein  sechszölliger  Gordius  56ooo  jmge  Würmer  bey  sich  führe.  Fabelliaft  ist 
wohl,  was  Linne  von  einer  andern  Art  der  Vermehrung  durch  die  Theilung  be- 
hauptet, dafs  nemlich  jedes  Stückchen  von  dem  in  hundert,  ja  tausend  Theile 
zerschnittenen  W\irm,  nicht  nur  fortlebe j  sondern  auch  wieder  zur  Länge  des 
ganzen  Wurms  heranwachse. 

Müller  in  seiner  Naturgeschichte  verschiedener  Wurmarten  erklärt  sich  über 
den  Nachtheil,  welchen  diese  Würmer  hervorzubringen  im  Stande  sind,  auf  fol- 
gende Art:  die  Fadenwürmer  sind  den  Fischen,  ja  selbst  den  Menschen  fürchter- 
lich und  tödtlich.  Lezteres  versteht  er  wohl  von  den  in  den  Nahrungskanal  ge- 
kommenen Würmern  dieser  Gattung,    wovon  der  dritte  Abschnitt  handeln  wird, 

erste- 


94 

ersteres  bezieht  sich  aber  vorzüglicli  auf  die  schmeiv.liafte  Entzündung  und  Ver- 
eiterung der  Fingerspilzen  an  den  Seiten  und  Wurzeln  der  Nägel,  -vselcbe  unter 
den  Namen  Paronychia ,  Panaritium,  der  fVunn  an  den  Fivgern  bekannt  ist,  und 
welche  man  neuerlich  einzig  auf  den  schnellen  Wechsel  von  Wärme  und  Kälie, 
durch  das  plötzliche  Eintauchen  der  erkalteten  Hände  in  warmes  und  der  au» 
eanz  warmen  Wassfer  gezogenen  Hände  in  ganz  kaltes ,  zu  schreiben  geneigt  war. 
Da  dieses  Übel  hauptsächlich  Fischer,  Wäscherinnen  und  andere  im  Wasser  ar- 
beitende Personen  befällt;  so  bleibt  es  allerdings  zweifelliai't,  welche  von  beyden 
Ursachen  zur  Entstehung  desselben  Veranlassung  giebt.  Wahrscheinlich  sind  aber 
bevde  im  Stande,  dasselbe  zu  bewirken  und  die  Fadenwürmer  nicht  ganz  davon 
freyzusprechen,  da  sie  nicht  nur  die  Landleute  in  Schweden  ,  wo  dieser  Wurm  zu 
Hause  ist,  für  die  einzige  Ursache  dieser  Krankheit  halten  und  ihn  daher  Onda- 
hebet  nennen ;  sondern  auch  Spielmann  schreibt :  der  Ursprung  der  ParoHydua  vom 
Bisse  des  Gordii  aquatici  ist  auch  bey  uns   beobachtet  worden. 


•r 


2.     Der  Hautwurm.     Tab.  I.  Fig.   i. 

Filaria    medinensis,    tota  pallida.      Linn.   S.  N.  T.  I.   P.  Vf.    p.   3039.    n.   i.      Hab'tat 

in   Guinea,      America    et   Asia    nieridionali,     nudipedum    obambulantiiim    servorum   pedes 

intrans,  dolorem  febremque  excitans ,   caute  extrahendus ,   ad   12  pedes  longus ;   mercurio 

sublimato  corrosivo  in  spiritu  frumenli  soluto   intra   20   dies,    (jui   alias 

demum  post    40    dies,   edacitur. 


Aali  EbnAabassusv,  Guido  de  Caiiliaco 
Chiiurgia,   Lugd.  i  57  2.  Tr.  II.  C.  VIII.    l^etia  famosa. 

Abhandl.  der  Scliwed.  Ak.  TU.  XXX.    S.   158. 

Ahhandl.  aus  der  Nnturgesck.  prnkt..  Airzneykiiiist  vnd 
Chitvrg.  aus  den  Schiiften  der  Harlemer  und  anderer 
HoUSiid.  Gesellscii.  B.  IV.  Leipz.  1777. 

Actuarius,   J.  Opera.  Parisiis,    i  556.  Meth.  med. 

Lib.  IV. 

Aegineta,   Paul.  Lib.  de  re  medic.  C.  59.   iXuiv- 

Ac  tii  Tetrabibl.  Basil.  i  512.  Lib.  4.  Serm.  2.C.  85. 

Albertus,  ].  jac.  Diss.  in  qua  quaeritur  an  et 
quid  grandini  in  sue  cum  scorbuto  in  honiine  sit  com- 
niercii,    p.  306.   ad  Calc.  Coli.  Sennerti  de  Scorbuto. 

A  1  b  u  c  a  s  i  s   Method.  med.  L.  II.  p.  1  60. 

A  Idro  vandi,  U.  Serpent.  et  Dracon.  Hist.  L.  II. 
ed.  Barth.  Ambrosini  Bonon.  1640.  L.  11.  p   328- 

Alsabravii  Lib.  theor.  et  practicac  ex  edlt-  P. 
Ricii ,   Viudob.  i  5  i  9.  C.  XII.  Tr.  XXVIII.  l'nvi  exierfs. 

Andry,  N.  gründliclier  Unterricht  v.  Erzeug,  d, 
Würra.  im  mensclil.  K.  Leipz.  1676.  Kap.  III.  5. 


Avicenna  Canon.  Libr.  III.  Fen.  III.  Tr.  2.  Cnp. 
2  1  et  22.    f'eua  Mediiu-mh. 

Bai  011  de  Draiicunc.  in  Memoir.  ponr.  serv.  a  l'iiist. 
de  Cayenne  et  de  la  Guinna  frani^oise  avec  des  plan- 
clies  ,  Tom.  I.  «777.  Tom.  II.  177S.  S.  Hiebt,  cliir^ 
Bibl.  B.  V.  S.  169. 

Bancroft,  E.  NatiirResch.  v.  Guiana  in  .Siidama- 
rika ,  aus  dem  Engl.  Frnnkf.  und  Leipz.  17S0.  4ter 
Brief,    5.239.    Ui  ChantereHe. 

Bart  bolin  US,  TI1.  de  morb.  biblic.  p.  5  t.  C.  Vf. 
idem  de  luce  lioniinum  et  brutor.  L.  III.  Havn.  1669. 
p.  268. 

Banhinus,  J.  Hist.  fönt,  admirab.  Bollens,  L.I. 
C.  s-  Casp.  Swenkfeld  in  Hist.  stirp.  et  fönt.  Siles. 
p.  404.    Serpigo. 

Berlinische  Saminl.  B.  VII.  St.  11.  S.  242.  aus  Pet. 
Cnrcre   Bcsclir.  von  Guiana. 

Bertapalea,  Coniment.  iu  fen.  Can.  IV.  Avic; 
in  collect,  veter. chii'urgor.  Venct.  1498-  p.  2.40.  C.  2S. 

Blochs  Abb.  V.  Erz.  der  EiugeweiJcw.  S.  i. 
Hitutwiirm. 

Blti« 


§5 


Blumen bachs    Handb.   d.  N.  G.  S.  410.    n.  2. 
Der  Xe/uriwiirm  ,     Forevtfit. 

Boiellus,    P.    Hi<;t.   et  Obs.  medico  phys.  Cent. 
Fraiuuf.  et  Lips.  1676.  Cent.  I.  Obs.  2  8. 

Bosnianns  Reise  nach  Guinea,   S.  139. 
Carthcuser   de  niorb.  cniic-ni.  Libell.  Francof.  ad 
Viad.    1771.    p.    207.    Narh    und  Pduuk    in   Persien, 
hkon  auf  Guinea. 

Castelli,   Biirth.  Lex.   med.    i^raeco  lat.  Ed.  Bru- 
non.  Gencv.    1746.   p.  273.    ^oxxivrtov, 

Cauliaco    (Guido  de)   ChirurgiaeTract.il.  C   8- 
p.    £29.   Ed.  Lugd.  1572.    yma  e/o;.gafa. 

Clerici  Hist.  lat.  lunibr.  C.  XIII.   p.  253. 

CoIIe,   J.  Elucidarum  Cliirurgia  s.  Commentar.  in 
Ebensin,   Sect.  IV.  Tr.  II.  C.  21.  fr.stula  vcrmicitlaris, 

Constantini,   F.  G.  Cur  des  Haarvvurms ,    Han- 
nov.  Mag.  1773.   S.  1  14. 

C  sce  r ,  de  Annotat.  Helmintholog  Franequer.  i  772. 

Cuvier  Tabieau  ^l^m    p.  638-   /*  ver  de  Medine. 

Dam  p  ie  r  s  Voyages  Tom.  III.  p.  340. 

Döverens   Abli.v.  d.  Wurm,  im  mensclil.  Körper, 
S.  39.   Drachmwurm, 

Donatus  (Marcellus)  de  Hist.  med,  mirabil.  Lib. 
VI.  Francof.  ad  Moen.  1613.   L.  IV. 

Ettmüller,  in   Act.  erudit.  Lips.   i682.  Obs.  2. 

P-  317. 

Fallopius,  G.  de  TumoribusXXIV. 
Faventi,     B.   Opus  de    rebus   natural.    Tr.  VII. 
de  apostemat.   p.  42. 

Fermins  Reise  durcli  Surinam  Th.  II.  S.  316. 
Wurm  der   Sieger. 

Forbes,  G.  Geschwüre  vom  Dracuncul.  Edinb. 
Vers.  B.  V.  Th.  2.  S.  1022. 

Forest  IIS,  P.  Observ.  et  Curat,  medicinal.  L. 
XXVlll.  Francof.  1602.    L.  XX.  Obs.  39. 

Freind  Histoire  de  INledecine  par  Etienne  Coulet 
T.  I.  p.  78.  T.  II.  p,  88.  89- 

Fuchsii,  G.  F.  Ch.  Commentat.  historico  -  med. 
de  Dracnnculo  Persar.  s.  Vena  medin.  Arabuni.  Jenae 
1781. 

Fürstenau,  J.  H.  Spicilegium  obs.  d.  Indor.  morb. 
«t  medicina.    Rint.  1735     p.    160. 

Galandat,  D.  H.  de  Vena  med.  s.  Dracnnc.  in 
Nov.  Act.  N.  C.  T.  V.  app.  p.  103.  übers,  im  neuen 
Hamb.  Magaz    St  96,  S.  526. 

Galen  US  de  Locis  affectis.   Lib.  VI.  C.  3. 
GeschuhU   dir    neuesten   Entdeckungen ,      welche    von 
verschiedenen  Reisenden    in  Rufsland  und  Asien    ge- 
macht worden,   Th.   1.    1777. 

G  melius  Reisen  durch  Rufsland,  S.  Samml  d 
best.  Reisebe.'^clireibungen  in  einem  ausfiihrl.  Auszuge, 
B.  I  I.  Berl.  1774.  S.  49.  in  Bucharien  /rscfiasta. 

G'üttiijgische  Anzeigen  von  gelehrten  Sachen  1758- 
Ö.  817.  aus  Haselquisfs  Reisejournal. 

Gorreus,  J.  Definit.  medicinae,  L.  XXIV.  Lut. 
Par.  1564.  p.  87, 


Griffith    Hughes    natural  Hist.    of   Barbados, 

Lond.  1750. 

Grundleri,  G.  A.  Obs.  de  Vcrm.  ven.  med.  in 
Comm.  Litt.  Nor.  1740.  p.  329.  c.  Fig. 

Gruneri  Morbor.  antiquitates ,  Vratislav.  1773. 
p.  216.  Idem  d.  Ven.  med.  Arab.  in  Act.  Ac.  Mo- 
gunt.  1777. 

Handbuch  d.  Natitrgesch.  oder  Vorstell,  d.  Allmacht, 
Weish.  u.GiiteGottes  etc.  B.  IV.  Nürnb.  1774. S.  331. 
Hanow   von   dem  Zwirnwurm,     Merkwürd.   B.  I. 
S.  586. 

H  e  u  r  n  i  u  s  ,  J.  Opera  omnia  Lugd.  1658-  T.  II.  de 
morb.  novis  et  mirandis  epist.  ad  Henr.  a  Brä.  p.  119. 
Hillary,  W.  Beobachtungen  über  die  Verände- 
rungen  der  Luft  und  die  damit  verbünd,  epid.  Krankli. 
auf  d.  Insel  Barbados,  aus  dem  Engl.  v.  J.  G.  Acker- 
mann,  Leipz.    1776.  S.  377. 

Hofmann,  F.  Comm.  Litt.  Nor.  V.  X.  p.  509. 
Ejusd.  Dissert.  physico-med.  Dec.  L.  B.  17«  3-  Diss. 
111.  de  niorbis  certis  regionibus  et  populis  peculiari. 
bus.   p.  I  I. 

H  u  11 1  e  r  s  ,  J.  Versuche  über  das  Blut,  die  Entzünd. 
und  die  Scliufswund.  aus  dem  Engl.  v.  Hebenstreit, 
Th.  II.  Kap.  I.  Leipz.  1797.   8- 

Hussen  de  Gord.  med.  in  dt;  Genootschap  deVlis- 
sing,   T.  II.    p.  443. 

Jaeger,  J.  H.  Spicileg.  d.  patholog.  animat.  Göt» 
ting.  1778. 

Ingrassia,  Phil,  de  tumoribus  praet.  nat.  Neap. 
15  5^.  Tr.  I.  C.  I. 

J  o  e  1,   J.  Opera  medic.  Amst.  T70  i.  Sect.  III.  L.  X. 
Kaempferi  Amoenit.   exoticae,    Lemgo,     1712. 
P-    524. 

Klein  Erpet.  p.  60.  Lumhricus  nquaticus. 
Kniphof  de  Pedic.  ing.  §.  XIV.    Dracuncnliis  ,    Cu- 
lebrilla,   der  Drache ,  A'este/wwrm ,   das  FadenscIiliingletK, 
Kratzen  Steins  Abh.  v.  Erz.  der  Wurm.    S.  33. 
F.  10.   Nervenwitrifi. 

Lach  m  und,  F.  von  wunderbaren  Würmern  ,  wel- 
che in  Guinea  in  den  Füssen,  Lenden  und  Hodensack 
der  Menschen  wachsen,  im  Th.  IV.  d.  Abh.  d.  k.Ak. 
d.  Nf.  S.  279. 

L  e  G  e  n  t  i  1 ,  Nouveau  voyage  aut.  de  monde  T.  I. 
Amst.  1721.   Lett.  I.  p.  11. 

Lemberg,  J.  L.  Epistolar.  medicina).  volum.  bU 
part.  Hanov.    1503.  L   IV.  Epit.  13.  p.  58?. 

Leoni,  D.  Method.  curandi  febres,  tumoresq. 
praet.  nat.  Bonon.  1562.    p.  106. 

Lesser,  F.  C.  Insectotiieologie,  Band  II.  Buch  6, 
Kap    2.  S.  436. 

L  i  c  e  t  u  s ,  F.  de  spont.  vi vent.  ortu  Vicentiae  1618 
L.  III.  C.  II. 

Linds  Versuch  über  d.  Krankh.  d.  Europ.  in  heiss. 
Klimat.  B.  I.  Absch.  2.  Kap.  2.  S.  52. 

Linnaei  Amoenit.  acad.  p.  103.  Ebenness.  vcm 
Gord.  Medin.  in  der  Schwed.  Abh.  B.  XXX.  S.  isS- 

Li- 


9Ö 


Ltster  a  Lett.  from  St.  Georgi?  in  the  East.  In- 
dies,  giving  an  acrount  oT  i.\e  long-Worm  in  Pbil. 
Trans.  V.  XlX.  n.  225.  p.  417. 

Liiiricfs  Wa'ü-iielnnungeti  ,  in  Riclit.  Cliir.  Bibl. 
B.  VII.  S.  7S5-  vom  Dracunculus ,  Desselb.  Beitr.  zur 
Arzneywissensch.  in  Rieht,  cliir.  Bibl.  B.  XU.  S.  334, 
Drncituc.  eder  reit.  Medin. 

Lorry,  C.  Abb.  v.  d.  Kra-nkh.  d.  Hsut,  aus  dem 
Lat.  V.  C.  F.  Held,    Leipz.  1729.   K.  3. 

L  11  s  '  tan  u  s  (Amatus)  Curation.  medicinal.  Centur. 
VII.  Liigd.  1570-  Curat.  64. 

Mead,  Rieh.  Monita  et  praee.  med.  Lips.  1759. 
S.  III.   Cap.  de  Lunibr. 

Mercurialis,    Hier.  Variet.    lect.  Venet.   1587- 

Lib.  II.   C.  20. 

Messo  nn  eriis,  Lazar.Tract.  demoib.  novis,  L.IX. 

Morgen,  in  Tiaiisactions  of  the  anieric.  pliilosoph. 
Society,    Vol.  IL  n.  XLllL  p.  38.5. 

Müllers  Linn.  N.  S.  Th.  VI.  B.  I,  S.  32.  n.  3. 
Tab.   I.   F.  !•   ^^''  Hautiiiirm. 

Kntiirforsdi.    Stück  XI.  S.   igö. 

Niebuhr,  Carst.  Descriptiones  animal.  av.  insect. 
verni.  quos  Forskai.  observ.  p.  26.  Era.  Desselb.  Be- 
schreib,  v.  Arabien,    Kopenh.  1772.  Ularu,  Arx,  Aikel. 

Oldendrops  Gesch.  d.  Mission  d.  evangel.  Briid. 
auf  den  karaibischen  Ins.  St.  Tliomas,  St.  Croix  und 
St.  Jean,  Heransg.  v  J.  ].  Bössart,  Barby  [777.  ß. 
11.  Abseb.  7.    S.   125.    Tsickm. 

Onomnt.  Hiit.  nat.  P.  IV.  p.  32.  Der  ganz  blasse  Ker- 
vemvurw, 

Fall  las  Diss.  de  infest.  viv.  intr.  vi\-ent.  Lugd 
Bat.  1760.  Vindns  aqtmitcus ,  Desselb.  Reisen  durch 
verschied.  Provinz,  des  Russischen  Reichs ,  Frankl', 
und  Leipz.  1776    Ab.<.chn.  VUL  p    8- 

Pal  ud  an  US  in  Notis  in  Linscoti  Itinera  ,    Cap.  VI. 

Paracelsus,   Theophr.  d»  Apostem.  et  ulcenbus, 

Cap.  XXXI. 

Paraeus,  Ambr.  Opera,  Paris  \^^i.  Lib.  de  tu- 
moribus  contra  natur.  particiilaribus  VII.  p.  243.  C.  2  i . 

Pauliini   de   Morte  verminos.   p.   120. 

Pedemontanus,  Franc.de  apostemat.  sangiiin. 
Sect.  IL  Part.  IL  Summ.  t.  §.2.  p.  185.  »d  calccm 
opcrum  Mesuae  Fenn  egiedieus. 

Pe're  de  Ven.  med.  in  Roux  Journ.  T.  XLII.  p.  3;  1. 

Petersburgiscltes  Journal  Nov.   1773-   S    386. 

Petit,    Histoire  dfe  l'Acad.  Roy.  d.  Sciencos,  p.  23. 

piateri  Pra.K.  med.  P.III.C.  3.  p-283.    Piilijotättri. 

Plutarchi  Cliacronensis  oper.  T.  II.  Francof. 
1620.  Symp.  LUX. 

Pollux,     Jul.   Anomast.   L.  IV.   C  4.    -rivt\>§u^es 


Rauchin,  Fraiicisc.  de  morb.  puer.  Sect.  11.  C.  6. 
?•  .•'4t- 

Reies  (Casp  de)  Elysius  iucundar.  qu.^est.  cani- 
pus ,   Francof    1670.   p.  426. 

Rliases  ad  Almansorem  de  re  mcdica,  Libr.  VII. 
C.  24.    Fena   civilis.  ' 

Robertson,  Robert,  a  physical  Journal  kcpt  oti 
board  bis  Majestyes  Sliip  Rainbow  doring  threc  voya- 
ges  in  years  1772.  1773.  to  wliich  is  pre'fixeda  parti- 
cular  account  of  the  remitting  Fevers  etc.  Leid. 1779, 

Salicetus,    Gull.  Chirurgia  L.  I.  C.  66. 

Sau  vages,  Nosol.  meth.  Ed.  D.xniel.  T.  V.  n. 
205.    Dragonean. 

Scanareilus,  Ant.  de  morb.  gallicis,  T.  I. 
p.     116. 

Schenk  de  Graefenberg  Obs.  VI.  L.  V.  p. 
701.   dicit  a  Galeuo  Teinis  vozds'i. 

Scholz,  Lauremberg  Epist.  phil,  med.  chym.  Vol. 
Francof.   1598.    Ep.  27.  p.  32. 

Sclioeller  Diss.  sist.  obs.  super  moib.  Surina- 
mens,   Goett.  1781-  p-  40. 

Schwenkfeld,  Therotroph.  Siles.  1603.  p.  556. 

Sennert,   Dan.  inst.  med.  i  667.  L.  IL  P.  II  C.  10. 

Sloane  Voyage  to  the  isl.  Madera  ,  Barbadoesetc. 
and  Janiaica  witb  the  natural  Hiscory  Lond.  1725. 
Vol.  11  p.  350.  Tab.  233.  Fig.  i.  l'ena  Medutii ,  i.  e. 
Dtacunculits ,   Girard  Crem. 

Spiegel,   de  Lumhr.  lato.  Cap    IX.  ^ 

Tagaultius,  Jac.  Institut  Chirurg  II.  v.  de  Chi- 
rui'gia   scriptoies  optimos   veteres    et   recent.    Vol.  I. 

tig    '55j.  P     I  9- 

Ü  n  ze  r  s  med.  Hamb    Leipz.  i  7  8Q.  §.  70.  p   656. 

Varenius,  H.Noso'og.  Iiernet.  et  üallenic.  Disp, 
X.XI    Thes.  Xlil.    Schhader  Spiiltvurm. 

Veiga  (Tliom.de)  Coninientar  in  Galeni  Oper. 
Antw.  1561.  T.  J.  Comm.  ad  Lib.  de  ail'ect.  L.  VI. 
p.  298.   n.  3. 

Vogel,  A.  R.  Aph.  de  cognose.  et  cur.  morb. 
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Wagneri,  Rheiiihold.  Nova  litterar.  Maris  Balti- 
ci,   ann.  1698.  Mens.  Febr.    Dracunculns. 

Warenii,  H.  Diss.  d.  lumbr.  DracuncuHs,  (Resp. 
Fassius)    Rost.  1603. 

Welsch,  G.  II.  exercit.  d.  ven.  med.  Aug.  Vind. 
1674. 

Wepfer,  J.  J.  v.  Miscellan.  cur.  s.  Eph.  Acad. 
imp.  Leopold.  1691.  Dec.  II.  ann.  X.  p.  316.  Obs, 
171. 

Wierus,  J.  Opera  omnia,  Amst.  1640,  Obs. 
med.  L.  II.   p.  y  J  7. 

W  0  y  t  s  Gazoph.  medico  -  pbys.  p.  2386. 


Aoctxovtiou  und  Dracuticulus  war  die  bey  den  alten  Griechen  und  Römern 
üobräuchüche  Benennung  dieses  Wurms,    welche  IJnni  beybelüelt,    der  ihn  von 


sei- 


07 

seinem  Aufenthalte  in  Persien  Dracunculus  Persarum  und  von  seinem  Aufenthalte 
in  Metlina  in  Arabien  Gordius  Medinemis  liiefs.  Die  Schweden  neinien  ihn  nocli 
besonders  Onda- Betet;  Tagelmatk,  die  Engländer  The  Hair  worniy  die  Holländer 
den  brune  Traad-orm ;  f'and  ~  Tarmen ,  und  Draakworm  ^  die  Itahäner  DragonceHc, 
die  Teutschen  den  guineischen  Drachen  oder  den  guineischen  Hautwurm.  In  Guinea 
selbst  wird  er  Ichon  und  in  den  spanischen  Westindien  Peiunk^  Jvaru^  auch  Co/e- 
hrilla^  wegen  seiner  schlangenförmigen  Gestalt  genannt.  Den  älteren  Schriftstel- 
lern war  er  ein  Räthsel.  Avicenna  wufste  nicht,  ob  er  ihn  zu  einem  Thier  oder 
zu  einer  Hautkrankheit  machen  sollte.  Galenwi  ^  MarcaUus  Donatus  und  Pollux 
hielten  ihn  für  eine  verdorbene  Nervensubstanz ,  Messonner  für  den  Aiiswuchs  ei- 
ner Vene,  Cartheuser  für  einen  elgenthümlichen  Wurm  der  Haut  (Jumbricus  suh- 
cutaneus) ,  Licetus  für  die  feuei'ige  Schlange,  womit  Gott  die  murrenden  Israeliteu 
heimsuchte,    eine  Menge  anderer  Meinungen  niclit   zu  gedenken. 

Beynahe  so  verschieden ,  wie  die  Meinungen  von  der  Natur  dieses  Wurms, 
sind  auch  die  Angviben  von  seiner  Grösse,  welche  nach  dem  Alter,  dem  Klima 
der  angemessenen  Nahrung  desselben ,  sehr  vielen  Abstufungen  unterworfen  zu 
seyn  scheint.  Bancmfc  meldet,  dafs  er  einige  Schuh  lang  und  einer  Violinsaite 
dick  sey,  und  Grundler,  dafs  der  malabarische  Hautwurm,  v/elchen  er  aus  Indien 
geschickt  erhalten,  vierthalb  rheinländische  Schuh  in  der  Länge  und  die  Dicke 
eines  Brieffadens  habe.  Bajon  hat  einen  solchen  Wurm  gesehen,  der  sechs  Fu& 
laug  war,  Barrere  aber  versichert,  dafs  er  oft  sechs,  und  Femün ,  dafs  er  sogar 
acht  Eilen  Lmg  sey.  Von  der  wahren  Gestalt  des  Hautwurms  besitzen  wir  noch 
keine  treue  Abbildung.  ^S/oa/ze  liefert  den  Wurm  ohne  Kopfende,  und  andere  mit 
einem  Kopfe,  dem  man  es  sogleich  ansieht,  dafs  er  erdichtet  ist.  Er  hat  über- 
liaupt  einen  einfachen  schmutzig  weissen ,  cylindrischen  Körper,  ohne  ringförmif^^e 
Gliederreihen ,  und  gleicht  unter  der  Haut  des  Menschen  einem  Nerven,  ausser  der- 
selben und  trocken  aber  einer  Violinsaite.  Den  Kopf  (Tab.  L  Fig.  i.  a.)  beschreibt 
Grundler  als  eine  dem  ßlutigelmund  ähnliche  Saugmündung,  Fermin  platt  und  mit 
zwey  kleinen  Hörnern  versehen,  Kämpfer,  der  ihn  zweymal  lebendig  ausgezogen 
haben  will,  als  einen  mit  sehr  feinen  Härchen  besezten  und  in  der  Mitte  einen 
schwarzen  Punkt  führenden  PiüsseL  Wahrscheinlich  ist,  wie  bey  dem  Faden- 
wurme, das  Kopfende  von  dem  Schwanzende  nur  durch  seine  etwas  stumpfere 
Spitze  unterschieden.  Der  Schwanz  (b.)  ist  nach  einigen  hakenförmig,  nach  anderen 
mit  einem  Punkt  versehen ,  welcher  einer  Aftermündung  gleichet.  Aus  dem  durch- 
schnittenen Wurm  hat  Löffler  einigemal  eine  milcliichte  Feuchtigkeit  fliessen  sehen. 

»3  Ban~ 


98 

Bancroft ,  Doevcren^  LinnS^  O,  F.  Müller  und  Pallas,  welche  den  Haut^vurm 
mit  dem  Fadenwurnie    verwechselt  und  beyde  für  eine  und  dieselbe  Art  gelialtea 
haben,  behaupten,  dafs  er  hn  Morgenthau ,  in  stehendem  süssen  Wasser,  so  gar 
im  Meere   liäufiig  vorkomme.        Sauvages  versichert  aber  gerade   das  Gegentheil, 
dafs  er  nemlich  nur  in  sandichten,  sterilen  Gegenden   und  um  desto  häufllger  ge- 
funden werde,  je  trockner  der  Winter  war.       Dieser  Meinung  treten  die  meisten 
andern  Schriftsteller  und  vorzüglich  Löffler  bey,  der  sich  sowohl  in  Afrika,  als  in 
Amerika  vergebens  darnach  erkundigte,  ob  jemand  diesen  Wurm  im  Wasser  ge- 
sehen habe  und  daselbst  das  Wasser  oft   und  aufmerksam  untersuchte,    nie   aber 
denselben  darinnen   entdecken    konnte.  —     So  viel  von  seinem  Aufentlialte  aus« 
serhalb  dem  mensclüichen  Körper,     hinerhalb    demselben  bewohnt  er  das  Zellp^e- 
webe  unter  der  Haut  und  zwischen  den  Muskeln  aller  von  Kleidungsstücken   ent- 
blöfsten  Theile.      Am  häuftigsten  hat  man   ihn  in  den  unteren   Extremitäten    von 
den  Knien  bis  zu  den  Füssen  angetroffen,  seltener  im  Hodensacke  ,    in  den  Wei- 
chen am  Rücken,  Hülse  und  au  Ao^n  Armen.     Zweymal   will    ifni  Bujon  sogar  un- 
ter der  äussern  Haut  des  Augapiels  gefunden  und  glücklich  ausgeschnitten  haben. 
Sehr  oft  kann  man  ihn  deutlich  an    der  Oberflache  des  Körpers  iüiilen  und  nach 
Agineta  seine  Bewegu/ig   wahrneaien.        Liegt  er  aber   tief  unter  den  ^Musk^ln  so 
giebt  er  seine  Gegenwart  durch  Schmerzen  und  beschwerliche  Bewegung  des  Theils, 
in  welchem  er  sich  befindet,  zu  erkennen.     Bey  Thieren  hat  man  ihn  nie  ange- 
troffen, wahrscheinlich  weil  ihre  dickere,   festere,    mit  Haaren  besezte  Haut  für 
ihn  undurchdringlich  ist. 

über  die  Ursache  seiner  Entstehung  oder  die  Art,  wie  er  unter  die  Haut  kommt, 
geben  uns  auch  die  neuesten  Reisebeschreiber  keine  sichere  Auskunft,  so  dafs  wir 
uns,  nachdem  Jahrhunderte  darüber  gestritten  worden  ist,  noch  immer  mitMuth» 
massungen  begnügen  müssen.  Die  ältesten  Schriftsteller  suchten  seine  Entste- 
hung in  einer  üblen  Beschaffenheit  der  Safte,  andere  in  den  mit  den  Speisen  ver- 
schluckten Eyern,  noch  andere  in  der  üblen  Beschaffenheit  der  Luft,  und  in  dem 
trocknen,  sandichten  Boden.  Hillary  und  Sloaue  waren  der  Meinung,  dafs  er  mit 
den  Wasser  verschluckt  würde,  und  lezterer  behauptete  sogar,  ohne  sich  auf  be- 
sondere Beweise  einzulassen,  dafs  nur  solche  Personen  mit  diesem  Wurm  beschAve- 
ret  würden,  welche  das  in  Gisternen  aufbewahrte  Regenwasser  tränken.  Sollte 
er  aber  durchs  Trinken  in  den  nienschiichen  Körper  konmiien;  so  müfsten  ja  un- 
gleich mehr  Menschen  damit  behaftet  seyn,  als  die  Erfahrung  wirklich  aufzuwei- 
sen hat.      Eine  Menge  nach  Afrika  begelnder  und  daselbst  Wasser  einnemender 

Schif- 


09 

Scliiffer,  kommen  aher  glelcliwohl  ohne  den  Hautwiirm  zurück.  Überdies  ist  we- 
der einzusehen,  wie  es  kommt  dafs  die  Eyer  dieses  Wurms  durch  das  Schlagader- 
sysrem  immer  gegen  die  Haut  gefördert  werden,  nie  im  Magen  und  Darmkanal» 
sitzen  bleiben  und  sich  dasiJbst  entwickeln,  und  der  Hautwurm  daher  nie  in  die-' 
seil  Eingeweiden  gefunden  wird;  noch  ist  zu  begreifen,  wenn  er  auch  wirklich 
eine  gewisse  Verwandschaft  zur  Haut  hätte ,  warum  seine  Eyer  und  Embryonen 
denn  im.mer  in  so  unbedeutender  Menge  verschluckt  werden ,  dafs  allermeist  nur 
ein,  selten  zwey  und  mehr  solche  Würmer,  bey  einem  Menschen  unter  der  Haut 
angetroffen  worden  sind.  Diesen  Schwierigkeiten  glaubte  Löfßer  dadurch  zu  ent- 
gehen, wenn  er  ein  Insekt  die  Haut  unbemerkt  verletzen,  in  die  kleine  Wunde 
ein  Ey  legen  und  nun  den  Wurm  aus  dem  Eye  unter  der  Haut  ausbrüten  liels. 
Alsdann  könnte  aber  der  Wurm  doch  nicht  immer  Larve  bleiben ,  sondern  müfste 
sich  einmal  in  ein  vollkommenes  Insekt  verwandeln.  Wahrscheinlicher  ist  daher 
die  Meinung  dei-jenigen  welche  den  Hautwurm  mit  dem  Fadenwurm  verwechseln 
beyde  im  Wasser  leben,  nur  nicht  durch  den  Mund  in  den  Körper  gelanf^en  las- 
sen, und  behaupten,  dafs  er  noch  sehr  klein  und  unausgebildet  beym  Waschen 
oder  Baden ,  beym  Herumgehen  mit  nackenden  Füssen  im  Wasser  in  die  Haut 
dringe  und  unter  derselben  sich  zu  einer  ungewöhnlichen  Grösse  entwickele.  Denn 
es  ist  nicht  gedenkbar,  dafs  ein  in  ausgewachsenem  Zustande  so  langer  Wurm 
ohne  Schmerzen  und  ohne  dafs  es  der  Kranke  gewahr  werden  sollte,  sich  in  die 
Haut  einfressen  oder  einbohren  und  zwischen  Muskeln  und  Haut  mit  einer  sol- 
chen Geschwindigkeit  fortrücken  könnte,  dafs  er  nicht  gleich  zu  erhaschen  und 
wieder  auszuziehen  wäre.  Er  mufs  daher  nothwendig  zur  Zeit  seines  Eintritts 
in  dieselbe  ausserordentlich  fein  seyn,  und  kann  durchaus  kein  stumpfes  son- 
dern nur  ein  borstenförmiges  Kopfende  haben,  welches  alleine  geschickt  ist,  leicht 
und  unbemerkt  in  die  Hautporen  einzudringen.  Doch  kann  dieses  nur  in  sandich- 
tem  Boden  und  im  Staube,  nicht  aber  im  Wasser  geschehen,  dessen  Beweeun«- 
so  leichten  Körperchen  nicht  verstatten  würde,  an  der  Haut  einen  festen 
Punkt  zu   fassen. 

Der  Hautwunn  kann,  so  lange  er  lebt,  Monathe,  zuweilea  Jahre  lane  un- 
ter der  Haut  ohne  grosse  Beschwerlichkeit  verborgen  liegen  und  &^\n.  Dasevn  blos 
durch  die  schmerzlose  Empfindung,  welche  das  Kriechen  verursacht,  zu  erkennen 
geben.  So  bald  er  aber  todt  ist ,  reizt  er,  wie  Hunter  bemerkt ,  als  ein  fremder 
Körper  und  erregt  in  seiner  ganzen  Länge  Eiterung.  Nur  durch  starke  Bewegung 
durch  einen  Stofs  oder  Schlag  soll  der  lebendige  Wurra  so  gereizt  werden  können 

dafs. 


100 

dafs  er  einen  Seil  merz  im  Gliede  veranla.'st.   ^ve]cher  den  Glclit-climerz  übertrifft- 
Bisweilen  soll  auch  eine  gleiclifaibige  GescJiwulst  ati  der  Stelle,    wo  er  verborgen 
liegt,  entstehen.     Sonderbar  ist  es,     dafs  er,   nachdem  er  eine   gewisse  Zeit  unter 
der  Haut  zugebracht  hat,    endlich  von  freyen  Stücken  seinen  Ausgang  sucht  und 
eine  schmerzhafte  Entzündung  erregt,  in  deren  Mitte  sich  ein  Biäsgen  bildet,  wel- 
ches plazt,    eine  milchichte  Feuchtigkeit   erglefst  und    aus  weichem   er  nach  und 
nach  hervorbricht.      TVepfer  erzehlt  nach  Cromers  mündlichen  Versicherung,    da!s 
er  im  Herauskriechen  sogleich  stürbe,  der  unter  der  Haut  zurückbleibende  Theil 
aber  das  Leben  behalte  und  heftige  Schmerzen  verursache,  wenn  er  durch  Berüh- 
rung gereizt  würde ,    und  Löfßers  Erfahrung  scheint  diese  Meinung  zu    bestätigen. 
Er  entblöfste  einen  solchen  blos  unter  der  Haut  des  Unterleibes  gelegenen  Wurm 
durch  einen  Schnitt  bejnahe  in  seiner  ganzen  Lunge,  nam  ihn  heraus,   bemerkte 
aber  nicht  die  geringste  Bewegung  mehr  an  ihm,  ohngeachtet  er  ihn  gleich  in  war- 
mes Wasser  gelegt  hatte. 

Über  das  ursprüngliche  Vaterland  dieses  rätzelhaften  Ge5!cliö[>fs   haben   ver- 
schiedene Naturforscher  ganz  widersprechende  Erfahrungen  aul'gestellt.      Grundler, 
der  ihn  unfehlbar  mit  dem  Fadenwurme  verwechselte,  will  ihn  fünf  Zoll  lang,  in 
einer  sumpfichten  Gegend  bey  Saalfeld  gefunden  haben  und  Fr.  Hoffmarin  erzehlt, 
dafs  er  im  Jahre  1688,  wo  er  das  Hornhausische  Wasser  besuchte,  unter  der  Menge 
anwesender  Kranker  auch  einige  Bettler   angetroffen  habe  ,    welche  aus  ihren  Wa- 
den fünf  bis  sechs  ZoU  lange,  dem  vom  Grundier  beschriebenen  Hautwurme  ähn- 
liche Würmer  zogen.     Eben  so  veisichert  Pallas  von  dem  Herzoglich  -  Strehzischen 
Leibarzte  Hen-peL  einen  dreyzehn  Zoll  langen  Gordius  aus  dem  Wanzker  -  See  er- 
halten zu  haben,  der  lange  im  Wasser  lebte ,    sich  sonderbar  krümmte,     öfters  in 
Knoten  verschlang  und  daraus  wieder  entwickelte,  eine  schwärzlichte  Farbe,  eine 
kaum   bemerkbare,    dimkelbraune   Mundöffnung  und  eine  ganz  glatte   Oberfläche 
hatte,     Zugleich  fügt  er  die  ihm  von  eben   diesem  Leibarzte  mitgetheilte  Beobach- 
tung bey,  dafs  ein  Mann  aus  Neu-  Brandenburg,     einige  Tage,  nachdem  er   sich 
in  einem  benachbarten  Flufs  aufgehalten,    eine    Entzündung  auf  dem  Rücken   des 
Plaitfusses  und    nach  einem  Fufbbade  eine    hervoriagende  Spitze   gewahr   wurde, 
welche  er  lafste  und  somit  einen    anderthalb  Fufs   langen  schwärzlichten  Gordius 
herauszog.     Auch   im   europäischen  Rufölande  soll    der  Hautwurm  zu  Hause  seyn. 
Wenigstens  gedenkt  Gmellu  einer  in  der  Ukraine  unter  dem  Namen  Wolosez  be- 
kannten Kankheit,    welche  das  Eigne  hat,  dafs  man  unter  der  Haut  Haare  findet, 
weicne  man  mit  Schilf  ausvvindet  und  niciils  anders  als  Hautwürmer  seyn  sollen. 

Bey 


10» 

Bey   aller  Glnub'würcllglvejt,   -welche  diese  und  ahnliclie  Beohachtiingen  ver- 
dieneH,    bleiben  sie  doch  nicht  von  dem  Verdachte  einer  Verwechslung  de«  Haut- 
■warms   mit  dem  Fadenwurnie  frey,    und  die  Meinung,  dafs  ersterer  Anibiori ,  Per- 
sien, Ägypten,   Äthiopien  und   vorzüglich  Guinea  eigeathümlich   zngeliöret,    wohl 
mehr  als  wahrscheinlich.     Nach  Löfßers  Versicherung  trifft  man  ihn  am  häuffigsten 
in  der  Gegend  der  englischen  und  holliindischen  Besitzungen  in  Afrika  an.     Von 
220   Sklaven   die  zu  Cap  Monte,  Messcra de  und  la  Hau   gekauft  wurden,  hatte  nur 
einer  den   W^urm  in  der  grossen   Fufszehe,     von   sechszig  Sklaven   hingegen,    die 
man  zu  St.  George  Delminna  kaufie,    war  der  dritte  Theil  mit  dem  Wurme  behaf- 
tet.    Im  Ganzen   soll  er  mehr  Knaben  als  Erwachsene,  besonders  aber  solche  Per- 
sonen befallen,     welche  üble  Säfte  und   schwammichte  Körper  haben.       Übrigens 
sind  nicht  allein  Neger,  sondern  auch  Europäer,  wenn  sie  eine  Zeit  lang  in  jenen 
Gegenden    sich    aufgehallen   haben,    den    Veifolgungen    dieses  Wurms    ausgesezt. 
Dieses  bestätigt  nicht  nur  van  Duveren  durch  dieErzehluiig  seines  aus  Guinea  ge- 
kommenen Freundes;    sondern  auch  Lachmund  und  IVepfer,    welcher  versichert, 
dafs  der  Wundarzt  Cromer  ^  der  löSa  aus  Ostindien   und  Guinea  zurückgekommen 
war,  noch   zwey   solche  Würmer  unter  der  Haut  hatte,    wovon  sich  der  eine  aus- 
sen am  linken  Schienbeine  neben  dem  Knöchel ,    und  der    andere    an   der  äusse- 
ren Seite  des  rechten  Fusses  unter  dem  Knöchel  aufhielt.     An  beydeii  Stellen  hatte 
der  Wurm  die  Haut  durchfressen  und  es  hieng  ein  ungefehr  zwey  Zoll  langes  Stück, 
welches  einer  sehr  dünnen  Saite  glich ,  heraus.     Ein  vier  wöchentliches  Lager  bey 
dem  heftigsten ,  alle  nächtliche  Ruhe  raubenden  und  von  einem  unstillbaren  Durst 
begleiteten  Schmerz,    welcher  auf  das  Abreissen  des  aus  Verdrufs  mit  Gewalt  an- 
gezogenen Wurmstückes   erfolgte,    machte  ihn   äusserst  behutsam  in    der  Behand- 
lung  der    hervorhängenden  Wurmenden.      Nach  Amerika,     den    Inseln  St.  Tho- 
mas, St.  Croix  und  St.  Jean  und  wahrscheinlich  auch  nach  Pensilvanien,  wo  ihn 
Morgen  mehrmal  wahrgenommen  haben  soll,   bringen  ihn  blos  die  von   den  afri- 
kanischen  Küsten   ankommenden  Negersklaven,     die   eingebohrnen ,    kreolischen 
Neger  aber  sind  davon  gänzlich  befreyet. 

Was  die  Präservation  betrifft;  so  ist  es  für  alle  Europäer,  welche  die  afri- 
kanischen Küsten  betreten,  eine  Hauptregel ,  ihre  Füsse  möglichst  reinlich  zu  hal^ 
ten,  nie  barfufs  zu  gehen,  nie  ganz  ungekleidet  zu  schlafen,  und  beständig  le- 
derne Strümpfe  zu  tragen.  In  der  Kur  haben  sich  innerliche  Mittel  nach  neue- 
ren Versuchen  ganz  fruchtlos  bewiesen.  Der  Sublimat  sollte  nach  Galan dat  ^  vor- 
züglich in   der  Swietaischen  Solution,    den  Wurm  in  zwanzig  Tagen    austreiben, 


loa 


Lnfßer  aber  hat  davon  gar  keine  Wirkung  auf  den  Gordius  selbst  gesehen,   son- 
dern bemerkt,  dafs  die  Sklaven  dabey  allen  Appetit  verloren,     mager  und  traurig 
wurden.        Eben  so  unwirksam  zeigten    sich  auch    die   Aloe    und   Hillarys    Mittel, 
welches  aus  zwej  Loth  Schwefel,    eben  so  viel  Knoblauch,   Pfeffer  und  Kampher 
besteht,    die  mit   einem  Viertelmaas  Rum    digerirt   und  wovon  täglich  Früh  und 
Abends  eine  halbe  Tasse  genommen  werden  sollen.       Alles  kommt  wohl  auf  die 
unmittelbare  Entfernung  des  Wurms  aus  dem  leidenden  Theile  durch  das  Auswin- 
den und  die  Verhütung  der  Geschwulst  und  Entzündung  an,    welche   dasselbe  er- 
schwert.     Da  sich  der  Wurm  gewöhnlich  gegen  das  Auswinden  sträubt   und  hier- 
durch vorzüglich  eine  entzündliche  Geschwulst  veranlafst;  so  suchte  man  denselben 
vorerst  durch  das  Einreiben  der  Quecksilbersalbe  und  ähnlicher  Mittel  zu   tödten. 
Alleine,    die  bisherigen  Versuche  haben  gelehrt,    dafs  er,    so  lange  er  sich  unter 
der  Haut  befmdet,  auch  durch  kein  äusseres  Mittel  zu  tödten  ist  und  dafs  er  also 
allermeist  lebendig  ausgewunden  werden  mufs.      Doch  hat  Löjfler  das  Einreiben 
der  flüchtigen  Salbe  mit  Sydenhams  Laudanum  zur  Zertheilung  der  Geschwulst  und 
zur  Linderung  des  Schmerzes  sehr  wirksam  gefunden.      Das  Auswinden  selbst  ge- 
schieht bey  manchen  Personen   ganz  leicht  und  beynahe  ohne  alle  Empfindung, 
bey  andern  aber  hält  es  überaus  schwer  und  ist  mit  den  heftigsten  Sclimerzen  und 
dem  AusHufs  eines  verdorbenen  Eiters  begleitet.      Es   beruht  hierbey  überaus  viel 
auf  der  Empfindlichkeit  des  Subjekts ,  auf  der  Reizbarkeit  einzelner  Theile  und  auf 
der  Länge  des  Wurms.       Aus   dem  Hodensack   und  aus   den   Waden  ist  er    ge- 
wöhnlich   leicht  und  in  kurzer  Zeit,   aus  den  Fücsen  hingegen  oft  kaum  in  zwan- 
zig Tagen  ausgezogen  worden.     Lezteres  war  auch  der  Fall  bey  sehr  langen  Gor- 
dien ,  da  im  Gegentheile  kürzere  dem  Anzüge  leichter  folgten.     Einige  lassen ,  ehe 
sie  die  Auswindung  unternemen,  das  Geschwür,    welches  der  Wurm ,    wahrschein- 
lich nach  vollendetem  Wachsthume,    an  der  Stelle  seines  Kopfendes  macht,    von 
ihm  selbst  durchbohren,  andere  aber  bedienen  sich  ei-weichender  Pflaster,  um  die 
Geschwulst  zur  R.eife  zu  bringen,  noch  andere  verfahren  nach  io^^/er^  Vorschrift, 
welcher  die  Haut  an  einer  bequemen  Stelle  über  dem  Gordius  öffnet,    quer  unter 
demselben  eine  stumpfe  Sonde   durchschiebt,    ihn    aufhebt,    in   der  Mitte  durch- 
schneidet, und  nun  jedes  Ende  besonders  aufwindet.      Dieses  Aufwinden  verrich- 
tet er  auf  folgende  Art :    Er  spaltet  ein  kleines  hölzernes  Stäbchen  bis  zur  Hälfte, 
klemmt   das  Ende  des  Wurms  in    diese  Spalte  und  windet  nun  so  lange,    bis  er 
einen  Widersland  bemerkt,    derein  Zerreissen  besorgen  läfst.     Höchst  selten  ist 
es  möglich,    wie  gleichwohl  Bajen   versichert,    auf  einmal  ein  drey  Zoll    lange« 

Stück 


io3 

Stück  aufzu-wlnden ;  sondern  hian  Ist  oft  scKon  nach  einem  Zoll  genÖthlget,  das 
aufgewundeue  Stück  nebst  dem  Stäbchen  neben  der  Wunde  mit  Heftpflastern  zu 
befestigen,  damit  es  sich  nicht  zurückzieht.  über  das  Ganze  wird  aLdann  noch 
Bleycerat  und  eine  Binde  applicirt.  Alle  folgende  Tage  wird  das  Auswinden  Mor- 
gens und  Abends  wiederholt  und  das  Geschwür  jedesmal  vom  Eiter  gereiniget. 
Schnelles  und  starkes  Anziehen  hat  gemeiniglich  das  Abreissen  des  Wurms  zur 
Folge,  welcher  sich  hierauf  sogleich  und  oft  mehrere  Zoll  zurückzieht,  so  daCs  man 
alsdann  geuöthiget  ist,  ihn  durch  lange  und  tiefe  Einschnitte  aufzusuchen.  Wird 
er  tief  abgerissen,  so  erfolgen  heftige  Schmerzen  laacla  der  ganzen  Länge  des 
Wurms,  Entzündung  und  Eiterung,  nicht  selten  bösartige,  fistulöse  Geschwüre, 
ja  der  Brand  und  mit  ihm  der  Verlust  des  Gliedes  und  nicht  selten  des  Lebens. 
Ist  aber  der  Wurm  glücklich  ausgewunden  worden;  so  wird  das  Geschwür  nach 
den  gewöhnlichen  Regeln  leicht  zur  Heilung  gebracht. 


3.     Der  Höllen  wurm. 

Furia  infernalis,  corpore  lineari,  aequali,  filiformi,  utrinque  ciliato,  aculeorum  reflexo» 
rum  corpori  appressoruni  serie  simplici.  Linn.  S.  N.  T.  I.  P.  VI,  p.  3081.  n.  i. 
Amoen.  acad.  Vol.  UI.  p.  322.  et  Vol.  V.  p.  103.  Faun.  Suec.  2070.  Habitat  in 
Bothniae  paludibus  vastis  cespitosis ,  unguis  longitudine,  caraea  ve\  ochi'oleuca ,  apice 
saepius  nigra,  carices  crebro  fruticesque  adscendens,  vontoque  per  aerem  ducta  homi- 
num  equorumque  partes  nudas  non  perpendlculariter  sitas  per  cuteni  intrans,  sensatio- 
nem  primo  acupuucturana  mentientem ,  excitans,  locoque ,  per  quem  introgressa  est, 
punctum  nigrum  et  vehementem  pruritum,  mox  dolorem  atrocem,  maculam  rubram, 
et  gangraenam  a  puncto  iilo  nigro  undequanque  progredientem  ,  febrem  inflammatoriam, 
frequentibus  animi  deliqiiiis  et  deliciis  stipatam,  altero,  aliquaiido  primo  die,  imo  pau- 
cas  post  horas  morte  terminatam ,  nisi  cito  citius ,  quae  summa  difficultas  est ,  vermis 
extrahatur,  aut  si  jam  profundius  penetraverit ,  caro ,  quam  feriit,  exrindatur,  oleumque, 
Tt  fertur,   betulae   empyreumaticum   infuadatur,    vel  lac  coagulatum 

caseusve  imponatur. 


allgemeines  ßfagazi»  der  Natur ,  Kunst  und  Wissen. 
Schäften,  Leipz.  1757.  Th.  IX.  S.  311.  von  den  Wun- 
dern der  Insekten  —   ist  dieUebersetz.  folgender Diss. 

Avelini  Dissert.  de  Miracuiis  insect.  Praes. Linn. 
Upsal.  1752. 

Blumenbachs  Handb.  d.  N.  G.  S.  408.  ^'«  hüt- 
tiiche    Ftine. 

Beckmanns  phys.  ök.  Bibl    B.  V.   S-.  4.  S.  5  5  6. 

Cuvier   Tableau  dl^nientaire  p    631.   la  Furie. 


richten  von  der  Krankh.  nnter  dem  Hornvieh,  Pfer- 
den und  Wilde  im  Januar  1756. 

Gazttte  litter.  de  V Europa  1764.  Septemb.  138. 

Glasers  Abhandl.  von  der  todt lieben  Knotenkrank- 
heit unter  dem  Rindvieh  und  dem  Rothwildpret  in  den 
Wäldern,   Leipz.  17 80, 

Müllers  Anmerk.  über  die  Furia,  Naturf.  St. 
XIX.  S.  160. 

Müllers  Lina.  N.  S.  Th.  VI.  B.  %.  S,  915.    Der 


Döveren,   Ab  andl.  von  den  Würmern,   S.   55,      J   Tollwurm, 

Fränkische  Sammlungen,    B.  iL  S.  loi   eic.    Nach-  I  Na^I- 


io4 


Naaldyk,  Petr.  in  I.ib.  Pbilippiccrurr.  de  eqiiis, 
Lugd    Bat.    I5M-    P-  42- 

Onomräo!.  Mist.    mit.     P.  III.    p.  10C3.    Der  Brand- 

Pallas  n.  tiord  Beytr.  B.  I.  S.  1x3.  von  der  tüdt- 
lichen  Krankheit  die  Brandbeuleu  genannc,  und  B.iV. 
Desselben  Reise  durdi  versch,  .Provinzen  des  russisch. 
Reichs,  Th.  II.  S.  30S  ;  Desselb.  Diss.  de  lus,  viv. 
ii«  Sandiibrt.  Theu.  Diss.   Voi,  1.  p.  255, 


Sauv.Tg;es  Nosolog.  T.  V.  p.  205.   Malis  fuHaÜT. 
Sn  eil  man  Beskritning  öfver  Skattsiiik.in  ;   Stückb, 

1759- 

Solander,  D.  Furia  iufernaiis,  vermis  et  ab  ea 
concitari  solitus  morbus,  in  Nov.  Act.  Upsai  1773, 
Vol.  I.  p.  44.  Desselben  Abhandl.  von  Aeva.  Mo>äwnrm, 
übers    v,  Göze  im  Naturf.  St.  XI   S.   183. 

Unzers   niedic.  HanJb.  Leipz,  1789.  S.  654. 

Vogels  medicinische  Bibüoth,  B.  VII.  S.  58. 


Dem  Geschleclite  der  Gordien   oder  Zwirnwüniier  sehr  nahe  verwandt,    ist 
ceeenwärtiees ,     nur   wenige   Linien   langes,     überaus   zartes     allenthalben   gleich 
schmales    haardüimes  Würmchen,     welches  weder  Einschnitte,    noch  Ringe    hat, 
dessen  Farbe  weilsgelblich  und   fleischfarbig  und  dessen  eines   Ende   schwarz  ist. 
Nur  weicht  es  von  demselben  durch  die  einfache  Pieihe,     ungemein  zarter,  rück- 
wärts stehender  und  an  den  Körper  angedrückter   Stacheln  oder  Wiederhaken  ab, 
womit  es  auf  jeder  Seite   besezt  ist.     Liime,  der  dasselbe  nur  aus  einem  ilini  vom 
Pastor  Ervast  in  Kimi  zugeschickten,    getrockneten,    und  dadurch  ganz   unkennt- 
lich  f^ewordenen  Exemplare  kennen  lernte,      sah  sich    ausser  Stand   gesezt,    Ge- 
schlechts -  und  Gattungs  -Merkmale  näher  zu  bestimmen,    so  dafs  wir  uns  gegen- 
wärtle  noch  mit  Solanders   unvollständigen  Beschreibung  begnügen  müssen.     Sein 
Vaterland  sind  Ost-  und  Westbothnien,  Torneiappmark ,  Kimilappmark  und  andere 
am  bothnischen  Meerbusen    gelegene  Gegenden.      Es   fällt  daselbst   aus   der  Luft 
auf  alle  entblöfste  Theile  des   menscldichen  Körpers,     den  Hals^    die  Arme,    die 
Häjide  etc.,  wenn  «ie  sich  nicht  gerade  in  einer  senkrechten,  sondern  in  einer  ho- 
rizontalen Lage  befinden,    dringt  auch  in  die  Haut  der  Zug-  und  Lastthiere  ein, 
und  wurde  schon  vom  Linne ,  noch  luehr  aber  vom  Soliuider  für  die  Ursache  einer 
Menschen  und  Thiere  in  jenen  Gegenden   häulfig  befallenden  Krankheit  gehalten. 
Diese  Krankheit  wird  daselbst  Skatt,  Wurf  oder  Schufs  genannt,     wahrscheinlich 
von  der  Geschwindigkeit,    mit  welcher  sie   in  der  Nähe    der   ungeheuren  Moräste 
des  unbebauten  Bothniens  die  Pieisenden    oder  sich  im  Freyen  aufhaltenden  Ein- 
wohner und  Thiere  befällt,  wovon  leztere  plötzlich  toll  werden,    niederfallen  und 
sterben     erstere  aber  auf  einmal  einen  Stich,  wie  von  einer  Nadel  fühlen  und  aii 
der  Stelle  desselben    einen  schwarzen,     ein  heftiges  Jucken  veranlassenden  Punkt 
entdecken.     Dieses  Jucken  verwandelt  sich  bald  in   den  unerträglichsten  ,  mit  dem 
wachsenden  Übel  zunemenden,   stechenden   und  reissenden  Schmerz,     und  jener 
Punkt  in  einen  rothen  Flecken,  dei'  in  kurzer  Zeit  in  den  Brand  übergehet.    Ohn- 
mächten und  Raserey  wechseln  mit  eixiauder  ab,  und  oft  schon  nach  wenig  Stun- 
den, 


io:j 


den,  gewölinllcli  aber  nacK  einem  oder  zwey  Tagen,  endigt  sich  das  FleTier  mit 
dem  Tode.  Nur  wenige  überstehen  dasselbe,  bebaken  aber  alsdann  zeitlebens  an 
der  vedezten  Stelle  ein  hälsliches,  bösartiges  Geschwür.  Solander  ist  in  Westboth- 
nien  seinem  Vateilande  und  in  dem  benachbarten  Lapplande,  von  eini -en  sol- 
chen Fallen,  wovon  die  meisten  im  Frühling  und  Sommer,  und  weiiige  nur  im 
Winter  vorkommen,  selbst  Augenzeuge  gewesen,  andere  aber  erzehlt  er  2iach 
glaubAvürdigen  Berichten.  Nach  diesen  soll  der  wie  ein  Pferdhaar  aus  der  Wunde 
hervorstechende  Wurm  von  selbst  seinen  Ausgang  suchen  und  nie  zurückbleiben 
sobald  der  Kranke  stirbt.  Das  Auffallende  dieser  Erscheinung  hat  die  Bewohner 
Eothniens  verleitet ,  die  Ursache  jenes  Übels  in  etwas  Übernatürlichen  und  in  einer 
verborgenen  Zauberkraft  der  Lnppen  zu  suchen ,  welche  nach  ihrer  Meinune  im 
Stande  sind,  die  Tyren,  worunter  sie  die  von  den  verschluckten  Haaren  in  dem 
Magen  und  Darmkanal  des  Viehes  entstehenden  Haarbälle  verstehen,  durch  die 
Luft  zu  schleudern.  Hiervon  sollen  sich  nun  im  Fluge  einzelne  Haare  absondern 
und  in  die  Haut  derjenigen  Menschen ,  ihrer  Pferde  und  Ochsen  dringen ,  welchen 
die  Lappen  gefährlich  zu  werden  suchen.  Bisweilen  glückt  es  jedoch  den  klei- 
nen Wurm  oder  das  vermeinte  Hexengeschofs  durch  aufgelegten  frischen  Käse 
oder  geronnene  Milch  herauszulocken ,  durch  eine  feine  Zange  oder  mit  den  Zäh- 
nen, wiewohl  mit  unerträglichem  Schmerz,  herauszuziehen,  oder  auszuschneiden 
oder  durch  das  Brennen  in  der  Haut  zu  zerstören  und  somit  den  Kranken  zu  ret- 
ten. Doch  niufs  dieses  augenblicklich  geschehen ,  da  jede  Verzögerung  die  Le- 
bensgefahr vermehrt.  Auch  darf  nicht  das  geringste  vom  Wurme  zurückbleiben 
w^eil  dieses  ausserdem  Ursache  der  fortdauernden  Krankheit  wird.  Alte  Weiber 
welche  sich  dieser  Kur  in  jenen  Gegenden  unter  allerley  abergläubischen  Pos- 
sen unterziehen,  pflegen  die  Wunde  nach  der  Operation  mit  Birkenteer  zu  ver- 
binden. 

Alle  diese  Umstände  und  Erzehlungen  wurden  bald  von  verschiedenen  be- 
rühmten Naturforschern  für  abentheuerlich  und  die  Existenz  eines ,  ohne  Flü^-el 
sogar  im  Winter  fliegenden  Wurms ,  für  chimärisch  gehalten  und  Solander  schreibt 
selbst  „hätte  ich  nun  die  Krankheit  nicht  mit  meinen  Augen  gesehen  und  den 
\(Vurm  in  meinen  Händen  gehabt,  so  würde  ich  das  Übrige,  was  man  davon  er- 
zehlte,  schwerlich  geglaubt  haben.  Allein  die  Natur  ist  so  mannigfaltig  und  ihre 
Grenzen  sind  so  unerreichbar  für  unsere  Sinnen,  dafs  wir,  wo  sie  uns  etwas  un- 
gewöhnliches zeigt,  besser  thun,  wenn  wir  ihren  Fufsstapfen  sorgfältig  folgen  als 
wenn  wir  solche  sogleich  aus  Eigensinn  verlassen.     Ich  habe  zwar,  welches  man 

^^  jeiien 


jenen  Erzehlungen  am  meisten  7Aim  Vonvurf  machte,  in  den  Schriften  der  neuern 
Arzte  nichts  davon  gefunden.   Dieses  dient  aber  blos  zum  Beweis,    dafs  die   von 
Mitternacht  abgelegenen  Provinzen    davon  nichts  wissen.^       Es  wäre  freylich  lä- 
cherlich,  wenn  man  annemen  wollte,    dafs  sich  der  ungeflügelte  Wurm  aus  eige- 
nen Kräften  hoch  in  die  I.uft  erheben  könnte.     Seine  Bewegung  ist  vielmehr  lei- 
dend und  hängt  vom  Winde  ab ,  der  ihm  aus  dem  Rietgras  und  Gesträuche  jener 
Moräste  in  die  Luft  führt,  und  bey  der  ausserordentlichen  Zattheit  und  durch  die, 
das  Schweben  des  W  ürmchens  ,  wie  den  Flug  mancher  Sameuarten  begünstigenden 
Häkchen,  leicht  in  derselben  erhält,  bis  die  nachlassende  Bewegung  der  Luft  ihm 
verstattet,   sich  niederzulassen  und  auf  die   ihm  zufällig  aufstossenden   Menschen 
und  Thiere  abzusetzen.     Wurden  ja  Spinnen,  die  Larven  der  Cantharia fusca ^  kleine 
Käfer,  Staphylinen  und  Grasraupen  durch  Sturmwinde  in  der  Luft  mit  fortgefülirt, 
und  gaben  die  Erscheinungen  des  Insektenregens  (S.  Hist.  de  V  Acad.  \des  Sciences, 
Amst.   ijSo  p.  39.  und  £/^//.  N.  C.  löyS  u.  "jk  p-  80),    warum  sollten  nicht    noch 
leichter  so  zarte  Würmchen  hierzu  geschicl^t  seyn,    deren  rückwärts  stehende  Sta- 
cheln übrigens  sehr  wohl  als  Widerhaken ,    die  Heftigkeit  der  Schmerzen  und  die 
Schwierigkeit,  den  Wurm  wieder  aus  der  Haut  zu  bringen,  erklären  lassen? 

Noch  mehr  gewinnt  die  Wahrscheinlichkeit  der  Existenz  des  Höllenwurms, 
und  noch  mehr  verliert  im  Gegentheile  das  Wunderbare  der  schwedischen  Luft- 
seuche,   v^enn  man  ähnliche,    auch  in  anderen  Ländern  vorgekommene  Seuchen 
damit  in  Vergleichung  stellt,     hi  verschiedenen  feuchten  Gegenden  des  russischen 
Reichs  kennt  man   z.  B.  eine,   vorzüglich  bey  grosser  Dürre  im  Sommer  vorkom- 
mende  Krankheit,    welche    auf  eine  ähnliche  Ursache    zurükführet.       Der  ältere 
Jßmelin  war  der  erste  Beobachter  derselben    in  Sibirien   und  hat  sich   im    vierten 
Theiie  seiner  Reise  sowohl  über  die  Zufälle,  als  die  Kur  derselben  verbreitet;  nach 
ihm  aber  hat  Pallas ,    dessen  interessanten  Nachrichten  hier  in   einem  gedrängten 
Auszuge   folgen,     auch  in   anderen  Gegenden    des   russischen  Reichs  dergleichen 
Seuchen  zu  beobachten  Gelegenheit  gehabt.     „Die  offenen  Ebenen  vom  uralischen 
Gebürge  an,  längs  demUiflufs  oder  der  sogenannten  uischen  Linie,  die  ganze  ischi- 
»ische  und  barabynische  Steppe ,    so  weit  selbige   längs    dem  Irtysch  hinauf  unter 
Rufsland  gehören,  und  selbst   die  zwischen  dem  Jaik  und  Irtysch  gelegene  Steppe 
der  mittlem  Kirgisenhorde,    sind  das    weitläuftige  Feld,    in  welchem  der  Zunder 
dieser  Krankheit  alle  Sommer  ausgebnitet  wird,  ui  l  mehr  oder  minder  häuffig  an 
Menschen  und  Vieh  sich  äussert.      Niedrige,   feuchte,    etwas  salzhafie  Gegenden 
dieser  ungeheuren  Ebene,  die  in  der  trocknen  Jalirszeit  austrocknen,  ähnUche  Nie- 

dri- 


10/ 

drigmigen  längs  den  Flüssen,  und  die  Nachbarschaft  bracker  Seen,  von  deren  üfera 
sich  das  Wasser  in  der  Dürre  zurückzieht,  sind  die  gefahrlichen  Gegenden,  wo 
tnan  die  Kranklieit  am  leichtesten  fängt,  und  wo  die  Pferde  und  andere  glatthaa- 
rige Thiere  im  Sommer  nie  sicher  auf  der  Weide  gehen  können.  Im  nördhchcrn 
und  östhchen  Sibirien ,  desgleichen  im  Gebürge ,  weifs  man  von  dieser  Seuche 
nichts.  Die  Seuche ,  welche  man  dort  mit  dem  schlimmen  Namen  Morov/aja  Jasm* 
oder  Pest  belegt,  äussert  sich  am  meisten  in  den  heissen  Sommermonaten,  wenn 
schwüle  südliche  Winde  regieren;  sobald  kaltes  Wetter  und  Winde  einfallen, 
spürt  man  keine  neuen  Anfälle  derselben  mehr.  Erfolgt  diese  Veränderung  nicht, 
so  last  sich  das  Übel  oft  bis  in  den  Herbst  an  Pferden  und  Menschen  spüren. 
Nimmt  man  noch  dazu ,  dafs  Menschen  niemals  in  Städten  und  Festungen ,  be- 
sonders wenn  sie  wenig  aus  den  Häusern  kommen ;  sondern  nur  auf  Reisen  und 
auf  Weiden,  mit  der  Brandbeule  heimgesucht  werden,  dafs  selbige  hauptsächlich 
die  mit  Kleidung  gar  nicht  oder  nur  dünn  bedeckten  Theile  des  Körpei's  angreift 
u.  s.  w.  so  wird  man ,  wenn  die  Zufälle  selbst  daneben  erwogen  werden  ,  natür- 
lich auf  den  Schlufs  ge'.racht,  dafs  etwas  beynahe  unsichtbares  von  aussen  in  den 
Körper  eindringe,  uud  durch  seine  giftige  Eigenschaft  die  ßrandbeule  erwecke. 
Muilimafslich  mufs  dieses  etwas  Lebendiges  sejn ,  welches  von  der  Luft  auf  den 
trocknen  Sümpfen  fortgeführt  wird,  sich  an  lebendige  Körper  ansezt  und  in  sel- 
bige einzudringen  vermag.  Was  es  aber  sey,  ist  noch  durch  keine  sichere  Wahr- 
nemung  bestimmt." 

„Die  Zufälle  selbst  sind,  wie  man  sie  sonderlich  an  den  mit  dem  Übel  be- 
fallenen Menschen  vom  Beginnen  an  zu  bemerken  pflegt,  hauptsächhch  folgende: 
Ganz  gesunde  Menschen,  von  allerley  Alter  und  Geschlecht,  empfinden,  vi^enn 
sie  über  Feld  gewesen  sind,  ganz  unvermuthet  ein  Jucken,  welches  eine  kleine 
harte  Geschwulst  begleitet,  die  man  anfänglich  für  die  Folge  eines  unbemerkten 
Mücken-  oder  Bremenstichs  zu  halten  geneigt  ist.  Sie  nimmt  aber  sehr  ge- 
scliwind  an  Grösse  und  Härte  zu,  und  ehe  man  darauf  achtet,  pflegt  es  gemei- 
niglich schon  soweit  damit  gekommen  zu  seyn  ,  dafs  man  an  der  geschwollene» 
und  verhärteten  Stelle  mit  einer  Nadel  in  die  Haut  stechen  kann ,  ohne  dafs  der 
Kranke  eher  Schmerzen  fühlt,  bis  man  ins  gesunde  Fleisch  kommt.  Man  sieht 
alsdann  gemeiniglich  im  Mittelpunkte  der  Verhärtung  äusserlich  einen  rothen  oder 
blaulichen  Punkt,  einem  Insektenstich  ähnlich,  bey  welchem  auch,  wenn  nicht 
Mittel  gebraucht  werden,  Brand  oder  Gangräne  anfängt,  und  von  da  um  sich 
greift.     Auf  der  ersten  Stufe  des  ^Übels  spüit  der  Leidende  keine  innerlichen  Be- 

Schwor- 


io8 

schwßrden,  allein  mit  zunemender  und  braiidig  werdender  Geschwulst,  die  docli 
immer  ohne  heftige  Schmerzen  bleibt,  soll  sich  auch  Kopfweh,  Beängstigung  und 
innerliche  Unruhe  einstellen." 

„Das  Vieh  geht  bey  dieser  Krankheit  gemeiniglich  verloren,  theils  weil  man 
die  Geschwulst  zu  spät  gewahr  wird,  theils  weil  das  nachlässige  gemeine  Volk  sich 
nicht  gerne  um  die  Genesung  bemüht.  Hingegen  gelingt  bey  Menschen  die  Hei- 
lung fast  unfehlbar,  wenn  zeitige  Hülfe  gesucht  wird.  Die  unter  dem  gemeinen 
Volk  übHche  Kur ,  da  nemlich  die  ,  harte  und  fast  noch  knorplichte  Geschwulst 
mit  einer  langen  Nadel  in  verschiedenen  Richtungen  durchstochen  und  mit  einer 
Mischung  von  Salmiak  und  Taback  eingerieben,  dem  Kranken  aber  alles  kalte 
Getränk  und  gewisse  S[)eisen  untersagt  werden,  ist  schon  in  des  älteren  Gmelins 
Reisen  angeführt.  Man  hat  aber  diese  Kur  jezt  noch  einfacher  gemacht  und  ver- 
schiedene andere  Mittel  wirksam  gefunden.  In  Irtysch  bedient  man  sich  jezt  oft 
einer  starken  Lauge  von  Wermuthasche ,  auch  wohl  eines  Tabackdekokts  mit  Sal- 
miak oder  Alaun ,  ohne  Skarißkation  voi'hergehen  zu  lassen.  An  der  uischen  Li- 
nie will  man  unfelil:)are  Hülfe  von  einem  warmen  ü-nschtag  a.is  gepulverten  ran- 
kenden Nachtschatten,  Salmiak,  Hefen  und  Hübermehl  erlaliren  haben.  Diese 
durch  langen  Gebrauch  bewährten  Mittel  sind  alle  von  der  Art,  dafs  sie  Ungezie^ 
fer  tödten,  und  begünstigen  die  obige  Muthmassung  von  der  Grundursache  die- 
aer  Krankheit." 

„In  den  weiten  NIedrignngen  an  der  Wolga,  von  Saratof  abwärts  bis  Astra- 
chan wird  das  Vieh,  hauptsächlich  die  Pferde,  wenn  sie  zu  früh  nach  Ablauf  des 
hohen  Wassers  dahin  zur  Weide  getrieben  werden,  gar  nicht  selten  durch  harte 
brandige  Beulen  getödtet ,  die  an  der  Brust  oder  dem  Bauch  auffahren ,  und  ohne 
Zweifel  mit  der  beschriebenen  sibirischen  Seuche  von  einerley  Art  sind.  Die 
Kalmücken  nennen  diesen  Zufall  Mohmo ,  verwechseln  aber ,  wie  es  scheint  mit 
diesem  Namen  auch  andere  Viehseuchen  und  böse  Beulen.  Indessen  ist  gewifs, 
dafs  an  der  Wolga  auch  bey  Menschen  die  eigentliche,  liier  besciiriebene  Aitvon 
Brandbeulen  bemerkt  worden  ist.  Der  Zufall  ist  im  trocknen  Sommer  und  Herbst 
am  gewöhnlichsten.  Die  Männer,  welche  mehr  in  der  freyen  Luft  sind,  werden 
öfter  als  die  in  und  bey  ihren  rauchenden  Hütten  lebenden  Weiber  befallen.  Die 
Soongaren  unter  den  wolgischen  Kalmücken ,  welche  diesen  Zufall  auch  in  ihrera 
vorigen  Vaterlande  am  altaischen  Gebürge  kennen  gelernt  haben,  rathen  dawi- 
der auf  der  Beule  ein  Stückchen  von  einer  chinesischen  Raucherkerze,  die  sich 
■wie  Lunten  verzehrt,    brennen  zu   lassen,     und  dann  mit  einer  kupfernen   oder 

eiser- 


109 

eisernen  Nac^el  in  den  scliwarzen  Punkt,  -welcher  sich  in  der  Mitte  zeigt,  bis  auf 
das  empfindliche  Fleisch  durchzustechen.  Es  mu's  aber  vor  VerfUessung  des  zwey- 
ten  Tags  Hülfe  geschehen,  sonst  ist  dieses  Mittel  ohne  Wirkung.  Nach  einigen 
mir  neuerlich  mitgetheilten  Bemerkungen,  soll  das  Purgiren  den  mit  diesen  Brand- 
beulen Befallenen  schädlich  seyn.  Hingegen  werden  stärkende,  geistige  Mittel 
dienlich  befunden  ,  wenn  sie  angewandt  werden  ehe  die  Schlafsucht  dazu  kommt, 
die  in  dortigen  Gegenden  selten  ausbleibt  und  zuweilen  zwey  bis  drey  Tage  dauern 
soll.  Die  Kalmücken  sind,  wie  ich  höre,  auch  geneigt,  die  Mohmobeulen  einem 
giftigen  Stich  oderUnflath  eines  Ungeziefers,  und  also  einer  äusserlichen  Ursache 
zuzuschreiben. "  —     Soviel  von  der  russischen  Luflseuche. 

Nicht  ohne  Grund  nam  Linne  auch  die  Existenz  eines  holländischen  Mord- 
wurms und  einer  daher  entstandenen  Luftseuche  an.  Er  berief  sich  in  dieser  Hin- 
sicht auf  Peter  JSaaldycks  Nachrichten,  der  ungefehr  um  das  Jahr  i63i  schrieb 
und  eines  Wurms  gedenkt,  welchen  die  Holländer  damals  de  Viver  oder  Cyclus 
(den  Zirkelwurm)  nannten  und  dessen  Stich  so  gefährlich  war,  dafs  der  Tod  oft 
schon  nach  einer  Stunde  erfolgte,  weswegen  man  diesen  Wurm  auch  noch  mit 
dem  besonderen  Namen  de  Moord  belegte.  Nur  das  auf  der  Stelle  vorgenommene 
Ausschneiden  oder  Ausbrennen  der  verlezten  Stelle  konnte  den  VöHezten  retten. 
Der  Grund,  warum  dieses  Übel  in  den  neueren  Zeiten  nicht  mehr  in  Holland 
beobachtet  worden  ist,  scheint  wohl  in  der  Austrocknung  der  Moräste  durch  die 
vielen  neuerlich  gezogenen  Kanäle  zu  liegen ,  wodurch  sich  jener  Wurm  selbst 
verloren  haben  mag. 

Wenn  man  ferner  Glasers  Abhandlung  von  der  Knotenkrankheit  und  die 
in  den  fränkischen  Sammlungen  enthaltenen  Nachrichten  vergleicht;  so  ergiebt 
sich  die  höchste  Walirscheiulicheit,  dafs  der  schwedische,  dem  Höllenwurme  zu- 
geschriebene Skatt ^  die  sibirische  Mnrowaja  Jasma^  und  die  kalmückische  Mohmo^ 
auch  in  Teutschland  zu  Hause  \x.i\dL  Beckmanns  Äusserung  gegründet  sey,  der  bey 
Gelegenheit  des  Höllenwurms  schreibt:  „vielleicht  ist  dieses  Ungeziefer  sogar  noch 
jezt  in  einigen  Gegenden  voji  Teutschland ,  welche  Vermuthung  ich  glaube  wahr- 
scheinlich machen  zu  können."  Wenigstens  scheint  unser  Fränkischer  Flnghrand 
ziemlich  einerley  Krankheit  mit  jenen  auswärtigen  Luftseuchen  zu  seyn,  nur  dafs 
in  unseren  Gegenden  die  Menschen  gewöhnlich  davon  verschont  bleiben.  Denn 
in  den  Fränkischen  Sammlungen  (Stück  8.  S.  ii5.)  findet  sich  nur-  eine  einzige 
dahin  deutende  Geschichte,  wo  ein  Bauer  zu  Moritzreuth  bey  Gefrees  im  Janius 
um  Mittag  auf  dem  Felde    unversehends  eine  schmerzliche  Empfindung   auf  der 

rech- 


HO 


rechten  Achsel  verspürte ,  worauf  starke  Schmerzen,  eine  schvvärzlich  rothe ,  grosse, 
harte  Beule,  Fieber,  Delirium  u.  s.w.  erfolgte,  wo  aber,  nach  der  Äusserung  des 
kranken  Bauers ,  ein  grösseres  Thier,  als  Solanders  Furie,  im  Spiele  war.  Wenn 
aber  die  Ursache  von  jenen  Krankheiten  in  Schweden,  Jlufsland  und  Holland, 
welche  gemeiniglich  Luftseuchen  genannt  werden ,  noch  nicht  weiter  aufgeklärt 
ist,  als  dafs  sie  von  Linne  und  Solander  der  Furie  zugeschrieben  wird;  so  sind  wir 
in  Teutschland  und  in  unserem  Franken  doch  vor  der  Hand  berechtiget,  auf  die 
Ehre,  eine  Furia  infenialis ,  sey  sie  was  sie  wolle,  zu  haben,  ebenfalls  Anspruch 
zumachen.  Ich  benutze  hier  zum  Belege,  die  sich  hierauf  beziehenden ,  mir  voa 
meinem  unvergefslichen  Gönner  und  Freund ,  den  viel  zu  früh  uns  entrissenen  Ge-f 
heimen  Hofraih  Schöpf f  mirgetheilten  Aktenstücke. 

„Die  ersten  Nachrichten) vom  Irlugbrande  in  unserem  Vaterlande,  sind  vom 
Jahre  1766,  wo  er  sich  gegen  Ende  des  Junius  und  Anfang  des  Julius  unter  dem 
Hornvieh,  Schweinen  ,  Wild  und  zum  Theil  unter  den  Pferden  äusserte.  Das  Vieh 
erkrankte  unversehens  auf  der  Weide.  Man  sah  Beulen  an  den  Füssen ,  in  den 
Weichen,  am  Halse  oder  auf  der  Brust  in  der  gröisten  Geschwindigkeit  auflaufen 
und  das  Vieh  nach  vier  und  zwanzig  bis  sechs  und  dreysig  Stunden  sterben.  Bey 
andern,  wo  sich  solche  Beulen  am  Kopfe  fanden,  folgte  der  Tod  schon  nach  sechs 
bis  acht  Stunden.  Der  allgemeine  Verdacht  der  Entstehung  gieng  auf  Stiche  von 
Insekten,  besonders  der  grossen  Holzwespe.  Älndiche  Ereignisse  ergaben  sich  im 
Junius  1778,  neuerÜch  abei-  in  den  Jahren  1796  und  1797.  Jn  vorlezterem  Jahre 
wurde  das  Rindvieh  in  dem  der  Stadt  Ansbach  zunächst  liegenden  Eichstädtischen 
Oberamte  Ahrberg  und  Wahrberg  von  dem  Flugbrande  ergriffen ,  wovon  H.  Physi- 
kus  Mayer  zu  Herrieden  folgende  Nachrichten  in  seinem  darüber  nach  Eichslädt  er- 
statteten Gutachten  ertheilte.  „Der  Sitz  der  gemeinigUch  in  der  heissen.  Zeit,  nie 
im  Winter  und  Frühling  herschenden  und  selbst  im  höchsten  Sommer,  wenn  Re- 
gen, Kälte  und  Nässe  lang  anhalten,  wieder  verschwindenden  Krankheit ,  ilel  beym 
ersten  Anblick  durch  die  sich  bald  an  den  Vorder-  bald  an  den  Hinterfüssen, 
bald  am  Halse ,  bald  auf  dem  Rücken  zeigende  starke  Geschwulst ,  deutlich  in  die 
Augen.  Diese  Geschwulst  gab  ein  knisterndes  Geräusch  von  sich,  wenn  man  mit 
dem  Finger  daraufdrückt«,  die  feurigen  Augen  thränten,  der  Athem  war  kur« 
und  ächzend ,  die  Kräfte  so  schwach ,  dafs  das  Thier  den  Kopf  nicht  mehr  halten 
konnte.  Die  Haut  sah  beym  Abziehen  violet,  der  ganze  geschwollene  Theil 
schwarz  aus  und  rauschte  beym  Durchschneiden,  die  Beinhaut  trennte  sich  yoxa 
den  Knochen ,  das  Fett  war  gelb  und  das  Zellgewebe  von  Luft  aufgetiieben.       Bey 

EröfF- 


II J 


Eröffnung  des  Untei-leibes  war  nicht    nur    das  Netz,     sondern    alle  Eingeweide 
brandig. " 

„Die  Ursache  dieser  Krankheit  ist  noch  sehr  verborgen.  Sie  hat  einen  aus* 
»erst  schnellen  Gang,  füngt  gemeiniglich  mit  einer  Geschwalbt  und  mit  Hinken  auf 
einem  der  Vorder-  oder Hinterfüsse  an,  steigt  gewöhnlich  aufwärts,  zerstört  schnell 
den  ergriffenen  Theil  bis  auf  den  Knochen,  und  verbreitet  sicli  von  da,  wie  ein 
Flugfeuer  über  den  übrigen  Körper,  daher  man  ihr  auch  den  Namen  Flugbraud 
beigelegt  hat." 

„Ist  man  ja  so  glücklich  gleich  in  den  ersten  Stunden  den  Flugbrand  wahr- 
zunehmen,  so  hat  sich  erst  ein  einziges  Mittel  ausgezeichnet,  wodurch  hie  und 
da  schon  mehrere  Stücke  sind  gerettet  worden ,  nemlich  folgendes :  Man  schneide 
die  Geschwulst  sogleich  aus  und  zerstöre  sie  gänzlich  mit  einem  glühenden  Eisen 
und  unterhalte  alsdann  in  der  Wunde  eine  starke  Eiterung.  Voriges  Jahr  hatte 
ich  in  Stadeln  die  nemliche  Seuche  zu  behandeln ,  ohne  zu  diesem  Mittel  meine 
Zuflucht  zu  nemen,  nöthig  zu;  haben.  Die  Gemeinde  liefs  auf  mein  Zureden  ihr 
Vieh  zu  Hause  und  von  demselben  Tag  an  Fiel  nicht  ein  Stück  mehr.* 

„Es  ist  wahrscheinlich,  dafs  die  Ursache  dieser  Krankheit  nicht  im  thierl- 
schen  Körper  zu  suchen  sey,  sond«rn  von  aussen  durch  den  Bifs  oder  Stich  eines 
unbekannten  Insekts  demselben  beygebracht  werde.  Denn  der  Flugbrand  befällt 
meistens  ganz  gesunde  Thiere  und  kann  nur  in  den  ersten  Stunden  seiner  Ent- 
stehung ganz  aliein  durch  äusserliche  Mittel ,  nemlich  das  Ausschneiden  und  Bren- 
nen geheilt  werden.  So  wie  das  Gift  durch  das  Messer  oder  Feuer  ausgerottet 
ist ,  hört  seine  zerstörende  Wirkung  auf  und  die  Thiere  genesen ,  welches  nicht 
möglich  wäre,  wenn  das  Gift  von  einer  inneren  Ursache  entstünde  und  im  gan* 
zen  Körper  verbreitet  wäre;  denn  ohne  das  Messer  und  glühende  Eisen  ist  noch 
keines  gerettet  worden.  Bedenkt  man  ferner,  dafs  der  Flugbrand  jederzeit  auf 
^ärts  steigt  und  den  Lauf  der  Blutadern  folgt,  dafs  er  nicht  ansteckend  ist,  indem 
aus  einem  Stall  oft  nur  ein  oder  das  andere  Stück  Vieh  umkommt,  dafs  er  nicht 
wie  jede  Seuche  gemeiniglich  nur  eine  Gattung  Vieh,  sondern  auch  andere  zahme 
und  wilde  Thiere  zu  gleicher  Zeit  befällt ;  so  wird  man  noch  mehr  überzeugt,  dals 
ihn  eine  äusserHche  Ursache,  der  Stich  irgend  eines  Insekts  oder  Wurms  hervor- 
bringen müsse.  ** 


Dri«- 


ir« 


Dritter    Abschnitt, 


fp^ürmer ,    welche  sich  zufällig  in,  den  inneren    Thellen  des  menschlichen  Körpers 

eingefunden  haben. 

So  Iqnge  wir  den  Erzehlungen  einer  Menge  erfahrner,  Wahrheit  lieben- 
der und  einsichtsvoller  Arzte  nicht  allen  Glauben  absprechen  können,  sind  wir  ge- 
nöthiget  anzunemen,  dafs  die  Eyer  verschiedener  Wurmarten,  welche  nicht  in  den 
menschlichen  Körper  gehören  und  einzig  ausserhalb  demselben  zu  leben  ge\vohnt 
sind,  mit  gewissen  Speisen  und  Getiänken  in  den  Magen  und  Darmkanal  gelangen, 
der  Kraft  der  verdauenden  Säfte  und  Organe  bisweilen  widerstehen ,  in  die  Säfte 
übergehen,  mit  diesen  circiüiren,  aus  diesen  hin  und  wieder  in  verfchiedenen Thei- 
len  unsers  Körpers  abgesezt  und  daselbst  ausgebrütet  werden  können.  Freylich  sezt 
dieses  wohl  immer  eine  gewisse  Atonie  des  Nahrungskanals  und  selbst  des  Gefäfs- 
svstems,  eine  gewisse  Wässerichkeit  und  Unschmackhaftigkeit  der  verdauenden 
Säfte  voraus,  weil  ausserdem  die  Beyspiele  von  solchen  ungewöhnlichen,  aus  dem 
menschlichen  Körper  abgegangenen  oder  in  demselben  gefundenen  Gasten  ungleich 
häufiger  vorkommen  miif-ten.  Dennoch  würde  ich  auch  schon  durch  die  Aufzeh- 
lung  aller  bereits  hin  luid  wieder  bey  den  Schriftstellern  vorzufindenden  Beobach- 
tungen dieser  Art,  eine^  manchem  Leser  vielleicht  lange  Weile  veranlassende  Mülie 
unternemen  und  ich  begnüge  mich  daher  blos  einige  der  yorz,iigUcheren  Fä.!le  hier 
anzuführeix. 


Würmer    im   Auge. 


Bonneti  Sepulclir.  s,  Anatomia  practica  ex  cada- 
vei'ibus  morbe  deiiatis,  Geuevae  löfg.'L.  I,  Sect. 
XVlll.  Obs.  VI.   p.  33». 

Mongiii  iii  Roux.  Journ.  de  Med.  et  Chir.  Vol. 
XXXII.  p.  3  3  8-  von  einem  aus  der  Tutiica  conjuucti- 
va  des  Auges   genommenen  Wurme. 


Trnnsactions  of  tfie  atueyicaii  philosophicat  Society^ 
Vol.  11.  Philadelphia  1786.  4,  n.  XVIII.  p.  183.  Ac- 
count of  a  Worm  in  a  Horse's  Eye  etc.  ByHopkinsoa 
et  nr.  XLIII.  p.  38  3-  of  a  living  Snake  in  a  living 
Horse's  Eye  and  of  other  unusualProductions  of  Aui- 
nials.    By  John  Morgen. 


Nach  Bonnet  sind  Würmer  in  der  gläsernen  Feuchtigkeit  des  Auges  entdeckt 
worden,  und  Mongin  fand  bey  einer  Frau,  die  sich  über  einen  stechenden  Schmerz 
im  Auge  beklagte,  einen  Wurm  unter  der  Vereinigungshaut  (Tunica  coniunctiva) 
des  Auges. 

Bey  dieser  Gelegenheit  scheinen  mir  zwfey  ähnliche  Fälle  aus  den  Transactio- 
nen,  der  Amerikanischen  philosophischen  Societät,  wo  \'\  ürmer  in  den  Augen  le- 
ben- 


ii5 

bender Pferde  gesehen  worden  sind,  der  Erwelinung  nicht  unwürdig  zuscyn,  da 
sie  zur  Bestätigung  der  Monginschen  Erfahrung  beytragen  können.  Hopkinsou.  er- 
zehlt  nemlich ,  dafs  ein  Wurm  von  dritthalb  bis  drey  Zoll  Lange ,  weisser  Farbe 
dürrem  Körper  und  leichter  Bewegung ,  als  er  sich  der  bis  nälierte,  deutlich  und 
unläugbar  im  Auge  zu  sehen  war.  Da  sich  das  Pferd  übrigens  wohl  befand  so 
entgieng  dessen  fernere  Beobachtung  dem  Erzehler.  Nach  Morgens  Versiche- 
rung aber  ist  ein  Wurm  von  der  Dicke  einer  Stricknadel  und,  wegen  seiner  leb- 
haften Bewegung ,  nicht  zu  bestimmender  Länge,  deutlich  und  von  vielen  Men- 
schen, im  linken  Auge  eines  lebenden  und  sonst  gesunden  Pferdes  gesehen 
worden. 


Würmer  im  Gaumen  und  in   der  Zunge. 

Abhandl.  d.  k.  Ak,  d.  N.  F.Th.'^YW.  S,  174.  J        TIi  om  a  s  Den  t    in    den    pliilos.    Transact.    Vol. 

De  la  Cr  ols  Menioiis  for  the  ingeiiious,  July  1693,  j  XVHI.  n.  213,  p.  219, 

Lezterer  Autor  erzehlt,  dafs  eine  berühmte  Wurmdoktorin  Irench  in  Leice- 
Ster  in  die  kleinen  Geschwülste,  die  er  auf  seiner  Zunge  hatte,  mit  einer  Lanzette 
stach  und  bald  darauf  fünf  bis  sechs  lebendige  Würmer  herauszog,  und  versichert 
dafs  sie  ungefehr  in  acht  Tagen  aus  seiner  Zunge  mehr  als  hundert  und  aus  sei- 
nem Gaumen  über  dreysig  Würmer  mit  merklicher  Besserung  genommen  habe. 
Aus  allen  Theilen  des  Landes  kamen  Leute  vom  Stande  zu  dieser  Frau  French. 
Die  Wahrheit  der  Sache  wird  in  derselben  Numer  p.  222  von  Herrn  Lewis  bestätiget. 

Einer  ähnlichen  berühmten  Wurmärztin  Sarah  Hastlngs  gedenkt  de  Ja  Cross. 
Sie  hatte  eine  ausserordentliche  Fertigkeit  in  der  Entdeckung  der  Würmer  im  Ge- 
sichte, Gaumen  und  in  der  Zunge  und  verband  hiermit  eine  gleichgrosse  Fertiff- 
keit  der  Hand,  so  dafs  sie  die  Würmer  blos  mit  einer  Gänsefeder  aus  den  leiden- 
den Theilen  nam. 

In  den  Abhandlungen  der  kaiserl.  Akad.  der  Naturforscher  kommt  auch  ein 
Beyspiel  von  Würmern  vor ,  die  aus  einer  unter  der  Zunge  geöilneten  Ader  her- 
vorkamen- Einem  fünfzigjährigen  Manne  fieng  nemlich  nach  mehreren  Fieberan- 
fällen die  Zunge  an  plötzlich  zu  schwellen  und  schwarz  zu  werden.  Es  wurde 
eine  Ader  unter  der  Zunge  geöffnet,  worauf  ein  kleiner  lebendiger  Wurm  und 
nach  dem  Ausflufs  einiger  Blutstropfen  noch  ein  anderer  grösserer  zum  Vorschein 
kam.  Das  Fieber  liefs  hierauf  sogleich  nach  und  der  Kranke  gelaugte  allmälilich 
wieder  zu    seiner  vorigen  Gesundheit. 

i5  \Yiiv. 


ii4 
Würmer  im.  Herzen. 

Baglivi  Opera  otr.ri.   Lugd.  1710.   p.  699.  i        Polisius,   G.  S.  von  Würmern,    die  man   in  den 

Bonneti  Sepulcr.  Anat.  Lib.  1.  Sect,  XVIII.  Obs.       Herzkammern  angetroffen  hat,   in  den  Abli.  d.  k.  Ak, 
VI.  p.  331.  1  d.  Mf.  B.  IX.  S.  37. 

Baglivi  versichert,  daCs  in  der  Höhle  des  Herzbeutels  ein  spannenlanger, 
haarichter  Wurm  vorgekommen  sev.  Nach  Bonnet  sind  sogar  Würmer  in  den 
Herzhöhlen  selbst  gefunden  worden  und  nach  Polisius  kamen  bey  der  Leichen- 
öffnung eines  im  Duel  tödtlich  verwundeten  Cavaliers ,  als  man  die  Merzkammera 
durchschnitt,  mit  einer  Menge  schwarzen  geronnenen  Bluts,  zwey  weifse,  einen 
halben  Zoll  lange  Würmer  zum  Vorschein  ,  welche  aber  beyde  todt  waren. 


Würmer  in  der  Leber. 

Morgen  in  den  Transact.  of  tlie  americ.  phil.  Soc,  Vol.  II.  n.  43, 

crwehnt  gelegenheitlich,  dafs  ein  gegliederter  Wurm  (a  jointed  Worm)  von  etwa 
zwanzig  Zoll  Länge  und  beynahe  drey  Zoll  Circumferenz  aus  der  Leber  einer  Mm^ 
Höh  in  Philadelphia  gekonmien  sey,  welchen  er  nachher  noch  in  Hunters  Samm- 
huig  gesehen  habe,  und  eines  ähnlichen  Wurms,  welcher  im  zweyten  Band  of  Edin- 
iur^Ji  Mcdical  Essays  abgebildet  ist. 


Blutigel  im  Magen. 


Botidelotius  de  Hirudine  deglutita ;  in  RIegny 
Zodiaio  gallico  ann.  11.  obs.  9.  p,  147. 

Bor  eil  US,  P.  Haeninptois  ab  hirudine  iiiscie  de- 
glutita; in  ejus  Hist.  et  «>^s.  med.  Francof,  1670. 
Cent.  I.    p.  33. 

Fabric  ius  de  animal.Wetteraviae,  HeJmst.  I749 
p.    54. 

Gmelins  ücscb.  d   Gifte,   Tli.  I.  S.  306. 

Hofinauni,  F.  Diss.  de  annimai.  lunn.  corp.  in- 
fest.  Ho  pit.  p.  47.  §.  VI. 

Langius  Opp.  Lips.  1704.  c.  Rivin.  praef.  edit. 
P.  11.  C.  Xlll.  p.  70    not.  sub  Litt.  p. 

Obsei  uat.  sur  de  l''^omi<'-e.mi-"As  de  sang,  prudiiit  par 
Ui:e  SiVgStte  j   Gaz.  lit.  de  Berlin    1767. 


Fall  as ,   Diss.  de  inf.  viv.  p.  5. 

Passe  rat  in  Vaiidermonde  Journ.  de  med.  1758« 
Febr. 

Rhodius,  J.  de  Cardialgia  ab  Hirudinum  mors«, 
in  ejus  observ.  med.  Francof.  1676.  Cent.  II.  p.  89. 

Riverius,  L.  de  vomitu  sanguinis  ab  iiausta  in 
potu  liirudine;  in  ejus  oLs.  med.  Cent.  iV.  obs.  26. 
et  in  uperib.  p.  541. 

Sauvages  Nosol.  meth.  Edit.  Daniel.  T.  IV.  p. 
4S0.    w.  5.    Haematemesis  ab  hirudine. 

Unzers   nitdic.  Haiidb,  S.  655.  §,  70. 

Zwinger,  TIi.  de  Cardialgia  hirudinosa;  Mise. 
Nat.  Cur.  Cent,  7.  obs.  25. 


Blutigel  können  sehr  leicht  in  den  Magen  gelangen,  da  einige  Arten  dersel- 
ben Ihre  Eyer  an  verschiedene  Wasserpflanzen  abzusetzen  pflegen  luid  i\lQ  Jintgeu 
der  Lebendig  gebührenden  so  überaus  klein  sind ,    dais  man  sie  mit  dem  Wasser 


un- 


ii5 


unbemerkt  verschlucken  kann.  Hoffmann  sdirelbt  „auch  init  dem  gewolmliclieii 
Salat  können  wir  Blutigelbrut  verschlucken ,  welche  als  die  durchsichtigste  Galleri; 
..unten  an  den  Blättei'n  der  Brunnenkresse  (Nastun.  aq.)  zu  liängen  pflegt.  Wenn 
nun  Jemand  begierig  dergleichen  Salat  isst  und  ihn  nicht  wohl  kauet;  so  Avird  jene 
Brut  wohlbehalten  \x\.  den  Magen  und  Darmkanal  gelangen,  durch  die  feuchte 
Warme  ausgebrütet  werden  und  der  grofs  gewordene  ßluligel  Blut  zu  saugen  an- 
fangen." Selbst  ausgewachsene  Blutigel  sind,  vermöge  ihres  schlüpferichen  Kör- 
pers geschickt,  schnell  mit  im  Schlünde  hinabzufahren,  wenn  Jemand  so  unvor- 
sichtig ist,  aus  einem  Wasser  geschwind  und  vielleicht  gar  bey  Nacht  zu  trinken 
in  weichem  sich  Bluligel  aufzuhalten  pflegen.  Durch  ihr  Saugen  im  Magen  erre- 
gen sie  dann  das  heftigste  Blutbrechen,  Entzündung,  Gardialgien  und  Koliken 
Schluchzen,  Convulsionen  und  haben  nach  Langius  und  anderen  wohl  gar  den  Tod 
zur  Folge.  Borellus  erzehlt  einen  zwar  nicht  tödtlich  abgelaufenen,  aber  doch 
merkwürdigen  Fall  dieser  Art.  Einem  in  der  Gegend  von  Montpellier  prakticiren- 
dem  Arzte  wurde  die  HeUung  eines  Kranken  übertragen ,  der  schon  geraume  Zeit 
Blutspeyen  und  dabey  weder  Brustschmerz ,  noch  andere  diese  Krankheit  beglei- 
tende Zufälle,  ausser  der  unangenemen  Empfindung  hatte,  als  ob  ein  Stückchen 
Fleisch  ihm  an  der  Kehle  hangen  geblieben  sey.  Alle  Mittel  das  Blutspeyen  z« 
heben  waren  fruchtlos  und  nur  ein  Zufall  befreyte  den  Kranken  von  dieser  Bq- 
schwerde.  Er  bestieg  nemlich  ein  sehr  wildes  Pferd,  um  eine  Reise  zu  unterne- 
nien.  Hierüber  wurde  er  von  einem  Husten  befallen,  der  so  erschütternd  war 
dafs  er  einen  Blutigel  auswarf,  worauf  das  Blutspeyen  sogleich  völlig  aufhörte. 
Ahnlich  ist  der  Fall,  welchen  Fasserat  erzehlt,  wo  ebenfalls  ein  Bluispeven  von 
einem  an  dem  Gaumen  hängenden  Blutigel  veranlafst  wurde.  Sauvages  stellt  das 
von  Blutigeln  veranlafste  Blutbrechen  sogar  als  eine  eigne  Spezies  auf  und  Fahricius 
führt  wirkUch  einen  Fall  an,  wo  ein  verschluckter  Blutigel,  Blutbrechen,  Car- 
dialgie  und  den  Tod  zur  Folge  hatte. 

Wäre  Jemand  überzeugt,  dafs  er  Blutigel  verschluckt  hätte,  so  würde  erden 
gröfsten  Theil  der  durch  sie  veranlafsten  Beschwerden,  durch  nichts  sicherer  ent- 
fernen können ,  als  wenn  er  gleich  starken  Brandwein  oder  Liqueur  tränke  wel- 
cher sie  augenblicklich  tödtet.  Ein  Brechmittel,  wenn  noch  kein  Biutbrechen 
vorhanden  ist,  ausserdem  aber  ein  abführendes  Mittel,  würde  &\q  dann  vollends 
aus  dem  Körper  entfernen.  Sauvages  empfielt  Meersalz  und  dann  zum  Blutstilleu 
adstringirende  Mittel. 


Fa. 


ii6 


Fadenwürmer  im  Magen. 


BeytiniscJie  Sammlungen  "E.  VIII.  S.  30. 

Gesneri  Hist.  aquatil.   p.  547. 

Hanows  Seltenheiten  der  Nat.  Tli.  I.   S.  589. 


Linnaei    Iter  Gothland,  p.  282J 
Müllers,   0,  F.  Naturgesth.   einiger  Wurmarte», 
S.    iia. 


Die  den  Augen  wegen  ihrer  Kleinheit  oft  entgehenden  Eyer  der  Fadenwür- 
mer schwimmen  vorzüglich  in   solchen  Wassern  herum,  welche  einen  thonartigen 
Boden  haben,    kommen  mit  diesem  Wasser  in  den  Magen  und  werden  nicht   sei 
ten  daselbst   ausgebrütet.       Schwedische  Provinzialiirzte  melden    sogar,     dafs   der 
Wurm  selbst  in  ihrem  Vaterlande  oft  mit  dem  Wasser  getrunken  werde  und  viele 
Menschen   unter  Zuckungen  tödte.     Nach  der  Eigenschaft,  welche  er  besizt,    die 
Haut  unsrer  Oberfläche  mit  einer  unglaublichen  Geschwindigkeit  zu  durchbohren, 
wird  er  allerdings  auch  fähig  seyn,  die  Eingeweide  zu  durchlöchern  und  hierdurch 
allerley  befremdende  Zufälle  hervoizubringen.     Linne  w^nr  der  Meinung,  dafs  viel- 
leicht die  Cardialgia  sputatoria,  ein  Magenkrampf,    welcher  die  Lappländer  befiillt, 
wenn  sie  eine  Zeit  lang  Quellwasser  trinken ,  davon    herrühren  möchte.       Hanow 
hält  diese  Würmer  sogar  für  giftig  und  für  die  Ursache  der  Schwindsucht,  so  bald 
sie  verschluckt  würden.     Es  ist  daher  in  Gegenden,    wo  sie  zu  Hause  sind,    nie 
rarhsam,     das  Wasser  unabgesotten   zu  trinken.       Doch  wird  sie  der  Weingeist 
nbenfalls  tödten. 


Schnecken  Im  Magen  und  Darmkanafe. 


Dinn  can  Medical  Commentaries  Vol.  II.    S.  Rieht, 
«hir.'ßibl.  B.  X.   S.  544. 

Heer(Henncus  ab)    Observat.  XIII. 

Ledel,   S.  von  Sclinecken,   welche  dnrch  ein  Er- 


brechen ausgeworfen  worden,   in  den  Abh.  d.  k.  A.  d, 
Nf,  Th.  111.  S.  129. 

Pauli  ini,     C.    F.  Schneckchen  gehen   durch  den 
Stuhlgang  ab,  in  den  Abh.  d.  k.  A.  Th.  XV.  S  47». 


Duncan  erzehlt  „eine  Frau,  welche  lange  Zeit  mancherley  Magenbeschwer- 
den gehabt  j  att ',  leerte  einst  nach- einem  genommenen  Purgirmittel  von  Queck- 
silber, durch  de  i  Stuhlgang  ein  Thier  aus,  das  vollkommen  einer  Schnecke  ohne 
Sjhaale  ghch  und  beland  sich  darauf  besser;  Heer  aber  gedenkt  eines  jungen 
Menschen,  der  nach  genommenem  Lieber.trank  in  eine  schwere  Krankheit  ver- 
fiel ,  welche  von  den  schrecklichsten  und  sonderbarsten  Zufällen  begleitet  war, 
worunter  auch  di  rjenige  gehörte,  dafs  er  einsmals  vierzehn  grosse,  rothe,  ge- 
hörnte ,  lebei  d  ;^e  und  kriechende  Schnecken  ausleerte.  Nach  Ledel  klagte  ein 
Mädchen,  weiciACS  irischen ,  von  anUebender  Schneckenbi ut  mcht  gereinigten  Sa- 
lat 


1 1^ 

lat  genossen  Tinttf,  gerrtume  Zeit  ü])er  Magenkrampf,  Geschwulst  cles  Unterleibes 
nntl  schweren  Aüiom.  Ein  ihr  gegebenes  Laxinnittel  leerte  endlich  nach  oben  und 
unten  viele  kleine  Sclinecken  aus.  Eben  so  gab  eine  für  wassersüchtig  gehaltene 
Frau,  welche  Doktor  Keller,  nach  Paullinis  Versicherung,  in  der  Kur  hatte,  von 
freyen  Stücken  viele  weiche  Schnecken  durch  den  Stuhlgang  von  sich,  welche 
etwas  kleiner ,  als  die  &ich  gewöhnlich  in  den  Kohlblättern  aufhaltenden  Schneck- 
chen waren. 


Ein  Polype  im  Magen, 


Verdeil,    Beobachtungen  über  ein   neues  Thier- 
chen,    welclies   von  einem  jung,eii  Mäuchen  gegangen, 


S,  Bernisches  Magazin  der  Natur,  Kunst  und'Wissen« 
sciiaften,  iJ.  I.  St.  i.  S.  215.  nebst  Abbildung. 


Ein  Mädchen  von  sechs  Jahren  war  schon  seit  einigen  Jahren  sehr  schwäch- 
lich und  ungesund,,    geplagt  von  einem  widernatürlichen  Hunger  und  gleichwohl 
dabey  ausserordentlich   m^ger.       Eingefallene,    verwirrte,     mit   einem  schwarzen 
Ring  umzogene  Augen  machten  ihr  Aussehen  schreckhaft.      Ihr  Mund  war  immer 
mit  schleimichten  Speichel  angefüllt  und  ihr  Bauch  so-  grofs  und  hart^  dafs  dadurch 
die   falschen  Rippen  hervorgetrieben  wurden  und  dem  Gefühle  nach  ein  Scirrhus 
Torhanden  zu  sejn  schien.       In  einem  Anfalle  der  öfters  eintretenden  VerschHm- 
merungen  ihrer  Krankheit,  bekam  sie  plötzlich  Übligkeit  und  Brechen,,  w^orauf  ein 
kaum stilibarer  Durst  erfolgte.     Jede  Schaaie  Wassers,  welche  die  Kranke  hinunter 
schluckte,  wurde  gleich  wieder  mit  starker  Gewalt  zurücl^ getrieben.     Endlich  brach 
sie  einen  Spulwurm  mit  einiger  Erleichterung  aus.     Nunmehr  aber  klagte  sie  über 
heftige  Schmerzen  im  Magen  und  ünterleibe  und  wurde  von  einem  Starrkrampf© 
befallen,  in  welchem  sie  ohne  ßewu&tseyn ,  Bewegung  und  Empfi.idung  lag.       Auf 
die  innerHche  und  äus.serliche  Anwendung    verschiedener  Wurmmittel  gi engen  in 
acht  und  vierzig  Stunden  melir  als  dreysig  Spulwürmer  und   in  Gegenwart  des  D. 
Verdeil  ein  Thierchen   dach  Erbrechen  ab,    wovon  er  eine  ausführliche  Beschrei- 
bung mit  beygefügten  Abbildungen  liefert.     Es  war  ungefehr  vier  Linien  lang  und 
anderthalb  Linien  breit,    von  schmutzig  weisser,     ins   Gelbe  fallender  Farbe  und 
überall  mit  schwarzen  Härchen  bese/.t.     Das  Kopfende   hatte  eine  fast  trichterför- 
mige Gestalt,  eine  runde,    gösse  Öffnung,   die  der  Mund  zu  seyn  schien.       Der 
schmälere  Theil  dessoloea  gieng  in  de.i  zweymal  längeren,  bauchichten ,  fast  birn- 
förmigen,  und  übrigens  höckeiichten  Körper  über.     Dieser  hatte  hijiten  und  seit- 
wärts eine  kleine  cylLiddäche  Veruageiung,  welche  Verdeil  i\xx  das  Ende  des  Mast- 
darms 


ir8 

Vlarnis  Kielt,  an  seinem  stumpfen  und  abgerundeten  Ende  aber  nocli  drev  schmä- 
lere Glieder ,  welche  den  Gliedern  des  lauggliedrichtea  Bandwurms  nicht  unähn- 
lich waren.  Offenbar  gab  das  lezte  Glied  zu  erkennen,  dafs  es  entweder  von  einer 
längeren  Gliederreilie,  oder  von  irgend  einen  Theil  abgerissen  worden  sey.  Er 
beschrieb  nun  die  Haut,  den  Maren,  die  Muskeln ,  das  Gehirn  und  die  Nerven, 
die  Gefässe  und  die  Verdauungsart  dieses  sonderbaren  Geschöpfs ,  wie  er  sie 
durchs  Mikroskop  beobachtet  hat.  Wahrscheinlich  gehörte  es  in  das  Geschlecht 
der  Polvp«n  (Hydra  Linn.)  mit  welchen  es  nach  seiner  äusseren  Gestalt  ziemlich 
überein  kommt.  Nur  weicht  es  von  denselben  durch  den  Mund  und  dem  ihm 
eutgegen^esezten  After  ab;  der  bandwurmförmige  Anhang  aber  scheint  der  von 
dem  Theile  des  Magens  oder  MagenscUundes  d-es  Kinds,  woran  er  befestiget  war, 
abgerissene  Stamm  oder  Styl  des  Polypen  gewesen  zu  seyn. 


Würmer  in  den  Harnwegen. 


Albrecht,  J.  P.  von  einem  Wurm,  der  durch 
den  Harngung  abgieng,  in  den  Abh.  d.  k.  Ak.  d.  Nf. 
Th.  XI.  S.  in. 

AI  ix  Observata  chirurgica   in  Rieht,  chir.  Bibl.  B. 

IV.  S   645. 

Anvity  Observation  siir  des  Vers  sortis  par  leCa- 
nal    del'urethre,    Journ.   d.  Ph.  T.  XlII.   1779.  Mai. 

•p.   379- 

Baldinsers  neues  Magaz.  15.  III.  S.  19.  von  be- 
sonderen Würmern,  die  durcii  die  Urinwege  excer- 
,  nirt  worden  sind. 

B  al  ni  c  ,   Journ.  de  Med.  et  Chir.  T.  LXXXVI. 

Blasius   Obs.  med.  IL  part.  6. 

Clerici  Hist.  lat.  lumb.  p.  275.  vermes  cum   uri- 

na  excreti. 

Cousin  Obs.  de  verme  per  urethram  ejecto;   Act. 

helr.  VoL  VI.  p.  192. 

Desault,   Journal  de  Chirurg.  S.  Rieht,  chir. Bibl. 

B.  xni.  S.  392. 

H  a  n  n  e  ni  a  n  n  ,  J.  L.  von  Würmern  ,  die  mit  dem 
Urine  abgegangen,  in  den  Abh.  d.  k.  Ak.  d.  Nf.  Th. 
XVI.  S.  74. 


Henkels  chirurg.  Beobacht.  in  Rieht,  ciiir.  Bibl.  B. 
V.   S.  430. 

Janssen!  i    Mercur.    Gallo  -  belg.  T.  II. 

Lochner,  M.  F.  Disquisit.  de  verm.  c.  urina  ex- 
creto. 

Moublet  de  vermibus,  qui  per  renes  et  urethram 
infantis  exierunt.    Vanderm.  Journ.  T.  IX.  p.  244. 

LaPeyre  in  Roux  Journ.  d.  Med.  et  Chir,  T. 
LXV. 

R  aisin  de  verme  cum  urina  eiecto.  Roux  Journ. 
T.  XIX.  p.  458. 

Rozier  Journ.  Vol.  XIII  p.  379.  et  Vol.  XIX. 
p.  45  8.  Beobachtung  einiger  mit  dem  Urine  ausge- 
worfener Würmer. 

R  u  y  s  c  h  i  i   Cent,  Obs.  64.  p.  8  3. 

Schacher,  F.  G.  Progr,  de  Lumbricis  in  renibus 
repercis.   Lips.    171 9. 

Tuner  twoCases  of  insects,  voided  by  tlie  urinarg 
passage,  in  Pliilos.  Trans,  n.  391.  p.  410.  B,  VIII. 
p.  66.  nnd  in  Leskes  Uebers.  Th.  II.  S.  150. 

Verbek  Diss.  de  Synocho  putrida  epidemica  ver- 
mibus stipata,  Sect.  IL  §.6. 


La  Peyre  hat  in  der  rechten  Niere  einer  Weibsperson,  die  einen  Abscefs 
lu  der  Lendengegend  hatte,  drey  Würmer,  welche  vierthalb  Zoll  und  drey  ande- 
re welche  sieben  Zoll  lang  waren,  gefunden.  Wahrscheinhch  waren  es  Spulwür- 
mer so  wie  diejenigen,  welche  nach  Blasius,  Jansson,  Ituysch,  Schacher  u.  a.  m. 
ebenfalls  in  den  Nieren  angetroffen  worden  sind  und  blos  in  Eyergestalt  durch 
-'■     V  die 


119 

die  Cirkulation  dnliin  gelangen  konnten.  Dafs  leztere  Wannart  aus  dem  Darnl- 
kanal  in  die  Urin  blase  kommen  könne,  wenn  sie  beyde  durchbohrt,  ist  schon 
oben  in  der  Geschichte  der  Spulwürmer  erwähnt  worden.  Eben  so  wohl  kann  sie 
aber  durch  die  Harnleiter  aus  den  Nieren  in  die  Urinblase  gebracht  werden  und 
dieses  war  unstreitig  der  einzig  mögliche  Weg  in  allen  den  Fällen,  wo  Spulwür- 
mer ohne  tödtliche  Folgen  ihren  Abgang  durch  die  Harnröhre  namen.  Maa  llu- 
det  hiervon  unter  andern  ein  Beyspiel  in  den  Abhandlungen  der  kaiserl.  Akad. 
der  Naturforscher ,  wo  na.ch  Albrechts  Erzehlung  ein  an  der  schmerzhaftesten ,  Ijey- 
nahe  vollkommenen,  mit  grosser  Spannung  und  Geschwulst  des  Unterleibes  ver- 
bundenen Urinverhaltung  leidender  Soldat  endlich  einen  drey  Finger  langen  und 
einer  Schreibfeder  dicken  Wurm  aus  der  Harnröhre  zog,  und  hierauf  noch  viel 
Blut  verlor. 

Afterwürmer  scheinen  bey  Weibspersonen  von  aussen  in  die  Urinblase  zu 
gelangen ,  wenn  sie  aus  dem  After  abschleichen  und  zwischen  den  Schamlippen  zu- 
fälliger Weise  auf  die  Mündung  ihrer  kurzen  Harnröhre  treffen.       Bey  Mannsper- 
sonen läfst  dieses  aber  die  mehr  geschlossene  Mündung  und  die  Länge  dieser  Röhre 
wohl  schwerlich  zu  und  es  ist  daher  nothwendig,    dafs  sie  ebenfjdls  au«  den  Nie- 
ren in  die  Harnblase  gebracht  werden.     Dieses  war  unfehlbar  der  Fall  bey  einem 
Kinde  von  sechzehn  Monaten,  welches,    nach  Turners  Erzehlung,    einige  Tage  an 
Kolik  gelitten  hatte,  wobey  es  die  Füsse  anzog,  der  Harn  mit  vieler  Anstrengung 
ausgeleert  und  der  Ausflufs    desselben  endlich   ganz  gehemmt  wurde.      Es  zeigte 
sich  hierauf  am  Ende  der  Harnröhre  ein  Wurm,  welchen  man  herauszog  und  der 
denjenigen  älinlich  sah ,   welche  zuweilen  dm-ch  den  After  ausgeleeret  werden ,  nur 
dafs  er  etwas  weisser  war.     Eben  so  gedenkt  ^äx-  einer  Urinverhaltung ,  die,  nach 
dem  Abgang  vieler  Spulwürmer  und  Askariden  durch  Brechen  und  Laxiren ,    von 
einem  Wurme  in  der  Harnröhre  verursacht  wurde,    und  welche  verschwand,    so- 
bald dieser  Wurm  mit  dem  Urin  abgegangen  war.     Ahnlich  ist  die  vom  Balme  an- 
geführte Beobachtung  einer  Urinverhaltung,    wobey  den  neunten  Tag  der  Krank- 
heit mit  dem  Urine  ein  Wurm  und  den  vier  und  zwanzigsten  abermals  einige  W  ür- 
mer  abgiengen.     Nicht  weniger  scheinen  die  kleinen  Würmer,    welche,  nach  der 
Beobaclitung  des  ungenannten  Verfassers  der  kleinen  Aufsätze  in  BahUn^ers  Maga- 
zin, sehr  zaIJreich  von  einem  Manne  von  mittlerem  Alter  auf  dem  Gebrauch  eines 
Maiwurms  mit  dem  Unne  zu  verschiedenen  Malen  abgiengen,  Askariden  gewesen 
zu  seyri,    die  ihren  Weg  aus  den  Nier^en,    wo  sie    als  Eyer  von  den  zuführenden 
Gefässen  abgesezt  und  sodann  ausgebrütet  worden  sind,    durch  die  Harnleiter  in 
die  Urinblaoe  genommen  hatten.  Bey- 


I20 


Beispiele  von  Wüi-mern  un^bekannter  Art  in  den  Harnwegen  findet  man  bey 
Henkel  und  Verheh.  Ersterer  Autor  erzehlt,  dafs  ein  dreyjähriges,  an  bösartigen 
Pocken  kr.inkes  Älädcken  zu  verschiedenen  Malen  Würmer  mit  dem  Urine  aus- 
leerte, die  einen  sehr  dicken  Kopf  hatten  und  fünf  bis  s'echs  Linien  lang  waren, 
lezterer  Autor  aber,  dafs  er  von  einer  Frau  fünf. weisse,  runde,  haarichte,  drejr 
Zoll  lange  Würmer,  nach  und  nach  mit  dem  Uiine  habe  abgehen  sehen,  wovon 
er  Seite  16  seiner  Schrift  die  Zeichnung  mittheilt,  welche  ich  Tab.  VII.  Fig.  24. 
auf'enomraen  habe.  Dieser  Abbildung  nach  hatten  jene  Würmer  viele  Ähnhchkeit 
Ton  Müllers  geperlten  Nereide  (S.  dessen  Naturgesch.  einiger  Wurmarten  des  süssen 
und  salzigen  Wassers.  Kopenhagen  1800.  Tab.  IX.  Fig.  i).  Da  aber  die  Nerei- 
den sich  blos  im  Meere  auflialten ,  so  hätte  der  Kranke  ihre  Eyer  mit  Seewasser 
verschluckt  haben  müssen. 

Urinverhaltungen  von  Wüimern  hebt  gemeinigUch  der  Catheter  ohne  Schwie- 


iigkeit. 


Würmer   in  den  Brüsten. 


Paullini,     C.  F.  in   den   Abb.  d.  k.  Ak.  d.  Nf. 
Th.  XV.  S.  502.  von  Würmern  in  den  Brüsten. 


RoRdelet,     S.    Gronov.    de   pisc.    Lugd.   1554. 
P.  374. 


Eine  S(ddatenfrau  bekam  nach  Paul/ini'sBeohaichtung,  in  dem  Kindbette  hef- 
tice  reissende  Schmerzen  in  den  Brüsten.  Man  machte  aromatische  Bähungen, 
worauf  sich  die  Schmerzen  legten.  Hierauf  melkte  sie  zugleich  mit  der  Milch 
kleine  weisse  Würmchen  aus.  Eben  so  versichert  Rondelet ,  dafs  er  einen  Gordiu« 
aus  einer  Brust  gezogen  habe. 


Würmer  in  den  inneren  weiblichen  Gebiirtstheilen. 


Becker,    N.W.  von    kleinen  Würmern  ,    so  aus 
der  GeblilnnuUter  gekommen,   in   den  Abliandl.   d.  k. 
Ak.  d.  Nf.  Th.  VIII.  S.  in. 
.Scharf,   B.  von  Würmern  in  der  Gebährmutter, 


in    den    Abb.    d,     k.    Ak.     d.    Nf.    Th.    IX.    S.   3«,. 
Stillpart   van   der   Wie!,    Observat.  rariorii« 
Centuriae.    Leid.  1727.  in  post,  Cent.  obs.  29.  de  ver- 
mibiis  ex  utero  prodeuntibus. 


Eine  fünfzigjährige  Frau  hatte  seit  drey  Jahren  ein  unleidliches  Jucken  mit 
darauf  folgendem  beissenden  und  gleichsam  brennenden  Schmerz,  der  etliche  Tage 
anhielt.  Endlich  kam  aus  der  Scham  eine  grosse  Menge  Würmchen ,  worauf  zwar 
das  Jucken  sich  in  etwas  minderte,  aber  doch  nicht  gänzlich  gehoben  ward.  Bis- 
weilen wurde  dieses  wieder  ärger  und  es  stellten  sich  dann  immer  hysteriöche  Zu- 

fäUe 


121 


fälle  mit  einem  heftigen  Gestank  ein,  wobey  sich  jedesmal  Würmer  in  grosser 
Menge  zeigten.  Aus  übertriebener  Schamhaftigkeit  ertrug  sie  lange  Zeit  diese  Be- 
schwerden. Ahnliche  Fälle  erzehlen  Becker  und  Stalpart  van  der  Wiel.  überhaupt 
aber  fmdet  man  eine  Menge  Beyspiele  von  Würmern ,  die  beynahe  in  allen  Thei- 
len  und  Säften  des  menscldichen  Körpers  gefunden ,  und  für  die  Ursache  vieler 
Krankheiten  angesehen  worden  sind,  noch  in  folgenden  Schriften: 


Clerici  Hist.  lat.  lutnbr.  p.  J20.  Vermes  aurium, 
p.  322.  yermes  in  corde,  pulmonibus,  hepate,  sple- 
ne,   p.  326.    Vermis  umbilicalis; 

Kircherus    de   Peste; 

Langius,   Christ.  Pathologta  animata; 


Morgagni  desedibus  et  causs.  morb.Epist.  XXXIV 
art.  3(5.  p.  56  ; 

Pallas,    Diss.  de  inf.  viv.  intra  viv.  und 
Pauliini,  Disquisitio  de  njorte  verminosa. 


Anhang. 


Ich  hatte  anfänglich  diese  Rubrik  blos  einigen  erdichteten  Würmern  und 
verschiedenen  Amphibien  gewidmet,  welche  als  ausserordentliche  Erscheinungen 
in  dem  menschlichen  Körper  vorgekommen  sind  oder  vorgekommen  s^jn  sollen. 
In  der  Folge  aber  drang  sich  mir  noch  eine  unbestimmte  und  zweifelhafte  Insek- 
ten- und  Wurmart  auf,  die  zu  den  zufälligen  Feinden  des  menschlichen  Körpers  ge- 
höret und  hier  den  ersten  Platz  einzunemen  verdieneL 


I.     Das  Condiruinsekt. 

Brunelli  (Joliann  Angelo^  in  Comment.  de  Bono-  1        Meyer    in    Voigts    Magaz.    für    das   Neueste   aus 
niens.   Scient.    et  art.   Institut,    atq.   Academia     Tom.   |   der    Physik     und    Naturgeschichte,     B.    IX.    St.    II 
VII.   1791-  4-  1  S.    84. 

BruneUij  der  in  den  Bolognesischen  Commentarlen  Nachricht  vom  Amazo- 
nenfliisse  giebt,  schildert  ein  Insekt  so  unvollständig  und  schlecht,  dafs  kein  Ento- 
molog  im  Stande  ist,  sicher  das  Geschlecht  anzugeben,  unter  welches  dasselbe 
eigentlich  gehöret.  Mit  vieler  Wahrscheinlichkeit  glaubt  jedoch  Mültcr  es  zu 
dem  Geschlechte  des  Oscabiöres  (Cymothoa  Falricä)  zehlen  zu  können.  Weni«^"- 
stens  wird  man,  schreibt  er,  nicht  weit  von  der  Wahrheit  sich  entfernen  wenn 
man  BrunelU's  Insekt  so  lange  als  eine  noch  nicht  recht  bekannte  Art  dieses  Ge. 

lö  schlecht« 


^cLleclils  ansieht,  bis  seine  Naturgeschichte  mehr  Aufklärung  wird  erlialten  ha- 
ben. Z?rw«e//i  meldet  überhaupt  davon  folgendes :  „Condiru  nennen  die  Brasilianer 
ein  Insekt,  in  Gestalt  eines  kleinen  Wurms,  welches  sich,  wenn  es  nach  einer 
Richtung,  gestrichen  wird,  glatt,  nach  der  andern  Richtung  gestrichen  aber,  so 
rauh  anfühlt,  dafs  es  den  Finger  verlezt.  Es  ist  begierig  nach  dem  Blute,  wel- 
ches aus  Wimden  hervorkommt,  daher  venvundeten  Krokodilen  im  Wasser  gefahr- 
lich und  findet  sieh  an  manchen  Orten  in  zahlloser  Menge.  Es  kriecht  gerne  in 
das  männliche  Glied,  und  ist  dann  fast  nicht,  ohne  Zerreissung  des  Tlieils,  her- 
auszubringen, daher  sich  Mannspersonen,  wenn  sie  sich  in  den  Flufs  begeben  wol- 
len,   an  diesem  Theile  wohl  verwahren  müssen." 


2.     Der  Makakewurin. 


Artur  inHistoriaetComment.  Acad.  Seien t.  1753. 
Barrere,   P.Beschreibung  von  Guiana. 
Berlinische  Sammlungen  B.  VII.   S.  241. 


Glitt  ingsche  Aufzeigen  von  gelehrten  Sachen  1759-  S.  244 

GottiKgsche  Saunnlungen   von  Reisen  Th.  II. 

K  n  i  p  h  0  f  Diss.  de  I'edic.  inguin,  §.  i  4.  p.  i  3. 


Dieser  Wurm  soll  die  Länge  eines  Zolls  und  die  Dicke  eines  Federkiels, 
«ine  rothbräunliche  oder  dunkelbraime  Farbe  und  der  Gestalt  nach  viele  Ähnhch- 
keit  von  einer  Raupe  haben.  Er  wächst  zwischen  der  Haut  und  den  Muskeln  und 
wird  am  meisten  um  die  Fufsgelenke,  in  den  Schenkeln,  besonders  am  Knie  und 
unter  der  Haut  der  Fufssohlen  angetroffen.  Im  Anfange  verräth  er  sich  durch  ein 
Jucken  in  der  Haut.  Hierauf  folgt  aber  bald  ein  Geschwür  mit  Entzündung  und 
Fieber,  bis  der  Wurm  sich  selbst  durch  die  Haut  gebohrt  hat.  Öffnet  man  die- 
ses Geschwür,  so  findet  man  den  Wurm  im  Eiter  verborgen.  Man  drückt  oder 
faltet  sodann  die  Haut  und  fafst  ihn  mittelst  eines  kleinen  gespaltenen  Stückchen 
Holzes.  Einige  legen  auf  den  Ort,  wo  er  verborgen  liegt  etwas  Tabakssaft  und 
versichern  hierdurch  den  Wurm  desto  geschwinder  herauszubringen.  Nach  Ent- 
fernung desselben  heilt  die  Wunde  gewöhnlich  von  selbst,  ohne  Anwendung  ir- 
gend eine^  Mittels.  Die  Indianer,  Neger  und  Kreolen  sind  den  Verfolgungen 
dieses  Wurms  gewöhnlich  unterworfen.  Fremden  hingegen  wird  er  erst  durch  die 
Länge  des  Aufenthalts  in  jenen  Gegenden  gefährlich. 


Erdichtete  Würmer. 

Zur  Berichtigung  der  Geschichte  der  unsere  Eingeweide  bewohnenden  und 
unsere  Oberflache  verletzenden  Würmer,   zur  Tilgung   gewisser  Vorurtheile,   wel- 
che 


123 

clie  auf  die  Bcliandlungsart  einiger  Krankheiten  Einflüfs  haben,  hielt  ich  es  nicht 
für  überflüssig,  hier  auch  das  Nöthige  über  die  Nichtexistenz  gewisser  Würmer  bei- 
zubringen ,  deren  Erdichtung  sich  noch  aus  den  Zeiten  des  Aberglaubens  uud  der 
Finsternifs  in  den  meisten  Theilen  de*'  Naturgescliichte  herschreibt. 


I.    Der  menschliche  Bindwurm. 

Fasäola  hoTninis.    Linn.  Syst,  Nat.  T.  I.  P.  VI.    p.    3053.  n.   2.   —     Ohne  Charakter, 
EJusd.  Diss.   de  Taeiiia  (Resp.   Dubois)   Ups.   1748« 


B  a  gl  i  V  i  i ,  G.  Epistola  Nicolai  Andry  Operi  de  Ge- 
neratione  vermiuni  annexa. 

Clerici    Hist.   lat.    lumbr.    p.    210.     Ligula  teres, 
praetongus  liominnin   canumque  lumbriciis. 

Döverens  Abhaiwll.  v.  de^l  Würmern  in  den  Ge- 
därmen des  menschlichen  Kürp.   S.  54. 


Ludovici,  D.  von  einem  sehr  langen  Spulwurm, 
in  d,  Abh.  d.  k.  Akad.  d.  i\f.  Th,  111.  S.  385. 

M  0  n  t  i  n  von  einer  Fasciola  intestinati  mit  mancher- 
ley  Würmern  bey  einer  Kranken  ,  in  den  Abhandlun- 
gen der  Schwed.  Ak,  d.  Wissens<:h.  vom  Jahre  1763. 
S.  122. 

Spigelius  de  Lumbrico  lato,   Gap.  V. 


Die  Unbestimmtheit  in  der  Angabe  der  äusseren  Gestalt  und  des  ursprüng- 
lichen Wohnorts  dieses  Wurms,  die  Übertreibungen  seiner  Länge,  und  die  frucht- 
losen Bemühungen  aller  neuen  Helminthologen,  ihn  in  dem  menschlichen  Darm- 
kanale  irgend  einmal  anzutreffen;  lassen  vermuthen,  dafs  seine  Entdeckung  auf 
einer  Verwechslung  mit  dem  kurzgliedrichten  oder  breiten  Bandwurme  oder  einem 
ungewöhnlich  langen  und  dicken  Spulwurme  beruhe.  Clericus  scheint  schon  die- 
sen Irrthum  eingesehen  zu  haben,  wenigstens  läfst  sich  dieses  aus  folgender  Äus- 
serung vermuthen:  Wenn  auch  schreibt  er,  solche  runde  und  überaus  lange  Spul- 
würmer, wirklich  im  menschlichen  Darmkanal  gefunden  worden  sind  j  so  sind 
sie  doch  gewiCs  überaus  selten.  Bey  (S-^n  Alten  geschieht  hiervon  gar  keine  Er- 
wehjiung.  Von  den  Neuern  sagt  zwar  Wecker  in  Valle  Gregöriana,  dafs  er  ein 
Weib  von  35  Jahren  gesehen,  welche  einen  achtzehn  Fufs  langen,  dünnen,  nicht 
völlig  runden  Spulwurm  von  der  Dicke  eines  Erdwurms  mit  sehr  stinkenden  Ex- 
krementen von  sich  gegeben  habe.  Dem  Spigelius  hingegen  scheint  dieser  Wurm 
von  dem  breiten  Bandwurme ,  der  sich  an  beyden  Rändern  so  zusammenzieht,  dafs 
er  bisweilen  rund  erscheint,  nicht  verschieden  zu  seyn.  Eine  zweyte  Beobach- 
tung von  diesem  Wurme  liefert  Baglivi ,  welcher  erzehlt ,  dafs  im  Jahre  1696  ein 
junger  Mensch  in  Rom  vom  Geruch  einer  zerschnittenen  Zwiebel  zum  Brechen  ge- 
bracht wurde,  und  einen  runden,  dreysig  Fufs  langen  Wurm  wegbrach.  Eine 
dpitte  Beobachtung  findet  man  bey  Ludovici,  der  versichert,  dafs  ein  Jüngling  auf 

ein 


124 

S 

ein  genommenes  Breclmuttel  einen    drey  Ellen  langen  Wurm    dm'ch    den  StiiM- 
gang  von  sich  gab. 

Litine  hält  diese  Tasclola  für  eine  vom  Bandwurme  verschiedene  Wurmart, 
welche  weifs,  lang,  bandähnlich,  übrigens  ungleich  dicker,  als  der  Bandwurm, 
auch  nicht  wie  dieser  gegliedert,  mit  drey  länglichten  Streifen  auf  der  oberen  und 
unteren  Fläche  geziert,  an  beyden  Rändern  gezackt  und  an  den  Enden  abgerundet 
ist.  Sie  kommt  nach  seiner  Meinung  öfter  in  Hunden  und  Fischen,  als  bey  dem 
Menschen  vor  und  ist  bisweilen  einer  Elle  lang. 

Nach  Montin  ist  dieser  Wurm   dick,    hat   einen  eingedrückten,     scharf  ge- 
zähnten Rand   zu   beyden  Seiten,     welcher   die  Ursache    seyn    soll,     dals    er  mit 
Schneiden  abgeht.     Das  eine  Ende  hat  eine  stum.pfe,    das  andere  aber  verlängert 
sich   allmäldich   in  eine  feine  Spitze,     womit  sich  der  Wurm  in   den  Fischen  so 
stark  anhängt,  dafs  er  fast  allemal  abreifst,  wenn  man    ihn  herauszieht,  ohne  den 
Fisch  in  recht  kaltes  Wasser  gelegt  zu  haben.     Überhaupt  hat  er  nach  Mojitins  Ver- 
suchen ein  ungemein  zähes  Leben.     Glühende  Kohlen  von  Buchenholz  löschte  er 
Ewey  bis  dreymal  mit  seinem  Schleime  aus ,    ehe  er  darinnen  umkam  und  hieraus 
erklärt  er  die  Möglichkeit,  dafs  er  in  den  Örtern  von  Holland  und  Schonen,  die  in 
Wäldern  liegen  und  wo  so  viele  Fische  in  den  innländischen  Seen  gefangen  wer- 
den,   welche  man  wenig  oder  nicht  reiniget,    und  weniger  als    anderswo  kocht, 
noch  lebendig  mit  verschluckt  werden  könne  und  daher  sehr  gewöhnÜch  bey  den 
Menschen  vorkomme.       Er  belegt  dieses  mit  einem    im  Grunde  nichts  beweisen- 
den Beyspiele,  wo   ein  Frauenzimmer  in  Holland  mit  einer  Brassenzunge  ein  Stück 
einer  lebendigen  Fasciola  in  den  Mund  bekam,  aber  dasselbe ,  als  etwas  Ungewöhn- 
liches mit  ihrer  Zunge  bald  gewahr  wurde  und  daher  wieder  herausnam.     Eben  so 
wenig  kann  seine  angeführte  Krankengeschichte  beweisen,  dafs   die  Fasciola  wirk- 
lich in  dem  Menschen  vorkomme.     Ein  Fräulein  von  25  Jahren  empfand  nemlich 
jedem  Abend   eine  wälzende  Bewegung   von   der  linken   Seite  nach  der    rechten 
Seite   und  so,  zurück,     nebst  starken  Spannungen  unter    der  Brust,  Ohnmächten, 
Herzklopfen  und  Reissen  im  ganzen  Körper,    unter   ay eichen  sie  meistentheils  an 
der  linken  Seite  zusammengezogen  wurde.     Sie  hatte  vordem  bey  einer  Brunnen- 
kur vennes  cucurbitinos  bemerkt  und  es  war  daher  kein  ZAveifel  an  der  Gegenwart 
enies  Bandwurms  mehr  übrig.     Es  wurde  einige  Tage  Aistons  englisches  Zinnpul^ 
ver  und  sodann   ein  Merkuriallaxans  gegeben,     worauf  viel  Schleim,    wie  dicker 
saurer  R^ahm,  vermes  cacurhitini  und  ein  Paar  Bandwurmstückchen  abgiengen.  Nach 
wiederholten  Wurm  -  und  Abfüluungsmittel  kamen  wieder  einige  Stucke  eines  brei- 
ten 


125 


ten  und  dünnen  Bandwurms  und  endlich  eins,  das  eine  Viertelelle  lang  und  des- 
sen breites  Ende  stumpf  zugespizt  war,  genau  so  wie  hey  dem  in  Holland  in  den 
Karauschen  etc.  vorkommenden  Wurme.  Alje  abgegangenen  Stücke  betrugen  ü^ 
Elle,  worauf  sich  nach  und  nach  alle  obige  Zufalle  verloren. 

Unverkennbar  ist  in  dieser  Geschichte  wohl  die  Verwechslung  des  Bandwurms 
mit  dem  Bindwurme  und  daher  die  Behauptung  der  Existenz  des  lezteren  Wurms 
auf  nichts  gegründet. 


2.     Der  Veitswurm. 


B  re  n  gger  u  s,   J.  G.  in  Epistol.  ad  Hechstetterum. 

Camerai'ius,  R.  Centiir.  memorab.  med.  XII. 
§.  XCiV. 

Clerici  Hist.  lat.  lumbr.  p.  326.  Fermis  ttmbi- 
licalis. 

K  n  i  p  h  o  f  de  Ped.  ing.  §.  X.    Fermis  Sancti  viti. 

Michaelis,  B.  Diss.  de  vermibus  in  homine  1628. 

Mullerus,   M.  Diss.  singularis.  Tubing.    1625. 

Olevia  11  US,  F.  apud  Hier.  Reusnerum,  obs. 
XCVII. 


Pauliini,  C.  F.  von  einem  Nahetivurm ,  in  den 
Abh.  d.  k.  Ak.  d.  Nf.  Tli.  XV.    S.  492. 

Flateri  Prax.  med.  L,  III.  C.  XIII. 

Sulzbergerus,  R.  apud  Sennertum  III.  Fr,  part. 
X.  C.  4. 

Velscliius  de  vermibus  infantum. 

Vasti,  J.  Diss,  de  verme  umbilicali.  Resp.  Scheel« 
Erfurt  I  7  I  o. 

Zacutus  Prax.  admir.  obs.  CXXIV. 


Unter  die  Geschöpfe  der  Phantasie  gehört  vorzüglich  der    Veitswurm ,     wel- 
cher von  andern  auch  Geitz-  oder  Nabelwurm  genennt  wird  und  in  der  Nabelblut- 
ader seinen  gewöhnlichen  Aufenthalt  haben  soll.       Die   angeführten  Schriftsteller 
hielten  ihn  für  die  Ursache  einer  bey  ganz  zarten  Kindern  hauffig  vorkommenden 
Krankheit,,    wobey  die  trockne,  duftlose  Haut  kaum  die  Knochen    bedeckt,     das 
ganz  magere,  verfaUene  Gesicht  in  lauter  Runzeln    gefaltet,   die  Farbe  des  ganzen 
Körpers  bleyfarbig,  der  Unterleib  aufgetrieben  und  knoticht  ist,     und  welche  man 
gewöhnlich  unter  den  Namen  Atrophie,  Darrsucht,  Altvater  kennt.     Man  verband 
damit  die  sonderbare  Idee,  dafs  ein  gewisser  Wurm  imablässig  am  Leben  des  Kin- 
des nage ,  alle  nährende  Theile  aufzehre  und  nothwendig  den  Tod  des  Kindes  zur 
Folge  habe,  wenn  seine  Gefressigkeit  nicht  auf  eine  andere  Art  befriediget  würde. 
Der  Zufall  lehrte,    dafs  eine  lebendige,    auf  den  Nabel  gebundene  Schmerle  oder 
Grundel  nach  vier   und  zwanzig  bis  dreysig  Stunden  bis  auf  die   Gräten  verzehrt 
gefunden  wird  und  nothwendig  mufste  sich  der  Veitswurm  daran  gesättiget  haben 
Man  bedachte  aber  nicht ,  dafs   ein  so  Jileines  Fischgen ,  wenn  es  vorzüglich  ,  wie 
allermeist  geschielit,    nebst   einem  Stückchen  Spiefsglas    aufgebunden  wird,    bald 
den  gröfsten    Theil  seiner  unbedeutenden  Fleischsubstanz  abreiben    und    der  Rest 
derselben,  durch  die  In.  dieser  Krankheit  widernatürliche  Warme   des  Unterleibes 

an 


an  den  Gräten  vollends  vertrocknen  könne.  Sobald  die  Schmerle  verzehrt  gefun- 
den -wurde,  b(^diente  man  sich  einer  Salbe,  um  den  Veitswurm  zu  tödten,  und 
noch  in  unseren  Tagen  hat  der  aus  den  Köpfen  des  Pöbels  unvertilgbare  Aberglaube 
diesem  Heilverfahren,  vorzüglich  bejr  der  niederen  Voll^Äklasse,  seine  Dauer  ge- 
sichert. 


3.     Die      Mitesser. 


Ackermann,  J.  Ch.  G.  über  die  Mitesser  bey 
Kindern,  in  Baldingers  neu.  Mag.  B.  III.  St.  9.  S.  3  i  3. 

j4cta  trndit.  Lipsiuts.  Ann.  lögz.  p.  3l6.  de  Crino- 
nibus  et  Comedonibus  infant.  Tab.  XVII. 

Castro  (Ezecliiel  a)  de  igne  lanibente.   C.  VI. 

Clerici  Hist.  Jat.  lumbr.  p.  iSS-  ViTtniculi  capil- 
tares  infantum  ,  seu  Crinones  et  qm  gaWice  Soijes ,  item 
Jllasclous  dicti  sunt.  Tab.  II.  Fig.  G.  H.  J.  K.  nach 
Ettniiiller. 

Ettmiiller  valetiidinariiim  infantile  Cap.  II.  §.33- 

Eysel,  J.  Ph.  Diss.  de  Comedonibus,  Resp.  Len- 
tln.  Erf.  171 1.  4. 

Göze  Gesch.  schäd!.  Insect.  p.  VI'. 

Hafenreffer,   S.  de  cutis  affectibus,   I.  11. 

Hartmann,   J.  Prax    chyniiatr   p.  152. 

Hoffmann,    F.  Herc    medic.  VII.  6. 

Job  MS  ton,   J.   Idea  medic,  pract.  (X.  V.  4. 

Kniphof  de  Pedic  ing.  §  XX.  yemtictdi  capilla- 
res  ififtuUum ,  Miteisfr ,  Mufrafs ,  -t('!rre  Madet? ,  zeh- 
rende Dinger,    zehrende  IVlirmcr.     Tab.  II.   G.  H.  I.  K. 

Kratzeosteins  Abh.  v.  Erz.  d.  Wurm.  S.  4a. 


Lorry,  A.  L.  Abh.  v.  d.  Krankheiten  der  Haut, 
übers,  v.  Held.  Leipz.  1779.  B.  II.  S.  349. 

Ludwigii,  Christ.  Fr,  Diss.  de  Comedonibus 
(Rpsp.  Wüift.)    Lips.  1789. 

Montuus,  Hieron.  de  Morb.  infaut.  P.  III.  L,  I. 
p.  I  t  o. 

Paraei,  Ambr.  Opera  chirurg.  lat.  don.  Jac.  Gull« 
lemeau. 

Paullini  de  Morte  verminosa ,    p.  114. 

Sau  vages  Nosol.  nieth.  T.  V.  p.  202.  Math  » 
crinoHibus  Ettmiiller i ;  morbus  pilaris  Horstii;  Setae; 
Comedones  f    DracuHciilus  ,    Cridonts ,  ßJasclous, 

Sennert,    Dan.  Prax.  II.  P.  2.    C  24. 

S  te  n  tze  1 ,  Diss.  de  insector.  in  C.  H  gen  it.  varia 
forma  et  inaole  (Resp.  Vaghi)  Viteniberg.  1741.  §. 
15  et   17. 

Stolberg,  J.  St.  Manduct.  ad  pueril,  affect.  curat. 
Cap.  4. 

Velschii  Exerck.  de  vermicul.  capillar.  inf. 

Vogel,  R.  A.  Praelect.  de  cogno.sceiid.  et  curan- 
dis  praec.  corp.  hum,  effectibus   $.  728. 

Wichmanus  Aetiologie  derKräitze,   S.  73. 


Bey  ganz  zarten  Kindern  von  wenigen  Wochen  und  Monathen  bis  zu  einem 
Jahre ;  und  nur  in  seltenen  Fällen  noch  im  dritten  Jahre  bemerkt  man  öfters  eine 
£^ewisse  widernatürliche  Rauheit  der  übrigens  mehr  als  gewöhnhch  feinen  ,  kränk- 
lich- weissen  und  sich  oft  in  grossen  Stücken  absondernden  Haut,  welche  durch 
zahllose  harte,  mehr  oder  weniger  braune  und  schwärzlichte  Punkte  vei'anlafst  wird. 
Ein  hiervon  abhängendes  unablässiges  Hautjucken,  ein  zehrendes  Fieber  macht 
sie  äusserst  unruhig,  raubt  ihnen  allen  Schlaf ,  und  magert  sie  nach  und  nach  ab, 
so  dafs  sie  zulezt,  bis  auf  den  stark  angeschwollenen  und  harten  Unterleib,  völ- 
lig Gerippen  gleichen.  Ihre  äusseren  Gliedmaassen  erkalten ,  wenn  sie  nur  etwas 
der  freyen  Luft  ausgesezt  werden  und  die  Pieizbarkeit  und  Beweglichkeit  ihres  Ner- 
vensystems ist  so  grofs,  dafs  sie  auf  die  geringsten  Veranlassungen  in  Convulsio- 
ncn  verfallen.     Werden  solclte  Kinder  in  ein.  warmes    Bad   gebracht,    mit  Seife 

oder 


127 

oder   einem  ancleren   erweicJien den    und   auflösenden  Mittel    gerleben;    so  kom- 
men vorzüglich  am  Rücken,  an  den  Schulterbliittern ,  Annen  und  Füssen,   kleine 
iänglichte,    niadenfönnige,   mehr  oder   weniger  braune,     dicke  und  zähe  Korper- 
chen ,    oft   in  solcher  Menge  aus   den  Hautporen  hervor ,  dafs  die  Oberfläche  des 
Leibes  beynalie  ganz  damit  bedeckt  ist.  Man  hat  diese  Körperchen,  in  der  Meinung 
dafs  sie  den  Kindern  die  Nahrung  entzögen ,  Comedones  oder  Mitesser  von  der  da- 
mit   verbundenen    Auszehrung  Zehrwürmer  ^     und    weil    sie    bisweilen    wie   kurze 
«chwarzeTIaare  hervorstechen ,  Crinones  genannt.     Die  alten  Griechen  und  Araber 
kannten  sie  nicht.      Auch   scheinen  sie  überhaupt  in  den  heissen  Erdstrichen  der 
alten  und  neuen  Welt  nicht  vorzukommen.     Die  Arabisten,  welche  als  blinde  An- 
hänger des  Galens  und  ^vicennas ,  nichts  glaubten,  was  diese  nicht  gelehrt  hatten» 
verwechselten  die  ihnen  bekannt  gewordenen  Mitesser  mit  der  Fena  jnedinensis  der 
Araber  und  beschrieben  sie  theils  unter  diesem  Namen,    theils  unter  dem  Namen 
Dracunculus.     Neuere  Arzte  und  unter  diesen  besonders  ^^^'""//er,  Hanmann  y  Frie- 
drich Hoff  mann,    Johnston,    Kniphof,    PauUini ,   Sennert ,   Strobelberg  hielten    sie  für 
eine  besondere  Gattung  Würmer,     den  aus  der  Haut    hervorstehenden,    von  der 
Luft  und  dem  anklebendem  Schmutz  dunkler  gewordenen  Theil  derselben  für  den 
Kopf,  den  tiefer  steckenden  und  spitzig  zulaufenden  Theil  aber  für  den  Schwanz 
und  einige  wollten  sogar  Bewegung  an  demselben  wahrgenommen  haben.     In  den 
Actis  Eruditorum  Lipsiensium  wurden  diese  Würmer  in  einer  beträchtlichen  Vergrös- 
serung  vorgestellt,  welche  auch  PauUini,   Kniphof   und  andere  in  ihren  Schriften 
aufgenommen  haben,    und  in  dieser  erscheinen  sie  als  Thiere  von  schrecklichem 
Ansehen   mit  langen  Fühlhörnern ,     kurzen    und    breiten  Köpfen ,     runden   gros- 
sen Augen,    dicken    birnförmigen  Körper   und    einem  langen,    am  Ende  zoltich- 
ten  Schwanz. 

Andere,  wie  Castro,  Kratzenstein ,  Sauvages  hielten  sie  für  eine  Ausartung 
der  Haare  oder  Haarwurzeln,  weichein  kleine  Eiterbeulen  übergiengen,  mit  ihren 
Spitzen  die  Haut  durchbohrten  und  sodann  als  steife  Borsten  hervorragten.  Vo~ 
gel  widersprach  zuerst  diesen  scheinbar  richtigen  Behauptungen  und  zeigte,  dafs 
die  Mitesser  blos  ein  in  den  Hautporen  verdickter  und  schwarz  gewordener  Schleim 
sind,  der  sich  theils  durch  erweichende,  die  Haut  erschlaffende  und  die  Hautpo- 
ren erweiternde  Mittel ,  theils  durch  den  Druck  des  Fingers  als  madenförraige  Kör- 
perchen herauspressen  la^^e. '  Hie; mit  stimmen  auch  Ackermanns  mit  den  Mites- 
sern angestellte  Versuche  überein,  nach  welchen  sie  aus  einer  rotzigen  Substan« 
bestehen,  die  im  Wasser  gröliteutheiis  auflösbar-  ist,  und  nach  welchen  die  Köpfe 

der 


der  Mitesser  von  dem  Körper  und  Schwanz  derselben  blos  in  soferne  verschieden 
sind  dafs  ein  dichterer  und  mithin  dunklerer  Piotz  erstere  Farbe  und  Consistenz 
verschieden  macht,  und  dafs  der  gemeinigUch  mit  abreissende  und  an  dem  ver- 
meindichen  Kopien  de  kleben  bleibende  Theil  des  Oberhäutchens ,  ihnen  ein  be- 
sonderes Aussehen  giebt. 

Die  Mitesser   sind   die  gewöhnlichen  Begleiter   der  Darrsucht,    in    welcher 
durch  zähe,  stopfende,  rohsaftige  Nahrungsmittel,     die  Drüsen  zarter  Kinder  ver- 
stopft werden,     die  Ernährung  des  Körpers    nicht  geliörig  von  statten    geht,    die 
Säfte  überhaupt  eine  schleimichte  Beschaffenheit  annemen ,  und  die  Ausdünstungs- 
materie  selbst  dicker  und  zum  Gerinnen   geiieigter   v/ird.       Vernachl^issigung  des 
Wechsels  der  Wäsche,    Unterlassung  Heissiger  Hautreinigung  durch  Waschen  und 
Baden  bewirken  unter  diesen  Umständen ,     dafs  die  Ausdünstuagsmaterie  vollends 
in  ihren  Ausführungsgefässen  unter    der  Haut  stecken   bleibt  und  Schleimwälgern 
bildet ,  welche  nach  und  nach  eine  dunkle  Farbe  annemen.     Unabhängig  von  der 
Darrsucht  können  Mitesser  aber  auch  blos  durch  ein  zu  warmes  Verhalten  veran- 
lafst  werden.     In  manchen  Gegenden  wickelt  man  die  Kinder  nicht  nur  in  dicke 
Küssen,  so  dafs  nichts  als  das  Gesicht  frej  bleibt;   sondern  man  vergräbt  sie  noch 
überdiefs  in  warme,    meistens   in   der  Nachbarschaft   des  Ofens  stehende  Betten 
und  läfst  sie  in  diesem,  höchst  lästigen  Dampfbade  unablässig  schwitzen.       Hiisr- 
durch  wird  aber  ihre  Haut  so  erschlafft,  dafs  ihr  Geweihe  keiner  Zu&ammenziehung 
mehr  fähig  ist    und    die  Schweifslöcher    immer   ofi'en    stehen.       iUler  Staub    und 
Sclimutz  sammelt  sich  in  diesen  Löchern ,    erhält  durch  den  fettigen  Schweifs  Zu- 
sammenhang und  Festigkeit,     und    nach  der  Form    der  feinen  AusfüJn-ungsgänge, 
eine  madenförmige  Gestalt,    wenn  man  ihn  aus  den  Hautporen  hervorprefst.     Die- 
ses warme  Verhalten   ist  auch   die  Ursache,  dafs  man  die  Mitesser  ungleich  selte- 
ner bey  Kindern  antrifft,  w^elche  schon  laufen  können,  als  bey  solchen,  die  mau 
noch  in  Windeln  und  Küssen    gehüllet  herumträgt. 

Ziu'  Entfernung  der  Mitesser  «mpfielt  Ackermann,  nach  einem  warmen  Bade, 
eine  in  möglichst  starke  Gährung  gesezte  Mischung  aus  zwey  Esslöffeln  voll  Wai- 
zenmehl,  einen  Efslöffel  voll  Honig  und  zwey  Efsiöff ein  voll  Bierhefen,  warm  mit 
der  Hand  der  durchs  Bad  erschlafften  Haut  gelinde  einzureiben ,  und  diese  Salbe 
nach  einigen  Minuten  wieder  abzusp'len.  Hierauf  werden  die  Mitesser  in  einer 
oft  zahllosen  Menge  sichtbar,  so  diifs  man  sie  nun  leicht  mit  einem  wollenen 
Lappen  mit  Seife  abreiben  kann.  Doch  verliütet  diese  Methode  nicht  ihre  Wie- 
derentstehung ,    wenn  die  Haut  nicht  durch  den  fieissigen  Gebrauch  mehr  kalter, 

als 


1S9 

als  -warmer  Bäder  und  durch  Öfteres  Reiben  mit  Flanell  rein  erhalten  und  ge- 
stärkt wird.  Man  sieht  dieses  sclion  an  den  Mitessern ,  welche  bey  manchen  er- 
wachsenen Personen  im  Gesichte  und  vorziighch  an  der  Nase  sichtbar  sind.  Sie 
werden  immer  grösser,  je  öfter  sie  ausgedrückt  werden,  weil  die,  ohne  Anwen- 
dung zusammenziehender  und  stärkender  Mittel ,  immer  offen  bleibenden  Hautpo- 
ren,  von  Zeit  zu  Zeit  einer  grösseren  Menge  Staubtheilchen  den  Eingang  verstat- 
ten, hierdurch  aber  immer  mehr  ausgedelmt  werden.  Wirkliche  Darrsucht  oder 
vorhandene  Anlage  dazu,  machen  noch,  ausser  dem  Gebrauch  äusserlicher  Mittel 
die  Anwendung  innerlicher,  auflösender  und  eröffnender  Mittel  nothwendig  wenn 
man  sich  eine  gründliche  und  bleibende  Hülfe  versprechen  will.  Immer  versteht 
sich,  dafs  zugleich  die  Ursachen  vermieden  werden,  welche  zur  Entstehung  des 
Übels  Gelegenheit  gegeben  Iiaben. 

Verschiedene  y^wpliibien  und  andere  Thiere^    welche  als  ausserordentliche 

Erscheinungen  in  dem  menschlichen  Körper  vorgekommen  siiid, 

oder  vorgekommen  seyn  sollen^ 


Baldingers  Arzneyen;    eine  pliysicaüscli-medi- 
tinisciie  Monatschritt,   Langensalza  1766.  B.II.  St.  5. 
Rianchi,    J.   B.  Nat.  in  H.  C.  vitiosa ,     morbosa- 
que  generatione,   historia  ,  Aug.  Taurin  ,  1741.P.  298- 
Blunnenbachs   Handb.  d.  N.  G.  S.  220. 
Kr  atzen  Steins  Abb.  v.  Erz.  d.  Wurm.  S.  38- 
Lambsna,   ventris  fluxus  multiplex,    g.  Amstel. 
1^56.  p.  140. 


Pu  reell,  J.  von  der  Kolik,  aus  dem  Kngl.  mit 
Anmerk.  V.  J.  A.  Ph.Gcsiier.   Nördlingen  1775.3.S.70. 

Vogels,  R.  A.  Vorlesungen  über  die  Kenntnifs 
und  Heilung  der  vornemsten  Krankheiten  des  menschli- 
chen Körp.  übers,  v.  Pohl ,  Leipz.  1780.  S.723  §.736. 

Weikard,  von  der  Zuverlässigk.  nienschl.  Beob- 
achtungen, in  Baldingers  neuen  Mag.  B.  H.  St.  3. 
S.    2  2  3. 


In  dem  Zeitalter,  wo  Leichtgläubigkeit  und  Aberglaube  noch  die  Hexenpro- 
zesse begünstigten ,  gab  es  nur  w^enig  Weise  im  Volke ,  welche  nicht  der  herr- 
schenden Meinung  beygetreten  wären,  dafs  Eidexen,  Frösche,  Kröten  etc.  durch 
eine  gewisse  Zauberkraft  in  den  menschlichen  Körper  gebracht  und  somit  von 
Übelgesinnten  zur  Erregung  der  schreckhaftesten  Zufälle  gebraucht  werden  könn- 
ten. Auch  datiren  sich  ^o\\  dorther  die  meisten  Erzehlungen  uzid  Beobachtungen 
der  von  solchen  ungewöhnlichen  Gästen  herrührenden  Krankheitsfälle.  Kein  Wun-. 
der!  wenn  die  Zweifelsucht  der  Neuern  hiervon  Gelegenheit  nam,  alle  sowohl 
ältere,  als  neuere  Fakta  dieser  Art  abzuleugnen,  sie  für  Werke  der  Erdichtung 
der  Teuschung  und  des  Betrugs  zu  erklären.  Und  allerdings  mochte  der  ail^^e- 
meine  Beyfall,  die  theilnemende  Aufmerksamkeit,  welche  man  solchen  Erzehlun- 
gen schenkte,    damals,   wie  jezt,   das  Interesse  spekulirender  Köpfe  öfters  zur  Er- 

^7  dich- 


i3o 

dichtung  solcher  Beobachtungen  verleitet  und  die  heirschende  Idee  von  möglicher 
Behexung,  auch  ohne  Beweise,  solche  Falle  für  zuverlässige  Thatsachen  angenom- 
men hal3en ,  wo  dergleichen  Amphibien  nur  zufälliger  Weise  unter  die  weggebro- 
chenen oder  wegpurgirten  Abgänge  gekommen  vsaren,  diö  Gewinnsucht  dürftiger 
Betrüger  aber  die  Leichtgläubigkeit  des  Publikums  nicht  selten  benu?,t  und  ihm 
vielleiclit  manches  Spektakel  dieser  Art  gegeben  liaben.  Beyspiele  solcher  Betrü- 
gereyen  von  Seiten  der  Kranken  liefern  unter  andern  Larnlsna  und  neuerlich 
JVeikard;  von  Seiten  des  Arzts  ^}qqv  Kratzenscein.  Lezterer  erzehlt,  dafs  ein  alter 
Arzt,  welcher  seinem  Sohne  bald  R.uf  und  Kundschaft  verschaffen  wollte,  diesem 
den  Ralh  gab,  eine  Eidexe  in  den  Nachtstuhl  einer  seiner  Patientinnen  zu  prakti- 
ciren.  Der  junge  Doktor  folgte  seinem  Mentor,  gab  vor,  die  Eidexe  durch  seine 
Arzneyen  abgetrieben  zu  liaben  und  nam  hiervon  Gelegenheit,  nicht  allein  die 
Vortreflichkeit  seiner  Mittel  zu  rühmen,  sondern  auch  auf  den  gefährlichen  Zu- 
stand aufmerksam  zu  machen,  worinnen  sich  die  Kranke  vorher  befunden  habe. 
Leider!  wurde  aber  durch  eine  unglückliche  Verrätherey  dieser  Betrug  in  der  Folge 
entdeckt  und  der  junge  Arzt  lächerUch  gemacht. 

JVeikard  schreibt:  „ich  habe  im  dritten  Stücke  meiner  medicinischen  ver- 
mischten Schriften  eine  Beobachtung  eingerückt,  die  immer  einige  Aufmerksamkeit 
verdient.  Sie  betrifft  Eidexen ,  die  ein  hessischer  Mann  haufenweise  ausbricht. 
Die  Beobachtung  hat  das  völlige  Gepräge  der  Wahrscheinlichkeit,  bis  auf  jenen 
Punkt,  dafs  ich  die  Eidexen  nicht  selber  gesehen  habe.  Mancher  anderer  Beob- 
achter, der  diese  Geschichte  an  meiner  Stelle  erfahren  und  zu  erzählen  gehabt 
hätte,  würde  gar  liinzugesezt  haben,  dafs  er  ein  lebendiger  Augenzeuge  gewe- 
sen wäre." 

„Ich  mufs  die  ganze  Eidexensache  noch  einmal  von  vorne  an  erzählen.  Im 
Sommer  1779  hinterbrachten  die  Angehörigen  eines  Mannes  aus  dem  hessischen 
Aante  Brandenstein,  welches  an  unsern  Kurort  bey  Brückenau  gränzet,  dafs  gedach- 
ter Patient  eine  Eidexe  ausgebrochen  hätte.  Vorher,  sagten  sie,  war  der  Leib  ge- 
schwollen: der  Mann  konnte  nichts  trinken,  als  Brandtewein  und  Sauerwasser. 
Nach  ausgebrochener  Eidexe  war  Geschwulst  und  jeder  Zufall  gemindert.  Die 
Leute  waren  noch  so  gut,  die  Farbe  und  Gestalt  der  Eidexe  genau  zu  beschrei- 
ben. Die  Sache  kam  vor  das  Amt.  Die  Herren  Beamten  sorgten  selber,  dafs  man 
diesem  Unglückliclien  helfen  möchte.  Demi  er  vermuthete  Jaald  selber  wieder 
mehrere  Eidexen  im  Leibe ,  da  bald  wieder  Geschwulst  und  andere  Zufälle  kamen. 
Der  Mann  bekannte,    dals    er   einstens   in   einem  Rausche  auf  der  Strasse  wäre 

liegfen 


l^r 


liegen  geblieben,  wo  er  wegen  Durst  ans  einer  Pfütze  getrunken,  und  vermutli- 
lich  die  Eidexenbrut  bekommen  hatte." 

„Das  war  nun  eben  noch  keine  grosse  Sache,  eine  Eidexe  auszubrechen. 
Es  blieb  auch  nicht  lange  hierbey.  Der  Mann  brach  nun  mehr  als  vierzig  theils 
todte,  theils  lebendige  Eidexen  aus.  Man  schickte  einen  Boten  mit  dieser  Nach- 
richt zu  mir.  Ich  liatte  zwar  noch  nichts  unternommen ,  doch  war  mein  Plan  ge- 
macht, auf  welche  Weise  ich  diese  Thiere  aus  dem  Leibe  exorciren  wollte.  In 
meinem  Sinne  war  ich  schon  so  siegreich  als  Gnfsner,  da  er  es  mit  den  vielen 
Teufeln  zu  thun  hatte." 

„Der  Mann  klagte  nun  bald  wieder  die  vorigen  Zufälle,  woraus  er  wieder 
auf  einen  Haufen  Eidexen  schlofs.  Nun  kam  die  Sache  nach  CasseJ.  Der  Mann 
stellte  sein  Unglück  und  seine  Armuih  vor,  verlangte  von  Sr.  Durchlaucht,  dem 
Herrn  Landgrafen ,  Beysteuer  zum  Unterhalt.  Aber  in  Cassel  müssen  sie  das  Ding 
besser  verstehen.  Es  kam  geheimer  Befehl  an  Herrn  Alix,  der  als  Physikus  jenes 
hessische  Amt  versieht,  die  Geschichte  der  Eidexen  mit  aller  Genauigkeit  und  Vor-c 
sieht  zu  untersuchen.  Er  that  es,  und  entdeckte,  dafs  keiner  von  den  angegebe- 
nen Zeugen  mit  Wahrheit  behaupten  konnte.  Eidexen  gesehen  zu  haben,  dafs 
der  Mann  ein  Säufer  und  viel  mit  Aufblähung  des  Leibes  gequält  war." 

„Nun  wünschte  ich  die  ganze  Eidexenobservation  aus  meinen  Schriften;  ich 
sehe,  wie  nötln'g  es  ist,  äusserst  hartgläubig,  oder"gar  ungläubig,  bey  fremden  Er- 
zehlungen  zu  seyn,  wie  vielfältig  uns  Betrug  für  Wahrheit  verkauft  wird." 

Dieser  und  ähnlicher  Überführungen  des  offenbaren  Betrags  ungeachtet,  ha- 
ben doch  angesehene  Ärzte,  selbst  in  den  neusten  Zeiten,  die  MÖgliclikeit  und 
Wirklichkeit  solcher  Geschichten  nicht  in  Zweifel  gezogen.  Purcell  schreibt  zum 
Beysplel:  „Die  Magenkolik  kann  auch  von  Würmern  und  Läusen  verursacht  wer- 
den. Die  Beobachter  setzen  noch  andere  Thiere,  als  Kröten,  Sclilangen,  Eidexea 
tmter  diejenigen ,  so  in  diesem  Eingeweide  gewachsen  sind  und  unaussprechliche 
Schmerzen  erweckt  haben."  Er  führt  verschiedene  Beysplele  aus  anderen  Schrift- 
stellern an  und  sezt  hinzu:  „dem,  der  die  Wahrheit  solcher  befremdenden  Fälle 
bezweifelt,  kann  ich  keinen  andern  Beweis  geben,  als  die  Zeugnisse  glaubwürdi- 
ger Männer ,  die  sie  in  ihren  Schriften  nachschlagen  können.  Ich  hnde  sie  möglich 
und  dem  gewölmllchen  Lauf  der  Natur  gleichförmig."  Auch  Gesner  zweifelt  in 
seinen  Anmerkungen  zum  Purcell  nicht  daran  inid  T'^ogel  äussert  sich  über  diese 
Materie  auf  folgende  Art:  „Ausser  den  Würmern  fnidet  man  zuweilen  in  den  Där- 
mern noch  andere  Thiere,  Kröten,  Sclilangen,  Blutigel,  Gordios,  Eidexen,  Frö- 
sche 


102 


scTie  etc.  Diese  erregen  eLen  sowoLl,  wie  diejenigen,  von  denen  bislicr  gelmn- 
delt  worden,  schlimme  Zufdile. "  Ganz  neuerlich  aber  stimmt  Blumenhach  fiir  diese 
Meinvmg,  indem  er  versichert  „mau  hat  ungezweifelte  Beyspiele  von  Wassermol- 
ehen imd  Fröschen,  die  sowohl  im  Magen  und  Darmkanal  von  Menschen  gelebt 
haben,  als  auch  ihrem  Leben  unbeschadet  in  dichte  Eisschollen  eingefroren  sind." 
Nimmt  man  ferner  die  Analogie  zur  Hülfe  und  geht  auf  das  zurück,  was  schon 
im  ersten  Bande  dieses  Werkchens  S.  .291  unter  der  Rubrik  von  Insektenlarven, 
Puppen  und  vollkommenen  Insekten  im  Darmkanale  angeführt  worden  ist;  so 
möchte  man  Bianclds  Schlufsfolge ,  welche  er,  nach  Aufzehlung  aller  alten  Ge- 
schichten von  solchen  ungewöhnlichen  Gästen  in  menschlichem  Körper,  macht, 
nicht  ganz  ungereimt  linden,  dafs  es  nehmlich  nicht  wahrscheinlich  sey,  dafs  alle 
die  grossen  und  berühmten  Männer,  welche  dergleichen  Geschichten  aufgezeichnet 
haben,  betrogen  worden  seyn  sollten ,  und  es  für  glaublich  halten,  dafs  auch  in  die- 
ser Rücksicht  manche  Begebenheit,  die  ehemals  zum  Wunderbaren  und  Lächerlichen 
gezehlt  wurde,  bey  genauerer  Nachforschung  und  unparteyischer  Prüfung  ähnlicher, 
sich  in  imseren  Tagen  vielleicht  ereignenden  Fiüle,  als  zuverlässig  beatätiget  wer- 
den möchte. 

So  lange  inzwischen  allen  diesen  und  ähnlichen  Autoritäten  noch  nicht  der 
Stempfei  der  Zuverlässigkeit  durch  aktenmässige  und  durch  gehörige  Zeugschaft  er- 
härtete Belege  aufgedruckt  ist;  so  bleibt  immer  noch  der  erste  Punkt  uns rer  Streit- 
frage: ob  es  nemlich  wenigstens  mit  einem  grossen  Theile  solcher  Geschichten  seine 
vollkommene  Richtigkeit  habe?  unentschieden  und  noch  die  Erörterung  der  zwey- 
ten  Frage  übrig:  ob  aus  der  möglichen  Aufname,  Entwicklung,  Lebensdauer  und 
Fortpflanzung  der  Amphibien  in  menschlichem  Körper,  die  Anname  solcher  inne- 
ren Bewohner   desselben  bewiesen  werden  könne? 

Was  die  Aufname  betrifft;  so  ist  es  nicht  ganz  unwahrscheinlich,  dafs  Perso- 
nen, welche  einen  sehr  festen  Schlaf  haben,  wenn  sie  auf  blossem  Erdboden,  im 
Grase  oder  Heu,  in  der  Nachbarschaft  der  Sümpfe,  Teiche  u.  s.  w.  mit  offenem 
Munde  schlafen  ,  wohl  eine  ihnen  in  den  Mund  kriechende  Kröte ,  Eidexe  etc.  in 
der  Unbesonnenheit  und  dem  Taumel,  mit  welchen  solche  Festschlafende  gemei- 
niglich envachen,  oder  auch  im  Traume  selbst,  lebendig  verschlucken  können. 
Noch  weit  möglicher  ist  aber  wohl  der  Fall,  dafs  Jemand,  der  aus  heftigem  Durst 
trübes  Pfützen-  oder  anderes  unreines  Wasser,  vorzüglich  des  Nachts  trinkt,  mit 
diesem  Wasser  die  überaus  schlüpferichen  Eyer  oder  selbst  die  noch  jungen  ganz 
kleinen  Amphibien  verschluckt.     Dieser  Fall  kommt  vielleicht  auf  dem  Lande  nicht 

so 


1^1 


so  selten  vor,  und  ist  vielleicht  Öfter,  [als  man  denkt,  die  Ursache  unerklärharer 
Zuialle,  hartnäckiger  Cardialgien  und  Koliken  ,  bej  welchen  der  rohe  und  gegen 
die  Hülfe  des  rechtlichen  Arzts  meistenstheils  eingenommene  Landm.inn,  der  völ- 
ligen Vernachlässigung  oder  dummen  Empirie  unterliegt. 

Eben  so  wenig  widerspricht  die  Natur  dieser  Thiere  ihrem  Fortkommen  in 
menschlichem  Körper.  Das  Laich  der  Kröten,  Frösche,  Eidexen  und  selbst  man- 
cher im  Wasser  lebenden  und  mit  Schleim  überzogene,  an  einander  gekettete  oder 
in  Klumpen  vereinigte  Ejer  legender  Schlangen,  kann  in  der  feuchten  Wärme  des 
Magens  und  Darmkanals  sehr  wohl  ausgebrütet  werden  und  die}  ausschliefendeil 
jungen  Amphibien  können  sehr  wohl  in  dieser  Wärme  gedeihen.  Zweifelhafter  ist 
es  aber ,  ob  jene  Eyer  ihrer  Grösse  wegen  von  den  Saugadern  des  Darmkanals  ,  so 
gut  wie  die  Eyer  der  Insekten  und  Intestinalwürmer  aufgenommen  und  durch  die 
Cirkulation  auch  in  andere  Theile  des  Körpers  gebracht  werden  können ,  welches 
gleichwohl  nothwendig  seyn  würde,  wenn  die  unten  vorkommenden  Beobachtun- 
gen des  «Soriö/V ,  Isibordus y  Borellas  u.a.  m.  von  Kröten  und  Fröschen  in  Beulen 
und  Geschwülsten  nicht  unter  die  Fabeln  gehören  sollen.  Übrigens  kann  der  Ma- 
gen und  Darmkanalj  für  mehr  oder  weniger  vollkommene  und  ausgewachsene  Am- 
phibien kein  ihr  Leben  in  Gefahr  setzender  Aufenthalt  seyn ,  da  sie  bekanntlich 
ein  überaus  zähes  Leben  haben,  nach  Blumenbach  lange  das  Athemholen  entbeh- 
ren, lange  ausser  ihrem  Elemente  auch  in  luftleerem  Räume  und  in  eingesperrter 
Luft,  wie  die  Kröten  in  engen  Höhlen  mitten  in  durchsägten  Baumstämmen  oder 
in  Steinblöcken ,  ja  selbst  geraume  Zeit  in  einer  Atmosphäre  von  Kohlengesäuerter 
und  fixer  Luft  sich  aufhalten  und  einen  unglaublichen  Grad  von  Hitze  und  Kälte 
ertragen  können.  Wo  aber  das  gewöhnlich  lange,  sich  bey  Fröschen  auf  zwölf 
bis  sechzehn  Jahre,  bey  Schlangen  noch  ungleich  höher  erstreckende  Leben  der 
Amphibien  bestehen  kann,  da  ist  sicher  auch  ihre  Fortpflanzung  möglich,  und  da- 
her keinesweges  unbegreiflich ,  wie  diese  Thiere  oft  viele  Jahre  lang  in  dem  mensch- 
lichen Körper  verweilen  und  ohne  wieder  von  neuem  i  i  dem  Körper  geljracht  wor- 
den zu  seyn ,  dennoch  von  Zeit  zu  Zeit  aus  demselben  ausgeworfen  werden  kön- 
nen. 

Nach  dieser  Voraussetzung  liefere  ich  noch  einige  Beobachtungen  undjErzeh- 
Tungen  von  solchen  ungewöhnhchen  Bewohnern  des  menschlichen  Körpers,  um 
die  Leser  selbst  im  Stande  zu  setzen,  über  ihren  Werth  zu  urtheilen  und  zu 
entscheiden. 


I.  Krö- 


134 

I.     Kröten  im  Magen,  Darmkanale  und  in  Abscessen. 


Bar  tli  Ol  ini  ,  C.  Annalecta  Observ.  anat.  cent.IV. 
Obs.  XIX.  p.  525- 

ßerlinisches  Slagazin  ,  B.  I.  S.  Ö79.  Sonderbare  Be- 
merkung von  einer  lebendig  durch  den  IWund  ausge- 
worfenen Kröte. 

Blancardi  Anat.  pract.  Obs.  17.  Bufonum  vo- 
mitus. 

Horstii,   G.  Opp.  T.  I'.    p.  478- 

Rhein  es  ii.  Th.  de  ancilla  Alcenburgensi  ranas 
evomente,  in  Thom.  Bartholin!  Act.  med.  et  philos. 
Hafn.  Vol.  II.  p.  1 10. 

Sammlung  von  Natur  -  und  Medicin  -  wie  auch  hierzu 


ge'iüiigen  Kunst ~  und  Literaturgeschichten.  Vierzehn- 
ter Versuch  S.  437.  Von  dem  Schlesischen  Kröten- 
speyer  in  Skarsine. 

Schroks,  L.  Wahrnehmung  von  einer  Kröte, 
die  durch  den  Stuhlgang  abgegangen ,  in  den  Abh. 
d.  A.  d.  Nf.  Th.  IX.  S.  220. 

Seger,  G.  von  einem  Erbrechen,  wodurch  dre/ 
Kröten  ausgeworfen  wurden,  in  d.  Abh.  d.  k.  A  d. 
Nf.  Th.  II.  S.  109. 

Sorbait,  P.  v.  von  einer  Eiterbeule  am  Halse, 
woraus  eine  Kröte  hervorgekommen,  in  den  Abb.  d. 
k.  A.  d.  Nf.  Th.  II.  S.   158. 


In  dem  zwey  Meilen  von  BreCsIau  entlegenen  Dorfe  Skarsine  befand  sich  im 
Jahre  1730  ein  etliche  vierzig  Jahre  alter  Mann,  der  seit  vier  und  zwanzig  Jahren 
iiber  Schlaflosigkeit,  Leibesverstopfimg,  Übligkeit  und  Brechen ,  Beissen  und  Grim- 
men im  Leibe  etc.  klagte  und  immer  behaup.tete,  dafs  er  etwas  Lebendiges  im 
Leibe  habe.  Auf  den  Gebrauch  verschiedener,  blos  von  einer  Dame  angeordne- 
ter Mittel ,  fand  er  auf  längere  oder  kürzere  Zeit  Erleichterung.  Endlich  aber  über- 
fiel ihm  einmal  ein  heftiges,  Ersticken  drohendes  Erbrechen  ,  wobey  zwej  leben- 
die;e  Kröten,  von  der  Grösse  kleiner  Laubfrösche  ausgeworfen  und  nachher  noch 
lebendig  in  einem  Glase  mit  Wasser  aufbewahrt,  erhalten  wurden. 

Ähnlich  ist  iS'e^er,?  Erzehlung  von  einem  Fleischer,  der  von  einem  stillstehen- 
den Wasser  sehr  begierig  getrunken  hatte  und  gegen  Abend  über  Magenschmer- 
zen zu  klagen  anfieng,  welche  von  Tag  zu  Tag  zunÄnen.  Des  Morgens  fühlte  er 
immer  eine  Bewegung  im  Magen,  wie  von  einem  lebendigen  Thiere.  Nachdem  er 
so  ein  halbes  Jahr  lang  an  den  heftigsten  Kopf-  und  Magenschmerzen,  öfteren  Ohn- 
mächten gelitten  hatte  und  dabey  sehr  an  Kräften  herabgekommen  war,  brach  er, 
nach  genommenen  Schlangenfette,  drey  Kröten  weg,  worauf  er  seine  vorige  Ge- 
sundheit wieder  erlangte. 

Von  der  berühmten  Kröten-  und  Eidexenspeyerin  Catharina  Geifslerin,  ge- 
ben Bartholuiiis ,  Rheinesius  und  PVoIgn ad  Nachricht.  Sie  hatte  im  Frühlinge  aus  ei- 
nem stehenden  Wasser  getrunken,  nicht  lange  hernach  ein  heftiges  Grimmen  und 
eine  Bewegung  wie  von  lebendigen  Thieren  im  Magen  bemerkt,  welche  ihr  die  hef- 
tigsten Beschwerden  verursachten ,  wenn  sie  nicht  die  gehörige  und  angemessene 
Nahrung  erhielten.  Ohngeachtet  sie  öftere  Kröten  und  Eidexen  von  freyen  Stücken 
wepbrach;  so  gerieth  sie  doch  in  Lebensgefahr,  sobald  man  sie  durch  ein  Brech- 
mittel  fortzuschaffen  bemühet  war.       Ihrem  Schicksale  überlassen  starb  sie  daher 

1663 


1 J 


^■5 


i66a  im  Hospitale  zu  Altenburg,  naclidem  sie  zwanzig  Jahre  lang  eine  Menge  die- 
ser Thiere  und  laichartiger  Materie  aiisgeljroclien  Iiatte. 

In  dem  Berlinischen  Magazine  findet  ,man  die  Krankheitsgeschichte  eines 
Mädchens  von  sechs  Jahren,  welches  den  ganzen  Winter  hindurch  über  ein  bestän- 
diges schmerzhaftes  Kratzen  und  seltsame  Bewegungen  in  dem  aufgetriebenen  Un- 
terleibe klagte ,  schon  seit  sechs  Wochen  eine  anhaltende  Fieberhitze ,  Schläfrig- 
keit und  einen  roihen  Ausschlag  der  Haut  hatte.  Man  gab  ihr  Meisterwurzel  {Im- 
peratoria  Ostrnthium  L.)  ein,  worauf  sie  in  Gegenwart  vieler  Anwesenden,  welche 
durch  das  Leiden  des  Kindes  herbeygezogen  waren,  eine  lebendige  Kröte  aus- 
brach,   welche  in  der  Stube  herumzuhiipfen  anfleng. 

Von  Kröten  im  Darmkanale  führt  Horst  einen  Fall  an ,  wobey  vier  Kröten, 
durch  Purgiermittel  abgetrieben  worden  sind.  In  Schröks  Geschichte  ist  es  aber 
zweifelhaft ,  ob  die  Kröte  nicht  zufällig  unter  die  Ausleerungen  des  zwölfjährigen 
Knabens  gekommen  ist. 

Sorbait  erzehlt  ein  Beyspiel  von  einer  Kröte  in  einem  Abscefs.  Bey  einem 
Weingärtner  sezte  sich  nemlich  nach  einem  starken  Trunk  von  kaltem  und  schlam- 
michten  Wasser  eine  grosse  Geschwulst  äusserlich  an  dem  Halse  an.  Sie  wurde 
nach  und  nach  erschrecklich  grofs.  Endlich  verwandelte  sie  sich  lin  eine  Eiter- 
beule, woraus  eine  lebendige  Kröte  hei'vorkam,  die  er  mit  seinen  eigenen  Augen 
gesehen  haben  will.  Vielleicht,  sezt  er  hinzu,  war  der  Saame  einer  Kröte  mit  dem 
Wasser  in  die  Häute  des  Halses  gedrungen  und  hatte  zur  Erzeugung  dieses  Thiers 
Anlafs  gegeben.  Allein  blos  durch  die  Girkulation  hätte  die  Absetzung  eines  sol- 
chen KrÖteneyes  nicht  statt  finden  können. 


2.  Frösche   im  Magen,   Darmkanale,    in   den   weiblichen  Ge- 
burtstheilen  und  äusserlichen  Geschwülsten. 


Alexander,  von  Fröschen,  die  mit  der  monath- 
licheii  Reinigung  abgegangen  sind;  in  den  Abli.  d.  k. 
A.  der  Nf.  Th.  XIV.   S.  352. 

Borelli  Hist   et  Obs.  Cent.  II.  Obs.  86. 

H  o  e  c  h  s  t  ä  1 1  i  n  ,  C.  F.  Obs.  de  femina  per  1 5  an- 
nos  ex  ingenti  copia  ranarum  vivaruni  corpore  conten- 
tarum ,  aegrotante.   Kotemburgi  1735. 

Isibordus    von    grünen   Fröschen    in    einer  Ge- 


schwulst; in  den  Abh.  d.  k.  A.  d.  Nf.  Th.  XIV.  S  330. 
Üiitiimking  von  Natur  -  und  Nediciu  -  wie  auch  hierzu 
gehörigen  Kunst-  imd  Literatur -Geschichten ,  so  sich 
1718  in  den  drey  Wintermonaten  in  Schlesien  bege- 
ben. Versuchlll.  Breslau  1719.4.S.  695.  Vers.  XXII. 
S.  570.  Von  eingesolfenem  Froschlaich  und  denen 
hierauf  durch  den  Stuhl,  ja  per  uteritm  abgegangenen 
Frösciien. 


Im  dritten  Versuch  der  Breslauischen  Sammlungen  liest  man  folgende  Beob- 
achtung; Eine  Frau  klagte  geraume  Zeit  über  Kopfweh,  tjbligkeit  und  saueres  Auf- 

$tos- 


i36 

siossen  und  brach  nach  einem  genommenen  Brechmittel  eine  Menge  Sclileim  und 
Unreinigkeiten  und  mit  diesen  zwey  lebendige  Frösche  mittelmässiger  Grosse  weg. 
Diese  schwammen  gleich  anderen  Fröschen,  sobald  sie  ins  Wasser  geworfen  wur- 
den, blieben  aber  darinnen  nur  sechs  Stunden  am  Leben.  Die  Ursache  dieser 
Froschkranklieit  wird  dem  häuffigen  Genufs  der  Salatkräuter  zugeschrieben,  mit 
welchen  wahrscheinhcli  etwas  Froschlaich  verschluckt  worden  ist. 

Ferner  kommt  im  zwey  und  zwanzigsten  Versuch  eben  dieser  Sammlungen 
folgende  Geschichte  vor.     Eine  arme  Witwe  von  sieben  und  sechzig  Jahren  gieng 
vor  ungefebr  siebenzehn  bis  achtzehn  Jahren  bey  grosser  Hitze  zur  Erndtezeit  aufs 
Feld,  um  Ähren  zu  sammlen.     Vom  Durste  gequält  trank  sie  aus  einer  Pfütze,  be- 
merkte aljer  gleich ,    dafs  sie  etN^  as   Schleimichtes  mit  verschluckt  hatte.     Sie  ver- 
spürte bald  ijbligkeit,     liielt   diese  aber  für  Mutterbeschwehrung  und  suchte  sich 
durch  einige  Löffel  voll  Brandwein  zu  helfen.      Nach  einiger  Zeit  überfiel  sie  ein 
entsetzlicher  Schmerz  in  der  linken  Seite ,  mit  der  Empfindung  als  ob  aUes  leben- 
dig wäre.     Dieser  Schmerz  nam  so  sehr  überhand,     dafs  sie  gänzlich  von  Sinnen 
kam  und  viele  ungereimte  Dinge  vornam.     Hierauf  erfolgte  Entkräftung  und  Tod- 
tenschwäche.     Doch  erhohlte  sie  sich  nach  und  nach  wieder,  nur  der  Schmerz  in 
der  linken  Seite  hielt  immer    noch   an,,     so  dafs   sie  nicht  darauf  liegen  konnte. 
Auch  schwoll  diese  Seite  öfters  auf  und  sie  fühlte  darinnen  ein  Wimmeln  und  Her- 
umkriechen.    ]\Iit  der  Leibesöfinung  gieng  öfters  Blut  mit  Drang  und  Brennen  fort. 
In  diesem  Elende  brachte  sie  viele  Jahre  zu.     Endlich  wurde  der  Schmerz  so  aus- 
serordentlich heftig,  dafs  sie  vor  Wuth  die  Nägel,  ja  das  Fleisch  von  den  Fingern 
an  den  Wänden  wegscharrete  und  wegrieb.     INIan  hielt  das  übel  immer  noch  für 
Mutterbeschwerden,   verordnete  Bäder,    welche  viele  Erleichterung  zu  verschaffen 
schienen.     Nach  zwey  Jahren  fühlte  sie  in  der  linken   Seite  wieder  ein  Geräusch, 
als  wenn  Materie  daselbst  verschlossen  wäre,  und  aus  den  Geburtstheilen  flofs  eine 
Gauche.      Sie  hatte  dabey  beständigen  Durst,    Kopfweh,    Verstopfung  und  Stuhl- 
zwang und  eine  so  starke  Heischerkeit,    dafs  sie  einige  Wochen  lang  kein  lautes 
Wort  sprechen  konnte.     Man  hielt  sie  nun  für  venerisch,    gab  zur  Minderung  der 
Heischerkeit  eine  Mischung  von  Mandelöl,    Syrup   etc.,    worauf   der  Schmerz  im 
Unterleibe   sich  wieder  vermehrte  und  ausser  der  linken  Seite,    auch   die  rechte 
schwoll.     Derp^ortgesezte  Gebrauch  des  Mandelöls  bewirkte  immer  Grimmen,  Wim- 
meln und  entsetzliches  Nagen  im  Unterleibe  und  nach  ^nd  nach  eine  laxirende  Öff- 
nung, wobey  zwey  lebendige  Frösclie  und  bald  darauf  noch  zwey  abgiengen.     Nach 
zwe}'  Tagen  aber  wurden  die  Schmerzen  unerträglich.     Es  wurde  nun  ein  Wurm- 
mittel 


Ö7 

mittel  und  darauf  ein  aLfülirendes  Mittel  gegeben,  worauf  nach  und  nach  sechs 
Frösche  und  in  der  Nacht  noch  drey  aus  den  Geljurtstheilen  iliren  Abgang  namen. 
Hierauf  wurde  wieder  Mandelöl  gebraucht.  Die  Schmerzea  vermehrten  sich  wie- 
der und  von  dieser  Zeit  an  wurden  immer  um  den  dritten  oder  vierten  Tag 
iwey  bis  drey  mittehnässige  Frösche  ausgeleeret.  Ein  abermals  gegebenes  Abfüh- 
rungsmittel führte  wohl  noch  eine  halbe  Maas  Laich  ab  und  hierauf  erst  genofs 
sie  die  vollkommenste  Ruhe  mit  der  Befreiung  von  allen  Schmerzen.  Viele  Men- 
schen versicherten  sich  von  der  Gewißheit  dieser  Sache  durch  den  Besuch  der 
Kranken. 

Auch  Alexander  erzehlt,  dafs  im  Jahre  i2o3  ein  Mädchen  von  sechzehn  Jah- 
ren, welche  geraume  Zeit  über  Schmerzen  in  der  Gebälirmutter  geldagt  hatte,  end- 
lich durch  den  Abgang  eilf  kleiner  Fröjche  mit  der  Reinigung,  davon  befreyet 
worden  sey. 

Beyspiele  von  Fröschen  in  Geschwülsten  ilndet  man  beym  Borellus  und  Isi- 
bordiis.  Der  altere  Tirefort,  schreibt  ersterer  Autor,  wurde  zu  einem  Kaufmanns- 
jungen gerufen,,  der  an  einer  sehr  schmerzhaften  und  grossen  Geschwulst  des  lin- 
ken Schenkels  litt.  Bey  Öffnung  derselben  kamen  nebst  einer  Menge  Eiter,  auch 
kleine  Frösche,  Haare  u.  s.  w.  zum  Vorschein.  Und  Isibordus  meldet:  im  Jahre 
1067  wurde  Gotschalk  von  Wittorp  von  einer  Geschwulst  unter  der  linken  Brust- 
warze sehr  lange  geplagt.  Endlich  liefs  er  sich  dieselbe  auf  Befehl  des  Prälaten 
Saracho  aufschneiden,  und  da  kamen  zwey  kleine,  vollkommen  grüne  Frösche, 
welche  nacheinander  auf  den  Tisch  sprangen,  an  welchem  der  Kranke  safs,  nebit 
vieler  Materie  heraus. 

3.     Eidexen  im  Magen  und  Darmkanale. 


An  in»,  C,  Osservazione  di  due  Lucertole  aquati- 
che  oSalamandre,  uscite  dat  basso  venire  di  un  Faii- 
ciullo  di  Tortona.   Torino  1761. 

Ba  t  ign  e  ,  in  NouveauxMem.  de  l'Acad.  des  Scienc. 
de  Berl.  Anno  1770.  p.  40  und  in  den  Berlinischen 
Sammlungen  B.  HI.  S.  269. 

Brückraanns  Beobachtungen  von  verschluckten 
Eidexen,  in  Baldingers  neuen  Magaz,  B.  VI.  St.  2. 
S.   140. 

Monti  Clgnatio)  dialoghi  ameni  e  critici ,  Pavia 
1764.  Dialog.  I.  le  Lucertole  aquatiche. 


Sammlung  von  Natur  -  und  Mediän  -  wie  auch  Lierzn 
gehörigen  Knnft-  und  Litter aturgeschiclite».  Versucl» 
XIX.  S.  301,  von  Insekten  im  menschliciien  Leibe, 
besonders  von  weggebrochenen  Eidexen. 

V  e  s  t  i ,  Jal.  Observat.  IX. 

Zwinger,  J.  R.  in  ^ct.  Helv.  Vol.  I.  Basil.  1751. 
4.  p.  22.  Lacertum  aquaticum  vivum  a  puella  qua- 
dani  per  alvum  redditum ,  post  gravia  patiien;ata 
convulsiva. 


18 


f'esti 


i38 

Vesti  wurde  zu  einem  Weibe  gerufen,  die  unertriigliclie  Schmerzen  unter 
den  kurzen  Ribben  hatte,  und  von  welcher  acht  Tage  zuvor  eine  lebendige  Eidexe 
abgegangen  war.  Die  Schmerzen  legten  sich  auf  Wurmmittel  und  das  Weib  sah 
bald  einen  Fufs,  bald  ein  anderes  Stück  eines  gleich  ='n  Thiers  von  sich  getrieben. 
Eben  so  versichert  Zwinger  ^  dafs  von  einem  zwölfjährigen  Bauermädchen  eine  le- 
bendige Wassereidexe  gegangen  sey. 

In  den  Breslauischen  Sammlungen  findet  man  folgende  Geschichte :  Die  Frau 
eines  Zimmennanns  in  dem  zwey  Meilen  von  Leipzig  entlegenen  Marktflecken  Röthe 
hatte  die  Epilepsie  und  klagte  öfters  über  Kneipen  im  Magen  und  Unterleibe,  wel- 
clies  sich  auf  den  Genufs  sauerer  Speisen  und  Getränke  verminderte.  Am  besten 
befand  sie  sich,  wenn  sie  süssen  Quark  afs.  Im  Jalire  lyay.  trank  sie  junges  süs- 
ses Bier  und  hieraui'  kroch  ihr  eine  Eidexe  den  Hals  hinauf  und  veranlafste  durch 
den  Kützel  ein  Erbrechen ,  womit  sie  auch  ausgeworfen  wurde.  Einige  Zeit  her- 
nach brach  sie  noch  zwey  Eidexen  aus  und  behauptete,  dafs  sie  noch  mehrere  im 
Leibe  haben  müsse,  weil  sie  öfters,  wenn  sie  etwas  Saures  geniesse,  ein  Kriechen 
im  Halse,  ein  Zurückfallen  und  Quatschen  bemerke.  Der  Erzehler  hat  die  weg- 
gebrochene Eidexe  zugleich  in  einer  Abbildung  beygefiigt. 

Nach  Röslers  Erzehlung  halte  ein  Müller  von  der  Zeit  an ,  wo  er  Breslauer 
Bier  getrunken,  ein  Reissen  und  Beissen  im  Unterleibe  gespürt,  gegen  welches 
ihm  Milch  und  andere  süsse  Sachen  zwar  Erleichterung,  aber  keine  bleibende 
Hülfe  verschaiFten.  Endlich  nam  er  Theriak  mit  Brandwein ,  gab  hierauf  eine  sehr 
lange  Eidexe  durch  Erbrechen  und  eine  andere  durch  den  Stuhlgang  von  sich 
und  wurde  sodann  völlig  wieder  gesund.  Der  Erzehler  glaubt ,  dafs  die  Fidnleute 
welche  das  Bier  über  Land  gefahren ,  von  demselben  getrunken  und  hernach  das 
Fafs  mit  Wasser ,  worinnen  Eidexenbrut  war ,   wieder  aufgefüllt  haben. 

Mona  liefert  die  Krankengeschichte  und  Leichenöifnung  eines  Knaben,  dem 
zwey  Salamander  mit  dem  Stuhlgange  abgegangen  waren. 

Zu  den  Ereignissen  ähnlicher  Art  in  den  neusten  Zeiten  gehören  die  von 
ßatigne  und  Brückniann  aufgezeichneten  Fälle.  Benigne ,  Arzt  bey  der  französi- 
schen Kolonie  in  Berlin ,  hatte  der  dasigen  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften 
tin  schriftliches  Memo/re  überreicht,  welches  den  sechsten  Sept,  1770  in  ihrer  or- 
dentlichen Versammlmig  vorgelesen  wurde.  In  dieser  Abhandlung  wird  die  durch 
hinlängliche  Zeugnisse  bestätigte  Geschichte  eines  Bauern,  Namens  Anton  Ber- 
mond,  aus  dem  Kirchsprengel  von  Toulquse  erzelilt,  der  nach  einem  genomme- 
nen 


>% 


nen  Brechmittel,  eine  Menge  Wassereiclexen  von  verscliiedener  Grösse,  tlieils  le- 
bendig, theils  todt,  zu  verschiedenen  Malen  von  sich  gegeben  hat.     Er  war  ohn- 
gefehr  fünf  und  dreysig  Jahre  alt,     von  Natur  gesund  und  stark,    und  wufste  sich 
zu  entsinnen,    dafs  er  einige  Jahre   vorher,    bey  einem   unüberwindlichen  Durst, 
aus    einem  Sumpfe  getrunken,    wo  sich  Eidexen  aufhielten.     Diese  Thiere  hatten 
sich  in  seinem  Magen,   wo  man  sie  oft  schreyen  hörte,    merklich  vermehrt  und 
eine  Menge  Eyer  gelegt.     Dadurch  wurde  unvermerkt  eine  so  heftige  Ausdehnung 
des  Magens  verursacht,    dafs  der  Kranke    oft  in  Ohnmacht  fiel,    woraus  er    blo« 
durch  reines  Wasser  zu  ermuntern  war:    denn  die  Salamander   befanden  sich    so- 
dann in  ihrem  Elemente.       Alle  geistige  Flüssigkeiten   vergrösserten  seine  Angst. 
Der  arme  Leidende  wuCste  nicht,  was   er  von  seinem  Zustande,     der  sich  täglich 
verschlimmerte,  denken  sollte,  und  rufte  daher  den  Wundarzt  Railhol  zu  Auriak 
'  XM  Hülfe.     Dieser  gab  ihm  ein  wurmtreibendes  Brechmittel,  wodurch  sogleich  ein 
Theil  der  vorräthigen  Salamander  abgieng,    und  so  wurden  in  einigen  Monathen 
zu  wiederholten  Malen  achtzig  Salamander,     wovon  die  meisten  noch  ganz  klein 
waren ,  nebst  einer  Menge  Laich ,    Unreinigkeit  und  Stücken  Haut  von  oben  und 
miten  abgetrieben.     Beiigneist  selbst  an  dem  Ort  gewesen,  diese  ausserordentliche 
Begebenheit  zu  untersuchen  und  ist  durch  den  Augenschein  von  ihrer  Richtigkeit 
aufs  zuverlässigste  überzeugt  worden.       Die  zwey  gröFsten  von  dem  Bauer  ausge- 
worfenen Wassereidexen   hat  er   selbst  im   Weingeist   auflaewahret,     und  was  er 
nicht  selbst  gesehen,    durch   glaubwürdige  Zeugnisse  bestätiget.       Er  beweiset  zu- 
gleich die  Möglichkeit  dieser  merkwürdigen  Geschichte  durch  Gründe,  welche  aug 
einer  gesunden  Naturlehre  hergenommen  sind,    und  zeigt,   dafs  man  Unrecht  hat 
diejenigen  Begelienheiten  für  Erdichtungen  zu  halten,     welche  so   nachdrücklich 
als  die  gegenwärtige  bestätigt  sind.       Er  erinnert  aber    auch  am  Ende  seiner  Ab- 
handlung, durch  Anführung  eines  andern  sonderbaren  Falls ,  dafs  man  nicht  ohne 
Unterschied  allen  Begebenheiten  Glauben  beymessen  kann,  welche  nur  den  Schein 
der  Wahrheit   haben   und   den    angenommenen   Gesetzen   der  Natur  ganz  zuwi- 
der  sind. 

Brüchnanm  ebenfalls  das  Gepräge  der  Wahrheit  tragende  Beobachtungen  sind 
folgende:  Der  Compagniechirurgus  Zinn  zu  Wolfenbüttel  hatte  beynahe  ein  Jahr 
lang  nach  geendigtem  Feldzuge  1762,  beständig  MagenbeschAverden ,  öftere  Koli- 
ken und  ausserordentliche  Schmerzen  in  ganzem  Unterleibe,  nebßt  Heifshunwer. 
Der  natürliche  Abgang  durch  den  Stidil  war  jederzeit  pechschwarz,       Niu'  selten 

lies- 


i4o 

Hessen  die  Schmerzen  dem  Patienten  eine  kurze  Zelt  Piuhe,  und  die  beständige 
Klage  war  über  ein  Kratzen  im  Magen,  welches  ilin  oft  so  marterte,  dafs  er  laut 
schrie  und  vor  Angst  an  die  Wände  hinauf  kriegen  wollte.  Das  einzige  Mittel,  wo- 
durch er  sich  einige  Hülfe  verschafte,  war  eine  starke  Portion  Wein.  Alle  Mittel 
gegen  solche  Beschwerden  wurden  angewandt,  ausser  Brechmittel.  Er  zehrte  aber 
immer  mehr  ab  und  starb  endlich  unter  vielen  Schmerzen.  Ein  besonderer  Zufall 
ereignete  sich  jezt  nach  des  Patienten  Tode.  Als  seine  Frau  ihm  d.is  Sterbehemde 
anziehen  wollte,  bemerkte  sie  ein  Auf-  und  Niederbewegen  des  Unterleibes.  Sie 
erschrack  darüber  und  eilte  zum  D.  Kaiser,  welcher  ebenfalls  abwechselnd  eine  Be- 
wegung des  Unterleibes  und  bisweilen  ein  Stossen  in  der  Gegend  des  Magens  wahr- 
nam.  Ein  Chirurgus  wurde  noch  dazu  geholt,  welcher  den  Unterleib  öffnen 
mufste.  Sobald  der  Magen  durchschnitten  war,  entdeckte  man  eine  lebendige  Ei- 
dexe von  gewöhnhcher  Grösse,  welche  der  Kranke ' wahrseheinhch  mit  dem  Ge- 
tränke, (vermuthiich  zur  Zeit  der  Campagne  aus  einer  Pfütze)  da  dieselbe  noch 
ziemhch  jung  war  und  mithin  beym  Schlucken  nicht  bemerkt  werden  konnte,  mit 
verschluckt  hatte.  Der  Wein  gab  wohl  deswegen  auf  einige  Zeit  Linderung,  weil 
das  Thier  dadurch  gleichsam  betrunken  gemacht  wurde. 

„Der  zweyteFail,  welchen  B rückmann  erzehlt,  betrifft  einen  Grenadier,  der 
die  üble  Gewohnheit  hatte,  öfters  aus  dem  Ghede  zu  treten,  aus  den  Pfützen 
seinen  Hut  mit  Wasser  zu  füllen  und  eiligst  zu  trinken.  Eines  Morgens  klagte  er 
sehr  über  Übligkeit  und  über  Kriechen  im  Magen.  Es  wurden  verschiedene  Mit- 
tel ,  und  endlich  ein  Brechmittel  angewandt.  Lezteres  warf  eine  Menge  Schleim 
aus,  wobey  der  Kerl  sehr  schrie,  weil  er  etwas  Unangenehmes  im  Munde  fühlen 
mochte.  Wirklich  kroch  aus  einem  dicken  Klumpen  zähen  Schleims  eine  Eidexe 
hervor.  Vermuthiich  war  sie  noch  sehr  jung  und  vielleicht  erst  aus  dem  Eye  ge- 
krochen ,  als  sie  der  Patient  verschluckte :  denn  einige  Monathe  hatte  er  bestän- 
dig geklagt  und   nachher  wurde  er  völhg  gesvmd." 


4.     Schlangen  im  Magen,  Darmkanale  und  im  Herzen. 


•^  Borelli,  P.  Hist.  et  Obs.  medico-phys.  Francof. 

1670.  Cent.  I.  O'js.  23.  Serpens  a  puero  per  anum 
ejectiis,  et  Ctnt.  111.  Obs.  31.  Serpeiis  ejectus  ab  ore 
hominis. 


Frommann,  J.  Chr.  von  einer  Frau,  welche  eine 
lebendige  Sclilange  durch  den  Hintern  von  sich  gabj 
in  den  Abli.  4.  k.  A.  d.  Ni'.  Th.  VI.  S.  305. 


Gcs« 


i4i 


Gesneri,  C.  Hist.  animal,  L.  II.  C.  de  Lacert. 
Nov.  Liter.  Mar.  Ralt.  An.   1700.  April,   p.  100. 

Severini,  M.  A,  de  abscessuum  recondita  natu- 
ra, p.  laSi, 


Wolf,  J.  von  einer  kleinen  Schiarge,  die  vb» 
einem  Miidchen  ,  durch  den  Stuhlgang  weggegangen, 
nachdem  sie  von  ungefehrMitliridat  eingenommen  hati 
te;   inden  Abh.  d.  k.  A.  d.  Nf.  Th.  XIX.   S.   152. 


Conrad  Gesner  will  im  Magen  einer  Frau  zwey  lebendige  junge  Schlangen 
gefunden  haben.  Auch  erzählt  er  die  abendtheuerUche  .Geschichte ,  dais  in  der 
i?iadt  Zisca  in  Ungarn,  im  Jahre  i55i  beynahe  3ooo  Menschen  an  unerträglichen 
Schmerzen  gestorben  sind,  welche  durch  Schlangen  und  Eidexen  in  ihrem Älagen 
erregt  wurden.  Wenn  diese  Unglüchklichen  an  der  Sonne  schliefen ;  so  krochen 
diese  Thiere  oft  bis  über  den  Kopf  aus  dem  Munde,  zogen  sich  aber  zurück,  so- 
bald man  sie  ergreiffen  wollte. 

"^ach.  Borellus  ist  von  einem  Knaben,  welcher  ausserordentlich  am  Stuhlgang 
litte,  endlich  eine  Fingersdicke  und  zehn  Zoll  lange  Schlange  abgegangen,  und 
von  einem  Manne ,  der  so  heftige  Koliken  hatte ,  dafs  er  sich  auf  der  Erde  herum- 
krümmte, endlich  eine  grosse  Schlange  ausgebrochen  worden. 

IVoJfs  vermeinte  Schlange  kroch  dem  Kinde  von  freyen  Stücken  aus  dem 
After,  war  über  eine  Viertelelle  lang  und  so  dick,    als  zwey  Spulwürmer.     Seine 
_    Beschreibung  ist  übrigens  so  dunkel,  dafs  sich  nicht  bestimmen  läfst,    ob  es  eine 
Schlange  oder  ein  dicker  Spulwurm  war? 

Eben  so  viel  Ungewiisheit  liegt  in  Frommanns  Erzehlung  von  einer  sechs 
und  zwanzig  jährigen  Frau,  welche  mit  Koliken ,  epileptischen  Anfällen ,  Erbre- 
chen, Unrichtigkeiten  in  der  Reinigung  und  allerley  hysterischen  Beschwerden  ge- 
plagt war,  in  ilirem  gesunden  Zustand  öfters  sehr  fest  auf  dem  Strohe  mit  offe- 
nem Munde  schlief  und  die  Bewegung  eines  kriechenden  Thiers  und  ein  Saugen 
im  Leibe  empfand.  Auch  wollte  dieses  Thier  öfters  zum  Hais  heraus  und  drohte 
Erstickung.  Sie  erhielt  auf  den  wiederholten  Gebrauch  drastischer  Laxanzen  in 
der  Nacht  um  ein  Uhr  Öffnung  in  der  Küche  mit  vieler  Erleichterung.  Als  sie 
nachher  wieder  in  die  Küche  gieng,  fühlte  sie,  dafs  sie  mit  den  Füssen  an  et- 
was Kaltes  stiefs.  Sie  untersuchte,  was  es  wäre,  und  fand  eine  sehr  dicke  und 
einer  Ellen  lange,  blaue  Schlange  zusaxnm  enge  wickelt  vor  sich  auf  dem  Boden, 
die  sich  aber  bald  verkroch,  so  dals  sie  der  herbeygerufene  Frommann  nicht  mehr 
zu  Gesichte  bekam. 

Die  Nov.  Liter.  Mar.  Balt.  enthalten   folgende  Nachricht:    Einer  Frau   un- 
weit Dantzig  wurde  zur  Vertreibung  des  Fiebers  gerathen^  in  den  nächsten  Wald 
zu  laufen,    wo  sie  aber  gleich^Yolll  von  demselben  befallen  wurde,    sich  nieder- 
legte 


142 

le^te  und  elnsclillef.  Hier  soll  ihr  nun  im  Schlafe  eine  trächtige  Schlange  durch 
den  Mund  in  den  Magen  gekrochen -seyn,  wogegen  sie  sich  des  Quecksilbers  mit 
Zucker  und  Butter  in  warmen  Biere  bediente.  Dieses  bewirkte  noch  den  Abgang 
von  zehen  jungen  lebendigen  Schlangen,  die  nachherige  Anwendung  des  Decocti 
Rad.  Fraxini  aber,  dafs  auch  die  alte  Schlange  nebst  noch  mehreren  Jungen  todt 
stückweis  von  ihr  gieng. 

Von  Sclilangen  im  Herzen  führt  Severinus  ein  Beyspiel  an.  Ein  gewisser 
Doktor  May  soll  nemhch  in  der  linken  Herzkammer  eines  Edelmanns ,  der  im 
Jalire  iGSg  in  London  starb,    eine  Schlange  gefunden  haben. 


5.     Einige  andere  Thiere,  welche  aus  dem  menschlichen 
Körper  abgegangen  seyn  sollen. 


Baldinge vs  neues  MMgaz.  B.  II.  St.  3.  S.  34g. 
unerwartete  Wirkung  des  Maywurms  (Proscarabaeus, 
Meloä  maialii  L  J 

Borelli  Hist.  et  Obs.  C.  i.  Obs.  9. 

I  edel  von  einer  lebendigen  Maus  in  einem  Men- 
schen, in  'den  Abh.  d.  k.  A.  d.  Nf.  Th.  IX.  S.  19^. 

Rayger,    C.  von  einem  Knaben,  dereinen  jun- 


gen  Hund  durch  den  Stuhl  ron  sich  gab,  ebendas. 
Th.  VIII.  S.  87. 

Schmid,  J.  von  einer  Frau,  welche  einen  iWauI- 
wurf  durch  Erbrechen  von  sieh  gegeben,  ebendas. 
Th.  VJII.  S.  137, 

T  h  ü  m  i  g  s  merkw.  Begebenh.  in  der  Nat.  Marburg 
1735.  S.  206. 


Die  Natur  der  Amphibien  widersprach  nicht  der  Möglichkeit  in  den 
menschlichen  Körper  zugelangen  und  sich  in  denselben  zu  erhalten;  von  Fischen, 
Maulwürfen,  Mäusen,  jungen  Hunden  u.  s.  w.  ist  aber  weder  das  eine,  noch  das 
andere  cedenkbar,  so  sehr  auch  die  Autoren  sich  für  die  Gewifaheit  ihrer  gelie- 
ferten Beobachtungen  verbürgen  mögen.  Die  dem  Borellus  von  einem  Arzte  mit- 
eetheilte  Geschichte  gehört  daher  sicher  unter  die  Erdichtungen.  Eine  adeliche 
Dame  klagte  nemlich  lange  Zeit  über  Magenschmerzen  und  konnte  durch  kein 
Mittel  Linderung  erhalten,  bis  sie  endlich  durchs  Brechen  einen  vier  Zoll  langen 
Fisch  auswarf.  Dieses  Faktum,  sezt  er  hinzu,  ist  zuverlässig  und  von  mehreren 
Ärzten  bestätiget  worden.  Walirscheinlich,  glaubt  er,  sey  dieser  Fisch  überaus 
klein  mit  dem  Wasser  verschluckt  worden  und  erst  im  Magen  gewachsen  ,  da  es 
ihm  selbst  begegnet,  dafs  er  einmal,  als  er  trinken  wollte,  in  seinem  Becher 
kleine  Fische  wahrgenommen  habe.  Völlig  lächerlich  sind  vollends  Tliümmigs  Er- 
zehlune  von  einem  moskowi tischen  Herrn,  der  einen  jungen  Hund  durch  den 
Mund  und  JRaygers  noch  durch  ein  Paar  fremde  Geschichten  und  durch  eine  of- 
fen- 


i43 

fenbar  erdichtete  Abbildung  glaublich  gemachte  Wahrnemung  von    einem  Kna- 
ben,   der  ebenfalls  einen   jungen  Hund  durch  den  After  von  sich  gegeben  haben 
soll.     Von  gleichem  Gehalt  sind  Ledeh  und   Schmids  Wahrnemungen ,     nach  Avel- 
chen  einer  Frau  im  Schlafe  ein  Maulwurf  in  den  Hals   gekrochen  und  erst  nach 
fünfzehn  Jahren  noch  lebendig  ausgebrochen  worden  und  einem  Bauern  eine  vor 
neun  Monathen  in  den  Hals  gekrochene  Maus ,  nach  seinem  Tode  wieder  aus  dem 
After  gekrochen  seyn  soll.     Auch  die  in  Baldingers  Magazin  vorkommende  neuere 
Beobachtung   ist    nicht    frey    von   dem  Verdachte    der  Erdichtung.       »Ein  Mann, 
«chreibt  der  ungenannte  Beobachter,  der  an  heftigen  Schmerzen  in  beyden  Augen 
und  im  Vorderkopfe  litte,  wobey  er  abzehrte,  nam  auf  Anrathen  einen  halben  May- 
wurm.     Drey  Stunden  hernach  klagte  er  über  einen  heftigen  Trieb  zum  ürinlas- 
sen,    der  mit  so  heftigem  Schmerz  begleitet  war,  dafs  er  alles  Gefühl  verlor.     Als 
er    wieder  zu  sich  kam,    fand  man,    dafs  ein  Thier  von  ihm  gegangen,    welches 
wie  eine  neugeborne  nackende  Maus  aussah,  vier  Beine  und  einen  Schwanz,    am 
Kopfe  zwey  schwarze  Tüpfchen  hatte  und  so  grofs  wie  eine  Biene  gewesen  ist.  Bin- 
nen einer  Stunde  giengen  ihm  noch  vier  dergleichen  ab,  welche  dem  erstem  voll- 
kommen gleich  waren.     Seine  Schmerzen  Helsen  noch  demselben  Tag  etwas ,  den 
folgenden  aber  ganz  nach. " 

Mehrere  Nachrichten  von  Fischen ,  Spitzmäusen ,  Maulwürfen ,  jungen  Hun- 
den ,  Katzen  ,  Fröschen ,  Kröten ,  Würmern ,  Raupen ,  Spiimen ,  Käfern  mid  ande- 
ren ungewöhnhchen  Bewohnern  des  menschhchen  Körpers,  liefern: 


D  o  n  a  t  u  s  ,   Marc,  de  Med.  Hist.  mirabil.  IV.  C.  5  6. 

Grund  ig,  Samml.  von  Cbersachs.  B.  IV.  S.  473. 
von  Erzeug,  der  Frösche  und  Insekten  im  menscbl. 
Körper. 


Lentilius,   R.  Miscell.  med.  pract.  P.  I.  p.  81. 
Merklin,   G.A.  Tract.  phys.  med.  de  Incantanien- 
tis,   Norimb.  1715.  Cas.  i  et  49. 

Schenkius,  Observat.  medicinal.  Li b.  III.  p.  41  6, 


Ihre  Glaubwürdigkeit  verliert  aber  durch  das  Zeitalter,  in  welchem  sie  ge- 
lebt und  ihre  Beobachtungen  niedergeschrieben  haben. 

So  wäre  denn  kein  Theil  des  menschlichen  Körpers,  der  nach  der  Zusam- 
menstellung aller  angeführten  Beobachtungen  und  Erfahrungen  nicht  mit  einhei- 
mischen oder  fremden,  beschwerlichen  und  gefährlichen  Gästen  belästiget  wor- 
den wäre.  Die  Haut  und  die  Haare,  das  Zellengewebe,  das  Fett,  die  Muskeln, 
das  Herz ,  die  Blut  -  und  Saugadern ,  die  Augen  die  Ohren ,  die  Nase ,  der  Mund, 
die  Zälme ,  die  Zunge ,  die  Stirnhöhlen  und  das  Gehirn ,  die  Luftröhre  und  Lun- 
gen ,  die  Häute ,  welche  die  Eingeweide  umkleiden    und   alle   übrige  Eingeweide 

«elbst 


i44 


selbst,  yorzüglicli  der  Magen,  Darmkanal  und  4ie  Harnwege,  ferner  die  Brü- 
ste, die  männlichen  und  weiblichen  Geschlechtstlieile,  verschiedene  Säfte  und 
Feuchtigkeiten,  der  Zahnschmutz,  die  Thräiienfeuchtigkeit,  das  Ohrenschmalz, 
der  Speichel,  der  männliche  Saame  und  sogar  verschiedene  Geschwüre,  Ge- 
schwülste und  Ausschläge  gaben  einem  Heere  von  den  verschiedensten  Insek- 
ten -  und  Würmerarten ,  und  wahrscheinlich  auch  Amphibien ,  Aufenthalt  und 
Nahrung,  welches,  wie  mir  scheint,  genugsam  das  Unternemen  rechtfertigen 
kann ,  den  Einflufs  der  Entomologie  und  Helminthologie  auf  den  menschlichea 
Körper  einer  umständlichen  Erläuterung  gewürdiget  zu  haben. 


Er- 


i45 


Erklärung  der  Kupfertafelii  des  zweytcn  Bandes. 


Tabula     I. 

Fig.    T.  Der  Hautwurm  (Filaria  medinensis)  a.  das  Kopfende,    b.  das  Schwänzende. 
2.   Der  Fadenwurni   (Goj-dius  aquaticus). 

—  3.   Der  medicinische  Bliitigel  (Hirudo  medlcinaUs)  von  der  Rückenseite,   a,  das  Kopf- 

ende ,   h.  das  Schwanzende. 

—  4.  Eben  dieser  ßlutiyel  von  der  Bauchseite,   a.  der  geöffnete  Mund,   b.  der  Absatz. 

—  5.   Die  geschlossenen  MuniÜippen  desselben  Blutigels. 

—  6.   Der  Haarschwanz  (Trichocephalus  /lomiius)  in  natürlicher  Grosse,   a.b.  der  dicke 

Theil  desselben,    b.  c.   das  Schwanzende. 

—  7.  Derselbe  Wurm   etwas  vergrüssert,    a.  b.  der  Säugrüssel. 

—  8-  Das  Kopfende  dieses  Wurms  in  einer  starken  Vergrosserung,   a.  b.  der  Saugrüssel 

c.  der  JNahrungskanal ,   d.  e.  der  Eyerstock,    oder  das  Organ  der  Fortpflanzung. 

—  9.   Ein  durchs  zusammengesezte  iMikroskop  vergrösserter  Haarschwanz,   a.  b.  der  Saug- 

rüssel,  <3.  c.  der  Körper,  c?.  der  Nahrungskanal,  y.y.  der  Zeugungskanal,  c.  die 
gemeinschaftliche  Öffnung  beyder  Kanäle,    c.  e.  der  haarförnnige  Schwanz. 

—  10.    Das  aufgeschnittene,   stark  vergrösserte  hintere  Ende  des  Haarschwanzkörpers,   wor- 

innen  a.  b.  das  Ende  des  Nahrungskanals  und  c.  d.  das  Ende  des  Zeugungska- 
nals sichtbar    sind. 

—  II,  Ein   verkleinert  vorgestelltes,   von  Spulwiirmprn  durchbohrtes  Darmstück   aus  dem 

Leichname  einer  alten  Frau,  a.  ein  Tlieil  des  gewundenen  Darms  (intestinum 
ileum)  b.  der  Blinddarm  (intest,  coecuni)  e.  der  aufsteigende  Grimmdarrn  (in'- 
lest.  Colon  ascendens)  d.d.  e.  drey  Bänder,-  welche  die  wurmförmigen  Fortsätze 
(Processus  vermiformes)  genannt  werden,  g'.  ein  Loch  ,  aus  welchem  ein  Spul- 
wurm heraus  hängt,  h.  ein  anderes  ebenfalls  von  einem  Spulwurrae  gemachtes 
Loch. 

Tabula     IL 

Fig.    I.  Ein  Afterwurm  (Ascaris  vefmicularis)  in  natürlicher  Grösse,    a.  das  Kopfende,   b, 
das  Scliwanzende. 

—  2.   Der  durchs  Mikroskop  gezeichnete  weibliche  Afterwurm ,  «.  die  drey  Saugwärzchea 

des  Kopfs  ,  b.  c.  die  zwey  Backenblasen,  d.  der  dickste  Theil  der  Speiseröhre 
e.  der  Magen,  /.  g.  das  weibliche  Zeugungsorgan,  ^.  Ji.  das  unier  und  zwischen 
dem  weiblichen  Zeugungsorgane  wieder  zum  Vorschein  kommende  Ende  des  Nah- 
rungskanals ,  i.  die  Schwanzspitiie  des  Wurms  ,  /,  k.  der  weibliche  Ge&chlecuts- 
gfing ,  k.  die  zwischen  zwey  kleinen  Hervorraguiigen  befindÜche  Mündung  die- 
ses Gangs. 

19  Fig. 


i46 

Fig.  3.  Ein  vergrossertes  geprePstes  Stückchen  Haut  des  zerdrückten  Wurms  mit  Güzischen 
Embryonen  oder  vielmehr  Eyern. 

—  4.  Ein  solches  Ey  stark  vergrüssert. 

— —  5.  Der  vergrosserte  männliche  Aftenvurm ,  a.  die  Saugwärzdien,  b.c.  die  Backenbla- 
sen  von  unten,  d.  der  Magen,  e.  f.  eine  zweyte  Erweiterung  des  Wahrungska- 
nals,  oder  ein  zvveyler  Magen ,/'.  ^^.  das  Zeugungsorgan,  g.  i.  ein  Ausführungs- 
gang,  h.  die  Mündung  dieses  Ausführungsgangs,  A.  /.  die  schmale  Fortsetzung 
des  Nahrung.skanals,  /.  vi.  die  Schwanzspitze. 

—  6.  Ein  Spulwurmweibchen  (Ascaris  hinibricoiih-s)  von   einem  fiinfjährichen  Knaben  in 

natlirlicPier  Grösse  mit  den  durch  seine  Haut  schinmiernden  Nahrungskanale  und 
Geschlechtsorganen,  a.  der  mit  drey  Wärzchen  versehene  Kopf ,  b.  die  eichelfur- 
mige  Schwanzspitze,  c.  d.  e.  die  Seitenlinien  oder  Bänder,  von  welchen  hier  nur 
diey  sichtbar  sind. 

—  7.   Der  vergrüsserte  Kopf  nebst  den  ersten  Ringen  des  Spulwurms  von  vorne,   a.a.a.a. 

der  Anfang  der  vier  bis  zum  Schwanzende  fortlaufenden  Seilenbänder,  b.  die  Kopf- 
wärzchen. 

—  8.  Das  vergrüsserte  Schwänzende  des  Spulwurms,    a.  eine  kleine  Erhabenheit ,  unter 

welcher  sich  der  Alter  beiludet ,   b.  die  Schwaazspitze. 

—  9.  Der  seiner  ganzen  Länge  nach  aufgeschnittene  und    mit  Nadeln  befestigte  weibli- 

che Spulwurm,  a.  a.  a.  a.  die  von  beyden  Seiten  zurückgelegte  Haut,  b.  b.  b.  die 
Ringe  dieser  Haut ,  c.  die  drey  klappenfürmigen  Kneipzangen  des  Kopfs,  cd. 
der  Magenschlund,  d.  e.  der  Magen,  e.  f.  der  Darmkanal,  dessen  mittlerer  Theil, 
e.  g.  durch  die  umherliegenden  Eyerleiter  bedeckt  ist,  A.  A.  das  unter  dem  Nah- 
rungskanale  liegende  weisse  Gefäfs,  /.  der  Anfang  des  Eyergangs,  k.  der  Anfang 
des  zweyhörnichten  Uterus,  /.  die  Verwicklungen  der  Eyerleiter. 
•—  10.  Die  weiblichen  Geschlechtstheile  ausser  ilirer  Lage  vergrüssert  vorgestellt,  a.  die 
Öffnung  des  Eyergangs  oder  der  Mutlerscheide,  b.  b.  die  anfangenden  Hürner 
des  Uterus ,  c.  c.  c.  c.  c.  c.  die  verschiedenen  Eyerlagen  in  den  Hürnern  des  Ute- 
rus, d.  d.  die  Enden  dieser  Hürner,  e.  e.  die  geschlängelten  Eyerleiter,  F.f.  die 
feinen  Fäden ,  in  welchen  sich  die  Enden  der  Eyerleiter  theilen. 

—  II.  Verschiedene  durchs  Mikroskop  gezeichnete  Eyer  aus   den  Eyerlagen,     a.  a.  ganz 

runde,   b.  b.  länglichtrunde  Eyer,   in  deren  Mitte  der  kleine  spiralfürmige  Faden 
oder  Keim  des  künftigen  Wurms  sichtbar  ist. 

o 

—  13.   Der  aufgeschnittene  männliche  Spulwurm,  a.  die  drey  Klappen  des  Kopfs  ,   a.  b.  der 

Magenschlund,    b.  c.  der  Magen,    c.  d.  d.  der  Darmkanal ,    e.  das  weisse  Gefäfs, 
f.  das  männliche  Glied,  g.  h.  das  Samenbläsgen,   i.  i.  i.  die  Samengefässe. 
——   13.  Die   männlichen   Geschlechtsorgane    des    Spulwurms   ausser   ihrer  Lage,     a.  b..  das 
männliche  Glied ,   Z».  c.  das  Samenbläschen,    c.  J.  die  Samengefässe. 

Tabula     III. 

Fig.    1.  Ein  Klümpchen  Schleim   aus  dem  menschlichen  Darmkanale,    welches  einige  Eyer 

des  langgliedrichten  Bandwurms  fTaenia  Sohum)  enthält,   a.  eins  der  kleinsten, 

b,  eins  der  grü.slen  dieser  Eyer. 
-—   2.  Der  Kopf  und  eine  lleihe  der   eisten   und    kleinsten  Glieder    desselben  Bandwurms 

in  natürlicher  Grösse  von  der  Seite,     0.  der  Saugsüssel,     b.  b.  die  zw«y   Seiten- 

■wärzchen  des  Kopfs. 

Fig. 


i47 

.Fi«".    3.   Derselbe  Kopf  in   natürlicher  Grösse  von  vorne,    a.  der  Saugrüssel,    b.  b.  b.  h. 

die  vier  Spitenvviirzcheii   des  Kopfs. 
.—      4.   Ein  Seitenwärzclien  des  Kopfs  in  natürliclier  Grösse. 
c.   Eben    dieses  Seitenwärzchen  vergrössert,    a.  die  sternförnn'ge  Mündung. 

—  6.   Dasselbe  Seitenwarzchen  von  der  Seite  ver^'rössert  dargestellt,   a.  die  sternförmige 

Mündung  des  Seitenkanals ,  b.  das  konische  in  den  Seitenkanal  übergehende 
Ende  dieses  Wärzchens. 

—  7.   Der  etwas  vergrösserte  Kopf  (Fig.   3)  von  vorne,    b.  der  Saugrüssel,   b.   b.  b.   die 

Seitenwärzclien  c.  c.  die  ersten  sich  an  den  Kopf  anschliessenden  Glieder. 

—  8'  ^^^  ^'^^   ^"-'^   Seite   stark  vergrösserte  Kopf  a.    der  durch   den  Druck   des   Prefs- 

schiebers  platt  gewordene  Sangrüssel  mit  den  spitzigen  Blasendecken,  b.  b.  die 
Seitenwärzchen  des  Kopfs  mit  ihrer  runzlichten  Mündung,  c.  c.  die  Seitenkanäle, 
als  die  Fortsetzungen  jener  Mündungen,  d.  der  vom  Saugrüssel  seinen  Anfang 
nemende  mittlere  Kanal. 

—  9.   Ein  Umrils  des  vergrusserten  Kopfs  von  vorne,    an  welchem  von  der  einem  Seite 

a.  a.  die  an  ihrem  Umkreifs  kurzfaserigen  Seitenwärzchen,  in  der  Mitte  aber  b, 
der  drejzehn  Stralilen  bildende  Saugiüssel  sichtbar  sind,  c.  der  innere  Kreis, 
von  welchem  die  strahlenförmig  auslaufenden  Saugröhrchen  entstehen ,  d.  der 
äussere  Kreis  der  von  dieser  Seite  freyen  Enden  der  Saugröhrchen ,  e.  e.  e. 
schwarze,  am  Ende  der  weissen  Zwischenräume  zu  bemerkende  Punkte  ,  welche 
die  Mündungen  der  in  diesen  Zwischenräumen,  tiefer  liegenden  Saugröhrchen  zu 
seyn  scheinen  ,/". /./".  schwarze  Punkte ,  welche  wahrscheinlich  Mündungen  der 
in  den  schwarzen  Zwischenräumen  höher  liegenden  Saugröhrchen  sind. 

—  10.  Der  Kopf  in  der  Lage  Fig.  3.   durchs  Mikroskop  gezeichnete   a.  der  stumpfe  her- 

vorragende Tlieil  des  Saugrüssels  ,    b.  b.  der  vordere  Kreis  der   spitzigen  Blasen- 
decken,   c.  c.  der  hintere  Kreis   dieser  Blasendecken,   d.  d.    die  Seitenwarzchen 
des  Kopfs,    e.  f.  einige  Halsglieder. 
— •    II.  Eine  einzelne  Blasendecke  oder  Blasenhülse   stark  vergrössert,    a.    das    befestigte, 

b.  das    freyeEnde,    c.  die  runde  Aushöhlung,    welche  das  Bläsgen   aufnimmt. 

—  13.   Der  vergrösserte   von  den  Blasendecken  entblöfste  Kopf,   a.  a.  a.   der  freye ,    her- 

vorragende Theil  des  Saugrüssels,  b.b.  die  erste  Blasenreihe  mit  der  in  der 
Mitte  Jedes  Bläsgens  beHndhehen  Mündung  der  Saugröhre,  c.  c.  die  erste  Reihe 
der  Blasenstiele,  oder  der  in  die  ßläsgen  gehenden  Saugröhren  selbst,  d.  d.  die 
zweyte  Blasenreihe,  c.  e.  die  zweyte  Reihe  der  Blasenstiele,  f.  f.  die  zwey  Sei- 
teuwär,ichen  des  Kopfs ,  g.  h.  die  ersten  Glieder  am  Halse  des  Bandwurms. 

—  13.  Der  langgliedrichte  Bandwurm  selbst  mit  seinen,    aus  Mangel  des  Raums  abgekürz- 

ten Gliederreihen,  a.  b.  der  Kopf  mit  der  ersten,  etvvann  eine  Elle  betragenden 
Strecke  kurzer  Glieder,  i.  Der  Saugrüssel,  2.  2.  die  zwey  Seitenwärzchen  des 
Kopfs,  b.  c.  die  zweyte  Strecke  mehr  entwickelter  Glieder,  3.  3.  der  mit  sei- 
nen Astchen  schon  sichtbare  mittlere  Kanal,  4.  4.  der  wie  eine  Linie  erschei- 
neiide  Seitenkanal,  c.  d.  die  dritte  Gliederreihe,  in  welcher  die  Verästunf^en 
des  mittleren  Kanals  sich  vermehren,  d.  e.  die  vierte  Gliederreihe  mit  den  im- 
mer zahlreicher  werdenden  Astchen  des  mittleren  Kanals ,  den  mehr  sichtbaren 
bald  die  eine,  bald  die  andere  Seite  besetzenden  Randwärzchen  der  Glieder 
und  dem  schreglaufenden  Gang  dieser  Wärzchen  gegen  den  mittleren  Kanal, 
e.  f.  die  fünfte  GlieJers trecke  ,  in'_  welcher  die  Vervielfältigung  der  Ästchen  uud 

die 


i48 

die  Stärke  der  Seltenkanäle  immer  bemeikbarer  wird,  f.  g.  die  sechste  und  brei- 
teste Gliederstrerke ,  in  welcher  die  verschiedenen  organischen  Theile  jedes 
GUeds  am  meisten  in  die  Augen  fallen,  3.  3.  der  mittlere  Kanal,  4.  4.  4.  die 
zwej  Seitenkanäle,  5.  5.  die  Randwärzcheü  der  Glieder,  g.  h.  die  siebente,  an 
Breite  ab-  und  an  Länge  zunemende  Gliederstrecke,  //.  i.  die  achte  Glieder- 
strecke, in  welcher  die  Glieder  die  grufste  Länge  erreicht  haben,  in  Rücksicht 
der  Breite  aber  sich  wieder  der  fünften  nähern,  3.  3.  der  mittlere  Kan;il ,  4.  4. 
die  Seitenkanäle ,  5.  5.  5.  die  Randwärzchen  der  Glieder.  6.  6.  die  zalilreich- 
«ten  Verästungen  und  Einmündungen  des  mittleren  Kanals,  7.  die  '\'^ereinl 'uii^ 
seiner  Astchen  mit  den  Seitenkanälen,  S»  8-  8«  8«  der  untere,  breitere  Theil  je- 
des Glieds,  welcher  über  das  folgende  Glied  immer  etwas  vorspringt,  /.  k.  die 
neunte,  oder  Endstrecke  des  langgliedrichten  Bandwurms,  9.  das  ovalruud  ab- 
gestumpfte Schwanzende,   dessen  Spitze  der  mittlere  Kanal  nicht  gar  erreicht. 

—  14.  Der  bey   a.   bemerkte  Zusammenhang  des    mittleren  Kanals  und    der  Seitenkanäle 

zweyer  in  ihrer  Verbindung  auseinander  gezogner  Glieder. 

—  15.   Der  stai'k  vergrosserte  Seitenrand  eines  Glieds  aus   der  achten  Reihe  (Fig.   t  5.  h.  i.) 

a.  a.  der  Seitenkanal ,  h.  b.  b.  b.  dessen  Spaltung  und  Umfassung  der  Randwar- 
zenmündung,   c.   diese  Mündung  selbst. 

—  16.   Ein  stark   vergrössertes  Stück  eines  Glieds  aus    der  achten  Reihe    (Fig.    13.  h.  i.) 

mit  dem  schreglaufenden  Gang,  a.  die  Randwarze  oder  die  Hervorragung  des 
schreglaufenden  Gangs,  b,  die  Theilung  dieses  gemeinschaftlichen  Gangs  in  zwey 
Gänge,  b.  c.  der  obere  oder  männliche  Gang^  c.  dessen  rundes  blasenftirmiges 
Ende,  d.  e.  der  untere  oder  weibliche  Gang,  f.  dessen  breites  ungleiches  Ende. 
— —  17.  Ein  ähnliches  stark  vergru.ssertes  Stück  eines  Glieds,  an  welchem,  ausser  dem  ge- 
theilten  schreglaufenden  (iang,  auch  der  mittlere  Kanal  mit  seinen  Ästen  und 
der  eine  Seitenkanal  sichtbar  sind,  a.  a.  der  Seitenkanal,  b.  der  trichterför- 
mige Rand  in  der  Gegend  der  Randwarze,  in  welchem  die  Mündung  des  ge- 
theilten  schreglaufenden  Gangs  hervorragt.,  c.  das  kugelförmige  Ende  des  männ- 
lichen Gangs,  d.  e.  der  gekrümmte  weibliche,  mit  Eyern  angefüllte  Gang,  wel- 
cher den  mittleren  Kanal  beynahe  erreicht,  g.  g.  der  mit  Eyern  versehene  mitt- 
lere Kanal  selbst,  h.  h.  h.  h.  die  aus  dem  mittleren  Kanal  hervorkominenden 
Aste ,  i.  i.  die  Einmündungen ,  oder  Vereinigung  verschiedener  solcher  Äste  nüt 
einander. 

Tabula     IV. 

Fig.  I.  Der  kurzgliedrichte  Bandwurm  (Taenia  vulgaris)  a,  der  Saugrüs.^el ,  b.  Z».  die  Sei- 
tenwärzchen  des  Kopfs ,  c.  c.  die  von  diesen  Seitenwärzchen  ihren  Anfang  ne- 
nienden  Seitenkanäle,  d.  e.  die  auf  die  Halsglieder  folgende  zweyte  Gliederreiiie, 
.  welche  wie  die  vorhergehende  und  die  folgenden  Reihen  eine  halbe  Elle  lang 
ist,  e.  f.  die  dritte  Gliederreihe,  f.  g.  die  vierte  Gliederreihe,  h,  h.  ein  einzel- 
nes Glied  dieser  Reihe  mit  seinen  zwey  Randknölchen,  g.  L  die  fünfte  GJie.- 
derreihe ,   k.  k.  zwey  Randfältchen  dieser  fünften  Gliederreihe. 

— -  2.  Vier  durchs  einfache  Mikroskop  gezr'ichnete  Glieder  der  zweyten  Reihe,  a.  a.  a.  a. 
die  Seilenkanäle,  b.  ^.  die  in  jedem  Gliedc  einander  gegenüberstehenden  Rand- 
wärzchen, deren  schreglaufenden  Gänge  beynahe  die  Mitte  des  Glieds  errei- 
chen, c.  c.  die  kleinen  Eyer,  welche  die  schreglaufenden  Gänge  umgeben. 

Fig. 


»49 

Fig.  3.  Einige  durchs  einfache  Mikroskop  betrachtete  Glieder  der  fünften  Reihe,  a.  o. 
der  Anfang  eines  solchen  Glieds ,  b.  h.  das  hervorragende  Ende  desselljen ,  wel- 
ches das  nächste  Glied  wie  in  einer  Falz  aufnimmt,  c.  c.  die  Randwärzchen  mit 
ihren  Mündungen ,   d.  d.  d.  d.  die  Seiteakaufile. 

—  4.  Einige  durchs   zusammengesezte  Mikroskop    betrachtete   Glieder    aus    der  vierten 

Reihe,  a.  a.  a.  der  immer  über  das  vorhergehende  Glied  hervorstehende  Rand 
des  breiter  gewordenen  folgenden  Glieds,  b.  die  zehichte  Substanz  des  Wurms, 
c.  c.  c.  die  verschiedenen  länglicht -runden  Eyer  in  dieser  Substanz, 

—  5.   Ein  breiter  Bandwurm    (Taenia  lata),   welcher  nur  drey  bis  vier  Schuh  !lang  war, 

a.  der  Kopf,  «.  b,  die  erste  Gliedert eilie,  b.  c.  die  zweyte  Gliederreihe,  c.  d. 
die  dritte  Gliederreihe,  d.  e.  die  vierte  Gliederreihe,  ß  f.  f.  f.  das  mitllere 
Gefäfs. 

—  6.  Die  vier    durchs  Mikroskop    betrachteten   Kopfvvärzchen    des    breiten  Bandwurms, 

deren  mittleier  Theil  (a.)  einwärts  gezogen  ist  und  trichterförmig  erscheint. 

—  7.   Ein   solches  Wärzclien  von    vorne  vorgestellt,    a.  der  hier  als    ein  Knüpfchen    er- 

scheinende,  hervorgetriebene,   mittlere  Theil  desselben. 

—  S>  Einige  der  grüfsten  ,   etwas   vergrösserten  Glieder,    a.  b,  das  mittlere   Gefäfs,    c.  c. 

die   Öffnungen  des  Eyergangs. 

—  9.  Drey   noch   stärker  vergrösserte  Glieder  der  dritten  Gliederreihe,    in  deren  Mitte 

die  Eyerblümchen   sichtbar  sind  ,    a.  die  Öffnung  des  Eyergangs   im  Eyerbliim- 
chen,   b.  b.  b.  b.  die  Seitenkanäle ,   c.  c.  die  körniclite  oder  drüsenartige  Substans 
zur  Seite  der    Seitenkanäle. 
^   10.  Ein  stark   vergrössertes  Eyerblümchen,   nebst  a.  der  Öffnung  des  Eyergangs. 

Tabula     V. 

Fig.      I,  Ein  wie   ein  Herz    aussehender   Blasenwurmkürper ,    und  a.  dessen   eingezogener 
Hakenkranz. 

—  3.  Ein  solcher,  noch  flächer  zusammengezogener  Körper  eines  Blasenwurms    (Hyda- 

tigeiia) ,  a.  b.  zwey  Saugblasen  und  unter  diesen  ein  schwarzer  Mittelstrich  oder 
eingezogener  Hakenkranz  c. 

—  3.  Ein  anderer  Blasenwurmkürper,   den  Göze  mit  einem  Becher  vergleicht,   a.  b.  zwey 

Saugblasen. 

—  4,  Noch  ein    solcher  kegelförmiger  Körper,    a.  b.  zwey  Saugblasen,     c.  der  Haken- 

kranz,  d.  das  spitzige  Ende   ohne  Öffnung. 

—  5.  Ein  ähnlicher  Blasenwurmkörper ,  a.b.  die  zwey  Saugblasen ,    c.   der  Hakenkranz, 

d.  die  vertiefte  Öffnung  am  Ende. 

—  6.   Der  vergrösserte  Körper   eines   Blasenwurms    vom   Göze   unter    dem   Prefsschieber 

vergrössert,   a.  b.  c.  d.   die  hier  in  einer  Reihe  liegenden    vier  SaugmHndungen. 

e.  der  doppelte  Hakenkranz,  f.   eine  Öffnung   am  Hintertheile. 
— -      7.   Drey  vergrösserte,   von    dem  Hakenkranze  abgegangene  Haken. 

•—      8»   Die  innere,    etwas  entzündete  Fläche  <  ines  Stückchen  mit  Blasenwürmern  b.  c.  d.  e. 
besezten  Bauchfells   a.  a.  a.  aus  einem  wassersüchtigen,     weiblichen  Kadaver. 

—  9.   Das  durch  einen  Kreutzschnitt  geöffnete  Involukrum   eines  vom  Bauchfelle  getrenn- 

ten Eingeweideblasenwurms  (Taenia  Tisceralis  Treutleri) ,  in  dessen  Mitte  der 
rergfösserte,  drey  Knötcheß  bildejade  Kopf  dieses  Wurms  sichtbar  ist. 

Fig. 


—  15- 


Fi''.   10.  Eben  dieser  BlasenWurm  von   der  Seile  und  noch  mehr  vergrüssert. 

jl^  Der  bis  an  die  Grundllache  der  Blase  zurückgezogene   Kopf  dieses  Wurms,    wel- 
cher die  Glieder  seines  Körpers  bedeckt. 

.    j2.  Der  iMuskelblasenwurm   (Taeiiia  miiscularis)  oder  die  menschliche  Finne  in  ihrer 

natürlichen  Lage  zwischen  den  Muskelfasern  ,  a.  a.  a.  a.  ein  Stück  des  ßrustmus- 
kels ,  /'.  b.  die  äussere  Blase  (f'esica  vaginalis)  welche  die  Finne  enthält,  c.  ein 
über  die  Haut  der  äusseren  Blase  sich  verbreitendes  Blutgefäfs,  d.  die  dtirch  diese 
Blase  durchschimmernde  Finne  selbst. 

—    I".  Der  von  den  Muskelfasern  getrennte  und  etwas  vergrüsserte  Blasenwurm,   a.  a.  die 
äussere  Blase,    b.  das  zu  derselben  gehende  Blutgefäfs,    c.  die  Finne  selbst. 

j,^  Eine  der  grösseren  Finnen,  welche  aus  der  äusseren  Blase  herausgenommen  wor- 
den ist ,  a.  a.  die  getlieihe  Innenblase  (T  esica  caudata)  b.  die  knorplichte  Lin- 
senblase (Capsa  lenticularis). 
Eine  Finne,  aus  deren  Linsenblase  der  Wurm  selbst  hervorragt,  a.  die  knorp- 
lichte Linsenblase ,  b.  b.  die  getheilte  Innenblase,  c.  die  Stelle,  wo  die  beyden 
Enden  dieser  Innenblase  vereinigt  sind  ,  d.  der  Kopf  des  Wurms  mit  dem  Säug- 
rüssel  und  zwey  Saugwärzchen  von  der  Seite ,    e.  die  Gliederieihe  des  Körpers. 

j^^  Der  Kopf  und  die  Glieder  dieses  Blasenwurms  in  einer  massigen  Vergrösserung,  a. 

der  Saugrüssel,    b.  b.  die   den  dicksten  Tlieil  des  Saugrüssels  umziehende  dop- 
pelte Reihe  von  Saugbläsgen,  c.  c.  die  xwey  oberen Seitensaugwarzen,  d.  d.  d.  d.  d. 
die  gezackten  Glieder  des  Körpers,  e.  der  vom  Saugrüssel  seinen  Anfang  nemende 
mittlere  Kanal,  J^- /•  die  von  den  Seitensaugwarzen  entstehenden  Seitenkanäle. 
Ein  Stückchen  von  der  harten  Hirnhaut  unter  dem  rechten  Seitenbeine,   a.  a.  a.  a. 
tratd^enförmig   an    einander    hängende  Wasserbläsgen,      b.  b.   b.   kleine   Sthlag- 
aJerästchen. 
Ein  Theil  von  dem  aus  den  Soitenhirnhölen  genommenen  und  an  einer  Nadel  hän- 
«»enden  Aderirellechte,    a.  a.  a.  a.  birnförmige  Hydatiden  oder   die   Wohnungen 
des   birnförmigen  Blasenwurnis   (Taenia  piriformis)  h.b.b.   die   Blutgefässe,    aus 
welchen  jenes  Adergeflec  hte  besteht. 
Der  vorn  Adergellechte  getrennte  und  etwas  vergrüsserte  birnförmige  Blasenwurm, 
a.  dieser  Wurm   selbst,     welcher  sich  in  der  Blase  zurückgezogen    hat    und   als 
ein  rundes  Wärzchen  sichtbar  ist ,    b.  h.  der  bauchichle  l'heil  der  Schwanzblase, 

c.  der  Stiel  jener  Blase. 
Eben  dieser  Wurm  mit  seinem  aus  der  Blase  hervorgestreckten  Körper  in  einer  ge- 

lin'^pn  Vergrösserung,   a.  a.  der  ganze  Wurmkörper,   b.  b.  c.  die  Schwanzblase. 
2j_  Der   stark  vergrösserte  Körper  des    birnföruiigen  Blasenwurms,    a.    der  Saugrüs- 
sel    b.  b.  der  doppelte  Hakenkranz   am  hintern  Theil  des  Säugrüssels ,    c.  c.  die 
SauJ^vvärzchen ,   wovon  nur  drey  in  gegenwärtiger  Lage  des  Kopfs   sichtbar   sind, 

d.  d.  die  aus  eben  diesen  Saugwärzchen  entstehenden  Nahrungskanäle ,  «?.  der 
Hals  des  Wurms  ,  /".  der  Körper  desselben ,  g.  der  breitere  Theil  der  Blase,  mit 
welchem   der  Wurmkörper  zusammenhängt. 

Tabula     VI." 

Fiff.      I.  Ein  Theil  des  etwas  vergrösserten  Hirngeflechts  mit  den  anhängenden  weifs  punk- 
tirten  Blasenwürmern  (Taenia  albo  punctata)  a.a.  die  zwej  grossen  Blutgefässe 

des 


—   17. 


—   18. 


—  19. 


20. 


i5* 

des  Hirngefleclils,  welclie  mit  ihren  Veraslungen  widernatürlich  ausgedehnt  sind, 
b.  h.  grossere,  iiiil  der  gemeinschaftlichen  Haut  umgebene  Hydaliden ,  durch 
welche  auch  zwey  widernatürlich  ausgedehnte  Lvmpligefiisse  riehen,  r.  c.  kleinere 
und,  wegen  der  dünnen  Plaut,  mit  welcher  sie  umgeben  sind,  deutlichere 
Hydatiden. 

Fig.  2.  Der  vom  Hirngeflechte  abgesonderte  weifs-punktirte  lilasenwurm  in  einer  zehn- 
maligen Vergrösserung,  a.  die  weifs --punktirte  Schwanzblase,  h.  h.  die  iheils 
vom  Körper  des  Wurms,  theils  von  der  Schwanzblase  getrennte  und  zurückge- 
legte äussere  Haut,  c.  der  mit  sechs  Häl^chen  versehene  llüssel  des  hervorge- 
streckten Wurmkorpers. 

•— >  3.  Ein  Theil  des  verhärteten,  aus  dem  Zellgewebe  des  in  der  Nachbarschaft  de» 
linken  Eyerstocks  genommenen  Fetts,  in  welchem  eine  länglichte,  mit  einer 
dünnen  Haut  ausgekleidete  Höhle,  nebst  dem  darinnen  wohnenden  Fellblatt- 
wurme   ( Hexathyndiuni  Pinguicola)    sichtbar   ist. 

—  4.   Dieser  aus   jener  Höhle  genommene  Wurm  selbst,    dessen,   das  breitere  Kopftheil 

umziehende  Lippe   so   zusammengezogen   ist,     dafs  man    die   sechs  Saugpunkt« 
daran   nicht  wahrnemen   kann. 

—  5.  Das   Kopfende   desselben   Wurms   mit    den  hier  sichtbaren   sechs  Saugporen, 
•—      6.  Der  Venenblattwurm    (Hexathyridium  venarum)   von    der    untern  Seite. 

—  7.  Derselbe  Wurm  von   der  Rückenseite. 

—  8>  Die  Dicke  dieses    breitgedruckten   Wurms  in    einem   Durchschnitte. 

»—  9.  Ein  Theil  der  Luftröhre  mit  ihren  Verästungen  und  widernatürlich  veränderten 
Drüsen,  a.  die  untersten  Knorpel  der  Luftröhre,  h.  der  rechte  Luftröhrenast, 
c,  der  linke  Luftröhrenast,  d.  d.  d.  d.  d,  d.  die  abgeschnittenen  Bronchial- 
äsle,  e.  y.  g.  h.  vier  Drüsen,  deren  Lymphgefässe  widernatürlich  aufgetrieben, 
aus  ihrer  natürlichen  Lage  gebracht  und  ihrer  Valveln  beraubt  sind.  Die  in 
diesen  GeFässen  befindlichen  sehr  zarten  Würmer  schimmerten  zwar  durch  die 
zarte  Haut,  Hessen   sich  aber  in  der  Abbildung  nicht  deutlich  machen. 

—  10.  Ein  vergrösserter  Theil   der  Drüse  CFJg-  9-  <?•)  «"^  welchem  die -ihrer  Klappen   be- 

raubten und  aus  ihrer  natürlichen  Lage  gezogenen  Lymphgefässe  sichtbarer  sind, 
a.  der  durch  ein  solches  Gefäfs  schimmernde  Lymphgefäfs- Hakenwurm  (7/a- 
mularla  lymphatica). 

—  II.  Dieser  aus  dem  Lymphgefafse  der  Drüse  genommene ,   achtmal  yergrösserte  Wurm 

selbst,     a.    der  einwärts  gekrünmite  und  mit  zwey  Häkchen  versehene  Kopf,   h, 
das  Schwanzende,   c.  c.  c.  c.  dunkle  Flecken,     welche  hin  und  wieder  am  Kör- 
per erscheinen. 
»—   12.  Das  noch    mehr   vergrösserte  Kofende  desselben  Wurms. 

—  13.  Ein    vier  bis  fünf    hundert    mal    vergrösserter  Theil    eines  Samentropfens,    a.  ein 

menschliches  Samenthierchen  in  horizontaler  Lage,  h.  ein  solches  mit  dem  ge- 
scl  wänzten,  oder  Vordertheil  seines  Körpers  sich  fortbewegende^  Thierchen  mit 
der  punktiiten  Spur  seiner  zurückgelegten  geschlängelten  Laufbahn,  c.  ein  wie- 
der uutei tauchendes  Samenthierchen,  d.  ein  solches  tiefer  im  Samentropfen  ge- 
hendes, e.  ein  sich  wendendes  und  dadurch  an  der  unteren  Seite  des  Körpers 
flacher  und  heller  erscheinendes  Thierchen ,  f.  f.  f.  geronnene  Samentheil- 
chen. 
—   14.  Ein  Stück  Häutchen,     welches   sich  nach  einigen  Tagen  auf  der  Oberfläche  des 

mit 


i54 
Verbesserungen. 

In  Jer  Vorrede  ist  S.  IX.  Zeile   3    noch  übersehen  worden  unsekäädeh  statt  unschUhtic-k. 

Zwey ter  Band. 
Seite     45   Zeile   2   Halbglieder  statt  Halsglieder. 

—  70      —   20   stillen   statt  stillem. 

—  —     —  2g   ersteren    statt  ersterem. 

—  —      —    30    leztereni   statt   l-ezteren, 

—  71      —    31    waren    slatt  wären. 

—  73      —      6   ist   nach   Fortpflanzung   welche  ausgelassen. 

—  74  Columne  2   Zeile   20   Scriberi  statt  Scribonii. 

—  77   Columne  2      —      3   Helle   statt  Halle. 

—  80    Zeile  21    um   statt  nun. 

—  81      —      5    hätten   statt  hätte. 

—  84      —      9   Kopfe   statt   Knopfe. 

—  S9      —   16    ist  nach   hier    tiicht  ausgelassen. 

—  106      —      6    ihm   statt  ihn. 

—  I  I  3      —      4   dürrem  statt  dünnem. 

—  lag     —      2   ist  nach   erstere  an  ausgelassen. 

—  135      —   3  3   mufs  nach  Kröteneyes  tücht  weggelassen   werdeu. 


ENTOMOLOGIE 

und 

HELMINTHOLOGIE 

des 

menschlichen  Körpers 


oder 


Beschreibung    und    Abbildung    der  Bewohner  und  Feinde  desselben 
unter  den  Insekten  und  Würmern 


von 


D.    Johann    Heinrich    Jördens 

Rönigl.    Preufs.    Ilofratlie,    der  Kurfürstl.    Maynzisclien   Academie   nützlicher  Wissenschaften    zu  Eifurtli  iind 

der  mineralogischen   Societät   zu  lena    Ehrenmitglied. 


Zweyter    Band 

die    Helminthologie    enthaltend 

mit     sieben    Kupfertafeln» 


Hof,    bey  Gottfried  Adolph  Grau    1Q02, 


S?reifs dieses  zweyten  Bandes  mit  illum.Kupferri       7     thlr.  12  gr.  sächs.  oder  13  fl.  30  kr.  rhein. 
mit   schwarzen    Kupfern       5     thlr.  16  gr.  sächs.  oder  10  fl.  12  kr.  rhein. 


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