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Full text of "Entomologische Zeitung"

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Bntomologische  Zeitung. 


^Ütri^' 


Herausgegeben 

von  dem 

entomologischen  Vereine 


STETTIN. 


Sechsundzwanzigster  Jahrgang. 


Stettin  1865. 


Druck  von  K.  Grassmann, 


*  '^  /  »  ▼    y 


Eliitoiuologiiielie  Zeitung 


herausgegeben 

von  dem 


entoDiologlschen  Vereine  zu  Stettin. 


Redaction*  ^^^  Commissiou  bei  den  Biichhandl. 

„    .    „  ^        '  ,         V.  E.S.Mittlerin  Berlin  II,  Fr.  Fleischer 

C.  A.  Dohrn,   v  ereins-Präsident.  in  Leipzig. 

0.  1—3.  26.  Jahrgang.      Jan.— März.  1865. 


IVeiijalirs  -  Scabioise. 


Yucca  gloriosa  Francofurti, 

eine 

Entomologische  wahre  Raup-  und  Mordgeschichte. 


1.  Wir  wissen  längst,  wo  Weinsberg  liegt 
Das  wackre  Schwabenstädtchen, 

Wo  einst  ein  Kaiser  ward  besiegt 
Durch  Weiberlist  und  Mädchen : 

Es  ist  nichts  Neues,  wenn  ein  Held 
Durch  Eva's  Töchter  wird  geprellt. 

2.  Den  Recken  Herkules  so  frech 
Bracht'  Omphale  zum  Spinnen; 
Held  Simson  kam  ins  dickste  Pech 
Durch  Dalila's   Beminnen: 

Feldmarschall  Holofern,  der  Tropf, 
Verlor  um  Judith  gar  den  Kopf. 

3.  Doch  allzeit  glückt's  den  Damen  nicht, 
Den  letzten  Trumpf  zu  haben, 

Drum  spielt  auch  heute  mein  Gedicht 
Nicht  im  gelobten  Schwaben  — 

Heut  gilts  dem  Trauer-Fall  und  Sturz 
Der  Crinolinen  Frankufiuts. 


4.  Nicht  in  der  Röinejstadt  am  Main  — 
(Das  merke  sich  ein  jeder,) 

Mein  Donnerwetter  das  schlug  ein 

In  Frankfurt  am  Entweder. 

Wenn  gleicli  es  auch  die  Haare  sträubt, 
Verdient  es  doch,  dass  man  es  glaubt. 

5.  ^  Lustörter  hat  man  allerlei 

In  Frankfurts  Weichgebilde, 
Buschmühle  zählt  sich  zweifelsfrei 
Zu  solchem  Lustgefilde, 

Wo  weichen  Rasen  obendrein 
Beschattet  dunkler  Eichenhain. 

6.  Lacht  nun  der  Sonntag  Mittag  hell, 
So  werden  nicht  verfehlen 
Jungfräulein  so  wie  Junggesell, 
Den  Mühlenpfad  zu  wählen. 

Manch  sitzsam  Plätzchen  beut  der  Hain, 
Wo  man  einsiedeln  kann  zu  Zwei'n. 

7.  An  Kaffeetischen  fehlt  es  nicht 
Dem  nahen  Waldessaume; 
Sticht  allzdheiss  das  Sonnenlicht, 
Hat  man  ja  Schutz  vom  Baume, 

Und  „wer  hat  dich,  du  scliöner  Wald," 
Klingt  in  den  Ohren  Jung  und  Alt. 

8.  Allein,  allein  —  der  schöne  Wald 
Barg  heute  arge  Nucken 
Entomologischer  Gestalt  — 

Wer  ahnt  auch  solche  Tücken? 
Der  ganze  Wald  befallen  war 
^  on  einer  griuinicn  Raupenschaar. 


9.     Und  was  die  Processionea 

Vermag  mit  ihren  Haaren, 

Hat  Ratzeburg  —  ihr  wisst  es  ja  — 

Zu  seinem  Leid  erfahren : 

Er  biisste  fast  sein  Nasenbein 
Durch's  Gifthaar  dieser  Raupen  ein. 

10.  Dass  goldner  Locken  wallend  Meer 
Schon  Unheil  angerichtet, 

Davon  schien  manche  Sylphe  sehr 

Persönlich  unterrichtet. 

Doch  ausgefallne  Haare?    Pfui, 

An  solchen  Kehricht  denkt  man  nie. 

11.  Recht  zahlreich  war  die  schöne  Welt 
Im  Mühlenbusch  erschienen, 

Breit  wurden  in  das  Licht  gestellt 

Die  neusten  Crinolinen, 

Und  fegten  steif  und  weitgebauscht 
Den  Rasen,  dass  es  nur  so  rauscht. 

12.  Doch  ach!   Von  diesem  Fegen  war 
Der  Boden  aufgerühret, 

LTnd  manch  perfides  Raupenhaar 

Gott  weiss  wohin  geführet: 

Nur  wer  je  Nesselsucht  gekannt, 
Weiss,  was  jetzt  im  Kalender  stand ! 

13.  „Ach  Tantchen!"    Nun?    „0  Jemine, 
Welch  schauderhaftes  Jucken 

Am  Knie  —  nein  höher  —  ach  Herrje  — 

Giebt's  hier  so  freche  Mücken?" 

Kind,  nimm  doch  Rücksicht  —  „Tantchen,  ach 
Am  liebsten  sprang'  ich  in  den  Bach !" 


14.  Zuerst  fing's  bei  den  Jüngsten  an 
Mit  ihren  zarten  Zellen, 

Dann  kamen  auch  die  Alten  dran 

Mit  ihren  grobem  Pellen, 

Zuletzt  ergrifY  das  schnöde  Leid 
Die  ganze  werthe  Weiblichkeit. 

15.  „Nach  Hause,  Kutscher!    Fahr  doch  zu, 
Was  nur  die  Pferde  laufen! 

Rasch  vorwärts  ohne  Rast  noch  Ruh, 
Nachher  lass  sie  verschnaufen! 

Doch  halt!    hier  ist  des  Doctors  Haus, 
Steig'  ab  und  klingle  ihn  heraus!" 

16.  „Herr  Doctor,  Gott  sei  ewig  Dank, 
Dass  wir  Sie  gleich  getroffen  — 
Giftmücken  —  wir  sind  alle  krank  — 
Mein  Knie  —  mein  Hals  —  ganz  offen 

Sag'  ich's  heraus,  mein  halbes  Bein 
Brennt  wie  die  ärgste  Höllenpein!" 

17.  Nicht  in  der  Zeit  der  Cholera 
Ward  so  der  Arzt  zerrissen. 
Als  heut,  wo  Processionea 
Die  schöne  Welt  beschmissen: 

Was  die  Doctoi-en  heut  gesehn  — 
Dabei  bleibt  mir  die  Feder  stehn. 

18.  Zum  Schlüsse  nur:    Die  holde  Schaar 
Thät  bald  nachher  gesunden; 

Ob  nicht  in  mancher  noch  ein  Haar 
Nach  Jahren  ward  gefunden  —  — 
Davon  sagt  mir  die  Muse  nichts: 
Das  ist  das  Ende  des  Gedichts. 


C    A.  Do  hm. 


Verzeichniss 

sämmtlicher  Mitglieder  des  Vereins. 


Protector  des  Vereins. 

Der  Ober-Präsident  der  Provinz  Pommern,  Herr  Freih.  Senfft 
von  Pilsach,  Exe. 

Ehren -Mitglieder. 

Se.  Kön.  Hol),  der  regierende  Grossherzog  von   Oldenburg. 
Se.  Durchl.  Richard  Fürst  zu  Khevenhüller-Metsch ,   Präsident 

des  zool.-botan.  Vereins  zu  Wien. 
Heir  Dr.  Aube  in  Paris. 

Dr.  V.  Bär,  Exe.  Staatsrath  und  Akademiker  in  Peters- 
burg. 
Prof.  Boheman,  Intendant  des  ent.  Mus.  in  Stockholm. 
Dr.  V.  Brandt,   Exe.  Staatsrath   und   Akademiker,   Di- 

rector  des  Kaiserl.  zool.  Museums  in  Petersburg. 
Dr.  Bur meiste r,  Professor  in  Buenos   Ayres. 
Chevrolat  in  Paris. 
Dr.  Gray,  Director  des  entom.  Departements  im  British 

Museum,  London. 
Dr.  H.  Hagen  in  Königsberg  in  Preussen. 
Lacordaire,  Professor  der  Zoologie  in  Liege. 
Dr.  John  Le  Conte  in  Philadelphia. 
E.  Mulsant,  Bibliothekar  in  Lyon. 
Frau  Isabel  Stainton,   geb.  Dünn,    auf  Mountsfield    (Lewis- 

ham)  bei  London. 
Herr  Uhden,  Geh.  Staatsminister,  Exe.  in  Berlin. 

B.  W.  Westermann,  Kaufmann  in  Kjöbenhavn. 
J.  0.  Westwood,  Prof.  in  Oxford. 

Vorstand  des  Vereins. 

Herr  Dr.  Behm,  Geh.  Medicinalrath  in  Stettin. 

-     Dr.  C.  A.  Dohrn,  Director  in  Stettin.     Präsident. 
Gillet  de  Monmore,  Kaufmann  in  Stettin. 


8 

Herr  Hering,   Professor  in  Stettin. 
Hess,   Kcclor  in  Stettin, 

-  Lincke,   Lelirer  an  der  ßürgersclmle  in  Stettin. 
Dr.  Loew,   Director  in  Me&eritz. 

Miller,  Kaufmann  in  Stettin,   Rendant. 
Pitsch,  Gymnasiallehrer  in   Stettin. 

-  Dr.  Katzeburg,  Geheimrath  in  Neusladt-Eberswalde. 

-  Schaum,  Dr.  philos.  et  med.,  Prof.  in  Berlin. 
Dr.  V.  Siebold,  Prof.  in  München. 

Dr.  Suffrian,   Schulrath  in  Münster. 

-  Prof.  Zell  er,  Oberlehrer  in  Meseritz. 

Ordentliche  Mitglieder. 

Abdul  Effendi  in  Damascus. 

Herr  Adams,  Wundarzt  bei  der  Flotte  in  London. 

Ahrbeck,   Kanzellist  in  Hannover. 

Dr.  Alabieff,  Prosector  der  Universität   in  Moskwa^ 

Albers,  Senator  in  Hannover. 

V.  Alers,    Oberförster  in  Duninowo  in  Polen. 

-  Th.  H.  Allis  in  York. 

Dr.  AI  tum,   Privatdocent   an  der  Königl.  Akademie  in 

Münster. 
And  er  seh,   G.-Consul  in  Königsberg. 
Andritzöchky,   Apotheker  in  Zwickau. 
G.  d'Angiolo  in  Pisa. 
Ed.  Assmuss,  Dr.  phil.  in   Podol^k. 
Axmann,   Förster  in  Amtgehren  bei  Arnstadt. 
Bach,   Lehrer  an  der  höheren  Stadtschule    in  Boppart. 
Bach  mann,  Lehrer  in  Insterburg. 
Ernst  Ballion,  an  der  Universität  in  Kasan. 
Bai}',  Dr.  med.  in  Kentish  Town  bei  London. 
Dr.  Barth,    pract.  Arzt  zu  Königsberg  in  Preussen. 

-  Dr.  phil.  V.  Babo  in  Weinslieim  bei  Heidelberg. 
Bates,  Naturforscher  iri  London. 

-  Dr.  Bauer,   Kreisphysikus  in  Nentershausen. 
Dr.  Beck  in  Napoli. 

Alex.  Becker  in  Sarepta. 

-  Bellardi,  Prof.  an  der  Universität  Turin. 

-  Beliier  de  la  Chavignerie,   Justizbeamter  in  Paris. 

-  Bern  heim,   Prof.  in  Chur. 

-  V.  Bernuth,  Oberförster  in  Jägerliof. 

-  Dr.  Stefano  de  Bertolini,  K.  K.  Beamter  in  Trient. 

-  Bcrtoloni  jun.,  Prof.  an   der  Universität  Bologna. 

-  Bethc,  Dr.  med.  in  Stettin. 

Bianconi,  Prof.,  Director  d.  zool.  Museums  der  Univer- 
sität Bologna. 


Herr  Dr.  Bibow  in  Garz  a.  0. 

E.  A.  Bielz,   K.  K.  Finanzbeamter  in  Herrmannstadt. 

Bigot  in  Paris. 

Billig,  Oberförster. 

Bilimek  (Dominik)  HocHm'.,  Prof.  der  Naturgeschichte 

am  K.  K.  Cadetten-Institut  in  Eisenstadt. 
Blanchard,  Director  des  zoolog.  Museums,  Jardin  des 

Plantes  in  Paris. 
Blauel,   Rector  in  Osterode. 
Bogeng,  Apotheker  in  Putzig. 
V.  Bodemeyer  in  Zesselwitz. 
Böttcher  in  Neustadt-Eberswalde. 
Boie,  Justizrath  in  Kiel. 
Boll,  Apotheker  in  Bremgarten  (Schweiz). 
H.  de  Bonvouloir  in  Paris. 
Dr.  Böse  in  Ortenberg. 
Bo wring  in  London. 
Dr.  Bojsen  in  Stettin. 
Brandt  in   Neustadt-Eberswalde. 
Braselmann,  Lehrer  in  Düsseldorf. 
Dr.  Fr.  Brauer  in  Wien. 
Brehm  in   Sondersleben. 
Bremer,  Architect  in  Petersburg. 
W.  Brick,  Lieut.  im  Feldjägercorf.s   in  Rossleben. 
Brise hke,  Lehrer  in  Danzig. 

-  Brittinger,  Apotheker  zu  Steyr  in  Ober-Oesterreich. 
Em.  V.  Brück,  Kaufmann  in  Crefeld. 

Brunner  v.  Wattenwjl,  K.  K.  Telegraphen-Director  in 

Wien. 
Büttner,  Lehrer  in  Grabow  bei  Stettin. 
Burchard,    Prof.    und    Director    des    Gymnasiums    in 

Bückeburg. 
A.  Butler  off,  Prof.  an  der  Univ.  in  Kasan. 
Dr.  Butzke,  Kreis-Physikus  in  Schievelbein. 
Dr.  Caesar,  Arzt  in  Bremen. 
Dr.  Calwer  in  Stuttgart. 

-  Dr.  Candeze,  Arzt  in  Liege. 

Caspary,  Prof.  an  der  Universität  in  Königsberg. 
Chabrillac,   Naturf.  in  Paris  (derzeit   in  Brasilien). 
Dr.  Chapuis,  Arzt  in  A^erviers. 
Baron  v.  Cliaudoir  in  Kuzmin  bei  Shitomir. 
Hugo  Christoph,  Lehrer  in  Sarepta. 

-  Hamlet  Clark,  Prediger   in  London. 

F.  W.  Clasen,   Lehrer  am  Gymnasium  in  Rostock. 

Dr.  Coquerel  (franz.  Marine)  in  Paris. 

Cornelius,  Oberlehrer  an  der  Realschule  in  Elberfeld. 


10 

Herr  Acliille  Costa,   Dr.  in  Napoli. 

-  Cramer,    Stadtrichter  a.  D.  in  Charlottenburg. 

-  Czech,  Leiirer  in  Düsseldorf. 

-  .1.  Czegley,  Museiiin.svorstand  in  Troppau. 

-  Damke,    Grundsteuer-Revisor  in  Hannover. 

-  Damm,   Justiz-Commissarius  in  Magdeburg. 

-  Daniel,  Advokat,  Bürgermeister  zu  Schwaan  im  Gross- 

herzogthum  Mecklenburg. 

-  Franz  Degenhardt,  ßergrevisor  in  Clausthal. 

-  Desmarets,  Secretair  der  entomologischen  Gesellschaft 

in  Paris. 

-  Dietrich,  Lehrer  im  Kanton  Zürich. 

-  Di  hm,  Kaufmann  in  Magdeburg. 

-  C.  Dinkler  in  Hamburg. 

-  Dr.  Döhner,  Prof.  in  AschaflFenburg. 

-  Heinr.  Dohrn,  Dr.  philos.  in  Stettin. 

-  A.  Dohrn,  Stud.  phjs.  in  Berlin, 
v.  Dom  m  er,   Kaufmann  in  Danzig. 
Dr.  H.  Dor    in  Vevay. 

-  Dr.  Dornheim,  Oberlehrer  in  Minden. 

-  J.  W.  Douglas  in  Lee   bei  London. 

-  A.  Dou6  in  Paris. 

-  C.  Drewsen  in  Strandmöllen  bei  Kjöbenhavn. 

-  Drude,   Rector  in  Hettstädt. 

-  Aug.  Dutreux,    General-Einnehmer  in  Luxemburg. 

-  Dr.  Edgren  in  Sköfde  (Schvi-eden). 

-  Dr.  Egger  in  Wien. 

-  Egli,' Lehrer  in  St.  Gallen. 

-  Dr.  Ehlers,  Privat-Docent  in  Göttingen. 

-  W.  Eich  hoff  in  Schleusingen. 

-  Eigenbrodt,  Regierungsbeamter  in  Ehrenbreitenstein. 

-  Elditt,  Lehrer  an  der   höhern  Bürgerschule  in  Königs- 

berg in  Preussen. 

-  Endrulat,  B.,  Literat  in  Hamburg. 

-  v.  Erlach,  Di  rector  in  Hall  (Tyrol). 

-  Ewald,  Maler  in  Berlin. 

-  V.  Euhraeus,  Minister  in  Göteborg,  Exe. 

-  Leon  Fairmaire,   Tresor  adj.  der  soc.  ent.  in  Paris. 

-  Dr.  C.  Felder,    Hofger.- Advokat  in  Wien. 

-  Eugen  Felix,  Kaufmann  in  Leipzig. 

-  Graf  Ferrari  in  Wien,  am  K.  K.  Naturalien-Cabinet. 

-  Marquis  de  la  Ferte  S6nectere  in  Paris. 

-  Dr.  phil.  Fieber,  Kreisgerichts- Director  in  Chrudim  in 

Böhmen. 

-  Dr.  Filippo  de  Filippi,  Prof.  der  Zool.  in   Turin. 

-  Dr,  Fischer,   Prof.  in  Freiburg  im   Breisgau. 


11 

Herr  C.  Fi  sc  li  er,  Litliograph  in  Berlin. 

-  Dr.  Asa  Fitcli  in  Salem  (Washington). 

-  Dr.  Gustav  Flor,  Prof.  an  der  Universität  Dorpat. 

-  Förster,  Prof.  an  der  Realschule  in  Aachen. 
R.  Forst,  Kaufmann  in  Hamburg. 

-  Frank,  Subrector  in  Annweiler. 
Dr.  A.   V.  Frantzius  in  Costarica. 

-  Felix  Frau  de,   Kaufmann  in  Züllchow  bei  Stettin. 

-  Ct.  Ritter  v.  Frauenfeld,  Custos  des  K.  K.  Naturalien- 

Cabinets  in  Wien. 

-  Heinr.  Frey,  Prof.  an  der  Universität  Zürich. 

-  Frey  er,  Stifts-Cassirer  in  Augsburg. 

-  Frey-Gessner   in  Aarau. 

-  Dr.  Fried enreicli  in  Colonie  Blumenau,    Prov.  S.  Ca- 

tarina  Brasil. 

-  Friedrich,   Gerichts- Assessor  in  Breslau. 

-  Frings,   Fabrikant  in  Uerdingen. 

-  Frische,  Kaufmann  in  Naumburg. 

-  Fritzsche,  Prof.  in  Freiberg. 

Dr.  Frivaldsky,  Custos  in  Pesth. 
Alex.  Fry,  Kaufmann  in  London. 

-  Waldemar  Fuchs  in  Berlin. 

-  Füldner,  Gymnasiallehrer  in  Neustrelitz. 

-  Funke,  Gantor  in  Rochlitz. 

Carl  Fuss,  Prof.  in  Herrmannstadt. 

-  G.  Galeazzi  in  Milano. 
Dr.  Gallus  in  Sommerfeld. 

-  A.  Gärtner,  Rechnungsrath  in  Biünn. 

-  Gassner,  Commissarius  in  Prag. 

-  Gaubil,  Capitain  a.  D.  in  Quillan  (Pyren). 

-  Gehin,  Apotheker  in  Metz. 

-  Dr.  Max  Gemminger  in  München. 

-  Georg,  Königl.  Förster  in  Bevensen    bei  Lüneburg. 

-  Gerard,  Secretair  der  Linne'schen  Gesellschaft  in  Lyon. 

-  Gerhard  in  Hamburg. 
Gerhardt,  Lehrer  in  Liegnitz. 

-  Philib.  Germain,  Naturforscher  in  Bordeaux. 

-  Dr.  Gerstäcker,  Custos  des  Kgl.  zool.  Mus.  zu  Berlin. 
Ghiliani,  Conservator  am  zool.  Museum  zu  Turin. 

-  Girs ebner,  Prof.  in  Colberg. 

-  Dr  C.  Glaser  in.  Worms. 

-  V.  Glöden,  Freiherr  auf  Bützow  in  Meckl. -Schwerin. 

-  Glitz,  Kevisor   in  Hannover. 

-  Dr.  F.  Glückselig  in  Elbogen. 

-  V.  Gödel,  Consul  in  Trapezunt. 

-  Grebe,  acad.  Lehrer  in  Eldena. 


12 

Herr  R.  Grentzenberg,  Kaufmann  in  Danzig. 

-  Gressner  in  Roclilitz. 

-  \V.  Grey,  K.  Hofgärtner  a.  D,  in  Petersburg, 

-  Grimm,  Hofstaatssecretair  in  Berlin. 

-  Grube,  Staatsrath  und  Prof.  in  Breslau. 

-  A.  V.  Gruber,  K.  K.  Forstmeister,  jetzt  in  Türk.  Dien- 

sten in  Kon^itantinopel. 

-  Grüner,  Kaufmann  in  Leipzig. 

-  Gutch,   Cabinets-Courier  in  London, 

-  A.  Haag,  Dr.  juris  in  Mühlenhof  bei  Frankfurt  a.  M. 

-  Hab el  mann,  Kupferstecher  in  Berlin. 

-  Freiherr  Hai bh über  v.  Festwill,  Staatsrath,  Excell.  in 

Wien. 

-  Dr.  Clemens  Hampe,  fürstlicher  Leibarzt  in  Wien. 

-  Hanak,  Prof.  am  Gymnasium  zu  Ofen. 

-  Haldeman,  Prof.  in  Columbia  (Pennsylvanien). 

-  A.  H.  Haliday  in  Dublin. 

-  Harer  in  Frankfurt  a.  M. 

-  Oberlieut.  v.  Harold  in  München. 

-  Dr.  H artig,   Forstrath  und  Prof.  in  Braunschweig. 

-  Otto  Hassel,  Auditor  in  Wolfenbüttel. 

-  Baron  Hausmann  in  Botzen. 

-  Dr.  Hecht,    pract.  Arzt  in  Stralsund. 

-  Hederich,  Pastor  in  Fületelke  in  Siebenbürgen. 

-  Heddewig,   Kunstgärtner  in  Petersburg. 

-  Heeger,  Ernst,  in  Laxenburg  bei  Wien. 

-  Dr.  Heer,   Prof.  in  Zürich. 

-  V.  Heine  mann,  Steuerrath  in  Braunschweig. 

-  Hell  mann,   Apotheker  in  Kasan. 

-  Hensche,  Stadtrath  in  Königsberg  in  Preussen. 

-  Ed.  Hering,  Artillerie-Lieut,  in  Berlin. 

-  Dr.    Her  rieh- Seh  äff  er,    Kreis-    und    Gerichtsarzt    in 

Regensburg. 

-  W.  Herwig  in  Arolsen. 

-  V.  Hey  den,  Senator  in  Frankfurt  a,  M. 

-  L,  V.  Hey  den,  Oberlieut.  in  Frankfurt  a.  M. 

-  Heyer,  Stadtschreiber  in  Lüneburg. 

-  Hildebrandt,  Prof.  an  der  Maler- Acad.  in  Düsseldorf. 

-  Dr.  Hille,  Apotheker  in  Hanau. 

-  Hoch  hu  th,  Director  des  botanischen  Gartens  in  Kiew\ 

-  Hoff  mann,  Prof.  in  Bamberg. 

-  Hoffmeister,   Pfarrer  in  Nordhausen  bei  Cassel. 

-  Dl-,  Ottmar  Hof  mann  in  Bodenwöhr  (Oberpfalz). 

-  V.  Holle  in   Götlingen. 

-  Holmgrcn,   Adj.  des  zool.  Mus.  in  Stockholm. 

-  Holtz,  Rentier  in  Barth. 


F 


13 

Herr  Homeyer,  auf  Darsin  bei  Poganitz  in  Pommern. 

-  Hoplfer,   Custos   am  K.  entom.  Museum  in  Berlin. 

-  Max  V.  Hopllgarten,  Gutsbesitzer  in  Mülverstedt    bei 

Langensalza. 

-  V.  Hornig,  Staatsbahn -Beamter  in  Wien. 

-  E.  W.  Jan  so  n  in  London. 

-  Javet  in  Paris. 

-  Jekel  in  Paris. 

-  Dr.  Im  hoff,   pract.  Arzt  in  Basel. 

-  J.  F.  Judeich,  Forst-Conducteur  in  Dresden. 
Junker,    Oberfinanzkammer-Registrator   in  Cassel. 

-  Kaden,  Director  in  Dresden. 

-  Kaltenbaeh,  Lehrer  in  Aachen.  ' 

-  V.  Kämpff,  auf  Niederfaulbrück  hei  Schweidnifz. 

-  Karelin,  Collegienrath  in  Moskau. 

-  Karow,  Pastor  in  Roggow  bei  Daher  in  Pommern. 

-  Kar  seh,    Prof.  in  Münster. 

-  Dr.  Kaup,   Custos  in  Darmstadt. 

-  Kawall,  Pastor  in  Pussen  bei  Windau. 

-  Dr.  Kays  er  in  Halle. 

-  Kayser,  Architect  in  Frankfurt. 

-  Kef  er  stein,  Gerichtsrath  in  Erfurt. 

-  Adolph  Keller  in  Reutlingen. 

-  Kellner,  Oberförster  in  Georgenthal  in  Thüringen. 
V.  Kiesenwetter,  Regierungsrath  in  Bautzen. 

-  Dr.  Kirchner  in  Kaplitz  in  Böhmen. 

-  Kirsch  in  Dresden. 

-  Prof.  Kirschbaum  in  Wiesbaden. 

-  Klingel höffer,  Major  in  Darmstadt. 

-  C.  Klotz  in  Pirna. 

-  Eugen  Klug  in  Ollmütz. 

-  Jos.  Klug,    Gymnasiallehrer  in  Mährisch  Trübau. 

-  Klupsz,   Prof.  in  Rastenburg. 

-  Knaack,  Lehrer  in  Stettin. 

-  Ferd.  Knobbe,   Kaufmann  in  Harburg. 

-  J.  Knörlein,  K.  K.  Bauamts-Ingenieur  in  Wels  in  Ober- 

Oesterreich. 

-  Gabr.  Koch   in  Frankfurt  a.  M. 

-  Koch,  Geh.  Amtsrath  in  Sülz  in  Mecklenburg. 

-  Koch,  K.  K.  Forstmeisler  in  Carlsbad. 
Dr.  Koch  in  Nürnberg. 

-  C.  Kodermann,  Custos  des  Naturalien-Cabinels  im  Stift 

St.  Lambrecht  (Obersteyermark). 

-  Körnich,   Actuar  in  Meissen. 

-  Kokeil,   Taxamtsofficial  in  Klagenfuit. 

-  Kolbe,  Ref.  in  Stettin. 


14 

Herr  Koppen,  Kaufmann  in  Stendal. 

-  Kraatz,  Dr.  phil.  in  Berlin. 

-  V.  Kraatz,    überstlieut.  in  Münster. 

-  J.  C.  Kraus,  Lehrer  in  Trier, 

-  Ernst  Kreussler,   Dr.  med.  in  Arolsen. 

-  ür.  Krieclibaumer  in  München. 

-  Krüsmann,  Lehrer  in  Hannover. 

-  V.  Kronhelm,  Assistenzart  in  Leobscliütz. 

-  R.  Kropp,  Prof.  an  der  Forstlehranstalt  in  Weisswasser 

(Böhmen). 

-  KrUper,   Dr.  phiL  in  Athen. 

-  Kud.  Krziz   in  Brunn. 

-  Graf  Küenburg,  K.   K.  Berg-    und  Salinen- Directions- 

Assessor  in  Bransdorf  (österr.  Schlesien). 

-  Graf  Emich  v.  Küenburg  in  Prag. 

-  Graf  Gandolph  v.  Küenburg  in  Prag. 

-  Küsell,  Gutsbesitzer  in  Schlesien. 

-  Dr.  Küster,  Telegraphen-Director  in  Bamberg. 

-  C.  Kumm,  Kaufmann  in  Danzig. 

-  A.  V.  Kusch akewitsch,  Capt.  in  Petersburg. 

-  J.  V.  Kusch  akewitsch,  Capt.  in  Petersburg. 

-  Laeserson,   Kaufmann  in  Moskwa. 

-  Prof.  Dr.  Lanza  in  Spalato. 

-  "W.  V.  Langsdorf  in  Lahr  im  Breisgau. 

-  Lederer  in  Wien. 

-  Prof.  Lenz  in  Königsberg. 

-  Leunis,  Prof.  in  Hildesheim. 

-  Konrad  Linck  in   Ssamara. 

-  Logan  in  Edinboro. 

-  Dr.  Lowe  in  Edinboro. 

-  Lucas,    Director   im   entomol.   Museum    des   Jardin    des 

plantes  in  Paris. 

-  Dr.  Luchs,  Badearzt  in  Warmbrunn. 

-  Lüben,  Seminar-Director  in  Bremen. 

-  E.  Lüders,    Rentier  in  Lauterberg  am  Harz. 

-  Lyncker,  Seeretair  in  Cassel. 

-  R.  Mac-Lachlan  in  Forest-hill  bei  London. 

-  P.  Maassen  in  Crefeld. 

-  Mae  hl  er,  Dr.  med.  in  Heidelberg. 

-  Mähner t  in  Sylda  bei  Ascliersleben. 

-  G.  Märkel,  Cantor  in  Leuben  bei  Lommatsch. 

-  Mäklin,  Prof.  Dr.  phil.  in  Helsingfors. 

-  R.  Maitland,   Conservator   des   entomol.   Museums  der 

Gesellschaft  Natura  Artis  Magistra  in  Amsterdam. 

-  Malirz,    Reclmungsbeamter  in  Ofen. 

-  V.  Manderstjerna,   Gencritl  in  Petersbure. 


15 

Herr  Mangold,  Königl.  Forst-Inspector  in  Stettin. 

-  Jos.  Mann,  Maler  in  Wien. 

-  Alfred  de  Manuel  in  Chambery. 

-  de  Marsen  1,  Abbe  in  Pari.«. 

-  Fr.  Martens,    Conrector  in  Rendsburg. 

-  Graf  Matusehka,  Oberförster  in  Sehöneielie  b.  Wolilau. 

-  L.  Mayer,  Hofgärtner  in  Potsdam. 

-  G.  Mayr,  Prof.  Dr.  med.  in  Wien. 

-  Melly,  Kaufmann  in  Liverpool. 
Prof.  Dr.  Menzel  in  Zürich. 

-  Dr.  Mess  in  München. 

-  Messing,  Hof-  und  Schloss-Cantor  in  Neustrelitz. 

-  Meyer,  Cand.  phil.  in  Hamburg. 

-  Meyer-Dür,  Hauptmann  in  Burgdorf  (Schweiz). 

-  Micklitz,   K.  K.  Förster  in  Tolmein  bei  Görz. 
Mickiscli,  Bergwerks-Inspector  in  Pilsen. 
Mielke,  Apotheker  in  Posen. 

-  .C.  J.  Milde  in  Lübeck. 

-  L.  Miller  in  Wien. 

-  MiUiere  in  Lyon. 

-  Mink,  Oberlehrer  in  Crefeld. 

Dr.  Moebius,  Lehrer  am  Johauneum  in  Hambuig. 

-  H.  R.  Mose  hl  er  in  Kron-Förstchen  bei  Herrnhut. 
G.  Moli  na  ri  in  Pisa. 

-  Leo  Molin ari,  Kaufmann  in  Breslau. 
Dr.  Monti  in  Pisa. 

-  Moore,   Beamter    am    zool.    Museum  des  oslind.  Hauses 

in  London. 

-  V.  Motschulsky,  Oberst-Lieut.  a.  D.  in  Odessa. 

-  Moe,  Uni\ersitätsgärlner   in  Christiania. 

-  Dr.  Morsbach,  pract.  Arzt  in  Dortmund. 

-  Dr.  M  ühlenpfor  dt,   Prof.  in  Hannover. 

-  Mühlig  in  Frankfuit  a.  M. 

-  Dr.  Müller,   Lehrer  in  Lippstadt. 

-  C.  Müller  in  Berlin. 

-  Müller,  Stadtwundarzt  in  Neustadt-Eberswalde. 

-  Jul.  Müller,   Fabrik-Buchlialter  in  Brunn. 

-  Cl.  Müller,  Mechanicus  in  Dresden. 

-  Anton  Müller,  Bisthums-Forstmeister  in  Fiiedeberg 

(österr.  Schlesien). 

-  H.  Müller,  Steueramts-Rendant  in  Birnbaum. 

-  Josef  Müller,  Zuckersiedemeister  in  Wrdy  bei  Czaslau. 

-  Mutzet  1,  Maler  in  Berlin. 

-  Murdfield,  Apotheker  in  Rlieine. 

-  Andr.    Murray,    Beamter   der   Horticultural    Sociely    in 

London. 


16 

Herr  Dr.  Nebel,  Oberarzt  in  Darmstadt. 

-  J.  Neu  mann,    Catecliet  am  Gymnasium  in  Troppau. 

-  Neustadt  in  Breslau. 

-  Edward  New  man  in  London. 

-  Nickerl,  pract.  Arzt  in  Prag. 

-  Dr.  Nicolai  in  Arnstadt. 

-  Nietner,  Plantagen-Besitzer  bei  Rambodde  (Ceylon). 

-  Oberst  v.  Nolcken  in  Oesel. 

-  Nördlinger,   Prof.  in  Hohenheim  bei  Stuttgart. 

-  Dr.  Nylander  in  Helsingfors. 

-  Oberi,,   Lehrer  in  Petersburg. 

-  A.  V.  Oertzen  in  Mecklenb.  Friedland. 

-  Orsini,   Prof.  in  Ascoli. 

-  Baron  Osten-Sa cken,    Kais.    russ.    General- Consul    in 

Newyork. 

-  V.  d.  Osten,  Rittergutsbesitzer  zu  Warnitz  bei  Soldin. 

-  Paclier,  Pfarrer  in  Tiften  (Kärnthen). 

-  Dr.  Palliardi.   Medicinalrath  in  Franzensbad. 

-  Pape,   aeademischer  Kupfersteeher  in  Petersburg. 

-  Prof.  G.  Passe rini  in  Parma. 

-  Pei  roud  in  Ljon. 

-  Dr.  Peters,  Medicinalrath  in  Neu-Strelitz. 

-  0.  Petsche,  Kaufmann  in  Hannover. 

-  Pfeil,  Staatsanwalt  in  Hirschberg. 

-  Pfützuer,   Kaufmann  in  Berlin. 

-  Dr.  Pfund,  Assi'^tcnt  am  Naturalien-Cabinet  in  Prag. 

-  Dr.  Philippi   ten. ,    Director  des  naturhist.  Museums  in 

S.-Yago  (Chile). 

-  A.  H.  E.  Philippi  jr.  ebendaselbst. 

-  Piccioli  in  Florenz. 

-  0.  Pirazzoli,   Major  in  Domodossola. 

-  G.  Pirngruber,  Beneficiat  in  Grünwald  bei  München. 

-  Pirsch,  Lehrer  in  Swinemünde. 

-  V.  d.  Planitz  auf  Neidschütz  bei  Naumburg. 

-  Carl  Plötz  in   Greifswald. 

-  Pogge,  Kaufmann  in  Greifswald. 

-  Popoff,  Collegienrath  in  Kjachta. 

-  V.  Prittwitz,  Notar  in  Brieg. 

-  Putzeys,    General -Secretair    im    Justiz -Ministerium    in 

Brüssel. 

-  Quapp,   Oberlehrer  in  Minden, 

-  Raddatz,   Lehrer  am  Gymnasium  in  Rostock. 

-  V.  Radoschkoffsky,    Artillerie-Oberst   in  Petersburg. 

-  Rahtz,  Förster  in  Neumark. 

-  Prof.  Dr.  Redtenbacher,  Director  des  K.  K.  Natura- 

lien-Cabinet s  in  Wien. 


17 

Herr  Reer,  Kaufmann  in  Hamburg. 

-  Reidemeister,    Candidat  in  Cummerow. 

-  Dr.  Reinhard,   Medicinalrath  in  Bautzen. 

-  J.  F.  E.  Rein  hold,  Ober-GerichtHsecretair  in  Hannover. 

-  Reisig,  Ober-Forstseeretair  in  Darmstadt. 

-  Dr.   V.   Renard,    Secretair   der   Kaiserl.  natnrf.  Gesell- 

schaft in  Moskwa,  Staatsrath. 

-  K.  Reutti  in  Freiburg  im  Breisgau. 

-  Dr.  Rey  in  Halle  a.  d.  S. 

-  Richter,   Kammer-Musikus  in  Berlin. 

-  Richter,  Oberförster  in  Potsdam. 
Richter,  Pastor  in  Punschrau  bei  Naumburg. 

-  Dr.  C.  Richter,  Kais.  Landgeriehtsratli  in  Troppau. 

-  Riehl,    Ober -Zahlmeister    der    Haupt- Staats- Casse   in 

Cassel. 

-  Jul.  Rietz,  Hofkapellmeister  in  Dresden. 

-  Dr.  Ritter,  Hauptlehrer  am  Gymnasium  in  Marburg. 

-  W.  Roeloffs,  Maler  in  Brüssel. 

-  Aloys  Rogenhofe r,   Custos  am  K.  K.  zoolog.  Museum 

in  Wien. 

-  Dr.  Roger,   Leibarzt  Sr.  Durchlaucht  des  Herzogs  von 

Ratibor  in  Räuden,  Sanitätsrath. 

-  Roh  de,  Lehrer  in  Berlin. 

-  Cam.  Rondani,  Prof.  in  Parma. 

-  Rothlieb  in  Hamburg. 

-  Dr.  Rössler  in  Wiesbaden. 

-  Rosenberge r,  Pastor  in  Groesen  (Kurland). 

-  Dr.  Rosenhauer,  Prof.  in  Erlangen. 

-  Russ,  Lehrer  in  Hanau. 

-  Saalmüller,  Lieut.  in  der  preuss.  Artillerie,  derzeit  in 

Frankfurt  a.  M. 

-  R.  V.  Sacher-Masoch,  K.  K.  Hofrath  in  Prag. 

-  R.  V.  Sacher-Masoch,  K.  K.  Hofrath  in  Pesth. 

-  Dr.  Sachse,  pract.  Arzt  in  Leipzig. 

-  Dr.  Sahlberg,  Prof.  in  Helsingfors. 

-  Sand,  Cand.  in  Königsberg. 

-  W.  W.  Saunders  in  Reigate. 

-  H-  de  Saussure  in  Geneve. 

-  Dr.  Saut  er  in  Königsberg,  Director. 

-  Schascbl,  K.  K.  Hüttenbeamter  in  Forlach  (Kärntiien). 

-  Schauffelberger,  Architect  in  Petersburg. 

-  Schaufuss,    Naturalienhändler  in  Dresden. 

-  Scheffler,  Stadtgerichts-Secretair  in  Blankenburg. 
Scheibe,  Lehrer  in  Kemberg. 

-  Scheibge,  Lehrer  in  Garz  a.  d.  0. 

-  Dr.  Scheibler,  Chemiker  in  Stettin. 

2 


IS 

Herr  Seb.  Alex.  Scheid el,  Bank -Beamter  und  Custos  der  i 
entoinol.  Sektion  im  Senekenbergisehen  Museum  in  ] 
Frankfurt. 

-  Schenck,  Prof.  zu  Weilburg. 

-  Dr.  Seh ieffer decke r,   pract.  Arzt  in  Königsberg. 

-  Schindler,  K.  K.  Pfannhausverwalter  in  Hall. 

-  Schindowsky,   Förster   in   Pröbbernau  bei  Elbing. 

-  Dr.  jur.  R.  Sc  hin  er,  Ministerial-Secretair  in  Wien. 

-  Schiödte,   Insp.  am  K.  zool.  Museum  in  Kjöbenhavn.     ' 
.  Schleich,   Dr.  med.  in  Stettin, 

-  Schlichting,  Superintendent  in  Baiersdorf  bei  Bahn. 

-  Dr.  Schläger,  Diaconus  in  Jena. 

-  Schmeltz,  Naturalienhändler  in  Hamburg. 

-  A.  Schmid  in  Frankfurt  a.  M. 

-  Ferd.  Jos.  Schmidt  in  Laibach. 

-  Dr.  Schmidt,   Director  in  Elbing. 

-  Schmidt,  Kreiswundarzt  in  Wismar. 

-  Ad.  Schmidt,  Dr.  med.  in  Frankfurt  a.  M. 

-  Schmidt,  Portraitmaler  in  Stettin. 

-  Dr.  Schmidt-Goebel,  Prof.  in  Lemberg. 

-  Schmitt,   General-Superintendent  in  Mainz. 

-  Dr.  phil.  Schneider  in  Breslau. 

-  M.  Schönbach,    Oberförster   in    Reinwiese  bei  Hernis 

kretschen. 

-  Schreck,   Lehrer  in  Zeulenroda. 

-  Schreckenbach,  Diaconus  in  Chemnitz. 

-  Dr.  Egid.  Schreiber,    Prof.   an   d.  Ober -Realschule  in 

Görz. 

-  Schreiber,  Collaborator  in  Wolfenbüttel. 

-  R.  Schreiber,  Cand.  math.  in  Rossla. 

-  Schreiner,  Registrator  in  Weimar. 

-  Gottfr.  Schreitter,   Missar  in  Pinkau  (Steiermark). 

-  Dr.  P.  Schumann,    Arzt  in  Reichenbach  (Schlesien). 

-  Schultz,  Oberlehrer  in  Berlin. 

-  Schultz,  Eisenbahn-Beamter  in  Stettin. 

-  Schulze,  Cand.  theol.  in  Pölitz, 

-  Dr.  Schwabe,    practischer    Arzt   in   Stadt    Remda   bei 

Rudolstadt. 

-  J.  Scott  in  Lee  bei  London. 

-  Scriba,   Pastor  in  Ober-Lais  (Nidda). 

-  Samuel  H.  Scudder  in  Boston. 

-  Seeger,  Dr.  med.  in  Hall  (Tyrol). 

-  Georg  Seidlitz  aus  Kurland,   derzeit  in  Berlin. 

-  Cavaliere  Baudi  di  Selve  in  Turin. 

-  Baron  de  Sely s-Longchamps,   Senator  in  Lüttich. 

-  Dr.  Carl  Sem  per,  derzeit  auf  den  Philippinen. 


Herr  Georg  Sem  per,  Kaufmann  in  Altona. 

-  Dr.  Victor  Lopez  Seoanne,   Arzt  in  Ferrol. 

-  Dr.  M.  Seubert,  Prof.  in  Karlsruhe. 

-  Dr.  0.  Seyffer  in  Stuttgart. 

-  Dr.  William  Sharswood  in  Philadelphia. 

-  Ed.  Sheppard,  Zollbeamter  in  London. 

-  Sichel,  Dr.  med.  et  phil.  in  Paris. 

-  Sieyers,  Kaufmann  in  Petersburg. 

-  Simon,  Inspector  der  Azienda  a&sicur.  in  Triest. 

-  Smith,  Assistent  am  Brit.  Museum  in  London. 

-  Dr.  Sodoffsky  in  Riga. 

-  S.  Solsky  in  Petersburg. 

-  M.  C.  Sommer,  Kaufmann  in  Altona. 

-  Dr.  Souverbie  in  Bordeaux. 

-  Dr.  F.  Sperk  in  Novo  Tscherkask. 

-  Dr.  med.  Adolf  Speyer  in  Rhoden. 
Stäger,  Justizrath  in  Kjöbenhavn. 

-  Dr.  med.  Stachelhausen   in  Barmen. 

-  H.  T.  Stainton  in  Lewisham  bei  London. 

-  Stand fu SS,  Pastor  in  Schreibevhau  bei  Hir&chberg, 

-  Albert  Stange,  Fabrik-Director  in  Meseritz. 

-  A.  Stange  in  Rattmannsdorf  bei  Lauchstädt. 

-  Stal,  Dr.  phil.  in  Stockholm. 

-  J.  Stark,  Ober-Geometer  in  Ansbach. 

-  Dr.  Staudinger  in  Dresden. 

-  Dr.  Steffahnj',  pract.  Arzt  in  Putzig. 

-  Stein,  Dr.  phil.  in  Berlin. 

-  Dr.  F.  Stein,   Prof.  in  Prag. 

-  St  ein  ecke,   Cantor  in  Swinemünde. 

-  A.  Stern- John  in  Frankfurt  a.  M. 

-  C.  Stern  in  Frankfurt   a.  M. 

-  Dr.  med.  Stiebel  in  Frankfurt  a.  M. 

-  Dr.  Stierlin  in  Schaff  hausen. 

-  Stollwerk,  Lehrer  in  Uerdingen. 

-  Dr.  Stricker  in  Breslau. 

-  Strübing,   Oberlehrer  am  Seminar  in  Berlin. 

-  Dr.  Struve  in  Dresden. 

-  J.  W.  Sturm,    Kupferstecher  in   Nürnberg. 

-  Stülpnagel,  Rendant  in  Prenzläu. 

-  Dr.  Sunde  wall,    Prof.    und   Intendant   der   Museen   in 

Stockholm. 

-  C.  Nobile  Tacchetti  in  Bologna. 

-  X.  Tarnier   in  Dijon. 

-  Dr.  Taschenberg  in  Halle,    Gustos   der  zool.  Samml. 

der  Universität.  t     ,.,ii;. 

-  Teschke,  Oberlehrer  in  Stralsund. 

2» 


20 

Herr  Dr.  Thomson,  akad.  Docent  der  Zool.  in  Lund. 

-  Thorey  in  Hamburg. 

-  V.   Tiedemann,    Rittergutsbesitzer    auf   Russoczin    bei 

Danzig. 

-  Tieffenbach,  Maler  in  Berlin. 

-  C.  D.  Tiemann  in  Magdeburg. 

-  Tischbein,    Oberförster  in  Herrstein  bei  Kirn. 

-  Dr.  Treffz  in  Amt  Kienitz  bei  Letschin. 

-  H.  Tschapeck,  Hauptmann,  Auditor  in  Wien. 

-  Türk,  K.  K.  Beamter  in  Wien. 

-  V.  Varendorf,  Rcgierungs-Secretair  in  Arnsberg. 

-  Frantfois  Venetz,  Ingenieur  in  Sitten  (Wollis). 

-  Venus,  K.  Einnehmer  in  Dresden. 

-  Dr.  Verloren  in  Utrecht. 

-  Dr.  Vesco  (franz.  Marine)  in  Toulon. 

-  Ant.  Villa,   Vicepräses  der  geolog.  Ges.  in  Milano. 

-  Giov.  Batt.  Villa  in  Milano. 

-  E.  Vogel  in  Dresden. 

-  Voigt,  Maler  in  Gross-Schönau  in  der  Lausitz. 

-  Dr.  Völcker,  Gymnasiallehrer   in  Elberfeld. 

-  Snellen  van   Vollenhoven,    Gustos    des   entom.  Mup. 

der  Universität  Leyden. 

-  Waga,  Prof.  in  Warschau. 

-  W^agenschieber ,  akad.  Kupferstecher  in  Berlin. 

-  Wagner,  Lelirer  in  Ascherslebeii. 

-  Wagner,  Oberförster  in  Wildenbrucli. 

-  Dr.  Balthasar   Wagner,   Lehrer   im    der  Realschule  in 

Fulda. 

-  Wahlberg,   Prof.  in  Stockholm. 

-  Max  Wahn  seh  äffe,   Lieut.  a.  D.  in  Berlin. 

-  G.  Wailes  in  Newcastle. 

-  Dr.  Waltl,  Lehrer  in  Passau. 

-  Wartenberg,   Oberforstmeister  in  Stettin. 

-  Wasle,  Apotheker  in  Schlitz. 

-  Julius  Weeren,  in  Berlin. 

-  E.  Wehncke,  Kaufmann  in  Hamburg. 

-  Dr.  V.  Weidenbacli,  pract.  Arzt  in  Augsburg. 

-  V.  Weissenborn,   Geh.  Justizrath  in  Halberstadt. 

-  V.  Welser,  Freiherr  in  Nürnberg. 

-  Werne  bürg,  Königl.  Forstmeister  in  Erfurt. 

-  Wesmael,   Prof,  in  Brüssel. 

-  Wester  man,  Director  d.  zool.  Gartens  d.  Gesellschaft 

Natura  Artis  Magistra  in  Amsterdam. 

-  Dr.   Wetzel  in  Gütersloh. 

-  West  ring,  Duaneu-In.spector  in  Güteborg. 

-  G.  Weymer,  Kaufmann  in  Elberfeld. 


21 

Herr  A,  White,  Assistent  am  Brit.  Museum  in  London. 

-  Wiepken,  Gustos  am  grossh.  Museum  in  Oldenburg. 

-  Wisfehütter,  Kunstgärtner  in  Lauban. 

-  Wilde,  Justizratli  und  Notar  in  Weissenfeis. 

-  Dr.  Wilkens,   pract.  Arzt  in  Bremen. 

-  J.  Wilson,  Esq.  in  Edinburgh. 

-  Job.  Winnertz  in  Crefeld. 

-  Ph.  Wirtfjen,  Vorstelier  des  naturhistorischen  Vereins 

in  Coblen/.. 

-  W  i  s  s  m  a  n n ,  Oberförster  in  Hanno v.  Münden. 

-  Wi  SS  mann,  Dr.  med.  in  Stettin. 

-  Dr.  med.  Wocke  in  Breslau. 

-  Gabr.  Wolff,  Apotheker  in  Klausenburg. 

-  Vernon  Wollaston  in  London. 

-  Henry  Wood  ward,  Assistent  im  Brit.  Museum  London. 

-  J.  Wullschlegel,  Lehrer  in  Lenzburg. 

-  Dr.  Zaddach,  Prof.  in  Königsberg. 

-  Zebe  sen.,  Oberförster  in  Volpersdorf,  Grafschaft  Glatz. 

-  G.  Zebe  jun.  in  Wildenbruch. 

-  T.  V.  Zebrawsky,  Architect  in  Krakau. 

-  Fort.  Zeni  in  Roveredo. 

-  Graf  V.  Zepelin  bei  Constanz. 

-  Zetterstedt,  Prof.  in  Lund. 

-  V.  Ziegler   und   Klipphausen,    Oberförster   a.   D.   in 

Oppeln. 

-  Dr.  Zimmermann  in  Georgtown  (Süd Carolina). 

-  Edler  v.  Zimmermann,   Oberstabsarzt  in  Pesth. 

-  Ernst  Zuchold  in  Leipzig. 

In  der  Sitzung  am  6.  November  1864  sind  noch  folgende 
Mitglieder   in  den  Verein  aufgenommen  worden,   welche  erst 
hier  verzeichnet  werden  können,    weil  das  vorstehende  Ver- 
zeichniss  bereits  im  October  gedruckt  war: 
Herr  Sartorius,  Buchhändler  in  Wien. 

Andreas    Kotula,    K.   K.  Notar    in   Freistadt   (östr. 

Schlesien). 

Hartmann,  Kassirer  in  München. 

Lakitt,    Lehrer  in  Stettin. 

A.  Hahne,    Hütten -Inspector   in   Wasseralfingen  bei 

Ahlen  in  Würtemberg. 

Ehrenmitglieder 18 

Vorstands-Mitglieder 14 

Ordentliche  Mitglieder 571. 


22 
Rede  zur  Stiftungsfeier  am  6.  November  1864. 


Meine  Herren! 

Als  wir  im  vorigen  Jahre  unsern  Stiftimgstag  ausnahms- 
weise am  21.  September  feierten,  hatte  uns  dazu  der  ausser- 
ordentliche Umstand  veranlasst,  dass  Stettin  damals  die  Ehre 
genoss,  Vorort  der  deutschen  Naturforscher  zu  sein.  Folge 
dessen  wohnten  jener  Feier  auch  eine  namhafte  Zahl  aus-w  ar- 
tiger geehrter  Mitgheder  bei.  Heute  sind  wir  wieder  auf  das 
bescheidnere  Mass  unsrer  localen  Collegen  beschränkt. 

In  den  Vereinsangelegenheiten  der  seither  erschienenen 
Zeitungshefte  sind  bereits  die  Namen  der  JMitglieder  verzeich- 
net, welche  dem  Vereine  seither  durch  den  Tod  entrissen  sind. 
Wir  bedauern  den  Verlust  unsers  Ehrenmitgliedes  Dr.  Frank- 
lin-Bache in  Philadelphia,  des  hiesigen  Vorstandsmitgliedes 
Herrn  Dassel  und  der  Mitglieder  Herren  Tollin  (gestorben 
bei  der  Exploration  von  Madagascar),  Grey  in  Petersburg, 
Kolenati  in  Brunn,  Hofgärtner  Richter  in  Dessau. 

Ueber  die  ordnungsmässige  Lage  der  Vereins -Finanzen 
im  verwichenen  Jahre  giebt  der  späterhin  folgende  Status 
unsers  Herrn  Rendanten  den  nöthigen  Aufschluss.  Ein,  wenn 
auch  nicht  bedeutendes,  doch  mit  Dank  anzuerkennendes  extra- 
ordinäres Activum  steht  in  Aussicht,  sobald  der  Abschluss 
der  vorjährigen  Naturforscher-Kasse  gemacht  sein  wird,  da 
auf  meinen  Vorschlag  bei  der  Giessener  Versammlung  ge- 
nehmigt wurde: 

den  voraussichtlichen  Ueberschuss  der  Stettiner  Ver- 
sammlung ihren  Geschäftsführern  im  Interesse  wissen- 
schaftlicher Localvereine  zur  Disposition  zu  stellen. 

Der  bei  der  vorigen  General- Versammlung  als  dem  Ab- 
schluss nahe  bezeichnete  15.  Band  unsrer  Linnaea  ist  erschie- 
nen; ebenso  ist  der  25.  Jahrgang  unsrer  Zeitung  in  den  Hän- 
den unsrer  Abonnenten. 

Die  Beziehungen  zu  auswärtigen  gelehrten  Körperschaften 
blieben  im  Wesentlichen  unverändert.  Nur  hat  sich  die  En- 
tomological  Society  of  Philadelphia  genöthigt  gesehen,  den 
Schriftentausch  mit  uns  aufzuheben,  da  sie  durch  Vereinsbe- 
schluss  überhaupt  jeden  Schriftentausch  eingestellt  hat,  und 
unsrerseits  haben  wir  uns  aus  mehrfach  bereits  ausgesprochenen 
Gründen  veranlasst  gesehen,  dergleichen  uns  angebotenen 
Tausch  abzulehnen,  resp.  da  aufzuheben,  m-o  bereits  seit  einer 
Reihe  von  Jahren  die  uns  eingesandten  Schriften  wenig  oder 
nichts  enthielten,  was  für  die  speciellen  Zwecke  unsers  Ver- 
eins direct  oder  indirect  brauchbar   erschien. 


f  Aus  der  seit  der  letzten  Sitzung   eingelaufenen   Vereins- 

Correspondenz  theile  ich  Ihnen  demnächst  folgendes  mit.    Es 
schrieben  die  Herren: 

1.  Prof.  Zeller,  Meseritz  31.  August,  sendet  eine  Arbeit 
für  die  Zeitung  über  Schmetterlinge,  die  er  in  der  Umgegend 
von  Meseritz  beobachtete.  Er  wünscht  Separata  dieses  Ar- 
tikels, da  er  schon  in  manchen  Verpflichtungen  andern  Zu- 
sendern gegenüber  steht.  Er  sendet  Bücher  zurück,  welche 
ihm  aus  der  Vereinsbibliothek  geliehen  waren,  dankt  für  die 
Besorgung  der  Insekten -Kiste  an  MXachlan  und  berichtet^ 
dass  nicht  blos  ilmi,  sondern  auch  seinen  Hausgenossen  aller- 
hand Hautleiden  erwachsen  seien  durch  die  Zusendung  eines 
Viertel  Hundert  Raupen  der  Cnethocampa  pinivora  von  einem 
Gutsbesitzer  der  Umgegend.  Ihm  sei  dies  um  so  mehr  auf- 
gefallen, als  seine  Haut  früher  bei  der  Zerreissung  von  Ne- 
stern der  Processionea,  Betastung  der  Pityocampa  und  ähn- 
licher haariger  Raupen  unempfindlich  geblieben. 

2.  Emil  V,  Brück,  Crefeld  30.  August,  giebt  Nachricht 
von  seiner  italienischen  Sommerreise,  wälirend  welcher  er  von 
der  grossen  anhaltenden  Hitze  zu  leiden  gehabt  hat.  In  Do- 
modossola  haben  wir  uns  um  ü  Tage  verfehlt.  Er  hat  dies- 
mal bei  seiner  Durchreise  durch  Bologna  die  interessanten 
Käfer  aus  Mozambique  auf  dem  dortigen  Museum  in  Augen- 
schein genommen  und  sich  bei  seinen  Excursionen  in  Toscana 
der  Gesellschaft  seines  Freundes  Piccioli  zu  erfreuen  gehabt. 
Es  ist  ilim  gelungen,  neben  manchen  andern  brauchbaren  Kä- 
fern die  seltne  Chevrolatia  insignis  zu  erbeuten,  leider  nur  in 
2  Stücken. 

3.  H.  T.  Stainton,  Mountsfield  27.  August,  hat  von  Ham- 
let Clark  eine  Determinatensenduug  zur  Spedition  hieher  er- 
halten und  fügt  Londoner  Transactions  für  den  Verein,  Hagen, 
Zeller  und  mich  bei,  auch  ein  mir  vom  Verfasser  bestimmtes 
Separatum  der  Major  Parrj^'schen  Lucaniden- Arbeit.  Was 
wir  von  Regen  in  diesem  Sommer  zu  viel  haben,  wird  in 
England  schmerzlich  vermisst.  Er  wird  am  12.  September 
der  Versammlung  der  British  Association  in  Bath  beiwohnen. 

4.  Dr.  Merkel,  Nürnberg  4.  Sept.,  als  Secretair  der  dor- 
tigen naturhist.  Gesellschaft  bedauert,  dass  der  entomologische 
Verein  aus  den  dargelegten  Gründen  auf  einen  Schriftentausch 
nicht  eingehen  kann  und  bezieht  sich  auf  eine  ihm  von  Dr. 
Sturm  übergebene  Versendungsliste,  wonach  dem  Verein  schon 
früher  der  2.  Band  Nürnb.  Abhandlungen  zugegangen  sein 
soll  —  hier  ist  nichts  eingegangen, 

5.  Einladungen  der  Schweiz,  ent.  Gesellschaft  zur  Ver- 
sammlung in  Schaffhausen  am  1.  und  2.  October  für  Dr.  Hein- 
rich ü.  und  mich. 


6.  Prof.  Zeller,  Meseritz  4.  Sept.,  dankt  für  Zusendung 
der  Transactions,  wobei  er  mehr  Hefte  erhalten,  als  ihm  zu- 
kommen; er  wird  die  überständigen  mit  erster  Gelegenheit 
remittiren.  Frage,  ob  der  amtliche  Bericht  über  die  Natur- 
forscher-Versammlung in  Stettin  1863  noch  nicht  fertig? 
( —  Ja.)  Ferner,  ob  der  in  Kiel  ertrunkene  v.  Baerensprung 
der  Berliner  Professor,  der  über  Hemiptera  geschrieben? 
(-   Ja-) 

7.  Dr.  Hagen,  Königsberg  7.  September,  schreitet  mit 
seinen  in  Gemeinschaft  mit  Selys  begonnenen  Arbeiten  über 
Libellen  rüstig  vorwärts,  namentlich  wird  die  schwierigste 
Partie  der  Agrioniden  bald  überwunden  sein.  Augenblicklich 
macht  ihm  die  Einberufung  als  Geschworner  einen  unterbre- 
chenden Querstrich.  Unter  den  fossilen  Odonaten,  mit  denen 
er  sich  gleichzeitig  beschäftigt,  machen  ihm  die  Gattungen 
Heterophlebia  und  Tarsophlebia  besondre  Freude. 

8.  Buchhändler  E.  A.  Zuchold,  Leipzig  25.  August, 
sendet  den  Band  Kupfer,  welcher  mit  Lac.  Genera  V  zugleich 
ausgegeben,  zum  Geschenk  und  bittet  um  Aufnahme  einer 
Anzeige. 

9.  Naturalienhändler  Hoffniann  in  Laibach,  8.  Sept., 
hat  seine  Vorräthe  von  Höhlen-Insecten  wieder  mehr  vervoll- 
ständigt. 

10.  Westermann,  Copenhagen  10.  Sept.,  hat  meinen 
Kath  befolgt,  sein  Unwohlsein  durch  entomologische  Beschäf- 
tigung zu  curiren  und  findet  das  Recept  probat.  Es  hat  sich 
ergeben,  dass  in  seiner  grossen,  seit  mehreren  Monaten  nicht 
angerührten  Sammlung  keinerlei  Schaden  entstanden  ist,  weder 
durch  Schimmel,  noch  durch  Kaubinsecten.  Wenn  in  der  an 
mich  durch  die  Eisenbahn  expedirten  Sendung  vermuthlich 
auch  nichts  Neues  für  die  Sammlung  stecken  werde,  so  holfe 
er  doch,  die  meisten  Arten  würden  sich  als  gut  und  brauch- 
bar für  meine  Freunde  ausweisen.  Im  Laufe  des  vorigen 
Jahres  habe  er  sehr  hübschen  Zuwachs  zu  seiner  Dipteren- 
Sammlung  gehabt.  26.  October.  Hat  meine  Einlage  an  Hrn. 
Drewsen  nicht  abgeben  können,  weil  dieser  Freund  durch  den 
Brand  der  Papierfabrik  in  Silkeborg  zur  Abreise  dorthin  ge- 
nöthigt  war.  Dass  mehrere  Thiere  der  letzten  Sendung  m"ei- 
ner  Sammlung  noch  gefehlt,  habe  ihn  erfreut.  Die  angebo- 
tenen Species  würden  ihm  willkommen  sein,  namentlich  Schi- 
zorhina  flammula.  Auch  bitte  er  um  Mittheilung  des  ihm 
angebotenen  Artikels  von  Snellen  van  Vollenhoven  aus  der 
niederländischen  Zeitschrift. 

11.  Dr.  Barth.  Wagner,  Fulda  2.  Oct.,  dankt  fU.'  die 
Ergänzung  der  Vereins-Publicationen,  will  über  die  Ceddom. 


25 

(Diplosis)  tritici  sclireiben  und  fragt  nach  literarischem  Hülfs- 
material. 

12.  Director  Kaden,  Dresden  15.  Sept.,  wünscht  bei 
seinem  hohen  Alter  über  den  Verbleib  seiner  Schmetterlings- 
Sammlung  noch  bei  Lebzeiten  beruhigt  zu  sein  und  möchte 
sie  gerne  in  gute  Hände  verkaufen.  Er  hofft,  dass  die  ento- 
mol.  Zeitung  darauf  aufmerksam  machen  werde.  (Dass  die 
Kaden'sche  Sammlung  eine  der  bedeutendsten  Privatsamm- 
luugen  in  Deutschland  ist  und  dass  sie  sich  nicht  blos  durch 
Vollständigkeit  der  Europäer,  sondern  auch  durch  zalilreiclie, 
meist  aus  directen  Quellen  bezogene  Exoten,  sowie  durch 
Mikrolepid.  auszeichnet,  darüber  haben  sich  berufene  Kenner 
oft  gegen  mich  ausgesprochen.  Es  unterliegt  deshalb  keinem 
Zweifel,  dass  eine  solche  Pracht-Collection  gewiss  bald  einen 
Liebhaber  finden  wird.     Red.) 

18.  Dr.  C.  Felder  in  Wien  4.  Oct.  ist  von  einer  schwe- 
ren Krankheit  soweit  genesen,  dass  er  den  bisher  versäumten 
Dank  für  Vermittlung  einer  Sendung  an  Boheman  nachholen 
kann.  Er  hofft,  eine  ihm  verheissene  afrikanische  Sendung 
werde  wieder  Stoff  zu  neuem  Verkehre  liefern.  Die  erste 
Abtheilung  seiner  Arbeit  über  Lepid.  Systematik  und  Syno- 
nymie  habe  die  Presse  verlassen. 

14.  Dr.  Felix  Flügel,  Leipzig  12.  Sept.,  befördert  eine 
Sendung  der  Smithsonian  Institution  und  zwei  Beischlüsse  für 
Prof.  Zeller  und  mich. 

15.  Naturalienhändler  N.  Hoff  mann,  Laibach  12.  Sep- 
tember, sendet  Krainer  Höhlenkäfer  und  bittet  ihn  zu  em- 
pfehlen. (Das  kann  mit  gutem  Gewissen  geschehen,  Herr  H. 
sammelt  sauber  und  stellt  billige  Preise.) 

16.  Naturalienhändler  Stentz,  Neusiedel  am  See  20. 
Sept.,  benutzt  eine  Conchyliensendung  für  H.-  D. ,  um  einige 
Käfer  zur  Bestimmung  resp.  Auswahl  beizufügen,  das  Aequi- 
valent  in  Exoten  erbittend. 

17.  Oberförster  von  Ziegler,  Oppeln  7.  Oct.,  bittet  um 
Bücher  aus  der  Vereinsbibliothek,  erzählt,  dass  Prof.  Kolenati 
bei  Gelegenheit  einer  Excursion  im  schlesiscli-mährischen  Ge- 
birge doi't  in  einer  Baude  (Sennhütte)  erkrankt  und  verstor- 
ben sei. 

18.  Dir.  Burchard,  Bückeburg  13.  Sept.,  sendet  einige 
Exoten  zur  Determination  resp.  Tausch;  27.  Oct.  dankt  für 
das  erhaltene  Aequivalent. 

19.  S.  Solsky,  Petersburg  14.  Sept.,  erzählt,  in  wel- 
cher Weise  das  Doctor- Jubiläum  unsers  hochverehrten  Ehren- 
mitgliedes, des  Akademikers  v.  Baer,  am  9,  September  ge- 
feiert worden. 

20.  Rev.  H.  Clark,  Brighton  Sept.  21,,   ist  mit  einem 


Kataloge  und  Nachträgen  zu  Lacordaire's  Phytopliagen  Band  I. 
bescliältigt  und  fragt,  ob  ihm  dazu  Material   geliefert  werde. 

21.  Kev.  A.  Matthews,  Gumley  10,  Sept.,  wünscht 
eine  Monographie  der  Trichopterygier  vorzunehmen  und  bittet 
um  Material. 

22.  Dr.  Morsbach,  Dortmund  17.  Sept.,  macht  eine 
Sendung  von  ostind.  Coleojjteren  und  Hymenopteren,  und  hat 
gelungene  Versuche  gemacht,  den  Goldglanz  der  Cassiden 
durch  Glycerin  zu  fixiren. 

23.  Buchhändler  W.  Engel  mann,  Leipzig  26.  Sept., 
sendet  Werke  für  die  Vereinsbibliothek  und  legt  einen  Ka- 
talog seines  Verlages  bei. 

24.  L.  Fairmaire,  Paris  8.  Oct. ,  expedirte  Insecten 
und  Bücher  für  den  Verein  und  andere  Interessenten.  Thom- 
son aus  Lund  Mar  in  Paris,  auch  E.  vom  Brück  auf  der 
Durchreise  von  Arcaclion.  F.  beschäftigt  sich  augenblicklich 
vorzugsweise  mit  Longicornen  und  desiderirt  einige  seltnere 
Arten. 

25.  Dr.  Hagen,  Königsberg  19.  Oct.,  hätte  gerne  die 
Naturforscher- Versammlung  in  Giessen  mitgemacht  und  bittet 
um  Nachrichten  darüber.  Ein  rheumatisches  Knieleiden  hat 
ihm  ungewünschte  Müsse  zum  Tractiren  der  Solenhofer  fos- 
silen Insecten  gegeben,  wobei  es  als  ein  besondres  Glück  sich 
herausstellt,  dass  in  der  Selys-Hagen'schen  Libelluliden-Mono- 
graphie  die  Familien  Calopteryx  und  Gomphus  schon  durch- 
gearbeitet Avaren,  da  zu  diesen  Gruppen  mindestens  fünf 
Sechstel  der  Solenhofer  gehören.  Der  General -Landtag  der 
Provinz  Preussen  hat  der  Physikalisch -Oekonomischen  Ge- 
sellschaft von  Königsberg  eine  Unterstützung  von  5000  Thlr. 
bewilligt,  welche  vorzugsweise  geogno&tischen  und  palaeon- 
tologischen  Erforschungen  zu  Gute  kommen  werden. 

26.  Prof.  Z  e  1 1  e  r ,  Meseritz  1 7.  Sept.,  wünscht  die  Namen 
einiger  Coleoptern  zu  wissen,  sendet  einige  Expedienda.  — 
27.  Oct.  war  auf  einige  Tage  in  Berlin  und  sieht  sich  in  sei- 
ner Absicht,  die  Crambiden  zu  bearbeiten,  durch  die  Walker- 
sche  fUichtige  Katalogisirung  vorläufig  gehemmt. 

27.  Snellen  van  VoUenhoven,  Leyden  17.  Oct.,  zeigt 
die  Absendung  der  Niederl.  Entomol.  Zeitschrift  und  der  No. 
35—46  der  Fortsetzung  des  Werkes  von  Sepp  für  die  Ver- 
einsbibliothek an.  Beigefügt  ist  eine  Sendung  Molukkischer 
Käfer,  unter  welchen  die  prachtvolle  Schizorhina  fhimmula 
Hombr.  von  Morotai  in  mehreren  Varietäten,  eine  neue  Ma- 
cronota  von  Celebes,  ein  neuer  Oryctide  ebendaher  und  andre 
Raritäten.  In  die  Werneburg'sche  Schrift  über  ältere  lepi- 
dopt.  Werke  haben  sich  mehrere  Irrthümer  eingeschlichen, 
deren    Besprechung    V.    sich    vorbehält.     Namentlich    scheint 


37 

W.  zu  ignoriren,  dass  das  Werk  von  Sepp  fortgesetzt  wird. 
V.  hofft,  dass  Dr.  Heinrich  D.  vor  seiner  Abreise  nach  den 
Capverdischen  Inseln  noch  in  Holland  vorsprechen  werde.  Der 
Lucaniden-Katalog  von  Major  Parry  enthält  332  Arten,  das 
Leydener  Museum  besitzt  davon  137  und  einige  n.  sp. 

28.  H.  T.  Stainton,  Mountsfield  19.  Oct,  ist  von  dem 
Naturforscherfest  in  Bath  heimgekehrt  und  bittet  um  Aus- 
richtung mehrerer  entomol.  Aufträge. 

29.  Schulrath  Dr.  Suffrian,  Münster  26.  Oct.,  dankt 
für  die  Zusendung  der  südamer.  Cryptocephalen  des  Kaiserl. 
Museums,  welche  ich  bei  der  Durchreise  durch  Wien  vermit- 
telte. Von  E.  V.  Brück  gingen  neue  Columbier  ein.  Auch 
aus  Asien  und  Australien  haben  sich  schon  wieder  Nova  zu- 
sammengefunden. Anfrage,  ob  und  wo  Guerin  einen  Cryptoc. 
patagonicus  beschrieben?    (Nescio.) 

30.  Dr.  R.  A.  Philippi,  S.  Yago  (Chile)  31.  August, 
sendet  eine  Arbeit  über  Chilenische  Diptera,  bezeichnet  den 
Weg.,  auf  dem  er  Zusendungen  von  Büchern  u.  s.  w.  erwartet 
und  hofft,  dass  die  Litoral-Excursion ,  welche  er  nächstens 
unternehmen  will,  ein  gutes  Resultat  an  Pflanzen  und  Insecten 
liefern  soll.  Dass  von  Buenos  Ayres  eine  oder  gar  zwei  Ei- 
senbahnen nach  Chile  gebaut  werden  sollen,  hat  Ph.  aus 
deutschen  Zeitungen  erfahren;  er  meint  aber,  es  werde  blos 
„davon  gesprochen^'  und  es  habe  noch  gute  Weile  damit. 
Er  habe  Hoffnung,  eine  Gesellschaft  zur  Bildung  eines  Zoolo- 
gischen Gartens  zusammen  zu  bringen. 

31.  C.  Plötz,  Greifswald  3.  Nov.,  sendet  einen  Artikel 
für  die  Zeitung  und  bittet,  die  Uebersendung  seiner  zwei 
Bände  Spanner -Zeichnungen  von  England  an  Dr.  Speyer  zu 
veranlassen. 

32.  Andr.  Kotula,  K.  K.  Notar  in  Freistadt  (Ostreich. 
Schlesien)  1.  Nov.  bestellt  Kataloge  und  wünscht  in  den  Ver- 
ein zu  treten. 

33.  Prof.  Zeller,  Meseritz  2.  Nov.,  dankt  für  den  er- 
haltenen amtlichen  Bericlit  über  die  Naturforscher- Versamm- 
lung in  Stettin  1863,  hat  darin  die  EinlcitimgsreTle  mit  Ver- 
gnügen recapitulirt  und  wird  sich  demnächst  an  das  Lesen  der 
Darwinstreitigkeiten  machen.  Vorläufig  bleibt  er  bei  seiner 
Ansicht*,  dass  die  Schöpfung  theihveise  noch  nicht  völlig  im 
Klaren  ist  (z.  B.  mit  Salices,  Hieracia,  Zygaena  etc.),  dass 
man  aber  nach  x  Jahren  nur  Ws  und  ähnlicher  Polygraphen 
lebensunfähige  Arten  ausgestorben  finden  wird.  In  dem  fleissi- 
gen  Werneburg'schen  Buche  sei  viel  Scharfsinn  aufgeboten, 
hie  und  da  vielleicht  zu  viel. 

34.  Einladung,    den  wissenschaftlichen  Congress  in  Na- 


poli  7.11  besuchen,  welcher  im  Jahre  1865  vom  23.  April  bis 
7.  Mai  gehallen  werden  soll. 

35.  Notar  0.  v.  Prittwitz,  Brieg  1.  Nov.,  ist  mit  sei- 
ner Bearbeitung  der  Schmetterlinge  von  Rio  de  Janeiro  ziem- 
licii  bis  zum  Ende  der  Rhopaloceren  gediehen.  Anfrage  wegen 
der  Publication. 

36.  Sartorius,  Wien  3.  Nov.,  erhielt  durch  gefällige 
Vermittlung  des  K.  Museums  die  ihm  verheissene  Sendung, 
mit  welcher  er  sehr  zufrieden  ist. 

37.  Dr.  Speyer,  Rhoden  4.  Nov.,  ist  mit  einer  Revi- 
sion der  Lepidopt. -Fauna  Deutschlands  und  der  Schweiz  be- 
schäftigt und  wünscht  darüber  einige  Bücher  der  Vereins- 
bibliothek zur  Ansicht. 

38.  Major  Pirazzoli,  Domodossola  2.  Nov.,  ist  erfreut, 
dass  die  Bücherkiste  an  ihn  abgesendet  und  wird  sofort  nach 
deren  Ankunft  wieder  schreiben.  Sein  Sommerfang  Imt  nur 
Micra  geliefert,  und  auch  jetzt  (wo  freilieh  nach  Reaumur  noch 
immer  -f-  8— »10°  sind),  finden  sich  unter  dem  Moose  nur 
Cej)hennium  n.  sp.,  Alexia,  Mniophila  und  ähnliche  Pygmaeen. 
Er  findet  an  den  Antennen  des  ^  von  Bryaxis  antennata  abwei- 
chende Bildung  von  denen  der  rj^,  obwohl  Aube  und  Redten- 
bacher  derselben  nicht  erwähnen. 

39.  Friedländer  und  Sohn,  Berlin  5.  Nov.,  bitten  um 
die  Erlaubniss,  der  Zeitung  antiq.  Kataloge  beilegen  zu  dürfen. 

40.  Dr.  Stäl,  Stockholm  S.  Nov.,  zeigt  die  Ab&endung 
einer  Kiste  determ.  Insecten  für  das  Senckenbergische  Institut 
in  Frankfurt  an. 

41.  A.  Murray,  London  4.  Nov.,  bittet  um  Vertheilung 
der  an  dieAddr.  des  Vereins  zu  expedirenden  Exemplare  des 
Vol.  I.  seiner  Nitidularien. 

(Der  Schluss  dieses  Sitzungsberichtes  wird  später  gegeben 
werden,  um  den  Druck  der  grossentheils  schon  gesetzten  übri- 
gen Artikel  dieses  Heftes  nicht  zu  verzögern.) 


29 


Nachricht  über  einige  Falter  der  Meseritzer 
Gegend 

von  P.  C.  Zeller. 


1.     Coenonympha  Davus. 

Von  der  Raupe  dieser  auf  allen  Torfsümpfen  und  torf- 
Imltigen  Wiesen  der  Mark  Brandenburg,  Schlesiens  (wenig- 
stens bei  Glogau)  und  der  Provinz  Posen  häufigen  Art  ist 
mir  keine  Nachricht  weiter  bekannt,  als  die  von  Zetterstedt 
in  den  Insectis  Lapponicis  S.  9U5  gegebene,  von  Wallengren 
in  seinen  vortretriichen  Skandinaviens  Dagfjärilar  übergangene 
„larva  glabra,  lucida,  teste  D.  Boisduval.^'  Da  ich  in  Bois- 
duvaPs  Werken,  soweit  ich  sie  besitze,  keine  Beschreibung 
finde,  so  weiss  ich  nicht,  woher  Zetterstedt  |seine  Angabe  hat. 

Die  Raupe,  die  frei  lebt  und  ziemlich  hoch  an  den  Gras- 
blättern sitzt,  ist  ziemlieh  leicht  zu  bemerken,  noch  leichter  mit 
dem  Kätscher  zu  erhalten 5  dass  aber  nichts  über  sie  bekannt  ge- 
macht wurde,  hat  seinen  Grund  ohne  Zweifel  darin,  dass  die 
Summler  die  Tagfalterraupen  unbeachtet  lassen,  indem  sie 
die  Schmetterlinge  viel  bequemer  durch  den  Fang  als  durch 
die  Zucht  erhalten. 

Ich  fand  am  25.  Juni,  als  die  Schmetterlinge  schon  reich- 
lich flogen,  auf  einem  freien  Torfsumpfe  zwei  ziemlich  er- 
wachsene Raupen,  die  an  den  langen,  schmalen  Blättern  einer 
in  Polstern  wachsenden  Torfcarex  sassen.  Sie  wurden  an 
einem  solchen  Rasenstück,  das  sich  ohne  Schwierigkeit  lebend 
erhalten  Hess,  an  dem  jedoch  die  Blätter  gestutzt  werden 
mussten,  über  drei  Wochen  genährt.  Sie  frassen  bei  Tage 
an  den  Blättern  sitzend,  Hessen  sich  jedoch  bei  Störungen 
.'^^ogleich  in  das  Moos  fallen,  in  welchem  sie  einige  Zeit  ge- 
krümmt liegen  blieben.  Die  erste  hängte  sich,  nachdem  sie 
ein  paar  Ttige  an  einem  Halme  ruhig  und  langgestreckt  ge- 
sessen und,  während  ihre  Grundfarbe  saftiger  und  ihre  Zeich- 
nung blässer  wurde,  mehrere  schwarze  Punkte,  wie  gestochen, 
erhalten  hatte,  am  12.  Juli  an  etwas  Seide  auf  und  wurde 
am  13.  zur  Puppe.  Bei  der  zweiten  erfolgte  die  Verwand- 
lung erst  am  20.  Juli.  Aus  jener  erschien  der  Schmetterling 
am  2.  August  schon  vor  5  Uhr  Morgens,  aus  der  zweiten  am 
11.  August  später  am  Vormittag  bei  rauhem  Wetter.  Beides 
sind  recht  kleine  Weibchen.  Dass  sie  so  spät,  nämlich  wenn 
im  Freien  kaum  noch  ganz  verflogene  $  zu  sehen  sind,  aus- 
krt)chen,  kommt  jedenfalls  daher,  dass  Raupen  und  Puppen 
auf  der  Noidseite  vor  dem  Fenster  aufbewahrt  wurden. 

Raupe.     Länge    1"— 1"    2"'.     Der  Kürper   unbehaart, 


ao 

aber  überall,  selbst  am  Kopf,  mit  äusserst  feinen,  gelblichen 
Punkt\värzchen  besetzt.  Grundfarbe  gelbgrün,  der  gerundete 
Kopf  hellgrün;  Gebiss  gelblich,  am  Innenrande  der  Kinnbacken 
braun.  Die  Rückenlinie  ist  schmal,  dunkelgrün,  auf  jeder 
Seite  mit  einer  scharfen,  schmalen,  weisslichgelben  Linie  ge- 
säumt. Die  obere  Seitenlinie  dünn,  etwas  gelber,  oberwärts 
dunkel  gerandet;  die  Seitenlinie,  in  welcher  die  Luftlöcher 
stehen,  breiter,  hellgelb,  sehr  deutlich  begrenzt.  Beine  sehr 
kurz;  nur  die  Nachschieber  blass  rosenfarbig.  Die  After- 
spitzen  nicht  lang,  spitz,  hellgelb,  am  Ende  rosenfarbig,  oder 
ganz  in  der  letztern  Farbe. 

Die  gestürzt  hängende  Puppe  hat  ganz  die  Gestalt  und 
Farbe  wie  bei  Coen.  Pamphilus.  Sie  ist  6'"  lang,  ganz  kahl, 
blassgrün,  am  Rückenschilde  durchsichtiger  als  an  den  Flügel- 
scheiden, am  Hinterleibe  mehr  weisslich  und  ganz  undurch- 
sichtig; der  Innenrand  (margo  dorsalis)  des  Vorderflügels  ist 
in  einer  feinen  Linie  weisslich  und  auswärts  noch  feiner  braun 
gerandet;  der  Hinterleib  auf  den  ersten  6  Ringen  sehr  fein 
runzelig,  auf  den  hintersten  glatt.  Die  leere  Puppenhülle  ist 
weisslich,  an  den  hintersten  Ringen  schmutzig  hellgrünlich; 
die  Randlinie  der  Flügelscheide  deutlich. 

An  den  Schmetterlingen  der  hiesigen  Gegend  finde  ich 
nur  zu  bemerken,  dass  sie  auf  der  Unterseite  der  Hinterflügel 
nie  mit  einer  vollständigen  weissen  Binde  vorzukommen  schei- 
nen, dass  die  Grundfarbe  hier  oft  stark  mit  Ochergelb  ge- 
mischt ist,  dass  der  helle  Querstrich  auf  der  Unterseite  der 
Vorderflügel  nicht  selten  völlig  fehlt,  und  dass  ein  $  meiner 
Sammlung  hier  vier  Augenflecke  hat,  nämlich  oben  an  dem 
gewöhnlichen  einen  kleinen,  darunter  ein  gelbes  rundes  P'leck- 
chen  ohne  Schwarz,  dann  gegen  den  Innenwinkel  ein  grös- 
seres Auge  mit  weisser  Pupille  und  im  Innenwinkel  ein  klei- 
neres ohne  dieselbe.  Solche  Exemplare,  wie  ich  sie  aus  Liev- 
land  erhielt  und  Isis  1846  S.  180  als  Hipp.  Isis  Zetterst., 
jedoch  nur  als  Var.  Davus  beschrieb,  scheinen  bei  uns  nicht 
vorzukommen;  dass  sie  dort  nicht  die  regelmässige  Form  sind, 
beweisen  zwei  lievländische  gewöhnliche  Davus  meiner  Samm- 
lung. So  klein,  wie  drei  ächte  lappländische  Isis  (^  (Davus 
var.)  meiner  Sammlung,  nämlich  kleiner  als  mancher  süd- 
europäische Pamphilus,  habe  ich  die  Art  in  unseren  Gegenden 
noch  nicht  gesehen. 

2.     Setina  Kuhlweinii. 
Hübner    fig.   2^)0,    291    ^   (mit  ganz   gelbem),    292, 

293   ,S  (mit  theilweise  schwarzem  Hinterleibe). 
Fr.  Röslst.  Beiträge  T.  42  S^  (mit  gelbem  Hinterleib) 

S.  107. 


3a 

Boisduval  Icones  T.  58  fig.  8   r^  9  $  (Beide  mit  gel- 
bem Hinterleib)  tome  11  p.  112. 
Freyer  Beitr.  V  T,  459  fig,  1  <^  (mit  „graugelblichem''' 

Hinterleib e)  S.  81. 
Lederer  in  zool.-botan.  Vereinsschrift  II  S.  119. 
Speyer  geogr.  Verbreitung  I  S.  367  und  467. 

Kuhlwein  selbst  hat  mir  erzälilt,  dass  diese  Art  von  Hüb- 
ner nach  den  von  ihm  zugeschickten  Exemplaren  abgebildet 
vi'orden  ist.  Es  ist  also  nicht  daran  zu  zweifeln,  dass  fig. 
292,  293  dieselbe  Art  vorstellt  und  dass  Staudinger  sie  ohne 
Bedenken  liätte  anführen  können.  Freyer's  Compluta  rechne 
ich  mit  gleicher  Sicherheit  hierher,  da  in  Hinterpommern, 
woher  ich  auch  1  Exemplar  der  Kuhlweinii  erhielt,  keine 
Roseida  vorkommen  kann.  In  der  Abbildung  ist  nur  das 
Schwarz  auf  Rückenschild  und  Hinterleib  zu  dunkel  und  un- 
gemischt aufgetragen,  während  es  bei  dieser  Varietät  auf  dem 
Rückenschild  nur  hinter  dem  Kragen  dunkel  ist  und  sich  um 
das  immer  rostgelbe  Schildchen  lichtet  und  auf  dem  Hinter- 
leibe nur  sehr  selten  bis  zum  rostgelben  Afterende  rein  bleibt. 

Diese  Setina  ist  die  einzige  mir  in  fünf  Sommern  bei 
Meseritz  vorgekommene.  Irrorella  wird  sich  wohl  auch  noch 
irgendwo  vorfinden;  wenigstens  glaube  ich  sie  auch  aus  der 
Birnbaumer  Gegend  (5  Meilen  von  hier),  wo  Kuhlweinii  häufig 
ist,  erhalten  zu  haben,  statt  dass  ich  bei  Glogau  sie  allein 
und  trotz  angelegentlichem  Suchen  keine  Kuhlweinii  fand. 
Kuhlweinii  fliegt  hierin  allen  jungen  Kiefergehölzen  auf  Sand- 
boden auf  den  lichten,  mit  Rennthierflechte  und  anderen  Li- 
chenen  bewachsenen  Stellen.  Sie  sitzt  an  Grashalmen  oder 
Kiefernadeln  und  das  Männchen  fliegt  bei  klarem,  ruhigem 
Wetter  leicht  auf,  um  sich  bald  wieder  zu  setzen.  Das  Weib- 
chen fliegt  fast  gar  nicht  und  wird  daher  bei  seiner  natür- 
lichen Seltenheit  noch  seltener  angetroffen.  Ihre  Sitten  sind 
also  ganz  dieselben  wie  der  Irrorella.  Die  Flugzeit  ist  von 
Mitte  Juni  bis  gegen  Ende  Juli,  so  dass  sie  vor  der  Mitte  des 
letztern  Monats  ihre  Höhe  erreicht  hat.  In  welcher  Tages- 
zeit das  Thier  seinen  freiwilligen  Flug  hat,  habe  ich  noch 
j-o  wenig  wie  bei  Irrorella  mit  Bestimmtheit  entdecken  kön- 
nen; ich  sah  bisher  nur,  dass  bei  Iieissem  Wetter  die  Männ- 
chen gegen  Sonnenuntergang  ihren  Flug  recht  weit  fortsetz- 
ten, ohne  dass  er  jedoch  das  Aufsuchen  der  Weibchen  zum 
Zweck  zu  haben  schien.  Begattete  Paare  hängen  fest  und 
lange  aneinander. 

Unter  den  mehr  als  400  Exemplaren,  die  ich  bisher  von 
Birnbaum  erhalten  oder  bei  Meseritz  selbst  gefangen  habe, 
ist  kein  einziges  gewesen,  das  ich  mit  Roseida  zu  vereinigen 
versucht  gewesen  wäre,  ungeachtet  die  Art  gar  nicht  unver- 


32 

andevlicl»  ist.  Als  Grundform  der  Set.  Kuhlweinii,  wenn  auch 
nicht  als  die  häufigere  Form  in  hiesiger  Gegend,  betrachte 
ich  diejenige,  bei  welcher  der  ganze  Hinterleib  und  dann  auch 
das  llückenschild,  mit  Ausnahme  etwa  des  Anfanges  hinter 
dem  Halskragen,  die  Fühler  und  bisweilen  selbst  der  Scheitel 
rostgelb  sind;  bei  dieser  Form  haben  auch  die  Hinter flügel 
an  der  Wurzel  nichts  Schwärzliches  —  ein  Merkmal, 
das  leider  kein  specifisches  ist,  da  es  bei  der  zweiten  Form 
nur  zu  viele  Ausnahmen  erleidet.  —  Die  zweite  Form  ist  die- 
jenige, bei  welcher  die  Fühler  und  das  Rückenschild  mehr 
oder  weniger  dunkel,  am  dunkelsten  hinter  dem  Kragen, 
schwärzlich  wird,  wobei  aber  das  Schildchen  stets  in  ansehn- 
lichem Umfange  rostgelb  bleibt  und  der  Hinterleib  von  der 
Wurzel  aus  in  mehr  oder  weniger  Ausbreitung  sich  schwärz- 
lich färbt,  doch  so,  dass  die  Hinterränder  der  Segmente  mei- 
stens einen  rostgelben  Rand  behalten  und  nur  das  Afterende 
in  der  Ausdehnung  wie  bei  Roseida  rostgelb  bleibt.  Hier  hat 
die  Hinterflügelbasis  fast  immer  etwas  Schwärzliches,  wenn 
auch  gewöhnlich  nicht  in  der  Ausdehnung  wie  bei  Roseida. 
Bei  einem  Männchen,  das  ausser  am  Thorax  nur  an  den  IVa 
ersten  Hinterleibssegmenten  schwärzlich  ist,  geht  sogar  eine 
schwärzliche  Linie  auf  der  Medianader  bis  über  die  Flügel- 
hälfte hinweg  (Var.  e). 

Die  Grundfarbe  des  Leibes  und  der  Flügel  wechselt  bei 
ganz  frischen  Exemplaren  in  der  Lebhaftigkeit  des  Rostgelben 
und  kommt  oft  der  gesättigtsten  Färbung  der  Aurita  ganz 
nahe.  Die  Flügelzeichnung  ändert  in  der  Stärke  bei  beiden 
Formen;  ich  habe  aber  noch  nie  die  Flecke  der  einen  Reihe 
mit  denen  der  andern  durch  Linien  verbunden  gesehen,  wie 
es  so  häufig  bei  Aurita,  nämlich  der  Var,  ramosa,  der  Fall 
ist  und  selbst  bisweilen  bei  L-rorella  vorkommen  soll.  W^enn 
die  Flecke  überhaupt  stark  sind  und  die  dritte  Reihe  der 
Vorderflügel  die  stärksten  enthält  (was  nicht  immer  der  Fall 
ist),  so  zeichnet  sich  auch  die  am  Rande  der  Hinterflügel 
hinziehende  Reihe  durch  Grösse  und  Zahl  aus.  Als  besondere 
Abweichungen  erwähne  ich:  1)  mehrere  Männchen,  bei  denen 
die  zwei  ersten  Reihen  der  Vorderflügel  aus  ganz  kleinen 
Punkten  bestehen  (Var.  a.  —  sonst  zur  Grundfärbung  ge- 
hörig); 2)  ein  Männchen,  mit  Var.  a.  stimmend,  nur  dass 
die  Punkte  der  zwei  Reihen  alle  in  kurze,  feine  Linien 
verwandelt  sind  (Var.  b.);  3)  ein  Männchen  der  zweiten  Fär- 
bung, mit  gros.^en  Flecken,  aber  alle  ganz  verloschen,  grau 
(Var.  c);  4)  ein  Männclien  in  der  Grundfärbung,  dem  auf 
den  Vorderflügclu  die  dritte  Reihe  und  alle  Flecke  der  Hin- 
terflügel gänzlich  fehlen.  (Var.  d.)  Dieses  Exemplar,  das 
unter    der    gewüimlichen  Kuhlweinii  bei  Birnbaum   gefangen 


;33 

wurde,  sieht  mit  seiner  gesättigten  Grundfarbe  und  dichten 
Beschuppung  so  auffallend  aus,  dass,  wenn  man  von  seinem 
Vaterlande  nichts  wüsste,  es  leicht  für  eigene  Art  gelten 
könnte. 

Endlich  ist  noch  zu  bemerken,  dass  auch  die  Gestalt  der 
Flügel  abändert,  indem  sie  bald  mehr,  bald  M'eniger  gestreckt 
sind. 

Indem  ich  nun  die  Arten  der  Lederer'schen  Sammlung, 
die  ich  in  zahlreichen  Exemplaren  vor  mir  habe,  ansehe,  will 
.'^ich  mir  fast  die  Vermuthung  aufdrängen ,  dass  alle  Setinen, 
mit  Ausnahme  der  Mesomella,  nur  eine  einzige  Art  seien. 
Bei  kälterem  Blute  und  genauerer  Prüfung  komme  ich  natür- 
lich von  diesem  Gedanken  zurück. 

Zunächst  bleibt  Irrorella  eine  Art  für  sich,  die,  wie 
Speyer  richtig  bemerkt,  auf  der  Unterseite  durch  ihre  ver- 
dünnte, grau  gefärbte  Beschuppung  (nur  beim  $  fehlt  zuwei- 
len alles  Graue)  charakterisirt  wird.  Auf  die  daraus  gemach- 
ten Arten  lasse  ich  mich  hier  nicht  ein. 

Zweitens  müssen  der  Aurita  Artrechte  zugestanden 
werden,  obgleich  sie  auch  etwas  abändert;  denn  abgesehen 
von  der  Bamosaform,  sind  ihre  schwarzen  Fühler  auf  dem 
Schaft  mehr  oder  weniger  gelb  bestäubt  und  ihr  Hinterleib 
ist  in  beiden  Geschlechtern  (auch  oft  in  der  Var.  ramosa)  in 
einem  Seiten&treif  und  an  den  Hinterrändern  der  hintern  Seg- 
mente rothgelb ;  auch  ändern  die  Flügel  in  der  Streckung  ab; 
die  Grösse  ist  durchaus  nicht  immer  über  der  unsrer  nordi- 
schen Kuhlweinii,  und  selbst  die  Lebhaftigkeit  der  rostgelben 
Farbe  ist  nicht  immer  ohne  Abstufung,  Ja  bei  vielen  Exem- 
plaren der  Ramosa  sehr  licht.  Was  sie  als  Art  charakte- 
risirt, ist  folgendes:  1)  auf  den  Vorderflügeln  ist  ein  schwar- 
zer Punkt  in  der  Nähe  der  Wurzel  auf  der  Subcostal- 
ader,  der  es  eben  erklärlich  macht,  wie  bei  Ramosa  die 
schwarzen  Linien  bis  dahin  reichen  können  und  ^ie  dies  bei 
Kuhlweinii  gar  nicht  vorkommen  kann;  2)  die  männlichen 
Fühler- sind,  wie  Speyer  bemerkt  hat,  entschieden  stärker 
gekerbt  und  länger  gefranzt;  3)  der  Kopf,  ausser  bisweilen 
um  den  Mund,  wo  die  Haare  dann  grau  sind,  und  das  Schild- 
chen sind  immer   tiefschwarz. 

Ausserdem  habe  ich  —  als  Varietät  der  Aurita  —  3  (^ 
4  $  der  Lederer'sclien  und  2  ,^  meiner  Sammlung  vor  mir, 
die  ich  nicht  als  Aurita  ansehen  kann.  Sie  sind  etwas  grösser 
als  Aurita  und  der  schwarze  Punkt  an  der  VorderfJügel- 
wurzel  fehlt,  während  die  Grösse  der  übrigen  Flecke  (bei 
einem  ^  besonders  gross)  veränderlich  ist;  ihr  Körper  ist 
grösstentheils  rostgelb,  nämlich:  am  Kopf,  wenigstens  im  Ge- 
sicht, auf  dem  Schildchen  und  in   ziemlicher  Ausdehnung  um 

3 


84 

dasselbe,  an  den  Hinterrändern  der  dunkelgrauen  oder  schwärz- 
lichen sechs  ersten  Hinterleibssegmente,  sowie  am  Reste  des 
Hinterleibes.  Auf  der  Unterseite  der  Vorderflügel  sind  wenig- 
stens bei  4  <J  die  Subcostal-  und  die  Medianader,  und  von 
letzterer  zum  Theil  die  Aeste  breit  schwärzlich  angelaufen; 
bei  den  übrigen  <^  und  den  ?  zeigt  sich  hier  so  wenig  Schwar- 
zes an  den  Adern  wie  bei  Aurita  und  Kuhlweinii.  Es  leidet 
wohl  keinen  Zweifel,  dass  diese  Exemplare  gleicher  Art  mit 
denen  sind,  die  Speyer  bei  Stenlz  „in  beträchtlicher  Anzahl 
aus  der  Gegend  von  Botzen"  sah;  auch  sie  sind  aus  den  Alpen, 
nämlich  die  meislen  aus  Wallis,  zwei  aus  dem  Balcan.  Nun 
sagt  zwar  Speyer,  die  Tyroler  wie  die  norddeutschen  hätten 
die  Grösse,  den  Bau  des  Körpers,  der  Fühler  und  Flügel  M'ie 
bei  Irrorella,  und  dass  jene  mit  diesen  ausser  in  der  Leb- 
haftigkeit der  Grundfarbe  völlig  übereinstimmten.  Ich  finde, 
dass  diese  alpinen  Exemplare  Fühler  haben,  die  stärker 
gesägt  sind  als  bei  Kuhlweinii,  aber  kürzer  gefranzt  als 
bei  Aurita.  Ich  halte  es  daher  für  zweckmässig,  diese  alpi- 
nen Exemplare  wegen  ihrer  Fühler,  wegen  ihrer  Grösse,  die 
doch  von  mancher  hiesigen  Kuhlweinii  erreiclit  wird,  und 
wegen  der  Unterseite  der  männlichen  Vorderflügel,  die  doch 
in  der  Mehrzahl  geschwärzt  zu  sein  scheint,  durch  eine  be- 
sondere Benennung:  alpestris,  als  mögliche  eigene  Art  aus- 
zuzeichnen. 

Flavicans,  wovon  ich  4  ,^  1  $  vor  mir  habe,  sieht 
allerdings  auffallend  genug  aus.  Sie  hat  die  mittlere  Grösse 
unserer  Kuhlweinii,  auf  dem  Thorax  nur  am  Rande  der  Schul- 
terdecken und  auf  den  ersten  zwei  Hinterleibssegmenten  etwas 
durchschimmerndes  Grau  (welches  auch  ganz  felilen  kann)  und 
auf  den  Hinterflügeln  gar  keine  schwarzen  Punkte.  Die  Punkte, 
die  in  allen  drei  Reihen  stehen,  sind  so  klein  w  ie  in  den  zwei 
ersten  der  Kuhlweinii  Var.  a.  Die  dritte  Reihe  besteht  bei 
zwei  (S  aus  ein  paar  Pünktchen  auf  der  obern  Hälfte  des 
Hinterrandes  und  fehlt  bei  den  drei  andern  Exemplaren  ganz 
(also  durchaus  analog  der  Kuhlweinii  Var.  d.,  nur  dass  bei 
dieser  die  Punkte  bedeutend  grösser  sind),  und  bei  zweien 
derselben  sind  selbst  die  der  vorhandenen  zwei  Reihen  so 
fein  und  unvollständig,  dass  man  genau  hinsehen  mu&s,  um  sie 
auf  den  Hauptadern  zu  erkennen.  Die  Unterseite  der  Vorder- 
flügel ist  bei  3  (^  (wovon  eins  mit  drei  Punktreihen  der  Ober- 
seite) im  Mittelraum  ziemlich  kahl  und  theilweise  mit  schwärz- 
lichen, theilweise  mit  gelben  Haarschuppen  bekleidet,  wäh- 
rend die  andern  keine  schwärzlichen  haben.  Diese  zerstreute 
Bescliuppung  lässt  mich  es  bedenklich  linden,  trotz  der  son- 
stigen Uebereinstimmung  in  der  Färbung,  Zeichnung  und  dem 


35 

Fühlerbau,    in  dieser  Flavicans  nur   eine  Varietät  der  Kuhl- 
weinii  sehen  zu  wollen. 

Dagegen  trage  ich  gar  kein  Bedenken,  zwei  Männchen 
aus  dem  Altai,  die  Lederer  für  Roseida  hält,  für  ungewöhn- 
lich kleine  Kuhlweinii  der  zweiten  Färbung  zu  erklären.  Der 
Leib  ist  schwärzlich,  selbst  der  Kopf  auf  der  Stirn  und  der 
Fühlerschaft  bei  dem  einen  Exemplar;  das  Schildchen  ist  bei 
dem  einen  in  grossem  Umfange  rostgelb,  bei  dem  andern  theil 
weise  abgerieben,  aber  auch  mit  gelben  Schuppen;  der  Hinter- 
leib hat,  ausser  dem  Afterrande,  nur  ganz  schmale  gelbe  Hin- 
terränder der  Segmente.  Die  Punktreihen  sind  auf  den  Vor- 
der- und  Hinterrändern  vollständig  vorhanden;  die  zwei  er- 
sten Reihen  wie  bei  Kuhlweinii  Var.  a. ,  die  der  dritten  ein 
wenig  grösser;  die  Wurzel  der  Hinterflügel  ist  ein  wenig  ge- 
schwärzt. 

Ehe  ich  zum  Vergleich  von  Roseida  mit  Kuhlweinii  komme, 
muss  ich  mich  über  das  Verhältniss  zwischen  Roseida  und 
Melanomos  erklären.  Beim  Vergleich  von  21  ,^  2  $  von 
Melanomos  mit  15  (J  2  $  der  ächten  süddeutschen  Roseida 
kann  ich  beide  nur  für  verschiedene  Arten  ansehen.  Me- 
lanomos hat  einen  ganz  schwarzen  Thorax,  und  wenn,  wie 
bei  1  (^  1  $,  ja  etwas  Gelbliches  daran  ist,  so  ist  es  an  den 
Schulterdecken  und  auch  fast  nur  am  hinteren  Ende  derselben, 
statt  dass  bei  Roseida  die  Schulterdecken  lebhaft  und  das 
Schildchen,  wenn  auch  verloschen  und  in  geringem  Umfang, 
rostgelb  gefärbt  sind.  Ausserdem  sind  auf  den  Vorderflügeln 
die  Subdorsal-  und  die  Medianader  an  der  Wurzel  immer  ge- 
schwärzt, oft  bis  zur  ersten  Punktreihe,  und  auf  der  Unter- 
seite ist  wenigstens  bei  den  Männchen  die  ganze  Fläche,  mit 
Ausnahme  des  Randes,  schwärzlich  angelaufen  und  mit  zer- 
streuten Schuppen  bekleidet. 

Was  nun  Roseida  und  Kuhlweinii  betrifft,  so  ist  meine 
unmassgebliche  Ansicht  die,  dass  sie  auch  verschiedene  Arten 
sind.  !Es  ist  mir  unerklärlich,  warum  Kuhlweinii,  die  sich  im 
Norden  oft  mit  recht  magerem  und  ausgetrocknetem  Futter 
begnügen  muss,  im  Süden  beinahe  durchgängig  kleiner  bleiben 
sollte.  Bei  den  meisten  Exemplaren  der  Roseida  ist  die  Basis 
der  Hinterflügel  in  grosser  Ausdehnung  schwärzlich  und  in  1 
oder  2  Strahlen  auslaufend.  Ihr  Hinterleib  ist  wenigstens  an 
den  ersten  drei  Segmenten  ganz  schwarz,  gewöhnlich  an  noch 
mehrern,  oft  an  allen  bis  zu  dem  rothgelben  Afterrande.  Das 
Schildchen  ist  in   geringerem   Umfange    und    blässer    gelb*). 

*)  Ich  darf  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  ich  ein  Sareptaner 
Männchen  bis  jetzt  als  ein  grosses  Exemplar  unter  Roseida  stecken 
hatte.    Was  mich  dazu  verleitete,  war  der,  nur  nicht  hinten  an  der 

3* 


86 

Die  Unterseite  der  Vorderflügel  ist  bei  den  meisten  Exem- 
plaren in  mehr  oder  weniger  Ausdehnung  grau,  wenn  auch 
nie  in  solcher  Ausdehnung  wie  bei  Melanomes,  während  bei 
Kuhlvveinii  nur  ausnahmsweise  die  f-chwarze  Randreihe  nach 
innen  einen  kleinen  Schatten  wirft. 

Offenbar  haben  wir  in  dem  Angeführten  kein  duichgrei- 
fendes  Unterscheidungszeichen.  Vielleicht  geben  die  Raupen 
etwas  Siclieres?  —  Vor  3  Jahren  suchte  ich  mit  meinem 
Schwager  Müller  an  einer  Stelle  bei  Meseritz,  wo  das  Jahr 
vorher  Kuhlweinii  reichlich  geflogen  hatte,  in  der  Mitte  Juni 
nach  der  Raupe  dieser  Art,  Er  war  der  erste,  der  eine  Raupe 
auff'and,  die  ich  nach  ihrer  grossen  Aehnlichkeit  mit  der  von 
Jnorella  (die  ich  bei  Glogau  einst  in  Menge  gezogen  hatte) 
sogleich  für  die  der  Kuhlweinii  erklärte.  Nachher  fanden  sich 
noch  ein  paar  vor,  die  ich  zusammen  mit  Raupen  von  Lith. 
unita  var.  arideola  mit  einer  sehr  kleinen,  krustenartigen,  den 
Sand  dürftig  bekleidenden  Flechte  nährte,  worauf  ich  zwei 
Puppen  und  Mitte  Juli  ein  schönes  Weibchen  erhielt. 

Die  Raupe  wird  etwas  über  1  Zoll  lang  und  hat  einen 
glänzend  schwarzen  Kopf  und  einen  schwäizlichen  Körper, 
der  aber  so  reichlich  mit  Hellgelb  besprengt  ist,  dass  er  bei 
oberflächlichem  Ansehen  ein  gelblich  staubiges  Ansehen  ge- 
winnt. Der  nach  hinten  verdünnte  Rückenstreif  zeichnet  sich 
durch  seine  ziemlich  lebhaft  schwefelgelbe  Farbe  aus.  An 
der  Seite  des  Körpers  läuft  ein  viel  schmäleres,  schlecht  be- 
grenztes, aus  einzelnen  Flecken  zusammengesetztes,  schwefel- 
gelbes Band.  Vom  zweiten  Ringe  an  steht  auf  jeder  Seite 
des  Rückenstreifs  auf  jedem  Ringe  eine  starke,  schwarze 
Warze  mit  langen,  steifen,  nach  oben  verdünnten,  schwarzen 
Borsten,  die  von  ganz  kurzen,  M-eisslichen  Borsten  umgeben 
sind.  Tiefer  abwärts  steht  eine  kleinere,  schwarze  Warze 
mit  kürzern,  meist  Aveisslichen  Borsten.  Zwischen  diesen  bei- 
den Warzen  ist  der  Raum  fleekartig  gelblich.  Auch  der 
Seitenstreif  trägt  auf  jedem  Ringe  eine  schwarze,  aber  noch 
kleinere  Warze  mit  ziemlich  kurzen,  ungleichen,  grauen,  seit- 
wärts absiehenden  Steruhaaren,  Unterhalb  des  Seitenstreifs 
ist  die  Grundfarbe,  sowie  am  Bauche  und  an  den  Bauchfüssen 
hellröthlich.     Die  Brustlüsse  sind   kurz  und  schwärzlich. 

Die  Verpuppung  erfolgt  in  einem  leichten  Gespinnst  unter 
der    Erde    oder   auch    an   einem   niederen   Heidekrautästchen. 


-Seite  bis  zum  rostgelbcn  Afterende  ganz  schwarze  Hinterleib  und 
die  bis  fast  zur  Gabelung  geschwärzte  Medianader  der  Hinterilügel. 
Aber  die  grosse  Ausdehnung  des  Uelben  auf  dem  Öchildchen  und  um 
dasselbe  zwingt  mich  Jetzt,  in  diesem  Exemplare  nur  ein  ungewöhn- 
lich kleines   ^  der  Kuhlweinii  anzuerkennen. 


37 

Die  Puppe  (die  ich  jetzt  nicht  vor  mir  luibc)  hat  nichts  Aus- 
gezeichnetes. 

Vergleiche  ich  meine  ausgeblasene  Roseidaraupe,  die 
ich  der  Güte  des  Herrn  v.  Hornig  verdanke,  mit  dieser  Be- 
schreibung, so  kommt  ausserordentlich  wenig  Unterscheiden- 
des lieraus,  was  vielleicht  noch  unbedeutender  ausfiele,  wenn 
ich  sie  mit  der  lebenden  oder  ausgeblasenen  Kuhlweiniiraupe 
hätte  vergleichen  können.  Der  gelbe  Rückenstreif  ist  bei 
Roseida  zwischen  den  Warzen,  also  in  der  Mitte  der  Seg- 
mente, verengert  und  durch  schwärzliche  Pünktchen  gleich- 
sam unterbrochen;  der  gelbe  Seitenstreif  ist  noch  viel  stärker 
unterbrochen  und  lässt  sfcli  weniger  als  Band  erkennen.  Unter 
ihm,  also  an  den  mittleren  Segmenten  dicht  über  den  Bauch- 
füssen,  ist  noch  eine  Warze  mit  grauen  Sternborsten,  die  ein 
gelbes  Fleckclien  über  sich  hat,  die  ich  aber  wahrscheinlich 
an  jener  Raupe  nur  darum  nicht  bemerkte,  weil  ich  sie  nicht 
zu  sehr  misshandeln  wollte. 

Vergleiche  icii  ferner  das  Bild  der  Irrorella  (Frey er 
Beitr.  VII  T.  662  fig.  1),  das  nicht  recht  mit  meiner  Erinne- 
rung stimmt,  indem  es  wohl  zu  dunkel  gerathen  ist  und  der 
gelben  Pünktchen  entbehrt,  und  die  Nachriclit  Freyers  (S. 
106),  dass  er  aus  einer  Raupe,  die  ganz  dieselbe  Färbung 
hatte,  ganz  unerwartet  eine  Ramosa  erhielt,  so  ergiebt  sich 
wohl  daraus,  dass  alle  punktirte  Setinen  als  Raupen  sehr 
ähnlich  sind  und  dass  sich  aus  diesen  nicht  viel  für  die  Be- 
stimmung der  Artrechte  wird  gCM'innen  lassen.  Wie  wir  dem- 
nach über  die  Artrechte  dieser  nächst  verwandten  Arien  zur 
Sicherheit  gelangen  werden,  das  müssen  fortgesetzte  genaue 
Beobachtungen  in  der  freien  Natur  lehren. 

3.     Hydrocampa  rivulalis  Dup. 
Duponchel  VIII,  2  pl.  233  fig.  5  pag.  341.  -  Zeller, 

Ent.  Zeitung  1849  S.  233. 
Herrich-Schäßer,  Schmetterl.  v.  Europa  IV  S.  11.  — 

Guenee,  Deltoides  et  Pyralides  p,  275. 
'Lederer,  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Pyralidinen  S.  159. 
Mit  Recht  sagt  Guenee:  il  est  inconcevable  que  Dupon- 
chel ait  pu  supposer  qu'elle  en  (de  la  Stagnalis)  puisse  elre 
une  Variete.  Wer  diese  Art  mit  Stagnalis  und  Nymphaealis 
vergleicht,  wird  leicht  erkennen,  dass  sie  von  ersterer  nur 
die  Gi'össe,  von  letzterer  die  Zeichnung  hat,  dass  sie  aber 
durch  ihre  Kleinheit,  die  Breite  ihrer  Flügel,  die  schneeweisse 
Farbe  ihres  Körpers  und  ebensolche  Grundfarbe  ihrer  Flügel, 
den  Mangel  alles  Ociiergelben,  ausser  in  der  Hinterrandstrieme, 
und  durch  die  Feinheit  ihrer  Zeichnung  gänzlich  verschie- 
den ist. 


36 

Die  Diagnose,  die  ich  nach  einem  mittelmässig  consev- 
virten  Weibchen  aus  Toscana  a.  a.  0.  aufgestellt  habe,  muss 
eine  Veränderung  erleiden  und  kann  so  lauten: 

Corpore  niveo,  scapulis  immaculatis;  alis  latiusculis,  ni- 
veis,  strigis  duabus  teneris  fuscis,  posteriore  flexuosa,  nebula 
i'asciata  fuscescenti  ante  marginem  posticum  pallide  ochraceum, 
l)uncto  costae  anteriorum  ante  medium  nigro.    <^$. 

Eine  recht  auffallende  Varietät  bildet  ein  Männchen,  des- 
sen Grundfarbe  an  Körper  und  Flügeln  statt  schneeweiss, 
weisslich  ochergelb  ist,  das  sich  aber  sonst  in  nichts 
unterscheidet.  —  Die  Art  zeigt  einige  Veränderlichkeit  in  dem 
dunkelgrauen  bindenförmigen  Schatte'b,  der  zwischen  der  ge- 
schwungenen hinteren  Querlinie  und  dem  Hinterrande  herzieht, 
er  ist  bald  stärker  und  vollständiger  mit  einzelnen,  gegen  den 
Hinterrand  ungleich  weit  hervorstehenden  Spitzen,  bald  schwä- 
cher und  theilweise  ausbleibend.  Wenn  dieser  Schatten  recht 
vollständig  ist,  so  befindet  sich  auch  ein  biudenförmiger  Schat- 
ten vor  der  ersten  Querlinie  und  solche  Exemplare  sehen  sehr 
zierlich  aus.  Das  Weibchen  ist  meistens  etwas  grösser  als 
das  Männchen  und  hell  und  verloschen  gezeichnet. 

Auf  deT  rechten  Seite  unseres  Paehlitzflüsschens  geht  ein 
Graben  ab  und  schlängelt  sich  zwischen  ziemlich  hohen  Ufern 
durch  Wiesen  und  Aecker  hin,  um  sich  oberhalb  der  Stadt 
mit  der  Obra  zu  vereinigen.  Sein  klares,  hier  und  da  flies- 
sendes  Wasser  enthält:  Poa  aquatica,  Typha  latifolia,  Sium 
latifolium,  Scirpus  lacustris,  Carices,  Mentha  aquatica,  Lemna- 
arten  und  wenig  Oenanthe  fistulosa.  Hier  sah  ich  am  18. 
Juni  1862  in  der  Gesellschaft  der  nicht  seltenen  Hjdr.  stag- 
nalis  und  nymphaeata  ein  Exemplar,  das  mir  durch  seine 
.weissliche  Färbung  auffiel,  und  da  ich  in  ihm  eine  abgeflogene 
Parap.  stratiotata,  die  ich  bei  Meseritz  noch  nicht  gesehen 
hatte  und  auch  bis  jetzt  noch  nicht  gesehen  habe,  vermuthete, 
so  machte  ich  Jagd  darauf,  M'obei  es  sich  auf  die  Oberfläche 
des  Wassers  fallen  liess  und  so  gefangen  wurde.  Ein  Ver- 
gleich mit  den  Exemplaren  von  Kivulalis  meiner  Sammlung 
ergab,  dass  es  zu  dieser  Art  als  ein  etwas  verflogenes  Weib- 
chen gehörte.  Am  20.  Juni  fing  ich  dort  noch  drei  Männ- 
chen, die  ich  aus  dem  Schilf  aufscheuchte.  Ihre  abgeflogenen 
Flügel  lehrten,  dass  die  eigentliche  Flugzeit  für  sie  vorbei 
war,  und  so  wartete  ich  die  zweite  Generation  ab.  Diese 
war  am  28.  Juli  erschienen,  doch  zahlreicher  in  einem  der 
Entwässerungsgräben  der  Pachlitzwiesen,  in  welchem  viel 
Oenanthe  fistulosa  wächst,  und  da  die  Schmetterlinge  hier 
fast  ungemischt  mit  den  Verwandten  flogen,  so  war  ich  ge- 
neigt, diese  Pflanze  als  ihr  eigentliches  Futter  anzusehen. 
Diese  Vermuthung  erwies  sich  als  irrige  denn  im  August  traf 


39 

icli  auf  dem  linken  Paclilitzufer  in  einem  ähnlichen  tiefen  Ab- 
zugsgi-aben,  der  -va  eit  Iiin  durch  sumpfige  Wiesen  und  frucht- 
bare Aecker  und  endlich  in  die  Pachlitz  geht,  die  H.  rivu- 
lalis  an  manchen  Stellen  zahlreicher  als  bisher.  Hier  wächst 
viel  Rohr,  Poa  aquatica,  Sparganium  und  stellenweise  Sium 
latilblium,  Nymphaea  lutea,  Potamogeton  und  Lemnen,  aber 
keine  Oenanthe.  Der  Flug  dauerte  bis  nach  der  Mitte  des 
August.  An  einzelnen  Stellen  war  die  Art  gleicb  zahlreich 
mit  Stagnaiis,  häufiger  als  Njmphaeata,  aber  viel  seltner  als 
die  sehr  gemeine  Cataclysta  lemnata,  mit  der  sie  im  Fluge, 
der  gewölinlich  nahe  an  der  Wasserfläche  hingeht,  so  leicht 
zu  verwechseln  ist.  Im  vorigen  Jahre  sammelte  ich  sie  bloss 
in  diesem  Graben,  der  im  Winter  gereinigt  worden  M-ar,  ohne 
dass  dies  der  Zalil  Abbruch  gethan  zu  haben  schien.  An 
Hj-drocharis  und  Nymphaea  entdeckte  ich  in  dieses  Genus 
gehörige  Raupen,  auf  deren  schwierige  Zucht  ich  mich  aber 
nicht  einlassen  konnte.  Im  gegenwärtigen  Jahre  besuchte  ich 
diese  Stelle  am  17.  Juni.  Es  fanden  sich  Cat.  lemnalis  in 
Menge,  Hydr.  stagnaiis  nicht  selten,  Hydr.  nymphaeata  nur  in 
einem  Exemplar,  aber  nicht  eine  Hydr.  rivulalis,  obgleich  ich 
den  Graben  fast  eine  Viertelmeile  weit  verfolgte.  Am  3.  Juli 
liingegen  sammelte  ich  dort  in  drei  Stunden  an  60  Stück,  und 
zwar  die  meisten  an  Stellen,  wo  es  im  vorigen  Jahre  die 
wenigsten  gegeben  hatte.  Die  Männchen  waren  zum  Theil 
sehr  schön,  die  —  überhaupt  stets  viel  seltneren  —  Weib- 
chen sonderbarer  Weise  meist  abgeflogen.  C.  lemnalis  war 
nur  eben  so  häufig  wie  diese  Art,  H.  Stagnaiis  nicht  ganz 
selten;  von  H.  nymphaeata  traf  ich  nur  ein  Männchen,  dieses 
aber  ganz  frisch.  Beim  Rückweg  sah  ich  in  einem  fast  mit 
Sium  zugewachsenen  Theile  desjenigen  Grabens,  in  dem  ich 
die  Rivulalis  zuerst  entdeckte,  diese  Art  in  grosser  Anzahl 
fliegen,  ohne  dass  ich  bei  flüchtiger  Besichtigung  eine  der 
Verwandten  darunter  wahrnahm. 

Hydrocampa  rivulalis  fliegt  also  bei  Meseritz  in  Gesell- 
schaft der  Gattungsverwandten  (mit  Ausnahme  der  Stratio- 
tata  und  der  Cat.  lemnata),  doch  so,  dass  die  eine  oder  die 
andre  eben  so  häufig  oder  häufiger  als  sie  ist,  zum  ersten 
Male  in  den  letzten  zwei  Dritteln  des  Juni  (oder  in  späten 
Jahren  erst  gegen  Anfang  Juli),  dann  von  der  Mitte  Juli  bis 
zum  letzten  Drittel  des  August.  Ihr  Aufenthalt  sind  tief  ein- 
geschnittene Wiesengiäben  mit  sanft  fliessendem,  klarem  Was- 
ser, in  welchen  die  oben  erwähnten  Gräser  und  Kräuter  reich- 
lich wachsen,  am  liebsten  in  den  Theilen,  die  durch  die  Höhe 
des  Ufers  und  der  anstossenden  Getreidefelder  gegen  starken 
Luftzug  geschützt  tind.  Begattete  Paare  kommen  in  den  spä- 
tem Nachmittagsstunden  vor;  sie  lassen  sich  auf  das  Wasser 


40 

oder  zwischen  die  Gräser  fallen  und  trennen  sich  schwer  von 
einander. 

Diese  Art  wurde  von  Mann  in  Toscana  und  auf  Corsica 
bei  Ajaccio  gefangen.  Duponchel  erhielt  sie  gleichfalls  aus 
Corsica,  und  nach  Guenee  bewohnt  sie  auch  das  südliche 
Frankreich.  Sie  galt  also  bislier  als  eine  rein  südeuropäische 
Art.  Um  so  auffallender  ist  daher  ihr  zahlreiches  Vor- 
kommen so  weit  nach  Norden,  in  einer  Lokalität  und  an 
einer  Vegetation,  die  gar  nichts  Besonderes  hat.  Die  Wahr- 
scheinlichkeit ist  daher  gross,  dass  die  Art  in  vielen  andern 
Gegenden  des  mittleren  und  nördlichen  Europa  lebt  und  nur 
aus  Mangel  an  Beachtung  verborgen  geblieben  ist,  ja  dass 
sie  sich  schon  in  mancher  Sammlung,  nur  unter  falschem  Na- 
men, vorfinden  lassen  Nvird. 

4.  Crambus  alienellus  Zincken. 
Zincken  sagt  in  seiner  Beschreibung:  „ich  erhielt  diese 
Rüsselschabe  der  Angabe  nach  aus  Portugal."  Auch  ich  er- 
hielt meine  ersten  Exemplare  aus  dem  Berliner  Museum  als 
portugiesisch  und  zeigte  demgemäss  in  der  Isis  1839  S.  173 
Portugal  als  Vaterland  an.  Seitdem  die  Art  in  der  Schweiz 
und  im  hohen  Norden  gefunden  worden  ist,  war  es  mir  nicht 
mehr  zweifelhaft,  dass  in  jener  Angabe  ein  Irrthum  obwalte, 
und  ich  habe  sie  in  meinem  Programm  über  die  Crambiden 
S.  20  weggelassen.  Am  17.  Mai  d.  J.  machte  ich  eine  Ex- 
cursion  nach  einem  Torfsumpf,  der  etwa  eine  Meile  von  Me- 
seritz  im  Paradieser  Forst  liegt,  um  Vaccinium  oxycoccos  und 
Ledum  palustre,  die  nirgends  weiter  in  der  ganzen  Gegend 
als  dort  wachsen  sollen,  nach  vielen  Jaliren  wieder  einmal 
lebend  zu  sehen.  Dieser  Sumpf  liegt  tief  und  rings  von  be- 
^^aldeten  Anhöhen  eingeschlossen.  Er  ist  an  seinem  Rande 
mit  verkümmernden  Kfefern  und  einzelnen  Birken  bewachsen, 
zwischen  denen  das  Ledum,  vermischt  mit  Andromeda  palu- 
stris, sehr  reichlich  wächst  und  seine  Torfmoose  sind  dicht 
mit  Vacc.  oxycoccos  überzogen.  In  der  freien  Mitte  sind 
Erhöhungen,  aus  Moos,  Vaccinium,  Rietgräsern  und  Wollgras 
gebildet,  und  in  den  feuchteren  Zwit-chenväumen  wachsen: 
Droseren,  Scheuchzeria,  Comarum  etc.  Mit  andern  Worten: 
es  ist  ein  Sumpf,  wie  die  Gegend  von  Frankfurt  a.  d.  Oder 
und  Berlin  und  wohl  die  ganze  Mark,  unzählige  in  den  gros- 
sem Kiefernwaldungen  enthält.  Die  seit  mehreren  Jahren 
herrschende  Trockenheit  hatte  bewirkt,  dass  ich  ihn  nacli 
allen  Richtungen  ohne  Gefahr  des  tieferen  Einsinkens  durch- 
schreiten konnte,  während  er  früher  schon  an  den  Rändern  tiefes 
Wasser  enthalten  haben  soll  (wie  das  bei  Frankfurt  vor  31 
Jahren  fast  bei  jedem  ähnlichen  Sumpf  der  Fall  war).     Hier 


41 

fing  ich  zwischen  Ledum  ein  paar  Aechmia  Haworthana, 
die  ich  noch  nie  fliegen  gesehen  hatte  und  in  unsererer  fla- 
chen Gegend  durchaus  nicht  vennuthete,  ausserdem  den  Do- 
liciiopus  Stenhammari,  eine  Fliege,  für  welche  bisher  nur 
Lappland  als  Vaterland  bekannt  war,  einen  für  Loew  inte- 
ressanten, dem  T.  luridus  ähnlichen  Tabanus  und  die  wirk- 
lich schöne  Limnobia  pulchra.  Beim  nächsten  Besuche 
am  20.  Mai  flog  aus  dem  Moose  ein  Crambus  auf,  der  mir 
der  Flugzeit  n&.z\\  Cr.  pratellus  zu  sein  schien,  beim  Fangen 
sich  aber  als  C  rambu  s  alienellus  auswies,  worauf  ich  noch 
drei  Exemplare  erhielt.  Ich  wiederholte,  hauptsächlich  dieser 
Art  zu  Liebe,  die  Untersuchung  den  Juni  und  Juli  hindurch 
in  Pausen  von  i^^ — -^  Wochen,  wobei  ich  südlich  von  diesem 
Sumpfe  noch  drei  ganz  ähnliche  entdeckte,  von  denen  der 
südlichste  der  am  wenigsten  feuchte  ynd  überall  mit  jungen 
Kieferstämmen  und  Sträuchern  bewachsen  ist.  Auf  allen  fand 
ich  den  Crambus,  am  häufigsten  auf  dem  südlichsten,  an  einer 
Stelle,  wo  die  Sträucher  etwas  zerstreuter  stehen.  An  die- 
sem Platze  waren  am  4.  Juni  wirklich  schon  zwei  Cr,  pra- 
tellus unter  die  vielen  Cr.  alienellus  gemischt  und  später  stell- 
ten sie  sich  überall  einzeln  ein,  Avahrscheinlich  aus  den  be- 
nachbarten Waldlichtungen  hierher  verirrt.  Zu  ihnen  gesellte 
sich  in  der  Mitte  Juni  auch  Cr.  pascuellus,  welcher  Mitte  Juli 
häufiger  wurde,  während  die  Zahl  des  Alienellus  sich  schon 
bedeutend  verminderte.  Ich  hoffte  sehr,  dass  nun  als  Nach- 
folger Crambus  Heringiellus,  der  mir  eine  ähnliche  Le- 
bensweise haben  zu  müssen  scliien,  eintreten  würde.  Allein 
bei  dem  letzten  Besuche,  den  ich  am  27.  Juli  abstattete,  fand 
sich,  dass  die  Ablösung  durch  Cr.  mar  ga  ritellus  erfolgt  war. 
Bei  der  Gelegenheit  zeigte  sich  ausser  2  Ser.  palustrana 
(die  also  ihren  Namen  doch  nicht  mit  Unrecht  erhalten  hat) 
Serie,  turfosana  in  guten  Exemplaren  zwisclien  den  Kiefer- 
slräuchern  der  zwei  nördlichsten  Sümpfe;  sie  war  selten,  weil 
ihre  Flugzeit  wohl  erst  begann.  Audi  eine  Luj)erina  Ha- 
worthii",  auf  welche  ich,  nachdem  ich  sie  bei  Frankfurt  zu 
Kuhlwein's  Lebzeit  zahlreich  aufgefunden,  mir  immer  Rech- 
nung gemacht  liatte,  flog  in  einem  guten  männlichen  Exemplar 
von  einem  Kieferstrauch  ab.  Lycaena  oj)tilete,  die  mir 
am  5.  Juli  zuerst  zu  Gesicht  kam,  war  nicht  selten  in  beiden 
Gesclilechtern,  aber  schon  grösstentiieils  sehr  verflogen.  Auch 
Argynnis  Arsilache,  die  ich  am  14.  Juli,  und  zwar  auf 
einem  nördlicher  gelegenen,  freien  Sumpf,  dem  das  Ledum 
ganz  felilt,  zuerst  angetroffen  hatte  und  die  auf  den  Moos- 
löchern  (wie  jene  Sümpfe  bei  den  Bauern  heissen)  mir  nur 
zwei-  oder  dreimal  vorkam ,  war  jetzt  fast  verflogen.  —  Im 
August  hinderte  mich  theils  Kränklichkeit,  theils  das  schlechte 


43 

Wetter,  weitere  Forscliungcn  anzustellen,  so  dass  das  Vor- 
kommen des  Cr.  Heringiellus  in  dieser  Gegend  noch  immer 
nicht  zu  den  Unmöglichkeiten  gehört.  Pterophoruö  palu- 
dosus,  der  bei  Frankfurt  mit  Lu]).  Haworthii  zu  gleicher 
Zeit  flog  und  der  bei  Birnbaum,  5  Meilen  von  hier,  wieder 
gefunden  wurde,  kam  mir  nicht  zu  Gesicht;  statt  seiner  er- 
hielt ich  nur  einmal  Pteroph.  obscurus. 

Es  ergab  sich,  dass  Crambus  alienellus  auf  Torfsümpfen 
von  der  oben  angegebenen  Beschaffenheit  vom  20.  Mai  an  den 
ganzen  Juni  hindurch  bis  zur  Mitte  Juli  vorhanden  ist  und  seine 
Hauptflugzeit  nach  der  Mitte  des  Juni  hat.  Madam  Lienig  sagt 
I&is  184t)  S.  265:  „er  fliegt  frisch  in  der  ersten  Hälfte  des 
Mai  und  dann  wieder  frisch  zu  Anfang  Juli."  Sie  deutet  da- 
mit an,  dass  er  in  zwei  Generationen  erscheine.  Das  ist  aber, 
da  kein  Crambus  jährlich  zwei  Generationen  hat,  jedenfalls 
ein  Irrthum ,  in  den  sie  verfiel ,  ^^  eil  die  Art  sich  wirklicli 
sehr  allmälig  entwickelt  und  daher  immer  wieder  in  frischen 
Exemplaren  gefangen  wird. 

Wie  mir  Lederer  meldet,  ist  Cr.  alienellus  von  Berlin 
aus  als  Cr.  ericellus  verkauft  worden.  Es  ist  mir  unzweifel- 
haft, dass  die  Art  dort  gefangen  wurde  und  dass  auch  die 
mir  und  Zincken  als  Portugiesen  mitgetlieilten  Exemjjlave 
gleiches  Vaterland  hatten.  Ebenso  fest  bin  ich  überzeugt, 
dass  dieser  Crambus  auf  allen  von  Wald  eingeschlossenen, 
windstillen,  stark  vermoosten  Torfsümpfen  des  nordöstlichen 
Deutschlands  lebt,  und  dass  es  nur  Schuld  der  Sammler  ist, 
wenn  er  bisher  so  wenig  zum  Vorschein  gekommen  ist. 

Unter  mehr  als  150  gefangenen  Exemplaren  habe  ich 
keine  bedeutende  Varietät  erhalten.  Manche  Männchen  sind 
ungewöhnlich  klein,  wie  das  bei  fast  allen  Crambusarten  vor- 
kommt. Einzelne  Exemplare  haben  eine  weniger  dunkle, 
mehr  mit  Lehmgelb  gemischte  Grundfarbe.  Bei  manchen  ist 
die  weisse  Farbe  sehr  zurückgedrängt,  so  dass  die  zwei  weis- 
sen Fleckchen  des  Vorderrandes  und  die  meisten  Parallel- 
linien fehlen,  die  vorhandenen  aber  sehr  fein  und  abgekürzt 
sind,  während  dagegen  bei  einzelnen  Weibchen  das  Weisse 
so  stark  dominirt,  dass  die  Parallellinien  mit  dem  sonst  iso- 
lirten  B'leck  zusammengeflossen  und  nur  unvollkommen  durch 
die  Flügeladern  getrennt  sind,  und  die  unterbrochene  Innen- 
randlinie  eine  ansehnliche  Breite  hat.  Auch  der  Zwischen- 
raum zwischen  der  Vitta  und  dem  isolirten  Fleck  ist  bei  den 
weniger  weiss  gezeichneten  Exemplaren  breiter  als  bei  den 
gewöhnlichen.  Nie  aber  zeigt  sich  eine  solche  Veränderung, 
dass  die  Artrechte  des  Cr.  Heringiellus  irgendwie  zweifelhaft 
werden  könnten. 


43 

5.     Zopliodia  ilignella  FR. 

HS.  flg.  41,  42. 

Myelois  ilignella  FR.  Z.  Isis  1839  S.  177  und  1847 
S.  684. 
Diese  Art,  die,  so  wie  Prosmixis  quercella,  von  Eiclien 
ihren  Namen  hat,  als  ob  sie  daran  lebt,  fing  ich  mit  der 
Prosmixis  am  Neusiedler  See  auf  der  Geoyszer  Heide  und 
dann,  gleichfalls  auf  ganz  freiem,  strauch-  und  baumlosem 
Boden,  bei  llödling  auf  dem  Eichkogel,  Mitte  Juli  in  meh- 
reren Exemplaren  nach  beiden  Gesclilechtern;  auch  erhielt 
ich  beide  Arten  durch  Christoph  von  Sarepta.  Am  23.  Mai 
1863  fing  ich  bei  Meseritz  in  einer  jungen  Kieferschonung  auf 
berastem  Sandboden  ein  schönes  Männchen  der  Z.  ilignella, 
das  in  der  Färbung  mit  dem  Sareptanischen  Weibchen  über- 
einstimmt, nur  dass  der  Vorderrand  der  Vorderflügel,  der  bei 
diesem  wie  bei  den  übrigen  Exemplaren  hell,  fast  striemenartig 
bestäubt  ist,  der  hellen  Bestäubung  ganz  entbehrt  und  sogar 
hier  etwas  dunkler  ist  als  die  übrige  Flügelfläche.  Das  Vor- 
kommen dieser  für  süddeutsch  und  südeuropäisch  gehaltenen 
Art  in  unserer  nördlichen  Gegend  hat  viel  AuflFallendes.  Es 
zeigt  zugleich,  dass  sie  in  zwei  Generationen  auftritt,  von 
denen  die  erste  sich  vielleicht  regelmässig  durch  dunklere 
Färbung  auszeichnet.  Der  Fundort  hat  nichts  Ungewöhnliches; 
auf  ihm  fliegen  Anc}^!.  cinnamomella  (für  die  ich  sie  übrigens 
fing)  und  Pemp.  subornatella,  nebst  den  Cramben  chrysonu- 
chellus,  pratorum  und  dumetellus.  Ich  habe  bisher  nicht  Zeit 
gehabt,  der  Art  dort  weiter  nachzuspüren.  Auf  eine  bestimmte 
Futterpflanze  lässt  sich  nicht  rathen  und  nur  soviel  sagen, 
dass  die  Eiche  es  nicht  ist,  die  es  dort  nicht  giebt,  wenn  auch 
an  der  Geoyszer  Heide  und  auf  dem  Eichkogel  Eichengehölz 
vorhanden  ist,  von  welchem  sich  die  Art  jedoch  entschieden 
fern  hielt. 

6.     Coleophora  arenariella  Wocke  n.  sp. 

Als  ich  vor  drei  Jahren  zufällig  ein  paar  Säcke  dieser 
Art  an  Astragalus  arenarius  auifand,  glaubte  ich,  sie  gehörten 
zu  den  wirklich  etwas  veränderlichen  Säcken  der  C.  sere- 
nella'"'),  die  nur  durch  das  von  der  Nalirungspflanze  gelieferte 
Material  etwas  meiir  als  gewöhnlich  Abweichendes  erhalten 
hätten,  und  Stainton,  dem  ich  davon   schickte  und  der  einen 


*)  Ich  erzog  mehrere,  die  ich  an  Coronilla  varia,  und  einen, 
den  ich  im  Walde  an  Lotus  corniculatiis  fressend  gefunden  hatte, 
während  ihre  Hauptnahrung  bei  Meseritz  in  den  beiden  von  Stainton 
angezeigten  PapiUonaceen  besteht. 


44 

Schmetterling  daraus  erzog,  war  auch  geneigt,  den  let/Aevn 
für  C.  serenella  anzusehen.  Schon  vorher  hatte  aber  Dr. 
Wecke  die  Art  bei  Breslau  erzogen,  und  ich  erhielt  zwei 
Exem|)lare  unter  dem  von  ilim  ertheilten  Namen  zugeschickt. 
Seither  habe  ich  die  Kaupe  nördlich  von  Meseritz  überall  in 
Kielerngehölzen  auf  reinem  Sandboden,  am  meisten  in  den 
jungen  Pllanzungen  angetroffen,  wo  Astragalus  arenarius  auf 
den  sonnigen  Lichtungen  liäufig  ist.  Da  diese  Pflanze  einzeln 
wächst,  niedrig  und  dürftig  ist  und  wenige,  schmale,  grau- 
haarige Blätter  hat,  so  wird,  selbst  wenn  sie  blüht,  einige 
Uebung  erfordert,  um  sie  nicht  zu  übersehen,  und  noch  schwie- 
riger ist  es,  die  Säcke  daran  zu  entdecken,  die,  höchstens 
zu  3  an  einer  Pflanze,  gewöiinlich  an  den  Enden  der  Biälter 
als  Fortsetzung  derselben  sitzen  und  durch  Färbung  und  Ge- 
stalt wenig  Auffallendes  haben.  Nach  der  Mitte  des  Juni  sind 
sie  meist  so  weit  erwachsen,  dass  ihre  Erziehung  nicht  mehr 
viel  Zeit  verlaugt.  Die  Pflanze  erhält  sich  im  Wasser  an  8 
Tage  frisch  und  so  ist  die  Fütterung  nicht  schwierig.  Zur 
Verpuppung  begiebt  sicli  die  Raupe  an  dem  Stengel  oder  einen 
stärkern  Ast  der  Pflanze.  Am  bequemsten  erhielt  ich  die  an- 
gesponnenen Säcke  dadurch,  dass  ich  solche  Pflanzen,  die 
durch  weisse  Flecke  der  Blätter  —  das  Zeichen,  dass  hier 
die  Baupe  gefressen  hatte  —  auffielen,  genauer  untersuchte. 
Aber  gerade  aus  ihnen  erhielt  ich  sehr  wenig  Schmetterlinge, 
sei  es,  weil  die  meisten  von  Ichneumonen  besetzt  waien,  oder 
weil  ich  sie  ganz  trocken  in  einer  Schachtel  aufbewahrte. 
Uebrigens  muss  anhaltend  trockenes  Wetter  sein,  wenn  auf 
diese  Weise  anges])onnene  Säcke  gefunden  werden  sollen; 
denu  Regen  und  Wind  löst  die  entleerten  Blätter  schnell 
sämmtlich  ab.  Die  ersten  Schmetterlinge  erscheinen  um  den 
20.  Juni,  die  letzten  gegen  Ende  Juli.  Sie  sind  mir  im  Freien 
nie  zu  Gesicht  gekommen. 

Der  Sack  bleibt  kürzer  als  der  von  C.  serenella,  und  ist 
gelblich  oder  weisslich  mit  an  einander  geschobenen,  sehr 
schräg  von  oben  nach  unten  und  hinten  gerichteten,  gelbliclien 
BhUtstücken;  diese  haben  bei  weitem  nicht  den  Umfang  und 
das  Unordentliche  wie  bei  C.  serenella,  sind  dichter  au  ein- 
ander und  viel  schräger  gelegt;  sie  bilden  auf  der  Oberseite 
einen  schwach  gesägten  Kamm,  während  sie  auf  der  Bauch- 
seite sehr  ungleich  und  oft  recht  Aveit  hervorstehen.  Das 
\vemg  hervorstehende  Kopfende  hat  eine  sehr  schräge,  läng- 
lichrunde Oetfnung.  Das  Afterende  ist  unbekleidet,  zusammen- 
gedrückt, abwärts  gekrümmt,  zugespitzt  und  abgerundet.  — 
In  frühester  Jugend  liabe  ich  den  Sack  noch  nicht  ange- 
trolfen. 

Bei  genauer  Betrachtung  ergiebt  sich,   dass   der  (in  der 


45 

Grösse  etwas  veränderliche)  Schmetterling  mit  C.  serenella, 
die  ilm  fast  stets  in  der  Grösse  übertrifft,  gar  nicht  einmal 
feo  nahe  verwandt  ist  wie  mit  andern  Arten  ihrer  Gruppe. 
Ihm  fehlt  auf  den  gestreckteren  Vorderflügeln  die  feine, 
Aveissliche  Discoidalliuie*)  der  C.  serenella  gänzlich.  Zu  fer- 
nerer Unterscheidung  dient  die  viel  dunklere  Grundfarbe  und 
die  weiter  nach  der  Flügelspitze  hinreichende  und  vor  der- 
selben in  grösserer  Ausdehnung  verstärkte  schneeweisse  Vor- 
derrandlinie. 

Näher  steht  C.  arenariella  der  C.  bilineatella  und  der 
C.  genistae  Staint.,  mit  denen  sie  in  dem  Mangel  der  Dis- 
coidallinie  und  in  der  Streckung  der  Vorderflügel,  sowie  in 
der  Dunkelheit  der  Färbung  übereinkommt.  C.  Bilineatella 
ist  so  gross  wie  C.  serenella,  übertrifft  also  C.  arenariella  in 
der  Grösse,  hat  aber  die  weisse  Vorderrandlinie  in  derselben 
Länge  und  in  gleich  langer  Erweiterung  wie  diese.  Ihre 
Grundfarbe  ist  aber  in  einer  beträchtlichem  Ausdehnung  auf 
der  Innenrandseite  hell  und  in  reines  Gelb  übergehend,  und 
ilir  Innenrand  ist  in  einer  sehr  feinen  Linie  bis  über  die  Hälfte 
von  der  Wurzel  aus  weiss.  Ausserdem  scheint  mir  auch  der 
Tasterbusch  bei  ilir  etwas  länger,  dagegen  die  behaarte  Stelle 
über  dem  Basalgliede  der  Fühler  kürzer  und  beides  weisser 
zu  sein  als  bei  C.  arenariella.  Dass  aber  C.  bilineatella  auf 
jeden  Fall  eine  sicher  verschiedene  Art  ist,  lehrt  der  Bau 
ihres  Sackes,  der  mit  grossen,  braunen,  ganz  auf  die  Weise 
wie  bei  C.  serenella,  nämlich  nicht  schräg,  sondern  senkrecht 
un  einander  geschobenen  Blattstücken  bekleidet  ist  und  ein 
fast  horizontal  vorgestrecktes,  wenig  geneigtes  (also  nicht 
wie  bei  C.  arenariella  nach  unten  gekrümmtes)  zusammenge- 
drücktes After  ende  besitzt. 

Col.  genistae  stimmt  in  der  Grösse  mit  den  kleineren 
Exemplaren  der  C.  arenariella,  sowie  in  der  P'lügelgestalt 
und  Grundfarbe.  Als  Unterschied  zeigt  sich  zuerst,  dass  die 
weisse  Vorderrandlinie  bei  ihr  nach  hinten  ganz  allraälig  brei- 
ter und  dann  in  einer  grösseren  Strecke  verbreitert  ist.  Der 
zweite  und  am  leichtesten  zu  beobachtende  Unterschied  liegt 
aber  in  der  weissen  Innenrandfärbung.  Wälirend  diese  bei 
C.  arenariella  blos  auf  die  Gegend  der  Wurzel  beschränkt 
bleibt,  bildet  sie  bei  C,  genistae  eine  feine  Linie,  die  den 
ganzen  Innenrand  entlang  zieht  und  sich  erst  weit  hinter  dem 
Innenwinkel  am  Hinterrande    verliert.     Ausserdem   scheint  C. 


'')  Diese  ist  allerdings  bei  C.  serenella  sehr  schwach;  sie  hätte 
aber  doch  in  Ötainton's  vergrössertem  Bilde  (Natural  History  IV  T. 
5  tig.  3),  \Mi  auch  die  Grundfarbe  nicht  ganz  riclitig  ist,  nicht  aus- 
gelassen werden  sollen. 


46 

genifetae  einen  abgerundeten  Haarpinsel  des  Wurzelgliedes  der 
Fühler  und  einen  längern  Busch  am  zweiten  Tastergliede  zu 
besitzen.  Der  Sack  dieser  Art  ist  von  dem  der  C.  arenariella 
ganz   verschieden*). 

Für  die  Unterscheidung  von  Col.  discordella  reiclit 
es  hin  anzugeben,  dass  bei  dieser  das  Wurzelgiied  der  Fühler 
keine  zu  einem  Busch  verlängerten  Schuppenhaare   hat. 

Es  versteht  sich  bei  so  difficilen  Arten,  dass  nur  frische, 
völlig  unvertlogene  Exemplare,  wenn  man  nicht  die  Raupen- 
säcke dabei  hat,  die  Artmerkmale  mit  Sicherheit  erkennen 
lassen.  Abgeflogene  Thiere  wissen  recht  gut,  auch  im  Dunkel 
der  Nacht,  ihre  rechtmässigen  Gatten  aufzufinden,  während 
wir  trotz  unserer  Hülfsmittel  über  sie  völlig  in  Ungewissheit 
bleiben. 

Die  Diagnose  stelle  ich  für  Col.  arenariella  so: 

(Minor)  antennis  albis  fusco-annulatis,  supra  basim  bre- 
viter  pilosis,  articulo  basali  penicillum  longitudiue  superanle, 
griseo-flavido;  palporum  articuli  secundi  fasciculo  brevi^  alis 
anterioribus  luteo-ochraceis,  dorsum  versus  dilutioribus,  linea 
costali  tenui  nivea  apicem  fere  attingente,  postice  laliuscula, 
linea  tenui  plicali  nivea,  margine  dorsali  tantum  proxime  ad 
basim  albo.  c^$. 

7.     Coleophora  Polonicella  n.  sp. 

Auch  die  Gruppe  der  Col.  Vibicella  wächst  in  nächst 
ähnlichen  Arten,  die  man  zuletzt  fast  nur  an  den  Raupen- 
säcken wird  unterscheiden  können.  Die  neue  Col.  Polonicella 
würde  ich,  wenn  ich  sie  im  Freien  gefangen  hätte,  kaum  für 
etwas  andres  als  für  eine  dunkle  Col.  caelebipennella  ange- 
sehen haben,  und  da  Artemisia  campestris  fast  immer  in  der 
Nähe  des  Astragalus  arenarius  wächst,  so  hätte  ihr  Flugort 
schwerlich  auf  einen  andern  Gedanken  gebracht. 

Col.  Polonicella  (^  hat  ganz  die  Grösse,  Bildung,  Farbe 
und  Zeichnung  der  C.  c  a  e  1  e  b  i  p  e  n  n  e  1 1  a ;  sie  unterscheidet  sich 
also  mit  ihr  von  andern  nahen  Arten  dadurch,  dass  die  silber- 
weisse  Vorderrandstrieme  (oder  Linie)  nicht  bis  zur  Flügel- 
wurzel reicht.  Statt  dass  aber  bei  C.  caelebipennella  diese 
Strieme  gegen  die  Wurzel  nur  schmäler  wird  und  sich  spitzt, 
ohne  sich  zu  verdunkeln,  uud  dann  fast  in  ihrer  ganzen  Länge 
gleich  breit  bleibt,  worauf  sie  ziemlich  plötzlich  spitz  wird 
und  sich  oft  in  einer  sehr  feinen,  getrübten  Linie  bis  gegen 
das    Ende   der  Franzen  fortsetzt  —  fängt   sie  bei  C.  Poloni- 

*)  Vgl.  Stahiton's  Nat,  Hist.  IV  Tab.  5  fig.  2,  wo  aber  die  Vor- 
«lerflügel  zu  sehr  gespitzt  erscheinen  und  die  weisse  Vorderrandlinie 
etwas  ;tu  breit  dargestellt  ist. 


47 

cella  nicht  weit  von  der  Bads  und  in  getrübter  Färbung  an, 
nimmt  sehr  allmälig  und  ganz  uegelmässig  in  Stärke  und 
Reinheit  zu,  erhält  die  grösste  Breite  in  ihrem  letzten  Drit- 
tel, spitzt  sich  ziemlich  sanft  zu  und  endigt  an  der  Franzen- 
spitze  in  einer  feinen,  weisslichen  Linie.  Der  Vorderrand  ist 
an  ihr  von  der  Wurzel  aus  bis  zu  ihrer  grössten  Breite  in 
einer  leinen  Linie  gelbbraun  (diese  reicht  bei  C.  caelebip.  bei 
weitem  nicht  so  weit  nach  hinten);  auch  die  Keilstrieme  hat 
eine  dunklere  Farbe.  Die  zwei  Silberlinien  in  der  nur  etwas 
dunkler  ochergelben  Fläche  und  die  weisse  Innenrandlinie 
sind  wie  bei  C.  caelebipennella.  Noch  mag  erwähnt  werden, 
dass,  wo  die  ochergelbliche  Grundfarbe  schadhaft  wird  ,  ein 
dunkel  gelbbrauner  Grund  zum  Vorschein  kommt,  so  dass  es 
den  Anschein  gewinnen  kann,  als  ob  zerstreute  gelbbraune 
Schüppchen  umherliegen. 

Von  C.  conspicuella  ist  C.  Polonicella  bei  genauer 
Ansicht  leicht  zu  unterscheiden.  Bei  jener  ist  die  Grundfarbe 
ein  reines,  helles  Gelb;  der  Silberstreif  am  Vorderrande  ist 
beträchtlich  kürzer,  stellt  eine  wirkliche,  überall  gleich  starke 
Linie  dar,  entfernt  sich  gegen  die  Wurzel  zu  recht  deutlich 
vom  Vorderrande,  so  dass  hier  der  gelbe  Grund  ganz  sicht- 
bar wird,  und  bleibt  weiter  von  der  Wurzel  entfernt.  Ebenso 
reicht  der  hellere  Keilfleck  nicht  so  weit  gegen  die  Wurzel 
hin;  ja  er  erreicht  nicht  einmal  das  untere  Ende  der  Silber- 
linie, statt  dass  er  bei  C.  Polonicella  nicht  fern  von  der  Flü- 
gehvurzel  mit  dem  Anfange  der  Silberstrieme  selbst  anfängt. 

Die  Diagnosen  der  beiden  nächsten  Arten  stelle  ich  so: 

Caelebipennella:  antennis  albis  nudis,  penicillo  basali 
longo  flavescenti;  alis  anterioribus  pallidis,  lineis  tribus  ar- 
genteis: prima  costali  basim  non  attingente,  interius  acuminata, 
maximam  partem  aeque  lata,  secunda  disci  postica  (spatio 
iuterjecto  cuneiformi  brunneo"),  tertia  plicali   >^^. 

Polonicella:  antennis  albis  nudis,  penicillo  basali  longo 
ilavescenti;  alis  anterioribus  ochraceis,  lineis  tribus  argenteis: 
prima  costali  basim  non  attingente,  sensim  incrassata,  maxi- 
mam ad  partem  per  costam  tenuissime  brunneam  marginata, 
secunda  disci  postica  (spatio  interjecto  cuneiformi  obscure 
brunneo),  (ertia  plicali.   (3". 

Die  Raupe  lebt  einsam  und  selten  im  Juni  und  Anfang 
Juli  auf  reinem  Sande  an  den  offenen  sonnigen  Stellen  der 
Kieferpflanzungen,  an  Astragalus  arenarius  in  Gesellschaft  der 
Col.  arenaiiella.     Sie   hat   in   ihren   Sitten  nichts  Ausgezeich- 


*)  Die  Worte  in  der  Diagnose  dieser  Art  in  der  Linnaea  IV  S. 
238:  in  cosla  ad  basim  producta,  sind,  als  aus  Versehen  hierher  ge- 
rathen,  zu  streichen. 


48 

netes.  Zur  Verpuppung  heftet  sie  iliren  Sack  an  irgend  einen 
Stengel.     Zu  Anfang  August  kriecht  der  Schmetterling  aus. 

Der  Sack  wird  fast  6'"  lang,  ist  cylindrisch,  nach  hinten 
ein  wenig  dicker,  mit  sehr  grosser,  gerandeter,  sehr  schräger 
Oelfnung;  am  Bauch  ohne  Kiel,  nur  mit  einer  Naht;  am  Ende 
verdünnt,  ein  wenig  nach  unten  gebogen  und  abgerundet.  Er 
i.st  weissgrau  mit  vielen,  dichten,  unter  einander  parallelen, 
runzeligen  Bogenliuien,  die,  nach  hinten  offen,  quer  über  zie- 
hen, an  der  Seite  in  einer  schräg  von  vorn  nach  hinten  auf- 
.steigenden  Linie  geknickt  sind  und  an  der  Bauchnaht  sehr 
schräg  nach  hinten  zusammen  laufen. 

Er  unterscheidet  sich  also  von  dem  der  C.  eaelebip.  ganz 
und  gar  durch  die  weissliche  Farbe,  durch  den  Mangel  des 
Bauchkiels,  durch  die  reichlichen  Querlinien,  das  gerundete, 
sanft  abwärts  gebogene  Ende  und  durch    die  weite  Oeffnung. 

Ich  fand  von  dieser  Art  eine  Raupe  im  vorigen  Jahre 
und  nährte  sie  mit  Col.  arenariella  zusammen;  fie  ging  mir 
aber  durch  Zufall  verloren.  In  diesem  Jahre  fand  ich  an 
^  erschiedenen  Stellen  nach  und  nach  drei.  Die  kleinste,  deren 
Sack  schon  ganz  wie  bei  den  grossen  aussah,  wuchs  nicht, 
und  es  kroch  ein  kleiner  Ichneumon  aus.  Von  den  zwei  an- 
dern erhielt  ich  am  2.  August  ein  schönes  Männchen,  das 
einzige  Exemplar,  das  ich  bis  jetzt  von  dieser  Art  kenne. 


Beiträge  zur  Schmetterlingskunde. 


Kritische  Bearbeitung  der  wichtigsten  entomologischen 
Werke  des  17.  und  18.  Jahrhunderts  bezüglich  der 
darin  abgehandelten  europäischen  Schmetterlinge.  Von 
A.  Werne  bürg,  künigl.  preuss.  Forstmeister.  In  2 
Bänden.     Erfurt  1864. 

Herr  Forstmeister  Werneburg  hat  sich  seit  längerer  Zeit 
mit  Vorliebe  dem  Studium  der  älteren  lepidopterologischen 
Literatur  zugewandt  und  bereits  einen  Theil  seiner  kritischen 
Untersuchungen  über  Scopoli,  Clerck,  Thunberg  und  andere 
Schriftsteller  des  vorigen  Jahrhunderts  in  dieser  Zeitschrift 
veröffentlicht.  In  dem  vorliegenden  grösseren  Werke  nun  hat 
er  es  unternommen,  eine  vollständige  Uebersicht  alles  dessen 
zu  geben,  was  die  wichtigsten  älteren  entomologischen  Werke 
über  europäische  Schmetterlinge  enthalten,  und  alle  die  Arten 
gründlich  zu  erörtern,    über   welche   noch    Zweifel  obwalten. 


49 

Es  ist  ihm  gelungen,  ein  recht  ansehnliches  literarisches  Ma- 
terial für  diesen  Zweck  zusammen  zu  bringen,  wie  sich  aus 
folgender  Uebersicht  der  Autoren,  deren  Werke  besprochen 
worden,  ersehen  lässt:  Aldrovandes,  Moufet,  Goedaert,  Me- 
lian,  Blankaart,  Petiver,  Rajus,  Albin,  Frisch,  R6aumur, 
Swammerdam,  Sepp,  Rösel,  Wilkes,  de  Geer,  Linn6,  Clerck, 
Scopoli,  Hufnagel,  Sulzer,  Kleemann,  Poda,  GeoflFroy,  Grono- 
viup,  O.  F.  Müller,  Schäffer,  Harris,  Pallas,  Lepechin,  l'Ad- 
miral,  Fabricius,  das  Wiener  Verzeichniss,  die  im  Halle'schen 
Naturforscher  enthaltenen  lepidopterologischen  Artikel,  Esper, 
Bergsträsser,  Engramelle  (Pap.  d'Europe),  Knoch,  Piller  und 
jMitterpacher,  Thunberg,  Hübner  (Beiträge),  Petagna,  Cjrillus, 
Borkhausen,  Lang,  Vieweg,  de  Villers,  Rossi,  Scriba  (Beiträge), 
Brahm,  Donovan,  Schwarz,  Lewin  und  de  Preuner. 

Man  wird  nur  Weniges  in  dieser  Liste  vermissen,  was 
für  die  Gegenwart  irgend  noch  von  Interesse  wäre,  die  Schrif- 
ten über  exotische  Schmetterlinge  natürlich  ausgenommen,  die 
ausserhalb  der  für  das  Werk  einmal  gesteckten  Grenze  lagen. 
Keferstein''s  reiche,  mit  gewohnter  Liberalität  zur  Verfügung 
gestellte  Sammlung  lieferte  die  nöthigen  Vergleichsobjecte  in 
natura,  wo  schwierige  Beschreibungen  zu  deuten  waren  und 
der  Herr  Verfasser,  der  diese  äussern,  sein  Unternehmen  be- 
günstigenden Verhältnisse  mit  Sachkenntniss  und  kritischem 
Talent  benutzt  und  mit  ausdauerndem  Fleiss  den  massenhaf- 
ten Stoff  bewältigt  hat,  darf  dankbare  Anerkennung  für  seine 
mühevolle  Arbeit  mit  Recht  beanspruchen.  Eine  zeitgemässe 
ist  sie  bei  der  immer  mehr  durchdringenden  Ueberzeugung 
von  der  Notliwendigkeit,  auf  die  ältesten  Namen  überall  zu- 
rückzugehen, gewiss. 

Der  Verfasser  hat  die  von  ihm  behandelten  Werke  in 
chronologischer  Folge  aufgeführt  und  den  meisten  derselben 
mehr  oder  minder  eingehende  Bemerkungen  über  den  Inhalt 
des  betreffenden  Buchs,  den  Werth  der  Abbildungen  u.  s.  w. 
vorausgeschickt.  Dass  er  dabei  bemüht  gewesen  ist,  die  Pu- 
blicationszeit  solcher  Werke  und  Theile  von  Werken  mög- 
lichst sicher  zu  eruiren,  die  in  dieser  Beziehung  Sciiwierig- 
keiten  darbieten  und  doch  der  Prioritätsfrage  wegen  richtig 
sind,  wie  z.  B.  Esper,  ist  sehr  dankenswerth.  Ich  hätte  ge- 
wünscht, es  wäre  dies  überall  und  hier  und  da  mit  grösserer 
Genauigkeit  geschehen.  Von  J.  TAdmirals  Werke  z.  B.  giebt 
Verf.  nur  eine  deutsche  Uebersetzung  des  Titels  und  die  Jali- 
reszahl  1774  als  Erscheinungszeit  an,  während  doch  das  Buch 
schon  in  Linne's  viel  früher  publicirten  Schriften  citiit  wird. 
Die  Sache  erklärt  sich  daraus,  dass  eine  ältere  Ausgabe  (wohl 
von  1740)  existirt.  Siehe  darüber  Hagen's  vortreffliche  Bi- 
bliotheca    entomologica   L   3.     Aehnlich    wird   auch  wohl  die 

4 


so 

sclireiende  Differenz,  in  der  Beurtheilung  des  Werths  der  Ab- 
bildungen TAdmirals  zu  erklären  sein,  deren  Zeichnung  Herr 
W.  zwar  nicht  gerade  schlecht,  ihre  Colorirung  aber  unter 
aller  Würde  findet  und  eine  wahre  Sudelei  nennt,  während 
ein  anderer  competenter  Beurtheiler,  Guenee,  sie  in  Stich  und 
Colorit  zu  den  ausgezeichnetsten  rechnet,  die  wir  überhaupt 
besitzen  (Phalenites  I,  XVII).  Linne's  Systema  Nat.  Ed.  XII 
Tom.  I  P.  II,  welcher  die  Insecten  enthält,  ist  nicht  1766, 
sondern  1767  erschienen"").  Neben  seiner  Hauptaufgabe,  der 
kritischen  Bestimmung  der  von  den  älteren  Autoren  erwähn- 
ten Arten,  hat  der  Verfasser  nicht  versäumt,  auch  Notizen 
über  Lebensweise,  Metamorphose  u.  s.  w.,  wo  sie  gegenM'ärtig 
noch  Interesse  haben,  aus  solchen  Werken  auszuheben,  die 
im  Original  nur  Wenigen  zugänglich  sind,  wie  eben  TAdmi- 
ral,  Sepp,  Donovan  u.  A. 

Die  Untersuchungen  des  Verf.  werden  in  nicht  wenigen 
Fällen  zu  einer  abermaligen  Aenderung  der  Nomenclatur  i'üh- 
ren,  wenn  man  dem  Grundsatz  treu  bleiben  will,  die  ältesten 
berechtigten  Namen  überall  wieder  herzustellen.  Dass  auch 
ich,  wie  Herr  W.,,  die  Durchführung  dieses  Grundsatzes  für 
nothwendig,  weil  für  den  einzigen,  vorläufig  freilich  etwas 
holprigen  Weg  halte,  Uebereinstininiung  in  der  Nomenclatur, 
so  weit  möglich,  zu  erreichen,  habe  ich  wiederholt  ausge- 
sprochen, nicht  minder  aber  auch,  dass  es  mir  gerathen  scheint, 
dabei  nicht,  wie  Staudinger  und  Wernebuig,  überLinne,  resp. 
die  12.  Ausgabe  des  Natursystems  hinauszugehn.  S.  entom. 
Zeit,  von  1862,  S.  165.  Indem  man  Linne  und  seinem  vollen- 
detsten Werke,  dem  Codex  des  damaligen  naturhistorischen 
Wissens,  die  gebührende  Ausnahmstellung  einräumt,  vermeidet 
man  zugleich  die  fatale,  fast  gehässig  erscheinende  Notliwen- 
digkeit,  an  nicht  wenigen  Namen  anerkanntester  und  allge- 
meinster Geltung  zu  rütteln.  Sollte  es  wünschenswerth  oder 
überhaupt  nur  praktisch  durchführbar  sein,  die  Linnei'schen 
Namen  Pap.  podalirius,  dejanira,  phaedra,  hermione  u.  a.  zu 
Gunsten  der  Podai'schen  und  Scopolischen:  P.  sinon,  achine, 
dryas,  fagi  zu  eliminiren?  Eine  Beschränkung  des  Prioritäts- 
gesetzes, die  dies  etwa  so  ausspräche:  Linnei'sche  Namen 
haben  den  Vorzug  vor  allen  andern  —  und:  wenn 
eine  Art  in  Linne's  Werken  unter  mehr  als  einem 
Namen  aufgeführt  ist,  bleibt  der  zuletzt,  resp.  in 
derl2.AusgabedesNatur Systems,  von  ihm  gewählte 

*)  In  der  Columnen-Ueberschrift  I.  Bd.  S.  204  fgg.  steht  wie- 
derholt Linne  Syst.  Nat.  Ed.  H  und  XII  statt  Ed.  X,  wie  denn  über- 
haupt die  Correctur  unseres  Buches  die  wünschenswerthe  Sorgfalt 
einigermassen  vermissen  lässt. 


öl 

in  Geltung  —  würde  wohl  von  keiner  Seite  her  ernstlichen 
Widerspruch  erfahren.  Es  wäre  sogar,  wie  schon  Herr  von 
Kiesenwetter  bemerkt  hat,  für  die  Stabilität  der  Nomenclatur 
sehr  wünschenswerth,  noch  eine  zweite  so  anerkannte  Auto- 
rität, wie  Linne,  zu  besitzen,  um  ihr  nächst  diesem  eine 
Ausnahmestellung  einräumen  zu  können.  Bei  der  Wahl  einer 
solchen,  sowohl  für  die  Entomologie  im  Ganzen,  als  für  die 
Lepidopterologie  im  besondern,  würden  aber  die  Stimmen  so 
auseinandergehn,  dass  es  gerathener  ist,  ganz  darauf  zu  ver- 
zichten. 

In  Betreff  der  unzulässigen  Herstellung  solcher  Namen, 
die  zur  Zeit  ihrer  Aufstellung  mit  bereits  bestehenden  der- 
selben Gattung  collidirten,  verweise  ich  ebenfalls  auf  die  er- 
wähnte Stelle  meiner  Anzeige  des  Staudinger'schen  Katalogs 
und  besonders  auf  Kiesenwetter's  Gesetze  der  entom.  Nomen- 
elatur  §.  14.  Unter  diese  Kategorie  fallen  von  den  durch 
Herrn  W.  wieder  eingeführten  Namen  u.  A.  Pap.  medon  Hfn., 
diomedes  Rott.,  egea  Gramer  (wegen  P.  egaea  Fabr.  1775, 
die  richtige  Schreibart  für  beide  Namen  wäre  übrigens  Aegaea), 
medeaWV.,  hypermnestra  Scop.,  pirene  H.,  Noct.  algae  Esp., 
respersa  H.  (amoena  T.),  Geom.  bidentata,  emarginata  und 
incanata  Hufn.,  repandata  Scop.  und  paludata  Thunb.,  welche 
sämmtlich  bereits  von  Linne  oder  Fabricius  vergeben  und 
vor  der  Auflösung  der  damaligen  Gattungen  Papilio  etc.  durch 
andere  ersetzt  waren. 

Die  bekanntlich  oft  dürftigen  und  vagen  Beschreibungen 
und  mangelhaften  Bilder  der  Patres  entomologiae  haben  Hrn. 
W.  nicht  abgeschreckt,  Bestimmungen  auch  bei  nur  sehr  ge- 
ringen Anhaltspunkten  zu  versuchen,  und  es  ist  seiner  Com- 
binationsgabe  ohne  Zweifel  in  vielen  Fällen  gelungen,  das 
Richtige  zu  treffen  und  damit  das  Verständniss  und  die  Be- 
nutzbarkeit  jener  alten  Quellen  wesentlich  zu  fördern.  Er 
wird  aber  gewiss  nicht  in  Abrede  stellen,  dass  sich  für  meh- 
rere Hufnagersche,  Scopoli'sche  u.  a.  Namen  wohl  eine  Wahr- 
scheinlichkeit, aber  keine  Sicherheit  gewinnen  lässt,  die  doch 
unbedingt  gefordert  werden  darf,  wenn  man  dem  Prinzip  des 
Rechts  der  ersten  Taufe  bekannte  und  eingebürgerte  Namen 
zum  Opfer  bringen  soll.  Eine  Anzahl  seiner  durch  fette  Schrift 
hervorgehobenen  Namen  empfehlen  sich  deshalb  nicht  zur 
Wiederaufnahme,  während  allerdings  eine  nicht  geringe  Zahl 
anderer  so  sicher  begründet  sind,  dass  ihre  Herstellung  un- 
vermeidlich ist.  Dahin  gehören  zumal  die  S.  360  und  361 
erwähnten,  bereits  1771  und  1772  von  Pallas  lege  artis  be- 
schriebenen und  benannten  Arten:  Pap.  palaemon  (paniscus) 
F.),  morpheus  (steropes  WV.},  orion  (battus  WV.),  argiades 
(amyntas  WV.)  und  Sph.  proserpina  (oenotheras  WV.). 


52 

Von  bislier  verkannten  Linnei'schen  Arten   liat  Herr  W. 
Phal.   alniaria   auf  Geom.   tiJiaria   Bkli.   und  Pli.  iucanata  auf 
Geoni.  niutata  T.  wohl  zuerst  richtig  gedeutet.     In  Ph.  remu- 
tata  L.   sieht   er,    wie   Herrich-Schälfer,    mit    Recht    die    ge- 
wöhnh'che   unbandirte  Varielät   von  Aversata   L,  (die  =  La- 
lifasciaria  Hdr.  ist).     Dass  Ph.  comitata   L.  =  Geom.  cheno- 
podiata  WV.,  Pli.  immutata  L.  =  G.  sylvestraria  H.  und  Ph. 
quadrifasciaria   L.   F.  Suec.  =  G.   ligustrata   "WV.   sei,    wird 
aucli    von   Guenee   anerkannt.     Weniger   Beifall    möchte    der 
Verfasser   mit   der   Bestimmung   von  drei  andern  Linnei'schen 
Arten  linden.     Er  sucht  nachzuweisen,  dass  Linne's  Phal.  fas- 
ciaria  nicht  die  allgemein  dafür  angenommene   Art,    sondern 
Geom.  cervinata  WV.   sei.     Seine   Gründe    scheinen  mir  aber 
nicht  beweisend  und  die  Einfassung  der  Mittelbinde,    welche 
bei   Linne's   Art   weiss   sein    soll,    woran  Herr  W.  besonders 
Anstoss  nimmt,  ist  das  in  der  That  auch  bei  Fasciaria  WV. 
nicht  selten.     Aus  Guenee's  Worten  (Phal.  1.  130)  muss  man 
ausserdem    schliessen,    dass   in  Linne's   Sammlung   als  Prosa - 
piaria  ein   (^  und  als  Fasciaria  ein  $  von  Fasciaria  WV.  stecken. 
Wenn   Herr  W.   in   Linne's   Phal.    viridata    nicht   Geom. 
viridata  Auct.,    sondern  Aestivaria  H.  erkennen  will,    so  hat 
er  dem  Citat  aus  Harris   ohne  Zweifel    zu   viel  Gewicht  bei- 
gelegt.    Linne's  ausdrückliche  Bemerkung  (mit  Bezug  auf  Rö- 
sel's  Figur)  „margo  concolor"  verbietet  die  Vereinigung  seiner 
Art   mit   Aestivaria   unbedingt,    und    die   Worte    der   Fauna: 
Parva,    tenera:    supra    striga   pallida    margineque   cras- 
siore  florescente   charakterisiren   unsere   Viridata   so  tref- 
fend, als  das  überhaupt  mit  wenigen  Worten  geschehen  kann; 
denn   der   innere   Querstreif  der    Vorderflügel    ist    bei  ihr  oft 
undeutlich,  oder  fehlt  auch  wohl  ganz  und  einen  gelben  Vor- 
derrand hat  unter  allen  in  Frage  kommenden  Arten  eben  nur 
Viridata;    bei   Porrinata,    an   die   zunächst   zu  denken  wäre, 
ist  er  weisslich  und  braun  gepünktelt  und  ganz  ähnlich  auch 
bei  Aestivaria.     Bei  beiden  ist  diese  Vorderrandsfärbung  auch 
nicht  80  aulfallend,  dass  Linne  es  für  nöthig   gehalten   haben 
würde,  sie  hervorzuheben.     Was  unter    dem  Ausdruck  parva 
zu  verstehen  sei,  lehrt  die  Bemerkung  Linne's  zu  Thymiaria, 
S.  N.  199,  welche  „major  duplo  Ph.  viridatae  (— la)"  genannt 
wird.     Wo  die  Beschreibung  sichere  Auskunft  giebt,  können 
die  bei  Linn6  so  häutig  irrigen  Citate  so  m  enig  ins  Gewicht 
fallen    als    das   Habitat.     In   letzterer   Beziehung  heisst  es  ja 
auch  bei  Ph.  purpuraria  „Habitat  in  quercu,  Pruno  spinosa", 
und  bei  Ph.  atomaria  „Hab.  in  Tilia",  ohne  dass  man  Anstoss 
daran  genommen  hat.     Uebrigens  erfalnen  wir  durch  Guenee, 
dass  Viridata  noch  in  Linne's  Sammlung  existirt  und  dass  die 
Thymiaria  dieser  Sammlung  =  Aestivaria  H.  ist. 


53 

Plial.  secalis  L.  soll  nach  Hrn.  W.  =  N.  ochroleuca  WV, 
sein,  Ist  es  aber  denkbar,  dass  Linne  eine  plumpe,  ganz 
typisch  gebaute  Noctua  zu  den  Pyraliden  gestellt  hätte,  und 
lässt  sich  die  Diagnose  „Alis  griseo-fuscis  striatis:  macula  re- 
niformi  A  latino  inscripta"  auch  bei  der  liberalsten  Interpre- 
tation auf  Ochroleuca  anwenden?  Zudem  hat  diese  Art  keine 
endophagische  Raupe,  wie  sie  Linne  für  seine  Ph.  secalis  aus- 
drücklich verlangt.  Wenn  bei  Rolander  Ochroleuca  darge- 
stellt ist,  so  luvt  sich  Linne  im  Citiren    geirrt. 

Den  Linnei'schen  Namen  Triplasia  (eigentlich  Triplacia) 
glaubt  Herr  W,  der  N.  urticae  H.  vindiciren  zu  müssen  und 
Linne's  Beschreibung  kann  die  Wahl  allerdings  zweifelhaft 
machen.  Aber  seine  Raupe  gehört  zu  Triplasia  Auct,  und 
nach  Guenee  ist  das  Original  des  Schmetterlings  in  Linn6's 
Sammlung  wirklich  die  gewöhnlich  dafür  genommene  Art, 
Ganz  im  Recht  ist  aber  unser  Verfasser,  wenn  er  Hufnagel^s 
Tripartita  für  Urticae  H,  erklärt.  Ich  habe  diesen  Namen  als 
den  ältesten  und  berechtigten  deshalb  in  meiner  „Geograph, 
Verbreitung  der  Schmetterlinge'-'  u,  s,  w.  wieder  hergestellt. 

Mit  Grund  bestreitet  der  Verf.  ferner  die  Identität  der 
Ph.  vernaria  Linne''s  mit  G.  vernaria  WV.  Mit  seiner  (und 
de  Geer's)  Annahme,  sie  sei  eine  nach  frischen  Exemplaren 
beschriebene  Lactearia  (Aeruginaria  WV,)  lassen  sich  aber 
die  strigae  albae  repandae  nicht  gut  vereinigen,  die  Linne's 
Diagnose  der  Vernaria  wie  der  Putataria  ertheilt.  Auch 
Guenee  bemerkt,  dass  Linne's  Beschreibung  nicht  recht  auf 
Vernaria  WV,  passe,  beruhigt  sicli  aber  dabei,  dass  die  Eng- 
länder, welche  Linne's  Original  gesehen  hätten,  keine  Schwie- 
rigkeiten in  diesem  Punkte  erhöben.  Man  wird  also  wohl- 
thun,  die  Entscheidung  der  Frage,  was  unter  Vernaria  L.  zu 
verstehen  sei,  vorläufig  zu    suspendiren, 

Phal,  brunnea  Hufn,  ist  nach  Herrn  W.  =  Didyma  Esp. 
und  somit  der  älteste  unter  den  zahlreichen  dieser  Art  er- 
theilten  Namen,  denn  die  Oculea  der  Fauna  suec,  welche 
Guenee  für  Didyma  erklärt,  zieht  Linne  selbst  im  Syst.  Nat. 
zu  Nictitans.  HufnageFs  kurze  Diagnose  wird  durch  Rottem- 
burg's  Citat  der  Kleemann^schen  Beiträge  Tab.  17  fig.  B.  er- 
gänzt, wo  Didyma  E.  in  der  einfarbig  rothbraunen  Varietät 
mit  weisser  Nierenmakel  (Var.  nictitans  Esp.)  in  der  That 
ganz  kenntlich  dargestellt  ist.  Auch  Kleemann's  Beschrei- 
bung rechtfertigt  diese  Deutung.  Es  ist  mir  nicht  recht  be- 
greiflich, wie  Treitsclike  und  jetzt  auch  Herr  W.  bei  Klee- 
mann's Figur  an  Nictitans  L,  haben  denken  können,  zu  der 
weder  der  Flügelschnitt,  noch  Färbung  und  Zeichnung  der- 
selben ,  noch  endlich  die  Worte  Kleemann's  passen.  Noct. 
oculea  Fabr.  hält  unser  Verfasser  für  Conspicillaris  L.     Dass 


54 

sie  wenigstens  nicht  wohl  Didyma  sein  könne,  habe  auch 
ich  und  aus  gleichem  Grunde  wie  Herr  W.  erklärt.  (Entom. 
Zeit.  1863  S.  04.) 

Ich  bedauere,  dass  der  Verf.  Fabriciuo'  Beschreibung  sei- 
ner Pjr.  bankiana  im  System.  Entomol.  nicht  verglichen  hat, 
da  er  sie  ohne  Weiteres  zu  Argentula  H.  zieht,  die  sie  gar 
nicht  sein  kann  (s.  Entom.  Ztg.  1.  c.)  Er  hätte  sonst  viel- 
leicht eine  Deutung  für  diese  mir  räthselhaft  gebliebene  Art 
zu  linden  gewusst. 

Für  G.  alchemillata  WV.  hat  man,  da  sie  nicht  die 
gleiclinamige  Art  Linnens  ist,  neuerdings  den  Borkhausen'schen 
Namen  Biriviata  eintreten  lassen.  Herr  W.  weist  aber  nach, 
dass  Biriviata  Bkh.  gar  nicht  zu  Alchemillata  WV. ,  sondern 
sehr  wahrscheinlich  zu  Quadrifasciata  H.  gehört;  dass  dage- 
gen Sociata  Bkh.  identisch  mit  Alchemillata  WV.  sei  und 
diesen  Namen  zu  ersetzen  habe. 

Nicht  minder  begründet  sind  seine  Bedenken  gegen  die 
Vereinigung  von  Noct.  rhomboidea  Esp.  mit  der  Treitschke'- 
schen  Art  dieses  Namens;  sowie  von  Ph.  bicolorata  Hufn. 
(bicolor  Rott.)  mit  N.  serena  WV.  Die  erstere  ist  vielmehr 
=  Triangiilum  Hufn.,  die  zweite  =  Duplaris  L. 

Dass  der  Verf.  den  Esper'schen  Pap.  ilicis  mit  dem  jun- 
gem Fabrici'schen  Namen  Linceus  ausstattet,  beruht  wohl  nur 
auf  einem  Versehen. 

Es  liegt  in  der  Natur  des  Themas,  welches  der  Herr 
Verf.  beliandelt,  dass  sich  leicht  noch  eine  Menge  Bemerkun- 
gen und  Controversen  an  sein  Buch  anknüpfen  Hessen.  Um 
diese  Anzeige  nicht  ins  Ungebühi-liche  aufschwellen  zu  lassen, 
will  ich  mich  darauf  beschränken,  zum  Schlüsse  einige,  wie 
ich  glaube  wohlbegründete,  Prioritätsrechte  herauszuheben, 
die  bisher  noch  nicht  anerkannt  waren.  Phal.  serpentata 
Hufn.  (Gcom.  perochraria  FR.,)  Noct.  areola  Esp.  (lithorhiza 
Bkh.),  N.  pabulatricula  Brahm  (connexa  Bkh,),  Ph.  hamata 
Rossi  (elichrysi  Ramb.J,  Geom.  flavo  fasciata  Thunb.  (decolo- 
rata  H.),  G.  vittata  Borkh.  (lignata  H.),  G.  sylvestrata  Bkh. 
(comi)araria  HS.),  G.  trimacularia  de  Vill.  (permutatoria  H.) 
—  und  damit  die  fleissige  Arbeit  allen  denen  empfehlen, 
welche  die  ältere  lepidopterologische  Literatur  kennen  lernen 
und  für  ihre  Studien  benutzen  wollen. 

Rhoden,  im  October  1864. 

Dr.  Speyer. 


55 


Einige  Bemerkungen  bei  Gelegenheit  des 
vorstehend  besprochenen  Buches 

von 
Siiellen  van  Vollenlioven. 


Herr  Forstmeister  Werneburg  hat  zwar  naeli  Ausweis 
des  Titels  nur  beabsichtigt,  die  lepid.  Werke  des  17.  und  18, 
Jahrhunderts  zu  besprechen.  Indess  nimmt  er  auf  Seite  VI 
des  .Vorworts  ausdrücklich  darauf  Rücksicht,  dass  Sepp'«  Won- 
deren  God"s  zwar  im  vorigen  Jahrhundert  begonnen,  im  jetzigen 
erst  vollendet  worden.  Dieser  Ausdruck  „vollendet"  könnte 
zu  dem  Irrthum  veranlassen,  als  sei  das  Werk  mit  dem  1860 
erschienenen  achten  Bande  abgeschlossen,  während  doch  be- 
reits von  dem  neunten  Bande  (dem  ersten  der  Series  II)  46 
Tafeln  publicirt-  sind  '•'}. 

Doch  auch  zu  der  von  Herrn  W.  angenommenen  Be- 
schränkung auf  8  Bände  muss  ich  bemerken,  dass  ihm  kein 
vollständiges  Exemplar  vorgelegen  hat.  Bei  der  Besprechung 
W's  fehlen  nämlich: 

Band  IV  No.  49  Noctua  Menyanthidis  Esp. 
50  Geometra  fasciaria  L. 


*)  Darauf  sind  enthalten:  1.  Notodonta  querna  W.  A.  2.  Ta- 
laeporia  pseudo-bombycella  Hübn.  3.  Acronycta  Ligustri  F.  4.  Hy- 
pena  rostralis  Hübn.  5.  Carcina  fagana  Hübner  et  Acrolepia  asse- 
cteila.  6.  Arctia  Urticae  Esp.  7.  Nothris  verbasceHus  WV.  8.  Ca- 
radrina  cubicularis  W.  V.  9.  Cidaria  badiata  W.  V.  10.  Cidaria 
sinuata  W.  V.  11.  Luperina  Pinastri  L.  12.  Noctua  brunnea  F. 
13.  Hyponomeuta  vigintipunctata  Retz.  14.  Plusia  Festucae  L.  15. 
Chilo  phragmiteHus  Hübn.  16.  Bombyx  processionea  L.  17.  Pla- 
typteryx  unguicula  Hübn.  18.  Tortrix  ribeana  et  corylana.  19.  Se- 
sia  tipuliformis  L.  20.  Sesia  formicaeformis  Lasp.  21.  Aspis  Udd- 
manniana  L.  22.  Acrobasis  tumideHa  et  rubrotibieUa  Mann.  23.  Co- 
leophora  caespitetieUa  Zell.  24.  Coleophora  juncicolella  Staint. 
25.  Chauliodus  chaeropliyllellus  Goeze.  26.  Plastenis  subtusa  F. 
27.  Luperina  unanimis  Tr.  28.  Larentia  bilineata  L.  29.  Caradrina 
Aisines  Bralim.  30.  Lithocolletis  pomifoliella  Tisch,  et  faginella  Mann. 
31.  Nudaria  mundana  L.  et  Epliestia  elutella  Hübn.  32.  Noctua  baja 
W.  V.  33,  34  Sarrothripus  revayana  WV.  35.  Lobesia  artemisiana 
Zell.  36.  Eupithecia  tripunctaria.  37.  Thyatyra  derasa  L.  38.  Anaitis 
plagiata  L.  39.  Harpella  proboscidella  Sulz.  40.  Nepticula  trimacu- 
lella  Haw.  41.  Zeuzera  Aesculi  L.  42.  Lithosia  rosea  F.  43.  Gra- 
pholitha  mitterpacheriana  W.  V.  44.  Dasystoma  salicella  Hübn. 
45.  Eupithecia  teuiiiata  Hübn.    46,  Sciaphila  nubilana  Hübn. 


56 

Band  VII  No.  40  Noctua  ridens  F. 

-  41         -        flavicornis  L, 

-  42,  43  Geometra  dentaria  Esp. 

-  44,  45  Psyche  nitidella  Hübn. 

-  46  Noctua  chenopodii  W.  V. 

-  47  Geometra  vetulata  W.  V. 

-  48  -  fulvata  Forst. 

-  -     49  -  berberata  W.  V. 

-  50  Bombyx  falcataria  L. 

-     VIII     -     47  Luperina  didyma  Borkh. 

-  -     48  Chimabacche'fagella  W.  V. 

-  49,  50,  Raupen  von  10  schon  früher  behan- 

delten Species. 

Dass  man  in  Holland  mit  der  Wernebuig'schen  Deutung 
der  Sepp'i-chen  Arten  nicht  überall  einverstanden  ist,  (z.  B. 
namentlich  nicht  mit  Band  VI  Taf.  44,  45  u.  a.  m.),  ergiebt 
sich  aus  dem  Werkchen  des  Herrn  P.  C.  T.  Snellen:  Deter- 
minatie  der  Lepidoptera,  afgebeeld  in  het  werk  van  Jan  Chri- 
stian Sepp  I.  Serie,  Deel  1—8,  43  Pag.  in  4.  Amsterdam 
1862  bei  J,  C.  Sepp  en  zoon. 

Bei  dieser  Gelegenheit  mag  es  mir  auch  vergönnt  sein, 
in  Betreff  der  von  Herrn  0.  v.  Prittwitz  in  dieser  Zeitung 
(1862  Jahrg.  23  Seite  369  sqq.)  gefällten  Urtheile  zu  bemer- 
ken, dass  ich  allerdings  nicht  widersprechen  kann,  wenn  man 
die  Platten  des  V.  und  VI.  Bandes  als  meistens  missrathen 
bezeichnet,  dass  ich  aber  meine,  es  habe  sich  Zeichnung  und 
Colorit  in  den  folgenden  Bänden  Avesentlich  gebessert;  ja  dass 
ich  nicht  glaube,  etwas  Unbescheidenes  zu  behaupten,  wenn 
ich  der  Ansicht  bin,  dass  Tafeln,  wie  z.  B.  Coleophora  junci- 
colella  und  Nepticula  trimaculelia  (nach  Zeichnungen  des 
Herrn  Dr.  Albarda)  sich  dreibt  neben  das  Beste  stellen  dür- 
fen, was  die  neueste  Zeit  in  diesem  Fache  geleistet  hat. 

S.  v.  V. 


57 
Trypanaeus  oder  Tryponaeus? 


von 
C^.  A.  Dolirii. 


Wenn  ein  Deutscher  nach  etwas  Schwierigem  gefragt 
wird,  so  hilft  er  sich  oft  mit  der  sprichwörtlichen  Redensart: 
„Das  mag  der  Teufel  wissen!"  Ich  würde  diesem  „vielwis- 
senden''  Herrn  in  der  That  verbunden  sein,  wenn  er  mir 
den  schwierigen  Casus  erklären  wollte,  auf  den  ich  zufällig 
bei  dem  Namen  der  interessanten  Histeridengattung  gerathen 
bin,  von  welcher  hier  die  Rede  ist. 

Im  Index  universalis  von  Agassiz'  Nomenciator  Zoologi- 
cus,  gedruckt  zu  Solothurn  1846,  liest  man  S.  380  Trypa- 
naeus Eschs.  Col.  1829  (Scr.  Tryponaeus).  Einige  Zeilen 
darunter  findet  sich  Tryponaeus  Eschs.  Col.  1829  (V.  Tryi)a- 
naeus)  und  vor  Tryponaeus  steht  das  Sternchen,  welches  nach 
der  Vorrede  S.  VI  „ante  ea  nomina  positum,  quae  ad  me- 
liorem  orthographiam  rescripta  sunt." 

Demnach  müsste  man  annehmen,  dass  Eschscholtz  die 
Gattung  Trypanaeus  1829  errichtet  und  dass  Agassiz  geglaubt 
habe,  aus  pliilologischen  Gründen  a  in  o  verbessern  zu  müssen. 
Es  ist  aber  bekannt,  dass  nicht  Agassiz,  sondern  Erich- 
son  die  entomologische  Partie  des  Nomenciator  redigirt  hat, 
und  da  Erichson  1848  gestorben  ist,'  so  spricht  die  Vermu- 
thung  dafür,  dass  ihm  eine  Correctur  oder  Revision  des  1846 
erschienenen  Index  universalis  vorgelegen   hat. 

Das  ist  schwer  mit  dem  Umstände  zu  vereinigen ,  dass 
schon  in  dem  Bande  der  Jahrbücher  von  Klug,  ersclüenen 
1834,  Erichson  S.  198  Tryponaeus  schreibt,  und  zu  Tr.  tho- 
racicus  das  genaue  Citat  aus  dem  Zoologischen  Atlas  beifügt, 
in  welchem  Eschsclioltz  Heft  I.  S.  10  die  fragliche  Gattung 
errichtet  und  zwar  mit  folgenden  Worten: 

Da   die   hier   zu   beschreibende   Art   an    einem   durch 
ein  Beil  verwundeten  grossen  Baumstamm  angetroffen 
wurde ,   wo  sie  sich  einen  in  die  Mitte  des  Stammes 
hineinführenden  horizontalen  Gang  gebohrt  hat,  so  ist 
die  Gattung  von  rqvna  ("eine  gebohrte  Oeffnung)  und 
vaioi  (bewohnen)  Tryponaeus  genannt  aa  orden. 
Graf  Dejean    stand    bekanntlich    mit   Eschscholtz  in  sehr 
freundschaftlichen  Beziehungen,  hat  z.  B.  in  der  letzten  Aus- 
gabe seines  Katalogs  die  Hydrocantharen,  die  Sternoxen  n;ich 
Eschscholtz'  Ent^^  urf  classificirt  und  besass  ohne  allen  Zwei- 
fel den  1829  erschienenen  Zoologischen  Atlas,    als  die  dritte 
Ausgabe  des  Catalogue  Dejean  gedruckt  wurde.     Gleichwohl 


58 

findet  man  darin  S.  144  die  Gattung  Trypaneus,  und  zwar 
mit  dem  Autor  Godet. 

Der  allgemeinen  Verbreitung  dieses  Katalogs,  als  des  seit 
geraumer  Zeit  einzigen  Nothhelfers  bei  dem  Ordnen  exotischer 
Käfer,  und  der  Seltenheit  des  Zoologischen  Atlas  in  entomol. 
Privatbibliotheken,  scheint  es  beizumessen,  dass  die  Schreibart 
Trypanaeus  die  allgemeine  geworden. 

Lacordaire  in  seinen  Genera  des  Coleopteres  Band  II 
citirt  zwar  den  Zool.  Atlas,  schreibt  aber  Trypanaeus.  Die 
falsche  Pagina  11  statt  10  ist  wohl  Druckfehler.    • 

Abbe  de  Marseul,  der  fleissige  und  unermüdete  Mono- 
graph  der  Histeriden,  hat  offenbar  den  Atlas  nicht  vor  .sich 
gehabt,  denn  er  citirt  ihn  zwar  (ebenfalls  mit  Pagina  11), 
fügt  aber  noch  als  Jahr  der  Gattungs-Errichtung  1831  (statt 
1829)  hinzu.  Dann  heisst  es  ferner  (Annales  de  France  1856 
p.  105): 

Eschscholtz  a  fonde  le  genre  Trypanaeus,  qui  de- 
puis  a  6te  adopte  par  Erichson  dans  le  Jahrbücher 
etc.,  mais  change  en  Tryponaeus  sans  doute  par  erreur 
typographique. 

Demzufolge  cursirt  nun  auf  zwei  so  mächtigen  und  weit- 
greifenden Autoritäten  die  irrige  Schreibart  über  die  ganze 
entomologiöche  Welt. 

Nach  den  von  mir  mehrfach  vertretenen  Ansichten,  dass 
es  in  unsrer  Wissenschaft  recht  sehr  auf  Stabilität  der  No- 
menclatur,  weit  weniger  auf  correcte  und  elegante  Namen 
ankommt,  dass  aber  in  der  Hauptsache  jeder  Autor  für  sein 
Mehr  oder  Weniger  von  Gräcität  oder  Latinität  aufzukommen 
hat,  lasse  ich  den  schulmeisterlichen  Punkt  der  Frage  ganz 
bei  Seite  und  fordere  für  Eschscholtz  aus  der  authentischen 
Quelle  trotz  Agassiz,  Dejean,  Lacordaire  und  Marseul  die  Re- 
stitutio in  integrum  für  seine  Gattung 

Tryponaeus. 

Zugleich  möchte  es  um  so  eher  am  Orte  sein,  eine  Un- 
genauigkeit  Erichson's  zu  berichtigen,  als  diese  bereits  in 
Jjacordaire  übergegangen  ist.  Erichson  sagt  nämlich  bei  der 
Beschreibung  der  Gattung  (Klug  Jahrb.  S.  198)  in  einer  Note: 
„Die  Fühler  haben  11  Glieder  und  nicht  8,  wie  Eschscholtz 
angicbt;  nur  sind  die  3  Glieder  des  Knopfs  nicht  deutlich 
abgesetzt  und  die  drei  letzten  Glieder  der  Geitsel  sehr  in 
einander  geschoben.^^  Lacordaire  (1.  c.)  „Eschscholtz  n'assigne 
aux  antennes  que  huit  articles,  erreur  qui  a  ete  relevee  par 
Erichson  (Klug  Jahrb.)." 

Dies  muss  bei  jedem  Leser,  welcher  den  Zool.  Atlas  nicht 
vergleichen  kann,  den  Irrthuin  erwecken,  als  habe  Eschscholtz 


59 

die    Fühler    der   Gattung    als    Sgliedrig  charakterisirt.     Es 
lautet  aber  1.  c. 

Antennae  clavatae;  clava  solida,  maxima,  compressa, 
ohne  Angabe  einer  Zahl  der  Fühlerglieder;  erst  bei  der  Be- 
schreibung der  Species  Tryp.  thoracicus  heisst  es:  „Das 
erste  Glied  ist  lang  und  keulenförmig,  das  zweite  sehr  klein 
und  kugelig,  die  folgenden  —  —  —  sind  so  zusammenge- 
drängt, dass  man  nur  fünf  unterscheiden  kann.  —  —  Im 
Ganzen  zählt  man  also  nur  8  Glieder  an  den  Fühlern,  die 
glänzende  Wurzelstelle  des  Endgliedes  mag  vielleicht  ein 
neuntes  sein.^' 

Aus  dem  Schlusssatze  ergiebt  sich  augenscheinlich,  dass 
Eschscholtz  nicht  daran  gedacht  hat,  der  Gattung  Trjponaeus 
achtgliedrige  Fühler  als  charakteristisch  zuschreiben  zu 
wollen. 

Uebrigens  giebt  Marseul  in  Beschreibung  und  Abbildung 
die  Fühler  als  12gliedrig  an,  namentlich  den  Knopf  als  vier- 
gliedrig. 


Eine  Bittergeschichte 

von 
C  A.  Dolirn. 


Wenige  i^  delsgeschlechter  haben  in  der  streng  geschicht- 
lichen Zeit  so  viele  Generationen  ohne  den  geringsten  Ver- 
dacht einer  Missheirath  aufzuweisen,  als  mein  Held.  Zwar 
hat  es  Kaiser  Carl  dem  Grössten  und  Ersten  aus  der  Linnei- 
schen  Dynastie  gefallen,  die  Ritterwürde  schon  über  ein  hal- 
bes Jahrhundert  früher  einer  weitverbreiteten  Zunft  zu  über- 
tragen, welche  mit  der  Familie  unser s  Ritters  höchstens  in 
einem  Darwinischen,  mithin  zur  Zeit  noch  apokryphischen 
Grade  verM^andt  sein  mag  —  aber  ich  provociie  kühn  auf 
das  Gutachten  der  drei  jüngsten  Fahnenjunker  der  Kais.  Ja- 
panischen Garde,  ob  Kaiser  Carl  bei  zurechnungsfähiger  Laune 
war,  als  er  den  Ritterschlag  a  la  Kosciusko  einer  sehr  „ge- 
mischten" Horde  ertheilte,  deren  wahrhaft  mennonitische  Frie- 
densliebe und  Rauf-Unfähigkeit  in  die  Augen  springt.  Diese 
Linnei'schen  Equites,  verliebte,  flatterhafte  Schmetterlinge 
im  Avahrsten  Sinne  des  Wortes,  haben  sich  von  jeher  den 
schönen  alten  Spruch  „Noblesse  oblige"  harmlos  so  ergänzt 
„aux  plus  hautes   spheres    de   Tempire   et   a  ne  rien  faire  du 


60 

tout."  Sie  .säen  nicht,  sie  Hj)innen  nicht,  sehen  zwar  schöner 
aus  als  Salomo  in  all  seiner  Pracht  und  sammeln  auch 
nicht,  höchstens  lassen  sie  sich  von  Andern  sammeln.  — 
Freilich  tragen  sie  Schleppen,  aber  nicht  einmal  die  des 
Kaisers,  sondern  ausschliesslich  ihre  eignen.  Das  Schlimmste 
aber,  was  man  ihnen  mit  Recht  nachsagen  kann,  und  muss, 
bleibt  wie  gesagt  ihre  totale  Unfähigkeit  zum  Gesammt- 
wie  Einzeln -Kaufen.  Diese  „Ritter  der  Friedens -Classe  um 
jeden  Preis"  Avürden  mit  Recht  aus  jedem  civilisirten  Heeres- 
verbande  der  Neuzeit  ausgeschlossen  nach  der  Regel  „si  vis 
pacem,  i)ara  bellum",  auf  gut  deutsch  „wer  Schneidezähne 
hat,  muss  auch  bcissen!" 

Wie  anders  dagegen,  wie  wahrhaft  ritterlich  und  raub- 
lustig die  Herren,  um  die  es  sich  hier  handeln  soll!  Zu  mei- 
nem' aufrichtigen  Bedauern  muss  ich  es  unentschieden  lassen, 
ob  bei  dem  hermetischen  Verschlusse  der  Arche  Noäh  auch 
in  ihrem  Interesse  wie  in  jenem  der  altfranzösischen  Familie 
ein  athemloser  Engel  noch  dem  Schutzpatrone  der  Weinzecher 
zugerufen  hat  „sauvez  les  documens  genealogiques  de  ces  Che- 
valiers!" Aber  auch  ohne  heraldische  Beweisstücke  lässt  sich 
dreist  behaupten,  da^s  diese  Ritter  von  jeher  auch  Räuber 
gewesen  sind,  und  dass  sie  nicht  blos  im  Mittelalter,  sondern 
bereits  im  Allerthume  und  in  der  vorhistorischen  Zeit  aus 
dem  Stegreife  gelebt  haben.  Mithin  hat  Vater  J.  J.  Sturm 
im  Jahre  1825  ihre  Ritterwürde  nicht  etwa  neugeschaffen, 
sondern  höchstens  den  ihnen  anerschaffnen  Adel  auch  brief- 
lich anerkannt,  und  Bembidium  Eques  würde  von  ihm  ent- 
schieden besser  als  „Ritterkäfer"  schlechtweg  verdeutscht  wor- 
den sein,  während  die  Amplification  „Ritterspitzkäfer"  ohne 
Noth  einen  Beigeschmack  von  Spitznamen  involvirt. 

Da  indessen  zu  einem  Scherze  mindestens  zwei  gehören, 
einer  der  ihn  macht  und  einer  der  ihn  versteht,  und  da  vor- 
aussichtlich unter  meinen  geehrten  Lesern  nicht  wenige  sind, 
„welche  gar  keinen  Spass  verstehen",  (namentlich  falls  sie  zu 
der  immer  mehr  an  Zahl  zunehmenden  freien  Gemeinde  ge- 
hören, die  es  vorzieht,  der  kostspieligen  Weitläuftigkeit  des 
persönlichen  Abonnirens  auf  die  entomologische  Zeitung  zu 
entsagen  und  sie  entschieden  billiger  im  Lesezimmer  des  na- 
turhistorischen Localvereins  durchzublättern,)  so  muss  ich  für 
diese  Fanatiker  der  streng  M'issenschaftlichen  Observanz  noth- 
gedrungen  der  humoristischen  Spreu  mindestens  ein  realisti- 
sches Korn  beifügen.  Be.-agle  Anbeter  des  ernsthaften  Kalbes 
schreiben  in  der  Regel  auch  auf  iiire  Fahne  „Time  is  money!" 
Ich  ersuche  also  den  Herrn  Setzer,  die  nachfolgende  Note 
über  den  Ritterspitzkäfer  durch  Einrücken,  Schwabacher  oder 


61 

italische  Schrift  so    auszuzeichnen,    dass   gedachte   Rigovisten 
ihre  kostbare  Zeit  mit  dem  Rest  nicht  zu  zersplittern  brauchen. 
Bemhidium   eques  tvird   von    dem    ersten    Beschreibe)' 
Sturm,    loie  von  seinen  Nachfolgern   bis   auf  Prof.  Schaum 
nur  in  der  bekannlen  Färbimg  geschildert,  nach  icelcher  die 
Flägeldeckcn  stahlblau  sind,    aber  eine  rothgelbe,  bisweilen 
auf  zwei  Schulterfleche  zusammenschrumpfende  Basis  haben. 
Mir  liegen  drei  Exemplare  vor,    welche   Dr.    Beck  in 
der  Umgegend  von  Kapoli  gesammelt   hat  nnd  welche,    ob- 
wohl in   allen   übrigen   Pvjikten   i'ollkommen   mit   deutschen, 
schweizerischen  nnd  französischen  Exemplaren  übereinstim- 
mend, alle  drei  nur  einfarbig  gelbe  Elytra  mit  einer  schma- 
ler.,  kaum  bemerkbaren   Triibung  an  der  Spitze  haben. 

Dass  es  sich  dabei  nicht  inn  nnausgefürbte  Stücke 
oder  nni  Albinos  handelt,  geht  einfach  aus  der  vollkommen 
dunkelgrünen  Ihiterseite  der  drei  Napolilaner  hervor,  wäh- 
rend bei  einem  weichen  nnreifen  Saroyischcn  Stücke  meiner 
Sammlung  zwar  der  blaue  Apex  der  Decken,  wenngleich  in 
etwas  matterer  Färbung  vorhanden ,  dagegen  das  Grün  der 
Unter  seile  noch  nicht  intensiv  genug  geworden  ist,  um  das 
Schalgelb  des   unreifen  Käfers  zu  verdecken. 

Dejean  erwähnt  eines  Exemplares  aus  Spanien  in  sei- 
ner Sammlung;    da  er  aber  keine  Differenz  in  der  Färbung 
hervorhebt,  so  ist  anzunehmen.^  dass  es  der  normalen  Form 
und  nicht  der  vorstehend  bezeichneten    Varietät  angehört. 
Animam  salvavi!     Meine   Ritter    bringen   mich  jetzt   auf 
das  otYenbar  echt  ritterliche  Vergnügen  der  Hatz,  und  ich  will 
einige  Worte  über  die  beiden  Treibjagen  hinzufügen,  in  denen 
es  mir  geglückt  ist,  dieses  ansehnlichsten  unter  den  Repräsen- 
tanten der  Familie  Bembidium  habhaft  zu  werden. 

Anno  Domini  1854  befand  ich  mich  in  Meyringen  im 
Berner  Gebiet  und  hatte  natürlich  neben  der  maritalen  Ver- 
pfliclitung,  meiner  Frau  zum  ersten  Male  die  Wunder  der 
Alpen  zu  zeigen,  auch  den  erlaubten  Hintergedanken,  ein  oder 
das  andre  Alpenthier  meiner  Käfersammlung  einzuverleiben. 
Wer  aber  jemals  versucht  hat,  diese  beiden  Dinge  mit  ein- 
ander zu  combiniren,  wird  mir  kaum  widersprechen,  wenn 
ich  behaupte,  dass  das  jeweilen  mit  einigen  Schwierigkeiten 
verbunden  ist.  Zum  ehrlichen  Aussprechen  dieser  Ketzerei 
halte  ich  mich  für  einigermassen  befugt,  da  mir  unter  den 
vielen  verhoiratheten  Entomologen  meiner  Bekanntschaft  nur 
zwei  eiinnerlich  sind,  deren  schönere  Hälften  der  Insekten- 
beschäftigung ihrer  Tyrannen  nicht  blos  eine  gnädige  Tole- 
ranz, sondern  eine  lebhaft  interessirte  Theilnahme  angedeihen 
lassen,  die  .sich  auf  Reisen  sogar  bis  zur  Mitjagd  steigert! 
Bis   zu   diesem    Grade    verzogen   war   ich    zwar    bei  dem 


62 

erwähnten  Aufenthalte  in  Meyringen  nicht,  hätte  es  auch 
wahrlich  aus  Gründen  der  einfachsten  Humanität  an  diesem 
Tage  ablehnen  müssen,  denn  es  goss  vom  Himmel,  was  es 
giesben  konnte,  und  wir  befanden  uns  in  der  für  Schweizer 
Keisende  nicht  erfreulichen  Alternative,  uns  trocken  in  der 
Stube  oder  nass  auf  dem  Pferde  zu  langweilen  und  nichts  zu 
sehen. 

Ein  Freund  der  Natur  hat  aber  auch  im  Platzregen  noch 
Möglichkeiten  des  Ergötzens,  die  andern  Sterblichen  unbe- 
kannt sind.  Oberhalb  Meyringen  hatte  ich  einen  Alpenbach 
bemerkt,  der  mit  Steingeröll  eingefasst  war  —  warum  sollte 
ich  nicht  da,  trotz  Sturm  und  Regen,  mein  Glück  versuchen 
dürfen?  Gedacht,  gethan:  mit  aufgespanntem  Regenschirme 
rückte  ich  aus  und  war  nicht  wenig  befriedigt,  als  ich  nach 
2  Stunden  hinlänglich  durchweicht,  aber  um  ein  Dutzend  B. 
eques  bereichert  wieder  heimkehrte.  Um  solchen  Preis  über- 
ninmit  ein  eifriger  Zieferjäger  mit  Vergnügen  die  Function 
eines  Hygrometers. 

Angenehmer,  bequemer  und  erheblich  lohnender  gestal- 
tete sich  die  Jagd  auf  dasselbe  edle  Wild  zehn  Jahre  später 
in  der  ersten  Juliwoche  1864.  Der  gastlichen  Einladung  des 
Grafen  Manuel  entsprechend,  auf  seinem  Schlosse  Conflans 
mit  meinem  Freunde  Fairmaire  zusammen  zu  tretTen,  begab 
ich  mich  von  Geneve  über  Culoz  nach  Chambery  und  Cha- 
mousset.  Hier  verliess  ich  die  Mont-Cenis-Eisenbahn  und  er- 
reichte nach  2  Stunden  auf  einer  vortrefflichen  Strasse  das 
moderne  Städtchen  Albertville,  welches  vermöge  seiner  be- 
quemen Lage  in  der  Thalsohle  in  fortwährender  Zunahme 
begriffen  ist,  während  das  hart  angrenzende  altehrwürdige 
Städtchen  Contlans  durch  seine  mittelalterlich  feste,  aber  un- 
bequem steile  Lage  am  Felsen  stabil  bleibt  und  bleiben  muss. 
Das  Schlosö  Contlans  liegt  ungefähr  auf  zweihundert  Fuss 
Höhe  über  dem  Thale,  und  verbindet  mit  einem  überaus  ma- 
lerischen Baustil  des  Mittelalters  die  behagliche  Bequemlich- 
keit moderner  Einrichtung.  Von  Altanen  und  Terrassen,  aus 
jedem  Fenster  geniesst  man  die  reizendsten  Nah-  und  Fern- 
sichten auf  den  wilden  Bergstrom  Arly,  das  Thal  der  Isere 
und  die  pittoresken  bewaldeten  Berge  mit  ihren  gezackten 
nackten  Gipfeln,  von  denen  einzelne  noch  Schneekuppen 
hatten. 

Als  es  sich  um  die  erste  der  anzustellenden  Excursionen 
handelte  und  dieselbe  mit  Rücksicht  auf  die  herrschende  ge- 
waltige Hitze  auf  möglichst  geringe  Entfernung  vom  Schlosse 
beschränkt  werden  sollte,  schlug  Graf  Manuel  eine  Jagd  auf 
B.  eques  vor.     Der  Vorschlag  wurde  um  so  williger  acceptirt. 


63 

als  es  dazu  nur  des  Herabsleigens  vom  Schlosse  an  das  Ufer 
des  Arly  bedurfte. 

Wie  andre  seines  Gleichen  war  dieser  Beigstrom  in 
jetziger  Jahreszeit  auf  etwa  ein  Drittel  seines  Bettes  zusam- 
mengedrängt; die  andern  zwei  Drittel  lagen  als  Steingeröll 
trocken.  Nun  bestand  die  einfache  Procedur  des  Jagens  nicht 
in  der  weit  unbequemeren  und  zeitraubenderen  Manier,  die 
ich  vor  zehn  Jahren  in  Meyringen  angewendet  hatte,  indem 
ich  auf  gut  Glück  einzelne  Steine  umkehrte,  um  die  etwa 
darunter  sitzenden  Equites  mobil  zu  machen  —  sondern  man 
kauerte  sich  ganz  nahe  hart  neben  den  Stiom  und  seiiaufelte 
mit  hohlen  Händen  möglichst  viel  Wasser  auf  die  zunächst 
liegenden  Steine,  und  selten  oder  nie  gab  man  sicli  diese 
kleine  Mühe,  ohne  drei  bis  vier  Ritter  durch  dies  kalte  Bad 
aus  ihren  Verstecken  an  die  Oberfläche  zu  treiben,  und  unge- 
achtet ihrer  eiligen  Versuche,  sich  wieder  zwisclien  dem  Ge- 
röll zu  verbergen,  dennoch  in  die  todbringenden  Sammel- 
tla&chen  zu  sichern.  Kein  Wunder,  dass  bei  so  leichler  und 
lohnender  Jagd  ein  halbes  Hundert  Kitterspitzkäfer  in  Zeit 
von  weniger  als  einer  Stunde  erbeutet   N^urde. 

Einige  Tage  später  versuchten  wir  dieselbe  Metliode  am 
Ufer  der  vor  Conllans  mit  dem  Arly  zusammenfliessenden 
Isere,  um  in  ähnlicher  Weise  das  B.  bisignatum  Men6tr.  zu 
fangen.  Aber  Fortuna  war  uns  diesmal  nicht  so  günstig; 
theils  waren  durch  Gewitterregen  die  Ufer  schlecht  zugäng- 
lich ge\\  orden,  theils  mochte  die  diesjährige  Generation  dieser 
Species  überhaupt  nicht  sonderlich  zahheicli  gerathen  sein  — 
nacii  einstündigem  angestrengtem  Mühen  in  der  stechenden 
Sonne  belief  sich  das  ganze  Besultat  auf  vier  Exemplare  des  ge- 
wünschten Bembidium  und  zwei  Exemplare  einer  unerwünsch- 
ten AMper;  deshalb  zogen  wir  es  vor,  im  Schatten  eines  klei- 
nen EiclieuAväldcliens  nach  andrer  Beute  uns  umzuselien. 


Acanthia  valdiviana  und  Bacteria  unifoliata 

von 
Bi*.  R.  A..  Plillippi  in  Santyago  (Cliile). 


Im  Januar  v.  J.  fand  mein  Sohn  Karl  unter  Baumrinde 
auf  meinem  Gut  San  Juan,  Prov.  Valdivia,  eine  Wanzenart, 
aber  nur  in  zwei  Exemplaren,  einem  ausgewaclisenen  und 
einem  jungen,  welche  in  das  Geschlecht  der  Bett wanze-n  ge- 


64 

holt.  Ich  nenne  sie  Aeanthia  valdiviana  und  bezeichne  sie  kurz 
aho:  A.  obfccuie  rufu,  fere  castanea,  brevissime  puberula; 
margine  hiterali  prothoracis  valde  dilatato.  Long.  2y^  lin. 
Habitat  io  prov.  Chilensi  Valdivia,  raiissima,  sub  cortice 
arborum. 

Auf  den  ersten  Blick  könnte  man  dieses  Insekt  mit  der 
Bettwanze  verwechseln,  so  ähnlich  sehen  sich  beide,  allein 
bei  genauerer  Betrachtung  findet  man  folgende  Verschieden- 
lieiten.  Die  Färbung  des  Körpers  ist  sehr  viel  dunkler  und 
die  Härclien,  welche  denselben  bedecken,  sind  sehr  viel  kürzer, 
so  dass  sie  auf  den  ersten  Blick  blosse  erhabene  Wärzchen 
zu  sein  scheinen.  Der  Prothorax  ist  im  Veihältniss  grösser, 
namentlich  breiter;  seine  lamellenartigen  Seitentheile  sind  sehr 
viel  breiter  als  bei  der  Bettwanze  und  deren  Aussenränder 
schwächer  gekrümmt.  Der  Hinterrand  des  Metathorax  ist  bei 
unserer  Art  nicht  Aveit  von  den  Seitenwinkeln  gebuchtet;  es 
tritt  der  mittlere  Theil  desselben  in  Gestalt  eines  häutigen 
Saumes  weiter  nach  hinten  hervor  als  bei  der  bekannten  Art, 
und  zeigt  ein  ziemlich  grosses  Dreieck,  welches  mit  seiner 
Spitze  unmittelbar  an  die  Spitze  des  Schildchens  stösst.  Bei 
der  Bettwanze  ist  der  Metathorax  weitläuftig  und  grob  punk- 
tirt,  bei  meiner  neuen  Art  ist  er  dagegen  eben  so  dicht  und 
fein  gekörnelt  oder  behaart,  wie  die  übrige  Oberseite  des 
Rückens.  Auch  die  Fühler  sind  schwächer  behaart  als  bei 
der  Bettwanze,  ja  das  dritte  Glied  scheint  vollkommen  kahl 
zu  sein.     Weitere  Unterschiede  finde  ich  nicht. 

Ich  bemerke,  dass  die  Bettwanze  bis  jetzt  in  der  Pro- 
vinz Valdivia  noch  ganz  unbekannt  ist;  man  kann  also  nicht 
wohl  unsere  A.  valdiviana  für  eine  durch  Zufall  unter  die 
Kinde  gerathene  Bettw^anze  erklären,  bei  der  in  Folge  der 
veränderten  Lebensart  die  Härchen  kürzer,  die  lamellenartigen 
Seitentheile  des  Halsschildes  breiter  und  die  Sculptur  des 
Metathorax  verändert  wäre. 

Da  ich  noch  eine  Seite  Platz  habe,  möge  sie  von  der 
Beschreibung  einer  neuen  Bacteria  ausgefüllt  werden. 

Bacteria  unifoliata  Ph. 

B.  cinerascens;  capite  inermi;  corpore  $  granulato;  fe- 
moribus  intermediis  superius  medio  expansione  foliaeea  trian- 
gulär! notatis.     Long.  corp.  3  poll.  8  lin. 

Habitat  in  prov.  Valdivia  Keipublicae  Chilensis,  rara. 

Ich  fing  im  Januar  dieses  J.  auf  meinem  Landgut  ein 
Weibchen.  Das  ganze  Thier  ist  blass,  gelblichgrau  mit  ziem- 
lich entfernt  stehenden  kleinen  schwarzen  Tüpfeln  und  der 
Rumpf  ist  durch  kleine,  zerstreute,  spitze  Körnchen  von  un- 
gleicher Grösse  rauh.     Die  Fühler  sind  fast  so  lang  wie  Kopf, 


Vorder-  und  Mittelbrust  zusammengenommen.  Der  Kopf  ist 
horizontal ,  etwas  länger  als  der  Prothorax  und  unbewehrt. 
Dieser  zeigt  oben  drei  eingedrückte  Längslinien.  Der  Meso- 
thorax  seh  eint  oben  einen  schwachen  Kiel  zu  haben.  Das 
fünfte  Segment  des  Hinkerleibes  zeigt  oben  dicht  vor  dem 
Hinterrand  eine  quere  Erhöhung,  deren  vorderer  Rand  kantig 
und  gekörnelt  ist;  die  darauf  folgenden  Segmente  sind  deut- 
licher gekielt.  Die  Scheidenklappe  ist  grade  so  lang  wie  der 
Hinterleib.  Sämmtliche  Schenkel  sind  kantig,  oben  gekielt, 
und  die  mittlere  Kante  oder  Kiel  der  mittleren  und  Hinter- 
Sehenkel  am  Knieende  in  eine  kleine,  sehr  wenig  auffallende 
Lamelle  vorgezogen.  Um  so  mehr  fällt  an  den  mittleren 
Schenkeln  eine  Lamelle  auf,  welche  in  halber  Länge  auf  der 
oberen  Kante  steht,  dreieckig,  hinten  abgestutzt,  2  Linien 
lang,  eine  Linie  hoch  ist;  ihr  vorderer  oberer  Rand  ist  voll- 
kommen gradlinig,  ihr  senkrechter  Hinterrand  etwas  gezähnt, 
mit  stumpfen  Zähnen.  SoUte  dieses  „Teufelspferd",  caballo 
del  diablo,  wie  in  Chile  nicht  blos  die  Bacterien,  sondern  auch 
die  Proscopien  heissen,  das  Weibchen  meiner  B.  crassicornis 
sein? 


Zur  Diagnose  des  Xantholinus   linearis  Oliv,  und 
X.  longiventris  Heer 

von 
Dr.  Betlie. 


l 


Die  beiden  obengenannten  Species  sind  bekanntlich  lange 
als  eine  und  dieselbe  angesehen  worden.  Erst  Heer  nahm 
eine  Trennung  derselben  vor  und  begründete  diese  auf  ver- 
schiedene Punktirung,  Färbung  und  Grösse.  Diese  Unterschei- 
dungsmerkmale sind  aber  von  relativer  Art,  d.  h.  bei  feinerer 
oder  sparsamer  Punktirung  des  Halsschildes  ist  auch  die  Punk- 
tirung der  Flügeldecken  schwächer  oder  seltener.  Ueberdem 
kommen  häufig  genug  bei  beiden  Species  Stücke  vor,  die  auch 
in  Farbe  und  Grösse  nicht  unbedeutende  Abweichungen  zeigen 
und  Uebergänge  zu  machen  scheinen.  Nur  die  extremsten 
Formen  beider  Arten,  also  vollkommen  entwickelte  und 
ausgefärbte  Individuen  gestatten  bei  einiger  Uebung  und  ge- 
genseitigen Vergleichung  eine  Trennung  mit  ziemlicher  Sicher- 
heit.    Die    mittleren    Formen  jedoch    dürften   nach    den   von 

& 


66 

Heer  gegebenen  und  von  Kraatz  adoptirten  Diagnose  schwer 
oder  gar  nicht  festzustellen  gewesen  sein.  Ich  habe,  naclidem 
ich  zwei  Jahre  meine  Aufmerksamkeit  auf  diese  beiden  Arten 
gerichtet  hatte,  Stücke  von  X.  longiventris  vor  mir,  die  in 
der  Färbung  der  Flügeldecken  und  Beine  von  den  dunkleren 
Exemplaren  des  X.  linearis  gar  nicht  abweichen.  Die  Zahl 
der  Pimkle  auf  dem  Halsschilde  ist  bei  vielen  Xantholinus- 
arten  grosi^en  Schwankungen  unterworfen  ;  Differenzen  von  3, 
4—8  Punkten  sind  gar  nicht  selten,  so  z.  B.  bei  X.  punctu- 
latus,  trieolor  und  auch  bei  linearis  und  longiventris.  Was 
endlicii  die  Üiösse  anbetrifft,  so  besitze  ich  sowohl  von  X. 
longiventris,  als  auch  von  X.  linearis  Exemplare  von  4  Lin. 
Länge,  und  ebenso  von  beiden  Stücke  bis  zu  3  Linien  her- 
unter. 

Ich  glaube  nun  ein  sicheres  diagnostisches  Merkmal  auf- 
gefunden zu  haben,  das  selbst  unentwickelte  Stücke  beider 
Species  mit  vollkommener  Sicherheit  von  einander  trennen 
lässt.  Bei  X.  linearis  ist  nämlich  der  ganze  Kopf  bis  zum 
Munde,  der  Thorax  und  das  Schildchen  sehr  fein  wellen- 
artig quergestrichelt;  bei  X.  longiventris  jedoch  nur  die  hin- 
tere Hälfte  des  Kopfes  und  zwar  äusserst  fein  wellen- 
artig quergestrichelt,  ebenso  das  Schildchen,  das  Hals  seh  ild 
aber  ist  durchaus  glatt  und  habe  ich  selbst  bei  einer  melir 
als  hundertfaclien  Vergrösserung  keine  Spur  von  Unebenheit 
auf  der  Oberfläche  desselben  wahrnehmen  können.  Um  diese 
Merkmale  festzustellen,  ist  es  nöthig,  das  Licht  sehr  schief 
auffallen  zu  lasi^en  und  genügt,  wenigstens  um  die  Zeichnung 
des  Kopfes  von  X.  longiventris  zu  beobachten,  kaum  die  ge- 
wöhnliche    Doppelloupe    mit    sechsmaliger    Vergrösserung"'). 

*)  Bezüglich  der  feinen  Structur  des  Hornskeletts  bemerke  ich 
hier  beiläufig,  dass  die  von  Herrn  Dr.  Kraatz  (Insecten  Deutschlands 
II.  573)  in  einer  Note  bestrittene  Beobachtung  Erichsons,  dass 
nämlich  die  Flügeldecken  des  Phil,  montivagus  Heer  äusserst  fein 
lederartig  gewirkt  seien,  mir  als  vollkommen  richtig  erscheint. 
Die  öculptur  derselben  ist  der  von  Phil,  laevicollis  Lac.  durchaus 
analog.  Beide  Flügeldecken  sind  nämlich  mit  unregelmässig  quer- 
laufenden Zickzacklinien  gezeichnet,  die  bei  laevicollis  sehr  dicht  an- 
einander stehen,  ziemlich  tief  sind  und  an  der  Spitze  der  einzelnen 
kleinen  Winkel  eine  deutliche  grübchenartige  Vertiefung  zeigen;  bei 
Phil,  montivagus  hingegen  sind  diese  Zickzacklinien  weitläuftiger  ge- 
stellt, die  Linien  sind  bei  Weitem  seichter  und  fehlt  den  Winkeln  in 
der  Spitze  die  Vertiefung.  Mit  einer  sehr  scharfen  Loupe  ist  man  im 
Stande,  bei  sehr  schiefer  Beleuchtung  die  unregelmässige  Oberfläche 
bei  beiden  Arten  wahrzunehmen-,  eine  öOfache  Vergrösserung  macht 
die  Zeichnung  so  deutlich,  wie  ich  sie  vorher  beschrieben  habe. 


67 

Struetur  des  Kopfes  und  Halsschildes  tritt  in  der  angegebenen 
Weise  mit  äusserster  Eegelmässigkeit  auf,  stärkere  oder  schwä- 
chere Strichelung,  grössere  oder  geringere  Ausbreitung  der- 
selben kommt  nicht  vor  und  stehen  mit  derselben  die  von  Heer 
angegebenen  diagnostischen  Merkmale  in  engster  Verbindung, 
so  dass  hiernach  die  Käfer  auch  in  den  ausgesprochensten 
Varietäten  mit  grösster  Sicherheit  erkannt  werden  können. 
Uebrigens  hat  Herr  Dr.  Kraatz  bei  der  schliesslichen  Sonde- 
rung dey  Xanth.  punctulatus  Pajk.  und  X.  ochraceus  Gyll.  eben- 
falls auf  das  fein  quergestrichelte  Halsschild  des  letzteren 
einen  diagnostischen  Werth  gelegt,  und  meiner  Meinung 
nach  ist  diese  durchaus  unveränderliche,  keinen  Modifikationen 
untervi^orfene  Sculptur  des  Hornskeletts  von  entscheidenderer 
Bedeutung  für  die  Trennung  der  Species,  als  stärkere  oder 
schwächere  Punktiruug,  hellere  oder  dunklere  Färbung  u.  s.  w. 

Beide  genannte  Arten  scheinen  in  Deutschland  ziemlich 
gleichmässig  verbreitet  zu  sein,  wenigstens  habe  ich  aus  Mit- 
tel-, West-  und  Norddeutschland  fast  gleiche  Zahlen  vor  mir. 
Hier  um  Stettin  kommt  X.  longiventris  fast  häufiger  vor  als 
linearis. 

Die  Diagnose  würde  für  diese  beiden  Species  in  Kürze 
folgende  sein: 

X.  longiventris  Heer.  Nigro-subaeneus,  nitidus,  an- 
tennis  fuscis,  pedibus  fusco-piceis,  thorace  laevissimo, 
capite  postice  subtilissime  undulatim  transversim  stri- 
guloso,  utrinque  parce  subtiliter  ])unctato.     Long.   3 — 4  lin. 

X.  linearis  Oliv.  Nigro-subaeneus  subnitidus,  antennis 
fuscis,  elytris  pedibusque  fusco-piceis,  thorace  capiteque 
toto  subtiliter  undulatim  transversim  strigulosis.  —  Long. 
3-4  lin. 

Zu  den  von  mir  neulich  aufgezählten  und  aufgefundenen, 
bisher  noch  nicht  in  der  pommerschen  Fauna  bekannten  Kä- 
fern füge  ich  noch  hinzu: 

Mycetochares  linearis  Redt,  wohl  zu  unterscheiden 
von  M.  linearis  Panz. 

Philonthus  signaticornis  Muls. 


5* 


68 
Versuch  einer  Monographie  der  Dermapteren 

von 
Dr.  H.  Dohrn. 

(Fortsetzung  von  pag.  429  des  vor.  Jahrg.  und  Schluss.) 


ßß.  Corpus  depressum;  antennarum  articiili 
15-20. 

13.     Sparatta  Serville. 

Sparatta  Serv.  Hist.  nat.  d.  Ortl).  p.  51. 

Körper  ganz  platt. 

Kopf  massig  gross,  so  breit  wie  lang,  Hinterrand  in  der 
Mitte  stark  eingebogen.  Antennen  mit  15— 20  Gliedern,  deren 
zweites  sehr  kurz,  die  3  folgenden  conisch -cy lind riseh,  die 
übrigen  cylindrisch  sind. 

Pronotum  verlängert,  vorn  sehr  stark,  halsförmig  einge- 
schnürt. 

Elytra  und  Flügel  normal  entwickelt. 

Abdomen  parallelrandig  mit  seitlicher  Falte  auf  dem  2. 
und  3.  Segment.  Letztes  Segment  bei  beiden  Geschlechtern 
quadratisch,  ebenso  das  vorletzte  Bauchsegment,  mit  kaum 
'  abgerundeten  Ecken,  das  letzte  vollständig'  bedeckend. 

Zange  beider  Geschlechter  an  der  Basis  auseinander- 
stehend, abgeplattet,  lang. 

Beine  von  massiger  Länge,  Femora  abgeplattet,  erstes 
Tarsenglied  von  ungefähr  gleicher  Länge  mit  dem  dritten, 
das  zweite  kurz,  einfach. 

Serville  hat  die  allerdings  nicht  immer  sehr  deutlichen 
Falten  auf  dem  2.  und  3.  Abdominal-Segment  übersehen. 

Die  wenigen  Arten,  die  in  der  Form  sehr  ähnlich  sind, 
lassen  sich  durch  die  verschiedene  Färbung  leicht  scheiden. 
Es  sind: 

1.     S.  pelvimetra. 

S.  pelvimetra  Serv.  Hist.  nat.  pag.  52. 

Capite  autennarumque  articulo  basali  fuscis,  ceteris  cum 
pronoto,  abdomine  et  forcipe  rufis,  elytris  alisque  nigris,  pe- 
dibus  et  pectore  flavidis. 

cJ?.  Corp.  long.  10,  lat.  2,  forc.  long.  3  mill. 

Habitat  in  Brasilia. 

Kopf  dunkelbraun,  mit  einigen  kleinen  Runzeln  am  Oc- 
ciput,  Antennen  rothbraun,  mit  dunkelbraunem  Basalglied. 
Pronotum  rothbraun,  der  Hinterrand  etwas  dunkler,  mit 
einer  mittleren  Längsrinne.     Elytra  etwas  länger   als  zusam- 


69 

men  breit,  schwarz,  ebenso  die  Flügel.  Brust  und  Beine 
einfarbig  lehmgelb.  Abdomen  rothbraun,  nach  hinten  zu 
etwas  dunkler,  das  letzte  Segment  mit  einer  mittleren  Längs- 
rinne, der  Hinterrand  mit  kleinen  Höckerchen  besetzt.  Zange 
von  gleicher  Farbe,  parallel,  breit,  mit  einer  Kante  oben, 
beim  ^  auf  %  der  Länge  ein  Zahn,  hinter  diesem  stark  ver- 
schmälert und  gebogen,  so  dass  die  Spitzen  in  der  Ruhe  über- 
einander liegen;  bei  der  $  ein  Zahn  in  der  Mitte,  von  da  ab 
verschmälert,  zuletzt  massig  nach  innen  gebogen. 
Im  Berliner  Museum. 

2.  S.  plana. 

Forficula  plana  Illiger,  Burm.  Handb.  pag.  752. 

Capite,  pronoto,  elytris  nigris,  antennis  fuscis,  ore  flavido, 
alis  stramineis,  interdum  extus  fusco-marginatis,  abdomine  pe- 
dibusque  rufis. 

(^?.  Corp.  long.  111/2  —  12,  lat.  2,  forc.  long.  <S  6%,  $ 
4  mill. 

Habitat  in  Parä  et  in  Nova  Granada. 

Unterscheidet  sich  von  der  vorigen  Art  durch  die  dunkle 
Färbung  der  Antennen,  das  schwarze  Pronotum,  auf  dem  sich 
vorn  jederseits  von  der  mittleren  Längsrinne  eine  kurze  schräge 
Furche  findet,  die  gelben,  bisweilen  am  Aussenrande  braunen 
Flügel.  Das  letzte  Tarsenglied  ist  etwas  länger  als  das  erste. 
Die  Zange  des  ,^  ist  fast  von  der  Länge  des  Abdomen,  wenig 
breit,  in  der  Mitte  mit  einem  Zahn,  dann  leicht  bis  zur  Spitze 
zusammengebogen,  die  der  $  ebenso,  nur  kürzer. 

Im  Berliner  Museum  und  in  Brunner's  Sammlung. 

3.  S.  rufina. 

S.  rufina  Stäl,  Oefvers.  af  K.  V.  Ak.  Förh.  1855  und 
Freg.  Eug.  Resa  pag.  307. 

Capite,  pronoto,  eljtris  alisque  nigris,  antennarum  ani- 
culo  primo  fusco,  ceteris  cum  abdomine  et  forcipe  rufis,  pe- 
dibus  et  pectore  flavescentibus. 

(^$.  Corp.  long.  9—10,  lat.  2,  forc.  long.  3  mill. 

Habitat  in  Brasilia:    Rio  Janeiro   (Sahlberg). 

Diese  in  den  Sammlungen  ziemlich  verbreitete  Art  ist 
von  S.  pelvimetra  nicht  anders  als  durch  die  schwarze  Farbe 
des  Pronotum  zu  unterscheiden,  und  vermuthlich  nur  als  eine 
Varietät  von  ihr  anzusehn,  was  bei  reichlicherem  Material 
leicht  zu  entscheiden  sein  \\ird. 

4.  S.  Schot ti  n.  sp. 

Rufa,  elytris  alisque  nigris,  antennarum  fuscarum  articulis 
9 — 12  pallidis,  pedibus  flavidis. 


70 

^.  Corp.  long.  0,  lat.  2,  forc.  long.  3  nriill. 
Habitat  in  Brasilia  (Schott  in  Mus.  Vienn.) 
Ausser  der  abweichenden  Färbung  unterscheidet  sich  diese 
Art  durch  eine  feine  Behaarung  des  ganzen  Kör])ers,  mit  Aus- 
nahme der  Elytra  und  Flügel.     Das  erste  Tarsenglied  ist  etwas 
länger  als  das  dritte. 

5.     S.  nigrina. 

Sparatta  nigrina  Stäl  11.  cc. 

Nigra,  antennis  excepto  articulo  basali  griseo-fuscescen- 
tibus,  tibiarum  apice  tarsisque  sordide   testaceis. 

^.  Corp.  long.  6,  lat.  l'/j,  forc.  long.  2  mill. 

Habitat  in  Brasilia:    Rio  Janeiro  (Sahlberg). 

Ebenfalls  in  der  Form  ganz  wie  die  vorigen  Arten  be- 
schallen, durch  die  einförmige  schwarze  Farbe  und  die  ge- 
ringe Grösse  leicht  kenntlich.  Wie  bei  der  vorigen  Art  ist 
der  Körper  mit  Ausnahme  der  Eljtra  und  Flügel  fein  be- 
haart. 

In  den  Museen  zu  Stockholm  und  Helsingfors. 

3.  Tarsorum  articulus  secundus  sub  articulo 
tertio  in  lobum  protractus. 

14.     Lobophora  Serville. 

Lobophora  Serv.  Hist.  nat.  d.  Orth. 

Psalidophora  De  Haan,  Verhandel.  o.  Natuurl.  Geschie- 
denis. 

Körper  wenig  convex. 

Kopf  platt,  so  lang  wie  breit,  hinten  schmaler  als  in  der 
Mitte.  Antennen  mit  1.^  und  mehr  Gliedern,  von  denen  1 
gross  konisch,  2  periförmig,  3  cjlindrisch,  4,  5  kurz  oblong, 
die  folgenden  oblong  bis  cjlindri-^ch  sind. 

Pronotum  ungefähr  so  breit  wie  der  Kopf,  etwas  länger 
als  breit,  mit  abgerundetem  Hinterrande. 

Elytra  stets  vollkommen  entwickelt. 

Abdomen  mit  seitlicher  Falte  auf  dem  2.  und  3.  Seg- 
ment, parallelrandig;  beim  J  mit  rechteckigem  letztem  Seg- 
ment; bei  der  $  ist  das  Segment  hinten  verschmälert.  Vor- 
letztes Bauchsegment  bei  beiden  Geschlechtern  den  grössten 
Theil  des  letzten  bedeckend,  rechteckig  mit  abgerundeten 
Ecken. 

Zange  abgeplattet,  ziemlich  grade,  mit  mannigfaltig  be- 
wafl'netem  Innenrande. 

Beine  massig  lang,  Femora  wenig  verdickt,  erstes  und 
drittes  Tarsenglied  von  gleicher  Länge,  das  mittlere  ganz  kurz, 


71 

mit  einem  stark  behaarten  langen  Lappen  an  der  Sohle  unter 
dem  Endgliede. 

1.  L.  superba  n.  sp. 

Castaneo-fusca,  antennarum  articulis  14,  vel  14 — 15  pal- 
lidis,  elytris  submetallescentibus,  alarum  apiee  flavo,  toto  cor- 
pore subtus  pallidiore,  tarsis  fulvopilosis.  Abdominis  segmen- 
tum  ultimum  postice  luberculosum.  Forceps  valida,  ,^  pupra 
et  subtus  subconvexa,  margine  interne  multidentata,  $  plana, 
margine  interno  acute  bicarinato  carinis  basi  dentatis,  tum 
crenulatis. 

Corp.  long.  20—25,  lat.  5—7,  forc.  long.  9—16  mill. 

Habitat  in  peninsula  Malaccana  (Stevens),  et  in  Pulo  Pe- 
nang  (Westermann). 

Kopf  mit  stark  gebogener  Stirnnaht,  convexer  Stirn, 
plattem  Occiput,  dessen  beide  Seiten  weit  nach  hinten  vor- 
stehen, zM^ei  Grübchen  zv^^ischen  den  Augen,  dunkelbraun, 
Mundtheile  ein  wenig  heller.  Antennen  2Tgliedrig,  schwach 
grau  behaart,  braun,  das  14.  oder  14.  und  15.  Glied  gelblicli. 
Pronotum  vorn  gewölbt,  mit  zwei  kurzen  vom  Vorderrande 
entspringenden  Furchen  von  der  Farbe  des  Kopfes.  Elytra 
doppelt  so  breit  als  das  Pronotum,  so  lang  wie  breit,  heller 
braun  mit  etwas  Metallglanz.  Flügel  ragen  um  weniger  als 
die  Länge  des  Pronotum  vor,  von  der  Farbe  der  Elj'tra  mit 
gelber  Nahtspitze.  Die  Weite  der  ausgespannten  leicht  rauch- 
farbigen, irisirenden  Flügel  beträgt  52  mill.  Brust  heller 
als  die  Oberseite,  Beine  von  der  Farbe  des  Kopfes,  Tarsen 
mit  gelbbrauner  Behaarung.  Abdomen  bei  beiden  Geschlech- 
tern gleich  dunkelkastanienbraun;  letztes  Dorsalsegment  breit 
rechteckig,  an  den  Hinterecken  kurz  gekielt,  über  der  Zan- 
genwurzel mit  einem  grossen  schMärzlichen  Höcker,  dazwi- 
schen niedergedrückt,  mit  zwei  kleinen  Höckerchen.  Vor- 
letztes Bauchsegment  halbrund,  das  letzte  nicht  vollständig 
bedeckend.  Zange  des  (^  aussen  und  innen  gekielt,  unten 
flach,  oben  leicht  convex,  schwach  gebogen,  am  Innenrande 
mit  einzelnen  grösseren  Zähnen,  dazwischen  crenulirt,  der  $ 
grade  oben  und  unten  ])latt,  mit  zweigekieltem  Innenrande, 
an  der  Basis  mit  etlichen  grösseren  Zähnen  und  Höckerchen, 
sonst  crenulirt.     Von  der  Farbe  des  Abdomen. 

f^$  in  meiner,  einzelne  Stücke  in  Westermann's  und  der 
Berliner  Sammlung. 

2.  L.  morio. 

Forficula  morio  Fabr.,   Systema  Ent.  p.  270. 

E;-cIiScholtz,  Entomographien  p.  83. 


ri 

Lobopliora  lufitaisi.s  Servijle,  Hist.  nat. 

nigronitens  Stäl,  Freg.  Eug.  Kesa  p.  305. 
tai'tarea  -  -  -  ... 

cincticornis     -  -  -  ... 

Migra,  glabra,  nitida,  antennarum  articulis  13 — 18  vario 
modo  pallidis,  tar.sis  rufis,  pilosis;  forceps  S  basi  dilatata, 
varie  dentata,  $  recta,  apice  incurva,  inermls. 

Corp.  long.  14-20,  lat.  3—5,  forc.  long.  4  —  7  mill. 

Habitat  in  archipelago  Oceanico,  Indico:  Mauritius,  Cey- 
lon, Pulo  Penang,  Java,  Celebes,  Luzon,  Viti  Levu,  Tahiti, 
Owaihi  etc.  etc. 

Kopf  flach,  mit  wenig  eingebogenem  Hinterrande,  An- 
tennen mit  20  Gliedern,  von  denen  das  13  — ISte,  oder  ein 
Theil  derselben  blassgelb  sind.  Pronotum  jederseits  nahe 
dem  Vorderrande  mit  einer  rundlichen  Erhabenheit,  in  deren 
Mitte  ein  Grübchen.  Elj^tra  anderthalb  mal  so  lang  als  das 
Pronotum,  Flügel  massig  weit  vorragend,  die  hornigen  Theile 
dunkel  rauchfarbig.  Abdomen  an  den  Rändern  der  Seg- 
mente bald  glatt,  bald  crenulirt,  das  letzte  Segment  wie  bei 
der  vorigen  Art,  bei  beiden  Geschlechtern  gleich.  Zange  des 
S  an  der  Basis  verbreitert,  dann  schmaler,  an  der  Spitze 
stumpf  gekrümmt,  an  der  Basis  mehrfach  gezahnt  und  bis- 
weilen etwas  höckerig,  dann  mit  mehreren  gebogenen  Zähnen; 
der  $  einfach,  innen  fein  cienulirt. 

Der  ganze  Körper  ist  glänzend  schwarz,  bis  auf  die  An- 
tennen, die  Tarsen  sind  dicht  roth  behaart. 

Die  weite  Verbreitung  dieser  Art  über  das  ganze  Gebiet 
der  Südsee  und  den  grössten  Theil  des  Indischen  Meeres  hat 
wohl  nur  Veranlassung  zu  den  verschiedenen  Beschreibungen 
gegeben,  da  sie  nur  unbedeutende  Varietäten  aufzuweisen  hat 
in  Färbung  der  Antennen  und  Form  der  Zange. 

3.     L.  australica. 

Forficula  australica  Le  Guillou  Revue  zool.  1841  p.  293. 
Voyage  au  Pole  sud  V  p.  351  Orth. 
T.  1  ßg.  3. 

Die  Art  ist  daselbst  folgendermassen  besclirieben: 

Elongata,  compressa,  nigra,  subnitida;  antennis  totis  ni- 
gris,  prothorace  lateribus  marginato,  postice  snbrotundato, 
ferrugineo;  eljtris  cum  alarum  apice  pallide  rufis;  pedibus 
nigris,  tarsis  testaceis;  forcipibus  intus  denticulatis. 

Long.  16—18  miil. 

Habite  la  cöte  Nord  de  la  Nouvelle  Hollande. 

Corps  allonge,  fortement  aplali,  d\m  noir  assez  luitant. 
Tete  lisse,  maiquee  seulenient  en  dessus  d'une  Impression 
semicirculaire.     Anteunes  greles,  longues,  devenant  pubescentes 


73 

vers  Textremite,  noires.  Prothorax  plus  long  que  large,  noir, 
avec  son  bord  posterieur  fenugineux ,  reborde  lateralement 
et  ayant  ses  angles  ant^iieurs  saillant?.  Elytres  lisses,  entiere- 
ment  d'un  roux  clair.  Ailes  a3'ant  leur  partie  coriace  de  la 
meme  nuanee.  Pattes  coiirtes,  assez  fortes,  noires,  avec  tous 
les  tarses  d'une  couleur  testacee  assez  elaire;  les  cuisses  assez 
renflees.  Abdomen  entierement  noir,  chagrine,  ajant  au  bord 
posterieur  de  chaque  segment  une  rangle  de  petits  tubercules 
irreguliers;  les  pinces  longues,  tres-ecartees  ä  leur  base,  fine- 
ment  tuberculees  avec  leur  bord  interne  denticule. 

4.  L.  laetior   n.  sp. 

Atra,  antennis,  palpis,  ;pedibus,  eljtrorum  alarumque  vitta 
longitudinali  ferrugineis,  pronoti  marginibus  lateralibus  et  po- 
stico  pallidis.  $. 

Corp.  long.  13,  lat.  2y2,  forc.  long.  4  mill. 

Habitat  in  insula  Batcliian  (Wallace). 

Kopf  schwarz,  Stirnnaht  stark  gebogen,  Palpen  und  An- 
tennen (nur  7  Glieder  sind  vorhanden)  rostroth.  Pronotum 
mit  einer  mittleren  Längsrinne,  jederseits  von  derselben  ein 
Grübchen,  schwarz,  Seitenränder  schmal,  Hinterrand  breit 
hlassgelb.  Elytra  doppelt  so  lang,  Flügel  massig  vorra- 
gend, rostroth,  mit  schmalem,  schwarzem  Aussenrande,  die 
Elytra  auch  mit  schwarzer  Naht.  Beine  rostroth,  mit  stark 
gelb  behaarter  Sohle.  Abdomen  und  Zange  schwarz,  von 
gleicher  Form  wie  bei  L.  morio. 

Eine  $  in  meiner  Sammlung. 

5.  L.  Ludekingi  n.  sp. 

Rufo-testacea,  capite  flavo,  antennis  griseo-fuscescentibus, 
articulis  11  et  12  pallidis,  pronoto  et  pedibus  ])allide  testa- 
ceis,  margine  antico  nigricante,  elytris  et  alis  testaceis,  mar- 
ginibus fuscescentibus;  forceps  intus  denticulata,  pone  medium 
fortius  unidentata.   t^. 

Corp.  long.  14,  lat.  3,  forc.  long.  5  mill. 

Habitat  in  insula  Sumatra  (Ludeking). 

Kopf  gelb,  mit  stark  gebogener  Stirnnaht,  Antennen 
graubraun,  das  11.  und  12.  Glied  blass.  Pronotum  hellgelb 
mit  schwärzlichem  Vorderrande,  vorn  neben  der  Mittelrinne 
jederseits  eine  rundliche  Erhabenheit.  Elytra  fast  doppelt 
so  lang,  gelb,  von  der  Schulterecke  bis  zum  Ende  der  Naht 
innen  braun,  ebenso  der  äussere  Seitenrand.  Von  gleicher 
P'ärbung  die  wenig  vorragenden  Flügel.  Beine  gelb.  Ab- 
domen hell  rothbraun,  nach  hinten  zu  etwas  dunkler,  Hin- 
terrand des  letzten  Segments  mit  einem  fchwärzlichen  Höcker 
über  jeder  Zangenwurzel.     Zange  massig  lang,  parallel,  an 


74 

der  Spitze  hakenförmig  nach  innen  gebogen,  innen  gezähnelt, 
mit  einem  grösseren  nach  hinten  zugespitzten  Zahn  hinter  der 
Mitte. 

<S  im  Leidener  Museum. 

6.  L.  simulans. 

Forficula  simulans  Stäl,  Freg.  Eug.  Resa  p.  302. 

Castaneo-fufeca  vel  rufa,  antennis  griseo-rufis,  pronoto, 
elytris,  aus,  pedibus  testaceis,  elytrorum  alarumque  sutura  et 
margine  externo  fuscescentibus;  ö^  segmentum  ultimum  abdo- 
minale quadrituberculatum;  forceps  c^  lata,  ante  medium  ob- 
tuse  dentata,  $  subrecta,  intus  crenulata. 

Corp.  long.  ,^  10-14,  $  8-10,  lat.  2-272,  forc.  long. 
j  4_6,  ?  3-4  mill. 

Habitat  in  insulis  Java  et  Pulo   Penang  (Westermann). 

Variirt  in  der  Färbung  von  Kopf  und  Abdomen  zwischen 
hellrothbraun  und  dunkelbraun,  wonach  sich  auch  |die  Fär- 
bung der  Basalglieder  der  Antennen  modiflcirt,  die  mit  der 
des  Kopfes  gleich  ist. 

Kopf  mit  stark  gewölbtem  Occiput,  die  beiden  Seiten 
durch  tiefe  Nähte  von  einander  und  von  der  flachen  Stirn 
getrennt.  Pronotum  gelb,  auf  dem  vorderen  convexen  Theil 
mit  einem  Grübchen  zu  jeder  Seite  der  meist  bräunlich  ge- 
färbten Mittelrinne.  Elytra  und  Flügel  gelb  mit  schmal 
braunem  Aussen-  und  Innenrande.  Brust  und  Beine  gelb. 
Abdomen  i^  nach  hinten  ein  wenig  erweitert,  letztes  Seg- 
ment vor  dem  Hinterrande  mit  zwei  grösseren  Höckern  über 
den  Zangenwurzeln  und  zwei  kleineren  dazwischen ;  $  letztes 
Segment  verschmälert,  mit  wenig  entwickelten  Höckern. 
Zange  i^  breit,  an  der  Spitze  allmälig  gekrümmt,  mit  einem 
grossen  Zahn  vor  der  Mitte  des  crenulirten  Innenrandes;  ^ 
grade  mit  kurz  gebogener  Spitze,  rund,  innen  gezähnelt. 

Im  Stockholmer  und  Helsingforser  Museum,  in  Wester- 
mann's  Sammlung. 

7.  L.  modesta. 

Forficula  modesta* Stäl,  Freg.  Eug.  Resa  p.  302. 

Castaneo-fusca,  capite,  pronoto,  forcipe  ferrugineis,  ore 
antennarum  articulis  basalibus,  elytris,  pedibus  testaceis,  ely- 
irorum  sutura  margineque  externo  fuscis;  alae  nullae;  S  ab- 
domen  postice  subdilatatum',  segmenti  ultimi  margine  postico 
quadrituberculato;  forceps  lata,  medio  obtuse  dentata,  pone 
medium   subcrenata.    (S- 

Corp.  long.  11,  lat.  2%^  forc.  long.  4  mill. 

Habitat  in  China:  Hongkong. 

Die  Berechtigung  dieser  Art   auf  Selbständigkeit  ist   mir 


75 

in  hohem  Grade  zweifelhaft,  da  sie,  abgesehen  von  der  Ver- 
kümmerung der  Flügel,  bis  auf  eine  unerheblich  und  wahr- 
scheinlich nur  individuell  abweichende  Färbung  vollkommen 
mit  L.  simulans  übereinstimmt.  Da  ich  indessen  nur  ein  Stück 
des  Stockholmer  Museums  vor  mir  habe,  so  führe  ich  icli  sie 
einstweilen  als  Art  auf.  Bei  Arten  der  indischen  Fauna  kann 
die  oft  weite  Verbreitung  um  so  weniger  auffallen,  als  ein 
Austausch  von  Culturpflanzen  wie  Reis,  Kaffe  etc.  etc.  dort 
mehr  stattgefunden  hat,  als  irgendwo  sonst. 

Das  Pronotum  des  Stückes  zeigt  neben  der  Mittelfurche 
keine  Grübchen,  die  bei  der  vorigen  Art  meist  an  derselben 
angedeutete  braune  Färbung  dehnt  sich  über  den  grössteii 
Theil  mit  Ausnahme  von  Seiten-  und  Hinterrand  aus.  Die 
Basalglieder  der  Antennen  sind  heller  als  der  Kopf. 

Zwei  von  de  Haan  in  den  Verh.  ov.  Natuurl.  Gescliie- 
denis  als  Psalidophora  beschriebene  hierher  gehörige  Arten 
sind  mir  unbekannt  geblieben.     Ihre  Beschreibung   lautet: 

8.  P.  albomarginata. 

$  nympha.  Obscuro  fusca;  antennis  18-articulatis,  arti- 
culo  15  et  16  albo;  pronoto  quadrato,  margine  posterioie 
lacteo;  alarum  area  antica  apice  pallida;  femoribus  anticis 
latioribus,  margine  superiore  ultra  medium  lutescente:  sequen- 
tibus  uti  et  tibiis  apice  tarsisque  pallidis;  tarsorum  articulo 
secundo  subtus  lobo  brevi  aucto;  cercis  analibus  muticis,  pa- 
rallelis,  apice  uncinatis.     Long.  coip.  ■iy2'",  cerc.   iy2'". 

Batang  Singalang  (Sumatra). 

9.  P.  fuscipennis. 

Elytris,  alarum  apice,  abdomine  supra  fuscis;  capite  ru- 
bescente;  antennis  18  articulatis,  nigris:  articulis  11,  12  uti 
et  duobus  ultimis  albis;  pronoto  oblongo,  parallclo,  angulis 
posticis  rotundatis;  elytris  apice  sinuato  truncatis;  femoribus 
tibiisque  obscuro  fusc's,  apice  uti  et  tarsis  pallidis;  abdominis 
articulo  penultimo  brevi  truncato,  ultimo  apice  rotundato  in 
utroque  sexu;  cercis  analibus  pallido  fuscis:  maris  planis,  di- 
stantibus,  medio  unidentatis,  apice  approximatis,  uncinatis: 
feminae  brevioribus,  magis  approximatis,  margine  interiore 
denticulatis.     Long.  corp.  5'",  cerc.  anal.   (^  2'",  $  l'A'"* 

Sumatra. 

10.  L.  melanocephala  n.  sp. 

Capite  et  antennarum  articulis  basalibus  nigris,  pronoto, 
elytris,  aus,  pectore,  pedibus  flavo  testaceis,  abdomine  et  for- 
cipe  rufescentibus;  forceps  (^  adunca,  intus  bidentata,  V  mu- 
tica  contiaua. 


76 

c??.  Corp.  lonf?.  7—8,  lat.  1%,  forc.  long.  1%  mill. 

Habitat  in  India:  Tranquebar  (Westermann). 

Kopf  schwarzbraun,  ebenso  die  2  Basalglieder  der  An- 
tennen, die  folgenden  gelbbraun.  Mundtheile  bräunlich.  Zwi- 
schen den  Fühlern  2  Grübchen.  Pronotum  quadratisch  mit 
abgerundeten  Hinterecken  und  einer  mittleren  Längsrinne, 
ledergelb.  Elytra  zusammen  quadratisch,  anderthalb  mal 
so  lang  als  das  Pronotum;  Flügel  von  gleiclier  Farbe;  ebenso 
Brust  und  Beine.  Abdomen  dunkler  bis  kastanienbraun, 
2.  und  8.  Segment  mit  schwärzlichen  Seitenfalten;  (^  letztes 
Segment  auf  dem  Hinterrand  mit  schwärzlichen  Höckerchen, 
bei  der  $  statt  der  Höcker  tief  eingedrückte  Punkte.  Zange 
(^  kurz,  stark,  mit  stumpfer  gekrümmter  Spitze,  innen  vor 
und  an  der  Mitte  gezahnt.     $  zahnlos    und  zusammenliegend. 

In  Westermann's  Sammlung. 

4.  Tarsorum  articulus  secundus  brevis,  dilata- 
tus;  antennarum  articuli  10 — 15,  abdominis  segmenta 
2  et  3  pli  cifera. 

a.  Pronotum  capite  itiulto  angustius,  subqua- 
dratum  pedes  longi,  graciles. 

15.     Opisthocosmia  Dohrn  nov.  gen. 

Ancistrogaster  Stäl  Oefv.  K.  Vet.  Ak.  Förh.  1855  (pars.) 

Forficula  auct. 

Körper  massig  convex. 

Kopf  ziemlich  gewölbt,  mit  abgerundeten  Hinlerecken, 
ungefähr  so  lang  wie  breit. 

Antennenglieder  ausser  dem  ersten  lang  obconischen  und 
dem  zweiten  sehr  kurzen  sämmtlich  sehr  lang  cylindrisch. 

Pronotum  viel  schmaler  als  der  Kopf,  quadratisch  oder 
annähernd  quadratisch. 

Elytra  zusammen  doppelt  so  breit  als  das  Pronotum, 
hinten  etwas  concav  gestutzt. 

Elytra  und  Flügel  vollkommen  entwickelt. 

Abdomen  in  der  Mitte  erweitert,  beim  c^  viele  Arten 
mannigfach  durch  Höcker,  Dornen,  Haken  verziert,  das  letzte 
Segment  breit  rechteckig,  das  vorletzte  Bauchsegment  breit, 
mit  schwach  gerundetem  Hinterrande,  das  letzte  bedeckend. 
Bei  der  $  fehlt  der  Schmuck;  das  letzte  Segment  und  dem 
entsprechend   das  vorletzte  sind   verschmälert. 

Zange:  <^  mit  sehr  verschiedenen  Formen,  durch  beson- 
dere Verzierungen  ausgezeichnet;  $  stets  zusammenliegend, 
ohne  Zähne,  sehr  lang  und   dünn. 

Beine  .'chr  Itmg  und  dünn,  Femora  eelir  wenig  erweitert, 


77 

erstes  Tarsenglied  etwas  länger  als  das  dritte,  beide  sehr 
dünn,  das  zweite  kurz,  nach  beiden  Seiten  lappig  erweitert. 

Diese  Gattung  scheidet  sich  geographisch,  sowie  nach 
zwei  Typen  in  zwei  Gruppen,  deren  eine  amerikanisclie  von 
Stäl  als  Ancistrogaster  beschrieben  ist;  die  asiatischen  Arten 
sind  bisher  noch  nicht  von  Forficula  getrennt  worden.  Auf 
den  ersten  Blick  sind  die  ächten  Ancistrogaster  so  eigenthüm- 
lich,  dass  man  geneigt  sein  mag,  sie  als  Gattung  aufzufassen; 
doch  durcli  einige  Mittelformen  und  die  Gleichartigkeit  der 
Antennen,  Beine  und  des  Pronotum  bestimmt,  kann  ich  sie 
nur  als  hiehergehörige  Section  ansehen. 

Von  Forficula  leicht  zu  scheiden,  bei  der  die  Antennen- 
glieder nie  eine  so  bedeutende  Länge  erreichen,  die  Beine, 
besonders  die  Femora  viel  gedrungener  sind,  und  das  Prono- 
tum in  der  Breite  sich  viel  mehr  der  von  Kopf  und  Eiytren 
nähert: 

1.  (^.  Abdominis  segmenta  4— 6  lateribus  in  spinas  retror- 
sum  curvatas  protracta;  forceps  medio  plus  minusve  angulata, 
subplana;  (Ancistrogaster  Stal). 

1.     0.  maculifera  n.  sp. 

Castaneo-fusca,  eljtris  alisque  flavo-guttatis,  tarsis  rufes- 
centibus;  rufo-piiosa;  abdominis  cJ  Spinae  in  segmentis  4,  5 
simpliciter  curvatis,  in  segmento  6  angulato-curvatae. 

Corp.  long.  <S  l'-i,  $  10%,  lat.  ö^  SVj,  $  3,  forc.  long, 
S  6,  $  4%  mill. 

Habitat  in  Venezuela. 

Die  grosseste  Art  dieser  Section,  von  den  folgenden  leicht 
durch  die  gelben  Flecken  an  den  Schultern  und  auf  der  Basis 
der  Flügelspitzen  unterschieden. 

Kopf  hinter  den  Augen  verschmälert,  massig  gewölbt, 
mit  zwei  Grübchen  zwischen  den  Antennen.  Pronotum  mit 
abgerundeten  Hinterecken,  stark  aufgesclilagenen  Seitenrän- 
dern, jedcrseits  von  der  Mittelrinne  mit  einem  Grübchen. 
Elytra  doppelt  so  breit,  so  lang  wie  zusammen  breit,  Flü- 
gelspitzen etwas  länger  als  das  Pronotum.  Abdomen:  (J 
sehr  bedeutend  erweitert;  (an  den  Haken  6  mill.  breit.)  Die 
Haken  des  4.  und  5.  Segments  sind  einlach  rund  gekrümmt, 
die  des  6ten  in  der  Mitte  stumpfwinklig.  Das  letzte  Segment 
rechteckig,  mit  gradem,  wulstigem  Hinterrande.  Zange 
an  der  Basis  nach  aussen,  noch  vor  der  Mitte  nach  innen 
gebogen,  an  der  Spitze  innen  verbreitert  und  in  zwei  haken- 
förmige Spitzen  auslaufend,  der  ganze  Innenrand  gezähnelt, 
an  der  Basis  ein  etwas  giösserer  Zahn:  $  einfach,  nach  hin- 
ten verschmälert,  die  Zange  zusammenliegend,  grade,  mit  kurz 
hakenförmig  nach  innen  gebogener  Spitze,  ohne  Zähnelung. 


78 

Der  ganze  Körper,  mit  Ausnahme  der  Rückensegmente 
des  Abdomen,  braun  behaart,  diese  dicht  punetirt.  Dunkel 
kastanienbraun,  Tarsen  und  bisweilen  die  Zange  rothbraun, 
Elytra  nahe  der  Schulterecke  mit  einem  runden,  gelben  Fleck, 
Basis  der  Fiügelspitzen  und  äusserste  Ecke  der  Naht  von 
gleicher  Farbe. 

Im  Dresdener  und  "Wiener  Museum. 

2.  0.  spinax, 

Ancistrogaster  spinax  Dohin,  Entom.  Zeit.  1862  pag.  229. 

T.  1   flg.  1. 
An  angeführter  Stelle  ausführlich    beschrieben. 

3.  0.  luctuosa. 

Ancistrogaster    luctuosus    Stäl    Oefvers.   af.   K.   Vet.   Ak. 

Förh,  1855  und  Freg.  Eug.  Resa 
pag.  306  T.  V  tig.  1. 

Fusca  vel  rufo-fusca,  antennarum  articulis  ii  dimidio  api- 
cali,  10  toto  albidis;  in  t^  Spinae  segmentorum  4  —  6  abdo- 
minalium  angulato  curvatae;  abdomen  totum  fusco-pilosum. 

^$.  Corp.  long.  10-12,  lat.  3,  forc.  long.  S^—^y^  mill. 

Habitat  in  Brasilia:  Rio  de  Janeiro  (F.  Salilbeig). 

Der  ersten  Art  in  der  Form  sehr  ähnlich,  ausser  der 
Grösse  nur  dadurch  abweichend,  dass  die  seitlichen  Haken 
.fler  3  Abdominal-Segmente  alle,  wie  bei  jener  die  des  6.  Seg- 
ments winklig  gebogen  sind;  sonst  unterscheidet  sie  sich  von 
ihr  durch  die  Färbung  der  Antennen,  die  fehlenden  gelben 
Flecke  auf  Elj  tren  und  Flügeln,  endlich  durch  die  dichte  Be- 
haarung auch  der  Rückensegmente  des  Abdomen. 

4.  0.  variegata  n.  sp. 
Forficula  appendiculata  Charp  in  litt. 

Nigro-fusca,  capite,  abdominis  segmentis  8  et  9  cum  for- 
cipe  tar8ii^que  rufls,   alarum  apice  pallido. 

r^.  Corp.  long.  10  V2,  lat.  3,  forc.  long.  4  mill. 

Habitat  in  Venezuela  (Moritz}. 

Kopf  rotiibraun,  die  Basalglieder  der  Antennen  schwärz- 
lich braun  (die  übrigen  fehlen).  Pronotum  schwarz.  Elytra 
braunschwarz,  doppelt  so  lang  als  das  Pronotum;  Flügel  von 
gleicher  Farbe,  mit  Ausnahme  der  hellgelben  Nahtspitze. 
Brust  und  Beine  schwarzbraun,  die  Tarsen  rothbraun.  Ab- 
domen dunkel,  die  beiden  letzten  Segmente  und  die  Zange 
rotiibraun;  die  seitliclien  Haken  sind  von  gleicher  Form  wie 
bei  der  vorigen  Art,  ebenso  die  Zange. 

Der  ganze  Körper  ist  sparsam  graubraun  behaart. 

(^.    Im  Wiener  Museum. 


79 

2.  Abdominis  ^  segmenta  poslica  et  forceps  vavie  or- 
nata.     (Forficula  aiiet.) 

5.  0.  de  vi  ans  n.  sp. 

Castanea,  antennarum  articulis  basalibus ,  pedibus  luteis, 
j>ronoto  nigreseente,  flavomarginato,  alaium  apiee  pallido;  ^ 
abdomen  non  dilatatum,  segmentis  6 — 8  lateraliter  obtuse  tu- 
berculatis;  forceps  basi  divergens,  anle  medium  supra  dente 
acuto  trigono  armata,  tum  convergens,  reeta,  deplanata,  apice 
incurva;  $  abdomen  et  forceps  typica. 

,^$.  Corp.  long.  10,  lat.  3,  forc.  long.  5  mill. 

Habilat  in  Brasilia    (Schott). 

Diese  Art  bildet  einen  Uebergang  von  Aneistrogaster  ?,u 
den  asiatischen  Arten  der  Gattung;  dem  ganzen  Habitus  nacii 
gehört  sie  in  die  vorige  Section,  nur  fehlt  ihr  das  chavacte- 
ristische  Merkmal  der  seitlichen  Haken  am  vierten  bis  sech- 
sten Segment.  An  den  seitlichen  Warzen  auf  den  drei  vor- 
letzten Segmenten  ist  das   (^  leicht  zu  erkennen. 

Kastanienbraun,  Pronotum  schwarzbraun  mit  gelblichen 
Seitenrändern,  Antennen  schwärzlich,  die  vier  Basalglieder 
schmutzig  gelb,  die  Beine  ein  wenig  dunkler,  die  Nahtecke 
der  Flügel  blassgelb.  Mit  Ausnahme  der  Flügel  und  der 
Rückenseite  des  Abdomen  gelbbraun  behaart.  Kopf  massig 
gewölbt,  nach  hinten  verschmälert,  zwei  Grübchen  zwischen 
den  Fühlern.  Pronotum  etwas  länger  als  breit,  Seitenränder 
stark  aufgeschlagen.  Elytra  doppelt  so  lang,  Flügelspitzen 
ebenso  lang  wie  das  Pronotum.  Abdomen:  des  r^  fast  pa- 
lallelrandig;  auf  dem  6  —  8.  Segment  jederseits  eine  dem  Hin- 
terrande parallele  warzenartige  Erhöhung,  die  grosseste  auf 
dem  6.,  die  kleinste  auf  dem  8.  Segment.  Letztes  Segment 
mit  wulstigem  Hinterrand  und  einem  Eindruck  in  der  Mitte: 
der  $  hinten  verschmälert,  ohne  Höcker.  Zange:  <^  an  der 
Basis  massig  nach  aussen,  dann  allmälig  nach  innen  gebogen, 
von  der  Mitte  ab  gerade  bis  zur  hakenförmigen  Spitze,  an 
der  Basis  cylindrisch,  vor  der  Mitte  mit  einem  nach  oben  ge- 
richteten seitlich  platten,  spitzen  Zahn,  dann  oben  und  unten 
platt,  breit,  bis  zur  Spitze  allmälig  verdünnt;  $  typisch. 

6.  0.  centurio  n.  sp. 

Nigro  fusca  <^  occipitc  rufo,  antennarum  articulo  8  vel  7 
et  8  pallido,  elytris  in  angulo  humerali,  alarumque  prominentia 
basi  et  apice  humerali  flavoguttatis,  tibiis  tarsis  $  forcipe 
rufetcentibus-,  abdomen  a  basi  dilatatum:  r^  segmentum  ulti- 
mum vix  aitenuatum,  margine  postico  4  tuberculatum  V  valde 
attenuatum,  2  tuberculatum,  forceps   (^  valida  a  basi  distans, 


80 

deflexa,  tum  convergens  horizonlalis,  intus  3  dentata,  $  tenuip, 
mutica  contigua. 

^  Corp.  long.  15,  lat.  4,    forc.  long.  6y^  mill. 
$       -  -       13,     -     3%,  -         -       .5  - 

Habitat  in  insula  Luzon  (Semper). 

Eine  der  wenigen  Arten,  bei  denen  beträchtliche  Abwei- 
chung in  der  Färbung  beider  Geschlechter  staltfindet.  Kopf 
glänzend  schwarz,  beim  Männchen  das  Oceiput  rothbraun,  die 
Occipitalnaht  jedoch  schwarz;  ebenso  die  Antennen,  deren 
8tes,  bisweilen  auch  das  7te  oder  der  grösste  Theil  beider 
Glieder  blassgelb. 

Das  Pronotum  länger  als  breit,  hinten  verschmälert 
mit  abgerundeten  Hinterecken,  Seitenränder  staik  aufgeschla- 
gen, stark  glänzend,  schwarz. 

Elytra  und  Flügel  sind  matt  schwarzbraun,  erstere 
mehr  als  doppelt  so  breit  wie  das  Pronotum,  in  der  Schulter- 
ecke mit  einem  runden  dunkelgelben  Fleck,  letztere  aussen 
an  der  Basis  mit  einem  grossen  und  an  der  Nahtecke  mit 
einem  kleinen  Fleck  von  gleicher  Farbe. 

Beine  sehr  lang  und  dünn,  Femora  dunkel,  Tibien  und 
Tarsen  rothbratln. 

Abdomen  glänzend,  fein  runzlig,  schwarzbraun,  vorn 
sehr  schmal,  stark  in  der  Mitte  erweitert;  der  Höcker  des 
3.  Segments  sehr  vorspringend. 

Beim  (^  ist  das  letzte  Segment  wenig  schmaler  als  die 
mittleren,  mit  einem  wulstigen  Höcker  über  jeder  Zangen- 
wurzel, dazwischen  ein  dreieckiger  Eindruck,  der  Hinterrand 
jederseits  in  eine  höckerige  Spitze  ausgezogen;  bei  der  $  ist 
es  stark  verschmälert,  nur  mit  den  beiden  mittleren  Höckern. 

Die  Zange  des  (^  ist  schwarzbraun,  kräftig,  an  der  Basis 
auseinanderstehend  gerundet,  anfangs  nach  unten,  dann  hinter 
der  Mitte  horizontal  nach  innen  gebogen,  die  Basalhälfte  innen 
gezähnelt,  mit  einem  etwas  grösseren  spitzen  Zähnchen  nahe 
der  Basis,  in  der  Mitte  mit  einem  langen,  spitzen,  etwas  nach 
unten  gerichteten  und  näher  der  Spitze  einem  kleinen  Zahn; 
die  der  $  dünn,  unbewaffnet,  rothbraun. 

J$  in  Semperas,  $  in  meiner  Sammlung. 

7.     0.  armata. 

Forficula  armata  de  Haan  1.  c.  T.  XXIII  flg.   12. 

S  capite  nigro;  antennis  tenuibus  13-articulatis  fuscis; 
pronoto  subtetragono,  margine  pallido,  posterius  arcuato;  ely- 
tris  fulvis;  alarum  area  anlica  apice  fusca;  femoribus  anticis 
crassioribus;  abdominis  articulis  duobus  basalibus  et  4  ultimis 
latere  1  tuberculatis;  penultimo  infra  dilatato,  apice  subtrun- 
cato,  ultimum  tegente;    cercis   analibus   a   basi   sensim  diver- 


81 

gentibus,  apice  convergentibus  ante]  medium  supra  spina  valida 
acuta,  pone  medium  intus  spina  trigona  acuta  armatis.  Long, 
corp.  5 '"5  cerc.  anal.  3'".     Sumatra. 

8.  0.  forcipata. 

Forficula  forcipata  De  Haan  1.  c.  T.  XXIII  fig.  11. 

(^  et  ?.  Capite  fusco;  antennis  tenuibus  13  articulatis, 
annulo  nono  flavo-annulato^  pronoto  longiore  quam  latum, 
flavomarginato;  eljtris  fuscis,  macula  axillari  lutea;  pedibus 
posticis  mediis  parum  longioribus;  abdomine  parallele :  articulo 
2  et  3  lateribus  granulato:  penultimo  (^  infra  arcuato,  feminae 
longiore  versus  apicem  angustiore  obtuso;  cercis  analibus  (^ 
usque  medium  parallelis,  inde  sinuatis,  sinu  ab  utraque  parte 
1  spinuloso,  versus  apicem  latioribus  parallelis;  $  convergen- 
tibus apice  acutis. 

Long.  corp.  Sy/",  cerc.  anal.   cJ  3'"  $  2'". 

Batang  Singalang  (Sumatra). 

9.  0.  longipes. 

Forficula  longipes  De  Haan  1.  c.  T.  XXIII  fig.  13. 

(J  et  $.  Capite  rubro  in  maribus,  nigro  in  feminis;  an- 
tennis fortibus  10  articulatis,  articulis  elongatis,  quarto  usque 
ad  nonum  longitudine  aequalibus,  fuscis,  antepenultimo  annulo 
flavo  notato;  pronoto  tetragono,  marginato,  nitido;  elytris 
fuscis,  opacis;  alarum  area  antica  elytris  dimidio  longiore; 
pedibus  posticis  perelongatis;  abdomine  ultra  medium  in  S^ 
medio  latiore  in  $:  articulo  1  et  2  in  (^,  2  vero  tantum  in 
¥  lateribus  tuberculato:  penultimo  infra  rotundato,  dimidium 
ultimum  obtegente  in  r^ ,  ultimum  totum  tegente  et  longiore 
in  $:  ultimo  in  (S'  dilatato  infra  utrinque  1  spinoso,  in  feminis 
sensim  angustiore  truncato  mutico;  cercis  analibus  maris  va- 
lidis  basi  dilatatis,  a  basi  divergentibus,  apice  parallelis,  mar- 
gine  interiore  prope  basin  spinuloso,  margine  inferiore  spina 
obliqua  acuta  armato;  $  abdomine  longioribus  convergentibus 
apice  acutis. 

Long.  corp.  6'";  cerc.  anaL   (^  5'",  $  3'". 

Batang  Singalang  (Sumatra). 

10.  0.  insignis. 

Forficula  insignis  De  Haan  1.  c.  T.  XXIII  fig.  14. 
(^  et  $.  Capite  nigro;  antennis  11  articulatis,  concolo- 
ribus,  pronoto  tetragono,  posterius  arcuato;  elytris  fuscis,  an- 
gulo  baseos  fulvis;  alarum  area  antica  apice  lutea,  striga  in- 
terna fusca;  abdominis  articulo  2  subtuberculato :  5  et  6  in 
(^  tuberculato,  in  $  laevi,  cercis  analibus  maris  curvatis,  apice 
acutis,    prope  basin  tubereulo   recto    elongato,   apice  nodoso, 

6 


i82 

ultra  medium  intus  spinula  armatis,  maigine  interiore  spinu- 
loso:  $  reqtis  acutis. 

Long.  corp.  4V,"\  cerc.  anal.  ^  2%'-,  ?  2"'. 

Java. 

11.  0.   vigilans. 

Forficula  vigilans  Stäl,  Oefv.  o.  K.  Vet.  Ak.  Förli.  1855. 

Nigro-fusca,  corpore  subtus  et  elytris  dilutioribus,  anten- 
narum  articulis  8  et  9  pallidis,  pronoti  marginibus  late- 
ralibus,  alarum  plaga  suturali,  femorum  basi  tarsisque  sordide 
testaeeis;  abdominis  segmentum  ultimum  angustatum;  forceps 
(J$  basi  subcoutigua,  ö^  infra  medium  spina  subrecurva  sur- 
sum  vergente  armata,  pone  medium  leviter  incurvata,  ¥ 
typica. 

■         Corp.  long.   ^  7,   ?  5,   lat.   .^  21/2,    ?  2,  forc.  long.   ^ 
4%,  $  3  miU. 

Habitat  in  insula  Java. 

Kopf  stark  gewölbt,  schwärzlicb,  mit  zwei  Grübchen 
zwischen  den  Antennen;  deren  8.  und  9.  Glied  blassgelb; 
Mundtheile  bräunlich.  Pronotum  quadratisch,  von  der  Fär- 
bung des  Kopfes,  mit  stark  aufgeschlagenen  gelben  Seiten- 
rändern. Elytra  und  Aussenrand  der  Flügel  etwas  heller, 
die  Naht  der  letzteren  breit  gelb  gestreift.  Beine  dunkel- 
braun, nur  die  Basis  der  Femora  und  die  Tarsen  sclimut/ig 
gelb.  Abdomen  schwärzlich,  bei  beiden  Geschlechtern  das 
letzte  Segment  verschmälert.  Zange  bei  (S'  »nd  $  an  der 
Basis  zusammen  liegend,  bei  ersterem  vor  der  Mitte  mit  einem 
nach  oben  gerichteten,  etMas  nach  hinten  gebogenen  langen 
dornartigen  Fortsatz,  hinter  der  JNIitte  leicht  auseinander,  an 
der  Spitze  wieder  zusammen  gebogen,   bei  der  $  typisch. 

Im  Stockholmer  Museum  und  in  Westermann"'s  Sammlung. 

Die  folgende  Art  ist  sehr  nahe  mit  dieser  verwandt. 
Doch  ist  naci»  der  kurzen  Beschreibung  die  Form  des  Prono- 
tum und  die  Farbe  der  Flügel  abweichend. 

12.  0.  tenella. 

B'orficula  tenella  De  Haan  1.  c. 

t^  et  V.  Capite  fusco;  antennis  11  articulatis,  articulo 
8  et  9  luteo;  pronoto  longiore  quam  lato,  margine  pallido; 
elytris  fuscis;  alarum  area  antica  apice  lutea;  abdominis  ar- 
ticulis 3  baseos  granulatis:  4  ultimis  ,^  denticulatis;  cercis 
analibus  supra  medium  stylo  recto  linear!  armatis:  $  ajbbre- 
yiatis. 

Long.  corp.  3'";  cerc.  anal.   ,^  2'". 

Java. 


,83 

13.     0.  ceylonica. 

Labia  ceylonica  Motscli.  Bull.  d.  Mose.  1863. 

Fusca,  elytvis  alis  pedibus  dilutioribus,  proth'oraee  minimo, 
elytris  duplo  latioribus,  alaruni  prominentia  Vg  elytrorum 
aequante,  ultimo  abdominis  segmento  attenuato,  antepenul- 
timo  ö^  latere  in  spina  produeto,  $  mutico.  Forceps  (^  longa, 
gracilip,  ba&i  contigua,  tum  leviter  arcuata,  pone  basin  supra 
cristata,  medio  intus  bispinosa,  spina  anteriore  sat  elongata, 
posteriore  brevi;  $  brevis  contigua.  Corpus  laeve,  antennis, 
pedibus   ,^  forcipe   pilosis. 

Corp.  long.  71/2,  lat.  2,  forc.  long.   (^  5,   $  2%  mill. 

Habitat  in  insula  Ceylon  (Nietner)  Mus.  Berol.  et  Coli. 
Dohrn. 

Kopf  etwas  gewölbt,  rothbraun,  Antennen  12gliedrig, 
einfarbig  dunkelbraun,  massig  behaart. 

Prothorax  fast  quadratisch,  schmaler  als  der  Kopf,  mit 
einer  mittleren  Längsrinne,  Hinterrand  abgerundet,  Seitenränder 
massig  umgeschlagen.     Einfarbig  braun. 

Elytra  doppelt  so  breit  als  der  Prothorax,  einfarbig 
braun,  an  der  Spitze  concav  gestutzt. 

Flügel  ragen  um  etwas  weniger  als  die  Länge  der  Elytra 
vor,  bisweilen  mit  einem  leicht  gelben  Fleck  an  der  Basis. 

Abdomen  am  2.  und  3.  Segment  mit  einer  höekerför- 
migen  schwärzlichen  Falte.  Beim  (^  das  drittletzte  Dorsal- 
segment jederseits  in  einen  kurzen  Dorn  ausgezogen,  das  vor- 
letzte und  letzte  verschmälert,  dies  in  der  Mitte  mit  einem 
tiefen  grubenförmigen  Eindruck,  das  vorletzte  Bauchsegment 
halbrund,  nur  etwa  die  Hälfte  des  letzten  bedeckend.  Die 
Zange  ist  lang,  an  der  Basis  die  Arme  zusammenliegend,  pa- 
rallel, dann  massig  nach  aussen  gebogen,  an  der  Spitze  sioli 
berührend,  unten  glatt,  oben  nahe  der  Basis  mit  einem  lan- 
gen, schmalen,  kammförmigen  Höcker  versehen,  innen  in  der 
Mitte  mit  zwei  Dornen,  deren  vorderer  ziemlich  lang,  der 
hintere  kurz  ist.  Beim  ?  ist  die  Bildung  des  Abdomens  und 
der  Zange  einfach,  wie  gewöhnlich,  das  vorletzte  Bauchseg- 
ment wie  beim   r^. 

Brust  und  Beine  sind  heller  als  das  Abdomen 5  diese  sind 
schlank  und  lang,  das  erste  Tarsalglied  so  lang  wie  das 
dritte. 

Der  ganze  Körper  ist  matt  glänzend ,  nur  die  Antennen, 
Beine,  Unterseite  des  Abdomens  und  die  Zange  des  1^  sind 
behaart. 

Unterscheidet  sich  leicht  von  allen  verwandten  Arten. 

6* 


84 

b.  Pronotum  capite  subangustius;  pedes  breves,  femora 
valida,  compressa. 

a.     Elytra  rite  explicala. 

16.     Forficula  Linne, 

Forficula  auctorum. 

et  Apterygida  Westwood.  Introduct.    t.  Eiitoni. 

Körper  massig  convex. 

Kopf  herzförmig,  ungefähr  so  breit  wie  lang. 

Antennen  mit  10  — 14  Gliedern,  das  erste  keulenförmig, 
das  2,  kurz,  3.  cylindriseh,  4.,  5.  und  6.  oblong,  die  folgenden 
allmälig   verlängert. 

Pronotum  wenig  schmaler  als  der  Kopf,  annäliernd  qua- 
dratisch, die  Ecken  verschiedenartig  abgestumpft. 

Elytra  stets  vollkommen  entwickelt,  hinten  etwas  concav 
gestutzt. 

Flügel  fehlen  bisweilen. 

Abdomen  mit  seitlichen  Falten  auf  dem  2.  und  3.  Seg- 
ment. Vorletztes  Bauchsegment  mit  halbkreisförmigem  Hin- 
terrand, das  letzte  zum  grössten  Theil  ((j^)  oder  ganz  ($) 
bedeckend.  Letztes  Rückensegment  rechteckig  (j),  oder  nach 
hinten  verschmälert  ($). 

Zange  verschieden  entwickelt. 

Beine  von  massiger  Länge,  Femora  seitlich  abgeplattet, 
breit;  Tibien  von  fast  derselben  Länge;  Tarsen  mit  langem, 
dünnem  ersten  und  dritten  Gliede,  das  letztere  etwas  kürzer 
als  das  erste;    das  zweite  stark  verbreitert. 

Dass  das  Fehlen  oder  Vorliandensein  der  Flügel  keinen 
gcnerischen  Unterschied  bedingt,  ist  schon  früher  nachgewie- 
sen; ich  habe  deshalb  die  Gattung  Apterygida  ohne  Weiteres 
mit  eingeordnet,  zumal  die  einzelnen  Arten  zu  verschiedenen 
der  folgenden  Gruppen  gehören. 

Vielfach  habe  ich  von  der  Beschreibung  einzelner  Weib- 
chen Abstand  genommen,  da  ich  nicht  im  Stande  war,  deren 
riclitige  Stellung  zu  bestimmen,  und  ich  lieber  ein  paar  neue 
Arten  nicht  aufstellen,  als  die  bereits  entstandene  Verwirrung 
vergrössern  wollte.  Bei  der  bedeutend  vergrösserten  Arten- 
zahl Märe  das  jedenfalls  in  weit  höherem  Masse  eingetreten, 
als  namentlich  seit  Serville  bereits  der  Fall. 

Die  folgenden  Gruppen  sind  nach  der  Form  der  Zange 
bei  den  Männchen  gebildet,  die  dem  Gesammthabitus  der  Arten 
vollkommen   entspricht. 

1.  Zange  des  <S  an  der  Basis  auseinanderste- 
hend, die  Arme  cylindriseh,  bis  zur  Spitze  ziemlich 
einfach  nach  innen   gebogen. 


85 

1.  F.  taeniala. 

Forficula  taeniata  Dohrn,  Entom.  Ztg.   1862  \>.  230. 

2.  V.  P  e  r  c  h  e  r  o  n  i. 

F.  Peicheroni  Giierin  Gen.  d.  Ins, 
elegans  Klug.,  Buim.  Handb. 

Fusco-castanea,  glabra,  ore,  antennis  prothorace ,  elytro- 
nim  macula  magna  ovali,  alarum  prominentia,  pedibus  pallidis. 
Forceps  ,^  vaüda,  inermis,  basi  distans,  leviter  armata,  $ 
brevis. 

S  Long.  13—14,  lat.  3,   forc.  long.  6—7  mill. 

^       .         12-13,     .     3,       -        -       2 

Habitat  in  insula  S.  Juan.    Indiae  occidentalis  (Mus.  Berol.) 

Kopf  stark  gewölbt  mit  kaum  eingedrückter  Stirnlinie, 
breiter  als  der  Protliorax. 

Pronotum  hinten  fast  halbrund,  Vorderecken  scharf, 
Mittel  rinne  vorhanden,  gelb  mit  zwei  braunen  Flecken  am 
Vorderrandc,  die  sich  bei  einem  Exemplar  zu  zwei  hinten 
zusammenstossenden  Längsbinden  vereinigen, 

Elytra  über  doppelt  so  lang  als  der  Prothorax,  glatt, 
mit  grossem  ovalem  gelbem  Fleck  jederseits   nahe  der  Basis. 

Flügel  ragen  so  lang  vor  ttls  der  Prothorax,  strohgelb. 

Abdomen  punctirt,  S  parallelrandig,  letztes  Segment 
sehr  gross,  am  Hinterrande  über  der  Zangenwurzel  eine  Wulst, 
dazwischen  zwei  zahnförmige  Höcker.  Vorletztes  Bauchseg- 
ment normal. 

Zange  unbewaffnet  wie  bei  taeniata. 

$  letztes  Segment  ohne  Höcker.  Zange  sehr  kurz,  sonst 
wie   S- 

Beine  gelb,  massig  behaart. 

3.  F.  Californica  n.  sp. 

Castaneo-fusca,  pronoti  lateribus  elytris  aus  pedibus  testa- 
ceiö  elytrorum  alarumque  sutura  fusca;  ultimum  segmentum 
abdominale  bituberculatum ;  forceps  <^  basi  distans  basi  dila- 
tata  intus  denticulata,  tum  mutica  cylindrica  modica  curvata. 

J.     Corp.  long.   10,  lat.  2,  forc.  long.  3  mill. 

Habitat  in  California  (Lorbes). 

Kopf  massig  gewölbt,  ohne  deutliche  Nähte,  mit  zwei 
Grübchen  zwischen  den  Augen,  hinter  den  Augen  verschmä- 
lert, kastanienbraun.     Antennen  dunkler, 

Pronotum  etwas  schniiiler  als  der  Kopf,  länger  als  breit, 
Hinterecken  stark  abgerundet,  Mittelrinne  auf  der  Vorder- 
hälfte; braun  mit  durchscheinend  gelben  Seitenrändern. 

Elytra  doppelt  solang;  diese  und  die  Flügelspitzen  hell- 
gelb mit  breit  dunklem  Nahtstreifen. 


86 

Brust  und  Beine  gelb,  letztere  massig  behaart. 

A  b  d  o  m  e  n  fein  punctirt,  dunkel  kastanienbraun,  parallel- 
randig,  letztes  Segment  rechteckig,  Hinterrand  an  den  Ecken 
etwas  abgerundet,  über  jeder  Zangenwurzel  ein  oben  gekiel- 
ter Höcker,  die  Mitte  tief  eingedrückt,  mit  einer  kurzen  Längs- 
iurche. 

Zange  an  der  Basis  dreikantig,  etwas  breit,  Innenrand 
scharf  und  dicht  gezähnelt,  dann  vor  der  Mitte  gerundet, 
glattrandig,  bis  zur  Spitze  allmälig  nach  innen  gebogen. 

Pjgidium  spitz. 

Ein  (^  im  Wiener  Museum. 

4.     F.  africana  n.  sp. 

Rufa  vel  rufo-fusca,  capite  prothoräceque  rufis,  antenna- 
rum  primo  articulo  flavido  ceteris  obscurioribus  eljtris  ala- 
rumque  prominentia  flavis,  sutura  rufofusca,  forcipis  brachiis 
unicoloribus  fuscis  vel  basi  flavido -rufis,  ,^  basi  distantibus 
tuberculo  ornatis,  arcuatis  $  contiguis  intus  vix  crenatis. 

,^4\     Long.  9—11,  lat.  2,  forc.  long.  2—3  mill. 

Eine  nicht  sehr  constante  Art,  die  vom  Senegal  (Mus. 
Holm.)  bis  zum  Cap  und  Port  Natal  (Mus.  Vienn.  et  Berol.) 
verbreitet  ist. 

Kopf  einfarbig  rothbraun,  mitunter  die  Oberlippe  etwas 
dunkler,  ziemlich  flach,  von  den  Augen  verläuft  schräg  nach 
liinten  eine  gerade  Rinne.  Das  erste  Glied  der  Antennen  ist 
heller  als  die  übrigen.  Der  Hinterrand  des  Kopfes  ist  in  der 
Mitte  ziemlich  stark  eingebuchtet. 

Pronotum  schmaler  als  der  Kopf,  einfarbig  hell  roth- 
braun, etwas  länger  als  breit,  Seitenrand  leicht  umgeschlagen, 
Hinterrand  gerundet. 

Elytra  etwa  doppelt  so  lang  als  |der  Prothorax,  an  der 
Spitze  gerade  gestutzt,  strohgelb  mit  ziemlich  breiter  brauner 
Naht. 

Flügel  ragen  um  die  halbe  Länge  der  Elytra  vor,  von 
derselben  Farbe,  doch  erreicht  die  braune  Naht  bisweilen 
kaum  die  Mitte  des  Innenrandes. 

Abdomen  entweder  kastanien-  oder  rothbraun,  beim  ,^ 
parallelrandig,  das  letzte  Rückensegment  ist  zwischen  den 
Zangenwurzeln  schwarz,  das  vorletzte  Bauchsegment  bedeckt, 
vollständig  das  letzte;  die  Zange  ist  kurz,  massig  gebogen, 
an  der  Basis  innen  mit  einem  breiten  Höcker,  in  der  ganzen 
Länge  gezähnelt,  bisweilen  an  der  Basis  gelb,  sonst  ganz  roth- 
braun; beim  $  ist  die  Färbung  ebenso,  das  letzte  Segment 
ist  verschmälert,  entsprechend  das  vorletzte  Bauchsegment. 
Die  Arme  der  Zange  sind  parallel,  an  der  Spitze  leiclit  nach 
innen  gebogen,  der  Innenrand  gezähnelt. 


öle  Beiiie  sind' emfarliig  gelb,  das  erste' Tarsenglied  län- 
ger als  das  dritte,  massig  behaart. 

5.     F.  luteipennis. 

Forficula  luteipennis  Serv.  Hist.   nat.  d.  Ortlu 

F.  dichroa  Stäl. 

Freg.  Eug.  Resa  p.  301. 

Castanea  vel  castaneo'-f'usea,  ca[ii(e,  pronoto  plerumque 
elyttis  pedibus  testaceis,  capite  et  pronoto  interdum  riifis  vel 
fiiseis,  elylroriim  sutura  infuscata  antennis  griseo  fuscescen- 
tibus;  nitida;  pygidium  acumiiiatum!,  forceps  ,^  valida  varie 
curvata  intus  pone  medium  unidentata,  $  subreeta  contigua. 

<^.  Corp.  long.   10-17,  lat.  2—3,  forc.  long.  4—9  mill. 

?.       -  -      11-14,     -     2-272,-         -      4-6     - 

Habitat  in  Brasilia'  tota  (San  Pablo,  Rio,  Minas  Geraes) 
et  Columbia  (Antioquia). 

Trotz  der  veränderlichen  Grösse  und  Färbung  ist  diese 
Art  leicht  zu  erkennen;  das  Pronotum  so  breit  wie  der  Kopf, 
ist  stets  viereckig  mit  wenig  gerundetem  Hinterrande,  die 
Seiten  gleichmässig  herabgedrückt,  die  Elytra  mit  brauner 
Nahtbinde,  bei  den  J^  das  Pygidium  spitzig,  die  Zange  kräf- 
tig, mit  einem  Zahn  hinter  der  Mitte  etc. 

Kopf  ziemlicli  flach,  in  der  Färbung  zwischen  gelb  und 
dunkelbraun  schwankend,  mit  wenig  deutlichen  Nähten,  glatt, 
Mundtheile  stets  dunkel,  Antennen  ebenso,  13gliedrig,  4.,  5. 
kürzer  als  die  folgenden.  , 

Pronotum  viereckig  mit  gerundeten  Hinterecken  und 
ziemlich  gradem  Hinterrande,  meist  etwas  länger  als  breit, 
zu  jeder  Seite  der  Mittelrinne  vorn  2  Grübchen,  die  Seiten 
herabgebogen,  Seitenränder  wenig  überstehend,  gewöhnlich 
etwas  heller  als  der  Kopf,  bisweilen  braun  mit  gelben  Sei- 
tenrändern. 

Elytra  etwas  breiter,  zusammen  quadratisch,  stets  gelb 
mit  brauner  Naht. 

Flügel  fehlen. 

Beine  einfarbig  gelb. 

Abdomen  dunkelbraun,  fein  punctirt,  Falte  des  2.  Seg- 
ments gross,  schwärzlich,  glänzend;  beim  (^  hinten  breit,  das 
letzte  Segment  über  jeder  Zangenwurzel  mit  einem  starken 
Höcker,  in  der  Mitte  eingedrückt,  das  Pygidium  kurz,  spitzig; 
bei  der  $  hinten  etwas  verschmälert,  mit  undeutlichen  Höckern 
über  der  Zange. 

Zange  des  ,^  dick,  an  der  Basis  kantig,  innen  gezähnelt, 
etwas  nach  aussen  und  meist  auch  nach  unten,  dann  mehr 
oder  weniger  regelmässig  nach' innen  gebogen,  etwas  hinter 
der  Mitte  mit  einem  kleinen  Zahn  innen;   die   der   ^   zusam- 


88 

mealiegend,  grade,   nur  an  der  Spitze  eingebogen,    innen  bis 
zur  Mille  f^elir  fein  crenulirt, 

StaJ  hat  eine  V  als  'S'  beschrieben  und  kommt  dadurch 
auf  den  irrigen  Gedanken,  sie  in  die  Nähe  von  F.  senega- 
lenfeis  Serv.  zu  stellen,  Sie  kann  in  der  Form  nur  mit  den 
südamerikanischen  F.  taeniata  Dohrn,  linearis  Eschscholtz, 
elegans  Klug  etc.  zusammengestellt  werden,  von  denen  sie 
durch  den  Mangel  der  Flügel  abweicht. 

H.     F.  ruficeps, 

Forficula  ruficeps  Burm.  Handb. 

Apterygida  ruficeps  Dohrn,  Ent.  Ztg.  1862. 

7.     F.  Wallacei  n.  sp. 

Castaneo-fusca,  capite  elytris  nigris,  ore  antennarum  ar- 
ticulis  basalibus  pedibus  testaceis,  femorum  basi  late  fuseo 
cingulata,  pronoti  marginibus  lateralibus  et  postico  pallidis 
abdominis  segmento  ultimo  ceteris  multo  dilutiore;  .supra  lae- 
vis,  subtus  sparsim  pilosa,  forceps  contigua  recta,  intus  basi 
denticulata.  V. 

Corj).  long.  10,  lat.  2%,  forc.  long.  2  mill. 

Habitat  in  Nova  Guinea  (Wallace). 

Nali  verwandt  mit  A.  nigripennis  Motsch.,  durch  Grösse 
und  Farbe  unterschieden. 

Kopf  mit  seichten  Nähten,  zwei  Grübchen  zwischen  den 
Fühlern,  schwarz,  Schildchen  blassgelb,  die  übrigen  Mund- 
tjieile  etwas  dunkler.  Antennen  mit  11?  konischen  Gliedern, 
4.  und  5.  kürzer  als  die  folgenden,  die  beiden  ersten  ganz, 
das  3.  bis  auf  die  Spitze  heilgelb,  übrigens  dunkel  graubraun. 

Pronotum  fast  so  breit  wie  der  Kopf,  quadratisch  mit 
abgerundeten  Hinterecken,  dunkelbraun,  mit  blassgelben  Seiten 
und  Hinterrande. 

Elytra  wenig  länger,  schwarz. 

Flügel  fehlen. 

Femora  an  der  Basalliälfte  braun,  übrigens  so  wie  Ti- 
bien  und  Tarsen  hellgelb,  kurz  gelb  behaart. 

Abdomen  in  der  Mitte  etwas  erweitert,  nach  hinten 
verschmälert,  glänzend  glatt,  unten  sparsam  behaart,  vorletz- 
tes Bauchsegment  halbkreisförmig,  letztes  Rückensegment  nach 
hinten  verschmälert,  in  der  Mitte  mit  dreieckigem  Eindruck, 
hell   gelbbraun. 

Zange  zusammenliegend,  grade,  an  der  Spitze  nach  innen 
gekrümmt,  innen  an  der  Basis  gezähnelt,  dunkelbraun  mit 
schmalem  gelbem  Ringe  um  die  Basis. 

Eine  V  in  meiner  Sammlung. 


89 

8.  F.  cingalensis  n.  sp. 

Aurantiaco-fulva,  abdomine  minus  laete  colorato;  protho- 
lace  elytiisque  postice  dilatatis,  eorumque  lateribus  non  de- 
flexis,  forcipe  subrecta,  brachiis  basi  distantibus  pone  medium 
intus  obsolete  dentata. 

$.  Long.  81/2,  lat.  21/2,  forc.  long.  372   mill. 

Im  Berliner  Museum  $  aus  Ceylon  (Nietner). 

Kopf  gewölbt,  ohne  eingedi-ückte  Rinnen,  glänz.end;  die 
Antennen  sind  ISgliedrig,  gelb.  Der  Rand  des  Hinterkopfes 
in  der  Mitte  massig  eingebuchtet. 

Prothorax  vorn  so  breit  als  der  Kopf,  nacli  hinten 
verbreitert,  'Seitenrand  nicht  umgeschlagen,  gelb  horntarben 
durchscheinend.     Hinterrand  gerundet,  glänzend  glatt. 

Eljtra  wenig  länger  als  der  Prothorax,  von  der  Basis 
an  etwas  verbreitert,  hinten  convex  gerandet,  glatt  und  glän- 
zend wie  Kopf  und   Prothorax. 

Abdomen  nach  hinten  etwas  verschmälert,  die  Falten 
des  2.  und  3.  Segments  sehr  klein,  letztes  Dorsalsegment 
ziemlieh  gross  mit  einer  mittleren  Längsrinne,  vorletztes  Ven- 
tralsegment bedeckt  das  letzte  vollständig.  Zangenarme  an 
der  Basis  getrennt,  ziemlich  grade,  an  der  Spitze  nach  innen 
gekrümmt,  lünter  der  Mitte  innen  mit  einem  stumpfen  höcker- 
l'örmigen  Zahn.  Abdomen  und  Zange  rothbraun,  massig  be- 
haart. 

Brust  gelb,  Beine  wie  der  Kopf,  massig  lang,  Femora 
und  Tibien  spärlich,  Tarsen  stark  behaart.  Erstes  und  drittes 
Glied  gleich  lang,  zweites  sehr  kurz,  kaum  zweilappig  zu 
nennen. 

9.  F.  nigripennis. 

Forfiscelia  nigripennis  Motsch.,  Bull,   de  Mose.    1863   III 

pag.  1. 

Rufo-castanea,  ore  antennarum  articulis  basalibus  pedibus 
testaceis,  pronoti  marginibus  lateralibus  et  postico  pallidis, 
elytris  nigris;  nitida,  abdomen  sparsim  punctulatum,  subtus 
passim  })ilosum;  forceps  cylindrica,  modice  incurvata,  pone 
medium  unidentata.   r^. 

Corp.  long.  7,  lat.  2,  forc.  long.  2*/^   mill. 

Habitat  in  insulae  Ceylon  montibus  Nura  Ellia  (Nietner). 

Kopf  mit  sehr  seichten  Nähten,  zwei  Grübchen  zwischen 
den  Fühlern,  braunroth;  ebenso  das  Schildchen,  die  tindern 
Mundtheile  gelb;  Antennen  mit  conischen  Gliedern,  4.  und  5. 
kürzer  als  die  folgenden,  die  beiden  ersten  ganz,  das  dritte 
halb  hellgelb,  übrigens  bräunlichgniu. 

Pronotum  etwas   schmaler   als    der   Kopf,    breiter    als 


90 

lung,  braun  mit  blassen  aufgeschlagenen  Seitenrändern  und 
breitem  gerundetem  Hinterrande. 

Elytra  nicht  viel  länger,  schwarz. 

Beine  gelb,  Tibien  und  Tarsen  heller  als  die  Femora, 
blassgelb  behaart. 

Abdomen  in  der  Mitte  etwas  erweitert,  nach  hinten 
verschmälert,  oben  leicht  punctirt,  unten  sparsam  hellgelb 
behaart,  rothbraun,  Scitenfalten  schwärzlich,  Hinterränder  der 
Segmente  heller,  letztes  Dorsalsegment  rechteckig  mit  einem 
breiten  Eindruck  in  der  Mitte. 

Zange  cylindrisch,  mit  an  der  Basis  auseinander  stehen- 
den Armen,  hinter  der  Mitte  mit  einem  kleinen  Zahn,  roth- 
brauu,  an  der  Spitze  dunkler. 

^  in  V.  von  Motschulsky's  Sammlung. 

2.  Zange  des  ,^  an  der  Basis  auseinanderste- 
hend, mit  theils  platten,  theils  kantigen,  unregel- 
mässig gebogenen  Armen. 

10.     F.  metallica  n.  sp. 

Viridi-metallescens,  capite  antennis  elytris,  pedibus,  Ibr- 
cipe  rufis  vel  castaneis,  alis  explicatis  nigrescentibus  non  irides- 
centibus,  iemorum  apice  infuscato;  ruguloso- punctata;  anten- 
narum  articulus  basalis  tricarinatus,  forceps  sensim  attenuata 
,^  longissima,  a  basi  distans,  subrecta,  apice  sensim  incurvata, 
intus  basi  denticulata,  ante  medium  denticulo  majore  acuto 
armata,  $  contigua,  mutica,  recta,   apice  breviter  incurvata. 

Corp.  long.   S   1-4— 16,  lat.  4,  forc.  long.   ^  18  mill. 

$  7-8  mill. 

Habitat  in  India  orientali:  Assam. 

Kopf  gross,  mit  gewölbtem  Occiput  und  Stirn,  Nähte 
tief  und  scharf;  von  den  beiden  Grübchen  zwischen  den  An- 
tennen nach  deren  Basis  eine  Furche.  Antennen  erstes  Glied 
gross,  (h'cikantig,  die  folgenden  gerundet,  2.  ganz  kurz,  3. 
etwas  länger,  obconisch,  4.  oblong,  die  folgenden  cylindrisch, 
verlängert;  Kopf  und  Antennen  rothbraun  oder  kastanien- 
kraun,  mit  schwachem  Metallglanz,  Mundtheile  metallisch 
grün. 

Pronot  um  schmaler  als  der  Kopf,  fast  so  lang  wie  breit, 
Vorderrand  grade  mit  scharfen  Ecken,  Seitenränder  nach  hin- 
ten etwas  convergirend ,  mit  dem  gerundeten  Hinterrande  im 
stumpfen  Winkel  zusammcnstossend.  Mittelrinne  deutlich,  da- 
von jederseits  an  der  Vorderliälfte  ein  rundes  Grübchen,  dicht 
punctirt,  metallisch  grün. 

Elytra  weniger  als  doppelt  so  breit  als  das  Pronotum, 


91 

länger  als  breit,  dicht  runzlig  und  punclirt,  hellbraun  leder- 
farbig. 

Flügel  ragen  wenig  vor,  runzlig,  punetirt,  metallisch 
grün,  Nalitspitze  hellgelb.  Der  ausgespannte  Flügel  ist  schwärz- 
lich, ohne  irisirenden  Glanz. 

Brust  metallisch  grün.  Beine  rothbraun,  Spitze  der 
Femora  dunkelbraun,  Tarsen  erstes  Glied  so  lang  wie  2.  und 
3.,  2.  kurz,  breit  scheibenförmig  erweitert,  letztes  dünn,  wenig 
kürzer  als  das  erste.  Die  Spitzen  aller  3  Glieder  sind  schwärz- 
lich, die  Sohle  gelb  behaart. 

Abdomen  in  der  Mitte  sehr  wenig  erM^eitert,  mit  star- 
ken Höckern,  besonders  auf  dem  3.  Segment,  dicht  grob  pune- 
tirt, grün  fnetallisch.  ^  letztes  Segment  breit,  mit  tiefer  mitt- 
lerer Furche,  jederseits  über  der  Zange  einem  Höcker,  wenig 
gebogenem  Hinterrande,  vorletztes  Bauchsegment  breit,  Hin- 
terrand in  der  Mitte  stumpfwinklig.  Pygidium  \^'enig  vorra- 
gend, mit  zweibuchtigem  Hinterrand,  $  schmaler,  sonst  ebenso. 

Zange  r^  auseinanderstehend,  sehr  lang,  fast  grade,  an 
der  Spitze  allmälig  nach  innen  gebogen,  oben  und  unten 
kantig,  in  der  ganzen  Länge  punetirt,  an  der  Basis  innen  ge- 
zälmelt,  vor  der  Mitte  mit  einem  etwas  grösseren  spitzen 
Zahn,  braun,  $  mit  zusammenliegenden  Armen,  ohne  Zähne, 
kurz,  Spitze  kurz,  hakenförmig  gekrümmt.  Sculptur  und  Farbe 
wie  beim   ö^. 

$ij^  in  meiner,  eine  $  in  Westerniann's  Sammlung. 

11.     F.  ancylura  n.  sp. 

Fusca,  femoribus,  apice  excepta,  ferrugineis,  alarum  apice 
suturali  pallido,  pedibus,  forcipe  nigris,  ruguloso-punctata,  ala- 
rum prominentia  forcipe,  pedibus  nitidis;  pygidium  in  aculeum 
productum,  abdominis  segmentum  ultimum  rugosissimum  late- 
raliter  tuberculo  magno  instructum,  forceps  valida,  ba.^ii  valde 
extus  tum  deorsum  et  introrsum  curvata,  apice  horicontali 
incurvata,  ante  apicem  intus  bidentata. 

r^.  Corp.  long.  13,  lat.  3y2,   forc.  long.  9  mill. 

Habitat  in  insulis  Philippinis  (Semper). 

Eine  der  auffallendsten  Arten,  etwa  in  der  Mitte  zwischen 
unsrer  F.  biguttata  F.  und  F.  brachynota  de  Haan.  Braun 
schwarz,  lederartig  runzlig  punetirt. 

Kopf  mit  gradem  Hinterrande,  Stirnnaht  massig  gebogen, 
Occipitalnaht  kurz.  AVo  beide  zusammenstossen ,  ein  breiter 
grübchenförmiger  Eindruck.  Zwischen  den  Antennen  eine 
breite  Grube  mit  Rinnen,  die  nach  den  Antennen  und  dem 
Schildchen  verlaufen  und  hier  in  zwei  Grübchen  endigen.  An- 
tennen mit  13  cylindrischen  Gliedern,  2.  sehr  kurz,  3.,  4. 
etwas,  die  übrigen  viel  länger. 


92 

Pronot  um  etwas  breiter  als  der  Kopf,  breiter  als  lang, 
vorn  grade,  mit  scharfen  Ecken,  hinten  massig  gerundet. 
Mittellinie  breit,  ohne  Kunzein,  jederseits  auf  der  Vorderhälfte 
ein  Grfibchen. 

Elj'tra  kurz,  mit  bogenförmig  scharf  gekieltem  Seiten- 
rande, so  dass  sie  in  der  Mitte  am  breitesten  sind. 

Flügel  glatt,  schwarz,  mit  hellgelber  Nahtecke. 

Femora  rotsroth,  ihre  Spitze,  sowie  Tibien  und  Tarsen 
schwarz,  letztere  mit  gelbbraun  behaarter  Sohle.  2.  Glied 
bedeutend  erweitert,  oval, 

Abdomen  in  der  Mitte  massig  erweitert,  auf  dem  2. 
Segment  mit  kleinem,  auf  dem  3.  mit  grossem  Tuberkel,  die 
folgenden  mit  jederseits  je  zwei  kleinen  glatten  Plättchen, 
die  den  Hinterrand  der  Segmente  nicht  erreichen.  Vorletztes 
Bauchsegment  kurz,  mit  wenig  gebogenem  Hinterrand,  das 
letzte  nur  zum  Theil  bedeckend.  Letztes  Rückensegment  kurz, 
sehr  runzlig,  Hinterrand  stark  gebogen,  in  der  Mitte  ausge- 
buchlet,  aufgeworfen,  seitlich  in  einen  nach  aussen  und  oben 
vorspringenden  stumpfen  Höcker  verlängert,  in  der  Mitte  mit  2 
glatten  kurzen  Piättchen.  Pjgidium  in  einen  langen,  etwas 
nach  oben  gebogenen  Stachel  aufgezogen. 

Zange  an  der  Basis  weit  nach  oben  und  aussen,  dann 
nach  unten  und  innen  gebogen,  zuletzt  horizontal  und  parallel 
mit  leicht  nach  innen  gebogener  Spitze,  an  der  Basis  breit, 
aussen  winklig,  an  der  letzten  Biegung  innen  mit  2  Zähnen; 
glatt,  sciiwarz,  leicht  behaart. 

Ein   c?  in  Semperas  Sammlung. 

12.     F.  Huegeli   n.  sp. 

Nigro-subaenea,  capite  aterrimo,  antennis  et  pedibus  fus- 
cis,  pronoto,  eljtris  alarumque  prominentia  dilutioribus,  ala- 
rum  apice  suturali  pallido;  pygidium  acuminatum,  forceps  a 
basi  deflexa,  e  medio  horizontalis  incurva,  intus  bidentata; 
Caput  laeve,  pronotum  eljtra  alae  abdomen  rüde  punctata.   ,J^, 

Corp.  long.   10,  lat.  S'/ai  fo^c.  long.  6  mill. 

Habitat  in  India  orientali  (Hügel). 

Kopf  stark  gewölbt,  glänzend  glatt,  schwarz,  ohne  Me- 
taljglanz,  mit  zwei  Gruben  zwischen  den  Augen,  Antennen 
und  Mundtheile  dunkelbraun. 

Pronotum  von  gleicher  Breite,  breiter  als  lang,  Vorder- 
rand eingebuchtet  mit  scharfen  Ecken,  Hinterrand  stark  ge- 
bogen, nahe  dem  Vorderrande  zu  jeder  Seite  der  Mittellinie 
ein  rundes  Höckerchen  mit  einer  punktförmigen  mittleren 
A'ertielung. 

Elytva  wenig  breiter,  zusammen  quadratisch. 

Flügel  Avenig  vorragend. 


93 

Pronotum,  Elytra  und  Flügel  runzlig  grob  punctirt,  braun 
mit  etwas  Metallglanz,  Nahtecken  der  Flügel  hellgelb. 

Beine  dunkelbraun,  gelb  borstig  behaart. 

Abdomen  schwarz  metallisch,  grob  punctirt,  in  der 
Mitte  etwas  erweitert,  letztes  Segment  an  der  Seite  in 
eine  kantige  Falte  ausgezogen,  mit  etwas  gerundetem  Hinter- 
rande. 

Zange  glatt,  schwarz,  ohne  Metallglanz,  an  der  Basis 
etwas  nach  aussen,  stark  nach  unten,  von  der  Mitte  ab  hori- 
zontal nach  innen  gebogen,  an  der  mittleren  Biegung  mit  zwei 
Zähnchen  am  Innenrande. 

An  einem  Exemplar  des  "Wiener  Museums  ist  die  Zange 
nicht  entwickelt;  der  linke  Arm  liegt  fast  liorizontal  mit  einem 
Zahn  liinter  der  Mitte,  der  rechte  ist  bedeutend  verkürzt  und 
zahnlos. 

Aehnliche  Verkümmerungen  finden  sich  auch  bei  anderen 
Arten;  Gene  hat  sie  sehr  häufig  bei  F.  albipennis  Meg.  be- 
obachtet. 

c^  im  Wiener  Museum. 

13.     F.  macropyga. 

Forf.  macropyga  Westwood,  Royle's  Himalaya. 

F".  micropyga  (errore  Sculptoris)  T.  9  fig.  12. 

Piceo-nigra,  punctata,  abdomine  aeneo  submicante,  mar- 
ginibus  thoracis  tegminibusque  rufescentibus,  forcipe  (^  longis- 
simo  valde  curvato  et  gracili;  $  fere  recto  tenuissimo. 

Long.  corp.  (forc.  excluso)   «^  lin.  6,  $  lin.  5. 

Ad  genus  Forficulam  (stricte  sie  dictum  Servilleo)  apper- 
tinet,  statura  fere  Forficulae  auriculariae  et  paullo  robustior, 
Caput  nigrum  punctatum ,  impressionibus  duabus  anticis  inter 
oculos.  Antennae  13-articulatae  graciles  rufescentes  articulis 
basalibus   obscurioribus. 

Prothorax  planus  antice  vix  emarginatus  lateribus  antice 
rectis,  postice  rotundatis,  niger  punctatus,  margine  tenui  ru- 
fescente;  foveolis  duabus  rotundatis,  antice  impressus. 

Tegmina  piceo  rufescentia  punctata,  portio  alarum  detecta 
concolor. 

Abdomen  nigro  piceum  punctatum  aeneo  submicans  seg- 
mento  penultimo  lateraliter  et  angulariter  producto  (^,  aut 
simplici  $. 

Forceps  (^  niger  valde  elongatus  gracilis  ad  basin  valde 
externe  curvatus ,  in  medio ,  dentibus  duobus  parvis  internis 
instructus,  apice  sursum  et  exterius  producto,  acuto  $  elon- 
gatus multo  gracilior  rufescens  fere  rectus  et  inermis. 


94 

14.  F.  biguttata. 
Forf.  biguttata  Latr. 

bipunctata  Fabr. 

Fischer,  Ortli.  europ. 

Kittary,  Bull,   de  Moscou  1849. 

Fischer's  Beschreibung  und  Angaben  über  das  Vorkommen 
habe  ich  nur  wenig  beizufügen: 

Die  Art  findet  sich  in  Kirgisien  und  im  Caucasus  in  einer 
Varietät,  bei  der  die  hellen  Flecke  auf  den  Elj^tern  und  Flü- 
geln etwas  grösser  und  lichter  sind,  woraus  Kittary  Veran- 
lassung genommen  hat,  zu  behaupten,  Fabricius  habe  als  F. 
biguttata  und  F.  bipunctata  zwei  verschiedene  Arten  beschrie- 
ben, da  nicht  anzunehmen  sei,  dass  ein  so  gewiegter  Ento- 
mologe (^  und  $  nicht  als  zusammengehörig  erkannt  habe. 
Diese  Ehrenrettung  ist  bei  Fabricius  ganz  überflüssig  und  an 
dieser  Stelle  möglichst  unpassend,  da  über  die  Fabricischen 
Arten  kein  Zweifel  besteht. 

Ich  bin  auch  nicht  im  Stande  gewesen,  der  Kittary'schen 
Specificirung  zu  folgen. 

15.  F.  brachynota. 

Forficula  brachynota  De  Haan  1.  c.  T.  XXIII  fig.  10. 

(^  et  $.  Capite  fusco;  antennis  12-articulatis,  artieulis 
duobus  ultimis  luteis  vel  fuscis;  pronoto  latiore  quam  longo, 
margine  antico  truncato,  postico  rotundato;  elytris  fuscis  sub- 
granulatis,  lateribus  acuto-carinatis;  abdomine  gibboso:  arti 
culo  3  unituberculato  •,  articulo  penultimo  infra  arcuato,  fe- 
minae  bis  longiore;  cercis  analibus  maris  basi  distantibus, 
arcuatis,  ultra  medium  margine  interiore  unidenticulatis ;  ¥ 
parallelis  ultra  medium  magis  distantibus. 

Long.  corp.  5'";  cerc.  anal.   <^  4'",  $  3"'. 

Batang  Singalang. 

16.  F.  Jagori  n.  sp. 

Nitida,  nigra,  antennarum  artieulis  1  —  4  et  12  flavidis, 
ad  apicem  nigro-annulatis,  elytris  alarumque  prominentia  basi 
tiavis,  pedibus  exceptis  tarsis  femorumque  annulo  nigro  testa- 
ceis.  Forceps  r^  arcuata,  ad  basin  dentata,  $  brachiis  con- 
tiguis,  pone  medium  subarcuata. 

^.  Long.  12,'lat.  21/2,  forc.  long.  4  mill. 

V.       -11,-2,  -         -       4     - 

Habitat  in  insula  Luzon  (Jagor  in  Mus.  Berolinens). 

Kopf  und  Mundtheile  einfarbig  schwarz.  Von  den  An- 
tennen sind  nur  12  Glieder  vorhanden,  von  denen  1  —  3  gelb 
mit  schwarzem  Ringe  nahe  der  Spitze,  das  letzte  einfarbig 
gelb,  die  übrigen  scliwarz  sind. 


9S 

Pronot  um  sehr  flach,  einfarbig  schwarz. 

Elytra  etwas  länger  als  der  Prothorax,  vordere  Hälfte 
gelb,  hintere  schwarz. 

Flügel  wenig  hervorragend,  gelb  mit  schwarzer  Spitze. 

Abdomen  schwarz,  beim  ^  fast  parallelrandig;  letztes 
Segment  zwischen  der  Zangenwurzel  etwas  zurückgeschlagen, 
an  der  Bauchseite  fast  ganz  von  dem  halbrunden  vorletzten 
Segment  bedeckt. 

Zange  einfach  gebogen,  ein  höckerförmiger  Zalin  an  der 
Basis  etwas  nach  oben  gericlitet.  Beim  $  letztes  Segment 
schmal,  Zange  ohne  Zahn,  bis  zur  Mitte  parallel,  dann  leicht 
gebogen. 

Beine  gelb,  Femora  breit  schwarz  geringelt,  Tibien  gelb, 
Tarsen  1.  Glied  an  der  Basis  gelb,  dann  schwarz,  so  lang  wie 
die  beiden  andern,  2.  schwarz,  3.  gelb.  Femora  und  Tibien 
wenig,  Tarsen  stark  behaart. 

17.     F.  circulata  n.  sp. 

Castaneo-fusca,  capite,  antennarum  articulis  basalibus  pro- 
noto  nigris,  elytris,  alarumque  apice  dilute  fuscis,  tibiis  tar- 
öisque  corpore  dilutioribus;  alae  explicatae  bicolores,  dimidio 
antico  aurantiacae,  postico  nigrescentes;  r^  ultimum  segmentum 
dorsale  tuberculis  2  magnis  ornatum;  forcipis  brachia  inermia 
cylindrica,  fere  in  formam  circuli  arcuata. 

(^.  Corp.  long.  15,  lat.  4,  forc.  long.  6^/2  mill. 

Habitat  in  India  orientali:   Madras. 

Kopf  schwarz,  mit  deutlichen  Nähten,  zwei  länglichen 
Grübchen  zwischen  den  Antennen.  Die  3  Basalglieder  der 
Antennen  schwarz,  die  folgenden,  sowie  die  Palpen  dunkel- 
braun. 

Pronotum  von  gleicher  Breite,  mit  gradem  Vorder- 
rande, Seitenränder  aufgeschlagen.  Hinterrand  und  Ecken 
gerundet,  pchwarz,  vorn  jederseits  von  der  Mittelrinne  mit 
einem  Grübchen. 

Elytra  und  Flügelspitzen  hellbraun,  runzlig  punctirt, 
erstere  hinten  verschmälert;  die  ausgespannten  Flügel  sind 
vom  zweiten  Drittel  des  Vorderrandes  bis  zum  zweiten  Drit- 
tel des  Innenrandes  vorn  orangegelb,  hinten  schwärzlich,  wenig 
irisirend. 

Brust  und  Femora  schwarzbraun,  Tibien  und  Tarsen 
etwas  dunkler  als  die  Elytra,  letztere  mit  gelb  behaarter 
Sohle. 

Abdomen  kastanienbraun,  fein  runzlig  punctirt,  in  der 
Mitte  erweitert;  vorletztes  Bauchsegment  halbkreisförmig, 
letztes  Dorsalsegj^^ent  vechleckig,    in  der   Mitte  sehr  concav, 


96 

Hinterrand  mit  einem  hohen,  glatten  Höcker  über  jeder  Zan- 
genwurzel. 

Zange  unbewaffnet,  mit  dünnen,  seitlich  fast  halbkreis- 
förmig gebogenen  Armen. 

Zwei  <S  im  Wiener  Museum  und  in   meiner  Sammlung. 

18.  F.  lobophoroides  n.  sp. 

Nigra,  tarsis  rufofuscis,  antennis  fulvis,  articulo  10  pal- 
lidoj  laevis,  nitida,  forceps  longa  contigua  recta,  intus  denti- 
culata.  ?. 

-9.  Corp.  long.  13,  lat.  3,  forc,  long.  6  mill. 

Habitat  in  insulis  Philippinis. 

Der  Lobophora  morio  F.  im  Habitus  zum  Verwechseln 
ähnlich. 

Kopf  flach,  mit  graden  Hinter-  und  Seitenrändern,  sehr 
seichten  Nähten,  an  der  Innenseite  der  Augen  ein  kleiner 
Höcker,  Mundtheile  schwarz.  Antennen  dunkelgelb,  8.  und 
9.  braun,  10.  bla&sgelb,  2.  ganz  kurz,  die  folgenden  lang, 
cylindrisch. 

Pronotum  mit  gradem  Vorderrand,  halbrundem  Hinter- 
rand, etwas  schmaler  als  der  Kopf,  so  lang  wie  breit. 

Elytra  und  Flügel  glatt,  glänzend. 

Tarsen  dunkelrothbraun,  unten  gelb  behaart,  drittes 
Glied  so  lang  als  das  erste. 

Abdomen  parallelrandig,  hinten  verschmälert;  vorletz- 
tes Bauchsegment  halbkreisförmig,  letztes  Rückensegment  mit 
einem  massigen  Eindruck  in  der  Mitte,  mit  glattem  Hinter- 
rande. 

Zange  grade  zusammenliegend,  mit  gerundeten  Armen, 
die  äusserste  Spitze  hakenförmig  nach  innen  gekrümmt,  die 
ganze  Innenkante  fein  gekerbt. 

$  in  Brunner's  und  meiner  Sammlung. 

19.  F.  Orsinii. 

Forf.  Orsinii  Gene  Saggio. 

Fischer  Orth.  Europ. 
Dohrn,  Ent.  Ztg.  1860. 
Meinen  1.  c.  gemachten  Bemerkungen  habe  ich  nichts  bei- 
zufügen. 

3.  Zange  an  der  Basis  zusammenliegend,  ge- 
zähnelt,  dann  gebogen;  platt  gedrückt. 

20.  F.   S  m  y  r  n  e  n  s  i  s. 

Forficuhi  Smyrnensis  Serv.  Hist.  nat. 

Fischer  Orth.  europ. 


97 

Mir  liegt  kein  Material  vor,  um  der  Fischer'schen  Be- 
schreibung etwas  beizufügen. 

21.  F.  ruficollis. 

Forf.  ruficollis  Fabr.,   Suppl.  Ent.  syst. 
Fischer,   Orth,  europ. 
baetica  Rambur,  Faune  de  l'Andalousie. 
Auch  für  diese  Art  muss  ich   ohne  Weiteres  auf  Fischer 
verweisen. 

22.  F.  serrata. 

Forf.  serrata  Serville,  bist.  nat.  d.  0.  pag.  40, 

Capite  rufo,  antennis  fuscescentibus,  fronte  interdum  fusco- 
maculata,  pronoto  dilutiore,  marginibus  lateralibus,  eljtris  alis, 
pectore  pedibus  testaceis,  elytrorum  sutura  fusca,  abdomine 
castaneo,  segmeutis  posticis  dilutioribus;  forceps  (^  basi  dila- 
tata,  contigua  intus  crenulata,  pone  medium  subcylindrica  mo- 
dice  curvata,  $  brevior  recta  contigua,  mutica;  rufo-castanea, 
apice  fuscescens. 

Corp.  long.  7-9,  lat.  2-2%,  forc.  long.  ^  5  —  7,  $  3 
mill. 

Habitat  in  Africa:  Kordofan,  Sudan  (Mus.  Vienn.),  Char- 
tum  Coli.  Brunner,  Senegallia  (Serville). 

Die  mir  vorliegenden  Exemplare    stimmen   bis   auf  uner- 
hebliche Grössenunter&chiede  mit  Serville's  Beschreibung  über- 
ein,   so   da^s    vermuthlich   diese   Art   in    ganz  Central  -  Africa 
.heimisch  sein  wird. 

Sie  ist  glänzend  glatt,  nur  Abdomen  und  Zange  sind 
ziemlich  grob  punctirt. 

Kopf  gelbroth,  bisweilen  mit  einem  dunklen  Längsstreif 
-über  Stirn  und  Occiput;  die  Basis  der  Antennen  von  gleicher 
Farbe,  vom  3.  Gliede  an  dunkler  bis  zur  Spitze. 

Pronotum  bis  auf  die  helleren  Seiten  und  Hinterrand 
gelbroth;  Elytra  und  Flügel  gelb,  Naht  der  Elyträ,  braun. 

Brust  und  Beine  von  gleicher  Farbe. 

Abdomen  dunkel  kastanienbraun,  die  Höcker  des  2. 
und  3.  Segments  schwärzlich,  die  2  oder  3  letzten  Segmente 
etwas  heller,  der  Hinterrand  des  letzten  dunkel,  mit  einem 
"Wulst  über  der  Zangenwurzel.  Die  Zange  des  (^  an  der 
Basis  breit;  flach ,  zusammenliegend ,  rothbraun ,  mit  dunk- 
lem gezähneltem  Innenrande,  hinter  der  Mitte  leicht  gebogen, 
dünner,  fast  cylindrisch,  schwärzlich,  die  der  $  einfach  zu- 
sammenliegend, grade,  von  gleicher  Farbe. 

Ein  1^  des  Stockholmer  Museums  stimmt  vollkommen 
.mit  Serville's  Beschreibung. 

Im  Wiener  Museum  befindet  sich  ein  angeblich  von  Hü- 

7 


98 

gel  in  Indien  gesammeltes  r^,  das  ein  wenig  grösser  ist  als 
die  andern  Exemplare  dieser  Art;  die  Färbung  ist  etwas 
dunkler  besonders  sind  die  letzten  Abdominalsegmente  nicht 
heller  als  der  Kest,  doch  entspricht  Form  und  Sculptur  so 
vollkommen,  dass  ich  daraus  keine  andre  Art  zu  erkennen 
vermag. 

23.     F.  Lucas i  n.  ep. 

Castanea  capite  antennarumque  articulis  1  et  2  rufotesta- 
ceis,  prothorace,  elytrorum  niacula  magna  ovali  et  margine 
exteriore,  alarum  piominentia,  pectore,  pedibus  testaceis;  for- 
cipis  brachia  (^  dimidio  basali  dilatata  contigua  intus  denti- 
culata,  deinde  a-d  apicem  cylindrica  hemicyclo  fere  curvata, 
pallide  castanea,  apicem  versus  obscuriora,  $  simplex,  castanea. 

,^.  Corp.  long.  12—15,  lat.  4,   forc.  long.  5— (J  mill. 

$.       -  -         dito  dito     -         -       3% 

Habitat  in  Syria  (Mus.  Paris)  Aegypto  (Coli.  Brunner). 

Kopf  runzlig,  weder  Stirn  noch  Occipitalrinne  sind  mar- 
kirt,  Antennen  ausser  den  2  ersten  gelben  Gliedern  dunkel 
mattbraun. 

Pronotum  schmaler  als  der  Kopf,  vorn  mit  scharfen 
Ecken,  hinten  halbrund,  massig  gewölbt,  ohne  Längseindruck. 

Elytra  kastanienbraun  mit  grossem  ovalem  F'leck  oben 
von  der  Schulterecke  schräg  bis  zur  Mitte,  und  dem  umge- 
schlagenen Seitenrande  gelb,  doppelt  so  lang  als  der  Pro- 
thorax. 

Flügel  lang,  um  jmehr  als  die  Hälfte  der  Elytra  vor- 
ragend, strohgelb. 

Abdomen  kastanienbraun,  dicht  punctirl|;  cJ  letztes  Seg- 
ment mit  schwärzlichem  Hinterrande,  über  jeder  Zangenwurzel 
eine  Wulst;  $  mit  weniger  ausgeprägten  Wülsten;  (^$  vor- 
letztes Bauchsegment  stumpf  dreieckig.  Zange  (^  bis  zur 
Mitte  platt,  parallel,  innen  gezähnt,  hinter  der  Mitte  halb- 
kreisförmig -gebogen,  drehrund,  Basis  hell  kastanienbraun, 
Spitze  dunkler;  ^  einfach  kastanienbraun. 

Brust  und  Beine  gelb;  erstes  Tarsenglied  am  längsten, 
Tarsen  massig  behaart. 

Stimmt  in  der  Färbung  vollkommen  mit  F.  Smyrnensis, 
in  der  Form  mit  F.  corticina  etc. 

24.     F.  auricularia. 
Forf.  auricularia  Linne,  Fauna  suec. 
Fischer,  Orth.  europ. 
Kolenati,  Meletemata  5. 
Bei   beiden    zuletzt   eitirten   Autoren   findet  sich  eine  be- 
deutende Synonymie  für  diese  unzählige  Male  erwähnte  Art, 


99 

die  zu   revidiren  kaum  den  Platz  und  die  Mühe  lohnen  wird. 
Als  neue  Synonyme  oder  Varietäten  will  ich  nur 
F.  inl'umata  Charp.,  Horae  Entom.  und 
F.  lurida  Fischer,  Orth.  europ. 
anführen,  deren  Artberechtigung  ich  nach  Vergleichung  sehr 
bedeutenden  Materials,  besonders  aus  dem  Orient,  nicht  mehr 
zugeben  kann. 

Zu  der  bereits  bei  Fischer  gebührend  gewürdigten  Man- 
nigfaltigkeit in  der  Form  der  Zange  gesellt  sich  zunächst  die 
in  der  Grösse  des  ganzen  Körpers,  dann  die  in  der  Färbung. 

Besonders  das  Wiener  Museum  besitzt  nach  beiden  Rich- 
tungen hin  ausgezeichnete  Varietäten  aus  Vorderasien,  in  der 
Farbe  zum  Theil  ganz  schwarzbraun  bei  typisch  bewahrter 
Form,  andre  eigenthümlich  zusammengedrückt,  wie  F.  lurida, 
und  von  da  aus  allmälig  in  die  Grundform  übergehend. 

Der  Verbreitiingsbezirk  der  Art  scheint  nicht  über  das 
europäische  nord-  und  vorderasiatische  Gebiet  und  Madeira 
hinauszugehn.  In  meiner  Sammlung  ist  zwar  eine  $  von 
Ghiliani  in  Para  gesammelt,  in  Westermann's  ein  ^  aus  Cuba, 
doch  ist  bei  diesen  ganz  vereinzelten  Vorkommnissen  wohl 
nur  eine  Verschleppung  durch  Schiffe  anzunehmen. 

25.  F.  decipiens. 

Forf.  decipiens  Gene  Saggio. 

(Apterygida)  decipiens  Fischer,   Orth.  europ. 

Ist  mit  einigen  Varietäten  von  F.  auricularia  erstaunlich 
nahe  verwandt,  so  dass  mir  die  Selbständigkeit  der  Art  nicht 
recht  sicher  erscheint.  Doch  kann  nur  grösseres  Material  zu 
einer  endgültigen  Entscheidung  führen. 

26.  F.  albipennis. 

Forf.  albipennis  Meg.,  Charp.  Hör.  entom. 
Fischer,  Orth.  europ. 
pedestris  Bonelli,  Gene  Saggio. 
-      Freyi  Dohrn,  Entom.  Ztg.  1859. 
Die  von  mir  1.  c.  beschriebene  F.  Freyi  habe  ich  auf  ein 
paar  Charactere  gegründet,  die  mir  nach  gründlicherem  Stu- 
dium  dieser   Gruppe   unlialtbar   scheinen.     Die  Abweichungen 
derselben  kann  ich  nur  noch  als  individuelle  bezeichnen  und 
muss  deshalb  die  Art  wieder-  einziehen. 

27.  F.  pubescens. 

Forf.  pubescens  Gene  Saggio. 

(Apterygida)  pubescens  Fischer,  Orth.  europ. 
Meine  Exemplare  weichen  in   Nichts    von  Fischer's  Be- 
schreibung ab. 


100 


Fragmente  aus  meinen   entomologischen 
Tagebüchern 

von 
C.  von  Heyden. 

(Fortsetzung  aus  Jahrg.  24  p.  346  d.  Z.) 


81.     Conchylis  Helveticana  Heyden. 

Raupe  dick,  gerundet,  fettglänzend,  gelblich,  mit  nur 
wenig  dunklern,  ein  Härchen  tragenden  Wärzchen  besetzt. 
Kopf  und  Nackenschild  glänzend,  graubraun;  letzteres  mit 
nach  hinten  etwas  erweiterter,  hellerer  Längslinie  und  gleich- 
farbigem schmalem  Hinterrande  und  Seitenrändern.  After- 
klappe klein,  gerundet,  stärker  behaart.  Vorderbeine  bräun- 
lich. 

Ich  fand  die  träge  Raupe  Anfangs  Juli  bei  St.  Moritz 
und  Pontresina  in  den  Samenkapseln  der  Gentiana  acaulis, 
deren  Samen  sie  verzehrt.  Ich  nahm  viele  Exemplare  mit 
nach  Frankfurt,  die  aber  starben.  Nur  einen  Wickler  fand 
ich  später  todt  in  der  Schachtel. 

Meine  C.  Helveticana,  von  der  ich  noch  keine  genügende 
Diagnose  geben  kann,  stimmt  sehr  gut  mit  C. Flagellana  HS. 
lig.  9.5,  soM'ohl  in  der  Grösse,  als  in  der  Färbung. 

Icli  glaube,  dass  unter  C.  Sanguinana  Tr.,  Flagellana  Dup. 
und  Francillana  F.  noch  verschiedene,  sehr  nahe  verwandte 
Arten  zu  unterscheiden  sind.  Vielleicht  dass  die  Raupen  und 
ihre  sehr  verschiedene  Lebensweise  näheren  Aufschluss  geben 
können. 

C.  Sanguinana  Tr.  —  Baumanniana  Hb.  —  ist  schon  durch 
die  breiten  rothen  Binden  von  verwandten  Arten  ausgezeich- 
net; ihre  Raupe  lebt  in  den  Stengeln  von  Eryngium  cam- 
pestre. 

Was  ich  als  Raupe  der  C,  Flagellana  Dup.  in  der  Ent. 
Zeitung  Jahrg.  23  p.  173  beschrieben  habe,  ist  nicht  diese. 
Sie  lebt  wie  C.  Sanguinana  in  den  Stengeln  von  Eryngium 
campestre.  Sie  ist  bedeutend  grösser  als  Flagellana  Dup. 
Vielleicht  könnte  Flagellana  HS.  fig.  345  zu  ilir  gehören,  aber 
bei  meinen  zahlreichen  Exemplaren  ist  die  erste  Binde  stets 
unterbrochen  nach  dem  Vorderrande  laufend.  Ich  nenne  meine 
Art  jetzt:  C,  Eryngiana. 

Die  C.  Francillana  F.  -—  W^ood  fig.  1152,  zu  der  viel- 
leicht Flagellana  Dup.  gehört,  lebt  als  Raupe  von  dem  Samen 
von  Daucus  Carotta. 

C.  Dilucidana  Steph.,  Wilkinson,  eine  ebenfalls  nahe  ver- 


tot 

wandte  Art,  lebt   als  Raupe   von  dem  Samen  der  Pastinaea 
sativa. 

82.  Grapholitha  Vacciniana  Zell. 

Raupe  niedergedrückt,  vorn  und  hinten  verschmälert, 
glänzend,  gelblich  mit  grau  durchscheinenden  Eingeweiden 
und  kleinen,  schwärzlichen,  ein  Härchen  tragenden  Warzen. 
Kopf  wenig  schmäler  als  das  Nackenschild,  herzförmig,  glän- 
zend, schwarzbraun.  Nackenschild  etwas  schmäler  als  das 
folgende  Segment,  mit  dunkler  schwarzbraunem,  durch  eine 
feine  Längslinie  getheiltem,  grossem,  glänzendem  Mondfleck. 
Afterklappe  hinten  gerundet,  dunkel  gerandet.  Vorderbeine 
schwarz. 

Ich  fand  die  Raupe  in  grosser  Menge  an  Hecken  von 
Berberis  vulgaris  bei  Speyer.  Sie  spinnt  mehrentheils  die 
Blätter  flach  aufeinander  und  benagt  sie  sehr  stark,  wodurch 
die  Hecken  zum  grossen  Theil  eine  ganz  braune  Farbe  hat- 
ten. Schon  Mitte  September  verlässt  die  Raupe  ihren  Wohn- 
ort und  spinnt  sich  unter  einem  feinen,  eirunden,  weissen 
Gespinnste  zur  Verpuppung  ein. 

Der  Wickler  entwickelte  sich  im  Zimmer  Mitte  April. 

(18G1.) 

83.  Rhopobot|a  Naevana  Hb. 

Raupe  niedergedrückt,  verschmälert,  etwas  durchschei- 
nend, weisslichgrau ,  mit  einzelnen  hellen  Härchen  besetzt. 
Kopf  herzförmig,  glänzend,  schwarz.  Nackenschild  mit  gros- 
sem, glänzendem,  schwarzem  Mittelfleck  und  Seitenttecken; 
Vorderrand  und  eine  feine  Längslinie  weisslich.  Vorderbeine 
schwärzlich. 

Puppe  ziemlich  schmal,  glänzend,  bräunlich  gelb,  Kopf 
wenig  vorstehend,  abgerundet;  Scheiden  von  halber  Körper- 
länge, die  der  Beine  etwas  länger;  Segmente  am  Hinterrande 
mit  einer  Reihe  kleiner  Dörnchen;  letztes  Segment  stumpf, 
mit  4  breiten  Zähnchen. 

Ich  fand  die  Raupe  im  Juni  und  Anfangs  Juli  sehr  häufig 
auf  dem  Schwarzwalde,  namentlich  bei  Baden-Baden,  Rip- 
poldsau  und  Badenweiler  auf  Hex  aquifolium,  der  Stechpalme. 
Sie  lebt  unter  einem  abgebissenen  Blatte,  das  mit  wenigem 
Gespinnste  auf  der  Oberfläche  eines  grünen  Blattes  befestigt 
ist  und  die  von  ihr  benagt  m  ird.  Unter  wenigem  weisslichem 
Gespinnste  wird  sie  zwischen  den  Blättern  oder  auf  der  Erde, 
zur  Puppe. 

Ende  Juli  oder  Anfangs  August  entwickelt  sich  der 
Wickler. 

Obgleich  die  Raupe  schon   von  Treitschke  und  Anderen 


102 

beschrieben  ist,    so   halte  ich  es  doch  nicht  für  überflüssig, 
eine  nochmalige  Beschreibung  zu  geben.  (1856.) 

84.  Tinea  Gliriella  Heyden. 

Capillis  flavo-albidis;    alis  anterioribus  flavido-canis, 
maculis  nigro-fuscis,   margo  interior  late  fJavo-albida, 
vix  punctata.  —  Exf«.   alar.  6'". 
Es  ist  diese  Art  mit  der  sehr  variirenden  T.  Granella 
nahe  verwandt,  aber  sicher  verschieden. 

Fühler  und  Taster  bräunlich  gelb;  letztes  Tarsenglied 
heller.  Kopfliaare  gelblichweiss,  gewöhnlich  mit  einem  dunk- 
len Fleckchen  in  der  Mitte.  Halsschild  und  Hinterleib  bräun- 
lichgelb. Beine  gelblich ;  die  Tarsen  etwas  dunkler  gefleckt. 
Vorderflügel  gelblichgrau,  auf  der  vorderen  Hälfte  mit  etwas 
bräunlicher  Beimischung.  An  der  Basis  des  Vorderrandes 
ein  schwarzbraunes  Fleckchen,  das  sich  aber  nicht  wie  bei 
Granella  nach  unten  seitwärts  verlängert.  Sodann  fast  wie 
bei  Granella  am  Vorderrande  vor  der  Mitte  ein  schwarzbrau- 
nes Fleckchen;  ein  grösseres,  etwas  schiefes  in  der  Mitte  und 
4  bis  5  sehr  kleine,  nach  der  FlUgel^pitze  zu.  Ein  helleres, 
gelblich  weisses  Feld  zieht  sich  von  dem  Unterrand  des  klei- 
nen Schulterfleckchens  schief  bis  zum  Afterwinkel  hin.  Es 
führt  an  der  Flügelbasis  in  der  Mitte  eine  kleine,  sehr  feine, 
braune  Längslinie,  so  wie  ein  Fleckchen  unter  der  Mitte  und 
eins  oder  zwei  vor  dem  Afterwinkel.  Das  dunkle  Feld  ist 
nach  der  Flügelspitze  zu  undeutlich  dunkel  gefleckt,  aber  der 
bei  Granella  in  der  Mitte  vor  dem  Hinterrand  stehende  breite 
schwarze  Fleck  fehlt  hier  stets.  Die  Franzen  sind  grau,  un- 
deutlich gefleckt  und  haben  eine  dunkle  Theilungslinie,  Hin- 
terflügel grau  mit  röthlichem  Schimmer.  Unterseite  gelb- 
lichgrau. 

Ich  habe  diese  Art  von  Ende  Mai  bis  Ende  Juni  dahier 
mehrmals  aus  faulem  Waldholz  gezogen.  (1858.) 

85.  Tinea  Roesslerella  Heyden. 

Capillis  flavescentibus;  alis  anterioribus  subacuminatis, 
fusco-nigrescentibus,    fasciis    duabus   maculaque   ante 
apicem  obsoletis  flavido-albidis. 
Exp.  al.  5—51/3'". 
Kopfhaar  bräunlichgelb,  zwischen  den  Fühlern  etwas  dunk- 
ler.    Hinterkopf  grau,  Fühler  Vg  der  Flügellänge,  dünn,  gelb- 
lich, geringelt;    die   Wurzclglieder   dunkel.     Lippentaster  von 
2  Augenlängen,  mit  anliegenden  Schuppen;  das  2.  Glied  län- 
ger und  dicker  als  das  Endglied,  gelblich,  am  Ende  dunkler 
und    mit   Borsten    besetzt,    die    wenig   kürzer   als    das    mehr 
dunkle,    an  der  Spitze  gelbliche,    zugespitzte   Endglied  sind. 


103 

Die  Maxillartaster  kurz,  robust,  gelblich.  Halsseliild  und  Hin- 
terleib seidenglänzend,  grau,  besonders  an  den  Seiten  mit 
etwas  gelbliehen  Haarschuppen.  Afterbusch  gelblich.  Vor- 
deren Beine  gebräunt;  die  hintersten  einfarbig  hellgelb. 

Vorderflügel  lang,  schmal,  selbst  sammt  den  nicht  sehr 
breiten  Franzen  zugesj)itzt,  etwas  glänzend,  unrein  bräunlich- 
schwarz;  zwisclien  der  Basis  und  der  Mitte  eine  breite,  senk- 
rechte, gelblichweisse,  in  ihrer  Mitte  zuweilen  unterbrochene 
Binde;  hinter  der  Mitte  eine  ebenso  breite,  gelblichweisse, 
ebenfalls  in  ihrer  Mitte  zuMeilen  unterbrochene  Binde,  die 
eich  jedoch  etwas  schief  vom  Vorderrande  nach  dem  Innen- 
winkel zieht.  Am  Vorderrande  vor  der  Flügelspitze  befindet 
sich  ein  gleichfarbiger  Fleck.  Sind  die  Binden  unterbrochen, 
so  erscheinen  hierdurch  auf  den  Flügeln  5  verloschene  Flecke. 
Die  Franzen  sind  gelblich,  aber  besonders  nach  dem  Innen- 
winkel zu  mit  einzelnen  dunklen  Schuppen  untermischt.  Hin- 
terflügel schmal,  lanzettförmig  zugespitzt,  seidenglänzend  grau, 
mit  gelblichen  Franzen. 

Auf  der  Unterseite  sind  alle  Flügel  seidenglänzend,  grau; 
die  Franzen  einfarbig  gelblich. 

Tinea  Roesslerella  ist  nicht  wohl  mit  andern  kleineren 
Arten  der  Gattung  zu  verwechseln  und  steht  durch  ihre  lan- 
gen schmalen  Flügel   der  Gruppe   der  Granella  am  nächsten. 

Ich  habe  diese  Art  nach  ihrem  Entdecker,  dem  um  die 
vaterländische  Lepidopterologie  verdienten  Herrn  Hofgerichts- 
Rath  Dr.  Rössler  in  Wiesbaden  benannt,  der  sie  in  5  Exem- 
plaren in  der  dortigen  Gegend  im  Mai  um  Silene  nutans  fand. 
Ich  glaube  jedoch  nicht,  dass  dieses  die  Nahrungspflanze  der 
Raupe  ist.  (1864.) 

86.     Incurvaria  Provectella  Heyden. 

Gapillis  flavo]- rufescentibus ;    palpis  elongatis,  flavis; 

aus  anterioribus  lucidulis,  griseo-fuscis,  macula  angulo 

anali  trigona  flavo-albida. 
Expl.  alar.  9'". 
Mit  I.  Vetulella  Zett.  nahe  verwandt,  etwas  grösser 
und  die  Vorderflügel  mehr  gestreckt.  Fühler  braun ,  etwas 
kürzer  und  dicker  als  bei  jener.  Taster  lang,  so  lang  als  der 
Kopf  breit  ist,  gerade,  einfarbig  hellgelb.  Kopfhaare  gelb- 
rötlilich.  Halsschild  und  Hinterleib  graubraun.  Afterbüschel 
mit  anliegenden  Haaren,  grau.  Beine  grau,  die  Dornen  und 
Schienen  etwas  heller.  Vorderflügel  etwas  glänzend,  einfar- 
big graubraun;  nur  bei  einiger  Vergrösserung  zeigt  sich  die 
Beimischung  grauer  Schuppen.  Im  Afterwinkel,  etwas  von 
der  Flügelspitze  entfernter  als  bei  I.  Vetulella  ein  gelblich- 
weisser,  dreieckiger,  nach  oben  verschmälerter  Fleck,  der  bei 


104 

dem  einen  Exemplar  bis  zur  Hälfte,  bei  dem  andern  bis  zu 
%  der  Flügelbreite  reicht.  Franzen  gleichfarbig.  Unterflügel 
wenig  heller.  Unterseite  grau,  mit  etwas  gelblichem  Glanz 
und  schwach  durchscheinendem  Fleck. 

Ich  habe  diese  Motte  von  Herrn  Dorfinger  in  Sellmanns- 
dorf  bei  Wien  in  2  ö^  Exemplaren  unter  andern  unbestimm- 
ten Arten  der  dortigen  Gegend  erhalten.  (1861.) 

87.     Exapate  Congelatella  Gl, 

Ich  habe  die  männlichen  und  weiblichen  Falter  aus  zwei 
verschiedenen  Raupen  gezogen,  deren  Beschreibung  hier  folgt. 

1^.  Raupe  fast  gleichbreit,  mit  gewölbtem  Rücken,  glanz- 
los, dunkelgrün,  mit  zwei  weisslichen  Längslinien  über  dem 
Rücken,  helleren  Seiten  und  hellen,  ein  Härchen  tragenden 
Wärzchen.  Kopf  etwas  schmäler  als  das  Nackenschild,  glän- 
zend, braun,  gelblich  gefleckt.  Nackenschild  glänzend,  grün- 
lich, der  Vorderrand  breit  weisslich;  nach  hinten  ein  brauner, 
zweimal  durch  eine  helle  Linie  unterbrochener  Fleck.  After- 
klappe gleichfarbig.     Vorderbeine   scliwarz. 

?.  Raupe  fast  gleichbreit,  etwas  niedergedrückt,  fett- 
glänzend, graugrün,  mit  sehr  kleinen,  dunkeln,  ein  helles 
Härchen  tragenden  Wärzchen;  beiderseits  des  Rückens  ein 
schwacher,  hellerer  Längsstreif.  Kopf  fast  so  breit  als  das 
Nackenschild,  glänzend,  gelblichbraun,  schwarz  gefleckt. 
Nackenschild  glänzend,  graugrün  und  breitem  schwarzem  Fleck 
mit  zwei  grünlichen  Längslinien.  After  klappe  gleichfarbig. 
Vorderbeine  schwarz. 

Beide  Raupen  werden  unter  einem  langen,  etwas  röhren- 
artigen, weisslichen  Gespinnste,  mit  durch  Maschen  siebartig 
offenen  Löchern,  auf  der  Erde  an  irgend  einem  Gegenstande 
angeheftet  zur  Puppe.     Die  $  Puppe  hat  kurze  Scheiden, 

Die  Raupen  linden  sich  Anfangs  Mai  nicht  selten  um 
Frankfurt  und  Mainz  zwischen  zusammengesponnenen  Blättern 
der  Zweigspitzen  des  Ligustrum  vulgare.  Der  Falter  ent- 
wickelt sich  im  November.  *  (1829.) 

88.     Choreutis  Müllerana  F. 

Raupe  spindelförmig,  glänzend,  graugrün,  mit  durchschei- 
nenden Eingeweiden  und  flachen  schwarzen  W^ärzchen,  die 
ein  helles  Härchen  tragen.  Kopf  schmal,  länglich-eirund,  glän- 
zend, mit  einzelnen  hellen  Härchen,  grünlichgelb,  am  Hinter- 
haupt mit  10  grauen  Fleckchen,  schwarzen  Augenpunkten 
und  bräunlichem  Munde.  Auf  der  Stirn  ein  nach  vorn  geöff- 
neter gabelförmiger  Eindruck.  Nackenschild  etwas  breiter 
als  der  Kopf,  graugrün,  mit  vielen  kleinen  schwarzen  Pünkt- 
chen.    Segmente   etwas   eingeschnürt,   vorn   und  hinten  quer- 


105 

runzlig,  beiderseits  mit  einer  Grube  und  in  Querreihen  ste- 
henden schwarzen,  glänzenden  Wärzchen.  Beine  gelblich. 
Nachschieber   abstehend. 

Ich  fand  die  Raupe  Ende  August  bei  Frankfurt  an  Scu- 
tellaria  galericulata,  deren  Blätter  sie  mit  wenigem  Gespinnst 
nach  unten  zusammenbiegt  und  auf  der  Unterseite  benagt, 
wodurch  sie  grosse  braune  Flecke  erhalten. 

Herr  Professor  Fritsche  aus  Freiberg  machte  mich  bei 
einer  gemeinschaftliclien  Excursion  auf  die  von  ihm  zuerst 
bei  Freiberg  aufgefundene  Raupe  aufmerksam.  Herr  Ant. 
Schmid  und  ich  hatten  schon  früher  an  derselben  Stelle  den 
Zünsler  gefangen.     Auch  bei  Offenbach   und  Enkheim. 

Myllerana  ist  bei  Fabricius  ein  Schreibfehler,  da  er  das 
Thier  nach  0.  F.  Müller  benannt  hat*). 

89.  Cedestis  Gysseleniella  Kuhlw. 

Raupe  spindelförmig;  die  Segmente  etwas  eingeschnürt, 
glänzend,  einfarbig  meergrün.  Vor  der  Ver^^andlung  zeigen 
sich  gewöimlich  drei  dunklere  Längslinien.  Kopf  klein,  herz- 
förmig, glänzend,  bernsteingelb  mit  dunklerem  Mund.  Nacken- 
schild gelblichgrün.  Letztes  Segment  gelblich  mit  zwei  kur- 
zen Spitzen.     Vorderbeine  gelblich,   mit  dunkleren  Krallen. 

Sie  findet  sich  nicht  selten  bei  Frankfurt  Mitte  Mai  an 
Kiefern.     (Pinus   sylvestris.) 

Die  ölotte  entwickelt  sich  Anfangs  Juni.  (1828.) 

90.  Tischeria  Gaunacella   FR. 

Raupe  niedergedrückt,  stark  eingeschnürt,  vom  zweiten 
Segmente  an  am  breitesten,  nach  hinten  verschmälert,  glatt, 
mit  einzelnen  sehr  kleinen  Härchen,  M-enig  glänzend,  einfarbig 
grün.  Kopf  sehr  klein,  zugespitzt,  glänzend,  dunkelbraun, 
heller  marmorirt.  Nackenschild  etwas  schmäler  als  das  zweite 
Segment,  in  der  Mitte  mit  dunklerem,  der  Länge  nach  ge- 
tlieiltem  Fleck. 

Die  Raupe  minirt  in  der  zweiten  Hälfte  des  Juni  bei 
Frankfurt  und  Mainz  in  den  Blättern  der  Pflaumen.  (Prunus; 
domestica.)  Die  Mine  bildet  einen  langen  Fleck,  auf  der 
Oberseite,  gewöhnlich  am  Blattrande.  Wenn  die  Raupe  mehr 
erwachsen  ist,  so  schlägt  sich  der  Blattrand  nach  oben  um. 
Die  Verpuppung  erfolgt  in  der  Mine  und  entwickelt  sich  die 
Motte  im  Juli.  Eine  zweite  Generation  findet  sich  im  Sep- 
tember und  October,  deren  Motte  im  Mai  des  folgenden  Jahres 
erscheint.  (1835.) 

(Fortsetzung  folgt ) 


*)  Fabr.  Sübstituirt  grundsätzlich  y  für  ü-,  ex.  gratia  Hydaticus 
(Dyt.)  Hybneri.  Red. 


106 

Nachträge  und  Berichtigungen. 

Jalirg.  21  p.  40.  Die  hier  beschriebene  Nept.  Argyropeza 
Zell,  ist  niclit  diese,  sondern  Nept.  Seiicopeza  Zell. 

Jahrg.  22  p.  33.  Die  beschriebene  Tinea  ist  Parieta- 
riella  Brnand.  T.  Nigripunctella  Haw.  ist  eine  verschiedene, 
bis  jetzt  nur  in  England  gefundene   Art, 

Jahrg.  24  p.  112  zu  Buc.  Fatigatella.  —  Mitte  Juli  1863  fand 
ich  auf  dem  Bernina  nicht  selten  unter  Steinen  die  weissen, 
mit  drei  erhabenen  Rippen  versehenen  Oespinnste  dieser  Motte; 
jedoch  waren  fast  alle  schon  leer.  Nur  drei  lieferten  mir  das 
vollkommene  Insekt,  das  darin  abändert,  dass  die  weissen 
Fleckchen  der  Vorderflügel  mehr  oder  weniger  verschwinden. 
In  der  Nähe  der  Gespinnste  wuchs  nur  Chrysanthemum  al- 
pinum,  daher  dieses  ohne  Zweifel  die  Nahrung  der  Raupe  ist. 


Beitrag  zur  Naturgeschichte  der  Pachnobia 
Leucographa  SV. 

von 
C>u0ta«-  IVeynicr  in  Elberfeld. 


Ueber  die  Entwickelungsgeschichte  dieser  Eule  ist  seit 
Treitschke's  Zeiten  nichts  Neues  bekannt  geworden,  denn  die 
Beschreibungen  der  Raupe  von  Wilde  in  seinem  Werke:  „Die 
Pflanzen  und  Raupen  Deutschlands^'  p.  207  und  von  Kayser 
in  seinen  „Schmetterlingen  Deutschlands'^  p.  311  sind  nach 
der  von  Treitschke  V.  Bd.  II.  Abth.  p.  120  gemacht.  Dass 
Kayser  die  Raupe  grau  (statt  grün)  nennt,  muss  wohl  ledig- 
lich auf  einem  Druckfehler  beruhen,  denn  die  ganze  übrige 
Beschreibung  stimmt  mit  Treitschke  überein.  Die  betreffende 
Stelle  bei  Letzterm  a.  a.  0.  lautet: 

„Von  den  ersten  Ständen  meldete  mir  Herr  Dr.  Zincken, 
„genannt  Sommer,  Folgendes:  „Die  Raupe  ist  grün,  mit 
„weissen  und  braunen  Atomen  bestreut.  Durch  Anhäufung 
„der  braunen  Atome  werden  schräge  Striche  gebildet.  Ueber 
„den  Füssen  läuft  eine  glatte,  rostfarben  angeflogene  und 
„oben  durch  eine  schwarze  Linie  begränzte  Seitenbinde. 
„Der  Bauch  ist  grün.  Der  Kopf  grün,  mit  zwei  bräunlichen 
„Keilstrichen.  Sie  ist  im  Juni  erwachsen  und  verpuppt  sich 
„Anfangs  Juli  in  der  Erde.  Der  Schmetterling  erscheint 
„im  April  nächsten  Jahres.     Ich  erhielt  diese  Raupe  einige 


107 

„Male  beim  Klopfen  und  Schöpfen  in  einem  Walde  (bei 
„Braunschweig),  ohne  die  FutterpHanze  bemerken  zu  kön- 
„nen.  In  der  Gefangenschaft  nährte  ich  sie  mit  Spitzwe- 
„gerich  (Plantago  lanceolata).'' 

Da  diese  Beschreibung  aber  einige  Unrichtigkeiten  und 
Mängel  enthält,  und  es  mir  im  Jahre  1863  glückte,  die  Raupe 
in  Mehrzahl  zu  erziehen,  so  erlaube  ich  mir  die  dabei  ge- 
machten Notizen  zu  veröffentlichen. 

Die  am  15.  April  von  einem  eingefangenen  Weibchen 
gelegten  Eier  sind  halbkugelförmig,  an  der  Grundfläche  ab- 
geplattet, mit  feinen  vom  Scheitelpunkte  nach  unten  lau- 
fenden Riefen.  Die  Farbe  der  Eier  w  ar  anfänglich  ganz  weiss, 
nach  3  bis  4  Tagen  erschien  aber  ein  braunrother  Ring  und 
auf  der  Mitte  ein  ebensolcher  Fleck,  welche  Zeichnungen  all- 
mälig  grösser  wurden,  dabei  aber  an  Lebhaftigkeit  der  Far- 
ben abnahmen,  bis  dass  das  ganze  Ei  einfarbig  graurotii  ge* 
färbt  und  von  dem  Ring  und  Fleck  keine  Spur  mehr  zu  sehen 
war.  Dieser  Zeitpunkt  trat  am  25.  bis  26.  April  ein;  nach 
2  Tagen  ging  eine  abermalige  Veränderung  der  Farbe  in 
einfarbig  Blaugrau  vor  sich  und  den  darauf  folgenden  Tag 
entwickelten  sich  die  Raupen.  Gleich  nach  dem  Ausschlüp- 
fen aus  dem  Ei,  was  bis  zum  1,  Mai  bei  allen  geschehen 
war,  ist  die  Raupe  glasartig  weisslich  grün,  nimmt  aber,  so- 
bald sie  Nahrung  zu  sich  genommen  hat,  eine  mei»r  dunklere 
Färbung  an.  Nur  die  beiden  letzten  Paar  Bauchfüsse  sind 
vollkommen  entwickelt,  die  Raupe  geht  daher  spanner- 
förmig.  Auf  jedem  Ring  stehen  10  schwarze  Wärzchen,  jedes 
mit  einem  kurzen,  nur  unter  der  Loupe  deutlich  sichtbaren 
Haare  versehen.  Der  Kopf  hat  eine  etwas  mehr  gelbbräun- 
liche Färbung  und  ist  mit  schwarzen  Punkten  bedeckt.  Ebenso 
stehen  auf  den  Nachschiebern  und  der  Afterklappe  schwarze 
Punkte  gedrängt  beisammen.  Am  6.  Mai  schickten  sich  die 
ersten  zur  Häutung  an;  sie  war  bei  dem  grössten  Theil  der- 
selben am  8.  beendigt.  Jetzt  sind  fünf  helle  weissgrüne  Längs- 
linien  sichtbar,  eine  über  die  Mitte  des  Rückens,  eine  zu  jeder 
Seite  derselben  als  obere  und  eine  über  den  Füssen  als  un- 
tere Seitenlinie,  welch  letztere  etwas  breiter  als  die  übrigen 
ist.  Auf  dem  Raum  zwischen  den  Längslinien  stehen  die  in 
der  vorigen  Häutung  erwähnten,  jetzt  im  Verhältniss  viel 
kleinern  schwarzen  Wärzchen  mit  den  ganz  kurzen  Härchen. 
Der  Bauch,  überhaupt  der  ganze  Raum  unterhalb  der  untern 
Seilenlinie  ist  hellgrün,  nicht  so  dunkel  wie  der  Rücken.  Der 
Kopf  und  alle  Füsse  sind  mit  schwarzen  Punkten  besetzt. 
Am  10.  Mai  trat  bei  den  meisten  eine  zweite  Häutung  ein, 
nach  welcher  alle  Längslinien  deutlicher,  die  untere  derselben 
besonders   in   beinahe  weisser  Färbung  erschienen,    und    die 


108 

schwarzen  Punktwärzchen  mit  den  kurzen  Haaren  auf  den 
ersten  Blick  fast  verschwunden,  doch  unter  der  Loupe  noch 
gut  zu  erkennen  sind.  Die  grasgrüne  Grundfarbe  von  Rücken 
und  Hauch  stimmt  jetzt  ziemlich  überein.  Die  hellgrünen 
Rücken-  und  obern  Seitenlinien  sind  jede  zu  beiden  Seiten 
mit  einer  ganz  feinen  dunkelgrünen  Linie  eingefasst,  besonders 
zeichnet  sich  aber  oberhalb  der  unleren  weisslichen  Seiten- 
linie ein  dunkelgrüner  Längsstreif  aus.  Die  Raupe  benutzt 
zum  Gehen  jetzt  drei  Paar  Bauchfüsse,  da  das  erste  Paar 
noch  nicht  vollständig  ausgebildet  ist.  Am  14.  Mai  hatten 
schon  Mehrere  sich  zum  dritten  Male  gehäutet.  Die  Punkt- 
wärzchen sind  nun  verschwunden,  die  feinen  Haare  noch  vor- 
handen. Die  Rücken-  und  obern  Seitenlinien  haben  an  Deut- 
lichkeit abgenommen,  weil  die  ganze  Haut  der  Raupe  weiss- 
lich  grün  gerieselt  [ist;  dagegen  ist  dicht  über  den  Füssen, 
noch  unterhalb  der  untern  Seitenlinie,  eine  Avenn  auch  nur 
wenig  sichtbare  Schlangenlinie  erschienen.  Deutlich  zeigt  sich 
aber  die  dunkelgrüne  Längslinie  oberhalb  der  reinweissen 
untern  Seitenlinie.  Der  Kopf  ist  gelbgrün,  ohne  Punkte,  und 
das  vordere  Paar  Bauchfüsse  ist  noch  immer  nicht  zum  Gehen 
zu  gebrauchen.  Die  Raupe  nimmt  von  vorne  bis  zum  11. 
Ringe  allmälig  an  Dicke  zu,  da  dieser  etwas  höher  als  die 
übrigen  Ringe  ist.  Die  vierte  Häutung,  vor  welcher  die 
Raupen  eine  Länge  von  8  Linien  erreichten,  war  bei  den 
meisten  am  19.  Mai  vorüber.  Alle  4  Paar  Bauchfüsse  sind 
jetzt  zum  Gehen  brauchbar,  wenn  auch  die  des  G.  und  7. 
Ringes  noch  etwas  kleiner  als  die  des  8.  und  9.  sind.  In  der 
Zeichnung  und  Färbung  ist  kein  Unterschied  entstanden,  nur 
möchte  zu  erwähnen  sein,  dass  bei  einigen  Raupen  sich  die 
Ringeinschnitte  fein  gelb  zeigen,  während  bei  den  andern, 
selbst  wenn  sie  ausgestreckt  ruhen,  davon  nichts  zu  sehen  ist. 
Der  elfte  Ring  tritt  deutlich  höher  hervor.  Die  Raupen  schick- 
ten sich  bei  einer  Grösse  von  13  par.  Linien  am  2J.  bis  25. 
Mai  zur  5.  und  letzten  Häutung  an.  Die  unmittelbar  vor 
dieser  Häutung  fast  klar  und  einfarbig  grasgrüne  Grundfarbe 
ist  jetzt  mehr  gelblichgrün,  mit  unzähligen  hell  gelbgrünen 
und  dunkelgrünen  Punkten  bestreut,  welche  bei  einzelnen 
Raupen  die  Rücken-  und  obern  Seitenlinien  ganz  verschwin- 
den lassen,  während  bei  andern  Exemplaren  die  erstere  we- 
nigstens noch  ziemlich  deutlich  ist.  Die  dunkler  grünen  Punkte 
stehen  an  der  obern  Grenze  der  obern  Seitenlinie  dichter  bei- 
sammen, und  zwar  am  Anfange  eines  jeden  Ringes,  und  bilden 
dadtirch  einen  dunkelgrünen  Strich,  der  eine  etwas  schräge 
Stellung  einnimmt.  Durch  braune  Atome  werden  also  diese 
schrägen  Striche  nicht  gebildet,  wie  Treitschke  oder  vielmehr 
Zincken  behauptet,    da    überhaupt   keine  braune  Atome  vor- 


100 

banden  sind.  Auch  sind  die  helleren  Atome  nicht  weiss, 
sondern  nur  heller  grün.  Die  untere  Seitenlinie  ist  auf  den 
drei  ersten  und  zwei  letzten  Ringen  rein  weiss,  auf  den  übrigen 
Ringen  ist  sie  so  schmal,  dass  sie  von  dem  angrenzenden 
Grün  theilweise  bedeckt  wird.  Oberhalb  derselben  sind  die 
dunkelgrünen  Pünktchen  zu  einer  sehr  deutlichen  geraden,  von 
Ring  1  bis  12  durchgehenden  Linie  angehäuft.  Von  rostfarben 
angeflogener,  durch  eine  schwarze  Linie  begrenzter  Seiten- 
binde (Treitschke  a.  a.  0.)  ist  also  keine  Spur.  Auf  der 
Grenze  zwischen  der  weissen  und  dunkelgrünen  Seitenlinie 
stehen  die  rein  weissen  Luftlöcher,  welche  einen  schwarzen 
Umkreis  haben.  Nur  das  Luftloch  des  etwas  dickern  elften 
Ringes  steht  oberhalb  des  dunkelgrünen  Streifs,  weil  sich 
derselbe  hier  zu  den  Afteifüssen  herabsenkt  und  in  dieselben 
ausläuft.  Ueber  den  Rücken  zeigen  sich  deutliche  citroncngelbe 
Ringeinschnitte.  Der  Bauch  erscheint  etwas  heller  grün  als 
der  Rücken,  weil  ersterer  nicht  mit  dunklern,  sondern  nur 
mit  hellem  Punkten  besetzt  ist.  Der  Kopf  ist  an  einigen 
Raupen  einfarbig  grün,  an  andern  zeigt  sich  undeutlich  ein 
über  jede  Seite  herablaufender,  nach  unten  spitz  zulaufender 
dunklerer  Streif,  oder  solches  Dreieck.  Der  Kopf  und  der 
ganze  Körper  sind  sehr  fein  und  kurz  behaart.  Die  Länge 
der  erwachsenen  Raupen  beträgt  19  bis  20  par.  Linien,  nicht, 
wie  Wilde  angiebt,  1  Zoll. 

Den  jungen  Raupen  legte  ich  zuerst  Plantago  lanceolata 
vor,  welche  Pflanze  ihnen  aber  nicht  behagen  wollte.  Nicht 
besser  ging  es  mit  Quercus  robur,  Bellis  ])erennis  und  Leon- 
todon  taraxacum,  bis  ich  erst  bei  der  Vorlegung  von  Senecio 
nemorensis  und  beim  Aufsetzen  der  ersten  Raui)e  sogleich 
sah,  dass  solches  ihnen  mundete.  Da  diese  Pflanze  aber,  zu 
entfernt  von  meiner  Wohnung  wächst,  um  s.ie  täglich  frisch 
zu  haben,  so  machte  ich  noch  mit  verschiedenen  andern 
Pflanzen  Versuche  und  fand  nun,  dass  sie  Alsine  media  allen 
andern  vorzogen.  Bei  ungefäiir  halber  Grösse  der  Raupen 
bemerkte  ich,  dass  sie  jetzt  auch  die  anfänglich  zurückge- 
wiesene Plantago  lanceolata  benagten  und  wurde  jetzt  immer 
ein  Thi-il  der  ilinen  davon  täglich  frisch  vorgelegten  Blätter 
vermehrt.  In  der  letzten  Häutung  verschmähten  sie  auch  Eiche 
Quercus  robur  nicht,  nahmen  ebenso  mit  Galium  tnollugo  und 
aparine  vorlieb,  docli  blieb  Alsine  media  immer  die  Lieblings- 
speise. 

Bei  herannahender  Verw  andlung  wurden  alle  Zeichnungen 
der  Raupe  undeutlich,  verschwanden  allmäüg  und  machten 
einer  ganz  gleiehmässig  grünen  Färbung  Platz.  Vom  1.  bis 
5.  Juni  krochen  die  Raupen  in  die  Erde,  worin  sie  sich  ein 
nicht  ausgesponnenes,   sondern  nur  an^geglättetes,  leicht  zer- 


110 

brechliches  Lager  verfertigten  und  darin  in  einem  Zeiträume 
von  5  —  6  Tagen  zu  einer  Anfangs  hellrothbraunen  glänzen- 
den, später  dunkelbraunen  Puppe  wurden.  Die  Cremastev- 
bildung  derselben  ist  ungefähr  wie  bei  Polia  ruficincta  (Wilde 
Taf.  7  iig.  -^8),  nämlich  auf  der  stumpf  kegelförmigen  Spitze 
stehen  zwei,  bei  einigen  mehr,  bei  andern  weniger  convergi- 
renden  feine  Dornen,  die  an  ihrem  äussern  Drittel  nach  aussen 
gebogen  sind.  Von  der  Seite  betrachtet,  bilden  diese  Dornen 
eine  gerade  Linie,  wie  fig.  85a  der  angegebenen  Tafel  bei 
Wilde. 

Die  Entwickelung  der  Schmetterlinge  erfolgte  vom  22. 
März  bis  zum  20.  April  des  folgenden  Jahres.  Anfänglich 
erschienen  nur  Männchen,  vom  2.  April  ab  entwickelten  sich 
beide  Geschlechter.  In  der  Zeichnung  stimmen  fast  alle  über- 
ein, nur  die  runde  Makel  variirt  etwas  in  der  Grösse.  Die 
Nierenmakel  ist  bei  der  Mehrzahl  unten  offen  und  die  dunkle 
Ausfüllung  des  unteren  Theils  derselben  geht  unmittelbar  in 
den  Mittelschatten  über.  Bei  einigen  Exemplaren  ist  nun  diese 
sonst  offene  Stelle  durch  eine  feine  hellgelbe  Einfassung  ge- 
schlossen. Der  vor  den  Makeln  liegende  Kaum  ist  öfters  bis 
zum  Vorderrande  breit  hellgelb  bestäubt,  immer  aber  sind 
die  Anfänge  aller  Querlinien  durch  hellgelbe  Punkte  auf  dem 
Vorderrande  angedeutet,  zwei  derselben  liegen  noch  zwischen 
der  hintern  Q.uerlinie  und  Wellenlinie,  so  dass  im  Ganzen 
sieben  solcher  Vorderrandspunkte  vorhanden  sind.  Treitschke 
spricht  nur  von  den  drei  in  der  Spitze  liegenden  Punkten. 
Bei  mehreren  deutlich  gezeichneten  Stücken  sind  die  Adern 
des  Mittelfeldes  schwärzlichbraun,  welche  Färbung  sich  bis 
an  die  ausserhalb  der  hintern  Querlinie  auf  den  Adern  ste- 
henden weissen  Punkte  ausdehnt.  Die  Hinterflügel  zeigen  in 
der  Mitte  einen  von  der  untern  Seite  her  durchscheinenden 
Mittelmond. 


Bemerkungen   über  einige  Lepidopteren 

von 
Ciustav  %Veyiner  in  Elberfeld. 


Arge  Galatea  L.  Von  dieser  Art  sagt  Werneburg  in 
seinem  kürzlich  erschienenen  Werke:  „Beiträge  zur  Schmet- 
terlingskunde^  Band  II  p.  157  bei  Gelegenheit  der  Erklärung 
des  Borkhausen'schen  Werkes:    „Die  Angabe  über  die  grüne 


111 

Varietät  der  Raupe  ist  unrichtig  und  wohl  Bergsträsser  nach- 
geschrieben>'  Ich  kann  aber  bezeugen,  dass  Bovkhausen  oder 
Bergsträsser  in  diesem  Falle  sehr  riclitig  beobachtet  haben, 
denn  ich  fand  am  20,  Mai  1864  hier  bei  Elberfeld  zwei  Rau- 
pen der  Galatea,  m  ovon  die  eine  hellröthlichgelb,  die  andere 
aber  grün  war;  in  der  Zeichnung  stimmten  sonst  beide  über- 
nin.  Mitte  Juni  verwandelten  sie  sich  und  ergaben  nach  un- 
gefähr 3  Wochen  beide  Männchen,  wodurch  sich  herausstellte, 
dass  dieser  Farbenunterschied  kein  geschlechtlicher,  sondern 
lediglich  der  einer  Varietät  ist.  Die  Puppen  und  Schmetter- 
linge waren  nicht  verschieden.  Auch  Frejer  sagt  Stett.  ent. 
Ztg.  1853  p.  307,  dass  er  die  Raupe  nie  grün  sah,  und  Wilde 
erwähnt  sie  in  seinem  Werke  ebenfalk  nicht.  Demnach  scheint 
es,  dass  die  grüne  Varietät  sehr  selten  ist.  Dass  dagegen 
die  Puppe  sich  nicht  in  aufgehängter  Lage  verwandelt,  wie 
Borkhausen  I  p.  lOG  angiebt,  sondern  ohne  irgend  eine  Be- 
festigung frei  auf  der  Erde  liegend  zur  Puppe  wird,  ist  eine 
bekannte  Thatsache. 

Colias  Palaeno  L.  Von  dieser  Art  werden  bei  Heine- 
mann in  seinen  Schmetterlingen  Deutschlands  und  der  Schweiz 
p.  105  und  auch  von  Wilde  (Pflanzen  und  Raupen  Deutsch- 
lands) II.  Bd.  p.  53  die  Monate  Juli  und  August  als  Flugzeit 
angegeben.  Auf  dem  hohen  Veen  bei  Aachen  ist  aber  nur 
der  Juni  die  eigentliche  Flugzeit,  und  zwar  hauptsächlich  die 
Mitte  des  Monats,  während  in  der  letzten  Woche  desselben 
der  Falter  meist  nur  noch  verflogen  zu  finden  ist.  Im  war- 
men Frühling  von  1862  war  dort  die  Hauptflugzeit  sogar  An- 
fangs Juni. 

Sphinx  Ligustri  L.  Man  sollte  sagen,  die  Naturge- 
schichte dieses  so  gemeinen  Schmetterlings  müsste  so  erforscht 
sein,  dass  sich  nichts  Neues  mehr  hinzufügen  Hesse.  Doch 
dem  ist  nicht  so,  denn  dass  diese  Raupe  auch  auf  der  sonst 
von  keinem  Schmetterlinge  (ausgenommen  einer  Lithocolletis- 
Art)  bewohnten  Stechpalme  oder  Hülse  (Hex  aquifolium) 
lebe,  scheint  in  Deutschland  noch  von  Niemand  beobachtet 
zu  sein.  Diese  immergrüne  Pflanze,  die  Wilde  in  seinem 
Werke  unter  den  deutschen  Pflanzen  gar  nicht  erwähnt,  von 
der  Esper  Band  III  pag.  65  bei  Gelegenheit  seiner  Ilicifolia 
sagt,  dass  sie  in  südlichen  Gegenden  unseres  Welttheils  vor- 
komme, wächst  in  hiesiger  Gegend  in  allen  Wäldern  nicht 
selten,  und  zwar  am  häufigsten  als  Unterholz  auf  einzelnen 
Bergrücken,  wo  noch  höherer  Wald  vorhanden  ist.  In  den 
an  diese  Region  angrenzenden  abgetriebenen,  aber  dann  wie- 
der der  Verwilderung  übergebenen  Stellen  ist  Sph.  Ligustri 
oft  auf  genannter  Pflanze  zu  finden.  Die  Raupe  versteht  es, 
den  scharfen    Stacheln    der   Blätter  geschickt    auszuweichen, 


112 

indem  sie  das  Blatt  in  der  Nähe  des  Stiels  benagt,  dann  all- 
mälig  das  Innere  herausfrisst  und  den  dornigen  Rand  stehen 
lässt,  welcher,  wenn  der  Mittelnerv  durchnagt  ist,  bald  ver- 
trocknet, einige  Zeit  am  Strauch  hängen  bleibt  und  so  dem 
Beobachter  das  Dasein  der  Raupe  verräth. 

Von  Sphinx  Pinastri  L.  lebt  die  Raupe  ausser  auf 
Pinus  sylvestris  hier  ebenso  häufig  auf  der  Lärche  (Pinus 
larix). 

Sesia  Scoliiformis  Bor kh.  wurde  nach  Speyer  (Geogr. 
Verbreitung  der  Schmett.  I,  329)  noch  nicht  im  nordwestlichen 
Deutschland  gefunden.  Sie  kommt  aber  doch  dort  vor,  wenn 
auch  nur  so  vereinzelt  und  selten,  wie  in  andern  Gegenden, 
denn  ich  fand  im  Jahr  1864  hier  bei  Elberfeld  eine  Puppe 
dieser  Art  in  ihrem  Gespinnste  unler  Birkenrinde.  Zu  der 
Beschreibung  dieses  Gespinnstes  bei  Wilde  pag.  94  (Taf.  4 
fig.  71)  würde  hinzuzufügen  sein,  dass  beim  Auskriechen  des 
Schmetterlings  kein  Loch  geboiirt  wird,  sondern  ein  Deckel 
mit  ziemlich  scharfem  Rande  sich  vom  Gespinnste  ablöst. 

Endromis  Versicolora  L.  Eine  genaue  Beschreibung 
der  ganz  jungen  Raupe  dieses  Schmetterlings  scheint  noch 
nicht  vorhanden  zu  sein.  Ich  habe  die  Eier  oft  an  niedrigen 
Birkenreisern  in  Häufchen  von  10  —  20  Stück  gefunden  und 
die  Raupe  daraus  erzogen.  Vor  der  ersten  Häutung  erscheint 
solche  auf  den  ersten  Blick  schwarzgrau,  hat  aber  eigentlich 
eine  grünlichgraue  Grundfarbe,  welche  durch  schwarze  mit 
schwärzliclien  Haaren  btvctzte  Punkte,  deren  auf  jedem  Ringe 
8  stehen,  verdunkelt  \\  ird.  Das  Aulfallendste  an  ihr  sind  aber 
die  zwei  hinter  dem  schwarzen  Kopfe  befindlichen  orangen- 
farbigen, schwarz  eingefassten  Flecke  auf  dem  ersten 
Ringe;  von  hier  aus  geht  über  den  Rücken  eine  schwarze 
Linie  bis  zur  jErhöhung  des  elften  Gliedes,  auch  sind  die 
Brustfüsse  orangenfarbig.  Dqrch  die  erste  Häutung  gehen  die 
gelben  Flecke  schon  verloren,  die  schwarze  Rückenlinie  bleibt 
und  es  erscheinen  jetzt  die  sieben  schrägen  weissen  Seiten- 
Streifen,  welche  der  Raupe  schon  einige  Aehnlichkeit  mit  den 
.erwachsenen  verleihen,  nur  ist  die  grüne  Grundfarbe  noch 
dyrch  die  jetzt  in  viel  grösserer  Anzahl  vorhandenen  schwar- 
zen, mit  kurzen  grauen  Härchen  versehenen  Punkte  verdun- 
kelt. Nach  der  zweiten  Häutung  verschwinden  die  Punkte, 
Härchen  und  die  Rückenlinie  und  ist  die  Raupe  nun  der  er- 
wachsenen fast  ganz  ähnlich.  Die  jungen,  aus  dem  Ei  ge- 
schlüpften Räupchen  lieben  so  die  Gesellschaft,  dass  sie  immer 
vt)n  einen)  Blatte  zehren,  auch  ihre  erste  Häutung  auf  einem 
Blatte  vollbringen;  danij  zerstreuen  sie  sich  allmälig,  doch 
fand  ich  auch  von  er'vyachsenen  noch  immer  mehrere  an  einem 
Strauche. 


113 

Orrhodia  Rubiginea  SV.  So  viel  mir  bekannt,  ist 
bis  jetzt  noch  keine  Sehmetterlingsraupe  als  Gast  bei  Ameisen 
gefunden  Avorden.  Vom  hiesigen  Herrn  Assessor  v.  Hagens 
wurde  aber  die  Raupe  von  Orrhodia  (Cerastis)  rubiginea  in 
Mehrzahl  in  den  Nestern  von  Formica  fuliginosa  am  Fasse 
von  Buchenstämmen  gefunden  und  die  Schmetterlinge  von  mir 
daraus  erzogen.  Ich  ernährte  die  Raupen  mit  Buchenblättern. 
Auffallend  ist  an  denselben  die  lange  feine  Behaarung,  welche 
eher  einer  Arctide  als  einer  Noetua  anzugehören  scheint. 

Xylocampa  Lithoriza  Bkh.  findet  man  als  Schmet- 
terling nur  Ende  März  und  im  Aj)ril,  nie  im  Juli  und  August, 
wie  Wilde  p.  297  sagt.  Es  existirt  keine  zweite  Generation, 
wie  Wullschlegel  Ent.  Ztg.  1864  p.  304  vermuthet;  denn  die 
von  mir  im  Mai  und  Anfangs  Juni  erzogenen  Raupen  liefer- 
ten die  Falter  erst  im  folgenden  Frühling.  Bei  Heinemann, 
Kayser  etc.  ist  übrigens  die  Flugzeit  richtig  angegeben. 

Plusia  Jota  L.  lebt  als  Raupe  auch  an  Lonicera  peri- 
clymenum  und  Senecio  nemorensis.  Auf  letzterer  Pflanze  fin- 
det man  hier  ausserdem  Coli.  Dominula,  Nem.  Plantaginis 
und  Agr.  Comes. 

Geometra  Papilionaria  L.  Bei  Wilde  II  p.  361  ist 
die  Beschreibung  der  Raupe  dieses  Spanners  dahin  zu  be- 
lichtigen,  dass  die  kegelförmigen  Erhöhungen  nicht  blos  auf 
dem  2.,  5.  und  8.  Ringe,  sondern  auf  dem  2.,  .5.  bis  8.  Ringe 
stehen,  und  zwar  sind  die  auf  Ring  2  und  6  am  höchsten, 
die  auf  8  am  niedrigsten.  Die  Warzen  stehen  nur  auf  Ring 
11,  nicht  10.  Im  Jahr  1862  fand  sich  die  Raupe  schon  im 
April  erwachsen. 

Als  neuer  Bürger  der  deutschen  Fauna  ist  wohl  bemer- 

kenswerth  die  Eugonia  Fuscantaria  Haw.,  welche  ich  in  einigen 
Exemplaren  hier  bei  Elberfeld  in  den  letzten  Jahren  aufge- 
funden habe.  Früher  wurde  sie  nur  in  England,  dann  in 
Frankreich  und  in  den  letzten  Jahren  auch  in  Belgien  beob- 
achtet. 

Von  Rumia  Crataegata  L.  geben  v.  Heinemann  und 
Wilde  nur  die  Monate  Mai  und  Juni  als  Plugzeit  an.  Es 
erscheint  aber  im  August  und  September  eine  zweite  Ge- 
neration, die  zwar  weniger  zahlreich,  doch  noch  immer 
häufig  ist.  In  der  letzten  Hälfte  des  September  fand  ich  die 
Raupen  in  Mehrzahl  auf  Sorbus  aucuparia,  sowohl  mit  grüner, 
wie  mit  graubrauner  Grundfarbe. 

Anaitis  Plag  lata  L.  Unter  den  Insekten,  in  welchen 
Filarien  aufgefunden  worden  sind,  kann  diese  Raupe  jetzt 
auch  aufgeführt  werden,  denn  aus  einer  solchen  mit  mehreren 
andern  auf  Hypericum  perforatum  gefundenen  Raupe  ent- 
wickelte sich  bei  der  Zucht  ein  4  Zoll  langer  Fadenwurm. 


114 

Cidaria  Affinitata  Steph.  kommt  nicht  allein  in  den 
Alpen  der  Schweiz  vor,  wie  v.  Heinemann  und  Wilde  an- 
geben, sondern  auch  im  nördlichen  Deutschland,  da  ich  den 
Schmetterling  bei  Aachen  im  Juni  gefangen  habe.  Kajser 
giebt  ausserdem  schon  Gad  in  Mecklenburg,  Freiburg  und 
Karlsruhe  als  Orte  des  Vorkommens   an. 

EupitheciaCentaureataSV.  hat  wahrscheinlich  auch 
2  Generationen,  da  ich  den  Spanner  mehrmals  Ende  Juli,  im 
August  und  Anfangs  September  fing,  während  von  allen 
Schriftstellern  nur  Mai  und  Juni  oder  Mai  bis  Juli  als  Flug- 
zeit erwähnt  wird. 

Bei  Eup.  Pumilata  H.  stellt  v.  Heinemann  die  Frage 
auf:  „ob  auch  in  Deutschland?"  Wilde  nennt  dagegen  Wien 
und  Arolsen  und  Kayser  führt  Wiesbaden,  Freiburg,  Karls- 
ruhe als  Orte  des  Vorkommens  an.  Auch  hier  bei  Elberfeld 
ist  diese  Art  in  einzelnen  Jahren  nicht  selten. 


Ein  einfaches  Mittel,   den  Metallglanz  der 
Cassiden  zu  erhalten, 

von 
Dr.  Hlorsbaeli  in  Dortmund. 


Wohl  mancher  Käfersammler  hat  es  mit  stiller  Wehmuth 
rathlos  angesehen,  wie  die  prachtvollen,  im  blendendsten 
Goldglanze  strahlenden  exotischen  Cassiden,  kaum  der  Spi- 
ritusflasche entnommen,  anfingen,  ihren  Glanz  zu  verlieren, 
bis  sie  schliesslich,  sobald  ihre  Feuchtigkeit  vollständig  ver- 
dunstet war,  nur  noch  ein  einfaches  bleichgelbes  Kleid  auf- 
zuweisen hatten. 

So  erging  es  auch  mir  im  Sommer  d.  J.,  als  ich  in  einer 
Sendung  von  Käfern  aus  Cochin  (Indien)  Aspidimorpha 
Sanctae  crucis  F.,  Asp.  micans  F.  und  Coptocycla  sexnotata  F. 
erhalten  hatte.  Die  Stücke  von  Coptocycla,  als  dem  klein- 
sten der  3  Thiere,  trockneten  zuerst  und  nach  circa  24  Stun- 
den erloschen  die  grüngoldenen  Streifen  derselben.  Nach 
circa  3G  Stunden  verloren  die  meisten  Stücke  von  Asp.  mi- 
cans ihren  Glanz  und  einige  Stunden  später  zeigte  das  eine 
der  vorhandenen  3  Exemplare  von  Asp.  Sanct.  cruc.  die  be- 
denklichste Neigung,  diesem  Beispiele  zu  folgen. 

In  dieser  kritischen  Lage  machte  ich  den  Versuch,  jedem 
Thiere  mit  einer  Nadelspitze  einige   Tröpfchen  Glycerin  zw'i- 


115 

sehen  Körper  und  Flügeldecken  und  überhaupt  unter  die  me- 
tallglänzenden Stellen  zu  bringen  und  dort  zu  verbreiten;  da 
Glycerin  bekanntlich  nie  eintrocknet,  so  musste  auf  diese 
Weise  den  Thieren  die  Feuchtigkeit  und  damit,  wie  ich  hoffte, 
ihr  Glanz  erhalten  bleiben.  Der  Versuch  glückte  über  alle 
Erwartung.  laicht  nur  verlor  kein  Thier  weiter  an  Glanz, 
sondern  das  eine  Stück  von  Aspid.  St.  cruc.  und  die  grösseren 
Stücke  von  Aspid.  micans,  die  noch  nicht  vollständig  trocken 
gewesen  waren,  erhielten  ihren  Goldglanz  wieder  und  haben 
ihn  noch  heute,  nach  3  Monaten,  in  demselben  Masse,  ohne 
dass  das  Glycerin  erneuert  worden   wäre. 

Ich  kann  deshalb  dieses  einfache  Verfahren  allen  Käfer- 
Sammlern  empfehlen,  denen  daran  gelegen  ist,  diese  schönen 
Thiere  in  ihrem  ursprünglichen  Kleide  und  Glänze  zu  er- 
halten. 


Eine  neue  Cavallerie 


von 


C.  Plutx  in  Greifswald. 


Wenn  man  bisher  als  Futterpflanzen  für  die  Raupe  von 
Lycaena  Argus  meines  Wissens  nur  Papilionaceen  kannte,  so 
war  es  mir  nicht  zu  verdenken,  dass  ich  eine  im  Frühjahr 
1864  auf  Calluna  vulgaris  (Haidekraut)  gefundene  Lycaenen- 
raupe  für  die  noch  unentdeckte  von  L.  Acis  hielt.  Zwar 
stimmte  sie  im  Ganzen  mit  der  von  Freyer  abgebildeten  von 
Argus,  hatte  aber  statt  des  grünen  Rückenstreifs  einen  rothen. 
Ich  setzte  eine  Pflanze  von  Calluna  mit  ihrem  Ballen  in  einen 
Blumentopf  und  gesellte  der  Lycänen-Raupe  einige  Raupen 
von  Ino  pruni.  Sie  gedieh  zu  meiner  Freude  und  befestigte 
sich  an  einem  Zweige  zur  Verpuppung.  Leider  indessen  fand 
ich  sie  bei  der  Heimkehr  von  einer  Excursion  zwar  verpuppt, 
doch  auch  bereits  von  einer  Pruni-Raupe  halb  verspeist.  Um 
meinen  Verlust  vielleicht  wieder  zu  ersetzen,  begab  ich  mich 
an  die  Fundstelle  der  Gemordeten  und  war  so  glücklich,  dort 
(am  Südrande  eines  Kieferwäldchens)  einige  40  Stück  an 
Sträuchern  in  der  Nähe  zahlreich  vorhandener  Ameisenhaufen 
zu  finden.  Nun  fiel  es  mir  wieder  ein,  dass  auch  jene  erste 
Raupe  bei  dem  Finden  eine  Ameise  auf  dem  Rücken  trug, 
da  fast  alle  die  jetzt  gefundenen  in  derselben  Weise  mit  dar- 
auf stehenden   oder   spazierenden   Formiciden    besetzt  waren. 


116 

Die  Ameisen  schienen  förmlich  die  Raupen  gegen  mich  ver- 
theidigen  zu  wollen,  die  Raupen  selbst  wurden  offenbar  durch 
die  kleinen  Reiter  keinesweges  belästigt,  oder  beim  Fressen 
•^estört.  Von  den  mitgenommenen  Raupen  war  keine  durch 
Schmarotzer  angestochen,  einige  hatten  grüne,  andre  rothe 
Rückenstreifen  und  es  entwickelte  sich  aus  ihnen  L.  Argus. 
Greifswald,  im  November  1864. 


Vereinsangelegenheiten. 

(Schluss  des  S.  28  abgebrochenen  Sitzungsberichtes.) 


Nach  dem  Vortrage  der  Correspondenz  nahm  Herr  Dr. 
Bethe  als  Berichterstatter  der  am  25.  August  (vergl.  Jahrg. 
2.5,  1864,  S.  430)  ernannten  Commission  das  Wort  wie  folgt: 

Die  Commission  ist  in  der  letzten  Sitzung  ernannt  wor- 
den, um  über  die  zweckmässigste  Art  der  Verwerthung  der 
Vereinssammlungen  zu  berathen  und  dem  Vorstande  in  näch- 
ster Session  bezügliche  Vorschläge  zu  machen.  Wir  theilen 
die  Resultate  unserer  Berathschlagungen  hierdurch  mit,  er- 
suchen den  Vorstand,  sie  zu  discutiren  und  eventuell  bald  zur 
Ausführung  zu  bringen.  Die  Sammlungen  bestehen  bekannt- 
lich aus  der  Käfersammlung  des  verstorbenen  Dr.  Schmidt, 
die  in  zwei  Spinden  aufbewahrt  ist,  immer  noch  eixx&  in  man- 
cher Bezieliung  werthvolle  Collection ;  ferner  in  einer  Schmet- 
terlings ,  Neuropteren-  und  Dipterensammlung,  von  denen  die 
beiden  letzteren  eine  kaum  nennenswerthe  Bedeutung  haben. 
Nach  dem  Ausspruche  der  Lepidopterologen  ist  auch  unter 
den  Schmetterlingen  nichts,  was  über  das  Gewöhnliche  hin- 
ausgeht. Diese  Sammlungen  sind  in  3  Spinden  zu  ca.  24  Kä- 
sten untergebracht.  Ausserdem  existirt  ein  Repositorium  mit 
22  und  ein  grosses  brauchbares  Spind  zu  88  Kästen.  Wir 
schlagen  vor,  von  dem  Inhalte  der  letzgenannten  4  Schränke 
gänzlich  abzusehen  und  die  drei  ersten  mit  Repositorium  in 
einem  brevi  manu  zu  verabredenden  Termine  an  den  Meist- 
bietenden zu  veräussern,  um  den  nothwendigen  Raum  in  kür- 
zester Weise  zu  gewinnen.  Was  das  grosse  Spind  zu  88 
Kästen  anbetrifft,  welches  bisher  grösstentheils  noch  unbenutzt 
gestanden  hat,  so  tragen  wir  darauf  an,  bei  Herrn  Lehrer 
Büttner  anfragen  zu  wollen,  ob  er  geneigt  sei,  dasselbe  zum 
Unterbringen  seiner  grossen  zerstreut  und  mangelhaft  aufbe- 
wahrten  Lepidopterensammlung    unter   der   Bedingung    anzu- 


117 

nehmen,  dass  er  fortan  in  die  Function  eines  officiellen  Bi- 
bliothekars eintritt,  sich  wöchentlich  zu  einer  bestimmten 
Stunde  in  der  Bibliothek  aufhält,  die  gewünschten  Bücher 
austheilt,  eingelieferte  an  Ort  und  Stelle  bringt  und  für  die 
Weiterführung  des  Bücher-Catalogs  Sorge  trägt.  —  In  Bezug 
auf  die  Schmidrsche  Sammlung  glaubten  wir  weitergreifen  zu 
müssen  mit  Rücksicht  auf  die  geringe  Zahl  von  Coleoptero- 
logen  hier  am  Orte.  Wir  schlagen  daher  vor,  in  der  näch- 
sten Zeitung  ein  Angebot  zu  publiciren  und  gleichzeitig  einen 
Termin  zum  Verkauf  entweder  der  ganzen  Sammlung,  oder 
einzelnen  Familien  resp.  Genera  einzusetzen. 

Herr  Professor  Hering  legte  zunächst  ein  von  ihm  ver- 
fasstes  Umlaufschreiben  an  die  hiesigen  Vorstandsmitglieder 
vor,  welches  wie  folgt  lautet: 

Es  ist  Ihnen  bekannt,  dass  der  Vorstand  des  entomo- 
logischen Vereins  im  vorigen  Jahr  von  der  General -Ver- 
sammlung ermächtigt  worden  ist,  die  Schmidt'sche  Co- 
leoptern-Sammlung,  um  sie  vor  dem  Untergange  zu  retten, 
zum  Besten  der  Vereins -Kasse  zu  verkaufen.  Die  Ausfüh- 
rung des  Beschlusses  dürfte  nächstens  bevorstehen.  Nun 
befindet  sich  in  derselben  ein  Unicum,  wowon  überhaupt 
bis  jetzt  nur  in  allen  Museen  im  Ganzen  5  oder  6  Exem- 
plare vorhanden  sein  sollen  und  welches  einst  von  Dr. 
Kriechbaumer  hierher  geschenkt  ist.  Unser  Präses  Dohrn 
besitzt  die  Species  in  seiner  reichen  Sammlung  nicht.  An- 
geregt durch  ein  nicht  zu  dem  Vorstande  gehöriges  Mitglied 
des  Vereins,  erlaube  ich  mir  den  Vorschlag: 

dieses    eine   Stück   vor    dem  Verkauf  der  Sammlung 
zu  entnehmen  und   unserm,    um   den  Verein   so  ver- 
dienten Präses  in  der  Voraussetzung,  ihm  damit  eine 
Freude   zu   machen,    in   unserer  nächsten  Jahresver- 
sammlung als  ein  Zeichen  unserer  Anerkennung  seiner 
Bestrebungen  zum  Besten    des   Vereins,    dasselbe  als 
Eigenthum  zu  überreichen. 
Falls  Sie  damit  einverstanden  sind,  bitte  ich,  hierüber 
Ihre   Erklärung    schriftlich    zu   vermerken.     Die    Befugniss 
dazu  haben  wir  unbestreitbar,  falls  die  hiesigen  Mitglieder 
—  als  die  Majorität  des  ^Vorstandes  —  damit  einverstanden 
sind.     Meine  Zustimmung  will  ich  hiermit  ausdrücklich  er- 
klären. 

Hering. 

Stettin,  den  23.  October  1864. 

Einverstanden:  Behm.     Einverstanden:  Gillet  V.  lllontmore. 

Einverstanden:   HeSS.     Einverstanden:   ffliller. 

Einverstanden:  A-  G-  C.  Liocke.     Desgleichen:   PitSCh. 


118 

Der  unterzeichnete  Präses  dankte  den  Herren  Vorstands- 
mitgliedern für  dies  in  hohem  Grade  seine  Bestrebungen  ehrende 
Anerkennlniss  und  nahm  das  werthvolle  Geschenk  unter  der 
Voraussetzung  an,  dass  der  Geber  desselben,  Herr  Dr.  Kricch- 
baumer  in  Münclien,  dagegen  keinen  Einsprucli  thun  werde*). 

Demnächst  wurden  die  Vorschläge  der  Commission  zur 
Discussion  gestellt  und  nach  kurzer  Debatte  einhellig  ange- 
nommen, nachdem  sich  Herr  Lehrer  Büttner  mit  dem  Vor- 
schlage einverstanden  erklärt  hatte,  gegen  Abtretung  des 
grossen  Schrankes  mit  den  88  Kästen  die  Function  eines 
Vereins- Bibliothekars  in  der  oben  angedeuteten  Weise  über- 
nehmeu  zu  wollen.  Es  wurde  zur  Licitation  der  andern  drei 
Schränke  und  des  Repositoriums  sammt  Kästen  und  Inhalt 
ein  kurzer  Termin  verabredet  und  dem  Präses  als  Redacteur 
der  Zeitung  der  Auftrag  ertheilt,  wegen  des  Schrankes  mit 
der  Dr.  Schmidt'schen  Sammlung  das  Erforderliche  bekannt 
zu  machen. 

Die  Vereins-Aemter  wurden  den  bisher  damit  Betrauten 
einstimmig  wieder  übertragen. 

Das  Verzeichniss  der  in  heutiger  Sitzung  in  den  Verein 
aufgenommenen  Mitglieder  findet  sich  S.  21  bereits  gedruckt. 

Ein  gemeinsames  heitres  Mahl  beschloss  die  Stiftungsfeier. 
Dem  am  folgenden  Tage  zu  einer  naturhistorischen  Explora- 
tion der  Inseln  d.  Cap  Verde  abreisenden  Dr.  Heinrich  Dohrn 
wurde  von  den  Anwesenden  eine  reiche  Ausbeute  und  glück- 
liche Heimkehr  gewünscht.     Fiat  Iside   favente! 

Dr.  C.  A.  Dohrn. 


*)  Herr  Dr.  Kriechbaum  er  hat  auf  meine  dahin  gerichtete 
Anfrage  sich  mit  der  Transferirung  des  Typus  der  von  ihm  im  neun- 
ten Jahrgange  (1848)  beschriebenen,  im  15.  Jahrg.  (1854)  abgebildeten 
Osphya  aeneipennis  aus  der  Vereinssammlung  in  die  meinige  durch 
ein  freundliches  Schreiben  vom  24.  November  1864  vollkommen  ein- 
verstanden erklärt.  Desgleichen  bei  dieser  Gelegenheit  Herr  Prof. 
Dr.  von  Siebold  als  auswärtiges  Mitglied  des  Vereinsvorstandes. 

C.  A.  D. 


Zwei  Notizen. 


A.    Für  Hemipterologeo. 

Herr  Dr.  Gustav  Mayr  in  Wien  nahm  meine  Vermittlung 
in  Anspruch,  ob  ich  ihm  nicht  Auskunft  verschaffen  könne, 
welchen  Zusammenhang  es  mit  den  Gattungen  Dictyotus 
polystictica  und  Rhopalimorpha  habe.  Beide  werden 
von  Dallas  in  seiner  List,  of  Hemipt.  Insects  P.  I  p.  141  und 
p.  293  mit   dem  Beisätze   aufgeführt:    „White  Zool.  Ereb.  & 


119 

Terror."     Von   diesem   Werke  sei  aber  nur  der   erste  Theil 

erschienen,  der  Käfer,  einige  Ortiioptera,  aber  keine  Hemip- 

tera  enthalte. 

Herr  Dallas  hat  über  diese  Frage  meinem  Freunde  Stain- 

ton  folgendes  mitgetheilt: 

„Bei  dem  Aufnehmen  der  Dictjotus  und  Rhophali- 
morpha  in  meine  List  of  Hemipt.  waren  mir  von  Wiiite 
Correcturbogen  der  Fortsetzung  von  Zool.  Ereb.  & 
Terror  mitgetheilt,  die  ich  benutzt  habe.  Indessen 
ist  der  zweite  Band  niemals  erschienen. "•' 

B.    Für  Coleopterologen. 

Den  Freunden  der  Borkenkäfer,  namentlich  denjenigen 
Herren,  welche  (theilweise  auf  meine  Veranlassung)  Herrn 
Dr.  Chapuis  in  Verviers  mit  Material  zu  seiner  Monographie 
der  Xjlophagen  unterstützt  haben,  kann  ich  aus  zuverlässiger 
Quelle  anzeigen,  dass  die  erste  Abtheilung  dieser  Arbeit  be- 
endet und  der  Societe  Royale  des  Sciences  in  Liege  einge- 
reicht ist,  welche  in  der  Sitzung  vom  28.  Nov.  den  Druck  der 
Monographie  beschlossen  hat.  Die  erste  Abtheilung  enthält 
die  Platypiden  und  ist  mit  sehr  vielen  Abbildungen  ausge- 
stattet. 

Von  der  Ausdehnung  der  Arbeit  und  der  Mühe,  welche 
Dr.  Chapuis  darauf  verwendet  hat,  wird  es  einen  Begriff  ge- 
ben, wenn  angeführt  wird,  dass  bis  daher  etwa  15  Arten 
Piatypus  beschrieben  waren  und  dass  die  neue  Monographie 
deren  gegen  200  enthält.  Da  aber  die  meisten  Arten  sich 
durch  starkes  Divergiren  der  Geschlechter  auszeichnen,  so 
waren  gegen  300  Beschreibungen  erforderlich.  Es  ist  erlaubt, 
aus  der  trefflichen  Monographie  der  Elateiiden  vonDr.  Can- 
deze  auf  eine  ebenso  ausgezeichnete  Arbeit  des  Dr.  Cha  puls 
einen  günstigen  Schluss  zu  ziehen,  da  beide  Herren  ihre  ento- 
mologische Bildung  dem  Meister  Lacordaire  verdanken. 

C.  A.  Dohrn. 


Intelligenz. 

gC^   Für  Käferlietliaber,  Ifaturalien- 
liäiidler  u.  s.  w. 

Die  ehemals  dem  Dr.  Schmidt,  Gründer  des  Vereins, 
jetzt  dem  Vereine  gehörige  Käfersammlung  soll  verkauft  wer- 
den. Sie  ist  enthalten  in  zwei  Schränken  mit  172  Kästen, 
die  mit  Glasdeckeln  und  Leisten  vei'seiien  sind. 


120 

Wenngleich  es  leider  in  hohem  Grade  zu  bedauern  ist, 
dafs  durch  das  mehrfache  Wechseln  des  Vereinslocals,  Miss- 
griffe und  Lässigkeiten  der  Conservation  gerade  diejenigen 
Gruppen  in  der  Sammlung  am  schlechtesten  vertreten  sind, 
oder  ganz  fehlen,  mit  welchen  i^ich  Dr.  Schmidt  eingehend 
beschäftigt  hatte,  so  bleibt  doch  noch  ein  Bestand,  welcher 
in  vielfacher  Beziehung  interessant  ist. 

Nachdem  also  vorweg  bemerkt  ist,  dass  die  Gattungen  Co- 
lon, Helops,  Anthicus,  Mordella,  Anaspis  ganz  oder  theilweif-e 
fehlen,  dass  die  Gattung  Aphodius  mangelhaft  und  die  G. 
Meloe  durch  Anthrenenfrass  beschädigt  ist,  mögen  noch  fol- 
o^ende  Angaben  zur  ungefähren  Schätzung  des  Vorhandenen 
dienen:    (g.  bedeutet  gut  erhalten,  m.  g.  meist  gut  erhalten). 

Carabicinen  772  Species  g.,  Hydrocanth.  219  g.,  Staphyl. 
474  g.,  Dermest.,  Anisot.,  Hister.,  Silph.,  Claviger,  Scydmaen. 
507  m.  g.,  Scarabaeid.  360  m.  g.,  Bupre.st,,  Eucnem.,  Elat. 
236  g.,  Cebrio.,  DascilL,  Lampyr.,  Teleph.,  Malach.  289  g., 
Pimel.,  Tenebr.  237  g.  Die  übrigen  Heteromeren,  die  Bos- 
trych.  und  Coccinell.  366  m.  g.,  Cerambyc.  237  g.,  Curcul. 
740  g.,  Chrysomel.  420  g.  Im  Ganzen  4893  Arten  in  unge- 
fähr 20,000  Exemplaren. 

Da  Stettin  an  der  Eisenbahn  und  zugleich  am  schiffbaren 
Strome  Hegt,  so  lässt  sich  für  einen  guten  Transport  nach 
auswärts  unschwer  sorgen.  Liebhaber  werden  ersucht,  sich  zur 
Besichtigung  zu  melden  und  ihre  Gebote  mündlich  oder  schrift- 
lich abzugeben.  In  der  Vereinssitzung  im  Monat  März 
1865  wird  der  Vorstand  darüber  entscheiden,  ob  von  den 
inzwischen  eingegangenen  Geboten  eins  zu  acceptiren,  oder 
ob  ein  Termin  zum  Licitiren  der  einzelnen  Familien  anzusetzen 
ist.  Bei  einigermassen  billigem  Angebote  würde  der  Verkauf 
im  Ganzen  vorgezogen  werden. 

Stettin,  im  November  1864. 

Im  Auftrage  des  Vorstandes  des  Vereins 
Dr.  C  A«  Uolirn^ 

Präsident. 


Inhalt : 

Neujahrs -Scabiose.  Mitglieder- Verz.  Stiftungsfeier.  Zeller: 
Meseritzer  Falter.  Speyer:  Literatur  (Werneburg).  Vollen  hoven: 
idem.  Dohrn:  Tryponaeus.  Bemb.  Eques.  Philippi:  Acanth. 
vald.  Bacteria unifol.  Bethe:  Xanthol.  linearis,  longiventr.  H.  Dohrn: 
Dermapt.  (Schluss).  v.  lleyden:  Fragmente  (Forts.)  Weymer: 
Paclmob.  leucogr.  Bemerkungen  über  Lepidopt.  Morsbach:  Me- 
tallglanz der  Cassiden.  Plötz:  neue  Cavallerie.  Vereinsangelegen- 
heiten.    Dohrn:  2  Notizen.     Intelligenz. 


Eiitoiiiologi^ehe  Zeitung* 


herausgegeben 

von  dem 


entomologischen  Vereine  zn  Steltln. 


Redaction*  ^^  Commission  bei  den  Buchliandl. 

„    ,    ^  ,  '  V.  E.S.Mittlerin  Berlin u.  Fr. Fleischer 

C.  A.  Dohrn,  ^'cl■eins-Präsident.  Jq  Leipzig. 

IVo.  4—6.  26.  Jahrgang.      Aprü— Juili  1865. 


Vereinsangelegenheiten. 


In  der  Sitzung  am  12.  Januar  wurde  es  zunächst  dem 
Unterzeichneten  bemerklich  gemacht,  dass  unter  den  am 
6.  November  in  den  Verein  aufgenommenen  Mitgliedern  der 
Name   des  Herrn 

Dr.  med,  Schönn  in  Stettin 
nicht  aufgeführt  sei. 

Ferner  wurden  in  der  heutigen  Sitzung  als  Mitglieder 
aufgenommen: 

Herr  von  Mülverstedt    auf  Beischwitz    bei   Rosen- 
berg (West-Preussen). 
Th.  He  den  US,  Apotheker  in  Hamburg. 
R  e  i  1 1  e  r  i ,  Oekonom  in  Altstadt  (östr.  Schlesien.) 
Aus  einem  Briefe  des  Herrn  Snellen  van  VoUenhoven  in 
Leyden  wurde  mitgetheilt,  dass  er  jetzt  mit  einer  Arbeit  über 
die    Niederländisch -Indischen    Pieriden    beschäftigt    ist.      Die 
Zahl  der  ihm  bekannten  beläuft  sich  auf  ungefähr  lOG,    von 
denen  25  noch  unbeschrieben  sind. 

Herr  Schulrath  Dr.  Suflfrian  ist  mit  seiner  Bearbeitung 
der  südamerikanischen  Cryptocephalen  soweit  vorgesehritten, 
dass  der  Druck  des  sechzehnten  Bandes  der  Linnaea  in  An- 
griff genommen  werden  kann. 

Auf  Vorschlag  und  Empfehlung  des  Herrn  Dr.  Staudinger 
und  mehrerer  Herren  Vorstandsmitglieder  wurde  der  erste 
Band  des  Werkes  von  Milliere  über  neue  Schmetterlinge  und 
Raupen  für  die  Vereinsbibliothek  gekauft. 

Ein  Antrag  auf  Veränderung  des  bisherigen  Vertrieb- 
Modus  der  Zeitung  wurde  nach  längerer  Discussion  wieder 
zurückgezogen. 

9 


122 

Vom  Herrn  Vereins-Rendanten  wurde  Rechnung  über  das 
verflossene  Jahr  gelegt  und  demselben  Decharge  ertheilt. 

Dr.  Heinrich  Dohrn  hat  zwischen  Teneriffa  und  den  Cap 
Verde-Inseln  das  europäisclie  Postboot  gekreuzt  und  dadurch 
Gelegenheit  gefunden,  Nachricht  zu  geben.  Der  überaus  hef- 
tige Sturm ,  den  er  in  der  Bai  von  Biscaya  glücklich  über- 
standen, war  Schuld,  dass  das  Dampfboot  erst  einen  Tag 
später,  als  berechnet,  nach  Lisboa  kam.  Auch  hier  wurde 
ein  Tag  mehr  gebraucht,  weil  die  Kohlen  nicht  wie  gewöhn- 
lich von  den  im  Hafen  stationirten  Kohlenschiffen  übernommen 
werden  konnten,  die  fast  alle  bei  dem  Sturme  untergegangen 
oder  schwer  beschädigt  waren.  Dagegen  war  das  Wetter 
von  Lisboa  ab  günstig  gewesen,  und  alle  Reize  einer  tropi- 
schen Seefahrt,  das  Meer  bei  Tage  im  herrliclisten  Lapis 
lazuli  Blau,  bei  Nacht  mit  brillanter  Phos])horescenz,  Tene- 
riffa's  malerische  Küste,  der  Pico  mit  leuchtenden  Schnee- 
feldern, alles  hatte  seine  Erwartungen  befriedigt  und  über- 
troffen. Er  hoffte,  am  24.  December  wohlbehalten  in  S.  Vi- 
cente  einzutreffen.  Nach  einer  von  Herrn  Vernon  Wollaston 
eingesandten  Notiz  haben  die  seit  einigen  Jahren  auf  den  Cap 
Verde-Inseln  ausgebliebenen  periodischen  Regen  sich  gegen 
Ende  18B4  in  reichem  Masse  eingestellt,  und  es  ist  demnach 
auf  eine  besonders  reiche  Vegetation,  wahrscheinlich  also  auf 
eine  begünstigte  Entwicklung  der  Fauna  zu  rechnen. 

Dr.  C.  A.  Dohrn. 


Kassen- Abschhi SS  pro  1864. 

Einnahm  e. 

An  Kassen-Bestand  v.  v.  J. 30  Thlr.  25  Sgr.     1   Pf. 

-  Zeitungen,  Kataloge  etc. 254      -       —      -      — 

-  Friedlich  Fleischer  in  Leipzig-    107      -       24      -        8     - 

-  Zahlungen    der    Pomm.    Prov.- 

Zucker-Siederei 365      -_-__. 

vWTiThrTtrsgir^opf. 

Ausgabe. 
Per  Porti,  Botendienste  etc. 106  Thlr.     3  Sgr.     9  Pf._ 

-  R.  Grassmann  für  Drucksachen  265       -         2      -        6     - 

-  Pomm.     Prov.- Zucker- Siederei 

zur   Aufbewahrung 257       -       25      -      —     - 

-  jährliche   Miethe   für    das   Vei- 

einslokal 100      -       —      -      — 

729  Thlr.     1   Sgr.     3  Pf. 
Ka.-sen-Bcstand  •  .  •      28  Thlr.  18  Sgr.     6  Pf. 


123 


Beitrag  zur  Fauna  des  Corcovado 

von 
O.  V.  Prittwitz  in  Brieg. 


Benutzte   Litei*atur. 

1.  Lepidopteres  de  la  Californie  par  le  docteur  J.  A. 
Boisduval,  separatum.     Paris  1852. 

2.  Faune  de  rOcean  paeifique  I.     Paris  1832.     Mit  Atlas. 

3.  Histoire  generale  et  iconographie  des  Lepidopteres  et 
des  chenilles  de  l'Amerique  septentrioiiale.     Paris   1833, 

4.  Faune  entomologique  de  Madagascar,  Bourbon  et 
Maurice.     Paris  1833. 

5.  Histoire  naturelle  des  insectes  species  general  des 
Lepidopteres  T.  L     Paris    1836. 

6.  Essai  sur  une  monographie  des  Zygenides  etc.  Paris 
1829.     Sämmtlich  von  Boisduval. 

7.  Catalogue  sj^stematique  des  Lepidopteres  de  TAnda- 
lousie  par  Rambur.     Paris  1858. 

8.  Oken's  Isis  Jahrgänge  von  1839  bis  1848. 

9.  Die  entom.  Zeitung  des  Stettiner  Vereins. 

10.  Die  Wiener  entom.  Monatschrift  von  Lederer. 

11.  Wagner's  Reisen  in  Algier.     Abth.  IH. 

12.  Die  Insecten  der  Kotzebue'schen  Reisen  von  Eseh- 
scholtz.     Weimar  1821. 

13.  Systematische  Beschreibung  der  europäischen  Schmet- 
terlinge von  Meigen.     Aachen  und  Leipzig  1829. 

14.  List  of  specimens  of  Lepidopterous  insects  in  the  col- 
lection  of  the  british  Museum  by  George  Robert  Gray  F.  L. 
S.     London  1856.     Part.  1  bis  24. 

15.  Papillons  exotiques  des  trois  parties  du  Monde  par 
Gramer.     Amsterdam  1779  mit  Supplement  von  Stoll. 

16.  Enumeratio  corporum  animalium  musei  imperialis 
aeademiae  scientiarum  Petropolitanae  I,  IL  1855,  1857  von 
Menetries. 

17.  Suites  ä  Buffon  von  Guenee.  Noctuelites  3.  Vol. 
Deltoides  et  Pyr.  1.     Vol.  Uranites    et  Phalenites.     2.  Vol. 

18.  Encyclopedie  d'histoire  naturelle  par  Chenu  I.  u.  II. 
Paris. 

19.  Die  Lepidopt.  der  von  Hügerschen  Reisfe  von  Kollar. 

20.  Drury  Illustrations  etc.  (Nur  Band  I.)  alte  Ausgabe 
Bd.  2  und  3  von  Westwood. 

21.  Entomographie  de  la  Russie  tome  V.  Lepidopteres 
de  la  Russie  von  Eversmann  und  Fischer  von  Waldheimi    'i  I 

9" 


124 

22.  Histoire  naturelle  des  Lepidopteres  les  plus  rares 
de  G6orgie  von  Smith  und  Abbot.     London  1797.     2  Vol. 

23.  Ausserdem  die  gewöhnliche  Literatur  für  die  euro- 
päische Fauna. 

24.  Die  geographische  Verbreitung  der  europäischen 
Schmetterlinge  in  andern  Welttheilen  von  Gabriel  Koch. 
Leipzig  1854. 

25.  Bulletin  de  la  societe  imperiale  des  naturalistes  de 
Moscou  Annee  1851. 

Fauna  Tauro-Caucasica   von  Nordmann. 

26.  Zeuzera  Redtenbacheri  von  Hammerschmidt  separa- 
tum.     Wien  1847. 

27.  Beiträge  zur  Schmetterlingsfauna  von  Nord  China 
von  Bremer  und  Grey.     Petersburg  1853. 

28.  The  natural  history  of  Oiketicus  etc.  London  1826 
by  Landsdown  Guilding  (separatum). 

29.  Charles  Darwin's  naturwissenschaftliche  Reisen,  über- 
setzt von  Dieffenbach.     Braunschweig  1844. 

30.  Anderson's  Reisen  in  Südafrica.  Leipzig,  Costenoble 
1858. 

31.  Horsfield-Moore  Catalogue  of  the  Lepidopterous  in- 
sects  in  the  Museum  of  the  hon.  East-India  Company  vol. 
L  und  IL 

*  32.     Annulosa  Javanica  von  Mac  Leay.     London  1825. 

*  33.  Speyer,  Verbreitung  der  deutschen  Schmetterlinge. 
Theil  L 

34.  Kollar  und  Redtenbacher,  Fauna  von  Süd-Persien. 

35.  Fauna  lepidopterologica  Volgo-uralensis  von  Evers- 
mann.     Casan  1844. 

36.  Notice  of  a  Sackbearing  bombyx  found  by  Mr.  Bates 
near  Santarem  in  the  Amazons  by  Edwaid  Newman  3.  April 
1854. 

37.  Descriptive  Catalogue  of  the  North  American  Insects 
belonging  to  Ihe  Linnean  Genus  Sphinx  in  the  Cabinet  ol' 
Thaddaeus  William  Harris. 

*  38,  Monographie  der  africanischen  Satuinideu  von 
Westwood.     1841». 

*  39.  Monographie  der  Neptis-  und  Athyma- Arten  Asiens 
von  Moore.     1858. 

*  40.  Monographie  des  genus  Adolias  von  demselben. 
1857. 

*  41.  The  Cabinet  of  Oriental  entomology.  Von  J.  O. 
Westwood.     London  1848. 

42.     Men6tri6s   Fauna  des  Amurlandes. 
^  43.     Annales   de   la   societe    enlomologique    de  .France 
(inclusive  Jahrgang   1860). 


125 

44.  Poeppig  Reisen  in  Chile  und  Peru. 

45.  Klug,  die  Lei^idopteren- Gattung  Synemon.  Berlin 
1848. 

46.  Burmeister,  Brasiliens  Sphingiden.     Halle  1856. 

47.  Douovan: 

"■•'  a.     Epitome   of  tlie   natural   history    of  the  insects 

of  China. 
'*  b.     dito     of  India. 

c.     dito     of  Asia,  New  Holland,  New  Zealand  etc. 

48.  Dalman  —  analeeta  entomologica  (ohne  Tafeln). 

'"'  49.  Doubleday  and  Hewitson  genera  of  diurnal  Le- 
pidoptera. 

50.     Godart  Encyelopedie  methodique  tome  9. 
■""  51.     Hübner's  Exoten  sammt  Zuträgen. 

*  52.     Kirby  fauna  boreali  americana. 
53.     M6netri6s  —  brasilische  Falter. 

*  54.  Palisot  de  Beauvais  —  insectes  recueillis  en 
Afrique  et  en  Amerique.     Paris   1805  fol. 

55.  Klug  et  Hopfer.     Neue  Schmetterlinge.      2  Hefte. 

56.  Hewitson  exotic  butterflies  Bd.  IL  (bis  zu  Ende). 

■^  57.  Sepp  Surinaam'&che  Vlinder's  naar  het  leven  ge- 
teeknet  (152  Taf.) 

*  58.     Spix  et  Martins.     Delectus  etc.  ed.  Perty. 

■■'  59.     Guerin  —  partie  entomol.  du  voyage  de  Duperrey. 

"'•'■  60.  Voyage  dans  T Amerique  meridionale  etc.  par  Al- 
cide  d'Orbigny,  tome  6,  2  partie  insectes.  Paris  1837 — 1843 
par  Blanchard. 

■"'  61.     Magazin  de  Zoologie  par  Guerin  Meneville. 

*  62.     Drury  (auch  Band  2  und  3)  edid.  Westwood. 

63.  Hewitson,  Catalog  der  Lycaeniden  part.  1.  Eumaeus 
—   Amblypodia. 

64.  Delessert  souvenir  d'un  voyage  dans  Tlnde.  Insec- 
tes par  Guerin. 

65.  Verloren  —  die  Cramer'schen   Arten. 

66.  Histoire  naturelle  des  Lepidopteres  par  Luca.«. 
Ueber  die  Lebensweise  und  die  Sitten  nicht  europäischer 

Falter  gelangt  nur  selten  eine  Nachricht  zu  uns. 

Ich  betrachte  es  daher  als  einen  besonders  glücklichen 
Zufall,  dass  ein  in  Rio  Janeiro  angesessener  Deutscher,  mit 
dem  ich  befreundet  bin,  mir  dort  nicht  nur  eine  Anzahl  Falter 
gesammelt,  sondern  mir  gleichzeitig  eine  Menge  Notizen  über 
ihre  Lebensweise  mitgetheilt  hat.  Vortheilhaft  für  die  Ge- 
nauigkeit der  Beobachtung  war  es,  dass  mein  Freund  schon 
hier  sich  mit  Lepidopterologie  beschäftigt  halte,  und  besonders 
nützlich,    dass   er  auf  meinen  Wunsch  sich  zumeist  den  klei- 


neren  Arten  zuwendete,  die  ilires  geringeren  Glanzes  wegen 
90  offc  neben  den  Prachtstücken  des  Südens  zu  kurz  kommen. 

Die  gesammelten  Falter,  4  bis  500  an  der  Zahl,  erhielt 
ich  im  Jahre  1858.  Im  Herbst  1861  war  mein  Freund  bei 
mir  und  nach  seinen  Erinnerungen  schrieb  ich  bei  Durchsicht 
meiner  Sammlung  Alles  das  nieder,  was  er  über  die  einzelnen 
Arten  und  ihr  Treiben  mir  zu  sagen  wusste. 

Wenn  die  Heteroceren  bei  dieser  faunistisclien  Skizze  in 
verhältnissmässig  auffällig  geringer  Zahl  erscheinen,  so  hat 
dies  seinen  Grund  darin,  dass  mein  Freund  den  abendlicl)en 
Fang  nicht  betreiben  konnte,  nicht  aber  in  der  geringen  An- 
zahl der  Arten,  wie  er  ausdrücklich  bemerkte. 

Alle  aufgezählten  Arten  sind  am  Fusse  des  Oorcovado 
und  des  Tlieresienberges  gesammelt. 

Ueber  beide  Localitäten  lasse  ich  zunächst  Gardner's 
Bemerkungen  folgen,  da  ich  die  Fangplätze  aus  eigener  An- 
schauung nicht  kenne. 

Er  sagt  etwa  Folgendes  über  den  Corcovado  und  seine 
Umgebung: 

„Ein  Weg  längs  des  grossen  Aquaeducts  ist  für  die  Natur- 
„forscher,  welche  Rio  besuchten,  stets  eine  Lieblingswonde- 
„rung  gewesen,  und  es  giebt  auch  wirklich  keinen  zweiten 
„bei  der  Stadt,  der  so  fruchtbar  an  Insecten  und  PHanzen  wäre. 

„Wald  bekleidet  die  Abhänge  des  Corcovado,  und  um 
„ihn  zu  erreichen,  passirt  man  das  Laranjeira-Thal.  Im  Thal 
„stehen  einige  grosse  Bäume  des  dornstämmigen  Bombax. 

„Ebenda  findet  sich  der  Inquitaba  (Couratari  legalis 
„Martins.) 

„Weiter  hinauf  stehen  seltene  Dorstenien  und  Farren, 
„namentlich  Trichopterix  excelsa. 

„Der  üppige  schM'arze  Boden,  der  sich  seit  Jahrhunderten 
„in  den  breiten  Schluchten  aus  dem  abgefallenen  Laube  u.  s.  w. 
„gebildet  hat,  ist  mit  krautartigen  Farren,  mit  Dorstenien, 
„Helioconien,  Begonien  und  anderen  Pflanzen  bedeckt. 

„Der  Corcovado  selbst  bietet  dem  Botaniker  eine  reiche 
„Ausbeute  dar.  Man  ersteigt  ihn  auf  der  Nordwestseite  und 
„obgleich  der  Weg  stellenweise  etwas  steil  ist,  so  kann  man 
„ihn  doch  zu  Pferde  zurücklegen.  Einige  Bäume  auf  den  un- 
„tcrn  Theilen  sind  von  bedeutender  Höhe. 

„Das  dichte  Unterholz  besteht  aus  Palmen,  Melastomaceen, 
„Baumfarrn,  Crotonarten  u.  s,  w.  und  in  diese  mischen  sicli 
„viele  krautartige  Farrn,  Dorstenien,  Heliconien  und  an  offe- 
„nen  Stellen  einige  grosse  Gräser. 

„Nach  dem  Gipfel  hinauf  sind  die  Bäume  bedeutend  klei- 
„ner.  Zum  Croton-Geschlecht  gehörige  Gewächse,  sowie  auch 
„eine    kleine    Art    des    Bambus   giebt   es  in  Ueberflus;^.     Der 


127 


„Gipfel  selbst  ist  eine  Masse  sehr  grob  geäderten  Granits.  In 
„den  Spalten  der  Steine  wachsen  einige  kleine  Arten  von 
„Orchideen  und  eine  schöne  knollige ,  scharlachblumige  Ges- 
„neria. 

„Die  Temperatur  auf  dieser  Höhe  ist  so  bedeutend  ge- 
„mässigt,  dass  man  sich  einbilden  könnte,  man  sei  plötzlich 
„unter  eine  höhere  Breite  versetzt''")." 

(Reisen  im  Innern  Brasiliens,  gem.  von  Georg  Gardner. 
Uebersetzt  von  Lindau.     Leipzig  1848  S.  27,  28,  32.) 

■•')  Ich  halte  mich  für  berechtigt,  aus  eigner  Wahrneh- 
mung diese  Skizze  noch  durch  einzelne  Data  zu  vervollstän- 
digen, wenngleich  es  jetzt  bereits  ein  Mensehenalter  her  ist, 
dass  ich  den  Corcovado  betreten  habe  (1835  und  1836).  Ein- 
mal vermisse  ich  unter  den  aufgeführten  Baum-  und  Strauch- 
Namen  Lasiandra  und  Ca&sia,  welche  mir  damals  von  dem 
Botaniker  Dr.  Riedel  genannt  wurden,  und  deren  Prachtblüten 
mir  um  so  unvergesslicher  geblieben  sind,  als  der  Stamm  der 
Lasiandra  ungel'äiir  die  Höhe  eines  hochstämmigen  Obstbaumes 
erreicht  und  über  und  über  mit  grossen  violetten  Blüten  ge- 
schmückt war,  wogegen  die  kleinere  Cassia  mit  ihren  zier- 
lichen dichtgedrängten  Blümchen  in  dem  Glänze  der  tropi- 
schen Sonne  das  Auge  durch  goldigen  Schimmer  fast  blendete. 
Ferner  ist  es  jedenfalls  entomologisch  wichtig  zu  bemerken, 
dass  der  Gipfel  des  Corcovado  ungefähr  2000  Fuss  über  der 
Meereslläche  liegt,  und  im  Bezirke  eines  Umkreises  von  eini- 
gen deutschen  Meilen  der  höchste  Punkt  ist.  Nach  meinen 
eignen  Wahrnehmungen,  welche  mir  mehrfach  von  andern 
Entomophilen  bestätigt  worden  sind ,  lieben  es  die  meisten 
geflügelten  Entoma,  sich  nach  den  hohen,  einzeln  vorragenden 
Spitzen  zu  begeben  —  und  bei  dem  Corcovado  werden  sie 
um  so  mehr  angezogen,  als  er  fast  bis  zum  unbewachsnen 
Gipfel-Plateau  mit  so  reicher  und  mannigfaltiger  Vegetation 
seziert  ist.  Fand  ich  doch  z.  B.  selbst  bei  den  aufdemMorro 
de  Babilonia,  dem  Telegraphenberge,  dienstlich  stationirten 
Negern  eine  nicht  unbedeutende  Ausbeute  von  manchen,  durch 
Grösse  und  bunte  Farben  ausgezeichneten  Käfern,  welche  diese 
an  den  Platz  durch  ihren  Dienst  gefesselten  Neger  aus  Lange- 
weile gegriffen  hatten,  ungeachtet  der  Morro  ein  kahler  Berg 
von  vielleicht  nur  1200  Fuss  ist. 

Nebenher  darf  ich  wohl  noch  den  Umstand  accentuiren, 
dass  es  selbst  für  einen  weit  gereisten  und  in  landschaftlichen 
Schönheiten  wohlbewanderten  Reisenden  ein  überwältigender 
Anblick  ist,  Menü  er  den  sanft  ansteigenden  und  durch  den 
schattigen  Wald  führenden  Weg  auf  den  Corcovado  gemacht 
hat  und  nun  auf  das  freie  Plateau    heraustritt.     Dies  ist,  mit 


I2K 

Zu  diesem  Bilde  bemerke  ich  nur  nöcli,  dass  der  Corco- 
vado,  soviel  ich  weiss,  nichts  an  Faltern  beherbergt,  was  als 
alpin  oder  auch  nur  als  subalpin  gelten  könnte. 

Nach  Gardner's  Beobachtungen  ist  die  ganze  Umgegend 
von  Rio  ausschliesslich  granitisch. 

Alles  Gestein  liegt  dort  schichtenweise  und  ist  nach  ihm 
sogenannter  Gneissgranit.  Unter  einer  dünnen  Humusschicht 
liegt  überall  ein  rothfarbiger  Thon,  der  nass  sehr  zähe  und 
oft  30  bis  40  Fuss  mächtig  ist.  Er  enthält  Geschiebe  von 
gerundetem  und  eckigem  Gneissgrunit  und  Quarzstücken  nebst 
Zwischenschichten  von  Kies  und  Sand.     Die   mittlere  Tempe- 


Ausnahme  der  Nordwestseite,  von  welcher  man  herkommt, 
völlig  steil  ringsum  al)geschnittcn  und  gestattet  dem  schwin- 
delfreien Auge  zunächst  Blicke  in  das  zu  Füssen  liegende 
Laranjeirathal,  den  botanischen  Garten,  die  Landhäuser  von 
Botafogo,  weiterhin  grosse  Stücke  der  Stadt  Rio,  die  umfang- 
reiche, mit  Inseln  und  Inselchen  geschmückte  Bucht,  welche 
Avegen  ihrer  engen  Mündung  bei  dem  Pao  d'Assucar  (Zucker- 
hut, Granitkegel  von  1500  F.)  von  den  ersten  Entdeckern 
für  einen  grossen  Fluss  gehalten  und  deshalb  Rio  de  Janeiro 
getauft  wurde,  ein  durch  spätem  Gebrauch  auf  die  ursprüng- 
lich St.  Sebastiao  genannte  Stadt  übertragner  Name.  Neben 
dem  malerischen  Pao  d'Assucar  scliliesst  den  Horizont  im 
Osten  und  Süden  der  Ocean  ab,  Avährend  die  Höhenzüge  des 
Orgel-  und  Stern-Gebirges  (Serra  das  Estrelhas  e  dos  Orgaes) 
die  mit  Palmen  und  Bananen  ausreichend  tropisch  charakte- 
risirte  Landseite  einrahmen.  Von  der  unvergleichlichen  Rein- 
heit und  dem  Silbertransparent  der  Atmosphäre  kann  man 
keine  Beschreibung  geben.  Wer  in  Italien  oder  Spanien 
schöne  Tage  getroffen  und  auf  diese  Dinge  merken  gelernt 
hat,  wird  mich  ausreichend  verstehen. 

I  Es  ist  kein  verächtlicher  Zuwachs  zu  solchem  Paradies 
von  Landschaft,  wenn  sich  darin  die  prahlenden  Papilionen 
Thoas  und  Polydamas  wie  Adler  fast  ohne  bemerkbares  Flü- 
gelregen wiegen  und  wenn  Curculio  (Entimus)  imperialis  seine 
Diamantflügel  glitzern  lässt.  Aber  auch  A^enn  die  Sonne  am 
westlichen  Horizonte  verscliwunden  und  wenn  bei  dem  Mangel 
an  Dämmerung  alle  diese  gepriesenen  Schönheiten  dem  Schleier 
der  Nacht  anheim  gefallen  sind,  haben  die  Wunder  des  Cor- 
covado  noch  kein  Ende.  Gegen  das  unerschöpflich  sprühende 
Feuerwerk  der  Lampyriden  und  Pjrophoren,  namentlich  am 
iiixnde  der  Gehölze,  auf  offenen  Stellen  im  Walde  und  über 
den  zahlreichen  Akazienhecken  müssen  sich  die  europäischen 
Pyrotecliniker  besclieiden  zurückziehen. 

C.  A.  Dohrn. 


129 

ratur  giebt  Gardner  auf  72"  (Fahrenlieit)  an.  Was  nun  die 
einzelnen,  auf  diesem  Terrain  gesammeilen  Arten  betritlt,  so 
sind  es  folgende: 

Papilio.  —  Thoas. 

Drury  I,  XXII  fig.  1,  2.     Boisduval  et  Leconte  PI.  12,  13. 

Boisduval  species  gen.  No.  197  S.  355.  Herbst  40,  3.  4. 
Cram.  167  A.,  B.  M6netries  No.  3.     Gray   S.  39  No.  196. 

Diese  Art  fliegt  überall,  ganz  mit  den  Sitten  unseres 
Machaon  auf  den  Wiesen  und  setzt  sich  mit  Vorliebe  auf  die 
niederen  Blumen;  4  Stücke,  welche  ich  erhielt,  gehören  sämmt- 
lich  zur  Grundart,  nicht  zu  Cresphontes,  Gramer  oder  zu  Pa- 
pilio Cinyras  Men6tries  (Catalog  pl.  VII  fig.  3  S.  101),  ob- 
gleich dieser  Letzte  auch  aus  Brasilien  stammt,  und  zeigen 
unter  sich  keinerlei  der  Rede  werthe  Abweichungen. 

Nach  Boisduval's  Bemerkungen  (Fauna  von  Nordamerika 
S.  54)  lebt  die  Raupe  an  Citrusarten,  an  denen  sie  nicht  sel- 
ten verheerend  auftritt. 

Polydamas. 

Drury  I,  17  fig.  1—2.  Boisduval  et  Leconte  pl.  15,  Gray 
299.  Gramer  211.  D.  E.  Herbst  10,  6.  7.  Lucas  17,  2. 
Boisduval  species  gener.  No.  162  S.  321. 

Fliegt  mit  ganz  gleichen  Sitten  häufig  an  denselben  Stel- 
len und  hält  sich  ebenfalls  fast  immer  auf  der  Erde  und  den 
niedern  Blumen  auf. 

Ich  erliielt  zwei  sehr  schöne  Exemplare,  welche  genau 
mit  dem  Boisd.-Leconte'schen  Bilde  zusammengehen,  so  dass 
die  Art  im  Süden  und  Norden  nicht  zu  variiren  scheint. 

Die  Raupe  soll  nach  Boisduval  an  Arislolochien  leben. 

Dolicaon. 

Herbst  Tab.  42  fig.  3—4.  Boisduval  spec.  gener.  No.  158 
S.  847.     Gramer  17.  G.  D.     Gray  176.     Ghenu  Tab.  9  fig.  2. 

Die  hellgelbe  grosse  Grundart  ist  um  den  Gorcovado 
keine  Seltenheit. 

Der  Falter  fliegt  indess  hoch  und  rasch  und  lässt  sich 
fast  nur  am   Rande  von  Pfützen   nieder. 

Ich  erhielt  nur  ein  (^,  welches  mein  Freund  auf  einer 
nast-en  Stelle  des  Fahrweges  unmittelbar  vor  seinem  Hause 
erbeutete. 

Tros. 

Boisduval  spec.  general  No.   138  S.  304. 
Flog  lebhaft  in   einem  kleinen  Thale    nahe  der  Waeser- 
leitung.     Ich  erhielt  nur  ein  Stück. 


130 

Trojanus. 
Boisduval  sjjec.  general  31  No.   104. 

Proteus. 
Boisduval  spec.  general  297.     Gray  233. 

Agavus. 

Boisduval  spec,  general  307.     Gray  217.     Lucas  4,   1. 
Flogen   nicht   selten   an   derselben  Stelle    und  erliielt  ich 
von  jeder  Art  ein  Stück. 

Torquatus. 

Herbst  Tab.  45  fig.  5  —  6.  Boisduval  spec.  gen.  S.  367. 
Gray  164.     Gramer  177  A.  B.     Chenu  pl.  6  lig.  "l , 

Diese  Art  war  in  allen  Büschen  um  den  Corcovado  häufig. 
Sie  flog  hoch  und  rasch  und  liess  sich  nur  auf  die  Blätter 
von  Bäumen  und  Sträuchern  nieder. 

Mein  Freund  theilte  mir  5  Stücke  mit,  welchen  allen  die 
rothe  Punktreihe  auf  der  Oberseite  der  Hinterflügel  fehlt. 
Von  dieser  Fleckenreihe   sagt  Boisduval: 

Les  secondes  ailes  oflVent  une  serie  marginale  de  hi- 
nules  d'un  jaune  d'ocre  separes  de  la  bände  commune 
par  5  au  6  points  d'un  rouge  carmin  souvent  peu  dis- 
tincts  sans  compter  le  croissant  anal. 
Diese  Flecken  scheinen,   da  sie  bei  meinen  Stücken  feh- 
len, bei  vielen  Exemplaren  nicht  blos  undeutlich  yai  sein,  son- 
dern ganz  zu  verschwinden. 

Eine  Art  des  in  neuester  Zeit  so  vielfach  vermehrten 
Genus  Parnassius  scheint  um  den  Corcovado  nicht  zu  fliegen. 

Pieris.  —  Pylotis. 

Geier  961,  962  sehr  treu.  Boisduval  spec.  gen.  pag.  530 
No.  135. 

Von  dieser  Art  erhielt  ich  einen  sehr  wohl  erhaltenen  S'- 
Mein  Freund  bemerkte,  dass  sie  ganz  mit  den  Sitten  unserer 
Brassicae  die  Gärten  bevölkert. 

Pyrrha. 

Boisduval  spec.  gener.  p.  440  No.  4.     Chenu  pl.  17  fig.  1. 
2  ,S.     Sie  fiiegt  mit  gleichen  Sitten    sehr   gemein,    doeli 
scheint  das  ^  selten  zu  sein. 

Ilaire. 
Boisduval  spec.  gen.  S.  491  No.  8  ,^V.     Chenu  pl.  10  fig.  3. 


131 

Unter  den  mir  mitgetlieilten,  am  Coicovado  gefangenen 
Pieriden  befand  sich  eine  spitzHügliche  dunkelgerandete  Art, 
welche  ich  Anfangs  für  Dtusilla  Herbst  Tab.  89  tig.  5  hielt; 
mein  Exemplar  war  nur  ein  wenig  miUter  in  der  Farbe  als 
das  Herbst'fcche  Bild. 

Die  Beschreibung  von  Drusilla  ßoisduval  No.  80  stimmte 
indess  nicht  recht  mit  meinem  Falter. 

Dabei  befand  sich  ein  ganz  ähnliches  Tliier,  aber  ohne 
schwarzen  Rand,  welches  entschieden  weder  zu  Drusilla  Herbst, 
noch  zu  Drusilla  Boisduval  gehörte,  wenn  man  Letztere  auch 
als  nicht  identisch  mit  Drusilla  Herbst  ansehen  wollte. 

Nach  sorgfältiger  Vergleichung  bin  ich  geneigt,  die  bei- 
den Falter  für  Ilaire  (^  und  $  zu  halten;  da  tie  indess  mit 
Boisduval's  Ilaire  nicht  in  allen  Punkten  übereinkommen ,  so 
gebe  ich  ihre  Beschreibung. 

,^  2y^  Zoll  Flugweite.  Vorderflügel  am  Aussenwinkel 
stark  zugespitzt.  Fühler  schwarz,  Kolben  unten  ganz,  oben 
nur  an  der  Spitze  weiss. 

Kopf  unten  dicht  weisshaarig,  zwischen  den  weissen  Haa- 
ren stehen  einige  schwärzliche  Härchen. 

Thorax  und  Leib  dünn,  weiss  behaart,  Leib  unten  weiss- 
schuppig,  Schenkel  weiss,  Füsse  grau.  Oberseite  aller  4  Flü- 
gel rein  weiss,  ohne  jede  Zeichnung. 

Costale  dunkelgrau  bestaubt.  Vorderrand  schmal  scliMärz- 
lich  umzogen.  Diese  Farbe  zieht  sich  in  den  Franzen  bis  fast 
zum  dritten  Ast  der  Medianader  (von  oben  gezälilt).  In  der 
Spitze  ist  der  Aussenrand  grau  bestäubt.  Diese  Bestäubung 
endet  am  untersten  Ast  der  Subcostale  und  ist  von  den  Adern 
weiss  durchschnitten.  Unterseite  rein  weiss,  Costale  der  Vor- 
derflügel sehr  wenig  grau  bestäubt.  Am  Vorderrande  nahe 
der  Basis  der  Hinterflügel  steht  ein  safrangelber  Wisch.  Das 
Exemplar  ist  frisch  und  sehr  gut  gehalten. 

Von  BoisäuvaPs  Beschreibung  weicht  es  in  folgenden 
Punkten  ab: 

1.  Auf  der  Oberseite  der  Hinterflügel  fehlt  die  schwarze 
Linie,  welche  die  Franzen  vom  Flügelrande  trennen 
soll. 

Da  indess  Boisduval  selbst  sagt,  dieser  Strich  sei 
bald  mehr,  bald-  weniger  sichtbar,  to  scheint  mir  sein 
Fehlen  nicht  erheblich. 

Diese  Ansicht  bestätigt  nach  meiner  Meinung  auch 
die  Boisduval'sche  Schlussbemerkung,  dass  die  ,^  aus 
Brasilien  m  enig  Schwarz  an  der  Fiügelspitze  haben. 
Es  scheint  bei  ihnen  überhaupt  das  Schwarz  zu  ver- 
schwinden und  es  liegt  nahe,  dass  der  fllet  noirätre 
moins  visible  wohl  auch  ganz  unsichtbar  werden  kann, 


132 

2.    Bei   meinem   Exemplar   i«t   weder   die    Unterseite   der 
Hintcrflügel,  noch  die  Spitze  der  Vorderflügel  schwach 
graulich   gewässert.     Allein    auch    dieses    scheint    mir 
niclit  erheblich.     Dass  die  Hinterfliigel  unten  ein  wenig 
in's    Gelbliche   ziehen   und    die    Vorderflügelspitze  rein 
weiss  ist,   trennt   meinen  Falter   wohl  auch  nicht  von 
Ilaire  Boisduval. 
2  Ein  wenig  grösser  als  der   ,5^,  Flügel  etwas  mehr  ge- 
rundet.    Untergesicht   und   Palpen    weisshaarig.      Fühler    M'ie 
beim   c^.     Behaarung  des  Leibes  und  der  Thorax  viel  dünner, 
so  dass  beide  dunkler  als  beim  <^  erscheinen.     Unterseite  des 
Abdomen  vi'eissschuppig.     Costale  und  Basis  der  Vorderflügel 
graustaubig.     Aussenrand  schAvarzgrau,    nach   Innen   buchtig, 
an  der  Spitze  am   breitesten,    am    Innenrand    am  schmälsten. 
Hinterflügel  mit  schwarzgrauem  Aussenrande.     Der  Rand  be- 
steht aus  mehreren  getrennten  Flecken,    deren   grösster  zwi- 
schen den  beiden  Aesten  der  Subcostale  liegt. 

Auf  der  Unterseite,  welche  der  Oberseite  gleicht,  schim- 
mern die  grauen  Ränder  kaum  sichtbar  durch. 

Auf  den  Oberflügeln  stehen  am  Aussenrande  zwischen 
den  vier  Aesten  der  Medianrippe  zwei  schwarzgraue  Flecken 
über  einander,  ganz  wie  bei  dem  Herbst'schen  Bilde  von 
Drusilla  ,^.  Der  obere  und  grössere  ist  gestreckt  elliptisch, 
der  kleinere  fast  rund  und  steht  ganz  nahe  am  Rande. 
Basis  der  Vorder-  und  Hinterflügel  safranfarben. 
Man  sieht,  dass  diese  Beschreibung  bis  auf  das  etwas 
lebhaftere  Colorit  mit  dem  Herbst'schen  Bilde  von  Drusilla  ,^ 
übereinkommt. 

Von  der  Boisduvarsohen  Beschreibung  weicht  mein  Falter 
in  folgenden  Punkten   ab: 

1.  Mein  $  ist  etwas  grösser,  nicht  kleiner  als  der   ,^. 

2.  Die  Hinterflügel  sind  oben  gelblich  weiss,  nicht  ocher- 
gelb. 

Da  indess  Boisduval  auch  hier  selbst  sagt,  dass  die  $ 
aus  Brasilien  weniger  gelbe  Hinterflügel  haben  als  die  übrigen, 
so  möchte  mein  Exemplar  doch  wohl  zu  Ilaire  $  gehören. 
Die  beiden  grauen  Flecken  auf  der  Unterseite  der  Vorder- 
flügel erwähnt  Boisduval  nicht. 

Diese  Abweichung  scheint  mir  indess  zu  unbedeutend, 
um  meine  Stücke  von  Ilaire  zu  sondern. 

Die  Falter  flogen  auf  einer  Wiese  nicht  selten  mit  den 
Sitten  unserer  Brassicae.  Das  o  scheint  mir  Hübner  in  den 
Exoten  als  Margarita  abgebildet  zu  haben.  Fig.  3  der  Tafel 
hat  mit  dem  $  meiner  Art  Iteine  Aehnlichkeit.  Sehr  genau 
stimmt  dagegen  mein  Falter  mit  dem  von  Chenu  gegebenen 
Bilde  von  Haire  cJ. 


133 

Vielleicht  ist  Margarita  Hühner  identisch  mit  Ilaire  Bois- 
duval  und  fig.  3,  4  bei  Hübner  stellt  nur  einen  zweiten  (^ 
von  Haire  dar,  den  er  irrthümlich  für  ein  Weib  angesehen 
hat.     Mit  dieser  Ansicht  stimmt  Doubleday's  Synonymik. 

Terias. 

Mag  man  die  Arten  Elphos  Felder,  Brephos  Hübner 
und  Elvina  Swainson  zu  einem  besonderen  Genus  constituiren 
oder  nicht,  in  jedem  Falle  gehören  sie  zwischen  die  Pieriden 
im  engeren  Sinne  und  die  Teriaden,  meines  Erachtens  gleich 
hinter  Leucophasia,  von  denen  sich  Elvina  Swainson  und  die 
ihr  nahen  Arten  durch  die  lange  Discoidalzelle  deutlich  tren- 
nen, während  sie  sich  andrerseits  durch  die  ausserordentliche 
Zartheit  des  Baues  den  Leucophasien  nähern. 

Ich  erhielt  nur  2  hierhergehörige  Falter,  welche  Herr 
Dr.  Gerstäcker  (nach  meiner  Zeichnung)  für  kaum  verschieden 
von  Elvina  Swainson  erklärte,  während  sie  Herr  Felder  für 
zwei  verschiedene  Arten  und  für  zwei  neue  Leucidien  ansieht. 
Swainson  habe  ich  nicht.  Allein  nach  Boisduval  hätte  Go- 
dart  bei  seiner  Elvina  zwei  Arten  vermengt  (633).  Godart 
sagt: 

das  eine  Geschlecht  sei  \A'eiss,  das  andere  sei  schwe- 
felgelb. 

Er  giebt  dem  einen,  dem  weissen  Geschlecht,  schwarze 
Punkte  auf  der  Unterseite.     (S.  138  No.  67.) 

Meine  beiden  Falter  sind  schneeweiss,  haben  also  mit 
den  gelben  Stücken  Godart's  Nichts  zu  thun.  Mit  seiner 
weissen  Elvina  können  sie  wolil  auch  nicht  identisch  sein, 
denn  keiner  hat  auf  der  Unterseite  schwarze  Punkte.  Es 
bleibt  mir  also  wirklich  nur  die  Annahme  übrig,  dass  sie  neu 
sind.     Ich  gebe  ihre  Beschreibung: 

1.  Leucidia  exigua. 

f^.  Grösse  von  Brephos  Hübner,  der  sie  auch  im  Bau 
gleicht.  Tliorax  schwarz.  Fühler  schwärzlich,  Leib  weiss- 
lich  bestäubt,  Oberseite  schneeweiss.  Unterseite  weiss,  gelb- 
lich schimmerd. 

Einzige  Zeichnung:  Vorderrandspitze  der  Oberflügel  oben 
schwarzgrau.  Breiteste  Stelle  des  dunklen  Randes  am  Vor- 
derrande. Der  dunkle  Fleck  erreicht  den  Innenwinkel  nicht. 
Basis  der  Vorderflügel  graustaubig. 

2.  Leucidia  pygmaea. 

+  Um  1/3  kleiner  als  No.  1.  Vorderflügel  viel  abgerun- 
deter. Der  dunkle  Fleck  in  der  Flügelspitze  kaum  '/j  so 
breit  als  bei  der  vorigen  Art.  Beide  Falter  flogen  auf  einem 
Grasplatze. 


134 

Ich  komme  nun  zu  den  eigentlichen  Teriaden: 

1.  A<>ave  Geier  895,  896.     Boisduval  spec.  gen.  656 

No.  5.* 

Mit  Geier's  meisterhaftem  Bilde  stimmt  das  einzige  mir 
zu^eo-angene  (^  aufs  Genaueste,  nur  ist  es  etwas  kleiner. 

2.  Elathea  Gramer  99  C.  D. 
Herbst  10  fig.  5,  6.     Boisduval  644.  19. 

Ich  erhielt  zwei  sehr  schöne  ,^^  bei  welchen  die  Aussen- 
und  Innern andbinde  durch  etwas  Gelb  getrennt  sind.  Unter- 
seite sehr  bleich. 

3.  Albula  Gramer  24  E. 
Boisduval  682  No.  50. 

Ein  schlechtes   r^  ohne  weitere  Notiz. 

4.  Tenella  Boisduval  657  No.  6. 
Ein  schönes   r^  ohne  Notiz. 

5.  Terias  Perimede  n.   sp. 

Von  dieser  guten  neuen  Art  erhielt  ich  nur  ein,  jedoch 
sehr  wohl  erhaltenes  rj^,  welches  mein  Freund  zusammen  mit 
den  Vorigen  in  lebhaftem  Fluge  auf  einer  Wiese  traf.  So- 
wohl Herr  Dr.  Gerstäcker  wie  Herr  Felder  erklärten  nach 
meiner  Zeichnung  die  Art  für  neu.  Sie  gleiclit  in  Grösse, 
Gestalt  und  Färbung  der  Tenella,  weicht  aber  von  ihr  in 
folgenden  Punkten  ab: 

1.  bei  Perimede  ist  das  Gelb  weisslicher; 

2.  ihre  Hinterflügel  sind  länger   gestreckt; 

3.  der  schwarze  Fleck  in  der  Spitze  der  Oberflügel  er- 
reicht nicht,  wie  bei  Tenella,  den  Innenwinkel  und 
ist  nach  Innen  auch  mehr  bogig  gebrochen; 

4.  der  schwarze  Rand    der  Hinterflügel  fehlt; 

5.  dagegen  steht  am  Saume  auf  jeder  Rippe,  die  beiden, 
dem  Analwinkel  nächsten  ausgenommen,  je  ein  feiner 
schwarzer  Punkt. 

6.  unten  ist  die  Vorderflügelspitze  rostroth  bestäubt; 

7.  in  ihr  stehen  am  Vorderrande  3  schwarze  Punkte; 

8.  am  Aussenrande  steht  mit  Ausschluss  der  Innenrand- 
rippe  auf  jeder  Rippe  ein  schwarzer  Punkt; 

9.  eben  solche  schwarze  Punkte  stehen  auf  den  Hinter- 
flügeln auf  jeder  Rippe; 

10.  am  Vorderrande  der  Hinterflügel  findet  sich  eine  An- 
häufung rostrother  Stäubchen.  Eine  noch  grössere 
solche  Anhäufung  findet  sich  am  Aussenwinkel.  Im 
übrigen  Räume  der  Hinterflügel  sind  einzelne  rostrothe 
Fleckchen   verstreut. 


135 

In  der  Discoidalzelle  stehen  wie  bei  Tenella  die  beiden 
dunklen  Fleckchen. 

Callidryas   Philea  Boisduval. 
Spec.  gen.  616  No.  13,     Lucas  41,  2. 
Ein  schönes   r^;  diese  Art  war   an  Pfützen  sehr  gemein. 

Nymphalidae.  Ageronia. 

1.  Fevonia  L.  System,  nat.  II,  770  No.  140.  Gramer  192. 
E.  F.  Fabr.  entom.  system.  III,  1.  226  No.  710.  Hübner  Ver- 
zeichniss  bekannter  Schmetterlinge  42.  Encyclop.  m6thod.  9, 
428  No.  247.     Herbst  Tab.  fig.     Chenu  151,  63. 

2.  Amphinome  Lin.  syst.  nat.  II,  779  No.  176.  Cramer 
54.  E.  F.  Fabr.  entom.  system.  III,  1.  131  No.  404.  Hübner 
Verzeichniss  42.     God.   9,  427  No.  246. 

Von  der  ersten  Art  erhielt  ich  zwei  sehr  schöne  r^,  von 
der  /Aveiten  einen  desgleichen. 

Beide  Falter  sind  bei  Rio  nicht  selten  und  fliegen  unter- 
einander. Mein  Freund  behauptet  gesehen  zu  haben,  dass 
sich  beide  untereinander  begatten,  M^as  ich  dahingestellt  sein 
lasse. 

Sie  fielen  ihm  dadurch  sehr  auf,  dass  sie  immer  in  klei- 
nen Gesellschaften  zusammen  an  Baumstämmen  sassen,  von 
ihrem  Ruheplätze  aus  zu  2  oder  3  blitzschnell  spielend  auf- 
flogen und  nach  einiger  Zeit  wieder  auf  den  früheren  Platz 
zurückkehrten. 

Dabei  machten  sie  mit  daa  Flügeln  ein  ziemlich  lautes 
Geräusch,  als  wenn  Papier  knitterte. 

Darwin  (Reisen  1  S.  37)  beobachtete  dieses  Geräusch 
ebenfalls  und  vergleicht  es  mit  dem  pickenden  Tone,  den  das 
Einfallen  einer  Hemmung  in  ein  Zahnrad  hervorbringt.  Er  • 
liess  Falter  von  Waterhouse  untersuchen.  Es  fand  sich  aber 
kein  besonderer  Apparat  zur  Hervorbringung  des  Tones.  Er 
erwähnt  übiigens  einer  Notiz  von  Langsdorf  (Reisen  74),  der 
auf  Sta.  Catharina  an  einem  anderen  Falter,  den  er  Februa 
Hoflfmann's  eqq.  nennt  und  welcher  jedenfalls  mit  Februa 
Hübner  identisch,  also  eine  nah  verwandte  Ageronie  ist,  eben- 
falls ein  prasselndes  Geräusch  gehört  haben  will. 

Aehnliches  kann  man  bei  unserer  Cardui,  -namentlich  bei 
recht  abgeflogenen  Stücken,  beobachten. 

Die  Sciiuppen  mögen  den  Schall  verringern. 

lanais. 
Evippus  Cramer  3  A.  B.     Plexippus  206  E.  F.     Areliip- 
pus  Fabr.  Entom,  systemat.  III,  1.  49  No.  150.     Smith-Abbot 
1   Tab.    7,     Archippus,    Hübner   Verzeichniss    16,     Godavt    9, 


136 

184   No.  28.     Megalippe   Hübner   Exoten   Archippus  Boisdvl. 
Lee.  pl.  40.     Evippus  Doubld.     Pleiippus  Men6tries  No.  8. 

Ich  eiliielt  nur  ein  frisches  Stück.  Mein  Gewährsmann 
meinte,  diese  Art  sei  äusserst  gemein  und  so  träge,  dass  sie 
ihm  überall  in  den  Käscher  gekommen  sei  und  ihn  wahrhaft 
belästigt  habe. 

Heliconia. 

1.  Antiocha  Liu.  Syst.  nat.  II  add.  1068  No.  12.  Fabr. 
entom.  system.  III,  1.  173  No.  538.  Gramer  38.  E.  F.  Hübn. 
Verz.  bekannter  Schm.  S.  14.     God.  9,  203  No.  4. 

Einige  i^chöne  Stücke  bei  Rio  sehr  gemein. 

2.  Phyllus  Fabr.  Syst.  entom.  463  No.  86.  Hübner 
Exoten  Roscane  Gramer  45.  E.  F.  God.  9,  208.  17.  Phyllis 
Lucas  49,  1. 

Einige  schöne  Stücke;  auch  diese  Art  war  in  Menge  da. 

3.  Eucrato  Hübner,  Exoten.     Narcaea  God.  9,  217.  44. 
Zwei  gute  Stücke  ohne  weitere  Notiz. 

Lycorea. 

Atergatis  Doubld.  Hewitson  Tab.  16  fig.  1. 

Dieser  neue  Name  müsste  dem  älteren  Ceres  Herbst  wei- 
chen, wenn  nicht  von  Gramer  früher  eine  ähnliche  Art  Ceres 
benannt  worden  wäre.  Doubld.  hat  Herbst's  gutes  Bild  über- 
sehen. 

1 1  h  0  m  y  i  a. 

1.  Eurytea  Hübn.  Verz.  9.  Gramer  280.  C.  Eudema 
God.  9,  214.  34.     Herbst  79,  3. 

Einige  Stücke. 

2.  Unzerina  Herbst  83  fig.  7. 
Ein  gutes  Stück. 

3.  Phoeno  Hübn.  Zuträge  987,  988. 
Zwei  gute  Stücke. 

4.  Phlysto  Boisdvl.  Zool.-bot.  Ztg.  XII  475.    Felder. 
Ein  gutes  Stück. 

5.  Hymenaea  Mus.  berolin.     Hymenaea   cat.  brit.  m.? 
Neue  Art,  welche  im  Berliner  Museum    mit  dem  Namen 

Hymenaea  benannt  ist. 

Ein  Stück. 

Neben  Phoeno  Hübner.  Ränder  der  Vorderflügel  rost- 
farben. Vom  Vorderrande  her  schliesst  ein  dunkler  Fleck 
nach  vorn  die  Discoida  1-Zelle. 

An  ihm  nach  der  Spitze  zu  steht  ein  weisser  Wisch.  Ein 
eben  solcher  Wisch  steht  am  Innenwinkel  und  am  Aussen- 
winkel  der  Hinterflügel. 

Kopf,    Thorax    und    Abdomen    zinnobergrün.     Kopf   mit 


137 

■  •  ^ 
fünf  weissen  Punkten.  Thorax  mit  drei  weissen  Längsstrichen. 
Hinterflügel  braun  gerandet. 

Sehr  ausgezeichnet  ist  diese  Art  durch  ovale,  ganz  glas- 
helle Fleckchen  in  dem  sonst  trüberen  Raum.  Solehe  Fleck- 
chen stehen:  Einer  in  jeder  der  4  Discoidalzellen,  2  in  der 
Innenrandzelle  der  Vorderflügel,  einer  in  der  nächsten  Zelle, 
einer  in  jeder  der  3  Hinterflügelzellen,  von  der  zweiten  Zelle 
vom  Innenrande  aus  beginnend.  Fühler  lang,  bräunlich,  Rip- 
pen braun.  Unterseite  wie  die  Oberseite,  alle  Ränder  braun 
nur    heller. 

Mechanitis. 

Lysimnia  Hübn.  Verz.,  Zuträge  187,    188.     Fabr.  entom. 
syst.  111,  1.  161  No.  498,  Lysimene  Godart  9,  218  Np.  46, 
Zwei  sehr  gute  Stücke. 

Acraea. 

Thalia  Godart  9,  240.  33.  Lin.  systema  naturae  11,  757 
No.  67.  Clerk  icon.  Tab.  43  fig.  2.  Fabr.  entom.  System. 
111,  1.  171  No.  532.  Hübner  Verzeich.  27.  Menetri6s  No.  9. 
Pyrrha  Fabr.  ent.  syst.  111,  1.  176  No.  547?  Pellenia  Hübri. 
Exoten. 

Ich   erhielt  ein  mittelmässiges  Stück. 

Eueides. 

Aliphera   God.   9,    246.    7.     Suppl.  806.,  Hübn.  Exoten. 
Doubld.  List.  Brit.  mus.  64. 
Einige  Stücke. 

Colaenis.  ;    ü  .J  - ; 

Julia  Hübner  Verz.  32.  Fabr.  syst,  entom.  509  No.  281. 
God.  9,  244  No.  1.  Alcyonea  Gramer  215.  A.  F.  G.  Sepp 
Tab.  5  mit  Metam. 

Mehrere  Stücke,   die  Art  ist  bei  Rio  häufig. 

Sepp  1  Tab.  5.     Menetries  15.     Lucas  53,  2. 

Dido  Lin.  Amoen.  Acad.  6,  408.  74  System,  natur.  II, 
782  No.  192.  Clerk  icon.  Tab.  30  fig.  3,  4.  Fabr.  Syst.  ent. 
111,  1.  57  No.  177.  Gramer  196.  E.  F.  Hübner,  Ver^eich- 
niss  43.  God.  9,  246  No.  8.  Doubld.  List.  No.  65.  Doubld. 
Hewitson  Tab.  20  fig.  2.     Lucas  54,  1. 

Von  dieser  schönen  Art  erhielt  ich  nur  ein  recht  gut 
conservirtes  Stück. 

Nach  Mittheilung  meines  Freundes  ist  diese  Art  sehr  ein- 
zeln und  meist  in  den  Gärten  zu  finden, 

10 


138 

Agraulis. 

Juno  Gramer  215.  B.  C.  Fabr.  spee.  ins.  II,  112  No. 
487.  Godart  9,  244  No.  3.  Hübn.  Verzeichniss  31.  Lucas 
53,  3. 

Ich  erhielt  nur  ein  selir  schönes  Stück,  welches  sehr  leb- 
haft an  Disteln  flog. 

Vanillae  Lin.  Passitlorae  Abbot  Sepp  Tab.  55.  Vanilla 
M6n6tries  No.  7. 

Zwei  Stücke,  die  Art  ist  bei  Rio  sehr  gemein. 

Euptoieta. 

Claudia  Gramer  69.     E.  F.   Columblna  Boisdvl.  Leconte. 
Zwei  nicht  gute  Stücke  ohne  Notiz. 

Melitaea, 

Liriope  Gramer  1.  C.  D.  Stoll  4  1.  c.  Fabr.  ent.  syst. 
JJIj  1.  Ip5.  Godart  9,  289  No.  HO.  Hübn.  Exoten.  Sepp  II 
Tab.,119. ,  . 

,        von  dieser,  durch  ihre  weichen,  lappigen  Flügel  von  an- 
dern ^Mejitaeen  abweichenden  Art  erhielt  ich  mehrere  Stücke. 

Vortrefflich  ist  das  Hübner'sche  Bild,  erbärmlich  das 
Cramer'sche.  Als  synonym  gehört  hierher  noch  die  ebenfalls 
sehr  mangelhafte  Abbildung  bei  Esclischoltz  Acraea  Glaudina 
8  flg.  18  a.  b. 

Eresia. 

Jänthe  t'abr.  entom.  System.  111,  I.  102  No.  315.  Hera 
Hübner  Exoten.     Gramer  253.  G.  H. 

Ein  Paar  r^,  welche  mein  Freund  nach  Flug  ühd  Aus- 
sehen für  Prorsa  hielt. 

Eurema. 

Lethe  Fabr.  entom.  System.  111,  1.  80  No.  250.  Donov. 
ins.  of  IndiaGod.  9  Suppl.  818  No.  13,  14.  Daemonica  Hüb- 
ner Exoten. 

Einige  Stücke;  d'iese  Art  Mar  mit  den  Sitten  von  Gardui 
sehr  gemein. 

PauUus  Fabr.  entom.  syst.  III,  1.  63  No.  196.  Teomesia 
Hubner  Exoten.     God.  9,  819.  14—15. 

Ganz  wie  die  Vorige. 

Junonia. 
Gaenia  Hübner,  Boisdvl.,  Lee.     Orithyia  Abbot. 
Nicht  selten  mit  den  Vorigen;    icli  erhielt   ,j^$  sehr  gut. 

Anarthia. 
Jatrophae  Lin.  Syst.  nat.  II,  779  No.  172.     Hübner  Verz. 


I 


139 

Fabr.  entom.  Syst.  111,  1.  98  No.  301.  Gramer  209.  E.  F. 
God.  9,  297  NÖ.  3.     Sepp  Bd.  III,  Tab.  150. 

Mein  Freund  bemerkte  bei  Ansicht  eines  (nicht  von  ihm 
herstammenden)  Stückes,  diese  Art  sei  bei  Rio  sehr  gemein, 
fliege  aber  ganz  allein  und  ausschliesslich  am  Rande  des 
Meeres. 

Amalthea  Hübn.  Verz.  Doubld.  Hew.  Tab.  24  fig.  5. 
Linn.  system.  naturae  II,  779  No.  174.  Fabr.  entom.  system, 
III,  I.  128  No.  392.  God.  9,  298  No.  4.  Gramer  209.  A. 
B.  A.  Amalthea  Cynthia  Roeselia  Eschscholz  5  fig.  9.  Chenu 
215  S.  107.     Lucas  58,  1. 

Mehrere  Stücke  dieser  Art,  war  auf  feuchten  Wiesen- 
stellen gar  nicht  selten. 

Die  vorhandenen  Bilder,  mit  Ausnahme  des  Doubld., 
sind  herzlich  schlecht. 

Myscelia. 

Orsis.  Doubld.  List.  S.  Drury  111,  16.  3.  Hübner  Exo- 
ten Oisis.  Fabr.  entom.  system.  111,  1.  124  No.  378.  God. 
9,  384  No.  102  -?.  Blandina  Fabr.  entom.  system.  111,  1. 
129  No.  397. 

Sehr  häufig  und  erhielt  ich  mehrere  >^  und  ?.  Sie  flo- 
gen auf  Grasflecken. 

Anna  Gramer  218.     A.  B.  Doubld.  List.    Hübn.  Verz. 

Ein  Stück.  Meines  Erachtens  identisch  mit  dem  äusserst 
rohen  Gramer'schen  Bilde.  Die  fein  gezeichnete  Unterseite 
ist  nicht  kenntlich.     Doch  stimmt  die  Oberseite. 

Ariadne  Gramer  180.  E.  F.  Merione  Fabr.  entom.  syst. 
111,  1.  126  No.  382.  Merione  Hübn.  Verz.  Liberia  Fabr. 
entom.  syst.  111,  1.  135  No.  418.  God.  9.  375  No.  84.  Doubld. 
List.  90.  Blanchard  bei  d'Orbigny  Tab.  32  fig.  3.  Liberia 
Agatha  Fabr.  ent.  syst.  111,  1.  134  No.  414.  Merione  Hübn. 
Exoten. 

Ein  gutes   r^  ohne  weitere  Notiz, 

Eubagis. 

Postverta  God.  9,  419  No.  218  ^.  Gramer  254.  G.  D. 
Fabr.  entom.  system.  111,  1.  100  No.  311.  Hübn.  Verzeich- 
nis?.    Fabr.  entom.  system.  111,  1.  101  No.  312. 

(^  und  $,  vom  ersten  einige  Stücke.  Mylitta  ist  nach 
der  Unterseite  allerdings  $  von  Postverta;  allein  mein  ein- 
ziges $  hat  auch  noch  ausserdem  eine  ganz  ausserordentliche 
Aehnlichkeit  mit  Eubagis  Onias  Hewits.  Vol.  II,  Eubagis  II, 
13.  14.  15,  so  dass  icli  in  der  That  nicht  weiss,  ob  mein  $ 
zu   dieser  oder  der  vorigen  gehört. 

Atheniou  Linne  System,  nat.  1,  484  No.  157  II.  792  No. 

10» 


140 

243  Clerk  37  fig.  2.  Variet.  jTab.  46  fig.  3.  Fabr.  entom. 
System.  111,  1.  318  No.  204.  God.  9,  578  No.  58.  Hübner 
Exoten  —  Athemaena  Hübner  Verz.?  Myrrhina  Doubld.  Euba- 
gife  13.     Boisdvl.  Voyage  de  l'Astrolabe  Tab.  3  fig.  3. 

Einzeln  ohne  Notiz. 

Agacles  Dalman  analecta  No.  19. 

Ein  fjj  ohne  nähere  Bestimmung,  welches  mir  Herr  Di-. 
Herrich-Schälier  schon  als  Agacles  bezeichnete.  Nachträglicli 
verglich  ich  es  mit  Dalman's  mir  später  zugegangener  Be- 
schreibung und  finde  dieselbe  sehr  genau.  Eine  Abbildung 
dieser  Ait  wäre  nöthig. 

Callicore. 

Clymene  Hübner  Verz.  Zuträge  583,  584.  Gramer  24. 
E.  F.  Fabr.  entom.  System.  III,  1.  43  No.  131.  Godart  9, 
425  No.  236. 

Einige  Stücke.     Die  Art  ist  bei  Bio  nicjit  selten. 

Catagramma. 

Pyracmon  God.  9,  424  No.  233.  Hübner-Geyer  Zuträge 
887-888. 

Einige  Stücke. 

Gynaecia. 

Dirce  Doubld.  Tab.  29  fig.  1.  Linne  syst,  naturae  1,  477 
No.  117  II.  778  No.  177.  Gramer  212.  C.  D.  Hübn.  Ver- 
zeichniss.  God.  9,  371  No.  94.  Lin.  system.  naturae  1,  485 
No.  169.  Clerk  icones  Tab.  36  lig.  3.  Sepp  Surin  ul  III, 
149.     Dircaeoides?  145  Dirce. 

Nur  ein  Stück;  die  Art  ist  nach  meines  Freundes  Be- 
merkungen nicht  häufig.  Die  Falter  sitzen  einzeln  an  Baum- 
stämmen. 

Epicalia. 

Numilius  Cramer  8  fig.  3.  F.  Fabr.  entom.  system.  III, 
1.  53  No.  614.  Donov.  natural  repositor}-  II  pl.  55  fig.  2. 
Godart  9,  409  No.   198. 

Ein  sehr  sciiünes  J.  Diese  Art  ist  nach  Mittheilung 
meines  Gewährsmannes  sehr  selten  bei  Rio. 

Timetes. 

Themistocles  Fabr.  ent.  syst.  111,  1.  66  No.  207.  Jones 
icones  v.  T.  70  fig.  2.  Godart  9,  360  No.  33.  Hühner  Zu- 
träge 607,  608. 

Ein  sehr  schönes  Stück,  welches  mein  Freund  an  einer 
Pfütze  fing. 


141 


Heterochroa. 


Plesaura  Hübner  Zutr.  231,  232. 

Ein  sehr  schönes  ,^ ,  welches  mit  den  Sitten  unserer 
Apaturen  sehr  rasch  an  Baumblättern  flog. 

Serpa  Boisdvl.  spec.  gen.  1  Tab.  8  fig.  4. 

Einige  gute  Stücke  an  gleichen  Stellen  wie  die  vorige 
Art. 

Prepona. 

Amphimachus  Fabr.  entom.  system.  111,  1,  37  No.  110. 
God.  9,  408  No.  192.  Boisdvl.  in  Cuvier  regne  animal  Ins. 
pl.  139  fig.  2.  Maeander  Gramer  12.  A.  B.  Hübner  Verz. 
pag.  49  No.  457  und  Exoten.  Ljsiphus  Herbst  28,  3.  Chenu 
262. 

Ein  sehr  gutes  Stück  an  einem  Baumstamme,  dessen  Un- 
terseite mit  keinem  der  A^orhandenen  Bilder  genau  stimmt. 
Am  meisten  nähert  sie  sich  noch  der  Prepona  Priene  Hewit- 
son  vol.  II  Tab.  I  Prep.  fig.  8. 

Leider  zeigt  diese  Priene  keine  Oberseite. 

Es  mag  hier  überhaupt  die  Bemerkung  Platz  finden,  dass 
die  Bilder  bei  Hewitson  sowohl  in  Doubld.  genera,  wie  in 
den  exotic  butterflies  sehr  viel  zu  wünschen  übrig  lassen. 

Sehr  hübsch  ist  niei:rt  das  Colorit  —  im  Ganzen  aber 
sind  die  Bilder  mit  viel  zu  vollem   Pinsel  gearbeitet. 

Nicht  immer  treu  ist  der  Flügelschnitt.  Vollkommen 
mangelhaft  sind  Kö]»fe,  Beine,  Fühler.  In  so  theuren  Werken 
darf  man  auch  hier  Genauigkeit  fordern.  Man  vergleiche  nur 
bei  Hewitson  im  Vol.  II  die  Eryciniden- Tafeln,  namentlich 
Calydna  und  Mesosemia. 

Die  Amblj^podien  im  Lycaeniden-Catalog  zeigen  keine 
Besserung.  Dazu  kommt  nun  noch  die  Eitelkeit,  keine  halben 
Bilder  liefern  zu  wollen.  In  ihrem  Gefolge  bleiben  die  Un- 
terseiten dann  ganz  weg  und  damit  geht  gradezu  die  Mög- 
lichkeit des  Bestimmens  verloren. 

Möchten  die  Herren  Engländer,  deren  sonstige  Verdienste 
gern  anerkannt  werden,  doch  nicht  vergessen,  dass 

1.  die  kleinen  Theile  und 

2.  Bild  von  beiden  Seilen  für   den    practischen  Gebrauch 
unentbehrlich   sind. 

Möchten  sie  in  dieser  Beziehung  Hübner  und  Herrich- 
Schäffer  nachahmen. 

Ihre  besten  Bilder  stehen  noch  weit  hinter  dem  Alt- 
meister Hübner  zurück. 

Die  Herren  Franzosen  sind  in  neuester  Zeit  in  der  Icono- 
graphie  den  Engländern  entschieden  überlegen. 


142 

Man  vergleiche  nur  Milliöre  und  die  Hewitson'schen 
Tafeln. 

Noch  viel  mangelhafter  als  die  Hewitson'schen  Bilder 
sind  die  Sepp'schcn  Tafeln  über  die  Surinam'schen  Falter, 
auf  die  ich  später  noch  kommen  werde. 

Aganisthos. 

Orion  Lucas  66.  Doubld.  Hewitson  pl.  46  flg.  1.  Herbst 
Odins  Chenu. 

Diese  Art  ist  bei  nassen  Stellen  und  an  Stämmen  sehr 
gemein.     Ich  erhielt  ein  sehr  schönes  Stück. 

Hegistanis. 

Cadmus  Gramer  22.  A.  B.  Fabr.  ent.  System.  III,  1.  76. 
God.  9,  358  No.  27.  Pherecides  Gramer  330.  A.  B.  Phere- 
cyda  et  Acheronta  Hübner. 

Ein  gutes  Stück  mit  sehr  eintöniger,  mit  den  Bildern 
nicht  stimmenden  Unterseite,  doch  aber  unbedenklich  diese 
Art. 

Hypna. 

Clytemnestra  Fabr.  entom.  syst.  111,  1.  123  No.  375. 
Gramer  137.  A.  B.  364  A.  B.  GÖd.  9,  363  No.  45.  Donov. 
natur.  repository  vol.  IV  pl.  125,  Hübner  Exoten.  Lucas 
pl.  64  fig.  1  var.  Doubld.     Hew.  pl.  49  lig.  1.     Herbst,  Ghenu. 

Diese  Art  ist  bei  Rio  .sehr  gemein  an  Baumstämmen; 
ich  erhielt  einige  Stücke. 

Paphia. 

Stheno  nov.  spec.  Pliilumena  Doubld.  pl.  50  fig.  2? 

Meine  neue  Art  unterscheidet  sich  von  Philumena  nur 
darin,  dass  sie  grosse  blaue  Flecken  auf  der  Oberseite  im 
Aussenrande  hat.  Sonst  ist  sie  derselben  sehr  ähnlich  und 
wenn  das  Doubld.  Bild  nicht  vollständig  unaufgeklärt  liesse, 
wie  die  Unterseite  aussieht,  so  würde  man  vielleicht  meine 
Art  für  identisch  mit  Philumena  halten  müssen,  wofür  sie 
Keferstein  jetzt  schon  erklärte.  0.  Felder  erklärte  sie  für 
neue  Art  neben  Iphis.  Godart  und  Herr  Dr.  Gerstäcker  theilte 
die  letzte  Meinung  mit  dem  Bemerken,  dass  auch  das  Ber- 
liner Museum  diese  Art  von  Bahia  ohne  Namen  besitze.  So 
ist  es  wohl  nicht  unangemessen,  wenn  ich  die  Art  neu  be- 
nenne und  beschreibe.  Gestalt,  Grösse,  Flügelschnitt  von 
Philumena.  Vorderflügel  schön  kornblau,  schwarz  überflogen, 
so  dass  das  Blau  nur  im  Wurzeldrittel  und  in  4  Flecken  am 
Aussenrande  hervortritt.  Vorderrand  von  der  Wurzel  her 
weise  gerieselt.    Rippen  stark  schwarz.    Hinterflügel  tief  caffee- 


143 

braun,  am  Schwänzchen  und  am  Aussenwinkel  stehen  einige 
weisse  Atome.  Unterseite  aller  4  Flügel  matt  rostroth,  mit 
hin  und  her  zu  Gruppen  vereinten  weissen  Atomen  bestreut. 
Fühler  braun,  Abdomen  und  Thorax  blauschwarz.  Beine  roth- 
braun und  weissscheckig.  Mein  Freund  sah  nur  ein  sehr  schö- 
nes Stück,  welches  sich  ganz  wie  C.  Album  benahm  und  ge- 
fangen wurde. 

Siderone. 

Ide  Hübner  Exoten.  Boisdvl.  spec.  'gen.  1  pl.  8  fig.  1. 
Doubld.  List.  Rogen  Godart  9,  371  No.  73.     Lucas  67  fig.  1. 

Ich  erhielt  nur  ein  Stück  ohne  Notiz.  '  ' 

Isidora  Gramer  235.  A.  B.  E.  F.  Fabr.  ent.  syst.  111, 
1.  78  No.  244.  Donov.  Ins.  of  India  pl.  33  fig.  4.  *  God.'  O', 
371  No.  17.  Isidora  Hübner  Verzeichniss.  Sepp  Tab.  1  mit 
Metamorphose. 

Ein  Stück  ohne  Notiz. 

Morpho. 

Laertes  Diurj  III  Tab.  15  fig.  1.  Fabr.  entom.  System. 
III,  1.  84  —  262.  God.  9,  444  No.  14.  Lucas  77.  Hübner 
Exoten.  Epistriphus  Fabr.  entom.  System,  ind.  alph.  pag.  122. 
Donov  naturalist  reposit.  V  pag.  143.     Men.  No.  1. 

Ein  Stück,  zu  welchem  mein  Gewährsmann  bemerkte, 
dass  er  in  allen  Büschen  gemein,  seines  hohen  Fluges  wegen 
aber  schwer  zu  erlangen  sei. 

Achilles  Lin.  mus.  Lud.  Ulric.  pag.  211.  Syst.  nat.  II, 
752  No.  42.  Clerk  icones  Tab.  24  fig.  3,  4.  Fabr.  entom. 
System.  III,  1.  81  No.  253.  Gramer  27  A.  B.,  28.  A.  HüB- 
ner  Potamis  et  Leonte  Achillaena  (Exoten)  Merian  ins.  Su- 
rinam pl.  7.     Deidamia  Hübn.  Verz.  No.  487. 

Sehr  gemein;  einige  gute  Stücke. 


Anm.  der  Red.  Von  sämmtlichen  in  vorstehendem 
Artikel  und  dessen  Fortsetzung  beschriebenen  und  zu  be- 
schreibenden Neuen  Arten  hat  der  Herr  Verfasser  die  Güte 
gehabt,  selbstgez.eichnete  und  resp.  colorirte  Abbildungen  für 
das  Archiv  des  Vereines  in  sichere  Aussicht  zu  stellen,  damit 
sie  für  den  Fall  wissenschaftlichen  Gebrauches  an  Vereins- 
glieder  zur  Ansicht  ausgeliehen  werden  können.  " 

(Fortsetzung  folgt.) 


144 

Die  Käfer  Borkum's 


von 
Dr.  Altuni. 


Die  Nordsee-Insel  Bork  um  gehört  zu  der  langen  Reihe 
der  kleinen  Inseln,  welche  sich  längs  der  west-  und  ostfrie- 
sischen  Küste  erstrecken.  Sie  liegt  der  Dollartmündung  gegen- 
über und  hat  westlich  die  erste  holländische  Insel  Rottum 
und  östlich  Juist  zu  Nachbarn.  An  Flächenraum  wie  an 
Fruchtbarkeit  übertrifft  sie  die  andern,  welche  fast  nur  aus 
Flugsand  und  Dünenzügen  bestehen.  Auf  ihr  treffen  wir 
ausser  stundenweiten  Sandflächen  und  ganz  bedeutenden  Dünen 
auch  Wiesen  und  Weiden  und  in  manchen  grossen  Dünen- 
thälern  Süsswassertümpel  mit  mannigfacher,  üppiger  Vege- 
tation an.  Das  besonders  reiche  Vogelleben  daselbst  ver- 
anlasste mich  in  den  letzten  Jahren,  jährlich  diese  Insel  zu 
besuchen,  doch  merkte  ich  auch  auf  die  Insekten,  zumal  da 
mir  gleich  beim  ersten  Besuche  mehre  Schmetterlinge  (Noc- 
tuen)  in  die  Hände  fielen,  welche  mir  hier  in  der  Umgegend 
von  Münster  noch  nicht  vorgekommen  waren.  Auch  ein 
grosser  Laufkäfer,  Carab.  clathratus,  von  dem  ich  bei  den 
ersten  Ausgängen  mehre  Stücke  antraf,  so  M'ie  die  Färbung 
des  gemeinen  Scarab.  vernalis  waren  mir  für  meine  Heimath 
fremd.  Ich  habe  deshalb  theils  selbst  gesammelt,  theils  durch 
Andere  sammeln  lassen,  und  erlaube  mir,  die  aufgefundenen 
Käfer  hier  nachfolgend  zu  verzeichnen,  obgleich  das  Ver- 
zeichniss  noch  sehr  lückenhaft  sein  wird.  Die  Eigenthüm- 
lichkeit  des  Fundortes,  so  wie  mehrfache  Varietäten  und  Ab- 
errationen, welche  sich  unter  dem  spärlichen  Material  zeigten, 
mögen  die  Veröffentlichung  entschuldigen.  —  Es  sind  folgende 
65  Arten: 

Cicindela  maritima,  lebt  zumeist  von  Mitte  Juni  bis  Ende 
Juli  zahlreich  in  den  Dünen  auf  dem  Sande  der  weissen  Dü- 
nenfelder. Ihre  Fährten,  so  wie  die  von  Scarab.  vernalis  und 
einer  Kröte  (Bufo  calamital  durchkreuzten  nach  allen  Rich- 
tungen den  empfindlichen  Boden,  —  Leider  habe  ich  diese 
Spezies  dort  nicht  erkannt,  sondern  hielt  sie  für  unsere  ge- 
meine hybrida,  und  darum  nur  3,  obendrein  defecte  Individuen 
als  Repräsentanten  mitgenommen. 

Carabus  granulatus,  dunkel  bronzegrün  und  dunkelkupfer- 
farben gefärbt.  Die  Kettenpunkte  auf  den  Decken  eines  weibl. 
Exemplars  zeigen  eine  nicht  unbedeutende  Asymmetrie:  links 
stehen  wenigere,  langgezogene,  rechts  melire  kürzere,  —  Der 
Käfer  findet  sich  einzeln  in  den  Wiesen. 


145 

,  Carabus  clathratus,  überall  sehr  gemein,  vom  Ende  März 
bis  Mitte  August,  gegen  Ende  des  letzten  Monates  findet  man 
nur  selten  melir  lebende  Stücke.  —  Die  kupferglänzenden 
Gruben  stehen  bald  hart  an  einander  gereihet,  bald  mehr  ge- 
trennt, und  dann  zwischen  je  2  gewöhnlich  kleine  Rippen- 
stückchen. Wie  eben  bei  granulatus  bemerkt,  finden  sich 
auch  bei  diesem  Käfer  oft  kleinere  Asymmetrien. 

Clivina  fossor,  am  15,  Juni  an  einem  todten  Vogel  im 
Hause  gefunden. 

Anisodactjlus  binotatus.  Dieser  wie  die  folgenden  Har- 
l)aliden  meist  in  den  Gärten  bei  den  Häusern  5  Anfang  Mai 
bis  Ende  Juni. 

Harpalus  griseus  Panz.,  vom  Mai  bis  August. 

Pterostichus  nigrita,  Mai,  selten. 

niger,    ziemlich    häufig,    im    Ganzen    etwas 
schwache  Stücke. 

Broscus  cephalotes,  nur  zweimal  gefunden,  II.  Juni  und 
8.  Sept.  in  den  Dünen. 

Amara  fulva,  vom  April  bis  Anfang  August  vom  lichten 
Braungelb  bis  zur  dunkleren  Normallarbe. 

Amara  familiaris,  im  Juni  mehrfach, 
vulgaris,  15.  April,  Dünen, 
plebeja,  3.  Juni, 
trivialis,  20.  Juni. 

Calathus  micropterus  Dftsch.,  häufig, 
mollis,  18.  und  27.  Juli. 

melanocephalus,    vom  Anfang  Juni  bis  August, 
kleiner  als  die  auf  dem  Festlande  vorkommen. 

Tiechus  minutus,  30.  Juli. 

Dichirotrichus  pubescens,  27.  Juli, 

Bembidium  pallipes. 

Dytiscus  circumflexus,  ein  defectes  todtes  Stück  in  den 
Dünen  gefunden,  ein  Weibchen  mit  gefurchten  Decken, 
wie  letzteres  bei  allen  erbeuteten  Weibchen  auch  hier 
bei  Münster  vorkommt. 

Agabus  bipustulatus,  2  Exempl.,  J  und  if  in  den  Dünen- 
M  assern  angetroffen. 

Hydrophilus  piceus  fand  sich  nicht  selten  todt  in  den 
Dünen.  Seine  wie  des  Dytiscus  Larven  werden  sich  von  den 
zahlreichen  Kaulquappen  der  Rana  temporaria  und  Bufo  ca- 
larnita  (den  einzigen  Amphibien  Borkum's)  ernähren.  —  Die 
pjxemplare  von  normaler  Grösse, 

Püilonthus  politus,  8.  Juli,  Dieser,  wie  die  folgenden 
Staphylinen  hielten  sich  fast  nur  in  den   Dünen  auf, 

Pliilonthus  exiguus  Erichs,,  7,  Juli, 
sordidus,  27.  Juli. 


146 

Qiiedius  tristis  Gylj.,  30.  Juli. 

s]).?  etwas  kleiner  als  tristis,  20.  Juli. 

Tachjporuö  chrjsomelinus,  31.  Juli. 

Anlhobium  ophthalmicum  Gravenh,,  8.  Juli,  auf  Camillen. 

Lacon  murinus,  12.  Juni. 

Cardiophorus  equiseti,  27.  Juli. 

Cantharis  livida,  27.  Juli.  Dieser  wie  der  folgende,  bei 
uns  so  gemeine  Käfer  ist  auf  Borkum   selten. 

Cantharis  fusca,  12.  Juni,  an  den  Getreidehalmen  eines 
Ackers,  gleichfalls  nicht  häufig. 

Anobium  striatum,  20. — 26.  Juli  an  alten  Brettern  höchst 
zahlreich. 

Necrophorus  humator,  in  Grösse  sehr  variabel,  ein  klei- 
nes Exemplar  mit  einem  rothen  Quer  flecke  unten  auf  der 
linken  Decke  (an  die  rothfleckigen  Stücke  von  germanicus 
erinnernd.)  Von  Ende  April  bis  Ende  Juli,  theilweise  in  Dün- 
gerhaufen, 5  Individuen  (alle  humator)  unter  einem  Nest  voll 
in  Verwesung  gegangener  junger  Anthus  pratensis. 

Necrophorus  vespillo,  mehre  im  Juni  erbeutet;  in  den 
Dünen  sah  man  sie  häufig  umherfliegen,  worunter  auch  ge- 
wiss die  folgende  Art. 

Necrophorus  vestigator,  1  Exemplar  in  den  Dünen  ge- 
funden. 

Phalacrus  aeneus,  Mitte  Juli  häufig  auf  Camillen. 

Nitidula  aenea,  auch  im  Juli  häufig. 

Dermestes  lardarius,  glücklicher  Weise  noch  selten. 

Anomala  Julii,  Juli  und  August,  an  den  Innenseiten  der 
Dünen  auf  Kräutern;  nur  mit  braunen  Decken. 

Phyllopertha  horticola,  zahllos  im  Juni,  Tausende  auf 
dem  Seekreuzdorn  (Hippoph.  rhamnoides)  in  den  Dünenthälern. 
Durchgängig  kleiner  als  unsere  Münsterländer,  Thorax  und 
Kopf  stets  schwarzblau,  Decken  ziemlich  hellbraun,  Unterseite 
glänzend  schwarz. 

Scarabaeus  stercorarius,  zahlreich,  wie  der  folgende  zu- 
meist im  Pferdemist;  häufiger  als  hier  ins  Grünliche  ziehend, 
die  Unterseite  oft  ganz  grün,  oder  wenn  auch  blau,  dann 
doch  mit  grüner  Beimischung.  Eine  merkwürdige  Aberration 
ist  mit  ziemlich  grossen  rothen  Flecken  versehen  (gleich- 
falls an  die  abnorme  Zeichnung  des  Necroph.  germanicus  er- 
innernd), vier  solcher  Flecken  stehen  symmetrisch  auf  dem 
T|ijOrax,  mehre  auf  den  etwas  krüppelhaft  runzeligen  Decken. 

Scarabaeus  politus,  mit  vorgenanntem  gleich  häufig,  auch 
die  grünliche  Färbung  tritt  bei  dieser  Art  eben  so  oft  auf. 

(Den  vom  hiesigen  Oberst-Lieutenant  v.  Kraatz  bei  Ostende 
zahlreich    aufgefundenen    Sc.    hypocrita,    der    nicht    Pferde-, 


147 

sondern  Ziegenmist  wählt,  konnte  ich  aufBorkum,  wo  aller- 
dings nur  wenige  Ziegen  gehalten  werden,   nicht  entdecken.) 

Scarabaeus  vernalis,  sehr  häufig,  wählt  die  Losung  der 
auf  Borkum  in  grosser  Menge  in  den  Dünen  lebenden  wilden 
Kaninchen,  weshalb  man  ihn  namentlich  dort,  ab  und  zu  mit 
dem  Fortrollen  einer  „Pille"  beschäftigt,  antrifft.  —  Bei  uns 
hochviolettblau ,  auf  Borkum  stets  dunkelschM'ärzlich  violett, 
nicht  selten  mit  schwarzgrünen  oder  schwarzkupferfarbenem 
Schimmer,  Unterseite  oft  mit  grünlichen  Stellen,  selten  völljff 
grün.  Die  Exemplare  sind  fast  sämmtlich  kleiner,  oft  viel 
kleiner  als   die  Normalform. 

Apliodius  fossor;  alle  Aphodien  im  Dung. 
„  fimetarius,  März. 

„  scybalarius,  März. 

„  rufescens. 

Cistela  sulphurea,  27.  und  29.  Juli. 

Cneorhinus  geminatus,  nicht  selten  in  den  Dünen  an  Ely- 
mus  arenarius,  Juni. 

Phyllobius  oblongus,  20.  Mai. 

Lepyrus  colon,  1  Exempl.,  dem  aber  die  beiden  schar- 
fen weissen  Punkte  auf  den  Decken  fehlen. 

Apion  virens. 

Ceuthorhynchus  assimilis,  7.  Mai. 

Phloeophagus  spadix,  25.  Juni. 

Criocephalum  baiulum,  ziemlich  häutig  bei  den  Häusern, 
von  sehr  verschiedener  Grösse,  Mitte  Juni  bis  Mitte  Sep- 
tember. 

Laniia  textor,  Juni,  3  Exempl.  in  den  Dünen,  Movon 
eins  mit  einem  scharf  sich  abhebenden,  grossen  rundlichen 
Höcker  an  der  Stelle,  wo  bei  andern  Käfern,  z.  B.  Melolontha 
die  Beule  auftritt,  auf  jeder  Decke.  Die  beiden  Höcker  sind 
vollkommen   gleich   und    zeigen  schöne  glatte  Umrisse. 

Haltica  exoleta  Fabr.,  20.  Juli. 

Chrysomela  Jiaemoptera  Lin. 

Lathridius  angusticollis,    11.  April    an  eichenen  Brettern. 

Coccinella  variabilis  var.  humeralis,  Dünen, 
mutabilis,  18.  Mai,  Dünen, 
11  punctata. 


148 

Ein  Beitrag  zur  Pauna  der  Insel  Sylt 

vom 
Königl.  Forstmeister  ^Vernebur^  in  Erfurt. 


Ein  vierwöchentlicher  Aufenthalt  auf  der  Insel  Sylt, 
vom  23.  Juli  bis  zum  20.  August  1861,  behufs  einer  Badekur, 
bot  mir  günstige  Gelegenheit,  diesen  Landtheil  in  Bezug  auf 
die  dort  vorkommenden  Schmetterlinge  zu  durchforschen. 
Das  Ergebniss  meines  Sammeins  hier  mitzutiieilen,  möclite  in 
mehrfacher  Beziehung  nicht  ohne  Interesse  sein,  unter  anderm 
auch  deswegen,  weil  die  Vegetations- Verhältnisse  auf  Sylt 
denen  jener  Gegenden  vielfach  recht  ähnlich  sind,  in  welchen 
Linn6  und  Fabricius  sammelten. 

Sylt  ist  das  grosseste  und  am  weitesten  nacii  Westen 
vorgeschobene  Eiland  jener  Inselgruppe,  die  an  der  West- 
küste von  Schleswig  unter  dem  .54.  Grade  nördlicher  Breite 
und  dem  26.  Grade  östlicher  Länge  gelegen  ist.  Es  hat  eine 
Länge  von  4y4  Meilen  und  eine  grosseste  Breite  von  l'/j 
Meilen,  also  eine  lange,  schmale,  daher  vom  Seeklima  ganz 
beherrschte  Fläche.  Diese  Fläche  ist,  abgesehen  von  den  an 
der  ganzen  Westküste  als  eine  ziemlich  groteske  Kette  von 
Sandhügeln  sich  hinziehenden  Dünen,  eine  ununterbrochene 
Ebene,  die,  überall  aus  Sand  bestehend,  bezüglich  ihrer  Ge- 
sammtbeschaffenheit  im  Wesentlichen  nur  zwei  Verschieden- 
heiten darbietet,  indem  sie  entweder,  dem  Meere  im  Osten 
etwas  mehr  zugeneigt,  als  Marschland  erscheint,  oder  bei 
etwas  mehr  Erhebung  über  den  Meeresspiegel,  als  Haide  sich 
darstellt.  Letztere  nimmt  bei  weitem  den  grossesten  Raum 
der  Inselebene  ein  und  ist  hauptsächlich  mit  Erica  tetralix, 
Calluna  vulgaris,  Vaccinium  uliginosum,  Salix  repans  bewach- 
sen. Sie  bietet,  obwohl  in  ihrer  Vegetation  einförmig,  dem 
Schmetterlingssammler  ein  ergiebiges  Jagdrevier.  Das  Marsch- 
land dagegen,  als  Wiese,  mit  bald  mehr  süssen,  bald  mehr 
sauren  Gräsern  bestellt,  in  regelmässiger  Bewirthschaftung 
benutzt,  giebt  wenig  Ausbeute  an  Lei)idopteren.  Kaum  besser 
in  dieser  Beziehung  sind  die  mit  Sandhafer,  Sandroggen  und 
der  Dünenerbse  bewachsenen  Dünen,  doch  bergen  sie  einige 
eigenthümliche,  seltene  Arten.  Zu  erwähnen  sind  noch  als 
beachtenswerthe  Sammelstellen,  zwei  zwischen  dem  Badeorte 
Westerland  und  dem  Weiler  Munkmarsch  gelegene  kleine 
Flächen,  auf  denen  man  vor  etwa  30  Jahren  Versuche  mit 
dem  Anbau  von  Waldbäumen,  die  im  Uebrigen  der  Insel 
ganz  fehlen,  gemacht  hat,  und  wo  sich  jetzt  ein  dürftiges 
Dickicht   von   krüppelhaften  Eichen  und  Birken  mit   einigen 


149 

Erlen,  Weiden,  Lärchen  und  wenigen  Fichten,  Kiefern  und 
Weissdorn  gebildet  hat. 

Endlich  bleibt  noch  als  für  den  Sammler  beachtenswerth 
das  Verfahren  der  Bewohner  auf  Syh  zu  bemerken,  ihre  zu- 
nächst um  die  Gehöfte  gelegenen  Ländereien  mit  einem  aus 
Granittindlingen  oder  auch  aus  Rasen-Stücken  errichteten,  auf 
seiner  Oberfläche  mit  Kräutern  bewachsenen  Walle  zu  um- 
geben. An  diesen  n)auerähnlichen  Wällen,  namentlich  an  den 
mit  Moosen  und  Flechten  bewachsenen  Steinen  kommen  ein- 
zelne Schmetterlingsarten  allein  vor. 

Nach  dieser  Ciiarakleristik  des  Fangreviers  gehe  ich  zur 
Aufzählung  der  gefundenen  Arten  über,  wobei  ich,  da  die 
Flugzeit  der  meisten  Schmetterlinge  einen  kürzeren  als  vier- 
wöchentlichen Zeitraum  umfasst,  und  es  doch  von  Werth  ist, 
die  eigentliche  Flugzeit  zu  kennen,  immer  die  Falter  zusam- 
menfasse, die  ich  in  Zeiträumen  von  je  10  bis  12  Tagen 
gefunden  habe. 

Vom  22.  Juli  bis  zum  1.  August. 

Pap.  aegon.  Ueberall  auf  trocknen  Haideflächen,  auch 
zwischen  den  Dünen,  in  Menge,  mit  ziemlich  schwarzem  Flü- 
gelsaum.     Argus   dagegen  fehlte  gänzlich. 

Pap.  agestis.     Einzeln  an  grasreichen  Stellen. 

aglaja.     Wenige   abgeflogene  Exemplare  an  gras- 
reichen Stellen  in  Westerland. 

Pap.  brassicae.     In  Gärten, 
rapae.    Desgleichen, 
semele.     Fast  überall   in  Menge, 
pamphilus.     Nicht  selten;  öfters  in  grossen,  kräf- 
tig gezeichneten   Exemplaren. 
Pap.  janira.     Desgleichen. 

alexis.  Ziemlich  häufig,  aber  im  Gegensatze  zu  P. 
aegon  nie  auf  den  Haideflächen,  sondern  nur  an  Stellen  mit 
süssen  Gräser.  Die  Männer  sehr  lebhaft  blau,  die  Weiber 
mit  sehr  viel  Blau,  dadurch  den  Weibern  des  P.  adonis  ähn- 
lich in  einer  Weise,  wie  ich  sie  in  Thüringen  nicht  gefunden. 
Pap.  acis.  Das  Weib  einzeln  und  schon  abgeflogen  an 
den  Stellen,   wo  alexis  flog. 

Pap.  phlaeas.  Ueberall,  wo  Süssgräöer  wuchsen,  häufig 
und  von  sehr  feuriger  Färbung. 

Pap.  linea.  Einzeln  an  den  Feldrändern  bei  Westerland; 
schon  ziemlich  abgeflogen. 

Bomb.  Salicis.     An  Weidenhecken  häufig. 

auriflua.     Einzeln  ah  Eichen  in  dem  Gehö.]2;  b§i 
Mtinkmarsch.  ...  j..  ».--.-jn  ...i 


B.  neustria.  Einzeln  in  Gäl-ten;  in  Westerland  Abends 
einen   schwärmenden   o   gefangen. 

Bomb,   ericae.     1   ö^  auf  der  Haide  bei  Westerland. 

rubi.     Als  Raupe  und  Puppe  nicht  selten  auf  der 

Haide. 

Zyg.  filipendulae.  Einzeln  auf  der  Haide  längs  den 
Dünen,  auch  an  dem  Gehölz  bei  Munkmarsch.  Meist  schon 
abgeflogen. 

Zyg.  lonicerae.     Ein  abgeflogenes  Exemplar. 
Noct.  perla.     An  den  Steinumwallungen  der  Aecker  nicht 
selten. 

Noct.  pronubr.     In  Gärten  nicht  selten, 
polyodon.     Daselbst  3  Exemplare, 
gamma.     Ueberall  einzeln.     In  den  Dünen  Exem- 
plare   von   sehr   lebhafter   bräunlicher  Färbung   und    dadurch 
fast  der  N.  jota  ähnlich. 

Noct.  latruncula.  Häufig  auf  grasreichen  Stellen  bei 
Westerland,  Abends  schwärmend,  in  mannigfachen  Varietäten. 
Darunter  ein  Exemplar  mit  zeichnungslosen  bräunlich-weissen 
Oberflügeln  und  in  seiner  ganzen  Erscheinung  einer  kleinen 
N.  pallens  ähnlich. 

Noct.  tridens.     Als  Raupe  an  Obstbäumen  gefunden, 
chlor ana.     Als  Raupe  an  Salix  viminalis. 
cucullatella.     An  Weissdorn  bei  Westerland, 
myrtilli.     Einzeln   im    Sonnenschein   schwärmend 
auf  trocknen  Haideflächen. 

Noct.  brassicae.     Im  Garten  in  Westerland. 
Geom.  atomaria.     Auf  trockenen  Haideflächen. 

purpuraria.     Desgl.     Auch  auf  Brachäckern  mit 
Sauerampfer. 

Geom.  bilineata.  Ueberall  in  Menge;  selbst  auf  den 
Dünen,  wo  nur  Sandhafer  wuchs.  Die  Färbung  im  Ganzen 
bleicher  als  z.  B.  in  Thüringen. 

Geom.  grossulariata.     Sehr  häufig  in  Gärten. 

wavaria.     Ein  kräftig  gezeichnetes  Exemplar, 
straminata.     Ein  Exemplar   auf  Haide   an   den 
Cyster  Dünen. 

Geom.  rubricaria.  Ein  Exemplar  auf  der  Haide  nörd- 
lich von  Westerland. 

Geom.  ocellata.     Ein  Exemplar. 

achatinata.  Ein  schon  ziemlich  abgeflogenes 
Exemplar  von  gewöhnlichem  Aussehen  an  Salix  viminalis. 
Ein  zweites  Exemplar,  ganz  frisch,  an  Salix  repens  war 
kleiner,  mit  sehr  bleicher  Grundfarbe,  röthlich  braunen,  sehr 
'kräftigen  Zeichnungen,  so  dass  es  ein  ganz  fremdartiges  An 
sehen  hatte  (ähnlich  der  bei  Freyer  abgebildeten  Varietät.) 


151 

G.  palumbaria.  Auf  trockenen  Haideflächen  sehr  ge- 
mein. Das  $  erschien  8  Tage  später  als  der  (^.  Dieser 
Spanner  ist  hier  kleiner  als  in  Tliüringen,  tiefer  gefärbt,  meist 
rauchschwarz  angeflogen,  zwischen  den  zwei  Mittelstrienien 
der  Oberflügel  bindenartig  dunkel  gefärbt,  die  Querlinien 
kräftig  nussbiaun.  Anfangs  erkennt  man  den  Schmetterling 
kaum  wieder. 

G.  obscuraria.  An  gleichen  Stellen  wie  palumbaria; 
gemein.  —  Das  $  erscheint  ebenfalls  8  Tage  später  als  der 
<^.  Auch  dieser  Spanner  ist  hier  kleiner  als  in  südlicheren 
Gegenden.     Die  Querzeichnungen  meist  recht  deutlich. 

G.  fluctuata.     In  Gärten. 

G.  cytisaria.  Einzeln,  doch  nicht  selten,  auf  trockenen 
Haideflächen.  Die  Raupe  wahrscheinlich  an  einer  kleinen 
Ginsterart,  die  zwischen  der  Haide  wächst.  Der  Spanner  ist 
ebenfalls  hier  kleiner  als  in  südlicheren  Gegenden,  und  die 
Zeichnungen  sind  sehr  schwach,  so  dass  er  fast  einfarbig  grün 
erscheint.  Ich  fand  nur  noch  Weiber,  die  meist  ganz  abge- 
flogen, schmutzig  weiss  aussehend  waren. 

G.  scutulata.     Ein  Exemplar  im  Garten  in  Westerland. 

Pjr.  forficalis.     Desgleichen. 

purpuralis.  Ziemlich  häufig,  zum  Theil  in  grossen, 
schönen  Exemplaren  auf  grasreichen  Stellen.  Einmal  fand 
ich  acht  bis  zehn  Männer  dicht  bei  einander  im  Grase  schwär- 
mend. Sie  umschwirrten  ein  Weibchen,  das  sich  bald  dar- 
auf mit  einem  der  Männchen  begattete.  Der  Actus  ging  sehr 
rasch  vorüber. 

Pyr.  cespitalis.  Sehr  gemein  an  grasreichen  Stellen 
in   mannigfachen  Varietäten. 

Tortr.  sylvana.  Häufig  zwischen  Haidekraut  an  der 
Westküste  von  Schleswig,  bei  Husum.  Auf  Sylt  habe  icli 
diesen  Wickler  nicht  gefunden,  doch  möchte  er  auch  dort  nicht 
fehlen. 

Die  Grundfarbe  der  Vorderflügel  sehr  silberweiss;  die 
Zeichnungen  fast  kirschroth,  der  Schmetterling  in  seiner  gan- 
zen Erscheinung  der  Tortr.  lapidana,  H.  S.  flg.  413,  sehr 
ähnlich. 

Tortr.  Schulziana  Fabr.  (Zinkenana  H.)  Mit  dem 
vorigen  auf  gleichen  Stellen  nicht  selten.  Auf  Sylt  fand  ich 
ihn  auch  Anfangs  August  in  frischen  Exemplaren. 

Tortr.  araericana.  Zwei  Weiber  im  Garten  in  Wester- 
land, wo  nur  Birnbäume,  Weissdorn,  Hartriegel  und  Korb- 
weiden seine  Nahrung  sein  konnten. 

Tortr.  laevigana.  An  demselben  Orte  nicht  selten  in 
grossen  Exemplaren.  Ein  Stück  habe  ich  aus  einer  an  Salix 
viminalis  gefundenen  Puppe  erzlogen. 


152 

Tovtv.  hepar  an  a.  An  demselben  Orte,  an  Birnbäumen 
liäufig.  Fast  alle  Exemplare  sehr  gross  und  schön  (var.  car- 
pinana  H.).  Auch  in  dem  Walde  bei  Munkmarsch  war  dieser 
Wickler  an  Eichen  nicht  selten. 

Tortr.  alpin  an  a.  An  grasreichen  Stellen,  besonders  an 
den  Ackerumwallungen  in  Westerland,  einzeln  (H.  S,  fig.  155). 
Sehr  häufig  flog  eben  daselbst  dieser  Wickler  in  Exemplaren 
von  kaum  halber  Grösse  als  die  eben  citirte  fig.  155  und 
mannigfach  variirend;  zuweilen  die  Oberflügel  fast  einfarbig 
messinggelb.  Alle  Stücke  dieser  geringeren  Grösse,  die  ich 
fing,  waren  Männer,  im  Sonnenschein  schMärmend,  während 
das  eine  grosse  Exemplar,  das  ich  aufbewahrt  habe,  ein  ^ 
ist  und  eben  so  die  ausserdem  in  meiner  Sammlung  befind- 
lichen grossen  Stücke.  Sollte  der  Grössen -Unterschied  nur 
Geschlechtsverschiedenheit  sein? 

Tortr.  petiverana.  Desgl.,  ich  fing  auch  eine  Varietät 
mit  fast  einfarbig  strohgelben  Oberflügeln. 

Tortr.  hohenw  arthiana.  Ein  Exemplar  an  einem  Ra- 
senrain bei  Westerland. 

Tortr.  citrona.     Daselbst  einzeln. 

pratana  Häufig,  sowohl  auf  grasreichen  Stellen 
als  auf  Haideflächen.  Kräftig  gezeichnet,  meistens  am  Vor- 
derrande der  Oberflügel  scharf  weisslich. 

Tortr.  Ictericana  Haw.  Die  Männer  fast  überall  sehr 
gemein,  auch  bei  Tage  ziemlich  lebhaft.  Die  Weiber,  der 
Segetana  Z.  ähnlich,  seltener  und  bei  Tage  wenigstens  immer 
träge  an  Baumstämmen  sitzend  (vergl.  Herr.-Schäff.  Tom.  VI 
pag.  157.) 

Tortr.  laneeolana.     Auf  Salix  repens  nicht  selten. 

gerningiana.  Auf  den  Haidefläclien  zM'ischen 
Westerland  und  Munkmarsch  etc.,  an  Stellen,  wo  nur  Calluna 
vulgaris  wuchs,  sehr  häufig;  doch  habe  ich  nur  Männer  ge- 
funden und  vermuthe  daher,  dass  das  $  sich  sehr  verborgen 
hält.     War  auch  Anfangs  August  noch  häufig. 

Tortr.  cynosbana.     Ein  Exemplar  im  Garten. 
.   Tin.  sudetica  Z.     An  den  Ackerumwallungen  und  auch 
auf  den  Haideflächen  häufig. 

Tin.  brizella.  Au  Grasrändern  bei  Westerland,  wo 
Statice  armeria  wuchs,  nicht  selten. 

Tin.  murinipennella.  Ein  Exemplar  bei  Westerland 
an  einem  Rasenwalle. 

,Tin.  semicostella  H.     Ebendaselbst  nicht  selten. 
-     elutella.     Ein   abgeflogenes   Stück   in   Westerland 
gefunden. 

Tin.  perlella  var.  Warringtonella.  Ein  Exemplar  auf 
einer  feuchten  Wiesenstelle  bei  Westerland. 


153 

Tin  variabilis  Z.  In  Masse  und  sehadenbringend  au 
Weissdorn  im  Garten  zu  Westerland.  Flog  auch  noch  An- 
fangs August  häufig. 

Tin.  ericinella.     Einzeln  auf  den  Haideflächen. 

'?  An  Elymus  arenarius  in  den  Uunen  einzeln.  Diese 
Schabe,  zum  Genus  Eucarphia  gehörend,  gleicht  in  der  Grösse 
der  T.  adornatella,  in  der  Gestalt  der  vinetella,  in  der  Färbung 
der  leucoloma.  Herr  Prof.  Zeller,  dem  ich  ein  Stück  zur  An- 
sicht schickte,  schrieb  mir,  dass  er  ein  $  unter  dem  Namen 
resectellain  seiner  Sammlung  habe.  Ich  gebe  nachstehend  die 
Beschreibung  nach  einem  recht  gut  erhaltenen  Weibe,  dem  der 
Mann  bis  auf  die  kaum  merkliche  Biegung  der  Fühlergeissel 
gleich  ist. 

Kopf  und  Palpen,  P'ühler  und  Hinterleib  weissgrau,  Tho- 
rax und  die  mattfarbigen  Vorderflügel  blass  graubraun,  etwa 
so  wie  bei  vinetella;  längs  des  Vorderrandes  eine  kreide- 
weisse  Strieme,  die  an  beiden  Enden  spitz  ausläuft  und  am 
Vorderrande  selbst  noch  einen  ganz  schmalen  Streif  der  Grund- 
farbe sehen  lässt.  Längs  des  Innenrandes  läuft  eine  ähnliche 
weisse  Strieme,  aber  viel  verloschener  als  die  am  Vorderrande. 
In  dieser  bemerkt  man  bei  frischen  Stücken  schwarze  Atome, 
die  etwa  in  der  Mitte  der  Strieme  zwei  neben  einander 
stehende  schwache  Punkte  bilden.  Ein  einzelner  feiner, 
schwarzer  Punkt  steht  bei  Zweidrittel  der  Flügellänge  in 
der  Mitte.  Die  braune  Grundfarbe  wird  nach  der  obern 
weissen  Strieme  zu  allmälig  dunkler  und  längs  derselben 
bildet  sich  eine  ganz  feine  schwarze  Linie.  Die  Franzen  weiss- 
grau mit  drei  sehr  bleichbraunen  Theilungslinien,  ganz  ähn- 
lich wie  bei  vinetella.  Die  Unterfl.  etwas  glänzend  aschgrau 
mit  grauweissem  Saume  und  schwach  angedeuteter  einfacher 
Theilungslinie. 

Unterseite  glänzend  aschgrau  mit  weissgrauem  Saume, 
die  Vorderfl.  etwas  dunkler  als  die  Hinterfl.  und  am  Vorder- 
rande mit  einer  graubräunlichen  Strieme. 

Tin.  aquilella.     Einzeln  auf  Wiesenflächen. 

contaminella.     Desgleichen. 

inquinatella.     Gemein  daselbst. 

angulatella.     Eben  da  nicht  selten. 

cuculipennella.     Ein  frisches  Stück  an  Ligustrum 
vulgare. 

Pteroph.  serotinus.  Einzeln  auf  Stellen,  wo  Gras  und 
Haidekraut  vermengt  vorkommen.  Später,  Anfangs  August 
nicht  selten  in  dem  Giaben  um  das  Gehölz  bei  Munkmarsch. 

Vom  1.  bis  17.  August. 
Pap.  Urtica  e.     Einzeln  bei  Westerland  und  Keitum. 

atalanta.     Eine  gestochene  Raupe  bei  Westerland, 

11 


154 

Soll,  ligustii.  Die  Raupe  nicht  selten  an  dem  zu  Hecken 
oft  benutzten  Ligustrum  vulgare. 

Spli.  ocellata.  Eine  ziemlich  erwachsene  Raupe  an 
Salix   viminalis  in  Westerland. 

Bomb,  vinula.  Als  Raupe  in  fast  schädlicher  Menge 
an  Populus  balsamifera  in  Keitum. 

Bomb,  medicaginis.  Nicht  selten  auf  den  trockenen 
Haidellächen. 

B.  dromedarius.  Von  Birken  in  dem  Walde  bei  Munk- 
marsch eine  Raupe,  ein  ziemlich  erwachsenes  Exemplar,  ge- 
klopft. 

B.  caja.  In  dem  Gehölze  bei  Munkmarsch  fand  ich  drei 
ganz  übereinstimmende  Stücke  dieses  Spinners:  ein  gut  erhal- 
tenes $,  einen  abgeflogenen  i^  und  ein  wolil  von  Raubinsecten 
zerfetztes  Exemplar;  alle  in  sofern  von  der  Stammart  abwei- 
chend, als  die  Oberflügel  eine  weissliche  Grundfarbe  hatten, 
die  ganz  überwiegend  war  und  auf  der  sich  als  Zeichnung 
braune  Flecken  nur  in  sehr  massiger  Ausdehnung  zeigten. 
Auch  auf  den  Unterflügeln  "waren  die  schwarzen  Flecken 
merklich  kleiner,  namentlich  die  nach  der  Basis  zu  kaum  an- 
gedeutet. Der  Schmetterling  hatte  dadurch  ein  auffallend 
fremdartiges  Aussehen  und  könnte  wolil  als  B.  caja  var.  Syl- 
tica  bezeichnet  werden.  Später  fand  ich  auch  noch  ein  der 
Stammart  mehr  gleichendes  V- 

Noct.  didyma.  Bei  Westerland  Abends  am  blühenden 
Tanacetum  vulgare  schwärmend. 

Noct,  chenopodii.     Desgl. 
nictitans.     Desgl. 
suasa.     Desgl. 
gemina.     Desgl. 

trago])ogonis.  Ein  frisches,  intensiv  gefärbtes 
(^  fand  ich  auf  der  äusseren  Gallerie  des  Leuchtthurmes  bei 
Wennigstadt. 

Noct.  testacea.  Einmal  in  Keitum  gefangen, 
valiiger a.  Schon  abgeflogen.  Einzeln, 
aquilina.     Desgleichen. 

Geom.  nanaria.  Diese  niedliche  Eupithecie  fand  ich 
einzeln,  aber  nicht  gerade  selten  auf  den  trocknen  Haide- 
flächen. 

Geom.  pusillata  Tr.  Einige  ganz  abgeflogene  Exem- 
plare bei  dem  Gehölze  bei  Munkmarsch. 

Geom.  mensuraria.  Ein  ganz  abgeflogenes  ö^  bei  We- 
sterland gefangen. 

Geom.  lineolata.  Einzeln  in  den  mit  Bocksbart,  Tlxy- 
niiau  und  Galium  bestockten  Thälern  der  Hörnumer  Dünen. 
Die  Zeiclinungen  bräunlichgelb  statt  blaugrau. 


155 

Toitr.    vividana.     Ein    abgeflogenes    Stück    in    dem  Ge- 
hölz bei  Munk marsch. 

Tortr.  gnomana.     Daselbst  sehr  häufig;  doch  auch  um 
Obstbäume  in  Westerland. 

Tortr.  cerasana.     Desgl. 
ocellana.     Desgl. 

Urtica  na  H.     Im  Gehölz  bei  Munkmarsch, 
capreana.     Desgl.;  einzeln, 
dimidiana.     Desgl. 

cruentana  Fröhl.  In  Menge  auf  den  trocknen 
Haideflächen;  mannigfach  variirend,  zum  Theil  mit  voller, 
sehr  kräftiger  Zeichnung,  so  dass  die  weisse  Grundfarbe  kaum 
hervortritt,  zum  Theil  mit  blendend  kreideweissen  Oberflügeln, 
die  fast  nur  mit  der  dunklen  Mittelbinde  bezeichnet  sind. 

Tortr.  rubel lana.     An  derselben  Stelle,   aber  nicht  so 
häufig.     Manche  Exemplare  ebenfalls  sehr  lebhaft  gezeichnet. 
Tortr.  roborana.     Einzeln  um  Rosen  in  Westerland. 

cinctana.  Ein  frisches  Stück  auf  der  Halde  nach 
Munkmarsch  zu.     Kaum  halb  so  gross  als  gewöhnlich. 

Tortr.   contaminana.     Ein   frisches   $   am    15.   August 
an  Birnbäumen  im  Garten  zu  Westerland. 

Tortr.   cor y lana.     Häufig   im    Gehölz   bei    Munkmarsch. 
Die  Hinterflügel  des  Weibes  sind  einfarbig  schwarzgrau. 
Tin.  antennella.     Häufig  im  Gehölz   bei  Munkmarsch. 

-  janthinella.  Einzeln  auf  den  trocknen  Haide- 
flächen. 

Tin.  terrella.     Desgl. 

-  electella.     Desgl. 

-  maculiferella.     Desgl. 

-  distinctella.     Desgl. 

-  populella.  Ein  Stück  von  halber  Grösse  der  ge- 
wöhnlichen Stücke  aus  der  Raupe  gezogen.  Letztere  lebten 
im  Juli  eben  nicht  gar  selten  wicklerartig  in  den  Spitzen  der 
Triebe  von  Salix  repens  an  den  Dünen  bei  Westerland. 

Die  Raupe  war  hell  spangrün,  der  Kopf  wachsgelb,  braun 
gefleckt. 

Die  Puppe  wachsgelb. 

Puppenstand  etwa  14  Tage. 

Tin,  pseudobombycella.     Einen  Raupensack  an  einer 
Gartenthür  bei  Braderup  gefunden. 

Tin.  consociella.     Ein  gutes  Exemplar  an  den  Eichen 
in  dem  Gehölze  bei  Munkmarsch, 

Tin.  xjIosteUa.     Nicht  eben  selten  in  dem  Graben  um 
das  Gehölz  bei  Munkmarsch. 

Tin.  goedartella.     Ein  Stück,  daselbst  gefangen. 
'     ap])lana.     Ein  Stück  im  Garten  in  Westerland. 


156 

Tin.  basaltinella  Z,  Einzeln  an  den  Fenstern  meiner 
Wohnung  in  Westerland. 

Tin,  quercifoliella.  Zweimal  zwischen  Eichen  und 
Birken  in  dem  Gehölz  bei  Munkmarsch  gefangen. 

Tin.  falsella.  Ein  frisches  Stück  am  15.  August  in 
Gärten  zu   Westerland. 

Tin.  fulgidella.  In  den  Thälern  der  Hörnumer  Dünen 
nicht  selten. 

Pteroph.  obscurus.  Nur  zweimal  auf  der  Haide  nach 
Munkmarsch  zu  getroffen. 

Pteroph.  ochrodactylus.  Vier  Stücke  bei  Westerland 
Abends  um  Tanacetum  vulgare  schwärmend  gefangen.  Meist 
schon  sehr  abgeflogen. 

Schliesslich  möchte  ich  noch  erwähnen ,  dass  in  den  un- 
reil'en  Schoten  der  in  den  Dünen  selir  zahlreich  wachsenden 
Wicke  eine  Wieklerraujie  häufig  zu  finden  war,  die  Mitte 
August  ziemlich  erwachsen  war,  die  icli  aber  wegen  meiner 
eintretenden  Abreise  nicht  bif-  zur  Verwandlung  verfolgen 
konnte. 


Longicoinia  Argentina. 
Systematische  Uebersicbt  der  Bockkäfer  der  La  Plata-Staaten 

von 
H.  Bui'meistei*. 


Die  Uebersicbt,  welche  ich  zu  geben  versuche,  stützt  sich 
hauptsächlich  auf  meine  eignen  Beobachtungen.  Hier  im  Lande 
ist  mir  bis  jetzt  keine  entomologisehe  Persönlichkeit  bekannt 
geworden;  ein  paar  Sammler  in  St.  Jago  del  Estero  und 
Montevideo  sind  die  einzigen  Leute,  welche  sich  mehr  zur 
Unterhaltung  als  zum  Studium  mit  Insektensammeln  beschäf- 
tigen. Von  früheren  Arbeiten  ist  mir  nur  D'Orbigny's  be- 
kanntes Reisewerk  zugänglich.  So  kann  es  nicht  fehlen,  dass 
diese  Uebersicbt  dermalen  noch  ziemlich  lückenhaft  ausfallen 
wird  und  dass  mitunter  wohl  Arten  als  neu  aufgeführt  sein 
mögen,  m eiche  sich  in  mir  unbekannten  und  unzugänglichen 
Reise-  oder  Sammehveiken,  wie  die  Annales  de  ia  Societe 
entomologit|ue  de  France,  beschrieben  finden.  Denn  die  Ar- 
gentinische Fauna,  überhaupt  nicht  sehr  reichhaltig,  hat  von 
ihren  östlichen  Insassen  viele  mit  Brasilien  gemein,  von  ihren 
westliehen   manche    mit    Chile,    unter  ihren  nördlichen  schon 


157 

mehrere  Bolivianer;  Gegenden,  welche  besser  untersucht  wor- 
den sind  als  das  eigentliche  Argentinische  Gebiet,  dessen  Be- 
wohner man  fast  nur  nach  den  wenigen  Arten  kennt,  die  von 
Montevideo  oder  Buenos  Ayres  nach  Europa  gelangten.  Und 
hier  ist  sehr  wenig  Eigentliümliches,  die  Insektenfauna  von 
Buenos  Ayres  namentlicli  ist  ungemein  arm;  weniger  die  von 
Montevideo,  woselbst  der  Reichthum  des  benachbarten  Bra- 
siliens noch  manche  Anklänge  iiat.   — 

1.    Prioniclae. 

Ich  beginne  meine  Aufzählung  mit  einer  neuen  höchst 
eigenthiimlichen  Gattung  dieser  Gruppe,  welche  am  nächsten 
mit  Psalidognatbus  verwandt  ist  und  von  mir  schon  in  meiner 
Reise  (I.  Bd.  S.  314.  1861)  kurz  angedeutet  wurde. 

1.     Micropsalis  Nob. 

Mandibulae  parvae,  edentatae,  limbo  externo  amplificato. 

Palpi  longissimi,  articulo  ultimo  securiformi. 

Antennae  graciles,  filiformes  s.  subsetaceae,  apicem  versus 

tenuiores. 
Pronotum    utrinque    tridentatum;    dente   medio    maximo, 

subhamato. 
Uterque    sexus  apterus;    eljtris    planis,    ovalibus,    apice 

subacuminatis,  margine  externo  arguto. 
Pedes  longi  graciles-,    tarsorum    quatuor   anticorum   arti- 
culis    tribus   basalibus  dilatatis,  tertio   antecedentibus 
singulis  minori,  vix  bilobo;  tarsis  posticis  angustis. 
1.     M.    heterogama:    supra    fortiter    punctata,    elytris 
apicem  versus  alutaceis. 

Mas  gracilis,  corpore  parvo,   artubus  longissimis;  obscure 
ferrugineus,    elytrorum    limbo    et  apice   fusco-nigris. 
Long.  ly.". 
B'emina  robusta,  grossa,  artubus  brevioribus,  tota  fusco- 

nigra.     Long,  ^'/g"« 
Bei  Mendoza,  auf  der  sandigen,  buschig  bewaldeten  Flur 
um  Borbollou,  woselbst  der  Käfer  am  Boden  unter  den  Alga- 
loba-Büschen  sich  aufhält  und  zwischen  deren  Wurzelknorren 
sich  verkriecht. 

Ganzes  Ansehn  eines  Psalidognatbus,  aber  durch  die  klei- 
nen Mandibeln,  die  beilförmigen  Taster  und  das  flügellose 
Männchen  davon  besümmt  verschieden;  übrigens  beide  Ge- 
schlechter in  gleichem  Verhältniss  der  Grösse  und  Gestalt  zu 
einander  stehend.  Fühler  des  Männchens  fast  so  lang  wie 
der  Körper,  des  Weibchens  beträchtlich  kürzer,  die  Glieder 
drehrund,    einzeln  allmälig  etwas  dünner  werdend,    die  fünf 


158 

ersten  .schwach  kolbig  gestaltet,  die  lulgenden  mehr  cyhn- 
(Irisch  und  nach  und  nach  verkürzt,  nur  das  letzte  wieder 
etwas  länger.  Augen  länglich  nierenförmig,  mit  tiefem  Aus- 
sclinitt  hinter  den  Fülilern  am  Vorderrande.  Rand  des  Kopf- 
schildes zwischen  die  Obeikiefer  vorspringend,  leicht  vertieft, 
am  Ende  abgestutzt,  mit  einer  (j)uerfurche,  welche  die  Ober- 
lippe andeutet.  Oberkiefer  zwar  nur  klein,  aber  kräftig,  mit 
spitzem  End haken  und  bauchiger  Aussenkante,  der  bogen- 
förmig als  scharfer  Rand  neben  dem  Endhaken  hervortritt. 
Unterkiefer  und  Unterlippe  sehr  klein,  tief  im  Maule  versteckt, 
aber  die  langen  dünnen  Taster  Aveit  vorragend,  das  Endglied 
aller  beilförmig.  Kopffläche  dicht  und  ziemlich  grob  punk- 
tirt,  auf  dem  Scheitel  ein  spitzer  Höcker.  Vorderrücken  flach, 
dicht  grob  punktirt,  etwas  bieiter  als  lang,  die  Seiten  mit 
drei  scharfen  Dornen,  von  denen  der  mittlere  grösste  etwas 
nach  hinten  gebogen  ist.  Schildchen  klein,  breit  oval,  fein 
punktirt  und  behaart.  Flügeldecken  länglicli  eiförmig,  einzeln 
stumpf  zugespitzt,  daher  die  Naht  etwas  klaffend;  die  Schul- 
tern abgerundet,  der  Seitenrand  scharf  erhaben;  die  Ober- 
fläche anfangs  grob  punktirt,  hei  nach  immer  schwächer,  zu- 
letzt fein  ledernarbig.  Brust  fein  punktirt,  nicht  behaart; 
Bauch  glatt.  Beine  lang  und  dünn,  grob  punktirt;  Vorder- 
und  Mittelfüsse  mit  drei  erweiterten  Gliedern,  aber  das  dritte 
Glied  kleiner  als  das  zweite  und  nicht  zAveilappig,  blos  am 
Ende  ausgebuclitet,  die  Sohle  dicht  behaart.  Hinterfüsse  ganz 
schmal,  aber  die  Sohle  doch  behaart;  das  Krallenglied  aller 
lang,  dünn,  unten  zum  Tlieil  beliaart,  mit  langen,  feinen,  nur 
leicht  gebogenen  Krallen. 

2.     Torneutes  Äeich. 
Trans,  ent.  Soc.  London  II.  'J, 

2.  T.  pallidipennis,  Reich  1.  1.  II.  12  pl.  2  fig.  7. 
D'Orbigny  Vovage  d.  Amer.  inerid.  Ins.  2W  pl.  20 
hg.  3,  4. 

Dieser  eigenthümliche  und  merkwürdige  Käfer  hat  sich 
bisher  nur  auf  den  Holzhöfen  oder  in  deren  Nähe  in  der 
Stadt  Buenos  Ayres  selbst  gefunden;  seine  eigentliche  Hei- 
math ist  also  noch  unbekannt.  Ich  erhielt  bis  jetzt  nur  ein 
einziges  auf  dieselbe  Art  gefangenes  männliches  Individuum, 
das,  wie  D'Orbigny's  Abbildung  lehrt,  viel  grö>ser  und  viel 
kräftiger  gebaut  ist,  als  das  Weibchen;  grade  umgekelirt  wie 
bei  der   vorigen  Gattung. 

3.     Mallodou  Serv. 

3.  M.  bonariense  Dej.  Catal.   342. 

Ueberall  gemein  im  ganzen   Gebiet,    fliegt    Abends  nach 


159 

dem  Lichte  und  dringt  mit  grossem  Geräusch  bis  in  die  Zim- 
mer, Die  Larve  lebt  im  fauligen  Holz  der  einheimischen 
Weide  (Salix  Humboldtiana)  und  demnächst  am  liebsten  in 
der  introducirten  Pappel  (Populus  dilatata). 

Ich  halte  übrigens  diese  von  Dejean  aufgestellte  Art 
nur  für  eine  Varietät  des  brasilianischen  Mall,  spinibarbe  Fabr. 
S.  El.  IL  268,  da  ich  keine  anderen  Unterschiede  zwischen 
beiden  auffinden  kann,  als  minder  vortretende  Vorderecken 
und  schwächer  gekerbten  Seitenrand  des  Vorderrückens,  so 
wie  einige  leichte  Differenzen  in  der  ohnehin  sehr  variablen 
Gestaltung  der  glatten  Streifen  und  Flecken  auf  seiner  Fläche. 

4.     Navisoma  Bl. 

4.     N.  triste   Blanch.   D'Orbigny  Voy.   etc.  1.  1.  pl.  20 

fig.  5. 
In  den  Provinzen  von  Entrerios    und  Corrientes,   an  der 
östlichen  Seite  im  Gebiet  des  Rio  Uruguay. 

5.     Prionidium  Nob. 
Novum  genus. 

Antennae  serratae,  articulis  elongato-trigonis. 

Pronotum  minutum,  hexagonum,  integrum,  argute  mar- 
ginatum. 

Elytra  ovalia,  coriaceo-mollia. 

Pedes  reguläres,  tibiis  extrorsum  arcuatis;  tarsis  longis 
gracilibus,  articulis  tribus  basalibus  angustis,  elongato- 
trigonis. 

Eine  ebenfalls  höchst  eigenthümliche  Gattung,  welche 
sich  an  Prionus  s.  str.  nahe  anschliesst  und  gleichsam  eine 
Diminutivform  desselben  ist,  aber  durch  den  unbewahrten 
Vorderrücken,  die  feineren  Fühler  und  den  abweichenden  Bau 
der  Füsse  sich  scharf  davon  unterscheidet. 

Kopf  klein,  die  Stirn  stark  vertieft,  mit  scharfer  Spitze 
zwischen  die  Oberkiefer  vortretend;  letztere  kräftig,  aber 
nicht  lang,  am  Innenrande  gekerbt,  der  Aussenrand  dick.  Un- 
terkiefer und  Unterlippe  versteckt,  weil  klein;  die  Taster  von 
normaler  Länge,  das  Endglied  oval,  Fühler  beinahe  von 
Körperlänge,  sägeförmig,  ähnlich  denen  von  Calopus,  aber  die 
Glieder  dicker,  am  Endrande  etwas  vertieft,  das  letzte  Glied 
nicht  dreieckig,  leicht  gebogen,  so  lang  wie  beide  vorherge- 
henden zusammen,  Augen  hoch  gewölbt,  auf  der  Stirn  stark 
genähert,  mit  groben  Facetten.  Vorderrücken  quer  sechseckig, 
aber  nur  wenig  breiter  als  lang,  klein,  die  Fläche  gewölbt, 
der  Rand  fein  erhaben  und  gekerbelt,  die  Ecken  stumpf. 
Schildchen   schmal   herzförmig.     Flügeldecken  länglich    oval, 


I(i0 

gemeinsam  zugerundet,  \Aeich  lederailig,  ohne  Rippen,  mit 
erhabener  Randleiste.  Brust  kräftig,  lang  behaart;  Bauch 
schmächtig,  glatt.  Beine  von  normaler  Länge,  die  Schenkel 
nur  kurz;  die  Seidenen  ebenso  lang,  nach  dem  Ende  zu  etwas 
breiter,  leicht  auswärts  gebogen  mit  der  Spitze;  die  Füsse 
länger  als  die  Schienen,  schmal,  die  drei  ersten  Glieder  läng- 
lich dreiseitig,  mit  behaarter,  nach  der  Mitte  vertiefter  Sohle; 
Krallenglied  lang,  die  Krallen  fein,  Avenig  gebogen. 

5.  Pr.  molle  Nob.:  testaceum  nitidum,  pronoto  eljtris- 
que  punctatis,  his  glabris,  illo  jjectoreque  hirtis.  — 
Long.  8"'. 

Aus  der  Banda  oriental. 

6.     Calocomus  Serv. 

6.  C.  hamatiferus  Lacord.,  Ann.  d.  1.  Soc.  entom. 
de  France  1832,  195.  —  Dej.  Catal.  344. 

Caloc.  Desmarestii,  Guer.  Icon.  d.  Rgn.  anim.  Jn-.  pl.  42 
ilg.  8.  —  D'Orbigny  Dict.  d'hist.  natur.  Atlas,  Ins. 
Col.  pl.   12  fig.  2. 

Ziemlich  im  ganzen  Gebiet,  mit  Ausschluss  des  äussersten 
Osten,  an  gewissen  Stellen,  wo  der  Käfer  dann  in  Menge 
auftritt;  z.  B.  bei  Parana,  woselbst  ich  an  einem  und  dem- 
selben Bäumchen  während  der  Monate  Januar  und  Februar 
nach  und  nach  gegen  30  Stück  gefangen  habe.  Schon  früher, 
im  Februar  1858,  hatte  mir  mein  Begleiter  den  Käfer  aus 
der  Gegend  von  S.  Carlos,  südlich  von  Mendoza,  gebracht 
und  später,  im  Februar  1860,  ling  ich  ihn  nochmals  häutig 
am  Wege  nach  den  Cordilleren,  zwischen  Capellan  und  Chum- 
biche.  An  allen  diesen  Orten  lebte  er  im  Buschwalde,  am 
Gesträuch  bei  Tage  ruhig  dasitzend  oder  am  Stamm  sich 
haltend. 

Die  Individuen  von  S.  Carlos  und  Chumbiche  sind  kleiner 
als  die  normalen  Individuen  von  Parana,  Jjaben  einen  feiner 
zugespitzten  Doin  an  den  Seiten  des  Vorderrückens,  etwas 
länger  gekämmte  Fühler  im  männlichen  Geschlecht  und  na- 
mentlich ein  längeres  Endglied,  das  mitunter  3  Zähnchen 
zeigt.  Ich  habe  diese  Untersciiiede  wohl  lür  specifische  ge- 
nommen und  deshalb  darauf  in  meiner  Reise  (I.  Bd.  S.  314) 
den  Caloc.  Bravardi  gegründet,  glaube  indessen,  nach  reif- 
licher Prüfung,  sie  nur  für  Varietäts-Cliaraktere  gelten  lassen 
zu  dürfen. 

7.  C.  coriaceus  Nob.:  niger,  antennarum  apice  elj- 
trisque  maris  ferrugineis;  supra  fortiter  punctatus, 
elvtris  apice  alutacei^.     Long.  2 — 2V2  "• 

In  der  Provinz  Catamarca,  am  Wege  nach  den  Cordil- 
leren, zwischen  Machiposta  und   Alpaquinchi.     Grösser  als  die 


161 

gewöhnlichen  Individuen  der  vorigen  Art  und  etwas  plumper 
gebaut,  doch  sonst  von  denselben  Verhältnissen.  Ueberall  auf 
der  Oberseite  dicht  und  ziemlich  grob  punktirt,  auf  der  un- 
teren viel  feiner,  wie  die  Endhälften  der  Flügeldecken  mehr 
ledernarbig  glänzend  braunschwarz,  die  Taster,  die  acht  obe- 
ren Fühlerglieder,  die  Spitze  der  Schienen  und  die  Füsse 
rothbraun;  beim  Männchen  auch  die  ganzen  Flügeldecken 
ebenso  gefärbt.  Vorder-  und  Hinterrand  des  Vorderrückens 
gelbgrau  gefranzt,  die  Seiten  mit  einem  spitzen  Dorn  und  der 
Rand  vor  ihm  mehr  bogenförmig  erweitert;  Brust  mit  kur- 
zen, feinen,  gelbgrauen  Haaren  besetzt,  ebenso  die  Innenseite 
der  Schienen  an  der  unteren  Hälfte,  zumal  beim  Männchen; 
Fusssohlen  dicht  und  kurz  behaart.  Endglied  der  Fühler 
spateiförmig  gestaltet,  mit  schwachem  Zahn  nach  unten. 

Nach  Angabe  eines  Bekannten  findet  sicii  die  Art  auch 
bei  Mendoza,  wo  sie  mir  aber  nicht  begegnet  ist.  Wenn  diese 
Angabe  Grund  hat,  so  wird  sie  wahrscheinlich  im  ganzen 
westlichen  Gebiet  am  Fuss  der  Cordijleren  auftreten.  Sie 
lebt,  gleich  der  vorigen,  in  der  niedrigen  Busch waldung, 
welche  vorzugsweise  aus  Leguminosen  besteht  und  die  dürren 
rasenlosen  Sandflächen  jener  Gegenden  bekleidet.  Ich  fing 
f-ie  den  15.  Februar  1860. 

Cal.  Lycius  Guer.  Mag.  de  Zool.  II.  Ser.  Ins.  pl,  50,  51 
steht  dem  hier  beschriebenen  C.  coriaceus  nahe  in  der  Fär- 
bung, ist  aber  viel  gestreckter  gebaut  und  die  Fühler  des 
Männchen  sind  länger  gekämmt. 

?•    Tracliyderiilae. 

7.     Ozodera  Dup. 

8.  O.  farinosa  Ger  st.  fusco-nigra,  undique  cinereo- 
tomentosa;  pronoto  carunculis  tribus  glabris;  elytris 
nudiusculis  fuscis,  vitta  cinereo-pubescente.    Long.  7'". 

In  der  westlichen  Pampa,  zwischen  S.  Luis  und  Mendoza. 

Walzenförmig  gestaltet,  dunkelbraun  gefärbt;  der  ganze 
Leib  dicht  filzig  gelbgrau  behaart;  Fühler,  Beine  und  Flügel- 
decken fast  haarfrei,  letztere  mit  einem  breiten  Streif  anlie- 
gender Haare,  der  in  der  Mitte  ziemlich  verwischt  ist.  Füh- 
ler etwas  länger  als  der  halbe  Leib,  die  Endglieder  zusam- 
mengedrückt, mit  zwei  scharfen  Kanten.  Vorderrücken  fast 
kreisrund,  an  jeder  Seite  mit  zwei  kleinen  Höckern,  auf  der 
Mitte  vertieft  und  vor  der  Vertiefung  eine  Querfurche,  darin 
eine  kurze  glatte  Schwiele  und  daneben  jederseits  eine  andere 
längere,  w^elche  die  Mittelgrube  begrenzt.  Schildchen  läng- 
lich dreieckig.  Flügeldecken  am  Ende  einzeln  abgerundet, 
ohne  Nahtecke.     Beine  kurz,  seitlich  etwas  zusammengedrückt, 


Ifi2 

auch    die   Scliienen.     Voiderbrustbein  mit   scharfem  Kiel  zwi- 
schen den  Hüften.     Vor  dem  After  eine  rostgelbe  Haarfranze. 

8.     Dorcacerus  Dej. 

f>.     D.  burbatus  Dej.  Cat.  346. 

Cerambjx  barbatus  Oliv.  Ent.  IV.  67,   10  j)l.   13  tig.  94. 

Schönh.  Sjn.  Ins.  111.  363,   78. 
Banda  oriental,  Entrerios",  Corrientes. 

9.     Trachyderes  Dalm. 

Schönh.  Syn.  Ins.  III.  364. 

a.     Pronoto  tomentoso-maculato. 

10.  Tr.  tiioracicus  Dej.  Cat.  34,5.  —  Dup.  Monogr.  des 
Trachjd.  Guer.  Mag.  1836  Ins.  pl.  159.  Cerambyx 
thoracieus  Oliv.  Ent.  IV.  67,  15  pl.  12  fig.  85. 

Banda  oriental,  Buenos  Ayres,  Entrerios  und  Corrientes; 
überall   häutig. 

11.  Tr.  sulcatus  Mus.  ber.  Corpore  nigro,  cinereo 
tomentoso;  pronoto  eljtrisque  viridibus,  bis  vittis  tri- 
bus  sulcatis  tomentosus;  antennis  llavis,  nigro -annu- 
latis.     Long.  i—^y^". 

In  der  Banda  oriental  von  Sellow  gesammelt,  mir  nur 
in  der  Gegend  von  St.  Jago  del  Estero  begegnet. 

Gestalt  und  ganzes  Anselm  der  vorigen  Act,  auch  gröss- 
lentheils  ebenso  gefärbt.  Füliler  gelb,  die  drei  ersten  Glieder 
ganz  und  die  folgenden  an  der  Gelenkung  schv^arz.  Vorder- 
rücken grünlich,  wie  das  Schildchen,  beide  mit  gelben  anlie- 
genden Haaren  besetzt.  Flügeldecken  lebliafter  grün,  auf 
jeder  drei  vertiefte,  mit  gelbgrauen  Haaren  ausgefüllte  Strei- 
fen. Rumpf  und  Beine  schwarz,  die  Schenkel  ohne  den 
scharfen  Dorn  an  der  Innenecke  der  Knie. 

12.  Tr.  aurulentus  Nob  ,  niger  aureo-tomentosus;  ely- 
tris  rufo-testaceis,  tomentoso-striatis.     Long.  10'". 

Bei  Mendoza. 

Das  einzige  Exemplar  dieses  schönen  Käfers,  welches  ich 
gesehen  habe,  ist  nicht  in  meinen  Besitz  übergegangen,  daher 
ich  die  Art  nicht  weiter  beschreiben  kann. 

13.  Tr.  sanguinolentus  Nob.;  niger,  trunco  aurichalceo- 
tomentoso;  elytris  sanguineis,  vitta  media  lata  nigra. 
Long.  10'". 

Kozario,  Parana,  St.  Jago  del  Estero. 

Tief  schwarz,  Ko|>f  und  Hum])fdic]it  messinggelb  behaart, 
der  Vorderrücken  auf  der  Mitte  liaarfrei;  Fühler,  Flügel- 
decken und  Beine  nackt,   die  Flügeldecken   blutroth   gefärbt, 


163 

mit  breilem  schwarzem  Slieit' neben  der  Naht,  Vordenücken 
mit  stumpfem  Dorn  an  jeder  Seite  in  der  Mitte  und  einem 
zweiten  nach  hinten  zu  auf  der  Fläche,  welcher  dem  neben 
der  Schulter  vortretenden  spitzen  Höcker  der  Flügeldecken 
gegenübersteht;  die  Mitte  dazwischen  abgeplattet,  haarfiei 
und  punktirt,  die  Stelle  vor  dem  Schildchen  vertieft.  Ende 
der  Flügeldecken  zugerundet,  mit  zwei  spitzen  Dornen,  von 
denen  der  äussere  der  grössere  ist.  Innenecke  des  Knies, 
besonders  an  den  Mittelbeinen,  in  einen  Dorn  verlängert. 

b.     Pronoto  glabro. 

J4.     Tr.  variegatus  Perty,   Delect,   anim.   artic.  88  T. 
17  fig.  10.   —    Dup.  Monogr  Trach.  1.  1.  Ins.  pl.  187 
fig.  1. 
Tr.   nigro-fasciatus   Gory  ^uer.    Icon.    d.  1.  Ann.  Ins.  pl. 

43  fig.  3. 
Var     Tr.    Audouini  Dup.   ibid.   1838   pl.    186   fig.  2  und 

Trach.  gloriosus  Dup.  ibid.  pl.  187  fig.  2. 
Buenos  Ayres,  Rozario,  Parana,  St.  Jago  del  Estero. 
Dieser  schöne  Käfer  kam  mir  stets  nur  einzeln  vor,  aber 
an  allen  genannten  Orten.  Er  variirt  in  der  Farbe  des  Sau- 
mes der  Flügeldecken,  welcher  bald  schwarz,  wie  die  Grund- 
farbe, bald  gelb  wie  die  Flecken  gefärbt  i^t.  Auf  letztere 
Varietät  hat  Herr  Dupont  seinen  Tr.  Audouini  gegründet. 

15.  Tr.  striatus  Dalm.  Sehönh.  Syn.  Ins."  III.  365.  4. 
—  Dej.  Cat.  345.  —  Dup.  Monogr.  d.  Trach.  1.  1.  pl. 
161  fig.  2.  Cerambyx  striatus  Fabr.  S.  El.  II.  275, 
42.     Oliv.  Ent.  IV.  67,  27.  31  pl.  10  fig.  71. 

Banda  oriental,  Buenos  Ayres,  Entrerios,  Corrientes;  die 
häufigste  Art  der  Gattung. 

16.     Tr.  dimidiatusDalm.     Sehönh.  Syn.  fus.  III.  366.  8. 
Dej.  Cat.  345.     Dup.  Monogr.  I.  1.  pl.  163.    Cerambyx 
dimidiatus   Fabr.   S.  El.  IL  276,   45.     Oliv.  Ent.  IV. 
6a,  18.  19  pl.  14  fig.  96. 
Banda  oriental,  Buenos  Ayres. 

17.     Tr.  signatus  Gyll.     Sehönh.  Syn.  fus.  111.366,  12. 

App.  177,   247.     Dej.   Cat.   345.   'Dup.   Monogr.   1.  1. 

pl.  193. 
Bei  Parana. 

10.     Oxymerus  Sol. 

18.  0.  obliquatus  Mus.  ber.  rufo-testaceus,  pronoto 
nigro-punctato;  pectore  abdomine  ely trorumque  parte 
dimidia  juxta  suturam  ascendente   uigiis.     Long.  8'". 


1H4 

Banda  oriental,   Entrerios. 

Dem  0.  basalis  verwandt,  ebenso  gross,  aber  schon  durch 
die  sieben  schwarzen  Punkte  auf  dem  Vorderrücken  davon 
verschieden.  Rothgelb,  Brust,  Bauch  und  Endhälfte  der  Flü- 
geldecken schwarz,  aber  diese  schwarze  Strecke  der  letzteren 
nicht  quer  abgesetzt,  sondern  an  der  Naht  bis  zum  Schild- 
chen hinaufgezogen.  Hinterschienen  schwarz,  ebenso  deren 
Füsne  und  die  der  Mittelbeine;  auch  das  7.,  8.  und  9.  Fühler- 
glied schwarz. 

19.  0.  lateriscriptus  Nob.  testaceus,  pronoto  nigro- 
punctato,  abdomine  nigro;  eljtris  linea  laterali  nigra. 
Long.  7-8'". 

Bei  Rozario.  —  Glänzend  schaalgelb,  Kopf,  Fühler  und 
Beine  einfarbig,  nur  die  hintersten  Schenkel  an  der  Spitze 
schwarz.  Vorderrücken  buckelig  uneben,  nur  vorn  an  den 
Seiten  ein  stumpfer  Dorn;  darauf  7  schwarze  Punkte  in  der 
gewöhnlichen  Stellung.  Flügeldecken  mit  einem  schwärzlichen 
Streif  neben  dem  Aussenrande  nach  hinten  und  zuweilen  noch 
ein  zweiter  neben  der  Naht;  der  Rand  selbst,  die  Spitze  und 
die  Naht  ebenfalls  schwarzbraun.  Brustseiten  schwarz  ge- 
fleckt, der  Hinterleib  ganz  schwarz,  der  Afterrand  rotligelb 
behaart. 

20.  O.  rivulosus  Dej.  Cat.  345. 

Cerambyx  rivulosus  Germ.  Spec.  nov.  I.  512,  683 
Im  ganzen  Osten  der  argentinischen  Republik,  von  Bue 
nos  Ayres  bis  Paraguay  und  dem  Innern  von  Brasilien. 

Die  Art  ist  ziemlich  variabel  in  Grösse  und  Zeichnung, 
die  Fühler  sind  gewöhnlich  ganz  schwarz,  auch  die  Flügel- 
decken mitunter.  Zu  diesen  Varietäten  rechne  icii  auch  Ox. 
pallidus  Dup.  Monogr.  Magazin  de  Zoolog.  1838,  49  Ins. 
pl.  215  lig.  1. 

11.  Xylocharis  Dup. 
Magazin  de  Zoologie  1838,  29. 

21.  X.  oculata  Serville  Ann.  de  la  Soc.  ent.  de  France 
1834,  48.     Dup.  1.  1.  pl.  205  fig.  1. 

Süd-Brasilien,  Banda  oriental,  Entrerios,   Corrientes. 

3.    Ceraiiibycitlae. 

a.     Lophonophoridae. 

12.  Pteroplatus  Dej. 

22.  Pt.  lyciformis. 

Cerambyx  lycif.  Germ.  Spec,  I.  502,  ')68. 


165 

Banda  oiiental  und  die  südliche  Partie  der  argent.  Re- 
publik bis  Rio  Quarto. 

23.     Pt.  adustus  Nob.     Supra  testaceus,  velutinus;  sub- 
tus  niger  nitidus,  femoribus  basi  testaceis;  vitta  pronoti 
elytroiunique  a])ice  nigris.     Long.  8'". 
Bei  Rozario.    —    Grösser  als  die  vorige    Art,    flacher, 
nach  hinten  breiter,  völlig  wie    ein  Lycus  gestaltet  und   viel- 
leicht identisch  mit  Pt.  lycoides  Dej.  Cat.  346. 

b.     E  b  u  r  i  a  d  a  e. 
13.     Eburia  Serv. 

24.  E.  4  lineata  Dej.  Catal.  352.  —  Rufo-testacea, 
nigro  variegata  pubescens;  pronoto  tuberculis  duobus 
nigris  nitidis,  elytris  lineolis  sex  albidis.  Long. 
12-14'". 

Bei  Paranä,  S.  Fe  und  Buenos  A^res.  —  Grundfarbe 
trübe  röthlich  schaalgelb,  der  Körper  und  die  Spitzen  der 
Schenkel  schwarzbraun;  auf  den  Flügeldecken  ein  schwarzer 
Saum  um  die  weisslichen  Linien,  der  nach  vorn  und  hinten 
ausfliesst;  mitunter  die  ganzen  Flügeldecken  schwarz.  Ober- 
fläche fein  anliegend,  gelbgrau  beliaart;  Kopf  und  Vorder- 
rücken dicht  punktirt,  Flügeldecken  ledernarbig  giubig.  Füh- 
ler lang  behaart,  besonders  die  LTnterseite.  Yorderrücken 
etwas  uneben,  an  den  Seiten  vorn  ein  stumpfer,  hinter  der 
Mitte  ein  spitzer  Dorn;  auf  der  Oberfläche  vorn  zwei  glatte 
schwarze  Höcker  und  dahinter  drei  andere,  schwächere  Buckel, 
von  denen  der  mittlere  schärfer  und  glatt  ist,  wie  die  Höcker- 
chen. Jede  Flügeldecke  mit  drei  kleinen  weissgelben  Linien, 
die  ersten  am  Grunde  zwischen  Schulter  und  Scliildchen,  die 
beiden  anderen  ziemlich  in  der  Mitte  parallel  neben  einander, 
die  Innern  derselben  stark  abgekürzt.  Ende  der  Flügel 
decken  mehr  oder  weniger  scharf  zugespitzt.  Die  vier  hin- 
teren Schenkel  mit  vortretenden  Gelenkecken. 

25.  E.  sor  dida  Nob.  Fusca,  cinereo-pubescens;  pronoto 
tuberculis  duobus  nitidis,  elytris  sub-bicostatis:  puncto 
basali  aurantiaco.     Long.  12 — 14'". 

Bei  St.  Jago  del  Estero.  —  Gestalt  und  Bau  der  vorigen 
Art,  aber  etwas  flacher  und  nach  Verhältniss  breiter,  die 
Schenkel  k;äftiger.  Grundfarbe  trüb  röthlich  braun,  aber  die 
ganze  Oberfläche  viel  dichter  mit  kurzen,  feinen,  anliegenden 
gelbgrauen  Härchen  bekleidet  und  daher  erdfarben  erschei- 
nend. Punktirung  wie  bei  jener  Art,  doch  feiner.  Vorder- 
rücken mit  stumpfem  Höcker  vorn  und  spitzem  in  der  Mitte 
an  den  Seiten,  die  Fläche  mit  zwei  glatten  Höckern  vor  der 


Mitte  und  leichtem  Buckel  vor  dem  Hintenande.  Flügeldecken 
mit  je  zwei  leicliten  erhabenen  Längsleisten  in  etwas  diago- 
naler Richtung,  am  Anlange  der  inneren  an  der  Basis  eine 
glatte,  rüthlich  gelbe  Schwiele;  Ende  der  Flügeldecken  mit 
zwei  spitzen  Dornen.  Fühler  innen  etwas  länger  behaart, 
die  4  hintern  Schenkel  mit  vortretenden  Grelenkecken. 

26.  E.  graciosa  Blanch.  D'Orb.  Voy.   TAm,  mer.  pl. 
21  tig.  8. 

Banda  oriental,  Corrientes,  Bolivien. 

14.     Coccoderus  Dej. 

27.  C.  novempunctatus. 

Cerambyx  9-punctatus  Germ.  Spec.  nov.  .^O.j. 
Cocc.  tnberculatus  Dej.  Buquet,  Rev.  zool.  1840,  295. 
Blanch.  D'Orb.  Voy.  l'Am.  mer.  207  pl.  21    Hg.  3. 
Banda  oriental. 

15.     Orion  Dej. 

28.  0.    Lachesis,    Blanch.    D'Orb.    Voy.   TAm.   mer. 
209  pl.  22  flg.  1.     Ej.  bist,  natur.  d.  Ins.  II.   I4ß. 

Orion  Atropos  Dej.  Catal.  352. 

Orion  Patagonus  Guer.  Icon.  d.  R.  An.  Ins.  Texte  22J. 

Bahia  blanca,  Mendoza  und  Patagonien. 

16.     Elaphidium  Serv. 

20.  E.  collareNob.  Brunneum,  cinereo-pubescens,  pro- 
sterno  sulco  transverso,  fulvo-hirto;  eljtris  alutaceo- 
pubescentibus.  Long.  16'". 
Banda  oriental.  —  Matt  röthlich  braun,  gelbgrau  behaart, 
die  Behaarung  unten  diclit,  oben  ledernarbig  lückenhaft.  Füh- 
ler stark,  die  Glieder  unten  scharfkantig  mit  vortretender 
Endecke.  Kopf  klein,  Vorderrücken  kurz,  nicht  ganz  so  breit 
wie  die  Schultern,  die  Seiten  abgerundet,  die  Oberfläche  grob 
punktirt,  uneben,  in  den  Vertiefungen  gelbgrau  abstehend  be- 
haart, dazwischen  zwei  kleine  glatte  Höcker  vor  der  Mitte 
auf  der  Oberfläche;  die  Brust  mit  einer  tiefen,  mondförmigen, 
röthlich  gelbgrau  behaarten  Furche  vor  den  Beinen,  die  sich 
schneckenförmig  z\\isclien  die  Hüftgruben  drängt.  Flügel- 
<lecken  gleichbreit,  flachrund,  ledernarbig  punktirt,  die  Punkte 
behaart,  die  Zwischenräume  glatt,  der  Endrand  mit  je  zwei 
spitzen  Dornen.  Beine  kurz,  die  Schenkel  nicht  kolbig  ver- 
dickt, ohne  vortretende  Gelenkecken. 

Anm.  Die  Art  scheint  mir  eine  eigne  Gattung  neben 
Elaphidium  zu  bilden,  deren  Absonderung  indess  mir  niclU 
gut  möglich  ist,  weil  mir  keine  typischen  Elaphidium-Avten 


ir.7 

zur  Hand  sind.  —  Ed.  New  man  hat  zwei  Elaphidium  von 
Buenos  Ayres  beschrieben  (E.  cerussatum,  EntomologisL  III. 
und  E.  exornatum  ibid.),  welcl^e  ich  aus  Mangel  der  Be- 
schreibung im  Entomologist  niclit  mit  meiner  Art  verglei- 
chen kann.  Mir  ist  bis  jetzt  kein  Elaphidium  liier  hei 
Buenos  Ayres  begegnet. 

17.     Trichophorus  Serv. 

80.     Tr.   albomaculatus   Dej.    Cat,    3.52.     Fusco-niger, 
antennis   pedibustjue  fuscis;  pronoti  lateribus,  scutello 
elytrorumque  gutlis  sex  albo-pilosis.     Long.  10-    12'". 
Häufig  in  und  hei  Buenos  Ayres. 

31.  Tr.  interrogationis.  Blanch.  D'Orb.  Voy.  PAm. 
mer.  Ins.  pl.  21  fig.  9. 

^l'ucuman  und  inneres  Bolivien. 

18.     Sphaerion  Serv. 

32.  Sph.  rusticum  Nob.  Rubro-testaceum  s.  nigrum, 
subtiliter  cinereo-pubescens;  pronolo  inaequali,  late- 
ribus sub-mucronatis;  antennis  hirtis,  arliculis  3,  4,  5 
Spina  parva  armatis.     Long.  8'". 

Banda  oriental.  —  Grundfarbe  röthlich  gelbbraun  oder 
ganz  schwarz,  die  Oberfläche  fein  punktirt,  dicht  mit  feinen 
kurzen,  anliegenden  gelbgraueu  Härchen  bekleidet,  dazwischen, 
besonders  auf  den  Flügeldecken  und  an  den  Beinen,  einzelne 
lange  abstehende  Haare;  Fühler  ähnlich,  aber  dichter  behaart, 
die  Glieder  hinter  dem  zweiten  der  Länge  nach  gefurcht,  das 
dritte,  vierte  und  fünfte  Glied  mit  kurzem  Dorn  an  der  un- 
teren Endecke.  Vorderrücken  schmäler  als  die  Flügeldecken, 
uneben,  mit  zwei  glatten  Höckern  auf  der  vorderen  Partie 
und  drei  stumpferen  auf  der  hinteren,  von  denen  der  mittlere 
sich  als  Längsschwiele  foitsetzt  und  die  f^eitlichen  mit  den 
vorderen  sich  berühren;  in  der  Mitte  der  Seiten  ein  schwa- 
cher spitzer  Höcker.  Flügeldecken  am  Ende  zugerundet,  mit 
spitzem  Dorn  in  der  Mitte  des  Endrandes.  Schenkel  stark 
kolbig  verdickt  vor  dem  Knie. 

33.  Sph.    spiniger  um. 

Myopteryx  spiniger,  Blanch.  D'Orb.  Voy.  TAm.  me- 

rid.  Ins.  pl.  22  fig.  4. 
Buenos  Ayres.  —  Der  vorigen  Art  im  Ansehn  verwandt, 
aber  die  Fühler  viel  länger  und   die  Behaarung  des  Rumpfes 
voller,  beinahe  messinggelb.     Nach   meiner  Ansicht  nicht   von 
Sphaerion  zu   trennen. 


168 

19.     Malacopterus  Serv. 

34.  jM.  flavo-signatus,  White,  Catal.  Brit.  Mus.  Lon- 
gicornia  I.  115,  4  pl.  3  fig.  6. 

Buenos  Ayres.  —  Icl»  fand  dieee,  gleich  wie  die  vorige 
Art  mehrmals  auf  der  Strasse  in  der  Stadt,  wohin  der  Käfer 
mit  den  Hölzern  vom  Lande  gebracht  werden  dürfte. 

35.  M.  pavidus  Serv.  Ann.  de  la  Soc.  ent.  II.  565. 
Cerambyx  pavidus  Germ.  Spec.  nov.  I.  506.  673. 
Malac.  rotundipennis  Dej.  Cat.  351. 

Banda  oriental,  hei  Mercedes  am  Rio  negro. 

36.  M.  quadriguttatus  Nob.  —  Testaceus  nitidus,  pun- 
ctatus,  elytris  costa  elevata  guttisque  4.  albis,  nigro- 
cinctis.     Long  6'". 

Tucuman.  —  Glänzend  schaalgelb,  ziemlich  grob  punktirl, 
die  Brust  fein  anliegend  behaart,  die  Fühler  und  die  Beine 
mit  längeren  abstehenden  Haaren  besetzt.  Vorderi  ücken  un- 
eben, die  Erhabenheiten  glatt,  die  Vertiefungen  punktiit, 
vorn  ein  schwarzer  Längsstrich  und  hinten  ein  solcher  Punkt 
in  der  Mittellinie.  Flügeldecken  mit  erhabener  glatter  Rippe, 
die  von  der  Schulter  ausgeht  und  einer  zweiten  schwächeren 
daneben  nach  innen;  auf  jeder  zwei  grosse  weissliche,  scliwarz- 
gesäumte,  elliptische  Flecke,  durch  welche  die  Rippen  liin- 
durchgehn;  der  vordere  neben  dem  Aussenrande  unter  der 
Schulter,  der  hintere  dicht  unter  der  Mitte.  Endrand  /.uge- 
rundet,  mit  feiner  Spitze  in  der  Mitte;  Bänder  der  Bauch- 
ringe gebräunt. 

c.     Aromiadae. 

20.  Mallosoma  Serv. 

37.  M.  elegans  Serv.  Ann,  d.  1.  Soc.  ent.  d.  France 
111.  69.  M.  thoracicum  White.  Cat.  Brit.  Mus.  Long. 
1.  111.  5. 

Buenos  Ayres.  Parana.  —  Etwas  variabel,  besonders  die 
Zeichnung  des  Vorderrückens,  der  bald  schwarz  ist  mit  ro- 
them  Rande  vorn  und  an  den  Seiten,  bald  roth  mit  2  schwar- 
zen Streifen  oder  5  schwarzen  Punkten. 

21.  Plocaederus  Dej. 

38.  PI.  Batus.  Cerambyx  Batus  Linn.  S.  Hat.  IT.  625. 
Oliv.  Entom.  IV.  lO'.  16.  5.  f.  32.  Fabr.  S.  El.  II. 
272.  28.     Schönh.  Syn.  Ins.  III.  357.  47. 

Hamaticherus  Batus  Serv.     Ann.  d.  1.  Soc.  ent.  d.  France 

ÜL  16. 
Plocaederus  militaris  et  Lacordaiiii  Dej.  Cat.  347. 


169 

Buenos  Ayres,  Banda  oriental,  Tucuman  und  überall, 
wohin  der  Käfer  mit  dem  Bauholze  aus  dem  Innern  gebracht 
wird,  denn  er  tiudet  sich  fast  nur  in  neuern  Häusern  und 
bei  Tischlern  oder  auf  Holzniederlagen. 

22.  Callichroma  Latr. 

39.  C.  corvina  Nob.  atro-violacea,  holosericea,  antennis 
pedibusque   nigris.     Long.  18'". 

Bei  Paranii  in  Entrerios.  Gestalt  der  bekannten  brasi- 
lischen Arten,  nur  etwas  schmäler  an  den  Schultern;  einfarbig 
blauschwarz,  sammetartig:   Fühler  und  Beine  schw^ärzer. 

23.  Chrysoprasis  Serv. 

40.  Ch.  haemorrhoidalis,  Cerarab.  haem.  Ger  mar, 
Spec.  nov.  I.  496.  661.  Chrjs.  erythrogaster  Dej. 
Cat.  350. 

Bei  Parana. 

41.  Ch.  aurigena  Serv.  Ann.  d.  1.  See.  ent.  III.  6.  Perty. 
Del.  An.  artic.  89.  T.  18.  f.  2.  Ceramb.  aurigenüs 
Germ.  Spec.  nov.  I.  496.  662. 

Bei  Tucuman  und  Parana,  gleichwie  im  ganzen  inneren 
südlichen  Brasilien   bis  Rio  de  Janeiro. 

24.  Orthostoma  Nob. 
Orthostoma  et  Compsocerus  Serv. 

42.  0.  parviscopa  Nob.  Rufa,  subtiliter  pubeseens: 
elytris  violaeeis,  subnudis;  antennarum  nigrarum,  duo- 
bus  articulis  basalibus  exceptis,  articulo  sexto  pilis 
paucis  hirto.     Long.  7'". 

Bei  Tucuman.  Kopf,  Rumpf,  Beine  und  die  beiden  ersten 
Fühlerglieder  roth,  die  Schienen  in  der  Mitte  nach  aussen 
geschwärzt;  alle  diese  Tlieile  fein  anliegend  rothgelb  behaart, 
nur  die  Mitte  des  Yorderrückens  mit  glattem  Längsstreif. 
Fühler  vom  dritten  Gliede  an  schwarz,  die  Glieder  nach 
innen  flach,  das  sechste  mit  einem  kleinen  Busch  zerstreut 
stehender  Haare.  Flügeldecken  glänzend  stahlblau,  sehr  fein 
behaart,  am  Ende  mit  einigen  abstehenden  längeren  Haaren. 

Männehen  mit  grösserem  Kopf,  längeren  Fühlern  und 
viel  breiterem  Vorderrücken. 

43.  0.  thyrsophora  Nob.  Rufa,  parcius  pubeseens, 
elytris  violaeeis  s.  viridi-aeneis,  subnudis:  antennarum 
articulo  sexto  fasciculo  piloruni  abdominisque  basi  ni- 
gro.    Long.  7—8"'. 

Mas  capite  grosso,  pronotoque  latiori. 
Femina  capite  parvo,  pronoto  autice  angusto, 

n 


170 

Bei  Buenos  Ayres;  überall  häufig.  Kopf,  Rumpf,  Fühler 
und  Beine  rotli,  das  sechste  Fühlerglied  mit  einem  dichten 
Busch  langer,  schwarzer,  abstehender  Haare.  Rumpf  und 
Beine  mit  anliegenden  rothgelben  Härchen  bekleidet,  auf  dem 
Vorderrücken  die  Mittelschwiele  und  2  leichte  Erhebungen 
daneben  nackt  und  glatt.  Flügeldecken  gewöhnlich  hell  erz- 
yrün  mitunter  stahlblau,  sehr  sparsam  kurz  behaart,  am  Ende 
mit  einigen  längeren  abstehenden  Haaren.  Hinterleib  am 
Grunde  schwarz,  nur  die  Spitze  roth. 

25.     Cosmisoma  Serv. 

Anm.  Diese  Gattung  steht  der  vorigen  sehr  nahe 
und  lässt  sich  von  jener  meines  Erachtens  nur  durch  3 
Merkmale  trennen,  welche  sind 

1)  der  längere,  gestrecktere  Körperbau, 

2)  die   stärkere   Entwickelung   der  Unebenheiten   auf 
dem  Vorderrücken. 

3)  die  abgesetzt  kolbigen,  dickeren  Schenkel. 
Orthostoma  !Nob.  hat  einen  breiteren,  flacheren  Körper- 
bau, einen  weniger  unebenen  Vorderrückeu  und   dünne,    kei- 
nesweges   kolbig   aufgeblähete    Schenkel.      In  beiden  Gattun- 
gen giebt  es  Arten  mit  und  ohne  Haarbusch  an  den  Fühlern. 

a.     Ohne  Haar  husch  am  Fühler. 

44.  C.  basalis  Nob.  Rubra,  antennis  tibiis  tarsisque 
nigris;  elytris  serieeis,  violaceis,  basi  rubris.    Long.  1'". 

Bei  Parana.  Breiter  gebaut  als  die  typischen  Comisomae 
und  den  Orthostomis  im  Habitus  verwandt,  aber  durch  den 
stark  unebenen  Vorderrücken  und  die  mehr  kolbigen  Schenkel 
davon  abweichend.  Ganzer  Körper  roth,  fein  anliegend  be- 
haart; Fühler  mit  Ausnahme  des  ersten  Gliedes  schwarz,  ab- 
stehend nach  innen  behaart.  Vorderrücken  mit  glatter  Mittel- 
schwiele und  starken  Höckern  zur  Seite.  Flügeldecken  sei- 
denartig matt,  sehr  fein  sperrig  behaart,  schön  stahlblau,  aber 
die  Basis  neben  dem  Schildchen  breit  roth,  wie  dieses.  Beine 
etwas  kürzer  als  gewöhnlich  und  roth.  Schienen  und  Füsse 
schwarz,  abstehend  behaart. 

Anm.  Einen  höchst  ähnlichen  Käfer  mit  schwarzer  Brust, 
Bauch  und  ganz  schwarzen  Beinen,  dessen  Flügeldecken- 
Basis  nur  unmittelbar  am  Grunde  roth  ist,  fing  ich  bei  Rio 
de  Janeiro  und  nenne  ihn  einstweilen  C.  diversipennis. 

b.     Mit  H a a r b u s c h  am  Fühler. 

45.  C.  equestris.  Rubra,  antennarum  articulo  sexto 
fasciculo  pilorum  abdominisque  basi  nigris,  elytris 
violaceis  nitidis.     Long.  6  —  1'". 

?  Dej.  Catal.  350. 


171 

Buenos  Ayi'es,  Banda  oiiental.  Roth.^  glatt,  nur  die  Brust 
mit  anliegenden  Haaren  bekleidet;  Schienen  abstehend  borstig. 
Sechstes  Fühlerglied  mit  dichtem  Busch  schwarzer  Haare. 
Hinterleib  schwarzbraun,  die  Spitze  blass  rostgelb.  Flügel- 
decken glänzend  stahlblau,  am  Ende  fein  abstehend  behaart, 
mitunter  erzgrün. 

46.  C.  gracilior  Nob.  Testaceo-rubra,  nitida,  antenna- 
rum  articulo  quinto  fasciculo  pilorum  abdominisque 
basi  nigris;  elytris  aeneo-violaceis.     Long.  6—7'". 

Bei  Paranti.  Ganzer  Bau  der  vorigen  Art,  nur  etwas 
schlanker,  gestreckter.  Blass  gelbroth ,  fünftes  Fühlerglied 
mit  schwarzem  Haarbusch;  Hinterleib  am  Grunde  schwärzlicii; 
Flügeldecken  grünlich  blau,  lebhaft  glänzend,  feinrunzlig,  am 
Ende  kaum   behaart. 

47.  C.  nodicollis  Mus.  ber.  Nigra,  prothoracis  medio 
rubro;  antennarum  articulo  sexto  fasciculo  pilorum 
concolori.     Long.  ^^/^"'. 

Bei  Parana.  Flacher  als  die  vorigen  und  die  Schenkel 
noch  abgesetzter  kolbig.  Schwarz,  Vorderbrustring  in  der 
Mitte  roth.  Fühler  feinbehaart,  das  sechste  Glied  mit  dich- 
tem Haarbusch,  das  dritte  bis  fünfte  gebogen  und  gefui-cht. 
Flügeldecken  matt  seidenartig.  Beine  mit  zerstreuten  abste- 
henden Haaren. 

26.     Coremia  Serv. 

48.  C.  erythromera  Serv.  Ann.  de  la  Soc.  ent.  de 
France  IIL  23.  White,  Cat.  Brit.  Mus.  Longic.  II. 
204.  129.  2. 

Banda  oriental,   bei  Mercedes  am  Rio  Negro. 

27.     Brachyrhopala  Nob. 

Antennae  graciles,  setaceae,  intus  pilosae,  maris  longis- 

simae. 
Pronotum    planum,    inerme,    posticum    versus    dilatatum, 

subnodosum. 
Elytra  plana,  parallela,  subacuta. 
Femoribus  abrupte  clavatis,    posticis  elongatis,    tibiis  in- 

curvis. 
Diese  kleine  Gattung,  für  welche  ich  kein  Synonym  auf- 
finden kann,  schliesst  sich  habituell  etwas  an  Chry^oprasis. 
hat  aber  den  flachen  Körperbau,  die  dicken  Schenkel  und  die 
langen  feinen  Fühler  von  Rhopalophora,  wovon  sie  indessen 
durch  den  kurzen,  kaum  höckerigen  Prothorax  und  die  min- 
der langen  Beine  sich  unterscheidet. 

12* 


172 

49.  M.  semirubra  Nob.  Capite  prothoraceque  rubris, 
reliquo  corpore  obscure  aeneo,  antennis  pedibii.sque 
nigris.     Long.  5'". 

Bei  Paranä.  Matt  seidenartig  scbillernd,  Fühler  und  Beine 
glänzend,  beide  tief  schwarz.  Kopf  und  Vorderbrustring  rotli, 
letzterer  mit  2  stumpfen  Höckerchen  vor  den  Schultern.  Flü- 
geldecken dunkel  sehwarzgrün,  Brust  und  Bauch  lebhaftei- 
bläulich  erzfarben. 

50.  M.  aenesceus  Nob.  Obscure  aenea,  antennis  pedi- 
bu.sque  nigris,  fibiis  posticis  hirtis.     Long.  5"'. 

Banda  oriental.  Ganz  trüb  erzgrün,  oben  matt,  unten 
seidenartig  schillernd;  Brust  und  Baucli  lebhafter  bläulich- 
grün. Fühler  und  Beine  schwarz,  die  Hinterschieuen  mit  lan- 
gen abstehenden  zerstreuten  Haaren  besetzt. 

51.  M.  aurivitta  Nob.  Obscure  viridiaenea,  supra 
opaca;  elytris  vitta  humerali  cupreo-aurea,  abdomine 
rubro.     Long  4'". 

Tucuman.  Kleiner  als  die  vorigen  Arten,  aber  ganz  von 
demselben  Bau,  nur  die  Hückerchen  hinten  auf  dem  Vorder- 
rücken noch  schwächer,  fast  verschwunden.  Oben  matt  dun- 
kel erzgrau,  unten  lebhafter  und  heller,  seidenartig  schillernd, 
stahlblau  angelaufen.  Auf  den  Flügeldecken  von  der  Schulter 
am  Seitenrande  herab  ein  goldener,  in  der  Mitte  mehr  kupfer- 
farbner Streif.  Hinterleib  hellroth  mit  Goldschiller.  Fühler 
und  Beine  schwarz. 

Anm.  Farbe  und  Zeichnung  dieses  zierliclien  Käfer- 
chens stimmen  fast  ganz  mit  denselben  von  Chrysoprasis 
aurigena  überein. 

28.     Aucylocera  Serv. 

52.  A.  cardinalis  White,  Cat.  Brit.  Mus.  Long.  II.  211. 
Ceramb.  cardinalis  Dalm.  An.  entora.  67. 

Gnoma    purpurea    Perty    Del.    An.    act.   93.   T.   18. 
fig.  15. 

Ancylocera  sanguinea  Dej.  Cat.  359. 
Bei  Parana. 

53.  A.  fulvicornis  Mus.  ber.  Sanguinea,  nigrovaria ; 
pronoto  noduloso,  elytris  profunde  punctatis;  antennis 
femorumque  basi  flavis.     Long.  41/2"'. 

Ebendaselbst.  Nur  ein  einzelnes  Weibchen,  das  zwar 
denselben  walzenförmigen  Bau  der  vorigen  Art  besitzt,  aber 
durch  feinere,  nicht  gezackte  Fühler  und  den  knotig  unebenen 
Vorderrücken  sich  davon  unterscheidet.  Kopf  schwarz,  Fühler 
gelb,  dt»ch  die  beiden  ersten  Glieder   schwarz.     Vorderbrust- 


173 

ring  blutroth,  glänzend,  zerstreut  punktirt,  der  Rücken  buckelig 
uneben.  Flügeldecken  in  Reihen  punktirt,  die  Punkte  gegen 
das  Ende  feiner  und  dicliter.  Schultern  und  Endrand  schwarz, 
das  Uebrige  blutroth.  Brust  schwarz.  Bauch  roth,  Beine 
schwarz,  die  Schenkel  am  Grunde  gelb,  die  hintersten  mit 
spitzem  Dorn  am  inneren  Kniegelenk.  Fühler  etwas  kürzer 
als  der  Körper. 

29.     Listroptera  Serv. 

54.     L,  perforata*)  White,    Cat.  Brit.  Mus.  Longic.  II. 

210.     Cerambyx  perforatus  Klug  Nov.  Act.  phys.  med. 

etc.  XII.  2.  459.  T.  43.  fig.  7. 

Bei  Parana,  häufig  auf  den  Blumen  der  Doldengewächse. 

Sehr  variabel  in  der  Farbe;  bald  ganz  roth,  bald  braun,  oder 

ganz  schwarz  und  schwarz  mit  rothem  Prothorax. 

d.     Necydalidae. 
30.     Rhinotragus  Germ. 

5.5.     Rh.  notabilis  White  1.  1.  199.  9. 
Ebenda  und  in  Gesellschaft  der   vorigen  Art,    aber  viel 
seltener.     Ein  zierlicher  Käfer,  der  mit  dem  folgenden  in  der 
schlanken  Körperform  übereinstimmt. 

56.  Rh.  tenuis  Nob.  Niger,  fortiter  punctatus,  anten- 
narum  basi  pedibusque  rufo-testaceis,  tibiis  posticis 
apice  tarsisque  nigris.     Long.  3'". 

In  Gesellschaft  der  beiden  'vorigen  Käfer,  aber  selten. 
Lang  gestreckt,  zierlich  gebaut,  dicht  punktirt,  daher  matt 
glänzend;  Körper  schwarz,  die  Flügeldecken  etwas  bläulich 
scheinend.  Das  erste  und  zweite  Fühlerglied  ganz,  die  übri- 
gen am  Grunde  rothgelb,  die  ganzen  Fühler  am  Ende  stark 
verdickt,  leicht  kolbig.  Die  4  vorderen  Beine  rothgelb,  an 
den  hintersten  die  Schenkel  und  Schienen,  doch  beide  mit 
schwarzer  Spitze,  die  Füsse  ganz  schwarz. 

3L     Tomopterus  Serv. 

57.  T.  vespoides  White,  Cat.  Brit.  Mus.  Longic.  II. 
176.  108.  3.  PI.  5  Fig.  8. 

Auch  in  der  Gesellschaft  der  vorigen  Arten  an  denselben 
Stellen.  Es  fällt  mir  auf,  dass  White  das  Vaterland  seiner 
Art  nach  Guatimala  legt,  und  doch  der  von  ihm  beschriebene 
Käfer  genau  mit  meinen  Exemplaren  übereinstimmt. 

")  Nach  den  vom  Verf.  an  das  Berliner  Museum  gegebenen  Ex- 
emplaren zu  iirtheilen,  ist  diese  Art  von  List,  perforata  Klug  speci- 
fisch  verschieden.  Gerstaecker. 


174 

32.     Holopterus  Blanch. 
Gay,  hist.  pol.  et  phys.  d.  Chile  V.  475. 

58.  H.  cujanusNob.  Luteus,  aureo-pubescent^,  pronoto 
inaequali;  elytris  subbicostatis,  aeuminatis.  Long.  18'". 

Gay  1.  1.  V.  476  T.  28  fig.  6.  White,  Cat.  Brit.  Mu.s 
Longie.  II.  330. 
Mendoza,  am  Fuss  der  Sierra  in  Challao.  —  Vom  An- 
sehn unseres  Molorehns  abbreviatus  Fabr.  Die  Schultern  mehr 
vortretend,  die  Flügeldecken  lang  zugespitzt,  etwas  kürzer 
als  der  Hinterleib.  Grundfarbe  lehmgelb,  die  ganze  Ober- 
fläche mit  goldgelben  anliegenden  Haaren  bekleidet.  Vorder- 
rücken uneben  höckerig,  mit  stumpfem  Dorn  an  den  Seiten. 
Fühler  etwas  länger  als  der  Leib.  Vorderbeine  von  normaler 
Länge,  mittlere  und  hintere  stark  verlängert,  dünn,  die  Soh- 
len der  Füsse  kaum  etwas  erweitert. 

Anm.  Das  citirte  Werk  von  Gay  ist  mir  nicht  zu- 
gänglich, daher  ich  meine  Art  nicht  mit  der  dort  beschrie- 
benen vergleichen  kann.  Nach  Aussage  eines  Kenners,  der 
beide  Arten  gesehen  hat,  ist  letztere  kleiner  und  weniger 
goldfarben.  In  meiner  Reise  habe  ich  diesen  Käfer  ahs 
Stenophantes   longipes  aufgeführt  I.  Bd.  S.  314. 

e.     Achrysidae. 
33.     Ibidion  Serv. 

59.  I.  arg  entin  um  Nob.  nigrum,  nitidum,  cinereo-pilo- 
sum;  pronoto  maculis  4  pubescentibus,  elytris  basi 
fortiter  punctatis  rubris,  maculis  dehinc  4  pallidis. 
Long.  7'". 

Buenos  Ayres,  Mendoza,  Tucuman.  Von  eigenthümlicher, 
mehr  gedrungener  Gestalt.  Glänzend  schwarz,  abstehend  greis 
behaart;  Fühler  und  Beine  braun,  drittes  Fühlerglied  mit  lan- 
gem Dorn  am  Ende.  Vorderrücken  mit  4  filzigen  Flecken 
und  dicht  punktirter  Mitte.  Schildchen  filzig  behaart.  Flügel- 
decken am  Grunde  grob  punktirt,  roth,  dann  schwarz,  mit  je 
zwei  blassgelben  Flecken;  der  eine  in  der  Mitte,  der  andere 
am  Ende. 

60.  I.  plagiatum  Nob.  Fuscum,  nitidum,  parce  pilo- 
sum;  elytris  macula  ante  medium  albida  apiceque 
nigris.     Long.  5'". 

Mendoza.  —  Braun  von  Farbe,  lebhaft  glänzend,  mit  ab- 
stehenden greisen  Härchen  zerstreut  besetzt.  Vorderrücken 
cylindrisch,  mit  glatter,  leicht  erhabener  Längsschwiele  und 
vier  erhabenen  Höckern.     Flügeldecke  glatt,    mit  Härchen  in 


175 

Reihen  und  abgerundeter  Spitze;  auf  jeder  ein  nierenförmiger 
blasser  Fleck  vor  der  Mitte;  die  hintere  Hälfte  schwarz. 

61.  I.  tenellum  Nob.  Fuscum  nitidum,  parcius  pilo- 
•  sum;  eljtris  singulis  punctis  duobus  pallidis.     Long.  3'". 

Mendoza.  —  Gestalt  und  Bau  der  vorigen  Art,  aber 
kaum  halb  so  gross;  die  Behaarung  kürzer,  sparsamer,  die 
Flügeldecken  gleichmässig  braun,  mit  zwei  blassen  Punkten 
auf  jeder,  der  vordere  etwas  hinter  der  Schulter,  der  hintere 
dicht  vor  der  Mitte. 

34.     Achryson  Serv. 
a.     Elytris  apice  mucronatis. 

62.  A.  surinamum  Serv.  Ann.  de  la  Soc.  ent.  de  France 
II.  573.     White  Cat.  Brit.  Mus.  Longic.  II.  298. 

Cerambyx  surinamus  Linn.  S.  Nat.  II,  632. 
Stenocorus   pallens   Fabr.   S.  El.  II.  309.     Schönh.  Sjn. 

Ins.  III.  406,  17. 
Stenocorus  circumtlexus  Fabr.  ibid.  310. 
Buenos  Ajres,  Parana,  Tucuman. 

63.  A,  undulatum;  nigrum,  nitidum,  pronoto  elytro- 
rumque  basi  fortiter  punctatis,  bis  fasciis  angustis 
undulatis  punctisque  pallidis.     Long.  8'". 

Dej.  Catal.  354. 
Buenos  Ayres,  Banda  oriental. 

64.  A.  maculatumNob.:  fusco-nigrum,  nitidum,  puncta- 
tum  pubescens;  elytris  puncto  basali  maculaque  media 
testaceis.     Long.  8 — 10'". 

Var.  elytris  concoloribus  fuscis. 
Tucuman.  —  Etwas  kräftiger  gebaut  als  die  beiden  vo- 
rigen Arten,  der  Prothorax  breiter  und  die  Mitte  der  Seiten 
als  eine  stumpfe  Ecke  vortretend.  Kopf  und  Vorderrücken 
dicht  punktirt,  matt,  letzterer  mit  glatter  Längsfurche;  Flügel- 
decken zerstreuter  punktirt,  wie  jene  mit  anliegenden  greisen 
Härchen  besetzt,  am  Ende  zugespitzt,  aber  der  Dorn  mehr 
nach  aussen  gerückt  als  bei  den  beiden  anderen  Arten. 

b.     Elytris  apice  muticis. 

65.  A.  lutarium  Nob.  Fuscum  cinereo- pubescens,  an- 
tennis  pedibusque  testaceis;  elytris  fasciis  tribus  inter- 
ruptis  undulatis  testaceis.     Long.  7 — 9'". 

Tucuman,  —  Gestalt  wie  A.  surinamum,  braun,  greis  an- 
liegend behaart.  Kopf  und  Vorderrücken  dicht  punktirt, 
Flügeldecken  am  Grunde  grob   punktirt,   hernach    feiner  und 


176 

zerstreuter,  in  jedem  l'unld  ein  graugelbes  Haar.  Fühler 
gelbbraun,  Beine  schaalgelb,  die  Knie  braun.  Flügeldecken 
braun.  Die  Basis  gelb,  aber  längs  der  Naht  braun;  darauf 
folgt  eine  zum  Theil  unterbrochene  Zickzackbinde,  und  hinter 
dieser  eine  zweite  mit  stärkeren  Winkeln,  die  sich  bis  zum 
Ende  der  Flügeldecken  ausdehnt.  Nahtende  ohne  vortretende 
Spitze  und  ebenso  wenig  ein  Dorn  am  abgerundeten  End- 
rande. 

Anmerk.  Diese  Art  fand  ich  unter  der  Rinde  abge- 
storbener Orangebäumen  im  Freien,  die  vorigen  beiden  nur 
in  Häusern,  woselbst  sie  Abends  bei  Lampenlicht  zum  Vor- 
schein kommen,  bei  Tage  sich  versteckt  haltend. 

f.     C 1  y  t  i  d  a  e. 
35.     Clytus  Fabr. 

66.  Gl.  nebulosus  Dej.  Cat.  356.  Lap.  et  Gorj.  Mo- 
nogr.  d.  Clyt.  11  pl.  3  fig.   11. 

Buenos  Ayres,  Parana,  Cordova. 

67.  Gl.  acutus  Germ.  Mag.  IV.  170.  Lap  et  Gory  Mo- 
nogr.  d.  Glyt;  9  pl.  3  lig.  8. 

Gl.  brasiliensis  Dej.  Cat.  356. 
Banda  oriental. 

68.  GL  multiguttatus  Nob.:  robustus,  niger,  antenna- 
rum  basi,  pedibusque  rufis;  pronoto  fasciis  transversis, 
elytris  abdomineque  guttis  plurimis  flavis.  —  Long. 
6—8'". 

Mendoza.  —  Von  kräftigem  Körperbau,  die  Flügeldecken 
mit  erhabener  Längskante  und  stumpfer  Spitze.  Schwarz, 
dicht  anliegend  behaart,  Fühler  und  Beine  nackt,  rothbraun 
wie  der  Mund,  die  letzten  Fühlerglieder  schwarz.  Stirn  und 
Augenrand  gelbhaarig.  Vorderrücken  mit  zwei  gelben  Binden 
und  gelbem  Hinterrande.  Schildchen  gelb.  Flügeldecken  mit 
fünf  gelben  Querbinden,  die  aber  unterbrochen  und  in  je  zwei 
Flecken  auf  jeder  aufgelöst  sind;  die  zweite  Binde  aussen 
breit,  an  der  Naht  nur  als  Punkt  angedeutet;  die  dritte 
an  der  Naht  breit  dreieckig,  am  Rande  als  Fleck;  die 
vierte  an  der  Naht  als  Längsstreif,  am  Rande  als  Dreieck: 
die  fünfte  aus  4  Punkten  in  Bogen  gestellt  bestehend.  Brust- 
seiten mit  je  4  gelben  Flecken,  Bauch  glatt  mit  zwei  Reihen 
breiter  gelber  Querflecke.  Afterdecke  gelb,  die  Ränder  der 
Ringe  röthlich. 

69.  C.  famelicus  Nob.:  parvus,  gracilis,  pedibus  elon- 
gatisj  niger,  antennis  femorum  basi  tibiisque  rulis;  ely- 


177 

tris     lineola     sutiirali     rasciisfjiie     duabus     interruptis 

cinereis.  Long.  3'". 
Tucuman.  —  Gehört  zu  der  Gruppe  mit  kleinen,  schmäch- 
tigem Körper,  länglich  ovalem,  leicht  gekieltem  Vorderrücken 
und  enorm  langen  hinteren  Beinen.  Eine  der  kleinsten  Arten 
dieser  Gruppe,  schwarz,  anliegend  fein  behaart;  Mund,  Füh- 
ler und  Beine  glatt,  rothbraun;  die  Verdickung  der  Schenkel 
und  die  Hinterschienen  am  Ende  schwarz,  Vorderrücken 
etwas  abgeplattet,  die  mittlere  erhabene  Leiste  mit  3 — 4  glat- 
ten Knötchen.  Schildchen  grau  behaart.  Flügeldecken  mit 
breitem  grauem  Streif  neben  der  Naht  unter  dem  Schildchen 
und  grauem  Basalrande;  hinter  dem  Streif  eine  Querbinde 
grauer  Punkte,  die  zwei  Halbmonde  beschreiben  und  am  Ende 
ein  zweiter  schiefer  Querstreif  auf  jeder;  der  Endrand  selbst 
schief  abgestutzt,  mit  vortretender  Aussenecke.  Brustseiten 
mit  grauweissem  breitem  Längsstreif;  Hinterleib  einfarbig, 
greis  behaart,  der  After  röthlich. 

36.     Hylotrupes  Serv. 

70.  H.  bajul US  White,  Cat.  Brit.  Mus.  Long.  iL  313, 
200. 

Cerambyx  bajulus  Linn.  S.  Nat.  IL  636. 
Callidium   bajulus   Fabr.   S.   El.   IL   333.     Schönh.   Syn. 
Ins.  III.  440,  200.  2. 
Buenos  Ayres,  eingeführt  mit  europäischem  Bauholz,  daher 
besonders  bei  Tischlern  und  auf  Hoh-niederlagen ,  aber  schon 
ziemlich  häutig. 

4.    Iie|ituritlae. 

37.     Leptura  Fabr. 

71.  L.  bonaeriensisNob.  nigra,  pronoto  aureo  tomen- 
toso,  abdomine  argenteo;  elytris  testaceis,  nigro-mar- 
ginatis.     Long.  6'". 

Buenos  Ayres.  —  Gestalt  und  Grösse  wie  Lept.  sanguino- 
lenta,  schwarz,  fein  punctirt,  Kopf,  Brust  und  Beine  mit  ab- 
stehenden greisen  Haaren  besetzt,  der  Prothorax  goldgelb 
filzig,  zumal  an  den  Seiten,  der  Hinterleib  silberglänzend. 
Flügeldecken  schaalgelb,  Naht  und  Aus&enrand  schwarz,  End- 
rand  zweizackig. 

5.    Ijaiiiiadae. 

Diese  Gruppe  der  Longicornia  ist  autfallend  arm  im  ar- 
gentiner  Lande  vertreten;  ich  habe  bisher  nur  sechs  Arten 
derselben  kennen  gelernt,  welche  sind: 


178 

38.  Anisopadus  White. 
Anisopus  Serv.     Leptoscelis  Dej. 

72.     A.  variegatus  Nob.    Ovalis,  depressus;  supra  niger, 
cinereo  variegatus,   subtus  albido-cinereus;    antennis 
pedibusque  rufescentibus.     Long.  2'". 
Tucuman.  —  Länglich  oval,  oberlialb  flach;  Kopf  so  breit 
wie  der  Vorderrücken,  die  Hinterecken  desselben  etwas  mehr 
vortretend.    Oberhalb  schwarzgrau,  gelbgrau  gescheckt,  M^elche 
Färbung   auf  dem  Vorderrücken  drei   ungleiciie  Längsstreifen 
bildet  und  auf  den  Flügeldecken    die   ganze  Nahtgegend  ein- 
nimmt, mit  davon  seitwärts  ausgehenden  Zacken  in  die  dun- 
kelgrauen   Seiten    eindringend    und    am    Ende    solche    kleine 
Flecken   einschliessend.     Seitenrand    röthlich    durchscheinend ; 
ebenso  P'üliler   und  Beine,   aber  die  Spitze  der  Schienen  und 
die   Füsse   schwarz.     Hinterschenkel    ohne    Zahn,    Ende    der 
Flügeldecke  schief  abgestutzt. 

39.  Acanth öderes  Serv. 

73.     A.  congener   Dej.  Cat.  362. 

Buenos  Ayres,  Banda  oriental,  Mendoza. 

A.  cinereo-albo-varius,  punctatus;  elytris  macula  late- 
rali  triangulari,  alterisque  duabus,  una  basali  altera 
apicali  nigris.     Long.  6'". 

Grundfarbe  schwarz,  darauf  eine  greise  oder  gelbgrau 
dichte  Haarbekleidung,  die  von  den  eingestochenen  glatten 
Punkten  der  Oberseite  unterbrochen  wird.  Unterseite  heller, 
•weisslicher;  Oberseite  gelbgrauer.  Vorderrücken  mit  erha- 
bener glatter  Längskante,  einem  Buckel  jederseits  daneben 
und  einem  spitzen  Dorn  in  den  Seiten.  Flügeldecken  mit 
erhabener,  glatter  Längskante  und  spitzem  Enddorn;  auf  der 
Schulterhöhe  ein  schwarzer  Fleck  quer  über  die  Längskante, 
ein  zweiter  grosser  dreieckiger  an  den  Seiten  über  den  Hüf- 
ten und  ein  dritter  kleiner  Querfleck  vor  dem  Endrande. 
Fühler  und  Schienen  schwarz  geringelt,  Füsse  in  der  Mitte 
schwarz. 

74.     A.  4-nodosus  Nob.     Subtus  cinereus,    supra  niger 
fortiter  punctatus;  elytris  tuberculis  quatuor  basalibus 
fasciaque  albida  ante  medium.     Long.  4"'. 
Paranä.  —  Etwas  gewölbter   gebaut  als  die  vorige  Art, 
die  Fühler  nach  Verhältniss  länger  und  dünner,  die  Schenkel 
dicker.     Unten  hellgrau,  oben  schwärzlich,  ebenso  die  Enden 
der  Schienen  und  die  Füsse;  Fühlerglieder  an  der  Basis  etM'as 
lichter.     Vorderrücken    dicht   punktirt   wie   die   Flügeldecken, 
mit  zwei  erhabenen  glatten   Höckern  und  langem,  aber  stum- 
pfem Dorn  in   den  Seiten  hinter  der  Mitte.     Flügeldecken  mit 


179 

vier  erhabenen  glatten  Höckern  unmittelbar  am  Grunde  und 
hinter  denselben  eine  undeutliche  weissliche  Querbinde,  auf 
der  Mitte  die  Spur  einer  erhabenen  Längskante,  das  Ende 
zugerundet,  ohne  Dorn. 

40.     Compsosoma  Serv. 

75.  C.  albigena  Nob.  Lutea,  dense  pubescens;  fronte 
elytrorumque  maculis  4  albis,  elytris  seriatim  setosis. 
Long.  3%-4'". 

Buenos  Ayres,  St.  Jago  del  Estero.  —  Kurz  und  gedrun- 
gen gebaut,  die  Fühler  wenig  länger  als  der  Körper,  die 
Schenkel  ziemlich  dick,  aber  ohne  Dorn.  Grundfarbe  braun, 
aber  der  ganze  Leib  mit  lehmgelben  Haaren  bekleidet,  Stirn 
und  2  Flecken  auf  jeder  Flügeldecke  an  den  Seiten  weiss. 
Vorderrücken  schmäler  als  die  Flügeldecken,  die  Oberfläche 
mit  4  stumpfen  Höckern,  zwei  auf  den  Seitenhälften,  zwei 
kleineren  dicht  neben  einander  vor  dem  Schildchen;  in  den 
Seiten  ein  spitzer  Dorn.  Flügeldecken  vorn  am  breitesten, 
von  da  sanft  nach  hinten  verschmälert,  gleichmässig  gewölbt, 
mit  Reihen  feiner  kurzer,  zum  Theil  weisser,  zum  Theil 
schwarzer  Borsten;  Endspitze  schmal  abgestutzt,  ohne  Dorn. 
Bauch  glatt,  schwarz,  die  Ringe  am  Grunde,  zumal  in  den 
Seiten,  gelbhaarig. 

4L     Hypsioma  Serv. 

76.  H.  bonaeriensis   Dej.  Cat.  370. 

Cinerea,  pubescens;  supra  albo  -  punctata ,  fronte  lineis 
duabus,  pectorisque  lateribus  albis.  Long.  7'". 
Buenos  Ayres.  —  Von  der  üblichen  Gestalt  dieser  Gat- 
tung, aber  ohne  Höcker;  die  Schulterecken  vortretend,  der 
Vorderrücken  mit  fünf  kleinen  Knötchen  und  stumpfen  Seiten- 
dorn.  Ganzer  Körper  dicht  anliegend  gelbgrau  behaart;  Stirn 
mit  zwei  weissen  Längslinien  und  weisslichen  Backen;  Vor- 
dei'i'ücken  und  Flügeldecken  mit  feinen  weissen  Punkten  be- 
streut, Brustseiten  mit  weissem  Streif;  Bauch  ganz  weiss, 
schwarz  punktirt.  Beine  sparsamer  behaart,  die  Hinterschie- 
nen nach  unten  stark  verdickt,  mit  weisser  Haarbekleidung 
an  der  Innenseite. 

42.     Ptericoptus  Serv. 

77.  P.  adustus  Nob.  Niger,  dense  pubescens;  capite, 
pronoto  elytrisque  fulvis ,  illis  vitta  media  his  dimi- 
die   nigris.     Long.  3'". 

Tucuman.  —  Ganz  vom  Ansehn  der  ty])i8chen  Art,  Pteri- 
coptus   acuminatus    Fab.    (dorsalis    Serv.),    aber    beträchtlich 


180 

kleiner.  WaJzenförmig,  nach  hinten  verdacht,  dicht  anliegend 
fein  behaart:  Vordcrbnistriag  mit  kleinem,  aber  spit/.em  Dorn 
in  den  Seiten.  Ende  der  Flügeldecken  zugespitzt.  Schwarz. 
Kopf,  VordcM-rücken  und  die  Hälfte  der  Flügeldecken  roth- 
gelb, über  alle  drei  ein  schwarzer  mittlerer  Längsstreif,  der 
nach  hinten  breiter  wird.  Vorderschenkel  am  Grunde  und 
Mittelbrust  rothgelb. 

€».    Saperilitlae. 

43.     Amphionycha  Dej. 

78.  A.  Petronae  Nob.  albo-nigro-que  varia,  pronoti 
macula  media  elytrorumque  arcubus  quatuor  nigris; 
pedibus  testaceis.     Long.  5'". 

Burmeisters  Reise  durch  die  La  Plata  Staaten  JI.  166. 
Tucuman.  —  Gestalt  wie  Amph.  hemispila  Germ.  (Ma- 
gaz.  IV.  169),  aber  um  die  Hälfte  kleiner  und  die  Flügel- 
decken mit  einem  spitzen  Dorn  an  der  äusseren  Ecke  des 
f-chmalen  Endrandes.  Fühler  schwarz,  die  Endglieder  braun. 
Kopf  schwarz,  Stirn  mit  zwei  weissen  Punkten,  Scheitel  fast 
ganz  weiss,  ebenso  die  Backen  unter  den  Augen.  Vorder- 
rücken weiss,  auf  der  Mitte  und  am  Vorderrande  ein  schwar- 
zer Fleck,  in  den  Seiten  ein  schwarzer  Längsstreif,  der  einen 
Ast  nach  oben  abgiebt.  Flügeldecken  längs  der  Naht  breit 
weiss,  am  Seitenrande  schwarz,  mit  weissem  Punkt  unter  der 
Schulter  und  vier  in  die  weisse  Mitte  vom  Rande  her  ein- 
dringenden schwarzen  Bogen.  Brust  und  Bauch  mit  weissen 
Seitenflecken.     Beine  hell  rothgelb,  die  hintersten  Füsse  braun. 

44.     Phytoecia  Dej. 

79,  Ph.  sanguinic Ollis  Nob.  cinerea,  hirta;  fronte 
sutura,  corporisque  lateribus  flavescentibus;  pronoto 
antice  sanguineo.     Long.  3'". 

Banda  oriental,  Parana.  —  Ziemlich  kurz,  walzenförmig 
gebaut;  Kopf  und  Vorderrücken  etwas  enger  als  die  parallel- 
randigen  Flügeldecken.  Dunkelaschgrau,  fein  anliegend  be- 
haart und  über  dem  mit  langen  abstehenden  greisen  Haaren 
bekleidet.  Stirn  und  Backen  gelb  und  eine  gleichfarbige  Linie 
zwischen  den  Fühlern  bis  zum  Scheitel.  Fühlerglieder  am 
Grunde  weisslich.  Vorderrücken  zur  Hälfte  hell  blutroth,  mit 
weisslicher  Mittellinie  nach  hinten.  Nahtränder  gelblich.  Brusl- 
und  Bauchseiten  von  derselben  Farbe. 

4Ö.     Hastatis  Dej.? 

Von  Mendoza  habe  ich  einen  Käfer  mitgebracht,  welcher 
seiner    allgemeinen    Körperform    nach    zu   Phytoecia    gehört, 


isi 

aucli  die  einfachen  Fusskrallen  dieser  Gattung  besitzt,  indessen 
dureli  einen  hinten  mehr  zusammengeschnürten  Vorderbrustring, 
der  ausserdem  an  jeder  Seite  einen  feinen  Dorn  trägt,  sich 
davon  unterscheidet.  Ich  vermuthe  aus  der  Stellung  in  sei- 
nem Catalog,  dass  dieser  Käfer  zur  Gattung  Hastatis  Dej. 
gehöre  und  beschreibe  ihn  deshalb  als 

80,  H.  femoralis  Nob.  cinerea  corpore  parum  hirto; 
pronoto  postice  coarctato,  utrinque  unispinoso;  femo- 
ribus  quatuor  anticis  rubro-testaceis.     Long.  4'". 

Mendoza,  in  den  Weingärten  bei  der  Stadt.  Ganzer 
Körperbau  einer  Phytoecia;  aschgrau,  sparsam  mit  abstehen- 
den greisen  Haaren  bekleidet,  Stirn  und  Backen  weisshaarig, 
Fühlerglieder  w  eissgrau  mit  schwärzlichen  Gelenken.  Vor- 
derrücken enger  als  die  Flügeldecken,  vorn  massig  gewölbt, 
hinten  sichtbar  verengt,  mit  spitzem  Seitendorn  vor  der  Ver- 
engung. Flügeldecken  einfarbig  aschgrau,  die  Basis  stärker 
punktirt,  die  Schultern  abstehend  behaart.  Brustseiten  etwas 
weisslicher.  Beine  aschgrau,  die  4  vorderen  Schenkel  hell 
rothgelb  mit  schwärzlichen  Knieen. 

45.     Onocephala  Dej. 

81.  0.  nodipennis  Nob.  cinerea,  fortiter  punctata;  pro- 
noto elytrisque  nigro  variegatis,  bis  basi  nodulis  duo- 
bus  nigris.     Long.  4'". 

Bahia  blanca.  —  Gedrungen  gebaut,  aschgrau,  dicht  punk- 
tirt. Vorderrücken  uneben  mit  schwärzlichem  Längsstrich. 
F'lügeldecken  mit  einem  schwärzlichen  Höcker  am  Grunde 
neben  dem  Schildchen  und  einigen  kleineren  schwärzlichen 
Erhabenheiten  hinter  der  Mitte;  Nahtende  schmal  gestutzt, 
ohne  Dorn. 


182 


Coleophora  tanaceti  n.  sp. 

von 
f«.  €i*  IVlülilig:  in  Frankfurt  am  Main. 


Obgleich  die  Raupensäcke  dieser  Coleophorenart  viel- 
seitig schon  und  zwar  von  hervorragenden  Entomologen,  wie 
von  Heyden  und  A.  Schmid  hier,  sowie  auch  in  England  von 
Stainton,  längst  vor  mir  aufgefunden  worden,  so  blieb  das 
vollkommene  Insekt  immerhin  ein  Räthsel,  indem  es  den  Be- 
mühungen genannter  Autoren  sowohl  als  auch  mir  zwei  Jahre 
hintereinander  nicht  gelang,  die  Raupen  zur  Verwandlung  zu 
bringen,  bis  endlich  das  im  Sommer  1863  mit  Eifer  fortge- 
setzte Einsammeln  dieser  Säcke  und  die  mehrfach  veränderten 
Zuchtversuche  mir  Ende  Juli  1864  sechs  ausgebildete  Thier- 
chen  lieferten. 

Da  diese  Raupensäcke  jedes  Jahr  in  ziemlicher  Anzahl 
und  an  verschiedenen  Stellen  vorkommen,  so  ist  die  Motte 
gewiss  keine  Seltenheit  und  wahrscheinlich  durch  Abgeflogen- 
sein nicht  erkannt,  oder  mit  einer  anderen  Species  verwech- 
selt worden.  Sie  fliegt  sicher  Mitte  oder  Ende  Juli  um  die 
Blüthen  von  Tanacetum  vulgare,  worauf  sie  auch  ihre  Eier 
absetzt. 

Schon  Ende  Juli,  Anfangs  August  zeigen  sich  die  Säcke 
an  den  Blüthen.  Sie  erreichen  die  Grösse  derer  von  Sile- 
nella,  sind  aber  mehr  zugespitzt.  Auffallend  ist  der  verengte 
umgebogene  Hals  und  der  dann  wieder  ausgedehnte  Mund- 
rand.  Die  Aussenfläche  des  Sackes  ist  über  und  über  mit 
Blüthenstaub  besetzt  und  deshalb  von  gelber  Farbe,  wie  die 
Blume  der  Pflanze.  Später  und  nach  der  Ueberwinterung 
erscheint  er  braun.  Nicht  die  geringste  Aehnlichkeit  besitzt 
er  mit  den  Säcken  seiner  der  Motte  allerdings  sehr  nahe 
stehenden  Verwandten,  nämlich  der  Virgaureae  und  Argen- 
tula;  auch  der  Zeller'schen  Albicans,  deren  Säcke  ich  jedoch 
nicht  kenne,  kommt  sie  sehr  nahe. 

Dagegen  findet  sich  an  unserm  Schmetterling  für  ein  un- 
geübtes Auge  fast  gar  kein  Unterschied ;  nach  einer  genaueren 
Vergleichung  aber  werden  wir  bald  inne,  dass  unsere  Motte, 
abgesehen  von  ihrer  Grösse,  einen  auffallenden,  in's  Gelbliche 
spielenden  Silberglanz  besitzt,  welcher  an  keiner  ihrer  näch- 
sten Verwandten  zu  finden  ist. 

Gehen  wir  nun  zur  Beschreibung  der  einzelnen  Theile 
über : 

Capillis,  fronte,  palpis  antennisque  flavescenti-albidis,  in 
mare   magis   griseis,    in    l'emiua    ochraceis.      Antennis    nigro- 


183 

annulatip,  articulo  basali  inciassato,  penicillo  unicolori.  Alis 
anticis  latioribus,  levibus  feie  niicantibus,  flaveseenti-albidis, 
lineis  longinquis  ejusdem  coloris  in  femina  latioribus,  in  mare 
angustioribus  magis  albidis.  Spatia  lineaium  in  utroque  sexu 
paueis  ?quamis  nigris,  imprimis  apiceni  fere  opaeum  versus. 
Margine  anteriori  in  mare  albido,  angusto,  in  leniina  latiore 
tlavescente;  limbriis  alarum  anlicarum  usque  ad  apicem  canis, 
posteriorum  brunneo  -  grisei?. 

Tiiorace  utriusque  sexus  eano,  in  femina  magis  flavescente; 
abdomine  obscuro-griseo,  abdominis  apice  pallidiove  pubescente. 
Abdomina  subtus  pedibusque  flavescenti-griseis.  Alis  subtus 
obscuro-griseis,  apicem  versus  magis  flavescentibus ,  venis  di- 
lute  translucentibns. 

Kopfhaare  und  Gesicht,  Taster  und  Fühlerglieder  gelb- 
lich weiss,  beim  Männchen  etwas  in's  Graue,  beim  Weibchen 
in"s  ocheriarbene  übergehend.  Fühler  fein  schwarz  geringelt 
mit  verdicktem  Wurzelgliede  und  gleichfarbigem  Haarpinsel. 
Vorderflügel  ziemlich  breit,  beider  Flügelflächen  aber  sind 
glatt,  fast  glänzend -gelblich  weiss  mit  —  beim  Weibchen 
breiteren  gleichfarbigen  —  beim  Männchen  schmäleren  und 
weisseren  Längsadern.  Die  dunklen  ZM'ischenräume  der  Adern 
sind  beim  Weibchen  mit  weniger  scharfen  Schüppchen  bedeckt, 
als  beim  Männchen,  besonders  hier  nach  der  Flügelspitze  hin, 
welch'  letztere  beinahe  schwarz   erscheint. 

Der  Vorderrand  ist  beim  Männchen  rein  weiss  und  schmal, 
beim  Weibchen  dagegen  gelblich  und  breiter. 

Die  Franzen  der  Vorderflügel  bis  zur  Spitze  hin  sind 
hellgrau,  die  der  Unterflügel  braungrau.  Rückenschild  beider 
Geschlechter  hellgrau,  beim  Weibchen  etwas  in's  Gelbliche 
spielend.  Hinterleib  dunkelgrau  mit  hellerem  Afterbusch. 
Beine  und  untere  Bauchfläche  gelblich  grau.  Unterseite  der 
Flügel  dunkelgrau,  nach  der  Spitze  hin  gelblich,  das  Flügel- 
geäder  etwas  heller  durchschimmernd. 

Verfahrungsweise  bei  der  Zucht. 

Während  ich  die  in  früheren  Jahren  gefundenen  Raupen- 
säcke in  einem  mit  Gaze  überspannten  und  gehörig  mit  Futter 
versehenen  Blumentopf  aufbewahrte  und  sie  dann  zum  Ueber- 
wintern  in  ein  eignes  hierzu  erbautes,  überdachtes  Häuschen, 
welches  nach  Süden  und  Westen  hin  mit  Drahtstramin  über- 
zogen ist,  also  immerwährend  frische  Luft  und  Sonne  bietet, 
unterbrachte,  überliess  ich  die  im  Spätsommer  18G3  gesam- 
melten Säcke  ganz  und  gar  der  freien  Natur,  d.  h.  ich  stellte 
den  Topf  derart  in's  Freie,  dass  er  allem  Schnee-  und  Re- 
genwetter ausgesetzt  war. 


184 

Im  Monat  Juni  oder  Anfangs  Juli,  wo  ich  sab,  dass  die 
Säcke  sich  festgesponnen  und  bei  veränderter  Stellung  des 
Topfes  sich  nicht  wieder  losmachten,  also  angenommen  wer- 
den konnte,  dass  sie  sich  verpuppt  hatten,  brachte  ich  sie  in 
obenbeschriebenes  Häuschen.  Nach  etwa  3  Wochen  zeigte 
sich  der  erste   Schmetterling. 

Die  überwinterten  Säcke  von  früherer  misslungener  Züch- 
tung spazierten  noch  Ende  August,  ohne  die  geringste  Nah- 
rung zu  nehmen,  was  sie  überhaupt  nicht  mehr  thun,  sobald 
sie  Ende  August  oder  September  die  Futterpflanze  verlassen, 
also  ein  volles  Jahr  in  dem  Behälter  herum,  bis  sie  sich  end- 
lich nothdürftig  festhingen  und  vertrockneten,  ohne  zur  Puppe 
geworden  zu   sein. 

Soll  demnach  die  Coleophorenzucht  überhaupt  mit  Er- 
folg betrieben  werden,  so  darf  man  diesen  Thierclien  nicht 
merken  lassen  dass  sie  ihrer  Freiheit  beraubt  sind. 

Das  scheint  mir  die  Basis  zum  Gedeihen  derartiger  Züch- 
tung zu  sein. 


Vermischtes  zu  Seite   65  dieses  Jahrganges 

von  Dl*.  Beute. 


Nachdem  meine  Bemerkungen  über  Xanth.  linearis  und 
longiventris  bereits  gedruckt  waren,  fand  ich  zufällig  im  sech- 
sten Jahrgange  der  Berliner  Entom.  Zeitung  p.  429  in  dem 
Sammelbericht  von  H.  Fuss  eine  gleichlautende  Notiz  über 
die  verschiedene  Sculptur  dieser  beiden  Käferarten.  Es  wird 
zu  entschuldigen  sein,  dass  ich  diese  ganz  in  der  Ecke  ste- 
hende kurze  Bemerkung  übersehen  habe;  hätte  ich  aber  auch 
davon  früher  Kenntniss  gehabt,  so  würde  ich  nichtsdestowe- 
niger die  Aufmerksamkeit  der  Coleopterologen  auf  die  eben 
angeführten  Unterscheidungsmerkmale  gelenkt  haben,  weil 
diese  durchaus  regelmässige,  nie  ausbleibende  Gravirung  des 
Halsschildes  bei  X.  linearis  für  weniger  extreme  Formen  bei- 
der Species  als  ein  sehr  brauchbares  und  zu  keinem  Zweifel 
Raum  gebendes  Merkmal  betrachtet  werden  muss.  Und  ich 
glaube,  dass  zwischen  zwei  sehr  ähnlichen  Arten  dasjenige 
als  das  beste  Erkennungszeichen  angesprochen  werden  muss, 
was  der  einen  stets  fehlt,  der  andern  aber  stets  zukommt. 
Was  übrigens  den  Grad  der  Feinheit  der  Striehelung  auf  dem 
Halsschilde  anbetriflft,  so  ist  dieselbe  bei  X.  linearis  nicht  fei- 
ner als  bei  X.  ochraceus  Cljll.,  nicht  feiner  als  die  lederartige 


185 


Runzelung  mancher  Bledius-  und  Oxytelusarten,  worauf  doch 
von  bedeutenden  Entomologen  als  diagnostisches  Merkmal  ein 
nicht  geringer  Werth  gelegt  zu  werden  scheint. 


Orochares  (Deliphrnm)  angustatus  Er. 

Mitte  November  1864  fing  ich  an  einem  Hause  in  der 
Stadt  obigen  Käfer.  Ich  erkannte  in  ihm  sehr  bald  aus  Erich- 
son's  und  besonders  aus  Kraatz's  treffender  Beschreibung  diese 
seltene  Species.  Sie  wurde  von  Erichson  nach  Thüringischen 
Exemplaren  entworfen  und  als  Deliphrum  angustatum  in  den 
Gen.  et  Spec.  Staphyl.  p.  784  beschrieben.  Kraatz  gründete 
dafür  eine  eigene  Gattung  Orochares.  Derselbe  Autor  macht 
in  einer  Anmerkung  zu  Eusphalerum  triviale  (Insect.  Deutsch- 
lands II.  1004)  darauf  aufmerksam,  dass  dies  Eusphalerum 
häufig  in  den  Sammlungen  als  Orochares  angustat.  Er.  deter- 
minirt  vorgefunden  werde,  zu  welchem  Irrthum  eine  gewisse 
Aehnlichkeit  in  der  Gestalt,  dann  aber  auch  und  wohl  haupt- 
sächlich die  bedornten  Schienen,  die  beiden  Arten  eigen  sind, 
die  Veranlassung  gegeben.  Von  Kraatz  1.  c.  und  von  Red- 
tenbacher  Fauna  austr.  249  wird  als  zweiter  Fundort  des 
Orochares  angustat.  der  Bisamberg  in  Oestreich  angegeben, 
wo  ihn  Graf  Ferrari  gefunden  haben  soll.  Die  Exemplare 
der  Dohrn'schen  Sammlung,  die  von  Graf  Ferrari  als  Deli- 
phrum angustat.  eingeschickt  sind ,  ei-gaben  sich  mir  jedoch 
nach  genauer  Untersuchung  als  Eusphal.  triviale.  Es  dürfte 
deshalb  zweifelhaft  sein,  ob  dieser  Käfer  in  der  That  in 
Oesterreich  vorkommt,  zumal  Redtenbacher's  Beschreibung 
nicht  nach  Original -Exemplaren  entworfen  zu  sein  scheint. 
Ein  mir  vor  Kurzem  von  Herrn  Schaufuss  in  Dresden  als 
Orochares  angustat.  eingesandtes  Stück  aus  Westdeutschland 
war  ebenfalls  Eusphalerum.  Die  Bemerkung  des  Herrn  Dr. 
Kraatz  wird  durch  diese  zwei  Fälle  auffallend  bestätigt. 

Wie  schon  oben  bemerkt,  besteht  zwischen  den  beiden 
genannten  Species  einige  Aehnlichkeit  in  Bezug  auf  Gestalt 
und  Färbung,  jedoch  ist  Orochares  gestreckter,  weniger  ge- 
drungen, glänzender  und  dunkler.  Die  Punktirung  ist  bei 
Orochares  feiner  und  besonders  auf  dem  Halsschilde,  wo  die 
Punkte  äusserst  fein  und  so  flach  sind,  dass  sie  bei  der  ge- 
ringsten Veränderung  des  Focus  sofort  undeutlich  werden  oder 
verschwinden. 

Ich  möchte  mir  erlauben,  die  Coleopterologen  auf  diesen, 
wie  es  scheint,  sehr  seltenen  Käfer  besonders  aufmerksam  zu 
machen  und  gebe  ich  deshalb  in  Folgendem  eine  differenzielle 
Diagnose : 

13 


186 


Orochares  angustatus 

3,9  mm. 

Kopf  lang, 

Augen  weit  vom  Vordeirande 

des  Halsjsdiildes  entfernt. 
Innerer     Orbitalrand     kaum 

längsgestriclielt. 
Stirn  zwischen  den  Augen  mit 

zwei    tiefen    runden 

Grübchen. 
Fühler  nur  an  der  Wurzel 

gelbröthlicli. 
Halsschild  glänzend,  wenig 

breit,   äusserst  fein   und 

flach    punktirt    und    ebenso 

fein  lederartig  gewirkt,  mit 

abgerundeten  Hinter- 
,    ecken. 
Flügeldecken  ziemlich  fein 

punktirt  mit  z  w  e  i  R  e  i  li  e  n 
-   grösserer  Punkte. 


Eusphalerum    triviale. 
3,25 — 3,5  mm. 

Kopf  kurz. 
Augen  dicht  am  Vorderrande 

des  Halsschildes. 
Innerer     Oibitalrand      stark 

längsgestrichelt. 
Stirn    mit    zwei    sehr   kleinen 

länglichen  Eindrücken. 

Fühler  ganz  röthlichgelb. 

Halsschild  matt,  breit,  fein 
punkliit  und  fein  lederarlig 
gewirkt,  mit  fast  recht- 
winkligen Hinterecken. 


Flügeldecken    ziemlich 
stark  punktirt,   ohne  die 
Reihen   grösserer  Punkte. 


Auf  Seite  67  dieses  Jahrganges  nehme  ich  am  Schlüsse 
des  Artikels  auf  von  mir  zuerst  in  Pommern  aufgefundene 
Käfer  Bezug.  Durch  ein  Versehen  ist  das  Verzeichniss  der- 
selben fortgeblieben   und   lasse   ich  dasselbe  jetzt  nachfolgen. 

Notiophilus   rufipes  Curt. 

Aleochara  erythroptera  Grav. 

Bryoporus  cernuus  Grav. 

Gyrophaena  lucidula  Er. 

Orochares  angustatus  Er. 

Triar thron  Maerkelii  Schmidt  (nach  Sonnenunter- 
gang auf  Waldwiesen  bei  Heringsdorf.) 

Teretrius  picipes  F.  an  alten  Weiden. 

Olibrus  oblongus  Er.  im  Spätherbst  in  Rohrschlägen 
in  ziemlicher  Menge. 

Elater  subcarinatus  Germ,  (tibialis  Megerle). 

Throscus  carinifrons  Bonvouloir. 

Scirtus  orbicularis  Panz. 

Pissodes  piniphilus  Herbst. 

Ceu  torhy  nchus  napi  Koch. 

Interessant  dürfte  auch  die  Mittheilung  sein,  dass  einige 
Meilen  von  hier  gesammelte  Stücke  von 

Bledius  talpa  Gyll. 
mir  zugegangen  sind. 


187 


Note  zur  Lamellicornien-Gattung  Orsilochus 
Burmeister 

von 
C  A»  Doltrn. 


Die  eine  bisher  bekannte  Art  dieser  Gattung  0.  cornutus 
Thunb.  (Searab.  Orsilochus  Dej.  Cat.)  scheint  im  Ganzen  sel- 
ten zu  sein;  wenigstens  fehlte  sie  noch  vor  Kurzem  in  dem 
sonst  an  Seavabaeiden  so  ausgezeichneten  Museum  der  Ber- 
liner Universität.  Mir  liegen  davon  2  Männchen  und  1  Weib- 
chen vor,  und  an^  diesen  finde  ich,  abweichend  von  dem,  was 
die  Herren  Professoren  Burmeister  und  Lacordaire  sagen, 
folgendes  zu  bemerken: 

Nur  von  dem  einen  Männchen  lässt  sich  behaupten,  dass 
die  Flügeldecken  glatt  sind:  an  dem,  um  1  Linie  längeren 
Weibchen ,  sind  schon  mit  blossen  Augen  einige  feine  Streifen 
wahrnehmbar,  und  bei  dem  zweiten  Männchen  treten  auf  jeder 
Decke  4  deutliche  Streifen  zwischen  Schildchen  und  Schulter- 
beule hervor,  alle  an  der  Basis  entspringend,  der  innerste 
am  wenigsten  markirt,  ungefähr  doppelt  so  lang  als  das 
Schildchen,  der  zweite  und  dritte  fast  parallel  mit  der  Naht, 
ein  wenig  gegen  den  Apex  convergirend  und  bis  zur  Decli- 
vität  reichend,  der  vierte  mit  dem  dritten  zusammen  an  der 
Basis  beginnend,  aber  hinter  der  Schulterbeule  gegen  den 
Rand  der  Decke  sich  hinabziehend,  etwa  so  lang  wie  der 
erste.  Bei  dem  zweiten  und  dritten  sind  mit  der  Lupe  Punkte 
wahrnehmbar. 

Bei  diesem  gestreiftpunktirten  Männchen  kann  man  auch 
die  Flügeldecken  mit  Burmeister  „gleich  breit''  nennen,  wäh- 
rend sie  bei  dem  andern  Männchen  und  noch  mehr  bei  dem 
Weibchen  eine  bemerkbare  Ausladung  nach  hinten  haben. 

Wenn  Prof.  Lacordaire  (Genera  IIL  S.  417)  von  dem 
Prothorax  des  $  sagt  „non  impressionne",  so  ist  das  doch  nur 
cum  grano  salis  und  etwa  im  Verhältniss  zu  dem  derben  Ein- 
druck hinter  dem  Hörnchen  des  (S  zu  verstehen.  Eine  stark- 
narbige Einbuchtung  ist  an  meinem  weiblichen  Exemplare  gar 
nicht  zu  übersehen. 

Burmeister  giebt  die  Farbe  an  als  „oben  dunkel  schwarz- 
braun, wenig  glänzend..''  Lacordaire  sagt  „d'un  brun  marron 
assez  brillant."  Die  Oberseite  des  einen  meiner  Männchen  ist 
eher  schwarz  als  braun  und  etwas  glänzend,  das  andre  und 
<fes  Weibchen  sind  dunkelbraun  und  vollkommen  matt. 


13* 


188 

Während  ich  dies  schreibe,  erhalte  ich  aus  derselben 
südafrikanischen  Gegend  (Cafferland),  aus  welcher  die  beiden 
Männchen  stammen,  noch  ein  Weibchen.  Dies  hat  auf  den 
Decken  noch  mehr  mit  blossen  Augen  wahrnehmbare  Streifen, 
als  die  vorlier  besprochenen  Stücke,  al)er  in  den  Streifen  sind 
mit  der  Lupe  nur  wenige  Punkte  A^ahrzunehmen,  dagegen 
ziemlicli  viele  in  den  Zwischenräumen.  Ueberhaupt  scheint 
diese  Species  es  mit  Pünktlichkeit  und  Förmlichkeit  nichts 
weniger  als  genau  zu  nehmen,  denn  das  Schildchen,  welches 
bei  den  3  andein,  namentlich  den  <^ ^  nur  wenig  Punktirung 
hat,  zeigt  hier  nur  eine  ghxtte  Mitte,  beiderseits  aber  10  —  12 
recht  derbe  Punkte.  Auf  dies  Exemplar  passt  auch  die 
Diagnose  Burmeister's  besser:  thorace  angusto  convexo,  und 
dieser  Thorax  ist  allerdings  beinah  non  impressionne  zu 
nennen. 

Nur  habe  ich  noch,  gestützt  auf  zwei  Exemplare,  zu 
bemerken,  dass  bei  beiden  $  nicht  zutrifft,  was  Prof.  Bur- 
meister Handb.  V  S.  113  sagt:  „Afterdecke  beim  Weibchen 
überall  behaart."  Beide  Stücke  haben  nur  an  den  Säumen 
rothbraune  Haare,  die  ganze  Mitte  ist  stark  punktirt,  aber 
vollkommen  haarlos. 


189 
Aus  dem  Reisejournal  von  Dr.  Heinrich  Dohrn, 

mitgetheilt  von  C  A*  Uoliru. 


In  dem  Begleitschreiben  d.  d.  24.  Januar  1865  der  nabh- 
stehenden   Reiseuotizen  sagt  mein  Sohn: 

„Es   ist   mir   bei    dem  noclimaligen  Durchlesen  dieses 
vorläufigen  Berichtes  sonderbar,  wie  sich  meine  An- 
sichten   über  Dies   und  Jenes  im  Laufe   eines  Monats 
geändert   und    modificirt   haben.     Ich    werde   mir  all- 
mälig  aus  den  einzelnen  Eindrücken  ein  Gesammtbild 
zu  iormen  haben,    ehe  ich   mich   andern    als  Nahbe- 
freundeten  gegenüber   über   Gegenstände  ausspreche, 
welche  unsern  gewöhnlichen  Anschauungen  mehr  oder 
minder  fernliegen,  um  ohne  Vorurtlieil  meine  Meinung 
darüber  äussern  zu  können.  '•'• 
In  gebührender  Anerkennung  dieser  ebenso  richtigen  als 
von  den  meisten  Reisenden  unbeachtet  gelassenen  Bemerkung 
war  ich  bemülit,  aus  dem  Reisetagebuche   nur  das  mitzuthei- 
len,  wovon  ich  voraussetzen  darf,  dass  es  für  die  Leser  unsrer 
Zeitung  billiges  Interesse  haben   und   Unterhaltung   gewähren 
kann.     Die  Inseln  des  Cap  Verde  sind  verhältnissmässig  natur- 
historisch   noch   zu    sehr    Terra    incognita,    als  dass  man  mit 
dem  Reisenden  zu  kritisch  streng  über  einzelne  Punkte  unter- 
geordneter Bedeutung  ins  Gericht  gehen   sollte,    wenn   er   es 
nur    versteht,    ohne    Schminke    und    Voreingenommenheit    zu 
schildern,  was  er  gesehen  hat.     Errare  humanum!    Eine  allzu 
ängstliche  Ausmärzung  aller  Ausdrücke  momentaner,   vielleicht 
niciit  immer  objectiv  gerechtfertigter  Eindrücke   würde  nicht 
am  Platze  sein,    wo  es  sich  nur    darum    handelt,    eine  unge« 
künstelte  Schilderung  des  frisch  Erlebten  zu    verzeichnen. 

C.  A.  Dohrn. 

S.  Vicente,  am  25.  December  1864.  Im  Schweisse  mei- 
nes Angesichts!  Thermometer  -f-  ^"^ "  Reaum.  im  Schatten. 
Der  Uebergang  von  unserm  Winter  bis  zu  dem  hiesigen  ist 
doch  etwas  stark ,  um  es  nicht  während  der  ersten  Tage  zu 
empfinden,  doch  ist  die  Hitze  wegen  der  täglichen  Seebrise 
ebenso  wenig  lästig,  wie  in  Neapel;  ich  befinde  mich  sehr 
wohl  dabei. 

Am  28.  genau  Mittags  trafen  wir  mit  dem  nach  Europa 
heimkehrenden  Dampfer  Paranä  zusammen;  ich  war  froh, 
zwei  Bogen  Tagebuch  expediren  zu  können.  Etwa  eine  halbe 
Stunde  lang  blieben  wir  nah  bei  einander  und  hatten  einen 
Officier  vom  Parana  an  Bord,  der  unsre  Postsachen  mitnahm  j 
es    war    in    dem   Augenblick   ein   grosses  Ereigniss   und  ver- 


190 

ursachte  freudige  Aufregung.  Die  resp.  Musikbanden  waren 
sehr  gefühlvoll  und  spielten  „Should  auld  aequaintance"  und 
„Home,  sweet  home." 

Gestern  früh  um  halb  sechs  kam  ich  aufs  Verdeck  und 
sah  meine  neue  Heimat  vor  mir;  hoch  über  die  Wolken 
ragende  Berge  von  den  schönsten  Formen ,  die  ich  noch  ge- 
sehn habe,  im  bläulich  violetten  Morgenduft;  rechts  vor  dem 
Schiff  die  grosse  Insel  S.  Antao  mit  einem  bedeutenden  Berg- 
rücken; etwa  im  Stil  des  Monte  St.  Angiolo  bis  hin  zur 
Punta  di  Campanella,  nur  um  vieles  höher  und  vv^ilder,  auf 
der  andern  Seite  dicht  vor  uns  S.  Vicente.  Wieviel  Haufen 
zerfetzter  Felsen  zusammen  diese  Insel  bilden,  weiss  ich 
nicht;  jedenfalls  werde  ich  einiges  davon  in  Farben  aus- 
führen, was  nicht  schwer  ist,  da  ich  nur  braun  und  violett, 
selten  einen  Streif  gelb  oder  grün  anzubringen  habe.  Ich  denke, 
doch  so  manqlies  an  eigenthümlichen  Gebirgsformen  gesehen 
zu  haben,  aber  die  hiesigen  sind  mir  neu  und  ich  muss  mich 
erst  einleben,  um  sie  beschreiben  zu  können. 

Weiter  nach  Osten  lagen  etliche  Inseln  mehr,  alles  hohe, 
steile  Felsen.  Bald  nach  7  Uhr  erreichten  wir  die  Meerenge 
zwischen  beiden  Inseln  und  sahen  das  Wahrzeichen  des  ge- 
räumigen Hafens,  die  Ilha  dos  pdssaros  (Vogelinsel),  einen 
circa  270  Fuss  hohen  Felsen,  dunkelbraun  und  kahl  vor  uns; 
zehn  Minuten  später  fiel  der  Anker  im  Angesicht  der  Stadt 
Porto  grande.  Nach  allen  Beschreibungen  muss  der  Hafen  von 
Rio  Janeiro  grösser  und  noch  geschützter  sein,  sonst  weiss 
ich  von  keiner  Berühmtheit  dieser  Art,  welche  sich  mit  dem 
vorliegenden  messen  kann.  Im  weiten  Halbkreise  buchtet 
sich  St.  Vicente,  offen  nach  NW.  auf  allen  Stellen  hoch  ge- 
birgig; ungefähr  im  Centrum  liegt  die  Ilha  dos  passaros;  ge- 
genüber ungefähr  als  Tangente  des  Kreises  in  westlicher  Rich- 
tung die  Küste  von  S.  Antao,  so  dass  NO.-  und  SW.-Winde 
nur  daran  vorbeistreifen,  kein  Wind  ausser  der  gewöhnlichen 
Seebrise  mehr  als  um  eine  leichte  Bewegung  hervorzubringen, 
eindringen  kann.  Die  „Stadt''  liegt  im  östlichen  Theil  der 
Bucht,  ein  elendes  Nest  voller  Verfall  und  Ruinen,  nach  Nor- 
den auf  einem  vorspringenden  Felsen  das  Fort  zum  Schutze 
des  Hafens;  näher  zur  Sladt,  niedriger  auf  derselben  Höhe, 
das  freundlichste  Haus  der  Nachbarschaft,  das  englische  Con- 
sulat,  unten  dann  am  Wasser  die  Kohlenmagazine,  ebenfalls 
dem  Consul  Mr.  Miller  gehörig,  mit  mehreren  Piers  in  die 
See  hinaus,  die  mit  Schienenwegen  bedeckt  sind,  um  die 
Kohlen  in  die  Leichter  und  von  da  in  die  grossen  Schiffe  zu 
befördern;  dann  in  derselben  Linie  das  garstige  hellgelbe 
Zollhaus,  in  dem  ich  das  Vergnügen  haben  werde,  meine  Ci- 
garren  zu  versteuern  (pr.  mille  1  Tlilr.  25  Sgr.),  dann  immer 


191 

weiter  nach  Süden  einige  Reihen  schmutziger,  erbärmlicher 
Hütten  für  die  anscheinend  traurigste  Neger-  und  Mischbe- 
völkerung, die  man  sehen  kann,  dazwischen  ein  paar  anstän- 
dige Häuser  von  Europäern,  eine  Kirche,  deren  Auszeichnung 
darin  besteht,  dass  vor  ihr  gepflastert  ist  und  ihre  Fenster 
mit  sechseckigen  Scheiben  versehen  sind,  daneben  das  Hotel 
de  France!  in  dem  wir  wohnen;  ein  gut  eingerichtetes  Haus, 
sauber,  mit  einer  freundlichen  Wirthin  und  netten  schwarzen 
Dienern,  den  besten  Leuten,  die  ich  ausser  dem  Hause  des 
Consul  hier  gesehen  habe. 

Sobald  ich  an  Land  kam,  ging  ich  mit  meinen  Briefen 
zu  Mr.  Miller,  der  mich  sehr  zuvorkommend  aufnahm,  mir 
alle  Unterstützung  versprach,  die  er  geben  könne  und  sofort 
in  seinen  Speichern  ein  grosses  schattiges  Zimmer  räumen 
Hess,  damit  ich  sichere  und  ungenirte  Arbeitsräume  hätte. 
Ausser  ihm  hatte  ich  Briefe  an  Mr.  Martins,  den  Administrator, 
auf  Deutsch  Bürgermeister,  der  mir  sofort  eine  Einladung  auf 
seine  in  Antao  belegenen  Güter,  Zucker-  und  Maisplantagen, 
angedeihen  Hess.  So  werde  ich  denn  Ende  Januar  nach  dem 
Südwestende  dieser  Insel,  nach  Tarrafal,  gehen  und  dort 
sammeln. 

Am  26.  Nach  dem  gestrigen  „kühlen"  Tage  haben  wir 
heute  eine  wahre  Prachthitze  geliabt  und  ich  schreibe  augen- 
blicklich in  einem  nichts  weniger  als  salonmässigen  Costum, 
„But  never  mind,  I  shall  soon  get  accustomed  to  it,"  wie  mir 
allgemein  versichert  wird.  Am  Weihnachtsabend  habe  ich 
bei  der  Lampe  im  Zimmer  angefangen  zu  sammeln,  und  freue 
mich,  dass  von  den  5  Arten  Coleoptern  nur  zwei  in  Wolla- 
stons  Publication  über  die  Käferfauna  von  St.  Vicent  beschrie- 
ben sind.  Also  3  neue  Species  in  der  ersten  Nacht,  und  dar- 
unter ein  paar  curiose  kleine  Dinger.  Ein  grosses  Cydnus 
kam  ebenfalls,  um  sich  fangen  zu  lassen.  —  Da  man  auch 
hier  auf  diesen  verhungerten  Inseln  (NB.  die  letzte  Ernte 
ist  vortrefflich  gewesen  und  die  ganze  Vegetation  soll  von 
seltener  Ueppigkeit  sein)  Douanen  besitzt,  so  konnte  ich  na- 
türlich nicht  mein  Gepäck  vor  heute  Morgen  erhalten  und  hatte 
wohl  oder  übel  einen  faulen  Tag,  den  ich  übrigens  sehr  gut 
hingebracht  habe.  Ich  hatte  köstlich  geschlafen  und  nichts 
vom  Weihnachtsgeläute  in  der  benachbarten  Kirche  gehört, 
war  um  9  Uhr  zu  Bett  gegangen  und  war  am  folgenden 
Morgen  um  halb  sechs  mobil  zum  Spaziergang  am  Strande, 
wo  ich  an  20  verschiedene  Species  von  Conchjlien  angespült 
sah.  Um  9  Uhr  Frühstück,  nachher  feierliche  Visite  und 
Vorstellung  meines  entomologischen  Reisegenossen  Keuleman's 
bei  Mr.  Martins,  die  sich  bis  1  Uhr  hinzog.  Die  interessan- 
teste Notiz   war   mir   das  Ende   der  Sklaverei   auf  der  Insel. 


i93 

Im  Jahr  1856  hauste  die  Cholera  hier  heftig  und  wer  aus- 
reissen  konnte,  that  es.  Bei  dieser  Gelegenheit  fingen  die 
Sklavenbesitzer  an  zu  geloben  bei  der  heiligen  Jungfrau, 
dass  sie,  wenn  sie  gesund  durchkämen,  so  und  so  viele  Skla- 
ven befreien  wollten.  Das  gute  Beispiel  bewirkte,  dass  in 
dem  nun  entstehenden  Wetteifer  allen  Sklaven  die  Freiheit 
geschenkt  wurde,  M'orauf  ex  post  von  Regierungswegen  die 
Wiedereinführung  gesetzlich  untersagt  wurde.  Diner  bei  Con- 
sul  Miller  auf  seiner  Villa;  um  halb  drei  zu  Pferde  ausgerückt 
in  die  Berge.  Auf  dem  einstündigen  Ritte  kreuzten  wir  zu- 
nächst die  Ebene,  die  Ribeira  do  Rio  branco,  in  der  es 
keinen  Wassertropfen,  geschweige  denn  einen  Fluss  giebt,  die 
aber  mit  Tamarisken,  Senna  und  ein  paar  andern  dürftigen 
buschartigen  Stauden  bedeckt  ist.  Drei  Arten  Schmetterlinge 
waren  häufig,  die  Trichter  von  Ameisenlöwen  unzählig;  eine 
wilde  Melone  erregte  ausserdem  noch  meine  Aufmerksamkeit. 
Die  zweite  Hälfte  des  Weges  steil  bergan  auf  einer  gut  ge- 
arbeiteten Strasse,  an  der  in  500'  Höhe  Krüppel  von  Euphor- 
bien und  Acacien  in  kleinen  Gruppen  stehen,  bis  800' Höhe, 
wo  Herr  Miller  ein  acht  englisches  Haus  mit  der  herrlichsten 
Aussicht  über  Insel  und  Hafen  gebaut  hat.  In  der  Nacht  rit- 
ten wir  dann  bei  Sternenschein  zurück  nach  der  Stadt,  wobei 
zu  meiner  Befriedigung  mein  Gaul  eine  grosse  Localkenntniss 
an  den  Tag  legte,  da  es  für  mich  zu  finster  war,  um  von 
oben  herab  noch  den  Weg  zu  sehn.  Nach  einem  sehr  guten 
Diner  (Speisekarte:  Erbssuppe,  Hammelkeule,  Roastbeef,  Trut- 
hahn, Erbsen,  Rüben,  Bohnen,  Gurken,  Kartoffeln  —  Plum- 
pudding,  eine  Torte  und  eine  Pie  —  Chesterkäse  —  Ananas, 
Bananen,  Orangen,  Mandarinen,  candirte  Pflaumen)  grosser 
Rath  über  das  nächste  Ziel  der  Reise,  woraus  hervorgeht, 
dass  ich  sofort  nach  S.  Antao  hinübergehe,  weil  dort  noch 
die  grösste  Feuchtigkeit,  Ueppigkeit  der  Vegetation  und  damit 
verbunden  das  meiste  Thierleben  ist.  Morgen  geht  Mr.  Mil- 
ler's  Schooner  dahin  und  ich  werde  die  gute  Gelegenheit 
benutzen,  gratis  hinüber  zu  fahren.  Heute  habe  ich  ausge- 
packt und  für  meine  Reise  alle  Vorbereitungen  getroffen,  bin 
jetzt  auch  im  Besitz  eines  schwarzen  Dieners,  Manoel  Jose 
Soares,  der  keine  Sprache  ordentlich  kann,  d.  h.  nichts  ausser 
portugiesisch,  und  das  sehr  mangelhaft.  Er  wird  aber  zuver- 
lässig sein,  da  er  in  Miller-s  Dienst  steht  und  bei  seiner  Rück- 
kehr ein  gutes  Zeugniss  wünschen  muss.  Er  bekommt  mo- 
natlich ein  Pfund. 

S.  Antao.  Villa  da  Ribeira  Grande  oder  Povoacao. 
Am  28.  Heut  bin  ich  zum  ersten  Male  unter  Cocospalmen 
spazieren  gegangen,  die  hier  mit  Bansinen,  Zuckerrohr  und 
etlichen    andern    tropischen    Merkwürdigkeiten    abwechselnd 


193 

meine  Bewunderung  erregen.  Gestern  Morgen  in  S.  Vicente 
mit  allen  Vorbereitungen  zeitig  zu  Ende  gekommen,  bei  den 
Herren  Miller  und  Martins  verabschiedet,  von  beiden  Packete 
mit  Empfehlungsschreiben  erhalten,  dann  nach  einem  zeitigen 
Mittagsessen  um  2  Uhr  auf  den  Schooner  gegangen.  Die 
ganze  Mannschaft  vom  Capitain  abwärts  in  verschiedenen 
Schattirungen  von  schwarz,  so  dass  der  „Stewart",  der  schwär- 
zeste Teufel,  den  ich  noch  gesehn,  uns  mit  Recht  in  Erman- 
gelung von  Titel  oder  Namen  „branco"  (weisser)  anredete. 
Mit  dem  der  Race  eignen  vergnügten  Spectakel  gingen  wir 
unter  Segel,  blieben  auch  alle  gesund,  bis  wir  ins  offene 
Wasser  kamen,  worauf  Keulemans  natürlich  trotz  der  gross- 
artigsten Proteste  seekrank  wurde  und  blieb,  und  jetzt  seinen 
Jammer  seit  2  Stunden  ausschläft.  Ich  expedirte  ihn  in  das 
Hundehaus,  wo  er  von  Wanzen,  Flöhen,  Ameisen  und  Schwa- 
ben zur  Ader  gelassen  wurde,  versuchte  darauf  nach  einem 
verunglückten  Versuch,  endlich  einmal  von  den  feuersprühen- 
den Schaumwellen  genug  zu  bekommen,  ebenfalls  unten  zu 
campiren;  da  aber  eine  wahre  Riesin  von  Blatte  sich  mein 
Gesicht  zu  ihrem  Nachtspaziergang  aussuchte  und  alsbald  die 
andern  Räuberbanden  dazu  kamen,  so  ging  ich  schleunig  auf's 
Verdeck,  wickelte  mich  in  meinen  Mantel  und  Hess  mir  den 
kühlen  Nachtwind  ins  Gesicht  blasen;  abwechselnd  rauchend 
und  schlafend  brachte  ich  die  Zeit  bis  Sonnenaufgang  hin, 
ermunterte  mich  dann  mit  einer  Tasse  Caffee  und  sah  mir 
die  tolle  Brandung  an  der  Küste  an,  neugierig,  wo  sie  und 
die  ungeheuren  kahlen  P'elsabgründe  uns  zu  landen  gestatten 
würden.  Um  7  Uhr  etwa  zeigte  sich  ein  kleines  Stück  Vor- 
land mit  einigen  kleinen  Häusern  darauf,  unser  nächstes  Ziel, 
Ponta  do  Sul,  der  nördlichste  Punkt  der  Insel,  von  weithin 
schäumender  Brandung  umgeben.  Der  Capitain  machte  die 
wohlthuende  Eröffnung:  „bei  so  schlechter  See  sei  keine  Aus- 
sicht, an  Land  zu  kommen,  und  ich  müsse  nach  S.  Nicoiao 
mit  hinüber."  Zum  Glück  waren  die  Leute  am  Lande  tap- 
ferer und. nach  halbstündigem  Laviren  erschien  aus  der  Bran- 
dung heraus  ein  Boot  mit  7  Mann  Besatzung,  das  die  Post- 
sachen auf  den  Schooner  brachte  und  uns  sammt  Gepäck 
mitnahm.  Mit  musterhafter  Geschicklichkeit  im  Rudern  und 
Steuern  kamen  wir  durch  eine  enge  Spalte  in  der  äusseren 
Brandung,  voltigirten  dann  fünf  Minuten  zwischen  den  Klip- 
pen, bis  eine  der  grössten  Wellen  uns  über  die  nächste  Klip- 
penreihe weghob  und  nun  die  Mannschaft  im  Augenblick  ins 
knietiefe  Wasser  sprang  und  das  Boot  aufs  Trockne  zog. 
Besser  hätte  uns  keine  Marine  der  Welt  an's  Land  gebracht, 
da  wir  kaum  einen  Tropfen  Wasser  ins  Boot  bekamen.  Am 
Lande  erwartete  uns  der  grösste  Theil  der  weissen  Bevölke- 


194 

rung,  was  noch  nicht  viel  ist,  da  unter  den  200  Einwohnern 
noch  niclit  20  Weii-se  sind.  Der  Herr  Bürgermeister,  Sr. 
Domingo  Liston  Martins,  und  Director  der  Douane  (beiläufig 
vereinigt  er  von  der  untersten  aufwärts  alle  Grade  von  Zoll- 
behörde in  einer  Person)  erhielten  sofort  ihre  Schreiben,  w  or- 
auf  unser  Gepäck  ins  Zollhaus  gebracht  wurde!!  Diesmal 
nur  honoris  causa,  da  nicht  geöffnet  Morden,  und  zwischen 
uns  und  den  würdigen  Herren  des  Orts  in  dem  tollsten  Kau- 
derwelsch aller  romanischen  Sprachen  nebst  Englisch  über 
den  bevorstehenden  Beutezug  debattirt  wurde.  Das  Resultat 
war,  dass  wir  nach  einem  ganz  guten  Frühstück  bei  Martins, 
dessen  und  des  Directors  Mäuler  bestiegen,  um  nach  der 
Hauptstadt  zu  reiten.  Von  St.  Vicent  habe  ich  behauptet, 
dass  es  ein  elendes  Nest  sei,  das  nehme  ich  nach  Ansicht 
von  Ponta  do  Sul  zurück.  Einen  so  zerfallenen  Haufen  von 
rohen  Steinhütten  habe  ich  doch  noch  nirgend  angetroffen; 
besonders  die  beiden  öffentlichen  Gebäude,  Kirche  und  Zoll- 
haus, gewährten  einen  sonderlichen  Eindruck  von  der  Fröm- 
migkeit der  Gemeinde.  Das  Schöne  an  dem  elenden  Neste 
ist  die  Lage,  auf  einem  schmalen  Streif  von  einem  kleinen 
Bach  durchströmten  Landes  eingekeilt  zwischen  der  branden- 
den See  und  steil  ansteigenden,  über  die  Wolken  ragenden 
Trachytfelsen,  die  zerfetzt  und  zerklüftet,  bald  kahl,  schwarz 
oder  rotli,  bald  mit  jetzt  noch  grüner  Vegetation  bedeckt, 
von  ungewöhnlicher  Grossartigkeit  sind.  An  diesen  entlang 
nach  Süden  ist  nun  ein  wunderbarer  Reitweg  zur  Hauptstadt 
gearbeitet,  eine  gute  Meile  lang,  auf-  und  absteigend,  in  der 
Höhe  von  300 — 600'  über  dem  Meer,  zweimal  in  eine  Bach- 
schlucht in's  Innere  biegend,  sonst  über  der  See  schwebend, 
mit  den  schönsten  und  buntesten  Blumen  eingefasst,  wo  nur 
ein  Bischen  Erde  das  Keimen  erlaubt,  sonst  mit  schwarzen, 
rothen  und  violetten  Felsen  über  der  weissen  Brandung  und 
dem  weiten  blauen  Ocean  decorirt,  malerisch  schön,  wie  ich 
bisher  noch  wenig  oder  eigentlich  Nichts  gesehn,  da  ähnliche 
Partien  in  Italien  alle  weit  lieblicher  sind;  die  Strasse  ist  so, 
dass  der  Weg  auf  den  Montanvert  hiermit  verglichen  einer 
Chaussee  gleicht,  und  manches  Schweizer  Pferd  über  die  Zu- 
muthung  betreten  sein  würde,  auf  solchen  halsbrechenden 
Passagen  einen  Reiter  zu  tragen.  An  einer  Bergabstelle  wurde 
es  mir  doch  zu  toll,  und  ich  hatte  mehr  Zutrauen  auf  die 
Festigkeit  meiner  eignen  Beine,  kann  mir  übrigens  meine  eigne 
Anerkennung  darüber  nicht  versagen,  dass  ich  sonst  i uliig 
sitzen  blieb.  Unser  Gepäck  wurde  von  schwarzen  Damen 
auf  dem  Kopfe  hergebracht,  darunter  war  eine  über  50  Pfd. 
schwere  Kiste,  deren  Trägerin  unter  ihrer  Last  ordentlich 
mit  Springen  und  Leiclitfüssigkeit  kokettirte.     Bald  nach  Mit- 


195 

tag  trafen  wir  hier  ein  und  wurden  von  unserm  Wirth  äusserst 
freundlich  und  gastfrei  aufgenommen,  trotzdem  die  Unterhal- 
tung wegen  gegenseitiger  Sprachunkenntniss  mehr  als  man- 
gelhaft ist.  Mein  Portugiesisch  bessert  sich  aber  dabei  stünd- 
lich, und  ich  werde,  danach  zu  schliessen,  in  8  Tagen  mich 
leidlich  durchschlagen  können,  besser  als  in  Italien  nach  den 
ersten  3  Monaten.  Hier  eigiesst  sich  ein  breiter  Bach  in's 
Meer,  der  mit  seinen  Nebenbächen  eine  etwa  halbstunden- 
breite  Ebene  durchfliesst,  deren  Centrum  von  der  ziemlich 
grossen  Stadt  gebildet  wird.  Weiteres  von  ihr  und  ihrer 
Umgegend,  sobald  ich  mehr  davon  kenne.  Heut  Nachmittag 
haben  wir  eine  Excursion  gemacht,  die,  als  erste  Kecognos- 
cirung  betrachtet,  durch  über  ein  Dutzend  Arten  Insecten, 
besonders  Käfer,  reichlich  belolmt  ist. 

Am  29.  Heut  längere  Excursion  nach  derselben  Ribeira 
Dottore  (so  spricht  man  hier  „da  Torre"  aus),  bei  der  in  Be- 
ziehung auf  Sammeln  meine  Erwartungen  durchaus  nicht  er- 
füllt sind.  Insecten  waren  sehr  sparsam  an  Arten,  ein  paar 
Käfer,  ein  halbes  Dutzend  Lepidopt.,  ein  paar  sehr  gemeine 
Orthoptern  und  Libellen  sind  die  ganze  Ausbeute.  Conchy- 
lien  trotz  des  angestrengtesten  Suchens  nicht  zu  finden;  die 
grösste  Mannigfaltigkeit  ist  nocli  unter  den  Pflanzen,  obwohl 
ich  auf  gleichem  Terrain  in  Europa  wenigstens  das  Doppelte 
oder  Dreifache  gesehen  hätte.  Freilich  sind  Excursionen  zu 
Pferde,  bei  denen  man  nur  „auf  Muthung"  absteigt,  nicht 
grade  besonders  günstig;  doch  wenn  das  Resultat  an  einem 
Dutzend  Stellen  dasselbe  ist,  so  kann  man  es  wohl  als  allge- 
mein gültig  annehmen.  —  Die  Gegend  ist  ausserordentlich 
schön;  die  Ribeira  ist  ein  Thal  von  liöchstens  10  Minuten 
Breite,  gewölmlich  viel  schmaler,  eingefasst  durcli  steil  auf- 
steigende Berge,  deren  Fuss,  wo  es  irgend  möglich  war,  mit 
Pflanzungen  von  Mais,  Zuckerrohr,  Mandiocca  und  Bananen 
bedeckt  ist,  zu  deren  Erhaltung  oder  vielmehr  Ermöglichung 
vortreffliche  Berieselungen  eingerichtet  sind,  deren  Länge  dar- 
aus abzunehmen,  dass  sie  oft  15  —  20'  über  dem  Bett  des 
Baches  befindlich  sind;  mit  Steinen  und  Lehm  eingefasst,  sind 
sie  hinreichend  dicht,  um  bei  gewöhnlichem  Wasserstande 
nicht  zu  brechen;  in  der  Regenzeit  geschieht  das  jedesmal 
an  vielen  Stellen.  Sie  verzweigen  sich  über  alle  Besitzungen 
nach  verschiedenen  Richtungen,  so  dass  jede  Plantage  nach 
Belieben  bewässert  werden  kann.  Die  Resultate  sind  lohnend, 
jeder  Fussbreit  Landes,  der  auch  nur  mit  wenigen  Zollen 
Erde  bedeckt  ist,  trägt  mindestens  Bohnen  oder  Kürbisse, 
und  wer  von  den  Einwohnern  dieses  Stückes  Land  behauptet, 
dass  sie  faul  und  träge  sind,  der  verläumdet,  wie  die  meisten 
Reisenden  es  von  den   Napolitanern    thun;    eine    ganz    andre 


106 

Frage  ist  es,  wie  weit  hier  der  Ackerbau,  besonders  das 
Zuckerrolii-  durch  Strassenbau  ergiebig  werden  könnte  — 
Vorwürfe  der  Art  würden  doch  nur  die  Verwaltung  treffen. 
In  den  guten  alten  Zeiten  waren  hochadlige  Portugiesen  mit 
diesen  einzelnen  Inseln  belehnt  und  wussten  ihre  Interessen 
gut  zu  wahren  durch  Unterstützung  all  solcher  Anlagen ;  was 
solcher  Art  damals  privatim  gemacht  ist,  wird  erhalten  — 
zu  neuen  Anlagen  fehlt  jede  Anregung.  —  Der  Bach  ist  ein 
ächter  Alpenbach,  voll  grosser  und  kleiner  Steine,  reissend 
und  tobend,  mit  einem  Bett  mindestens  6  oder  8  mal  so  breit, 
als  sein  augenblicklicher  Wassergehalt  es  nöthig  macht.  Der 
Weg  i.^t  natürlich  iur  den  hier  ganz  unbekannten  Luxus  eines 
Wagens  nicht  eingerichtet;  dass  man  darauf  reitet,  verdient 
Anerkennung.  Wie  oft  man  durch  den  Bach  zu  reiten  hat, 
war  mir  zu  langweilig  zu  zählen  —  abgesehn  von  dem  Be- 
spritztvi erden  ist  es  vielleicht  der  beste  Theil  davon;  wo  man 
nicht  im  trocknen  Flussbett  befindlicli,  geht  es  über  Felsblöcke 
oder  loses  Geröll  in  nichts  weniger  als  beliaglicher  Abwech- 
selung, und  hätte  ich  nicht  in  der  Schweiz  gelernt,  den  der- 
gleichen gewohnten  Thieren  den  Weg  zu  überlassen,  so  würde 
ich  wohl  nicht  so  gut  weggekommen  sein.  Ein  paar  blaue 
Flecken  an  den  Knieen  habe  ich  auch  so  beim  Passiren  von 
steilen  Felsen  davon  getragen. 

Am  31.  Morgens.  Seit  gestern  früh  regnet  es  mit 
kleinen  Unterbrechungen  massig,  aber  so  weit  durchdringend, 
dass  wir  gestern  bis  auf  die  Haut  durehnässt  heimkamen. 
Was  mich  bei  diesen  Wetterveränderungen  am  meisten  wun- 
dert, ist  die  geringe  Schwankung  der  Instrumente.  Das  Ba- 
rometer ist  nicht  um  y^,  Zoll  gefallen  und  das  Thermometer 
ist  nach  wie  vor  22—24  Grad  hoch.  Vorgestern  Abend  hatte 
ich  eine  Proclamation  erlassen,  dass  ich  Bestien  aller  Art 
kaufen  wolle;  demzufolge  erschien  gestern  früh  eine  Schaar 
von  jedem  Alter  und  Geschlecht  mit  Spinnen,  Tausendfüssen, 
Gryllen,  Eidechsen  etc.  etc.,  die  icli  für  einiges  Kupfer  zum 
grössten  Tlieil  erstand.  Besonderes  Vergnügen  gewährte  es 
den  Uebrigen,  wenn  ich  einen  Spätling  mit  seinem  Kram  wie- 
der fortschickte.  Gestern  habe  ich  nun  auch  Landschnecken 
gefunden  und  heut  Morgen  zeige  ich  sie  als  Muster  und  habe 
einen  so  verlockenden  Preis  darauf  gesetzt,  dass  ich  auf  an- 
gestrengtes Suchen  rechnen  darf.  —  Unsere  gestrige  Excur- 
sion  war  trotz  des  Regen«  prächtig.  Wir  ritten  den  Haupt- 
baeh  hinauf,  die  Ribeira  gvande,  die  im  Anfang  einen 
ähnlichen  Character  hat,  wie  die  Ribeira  da  Torre,  nur  brei- 
ter ist  und  etwa  eine  halbe  Stunde  lang  ziemlich  eben  bleibt. 
An  einzelnen  Stellen  sind  sehr  eigenthümliche  Fel.^bildungen, 
steile  Piks,  überhängende  Spitzen,  einmal  am  Fuss  des  Berges 


197 

nebeneinander  mehrere  flache  Kegel,  die  mit  einem  überhän- 
genden breiten  Dach  bedeckt  sind.  Im  FJussbett  wächst  eine 
grosse  Zahl  von  Tamarisken,  die  mit  ihrem  Erica  ähnlichen 
Laub  und  ihren  langen  bläulichweissen  ßlüthenrispen  einen 
zierlichen  Anblick  gewähren;  an  den  Seiten  die  übliche  Ein- 
fassung von  Zuckerrohr,  Bananen,  Cocospalmen,  Orangen  und 
Papaya,  einem  hohen  palmenartigen  Baum  mit  Blättern,  ähn- 
licli  Avie  unsere  Aralia  japonica  in  Hökendorf,  die  alle  vom 
Stamm  entspringend  eine  Blätterkrone  bilden.  Unter  diesen 
hängen  die  Flüchte,  etwa  ein  oder  zwei  Dutzend,  rotli,  fla- 
schenformig,  etwa  y4  Fuss  lang,  fleischig,  im  Innern  hohl, 
mit  runden  schwarzen  Kernen,  wie  bei  Melonen,  saftig,  aber 
ohne  besonders  feines  Arom.  Mehr  vereinzelt  sind  dazwi- 
schen Drachenbäume  und  etwas  höher  hinauf  kümmerliche 
Euphorbien;  wo  die  Steilheit  nicht  zu  gross  ist,  folgen  dann 
Pflanzungen  von  Mais,  Bohnen  und  Kohl;  sonst  nackter  Fels, 
doch  in  allen  Ritzen  mit  üppig  wuchernden  Stauden,  Schling- 
pflanzen und  Farrenkräutern.  Unter  den  Schlingpflanzen  ist 
besonders  eine  ausgezeichnet,  die  mit  langen,  verzweigten, 
blassgrünen,  saftigen  Stengeln  oft  in  Massen  über  die  Felsen 
herabhängt  und  bei  dem  Mangel  von  Blättern  einen  recht 
bizarren  Anblick  gewährt. 

Neujahr  1865.  Ich  springe  hier  von  der  Beschreibung 
dieser  Ribeira  ab,  da  ich  gestern  eine  Einladung  erhalten 
habe,  etwa  eine  Meile  aufwärts  einige  Zeit  zu  bleiben,  und 
von  da  aus  Gelegenheit  haben  werde,  auf  die  oberen  Theile 
derselben  näher  einzugehen.  Gestern  habe  ich  eine  Excursion 
zu  Fuss  in  der  näheren  Umgebung  der  Stadt  gemacht  und 
bin  dabei  in  den  Bergen  tüchtig  lierumgeklettert.  Südlich 
von  der  Ribeira  da  Torre  ist  eine  andre  schmale  Schlucht 
mit  einem  nur  in  der  Regenzeit  nassen  Bachlauf,  die  Ribeira 
da  Piquerao,  in  der  sich  wohl  einmal  irgend  welche  Giganten 
zum  Spass  mit  Steinen  geworfen  haben  müssen.  Solch  ein 
wüstes  Durcheinander  von  Felsblöcken  und  Steinen,  unter- 
mischt mit  Geröll,  habe  ich  kaum  in  den  Alpen  gesehen; 
zwar  ist  das  Vergnügen  der  Kletterei  nur  kurz,  aber  dafür 
desto  deul lieber.  Da  sich  im  oberen  Theil  Mais-  und  Boh- 
nenfelder befinden,  so  giebt  es  zwar  einen  schmalen  leidlichen 
Reitweg  bis  hinauf,  der  mit  drei  Fuss  hohen  Steinmauern  ein- 
gefasst  ist,  aber  eben  deshalb  für  mich  kein  Interesse  darbot; 
die  Höhen  auf  beiden  Seiten  sind  etagenweise  abgetheilt; 
senkrechte  Felswand,  dann  etwas  minder  steile  Ziegenweide 
und  so  fort,  zwei-  bis  viermal.  Hoch  oben  ist  es  nur  für 
Eulen  und  Raubvögel  bewohnbar  und  ganz  in  ihrem  Geschmack; 
beständig  hört  man  ihr  Gekreisch  und  sieht  die  Falken  schwe- 
ben.    Von  einem  Baum  aus  beobachtete  ich  12  oder  13  grosse 


198 

Spinnen,  über  einen  Zoll  lang  im  Leibe,  die  von  der  Krone 
aus  etwa  12  Fuss  über  dem  Boden  ihre  Netze  nach  den  ge- 
genüber liegenden  Felsen  gespannt  hatten;  was  sie  da  fangen, 
weiss  ich  nicht,  aber  ich  denke,  dass  sie  wohl  das  Hungern 
gewohnt  sind.  Von  hier  aus  ging  ich  über  den  Kamm  des 
Berges  (nicht  wohl  tausend  Fuss)  hinüber  nach  der  Ribeira 
da  Torre.  Die  Aussicht  von  oben  war  prächtig,  zurück  auf 
die  passirte  Ribeira,  vorwärts  auf  die  Stadt  mit  ihren  Cocos 
und  Bananen  inmitten  der  Felswände,  mit  dem  weiten  Meer 
dahinter.  Soweit  war  alles  gut,  aber  nun  galt  es,  an  der 
steilen  Wand  hinabzukommen,  und  das  war  für  mich  eine 
starke  Zumuthung.  Die  Eingebornen,  die  überhaupt  diesen 
„Weg*-^  benutzen,  laufen  alle  barfuss,  können  aber  mit  ihren 
freien  Zehen  jede  Ritze  benutzen,  während  ich  mit  meinen 
Stiefeln,  ohne  Stock,  mich  durchaus  auf  alle  vier  und  ab  und 
an  auf  meinen  centralen  Stützpunkt  angewiesen  sah.  Da  es 
im  Lauf  des  Tages  mehrfach  geregnet  hatte,  so  war  ich  oben- 
ein immer  in  Gefahr,  auszugleiten,  und  das  würde  mich  un- 
fehlbar aller  weitern  Sorgen  überhoben  haben.  "Wie  viel 
Schweiss  ich  dabei  vergossen,  weiss  ich  niclit;  jedenfalls  war 
es  eine  tüchtige  Dosis,  nach  der  im  Hause  gewechselten  Wäsche 
zu  schliessen.  Zum  Glück  war  das  schlimmste  Stück  nur 
kurz,  etwa  8  Minuten;  dann  gab  es  Bäume  als  gute  Stütz- 
punkte, und  ohne  weitere  Schwierigkeit  ging  es  nach  Hause. 
Die  Beute  war  verhältnissmässig  gut;  einige  Dromius,  ein 
kleiner  Rüsselkäfer  und  ein  paar  sehr  kleine  Arten,  einige 
Hemiptern,  drei  Arten  Landschnecken,  zwei  kleine,  leider  nur 
in  je  einem  Exemplar,  eine  Helix  dagegen  in  Menge,  etwa 
zwanzig  bisher  nicht  gesehene  Pflanzen  etc.  Bei  der  Rück- 
kunft fand  ich  noch  einen  Haufen  Schnecken  vor,  über  150 
Stück  einer  Melania  und  etliche  Exemplare  einer  neuen  Suc- 
cinea,  die  ich  für  ungefähr  5 — 6  Groschen  ankaufte,  sehr  zu 
meiner  und  des  kleinen  Verkäufers  Zufriedenheit. 

Senhor  Nicoiao  de  Araujo,  Fazendeiro  in  Ribeira  grande, 
an  den  ich  ein  paar  Tage  vorher  Empfehlungsbriefe  geschickt, 
erwartete  mich,  bedauerte,  von  Hause  abwesend  gewesen  zu 
sein,  und  lud  mich  ein,  zunächst  eine  oder  zwei  Wochen  bei 
ihm  zu  wohnen  und  über  ihn  dann  als  Führer  durch  andre 
Theile  der  Insel  zu  verfügen;  seine  Ackerbaugeschäfte  seien 
erledigt  und  er  habe  vollständig  freie  Zeit.  Dieses  überaus 
freundliche  Anerbieten  gewann  noch  dadurch,  dass  es  in  leid- 
lich gutem  Englisch  gemacht  wurde.  Morgen  werden  wir 
somit  das  Haus  von  Dom  Luis  Bento  da  Silva  verlassen,  und 
da  will  ich  es  vorher  etvas  schildern,  da  es  der  Typus  der 
hiesigen  besseren  Häuser  ist.  Es  liegt  frei,  in  der  Mitte  der 
dazu    gehörigen    Höfe    und  einer  Art  Garten    mit  Bananen, 


I 


199 

Papaya  und  Cocos,  übrigens  einem  Haupltummelplatz  für 
Spinnen,  Kellerwürmer  und  Ameisen.  Das  Erdgesehoss  ist 
für  Thiere  und  Voriäthe;  von  aussen  führt  eine  steinerne 
Treppe  aus  dem  Hofe  in  eine  dürftige  Holzveranda,  in  der 
man  kaum  sitzen  kann  und  von  der  aus  man  im  Vordergrunde, 
oder  vielmehr  unter  sich  einige  Misthaufen  sieht,  mit  Hühnern 
und  Schweinen  bevölkert,  die  auch  von  Zeit  zu  Zeit  im  Zim- 
mer Besuche  abstatten.  Hinter  der  Veranda  ist  ein  Saal,  der 
quer  durch's  Haus  geht,  Empfangszimmer,  Speisesaal  und 
Wohn/immer  zugleich;  an  den  Seiten  je  zwei  Zimmer;  die 
Küche  ist  in  einem  Vorbau  an  der  Seite  der  Veranda.  Wir 
bewoimen  eins  dieser  Seitenzimmer  mit  unserm  Schwarzen 
zusammen,  der  die  Nacht  auf  einer  auf  der  Diele  ausgebrei- 
teten Matte  zu  Füssen  meines  Bettes  zubringt.  Fenster  und 
Thüren  sind  natürlich  nur  Anstandshalber  da;  wenn  sie  ge- 
schlossen werden,  zieht  es  durch  alle  Spalten  sehr  lustig; 
deshalb  lässt  man  sie  lieber  auf.  Ueber  uns  ist  nur  noch  ein 
Boden,  von  dem  mir  noch  nicht  klar  ist,  ob  er  blos  für  Amei- 
sen und  Termiten  eingerichtet  ist,  oder  ob  ein  halbes  Dutzend 
dienender  Geister  oben  schläft.  —  Von  der  Familie  unseres 
Wirths  haben  wir  nur  ihn  selbst  kennen  gelernt;  seine  Frau 
liegt  an  einem  langwierigen,  aber  ungefährlichen  Kopfleiden 
darnieder,  und  seine  Tochter  (eine  gute  Partie)  ist  in  einem 
Pensionat  in  Lisboa.  Gross  ist  unsere  Unterhaltung  gerade 
nicht  gewesen,  aber  doch  genügend,  um  über  manche  Dinge 
gute  Auskunft  von  ihm  zu  erhalten,  die  ich  an  andrer  Stelle 
registrirt  habe. 

Cuculi  am  6.  Alle  Tage  bis  heut  mit  Excursionen  im 
grossen  Maasstabe  ausgefüllt  und  dann  Abends  so  viel  zu 
präpariren  und  conserviren  gehabt,  dass  ich  nicht  einmal  zum 
Schreiben  gekommen  bin.  Je  länger  ich  auf  der  Insel  bin, 
desto  mehr  bin  ich  in  jeder  Beziehung  von  ihr  erbaut.  Meine 
Sammlungen  steigern  sich  bedeutend ;  ich  habe  die  Fundstätten 
besser  kennen  gelernt  und  verliere  nicht  mehr  Zeit  an  Stel- 
len, wo  nichts  vorkommt.  An  Käfern  habe  ich  wohl  gegen 
50  Arten,  meist  in  Mehrzahl;  die  Arachniden  sind  herrlich; 
ein  Flusskrebs  ist  erobert,  Landschnecken  in  Masse  etc.  etc. 
Ueber  die  Gegend  will  ich  nur  sagen,  dass,  jemehr  ich  mich 
heimisch  fühle,  ich  um  so  entzückter  bin,  und  wenn  es  ein 
Bischen  weniger  halsbrechend  m  äre,  so  könnte  ich  den  Besuch 
nicht  genug  empfehlen.  Aber  die  Wege  sind  zu  schauderhaft; 
natürlich,  je  weiter  ich  in's  Gebirge  gekommen  bin,  desto 
toller  habe  ich  sie  gefunden;  sehr  beliebt  ist  eine  Art  natür- 
licher Treppe,  die  herauf  zu  reiten  ganz  angenehm,  herunter 
abscheulich  ist;  gestern  hat  mein  Pferd  einen  schwachen  Ver- 
such   gemacht,    mit   mir   ein   paar   hundert  Fuss  herunter  zu 


200 

kugeln,  aber  ohne  Erfolg.  Unser  Wirth  ist  die  Liebenswür- 
digkeit selber,  und,  was  unser  Verhältniss  besonders  gut 
macht,  interessirt  sich  besonders  für  alle  meine  Sammlungen, 
weil  er  dabei  sehr  viele  ihm  ganz  neue  Gegenstände  kennen 
lernt. 

Am  2t en  ritten  wir  hieher,  Hessen  unser  Gepäck,  wie 
es  üblich,  von  Weibern  auf  dem  Kopf  tragen,  machten  uns 
häuslich  und  hatten  dann  bis  zum  Abend  eine  Fusspartie  in 
der  Nachbarschaft;  am  3ten  die  Ribeira  de  Joao  Aflonso 
hinauf,  eine  Quelle  der  Ribeira  grande,  bis  zu  etwa  2000' 
Höhe,  wo  wir  Halt  machten,  mit  Hülfe  von  (j  Schwarzen  in 
zwei  Stunden  einige  Centurien  Landschnecken  sammelten,  eine 
grosse  Flasche  mit  Melasomen,  Hydrophilen  und  Myriapoden 
füllten,  eine  Menge  kleines  Zeug  aus  verschiedenen  Ordnungen 
mitnahmen  und  so  viel  Orangen  verspeisten,  als  uns  unser 
leerer  Magen  gestattete;  die  Localität  ist  so  gut,  dass  ich 
morgen  wieder  dahin  gehe.  Am  4ten  brachen  M'ir  früh  auf 
nach  der  Ribeira  da  Garga,  einem  sich  an  der  Kordküste  in's 
Meer  ergiessenden  Bache.  Anfangs  ist  der  Weg  in  der  Ri- 
beira grande,  wie  ich  es  früher  beschrieben,  dann  beginnt 
aber  etwa  nach  einer  Stunde  Reitens  eine  sehr  bedeutende 
Steigung  nach  dem  Sattel  hinauf,  der  die  beiden  Flussthäler 
trennt  und  nach  ungefährer  Messung  2300 '  über  dem  Meer  ist. 
Hier  oben  hatte  ich  die  erste  Gelegenheit,  an  Euphorbien 
etwas  ausgedehnt  zu  sammeln,  da  die  tiefer  stehenden  Exem- 
plare alle  schon  abgeblüht  waren.  Die  fünf  oder  sechs  Co- 
leopteren,  denke  ich,  die  ich  daran  fing,  werden,  wenn  nicht 
neu,  so  doch  mindestens  auf  diese  Inselgruppen  beschränkt 
sein.  Es  waren  2  Curculioniden,  1  Clerier  und  ein  paar  kleine 
Dinger,  wie  mir  scheint,  aus  der  Verwandtschaft  von  Cyplion. 
Im  Laufe  einer  halben  Stunde  hatte  ich  etwa  40  Stück  bei- 
sammen und  sammelte  auf  dem  Rückwege  wieder  Einiges. 
Die  Aussicht  von  oben  ist  schön  und  gewährt  dadurch,  dass 
der  Character  der  Ribeira  Garga  von  der  der  R.  grande 
abweicht,  mehr  Abwechselung,  als  ich  erwartet.  Besonders 
schön  macht  sich  ein  gegenüber  liegender  hoher  Berg,  der 
grosse  Aehnlichkeit  mit  einer  Kirchenfront  hat,  an  deren  Sei- 
ten zwei  gleiche  Thürme  aufsteigen.  Ich  hatte  mich  schon 
von  Cucuii  aus  an  dem  Anblick  der  beiden  hohen  Piks  in 
ihrer  Regelmässigkeit  erfreut,  von  hier  waren  sie  prächtig. 
Auf  einem  Grat,  mitunter  ziemlich  steil,  senkt  sich  der  Weg 
hinab  in  ein  schmales,  von  Ost  nach  West  laufendes  Seiten- 
thal der  Ribeira,  die  fast  im  rechten  Winkel  darauf  steht, 
und  an  der  gegenüber  liegenden  Seite  durch  einen  gleich- 
massig  hohen  Bergrücken  scharf  von  der  Westseite  der  Insel 
getrennt  wird.     Lang  ist   der  Bach   nicht,    etwa    eine    halbe 


201 

Meile  von  unserm  Nebenbaeh  aufwärts  und  eine  Meile  ab- 
wärts nach  Norden  bis  zur  See.  Das  Thal  ist  viel  schmaler 
als  R.  grande  und  zeichnet  sich  vor  ihm  dadurch  aus,  dass 
es  verschiedene  Plateaus  bildet,  die  senkrecht  gegen  den 
Wasserlauf  abfallen.  Wo  die  beiden  Bäche  zusammenstossen, 
erhebt  sich  ein  nicht  grade  Iioher  Bergvorsprung,  der  mit 
circa  15 — 20  Aiguilles  gekrönt,  einen  sehr  bizarren  Anblick 
gewährt.  Unter  diesen  sciilugen  Mir  bei  einem  Vetter  von 
Sr.  Nicoiao,  Sr.  Fideno  de  Lima  Ferreira,  unser  Quartier 
auf  und  machten  eine  mehrstündige  Fusswanderung  im  Thal, 
sahen  und  passirten  Felsklumpen  jeder  Art,  kleine  Wasser- 
fälle, die  üblichen  Zuckerfelder  etc.,  fingen  einige  neue  Käfer, 
unter  andern  die  einzige  Haltica,  die  ich  bisher  angetroffen, 
eine  neue  Limnaea  etc.  Schliesslich  pausirten  wir  am  Rande 
einer  Zuckerpflanzung,  stahlen  jeder  ein  Rohr  und  kauten 
eine  Portion  Rohzucker  in  unsern  Magen  hinab.  Sr.  Fideno 
ist  ein  grosser  Botaniker,  d.  h.  er  kennt  eine  Menge  Pflanzen, 
die  hier  medicinisch  verwerthet  werden,  und  gab  mir  ausser 
dem  Recepte  noch  die  einheimischen  Namen.  Am  folgenden 
Morgen  entdeckte  ich  zunächst  zu  meinem  grossen  Missver- 
gnügen, dass  mein  einer  Barometer  verunglückt  war,  vielleicht 
beim  Reiten  —  ich  weiss  nicht  wie,  und  dass  ich  ihn  nach 
England  zu  expediren  habe.  Natürlich  zerbrach  auch  ein 
Thermometer  ein  paar  Stunden  nachher  zur  Gesellschaft  5  deren 
habe  ich  zum  Glück  noch  genug. 

S.  Vicente,  am  18.  Mir  sind  darüber  Bedenken  auf- 
gestossen,  ob  es  rathsam  ist,  in  der  Weise  weiter  zu  schrei- 
ben, wie  ich  bisher  gethan,  da  ich  eigentlich  nicht  viel  an- 
dres am  letzten  Tage  berichte  als  am  ersten,  ich  denke  hin- 
fort mich  mehr  objectiv  zu  verhalten.  Was  zunächst  meine 
ferneren  Excurse  in  dem  nordöstlichen  Theil  von  S.  A.  Antao 
betrifft,  so  habe  ich  die  gute  Fundstätte  in  Ribeira  de  Joao 
Affonso  noch  einmal  besucht  und  wieder  viel  gute  Sachen, 
besonders  etliche  neue  Käfer  gefunden.  Da  ich  wieder  etliche 
Schwarze  für  das  Sammeln  bezahlte,  so  hatte  ich  noch  den 
Spass,  zum  Abschied  mit  zwei  Hühnereiern  und  einem  Kücken, 
oder  wie  die  armen  Schlucker  sagten,  einer  „neuen  Art  Sper- 
ling^'  beschenkt  zu  werden. 

Am  8.  war  Ruhetag,  um  die  Sammlungen  etwas  in  Ord- 
nung zu  bringen,  und  am  9.  ein  gezwungener,  weil  es  in 
Strömen  regnete.  Trotzdem  am  nächsten  Morgen  alle  Spitzen 
dicht  verhüllt  waren,  setzte  ich  durch,  dass  wir,  ausgerüstet 
mit  Lebensmitteln  für  zwei  Tage,  mit  unsern  Mänteln  in  die 
hohen  Bergregionen  des  6300  Fuss  hohen  Monte  Faleiro  rit- 
ten. Bis  zur  halben  Höhe  oder  etwas  darüber  zu  einem  Pla- 
teau, Cor  da,  ging  alles  gut,  ausser  dass  an  einer  sehr  steilen 

14 


202 

Stelle  —  zum  Glück  ein  paar  Schritte  nachdem  wir  einen 
leidlichen  Abgrund  passirt  hatten  —  der  Sattelgurt  meines 
Pferdes  platzte  und  ich  mit  dem  Sattel  über  den  Schwanz 
weg  auf  den  Boden  rutschte,  ohne  mir  Schaden  zu  thun. 
Der  Gurtbruch  wurde  so  gut  reparirt,  dass  der  Sattel  an  der 
Stelle  gewiss  nicht  wieder  reisst.  Bald  nachher  fing  es  an 
zu  regnen  und  binnen  Kurzem  waren  wir  in  so  dicken  Wol- 
ken, dass  wir  gar  nichts  mehr  sahen  und  unsre  Pferde  resp. 
Maulthiere  auf  dem  schlüpfrigen  Boden  nur  mit  Mühe  vor- 
wärts kommen  konnten.  Das  nächste  Obdach,  was  wir  er- 
reichen konnten,  war  eine  Stunde  bei  möglichst  geschwindem 
Reiten  entfernt,  die  „Casa  do  Consul  Inglez"-',  ein  verfallenes 
verlassenes  Haus,  dessen  eines  Zimmer  zwar  kein  Fenster, 
aber  doch  eine  Thüröffnung  ohne  Thür  und  ein  Dach  besitzt, 
und  worin  wir  zunächst  gegen  die  Nässe  geschützt  waren. 
Unsre  zwei  Negerburschen  packten  ab  und  wurden  zunächst 
ausgeschickt,  um  aus  der  dichten  Waldung  von  Eup'  orbia, 
untermischt  mit  zwei  andern  bis  10  Fuss  hohen  Buscharten 
Holz  zu  suchen.  Als  sie  wiederkamen,  machten  wir,  so  gut 
es  ging,  Feuer  an,  trockneten  oder  vielmehr  räucherten  uns 
selbst  und  Schuhe  und  Strümpfe  und  begannen,  während  sie 
wieder  ausgingen,  um  Gras  für  unsre  Thiere  und  Wasser  zum 
Thee  zu  holen,  an  dem  Feuer  Maiskolben  zu  backen,  die  als- 
dann von  uns  allen  mit  gutem  Appetit  verspeist  wurden.  Ich 
baute  inzwischen  eine  Steinbank,  construirte  aus  Steinen  und 
meiner  hölzernen  Pflanzenpresse  einen  Tisch  und  nun  wurde 
ausgepackt:  Messer  und  Gabeln,  Teller,  Theezeug,  kaltes 
Rindfleisch,  Mandioc,  Brod,  Arrac.  Nach  sieben  Uiir  war 
alles  in  Ordnung  und  es  wurde  vergnügt  dinirt,  später  Thee 
und  zum  Schluss  Grog  getrunken ,  schliesslich  tüchtig  Holz 
aufgepackt  und  dann  die  Schlafstelle  in  Ordnung  gebracht, 
d.  h.  unsre  Sättel  als  Koi)fkis6en  nebeneinander  gelegt,  wor- 
auf wir  uns  in  unsre  Mäntel  rollten  und  wegen  der  animali- 
schen Wärme  so  dicht  als  möglich  neben  einander  auf  dem 
Fussboden  ausstreckten  und  schliefen,  bis  uns  die  empfind- 
liche Kälte  am  folgenden  Morgen  früh  vor  Sonnenaufgang 
erweckte  (etwa  -f-  4*^).  Vom  Feuer  waren  noch  schwache 
Spuren  vorhanden,  so  dass  wir  keine  Mühe  hatten,  es  wieder 
hell  und  warm  zubekommen;  der  Regen  hatte  aufgehört,  die 
Wolken  fingen  an,  sich  zu  theilen,  und  bald  versuchte  die 
Sonne  auf  Augenblicke  durchzubrechen  und  uns  einzelne  Strei- 
fen des  Tietlandes  und  des  Meeres  zu  entliüllen.  Trotzdem 
jedoch  das  Wetter  immer  besser  wurde,  war  es  mir  nicht 
möglich,  wegen  der  fortwährend  vorbeitreibenden  Wolken 
ein  paar  Messungen  von  Punkten  des  gegenüber  liegenden  St. 
Vincent  vorzunehmen,    obgleich   ich   drei    volle  Stunden  lang 


203 

mein  Instrument  nicht  aus  Händen  Hess.  Sciiliesslich  gab  ich 
es  auf,  da  Avir  vor  Dunkelwerden  nach  Hause  mussten  und 
ich  noch  einige  Zeit  auf  das  Sammeln  verwenden  wollte.  Das 
war  denn  auch  fruchtbarer ,  und  verschiedene  neue  Pflanzen, 
Käfer,  sogar  neue  Landschnecken  wurden  eingesteckt.  Die 
Gegend  bot  viel  Abwechselung;  bald  dichtes  Euphorbienge- 
strüpp,  bald  kahler  Fels,  oder  dürftige,  halb  vertrocknete 
Weide  mit  weiter  Aussicht  über  eine  Reihe  baumloser  Höhen- 
züge und  Schluchten,  oder  mit  dem  Einblick  in  ein  schmales, 
von  hohen  Klippen  und  Bergen  eingeengtes  Thal.  Das  Son- 
derbarste waren  für  diese  Insel  ein  paar  hohe  Berge  mit  run- 
den Kuppen ,  da  ich  bisher  noch  keine  Spitze  ohne  Kanten 
und  Piks  gesehn.  Die  folgenden  Tage  brachten  wir  etwas 
südlicher  in  der  Ribeira  de  Paul  zu,  die  in  einer  Entfernung 
von  drei  Meilen  ziemlich  parallel  mit  Ribeira  grande  in's 
Meer  geht.  Der  Character  dieses  Thals  weicht  einigermassen 
von  dem  bisher  erwähnten  ab  5  da  die  Nordseite  von  einer 
ununterbrochenen  steilen  Felswand  von  bedeutender  Höhe  ge- 
bildet wird,  so  ist  die  Temperatur  gleichmässiger  und  höher; 
der  Bach  enthält  mehr  Wasser  als  die  Kibeira  grande,  so 
dass  die  Berieselungen  viel  reichlicher  ausfallen,  in  Folge 
wovon  die  Vegetation  in  den  durchweg  cultivirten  niedrigeren 
Gegenden  viel  üppiger  ist  und  die  Plantagen  viel  reicher  sind 
als  irgend  sonst  auf  jder  Inse'l.  Die  Cocospalmen  zeichnen 
sich  ebenfalls  aus  und  nie  habe  ich  delicatere  Orangen  ge- 
gessen als  hier.  Unser  Hauptquartier  war  im  Hause  eines 
alten  Franzosen,  Mr.  Charles  Lequen,  der  wohl  selbst  viel  zu 
dem  angenehmen  Eindruck  dieses  Stückes  Land  beitrug,  da 
es  mir  in  der  That  eine  Erquickung  war,  einmal  wieder  mit 
einem  gebildeten  Manne  über  andres  als  Zucker,  Branntwein 
und  Caffee  zu  reden.  Schon  sein  Haus  zeichnete  sich  vor- 
theilhaft  aus,  durch  Blumen  und  kleine  Versuche  zu  Garten- 
anlagen davor,  und  Bilder,  so  wie  eine  kleine  Bibliothek 
franzöfcischer,  lateinischer,  englischer  und  portugiesischer  Bü- 
cher  darin. 

Getroffener  Verabredung  nach  musste  ich  am  18.  nach 
St.  Vincent  zurück  und  hatte  vom  amerikanischen  Consul  einen 
Platz  angeboten  erhalten ,  dessen  Brigg  an  dem  Tage  von 
Punto  do  Sol  abgehen  sollte.  Am  16.  Nachmittags  erhielt 
ich  bei  Lequen  die  Nachricht,  dass  sie  bereits  am  folgenden 
Morgen  abginge.  Konnte  icli  sie  nicht  erreichen,  so  hatte  ich 
vielleicht  acht  Tage  auf  andre  Gelegenheit  zu  warten;  da 
der  Mond  um  10  Uhr  aufging,  so  wurde  kurz  beschlossen, 
einen  Nachtritt  zu  machen,  und  dieser  Beschluss  um  11  Uhr 
Nachts  in's  Werk  gesetzt.  So  sehr  bin  ich  nun  gegen  die 
Erbärmlichkeit   der  Strassen    abgehärtet,    dass   ich   gar   kein 

14* 


204 

Bedenken  bei  diesem  Gedanken  hatte,  und  nach  Ueberwin- 
dung  der  ersten  Müdigkeit  sehr  heiter  bis  Povoacao  ritt,  wo 
wir  von  dem  Padre,  der  um  halb  zwei  Uhr  noch  auf  den 
Beinen  war,  eingeladen  wurden,  bei  ihm  zu  bleiben,  so  lange 
unsre  Pferde  ruhen  mussten.  Er  braute  Thee  und  wir  rauch- 
ten und  schwatzten  mancherlei.  Unter  anderm  erfulir  icli, 
dass  die  Regierung  ihn  mit  fünf,  sage  fünf  Thalern  monatlicli 
besoldet!  Danach  konnte  ich  auch  den  Zustand  der  Kirclie 
verstehen,  die  seit  15  Jahren  kein  Dach  besitzt!  Um  3  Uhr 
Morgens  jbegaben  wir  uns  noch  zur  Ruhe,  K.  zu  Bett,  und 
ich,  um  rechtzeitig  zu  erwachen,  in  einen  Schaukelstuhl,  und 
setzte  es  auch  durcii,  um  fünf  wieder  mobil  zu  sein  upd  dann 
sofort  in  Eile  nach  Punta  do  Sol  weiter  zu  reiten,  wo  ich 
rechtzeitig  eintraf,  um  die  Brigg  festzuhalten,  bis  mein  Pass 
und  Gepäck   ankam. 

Am  21.  Heule  war  grosser  Festtag.  Die  Post  traf  ein 
und  brachte  mir  Briefe  aus  der  Heimat  mit  lauter  guten 
Nachrichten,  und  ich  sah  und  hörte  wieder  ein  ])aar  Eu- 
ropäer. 

Am  22.  Von  St.  Vincent  weiss  ich  bisher  wenig  zu  sagen, 
da  ich  mich  während  der  verflossenen  Tage  nur  mit  der  ma- 
rinen Fischerei  beschäftigt  habe,  die  hier  in  der  Bai  nicht  so 
ergiebig  ist,  wie  ich  erwartet  habe.  Mit  Mr.  Miller  ist  aber 
für  Sonnabend  bis  Montag  eine  grosse  Expedition  per  Dampf- 
boot verabredet,  bei  der  wir  an  allen  guten  Stellen  der  Um- 
gegend mit  3  Netzen  arbeiten  werden;  da  erwarte  ich  denn 
bessere  Resultate. 


205 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  Phryganiden, 

zusammengestellt  von  IVr»  H»  Hagren* 


I.    AmerikaDische  Literatur  der  als  Schnecken  beschriebenen 
Phryganiden-Gehäuse  von  Helicopsyche. 

Im  Jahrgänge  1864  dieser  Zeitung  p.  122  sq.  habe  ich 
Alles  /usainmengestellt,  was  ich  über  diese  merkwürdigen 
Pliryganiden- Gehäuse  zu  ermitteln  vermochte.  Das  Thier, 
dem  sie  angehören,  ist  noch  immer  unbekannt.  In  Europa 
sind  nur  wenige  Fundorte  meist  durch  Bremi  nachgewiesen, 
leider  aber  die  Personen,  welche  Bremi  diese  Gehäuse  mit- 
getheilt  haben,  nicht  mehr  bekannt  und  so  vorläufig  die  Fang- 
stellen nicht  zu  ermitteln.  In  Italien  hat  sie  v.  Siebold  nach 
brieflicher  Mittheilung  vergebens  gesucht.  Vielleicht  können 
wir  schneller  die  Lösung  dieses  Räthsels  aus  Nordamerika 
erwarten,  da  dort  die  Thiere  häufiger  vorzukommen  scheinen. 
Theils  deshalb,  theils  um  die  früher  von  mir  gegebene  Lite- 
ratur zu  vervollständigen,  habe  ich  aus  W.  G.  Binney  Biblio- 
graphy  of  North  American  Conchology  Part.  L  Smiths,  mis- 
cell.  Collect.  1863  alle  Angaben  gesammelt.  Da  ein  Register 
noch  nicht  erschienen  ist,  mag  ich  trotz  mühsamer  Durchsicht 
immerhin  noch  einige  Citate  übersehen  haben. 

p.  23.  T.  A.  Conrad.  New  Fresh- water  Shells  of  the 
U.  St.  Philadelphia  1834  p.  22.  Valvata  areuifera  (_Remarks 
on  synonymy,  geogr.  distrib.) 

p.  42.  John  Milton  Earle.  List  of  Land  and  Fresh- 
waler  Shells  in  Massachusetts,  in  Hitchcocks  Report  on  the 
Geology,  Zoology  etc.  Ed.  IL  1835  p.  23.  Valvata  areni- 
f'era?  Lea, 

p.  60.  J.  E.  De  Kay.  Catalogue  of  the  animals  belon- 
ging  to  the  State  of  New- York.  Assembly  No.  50,  1839  p. 
32.     Paludina  lustrica. 

p.  63.  C.  B.  Adams.  Shells  of  Fresh  Pond.  Amer.  Journ. 
Sc.  and   Art.  1839  vol.  36  No.  2  p.  392.     Paludina   lustrica? 

p.  71.  S.  Stehman  Haldeman.  A  Monograph  of  the  Lim- 
niades  and  other  fresh-water  Univalve  Shells  of  North  America. 
Philadelphia  1844  No.  8  p.  16.  Amnicola  lustrica  Say  (Palud. 
lustrica  Say.)  Cayuga  Lake. 

p.  74.  J.  G.  Anthony.  List  of  Land  and  Freshwater 
Shells  found  chiefly  in  the  vicinity  of  Cincinnati.  No.  3. 
Amnicola  lustrica  Say. 

p.  76.  J.  G.  Anthony  second  edition.  Cincinnati  1843 
No.  4.     Amnicola  lustrica  Say.     (Palud.  lustrica  Say.) 

p.  81.     C.B.Adams.     Catalogue  of  the  Mollusca  of  Midd- 


206 

lebury,  Vermont,  Amer.  Joiirn.  Sc.  and  Art.  1841  vol.  40  p. 
267.  ^  Paludina  lustrica  Say. 

p.  92.  C.  B.  Adams.  Fresh-waler  and  Land  Shells  of 
Vermont,  from  Thomsons  History  of  Vermont.  Part.  I.  1842 
p.  152.     Paludina  lustrica  Say. 

p.  107.  James  E.  De  Kay.  Zoology  of  New-York.  Al- 
bany  1843  p.  87.  Amnicola  lustrica  Say  (Palud.  lustrica 
Say)  ibid.  p.  119.  Valvata  arenifera  Lea  is  the  larva  case 
of  some  insect. 

p.  128.  James  H.  Linsley.  Catalogue  of  the  Shells  of 
Connecticut.  1845  p.  283.  Paludina  lustrica?  Say  (Amnicola 
Gould). 

p.  149.  Chas.  M.  Wheatley.  Catalogue  of  tbe  Shells 
of  the  Un.  St.  New-York  1845.  Edit.  II.  p.  29  No.  906. 
Valvata  arenifera.  Schuylkill  p.  30  No.  950.  Paludina  lu- 
strica Say.     Ohio. 

p.  203.  John  C.  Jay.  A.  Catalogue  of  Shells.  New- 
York  1852  p.  278.     Amnicola  lustrica  Say.     Vermont. 

p.  219.  J.  A.  Lapham.  Catalogue  of  the  Mollusca  of 
Wisconsin,  Trans.  Wisc.  St.  Agric.  Soc.  1852  vol.  2  p.  368. 
Amnicola  lustrica  Say. 

p.  244.  J.  W.  Cliickering,  List  of  Marine,  Fresh-water, 
and  Land  Shells  found  in  the  vicinity  of  Portland,  Maine  1855 
p.  113.     Amnicola  lustrica  Say. 

p.  259.  Th.  Say.  Descriptions  of  ünivalve  Shells  of  the 
üu.  St.  Philos.  Trans.  Philadelphia  1821  vol.  2  p.  175.  Pa- 
ludina lustrica  Say.     Cayuga  lake. 

p.  323.  A.  A.  Gould.  Lamarks  Genera  of  Shells.  Bo- 
ston 1833  p.  70.     Paludina  lustrica  Say. 

p.  334.  S.  S.  Haldeman.  Mollusca  in  Rupps  History  of 
Lancaster  County.     Lancaster  1844  p.  480.     Amnicola  lustrica. 

p.  3,52.  J.  W.  Mighels.  Catalogue  of  the  Marine,  Flu- 
viatile,  and  Terrestrial  Shells  of  the  State  of  Maine.  Boston 
Journ.  of  Nat.  Hist.  1843  vol.  4  p.  337.  Amnicola  lustrica 
Say. 

p.  360.  J,  Lewis.  List  of  Shell-bearing  Mollusca  obser- 
ved  in  portions  of  Herkimer  and  Ostego  Counties,  NeM'-York. 
Proc.  Boston  Soc.  Nat.  Hist.  1856  vol.  6  p.  2.  Amnicola  lu- 
strica Hald. 

p.  415.  A.  A.  Gould.  Mollusca  in  Report  of  the  Com- 
miss.  Zool.  Suivey.  Boston  1838  p.  107.  Paludina  lustrica 
Say. 

p.  437.  J.  Lea.  Observalions  on  the  Naiadcs  Trans. 
Phil.  Soc.  Philadelphia  1834  vol.  4  p.  104  tab.  15  fig.  36. 
Obseiv.  vol.  L  p.  114.  Valvata  arenifera.  Nashville,  Ten- 
nessee. 


207 

p.  62J.  W.  Hubbard.  Catalogue  of  Tei-restrial  and  Flu- 
viatile  Shells  of  Ohio  No.  4.     Amnicola  lustrica  Say. 

Es  ergeben  sich  aus  obigen  Citaten  folgende  Fundorte: 

Valvata  arenifera.  Cumberland  River  bei  Na&hville,  Ten- 
nesse; New- York,  Massachusetts. 

Paludina  lustrica,  Vermont,  Maine,  Wisconsin,  Boston, 
Cincinnati,  Ohio,  Lancaster  County,  Herkimer  und  Ostego 
County. 

Vielleicht  sind  auch  nocii  Helicopsyche- Arten  unter  an- 
dern Molluscen-Namen  verborgen.  Jedenfalls  wird  es  bei  der 
Zahl  der  Fundorte  nordamerikanisclien  Forschern  leichter  sein 
als  uns,  das  Räthsel  zu  lösen,  welchem  Insecte  jene  merk- 
würdigen Hüllen  angehören. 

Frauenfeld,  Verh.  Wiener  Zool.  Bot.  Gesells.  1864  p.  623, 
erklärt  meine  Mittheilung  über  Paludina  lustrica  Say  als  He- 
licopsyche für  irrig  und  meint,  dass  diese  Art  eine  wirkliche 
Paludina  sei.  Ich  habe  mich  auf  die  Autorität  Prof.  Dunker's 
gestützt  und  kann  nur  versichern,  dass  die  Paludina  lustrica 
seiner  Sammlung  bestimmt  eine  Helicopsyche  ist.  Ich  habe 
deshalb  die  Citata  von  P.  lustrica  auch  hier  noch  nicht  strei- 
chen mögen;  gehören  sie  wirklich  Conchylien  an,  so  wird 
man  sie  natürlich  beseitigen  müssen. 

II.    Phryganiden  Italiens. 

Die  Bearbeitung  der  Phryganiden  ist  meines  Wissens  in 
Costa's  Fauna  von  Neapel  bis  jetzt  noch  nicht  erschienen.  In 
einer  früheren  Schrift:  Specie  nuove  e  rare  d'Insetti  delle 
montagne  del  Matese  in  Ann.  Accad.  Aspir.  Natur.  Napoli 
1847  ser.  2  T.  1  p.  89  —  131,  welche  in  Memorie  entomolo- 
giche  Napoli  1847  8.  p.  9  —  51  wieder  abgedruckt  ist,  be- 
schreibt Ä.  Costa  fünf  Arten  Phryganea  elegans  var. ,  macu- 
lata,  testacea,  fuliginosa  und  Hydropsyche  Pictetii.  Die  la- 
teinischen Diagnosen  von  Ph.  maculata,  fuliginosa  und  H. 
Pictetii  hat  Erichson  Bericht  für  1847  pag.  106  mitgetheilt. 
Costa's  Schrift  wird  nur  Wenigen  zur  Hand  sein;  ich  besitze 
sie  nicht,  habe  sie  aber  früher  sorgfältig  für  meine  Zwecke 
ausgezogen  und  zum  Theil  wörtlich  abgeschrieben.  Ich  gebe 
die  weitläuftigen  Mittheilungen  hier  verkürzt  wieder  und  will 
hotfen,  in  der  Uebersetzung  keine  Fehler  gemacht  zu  haben. 
Der  Berg  Matese  liegt  etwas  nördlich  von  Neapel  und  Capua 
in  der  Terra  di  Lavoro. 

I.  Phryganea  elegans  Pict.  var.  Memor.  eiitom.  p. 
32—34. 

Unterscheidet  sich  von  Pictefs  Beschreibung  und  Abbil- 
dung nur  durch  leichte  Diflerenzen  der  Färbung,  die  vielleicht 


208 

climatisclier  Natui"  sind.  Sie  bestehen  erstens  in  der  Färbung 
des  Geäders  der  Oberflügel,  die  von  der  Färbung  des  ganzen 
Flügels  nicht  abweicht.  Zweitens  bilden  die  schwarzen  Punkte 
unterhalb  der  Mittellängsader  keine  schwarze  Linie,  sondern 
sind  von  einander  getrennt  und  auf  einen  längeren  Raum  aus- 
gebreitet. Drittens  ist  der  braune  Fleck  am  Aussenrande  ge- 
gittert. Thorax  und  Leib,  die  Pictet  nicht  erwähnt,  sind  falb 
grau,  der  Hinterrand  der  Bauchschilder  falb.  Die  vergrösserte 
Abbildung  des  Flügels  bei  Pictet  zeigt  den  Hinterrand  wie 
bei  Phr.  vittata  leicht  ausgeschnitten;  bei  Costa's  Art  ist  er 
durchaus  ohne  Ausrandung.  Da  bis  jetzt  nur  ein  Männchen 
gefunden  ist,  will  Costa  dasselbe  vorläufig  nur  als  Varietät 
von  P.  elegans  betrachten. 

Pictet's  P.  elegans  gehört  nach  der  Type  zu  G.  vittatus 
F.,  und  Costa's  Angaben  passen  auch  auf  diese  variable  Art, 
Immerhin  wird,  um  sicher  zu  sein,  die  Form  der  Appendices 
und  andere  specifische  Merkmale  zu  kennen  nöthig. 

2.  Phryganea  maculata  Costa.  Ann.  Accad.  p.  114. 
Memor.  entom.  p.  34. 

Brunneo-cinerea,  antennis,  pedibus  et  capite  fulvo-testa- 
ceis,  hoc  macula  in  vertice  nigra,  alis  vitreis,  superioribus 
hinc  inde  fusco-maculatis,  parce  breviterque  in  nervis  majo- 
ribus  pilosis;  occipite,  prothorace  et  vittis  metathoracis  longius 
fulvo-piloöis.  Long.  corp.  5^4  lin.;  cum  alis  8  lin.  Beim  See 
Matese  wenig  häufig. 

Fühler  etwas  länger  als  die  Flügel,  gelbroth,  Taster  gelb- 
roth.  Kopf  von  gleicher  Farbe  mit  einem  grossen  quadrati- 
schen schwarzen  Fleck  auf  dem  Scheitel,  hinter  der  Basis  der 
Fühler;  Hinterhaupt  und  zu  jeder  Seite  der  Flecken  gelb 
behaart.  Prothorax  braun,  oben  mit  gelben  Haaren  dicht 
bedeckt.  Mesothorax  oben  mit  einem  starken  Längseindruck, 
jederseits  ein  schwarzbrauner  aschfarben  schillernder  Spiegel- 
ileck;  Seiten  und  Schulterecken  röthlich;  die  beiden  Spiegel- 
flecke dicht  gelb  behaart.  Oberflügel  verlängert,  gerade, 
hinten  schief  abgeschnitten,  mit  abgerundeten  Ecken.  Innen- 
rand hinten  aufsteigend  und  auf  drei  Viertel  seiner  Länge 
einen  sehr  stumpf  eintretenden  Winkel  bildend.  Aussenrand 
leicht  gegen  die  Spitze  gekrümmt.  Die  Oberflügel  sind  nackt 
mit  kurzer  Behaarung  bei  der  dem  Innenrande  nächsten  Ader 
und  einer  stärkeren  Bürste,  die  zum  Basalrand  geht;  eine 
andere  Bürste  von  allmälig  kürzeren  Haaren  auf  der  nächsten 
Ader.  Sie  sind  glasfarben  und  fast  durchsichtig,  etwas  iri- 
sirend,  mit  vielen  braunen  Flecken,  deren  einige  auf  der  in- 
neren Seite  des  Kammes,  den  die  erste  Ader  in  der  Mitte 
der  Basis  bildet,  verlängert  sind;  ähnliche  Flecke  stehen  auch 
bei    der    zweiten   Ader-    in   der    Mitte    des   Flügels    und    am 


209 

Aussenrande  bei  den  Queradei  n  steht  ein  durchsichtiger  Fleck. 
Ueberhaupt  bildet  die  ganze  Hinterhälfte  ein  Netz  brauner 
Flecken,  von  denen  zwei  weniger  dunkle  und  weniger  gut 
begrenzte  im  Centrum  stehen.  Die  Längsadern,  ausser  am 
Vorderrande,  und  die  Queradern  in  der  Mitte  sind  braun, 
liier  und  da  röthlich  unterbrochen.  Die  Unterflügel  sind  un- 
gefärbt, durchsichtig,  ungefleckt.  Brust  und  Leib  braun  mit 
aschfarbenem  Schimmer  5  Füsse  gelbroth,  Spitze  der  Tarsen- 
glieder  etwas  dunkler;  Dornen  der  Schienen  und  Tarsen 
schwarz.  Ein  Weibchen  ist  als  Unicum  beschrieben ,  andere 
Stücke  sind  bei  den  Hügeln  von  Calmaldoli  gefangen.  Diese 
Art  steht  der  Phr.  pellucida  Oliv,  am  nächsten. 

Vielleicht  habe  ich  die  complicirte  Beschreibung  der 
Flecken  der  Oberflügel  nicht  ganz  richtig  verstanden.  Jeden- 
falls ist  die  Deutung  dieser  Art  nach  Costa's  Beschreibung 
schwer  und  unsicher.  Möglicher  Weise  ist  es  Limnephilus 
nobilis  Kol.;  wenigf-tens  widerspricht  dieser  Deutung  kaum 
etwas  von  Gewicht. 

3.     Phryganea  testacea  G  mel.     Memor.  entom.  p.  36. 

Diese  häufigere  Art  variirt  stark  in  Färbung  und  Grösse; 
sie  geht  dadurch  fast  in  die  vorige  Art  P.  maculata  über, 
hat  dieselbe  Form  der  Oberflügel,  ihre  Nacktheit  und  die- 
selbe Stellung  und  Länge  der  Haare  auf  den  Hauptadern. 
Die  beständigsten  Kennzeichen  dieser  Art  sind  die  gelbe  Farbe 
des  Kopfes  (der  oben  um  die  braunen  Nebenaugen  roströtli- 
lich  wird),  der  Fühler,  Taster,  der  Thorax  und  der  Mangel 
gut  ausgeprägter  und  braun  begrenzter  Flecken  auf  dem  Ober- 
flügel. In  Betreff  der  Grösse  finden  sich  zwei  Formen,  eine 
von  der  Grösse  der  P.  maculata  und  eine  kleinere  von  der 
Grösse  der  P.  testacea  Gmel.  Pict. ;  bei  beiden  finden  sich 
folgende  Farbenvarietäten: 

Var.  major.     Long.  corp.  6  lin.;  cum  alis  8%  lin. 

a.  Oberflügel  ganz  ungefärbt  und  durchsichtig;  am  Hin- 
terrande stellen  einige  Wölkchen  eine  schwache  Färbung  dar, 
auch  stehen  am  Innenritnde  und  Hinteirande  einige  falbe  Fleck- 
chen, am  Hinterrande  mit  sehr  kurzen  weissen  P'ranzen;  die 
Haare  auf  den  Adern  sind  falb.  Mesothorax  falb-röthlich,  in 
der  Mitte  und  seitlich  aschfarben;  Leib  falb-röthlich,  oben 
etwas  dunkler;  Dornen  der  Schienen  falb.  Costa  meint,  da 
diese  Varietät  sich  nur  durch  die  falbe  Färbung  des  Körpern, 
der  Haare  und  Dornen  vom  Typus  der  Ph.  testacea  unter- 
scheidet, dass  hier  vielleicht  ein  P'all  von  Fulvinismus  anzu- 
nehmen sei,  ähnlich  dem  Albinismus,  Citrinismus  und  Mela- 
nismus bei  anderen  Thieren. 

b.  Oberflügel  ungefärbt,  durchsichtig,  mit  falber  Färbung 
an  der  Basis,  am  Innen-   und  Hinterrande,    ohne  irgend  wel- 


210 

chen  Flecken;  die  Haare  auf  den  Haiipladern  braun.  Meso- 
thorax  braun,  aschfarben,  mit  zwei  falb  röthlichen  Streifen. 
Leib  braun,  oben  mehr  falb,  unten  in\s  grünliche  gehend; 
Dornen  der  Schienen  der  Vorderfüsse  falb  röthlich  wie  die 
Schienen  selbst;  Dornen  der  Schienen  der  vier  Hinterfüsse 
schwarz,  sowie  die  der  Tarsen.     (Weibchen.) 

Var.  minor.     Long.  corp.  4^4   lin.;  cum  alis  6%  lin. 

c.  Oberflügel  durchsiclitig,  falb,  ohne  Flecken;  Haare 
der  Innenadern  braun,  die  andern  falb;  Leib  falb  röthlich, 
oben  etwas  dunkler;  Meeothorax  und  Dornen  der  PHisse  wie 
in  der  vorigen  Varietät. 

d.  Oberflügel  ganz  ungefärbt  und  durchsichtig  mit  brau- 
nen Randflecken  und  einigen  Nebeln  am  Hinterrande,  beide 
deutlicher  und  stärker  beim  Weibchen;  Haare  des  Geäders 
wie  bei  der  vorigen  Varietät;  Leib  oben  braun,  unten  grün- 
lich; Mesotiiorax  und  Dornen  der  Füsse  wie  vorher.  (Männ- 
chen und   Weibchen.) 

Pictefs  P.  testacea  ist  ein  Stenophylax  und  von  den  hier 
beschriebenen  Thieren  sehr  verschieden.  Ich  halte  Costa's  P. 
testacea  und  die  Varietäten  b.  c.  d.,  b.  bestimmt,  die  anderen 
vielleicht  für  Limnephilus  flavicornis  F.  Diese  Art  ist  der 
vorigen,  die  ich  als  L.  nobilis  gedeutet  habe,  sehr  ähnlich, 
und  haben  beide  überdies  an  den  Schienen  der  Hinterfüsse 
schwarze  Behaarung,  an  denen  der  Vorderfüsse  gelbe  Be- 
haarung, genau  wie  in  Costa's  Beschreibung.  In  Grösse  und 
Fleckenzeiclinung  der  Flügel  variirt  L.  flavicornis  beträchtlich. 
Wohin  var.  a.  gehört,  bei  der  die  Dornen  der  Schienen  falb 
sein  sollen,  weiss  ich  nicht.  Sollte  es  ein  unausgefärbtes  Stück 
sein? 

4.  Phryganea  fuliginosa  Costa.  Ann.  Accad.  Aspir. 
p.  114,  —  Memor.  entom.  p.  39. 

Fulvo  testacea,  antennis  fulvis,  capite  et  mesothorace 
supra  brunneis,  fulvo  longe-pilosis,  alis  superis  elongatis  ,  apice 
rotundatis,  fulvo-fuliginosis,  breviter  pilosis,  postice  ümbriatis, 
nervis  fuscis;  inferis  hjalinis,  margine  ümbriatis.  Long.  coip. 
S'Yi  lin.;  cum  alis  4%  l'n-     Neapel. 

Der  ganze  Körper  und  die  Füsse  einförmig  gelbroth;  die 
Dornen  der  Schienen  und  Tarsen  der  Vorderfüsse  von  heller 
Farbe;  die  der  vier  Hinterfüsse  zum  Theil  gelbroth,  zum 
Theil  schwarz;  Fühler  gelblich,  mehr  in's  Braune  fallend; 
Kopf  oben  in  der  Mitte  und  Mesothorax  braun;  beide  und 
mehr  noch  der  Prothorax  mit  gelben  Ciiien  versehen;  Ober- 
llügel  verlängert,  ihr  Innenrand  nicht  ansteigend,  sondern  nur 
ein  wenig  gebogen,  um  in  den  Hinterrand  überzugehen;  Aussen- 
rand  an  der  Basis  leicht  bogig;  Spitze  gerundet;  einförmig 
gelbbraun,  mit  kurzem  Haarlilz  von   gleicher  Farbe  auf  dem 


211 

ganzen  Flügel;  am  Hinterranile  eine  Franze.  Adern  etwas 
stärker  und  die  Haare  auf  der  innersten  Ader  braun;  die 
Queradern,  welche  die  Innenadern  verbinden,  sind  gegen  den 
Hinterrand  zu  viel  schräger  als  nach  vorne  und  stehen  weit 
ab  von  der  mehr  geraden  Anastomose.  Diese  Anordnung  ist 
nicht  allen  Phryganiden  gemein.  Unterflügel  ungefärbt,  durch- 
sichtig, irisirend,  der  Theil  zwisclien  den  schrägen  Adern  und 
dem  Hinterrande  etwas  opak  durch  sehr  kurze  Behaarung; 
Hinterrand  gefranzt  wie  beim  Oberflügel. 

Ich  weiss  diese  Art  nicht  zu  deuten;  gegen  die  Unter- 
bringung bei  den  Sericostomiden,  besonders  bei  Silo,  sprechen 
die  alae  inferae  hyalinae.  Die  Stellung  der  Queradern  der 
Oberflügel  ist  mir  nach  Costa's  Beschreibung  nicht  deutlich; 
seine  Worte  lieissen:  Le  nervositä  transversal!  che  uniscono 
le  longitudinali  piu  interne  son  molto  oblique  da  dietro  in 
avanti,  e  assai  distanti  da  quelle  che  uniscono  le  medie  e  che 
sono  men  oblique;  die  letzteren  habe  ich  als  die  Anastomose 
gedeutet. 

Sonst  könnte  man  für  P.  fuliginosa  auch  an  die  Gattun- 
gen Agapetus,  Polycentropus  und  Molanna  denken,  ich  finde 
aber  in  der  Beschreibung  keinen  Punkt,  der  eine  sichere  Deu- 
tung erlaubt. 

5.  Hydropsyche  Pictetii  C  osta.  Ann.  Accad.  Aspir. 
p.  114;  Memor.  entomol.  p.  41. 

Brunnea,  antennis,  palpis,  pedibusque  fulvo-testaceis,  alis 
fuliginosis,  fimbriatis,  nervis  fuscis,  superioribus  nervis  duobus 
transversis  instructis,  pube  brevi  adpressa  tectis,  fulvo-cinna- 
momeo  maculatis.     Long.  corp.  3y^  lin.;    cum  alis  6  lin. 

Untersc4ieidet  sich  vom  Genus  Hydropsyche  durch  das 
Vorhandensein  (statt  gänzlichen  Mangels)  von  zwei  Queradern, 
welche  die  äusseren  Längsadern  verbinden;  die  Taster  sind 
wie  bei  Macronema;  prope  lacum  Matese,  rarissima. 

Fühler  etwas  kürzer  als  die  Flügel,  gelb  röthlich,  falb 
geringt;  Taster  gelbroth;  die  beiden  Basalglieder  sehr  kurz, 
das  dritte  lang,  das  vierte  etwas  kürzer  und  innen  iu  seiner 
ganzen  Länge  erweitert,  das  letzte  etwas  länger  als  die  übri- 
gen zusammen  und  geringelt.  Kopf,  Prothorax  und  Meso- 
thorax  schwarzbraun,  oben  mit  dichten  und  langen  falben 
Haaren  bedeckt;  Vorderflügel  verlängert,  hinten  fast  lanzett- 
förmig, mit  zwei  schrägen  Queradern  in  der  hinteren  Mitte 
ihrer  Länge,  beide  von  einander  getrennt;  die  erste,  der  Basis 
zunächst,  vereint  die  beiden  Hauptlängsadern,  welche  auf  den 
Vorderrand  folgen;  die  zweite,  näher  der  Sj)itze,  vereint  die 
zweite  und  dritte  Längsader,  wo  sie  sich  gabeln;  die  Flügel 
sind  gelblich  braun,  bedeckt  mit  fall>em  Haarfilz,  etwas  hel- 
ler,  lang,    aufstehend  an  der  Basis,   kurz  und  filzig  auf  dem 


212 

übrigen  Theile  des  Fliigel.s,  mit  langer  Franze  am  Innen-  und 
Hinterrande;  ein  schräger  Strich  etwa  in  der  Mitte  ihrer 
Länge  und  einige  kleine  überall  zerstreute  weniger  deutliche 
Flecke  sind  zimmlgelb  oder  tabacksfarbig;  die  Adern  braun; 
längs  dem  Hinterrande  und  einem  Theil  des  Aussenrandes  steht 
eine  Reihe  brauner  Flecke,  die  mit  den  Enden  der  Längsadern 
correspondiren;  Unterflügel  ungefärbt,  irisirend,  mit  sehr  fei- 
nem falben  Haarfilz,  der  sie  etwas  opak  und  angeraucht  macht, 
und  mit  einer  breiten  Franze  Mie  am  Vorderflügel  nicht  blos 
längs  dem  Rande,  sondern  auch  auf  den  beiden  Innern  Längs- 
adern; Leib  braun;  Füsse  gelb  röthlich,  mit  Dornen  von  glei- 
cher Farbe,  Diese  Art  stellt  durch  die  Form  der  Vorder- 
flügel und  ihre  Zeichnung  der  Hydr.  variegata  nahe.  Das 
letzte  Tasterglied  der  Männchen  ist  biegsam  wie  bei  Hydro- 
psyche  und  genau  wie   bei  Macronema. 

Meiner  Ansicht  nach  ist  H.  Pictetii  Costa  ein  echter  Po- 
lycentropus;  zur  sicheren  Bestimmung  der  Art  ist  die  Kenntniss 
der  Appendices   erforderlich. 

.  In  einem  späteren  Aufsatz:  De  quibusdam  novis  insec- 
lorum  generibus  descriptis  iconibusque  illustratis  Memor  Accad. 
Sc.  Napoli  1857  T.  2  p.  219  —  233  tab.  1  col.,  (ausgezogen 
in  Rendic.  Acc.  Napoli  nuov.  ser.  1856—1857  p.  17—2.)  und 
in  der  Zeitschr.  f.  die  gesammte  Naturwiss.  von  Giebel  1858 
T.  12  p.  362)  beschreibt  A.  Costa  eine  neue  Phryganiden- 
gattung  folgendermassen: 

6.     Lasiocephala. 

Mas.  Palpi  maxillares  biarticulati,  articulo  primo  bre- 
vissimo,  secundo  valde  elongato,  tereti,  valde  arcuato,  fere 
semicirculari,  sursum  flexo,  longe  piloso;  labialis  breviores, 
triarticulati,  articulo  primo  brevissimo,  secundo  et  tertio  sub- 
aequalibus;  antennae  setaceae,  articulo  primo  valido,  elato, 
subcoriaceo,  ante  medium  coarctato,  longe  hirto,  reliquis  a 
sexlo  ad  ultimum  infra  barbatis. 

Fem.  Palpi  maxillares  longi,  graciles,  quinque  articulati, 
articulo  primo  brevissimo,  lertio-quarto  subaequalibus,  quinto 
longiori,  tenuiori,  acuminato;  labiales  breves,  illis  maris  simi- 
les;  antennae  articulo  primo  longe  tereti  recto,  longe  hirto, 
reliquis  nudis;  alae  in  utroque  sexu  nervis  transversis  nullis; 
tibiae  quatuor  posteriores  quadricalcaratae. 

Die  Gattung  soll  zwischen  Pogonostoma  und  Lasiostoma 
stehen  und  die  einzige  Art  Lasiocephala  taurus  bei  Neapel 
häufig  sein. 

Ich  meine,  dass  L.  taurus  die  Mormonia  basalis  Kolen. 
ist  und  also  die  Gattung  und  Art  von  Costa  wieder  eingehen. 
In  meiner  Synopsis  Phryganidarum  synonymica  habe  ich  noch 
eine  Lasiocephala   maculata  Costa   angeführt.     Ich  vermuthe, 


218 

dass  ich  hier  irrig  Costa's  Phr.  macuUita  verwechselt  habe. 
Wenigstens  finde  ich  nirgends  eine  Notiz,  woher  ich  die  Nach- 
richt über  diese  Art  geschöpft  habe. 


Rossi  in  seiner  Fauna  Etrusca  oder  Iljiger  T.  2  p.  11  — 13 
führt  vier  Arten,  deren  Bestimmung  unsicher  bleibt.  P. 
striata,  vielleicht  ein  Stenophjlax  P.  rhombica,  vielleicht  Lin- 
ne's  Art,  P.  nigra,  eine  der  beiden  bekannten  Mystacides- 
Arten,  und  P.  Waeneri,  ein  kleiner  Tinodes  oder  Psjchomia. 

Es  ist  unbeachtet  geblieben,  dass  Rossi  in  der  Mantissa 
1792  (die  für  S3'nistata  von  llliger  nicht  benutzt  ist)  p.  104 
bis  105  noch  fünf  Arien  mittheilt,  P.  bimaculata,  ein  Lepto- 
cerus,  P.  grisea,  vielleicht  Gr.  atomarius,  P.  longieoinis,  viel- 
leicht ein  Setodes.  Dann  folgen  zwei  neue  Arten  P.  obscura, 
kaum  zu  deuten  und  P.  evitata  (sie)  vielleicht  ein  Limne- 
philus.  Zu  letzterer  Art  findet  sich  Manlissa  171'4  p.  135 
ein  Zusatz,  und  die  Bemerkung,  dass  er  oft  aus  den  Gehäusen 
den  Ichneumon  illecebrator  gezogen  habe.  Rossi  hat  also 
mindestens  neun  Arten  in  Toscana   beobachtet. 

Schneider,  Stett.  Ent.  Zeit  1845  p.  346  erwähnt  vier  von 
Zeller  in  Sicilien  gesammelte  Arten.  Hydroptila  fuscicornis, 
Psychomia  annulicornis,  Philopotamus  montanus,  Setodes 
aspersella. 

Ich  selbst  habe  Ann.  Soc.  Ent.  Fr.  ser.  3.  1Ö60  T.  8  p. 
746  zwei  von  Beliier  de  la  Chavignerie  in  Sicilien  gesam- 
melte Arten  angeführt,  Sericostoma  collare  und  Hydropsyche 
stictica.  Ich  bemerke,  dass  von  den  p.  748  nach  Schneider 
angeführten  Arten  die  drei  ersten  Limnophilus  griseus,  ele- 
gans,  digitatus  fortfallen.  Schneider  giebt  ausdrücklich  Oester- 
reich  als  Fundort  an ,  was  ich  damals  übersehen  habe. 

Kolenati  Trichoptera  citirt  zehn  Arten  aus  Italien;  G. 
pellucidus  und  Gn.  atomarius  von  Montenero,  Neapel,  Lim. 
nobilis,  Sten.  striatus,  G.  hirta,  Hydrops,  pellucidula,  tincta, 
guttata  aus  Livorno  und  Prato  vecchio,  Hydropt.  obscura  aus 
Messina  und  Hol.  phalaenoides  aus  Italien,  nach  einem  Stück 
im  Berliner  Museum.  Dasselbe  besitzt  auch  aus  Neapel  Gr. 
atomarius  und  Stenoph.  dilutus  n.  sp.,  Gon.  vittatus.  Meine 
Sammlung  enthält  Sten.  meridionalis  aus  Prato  vecchio  und 
Philop.  Siculus  aus  Messina,  und  noch  sechs  Arten  aus  Pie- 
mont,  Limn.  nobilis,  Sten.  striatus,  nigricornis,  radiatus,  Serie, 
collare  und  Odont.  albicornis. 

Was  bis  jetzt  über  die  Phryganiden- Fauna  Italiens  be- 
kannt ist,  beschränkt  sich  also  auf  6  Arten  bei  Costa,  9  bei 
Rossi,  4  bei  Schneider,  2  von  mir,  10  bei  Kolenati  und  8 
meiner  Sammlung,  die  zum  Theil  in  meinen  früheren  Mitthei- 


214 

lungen  erwähnt  sind.  Aber  auch  diese  kleine  Zahl  von  31 
redueirt  sich  noch  um  etwa  den  dritten  Theil  durch  doppelte 
Namen.  Es  lässt  sich  nach  unseren  gegenwärtigen  Kennt- 
nissen annehmen,  dass  in  Italien  etwa  200  Arten  Phryganiden 
aufzufinden  sein  werden.  Welch  reiches  Feld  für  die  For- 
schung bleibt  da  noch  auszubeuten! 

Schluss  folfft. 


Or ehestes  duedenfeldtii  n.  sp. 

vom 
Lehrer  Gerliartit  in  Liegnitz. 


Ovalus;  nitidus;  superficie  subpilosa;  niger;  scapus  cum 
quatuor  primis  articulis  funiculi  rubrofuscus;  tarsi  obscuie- 
fusci;  medium  rostri  subtili  carina  incisum;  femora  posteiiora 
medio  latiora,   dein   usque   ad    apicem    serie   dentium.     Long. 

1        1  /3       • 

In  der  Form  einem  Orchestes  alni  ähnlicher  als  dem  0. 
rufus,  als  dessen  dunkelfarbige  Varietät  er  bei  einigen  Ento- 
mologen galt,  unterscheidet  sich  diese  Art  doch  wesentlich 
von  beiden.  Es  ist  eine  gute  Species,  von  der  bereits  ein 
aus  Schlesien  stammendes  Exemplar  in  der  Sammlung  des 
Herrn  Professor  Schaum,  jedoch  ohne  Namen,  sich  befindet. 
Da  meines  "Wissens  diese  Art  bis  jetzt  unbeschrieben  blieb, 
wahrscheinlich  aus  Mangel  an  genügender  weiterer  Beobach- 
tung, so  fand  ich  mich  veranlasst,  gestützt  auf  genügendes, 
selbst  gesammeltes  Material,  endlich  die  Beschreibung  des- 
selben zu  veröffentlichen. 

In  der  Grösse  hält  der  Käfer  die  Mitte  zwischen  0.  rufus 
und  0.  alni.  Die  kleinsten  Stücke  sind  etwa  1 '" ,  die  gröss- 
ten  IVs'"   lang. 

Die  ganze  Ober-  und  Unterseite  ist  schwarz  und  glän- 
zend, der  Hinterleib  mehr  matt. 

Der  Fühlerschaft  und  die  vier  ersten  Glieder  der  Geissei 
sind  dunkelrothbraun.  Die  äusserste  Spitze  des  Rüssels  ist 
bräunlich  durchscheinend.  Die  Tarsen  sind  pechschwarz. 
Einen  Farben-Uebergang  zu  O.  rufus  oder  0.  alni,  mit  wel- 
chem letzteren  das  Thier  übrigens  näher  verwandt  ist,  als 
mit  ersterem,  vermochte  ich  trotz  der  Besichtigung  von  nahezu 
100  Exemplaren,  die  theils  von  Herrn  Major  Quedenfeldt, 
theils  von  mir  gesammelt  wurden,  nicht  zu  entdecken.  Die 
schwarze  Färbung  ist  Consta nt. 

Die  Behaarung  gleicht  der    von  O.  alni,    mit  Ausschluss 


215 

der  dunkleren  Färbung,  die  sich  wenig  von  der  Grundfarbe 
des  ganzen  übrigen  Körpers  entfernt.  Sie  bestellt  aus  kür- 
zeren und  darüber  hinausstehenden  längeren  aufstehenden 
Haaren,  deren  Länge  auf  Kopf  und  Halsschild  um  ein  We- 
niges bedeutender  ist  als  auf  densel:  en  Theilen  bei  0.  alni. 

Der  Rüssel  ist  massig  lang,  nur  wenig  gebogen  und  nach 
der  Spitze  hin  unbedeutend  verschmälert.  Auf  der  Mitte  sei- 
ner schmalen,  glatten,  bis  zur  Spitze  reichenden  Mittellinie 
befindet  sich  eine  kurze,  deutliche  Längsvertiefung.  Sonst  ist 
der  Rüssel  ziemlich  dicht  und  fein  punktirt;  Scheitel  und 
Halsschild  dagegen  sind  stark  und  ziemlich  dicht  punktirt, 
letzteres  hie  und  da,  namentlich  auf  der  Scheibe,  zart  gerunzelt. 

Die  dreigliedrige  Fühlerkeule  ist  stets  kürzer  als  bei  0. 
rufus,  kaum  doppelt  so  lang  als  breit. 

Das  Halsschild  ist  an  den  Seiten  weniger  gerundet  er- 
weitert als  bei  0.  alni,  ebenfalls  nach  vorn  verschmälert.  Bei 
vertikaler  Ansicht  erscheint  es  seitlich  schwach  oder  gar  niciit 
gehöckert. 

Das  Schildchen  ist  länglicii  eirund. 

Die  Decken  sind  doppelt  so  breit  als  das  Halsscliild, 
mit  rechtwinklig  vortretenden  Schultern,  1 '/j  mal  so  lang 
als  breit,  massig  gewölbt,  an  den  Seiten  fast  parallel,  nach 
hinten  zusammen  stumpf  (bei  0.  rufus  spitz)  zugeiundet. 
Sämmtliche  9  Streifen  jeder  Decke  sind  stark  und  fast  ge- 
kerbt punktirt.  Die  sanft  gewölbten  Z\\  ischenräume  der 
Streifen  sind  sparsam  und  äusserst  fein  punktirt,  hier  und  da 
schwach  geringelt.  Bei  Zwischenraum  1  und  3  ist  die  Wöl- 
bung etwas  deutlicher. 

Die  Hinterschenkel  sind  wie  bei  0.  alni  gebildet,  alto  in 
der  Mitte  erweitert  und  von  da  zur  Spitze  hin  mit  kleinen 
Zähnchen  bewehrt.  Die  Schenkel  der  Vorder-  und  Mittel- 
beine sind  aber  nicht  ungezähnt  wie  bei  0.  rufus  und  0.  alni 
sondern  besitzen  fast  in  der  Mitte  etwas  gegen  die  Spitze  hin 
ein  ziemlich  deutliches  kleines  Zähnchen. 

Das  Thier  nährt  sich  von  den  Blättern  der  Ulmen  (ülmus 
c&inp.stiis  und  effusa),  an  denen  die  Katzbachdämme  oberhalb 
Liegnilz  reich  sind.  Man  findet  es  bis  in  den  August  hinein 
mit  0.  rufus  und  0.  alni  (der  jedoch  bei  uns  nie  auf  Alnus 
vorkommt)  zusammen,  seltener  als  jenen,  häufiger  als  diesen; 
im  Frühjahr   unter  Ulmenlaub. 

Zu  Ehren  meines  entomologischen  Freundes,  des  Majors 
Herrn  Quedenfeldt,  der  durch  Erforschung  der  Glogauer  Käfer- 
fauna und  duich  glückliches  Sammeln  in  hiesiger  Gegend  in 
den  Stand  geset/.t  ward,  so  manche  dankenswerthe  Notiz 
meinen  „Beiträgen  zur  Fauna  Niederschlesiens'-'  zu  liefern, 
erhielt  diese  Species  ihren  Taufnamen. 


21G 

Vereinsangelegenheiten. 

In  der  Sitzung  am  16.  Februar  wurden  als  Mitglieder 
aufgenommen: 

Herr  Professor  Dr.  Giebel,  Direetor  des  zoolog.  Museums 
der  Universität  in  Halle, 
Kaufmann  G.  A.  Top  ff  er  liier. 
Es  wurde  mitgetheilt,  dass  Herr  Schulrath  Dr.  Suffrian  be- 
reits das  Manuscript  des  Schlusses  seiner  Monographie  der 
Cryptocephalen  eingeliefert  hat  und  dass  Herr  Fr.  Fleischer 
den  Druck  des  sechzehnten  Bandes  der  Linnaea  in  Angriff 
nehmen  wird. 

Da  der  Unterzeichnete  in  einigen  Tagen  eine  Reise  nach 
Italien  antreten  will,  auf  welcher  er  vermuthlich  es  möglich 
machen  kann,  der  erhaltenen  Einladung  zur  Versammlung  der 
Naturforscher  Ende  April  in  Napoli  Folge  zu  leisten,  so  machte 
er  Vorschläge  wegen  der  S.  119,  120  dieses  Jahrganges  be- 
antragten Modalitäten  in  Betreff  der  ehemaligen  Dr.  Schmidt 
—  jetzt  Vereins-Sammlung.  Es  wurde  aber  von  den  Anwe- 
senden beschlossen,  die  1.  c.  auf  den  Monat  März  festgesetzte 
Entscheidung  des  Vorstandes  solle  bis  zur  Rückkehr  des  Un- 
terzeichneten (voraussichtlich  im  Mai)  verschoben  werden. 

Für  die  ungesäumte  Erledigung  der  laufenden  Vereins- 
Angelegenheiten,  Correspondenz,  Redaction  und  Correctur  der 
Zeitung  ist  während  der  Dauer  der  Reise  die  erforderliche 
Vorsorge  gelragen.  C.  A.  Do  hm. 


Intelligenz. 

Tj.  W,  Iflaske's  An tic|iiai*iat  in  Breslau 

ist  beauftragt,  gegen  baare  Einsendnng  des  Betrages  zu  ver- 
kaufen : 

Stettiner  entomologische  Zeitung  1840  — 1864   oder  Jahrg. 
1  —  25,    (davon    1—23.   in   Hlblwdbd.),    ganz   complett 

(75  Thlr.)   für  40  Thlr. 
The  entomologist's  annual  f.  1855,  1856,  1859,  1860  edit. 

bj   Stainton.     London  w.  col.  plates. 
—    Dasselbe   für  1857.     London.     Mit   1    schw.  Kpfr.     Zu- 
sammen für  2'/2  Thlr. 


Inhalt  i 

Vereinsangelegenheiten.  Kassenabschluss.  v.  Prittwitz:  Fauna 
des  Corcovado.  I>r.  Altum:  Die  Käfer  Borkum's.  Werneburg: 
Fauna  der  Insel  Sylt.  Burmeister:  Longicornia  Argentina.  Miili- 
lig:  Coleophora  tanaceti.  Dr.  Bethe:  A'ermisclites.  C.  A.  Dohrn: 
Note  zur  Lamellicornien- Gattung  Orsilochus  Burmeister.  Aus  dem 
Reisejournal  von  Dr.  H.  Dohrn.  H.  Hagen:  Beiträge  zur  Kenntniss 
der  Phryganiden.  Gerhardt:  Orchestes  Quedenfeldtii.  Vereins- 
angelegenheiten.   Intelligenz. 


Untomolog^iiiehe  Zeitung 


herausgegeben 

von  dem 


entomologischen  Vereine  zu  Stettin. 


Redaction*  ^"  Commission  bei  den  Buclihandl. 

^  ^       '  V.  E.S.Mittler  in  Berlin  u.  Fr.  Fleischer 

C.  A.  Dobrn,  Vereins-Präsident.  in  Leipzig. 

IVo.  7-9.  26.  Jahrgang.        Juli -Äug.  1865. 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  Phryganiden, 

* 

zusammengestellt  von  Dr.  H.  Hagren. 


III.    Die  Phryganiden  Maderas- 

Aus    den   Sammlungen   der   Herren   Gr.   Härtung    und  V. 

Wollaston    habe   ich    1858   folgende   Arten   beschrieben.  Da 

eine  Veröffentlichung  derselben  bis  jetzt  nicht  erfolgt  ist,  er- 
laube ich  mir  meine  Beschreibungen  hier   mitzutheilen. 

1.     Limnephilus  cinctus  Hag. 

Rufo-fuscus,  fusco-villosus,  antennis  fuscis  paiiido  annu- 
latis,  pedibus  testaceis,  nigio-spinotis,  anticis  tibiis  tärsisque 
nigro-annulatis;  aus  anticis  ochraceis,  margine  postico  et  api- 
cali  latius  dense  fusco-sparsis,  disco  parce  fusco-niaculato, 
pterostigmate  parvo,  fusco;  aus  poslicis  nigro-cinereis,  mar- 
gine antico  subinfuscato ,  venis  partim  nigris.  Long.  ö.  alis 
13  mill.     Exp.  al.  21   mill.    —    Madera  mas.  fem. 

Kopf  dunkel  rostfai  ben,  braun  behaart,  neben  den  Augen 
gelb;  in  der  Milte  etwas  erhaben,  die  Tuberkeln  wie  bei  L. 
impurus  Rbr.  Füliler  schwarzbraun,  falb  geringt;  Taster  falb; 
Thorax  dunkelbraun;  Füs^e  falb  mit  schwarzen  Dornen;  Vor- 
derschienen und  die  Spitze  ilirer  Tarsenglieder  schwarz  ge- 
ringt. Flügel  ähnlich  L.  impurus,  aber  die  Spitze  schmäler 
und  weniger  schief  gestutzt;  Geäder  fast  identisch,  die  vierte 
Apicalzelle  etwas  schmaler  an.  der  Basis  und  in  den  Hinter- 
flügelu  der  Cubitus  in  der  halben  Höhe  wie  der  Sector  des 
Radius  gegabelt.  Die  Vertheilung  der  Farben  ist  ähnlich, 
aber  das  Braun  dunkler.  Vorderhügel  gelb,  mit  zahlreichen 
braunen    Punkten,    die   mehr   oder   minder   zusammenlliessen, 

15 


218 

besonders  gegen  die  Spitze,  den  Hinterrand  und  Hinterwinke], 
weniger  in  der  Mitte,  wo  sie  um  die  Anastomose  einen  grös- 
seren gelben  Fleck  und  mehr  gegen  die  Basis  hin  einen  vier- 
eckigen frei  lassen;  Pterofetigma  durch  einige  braune  Flecken 
gebildet;  Adern  braun  behaart  gegen  die  Basis  und  den  Hin- 
terrand. Hinterfliigel  aschgrau,  Vorderrand  besonders  des 
Pterostigma  etwas  bräunlich,  Adern  im  vordem  Theile  gelb- 
lich, im  Analfelde  schwarz.  Leib  fehlt.  L.  cinctus  steht  dem 
L.  impurus  nahe,  ist  aber  kleiner. 

2.  Stenophylax  oblitus  Hag. 

Pallidus,  vertice  thoraceque  fuscis;  antennis  rufis,  vix 
annulatis,  abdomine  pallide  flavo,  pedibus  pallide  flavis,  nigro- 
spinosis,  anticis  paulo  obscurioribus;  alis  anticis  infuscatis, 
parce  fusco  -  villosis,  maculis  parvis  pallide  flavis  sparsis, 
venis  fusco  flavoque  interruptis;  alis  posticis  hyalinis,  venis 
ciliisque  flavescentibus.  Long.  c.  al.  12  — 16  mill. ;  Exp.  al. 
21—26   mill,     Madera. 

Aehnlich  dem  St.  aspersus  Rbr,,  aber  viel  kleiner;  blass 
gelb,  P'ühler  röthlich,  die  Gelenke  blasser,  wie  -geringt;  Ba- 
salglied seillich  etwas  dunkler;  Kopf  erhaben  in  der  Mitte 
und  dunkler,  braun  behaart;  zMei  kleine  Höcker  vorn  zwi- 
schen den  Fühlern,  zwei  andere  eiförmige  vor  und  nach  innen 
von  den  Nebenaugen;  zwei  andere  auf  dem  Hinterhaupt; 
hinten  in  der  Mitte  zwei  etwas  erhabene  und  etwas  nach 
aussen  gekrümmte  Streifen-  Mesothorax  oben  braun;  Füsse 
gelb,  die  vordem  bräunlich.  Flügel  lang,  die  vorderen  vor 
der  Sjjitze  erweitert,  rothgrau;  die  Färbung  ist  bedingt  da- 
durch, dass  zahllose  feine  helle  Punkte  auf  braunem  Grunde 
stehen;  Adern  braun,  gelb  gefleckt;  Appendices  anales  des 
Weibchen  dreieckig,  spitz;  Legeklappe  vierlappig,  die  inneren 
Lappen  schmaler;  App.  sup.  der  Männchen  kurz,  gerade,  die 
ahgejundete  Spitze  innen  etwas  gehöhlt;  App.  infer.  breitlappig, 
die  ol>ere  Spitze  bildet  nach  innen  gekiümmt  einen  Zalin;  App. 
interni.  cylimlrisch,  nach  aussen  gekrümmt,  unten  mit  einem  an- 
gesetzten runden  Lappen;  Penis  cjlindrisch,  mich  oben  ge- 
krümmt, an  (Jei-  Spitze  ausgekerbt,  jederseits  mit  einem  Höcker. 
Diese  Art  ähnelt  durch  ihre  Färbung  St.  aspersus,  ist  aber  klei- 
ner und  die  Appendice.-  sehr  verschieden,  und  in  einer  Art  ge- 
bildet, lür  die  nur  St.  ulpet-tris  eine  Analogie  bietet.  Die 
vierlappige  Legeklappe  verliimJert,  das  Weibchen  mit  andern 
Arten  zu  verwechbcln.  In  Färbung  und  Grösse  steht  ihm 
Desm.  hir-utus  Kol.  nahe,  doch  unterscheiden  St.  oblitus  so- 
gleich die  Appendices. 

3.  Hydroptila  atra  Hag. 

Capite  tlioraceque   atris;    antennis    fuscis,    alis    brunneis, 


219 

fusco-pilosis,  griseo-fimbriatis,  pedibuß  fuscis,  tibils  posticis 
griseo-fimbriatis.  Long.  c.  al.  %^/^  raill.;  Exp,  al.  5  mill. 
Madera. 

Leib  fehlt,  Flügel  gut  erhalten;  Kopf  etwas  aufgetrieben, 
zwei  runde  Höcker  am  Hinterhaupt;  Fühler  etwas  weiter  ge- 
trennt als  sonst  bei  Hydroptihi,  kräftig,  so  lang  als  die  Flü- 
gel, einfarbig  braun;  Füsse  sehr  kräftig,  die  Hinterfüsse  lang; 
Flügel  sehr  schmal  und  spitz.  Die  Färbung  des  ganzen  Thie- 
res  ist  einförmig  dunkel  schwarzbraun,  die  Flügel  braun, 
braun  behaart;  mit  breiter  grauer  Franze.  Füsse  braun,  die 
Hinterfüsse  grau  behaart.  Diese  i^rt  hat  die  Grösse  und 
Form  von  H.  pulchricornis,  unterscheidet  sich  aber  von  allen 
bekannten  Arten  durch  ihre  einförmige  Färbung  ohne  Flecken; 
die  Hinterflügel  sind  eben  so  dunkel  wie  die  Vorderflügel, 
was  sich  nur  bei  H.  fuscicornis  Sehn,  (obscura  Kol.)  wieder- 
findet, diese  Art  ist  aber  grau  gefleckt.  Ich  habe  die  Fran- 
zen  bei  H.  atra  grau  genannt,  vielleicht  nennt  man  sie  rich- 
tiger braun,  denn  sie  stehen  so  dicht,  besonders  in  der  Spitzen- 
hälfte des  Flügels,  dass  sie  einen  dunkelbraunen  Schein  an- 
nehmen. 

4.  Hydro rchestria  insulai-is   Hag. 

Das  einzige  stark  abgeriebene  Weibchen  verschwand  mir 
bei  der  Bearbeitung.  Es  hat  die  Grösse  der  vorigen  Art. 
Der  von  mir  gezeichnete  Kopf  zeigt  zwei  lange  schräge  Wülste 
am  Hinterkopf  und  drei  deutliche  Nebenaugen,  welche  Hy- 
droptila  bestimmt  fehlen.  Matt  kohlschwarz,  Flügel  braun, 
ihre  Membran  etwas  glänzend. 

5.  Hydropsyche  Maderensis  Hag. 

Nigra,  capite  aureo-villoso,  antennis  fuscis  basi  et  subtus 
pallide  annulatis;  palpis,  pedibus  anticis  brunneis,  mediis  et 
posticis  testaceis;  tarsis  mediis  et  posticis,  maculaque  basali 
femorum  posticorum  brunneis;  alis  anticis  nigro-luscis,  dense 
aureo-maculatis,  serie  marginis  anticis,  fascia  ante  apicem, 
maculisque  majoribus  marginis  posücis  aureis;  alis  posticis 
nigro-cinereis,  margine  antico  apice  excepto  flavo.  Long.  c. 
al.  10—14  mill.;  Exp.  al.  20—24  mill.     Madera  mas.  fem. 

Körper  schwarz,  Kopf  weniger  breit  als  bei  den  ver- 
wandten Arten,  deshalb  die  Augen  strärker  vorspringend; 
Höcker  flach,  die  hintern  eiförmig,  die  vorderen  klein,  et^  as 
nierenförmig;  Fühler  so  hing  als  die  Flügel  dünn,  die  Basis 
oben,  die  Unterseite  ganz  hell  geringt;  lasier  schwarzbraun 
behaart,  das  Endglied  fast  länger  als  die  übrigen;  Scheitel 
und  Prothorax  dicht  golden  beiiaart;  Vordei  füsse  braun,  die 
andern  gelb  mit  braunen  Tarsen,    ein   undeutlicher  Fleck  auf 


Ä20 

der  Basis  der  Hinterschenkel;  Flügel  schmal,  gegen  die  ellip- 
tische Spitze  erweitert,  die  vorderen  sehwarzgrau  mit  zahl- 
reichen viereckigen,  oft  zusammenfliessenden  goldgelben 
Flecken*  ein  breites  Band  vor  der  Spitze,  eine  Reilie  vorn 
und  eine  am  Hinterrande  mit  drei  grösseren  Flecken;  Hinter- 
flüffcl  schwarzgrau,  der  Vorderrand  bis  gegen  die  Spitze  gelb; 
Mitteltarsen  der  Weibchen  erweitert;  Hinterschienen  etwas 
gefranzt;  App.  sup.  bilden  eine  dachförmige,  oben  braun  ge- 
kielte, vorne  gespaltene  Platte;  App.  inf.  lang,  ihr  Basalglied 
lang  und  gerade,  gegen  die  Spitze  breiter;  Spitzenglied  ge- 
krümmt, halb  so  lang,  mit  etwas  löffeiförmiger  Spitze.  Penis 
cylindrisch,  unten  vor  der  Spitze  etwas  verdickt,  Legeklappe 
der  Weibchen  viereckig,  davor  zwei  kleine  schräge  Appen- 
dieep.  Diese  Art  gehört  zur  Gruppe  der  H.  atomaria  und 
unterscheidet  sich  durch  die  dunkele  Farbe  des  Körpers  und 
ihre  glänzend  goldgelben  Flecken. 

6.'    Poly Cent r opus  flavostictus  Hag. 

Nigro-fuscus,  nigro-villosus,  subtus  pallidior,  antennis  pal- 
pisque  fuscis,  aus  tlavo-maculatis,  posticis  cinereis,  cinereo- 
eiliatis;  pedibus  fuscis,  posticis  testaceis.  Long.  c.  8  mill.; 
Exp.  al.  17  mill.     Madera  mas. 

Körper  schwärzlich,  unten  heller,  schwarz  behaart,  be- 
sonders der  Kopf;  Scheitel  aufgetrieben,  mit  zwei  länglichen 
Höckern,  etwas  gekrümmt  in  der  Mitte  und  zwei  grösseren 
biinlörmigen,  schrägen  auf  dem  Hinterhaupt;  Fühler  braun, 
dünn,  beinahe  so  lang  als  die  Flügel;  Taster  lang,  braun; 
Flügel  schmal ,  die  Spitze  eliptisch  erweitert,  lebhaft  braun- 
schwarz, mit  runden  goldgelben  Flecken  bestreut;  die  hintern 
grau  mit  langen  Haaren  von  gleicher  Farbe;  Füsse  braun, 
die  liintein  falb.  App.  anal.  sup.  kurze,  längliche  Lappen, 
mit  einem  Basalhöcker;  zwischen  ihnen  liegt  ein  viereckiger 
Lappen;  app.  inf.  breitere  Laj>pen,  etwas  nach  innen  gerollt, 
oben  etwas  gezähnt.  Diese  Art  ist  gross  und  ihre  Färbung 
dunkler  und  lebhafter  als  bei  den  bekannten  Arten.  Die  Füh- 
ler sind  länger  und  ähnlich  wie  bei  Plectrocnemia,  aber  dün- 
ner; die  Flügel  sind  schmäler  als  bei  P.  senex. 

7.     Tinodes  cinerea  Hag. 

Cinerea,  luleo-liirta,  corpore  palpisque  fuscis,  antennis 
fuscis,  anguste  flavo  annulatis,  penicillo  inter  antennas  aureo, 
aus  anlicis  cinereis  luteo-hirfis,  posticis  cinereis  cinereo-ciliatis; 
jjedibus  pallide  flavis,  tibiis  posticis  paulo  obscurioribus. 

Long.  c.  al,  7  mill.;  Exj).  al.  12  mill.     Madera.  mas.  fem. 

Körper  bräunlich;  Scheitel  aufgetrieben,  mit  zwei  gros- 
sen birnförmigen  Höckern    auf   dem  Hinterhaupt,   dazwischen 


221 

nach  vorn  zwei  kleine  linienförmige  schräge  Höcker;  Mitte 
der  Stirn  etwas  gekielt;  Kopf  bedeckt  mit  falben  Haaren, 
zwischen  den  Fühlern  vergoldet.  Taster  lang,  fast  braun- 
schwarz; Fühler  braun,  falb  geringt;  Füsse  falb,  Schienen  der 
hintern  bräunlich;  Flügel  schmal,  die  obern  bedeckt  mit  fal- 
ben Haaren,  die  hintern  grau,  grau  gewimpert.  Apj).  annal. 
der  Männchen  Mass,  sup.  lang,  schmal,  gerade,  die  Basis 
etwas  erweitert,  lang  bewimpert;  app.  infer.  ein  kurzes,  brei- 
tes, eiförmiges  Blatt,  mit  einem  oberen  schmalen,  dünnen, 
nach  innen  gekrümmten  Ast;  app.  interm.  lange  schmale  Lap- 
pen, die  Spitze  nach  innen  gekrümmt;  Penisdeckel  dreieckig, 
dachförmig;  Penis  aufgetrieben  unten  an  der  Spitze,  mit  zahl- 
reichen langen  Stacheln;  Leib  des  Weibchen  in  einen  langen 
Legestachel  ausgezogen,  dreieckig,  spitz,  nach  oben  gebogen. 
Diese  Art  steht  T.  pajlescens  Steph.  nahe,  doch  sind  die 
Haare  der  Flügel  weniger  glänzend,  der  Legestachel  viel 
länger,  dünner  und  nach  oben  gebogen,  die  app.  infer.  mar. 
kürzer,  ihr  oberer  Ast  sehr  lang  und  dünn;  der  Basi&deckel 
ist  länger  und  fester,  während  er  bei  T.  pallescens  häutig  ist. 

8.  Tinodes  grisea  Hag. 

Cinerea,  luteo-hirta,  corpore  palpisque  fuscis,  antennis 
flavis,  fusco-annulatis,  alis  griseis,  luteo-hirtis;  posticis  cine- 
reis,  ciliatis;  pedibus  pallide  flavis. 

Long.  12  mill.;  Exp.  al.  20  mill.     Madera   fem. 

Aus  derselben  Gruppe  und  der  T.  cinerea  sehr  ähnlich, 
aber  grösser;  Kopf  vorn  etwas  ausgerandet;  Fühler  gelb, 
Basalglied  braun,  zweites  gelb  mit  einem  braunen  Basalpunkt 
aussen,  der  Rest  gelb,  die  Spitzenhälfte  der  Glieder,  s])äter 
das  Spitzendrittel  oder  noch  weniger  braun;  Legestachel  wie 
bei  T.  cinerea;  die  Behaarung  ist  abgerieben.  Trotz  der 
grossen  Aehnlichkeit  halte  ich  die  Art  für  verschieden,  die 
bedeutende  Grösse  und  die  angegebene  Färbung  berechtigen 
dazu.  Jedenfalls  wird  die  Untersuchung  von  Männchen  mit 
gutem  Haarkleide  meine  Ansicht  erst  zu  bestätigen  haben. 

9.  Agapetus   punctatus   Hag. 

Fuscus,  fusco-hirtus ,  corpore  nigro-fusco,  antennis  pal- 
pisque fuscis,  alis  cinereis,  punctatis,  anticis  luteo-hirtis,  po- 
sticis fusco-ciliatis ,  pedibus  luteis,  tibiis,  calcaribus,  tarsisque 
fuscescentibus. 

Long.  5  mill.;   Exp.  al.  Qy^  mill.     Madera  fem. 

Körper  schwarzbraun,  Kopf  und  Thorax  mit  braunen 
Haaren,  worunter  einige  gelbe;  Scheitel  aufgetrieben,  zwei 
Höcker  am  Hinterhaupt,  zwei  andere  punktförmige  mehr  nach 
vorne  neben  den  Nebenaugen;  Fühler  von  Körperlänge,  etwas 


222 

kräftig  behaart;  Basalglied  eiförmig,  länger  und  stärker  als 
die  übrigen,  das  zweite  kugelförmig,  die  übrigen  cylindrisch. 
Taster  kurz,  das  dritte  und  vierte  Glied  etwas  erweitert; 
Prothorax  jederseits  mit  rundlichem  Höcker;  Mesothorax  mit 
zwei  linienlbrmigen  Streifen,  die  convergiren;  Flügel  schmal, 
ihre  Spitze  elliptisch;  die  hintern  ein  Drittel  kürzer  und  schmä- 
ler, lang,  braun  gewimpert,  ohne  Analfeld;  Membran  der 
VordcrHügel  fein  punktirt,  die  falben  Haare  sind  aussen  an 
der  Sjiitze  fast  überall  abgerieben;  Leib  eiförmig,  etwas  ver- 
längert und  wie  gestutzt;  Füsse  gelblich,  Schienen ij  Tarsen 
und  die  Sporen  bräunlich,  aussen  behaart;  die  Mittelfüsse  der 
Weibchen  nicht  erweitert.  Es  ähnelt  diese  Art  den  Europäi- 
schen, unterscheidet  sich  aber  gleich  durch  die  nicht  erweiterten 
Füsse  der  Weibchen.  A.  ciliatus  hat  auch  die  Membran  der 
Flügel  etwas  punktirt.  Die  Färbung  des  Körpers  ist  wie  bei 
A.  ciliatus,  die  der  Flügel  mehr  wie  bei  A.  comatus,  aber  die 
Wimpern  der  Hinterflügel  dunkler. 

Meines  Wissens  sind  in  dem  Werke  von  Berthold  und 
Welster  keine  Phrjganiden  angeführt,  so  dass  die  beschrie- 
benen Arten  den  Anfang  für  die  Fauna  Maderas   bilden. 

Tl.    Phryganiden  der  Umgegend  von  Zürich  nach  Bremi's 
MittheiluDg. 

Im  Jahre  1852  theilte  mir  Bremi  einen  Catalog  seiner 
Neuropteren- Sammlung  mit,  in  welchem  die  Thiere  aus  der 
Umgegend  von  Zürich  besonders  bezeichnet  waren.  Meines 
Wissens  fehlen  bis  jetzt  Verzeichnisse  der  Neuropteren  Zü- 
richs; ich  habe  daher  aus  Bremi's  Catalog  und  aus  den  Arten 
in  meiner  Sammlung,  die  ich  von  Bremi  erhalten  habe,  ein 
Verzeichniss  der  Pliryganiden  zusammengestellt.  Ich  hoffe, 
man  ^verde  es  nicht  unpassend  finden,  dass  ich  diesem  Ver- 
zeichniese,  natürlich  stets  unter  genauer  Beifügung  der  Fund- 
orte, auch  die  übrigen  mir  bekannten  Arten  der  Schweiz, 
welche  mir  durch  Dr.  Inihoff,  v.  Heyden  und  Anderen  zuge- 
kommen sind,  angereiht  habe.  Ausgeschlossen  sind  davon  nur 
die  um  Genf  gefundenen  Arten,  da  ich  selbe  einer  besonderen 
speciellen  Bearbeitung  unterzogen  habe.  Das  *  bedeutet,  dass 
mir  Bremi's  Type  vorliegt. 

Neuronia. 
1.    rufjcru'«  Scop.  Zürich, 

Phrjg.  nigrieornis  Bremi*. 

Phryg.  atripes  Br.*     Alp  bei  Engelberg  5000'. 

Phryganea. 
1.    grandis  L.*     Zürich;  an  der  Limmath  selten,  jährlich 
höchstens  zwei  Stücke. 


223 

2.  striata  L. 

fusca  Br.*  An  den  Stadtkanälen  in  Zürich  September 
bis  November  häufig. 

fulvipes  Br.  *   Im  Schilf  an  Torfgräben  gar  nicht  häufig. 

3.  varia  F.'""  Zürich,  an  kleinen  Bächen  im  Gebüsch 
nicht  häufig. 

Limnephilus. 

1.  pellucidus  Oliv, 
fenestrata  Imh.*   Zürich. 

repanda  Br.  *.  Eine  Var.  mit  ungefleckten  braunen 
Flügeln;  Zürich,  auf  einer  schilfigen  Wiese  am  Fuss  des  Ulo 
sehr  selten. 

2.  lunaris  P.*     Zürich,  Schirznach,  Basel. 

3.  rhombicus  L.*  Bremi  fand  sie  nicht  bei  Zürich;  nur 
in  kleinen  Berg- Waldbächen  selten;  St.  Moritz,  v.  Heyden 
und  v.  Nordmann. 

4.  flavicornis  F. 

fenestrata  Br,''  Im  Schilf  an  Torfgräben  beim  Katzen- 
see häufig. 

.5.    affinis  Stepli.;  Hag. 

Hydrops,  laeta  Br.*  Zürich,  am  Seegestade  selten. 
Brientz  am  See. 

6.  nobiliö  Kol. 

Phr.   grisea  Br. '•■     Zürich,    an    kleinen   Bächlein    der 
Wiesen  in  Thälern  und  Bergen  bis  2000'  nicht  selten. 
(Goniotaulius.) 

7.  griseus  L. 

Rigi,  V.  Heyden,     Basel,  ImhofF. 

8.  vittatus  F.     Zürich,  Juni,  Bremi.     Basel,  Imhotf. 
(Desmotaulius.) 

9.  sparsus  Curt. 

Hydrops,  montana  Br. *  Zürich;  selten  auf  Bäumen 
an  einer  Sumpfwiese  am  Fusse  des  Uto. 

Anabolia. 

1.  nervosa  Steph.*  Zürich,  September,  October  gemein; 
Basel,  Imhoff. 

2.  spec.  nov. 

Phr.?  flava  Br.*     Am  Katzensee  im  Schilf  nicht  häufig. 

Stenophylax. 

1.  arcticus  Kol. 

St.  Moritz,  Grimselspital,  Rigi,  v.  Heyden. 

2.  alpestris  Kol. 

Rhyac.  trimaculata  Br.  *  Einmal  vor  langer  Zeit  im 
Juli  an  einem  moosigen  Wassergraben  unfern  Dictikon,  Can- 
ton  Zürich;   Rigi  5000'.     Bremi. 


224 

3.  pantherinus  Pict. 

Plir.  striata?  Br.*     Zürich,  auf  Gebtischen  an  Bächen 

nicht  selten;  Ba^el,  ImhoflF. 
Sl.  Moritz,  V.  Heyden. 

4.  lateralis  Steph. 
Kigi  V.  Heyden. 

(Stenopliylax   contin.) 

5.  pilosus  Pict.'"  Hin  und  wieder  an  kleinen  Seen  und 
Torfmooren  nicht  selten;    den  Alpenseen  bis  7000'. 

6.  testaceus  P.*     Am  Uto  Bremi;  Basel,  Imhoff. 

7.  cingulatus  Steph.  ?     Basel,  Imhoff. 

8.  picieornis  P.     Rigi,  v.  Heyden. 

Halesus. 

J.  mixtus  Br.*  (nicht  Pictet).  Surrenen -Pass,  7000'; 
See  des  grossen  Bernhard,   Imhoff. 

2.  Phr.  nigricornis  Br."'  An  Seen  und  Teichen  niederer 
Wiesen  häufig. 

Tessin  Bremi. 

3.  auricollis  P. 

Kliyac.  miliaris  Br.*  In  Büschen  an  Waldbächen  nicht 
häufig,  Bremi;  Basel,  Imhoff. 

4.  poecilus  Br.  *  (nicht  Kol.)     Tessin,  Bremi. 

5.  mixtus  P.*     Chamouni. 

6.  puncticollis  P. 

mueoreus  Imhoff.*     Grosser  Bernhard,  October. 

7.  digitatus  Schrk.  Bei  Chur  und  in  andern  warmen 
Alpentliälern  häufig;   Basel,  Imhoff. 

8.  guttatus  Br.  "'•"     Gotthardt,  Hospiz. 

Enoicyla. 

J.    bigutlata  P.*     Etzlithal,  Uri,  6000',  Bremi. 

Rliyac.  obfuscata  Br.  *     Andermatt. 
2.'   pusilla  Burm.     Zürich,  Bremi;  Basel,  Imhoff.* 

3.  amoena  Hug.  October  in  einer  Bergsehlucht  unfern 
eines  Baches  bei  Zürich;    einmal  gefunden  Bremi. 

4.  nebulicola  Hag.     Brevent;   Mayenwand,  v.  Heyden. 

.'■!"  Chaitopteryx. 

1.    tuberculosa  P.     Ba^^elj  October;  Imhoff. 

Sericostoma. 

1.  collare  Sehr.*  Züi-ich,  an  der  Limmath  selten;  an 
einem  mit  \N'asserpflanzen  ausgefüllten  Riedbach  häufig.  Tes- 
sin; Basel,  Imhoff'. 


225 

Notidobia. 
1.    ciliaris  L. 

Hydrops,  sericea  Br.*     Zürich,  im  Mai  häufig  an  Seen, 
Teichen  und  sclileichenden  Flüssen  im  Schilf.     Basel,  ImhofF. 

Brachycentrus. 

1.  subnubilus  Curt. 

Hydrops,  sericea  Br.*     Zürich;  Basel,  ImhofF. 

Goera. 
1,    capillata  P. 

Rhyac.  tristis  Br,     An  der  Limmath  bei  Zürich  nicht 
selten. 

Silo. 

1.  pallipes  F.     Zürich,  an  der  Glatt  im  Juni. 

2.  niger  Hag.*  Bach  bei  Engelberg,  Bremi;  St.  Moritz, 
V.  Heyden. 

3.  obtusus  Hag.     St.  Moritz,  v.  Heyden. 

Dasystoma. 

1.  maculatum  Oliv.*     Zürich,  gemein.. 

2.  microcephala  Hag.*  (nicht  Pict.)  Zürich,  April,  Juni 
gemein  am  Seegestade  auf  Bäumen. 

3.  setifera?  P.*     Zürich,  Basel,  Imhoff. 

Hydroptila. 
1.    pulchricornis  P.     Zürich;  nach  Bremi's  Catalog. 

Rhyacophila. 

1.  vulgaris  P.*  Zürich,  Ende  Mai  bis  October  in  vier 
bis  fünf  Perioden  in  ungeheuren  Horden  auftretend,  und  zwar 
oft  die  ganze  Horde  auf  einmal  des  Abends  beim  Gewitter- 
regen. Sie  erl)eben  sich  an  warmen  stillen  Sommerabenden 
an  die  Fahnenspitzen  der  höchsten  Thürme  in  Zürich,  200' 
bis  250'. 

2.  torrentium  P.  *     Tessin,  Wallis,  Bremi. 

3.  hirsuta  Hag. 

Sericost.   hirsutum  Br.*     Zürich,  Bremi. 

4.  umbrosa  P.  ^ 
R.  vernalis  u.  occipitalis  Br.*     Zürich;    an    der  Siehl 

nicht  selten  April,  Mai. 

5.  pubescens  Imhoff,     Basel, 

6.  tristis  P.*     Zürich,  Bi*emi. 

Glo88osoma. 
1.    vernalis  P. 

Hydrops,   scapularis  Br.*     Basel. 


226 

Agapetus. 
1.    comatus  P.     Zürich,  Bremi.* 

Chimarrha. 
1.    marginala  L.*     Nicht  bei  Zürich,   aber   1%  Stunden 
davon  an  der  Glatt  bei  Dübendorf  nicht  selten;  am  Khein  bei 
Schaffhaufien  sehr  häufig  im  Juli. 

Beraea. 

1,  pygmaea   Curt.?*   Br.     Ein   Stück   auf  einer    Alp    in 
Bündten. 

2.  pullata  Curt.?*     Zürich,  selten  auf  Waldwiesen. 

Philopotamus. 

1.  variegatus  P.  ^'     Zürich. 

2.  montanus  P.*  Nur  an  solchen  Waldbächen,  die  von 
Buchen  bescliattet  sind,  und  so  hoch  in  den  Voralpen,  als  die 
Buche  heraufsteigt.     4200'. 

3.  occipitalis  P.*     Zürich,  häufig  an  der  Limmath. 

Tinodes. 
J.    luridus  Curt.     Zürich  am  See,  v.  Heyden. 

2.  maculicornis  P.     Zürich ,  nach  Bremi's  Catalog. 

3.  spec.  ob  Tinodes?  In  einem  Waldbach  am  Zürich- 
berg findet  sich  zuweilen  die  Larve  dieses  Insektes  in  grosser 
Menge  in  engen,  halbrunden,  aus  Schlamm  gebauten  Röhren, 
vielfach  herumschlängelnd  an  die  Felsen  gebaut,  aber  nicht 
unter  dem  Wasser,  sondern  über  demselben,  jedoch  an  Stel- 
len, welche  beständig  bespritzt  werden.  Das  Insekt  ist  schwer 
zu  erziehen.  Der  Bau  in  Pict.  Tab.  18  fig.  2  b  hat  viel  Aehn- 
liches  damit.     Ich   finde  die  Art  nicht  in  meiner  Sammlung. 

Psychomia. 

1.  annulicornis  P.  Zürich,  an  der  Limmath,  19.  Juli, 
sehr  gemein. 

2.  urbana  P. 

Hydrops,  cursoria  Br. *  Zürich,  gemein  an  der  Lim- 
math im  Juni,  Juli;  läuft  ausserordentlich  schnell,  aber  nur 
in^kurzen  Absätzen. 

3.  acuta  P.     Zürich  am  See,  v.  Heyden. 

Polycentropus. 
1.    bimaculatus  L. 

Hydrops.  Tigurinensis  F.*  Sehr  gemein  im  Juni  und 
August,  oft  noch  im  October  längs  der  Limmatii,  jedoch  nur 
im  Stadtbann;  auf  den  Bäumen  der  Alleen  an  der  Limmath 
in  Unzahl. 


227 

2.  subnebulosus  Steph. 

Philop.  flavomaculatus  Br.*     Anden  schnellfliessenden 
Stellen  der  Limmatli  in  Zürich. 

3.  tessellatus  Br.""'  Alpnach  am  Vierwaldstädter  See, 
V.  Heyden;  Rohrschach  an  Weiden  am  Rhein;  Zürich  am 
See,  Rheinfall  bei  Schaffhausen  (eleganlula,  parentata,  mö- 
dica,  pavida  v.  Heyden). 

4.  flavomaculatus  P. 

Hydrops,  atomaria  Br.*     Häufig  an  allen  Flüssen  und 
Bächen  überall  in  der  Schweiz. 

5.  multiguttatus  Curt."'     Zürich,  Bremi, 

6.  trimaculatus  Curt.*     Zürich,  Bremi. 

7.  tenellus  Rbr.  "■'     Zürich  August,  Bremi. 

8.  spec,?"'"'     August,  Rapperschwyl  häufig  am  See,  Bremi. 

Hydropsyche. 

1.  angustata  F.""'  Zürich  gemein,  August,  September  an 
der  Limmath. 

2.  lepida  F.''     Zürich. 

3.  albipunctata  Steph. 

arborescens   Br.  '•'     Auf  Bäumen   an    Waldbächen   am 
Zürichberg  oft  sehr  häufig. 

4.  variabilis  F.*  Zürich,  an  der  Limmath  sehr  gemein; 
im  Juni  und  Ende  Juli  lieller,   mehr  strohgelb. 

5.  tenuicornis  F.*     Zürich. 

6.  laeta  F.*     Zürich. 

Leptocerus. 

1.  uniguttatus  F."'"  Sehr  häufig  am  Gestade  des  Zü- 
richer Sees. 

2.  perfuscus  Steph.*     Zürich. 

3.  filosus  L.*  Sehr  häufig  an  den  Torfgräben  der 
Schweiz.     Bremi;  Zürich,  v.  Heyden. 

4.  nervosus   F. 

Serie,  tenuicorne  Br.*.     Vom  Wallensee. 

5.  bifasciatus  Oliv.     Zürich,  Bremi. 

6.  albifrons  F.     Zürich  nach  Bremi's  Catalog. 

Mystacides. 

1.  atra  F.     Schaffhausen,   v.  Heyden. 

2.  nigra  L.*  Sehr  gemein  an  Seen  und  schleichenden 
Flüssen  der  Schweiz;  Alpnach,  v.  Heyden. 

3.  4  fasciata  F.*  Am  Katzensee  häufig,  sonst  in  der 
Schweiz  nicht  gefunden.     Bremi. 

Setodes. 
1.    lepida   Bremi.*     Selten    an   der    Limmath   im  Zürich- 
bann. 


228 

2.  alba  Br.*  Seilen  auf  den  Torfflächen  bei  Schwa- 
mendingen,  Canton  Zürich,  fliegt  nur  in  der  Abenddämmerung. 

3.  auripilis  Br.  *  (bicolor  Steph.?)  Am  Gestade  des  Zü- 
richer Sees  nicht  selten,  Ihre  Larve  wohnt  auf  Ranunculus 
divaricatus,  dessen  Blätter  sie  frisst  und  davon  ihre  Gehäuse 
baut. 

4.  lacustris  P.*  Sehr  häufig  am  Gestade  des  Züricher 
Sees  lebend,  jedoch  nicht  gesellig. 

5.  spec.     Juli,  am  Ufer  der  Glatt.     Bremi. 

6.  filicornis  P.     Zürich,  nach  Bremi's  Catalog. 

Molanna. 

1.    angustata  Gurt. 
•  Acrogaster  sericeus  Br.*      Vom  Katzensee.     Das  Ge- 

häuse ist  sehr  ausgezeichnet,  gleichfalls  die  Stellung  des  ru- 
henden Thiers;  während  Fühler,  Kopf,  Leib  und  Vorderbeine 
an  die  Ruhefläche  angedrückt  werden,  ist  der  Hinterleib  schief 
in  die  Höhe  gerichtet;  an  seichten,  sandigen  Seeufern.  Bei 
Zürich. 

Odontocerus. 

1.  albicornis  Scop.*  Ziemlich  häufig  an  allen  offenen, 
durch  Wiesen  fliessenden  Bächen,  auch  in  den  tieferen  Alpen- 
thälern. 

2.  cylindricus  P.*    Vom  Klönthale,  Canton  Glarus,  Bremi, 
Von   den  101    von   mir  aufgeführten  Arten   wies  Bremi's 

Catalog  nur  41  für  die  Umgegend  von  Zürich  nach,  während 
durch  seine  späteren  Mittheilungen  die  Zahl  auf  64  gesteigert 
wird.  Unter  den  von  Pictet  für  die  Umgegend  des  Genfer 
Sees  beschriebenen  Arten  finden  sicli  etwa  61,  welche  in  mei- 
nem Verzeichnisse  nicht  erwähnt  werden.  Es  stellt  sich  so- 
mit die  gesammte  Zahl  der  aus  der  Schweiz  bekannten  Phry- 
ganiden  auf  162  Arten  heraus,  womit  meiner  Ueberzeugung 
nach  aber  die  Fauna  noch  nicht  einmal  annähernd  erschöpft 
wird. 

V.    Neuropteren  um  Zürich  nach  Bremi's  Mittheiiungen. 

Die  Durchsicht  von  Bremi's  Briefen  behufs  meiner  Arbeit 
über  Phryganiden  veranlasst  mich,  noch  eine  Zahl  Beobach- 
tungen über  andere  Thiere  zu  veröffentlichen.  Die  seltne 
Gabe  einer  treuen  und  feinen  Naturbeobachlung,  verbunden 
mit  einer  vorurtheilsfreien  und  auspruchlosen  Darstellung,  lässt 
es  als  wünschenswerth  erscheinen,  dass  von  Bremi's  Beob- 
aciitungen  niclits  verloren  gehe. 

1852.     ^Ich  darf  in  W^ahrheit  sagen,  dass   die  physiolo- 


229 

gischen  Ansichten ,  welche  icli  vor  fünf  Jahren  über  die  Bil- 
dung der  Gallen  aufgestellt  habe,  und  der  Grundsatz,  dass 
jede  Art  der  Gallmücken  ein  besonderes  Erzeugniss  an  Pflan- 
zen hervorbringen,  sich  durch  die  seitherigen  Beobachtungen 
nur  bestätigt  haben.  Zwar  hatte  mir  Dr.  L.  gerade  das  Ge- 
gentheil  behauptet,  dass  dieselbe  Art  von  Gallmücken  auf 
verschiedenen  Pflanzen  auch  verschiedene  Gallen  hervorbringe, 
aber  mir  sind  keine  Beobachtungen  zu  Theil  geworden,  welche 
diese  Behauptung  unterstützten. 

Bremi  hatte  diesem  Briefe  den  erwähnten  Katalog  seiner 
Neuropteren- Sammlung  beigefügt,  der  3U4  Arten  umfasst. 
Diejenigen,  welciie  er  selbst  um  Zürich  gesammelt  hat,  sind 
besonders  bezeichnet,  118  Arten  (die  icli  gegenwärtig  auf  142 
habe  erhöhen  können)  meist  mit  eigenen  Sammlungsnamen 
vorläufig  versehen.  Da  meines  Wissens  über  die  Umgegend 
Zürichs  kein  alle  Familien  umfassendes  Verzeichniss  bekannt 
ist,  erlaube  ich  mir  hier,  das  von  Bremi  mitzutheilen.  Die 
Mehrzahl  seiner  neu  benannten  Arten  hat  mir  vorgelegen, 
so  dass  ich  den  Sammlungsnamen  die  richtigen  Bestimmungen 
beifügen  konnte.  Die  in  Klammern  beigefügten  Namen  sind 
die  der  Sammlung  Bremi's.  Die  Arten  mit  *  habe  ich  ge- 
sehen. 

Psocina. 

Psocus.  ■*  1.  lineatus  Latr.  (longicornis  F.)  überall  in 
Wäldern  nicht  selten.  *  2.  pedicularius  L,  (domesticus  Burm.) 
in  Häusern  auf  allen  Dachböden  häufig.  *  3.  phaeopterus 
Steph.  (laricis)  auf  Pinus  larix  am  Züricliberge.  *  4,  flavidus 
Rbr.  an  jungen  Eichen  häufig.  *  5.  strigosus  Curt.  (Pini) 
auf  pinus  sylvestris  am  Zürichberg;  auch  an  Buchen  nicht 
selten  (corticalis).  6,  cruciatus  L.  (4-punctatus  F.)  7.  pedi^ 
cularius  Burm.-  von  Linne's  Art  verschieden  (=  P.  Taxi  Br., 
auf  Taxus  baccata  am  Uto  häufig.)  8.  flavus  F.  9.  4-macu- 
latus  Latr.  "'  10.  variegatus  Latr.  (atomarius)  und  3  mir 
nur  durch  Sammlungsnamen  bekannte  Arten. 

Ephemer  ina. 

Caenis,  *  L  lactea  Pict.  am  Züricher  See  17.  Juni  Abends 
10  Uhr  in  Menge.     2.  luctuosa  Burm. 

Cloe.  1.  bioculata  L.  und  eine  mir  nur  durch  Samm- 
lungsnamen bekannte  Art. 

Baetis.     1.  fluminum  P.    2.  procellaria  Füssly.    3.  nigra  L. 

Potamanthus.     1.  Intens  L.     2.  marginatus   L. 

Palingenia.     1.  horaria  Burm. 

Epliemera.     1.  vuigata  L.     2.  fimbriata  Br. 


230 

Li}bellulina. 

Ischnura.  *  1.  speciosa  Cbarp.  2.  luberculata  Charp. 
3.  pumilio  Charp,  und  ein  Sammlungsname. 

Platycnemis.     1.  lactea  Chp. 

Pyrrhosoma.     1.  minium  Chp. 

Lestes.  1.  foreipula  Chp.  2.  leucopsallis  Clip.  3.  virens 
Charp. 

Erythromma,     1.    viridulum  Chp. 

Sympycna.     1.  fusca   v.  d.  Lind. 

Calopteryx,     *  1.  virgo  L.     2.  splendens  Herr. 

Gomphus.     1.  vulgatissimus  L;     *  2.  foreipatus  L. 

Cordulia.     1.  aenea  L. 

Libellula.  1.  fulva  Müll.  2.  4-maculata  L.  3.  depressa 
L.     4.  lineolata  Chp. 

Diplax.  *1.  depressiuscula  Selys.  2.  vulgata  L.  *  3.  strio- 
lata  Chp. 

Semblodea. 

Nemura.  1 .  nebulosa  Latr.  2.  eylindrica  Oliv.  3.  nigri- 
tarsis  Pict.     4.  picea  Piet.     *  5.  nigra  Oliv. 

Perla.  1.  bicaudata  L.  2.  marginata  F.  3.  grammatica 
Pict.     4.  paleacea  Geoffr.     5.  nervosa  Curt.     6.  viridis  Curt. 

Sialina. 

Sialis.      1.  lutaria  L. 

Raptidia.     1.  major  Burm. 

Hemerobina. 

Henierobius.  *  1.  intricaius  Wesm.  (apbidivorus).  -^  2. 
variegatus  F.     3.  mieans   Oliv. 

Sisyra.     *  1.  fuscata  F. 

Osmylus,  1.  maculatus  Latr.  an  kleinen  mit  Gebüsch  be- 
schatteten Wiesenbächen  ziemlich  häufig. 

Chrysopa.  1.  alba  Scop.  2.  capitata  F.  *  3.  perla  L. 
(chrysops).     '"'  4.  vulgaris  Sehn,  (perla  et  viridis?) 

Drepanopteryx.     1.  phalaenoides. 

Myrmeleon,     1.  formicalynx  F, 

Ascalaphus,     1.   meridionalis  Chp. 

Panorpina. 

Panorpa.  *  1,  communis.  '"'  2.  germanica.  '"''  3.  varia- 
bilis  Br.  *  4.  punctata  Br,  *  5,  impunctata  ßr.  Bremi  er- 
wähnt 1852  ausd lücklich  ,  dass  er  diese  äusserlich  so  ähn- 
lichen Arien  getrennt  habe,  weil  er  sie  nie  in  Begattung  fand. 

5.  Septbr.  1852.  Vor  m  enigen  Tagen  hatte  ich  die  Freude, 
die   Eier   eines    Psocus    zu    entdecken.      Sie    sind    verhältniss- 


231 

massig  gross,  länglich  oval,  etwas  glatt  und  liegen  in  kleinen 
Gruppen  von  nur  12 — 14  Stück  unter  einem  sehr  feinen, 
schneeweissen,  halb  durchsichtigen  Gewebe  von  höchstens  lyj 
Linien  Durchmesser  an  der  unteren  Seite  der  Eichenblätter. 
Die  jungen  Larven  rannten  mit  der  grössten  Schnelligkeit 
umher  und  waren  hellgrün. 

24.  April  1853.  Von  Psocus  sind  mir  voriges  Jahr  wie- 
der einige  bisher  noch  nie  gesehene  Arten  vorgekommen,  die 
ich  Ihnen  mittheile.  Sie  bestätigen  die  längst  gemachte  Beob- 
achtung, dass  viele  Psociden  monophagisch  auf  bestimmte 
Baumarten  angewiesen  sind.  Die  Larven  nähren  sich  aber 
nicht  von  Blättern,  wie  ihr  schnelles  Hinsterben  mir  bewies. 
Warum  aber  legen  sie  ihre  Eier  auf  Blätter,  wenn  sie  sich 
doch  nicht  davon  nähren?  Es  kamen  mir  auch  schon  Psocus- 
larven  aus  Tannenzapfen  hervor,  welche  schon  mehrere  Mo- 
nate trecken  in  einem  zugebundenen  Glase  gelegen  hatten; 
doch  kamen  auch  diese  nicht  zur  Entwicklung  der  Flügel. 
Oder  giebt  es  vielleicht  Psocusarten,  die  ungeflügelt  bleiben? 
oder  doch  die  Weibchen?  Ende  December  fand  ich  in  einem 
Beobachtungsglase,  in  welchem  einige  Zweige  von  Salix  cu- 
prea  mit  Gallen  von  Rüsselkäfern  besetzt  aufgehoben  waren, 
eine  jAnzahl  so  eben  entwickelter  Psoci,  die  ich  Ihnen  als  Ps. 
longicollis  mihi  (=  pedicularius  L.)  sende.  Die  Weidenzweige 
waren  im  August  am  Ufer  des  Rheins  bei  Thusis  in  Bündten 
gesammelt.  Einige  Psocus -Arten  fand  ich  allerdings  in  An- 
zahl nahe  beisammen  wohnend,  namentlich  P,  liavidus  Rbr. 
auf  jungen  Eichen.  Dass  aber  solche  wirklich  gesellig  leben, 
wie  Sie  vermuthen,  dafür  ist  mir  noch  keine  Wahrnehmung 
zu  Theil   geworden. 

28.  October  1854.  Perla  bicaudata,  die  sonst  zu  hunder- 
ten  an  den  üfermauern  der  Limmath  umherläuft,  war  dieses 
Jahr  sehr  selten;  Perla  viridis  gleichfalls.  —  Eine  Oligoneura 
besitze  ich  nicht  und  kann  überhaupt  nicht  recht  an  die  Ephe- 
meren gelangen.  Sollte  niciit  etwa  die  Ephemera  procellaria 
Püssli,'^r.  869  in  dessen  Verzeichniss  der  schweizerischen 
Insekten ,  zu  der  er  Geoffi  oy  2  p.  239  No.  3  und  Rösel  2 
Aqualil.  2  T.  12  fig.  2  citiit  und  dabei  erwähnt,  „dass  sie  im 
August  an  Abenden  in  ungeheuren  SchMärmen  auitauche''', 
eine  Oligoneuiia,  ähnlich  der  Rhenana  luihotf's,  vielleicht  mit 
dieser  identibch  gewesen  sein?  Ich  lebe  nun  schon  'Z'l  Jahre 
in  Zürich,  habe  aber  nocii  keine  Ephemere  gefunden,  w  eiche 
mit  Füssly's  No.  8()9  identiticirt  werden  könnte,  und  über- 
haupt keine  Ephemere,  die  in  grossen  Scll^^älmen  erscheint. 
Ihr  Bericlit  von  dem  Auflinden  der  Acanthucli^is  occilanica 
bei  Kahlherg  hat  mich  nnendlich  interessirt.  Denn  Kenntniss 
über    die   Verbreitung    vieler    Insekten    würde   bew  underungs- 


232 

werthe  Resultate  herausstellen,  wenn  sie  gründlicher  bekannt 
wäre.  Ich  kenne  z.  B.  eine  kleine  Fliege,  die  in  London  und 
Zürich  sehr  gemein  ist,  aber  zwischen  inne  noch  nicht  gesehen 
wurde.  Ferner  Chelonia  Quenseelii  Payk.  in  Lapland  und 
Bündten.  Noch  merkwürdiger  ist  aber  das  einmalige  aus- 
wanderungsartige (icli  wage  nicht  zu  sagen  periodische,  denn 
dazu  fehlen  die  Beobachtungen)  Auftreten  und  oft  mehrjährige 
Hospitiren  einer  Insektenart  in  Landstrichen,  die  50 — 100  Mei- 
len von  ihrer  Heimath  entfernt  sind.  Solche  Erscheinungen 
habe  ich  mehrere  beobachtet,  und  dahin,  und  nicht  als  Stand- 
Insekt,  dürfte  Ac.  occitanica  bei  Kahlberg  zu  betrachten  sein. 
23.  November  1854.  Dr.  Volger  hierselbst  übergab  mir 
ein  Schächtelchen,  gefüllt  mit  der  beifolgenden  Caenis  lactea 
Hoffmg.  mit  der  Notiz,  dass  den  17.  Juni  Abends  10  Uhr 
ganze  Massen  derselben  vom  Winde  kurz  vor  einem  heftigen 
Regen  in  die  Häuser  am  Bleicherweg  (eine  Vorstadt  Zürichs, 
etwa  700  Schritt  vom  Seeufer)  geiührt  worden  sind.  Ich 
habe  von  dieser  Art  bis  dahin  noch  keine  Spur  hier  gesehen ; 
die  einzige  Caenisart,  welche  ich  hier  beobachtete,  ist  C.  luc- 
tuosa  Burm.,  die  an  warmen,  sonnenhellen  Junitagen  in  klei- 
nen Gruppen  in  der  Luft  tanzt,  in  einer  Höhe  von  10  —  14 
Fuss  über  dem  Wasserspiegel.  Dies  Tanzen  ist  aber  nur  ein 
perpendiculares  Auf-  und  Niederschweben,  wobei  die  glashel- 
len Flügelchen  wie  Silberschaum  im  Sonnenstrahl  schimmern. 

yi.    Pliryganiden- Gehäuse. 

Theils  aus  älteren  CoUectaneen,  theils  aus  neueren  Ar- 
beiten mag  hier  Platz  finden,  was  über  die  Gehäuse  der 
Phryganiden  in  meiner  vorjährigen  Arbeit  noch  nicht  er- 
wähnt ist. 

E.  Wotton  in  dem  jetzt  seltenen  Werke,  De  Differentiis 
animalium  libri  decem  Lutetiae  Paris.  1552  p.  1^3  sagt:  Nas- 
citur  vermiculus  quidam ,  cui  nomen  xylophthoro  (acsi  ligni- 
perdam  appello).  Caput  suo  putamine  exeiit  varium,  pedes 
in  suprema  parte  cernuntur:  reliquum  corpus  tunica  araneosa 
integitur,  suoque  tegumenlo  haerentos  festucas  gerit,  ita  ut 
forte  eas  casuque  sibi  contraxisse,  dum  ambularet,  videatur; 
verum  ipsae  nativae  haerent  tunicae-  et  ut  Jimacibus  testa, 
sie  totum  id  vermiculo  huic  adhaeret,  nee  decidit  unquam, 
sed  evellitur  ut  nativum.  Qiiod  si  hanc  eius  tunicam  detrahas, 
expirat  pari  modo,  atque  limax  testa  detracta  liebetescit. 
Processu  utique  temporis  id  quoque  in  chrysalidem  transit, 
ut  eruca  atque  immobile  vivit.  Sed  quidnam  ex  eo  animalis 
pennati  oriatur,  compeitum  non  est.  PJinius  hoc  animalculum 
in  tinearum  geneie  reponere  videtur,  sed  absque  nomine.    Pe- 


233 

des  in  postremo  habet,  veitit  Theodorus  Gaza.  —  pag.  219. 
Chrysippus  quoque  pliilosophus  tradidit  phryganion  adalligatum 
remedium  espe  quartanis,  quod  esset  animal  nee  ipse  descrip- 
sit,  nee  nos  invenimus,  qui  novisset.  Man  ersieht  aus  Obigem, 
dass  Wotton  über  das  Wesen  und  Leben  des  Thieres  eine 
durchaus  richtige  Ansicht  hatte.  Auch  findet  sich  l)ier  schon 
der  Name  Piiryganion,  der  nach  Kirby  zuerst  bei  Belon  vor- 
kommen soll.  Doch  ist  dessen  seltene  und  mir  nicht  zugäng- 
liehe  Schrift  de  aquatilibus  von  1553. 

Bory  de  St.  Vincent  Voyage  dans  les  quatre  principales 
lies  des  mers  d'Afrique  Paris  1804  T.  2  pag.  400  fand  auf 
Bourbon  800  Toisen  hoch  um  den  Gipfel  des  Villers  Phryga- 
niden-Larven  häufig  in  Wasserlöchern.  Das  Geiiäuse  war 
cylindrisch,  bräunlicli,  tJ  —  8  Linien  lang,  aus  geiolllen  Blät- 
tern gearbeitet.  Auch  T.  3  p.  99  erwähnt  er  der  häufigen 
Phryganiden-Larven  in  Wasserlöchern. 

Ueber  die  Verwandtschaft  der  Phryganiden  mit  den  Mot- 
ten spricht  Schrank  im  Naturforscher  Stück  23  p.  148  und 
F.  0.  Müller  ibid.  Stück  20  p.  135. 

Kirby  und  Spence  Introd.  T.  4  erwälmen  einer  guten 
Sammlung  von  Phiyganiden-Gehäusen  des  Herrn  Sheppard  in 
Wrabness.  Ich  kann  nicht  ermitteln ,  ob  über  sie  etwas  pu- 
blicirt  ist. 

Der  bekannte  Jesuit  Athanasius  Kircher   bildet   im   Mun 
dus  subterr.   T.   2   p.   3B1    als   natales    perlarum  Gehäuse  und 
Larven  von  Phryganiden  ab  und  glaubt,    dass   aus  ihnen  Li- 
bellen entstehen. 


16 


234 


Ueber  die  in  Deutschland  bis  jetzt  aufgefundenen 
Arten  des  Genus  Throscus  Latr. 

von 
Dr.  Betlte. 


Bei  der  Revision  der  Throscusarten  meiner  und  der  in 
meinen  Besitz  gekommenen  Hornung''schen  Sammlung  stiess 
ich  f^ehr  bald  auf  Schwierigkeiten,  die  ich  mit  den  mir  zu 
Gebote  stehenden  Hülfsmitteln,  worunter  auch  die  Nachträge 
zum  IV.  Bande  der  Insekten  Deutschlands,  nicht  zu  beseitigen 
vermochte.  Erst  nach  gründlicher  Einsicht  des  Essai  raono- 
graphique  sur  la  famille  des  Throscides  von  de  Bonvouloir 
war  ich  im  Stande,  mich  zu  orientiren.  Bekanntlich  ist  Bon- 
vouloir durch  besondere  Berücksichtigung  der  Augen  dieser 
Tliieichen  einem  sehr  natürlichen  und  anschaulichen  Einthei- 
lungsmodus  gefolgt.     Er  fand  die  Augen  derselben  nämlich: 

1.  unversehrt; 

2.  vorn  dreieckig  eingedrückt,  die  Basis  des  Dreiecks 
vorn,  die  Spitze  in  der  Miite  der  Augen  endigend, 

3.  die  Augen  ihrer  ganzen  Quere  nach  mit  einem 
dreieckigen  Eindruck  versehen,  dessen  Basis  den  Vor- 
derrand, dessen  Spitze  den  Hinter rand  der  Augen 
erreicht. 

Da  die  Bonvouloir'sche  Monographie  nicht  sehr  verbreitet 
ist,  i^o  werde  ich  die  Diagnosen  der  bis  jetzt  in  Deutschland 
aufgefundenen  Throscusarten  unten  kurz  anführen  und  mit  den 
nöthigen  Erörterungen  versehen,  um  einen  Theil  der  Coleopte- 
rologen  Deutschlands  in  den  Stand  zu  setzen,  die  ihnen  vor- 
kommenden Arten  leicht  und  sicher  zu  bestimmen. 

Es  sind  von  den  bis  jetzt  überhaupt  bekannten  14  Arten 
des  Genus  Throscus  5  Arten  in  Deutschland  aufgefunden  wor- 
den, in  Europa  im  Ganzen  7,  von  denen  jedoch  die  eine, 
Thro.'^^c.  exul  Bonv.  noch  obenein  zweifelhaft  ist,  da  sie  nach 
einem  einzelnen  Exemplare  beschrieben  worden  ist,  ohne  ge- 
nauere Angabe  des  engeren  Vaterlandes. 

Zu  No.  1  mit  unversehrten  Augen  gehört  nur  ein  deut- 
scher Throscus: 

1.    Throscus  brevicollis  Bonvoul. 

Oeulis  integris,  fronte  bicarinata,  eljtris  punctulato- 
striatis,  interstitiis  uniseriatim  subtilissime  punctulatis.  Long. 
2 — 2,6  mm. 

Nach  Bonvouloir's  Angabe  kommt  diese  Art  ausser  in 
Frankreich  auch  bei  Passau  vor.     Bonvouloir   bezieht  hierauf 


235 

den  in  Redtenbachers  Fauna  austriaca  beschriebenen  Throsc. 
elateroides,  der  um  Wien  auf  Parietaria  officinalis  häufig  vor- 
kommen soll.  Der  Güte  des  Herrn  Prof.  Redtenbacher  ver- 
danke ich  einige  Exemplare  seines  Tlirosc.  elateroides.  Der- 
selbe gehört  nicht  hierher,  die  Augen  sind  der  Quere 
nach  durch  einen  dreieckigen  Eindruck  getlieilt, 
und  sind  die  Zwischenräume  der  Streifen  auf  den  Flügeldecken 
nicht  einreihig,  sondern  zvreireihig  punktirt.  Es  ist  die- 
ser Käfer  vielmehr  der  echte  Throsc.  elateroides  Heer  und 
Bonvoul.  "Wie  Herr  von  Bonvouloir  dazu  gekommen  ist,  den- 
selben zu  seinem  brevicollis  zu  ziehen,  ist  nur  dadurch  zu 
erklären,  dass  Redtenbaclier,  der  in  seiner  Eintheilung  die 
Augen  noch  nicht  berücksichtigt  hat,  in  der  Beschreibung 
sagt:  „Zwischenräume  der  Punktreihen  auf  den  Flügeldecken 
deutlich,  die  mittleren  gereiht  punktirt. ""^ 

Zu  No.  2  mit  vorn  zur  Hälfte  eingedrückten  Augen  ge- 
hört überhaupt  als  einzige  bekannte  Art: 

2.    Throscus  dermestoides  L. 

Oculis  antice  triangulariter  impressis,  fronte  bi- 
carinata,  elytris  distincte  punctulato-striatis,  interstitiis  basin 
versus  irregulariter,  postice  fere  uniseriatim  punctulatis. 

Long.  2,8 — 4  mm. 

Diese  Art  isi,  wegen  des  Eindrucks  der  Augen,  der  nur 
auf  der  vorderen  Hälfte  sichtbar  und  dessen  Spitze  in  der 
Mitte  der  Augen  aufhört,  mit  keiner  anderen  Art  zu  verwech- 
seln, und  es  genügten  zu  seiner  vollständigen  Cliarakterisirung 
die  vier  Worte:  oculis  antice  triangulariter  impressis.  —  Es 
scheint  dies  die  häufigste  Art  zu  sein  und  sie  ist  wohl  über 
ganz  Deutschland  verbreitet,  wenigstens  habe  ich  in  der  Hor- 
nung'schen  Sammlung  keinen  andern  Throscus,  diesen  aber 
in  mehr  als  30  Exemplaren  aus  fast  allen  Gegenden  Deutsch- 
lands vorgefunden.  Als  aufiallig  niöclite  ich  erwähnen,  dass 
in  der  unserem  Vereine  gehörigen  Di-.  Schmidt^sclien  Samm- 
lung, die  sonst  so  reich  an  pommerschen  Käfern,  kein  einziger 
Throscus  vorhanden  ist  und  auch  nie  vorhanden  gewesen  zu 
sein  scheint,  wie  aus  den  neben  den  Etiquettes  durchaus  na- 
delstichfreien Stellen  hervorgehen  dürfte. 

Zu  Gruppe  3,  Throsciden  mit  Augen,  die  querdurch  ge- 
theilt  sind,  gehören  als  deutsche  Arten  Throsc.  carinifrons, 
elateroides  und  obtusus. 

3.    Throscus  carinifrons  Bonvoul. 

Oculis  totis  plaga  triangulari  profunde  im- 
pressa  divisis,  fronte  fortiter  bicarinata,  carinis  pronotum 
attingentibus ,    thorace   antice   fortiter    angustato,    marginibus 

16* 


236 

lateralibus  fere  concavis,  elytris  distinete  punctulato-striatis, 
interslitiis  ubique  irregula riter  punctulatis.  —  Long. 
2,5  — 3  mm. 

Ich  habe  diese  Art  hier  bei  Stettin  in  den  Anlagen  vor 
einigen  Jahren  gefangen,  ausserdem  von  Zebe  zwei  aus  Schle- 
sien stammende  Exemplarö  erhalten.  Sie  unterscheiden  sich 
von  allen  ühiigen  in  diese  Gruppe  gehörigen  Species  durcii 
die  staik  entAA  ickelten  Stiinkiele,  die  fast  in  gleicher  Stärke 
bis  zum  Yorderrande  des  Thorax  reichen,  durch  die  I^'orm 
des  Hulsschildes,  das  sich  nach  vorn  sehr  rasch  verengt  und 
dessen  Seitenränder  bei  den  mir  vorliegenden  Exemplaren 
sogar  von  der  Erweitung  der  Hinterecken  etw^as  concav  nach 
vorn  verlaufen,  durch  den  stark  zweimal  gebuchteten  Hinter- 
n>nd  des  Halsscliildes,  wodurch  die  Mitte  desselben  mehr  nach 
hinten  vortritt  als  bei  allen  anderen  Arten.  Ausserdem  aber 
sind  die  Zwischenräume  der  Streuen  auf  den  Flügeldecken 
überall  unregelmässig  punktirt*). 

4.  Throscus  elateroides  Heer,  Redtenbacher,  de 
Bonvoul. 

Oculis  totis  plaga  triangulari  minus  profunde 
impressa  divisis,  fronte  plus  minusve  conspicue  bicarinata, 
cariuis  ante  pronotum  evanescentibus,  pronoto  antice  valde 
angustiore,  marginibus  lateralibus  generaliter  fere  rectis,  ely- 
tris leviier  striato-punctulatis,  interslitiis  postice  omnibus  irre- 
gulariter,  basin  versus  internis  biser iatim  punctulatis.  Long. 
1,8  —  2,8  mm. 

Dieser  Käfer  kommt  nach  Redtenbacher's  Angabe  um 
Wien  auf  Parietaria  ofücinalis  häufig  vor.  Wie  icli  oben  ge- 
zeigt liabe,  ist  es  ausser  allem  Zweifel,  dass  die  Bonvouloir- 
sche  Idenlilicirung  desselben  mit  seinem  Throsc.  brevicollis 
auf  einem  Irrthum  beiuht.  Die  mir  von  Herrn  Prof.  Redten- 
bacher zugegangenen  Stücke  seines  Throsc.  elateroides  lassen 
nun  eine  VeiAvechselung  mit  Throsc.  carinifrons  Bonv.  oder 
mit  Throsc.  Clievrolati  Bonv.  aus  New-Orleans  zu,  dessen  spe- 
cilisclie  Trennung  von  carinifrons  nach  der  Beschreibung  Bon- 
vouloirs  übiiiiens  sehr  unsicher  zu  sein  scheint. 


*)  Dr.  Kraatz  macht  auf  S.  393  der  Berl.  Entom.  Ztg.  1864 
die  Mittheilung,  dass  Throsc.  carinifrons  bei  Ahrweiler  und  in  Thü- 
ringen aufgel'unden  sei,  „ausgezeichnet  durch  den  die  ganze 
Breite  des  Auges  durchsetzenden  Eindruck."  Da  dies 
Merkmal  jedoch  unter  den  deutsclien  Throsciden  auch  dem  Throsc. 
elateroides  zukommt,  dessen  Stirne  ebenfalls  gekielt  ist,  so  dürften 
über  das  Vorkommen  dieser  Species  an  den  genannten  Orten  Zweifel 
gerechtfertigt  sein. 


237 

Den  kleineren  Stücken  des  Tlirosc.  carinifrons  ist  Thro.°c, 
elateroides  sehr  ähnlich,  besonders  in  gewissen  Abänderungen. 
Die  Form  des  Halsschildes  des  letzteren  ist  nämlich  nacli  den 
mir  vorliegenden  Wiener  Exemplaren  entscliiedenen  AbN-sei- 
chungen  unterworfen  und  nähert  sich  der  oben  beschriebenen 
Form  des  ersteien  oft  sehr  bestimmt,  obwohl  es  im  Allge- 
meinen kürzer  ist.  Es  kommen  nämlicli  nicht  nur  Exemplare 
vor,  dessen  nach  vorn  convergirende  Halsschildränder  leicht 
convex  oder  geradlinig  verlaufen,  sondern  auch  solche,  bei 
denen  eine  geringe  Concavität  deutlich  erkennbar  ist.  Die 
Bonvouloir'sche  Abbildung  des  Throsc.  elateroides  ist  wohl 
am  wenigsten  gelungen,  besonders  in  Bezug  auf  das  Hals- 
schild. Das  durchgreifendste  Merkmal  zur  Unterscheidung 
dieser  beiden  Species  ist  ausser  dem  angegebenen  Unterschiede 
in  der  Kielbildung  der  Stirne  wohl  die  auf  den  inneren  Zwi- 
schenräumen der  Punktstreifen  der  Flügeldecken  nach  der 
Basis  zu  durchaus  deutliche  zweireihige  Funktirung  des  Tlirosc. 
elateroides,  die  bei  carinifrons  überall  unregelmässig  ist. 
Ausserdem  ist  aber  bei  Throsc.  elateroides  die  Mitte  des  Hin- 
terrandes des  Halsschildes  nach  dem  Schildchen  zu  weniger 
vorgezogen  und  sind  die  Flügeldecken  nach  hinten  weniger 
zugespitzt. 

5.     Throscus  obtusus   Curtis. 

Oculis  totis  plaga  triangulär!  impressa  divisis, 
fronte  haud  Carinata,  thorace  plus  minusve  antice  angustato, 
elytris  subtiliter  striato-punctulatis,  interstitiis  crebre  irregu- 
lariter  punctulatis.     Long.    1,4 — 2,2  mm. 

Die  kleinste  der  überhaupt  bekannten  Arten.  Ihr  Ver- 
breitungskreis scheint  dem  des  Throsc.  dermestoides  ähnlich, 
wenigstens  habe  ich  Stücke  aus  Nord-  und  Süddeutschland 
zur  Vergleichung;  jedoch  dürfte  sie  im  Allgemeinen  viel  sel- 
tener sein,  besonders  in  Mittel-  und  Norddeutschland.  Um 
Wien  erscheint  sie  schon  häufiger  (Throsc.  pusillus  Heer., 
Redtenb.  Fauna  austriaca),  gar  nicht  selten  in  Frankreich  und 
Spanien.  Sie  ist  mit  keiner  anderen  deutschen  Art  aus  dieser 
Gruppe  zu  verwechseln,  da  ihr  jede  Spur  von  Kielbildung 
auf  der  Stirne  fehlt.  Mit  einer  in  Frankreich  vorkommenden 
Art,  dem  Throsc.  Duvalii  Bonvoul.  stimmt  sie  in  den  Haupt- 
merkmalen überein.  Von  beiden  Species  liegen  mir  typif^che 
Exemplare  vor.  Throsc.  Duvalii  unterscheidet  sich  aber  be- 
stimmt von  obtusus  durch  mehr  parallele  und  flachere  Ge- 
stalt, durch  seine  äusserst  feine  Funktirung  und  vorzüglich 
durch  die  pechschwarze  Farbe. 

Schliesslich  noch  die  Bemerkung,  dass  bei  Tlirosc.  der- 
mestoides,   obtusus    und    Duvalii    der    nach   dem   Schildchen 


238 

vortretende  Theil  des  Hinterrandes  des  Halsscliildes  wenig 
vorgezogen  und  gradlinig  abgeschnitten  ist,  bei  Throsc. 
carinil'rons  und  elateroides  aber  stark  vorgezogen  und 
durcliaus  abgerundet  erscheint. 


Die  Darwinsche  Theorie  und  das  Experiment 

von 
Anton  Dolirn. 


Selten  oder  vielleicht  nie  hat  eine  naturwissenschaftliche 
Entdeckung  sich  die  Theilnahme  der  gesammten  gebildeten 
Welt  und  die  energische  Parteinahme,  das  Für  oder  Wider 
der  Gelehrten  in  älinlich  geringer  Zeit  errungen,  wie  die  Dar- 
win'sche  Tlieorie  über  die  Entstehung  der  Arten.  Und  es  ist 
wahr,  gewaltiger,  eingreifender,  umgestaltender  als  sie  hat 
sich  Avohl  selten  eine  Geisterthat  gezeigt,  —  und  schon  dar- 
aus allein  erklärt  sich  die  enthusiastische  Parteinahme  der 
Einen  und  die  energische  Abwehr,  die  geflissentliche  Gering- 
schätzung der  Andern.  Es  geziemt  sich  aber  für  Jeden,  der 
mit  Recht  oder  Unrecht  auf  den  stolzen  Namen  eines  Natur- 
forschers Anspruch  erhebt,  dass  er  die  Grundzüge  und,  wenn 
möglich,  auch  die  Beweise  und  Gegenbeweise  der  neuen  Lehre 
kennt,  und  darum  möchte  ich  es  auch  sämmtlichen  Lesern 
dieser  Zeitung  an  das  Herz  legen,  entweder  das  Darwin'sche 
Werk  selber,  oder  die  Zusammenfassung  seiner  Lehre  von 
Dr.  Friedrich  Rolle*)  zu  studiren  und  auf  sich  vorurtheilslos 
wirken  zu  lassen.  Keiner  Disciplin  wird  es  wohlthätiger  sein, 
einmal  die  grossen  Gesichtspunkte  der  gesammten  Naturfor- 
schung in  sich  aufleuchten  zu  lassen,  als  der  durch  falsche 
Theoiieen  und  verkehrte  Anschauungen  irregeleiteten  und  in 
einer  Sackgasse  steckenden  Entomologie,  und  keine  wird  zu 
gleicher  Zeit  wieder  so  reichliche  und  schöne  Materialien  zur 
Vervollkommnung  unseres  gesammten  Wissens  biologischer 
Verhältnisse  im  Allgemeinen  und  zur  Unterstützung  der  Dar- 
win'schen  Theorie  im  Besondern  liefern  wie  eine  regenerirtc 
Entomologie!  Aber  soll  das  geschehen,  so  muss  eben  die 
Kenntniss    dieser  Lehre   jedem   Entomologen   eine   P'orderung 

*)  Charles  Darwin's  Schöpfungsgeschichte,  oder  Lehre  von  der 
Entstehung  der  Arten  im  Pflanzen-  und  Thierreich  von  Dr.  Friedr. 
Rolle.    Frankfurt  a.  M.,  Sauerländer.     Preis  1  Thaler,  wie  ich  glaube. 


239 

wissenschaftlicher  Selbstachtung  weiden,  und  dann  muss  sie 
sovseit  in  dem  Bewusstsein  jedes  Einzelnen  aufgeräumt  haben, 
dass  der  Cultus  der  „neuen  Art"  und  „neuen  Gattung"  ein 
bedeutendes  Stück  verringert  wird.  Die  Märchen  des  „Schö- 
pfungsplanes", der  durch  das  „System"  von  dem  menschlichen 
Verstände  dem  Schöpfer  nachconstruirt  Averden  soll,  die  Dog- 
men von  der  Beständigkeit  der  Art,  von  dem  in  der  Natur 
Begründetsein  der  Gattung  —  sie  sind  dahin,  und  keinem 
Agassiz,  keinem  Owen,  keinem  Rudolph  Wagner  wird  es  ge- 
lingen, sie  jemals  wieder  allgemein  gültig  in  Reputation  zu 
bringen. 

Nach  meiner  festen  Ueberzeugung  wird  die  Aufgabe  der 
Entomologen  jetzt  die  werden,  Beobachtungen  anzustellen, 
welche  das  direkte  Uebergehen  einer  Art  in  die  andre  nach- 
weisen sollen.  Die  Kräfte,  die  bis  jetzt  zur  Trennung  der 
Arten  verwandt  waren,  werden  nun  dem  graden  Gegentheil, 
der  Vereinigung,  der  Ableitung  der  Einen  aus  der  Andern 
zugeM'andt  werden  müssen.  Dazu  wird  es  aber  nicht  ausrei- 
chen, todtes  Material  mit  der  Loupe  auf  die  Länge  der  Fühler- 
glieder, auf  die  Flecken  der  Flügel  und  die  Dornen  am  Thorax 
zu  vergleichen,  —  die  lebenden  Insekten  werden  beobachtet, 
Anatomieen  gemacht,  die  Verwandlungen  eifrig  studirt  — 
kurz  der  Studirtisch  und  die  Sammlung,  mit  dem  Wald  und 
dem  Feld  vertauscht  werden  müssen. 

Welche  Fragen  im  Speciellen  an  die  Natur  zu  richten 
sind  und  wie  man  ihre  Beantwortung  durch  das  Experiment 
einzurichten  hat,  darüber  möchte  ich  in  späterer  Zeit  nach 
eigenen  Erfahrungen  des  Weiteren  mich  auslassen,  für  heute 
will  ich  nur  den  Berichterstatter  eines  recht  hübschen  und 
nachahmenswerthen  Versuchs  machen,  ^welchen  Georg  Dorf- 
meister in  den  „Mittheilungen  des  naturwissenschaftlichen 
Vereines  für  Steiermark  Heft  II,  Graz  1864"  veröH'entlicht  hat. 

Dorfmeister  hat  den  Einfluss  der  Temperatur  bei  der 
Entwicklung  mehrerer  Schmetterlinge  geprüft  und  gefunden, 
dass  sie  von  wesentlichem  Einfluss  auf  die  hellere  oder  dunk- 
lere Färbung  derselben  ist.  Als  Object  der  Untersuchung 
dienten  ihm  Vanessa -Formen,  „deren  äusserste  Grenzen 
Prorsa  und  Levana  L.  als  eigene  Arten  aufgestellt  sind 
und  die,  obwohl  deren  Artrechte  schon  lange  ein  oder  der 
andre  Schriftsteller  angezweifelt  hat,  doch  bis  in  die  neuere 
Zeit  bei  den  Meisten  als  eigne  Arten  gegolten   haben." 

„Im  Allgemeinen,"  bemerkt  der  Verfasser  des  Aufsatzes 
auf  Seite  97,  „mögen  wohl  die  Veranlassungen  zu  den  Va- 
rietäten der  Schmetterlinge  verschieden  sein;  die  gelbbraune 
Varietät  der  vorgezeigten  Vanessen  aber,  Levana  L.,  ent- 
steht bekanntlich  aus  überwinterten  Puppen  nach  einer  Pup- 


240 

penriihe  von  ca.  6  Monaten,  und  ist  also  dies  die  Frühjahrs- 
Erscheinung,  während  die  andre  mit  schwarzer  Grundfarbe, 
Prorsa  L.,  sich  im  Sommer  nach  einer  Puppenruhe  von  nur 
wenigen  Tagen  entwickelt.  Beide  sind  fast  überall,  so  auch 
bei  uns  gleich  häufig,  fast  gemein.  Doch  ist  es  denkbar,  dass 
in  Gegenden  und  Jaliren,  in  denen  etwa  der  Sommer  zu  kurz 
ist,  um  nebst  der  Entwicklung  einer  Brut  aus  Ei,  Raupe  und 
Puppe  das  Zustandekommen  einer  zweiten  Brut  vom  Ei  bis 
zur  Puppe  zu  gettatten,  gleich  die  ersten  Puppen  überwintern 
und  so  dort  nur  die  Frühjahrserscheinung  Levana  L.  übrig 
bliebe. 

Wenn  man  dalier  zwischen  Stammart  und  Varietät  unter- 
scheiden will,  so  müsste,  entgegen  den  neuesten  Autoren,  die 
im  ganzen  Verbreitungsbezirke  mögliche  und  jedenfalls  mehr 
ausgebildete  Frühjahrserscheinung  Levana  L.  als  Stamm- 
species  und  Prorsa  als  Varietät  derselben  betrachtet  werden. 

Nicht  so  häufig,  als  die  beiden  vorbemerkten,  äussereten 
Grenzen  Prorsa  und  Levana,  ja  sogar  sehr  selten  erschei- 
nen im  Freien  die  Mittelstufen  (wozu  Var.  Porima  der  Wie- 
ner Entomologen),  und  es  wird  in  dieser  Hinsicht  genügen, 
zu  bemerken,  dass  mir  während  meines  mehr  als  vierzigjäh- 
rigen Sammeins  nur  ein  Stück  solcher  Mittelstufen  im  Freien 
vorkam,  welches  ich  im  Stiftingthale  bei  Graz  fing.  Das  so 
seltne  Vorkommen  der  Mittelstufen  hat  auch  wahrscheinlich 
Veranlassung  gegeben,  dass  die  beiden  Grenzen  der  Species 
so  lange  als  eigene  Arten  behandelt  wurden,  und  selbst  in 
der  neuesten  Zeit  das  Zusammengehören  derselben  nicht  durch- 
weg als  unbezweifelt  feststehend  angenommen  wird.'' 

D orfm eiste r  hat  nun  nach  mehrjährigen  Versuchen  die 
Zwischenformen  zwischen  Prorsa  und  Levana  erzogen,  in- 
dem er  „die  Thiere  während  ilirer  Entwicklung,  d.  i.  im  Rau- 
pen- oder  Puppenstande  einige  Zeit  hindurch  einer  andern 
als  der  gewöhnlichen  Temperatur  aussetzte.  Die  Versuche 
haben  im  Allgemeinen  ergeben,  dass  die  Temperatur  auf  die 
Färbung  und  die  dadurch  bedingte  Zeichnung  des  künftigen 
Schmetterlings  einen  Einfluss  ausübe,  und  zwar  den  meisten 
M'ährend  der  Verpuppung,  zunächst  aber  kurz  nach  derselben. 
Bei  vielen  wird  durch  eine  erhöhte  Temperatur  eine  hellere, 
lebhaftere,  durch  eine  erniedrigte  eine  dunklere  oder  weniger 
lebhafte  Grundfarbe  bewirkt.  (So  z.  B.  bei  Vanessa  JoL., 
Urticae  L.  etc.  Bei  Euprepia  Caja  L.  wird  die  rothgelbe 
Grundfarbe  der  Hinterflügel  durch  erhöhte  Temperatur  in 
Mennigroth,  durch  erniedrigte  in  Ockergelb  verwandelt.)  We- 
niger auffällige  Resultate  haben  Versuche  geliefert,  bei  denen 
die  Thiere  fortwährend,  von  der  Ei -Entwicklung  an,  einer 
hö])eren  oder  niederen  Temperatur  unterworfen  waren.    Sämmt- 


241 

liehe  Verbuche  geschahen  in  den  Sommermonaten  und  die 
behandelten  Raupen  hätten  daher  im  Freien  unter  den  ge- 
wöhnlichen Verhältnissen  nur  die  Var.  Prorsa  geliefert.  Die 
Zimmer-Temperatur  ist  auf  17 — 20°  R.  anzunehmen.'' 

Dorfmeister  hat  nun  die  erzogenen  Abänderungen  und 
Zwischenstufen  mit  griechischen  Buchstaben  benannt,  beschrie- 
ben und  abgebildet.  Es  muss  denjenigen  Herren  Lepidopte- 
rologen,  welche  sich  für  diese  speciellen  Verhältnisse  beson- 
ders interessiren,  überlassen  bleiben,  das  in  unserer  Bibliothek 
befindliche  Buch,  in  dem  der  Aufsatz  sich  befindet,  nachzu- 
lesen. Für  Diejenigen,  welche  ein  allgemeines  Interesse  an 
dieser  Sache  nehmen,  bemerke  ich  zum  Schluss  noch,  dass 
Dorfmeister  durchaus  keine  Darwin'schen  Gesichtspunkte  bei 
den  Versuchen  aufgestellt  hat,  im  Gegentheil  von  vornherein 
erklärt  hat,  auf  diese  Theorie  keine  Rücksiclit  nehmen  zu 
wollen,  der  er  sich,  wennschon  er  sich  nicht  als  competenter 
Beurtheiler  fühle,  nicht  anzuschliessen  vermöge.  Dennoch 
kam  er  zu  einem  der  besagten  Tlieorie  höchst  günstigen  Er- 
gebnisse, —  eine  Aufforderung  mehr  an  Andre,  mit  ausge- 
sprochener Absicht  Experimente  zu  ihren  Gunsten  zu  unter- 
nehmen. 


Lep j  dopterologische  Mittheilungen 


von 


Hofrath  Dr.  A.  Speyer. 

1.  Erebia  nerine  Fr.,  Reichlini  HS.  und  Morula 
Sp. 

Unter  dem  Namen  Er.  reichlini  hat  Herrich -Schäffer 
in  seinem ,  leider  bald  wieder  eingegangenen  Correspondenz- 
blatt  (I.  S.  4)  eine  bei  Reichenhall  in  geringer  Meereshöhe 
fliegende  Erebia  als  neue  Art  aufgestellt  und  von  den  nächst 
verwandten  Goante  und  Nerine  unterschieden.  Diese  Reich- 
lini habe  ich  zweimal  im  Freien  beobachtet.  Das  erste  Mal 
am  21,  Juli  1850,  als  ich  in  Gesellschaft  meines  Bruders  Au- 
gust mit  dem  landesüblichen  Stellwagen  durch  das  Oberinnthal 
von  Landeck  nach  Imst  fuhr  und  wir  unweit  des  letzteren, 
einst  durch  seine  Canarienvögelzucht  berühmten  Marktfleckens 
ausgestiegen  waren,  um  uns,  mit  den  langsam  einen  Ansteig 
der  Strasse  hinaufkeuchenden  Pferden  Schritt  haltend,  wie 
man  zu  sagen  pflegt,  etwas  die  Füsse  zu  vertreten.     Die  hier 


242 

an  den  kahlen,  sonnigen  Abhängen  in  etwa  2700'  Meereshöhe 
zahlreich  fliegende  grosse  Erebia  erregte  sogleich  unsre  Auf- 
merksamkeit, es  gelang  uns  aber  in  der  Eile  nur  eines  männ- 
lichen Exemplar  habhaft  zu  werden.  Zum  zweiten  Male  be- 
gegnete sie  uns  am  9.  Juli  1858  einige  Meilen  nordöstlich  von 
da,  an  der  Südseite  desselben  Kalkalpenzugs,  welcher  das 
Oberinntiial  gegen  die  rauhen  Nordwinde  schützt,  bei  einer 
Fusswanderung  von  Nassereit  über  den  Fernpass  nach  Ler- 
moos.  Schon  in  der  Nähe  der  letzten  Häuser  von  Nassereit 
flog  der  Falter  in  Mehrzahl  zwischen  Hecken  und  Angern 
und  setzte  sich  zuweilen  vor  unsere  Füsse  auf  die  Strasse 
selbst.  Wir  fingen  einige  Exemplare,  die  aber  zum  Theil 
beschädigt  waren  und  von  denen  wir  deshalb  nur  zwei  mit- 
nahmen, in  der  Erwartung,  weiterhin  günstigere  Fangplätze 
zu  finden.  Aber  nur  noch  wenige  Stücke  zeigten  sich  beim 
Ansteig  der  Strasse,  ehe  sie  die  prächtig  blauen  kleinen  Seen 
beim  Schlosse  Fernstein  erreicht,  und  die  Jagd  auf  sie  miss- 
glückte. Wir  hätten  ihr  wohl  mehr  Zeit  und  Mühe  gewidmet 
und  bessere  Erfolge  erzielt,  wäre  uns  der  Werth  der  Beute 
besser  bekannt  gewesen,  in  der  wir  nur  besonders  grosse  und 
dunkle  Varietäten  von  Goante  vermutheten.  Erst  Herrich- 
Schäffer's  Beschreibung  seiner  „neuen  Erebia  aus  den  bairi- 
schen  Alpen^'  brachte  mir  die  bis  dahin  nicht  näher  unter- 
suchten Thiere  in  Erinnerung,  die  sich  nun  in  genauer  Ueber- 
einslimmung  mit  Herrich's  Angaben  als  unzweifelhafte  Reichlini 
auswiesen.  Sie  zeigten  dabei  aber  zugleich  so  wenig  Ver- 
schiedenheit von  einem  alten  (dem  einzigen)  Exemplar,  welches 
ich  als  Nerine  in  der  Sammlung  stecken  hatte,  dass  mir  Zweifel 
an  ihren  Artrechten  aufstiegen.  Diese  Zweifel  wurden  durch 
eine  Sendung  von  etwa  1  Dutzend  Nerine  von  Lederer  in 
soweit  zur  Gewissheit,  als  sie  ergab,  dass  sich  die  Lederer- 
sche  Nerine  und  Reichlini  HS.  kaum  als  Varietäten  ausein- 
ander halten  Hessen.  S.  darüber  unsere  geographische  Ver- 
breitung der  Schmetterl.  H.  S.  270.  Ich  theilte  Herrich-Schäffer 
meine  Ansicht  brieflich  mit  und  dieser  antwortete  (Correspon- 
denzblatt  I.  41)  durch  eine  nähere  Auseinandersetzung  der 
Unterschiede  zwischen  Nerine  und  Reichlini.  Er  gründete 
dieselben  auf  Differenzen,  welche  sich  beim  Vergleich  der 
letztern  mit  den  Figuren  Freyer's,  sowie  dessen  und  Treitschke's 
Beschreibungen  ihrer  Nerine  herausstellten  und  von  denen 
einige  allerdings  erheblich  genug  schienen,  seine  Ansicht  zu 
rechtfertigen.  Ob  er  nur  nach  den  Figuren  und  Beschrei- 
bungen, oder  auch  nach  Originalexemplaren  urtheile,  erwähnt 
Herrich  nicht,  aus  dem  Folgenden  ergiebt  sich  aber,  dass  wohl 
nur  das  Erstere  der  Fall  gewesen  sein  kann.  Mit  Recht  be- 
merkt er  dagegen,    dass   der  Name  Nerine  der  Freyer'schen 


243 

Art  bleiben  müsse,  da  dieselbe,  wenn  auch  schon  früher  be- 
kannt, doch  von  Freyer  zuerst  (N.  Beitr.  13,  3.  4.)  durch 
Abbildung  und  Beschreibung  in  die  Wissenschaft  eingeführt 
worden  ist.  Es  fragte  sich  also,  ob  die  Lederer'sche,  von 
Reichlini  HS.  nicht  zu  trennende  Art  identisch  mit  der  Freyer- 
schen  sei  oder  nicht.  Ich  bin  lange  hierüber  in  Zweifel  ge- 
blieben, zumal  von  Stretz  als  Nerine  erhaltene  Exemplare 
aus  Südtyrol  in  mehreren  Punkten  von  den  Lederer'schen  ab- 
weichen. Herrn  Freyer's  gütige  Aushülfe  hat  jetzt  endlich 
diese  Zweifel  beseitigt.  Er  theilte  mir  die  noch  vorhandenen 
Originale  seiner  Figuren,  ein  wohl  erhaltenes  Pärchen,  zur 
Ansicht  mit.  Sie  stimmen  in  allen  wesentlichen  Punkten  mit 
den  von  Ledecer  erhaltenen  überein  und  sind  also  auch  von 
Reichlini  nicht  speeifisch  verschieden. 

Das  Männchen  zeigt  in  Grösse,  Gestalt,  Farbe  und  Zeich- 
nungsanlage, zumal  der  Stellung  der  Augenflecken,  keine  Diffe- 
renz von  meinen  nordtyroler  Exemplaren.  Die  Vorderflügel 
führen  in  Zelle  2  kein  Auge.  Die  rostrothen  Binden  der  Ober- 
seite sind  breiter,  die  der  Vorderflügel  erreicht  fast  den  In- 
nenrand, die  Augenflecken  etwas  grösser  (die  beiden  in  der 
Flügelspitze  sehr  schräg  gestellt),  auf  den  Hinterflügeln  ist 
der  oberste  doppelt  so  gross  als  die  beiden  andern.  Unten 
sind  die  Vorderflügel  lichter  rostrotli,  die  Binde  etwas  breiter 
und  ins  Rostgelbe  fallend,  übrigens  aber  wurzelwärts  nicht 
verflossen,  sondern  eben  so  scharf  begränzt  als  bei  Reich- 
lini; das  Doppelauge  sehr  gross,  die  braune  Saumborde  zwischen 
den  Adern  in  stumpfe  Zähne  vortretend;  der  Vorderrand  in 
der  Breite  der  Hellten  Binde  vor  der  Flügelspitze  eben  so 
stark  weisslich,  grau  bestäubt,  als  bei  Reichlini;  die 
Querader  schwarz  verdunkelt.  Die  Hinterflügel  haben  Farbe 
und  Zeichnungsanlage  genau  wie  bei  Reichlini,  der  Grund  ist 
etwas  weniger  auffallend  dunkel  gestrichelt,  aber  sehr  deut- 
lich weissgrau  gesprenkelt,  nur  das  schmale  braune 
Saumband  bleibt  einfarbig.  Die  3  Augenflecke  sind  grösser; 
die  leichte  Binde  ist  wurzelwärts  schärfer  dunkel  begränzt 
und  die  dunkle  Grenzlinie  zwar  in  derselben  Art,  doch  noch 
tiefer  ein-  und  ausgebogen  als  bei  den  Nordtyrolern,  beson- 
ders in  ihrer  Vorderrandshälfte.  Die  Binde  ist  noch  stärker 
weisslich  gesprenkelt  als  bei  diesen,  die  Buchten  derselben  in 
Zelle  4  und  6  sind  fleckartig  weisslich  ausgefüllt.  Vor  dem 
Saume  läuft,  wie  auf  den  Vorderflügeln,  eine  einwärts  ziem- 
lich scharf,  fast  kappenförmig  begrenzte  dunkelbraune  Borde. 

Das  Weibchen  ist  reichlich  eben  so  gross  als  das  Männ- 
chen, etwas  lichter  gefärbt,  die  Rostbinde  der  Vorderflügel 
noch  breiter  und  einwärts  verwaschener,  die  Augenflecken 
sind    kleiner,    auf  den  Hinterflügeln   nur   2   kleine   Augen  in 


244 

Zelle  2  und  3.  Die  Hinterflügel  sind  deutlieh  gezähnt,  am 
stärksten  auf  Ader  3  und  4.  Unten  ist  die  Wurzelhälfte  der 
Vorderflügel  rostbraun,  die  Binde  sehr  breit,  lichter,  gegen  den 
Saum  ins  Rostgelbe  übergehend,  wurzelwärts  ziemlich  scharf 
begränzt.  Längs  dem  Vorder-  und  Hinterrande  läuft  ein  braun- 
grauer Saum,  der  um  die  Flügelspitze  stark  graulichweiss 
bestäubt  ist.  Die  Hinterflügel  sind  durchaus  hell  weissgrau, 
mit  einem  Stich  ins  Weissliciiviolette,  braun  bestäubt,  die  dunk- 
lere Wurzelhälfte  von  einer  wie  beim  Männchen  ausgezackten 
schwärzlichen  Querlinie  scharf  begrenzt.  Die  dunkle  Saum- 
borde ist  undeutlicher,  in  Zelle  2,  3  und  4  stehen  kleine 
Augenflecke,  in  Zelle  1  b  ein  Punkt.  Die  Fransen  trüb  grau- 
lichweiss, an  der  Wurzel  braungrau  und  auf  den  Aderenden 
ebenso  verwaschen  gefleckt. 

Von  den  Verschiedenheiten,  welche  Herrich-SchäfFer  1.  c. 
zwischen  seiner  Reichlini  und  der  Freyer'schen  Nerine  hervor- 
hebt, sind  hiernach  mehrere,  und  darunter  gerade  eine  der 
wesentlichsten,  in  natura  nicht  vorhanden,  nämlich  der  Mangel 
der  lichten  Sprenkeln  (Marmorirung)  auf  der  Unterseite  bei 
Nerine.  Das  lichte  Band  der  Unterseite  der  Vorderflügel  ist 
ferner  bei  letzterer  eben  so  scharf  begrenzt  als  bei  Reichlini, 
der  Flügelschnitt  weicht  nicht  ab.  Es  bleiben  somit  nur  die 
grössere  Ausdehnung  der  Rostfarbe,  die  Grösse  der  Augen- 
tlecken,  die  lichtere  Färbung  der  Unterseite  der  Vorderflügel 
und  die  schärfere  Zeichnung  der  Hinterflügel  —  Dinge,  die 
bei  allen  Erebien  dem  grössten  Wechsel  unterworfen  sind  und 
keine  Artreclite  begründen  können.  In  der  That  verwischen 
auch  bei  Nerine  nicht  nur  die  Lederer'schen  Exemplare  jede 
scharfe  Grenze,  sondern  selbst  bei  den  wenigen  Stücken  aus 
Nordtyrol  zeigen  sich  darin  Verschiedenheiten.  Das  bei  Imst 
gefangene  Männchen  steht  auf  der  Oberseite  durch  seine  ganz 
zusammenhängende  Rostbinde  und  die  Grösse  der  Augenflecke, 
welche  auf  den  Hinterflügeln  kaum  kleiner  sind  als  auf  den 
Vorderflügeln,  der  Freyer'schen  Nerine  näher  als  der  typischen 
Reichlini  von  Nassereit,  während  die  Unterseite  ganz  mit 
letzterer  übereinstimmt,  namentlich  die  Vorderflügel  eben  so 
tief  kirschbraun  gefärbt  sind.  Weibliche  Exemplare  von 
Reichlini  besitze  ich  nicht  und  habe  mir  über  die  von  Lederer 
früher  erhaltenen  Weibchen  nichts  notirt.  Ausser  etwa  der 
schwächeren  Zälmung  der  Hinterflügel  kann  ich  aber  in  Her- 
rich's  Angaben  über  seine  Reichlini  $  so  wenig  als  beim 
Männchen  etwas  auf  specifische  Verschiedenheit  Deutendes 
erkennen.  Auf  die  mehr  oder  minder  deutlichen  Zähne  der 
Hinter flügel  möchte  ich  aber  um  so  weniger  grosses  Gewicht 
legen,  als  darin  auch  bei  andern  Erebien,  wie  Pronoe-Pytho, 


245 

Gorge,  Alecto  und  And.  merkliche  Differenzen  bestehen,  ohne 
dass  an  Artverschiedenheit  zu  denken   wäre. 

Als  typische  Kevine  ist  also  nach  Freyer's  Originalen  die 
Form  mit  ausgedehntem  Rostroth  der  Oberseite,  grossen  Augen- 
flecken, lichterer  Rostfarbe  der  Unterseite  der  Vorderflügei, 
starker  weissgrauer  Marmoriiung  und  scharfer  Zeichnung  der 
Hiuterflügel ,  namenilich  tiefer  Auszackuug  des  Aussenrandes 
des  dunkeln  Wurzelfeldes  und  deutlicher  brauner  Saumborde 
des  Männchens  und  mit  deutlich  gezähnten  Hinterflügeln  des 
Weibchens  zu  betrachten.  Bei  Reichlini  ist  das  ßostroth  ein- 
geschränkter, die  Augenfiecke  kleiner,  die  Unterseite  der  Vor- 
derflügel tiefer  gefärbt,  die  Saumborde  der  Hinterflügel  un- 
deutlicher, ihre  Zeichnung  minder  abstehend,  die  Auszaiinung 
derselben  (nach  HS.)  schwächer.  Sie  steht  also  in  analogem 
Verhältniss  zur  Stammart  wie  Var.  Pjtho  H.  zu  Pronoe,  Oeme 
zu  Psodea,  Cassiope  zu  Epiphron,  die  Stygne  des  Schwarz- 
waldes zu  der  der  Alpen  u.  s.  w.,  nur  dass  bei  diesen  Va- 
rietäten die  Differenzen  meist  noch  auffallender  sind  als  die 
zwischen  Nerine  und  Reichlini.  Die  typische  Nerine  bewohnt 
die  südöstliciien  Alpengegenden,  Kärnthen  und  Krain,  Reich- 
lini die  nördlichen  Kalkalpen  Tyrols  und  Südbaierns.  Die 
Erebien  zeigen  eine  grosse  Empßndlichkeit  gegen  klimatische 
Einflüsse,  die  sich  im  Allgemeinen  durch  lichteres,  lebhafteres 
Colorit,  A  sdehnung  des  Rothen,  Vergrösserung  und  Vermeh- 
rung der  Augenflecke  in  wärmeren  und  trockneren  Localitäten, 
die  entgegengesetzten  Erscheinungen  in  kühlem  und  feuchtern 
(nördlichere  und  westlichere  Lage,  grössere  Erhebung  über 
die  Meeresfläche)  ausspricht. 

Mit  viel  weniger  Sicherheit  als  Reichlini  ziehe  ich  die 
oben  erwähnte,  von  Stentz  als  Nerine  erhaltene,  seiner  An- 
gabe zufolge  auf  der  Seisser  Alpe  in  Südtyrol  gefangene 
Erebie  zu  Nerine  Fr.  Ich  sah  davon  bei  Stentz  eine  Anzahl 
yon  Exemplaren  beiderlei  Geschlechts,  die,  soweit  ich  mich 
erinnere,  in  den  wesentlichen  Kennzeichen  übereinstimmten. 
Zwei  Männchen  und  ein  Weibchen  behielt  ich  davon  zurück 
und  will  sie  hier  beschreiben,  da  sie,  wenn  nicht  eigene  Art, 
jedenfalls  als  Localvarietät  sehr  bemerkensMcrth  sind. 

Sie  sind  kleiner  als  Nerine  und  Reichlini,  von  der  Grösse 
mittlerer  Goante.  Flügelspannung  42mm  (ISV2  P.  L.)  gegen 
47mm  (äO'/j"')  bei  Nerine.  Die  Vorderflügel  des  Männchens 
an  der  Spitze  etwas  weniger  gerundet,  ganzrandig,  Hinter- 
flügel merklich,  wenn  auch  nur  sehr  seicht  gezähnt,  wie  bei 
Goante,  der  Zahn  auf  Ader  4  etwas  stärker  vorspringend. 
Oberseite  schwarz,  gegen  den  Saum  schwach  röthlich  seiden- 
glänzend. Die  Vorderflügel  mit  zwei  sich  berührenden,  nicht 
sehr  grossen,   gekernten  Augenflecken  in  der  Spitze,   in  der- 


246 

selben  sclivägen  Stellung  wie  bei  Nerioe,  Hinterflügel  mit  drei 
kleinen  gekernten  Augen  in  Zelle  2,  3  und  4.  Statt  der  rost- 
rothen  Binden  finden  tich  nur  kleine,  verloscbene  Rostflecken 
um  die  Augen  und  bei  dem  einen  Männchen  ein  rostfarbiger 
Schein  in  Zelle  2  und  3  der  Vo'rderflügel,  Unten  sind  letztere 
trüb  rostroth,  schwärzlich  geädert,  die  Binde  ist  breit,  gelblich 
rostroth,  von  der  dunklern  Wurzelhälfte  durch  eine  verlo- 
schene, ungleich  wellige  dunkle  Querlinie  getrennt,  die  aber 
bei  dem  einen  (dunklern)  Exemplar  schon  vor  der  Mitte  er- 
lischt. Vorder-  und  Hinterrand  mit  gleichbreiter  brauner 
Borde.  Die  Saumborde  so  breit  als  bei  Nerine,  einwärts  bei 
dem  einen  Exemplar  ohne  alle  Vorsprünge  zM-ischen  den 
Adern,  bei  dem  andern  mit  ganz  schwachen.  Hinterflügel  fast 
einfarbig  schwarzbraun,  mehr  denen  der  Stygne  als  der  typi- 
schen Nerine  gleichend,  mit  nur  wenig  lichterer,  bei  dem 
einen  Exemplar  kaum  kenntlicher  Binde.  Diese  ist  einwärts 
vom  Bande  des  dunklen  Wurzelfeldes,  auswärts  von  der  mit 
dem  Wurzelfelde  gleichfarbigen  Saumborde  ziemlieh  scharf 
begrenzt.  Der  Rand  des  Wurzelfeldes  ist  zwar  in  ähnlicher 
Weise,  aber  ungleich  seichter  gezackt  als  bei  Nerine,  bei  dem 
dunklern  Exemplar  unterhalb  der  tiefen  Bucht  in  Zelle  6  nur 
noch  schwach  und  fast  gleichförmig  gewellt.  In  Zelle  2,  3 
und  4  steht  je  ein  sehr  kleiner,  gekernter  Augenfleck.  Die 
Saumborde  ziemlich  breit,  auf  den  Adern  im  Vorderwinkel 
abgesetzt,  sonst  ohne  merkliche  Vorsprünge  zwischen  den 
Adern.  Fransen  auf  beiden  Seiten  einfarbig,  wie  bei  Nerine. 
Bau  und  Färbung  der  Körpertheile  nicht  abweichend. 

Das  Weibchen  ist  ein  wenig  kleiner  als  die  Männchen, 
die  Flügel  schmaler,  die  vordem  etwas  spitzer,  die  hintern 
so  deutlich  gezähnt  als  bei  Nerine  $.  Färbung  überall  heller, 
der  Grund  oben  schwarzbraim,  die  Vorderflügel  mit  breiter 
Rostbinde,  die  aber  nur  um  die  Augenflecke  rein,  gegen  Wur- 
zel- und  Innenrand  braun  schattirt  und  nur  saumwärts  scharf 
begrenzt  ist.  Auf  den  Hinterflügeln  bildet  die  Eostfarbe  eine 
am  Vorder-  und  vor  dem  Innenwinkel  abgekürzte,  durch  die 
ziemlich  breiten  dunkeln  Adern  in  4  Flecke  zerschnittene 
Binde,  mit  3  Augenflecken,  wie  beim  Männchen,  von  denen 
der  oberste  etwas  grösser  ist.  Das  Doppelauge  in  der  Spitze 
der  Vorderflügel  etwas  grösser  als  beim  Männehen.  Unten 
ist  die  Färbung  der  Vorderflügel  etwas  lichter  als  bei  diesem, 
die  Binde  noch  breiter,  gegen  den  Saum  in  Rostgelb  über- 
gehend. Vorder-  und  Hinterrandsborde  braungrau,  um  die 
Flügelspitze  weisslichgrau.  Die  Wurzelhälfte  der  Hinterflügel 
gelblichbraungrau  (unter  der  Loupe  braun  mit  eingemengten 
gelblichen  Schuppen),  die  Binde  breit,  licht  gelblichgrau;  der 
dunkle   Saum    des   Wurzelfeldes    zeigt    die    charakteristischen 


247 

Ein-  und  Ausbiegungen  stärker  als  beim  Männehen.  Saum- 
borde undeutlich,  ohne  scharfe  Begrenzung,  kaum  dunkler  als 
die  Mittelbinde.  Die  Adern  sind  in  der  Saumhälfte  des  Flü- 
gels schimmelweiss  bestäubt,  am  stärksten,  fleckartig,  in  den 
Buchten  des  Innern  Randes  der  Mittelbinde.  In  Zelle  2  und 
4  ein  punktförmiger,  doch  gekernter  Augenfleck.  Fransen 
weisslichgrau,  auf  den  Adern  braungrau  gefleckt.  Körper  auf 
der  Unterseite  gelblichgrau,  Palpen  weissgrau,  an  der  Spitze 
dunkler,  vorn  braungrau  behaart. 

Diese  Form  unterscheidet  sich  also  von  Kevine  Fr.  und 
Reichlini  durch  geringere  Grösse,  merklich  gezähnte 
(bei  jener,  bis  auf  die  schwache  Ecke  in  der  Mitte,  ganzran- 
dige)  Hinter flügel  des  Männchens,  sehr  eingeschränk- 
tes Roth  der  Oberseite  und  am  auffallendsten  durch  die  ein- 
farbig schwarzbraune  Unterseite  der  Hinterflügel, 
welche  keine  Spur  von  weisslichen  Sprenkeln  erkennen  lässt. 
Dazu  kommt  die  seichtere  Auszackung  des  Wurzel- 
feldes, Weniger  Abweichendes  zeigt  das  Weibchen:  gerin- 
gere Grösse,  minder  scharfe  und  lebhafte  Zeichnung  und  ver- 
schiedenen Farbenton  der  Unterseite  der  Hinterflügel.  Zu 
dieser  Form  gehört  nach  Herrich-SchäfTer's  Beschreibung  des 
Männchens  (1.  S.  57)  —  seine  Tafeln  habe  ich  nicht  zur  Hand 
—  wahrscheinlich  der  ihm  von  Keferstein  mitgetheilte  und 
fig.  71  —  74  als  Nerine  abgebildete  Falter.  Uebergänge  zur 
typischen,  grossen  und  gesprenkelten  Nerine  kenne  ich  nicht 
und  wer  beide  ohne  dieselben  vergleicht,  wird  sehr  geneigt 
sein,  an  ihre  speciflsche  Verschiedenheit  zu  glauben.  Nach 
den  wenigen  mir  jetzt  noch  vorliegenden  Exemplaren  lässt 
sich  diese  Frage  nicht  entscheiden.  Auf  die  Ausdehnung  der 
Rostfarbe  auf  der  Oberseite  lege  ich  kein  Gewicht,  ebenso- 
wenig auf  die  Grösse  der  Augenflecken;  die  Kleinheit  des  süd- 
tyrolischen  Falters  scheint  mit  localen  Einflüssen  zusammen 
zu  liängen.  Exemplare  von  Er.  pronoe,  var.  pjtho  H.  und 
von  Er.  alecto  nämlich,  die  ich  von  Stentz  als  Producte  der 
Seisser  Alpe  und  ihrer  Umgebungen  in  Mehrzahl  sah  und  von 
denen  ich  einige  noch  vor  mir  habe,  zeichnen  sich  ebenfalls 
durch  geringere  Grösse  vor  meinen  schweizer  Exemplaren 
dieser  Arten  aus  und  haben  auf  der  Oberseite  keine  Spur  von 
Rostfarbe  und  von  Augenflecken.  Die  Schärfe  der  Zeichnun- 
gen auf  der  Unterseite  und  die  Tiefe  der  Auszackung  des 
dunkeln  Wurzelschildes  der  Hinterflügel  ist  bei  der  typischen 
Nerine  am  grössten,  etwas  geringer  schon  bei  Reichlini,  und 
die  südtyroler  Stücke  zeigen  darin  Verschiedenheiten  unter 
sich.  Sollten  dieselben  aber  auch  nur  als  Localvarietät  von 
Nerine  sich  ausweisen,    so   ist   diese  jedenfalls  ausgezeichnet 


248 

genug,    um  einen  eigenen  Namen  zu  verdienen  und   ich   will 
sie  als  Erebia  morula  ferneren  Beobachtungen   empfehlen. 

Dass  diese  Morula,  wenn  sie  nicht  (wie  ich  kaum  glaube) 
eigene  Art  ist,  nur  zu  Nerine  gehören  könne,  lehrt  nächst 
dem  der  letztern  ähnlichem  Weibchen,  zumal  die  schräge 
Stellung  der  beiden  AugenfJecken  in  der  Sjutze  der  Vorder- 
flügel, welche  Nerine  in  allen  ihren  Varietäten  von  den  Ver- 
wandten, insbesondere  von  Pronoe  und  Scipio,  standhaft  unter- 
scheidet. Nur  von  Goante  finden  sich  Stücke,  welche  kaum 
weniger  schräg  gestellte  Augenflecke  haben,  als  Nerine.  Go- 
ante ist  aber  durch  ihre  noch  stärker  als  bei  der  typischen 
Nerine  weiss  gesprenkelte  Unterseite  u.  A.  mit  Morula  am 
wenigsten  zu   verwechseln. 

2.     Erebia  triopes,  gorges  var.? 

Ich  habe  bereits  an  einem  andern  Orte  (Geograph.  Ver- 
breitung der  Schmetterl.  u.  s.  w.  II.  S.  270)  bemerkt,  dass 
ich  den  S.  24  des  Jahrgangs  185^>  dieser  Zeitung  erwälmten 
und  kurz  beschriebenen  weiblichen  Falter  nach  Vergleichung 
mehrerer  dazu  gehöriger,  von  Herrn  Menzelbier  am  Bernina 
gefangener  männlicher  Exemplare  als  Varietät  zu  Gorge  zie- 
hen müsse.  Eine  nochmalige  Untersuchung  lässt  mich  auch 
jetzt  noch  dieser  Ansicht  bleiben,  da  sich  mit  Ausnahme  der 
Zahl  und  Stellung  der  drei  AugenfJecke  in  der  Flügelspitze 
kein  Merkmal  findet,  auf  welches  Artrechte  sich  begründen 
Hessen.  Das  Vorhandensein  von  3  aneinanderstossenden 
grossen,  stark  gekernten  Augenflecken  in  der  Spitze 
der  Vorder flügel  (nämlich  ausser  den  gewöhnlichen  in 
Zelle  4  und  5  auch  noch  eines  solchen  in  Zelle  6),  welche 
dabei  in  einer  ganz  geraden  Reihe  stehen,  findet  sich 
unter  den  übrigen  mir  bekannten  Erebien  nur  noch  bei  Erias. 
Bei  dieser  läuft  die  Augenreihe  aber  dem  Saume  fast  pa- 
rallel, bei  dem  hier  in  Rede  stehenden  Falter  steht  sie  schräg, 
so  dass  der  oberste  Augenfleck  am  weitesten  vom  Saume  ent- 
fernt ist.  Wenn  bei  andern  Erebien,  was  überhaupt  nicht  oft 
vorkommt,  ein  Augenfleck  in  Zelle  6  auftritt,  so  rückt  der- 
selbe stets  aus  der  Reihe  der  andern  gegen  die  Flügelspitze 
vor  —  so  bei  Afra  und  bei  Varietäten  von  Stygne ,  Melas, 
Ligea  und  Euryale.  Unter  einer  beträchtlichen  Zahl  von  Gorge, 
die  ich  verglichen  habe,  findet  sich  nur  bei  einem  Männchen, 
welches  aucJi  auf  den  Hinterflügeln  4  ziemlicli  grosse  Augen 
besitzt,  ein  Augenfleck  in  Zelle  6  der  Vorderflügel.  Dieser 
ist  aber  niciit  nur  viel  kleiner  als  die  beiden  andern,  fast  nur 
ein  Punkt  und  kaum  gekernt,  sondern  ist  auch  ebenso  aus 
der  Reihe  gegen  die  Flügelspitze  vorgerückt,  wie  bei  den  er- 
wähnten Varietäten  von  Stygne  u.  s.  w.     Ich   kann   somit  in 


249 

dieser  Beziehung  keinen  Uebergang  zwischen  der  fraglichen 
Varietät  und  der  gewöhnlichen  Gorge,  und  wenn  auch  auf 
das  Dasein  eines  Augenilecks  mehr  oder  weniger  bei  den 
Erebien  an  sich  kein  Gewicht  zu  legen  ist,  so  ist  es  doch 
etwas  Anderes,  wenn  es  fich  um  die  Stellung  desselben  han- 
delt. Dazu  kommt  das  abgesonderte  Vorkommen  unseres  Fal- 
ters, welches  mir  wenigstens  bei  Trafoi  auffiel  (Entomol. 
Ztg.  1.  c),  und  das  zahlreiche  Auftreten  ohne  Uebergänge, 
soweit  mir  bekannt,  am  Südabhange  des  Bernina,  wo  Men- 
gelbier 27  Exemplare  fing.  Einige  derselben  nahm  er  mit 
nach  Paris  und  sie  Minden  hier,  wie  er  mir  schreibt,  unbe- 
dingt als  eigene  Art  anerkannt.  Bei  der  genauen  Ueberein- 
stimmung  in  Bau,  FlügeLschnitt,  Färbung  und  Zeichnungsanlage 
mit  Gorge  scheint  mir  doch  das  einzelne,  wenn  auch  auffal- 
lende Merkmal  eine  specifische  Trennung  nicht  zu  rechtfer- 
tigen, wohl  aber  eine  eigene  Benennung,  die  ich  von  diesem 
Merkmale  entnehme  {tquaniqg  dreiäugig).  Das  Männchen  von 
Triopes  hat  die  Grösse  mittlerer  Gorge,  Flügelspannung  34  mm, 
mein  einzelnes  Weibchen  ist  merklich  grösser,  37mm,  und 
etwas  breitfiügeliger.  Die  Vorderflügel  haben  eine  ■  breite, 
einwärts  verwaschene,  beim  Weibchen  noch  breitere  und  blasr 
sere  Rostbinde,  in  welcher  ausser  den  3  Augen  in  der  Spitze 
noch  1  oder  2  kleine,  dem  Saume  genäherte  Augenüecken 
in  Zelle  3  und  4  stehen.  In  der  verloschenem  Rostbinde  der 
Hinterflügel  finden  sich  4  oder  5  lebhafte,  gekernte  Augen- 
flecke in  Zelle  2  bis  5  oder  6.  Alles  dies  bei  beiden  Ge- 
schlechtern oben  und  unten,  doch  sind  auf  der  Unterseite  die 
Augenflecke  der  Hinterflügel  (tw  as  kleiner  und  von  den  klei- 
nen Augen  der  Zelle  3  und  4  der  Vorderflügel  fehlt  eins  oder 
auch  wohl  beide.  Sonst  ist  Farbe  und  Zeichnung  der  Unter- 
seite wie  bei  Gorge.  Eine  geringe  Verschiedenheit  bieten 
noch  die  Fransen  der  Männchen.  Diese  sind  nämlich  nicht 
einfarbig  schwarzbraun,  wie  bei  Gorge  (wenigstens  den  6  ,^  ^ 
derselben,  die  ich  jetzt  vor  mir  habe),  sondern  braungrau  und 
auf  den  Aderenden  schmal  dunkler  durchschnitten,  am  deut- 
lichsten auf  den  Vorderflügeln,  wie  bei  den  dunklen  Stücken 
des  gewöhnlichen  Gorge-Weibchens.  Bei  Triopes  $  sind  sie 
ebenfalls  etwas  lichter  als  bei  letzterem,  schmutzigweiss, 
braungrau  gefleckt.  Die  3  Spitzenaugen  sind  beim  Weibchen 
und  2  Männchen  gleichgross,  bei  den  beiden  andern  Männchen 
ist  der  oberste  etwas  kleiner,  aber  ebenso  lebhaft  und  stark 
gekernt,  als  die  andern. 

3.     Psyche  (Oreopsjehe)  tenella  Sp. 
Von  dieser  mir  bei  ihrer  Bekanntmachung   (Ent.  Zeitung 
1862  S.  212)  in  einem  einzigen  Exemplare   vorliegenden  Art 

17 


250 

brachten  meine  Brüder  im  vorigen  Jahre  zwei  weitere  männ- 
liche Exemplare  aus  dem  Oberwallis  mit,  welche  vollkommen 
mit  dem  ersten  übereinstimmen,  nur  etwas  grösser  sind.  Ihre 
Flügelspannung  erreicht  1*J  Millimeter  gegen  17  mm  des  ersten 
Stücks.  Wahrscheinlich  kommt  dieser  Unterschied  auf  Rech- 
nung der  verschiedenen  Meereshöhe  der  Fundorte.  Das  erste 
Exemplar  flog  am  Ritfelberge  in  7200'  Höhe,  die  beiden  an- 
dern ting  mein  Bruder  Otto  am  28.  Juli  auf  dem  Rückwege 
von  Zermatt  in  der  Nähe  von  St.  Nicolaus  an  einer  viel  tie- 
leren  Stelle,  etwa  3S00'  hoch,  wo  sie  an  einem  buschigen 
Abhänge  nach  Psychidensitte  Vormittags  im  Sonnenschein  flo- 
gen. Auch  Psyche  plumifera  nimmt  mit  wachsender  Höhe 
der  Flugplätze  an  Grösse  ab. 

Die  Herrich -Schäfier'sche  Gattung  Psyche  ist  zwar  ein 
natürlicher  und  gut  charakterisirter  Verein  von  Arten,  welche 
dabei  aber  unter  sich  wieder  im  Habitus,  im  Flügelgeäder 
und  Bau  der  Fühler  so  grosse  Differenzen  bieten,  dass  sie 
kaum  in  einer  einzigen  Gattung  vereinigt  bleiben  können. 
Das  ist  mir  bei  der  Entwerfung  der  Diagnose  von  Ps.  tenella 
recht  deutlich  geworden,  in  die  ich  mich  genöthigt  sah  Dinge 
aufzunehmen,  die,  wie  eben  die  Zahl  und  Vertheilung  der 
Flügeladern,  eigentlich  in  die  Charakteristik  des  Genus  gehört 
hätten.  Es  fragt  sich  nur,  ob  sich  aus  dem  altern  Umfange 
der  Gattung  eine  oder  einige  Gruppen  von  Arten  ausscheiden 
lassen,  welche  den  Anforderungen,  die  man  an  ein  Genus  zu 
stellen  hat,  entsprechen:  unter  einander  in  nächster  Verwandt- 
schaft zu  stehen  und  sich  zugleich  durch  sciiarfe  Kennzeichen 
abgrenzen  zu  lassen.  Beide  Bedingungen  sind  nun  für  die 
Gruppe,  in  welche  Tenella  gehört,  in  genügendem  Masse  vor- 
handen und  ihre  Absonderunsr  von  dem  Ri'st  des  altern  Ge- 
nus  (der  übrigens  einer  weiteren  Zerfäliung  auch  wohl  nicht 
entgehen  wird)  scheint  mir  damit  gerechtfertigt. 

Die  neue  Gattung,  welche  ich  Oreopsyche  (ÖQog^  Berg) 
nennen  will,  entspricht  der  Abtheilung  V.  des  Herrich'schen 
Genus  Psyche  (System.  Bearb.  IL  S.  21)  und  ist  in  der  Tiiat 
schon  durch  die  hier  gegebene  Abtheilungs- Diagnose:  Alae 
posteriores  cellula  media  bipartita,  costis  5,  anteriores  9 — 10, 
im  Wesentlichen  genügend  charakterisirt.  Sie  hat  aber  neben 
dieser  grösseren  Einfachheit  des  Adergerüsts  noch  eine  zweite 
Eigenthümlichkeit  vor  den  übrigen  Arten  voraus,  welche  ge- 
stattet, eine  Species  als  zu  ihr  gehörig  zu  erkennen,  auch 
ohne  —  was  Manchem  verdriesslich  ist  —  die  Adern  zu  zäh- 
len. Dies  ist  der  Bau  der  Fühler,  deren  Kammzähne  unge- 
mein lang,  in  der  Mitte  des  Schafts  halb  so  lang  als  der  ganze 
Fühler,  dünn,  fadenförmig,  gegen  die  Spitze  nur  wenig  ver- 
kürzt   und    beim    todten    Thiere    unordentlich    durcheinander 


251 

gelegt  sind.  Der  Körper  ift  lang  und  abstehend  behaart,  am 
Hinterleibe  zottig,  und  die  besonders  lange  Behaarung  des 
Kopfes  bildet  im  Gesicht  einen  vor-  und  abwärts  gerichteten 
Busch.  Die  Flügel  sind  gänzlicli  schuppenlos*),  nur  mit  fei- 
nen, niedergedrückten  Härchen  bekleidet,  die  Membran  der- 
selben theils  glashell  (Muscella,  Angusteila  etc.),  theils  mehr 
oder  minder  dunkel,  rauchgrau  bis  tiefschwarz  gefärbt  (Plu- 
mistrella,  Tenella).  Die  Fransen  sind  relativ  (im  Vergleich 
zu  den  übrigen  Psychiden)  ziemlich  lang,  am  längsten  um 
die  Innen\Ainkel  der  Flügel,  und  bestehen  aus  feinen,  nicht 
sehr  dicht  gestellten  Haaren.  Die  (für  da«  ganze  Genus  Psyche 
HS.  charakteristische)  Gabelung  der  Dorsalader  der  Vorder- 
flügel findet  nicht  weit  vom  Ursprünge  derselben,  im  ersten 
Drittel  der  Länge  oder  noch  früher  statt.  Aus  der  Mittelzelle 
entspringen  höchstens  8  (bei  Albida  nur  7)  Aderäste,  alle 
gesondert  oder  6  und  7  (die  beiden  dem  Blittelast  nächsten 
gegen  den  Vorderrand)  auf  gemeinschaftlichem  Stiele.  Die 
Hinterflügel  haben,  ausser  den  2  oder  3  freien  Dorsaladern, 
nur  4  Adern,  von  welchen  3  gesondert  aus  der  untern  Ab- 
theilung der  einfach  längsgetheilten  Mittelzelle,  die  vierte  aus 
dem  obern  Winkel  der  Mittelzelle  als  unmittelbare  Fortsetzung 
des  obern  Randes  derselben  entspringt  und  in  den  Vorder- 
winkel mündet.  Diese  den  obern  Rand  der  Mittelzelle  bil- 
dende, unverästelte  Ader  repräsentirt  zugleich  die  V.  costalis 
und  subcostalis.  Als  Anomalie  kommt  zuweilen  eine  fünfte 
Ader  auf  den  Hinterflügeln  vor,  indem  entweder  Ader  4  bald 
nach  ihrem  Ursprünge  sich  gabelt  (HS.  K.  S.  22  Tab.  XVI 
flg.  9)  oder  die  Theilungsader  der  Mittelzelle  sich  als  Mittelast 
bis  in  den  Saum  fortsetzt  (Bruand,  Psychid.  p.  126  PI.  HI. 
fig.  24  bis).  Letzteres  ist  nach  Bruand's  Figuren  (PI.  lU.  fig. 
23  und  43)  auch  bei  Tabanivicinella  Brd.  und  Tabanella  der 
Fall,  wenn  die  Zeichnung  richtig  ist.  Der  Text  giebt  keinen 
Aufschluss. 

Oreopsyche  ist  also  durch  die  geringe  Zahl  4er  aus 
der  Mittelzelle  entspringenden  Aderäste:  7  oder  8 
auf  den  Vorderflügeln  bei  4  (ausnahmsweise  5)  auf  den 
Hinterflügeln,  durch  die  nur  einmal  getheilte  Mit- 
telzelle der  letztern  und  durch  die  Länge  der  Füh- 
lerkämme charakterisirt.  Innerhalb  der  Gattung  machen 
sich  aber  beträchtliche  Unterschiede  in  Betreff  des  Habitus, 
der  Stärke  des  Körpers  im  Verhältniss  zu  den  Flügeln  und 
der  Form  der  letztern  bemerklich  und  es  lassen  sich  die  hier- 


")  Fast  alle  Schriftsteller  sprechen  von  einer  Beschuppung  der 
hierhergehörigen  Arten,  bei  Plumistrella  sogar  von  einer  sehr  dichten 
Beschuppung  der  Flügel,  die  doch  gar  nicht  vorhanden  istl 


253 

heigehörigen   Ai'ten   demzufolge   in    3   Gruppen   theilen,    von 
denen  die  zweite  den  eigentlichen  Namen  der  Gattung  bildet. 

a.  Körper  stark,  Vordeiilügel  dreieckig,  Hinterflügel  viel 
kürzer,  gerundet.  Aus  der  Mittelzelle  der  Vorderflügel  ent- 
springen 7  getrennte  Adern:  Albida  Esp. 

b.  Körper  stark,  Hinterleib  sehr  zottig,  Flügel  länglich 
mit  stark  abgerundeten  Winkeln.  Aus  der  Mittelzelle  der 
Vorderflügel  8  Adern  (bei  Muscella  ist  der  aus  dem  Vorder- 
rande der  Mittelzelle  entspringende  Ast  zuweilen  unvollständig), 
alle  getrennt,  oder  6  und  7  aus  einem  Punkte  oder  Stiele: 
Tabanella  Led.  ßrd.,  Angubtella  HS.  (atra  Esp.),  Muscella 
WV. ,  Plumifera  0.,  Mediterranea  Led.  (Massiliaiella  Brd,, 
Plumilerae  var.?),  Hirsuteila  WV.  0.  HS.  Letztere  macht 
durch  ihren  schwächeren  Körper  den  Uebergang  zur  folgenden 
Gruppe. 

c.  Körper  dünn,  Vorderflügel  mit  8  aus  der  Mittelzelle 
entspringenden  Adern,  6  und  7  auf  gemeinschaftlichem  Stiele : 
Pliimistrella  H.,  Tenella  Sp. 

Zur  Gruppe  6  gehören  wahrscheinlich  ausserdem  die  mir 
in  natura  unbekannten  und  mehr  oder  minder  zweifelhaften 
Bruand'schen  Arten  Tabanivicinella,  Bellierella,  Hirtella  und 
Siculella  (?);  vielleicht  auch  Malvinella  Staud. 

Die  madenförmigen  Weibchen  und  die  ersten  Stände,  so- 
weit sie  bekannt  sind,  scheinen  nichts  Ausgezeichnetes  zu  be- 
sitzen. 

Die  meisten  Arten  sind  vorherrschend  oder  ausscliliesö- 
lich  Bergbewohner,  mehrere  (Hirsutella,  Plumifera,  Plumi- 
strella,  Tenella)  fliegen  noch  auf  den  höchsten  Alpmalten  bis 
zur  Grenze  des  ewigen  Schnees.  Die  Männchen  sind  nur  in 
den  Vormittagsstunden  im  Sonnenschein  thätig.  Ihre  Heimath 
ist  die  südliche  Hälfte  Europas;  nur  zwei  Arten  überschreiten 
den  5U.  Breitengrad:  Muscella,  die  noch  in  Lievland  vorkommt 
(Lienig),  und  Plumifera,  von  welcher  Hr.  Snellen  am  18.  April 
J8b"4  ein  Männchen  bei  Wolfhagen  in  Gelderland  auf  einer 
Haidesteile  fliegend  fand  (nach  brieflicher  Mittheilung  des 
Herrn  de  Graaf  in  Leyden).  Diese  Art  ist  bemerkenswerth 
wegen  der  grossen  Ausdehnung  ihrer  senkrechten  Verbreitung: 
sie  tritt  schon  in  der  Ebene  auf,  ist  in  der  Hügelregion  bei 
Wien,  Ofen  u.  s.  w.  stellenweise  häuflg  und  geht  in  den  Al- 
pen bis  zur  Schneegrenze  hinauf.  Mein  Bruder  August  fand 
sie  auf  den  höchsten  Alpmatten  der  Schweiz,  am  Riflfelberge 
bis  zu  8500'  Höhe,  scharenweise  im  Sonnenschein  fliegend. 


253 

4.    üeber  einige  in  Freyer's  Neueren  Beiträgen  zur  Schmetter- 
lingsknnde  pnblicirte  Arten. 

Eine  Revision  der  Lepidopteienfauna  Deutsehlands  und 
der  Schweiz,  welche  seit  längerer  Zeit  meine  Mussestünden 
in  Anspruch  nimmt,  maclite  es  mir  sehr  wUnschenswerth,  über 
einige  von  Herrn  Freyer  in  seinen  Beiträgen  abgebildete  und 
beschriebene  Arten  in's  Reine  zu  kommen,  welche  bis  dahin 
zu  allerlei  Zweifeln  und  irrigen  Deutungen  Anlass  gegeben 
haben.  Ich  wandte  mich  zu  dem  Ende  brieflich  an  Hrn. 
Freyer,  der  nicht  allein  meine  Fragen  mit  der  grössten  Freund- 
lichkeit beantwortete,  sondern  mir  auch  die  nocli  vorhandenen 
Originale  mehrerer  der  betreffenden  Arten,  zum  Theil  Unica, 
in  natura  mittheilte,  um  mich  in  den  Stand  zu  setzen,  mir 
durch  eigene  Anschauung  ein  Urtheil  über  dieselben  zu  bilden. 
Da  die  Beendigung  meiner  grösseren  Arbeit  noch  nicht  so 
bald  in  Aussicht  steht,  so  halte  iöh  es  für  gut,  an  dieser 
Stelle  zu  veröflentlichen,  was  die  Untersuchung  dieser  Origi- 
nal-Exemplare ergeben  hat,  und  dieselben,  soweit  nöthig,  ge- 
nauer zu  beschreiben. 

1)  Geom.  falconaria  Fr.  N.  B.  T.  377.  3. 

Die  mitgetheilten  Exemplare,  2  Männchen  und  1  Weib- 
chen aus  den  baierischen  Alpen,  sind  von  Onopiios  glau- 
cinaria  H.  (zu  welcher  Falconaria  von  Herrich-Schäffer  und 
A.  gezogen  wird),  durch  nichts  als  die  Färbung  verschieden; 
diese  ist  aber  allerdings,  zumal  von  der  bunten  Varietät, 
welche  Hübner's  fig.  150  darstellt,  sehr  abweichend:  ein  fast 
gleich  massiges,  sanftes  Violett  grau,  ohne  alle  dun- 
keln Sprenkeln  und  ohne  Einmischung  von  Gelb. 
Die  Zeichnung  ist  nicht  verschieden,  auch  nicht  die  für  Glau- 
cinaria  charakteristische  Färbung  der  Unterseite,  nur  ist  diese 
weniger  grell  und  abstechend  weiss  und  schwarz,  das  Weisse 
etwas  trüber,  besonders  beim  Weibchen,  das  Schwarze  mehr 
grau  als  gewöhnlich  bei  Glaucinaria.  Grösse  und  Flügel- 
schnitt sind  dieselben,  die  Auszackung  der  Hinterflügel  um 
ein  Geringes  seichter  als  bei  den  meisten  Glaucinaria,  die  aber 
hierin  auch  nicht  immer  gleich  sind.  Körperbau,  Fühler, 
Mundtheile  und  Beine  zeigen  gar  keine  Differenzen.  Ich  möchte 
der  eigenthümlichen  Färbung  von  Falconaria  um  so  weniger 
eine  specifische  Bedeutung  beimessen,  als  einmal  Glaucinaria 
darin  überhaupt  starkem  Wechsel  unterworfen  ist  und  als 
anderntheils  eins  der  beiden  Falconaria -Männchen  in  soweit 
von  den  andern  Exemplaren  abweicht,  als  es  ein  schon  we- 
niger reine«,  kaum  noch  in's  Röthliche  fallendes  Grau  führt 
und  Spuren  dunkler  Sprenkeln,  besonders  auf  den  Hinter- 
flügeln,   erkennen    lässt.     Ausserdem    erhielt   ich    von  Bruand 


264 

mehrere  Glaucinaria  aus  dem  französischen  Jura,  welche  zwi- 
schen Falconaria  und  der  stark  gesprenkelten  Varietät  von 
Glaucinaria  in  der  Mitte  stehn:  sie  sind  licht  bläulichgrau, 
schwach  dunkel  gesprenkelt,  theils  ganz  ohne,  theils  mit  sehr 
schwacher  Einmischung  von  bleichem  Gelb.  Ich  halte  hier- 
nach Falconaria  Fr.  für  eine  durch  die  bezeichneten  Eigen- 
heiten characterisirte  Varietät  von  (Glaucinaria. 

2)    Geom.  raunaria  Fr.  N.  B.  T.  582,  3.  4. 

Ein  Pärchen,  die  Originale  der  citirten  Figuren  und  die 
einzigen  bekannten  Exemplare  überhaupt,  von  F.  Schmidt  in 
Laibach  Hrn.  Frejer  mitgetheilt.  Auf  dem  Zettel ,  welchen 
das  Männchen  an  der  Nadel  trägt,  steht  „bei  Raunach  auf 
dem  Karst  gef.  27/8.  37.^'  Die  Stücke  sind  demnach  ziemlich 
alt.  Das  Männchen  ist  etwas  verwisclit,  sonst  leidlich  erhal- 
ten und  mit  vollständigen  Fransen.  Das  Weibchen  ist  auf 
dem  rechten  Vorderflügel  etwas  beschädigt,  sonst  bis  auf  den 
Mangel  eines  Fühlers  in  ziemlich  gutem  Stande. 

«  Eine  Scodiona  Bdv.,  der  Conspersaria  WS.  am  nächsten 
verwandt,  aber  durch  viel  geringere  Grösse  und  verschiedenen 
Flügelschnitt,  sowie  durch  Unterschiede  in  der  Zeichnung  von 
ihr,  wie  von  Belgaria  (Facillacearia)  abweichend.  Das  Weib- 
chen ist,  gegen  die  Regel  in  diesem  Genus,  grösser  als  das 
Männchen.  Letzteres  hat  25  mm  (9'")  Flügelspannung,  erste- 
res  26,5  mm  (10"');  die  Länge  eines  Vorderflügels  beträgt 
beim  cS'  13,  beim  Vl'l,5mm.  Körperbau  schlank,  noch  etwas 
schwächer  als  bei  Conspersaria,  Bekleidung  des  Körpers  wie 
bei  dieser.  Der  Hinterleib  überragt  die  Hinterflügel  nicht. 
Bau  der  Fühler  und  Beine  genau  wie  bei  Conspersaria,  er- 
stere  beim  o  mit  zwei  Reilien  fadenförmiger,  bis  zur  Spitze 
reichender  brauner  Kammzähne,  ihr  Schaft  weisslich  beschuppt; 
beim  $  sind  sie  borstenförmig  mit  äusserst  kurzen  einzelnen 
Börstchen.  Palpen  braun,  in  Form  und  Grösse  mit  Belgaria 
übereinstimmend,  etwas  kürzer  als  der  Durchmesser  eines  Au- 
ges und  die  Stirn  nicht  völlig  erreichend  (bei  Conspersaria 
etwas  länger  und  borstiger).  Sauger  sehr  kurz  und  schwach, 
beim  $  hellgelb,  beim  ,S  zwischen  den  Palpen  nicht  deutlich 
zu  erkennen.  Beine  bräunlichweiss,  die  Tarsen  bräunlich,  die 
Vorderbeine  an  der  Innenseite  durchaus  braun.  Das  Schien- 
blatt beim  Männchen  dünn,  fadenförmig,  von  der  Wurzel  der 
Schiene  bis  etwas  über  deren  Ende  hinausreichend,  beim 
Weibchen  noch  dünner  und  angedrückt. 

Flügelgeäder  der  Gattung  entsprechend.  Vorderflügel 
dreieckig,  wie  bei  den  verwandten  Arten,  der  Innenwinkel 
beim  Männchen  aber  stärker  abgerundet.  Der  Vorderrand 
vor  der  Spitze  sanft  concav,  die  Spitze  vorgezogen,  aber  ge- 


255 

rundet  (bei  Consp.  scharf),  der  Hinterrand  ganz  gerundet  (bei 
Consp.  schwach  geschwungen),  der  Innenrand  erheblich  kür- 
zer als  der  Vorderrand.  Beim  Weibehen  sind  die  Vorder- 
flügel etwas  breiter  als  heim  Männchen,  die  Concavität  des 
Vorderrandes  kaum  merklich ,  der  Innenwinkel  weniger  ab- 
gerundet- Hinterflügel  gleichmässig  gerundet,  auch  am  Vor- 
derwinkel, der  deshalb  den  Hinterwinkel  der  Vorderflügel 
nur  wenig  (viel  weniger  als  bei  Belgaria)  überragt;  auch  der 
Innenwinkel  ist  stumpfer  als  bei  Conspersaria  und  Belgaria. 
Saumlinie  beim  Männchen  fast  ganzrandig,  ohne  deutlichen 
Zahn  auf  Ader  4,  auf  Ader  5  kaum  etwas  concav;  beim 
Weibchen  sehr  seicht,  kaum  merklich,   gezähnt. 

Farbe  des  Körpers  und  der  Oberseite  der  Flügel  beim 
Männchen  ein  trübes,  gelbliches  Weiss,  beim  Weibchen  kreide- 
weiss.  Die  Flügel  sind  überall  gleichmässig  mit  braunen  Ato- 
men bestreut,  feiner  und  nicht  so  fleckig  als  oft  bei  Consper- 
saria; beim  Weibchen  sind  die  dunkeln  Atome  auf  den  Hin- 
terflügeln etwas  sparsamer  als  auf  den  Vorderflügeln.  Auf 
der  Querader  jedes  Flügels  steht  ein  brauner  Punkt,  beim 
Weibchen  sehr  klein,  beim  Männchen  etwas  grösser,  doch 
nicht  scharf,  am  deutlichsten  auf  den  Hinterflügeln.  Ausser 
diesem  Punkte  fehlt  beim  Männchen  alle  Zeichnung;  beim 
Weibchen  laufen  aber  über  die  Vorderflügel  2,  über  die  Hin- 
terflügel 1  Querreihe  brauner  Punkte,  von  denen  die  innere, 
im  ersten  Drittel  der  Flügellänge  nur  zwei  grössere  Punkte 
deutlich  zeigt,  einen  auf  der  Medianader,  den  andern  am  Innen- 
rande. Die  zweite  Querreihe  entspringt  in  weiterer  Entfer- 
nung von  der  Flügelspitze  als  bei  Conspersaria  und  Belgaria, 
etwas  jenseit  ^^  der  Länge  des  Vorderrandes  (bei  Consp. 
hinter  y^),  bildet  auf  Ader  6  einen  sehr  stumpfen  Winkel 
wurzelwärts  und  läuft  dann  schräg  zum  Innenrande,  den  sie 
etwas  jenseit  der  Mitte  (bei  Consp.  in  %)  berührt  und  sich 
hier  dem  Innenrandsfleckchen  der  inneren  Querreihe  bis  auf 
1  Linie  Entfernung  nähert.  Sie  besteht  aus  8  nicht  scharf 
begrenzten,  auf  die  Adern  gestellten  Punkten,  von  denen  der 
stärkste  auf  dem  Innenrande  steht.  Die  Punktreihe  der  Hin- 
terfiügel  läuft  etwas  jenseit  der  Mitte  in  einen  sanften  Bogen, 
und  in  kaum  i  Linie  Entfernung  von  dem  feinen  braunen 
Punkte  auf  der  Querader,  vom  Vorderrande  zum  Innenrande. 
Sie  besteht  aus  6  oder  7  kleinen,  zum  Theil  in  kurze  Striche 
verlängerten  Pünktchen  auf  den  Adern.  Die  Fransen  aller  Flü- 
gel sind  beim  Männchen  weisslich,  an  der  Wurzelhälfte  trüb- 
gelblich überlaufen,  beim  Weibchen  durchaus  weiss.  Saum- 
linie unbezeichnet. 

Unterseite  der  Vorderflügel  des  Männchens  licht  bräun- 
lichgrau, g-'gen  den  Innenrand  weisslich,  längs  dem  Vorderrande 


256 

am  dunkelsten,  gelblielibraun,  die  Flügelspitze  trübgelblich, 
braun  bestäubt,  die  Fransen  etwas  lichter  als  der  Grund  5  ein 
Mittelfleck  ist  nicht  sichtbar.  Die  Hinterflügel  sind  weiss  mit 
gelblichen  Fransen  und  einem  bräunlichen  Mittelfleckchen. 
Beim  Weibchen  ist  die  Unterseite  überall  weiss,  etwas  seide- 
glänzend, mit  spärlichen  braunen  Atomen  und  gelblichem 
Vorderrande.  Ein  bräunliches  Pünktchen  auf  der  Querader 
jedes  Flügels.  Die  Punktreihen  wie  oben,  nur  noch  schwä- 
cher  ausgedrückt. 

Mit  Belgaria  kann  diese  Art,  abgesehn  von  der  verschie- 
denen Farbe  und  Zeichnung,  schon  der  ganz  abweichenden 
Gestalt  der  Hinterflügel  wegen  nicht  verwechselt  werden. 
Auch  ist  bei  Belgaria  das  Weibchen  viel  plumper  gebaut  und 
kleiner  als  das  Männchen.  Von  Conspersaria  trennt  sich  Rau- 
naria  durch  viel  geringere  Grösse,  zumal  des  Männchens,  durch 
stärkere  Abrundung  der  Winkel  und  Hinterränder  der  Flügel 
und  schwächeres  Vortreten  des  Zahns  in  der  Mitte  der  männ- 
lichen Hinterflügel;  durcli  den  Mangel  der  Punktieihen  beim 
Männchen  und  die  weitere  Entfernung  der  z\\  eiten  Punktreihe 
der  Vorderflügel  vom  Hinterrande  beim  Weibchen:  endlich 
durch  die  kürzeren  Palpen.  Die  übrigen  Scodiona-Arten  stehn 
ihr  noch  ferner  und  von  ihnen  könnte  nur  Turtoraria  Gn. 
etwa  noch  in  Betracht  kommen,  die  ich  nicht  in  natura  kenne. 
Nach  Guenee'ö  Beschreibung  (Phalen.  X.  140)  soll  sie  der 
Conspersaria  sehr  nahe,  aber  noch  grösser  sein,  der  Mittel- 
fleck auf  allen  Flügeln  einen  kleinen  Ring  (un  i)etit  anneau 
evide)  bilden  und  die  Hüften  stärker  behaart  .sein  als  bei 
Conspersaria.  Alles  das  passt  nicht  auf  Raunaria,  die  dem- 
nach als  gute  Art  anerkannt  werden  muss.  Ich  muss  indess 
bemerken,  dass  mii-  ^•on  Conspersaria  nur  3  Exemplare  (2  0 , 
1  $)  zum  Vergleiche  vorgelegen  haben  und  dass  die  Loca- 
lität  des  Fundorts,  die  dürren  Höhen  des  Karst's,  allenfalls 
eine  Reduction  der  Grösse  erklärlich  machen  könnte.  Die 
übrigen  Verschiedenheiten  möchten  aber  kaum  auf  locale  Ein- 
flüsse zurückzuführen  sein. 

3)    Geom.  musauaria  Fr.  N.  B.  T.  664.  3. 

Das  einzige  bekannte  Exemplar  und  Original  der  Freyer- 
schen  Abbildung  ist  ein  ziemlich  verflogenes  Männchen  und 
gehört  nicht,  wie  vermuthet  wurde,  zur  Gattung  Eubolia  Dup. 
Gn.  (Ortholitha  Lee.)  in  die  Nähe  von  Mensuraria  WV.,  son- 
dern zu  jener  Gruppe  der  Larentien,  welche  Lederer  als 
Gattung  Lygris  abgesondert  hat.  Es  stimmt  im  Bau  aller 
Theile,  namentlich  der  Fühler,  Pulpen,  im  Flügelschnitt,  in 
der  Form  und  Grösse  des  Haarbüschcheus  auf  der  Unterseite 
der    Vorderflügel    (dem    Characteristicum    der    Lederer'schen 


257 

Gattung)  mit  L.  po  pul  ata  Auct.  genau  überein,  ist  aber  in 
der  Färbung  so  gänzlich  verschieden  von  gewöhnlichen  Po- 
pulata-Exemplaren,  dass  beim  ersten  Anblick  nicht  leicht  Je- 
mand an  diece  Art  denken  wird. 

Die  Grösse  ist  die  eines  gut  entwickelten  Männchens  von 
Populata,  der  Körper  ziemlich  von  Schuppen  entblösst,  braun. 
Palpen  braun,  an  der  Wurzel  etwas  heiler,  stark  haarschuppig 
und  spitz,  das  Endglied  (wohl  zufällig)  mehr  hängend  als  bei 
Populata.  Die  Fühler  ganz  wie  bei  dieser,  dünn,  etwas  zu- 
sammengedrückt, sehr  kurz  und  gleichförmig  gewimpert,  auf 
der  Rückseite  braun  beschuppt  und  durcii  vorspringende  Schup- 
pen am  Ende  jedes  Gliedes  etwas  gekerbt  erscheinend.  Sau- 
ger wie  bei  Populata.  Beine  graubraun,  die  Hinterbeine 
fehlen. 

Länge  eines  Vorderflügels  18mm.  Form  der  Flügel  wie 
bei  Populata,  die  vordem  sciieinen  wegen  des  Mangels  der 
Fransen  etwas  spitzer.  Vorderflügel  tief  rostbraun,  fast  kaffee- 
biaun,  mit  durch  etwas  rostgelbliehere  Färbung  hervortre- 
tendem Aderverlauf.  Von  Zeichnungen  ist  nichts  zu  bemerken, 
als  die  schwach  angedeutete  Umgrenzung  eines  breiten,  dunk- 
lern, ins  Schwärzlich  violette  fallenden  Mittelfeldes,  welches, 
soweit  es  überhaupt  zu  erkennen  ist,  dem  von  Populata  gleicht 
und  ebenfalls  in  der  Mitte  von  einigen,  kaum  angedeuteten 
dunkeln  Wellenlinien  durchzogen  wird.  Am  kenntlichsten  ist 
der  auch  bei  Populata  am  schärfsten  ausgedrückte  dunkle 
Querstreif,  welcher  das  Mittelfeld  sauniwärts  begrenzt.  Sein 
Lauf  zeigt  gegen  den  der  Populata  die  wesentliche  Verschie- 
denheit, dass  er  nur  in  Zelle  3  (zwischen  dem  2.  und  3.  Aste 
der  Medianader)  einen  saumwärts  vorspringenden  Winkel  bil- 
det und  von  da  sanft  einwärts  gebogen  zum  Innenrande  zieht. 
Es  fehlt  somit  der  bei  Populata  stets  vorhandene  Vorsprung 
in  Zelle  2  (zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Aste  der  Me- 
diana); ausserdem  ist  der  Winkel  in  Zelle  3  schärfer  als  ge- 
wöhnlich bei  Populata.  Hierbei  ist  indess  zu  bemerken,  dass 
diese  Zeichnung,  die  überhaupt  nur  schwach  hervortritt,  sich 
nur  auf  dem  besser  erhaltenen  linken  Flügel  erkennen  lässt, 
der  rechte  ist  an  der  betreffenden  Stelle  verwischt.  Die 
Flügelspitze  ist  etwas  gelichtet  und  unter  ihr  eine  schwache 
Spur  des  dunkeln  Schrägstrichs  der  Populata  und  des  durch 
diesen  begrenzten  SpitzenfJecks  zu  elkennen.  Die  Fransen 
sind  verloren  gegangen. 

Die  Hinterflügel  sind  von  der  Wurzel  bis  etwas  über  das 
erste  Drittel  hinaus  trüb  gelblichweiss,  von  da  bis  zum  Saume 
plötzlich  und  ziemlich  scharf  abgegrenzt  violettgrau;  doch 
tritt  eine  etwas  lichtere,  gelblichere  Färbung  in  Form  einer 
verwaschenen  Querbinde  in  der  Mitte  des  violettgrauen  Feldes,' 


258 

besonders  am  Vorderrande,  hervor.  Der  Aderverlauf  ist  etwas 
verdunkelt,  die  Querader  durcli  einen  dunkeln  Strich  ange- 
deutet; sonst  fehlt  alle  Zeichnung.  Die  braunen  Fransen  sind 
nächst  der  fein  dunkeln  Saumlinic  von  einer  feinen  gelben 
Querlinie  durchzogen. 

Die  Unterseite  ist,  bis  auf  das  Wurzelfeld  der  Hinter- 
flügel, violettlich  rostbraun  mit  auch  hier  lichterem,  rostgelb- 
liclien  Aderverlauf  und  auf  den  Vorderflügeln  schwachem, 
auf  den  Hinterflügeln  deutlicliem  schwärzlichem  Mittelmonde. 
Die  Vorderflügel  sind  längs  dem  Vorderrande  und  im  Saum- 
felde am  dunkelsten,  gegen  Wurzel  und  Innenrand  fallen  sie 
in's  Gelbliche.  Auf  den  Hinterflügeln  ist  das  Wurzelfeld  licht- 
gelblich und  sticht  gegen  den  übrigen  einfarbig  violettbraunen 
Raum  noch  greller  ab  als  auf  der  Oberseite.  Von  Querlinien 
ist  auf  der  Unterseite  keine  Spur  zu  erkennen.  Das  flach 
angedrückte  Büschchen  etwas  spreizender  Haarschuppen,  nahe 
der  Wurzel  der  Vorderflügel  gegen  den  Innenrand,  ist  gelb- 
grau, übrigens  wie  bei  Populata. 

L.  populata  kommt  in  höhern  Gebirgsgegenden  nicht  sel- 
ten sehr  dunkel  gefänt  vor,  doch  sah  ich  nie  ein  Exemplar, 
-welches  sich  mit  Musauaria  hätte  vergleichen  lassen.  Dage- 
gen erwähnt  Guenee  (Phalen.  X.  474)  einer  Varietät  des 
Männchens  aus  Schottland,  welche  derselben  nahe  zu  kommen 
scheint.  Alles  superieures  d'un  brun-ferrugineux  ou  marron, 
qui  empeche  de  paraitre  en  parlie,  par  son  intensite,  les  des- 
sins  fonces  de  Tespace  median,  qui  sont,  du  reste,  bien  accu- 
ses.  Alles  inferieures  d'un  brun-fuligineux.  Von  der  Unter- 
seite schweigt  Guenee  und  erwähnt  nichts  von  der  bei  Mu- 
sauaria so  auffallenden  Färbung  der  Hinterflügelwurzel.  Bien 
accuses  kann  man  auch  die  dunkeln  Zeichnungen  der  Vorder- 
flügel bei  dieser  keineswegs  nennen.  Die  schottische  Popu- 
lata wird  sonach  schwerlich  identisch  mit  der  Frejer'schen 
Art  sein,  vielleicht  aber  einen  Uebergang  zwischen  ihr  und 
der  normalen  Populata  bilden.  Die  eigenthümliche  Farbe, 
zumal  die  der  Hinteiflügel  und  der  Unterseite,  der  völlige 
Mangel  aller  Querzeichnung  auf  dieser,  dann  der  (möglicher- 
weise allerdings  zufällige)  abv/eichende  Lauf  des  dritten  dun- 
keln Querstreifs  der  Vorderflügel  lassen  es  fürerst  bedenklich 
erscheinen,  Musauaria  als  montane  Aberration  zu  Populata  zu 
ziehen.  Anderseits  berechtigt  die  Uebereinstimmung  im  Bau 
aller  Theile  und  das  vereinzelte  Vorkommen  zu  Zweifeln  an 
der  specifischen  Differenz.  Ich  habe  den  trotz  seiner  70  Jahre 
noch  rüstigen  Entdecker  des  zweifelhaften  Falters  ermuntert, 
die  Frage  dadurch  in's  Reine  zu  bringen,  dass  er  im  nächsten 
Sommer  seinen  alten  Jagdgründen  zwischen  Füssen  und  Reutte 
wieder    einmal    einen    Besuch    abstatte    und  auf  der  Musauer 


259 

Alp  der  Nachkommenscliaft  von  Musauaria  nachspüre.  Hoffen 
wir,  dass  der  gute  Rath  eine  gute  Statt  finde  und  dass  das 
Jagdglück  ihn  begünstige. 

Sollten  sich  keine  Uebergänge  zwischen  Musauaria  und 
Populata  finden  —  ich  möchte  aber  glauben,  dass  sie  zu  fin- 
den sind  —  so  müsste  erstere  als  eigene  Art  anerkannt  wer- 
den, denn  zu  einer  andern  als  Populata  kann  sie  nicht  ge- 
hören. Testata  L.  (Achatinata  H.),  an  welche  allein  noch  zu 
denken  wäre,  unterscheidet  sich  durch  den  Bau  der  männ- 
lichen Fühler:  sie  sind  hier  an  der  Wurzelhälfte  scharf  säge- 
zähnig,  bei  Musauaria  ganz   ungezähnt. 

4)  Geom.  placidaria  Fr.  N.  ß.  T.  600,  3. 

Nach  den  beiden  mitgetheilten  weiblichen  Exemplaren 
=  Lar.  scripturaria  WV.,  wie  schon  Herrich-Schätfer  und 
Staudinger  aus  der  Abbildung  erkannt  haben. 

5)  Geom.  potentillaria  Fr.  N.  B.  T.  209,  1. 

Das  Freyer'sche  Exemplar  ist  ein  Männchen  von  Lar. 
tophaceata  WV,  Die  ganz  unkenntliche  Hübner 'sehe  Figur 
309  hatte  Hrn.  Freyer  Anstand  nehmen  lassen,  seine  Art  mit 
derselben  zu  vereinigen. 

6)  Geom.  tamarisciata  Fr.  N.  B.  T.   192,   1. 

Die  beiden  Original-Exemplare  sind  Eupithecia  inno- 
tata  Hufn.,  von  gewöhnlichen  Stücken  dieser  Art  nur  durch 
etwas  dunklere,  in's  Eisengraue  fallende  Färbung  und  ein  wenig 
stärker  gefleckte  Fransen  abweichend. 

7)  Geom.  proluaria  Fr.  N.  B.  T.  593,  1. 

Herr  Freyer  überliess  mir  ein  gezogenes  Pärchen.  Es 
sind  schöne,  grosse  Exemplare  von  Eupithecia  impurata 
H.  (modicaria  HS.),  von  sanft  bläulichgrauer  Färbung  und 
deutlicher  Zeichnung,  die  lichten  Stellen  weisslich  mit  blass- 
gelber Einmischung,  besonders  beim  Männchen.  Die  Raupe 
fand  Hr.  P'reyer  in  der  ersten  Hälfte  des  August's  am  Schwar- 
zenberge  bei  Füssen  auf  Campanula.  ])usilla  (nach  der  mir 
mitgetheilten  trocknen  Pflanze)  und  andern  aus  den  Felsen 
hervorwachsenden  Campanula-Arten.  Nach  der  ebenfalls  bei- 
gefügten. Originalzeichnung  der  Raupe  ähnelt  diese  im  Habitus 
und  Farbe  der  von  Castigata  HS.;  sie  ist  schlank,  nach  vorn 
verdünnt,  graubraun  mit  dunkelbraunen  zusammenhängenden 
Rautenflecken  über  den  Rücken.  Die  braune  Puppe  über- 
wintert; die  Falter  entwickelten  sich  zwischen  dem  15.  April 
und  24.  Mai. 

Ueber   die  Original -Exemplare    der  Freyer'schen   Abbil- 


260 

düngen  von  Erebia  nerine  habe  ich  schon   in  der  ersten  Mit- 
tlieihing  berichtet. 

8)    Gnophos  miicidaria  H.  und   variegata  Dup. 

Ueber  diese  beiden  durch  sichere  Merkmale  verschiedenen 
Arten  herrscht,  wenigstens  in  Deutschland,  noch  grosse  Ver- 
wirrung und  es  mögen  wenige  Sammlungen  existiren,  in  denen 
sie  riciitig  bestimmt  enthalten  sind.  Es  ist  das  auch  nicht  zu 
verwundern,  da  in  den  vorhandenen  systematischen  Werken, 
Guenee  ausgenommen,  keine  genügende  Auskunft  über  die- 
selben zu  erhalten  ist,  und  Guen6e's  Angaben  selbst  in  einem 
wesentlichen  Punkte  irrthümlich,  oder  doch  ungenau  sind. 
Eine  genauere  Auseinandersetzung  ihrer  Differenzen  Avird  des- 
halb wohl  MÜlkommen  sein. 

Hübner  hat  zuerst  eine  Mucidaria,  flg.  148,  abgebildet. 
Die  Figur  soll  ohne  Zweifel  den  unten  näher  bezeichneten 
Spanner  dieses  Namens  darstellen,  ist  aber  nicht  gut  gerathen 
und  zur  Erkennung  ziemlieh  unbrauchbar.  Treitschke  (VI.  1, 
182)  iiatte  bei  seiner  Beschreibung  von  Mucidaria  sehr  wahr- 
scheinlich beide  Arten  vor  sich,  die  er  als  Varietäten  zusam- 
menzog. Herrich-Schäffer's  Beschreibung  von  Mucidaria  (Sy- 
stem, ßearb.  III.  75)  bezeichnet  nur  Variegata;  von  seinen 
Figuren  gehören  503  und  504  (Varieg.)  zu  dieser  letzteren, 
wohl  auch  266  und  267  (Mucid.),  die  Guenee  zu  Mucidaria 
zieht.  Zu  letzterer  möchten  nur  502  und  wahrscheinlich  auch 
268  (Mucid.)  zu  rechnen  sein.  Die  wesentliche  Verschieden- 
heit im  Bau  der  männlichen  Fühler  erkannte  Herrich-Schäffer 
nicht  und  zweifelte  auch  in  den  Nachträgen  (VI.  73)  noch 
an  den  Artrechten  von  Variegata.  Seine  Figuren  zeigen  die 
Fühler  unterschiedslos  fadenförmig.  Hrn.  v.  Heinemann's  Be- 
schreibung von  Mucidaria  (Sehm'etterl.  Deutschlands  I.  681) 
lässt  sich  besser  mit  Variegata  als  mit  Mucidaria  vereinigen. 
Wahrscheinlich  kannte  er  nur  die  ersten  in  natura,  da  ihm 
sonst  wohl  die  Unterschiede  im  Fühlerbau  niclit  entgangen 
sein  würden.  Guenee  endlich  (PJialenit.  1.  297,  298)  unter- 
scheidet zwar  beide  Arten  richtig,  Avenn  auch  nur  kurz,  nennt 
aber  die  Fühler  von  Variegata  ,^  „simplement  veloutees^, 
während  sie  doch  deutlich  gezähnt  und  eingeschnitten  sind. 
Diese  irrige  Angabe  erregte  mir  selbst  so  lange  Zweifel,  ob 
ich  meine  in  Südtyrol  gefangenen  Exemplare  für  Mucidaria 
oder  Variegata  halten  solle,  bis  mir  durch  Zusendungen  der 
Herren  Keferstein  und  Staudinger  ein  reicheres  Material  an 
Exemplaren  beider  Arten  zur  Untersuchung  geboten  wurde 
und  mich  erkennen  Hess,  dass  ich  bisher  nur  Variegata  be- 
sessen hatte,  die  überhaupt  in  deutschen  Sammlungen  die  ver- 
breitetere  Art  zu  sein  scheint.     Die  folgenden  Angaben  stützen 


261 

sich  auf  8  Exemplare  von  Mueidaria  H.  (6  ,^^  2  $)  aus  Süd- 
Frankreich  und  Spanien  und  18  Exemplare  von  Variegata 
Dup.  Gn.  aus  Südtjrol,  der  Schweiz,  Frankreich  und  Grie- 
chenland. 

Der  Bau  des  Körpers,  der  Mundtheile  und  Beine  zeigt 
keinen  Unterschied.  Die  Grösse  ist  bei  beiden  Arten  starkem 
Wechsel  unterworfen,  doch  bleibt  im  Durchschnitt  Mueidaria 
die  kleinere  und  erreicht  nie  das  Mass  der  grössten  Exem- 
plare von  Variegata.  Die  Flügelspannung  der  kleinsten  männ- 
lichen Mueidaria  beträgt  nicht  ganz  22mm,  die  der  grös.^ten 
Weibchen  28  mm,  Bei  Variegata  sind  die  entsprechenden 
Masse  23mm  und  32mm.;  die  letztere  ungewöhnliche  Grösse 
erreiclit  indess  nur  ein  einzelnes  Weibchen  ohne  Vaterlands- 
bezeichnung. Die  W^ eibchen  sind  durchgehends  grösser  und 
etwas  breitflügeliger  als  die  Männchen. 

Den  wichtigsten  Unterschied  bieten  die  Fehler  der  Männ- 
chen: die  Kammzähne  derselben,  welche  Mueidaria 
besitzt,  fehlen  völlig  bei  Variegata.  Der  Fühlerschaft 
selbst  erscheint  bei  beiden  Arten,  wenn  man  ihn  von  der 
Bückseite  betraclitet,  sägezähnig,  indem  jedes  Glied  beiderseits 
in  einen  dreieckigen  (pyramidalen)  Fortsatz  vorspringt.  Bei 
Mueidaria  trägt  aber  jeder  dieser  Pjramidalzähne  an  .seiner 
Spitze  beiderseits  einen  drehrunden,  an  der  Wurzel  dünnem, 
am  Ende  etwas  verdickten  Kammzahn.  Diese  Kammzähne 
erreichen  gegen  die  Mitte  des  Fühlers  eine  Länge,  welche 
den  Durchmesser  des  Schafts  fast  um  das  Doppelte  übertrifl't, 
tind  abstehend,  ein  wenig  vorwärts  gerichtet,  kurz  bewim- 
pert, ohne  längeres  Börstchen  an  der  Spitze.  Der  sägezäh- 
nige  Fühler  von  Variegata  zeigt  keine  Spur  von  Kammzähnen, 
die  Sägezähne  reichen  bis  zur  Spitze  und  nehmen  gegen  die- 
selbe nur  wenig  an  Länge  ab.  Betrachtet  man  ihn  von  der 
Seite,  so  bemerkt  man,  dass  er  zugleich  deutlich  einge- 
schnitten*) ist,  d.  h.  jedes  Glied  verlängert  sich  nach  unten 


-"')  Obgleich  sich  ein  ganz  analoger  Bau  der  Fühler:  einfache, 
abgestutzte  Vorsprünge  jedes  Fühlerglieds  nach  unten,  -^ie  durch 
mehr  oder  minder  breite  Einschnitte  von  einander  getrennt  sind  — 
bei  einer  grossen  Menge  an  Heteroceren  aus  fast  allen  Familien  wie- 
dei'holt  und  zumal  bei  den  Noctuinen  häufig  ist,  hat  man  ihm  doch 
wenig  Aufmerksamkeit  geschenkt  und  ihn  ohne  bestimmte  termino- 
logische Bezeichnung  gelassen,  die  er  eben  so  gut  verdient,  als  der 
durch  seitliche  Fortsätze  der  Glieder  charakterisirte  gekämmte, 
gezähnte  oder  gekerbte  Fühler.  Ich  habe  ihn  schon  in  meinem  Auf- 
satz über  den  Bau  der  Fühler  in  Oken's  Isis  (1838  S.  287)  beschrie- 
ben und  solche  Fühler  „unterwärts  gekerbt"  genannt,  diese  Bezeich- 


262 

in  einen  dicken,  abgestutzten,  schuppenlosen,  aber  kurz  und 
gleichmässig  bewimperten  Fortsatz,  dessen  Länge  ungefähr 
dem  Durchmesser  des  Schafts  gleich  ist.  Diese  Fortsätze  sind 
durch  Einschnitte  von  einander  getrennt,  ockergelb  und  ver- 
kürzen sich  allmälig  gegen  die  Spitze  des  Fühlers,  welcher 
deshalb  in  der  Seitenansicht  nach  oben  verdünnt  ersclieint. 
Die  bescliuppte  Rückseite  des  Schafts  ist  weissgrau,  auf  jedem 
Gliede  mit  zwei  ringförmig  zusammengebogenen  dunklen  Stri- 
chen. Die  Fülller  des  Weibchens  sind  bei  beiden  Arten  ein- 
fach borstenförniig,  dünn,  durch  abstehende  Schüppchen  am 
Ende  jedes  Gliedes  etwas  sägezähnig  erscheinend. 

Eine  zweite,  weniger  auffallende,  aber  doch  constante 
Verschiedenheit  bietet  der  Flüg  eise  hnitt.  Die  VorderMügel 
sind  bei  beiden  Arten  dreieckig,  aber  bei  Mucidaria  etwas 
schmaler  und  an  der  Spitze  mehr  vorgezogen,  ihr  Vorder- 
rand wird  dadurch  länger,  der  Hintemind  schräger  und  der 
Innenrand  kürzer  als  bei  Variegata.  Ausserdem  ist  der  Vor- 
derrand bei  Mucidaria  nicht  so  convex  als  bei  Variegata,  fast 
gradlinig,  hinter  der  Mitte  beim  Männchen  ein  wenig  concav, 
und  wölbt  i-ich  erst  im  letzten  Viertel.  Die  Hinterflügel  sind 
bei  Mucidaria  kaum  merklich  schmaler,  übrigens  bei  beiden 
Arten  gleich  geformt  und  gezähnt. 

Die  Zeichnung  der  Oberseite  giebt  kaum  constante  Unter- 
schiede, da  der  Lauf  der  Querstreifen  und  ihr  Abstand  von 
einander  einigem  Wechsel  bei  beiden  Arten  unterworfen  ist. 
Meist  ist  der  zweite  Querstreif  bei  Mucidaria  tiefer  gezähnt 
und  nähert  sich  unter  der  Mitte  mehr  dem  ersten,  wodurch 
das  Mittelfeld  in  seiner  Innenrandshälfte  schmaler  wird  als 
bei  Variegata.  Die  Bestäubung  ist  bei  Mucidaria  unreiner  und 
fleckiger,  die  dunkeln  Atome  sind  über  die  ganze  Fläche  ver- 
breitet, bilden  zwar  auch  kleine  Querstriche,  die  aber  gröber 
und  nicht  so  regelmässig  reihenweise  geordnet  sind  als  bei 
Variegata,  bei  welcher  die  dunkeln  Stellen  unter  der  Loupe 
viel  ausgezeichneter  und  zierlicher  geriefelt  erscheinen.  Die 
Farbe  von  Mucidaria  ist  nicht  so  schön  blaugrau  und  lebhaft 
rostgelb  oder  licht  orange,  wie  bei  Variegata:  ein  bläuliches 
Grau  auf  weisslichem  Grunde,    mit  mehr  oder  minder  ausge- 


nung  aber,  als  unpassend,  später  mit  der  „eingeschnitteneFüh- 
ler,  ant.  incisae"  vertauscht.  Eingeschnittene  Fühler  können  zugleich 
seitliche  Fortsätze,  Zähne,  selbst  Kamrazähne  haben.  Am  charakte- 
ristischsten ti'itt  ihr  Bau  hervor,  wenn  die  Einschnitte,  welche  die 
Vorsprünge  der  Glieder  trennen,  sehr  breit  sind.  Je  schmaler  sie 
werden,  um  so  mehr  nähert  sich  der  eingeschnittene  dem  einfach  zu- 
sammengedrückten Fühler,  wie  er  z  B.  bei  Cj'matophora  flavicornis 
vorkommt. 


breiteter  rostgelbei-  Einmiscliung.  Das  Mittelfeld  ist  bei  beiden 
Arten  oft  fast  ganz  rostgelb,  am  lebhaftesten  an  den  einander 
zugekehrten  Seiten  der  Querstreifen.  Bei  zwei  Männchen  von 
Mucidaria  ist  das  Rostgelb  fast  über  die  ganze  Fläche  ver- 
breitet, das  Grau  trübe  und  sehr  eingeschränkt.  Dagegen  ist 
ein  kleines  Männchen  von  Montpellier  lieht  bläulichgrau,  auf 
den  hellen  Stellen  weisslich  mit  blassgelbem  Scheine,  ohne 
alle  Rostfarbe.  Die  Fransen  wechseln  nach  der  hellem  oder 
dunklern  Färbung  zwischen  schmutzigweiss  und  graugelb,  die 
innere  Hälfte  derselben  ist  meist,  doch  nicht  immer,  dunkler 
geÜeckt. 

Die  Unterseite  veechselt  zwar  auch  bei  Variegata  in  der 
Bestäubung  der  weissen  Grundfarbe  und  der  Ausdehnung  der 
schwärzlichen  Randzeichnungen  beträchtlich,  ist  aber  doch 
in  der  Regel  viel  reiner  weiss  mit  stark  abstechender  grau- 
schwarzer Fleckenreihe  vor  dem  Saume,  die  in  der  Regel  in 
der  Mitte  breit  unterbrochen,  seltner  ganz  zusammenhängend, 
noch  seltner  auf  einen  einzelnen  Fleck  am  Vorderrande  re- 
ducirt  ist.  Oft  findet  sich  noch  eine  zweite  auf  dem  Saume 
selbst  aufsitzende  Fleckenreihe.  Bei  Mucidaria  ist  der  Grund 
trüber,  staubiger,  die  dunkeln  Stellen  sind  weniger  abstechend, 
mehr  grau,  meist  eine  zusammenhängende  Binde  oder  auch 
nur  einen  Schattenstreif  vor  dem  gewöhnlich  licht  bleibenden 
Aussenrande  bildend. 

In  diesen  Kennzeichen,  die  die  specifische  Verschiedenheit 
der  beiden  Arten  völlig  sicher  stellen,  stimmen  alle  mir  vor- 
liegenden Exemplare  überein  und  insbesondere  gilt  dies  von 
dem  charakteristischen  Bau  der  männlichen  Fühler  und  dem 
Flügelschnitt.  Um  so  auffallender  ist  es,  dass  sich  unter  den 
mir  von  Herrn  Keferstein  mitgetheilten  Varihgata-Exemplaren 
ein  Männchen  unbekannter  Herkunft  befindet,  welches  nach 
dem  Bau  der  Fühler  zu  Variegata,  nach  Flügel- 
schnitt, Farbe  und  Zeichnung  dagegen  zu  Mucidaria 
gehört.  Eine  gewisse  Verschiedenheit  von  Variegata  lassen 
freilich  auch  die  Fühler  erkennen,  diese  ist  aber  nur  eine 
graduelle:  die  Sägezähne  sind  etwas  länger  und  schärfer  als 
bei  allen  übrigen  (10)  Variegata-Männchen,  die  ich  vergleiche 
und  die  im  Fühlerbau  vollkommen  übereinstimmen,  ebenso 
sind  die  Fortsätze  an  der  untern  Seite  der  Glieder  etwas  län- 
ger und  durch  stärkere  Einschnitte  von  einander  getrennt, 
die  Bewimperung  derselben  ebenfalls  ein  wenig  länger.  Die 
Kammzähne  der  Mucidaria  fehlen  aber  völlig.  Das  Exemplar 
ist  klein,  nicht  grösser  als  die  kleinsten  Mucidaria-Männchen, 
die  Oberseite  grau,  mit  Rostgelb  gemischt,  die  Stricbelung 
wie  bei  Variegata;  die  Unterseite  durch  graue  Bestäubung 
unrein,    die    schwärzliche   Binde    vor    dem    Saume  in  Zelle  3 


264 

eingeschnürt,  doch  nicht  unterbrochen.  Auf  den  Vovderflügeln 
ent.springt  der  hintere  Querstreif  gerade  über  dem  RingfJeek 
der  Querader,  läuft  bogenförmig  ziemlich  nahe  um  denselben 
herum  und  biegt  .sich  unter  ilim  stark  ein\^ärts,  so  dass  das 
Mittelfeld  zwischen  den  beiden  Querstreifen  in  Zelle  16  bis 
zur  Hälfte  der  Breite,  die  es  am  Vorderrande  hat,  verengt 
wird.  Auf  den  Hinterllügeln  steht  der  Querstreif  der  Wurzel 
näher  und  ist,  wie  auch  auf  den  Vorderflügeln,  tiefer  gezälmt 
als  gewöhnlich  bei  Variegata.  Der  Flügelschnitt  ist  ganz 
der  von  Mueidaria. 

Ich  habe  das  Exemplar  jetzt  nicht  mehr  zur  Hand  und 
früher  versäumt  zu  untersuchen,  ob  es  nicht  etwa  ein  Kunst- 
product,  eine  Mueidaria  mit  von  kunstfertiger  Hand  ange- 
setztem Ko])fe  von  Variegata  sei.  Dieser  sonst  nahelie- 
genden Erklärung  widerspricht  indess  die,  wenn  auch  nicht 
sehr  bedeutende,  doch  immer  bemerkenswerthe  Verschiedenheit 
der  Fühler  von  denen  normaler  Variegata- Männchen.  Ist  es 
das  Kind  einer  illegitimen  Ehe  zwischen  Mueidaria  und  Va- 
riegata? Oder  giebt  es  wirklich  eine  dritte,  noch  nicht  be- 
aclitete  Art,  welche  zwischen  den  beiden  genannten  die  Mitte 
hält?  Genaue  Untersuchungen  der  in  den  Sammlungen  vor- 
handenen Exemplare  werden  vielleicht  hierüber  Aufschluss 
geben,  noch  sicherer  Beobachtungen  an  den  Fundorten,  zumal 
da,  wo  beide  Arten  zugleich  vorkommen. 

Als  sichere  Heimatländei-  von  Mueidaria  kenne  ich  nur 
Mittel-  und  Süd -Frankreich  und  Spanien.  Wenn  Ghiliani's 
und  Mann's  Mueidaria  nicht  etwa  zu  Variegata  gehören,  kommt 
sie  auch  in  Italien,  Krain,  Istrien  und  Dalmatien  vor.  Von 
Variegata  sah  ich  Exemplare  aus  Frankreich,  der  Schweiz, 
Süd-Tyrol  und  Giiechenland.  Bei  Meran  fand  ich  am  17.  Juli 
1850  gegen  ein  Dutzend  theils  frisclie,  theils  verflogene  Ex- 
emplaie  ap  den  Wänden  einer  kleinen  Kapelle  sitzend  und 
an  derselben  Stelle  wieder  ein  paar  Stücke  am  1.  Juli  1858. 
Ihre  Raupe  soll  nach  Bruand  auf  Sedum  album  leben  (Mil- 
liere  zieht  Bruand's  Beschreibung,  Annal.  soe.  ent.  Fr.  1843, 
zu  Variegata ,  die  ich  auch  als  Falter  von  Bruand  erhieltj. 
Die  Raupe  von  Mueidaria  lebt  nach  Milliere  (Iconogr.  et  de- 
script.  de  ciienilles  et  lepidopt.  inedits  I.  Livr.)  nicht  von 
Flechten,  sondern  von  niedern  Pflanzen,  besondeis  Polygonum 
aviculare  und  Anagallis  arvensis;  der  Falter  erscheint  zwei- 
mal, zuerst  aus  überwinterten  Puppen,  Ende  März  oder  An- 
fang April,  dann  im  August  und  September.  Variegata  da- 
gegen überwintern  als  Raupe,  verpuppen  sich  im  April  und 
scheinen  nur  eine  Generation  zu  haben.  Millieres  Beschrei- 
bungen und  Figuren  der  Falter  lassen  übrigens  zu  wünschen; 


265 

er  nennt  z.  B.  die  Fühler    von  Mucidaria   „pubescentes",  die 
von  Variegata  „ filiformes 'M 

Ob  die  Nachrichten,  welche  Wullschlegel  (Ent.  Ztg.  1859 
S.  380)  und  Wilde  (Pflanzen  und  Raupen  Deutschlands  II. 
S.  410)  nach  Mittheilungen  des  Ersteren  über  die  Raupe  von 
Mucidaria  geben,  wirklich  zu  dieser  gehören,  weiss  ich  nicht. 
Nach  Wullschlegel  findet  eich  die  Raupe  im  Aargau  auf  As- 
plenium  ruta  muraria  fast  das  ganze  Jahr  hindurch  und  der 
Falter  erscheint  aus  überwinterten  Puppen  im  Frühling  und 
dann  nochmals  im  Sommer.  Ein  schönes,  allem  AnscI.ein  nach 
gezogenes  Stück  von  Variegata,  welches  mir  Staudinger  sandte, 
trug  auf  dem  Zettel  die  Bezeichnung  „Aargau'',  —  ein  Um- 
stand, der  mir  die  Wullschlegersche  Bestimmung  verdächtig 
macht,  da,  soweit  mir  bekannt,  nur  eine  der  beiden  Arten 
in  der  nördlichen  Schweiz  vorkommt. 

6.     Acidalia  tessellaria  Boisd.  Gn. 

Herr  Dr.  Schmidt  in  Elbing  hatte  die  Güte,  mir  7  in 
Ostpreussen  gefangene  Exemplare  dieser  noch  seltenen  und 
wenig  beobacliteten  Art  zu  senden  und  einen  Theil  derselben 
für  meine  Sammlung  zu  überlassen.  Ihre  Untersucliung  lässt 
keinen  Zweifel,  dass  sie  eine  gute,  von  Immorata,  mit  wel- 
cher sie  Herricli-Schäßer  und  die  übrigen  deutschen  Entomo- 
logen als  Varietät  vereinigen,  durch  constante  Merkmale  ver- 
schiedene Art  ist ,  wie  sich  aus  dem  Nachfolgenden  ergeben 
wird. 

Die  Grösse  der  preussischen  Exemplare  ist  der  gut  aus- 
gebildeten Immorata  in  beiden  Geschlechtern  gleich:  das 
Männchen  hat  eine  Vorderflügellänge  von  14,  das  Weibchen 
von  13  Millimetern.  Der  Bau  des  Körpers,  der  Mundtheile, 
Fühler  und  Beine  ist  ebenfalls  bei  beiden  Arten  derselbe, 
höchstens  sind  die  Beine  bei  Tessellaria  ein  wenig  länger  und 
schlanker.  Bei  beiden  Arten  sind  die  männlichen  Hinterschie- 
nen spornlos,  dem  Tarsus  an  Länge  ungefähr  gleich,  schwach 
gekrümmt  und  an  der  Innenseite  etwas  ausgehöhlt,  mit  einem 
von  der  Spitze  der  Schiene  entspringenden  dünnen,  gelblichen 
Haarpinsel  (den  ich  übrigens  nur  bei  je  einem  Männchen  jeder 
Art  deutlich  wahrnehmen  kann,  vielleicht  weil  er  bei  den 
übrigen  angedrückt  oder  auch  verloren  gegangen  ist).  Die 
Hinterschienen  der  Weibchen  sind  doppelt  gespornt.  Fühler 
der  Männchen  eingeschnitten,  lang  und  etwas  pinselig  bewim- 
pert, mit  einem  Paar  stärkerer  Börstchen   an  jedem  Gliede. 

Im  Geäder  finde  ich  keinen  Unterschied.  Die  Flügelform 
weicht  nur  in  sofern  ab,  als  die  Spitze  der  Vorderflügel  etwas 
schärfer  ist  als  gewöhnlich  bei  Immorata,  der  Saum  deutlicher 
gezähnt,  besonders  auf  den  Hinterflügeln,    wo    die  Saumlinie 

18 


266 

auf  allen  Adern  merkliehe  Vorsprünge  bildet  und  die  Aus- 
randung auf  dem  Mittelast  (Ader  5)  und  der  Zahn  auf  Ader 
4  schärfer  hervortreten.  Die  hervorstechendsten  Unterschiede 
geben  Farbe  und  Zeichnung  der  Flügel.  Die  Grundfarbe  ist 
weiss,  welches  aber  durch  die  dunkeln  Querstreifen  und  Adern 
sehr  eingeschränkt,  fast  nur  in  der  Form  von  Fleckenbinden 
erscheint,  von  welchen  die  an  der  äussern  Seite  der  beiden 
mittlem  Querstreifen  und  die  Wellenlinie  am  reinsten  bleiben. 
Während  bei  Immorata  die  ganze  Flügelfläche,  dunkle  und 
helle  Stellen  (höchstens  mit  Ausnahme  der  Wellenlinie),  dicht 
und  gleichmässig  mit  feineu  schwarzbraunen  Atomen  bestreut 
ist,  bleiben  die  Fleckenbinden  bei  Tessellaria  rein  weiss  oder 
zeigen  nur  hier  und  da  sehr  vereinzelte  schwarze  Stäubchen. 
Dagegen  concentiirt  sich  der  schwarzbraune  Staub  auf  den 
dunkeln  Querstreifen,  die  er  fast  noch  dichter  und  dabei  un- 
gleicher, fleckiger  bedeckt  als  bei  Immorata.  Ueber  die  Vor- 
derflügel laufen,  wie  bei  dieser,  5  solcher  Querstreifen,  von 
denen  die  beiden  letzten  sehr  breit,  bindenförmig  sind  und 
ein  dunkles  Saumfeld  bilden,  welches  sich  erst  dicht  vor  der 
Saumlinie  in  Form  einer  m  eisslichen  Querlinie  wieder  aufhellt 
und  in  seiner  Mitte  von  der  Wellenlinie  durchschnitten  wird. 
Der  erste  Querstreif  zunäclist  der  Fiügelbasis  ist  sehr  schwach 
ausgedrückt,  bei  einigen  Exemplaren  kaum  angedeutet,  die 
beiden  mittlem,  welche  ziemlich  nahe  aneinander  parallel 
herabziehn,  sind  am  autfallendsten  und  charakterisch  von  denen 
bei  Immorata  verschieden.  Sie  sind  viel  schmaler,  schärfer 
und  dunkler,  tief  und  scharf  gezähnt  —  bei  Immorata  breit, 
den  übrigen  ähnlich,  gewellt  oder  nur  undeutlicii  und  stumpf 
gezähnt.  Die  Wellenlinie  ist  aus  7  bis  8  grösseren  rein  weis- 
sen, durch  die  Adern  mehr  oder  minder  stark  getrennten 
Fleckchen  zusammengesetzt,  von  denen  die  beiden  meist  zu- 
sammengeflossenen im  Innenwinkel  und  die  beiden  vom 
Mittelast  getheilten  die  ansehnlichsten  und  am  weitesten  Wur- 
zel wärts  gejückten  sind.  Die  beiden  dazwischen  stehenden 
i<ind  dem  Saume  am  meisten  genähert  und  mondförmig.  Die 
Farbe  der  dunkeln  Streifen  ist  ein  eigenthümliches  Thonbrauu, 
eigentlich  lehm-  oder  .scherbengelb  durch  schwarzbraunen 
Staub  verdunkelt.  Dieser  sciiwarze  Staub  häuft  sich  am  dich- 
testen in  der  Mitte  der  Streifen  und  um  die  Wellenlinie,  wäh- 
rend an  den  Rändern  die  gelbe  Farbe  mehr  vorherrscht.  An 
der  Wurzel  und  längs  dem  Vorderrande  ist  der  weisse  Grund 
fast  ganz  durch  Gelb  und  nicht  sehr  dichten,  aber  groben 
schwarzen  Staub  verdrängt.  Alle  Adern  sind,  wie  die  Quer- 
strfeifen,  auf  gelblichem  Grunde  dicht  schwarz  bestäubt.  Auf 
der  Querader  stellt  ein  scb.wärzlicher  Halbmond,  der  aber 
durch    den    über    ihn    hinziehenden    Querstreil"  verdeckt   Mird. 


267 

Die  Hinterflügel  haben  Farbe  und  Zeichnung  der  Vorderflügel, 
nur  steht  der  Mittelfleck  am  äussern  Rande  des  Innern  Quer- 
streifs  auf  lichtem  Grunde  und  tritt  durch  meist  tiefschxA  arze 
Farbe  stark  hervor;  es  ist  ein  etwas  strichförmig  verlänger- 
ter Punkt.  Saumlinie  und  Fransen  aller  Flügel  sind  besondes 
auffallend  von  Immorata  verschieden.  Die  erstere  ist  tief- 
schwarz, dick,  zusammenhängend,  nur  auf  den  Adern  ver- 
dünnt; die  Fransen  sind  rein  weiss,  auf  den  Aderenden  schwarz- 
grau gefleckt,  die  schwarzen  Stellen  am  Ende  eben  so  breit 
als  die  weissen,  an  ihrer  Wurzel  etwas  verschmälert.  Immo- 
rata hat  weissgraue,  dunkelgrau  gefleckte  und  von  einer  mehr 
oder  minder  deutlichen  dunkelgrauen  Linie  der  Länge  nach 
getheilte  Fransen.  Die  Unterseite  der  Flügel  ist  meist  ein 
wenig  lichter  als  die  obere,  sonst  dieser  an  Farbe  und  Zeich- 
nung völlig  gleich.  Der  Körper  ist  gelblichgrau  (gelblich  mit 
schwarzem  Staube),  die  Farbe  der  Fühler  wie  bei  Immorata. 
Das  Weibchen  ist  etwas  kleiner,  meist  auch  etAvas  schärfer 
gezeichnet,  sonst  dem  Männchen  ähnlich. 

Als  wesentliche  Unterschiede  von  Immorata  treten  somit 
hervor:  die  stärker  gezähnten  Flügel,  die  abweichende  Ver- 
theilung  des  schwarzen  Staubes  derselben,  welcher  bei  Immo- 
rata dunkle  und  lichte  Stellen  gleichförmig  bedeckt,  bei  Tes- 
sellaria  fast  allein  auf  die  ersteren  beschränkt  ist;  die  dunkle 
Färbung  der  Adern,  welche  bei  Immorata  gar  nicht  ausge- 
zeichnet sind ,  die  verschiedene  Form  der  beiden  mittleren 
Querstreifen,  die  viel  dickere  Saumlinie  und  die  rein  A\eissen, 
schwarz  gefleckten  Fransen.  Durch  die  lichte  Färbung  des 
Grundes,  die  Gitterzeichnung,  welche  das  Geäder  mit  den 
dunkeln  Querstreifen  bildet,  und  die  ganz  ähnlich  gefärbten 
Fransen,  nicht  minder  durch  Grösse  und  Habitus  erinnert 
Tessellaria  an  Clatlirata,  mit  welcher  sie  Boisduval  und  Giien6e 
sogar  generisch  verbunden  haben.  Sie  ist  aber,  wie  Immo- 
rata, nach  dem  Geäder  und  dem  Bau  der  Hinterbeine  eine 
äöhte  Acidalia. 

Alle  verglichenen  Exemplare  stimmen  in  den  angegebenen 
Kennzeichen  überein,  zeigen  nicht  den  geringsten  Uebergang 
zu  Immorati  und  überhaupt  m  enig  Abweichendes  von  ein- 
ander. Sie  w'iirden  von  Herrn  Kramer  bei  Gilgenburg  in 
Ostpreussen  gefangen,  wo  der  Falter  zahlreich,  aber  nur  an 
einer  einzigen  Stelle  flog,  während  Immorata  in  jener  Gegend 
überall  vorkommt.  Um  über  die  Artrechte  sicher  zu  werden, 
erbat  ich  mir  von  Herrn  Dr.  Schmidt  ostpreussische  Immorata 
zum  Vergleich  und  erhielt  die  normale  Art,  welche  so  wenig 
als  die  hiesigen  Exemplare  und  die,  welche  ich  aus  Süddeutsch- 
land besitze,  eine  Annäherung  an  Tessellaria  erkennen  lassen. 
Ueber     die    Zeit    des    Vorkommens    in    Preussen  und  die 

16' 


268 

Beschaffenheit  des  Fundorts  hat  mir  Dr.  Schmidt  nichts  mit- 
getheilt.  Nach  Bruand  (Catal.  d,  L6pid.  du  d6p.  du  Doubs 
p.  123)  fliegt  Te&sellaria  bei  Nuits  in  Burguud  vom  13.  Juni 
bis  15.  Juli  (nach  Guen6e  an  trocknen,  felsigen  Stellen). 
Bruand  sah  an  50  Exemplare,  von  denen  kein  einziges  variirte 
und  eine  Annäherung  an  Immorata  zeigte.  Es  ist  nach  alle 
dem  nicht  nöthig,  die  Entscheidung  über  die  Artreciite  bis 
zur  Entdeckung  der  erslen  Stände  zu  suspendiren,  wie  Guenee 
es  will. 

Tessellaria  wurde  nach  Guenee  (Phaleu.-  X.  112)  zuerst 
von  Boisduval  (Gen.  1920)  nach  einem  in  Ober-Italien  gefan- 
genen Exemplare  aufgestellt,  dann  von  Duponchel  (Suppl.  IV. 
24  pl.  52  fig.  5)  und  Herrich-SchäfFer  (fig.  227  ^)  abgebildet. 
Die  Figur  des  letztern  ist  gut,  nur  etM'as  grösser  und  plum- 
per und  etwas  grauer  gefärbt  als  meine  pieussischen  Stücke, 
die  Saumlinie  der  HinterfJügel  nicht  scharf  genug  gezähnt, 
sonst  in  ümriss  und  Zeichnung  vortrefflich.  Auch  Guen6e 
und  Bruand  nennen  Tessellaria  grösser  als  Immorata,  was 
also  für  die  südeuropäischen  Exemplare  gelten  mag. 

Ausser  Ober-Italien,  Burgund  und  Preussen  ist  mir  kein 
Fundort  von  Tessellaria  bekannt.  Sie  wird  sich  wohl  auch 
an  andern  Stellen  Mittel-Europa's  nocli  finden  lassen,  scheint 
aber  in  ihrem  Vorkommen  an  bestimmte  Localitäten  von  ge- 
ringer Ausdehnung  gebunden  zu  sein. 

Rhoden,  im  Slärz  1865. 


269 


Zwei  neue  Wepticulen 

von 
m,  F.  ^l^ocke. 

Am  17.  September  vorigen  Jahres  untersuchte  ich  auf 
sumpfigen  Wiesen  bei  Breshiu  Aviederum  die  bisher  immer 
vergeblich  besichtigten  Blätter  von  Sanguisorba  officinalis, 
um  daran  vielleicht  die  bisher  nur  in  England  beobachtete, 
aber  an  Poterium  Sanguisorba  lebende  N.  Poterii  Stt.  zu  fin- 
den. Das  Glück  war  mir  diesmal  günstig,  ich  entdeckte 
einige  Minen  mit  tsiner  dunkelgelben  Raupe  mit  bräunlichem 
Kopf,  auf  welche  Stainton's  Beschreibung  der  Raupe  von  Po- 
terii passte,  obwohl  meine  Raupen  nur  im  jüngeren  Alter  so 
gefärbt  waren,  wie  Stainton  angiebt,  kurz  vor  dem  Verlassen 
der  Minen  dagegen  eine  mehr  rothgelbe  Farbe  annalimen. 

Natürlich  suchte  ich  nun  fast  täglich  an  Sanguisorba  und 
fand  bis  Ende  des  Monats  im  Ganzen  einige  30  Raupen,  von 
welchen  jedoch  nur  der  kleinste  Theil  die  angegebene  Fär- 
bung zeigte,  die  meisten  waren  grünlichgelb  mit  dunklerem 
Kopf  und  Hessen  mich  vermuthen,  dass  zwei  verschiedene 
Arten  die  Pflanze  bewohnen.  Diese  Erwartung  wurde  zu  mei- 
ner Freude  durch  die  gelungene  Zucht  bestätigt.  Am  2.  und 
7.  Februar  erschienen  im  warmen  Zimmer  zwei  Neptikeln, 
die  sehr  gut  mit  Stainton's  Beschreibung  von  N.  Poterii  über- 
einstimmen, so  dass  ich  sie  für  diese  Art  erklären  zu  müssen 
glaube.  Ende  Februar  bis  Mitte  März  kamen  noch  acht  Ex- 
emplare aus,  die  einer  neuen  Art  angehören,  deren  Beschrei- 
bung folgende  ist: 

Nept.   Sanguisorbae. 

Capillis  ochraceis  vel  obseure  ferrugineis,  penicillis  oclira- 
ceis,  antennarum  conchulis.  flavescentibus;  alis  anterioribus 
grossiuscule  squamatis  fusco-griseis  vix  violaceo-micantibus. 
Expansio  alarum  4 — 4y3mm. 

Am  ähnlichsten  erscheint  die  Art  einer  kleinen  Rufica- 
pitella  Hw.,  doch  zeigen  bei  genauer  Betrachtung  die  Voi  der- 
flügel  keine  in  der  Spitze  concentrirte  violette  Färbung,  höch- 
stens einen  gleichmässig  über  die  ganze  Flügelfläche  verbrei- 
teten sehr  schwachen  violetten  Schein,  ausserdem  ist  die 
Bescliuppung  eine  gröbere  und  Sanguisorbae  nähert  sich  hier- 
durch der  kleineren  und  bleicheren  Rhamnella  HS. 

Kopfhaare  ochergelb,  in  der  Mitte  des  Scheitels  am  dun- 
kelsten, manchmal  bräunlich  rostfarben.  Nackenschöpfe  ocher- 
gelb.    Fühler  des  $  von   ^^    der  Vorderflügellänge,   beim   <^ 


270 

etwas  länger,  braungrau;  Augendeckel  ziemlich  gross,  gelb- 
lichwei.ss  bis  lielit  ocliergelb.  Rücken  braun ,  ein  wenig  erz- 
scliimmernd.  Hinterleib  schwärzlich,  Beine  braungrau  mit 
gelblichen  Füssen.  Vorderflügel  gleichmässig  grob  beschuppt, 
braungrau,  schwach  erzfarben,  bisweilen,  etwas  violettlich 
scliimmernd.  Franzen  braungrau,  an  den  Spitzen  lichter  grau. 
Hinterflügel  dunkelgrtiu.  Unterseite  einfarbig  dunkel  bräun- 
lichgrau. 

Die  grüngelbe  Raupe  hat  einen  liclitbraunen  Kopf  und 
minirt  die  Blätter  von  Sanguisorba  officinalis  in  mehrfach 
gewundener,  bisweilen  sich  durchkreuzender  Mine  mit  unregel- 
mässig unterbrochenem  braunem  Kothgang.  Die  meisten  Rau- 
pen fand  ich  an  den  unteren  älteren  Blättern  der  Pflanze, 
während  Poterii  seltener  an  diesen,  vorzugsweise  an  den  klei- 
neren am  Blüthenstengel  stehenden  Blättchen  minirt.  Das 
Gespinnst  ist  eiförmig,  ziemlich  flach  und  von  gelbbrauner 
P'arbe. 

Nept.  Aterrima. 

Capillis  nigris,  antennarum  conchulis  cinereis;  alis  ante- 
rioribus  grosse  squamatis  fusco  -  nigris ,  fascia  media  albida 
obsoleta,  ciliis  post  lineam  nigram  cinereis.  Exp.  alarum 
4y2  mm. 

In  Heinemann's  Gruppe  XI  gehörig  und  mit  Agrimoniella 
und  Atricollis  am  nächsten  verwandt,  obgleich  von  robusterer 
Gestalt,  durch  die  ganz  verloschene  Binde  von  allen  bekann- 
ten Arten  verschieden. 

Fühler  von  halber  Vorderflügellänge,  schwarz.  Fühler- 
muschel  klein,  dunkelaschgrau.  Behaarung  des  Kopfes  und 
Thorax  schwarz.  Hinterleib  und  Beine  braungrau.  Vorder- 
flügel grobschuppig  mattschwarz.  Dicht  hinter  der  Mitte  ver- 
läuft eine  wenig  sichtbare,  etwas  nach  aussen  gekrümmte, 
weissliche  oder  graue  schmale  Binde.  Franzen  aschgrau,  an 
der  Wurzelhälfle  durch  grosse  schwarze  Schuppen  bedeckt, 
deren  Enden  eine  deutliche  Theilungslinie  bilden.  Hinterflügel 
und  Unterseite  aschgrau.  Die  Raupe  dieser  Art  lebt  auf  Cra- 
taegus und  muss  der  von  Atricollis  sehr  ähnlich  sein,  denn 
ich  erzog  meine  zwei  Exemplare  aus  Raupen,  die  ich  Mitte 
September  bei  P'reiburg  in  Sohlesien  als  Atricollis  eingesam- 
melt hatte,  unter  vielen  Exemplaren  dieser  Art. 


271 
Preisaufgabe  der  Leopoldino-Carolina*). 


Um  die  Akademie  möglichst  mit  den  Beschlüssen  der 
allgemeinen  Versammlung  der  deutschen  Naturforscher  und 
Aerzte  in  Wechselwirkung  zu  bringen  und  zu  erhalten,  wen- 
dete sich  das  Präsidium**)  im  vorigen  Jahre  nach  Giessen  an 
Herrn  Prof.  Dr.  Leuckart.  Die  Versammlung  wählte  eine 
Commission***)  und  stimmte  dem  von  dieser  gemachten  Vor- 
schlage einer  neuen  Preisfrage    bei. 

Dieselbe  lautet: 

Die  vollständige  Erläatemng  der  Verhältnisse  zwischen 
geschlechtlicher  und  ungeschlechtlicher  Fortpflanzung 
der  Insecten  durch  Untersuchung  der  Generationsver- 
hältnisse der  Phytophthiren  (Apis,  Goccus,  Ghermes). 

Der  Zeitpunkt  für  die  Beantwortung  ist  auf 

den  1.  ^epteinber  1§69, 

der    erste  Preis   auf  60  Louisd'or,    das   Accessit    auf    30 
Louisd'or  festgesetzt. 

Die  Concurrenzschriften  müssen  in  deutscher  oder  latei- 
nischer Sprache  verfasst,  unter  den  gewöhnlichen  Bedingungen 
bis  zu  obigem  Termine  an  das  Präsidium  der  Akademie  ein- 
gesendet werden. 


*)  Abgedruckt  aus  Heft  V  No.  1,  2  der  Acta  Leopoldino-Caro- 
lina, April  1865. 

**)  Herj*  Geh.  R.  Dr.  C.  G.  Carus  in  Dresden. 
***)  Bestehend  aus  den  Herren  Professoren  Leuckart,   Troscliel, 
Pagenstecher,  Forstrath  Hurtig  und  dem  Redacteur  dieser  Zeitung. 


272 

Ueber  das  Lepidopteren-Genus  Colias,  wie  es  in 
Staudinger's  Catalog   aufgestellt  ist, 

vom 
Forstmeister  IVerneburg  in  Erfurt. 


Herr  Dr.  Herrich-Schäffer  sagt  im  6.  Bande  seiner  Syste- 
matischen Bearbeitung  der  Schmetterlinge  von  Europa  pag.  21 
bezüglich  der  Gattung  Colias: 

„Die  Grenzen  zwischen  den  Arten  dieser  Gattung  sind 
sehr  unsicher;  je  mehr  Exemplare  aus  verschiedenen  Gegen- 
den man  vergleicht,  desto  unsicherer  erscheinen  die  specifischen 
Mei-kmale,  welche  für  die  gewöhnliclieren  Arten  ausreichen." 

Wie  richtig  diese  Bemerkung  ist,  geht  unter  Anderem 
auch  aus  den  Fragezeichen  hervor,  die  sich  in  Staudinger's 
Catalog  pag.  3  bei  den  im  Genus  Colias  aufgezählten  Arten 
finden.  Obwohl  Herr  Staudinger  mehrere  Jahre  später  schrieb, 
als  Herrich -Schäfter,  und  sehr  viel  Material  zur  Benutzung 
hatte,  ist  er  doch  nicht  ganz  in's  Klare  gekommen.  Es  dürfte 
hieraus  wohl  der  Scliluss  gezogen  werden  können,  dass  das 
Genus  Colias  nicht  sowohl  viele  gute  Arten  umfasst,  als  viel- 
mehr wenige  stark  variirende  Arten*).  Von  diesem  Gesichts- 
punkte ausgehend,  kann  es  niclit  ohne  Interesse  sein,  zu 
untersuchen,    wie   die   im  Genus  Colias  als  sichere  oder  ver- 


*)  So  lange  es  an  einer  festen  Definition  des  Begriffes  „Art" 
fehlt,  kann  Jeder  sich  darüber  seine  besondere  Ansicht  bilden.  Ich 
meines  Theils  erkenne  als  eine  gute  Art  nur  die  an,  die  in  allen  Ent- 
wickelungsstufen  solche  Kennzeichen  darbietet,  durch  die  sie  mit 
Sicherheit  jederzeit  von  anderen  Arten  desselben  Genus  unterschieden 
werden  kann.  Insbesondere  muss  das  ausgebildete  Insect  solche  Ver- 
schiedenheiten in  der  Zeichnungsanlage  darbieten,  von  denen  mit 
Grund  anzunehmen  ist,  dass  sie  nicht  in  die  Zeichnung  der  Nächst- 
verwandten übergehen  könne.  So  z.  B.  halte  ich  die  Mel.  Parthenie 
Borkh.  nicht  für  eine  gute  Art,  obwohl  sie  in  manchen  Gegenden 
constant  vorkommt  und  mit  Mel.  Athalia  untermischt  fliegt,  son- 
dern ich  halte  sie  für  eine  Abart  der  Athalia,  erzeugt  durch  ver- 
schiedenes Futter  und  constant  bleibend,  weil  die  Weiber  der  Par- 
thenie aus  Instinkt  ihre  Eier  wieder  an  die  Futterpflanze  legen,  an 
der  sie  selbst  als  Raupe  gelebt  haben.  Ich  weiss,  dass  diese  Ansicht 
angefochten  werden  kann.  Ich  spreche  sie  aber  auch  nur  hier  aus, 
um  meinen  Standpunkt  in  dieser  Beziehung  zu  bezeichnen,  nicht  um 
sie  Anderen  aufzudrängen  oder  gar  Anlass  zu  Streitigkeiten  zu  geben, 
im  Gegentheil  vielmehr,  um  von  vornherein  Streitigkeiten  über  man- 
ches, was  ich  in  obigem  Aufsatze  ausgesprochen  habe ,  vorzubeugen. 


273 

meintliche  Arten  vereinigten  Schmetterlinge   naturgemäss   zu- 
sammen  gehören. 

Als  Kennzeichen,  die  zu  diesem  Behufe  im  vorliegenden 
Falle  für  gute  zu  erachten  sind,  habe  ich  nur  folgende  zu 
erkennen  vermocht: 

1.  der  schwarze  Saum  des  Hinterrandes  der  Oberflügel 
ist  bei   c^  und  $  gefleckt; 

2.  der  schwarze  Saum  des  Hinterrandes  der  Oberflügel 
ist  beim   ,^  ungefleckt,  beim  $  gefleckt; 

3.  der  schwarze  Saum  des  Hinterrandes  der  Oberflügel 
ist  bei   (^  und  $  ungefleckt. 

Anmerk.  Es  giebt  zM'ar  Varietäten  des  Pap.  Palaeno, 
deren  Weiber  einen  gefleckten  Saum  der  Oberflügel 
zeigen;  die  Flecken  stehen  dann  aber  entscliieden 
näher  am  inneren  Rande  des  schwarzen  Saumes, 
als  bei  den  Arten,  wo  die  Weiber  standhaft  einen 
gefleckten  Saum  haben.  Auch  finden  sich  bei  Pa- 
laeno nie  Flecken  im  schwarzen  Saume  der  Vorder- 
flügel. 

4.  Das  Vorhandensein  oder  Fehlen  eines  tropfenartigen 
orangefarbigen  Flecks  an  der  Basis  der  Hinterflügel 
auf  der   Oberseite  beim   i^. 

6.  Die  Form  der  Vorderflügel,  in  sofern  deren  Vorder- 
rand convex  oder  geradlinig,  fast  concav  ist. 

H.  Das  Vorhandensein  eines  schwarzen  Mittelpunktes  der 
Oberflügel,  oder  eines  feinen  scliwarzen  Ringes. 
Anmerk.  1.  Dieses  Kennzeichen  kann  bei  Varietäten 
ganz  versch\A'inden,  wo  es  aber  vorhanden  ist,  er- 
scheint es  mir  constant.  Palaeno  und  dessen  Nächst- 
verwandte haben  den  Ring,  die  andern  Arten  den 
Fleck  und  selbst  wenn  dieser  Letztere  weiss  gekernt 
ist,  hat  er  keine  ringförmige  Gestalt. 

7.  Die  Grösse  im  Verein  mit  mehreren  der  ad  1  bis  6 
genannten  Kennzeichen. 

Mit  Hülfe  dieser  Kennzeichen  gelangt  man  zu  folgendem 
Schema: 


274 


Der  Hinterrandssaum    der  Oberflügel  bei  (^  und 
$  gefleckt 


Genus 
Colias. 


Der  Hinterrandssaum 
der  Vorderflügel  beim 
^  ungefleckt,  beim  $ 
gefleckt. 


Die  Hinterflügel  des 
(^  am  Vorderrande  nach 
der  Basis  zu  mit  einem 
tropfenartigen  orange- 
farbenen Fleck. 


Die  Hinterflügel  des 
1^  am  Vorderrande  nach 
der  Basis  zu  ohne  einen 
tropfenartigen  orange- 
farbigen Fleck. 


Der  Hinterrandssaum  der  Oberflügel  bei  o   und 
$   ungefleckt  •  •  •    • 


275 


•  •  •  •  • '  ■  •  •    H  y  a  1  e  L. 

var.  Phicomone  Esp. 
var.  Nastes  Boisd. 
vav.  Rossii  Guenee. 
var.  Melinos  Eversm. 

Der  schwarze  Saum  der  Hinter-  Edu&a  Fabr. 
flügel  am  Innenwinkel  zugespitzt.       aberr.  Heiice  H.  $. 

var.  Helene  Bischh. 
var.  Heldreichi  Std. 
<  var.  Fieldii  Menetrie. 

var.  Aurorina  HS. 

Der  schwarze  Saum  der  Hinter-  Myrmidone  Esp. 
flügel  am  Innenwinkel  stumpf.  var,  Eos  HS.  tig.  395. 

var.  Libanotica  Led. 
aberr.  T  h  i  s  o  a  M  6netr. 
var.  Aurora  Esp. 


Der  ,j^  mit  breitem,  an  der  In-  Erate  Esp. 
nenseite  tief  ausgezacktem,  tief-  aberr.  Pallid a  Staud. 
schwarzem  Saume,  der  auf  den 
Unterflügeln  bis  in  den  Innenwin- 
kel reicht.  Der  Mittelfleck  auf  der 
■  Unterseite  der  Hinterflügel  gegen 
den  Hinterrand  nicht  zugespitzt. 
Der  Vorderrand  der  Oberflügel 
convex.     Grösse  wie  Edusa. 

Der  o  mit  schmalem,  wenig  aus-  Chrysotheme  Esp. 

gezacktem,  mattschwarzem  Saum.  var.  Hecla  Lef. 

der  auf  den  Unterflügeln  nicht  bis  (Boothii   Staud.) 

zum  Innenwinkel  reiclit.     Der  Mit-  HS.  fig.  459  $. 

telfleck    auf    der    Unterseite    der  var.  Boothii  Curtis 

Hinterflügel  gegen  den  Hinterrand  (HS.  fig.  39   i^J) 

zugespitzt.     Der    Vorderrand    der  var.  Chione   Curtis. 
Oberflügel  horizontal.     Grösse  un- 
ter Edusa. 

•••    Palaeno  L. 

var.  Philomene  H. 
var.  Europomene  0. 
var.  Pelidne  Boid. 
var.  W  e  r  d  a  n  d  i    Zett. 


276 

I. 

Erläuterungen  zur  Hyale-Gruppe, 

Hyale,  Phicomone,  Nastes  und  Melinos  halte  ich 
nicht  für  specifisch  verschieden.  Hyale  ist  die  Form  der 
westlichen  Ebene,  Phicomone,  deren  Raupe  der  H  y  a  1  e-Raupe 
so  ähnlich  ist,  ist  die  alpine  Form  der  gemässigten  Zone, 
vielleicht  durch  eine  besondere  nur  den  Alpen  eigene  Futter- 
pHanze  constant  gemacht.  An  ihre  Stelle  tritt  im  Osten  (Si- 
birien), wo  Phicomone  nicht  vorzukon^men  scheint,  Meli- 
nos.    Im  hohen  Norden  ändert  Phicomone  in  Nastes  um. 

Was  die  Figuren  betrifft,  die  Eversmann  im  Bull.  Mose. 
1847  III  3—6  und  Tab.  IV  fig.  I — 2  giebt,  so  gehören  sie 
alle  unzweifelliaft  zu  Melinos,  und  es  ist  entschieden  ei^i 
Versehen,  wenn  Eversmann  a.  a.  0.  die  Figuren  der  Tab.  IV 
als  o  zu  Chloe  ziehet.  Diese  letzteren  Figuren  entsprechen 
vollständig  den  fig.  626  und  627  bei  Herr.-Schäfter, 

Die  Abbildungen  \on  Nastes  in  Boisduval  Icon.  PI.  8 
fig.  4—5  ((^)  und  in  Godart-Dup.  Suppl.  I  PI.  XV  fig.  4  —  5 
(¥}  stellen  die  Labrador'sche  Form  dar,  während  Herr.-Sch. 
fig.  37—38  ($),  401-402  (,^)  die  Lappländische  Form  ge- 
geben hat. 

Col.  Rossii  Guenee  (Annales  de  la  Soc.  Ent.  de  France 
IV  p.  199)  ist  wohl  ohne  Zweifel  eine  Abirrung  von  Na- 
stes. Alles,  was  Guenee  a.  a.  0.  über  diesen  Sclimetterling 
sagt,  passt  fast  genau  auf  die  Figuren  von  Nastes,  die  Herr.- 
Schäßer  gegeben  hat. 

II. 

Erläuterungen  zur  Edusa  -  Myrmidone  -  Gruppe. 

Als  Unterschiede  zwischen  Edusa  und  Myrmidone  in 
der  Stammform  und  nach  frischen  Exemplaren  nehme  ich 
ausser  der  Differenz  in  der  Grundfarbe  an: 

1.  Myrmidone  o  hat  einen  verhältnissmässig  schma- 
leren schwarzen  Saum  aller  Flügel,  dessen  Färbung 
aber  ein  tieferes  Scliwarz  als  bei  Edusa    ist; 

2.  dieser  Saum  ist  bei  Myrmidone  (^  auf  den  Ober- 
flügeln gelb  gepudert,  auf  den  Unterfiügeln  nicht;  bei 
Edusa  zeigen  Ober-  und  ünterflügel  keinen  derartigen 
Unterschied ; 

3.  der  schwarze  Saum  der  Unterllügel  ist  bei  Myrnii- 
done  (^  durchgängig  last  gleich  breit,  jedenfalls  aber 
gegen  den  Innenwinkel  nicht  zugespitzt,  während 
er  bei  Edusa   o   io    der  Mitte   seiner  Länge  merklich 


277 

breiter  als  an  beiden  Enden,  jedenfslls  aber  gegen  den 
Innenwinkel  zugespitzt  ist; 
4.    Das  $  von  Myrmidone  hat  kleinere,  schärfer  abge- 
grenzte leuchtende  gelbe  Flecken  im  Saume  der  Ober- 
flügel uls  Edusa  -9. 

Ob  diese  Unterschiede  wirklich  durchgreifend  stichhaltig 
sind ,  kann  nur  an  einer  sehr  grossen  Zahl  von  Exemplaren, 
wie  sie  mir  nicht  zu  Gebote  stellt,  oder  durch  die  Zucht  fest- 
gestellt werden.  Aber  selbst,  Avenn  dies  gesciiieht,  sclieinen 
mir  jene  Unterschiede  nicht  von  solcher  Bedeutung  zu  sein, 
um  Edusa  und  Myrmidone  als  zwei  gute  Arten  danach  zu 
trennen.  Vielmehr  hege  ich  unmassgeblich  folgende  Ansicht: 
Die  Edusa  -  Myrmid one- Gruppe  gehört  wesentlich  dem 
Osten  an;  sie  erreicht  im  südöstlichen  Asien  ihre  höchste 
Ausbildung  (Aurora-Auror ina);  nach  Nordwesten  hin  ver- 
liert sie  an  Grösse  und  Farbenpracht  und  hat  nur  eine  Ge- 
neration (Edusa).  Myrmidone  ist  eine  durch  wärmeres 
Klima  und  günstigere  Nahrung  zur  doppelten  Generation 
gebrachte  Modification  der  Stammform,  die  deshalb  auch  im 
ungünstigeren  Klima  —  nordwestliclies  Europa  —  nicht  mehr 
gedeihet,  die  aber  da,  wo  das  Klima  ihr  zusagt  und  ihre 
Futterpflanze  wächst,  sich  dauernd  erzeugt,  weil  sie  ihre 
Eier  —  instinktmässig  —  immer  wieder  an  die  Futterpflanze 
setzt,  an  der  sie  selbst  als  Raupe  gelebt  hat.  Daher  kommt 
in  Schlesien  Edusa  (auf  Cytisus  austriacus)  und  M  y  r  m  i  d  o  n  e 
(auf  Cyt.  capitatus  Jacquin)  in  einer  und  derselben  Gegend 
vor.     (cfr.  Stett.  Ent.  Ztg.  1862  p.   146.) 

Was  an  dieser  Ansicht  richtig  ist,  kann  mit  voller  Ge- 
wissheit nur  durch  sorgfältige  Züchtungsversuche  festgestellt 
A^  erden. 

Immerhin  sind  zunächst  die  oben  angegebenen  Unter- 
schiede zwischen  Myrmidone  und  Edusa  von  der  Art,  dass 
man  danach  die  Arten  der  Edusa-Gruppe  ordnen  kann.  Mei- 
ner Ansicht  nach  muss  dies  in  folgender  Weise  geschehen''''): 

1.  Edusa  Fabr.  Die  Form  des  westlichen  Flach-  und 
Hügellandes  scheint  östlich  nicht  über  das  europäische  Fest- 
land (Ural,   Kaspisches  Meer)    hinaus  zu  gehen,     cfr.  M6nelr. 

"■')  Da  ich  einige  Arten  nicht  in  Natura,  sondern  nur  im  Bilde 
vergleiclien  konnte,  so  ist  es  möglich,  dass  Irrungen  untergelaufen 
sind,  weil  die  feinen  Unterschiede,  auf  die  es  hier  ankommt,  im  Bilde 
schwer  zu  geben  sind,  auch  wohl  vom  Künstler,  wenn  er  nicht  be- 
sonders darauf  hingewiesen  wird,  nicht  wahrgenommen  werden,  ja 
selbst  vom  Beschreiber  ausser  Acht  gelassen  werden,  oder  —  wenn 
er  nach  abgeflogenen  .Stücken  beschreibt  --  gar  nicht  angegeben  wer- 
den können. 


278 

Cata).  —  Als  zuerst  aufgestellte  Art  für  die  Stammform  an- 
zunehmen. 

Heiice  H.     Die  weisse  Au.saitung  des  V.     Hb.  fig.  440. 

a.  var.  Helena  Bischof.     H.-S.  206—207. 

b.  var.  Hei dr eich i  Staud.  Milliere  Iconographie  de 
Chenilles  et  Lepidopteres  inedits.  1859  Tab.  40  (J$. 
Vom  Veluchi-Gebirge  in  Griechenland  in  7000  —  8000 
Fuss  Höhe. 

Westlichste  Bergform    der  Aurorina. 

c.  var.  Fieldii  Menetr.  Catal.  de  la  Collect.  Entom.  de 
racademie  imperiale  des  Sciences  de  St.  Petersbourg  T. 
I  fig.  .5   1-^.  —   Vom  Himalaya. 

Hochgebirgsform  der  Col.  Aurorina. 

d.  var.  Aurorina  H.-S.  fig.  453  —  456  ,^^  (vom  -f  die 
weisse  Varietät,  ähnlicli  Heiice  H. 

Tamara  Nordm. 

Chr3^socoma   Eversm.    Bull,   de   la    soc.    des  Nat.  de 
Moscou  1851  p.  622.  —    Menetr.  Cat.  p.  8U. 

Vom  Caucasus.     Höchste  Ausbildung;  Form  des  öst- 
lichen Hügellandes. 

Hieher  geliört  Tamara  Freyer  fig.  566. 
2.    Myrmidone  Esj».     Die  Form  des  westlichen  Flach- 
und  Hügellandes.  —   Als  zuer^;t  aufgestellte  Art  iür  die  Stamm- 
form anzunehmen. 

Hierher  gcl.ö  t  als  Varietät  fig.  3Ü3  bei  H.-S. 
In  den  Orenburgischen  und  Kirgisischen  Steppen  und  im 
Kaukasus  (Menetr.  Cat.j 

Hierlier  gehört  als  Citat:  Godart-Dup.  Suppl.  I  PI.  XIV 
fig.  3 — 5  F.  rjif .  Der  Text  ergiebt,  dass  Myrmidone  gemeint 
sei;  die  Bilder  sind  dürftig,  die  Grundfarbe  sehr  bleich,  der 
schwarze  Saum  der  HintertJügel  des  rS  nicht  charakteristisch, 
zu  weit  vom  Innenwinkel  endend. 

a.  var.  Eos  H.-S.  fig.  395-396  5. 

Vom  Ararat. 
a.     aberr.  Thisoa  Menetr.     Catal.  Tab.  1  fig.  6  ^. 

Nur  einmal  auf  dem  Schadach-Gebirge,  westlich 
vom  Kaukasus,   bei  8000'  Höhe  gefunden. 

b.  var.  Libanotica  Led.  Wien.  Ent.  Monatschr.  Bd.  2 
1858  Tab.  2  fig.  J  — 2  jV.  2  r^  und  3  V  vom  Gipfel 
des  Libanon. 

OesLliche  Gebirgsform. 

c.  var.   Aurora  Esp.     H.-S.  fig.  204  —  5   o,  405  —  6  $. 

Chloe  Eversm.     Die  weisse  Ausartung  des  ^'.   Form 
des  östlichen  Flach-  und  Hügellandes  (Sibirien). 
Hierher  gehören  noch  l'olgende  Citatc: 
Esp.  Tab.  83  fig.  3   J. 


279 

Hübn.  fig.  544-45  ^. 

M^netr.  Catal.  p.  81  Tab.  VIII  fig.  1-2  6^.  Fig.  2 
soll  nach  der  Beschreibung  ein  $  sein,  ist  aber  sicher, 
sowohl  nach  der  Form  des  Leibes,  als  nach  dem  un- 
gescheckten Hinterrandssaume  ein   t^. 

Boisd.  Icon.  PI.  7  fig.  1-4  F.  ,^$  p.  35. 

Godart-Dup.  Suppl.  PI.  VI  fig,  4—5  F.  ,^  eine  man- 
gelhafte Abbildung. 

H.-S.  fig.  397  Eos   c^-). 

Bemerkungen  zu  den  einzelnen  Arten: 

Helena  Bischli.  rechne  ich   zu  Edusa, 

1.  weil  der  schwarze  Saum  auf  Vorder- und  Hinterflügeln 
mattschwarz  (gelb  bepudert)  ist; 

2.  weil  der  schwarze  Saum  der  Hinterflügel  beim  rfi^,  ob- 
wohl überhaupt  schmal,  doch  nach  dem  Innenwinkel 
deutlich  spitz  zulaufend  ist; 

3.  weil  die  Grundfarbe  der  Oberseite  mehr  der  von  Edusa, 
als  der  von  M  y  r  m  i  d  o  n  e    entspricht ; 

4.  weil  auch  die  ganze  Form  des  Falters  der  von  Edusa 
ähnliclier  ist  als  die  von  Myrmidone; 

5.  weil  diese  Col.  Helena  der  Col.  Heldreichi  so  ähn- 
lich ist,  dass  sie  kaum  davon  geschieden  werden  mag. 

Heldreichi  Staud.  rechne  ich  zu  Edusa, 

1.  weil  sie  in  Form  und  Färbung  der  Edusa  mehr  gleicht 
als  der  Mj'rmidone; 

2.  weil  beim  rj  der  schwarze  Saum  der  HinterHügel,  ob- 
wohl schmal,  doch  deutlich  spitz  gegen  den  Innen- 
winkel verläuft; 

3.  weil  beim  $  die  gelben  Flecken  im  schwarzen  Saume 
mattgelb  und  nicht  sehr  scharf  begrenzt  sind,  wie  das 
auch  bei  Edusa  V  der  Fall,  während  Myrmidone 
$  diese  Flecken  scharf  begrenzt  und  rein  gelb  liat; 

4.  weil  sie,  wie  auch  Staudinger  (Ent.  Zeit.  1862  p.  2(i0 
selbst  sagt)  der  Aurorina  ähnlicher  ist  als  der  Au- 
rora, ich  aber  Aurorina  mit  Edusa  verbinde. 

Die   Gründe,    die    Hr.    Staudinger  anführt,    um    die  Col. 
Heldioichi    als    besondere   Species    hinzustellen,    kann    ich 


"'••)  Aurora  H.  und  Eos  H.-S.  lig.  397  ziehe  ich  zu  Aurora 
Esp. ,  weil  1.  der  Saum  der  Oberfliigel  bei  allen  dreien  ähnlich  ist 
ebenso  2.  der  Saum  der  Unterllügel  von  gleicher  Form,  3.  bei  Au- 
rora H.  und  Eos  H.-S.  vor  dem  Saume  der  Unterflügel  gelbrothe 
Flecken  stehen,  die  ich  nur  bei  ächten  Aurora  Esp.  so  gefunden 
und  endlich  4.  weil  alle  drei  den  Mittelfleck  auf  der  Oberseite  der 
Hinterlliigel  bleicher  als  die  Grundfarbe  haben. 


280 

durchaus  nicht  für  genügend  halten.  Die  Coliaden  haben  bald 
mehr,  bald  weniger  eine  grüngelbe  Färbung;  sie  zeigen  bald 
mehr,  bald  weniger  einen  schwärzlichen  Anflug  (cfr.  Helena, 
Chloe  und  Phicomone),  zumal  im  Gebirge  und  ebenso  findet 
man  bald  mehr,  bald  weniger  einen  bläulichen  Schiller  auf 
der  Oberseite  an  denselben. 

Fieldii  Menetr.  rechne  ich  zu  Edusa  resp.  Aurorina 
wegen  der  Form  des  schwarzen  Saumes  der  Hinterflügel  der 
des  (3\  der  so  gestaltet  ist  wie  bei  Aurorina,  namentlich 
in  dem  Innenwinkel  spitz  ausläuft.  Diesem  Fieldii  ähnlich  ist 
Tamara  Freyer  fig.   566. 

Aurorina  H.-S.  rechne  ich  zu  Edusa 

1.  wegen  des  breiten  schwarzen  Saumes  der  Vorderflügel 
und  des  gegen  den  Innenwinkel  zugespitzten  Saumes 
der  Hinterflügel  beim   r^; 

2.  weil  der  ad  1  gedachte  Saum  auf  Vorder-  und  Hinter- 
flügeln des   (^  mattschwarz  (gelb  bepudert)  ist; 

3.  weil  das  ?  in  der  Abweichung  mit  weisser  Grund- 
farbe H.-S.  fig.  455  ganz  der  Heiice  H.  analog  ist. 

Hierbei  ist  zu  bemerken,  dass  die  Stammform  dieses  $ 
der  Stammform  der  weiblichen  Edusa  entspricht,  d.  h.  eine 
rothgelbe  Grundfarbe  hat.  Es  findet  sich  die  Beschreibung 
dieses  ^  in  Menetr.  Catal.  p.  80  bei  Chrjsocoma.  Diese 
Chrysocoma  ist  unzweifelhaft  =  Aurorina  H.-S.  und  wenn 
man  die  dort  gegebene  Beschreibung  des  2  mit  fig.  455  bei 
H.-S.  vergleicht,  so  findet  man,  dass  sie  genau  auf  letztere 
Figur  passt,  nur  mit  oem  Unterschied,  dass  das  ?  von  Chry- 
socoma Eversm.  eine  gelbe  Grundfarbe  hat. 

Unrichtig  ist  es  deshalb  auch,  dass  in  Menetr.  Catal.  H.-S. 
fig.  405  und  406  als  2  zu  C  hrysocoma  gezogen  sind,  welche 
Unrichtigkeit  schon  daraus  hervorgeht,  dass  Menetries  in  der 
Beschreibung  des  $  von  Chrysocoma  selbst  drei  Verschie- 
denheiten gegen  die  fig.  405 — 6  bei  H.-S.  hervorhebt,  die  gar 
nicht  unwesentlich  sind  und  die  zugleich  deutlich  ergeben, 
dass  das  $,  das  Menetries  beschreibt,  in  den  Zeichnungen  der 
fig.  455  bei  H.-S.  mehr  entspracli,  als  der  fig.  405. 

Uebrigens  vergleiche  man  die  Bemerkungen  zu  Col.  Au- 
rora. 

Eos  H.-S.  fig.  395—396  rechne  ich  zu  Myrmidone, 

1.  weil  die  scliM-arze  Saumbinde  der  Oberflügel  sich  am 
Vorderrande  bis  gegen  die  JMitte  desselben  ziehet;  bei 
Edusa  2  deckt  sie  den  Vorderiand  nur  etwa  bis  zu 
Eindrittheil ; 

2.  weil  die  gelben  Flecken  der  Kandbinde  sehr  scharf 
begrenzt  und  sehr  rein  gelb  sind; 

u.    M'egen    der   hoch    lothgelben    Grundfarbe,    wegen    der 


281 

tiefscliMarzen   Färbung   der   Randbinde   und    dem  sehr 
rothgelben  Mittelfleck  der  Oberseite  der  Hinterflügel. 
Dafs  diese  Eos  ein   V   sei,    obwolil    sie    im    Bilde    einen 
männliclien  Hinterleib  zeigt,  darüber  kann  wohl  kein  Zweifel 
bestehen. 

Thisoa   M^netr.   halte   ich   für   eine   Abirrung   von  Eos 
oder  Libanotica  (die  einander  sehr  nahe  stehen) 
.    1.    wegen    der    hoch    rothgelben    Grundfarbe    der    Ober- 
flügel; 
2.    wegen  des  hochrothen  Mittelfleckes   auf  der  Oberseite 
der  Hinterflügel. 
Dass    diese   Thisoa,    die    an   Grösse    und   Flügelschnitt 
einem  $  von  Myrmidone  gleicht,  ein  $  ist,   geht  aus  dem 
kurzen,  plumpen  Bau  des  Leibes,  noch  mehr  aber  daraus  her- 
vor, dass  der  schwarze  Saum  der  Oberflügel  gelb  gefleckt  ist. 
Die  Flecken  sind  zwar  nur  angedeutet;    das  kann  aber  nicht 
wundern,    da    der   Charakter   dieser   Abirrung    —  weiter  ist 
Thisoa  nichts  —  eben  darin  besteht,  dass  die  Flügel  —  die 
oberen  groscentheils ,    die  unteren  ganz   —  auf  der  Oberseite 
mit  einem  russigen  Schwarz  überzogen   sind.     Das  Bild  zeigt 
zwar    nur    zwei   Spuren    von  den   gedachten  gelben  Flecken, 
im  Text  wird  aber  ausdrücklich  gesagt,    dass    in  dem  Origi- 
nale vier  Flecken  angedeutet  wären. 

Libanotica  Led.  ziehe  ich  zu  Myrmidone, 

1.  weil  der  schwarze  Saum  des  o  ganz  so  ist  wie  bei 
Myrmidone,  namentlich  auf  den  Unterflügeln,  wo  er 
am  Innenwinkel  nicht  ganz  spitz  endet; 

2.  weil  das  $  einen  tiefschwarzen  Saum  und  darin  scharf 
abgegrenzte,  rein  gelbe  Flecken  auf  den  Oberflügeln 
hat; 

3.  weil  die  Unterseite  des  $  sehr  der  fig.  396  bei  H.-S. 
gleicht  und  letztere  meiner  Ansicht  nach  zu  Myrmi- 
done gehört. 

Dies  Urtheil  gründe  ich  übrigens,  wie  ich  ausdrücklicli 
bemerke,  nur  auf  die  Abbildung  der  Libanotica,  da  ich 
das  Thier  in  natura  nicht  kenne. 

Aurora  Esp.  ziehe  ich  zu  Myrmidone 

1.  wegen  der  Form  und  verhältnissmässig  geringen  Breite 
des  schwarzen  Saumes  der  Flügel  auf  der  Oberseite; 

2.  weil  dieser  Saum  auf  den  Unterflügeln  nicht  gelb  be- 
pudert ist; 

3.  weil  das  $  in  der  rothgelben  Stammform  dem  $  von 
Myrmidone  entschieden  ähnlicher  ist  als  dem  ?  von 
Edusa; 

4.  weil  die  Abweichung  des  V,    mit   weisser  Grundfarbe 

19 


282 

Chloe  Eversm.,  gar  nichts  Aehnliches  mit  Edusa 
zeigt. 
Diese  Chloe,  die  nachdem,  was  Staudinger  in  der  Stett. 
Entomol.  Zeitung  1862  p.  258  sagt,  unbedenklich  als  $  zu 
Aurora  gezogen  werden  darf,  zumal  auch  ihre  schwarzen 
Zeichnungen  ganz  so  sind  wie  bei  der  Stammform  von  Au- 
rora -9  (H.-S.  flg.  405),  insbesondere  das  schwarz  angeflogene 
Basalfeld  der  Oberseite  der  Vorderflügel,  ist  in  sofern  von 
besonderem  Interesse,  als  aus  ihr  auf  eine  specifische  Ver- 
schiedenheit zwischen  Aurora  und  Aurorina  zu  schliessen 
sein  möchte.  Denn  schon  ein  oberflächlicher  Vergleich  zwi- 
schen fig.  405  und  455  bei  H.-S.  zeigt,  dass  die  Chloe  von 
der  weissen  Foim  des  Aurorina- Weibes  ganz  wesentlich 
verschieden  ist.  Ganz  besonders  ist  dies  aber  der  Fall  be- 
züglich des  Mittelfleckes  der  Unterflügel.  Dies  ist  bei  Chloe 
weiss  wie  die  Grundfarbe,  bei  dem  weissen  $  der  Aurorina 
dagegen  hoch  pomeranzengelb.  Und  dieser  Unterschied  ist 
um  so  erhebliclier,  als  er  sich  auch  an  den  Männern  von  Au- 
rorina und  Aurora  zeigt. 

Bei  Aurora  o  ist  jener  Fleck  bleicher  als  die  Grund- 
farbe, bei  Aurorina  ,-^  dagegen  lebhafter  roth  als  die  Grund- 
farbe. 

Aus  diesen  Unterschieden  könnte  man  nun  auch  rück- 
wärts weiter  schliessen,  dass  Edusa  und  Myrmidone  spe- 
cifisch  verschieden  sind ,  wenn  man  nämlich ,  wie  ich  oben 
gethan,  Aurora  als  Varietät  von  Myrmidone  und  Auro- 
rina als  Varietät  von  Edusa  annimmt.  Will  oder  kann  man 
das  nicht,  vereinigt  man  vielmehr  Myrmidone  mit  Edusa, 
dann  muss  meines  Ei  achtens  Aurorina  zu  Edusa  gezogen 
werden  —  schon  wegen  der  grossen  Aehnlichkeit  der  Wei- 
ber —  und  in  Aurora  eine  ganz  besondere  Art  erkannt 
werden. 

III. 

Erläuterungen  zur  Erate-Chrysolheme-Gruppe. 

Als  specifische  Unterschiede  zwischen  Erate  (Neriene) 
und  Edusa  weiss  ich  allerdings  keine  anderen  aufzufinden, 
als  die  in  der  oben  gegebenen  Uebersicht  schon  angedeuteten: 
die  grössere  Breite,  tiefere  Ausbuchtung  und  kohlschwarze 
Färbung  des  Flügelsaumes,  welche  letztere  sich  auch  dann 
noch  auffällig  zeigt,  wenn  dieser  Saum  mit  schwefelgelben 
Atomen  überpudert   ist. 

Ausserdem  fehlt  der  Erate  o  der  tropfenartige  orange 
F'leck  am  Vorderrande  der  Unterflügel ,  den  Edusa  o  hat, 
wodurch  sie  zur  Chrysotheme -Gruppe   tritt. 


283 

Trotz  der  grossen  Aöhnliehkeit  zwischen  Edusa  und 
Erate  kann  ich  nicht  glauben,  dass  letztere  eine  aus  der 
Vermischung  von  Eduse  mit  Hyale  hervorgegangene  Art 
sei,  wie  bei  Herr.-SchäfF.  VI  pag.  170  angedeutet  ist.  Denn 
wäre  Erate  eine  Bastardart,  so  würde  sie  nach  bekanntem 
Naturgesetz  niclit  fortpflanzungsfähig  sein.  Andererseits  würde, 
wenn  eonslatirt  würde,  dass  Erate  aus  der  Begattung  von 
Edusa  mit  Hyale  hervorgehe,  gefolgert  werden  müssen, 
dass  Letztere  beide  nicht  specifisch  verschieden  seien.  Das 
aber  ist  denn  doch  sehr  unwahrscheinlicii! 

Was  demnächst  Boothii  Curtis  betrifft,  so  ist  sie  zwar 
meines  Erachtens  nicht  specifisch ,  aber  doch  in  soweit  von 
Hecla  Lef.  und  jener  Boothii,  die  Staudinger  in  Finmarken 
gesammelt  hat,  verschieden,  dass  sie  mit  diesen  Letzteren  nicht 
unmittelbar  identificirt  werden  kann,  wie  Staudinger  in  seinem 
Catalog  thut.  Die  ächte  Boothii  Curtis  und  Chione  Curtis 
gehören  mit  Boothii  H.-S.  fig.  39  eng  zusammen,  dergestalt, 
dass  das  Herrich -Schäffer'sche  Bild  die  Uebergangsform  von 
Boothii  zu  Chione  bildet.  Da  das  Werk  von  Herr.-Schäff. 
wohl  mehr  in  den  Händen  der  Entomologen  ist,  als  die  be- 
treffende Schrift  von  Curtis,  so  will  icli  zunächst  angeben, 
wie  sich  die  Abbildungen  bei  Curtis  zu  fig.  3!)  bei  Herr. - 
Sehäffer  verhalten. 

Boothii  Curt.  o  ist  etwas  grösser  als  fig.  39,  hat  einen 
etwas  breiteren  schwarzen  Saum  der  Flügel,  der  von  gelb 
gefärbten  Adern  durchschnitten  wird  und  zeigt  nicht  die  ver- 
loschenen schwärzlichen  Flecken  vor  dem  schwarzen  Saume 
(die  übrigens  in  fig.  39  stärker  angegeben  sind  als  das  Ori- 
ginal, das  ich  verglichen  habe,  sie  zeigt).  Auf  der  Unterseite 
ist  Boothii  Curtis  im  Diskus  unter  dem  Mittelfleck  orange- 
farben angeflogen  und  die  schwarzen  Flecken  parallel  dem 
Hinterrande  sind  nicht  so  lang  gezogen  wie  in  fig.  39. 

Im  Uebrigen  finde  ich  durchaus  keinen  irgend  erheblichen 
Unterschied. 

*  Chione  Curtis  o  ist  etwas  kleiner  als  fig.  39,  der 
schwarze  Saum  etwas  schmaler  und  matter  als  an  dieser  und 
nicht  von  gelben  Adern  durchbrochen.  Der  Mittelfleck  der 
Oberflügel  ist  orangegelb  überdeckt;  die  orange  Färbung  auf 
den  Oberflügeln  ist  schwächer  als  bei  fig.  3;J  und  fehlt  auf 
den  Unterflügeln  ganz,  die  demnach  einfach  gelblich  grün, 
mit  orangefarbigem  Mittelpunkt  erscheinen.  (Von  der  Unter- 
seite giebt  Curtis  kein  Bild.) 

Curtis  selbst  spriclit  sich  dahin  aus,  dass  diese  Chione 
wohl  kaum  etwas  anderes  als  eine  Varietät  von  Col.  Boo- 
thii sei. 

Hiernach  dürfte  es  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  Boothii 

19' 


284 

Curtis  Chione  Cuit.  und  Boot  hü  H. -Seh.   fig.  39  identisch 

sind  ^0- 

Dass  alle  drei  aber  auch  mit  Chrysotheme  und  Hecla 
eng  verbunden  sind,  dafür  sprechen  folgende  Umstände: 

1.  der  orangefarbene  Anflug  im  Diskus  der  Oberflügel, 

2.  die  Form  des  schwarzen  Mittelfleckes  der  Oberflügel, 
der  nach  oben  und  unten  zugespitzt  ist,  daher  fast 
mondförmig  erscheint, 

3.  die  Eigenthümlichkeit,  dass  dieser  Mittelfleck  öfters 
orangegelb  überdeckt  ist, 

4.  der  Flügelschnitt, 

5.  die  Eigenthümlichkeit,  dass  die  rothe  Einfassung  des 
weissen  Flecks  auf  der  Unterseite  der  Hinterflügel  ge- 
gen den  Hinterrand  zugespitzt  ist, 

6.  Beim  Weibe  die  Form  der  Fleckenbinde  im  schwarzen 
Saume  der  Oberflügel;    sie  sind  alle  fast  gleich  gross. 

(Bei  Edusa  undMyrmidone  ist  der  mittlere  Fleck 
merklich  kleiner  als  die  übrigen.) 

Nach  meiner  Ansicht  von  einer  guten  Art  bestehet  nun 
ZM'ischen  Chrysotheme  Hecla  (Boothii  Stand.)  und  B o o - 
thii  Gurt.  (H.-S.  und  Chione  Gurt.)  kein  solcher  Unterschied, 
dass  sie  als  gute  Arten  getrennt  werden  könnten.  Vielmehr 
erscheint  mir  Chrysotheme  als  die  Stammform  —  in  Fin- 
marken  zur  höchsten  Vollendung  (mit  ganz  orangegelber 
Grundfarbe)  gelangend,  Hecla  als  die  Form  des  höheren 
Nordens  und  Boothii  Gurt,  als  die  Form  des  höchsten  Nor- 
dens. 

Fig.  459  bei  Herr.-Schäff.  halte  ich  für  ein  $  von  Boo- 
thii Stand,  und  zwar  wegen  der  orangegelben  Grundfarbe. 

IV. 
Erläuterungen  zur  Palaeno- Gruppe. 

Dass  Palaeno  L.  und  Philomene  H.  flg.  602  identisch 
sind,  letztere  die  Form  des  höheren  Nordens,  darüber  herrscht 
kein  Zweifel. 

Werdandi  H.-S.  fig.  41  halte  ich  entschieden  nur  für 
eine  Abirrung  des  Palaeno  und  zwar  eine  weibliche.  Denn 
1.  ist  der  schwarze  Saum  auf  den  Oberflügeln  nach  innen 
nicht  scharf  begrenzt  und  zweitens  zeigen  die  Hinterflügel  auf 
der  Oberseite  einen  lichten  Fleck,  wie  die  Weiber  von  Pa- 
laeno. 


*)  Vergl.  auch :  Annales  de  la  Soc.  entoraol.  de  France  de  1864 
Tom.  IV.,  wo  Guenee  sich  in  gleicher  Weise  ausspricht. 


285 

Werdandi  H.-S.  fig.  403  ist  nichts  anderes  als  ein  $ 
von  Philomene  H.  fig.  602. 

Was  dagegen  Werdandi  Zeit,  betrifft,  so  ist  sie  ein 
ganz  anderes  Thier,  das  nicht,  wie  Staudinger  in  seinem  Ca- 
talog  p.  189  meint,  zu  Melinos  gehört,  vielmehr  identisch 
mit  Pelidne  und  höchstens  eine  nicht  erhebliche  Abänderung 
derselben  ist. 

Zum  Bevv'eise  dessen  führe  ich  Folgendes  an: 
1.    Die  Angaben,  die  Zetterst.  über  seinen  C.  W  e  r  d  a  n  d  i 
maclit,  passen  nicht  auf  die  fig.  41  bei  Herr.-Schäfter, 
noch  weniger  auf  Melinos.     Die   Diagnose    lautet  bei 
Zetterstedt:    „alis  sulphureis,   limbo   communi   macu- 
lari  nigro  fimbriisque  roseis,    anticarum   strigula  sub- 
costali   fusca;    posticis   subtus   puncto   centrali   simplici 
argenteo." 
Diese  Diagnose  ist  nach  einem   o  gemacht,  dem  einzigen 
Exemplare,  das  Zetterstedt  kannte  und  das  auf  der  Höhe  des 
Gebirges  im  nördlichen  Lappland  gefangen  worden  war. 

In  dieser  Diagnose  ist  zunächst  bemerkenswerth,  dass  der 
schwarze  Saum  aller  Flügel  aus  scliwarzen  Flecken  bestehen 
soll;  das  ist  bei  H.-S.  fig.  41  nicht  der  Fall,  noch  weniger 
bei  Melinos,  wo  er  höchstens  schwarz,  weisslich  gefleckt, 
genannt  werden  könnte.  Von  Melinos  kann  aber  auch  um 
deswillen  ganz  abgesehen  werden,  weil  er  keine  schwefelgelbe 
Grundfarbe  hat,  nicht  in  Lappland  vorkommt  und  durchaus 
nicht  mit  Hecla  Lef.  verglichen  werden  kann,  wie  Zetter- 
stedt dies  mit  seinem  Werdandi  —  worauf  demnächst  noch 
weiter  eingegangen  werden  wird,  —  thut. 

In  der  Beschreibung  nennt  Zetterstedt  seinen  Werdandi 
„similis  Palaeno,  sed  minor  et  limbus  neque  tam  late,  neque 
tam  determinate  niger  ac  in  illa.  Similis  quoque  Nastes 
Boisd.  Icon.  4- Tab.  8  fig.  4,  5,  sed  color  sulpjiureus  necvi- 
rescenti  flavus."  Mit  dem  „similis"  zeigt  Zetterstedt  eine 
massige  Aehnlichkeit  an,  wie  sich  klar  daraus  ergiebt,  dass 
er  bei  dem  späteren  Vergleiche  seines  Werdandi  mit  Hecla 
sagt,  Ersterer  sei  Letzterem  „valde  affinis  et  similis".  Auf 
den  Vergleich  mit  Nastes  Boisd.  ist  wenig  Gewicht  zu  legen, 
denn  die  bezügliche  Figur  bei  Boisd.  PI.  8  fig.  4  stellt  zwar 
eine  von  jenen  Varietäten  des  Nastes  dar,  die  noch  am  er- 
sten einen  Vergleich  mit  Pelidne  und  Hecla  zulassen,  aber 
doch  durchaus  nicht  auf  die  Beschreibung  des  Werdandi 
Zett.  passen.  Jedenfalls  gleicht  aber  die  fig.  41  bei  Herr.- 
Schäflf".   auch  nicht  im  Geringsten  einem  Nastes^'). 


*)   Wenn  nach  der  Anmerkung  in  der  Wiener  entomol.  Monats- 
schrift 1860  p.  355   Herr   Dr.   Wocke  erklärt,    Werdandi   Zett.  sei 


286 

Weiter  sagt  nun  Zetterstedt,  an  seinem  Werdandi  be- 
stehe der  schwarze  Saum  (und  zwar,  wie  oben  schon  be- 
merkt, auf  allen  Flügeln)  aus  zusammen  hängenden  schwar- 
zen Älakeln,  sei  am  Vorderrande  der  Oberflügel  breiter  und 
nehme  dann  ganz  allmälig  an  Breite  ab,  bis  er  auf  den  Hin- 
terflügeln auf  der  Mitte  des  Randes  verscliwinde. 

Wie  kann  man  diese  Angaben  auf  Herr.  -  Schaff,  fig.  41 
anwenden?  Dagegen  passen  sie  genau  auf  Pelidne  (^.  Man 
vergleiche  nur  Herr.-Sch.  fig.  43.  Da  ist  der  schwarze  Saum 
genau  wie  Zetterstedt  beschreibt:  durch  die  starken  gelben 
Querhtriemen  in  eine  ununterbrochene  Reihe  schwarzer  Ma- 
keln zertheilt! 

Ferner  sagt  Zetterstedt,  sein  Werdandi  habe  auf  der 
Oberseite  dunkle  Adern  und  ein  gleichfarbiges  Mittel-Strichel- 
chen. Diese  Eigenschaften  zeigt  das  Bild  von  Pelidne  fig. 
43  bei  Herr.-Sch.  allerdings  weniger,  aber  bei  anderen  Exem- 
plaren von  Pelidne  sind  sie  vorhanden,  was  sich  schon  dar- 
aus ergiebt,  dass  Boisduval ,  der  Pelidne  zuerst  aufgestellt 
hat,  sagt,  bei  ihr  sei  der  Mittelfleck  der  Oberflügel  mehr 
länglich  und  gestreckt,  als  bei  Palaeno.  Es  verhält  sich 
also  bezüglich  dieses  Fleckes  bei  Pelidne  wie  bei  andern 
Coliaden,  er  ist  bald  vorhanden,  bald  fehlend. 

Werdandi  H.-S.  hat  jedenfalls  auch  keinen  schwarzen 
Mittelfleck,  \vie  dies  auch  in  der  Diagnose  ausdrücklich  er- 
wähnt wird. 

Von  der  Unterseite  des  W  er d  and i  sagt  Zetterstedt,  die 
Hinterflügel  seien  düster  grüngelb,  mit  lichterem  Saume,  das 
Auge  rothbraun  mit  weisser  Pupille. 

Das  passt  auf  Pelidne  mindestens  eben  so  gut  wie  auf 
Werdandi  H.-S.  fig.  41. 

Wenn  demnach  die  directen  Angaben  Zetterstedt's  über 
Werdandi  viel  Jbesser  auf  Pelidne  als  auf  Werdandi  H.-S. 
passen,  so  wird 

2.  durch  das,  was  Zetterstedt  bei  Hecla  sagt,  es  noch 
unzweifelhafter,  dass  Werdandi  Zett.  nichts  anderes 
als  ein  vielleicht  abgeflogenes   o    von  Pelidne  ist. 

Hier  heisst  es  nämlich  von  Hecla:  „Valde  affin is  et 
similis  Col.  Werdandi,  alis  vero  supra  fulvo-luteis,  nee 
sulphureis,  subtus  magis  virescentibus  etc.'"'- 

Kun  vergleiche  man  Hecla  Lef.  mit  der  fig.  41  bei  Herr.- 


idenxisch  mit  der  lappländischen  Nastes,  so  muss  dabei  in  irgend 
einer  Weise  ein  Irrthum  zu  Grunde  liegen  ,  denn  es  ist  ganz  unmög- 
lich, die  Beschreibung  des  Werdandi  bei  Zetterstedt  mit  jener  Na- 
stes-Form,  die  sich  dem  Col.  Melinos  nähert,  in  Einklang  zu 
brinaren. 


287 

Schaff,  und  man  wird  zugeben  müssen,  dass  beide  einander 
nichts  weniger  als  sehr  ähnlich  sind!  Eben  so  wenig  gleicht 
Hecla  einem  Nastes. 

Dagegen  zeigen  Hecla  o  und  Pelidne  o  die  Aehn- 
lichkeit,  welche  Zetterstedt  zwischen  seiner  Werdandi  und 
Hecla  fand, 

Dass  Pelidne  im  Norden  Lapplands,  der  ähnliche  kli- 
matische und  vegetative  Verhältnisse  mit  Labrador,  der  eigent- 
lichen Heimath  der  Pelidne  hat,  vorkommen  kann,  dürfte 
wohl  keinem  Zweifel  unterliegen.  Soll  sie  doch  sogar  bei 
Petersburg  gefunden  worden  sein. 

Auffallen  kann,  dass  Zetterstedt  in  der  Anmerkung  zu 
Hecla  die  Pelidne  Boisd.  als  eine  von  Werdandi  verschie- 
dene Species  erwähnt.  Allein  er  thut  dies  nur  nach  dem 
Bilde  in  Boisd.  Icon.  41,  4  Tab.  8  fig.  1—3.  Und  dass  er 
in  diesen  Figuren  seinen  Werdandi  nicht  vermuthet,  kann 
nicht  Wunder  nehmen,  denn: 

1.  gleicht  flg.  1  und  2,  der  .^  ^  bei  Boisduval  weit  eher 
einem  Palaeno  als  einer  typischen  Pelidne.  Na- 
mentlich ist  der  schwarze  Saum  ganz  ohne  gelbe 
Querstriche ; 

2.  sagt  Boisduval  auffallender  Weise  von  seiner  Pelidne 
p.  41,  sie  sei  etwas  grösser  als  Palaeno;  im  Bilde 
ist  sie  wenigstens  ziemlich  so  gross  wie  Palaeno  P  e- 
lidne  ist  in  der  Regel  kleiner  als  Palaeno  und  so 
fand  Zetterstedt  auch  seinen  Werdandi; 

3.  zeigt  fig,  1  keine  Spur  eines  Mittelfleckes  auf  der  Ober- 
seite der  Vorderflügel  (obwohl  Boisduval  im  Texte 
das  Vorhandensein  eines  solchen  mit  dem  Bemerken 
erwähnt,  dass  er  röthlich  sei); 

4.  hat  die  Unterseite  der  Abbildung  des  r^  von  Pelidne 
bei  Boisd.  fig.  2  eine  so  gelbliche  Färbung  wie  Pa- 
laeno, während  die  typische  Pelidne  eine  entschie- 
den mehr  grüngelbe  Unterseite  hat. 

Kurz  ßoisduvars  Abbildung  von  Pelidne  ist  von 
der  Art,    dass  sie,    wenn  das  $  nicht   mit  dargestellt 
wäre,    entschieden    zu    Zweifeln    Veranlassung    geben 
•    könnte. 

Europomene  0.  ist  identisch  mit  Philomene  Dup. 
(Godart-Dup.  Suppl.  L  PI.  47  fig.  3—5  F.  ,^$)  und  dazu  ge- 
hört fig,  740—741  bei  Hübner  und  fig.  621  bei  Herr.-SchäfT. 
Philomene  Dup,  stammte,  wie  Europomene  0.,  aus  der 
Schweiz  und  sie  stimmt  in  allen  wesentlichen  Punkten  mit 
den  Angaben  bei  Ochsenheimer.  Nur  bezüglich  der  Grund- 
farbe herrscht  eine  Differenz,  indem  Ochsenheimer  von  der 
Europomene    sagt,    sie    sei    etwas   lebhafter   gelb    als   bei 


288 

Palaeno,  während  die  Bilder  bei  Duponchel  ein  bleicheres 
Gelb  zeigen,  das  übrigens  im  Text  ohne  Weiteres  ,gaune- 
citron"  genannt  wird !  Dass  aber  dieser  Umstand  nicht  von 
Erheblichkeit  ist,  ergiebt  sich  aus  der  fig.  621  bei  Herr.-Sch., 
die  auch  ein  lebhaftes  Gelb  hat,  während  sie  im  Uebrigen 
genau  mit  fig.  4  ($)  bei  Duponchel  übereinstimmt. 

Demnach  ist  es  nicht  richtig,  wenn  Philomene  Dup. 
in  Staudinger's  Catalog  zu  Philomene  gezogen  M-ird,  son- 
dern sie  gehört  zu  H.  fig.  740 — 1.  Auch  ist  nicht  abzusehen, 
warum  Staudinger  von  den  Duponcherschen  Figuren  nur  3 
und  5  citirt,  fig.  4  (V)  aber  weglässt. 

Pelidne  scheint  mir  von  Palaeno  nicht  specifisch  ver- 
sciiieden  und  beide  Falter  möchten  wohl  in  demselben  Ver- 
hältniss  zu  einander  stehen  wie  Athalia  und  Parthenie. 

In  dieser  Ansicht  bestärkt  mich  noch  das  Bild  bei  Freyer 
fig.  511,  wo  der  Pelidne  o  einem  kleinen  Palaeno  ähn- 
lich sieht  und  noch  mehr  die  fig.  541  a  bei  Freyer,  ein  kleines 
Flxemplar  von  Palaeno  aus  Schlesien  darstellend,  das  einem 
Pelidne  ,j^  durchaus  ähnlieh  ist  und  dergleichen  in  Schlesien, 
wie  im  Texte  angegeben  ist,  öfter  vorkommen.  Herr  Pastor 
Standfuss  hat,  so  heisst  es  weiter  im  Texte  bei  Frey  er,  die 
Beobachtung  gemacht,  dass  Palaeno  sich  auf  sumpfigen 
Stellen  im  Gebirge  immer  kleiner  zeigt  als  auf  den  Flug- 
plätzen, im  Flachlande.  Warum  sollte  sich  in  Labrador  nicht 
etwas  Aehnliches  wiederholen.  Herr  Möschler  fand  dort 
auch  Pelidne  vorzugsweise  an  sumpfigen  Stellen,  wo  Ledum 
palustre,  Vaccinium  uliginosum  und  Yitis  idaea  wuchs.  (Vergl. 
Stett.  Entom.  Zeit.  1858  p.  310.)  Auch  das  ^  von  Pelidne 
bietet  keine  wesentliche  Verschiedenheit  von  dem  Palaeno- 
Weibe  dar.  Der  schwalze  Saum  ist  bei  Ersterem  weniger 
ausgebildet  als  bei  Letzterem,  aber  doch  von  wechselnder 
Breite.  Fig.  3  PI.  8  bei  Boisduval  zeigt  ihn  in  sehr  geringem 
Masse,  fig.  35  bei  Herr.-Sch.  schon  stärker,  fig.  511  bei  Frey  er 
und  fig.  3  PI.  XV  bei  God.-Dup.  noch  stärker.  Letztere  auch 
auf  den  Hinterfiügeln,  ähnlich   wie  Philomene  ¥  ihn  hat. 


289 
Tandem  aliquando 

von 
C  A.  Dohrn. 

Die  Gelahrten  unter  den  geehrten  Lesern  erinnern  sich 
vieMeicht  noch  von  der  lateinischen  Schulbank  her,  dass  eine 
von  den  furibunden  Reden  des  menschenmörderisch  bered- 
samen Cicero  wider  den  Staatsstreich  brütenden  Catilina  mit 
dem  triumphirenden:  „Also  endlich  doch^'  anfängt.  Ich  hielt 
mich  lür  berechtigt,  der  nachfolgenden  Mittheilung  diese  clas- 
sisch  parodische  Aufschrift  zu  geben. 

Welcher  Sammler,  namentlich  welcher  entomologische 
Sammler, 

—  der  auch  nur  eine  Seele 
Sein  nennt  auf  dem  Erdenrund, 
hat  nicht  dieser  einen  Seele,  wenn  sie  gestiefelt  und  gespornt 
vor  ihn  hintrat,  um  in's  nahe  Soolbad  oder  in  die  märkische, 
sächsische,  vielleicht  gar  in  die  helvetische  Schweiz  zu  reisen, 
oder  „fern  im  Süd  das  schöne  Spanien"  unsicher  zu  machen, 
—  wer  hat  dieser  Seele  nicht  den  frommen  Wunsch  mit  in 
den  Reisesack  gepackt:  „wenn  Ihnen  zufällig  ein  nettes  In- 
sect  über  den  Weg  kreucht  oder  fleugt,  so  denken  Sie  meiner 
dabei  in  Gnaden!"  Natürlich  verspricht  die  freundliche,  sprung- 
fertige Seele  Stein  und  Bein,  und  ebenso  natürlich  kommt  sie 
nach  10—12  Wochen  völlig  frei  von  Ungeziefer  wieder 
( —  das  ist  der  gewöhnliche,  eigentlich  leichtere  Verlauf  — ) 
oder  sie  hat  in  der  That  einige  sechsbeinige  Vagabunden  von 
der  Landstrasse  in  Kreuth,  Gastein,  Wiesbaden  aufgelesen, 
welche  man  ohne  Beschwer  auch  bei  Gumbinnen  antreffen 
kann,  ohne  dass  sie  dahin  wegen  unliebsamen  Betragens  straf- 
versetzt sind.  Nicht  Jeder  hat  das  Glück  wie  mein  würdiger 
Freund  W.  W.  Saunders,  dass  unter  den  4  Käfern,  die  ihm 
ein  entomologisch  profaner  Bekannter  als  ganze  Ausbeute  von 
einer  Schweizerreise  mit  nach  England  heimbringt,  eine  Osphya 
aeneipennis  Kriechbaumer,  eines  der  europäischen  Rarissima, 
befindlich  ist.  Freund  Saunders  war  angenehm  überrascht, 
als  ich  ihn  mit  dem  Namen  und  ungeahnten  Werthe  dieses 
unbeachtet  in  einem  Winkel  stehenden  Phönix  bekannt  machte. 

Wenn  aber  die  gedachten  Vermahnungen  der  Sammler 
schon  an  das  dürre  Holz  der  im  Lande  bleibenden  und  sich 
redlich  nährenden  europäischen  Reisenden  gerichtet  werden, 
wie  anders  und  complicirter  gestalten  sich  erst  diese  Conju- 
rationen  bei  dem  grünen  Holze  der  Individuen,  welche  die 
verwegne  Absicht  haben,  ungestraft  unter  Palmen  zu  wan- 
deln!    Selbst  solche  Collectoren,  deren  Verhältnisse  es  ihnen 


290 

räthlich  machten,  sich  nur  auf  europäische  Insecten  zu  be- 
schränken, und  deren  geographisches  Gewissen  vor  Freuden 
hellauf  lacht,  wenn  irgend  eine  blanke  oder  massige  Bestie 
wie  Tetracha  euphratica  in  Spanien  oder  Eucheirus  bimucro- 
natus  in  Stambul  ergriffen  und  ihnen  dadurch  die  legitime 
Licenz  verschaff't  wird,  den  bis  dahin  zaghaft  und  halb  -latent 
in  die  Sammlung  „geschwärzten'-'  Afrikaner  oder  Kleinasi|iten 
optima  fide  als  richtigen  Europäer  bestaunen  zu  lassen,  selbst 
solche  Collectoren  werden  einem  auf  abschüssige  Wege  ge- 
rathenen  und  nach  den  Hinterwäldern  Nordamerika's  oder 
nach  den  Schaftriften  Australiens  absegelnden  Jugendbekannten 
allerhand  Instructionen,  ja  allenfalls  Fang-ütensilien,  Insecten- 
nadelu,  Korkschachteln  und  Spiritusgläser  mit  auf  die  Reise 
geben,  in  Hoffnung,  dass  aus  der  heilig  zugesicherten  Aus- 
beute ihnen  über  Jahr  und  Tag  Material  erwachse,  um  gegen 
die  massenhaft  einspringenden  Exoten  europäische  Seltenheiten 
von  exotischen  Sammlern  eintauschen  zu  können. 

Angenommen,  die  Zahl  der  Insectensammler  in  Europa 
belaufe  sich  -auf  2000  —  sie  ist  wahrscheinlich  grösser  — 
und  es  habe  auch  nur  die  Hälfte  von  ihnen  ßeisefreunde, 
was  heutzutage  mit  Eisenbahnen  und  Dampfschiffen  eine  bil- 
lige Voraussetzung  ist,  so  giebt  das  jährlich  1000  in  Eid  und 
Pflicht  genommene  Ungeziefer-Lieferanten.  Ich  glaube  nicht 
zu  irren  —  eine  25jährige  Praxis  und  die  übereinstimmenden 
Aussagen  gleichstrebender  Freunde  berechtigen  mich  dazu  ■ — 
wenn  ich  behaupte,  dass  man  auf  50  Versprechende  minde^ 
stens  40  rechnen  muss,  die  gar  nichts  schicken  oder  mitbrin- 
gen. Von  den  übrigen  10  sammeln  9  unbrauchbares  Zeug,  oder 
neutralisiren  das  Brauchbare  durch  schlechte  Behandlung,  und 
der  fünfzigste,  wenn  das  Glück  gut  ist,  belohnt  endlich  die 
49  gratis  et  frustra  ausgesäeten  Instructionskörner  mit  einer 
annehmlichen  Ernte. 

Indessen  dieser  fünfzigste  ist  der  zureichende  Grund,  wes- 
halb man  immer  wieder  von  neuem  unverdrossen  instruirt, 
sobald  sich  ein  neuer  „Wandelstern'*'  am  entomologischen  Him- 
mel blicken  lässt. 

Bei  Gelegenheit  der  Besprechung  von  Lacordaire's  Genera 
Vol.  VI  (S.  384  Jahrg.  1863  d.  Z.)  habe  ich  bereits  erzählt, 
welchem  glücklichen  Zufalle  ich  es  zu  danken  hatte,  dass 
eine  meiner  in's  Blaue  erlassenen  Instructionen  mit  einer  De- 
cade  von  Dinomorphus  gekrönt  wurde. 

Auf  ähnliche  Weise  erhielt  ich  ein  Exemplar  von  Goliath 
Druryi,  wohl  zu  merken  ungefähr  ein  Jahr  früher,  bevor  dies 
prachtvolle  Thier  durch  die  zufällige  Entdeckung  seiner  Le- 
bensweise (hoch  oben  in  Palmenblüten)  Seitens  eines  Missio- 
nars  in  Liberia    als  ziemlich    häufig   constatirt  und  seine  An- 


291 

Schaffung  dadurch  auch  den  weniger  begüterten  Sammlern 
ermöglicht   wurde. 

Man  sollte  vermuthen,  dass  gerade  durch  die  Missionare 
auf  Sie  leichteste  Weise  der  Naturgeschichte  guter  Vorschub 
geleistet  werden  könnte,  und  ich  habe  es  schon  vor  einer 
Reihe  von  Jahren  versucht,  durch  die  bereitwillig  gewährte 
Vermittlung  einer  Missions-Centralbehörde  an  passenden  Stel- 
len Entoma  sammeln  zu  lassen.  An  einer  Stelle  freilich  er- 
hielt ich  ein  zufriedenstellendes  Resultat,  nehmlich  da,  wo 
die  frommen  Herren  in  der  Ueberzeugung,  dass  sie  mir  trotz 
Instructionen  und  gesandten  Apparaten  nichts  Brauchbares 
liefern  würden,  alles  an  einen  in  ihrer  Nähe  domicilirten 
Sammler  ex  professo  übergaben  —  von  ihm  erhielt  ich  dann 
eine  Sendung  nach  meinen  Wünschen,  die  ich  mit  Vergnügen 
honorirte.  Dagegen  sandte  mir  ein  andrer  Missionar  (im  Nor- 
den Vorder-Indiens)  ein  kleines  Spiritusglas  mit  unerheblichen 
Käfern  und  der  Randglosse:  „Das  sei  Alles,  was  er  habe  zu- 
sammenbringen können,  und  nicht  ohne  viele  Mühe.  Denn 
seine  muhamedanischen  Katechumenen  wollten  sich  aus  Faul- 
heit und  Verachtung  des  Ungeziefers  nur  widerwillig  dazu 
verstehen,  dergleichen  zu  sammeln;  die  braminischen  aber 
hätten  eine  so  eingeborne  Scheu  vor  jeder  Tödtung,  dass  sie, 
falls  im  Walde  oder  auf  dem  Felde  Feuer  angemacht  werden 
solle,  vorher  jedesmal  mit  einem  weichen  Besen  die  Stelle 
auf  das  äusserste  von  den  kleinsten  Würmern  zu  säubern  be- 
Hissen   wären.'' 

In  Betreff  der  abschätzigen  Antwort  eines  dritten,  gerade 
an  einer  naturbistorisch  reich  gesegneten  Stelle  fungirenden 
Heidenbekehrers:  „er  habe  zu  dergleichen  keine  Zeit!'' 
lohnt  es  nicht,  viele  Worte  zu  verlieren.  Manchen  Menschen 
hat  die  Natur  das  musikalische  Gehör  versagt;  warum  sollte 
es  nicht  auch  naturhistorisch  Taubstumme  geben  können? 
Entsprang  sothane  einfältige  Aeusserung  aber  nicht  einem  be^ 
dauerlichen  Fehler  in  der  Organisation,  war  sie  ein  Ausfluss 
jener  gespreizten  Selbstgenügsamkeit,  welche  verachtet,  was 
sie  nicht  versteht  —  dann  sollte  das  fromme  Kameel  sich 
doch  zwei  Dinge  reiflich  überdenken.  Erstens,  dass  auch  der 
stärkste  Geist  ermüdet  und  erlahmt,  wenn  er  anhaltend  nur 
nach  einer  Richtung  liin  denkt  und  strebt,  sei  sie  auch  noch 
so  edel  und  anscheinend  über  alles  Andre  erhaben.  Wer  sich 
keine  Erholung  gönnt,  arbeitet  zuletzt  matt,  einseitig  und 
überspannt.  Zweitens  wird  sich,  auch  aus  dem  crassesten 
Orthodoxismus  heraus,  wenig  oder  nichts  gegen  das  Wort 
eines  meiner  englischen  Freunde  vorbringen  lassen :  „was  werth 
war,  dass  es  Gott  geschaffen  hat,  wird  wohl  werth  .'ein,  dass 
sich   der  Mensch  damit  beschäftigt!" 


292 

Tandem  aliquando  erscheint  es  geboten,  diese  Ueber- 
schrift  zu  rechtfertigen,  und  von  einem  jener  Fünfzigsten  zu 
reden,  welche  die  neun  und  vierzig  vergeblich  ausgetl^lten 
Instructionen  zu  Ehren  bringen.  Herr  von  Brandt,  de'f-'  be- 
kannten ostasiatischen  Expedition  Preussens  unter  Leitung  des 
Herrn  von  Eulenburg  beigegeben,  M'urde  später  als  Consul  in 
Japan  angestellt  und  liess  sich  einen  jungen  Mann  nachsenden, 
der  hier  als  Artillerist  im  Bureaudienst  beschäftigt  gewesen 
war.  Ich  wurde  gefragt,  ob  es  mir  angemessen  erschiene, 
diesen  Pommeraner  mit  Insectenfängerischer  Information  aus- 
zustatten. Ich  that  es  natürlich  aus  den  oben  verzeichneten 
Gründen  und  bekenne  ehrlich,  dass  ich  an  irgend  ein  erheb- 
liches Resultat  nur  schwachen  Glauben  hatte.  Meine  Klein- 
gläubigkeit wurde  durch  die  mancherlei  Thatsachen  bestätigt, 
welche  in  der  nächsten  Zeit  sich  ereigneten,  und  aus  denen 
sich  zweifelsfrei  zu  ergeben  schien,  dass  die  europäischen 
Vertreter  in  Japan  theils  durch  das  unvorsichtige,  herausfor- 
dernde Benehmen  ihrer  Schützlinge,  theils  durch  de&  alters- 
hergebrachten Frenidenhass  der  Eingebornen  in  einer  so  ein- 
gezwängten Stellung  sich  befanden,  dass  sie  an  alles  eher 
denken  könnten,  als  an  naturhistorische  Ausbeute  im  Interesse 
europäischer  Freunde  der  Wissenschaft.  Jahre  vergingen  und 
mein  Erwartungsthermometer  blieb  ruhig  auf  seinem  Null- 
punkt stehen. 

Aber  am  12.  Mai  d.  J.  stieg  das  eutomologische  Queck- 
silber plötzlich  und  unvermuthet  zu  einer  seltenen  Höhe.  Am 
Schlüsse  eines  heitern  Mahles  setzte  man  plötzlich  eine  an- 
sehnliche Terrine  vor  mich  hin,  in  der  ich  dem  ersten  Ge- 
rüche nach  kalten  Punsch  oder  ähnliches  vermuthen  musste  — 
wie  seltsam  aber  war  ich  überrascht,  als  ich  aus  dem  Spi- 
ritus allerhand  Beine  und  Fühler  hervorragen  sah,  und  wie 
stieg  meine  freudige  Verwunderung,  als  ich  auf  den  ersten 
genaueren  Blick  eine  ansehnliche  Zahl  der  charakteristisch 
unverkennbaren  Damaster  unter  den  Schwimmern  im  Alkohol- 
Bassin  erkannte! 

Also  nicht  vergebens  hatte  ich  vor  Jahren  mir  die  Mühe 
gegeben,  den  Umriss  des  Damaster  nachzuzeichnen,  der  sich 
in  den  Tafeln  befindet,  welche  mit  dem  fünften  Bande  von 
Lacordaire's  Genera  ausgegeben  sind:  nicht  vergebens  hatte 
ich  den  jungen  Pommeraner  darauf  aufmerksam  gemacht,  er 
möge  den  mit  scharfen  Sinnen  begabten  Japanern  nur  dies 
Bild  zeigen,  und  vorzugsweise  solche  Käfer  gegen  Vergü- 
tung einer  billigen  Prämie  von  ihnen  verlangen:  nicht  ver- 
gebens hatte  ich  ihm  in  Aussicht  gestellt,  dass  ich  in  der 
Lage  wäre,  ihm  eine  hübsche  Anzahl  Exemplare  durch  meine 


293 

ausgedehnten  Verbindungen  zu  einem  annehmliehen  Preise  un- 
terzubringen. 

Anfänglich  glaubte  ich  durch  mancherlei  individuelle  Va- 
rianten in  der  Form  und  Färbung,  namentlich  auch  in  dem  Mehr 
oder  Weniger  des  KlafFens  der  Spitzen  der  Elytra  mich  dazu 
berechtigt,  in  dem  vorliegenden  D.  den  blaptoides  Kollar  vor 
mir  zu  sehen.  Ich  durfte  um  to  begreiflicher  an  eine  For- 
men-Mannichfaltigkeit  dieser  Art  denken,  als  ich  mehrere 
Exemplare  vorfand,  bei  denen  ein  bisher  als  Gattungsmerkmal 
geltendes  Moment,  die  untrennbar  verwachsenen  Flügeldecken, 
durch  vollständiges  Klaffen  bis  zum  Scutellum  als  nicht  durch- 
greifend documentirt  M^urde.  Wenn  mir  aber  ein  so  enthu- 
siastischer  Darwinist,  wie  Anton  Dohrn,  nach  Vergleich  des 
D.  blaptoides  im  Berliner  Museum  versichert,  dass  blaptoides 
durch  Grösse,  gröbere  Sculptur  und  wesentlich  längere  und 
mehr  divergirende  Flügelspitzen  eine  andre  Art  sei,  und  wenn 
dies  durch  meinen  verehrten  Freund  VoUenhoven  vollgültig 
bestätigt  wird,  der  im  Leidner  Museum  das  zweite  der  vor 
vielen  Jahren  von  Siebold  mitgebrachten  drei  Damaster  zu 
seiner  Disposition  hat  —  das  dritte  befindet  sich  bekanntlich 
im  Wiener  Museum  —  dann  werde  ich  wohl  an  meinen  fleis- 
sigen  Hoflieferanten  schreiben  und  ihm  an's  Herz  legen  müs- 
sen, auch  auf  die  gröbere  und  spitzfindigere  Art  zu  fahnden. 
Hoöentlich  wird  ihm  das  sein  Protector,  Herr  Consul  von 
Brandt,  auch  ferner  gestatten,  und  sich  durch  freundliche 
Unterstützung  und  lobenswerthe  Vermittlung  nicht  nur  um 
mich  und  die  durch  mich  bereicherten  entomologischen  Ge- 
nossen verdient  machen,  sondern  auch  die  Wissenschaft  we- 
sentlich fördern,  welche  es  jedesmal  als  einen  Gewinn  zu 
registriren  hat,  wenn  eine  bis  dahin  als  schwer  erreichbar 
angesehene  und  nur  wenigen  Begünstigten  zugängig  gewesene 
Seltenheit  allgemeiner  verbreitet  und  wissenschaftliches  Ge- 
meingut wird. 

Schliesslich  noch  die  Bemerkung,  dass  ausser  zwei  Arten 
Carabus,  deren  eine  bereits  von  Chaudoir  als  procerulus 
beschrieben  worden,  während  die  zweite  dem  aus  Nord-China 
als  fiduciarius  Thomson  beschriebenen  Thiere  ziemlich  nahe 
kommt,  noch  manche  andre  Species  unter  der  Yokuhama  Aus- 
beute sich  befinden,  welche  Theils  zu  den  bekannten  ostasia- 
tischen Typen  gehören,  wie  Anomala  cuprea  Hope,  Mimela 
1  athami  Hope,  Cerosterna  glabripennis  Motschulsky  (deren 
subtile  Difterenz  von  dem  aus  chinesischen  Kästen  ausreichend 
bekannten  punctator  F.  mir  nur  massig  einleuchtet,)  theils 
einen  europäischen  Käfersammler  als  alte  Bekannte  grüssen, 
wie  z.  B.  ein  Doliehus,    der  von  unserm  flavicornis  gar  nicht 


294 

abzuweichen  scheint,  theils  endlieh  für  genauere  UnterötSlßhtrÄg 
lohnendes  Resultat  verheissen,  wie  z.  B.  ein  schwarzer  Rhipi- 
phorus.  Auf  Minutieh  unter  dem  Maasse  von  Haltica  hat 
hegreitlich  der  dortige  Sammler  (in  seinem  heiligen  Jagdeifer 
hinter  die  ansehnlichen  Damaster  her)  bisher  noch  gar  nicht 
gerücksichtigt.  Von  massiveren  Bestien  fanden  sich  ausser 
einigen  Lucaniden  mittleren  Schlages  nur  einige  Exemplare 
von  Xiphodontus  dichotomus  vor. 


295 

Die  Parasiten  der  Honigbiene  und  die  durch 
dieselben   bedingten  Krankheiten   dieses   Insects. 

Nach  eigenen  Erfahrungen  und  dem  neuesten  Standpunkt 
der  Wissenschaft  von  Dr.  Eduard  Assmuss. 

Mit  3  lithographirten  Tafeln,  26  Figuren  darstellend. 
Berlin,    Ernst  Schotte  .fe  Co.   1865.    —    Preis  18  Sgr. 


Der  Herr  Verfasser  i!?t  ein  praktischer  Bienenzüchter,  hat 
an  seinen  Bienen  öfters  Epidemieen  bemerkt,  ist  dabei  durch 
positive  Beobachtungen  oder  motivirte  Combinationen  beson- 
ders auf  die  Parasiten  als  Hauptursachen  der  Krankheiten 
gekommen  und  stellt  nun  zusammen,  was  ihm  überhaupt  vom 
Bienen-Parasitismus  aus  Praxis  und  Leetüre  bekannt  geworden. 

Ueber  Form  und  Fassung  des  Büchleins  liesse  sich  allen- 
falls mit  dem  Herrn  Autor  rechten,  Mcil  er  sich  nicht  ganz 
deutlich  gemacht  hat,  für  welche  Fraction  des  Publicums  er 
schreiben  wollte.  Hatte  er  (wie  man  nach  dem  Wortlaute 
des  etwas  ausführlich  gerathenen  Titels  glauben  sollte)  ento- 
mologische Leser  im  Auge,  so  erscheinen  manche  einleitende 
Details  in  den  einzelnen  Abschnitten  unnöthig,  weil  selbstver- 
ständlich und  bekannt.  Wollte  er  dagegen  den  praktischen 
Bienenzüchtern  nützlich  werden,  aber  etwa  zugleich  den  stren- 
gern Slil  der  Wissenschaft  für  sie  durch  populäre  Deutlich- 
keit fas&licher  machen  —  eine  eben  so  schwere  als  wenig 
dankbare  Arbeit  —  so  werden  diese  Empiriker  an  Ausdrücken 
wie  „eucephal,  muricate  Fleischzähne,  Chylusmagen,  Perpillen'-^ 
u.  s.  w.  mit  Recht  Anstoss  nehmen.  Das  wäre  zu  bedauern, 
denn  es  stehen  manche  interessante  Beobachtungen  verzeich- 
net, von  denen  im  Interesse  der  Biologie  zu  wünschen  Aväre, 
dass  sie  von  recht  vielen  Praktikern  gelesen  und  weitern  Prü- 
fungen unterworfen  würden.  In  diesem  Sinne  glaube  ich  das 
vorliegende  Werk  am  besten  zu  empfehlen,  wenn  ich  an  einem 
Beispiele  zeige,  in  welcher  Weise  der  Herr  Autor  beobach- 
tet hat. 

Meloe  variegatus,  Donowan.    Bunter  Oelkäfer. 

Lebensweise.  Der  Käfer  führt  die  Lebensweise,  wie 
sie  überhaupt  der  Gattung  Meloe  zukommt  und  beim  Genus 
geschildert  wurde.  Er  ist  nächst  dem  folgenden  in  den  mei- 
sten Gegenden  Europa's  der  gemeinste  Oelkäfer. 

Die  Larven  erscheinen  in  manchen  Jahren  in  unglaub- 
licher Menge,  vorzüglich  auf  den  Esparsettblüthen,  Löwenzahn 
und  Ajuga  und  überfallen  mit  einer  rasenden  Geschwindigkeit 


296 

die  von  diesen  Blüthen  Honig  und  Pollen  einsammelnden  Bie- 
nen, namentlich  auch  unsere  Honigbiene  in  grösserer  Menge. 
Sie  hängen  sich  nicht  einfach  an  die  Haare  der  Bienen  an, 
was  die  Larven  anderer  Meloearten  thun,  sondern  sie  dringen 
mit  ihrem  Körper  mit  Hülfe  der  scharfen  Oberkiefer  und  Fuss- 
krallen  zwischen  die  schuppenförmig  über  einander  liegenden 
Schienen  der  Bauchringe  und  zwischen  die  Kopf-,  Prothorax- 
und  Mesothoraxringe.  Sie  bohren  sich  oft  so  tief  ein,  dass 
ihr  ganzer  Körper  versteckt  erscheint  und  irritiren  dabei  die 
zarten  Wachshäute  oder  die  Ringhäute  des  Kopf-  und  Brust- 
stückes der  Biene,  wodurch  diese  unter  starken  Zuckungen  und 
Schmerzen  stirbt.  Die  Bienen  können  sich  ihrer  von  selbst  gar 
nicht  entledigen,  schleppen  sie  in  ihre  Stöcke  und  man  findet  sie 
hier  in  grosser  Menge  auf  dem  Boden  des  Stockes  an  den 
todt  oder  noch  sterbend  liegenden  Bienen  und  im  Gemüll,  in  den 
Fugen  des  Stockes  an  den  Wänden  u.  s.  w.  lebend  und  sich 
lebhaft  bewegend  oder  auch  todt  und  eingetrocknet.  Zuletzt 
sterben  sie  alle,  Mahrscheinlich  Hungers,  weil  die  Bienen  sie 
in  ihre  Zellen  nicht  gelangen  lassen;  schwerlich  aber  aus  dem 
Grunde,  weil  ihnen  nur  die  Nester  der  Anthophoren  als  Wohn- 
stätte, in  der  sie  ihre  weitere  Entwickelung  durchmachen, 
angewiesen  seien,  wie  es  z.  B.  ausser  Newport,  Transactions 
of  the  Linnean  society  vol.  XX  p.  319,  auch  von  Siebold, 
Bienenzeitung,  Jahrgang  X,  No.  8,  ausspricht.  Denn  ich  habe 
z.  B.  in  einem  faulbiütigen  Stocke,  der  fast  gänzlich  bienen- 
leer war,  von  Meloe  prubcarabaeus  zwei  Larven  in  der  zwei- 
ten Verwandlungsform  angetroffen,  was  ein  handgreiflicher 
Beweis  ist,  dass  die  Meloelarven,  wenn  ihnen  nur  die  Mög- 
lichkeit geboten  wird,  auch  in  dem  Bau  der  Honigbienen 
leben  können.     (Siehe  weiter  bei  der  genannten  Art.) 

Geographische  Verbreitung,  Der  Käfer  ist  in  ganz 
Europa,  Nord-,  Westasien  und  dem  Kaukasus  verbreitet,  je- 
doch nicht  überall  so  häufig,  wie  z.  B.  in  Deutscliland. 

Apistische  Bedeutung.  Wie  aus  der  Schilderung  der 
Lebensweise  ersichtlich,  ist  die  Larve  dieses  Käfers,  wenig- 
stens die  Primitivlarve  den  Bienen  sehr  schädlich  und  wohl 
die  bis  jetzt  gefährlichste  bekannte  aller  Meloelarven.  In 
manchen  Jahren,  wenn  sie  in  grosser  Menge  erscheint,  wim- 
meln die  Bienen  von  ihr  und  man  sieht  mehrere  Schritt  im 
Umkreise  um  die  Bienenstöcke  herum  todte  und  unter  den 
schrecklichsten  Convulsionen  sterbende  Bienen  zu  mehreren 
Hunderten,  ja  zu  Tausenden  liegen.  Und  wie  viele  mögen 
nicht  schon  auf  der  Tracht  von  ihnen  umkommen!  Aber  nicht 
blos  die  Arbeitsbienen,  sondern  uucli  die  Königinnen  werden 
von  dieten  Thieren  geplagt.  Sie  gehen  von  den  Arbeitsbie- 
nen, die  sie,  wie  schon  oft  erwähnt,  in  die  Stöcke  importireri, 


297 

auf  die  Königinnen  über  und  verursachen  durch  ihr  Einbohren 
in  die  Gelenke  auch  den  Königinnen  den  Tod*). 

Ich  selbst  habe  nur  einmal  Gelegenlieit  gehabt,  an  meinen 
Bienen  im  Gouvernement  Smolensk  diese  Meloelarven  zu  be- 
obachten. Im  Jahre  1861  vom  5.  Juni  neuen  Styls  an  be- 
merkte ich  die  Arbeitsbienen  meiner  neun  Stöcke,  welche  im 
Porjetscher  Kreise  auf  einer  Haidetläche  standen,  von  der  so- 
genannten Toll-  oder  Maikrankheit  befallen.  Einzelne  Bienen 
stürzten  aus  den  Stöcken,  fielen  vor  dieselben  hin  und  dreh- 
ten sich  von  Schmerzen  geplagt,  auf  dem  Boden  im  Kreise 
herum,  ohne  M'ieder  aufzufliegen,  starben  jedoch  nicht  gleich, 
sondern  blieben  vor  den  Stöcken  über  Nacht  liegen  und  ver- 
endeten erst  den  folgenden  Tag.  Auch  viele  von  der  Tracht 
zurückkehrenden  Bienen  fielen  ermattet  und  stJj,rben  unter 
eonvulsivischen  Bewegungen.  Nachdem  ich  einige  von  den 
Bienen  aufhob  und  genauer  betrachtete,  fand  ich,  wie  oben 
geschildert,  in  jeder  Biene  einige,  in  manchen  sogar  bis  acht- 
zehn Meloelarven  zwischen  die  Bauchringe,  in  einigen  Ringen 
sogar  zwei  Larven  eingedrungen.  Von  Tag  zu  Tag  mehrten 
sich  die  Todesfälle  der  Bienen,  so  dass  vor  einzelnen  Stöcken 
den  Tag  über  bis  200  Bienen  todt  oder  krank  lagen.  Bis 
zum  15.  Juni  hielten  die  Sterbefälle  gleichen  Schritt,  von  da 
an  nahm  das  Sterben  allmälig  immer  mehr  ab  und  hörte  den 
2.  Juli  ganz  auf.  Königinnen  wurden  von  den  Meloelarven, 
wie  das  bei  Köpf  geschah,  nicht  belästigt,  wohl  aber  viele 
Drohnen,  auf  die  sie  jedenfalls  von  den  Arbeitsbienen  hinüber- 
gingen und  die  auch  starben.  Ebenso  gingen  sie  auf  die  jun- 
gen und  sogar  ganz  jungen,  eben  erst  aus  den  Brutzellen  her- 
ausgekrochenen Bienen  von  den  Trachtbienen ,  welche  die 
Larven  in  den  Stock  importirten,  über  und  verursachten  die- 
sen den  Tod.  Im  Innern  des  Stockes  auf  dem  Boden  befanden 
sich  ebenfalls  viele  todte  und  sterbende  Bienen.  Die  Meloe- 
larven hatten  sie  meist  verlassen  und  hielten  sich  versteckt 
im  Gemüll,  andere  waren  im  Stock  zerstreut,  die  meisten 
drangen  aber  durch's  Flugloch  und  besonders  durch  die  Spal- 
ten des  Stockes  aus  diesen  vvieder  heraus. 


*)  Vergl.  Köpf,  Bienenzeitung,   Jahrg.  XIV  und  XVII  pag.  191, 

ferner  Dzierzon'sche   Theorie   und  Praxis.     Bd.    I   p.  581.     Derselbe 

(Köpf)  verlor  im  Jalire  1857  von  seineu  23  Stöcken  neun  Königinnen 

und  etwa  die  Hälfte  der  gesammten  Arbeitsbienen.     Wenn  man   nun 

durchschnittlich  die  Vollcszahl  in  einem  Stock  um   diese  Zeit  (Juni) 

auf  nur  15,00U  veranschlagt,    so  wäre   der  Verlust  an  Arbeitsbienen, 

den  Köpf  zu  beklagen  hatte ,    172,500  gewesen ,    und  der  von  diesem 

Insect  herrührte ! 

20 


208 

Von  den  Trachtbienen  starben  meist  blos  diejenigen, 
^velche  Honig  einsammelten,  weniger  von  denen,  die  mit  Pol- 
len ankamen.  Dies  rührte  daher,  weil  die  Larven  von  Meloe 
variegatus  in  meiner  Gegend  vorzüglich  auf  Ajuga  genevensis 
anzutreffen  waren  und  die  Honig  einsammelnden  Bienen  die 
Blüthen  dieser  Pflanze  in  jenem  Jahre  sehr  viel  besuchten, 
was  sonst  eigentlich  nur  selten  geschieht,  da  die  Nectarien 
bei  Ajuga  tief  liegen  und  der  Rüssel  unserer  Honigbienen  im 
Verhällniss  zu  vielen  anderen  Bienen  kurz  ist.  Von  welchen 
Pflanzen  die  polieneinsammelnden  Bienen  die  Meloelarven  mit- 
brachten, konnte  ich  mit  Gewissheit  niciit  ermitteln,  da  die 
Meloelarven  auf  den  verschiedensten  Blüthea  anzutreffen  sind 
und  ebenso  auch  die  Bienen  von  sehr  verschiedenen  Blüthen 
Pollen  einsammeln.  Doch  glaube  ich,  dass  die  Bienen  die 
Larven  von  Fragaria  collina,  von  welcher  Pflanze  sie  Blüthen- 
staub  einsammelten  und  von  welcher  ich  mehrere  Larven  von 
Meloe  variegatus  abkötscherte,  herholten. 

Die  durch  diese  Meloelarven  verursachten  Krankheits- 
und Sterbefälle  der  Bienen  glichen  so  sehr  den  Symptomen 
der  sogenannten  Tollkrankheit,  welche  von  bisher  noch  un- 
bekannten Ursachen  entstehen  soll  und  in  manchen  Gegenden 
und  Jahren  die  Bienenstöcke  sehr  herunterbringt,  dass  ich 
durcliaus  kein  Bedenken  finde,  diese  Krankheit  mit  der  durch 
die  Larven  der  Meloe  variegatus  hervorgebrachten  zu  idenli- 
ficiren.  Etwas  würde  dagegen  wohl  sprechen,  nämlich,  dass 
der  grösste  Bienenzüchter  unserer  Zeit,  der  geniale,  scharf- 
sichtige Dzierzön  an  seinen  Bienen  nie  Meloelarven  beobachtet 
hatte,  während  ihm  die  Toll-  oder  Maikrankheit  der  Bienen 
häufig  vorgekommen  ist.  Dzierzön  ist  der  Ansicht,  dass  die 
Tollkrankheit  theilweise  vom  vergifteten  Honig  herrühre,  den 
böswillige  Bienenhalter  den  »Bienen  bei  Raubanfällen  vorsetzen. 
Aber  auch  die  Natur  selbst  soll,  seiner  Ansicht  nach,  schäd- 
liche Blumensäfte  spenden,  namentlicii  gegen  Ende  der  Baum- 
blüthen,  wenn  der  Apfelbaum  und  die  Eberesche  blüiien,  ge- 
hen alljährlich  bald  mehr,  bald  weniger  Bienen  an  dieser 
Kranklieit  zu  Grunde,  vorzüglich  die  jnngen  Bienen,  welche 
die  Zellen  vor  Kurzem  verlassen  haben  *'J.  Die  Krankheit 
wurde  überhaupt  seit  lange '"•■'•')  von  vielen  Bienenzüchtern  beob- 


*)  Bienenfreund  aus  Schlesien  p.  177.  Nach  ihm  sollen  an  der 
Tollkranheit  im  Jahre  1836  in  ganz  Schlesien  alle  jungen  Bienen  der 
Stöcke  zu  Grunde  gegangen  und  so  mancher  Stock  durch  den  Ver- 
hist  an  Bienen  ganz  ausgestorben  sein. 

^"'^')  Sie  war  schon  den  Alten  bekannt.  Sie  nannten  sie  Kraura 
und  waren  der  Ansicht,  dass  sie  wohl  entstehe,  wenn  die  Bienen 
Producte  einsammeln,  aiil"  denen  Mehlthau  liegt.     Namentlich  soll  sie 


299 

achtet  und  als  mehr  oder  weniger  gefährlich  geschildert. 
Die  eigentliche  Ursache  konnte  man  aber,  wie  schon  bemerkt, 
nicht  ergründen.  Es  würde  Manchem  allerdings  als  gewagt 
ersciieinen,  wenn  ich  die  Ansicht  Dzierzon's  verwerfe  und  die 
Tollkrankheit  von  den  Larven  der  Meloe  variegalus  Donow. 
ableite.  Warum  sollten  aber  nicht  die  Meloelarven,  zumal 
da  sie  sich  so  tief  in  die  Bienen  einbohren,  dass  man  sie  gar 
nicht  bemerkt,  und  wenn  im  Bienenstock  anwesend,  diesen 
sehr  bald  verlassen,  Dzierzon's  schai-fem  Blick  entgangen  sein? 
Gab'  es  denn  nicht  genug  scharfsichtige  Beobachter,  denen  so 
manches  Wichtige  entging,  was  von  minder  scharfsichtigen 
nachgetragen  wurde?  Sind  denn  überhaupt  die  Meloelarven, 
M'ie  man  das  oben  gesehen  hat,  nicht  schon  längst  an  den 
Bienen  beobachtet  worden?  Aber  die  grosse  Schädhchkeit 
derselben  blieb  bis  auf  Köpf  1857 '•')  unbekannt.  Sollten  denn 
aber  wirklich  die  Meloelarven  nur  im  Jalire  1857  und  zwar 
bei  Köpf  allein  als  den  Bienen  schädlich  aufgetreten  sein? 
Gewiss  nicht!  Es  fehlte  blos  an  sorgfältigen  Beobachtungen. 
Gerade,  dass  meist  die  jungen  Bienen  der  Tollkrankheit  unter- 
liegen, bestärkt  mich  noch  melir  in  meiner  Ansicht,  dass  die 
Meloelarven  diese  Krankheit  hervorbringen,  weil  die  jungen 
Bienen  eine  noch  sehr  zarte  Haut  besitzen  und  die  Meloe- 
larven diese  daher  viel  leichter  irritiren,  während  manche 
ältere  Biene  oft  ohne  grossen  Schaden  davonkommt.  Auch 
die  Jahreszeit,  in  welche  die  Tollkrankheit  fällt,  nämlich  in 
wärmeren  Gegenden  im  Mai,  in  kälteren  im  Juni,  spricht  für 
meine  Ansicht.  Um  diese  Zeit  trifft  man  gerade  auch  die 
Meloelarven,  die  sich  in  wärmeren  Gegenden  früher,  in  kälteren 
später  zeigen,  nirgends  aber  nach  dem  Monat  Juni,  zu  wel- 
cher Zeit  auch  die  Tollkrankheit  nicht  beobachtet  wurde. 

Ich  möchte  aber  das  Entstehen  der  Tollkrankheit  bei 
den  Bienen  nicht  allein  diesem  Insekt  zuschreiben,  sondern  es 
dürfte  noch  ein  anderes  Thier,  ein  Endozoon  aus  der  Ord- 
nung der  Gordiaceen  diese  Krankheit  hervorbringen,  nament- 
lich Mermis  albicans  de  Sieb,  und  vielleicht  auch  nocli  Gor- 
dius  subbifurcus  Sieb.,  doch  von  diesen  weiter  an  den  betref- 
fenden Stellen. 

Prophylaxis.  Um  die  Bienen  vor  den  Angrifi'en  der 
Meloelarven  zu  schützen,  ist  es  das  Gerathenste,  wenn  jeder 
Bienenzüchter   in  seiner  Gegend   auf   die  Vertilgung  der  Oel- 


in  trocknen  Jahren  vorkommen.  (Aristot.  VIII.  27.  IX.  40.  19.) 
Vergl.  Magerstädt,  Bilder  aus  der  römischen  Landwirthschaft  VI. 
pag.  2ü7. 

*)    Köpf,  Bienenzeitung  Jahrg.  XIV  p.  191  und  die  Bestätigung 
seiner  Beobachtung  von  v.  Siebold,  ebendaselbst  p.  195. 


300 

käler  ausgeht.  Tödtet  er  ein  Weibchen  dieses  Käfers,  so  hat 
er  zugleich  gegen  5000  Larven  vertilgt,  da  der  Eierstock 
gegen  oOüO  Eier  zäiilt.  Freilich  wird  es  damit  last  ebenso 
gehen,  wie  mit  den  Maikäfern:  Man  sammelt  in  Deutschland 
alljährlich  und  in  manchen  Jahren  Millionen  von  denselben, 
ohne  daf-s  es  bis  jetzt  möglich  wäre,  sie  gänzlich  auszurotten. 
Es  werden  daher  die  Bienen  immerhin  mehr  oder  weniger 
von  den  Meloelarven  zu  leiden  haben.  Sieht  man  aber  die 
Bienen  mit  diesen  Insekten  behaltet  in  ihren  Stöcken  ankom- 
men, so  unterlasse  es  der  Bienenzüchter  ja  nicht,  die  vor  den 
Stöcken  und  in  den  Stöcken  auf  dem  Boden  liegenden  todten 
oder  sterbenden  Bienen  nebst  allem  Gemüll  aufzulesen  und 
auszukehren  und  in  heisses  Wasser  oder  in's  Feuer  zu  wer- 
fen, damit  die  Meloelarven,  die  sich  auf  den  Bienen  befinden, 
umkommen  und  sich  nicht  im  Stock  auf  andere  Bienen  begeben. 

In  sehr  eingehender  und  interessanter  Weise  behandelt 
der  Herr  Verfasser  von  Seite  26  bis  44  die  sogenannte  „Faul- 
brut", die  entschieden  gelährlichste  und  der  ganzen  Bienen- 
zucht feindlichste  der  Epidemieen,  welche  er  den  verderb- 
lichen Einflüssen  der  Buckelfliege  Phora  incrassata  Meig.  zu- 
schreibt. 

Dass  der  Autor  die  Correctur  nicht  selbst  besorgt  hat 
und  dass  sein  Substitut  kein  Entomolog  war,  sieht  man  aus 
dem  gleich  anfangs  dreimal  wiederholten  Colosoma.  Im  Gan- 
zen ist  die  Ausstattung  sauber  und  bei  dem  niedrigen  Preise 
darf  man  billig  an  der  etwas  massiven  Behandlung  der  litho- 
graphirten  Taleln  nicht  mäkeln. 

C.  A.  Dohrn. 


Vereinsangelegenheiten. 

In  der  Sitzung  am  24.  Mai  theilte  der  Unterschriebene 
den  versammelten  jMitgliedern  einen  kurzen  Abriss  der  von 
ihm  über  Paris  und  Marseille  nach  Sicilien  (Messina,  Catania, 
Palermo)  und  demnächst  durch  Italien  (Napoli,  Roma,  Bo- 
logna, Imola,  Venezia)  gemachten  Reise  mit,  auf  welcher 
natürlich  bei  der  frühen  Zeit  des  Jahres  (Ende  Februar)  und 
bei  der  auch  im  Süden  Europa's  ungewöhnlich  verlängerten 
Dauer  kalten  Wetters  (bis  in  den  Aj)ril  hinein)  von  entomo- 
logischen Excursionen  nur  \\  enig  die  Rede  sein  konnte.  Selbst- 
verständlich wurden  hier  und  da  befreundete  CoUegen  besucht. 
Die    ursprünglich    auf    den    23.    April   in   Napoli  anberaumte 


301 

Versammlung  italienischer  Naturforscher,  zu  welcher  auch 
dem  Unterzeichneten  eine  Einladung  zugegangen  war,  hatte 
man  mit  Rücksicht  auf  die  mehrseitig  geäusserten  Wünsche 
auswärtiger  Fachgenossen  auf  den  September  d.  J.  verschoben. 
Rühmlich  muss  es  hervorgehoben  werden,  dass  in  Napoli, 
wo  noch  im  Jahre  1856  für  die  Naturgeschichte  an  der  dor- 
tigen Universität  nichts  gescheiien  war  (vielleicht  etwas  im 
Bereich  der  mineralogischen  Partie,  was  ich  dahingestellt 
sein  lasse,  aber  siclier  nichts  im  Bereich  der  zoologischen) 
jetzt  durcli  die  Bemühung  und  unter  der  Leitung  des  Pro- 
fessor Achille  Costa  ein  Museum  zu  Stande  gebracht  worden 
ist,  welciies  nach  einem  vorhergehenden  so  kläglichen  Nichts 
freilich  nur  einen  Anfang  bietet,  aber  doch  einen  löblichen 
Anfang,  auf  dem  weitergebaut  werden  kann. 

Dass  ich  auch  in  der  kleinen  Provinzialstadt  Imola  ein 
(wesentlich  auf  italienische  Producte  beschränktes)  naturhisto- 
risches Museum  und  in  demselben  eine  ganz  ansehnliche  und 
gut  gehaltene  Sammlung  italischer  Vögel  und  eine  ziemlich 
reichhaltige  Käfersammlung  fand,  erklärt  sich  vornehmlich 
aus  dem  patriotischen  Eiler  für  Naturwissenschaft  meines 
Freundes,  Major  Pirazzoli,  des  Entdeckers  und  Beschreibung 
des  zierlichen  Leptomastax  hjpogaeus.  Ihm  als  Imolaner  kam 
das  Wohlwollen  des  zeitigen  Bürgermeisters  seiner  Vater- 
stadt freundlich  und  hülfsbereit  entgegen  und  so  erfreut  sich 
denn  eine  kleine  italienische  Stadt  eines  in  einem  ehemah'gen 
Kloster  hell  und  übersichtlich  aufgestellten  Natura lien-Cabi- 
nets,  um  welches  manche  deutsche  Universität  Ursache  hätte, 
sie  zu  beneiden  und  wo  möglich  ihrem  Beispiele  zu  folgen, 
wenn  nicht  (mit  recht  wenigen  und  desto  mehr  zu  verehren- 
den Ausnahmen)  die  Herren  Minister  des  öflfentlichen  Unter- 
richts naturhistorischen  Interessen  gegenüber  meistens  an  to- 
taler Mondblindheit  litten.  Es  ist  freilich  gebräuchlich,  rich- 
tiger missbräuchlich,  sich  für  das  nicht  zu  interessiren,  wovon 
man  nichts  versteht  und  die  Herren  Theologen  werden  sich 
darin  in  diesem  Capitel  vollkommen  in  Uebereinstimmung  mit 
den  Herren  Philologen  finden  und  die  alte  bekannte  Melodie 
singen:    naturalia  sunt,  non  intelliguntur. 

Als  Mitglieder  in  den  Verein  wurden  aufgenommen: 

Herr  Dardoin  (aine)  zu  Marseille, 

Dr.  med.  Jacob  Schulz  in  Plauen  im  Vogtlande, 

Rentier  Hartmann  in  Arnswalde, 

Kaufmann  und  Apotheker  Rud.  Wegner  in  Stettin. 

Zu  einem  Beschlüsse  über  den  festzustellenden  Tag  des 
Verkaufs  der  Vereinssammlung  (da  inzwischen  keine  annehm- 
lichen Gebote  auf  das  Ganze  eingelaufen,)  konnte  heule  nicht 


302 

gesciiritten  werden,  da  die  Mitglieder  der  zu  dieser  Sache 
speciell  ernannten  Commission  in  der  Sitzung  nicht  gegen- 
wärtig waren.     Es  blieb  dies  also  vorbehalten. 

In  der  Sitzung  am  29.  Juni,  welcher  unser  Ehren-Vor- 
fc^tands-Mitglied  Herr  Professor  Zeller  beiwohnte,  wurde  auf 
den  Antrag  der  anwesenden  Commissions- Mitglieder  einstim- 
mig beschlossen: 

da&s  am  2.,  3.  und  4.  October  d.  J. ,  Vormittags  von  11 
bis  12  Uhr,  das  Vereinslokal  (Lindenstrasse  No.  22)  den- 
jenigen Herren  geöffnet  sein  soll,  welche  die  ehemals  Dr. 
Schmidt'sche,  jetzt  Vereins-Käfersammlung  in  Augenschein 
zu  nehmen  wünschen.  Am  5.  October,  Vormittags  11  Uhr, 
soll  alsdann  mit  dem  Verkaufe  an  den  Meistbietenden  in 
der  Weise  geschritten  werden,  dass  zunächst  die  ganze 
Sammlung,  und  wenn  sich  für  diese  kein  annehmbares  Ge- 
bot ergiebt,  die  einzelnen  Familien,  oder  falls  hierauf  nicht 
reflectirt  wird,  die  einzelnen  Kästen  zum  Ausgebot  gebracht 
werden.  Die  Zahlung  ist  sofort  zu  leisten ;  wegen  der  Ab- 
nahme der  Kästen  und  event.  der  Schränke  werden  billige 
Erleichterungen  zugesichert. 

Ausser  dem  unterzeichneten  Präses  sind  die  Herren  Ober- 
lehrer Pitsch  und  Dr.  Bethe  gerne  bereit,  Aufträge  von  aus- 
wärtigen hierauf  Retlectirenden   entgegenzunehmen. 

Die  Vorschläge  des  Unterzeichneten  in  Betreff  mehrerer 
Anträge  auf  Schriftentausch  wurden  genehmigt. 

Dr.  C.  A.  Dohrn. 


303 

Intelligenz. 
Die  Sturm'schen  Sammlungen 

In  IViiriiberg: 

vorzugsweise  Vögel,  Nester  und  Eier,  Land-,  Süss-  und  Salx- 
Wasser-Conchylien  und  alle  Ordnungen  Insecten,  am  reichsten 
Käfer  enthaltend,  sollen  von  den  beiden  hinterbliebenen  Witt- 
wen  Nanette  und  Babette  Sturm  im  Ganzen  oder  Abtheilungs- 
weise verkauft  werden.  Ueber  den  Bestand  derselben  giebt 
folgende  Aufzählung  Aufschluss,  welche  von  dem  Dr.  Joh. 
Wilh.  Sturm  vor  2  Jahren  verfasst  worden  ist: 

Die    naturhistorische    Sammlung    besteht    aus    folgenden 
Hauptabtheilungen : 

1)  Vögel.  Davon  sind  1700  Arten  in  circa  2700  Exem- 
plaren vorhanden.  16(  0  Stücke  sind  von  der  Meister- 
hand meines  sei.  Bruders,  Dr.  Fr.  Sturm,  ausgestopft, 
in  557  Glaskästen  aufgestellt;  der  Rest  besteht  in  gut 
conservirten  Bälgen. 

Fast  alle  Vogelgattungen  haben  in  der  Sammlung 
ihre  Repräsentanten  und  viele  derselben  sind  in  be- 
trächtlicher Anzahl  vertreten.  Kaum  aber  düjfte  sich 
eine  zM^eite  Sammlung  iinden,  die  so  kunstvoll  präpa- 
rirle  und  trefflich  conservirte  Exemplare  enthielte. 
Besondere  Hervorhebung  verdienen  die  Kolibri  mit  ca. 
100  Arten  in  253  Exemplaren;  die  Rhamphastiden  mit 
26  Arten  in  62  Exemplaren  —  eine  Sammlung,  die 
Sturmes  Monographie  der  Rhamphastiden  zur  Grund- 
lage gedient  hat.  —  Nicht  minder  zahlreicii  sind  an- 
dere Gruppen,  wie  z.  B.  die  der  Tauben,  Papageien, 
Hühner  etc.  vertreten. 

2)  Nester  und  Eier  der  Vögel.  Exotische  Nester  75,  Vo- 
geleier 769;  europäische  Nester  77,  Vogeleier  1597 
Stücke. 

3)  Insekten.  Diese  Abtheilung  enthält  etwa  23,(>Ü0  Arten 
von  Insekten  in  ungefähr  70,000  Exemplaren  und  ist 
N\ohl  die  grösste  Privatsammlung  in  Deutschland,  da 
sie  an  Artenzahl  nur  den  königl.  Museen  zu  Berlin  und 
Wien  nachstehen  dürfte.  Obgleich  in  derselben  alle 
Ordnungen  der  Insekten  reich  vertreten  sind,  so  ist 
doch  die  Ordnung  der  Käfer  die  am  meisten  bevor- 
zugte. Mein  sei.  Vater  hat  über  dieselbe  4  Kataloge 
(den  letzten  im  Jahre  1843)  veröffentlicht,  seit  welcher 
Zeit  sich  die  Zahl  der  Käferarten  auf  16.640  ver- 
mehrt hat. 


304 

Von  anderen  Ordnungen  sind  vorhanden: 
Hymenopteien  21 93,    Neiiropteren   186,    Lepidop- 
teren:    exotische  413,   europäisclie   800,   Dipteren 
1038,  Hemipteren  1439,  Spinnen  368,  Skorpionen 
68,  Myriopoden  40  Arten. 

4)  Land-,  Süsswasser-  und  See-Gonchylien. 

Land-  und  Süsswasser -Conchylien  18,000  Stücke, 
See-Conchylien  25U0  Stücke.' 
Auch  diese  Abtheilung  zälilt  unter  die  grösseren  der- 
artigen Sammlungen  und  enthält  viele  Origin<il-Exem- 
plare  von  Say,  Adams  und  i^nderen.  Hervorzuheben 
ist  eine  von  meinem  Bruder  naturgetreu  in  Wachs 
nachgebildete  Anzalil  von  Landschnecken:  eine  Samm- 
lung, zu  der  wohl  schwerlich  anderswo  ein  Gegenstück 
aufzufinden  sein  dürfte. 

Was    die   übrigen   Klassen   des    Thierreichs    betrifft, 
so    sind    fast    von   allen   Anfänge    zu   einer  Sammlung 
vorhanden,    doch  fehlte  es  bisher  an  Zeit  und  Kaum, 
um  auch    diesen  Abtheilungen   die   entsprechende  Aus- 
dehnung zu  geben. 
Diese  Sammlung  hat  seit  langer  Zeit  anerkannten  wissen- 
schaftliciien  Arbeiten  zur  Grundlage  gedient  und  erfreut  sich 
des  Vorzugs  wissenschaftlicher  Brauchbarkeit  gerade  deshalb 
in  hohem  Grade,    weil  sie  fast  alle   die   neuen  oder  seltenen 
Arten  enthält,   die  in  den  Stürmischen  Schriften   beschrieben 
und  bildlich  dargestellt  f^ind.     Deshalb  und  wegen  ihrer  Reich- 
haltigkeit bezeichnete  sie  Herr  Prof.  Burmeister  in  seinem 
darüber    ausgestellten    Gutachten   als   „ein  naturwissenschaft- 
liches Institut  ersten  Ranges  in  seiner  Art.^'  —  Ausser  diesem 
Gutachten   liegen  noch   weitere   dergleichen   von   den   Herren 
Universitäts-Professoren  Dr.  Leiblein  in  Würzburg,  Dr.  von 
Siebold  in  München  und  Dr.  Will  in  Erlangen  vor,  welche 
sich  alle  gleich  günstig  über  den  Werth    der  Sammlung  aus- 
sprechen. 

Für  Coleopterologen  hat  die  obenerwähnte  Käfersamm- 
lung das  specielle  Interesse,  dass  darin  mit  sehr  wenigen 
Ausnahmen  alle  Typen  der  in  dem  bekannten  Werke  von 
J.  J.  Sturm  beschriebenen  Arten  enthalten  sind. 

Dr.  C.  A.  Dohrn. 


ir^"    Für  Lepidopterologen.    *=SS 

Wer  34  Arten  und  Var.  der  Gattung  Sesia  in  63  sauber 
gehaltenen  Stücken  für  63  östr.  Gulden  (1  G.  =  20  Silber- 
grosclien  r=  -/o  Thaler")  kaufen  will,  wende  sich  deshalb  an 
Herrn  'V\\.  Rolide.  Zuckerfabrik  zu  Wieselburg  in  Ungarn. 


305 

Es  befinden  sich  darunter  ausser  den  gewöhnlichen  Arten 
die  seltneren:  Laphriaeformis,  BenibeciC. ,  Apif.  var.  Sirecif., 
Maparif.,  Conopif.,  Scoliaef.,  Mellinif.,  Stomoxyf.,  ürocerif., 
Hedilif.,  Thynnif.,  Dorylif.,  Therevaef.,  Miniacaef.,  Braconif,, 
Brosif.,  Mynnosaef.,  Coreitif. ,  Astatif,;  die  schiefgedruekten 
Arten  blos  im  männliclien,  alle  übrigen  in  beiderlei  Gesclileclit. 


Preis-Ermässigung. 

Die  Unterzeichneten  haben  sich  entsclilossen,  die  in  ihrem 
Verlage  erschienenen  Bände  I  bis  XII   der  Zeitschrift: 

..Linr.&ea  entcmolosica", 

herausgegeben  von  dem  entomologischen  Vereine  in  Stettin, 
welche  im  Ladenpreise  24  Thaler   kosten,   auch  fernerhin  ZU 

dem  ermässigten  Preise  von  10  Thalern  pro  Exemplar  abzu- 
lassen.    Bestellungen    führen    die    Unterzeichneten    und   jede 
andere  Buchhandlung  aus. 
Berlin,  im  April  1865. 

E.  S.  Mütter  ^  SoHn. 


Aus  dem  Nachlass   des  Prof.  Braun   zti  Btiyreuth  ist  zu 
verkaufen: 

1.  eine  Schmetterlingssammlung,   ausgezeichnet  erhaltene 
Exemplare,  circa  1700  Stück,  75U  Exoten, 

2.  eine  Käfersammlung,  ebenfalls  sehr  schöne  Exemplare, 
750  Exemplare. 

Der  Verkäufer  ist  Dr.  Maurer  in  Erlangen.  Nähere  Auskunft 
über  die  Sammlungen  ist  zu  geben  bereit  l'rof.  Dr.  Rosen- 
hauer ebendaselbst. 


306 

Inlialt  t 

Hagen:  Phryganiden  von  Madera,  Zürich.  Gehäuse.  Bethe: 
deutsche  Throscus.  A.  Dohrn:  Darwin's  Theorie.  Speyer:  Lepid. 
Mittheilungen.  Wocke:  neue  Nepticulae.  Leop.  Carol.  Preisaufgabe. 
Werneburg:  Ueber  Colias.  C.  A.  Dohrn:  Tandem  aliquando. 
Literatur  (Assmuss  über  Bienen-Parasiten).  Vereins-Angelegenheiten 
(Termin  zum  Verkauf  der  Vereinssammlung).     Intelligenz. 


-M€(-äH3£Mr<K-»- 


Entoiuologiiielie  Zeitung 


herausgegeben 

von  dem 


entomologischen  Vereine  zu  Stettin. 

Redaction-  ^"  Commission  bei  den  Buchliandl. 

^   .   „^       '  V.  E.S.Mittlerin  Berlin  u.  Fr.  Fleischer 

C.  Ä.  Dohrn,  \  ereins-Präsident.  in  Leipzig. 

IVo.  JO-12.  26.  Jahrgang.       Oct.-Dec.  1865. 


Beitrag  zur  Fauna  des  Corcovado 

von 

O*  V.  Prittivitz  in  Brieg. 

(Fortsetzung  aus  Jahrg.  26  p.  143  d.  Z.) 


An  Literatur,  die  nachträglich  noch  von  mir  benutzt  wurde, 
ist  zu  erwähnen: 

*  1.  Peters  Reisen  in  Mozambique;  Schmetterlinge,  be- 
arbeitet von  Hopffer,  mit  color.  Tafeln. 

2.  Trimeji:  Rhopalocera  Africae  australis  Cape  Town. 
1862. 

3.  Kafferlandets  Dagfjärilar  etc.  H.  D.  J.  Wallengr6n 
1857. 

*  4.     Swainson  zoological  illustrations  tom.  I — III. 

*  5.  Dieffenbach,  Neu  Seeland.  Vol.  II.  Appendix,  Fal- 
ter von  E.  Doubleday. 

6.  Richard  Schomburgk,  Reisen  in  Britisch  Guiana.  Vol. 
III.     Falter  von  Erichson. 

7.  Morris,  Synopsis  der  beschriebenen  Falter  Nord- 
Amerika's. 

8.  Lewin,  Prodromus  Entomology,  Natural  history  of 
Lepidopterous  insects  of  New  South  "Wales.     London  1805. 

{\  Description  des  nouvelles  especes  de  Lepidopteres  de 
la  collection  de  l'Academie  imperiale  des  sciences  par  Mene- 
tri^s  1863.     St.  Petersbourg. 

10.  Illustrations  of  diurnal  Lepidoptera  pars  I.  Lycae- 
nidae  by  William  C.  Hewitson.     London  1863  (2.  Heft). 

11.  Lepidoptera  Ost- Sibiriens,  insbesondere  des  Amur- 
landes, von  Otto  Bremer.     Petersburg    1864. 

21 


308 

Ich  habe  noch  den  Herren  Dr.  Herrich -Schäffer,  Kefer- 
stein,  C.  Felder  und  Dr.  Gerstäcker  meinen  wärmsten  Dank 
für  die  Freundlichkeit  auszusprechen,  mit  welcher  sie  meine 
Arten  zum  Theil  in  Natur,  zum  Theil  in  Zeichnungen  begut- 
achteten. 

Sowohl  Herr  Dr.  Dohrn,  wie  die  Königliche  Bibliothek 
zu  Berlin  gestatteten  mir  in  liberalster  Weise  die  Benutzung 
vieler  seltener,  mir  fehlender  Werke,  so  dass  mir  eine  ausser- 
gewöhnlich  vollständige  Literatur  zu  Gebote  gestanden  hat. 

Zunächst  habe  ich  bezüglich  des  schon  publicirten  Thei- 
les  meines  Aufsatzes  noch  Einiges  nachzutragen  und  zu  ver- 
bessern. 

Terias. 

Nachdem  ich  nun  Swainson  eingesehen  habe,  theile  ich 
Herren  Gerstäcker's  Meinung,  dass  wenigstens  meine  Leucidia 
exigua  identisch  mit  Elwiua  ist.  Dagegen  ist  meine  pygmaea 
ein  anderes  Tliier,  vielleicht  aber  nur  ^  von  Elwina  Swainson, 

Ageronia. 

Hier  ist  statt  Hoffmannseqq  Hoffmannsegg  zu  lesen. 

Canais. 

Statt  Plerippus  ist  Plexippus  zu  lesen. 

Heliconia. 

Phyllus  soll  Phillis,  Roscane  Roxane  und  Eucrato  Eu- 
crate  heissen. 

Eurema. 

Statt  Teomesia  ist  Tecmesia  zu  lesen. 

In  dem  jetzt  folgenden  Theil  meines  Aufsatzes  boten  na- 
mentlich die  Lycaeniden  ihre  besonderen  Schwierigkeiten. 

Ausser  Godart's  Beschreibungen  war  ich  meist  auf  Gra- 
mer angewiesen.  Ich  verkenne  Cramer's  Verdienst  nicht  — 
allein  seine  kleineren  Arten  sind  oft  so  roh,  dass  man  sie 
wohl  errathen,  aber  nicht  sicher  deuten  kann.  Ich  habe  seine 
Namen  überall  gewisseuliaft  beibehalten,  wo  seine  Bilder  eine 
Deutung  wenigstens  als  wahrscheinlich  zuliessen.  Dagegen 
habe  ich  alle  Arten,  welche  nicht  sicher  zu  erkennen  wa- 
ren, neu  benannt. 

Im  Ganzen  sind  indess  die  Lycaeniden  nicht  so  wenig 
bearbeitet,  als  Herr  Dr.  Herrich-SchäfFer  gegen  mich  brieflich 
äusserte.  Vieles  ist  bei  Hübner  trefflich  abgebildet  und  na- 
mentlich die  Vergleichung  mit  dem  Berliner  Museum  lieferte 
manche  schätzenswerthe  Aufklärung. 


309 

Ich  lasso  nun  die  einzelnen  Arten  folgen,  wobei  ich  nur 
bemerke,  dass  ich  Thecla  und  Lycaena  nicht  geschieden 
habe.  Nach  meiner  Ansicht  sind  für  die  generische  Trennung 
beider  Gattungen  genügende  Merkmale  noch  nicht  aufgefun- 
den. Eventuell  ist  auch  das  hier  behandelte  fragmentarische 
Material  nicht  geeignet,  einen  Ueberblick  zu  gestatten,  wie  viele 
Gruppen  zu  bilden  sind.  Hewitson  ist  bis  zu  den  eigentlichen 
Lycaeniden  noch  nicht  vorgerückt. 

Caligo. 

Idomeneus.  Lin.  mus.  Ulric.  p.  213.  Systema  natural  II. 
p.  753  No.  45.  Clerk  icones  tab.  20  fig.  1.  Merian  Surinam 
Ins.  tab.  60.  Fabr.  system.  ent.  p.  459,  ent.  System.  III,  I 
88  No.  275.  Gramer  52  fig.  2  PI.  390.  A.  B.  Godart  9, 
449   No.   27.     Papilio   Surinamensis   Petiver   Gazoph  tab.  28 

fig.  1. 

Ein  Stück. 

Inachis.   God.  9,  449  No.   28.     Beltrao.  Hübn.  Exoten. 

Ein  Stück. 

Beide  Arten  sind  gemein,  lassen  sich  aber  am  Tage  nicht 
blicken.  Kurz  vor  Sonnenuntergang  erscheinen  beide  in  Menge, 
flattern  schwerfällig  umher  und  setzen  sich  an  Zäune  und 
Baumstämme.  Die  beiden  Stücke  (von  Idomeneus  und  Ina- 
chis) fing  mein  Freund  an  einem  Zaune. 

Dasyophtl^alma. 

Creusa.  Hübn.  Exoten.  Doubled.  List.  p.  117.  Anaxandra 
God.  9,  451  No.  34.  Boisd.  in  Cuv.  regne  animal  ins.  pl.  141 
fig.  1.  Pavonia  Anaxandra  Blanchard  bist,  naturelle  des  ins. 
Lepid.  pl.  17  fig.  1.     Sophorae  Donov.  reposit.  tab.  87,  88. 

Ich  erhielt  drei  r^.  Die  Art  war  in  den  Büschen  um 
den  Corcovado  sehr  gemein.  Eine  Menge  Exemplare  flogen 
dort  hüpfend,  wie  unsere  Egeria,  im  tiefsten  Schatten  und 
setzten  sich  stets  mit  zusammengeschlagenen  Flügeln  auf  die 
Erde. 

Opsiphanes. 

Syme.  Hübn.  Exoten.  Doubld.  List.  p.  117.  Boisd.  spec. 
g^n.  tab.  12  fig.  2.  Acadina  Godart  9,  451  No.  32.  Guerin. 
icon.  d.  r.  anim.  pl.  79  flg.  1. 

Flog  einzeln  mit  ganz  gleichen  Sitten  unter  der  Vorigen , 
Ich  erhielt  nur  ein  Stück. 

Cassiae  Lin.  etc.    God.  454  No.  42. 

Mehrere  Stücke;  sehr  gemein,  aber  fast  immer  defect. 

21  ■■ 


310 

Dynastor. 

Darius.  Fabr.  System,  ent.  p.  482,  ent.  System.  III.  1, 
52  No.  161.  God.  9,  452  No.  37.  Anaxarete  Gramer  95. 
A.  B.  (^  374,  A.  B.  $  God.  9,  452  No.  35.     Hübner  Exoten. 

Die  Art  war  mit  Creusa  und  Syme  in  denselben  Büschen 
in  Unzahl  vorhanden,  sass  aber  stets  an  den  Stämmen,  wäh- 
rend die  beiden  Andern  den  Weg  belebten.  Ich  erhielt  nur 
ein  mittelmässiges  ?. 

Brassolis. 

Sophorae.  Lin.  Mus.  Lud.  Ulric.  p.  266.  System,  natu- 
rae  II.  p.  767  No.  121.  Clerck  icones  tab.  35  fig.  3.  Me- 
rian  Surinam  ins.  tab.  35.  Roesel  4  tab.  4  fig.  1,  2.  Fabr. 
System,  entom.  p.  483.  Eutom.  systemat.  III.  1,  150  No.  459. 
Stoll  pl.  3  flg.  2.  A.  B.Raupe,  Puppe.  Godart  9,  457  No.  1. 
Boisd.  in  Cuvier  regne  animal.  Ins.  pl.  141  fig.  2.  Blanchard 
hi&toire  naturelle  des  insectes  Lep.  pl.  15  fig.  3.  Lucas  pl. 
76  fig.  2.  Doubl.  Westw.  Hewitson  pl.  59  fig.  2.  Herbst  130 
flg.  1,  124,  fig.  4,  5  ?.  M6n6tri6s  Castnia  Langsdorfii 
Chenu  284  S.  174.     Gramer  253  A.  B.  C. 

Einige  Stücke. 

Diese  bei  Rio  sehr  gemeine  Art  erscheint  nur  in  der 
Morgen-  und  Abendkühle  und  fliegt  in  Menge  um  die  Wipfel, 
namentlich  der  an  den  Strassen  stehenden  Bäume. 

Haetera. 

Nereis.  Fabr.  ent.  system.  III.  1 ,  184  No.  568.  Drury 
III.  pl.  35  fig.  4.  Stoll  pl.  26  fig.  3.  Jones  icones  IL  tab. 
35  fig.  2.  God.  9,  483.  16.  Lucas  80  fig.  1.  Hübner  Verz. 
Herbst  86  fig.  1  und  2. 

1   Stück. 

Diese  Art  flog  ganz  wie  Syme  mit  dieser  und  Creusa. 

Euptichia. 

Ocirrhoe.  Fabi'.  gen.  ins.  p.  260.  Ent.  System.  IIL  1, 
96  No.  297.     God.  9,  489.    Herbst  184  fig.  1-2. 

Ein  paar  gute  Stücke. 

Clueria.     God.  9,  492. 

Die  andern  Synonyme  sind  mir  unsicher,  namentlich  die 
Bilder,  welche  sämmtlich  viel  gröber  gezeichnet  sind. 

Ein  gutes  Stück  ohne  Notiz. 

Byses.     God.  9,  496. 

Ein  sehr  gutes   o^. 

Neonympha. 
Cninerta.     Gramer  293  f.  F. 


311 

Einige  Stücke. 

Sosybius.     Boisdvl.  Leconte  pl.  63  fig.  1  —  4? 
(non  aliorum.) 

Ein  Stück,  welches  mir  hierher  zu  gehören  scheint. 

Poltys  nov.  spec, 

Grösse  eines  massigen  Oedlpus.  Flügel  lappig,  Vorder- 
rand umgeschlagen.  Leib  und  Thorax  schwärzlich ,  ebenso 
die  Fühler.  Palpen  und  Unterseite  des  Körpers  hellbräunlich. 
Alle  4  Flügel  ockerbraun  (pierre  de  feu)  mit  dunkelbestaub- 
ter Wurzel. 

Vorderflügel.  In  der  Mitte  zwei  dunkle  Querstreifen, 
zwischen  ihnen  nahe  am  Vorderrande  ein  dunkler  Haken 
(auf  der  die  Discofdalzelle  schliessenden  Querrippe),  dicht  am 
Aussenrand  eine  schmälere  Bogenlinie,  vor  den  graulichen 
Fransen  zwei  parallele  Linien,  alle  drei  dunkelrothbräunlich. 
Hinterflügel :  Ein  dunkler  Querstreifen.  Analwinkel  lang  ge- 
streckt. Aussenrand  nach  unten  ausgeschnitten,  mit  vier  Ein- 
buchtungen. Vor  den  graulichen  Fransen  zwei  gebuchtete 
braune  Binden,  mehr  nach  innen  eine  dritte  breitere  und  dunk- 
lere. Zwischen  den  drei  Linien  ist  der  Grund  heller.  Am 
Innenwinkel  auf  dem  linken  Flügel  zwei,  auf  dem  rechten 
ein  schwarzer,  gelb  umzogener  Punkt.  Unterseite  grau,  braun- 
staubig. Vorderflügel:  Zeichnungen  wie  oben,  nur  feiner.  Die 
beiden  Linien  in  der  Mitte  doppelt.  Fransen  und  ein  Schat- 
ten an  der  äusseren  Querlinie  violettbräunlich.  Hinterflügel 
ebenso.  Der  Schatten  an  der  äusseren  Querlinie  vom  Vorder- 
rande aus  kaum  die  Hälfte  des  Flügels  erreichend.  Dahinter 
nach  dem  Aussenrande  zu  6  sehr  kleine  Augen,  von  denen 
die  in  Zelle  2  und  5  feine  silberne  Pupillen  haben.  Alle 
Fransen  bräunlich,  dunkler  als  der  Grund. 

Erycina. 

Rhetus.  Gramer  63.  C.  Saund.  trans.  ent.  society  V. 
217.     Herbst  60  fig.  4.     Licarsis  Chenu  371  S.  221? 

Einige  Stücke  dieser  prachtvollen  Art,  deren  Bilder  sehr 
unvollkommen  sind.  Nach  meines  Gewährsmannes  Versiche- 
rung ist  Rhetus  auf  blumigen  Stellen,  über  die  er  langsam 
hinflattert,  um  Rio  nicht  selten.  Besaugt  er  eine  Blume,  so 
schwebt  er  mit  langsamen  Flügelschlag  an  derselben.  Er 
schillert  im  Leben  noch  viel  schöner  als  im  Tode. 

Calydna. 

Lusca.     Hübner  Exoten  teste  Herrich-SchäflFer. 

(In  den  beiden  von  mir  benutzten  Exemplaren  von  Hüb- 
ner's  Exoten  fehlt  die  Tafel  —  Doubld.  hat  das  Citat  und 
ich  habe  die  Tafel  einzeln  schwarz). 


312 

Mehrere  sehr  hübsche  Stücke.  Diese  Art  variirt  ganz 
ausserordentlich  in  der  Farbe  und  Zeichnung.  Keines  meiner 
5  Stücke  gleicht  dem  andern. 

Castanea  nov.  spec. 

1  cJ  (?  unbekannt).  Nahe  verwandt  mit  Calydna  Can- 
dace  Hewitson  (^  (Hewitson  vol.  IL  Calydna  2  fig.  20)  und 
Chaseba  Hewitson  endlich  mit  Punctata  Felder,  Wiener  Mo- 
natsschrift pro  61  S.  98  No.  55. 

Grösse  von  Nymphidium  Jessa  oder  Calydna  Candace. 

Fühler  schwarz  und  weiss  geringelt.  Kopf,  Brustabdomen 
oben  kastanienbraun,  ebenso  die  Oberseite  aller  4  Flügel. 

Vor  dem  Aussenrande  der  Vorderflügel  steht  eine  Reihe 
sehr  kleiner  weisser  Punkte,  nahe  am  VcJrderrande  dann  ein 
einzelner  sehr  kleiner  Punkt.  Hierauf  folgt  eine  aus  8  grös- 
seren Fleckchen  gebildete  bogige  Punktreihe,  welche  am 
Vorder-  und  .Innenrande  sich  der  Wurzel  am  meisten  nähert 
und  in  Fleck  4  und  5  (vom  Vorderrande  gezählt),  am  wei- 
testen nach  dem  Aussenrande  ausbiegt.  Dann  folgen  auf  dem 
der  Wurzel  nächsten  Felde  drei  übereinander  in  schiefer  Linie 
stehende  weisse  Punkte  und  endlich  deren  zwei.  Von  der 
geschwungenen  Punktreihe  nach  innen  ist  der  Grund  in  Form 
einer  unbestimmten  Querbinde  verdunkelt. 

Hinterflügel:  Punktreihe  aus  6  Flecken,  deren  Punkt  4 
vom  Vorderrande  aus  dem  Aussenrande  am  nächsten  steht. 
Dann  folgen  nach  der  Wurzel  zu   noch  5  einzelne  Punkte. 

Unterseite:  Alle  4  Flügel  goldockerfarben.  Punkte  viel 
grösser  als  oben,  stark  dunkel  gerandet.  Fransen  oben  grau, 
unten  bleiglänzend.  Gesicht,  Brust,  Füsse  und  Leib  gelblichgrau. 

Herr  Herrich  -  Schäffer ,  P'elder  und  Gerstäcker  erklärten 
die  Art  übereinstimmend  für  neu. 

Theope. 

Lytaea.     Hübn.  Zutr.  901,  902. 

Zwei  Männer  in  defectem  Zustande. 

Phaeo  nov.  spec. 

Die  kleine  Theope -Gruppe  besteht  bei  Doubld.  nur  aus 
Lytaea  und  Terambus.     Hewitson  hat  sie  wesentlich  vermehrt. 

Von  seinen  neuen  Arten  kpmmt  eine,  Theope  Theritas 
vol.  IL  Theope  fig.  2,  3  meiner  Art  nahe,  allein  mein  Exem- 
plar weicht  in  folgenden  Punkten  ab: 

1.  bei  Phaeo  ist  der  Analwinkel  der  Hinterflügel  sehr  ge- 
streckt und  läuft  in  eine  stumpfe  Spitze  aus; 

2.  die  Unterseite  ist  nicht  ockergelb,    sondern  schiefer- 
grau; 

3.  es  fehlen   die  beiden   schwarzen   Fleckchen   am  Anal- 
winkel auf  der  Unterseite  der  Hinterflügel. 


313 

In  üebereinstimmnng  mit  Herrn  Felder  und  Herrn  Gerst- 
äcker halte  ich  daher  die  Art  für  neu. 

Panara. 

Jarbas. .  Drury  III.  tab,  8  fig.  2.     Perditus  Fabr.  entom. 
syst.  IIL  1,  323  No.  222.     Godart  9,   590  No.  127.     Hübner 
Exoten  und  Verzeichniss. 
Gemein,  einige  $. 

Episatnius  nov.  spec.     Satnius  Dalman  Analecta  No.  15? 
Ein  $. 
Dalman  sagt  wörtlich: 

Amphipus,    alis    integerrimis ,    anticis    utrinque    fascia 
media  crocea  lata  lineari  et  continua. 

Hab.    in    Brasilia    Dom.    d.    Gyllenbrock   Mus.   Hol- 
miense. 
In  der  Beschreibung  heisst  es  weiter: 
et  ad  angulum  inferiorem  ducta, 


und 
ferner 


ut  ipsi  nervus  costalis   et   anguli   ciliae   ejusdem    sunt 
coloris; 


subtus  alae  omnes  concolores  ciliis  nigrofiiscis  antica- 
rum    in    summo    apice    et   ad   angulum   inferiorem  ad 
finem  fasciae  puncto  albo  notatis. 
Dies  stimmt  mit  meinem  sehr  reinen  einzigen  Stücke  (V) 
nicht  ganz. 

Dieses  ist  etwas  grösser  als  mein  $  von  Jarbas  und 
gleicht  diesem  oben  ganz  bis 

1.  auf   das    Fehlen    der    gelben    Binde    auf   den  Hinter- 
flügeln ; 

2.  dann  ist  bei  meinem  $  von  Episatnius  das  gelbe  Band 
der  Vorderflügel  etwas  schmaler. 

Im  Uebrigen  ist  das  Thier  oben  und  unten  gleichmässig 
schwarzblau,  ohne  jede  andere  Zeichnung.  Das  Abdomen  hat 
zwei  hochgelbe  Seitenstriemen.  Herr  Gerstäcker  erklärte  die 
Art  für  neu. 

Herr  Felder  für  Barsacus  Westwood,  was  indess  ein  Irr- 
thum  ist,  wie  mich  die  Ansicht  des  Bildes  belehrte. 

Amarynthis. 

Sagaris.  Fabr.  Mant.  ins.  II.  pag.  83  No.  750,  entom. 
System.  III.  1,  321  No.  215.  Gramer  83.  God.  9,  589  No. 
123.     Doubld.  List.     Hübn.  Verzeichn. 

Einige  <^.  Wie  Godart,  ist  auch  mir  das  $  unbekannt 
geblieben. 


314 


Emesis. 


Fastidiosa.     Men.  enumeratio  S.  52  No.  849  PI.  III.  fig.  5. 

Zwei  sehr  gute  Stücke,  welche  auch  gut  mit  dem  Bilde 
übereinstimmen. 

Diogenia  nov.  spec. 

Von  dieser  von  allen  Seiten  für  neu  erklärten  Art  er- 
hielt ich  nur  ein  sehr  schönes  Stück. 

Es  ist  ein  ö^  und  kleiner  als  Fastidiosa,  sonst  von  ähn- 
lichem Habitus.  Fühler  schwarz  und  weiss  geringelt,  Leib 
und  Thorax  schwarz  rostroth  behaart.  Alle  4  Flügel  oben 
rostfarben  mit  schwärzlichen  Zeichnungen.  Ich  zähle  von  der 
Wurzel  bis  zum  Aussenrande  5  Querlinien  von  nach  dem 
Aussenrande  zu  offenen  kleinen  Halbmonden. 

In  der  letzten,  dem  Aussenrand  nahen  Linie  schrumpfen 
sie  in  Punkte  zusammen. 

An  der  mittelsten  Querlinie,  dicht  am  Vorderrande,  sitzt 
ein  dunkelbrauner  Fleck. 

Unterseite  heller,  rothgelb,  alle  Querlinien  kirschroth. 
Der  Fleck  am  Vorderrande  fehlt.  Am  Analwinkel  der  Hin- 
terflügel ein  dunkler  Punkt.  Zwei  dergleichen  am  Aussen- 
winkel,   Körperpunkte  und  Beine  rothgelblich. 

Nymphidium. 

Gela.     Hewitson. 

Einige  Stücke  (^$. 

Lamis.     Gramer  335  F.  G.? 

Nach  Herrn  Dr.  Gerstäcker's  Ansicht.  Ich  gestehe,  dass 
mehrere  Stücke  einer  der  Gela  ähnlichen  Art,  welche  ich 
erhielt  und  Avelche  sich  vor  Gela  vornehmlich  durch  die  oben 
stumpfe  Form  des  weissen  Feldes  in  den  Vorderflügeln  aus- 
zeichnen, mir  in  ihrer  Bestimmuno;  bedenklich  sind.  Das 
Cramer'sche  Bild  ist  viel  zu  ungenau,  als  dass  man  es  mit 
Sicherheit  auf  eine  der  beiden  Arten  deuten  könnte. 

Die  Form  des  weissen  Feldes  ist  viel  eher  die  von  Gela 
als  die  von  meiner   Art. 

Ein  sehr  klägliches  Bild  ist  auch  Sepp  tab.  III.  Caricae 
Gramer,  welches  eine  ähnliche  Art  vorstellt. 

Baeotis. 

Melanis.     Hübn.  Zutr.  427,  428.     Hisbon  Gramer  83  E. 

Meines  Erachtens  stellen  Melanis  und  Hisbon  dasselbe 
Thier  dar. 

Ich  erhielt  zwei  mit  dem  Hübner'schen  Bilde  sehr  gut 
stimmende  Stücke  männlichen  Geschlechts  ohne  Notiz. 


315 


Charis. 


Jessa,     Boisdvl.  spec.  Gen.  pl.  6  fig.  10. 

Drei  Stücke,  welche  mir  hierher  zu  gehören  scheinen. 

Epijessa  M. 

Grösse  von  Aegon,  Hinterflügel  auffällig  klein.  Thorax 
und  Leib  graulich  behaart.  Fühler  "^/^  so  lang  als  die  Vor- 
derflügel, schwarz,  weiss  geringelt,  Kolbe  stark,  weiss  an  der 
Spitze.  Alle  4  Flügel  matt  mennigroth,  lilla  beduftet  mit 
vielen  kleinen  schwarzen  Strichen.  Nahe  am  Aussenrande 
ein  russiges  Band  über  alle  4  Flügel ,  aussen  von  einer  blei- 
glänzenden Linie  begrenzt.  Dann  eine  Reihe  tiefschwarzer 
Punkte  im  hier  rein  mennigrothen  Grunde.  Dann  eine  zweite 
bleiglänzende  Linie.     Fransen  dunkelröthlich. 

Unterseite  hell  orangegelb  ins  Fleischfarbige  ziehend; 
Hinterränder  perlfarben  beduftet.  Die  schwarzen  Striche  der 
Oberseite  und  der  dunkle  Schatten,  erstere  deutlich,  letzterer 
schwach  sichtbar.  In  "der  Gestalt  erinnert  diese  Art  an  Ca- 
lydna  Cea  Hewitson  IL  Calydna  IL  fig.  16. 

Ein  gutes   $. 

Mesosemia. 

Odice.  Godart  9,  583  No.  88.  Hewitson  vol.  IL  Me- 
sosemia tab.  2  fig.  14, 

Zwei  gute  mit  Hewitson's  Bild  genau  übereinkommende 
Stücke. 

Martha  nov.  spec.  2   ^. 

Neben  Menoetes  Hewitson  vol.  IL  Mesos.  VI.  fig.  56, 
57,  58. 

Oberseite:  Gestalt  von  Odice.  Hinterflügel  in  der  Mitte 
mit  einer  Ecke.  Oberseite  dunkel,  fast  schwarzbraun.  Erste 
dunkle  breite  Querbinde  in  der  Mitte.  In  ihr  steht  der  ge- 
wöhnliche schwarze,  fast  runde  Fleck  mit  zwei  weissen  Punk- 
ten. Dann  folgt  eine  zweite  dunkle  Binde,  welche  am  Vor- 
derrande am  breitesten  ist.  Endlich  eine  dergleichen  am 
Aussenrande,  welche  am  Innenwinkel  schmal  zugeht. 

Auf  den  Hinterflügeln  steht  vor  dem  Aussenrande  ein 
helleres  Band  mit  5  dunklen  Flecken,  deren  grösster  vor  der 
ausspringenden  Ecke  sich  befindet.  Fühler  schwarz  und  weiss- 
lich  geringelt  mit  weisslicher  Fühlerkolbe.  Kopf,  Thorax  und 
Abdomen  schwarzbräunlich. 

Unterseite  hellbraungrau. 

Vorderflügel:  der  schwarze  Fleck  gelblich  umzogen.  Um 
den  gelben  Ring  geht  ein  brauner  Strich,  welcher  nach  der 
Aussenrandseite  zu  bis  zum  Innenrande  reicht.  Neben  ihm 
nach  der  Wurzel  zu   ein   dunklerer  Schatten  und  dann  noch 


316 

ein  kurzer  bräunlicher  Strich ,  welcher  vom  Innenrande  aus 
kaum  bis  zur  Flügelmitte  reicht.  Diese  drei  Zeichnungen 
stehen  an  Stelle  der  dunklen  Mittelbinde  oben.  Die  nächste 
dunkle  Binde  heller  als  oben.  Dann  folgt  noch  eine  verlo- 
schene dunklere  Linie.     Fransen  dunkel, 

Hinterflügel:  von  der  Wurzel  aus  eine  undeutliche,  innen 
gelbliche  dunkelbraune  Doppellinie,  dunkler  Mittelpunkt,  eine 
zweite  solche  Doppellinie,  deren  äussere  Grenze  am  dunkel- 
sten und  breitesten  ist,  ein  brauner,  innen  gelblich  gesäumter 
Schatten.  Dann  die  Punktreihe,  welche  hier  in  sehr  hellem 
Grunde  steht. 

Der  Fleck  am  Winkel  kreisrund  (oben  länglich),  schwarz. 
Für  die  fein  gezeichneten  Mesosemien  sind  die  vorhandenen 
Bilder  zu  ungenau. 

Dies  gilt  auch  von  dem  Hewitson'schen 

Limnas. 

Phereclus.  Linne  syst,  naturae  IL  792,  248.  Mus.  Ulric. 
p.  326.  Fabr.  Syst.  entom.  p.  529  No.  364,  Ent.  syst.  III.  1, 
321  No.  217.  Clerk  icones  45  fig.  4.  Gramer  178.  D.  Go- 
dart  9,  590  No.  128.     Hübner  Verzeichniss. 

Ein  gutes  Stück.  * 

Helios  Gramer. 

Ein  Stück.  —  Obgleich  H.  Felder  und  H.  Dr.  Gerstäcker 
es  nicht  für  Helios  hielten,  ist  es  doch  wohl  nur  dieser. 

Stalachtis. 

Susanna.  Hübn.  Zuträge  425,  426.  Boisd.  spec.  gen.  pl. 
IL  flg.  6.     Doubld.  List. 

Sehr  gemein  —  mehrere  Stücke. 

Thecla  und  Lycaena. 

Marsyas.  Lin.  Syst.  nat.  II.  788.  Clerk  icones  tab.  41 
fig.  P.  Gramer  332.  A.  B.  Fabr.  Entom.  systematica  III.  1, 
272.     Kleeman  TU.  I.  tab.  V.  fig.  1,  2.     Godart  Enc.  meth.  620. 

Mein  Gewährsmann  traf  diese  Art  mit  den  Sitten  von 
Euphemus  auf  Wiesen;  ich  erhielt  2  (^. 

Meton.  Gramer  201.  D.  E.  Fabr.  Mant.  ins.  11,  67. 
God  630. 

Das  Cramer'sche  Bild  ist  zu  unvollkommen,  als  dass  nach 
ihm  mit  Sicherheit  zu  urtheilen  wäre. 

Mein  einziges  hierher  möglicherweise  gehöriges  Stück  ist 
abgeflogen,  so  dass  auch  deshalb  ein  sicheres  Urtheil  über 
das  Aussehen  des  Thieres  im  frischen  Zustande  nicht  zu  fäl- 
len ist. 

Nach   meiner   Zeichnung  bemerkte  Herr  Dr.  Gerstäcker, 


317 

dass  es  von  4  Exemplaren  des  Berliner  Museums  erheblich 
abweiche  und  Avohl  zu  einer  neuen  Art  geboren  könne.  Wenn 
nun  auch  mein  Exemplar  zu  scblecht  ist,  um  die  neue  Art 
gehörig  zu  begründen,  so  mag  seine  Beschreibung  doch  hier 
Platz  finden. 

^  Oberseite  weisslich  blau,  noch  heller  als  Coi'ydon. 
Der  gelbe  Vorderrandfleck,  den  das  Cramer'sche  Bild  hat, 
fehlt.  Die  Hinterflügel  haben  nur  ein  Schwänzchen.  Unter- 
seite hell  lehmgelb.  Zeichnungsanlage  wie  bei  Gramer,  nur 
sind  alle  dunklen  Zeichnungen  zimmtfarbig,  während  sie  bei 
Gramer  fast  schwarz  sind.  Der  Fleck  am  Vorderrande  der 
Hinterflügel  ist  hell  gefüllt.  Ich  halte  meinen  Falter  nur  für 
$  von  Meton. 

Phaleros.  Linne  Syst.  nat.  II.  797.  God.  628,  41.  Agis 
Drury  tab.  26  fig.  3,  4.  Ghiton  Fabr.  entomol.  syst.  III.  I, 
262.  Donovan  Ins.  of  India  PI.  39  fig.  1  —  1  a.  Gramer 
282  E. 

Von  dieser  schönen  und  auffälligen  Art  erhielt  ich  3  (^, 
die  ich  vom  Gramer'schen  Bilde  trennen  zu   müi?sen  glaubte. 

Erst  nachdem  Herr  Dr.  Gerstäcker  und  H.  Felder  meine 
ganz  treue  Zeichnung  bestimmt  für  die  Art,  welche  ich  oben 
citirt,  erklärt  hatten,  und  nachdem  die  Güte  des  Herrn  Dohrn 
mich  in  den  Stand  gesetzt  hatte,  Donovan  und  Drury  einzu- 
sehen, habe  ich  die  Ueberzeugung  gewonnen,  duss  ich  nur 
Phaleros  Linne  vor  mir  hatte.  Alle  drei  Bilder  sind  jedes 
in  seiner  Art  ganz  erbärmlich.  Die  Palme,  das  Thier  am 
schlechtesten  dargestellt  zu  haben,  muss  man  aber  Donovan 
zuerkennen. 

Diese  Art  flog  an  Blättern  wie  unsere  Betulae. 

Polybe.  Lin.  Svst.  nat.  II.  787.  God.  626.  Atis  Gramer 
259.     G.  H.  Fabr.  ent.  syst.  III.  1,  267. 

Zwei  ziemlich  gute  Stücke.  Das  Cramer'sche  Bild  ist 
sehr  roh. 

Eurisides.  Hübn.  Zuträge  297,  298.  Donov.  Ins.  of  India 
pl.  41  fig.  1.  Unterseite:  Meliboeus  Fabr.  entom.  .svstem.  1, 
241.     God.  629. 

Drei  sehr  wohlerhaltene  Weiber.  Seltsamer  Weise  hat 
Doubld.  das  Donov.  Citat  nicht  und  Westwood  citirt  wieder 
Hübner's  Bild  nicht.  Letzteres  ist  meisterhaft.  Das  Donov. 
ist  sehr  mittelmässig  und  kaum  kenntlich. 

Simaethis.  Drury  I.  pl.  1  fig.  3  (ohne  Namen).  Fabr. 
Mantisse  II.  70.     Hübn.  Zuträge  423,  424.     God.  643. 

Ein  sehr  schönes  ¥,  dem  nur  die  Fühler  fehlen.  Hüb- 
ner's  Bild  ist  meisterhaft,  das  Drury'sche,  selbst  im  alten 
Colorit,  wenn  auch  kenntlich,  doch  viel  schlechter. 

Hemon.    -Fabricius  Mant.  II.  67.     Gramer  D.  E.  God.  624. 


318 
lieh. 


Zwei  gute  Stücke.     Cramer's  Bild  ist  roh,  aber   kennt- 


Doljlas.     Gramer  111.     B.  C.  God.  633. 

Gramer  lieferte  ein  schlechtes  Bild  des  (^. 

Mein  sehr  schönes  $  gehört  jedoch  nach  der  gar  nicht 
zu  verkennenden  Unterseite  hierher. 

Herodotus.  Fabr.  ent.  syst.  III.  1 ,  286.  Donov.  ins.  of. 
India  pl.  39  fig.  2.  God.  641.  Eryx  Fabr.  Mantisse  II.  70, 
entom.  system.  II.  1,  283.     Amyntor  Gramer  F.  E. 

Die  beiden  citirten  Bilder  sind  die  vollständigsten  Ca- 
ricaturen.  Ein  gutes  Bild  ist  nöthig.  Ich  erhielt  nur  ein  sehr 
schönes  r^.  Diese  Art  steht  unserer  Rubi  sehr  nahe,  führt 
aber  ein  Schwänzchen,  ausser  dem  Lappen  am  Analwinkel. 
~-~- —  Acaste  mihi.  Von  dieser  schönen  Art  besitze  ich  nur  ein 
sehr  frisches  $  ohne  Fühler,  welches  ich  Anfangs  mit  Hero- 
dotus vermengte,  und  einen  völlig  tadelfreien  (^. 

Die  Oberseite  gleicht  der  von  Herodotus.  Bei  diesem 
sind  die  Fühler  aber  auffällig  schwarz  und  weiss  geringelt, 
bei  Acaste  f^  dagegen  fast  einfarbig  schwarz. 

Die  Uiiterseite  gleicht  ebenfalls  der  von  Herodotus,  doch 
ist  bei  Acaste  eine  vollständige  weisse  Kappenlinie  da.  Die 
Hinterflügel  haben,  das  scheint  mir  der  wichtigste  Unterschied, 
kein  Schwänzchen,  sondern  enden  in  einen  schmalen,  nach 
aussen  gebogenen  Lappen  am  Analwinkel,  welcher  Lappen 
bei  Herodotus  breiter,  kürzer  und  nicht  nach  aussen  gebo- 
gen ist. 

Diese  Art  mag  bisher  mit  dem  sehr  ähnlichen  Herodotus 
verwechselt  worden  sein.  Das  $  ist  bedeutend  grösser  als 
der   ,^,  sonst  ihm  gleich. 

Dindymus.  Gramer  46.  F.  G.  Sphinx  Fabricius  Mantissa 
2,  67.  Ent.  System.  111.  1,  270.  Godart  632.  Hübner  Zu- 
träge 635,  636. 

Ein  gutes  $,  welches  mit  dem  sehr  schönen  Hübner'schen 
Bilde  genau  stimmt.  Diese  Art  erinnert  sehr  an  unsere  Thecla 
Quercus.  Nur  das  prachtvolle  metallische  Blau  der  Oberseite 
mahnt  an  eine  andere  als  an  die   deutsche  Sonne. 

Crolus,     Gramer  333  G.  H.   j.     Gelmus  Gramer  55  G.  H. 

Mehrere  sehr  schöne  Stücke,  aber  nur  ein  Weibchen. 
Kleeman's  Bild  I.  7  fig.  3 — 4  ist  gar  nicht  schlecht  gerathen 
und  stellt  einen  (^  dar. 

Doubleday  hat  die  ganzen  Gitate  ausser  Gramer's  Grolus 
weggelassen.  Kleeman  gehört  indess  unbedingt  hierher.  Herbst 
kann  ich  (zufällig  diese  Tafel)  nicht  vergleichen.  Gramer's 
Gelmus  ist  gewiss  ein  schlechtes  Bild  des  Weibes  —  die  Un- 
terseite ist  doch  zu  charakteristisch. 


319 

Ueber  Echion  Lmn6  und  Fabr.  ist  nichts  Bestimmtes  zu 
sagen. 

Jedenfalls  zu  Unrecht  fehlt  aber  bei  Doubld.  das  Citat: 
Echion  —  Godart  Encycl.  9,  637,  73.  —  Mein  Weib  ist  viel 
matter  gezeichnet  als  die  ,^r^.  Es  flog  an  Blättern. 
Beon.  Gramer  319.  B.  0.  Godart  9,  636. 
Mehrere  Stücke,  M'elche  in  Grösse  und  Lebhaftigkeit  mit 
der  Zeichnung  abändern.  Meines  Erachtens  gehört  als  Syno- 
nym hierher  Pleb.  rur.  Ingae  Sepp  Surinams  Falter  Bd.  1  tab. 
17,  wenngleich  das  Bild  so  roh  ist,  dass  man  nicht  ganz 
sicher  entscheiden  kann. 

Hugo.  God.,  Doubld.,  Westw.  pl.  74  fig.  4. 
Ueber  Doubld.  Bild  kann  man  nicht  sicher  urtheilen, 
weil  es  keine  Unterseite  zeigt.  Mehrere  (5^,  die  ich  aus  Rio 
erhielt,  stimmen  auf's  Genaueste  mit  Godart's  Beschreibung 
9,  640  No.  84,  der  Name  muss  indess  meines  Erachtens  ganz 
wegfallen. 

Früher  als  God,  erschienen  die  Donovan'schen  Bilder  zu 
den  Insects  of  India  und  hier  findet  sich  unser  Hugo  in  zwei 
Bildern,  welche  nicht  gut,  aber  besser  sind  als  die  meisten 
Bilder  dieses  Werkes. 

An  merk.     Zwei  Jahre  nach  Niederschreibung  dieser  Be- 
merkungen  finde   ich   von  Hewiti-on  bei  Deudorix  Xe- 
nophon  Illustr.  II.  S.  21  No.  10  ganz  dieselbe  Meinung 
über  Donovan's  Bilder   ausgesprochen. 
Tab.  41  fig.  2  (Unterseite)  ist  er  Tyrtaeus  benannt,  hat 
aber  alle  Hugo-Zeichnungen  nur  schwarz  statt  röthlichbraun. 
Die  Oberseite  fig.  3  ist  Xenophon   getauft.     Beide   zusammen 
halte  ich  für  Hugo.     Westwood   citirt   allerdings    noch   Hors- 
field's  Metamorphose  zu  Xenophon,  die  mir  nicht  zu  Gebote 
steht  und  Gramer  362  G.  H. 

Allein  Gramer's  Bild  ist  sehr  roh  und  daher  nicht  mit 
Sicherheit  zu  deuten,  und  das  Horsfield'sche  Gitat  könnte  ein 
Irrthum  sein. 

Anmerk.  Vielleicht  kommt  Hugo  auch  auf  Java  vor,  we- 
nigstefts  liefert  Moore  Horsfield  pl,  1,  3a  die  Meta- 
morphose von  Xenophon  von  Java  und  citirt  Bd.  1 
S.  31  Donovan  41  fig.  3.  Nachdem  ich  die  Chinesen 
bifasciatus  Bremer  und  Dimas  Gramer  von  Rio  erhielt, 
halte  ich  das  für  leicht  möglich. 
Dass  Godart  640,  85  Xenophon  besonders  beschreibt,  ist 
gleichgültig,  da  er  ihn  nicht  gesehen  hat. 

Die  bei  Godart  nicht  genannte  Heimath  ist  sicher  der 
Fuss  des  Corcovado. 

•Nach    den   Bemerkungen   meines   Gewährsmannes    ist   er 
häufig  und  hat  ganz  die  Sitten  unseres  Phlaeas. 


320 

Bazochii.    Godart  9,  681   r^?.     Thius  Hübner  Exoten? 

Von  dieser  wenig  bekannten,  im  männlichen  Geschlecht 
noch  gar  nicht  abgebildeten  Art  erhielt  ich  3   o    und  3  $. 

Godart  kannte  nur  das  ö^.  Zu  seiner  Beschreibung  mache 
ich  folgende  Bemerkungen: 

S.  Flügelspannung  meiner  3  Stücke  unter  einem  Zoll. 
Der  dunkle  Vorderrandfleck  ist  nicht  erhöht  oder  vertieft, 
liegt  aber  an  der  gewöhnlichen  Stelle.  Die  Hinterflügel  sind 
hellblau,  mit  Ausnahme  des  Vorderrandes  der  Wurzel  und 
eines  schmalen  Randes,  M'elche  dunkelbraun  sind.  Fransen 
rein  weiss,  Analwinkel  gestreckt  und  etwas  zugespitzt.  Die 
Unterseite  der  Oberflügel  ist  heller.  Der  Beilfleck  in  der 
Spitze  weiss,  Innenrand   weisslich. 

Von  dem  Beilfleck,  in  welchem  einige  mehr  oder  weniger 
grosse  braune  Fleckchen  eine  Längsbinde  bilden,  zieht  am 
Aussenrande  hin  ein  schwacher  weisslicher  Streif.  An  dem 
weissen  Beilfleck  ist  die  braune  Grenze  dunkler  als  der  übrige 
braune  Raum.  Hinterflügel  weisslich.  Wurzel  castanienbraun, 
ebenso  ein  grosser  Fleck  am  Aussenrande,  ein  runder  brauner 
Fleck  am  Vorderrande.  Das  Weiss  bildet  dadurch  ein  8, 
dessen  oberes  Ende  am  Vorderrande  und  dessen  unteres  mit- 
ten im  Flügel  in  einem  weisslichen,  mit  bräunlichen  Wellen- 
linien durchzogenen  Räume  ^ich  verliert. 

Vor  den  weissen  Fransen  zieht  eine  braune  Linie  um  den 
Flügel,  in  welcher  sich  die  Rippen  als  dunklere  Punkte  mar- 
kiren. 

Die  Masse  des  Biaun  und  dessen  Tiefe  variirt.  Auffällig 
ist  der  Vorderrand  der  Hinterflügel,  welcher  von  der  Wurzel 
bis  zum  Aussenwinkel  eine  gerade  Linie  bildet.  $  kleiner; 
Vorderflügel  viel  stumpfer;  Vorderrandfleck  fehlt.  Hinter- 
flügel mehr  abgerundet,  ohne  verlängerten  Analwinkel,  stark 
braun  überflogen. 

Oberflügel :  Unterseite  wie  beim  r^,  Hinterflügel  fast  ganz 
braun,  nur  mit  weisslichem  Wisch  am  Vorderrande. 

Thius  Hübner  Zuträge  743,  744  gehört  gewiss  hierher. 
Die  Art  ist  durch  ihre  Unterseite  sehr  ausgezeichnet.  Sie 
flog  an  Blättern  nicht  eben  selten. 

Bubastus.  Gramer  332  G.  H.  Columella  Fabr.  Herbst 
324,  0,  7.     Ent.  syst.  111,  J,  282.     Godart  638? 

Drei   t^  und  ein  $,  sämmtlich  sehr  rein. 

Fabricius  und  Herbst  (die  Tafel)  kann  ich  nicht  verglei- 
chen. Meines  Erachtens  sind  meine  Falter  identisch  mit  Cra- 
mer's  sehr  rohem  Bilde.  Dieses  ist  aber  nicht  gleich  Buba- 
stus Godart. 

Von  Godart's  Beschreibung  unterscheiden  sich  meine  Faiter 
in  folgenden  Punkten: 


321 

1.  Gestalt   und  Flügelschnitt   des    <^  und  ?  ganz  wie  bei 
Bazochii ; 

2.  keines  meiner  Stücke  hat  die  Spur  eines  Schwänzchens, 
keines  hat  ein  blaues  Stäubchen  oben  5 

3.  auf  der  Unterseite  der  Hinterflügel  fehlt  der  schwarze 
blaubestäubte  Punkt; 

4.  den   „arc  central '••   haben   die    o    mehr   oder   weniger 
deutlich. 

Meine  Falter  sind  sonach  sicher  Bubastus  Gramer,  aber 
kaum  Bubastus  Godart. 

Palegon.  Gramer  3,  159  tab.  282  G.  D.  und  Myrtillus 
tab.  380  B.  G.  Pelagon  Enejcl.  9,  629  No.  43.  Herbst  292, 
3,  4.     Pelagon  und  386,  3,  4  Myrtillus. 

Mehrere  <^  und  $  sehr  schön  gezeichnet,  mit  einer  sehr 
variirenden,  von  Godart  leidlich  beschriebenen,  von  Gramer 
sehr  mangelhaft  abgebildeten  Unterseite.  Die  Zeichnungen 
bleiben  sich  unten  gleich.  Der  Ton  wechselt  aber  vom  Gelb- 
lichen zum  Grünlichen  und  die  Deutlichkeit  ist  sehr  ver- 
schieden. 

Weshalb  der  Gramer'sche  Name  Palegon  von  Herbst  und 
Godart  mit  Pelagon  vertauscht  worden  ist,  ist  mir  unklar. 

Hirsuta  nov.  spec. 

Eine  sehr  ausgezeichnete  Art;  1  $,  Grösse  und  Form 
einer  Thecla  Quercus.  Oberflügel  graubraun,  blaustaubig. 
Zwischen  dem  zweiten  und  dritten  Ast  der  Gostale  steht  nahe 
an  der  Wurzelspitze  beginnend  ein  keulenförmiger,  grauer, 
vertiefter  Fleck,  der  etwa  2^^  Linien  vor  dem  Aussenrande 
endet.  An  seiner  Spitze  am  dritten  Gostal-Aste  unmittelbar 
über  der  Medianader  steht  in  der  sehr  kleinen  Discoidalzelle 
ein  zapfenförmiger,  rauhhaariger,  schwarzer  Fleck,  der  unter 
der  Lupe  aus  mehreren  Bor&tenhäufchen  zusammengesetzt  er- 
scheint. 

Die  Unterflügel  sind  %  schön  blau,  Vorderrand  dunkel 
bestäubt. 

Eine  dunkle  Linie  vor  den  Franzen,  dicht  darüber  eine 
nach  dem  Innenwinkel  sich  verlaufende  und  undeutliche  Schat- 
tenbinde. 

Am  untersten  Ast  der  Medianader  steht  das  schwarze, 
an  der  Spitze  weisse  Schwänzchen. 

In  dem  blauen  Felde  sind  die  Adern  braun.  Fransen 
grau-  und  weissscheckig.  Unterseite,  Vorderflügel  hellgrau, 
vor  dem  Aussenrande  eine  dunklere  Binde  aus  kleinen  ver- 
loschenen Flecken,  daneben  nach  Innen  zwei  einzelne  solche 
Flecken,  ziemlich  in  der  Mitte  des  Aussenrandes  als  Spur 
einer  zweiten  Punktreihe.     Dann  die  gewöhnliclie  weisse  Linie, 


322 

die  aber  nur  bis  etwas  über  die  Hälfte  reicht,  nach  Innen 
dunkelgrau  begrenzt. 

Unterflügel  bis  zur  weissen  Kappenlinie  wie  die  Vorde- 
ren. Ein  weisser  kleiner  Strich  am  Vorderrande;  w^eiter  nach 
dem  Aussenrande  zu  beginnt  die  Linie,  welche  immer  aus 
einem  vor-  und  einem  zurückstehenden  Fleckchen  gebildet  ist 
und  in  ein  v  am  Innenrande  endet.  Der  Raum  von  der  Linie 
bis  zum  Aussenrande  ist  russig  braun  bestäubt,  am  dunkelsten 
in  der  Nähe  des  Vorderrandes. 

Am  Vorderrande  beginnt  in  diesem  Felde  noch  eine  aus 
weissen  Halbmonden  gebildete  Linie,  deren  Theile  nach  hin- 
ten immer  gekrümmtere  Bogen  bilden,  in  Zelle  5  und  6  vom 
Innenrande  sind  2  Bogen  übereinander.  •  In  Zelle  2  vom  In- 
nenrande ist  ^in  orange  Flecken,  in  Zelle  drei  ein  dergleichen 
mit  schwarzer  Pupille.  Vor  den  Franzen  eine  weisse  und 
eine  Bleilinie. 

Die  Fühler,  deren  Kolben  fehlen,  sind  schwarz  und  weiss 
geringelt.  Abdomen  und  Thorax  braun,  unten  Palpen,  Leib 
und  Füsse  weisslich. 

"^ —  Imma  mihi.  Ein  -9.  Fühler  fehlen.  Grösse  und  Grestalt 
von  Quercus.  Wurzelhälfte  der  Vorderflügel  und  Hinterflügel 
bis  auf  den  Vorderrand  und  den  Aussensaum  matt  himmel- 
blau, braun  geädert,  im  üebrigen  schwarzbraun  bestäubt, 
Vorderrand  weisslich,  Unterseite  hell  aschgrau. 

Vorderflügel;  Querlinie  weiss,  den  Innenrand  fast  errei- 
chend. Vor  dem  Aussenronde  noch  eine  erloschene  Linie  von 
kleinen  dunkleren  Flecken. 

Hinterflügel :  Kappenlinie  weiss,  in  den  letzten  vier  Zellen 
vor  dem  Innenwinkel  ein  grosses  W  bildend.  Nicht  parallel 
damit,  sondern  in  Zelle  4  mit  dieser  Linie  zusammenkommend, 
eine  zweite  gleiche  Linie. 

In  Zelle  drei  ein  rother  Fleck  mit  schwarzer  Pupille. 
Am  Analwinkel  ein  schwarzer  Fleck;  zwischen  diesem  und 
dem  vorigen  an  der  mittleren  nur  hier  dunkel  begrenzten 
Kappenlinie  rothe  Bestäubung.  Am  ersten  Ast  der  Median- 
Ader  ein  langes  schwarzes  Schwänzchen  mit  weisser  Spitze; 
am  zweiten  Ast  ein  dergleichen  sehr  kurzes. 

Vor  den  bleigrauen  Fransen  eine  weisse  und  eine  schwärz- 
liche Linie. 

Die  Art  ist  nahe  verwandt  mit  Thecla  smaragdina,  Bre- 
mer Amurfauna  III.  5  und  Thecla  Galathea  Swainson  zoolo- 
gical  ill.  pl.  69,  welche  Letztere  jedoch  in  der  Gestalt  ab- 
weicht. 

""~-^  Megamede  mihi.  Kollar  liefert  in  der  HügeFschen  Reise 
S.  413  tab.  IV  flg.  5  —  6  unter  dem  Namen  Nilu  einen  Falter, 
der  dem  sogleich  zu  beschreibenden  Thiere   sehr  nahe  steht. 


323 

Mein  Falter,  den  ich  nur  in  einem  sehr  schönen  (^  erhielt, 
gleicht  einigermassen  in  der  Form  unserer  llicis.  Die  Ober- 
seite aller  vier  Flügel  ist  von  einem  prachtvollen  Azurblau. 
Alle  Flügel  sind  schAAarz,  bräunlich  gerandet. 

Der  bekannte  Vordei  randfleck  ist  länglich  hellgrau,  stark 
vertieft. 

Die  Franken  sind  weisslich.  Der  Analwinkel  ist  stark 
verlängert  und  endet  in  ein  Pfauenschwänzchen  von  bräun- 
licher Farbe,  daneben  steht  ein  ziemlich  langes  bräunliches 
Schwänzchen  mit  weisser  Spitze.  Dann  folgt  ein  mondför- 
miger  Einschnitt  mit  der  Spur  eines  zweiten  Schwänzchens. 

Unten  sind  die  Vorderflügel  grau.  Am  Vorderrande  ste- 
hen einige  weisse  Flecken,  ihnen  folgt  weiter  nach  der  Spitze 
eine  rothbraune  geschweifte,  etwa  in  der  Mitte  des  Flügels 
endende  Binde,  Der  Raum  vor  den  Franzen  ist  bis  fast  zum 
Innenwinkel  weisslich,  an  der  Spitze  am  breitesten.  In  die- 
sem Räume  steht  eine  verloschene  graue  Fleckenbinde.  Die 
Hinterflügel  sind  braun  und  weiss;  am  Vorderrande  steht  ein 
auffälliger  weisser,  in  der  Mitte  gelblich  bestäubter  Trapez- 
fleck ;  Aussenrand  M'eisslich.  In  dem  übrigen  weisslich  und 
kastanienbraun  gescheckten  Räume  zeigen  sich  in  der  Mitte 
Spuren  einer  weissen  zackigen  Linie.  Wurzelraum  kastanien- 
braun. An  dem  unten  braunen  Pfauenschwänzchen  steht  ein 
schwarzer,  oben  weiss  begrenzter  Fleck. 

Vanessoides.  Grösse  und  Gestalt  von  Telicanus.  Ober- 
seite matt  röthlichblau.  Mein  einziges  Exemplar  ist  etwas 
verflogen,  die  Flügel  sind  um  die  Ränder  sciiwarzblau,  Fran- 
zen weisslich,  in  der  Mitte  der  Oberflügel  mattbraun.  Vor- 
derrandfleck kreisrund,  sehr  deutlich  dunkelbraun.  Hinter- 
flügel mit  einer  dunkelbraunen  Linie  vor  den  Fransen,  über 
welcher  am  nicht  verlängerten  Analwinkel  die  Spuren  eines 
helleren  Streifens  sichtbar  sind.  Hinterflügel  mit  zwei  Schwänz- 
chen. Abdomen  und  Thorax  schwärzlich,  Fühler  schwarz- 
weiss  geringelt.  Kolbenspitze  gelblich.  Die  Unterseite  erin- 
nert an  Prorsa,  Oberflügel  hellgelblich.  Am  Aussenrande  eine 
feine  dunkle,  die  Fransen  trennende  Linie,  dann  eine  Reihe 
grauer  Mondflecken,  eine  rothbraune  Wellenbinde,  eine  weiss- 
liche  Fläche  mit  grauen  Flecken,  eine  rothbraune  Binde,  eine 
weissliche  Fläche,  ein  brauner  Mittelstrich,  eine  rothbraune 
kurze  Binde,  ein  heller  Fleck  und  der  graue  Wurzelschalten. 

Am  Innenrande  noch  graue  und  rothbraune  Bestäubung. 
Unterflügel  grau  weisslich  und  rothbraun  marmorirt.  Aussen- 
rand weisslich,  in  der  Mitte  eine  castanienbraune  zackige  Binde, 
an  der  Wurzel  mehrere  dergleiclien  Flecken.     Am  Analwinkel 


324 

ein  schwarzer  und   darüber   ein   weisser   Punkt.     Dicht  über 
dem  längsten  Schwänzchen  ein  dunkler  Punkt. 

Astiocha  mihi.  2  r^.  Grösse  von  Aegon,  oben  einfarbig 
braun  wie  Alexis  $.  Fransen  weiss,  ein  sehr  kurzes  Schwänz- 
chen, Leib,  Brust  braun,  Fühler  schwarz,  weiss  geringelt. 

Hinterflüge] :  Vor  den  Franzen  eine  schwarze  Linie,  von 
welcher  einzelne  dunkele  Streifen,  die  Adern,  in  die  Franzen 
gehen;  über  dieser  Linie  eine  weissliche  Linie  am  hinteren 
Theile  der  Hinterflügel.  Darüber  2  bis  3  grosse  schwarze 
Flecke,  rechts  und  links  vom  hintersten  Ast  der  Medianader. 
Unterseite,  Vorderflügel  Va  von  der  W^ürzel  einfarbig  braun- 
grau. 

Dann,  folgen:  ein  brauner  Schatten,  eine  Reihe  dunkel- 
brauner kleiner  Mondflecken,  eine  weisse  Zackenlinie  mit 
grauer  Füllung,  eine  Reihe  grauer  Flecke,  eine  dunkle  feine 
Linie  und  weiss  und  grau  gescheckte  Fransen.  Die  letzten 
drei  Fleckenreihen  erreichen  den  Innenrand.  Hinterflügel  weiss 
mit  vielen  graubraunen  Flecken  und  zwei  Querbinden  von 
braunen,  schMarz  umzogenen  Fleckchen.  Wurzelraum  dun- 
kelgefleckt und  bestaubt.  Links  über  dem  Schwänzchen  ein 
schwarzer  Fleck. 

Eine  feine  dunkle  Linie  vor  den  schwarz-  und  weissge- 
scheckten  Franzen. 

Cassius.  Gramer  23  G.  D.  Fabr.  Mant.  11,  82.  God. 
G79, 

Zwei  (^  und  ein  -9,  die  genau  mit  Godarts  Beschreibung 
zusammengehen. 

Hanno.  Hübner  Exoten.  ??  Hanno  Stoll  39,  22  und  6 
Filenus  Poey  pl.*18.  Pseudoptiletes  Boisduval  Leconte  PI. 
35  flg.  5—6.     Ubaldus  Gramer  890.     L.  M.  Godart  682?? 

4  r^,  welche  ganz  genau  mit  Hübner's  Bild  stimmen. 
Die  andern  Gitate  sind  mehr  als  unsicher. 

Boisdvl.  Leconte  S.  114  stellt  fest,  dass  Godart  mehrere 
Arten  vermengt  hat.     Sein  Ubaldus   ist  also  nicht  zu  deuten. 

Meine  Falter  stimmen  mit  der  Hübner'schen  meisterhaften 
Abbildung  so  genau,  dass  Boisduval  Pseudoptiletes,  zu  dem 
Boisduval  das  Hübner'sche  Bild  nur  mit  ?  citirt,  ebensowenig 
wie  die  andern  Gitate  hierher  gehören  können,  denn  sie  wei- 
clien  vom  Hübner'schen  Bilde  zu  sehr  ab.  Pseudoptiletes  hat 
eine  ganz  andere  Unterseite.  Ubaldus  Gramer  ist  sehr  roh, 
aber  noch  am  ehesten  mein  Falter. 

Hanno  gehört  zu  den  kleinsten  Lycaeniden,  denn  sie  er- 


325 

reicht  im  Ausmaass  Hylas  und  Alsus  noch  nicht,  sondern  nur 
meinen  kleinsten  Panoptes. 

Zum  Schlüsse  bemerke  ich  nur  noch,  dass  Angaben  über 
die  Behaarung  der  Augen  unsicher  sind.  Die  Seereise  erzeugt 
bei  vielen  Faltern  auf  den  Augen  Schimmel  und  dieser  über- 
zieht die  behaarten,  wie  die  nackten  Augen,  so  dass  es  kaum 
möglich  ist,  darüber,  ob  die  Augen  behaart  oder  nackt  wa- 
ren, zu  urtheilen. 

Um  sicher  zu  gehen,  müsste  man  frische  Stücke  unter- 
suchen. Ich  habe  daher  auch  die  Angabe,  ob  die  Augen 
nackt  oder  behaart  waren,  weggelassen,  weil  ich  nicht  ins 
Klare  darüber  kommen,  also  leicht  Irrthümer  verbreiten 
konnte. 


n" 


326 

Die  ersten  Stände  mehrerer  Crambiden  und  eine 
neue  Bucculatrix, 

beschrieben  von 
A.  Ciartner  in  Brunn. 


1.     Crambus  Chrysonuchellus  Scop. 

Ungeachtet  seiner  weiten  Verbreitung  und  seines  zahl- 
reichen Auftretens,  ungeachtet  der  artenarmen  Flora  seines 
Flugplatzes  blieben  dennoch  seine  Enlwicklungszustände  bis 
jetzt  gänzlich  unbekannt  und  würden  es  vielleicht  noch  lange 
bleiben,  wenn  nicht  die  Erforschung  der  Atychia  Appendicu- 
lata  mir  zufällig  die  Hand  zur  Auffindung  der  Chrysonuchellus- 
Raupe  geboten  hätte. 

Wie  bereits  aus  meinen  früheren  Mittlieilungen  über  die 
Appendiculata  zu  ersehen  war,  ging  ich  bei  der  Untersuchung 
des  Wurzelwerkes  von  Festuca  ovina  in  das  grösste  Detail 
ein,  was  mich  in  den  Stand  setzte,  alles  Lebende  darin  zu 
bemerken,  somit  auch  Räupchen  wahrzunehmen,  welche  von 
jenen  der  Appendiculata  ganz  verschieden  waren.  Sie  hielten 
sich  in  den  höheren  Wurzelpartieen  auf,  mo  sie  Gespinnste 
bewohnten,  welche  ihnen  zugleich  zur  Ablagerung  ihrer  grün- 
lichen Excremente,  dieser  ausgedrückten  Zeichen  rauplicher 
Existenzen,  dienten.  Sie  überwintern  unverwandelt,  verpuppen 
sich  im  April  in  einem  schlauchartigen,  mit  seinen  Endsub- 
stanzen überworfenen  Gespinnste,  dessen  Ausgangsende  nach 
den  untersten  Halmtrieben  geführt  wird,  wo  sich  die  Puppe 
in  aufrechter  Stellung  befindet  und  den  Falter  im  Mai  liefert. 

Die  Eier,  welche  von  einem  Weibe  in  grosser  Anzahl 
gelegt  und  in  die  Grasbüsche  fallen  gelassen  werden,  sind 
"fettweiss,  länglich  und  der  Länge  nach  schnürlförmig  gerippt, 
sie  werden  später  fleischfarbig  und  schliesslich  korkholzgelb, 
sind  Aveichlich,  lose  und  geben  die  Raupen  in  12  Tagen. 

Die  frisch  ausgefallenen  Räupchen  erscheinen  fettweiss, 
licht  behaart;  Kopf  gross,  flach  und  durchsichtig  bräunlich; 
Nackenschild  etwas  bleiclier.  Nach  der  Ueberwinterung  wer- 
den fie  über  'S'"  lang,  die  Körperfarbe  ist  dann  erdbräunlicli; 
Kopf  honiggelb  mit  einzelnen  Haaren;  Gebiss  dunkelbraun; 
Halsschild  erdbraun,  schmal,  tief  umfassend  und  licht  getheilt; 
Rückenlinie  sehr  fein  und  lichter  als  die  Grundfarbe;  die 
Rückensegmente  je  mit  zwei  Paar  erhöhten  glänzenden  Punk- 
ten, das  vordere  näher  gerückt,  quergezogen  und  grösser  als  das 
hintere  Paar,  durch  eine  Vergrösserung  erscheint  dasselbe  aus 
zwei  verschobenen  PunkterJiöhungen  bestehend ;  seitlich  je  noch 
eine  Reihe  solcher  Knöpfe,  dann  folgen  die  schwarzen  Stigmen, 


327 

unter  denselben  eine  lichtere  Linie,  dann  wieder  eine  Reihe 
von  erhöhten  Punkten,  jeder  derselben  führt  ein  Haar.  After- 
klappe behaart.  Bauch  und  Füsse  schmutzig  gelb.  Im  er- 
wachsenen Zustande  werden  sie  bisterbraun,  die  Kopffarbe 
dunkler. 

Die  Puppe  gelbbraun,  Kopf  stumpf,  Flügelscheiden  lassen 
vier  Ringe  frei,  Kremaster  dunkelbraun  mit  einer  starken 
stumpfen  Spitze,  welche  mit  einzelnen  Haaren  besetzt  ist. 

2.     Crambus  Luteellus  W.  V. 

Dar  Falter  hat,  wie  bekannt,  mit  Chrysonuchellus  die- 
selben Flugplätze,  nur  erscheint  jener  etwas  später  und  setzt 
sich  nach  dem  Aufflug  auf  die  Grashalme  immer  kopfaufwärts, 
wogegen  der  Letztere  sich  kopfabwärts  stellt. 

In  unserem  Gebiete  ist  Luteellus  eben  so  häufig  wie  sein 
Vorgänger. 

Auch  die  Raupen  dieses  Falters  hat  mir  die  Appendicu- 
lata,' welcher  ich  so  viel  Zeit  und  Mühe  widmete,  freundlichst 
zugeführt,  wiewohl  sie  mich  noch  einen  schweren  Theil  der 
Arbeit  vollziehen  liess.  Ich  hielt  dafür,  als  ich  aus  den  Wur- 
zeln der  Festuca  ovina  die  fremden  Raupen  von  jenen  der 
Appendiculata  schied,  dass  sie  nur  eine  Art  vertreten,  weil 
mir  unter  ihnen  kein  Unterschied  auffiel,  allein  als  sich  nach 
Chrysonuchellus  aus  demselben  Wurzelwerk  auch  Luteellus 
entwickelte,  wurde  mir  erst  klar,  dass  ich  zwei  Raupenarten 
für  eine  hielt.  Ich  war  daher  im  folgenden  Jahre  beim  Ein- 
sammeln der  Raupen  aufmerksamer  und  habe  dort,  wo  ich 
anscheinend  Abweichungen  wahrzunehmen  glaubte,  eine  Schei- 
dung der  Thiere  vorgenommen,  und  doch  kamen  wieder  beide 
Falter  arten  vermischt  zum  Vorscheine.  Da  dieser  Weg  zur 
wahren  Erkenntniss  nicht  führte,  so  bemächtigte  ich  mich  der 
Weiber  beider  Falterarten,  um  mit  Hülfe  ihrer  Eier  diese 
Aufgabe  lösen  zu  können.  Die  Eier  wurden  auch  wirklich 
gelegt,  die  Räupchen  von  der  Zeit  ausgebrütet  und  dieselben 
in  streng  geschiedenen  Abtheilungen  untergebracht,  aber  selbst 
dieser  Vorgang  ist  dadurch  ungenügend  geworden,  dass  sich 
in  der  Luteellus- AbM'eichung  auch  zwei  Clu'ysonuchellus-Falter 
entwickelt  haben.  Wie  sonderbar  mir  in  dem  ersten  Augen- 
blicke diese  Erscheinung  vorkommen  musste,  so  fand  ich  die- 
selbe nach  einigen  Erinnerungsversuchen  leicht  erklärlich;  es 
sind  nämlich  für  die  beabsichtigte  Zucht  die  Pflanzen  wäh- 
rend der  Flugzeit  des  Chrysonuchellus  ausgehoben  und  in 
die  Gefässe  übertragen  worden,  und  es  wird  ohne  Zweifel 
ein  mir  feindlich  gesinntes  Weib  seine  Kukukseier  bereits 
hineingelegt  und  durch  das  Erscheinenlassen  der  zwei  Falter 
meine  Studien  in  Verwirrung  gebracht  haben. 


328 

Nachdem  hierdurch  die  genommene  Beschreibung  unver- 
lässlich  geworden,  so  musste  ich  zum  vierten  Male  mein  Be- 
ginnen erneuern  und  gelangte  endlich  ohne  weitere  Mystifika- 
tion zu  dem  erwünschten  Ziele. 

Die  frisch  gelegten  Eier  sind  trocken,  nicht  anklebbar, 
blaugrünlichweiss,  cylindrisch  mit  abgeflachten  Polen ,  wovon 
der  eine  grüngehäufte  Flecke  enthält;  von  den  Polen  aus 
laufen  schnürlförmige  Rippen;  am  folgenden  Tage  werden  die 
Eier  bleicher,  am  dritten  ockergelb  und  übergehen  schliess- 
lich in's  Bräunliche. 

Am  10.  Tage  entwickelt  sich  die  Raupe,  welche  bräun- 
lichweiss  und  durchsichtig  ist;  in  der  Mitte  des  Körpers  schei- 
nen die  röthlichen  Eingeweide  durch;  Kopf  herzförmig,  bräun- 
lich, ebenso  der  breite  tief  umfassende  Halsschild. 

Nach  der  üeberwinterung  im  März  fanden  sich  in  den 
Wurzeln  nur  sieben  Raupen  vor,  obgleich  ich  deren  vor  dem 
Winter  über  50  Stück  einquartirt  habe;  dieselben  ware.n  von 
verschiedener  Grösse  von  2'"  bis  4"'.  Die  Kleineren  zeigten 
sich  röthlichbraun ,  Kopf  dunkelbraun.  Nackenschild  blass 
bräunlichgelb;  Rückensegmentö  je  mit  zM'ei  Paar  dunkler  ge- 
färbten quergezogenen  Knöpfen  und  in  den  Seiten  eine  solche 
Reihe  mit  lichtbraunen  Härchen. 

Die  grösseren  waren  lichter,  Nackenschild  bißterbraun, 
Rückenknöpfe  mehr  ausgedrückt,  die  Basis  der  darin  stehen- 
den Haare  schwärzlich,  wodurch  der  Körper  punktirt  er- 
scheint; Bauch  schmutzigweiss,  dessen  Füsse  ebenso;  Klauen 
licht. 

Erwachsene  Raupen  sind  stark  \on6'" — 7'",  von  Farbe 
weiss;  die  Ringe  wulstig,  Kopf  und  Halsschild  dunkelbraun, 
letzterer  licht  getheilt;  Rücken  und  Seitenknöpfe  dunkler  als 
die  Körperfarbe,  darin  schwarze  Punkte  und  in  diesen  dunkle 
Haare.  Afterklappe  dunkelbraun.  Luftlöcher  schwarz.  Kurz 
vor  der  Verpuppung  geht  die  Kopffarbe  in's  Rothbraune  über 
und  der  Halsschild  wird  gelbbraun  mit  einzelnen  dunklen 
Flecken. 

Die  Puppe  licht  gelbbraun,  Ringsäume  dunkler,  Kremaster 
dunkelbraun  mit  einem  kugelförmigen  Ansätze,  besetzt  von 
einigen  weisslichen  Härchen,  wogegen  derselbe  bei  Chryso- 
nucheilus  kegelförmig  erscheint;  Flügelscheiden  lassen  vier 
Ringe  frei,  Fussscheiden  treten  nicht  vor,  beide  sind  etM^as 
dunkler  als  der  übrige  Leib. 

Die  Verpuppung  findet  in  einem  mit  Erdkörnern  über- 
worfenen  länglichen,  nicht  weiten,  grauen  Gespinnste  statt, 
welches  zwar  weich,  aber  fest  ist,  sich  in  den  untersten  Halm- 
theilen  angesponnen  befindet  und  nach  oben  seine  Richtung 
nimmt. 


329 


3.     Homoeosoma  Ginerosella  HS. 


In  einer  zahlreichen  Pflanzenansiedlung  von  Arteini«ia 
Absinthium  hielt  ich  öfter  Umschau,  und  zwar  nicht  ohne 
Erfolg;  denn  an  die  Entdeckung  der  Metzneriana- Raupe, 
welche  ich  bereits  in  diesen  Blättern  besprochen,  reihte  f^ich 
auch  jene  der  ersten  Stände  von  der  selteneren  Cinerosella, 
welche  ich  beim  Antritte  des  Winters  in  einem  kreisrunden 
langen  Gange  der  Stockwurzel  aufgefunden  habe.  Dieser 
Entdeckung  folgte  sogleich  eine  allgemeine  Wurzel -Unter- 
suchung und  dieser  —  eine  reiche  Raupenbeute. 

Jede  bewohnte  Wurzel  trägt  das  Zeichen  an  sich,  dass 
an  der  betreffenden  Stelle  Späne  hervorquillen,  nach  deren 
Entfernung  ein  Bohrloch  sichtbar  wird,  welches  die  Raupe 
wieder  mit  Spänen  zu  verdecken  sucht.  Alte  W^urzeln  er- 
freuen sich  des  Vorzuges,  oft  von  2  und  drei  Raupen  durch- 
wühlt zu  werden,  aber  auch  einjährige  Pflanzen  bleiben  zu- 
weilen von  dieser  Heimsuchung  nicht  frei.  Die  Gänge  werden 
darin  von  Oben  nach  Unten  gebohrt. 

Nach  befriedigter  Arbeitslust  war  der  Umzug  der  ge- 
sammelten Raupen  nach  den  häuslichen  Blumentöpfen  ein 
erfreulicher,  die  Fortsetzung  ihres  unterirdischen  Lebenswan- 
dels eine  ungestörte  und  der  Verlauf  ihres  Winterschlafes, 
den  sie  in  einer  engen  Gespinnstumhüllung  in  den  Gängen 
schliefen,  ein  günstiger. 

Das  erste  Frühjahr  machte  Pflanze  und  Raupe  wieder 
lebendig  und  von  den  letzten  Märztagen  an  assen  sich  die 
Raupen  aus  den  Wurzeltiefen  nach  der  Höhe  durch,  wo  sie 
in  einem  weissen  etwas  durchsichtigen  Gewebe  ihr  Puppen- 
lager einrichteten,  welches  sie  ungefähr  nach  einer  vier  wö- 
chentlichen Ruhe  als  Falter  verliessen. 

Die  Kriechzeit  erstreckte  sich  bis  Ende  Mai.  Während 
dieser  Periode  hält  sich  der  Falter  im  Freien  in  den  Futter- 
pflanzen verborgen,  aus  welchen  er  sich  jedoch  aufscheuchen 
lässt. 

Das  Ei  ist  fettweiss,  länglich  rund,  an  den  Polen  stumpf 
und  von  Grübchen  bedeckt 5  in  einigen  Tagen  färbt  sich  das- 
selbe bräunlich. 

Die  Raupe,  welche  sich  schon  im  Juni  in  die  wurzeligen 
Bitterkeiten  einfrisst  und  vor  dem  Eintritte  des  Winters  fast 
erwachsen  ist,  erreicht  bei  einem  ziemlichen  Umfange  eine 
Länge  von  fast  V»  Zoll;  sie  ist  nackt,  gelblichweiss  mit  ein- 
zelnen Haaren ;  Kopf  klein,  herzförmig,  honigbraun;  Halsschild 
blass  mit  bisterbraunem  Anfluge,  in  der  Mitte  licht  getheilt; 
After  klein,  bräunlich;  Tracheen  röthlichbraun,  unterhalb  der- 
selben Punkterhöhungen,  wovon  sich  jede  zwei  oder  drei 
Haare    aufsetzt;    Bauch    wie    oben.    Sohlen    der  Bauch-  und 


330 

Afterfüsse   rötlilichbraun,    Klauen    bräunlich.     Gang  langsam, 
aber  sicher. 

Die  Puppe  ist  ziemlich  stark,  aber  nicht  kolbig,  blass- 
gelb, mit  Ausnahme  des  Kopfes  und  des  letzten  Ringes,  welche 
rostbraun  sind,  ebenso  ist  die  Rückseite  angeflogen,  wo  sich 
die  Segmentränder  noch  dunkler  färben.  Kopf  ohne  Spitze, 
ältere  Puppen  bekommen  dunkle  Augenstellen.  Flügelscheiden 
lassen  4  Ringe  frei;  Luftlöcher  dunkelbraun;  Kremaster  rund, 
von  Härchen  umstellt. 

4.     Homoeosoma  Nimbella  Z. 

Die  dritte  Acquisition  waren  mehrere  Nimbella -Falter, 
welche  sich  ebenfalls  aus  den  Wurzeln  der  Artem.  Absinthium 
gleichzeitig  mit  Cinerosella  entwickelten. 

Da  die  Raupen  zweifellos  als  blinde,  von  mir  unbeach- 
tete Fahrgenossen  eingeführt  wurden,  suchte  ich  dieselben  im 
folgenden  Frühjahre  kennen  zu  lernen.  Ich  fand  sie  unter 
der  Rinde  der  Stockwurzel  in  einem  Gespinnste,  in  welchem 
sie  überwintern  und  im  Frühjahre  ihre  Verpuppung  vollziehen. 

Die  Raupe  ist  bedeutend  kleiner,  in  der  Farbe  weisser 
und  nicht  so  fettig;  bei  einer  Berührung  zieht  sie  sich  zusam- 
men, wird  dadurch  kurz  und  robust  und  im  Rücken  buckelig. 
Der  Kopf  ist  verhältnissmässig  kleiner,  Halsschild  ungetheilt; 
das  Rückengefäss  röthlich,  zu  dessen  beiden  Seiten  je  ein 
nicht  ganz  ausgesprochener  blass  rothbräunlicher  Streifen,  da- 
zwischen Grübchen;  Tracheen  braun,  unterhalb  derselben  keine 
Punkterhöhungen. 

5.     Bucculatrix  Absinthii  mihi. 

Alis  anterioribus  albis,  ultra  medium  atomis  fuscescentibus, 
ciliis  albis.  Alis  posterioribus  cinereis,  ciliis  dilute  griseis, 
capillis  albis,  in  medio  apicibus  fuscis.  Thorace  albo  atomis 
fuscescentibus. 

In  Betreff  des  Farbenverhältnisses  ist  diese  Art  mit  kei- 
nei'  bis  jetzt  bekannten  Bucculatrix  zu  verwechseln. 

Flügelspannung  4'".  Gesicht  und  Kopfiraare  weiss,  letz- 
tere in  der  Mitte  an  den  Enden  bräunlich.  Fühler  silbergrau, 
schwach  bräunlich  geringt.  Vordertlügel  weiss,  die  zweite 
Hälfte  derselben  und  zuweilen  auch  die  Falte  mit  bräunlichen 
Atomen;  durch  die  Anhäufung  derselben  entsteht  oft  am  Ende 
der  Falte  ein  unbestimmter  Fleck,  dann  ein  Streifen,  welcher 
sich  am  Vorderrande  der  Flügelmifte  schräg  bis  zum  After- 
winkel hinzieht.  Dies  jedocli  Alles  nur  durch  eine  starke 
Vergrösserung  -wahrnehmbar,  denn  der  Totaleindruck  der  Farbe 
ist  weiss.  Die  Franzen  des  Vorderrandes  sind  weiss,  unter- 
halb der  Flügelepftze  gehen  sie  in's  üchergelbe  über. 


331 

Die  Hinterflügel  grau,  ochergelb  gefranzt. 

Rückenschild  ^eiss,  stark  vergrössert  mit  bräunlichen 
Atomen.  Hinterleib  im  frischen  Zustande  silbergrau  mit  bräun- 
lichgelbem After,  Beine  M'eiss,  Tarsen  bräunlich  gefleckt. 
Schenkel  des  Hinterfusspaares  mit  sehr  langen  weisslichen 
Haaren. 

Unterseite  der  Flügel  graulichbraun;    Franzen  wie  oben. 

Beide  Geschlechter  in  der  Farbe  uniform. 

Diese  Entdeckung  spielte  mir  die  Zucht  der  Cinerosella 
in  die  Hände:  denn  als  sich  die  von  dieser  Raupe  bewohnten 
Topfpflanzen  nach  der  Ueberwinterung  belaubten,  machte  sich 
unter  den  Blättern  Eines  dadurch  bemerkbar,  dass  es  sich  in 
den  Läppchen  entfärbte,  was  eine  kleine  Raupe,  welche  die 
Farbe  des  Blattes  an  sich  trug,  durch  ihren  Frass  verursachte. 
Ein  solcher  Wink  entomologischer  Vorsehung  konnte  nicht 
unbeachtet  bleiben,  und  dies  um  so  weniger,  als  die  Lebens- 
weise und  die  Structur  der  Raupe  an  eine  Bucculatrix  mahn- 
ten, welche  in  Beziehung  auf  die  Futterpflanze  sich  in  der 
von  Stainton  (Natural  history  of  the  Tineina  Vol.  VII)  ange- 
führten Reihe  nicht  befand. 

Ich  erschien  ohne  Verzug  an  Ort  und  Stelle,  v^oher  die 
Topfpflanzen  stammten,  und  begann  über  einem  kleinen  Schirme 
den  üppigen  Blattwuchs  zu  beuteln  und  zu  zausen,  wodurch 
eine  grosse  Anzahl  von  Raupen  in  die  Gefangenschaft  gerieth, 
welche  ich  ihnen  durch  immer  frischen  Wermuth  zu  versüssen 
bemülit  war,  was  sie  durch  ein  blühendes  Aussehen  erwie- 
derten. 

Sie  leben  im  Monat  April  an  der  Pflanze  frei;  bei  einer 
Störung  lassen  sie  sich  an  einem  Faden  herab  und  werden 
sie  berührt,  so  rollen  sie  sich  zusammen.  Zu  Ende  des  Mo- 
nats verfertigen  sie  zu  ihrer  Verpuppung  ein  weisses,  sciilan- 
kes,  geripptes  Cocon,  welches  sie  in  4  Wochen  als  Falter 
verlassen. 

Obwohl  gelbliche,  abgenagte  Blattläppchen  auf  die  Ge- 
genwart der  Raupe  hinweisen,  so  ist  sie  dennoch  durch  ihre 
häuflge  Entfernung  von  den  abgenagten  Stellen,  dann  durch 
die  Farbenübereinstimmung  mit  dem  Blatte,  so  wie  durcli  ihre 
kleine  Gestalt  vor  einer  Entdeckung  geschützt,  aber  der  an- 
gezeigte Vorgang  macht  alle  diese  Schutzmittel    unwiiksam. 

Die  Raupe  ist  von  grünlichweisser  Farbe,  schh^nk,  nach 
hinten  verdünnt.  Der  sehr  kleine  schwarzbraune  Kopf  wird 
in  dem  schwarz  besprengten  Halsschilde  eingezogen.  Der 
Rücken  führt  zwei  dunkler  gefärbte  Linien,  innerhalb  welcher 
sich  auf  jedem  Ringe  2  Paar  weisse  Knöpfe  befinden,  wovon 
das  hintere  bedeutend  ansehnlicher  und  weiter  auseinander 
gerückt   ist;    in   den  Seiten  sind  noch  je   zwei  solche  Reihen 


332 

von  Knöpfen  und  jeder  derselben  sendet  ein  schwarzes  Haar 
aus;  die  Laterallinie  weiss;  Bauch  grünlich,  Füsse  weisslich. 
Die  Puppe  nicht  schlank;  der  dunkelbraune  Kopf  mit 
einer  kurzen  schnabelförmigen  Spitze,  Augenstellen  gross  und 
schwarz;  Flügelscheiden  gelbbraun,  in  lange  Spitzen  auslau- 
fend, lassen  nur  einen  Ring  frei;  Cremaster  bräunlichgelb, 
rund,  in  den  Seiten  je  eine  kurze  Spitze.  Die  Rückenseite 
ist  dunkler;  Abdominale  mit  Dornengürteln,  weshalb  sich  die 
Puppe  vor  der  Falterentwicklung  aus  dem  Cocon  theilweise 
herausschiebt. 


Remarques  sur  les  Amaroides 

par 
J.  Putzeys*)« 


Je  viens  de  terminer,  pour  la  Societe  royale  des  sciences 
de  Liege,  un  memoire  sur  les  Amaroides.  En  attendant  que 
ce  travail  puisse  etre  public,  je  vais  en  donner  Tanalyse,  au 
point  de  vue  surtout  des  especes  d'Europe. 

Le  tableau  suivant  indique  les  caracteres  assignes  a  cha- 
cun  des  groupes. 

A.  Tibias  posterieurs   des    (J    pubescens  interieurement. 

1.  Dent  du  menton  bifide. 

a)  corselet  retr^ci  en  arriere Bradytus. 

b)    avant  •  •  •    •  •  •   Amara. 

2.  Dent  du  menton  non  bifide. 

a)  corselet  r6tr6ci  en  avant Acrodon. 

b)    arriere Amathitis. 

B.  Tibias  post6rieurs   des  (^   non   pubescens 

interieurement. 
I.  Points  du  prosternum  sans  poils   sur  ses  bords. 
1.   Episternes  metathoraciques  longs. 

a)   Tibias  intermediaires  des   iS  non  bi-  ou  tridentes 
en-dessous. 

t  Corselet  plus   etroit   ä  la   base   qu'ä  Textr^- 
mite  •  •  •. Leiocnemis. 


*)  Herr  General-Secretair  P.  in  Brüssel,  der  sich  mit  einer  aus- 
führlichen Arbeit  über  die  Gruppe  der  Amaroiden  für  die  Annalen 
der  Societe  Royale  de  Liege  beschäftigt,  hat  auf  mein  Ersuchen  mir 
diesen  Auszug  für  die  Zeitung  gesandt,    welcher   wegen    der   Bezie' 


333 


it   Coreelet    pas    plus    etroit    en 

avant  qu'ä  la  base Celia, 

b)   Tibias  interm^diaires  des  i^  portant 

en-dessous  deux  ou  trois   dents  •  •  •   Curtonotus. 
2.   Episternes   m^tathoraciques    courts    et 

larges Leirides. 

II.  Points    du  prosternum  portant  de  chaque  c6t6  trois  ou 
quatre  piliferes Percosia. 


Dans  les  Amara  et  Celia,  j'ai  en  general  conserve  les 
groupes  de  Zimmermann*). 


Amara. 

Premier  groupe. 

Premiere  et  deuxieme  divisions 

(Triaena  Lee.) 

1. 

*striatopunctata  Dej. 

2. 

*rufipes  Dej. 

3. 

*Chaudoirii  Hoch. 

4. 

*erythrocnema  Zim. 
floralis  Gaub. 

5. 

*lepida  Zim. 
var.  concinna  Zim. 

Deuxieme  groupe 

fi. 

*tricuspidata  D. 

7. 

*strenua  Z. 

8. 

*scitula  Z. 

Californie. 

9. 

*plebeja  Gyll. 

10. 

*angustata  Say. 

Am^rique  boreale. 

11. 

^'similata  Gyll. 

12. 

•chalcites  Zim. 

Chine  boreale  et 
Japon. 

13. 

*subconvexa  n.  sp. 

Algerie. 

hungen  auf  eine  in  den  europäischen  Sammlungen  so  reich  vertretene 
und  (nebenher  gesagt)  meistens  so  unzureichend  geordnete  Gattung 
allen  Coleopterologen   willkommen    sein   wird. 

Dr.  C.  A.  Dohrn. 

*)  La  petite  strie  prescutellaire  peut  etre  libre  ä  ses  deux  ex- 
tremites,  ou  bien  h  l'une  seulement:  eile  peut  aussi  avoir  ä  sa  base 
un  gros  point  ocelle  (p.  ex.  A.  plebeja)  ou  en  etre  depourvue 
(p.  ex.  A.  trivialis).     Une  *  indique  l'existence  de  ce  point  ocelle. 


334 


14. 
15. 

*paphyrea  D. 
•ovata  F. 
obsoleta  D. 

Bannat. 

var.  adamantina  Kol. 

Caucase. 
Crimee. 

Troisieme  groupe. 

16. 
17. 
18. 
19. 

*  palustris  Baudi. 
*montivaga  St. 
*impuncticollis  Say. 
*fallax  Lee. 
sitnilata  D. 

Sardaigne. 

Am.  bor. 
ib. 

20. 

*littoralis  Manh. 

Am.  russe. 

21. 
22. 

cupreolata  n.  sp. 
confusa  Lee. 

Am.  bor. 
Mont.   roch. 

23. 

convexa  Lee. 

Am.  bor. 

24. 

25. 

polita  Lee. 
nitida  St. 

Nebraska. 

26. 

communis  Panz. 

27. 

vulgaris  Panz. 
lunicollis  Schdt. 

28. 
29. 

nigrita  n.  sp. 
curta  D. 

Siberie. 

30. 
31. 
32. 
33. 

trivialis  GyU. 
proxima  n.  sp. 
spreta  D. 
fameliea  Z. 

Georgie. 

34. 
35. 

36. 

protensa  n.  sp. 

*aeuminata  Payk. 

familiaris  Duft. 

Hudson  bay 

*3  37. 

•anthobia  Villa. 

Lombardie. 

38. 

^lucida  Duft, 
gemina  Z. 

Quatrieme  groupe. 

39. 
40. 

tibialis  Payk. 
basillaris  Say. 
lucidula  D. 

•   Am.  bor. 

41. 

Sallei  n.  sp. 
?Orizabae   Z. 

Mexique. 

42. 

*insignis  D. 

*)    Par  la  presence  d'un  point  prescutellaire,  cette  espece  peut 
etre  distinguee  a  prcmiere  vue  de  l'A.   familiaris. 


Celia. 


335 


Premier 

groupe. 

43. 

ingenua  Duft, 
var.  ruficornis  D. 

44. 

rufo-aenea  D. 

Espagne. 

Deuxieme 

groupe. 

45. 

complanata  D. 

Dalmatie. 

46. 

fusca  D. 

47. 

cursitans  Z. 

48. 

municipalis  Duft, 
modesta  D. 

49. 

ambulans  Z. 

Transcaucasie. 

Troisieme 

groupe. 

50. 

interstitialis  D. 

Am.  l)or. 

51. 

patruelis  D. 
?inaequalis  Kirb. 

Kamtschatka. 

52. 

*  biarticulata  Motsch 

, 

Sib6rie. 

53. 

erratica  Duft, 
punctulata  D. 

54. 

moerens  Z. 

Mexique. 

55. 

?lugens  Zim. 

m 

Quatrieme 

groupe. 

56. 

californica  D. 

Californ. 

57. 

Mexieana  D. 

Mexique. 

Cinquieme 

groupe. 

58. 

tescicola  Z. 

Kirghisie. 

59. 

rupicola  Z. 

Sib.  Orientale. 

60. 

Quenselii  Seh.  D, 
var.  monticola  Z. 

61. 

sylvicola  Z. 

62. 

remote&triata   D. 

Am.  russe. 

63. 

relucens  Manh. 

V) 

Sixieme 

groupe. 

64. 

saxicola  Z. 

Huitieme 

groupe. 

65. 

aurata  D. 

Californ. 

66. 

bifions  Cryll. 

67. 

"■•'abbveviata  Chaud. 

Astrabad. 

336 


Neuvi^me  groupe. 

•68. 

•rufocincta  Sahlb. 
grandicoUis  D. 

69. 

subaenea  Lee. 

Am.  bor. 

70. 

acutangula  n.  sp. 

f) 

71. 

chalcea  D. 

M 

72. 

rubrica  Hald. 

Tl 

73. 

musculus  Say. 

var.  contempta  Lee. 

m 

74. 

Texana  n.  sp. 

Septieme  groupe. 

Texas. 

75. 

infima  Duft, 
granaria  D. 

Acrodon. 

76. 

brunneus  GylL 
Lapponica  D. 

Leiocnemis. 

77. 

Cottyi  Coq. 

Algerie. 

78. 

aenescens  n.  sp. 

^gypte. 

79. 

Euphratica  n.  sp. 

M6sopot. 

80. 

Dalmatma  D. 

81. 

brevis  D. 

Espagne. 

82. 

rotundata  D. 

Yt 

83. 

ooptera  n.  sp. 

•  n 

84. 

rotundieollis  Schau  f. 

TD 

85. 

eximia  D. 

86. 

?gravidula  Ros. 

Andalousie. 

87. 

diversa  n.  sp. 

Dalm. 

88. 

avida  Say. 
confinis  D. 

Am.  bor. 

89. 

afünis  D. 

Esp. 

90. 

Simplex  D. 

n 

91. 

crenata  D. 

92. 

*8abulosa  D. 

93. 

*fervida  Coq. 

Alg6rie. 

94. 

*syriaea  n.  sp. 

Syrie. 

95. 

Indica  n.  sp. 

Indes  bor. 

96. 

glabrata  D. 

97. 

montana  D. 
corsica  Reich. 

98. 

vieina  n.  sp. 

Esp. 

99. 

cordicollis  Z. 

Caucase. 

337 


100. 

subdepressa  n.  sp. 

Caucase. 

101. 

planipennis  n.  sp. 

Amathitis. 

n 

102." 

rufescens  D.  (Harp.) 
Aegyptia  Z. 

Egypte, 

103. 

subplanata  n.  sp.. 

Sib^rie. 

104. 

songarica  n.  sp. 
Brad.  latus  Motsch, 

DsGundarie. 

105. 

longipennis  Chaud. 

Sib^rie  Orient. 

106. 

microdera  Chaud. 

)^ 

107. 

cordata  n.  sp. 
cordicollis  Chaud. 

« 

108. 

ditomoides  n.  sp. 

Leirides. 

Chypre. 

109. 

helopioides  Heer. 

Tyrol. 

110. 

nobilis  Duft. 

Autriche 

111. 

spectabilis  Schaum, 
montanus  Chaud. 

Carniole  Croatie. 

112. 

cardui  D. 

Piemont. 

113. 

puncticollis  D. 

Pyren^es   Orient. 

114. 

Pyrenaeus  D. 

T)               n 

115. 

calathoides  n.  sp. 

Caucase. 

116. 

cuniculinus  D. 

Styrie. 

117. 

alpicola  D. 

Curtonotus. 

">"> 

118. 

convexicollis  n.  sp. 

Sib6rie. 

119. 

brevicollis  Chaud. 

Siberie  Orient. 

120. 

glacialis  Mannerh. 

Mer.  glaciale. 

121. 

nitens  n,  sp. 

Chine  bor^ale. 

122. 

fulvipes  n.  sp. 

Missouri. 

123. 

transversicollis  n.  sp.    • 

Am.  russe. 

124. 

harpaloides  D. 

Sib6rie. 

125. 

fodinae  Mann. 

•f) 

120. 

altaifeus  Motsch. 

Altai-. 

127. 

adstrictus  n.  sp. 

Am.  bor. 

128. 

aulicus  Panz. 

var.  caucasicus  Motsch, 

129. 

Gebleri  D. 

Siberie. 

130. 

bistriatus  n.  sp. 

Leukoran. 

131. 

reflexus  n.  sp. 

Terre  neuve. 

132. 

contractus  n,  sp. 

Sib6rie. 

133. 

substriatus  n.  sp. 

Mexique. 

338 


134. 

tumidus  n.  sp. 

Am.  russe. 

135. 

castaneus  n.  sp. 

Kirghisie. 

136. 

convexiusculus  Marsh. 

137. 

interinedius  Motsch. 

y) 

138. 

desertus  Kryn. 
volgensis  Chaud, 

139. 

cribricollis  Chaud. 

Crimee. 

140. 

megacephalus  Gebh 

Sib6rie. 

141. 

Armeniacus  Motsch. 

Armenie. 

142. 

torridus  Illig. 
üauricus  Motsch. 

Eur.  bor. 

143. 

melanogastricus  D. 

Kamtsch. 

144. 

Eschscholtzii  Chaud. 

>fl 

145. 

infaustus  Lee. 
caiinatus  Mann. 

Am.  russe. 

146. 

Holmbergi  n.  sp. 

r> 

147. 

striolatus  n.  sp. 
rufimanus  Motsch. 

Kamtsch. 

148. 

alpinus  F. 

Lappon. 

149. 

caligatus  n.  sp. 

Kamtsch. 

150. 

brunnipennis  D. 

Labrador. 

151. 

cognatus  n.  sp. 

Norvvege. 

152. 

picipes  Motsch. 

Sib.  occident. 

153. 

pedestris  n.  sp. 

Am.   russe. 

154. 

lii.:li.    u.  sp. 

Ovvho  Bay. 

155. 

canadensis  n.  sp. 

Canad.  bor. 

156. 

conoideus  u.  sp. 

157. 

hyperboreus  D. 
longicollis  Motsch. 

Lnbrador. 

158. 

Dejeani  n.  sp. 

Kamtsch. 

159. 

cribratus  n.  sp. 

Bradytus. 

Siberie. 

160. 

consulaiis  Duft. 

161. 

laevistriatuö  n.  sp. 

Am.  bor. 

162. 

fulvus  D.  G. 

163. 

aurichalceus  D. 

Siberie. 

164. 

brevipennis  Chaud. 

Daourie. 

165. 

apiicarius  Payk. 

parallelus  Chaud. 

Caucase. 

var.  major  Chaud. 

166. 

minutus  Motsch. 

Sib.  Orient. 

167. 

exaratus  D. 

Am.  bor. 

168. 

parvicoUis   Gebl. 

Kirghisie. 

169. 

abdominalis  Motsch. 

1) 

170. 

majusculus  Cliaud. 

Sib.  Orient. 

339 


Percosia. 

171. 

obesa  Say. 

Am.  bor^ale. 

172. 

patricia  Duft 

173. 

sicula  D. 

Sicile. 

174. 

Reichei  Coq. 

Algerie. 

175. 

postica  D. 

Russ.  m. 

176. 

infuscata  n.  i 

5p. 

Sib6rie. 

Remarques. 

ad  3.     Chaudoirii  Hochh.   (Kiew.) 

plus  courte,  plus  large  que  la  rufipes,  base  du  cor- 
selet  plus  sinuee,  angles  post6rieurs  plus  aigus. 
ad  4.     erythrocnema  Zimm.  (Eur.  mer.  Syrie). 

ad  12.     chalcites  Zim.,  congrua  Moraw.    (Chine,  Japon.) 

ad  13.     subeonvexa  n.  sp.     (Algerie.) 

voisine  de  la  similata.  Corselet  plus  convexe, 
plus  retreei  vers  la  base,  oü  il  est  moins  large  que 
la  base  des  61ytres:  ses»c6t6s  sont  plus  arrondis; 
ses  angles  posterieurs  sont  plus  petits  et  obtus; 
les  elytres  sont  plus  convexes  et  moins  retr6cies 
•k  Textr^mite. 

ad  27.     vulgaris  Panz.  Dej.  (lunicoUis  Seh.) 

Puisqu'il  y  a  des  doutes  serieux  sur  Tidentite  de 
cet  inseete  avec  le  Carabus  vulgaris  de  Linne 
et  que  les  Harpalus  et  Amara  vulgaris  de 
Gyllenhal,  Duftschmidt  et  Sturm  sont  des  espeees 
differentes,  il  y  a  Heu  d'indiquer  celle-ei  par  l'au- 
teur,  dont  la  description  ne  laisse  pas  de  doute. 

ad  30.     trivialis  Gyll. 

(persica  Chaud.) 

ad  31.     proxima  S.  (intermedia  Chaud.  Georgie.) 

ad  36.     lamiliaris   Duft. 

var.  perplexa  Dej.  —  Corselet  ponctue  au  milieu, 
et  stries  des  61ytres  plus  fortement  ponetuees. 

ad  37.     anthobia  Villa. 

Bien  distinete  de  la  preeedente;  les  yeux  sont  plus 
saillants;  le  corselet  est  plus  etroit  en  arriere^  les 
impressions  de  la  base  ne  sont  pas  ponetuees;  les 
angles  anterieurs  ne  sont  pas  proeminents;  la  strie 
prescutellaire  commence  plus  bas  que  la  base 
par  un  gros  point,  ce  qui  n'est  pas  le  cas  dans  la 
f amiliar is,  oü  eile  part,  soit  de  la  base  de  la 
2e  strie,  soit  un  peu  plus  bas .  mais  toujours  sans 
gros  point  a  sa  naissance. 

Elle  differe  de  TA.  lucida   par    sa  taille  beaU' 

23 


340 


coup  plus  grande,  egale  k  celle  de  TA.  familiaris, 
par  son  corselet  moins  r^treci  en  avant  etc. 

ad  43.     ingenua  Duft, 

var.  rufieornis  Dej.  Ne  differe  du  type  que  par 
son  corselet  un  peu  plus  etroit  et  k  cötes  plus 
paralleles. 

ad  46.     fuöca   Dej. 

47.     cursitans  Zimm. 

Ces  deux  dernieres  especes  sont  bien  distinctes. 
La  taille  ordinaiie  de  la  fusca  depasse  un  peu 
celle  de  la  cursitans.  La  Ire  est  plus  ou  moins 
brunätre;  la  2e  est  plus  ni^tallique,  plus  brillante. 
La  fusca  a  les  palpes  et  les  antennes  testaces; 
chez  la  cursitans  les  palpes  sont  plus  ou  moins 
couleur  de  poix,  les  lers  articles  des  antennes  seu- 
lement  sont  testaces,  les  autres  sont  brunätres. 
La  tete  est  un  peu  plus  large  chez  la  fusca.  Le 
corselet,  dans  cette  e&pece,  est  plus  convexe  en 
avant,  les  angles  anterieurs  sont  beaucoup  plus 
deprim6s,  plu<  largement  arrondis;  les  cotes  vout 
en  s'elargissant  jusqu'a  la  base  oü  ils  sont  de  la 
largeur  des  epaules.  Dans  la  cursitans  leur  plus 
grande  largeur  »;st  avant  le  milieu  et  ils  se  retr6- 
cissent  distinctement  vers  la  base;  les  bords  lat6- 
raux  sont  plus  d^primes.  —  Dans  la  fusca,  les 
angles  posterieurs  sont  parfois  un  peu  prolonges, 
mais  plutot  en  arriere  qu'exterieurement, 
comme  c'est  le  cas  dans  la  cursitans.  La  forme 
des  elytres  est  tres  differente  dans  les  deux  especes: 
chez  la  Ire,  elles  forment  un  ovale  large  et  re- 
gulier; dans  la  2e,  elles  sont  plus  longues,  moins 
larges  au  milieu,  meme  chez  la  $.  Les  intervalles 
sont  plans  chez  la  fusca,  convexes  et  un  peu 
inegaux  chez  la  cursitans.  Dans  la  fusca,  le 
rebord  basal  est  moins  deprimö  au  milieu,  et  de 
lä  il  se  releve  distinctement  jusqu'aux  epaules: 
dans  la  cursitans,  il  se  porte  plus  directement 
de  la  base  de  la  4e  strie  jusqu'aux  epaules  qui 
sont  bien  plus  saillantes. 
ad  48.  municipalis  Duft,  (modesta  Dej.) 
Am.  obscuricornis  Motsch. 


341 


ad  Leiocnemis  Zimm.-') 

77.  Cottyi  Coq.  Algerie,  A^ores. 

78.  aenescens  n.  sp.  Egy}3te. 
voisine  de  la  Cottyi,  mais  plus  petite;  angles 
antdrieurs  du  corselet  plus  depriraes  et  bord  mar- 
ginal plus  arrondi  vers  les  angles  posterieurs.  Les 
impressions  de  la  base  sont  moins  ponctuees  et  la 
fossette  externe  est  presque  punctiforme;  les  stries 
des  elytres  sont  plus  fines;  mais  plus  disfinetement 
ponctuees;  elles  ne  s'approfondissent  pas  vers  Fex- 
tr^mite  et  la  7e  n'atteint  pas  la  base. 

79.  Euphratica  n.  sp.  Mesopotamie. 

80.  Dalmatina  Dej.  Dalmatie. 

Sicile  etc. 

81.  eximia  Dej. 

82.  brevis  Dej.  Espagne. 

83.  corpulenta  n.  sp.  Andalousie. 
Intermediaire  entre  la  brevis  et  la  suivante.  Elle 
est  de  la  longueur  de  la  brevis  et  de  la  meme 
couleur,  mais  ses  elytres  sont  plus  larges,  plus 
arrondies:  leur  surface  dorsale  est  plus  convexe; 
les  intervalles  sont  moins  releves;  le  corselet  est 
k  peu  pres  semblable,  mais  il  est  un  peu  plus  r6- 
treci  anterieurement:  ses  angles  posterieurs  sont 
un  peu  plus  marqu^s;  les  deux  fossettes,  surtout 
Texterne,  sont  moins  profondes;  toute  la  base,  sauf 
le  milieu,  est  parsemee  de  points  tres  inegaux  dont 
les  plus  gros  sont  ceux  de  Texterieur. 

84.  testudinea  n.  sp.  Espagne. 

D'un  noir  de  poix  avec  les  bords  externes  du  cor- 
selet d'un  brun  rougeätre  de  meme  que  les  pattes. 
Les  palpes  et  les  antennes  sont  testaces. 

Les  yeux  ne  sont  nullement  saillans  et  leur  or- 
bite  forme,  en-dessous,  une  saillie  bien  distincte, 
dirigee  en  avant.  Le  corselet  est  fortement  trans- 
versal, tres  legerement  ecbancre  en  avant,  tronque 
a  la  base  qui  n'est  deprimee  qu'en-dessous  de  la 
fossette  interne;  les  c6t6s  sont  tres  regulierement 
arrondis;  ils  se  retrecissent  cependant  un  peu  vers 


^')  Durch  einen  Nachtrag  hat  der  Herr  Autor  die  bereits  im 
vorigen  Bogen  gedruckte  Anordnung  dieser  (Jruppc  wie  folgt  ver- 
ändert. 

23* 


342 


les  angles  ant^rieurs  qui  sont  obtus  et  16g6rement 
saillans.  Les  angles  post^iieurs  sont  presqu'ar- 
rondis,  mais  cependant  bien  distincts.  Le  sillon  lon- 
gitudinal  est  peu  profond,  surtout  a  sa  base,  et  son 
extremite  n'atteint  pas  le  bord  anterieur.  Limpres- 
sion  transversale  anterieure  est  completeinent  obli- 
t6ree.  La  base  est  presqu'enti^rement  lisse;  c'est 
a  peine  si  Ton  parvient  a  y  distinguer  deux  ou 
trois  petits  points.  La  fossette  interne  est  lin6aire, 
droite  et  ne  descend  pas  jusqu'au  bord  basal.  La 
fossette  externe  est  petite,  arrondie. 

Les  elytres  ont  leur  base  un  peu  plus  large  que 
Celle  du  corselet;  elles  forment  un  ovale  extreme- 
ment  court,  un  peu  plus  large  aux  epaules  qu'en 
arriere;  leur  surface  est  tres  eonvexe,  surtout  la 
moitie  post6rieure.  Les  Epaules  sont  tres  relev6es 
en  angles  aigus;  les  cotes  sont  regulierement  ar- 
rondis,  sinues  avant  Textremit^.  Les  stries  sont 
fines,  peu  profondes;  les  intervalles  ne  sont  que 
tres  legerement  convexes;  la  strie  pr6scutellaire, 
qui  prend  naissance  entre  la  Ire  et  la  2e  strie, 
est  oblique  et  courte.  Les  6pisternes  m^tathora- 
ciques  sont  courts,  presque  carres.  Le  praester- 
num  du  ^  porte  au  milieu  quelques  points  peu 
distincts. 

85.  arcuata  n.  sp.  Carthagene. 
Aenescenti- nigra.  Prothorax  transversus,  basi  an- 
gulatim  arcuatus,  lateribus  rotundatis,  angulis  po- 
sticis  subrotundatis,  basi  laevi,  foveola  basali  in- 
terna lineari  parum  profunda,  externa  rotundata 
vix  perspicua.  Eljtra  convexa,  breviter  atque  late 
ovata,  apice  leviter  sinuata,  humeris  elevatis;  te- 
nuiter  laevi -striata,  interstitiis  planis.  (6 — 2y4 
Mill.) 

Obs.  L '  A m a r a  g r a V i d u  1  a  Rosenh.  appartient 
au  meme  groupe  que  les  numeros  83,  84  et  85. 

86.  rotundicollis  Schau!'.  Espagne  centrale. 

87.  ooptera  n.  sp.  Ibid. 

D'un  noir  de  poix  brillant.  La  bouche,  les  anten- 
nes,  les  j^attes  et  le  bord  externe  du  eorselet  sont 
testac6s.  La  tete  est  assez  large,  lisse,  munie  seu- 
lement  des  deux  impressions  ordinaires  entre  les 
yeux:  ceux-ci  sont  mediocrement  saillans.  Le  eor- 
selet est  un  peu  moins  long  que  large,  tres  eonvexe, 
plus  fortement   arrondi   dans  sa  moitie   anterieure 


343 

que  depuis  le  milieu,  oii  il  commence  a  se  retr^- 
cir,  jusqu'ä  la  base;  les  angles  posterieurs  sont 
petits,  presque  droits,  mais  leur  pointe  est  arrondie; 
le  bord  anterieur  est  un  peu  ^leve  aux  deux  angles. 
La  base,  dont  le  milieu  est  un  peu  prolonge  en 
arriere,  est  deprimee  entre  les  fossettes  internes 
qui  sont  separees  des  fossettes  externes  par  une 
carene  large  et  triangulaire  qui  n'est  que  le  pro- 
longement  de  la  surface  du  corselet.  Les  fossettes  , 
internes  sont  tres  marquees,  lineaires  et  remontent 
obliquement  jusqu'au  tiers  du  corselet;  les  fossettes 
externes  sont  arrondies  et  peu  marquees.  —  Les 
elytres  sont  tr^s  convexes,  en  ovale  tres  court, 
fortement  arrondies  sur  les  cotes;  leurs  stries  sont 
presque  lisses;  la  strie  prescutellaire  est  presque 
nulle  et  se  reduit  k  un  petit  point  place  a  la  base 
entre  les  lere  et  2e  stries;  le  rebord  basal  est 
arque  depuis  l'ecusson  jusqu^ä  Tepaule  qui  est  an- 
guleuse   mais  non  saillante. 

De  meme  que  dans  Tespece  precedente  la  pointe 
du  prosternum  n'est  pas  bordee  par  un  sillon. 

88.  rotundata  Dej.  Espagne, 

89.  affinis  Dej.  ib. 

90.  fervida  Coq.  Algerie. 

91.  Simplex  Dej.  Espagne. 

92.  Indica  n.  sp.  Ind.  bor. 

93.  Syriaca  n.  sp.  Syrie. 

94.  diversa  n.  sp.  Dalmatie. 
Fusco-aenea,  palpis,  antennis  pedibusque  testaceis. 
Oculi  prominuli.  Prothorax  transversus,  angulis 
anticis  rotundatis  deflexis;  lateribus  rotundatis;  an- 
gulis posticis  obtusis;  basi  in  medio  foveolisque 
basalibus  modice  punctulatis,  foveola  externa  ro- 
tundata. Elytra  oblongo-ovata,  profunde  punctato- 
striata,  striola  praescutellari  haud  abbreviata;  fo- 
veolarum  serie  in  stria  8va  vix  interrupta. 

574-2%  Mill. 

95.  arenaria  n,  sp.  Espagne  centr. 

5y2-2%  MilL 
Elle  a  un  peu  Taspect  de  la  L.  sabulosa,  mais 
eile  est  plus  petite,  plus  etroite:  les  yeux  sont  un 
peu  moins  saillans;  le  corselet  est  plus  court,  plus 
echancre  en  avant;  la  base  est  plus  nettement 
tronquöe;  les  eotes  sont  un  peu  moins  arrondis  en 
avant  et  le  sont  davantage  en  arriere;  les  angles 
anterieurs  sont  plus  aigus;  le  rebord  marginal  est 


344 


un  peu  plus  large,  surtout  au-dessus  des  angles 
post6rieurs  lesquels  sont  plus  obtus;  les  deux  fos- 
settes  de  la  base  sont  plus  distinctement  arrondies, 
leurs  points  sont  plus  ecartes  et  moins  nombreux; 
il  n'en  existe  pas  au  milieu  de  la  base,  Les  ely- 
tres  sont  un  peu  ])lus  courtes,  les  cotes  sont  plus 
arrondis,  les  angles  humeraux  plus  releves^  le 
))oint  prescutellaire  est  nul.  La  ponctuation  des 
stries  est  moins  distincte.  Le  praesternum  est  lisse 
comme  dans  TA.  sabulosa,  mais  les  episternes  et 
les  c6t6s  de  Tabdomen  qui,  dans  cette  espece,  sont 
fortement  ponctu6s,  ne  le  sont  nullement  däns 
Tarenaria. 


96. 

sabulosa  Dej. 
polita  Chaud. 
Barnevillii  Fairm. 

97. 

crenata  Dej. 

98. 

avida  Say  (Pelor.) 
confinis  Dej. 

Am.  bor. 

99. 

glabrata  Dej. 

Espagne,  Alg6r 

100. 

montana  Dej. 
corsica   Reiche. 

Euj",  mer. 

101. 

cordieollis  Zimm. 

Cauease. 

102. 

subdepressa  n.  sp. 

Caucase. 

103. 

planipennis  n.  sp. 

ib. 

)  ,:■>   1 ; 


345 
Zur  entomologischen  Nomenclatur 

von 
C  A,  llolirn. 

Der  Gegenstand,  den  ich  hier  zur  Sprache  bringen  will, 
wird  vielleicht  Manchem  unerheblich  dünken;  Einzelne  wer- 
den gar  ein  Aergerniss  daran  nehmen.  Das  sollte  mir  leid 
thun,  da  ich  mit  gutem  Gewissen  jeden  aniinus  laedendi  in 
Abrede  stelle  und  nur  ein  paar  Worte  zu  sagen  habe,  theils 
zur  Wahrung  der  Integrität  der  Gleichheit  in  foro  scienli/ico, 
theils  zur  Geltendmachung  des  nie  genug  zu  beherzigenden 
Axioms:  thne  is  money. 

Es  ist  gewiss  vollkommen  indifferent,  wie  die  einzelnen 
Entomologen  über  Entstehung,  Bedeutung,  Zeitgemässheit  u. 
s.  w.  des  Adels  denken,  aber  es  ist  durchaus  nicht  zu  billigen, 
dass  man  aus  falscher  Höflichkeit  ihn  in  die  Republik  der 
Wissenschaften  einführen  will.  Das  ist  eine  Neuerung,  der 
um  so  entschiedener  begegnet  werden  muss,  als  aus  un- 
scheinbarem Anfange  sich  doch  mit  der  Zeit  recht  handgreif- 
liche Missbräuche  entwickeln  könnten.  Unsere  Altvordern 
haben  es  nicht  gethan,  wenigstens  ist  mir  nur  eine  einzige 
Ausnahme  bekannt  —  der  verdienstvolle  Degeer  wird  immer 
unter  dieser  Form  citirt  und  das  kam  daher,  weil  zu  seiner 
Zeit  in  Schweden  keine  Adels -Partikel  existirte:  das  an- 
scheinend französische  de  vor  Geer,  [dessen  Ursprung  mir 
um  so  räthselhafter  ist,  als  Geer  durchaus  unfranzösisch  lau- 
tet, weshalb  vielleicht  eher  an  niederdeutsche  Abstammung 
zu  denken  sein  mag,]  war  den  Schweden  fremd  und  wurde 
deshalb  von  ihnen  als  zum  Namen  gehörig  angesehen.  Erst 
im  gegenwärtigen  Jahrhundert  unter  Carl  Johann  kam  bei 
Neugeadelten  die  Partikel  af  in  Analogie  des  deutschen  von 
oder  des  französichen  de  in  Gebrauch. 

Ich  kann  deshalb  dem  Republikaner  Dr.  John  Leconte 
nicht  Unrecht  geben,  wenn  er  in  seinen  Schriften  Geer 
schreibt,  möchte  aber  das  Interesse  der  Stabilität  in  diesem 
Ausnahmefalle  um  so  eher  gelten  lassen,  als  der  Name  so  zu 
sagen  als  Degeer  unificirt  und  eingebürgert  ist  und  es  un- 
nöthige  Verwirrung  stiften  würde,  Degeerella  etc.  umzu- 
taufen. 

Um  so  entschiedner  möchte  ich  Protest  einlegen  gegen 
die  neuerdings  von  Verschiedenen  gebrauchten  Bezeichnungen 
d'Urvillei,  Du  Valii  etc.  Herr  Jacquelin  Duval  mag  seine 
Gründe  gehabt  haben,  weshalb  er  die  ursprüngliche  Schreib- 
art Duval  in  Du  Val  verändert  hat  —  die  Wissenschaft  hat 


346 

weder  von  seinem  Vornamen,  noch  von  der  nachträglichen 
Modification  seines  Geschlechtsnamens  Notiz  zu  nehmen.  Ganz 
in  analoger  Weise  citirt  der  bereits  erwähnte  hochverdiente 
Amerikaner  seinen  Namen  Lee.  und  nicht  Le  C,  obwohl  er 
ihn  sonst  in  zwei  Wörtern  schreibt. 

Wahrlich,  es  fehlte  uns  bloss  noch  die  ziemlich  nahe 
liegende  Consequenz,  dass  noch  weiter  greifende  Standesbe- 
zeichnungen und  Amplificationen  eingeschwärzt  würden,  und 
dass  man  „Baron  Payltull,*^  „Graf  Mannerheim,"  Comte  Cas- 
telnau  de  Laporte  hinter  jeden  von  ihnen  gegebenen  Namen 
schreiben  sollte!  Es  ist  ohnehin  schon  zu  bedauern,  dass 
man  zur  Vermeidung  von  Verwechselungen  nur  bei  dem  Alt- 
vater Linne  die  Abbreviatur  L.  und  allenfalls  noch  bei  Fabri- 
cius  ein  blosses  F.  gebrauchen  kann.  Wer  einige  tausend- 
mal den  Namen  eines  so  productiven  Autors  wie  des  Herrn 
Guerin  auf  Etiketten  oder  sonst  zu  schreiben  hat,  wird  bald 
genug  zu  der  Einsicht  kommen,  dass  sein  langes  Cognomen 
Meneville  ein  in  der  Wissenschaft  entbehrlicher,  nebenher 
recht  lästiger  Ballast  ist. 

Aus  analogen  Gründen  finde  ich  es  unstatthaft,  zu  einem 
Namen  zwei  Autoren  zu  citiren.  Findet  sich  ein  junger  Schrift- 
steller bewogen,  sich  mit  einem  älteren  zu  associiren,  so 
steht  ihm  entM'eder  frei,  seine  einzelnen  Beschreibungen  mit 
seinem  Namen  zu  bezeichnen,  oder  er  giebt  sein  Privilegium 
Immortalitatis  zu  Gunsten  des  älteren  Meisters  auf.  In  dieser 
principiellen  Behandlung  der  Sache  wird  mir  schwerlich 
widersprochen  werden,  wenn  man  die  bereits  versuchten 
Weitläuftigkeiten  wie  z.  B.  Laporte-Gory ,  Mulsant-Rey  etc. 
noch  beliebig  zu  3,  4  alliirten  Autoren  ausdehnt,  deren  Cita- 
tion  geradehin  unerträglich  werden  müsste. 


Die  Arten  der  Gattung  Dytiscus  in  der  nächsten 
Umgebung  von  Münster 


von 
Dr.  Altuiit. 


Die  autFällig  grossen  Artisn  der  Gattung  Dytiscus  sind 
nach  Beseitigung  früherer  Verwechselungen  und  Berichtigung 
einzelner  Irrthümer  vollständig  bekannt.  Es  können  sich  die 
nachfolgenden  Zeilen  deshalb  nicht  mit  einer  Beleuchtung  der 
Diagnosen  dieser  Species  beschäftigen,  sondern  sollen  nur  einen 
kleinen  Beitrag  zu  unserer  Lokalfauna  geben,  so  wie  einige 
allgemeine  Gesichtspunkte,  namentlich  über  die  Deckenfurchen 


347 

der  Weibchen  erörtern.  Ausserdem  sind  mir  beim  eifrigen 
Sammeln  dieser  Käfer  mehre  Abnormitäten,  namentlich  ein 
Hermaphrodit  und  Tarsalmissbildungen  aufgestossen,  welche 
auch  in  weiteren  Kreisen  bekannt  zu  werden  verdienen  möch- 
ten. Beginnen  wir  mit  der  Textur  der  weiblichen  Flügel- 
decken. 

Die  Textur  der  Flügeldecken  der  Weibchen. 

Jede  Käferdecke  enthält  (nach  Heer)  6  Rippen  (Respi- 
rations-Canäle).  Bei  unseren  Arten  liegen  die  Costa  marginalis 
und  mediastina  zusammen,  die  scapularis  verläuft  an  derselben 
Stelle  entspringend  mit  dem  Aussenrande  nicht  parallel,  sondern 
biegt  sich  gegen  die  Spitze  hin  allmälig  etwas  der  Nath  zu, 
erreicht  aber  nicht  den  Hinterrand,  sondern  stösst  vorher  mit 
der  folgenden,  der  Nath  parallelen  Costa  interno- media  zu- 
sammen. Auf  jeder  glatten  oder  gefurchten  Decke  ist  diese 
Stelle  leicht  zu  sehen.  Die  fünfte  Rippe,  die  Costa  externo- 
media,  läuft  ebenfalls  mit  der  Nath  parallel  und  verbindet 
sich  unten,  jedoch  noch  in  bedeutendem  Abstände  von  der 
Flügelspitze,  mit  der  vorhergehenden  Rippe  durch  einen  Ast. 
Die  letzte,  suturalis,  erreicht  allein  die  Flügelspitze  und  sendet 
ihrerseits  ebenfalls  zur  Spitze  der  vorhergehenden  Costa  einen 
Ast.  Alles  ebenfalls  sehr  leicht  sichtbar.  Die  Deckenfläche  zeigt 
demnach,  bei  den  glatten,  wie  gefurchten  Decken,  drei  Haupt- 
felder, indem  zwischen  der  Costa  scapularis  und  marginalis 
kein  eigentliches  Feld,  sondern  nur  der  Deckenrand  liegt.  In 
diesen  drei  Feldern,  der  area  suturalis  (zwischen  der  Costa 
sut.  und  int.-media),  der  interno-media  (zwischen  der  C.  int.- 
med.  und  ext.-med.)  und  der  externo-media  (zwischen  der  C. 
exter.-med.  und  scapul.)  treten  die  Furchen  der  betreffenden 
Decken,  und  zwar  nach  ihrer  Beschaffenheit  wie  Anzahl  ver- 
schieden auf.  Somit  zerfallen  diese  Furchen  in  drei  Gruppen, 
deren  Grenzen  durch  breitere  Rippen  deutlich  bezeichnet 
sind.  Die  erste  Gruppe,  die  Furchen  der  area  suturalis,  sind 
fein,  scharf,  laufen  mit  der  Nath  parallel  und  tragen  bei 
einigen  Arten  eine  abweichende,  ockergelbe  oder  braune 
Färbung.  Die  der  Nath  zunächst  liegende,  also  die  erste 
Furche  dieser  Gruppe,  steigt  fast  bis  zum  Scutellum  auf, 
wendet  sich  aber  hier  an  ihrer  obersten  Spitze  von  der  Nath 
ab  und  überragt  dort  die  kürzere  zweite.  Die  mittlere  Gruppe, 
die  der  area  interno-media,  zeigt  gröbere,  breitere,  unter  sich 
ebenfalls  gleiche,  und  auch  mit  der  Nath  parallel  verlaufende 
Furchen  mit  zwischenliegenden  gröberen  Rippen.  Die  äussere 
area  (externo-medi^)  füllen  dagegen  äusserst  derbe,  nicht  mit 
der  Nath  parallele,  sondern  den  Verlauf  der  Costa  scapularis 
entsprechend    liegende  Furchen.     Wie    die    Costa    scapularis 


348 

und  interno-media  zusammenstossen ,  so  vereinigen  sich  auch 
die  äusseren  Furchen  der  beiden  Felder,  der  area  scap.  und 
externo-med,  hier  bei  denjenigen  Arten,  deren  Furchen  nicht 
schon  vorher  abbre.chen.  So  bei  latissimus  stets,  bei  margi- 
nalis  häufig.  Dieses  Feld  ist  also  dann  nach  der  Spitze  der 
Decke  hin  völlig  abgeschlossen,  und  die  erste  und  zweite 
Furche  desselben  dem  allmälig  enger  werdenden  Räume 
dieser  area  entsprechend  verkürzt. 

Die  Verlheilung  und  die  Anzahl  der  Furchen  der  einzelnen 
Areen  erleidet  nach  dem  mir  zu  Gebote  stehenden  Material 
nicht  unerhebliche  Verschiedenheiten,  welche  wohl  um  so 
beachtungswerther  sind,  als  ja  überhaupt  das  Flügelgeäder 
der  Insecten  von  durchgreifender  systematischer  Bedeutung 
ist  und  die  Furchen  zu  diesen  in  der  innigsten  Beziehung 
stehen.  Ich  muss  hierbei  bemerken,  dass  mir  bei  der  Unter- 
suchung der  häutigen  Flügel  unserer  (6)  Arten  durchaus 
keine  wesentliche  Verschiedenheit  in  deren  Geäder  aufge- 
«tossen  ist.  Es  scheinen  somit  die  Decken,  welciie  nach  den 
neuesten  Entdeckungen  von  Dr.  Landois*}  die  eigentlichen 
Respirationsorgane,  d.  h.  nicht  nur  die  Hauptstämme  der 
Respiration&canäle  (Tracheen),  sondern  die  „Lungen"  und 
z\Var  vorzüglich  da,  wo  sich  die  anfangs  genannten  Costae 
durch  Nebenäste  vereinigen,  enthalten,  von  dem  bezeichneten 
Gesichtspunkte  aus  die  häutigen  Flügel  an  "Wichtigkeit  bei 
weitem  zu  übertreffen. 

Mit  der  Uebereinstimmuug  oder  Versdiiedenheit  der 
Furchenanlage  geht  ferner  die  so  höchst  charakteristische 
Gestalt  der  Metasternalspitzen  der  einzelnen  Arten  Hand  in 
Hand. 

Bei  den  mir  bekannten  Arten  treten  die  Furchen  in 
folgender  Weise  auf. 

Die  area  suturalis,  interno-media  und  externo-media  ent- 
halten bei  Djt.  latissimus,  niarginalis,  circumcinctus,  circum- 
llexus  und  lapponicus: 

4  —  3  —   3,  zusammen  10  Furchen; 
dieselben  bei  dimidiatus  und   Cordieri: 

5  —  2  —   3,  ebenfalls  10  Furchen,  aber  in  anderer  Ver- 
theilung; 

desgleichen  bei   punctulatus : 

3  —   3   —  3,  also  nur  9  Furchen. 

Die  Arten  der  ersten  Gruppe,  welche  wir  nach  der 
häufigsten  Art  die  Marginalis-Gruppe  nennen  wollen,  haben 
spitzige  Metasternalfortsätze ,  mögen  sie^  kurz-  oder  lang- 
spitzig sein,   bei   den   beiden   der  Dimidiatus-Gruppe  sind   sie 


*)  Nach  mündlicher  Mittheilung. 


349 

länglich  abgerundet,  und  bei  dem  allein  stehenden  punctu- 
latus  rund. 

Die  Marginalis-Gruppe  enthält  ferner  die  relativ  breitesten 
Arten,  ihre  Furchen  reichen  am  weitesten  die  Deckenfläche 
hinab. 

Systematisch  würden  demnach  diese  Spezies  wohl  nur 
in  der  vorstehenden  Reihefolge  behandelt  werden  müssen, 
wenigstens  erscheint  es  unberechtigt,  den  dimidiatus  oder 
gar  punctulatus  zwischen  die  Arten  der  marginalis- Gruppe 
zu  schieben. 

Unsere  einzelnen  Arten. 

1.    Dytiscus  latissimus  L. 

Nach  fremden  Angaben  soll  sich  dieser  so  ausgezeichnete 
Käfer  in  sehr  tiefen  Teichen  aufhalten ,  nur  selten  zur  Ober- 
fläche des  Wassers  emportauchen,  er  soll  vorzüglich  Wald- 
teiche bewohnen,  wo  er  vorkäme,  wüchse  stets  Nymphaea 
alba.  Alle  diese  Angaben  scheinen  sich  nach  seinem  wirk- 
lich häufigen  Auftreten  in  den  etwa  200  Schritt  langen  und 
10  Schritt  breiten  Fischteichen  der  Coer-Haide,  eine  gute 
halbe  Stunde  von  der  Stadt  entfernt,  nicht  zu  bestätigen. 
Diese  Teiche  liegen  frei,  nur  geringes  Gebüsch  wächst  stellen- 
weise an  den  Rändern,  an  den  meisten  Stellen  sind  sie  etwa 
2  —  3  Fuss  tief,  Nymphaea  alba  wuchert  nicht  in  ihnen;  nur 
scheinen  sie  zu  beweisen,  dass  sich  dieser  Käfer  nicht  in 
kleinen  Gräben  und  Tümpeln  fortpflanzt,  sondern  grosse  aus- 
gedehnte Teiche  verlangt,  so  wie  auch  die  fernere  von  uns 
früher  gemachte  Beobachtung  sich  hier  bestätigt,  dass  sich 
nämlich  Cybister  dispar  mit  ihm  zusammen  findet.  Schon 
seit  15  Jahren  sind  nach  meinen  Erfahrungen  diese  Teiche 
vom  Latissimus  wie  vom  Cybister  zahlreich  bewohnt.  Ausser 
diesem  Fundorte  sind  mir  nur  unser  Schlossgraben,  die  Aa 
zwischen  Aegidiithor  und  Insel  und  der  grosse  Hausteich  eines 
Landgutes  bekannt,  in  denen  früher  dieser  Käfer  ganz  einzeln 
erbeutet  ist.  —  Sobald  im  Frühlinge  die  Eisdecke  geschmol- 
zen ist,  zeigt  sich  Latissimus  von  allen  seinen  Verwandten 
zuerst  und  zwar  die  Männchen  um  8 — 14  Tage  früher  als 
die  Weibchen.  Dann  aber  findet-  man  sie  häufig  genug  in 
copula,  während  deren  nur  das  Männchen  rudert,  das  Weib- 
chen sich  für  jede  Lokomotion  passiv  verhält.  Beide  Ge- 
schlechter treten  in  gleicher  Anzahl  auf.  Die  Weibchen 
sind  an  der  sehr  hellbraunen  Färbung  der  Furchen  der  area 
suturalis  auch  in  bedeutender  Entfernung  sehr  leiclit  zu  er- 
kennen, welche  Zeichnung  am  lebenden  Thiere  unterm  Was- 
ser weit  greller  erscheint,  als  an  den  Sammlungsexemplaren. 
Zuweilen   schliessen    sich    unten,    wenngleich    unvollkommen, 


350 

die  Furchen  der  area  interno-media,  dagegen  wird  unten  die 
area  externo-media  stets  vollkommen  geschlossen,  so  dass  die 
zweit-  und  drittletzte  Rippe  zur  Spitze  hin  in  einem  begrenz- 
ten Felde  liegen.  —  Die  Weibchen  kommen  nie  mit  glatten 
Decken  vor  und  haben  mit  den  Männchen  gleiche  Grösse, 
nur  sind  letztere  etwas  breiter.  Deckenlänge  verhält  sich 
7,uT  Furchenlänge  wie  100 :  83.  Von  den  Männchen  zeich- 
neten sich  einzelne  durch  tiefblauen,  wohl  gar  lebhaft  blauen 
Schimmer  der  Flügeldecken  aus,  der  übrigens  auch  von  seiner 
Intensität  bei  den  getrockneten  Stücken  viel  verlor*).  Von  allen 
seinen  Verwandten  ist  Latissimus  der  langsamste,  schwerfälligste 
in  allen  seinen  Bewegungen.  Auch  bei  Beunruhigungen  schwimmt 
er  mit  bedächtigen  gemächlichen  Ruderschlägen,  hält  sich 
dann  am  Boden  des  klaren  Wassers  auf,  um  hier  unter 
Pflanzenresten  Schutz  zu  suchen.  Häufig  ruht  er  schräg  ab- 
wärts gekehrt  an  aufstehenden  Pflanzenstengeln  und  giebt 
dabei  den  Uferpflanzen  den  Vorzug.  Er  taucht  gewöhnlich 
auf  lange  Zeit  unter,  so  dass  man  nicht  leicht  mit  Erfolg 
auf  sein  Wiedererscheinen  wartet,  bleibt  aber  zum  Athem- 
holen  auch  ziemlich  lange  an  der  Oberfläche  suspendirt,  avo- 
bei  er  dann  durch  wiederholte  Contractionen  und  Ausdehnungen 
des  Leibes  die  Luft  einnimmt.  —  Als  Nahrung  scheint  er 
Limnaeus  stagnalis  allem  anderen  vorzuziehen,  er  zerbeisst 
deren  Schale  bis  zu  den  letzten  Windungen  und  entleert  sie  bis 
auf  die  letzte  Spur,  wie  mir  wochenlang  diese  Käfer  in  meinem 
geräumigen  Aquarium,  in  dem  sie  sich  freilich  begatteten,  aber 
keine  junge  Brut  entstand,  zeigten.  Ueber  die  Entwickelungs- 
geschichte  ist  mir  bis  jetzt  nichts  bekannt,  die  Teiche  sind 
im  Sommer  derartig  mit  Kraut  bewachsen,  dass  ich  nie  eine 
Larve  fischen  konnte,  und  die  Versuche  im  Aquarium  miss- 
glückten stets. 

Höchst  interessant  dagegen  waren  2  in  Copula  erhaschte 
Paare.  Das  erste  wies  sich  aus  als  Latissimus  c^  und  Dimi- 
diatus  V'.  Ein  solcher  Irrthum  mag  wohl  bei  diesen  Wasser- 
käfern, deren  Arten  sich  so  nahe  stehen,  ähnlich  wie  von  den 
Sclimetterlingen  bei  den  Zygänen,  öfter  vorkommen,  da  auch 
schon  SufFrian  einen  ähnlichen  Fall  von  Marginalis  und  Dimi- 
diatus  veröffentlichte;  doch  war  mir  das  Factum  sehr  merk- 
würdig, und  bedauere  ich  jetzt,  dem  dimidiatus  sofort  die 
Freiheit  wieder  geschenkt  zu  haben. 

Mein  Staunen  aber  wurde  noch  erhöht,  als  ich  einige 
Tage  nachher  beim  Ergreifen  eines  zweiten  Paares  in  Copula 
beide  Individuen  im  ersten  Augenblicke  für  Männchen  hielt. 
Allein  der  komische  Eindruck  dieses  „Paares"  wich  bald  einem 


*)  Auch  fing  ich  einen  lebhaft  tiefblauen  Cybister. 


351 

freudigen  Stutzen,  denn  das  als  Weibchen  fungirende  Thier 
zeigte  nur  stellenweise  und  noch  dazu  unterbrochen  gestreifte 
Decken,  die  linke  Seite  hatte  manche  -u eibliche  Eigenthüm- 
lichkeiten,  und  rechts  war  dasselbe  nicht  so  recht  Männchen; 
kurz  ich  sah  gar  bald,  dass  ich  es  hier  mit  einem  Herma- 
phroditen zu.  thun  hatte,  der  mir  um  so  werthvoller  er- 
schien, als  diese  sonderbare  Missbildung  bei  den  Käfern  so 
überaus  selten  vorkommt  und  es  sich  in  dem  vorliegenden 
Falle  obendrein  um  eineim  Allgemeinen  seltene  Species  handelte. 
Es  möge  deshalb  eine  gelegentlich  durch  Abbildung  zu  erläu- 
ternde Beschreibung  dieses  Curiosum  hier   folgen. 

Unser  Individuum  ist  eine  ganz  eigenthümliche  Zwitter- 
form, links  ist  es  M'eiblich,  rechts  männlich,  allein  kein  Ge- 
schlecht ist  rein  ausgeprägt,  die  M'eibliche  Hälfte  hat  noch 
etwas  Männliches  und  die  männliche  noch  etwas  Weibliches. 
Ich  erinnere  mich,  vor  längeren  Jahren  einen  Hermaphroditen 
von  Smerinthus  populi  gesehen  zu  haben,  bei  dem  die  weib- 
liche und  männliche  Zeichnung  und  Färbung  wie  marmoriit 
durcheinander  lief.  Mit  einer  solchen  Zwitterform  könnte  ich 
unsern  Latissimus  vergleichen,  nur  dass  bei  ihm,  wie  gesagt, 
die  eine  Seite  voi wiegend  das  eine,  die  andere  vorwiegend 
das  andere  Geschlecht  darstellt. 

Die  linke  (vorwiegend  weibliche)  Seite:  Von  der  1. 
Furche  der  area  sutural.  findet  sich  in  der  Mitte  der  Decke 
ein  kleines  Stück  und  darunter  ein  Punkt  als  angedeutete 
Fortsetzung  derselben;  die  Furchen  2,  3,  4  derselben  Area 
bestehen  gleichfalls  aus  grösseren  Stücken,  alle  drei  unterhalb 
mit  fortsetzenden  Punkten,  ausserdem  2  mit  einem  ganz  klei- 
nen, 3  mit  zwei  ziemlich  weit  auseinanderliegenden  und  4  mit 
einem  etwas  grösseren  hochliegenden  Furchenstückchen  ober- 
halb, gleichfalls  als  Fortsetzungen  der  Hauptstücke,  so  das» 
die  Furchen  3  und  4  zu  y^  ihres  normalen  Verlaufes  ange- 
deutet sind.  Sämmtliche  Furchentheile  haben  die  normale 
gelbbraune  Färbung.  An  Stelle  der  Furchenpartie  der  area 
interno-media  verläuft  eine  Reihe  schwacher  Runzeln,  die  nur 
ihrer  Lage,  nicht  aber  der  Richtung  nach  dieser  area  angehören. 
Dagegen  ist  die  Plastik  der  area  externo- media,  wenngleich 
unvollständig,  so  doch  ganz  charakteristisch  ausgeprägt.  Furche 
2  und  3  sind  hier  runzelig,  verlaufen  aber  ganz  normal,  auch 
stossen  sie  an  ihrem  Ende  mit  der  nur  durch  kleine  Grübchen 
angedeuteten  Furche  3  der  vorhergehenden  area  zusammen. 
—  Wie  die  linke  Decke,  zeigt  auch  die  linke  Vordertarse 
männliche  Andeutungen.  Die  ersten  3  Glieder  (beim  i^  die 
Scheibe  bildend)  sind  nämlich  etwa  um  das  Doppelte  der 
weiblichen  Normalform  verbreitert,  doch  deutlich  und  scharf 
von  einander  abgesetzt.     Auf  der  Unterfläche  zeigt  das  zweite 


352 

und  dritte  Glied  je  eine  kleine  dunkelgraue,  die  männlichen 
Haftseheiben  andeutende,  körnelig  chagrinirte  rundliche  Platte, 
freilich  ohne  Saugschälclien  oder  eigentliche  Haftpapillen.  — 
Die  Mitteltar.se  ist  weiblich,  doch  mit  anderen  verglichen 
etwas  stärker  als  normal  bewimpert. 

Die  rechte  Seite:  Die  ganze  Decke  ist  männlich,  mit 
Ausnahme  von  einigen  Furchenpünktchen  der  area  suturalis, 
den  unteren  der  linken  Decke  gegenüber  liegend,  von  denen 
zwei  der  Furche  1,  eins  2  und  eins  3  andeutet.  —  Die  Vor- 
dertarse  bildet  allerdings  in  den  drei  ersten  Gliedern  eine 
Scheibe,  doch  auch  diese  ist  nicht  ganz  normal.  Sie  ist  zu- 
nächst um  die  Hälfte  zu  klein  und  dann  schliessen  ihre  Glie- 
der nicht  eng  an  oder  gar  in  einander,  sondern  sind  deutlich 
von  einander  getrennt,  so  dass  ihre  Ränder  gekerbt  erschei- 
nen. Auf  der  Unterfläche  findet  sich  die  normale  männliche 
Bildung,  nur  steht  das  dritte  Glied  vom  vorhergehenden  stark 
ab.  Also  männlich,  docli  nicht  rein.  —  Die  Mitteltarse  ist 
entschieden  männlich,  nur  zeigt  sie  auf  einem  die  Mitte  der 
Unterseite  durchsetzenden  Längsstreifen  keine  Papillen,  eben- 
falls das  weibliche  Geschlecht  hier  andeutend,  bei  dem  die 
ganze  Unterfläche  der  Mitteltarsen  kahl  ist. 

Da  bekannter  Maassen  bereits  mehrfach  der  anatomische 
Bau  der  Insektenzwitter  wiederholt  untersucht  ist,  so  fand 
unser  Reg.-  und  Schulrath  Dr.  Suffrian,  dem  ich  den  Käfer 
am  Tage  nach  dem  Fange  schenkte,  sich  nicht  veranlasst, 
das  werthvolle  Object  dem  anatomischen  Messer  anzuvertrauen. 
Herr  Dr.  Gerstäcker  möge  mir  deshalb  diese  Unterlassungs- 
sünde nicht  zu  hoch  anrechnen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Zur  Naturgeschichte  der  Ochsenheimeria  taurella 
Wien.  Verz., 

eines  der  Landwirthschaft  schädiichen  losects, 

von 
Dr.  Gallui^  in  Sommerfeld. 

Das  oft  ziemlich  plötzliche  Bleichwerden  der  grünen  Rog- 
genähren bewog  den  Einsender  vor  einigen  Jahren,  dieser 
auffälligen  Erscheinung  näher  nachzuspüren.  Als  Ursache  der- 
selben, die  von  Seiten  der  Landwirthe  gewöhnlich  auf  Rech- 
nung des  Frostes  oder  eines  sogenannten  bösen  Giftes  gesetzt 


353 

wird,  wurde  schliesslich  die  Raupe  der  oben  genannten  Schabe 
gefunden. 

Die  kleinen  Schmetterlinge  entwickeln  sich  von  Mitte  bis 
Ende  Juli,  manche  vielleicht  auch  noch  etwas  später,  aus 
Puppen,  welche  in  der  Nähe  der  Aehren,  im  Schluss-  oder 
Endblatte  des  Halmes,  eingesponnen  sind,  und  wählen  nun 
als  Aufenthaltsort  die  höchsten  Spitzen  der  Gräser,  an  wel- 
chen sie  einige  Wochen  später  (an  der  jungen  Roggensaat) 
vom  Einsender  gefunden  wurden.  Höchstwahrscheinlich  legt 
das  befruchtete  Weibehen  an  den  jungen  Gräsern  einzeln  seine 
Eier  ab.  Im  Herbste  und  Anfange  des  Winters  wurde  auch 
die  kleine  Raupe  einzeln  in  den  jungen  Roggenpflanzen  ge- 
funden. Sie  hatte  sich  tief  bis  auf  den  Wurzelknoten  hinein- 
gezwängt und  den  jungen  Trieb  angefressen  oder  ausgefressen. 
Die  angegriffenen  Pflänzchen  sahen  meist  auffällig  verdickt 
aus  und  hatten  ein  angefressenes,  zusammengedrehtes  oder 
gelbliches  vertrocknetes  Herzblättchen.  Die  kleine,  etwa  4 
Linien  lange  Raupe  ist  grünlich  oder  grünlichgelb  mit  meh- 
reren bräunlichen  Längsstreifen  auf  dem  Rücken.  Sie  über- 
wintert, nachdem  sie  eine  Anzahl  Pflänzchen  vernichtet  hat, 
indem  sie  von  einem  Pflänzchen  zum  andern  überkroch,  am 
Orte  des  Frasses,  im  Herzen  des  Roggenhälmchens.  Nach 
der  üeberwinterung  setzt  sie  diese  Lebensweise  fort,  indem 
sie  den  jungen  Trieb  anfressend  oder  ausfressend  von  einem 
Halme  zum  andern  wandert.  Ihre  Bescliädigungen  Merden 
jetzt  jedoch  auffälliger.  Im  Mai  nämlich,  wenn  der  Roggen 
in  die  Aehren  treibt,  bemerkt  man  binnen  wenigen  Tagen  in 
Mitte  des  grünprangenden  Aelirenfeldes  hie  und  da  einige  oder 
mehrere  gebleichte,  fast  weisse  Aehren,  deren  Zahl  von  Tag 
zu  Tage  zunimmt.  Diese  weissen  Aehren  können  mit  dem 
obersten  Halmstücke  sehr  leicht  aus  der  Blattscheide  heraus- 
gezogen werden,  weil  sie  in  gewisser  Entfernung  über  dem 
oberstem  Knoten  ganz  abgefressen  oder  stark  angefressen  sind. 
(Sehr  selten,  und  zwar  wenn  das  über  dem  obersten  Knoten 
befindliche  Halmstück  sehr  kurz  ist,  findet  man  auch  noch 
eine  Beschädigung  des  unter  dem  ersten,  zwischen  erstem  und 
zweiten  Knoten  befindlichen  Halmstückes.)  Eine  andere  Be- 
schädigung lässt  sich  an  dem  Halme,  und  zumal  an  dem  das 
oberste  Halmstück  bedeckenden  Blatte  nicht  nachweisen.  Die 
Taurellaraupe  hatte  sich  demnach,  ähnlich  wie  im  Herbste, 
in  das  Herz  des  jungen  Pflänzchens,  zwischen  Aehre  und  Blatt 
von  oben  hin  eingezwängt  und  das  oberste  weiche  Halmstück 
ausgefressen.  Häufig  findet  man  am  Orte  der  Beschädigung 
eine  todte,  von  Schlupfwespenbrut  besetzte  Taurella- Raupe, 
und  noch  häufiger  in  den  auf  die  angegebene  Weise  beschä- 
digten Halmen   nur   einige  Kothklümpchen,    welche  von  dem 


354 

dagewesenen  Gaste  noch  Kunde  geben.  Er  war  nach  Ver- 
nichtung dieses  Halmes  auf  einen  benachbarten  ausgewandert. 
Nur  selten  gelingt  es,  der  lebenden  Raupe  im  Halme  habhaft 
zu  werden.  Hat  man  sie  gefunden  und  aus  dem  Halme  ent- 
nommen, sind  ihre  Bewegungen  vor  und  rückwärts 'behende. 
Sie  ist  löfüssig,  8  bis  10  Linien  lang,  matt  beingelb,  vorn 
und  hinten  merklich  verschmälert,  spärlich  mit  feinen  kleinen 
Härchen  besetzt.  Ihr  Kopf  ist  ein  wenig  dunkler  gefärbt  und 
verhältnissmässig  klein.  Auf  dem  elften  Gliede  befindet  sich 
ein  kleines,  blassgraues,  glänzendes  Fleckchen,  und  an  jeder 
Seite  zieht  sich  über  den  sehr  kleinen  schwarzbraunen  Luft- 
löchern eine  oft  kaum  bemerkbare  dunkle  Linie  hin,  ein  Ueber- 
bleibsel  aus  der  jugendlichen  Streifung.  kim  Juni  ist  sie  voll- 
wüchsig  und  verfertigt  sich  über  der  Erde  zwischen  Blättern, 
oft  oben  in  dem  Schluss-  oder  Endblatte  des  Halmes,  indem 
sie  dieses  röhrenförmig  zusammenzieht,  ein  langes,  feines, 
weissseidenes,  festes  Gespinnst,  in  M^elchem  sie  sich  nach 
einigen  Tagen  zur  Puppe  ausbildet.  Diese  ist  etwa  6  Linien 
lang,  weich,  blassgelblich,  bei  Berührung  sehr  beweglich,  nach 
beiden  Enden  zu  etwas  zugespitzt.  Ihr  Kopfende  und  die 
Gelenkeinschnitte  sind  hellbräunlich  und  ebenso  gesäumt  sind 
die  auffällig  schmalen  Flügelscheiden,  Nach  vierwöchentlicher 
Puppenzeit  entschlüpft  aus  ihr  der  kleine  Falter. 

Eine  grosse  Vermehrung  dieser  kleinen  Schabe  würde  die 
Roggenfelder  und  die  Landwirthschaft  wohl  empfindlich  be- 
rühren. Glücklicherweifc  gehen  viele  Raupen  durch  Ichneu- 
monen Grunde. 

Wie  mir  mein  geehrter  Freund,  Herr  C.  Plötz  in  Greifs- 
wald, so  eben  brieflich  mittheilt,  hat  er  iicreits  im  Jahre  1853 
die  Metamorphose  dieser  Schabe  entdeckt  und  damals  auch 
dem  Herrn  Prof.  Hering  in  Stettin  mitgetheilt.  Doch  blieb 
ihm  die  Lebensweise  der  Raupe  unbekannt. 


355 


Aus  dem  Reisejournal  von  Dr.  Heinrich  Dohrn, 

mitgetbeilt  von  C,  A.   Dolirn. 
(Fortsetzung  von  S.  204  d.  Jahrganges.)    • 


St.   Vicente,   31.  Januar.     Dr.  von   der  Crone  'aus 
Soest,   Assistenzarzt  auf  der  preussischen  Fregatte  Niobe,  hat 
Urlaub  genommen,  da  die  Fregatte  nächstens  wieder  hier  ein- 
läuft, und  begleitet  mich  auf  meinen  Excursen;   meinen  Plan, 
den  Südwesten  von   San   Antao   zu    besuchen,   habe  ich   auf- 
geben müssen,  einmal  weil  keine  Schiffsgelegenheit  war,  und 
dann,    weil    es   bei   dem   heftigen   Winde   nicht  möglich   ist, 
drüben  zu  landen.     Statt   dessen   haben  wir  aber  unsere  Zeit 
angemessen    mit    einem    Besuch    der  östlich   gelegenen  unbe- 
wohnten Insel  St.  Lucia  und  Excursen   in   St.   Vincent  ausge- 
füllt.    Am  Donnerstag  den  26.  standen  bereits  Pferde  vor  det 
Thür,   um  uns  ins  Innere  zu  tragen,   als  Miller  erschien,  um 
zu  vermelden,  dass  er  in  3  Stunden  mit  seiner  kleinen  Dampf- 
yacht  nach  St.  Lucia   abgehen    wolle,    um   sein    Schleppnetz, 
das   nach   meinem  Modell   gefertigt  war,   zu  probiren;   wenn 
wir  mit  wollten,  so  möchten  wir  uns  parat  halten.     Natürlich 
wurden  sofort  die  Gäule  nach  Hause  geschickt,  da  eine  solche 
Gelegenheit,   diese    Deserta   zu    besuchen,    nicht   wieder   vor- 
kommen wird.     Um  11   Uhr  legte  das  Schiff  am  Pier  an,  und 
nachdem  ein  Hammel,  Brod,   Butter,   Käse,   Wasser,   Wein, 
Bier,    Netze   und    alles    sonstige    nothwendige    Material    zum 
Essen  und  zu  jeder  Art   von   Jagd    eingepackt   war,    folgten 
wir  selbst;   Miller,   Vater  und  Sohn,  Vizgar,  von  der  Crone, 
Keulemans    und    ich.     Wir   dampften   ab,    zu  meiner  Freude 
südwärts   um    St.   Vincent    (der    gewöhnliche    Curs    ist    im 
Norden),    so  dass  ich  diesen  Theil  der   Küste   gesehen   habe. 
Bald  nachdem  wir   um    das   Südcap   der   Bai   waren,    fanden 
wir    an    einer    hohen    Klippe    Schaaren    eines    pelikanartigen 
Vogels 5  sofort  wurde.;,beigedreht  und  binnen  Kurzem  3  Stück 
geschossen,    die  jetzt   ausgebalgt   eine   Zierde   meiner   Vogel- 
sammlung bilden.     Bald  nachher  flog  Vizgar's  Strohhut   über 
Bord,  wurde  wiedererobert;    als  er   aber    nach    einer   halben 
Stunde,  als  wir  Segel  aufgesetzt  hatten,  wieder  davon  ging, 
Hessen   wir  ihn  schwimmen,    und  ich  beglückte  den  Hutlosen 
mit  meiner  zur  Reserve  mitgenommenen   schottischen   Kajipe. 
Um    dies   Capitel   gleich   zu    erledigen,   so   flog   am    selbigen 
Abend  Keulemans    Strohhut,    am    folgenden    Morgen   Vizgars 
Strohhut  Nr.  2  auf  Nimmerwiedersehen  in  der   Richtung   auf 
Brasilien    ins   hohe   Meer   hinaus.      In   St.    Lucia   kamen    wir 
bei    Sonnenuntergang    nach    so    guter   Fahrt   an,    dass    nicht 

24 


356 

einmal  Keulemans  seekrank  war;  sobald  wir  vor  Anker  lagen, 
angelten  wir,  und  hatten  in  zehn  Minuten  sechs  grosse 
Fische,  so  dass  wir  und  die  Mannschaft  genug  davon  zum 
Diner  hatten;  mittlerweile  waren  auch  Kartoffeln  und  Hani- 
melcoteletts  fertig,  und  wir  assen  an  Deck,  sitzend,  liegend, 
stehend,  meist  nach  Art  der  Homerischen  Helden,  indem  wir  die 
Rippen  in  die  Fäuste  nähmen.  Dazu  wurde  Bier,  Wein  und 
Wasser  aus  denselben  Gläsern  genossen  —  kurz,  es  war  das 
ungenirteste  Diner,  was  ich  je  mit  Engländern  genossen  habe. 
Hernach  Man- denoch  geraucht,  Sternenhimmel  und  Meerleuchten 
bewundert,  geplaudert,  dann  auf  Deck  Matratzen  ausgebreitet 
und  bald  in  Ruhe  geschlafen,  bis  um  zwei  Uhr  Morgens  ein 
paar  Leute  von  der  Mannschaft  neben  meinem  Kopfe  angel- 
ten, und  die  geangelten  Fische  aufs  Deck  warfen,  wo  sie  so 
munter  umhersprangen  und  so  mit  den  Schwänzen  schlugen, 
dass  ich  davon  aufwachte.  Da  es  Vizgar  und  dem  Doctor 
ebenso  ging,  so  wurde  bis  zur  Morgendämmerung  Conversa- 
tion  betrieben;  dann  wurde  vollständig  mobil  gemacht,  und 
nach  dem  Genuss  einer  Tasse  CafFe  der  Anker  aufgeholt  und 
ein  paar  Stunden  lang  mit  dem  Schleppnetz  nach  Conchjlieu 
und  Crustaceen  gefischt.  Der  Erfolg  war  nicht  bedeutend; 
doch  gelang  es,  ein  paar  Arten  zu  erobern,  die  ich  hier  noch 
nicht  gesehen  hatte.  Nach  dem  Frühstück  gingen  wir  an 
Land,  während  Miller  sen.  weiter  fischte.  Die  Insel  erhebt 
sieh  nicht  tausend  Fuss  hoch,  ist  aber  fast  ganz  bergig ,  so 
dass  ich  mich  in  meiner  Hoffnung  auf  etwas  \A'as&er  nicht 
getäuscht  sah.  In  einer  Schlucht,  etwa  600'  hoch,  fand  ich 
einen  kleinen  Pfuhl,  der  sogar  in  und  um  sich  sechs  Käfer- 
arten enthielt,  die  einzigen  Insecten,  die  ich  ausser  einer  Art 
Heuschrecke  sah,  darunter  2  mir  neue  Wasserkäfer.  Das 
Land  ist  trostlos,  eine  Stein"\vüste  mit  dürftigem  Gras  und 
etwa  8 — 10  Arten  Pflanzen;  unten  am  Strande  sind  Ueber- 
reste  von  menschlichen  Wohnungen,  in  denen  bei  unsrer  An- 
wesenheit einige  Leute  hausten,  die  hier  jähflich  einmal 
Farbemoos  (Urzella)  sammeln.  Da  t^ie  Hilze  gross  war, 
und  der  Nordost,  der  die  Nacht  hindurch  geheult  hatte, 
meinen  Hals  austrocknete,  so  usurpirte  ich  in  Abwesenheit 
des  F^igenthümers  daselbst  eine  Banane  und  deponirte  dafür 
eine  Kupfermünze.  Als  ich  mich  mit  den  Andern  am  Strande 
vereinigte,  sah  icli  zu  meinem  Vergnügen  einige  neue  Con- 
chylien  in  ihren  Händen,  und  sammelte  noch  eine  Stunde 
lang  mit  erfreulichem  Erfolge,  so  dass  meine  Exeursion  doch 
gut  war.  Um  halb  zwei  gingen  wir  an  Bord,  speisten  zu 
Mittag  ähnlich  wie  gestern,  und  hatten  dann  eine  prachtvolle 
Fahrt  bei  starker  Brise,  die  uns  eine  ganz  ausreichende  Quan- 
tität ^Vasser  über  Bord  schafl'te,   und   uns  in  gründlicher  Be- 


357 

wegung  erhielt,  so  dass  zunächst  K.  und  bald  nachher  V.  in 
die  Appellationsinstanz  geriethen.  Unterwegs  hatte  ich  Ge- 
legenheit, ein  paar  sehr  starke  Meerströmungen  zu  beobach- 
ten, die  auf  meinen  Karten  nicht  verzeichnet  stehen.  Um  7 
Uhr  liefen  wir  in  den  Hafen.  Seitdem  haben  wir  uns  aus 
den  oben  angeführten  Gründen  damit  begnügt,  auf  dieser 
wüsten  Insel  Excursionen  zu  machen,  und  liaben  so  ziemlich 
die  ganze  Insel  durchritten,  verschiedene  alte  Krater  er- 
stiegen, einige  Insecten  gegriffen,  an  der  Küste  viel  Meer- 
schnecken gesammelt,  verschiedene  kleine  Wettrennen  gehabt, 
bei  denen  ich  zweimal  —  nicht  Sieger  geblieben  bin,  sondern 
mit  grosser  Geschwindigkeit  aus  dem  Sattel  war,  aber  ab- 
gesehn  von  ein  paar  Schrammen  an  der  Hand  und  einem 
Riss  in  einer  Hose  ganz  heil  geblieben  bin. 

Am  3.  Februar.  Vorgestern  haben  wir  den  höchsten 
Punkt  der  Insel,  den  Monte  Verde  erstiegen,  oder  vielmehr 
erritten,  und  von  obe«  ein  Panorama  vor  uns  gehabt,  das 
unsern  berühmtesten  Aussichtspunkten  in  Europa  Concurrenz 
macht.  Der  Monte  Verde  ist  2483  Fuss  hoch  und  liegt  ziem- 
lich im  Centrum  der  Insel;  von  ihm  aus  gliedert  sich  die 
Karte  in  verschiedenen  Höhenzügen  und  Schluchten  nach  West 
und  Nord;  nach  Ost  fällt  er  selbst  in  einem  langen  Rücken 
bis  dicht  ans  Meer  ab.  Südlich  von  ihm  Avird  die  ganze  Insel 
von  einer  Ebene  durchzogen,  die  von  der  Südküste  durch  eine 
ziemlich  hohe  und  zerrissene  Bergkette  getrennt  wird.  Der 
Monte  Verde  bildet  oben  ein  schräg  von  Ost  nach  West  an- 
steigendes Plateau,  das  wegen  des  häufigen  Niederschlags  — 
er  liegt  oft  in  Wolken,  wenn  unten  alles  verbrennt  —  cul- 
tivirt  ist  und  reichlich  Bohnen,  Mais,  Melonen  und  Kürbis 
trägt.  An  der  Westseite  ist  er  sehr  steil,  in  der  oberen 
Hälfte  schroff  überhängend  und  imersteiglich,  so  dass  der  von 
der  Stadt  aus  hinanführende  Weg,  nachdem  er  eine  Zeit  lang 
im  kurzen  Zickzack  unter  dem  Gipfel  aufgestiegen  ist,  plötz- 
lich mit  einem  grossen  Bogen  an  der  Nordseite  herum  zu  dem 
Plateau  führt,  eine  Zeit  lang  malerisch  genug  am  Rande, 
dann  aber  fast  eine  halbe  Stunde  lang  hinreichend  langweilig 
zwischen  den  Maisstauden.  Dicht  unter  dem  Gipfel  stiegen 
wir  ab  und  wanderten  ein  paar  Dutzend  Schritte  hinauf,  bis 
wir  unter  uns  den  mehrere  hundert  Fuss  tiefen  Abgrund  und 
vor  uns  die  herrliche  Aussicht  über  die  Bai  von  St.  Vincent 
mit  ihren  zerfetzten  Felsrändern,  im  Hintergrunde  abgeschlos- 
sen durch  das  in  seltener  Klarheit  sich  ausbreitende  San 
Antao  hatten.  Grade  als  wir  oben  ankamen,  sahen  wir  den 
Urlaub  des  Doctors  zu  Ende  gehen;  mit  vollen  Segeln  kam 
die  Niobe  (wir  erkannten  sie  trotz  der  Entfernung  sofort)  in 
den  Hafen.     Unter  uns  eine  Menge  von  Schluchten,  begrenzt 

24« 


358 

und  getrennt  durcli  Reihen  von  Kegeln,  meist  regelmässig 
ansteigend,  wie  der  Monte  nuovo  bei  Neapel;  im  weiteren 
Umkreise  die  zerrissene  Küste  mit  ihren  liolien  Felsen,  dann 
weiter  hinaus  im  blauen  Ocean  im  West  S.  Antao,  im  Ost 
die  kleinen  Sta.  Lucia  und  Branca,  alles  in  Schattirungen  von 
Kostbraun  bis  Schwarz  oder  in  violetten  Duft  gehüllt,  im 
scharfen  Contrast  zu  der  schmeichelnden  JVleerfarbe;  der  gänz- 
liche Mangel  von  Grrün  in  der  Landschaft  machte  uns  die 
Mittagssonne  gänzlich  vergessen  und  wir  verbrachten  eine 
volle  Cigarrenlänge  im  Anschauen  und  im  vollendetsten  Far 
niente.  Dann  wurde  aber  mit  grossem  Eifer  ein  paar  Stunden 
lang  gesammelt  und  allerlei  gefunden.  Viel  Spass  machten 
mir  grosse  Schaaren  von  Coccinella  7-punctata,  die  sich  an 
den  Steinen  herumtrieben;  sie  war  der  gemeinste  Käfer;  eine 
andre  Art  wurde  in  einem  Stück  erwischt,  die  durchaus  süd- 
ländisch aussieht,  gelb  mit  zwei  schwarzen  Streifen  über  die 
Decken;  ferner  ein  paar  Carabicinen,.  Curculioniden  und  die 
üblichen  Melasomen,  ohne  die  es  hier  keine  Excursion  giebt; 
icii  wollte  nur,  dass  die  Arten  davon  etwas  zahlreicher  wären. 
Nie  habe  ich  solche  Fülle  von  Sehnecken  gesehen,  wie  hier; 
unter  jedem  Stein,  in  jeder  Mnishülse  sassen  sie  neben-  und 
aufeinander;  sieben  Arten,  darunter  nur  zwei  von  S.  Antao 
her  bekannte,  wurden  mit  Leichtigkeit  erobert.  Die  Pflanzen 
waren  am  dürftigsten;  nur  zwei  neue  Species  wurden  ein- 
gepackt. 

San  Nicoiao,  am  6ten.  Am  2ten  habe  ich  den  Doctor 
wieder  an  Bord  gebracht  und  dabei  wieder  einen  Tag  auf 
preussischem  Grund  und  Boden  verlebt,  während  meine  Leute 
tleissig  waren,  Manoel  auf  Monte  Verde  gesammelt  und  Keu- 
lemans  ausgestopft  und  gezeichnet  hat.  Ich  habe  sogar  eine 
Stunde  lang  Skat  gespielt!  Apropos,  noch  ein  besonderes 
Vergnügen  habe  ich  gehabt,  die  Gartenlaube  gelesen  auf  den 
Cap  Verden,  die  im  Hause  Miller  gehalten  wird.  Am  drit- 
ten habe  ich  gepackt,  bin  dann  mit  dem  Capitain  Köhler, 
Lieutenant  Jung  und  Stabsarzt  Höpfner,  einem  Mitglied  der 
38.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  zum 
Diner  bei  Miller  geritten  und  am  4ten  früh  hieher  in  Millers 
Schooner  abgesegelt.  Bei  Tische  liielt  Miller  unerwartet  eine 
Rede,  in  der  er  sagte,  dass  seine  Bemühungen,  zur  Kenntnis« 
und  Besserung  dieser  Inseln  etwas  zu  thun,  meist  so  schlecht 
belohnt  würden,  dass  er  es  eigentlich  überdrüssig  sei,  irgend 
M' eiche  Bestrebungen  der  Art  zu  unterstützen;  nur  zweimal 
im  Lauf  der  letzten  Jahre  habe  er  eine  wirkliche  Satisfaction 
dabei  gehabt,  und  das  sei  bei  der  Anwesenheit  von  zwei 
deutschen  Naturforschern,  die  mit  Fleiss  iluen  Studien  obge- 
legen hätten,  und   demzufolge  auch    erfreuliche  Resultate  <hi- 


359 

vontrügen,  Dr.  Steubel  aus  Dresden  für  Geologie  und  der 
anwesende  H.  D.  für  Zoologie  der  Inseln.  —  In  der  Prämisse 
will  ich  ihm  nicht  widersprechen;  was  aber  meine  Resultate 
belangt,  das  wollen  wir  doch  bescheiden  abwarten. 

Hieher  hatten  wir  eine  vortreffliche  Fahrt  und  ankerten 
Morgens  an  der  Südküste  vor  Preguiza,  einem  kleinen  Nest 
von  8  — 10  Häusern,  mit  einem  Fort  und  einem  Zollhause. 
Miller  hatte  mir  empfohlen,  in  einem  Landhause  im  Gebirge 
mich  einzumiethen,  und  da  man  mir  sagte,  es  sei  eine  kleine 
halbe  Stunde  entfernt,  und  da  nach  Reitthieren  erst  hätte  ins 
Land  geschickt  werden  müssen,  so  gingen  wir  zu  Fusse,  hat- 
ten aber  über  eine  deutsche  Meile  zu  laufen,  was  in  diesem 
baumlosen  Lande  bei  über  20  ^  Schattentemperatur  nicht  ganz 
angenehm  ist.  Das  Haus  liegt  luftig,  mit  der  Aussicht  auf 
das  Meer  im  Norden  und  Süden  der  Insel,  meiner  Schätzung 
nach  etwas  über  1000  Fuss  hoch,  an  einen  quer  durch  die 
Insel  von  Nord  nach  Süd  setzenden  Höhenzug  gegen  Westen 
angelegt.  Die  Hauptstadt  ist  etwa  eine  halbe  Meile  von  hier 
in  einer  Schlucht  gelegen  und  viel  besser  und  anständiger  als 
irgend  ein  Platz  auf  S.  Antao.  Ich  habe  sogar  eine  Menge 
Zierpflanzen  hier  gesehen  und  bewundert,  besonders  einen 
brasilianischen  Baum  mit  grossen  rothen  Blüthen  ähnlich  wie 
Cactus   speciosissimus. 

Ehe  ich  nun  an  meine  Excursionen  gehe,  muss  ich  dies 
expediren,  da  der  Schooner  abgeht  und  ich  erst  nach  Abgang 
der  nächsten  Post  wieder  nach  St.  Vincent  gehe,  um  von  da 
aus  die  südlichen  Inseln  Brava,  Fogo-  und  Santyago  zu  be- 
suchen. 

Per  Niobe  habe  ich  zwei  Flaschen  Mineralwasser  expe- 
dirt,  die  ich  mir  aufzuheben  bitte. 

S.  Nicoiao,  Donnerstag,  9.  Februar.  S.  Nicoiao  ist  von 
West  nach  Ost  lang  gestreckt,  schmal,  durchschnittlich  V/2 
Meilen  breit,  im  West  von  dem  höchsten  Punkt,  dem  Monte 
Gordo  aus  mit  einer  kahlen,  bäum-  und  wasserlosen  Halbinsel 
nach  Süden  hin,  auch  nach  den  andern  Seiten  etwas  erwei- 
tert. Die  Fläche  der  Insel  ist  ungefähr  500—800  Fuss  über 
dem  Meer,  soviel  ich  bis  jetzt  erfahren  habe,  im  Osten,  den 
ich  morgen  und  während  der  nächsten  Tage  untersuchen  will, 
flacher.  Auf  dieser  Ebene  erliebt  sich  im  Westen  der  Monte 
Gordo  zu  über  4000  Fuss  Höhe,  mit  verschiedenen  Hochpla- 
teaus, die  alle,  obwohl  mehrfach  wasserlos,  mit  Zuckerrohr 
bebaut  sind.  Von  ihm  aus  gehen  nach  allen  Richtungen, 
ausser  direct  nach  Süd,  Bäche  in  schmalen  Schluchten,  alle 
unbedeutend  und  weit  hinter  denen  von  S.  Antao  zurückste- 
hend. Der  Gipfel  des  Monte  Gordo  erhebt  sich  auf  einem 
Plateau  von  ca.  2500'  regelmässig  ansteigend,  und  bequem  zu 


360 

Fuss  zu  erreichen;  die  Spitze  ist  ganz  sehmal,  in  Form  eines 
kurzen,  etwa  10  Minuten  langen  von  West  nach  Ost  gestreck- 
ten Rückens.  Von  2000  Fuss  an  ist  jede  Anhöhe  mit  Fjuphor- 
bien  bewachsen,  an  vielen  Stellen  so  dicht,  dass  es  von  fern 
gesehen  einem  Rasenteppich  gleicht  und  das  Vordringen  (die 
Bäume  sind  10 — 15'  hoch)  .sehr  erschwert.  Etwa  300'  unter 
der  Spitze  wird  die  Vegetation  zwerghaft  und  kümmerlich 
und  der  Boden  aschig  und  bröcklig.  Ueberhaupt  ist  lange 
nicht  so  viel  starrer  Fels  hier,  wie  aufS.  Antao;  das  Gestein 
muss  viel  mehr  dem  Zerwittern  geneigt  sein  und  an  manchen 
Stellen  macht  sich  feiner  rothbrauner  Staub  sehr  unangenehm 
geltend.  Die  Wege  sind  jedoch,  da  der  Boden  leichter 
zu  behandeln,  erheblich  besser.  Der  Hafen  der  Insel  liegt  an 
der  Südseite  an  einer  öden  Stelle,  von  der  Hauptstadt  eine 
gute  Meile  entfernt. 

Während  der  drei  Tage,  dass  ich  hier  bin,  habe  ich  nur 
den  Monte  Gordo  nebst  Zubehör  besucht  und  leidlich  guten 
Fang  gehabt,  wenigstens  M^as  man  auf  diesen  Inseln  so  nen- 
nen kann.  Endlich  ist  es  mir  auch  gelungen,  wenigstens  einen 
Euphorbia  verwüstenden  Käfer  zu  Wollastons  Freude  zu  er- 
wischen, eine  kleine,  sehr  hübsche  Calandra,  von  der  ich  ge- 
wiss ein  Dutzend  Stücke  habe;  sonst  ist  all  mein  Suchen  in 
Euphorbiaholz  umsonst  gewesen  —  es  scheint  überhaupt  für 
Insecten  nicht  die  gute  Zeit  zu  sein,  da  ich  ausser  den  unter 
Steinen  lebenden  Arten  doch  gar  zu  wenig  sehe,  fast  keine 
Hemiptern,  Neuroptern,  nur  6  Arten  Hjmenoptern  etc.  Das 
ist  doch  zu  dürftig  und  im  Vergleich  dazu  sind  die  Käfer 
noch  zahlreich  genug. 

Am  löten.  Meine  Excursion  nach  dem  Osten  der  Insel 
ist  wohl  werth,  in  einem  besondern  Kapitel  behandelt  zu  wer- 
den. Das  Maulthier,  was  ich  bisher  geritten,  erwies  sich  als 
so  störrig  und  fehlerhaft,  dass  ich  es  wieder  abgab  und  Sr. 
Jos6  Leito  mir  versprach,  für  ein  andres  Reitthier  zu  sorgen. 
Das  holte  ich  mir  —  einen  braunen  Hengst  —  aus  der  Stadt 
ab  und  dann  ritten  wir ,  statt  um  5  Uhr  früh  wegen  des 
Nichtvorhandenseins  des  gemietheten  Packesels  um  4  Stunden 
später  in  die  Hitze  hinein,  ich  zu  Pferd,  Keulemans  zu  Maul- 
thier, dahinter  der  schwerbepackte  Esel,  zuletzt  Manoel  zu 
Fusse.  Da  letzterer  als  Eingeborner  behauptete.  Weg  und 
Steg  genau  zu  kennen,  so  überliess  ich  ihm  die  Führung, 
konnte  jedoch  schon  am  ersten  Tage  zu  seiner  grossen  Ent- 
rüstung mitunter  Zweifel  nicht  unterdrücken,  ob  die  einge- 
schlagene Richtung  auch  wirklich  die  beste  sei.  Unsere  erste 
Station  —  Casinha  —  sollte  zwei  Stunden  von  der  Stadt 
entfernt  sein;  wir  ritten  vergnügt  in  die  Insel  hinein,  passir- 
ten  bald  Zuckerplantagen  und  Cocospalmen,  kamen  aber  schon 


361 

nach  einer  Stunde  in  eine  hügelige  Partie,  in  der  die  Vege- 
tation äusserst  kümmerlich  und  bald  auf  zwei  oder  drei  ver- 
trocknete Gräser  reducirt  wurde,  grade  genug,  um  ein  paar 
Esel  und  Ziegen  vor  dem  Verhungern  zu  schützen.  Das  Ter- 
rain nahm  eine  unangenehm  rothbraune  Färbung  an,  feiner 
Staub  mit  Steinen  und  Gebröckel.  Dabei  war  diese  ganze  Ge- 
gend mit  rohen  zwei  bis  drei  Fuss  hohen,  aus  aufgestapelten 
Steinen  gebauten  Mauern  eingefasst  und  abgetheilt,  so  dass 
doch  der  Besitz  selbst  dieser  Landstriche  noch  einigen  Werth 
haben  muss.  Nach  zwei  und  einer  halben  Stunde  ununter- 
brochenen Auf-  und  Abreitens  kamen  wir  in  eine  weite  Ebene 
herab,  in  der  es  wirklich  etlichen  Tamarisken  gelungen  war, 
in  dem  weissen  Sande,  der  uns  in  grossen  Wirbeln  umgab, 
Wurzel  zu  fassen.  Hier  begegnete  uns  endlich  ein  Mensch 
auf  einem  Esel.  Diese  Ebene  ist  ein  Kessel  von  etwa  einer 
Viertelmeile  Durchmesser,  im  Norden  durch  den  mittleren 
Bergrücken  der  Insel,  im  Süden  durch  einige  Krater,  in  West 
und  Ost  durch  massige  Steigungen  abgeschlossen.  Bisher 
waren  -wir  noch  immer  in  Spur  geblieben;  jetzt  aber  erklärte 
Manoel  einen  Richtweg  zu  kennen,  auf  dem  wir  das  uns  zur 
Verfügung  gestellte  Landhaus  —  unbewohnt,  dessen  Schlüssel 
ich  in  der  Tasche  hatte  —  sehr  bald  erreichen  würden.  Zu- 
nächst einen  trocknen  Wasserlauf  in  die  Höhe  ging  es  leid- 
lich gut,  dann  kamen  wir  aber  wieder  in  etwas  cultivirtes 
Land  und  hatten  eine  Purgueirapflanzung  zu  passiren,  natür- 
lich „grad  dör".  Purgueira  ist  der  hiesige  Oelbaum,  circa 
8—12  Fuss  hoch,  von  3  Fuss  an  verzweigt,  so  dass  Manoel 
prächtig  vorwärts  kam,  mein  Gaul  aber  schon  ohne  mich 
Schwierigkeiten  hatte,  geschweige  denn  mit  meiner  Länge 
auf  dem  Rücken.  Also  stieg  ich  ab  und  zog  ihn  am  Zügel 
nach.  Nun  wurde  der  Richtweg  noch  kürzer,  aus  der  Schlucht 
plötzlich  ohne  sichtbaren  Grund  an  der  steilsten  Stelle  loses 
Geröll  hinauf,  wieder  für  den  schweren  Gaul  eine  harte  Auf- 
gabe; indess  er  löste  sie,  wenn  auch  mit  Mühe,  und  oben 
angekommen,  wurden  Mir  durch  den  Anblick  eines  weissen 
Hauses  in  massiger  Entfernung  belohnt.  Da  es  ganz  sicher 
„das  Haus  von  Pedro  Castro"-'  war  —  ich  hatte  wieder  Zwei- 
fel, da  ich  aus  offenen  Fenstern  ersah,  dass  es  bewohnt  war, 
—  so  ritten  wir  darauf  los  und  erfuhren,  dass  wir  nur  noch 
eine  kleine  halbe  Stunde  Wegs  bis  dahin  hatten,  auf  dem 
richtigen  Weg  aber  mindestens  anderthalb  Stunden  früher 
angekommen  wären.  Endlich,  nachdem  einige  Mauern  und 
eine  Schlucht  passirt  waren,  kamen  wir  wirklich  am  richtigen 
Haus  an,  das,  auf  einer  kahlen  Anhöhe  gelegen,  eine  Aus- 
sicht auf  kahle  Felsen,  eine  kahle  Ebene  und  ein  paar  kahle 
Hügel    darbot.     Bei   näherm    Zusehn   konnte    man   entdecken, 


362 

dass  in  der  Regenzeit  die  niclit  felsigen  Stellen  mit  Mais  be- 
stellt geM'esen  waren,  dessen  Spuren  aber  zum  allergrössten 
Theile  bereits  durch  Vieh  vernichtet  waren.  Das  Haus  be- 
stand aus  drei  Zimmern,  jedes  mit  einem  Bett  und  sonstigem 
Hausrath  versehen,  an  dem  sich,  wie  aus  unverkennbaren 
Anzeichen  hervorging,  zahlreiche  Ratten  in  der  Einsamkeit 
erheiterten.  Vor  dem  Hause  eine  Art  Hof  von  einer  ge- 
mauerten Mauer  umgeben,  mit  einem  Raum  als  Küche,  einem 
andern  als  Futterboden  etc.,  aber  ohne  Thür!  Wir  banden 
unser  Vieh  an,  nahmen  die  Sättel  ab  und  packten  Fleisch, 
Gemüse,  Brod,  Eier,  Wein,  Thee  und  sämmtliche  Kochge- 
räthschaften  ab.  Da  ich  jetzt  entdeckte,  dass  wir  vergessen 
hatten  Butter  mitzunehmen  und  unser  Brennöl  ganz  unge- 
niessbar  war,  so  wurde  Manoel  zum  Fouragiren  in  einige  nicht 
fern  gelegene  Hirtenhütten  geschickt,  von  wo  er  bald  mit 
einer  Flasche  Milch  und  einem  Fässchen  Wasser  in  Beglei- 
tung eines  Burschen  zurückkam,  mit  der  Nachricht,  dass  ausser 
ein  paar  Eiern  nichts  zu  Imben  sei.  Auch  gut;  für  einen  Tag 
reichten  uusre  gekochten  Vorräthe,  ein  Huhn  und  Mandioc 
nebst  etwas  Eiern,  Biscuit,  Maisbrod,  Milch  und  Thee  vor- 
trefflich; dazu  hatten  wir  Orangen  und  assen  und  tranken 
wie  die  Prinzen.  Das  Wasser  war  abscheulich  und  sein  Pfützen- 
geschmack wurde  durch  Zusatz  von  Wein  nicht  wesentlich 
gebessert.  Der  mitgekommene  Bursche  erbot  sich,  uns  die 
Schönheiten  der  Gegend  zu  zeigen,  also  auf!  Nach  einer  hal- 
ben Stunde  sahen  wir  in  einer  Schlucht  eine  kleine  Zucker- 
plantage und  wurden  von  dem  Aufseher  mit  Stolz  empfangen 
und  herumgeführt,  um  sein  Zuckerrohr  und  seine  Wasserpfütze 
zu  bewundern.  Schön  war  das  eben  nicht,  aber  mit  Rück- 
sicht auf  die  angenehme  Umgegend  noch  gut  genug,  nur  wollte 
mir  auch  das  angestrengteste  Suchen  zu  keinem  Thier,  nicht 
einmal  einer  Ameise  verhelfen,  bis  ich  ein  paar  leere  Purga- 
Nussschalen  zerbrach  und  darin  emen  ganz  kleinen  Bostrichiden 
entdeckte,  von  dem  ich  nach  und  nach  ein  Dutzend  zusammen 
brachte.  Ziegenmilch  und  Zuckerrohr  wurde  zu  unserer  Be- 
wirthung  herangeschafft  und  genossen,  und  am  folgenden  Mor- 
gen um  fünf  Uhr  erschien  der  gute  Mann  wiederum  in  un- 
serm  Hause,  um  uns  noch  etwas  frische  Milch  zu  verehren. 
Auf  dem  Rückwege  kaufte  ich  noch  alle  disponiblen  Eier, 
im  Ganzen  10  Stück,  in  drei  Hütten  auf,  die  noch  an  selbigem 
Abend  hart  gesotten  wurden.  Worauf  wir  nach  kurzem  Ge- 
brauch meiner  Oellampe  zu  Bett  gingen  und  bei  leidlicher 
Müdigkeit  bald  einschliefen.  Aber  ach!  nicht  auf  lange;  mein 
Bett  schien  eine  Art  Corso  für  die  Ratten  zu  sein,  die  als- 
bald anfingen,  auf  meinem  ganzen  Körper  umher  zu  wandern 
und    binnen   Kurzem    daselbst  kleine   Gefechte  lieferten;    das 


363 

war  über  der  Decke;  darunter  aber  war's  fürchterlicli,  denn 
Gott  \veiss,  wie  lange  die  Flöhe  des  Hauses  nichts  genossen 
hatten;  und  mit  welcher  Gier  sie  über  das  frische  Fleisch 
herfielen,  brauche  ich  nicht  auszumalen.  So  endete  zwischen 
Flöhen  und  Ratten  der  erste  Tag. 

So  weit  für  heut;  zehn  Uhr  ist  es  vorbei,  also  Zeit  zum 
Schlafengehn. 

Am  18.  Aber  nicht  die  Nacht!  Um  Mitternacht  war 
es  mir  gelungen,  in  einen  unruhigen  Schlaf  zu  fallen,  aus 
dem  ich  gegen  zwei  Uhr  durch  Manoels  Ruf:  Senhor  Dottore^ 
Senhor  Dottore,  vom  Hof  aus,  begleitet  von  heftigem  Ge- 
trampel und  Gestampfe  der  Gäule  geweckt  wurde.  Mit  einem 
Satz  war  ich  aus  dem  Rattenlager  und  in  den  Hof  hinaus,, 
wo  ich  eine  famose  Mondscheinscene  vor  mir  sah.  Ein  frei 
weidender  Hengst  der  Nachbarschaft  mochte  wohl  über  das 
unbefugte  Eindringen  meines  Pferdes  in  sein  Revier  ent- 
rüstet sein,  und  hatte  in  seinem  Zorn  die  Latten,  mit  denen 
wir  Tags  zuvor  den  Hof  verbaut  hatten,  über  den  Haufen 
geworfen  und  einen  Zweikampf  begonnen.  Beide  standen  auf 
den  Hinterbeinen ,  und  waren  mit  Maul  und  Vorderbeinen 
äusserst  thätig,  einander  zu  misshandeln;  das  Maulthier  und 
der  Esel  suchten  sich  aus  der  gefährlichen  Nähe  zu  befreien ' 
und  ihre  Stricke  durchzureissen  und  Manoel  stand  nackt  in 
der  Pforte,  in  beiden  Händen  eine  lange  Stange  hoch  er- 
hoben, um  blindlings  auf  die  Zweikämpfer  loszuhauen.  Mein 
„Cuidad  de  mi  cavallo"  kam  grade,  als  es  meinem  Gaul 
gelang,  sich  loszureissen  und  ins  Weite  zu  rennen,  indess  es 
uns  wenigstens  gelang,  dem  Eindringling  den  Pass  zu  ver- 
legen und  ihn  mittels  einer  rasch  herangeschafften  Schlinge 
einzufangen.  Dann  hatte  ich  gerade  Zeit,  ausser  meinem 
Hemde  noch  mehr  anzuziehen,  und  nun  mit  Ueberlegung  die 
fremde  Bestie  als  Pfand  in  der  dunkelsten  und  schmälsten 
Stelle  des  Hofes  so  festzumachen,  dass  sie  nur  rückwärts 
sich  bewegen  konnte.  Die  Barricade  wurde  nun  mit  grösserer 
Kunst  angefertigt  und  bekam  durch  Beifügung  von  allerlei 
hölzernem  Hausrath  ein  genial  revolutionaires  Ansehu.  Manoel 
schickte  ich  wieder  zu  Bett,  aber  mit  meinem  Schlaf  war 
es  natürlich  vorbei,  da  ich  einmal  in  Sorge  war,  dass  mehr 
Scenen  wie  die  genossene  in  Aussicht  stünden,  zumal  der 
fremde  Gaul  in  Wutli  über  die  durch  summarisches  Verfahren 
entzogene  Freiheit  fortwährend  stampfte,  dann  aber  der  Ge- 
danke, was  aus  meinem  Pferd  geworden  eei,  auch  nicht 
gerade  zu  den  beruhigendsten  gehörte.  Beim  ersten  Morgen- 
grauen erschien  der  gute  Mann  von  der  Zuckerplantage  mit 
der  versprochenen  Milch,  wurde  von  den  Abenteuern  der 
Nacht   unterrichtet   und    requirirte   nun   Hülfe,    um    den   Ent- 


364 

sprungenen  wieder  einzufangen  und  nach  Verlauf  von  vier 
Stunden  hatte  ich  die  Genugthuung,  wieder  auf  seinem  Rücken 
zu  sitzen.  Keulemans  war  bei  dem  ganzen  Lärm  nur  einen 
Moment  wach  gewesen,  und  hatte  sich  bei-uhigt  auf  die  andre 
Seite  gedreht,  als  er  hörte,  dass  nur  mein  Pferd  davongelaufen 
sei.  —  -Als  meine  Karawane  wieder  in  Ordnung  war,  und  ich 
das  Haus  zugeschlossen  und  den  Schlüssel  in  die  Tasche  ge- 
steckt hatte,  ging  es  weiter  gen  Osten  nach  Carical,  einem 
Orte,  von  dem  mir  ausser  dem  Namen  nur  bekannt  war,  dass 
es  daselbst  viele  Fische  und  Cocospalmen  gebe,  jedenfalls 
also  mehr  als  in  Casinha.  Der  schmale  Weg,  auf  dem  wir 
ritten,  hörte  bald  auf  deutlich  betreten  zu  sein,  und  wir 
hielten  uns  am  Bergabhang,  von  einer  achtungswerth  heissen 
Sonne  beschienen,  ohne  die  geringste  Aussicht,  auch  nur  einen 
Augenblick  Schatten  zu  geniessen;  die  Vegetation,  über 
deren  Ueppigkoit  schon  am  vorigen  Tage  nicht  zu  klagen 
war,  wurde  sehr  viel  geringer,  der  Boden  immer  ziegel- 
rother  und  das  Steingebröckel  und  Geröll  häufte  sich  immer 
mehr.  Sei  es  nun,  dass  mein  Gaul  nicht  gewohnt  war,  auf 
solchem  Boden  zu  gehen,  oder  dass  die  Ereignisse  der  Nacht 
ihn  ermüdet  hatten,  er  konnte  nicht  mehr  fest  auftreten, 
stolperte  bei  jedem  Schritt,  war  durch  keine  Gewaltmass- 
regeln auch  nur  in  langsamen  Trab  zu  bringen  und  zitterte 
vor  Angst  bei  jeder  etwas  steilen  Schlucht ,  so  dass  mir  die 
Sache  anfing,  recht  ungemüthlich  zu  werden.  Dazu  stieg  die 
Hitze;  vor  dem  Wind  waren  wir  durch  die  Bergkette  voll- 
kommen geschützt;  und  die  einzige  Gelegenheit,  von  der  uns 
etwas  Luftzug  hätte  kommen  können,  das  Meer,  war  durch 
eine  lange  Reihe  von  Kratern,  die  sich  zu  unsrer  Rechten 
hinzog,  abgesperrt.  Ich  muss  gestehn,  meine  Laune  wurde 
mit  jeder  Viertelstunde  schlechter  und  verdarb  mir  das  Ver- 
gnügen, was  ich  sonst  vielleicht  an  dem  Anblick  dieser 
Wüste  gehabt  hätte;  eigenthümlich  genug  und  für  mich  neu 
war  es.  Dazu  kam,  dass  wir  allmälig  5  Stunden  ritten,  ohne 
unser  Ziel  zu  sehen,  das  nur  4  Stunden  Wegs  von  Casinha 
entfernt  sein  sollte.  Auf  einer  Anhöhe,  die  sich  durch  etwas 
Wind  vortheilhaft  auszeichnete,  liess  ich  endlich  Halt  machen, 
absitzen  und  aus  unserm  Mundvorrath  etwas  Frühstück  ent- 
wickeln und  verspeiste  etwas  Maisbrod,  ein  Biscuit,  zwei 
Eier  und  eine  Orange,  um  mich  zu  einer  Fusswanderung  zu 
stärken;  denn  auf  den  nichtswürdigen  Gaul  wollte  ich  nicht 
wieder  hinauf.  Es  ging  in  der  That  besser  und  schneller, 
und  nach  weiteren  anderthalb  Stunden  befanden  wir  uns  am 
Rande  einer  steil  abfallenden,  etwa  60 — 70  Fu&s  tiefen 
Schlucht,  die  sich  vom  Meer  bis  hoch  ins  Gebirge  zog,  im 
Grunde   etwa   1 — 200   Schritte   breit,    mit   Cocospalmen   und 


365 

ZuckeiTohi*,  auch  sonst  voller  gi-üner  Vegetation  —  Carical. 
An  der  ersten  Stelle,  wo  es  möglich  war,  kletterte  ich  hin- 
ab, liess  die  Andern  einen  für  Vierfüssler  passirbaren  Weg 
suchen  und  hielt  erst  an,  als  ich  im  Schatten  der  Palmen 
am  Wasser  sass,  und  mein  ausgetrocknetes  Innere  vollauf 
anfeuchtete.  Nachdem  das  erste  Erstaunen  der  guten  Leute 
über  da» Auftreten  zweier  „Engländer''  vorüber  war,  wurde 
mit  Leichtigkeit  Mittagessen  und  Nachtquartier  arrangirt,  zu 
ersterem  Fisch,  ein  Huhn  und  Milch  gekauft,  und  dann  ein 
allerdings  schwacher  Versucli  gemacht,  etwas  zu  sammeln.  Ich 
war  aber  viel  mehr  geneigt,  das  Innere  von  Cocosnüssen  zu 
studiren,  und  auf  geäusserten  Wunsch  wurden  sofort  unreife 
zum  Trinken  der  Milch  und  reife  zum  Essen  herabgeholt. 
Meine  Leistungen  waren  bemerklich,  doch  nach  der  di-itten 
hielt  ich  an  und  hob  mir  zwei  weitere  für  die  nächste  Ge- 
legenheit auf.  Ein  Excurs  an  die  Küste  nach  Seethieren  war 
ebenso  erfolglos,  wie  der  im  Lande  und  so  liess  ich  meiner 
Müdigkeit  ihren  Lauf  und  streckte  mich  im  Schatten,  in 
welcher  Beschäftigung  ich  auch  nach  dem  Essen  mit  Erfolg 
fortfuhr,  bis  der  fallende  Thau  mahnte,  schlafen  zu  gehen. 
Da  in  der  schmutzigen  Hütte  ausser  uns  noch  8  Personen 
und  ein  paar  Hunde  campirten,  so  war  es  natürlich,  dass 
mich  die  Flöhe  wieder  unbeschreiblich  peinigten,  und  ich 
die  ganze  Nacht  über  fleissig  juckte;  alles  in  allem  schlief 
ich  aber  doch  ein  paar  Stunden,  jedoch  kam  mir  meine  Nach- 
mittagsfaulenzerei recht  sehr  zu  statten,  da  der  folgende  Tag 
meine  Kräfte  viel  mehr  in  Anspruch  nehmen  sollte  als  der 
vergangene.  Nach  einem  reichlichen  Frühstück  von  delikatem 
Fisch  und  Kürbis  machte  ich  einen  neuen  Versuch  mit  meinem 
stolzen  Rosse,  gab  es  aber  auf,  nachdem  ich  mir  in  zehn 
Minuten  durch  fortwährendes  Prügeln  den  recliten  Arm  fast 
kampfunfähig  gemäht  hatte.  Wir  hatten  zunächst  eine  Höhle 
zu  besuchen,  die  dicht  am  Meer  etwa  eine  Stunde  von  Cari- 
cal entfernt  war.  Landschaft  wie  gestern,  doch  gelang  e« 
mir  nur'  eine  Pflanzenart  in  etwa  einem  Dutzend  kümmer- 
licher Exemplare  zu  sehen.  Ausnahmsweise  kamen  wir  schon 
eine  Viertelstunde  eher  an  der  Stelle  an,  wo  die  Pferde  zu 
bleiben  hatten,  an  der  äussersten  Spitze  einer  Bucht,  die 
von  dem  Rest  der  Küste  dadurch  abstach,  dass  ein  breiter 
horizontaler  Streif  von  weissem  Kalk  einige  Fuss  über  dem 
Meer  sie  ganz  und  gar  umsäumte.  In  ihr  ankerte  ein  amerika- 
nischer Walltischfänger,  zu  meinem  Bedauern  unthätig,  da  ich 
gern  einer  Wallfischjagd  zugesellen  hätte.  Ein  paar  Fischer 
waren  grade  beschäftigt,  ihren  Fang  zu  dörren,  und  gern 
bereit,  uns  zu  der  Höhle  zu  lühren.  Nach  einer  Viertel- 
stunde  Umherkletterns    auf  trocknen    oder   von    der    See   be- 


366 

spülten  Klippen  und  stellenweisem  Waten  durch  das  Wasser 
kamen  wir  an  die  breite,  etwa  6  Fuss  hohe  Oeffnung  einer 
Höhle,  die  im  Innern  sofort  sich  wölbt,  etwa  10,000  Quadrat- 
i'uss  gross  ist  und  in  ihrer  Mitte  einen  kleinen  Teich  frischen 
und  kühlen  Wassers  enthält,  sonst  aber  absolut  nichts  Interes- 
santes darbietet  —  eine  ganz  gewöhnliche,  kleine  Kalkhöhle. 
Das  Beste  an  ihr  war  jedenfalls  das  Frühstück  im^Schatten 
und  im  Kühlen,  wonach  wir  unsern  Rückmarsch  antraten. 
Als  wir  unsre  Thiere  erreichten,  veränderte  sich  die  StatFage 
der  Wüste  bedeutend  dadurch,  dass  zwei  Ziegenhirten  mit 
etwa  30  alten  und  jungen  Ziegen,  die  dasselbe  Reiseziel 
hatten  wie  wir,  sich  uns  anschlössen,  oder  vielmehr  wir  uns 
ihnen,  da  der  eine  uns  rieth,  den  nächsten  Weg  übers  Ge- 
birge, „sehr  nah ,  eine  Stunde  Wegs''  einzuschlagen.  Da  er 
ausserdem  sein  Haus  für  die  Nacht  anbot,  so  wurde  gern 
acceptirt,  und  nun  ging  es  vorwärts  auf  dem  nachten  „Wege'', 
d.  h.  grade  auf  die  Höhe  des  Gebirges,  so  gut  jeder  konnte, 
wobei  wir  uns  natürlich  vor  den  Ziegen  aufs  Aeusserste  bla- 
mirten.  Oben  veränderte  sich  die  Bergwüste,  da  die  Ostspitze 
der  Insel  von  einem  etwas  über  eine  Quadratmeile  grossen 
Hochplateau  gebildet  wird ,  in  eine  flache  Steinwüste,  wurde 
sonach  noch  trostloser.  Dies  Plateau  wird  durch  ein  paar 
M-asserlose  Schluchten  unterbrochen,  deren  steile  Ränder 
halsbreehend  genug  eingerichtet  sind.  Die  gebleichten  Knochen 
und  Schädel  eines  Maulthiers  in  einer  derselben  bewiesen, 
dass  dergleichen  auch  vorkommt.  Nach  einer  Wanderung 
von  über  2  Stunden  in  der  glühendsten  Mittagshitze  kamen 
wir  endlich  an  der  Ribeira  de  Castelhoens  an,  einer  schma- 
len tiefen  Schlucht,  die  mit  der  von  Carical  in  ihrer  Oasen- 
natur viele  Aehnlichkeit  hat.  Der  Unterschied  in  unsren 
Vergnügungen  war  kaum  merkbar;  nur  das  Resultat  unsrer 
„wissenschaftlichen  Forschung"  war  ein  andres;  gestern  hatte 
K.  ein  paar  Vögel  geschossen,  heute  fing  ich  etliche  Wasser- 
käfer und  Schnecken,  miserables  Zeug,  aber  doch  besser  als 
Nichts.  Nachdem  ich  am  nächsten  Morgen  mit  Genugthuung 
auf  meinen  Armen  zwischen  Elbogen  und  Handgelenk  73,  sage 
drei  und  siebzig  Flohsstiche  gezählt  hatte,  ging  die  Reise 
wie  gestern  weiter,  nur  ich  zu  Fuss  voran,  dann  der  Pack- 
esel, dann  Keulemans  zu  Maul,  schliesslich  mein  noch  immer 
stolpernder  Gaul,  den  selbst  Manoel  trotz  seiner  Negerfaul- 
heit nicht  mehr  besteigen  wollte,  weil  er  fand,  dass  ihn  diese 
Art  von  Reiten  mehr  ermüde  als  Laufen.  Die  Perspective 
auf  eine  siebenstündige  Fusstour  war  nicht  grade  erfreulich; 
doch  was  wollte  ich  thun?  Da  Stetigkeit  und  Maulhalten 
die  beiden  ersten  Regeln  auf  solcher  Excursion  sind,  so  war 
ich  stets  20—25   Schritte   vor   den    Andern,    und    fing    nach 


367 

dreistündigem  Schwitzen  grade  an,  mich  mit  meinem  Pech 
auszusöhnen,  als  icli  davon  auf  die  liberalste  Weise-  erlöst 
wurde.  In  einer  wasserhakigen  und  deshalb  bewohnten  Schlucht, 
Ribeira  de  Joao  Calinho,  wusste  man  bereits  von  unserer  Reise, 
und  empfing  uns  mit  einem  Frühstück  von  Eiern,  Milch  und  Früch- 
ten, so  gut  es  die  armen  Leute  hatten.  Dann  machten  sie  mir 
einen  Reitesel  zurecht,  ohne  Zügel  und  Bügel ,  aber  doch  mit 
meiner  Bettdecke  über  dem  Rücken,  so  dass  der  Sitz  gut  war, 
und  ich  nur  auf  den  guten  Charakter  des  Esels  angewiesen 
war.  Und  er  war  ein  Muster!  Er  ging  Schritt,  Trab  und 
Galopp  ausgezeichnet  und  so  manierlich,  dass  ich  trotz  meiner 
Haltungslosigkeit  ganz  wohlbehalten  oben  blieb.  Und  dieses 
Tiiier  war  mir  aus  Mitleid  von  den  armen  Leuten  dort  zur  Ver- 
fügung gestellt,  die  jede  Bezahlung  verweigerten,  während 
der  Schandgaul  täglich  1  Dollar  kostete.  Dass  ich  noch  den 
kleinen  Umweg  durch  die  Stadt  machte,  um  ihn  sofort  los 
zu  werden,  versteht  sich;  die  Karawane  sammt  meinem  Esel 
hatte  ich  nach  Hause  geschickt,  entschlossen,  auch  diese  letzte 
Stunde  noch  zu  marschiren,  doch  liess  mir  Sr.  Jose  sofort 
seinen  Schimmel  satteln,  ein  junges,  schönes  Thier,  das  mich 
in  weniger  als  einer  Viertelstunde  nach  Hause  trug.  Am  fol- 
genden Morgen  schickte  er  mir  eins  seiner  Maulthiere,  und 
auch  Dr.  Dias,  an  den  ich  Empfehlungsbrief  hatte,  stellte 
mir  ein  Thier  zur  Verfügung,  so  dass  ich  nun  keinen  Verdruss 
melir  mit  dem  Viehzeug  habe.  Die  Bewohner  im  Osten  wer- 
den aber  noch  lange  von  dem  verrückten  „Inglez"'  reden,  der 
drei  Tage  lang  zu  Fusse  umhergelaufen  und  Schnecken  und 
Gewürm  gesammelt  hat.  Mir  ist  es  aber  lieb,  so  zwangsweise 
probirt  zu  haben,  was  ich  mir  in  dieser  Zone  zumutheu  kann; 
ich  habe  bisher  nicht  das  mindeste  Unbehagen  empfunden, 
weiss  aber  auch,  Avieviel  ich  davon  der  Wolle  auf  dem  blos- 
sen Leibe  verdanke. 

Am  23sten.  Heut  Morgen  habe  icii  regulär  gefroren, 
bei  Sonnenaufgang  hatten  wir  nur  Jfi"  und  dazu  heftigen 
Nordost;  abgesehen  davon,  dass  es  viel  wärmer  ist  als  bei 
uns,  pfeift  er  ganz  au?  derselben  Tonart,  ist  trocken  (er  kommt 
direkt  aus  der  Sahara  als  Harmattan  und  bringt  von  dort 
grosse  Ladungen  von  Sand  mit)  und  dörrt  alles  in  grosser 
Geschwindigkeit  aus.  Ein  trauriges  Factum  ist  es,  dass  ich 
mit  meinen  eignen  Augen  das  Vertrocknen  der  Vegetation  mit 
ansehe  an  Stellen,  die  vor  14  Tagen,  als  ich  sie  zum  ersten 
Mal  besuchte,  noch  grün  waren.  Auch  die  Insecten  sterben 
dabei;  von  einem  Pteiostichus,  der  in  den  ersten  Tagen  sehr 
munter  war,  habe  ich  jet^.t  viel  Leicfien  und    ganz  n)atle  In- 


368 

dividuen  gefunden,  in  etwas  weniger  hohem  Maasse  dasselbe 
bei  andern  Arten,  ausser  dem  zählebigen  Geschmeiss  der  Me- 
lasomen.  Bei  diesem  rapiden  Aufhören  des  Lebens  Avird  meine 
Geduld  wohl  nicht  mehr  lange  vorhalten  und  ich  werde  die 
erste  Gelegenheit  benutzen,  um  in  irgend  ein  Land  mit  Bäu- 
men zu  gehen;  ein  vortreffliches  Buch,  das  ich  hier  bei  Jose 
Leito  vorgefunden  habe,  „Savage  Africa  by  W.  Reade^'  er- 
muntert mich  noch  mehr,  etwas  mehr  in  das  unverfälschte 
africanische  Gebiet  zu  gehn  und  erst  in  der  Regenzeit  wieder 
her  zu  kommen.  Da  es  auf  den  Südinseln  der  Capverden 
seit  drei  Jahren  nicht  ordentlich  geregnet  hat,  dagegen  hier 
sehr  stark,  so  kann  ich  mir  ungefähr  ausmalen,  wie  es  dort 
aussieht. 

Von  meinen  weiteren  Excursen  ist  nicht  viel  Merkwür- 
diges zu  berichten,  ausser  dass  ich  bei  den  ärmsten  Leuten 
mit  ziemlicher  Sicherheit  auf  gastfreies  Entgegenkommen  rech- 
nen konnte;  die  Nachtquartiere  unter  ihnen  habe  ich  aber 
aufgegeben,  seit  mich  ausser  den  Flöhen  auch  noch  die  Wan- 
zen geplagt  haben  und  ich  gar  nicht  mehr  geschlafen  habe. 
In  einem  kleinen  Dorf  versammelten  sich  um  die  Zeit  des 
Schlafengehens  nicht  weniger  als  35  Nachbarn,  um  uns  zu 
besehn,  und  die  ganze  Bande  kratzte  sich  fortwährend  das 
Ungeziefer  ab,  was  natürlich  sofort  den  Weg  zu  mir  nahm; 
was  mich  wundert,  ist,  dass  ich  bisher  noch  ohne  Läuse  da- 
vongekommen bin,  da  sich  das  Volk  hier  den  ganzen  Tag  auf 
der  Strasse  gegenseitig  den  Kopf  entvölkert. 

In  den  letzten  Tagen  hatte  ich  wieder  viel  unter  ärzt- 
lichen Consultationen  zu  leiden  und  gestern  habe  ich  andert- 
halb Meilen  weit  reiten  müssen  —  so  lange  haben  sie  mich 
geplagt  —  um  einen  Mann  zu  besuchen,  der  im  letzten  Sta- 
dium der  Auszehrung  ist,  und,  wie  mir  Dr.  Dias  hernach 
sagte,  von  ihm  schon  vor  drei  Monaten  aufgegeben  ist;  ich 
hatte  den  Leuten  nach  ihrer  Beschreibung  schon  gesagt,  dass 
ich  keine  Medicin  für  ihn  hätte  —  aber  por  amor  de  Dios 
nmsste  ich  doch  hin.  Mehrfach  habe  ich  Chinin  gegelien,  da 
in  den  tiefen  Gegenden  der  Insel  Fieber  vorkommen,  haupt- 
sächlich aber  wieder  Natronsalze  und  Rhabarber.  Je  schlecli- 
ter  es  schmeckt,  um  so  dankbarer  sind  sie  übrigens  dafür. 
Nota  bene  kenne  ich  nun  die  hiesigen  Krankheiten  so  ziem- 
lich, da  ich  von  den  hiesigen  Doctoren  genaue  Erkundigungen 
eingezogen  liabe,  und  curire  mit  leidlicher  Sicherheit. 

Am  24,  Abends.  Soeben  erscheint  die  Mutter  eines 
Jungen,  dem  ich  gestern  Natron  nitricum  und  eine  Ueber- 
schwemmung  von  frisciiem  Wasser    verordnet   habe,   um    mir 


369 

zu  danken.  Das  Resultat  ist  in  der  That  niederschmetternd: 
Heut  hat  selbiger  Junge  nicht  weniger  als  zwei  und  ein 
halbes  Dutzend  (das  ist  die  wörtliche  Angabe  der  Mutter) 
Spulwürmer  zu  Tage  gefördert!  „Heraus  muss  er'-^  sagt  der 
Wurmdoctor!  Mein  Ruf  ist  nun  unerschütterlich,  denn  dies 
Factum  weiss  morgen  die  ganze  Insel.  —  Endlich  ist  auch 
der  seit  6  Tagen  erwartete  Schöoner  da,  um  mich  nach  St. 
Vicente  zu  befördern. 

St.  Vicente,  28.  Von  meinen  guten  Leuten  in  S.  Nicoiao 
habe  ich  mich  am  25,  verabschiedet,  alle  meine  Auszah- 
lungen gemacht,  diesmal  zu  allseitiger  Befriedigung,  da 
ich  nicht  blos  wie  eine  volle  Börse  angesehen  Morden  bin 
und  —  bekannt  mit  den  Eigenthümlichkeiten  dieser  Insu- 
laner —  auf  keine  Gastfreiheit  rechnete  oder  Anspruch 
machte.  In  Folge  davon  habe  ich  viel  mehr  Gastfreiheit  ge- 
nossen, und  im  üebrigen,  da  ich  die  Einkäufe  für  Essen  und 
Trinken  selbst  bestimmte,  viel  besser  und  billiger  gelebt  als  in  S. 
Antao;  auch  sonst  habe  ich  mehr  civilisirtes  Leben  genossen, 
habe  sogar  Schillers  Werke  gefunden  und  an  einem  Kuhetage 
mit  vielem  Genuss  die  Befreiung  der  Niederlande  gelesen. 
"Wir  gingen  an  Bord  in  Praya  branca,  einem  Dorfe  an  der 
Westküste  der  Insel,  so  -dass  ich  noch  Gelegenheit  Jiatte, 
eine  Partie  kennen  zu  lernen,  die  ich  noch  nicht  besucht 
hatte.  Es  ist  von  Calejao  aus  ein  ostündiger  Ritt  durch's 
Gebirge,  und  man  passirt  eine  steile  Schlucht,  die  zu  dem 
malerischesten  gehört,  was  ich  auf  diesen  Inseln  kenne;  auf 
der  Passhöhe  sind  ein  })aar  Felsen  grade  Mie  hohe  vierkan- 
lige  Burgthürme,  die  mich  lebhaft  an  etliche  Rheinruinen  er- 
innerten; die  Vegetation  ist  merkwürdig  üppig  (d.  ]i.  verliält- 
nissmässig)  und  besonders  die  ungraziösen  Drachenbäume, 
deren  es  in  den  Felsspalten  genug  giebt,  verleihen  ilir  einen 
eigenlhümlichen  Charakter.  Das  Enge  und  Düstere  wird 
durcli  die  hellen  Zuckerrohr-  und  Bananenpflanzungen  tief 
unten  und  ein  schmales  Stück  Meer  im  Hintergrunde  ange- 
nehm gemildert.  —  Die  ü eberfahrt  war  schlecht;  diclrter 
Nebel  hatte  in  Verbindung  mit  heftigem  Wind  schon  mehrere 
Tage  geherrsclit,  nur  stundenweiss  etwas  Sonne  durchgelassen 
und  begleitete  uns  auch  hieher.  Beim  Landen  war  ich  nah 
daran,  ins  Wasser  zu  fallen,  da  ich  an  einer  sonst  ganz  ru- 
higen Stelle  nicht  heftige  Wellen  erwartete,  und  als  ich  mit 
den  Händen  nach  einem  Pfalil  griff,  durch  eine  grosse  Welle 
aus  dem  Gleichgewicht  gebracht  wyrde  und  statt  des  Pfahls 
ins  Wasser  gritf,  aber  ehe  ich  mit  dem  Kopf  hinein  kam, 
noch  von  hinten  festgehalten  wurde.  In  meiner  Abwesenheit 
haben  sie  hier  in  der  Bai  mehrere  Walllische  erlegt. 


370 

Aus  der  Tollheit  und  Ausgelassenheit  der  Sehwarzen  er- 
sehe ich,  dass  wir  Carneval  haben;  heut  ii^t  Fastnacht.  Diese 
närrische  Bevölkerung  amüsirt  sich  damit,  einander  ins  Meer 
zu  werfen;  zum  Glück  bleiben  sie  mit  diesem  zarten  Scherz 
unter  sich.  —  Gestern  fand  ich  viel  Briefe  vor  und  habe 
lange  zu  lesen  gehabt,  da  ich  bei  der  Rarität  solcher  Vor- 
kommnisse so  ziemlich  jede  Zeile  auswendig  lerne.  Von  der 
Zoological  Societ}'  in  London  bin  ich  zum  Corresponding  Mem- 
ber  ernannt,  Agassiz  hat  mich  mit  einem  Briefe  erfreut,  Stain- 
ton  hat  geschrieben  und   von  Stettin  sind  Briefe  da. 


Correctur 

von 
C^.  A.  Dolirn. 

Seite  293  dieses  Jahrgangs  habe  ich  erwähnt,  dass  ich 
durch  theilweises  Klaffen  der  Flügeldecken  einzelner  Exem- 
plare des  Damaster  Fortimei  „sogar  bis  zum  Scutellum"  mich 
für  berechtigt  hielt,  die  „untrennbar  verwachsenen  Elytra*-' 
als  Kennzeichen  der  Oattung  zu  negiren.  Ich  muss  dies 
nachträglicJi  dahin  niodificiren  oder  praecisiren,  dass  die 
Thatsache  zwar  richtig  ist  und  dass  mir  mehrere  Exemplare 
vorliegen,  welche  mehr  oder  minder  gespaltene  Decken  zeigen. 
Doch  hat  mich  das  Betrachten  mit  blossem  Auge  insofern 
getäuscht,  dass  ich  an  ein  gewöhnliches  Klaffen  der  Sutur 
wie  bei  Käfern  mit  normal  gespaltenen  Decken  geglaubt 
habe  —  eine  Untersuchung  mit  der  Lupe  hat  mich  belehrt, 
dass  gerade  diese  anscheinenden  Spalten  nicht  beweisen, 
was  sie  mir  zu  beweisen  schienen.  Einen  Fall  ausgenom- 
meö ,  AYO  ich  bei  der  bis  zur  Hälfte  gespaltenen  Nath  auch 
mit  der  Lupe  nichts  Anomales  wahrnehmen  kann,  zeigen  die 
übrigen  Spaltfälle,  namentlich  auch,  wo  die  Klaffung  bis  an 
das  Scutellum  reicht ,  dass  irgend  eine  äussere,  wohl  gewalt- 
same Veranlassung  Schuld  daran  gewesen  sein  muss,  und 
dass  sich  jedesmal  die  Ränder  der  Spalte  als  „ursprünglich 
verwachsen"  zeigen.  Natürlich  ist  die  Cohäsion  der  Decken 
längs  der  Sutur  eine  geringere,  schon  deswegen,  weil  die 
Spit/en  derselben  nornralmässig  etwas  klaffen. 


371 


Trichogomphus  Martabani  Guer. 

von 
e.  A.  Dohrii. 


Deutsche  Leser  —  auch  unter  meinen  ausserdeutschen 
entomologischen  Freunden  weiss  ich  mehrere,  welche  mit 
Schillers  Meisterwerken  bekannt  sind  —  wefden  sich  der 
vortrefflich  gezeichneten  Situation  in  den  „Piccolomini''''  er- 
innern, wo  der  berauschte  lUo  dem  Octavio  erklärt: 

Weiss  wohl,  du  hast  mich  nie  geliebt  —  Gott  straf  mich, 
Und  ich  Dich  auch  nicht! 
Es  ist  mir  nun  seither  analog  so  mit  den  grossen,  mastigen 
Lamellicornien  ergangen  —  ich  habe  sie  nicht  geliebt  und 
es  scheint,  dass  auch  sie  mich  nicht  lieben.  Immerhin  muss 
icli  doch  zugeben,  dass  die  Schuld  der  Indifferenz  auf  meiner 
Seite  die  grössere  ist,  da  ich  ja  selber  in  diesen  Blättern 
bezeugt  habe,  dass  eine  anscheinend  rara  avis,  wie  Orsilo- 
ehus,  mir  fast  ohne  mein  Zuthun  an  den  Spiess  geflogen  ist. 
Dafür  hat  mich  aber  die  in  der  üeberschrift  genannte  Nas- 
horn-Bestie kürzlich  auf  recht  malitiöse  Weise  genasführet 
und  confundirt.     Und  zwar  folgender  Massen. 

Mein  Freund,  Staatsrath  Professor  Grube  in  Breslau,  gab 
mir  im  Tausche  eins  der  beiden  Pärchen  eines  Oryctiden, 
welche  er  so  eben  aus  einer  Spiritusflasche  entnommen  hatte, 
in  welcher  die  Käferausbeute  war,  welche  von  Herrn  Schiller 
auf  einer  Reiae  in  Hinterindien  (Sylhet,  Assam)  gesammelt 
wurde.  Beide  Pärchen  waren  in  Grösse  und  Gestalt  durch- 
aus identisch ,  und  ich  übernahm  sehr  gerne  die  anscheinend 
leichte  Verpflichtung,  den  wissenschaftlichen  Namen  dieses 
ansehnlichen,  aller  Vermuthung  nach  gchon  beschriebenen 
Thieres  zu  beschaffen.  Als  ich  aber  heimgekehrt  war,  ver- 
misste  ich  zuerst  diese  Art  unter  den  von  mir  eingeordneten 
gänzlich  —  erst  später  gewann  ich  die  Ueberzeugung,  dass 
ein  Paar  kleinere  Stücke  ohne  Namen  ebenfalls  dazu  geliören. 
Jedenfalls  aber  war  kein  Name  dafür  e  collectione  zu  geben. 
Consultiren  wir  also  die  autores  doctissimos!  Da  bietet 
sich  natürlich  zuerst  unsers  right  honourable  Burmeister's 
Handbuch  Pars  V.  Darin  gerieth  ich  wegen  mehrfacher 
Charaktere  des  fraglichen  Thiers  bald  genug  auf  die  Gattung 
Trichogomphus.  Freilich  heisst  es  da  p.  219  in  den  Kenn- 
zeichen der  Gattung: 

Flügeldecken  mit  Nahtstreif  und  scharfkantigem  Rande, 
aber  ohne  Punktreihen, 
jedoch    diesen    einen  Punkt    abgerechnet    stimmte    die    vor- 
liegende Art  so  gut  mit  der  Beschreibung  des  Tr.  Martabani, 

25 


372 

(lass  ich  einen  gerade  im  Gange  befindlichen  Verkehr  mit 
dem  entomologisclien  Museum  der  Universität  Halle  benutzte, 
die  Herren  Prof.  Giebel  und  Dr.  Taschenberg  um  die  Gefäl- 
ligkeit zu  ersuchen,  mir  Momöglich  einen  Tr,  Martabani  zur 
Ansicht  mitzusenden.  Meiner  Bitte  wurde  freundlich  ent- 
sprochen und  mir  das  einzige  Pärchen  der  Sammlung,  ein 
vom  Prof.  Burmeister  selber  eingeordnetes,  zum  Vergleichen 
mitgetheilt 

Da  war  es  denn  zunächst  auffallend ,  dass  von  diesem 
Pärchen  das  Weibchen  mit  dem  Breslauer  Weibchen  durch- 
aus nicht  stimmte,  der  Mann  aber  vollkommen  mit  dem  Bres- 
lauer Mann.  Und  noch  auffallender  war  es,  dass  doch  die 
Burmeister'sche  Beschreibung  nur  nach  einem  Männchen 
(aus  Dupont's  Sammlung)  entMorfen  war,  wo  es  heisst: 
„Flügeldecken  glatt,  mit  einigen  Punkten  um  das  Schildchen," 
und  dass  nichtsdestoweniger  das  Hallesche  Männeben  ebenso 
deutliche  und  gar  nicht  zu  übersehende  Punktstreifen  hatte  als 
das  Breslauer. 

Da  nun  das  Hallesche  Weibchen  (aus  später  anzugeben- 
den Gründen)  mir  nicht  als  das  Weibchen  des  Halleschen 
Männchens  gilt,  so  konnte  es  mich  nicht  beruhigen,  dass  dies 
Hallesche  Weibchen  Avirklich  in  Betreft'  der  Punktirung  der 
Burmeister^schen  Beschieibung  des  Martabani  entspricht,  so- 
fern es  (abgesehen  von  der  normal  gebräuchlichen  Differenz 
bei  dem  Höckerchen  auf  dem  Kopfe  statt  des  männlichen 
Horns  und  bei  dem  Prothorax  ohne  die  männlichen  Protu- 
beranzen) wirklich  Flügeldecken  ohne  Punktstreifen  hat  und 
nur  mit  einer  um  das  Schildchen  sichtbaren  kleinen  Zahl 
von  Punkten  versehen   ist. 

Mithin  war  es  mir  nicht  zu  verdenken,  das?  ich  gern 
die  Originalbeschreibung  von  Guerin  in  dem  Opus  Belanger 
Voyage  Ind.  Orient.,*  Zoologie  vergleichen  wollte,  um  mich 
dort  wo  möglich  meiner  Zweifel  zu  entledigen.  Glücklicher- 
weise wurde  ich  des  Gucrin'schen  Werkchens  h,abhaft,  aber 
dadurch  meiner  Zweifel  nicht  ledig.  Im  Gegentheil,  die  Si- 
tuation wurde  womöglich  noch  unklarer,  denn  erstens  beschreibt 
Guerin  auch  nur  das  Männchen  und  zweitens  heisst  es  da 
(p.  485):  Les  eljtres  sont  oblongues,  lisses,  avec  une  strie 
ponctuee  assez  profonde  de  chaque  cote  de  la  suture,  et  denx 
especes  de  cotes  tr^s  plates,  peu  visibles,  marquees  chacune 
par  deux  series  de  points  enfonces  et  effaces  en  arriere  avant 
d'arriver  a  Textremit^  de  Telytre.  On  observe  en  outre  des 
points  peu  enfonces  ä,  la  base  de  ces  eljtres,  qui  sont  tout 
a  fait  lisses  aux  angles  humeraux,  aux  bords  lateraux  et  a 
Textremite, 

Also    Burmeister    beschreibt   ein    Männchen    aus  Duj)ont"s 


373 

Sammlung,  welches  wirklich  glatte  Deckschilde  hat,  ordnet 
aber  in  die  Hallesche  Sammlung  eins  ein,  welches  dem  blos- 
sen Auge  ziemlich  grobe  Punktstreifen  zeigt.  Gu6rin  nennt 
die  elytres  seines  typischen  Thieres  lisses,  giebt  aber  zu,  dass 
ausser  dem  Nahtstreifen  auf  jeder  Decke  mindestens  vier 
Punktstreifen  die  cotes  plates  (flachen  Rippen)  einfassen. 
Ich  habe  drei  Männchen  theils  vor  mir,  theils  in  frischer  Er- 
innerung, das  Hallesche  und  die  beiden  Bresiauer,  welche  alle 
drei  in  der  deutlichen  Punktstreifung  (und  zwar  nicht  mit  4 
oder  5,  sondern  mit  mindestens  10 — 12  Streifen  auf  jeder 
Decke)  übereinstimmen.  Schliesslich  finde  ich  in  meiner  Samm- 
lung ein  Paar  männliche  Oryctiden,  ein  Stück  mit  der  Be- 
zeichnung Assam,  das  andere  mit  Ind.  or.,  m- eiche  ziemlich 
unzweifelhaft  zu  derselben  Art  gehören  werden,  obwohl  sie 
durch  geringere  Grösse  und  schwächer  ausgebildete  Protube- 
ranzen  von  den  andern  Männchen  abweichen,  aber  nicht  mehr 
und  nicht  minder,  als  wir  das  in  hundert  Fälleu  bei  diesen 
Oryctiden,  bei  den  Lucaniden  u.  s.  w,  zu  sehen  gewohnt  sind. 
Und  bei  diesen  kleineren  Männchen  ist  ebenfalls  die  streifige 
Punktirung  der  Deckschilde  ganz  deutlich  vorhanden! 

Da  nun  diese  Punktstreifen  auf  allen  Exemplaren  darin 
mit  der  von  Guerin  angegebenen,  obwohl  an  Zahl  schwächeren 
übereinstimmen,  dass  sie  an  der  Basis  am  stärksten  sind  und 
sich  je  weiter  von  der  Sutur  um  so  mehr  verkürzen,  so  neige 
ich  zu  der  Annahme,  dass  der  Guerin'sche  Käfer  von  der 
am  westlichen  Rande  von  Malacca  liegenden  Küste  Martaban 
wirklich  derselbe  ist,  der  mir  in  so  vielen  männlichen  Exem- 
plaren vorliegt,  nur  dass  die  schwächere  Punktirung  seines 
Typus  vielleicht  individuell,  vielleicht  locale  Varietät  ist.  Alle 
übrigen  Angaben  über  die  Protuberanzen  des  Thorax,  über 
dessen  glatte  und  runzlig  nadelrissige  Stellen  harraoniren  voll- 
kommen, ebenso  die  angegebene  Behaarung. 

Ich  komme  jetzt  zu  den  Gründen ,  welehe  mich  be- 
stimmen, das  Hallesche  Weibchen  als  nicht  zu  Tr.  Marta- 
bani  gehörig  anzusehen. 

Ob  das  vom  Prof.  Burmeister  in  Paris  bei  Dupont  ge- 
sehene und  seiner  Beschreibung  im  Handbuch  zum  Grunde 
liegende  Männchen  ein  wirklicher  Tr.  Martabani  Gu6rin  ge- 
wesen, lasse  ich  dahingestellt.  Eher  glaube  ich,  eben  nach 
dieser  Beschreibung,  dass  das  Duponfsche  Männchen  zu  dem 
Weibchen  gehörte,  welches  jetzt  in  Halle  als  Martabani  steckt, 
aber  nicht  zu  dem  Halleschen  Männchen  gehört.  Die  beiden 
Weibchen,  welche  aus  Breslau  stammen,  und  welche  von 
demselben  Sammler  an  der  Gränze  von  Sylhet  mit  ihren  Männ- 
chen, wenn  auch  nicht  in  copula,  so  doch  zusammen  gefangen 
sind   --   ein  drittes    identisclies  Weibchen  besitzt  Herr  Schau- 


374 

fuss  in  Dresden  —  haben  nicht  bloes  diese  Habitat-Motivi- 
rung  für  sich;  sie  stiinnien  noch  in  andera  wichtigen  Punkten 
mit  den  Männchen  besser  als  das  Hallesche  Weibchen.  Erstens 
zeigen  sie  genau  dieselbe  Punktirung  in  demselben  Umfange 
auf  den  Decken  wie  die  Männchen.  Zweitens  haben  sie  auf 
der  Oberseite  genau  die  tiefschwarze  glänzende  Färbung  wie 
die  Männchen,  während  das  Hallesche  $  eine  mattere,  mehr 
nach  dem  braunen  ziehende  Farbe  hat.  Drittens  sind  die 
3  identischen  Weibchen  ebenso  convex  im  Ganzen  gebaut, 
wie  die  Männchen,  während  das  Hallesche  $  etwas  abgeflacht 
breite  Decken  hat,  deren  Fläche  nicht  so  wie  bei  den  andern 
eine  unmittelbare  Fortsetzung  der  Thoraxwölbung  bildet. 
Viertens  —  und  diesen  Grund  halte  ich  für  den  stärksten  —  auf 
den  Flügeldecken  sämmtlicher  Männchen  findet  sich  dicht  über 
dem  Sehulterbuckel  an  der  Basis  eine  narbig  grubige  Stelle, 
welclie  für  das  Auge  den  Eindruck  macht,  als  griffe  die 
charakteristische  grobe  Schraffirung  des  Hinterrandes  des 
Thorax  hier  hinüber:  dieselbe  narbig  grubige  Sculptur 
findet  sich  an  derselben  Stelle  und  in  demselben  Umfange 
bei  den  3  identischen  Weibchen,  aber  nicht  bei  dem  Halleschen. 
Summa  summarum  kam  ich  zu  folgender  Ansicht: 

a.  Der  Guerin'sche  Typus  von  Trichogomphus  Mar- 
tabani  kann  in  Betreff  der  schwachen  Punktirung 
der  Decken  schwerlich  als  normal  gelten,  und  die 
Diagnose  eljtris  substriatis  müsste  deshalb  lauten: 
elytris  plus  minusve  punctatostriatis. 

b.  In  der  vervollständigten  Beschreibung  müsste  noch 
besonders  auf  die  narbig  grubige  Stelle  über  dem 
Schulterbuckel  mehr  Accent  gelegt  werden;  die 
points  peu  enfonees  a  la  base  genügen  dazu  nicht. 

c.  Das  Weibchen  in  Halle  gehört  nicht  zu  Martabani, 
keinenfalls  zu  dem   dazu  gesteckten  Männehen. 

d.  In  den  Kennzeichen  der  Gattung  Trichogomphus 
Burm.  muss  der  Passus  „Flügeldecken  glatt*'  dahin 
ergänzt  werden  „oder  mit  Punktstreifen". 

Ich  bemerke  ferner  noch ,  dass  der  Ausdruck  in  Bur- 
meister's  Diagnose  zu  Tr.  Martabani:  thorace  subquadrato 
zwar  auf  die  3  grössten  Männchen,  die  2  Breslauer  und  das 
Hallesche,  vollkommen  passt,  zur  Noth  auch  noch  auf  ein 
etwas  kleineres  r^,  welches  Herr  Schaufuss  besitzt  und  auf 
das  grössere  meiner  beiden  kleineren.  Aber  mein  kleinstes 
Männchen  und  sämmtliche  3  Weibchen  haben  einen  nach  vorn 
verschmälerten,  also  rhombischen  Thorax  und  es  müsste  auch 
dieser  Punkt  von  einem  spätem  Bearbeiter  der  Gruppe  her- 
vorgehoben  werden. 

Ueberhaupt  wird  auf  das  Mehr    oder  Minder   von   Punk- 


375 

tirung  der  Decken  bei  dieser  ganzen  Gruppe  kein  entschei- 
dender Werth  gelegt  werden  dürfen,  wie  sicli  schon  ergab, 
als  mir  nach  und  nach  verschiedene  Exemplare  des  afrikani- 
schen Orsilochus  zu  Gesicht  kamen.  Ob  dies  bis  »um  völli- 
gen Verschwinden  der  Punktreihen  gehen  kann,  und  ob 
demnach  das  Dupont'sche  Exemplar  wirklich  ein  individuell 
abnormer  Martabani  gewesen,  lässt  sich  ohne  Ansicht  und 
Vergleich  nicht  entscheiden.  Davon  aber  bin  ich  fest  über- 
zeugt, dass  das  $  in  Halle  specifisch  verschieden  von  dem  $ 
in  Breslau,  dem  in  Dresden  und  dem  in  meiner  Sammlung  ist, 
welche  alle  drei  vollkommen  übereinstimmen. 

Die  genauen  und  detaillirten  Beschreibungen  des  männ- 
lichen Prothorax  stimmen  übrigens  sowohl  bei  Guerin,  als  bei 
Burmeister  so  vollkommen  mit  den  mir  zu  Gesicht  gekom- 
menen grösseren  Exemplaren  überein,  dass  es  eine  im  Interesse 
der  Darwin'schen  Lehre  nicht  unwichtige  Aufgabe  wäre,  durch 
besondere  Aufmerksamkeit  auf  diese  durch  ilire  Grösse  her- 
vorragende Species  der  Frage  näher  zu  treten,  ob  durch  locale 
Einflüsse  bei  den  hornigen  Tegumenten  der  Flügel  eine  so 
auffallende  Sculptur-Veränderung  von  glatt  bis  zu  tief  punctirt 
gestreift  stattfinden  kann,  während  die  Horndecke  des  Tho- 
rax dieselbe  auffallend  markirte  Sculptur  unverändert  beibe- 
hält.    Dies  diem  docebit! 


Fragmente   aus  meinen  entomologischen 
Tagebüchern 

von 
C  von  Ue^ilen. 

.  (Fortsetzung  aus  Jahrg.  26  p.  105  d.  Z.) 


91.     Herrn inia  Modestalis  Heyd. 

Palporum  articulus  ultimus  secundo  duplo  brevior  et  au- 
gustior;  alis  unicoloribus  cinereis,  subtilissime  obscure  squa- 
mulatis.  —  Expans.  alar.  13  —  14'". 

Es  gleicht  diese  Art  in  Gestalt  und  Grösse  ziemlich  der 
H.  Tentaculalis  L. ,  doch  sind  die  Flügel  etwas  schmäler;  die 
Fühler,  so  wie  ihre  Kämme  etwas  kürzer.  Auch  die  Palpen 
sind  kürzer,  zusammengedrückt,  dunkelgrau.  Das  zweite  Glied 
ist  besonders  unten  stark  gebartet;  das  letzte  hulb  so  lang, 
schmtil,  zugespitzt,  wenig  in  die  Höhe  gerichtet.     Flügel  ein- 


376 

farbig  aschgrau,  mit  sehr  kleinen  dunkleren  Schuppen  unter- 
mengt, die  bei  stärkerer  Vergrösserung  fast  Wellenlinien  bil- 
den. Der  Vorderrand  der  Vorderflügel  ist  durch  zahlreichere 
Schuppen  etwas  dunkler.  Vor  den  gleichfarbigen  Franzen 
zieht  eine  feine,  schwärzliche  Linie*).  Kopf,  Halsschild  und 
Hinterleib  sind  dunkelgrau;  die  Beine  heller. 

Bei  einem  Exemplare  sieht  man  bei  ^/^  der  Flügellänge 
die  schwache  Spur  einer  feinen  dunkleren  Querlinie. 

Anfangs  August  bei  Sti  Moritz  im  Engadin  5  Männchen 
gefangen.  (1851.) 

92.  Eudorea  Crataegella  Hüb.    (Zell.  Staint.  HS.) 
Raupe  gerundet,  fast  gleichbreit,  glänzend,  gelblichgrün, 

mit  grossen,  glänzenden,  ziemlich  flachen,  brauugrünen,  ein 
dunldes  Härchen  tragenden  Warzen  besetzt.  Kopf  so  breit 
als  die  folgenden  Segmente,  glänzend,  schwarzbraun,  mit  ziem- 
lich langen,  einzelnen  Haaren  besetzt.  Nackenschild  glänzend, 
schwarzbraun,  mit  undeutlicher,  hellerer  Mittellinie  und 
Vorder-  und  Seitenrand.     Vorderbeine  dunkel  gefleckt. 

Puppe  ziemlich  kurz,  glänzend,  glatt,  gelblich,  mit  langen 
anliegenden  Scheiden.  Letztes  Segment  abgerundet,  mit  einem 
kurzen,  stumpfen,  an  ber  Spitze  mit  einigen  Borsten  ver- 
sehenem Griffel. 

Ich  fand  die  Raupe  Anfangs  April  1858  bei  Jugenheim 
an  der  Bergstrasse,  im  Walde  unter  Baummoos,  wo  sie  in 
einem  röhrenförmigen  leichten  Gespinnste  lebte.  In  einem 
dünnen,  weissen  Gespinnste  wurde  sie  zur  Puppe,  die  sich 
Mitte  Juni  zur  Motte  entwickelte. 

(1858.) 

93.  Myelois  Cruentella  Dup.  von  HS. 

Ich  habe  diese  schöne  Crambide  kürzlich  von  dem 
Grafen  C.  Hoffmansegg  erhalten,  der  sie  auf  der  diesjährigen 
entomologischen  Excursion  in  Spanien,  mehrmals  in  Granada, 
gefangen  hat.  Es  ist  diese  Art  weder  von  Herrich-Schäffer 
in  seinem  grossen  Werke,  noch  von  Staudinger  und  Wocke 
im  Catalog  aufgeführt,  obgleich  solche  von  Duponchel  als 
Ilythia  Cruentella  (Suppl.  T.  4  p.  365  pl.  LXXIX  fig.  5) 
gut  beschrieben  und  abgebildet  ist.  —  Sie  ist  allerdings  mit 
M.  Rosella  Sc.  (Pudorella  Hb.)  verwandt,  aber  mit  dieser 
nicht  zu  verwechseln.  Sie  ist  gewöhnlich  grösser,  hat  längere 
Vorderflügel  mit  gelben  Franzen,  vor  denen  sich  keine  dunkle 
Linie  befindet.  In  dem  rothen  Mittelfelde  stehen  2  bis  3 
lange  hochrothe  Flecke.     Audi  die  dunkelgrauen  Hinterflügel 


"')  Die  Unterseite  hat  ziemlich  die  Farbe  der  oberen. 


377 

haben  gelbe  Franzen  und  auf  der  Unterseite  ist  der  Vorder- 
rand breit  roth.  Die  Fühler  sind  länger;  die  Schenkel  und 
Schienen  roth.  Duponchels  einziges  Exemplar  stammt  auch 
aus  Spanien. 

M.   Cruentella  HS.  ist  bekanntlich  M.  Crudella  Zell. 

(1865.) 

94.     Teras  Hippophaeana  Heyd. 

Alis  anterioribus  cinereis,  apice  obsolete  obscurioribus; 
squamulis  parcis,  elevatis,  parvis,  nigiicantibus;  alis  posterio- 
ribus  nigro-reticulatis,   —  Expans.  alar.  10 — 11 '". 

Es  sieht  diese  Art  grauen  Exemplaren  der  T.  Tristana 
Hb.  und  Sponsana  F.  ähnlich.  Die  Vorderflügel  sind  am  Vor- 
derrande kaum  etwas  ausgeschweift,  breit,  an  der  Spitze  kaum 
zugespitzt,  seidenartig  glänzend,  dunkelaschgrau,  sparsam  mit 
einzelnen  erhabenen,  kleinen,  schwarzen  Schuppen  besetzt. 
Das  bei  den  verwandten  Arten  vorkommende  grosse,  schief 
abgeschnittene  dunkle  Dreieck  am  Vorderrande  ist  sehr  ver- 
Toschen  und  zieht  nur  wenig  dunkler  bis  zum  Unterrande. 
An  seiner  inneren  Grenze  steht  eine  Reihe  kleiner,  schwarzer 
Schuppenpünktchen  und  ebenso  ein  grösseres  Pünktchen  bei 
y4  der  Flügellänge  etwas  vom  Hinterrand  entfernt.  Nach  der 
Spitze  zu  und  am  Hinterrand  sind  sehr  kleine  solche  Pünkt- 
chen wahrnehmbar.  Die  Franzen  sind  mit  den  Flügeln  von 
gleicher  Farbe,  haben  vor  ihrer  Basis  ebenfalls  eine  Reihe 
undeutlicher,  dunklerer  Pünktchen  und  auf  denselben  zuweilen 
eine  hellere  Theilungslinie.  Unterseite  einfarbig  heller.  Hin- 
terflügel breit,  heller  grau,  die  Nerven  und  eine  Linie  vor 
den  gleichfarbigen  Franzen  etwas  dunkler.  Sie  sind  auf  der 
Unterseite  fein  dunkel  gegittert,  was  auf  der  Oberseite  etwas 
durchscheint.  Kopf  mit  Fühlern  und  Palpen,  so  wie  das  Hals- 
schild dunkelgrau;  Hinterleib  und  Beine  etwas  heller.  Der 
Mann  hat  an  der  Spitze  des  Hinterleibes  einen  kurzen,  etwas 
aufgerichteten  gelblichgrauen  Haarbusch.  Beim  Weib  ist  das 
letzte  Segment  mehr  abgerundet. 

Bei  einer  Varietät  von  Ragatz  (var.  Ragatzana  Heyd.) 
nimmt  das  Flügeldreieck  den  ganzen  Spitzentheil  des  Flügels 
ein,  ist  mehr  schwärzlich,  mit  weniger  Unterbrechung  von 
einigen*  hellen  Fleckchen.  Das  Basalfeld  ist  weisslich,  mit 
grösseren  schwärzlichen  Flecken  an  der  Basis,  dem  Vorder- 
rande und  nach  unten  vor  dem  Hinterrande  des  Dreieckes. 

Raupe  gestreckt,  niedergedrückt,  fast  gleichbreit,  fett- 
glänzend, mit  etwas  mehr  glänzenderen,  flachen,  ein  helles 
Härchen  führenden  Wärzchen  besetzt,  weisslichgrau,  Seiten 
und  Bauch  heller.  Kopf  so  breit  als  das  Nackenschild,  herz- 
förmig, glänzend,   gelblich;    Mund  braun;    Augenpunkte   und 


378 

beiderseits  ein  Querstrich  am  Hinterhaupt  schwarz.  Beine 
gelblich. 

Puppe  ziemlich  gleichbreit,  dunkelbraun,  wenig  glänzend, 
vorn  stumpf-,  Flügelscheiden  von  halber  Körperlänge;  die 
Segmente  mit  kurzen  Dornreihen  5  letztes  Segment  hinten  mit 
einer  breiten,  beiderseits  gedornten  Lamelle. 

Die  Raupe  lebt  auf  Hippophae  rhamnoides  besonders  an 
den  Spitzen  der  Zweige,  zwischen  knaulförmig  zusammenge- 
sponnenen Blättern  und  verwandelt  sich  hier  auch  zur  Puppe. 

Ich  fand  die  Raupe  zuerst  1851  Mitte  August  bei  Ragatz 
und  entwickelte  sich  der  Wickler  Anfangs  September  bis  An- 
fangs October.  1861  fand  ich  sie  um  dieselbe  Zeit  bei  Neu- 
burg am  Rhein  in  Baden.  (1851.) 

95.     Penthina  Piostremana  Zell. 

Raupe  dick,  fast  gleichbreit,  etwas  niedergedrückt,  glän- 
zend, schmutzig  grünlich  (wie  der  innere  Stengel  der  Futter- 
pflanze), mit  flachen,  glänzenden,  ein  kurzes  Härchen  tragen- 
den Wärzchen  besetzt.  Kopf  wenig  schmäler  als  das  Halä^ 
Schild,  glänzend  schwarzbraun.  Halsschild  glänzend  schwarz- 
braun; der  Vorderrand  und  eine  schwache  Längslinie  grünlich. 
Vorderbeine  bräunlich.  Afterklappe  klein ,  glänzend ,  etwas 
dunkler  als  die  Grundfarbe.  Auf  die  Raupe  wurde  ich  durch 
den  nunmehr  verstorbenen  Herrn  J.  M.  Riese  im  Jahre  1825 
zuerst  aufmerksam  gemacht.  Sie  lebt  häufig  bei  Frankfurt 
im  August  in  den  Stengeln  nächst  der  Wurzel  des  Impatiens 
nolitangere,  wo  sie  sich  ein  enges  Gespinnst  macht  und  in 
Menge  ihren  braunen  Koth  absetzt. 

Anfang  Mai  entwickelt  sich  der  Wickler. 

In  derselben  Pflanze  fand  ich  eine  andere  Raupe,  von 
der  ich  nicht  weiss,  ob  sie  vielleicht  die  Jugend  der  vori- 
gen ist. 

Dieselbe  ist  schmal,  fast  gleichbreit,  niedergedrückt,  gelb- 
lichweiss,  schwach  glänzend,  mit  flachen,  glänzenden,  ein 
kurzes  Härchen  führenden  Wärzchen  besetzt.  Kopf  glänzend, 
glatt,  wenig  schmäler  als  das  Halsschild,  hellgelblich;  Mund 
und  Augenflecke  röthlichbraun.  Halsschild  von  der  Farbe  des 
Körpers,  aber  etwas  glänzender.  Das  letzte  Segment  etwas 
verschmälert.  Beine  mit  dem  Körper  gleichfarbig.  leh  fand 
sie  ebenfalls  im  August,  "wo  sie  in  der  Pflanze  ihren  Gang 
durch  die  Stengelknoten  bis  in  die  dünnen  Zweige  führt,  wo- 
hin sie  sich  bei  Gefahr  auch  gerne  flüchtet.  In  dem  Stengel 
ist  sie  ziemlich  flüchtig,  ausserhalb  desselben  weniger. 

(1825.) 

Ich  habe  die  Raupe  späterhin  in  allen  Gegenden,  wo 
Impatiens   wächst  und  namentlich   häuflg  auf  dem   Schwarz- 


379 

walde  getroffen.  Der  Wickler  ist  in  meinen  verschiedenen 
Varietäten  als  P.  Heydeniana  von  HS.  beschrieben  und  abge- 
bildet vi^orden. 

96.     Gelechia  Hippophaella  Scl>rank. 

Alis  anterioribus  cinereis,  squamulis  obscurioribus  mixti.«, 
maculis  tribus  obsolete -obscurioribus,  ciliis  basi  serie  puncto- 
rum  obscuriorum;  alis  posterioribus  pallidioribus.  —  Expans. 
alar.  9'". 

Mit  G.  Proximella  Hb.  verwandt,  aber  ausser  andern 
Kennzeichen  schon  durch  das  dickbehaarte  zweite  Palpenglied 
sehr  ausgezeichnet. 

Vorderflügel  lang,  schmal,  ziemlich  gleichbreit,  nach  der 
Spitze  zu  etwas  erweitert,  aschgrau,  mit  etwas  dunkleren 
Schuppen  untermischt,  mit  3  mehr  oder  weniger  deutlichen 
Fleckchen.  Das  erste,  zuweilen  etwas  in  die  Länge  gezogen, 
etwa  Yg  von  der  Flügelwurzel,  dem  Unterrand  genähert;  das 
zweite  steht  höher  nach  dem  Vorderrand  zu,  schief  über  dem 
ersten,  das  dritte  in  der  Flügelmitte,  Vg  von  der  Flügelspitze 
entfernt.  Zwischen  dem  zweiten  und  dritten  Fleckchen  findet 
sich  gewöhnlich  ein  sehr  verloschenes,  weissliches  Fleckchen 
und  ebenso  zuweilen  vor  der  Flügelspitze  eine  sehr  verlo- 
schene weissliche  Querbinde.  An  der  Basis  des  Vorderrandes 
steht  ein  schwarzes  Fleckchen  und  vor  den  langen,  mehr 
biäunlichgrauen ,  durch  eine  oder  zwei  dunklere  Linien  ge- 
theilten  Franzen  eine  Reihe  von  5  bis  6  schwarzen  Pünkt- 
chen. Unterseite  einfarbig  grau,  mehr  glänzend.  Hinterflügel 
breit,  zugespitzt,  hellgrau,  mehr  glänzend,  besonders  der  obere 
Rand  dunkler ;  die  Franzen  sehr  lang.  Unterseite  gleichfar- 
big. Kopf  und  Halsschild  aschgrau,  sehr  fein  dunkler  gefleckt 
und  gewellt.  Zweites  Glied  der  Palpen  besonders  unten  stark 
gebartet,  grau,  nach  der  Spitze  zu  dunkler;  drittes  Glied  etwa 
Von  der  Länge  des  zweiten,  pfriemenförmig,  etwas  aufwärts 
gebogen,  grau.  Fühler  ^/,,  der  Flügellänge,  dünn,  grau,  fein 
weisslich  geringelt,  die  Ringe  nach  der  Spitze  zu  etwas  brei- 
ler. Hinterleib  aschgrau,  etwas  dunkler  bandirt;  bei  dem  -t! 
mehr  zugespitzt.  Beine  lang  (beim  $  et\\  as  kürzer) ,  grau, 
die  Schienen  und  Fussglieder  etwas  heller  grau  geringelt. 

Ein  $  ist  um  die  Hälfte  kleiner  und  zeigt  auf  den  Vor- 
derflügeln kaum  die  Spur  von  dunkleren  Fleckchen. 

Die  Raupe  ist  spindelförmig,  glanzlos,  graugrün,  der  Länge 
nach  sehr  fein  dunkler  liniirt  und  mit  sehr  kleinen  schwarzen 
Pünktchen  besetzt.  Kopf  und  Vorderrand  des  Nackenschildes 
blassgelb,  glänzend.  Afterklappe  mit  einigen  längeren  Här- 
chen besetzt.     Nachschieber  nach  hinten  gestreckt. 


380 

In  einem  mit  Erdtheilchen  umgebenen  länglichen  Gespinnste 
wird  sie  zur  Puppe. 

Icli  fand  die  Raupe  bei  Ragatz  auf  Hippophae  rhamnoi- 
des  und  zwar  im  Jalir  1851  Mitte  August  und  1S62  Mitte 
September.  Die  Motte  entwickelte  sich  Mitte  September  und 
Anfang  bis  Mitte  Oktober.  (1851.) 

fi7.     Ypsolophus  Schmidiellus  Heyd.  (Koch.) 

Da  die  in  der  Isis  von  1848  p.  954  von  der  Raupe  ge- 
gebene Beschreibung  mit  der,  aus  welcher  ich  die  Motte 
mehrmals  erzogen  habe,  nicht  übereinstimmt,  so  folgt  hier  die 
Beschreibung  meiner  Raupe. 

Raupe  spindelförmig,  glanzlos,  mit  einzelnen  Härchen  be- 
setzt, gelblichgrau,  mit  3  schwarzbraunen  Rückenstreifen,  wo- 
von der  mittlere  der  schmälste;  auf  jedem  Segment  seitlich 
4  braune  Pünktchen.  Das  3.  und  4.  Segment  sammtartig, 
schwarz,  beiderseits  mit  einem  weissen  Pünktchen.  Kopf  klein, 
glänzend,  schwarz,  mit  gelblichem  Mund,  Halsschild  grau- 
braun, hinten  dunkler.  Vorderbeine  schwarz;  Bauchfüsse  nebst 
den  Nachschiebern  gelblich. 

Sie  lebt  den  ganzen  Juni  durch  um  Frankfurt,  zwischen 
'den  Blättern  des  Origanum  vulgare  und  der  Mentha  arvensis 
eingesponnen,  woselbst  auch  unter  wenigem  Gespinnste  die 
Verwandlung  geschieht.  Die  Motte  entwickelt  sich  Mitte  Juli. 
Die  Raupe  ist  sehr  flüchtig.  (1842.) 

Der  Name  Yp.  Schmidiellus  hat  als  der  älteste  (1848) 
zu  verbleiben.  Durhamellus  Staint.  ist  von  1849  und  Qua- 
drinellus  HS.  von  1853.  Letzterer  Name  ist  von  FR.  (frei- 
lich nur  in  lit.),  viel  älter. 

98.     Oecophora  Tragicella  Heyd. 

Alis  anterioribus  nigro-cinereis,  squamulis  albidis  mixtis, 
lineolis  duabus  angustis,  longitudinalibus,  abbreviatis,  obsolete- 
nigricantibus.     Expans.  alar.  10'". 

Mit  Oe.  Pseudospretella  Staint.,  die  ich  in  natura  nicht 
kenne,  verwandt.  Sie  ist  von  HS.  V  p.  181  fig.  627  als 
Gelechia  Pseudospretella  gegeben. 

Vorderflügel  breit,  etwas  seidenglänzend,  dunkelgrau,  mit 
helleren  Schuppen  untermischt,  die  besonders  nach  der  Flügel- 
spitze  zu  zahlreicher  werden.  Eine  schwache  schwärzliche 
Längslinie  zieht  in  der  Fiügelmitte,  von  der  Mitte  bis  gegen 
das  Flügelende;  etwas  vor  und  unter  der  Flügelmitte  eine 
kurze  schw^ache  Längslinie  und  eine  undeutlichere  an  der 
Flügelbasis,  nicht  weit  vom  Vorderrand  entfernt.  Vor  den  mit 
den  Flügeln  fast  gleichfarbigen,  auch  mit  dunkleren  Schuppen 
untermischten   Franzen,    eine  Reihe  undeutlicher,    dunklerer 


381 

Pünktchen,  die  sich  liier  und  da  zu  Linien  vereinigen.  Unter- 
seite einfarbig  grau.  Hinterflügel  breit,  etwas  zugespitzt, 
wenig  heller  als  die  Vorderflügel;  die  Adern  etwas  dunkler; 
die  ziemlich  langen  Franzen  gleichfarbig.  Die  Farbe  der 
Unterseite  etwas  heller  als  die  der  Vorderflügel. 

Kopf  mit  grösseren,  anliegeüden ,  hellgrauen  Schuppen, 
sparsam  mit  dunkleren  untermischt.  Palpen  lang  (etwa  wie 
bei  Oe.  Sulphurella),  aufwärts  gekrümmt,  schmal,  grau;  das 
letzte  Glied  an  der  Basis,  so  wie  die  pfriemenförmige  Spitze 
gelblichweiss.  Fühler  von  Yg  der  Flügellänge,  dünn,  dun- 
kelgrau, schwach  heller  geringelt.  Halsschild  dunkelgrau, 
vorn  mit  einer  schmalen,  dunkleren  Querbinde  und  etwas 
hellem  Schulterdecken.  Hinterleib  grau,  mit  grossen  gerun- 
deten Schuppen  belegt.  Letztes  Segment  gelblich,  mit  breiter, 
vorstehender  Legeröhre.  Beine  lang,  grau;  die  dunkleren 
Tarsen   schmal  hell  geringelt. 

Ich  fand  die  Motte  nur  in  einem  Exemplar  Ende  Juli 
an  einer  mit  Flechten  bewachsenen  Fichte  bei  St.  Moritz ,  in 
der  Nähe  der  Mineralquelle.     Ein  zweites  Exemplar  entkam. 

(1851.) 

99.  Stagmatophora  Pomposella  Zell.  * 
Die  Raupe  minirt  schon  Anfangs  Mai  in  etwas  gelblichen 

Räumen  in  den  Blättern  von  Gnaphalium  arenarium,  gleich- 
zeitig mit  Buc.  Gnaphaliella.  Diese  spinnt  sich  in  einem 
weissen  länglichen  Gespinnste  ausserhalb  ilires  Wohnortes  ein, 
in  welchem  sie  sich  verpuppt.  St.  Pomposella  verpuppt  sich 
in  der  Mine,  in  welcher  auch  die  Puppenhülse  zurückbleibt, 
während  bei  Gnaphaliella  die  Puppe  aus  dem  Gespinst 
hervortritt. 

Die  Entwickelung  zur  Motte  erfolgt  Ende  Juni  und 
Anfangs  Juli.  (1834.) 

Ich  habe  unter  meinen  Notizen  die  Beschreibung  der 
Raupe  nicht  mehr  finden  können. 

100.  Nepticula  Apicella  Staint. 

Raupe  glänzend,  grünlich  mit  dunkel  durchscheinendem 
Darm.  -Kopf  klein,  flach,  gelb,  dunkel  gefleckt.  Nackenschild 
mit  zwei  röthlichen,  nach  hinten  etwas  auseinander  gehenden, 
erweiterten  Längsstreifen,  die  auf  das  folgende  Segment  noch 
etwas  übergehen. 

Ich  fand  die  Raupe  Mitte  Oktober  in  der  Nähe  des 
Oberforsthauses  bei  Frankfurt  in  den  Blättern  von  Populus 
tremula  minirend.  Die  Mine  geht  als  länglicher,  braun- 
schwarzer Fleck  vom  Blattstiel  aus,  zwischen  dem  Blattrand 
und  der  ersten  Seitenader,  oder  zwischen  der  ersten  Seiten- 


382 

ader  und  der  Mittelrippe.  Sie  erweitert  sich  nach  vorn  und 
wird  zuweilen  bis  5'"  lang.  Oft  ist  auf  jeder  Seite  des 
Blattstiels  eine   Mine. 

Die  Motte  legt  ihr  Ei  an  das  Ende  des  Blattstiels,  in 
dem  das  Räupchen  bis  Ende  September  oder  Anfang  Oktober 
minirt,  worauf  es  in  das  Blatt  übergeht.  Der  Blattstiel  ist 
an  dieser  Stelle  seitlich  flach,  aber  *  etwas  verdickt  Der 
Cocon  ist   eiförmig,    oben   gewölbt,    etwas   glänzend,    braun. 

Die  Motte  entwickelte  sich  im  Zimmer  Ende  April. 

(1860.) 


Bericht  über  Felder's  Lepidoptera  der  Reise 

der  Fregatte  Novara 

von  C  Hopfler. 

Der  vollständige  Titel  des  Werks,  welches  ich  hier  be- 
sprechen will,  lautet:  Reise  der  Oesterreichischen  Fregatte 
Novara  um  die  Erde  in  den  Jahren  1857,  1858,  1859  unter 
den  Befehlen  des  Commodore  B.  von  Wüllerstorf-Urbair. 

Zoologischer  Theil.  Zweiter  Band.  Zweite  Abtheilung. 
Lepidoptera  von  Dr.  Cajetan  Felder  und  Rudolf  Felder. 
Herausgegeben  im  Allerhöchsten  Auftrage  unter  der  Leitung 
der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften.  Wien  1864. 
4*".  17  Bogen  Text  und  21  Kupfertafeln.  —  Erschienen  ist 
davon  bis  jetzt  das  erste  Heft  der  Lepidoptera  rhopalocera, 
enthaltend  die  Papilionidae  mit  Beiträgen  zu  den  Gattungen: 
Leptocircus,  Papilio  und  Parnassius. 

Die  beiden  Verfasser,  Vater  und  Sohn,  welche  sich  in 
allen  ihren  früheren  Publicationen  als  scharfsichtige  Syste- 
matiker und  ungewöhnlich  genaue  Beobachter  documentirt 
haben,  sind  auch  in  diesem  neuen,  mit  ausdauerndem  Fleisse, 
gediegener  Gründlichkeit  und  grosser  Liebe  zur  Sache  ge- 
arbeiteten Werke,  worin  die  Resultate  massenhafter,  genauer, 
oft  mühevollsr  Untersuchungen  niedergelegt  sind,  ihrem  Grund- 
satze, nur  Gediegenes  zu  liefern,  treu  geblieben.  Ein  Um- 
stand, der  ihnen  bei  ihrer  schwierigen  Arbeit  jedenfalls  sehr 
zu  statten  kam,  ist  der,  dass  sie  sich  oline  Mühe  und  Opfer 
aller  Art  zu  scheuen,  in  den  Besitz  eines  Materials,  besonders 
nach  Ausweis  dieses  ersten  Heftes,  in  Betreff  der  Gattung 
Papilio  mit  Einschluss  von  Ornithoptera  zu  setzen  gewusst 
haben,  wie  es  in  gleicher  Reichhaltigkeit  vielleicht  kaum 
noch  einmal  in  Privathänden  zu  finden  sein  möchte. 


383 

Die  Gattung  Papilio  in  ihrer  weiteren  neueren  Begrän- 
zung  mit  ihren  zahllosen,  theils  an  Umfang  ansehnlichen, 
theils  in  den  brillantesten  Farben  prangenden,  theils  durch 
die  abweichendsten  Formen  ausgezeichneten,  theils  durch  die 
gänzliche  Verschiedenheit  der  Geschlechter  \ieler  Species 
eine  besondere  Theilnahme  erregenden  Arten  ist  zu  allen 
Zeiten  Gegenstand  des  Interesses,  des  Begehrs  und  der  For- 
schung der  Lepidopterologen  gewesen  und  durch  zahlreiche 
Publicationen  hat  man  sich  von  allen  Seiten  bemüht,  den 
Bestand  der  Arten  durch  Beschreibung  neuer  zu  vermehren. 
Dennoch  ist  es  den  Verf.  gelungen,  den  Umfang  der  Gat- 
tung in  namhafter  Weise  zu  erweitern,  indem  sie  den  gewiss 
höchst  ansehnlichen  Beitrag  von  mehr  als  einem  halben  Hun- 
dert neuer  Arten  zu  unserer  Kenntniss  bringen. 

Einen  Theil  dieser  aufgestellten  Arten  betrachten  die 
Verf.  selbst  als  blosse  Abänderungen,  oder  durch  klimatische 
oder  lokale  Einflüsse  bedingte  Hacenverschiedenheiten  und 
bezeichnen  sie  mit  dem  Namen:  Lokalformen  oder  Lokal- 
racen.  Dass  sie  denselben  besondere  Namen  beigelegt  haben, 
wird  ihnen  sicherlich  von  mancher  Seite  verdacht  werden, 
doch  bei  dem  heutigen  Stande  unserer  Wissenschaft,  wo  der 
Begriff  der  Art  mehr  und  mehr  M^ankend  und  unsicher  zu 
werden  beginnt,  lässt  sich  nicht  leicht  etwas  Entscheidendes 
einwenden  gegen  dieses  Verfahren,  welches  jedenfalls  den 
grossen  Vortheil  mit  sich  führt,  dass  nur  in  alle  Details 
eingehende,  ausführliche  und  höchst  genaue,  namentlich  ver- 
gleiciiende  Beschreibungen  dem  Zweck,  die  Art  oder  Form 
kenntlich  zu  machen,  entsprechen  können.  Davon  sind  die 
Verf.  auch  durchdrungen  gewesen  und  ihre  Beschreibungen 
sind  in  jeder  Beziehung  musterhaft  zu  nennen.  Dieselben 
sind  in  lateinischer  Sprache  fliessend,  gewandt  und  leicht 
verständlich  gegeben  und  am  Schluss  jeder  Art  ein  Zusatz 
in  deutscher  Sprache  beigefügt,  der  die  Hauptcharactere  resü- 
mirt  und  die  nöthigen  Erläuterungen  zur  Unterscheidung  der 
Art  von  den  zunächst  stehenden,  oder  den  damit  leicht  zu 
verwechselnden  Verwandten,  über  Vaterland  und  Beschaffen- 
heit der  Lokalität  ihres  Vorkommens,  geographische  Ver- 
breitung und  bei  Lokalformen,  über  ihr  Verhalten  zur  Stamm- 
art liefert. 

Diagnosen  sind  zwar  nicht  gegeben,  dafür  aber  die  wich- 
tigsten Unterscheidungsmerkmale  im  Verlaufe  der  Beschrei- 
bungen durch  fettere  Schrift  hervorgehoben. 

Bei  Lokalformen  wird  häufig  auf  ein  Unterscheidungs- 
moment hingewiesen,  dem  ich  nicht  unbedingt,  wenigstens 
nicht  in  der  Ausdehnung,  den  grossen  Wertli  beimessen 
kann,   den  ihm  die  Verf.  vindiciren,  ich  meine  die   Betonung, 


384 

die  so  oft  auf  angebliche  Unterschiede  im  Flügelschnitt, 
namentlich  ihr  grösseres  oder  geringeres  Gestrecktsein  am 
Scheitel,  ihr  Vorgezogensein  am  Analwinkel  etc.  gelegt  wird. 
Bei  Arten,  die  häufig  sind,  oder  eine  grössere  Verbreitung 
haben,  oder  von  denen  man  lange  Reihen  von  Exemplaren 
zu  mustern  im  Stande  ist,  wird  man  ohne  Mühe,  auch  abge- 
sehen von  den  Formdifferenzen,  welche  durch  die  Geschlech- 
ter bedingt  werden,  die  mannigfaltigsten  Abweichungen  im 
Flügelschnitt,  selbst  bei  Individuen,  welche  einem  und  dem- 
selben Fundorte  entnommen  sind,  beobachten  können.  Wenn 
nun  solche  Formverschiedenheiten  sich  unter  den  Individuen 
mancher  Stammart,  z.  B.  bei  Anchisiades  Esper  und  anderen 
mit  Leichtigkeit  nachweisen  lassen,  so  scheint  es  mir  min- 
destens gewagt,  bei  der  Characteristik  ihrer  Lokalracen  Form- 
differenzen zu  Hülfe  nehmen  zu  wollen.  Mit  der  Flügel- 
form fällt  dann  auch,  als  Consequenz,  das  weitere  Merkmal, 
welches  öfter  hervorgehoben  wird,  dass  die  Mittelzelle  bei 
dieser  oder  jener  Form  breiter  oder  schmäler,  kürzer  oder 
länger,  als  bei  der  andern  sein  soll.  In  namhaften  Fällen, 
wo  ich  mit  der  positivesten  Gewissheit  annehmen  konnte, 
dass  ich  vollkommen  dieselbe  Art  oder  Form  vor  mir  hatte, 
welche  den  Verf.  vorlag,  ist  es  mir  trotz  aller  Bemühung^ 
nicht  gelungen,  die  von  iiinen  hervorgehobenen  Form-Nüancen 
aufzufinden.  Sollten  andere  erfahrene  Lepidopterologen 
glücklicher  sein  als  ich  und  in  der  gerügten  Angelegen- 
heit sich  auf  Seite  der  Verfasser  rangiren,  so  will  ich  mich 
gern  bescheiden  und  einräumen,  dass  mein  Auge  vielleicht 
nicht  die  Schärfe  oder  wenigstens  nicht  die  Uebung  besitzt, 
welche  sich  dieselben  bei  ihren  zahllosen,  mühseligen  Unter- 
suchungen anzueignen  gewusst  haben. 

Die  Reihenfolge,  in  der  die  Arten  in  dem  grossen  Genus 
Papilio  angeordnet  sind,  stützt  sich  auf: 

Species  Lepidopterorum  hucusque  descriptae  vel  ieonibus 
expressae  in  seriem  systematicam  digestae  a  C.  et  R.  Felder. 
Vindob.  1864.  (Aus  den  Schriften  der  zool.-botanischen  Ge- 
sellschaft in  "Wien  1864,  auch  als  Separat-Abdruck  ausge- 
geben), einem  gleichzeitig  von  den  Verf.  herausgegebenem 
Werke,  von  dem  das  erste  Heft  erschienen  ist,  welches  die- 
selben Genera,  wie  der  von  der  Novara- Reise  publicirte 
Theil,  behandelt  und  mit  derselben  Schritt  zu  halten  bestimmt 
zu  sein  scheint.  Dies  vortreffliche,  jedoch  höchst  mühevolle 
Unternehmen,  für  welches  wir  uns  den  Herren  Autoren  gegen- 
über zu  dem  wärmsten  Danke  verpflichtet  erachten ,  soll  die 
bis  zur  Stunde  durch  Diagnosen,  Beschreibungen  oder  Abbil- 
dungen bekannt  gemachten  Falterarten  in  eine  systematische 
Reihenfolge    bringen,    ihre    Synonjmie    auf    eine    gründliche 


385 

Weise  sichten  und  über  neue  oder  schwierige  und  verwickelte 
Arten  die  nöthigen  Erläuterungen  geben.  Wir  erlauben  uns 
daher,  die  Lepidopterologen  gleiclizeitig  auf  diese  wichtige 
Publication  der  Herrn  Verfasser  aufmerksam  /u  machen. 

Der  Reichthum  der  neuen  Arten,  welche  diese  erste  Ab- 
theilung der  Novara- Reise  zu  unserer  Kenntniss  bringt,  ist, 
\\  ie  scJion  oben  erwähnt,  ein  überraschender.  Es  werden 
darin  in  Allem  100  Arten  beschrieben,  von  denen  2  auf  Lep- 
tocircus,  96  auf  Papilio  und  2  auf  Parnassius  kommen  und 
(iO  Arten  abgebildet  werden.  Darunter  befinden  sich  55 
neue  Arten,  welche  hier  zuerst  beschrieben  werden,  —  7 
schon  beschriebene,  aber  verkannte,  oder  als  Varietäten  an- 
gesehene Arten,  welche  unter  neuen  Namen  als  Arten  oder 
Lokalformen  behandelt  werden,  —  10  ungenügend,  oder  früher 
nur  in  einem  Geschlechte  bekannte  Arten,  —  2(S  in  den  ver- 
schiedenen Jahrgängen  der  Wiener  entomol.  Monatsschrift 
durch  Diagnosen  zuerst  verüflentlichte  Arten,  von  denen  hier 
ausfülirliche  Beschreibungen  geliefert  werden.  Das  Werk  ist 
in  typographischer  und  iconographisclier  Hinsicht  ein  Pracht- 
werk, welches,  wenn  die  versprochene  Fortsetzung  nicht  ins 
Stocken  geräth,  m  egen  seiner  äusseren  Ausstattung  sowohl, 
als  auch  durch  den  Reichthum  seiner  Abbildungen  eine  der 
ersten  Stellen  unter  den  neueren  Publicationen  in  der  entomo- 
logischeu  Literatur  einzunelimen  berufen  scheint.  Die  bei- 
gegebenen 21  Tafeln  mit  Abbildungen  von  (iO  Arten  in  8G 
Bildern  sind  mit  grosser  Naturtreue  und  Sauberkeit  von  der 
Meisterhand  des  in  diesem  Fache  rühmlichst  bekannten  Carl 
Geyer  gezeiclmet  und  in  Kupfer  gestochen.  Die  Colorirung 
ist  mit  der  grossten  Sorgfalt  ausgeführt. 

Den  Umfang  des  Textes  und  der  Tafeln  dieser  Abthei- 
lung des  Reisewerkes  in  Betracht  gezogen,  wird  der  Preis 
von  12  Thalern  für  ein  Exemplar  mit  colorirten  Tafeln,  von 
etwas  mehr  als  der  Hälfte  für  ein  solches  mit  schwarzen, 
M  ohl  ein  ^.iemlich  massiger  genannt  werden  müssen. 

Wünschen  wir  also,  dass  die  Umstände  dieses  Unter- 
nehmen möglichst  begünstigen  und  fördern  mögen  und  dass 
den  Verf.  die  Kraft,  die  Beharrlichkeit  und  die  Müsse  bei 
ihrer  mühevollen  Arbeit  nicht  fehlen  möge,  um  dieselbe  auf 
dem  eingeschlagenen  Wege  glücklich  bis  zum  Ende  fortzu- 
führen, dann  werden  wir  mit  der  Zeit  in  den  Besitz  eines 
Reisewerkes  von  einem  Umfange  und  einem  inneren  Gehalle 
gelangen,  wie  es  wohl  kaum  eine  andere  Nation  aufzuweisen 
haben  möchte. 

Wir  geben  nun  in  dem  Naclifolgenden  eine  etwas  um- 
ständlichere Uebersicht  des  reiciien  Inhalts  des  Werkes. 

Die  Gattung  Leptocircus  Swains.  wird  mit  einer  neuen 


386 

Art  Ennius  (p.  2  t.  21  a.)  vermehi*!,  welche  grösser  als  alle 
übrige  Arten,  sich  von  ihnen  sogleich  dadurch  unterscheidet, 
dass  der  durchsichtige  Theil  des  Oberflügels  nur  aus  6  Glas- 
flecken besteht,    während  alle  übrigen  deren  7  und  8  haben. 

Ausserdem  wird  noch  der  in  der  "Wiener  entomol. 
Monatsschr.  VI  p.  284  von  den  Verf.  durch  Diagnose  be- 
kannt gemachte  Lept,  Decius  (p.  1  t.  21  b.)  von  den 
Philippinen  ausführlich  beschrieben  und  abgebildet. 

Die  Gattung  besteht  also  jetzt,  mit  Einschluss  von  Curius 
Fab.  und  Meges  Zinck  aus  4  Arten,  welche  sich  alle  auf 
den  ersten  Blick  sehr  ähnlish  sehen,  jedoch  durch  scharfe 
Unterschiede  getrennt  sind 

Gattung  Papilio  Latr. 

Mit  vollem  Rechte  vereinigen  damit  die  Verf.  die  durch 
nichts  zu  rechtfertigende  Boisduval'sche  Gattung  Ornithoptera, 
deren  Arten  in  Grösse  und  Pracht  zu  den  hervorragendsten 
unter  den  Tagfaltern  zählen  und  stellen  sie  als  erste  Gruppe 
an  die  Spitze  der  Gattung.  Diese  Ornithoptera-Gruppe  zer- 
fällt in  2  Hauptsectionen,  deren  Glieder  sich  dem  Auge  durch 
Analogieen  in  Zeichnung  und  Färbung  sogleich  zu  der  einen, 
oder  der  anderen  gehörig  ausv\'eisen.  Die  eine  variirt  das 
Bild  des  allbekannten  Linnei'schen  Priamus ,  die  andere  ver- 
einigt die  Verwandten  der  Linnei'schen  Helena  und  des 
Cramer'schen  Remus.  In  der  Priamus-Section  wird  eine 
neue  prachtvolle  Localform  bekannt  gemacht  und  2  früher 
in  der  Wiener  Monatsschrift  diagnosticirte  Formen  ausführlich 
beschrieben  und  durch  .-.chöne  Abbildungen  illustrirt,  nämlich: 

Lydius  (p.  9  t.  3  a.  b.)  Lokalform  des  Priamus  von 
Halmaheira.  Von  dem  sehr  nahe  stehenden  Croesus  W^all. 
unterscheidet  sich  das  ^  durch  feuerrothe,  schmälere  Vor- 
derrandbinde und  deutliche  schwarze  Fleckenreihe  der  Ober- 
seite der  Hinterflügel,  das  $  durch  fast  ganz  weiss  ausge- 
füllte Zellen  und  breite,  regelmässig  um  dieselben  gereihte 
Keilflecke  beider  Flügel.  • 

Ausserdem  werden  beschrieben  und  abgebildet: 

Arruanus  (Monatsschr.  III.  391  —  Novara  p.  3  t.  1 
a.  b.)  von  den  Arru-Inseln  und 

Pegasus  (Monatsschr.  IV.  264  —  Novara  p.  b.  t.  2  a.  b.) 
von  Neu-Guinea 

In  der  R  emus-Section  werden  3  neue  Formen  be- 
schrieben: 

Hephaestus  (p.  16}  von  Celebes,  dem  Pompeus  Gram, 
sehr  nahe  stehend  und  sich  im  (^  durch  oberseits  tief  schwarze 
Oberflügel,  schmälere  Franzenflecke  und  weiter  in  die  Zelle 
hineinragenden  Mittelfleck  der  Hinterflüge] ;  im  $  durch  dunk- 


387 

lere  Färbung,   schwach  heller  gesäumte   Adern   der   Vorder- 
flügel und  grösseren  Zellenfleck  der  Hinterflügel  auszeichnend. 

Pluto  -(p.  18)  unbekannten  Vaterlandes,  nach  einem 
einzelnen  $  beschrieben,  ste'ht  dem  Cramerschen  Minos  nahe, 
unterscheidet  sich  aber  durch  die  breiler,  oberseits  nur  un- 
deutlich gesäumten  Adern  der  Vorderflügel,  die  längeren 
Hinterflügel  und  ihre  von  der  Mittelzelle  weit  abstehenden 
schwarzen  Keilflecke. 

Gerbern s  (p.  19)  von  Nord-Indien,  dem  Pompeus  nahe- 
stehend, doch  hat  das  (^  ein  ausgedehnteres  goldgelbes  Mit- 
telfeld der  Hint.erflügel ,  das  $  einen  grösseren  Zellenfleck 
derselben  Flügel. 

Ferner  Averden  ausführliche  Beschreibungen  und  Abbil- 
dungen von: 

Criton  (Monatsschr.  IV.  225  — -  Novara  p.  12  t.  4  a. 
b.  c.)  von  Batjan  und  Halmaheira  und 

Magellanus  (Monatsschr.  VI.  28  —  Novara  p.  14  t.  5 
a.  b.)  von  den  Babuyanen-Inseln  und  Luzon. 

In  der  Sesostris-Gruppe  werden  4  neue  Arten  beschrie- 
ben und  abgebildet: 

Eteocles  (p.  23  t.  7  c.)  dem  Hierocles  Gray  nahe  ste- 
hend, der  graugrüne  Discalfleck  der  Oberflügel  aber  auf 
wenige  Atome  reducirt  und  auf  der  Unterseite,  welche  ganz 
schwarz  ist,  nicht,  Avie  bei  jenem,  durch  weisse  Flecke  re- 
präsentirt.  Die  rothe  Fleckenreihe  der  Unterflügel  ist  dem 
Saume  näher  gerückt.  Das  Vaterland  dieser  Art,  welches  die 
Verfasser  nicht  kennen,  ist  Surinam,  wie  sich  nach  2  männ- 
lichen Exemplaren    des   Museums    herausstellt.     -^   unbekannt. 

Idalion  (p.  22  t.  7  f.)  wahrscheinlich  aus  Brasilien, 
Nephalion  God.  zunächst  verwandt,  aber  durch  ganz  abwei- 
chende Stellung  und  Färbung  der  rotlien  Fleckenbinde  ge- 
sondert,    r^  unbekannt. 

Polyzelus  (p.  24  t.  6  a.)  aus  Mexico,  in  beiden  Ge- 
schlechtern beschrieben,  welche  sehr  wenig  von  einander  ab- 
weichen, steht  dem  Panares  Gray  nahe,  hat  aber  tiefer  ge- 
kerbte Hinterflügel  und  grössere  weisse  Franzenmöndchen 
aller  Flügel,  deren  vordere  sich  noch  dadurch  von  allen 
übrigen  Arten  dieser  Section  auszeichnen,  dass  sie  in  beiden 
Geschlechtern  fleckenlos  sind. 

Anacharsis  (p.  21)  t.  7  d.)  unbekannten  Vaterlandes, 
nach  einem  einzelnen  r^  des  kaiserliehen  Museums  beschrie- 
ben, welches  dem  Toxaris  Feld.  (Erithalion  J  Gray)  nahe 
kommt,  aber  der  graugrüne  Innenfleck  der  Vorderflügel  bil- 
det ein  gleichbreites  Viereck,  wälirond  er  bei  jener  Art  von 
dreieckiger  Gestalt  i-^t  und  mit  breiter  Basis  auf  dem  Innen- 
rand   aufsitzt.      Das    Berliner    Museum    besitzt    unter    seinen 

'^6 


388 

männlichen  Exemplaren  des  Nephalion  God.  (Proteus  Bd.) 
ein  Stück,  welches  die  ausserordentlichste  Uebereinstimmung 
mit  Anacharsis  zeigt,  jedoch  nicht  von  Proteus  getrennt 
werden  kann.  Ich  führe  dies  hier  nur  beiläufig  an,  um  auf 
die  Gefaiir  aufmerksam  zu  machen,  der  man  sich  aussetzt, 
wenn  man  in  so  schwierigen  Gruppen  wie  diese,  deren  Arten 
sich  so  äusserst  nahe  stehen,  neue  Arten  nach  einzelnen 
Exemplaren  unbekannten  Vaterlandes  und  ohne  hervorstehende 
Charactere  aufstellt. 

Childrenae  Gray  (Griff.  An.  Kingd.  t.  38  fig.  1  2  ,^) 
von  Bogota  wird  von  Sesostris  Gram.,  zu  der  er  gewöhnlich 
als  Varietät  gezogen  wird,  abgetrennt  und  das  dazu  gehörige 
Weibchen  genau  beschrieben  und  seine  unterschiede  von 
Sesostris  Gram.  $  (Tullus  Gram.)  hervorgehoben. 

Zu  derselben  Gruppe  gehören  auch  die  4  folgenden, 
früher  in  der  Wiener  Monatsschr.  diagnosticirten  Arten,  welche 
beschrieben  und  abgebildet  werden: 

Erithalion  Bdv.  (p.  25  t.  6  d.),  wozu  als  o  Pyrochles 
Doubl,  gehört;  das  ?  hatten  die  Verfasser  früher  (Wiener 
Monatsschr.  V.  73)  für  das  $  ihres  Alyattes  gehalten. 

Alyattes  Feld.  (,5^  Monatsschr.  V.  73  —  ö"?  Novara  p. 
26  t.  6  "e.  f.) 

Xenares  Feld.  (p.  28  t.  8  a.)  =  Erithalion  Kollar  Beitr. 
z.  Ins.-Fauna  von  Venez. 

Osyris  Feld.  (Monatsschr.  IV.  74  —  Novara  p.  30  t.  9 
b.  e.  d.) 

Ob  die  hier  unter  den  Verwandten  des  Lucasschen  Zeuxis 
und  Boisduvalschen  Erithalion  von  den  Verfassern  vorgenom- 
mene äusserst  scharfe  Trennung  der  Formen  stichhaltig  sein 
wird ,  oder  ob  nach  und  nach  bei  genauerer  Kenntniss  der- 
selben sich  die  haarscharfen  Charactere  mehr  und  mehr  ab- 
stumpfen und  Uebergänge  und  Verschmelzungen  zeigen  werden, 
mag  die  Zukunft  lehren.  Erithalion  ist  durch  die  breitere, 
dem  Aussenrande  nälier  gerückte  rothe  Binde  leiclit  kennt- 
lich, schwerer  ist  es,  die  Weiber  von  Xenares  Feld.,  Rhamases 
Feld.,  (Zeuxis  Gray  Cat.  t.  9  iig.  6  7),  Zeuxis  Lucas  und 
selbst  Osyris  Feld,  auseinander  zu  halten  und  man  wird  bei 
Untersuchungen  auf  diesem  Felde  sich  bald  in  der  Lage  be- 
finden, nicht  recht  zu  wissen,  wo  die  eine  Form  aufhört  und 
die  andere  anfängt.  W^enn  man  Reihen  vergleichen  kann, 
wie  sie  das  Berliner  Museum  von  einigen  dieser  Formen  be 
sitzt,  so  überzeugt  man  sich  leicht,  dass  —  in  Bezug  auf  den 
graugrünen  Discalfleck  der  Männchen  nebst  seinen  1  oder  2 
gelben  Makeln,  auf  die  Länge,  Breite  und  Gestalt  der  weissen 
(^uerbinde  im  Oberflügel  der  Weibchen,  die  aus  3,  4  und  5 
Flecken    von    der    verschiedensten   Form    bestehen    kann ,    auf 


389 

die  rothe  Queibinde  in  den  Unterflügeln  der  Weibchen,  deren 
einzelne  Flecke  in  Zahl  und  Forin  eben  so  verschieden  auf- 
treten und  bald  die  Mittelzelle  nur  berühren,  bald  in  dieselbe 
eindringen  und  endlich  auf  die  Gestalt  der  Flügel  und  ihre 
Nüancirung  in  der  Länge  und  Breite  —  nicht  leicht  2  ganz 
übereinstimmende  Exemplare  aufzufinden  sein  werden,  wenn 
gleich  alle  in  einer  und  derselben  Lokalität  und  Zeit  gesam- 
melt worden  sind. 

In  der  Aeneas-Section  werden  die  nachfolgenden 
neuen  Arten  beschrieben  und  abgebildet:  Pisander  (p.  31 
t.  8  flg.  $)  unbekannten  Vaterlandes,  mit  Lysander  Cram.  $ 
(Arbates  Cram.)  nahe  verwandt,  jedoch  durch  schmälere, 
gestrecktere  Flügel,  tiefer  gezähnten  Rand  und  einen  Fleck 
weniger  in  der  rothen  Binde  der  Hinterflügel  verschieden. 
(J  unbekannt. 

Anaximander  (p.  32  t.  8  b.  $)  ebenfalls  unbekannten 
Vaterlandes,  soll  sich  von  Arbates  Cram.  durch  spitzere  Vor- 
derflügel, kürzere  Hinterflügel  und  dem  Rande  etwas  näher 
gerückte  verblasste  Fleckenbinde  unterscheiden,  möchte  aber 
doch  von  Arbates  nicht  gut   zu  trennen   sein,     c^   unbekannt. 

Echion  (p.  34  t,  8  d.  (^)  unbekannten  Vaterlandes,  Lo- 
kalform des  Echelus  Hübn. ,  aber  kleiner,  die  Vorderflügel 
sichelförmiger,  die  Hinterflügel  seichter  gebuchtet,  der  vorra- 
gende Zahn  länger,  die  rothe  Binde  der  Zelle  näher  gerückt 
und  aus  längeren  Abschnitten  gebildet.     $  unbekannt. 

Polyphron  (p.  34  t.  8  c.  S)  von  Surinam,  mit  Eche- 
phron  Bates  äusserst  nahe  verwandt  und  nur  durch  stumpfer 
gezähnte  Hinterflügel  und  etwas  höher  hinaufragende  grüne 
Makel  der  Vorderflügel  unterschieden,  $  unbekannt. 

Alcamedes  (p.  36  t.  7  c.)  fraglich  von  Neu-Granada 
und  Aristomenes  (p.  38  t.  7  a.)  von  Mexico  sind  die  bei- 
den Geschlechter  einer  Art,  welche  den  Namen  Mjlotes 
Bates  bekommen  muss.  Die  im  Zusatz  bei  Alcamedes  von 
den  Verfassern  ausgesprochene  Vermuthung,  dass  diese  Art 
vielleicht  nicht  von  Neu-Granada,  sondern  von  Central-Amerika 
herrühren  möchte,  ist  vollkommen  begründet.  Von  den  Exem- 
plaren des  Berliner  Museums  stammt  ein  Pärchen  aus  Nicara- 
gua und  stimmt  vollkommen  mit  den  beiden  Felder'scheu 
angeblichen  Arten  überein;  ein  ferneres  Männchen  mit  der 
Bezeichnung:  „America  centralis,  Wagner^'  führt  einen  grös- 
seren Zellenfleck  der  Oberflügel  und  passt  genau  auf  Mylo- 
tes  Bates  (Trans,  ent.  Soc.  Lond.  New  Ter.  V.  346),  wozu 
ich  die  beiden  Felder'scheu  Arten  als  die  zusammengehörigen 
Geschlechter  ziehe.  Bates  Exemplare  und  die  unsrigen  wer- 
den sehr  wahrscheinlich  aus  einer  und  derselben  Quelle  stam- 
men, nämlich  von  dem  verstorbenen  Becker  in  Paris,  der  die 


390 

Art  an  viele  Sammlungen  abgegeben  hat.  Möglicher  Weise 
werden  Caleli  und  Tonila  Tryon  Reakirt  von  Guatemala  auch 
dazu  gehören,  worüber  ich  nicht  entscheiden  kann,  da  mir 
die  Proceedings  der  entom.  Gesellschaft  von  Piiiladelphia  nicht 
zur  Hand  sind. 

Zu  derselben  Section  gehören  noch : 

Phrynichus  Felder  (p.  33  t.  8  c.  c^)  die  Granadaform 
des  Lysander,  welche  Kollar  in  den  Beiträgen  zur  Fauna  von 
Venezuela  p.  2  als  Eurymas  God.  beschrieben  hat  und  wel- 
cher die  Verfasser,  da  sie  von  letzterem  abweicht,  den  obigen 
Namen  beigelegt  haben,   und 

Anaximenes   (Wiener   Monatsschr.    VI.   HS.   —   Novava 
p.  36  t.  7  b.  $)  vom  oberen  Rio  negro. 
Zur  Grass  US-Gruppe  gehören: 

Latinus  (p.  39  t.  10  b)  und  Lepidus  (p.  40  t.  7  a,), 
beide  von  Neu -Granada  und  Venezuela  und  früher  in  der 
Wiener  Monatsschrift  durch  Diagnosen  veröffentlicht. 

Neben  Evagoras  Westw,  werden  zwei  neue  Arten  be- 
schrieben und  abgebildet: 

Aristagoras  (p.  41  t.  9  e.  f.),  von  Neu-Granada,  von 
Evagoras  im  männlichen  Geschlecht  durch  breiteren,  immer 
dreieckigen  Innenrandfleck  der  Vorderflügel,  kürzere,  von  der 
Zelle  weiter  abstehende,  mehr  getrennte  rothe  Flecke  der 
Hinterflügel,  im  weiblichen  Geschlecht  durch  den  kleineren 
Zellenfleck  und  die  kürzeren,  um  einen  (den  obersten)  ver- 
minderten rothen  Bindenflecke  der  Hinterflügel   verschieden. 

Hephaestion  (p.  42  t.  6  b.)  von  Mexico,  hat  Aehnlich- 
keit  mit  Branchus  Doubl.,  untersclieldet  sich  aber  durch  sehr 
tief  gezähnte  Hinterflügel  und  durch  die  rothe  Fleckenbinde 
derselben,  welche  aus  7  weit  von  einander  getrennten  kür- 
zeren Flecken   besteht. 

Aus  der  Verwandtschaft  des  BoisduvaPschen  Phaon  wird 
«ine  neue  Art  unter  dem  Namen  Therodamas  (p.  45  t.  lÜc.) 
von  Bogota  bekannt  gemacht,  welche  der  erwähnten  Ait 
ausseist  nahe  steht  und  sich  nur  dadurch  unterscheidet,  dass 
die  Fleckenbinde  der  Oberflügel  vom  Rande  ab  mehr  nach 
innen  gerückt  ist,  während  sie  bei  Phaon  durch  Atome  mit 
den  Randmöndchen  communicirt. 
Hieher  gehören  auch: 

Hos  tili  US  (Wien.  Monatsschr.  V.  73  —  Novara  p.  43 
t.  9  a.)  von  Venezuela  und  Euryleon  Hewils.  von  Bogota, 
wozu  das  noch  unbekannte  Weibchen  (p.  44  t.  6  c.)  beschrie- 
ben und  abgebildet  wird. 

In  der  Ha rrisianus- Section  werden  zwei  neue  Formen: 
Athous  (p.  4())  und  Oedipus  (p.  47),  beide  aus  Südbrasi- 
lien,   beschrieben,  von  denen  ersterer    von  Ljsithous  Hübner, 


391 

letzterer  von  Lajus  Boisdv.  abgezweigt  ist.  Beide  weichen 
durch  grössere,  vom  Rande  entfernter  stehende  rothe  Blecke 
der  Hinterflügel  ab. 

Für  den  Surinamischen  Dolicaon  Cram.  tritt  in  Neu- 
Granada  eine  vicariirende  Form  auf,  welche  sich  durch  viel 
breitere,  bis  an  die  Mittelzelle  reichende  schwarze  Einfassung 
der  Hinterflügel  auszeichnet  und  welcher  der  Name  Deileon 
(p.  48)  beigelegt  wird. 

Die  Artrechte  von  Servillei  God.  und  Hippodamus 
Doubl.-Hew.  (Columbus  Koll.)  werden  gegen  Doubleday  auf- 
recht erhalten  und  von  ersterem  (p.  49)  eine  genaue  Beschrei- 
bung geliefert. 

Aus  der  Pro  tesilaus-Gruppe  werden  zwei  neue  Formen 
zu  unserer  Kenntniss  gebracht:  Archesilaus  (p.  51 1.  IIa.  b.) 
von  Bogota,  von  dem  äusserst  nahe  stehenden  Protesilaus 
durch  bedeutende  Grösse,  längere  Schwänze,  tiefere  Ausbuch- 
tungen mit  spitz  vorstehendem  dritten  Zahn  der  Hinterflügel, 
breiteren  schwarzen  Aussensaum  aller  Flügel  und  weiter 
von  einander  abstehende,  nach  oben  parallele  schwarze  Strei- 
fen der  Unterseite  der  Hinterflügel  unterschieden,  und 

Penthesilaus  (p.  52  t.  11  c).  Die  mexicanische  Form 
des  vorstehenden,  von  welchem  sie  sich  durch  geringere  Grösse, 
viel  breitere  glasige  Endbinde  der  Vorderflügel,  tiefere  Aus- 
schnitte, viel  spitzere  Zähne  und  unterseits  durch  nach  oben 
divergirende  schwarze  Streifen  der  Hinterflügel,  so  wie  durch 
dünnen  schwarzen  Streif  auf  dem  Rücken  des  Hinterleibes 
auszeichnet. 

In  der  Section  Aristeus  Cram.  werden  drei  neue  Arten 
beschrieben: 

Timocrates  (p.  55)  von  Halmaheira,  kleiner  als  Ari- 
steus, mit  schmäleren  Flügeln  und  schmälerem  braunen  Saum 
d6r  Hinterflügel. 

Pherecrates  (p.  56)  von  Neu -Guinea,  mit  Parmatus 
Gray  zunächst  verwandt,  aber  durch  viel  längere  Schwänze, 
breiteren  Aussensaum  aller  Flügel  und  viel  breitere,  daher 
weit  weniger  von  einander  abstehende  Querbinden  der  Unter- 
seite der  Hinterflügel  abweichend. 

Hermoerates  (p.  57  t.  12  e.)  von  Luzon,  mit  Rhesus 
Boisd.  verwandt,  aber  durch  grössere  Zahl  (5)  der  schwarzen 
Querbinden  im  Oberflügel,  welcher  weit  weniger  sichelförmig 
gestaltet  ist  und  viel  kürzere  Schwänze  der  Hinterflügel  ver- 
schieden. 

Hieher  gehört  ferner: 

Euphrates  (Wien.  Monatsschr.  VI.  74  Diagn.  —  Novara 
p.  54  t.  11  d.)  Die  philippinische  Form  des  Cramer'schep; 
Antiphates. 


3i92 

In  der  Ajax-Gruppe  wird  Anaxilaus  (p.  59)  beschrie- 
ben, welcher  für  den  venezuelischen  Arcesilaus  Luc.  in  Neu- 
Granada  vicariirt  und  neben  Ajax  eine  sehr  nahe  stehende 
Form  aus  den  Südstaaten  der  amerikanischen  Union  unter 
dem  Namen  Telamonides  (p.  60)  aufgestellt.  Der  erstere 
soll  sich  von  Arcesilaus  durch  schmälere,  gestrecktere  Flügel, 
spitzeren  Costalwinkel,  schmälere  Discoidalzelle  der  Hinter- 
flügel und  mehr  geraden  und  nicht  in  Flecken  getheilten  Rand- 
streif der  Vorderflügel  —  der  letztere  durch  schmälere  Flü- 
gel, um  ein  Viertel  längere  Schwänze,  breitere,  schrägere 
Binden  der  Vorderflügel,  kürzere  und  breitere  Binde  des  Schei- 
telsaumes der  Hinterflügel  und  kleineren,  mehr  ausgeschnit- 
tenen, oberseits  nicht  weiss  gerandeten  rothen  Analwinkelfleck 
unterscheiden. 

Nach  meiner  Ueberzeugung  werden  sich  Verbindungs- 
glieder flnden  lassen,  welche  diesen  Telamonides  mit  der 
Linne'schen  Stammart  wieder  vereinigen,  M^as  mir  um  so 
wahrscheinlicher  ist,  als  ich  nicht  vollkommen  sicher  bin,  zu 
welcher  von  den  beiden  Formen  ich  unsere  Exemplare  rech- 
nen soll. 

In  der  Sarpedon- Gruppe  machen  die  Verfasser  5  neue 
Arten  bekannt: 

Teredon  (p.  61).  Die  ceylonische  Form  des  Sarpedon, 
von  dem  sie  durch  tiefer  ausgebuchtete  Hinterflügel,  nament- 
lich den  schwanzartig  verlängerten  Zahn  des  dritten  Median- 
astes und  schmälere,  wassergrüne  Binde  der  Oberflügel,  deren 
einzelne  Flecke  durch  die  Adern  schärfer  gesondert  sind,  ab- 
weicht. 

Milon  (p.  62)  von  Celebes  (unsere  Exemplare  stammen 
von  De  Haan  und  sind  von  Japan),  entfernt  sich  von  Sarpe- 
don durch  bedeutendere  Grösse,  schmale,  deutlich  in  Flecken 
getheilte  Vorderflügelbinde,  stärker  gebrochene,  mondförmige, 
auch  unterseits  sehr  deutliche  Randmakeln  der  Hinterflügel 
und  deutlicheren  Hinterrandstreif  auf  der  Unterseite  der  Vor- 
derflügel. 

Telephus  (p.  64),  die  ceylonische  Form  des  Eurypylus, 
von  Espers  Jason  durch  weit  gestrecktere  Flügel  und  durch 
das  nur  unterhalb  der  Subcostalis,  nicht  auch  am  Costalrande 
mit  der  Binde  zusammenfliessende  Wurzelfleckchen  auf  der 
Unterseite  der  Hinterflügel  verschieden. 

Gordion  (p.  66)  von  Luzon,  die  philippinische  Form  des 
Eurypylus,  von  dem  sie  durch  geringere  Grösse,  grössere 
Randflecken,  das  breitere,  aussen  gerade  abgeschnittene  Wur- 
zelfleckchen und  die  breitere,  von  der  Costa  bis  zur  Sub- 
costalis viel  schiefere  Binde  der  Hinterflügel  abweicht. 

Pamphylus  (p.  67)  von  Celebes,  von  Eurypylus  durch 


393 

am  Scheitel  mehr  vorgestreckte  Vorderflügel  und  schmälere, 
auf  den  Hinterfliigeln  .stärker  gebogene  Binde  unterschieden. 

Aus  derselben  Gruj)pe  wird  noch: 

Lycaon  Westw.  (Arcana  ent,  p.  15)  als  neuholländische 
Form  des  Eurypylus  genau  beschrieben. 

Neben  Agamemnon  wird  Plisthenes  (p.  70)  von  Am- 
boina  aufgeführt,  der  sich  von  der  Stammart  durch  breiten, 
abgestumpften  Zahn  des  dritten  MecManastes,  mehr  gerundete, 
minder  dicht  stehende  Flecke  der  Vordertlügel  und  vom  Aussen- 
rande  entferntere,  auch  unterseits  deutliche  Saummakeln  aus- 
zeichnet. 

Neben  Arycles  Boisd.  wird  Rama  (Wien.  Monatsschr. 
IV.  394  Diagn.  —  Novara  p.  71  t.  12  c.)  von  Malacca  und 
neben  Codrus  Cram.  wird  Melanthus  (Wien.  Monatsschr. 
VI.  283  Diagnose  —  Novara  p.  72  t.  12  d.)  von  Luzon  be- 
schrieben und  abgebildet.  Letztere  Art  kommt  auch  voll- 
kommen identisch  in  Neu-Guinea  vor,  wiegeln  von  De  Haan 
erhaltenes  Exemplar  unserer  Sammlung  beweist,  und  muss 
somit  der  für  Codrus  Var.  De  Haan  Verh.  etc.  III.  p.  33  von  Fel- 
der errichtete  Medon  (Spec.  Lep.  hucusque  descr.  p.  18  No. 
238)  eingezogen  werden. 

Neben  Macleayanus  Leach  wird  der  in  den  Verh.  d. 
zool.  bot.  Ges.  zu  Wien  p.  XII.  489  durch  Diagnose  bekannt 
gemachte  Scottianus  (p.  73)  von  Australien,  der  leicht  mit 
dem  ersteren  verwechselt  werden  kann  und  in  den  Samm- 
lungen, damit  confundirt  ist,  genau  beschrieben. 

In  der  Thoas-Gruppe  ist  neben  dem  peruanischen  Paeon, 
als  seine  Stelle  in  Venezuela  und  Neu- Grauada  vertretend, 
Thrason  (p.  74)  aufgestellt,  welcher  sich  von  der  Stammart 
durch  bedeutend  schmälere  Monde  in  den  Randausschnitten 
der  Hinterflügel,  von  denen  der  letzte  bis  an  das  Schwanz- 
ende herabläuft,  unterscheidet. 

In  der  Lycophron-Seclion  werden  die  beiden,  von  Gray 
im  Catalog  (p.  38  No.  192)  als  die  zusammen  gehörigen  Ge- 
schlechter vereinigten  Boisduvarschen  Arten:  Lycophron 
und  Pirithous  wiederum  gesondert  und  zu  Lycophron  Hu!>. 
Bdv.,  welcher  die  brasilianische  Form  bildet,  das  Weibchen 
(p.  76)  beschrieben,  während  die  westindische  Form  Pirithous 
von  Boisduval  im  weiblichen  Geschlechte  beschrieben,  von 
Ramon  de  la  Sagra  im  männlichen  abgebildet,  die  zweite  Art 
darstellt.  —  Als  Stellvertreter  Lycophrons  in  den  Anden  Neu- 
Granada's  wird  Theophron  (p.  76)  aufgestellt,  der  sich  von 
der  Stammart  nur  durch  schmälere  gelbe  Binde  und  deut- 
lichere gelbe  Aussenrandpunkte  der  Oberflügel  und  viel  klei- 
nere Randmonde  der  Hinterflügel  auszeichnet. 

Aus  der  Verwandtschaft  des  Anchisiades  Esp.  werden 


394 

Theramenes  (Wien.  Monatssehr.  V.  74  Diagn.  —  Nov.  p,  78) 
von  Neü-Granada  und  Venezuela  und  Pandion  (p.  79)  von 
Mexico,  als  columbische  und  mexicanisclie  Form  des  brasilisch- 
surinamischen  Anchisiades  bekannt  gemaclit  und  liauptsächlieh 
durch  FormdifFerenzen  chaiaclerisirt,  die  mir  jedoch  Schwan- 
kungen unterworfen  zu  sein  scheinen,  wie  eine  Reihe  von  14 
Exemplaren  unserer  Sammlung  aus  den  3  oben  angefüiirten 
Lokalitäten  bezeugt. 

Zu  Zagreus  Doubl.,  welcher  wegen  seiner  eigen thüm- 
lichen  Heliconier-Form  bisher  allein  eine  eigene  Section  bil- 
dete, werden  zwei  nahe  verwandte  Arten  von  Bogota:  Ba- 
chus  (p.  80  t.  14  a.  b.)  und  Ascolius  (p.  82)  hinzugefügt, 
von  denen  die  erste  sich  durch  ganz  scliwarze  Behaarung  auf 
der  Oberseite  der  Hinterflügel,  auf  denen  nur  die  Adern  und 
zwei  Fleckenreihen  \  or  dem  Aussensaume  gelb  gefärbt  sind 
und  durch  das  gänzliche  Erlöschen  der  Fleckenbinde  im  Schei- 
tel der  Oberflügel  von  Zagreus  unterscheidet,  —  die  zweite 
schon  von  Gray  im  Catalog  (j).  8  No.  30)  als  Zagreus  Var. 
von  Quito  kurz  characterisirt  wurde. 

Die  Gruppe,  welcher  Coristheus  Bsd.  und  Cleotas 
Gray  zugehören,  ist  von  den  Verf.  mit  einer  ganzen  Reihe 
neuer  Arten  bereichert  worden: 

Ctesias  (p.  86  t.  14  c.  d.)  vicariirt  in  Neu-Granada  für 
den  peruanischen  Bitias  God.  und  unterscheidet  sich  von  dem- 
selben durch  sehr  reducirte,  d.  h.  verschmälerte  Discalbinde 
der  Oberflügel  und  durch  verschmälerte  Mittelbinde  der 'Unter- 
seite der  Hinterflügel,  deren  dunkelrothe,  immer  weiss  ge- 
säumte Flecke  dreieckig,  rundlich,  mondförmig,  oval  und  vier- 
eckig, also  verschieden  gestaltet  sind,  während  dieselben  bei 
Bitias  bedeutend  grösser  und  alle  mehr  oder  weniger  viereckig, 
auch  der  erste  und  letzte  jederzeit  gelb  gefärbt  sind. 

Clearchus  (p.  88)  von  Bogota,  mit  Phaeton  Luc. 
nahe  verwandt,  weicht  er  durch  weit  weniger  gebogene 
Fleckenbinde  der  Oberflügel,  welche  genau  mit  der  Hinter- 
flügelbinde correspondirt,  durch  oberseits  veilosehenen  Zellen- 
fleck derselben  Flügel  und  durch  in  Flecken  getrennte  Hinter- 
flügelbinde ab. 

Philocleon  (p.  89)  von  Venezuela,  dem  Clearchus 
sehr  nahe  stehend,  diflferirt  von  demselben  durch  breitere,  nicht 
zusammenstehende  F'leckenbinden  der  Flügel  und  durch  dem 
Rande  näher  gerückte  Mond  flecken  der  Hinter  flügel. 

Helleri  (p.  91  t.  13  c.  d.)  die  mexicanische  Form  des 
Victorinus  Dbl.,  kleiner  als  dieser,  die  Vorderflügel  weniger 
sichelförmig,  die  Mittelflecken  der  Oberseite  der  Hinterflügel 
mehr  genähert  und  zwischen  ihnen  und  den  deutlich  halb- 
mondförmigen Randflecken  eine  Reihe  graugelber  Atomenflecke. 


395 

Ausserdem  gehören  zu  derselben  Gruppe  noch  die  in  der 
Wiener  entomologischen  Monatsschr.  früher  diagnosticirten, 
hier  ausführlich  bescliriebencn  3  Arten: 

Coroebus  (Mtsschr.  V.  75  —  Novara  p.  84  t.  13  a.  b.) 
von  Venezuela,  Eurotas  (Monatsschr,  VI,  66  —  Növara  p,  85) 
vom  oberen  Rio-Negro  und  Lycortas  (Monatsschr.  V.  75 
—   Novara  p,  90)  von  Venezuela. 

In  der  Turnus-Gruppe  wird  neben  dem  californischen 
Eurymedon  Bsd,  aus  demselben  Lande  eine  neue  Art  unter 
dem  Namen  Albanus  (p.  93)  bekannt  gemacht,  welche  von 
Eurymedon  durch  gestrecktere  Flügel,  längere  und  bedeutend 
schmälere  Schwänze,  breitere  Binden  und  dem  Rande  näher 
gerückte  Marginalflecke  der  Hinterflügel  abweicht. 

Neben  Nireus  Lin.  stellen  die  Verfasser  eine  neue  Lo- 
kalform Pseudonireus  (p.  94)  aus  Central- Afrika  auf,  welche 
•kleiner  ist  als  die  Stammart,  tiefer  gezähnte  Hinterflügel, 
beiderseits  deutlich  gefleckten  Aussenrand  der  Vorderflügel 
und  viel  schmälere,  mehr  geschwungene,  von  der  Zelle  ab- 
stehende Hinterflügelbinde  hat. 

Neben  Merope  Gram,  wird  die  von  Boisduval  in  seinen 
Species  general  p.  522  und  in  der  Faune  d.  Madagascar  p. 
12  als  Varietät  von  Merope  Gram.  (Brutus  Fab,  Bsd.)  aufge- 
führte madagassische  Form  unter  dem  Namen  Meriones 
(p.  95.)   beschrieben. 

Eine  ausgezeichnete  neue  Art,  welche  Uebereinstimmung 
sowohl  mit  den  Faltern  aus  der  asiatischen  Dissimilis-Gruppe, 
als  mit  denen  der  afrikanischen  Gynorta-Section  zeigt,  nach 
Untersuchung  der  Verfasser  jedoch  eine  eigene  Section  bilden 
muss,  wird  unter  dem  Namen  Vollenhovii  (p.  97  t.  10  f.) 
beschrieben  und  abgebildet.  Das  Vaterland  dieser  interes- 
santen Art.,  welche  uns  durch  De  Haan  mitgetheilt  wurde,  ist 
Timor. 

Neben  Demolion  wird  eine  neue,  ausgezeichnete  Art 
unter  dem  Namen  Gigon  (p.  98  t,  12  a,  b.)  von  Gelebes 
beschrieben  und  abgebildet,  welche  auf  der  Unterseite  dem 
Demolion  gleicht,  oberwärts  aber  sich  durch  die  anders  ge- 
formte und  anders  placirte  gemeinschaftliche  weissgelbe  Mit- 
telbinde unterscheidet,  die  im  Oberflügel  aus  vollständig  ge- 
trennten Flecken  besteht,  etwas  gekrümmt  und  der  Mediana 
sehr  genähert,  ein  ünterflügel  aber  weit  nach  der  Basis  zu- 
zückgedrängt  ist,  so  dass  ihr  äusserer  Rand  nicht  den  Ur- 
sprung des  ersten  Subcostal-  und  des  ersten  Medianastes 
überschreitet. 

In  der  P am mon- Gruppe  wird  als  Weibchen  zu  Lede- 
bouria  Esch,  ("p.  99)  eine  Form  bekannt  gemacht,  welche 
mit  Alphenor  Gram,  in  der  Färbung    und  Zeichnung  überein- 


396 

stimmt  und  also  in  der  Mitte  der  Hinterflügel  den  sechstliei- 
ligen  weissen  Fleck  zeigt,  der  auch  wohl  reducirt  vorkommt 
und  selbst  ganz  versch\^inden  kann,  sich  aber  von  Alphenor 
durch  deutlich" spateiförmige  Schwänze  unterscheidet. 

Das  Berliner  Museum  besitzt  eine  zweite  Form  des  Weib- 
chens von  Ledebouria,  von  Manila,  welche  vollkommen  wie 
das  Männchen  gefärbt  und  gezeichnet  und  schwanzlos  ist  und 
von  demselben  nur  in  folgenden  Punkten  abweicht :  es  ist 
grösser;  die  schwarzen  Oberflügel  haben  grössere  knopfför- 
mige  Aussenrandflecke  der  Oberflügel,  deren  zwei  unterste 
nicht  weiss,  sondern  gelb  gefärbt  sind;  die  schwarzen  Unter- 
flügel haben  dieselbe  gelblichweisse  Fleckenbinde  wie  das 
Männchen,  nur  sind  der  oberste  und  unterste  Fleck  einge- 
schränkt: der  erstere,  um  für  den  obersten  der  6  gelbweissen 
Halbmonde,  welche  vor  dem  Aussenrande  stehen  und  dem 
Männchen  jederzeit  fehlen,  Platz  zu  lassen,  —  der  letztere,. 
um  dem  ziemlich  grossen  schwarzen  Auge  im  Analwinkel, 
welches  oberwärts  mit  einem  ziegelrothen  Halbmonde,  unter- 
\\  ärts  mit  einem  weissgelben  Dreieck  eingefasst  ist,  Raum  zu 
schaffen;  die  weissen  Randmonde  in  den  Ausschnitten  sind 
breiter  und  deutlicher;  die  Unterseite  stimmt  mit  der  oberen 
überein,  nur  sind  die  weissen  Möndchen  vor  und  im  Aussen- 
rande grösser.  —  Das  eben  beschriebene  Exemplar  gleicht 
fast  vollkommen  dem  Bilde  des  Männchens  des  sogleich  zu 
erwähnenden  Felder'schen  Nicanor  (t.  10  c),  ist  aber  zwei- 
fellos \^eiblichen  Geschlechts. 

Ferner  wird  zu  Alphenor  Crara.  das  bisher  unbekannte 
Männchen  (p.  101)  von  Amboina  beschrieben  und  der  von 
Boisduval  (Spec.  gen.  p.  275)  als  Mann  zu  Cramer's  Alphenor 
gezogene  Falter  zur  besonderen  Art  unter  dem  Namen  Ni- 
canor  (p.  102  t.  10  c.  d.)  von  Batjan  erhoben  und  nach  bei- 
den Geschlechtern  beschrieben  und  abgebildet. 

Hieher  gehören  auch  Hipponous  (Wiener  Monatsschr. 
VI.  283  —  Nov.  p.  104  t.  16  b.),  Hystaspes  (Wien.  Monats- 
schrift VI.  283  —  Nov.  p.  105  t.  15  c.)  und  Araspes  (Wien. 
Monatsschr.  III.  321  —  Nov.  p.  108  t.  15  a.),  alle  drei  von 
Luzon,  von  denen. in  der  Wiener  Monatsschrift  a.  a.  0.  Diag- 
nosen gegeben  M^orden  waren  und  welche  hier  beschrieben 
und  abgebildet  werden. 

Zwei  neue  Arten  derselben  Gruppe  werden  publicirt  un- 
ter den  Namen  Satasp  es  (p.  106  t.  15  e.)  und  Prexaspes 
(p.  107  t.  15  d.),  erstere  von  Gelebes  mit  Helenus  Lin.,  die 
andern  von  Malacca  mit  Chaon  Westwood  verwandt. 

Schliesslich  wird  neben  Erectheus  Donov.  aus  der  von 
Blanchard  im  Voyage  au  Pole  sud  t.  1  fig.  1,*  2  als  Erectheus 
Var.  abgebildeten  Form  eine  neue  Lokalrace    unter   dem  Na- 


397 

men  Adrastus  (p.  110  t.  16  a.  b.)  von  Amboina  —  so  wie 
neben  Ormenus  Guerin  der  in  der  Monatsschrift  IV.  229 
diagnosticirte,  prachtvolle  Tydeus  (p.  111  l.  16  c,  t.  17 
a,  b.  c.)  von  Batjan  aufgestellt  und  beide  durch  schöne  Bilder 
illustrirt. 

Die  Ulysses-Gruppe  wird  mit  Autolycus  ([).  114) 
von  Neu-Guinea,  welcher  kleiner  als  Ulysses,  seichter  ausge- 
buch.tete  HinterfJügel,  im  ,^  bedeutend  eingeschränktere  Pelz- 
Hecken  und  breiteres,  unregelmässiges,  blaues  Wurzelfeld  der 
Oberflügel,  im  $  auf  allen  Flügeln  minder  ausgedehnte  blaue 
Wurzelräume  hat  —  und  mit  Telegonus  (p.  116  t.  19  a.  b.  c. 
—  Wien.  Monatsschr.  IV,  226)  von  ßatjan  bereichert  und  zu 
dem  von  Boisduval  im  Bulletin  de  la  Soc.  ent.  de  Fr.  1859 
sehr  oberflächlich  eharacterisirten  Montrouzieri  (p.  118) 
von  Neu-Caledonien  wird  ausführliche  Beschreibung  beider 
Geschlechter  geliefert. 

In  der  prachtvollen  Per  an  thus- Cr  ino- Gruppe  wird 
eine  neue  Art  Lorquinianus  (p.  119)  von  Halmaheira  be- 
kannt gemacht,  welche  eine  Lokalform  des  javanischen  Pe- 
ranthus,  sich  von  demselben  durch  breitere  Hintersäume  der 
Vorderflügel,  durch  längere,  schmälere  Schwänze  etc.  aus- 
zeichnet. 

Ferner  werden  Adamantius  (p.  121  t.  18  c.)  auf  Bois- 
duval's  Peranthus  Var.  (Spec.  gen.  p.  204)  von  Celebes  er- 
richtet, Blum  ei  Boisd.  (p.  122  t.  18  a.)  der  schönste  der 
Gruppe,  von  Celebes  und  Daedalus  (Wien.  Monatsschr.  V. 
298  —  Nov.  p.  .123  t.  18  b.)  von  Luzon  genau  beschrieben 
und  in  schönen  Bildern  dargestellt. 

Neben  Arjuna  Horsf.  machen  die  Verfasser  eine  neue 
Art  Kar  na  (p.  125)  von  Java  bekannt,  welche  sie  eine  der 
schönsten  Arten  der  Paris -Gruppe  nennen  und  welche  sich 
von  der  sehr  nahe  verwandten  Arjuna  durch  breitere  Schwänze, 
durch  das  dem  Rande  näher  gerückte,  innen  weniger  steil 
abfallende  grüne  Feld  und  den  grösseren  Augenfleck  der  Hin- 
terflügel unterscheidet. 

In  der  Deiphobus-Memnon-Gruppe  werden:  Deipy- 
lus  (p.  128)  eine  kleinere  Lokalform  des  Deiphobus  von  Neu- 
Guinea  und  Alcmenor  (p.  129  t.  20  d.)  mit  Rhetenor  nahe 
verwandt,  von  Nord-Indien  beschrieben  und  die  bei  Deiphobus 
von  Boisduval  aufgeführte  Varietät  ohne  Schwänze  von  Ter- 
nate  unter  dem  Namen  Deiphontes  (pag.  126)  zur  Art 
erhoben  und  nach  beiden  Geschlechtern  beschrieben. 

Neben  Varuna  White  wird  der  schon  in  der  Wiener 
Monatsschr.  V.  297,  VI.  282  diagnosticirte  schöne  Papilio 
Semperi  (p.  131  t.  20  a.  b.)  und  aus  der  Verwandtschaft 
des  Antiphus  Fab.   eine  schöne  Art   von   Mindoro:    Annae 


398 

(p.  132  t.  20  c.  —  Wien.  Mtschr.  V.  297  ex  pte.)  beschrieben 
und  abgebildet. 

In  der  Gattung  Parnassius  Latr.  machen  die  Verfasser 
eine  neue  Art  Breineri  (]).  133  t.  21  e.  f.  g.)  vom  Amur 
bekannt,  \^ eiche  dem  Clarius  Eversm.  zunächst  steht,  von 
demselben  aber  durch  die  Anwesenheit  eines  rotlien ,  beson- 
ders beim  $  deutlichen  Wuraelfleckens  auf  der  Oberseite  der 
Hinterflügel,  den  breiten  glasigen  Aussenrand  des  $  und  be- 
sonders durch  vier  grosse  rothe  Basalflecken  auf  der  Unter- 
seite der  Hinterflügel  abweicht. 

Schliesslich  wird  eine  Abbildung  einer  ausgezeichneten 
Aberration  des  Apollo  aus  Schlesien  p.  135  t.  21  c.  d,  bei- 
gefügt. 


Die  Arten  der  Gattung  Dytiscus  in  der  nächsten 
Umgebung  von  Münster 


von 
»r.  Altum^). 


2.     Dytiscus  marginalis  L. 

Nach  dem  Rippensystem,  der  B'ärbung  der  Furchen  der 
Area  suturalis,  der  Länge  derselben,  welche  die  Area  externo- 
media  nach  der  Deckenspitze  hin,  wenngleich  oft  nur  unvoll- 
kommen dui'ch  Runzeln,  abschliessen ,  und  sich  zur  Decken- 
länge verhalten  wie  71  :  100  (bei  latissimus  =83:100),  den 
Metasternalspitzen,  so  wie  nach  der  ganzen  Gestalt  stellt 
sich  marginalis  als  nächster  Verwandter  von  latissimus  dar. 
Die  Gestalt  lässt  sich  durch  das  Verhältniss  der  Länge,  '  der 
Breite  und  Entfernung  des  Kreuzpunktes  der  Linien,  welche 
die  Länge  und  Breite  bestimmen,  von  der  Spitze  ziemlich 
genau  angeben.  Bei  latissimus  ist  die  absolute  Grösse  dieser 
drei  Dimensionen  im  Durchschnitt  30,4  —  25,3  —  16,1  Milli- 
meter, in  Proportion  =  100:82:52,  bei  marginalis  erstere 
24,3  —  16,4  —  12,8  Mill.,  welche  Zahlen  das  Verhältniss 
100:64:52,6  geben. 


*)  Anmerk.  d.  Red.  Der  vorstehende  Schluss  des  auf  dem  23. 
Bogen  angefangenen  Artikels  ging  erst  nach  dem  beendeten  Drucke 
des  25.  ein  und  ich  hätte  ihn  für  das  nächste  Heft  zurückgelegt,  wenn 
es  nicht  räthlicher  erschienen  wäi'e,  ihn  noch  in  demselben  Jahrgange 
zu  liefern.  C.  A.  D. 


399 

D.  marginalis  fehlt  bei  uns  wohl  keinem  grösseren  Tüm- 
pel und  in  den  meisten  ist  er  zahlreicher  vertreten  als  seine 
Gattungsverwandteii;  docli  kommen  auch  andere  Verhältnisse 
vor.  So  war  in  den  vorhin  genannten  Teichen  auf  der 
Coer-Heide  latissimus  der  gemeinste,  dann  folgte  dimidiatus 
und  darauf  erst  marginalis.  Männchen  und  Weibchen  habe 
ich  in  gleicher  Anzahl  angetroffen;  Weibchen  mit  glatten 
Decken  (conforniis  Kunze)  sind  verhältnissmässig  selten,  auf 
25  Weibchen  kommt  im  Allgemeinen  kaum  eins  mit  unge- 
furchten Decken,  wobei  es  auffallend  ist,  dass  manciien  Ge- 
genden (z.  B.  der  Umgebung  des  1^/^  Wegesstunde  von  Mün- 
ster entfernten  Dorfes  Gimbte)  diese  Form  vollständig  zu 
fehlen  scheint,  während  sie  nahe  um  Münster  nicht  so  sehr 
spärlich  auftritt.  —  Mehr  als  die  übrigen  Arten  variirt  mar- 
ginalis in  der  Grösse.  Die  Extreme  bei  den  Männchen,  die 
im  Allgemeinen  etwas  grösser  als  die  Weibchen  sind,  waren 
nach  den  oben  bezeichneten  Dimensionen  24  —  18  —  14  Milj. 
und  24,5  —  16,5  —  13  Mill.,  und  bei  den  Weibchen  25,3  — 
16,5  —  14  Mill.  und  22  —  15  —  Mill.,  jedoch  halten  bei  weitem 
die  meisten  Stücke  die  Durchschnittszahlen  inne.  In  der  Farbe 
ändern  namentlich  die  Weibchen  nicht  unerheblich  ab. 
Während  mir  nur  ein  Männchen  mit  stark  bräunlichem  Stich 
der  Decken  vorgekommen  ist,  findet  man  dunkelgrüne  wie  braune 
Weibchen.  Bei  einem  ganz  grünen  Weibchen  fehlte  die  braune 
Furchenfärbiing  vollständig,  bei  andern  tritt  sie  wo\\\  über 
die  Area  suturalis  in  die  interno  — ,  ja  sogar  exlerno-media 
hinein.  Auch  in  der  Breite  der  gelben  Kandzeichnungen  tritt 
manche  Verschiedenheit  auf.  Ein  Weibchen  hat  die  Thorax- 
einfassung vorn  und  hinten  so  schmal  m  ie  circumcinctus,  ein 
anderes,  ganz  grünes,  kaum  eine  Spur  derselben. 

Als  Monstrositäten  sind  mir  einige  Missbildungen  der 
Tarsen  aufgestossen.  An  der  linken  Vordertarse  eines  Männ- 
chens lässt  sich  keine  Gliederung  erkennen,  die  Scheibe  ist 
kaum  halb  so  gross  als  normal  und  hat  auf  der  Unterseile 
keine  Schälchen;  sie  verengt  sich  riach  vorn  halsförmig  und 
trägt  hier  einen  nach  vorn  und  schräg  seitlich  nach  unten 
gericht(  Itn  kurzen  Anhang  mit  2  Krallen.  Nach  dem  Halse 
folgt  wiederum  eine,  freilich  schwächere  und  unregelmässige 
Erweiterung,  also  eine  zweite  Scheibenbildung,  welche  seit- 
lich nach  vorn  eine  kurze  anliegende  Doppelkralle  trägt, 
und  schliesslich  in  eine  gliederartige  Verlängerung  mit  eben- 
falls 2  nach  oben  gerichteten,  wenig  gebogenen  Krallen,  kürzer 
als  normal,  ausläuft.  Dieser  missbildete  Fuss  trägt  also  3  Paar 
Krallen  und  zwei  sehr  ungleich  entwickelte  verkümmerte  Schei- 
ben. Ein  zweites  Männchen,  im  Uebrigen  vollkommen  normal, 
besitzt  rechts  eine  nur  viergliedrige  Hintertarse,   die  Glieder 


400 

selbst  sind  auffallend  kurz,  so  dass  die  ganze  Tarse  nur 
etwas  mehr  als  die  halbe  Normallänge  erreicht.  —  Ein  drit- 
tes Exemplar,  ein  Weibchen  mit  gefuichlen  Decken,  zeichnet 
sich  durch  eine  Verwachsung  der  'rarsalglieder  des  rechten 
Fusses  aus;  doch  lassen  sich  nocli  4  Clieder  unter  der  Loupe 
erkennen. 

3.  Djtiscus  circumcinctus  Ahr, 

Im  Allgemeinen  ist  diese  Species  bei  uns  ziemlich  selten, 
sie  wird  immer  nur  einzeln  erbeutet  und  scheint  nirgends 
ausschliesslich  oder  vorMiegend  vorzukommen.  Die  vorhin 
genannten  Dimensionen  sind  hier  25,4  —  16,5  —  13,9  Mill., 
oder  zur  Bezeichnung  seiner  Gestalt  in  Proportion  gesetzt, 
geben  sie  das  Verhältniss  =  100  :  64,4  :  54  :  54,7,  er  steht 
somit  nach  seiner  Gestalt  dem  marginalis  nahe  und  auch  die 
Metasternalspitzen  drücken  diese  Verwandtschaft  aus.  Die 
Rippen  der  Area  externo-media  schliessen  dieses  Feld  nach 
hinten  hin  nicht  oder  nur  sehr  unvollkommen  durch  undeut- 
liche Runzeln  ab.  Die  Länge  der  Rippen  verhält  sich  zu 
der  der  Decken  wie  64 :  100.  Die  Furchen  der  Area  su- 
turalis  sind  nie  abweichend  gefärbt.  —  Wenn  nicht  ein  be- 
sonderer Zufall  beim  Fangen  dieser  Käfer  eine  Rolle  spielte, 
dann  kommt  bei  uns  auf  7  Weibchen  nur  1  Männchen.  Er- 
stere  sind  etwas  über  die  Hälfte  glatt  (dubius  Gyll.).  Die 
Weibchen  mit  gefurchten  Decken  habe  ich  fast  stets  bräun- 
lich, die  mit  glatten  und  die  Männchen  grün  gefunden,  sonst 
keine  merkliche  Variabilität  wahrgenommen. 

4.  Dytiscus  circumflexus  Fabr. 

Diese  letzte  zur  Marginalis-Gruppe  gehörende  Art  kam 
vor  einigen  Jahren  an  manchen  nicht  bewachsenen,  graben- 
artigen tiefen  Teichen  in  unmittelbarer  Nähe  unserer  Stadt 
im  Südosten  ausseiordentlich  zahlreich,  seitdem  aber  nur  sehr 
einzeln  vor.  Doch  muss  er  auch  in  anderen  Gewässern  an- 
getroffen werden,  da  ich  ihn  ab  und  zu  in  unbedeutenden 
fremden  (Knaben-)  Sammlungen  fand  und  zwar  fast  stets  im 
weiblichen  Geschlechte,  dessen  Decken  hier  ohne  Ausnahme 
gefurcht  sind.  Die  Rippen  der  Area  externo-media  brechen 
so  früh  ab,  dass  diese  hinten  nicht  umschlossen  wird,  sie  ver- 
halten sich  zur  Deckenlähge  wie  69  :  100 5  abweichende  Fur- 
chenfärbung ist  mir  so  wenig,  Mie  überhaupt  variirendes  Co- 
lorit  vorgekommen. 

In  einem  Teiche,  in  dem  ich  ausser  circumflexus  nur  mar- 
ginalis entdecken  konnte,  fand  ich  jüngere,  kaum  halbwüch- 
sige Larven,  deren  Farbe  aus  einem  sehr  gewässerten  Oliven- 
grün mit  seitliehen  dunklen   Flecken   bestand,    die    denselben 


401 

ein  auffallend  buntes  Aussehen  geben.  Eine  nähere  Beschrei- 
bung ist  mir  nicht  möglich,  da  sie  schon  in  der  ersten  Stunde 
ihrer  Gefangenschaft  von  den  fast  erwachsenen  Larven  von 
marginales  erwürgt  vvaren  und  spätere  Versuche,  anderer  Exem- 
plare habhaft  zu  werden,  scheiterten. 

5.     Dytiscus  dimidiatus  Bergstr. 

Nach  der  Anzahl  der  Furchen  der  weiblichen  Decken 
schliesst  sich  dimidiatus  wohl  an  die  vorhergehende  Gruppe 
an,  obschon  er  sich  durch  die  vorn  vermerkte  andere  Ver- 
theilung  derselben  von  allen  inländischen  Arten  i.'^olirt  und 
nur  mit  dem  nordamerikanischen  Cordieri  übereinstimmt.  Er 
ist  nach  marginalis  der  gemeinste  Dytiscus  und  kommt  ge- 
wöhnlich mit  diesem  zusammen  vor,  doch  giebt  es  manche 
breitere  Gräben,  in  denen  ich  ihn  ausschliesslich  antraf.  So 
waren  z.  B.  die  Schwimmkäfer,  welche  sich  im  verflossenen 
Winter  an  einem  EisloeJie  unseres  Schlossgrabens  in  Menge 
sammelten,  nur  dimidiatus.  Die  Grösse  der  drei  angegebenen 
Dimensionen  ist  bei  ihm  im  Mittel  27,4  —  18,2  —  14, ^>,  welche 
sich  verhalten  =  100  :  6ti,4  :  54,4.  Er  ist  somit  relativ  schma- 
ler als  marginalis,  auch  liegt  der  Kreuzpunkt  der  Linie  seiner 
Länge  und  seiner  grössten  Breite  höher  als  bei  jenem.  Nur 
ausnahmsweise  treten  Individuen  auf,  deren  Grösse  von  den 
Durchschnitts -Dimensionen  merklich  abweicht;  das  grösste 
Männchen,  welches  ich  gemessen  habe,  war  2S  Mi  11.  lang  und 
15  breit,  das  kleinste  24,5  lang  und  13,5  breit;  letzteres  aber 
steht  unter  allen  auffallend  klein  da.  Die  Furchendecken  der 
nie  glatten  Weibchen  sind  sehr  kurz  und  erreichen  durchaus 
nicht  den  Schluss  irgend  einer  Area,  sie  verhalten  sich  zur 
Deckenlänge  wie  57  :  100.  Selten  lassen  sich  die  Venae  nach 
der  Spitze  der  Decken  hin  deutlich  über  die  Rippen  hinaus 
in  ihrem  ganzen  Verlaufe  verfolgen.  In  einzelnen  Fällen  be- 
stand eine  oder  andere  Rippe  nur  aus  abgesetzten  Höckern 
und  dann  zeigte  sich  diese  unbedeutende  Missbildung  bilateral 
symmetrisch.  Die  im  Allgemeinen  pechschwarze  Färbung 
Aveicht  nicht  selten  einer  grünlichen,  selten  einer  bräunlichen. 
Namcnt]ich  sind  Kopf  und  Tliorax  wohl  mal  lebhaft  grün, 
obgleich  die  Decken  die  Normalfarbe  zeigen. 

Die  muthmassliche")  Larve  ähnelt  der  bekannten  des 
marginalis,  doch  ist  sie  plumper  gebaut,  erdgrau,  der  erste 
Thoraxringel  schwach  bräunlich,  die  beiden  anderen  kaum 
noch;    auf  dem   Kopfe   stehen  zwei  scharfe   parallele  Längs- 

*)  Ich  erbeutete  sie  in  einem  tiefen  Graben,  in  dem  icli  nur 
dimidiatus  anfzufinden  vermochte,  konnte  sie  aber  nicht  znr  Entwick- 
lung bringen. 


402 

streifen,  welche  ein  etwas  helleres  Feld  zwisclien  sich  lassen, 
welche  hellere  Zeichnung  sich  auf  den  ersten  Ringeln  deut- 
lich, allmälig  schwächer  über  die  Mitte  des  Körpers  erstreckt. 
Die  beiden  letzten  Ringel  (10  und  11)  sind,  wie  die  kurzen 
Athemröhren,  seitlich  dicht  mit  deutlichen  Wimpern  besetzt. 
Meinem  Exemplar  fehlte  die  halbe  linke  Greifzange,  doch 
schien  es  sich  unbehindert  zu  nähren.  Es  war  im  Ganzen 
träger,  hielt  sich  mehr  verborgen  und  athmete  seltener  als 
die  Larven  von  marginalis,  die  zum  Vergleiche  dasselbe  Aqua- 
rium bewohnten. 

6.     Dytiscus  punctulatus   Fabr. 

Diese  nach  den  weiblichen  Deckenfurchen  so  ganz  allein 
stehende  Art  findet  sich  bei  uns  nicht  gerade  überall  und 
auch  keineswegs  sehr  häufig.  Die  Grössendimensionen  sind 
21,5  —  14  —  12  Mill.,  in  Gestalt  steht  er  dem  dimidiatus 
nahe,  da  jene  die  Proportion  100:65,1:55,6  geben,  doch  ist 
er,  namentlich  die  Weibchen,  etwas  gestreckter  als  jener. 
Die  Area  externo-media  wird  nach  hinten  nur  unvollkommen 
von  den  Rippen  umschlossen,  doch  setzen  sich  bei  einzelnen 
Exemplaren  sämmtliche  Rippen  als  mehr  minder  deutliche 
Runzeln  und  Unebenheiten  noch  weit  über  ihre  Normallänge, 
welche  sich  zu  der  der  Decken  wie  62:100  verhält,  fort. 
Sämmtliche  Weibcl m  sind  gefurcht.  Die  Färbung  ist  auf- 
fallend constant.  Im  Gegensatz  zu  den  viel  häufigeren  W^eib- 
ehen  bei  circumcinctus  wurden  hier  von  dieser  Art  doppelt 
so  viele  Männchen  als  Weibchen  gefangen. 


403 
Platyderus  varians  und  Haptoderus  cantabricus 

von 
li.  W,  Scliaufuss. 


Herr  Prof.  Perez-Arcas  in  Madrid  hat  in  einem  Heftchen 
(„Inseetos  Nuevos")  einiger  von  mir  publicirten  Käferarteu 
Erwähnung  gethan  und  stellt  dabei  die  Ansieht  auf,  dass  Fe- 
ronia  lusitanica  (Platyderus  lusitanicus)  Dej.  =  Argutor  ne- 
moralis  Graells  =  Platyderus  varians  mihi;  —  dass  ferner 
Argutor  (Haptoderus)  montanellus  Graells  =  Haptoderus  can- 
tabricus, mihi,  sei;  ausserdem  wird  mir  der  Vorwurf  gemacht, 
den  Fundort  der  beiden  von  mir  publicirten  Thiere  nicht  an- 
gegeben zu  haben. 

Dass  ich  letzteres  nicht  unterlassen  habe  und  dass  mir 
vorerwähnte  fünf  Arten  Feronien  wolil  bekannt  sind,  ist  aus 
d.  Sitzungsberichte  der  Isis  zu  Dresden  1862  p,  194  — 195  zu 
ersehen,  welche  ofTenbar  Herrn  Prof.  Perez-Arcas  nicht  vor- 
gelegen haben.     Ich  habe  darin  ausgesprochen: 

„dass  der  Argutor  montanellus  Graells  nicht,  wie  es 
Schaum,  Cat.  Col.  europ.,  ed.  II.  p.  10  annahm,  ein  Hapto- 
derus, sondern  ein  Platyderus  ist;  ferner 

dass  Platyderus  varians  mil)i  mit  Platyderus  montanellus 
Graells  zu  vergleichen,  d.  i.  mit  Haptoderus  montanellus 
Schaum,  Cat.  =  Haptoderus  montanella  Marseul,  Cat.  Col. 
d'Eur.,  2.  ed.;  ferner  würde  Herr  Prof.  Perez-Arcas  gefunden 
haben : 

dass  Haptoderus  cantabricus  mihi  dem  Haptoderus  sub- 
sinuatus  Dej.  zunächst  steht  (und  zwar  zwischen  Haptoderus 
nemoralis  Graells  und  subsinuatus  D^j.),  folglich  mit  Platy- 
derus lusitanicus  Dej.  so  wenig  zu  schaften  hat  als  Platyderus 
lusitanicus  mit  Haptoderus  nemoralis. 

Ich  kann  mir  demnach  nur  denken,  dass  unser  Herr  Col- 
lege durch  Verwechselungen  sogenannter  Typen  und  Nicht- 
beachtung der  Literatur  zur  irrigen  Beurtheilung  erwähn- 
ter Thiere  veranlasst  wurde. 


21 


404 


Druckfehler  im  Jabrgang  1865  der  entomologischen  Zeitang. 


Seile 


243 

Zei 

le  7 

vor 

i  oben 

liess  Stentz  statt  Stretz. 

- 

- 

18 

- 

unten 

weisslichgrau   statt 
weislich,  grau. 

- 

- 

12 

- 

- 

lichte  statt  leiclde. 

248 

- 

16 

- 

- 

Evias  statt  Erias. 

- 

- 

1 

- 

- 

kenne  statt  kann. 

252 

. 

2 

- 

oben 

-      Stamm  statt  Namen. 

- 

- 

19 

- 

- 

b.  statt  6. 

254 

- 

18 

- 

- 

-      W  V.  statt  WS. 

- 

- 

21 

- 

- 

Favillacearia     .statt    Fa- 
cillac. 

255 

- 

10 

- 

unten 

einem  statt  einen. 

256 

- 

22 

- 

oben 

Turturaria  st.  Turtoraria, 

- 

. 

6 

- 

unten 

Led.  statt  Lee. 

260 

- 

3 

- 

oben 

-      5.  statt  8.) 

261 

- 

8 

- 

unten 

von  statt  an. 

264 

- 

5 

- 

oben 

-      Ib  statt  16. 

- 

- 

3 

- 

unten 

überwintere    statt    über- 
wintern. 

- 

- 

3 

- 

- 

verpuppe  statt  verpuppen, 

- 

- 

2 

- 

- 

scheine   statt  scheinen. 

301 

- 

21 

- 

oben 

Beschreibers  st.  Beschrei- 
bung. 

337 

sind  die 

Nummern 

lOS  und  126  zu  streichen. 

338 

soll 

der 

Name    tumidus    bei  No.  134  durch  somno- 

lentus  ersetzt  werden. 

338 

ist 

uacli 

159  hinzuzufügen  159  ^'^  haematopus  Dej. 

« 

(Feron.)  Labrador. 

Intelligenz. 


Die  Wittwe  des  in  Liegnitz  verstorbenen  Zolleinnehmers 
Andretzky  wünscht  die  von  ihm  nachgelassene  Schmetter- 
lings-Sammlung zu  verkaufen.  Sie  besteht  aus  etwa  4500 
Stück  europäischer  und  exotischer  Macro-Lepidopteren  in  32 
grossen  Kasten  mit  Glasdeckel,  13  Pappkast'en  und  665  klei- 
nen Kästchen  mit  Glas,  meist  1  oder  2  Arten  enthaltend. 
Es    sind    die   prachtvollsten  Arten   darunter  und  ihre  Conser- 


405 

vation  ist  tadellos.  Reflectirende  wollen  sich  wegen  des 
Pr«ises,  der  im  Verhältnisse  7Aim  Werthe  der  Sachen  sehr 
billig  norrnirt  ist,  in  portofreien  Briden  an»die  Wittwe  A.  in 
Liegnitz  wenden. 


Am  15.  d.  Mt.s.  starb  dahier  der  Grossherzogliche  Real- 
lelirer  und  Universitäts-Graveur  Herr  Wilh,  Dickore,  als  ein 
tüchtiger  Entomolog  weithin  bekannt,  insbesondere  auch  durch 
seine  Verzeichnisse  der  Lepidopteren  unsrer  Gegend  in  den 
Berichten  der  Oberhessischen  Gesellschaft  für  Natur-  und 
Heilkunde.  Aus  seinem  Nachlasse  sind  zu  verkaufen:  1.  eine 
Sammlung  von  Schmetterlingen,  etwa  1200  Arten,  und 
zwar:  a.  Inländer,  etwa  2000  Exemplare,  darunter  meistens 
(nur  Seltenheiten  ausgenommen)  q  "öd  $;  b.  Ausländer,  280 
bis  300  Exemplare,  diese  aber  nur  zum  kleinsten  Theil  be- 
stimmt; 2.  eine  vollständige  Sammlung  der  hier  vorkommen- 
den Ameisen,  in  36  Speeies.  Ausserdem  einige  hundert 
Käfer  (meistens  elegante  Ausländer,  grösstentheils  aber  nicht 
bestimmt)  und  eine  Anzahl  Insecten  aus  allen  Ordnungen  (mei- 
stens grössere  inländische  Arten  und  bestimmt).  Alles  sehr 
gut  erhalten.  —  Liebhaber  haben  sich  an  den  Sohn  des 
Verstorbenen,  Cand.  med.  Dickore  dahier,  zu  wenden,  der  im 
kunstgemässen  Verpacken  behufs  der  Versendung  vollkommen 
geübt  ist. 

Giessen,  21.  Juli  1865. 

Dr.  P.  Ph. 


Panzer,  Faunae  insectorum  Germaniae  initia,  Heft  1  —  109, 
in  Leder  gebunden,  ist  zu  verkaufen.  Auskunft  ertheilt  die 
naturforschende  Gesellschaft  zu  Görlitz. 


Preis-Ermässigung. 

Die  Unterzeichneten  haben  sich  entschlossen,  die  in  ihrem 
Verlage  erschienenen  Bände  I  bis  XII   der  Zeitschrift: 

„Linnass.  entomologica",  _ 

herausgegeben  von  dem  entomologischen  Vereine  in  Stettin, 
welche  im  Ladenpreise  24   Thaler   kosten,   aUCh  fernerhin  lU 

dem   ermässigten  Preise  von  10  Thalern  pro  Exemplar  abiu- 

lassen.     Bestellungen    führen    die    Unterzeichneten    und    jede 
andere  Buchhandlung  aus. 
Berlin,  im  April  1865. 

E.  S.  MUiier  4r  f^ohn. 


406 

Inhaltsverzeichniss. 


Januar  —  März. 
Neujahrs -Scabiose.  Mitglieder- Verz.  Stiftungsfeier.  Zeller: 
Meseritzer  Falter.  Speyer:  Literatur  (Werneburg).  Vollen hoven: 
idem.  Dohrn:  Trj'^ponaeus.  Benab.  Eques.  Philippi:  Acanth. 
vald.  Bacteria  unifol.  B  etlie:  Xanthol.  linearis,  longiventr.  H.  D  ohrn : 
Dermapt.  (Schluss).  v.  Hey  den:  Fragmente  (Forts.)  Weymer: 
Paclinob.  leucogr.  Bemerkungen  über  Lepidopt.  Morsbach:  Me- 
tallglanz der  Cassiden.  Plötz:  neue  Cavallerie.  Vereinsangelegen- 
heiten.    Dohrn:  3  Notizen.     Intelligenz. 

April  —  Juni. 

Vereinsangelegenheiten.  Kassenabschluss.  v.  Prittwitz:  Fauna 
des  Corcovado.  Dr.  Altum:  Die  Käfer  Borkum's.  Werneburg:' 
Fauna  der  Insel  Sylt.  Bur  meist  er:  Longicornia  Argentina.  Müh- 
lig:  Coleophora  tanaceti.  Dr.  Bethe:  Vermischtes.  C.  A.  Dohrn: 
Note  zur  Lamellicornien- Gattung  Orsilochus  Burmeister.  Aus  dem 
Reisejournal  von  Dr.  H.  Dohrn.  H.  Hagen:  Beiträge  zur  Kenntniss 
der  Phryganiden.  Gerhardt:  Orchestes  Quedenfeldtii.  Vereins- 
angelegenheiten.    Intelligenz. 

Juli  —  September. 

Hagen:  Phryganiden  von  Madera,  Zürich.  Gehäuse.  Bethe: 
deutsche  Throscus.  A.  Dohrn:  Darwin's  Theorie.  Speyer:  Lepid. 
Mittheilungen.  Wocke:  neue  Nepticulae.  Leop.  Carol.  Preisaufgabe. 
Werneburg:  Ueber  Colias.  C.  A.  Dohrn:  Tandem  aliquando. 
Literatur  (Assmuss  über  Bienen-Parasiten).  Vereins-Angelegenheiten 
(Termin  zum  Verkauf  der  Vereinssammlung).     Intelligenz. 

October  —  December. 

V.  Prittwitz:  Fauna  des  Corcovado  (Fortsetzung).  Gärtner: 
Crambidenstände  und  Bucculatrix  n.  sp.  Putzeys:  Amaroides. 
C.  A.  Doh  rn:  Zur  entom.  Nomenclatur,  Altum:  Dytiscus.  Gallus: 
Ochsenh.  taurella.  H.  Dohrn:  Heise- Journal.  C.  A.  Dohrn:  Cor- 
rectur.  Trichogromph.  Martabani.  v.  Hey  den:  Fragmente  (Forts.) 
Hopffer:  Bericht  (Felder's  Lepid.  Novara).  Altum:  Dytiscus 
Schluss).     Schanfuss:  Synonymie.     Intelligenz. 


-«>3>äH3CHt< 


407 


R  e  g:  i  s  t  e  r> 


Seite. 
%. 

Acanthia  valdiviana 63 

Acanthoderes  congener,  4-no- 

dosus j^7g 

Achryson  surinanmm ,  undu- 
]atum,maculatum,lutarium  175 

Acidalia  tessellaria  •    • 265 

Acraea j^37 

Aganisthes 142 

Agapetus  punctatns  • 221 

Agavus   130 

^geronia I35    308 

Agraulis 138 

Amara  332  sqq.,  anthobia  •  •   339 

Amar3'nthis 3I3 

Ameisen  als  Cavaileristen- •  •   115 

Ampbionycha  Petronae 18ü 

Anaitis  plagiata 113 

Anartliia 138 

Ancylocera  cardinalis,  fulvi- 

cornis 172 

Anisopodus  variegatus 178 

Arge  Galatliea HO 

B. 

Bacteria  uiiifoliata 64 

Baeotis    314 

Bembidiuni  eques 60 

Brachyrhopala        semirubra, 

aenescens,  aurivittis 172 

Brassolis 3I0 

Bucculatrix  absinthii 330 

V. 

^ajjgo 309 

-^allichroma  corviria 169 

3allicore 140 

vallidryas  Philea f  135 


Seite. 
Calocomus   hamatiferus     co- 

riaceus I60 

Calydna ■^■^■^ 

Cassiden-Goldglanz 114 

Catagrarama 14Q 

Cedestis  Gysseleniella 105 

Celia  cursitans,  fusca 340 

Charis 315 

Choreutis  Müllerana ....   ]04 

Chrysoprasis     haemorrlioid. 

aurigena '  igg 

Cidaria  affinitata 114 

Clytus    nebulosus,      acutus, 
multiguttatus,  famelicus  •  ■  176 

Cnethocampa  pinivora 23 

Coccinella  7-punctata 358 

Coccoderus  9-punctatu8 166 

Coenonympha  Davus 29 

Colaenis 137 

Coleophora  arenariclla  43, 
serenella,  bilineatella  ,  ge- 
nistae  45,  discordiella,  Po- 
lonicella  46,  conspicuella, 
caelebipennella  47,  tanaceti  182 
Coleoptera  auf  Borkum  •  ■  • .  144 
Colias  (über  d.  Gattung)  272  sqq. 

Colias  Palaeno m 

Compsosoma  albigena 179 

Conchylis  helveticana IQO 

Coremia  erythromera 171 

Cosmisoma  basali.s,  equestris 

170,  gracilior,  nodicollis  •  •   171 
Crambus  alienellus  40,  chry- 
sonuchellus  326,  lutcellus-  327 

U. 

Damaster  Fortunei 292,  370 

Danais 135^  sog 

Dasyophthalma 309 


408 


Seite. 

Deliphrura  angustatum  •  •  •  •  •  185 
Dictyotus  polystictica(Wliite)  119 

Dolicaon 129 

Dorcaceriis  barbatus 162 

Dynastor 310 

Dytiscus,  Flügeldeckentextur  347 
Dytiscus  latissimus  Herma- 
phrodit 351,  marginalis  398, 
circumcinctus,  circumtlexus 
400,  dimidiatus  401,  punctu- 
latus 402 

E. 

Eburia  4-lineata,  sordida  165, 

graciosa 166 

Elapliidium  collare 166 

Emesis 314 

Endromis  versicolora 112 

Epicalia 140 

Epijessa 315 

Erebia  Nerine,  Reichlini,  mo- 

rula  241,  Triopes,  Gorge--  248 

Eresia 138 

Ery'cina 311 

Eubagis 139 

Eudorea  crataegella 376 

Eueides  137 

Eupithecia  cetitaureata,  pumi- 

lata 114 

Euptichia 310 

Euptoieta 138 

Eurema 138,  308 

Eusphalerum  triviale 186 

Exapate  congelatella 104 

F. 

Forficula  taeniata ,  Perche- 
roni,  californica  85,  afri- 
cana  86,  luteipennis  87,  rn- 
ficeps,  Wallacei  88,  cinga- 
lensis,  nigripennis  89,  me- 
tallica  90,  ancylura  91,  Hue- 
geli  92,  macropyga  93,  bi- 
guttata,  brachynota,  Jagori 
94,  circulata  95,  lobopho- 
roides,  Orsinii,  smyrnensis 
96,  ruficollis,  serrata  97, 
Lucasi,  auricularia  98 ,  de- 
cipiens,  albipennis,  pube- 
scens 99 

Geleciiia  hippophaella 379 

Geometra     papilionai'ia    113, 


Seite. 

falconaria  253 ,  rauiiaria 
254,  musanaria  256,  placi- 
daria,  potentillaria,  tama- 

risciata,  proluaria 259 

Gnophos  mucidaria,  variegata  260 

Goldglanz  der  Cassiden 114 

Grapholitha  vacciniana lOl 

Gynaecia 140 

U. 

Haetera 310 

Hastatis  femoralis 181 

Heliconia 136,  308 

Hermaphi'odit 351 

Hermiiiia   modestalis 375 

Heterochroa 141 

Holopterus  cujanus 174 

Homoeosoma  cinerosella  329, 

iiimbella 330 

Hydrocampa  rivulalis 37 

Hydropsyche  Pictctii  211,  ma- 

derensis 219 

Hydrorchestria  insularis  ■  •  •  •  219 

Hylotrupes  bajulus 177 

Hypna 142 

Hypsioraa  bonaeriensis 179 

I. 

Ibidion  argentjnum,  plagiatura 

174,  tenellura 175 

Ilaire 130 

Incurvaria  provectclla 103 

Ithomyia  hynienaea 136 

Jnnonia 138 

Lasiocephala  taiirus ;  212 

Leiocnemis  aenescens,  corpu- 
lenta,  testudinea  341,  arcu- 
ata,    ooptera  342,  diversa, 

arenaria 343 

Lepidoptera  auf  Sylt 148 

Leptocircus 385 

Leptura  bonaeriensis 177 

Leucidia  exigua,  pygmaea  •  •   133 

Limnas ' 316 

Limnephilus  cinctus 217 

Listroptera  perforata 173 

Lobopliora  superba,  morio  71, 
australica  72,  laetior,  Lu- 
dekingi  73,  simulans,  mo- 
desta  74,  albomarginata,  fu- 
scipennis,  melanocephala-  •  75 
Longicornia  Argentina 157 


4C^ 


Seite. 

Lycacna  Argus  •  •  ■  115,  316—324 
Lycorea 136 

M. 

Malacopterus  pavidus,  4-gut- 

tatus 168 

Mallosoma  elegans 168 

Mechanitis 137 

Megistanis 14i 

Mclitaea 138 

Meloe  variegatus 297 

Mesosemia 315 

Micropsalis  heterogama 157 

Morplio 143 

Mvelois  cruentella 376 

Myscelia 139 

Neonympha 311 

Nepticula    sanguisorbae    269, 

aterrima  27U,  apicella  •  •  •  •  381 

Neui'optera  von  Zürich 228 

Nymphalidae 135 

Nymphidium 314 

O. 

Ochsenheimeria  taurella  •  •  •  •  352 

Oecophora  tragicella 380 

Unocephala  nodipennis 181 

Üpisthocosmia  maculifera  77, 
variegata  78,  devians,  cen- 
turio  79,  armata  80,  lorci- 
pata,  longipes,  insignis  81,*^ 
vigilans,  tenella  82,  ceylo- 

nica 83 

Opsiphanes 309 

Or ehestes  t^uedenfeldti 214 

Oreopsyche 250 

Orion  Lachesis •• 166 

Orochares  angustatus 185 

Orrhodia  rubiginea 113 

Orsiloclms  cornutus 187 

OrtlioöLoma  parviscopa,  thy- 

rsophora 169 

Oryctes  Martabani 371 

Osphya  aeneipennis 118 

Oxymerus  obliquatus  163,  la- 

teriscriptus,  rivulosus 164 

Ozodera  farinosa 161 

P. 

Pachnobia  leucographa 106 

Faiiara 313 


Seite. 

Paphia 142 

Papilionen  bei  Rio  Janeiro 
129  sqq. ,  exotische  über- 
haupt-      386  sqq. 

Parasiten  d.  Honigbiene 295 

Penthina  postremana 378 

Phryganea  elegans  207,  ma- 
culata    208,    testacea    209, 

fuliginosa 210 

Phryganidengehäuse  •  •  •  205,  232 
Phryganiden  von  Zürich----  2*^2 
Phytoecia  sanguinicoUis  -  •  •  •   180 

Pieriden  bei  Rio 130  sqq. 

Plocaederus  Batus .168 

Plusia  jota  113 

Po.lycentropus  flavostictus- -  •  220 

Polydamas  129 

Prepona 141 

Proteus 130 

Psyche  tenella 249 

Ptericoptus  adustus 179 

Pteroplatus     lyciformis    164, 

adustus    165 

Pylotis 130 

Pyrrha 130 

H. 

Rhinotragus  notabilis,  tenuis  173 
Rhopalimorpha  (White)  •  -  •  •   118 

Pthopobota  naevana 101 

Piuiaia  crataegata 113 

S. 

Sesia  scoliiformis 112 

Setinia  Kuhlweinii  31 ,  irro- 
rella,  aurita  33,  alpestris, 
flavicans  34,  roscida,  niela- 

nomos  •••-_- 35 

Siderone ' 143 

Sparatta  pelvimetra  68,  plana, 

rufina,  Schotti  69,   nigrina     70 
Öphaerion     rusticum ,     spini- 

gerum 167 

Sphinx  ligiistri  111,  pinastri  112 
Stagmatophora  pomposella--  381 

Stalachtis    316 

Stenophylax  oblitus 218 

T. 

Teras  hippophaeana 377 

Terias  133,  Agave,  Elathea, 
albula,    tenella,    Periniede 

134,  308 
riiecla  316,  Meton,  Plialeros 


410 


Seite. 

317,  Acaste  318,  Bazochii 
320,  Bubastiis,  hirsuta  321, 
Imma,  Megamede  322,  Va- 
nessoides  323,  Astiocha-..  324 

Theope   312 

Thoas 129 

Throscus  brevicollis  234,  der- 
raestoides,  carinifrons  235, 
elateroides  236,  obtusus  •  •  237 

Timetes 140 

Tinea  gliriella,    Roesslerella 

102,  resectella 153 

Tinodes  cinerea  220,  grisea  •  221 

Tischeria  gaunacella 105 

Toraopterus  vcspoides 173 

Torquatus 130 

Trachyderes  thoracicus,  sul- 
catus,  aurulentus,  sanguino- 
lentus  162,  variegatus,  stria- 
tuö,  dimidiatus,  signatus--   163 
Trichogomphus  Martabani  ••371 


Seite. 

Trichophorus   albomaculatus 

interrogationis 167 

Trojanus 130 

Tros  •  • 129 

Trypanaeus,  Tryponaeus.^.  •     57 

V. 

Vanessa  prorsa,  levana 239 

IL. 

Xantholinus    linearis,    longi- 

ventris 65,  184 

Xylocampa  lithoriza 113 

Xylocharis  oculata 164 

Y. 

Ypsolophus  Schmidiellus 380 

Z. 
Zophodia  ilignella 43 


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