Bntomologische Zeitung.
^Ütri^'
Herausgegeben
von dem
entomologischen Vereine
STETTIN.
Sechsundzwanzigster Jahrgang.
Stettin 1865.
Druck von K. Grassmann,
* '^ / » ▼ y
Eliitoiuologiiielie Zeitung
herausgegeben
von dem
entoDiologlschen Vereine zu Stettin.
Redaction* ^^^ Commissiou bei den Biichhandl.
„ . „ ^ ' , V. E.S.Mittlerin Berlin II, Fr. Fleischer
C. A. Dohrn, v ereins-Präsident. in Leipzig.
0. 1—3. 26. Jahrgang. Jan.— März. 1865.
IVeiijalirs - Scabioise.
Yucca gloriosa Francofurti,
eine
Entomologische wahre Raup- und Mordgeschichte.
1. Wir wissen längst, wo Weinsberg liegt
Das wackre Schwabenstädtchen,
Wo einst ein Kaiser ward besiegt
Durch Weiberlist und Mädchen :
Es ist nichts Neues, wenn ein Held
Durch Eva's Töchter wird geprellt.
2. Den Recken Herkules so frech
Bracht' Omphale zum Spinnen;
Held Simson kam ins dickste Pech
Durch Dalila's Beminnen:
Feldmarschall Holofern, der Tropf,
Verlor um Judith gar den Kopf.
3. Doch allzeit glückt's den Damen nicht,
Den letzten Trumpf zu haben,
Drum spielt auch heute mein Gedicht
Nicht im gelobten Schwaben —
Heut gilts dem Trauer-Fall und Sturz
Der Crinolinen Frankufiuts.
4. Nicht in der Röinejstadt am Main —
(Das merke sich ein jeder,)
Mein Donnerwetter das schlug ein
In Frankfurt am Entweder.
Wenn gleicli es auch die Haare sträubt,
Verdient es doch, dass man es glaubt.
5. ^ Lustörter hat man allerlei
In Frankfurts Weichgebilde,
Buschmühle zählt sich zweifelsfrei
Zu solchem Lustgefilde,
Wo weichen Rasen obendrein
Beschattet dunkler Eichenhain.
6. Lacht nun der Sonntag Mittag hell,
So werden nicht verfehlen
Jungfräulein so wie Junggesell,
Den Mühlenpfad zu wählen.
Manch sitzsam Plätzchen beut der Hain,
Wo man einsiedeln kann zu Zwei'n.
7. An Kaffeetischen fehlt es nicht
Dem nahen Waldessaume;
Sticht allzdheiss das Sonnenlicht,
Hat man ja Schutz vom Baume,
Und „wer hat dich, du scliöner Wald,"
Klingt in den Ohren Jung und Alt.
8. Allein, allein — der schöne Wald
Barg heute arge Nucken
Entomologischer Gestalt —
Wer ahnt auch solche Tücken?
Der ganze Wald befallen war
^ on einer griuinicn Raupenschaar.
9. Und was die Processionea
Vermag mit ihren Haaren,
Hat Ratzeburg — ihr wisst es ja —
Zu seinem Leid erfahren :
Er biisste fast sein Nasenbein
Durch's Gifthaar dieser Raupen ein.
10. Dass goldner Locken wallend Meer
Schon Unheil angerichtet,
Davon schien manche Sylphe sehr
Persönlich unterrichtet.
Doch ausgefallne Haare? Pfui,
An solchen Kehricht denkt man nie.
11. Recht zahlreich war die schöne Welt
Im Mühlenbusch erschienen,
Breit wurden in das Licht gestellt
Die neusten Crinolinen,
Und fegten steif und weitgebauscht
Den Rasen, dass es nur so rauscht.
12. Doch ach! Von diesem Fegen war
Der Boden aufgerühret,
LTnd manch perfides Raupenhaar
Gott weiss wohin geführet:
Nur wer je Nesselsucht gekannt,
Weiss, was jetzt im Kalender stand !
13. „Ach Tantchen!" Nun? „0 Jemine,
Welch schauderhaftes Jucken
Am Knie — nein höher — ach Herrje —
Giebt's hier so freche Mücken?"
Kind, nimm doch Rücksicht — „Tantchen, ach
Am liebsten sprang' ich in den Bach !"
14. Zuerst fing's bei den Jüngsten an
Mit ihren zarten Zellen,
Dann kamen auch die Alten dran
Mit ihren grobem Pellen,
Zuletzt ergrifY das schnöde Leid
Die ganze werthe Weiblichkeit.
15. „Nach Hause, Kutscher! Fahr doch zu,
Was nur die Pferde laufen!
Rasch vorwärts ohne Rast noch Ruh,
Nachher lass sie verschnaufen!
Doch halt! hier ist des Doctors Haus,
Steig' ab und klingle ihn heraus!"
16. „Herr Doctor, Gott sei ewig Dank,
Dass wir Sie gleich getroffen —
Giftmücken — wir sind alle krank —
Mein Knie — mein Hals — ganz offen
Sag' ich's heraus, mein halbes Bein
Brennt wie die ärgste Höllenpein!"
17. Nicht in der Zeit der Cholera
Ward so der Arzt zerrissen.
Als heut, wo Processionea
Die schöne Welt beschmissen:
Was die Doctoi-en heut gesehn —
Dabei bleibt mir die Feder stehn.
18. Zum Schlüsse nur: Die holde Schaar
Thät bald nachher gesunden;
Ob nicht in mancher noch ein Haar
Nach Jahren ward gefunden — —
Davon sagt mir die Muse nichts:
Das ist das Ende des Gedichts.
C A. Do hm.
Verzeichniss
sämmtlicher Mitglieder des Vereins.
Protector des Vereins.
Der Ober-Präsident der Provinz Pommern, Herr Freih. Senfft
von Pilsach, Exe.
Ehren -Mitglieder.
Se. Kön. Hol), der regierende Grossherzog von Oldenburg.
Se. Durchl. Richard Fürst zu Khevenhüller-Metsch , Präsident
des zool.-botan. Vereins zu Wien.
Heir Dr. Aube in Paris.
Dr. V. Bär, Exe. Staatsrath und Akademiker in Peters-
burg.
Prof. Boheman, Intendant des ent. Mus. in Stockholm.
Dr. V. Brandt, Exe. Staatsrath und Akademiker, Di-
rector des Kaiserl. zool. Museums in Petersburg.
Dr. Bur meiste r, Professor in Buenos Ayres.
Chevrolat in Paris.
Dr. Gray, Director des entom. Departements im British
Museum, London.
Dr. H. Hagen in Königsberg in Preussen.
Lacordaire, Professor der Zoologie in Liege.
Dr. John Le Conte in Philadelphia.
E. Mulsant, Bibliothekar in Lyon.
Frau Isabel Stainton, geb. Dünn, auf Mountsfield (Lewis-
ham) bei London.
Herr Uhden, Geh. Staatsminister, Exe. in Berlin.
B. W. Westermann, Kaufmann in Kjöbenhavn.
J. 0. Westwood, Prof. in Oxford.
Vorstand des Vereins.
Herr Dr. Behm, Geh. Medicinalrath in Stettin.
- Dr. C. A. Dohrn, Director in Stettin. Präsident.
Gillet de Monmore, Kaufmann in Stettin.
8
Herr Hering, Professor in Stettin.
Hess, Kcclor in Stettin,
- Lincke, Lelirer an der ßürgersclmle in Stettin.
Dr. Loew, Director in Me&eritz.
Miller, Kaufmann in Stettin, Rendant.
Pitsch, Gymnasiallehrer in Stettin.
- Dr. Katzeburg, Geheimrath in Neusladt-Eberswalde.
- Schaum, Dr. philos. et med., Prof. in Berlin.
Dr. V. Siebold, Prof. in München.
Dr. Suffrian, Schulrath in Münster.
- Prof. Zell er, Oberlehrer in Meseritz.
Ordentliche Mitglieder.
Abdul Effendi in Damascus.
Herr Adams, Wundarzt bei der Flotte in London.
Ahrbeck, Kanzellist in Hannover.
Dr. Alabieff, Prosector der Universität in Moskwa^
Albers, Senator in Hannover.
V. Alers, Oberförster in Duninowo in Polen.
- Th. H. Allis in York.
Dr. AI tum, Privatdocent an der Königl. Akademie in
Münster.
And er seh, G.-Consul in Königsberg.
Andritzöchky, Apotheker in Zwickau.
G. d'Angiolo in Pisa.
Ed. Assmuss, Dr. phil. in Podol^k.
Axmann, Förster in Amtgehren bei Arnstadt.
Bach, Lehrer an der höheren Stadtschule in Boppart.
Bach mann, Lehrer in Insterburg.
Ernst Ballion, an der Universität in Kasan.
Bai}', Dr. med. in Kentish Town bei London.
Dr. Barth, pract. Arzt zu Königsberg in Preussen.
- Dr. phil. V. Babo in Weinslieim bei Heidelberg.
Bates, Naturforscher iri London.
- Dr. Bauer, Kreisphysikus in Nentershausen.
Dr. Beck in Napoli.
Alex. Becker in Sarepta.
- Bellardi, Prof. an der Universität Turin.
- Beliier de la Chavignerie, Justizbeamter in Paris.
- Bern heim, Prof. in Chur.
- V. Bernuth, Oberförster in Jägerliof.
- Dr. Stefano de Bertolini, K. K. Beamter in Trient.
- Bcrtoloni jun., Prof. an der Universität Bologna.
- Bethc, Dr. med. in Stettin.
Bianconi, Prof., Director d. zool. Museums der Univer-
sität Bologna.
Herr Dr. Bibow in Garz a. 0.
E. A. Bielz, K. K. Finanzbeamter in Herrmannstadt.
Bigot in Paris.
Billig, Oberförster.
Bilimek (Dominik) HocHm'., Prof. der Naturgeschichte
am K. K. Cadetten-Institut in Eisenstadt.
Blanchard, Director des zoolog. Museums, Jardin des
Plantes in Paris.
Blauel, Rector in Osterode.
Bogeng, Apotheker in Putzig.
V. Bodemeyer in Zesselwitz.
Böttcher in Neustadt-Eberswalde.
Boie, Justizrath in Kiel.
Boll, Apotheker in Bremgarten (Schweiz).
H. de Bonvouloir in Paris.
Dr. Böse in Ortenberg.
Bo wring in London.
Dr. Bojsen in Stettin.
Brandt in Neustadt-Eberswalde.
Braselmann, Lehrer in Düsseldorf.
Dr. Fr. Brauer in Wien.
Brehm in Sondersleben.
Bremer, Architect in Petersburg.
W. Brick, Lieut. im Feldjägercorf.s in Rossleben.
Brise hke, Lehrer in Danzig.
- Brittinger, Apotheker zu Steyr in Ober-Oesterreich.
Em. V. Brück, Kaufmann in Crefeld.
Brunner v. Wattenwjl, K. K. Telegraphen-Director in
Wien.
Büttner, Lehrer in Grabow bei Stettin.
Burchard, Prof. und Director des Gymnasiums in
Bückeburg.
A. Butler off, Prof. an der Univ. in Kasan.
Dr. Butzke, Kreis-Physikus in Schievelbein.
Dr. Caesar, Arzt in Bremen.
Dr. Calwer in Stuttgart.
- Dr. Candeze, Arzt in Liege.
Caspary, Prof. an der Universität in Königsberg.
Chabrillac, Naturf. in Paris (derzeit in Brasilien).
Dr. Chapuis, Arzt in A^erviers.
Baron v. Cliaudoir in Kuzmin bei Shitomir.
Hugo Christoph, Lehrer in Sarepta.
- Hamlet Clark, Prediger in London.
F. W. Clasen, Lehrer am Gymnasium in Rostock.
Dr. Coquerel (franz. Marine) in Paris.
Cornelius, Oberlehrer an der Realschule in Elberfeld.
10
Herr Acliille Costa, Dr. in Napoli.
- Cramer, Stadtrichter a. D. in Charlottenburg.
- Czech, Leiirer in Düsseldorf.
- .1. Czegley, Museiiin.svorstand in Troppau.
- Damke, Grundsteuer-Revisor in Hannover.
- Damm, Justiz-Commissarius in Magdeburg.
- Daniel, Advokat, Bürgermeister zu Schwaan im Gross-
herzogthum Mecklenburg.
- Franz Degenhardt, ßergrevisor in Clausthal.
- Desmarets, Secretair der entomologischen Gesellschaft
in Paris.
- Dietrich, Lehrer im Kanton Zürich.
- Di hm, Kaufmann in Magdeburg.
- C. Dinkler in Hamburg.
- Dr. Döhner, Prof. in AschaflFenburg.
- Heinr. Dohrn, Dr. philos. in Stettin.
- A. Dohrn, Stud. phjs. in Berlin,
v. Dom m er, Kaufmann in Danzig.
Dr. H. Dor in Vevay.
- Dr. Dornheim, Oberlehrer in Minden.
- J. W. Douglas in Lee bei London.
- A. Dou6 in Paris.
- C. Drewsen in Strandmöllen bei Kjöbenhavn.
- Drude, Rector in Hettstädt.
- Aug. Dutreux, General-Einnehmer in Luxemburg.
- Dr. Edgren in Sköfde (Schvi-eden).
- Dr. Egger in Wien.
- Egli,' Lehrer in St. Gallen.
- Dr. Ehlers, Privat-Docent in Göttingen.
- W. Eich hoff in Schleusingen.
- Eigenbrodt, Regierungsbeamter in Ehrenbreitenstein.
- Elditt, Lehrer an der höhern Bürgerschule in Königs-
berg in Preussen.
- Endrulat, B., Literat in Hamburg.
- v. Erlach, Di rector in Hall (Tyrol).
- Ewald, Maler in Berlin.
- V. Euhraeus, Minister in Göteborg, Exe.
- Leon Fairmaire, Tresor adj. der soc. ent. in Paris.
- Dr. C. Felder, Hofger.- Advokat in Wien.
- Eugen Felix, Kaufmann in Leipzig.
- Graf Ferrari in Wien, am K. K. Naturalien-Cabinet.
- Marquis de la Ferte S6nectere in Paris.
- Dr. phil. Fieber, Kreisgerichts- Director in Chrudim in
Böhmen.
- Dr. Filippo de Filippi, Prof. der Zool. in Turin.
- Dr, Fischer, Prof. in Freiburg im Breisgau.
11
Herr C. Fi sc li er, Litliograph in Berlin.
- Dr. Asa Fitcli in Salem (Washington).
- Dr. Gustav Flor, Prof. an der Universität Dorpat.
- Förster, Prof. an der Realschule in Aachen.
R. Forst, Kaufmann in Hamburg.
- Frank, Subrector in Annweiler.
Dr. A. V. Frantzius in Costarica.
- Felix Frau de, Kaufmann in Züllchow bei Stettin.
- Ct. Ritter v. Frauenfeld, Custos des K. K. Naturalien-
Cabinets in Wien.
- Heinr. Frey, Prof. an der Universität Zürich.
- Frey er, Stifts-Cassirer in Augsburg.
- Frey-Gessner in Aarau.
- Dr. Fried enreicli in Colonie Blumenau, Prov. S. Ca-
tarina Brasil.
- Friedrich, Gerichts- Assessor in Breslau.
- Frings, Fabrikant in Uerdingen.
- Frische, Kaufmann in Naumburg.
- Fritzsche, Prof. in Freiberg.
Dr. Frivaldsky, Custos in Pesth.
Alex. Fry, Kaufmann in London.
- Waldemar Fuchs in Berlin.
- Füldner, Gymnasiallehrer in Neustrelitz.
- Funke, Gantor in Rochlitz.
Carl Fuss, Prof. in Herrmannstadt.
- G. Galeazzi in Milano.
Dr. Gallus in Sommerfeld.
- A. Gärtner, Rechnungsrath in Biünn.
- Gassner, Commissarius in Prag.
- Gaubil, Capitain a. D. in Quillan (Pyren).
- Gehin, Apotheker in Metz.
- Dr. Max Gemminger in München.
- Georg, Königl. Förster in Bevensen bei Lüneburg.
- Gerard, Secretair der Linne'schen Gesellschaft in Lyon.
- Gerhard in Hamburg.
Gerhardt, Lehrer in Liegnitz.
- Philib. Germain, Naturforscher in Bordeaux.
- Dr. Gerstäcker, Custos des Kgl. zool. Mus. zu Berlin.
Ghiliani, Conservator am zool. Museum zu Turin.
- Girs ebner, Prof. in Colberg.
- Dr C. Glaser in. Worms.
- V. Glöden, Freiherr auf Bützow in Meckl. -Schwerin.
- Glitz, Kevisor in Hannover.
- Dr. F. Glückselig in Elbogen.
- V. Gödel, Consul in Trapezunt.
- Grebe, acad. Lehrer in Eldena.
12
Herr R. Grentzenberg, Kaufmann in Danzig.
- Gressner in Roclilitz.
- \V. Grey, K. Hofgärtner a. D, in Petersburg,
- Grimm, Hofstaatssecretair in Berlin.
- Grube, Staatsrath und Prof. in Breslau.
- A. V. Gruber, K. K. Forstmeister, jetzt in Türk. Dien-
sten in Kon^itantinopel.
- Grüner, Kaufmann in Leipzig.
- Gutch, Cabinets-Courier in London,
- A. Haag, Dr. juris in Mühlenhof bei Frankfurt a. M.
- Hab el mann, Kupferstecher in Berlin.
- Freiherr Hai bh über v. Festwill, Staatsrath, Excell. in
Wien.
- Dr. Clemens Hampe, fürstlicher Leibarzt in Wien.
- Hanak, Prof. am Gymnasium zu Ofen.
- Haldeman, Prof. in Columbia (Pennsylvanien).
- A. H. Haliday in Dublin.
- Harer in Frankfurt a. M.
- Oberlieut. v. Harold in München.
- Dr. H artig, Forstrath und Prof. in Braunschweig.
- Otto Hassel, Auditor in Wolfenbüttel.
- Baron Hausmann in Botzen.
- Dr. Hecht, pract. Arzt in Stralsund.
- Hederich, Pastor in Fületelke in Siebenbürgen.
- Heddewig, Kunstgärtner in Petersburg.
- Heeger, Ernst, in Laxenburg bei Wien.
- Dr. Heer, Prof. in Zürich.
- V. Heine mann, Steuerrath in Braunschweig.
- Hell mann, Apotheker in Kasan.
- Hensche, Stadtrath in Königsberg in Preussen.
- Ed. Hering, Artillerie-Lieut, in Berlin.
- Dr. Her rieh- Seh äff er, Kreis- und Gerichtsarzt in
Regensburg.
- W. Herwig in Arolsen.
- V. Hey den, Senator in Frankfurt a, M.
- L, V. Hey den, Oberlieut. in Frankfurt a. M.
- Heyer, Stadtschreiber in Lüneburg.
- Hildebrandt, Prof. an der Maler- Acad. in Düsseldorf.
- Dr. Hille, Apotheker in Hanau.
- Hoch hu th, Director des botanischen Gartens in Kiew\
- Hoff mann, Prof. in Bamberg.
- Hoffmeister, Pfarrer in Nordhausen bei Cassel.
- Dl-, Ottmar Hof mann in Bodenwöhr (Oberpfalz).
- V. Holle in Götlingen.
- Holmgrcn, Adj. des zool. Mus. in Stockholm.
- Holtz, Rentier in Barth.
F
13
Herr Homeyer, auf Darsin bei Poganitz in Pommern.
- Hoplfer, Custos am K. entom. Museum in Berlin.
- Max V. Hopllgarten, Gutsbesitzer in Mülverstedt bei
Langensalza.
- V. Hornig, Staatsbahn -Beamter in Wien.
- E. W. Jan so n in London.
- Javet in Paris.
- Jekel in Paris.
- Dr. Im hoff, pract. Arzt in Basel.
- J. F. Judeich, Forst-Conducteur in Dresden.
Junker, Oberfinanzkammer-Registrator in Cassel.
- Kaden, Director in Dresden.
- Kaltenbaeh, Lehrer in Aachen. '
- V. Kämpff, auf Niederfaulbrück hei Schweidnifz.
- Karelin, Collegienrath in Moskau.
- Karow, Pastor in Roggow bei Daher in Pommern.
- Kar seh, Prof. in Münster.
- Dr. Kaup, Custos in Darmstadt.
- Kawall, Pastor in Pussen bei Windau.
- Dr. Kays er in Halle.
- Kayser, Architect in Frankfurt.
- Kef er stein, Gerichtsrath in Erfurt.
- Adolph Keller in Reutlingen.
- Kellner, Oberförster in Georgenthal in Thüringen.
V. Kiesenwetter, Regierungsrath in Bautzen.
- Dr. Kirchner in Kaplitz in Böhmen.
- Kirsch in Dresden.
- Prof. Kirschbaum in Wiesbaden.
- Klingel höffer, Major in Darmstadt.
- C. Klotz in Pirna.
- Eugen Klug in Ollmütz.
- Jos. Klug, Gymnasiallehrer in Mährisch Trübau.
- Klupsz, Prof. in Rastenburg.
- Knaack, Lehrer in Stettin.
- Ferd. Knobbe, Kaufmann in Harburg.
- J. Knörlein, K. K. Bauamts-Ingenieur in Wels in Ober-
Oesterreich.
- Gabr. Koch in Frankfurt a. M.
- Koch, Geh. Amtsrath in Sülz in Mecklenburg.
- Koch, K. K. Forstmeisler in Carlsbad.
Dr. Koch in Nürnberg.
- C. Kodermann, Custos des Naturalien-Cabinels im Stift
St. Lambrecht (Obersteyermark).
- Körnich, Actuar in Meissen.
- Kokeil, Taxamtsofficial in Klagenfuit.
- Kolbe, Ref. in Stettin.
14
Herr Koppen, Kaufmann in Stendal.
- Kraatz, Dr. phil. in Berlin.
- V. Kraatz, überstlieut. in Münster.
- J. C. Kraus, Lehrer in Trier,
- Ernst Kreussler, Dr. med. in Arolsen.
- ür. Krieclibaumer in München.
- Krüsmann, Lehrer in Hannover.
- V. Kronhelm, Assistenzart in Leobscliütz.
- R. Kropp, Prof. an der Forstlehranstalt in Weisswasser
(Böhmen).
- KrUper, Dr. phiL in Athen.
- Kud. Krziz in Brunn.
- Graf Küenburg, K. K. Berg- und Salinen- Directions-
Assessor in Bransdorf (österr. Schlesien).
- Graf Emich v. Küenburg in Prag.
- Graf Gandolph v. Küenburg in Prag.
- Küsell, Gutsbesitzer in Schlesien.
- Dr. Küster, Telegraphen-Director in Bamberg.
- C. Kumm, Kaufmann in Danzig.
- A. V. Kusch akewitsch, Capt. in Petersburg.
- J. V. Kusch akewitsch, Capt. in Petersburg.
- Laeserson, Kaufmann in Moskwa.
- Prof. Dr. Lanza in Spalato.
- "W. V. Langsdorf in Lahr im Breisgau.
- Lederer in Wien.
- Prof. Lenz in Königsberg.
- Leunis, Prof. in Hildesheim.
- Konrad Linck in Ssamara.
- Logan in Edinboro.
- Dr. Lowe in Edinboro.
- Lucas, Director im entomol. Museum des Jardin des
plantes in Paris.
- Dr. Luchs, Badearzt in Warmbrunn.
- Lüben, Seminar-Director in Bremen.
- E. Lüders, Rentier in Lauterberg am Harz.
- Lyncker, Seeretair in Cassel.
- R. Mac-Lachlan in Forest-hill bei London.
- P. Maassen in Crefeld.
- Mae hl er, Dr. med. in Heidelberg.
- Mähner t in Sylda bei Ascliersleben.
- G. Märkel, Cantor in Leuben bei Lommatsch.
- Mäklin, Prof. Dr. phil. in Helsingfors.
- R. Maitland, Conservator des entomol. Museums der
Gesellschaft Natura Artis Magistra in Amsterdam.
- Malirz, Reclmungsbeamter in Ofen.
- V. Manderstjerna, Gencritl in Petersbure.
15
Herr Mangold, Königl. Forst-Inspector in Stettin.
- Jos. Mann, Maler in Wien.
- Alfred de Manuel in Chambery.
- de Marsen 1, Abbe in Pari.«.
- Fr. Martens, Conrector in Rendsburg.
- Graf Matusehka, Oberförster in Sehöneielie b. Wolilau.
- L. Mayer, Hofgärtner in Potsdam.
- G. Mayr, Prof. Dr. med. in Wien.
- Melly, Kaufmann in Liverpool.
Prof. Dr. Menzel in Zürich.
- Dr. Mess in München.
- Messing, Hof- und Schloss-Cantor in Neustrelitz.
- Meyer, Cand. phil. in Hamburg.
- Meyer-Dür, Hauptmann in Burgdorf (Schweiz).
- Micklitz, K. K. Förster in Tolmein bei Görz.
Mickiscli, Bergwerks-Inspector in Pilsen.
Mielke, Apotheker in Posen.
- .C. J. Milde in Lübeck.
- L. Miller in Wien.
- MiUiere in Lyon.
- Mink, Oberlehrer in Crefeld.
Dr. Moebius, Lehrer am Johauneum in Hambuig.
- H. R. Mose hl er in Kron-Förstchen bei Herrnhut.
G. Moli na ri in Pisa.
- Leo Molin ari, Kaufmann in Breslau.
Dr. Monti in Pisa.
- Moore, Beamter am zool. Museum des oslind. Hauses
in London.
- V. Motschulsky, Oberst-Lieut. a. D. in Odessa.
- Moe, Uni\ersitätsgärlner in Christiania.
- Dr. Morsbach, pract. Arzt in Dortmund.
- Dr. M ühlenpfor dt, Prof. in Hannover.
- Mühlig in Frankfuit a. M.
- Dr. Müller, Lehrer in Lippstadt.
- C. Müller in Berlin.
- Müller, Stadtwundarzt in Neustadt-Eberswalde.
- Jul. Müller, Fabrik-Buchlialter in Brunn.
- Cl. Müller, Mechanicus in Dresden.
- Anton Müller, Bisthums-Forstmeister in Fiiedeberg
(österr. Schlesien).
- H. Müller, Steueramts-Rendant in Birnbaum.
- Josef Müller, Zuckersiedemeister in Wrdy bei Czaslau.
- Mutzet 1, Maler in Berlin.
- Murdfield, Apotheker in Rlieine.
- Andr. Murray, Beamter der Horticultural Sociely in
London.
16
Herr Dr. Nebel, Oberarzt in Darmstadt.
- J. Neu mann, Catecliet am Gymnasium in Troppau.
- Neustadt in Breslau.
- Edward New man in London.
- Nickerl, pract. Arzt in Prag.
- Dr. Nicolai in Arnstadt.
- Nietner, Plantagen-Besitzer bei Rambodde (Ceylon).
- Oberst v. Nolcken in Oesel.
- Nördlinger, Prof. in Hohenheim bei Stuttgart.
- Dr. Nylander in Helsingfors.
- Oberi,, Lehrer in Petersburg.
- A. V. Oertzen in Mecklenb. Friedland.
- Orsini, Prof. in Ascoli.
- Baron Osten-Sa cken, Kais. russ. General- Consul in
Newyork.
- V. d. Osten, Rittergutsbesitzer zu Warnitz bei Soldin.
- Paclier, Pfarrer in Tiften (Kärnthen).
- Dr. Palliardi. Medicinalrath in Franzensbad.
- Pape, aeademischer Kupfersteeher in Petersburg.
- Prof. G. Passe rini in Parma.
- Pei roud in Ljon.
- Dr. Peters, Medicinalrath in Neu-Strelitz.
- 0. Petsche, Kaufmann in Hannover.
- Pfeil, Staatsanwalt in Hirschberg.
- Pfützuer, Kaufmann in Berlin.
- Dr. Pfund, Assi'^tcnt am Naturalien-Cabinet in Prag.
- Dr. Philippi ten. , Director des naturhist. Museums in
S.-Yago (Chile).
- A. H. E. Philippi jr. ebendaselbst.
- Piccioli in Florenz.
- 0. Pirazzoli, Major in Domodossola.
- G. Pirngruber, Beneficiat in Grünwald bei München.
- Pirsch, Lehrer in Swinemünde.
- V. d. Planitz auf Neidschütz bei Naumburg.
- Carl Plötz in Greifswald.
- Pogge, Kaufmann in Greifswald.
- Popoff, Collegienrath in Kjachta.
- V. Prittwitz, Notar in Brieg.
- Putzeys, General -Secretair im Justiz -Ministerium in
Brüssel.
- Quapp, Oberlehrer in Minden,
- Raddatz, Lehrer am Gymnasium in Rostock.
- V. Radoschkoffsky, Artillerie-Oberst in Petersburg.
- Rahtz, Förster in Neumark.
- Prof. Dr. Redtenbacher, Director des K. K. Natura-
lien-Cabinet s in Wien.
17
Herr Reer, Kaufmann in Hamburg.
- Reidemeister, Candidat in Cummerow.
- Dr. Reinhard, Medicinalrath in Bautzen.
- J. F. E. Rein hold, Ober-GerichtHsecretair in Hannover.
- Reisig, Ober-Forstseeretair in Darmstadt.
- Dr. V. Renard, Secretair der Kaiserl. natnrf. Gesell-
schaft in Moskwa, Staatsrath.
- K. Reutti in Freiburg im Breisgau.
- Dr. Rey in Halle a. d. S.
- Richter, Kammer-Musikus in Berlin.
- Richter, Oberförster in Potsdam.
Richter, Pastor in Punschrau bei Naumburg.
- Dr. C. Richter, Kais. Landgeriehtsratli in Troppau.
- Riehl, Ober -Zahlmeister der Haupt- Staats- Casse in
Cassel.
- Jul. Rietz, Hofkapellmeister in Dresden.
- Dr. Ritter, Hauptlehrer am Gymnasium in Marburg.
- W. Roeloffs, Maler in Brüssel.
- Aloys Rogenhofe r, Custos am K. K. zoolog. Museum
in Wien.
- Dr. Roger, Leibarzt Sr. Durchlaucht des Herzogs von
Ratibor in Räuden, Sanitätsrath.
- Roh de, Lehrer in Berlin.
- Cam. Rondani, Prof. in Parma.
- Rothlieb in Hamburg.
- Dr. Rössler in Wiesbaden.
- Rosenberge r, Pastor in Groesen (Kurland).
- Dr. Rosenhauer, Prof. in Erlangen.
- Russ, Lehrer in Hanau.
- Saalmüller, Lieut. in der preuss. Artillerie, derzeit in
Frankfurt a. M.
- R. V. Sacher-Masoch, K. K. Hofrath in Prag.
- R. V. Sacher-Masoch, K. K. Hofrath in Pesth.
- Dr. Sachse, pract. Arzt in Leipzig.
- Dr. Sahlberg, Prof. in Helsingfors.
- Sand, Cand. in Königsberg.
- W. W. Saunders in Reigate.
- H- de Saussure in Geneve.
- Dr. Saut er in Königsberg, Director.
- Schascbl, K. K. Hüttenbeamter in Forlach (Kärntiien).
- Schauffelberger, Architect in Petersburg.
- Schaufuss, Naturalienhändler in Dresden.
- Scheffler, Stadtgerichts-Secretair in Blankenburg.
Scheibe, Lehrer in Kemberg.
- Scheibge, Lehrer in Garz a. d. 0.
- Dr. Scheibler, Chemiker in Stettin.
2
IS
Herr Seb. Alex. Scheid el, Bank -Beamter und Custos der i
entoinol. Sektion im Senekenbergisehen Museum in ]
Frankfurt.
- Schenck, Prof. zu Weilburg.
- Dr. Seh ieffer decke r, pract. Arzt in Königsberg.
- Schindler, K. K. Pfannhausverwalter in Hall.
- Schindowsky, Förster in Pröbbernau bei Elbing.
- Dr. jur. R. Sc hin er, Ministerial-Secretair in Wien.
- Schiödte, Insp. am K. zool. Museum in Kjöbenhavn. '
. Schleich, Dr. med. in Stettin,
- Schlichting, Superintendent in Baiersdorf bei Bahn.
- Dr. Schläger, Diaconus in Jena.
- Schmeltz, Naturalienhändler in Hamburg.
- A. Schmid in Frankfurt a. M.
- Ferd. Jos. Schmidt in Laibach.
- Dr. Schmidt, Director in Elbing.
- Schmidt, Kreiswundarzt in Wismar.
- Ad. Schmidt, Dr. med. in Frankfurt a. M.
- Schmidt, Portraitmaler in Stettin.
- Dr. Schmidt-Goebel, Prof. in Lemberg.
- Schmitt, General-Superintendent in Mainz.
- Dr. phil. Schneider in Breslau.
- M. Schönbach, Oberförster in Reinwiese bei Hernis
kretschen.
- Schreck, Lehrer in Zeulenroda.
- Schreckenbach, Diaconus in Chemnitz.
- Dr. Egid. Schreiber, Prof. an d. Ober -Realschule in
Görz.
- Schreiber, Collaborator in Wolfenbüttel.
- R. Schreiber, Cand. math. in Rossla.
- Schreiner, Registrator in Weimar.
- Gottfr. Schreitter, Missar in Pinkau (Steiermark).
- Dr. P. Schumann, Arzt in Reichenbach (Schlesien).
- Schultz, Oberlehrer in Berlin.
- Schultz, Eisenbahn-Beamter in Stettin.
- Schulze, Cand. theol. in Pölitz,
- Dr. Schwabe, practischer Arzt in Stadt Remda bei
Rudolstadt.
- J. Scott in Lee bei London.
- Scriba, Pastor in Ober-Lais (Nidda).
- Samuel H. Scudder in Boston.
- Seeger, Dr. med. in Hall (Tyrol).
- Georg Seidlitz aus Kurland, derzeit in Berlin.
- Cavaliere Baudi di Selve in Turin.
- Baron de Sely s-Longchamps, Senator in Lüttich.
- Dr. Carl Sem per, derzeit auf den Philippinen.
Herr Georg Sem per, Kaufmann in Altona.
- Dr. Victor Lopez Seoanne, Arzt in Ferrol.
- Dr. M. Seubert, Prof. in Karlsruhe.
- Dr. 0. Seyffer in Stuttgart.
- Dr. William Sharswood in Philadelphia.
- Ed. Sheppard, Zollbeamter in London.
- Sichel, Dr. med. et phil. in Paris.
- Sieyers, Kaufmann in Petersburg.
- Simon, Inspector der Azienda a&sicur. in Triest.
- Smith, Assistent am Brit. Museum in London.
- Dr. Sodoffsky in Riga.
- S. Solsky in Petersburg.
- M. C. Sommer, Kaufmann in Altona.
- Dr. Souverbie in Bordeaux.
- Dr. F. Sperk in Novo Tscherkask.
- Dr. med. Adolf Speyer in Rhoden.
Stäger, Justizrath in Kjöbenhavn.
- Dr. med. Stachelhausen in Barmen.
- H. T. Stainton in Lewisham bei London.
- Stand fu SS, Pastor in Schreibevhau bei Hir&chberg,
- Albert Stange, Fabrik-Director in Meseritz.
- A. Stange in Rattmannsdorf bei Lauchstädt.
- Stal, Dr. phil. in Stockholm.
- J. Stark, Ober-Geometer in Ansbach.
- Dr. Staudinger in Dresden.
- Dr. Steffahnj', pract. Arzt in Putzig.
- Stein, Dr. phil. in Berlin.
- Dr. F. Stein, Prof. in Prag.
- St ein ecke, Cantor in Swinemünde.
- A. Stern- John in Frankfurt a. M.
- C. Stern in Frankfurt a. M.
- Dr. med. Stiebel in Frankfurt a. M.
- Dr. Stierlin in Schaff hausen.
- Stollwerk, Lehrer in Uerdingen.
- Dr. Stricker in Breslau.
- Strübing, Oberlehrer am Seminar in Berlin.
- Dr. Struve in Dresden.
- J. W. Sturm, Kupferstecher in Nürnberg.
- Stülpnagel, Rendant in Prenzläu.
- Dr. Sunde wall, Prof. und Intendant der Museen in
Stockholm.
- C. Nobile Tacchetti in Bologna.
- X. Tarnier in Dijon.
- Dr. Taschenberg in Halle, Gustos der zool. Samml.
der Universität. t ,.,ii;.
- Teschke, Oberlehrer in Stralsund.
2»
20
Herr Dr. Thomson, akad. Docent der Zool. in Lund.
- Thorey in Hamburg.
- V. Tiedemann, Rittergutsbesitzer auf Russoczin bei
Danzig.
- Tieffenbach, Maler in Berlin.
- C. D. Tiemann in Magdeburg.
- Tischbein, Oberförster in Herrstein bei Kirn.
- Dr. Treffz in Amt Kienitz bei Letschin.
- H. Tschapeck, Hauptmann, Auditor in Wien.
- Türk, K. K. Beamter in Wien.
- V. Varendorf, Rcgierungs-Secretair in Arnsberg.
- Frantfois Venetz, Ingenieur in Sitten (Wollis).
- Venus, K. Einnehmer in Dresden.
- Dr. Verloren in Utrecht.
- Dr. Vesco (franz. Marine) in Toulon.
- Ant. Villa, Vicepräses der geolog. Ges. in Milano.
- Giov. Batt. Villa in Milano.
- E. Vogel in Dresden.
- Voigt, Maler in Gross-Schönau in der Lausitz.
- Dr. Völcker, Gymnasiallehrer in Elberfeld.
- Snellen van Vollenhoven, Gustos des entom. Mup.
der Universität Leyden.
- Waga, Prof. in Warschau.
- W^agenschieber , akad. Kupferstecher in Berlin.
- Wagner, Lelirer in Ascherslebeii.
- Wagner, Oberförster in Wildenbrucli.
- Dr. Balthasar Wagner, Lehrer im der Realschule in
Fulda.
- Wahlberg, Prof. in Stockholm.
- Max Wahn seh äffe, Lieut. a. D. in Berlin.
- G. Wailes in Newcastle.
- Dr. Waltl, Lehrer in Passau.
- Wartenberg, Oberforstmeister in Stettin.
- Wasle, Apotheker in Schlitz.
- Julius Weeren, in Berlin.
- E. Wehncke, Kaufmann in Hamburg.
- Dr. V. Weidenbacli, pract. Arzt in Augsburg.
- V. Weissenborn, Geh. Justizrath in Halberstadt.
- V. Welser, Freiherr in Nürnberg.
- Werne bürg, Königl. Forstmeister in Erfurt.
- Wesmael, Prof, in Brüssel.
- Wester man, Director d. zool. Gartens d. Gesellschaft
Natura Artis Magistra in Amsterdam.
- Dr. Wetzel in Gütersloh.
- West ring, Duaneu-In.spector in Güteborg.
- G. Weymer, Kaufmann in Elberfeld.
21
Herr A, White, Assistent am Brit. Museum in London.
- Wiepken, Gustos am grossh. Museum in Oldenburg.
- Wisfehütter, Kunstgärtner in Lauban.
- Wilde, Justizratli und Notar in Weissenfeis.
- Dr. Wilkens, pract. Arzt in Bremen.
- J. Wilson, Esq. in Edinburgh.
- Job. Winnertz in Crefeld.
- Ph. Wirtfjen, Vorstelier des naturhistorischen Vereins
in Coblen/..
- W i s s m a n n , Oberförster in Hanno v. Münden.
- Wi SS mann, Dr. med. in Stettin.
- Dr. med. Wocke in Breslau.
- Gabr. Wolff, Apotheker in Klausenburg.
- Vernon Wollaston in London.
- Henry Wood ward, Assistent im Brit. Museum London.
- J. Wullschlegel, Lehrer in Lenzburg.
- Dr. Zaddach, Prof. in Königsberg.
- Zebe sen., Oberförster in Volpersdorf, Grafschaft Glatz.
- G. Zebe jun. in Wildenbruch.
- T. V. Zebrawsky, Architect in Krakau.
- Fort. Zeni in Roveredo.
- Graf V. Zepelin bei Constanz.
- Zetterstedt, Prof. in Lund.
- V. Ziegler und Klipphausen, Oberförster a. D. in
Oppeln.
- Dr. Zimmermann in Georgtown (Süd Carolina).
- Edler v. Zimmermann, Oberstabsarzt in Pesth.
- Ernst Zuchold in Leipzig.
In der Sitzung am 6. November 1864 sind noch folgende
Mitglieder in den Verein aufgenommen worden, welche erst
hier verzeichnet werden können, weil das vorstehende Ver-
zeichniss bereits im October gedruckt war:
Herr Sartorius, Buchhändler in Wien.
Andreas Kotula, K. K. Notar in Freistadt (östr.
Schlesien).
Hartmann, Kassirer in München.
Lakitt, Lehrer in Stettin.
A. Hahne, Hütten -Inspector in Wasseralfingen bei
Ahlen in Würtemberg.
Ehrenmitglieder 18
Vorstands-Mitglieder 14
Ordentliche Mitglieder 571.
22
Rede zur Stiftungsfeier am 6. November 1864.
Meine Herren!
Als wir im vorigen Jahre unsern Stiftimgstag ausnahms-
weise am 21. September feierten, hatte uns dazu der ausser-
ordentliche Umstand veranlasst, dass Stettin damals die Ehre
genoss, Vorort der deutschen Naturforscher zu sein. Folge
dessen wohnten jener Feier auch eine namhafte Zahl aus-w ar-
tiger geehrter Mitgheder bei. Heute sind wir wieder auf das
bescheidnere Mass unsrer localen Collegen beschränkt.
In den Vereinsangelegenheiten der seither erschienenen
Zeitungshefte sind bereits die Namen der JMitglieder verzeich-
net, welche dem Vereine seither durch den Tod entrissen sind.
Wir bedauern den Verlust unsers Ehrenmitgliedes Dr. Frank-
lin-Bache in Philadelphia, des hiesigen Vorstandsmitgliedes
Herrn Dassel und der Mitglieder Herren Tollin (gestorben
bei der Exploration von Madagascar), Grey in Petersburg,
Kolenati in Brunn, Hofgärtner Richter in Dessau.
Ueber die ordnungsmässige Lage der Vereins -Finanzen
im verwichenen Jahre giebt der späterhin folgende Status
unsers Herrn Rendanten den nöthigen Aufschluss. Ein, wenn
auch nicht bedeutendes, doch mit Dank anzuerkennendes extra-
ordinäres Activum steht in Aussicht, sobald der Abschluss
der vorjährigen Naturforscher-Kasse gemacht sein wird, da
auf meinen Vorschlag bei der Giessener Versammlung ge-
nehmigt wurde:
den voraussichtlichen Ueberschuss der Stettiner Ver-
sammlung ihren Geschäftsführern im Interesse wissen-
schaftlicher Localvereine zur Disposition zu stellen.
Der bei der vorigen General- Versammlung als dem Ab-
schluss nahe bezeichnete 15. Band unsrer Linnaea ist erschie-
nen; ebenso ist der 25. Jahrgang unsrer Zeitung in den Hän-
den unsrer Abonnenten.
Die Beziehungen zu auswärtigen gelehrten Körperschaften
blieben im Wesentlichen unverändert. Nur hat sich die En-
tomological Society of Philadelphia genöthigt gesehen, den
Schriftentausch mit uns aufzuheben, da sie durch Vereinsbe-
schluss überhaupt jeden Schriftentausch eingestellt hat, und
unsrerseits haben wir uns aus mehrfach bereits ausgesprochenen
Gründen veranlasst gesehen, dergleichen uns angebotenen
Tausch abzulehnen, resp. da aufzuheben, m-o bereits seit einer
Reihe von Jahren die uns eingesandten Schriften wenig oder
nichts enthielten, was für die speciellen Zwecke unsers Ver-
eins direct oder indirect brauchbar erschien.
f Aus der seit der letzten Sitzung eingelaufenen Vereins-
Correspondenz theile ich Ihnen demnächst folgendes mit. Es
schrieben die Herren:
1. Prof. Zeller, Meseritz 31. August, sendet eine Arbeit
für die Zeitung über Schmetterlinge, die er in der Umgegend
von Meseritz beobachtete. Er wünscht Separata dieses Ar-
tikels, da er schon in manchen Verpflichtungen andern Zu-
sendern gegenüber steht. Er sendet Bücher zurück, welche
ihm aus der Vereinsbibliothek geliehen waren, dankt für die
Besorgung der Insekten -Kiste an MXachlan und berichtet^
dass nicht blos ilmi, sondern auch seinen Hausgenossen aller-
hand Hautleiden erwachsen seien durch die Zusendung eines
Viertel Hundert Raupen der Cnethocampa pinivora von einem
Gutsbesitzer der Umgegend. Ihm sei dies um so mehr auf-
gefallen, als seine Haut früher bei der Zerreissung von Ne-
stern der Processionea, Betastung der Pityocampa und ähn-
licher haariger Raupen unempfindlich geblieben.
2. Emil V, Brück, Crefeld 30. August, giebt Nachricht
von seiner italienischen Sommerreise, wälirend welcher er von
der grossen anhaltenden Hitze zu leiden gehabt hat. In Do-
modossola haben wir uns um ü Tage verfehlt. Er hat dies-
mal bei seiner Durchreise durch Bologna die interessanten
Käfer aus Mozambique auf dem dortigen Museum in Augen-
schein genommen und sich bei seinen Excursionen in Toscana
der Gesellschaft seines Freundes Piccioli zu erfreuen gehabt.
Es ist ilim gelungen, neben manchen andern brauchbaren Kä-
fern die seltne Chevrolatia insignis zu erbeuten, leider nur in
2 Stücken.
3. H. T. Stainton, Mountsfield 27. August, hat von Ham-
let Clark eine Determinatensenduug zur Spedition hieher er-
halten und fügt Londoner Transactions für den Verein, Hagen,
Zeller und mich bei, auch ein mir vom Verfasser bestimmtes
Separatum der Major Parrj^'schen Lucaniden- Arbeit. Was
wir von Regen in diesem Sommer zu viel haben, wird in
England schmerzlich vermisst. Er wird am 12. September
der Versammlung der British Association in Bath beiwohnen.
4. Dr. Merkel, Nürnberg 4. Sept., als Secretair der dor-
tigen naturhist. Gesellschaft bedauert, dass der entomologische
Verein aus den dargelegten Gründen auf einen Schriftentausch
nicht eingehen kann und bezieht sich auf eine ihm von Dr.
Sturm übergebene Versendungsliste, wonach dem Verein schon
früher der 2. Band Nürnb. Abhandlungen zugegangen sein
soll — hier ist nichts eingegangen,
5. Einladungen der Schweiz, ent. Gesellschaft zur Ver-
sammlung in Schaffhausen am 1. und 2. October für Dr. Hein-
rich ü. und mich.
6. Prof. Zeller, Meseritz 4. Sept., dankt für Zusendung
der Transactions, wobei er mehr Hefte erhalten, als ihm zu-
kommen; er wird die überständigen mit erster Gelegenheit
remittiren. Frage, ob der amtliche Bericht über die Natur-
forscher-Versammlung in Stettin 1863 noch nicht fertig?
( — Ja.) Ferner, ob der in Kiel ertrunkene v. Baerensprung
der Berliner Professor, der über Hemiptera geschrieben?
(- Ja-)
7. Dr. Hagen, Königsberg 7. September, schreitet mit
seinen in Gemeinschaft mit Selys begonnenen Arbeiten über
Libellen rüstig vorwärts, namentlich wird die schwierigste
Partie der Agrioniden bald überwunden sein. Augenblicklich
macht ihm die Einberufung als Geschworner einen unterbre-
chenden Querstrich. Unter den fossilen Odonaten, mit denen
er sich gleichzeitig beschäftigt, machen ihm die Gattungen
Heterophlebia und Tarsophlebia besondre Freude.
8. Buchhändler E. A. Zuchold, Leipzig 25. August,
sendet den Band Kupfer, welcher mit Lac. Genera V zugleich
ausgegeben, zum Geschenk und bittet um Aufnahme einer
Anzeige.
9. Naturalienhändler Hoffniann in Laibach, 8. Sept.,
hat seine Vorräthe von Höhlen-Insecten wieder mehr vervoll-
ständigt.
10. Westermann, Copenhagen 10. Sept., hat meinen
Kath befolgt, sein Unwohlsein durch entomologische Beschäf-
tigung zu curiren und findet das Recept probat. Es hat sich
ergeben, dass in seiner grossen, seit mehreren Monaten nicht
angerührten Sammlung keinerlei Schaden entstanden ist, weder
durch Schimmel, noch durch Kaubinsecten. Wenn in der an
mich durch die Eisenbahn expedirten Sendung vermuthlich
auch nichts Neues für die Sammlung stecken werde, so holfe
er doch, die meisten Arten würden sich als gut und brauch-
bar für meine Freunde ausweisen. Im Laufe des vorigen
Jahres habe er sehr hübschen Zuwachs zu seiner Dipteren-
Sammlung gehabt. 26. October. Hat meine Einlage an Hrn.
Drewsen nicht abgeben können, weil dieser Freund durch den
Brand der Papierfabrik in Silkeborg zur Abreise dorthin ge-
nöthigt war. Dass mehrere Thiere der letzten Sendung m"ei-
ner Sammlung noch gefehlt, habe ihn erfreut. Die angebo-
tenen Species würden ihm willkommen sein, namentlich Schi-
zorhina flammula. Auch bitte er um Mittheilung des ihm
angebotenen Artikels von Snellen van Vollenhoven aus der
niederländischen Zeitschrift.
11. Dr. Barth. Wagner, Fulda 2. Oct., dankt fU.' die
Ergänzung der Vereins-Publicationen, will über die Ceddom.
25
(Diplosis) tritici sclireiben und fragt nach literarischem Hülfs-
material.
12. Director Kaden, Dresden 15. Sept., wünscht bei
seinem hohen Alter über den Verbleib seiner Schmetterlings-
Sammlung noch bei Lebzeiten beruhigt zu sein und möchte
sie gerne in gute Hände verkaufen. Er hofft, dass die ento-
mol. Zeitung darauf aufmerksam machen werde. (Dass die
Kaden'sche Sammlung eine der bedeutendsten Privatsamm-
luugen in Deutschland ist und dass sie sich nicht blos durch
Vollständigkeit der Europäer, sondern auch durch zalilreiclie,
meist aus directen Quellen bezogene Exoten, sowie durch
Mikrolepid. auszeichnet, darüber haben sich berufene Kenner
oft gegen mich ausgesprochen. Es unterliegt deshalb keinem
Zweifel, dass eine solche Pracht-Collection gewiss bald einen
Liebhaber finden wird. Red.)
18. Dr. C. Felder in Wien 4. Oct. ist von einer schwe-
ren Krankheit soweit genesen, dass er den bisher versäumten
Dank für Vermittlung einer Sendung an Boheman nachholen
kann. Er hofft, eine ihm verheissene afrikanische Sendung
werde wieder Stoff zu neuem Verkehre liefern. Die erste
Abtheilung seiner Arbeit über Lepid. Systematik und Syno-
nymie habe die Presse verlassen.
14. Dr. Felix Flügel, Leipzig 12. Sept., befördert eine
Sendung der Smithsonian Institution und zwei Beischlüsse für
Prof. Zeller und mich.
15. Naturalienhändler N. Hoff mann, Laibach 12. Sep-
tember, sendet Krainer Höhlenkäfer und bittet ihn zu em-
pfehlen. (Das kann mit gutem Gewissen geschehen, Herr H.
sammelt sauber und stellt billige Preise.)
16. Naturalienhändler Stentz, Neusiedel am See 20.
Sept., benutzt eine Conchyliensendung für H.- D. , um einige
Käfer zur Bestimmung resp. Auswahl beizufügen, das Aequi-
valent in Exoten erbittend.
17. Oberförster von Ziegler, Oppeln 7. Oct., bittet um
Bücher aus der Vereinsbibliothek, erzählt, dass Prof. Kolenati
bei Gelegenheit einer Excursion im schlesiscli-mährischen Ge-
birge doi't in einer Baude (Sennhütte) erkrankt und verstor-
ben sei.
18. Dir. Burchard, Bückeburg 13. Sept., sendet einige
Exoten zur Determination resp. Tausch; 27. Oct. dankt für
das erhaltene Aequivalent.
19. S. Solsky, Petersburg 14. Sept., erzählt, in wel-
cher Weise das Doctor- Jubiläum unsers hochverehrten Ehren-
mitgliedes, des Akademikers v. Baer, am 9, September ge-
feiert worden.
20. Rev. H. Clark, Brighton Sept. 21,, ist mit einem
Kataloge und Nachträgen zu Lacordaire's Phytopliagen Band I.
bescliältigt und fragt, ob ihm dazu Material geliefert werde.
21. Kev. A. Matthews, Gumley 10, Sept., wünscht
eine Monographie der Trichopterygier vorzunehmen und bittet
um Material.
22. Dr. Morsbach, Dortmund 17. Sept., macht eine
Sendung von ostind. Coleojjteren und Hymenopteren, und hat
gelungene Versuche gemacht, den Goldglanz der Cassiden
durch Glycerin zu fixiren.
23. Buchhändler W. Engel mann, Leipzig 26. Sept.,
sendet Werke für die Vereinsbibliothek und legt einen Ka-
talog seines Verlages bei.
24. L. Fairmaire, Paris 8. Oct. , expedirte Insecten
und Bücher für den Verein und andere Interessenten. Thom-
son aus Lund Mar in Paris, auch E. vom Brück auf der
Durchreise von Arcaclion. F. beschäftigt sich augenblicklich
vorzugsweise mit Longicornen und desiderirt einige seltnere
Arten.
25. Dr. Hagen, Königsberg 19. Oct., hätte gerne die
Naturforscher- Versammlung in Giessen mitgemacht und bittet
um Nachrichten darüber. Ein rheumatisches Knieleiden hat
ihm ungewünschte Müsse zum Tractiren der Solenhofer fos-
silen Insecten gegeben, wobei es als ein besondres Glück sich
herausstellt, dass in der Selys-Hagen'schen Libelluliden-Mono-
graphie die Familien Calopteryx und Gomphus schon durch-
gearbeitet Avaren, da zu diesen Gruppen mindestens fünf
Sechstel der Solenhofer gehören. Der General -Landtag der
Provinz Preussen hat der Physikalisch -Oekonomischen Ge-
sellschaft von Königsberg eine Unterstützung von 5000 Thlr.
bewilligt, welche vorzugsweise geogno&tischen und palaeon-
tologischen Erforschungen zu Gute kommen werden.
26. Prof. Z e 1 1 e r , Meseritz 1 7. Sept., wünscht die Namen
einiger Coleoptern zu wissen, sendet einige Expedienda. —
27. Oct. war auf einige Tage in Berlin und sieht sich in sei-
ner Absicht, die Crambiden zu bearbeiten, durch die Walker-
sche fUichtige Katalogisirung vorläufig gehemmt.
27. Snellen van VoUenhoven, Leyden 17. Oct., zeigt
die Absendung der Niederl. Entomol. Zeitschrift und der No.
35—46 der Fortsetzung des Werkes von Sepp für die Ver-
einsbibliothek an. Beigefügt ist eine Sendung Molukkischer
Käfer, unter welchen die prachtvolle Schizorhina fhimmula
Hombr. von Morotai in mehreren Varietäten, eine neue Ma-
cronota von Celebes, ein neuer Oryctide ebendaher und andre
Raritäten. In die Werneburg'sche Schrift über ältere lepi-
dopt. Werke haben sich mehrere Irrthümer eingeschlichen,
deren Besprechung V. sich vorbehält. Namentlich scheint
37
W. zu ignoriren, dass das Werk von Sepp fortgesetzt wird.
V. hofft, dass Dr. Heinrich D. vor seiner Abreise nach den
Capverdischen Inseln noch in Holland vorsprechen werde. Der
Lucaniden-Katalog von Major Parry enthält 332 Arten, das
Leydener Museum besitzt davon 137 und einige n. sp.
28. H. T. Stainton, Mountsfield 19. Oct, ist von dem
Naturforscherfest in Bath heimgekehrt und bittet um Aus-
richtung mehrerer entomol. Aufträge.
29. Schulrath Dr. Suffrian, Münster 26. Oct., dankt
für die Zusendung der südamer. Cryptocephalen des Kaiserl.
Museums, welche ich bei der Durchreise durch Wien vermit-
telte. Von E. V. Brück gingen neue Columbier ein. Auch
aus Asien und Australien haben sich schon wieder Nova zu-
sammengefunden. Anfrage, ob und wo Guerin einen Cryptoc.
patagonicus beschrieben? (Nescio.)
30. Dr. R. A. Philippi, S. Yago (Chile) 31. August,
sendet eine Arbeit über Chilenische Diptera, bezeichnet den
Weg., auf dem er Zusendungen von Büchern u. s. w. erwartet
und hofft, dass die Litoral-Excursion , welche er nächstens
unternehmen will, ein gutes Resultat an Pflanzen und Insecten
liefern soll. Dass von Buenos Ayres eine oder gar zwei Ei-
senbahnen nach Chile gebaut werden sollen, hat Ph. aus
deutschen Zeitungen erfahren; er meint aber, es werde blos
„davon gesprochen^' und es habe noch gute Weile damit.
Er habe Hoffnung, eine Gesellschaft zur Bildung eines Zoolo-
gischen Gartens zusammen zu bringen.
31. C. Plötz, Greifswald 3. Nov., sendet einen Artikel
für die Zeitung und bittet, die Uebersendung seiner zwei
Bände Spanner -Zeichnungen von England an Dr. Speyer zu
veranlassen.
32. Andr. Kotula, K. K. Notar in Freistadt (Ostreich.
Schlesien) 1. Nov. bestellt Kataloge und wünscht in den Ver-
ein zu treten.
33. Prof. Zeller, Meseritz 2. Nov., dankt für den er-
haltenen amtlichen Bericlit über die Naturforscher- Versamm-
lung in Stettin 1863, hat darin die EinlcitimgsreTle mit Ver-
gnügen recapitulirt und wird sich demnächst an das Lesen der
Darwinstreitigkeiten machen. Vorläufig bleibt er bei seiner
Ansicht*, dass die Schöpfung theihveise noch nicht völlig im
Klaren ist (z. B. mit Salices, Hieracia, Zygaena etc.), dass
man aber nach x Jahren nur Ws und ähnlicher Polygraphen
lebensunfähige Arten ausgestorben finden wird. In dem fleissi-
gen Werneburg'schen Buche sei viel Scharfsinn aufgeboten,
hie und da vielleicht zu viel.
34. Einladung, den wissenschaftlichen Congress in Na-
poli 7.11 besuchen, welcher im Jahre 1865 vom 23. April bis
7. Mai gehallen werden soll.
35. Notar 0. v. Prittwitz, Brieg 1. Nov., ist mit sei-
ner Bearbeitung der Schmetterlinge von Rio de Janeiro ziem-
licii bis zum Ende der Rhopaloceren gediehen. Anfrage wegen
der Publication.
36. Sartorius, Wien 3. Nov., erhielt durch gefällige
Vermittlung des K. Museums die ihm verheissene Sendung,
mit welcher er sehr zufrieden ist.
37. Dr. Speyer, Rhoden 4. Nov., ist mit einer Revi-
sion der Lepidopt. -Fauna Deutschlands und der Schweiz be-
schäftigt und wünscht darüber einige Bücher der Vereins-
bibliothek zur Ansicht.
38. Major Pirazzoli, Domodossola 2. Nov., ist erfreut,
dass die Bücherkiste an ihn abgesendet und wird sofort nach
deren Ankunft wieder schreiben. Sein Sommerfang Imt nur
Micra geliefert, und auch jetzt (wo freilieh nach Reaumur noch
immer -f- 8— »10° sind), finden sich unter dem Moose nur
Cej)hennium n. sp., Alexia, Mniophila und ähnliche Pygmaeen.
Er findet an den Antennen des ^ von Bryaxis antennata abwei-
chende Bildung von denen der rj^, obwohl Aube und Redten-
bacher derselben nicht erwähnen.
39. Friedländer und Sohn, Berlin 5. Nov., bitten um
die Erlaubniss, der Zeitung antiq. Kataloge beilegen zu dürfen.
40. Dr. Stäl, Stockholm S. Nov., zeigt die Ab&endung
einer Kiste determ. Insecten für das Senckenbergische Institut
in Frankfurt an.
41. A. Murray, London 4. Nov., bittet um Vertheilung
der an dieAddr. des Vereins zu expedirenden Exemplare des
Vol. I. seiner Nitidularien.
(Der Schluss dieses Sitzungsberichtes wird später gegeben
werden, um den Druck der grossentheils schon gesetzten übri-
gen Artikel dieses Heftes nicht zu verzögern.)
29
Nachricht über einige Falter der Meseritzer
Gegend
von P. C. Zeller.
1. Coenonympha Davus.
Von der Raupe dieser auf allen Torfsümpfen und torf-
Imltigen Wiesen der Mark Brandenburg, Schlesiens (wenig-
stens bei Glogau) und der Provinz Posen häufigen Art ist
mir keine Nachricht weiter bekannt, als die von Zetterstedt
in den Insectis Lapponicis S. 9U5 gegebene, von Wallengren
in seinen vortretriichen Skandinaviens Dagfjärilar übergangene
„larva glabra, lucida, teste D. Boisduval.^' Da ich in Bois-
duvaPs Werken, soweit ich sie besitze, keine Beschreibung
finde, so weiss ich nicht, woher Zetterstedt |seine Angabe hat.
Die Raupe, die frei lebt und ziemlich hoch an den Gras-
blättern sitzt, ist ziemlieh leicht zu bemerken, noch leichter mit
dem Kätscher zu erhalten 5 dass aber nichts über sie bekannt ge-
macht wurde, hat seinen Grund ohne Zweifel darin, dass die
Summler die Tagfalterraupen unbeachtet lassen, indem sie
die Schmetterlinge viel bequemer durch den Fang als durch
die Zucht erhalten.
Ich fand am 25. Juni, als die Schmetterlinge schon reich-
lich flogen, auf einem freien Torfsumpfe zwei ziemlich er-
wachsene Raupen, die an den langen, schmalen Blättern einer
in Polstern wachsenden Torfcarex sassen. Sie wurden an
einem solchen Rasenstück, das sich ohne Schwierigkeit lebend
erhalten Hess, an dem jedoch die Blätter gestutzt werden
mussten, über drei Wochen genährt. Sie frassen bei Tage
an den Blättern sitzend, Hessen sich jedoch bei Störungen
.'^^ogleich in das Moos fallen, in welchem sie einige Zeit ge-
krümmt liegen blieben. Die erste hängte sich, nachdem sie
ein paar Ttige an einem Halme ruhig und langgestreckt ge-
sessen und, während ihre Grundfarbe saftiger und ihre Zeich-
nung blässer wurde, mehrere schwarze Punkte, wie gestochen,
erhalten hatte, am 12. Juli an etwas Seide auf und wurde
am 13. zur Puppe. Bei der zweiten erfolgte die Verwand-
lung erst am 20. Juli. Aus jener erschien der Schmetterling
am 2. August schon vor 5 Uhr Morgens, aus der zweiten am
11. August später am Vormittag bei rauhem Wetter. Beides
sind recht kleine Weibchen. Dass sie so spät, nämlich wenn
im Freien kaum noch ganz verflogene $ zu sehen sind, aus-
krt)chen, kommt jedenfalls daher, dass Raupen und Puppen
auf der Noidseite vor dem Fenster aufbewahrt wurden.
Raupe. Länge 1"— 1" 2"'. Der Kürper unbehaart,
ao
aber überall, selbst am Kopf, mit äusserst feinen, gelblichen
Punkt\värzchen besetzt. Grundfarbe gelbgrün, der gerundete
Kopf hellgrün; Gebiss gelblich, am Innenrande der Kinnbacken
braun. Die Rückenlinie ist schmal, dunkelgrün, auf jeder
Seite mit einer scharfen, schmalen, weisslichgelben Linie ge-
säumt. Die obere Seitenlinie dünn, etwas gelber, oberwärts
dunkel gerandet; die Seitenlinie, in welcher die Luftlöcher
stehen, breiter, hellgelb, sehr deutlich begrenzt. Beine sehr
kurz; nur die Nachschieber blass rosenfarbig. Die After-
spitzen nicht lang, spitz, hellgelb, am Ende rosenfarbig, oder
ganz in der letztern Farbe.
Die gestürzt hängende Puppe hat ganz die Gestalt und
Farbe wie bei Coen. Pamphilus. Sie ist 6'" lang, ganz kahl,
blassgrün, am Rückenschilde durchsichtiger als an den Flügel-
scheiden, am Hinterleibe mehr weisslich und ganz undurch-
sichtig; der Innenrand (margo dorsalis) des Vorderflügels ist
in einer feinen Linie weisslich und auswärts noch feiner braun
gerandet; der Hinterleib auf den ersten 6 Ringen sehr fein
runzelig, auf den hintersten glatt. Die leere Puppenhülle ist
weisslich, an den hintersten Ringen schmutzig hellgrünlich;
die Randlinie der Flügelscheide deutlich.
An den Schmetterlingen der hiesigen Gegend finde ich
nur zu bemerken, dass sie auf der Unterseite der Hinterflügel
nie mit einer vollständigen weissen Binde vorzukommen schei-
nen, dass die Grundfarbe hier oft stark mit Ochergelb ge-
mischt ist, dass der helle Querstrich auf der Unterseite der
Vorderflügel nicht selten völlig fehlt, und dass ein $ meiner
Sammlung hier vier Augenflecke hat, nämlich oben an dem
gewöhnlichen einen kleinen, darunter ein gelbes rundes P'leck-
chen ohne Schwarz, dann gegen den Innenwinkel ein grös-
seres Auge mit weisser Pupille und im Innenwinkel ein klei-
neres ohne dieselbe. Solche Exemplare, wie ich sie aus Liev-
land erhielt und Isis 1846 S. 180 als Hipp. Isis Zetterst.,
jedoch nur als Var. Davus beschrieb, scheinen bei uns nicht
vorzukommen; dass sie dort nicht die regelmässige Form sind,
beweisen zwei lievländische gewöhnliche Davus meiner Samm-
lung. So klein, wie drei ächte lappländische Isis (^ (Davus
var.) meiner Sammlung, nämlich kleiner als mancher süd-
europäische Pamphilus, habe ich die Art in unseren Gegenden
noch nicht gesehen.
2. Setina Kuhlweinii.
Hübner fig. 2^)0, 291 ^ (mit ganz gelbem), 292,
293 ,S (mit theilweise schwarzem Hinterleibe).
Fr. Röslst. Beiträge T. 42 S^ (mit gelbem Hinterleib)
S. 107.
3a
Boisduval Icones T. 58 fig. 8 r^ 9 $ (Beide mit gel-
bem Hinterleib) tome 11 p. 112.
Freyer Beitr. V T, 459 fig, 1 <^ (mit „graugelblichem'''
Hinterleib e) S. 81.
Lederer in zool.-botan. Vereinsschrift II S. 119.
Speyer geogr. Verbreitung I S. 367 und 467.
Kuhlwein selbst hat mir erzälilt, dass diese Art von Hüb-
ner nach den von ihm zugeschickten Exemplaren abgebildet
vi'orden ist. Es ist also nicht daran zu zweifeln, dass fig.
292, 293 dieselbe Art vorstellt und dass Staudinger sie ohne
Bedenken liätte anführen können. Freyer's Compluta rechne
ich mit gleicher Sicherheit hierher, da in Hinterpommern,
woher ich auch 1 Exemplar der Kuhlweinii erhielt, keine
Roseida vorkommen kann. In der Abbildung ist nur das
Schwarz auf Rückenschild und Hinterleib zu dunkel und un-
gemischt aufgetragen, während es bei dieser Varietät auf dem
Rückenschild nur hinter dem Kragen dunkel ist und sich um
das immer rostgelbe Schildchen lichtet und auf dem Hinter-
leibe nur sehr selten bis zum rostgelben Afterende rein bleibt.
Diese Setina ist die einzige mir in fünf Sommern bei
Meseritz vorgekommene. Irrorella wird sich wohl auch noch
irgendwo vorfinden; wenigstens glaube ich sie auch aus der
Birnbaumer Gegend (5 Meilen von hier), wo Kuhlweinii häufig
ist, erhalten zu haben, statt dass ich bei Glogau sie allein
und trotz angelegentlichem Suchen keine Kuhlweinii fand.
Kuhlweinii fliegt hierin allen jungen Kiefergehölzen auf Sand-
boden auf den lichten, mit Rennthierflechte und anderen Li-
chenen bewachsenen Stellen. Sie sitzt an Grashalmen oder
Kiefernadeln und das Männchen fliegt bei klarem, ruhigem
Wetter leicht auf, um sich bald wieder zu setzen. Das Weib-
chen fliegt fast gar nicht und wird daher bei seiner natür-
lichen Seltenheit noch seltener angetroffen. Ihre Sitten sind
also ganz dieselben wie der Irrorella. Die Flugzeit ist von
Mitte Juni bis gegen Ende Juli, so dass sie vor der Mitte des
letztern Monats ihre Höhe erreicht hat. In welcher Tages-
zeit das Thier seinen freiwilligen Flug hat, habe ich noch
j-o wenig wie bei Irrorella mit Bestimmtheit entdecken kön-
nen; ich sah bisher nur, dass bei Iieissem Wetter die Männ-
chen gegen Sonnenuntergang ihren Flug recht weit fortsetz-
ten, ohne dass er jedoch das Aufsuchen der Weibchen zum
Zweck zu haben schien. Begattete Paare hängen fest und
lange aneinander.
Unter den mehr als 400 Exemplaren, die ich bisher von
Birnbaum erhalten oder bei Meseritz selbst gefangen habe,
ist kein einziges gewesen, das ich mit Roseida zu vereinigen
versucht gewesen wäre, ungeachtet die Art gar nicht unver-
32
andevlicl» ist. Als Grundform der Set. Kuhlweinii, wenn auch
nicht als die häufigere Form in hiesiger Gegend, betrachte
ich diejenige, bei welcher der ganze Hinterleib und dann auch
das llückenschild, mit Ausnahme etwa des Anfanges hinter
dem Halskragen, die Fühler und bisweilen selbst der Scheitel
rostgelb sind; bei dieser Form haben auch die Hinter flügel
an der Wurzel nichts Schwärzliches — ein Merkmal,
das leider kein specifisches ist, da es bei der zweiten Form
nur zu viele Ausnahmen erleidet. — Die zweite Form ist die-
jenige, bei welcher die Fühler und das Rückenschild mehr
oder weniger dunkel, am dunkelsten hinter dem Kragen,
schwärzlich wird, wobei aber das Schildchen stets in ansehn-
lichem Umfange rostgelb bleibt und der Hinterleib von der
Wurzel aus in mehr oder weniger Ausbreitung sich schwärz-
lich färbt, doch so, dass die Hinterränder der Segmente mei-
stens einen rostgelben Rand behalten und nur das Afterende
in der Ausdehnung wie bei Roseida rostgelb bleibt. Hier hat
die Hinterflügelbasis fast immer etwas Schwärzliches, wenn
auch gewöhnlich nicht in der Ausdehnung wie bei Roseida.
Bei einem Männchen, das ausser am Thorax nur an den IVa
ersten Hinterleibssegmenten schwärzlich ist, geht sogar eine
schwärzliche Linie auf der Medianader bis über die Flügel-
hälfte hinweg (Var. e).
Die Grundfarbe des Leibes und der Flügel wechselt bei
ganz frischen Exemplaren in der Lebhaftigkeit des Rostgelben
und kommt oft der gesättigtsten Färbung der Aurita ganz
nahe. Die Flügelzeichnung ändert in der Stärke bei beiden
Formen; ich habe aber noch nie die Flecke der einen Reihe
mit denen der andern durch Linien verbunden gesehen, wie
es so häufig bei Aurita, nämlich der Var, ramosa, der Fall
ist und selbst bisweilen bei L-rorella vorkommen soll. W^enn
die Flecke überhaupt stark sind und die dritte Reihe der
Vorderflügel die stärksten enthält (was nicht immer der Fall
ist), so zeichnet sich auch die am Rande der Hinterflügel
hinziehende Reihe durch Grösse und Zahl aus. Als besondere
Abweichungen erwähne ich: 1) mehrere Männchen, bei denen
die zwei ersten Reihen der Vorderflügel aus ganz kleinen
Punkten bestehen (Var. a. — sonst zur Grundfärbung ge-
hörig); 2) ein Männchen, mit Var. a. stimmend, nur dass
die Punkte der zwei Reihen alle in kurze, feine Linien
verwandelt sind (Var. b.); 3) ein Männchen der zweiten Fär-
bung, mit gros.^en Flecken, aber alle ganz verloschen, grau
(Var. c); 4) ein Männclien in der Grundfärbung, dem auf
den Vorderflügclu die dritte Reihe und alle Flecke der Hin-
terflügel gänzlich fehlen. (Var. d.) Dieses Exemplar, das
unter der gewüimlichen Kuhlweinii bei Birnbaum gefangen
;33
wurde, sieht mit seiner gesättigten Grundfarbe und dichten
Beschuppung so auffallend aus, dass, wenn man von seinem
Vaterlande nichts wüsste, es leicht für eigene Art gelten
könnte.
Endlich ist noch zu bemerken, dass auch die Gestalt der
Flügel abändert, indem sie bald mehr, bald M'eniger gestreckt
sind.
Indem ich nun die Arten der Lederer'schen Sammlung,
die ich in zahlreichen Exemplaren vor mir habe, ansehe, will
.'^ich mir fast die Vermuthung aufdrängen , dass alle Setinen,
mit Ausnahme der Mesomella, nur eine einzige Art seien.
Bei kälterem Blute und genauerer Prüfung komme ich natür-
lich von diesem Gedanken zurück.
Zunächst bleibt Irrorella eine Art für sich, die, wie
Speyer richtig bemerkt, auf der Unterseite durch ihre ver-
dünnte, grau gefärbte Beschuppung (nur beim $ fehlt zuwei-
len alles Graue) charakterisirt wird. Auf die daraus gemach-
ten Arten lasse ich mich hier nicht ein.
Zweitens müssen der Aurita Artrechte zugestanden
werden, obgleich sie auch etwas abändert; denn abgesehen
von der Bamosaform, sind ihre schwarzen Fühler auf dem
Schaft mehr oder weniger gelb bestäubt und ihr Hinterleib
ist in beiden Geschlechtern (auch oft in der Var. ramosa) in
einem Seiten&treif und an den Hinterrändern der hintern Seg-
mente rothgelb ; auch ändern die Flügel in der Streckung ab;
die Grösse ist durchaus nicht immer über der unsrer nordi-
schen Kuhlweinii, und selbst die Lebhaftigkeit der rostgelben
Farbe ist nicht immer ohne Abstufung, Ja bei vielen Exem-
plaren der Ramosa sehr licht. Was sie als Art charakte-
risirt, ist folgendes: 1) auf den Vorderflügeln ist ein schwar-
zer Punkt in der Nähe der Wurzel auf der Subcostal-
ader, der es eben erklärlich macht, wie bei Ramosa die
schwarzen Linien bis dahin reichen können und ^ie dies bei
Kuhlweinii gar nicht vorkommen kann; 2) die männlichen
Fühler- sind, wie Speyer bemerkt hat, entschieden stärker
gekerbt und länger gefranzt; 3) der Kopf, ausser bisweilen
um den Mund, wo die Haare dann grau sind, und das Schild-
chen sind immer tiefschwarz.
Ausserdem habe ich — als Varietät der Aurita — 3 (^
4 $ der Lederer'sclien und 2 ,^ meiner Sammlung vor mir,
die ich nicht als Aurita ansehen kann. Sie sind etwas grösser
als Aurita und der schwarze Punkt an der VorderfJügel-
wurzel fehlt, während die Grösse der übrigen Flecke (bei
einem ^ besonders gross) veränderlich ist; ihr Körper ist
grösstentheils rostgelb, nämlich: am Kopf, wenigstens im Ge-
sicht, auf dem Schildchen und in ziemlicher Ausdehnung um
3
84
dasselbe, an den Hinterrändern der dunkelgrauen oder schwärz-
lichen sechs ersten Hinterleibssegmente, sowie am Reste des
Hinterleibes. Auf der Unterseite der Vorderflügel sind wenig-
stens bei 4 <J die Subcostal- und die Medianader, und von
letzterer zum Theil die Aeste breit schwärzlich angelaufen;
bei den übrigen <^ und den ? zeigt sich hier so wenig Schwar-
zes an den Adern wie bei Aurita und Kuhlweinii. Es leidet
wohl keinen Zweifel, dass diese Exemplare gleicher Art mit
denen sind, die Speyer bei Stenlz „in beträchtlicher Anzahl
aus der Gegend von Botzen" sah; auch sie sind aus den Alpen,
nämlich die meislen aus Wallis, zwei aus dem Balcan. Nun
sagt zwar Speyer, die Tyroler wie die norddeutschen hätten
die Grösse, den Bau des Körpers, der Fühler und Flügel M'ie
bei Irrorella, und dass jene mit diesen ausser in der Leb-
haftigkeit der Grundfarbe völlig übereinstimmten. Ich finde,
dass diese alpinen Exemplare Fühler haben, die stärker
gesägt sind als bei Kuhlweinii, aber kürzer gefranzt als
bei Aurita. Ich halte es daher für zweckmässig, diese alpi-
nen Exemplare wegen ihrer Fühler, wegen ihrer Grösse, die
doch von mancher hiesigen Kuhlweinii erreiclit wird, und
wegen der Unterseite der männlichen Vorderflügel, die doch
in der Mehrzahl geschwärzt zu sein scheint, durch eine be-
sondere Benennung: alpestris, als mögliche eigene Art aus-
zuzeichnen.
Flavicans, wovon ich 4 ,^ 1 $ vor mir habe, sieht
allerdings auffallend genug aus. Sie hat die mittlere Grösse
unserer Kuhlweinii, auf dem Thorax nur am Rande der Schul-
terdecken und auf den ersten zwei Hinterleibssegmenten etwas
durchschimmerndes Grau (welches auch ganz felilen kann) und
auf den Hinterflügeln gar keine schwarzen Punkte. Die Punkte,
die in allen drei Reihen stehen, sind so klein w ie in den zwei
ersten der Kuhlweinii Var. a. Die dritte Reihe besteht bei
zwei (S aus ein paar Pünktchen auf der obern Hälfte des
Hinterrandes und fehlt bei den drei andern Exemplaren ganz
(also durchaus analog der Kuhlweinii Var. d., nur dass bei
dieser die Punkte bedeutend grösser sind), und bei zweien
derselben sind selbst die der vorhandenen zwei Reihen so
fein und unvollständig, dass man genau hinsehen mu&s, um sie
auf den Hauptadern zu erkennen. Die Unterseite der Vorder-
flügel ist bei 3 (^ (wovon eins mit drei Punktreihen der Ober-
seite) im Mittelraum ziemlich kahl und theilweise mit schwärz-
lichen, theilweise mit gelben Haarschuppen bekleidet, wäh-
rend die andern keine schwärzlichen haben. Diese zerstreute
Bescliuppung lässt mich es bedenklich linden, trotz der son-
stigen Uebereinstimmung in der Färbung, Zeichnung und dem
35
Fühlerbau, in dieser Flavicans nur eine Varietät der Kuhl-
weinii sehen zu wollen.
Dagegen trage ich gar kein Bedenken, zwei Männchen
aus dem Altai, die Lederer für Roseida hält, für ungewöhn-
lich kleine Kuhlweinii der zweiten Färbung zu erklären. Der
Leib ist schwärzlich, selbst der Kopf auf der Stirn und der
Fühlerschaft bei dem einen Exemplar; das Schildchen ist bei
dem einen in grossem Umfange rostgelb, bei dem andern theil
weise abgerieben, aber auch mit gelben Schuppen; der Hinter-
leib hat, ausser dem Afterrande, nur ganz schmale gelbe Hin-
terränder der Segmente. Die Punktreihen sind auf den Vor-
der- und Hinterrändern vollständig vorhanden; die zwei er-
sten Reihen wie bei Kuhlweinii Var. a. , die der dritten ein
wenig grösser; die Wurzel der Hinterflügel ist ein wenig ge-
schwärzt.
Ehe ich zum Vergleich von Roseida mit Kuhlweinii komme,
muss ich mich über das Verhältniss zwischen Roseida und
Melanomos erklären. Beim Vergleich von 21 ,^ 2 $ von
Melanomos mit 15 (J 2 $ der ächten süddeutschen Roseida
kann ich beide nur für verschiedene Arten ansehen. Me-
lanomos hat einen ganz schwarzen Thorax, und wenn, wie
bei 1 (^ 1 $, ja etwas Gelbliches daran ist, so ist es an den
Schulterdecken und auch fast nur am hinteren Ende derselben,
statt dass bei Roseida die Schulterdecken lebhaft und das
Schildchen, wenn auch verloschen und in geringem Umfang,
rostgelb gefärbt sind. Ausserdem sind auf den Vorderflügeln
die Subdorsal- und die Medianader an der Wurzel immer ge-
schwärzt, oft bis zur ersten Punktreihe, und auf der Unter-
seite ist wenigstens bei den Männchen die ganze Fläche, mit
Ausnahme des Randes, schwärzlich angelaufen und mit zer-
streuten Schuppen bekleidet.
Was nun Roseida und Kuhlweinii betrifft, so ist meine
unmassgebliche Ansicht die, dass sie auch verschiedene Arten
sind. !Es ist mir unerklärlich, warum Kuhlweinii, die sich im
Norden oft mit recht magerem und ausgetrocknetem Futter
begnügen muss, im Süden beinahe durchgängig kleiner bleiben
sollte. Bei den meisten Exemplaren der Roseida ist die Basis
der Hinterflügel in grosser Ausdehnung schwärzlich und in 1
oder 2 Strahlen auslaufend. Ihr Hinterleib ist wenigstens an
den ersten drei Segmenten ganz schwarz, gewöhnlich an noch
mehrern, oft an allen bis zu dem rothgelben Afterrande. Das
Schildchen ist in geringerem Umfange und blässer gelb*).
*) Ich darf nicht unerwähnt lassen, dass ich ein Sareptaner
Männchen bis jetzt als ein grosses Exemplar unter Roseida stecken
hatte. Was mich dazu verleitete, war der, nur nicht hinten an der
3*
86
Die Unterseite der Vorderflügel ist bei den meisten Exem-
plaren in mehr oder weniger Ausdehnung grau, wenn auch
nie in solcher Ausdehnung wie bei Melanomes, während bei
Kuhlvveinii nur ausnahmsweise die f-chwarze Randreihe nach
innen einen kleinen Schatten wirft.
Offenbar haben wir in dem Angeführten kein duichgrei-
fendes Unterscheidungszeichen. Vielleicht geben die Raupen
etwas Siclieres? — Vor 3 Jahren suchte ich mit meinem
Schwager Müller an einer Stelle bei Meseritz, wo das Jahr
vorher Kuhlweinii reichlich geflogen hatte, in der Mitte Juni
nach der Raupe dieser Art, Er war der erste, der eine Raupe
auff'and, die ich nach ihrer grossen Aehnlichkeit mit der von
Jnorella (die ich bei Glogau einst in Menge gezogen hatte)
sogleich für die der Kuhlweinii erklärte. Nachher fanden sich
noch ein paar vor, die ich zusammen mit Raupen von Lith.
unita var. arideola mit einer sehr kleinen, krustenartigen, den
Sand dürftig bekleidenden Flechte nährte, worauf ich zwei
Puppen und Mitte Juli ein schönes Weibchen erhielt.
Die Raupe wird etwas über 1 Zoll lang und hat einen
glänzend schwarzen Kopf und einen schwäizlichen Körper,
der aber so reichlich mit Hellgelb besprengt ist, dass er bei
oberflächlichem Ansehen ein gelblich staubiges Ansehen ge-
winnt. Der nach hinten verdünnte Rückenstreif zeichnet sich
durch seine ziemlich lebhaft schwefelgelbe Farbe aus. An
der Seite des Körpers läuft ein viel schmäleres, schlecht be-
grenztes, aus einzelnen Flecken zusammengesetztes, schwefel-
gelbes Band. Vom zweiten Ringe an steht auf jeder Seite
des Rückenstreifs auf jedem Ringe eine starke, schwarze
Warze mit langen, steifen, nach oben verdünnten, schwarzen
Borsten, die von ganz kurzen, M-eisslichen Borsten umgeben
sind. Tiefer abwärts steht eine kleinere, schwarze Warze
mit kürzern, meist Aveisslichen Borsten. Zwischen diesen bei-
den Warzen ist der Raum fleekartig gelblich. Auch der
Seitenstreif trägt auf jedem Ringe eine schwarze, aber noch
kleinere Warze mit ziemlich kurzen, ungleichen, grauen, seit-
wärts absiehenden Steruhaaren, Unterhalb des Seitenstreifs
ist die Grundfarbe, sowie am Bauche und an den Bauchfüssen
hellröthlich. Die Brustlüsse sind kurz und schwärzlich.
Die Verpuppung erfolgt in einem leichten Gespinnst unter
der Erde oder auch an einem niederen Heidekrautästchen.
-Seite bis zum rostgelbcn Afterende ganz schwarze Hinterleib und
die bis fast zur Gabelung geschwärzte Medianader der Hinterilügel.
Aber die grosse Ausdehnung des Uelben auf dem Öchildchen und um
dasselbe zwingt mich Jetzt, in diesem Exemplare nur ein ungewöhn-
lich kleines ^ der Kuhlweinii anzuerkennen.
37
Die Puppe (die ich jetzt nicht vor mir luibc) hat nichts Aus-
gezeichnetes.
Vergleiche ich meine ausgeblasene Roseidaraupe, die
ich der Güte des Herrn v. Hornig verdanke, mit dieser Be-
schreibung, so kommt ausserordentlich wenig Unterscheiden-
des lieraus, was vielleicht noch unbedeutender ausfiele, wenn
ich sie mit der lebenden oder ausgeblasenen Kuhlweiniiraupe
hätte vergleichen können. Der gelbe Rückenstreif ist bei
Roseida zwischen den Warzen, also in der Mitte der Seg-
mente, verengert und durch schwärzliche Pünktchen gleich-
sam unterbrochen; der gelbe Seitenstreif ist noch viel stärker
unterbrochen und lässt sfcli weniger als Band erkennen. Unter
ihm, also an den mittleren Segmenten dicht über den Bauch-
füssen, ist noch eine Warze mit grauen Sternborsten, die ein
gelbes Fleckclien über sich hat, die ich aber wahrscheinlich
an jener Raupe nur darum nicht bemerkte, weil ich sie nicht
zu sehr misshandeln wollte.
Vergleiche icii ferner das Bild der Irrorella (Frey er
Beitr. VII T. 662 fig. 1), das nicht recht mit meiner Erinne-
rung stimmt, indem es wohl zu dunkel gerathen ist und der
gelben Pünktchen entbehrt, und die Nachriclit Freyers (S.
106), dass er aus einer Raupe, die ganz dieselbe Färbung
hatte, ganz unerwartet eine Ramosa erhielt, so ergiebt sich
wohl daraus, dass alle punktirte Setinen als Raupen sehr
ähnlich sind und dass sich aus diesen nicht viel für die Be-
stimmung der Artrechte wird gCM'innen lassen. Wie wir dem-
nach über die Artrechte dieser nächst verwandten Arien zur
Sicherheit gelangen werden, das müssen fortgesetzte genaue
Beobachtungen in der freien Natur lehren.
3. Hydrocampa rivulalis Dup.
Duponchel VIII, 2 pl. 233 fig. 5 pag. 341. - Zeller,
Ent. Zeitung 1849 S. 233.
Herrich-Schäßer, Schmetterl. v. Europa IV S. 11. —
Guenee, Deltoides et Pyralides p, 275.
'Lederer, Beitrag zur Kenntniss der Pyralidinen S. 159.
Mit Recht sagt Guenee: il est inconcevable que Dupon-
chel ait pu supposer qu'elle en (de la Stagnalis) puisse elre
une Variete. Wer diese Art mit Stagnalis und Nymphaealis
vergleicht, wird leicht erkennen, dass sie von ersterer nur
die Gi'össe, von letzterer die Zeichnung hat, dass sie aber
durch ihre Kleinheit, die Breite ihrer Flügel, die schneeweisse
Farbe ihres Körpers und ebensolche Grundfarbe ihrer Flügel,
den Mangel alles Ociiergelben, ausser in der Hinterrandstrieme,
und durch die Feinheit ihrer Zeichnung gänzlich verschie-
den ist.
36
Die Diagnose, die ich nach einem mittelmässig consev-
virten Weibchen aus Toscana a. a. 0. aufgestellt habe, muss
eine Veränderung erleiden und kann so lauten:
Corpore niveo, scapulis immaculatis; alis latiusculis, ni-
veis, strigis duabus teneris fuscis, posteriore flexuosa, nebula
i'asciata fuscescenti ante marginem posticum pallide ochraceum,
l)uncto costae anteriorum ante medium nigro. <^$.
Eine recht auffallende Varietät bildet ein Männchen, des-
sen Grundfarbe an Körper und Flügeln statt schneeweiss,
weisslich ochergelb ist, das sich aber sonst in nichts
unterscheidet. — Die Art zeigt einige Veränderlichkeit in dem
dunkelgrauen bindenförmigen Schatte'b, der zwischen der ge-
schwungenen hinteren Querlinie und dem Hinterrande herzieht,
er ist bald stärker und vollständiger mit einzelnen, gegen den
Hinterrand ungleich weit hervorstehenden Spitzen, bald schwä-
cher und theilweise ausbleibend. Wenn dieser Schatten recht
vollständig ist, so befindet sich auch ein biudenförmiger Schat-
ten vor der ersten Querlinie und solche Exemplare sehen sehr
zierlich aus. Das Weibchen ist meistens etwas grösser als
das Männchen und hell und verloschen gezeichnet.
Auf deT rechten Seite unseres Paehlitzflüsschens geht ein
Graben ab und schlängelt sich zwischen ziemlich hohen Ufern
durch Wiesen und Aecker hin, um sich oberhalb der Stadt
mit der Obra zu vereinigen. Sein klares, hier und da flies-
sendes Wasser enthält: Poa aquatica, Typha latifolia, Sium
latifolium, Scirpus lacustris, Carices, Mentha aquatica, Lemna-
arten und wenig Oenanthe fistulosa. Hier sah ich am 18.
Juni 1862 in der Gesellschaft der nicht seltenen Hjdr. stag-
nalis und nymphaeata ein Exemplar, das mir durch seine
.weissliche Färbung auffiel, und da ich in ihm eine abgeflogene
Parap. stratiotata, die ich bei Meseritz noch nicht gesehen
hatte und auch bis jetzt noch nicht gesehen habe, vermuthete,
so machte ich Jagd darauf, M'obei es sich auf die Oberfläche
des Wassers fallen liess und so gefangen wurde. Ein Ver-
gleich mit den Exemplaren von Kivulalis meiner Sammlung
ergab, dass es zu dieser Art als ein etwas verflogenes Weib-
chen gehörte. Am 20. Juni fing ich dort noch drei Männ-
chen, die ich aus dem Schilf aufscheuchte. Ihre abgeflogenen
Flügel lehrten, dass die eigentliche Flugzeit für sie vorbei
war, und so wartete ich die zweite Generation ab. Diese
war am 28. Juli erschienen, doch zahlreicher in einem der
Entwässerungsgräben der Pachlitzwiesen, in welchem viel
Oenanthe fistulosa wächst, und da die Schmetterlinge hier
fast ungemischt mit den Verwandten flogen, so war ich ge-
neigt, diese Pflanze als ihr eigentliches Futter anzusehen.
Diese Vermuthung erwies sich als irrige denn im August traf
39
icli auf dem linken Paclilitzufer in einem ähnlichen tiefen Ab-
zugsgi-aben, der -va eit Iiin durch sumpfige Wiesen und frucht-
bare Aecker und endlich in die Pachlitz geht, die H. rivu-
lalis an manchen Stellen zahlreicher als bisher. Hier wächst
viel Rohr, Poa aquatica, Sparganium und stellenweise Sium
latilblium, Nymphaea lutea, Potamogeton und Lemnen, aber
keine Oenanthe. Der Flug dauerte bis nach der Mitte des
August. An einzelnen Stellen war die Art gleicb zahlreich
mit Stagnaiis, häufiger als Njmphaeata, aber viel seltner als
die sehr gemeine Cataclysta lemnata, mit der sie im Fluge,
der gewölinlich nahe an der Wasserfläche hingeht, so leicht
zu verwechseln ist. Im vorigen Jahre sammelte ich sie bloss
in diesem Graben, der im Winter gereinigt worden M-ar, ohne
dass dies der Zalil Abbruch gethan zu haben schien. An
Hj-drocharis und Nymphaea entdeckte ich in dieses Genus
gehörige Raupen, auf deren schwierige Zucht ich mich aber
nicht einlassen konnte. Im gegenwärtigen Jahre besuchte ich
diese Stelle am 17. Juni. Es fanden sich Cat. lemnalis in
Menge, Hydr. stagnaiis nicht selten, Hydr. nymphaeata nur in
einem Exemplar, aber nicht eine Hydr. rivulalis, obgleich ich
den Graben fast eine Viertelmeile weit verfolgte. Am 3. Juli
liingegen sammelte ich dort in drei Stunden an 60 Stück, und
zwar die meisten an Stellen, wo es im vorigen Jahre die
wenigsten gegeben hatte. Die Männchen waren zum Theil
sehr schön, die — überhaupt stets viel seltneren — Weib-
chen sonderbarer Weise meist abgeflogen. C. lemnalis war
nur eben so häufig wie diese Art, H. Stagnaiis nicht ganz
selten; von H. nymphaeata traf ich nur ein Männchen, dieses
aber ganz frisch. Beim Rückweg sah ich in einem fast mit
Sium zugewachsenen Theile desjenigen Grabens, in dem ich
die Rivulalis zuerst entdeckte, diese Art in grosser Anzahl
fliegen, ohne dass ich bei flüchtiger Besichtigung eine der
Verwandten darunter wahrnahm.
Hydrocampa rivulalis fliegt also bei Meseritz in Gesell-
schaft der Gattungsverwandten (mit Ausnahme der Stratio-
tata und der Cat. lemnata), doch so, dass die eine oder die
andre eben so häufig oder häufiger als sie ist, zum ersten
Male in den letzten zwei Dritteln des Juni (oder in späten
Jahren erst gegen Anfang Juli), dann von der Mitte Juli bis
zum letzten Drittel des August. Ihr Aufenthalt sind tief ein-
geschnittene Wiesengiäben mit sanft fliessendem, klarem Was-
ser, in welchen die oben erwähnten Gräser und Kräuter reich-
lich wachsen, am liebsten in den Theilen, die durch die Höhe
des Ufers und der anstossenden Getreidefelder gegen starken
Luftzug geschützt tind. Begattete Paare kommen in den spä-
tem Nachmittagsstunden vor; sie lassen sich auf das Wasser
40
oder zwischen die Gräser fallen und trennen sich schwer von
einander.
Diese Art wurde von Mann in Toscana und auf Corsica
bei Ajaccio gefangen. Duponchel erhielt sie gleichfalls aus
Corsica, und nach Guenee bewohnt sie auch das südliche
Frankreich. Sie galt also bislier als eine rein südeuropäische
Art. Um so auffallender ist daher ihr zahlreiches Vor-
kommen so weit nach Norden, in einer Lokalität und an
einer Vegetation, die gar nichts Besonderes hat. Die Wahr-
scheinlichkeit ist daher gross, dass die Art in vielen andern
Gegenden des mittleren und nördlichen Europa lebt und nur
aus Mangel an Beachtung verborgen geblieben ist, ja dass
sie sich schon in mancher Sammlung, nur unter falschem Na-
men, vorfinden lassen Nvird.
4. Crambus alienellus Zincken.
Zincken sagt in seiner Beschreibung: „ich erhielt diese
Rüsselschabe der Angabe nach aus Portugal." Auch ich er-
hielt meine ersten Exemplare aus dem Berliner Museum als
portugiesisch und zeigte demgemäss in der Isis 1839 S. 173
Portugal als Vaterland an. Seitdem die Art in der Schweiz
und im hohen Norden gefunden worden ist, war es mir nicht
mehr zweifelhaft, dass in jener Angabe ein Irrthum obwalte,
und ich habe sie in meinem Programm über die Crambiden
S. 20 weggelassen. Am 17. Mai d. J. machte ich eine Ex-
cursion nach einem Torfsumpf, der etwa eine Meile von Me-
seritz im Paradieser Forst liegt, um Vaccinium oxycoccos und
Ledum palustre, die nirgends weiter in der ganzen Gegend
als dort wachsen sollen, nach vielen Jaliren wieder einmal
lebend zu sehen. Dieser Sumpf liegt tief und rings von be-
^^aldeten Anhöhen eingeschlossen. Er ist an seinem Rande
mit verkümmernden Kfefern und einzelnen Birken bewachsen,
zwischen denen das Ledum, vermischt mit Andromeda palu-
stris, sehr reichlich wächst und seine Torfmoose sind dicht
mit Vacc. oxycoccos überzogen. In der freien Mitte sind
Erhöhungen, aus Moos, Vaccinium, Rietgräsern und Wollgras
gebildet, und in den feuchteren Zwit-chenväumen wachsen:
Droseren, Scheuchzeria, Comarum etc. Mit andern Worten:
es ist ein Sumpf, wie die Gegend von Frankfurt a. d. Oder
und Berlin und wohl die ganze Mark, unzählige in den gros-
sem Kiefernwaldungen enthält. Die seit mehreren Jahren
herrschende Trockenheit hatte bewirkt, dass ich ihn nacli
allen Richtungen ohne Gefahr des tieferen Einsinkens durch-
schreiten konnte, während er früher schon an den Rändern tiefes
Wasser enthalten haben soll (wie das bei Frankfurt vor 31
Jahren fast bei jedem ähnlichen Sumpf der Fall war). Hier
41
fing ich zwischen Ledum ein paar Aechmia Haworthana,
die ich noch nie fliegen gesehen hatte und in unsererer fla-
chen Gegend durchaus nicht vennuthete, ausserdem den Do-
liciiopus Stenhammari, eine Fliege, für welche bisher nur
Lappland als Vaterland bekannt war, einen für Loew inte-
ressanten, dem T. luridus ähnlichen Tabanus und die wirk-
lich schöne Limnobia pulchra. Beim nächsten Besuche
am 20. Mai flog aus dem Moose ein Crambus auf, der mir
der Flugzeit n&.z\\ Cr. pratellus zu sein schien, beim Fangen
sich aber als C rambu s alienellus auswies, worauf ich noch
drei Exemplare erhielt. Ich wiederholte, hauptsächlich dieser
Art zu Liebe, die Untersuchung den Juni und Juli hindurch
in Pausen von i^^ — -^ Wochen, wobei ich südlich von diesem
Sumpfe noch drei ganz ähnliche entdeckte, von denen der
südlichste der am wenigsten feuchte ynd überall mit jungen
Kieferstämmen und Sträuchern bewachsen ist. Auf allen fand
ich den Crambus, am häufigsten auf dem südlichsten, an einer
Stelle, wo die Sträucher etwas zerstreuter stehen. An die-
sem Platze waren am 4. Juni wirklich schon zwei Cr, pra-
tellus unter die vielen Cr. alienellus gemischt und später stell-
ten sie sich überall einzeln ein, Avahrscheinlich aus den be-
nachbarten Waldlichtungen hierher verirrt. Zu ihnen gesellte
sich in der Mitte Juni auch Cr. pascuellus, welcher Mitte Juli
häufiger wurde, während die Zahl des Alienellus sich schon
bedeutend verminderte. Ich hoffte sehr, dass nun als Nach-
folger Crambus Heringiellus, der mir eine ähnliche Le-
bensweise haben zu müssen scliien, eintreten würde. Allein
bei dem letzten Besuche, den ich am 27. Juli abstattete, fand
sich, dass die Ablösung durch Cr. mar ga ritellus erfolgt war.
Bei der Gelegenheit zeigte sich ausser 2 Ser. palustrana
(die also ihren Namen doch nicht mit Unrecht erhalten hat)
Serie, turfosana in guten Exemplaren zwisclien den Kiefer-
slräuchern der zwei nördlichsten Sümpfe; sie war selten, weil
ihre Flugzeit wohl erst begann. Audi eine Luj)erina Ha-
worthii", auf welche ich, nachdem ich sie bei Frankfurt zu
Kuhlwein's Lebzeit zahlreich aufgefunden, mir immer Rech-
nung gemacht liatte, flog in einem guten männlichen Exemplar
von einem Kieferstrauch ab. Lycaena oj)tilete, die mir
am 5. Juli zuerst zu Gesicht kam, war nicht selten in beiden
Gesclilechtern, aber schon grösstentiieils sehr verflogen. Auch
Argynnis Arsilache, die ich am 14. Juli, und zwar auf
einem nördlicher gelegenen, freien Sumpf, dem das Ledum
ganz felilt, zuerst angetroffen hatte und die auf den Moos-
löchern (wie jene Sümpfe bei den Bauern heissen) mir nur
zwei- oder dreimal vorkam , war jetzt fast verflogen. — Im
August hinderte mich theils Kränklichkeit, theils das schlechte
43
Wetter, weitere Forscliungcn anzustellen, so dass das Vor-
kommen des Cr. Heringiellus in dieser Gegend noch immer
nicht zu den Unmöglichkeiten gehört. Pterophoruö palu-
dosus, der bei Frankfurt mit Lu]). Haworthii zu gleicher
Zeit flog und der bei Birnbaum, 5 Meilen von hier, wieder
gefunden wurde, kam mir nicht zu Gesicht; statt seiner er-
hielt ich nur einmal Pteroph. obscurus.
Es ergab sich, dass Crambus alienellus auf Torfsümpfen
von der oben angegebenen Beschaffenheit vom 20. Mai an den
ganzen Juni hindurch bis zur Mitte Juli vorhanden ist und seine
Hauptflugzeit nach der Mitte des Juni hat. Madam Lienig sagt
I&is 184t) S. 265: „er fliegt frisch in der ersten Hälfte des
Mai und dann wieder frisch zu Anfang Juli." Sie deutet da-
mit an, dass er in zwei Generationen erscheine. Das ist aber,
da kein Crambus jährlich zwei Generationen hat, jedenfalls
ein Irrthum , in den sie verfiel , ^^ eil die Art sich wirklicli
sehr allmälig entwickelt und daher immer wieder in frischen
Exemplaren gefangen wird.
Wie mir Lederer meldet, ist Cr. alienellus von Berlin
aus als Cr. ericellus verkauft worden. Es ist mir unzweifel-
haft, dass die Art dort gefangen wurde und dass auch die
mir und Zincken als Portugiesen mitgetlieilten Exemjjlave
gleiches Vaterland hatten. Ebenso fest bin ich überzeugt,
dass dieser Crambus auf allen von Wald eingeschlossenen,
windstillen, stark vermoosten Torfsümpfen des nordöstlichen
Deutschlands lebt, und dass es nur Schuld der Sammler ist,
wenn er bisher so wenig zum Vorschein gekommen ist.
Unter mehr als 150 gefangenen Exemplaren habe ich
keine bedeutende Varietät erhalten. Manche Männchen sind
ungewöhnlich klein, wie das bei fast allen Crambusarten vor-
kommt. Einzelne Exemplare haben eine weniger dunkle,
mehr mit Lehmgelb gemischte Grundfarbe. Bei manchen ist
die weisse Farbe sehr zurückgedrängt, so dass die zwei weis-
sen Fleckchen des Vorderrandes und die meisten Parallel-
linien fehlen, die vorhandenen aber sehr fein und abgekürzt
sind, während dagegen bei einzelnen Weibchen das Weisse
so stark dominirt, dass die Parallellinien mit dem sonst iso-
lirten B'leck zusammengeflossen und nur unvollkommen durch
die Flügeladern getrennt sind, und die unterbrochene Innen-
randlinie eine ansehnliche Breite hat. Auch der Zwischen-
raum zwischen der Vitta und dem isolirten Fleck ist bei den
weniger weiss gezeichneten Exemplaren breiter als bei den
gewöhnlichen. Nie aber zeigt sich eine solche Veränderung,
dass die Artrechte des Cr. Heringiellus irgendwie zweifelhaft
werden könnten.
43
5. Zopliodia ilignella FR.
HS. flg. 41, 42.
Myelois ilignella FR. Z. Isis 1839 S. 177 und 1847
S. 684.
Diese Art, die, so wie Prosmixis quercella, von Eiclien
ihren Namen hat, als ob sie daran lebt, fing ich mit der
Prosmixis am Neusiedler See auf der Geoyszer Heide und
dann, gleichfalls auf ganz freiem, strauch- und baumlosem
Boden, bei llödling auf dem Eichkogel, Mitte Juli in meh-
reren Exemplaren nach beiden Gesclilechtern; auch erhielt
ich beide Arten durch Christoph von Sarepta. Am 23. Mai
1863 fing ich bei Meseritz in einer jungen Kieferschonung auf
berastem Sandboden ein schönes Männchen der Z. ilignella,
das in der Färbung mit dem Sareptanischen Weibchen über-
einstimmt, nur dass der Vorderrand der Vorderflügel, der bei
diesem wie bei den übrigen Exemplaren hell, fast striemenartig
bestäubt ist, der hellen Bestäubung ganz entbehrt und sogar
hier etwas dunkler ist als die übrige Flügelfläche. Das Vor-
kommen dieser für süddeutsch und südeuropäisch gehaltenen
Art in unserer nördlichen Gegend hat viel AuflFallendes. Es
zeigt zugleich, dass sie in zwei Generationen auftritt, von
denen die erste sich vielleicht regelmässig durch dunklere
Färbung auszeichnet. Der Fundort hat nichts Ungewöhnliches;
auf ihm fliegen Anc}^!. cinnamomella (für die ich sie übrigens
fing) und Pemp. subornatella, nebst den Cramben chrysonu-
chellus, pratorum und dumetellus. Ich habe bisher nicht Zeit
gehabt, der Art dort weiter nachzuspüren. Auf eine bestimmte
Futterpflanze lässt sich nicht rathen und nur soviel sagen,
dass die Eiche es nicht ist, die es dort nicht giebt, wenn auch
an der Geoyszer Heide und auf dem Eichkogel Eichengehölz
vorhanden ist, von welchem sich die Art jedoch entschieden
fern hielt.
6. Coleophora arenariella Wocke n. sp.
Als ich vor drei Jahren zufällig ein paar Säcke dieser
Art an Astragalus arenarius auifand, glaubte ich, sie gehörten
zu den wirklich etwas veränderlichen Säcken der C. sere-
nella'"'), die nur durch das von der Nalirungspflanze gelieferte
Material etwas meiir als gewöhnlich Abweichendes erhalten
hätten, und Stainton, dem ich davon schickte und der einen
*) Ich erzog mehrere, die ich an Coronilla varia, und einen,
den ich im Walde an Lotus corniculatiis fressend gefunden hatte,
während ihre Hauptnahrung bei Meseritz in den beiden von Stainton
angezeigten PapiUonaceen besteht.
44
Schmetterling daraus erzog, war auch geneigt, den let/Aevn
für C. serenella anzusehen. Schon vorher hatte aber Dr.
Wecke die Art bei Breslau erzogen, und ich erhielt zwei
Exem|)lare unter dem von ilim ertheilten Namen zugeschickt.
Seither habe ich die Kaupe nördlich von Meseritz überall in
Kielerngehölzen auf reinem Sandboden, am meisten in den
jungen Pllanzungen angetroffen, wo Astragalus arenarius auf
den sonnigen Lichtungen liäufig ist. Da diese Pflanze einzeln
wächst, niedrig und dürftig ist und wenige, schmale, grau-
haarige Blätter hat, so wird, selbst wenn sie blüht, einige
Uebung erfordert, um sie nicht zu übersehen, und noch schwie-
riger ist es, die Säcke daran zu entdecken, die, höchstens
zu 3 an einer Pflanze, gewöiinlich an den Enden der Biälter
als Fortsetzung derselben sitzen und durch Färbung und Ge-
stalt wenig Auffallendes haben. Nach der Mitte des Juni sind
sie meist so weit erwachsen, dass ihre Erziehung nicht mehr
viel Zeit verlaugt. Die Pflanze erhält sich im Wasser an 8
Tage frisch und so ist die Fütterung nicht schwierig. Zur
Verpuppung begiebt sicli die Raupe an dem Stengel oder einen
stärkern Ast der Pflanze. Am bequemsten erhielt ich die an-
gesponnenen Säcke dadurch, dass ich solche Pflanzen, die
durch weisse Flecke der Blätter — das Zeichen, dass hier
die Baupe gefressen hatte — auffielen, genauer untersuchte.
Aber gerade aus ihnen erhielt ich sehr wenig Schmetterlinge,
sei es, weil die meisten von Ichneumonen besetzt waien, oder
weil ich sie ganz trocken in einer Schachtel aufbewahrte.
Uebrigens muss anhaltend trockenes Wetter sein, wenn auf
diese Weise anges])onnene Säcke gefunden werden sollen;
denu Regen und Wind löst die entleerten Blätter schnell
sämmtlich ab. Die ersten Schmetterlinge erscheinen um den
20. Juni, die letzten gegen Ende Juli. Sie sind mir im Freien
nie zu Gesicht gekommen.
Der Sack bleibt kürzer als der von C. serenella, und ist
gelblich oder weisslich mit an einander geschobenen, sehr
schräg von oben nach unten und hinten gerichteten, gelbliclien
BhUtstücken; diese haben bei weitem nicht den Umfang und
das Unordentliche wie bei C. serenella, sind dichter au ein-
ander und viel schräger gelegt; sie bilden auf der Oberseite
einen schwach gesägten Kamm, während sie auf der Bauch-
seite sehr ungleich und oft recht Aveit hervorstehen. Das
\vemg hervorstehende Kopfende hat eine sehr schräge, läng-
lichrunde Oetfnung. Das Afterende ist unbekleidet, zusammen-
gedrückt, abwärts gekrümmt, zugespitzt und abgerundet. —
In frühester Jugend liabe ich den Sack noch nicht ange-
trolfen.
Bei genauer Betrachtung ergiebt sich, dass der (in der
45
Grösse etwas veränderliche) Schmetterling mit C. serenella,
die ilm fast stets in der Grösse übertrifft, gar nicht einmal
feo nahe verwandt ist wie mit andern Arten ihrer Gruppe.
Ihm fehlt auf den gestreckteren Vorderflügeln die feine,
Aveissliche Discoidalliuie*) der C. serenella gänzlich. Zu fer-
nerer Unterscheidung dient die viel dunklere Grundfarbe und
die weiter nach der Flügelspitze hinreichende und vor der-
selben in grösserer Ausdehnung verstärkte schneeweisse Vor-
derrandlinie.
Näher steht C. arenariella der C. bilineatella und der
C. genistae Staint., mit denen sie in dem Mangel der Dis-
coidallinie und in der Streckung der Vorderflügel, sowie in
der Dunkelheit der Färbung übereinkommt. C. Bilineatella
ist so gross wie C. serenella, übertrifft also C. arenariella in
der Grösse, hat aber die weisse Vorderrandlinie in derselben
Länge und in gleich langer Erweiterung wie diese. Ihre
Grundfarbe ist aber in einer beträchtlichem Ausdehnung auf
der Innenrandseite hell und in reines Gelb übergehend, und
ilir Innenrand ist in einer sehr feinen Linie bis über die Hälfte
von der Wurzel aus weiss. Ausserdem scheint mir auch der
Tasterbusch bei ilir etwas länger, dagegen die behaarte Stelle
über dem Basalgliede der Fühler kürzer und beides weisser
zu sein als bei C. arenariella. Dass aber C. bilineatella auf
jeden Fall eine sicher verschiedene Art ist, lehrt der Bau
ihres Sackes, der mit grossen, braunen, ganz auf die Weise
wie bei C. serenella, nämlich nicht schräg, sondern senkrecht
un einander geschobenen Blattstücken bekleidet ist und ein
fast horizontal vorgestrecktes, wenig geneigtes (also nicht
wie bei C. arenariella nach unten gekrümmtes) zusammenge-
drücktes After ende besitzt.
Col. genistae stimmt in der Grösse mit den kleineren
Exemplaren der C. arenariella, sowie in der P'lügelgestalt
und Grundfarbe. Als Unterschied zeigt sich zuerst, dass die
weisse Vorderrandlinie bei ihr nach hinten ganz allraälig brei-
ter und dann in einer grösseren Strecke verbreitert ist. Der
zweite und am leichtesten zu beobachtende Unterschied liegt
aber in der weissen Innenrandfärbung. Wälirend diese bei
C. arenariella blos auf die Gegend der Wurzel beschränkt
bleibt, bildet sie bei C, genistae eine feine Linie, die den
ganzen Innenrand entlang zieht und sich erst weit hinter dem
Innenwinkel am Hinterrande verliert. Ausserdem scheint C.
'') Diese ist allerdings bei C. serenella sehr schwach; sie hätte
aber doch in Ötainton's vergrössertem Bilde (Natural History IV T.
5 tig. 3), \Mi auch die Grundfarbe nicht ganz riclitig ist, nicht aus-
gelassen werden sollen.
46
genifetae einen abgerundeten Haarpinsel des Wurzelgliedes der
Fühler und einen längern Busch am zweiten Tastergliede zu
besitzen. Der Sack dieser Art ist von dem der C. arenariella
ganz verschieden*).
Für die Unterscheidung von Col. discordella reiclit
es hin anzugeben, dass bei dieser das Wurzelgiied der Fühler
keine zu einem Busch verlängerten Schuppenhaare hat.
Es versteht sich bei so difficilen Arten, dass nur frische,
völlig unvertlogene Exemplare, wenn man nicht die Raupen-
säcke dabei hat, die Artmerkmale mit Sicherheit erkennen
lassen. Abgeflogene Thiere wissen recht gut, auch im Dunkel
der Nacht, ihre rechtmässigen Gatten aufzufinden, während
wir trotz unserer Hülfsmittel über sie völlig in Ungewissheit
bleiben.
Die Diagnose stelle ich für Col. arenariella so:
(Minor) antennis albis fusco-annulatis, supra basim bre-
viter pilosis, articulo basali penicillum longitudiue superanle,
griseo-flavido; palporum articuli secundi fasciculo brevi^ alis
anterioribus luteo-ochraceis, dorsum versus dilutioribus, linea
costali tenui nivea apicem fere attingente, postice laliuscula,
linea tenui plicali nivea, margine dorsali tantum proxime ad
basim albo. c^$.
7. Coleophora Polonicella n. sp.
Auch die Gruppe der Col. Vibicella wächst in nächst
ähnlichen Arten, die man zuletzt fast nur an den Raupen-
säcken wird unterscheiden können. Die neue Col. Polonicella
würde ich, wenn ich sie im Freien gefangen hätte, kaum für
etwas andres als für eine dunkle Col. caelebipennella ange-
sehen haben, und da Artemisia campestris fast immer in der
Nähe des Astragalus arenarius wächst, so hätte ihr Flugort
schwerlich auf einen andern Gedanken gebracht.
Col. Polonicella (^ hat ganz die Grösse, Bildung, Farbe
und Zeichnung der C. c a e 1 e b i p e n n e 1 1 a ; sie unterscheidet sich
also mit ihr von andern nahen Arten dadurch, dass die silber-
weisse Vorderrandstrieme (oder Linie) nicht bis zur Flügel-
wurzel reicht. Statt dass aber bei C. caelebipennella diese
Strieme gegen die Wurzel nur schmäler wird und sich spitzt,
ohne sich zu verdunkeln, uud dann fast in ihrer ganzen Länge
gleich breit bleibt, worauf sie ziemlich plötzlich spitz wird
und sich oft in einer sehr feinen, getrübten Linie bis gegen
das Ende der Franzen fortsetzt — fängt sie bei C. Poloni-
*) Vgl. Stahiton's Nat, Hist. IV Tab. 5 fig. 2, wo aber die Vor-
«lerflügel zu sehr gespitzt erscheinen und die weisse Vorderrandlinie
etwas ;tu breit dargestellt ist.
47
cella nicht weit von der Bads und in getrübter Färbung an,
nimmt sehr allmälig und ganz uegelmässig in Stärke und
Reinheit zu, erhält die grösste Breite in ihrem letzten Drit-
tel, spitzt sich ziemlich sanft zu und endigt an der Franzen-
spitze in einer feinen, weisslichen Linie. Der Vorderrand ist
an ihr von der Wurzel aus bis zu ihrer grössten Breite in
einer leinen Linie gelbbraun (diese reicht bei C. caelebip. bei
weitem nicht so weit nach hinten); auch die Keilstrieme hat
eine dunklere Farbe. Die zwei Silberlinien in der nur etwas
dunkler ochergelben Fläche und die weisse Innenrandlinie
sind wie bei C. caelebipennella. Noch mag erwähnt werden,
dass, wo die ochergelbliche Grundfarbe schadhaft wird , ein
dunkel gelbbrauner Grund zum Vorschein kommt, so dass es
den Anschein gewinnen kann, als ob zerstreute gelbbraune
Schüppchen umherliegen.
Von C. conspicuella ist C. Polonicella bei genauer
Ansicht leicht zu unterscheiden. Bei jener ist die Grundfarbe
ein reines, helles Gelb; der Silberstreif am Vorderrande ist
beträchtlich kürzer, stellt eine wirkliche, überall gleich starke
Linie dar, entfernt sich gegen die Wurzel zu recht deutlich
vom Vorderrande, so dass hier der gelbe Grund ganz sicht-
bar wird, und bleibt weiter von der Wurzel entfernt. Ebenso
reicht der hellere Keilfleck nicht so weit gegen die Wurzel
hin; ja er erreicht nicht einmal das untere Ende der Silber-
linie, statt dass er bei C. Polonicella nicht fern von der Flü-
gehvurzel mit dem Anfange der Silberstrieme selbst anfängt.
Die Diagnosen der beiden nächsten Arten stelle ich so:
Caelebipennella: antennis albis nudis, penicillo basali
longo flavescenti; alis anterioribus pallidis, lineis tribus ar-
genteis: prima costali basim non attingente, interius acuminata,
maximam partem aeque lata, secunda disci postica (spatio
iuterjecto cuneiformi brunneo"), tertia plicali >^^.
Polonicella: antennis albis nudis, penicillo basali longo
ilavescenti; alis anterioribus ochraceis, lineis tribus argenteis:
prima costali basim non attingente, sensim incrassata, maxi-
mam ad partem per costam tenuissime brunneam marginata,
secunda disci postica (spatio interjecto cuneiformi obscure
brunneo), (ertia plicali. (3".
Die Raupe lebt einsam und selten im Juni und Anfang
Juli auf reinem Sande an den offenen sonnigen Stellen der
Kieferpflanzungen, an Astragalus arenarius in Gesellschaft der
Col. arenaiiella. Sie hat in ihren Sitten nichts Ausgezeich-
*) Die Worte in der Diagnose dieser Art in der Linnaea IV S.
238: in cosla ad basim producta, sind, als aus Versehen hierher ge-
rathen, zu streichen.
48
netes. Zur Verpuppung heftet sie iliren Sack an irgend einen
Stengel. Zu Anfang August kriecht der Schmetterling aus.
Der Sack wird fast 6'" lang, ist cylindrisch, nach hinten
ein wenig dicker, mit sehr grosser, gerandeter, sehr schräger
Oelfnung; am Bauch ohne Kiel, nur mit einer Naht; am Ende
verdünnt, ein wenig nach unten gebogen und abgerundet. Er
i.st weissgrau mit vielen, dichten, unter einander parallelen,
runzeligen Bogenliuien, die, nach hinten offen, quer über zie-
hen, an der Seite in einer schräg von vorn nach hinten auf-
.steigenden Linie geknickt sind und an der Bauchnaht sehr
schräg nach hinten zusammen laufen.
Er unterscheidet sich also von dem der C. eaelebip. ganz
und gar durch die weissliche Farbe, durch den Mangel des
Bauchkiels, durch die reichlichen Querlinien, das gerundete,
sanft abwärts gebogene Ende und durch die weite Oeffnung.
Ich fand von dieser Art eine Raupe im vorigen Jahre
und nährte sie mit Col. arenariella zusammen; fie ging mir
aber durch Zufall verloren. In diesem Jahre fand ich an
^ erschiedenen Stellen nach und nach drei. Die kleinste, deren
Sack schon ganz wie bei den grossen aussah, wuchs nicht,
und es kroch ein kleiner Ichneumon aus. Von den zwei an-
dern erhielt ich am 2. August ein schönes Männchen, das
einzige Exemplar, das ich bis jetzt von dieser Art kenne.
Beiträge zur Schmetterlingskunde.
Kritische Bearbeitung der wichtigsten entomologischen
Werke des 17. und 18. Jahrhunderts bezüglich der
darin abgehandelten europäischen Schmetterlinge. Von
A. Werne bürg, künigl. preuss. Forstmeister. In 2
Bänden. Erfurt 1864.
Herr Forstmeister Werneburg hat sich seit längerer Zeit
mit Vorliebe dem Studium der älteren lepidopterologischen
Literatur zugewandt und bereits einen Theil seiner kritischen
Untersuchungen über Scopoli, Clerck, Thunberg und andere
Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts in dieser Zeitschrift
veröffentlicht. In dem vorliegenden grösseren Werke nun hat
er es unternommen, eine vollständige Uebersicht alles dessen
zu geben, was die wichtigsten älteren entomologischen Werke
über europäische Schmetterlinge enthalten, und alle die Arten
gründlich zu erörtern, über welche noch Zweifel obwalten.
49
Es ist ihm gelungen, ein recht ansehnliches literarisches Ma-
terial für diesen Zweck zusammen zu bringen, wie sich aus
folgender Uebersicht der Autoren, deren Werke besprochen
worden, ersehen lässt: Aldrovandes, Moufet, Goedaert, Me-
lian, Blankaart, Petiver, Rajus, Albin, Frisch, R6aumur,
Swammerdam, Sepp, Rösel, Wilkes, de Geer, Linn6, Clerck,
Scopoli, Hufnagel, Sulzer, Kleemann, Poda, GeoflFroy, Grono-
viup, O. F. Müller, Schäffer, Harris, Pallas, Lepechin, l'Ad-
miral, Fabricius, das Wiener Verzeichniss, die im Halle'schen
Naturforscher enthaltenen lepidopterologischen Artikel, Esper,
Bergsträsser, Engramelle (Pap. d'Europe), Knoch, Piller und
jMitterpacher, Thunberg, Hübner (Beiträge), Petagna, Cjrillus,
Borkhausen, Lang, Vieweg, de Villers, Rossi, Scriba (Beiträge),
Brahm, Donovan, Schwarz, Lewin und de Preuner.
Man wird nur Weniges in dieser Liste vermissen, was
für die Gegenwart irgend noch von Interesse wäre, die Schrif-
ten über exotische Schmetterlinge natürlich ausgenommen, die
ausserhalb der für das Werk einmal gesteckten Grenze lagen.
Keferstein''s reiche, mit gewohnter Liberalität zur Verfügung
gestellte Sammlung lieferte die nöthigen Vergleichsobjecte in
natura, wo schwierige Beschreibungen zu deuten waren und
der Herr Verfasser, der diese äussern, sein Unternehmen be-
günstigenden Verhältnisse mit Sachkenntniss und kritischem
Talent benutzt und mit ausdauerndem Fleiss den massenhaf-
ten Stoff bewältigt hat, darf dankbare Anerkennung für seine
mühevolle Arbeit mit Recht beanspruchen. Eine zeitgemässe
ist sie bei der immer mehr durchdringenden Ueberzeugung
von der Notliwendigkeit, auf die ältesten Namen überall zu-
rückzugehen, gewiss.
Der Verfasser hat die von ihm behandelten Werke in
chronologischer Folge aufgeführt und den meisten derselben
mehr oder minder eingehende Bemerkungen über den Inhalt
des betreffenden Buchs, den Werth der Abbildungen u. s. w.
vorausgeschickt. Dass er dabei bemüht gewesen ist, die Pu-
blicationszeit solcher Werke und Theile von Werken mög-
lichst sicher zu eruiren, die in dieser Beziehung Sciiwierig-
keiten darbieten und doch der Prioritätsfrage wegen richtig
sind, wie z. B. Esper, ist sehr dankenswerth. Ich hätte ge-
wünscht, es wäre dies überall und hier und da mit grösserer
Genauigkeit geschehen. Von J. TAdmirals Werke z. B. giebt
Verf. nur eine deutsche Uebersetzung des Titels und die Jali-
reszahl 1774 als Erscheinungszeit an, während doch das Buch
schon in Linne's viel früher publicirten Schriften citiit wird.
Die Sache erklärt sich daraus, dass eine ältere Ausgabe (wohl
von 1740) existirt. Siehe darüber Hagen's vortreffliche Bi-
bliotheca entomologica L 3. Aehnlich wird auch wohl die
4
so
sclireiende Differenz, in der Beurtheilung des Werths der Ab-
bildungen TAdmirals zu erklären sein, deren Zeichnung Herr
W. zwar nicht gerade schlecht, ihre Colorirung aber unter
aller Würde findet und eine wahre Sudelei nennt, während
ein anderer competenter Beurtheiler, Guenee, sie in Stich und
Colorit zu den ausgezeichnetsten rechnet, die wir überhaupt
besitzen (Phalenites I, XVII). Linne's Systema Nat. Ed. XII
Tom. I P. II, welcher die Insecten enthält, ist nicht 1766,
sondern 1767 erschienen""). Neben seiner Hauptaufgabe, der
kritischen Bestimmung der von den älteren Autoren erwähn-
ten Arten, hat der Verfasser nicht versäumt, auch Notizen
über Lebensweise, Metamorphose u. s. w., wo sie gegenM'ärtig
noch Interesse haben, aus solchen Werken auszuheben, die
im Original nur Wenigen zugänglich sind, wie eben TAdmi-
ral, Sepp, Donovan u. A.
Die Untersuchungen des Verf. werden in nicht wenigen
Fällen zu einer abermaligen Aenderung der Nomenclatur i'üh-
ren, wenn man dem Grundsatz treu bleiben will, die ältesten
berechtigten Namen überall wieder herzustellen. Dass auch
ich, wie Herr W.,, die Durchführung dieses Grundsatzes für
nothwendig, weil für den einzigen, vorläufig freilich etwas
holprigen Weg halte, Uebereinstininiung in der Nomenclatur,
so weit möglich, zu erreichen, habe ich wiederholt ausge-
sprochen, nicht minder aber auch, dass es mir gerathen scheint,
dabei nicht, wie Staudinger und Wernebuig, überLinne, resp.
die 12. Ausgabe des Natursystems hinauszugehn. S. entom.
Zeit, von 1862, S. 165. Indem man Linne und seinem vollen-
detsten Werke, dem Codex des damaligen naturhistorischen
Wissens, die gebührende Ausnahmstellung einräumt, vermeidet
man zugleich die fatale, fast gehässig erscheinende Notliwen-
digkeit, an nicht wenigen Namen anerkanntester und allge-
meinster Geltung zu rütteln. Sollte es wünschenswerth oder
überhaupt nur praktisch durchführbar sein, die Linnei'schen
Namen Pap. podalirius, dejanira, phaedra, hermione u. a. zu
Gunsten der Podai'schen und Scopolischen: P. sinon, achine,
dryas, fagi zu eliminiren? Eine Beschränkung des Prioritäts-
gesetzes, die dies etwa so ausspräche: Linnei'sche Namen
haben den Vorzug vor allen andern — und: wenn
eine Art in Linne's Werken unter mehr als einem
Namen aufgeführt ist, bleibt der zuletzt, resp. in
derl2.AusgabedesNatur Systems, von ihm gewählte
*) In der Columnen-Ueberschrift I. Bd. S. 204 fgg. steht wie-
derholt Linne Syst. Nat. Ed. H und XII statt Ed. X, wie denn über-
haupt die Correctur unseres Buches die wünschenswerthe Sorgfalt
einigermassen vermissen lässt.
öl
in Geltung — würde wohl von keiner Seite her ernstlichen
Widerspruch erfahren. Es wäre sogar, wie schon Herr von
Kiesenwetter bemerkt hat, für die Stabilität der Nomenclatur
sehr wünschenswerth, noch eine zweite so anerkannte Auto-
rität, wie Linne, zu besitzen, um ihr nächst diesem eine
Ausnahmestellung einräumen zu können. Bei der Wahl einer
solchen, sowohl für die Entomologie im Ganzen, als für die
Lepidopterologie im besondern, würden aber die Stimmen so
auseinandergehn, dass es gerathener ist, ganz darauf zu ver-
zichten.
In Betreff der unzulässigen Herstellung solcher Namen,
die zur Zeit ihrer Aufstellung mit bereits bestehenden der-
selben Gattung collidirten, verweise ich ebenfalls auf die er-
wähnte Stelle meiner Anzeige des Staudinger'schen Katalogs
und besonders auf Kiesenwetter's Gesetze der entom. Nomen-
elatur §. 14. Unter diese Kategorie fallen von den durch
Herrn W. wieder eingeführten Namen u. A. Pap. medon Hfn.,
diomedes Rott., egea Gramer (wegen P. egaea Fabr. 1775,
die richtige Schreibart für beide Namen wäre übrigens Aegaea),
medeaWV., hypermnestra Scop., pirene H., Noct. algae Esp.,
respersa H. (amoena T.), Geom. bidentata, emarginata und
incanata Hufn., repandata Scop. und paludata Thunb., welche
sämmtlich bereits von Linne oder Fabricius vergeben und
vor der Auflösung der damaligen Gattungen Papilio etc. durch
andere ersetzt waren.
Die bekanntlich oft dürftigen und vagen Beschreibungen
und mangelhaften Bilder der Patres entomologiae haben Hrn.
W. nicht abgeschreckt, Bestimmungen auch bei nur sehr ge-
ringen Anhaltspunkten zu versuchen, und es ist seiner Com-
binationsgabe ohne Zweifel in vielen Fällen gelungen, das
Richtige zu treffen und damit das Verständniss und die Be-
nutzbarkeit jener alten Quellen wesentlich zu fördern. Er
wird aber gewiss nicht in Abrede stellen, dass sich für meh-
rere Hufnagersche, Scopoli'sche u. a. Namen wohl eine Wahr-
scheinlichkeit, aber keine Sicherheit gewinnen lässt, die doch
unbedingt gefordert werden darf, wenn man dem Prinzip des
Rechts der ersten Taufe bekannte und eingebürgerte Namen
zum Opfer bringen soll. Eine Anzahl seiner durch fette Schrift
hervorgehobenen Namen empfehlen sich deshalb nicht zur
Wiederaufnahme, während allerdings eine nicht geringe Zahl
anderer so sicher begründet sind, dass ihre Herstellung un-
vermeidlich ist. Dahin gehören zumal die S. 360 und 361
erwähnten, bereits 1771 und 1772 von Pallas lege artis be-
schriebenen und benannten Arten: Pap. palaemon (paniscus)
F.), morpheus (steropes WV.}, orion (battus WV.), argiades
(amyntas WV.) und Sph. proserpina (oenotheras WV.).
52
Von bislier verkannten Linnei'schen Arten liat Herr W.
Phal. alniaria auf Geom. tiJiaria Bkli. und Pli. iucanata auf
Geoni. niutata T. wohl zuerst richtig gedeutet. In Ph. remu-
tata L. sieht er, wie Herrich-Schälfer, mit Recht die ge-
wöhnh'che unbandirte Varielät von Aversata L, (die = La-
lifasciaria Hdr. ist). Dass Ph. comitata L. = Geom. cheno-
podiata WV., Pli. immutata L. = G. sylvestraria H. und Ph.
quadrifasciaria L. F. Suec. = G. ligustrata "WV. sei, wird
aucli von Guenee anerkannt. Weniger Beifall möchte der
Verfasser mit der Bestimmung von drei andern Linnei'schen
Arten linden. Er sucht nachzuweisen, dass Linne's Phal. fas-
ciaria nicht die allgemein dafür angenommene Art, sondern
Geom. cervinata WV. sei. Seine Gründe scheinen mir aber
nicht beweisend und die Einfassung der Mittelbinde, welche
bei Linne's Art weiss sein soll, woran Herr W. besonders
Anstoss nimmt, ist das in der That auch bei Fasciaria WV.
nicht selten. Aus Guenee's Worten (Phal. 1. 130) muss man
ausserdem schliessen, dass in Linne's Sammlung als Prosa -
piaria ein (^ und als Fasciaria ein $ von Fasciaria WV. stecken.
Wenn Herr W. in Linne's Phal. viridata nicht Geom.
viridata Auct., sondern Aestivaria H. erkennen will, so hat
er dem Citat aus Harris ohne Zweifel zu viel Gewicht bei-
gelegt. Linne's ausdrückliche Bemerkung (mit Bezug auf Rö-
sel's Figur) „margo concolor" verbietet die Vereinigung seiner
Art mit Aestivaria unbedingt, und die Worte der Fauna:
Parva, tenera: supra striga pallida margineque cras-
siore florescente charakterisiren unsere Viridata so tref-
fend, als das überhaupt mit wenigen Worten geschehen kann;
denn der innere Querstreif der Vorderflügel ist bei ihr oft
undeutlich, oder fehlt auch wohl ganz und einen gelben Vor-
derrand hat unter allen in Frage kommenden Arten eben nur
Viridata; bei Porrinata, an die zunächst zu denken wäre,
ist er weisslich und braun gepünktelt und ganz ähnlich auch
bei Aestivaria. Bei beiden ist diese Vorderrandsfärbung auch
nicht 80 aulfallend, dass Linne es für nöthig gehalten haben
würde, sie hervorzuheben. Was unter dem Ausdruck parva
zu verstehen sei, lehrt die Bemerkung Linne's zu Thymiaria,
S. N. 199, welche „major duplo Ph. viridatae (— la)" genannt
wird. Wo die Beschreibung sichere Auskunft giebt, können
die bei Linn6 so häutig irrigen Citate so m enig ins Gewicht
fallen als das Habitat. In letzterer Beziehung heisst es ja
auch bei Ph. purpuraria „Habitat in quercu, Pruno spinosa",
und bei Ph. atomaria „Hab. in Tilia", ohne dass man Anstoss
daran genommen hat. Uebrigens erfalnen wir durch Guenee,
dass Viridata noch in Linne's Sammlung existirt und dass die
Thymiaria dieser Sammlung = Aestivaria H. ist.
53
Plial. secalis L. soll nach Hrn. W. = N. ochroleuca WV,
sein, Ist es aber denkbar, dass Linne eine plumpe, ganz
typisch gebaute Noctua zu den Pyraliden gestellt hätte, und
lässt sich die Diagnose „Alis griseo-fuscis striatis: macula re-
niformi A latino inscripta" auch bei der liberalsten Interpre-
tation auf Ochroleuca anwenden? Zudem hat diese Art keine
endophagische Raupe, wie sie Linne für seine Ph. secalis aus-
drücklich verlangt. Wenn bei Rolander Ochroleuca darge-
stellt ist, so luvt sich Linne im Citiren geirrt.
Den Linnei'schen Namen Triplasia (eigentlich Triplacia)
glaubt Herr W, der N. urticae H. vindiciren zu müssen und
Linne's Beschreibung kann die Wahl allerdings zweifelhaft
machen. Aber seine Raupe gehört zu Triplasia Auct, und
nach Guenee ist das Original des Schmetterlings in Linn6's
Sammlung wirklich die gewöhnlich dafür genommene Art,
Ganz im Recht ist aber unser Verfasser, wenn er Hufnagel^s
Tripartita für Urticae H, erklärt. Ich habe diesen Namen als
den ältesten und berechtigten deshalb in meiner „Geograph,
Verbreitung der Schmetterlinge'-' u, s, w. wieder hergestellt.
Mit Grund bestreitet der Verf. ferner die Identität der
Ph. vernaria Linne''s mit G. vernaria WV. Mit seiner (und
de Geer's) Annahme, sie sei eine nach frischen Exemplaren
beschriebene Lactearia (Aeruginaria WV,) lassen sich aber
die strigae albae repandae nicht gut vereinigen, die Linne's
Diagnose der Vernaria wie der Putataria ertheilt. Auch
Guenee bemerkt, dass Linne's Beschreibung nicht recht auf
Vernaria WV, passe, beruhigt sicli aber dabei, dass die Eng-
länder, welche Linne's Original gesehen hätten, keine Schwie-
rigkeiten in diesem Punkte erhöben. Man wird also wohl-
thun, die Entscheidung der Frage, was unter Vernaria L. zu
verstehen sei, vorläufig zu suspendiren,
Phal, brunnea Hufn, ist nach Herrn W. = Didyma Esp.
und somit der älteste unter den zahlreichen dieser Art er-
theilten Namen, denn die Oculea der Fauna suec, welche
Guenee für Didyma erklärt, zieht Linne selbst im Syst. Nat.
zu Nictitans. HufnageFs kurze Diagnose wird durch Rottem-
burg's Citat der Kleemann^schen Beiträge Tab. 17 fig. B. er-
gänzt, wo Didyma E. in der einfarbig rothbraunen Varietät
mit weisser Nierenmakel (Var. nictitans Esp.) in der That
ganz kenntlich dargestellt ist. Auch Kleemann's Beschrei-
bung rechtfertigt diese Deutung. Es ist mir nicht recht be-
greiflich, wie Treitsclike und jetzt auch Herr W. bei Klee-
mann's Figur an Nictitans L, haben denken können, zu der
weder der Flügelschnitt, noch Färbung und Zeichnung der-
selben , noch endlich die Worte Kleemann's passen. Noct.
oculea Fabr. hält unser Verfasser für Conspicillaris L. Dass
54
sie wenigstens nicht wohl Didyma sein könne, habe auch
ich und aus gleichem Grunde wie Herr W. erklärt. (Entom.
Zeit. 1863 S. 04.)
Ich bedauere, dass der Verf. Fabriciuo' Beschreibung sei-
ner Pjr. bankiana im System. Entomol. nicht verglichen hat,
da er sie ohne Weiteres zu Argentula H. zieht, die sie gar
nicht sein kann (s. Entom. Ztg. 1. c.) Er hätte sonst viel-
leicht eine Deutung für diese mir räthselhaft gebliebene Art
zu linden gewusst.
Für G. alchemillata WV. hat man, da sie nicht die
gleiclinamige Art Linnens ist, neuerdings den Borkhausen'schen
Namen Biriviata eintreten lassen. Herr W. weist aber nach,
dass Biriviata Bkh. gar nicht zu Alchemillata WV. , sondern
sehr wahrscheinlich zu Quadrifasciata H. gehört; dass dage-
gen Sociata Bkh. identisch mit Alchemillata WV. sei und
diesen Namen zu ersetzen habe.
Nicht minder begründet sind seine Bedenken gegen die
Vereinigung von Noct. rhomboidea Esp. mit der Treitschke'-
schen Art dieses Namens; sowie von Ph. bicolorata Hufn.
(bicolor Rott.) mit N. serena WV. Die erstere ist vielmehr
= Triangiilum Hufn., die zweite = Duplaris L.
Dass der Verf. den Esper'schen Pap. ilicis mit dem jun-
gem Fabrici'schen Namen Linceus ausstattet, beruht wohl nur
auf einem Versehen.
Es liegt in der Natur des Themas, welches der Herr
Verf. beliandelt, dass sich leicht noch eine Menge Bemerkun-
gen und Controversen an sein Buch anknüpfen Hessen. Um
diese Anzeige nicht ins Ungebühi-liche aufschwellen zu lassen,
will ich mich darauf beschränken, zum Schlüsse einige, wie
ich glaube wohlbegründete, Prioritätsrechte herauszuheben,
die bisher noch nicht anerkannt waren. Phal. serpentata
Hufn. (Gcom. perochraria FR.,) Noct. areola Esp. (lithorhiza
Bkh.), N. pabulatricula Brahm (connexa Bkh,), Ph. hamata
Rossi (elichrysi Ramb.J, Geom. flavo fasciata Thunb. (decolo-
rata H.), G. vittata Borkh. (lignata H.), G. sylvestrata Bkh.
(comi)araria HS.), G. trimacularia de Vill. (permutatoria H.)
— und damit die fleissige Arbeit allen denen empfehlen,
welche die ältere lepidopterologische Literatur kennen lernen
und für ihre Studien benutzen wollen.
Rhoden, im October 1864.
Dr. Speyer.
55
Einige Bemerkungen bei Gelegenheit des
vorstehend besprochenen Buches
von
Siiellen van Vollenlioven.
Herr Forstmeister Werneburg hat zwar naeli Ausweis
des Titels nur beabsichtigt, die lepid. Werke des 17. und 18,
Jahrhunderts zu besprechen. Indess nimmt er auf Seite VI
des .Vorworts ausdrücklich darauf Rücksicht, dass Sepp'« Won-
deren God"s zwar im vorigen Jahrhundert begonnen, im jetzigen
erst vollendet worden. Dieser Ausdruck „vollendet" könnte
zu dem Irrthum veranlassen, als sei das Werk mit dem 1860
erschienenen achten Bande abgeschlossen, während doch be-
reits von dem neunten Bande (dem ersten der Series II) 46
Tafeln publicirt- sind '•'}.
Doch auch zu der von Herrn W. angenommenen Be-
schränkung auf 8 Bände muss ich bemerken, dass ihm kein
vollständiges Exemplar vorgelegen hat. Bei der Besprechung
W's fehlen nämlich:
Band IV No. 49 Noctua Menyanthidis Esp.
50 Geometra fasciaria L.
*) Darauf sind enthalten: 1. Notodonta querna W. A. 2. Ta-
laeporia pseudo-bombycella Hübn. 3. Acronycta Ligustri F. 4. Hy-
pena rostralis Hübn. 5. Carcina fagana Hübner et Acrolepia asse-
cteila. 6. Arctia Urticae Esp. 7. Nothris verbasceHus WV. 8. Ca-
radrina cubicularis W. V. 9. Cidaria badiata W. V. 10. Cidaria
sinuata W. V. 11. Luperina Pinastri L. 12. Noctua brunnea F.
13. Hyponomeuta vigintipunctata Retz. 14. Plusia Festucae L. 15.
Chilo phragmiteHus Hübn. 16. Bombyx processionea L. 17. Pla-
typteryx unguicula Hübn. 18. Tortrix ribeana et corylana. 19. Se-
sia tipuliformis L. 20. Sesia formicaeformis Lasp. 21. Aspis Udd-
manniana L. 22. Acrobasis tumideHa et rubrotibieUa Mann. 23. Co-
leophora caespitetieUa Zell. 24. Coleophora juncicolella Staint.
25. Chauliodus chaeropliyllellus Goeze. 26. Plastenis subtusa F.
27. Luperina unanimis Tr. 28. Larentia bilineata L. 29. Caradrina
Aisines Bralim. 30. Lithocolletis pomifoliella Tisch, et faginella Mann.
31. Nudaria mundana L. et Epliestia elutella Hübn. 32. Noctua baja
W. V. 33, 34 Sarrothripus revayana WV. 35. Lobesia artemisiana
Zell. 36. Eupithecia tripunctaria. 37. Thyatyra derasa L. 38. Anaitis
plagiata L. 39. Harpella proboscidella Sulz. 40. Nepticula trimacu-
lella Haw. 41. Zeuzera Aesculi L. 42. Lithosia rosea F. 43. Gra-
pholitha mitterpacheriana W. V. 44. Dasystoma salicella Hübn.
45. Eupithecia teuiiiata Hübn. 46, Sciaphila nubilana Hübn.
56
Band VII No. 40 Noctua ridens F.
- 41 - flavicornis L,
- 42, 43 Geometra dentaria Esp.
- 44, 45 Psyche nitidella Hübn.
- 46 Noctua chenopodii W. V.
- 47 Geometra vetulata W. V.
- 48 - fulvata Forst.
- - 49 - berberata W. V.
- 50 Bombyx falcataria L.
- VIII - 47 Luperina didyma Borkh.
- - 48 Chimabacche'fagella W. V.
- 49, 50, Raupen von 10 schon früher behan-
delten Species.
Dass man in Holland mit der Wernebuig'schen Deutung
der Sepp'i-chen Arten nicht überall einverstanden ist, (z. B.
namentlich nicht mit Band VI Taf. 44, 45 u. a. m.), ergiebt
sich aus dem Werkchen des Herrn P. C. T. Snellen: Deter-
minatie der Lepidoptera, afgebeeld in het werk van Jan Chri-
stian Sepp I. Serie, Deel 1—8, 43 Pag. in 4. Amsterdam
1862 bei J, C. Sepp en zoon.
Bei dieser Gelegenheit mag es mir auch vergönnt sein,
in Betreff der von Herrn 0. v. Prittwitz in dieser Zeitung
(1862 Jahrg. 23 Seite 369 sqq.) gefällten Urtheile zu bemer-
ken, dass ich allerdings nicht widersprechen kann, wenn man
die Platten des V. und VI. Bandes als meistens missrathen
bezeichnet, dass ich aber meine, es habe sich Zeichnung und
Colorit in den folgenden Bänden Avesentlich gebessert; ja dass
ich nicht glaube, etwas Unbescheidenes zu behaupten, wenn
ich der Ansicht bin, dass Tafeln, wie z. B. Coleophora junci-
colella und Nepticula trimaculelia (nach Zeichnungen des
Herrn Dr. Albarda) sich dreibt neben das Beste stellen dür-
fen, was die neueste Zeit in diesem Fache geleistet hat.
S. v. V.
57
Trypanaeus oder Tryponaeus?
von
C^. A. Dolirii.
Wenn ein Deutscher nach etwas Schwierigem gefragt
wird, so hilft er sich oft mit der sprichwörtlichen Redensart:
„Das mag der Teufel wissen!" Ich würde diesem „vielwis-
senden'' Herrn in der That verbunden sein, wenn er mir
den schwierigen Casus erklären wollte, auf den ich zufällig
bei dem Namen der interessanten Histeridengattung gerathen
bin, von welcher hier die Rede ist.
Im Index universalis von Agassiz' Nomenciator Zoologi-
cus, gedruckt zu Solothurn 1846, liest man S. 380 Trypa-
naeus Eschs. Col. 1829 (Scr. Tryponaeus). Einige Zeilen
darunter findet sich Tryponaeus Eschs. Col. 1829 (V. Tryi)a-
naeus) und vor Tryponaeus steht das Sternchen, welches nach
der Vorrede S. VI „ante ea nomina positum, quae ad me-
liorem orthographiam rescripta sunt."
Demnach müsste man annehmen, dass Eschscholtz die
Gattung Trypanaeus 1829 errichtet und dass Agassiz geglaubt
habe, aus pliilologischen Gründen a in o verbessern zu müssen.
Es ist aber bekannt, dass nicht Agassiz, sondern Erich-
son die entomologische Partie des Nomenciator redigirt hat,
und da Erichson 1848 gestorben ist,' so spricht die Vermu-
thung dafür, dass ihm eine Correctur oder Revision des 1846
erschienenen Index universalis vorgelegen hat.
Das ist schwer mit dem Umstände zu vereinigen , dass
schon in dem Bande der Jahrbücher von Klug, ersclüenen
1834, Erichson S. 198 Tryponaeus schreibt, und zu Tr. tho-
racicus das genaue Citat aus dem Zoologischen Atlas beifügt,
in welchem Eschsclioltz Heft I. S. 10 die fragliche Gattung
errichtet und zwar mit folgenden Worten:
Da die hier zu beschreibende Art an einem durch
ein Beil verwundeten grossen Baumstamm angetroffen
wurde , wo sie sich einen in die Mitte des Stammes
hineinführenden horizontalen Gang gebohrt hat, so ist
die Gattung von rqvna ("eine gebohrte Oeffnung) und
vaioi (bewohnen) Tryponaeus genannt aa orden.
Graf Dejean stand bekanntlich mit Eschscholtz in sehr
freundschaftlichen Beziehungen, hat z. B. in der letzten Aus-
gabe seines Katalogs die Hydrocantharen, die Sternoxen n;ich
Eschscholtz' Ent^^ urf classificirt und besass ohne allen Zwei-
fel den 1829 erschienenen Zoologischen Atlas, als die dritte
Ausgabe des Catalogue Dejean gedruckt wurde. Gleichwohl
58
findet man darin S. 144 die Gattung Trypaneus, und zwar
mit dem Autor Godet.
Der allgemeinen Verbreitung dieses Katalogs, als des seit
geraumer Zeit einzigen Nothhelfers bei dem Ordnen exotischer
Käfer, und der Seltenheit des Zoologischen Atlas in entomol.
Privatbibliotheken, scheint es beizumessen, dass die Schreibart
Trypanaeus die allgemeine geworden.
Lacordaire in seinen Genera des Coleopteres Band II
citirt zwar den Zool. Atlas, schreibt aber Trypanaeus. Die
falsche Pagina 11 statt 10 ist wohl Druckfehler. •
Abbe de Marseul, der fleissige und unermüdete Mono-
graph der Histeriden, hat offenbar den Atlas nicht vor .sich
gehabt, denn er citirt ihn zwar (ebenfalls mit Pagina 11),
fügt aber noch als Jahr der Gattungs-Errichtung 1831 (statt
1829) hinzu. Dann heisst es ferner (Annales de France 1856
p. 105):
Eschscholtz a fonde le genre Trypanaeus, qui de-
puis a 6te adopte par Erichson dans le Jahrbücher
etc., mais change en Tryponaeus sans doute par erreur
typographique.
Demzufolge cursirt nun auf zwei so mächtigen und weit-
greifenden Autoritäten die irrige Schreibart über die ganze
entomologiöche Welt.
Nach den von mir mehrfach vertretenen Ansichten, dass
es in unsrer Wissenschaft recht sehr auf Stabilität der No-
menclatur, weit weniger auf correcte und elegante Namen
ankommt, dass aber in der Hauptsache jeder Autor für sein
Mehr oder Weniger von Gräcität oder Latinität aufzukommen
hat, lasse ich den schulmeisterlichen Punkt der Frage ganz
bei Seite und fordere für Eschscholtz aus der authentischen
Quelle trotz Agassiz, Dejean, Lacordaire und Marseul die Re-
stitutio in integrum für seine Gattung
Tryponaeus.
Zugleich möchte es um so eher am Orte sein, eine Un-
genauigkeit Erichson's zu berichtigen, als diese bereits in
Jjacordaire übergegangen ist. Erichson sagt nämlich bei der
Beschreibung der Gattung (Klug Jahrb. S. 198) in einer Note:
„Die Fühler haben 11 Glieder und nicht 8, wie Eschscholtz
angicbt; nur sind die 3 Glieder des Knopfs nicht deutlich
abgesetzt und die drei letzten Glieder der Geitsel sehr in
einander geschoben.^^ Lacordaire (1. c.) „Eschscholtz n'assigne
aux antennes que huit articles, erreur qui a ete relevee par
Erichson (Klug Jahrb.)."
Dies muss bei jedem Leser, welcher den Zool. Atlas nicht
vergleichen kann, den Irrthuin erwecken, als habe Eschscholtz
59
die Fühler der Gattung als Sgliedrig charakterisirt. Es
lautet aber 1. c.
Antennae clavatae; clava solida, maxima, compressa,
ohne Angabe einer Zahl der Fühlerglieder; erst bei der Be-
schreibung der Species Tryp. thoracicus heisst es: „Das
erste Glied ist lang und keulenförmig, das zweite sehr klein
und kugelig, die folgenden — — — sind so zusammenge-
drängt, dass man nur fünf unterscheiden kann. — — Im
Ganzen zählt man also nur 8 Glieder an den Fühlern, die
glänzende Wurzelstelle des Endgliedes mag vielleicht ein
neuntes sein.^'
Aus dem Schlusssatze ergiebt sich augenscheinlich, dass
Eschscholtz nicht daran gedacht hat, der Gattung Trjponaeus
achtgliedrige Fühler als charakteristisch zuschreiben zu
wollen.
Uebrigens giebt Marseul in Beschreibung und Abbildung
die Fühler als 12gliedrig an, namentlich den Knopf als vier-
gliedrig.
Eine Bittergeschichte
von
C A. Dolirn.
Wenige i^ delsgeschlechter haben in der streng geschicht-
lichen Zeit so viele Generationen ohne den geringsten Ver-
dacht einer Missheirath aufzuweisen, als mein Held. Zwar
hat es Kaiser Carl dem Grössten und Ersten aus der Linnei-
schen Dynastie gefallen, die Ritterwürde schon über ein hal-
bes Jahrhundert früher einer weitverbreiteten Zunft zu über-
tragen, welche mit der Familie unser s Ritters höchstens in
einem Darwinischen, mithin zur Zeit noch apokryphischen
Grade verM^andt sein mag — aber ich provociie kühn auf
das Gutachten der drei jüngsten Fahnenjunker der Kais. Ja-
panischen Garde, ob Kaiser Carl bei zurechnungsfähiger Laune
war, als er den Ritterschlag a la Kosciusko einer sehr „ge-
mischten" Horde ertheilte, deren wahrhaft mennonitische Frie-
densliebe und Rauf-Unfähigkeit in die Augen springt. Diese
Linnei'schen Equites, verliebte, flatterhafte Schmetterlinge
im Avahrsten Sinne des Wortes, haben sich von jeher den
schönen alten Spruch „Noblesse oblige" harmlos so ergänzt
„aux plus hautes spheres de Tempire et a ne rien faire du
60
tout." Sie .säen nicht, sie Hj)innen nicht, sehen zwar schöner
aus als Salomo in all seiner Pracht und sammeln auch
nicht, höchstens lassen sie sich von Andern sammeln. —
Freilich tragen sie Schleppen, aber nicht einmal die des
Kaisers, sondern ausschliesslich ihre eignen. Das Schlimmste
aber, was man ihnen mit Recht nachsagen kann, und muss,
bleibt wie gesagt ihre totale Unfähigkeit zum Gesammt-
wie Einzeln -Kaufen. Diese „Ritter der Friedens -Classe um
jeden Preis" Avürden mit Recht aus jedem civilisirten Heeres-
verbande der Neuzeit ausgeschlossen nach der Regel „si vis
pacem, i)ara bellum", auf gut deutsch „wer Schneidezähne
hat, muss auch bcissen!"
Wie anders dagegen, wie wahrhaft ritterlich und raub-
lustig die Herren, um die es sich hier handeln soll! Zu mei-
nem' aufrichtigen Bedauern muss ich es unentschieden lassen,
ob bei dem hermetischen Verschlusse der Arche Noäh auch
in ihrem Interesse wie in jenem der altfranzösischen Familie
ein athemloser Engel noch dem Schutzpatrone der Weinzecher
zugerufen hat „sauvez les documens genealogiques de ces Che-
valiers!" Aber auch ohne heraldische Beweisstücke lässt sich
dreist behaupten, da^s diese Ritter von jeher auch Räuber
gewesen sind, und dass sie nicht blos im Mittelalter, sondern
bereits im Allerthume und in der vorhistorischen Zeit aus
dem Stegreife gelebt haben. Mithin hat Vater J. J. Sturm
im Jahre 1825 ihre Ritterwürde nicht etwa neugeschaffen,
sondern höchstens den ihnen anerschaffnen Adel auch brief-
lich anerkannt, und Bembidium Eques würde von ihm ent-
schieden besser als „Ritterkäfer" schlechtweg verdeutscht wor-
den sein, während die Amplification „Ritterspitzkäfer" ohne
Noth einen Beigeschmack von Spitznamen involvirt.
Da indessen zu einem Scherze mindestens zwei gehören,
einer der ihn macht und einer der ihn versteht, und da vor-
aussichtlich unter meinen geehrten Lesern nicht wenige sind,
„welche gar keinen Spass verstehen", (namentlich falls sie zu
der immer mehr an Zahl zunehmenden freien Gemeinde ge-
hören, die es vorzieht, der kostspieligen Weitläuftigkeit des
persönlichen Abonnirens auf die entomologische Zeitung zu
entsagen und sie entschieden billiger im Lesezimmer des na-
turhistorischen Localvereins durchzublättern,) so muss ich für
diese Fanatiker der streng M'issenschaftlichen Observanz noth-
gedrungen der humoristischen Spreu mindestens ein realisti-
sches Korn beifügen. Be.-agle Anbeter des ernsthaften Kalbes
schreiben in der Regel auch auf iiire Fahne „Time is money!"
Ich ersuche also den Herrn Setzer, die nachfolgende Note
über den Ritterspitzkäfer durch Einrücken, Schwabacher oder
61
italische Schrift so auszuzeichnen, dass gedachte Rigovisten
ihre kostbare Zeit mit dem Rest nicht zu zersplittern brauchen.
Bemhidium eques tvird von dem ersten Beschreibe)'
Sturm, loie von seinen Nachfolgern bis auf Prof. Schaum
nur in der bekannlen Färbimg geschildert, nach icelcher die
Flägeldeckcn stahlblau sind, aber eine rothgelbe, bisweilen
auf zwei Schulterfleche zusammenschrumpfende Basis haben.
Mir liegen drei Exemplare vor, welche Dr. Beck in
der Umgegend von Kapoli gesammelt hat nnd welche, ob-
wohl in allen übrigen Pvjikten i'ollkommen mit deutschen,
schweizerischen nnd französischen Exemplaren übereinstim-
mend, alle drei nur einfarbig gelbe Elytra mit einer schma-
ler., kaum bemerkbaren Triibung an der Spitze haben.
Dass es sich dabei nicht inn nnausgefürbte Stücke
oder nni Albinos handelt, geht einfach aus der vollkommen
dunkelgrünen Ihiterseite der drei Napolilaner hervor, wäh-
rend bei einem weichen nnreifen Saroyischcn Stücke meiner
Sammlung zwar der blaue Apex der Decken, wenngleich in
etwas matterer Färbung vorhanden , dagegen das Grün der
Unter seile noch nicht intensiv genug geworden ist, um das
Schalgelb des unreifen Käfers zu verdecken.
Dejean erwähnt eines Exemplares aus Spanien in sei-
ner Sammlung; da er aber keine Differenz in der Färbung
hervorhebt, so ist anzunehmen.^ dass es der normalen Form
und nicht der vorstehend bezeichneten Varietät angehört.
Animam salvavi! Meine Ritter bringen mich jetzt auf
das otYenbar echt ritterliche Vergnügen der Hatz, und ich will
einige Worte über die beiden Treibjagen hinzufügen, in denen
es mir geglückt ist, dieses ansehnlichsten unter den Repräsen-
tanten der Familie Bembidium habhaft zu werden.
Anno Domini 1854 befand ich mich in Meyringen im
Berner Gebiet und hatte natürlich neben der maritalen Ver-
pfliclitung, meiner Frau zum ersten Male die Wunder der
Alpen zu zeigen, auch den erlaubten Hintergedanken, ein oder
das andre Alpenthier meiner Käfersammlung einzuverleiben.
Wer aber jemals versucht hat, diese beiden Dinge mit ein-
ander zu combiniren, wird mir kaum widersprechen, wenn
ich behaupte, dass das jeweilen mit einigen Schwierigkeiten
verbunden ist. Zum ehrlichen Aussprechen dieser Ketzerei
halte ich mich für einigermassen befugt, da mir unter den
vielen verhoiratheten Entomologen meiner Bekanntschaft nur
zwei eiinnerlich sind, deren schönere Hälften der Insekten-
beschäftigung ihrer Tyrannen nicht blos eine gnädige Tole-
ranz, sondern eine lebhaft interessirte Theilnahme angedeihen
lassen, die .sich auf Reisen sogar bis zur Mitjagd steigert!
Bis zu diesem Grade verzogen war ich zwar bei dem
62
erwähnten Aufenthalte in Meyringen nicht, hätte es auch
wahrlich aus Gründen der einfachsten Humanität an diesem
Tage ablehnen müssen, denn es goss vom Himmel, was es
giesben konnte, und wir befanden uns in der für Schweizer
Keisende nicht erfreulichen Alternative, uns trocken in der
Stube oder nass auf dem Pferde zu langweilen und nichts zu
sehen.
Ein Freund der Natur hat aber auch im Platzregen noch
Möglichkeiten des Ergötzens, die andern Sterblichen unbe-
kannt sind. Oberhalb Meyringen hatte ich einen Alpenbach
bemerkt, der mit Steingeröll eingefasst war — warum sollte
ich nicht da, trotz Sturm und Regen, mein Glück versuchen
dürfen? Gedacht, gethan: mit aufgespanntem Regenschirme
rückte ich aus und war nicht wenig befriedigt, als ich nach
2 Stunden hinlänglich durchweicht, aber um ein Dutzend B.
eques bereichert wieder heimkehrte. Um solchen Preis über-
ninmit ein eifriger Zieferjäger mit Vergnügen die Function
eines Hygrometers.
Angenehmer, bequemer und erheblich lohnender gestal-
tete sich die Jagd auf dasselbe edle Wild zehn Jahre später
in der ersten Juliwoche 1864. Der gastlichen Einladung des
Grafen Manuel entsprechend, auf seinem Schlosse Conflans
mit meinem Freunde Fairmaire zusammen zu tretTen, begab
ich mich von Geneve über Culoz nach Chambery und Cha-
mousset. Hier verliess ich die Mont-Cenis-Eisenbahn und er-
reichte nach 2 Stunden auf einer vortrefflichen Strasse das
moderne Städtchen Albertville, welches vermöge seiner be-
quemen Lage in der Thalsohle in fortwährender Zunahme
begriffen ist, während das hart angrenzende altehrwürdige
Städtchen Contlans durch seine mittelalterlich feste, aber un-
bequem steile Lage am Felsen stabil bleibt und bleiben muss.
Das Schlosö Contlans liegt ungefähr auf zweihundert Fuss
Höhe über dem Thale, und verbindet mit einem überaus ma-
lerischen Baustil des Mittelalters die behagliche Bequemlich-
keit moderner Einrichtung. Von Altanen und Terrassen, aus
jedem Fenster geniesst man die reizendsten Nah- und Fern-
sichten auf den wilden Bergstrom Arly, das Thal der Isere
und die pittoresken bewaldeten Berge mit ihren gezackten
nackten Gipfeln, von denen einzelne noch Schneekuppen
hatten.
Als es sich um die erste der anzustellenden Excursionen
handelte und dieselbe mit Rücksicht auf die herrschende ge-
waltige Hitze auf möglichst geringe Entfernung vom Schlosse
beschränkt werden sollte, schlug Graf Manuel eine Jagd auf
B. eques vor. Der Vorschlag wurde um so williger acceptirt.
63
als es dazu nur des Herabsleigens vom Schlosse an das Ufer
des Arly bedurfte.
Wie andre seines Gleichen war dieser Beigstrom in
jetziger Jahreszeit auf etwa ein Drittel seines Bettes zusam-
mengedrängt; die andern zwei Drittel lagen als Steingeröll
trocken. Nun bestand die einfache Procedur des Jagens nicht
in der weit unbequemeren und zeitraubenderen Manier, die
ich vor zehn Jahren in Meyringen angewendet hatte, indem
ich auf gut Glück einzelne Steine umkehrte, um die etwa
darunter sitzenden Equites mobil zu machen — sondern man
kauerte sich ganz nahe hart neben den Stiom und seiiaufelte
mit hohlen Händen möglichst viel Wasser auf die zunächst
liegenden Steine, und selten oder nie gab man sicli diese
kleine Mühe, ohne drei bis vier Ritter durch dies kalte Bad
aus ihren Verstecken an die Oberfläche zu treiben, und unge-
achtet ihrer eiligen Versuche, sich wieder zwisclien dem Ge-
röll zu verbergen, dennoch in die todbringenden Sammel-
tla&chen zu sichern. Kein Wunder, dass bei so leichler und
lohnender Jagd ein halbes Hundert Kitterspitzkäfer in Zeit
von weniger als einer Stunde erbeutet N^urde.
Einige Tage später versuchten wir dieselbe Metliode am
Ufer der vor Conllans mit dem Arly zusammenfliessenden
Isere, um in ähnlicher Weise das B. bisignatum Men6tr. zu
fangen. Aber Fortuna war uns diesmal nicht so günstig;
theils waren durch Gewitterregen die Ufer schlecht zugäng-
lich ge\\ orden, theils mochte die diesjährige Generation dieser
Species überhaupt nicht sonderlich zahheicli gerathen sein —
nacii einstündigem angestrengtem Mühen in der stechenden
Sonne belief sich das ganze Besultat auf vier Exemplare des ge-
wünschten Bembidium und zwei Exemplare einer unerwünsch-
ten AMper; deshalb zogen wir es vor, im Schatten eines klei-
nen EiclieuAväldcliens nach andrer Beute uns umzuselien.
Acanthia valdiviana und Bacteria unifoliata
von
Bi*. R. A.. Plillippi in Santyago (Cliile).
Im Januar v. J. fand mein Sohn Karl unter Baumrinde
auf meinem Gut San Juan, Prov. Valdivia, eine Wanzenart,
aber nur in zwei Exemplaren, einem ausgewaclisenen und
einem jungen, welche in das Geschlecht der Bett wanze-n ge-
64
holt. Ich nenne sie Aeanthia valdiviana und bezeichne sie kurz
aho: A. obfccuie rufu, fere castanea, brevissime puberula;
margine hiterali prothoracis valde dilatato. Long. 2y^ lin.
Habitat io prov. Chilensi Valdivia, raiissima, sub cortice
arborum.
Auf den ersten Blick könnte man dieses Insekt mit der
Bettwanze verwechseln, so ähnlich sehen sich beide, allein
bei genauerer Betrachtung findet man folgende Verschieden-
lieiten. Die Färbung des Körpers ist sehr viel dunkler und
die Härclien, welche denselben bedecken, sind sehr viel kürzer,
so dass sie auf den ersten Blick blosse erhabene Wärzchen
zu sein scheinen. Der Prothorax ist im Veihältniss grösser,
namentlich breiter; seine lamellenartigen Seitentheile sind sehr
viel breiter als bei der Bettwanze und deren Aussenränder
schwächer gekrümmt. Der Hinterrand des Metathorax ist bei
unserer Art nicht Aveit von den Seitenwinkeln gebuchtet; es
tritt der mittlere Theil desselben in Gestalt eines häutigen
Saumes weiter nach hinten hervor als bei der bekannten Art,
und zeigt ein ziemlich grosses Dreieck, welches mit seiner
Spitze unmittelbar an die Spitze des Schildchens stösst. Bei
der Bettwanze ist der Metathorax weitläuftig und grob punk-
tirt, bei meiner neuen Art ist er dagegen eben so dicht und
fein gekörnelt oder behaart, wie die übrige Oberseite des
Rückens. Auch die Fühler sind schwächer behaart als bei
der Bettwanze, ja das dritte Glied scheint vollkommen kahl
zu sein. Weitere Unterschiede finde ich nicht.
Ich bemerke, dass die Bettwanze bis jetzt in der Pro-
vinz Valdivia noch ganz unbekannt ist; man kann also nicht
wohl unsere A. valdiviana für eine durch Zufall unter die
Kinde gerathene Bettw^anze erklären, bei der in Folge der
veränderten Lebensart die Härchen kürzer, die lamellenartigen
Seitentheile des Halsschildes breiter und die Sculptur des
Metathorax verändert wäre.
Da ich noch eine Seite Platz habe, möge sie von der
Beschreibung einer neuen Bacteria ausgefüllt werden.
Bacteria unifoliata Ph.
B. cinerascens; capite inermi; corpore $ granulato; fe-
moribus intermediis superius medio expansione foliaeea trian-
gulär! notatis. Long. corp. 3 poll. 8 lin.
Habitat in prov. Valdivia Keipublicae Chilensis, rara.
Ich fing im Januar dieses J. auf meinem Landgut ein
Weibchen. Das ganze Thier ist blass, gelblichgrau mit ziem-
lich entfernt stehenden kleinen schwarzen Tüpfeln und der
Rumpf ist durch kleine, zerstreute, spitze Körnchen von un-
gleicher Grösse rauh. Die Fühler sind fast so lang wie Kopf,
Vorder- und Mittelbrust zusammengenommen. Der Kopf ist
horizontal , etwas länger als der Prothorax und unbewehrt.
Dieser zeigt oben drei eingedrückte Längslinien. Der Meso-
thorax seh eint oben einen schwachen Kiel zu haben. Das
fünfte Segment des Hinkerleibes zeigt oben dicht vor dem
Hinterrand eine quere Erhöhung, deren vorderer Rand kantig
und gekörnelt ist; die darauf folgenden Segmente sind deut-
licher gekielt. Die Scheidenklappe ist grade so lang wie der
Hinterleib. Sämmtliche Schenkel sind kantig, oben gekielt,
und die mittlere Kante oder Kiel der mittleren und Hinter-
Sehenkel am Knieende in eine kleine, sehr wenig auffallende
Lamelle vorgezogen. Um so mehr fällt an den mittleren
Schenkeln eine Lamelle auf, welche in halber Länge auf der
oberen Kante steht, dreieckig, hinten abgestutzt, 2 Linien
lang, eine Linie hoch ist; ihr vorderer oberer Rand ist voll-
kommen gradlinig, ihr senkrechter Hinterrand etwas gezähnt,
mit stumpfen Zähnen. SoUte dieses „Teufelspferd", caballo
del diablo, wie in Chile nicht blos die Bacterien, sondern auch
die Proscopien heissen, das Weibchen meiner B. crassicornis
sein?
Zur Diagnose des Xantholinus linearis Oliv, und
X. longiventris Heer
von
Dr. Betlie.
l
Die beiden obengenannten Species sind bekanntlich lange
als eine und dieselbe angesehen worden. Erst Heer nahm
eine Trennung derselben vor und begründete diese auf ver-
schiedene Punktirung, Färbung und Grösse. Diese Unterschei-
dungsmerkmale sind aber von relativer Art, d. h. bei feinerer
oder sparsamer Punktirung des Halsschildes ist auch die Punk-
tirung der Flügeldecken schwächer oder seltener. Ueberdem
kommen häufig genug bei beiden Species Stücke vor, die auch
in Farbe und Grösse nicht unbedeutende Abweichungen zeigen
und Uebergänge zu machen scheinen. Nur die extremsten
Formen beider Arten, also vollkommen entwickelte und
ausgefärbte Individuen gestatten bei einiger Uebung und ge-
genseitigen Vergleichung eine Trennung mit ziemlicher Sicher-
heit. Die mittleren Formen jedoch dürften nach den von
&
66
Heer gegebenen und von Kraatz adoptirten Diagnose schwer
oder gar nicht festzustellen gewesen sein. Ich habe, naclidem
ich zwei Jahre meine Aufmerksamkeit auf diese beiden Arten
gerichtet hatte, Stücke von X. longiventris vor mir, die in
der Färbung der Flügeldecken und Beine von den dunkleren
Exemplaren des X. linearis gar nicht abweichen. Die Zahl
der Pimkle auf dem Halsschilde ist bei vielen Xantholinus-
arten grosi^en Schwankungen unterworfen ; Differenzen von 3,
4—8 Punkten sind gar nicht selten, so z. B. bei X. punctu-
latus, trieolor und auch bei linearis und longiventris. Was
endlicii die Üiösse anbetrifft, so besitze ich sowohl von X.
longiventris, als auch von X. linearis Exemplare von 4 Lin.
Länge, und ebenso von beiden Stücke bis zu 3 Linien her-
unter.
Ich glaube nun ein sicheres diagnostisches Merkmal auf-
gefunden zu haben, das selbst unentwickelte Stücke beider
Species mit vollkommener Sicherheit von einander trennen
lässt. Bei X. linearis ist nämlich der ganze Kopf bis zum
Munde, der Thorax und das Schildchen sehr fein wellen-
artig quergestrichelt; bei X. longiventris jedoch nur die hin-
tere Hälfte des Kopfes und zwar äusserst fein wellen-
artig quergestrichelt, ebenso das Schildchen, das Hals seh ild
aber ist durchaus glatt und habe ich selbst bei einer melir
als hundertfaclien Vergrösserung keine Spur von Unebenheit
auf der Oberfläche desselben wahrnehmen können. Um diese
Merkmale festzustellen, ist es nöthig, das Licht sehr schief
auffallen zu lasi^en und genügt, wenigstens um die Zeichnung
des Kopfes von X. longiventris zu beobachten, kaum die ge-
wöhnliche Doppelloupe mit sechsmaliger Vergrösserung"').
*) Bezüglich der feinen Structur des Hornskeletts bemerke ich
hier beiläufig, dass die von Herrn Dr. Kraatz (Insecten Deutschlands
II. 573) in einer Note bestrittene Beobachtung Erichsons, dass
nämlich die Flügeldecken des Phil, montivagus Heer äusserst fein
lederartig gewirkt seien, mir als vollkommen richtig erscheint.
Die öculptur derselben ist der von Phil, laevicollis Lac. durchaus
analog. Beide Flügeldecken sind nämlich mit unregelmässig quer-
laufenden Zickzacklinien gezeichnet, die bei laevicollis sehr dicht an-
einander stehen, ziemlich tief sind und an der Spitze der einzelnen
kleinen Winkel eine deutliche grübchenartige Vertiefung zeigen; bei
Phil, montivagus hingegen sind diese Zickzacklinien weitläuftiger ge-
stellt, die Linien sind bei Weitem seichter und fehlt den Winkeln in
der Spitze die Vertiefung. Mit einer sehr scharfen Loupe ist man im
Stande, bei sehr schiefer Beleuchtung die unregelmässige Oberfläche
bei beiden Arten wahrzunehmen-, eine öOfache Vergrösserung macht
die Zeichnung so deutlich, wie ich sie vorher beschrieben habe.
67
Struetur des Kopfes und Halsschildes tritt in der angegebenen
Weise mit äusserster Eegelmässigkeit auf, stärkere oder schwä-
chere Strichelung, grössere oder geringere Ausbreitung der-
selben kommt nicht vor und stehen mit derselben die von Heer
angegebenen diagnostischen Merkmale in engster Verbindung,
so dass hiernach die Käfer auch in den ausgesprochensten
Varietäten mit grösster Sicherheit erkannt werden können.
Uebrigens hat Herr Dr. Kraatz bei der schliesslichen Sonde-
rung dey Xanth. punctulatus Pajk. und X. ochraceus Gyll. eben-
falls auf das fein quergestrichelte Halsschild des letzteren
einen diagnostischen Werth gelegt, und meiner Meinung
nach ist diese durchaus unveränderliche, keinen Modifikationen
untervi^orfene Sculptur des Hornskeletts von entscheidenderer
Bedeutung für die Trennung der Species, als stärkere oder
schwächere Punktiruug, hellere oder dunklere Färbung u. s. w.
Beide genannte Arten scheinen in Deutschland ziemlich
gleichmässig verbreitet zu sein, wenigstens habe ich aus Mit-
tel-, West- und Norddeutschland fast gleiche Zahlen vor mir.
Hier um Stettin kommt X. longiventris fast häufiger vor als
linearis.
Die Diagnose würde für diese beiden Species in Kürze
folgende sein:
X. longiventris Heer. Nigro-subaeneus, nitidus, an-
tennis fuscis, pedibus fusco-piceis, thorace laevissimo,
capite postice subtilissime undulatim transversim stri-
guloso, utrinque parce subtiliter ])unctato. Long. 3 — 4 lin.
X. linearis Oliv. Nigro-subaeneus subnitidus, antennis
fuscis, elytris pedibusque fusco-piceis, thorace capiteque
toto subtiliter undulatim transversim strigulosis. — Long.
3-4 lin.
Zu den von mir neulich aufgezählten und aufgefundenen,
bisher noch nicht in der pommerschen Fauna bekannten Kä-
fern füge ich noch hinzu:
Mycetochares linearis Redt, wohl zu unterscheiden
von M. linearis Panz.
Philonthus signaticornis Muls.
5*
68
Versuch einer Monographie der Dermapteren
von
Dr. H. Dohrn.
(Fortsetzung von pag. 429 des vor. Jahrg. und Schluss.)
ßß. Corpus depressum; antennarum articiili
15-20.
13. Sparatta Serville.
Sparatta Serv. Hist. nat. d. Ortl). p. 51.
Körper ganz platt.
Kopf massig gross, so breit wie lang, Hinterrand in der
Mitte stark eingebogen. Antennen mit 15— 20 Gliedern, deren
zweites sehr kurz, die 3 folgenden conisch -cy lind riseh, die
übrigen cylindrisch sind.
Pronotum verlängert, vorn sehr stark, halsförmig einge-
schnürt.
Elytra und Flügel normal entwickelt.
Abdomen parallelrandig mit seitlicher Falte auf dem 2.
und 3. Segment. Letztes Segment bei beiden Geschlechtern
quadratisch, ebenso das vorletzte Bauchsegment, mit kaum
' abgerundeten Ecken, das letzte vollständig' bedeckend.
Zange beider Geschlechter an der Basis auseinander-
stehend, abgeplattet, lang.
Beine von massiger Länge, Femora abgeplattet, erstes
Tarsenglied von ungefähr gleicher Länge mit dem dritten,
das zweite kurz, einfach.
Serville hat die allerdings nicht immer sehr deutlichen
Falten auf dem 2. und 3. Abdominal-Segment übersehen.
Die wenigen Arten, die in der Form sehr ähnlich sind,
lassen sich durch die verschiedene Färbung leicht scheiden.
Es sind:
1. S. pelvimetra.
S. pelvimetra Serv. Hist. nat. pag. 52.
Capite autennarumque articulo basali fuscis, ceteris cum
pronoto, abdomine et forcipe rufis, elytris alisque nigris, pe-
dibus et pectore flavidis.
cJ?. Corp. long. 10, lat. 2, forc. long. 3 mill.
Habitat in Brasilia.
Kopf dunkelbraun, mit einigen kleinen Runzeln am Oc-
ciput, Antennen rothbraun, mit dunkelbraunem Basalglied.
Pronotum rothbraun, der Hinterrand etwas dunkler, mit
einer mittleren Längsrinne. Elytra etwas länger als zusam-
69
men breit, schwarz, ebenso die Flügel. Brust und Beine
einfarbig lehmgelb. Abdomen rothbraun, nach hinten zu
etwas dunkler, das letzte Segment mit einer mittleren Längs-
rinne, der Hinterrand mit kleinen Höckerchen besetzt. Zange
von gleicher Farbe, parallel, breit, mit einer Kante oben,
beim ^ auf % der Länge ein Zahn, hinter diesem stark ver-
schmälert und gebogen, so dass die Spitzen in der Ruhe über-
einander liegen; bei der $ ein Zahn in der Mitte, von da ab
verschmälert, zuletzt massig nach innen gebogen.
Im Berliner Museum.
2. S. plana.
Forficula plana Illiger, Burm. Handb. pag. 752.
Capite, pronoto, elytris nigris, antennis fuscis, ore flavido,
alis stramineis, interdum extus fusco-marginatis, abdomine pe-
dibusque rufis.
(^?. Corp. long. 111/2 — 12, lat. 2, forc. long. <S 6%, $
4 mill.
Habitat in Parä et in Nova Granada.
Unterscheidet sich von der vorigen Art durch die dunkle
Färbung der Antennen, das schwarze Pronotum, auf dem sich
vorn jederseits von der mittleren Längsrinne eine kurze schräge
Furche findet, die gelben, bisweilen am Aussenrande braunen
Flügel. Das letzte Tarsenglied ist etwas länger als das erste.
Die Zange des ,^ ist fast von der Länge des Abdomen, wenig
breit, in der Mitte mit einem Zahn, dann leicht bis zur Spitze
zusammengebogen, die der $ ebenso, nur kürzer.
Im Berliner Museum und in Brunner's Sammlung.
3. S. rufina.
S. rufina Stäl, Oefvers. af K. V. Ak. Förh. 1855 und
Freg. Eug. Resa pag. 307.
Capite, pronoto, eljtris alisque nigris, antennarum ani-
culo primo fusco, ceteris cum abdomine et forcipe rufis, pe-
dibus et pectore flavescentibus.
(^$. Corp. long. 9—10, lat. 2, forc. long. 3 mill.
Habitat in Brasilia: Rio Janeiro (Sahlberg).
Diese in den Sammlungen ziemlich verbreitete Art ist
von S. pelvimetra nicht anders als durch die schwarze Farbe
des Pronotum zu unterscheiden, und vermuthlich nur als eine
Varietät von ihr anzusehn, was bei reichlicherem Material
leicht zu entscheiden sein \\ird.
4. S. Schot ti n. sp.
Rufa, elytris alisque nigris, antennarum fuscarum articulis
9 — 12 pallidis, pedibus flavidis.
70
^. Corp. long. 0, lat. 2, forc. long. 3 nriill.
Habitat in Brasilia (Schott in Mus. Vienn.)
Ausser der abweichenden Färbung unterscheidet sich diese
Art durch eine feine Behaarung des ganzen Kör])ers, mit Aus-
nahme der Elytra und Flügel. Das erste Tarsenglied ist etwas
länger als das dritte.
5. S. nigrina.
Sparatta nigrina Stäl 11. cc.
Nigra, antennis excepto articulo basali griseo-fuscescen-
tibus, tibiarum apice tarsisque sordide testaceis.
^. Corp. long. 6, lat. l'/j, forc. long. 2 mill.
Habitat in Brasilia: Rio Janeiro (Sahlberg).
Ebenfalls in der Form ganz wie die vorigen Arten be-
schallen, durch die einförmige schwarze Farbe und die ge-
ringe Grösse leicht kenntlich. Wie bei der vorigen Art ist
der Körper mit Ausnahme der Eljtra und Flügel fein be-
haart.
In den Museen zu Stockholm und Helsingfors.
3. Tarsorum articulus secundus sub articulo
tertio in lobum protractus.
14. Lobophora Serville.
Lobophora Serv. Hist. nat. d. Orth.
Psalidophora De Haan, Verhandel. o. Natuurl. Geschie-
denis.
Körper wenig convex.
Kopf platt, so lang wie breit, hinten schmaler als in der
Mitte. Antennen mit 1.^ und mehr Gliedern, von denen 1
gross konisch, 2 periförmig, 3 cjlindrisch, 4, 5 kurz oblong,
die folgenden oblong bis cjlindri-^ch sind.
Pronotum ungefähr so breit wie der Kopf, etwas länger
als breit, mit abgerundetem Hinterrande.
Elytra stets vollkommen entwickelt.
Abdomen mit seitlicher Falte auf dem 2. und 3. Seg-
ment, parallelrandig; beim J mit rechteckigem letztem Seg-
ment; bei der $ ist das Segment hinten verschmälert. Vor-
letztes Bauchsegment bei beiden Geschlechtern den grössten
Theil des letzten bedeckend, rechteckig mit abgerundeten
Ecken.
Zange abgeplattet, ziemlich grade, mit mannigfaltig be-
wafl'netem Innenrande.
Beine massig lang, Femora wenig verdickt, erstes und
drittes Tarsenglied von gleicher Länge, das mittlere ganz kurz,
71
mit einem stark behaarten langen Lappen an der Sohle unter
dem Endgliede.
1. L. superba n. sp.
Castaneo-fusca, antennarum articulis 14, vel 14 — 15 pal-
lidis, elytris submetallescentibus, alarum apiee flavo, toto cor-
pore subtus pallidiore, tarsis fulvopilosis. Abdominis segmen-
tum ultimum postice luberculosum. Forceps valida, ,^ pupra
et subtus subconvexa, margine interne multidentata, $ plana,
margine interno acute bicarinato carinis basi dentatis, tum
crenulatis.
Corp. long. 20—25, lat. 5—7, forc. long. 9—16 mill.
Habitat in peninsula Malaccana (Stevens), et in Pulo Pe-
nang (Westermann).
Kopf mit stark gebogener Stirnnaht, convexer Stirn,
plattem Occiput, dessen beide Seiten weit nach hinten vor-
stehen, zM^ei Grübchen zv^^ischen den Augen, dunkelbraun,
Mundtheile ein wenig heller. Antennen 2Tgliedrig, schwach
grau behaart, braun, das 14. oder 14. und 15. Glied gelblicli.
Pronotum vorn gewölbt, mit zwei kurzen vom Vorderrande
entspringenden Furchen von der Farbe des Kopfes. Elytra
doppelt so breit als das Pronotum, so lang wie breit, heller
braun mit etwas Metallglanz. Flügel ragen um weniger als
die Länge des Pronotum vor, von der Farbe der Elj'tra mit
gelber Nahtspitze. Die Weite der ausgespannten leicht rauch-
farbigen, irisirenden Flügel beträgt 52 mill. Brust heller
als die Oberseite, Beine von der Farbe des Kopfes, Tarsen
mit gelbbrauner Behaarung. Abdomen bei beiden Geschlech-
tern gleich dunkelkastanienbraun; letztes Dorsalsegment breit
rechteckig, an den Hinterecken kurz gekielt, über der Zan-
genwurzel mit einem grossen schMärzlichen Höcker, dazwi-
schen niedergedrückt, mit zwei kleinen Höckerchen. Vor-
letztes Bauchsegment halbrund, das letzte nicht vollständig
bedeckend. Zange des (^ aussen und innen gekielt, unten
flach, oben leicht convex, schwach gebogen, am Innenrande
mit einzelnen grösseren Zähnen, dazwischen crenulirt, der $
grade oben und unten ])latt, mit zweigekieltem Innenrande,
an der Basis mit etlichen grösseren Zähnen und Höckerchen,
sonst crenulirt. Von der Farbe des Abdomen.
f^$ in meiner, einzelne Stücke in Westermann's und der
Berliner Sammlung.
2. L. morio.
Forficula morio Fabr., Systema Ent. p. 270.
E;-cIiScholtz, Entomographien p. 83.
ri
Lobopliora lufitaisi.s Servijle, Hist. nat.
nigronitens Stäl, Freg. Eug. Kesa p. 305.
tai'tarea - - - ...
cincticornis - - - ...
Migra, glabra, nitida, antennarum articulis 13 — 18 vario
modo pallidis, tar.sis rufis, pilosis; forceps S basi dilatata,
varie dentata, $ recta, apice incurva, inermls.
Corp. long. 14-20, lat. 3—5, forc. long. 4 — 7 mill.
Habitat in archipelago Oceanico, Indico: Mauritius, Cey-
lon, Pulo Penang, Java, Celebes, Luzon, Viti Levu, Tahiti,
Owaihi etc. etc.
Kopf flach, mit wenig eingebogenem Hinterrande, An-
tennen mit 20 Gliedern, von denen das 13 — ISte, oder ein
Theil derselben blassgelb sind. Pronotum jederseits nahe
dem Vorderrande mit einer rundlichen Erhabenheit, in deren
Mitte ein Grübchen. Elj^tra anderthalb mal so lang als das
Pronotum, Flügel massig weit vorragend, die hornigen Theile
dunkel rauchfarbig. Abdomen an den Rändern der Seg-
mente bald glatt, bald crenulirt, das letzte Segment wie bei
der vorigen Art, bei beiden Geschlechtern gleich. Zange des
S an der Basis verbreitert, dann schmaler, an der Spitze
stumpf gekrümmt, an der Basis mehrfach gezahnt und bis-
weilen etwas höckerig, dann mit mehreren gebogenen Zähnen;
der $ einfach, innen fein cienulirt.
Der ganze Körper ist glänzend schwarz, bis auf die An-
tennen, die Tarsen sind dicht roth behaart.
Die weite Verbreitung dieser Art über das ganze Gebiet
der Südsee und den grössten Theil des Indischen Meeres hat
wohl nur Veranlassung zu den verschiedenen Beschreibungen
gegeben, da sie nur unbedeutende Varietäten aufzuweisen hat
in Färbung der Antennen und Form der Zange.
3. L. australica.
Forficula australica Le Guillou Revue zool. 1841 p. 293.
Voyage au Pole sud V p. 351 Orth.
T. 1 ßg. 3.
Die Art ist daselbst folgendermassen besclirieben:
Elongata, compressa, nigra, subnitida; antennis totis ni-
gris, prothorace lateribus marginato, postice snbrotundato,
ferrugineo; eljtris cum alarum apice pallide rufis; pedibus
nigris, tarsis testaceis; forcipibus intus denticulatis.
Long. 16—18 miil.
Habite la cöte Nord de la Nouvelle Hollande.
Corps allonge, fortement aplali, d\m noir assez luitant.
Tete lisse, maiquee seulenient en dessus d'une Impression
semicirculaire. Anteunes greles, longues, devenant pubescentes
73
vers Textremite, noires. Prothorax plus long que large, noir,
avec son bord posterieur fenugineux , reborde lateralement
et ayant ses angles ant^iieurs saillant?. Elytres lisses, entiere-
ment d'un roux clair. Ailes a3'ant leur partie coriace de la
meme nuanee. Pattes coiirtes, assez fortes, noires, avec tous
les tarses d'une couleur testacee assez elaire; les cuisses assez
renflees. Abdomen entierement noir, chagrine, ajant au bord
posterieur de chaque segment une rangle de petits tubercules
irreguliers; les pinces longues, tres-ecartees ä leur base, fine-
ment tuberculees avec leur bord interne denticule.
4. L. laetior n. sp.
Atra, antennis, palpis, ;pedibus, eljtrorum alarumque vitta
longitudinali ferrugineis, pronoti marginibus lateralibus et po-
stico pallidis. $.
Corp. long. 13, lat. 2y2, forc. long. 4 mill.
Habitat in insula Batcliian (Wallace).
Kopf schwarz, Stirnnaht stark gebogen, Palpen und An-
tennen (nur 7 Glieder sind vorhanden) rostroth. Pronotum
mit einer mittleren Längsrinne, jederseits von derselben ein
Grübchen, schwarz, Seitenränder schmal, Hinterrand breit
hlassgelb. Elytra doppelt so lang, Flügel massig vorra-
gend, rostroth, mit schmalem, schwarzem Aussenrande, die
Elytra auch mit schwarzer Naht. Beine rostroth, mit stark
gelb behaarter Sohle. Abdomen und Zange schwarz, von
gleicher Form wie bei L. morio.
Eine $ in meiner Sammlung.
5. L. Ludekingi n. sp.
Rufo-testacea, capite flavo, antennis griseo-fuscescentibus,
articulis 11 et 12 pallidis, pronoto et pedibus ])allide testa-
ceis, margine antico nigricante, elytris et alis testaceis, mar-
ginibus fuscescentibus; forceps intus denticulata, pone medium
fortius unidentata. t^.
Corp. long. 14, lat. 3, forc. long. 5 mill.
Habitat in insula Sumatra (Ludeking).
Kopf gelb, mit stark gebogener Stirnnaht, Antennen
graubraun, das 11. und 12. Glied blass. Pronotum hellgelb
mit schwärzlichem Vorderrande, vorn neben der Mittelrinne
jederseits eine rundliche Erhabenheit. Elytra fast doppelt
so lang, gelb, von der Schulterecke bis zum Ende der Naht
innen braun, ebenso der äussere Seitenrand. Von gleicher
P'ärbung die wenig vorragenden Flügel. Beine gelb. Ab-
domen hell rothbraun, nach hinten zu etwas dunkler, Hin-
terrand des letzten Segments mit einem fchwärzlichen Höcker
über jeder Zangenwurzel. Zange massig lang, parallel, an
74
der Spitze hakenförmig nach innen gebogen, innen gezähnelt,
mit einem grösseren nach hinten zugespitzten Zahn hinter der
Mitte.
<S im Leidener Museum.
6. L. simulans.
Forficula simulans Stäl, Freg. Eug. Resa p. 302.
Castaneo-fufeca vel rufa, antennis griseo-rufis, pronoto,
elytris, aus, pedibus testaceis, elytrorum alarumque sutura et
margine externo fuscescentibus; ö^ segmentum ultimum abdo-
minale quadrituberculatum; forceps c^ lata, ante medium ob-
tuse dentata, $ subrecta, intus crenulata.
Corp. long. ,^ 10-14, $ 8-10, lat. 2-272, forc. long.
j 4_6, ? 3-4 mill.
Habitat in insulis Java et Pulo Penang (Westermann).
Variirt in der Färbung von Kopf und Abdomen zwischen
hellrothbraun und dunkelbraun, wonach sich auch |die Fär-
bung der Basalglieder der Antennen modiflcirt, die mit der
des Kopfes gleich ist.
Kopf mit stark gewölbtem Occiput, die beiden Seiten
durch tiefe Nähte von einander und von der flachen Stirn
getrennt. Pronotum gelb, auf dem vorderen convexen Theil
mit einem Grübchen zu jeder Seite der meist bräunlich ge-
färbten Mittelrinne. Elytra und Flügel gelb mit schmal
braunem Aussen- und Innenrande. Brust und Beine gelb.
Abdomen i^ nach hinten ein wenig erweitert, letztes Seg-
ment vor dem Hinterrande mit zwei grösseren Höckern über
den Zangenwurzeln und zwei kleineren dazwischen ; $ letztes
Segment verschmälert, mit wenig entwickelten Höckern.
Zange i^ breit, an der Spitze allmälig gekrümmt, mit einem
grossen Zahn vor der Mitte des crenulirten Innenrandes; ^
grade mit kurz gebogener Spitze, rund, innen gezähnelt.
Im Stockholmer und Helsingforser Museum, in Wester-
mann's Sammlung.
7. L. modesta.
Forficula modesta* Stäl, Freg. Eug. Resa p. 302.
Castaneo-fusca, capite, pronoto, forcipe ferrugineis, ore
antennarum articulis basalibus, elytris, pedibus testaceis, ely-
irorum sutura margineque externo fuscis; alae nullae; S ab-
domen postice subdilatatum', segmenti ultimi margine postico
quadrituberculato; forceps lata, medio obtuse dentata, pone
medium subcrenata. (S-
Corp. long. 11, lat. 2%^ forc. long. 4 mill.
Habitat in China: Hongkong.
Die Berechtigung dieser Art auf Selbständigkeit ist mir
75
in hohem Grade zweifelhaft, da sie, abgesehen von der Ver-
kümmerung der Flügel, bis auf eine unerheblich und wahr-
scheinlich nur individuell abweichende Färbung vollkommen
mit L. simulans übereinstimmt. Da ich indessen nur ein Stück
des Stockholmer Museums vor mir habe, so führe ich icli sie
einstweilen als Art auf. Bei Arten der indischen Fauna kann
die oft weite Verbreitung um so weniger auffallen, als ein
Austausch von Culturpflanzen wie Reis, Kaffe etc. etc. dort
mehr stattgefunden hat, als irgendwo sonst.
Das Pronotum des Stückes zeigt neben der Mittelfurche
keine Grübchen, die bei der vorigen Art meist an derselben
angedeutete braune Färbung dehnt sich über den grössteii
Theil mit Ausnahme von Seiten- und Hinterrand aus. Die
Basalglieder der Antennen sind heller als der Kopf.
Zwei von de Haan in den Verh. ov. Natuurl. Gescliie-
denis als Psalidophora beschriebene hierher gehörige Arten
sind mir unbekannt geblieben. Ihre Beschreibung lautet:
8. P. albomarginata.
$ nympha. Obscuro fusca; antennis 18-articulatis, arti-
culo 15 et 16 albo; pronoto quadrato, margine posterioie
lacteo; alarum area antica apice pallida; femoribus anticis
latioribus, margine superiore ultra medium lutescente: sequen-
tibus uti et tibiis apice tarsisque pallidis; tarsorum articulo
secundo subtus lobo brevi aucto; cercis analibus muticis, pa-
rallelis, apice uncinatis. Long. coip. ■iy2'", cerc. iy2'".
Batang Singalang (Sumatra).
9. P. fuscipennis.
Elytris, alarum apice, abdomine supra fuscis; capite ru-
bescente; antennis 18 articulatis, nigris: articulis 11, 12 uti
et duobus ultimis albis; pronoto oblongo, parallclo, angulis
posticis rotundatis; elytris apice sinuato truncatis; femoribus
tibiisque obscuro fusc's, apice uti et tarsis pallidis; abdominis
articulo penultimo brevi truncato, ultimo apice rotundato in
utroque sexu; cercis analibus pallido fuscis: maris planis, di-
stantibus, medio unidentatis, apice approximatis, uncinatis:
feminae brevioribus, magis approximatis, margine interiore
denticulatis. Long. corp. 5'", cerc. anal. (^ 2'", $ l'A'"*
Sumatra.
10. L. melanocephala n. sp.
Capite et antennarum articulis basalibus nigris, pronoto,
elytris, aus, pectore, pedibus flavo testaceis, abdomine et for-
cipe rufescentibus; forceps (^ adunca, intus bidentata, V mu-
tica contiaua.
76
c??. Corp. lonf?. 7—8, lat. 1%, forc. long. 1% mill.
Habitat in India: Tranquebar (Westermann).
Kopf schwarzbraun, ebenso die 2 Basalglieder der An-
tennen, die folgenden gelbbraun. Mundtheile bräunlich. Zwi-
schen den Fühlern 2 Grübchen. Pronotum quadratisch mit
abgerundeten Hinterecken und einer mittleren Längsrinne,
ledergelb. Elytra zusammen quadratisch, anderthalb mal
so lang als das Pronotum; Flügel von gleiclier Farbe; ebenso
Brust und Beine. Abdomen dunkler bis kastanienbraun,
2. und 8. Segment mit schwärzlichen Seitenfalten; (^ letztes
Segment auf dem Hinterrand mit schwärzlichen Höckerchen,
bei der $ statt der Höcker tief eingedrückte Punkte. Zange
(^ kurz, stark, mit stumpfer gekrümmter Spitze, innen vor
und an der Mitte gezahnt. $ zahnlos und zusammenliegend.
In Westermann's Sammlung.
4. Tarsorum articulus secundus brevis, dilata-
tus; antennarum articuli 10 — 15, abdominis segmenta
2 et 3 pli cifera.
a. Pronotum capite itiulto angustius, subqua-
dratum pedes longi, graciles.
15. Opisthocosmia Dohrn nov. gen.
Ancistrogaster Stäl Oefv. K. Vet. Ak. Förh. 1855 (pars.)
Forficula auct.
Körper massig convex.
Kopf ziemlich gewölbt, mit abgerundeten Hinlerecken,
ungefähr so lang wie breit.
Antennenglieder ausser dem ersten lang obconischen und
dem zweiten sehr kurzen sämmtlich sehr lang cylindrisch.
Pronotum viel schmaler als der Kopf, quadratisch oder
annähernd quadratisch.
Elytra zusammen doppelt so breit als das Pronotum,
hinten etwas concav gestutzt.
Elytra und Flügel vollkommen entwickelt.
Abdomen in der Mitte erweitert, beim c^ viele Arten
mannigfach durch Höcker, Dornen, Haken verziert, das letzte
Segment breit rechteckig, das vorletzte Bauchsegment breit,
mit schwach gerundetem Hinterrande, das letzte bedeckend.
Bei der $ fehlt der Schmuck; das letzte Segment und dem
entsprechend das vorletzte sind verschmälert.
Zange: <^ mit sehr verschiedenen Formen, durch beson-
dere Verzierungen ausgezeichnet; $ stets zusammenliegend,
ohne Zähne, sehr lang und dünn.
Beine .'chr Itmg und dünn, Femora eelir wenig erweitert,
77
erstes Tarsenglied etwas länger als das dritte, beide sehr
dünn, das zweite kurz, nach beiden Seiten lappig erweitert.
Diese Gattung scheidet sich geographisch, sowie nach
zwei Typen in zwei Gruppen, deren eine amerikanisclie von
Stäl als Ancistrogaster beschrieben ist; die asiatischen Arten
sind bisher noch nicht von Forficula getrennt worden. Auf
den ersten Blick sind die ächten Ancistrogaster so eigenthüm-
lich, dass man geneigt sein mag, sie als Gattung aufzufassen;
doch durcli einige Mittelformen und die Gleichartigkeit der
Antennen, Beine und des Pronotum bestimmt, kann ich sie
nur als hiehergehörige Section ansehen.
Von Forficula leicht zu scheiden, bei der die Antennen-
glieder nie eine so bedeutende Länge erreichen, die Beine,
besonders die Femora viel gedrungener sind, und das Prono-
tum in der Breite sich viel mehr der von Kopf und Eiytren
nähert:
1. (^. Abdominis segmenta 4— 6 lateribus in spinas retror-
sum curvatas protracta; forceps medio plus minusve angulata,
subplana; (Ancistrogaster Stal).
1. 0. maculifera n. sp.
Castaneo-fusca, eljtris alisque flavo-guttatis, tarsis rufes-
centibus; rufo-piiosa; abdominis cJ Spinae in segmentis 4, 5
simpliciter curvatis, in segmento 6 angulato-curvatae.
Corp. long. <S l'-i, $ 10%, lat. ö^ SVj, $ 3, forc. long,
S 6, $ 4% mill.
Habitat in Venezuela.
Die grosseste Art dieser Section, von den folgenden leicht
durch die gelben Flecken an den Schultern und auf der Basis
der Flügelspitzen unterschieden.
Kopf hinter den Augen verschmälert, massig gewölbt,
mit zwei Grübchen zwischen den Antennen. Pronotum mit
abgerundeten Hinterecken, stark aufgesclilagenen Seitenrän-
dern, jedcrseits von der Mittelrinne mit einem Grübchen.
Elytra doppelt so breit, so lang wie zusammen breit, Flü-
gelspitzen etwas länger als das Pronotum. Abdomen: (J
sehr bedeutend erweitert; (an den Haken 6 mill. breit.) Die
Haken des 4. und 5. Segments sind einlach rund gekrümmt,
die des 6ten in der Mitte stumpfwinklig. Das letzte Segment
rechteckig, mit gradem, wulstigem Hinterrande. Zange
an der Basis nach aussen, noch vor der Mitte nach innen
gebogen, an der Spitze innen verbreitert und in zwei haken-
förmige Spitzen auslaufend, der ganze Innenrand gezähnelt,
an der Basis ein etwas giösserer Zahn: $ einfach, nach hin-
ten verschmälert, die Zange zusammenliegend, grade, mit kurz
hakenförmig nach innen gebogener Spitze, ohne Zähnelung.
78
Der ganze Körper, mit Ausnahme der Rückensegmente
des Abdomen, braun behaart, diese dicht punetirt. Dunkel
kastanienbraun, Tarsen und bisweilen die Zange rothbraun,
Elytra nahe der Schulterecke mit einem runden, gelben Fleck,
Basis der Fiügelspitzen und äusserste Ecke der Naht von
gleicher Farbe.
Im Dresdener und "Wiener Museum.
2. 0. spinax,
Ancistrogaster spinax Dohin, Entom. Zeit. 1862 pag. 229.
T. 1 flg. 1.
An angeführter Stelle ausführlich beschrieben.
3. 0. luctuosa.
Ancistrogaster luctuosus Stäl Oefvers. af. K. Vet. Ak.
Förh, 1855 und Freg. Eug. Resa
pag. 306 T. V tig. 1.
Fusca vel rufo-fusca, antennarum articulis ii dimidio api-
cali, 10 toto albidis; in t^ Spinae segmentorum 4 — 6 abdo-
minalium angulato curvatae; abdomen totum fusco-pilosum.
^$. Corp. long. 10-12, lat. 3, forc. long. S^—^y^ mill.
Habitat in Brasilia: Rio de Janeiro (F. Salilbeig).
Der ersten Art in der Form sehr ähnlich, ausser der
Grösse nur dadurch abweichend, dass die seitlichen Haken
.fler 3 Abdominal-Segmente alle, wie bei jener die des 6. Seg-
ments winklig gebogen sind; sonst unterscheidet sie sich von
ihr durch die Färbung der Antennen, die fehlenden gelben
Flecke auf Elj tren und Flügeln, endlich durch die dichte Be-
haarung auch der Rückensegmente des Abdomen.
4. 0. variegata n. sp.
Forficula appendiculata Charp in litt.
Nigro-fusca, capite, abdominis segmentis 8 et 9 cum for-
cipe tar8ii^que rufls, alarum apice pallido.
r^. Corp. long. 10 V2, lat. 3, forc. long. 4 mill.
Habitat in Venezuela (Moritz}.
Kopf rotiibraun, die Basalglieder der Antennen schwärz-
lich braun (die übrigen fehlen). Pronotum schwarz. Elytra
braunschwarz, doppelt so lang als das Pronotum; Flügel von
gleicher Farbe, mit Ausnahme der hellgelben Nahtspitze.
Brust und Beine schwarzbraun, die Tarsen rothbraun. Ab-
domen dunkel, die beiden letzten Segmente und die Zange
rotiibraun; die seitliclien Haken sind von gleicher Form wie
bei der vorigen Art, ebenso die Zange.
Der ganze Körper ist sparsam graubraun behaart.
(^. Im Wiener Museum.
79
2. Abdominis ^ segmenta poslica et forceps vavie or-
nata. (Forficula aiiet.)
5. 0. de vi ans n. sp.
Castanea, antennarum articulis basalibus , pedibus luteis,
j>ronoto nigreseente, flavomarginato, alaium apiee pallido; ^
abdomen non dilatatum, segmentis 6 — 8 lateraliter obtuse tu-
berculatis; forceps basi divergens, anle medium supra dente
acuto trigono armata, tum convergens, reeta, deplanata, apice
incurva; $ abdomen et forceps typica.
,^$. Corp. long. 10, lat. 3, forc. long. 5 mill.
Habilat in Brasilia (Schott).
Diese Art bildet einen Uebergang von Aneistrogaster ?,u
den asiatischen Arten der Gattung; dem ganzen Habitus nacii
gehört sie in die vorige Section, nur fehlt ihr das chavacte-
ristische Merkmal der seitlichen Haken am vierten bis sech-
sten Segment. An den seitlichen Warzen auf den drei vor-
letzten Segmenten ist das (^ leicht zu erkennen.
Kastanienbraun, Pronotum schwarzbraun mit gelblichen
Seitenrändern, Antennen schwärzlich, die vier Basalglieder
schmutzig gelb, die Beine ein wenig dunkler, die Nahtecke
der Flügel blassgelb. Mit Ausnahme der Flügel und der
Rückenseite des Abdomen gelbbraun behaart. Kopf massig
gewölbt, nach hinten verschmälert, zwei Grübchen zwischen
den Fühlern. Pronotum etwas länger als breit, Seitenränder
stark aufgeschlagen. Elytra doppelt so lang, Flügelspitzen
ebenso lang wie das Pronotum. Abdomen: des r^ fast pa-
lallelrandig; auf dem 6 — 8. Segment jederseits eine dem Hin-
terrande parallele warzenartige Erhöhung, die grosseste auf
dem 6., die kleinste auf dem 8. Segment. Letztes Segment
mit wulstigem Hinterrand und einem Eindruck in der Mitte:
der $ hinten verschmälert, ohne Höcker. Zange: <^ an der
Basis massig nach aussen, dann allmälig nach innen gebogen,
von der Mitte ab gerade bis zur hakenförmigen Spitze, an
der Basis cylindrisch, vor der Mitte mit einem nach oben ge-
richteten seitlich platten, spitzen Zahn, dann oben und unten
platt, breit, bis zur Spitze allmälig verdünnt; $ typisch.
6. 0. centurio n. sp.
Nigro fusca <^ occipitc rufo, antennarum articulo 8 vel 7
et 8 pallido, elytris in angulo humerali, alarumque prominentia
basi et apice humerali flavoguttatis, tibiis tarsis $ forcipe
rufetcentibus-, abdomen a basi dilatatum: r^ segmentum ulti-
mum vix aitenuatum, margine postico 4 tuberculatum V valde
attenuatum, 2 tuberculatum, forceps (^ valida a basi distans,
80
deflexa, tum convergens horizonlalis, intus 3 dentata, $ tenuip,
mutica contigua.
^ Corp. long. 15, lat. 4, forc. long. 6y^ mill.
$ - - 13, - 3%, - - .5 -
Habitat in insula Luzon (Semper).
Eine der wenigen Arten, bei denen beträchtliche Abwei-
chung in der Färbung beider Geschlechter staltfindet. Kopf
glänzend schwarz, beim Männchen das Oceiput rothbraun, die
Occipitalnaht jedoch schwarz; ebenso die Antennen, deren
8tes, bisweilen auch das 7te oder der grösste Theil beider
Glieder blassgelb.
Das Pronotum länger als breit, hinten verschmälert
mit abgerundeten Hinterecken, Seitenränder staik aufgeschla-
gen, stark glänzend, schwarz.
Elytra und Flügel sind matt schwarzbraun, erstere
mehr als doppelt so breit wie das Pronotum, in der Schulter-
ecke mit einem runden dunkelgelben Fleck, letztere aussen
an der Basis mit einem grossen und an der Nahtecke mit
einem kleinen Fleck von gleicher Farbe.
Beine sehr lang und dünn, Femora dunkel, Tibien und
Tarsen rothbratln.
Abdomen glänzend, fein runzlig, schwarzbraun, vorn
sehr schmal, stark in der Mitte erweitert; der Höcker des
3. Segments sehr vorspringend.
Beim (^ ist das letzte Segment wenig schmaler als die
mittleren, mit einem wulstigen Höcker über jeder Zangen-
wurzel, dazwischen ein dreieckiger Eindruck, der Hinterrand
jederseits in eine höckerige Spitze ausgezogen; bei der $ ist
es stark verschmälert, nur mit den beiden mittleren Höckern.
Die Zange des (^ ist schwarzbraun, kräftig, an der Basis
auseinanderstehend gerundet, anfangs nach unten, dann hinter
der Mitte horizontal nach innen gebogen, die Basalhälfte innen
gezähnelt, mit einem etwas grösseren spitzen Zähnchen nahe
der Basis, in der Mitte mit einem langen, spitzen, etwas nach
unten gerichteten und näher der Spitze einem kleinen Zahn;
die der $ dünn, unbewaffnet, rothbraun.
J$ in Semperas, $ in meiner Sammlung.
7. 0. armata.
Forficula armata de Haan 1. c. T. XXIII flg. 12.
S capite nigro; antennis tenuibus 13-articulatis fuscis;
pronoto subtetragono, margine pallido, posterius arcuato; ely-
tris fulvis; alarum area anlica apice fusca; femoribus anticis
crassioribus; abdominis articulis duobus basalibus et 4 ultimis
latere 1 tuberculatis; penultimo infra dilatato, apice subtrun-
cato, ultimum tegente; cercis analibus a basi sensim diver-
81
gentibus, apice convergentibus ante] medium supra spina valida
acuta, pone medium intus spina trigona acuta armatis. Long,
corp. 5 '"5 cerc. anal. 3'". Sumatra.
8. 0. forcipata.
Forficula forcipata De Haan 1. c. T. XXIII fig. 11.
(^ et ?. Capite fusco; antennis tenuibus 13 articulatis,
annulo nono flavo-annulato^ pronoto longiore quam latum,
flavomarginato; eljtris fuscis, macula axillari lutea; pedibus
posticis mediis parum longioribus; abdomine parallele : articulo
2 et 3 lateribus granulato: penultimo (^ infra arcuato, feminae
longiore versus apicem angustiore obtuso; cercis analibus (^
usque medium parallelis, inde sinuatis, sinu ab utraque parte
1 spinuloso, versus apicem latioribus parallelis; $ convergen-
tibus apice acutis.
Long. corp. Sy/", cerc. anal. cJ 3'" $ 2'".
Batang Singalang (Sumatra).
9. 0. longipes.
Forficula longipes De Haan 1. c. T. XXIII fig. 13.
(J et $. Capite rubro in maribus, nigro in feminis; an-
tennis fortibus 10 articulatis, articulis elongatis, quarto usque
ad nonum longitudine aequalibus, fuscis, antepenultimo annulo
flavo notato; pronoto tetragono, marginato, nitido; elytris
fuscis, opacis; alarum area antica elytris dimidio longiore;
pedibus posticis perelongatis; abdomine ultra medium in S^
medio latiore in $: articulo 1 et 2 in (^, 2 vero tantum in
¥ lateribus tuberculato: penultimo infra rotundato, dimidium
ultimum obtegente in r^ , ultimum totum tegente et longiore
in $: ultimo in (S' dilatato infra utrinque 1 spinoso, in feminis
sensim angustiore truncato mutico; cercis analibus maris va-
lidis basi dilatatis, a basi divergentibus, apice parallelis, mar-
gine interiore prope basin spinuloso, margine inferiore spina
obliqua acuta armato; $ abdomine longioribus convergentibus
apice acutis.
Long. corp. 6'"; cerc. anaL (^ 5'", $ 3'".
Batang Singalang (Sumatra).
10. 0. insignis.
Forficula insignis De Haan 1. c. T. XXIII fig. 14.
(^ et $. Capite nigro; antennis 11 articulatis, concolo-
ribus, pronoto tetragono, posterius arcuato; elytris fuscis, an-
gulo baseos fulvis; alarum area antica apice lutea, striga in-
terna fusca; abdominis articulo 2 subtuberculato : 5 et 6 in
(^ tuberculato, in $ laevi, cercis analibus maris curvatis, apice
acutis, prope basin tubereulo recto elongato, apice nodoso,
6
i82
ultra medium intus spinula armatis, maigine interiore spinu-
loso: $ reqtis acutis.
Long. corp. 4V,"\ cerc. anal. ^ 2%'-, ? 2"'.
Java.
11. 0. vigilans.
Forficula vigilans Stäl, Oefv. o. K. Vet. Ak. Förli. 1855.
Nigro-fusca, corpore subtus et elytris dilutioribus, anten-
narum articulis 8 et 9 pallidis, pronoti marginibus late-
ralibus, alarum plaga suturali, femorum basi tarsisque sordide
testaeeis; abdominis segmentum ultimum angustatum; forceps
(J$ basi subcoutigua, ö^ infra medium spina subrecurva sur-
sum vergente armata, pone medium leviter incurvata, ¥
typica.
■ Corp. long. ^ 7, ? 5, lat. .^ 21/2, ? 2, forc. long. ^
4%, $ 3 miU.
Habitat in insula Java.
Kopf stark gewölbt, schwärzlicb, mit zwei Grübchen
zwischen den Antennen; deren 8. und 9. Glied blassgelb;
Mundtheile bräunlich. Pronotum quadratisch, von der Fär-
bung des Kopfes, mit stark aufgeschlagenen gelben Seiten-
rändern. Elytra und Aussenrand der Flügel etwas heller,
die Naht der letzteren breit gelb gestreift. Beine dunkel-
braun, nur die Basis der Femora und die Tarsen sclimut/ig
gelb. Abdomen schwärzlich, bei beiden Geschlechtern das
letzte Segment verschmälert. Zange bei (S' »nd $ an der
Basis zusammen liegend, bei ersterem vor der Mitte mit einem
nach oben gerichteten, etMas nach hinten gebogenen langen
dornartigen Fortsatz, hinter der JNIitte leicht auseinander, an
der Spitze wieder zusammen gebogen, bei der $ typisch.
Im Stockholmer Museum und in Westermann"'s Sammlung.
Die folgende Art ist sehr nahe mit dieser verwandt.
Doch ist naci» der kurzen Beschreibung die Form des Prono-
tum und die Farbe der Flügel abweichend.
12. 0. tenella.
B'orficula tenella De Haan 1. c.
t^ et V. Capite fusco; antennis 11 articulatis, articulo
8 et 9 luteo; pronoto longiore quam lato, margine pallido;
elytris fuscis; alarum area antica apice lutea; abdominis ar-
ticulis 3 baseos granulatis: 4 ultimis ,^ denticulatis; cercis
analibus supra medium stylo recto linear! armatis: $ ajbbre-
yiatis.
Long. corp. 3'"; cerc. anal. ,^ 2'".
Java.
,83
13. 0. ceylonica.
Labia ceylonica Motscli. Bull. d. Mose. 1863.
Fusca, elytvis alis pedibus dilutioribus, proth'oraee minimo,
elytris duplo latioribus, alaruni prominentia Vg elytrorum
aequante, ultimo abdominis segmento attenuato, antepenul-
timo ö^ latere in spina produeto, $ mutico. Forceps (^ longa,
gracilip, ba&i contigua, tum leviter arcuata, pone basin supra
cristata, medio intus bispinosa, spina anteriore sat elongata,
posteriore brevi; $ brevis contigua. Corpus laeve, antennis,
pedibus ,^ forcipe pilosis.
Corp. long. 71/2, lat. 2, forc. long. (^ 5, $ 2% mill.
Habitat in insula Ceylon (Nietner) Mus. Berol. et Coli.
Dohrn.
Kopf etwas gewölbt, rothbraun, Antennen 12gliedrig,
einfarbig dunkelbraun, massig behaart.
Prothorax fast quadratisch, schmaler als der Kopf, mit
einer mittleren Längsrinne, Hinterrand abgerundet, Seitenränder
massig umgeschlagen. Einfarbig braun.
Elytra doppelt so breit als der Prothorax, einfarbig
braun, an der Spitze concav gestutzt.
Flügel ragen um etwas weniger als die Länge der Elytra
vor, bisweilen mit einem leicht gelben Fleck an der Basis.
Abdomen am 2. und 3. Segment mit einer höekerför-
migen schwärzlichen Falte. Beim (^ das drittletzte Dorsal-
segment jederseits in einen kurzen Dorn ausgezogen, das vor-
letzte und letzte verschmälert, dies in der Mitte mit einem
tiefen grubenförmigen Eindruck, das vorletzte Bauchsegment
halbrund, nur etwa die Hälfte des letzten bedeckend. Die
Zange ist lang, an der Basis die Arme zusammenliegend, pa-
rallel, dann massig nach aussen gebogen, an der Spitze sioli
berührend, unten glatt, oben nahe der Basis mit einem lan-
gen, schmalen, kammförmigen Höcker versehen, innen in der
Mitte mit zwei Dornen, deren vorderer ziemlich lang, der
hintere kurz ist. Beim ? ist die Bildung des Abdomens und
der Zange einfach, wie gewöhnlich, das vorletzte Bauchseg-
ment wie beim r^.
Brust und Beine sind heller als das Abdomen 5 diese sind
schlank und lang, das erste Tarsalglied so lang wie das
dritte.
Der ganze Körper ist matt glänzend , nur die Antennen,
Beine, Unterseite des Abdomens und die Zange des 1^ sind
behaart.
Unterscheidet sich leicht von allen verwandten Arten.
6*
84
b. Pronotum capite subangustius; pedes breves, femora
valida, compressa.
a. Elytra rite explicala.
16. Forficula Linne,
Forficula auctorum.
et Apterygida Westwood. Introduct. t. Eiitoni.
Körper massig convex.
Kopf herzförmig, ungefähr so breit wie lang.
Antennen mit 10 — 14 Gliedern, das erste keulenförmig,
das 2, kurz, 3. cylindriseh, 4., 5. und 6. oblong, die folgenden
allmälig verlängert.
Pronotum wenig schmaler als der Kopf, annäliernd qua-
dratisch, die Ecken verschiedenartig abgestumpft.
Elytra stets vollkommen entwickelt, hinten etwas concav
gestutzt.
Flügel fehlen bisweilen.
Abdomen mit seitlichen Falten auf dem 2. und 3. Seg-
ment. Vorletztes Bauchsegment mit halbkreisförmigem Hin-
terrand, das letzte zum grössten Theil ((j^) oder ganz ($)
bedeckend. Letztes Rückensegment rechteckig (j), oder nach
hinten verschmälert ($).
Zange verschieden entwickelt.
Beine von massiger Länge, Femora seitlich abgeplattet,
breit; Tibien von fast derselben Länge; Tarsen mit langem,
dünnem ersten und dritten Gliede, das letztere etwas kürzer
als das erste; das zweite stark verbreitert.
Dass das Fehlen oder Vorliandensein der Flügel keinen
gcnerischen Unterschied bedingt, ist schon früher nachgewie-
sen; ich habe deshalb die Gattung Apterygida ohne Weiteres
mit eingeordnet, zumal die einzelnen Arten zu verschiedenen
der folgenden Gruppen gehören.
Vielfach habe ich von der Beschreibung einzelner Weib-
chen Abstand genommen, da ich nicht im Stande war, deren
riclitige Stellung zu bestimmen, und ich lieber ein paar neue
Arten nicht aufstellen, als die bereits entstandene Verwirrung
vergrössern wollte. Bei der bedeutend vergrösserten Arten-
zahl Märe das jedenfalls in weit höherem Masse eingetreten,
als namentlich seit Serville bereits der Fall.
Die folgenden Gruppen sind nach der Form der Zange
bei den Männchen gebildet, die dem Gesammthabitus der Arten
vollkommen entspricht.
1. Zange des <S an der Basis auseinanderste-
hend, die Arme cylindriseh, bis zur Spitze ziemlich
einfach nach innen gebogen.
85
1. F. taeniala.
Forficula taeniata Dohrn, Entom. Ztg. 1862 \>. 230.
2. V. P e r c h e r o n i.
F. Peicheroni Giierin Gen. d. Ins,
elegans Klug., Buim. Handb.
Fusco-castanea, glabra, ore, antennis prothorace , elytro-
nim macula magna ovali, alarum prominentia, pedibus pallidis.
Forceps ,^ vaüda, inermis, basi distans, leviter armata, $
brevis.
S Long. 13—14, lat. 3, forc. long. 6—7 mill.
^ . 12-13, . 3, - - 2
Habitat in insula S. Juan. Indiae occidentalis (Mus. Berol.)
Kopf stark gewölbt mit kaum eingedrückter Stirnlinie,
breiter als der Protliorax.
Pronotum hinten fast halbrund, Vorderecken scharf,
Mittel rinne vorhanden, gelb mit zwei braunen Flecken am
Vorderrandc, die sich bei einem Exemplar zu zwei hinten
zusammenstossenden Längsbinden vereinigen,
Elytra über doppelt so lang als der Prothorax, glatt,
mit grossem ovalem gelbem Fleck jederseits nahe der Basis.
Flügel ragen so lang vor ttls der Prothorax, strohgelb.
Abdomen punctirt, S parallelrandig, letztes Segment
sehr gross, am Hinterrande über der Zangenwurzel eine Wulst,
dazwischen zwei zahnförmige Höcker. Vorletztes Bauchseg-
ment normal.
Zange unbewaffnet wie bei taeniata.
$ letztes Segment ohne Höcker. Zange sehr kurz, sonst
wie S-
Beine gelb, massig behaart.
3. F. Californica n. sp.
Castaneo-fusca, pronoti lateribus elytris aus pedibus testa-
ceiö elytrorum alarumque sutura fusca; ultimum segmentum
abdominale bituberculatum ; forceps <^ basi distans basi dila-
tata intus denticulata, tum mutica cylindrica modica curvata.
J. Corp. long. 10, lat. 2, forc. long. 3 mill.
Habitat in California (Lorbes).
Kopf massig gewölbt, ohne deutliche Nähte, mit zwei
Grübchen zwischen den Augen, hinter den Augen verschmä-
lert, kastanienbraun. Antennen dunkler,
Pronotum etwas schniiiler als der Kopf, länger als breit,
Hinterecken stark abgerundet, Mittelrinne auf der Vorder-
hälfte; braun mit durchscheinend gelben Seitenrändern.
Elytra doppelt solang; diese und die Flügelspitzen hell-
gelb mit breit dunklem Nahtstreifen.
86
Brust und Beine gelb, letztere massig behaart.
A b d o m e n fein punctirt, dunkel kastanienbraun, parallel-
randig, letztes Segment rechteckig, Hinterrand an den Ecken
etwas abgerundet, über jeder Zangenwurzel ein oben gekiel-
ter Höcker, die Mitte tief eingedrückt, mit einer kurzen Längs-
iurche.
Zange an der Basis dreikantig, etwas breit, Innenrand
scharf und dicht gezähnelt, dann vor der Mitte gerundet,
glattrandig, bis zur Spitze allmälig nach innen gebogen.
Pjgidium spitz.
Ein (^ im Wiener Museum.
4. F. africana n. sp.
Rufa vel rufo-fusca, capite prothoräceque rufis, antenna-
rum primo articulo flavido ceteris obscurioribus eljtris ala-
rumque prominentia flavis, sutura rufofusca, forcipis brachiis
unicoloribus fuscis vel basi flavido -rufis, ,^ basi distantibus
tuberculo ornatis, arcuatis $ contiguis intus vix crenatis.
,^4\ Long. 9—11, lat. 2, forc. long. 2—3 mill.
Eine nicht sehr constante Art, die vom Senegal (Mus.
Holm.) bis zum Cap und Port Natal (Mus. Vienn. et Berol.)
verbreitet ist.
Kopf einfarbig rothbraun, mitunter die Oberlippe etwas
dunkler, ziemlich flach, von den Augen verläuft schräg nach
liinten eine gerade Rinne. Das erste Glied der Antennen ist
heller als die übrigen. Der Hinterrand des Kopfes ist in der
Mitte ziemlich stark eingebuchtet.
Pronotum schmaler als der Kopf, einfarbig hell roth-
braun, etwas länger als breit, Seitenrand leicht umgeschlagen,
Hinterrand gerundet.
Elytra etwa doppelt so lang als |der Prothorax, an der
Spitze gerade gestutzt, strohgelb mit ziemlich breiter brauner
Naht.
Flügel ragen um die halbe Länge der Elytra vor, von
derselben Farbe, doch erreicht die braune Naht bisweilen
kaum die Mitte des Innenrandes.
Abdomen entweder kastanien- oder rothbraun, beim ,^
parallelrandig, das letzte Rückensegment ist zwischen den
Zangenwurzeln schwarz, das vorletzte Bauchsegment bedeckt,
vollständig das letzte; die Zange ist kurz, massig gebogen,
an der Basis innen mit einem breiten Höcker, in der ganzen
Länge gezähnelt, bisweilen an der Basis gelb, sonst ganz roth-
braun; beim $ ist die Färbung ebenso, das letzte Segment
ist verschmälert, entsprechend das vorletzte Bauchsegment.
Die Arme der Zange sind parallel, an der Spitze leiclit nach
innen gebogen, der Innenrand gezähnelt.
öle Beiiie sind' emfarliig gelb, das erste' Tarsenglied län-
ger als das dritte, massig behaart.
5. F. luteipennis.
Forficula luteipennis Serv. Hist. nat. d. Ortlu
F. dichroa Stäl.
Freg. Eug. Resa p. 301.
Castanea vel castaneo'-f'usea, ca[ii(e, pronoto plerumque
elyttis pedibus testaceis, capite et pronoto interdum riifis vel
fiiseis, elylroriim sutura infuscata antennis griseo fuscescen-
tibus; nitida; pygidium acumiiiatum!, forceps ,^ valida varie
curvata intus pone medium unidentata, $ subreeta contigua.
<^. Corp. long. 10-17, lat. 2—3, forc. long. 4—9 mill.
?. - - 11-14, - 2-272,- - 4-6 -
Habitat in Brasilia' tota (San Pablo, Rio, Minas Geraes)
et Columbia (Antioquia).
Trotz der veränderlichen Grösse und Färbung ist diese
Art leicht zu erkennen; das Pronotum so breit wie der Kopf,
ist stets viereckig mit wenig gerundetem Hinterrande, die
Seiten gleichmässig herabgedrückt, die Elytra mit brauner
Nahtbinde, bei den J^ das Pygidium spitzig, die Zange kräf-
tig, mit einem Zahn hinter der Mitte etc.
Kopf ziemlicli flach, in der Färbung zwischen gelb und
dunkelbraun schwankend, mit wenig deutlichen Nähten, glatt,
Mundtheile stets dunkel, Antennen ebenso, 13gliedrig, 4., 5.
kürzer als die folgenden. ,
Pronotum viereckig mit gerundeten Hinterecken und
ziemlich gradem Hinterrande, meist etwas länger als breit,
zu jeder Seite der Mittelrinne vorn 2 Grübchen, die Seiten
herabgebogen, Seitenränder wenig überstehend, gewöhnlich
etwas heller als der Kopf, bisweilen braun mit gelben Sei-
tenrändern.
Elytra etwas breiter, zusammen quadratisch, stets gelb
mit brauner Naht.
Flügel fehlen.
Beine einfarbig gelb.
Abdomen dunkelbraun, fein punctirt, Falte des 2. Seg-
ments gross, schwärzlich, glänzend; beim (^ hinten breit, das
letzte Segment über jeder Zangenwurzel mit einem starken
Höcker, in der Mitte eingedrückt, das Pygidium kurz, spitzig;
bei der $ hinten etwas verschmälert, mit undeutlichen Höckern
über der Zange.
Zange des ,^ dick, an der Basis kantig, innen gezähnelt,
etwas nach aussen und meist auch nach unten, dann mehr
oder weniger regelmässig nach' innen gebogen, etwas hinter
der Mitte mit einem kleinen Zahn innen; die der ^ zusam-
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mealiegend, grade, nur an der Spitze eingebogen, innen bis
zur Mille f^elir fein crenulirt,
StaJ hat eine V als 'S' beschrieben und kommt dadurch
auf den irrigen Gedanken, sie in die Nähe von F. senega-
lenfeis Serv. zu stellen, Sie kann in der Form nur mit den
südamerikanischen F. taeniata Dohrn, linearis Eschscholtz,
elegans Klug etc. zusammengestellt werden, von denen sie
durch den Mangel der Flügel abweicht.
H. F. ruficeps,
Forficula ruficeps Burm. Handb.
Apterygida ruficeps Dohrn, Ent. Ztg. 1862.
7. F. Wallacei n. sp.
Castaneo-fusca, capite elytris nigris, ore antennarum ar-
ticulis basalibus pedibus testaceis, femorum basi late fuseo
cingulata, pronoti marginibus lateralibus et postico pallidis
abdominis segmento ultimo ceteris multo dilutiore; .supra lae-
vis, subtus sparsim pilosa, forceps contigua recta, intus basi
denticulata. V.
Corj). long. 10, lat. 2%, forc. long. 2 mill.
Habitat in Nova Guinea (Wallace).
Nali verwandt mit A. nigripennis Motsch., durch Grösse
und Farbe unterschieden.
Kopf mit seichten Nähten, zwei Grübchen zwischen den
Fühlern, schwarz, Schildchen blassgelb, die übrigen Mund-
tjieile etwas dunkler. Antennen mit 11? konischen Gliedern,
4. und 5. kürzer als die folgenden, die beiden ersten ganz,
das 3. bis auf die Spitze heilgelb, übrigens dunkel graubraun.
Pronotum fast so breit wie der Kopf, quadratisch mit
abgerundeten Hinterecken, dunkelbraun, mit blassgelben Seiten
und Hinterrande.
Elytra wenig länger, schwarz.
Flügel fehlen.
Femora an der Basalliälfte braun, übrigens so wie Ti-
bien und Tarsen hellgelb, kurz gelb behaart.
Abdomen in der Mitte etwas erweitert, nach hinten
verschmälert, glänzend glatt, unten sparsam behaart, vorletz-
tes Bauchsegment halbkreisförmig, letztes Rückensegment nach
hinten verschmälert, in der Mitte mit dreieckigem Eindruck,
hell gelbbraun.
Zange zusammenliegend, grade, an der Spitze nach innen
gekrümmt, innen an der Basis gezähnelt, dunkelbraun mit
schmalem gelbem Ringe um die Basis.
Eine V in meiner Sammlung.
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8. F. cingalensis n. sp.
Aurantiaco-fulva, abdomine minus laete colorato; protho-
lace elytiisque postice dilatatis, eorumque lateribus non de-
flexis, forcipe subrecta, brachiis basi distantibus pone medium
intus obsolete dentata.
$. Long. 81/2, lat. 21/2, forc. long. 372 mill.
Im Berliner Museum $ aus Ceylon (Nietner).
Kopf gewölbt, ohne eingedi-ückte Rinnen, glänz.end; die
Antennen sind ISgliedrig, gelb. Der Rand des Hinterkopfes
in der Mitte massig eingebuchtet.
Prothorax vorn so breit als der Kopf, nacli hinten
verbreitert, 'Seitenrand nicht umgeschlagen, gelb horntarben
durchscheinend. Hinterrand gerundet, glänzend glatt.
Eljtra wenig länger als der Prothorax, von der Basis
an etwas verbreitert, hinten convex gerandet, glatt und glän-
zend wie Kopf und Prothorax.
Abdomen nach hinten etwas verschmälert, die Falten
des 2. und 3. Segments sehr klein, letztes Dorsalsegment
ziemlieh gross mit einer mittleren Längsrinne, vorletztes Ven-
tralsegment bedeckt das letzte vollständig. Zangenarme an
der Basis getrennt, ziemlich grade, an der Spitze nach innen
gekrümmt, lünter der Mitte innen mit einem stumpfen höcker-
l'örmigen Zahn. Abdomen und Zange rothbraun, massig be-
haart.
Brust gelb, Beine wie der Kopf, massig lang, Femora
und Tibien spärlich, Tarsen stark behaart. Erstes und drittes
Glied gleich lang, zweites sehr kurz, kaum zweilappig zu
nennen.
9. F. nigripennis.
Forfiscelia nigripennis Motsch., Bull, de Mose. 1863 III
pag. 1.
Rufo-castanea, ore antennarum articulis basalibus pedibus
testaceis, pronoti marginibus lateralibus et postico pallidis,
elytris nigris; nitida, abdomen sparsim punctulatum, subtus
passim })ilosum; forceps cylindrica, modice incurvata, pone
medium unidentata. r^.
Corp. long. 7, lat. 2, forc. long. 2*/^ mill.
Habitat in insulae Ceylon montibus Nura Ellia (Nietner).
Kopf mit sehr seichten Nähten, zwei Grübchen zwischen
den Fühlern, braunroth; ebenso das Schildchen, die tindern
Mundtheile gelb; Antennen mit conischen Gliedern, 4. und 5.
kürzer als die folgenden, die beiden ersten ganz, das dritte
halb hellgelb, übrigens bräunlichgniu.
Pronotum etwas schmaler als der Kopf, breiter als
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lung, braun mit blassen aufgeschlagenen Seitenrändern und
breitem gerundetem Hinterrande.
Elytra nicht viel länger, schwarz.
Beine gelb, Tibien und Tarsen heller als die Femora,
blassgelb behaart.
Abdomen in der Mitte etwas erweitert, nach hinten
verschmälert, oben leicht punctirt, unten sparsam hellgelb
behaart, rothbraun, Scitenfalten schwärzlich, Hinterränder der
Segmente heller, letztes Dorsalsegment rechteckig mit einem
breiten Eindruck in der Mitte.
Zange cylindrisch, mit an der Basis auseinander stehen-
den Armen, hinter der Mitte mit einem kleinen Zahn, roth-
brauu, an der Spitze dunkler.
^ in V. von Motschulsky's Sammlung.
2. Zange des ,^ an der Basis auseinanderste-
hend, mit theils platten, theils kantigen, unregel-
mässig gebogenen Armen.
10. F. metallica n. sp.
Viridi-metallescens, capite antennis elytris, pedibus, Ibr-
cipe rufis vel castaneis, alis explicatis nigrescentibus non irides-
centibus, iemorum apice infuscato; ruguloso- punctata; anten-
narum articulus basalis tricarinatus, forceps sensim attenuata
,^ longissima, a basi distans, subrecta, apice sensim incurvata,
intus basi denticulata, ante medium denticulo majore acuto
armata, $ contigua, mutica, recta, apice breviter incurvata.
Corp. long. S 1-4— 16, lat. 4, forc. long. ^ 18 mill.
$ 7-8 mill.
Habitat in India orientali: Assam.
Kopf gross, mit gewölbtem Occiput und Stirn, Nähte
tief und scharf; von den beiden Grübchen zwischen den An-
tennen nach deren Basis eine Furche. Antennen erstes Glied
gross, (h'cikantig, die folgenden gerundet, 2. ganz kurz, 3.
etwas länger, obconisch, 4. oblong, die folgenden cylindrisch,
verlängert; Kopf und Antennen rothbraun oder kastanien-
kraun, mit schwachem Metallglanz, Mundtheile metallisch
grün.
Pronot um schmaler als der Kopf, fast so lang wie breit,
Vorderrand grade mit scharfen Ecken, Seitenränder nach hin-
ten etwas convergirend , mit dem gerundeten Hinterrande im
stumpfen Winkel zusammcnstossend. Mittelrinne deutlich, da-
von jederseits an der Vorderliälfte ein rundes Grübchen, dicht
punctirt, metallisch grün.
Elytra weniger als doppelt so breit als das Pronotum,
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länger als breit, dicht runzlig und punclirt, hellbraun leder-
farbig.
Flügel ragen wenig vor, runzlig, punetirt, metallisch
grün, Nalitspitze hellgelb. Der ausgespannte Flügel ist schwärz-
lich, ohne irisirenden Glanz.
Brust metallisch grün. Beine rothbraun, Spitze der
Femora dunkelbraun, Tarsen erstes Glied so lang wie 2. und
3., 2. kurz, breit scheibenförmig erweitert, letztes dünn, wenig
kürzer als das erste. Die Spitzen aller 3 Glieder sind schwärz-
lich, die Sohle gelb behaart.
Abdomen in der Mitte sehr wenig erM^eitert, mit star-
ken Höckern, besonders auf dem 3. Segment, dicht grob pune-
tirt, grün fnetallisch. ^ letztes Segment breit, mit tiefer mitt-
lerer Furche, jederseits über der Zange einem Höcker, wenig
gebogenem Hinterrande, vorletztes Bauchsegment breit, Hin-
terrand in der Mitte stumpfwinklig. Pygidium \^'enig vorra-
gend, mit zweibuchtigem Hinterrand, $ schmaler, sonst ebenso.
Zange r^ auseinanderstehend, sehr lang, fast grade, an
der Spitze allmälig nach innen gebogen, oben und unten
kantig, in der ganzen Länge punetirt, an der Basis innen ge-
zälmelt, vor der Mitte mit einem etwas grösseren spitzen
Zahn, braun, $ mit zusammenliegenden Armen, ohne Zähne,
kurz, Spitze kurz, hakenförmig gekrümmt. Sculptur und Farbe
wie beim ö^.
$ij^ in meiner, eine $ in Westerniann's Sammlung.
11. F. ancylura n. sp.
Fusca, femoribus, apice excepta, ferrugineis, alarum apice
suturali pallido, pedibus, forcipe nigris, ruguloso-punctata, ala-
rum prominentia forcipe, pedibus nitidis; pygidium in aculeum
productum, abdominis segmentum ultimum rugosissimum late-
raliter tuberculo magno instructum, forceps valida, ba.^ii valde
extus tum deorsum et introrsum curvata, apice horicontali
incurvata, ante apicem intus bidentata.
r^. Corp. long. 13, lat. 3y2, forc. long. 9 mill.
Habitat in insulis Philippinis (Semper).
Eine der auffallendsten Arten, etwa in der Mitte zwischen
unsrer F. biguttata F. und F. brachynota de Haan. Braun
schwarz, lederartig runzlig punetirt.
Kopf mit gradem Hinterrande, Stirnnaht massig gebogen,
Occipitalnaht kurz. AVo beide zusammenstossen , ein breiter
grübchenförmiger Eindruck. Zwischen den Antennen eine
breite Grube mit Rinnen, die nach den Antennen und dem
Schildchen verlaufen und hier in zwei Grübchen endigen. An-
tennen mit 13 cylindrischen Gliedern, 2. sehr kurz, 3., 4.
etwas, die übrigen viel länger.
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Pronot um etwas breiter als der Kopf, breiter als lang,
vorn grade, mit scharfen Ecken, hinten massig gerundet.
Mittellinie breit, ohne Kunzein, jederseits auf der Vorderhälfte
ein Grfibchen.
Elj'tra kurz, mit bogenförmig scharf gekieltem Seiten-
rande, so dass sie in der Mitte am breitesten sind.
Flügel glatt, schwarz, mit hellgelber Nahtecke.
Femora rotsroth, ihre Spitze, sowie Tibien und Tarsen
schwarz, letztere mit gelbbraun behaarter Sohle. 2. Glied
bedeutend erweitert, oval,
Abdomen in der Mitte massig erweitert, auf dem 2.
Segment mit kleinem, auf dem 3. mit grossem Tuberkel, die
folgenden mit jederseits je zwei kleinen glatten Plättchen,
die den Hinterrand der Segmente nicht erreichen. Vorletztes
Bauchsegment kurz, mit wenig gebogenem Hinterrand, das
letzte nur zum Theil bedeckend. Letztes Rückensegment kurz,
sehr runzlig, Hinterrand stark gebogen, in der Mitte ausge-
buchlet, aufgeworfen, seitlich in einen nach aussen und oben
vorspringenden stumpfen Höcker verlängert, in der Mitte mit 2
glatten kurzen Piättchen. Pjgidium in einen langen, etwas
nach oben gebogenen Stachel aufgezogen.
Zange an der Basis weit nach oben und aussen, dann
nach unten und innen gebogen, zuletzt horizontal und parallel
mit leicht nach innen gebogener Spitze, an der Basis breit,
aussen winklig, an der letzten Biegung innen mit 2 Zähnen;
glatt, sciiwarz, leicht behaart.
Ein c? in Semperas Sammlung.
12. F. Huegeli n. sp.
Nigro-subaenea, capite aterrimo, antennis et pedibus fus-
cis, pronoto, eljtris alarumque prominentia dilutioribus, ala-
rum apice suturali pallido; pygidium acuminatum, forceps a
basi deflexa, e medio horizontalis incurva, intus bidentata;
Caput laeve, pronotum eljtra alae abdomen rüde punctata. ,J^,
Corp. long. 10, lat. S'/ai fo^c. long. 6 mill.
Habitat in India orientali (Hügel).
Kopf stark gewölbt, glänzend glatt, schwarz, ohne Me-
taljglanz, mit zwei Gruben zwischen den Augen, Antennen
und Mundtheile dunkelbraun.
Pronotum von gleicher Breite, breiter als lang, Vorder-
rand eingebuchtet mit scharfen Ecken, Hinterrand stark ge-
bogen, nahe dem Vorderrande zu jeder Seite der Mittellinie
ein rundes Höckerchen mit einer punktförmigen mittleren
A'ertielung.
Elytva wenig breiter, zusammen quadratisch.
Flügel Avenig vorragend.
93
Pronotum, Elytra und Flügel runzlig grob punctirt, braun
mit etwas Metallglanz, Nahtecken der Flügel hellgelb.
Beine dunkelbraun, gelb borstig behaart.
Abdomen schwarz metallisch, grob punctirt, in der
Mitte etwas erweitert, letztes Segment an der Seite in
eine kantige Falte ausgezogen, mit etwas gerundetem Hinter-
rande.
Zange glatt, schwarz, ohne Metallglanz, an der Basis
etwas nach aussen, stark nach unten, von der Mitte ab hori-
zontal nach innen gebogen, an der mittleren Biegung mit zwei
Zähnchen am Innenrande.
An einem Exemplar des "Wiener Museums ist die Zange
nicht entwickelt; der linke Arm liegt fast liorizontal mit einem
Zahn liinter der Mitte, der rechte ist bedeutend verkürzt und
zahnlos.
Aehnliche Verkümmerungen finden sich auch bei anderen
Arten; Gene hat sie sehr häufig bei F. albipennis Meg. be-
obachtet.
c^ im Wiener Museum.
13. F. macropyga.
Forf. macropyga Westwood, Royle's Himalaya.
F". micropyga (errore Sculptoris) T. 9 fig. 12.
Piceo-nigra, punctata, abdomine aeneo submicante, mar-
ginibus thoracis tegminibusque rufescentibus, forcipe (^ longis-
simo valde curvato et gracili; $ fere recto tenuissimo.
Long. corp. (forc. excluso) «^ lin. 6, $ lin. 5.
Ad genus Forficulam (stricte sie dictum Servilleo) apper-
tinet, statura fere Forficulae auriculariae et paullo robustior,
Caput nigrum punctatum , impressionibus duabus anticis inter
oculos. Antennae 13-articulatae graciles rufescentes articulis
basalibus obscurioribus.
Prothorax planus antice vix emarginatus lateribus antice
rectis, postice rotundatis, niger punctatus, margine tenui ru-
fescente; foveolis duabus rotundatis, antice impressus.
Tegmina piceo rufescentia punctata, portio alarum detecta
concolor.
Abdomen nigro piceum punctatum aeneo submicans seg-
mento penultimo lateraliter et angulariter producto (^, aut
simplici $.
Forceps (^ niger valde elongatus gracilis ad basin valde
externe curvatus , in medio , dentibus duobus parvis internis
instructus, apice sursum et exterius producto, acuto $ elon-
gatus multo gracilior rufescens fere rectus et inermis.
94
14. F. biguttata.
Forf. biguttata Latr.
bipunctata Fabr.
Fischer, Ortli. europ.
Kittary, Bull, de Moscou 1849.
Fischer's Beschreibung und Angaben über das Vorkommen
habe ich nur wenig beizufügen:
Die Art findet sich in Kirgisien und im Caucasus in einer
Varietät, bei der die hellen Flecke auf den Elj^tern und Flü-
geln etwas grösser und lichter sind, woraus Kittary Veran-
lassung genommen hat, zu behaupten, Fabricius habe als F.
biguttata und F. bipunctata zwei verschiedene Arten beschrie-
ben, da nicht anzunehmen sei, dass ein so gewiegter Ento-
mologe (^ und $ nicht als zusammengehörig erkannt habe.
Diese Ehrenrettung ist bei Fabricius ganz überflüssig und an
dieser Stelle möglichst unpassend, da über die Fabricischen
Arten kein Zweifel besteht.
Ich bin auch nicht im Stande gewesen, der Kittary'schen
Specificirung zu folgen.
15. F. brachynota.
Forficula brachynota De Haan 1. c. T. XXIII fig. 10.
(^ et $. Capite fusco; antennis 12-articulatis, artieulis
duobus ultimis luteis vel fuscis; pronoto latiore quam longo,
margine antico truncato, postico rotundato; elytris fuscis sub-
granulatis, lateribus acuto-carinatis; abdomine gibboso: arti
culo 3 unituberculato •, articulo penultimo infra arcuato, fe-
minae bis longiore; cercis analibus maris basi distantibus,
arcuatis, ultra medium margine interiore unidenticulatis ; ¥
parallelis ultra medium magis distantibus.
Long. corp. 5'"; cerc. anal. <^ 4'", $ 3"'.
Batang Singalang.
16. F. Jagori n. sp.
Nitida, nigra, antennarum artieulis 1 — 4 et 12 flavidis,
ad apicem nigro-annulatis, elytris alarumque prominentia basi
tiavis, pedibus exceptis tarsis femorumque annulo nigro testa-
ceis. Forceps r^ arcuata, ad basin dentata, $ brachiis con-
tiguis, pone medium subarcuata.
^. Long. 12,'lat. 21/2, forc. long. 4 mill.
V. -11,-2, - - 4 -
Habitat in insula Luzon (Jagor in Mus. Berolinens).
Kopf und Mundtheile einfarbig schwarz. Von den An-
tennen sind nur 12 Glieder vorhanden, von denen 1 — 3 gelb
mit schwarzem Ringe nahe der Spitze, das letzte einfarbig
gelb, die übrigen scliwarz sind.
9S
Pronot um sehr flach, einfarbig schwarz.
Elytra etwas länger als der Prothorax, vordere Hälfte
gelb, hintere schwarz.
Flügel wenig hervorragend, gelb mit schwarzer Spitze.
Abdomen schwarz, beim ^ fast parallelrandig; letztes
Segment zwischen der Zangenwurzel etwas zurückgeschlagen,
an der Bauchseite fast ganz von dem halbrunden vorletzten
Segment bedeckt.
Zange einfach gebogen, ein höckerförmiger Zalin an der
Basis etwas nach oben gericlitet. Beim $ letztes Segment
schmal, Zange ohne Zahn, bis zur Mitte parallel, dann leicht
gebogen.
Beine gelb, Femora breit schwarz geringelt, Tibien gelb,
Tarsen 1. Glied an der Basis gelb, dann schwarz, so lang wie
die beiden andern, 2. schwarz, 3. gelb. Femora und Tibien
wenig, Tarsen stark behaart.
17. F. circulata n. sp.
Castaneo-fusca, capite, antennarum articulis basalibus pro-
noto nigris, elytris, alarumque apice dilute fuscis, tibiis tar-
öisque corpore dilutioribus; alae explicatae bicolores, dimidio
antico aurantiacae, postico nigrescentes; r^ ultimum segmentum
dorsale tuberculis 2 magnis ornatum; forcipis brachia inermia
cylindrica, fere in formam circuli arcuata.
(^. Corp. long. 15, lat. 4, forc. long. 6^/2 mill.
Habitat in India orientali: Madras.
Kopf schwarz, mit deutlichen Nähten, zwei länglichen
Grübchen zwischen den Antennen. Die 3 Basalglieder der
Antennen schwarz, die folgenden, sowie die Palpen dunkel-
braun.
Pronotum von gleicher Breite, mit gradem Vorder-
rande, Seitenränder aufgeschlagen. Hinterrand und Ecken
gerundet, pchwarz, vorn jederseits von der Mittelrinne mit
einem Grübchen.
Elytra und Flügelspitzen hellbraun, runzlig punctirt,
erstere hinten verschmälert; die ausgespannten Flügel sind
vom zweiten Drittel des Vorderrandes bis zum zweiten Drit-
tel des Innenrandes vorn orangegelb, hinten schwärzlich, wenig
irisirend.
Brust und Femora schwarzbraun, Tibien und Tarsen
etwas dunkler als die Elytra, letztere mit gelb behaarter
Sohle.
Abdomen kastanienbraun, fein runzlig punctirt, in der
Mitte erweitert; vorletztes Bauchsegment halbkreisförmig,
letztes Dorsalsegj^^ent vechleckig, in der Mitte sehr concav,
96
Hinterrand mit einem hohen, glatten Höcker über jeder Zan-
genwurzel.
Zange unbewaffnet, mit dünnen, seitlich fast halbkreis-
förmig gebogenen Armen.
Zwei <S im Wiener Museum und in meiner Sammlung.
18. F. lobophoroides n. sp.
Nigra, tarsis rufofuscis, antennis fulvis, articulo 10 pal-
lidoj laevis, nitida, forceps longa contigua recta, intus denti-
culata. ?.
-9. Corp. long. 13, lat. 3, forc, long. 6 mill.
Habitat in insulis Philippinis.
Der Lobophora morio F. im Habitus zum Verwechseln
ähnlich.
Kopf flach, mit graden Hinter- und Seitenrändern, sehr
seichten Nähten, an der Innenseite der Augen ein kleiner
Höcker, Mundtheile schwarz. Antennen dunkelgelb, 8. und
9. braun, 10. bla&sgelb, 2. ganz kurz, die folgenden lang,
cylindrisch.
Pronotum mit gradem Vorderrand, halbrundem Hinter-
rand, etwas schmaler als der Kopf, so lang wie breit.
Elytra und Flügel glatt, glänzend.
Tarsen dunkelrothbraun, unten gelb behaart, drittes
Glied so lang als das erste.
Abdomen parallelrandig, hinten verschmälert; vorletz-
tes Bauchsegment halbkreisförmig, letztes Rückensegment mit
einem massigen Eindruck in der Mitte, mit glattem Hinter-
rande.
Zange grade zusammenliegend, mit gerundeten Armen,
die äusserste Spitze hakenförmig nach innen gekrümmt, die
ganze Innenkante fein gekerbt.
$ in Brunner's und meiner Sammlung.
19. F. Orsinii.
Forf. Orsinii Gene Saggio.
Fischer Orth. Europ.
Dohrn, Ent. Ztg. 1860.
Meinen 1. c. gemachten Bemerkungen habe ich nichts bei-
zufügen.
3. Zange an der Basis zusammenliegend, ge-
zähnelt, dann gebogen; platt gedrückt.
20. F. S m y r n e n s i s.
Forficuhi Smyrnensis Serv. Hist. nat.
Fischer Orth. europ.
97
Mir liegt kein Material vor, um der Fischer'schen Be-
schreibung etwas beizufügen.
21. F. ruficollis.
Forf. ruficollis Fabr., Suppl. Ent. syst.
Fischer, Orth, europ.
baetica Rambur, Faune de l'Andalousie.
Auch für diese Art muss ich ohne Weiteres auf Fischer
verweisen.
22. F. serrata.
Forf. serrata Serville, bist. nat. d. 0. pag. 40,
Capite rufo, antennis fuscescentibus, fronte interdum fusco-
maculata, pronoto dilutiore, marginibus lateralibus, eljtris alis,
pectore pedibus testaceis, elytrorum sutura fusca, abdomine
castaneo, segmeutis posticis dilutioribus; forceps (^ basi dila-
tata, contigua intus crenulata, pone medium subcylindrica mo-
dice curvata, $ brevior recta contigua, mutica; rufo-castanea,
apice fuscescens.
Corp. long. 7-9, lat. 2-2%, forc. long. ^ 5 — 7, $ 3
mill.
Habitat in Africa: Kordofan, Sudan (Mus. Vienn.), Char-
tum Coli. Brunner, Senegallia (Serville).
Die mir vorliegenden Exemplare stimmen bis auf uner-
hebliche Grössenunter&chiede mit Serville's Beschreibung über-
ein, so da^s vermuthlich diese Art in ganz Central - Africa
.heimisch sein wird.
Sie ist glänzend glatt, nur Abdomen und Zange sind
ziemlich grob punctirt.
Kopf gelbroth, bisweilen mit einem dunklen Längsstreif
-über Stirn und Occiput; die Basis der Antennen von gleicher
Farbe, vom 3. Gliede an dunkler bis zur Spitze.
Pronotum bis auf die helleren Seiten und Hinterrand
gelbroth; Elytra und Flügel gelb, Naht der Elyträ, braun.
Brust und Beine von gleicher Farbe.
Abdomen dunkel kastanienbraun, die Höcker des 2.
und 3. Segments schwärzlich, die 2 oder 3 letzten Segmente
etwas heller, der Hinterrand des letzten dunkel, mit einem
"Wulst über der Zangenwurzel. Die Zange des (^ an der
Basis breit; flach , zusammenliegend , rothbraun , mit dunk-
lem gezähneltem Innenrande, hinter der Mitte leicht gebogen,
dünner, fast cylindrisch, schwärzlich, die der $ einfach zu-
sammenliegend, grade, von gleicher Farbe.
Ein 1^ des Stockholmer Museums stimmt vollkommen
.mit Serville's Beschreibung.
Im Wiener Museum befindet sich ein angeblich von Hü-
7
98
gel in Indien gesammeltes r^, das ein wenig grösser ist als
die andern Exemplare dieser Art; die Färbung ist etwas
dunkler besonders sind die letzten Abdominalsegmente nicht
heller als der Kest, doch entspricht Form und Sculptur so
vollkommen, dass ich daraus keine andre Art zu erkennen
vermag.
23. F. Lucas i n. ep.
Castanea capite antennarumque articulis 1 et 2 rufotesta-
ceis, prothorace, elytrorum niacula magna ovali et margine
exteriore, alarum piominentia, pectore, pedibus testaceis; for-
cipis brachia (^ dimidio basali dilatata contigua intus denti-
culata, deinde a-d apicem cylindrica hemicyclo fere curvata,
pallide castanea, apicem versus obscuriora, $ simplex, castanea.
,^. Corp. long. 12—15, lat. 4, forc. long. 5— (J mill.
$. - - dito dito - - 3%
Habitat in Syria (Mus. Paris) Aegypto (Coli. Brunner).
Kopf runzlig, weder Stirn noch Occipitalrinne sind mar-
kirt, Antennen ausser den 2 ersten gelben Gliedern dunkel
mattbraun.
Pronotum schmaler als der Kopf, vorn mit scharfen
Ecken, hinten halbrund, massig gewölbt, ohne Längseindruck.
Elytra kastanienbraun mit grossem ovalem F'leck oben
von der Schulterecke schräg bis zur Mitte, und dem umge-
schlagenen Seitenrande gelb, doppelt so lang als der Pro-
thorax.
Flügel lang, um jmehr als die Hälfte der Elytra vor-
ragend, strohgelb.
Abdomen kastanienbraun, dicht punctirl|; cJ letztes Seg-
ment mit schwärzlichem Hinterrande, über jeder Zangenwurzel
eine Wulst; $ mit weniger ausgeprägten Wülsten; (^$ vor-
letztes Bauchsegment stumpf dreieckig. Zange (^ bis zur
Mitte platt, parallel, innen gezähnt, hinter der Mitte halb-
kreisförmig -gebogen, drehrund, Basis hell kastanienbraun,
Spitze dunkler; ^ einfach kastanienbraun.
Brust und Beine gelb; erstes Tarsenglied am längsten,
Tarsen massig behaart.
Stimmt in der Färbung vollkommen mit F. Smyrnensis,
in der Form mit F. corticina etc.
24. F. auricularia.
Forf. auricularia Linne, Fauna suec.
Fischer, Orth. europ.
Kolenati, Meletemata 5.
Bei beiden zuletzt eitirten Autoren findet sich eine be-
deutende Synonymie für diese unzählige Male erwähnte Art,
99
die zu revidiren kaum den Platz und die Mühe lohnen wird.
Als neue Synonyme oder Varietäten will ich nur
F. inl'umata Charp., Horae Entom. und
F. lurida Fischer, Orth. europ.
anführen, deren Artberechtigung ich nach Vergleichung sehr
bedeutenden Materials, besonders aus dem Orient, nicht mehr
zugeben kann.
Zu der bereits bei Fischer gebührend gewürdigten Man-
nigfaltigkeit in der Form der Zange gesellt sich zunächst die
in der Grösse des ganzen Körpers, dann die in der Färbung.
Besonders das Wiener Museum besitzt nach beiden Rich-
tungen hin ausgezeichnete Varietäten aus Vorderasien, in der
Farbe zum Theil ganz schwarzbraun bei typisch bewahrter
Form, andre eigenthümlich zusammengedrückt, wie F. lurida,
und von da aus allmälig in die Grundform übergehend.
Der Verbreitiingsbezirk der Art scheint nicht über das
europäische nord- und vorderasiatische Gebiet und Madeira
hinauszugehn. In meiner Sammlung ist zwar eine $ von
Ghiliani in Para gesammelt, in Westermann's ein ^ aus Cuba,
doch ist bei diesen ganz vereinzelten Vorkommnissen wohl
nur eine Verschleppung durch Schiffe anzunehmen.
25. F. decipiens.
Forf. decipiens Gene Saggio.
(Apterygida) decipiens Fischer, Orth. europ.
Ist mit einigen Varietäten von F. auricularia erstaunlich
nahe verwandt, so dass mir die Selbständigkeit der Art nicht
recht sicher erscheint. Doch kann nur grösseres Material zu
einer endgültigen Entscheidung führen.
26. F. albipennis.
Forf. albipennis Meg., Charp. Hör. entom.
Fischer, Orth. europ.
pedestris Bonelli, Gene Saggio.
- Freyi Dohrn, Entom. Ztg. 1859.
Die von mir 1. c. beschriebene F. Freyi habe ich auf ein
paar Charactere gegründet, die mir nach gründlicherem Stu-
dium dieser Gruppe unlialtbar scheinen. Die Abweichungen
derselben kann ich nur noch als individuelle bezeichnen und
muss deshalb die Art wieder- einziehen.
27. F. pubescens.
Forf. pubescens Gene Saggio.
(Apterygida) pubescens Fischer, Orth. europ.
Meine Exemplare weichen in Nichts von Fischer's Be-
schreibung ab.
100
Fragmente aus meinen entomologischen
Tagebüchern
von
C. von Heyden.
(Fortsetzung aus Jahrg. 24 p. 346 d. Z.)
81. Conchylis Helveticana Heyden.
Raupe dick, gerundet, fettglänzend, gelblich, mit nur
wenig dunklern, ein Härchen tragenden Wärzchen besetzt.
Kopf und Nackenschild glänzend, graubraun; letzteres mit
nach hinten etwas erweiterter, hellerer Längslinie und gleich-
farbigem schmalem Hinterrande und Seitenrändern. After-
klappe klein, gerundet, stärker behaart. Vorderbeine bräun-
lich.
Ich fand die träge Raupe Anfangs Juli bei St. Moritz
und Pontresina in den Samenkapseln der Gentiana acaulis,
deren Samen sie verzehrt. Ich nahm viele Exemplare mit
nach Frankfurt, die aber starben. Nur einen Wickler fand
ich später todt in der Schachtel.
Meine C. Helveticana, von der ich noch keine genügende
Diagnose geben kann, stimmt sehr gut mit C. Flagellana HS.
lig. 9.5, soM'ohl in der Grösse, als in der Färbung.
Icli glaube, dass unter C. Sanguinana Tr., Flagellana Dup.
und Francillana F. noch verschiedene, sehr nahe verwandte
Arten zu unterscheiden sind. Vielleicht dass die Raupen und
ihre sehr verschiedene Lebensweise näheren Aufschluss geben
können.
C. Sanguinana Tr. — Baumanniana Hb. — ist schon durch
die breiten rothen Binden von verwandten Arten ausgezeich-
net; ihre Raupe lebt in den Stengeln von Eryngium cam-
pestre.
Was ich als Raupe der C, Flagellana Dup. in der Ent.
Zeitung Jahrg. 23 p. 173 beschrieben habe, ist nicht diese.
Sie lebt wie C. Sanguinana in den Stengeln von Eryngium
campestre. Sie ist bedeutend grösser als Flagellana Dup.
Vielleicht könnte Flagellana HS. fig. 345 zu ilir gehören, aber
bei meinen zahlreichen Exemplaren ist die erste Binde stets
unterbrochen nach dem Vorderrande laufend. Ich nenne meine
Art jetzt: C, Eryngiana.
Die C. Francillana F. -— W^ood fig. 1152, zu der viel-
leicht Flagellana Dup. gehört, lebt als Raupe von dem Samen
von Daucus Carotta.
C. Dilucidana Steph., Wilkinson, eine ebenfalls nahe ver-
tot
wandte Art, lebt als Raupe von dem Samen der Pastinaea
sativa.
82. Grapholitha Vacciniana Zell.
Raupe niedergedrückt, vorn und hinten verschmälert,
glänzend, gelblich mit grau durchscheinenden Eingeweiden
und kleinen, schwärzlichen, ein Härchen tragenden Warzen.
Kopf wenig schmäler als das Nackenschild, herzförmig, glän-
zend, schwarzbraun. Nackenschild etwas schmäler als das
folgende Segment, mit dunkler schwarzbraunem, durch eine
feine Längslinie getheiltem, grossem, glänzendem Mondfleck.
Afterklappe hinten gerundet, dunkel gerandet. Vorderbeine
schwarz.
Ich fand die Raupe in grosser Menge an Hecken von
Berberis vulgaris bei Speyer. Sie spinnt mehrentheils die
Blätter flach aufeinander und benagt sie sehr stark, wodurch
die Hecken zum grossen Theil eine ganz braune Farbe hat-
ten. Schon Mitte September verlässt die Raupe ihren Wohn-
ort und spinnt sich unter einem feinen, eirunden, weissen
Gespinnste zur Verpuppung ein.
Der Wickler entwickelte sich im Zimmer Mitte April.
(18G1.)
83. Rhopobot|a Naevana Hb.
Raupe niedergedrückt, verschmälert, etwas durchschei-
nend, weisslichgrau , mit einzelnen hellen Härchen besetzt.
Kopf herzförmig, glänzend, schwarz. Nackenschild mit gros-
sem, glänzendem, schwarzem Mittelfleck und Seitenttecken;
Vorderrand und eine feine Längslinie weisslich. Vorderbeine
schwärzlich.
Puppe ziemlich schmal, glänzend, bräunlich gelb, Kopf
wenig vorstehend, abgerundet; Scheiden von halber Körper-
länge, die der Beine etwas länger; Segmente am Hinterrande
mit einer Reihe kleiner Dörnchen; letztes Segment stumpf,
mit 4 breiten Zähnchen.
Ich fand die Raupe im Juni und Anfangs Juli sehr häufig
auf dem Schwarzwalde, namentlich bei Baden-Baden, Rip-
poldsau und Badenweiler auf Hex aquifolium, der Stechpalme.
Sie lebt unter einem abgebissenen Blatte, das mit wenigem
Gespinnste auf der Oberfläche eines grünen Blattes befestigt
ist und die von ihr benagt m ird. Unter wenigem weisslichem
Gespinnste wird sie zwischen den Blättern oder auf der Erde,
zur Puppe.
Ende Juli oder Anfangs August entwickelt sich der
Wickler.
Obgleich die Raupe schon von Treitschke und Anderen
102
beschrieben ist, so halte ich es doch nicht für überflüssig,
eine nochmalige Beschreibung zu geben. (1856.)
84. Tinea Gliriella Heyden.
Capillis flavo-albidis; alis anterioribus flavido-canis,
maculis nigro-fuscis, margo interior late fJavo-albida,
vix punctata. — Exf«. alar. 6'".
Es ist diese Art mit der sehr variirenden T. Granella
nahe verwandt, aber sicher verschieden.
Fühler und Taster bräunlich gelb; letztes Tarsenglied
heller. Kopfliaare gelblichweiss, gewöhnlich mit einem dunk-
len Fleckchen in der Mitte. Halsschild und Hinterleib bräun-
lichgelb. Beine gelblich ; die Tarsen etwas dunkler gefleckt.
Vorderflügel gelblichgrau, auf der vorderen Hälfte mit etwas
bräunlicher Beimischung. An der Basis des Vorderrandes
ein schwarzbraunes Fleckchen, das sich aber nicht wie bei
Granella nach unten seitwärts verlängert. Sodann fast wie
bei Granella am Vorderrande vor der Mitte ein schwarzbrau-
nes Fleckchen; ein grösseres, etwas schiefes in der Mitte und
4 bis 5 sehr kleine, nach der FlUgel^pitze zu. Ein helleres,
gelblich weisses Feld zieht sich von dem Unterrand des klei-
nen Schulterfleckchens schief bis zum Afterwinkel hin. Es
führt an der Flügelbasis in der Mitte eine kleine, sehr feine,
braune Längslinie, so wie ein Fleckchen unter der Mitte und
eins oder zwei vor dem Afterwinkel. Das dunkle Feld ist
nach der Flügelspitze zu undeutlich dunkel gefleckt, aber der
bei Granella in der Mitte vor dem Hinterrand stehende breite
schwarze Fleck fehlt hier stets. Die Franzen sind grau, un-
deutlich gefleckt und haben eine dunkle Theilungslinie, Hin-
terflügel grau mit röthlichem Schimmer. Unterseite gelb-
lichgrau.
Ich habe diese Art von Ende Mai bis Ende Juni dahier
mehrmals aus faulem Waldholz gezogen. (1858.)
85. Tinea Roesslerella Heyden.
Capillis flavescentibus; alis anterioribus subacuminatis,
fusco-nigrescentibus, fasciis duabus maculaque ante
apicem obsoletis flavido-albidis.
Exp. al. 5—51/3'".
Kopfhaar bräunlichgelb, zwischen den Fühlern etwas dunk-
ler. Hinterkopf grau, Fühler Vg der Flügellänge, dünn, gelb-
lich, geringelt; die Wurzclglieder dunkel. Lippentaster von
2 Augenlängen, mit anliegenden Schuppen; das 2. Glied län-
ger und dicker als das Endglied, gelblich, am Ende dunkler
und mit Borsten besetzt, die wenig kürzer als das mehr
dunkle, an der Spitze gelbliche, zugespitzte Endglied sind.
103
Die Maxillartaster kurz, robust, gelblich. Halsseliild und Hin-
terleib seidenglänzend, grau, besonders an den Seiten mit
etwas gelbliehen Haarschuppen. Afterbusch gelblich. Vor-
deren Beine gebräunt; die hintersten einfarbig hellgelb.
Vorderflügel lang, schmal, selbst sammt den nicht sehr
breiten Franzen zugesj)itzt, etwas glänzend, unrein bräunlich-
schwarz; zwisclien der Basis und der Mitte eine breite, senk-
rechte, gelblichweisse, in ihrer Mitte zuweilen unterbrochene
Binde; hinter der Mitte eine ebenso breite, gelblichweisse,
ebenfalls in ihrer Mitte zuMeilen unterbrochene Binde, die
eich jedoch etwas schief vom Vorderrande nach dem Innen-
winkel zieht. Am Vorderrande vor der Flügelspitze befindet
sich ein gleichfarbiger Fleck. Sind die Binden unterbrochen,
so erscheinen hierdurch auf den Flügeln 5 verloschene Flecke.
Die Franzen sind gelblich, aber besonders nach dem Innen-
winkel zu mit einzelnen dunklen Schuppen untermischt. Hin-
terflügel schmal, lanzettförmig zugespitzt, seidenglänzend grau,
mit gelblichen Franzen.
Auf der Unterseite sind alle Flügel seidenglänzend, grau;
die Franzen einfarbig gelblich.
Tinea Roesslerella ist nicht wohl mit andern kleineren
Arten der Gattung zu verwechseln und steht durch ihre lan-
gen schmalen Flügel der Gruppe der Granella am nächsten.
Ich habe diese Art nach ihrem Entdecker, dem um die
vaterländische Lepidopterologie verdienten Herrn Hofgerichts-
Rath Dr. Rössler in Wiesbaden benannt, der sie in 5 Exem-
plaren in der dortigen Gegend im Mai um Silene nutans fand.
Ich glaube jedoch nicht, dass dieses die Nahrungspflanze der
Raupe ist. (1864.)
86. Incurvaria Provectella Heyden.
Gapillis flavo]- rufescentibus ; palpis elongatis, flavis;
aus anterioribus lucidulis, griseo-fuscis, macula angulo
anali trigona flavo-albida.
Expl. alar. 9'".
Mit I. Vetulella Zett. nahe verwandt, etwas grösser
und die Vorderflügel mehr gestreckt. Fühler braun , etwas
kürzer und dicker als bei jener. Taster lang, so lang als der
Kopf breit ist, gerade, einfarbig hellgelb. Kopfhaare gelb-
rötlilich. Halsschild und Hinterleib graubraun. Afterbüschel
mit anliegenden Haaren, grau. Beine grau, die Dornen und
Schienen etwas heller. Vorderflügel etwas glänzend, einfar-
big graubraun; nur bei einiger Vergrösserung zeigt sich die
Beimischung grauer Schuppen. Im Afterwinkel, etwas von
der Flügelspitze entfernter als bei I. Vetulella ein gelblich-
weisser, dreieckiger, nach oben verschmälerter Fleck, der bei
104
dem einen Exemplar bis zur Hälfte, bei dem andern bis zu
% der Flügelbreite reicht. Franzen gleichfarbig. Unterflügel
wenig heller. Unterseite grau, mit etwas gelblichem Glanz
und schwach durchscheinendem Fleck.
Ich habe diese Motte von Herrn Dorfinger in Sellmanns-
dorf bei Wien in 2 ö^ Exemplaren unter andern unbestimm-
ten Arten der dortigen Gegend erhalten. (1861.)
87. Exapate Congelatella Gl,
Ich habe die männlichen und weiblichen Falter aus zwei
verschiedenen Raupen gezogen, deren Beschreibung hier folgt.
1^. Raupe fast gleichbreit, mit gewölbtem Rücken, glanz-
los, dunkelgrün, mit zwei weisslichen Längslinien über dem
Rücken, helleren Seiten und hellen, ein Härchen tragenden
Wärzchen. Kopf etwas schmäler als das Nackenschild, glän-
zend, braun, gelblich gefleckt. Nackenschild glänzend, grün-
lich, der Vorderrand breit weisslich; nach hinten ein brauner,
zweimal durch eine helle Linie unterbrochener Fleck. After-
klappe gleichfarbig. Vorderbeine scliwarz.
?. Raupe fast gleichbreit, etwas niedergedrückt, fett-
glänzend, graugrün, mit sehr kleinen, dunkeln, ein helles
Härchen tragenden Wärzchen; beiderseits des Rückens ein
schwacher, hellerer Längsstreif. Kopf fast so breit als das
Nackenschild, glänzend, gelblichbraun, schwarz gefleckt.
Nackenschild glänzend, graugrün und breitem schwarzem Fleck
mit zwei grünlichen Längslinien. After klappe gleichfarbig.
Vorderbeine schwarz.
Beide Raupen werden unter einem langen, etwas röhren-
artigen, weisslichen Gespinnste, mit durch Maschen siebartig
offenen Löchern, auf der Erde an irgend einem Gegenstande
angeheftet zur Puppe. Die $ Puppe hat kurze Scheiden,
Die Raupen linden sich Anfangs Mai nicht selten um
Frankfurt und Mainz zwischen zusammengesponnenen Blättern
der Zweigspitzen des Ligustrum vulgare. Der Falter ent-
wickelt sich im November. * (1829.)
88. Choreutis Müllerana F.
Raupe spindelförmig, glänzend, graugrün, mit durchschei-
nenden Eingeweiden und flachen schwarzen W^ärzchen, die
ein helles Härchen tragen. Kopf schmal, länglich-eirund, glän-
zend, mit einzelnen hellen Härchen, grünlichgelb, am Hinter-
haupt mit 10 grauen Fleckchen, schwarzen Augenpunkten
und bräunlichem Munde. Auf der Stirn ein nach vorn geöff-
neter gabelförmiger Eindruck. Nackenschild etwas breiter
als der Kopf, graugrün, mit vielen kleinen schwarzen Pünkt-
chen. Segmente etwas eingeschnürt, vorn und hinten quer-
105
runzlig, beiderseits mit einer Grube und in Querreihen ste-
henden schwarzen, glänzenden Wärzchen. Beine gelblich.
Nachschieber abstehend.
Ich fand die Raupe Ende August bei Frankfurt an Scu-
tellaria galericulata, deren Blätter sie mit wenigem Gespinnst
nach unten zusammenbiegt und auf der Unterseite benagt,
wodurch sie grosse braune Flecke erhalten.
Herr Professor Fritsche aus Freiberg machte mich bei
einer gemeinschaftliclien Excursion auf die von ihm zuerst
bei Freiberg aufgefundene Raupe aufmerksam. Herr Ant.
Schmid und ich hatten schon früher an derselben Stelle den
Zünsler gefangen. Auch bei Offenbach und Enkheim.
Myllerana ist bei Fabricius ein Schreibfehler, da er das
Thier nach 0. F. Müller benannt hat*).
89. Cedestis Gysseleniella Kuhlw.
Raupe spindelförmig; die Segmente etwas eingeschnürt,
glänzend, einfarbig meergrün. Vor der Ver^^andlung zeigen
sich gewöimlich drei dunklere Längslinien. Kopf klein, herz-
förmig, glänzend, bernsteingelb mit dunklerem Mund. Nacken-
schild gelblichgrün. Letztes Segment gelblich mit zwei kur-
zen Spitzen. Vorderbeine gelblich, mit dunkleren Krallen.
Sie findet sich nicht selten bei Frankfurt Mitte Mai an
Kiefern. (Pinus sylvestris.)
Die ölotte entwickelt sich Anfangs Juni. (1828.)
90. Tischeria Gaunacella FR.
Raupe niedergedrückt, stark eingeschnürt, vom zweiten
Segmente an am breitesten, nach hinten verschmälert, glatt,
mit einzelnen sehr kleinen Härchen, M-enig glänzend, einfarbig
grün. Kopf sehr klein, zugespitzt, glänzend, dunkelbraun,
heller marmorirt. Nackenschild etwas schmäler als das zweite
Segment, in der Mitte mit dunklerem, der Länge nach ge-
tlieiltem Fleck.
Die Raupe minirt in der zweiten Hälfte des Juni bei
Frankfurt und Mainz in den Blättern der Pflaumen. (Prunus;
domestica.) Die Mine bildet einen langen Fleck, auf der
Oberseite, gewöhnlich am Blattrande. Wenn die Raupe mehr
erwachsen ist, so schlägt sich der Blattrand nach oben um.
Die Verpuppung erfolgt in der Mine und entwickelt sich die
Motte im Juli. Eine zweite Generation findet sich im Sep-
tember und October, deren Motte im Mai des folgenden Jahres
erscheint. (1835.)
(Fortsetzung folgt )
*) Fabr. Sübstituirt grundsätzlich y für ü-, ex. gratia Hydaticus
(Dyt.) Hybneri. Red.
106
Nachträge und Berichtigungen.
Jalirg. 21 p. 40. Die hier beschriebene Nept. Argyropeza
Zell, ist niclit diese, sondern Nept. Seiicopeza Zell.
Jahrg. 22 p. 33. Die beschriebene Tinea ist Parieta-
riella Brnand. T. Nigripunctella Haw. ist eine verschiedene,
bis jetzt nur in England gefundene Art,
Jahrg. 24 p. 112 zu Buc. Fatigatella. — Mitte Juli 1863 fand
ich auf dem Bernina nicht selten unter Steinen die weissen,
mit drei erhabenen Rippen versehenen Oespinnste dieser Motte;
jedoch waren fast alle schon leer. Nur drei lieferten mir das
vollkommene Insekt, das darin abändert, dass die weissen
Fleckchen der Vorderflügel mehr oder weniger verschwinden.
In der Nähe der Gespinnste wuchs nur Chrysanthemum al-
pinum, daher dieses ohne Zweifel die Nahrung der Raupe ist.
Beitrag zur Naturgeschichte der Pachnobia
Leucographa SV.
von
C>u0ta«- IVeynicr in Elberfeld.
Ueber die Entwickelungsgeschichte dieser Eule ist seit
Treitschke's Zeiten nichts Neues bekannt geworden, denn die
Beschreibungen der Raupe von Wilde in seinem Werke: „Die
Pflanzen und Raupen Deutschlands^' p. 207 und von Kayser
in seinen „Schmetterlingen Deutschlands'^ p. 311 sind nach
der von Treitschke V. Bd. II. Abth. p. 120 gemacht. Dass
Kayser die Raupe grau (statt grün) nennt, muss wohl ledig-
lich auf einem Druckfehler beruhen, denn die ganze übrige
Beschreibung stimmt mit Treitschke überein. Die betreffende
Stelle bei Letzterm a. a. 0. lautet:
„Von den ersten Ständen meldete mir Herr Dr. Zincken,
„genannt Sommer, Folgendes: „Die Raupe ist grün, mit
„weissen und braunen Atomen bestreut. Durch Anhäufung
„der braunen Atome werden schräge Striche gebildet. Ueber
„den Füssen läuft eine glatte, rostfarben angeflogene und
„oben durch eine schwarze Linie begränzte Seitenbinde.
„Der Bauch ist grün. Der Kopf grün, mit zwei bräunlichen
„Keilstrichen. Sie ist im Juni erwachsen und verpuppt sich
„Anfangs Juli in der Erde. Der Schmetterling erscheint
„im April nächsten Jahres. Ich erhielt diese Raupe einige
107
„Male beim Klopfen und Schöpfen in einem Walde (bei
„Braunschweig), ohne die FutterpHanze bemerken zu kön-
„nen. In der Gefangenschaft nährte ich sie mit Spitzwe-
„gerich (Plantago lanceolata).''
Da diese Beschreibung aber einige Unrichtigkeiten und
Mängel enthält, und es mir im Jahre 1863 glückte, die Raupe
in Mehrzahl zu erziehen, so erlaube ich mir die dabei ge-
machten Notizen zu veröffentlichen.
Die am 15. April von einem eingefangenen Weibchen
gelegten Eier sind halbkugelförmig, an der Grundfläche ab-
geplattet, mit feinen vom Scheitelpunkte nach unten lau-
fenden Riefen. Die Farbe der Eier w ar anfänglich ganz weiss,
nach 3 bis 4 Tagen erschien aber ein braunrother Ring und
auf der Mitte ein ebensolcher Fleck, welche Zeichnungen all-
mälig grösser wurden, dabei aber an Lebhaftigkeit der Far-
ben abnahmen, bis dass das ganze Ei einfarbig graurotii ge*
färbt und von dem Ring und Fleck keine Spur mehr zu sehen
war. Dieser Zeitpunkt trat am 25. bis 26. April ein; nach
2 Tagen ging eine abermalige Veränderung der Farbe in
einfarbig Blaugrau vor sich und den darauf folgenden Tag
entwickelten sich die Raupen. Gleich nach dem Ausschlüp-
fen aus dem Ei, was bis zum 1, Mai bei allen geschehen
war, ist die Raupe glasartig weisslich grün, nimmt aber, so-
bald sie Nahrung zu sich genommen hat, eine mei»r dunklere
Färbung an. Nur die beiden letzten Paar Bauchfüsse sind
vollkommen entwickelt, die Raupe geht daher spanner-
förmig. Auf jedem Ring stehen 10 schwarze Wärzchen, jedes
mit einem kurzen, nur unter der Loupe deutlich sichtbaren
Haare versehen. Der Kopf hat eine etwas mehr gelbbräun-
liche Färbung und ist mit schwarzen Punkten bedeckt. Ebenso
stehen auf den Nachschiebern und der Afterklappe schwarze
Punkte gedrängt beisammen. Am 6. Mai schickten sich die
ersten zur Häutung an; sie war bei dem grössten Theil der-
selben am 8. beendigt. Jetzt sind fünf helle weissgrüne Längs-
linien sichtbar, eine über die Mitte des Rückens, eine zu jeder
Seite derselben als obere und eine über den Füssen als un-
tere Seitenlinie, welch letztere etwas breiter als die übrigen
ist. Auf dem Raum zwischen den Längslinien stehen die in
der vorigen Häutung erwähnten, jetzt im Verhältniss viel
kleinern schwarzen Wärzchen mit den ganz kurzen Härchen.
Der Bauch, überhaupt der ganze Raum unterhalb der untern
Seilenlinie ist hellgrün, nicht so dunkel wie der Rücken. Der
Kopf und alle Füsse sind mit schwarzen Punkten besetzt.
Am 10. Mai trat bei den meisten eine zweite Häutung ein,
nach welcher alle Längslinien deutlicher, die untere derselben
besonders in beinahe weisser Färbung erschienen, und die
108
schwarzen Punktwärzchen mit den kurzen Haaren auf den
ersten Blick fast verschwunden, doch unter der Loupe noch
gut zu erkennen sind. Die grasgrüne Grundfarbe von Rücken
und Hauch stimmt jetzt ziemlich überein. Die hellgrünen
Rücken- und obern Seitenlinien sind jede zu beiden Seiten
mit einer ganz feinen dunkelgrünen Linie eingefasst, besonders
zeichnet sich aber oberhalb der unleren weisslichen Seiten-
linie ein dunkelgrüner Längsstreif aus. Die Raupe benutzt
zum Gehen jetzt drei Paar Bauchfüsse, da das erste Paar
noch nicht vollständig ausgebildet ist. Am 14. Mai hatten
schon Mehrere sich zum dritten Male gehäutet. Die Punkt-
wärzchen sind nun verschwunden, die feinen Haare noch vor-
handen. Die Rücken- und obern Seitenlinien haben an Deut-
lichkeit abgenommen, weil die ganze Haut der Raupe weiss-
lich grün gerieselt [ist; dagegen ist dicht über den Füssen,
noch unterhalb der untern Seitenlinie, eine Avenn auch nur
wenig sichtbare Schlangenlinie erschienen. Deutlich zeigt sich
aber die dunkelgrüne Längslinie oberhalb der reinweissen
untern Seitenlinie. Der Kopf ist gelbgrün, ohne Punkte, und
das vordere Paar Bauchfüsse ist noch immer nicht zum Gehen
zu gebrauchen. Die Raupe nimmt von vorne bis zum 11.
Ringe allmälig an Dicke zu, da dieser etwas höher als die
übrigen Ringe ist. Die vierte Häutung, vor welcher die
Raupen eine Länge von 8 Linien erreichten, war bei den
meisten am 19. Mai vorüber. Alle 4 Paar Bauchfüsse sind
jetzt zum Gehen brauchbar, wenn auch die des G. und 7.
Ringes noch etwas kleiner als die des 8. und 9. sind. In der
Zeichnung und Färbung ist kein Unterschied entstanden, nur
möchte zu erwähnen sein, dass bei einigen Raupen sich die
Ringeinschnitte fein gelb zeigen, während bei den andern,
selbst wenn sie ausgestreckt ruhen, davon nichts zu sehen ist.
Der elfte Ring tritt deutlich höher hervor. Die Raupen schick-
ten sich bei einer Grösse von 13 par. Linien am 2J. bis 25.
Mai zur 5. und letzten Häutung an. Die unmittelbar vor
dieser Häutung fast klar und einfarbig grasgrüne Grundfarbe
ist jetzt mehr gelblichgrün, mit unzähligen hell gelbgrünen
und dunkelgrünen Punkten bestreut, welche bei einzelnen
Raupen die Rücken- und obern Seitenlinien ganz verschwin-
den lassen, während bei andern Exemplaren die erstere we-
nigstens noch ziemlich deutlich ist. Die dunkler grünen Punkte
stehen an der obern Grenze der obern Seitenlinie dichter bei-
sammen, und zwar am Anfange eines jeden Ringes, und bilden
dadtirch einen dunkelgrünen Strich, der eine etwas schräge
Stellung einnimmt. Durch braune Atome werden also diese
schrägen Striche nicht gebildet, wie Treitschke oder vielmehr
Zincken behauptet, da überhaupt keine braune Atome vor-
100
banden sind. Auch sind die helleren Atome nicht weiss,
sondern nur heller grün. Die untere Seitenlinie ist auf den
drei ersten und zwei letzten Ringen rein weiss, auf den übrigen
Ringen ist sie so schmal, dass sie von dem angrenzenden
Grün theilweise bedeckt wird. Oberhalb derselben sind die
dunkelgrünen Pünktchen zu einer sehr deutlichen geraden, von
Ring 1 bis 12 durchgehenden Linie angehäuft. Von rostfarben
angeflogener, durch eine schwarze Linie begrenzter Seiten-
binde (Treitschke a. a. 0.) ist also keine Spur. Auf der
Grenze zwischen der weissen und dunkelgrünen Seitenlinie
stehen die rein weissen Luftlöcher, welche einen schwarzen
Umkreis haben. Nur das Luftloch des etwas dickern elften
Ringes steht oberhalb des dunkelgrünen Streifs, weil sich
derselbe hier zu den Afteifüssen herabsenkt und in dieselben
ausläuft. Ueber den Rücken zeigen sich deutliche citroncngelbe
Ringeinschnitte. Der Bauch erscheint etwas heller grün als
der Rücken, weil ersterer nicht mit dunklern, sondern nur
mit hellem Punkten besetzt ist. Der Kopf ist an einigen
Raupen einfarbig grün, an andern zeigt sich undeutlich ein
über jede Seite herablaufender, nach unten spitz zulaufender
dunklerer Streif, oder solches Dreieck. Der Kopf und der
ganze Körper sind sehr fein und kurz behaart. Die Länge
der erwachsenen Raupen beträgt 19 bis 20 par. Linien, nicht,
wie Wilde angiebt, 1 Zoll.
Den jungen Raupen legte ich zuerst Plantago lanceolata
vor, welche Pflanze ihnen aber nicht behagen wollte. Nicht
besser ging es mit Quercus robur, Bellis ])erennis und Leon-
todon taraxacum, bis ich erst bei der Vorlegung von Senecio
nemorensis und beim Aufsetzen der ersten Raui)e sogleich
sah, dass solches ihnen mundete. Da diese Pflanze aber, zu
entfernt von meiner Wohnung wächst, um s.ie täglich frisch
zu haben, so machte ich noch mit verschiedenen andern
Pflanzen Versuche und fand nun, dass sie Alsine media allen
andern vorzogen. Bei ungefäiir halber Grösse der Raupen
bemerkte ich, dass sie jetzt auch die anfänglich zurückge-
wiesene Plantago lanceolata benagten und wurde jetzt immer
ein Thi-il der ilinen davon täglich frisch vorgelegten Blätter
vermehrt. In der letzten Häutung verschmähten sie auch Eiche
Quercus robur nicht, nahmen ebenso mit Galium tnollugo und
aparine vorlieb, docli blieb Alsine media immer die Lieblings-
speise.
Bei herannahender Verw andlung wurden alle Zeichnungen
der Raupe undeutlich, verschwanden allmäüg und machten
einer ganz gleiehmässig grünen Färbung Platz. Vom 1. bis
5. Juni krochen die Raupen in die Erde, worin sie sich ein
nicht ausgesponnenes, sondern nur an^geglättetes, leicht zer-
110
brechliches Lager verfertigten und darin in einem Zeiträume
von 5 — 6 Tagen zu einer Anfangs hellrothbraunen glänzen-
den, später dunkelbraunen Puppe wurden. Die Cremastev-
bildung derselben ist ungefähr wie bei Polia ruficincta (Wilde
Taf. 7 iig. -^8), nämlich auf der stumpf kegelförmigen Spitze
stehen zwei, bei einigen mehr, bei andern weniger convergi-
renden feine Dornen, die an ihrem äussern Drittel nach aussen
gebogen sind. Von der Seite betrachtet, bilden diese Dornen
eine gerade Linie, wie fig. 85a der angegebenen Tafel bei
Wilde.
Die Entwickelung der Schmetterlinge erfolgte vom 22.
März bis zum 20. April des folgenden Jahres. Anfänglich
erschienen nur Männchen, vom 2. April ab entwickelten sich
beide Geschlechter. In der Zeichnung stimmen fast alle über-
ein, nur die runde Makel variirt etwas in der Grösse. Die
Nierenmakel ist bei der Mehrzahl unten offen und die dunkle
Ausfüllung des unteren Theils derselben geht unmittelbar in
den Mittelschatten über. Bei einigen Exemplaren ist nun diese
sonst offene Stelle durch eine feine hellgelbe Einfassung ge-
schlossen. Der vor den Makeln liegende Kaum ist öfters bis
zum Vorderrande breit hellgelb bestäubt, immer aber sind
die Anfänge aller Querlinien durch hellgelbe Punkte auf dem
Vorderrande angedeutet, zwei derselben liegen noch zwischen
der hintern Q.uerlinie und Wellenlinie, so dass im Ganzen
sieben solcher Vorderrandspunkte vorhanden sind. Treitschke
spricht nur von den drei in der Spitze liegenden Punkten.
Bei mehreren deutlich gezeichneten Stücken sind die Adern
des Mittelfeldes schwärzlichbraun, welche Färbung sich bis
an die ausserhalb der hintern Querlinie auf den Adern ste-
henden weissen Punkte ausdehnt. Die Hinterflügel zeigen in
der Mitte einen von der untern Seite her durchscheinenden
Mittelmond.
Bemerkungen über einige Lepidopteren
von
Ciustav %Veyiner in Elberfeld.
Arge Galatea L. Von dieser Art sagt Werneburg in
seinem kürzlich erschienenen Werke: „Beiträge zur Schmet-
terlingskunde^ Band II p. 157 bei Gelegenheit der Erklärung
des Borkhausen'schen Werkes: „Die Angabe über die grüne
111
Varietät der Raupe ist unrichtig und wohl Bergsträsser nach-
geschrieben>' Ich kann aber bezeugen, dass Bovkhausen oder
Bergsträsser in diesem Falle sehr riclitig beobachtet haben,
denn ich fand am 20, Mai 1864 hier bei Elberfeld zwei Rau-
pen der Galatea, m ovon die eine hellröthlichgelb, die andere
aber grün war; in der Zeichnung stimmten sonst beide über-
nin. Mitte Juni verwandelten sie sich und ergaben nach un-
gefähr 3 Wochen beide Männchen, wodurch sich herausstellte,
dass dieser Farbenunterschied kein geschlechtlicher, sondern
lediglich der einer Varietät ist. Die Puppen und Schmetter-
linge waren nicht verschieden. Auch Frejer sagt Stett. ent.
Ztg. 1853 p. 307, dass er die Raupe nie grün sah, und Wilde
erwähnt sie in seinem Werke ebenfalk nicht. Demnach scheint
es, dass die grüne Varietät sehr selten ist. Dass dagegen
die Puppe sich nicht in aufgehängter Lage verwandelt, wie
Borkhausen I p. lOG angiebt, sondern ohne irgend eine Be-
festigung frei auf der Erde liegend zur Puppe wird, ist eine
bekannte Thatsache.
Colias Palaeno L. Von dieser Art werden bei Heine-
mann in seinen Schmetterlingen Deutschlands und der Schweiz
p. 105 und auch von Wilde (Pflanzen und Raupen Deutsch-
lands) II. Bd. p. 53 die Monate Juli und August als Flugzeit
angegeben. Auf dem hohen Veen bei Aachen ist aber nur
der Juni die eigentliche Flugzeit, und zwar hauptsächlich die
Mitte des Monats, während in der letzten Woche desselben
der Falter meist nur noch verflogen zu finden ist. Im war-
men Frühling von 1862 war dort die Hauptflugzeit sogar An-
fangs Juni.
Sphinx Ligustri L. Man sollte sagen, die Naturge-
schichte dieses so gemeinen Schmetterlings müsste so erforscht
sein, dass sich nichts Neues mehr hinzufügen Hesse. Doch
dem ist nicht so, denn dass diese Raupe auch auf der sonst
von keinem Schmetterlinge (ausgenommen einer Lithocolletis-
Art) bewohnten Stechpalme oder Hülse (Hex aquifolium)
lebe, scheint in Deutschland noch von Niemand beobachtet
zu sein. Diese immergrüne Pflanze, die Wilde in seinem
Werke unter den deutschen Pflanzen gar nicht erwähnt, von
der Esper Band III pag. 65 bei Gelegenheit seiner Ilicifolia
sagt, dass sie in südlichen Gegenden unseres Welttheils vor-
komme, wächst in hiesiger Gegend in allen Wäldern nicht
selten, und zwar am häufigsten als Unterholz auf einzelnen
Bergrücken, wo noch höherer Wald vorhanden ist. In den
an diese Region angrenzenden abgetriebenen, aber dann wie-
der der Verwilderung übergebenen Stellen ist Sph. Ligustri
oft auf genannter Pflanze zu finden. Die Raupe versteht es,
den scharfen Stacheln der Blätter geschickt auszuweichen,
112
indem sie das Blatt in der Nähe des Stiels benagt, dann all-
mälig das Innere herausfrisst und den dornigen Rand stehen
lässt, welcher, wenn der Mittelnerv durchnagt ist, bald ver-
trocknet, einige Zeit am Strauch hängen bleibt und so dem
Beobachter das Dasein der Raupe verräth.
Von Sphinx Pinastri L. lebt die Raupe ausser auf
Pinus sylvestris hier ebenso häufig auf der Lärche (Pinus
larix).
Sesia Scoliiformis Bor kh. wurde nach Speyer (Geogr.
Verbreitung der Schmett. I, 329) noch nicht im nordwestlichen
Deutschland gefunden. Sie kommt aber doch dort vor, wenn
auch nur so vereinzelt und selten, wie in andern Gegenden,
denn ich fand im Jahr 1864 hier bei Elberfeld eine Puppe
dieser Art in ihrem Gespinnste unler Birkenrinde. Zu der
Beschreibung dieses Gespinnstes bei Wilde pag. 94 (Taf. 4
fig. 71) würde hinzuzufügen sein, dass beim Auskriechen des
Schmetterlings kein Loch geboiirt wird, sondern ein Deckel
mit ziemlich scharfem Rande sich vom Gespinnste ablöst.
Endromis Versicolora L. Eine genaue Beschreibung
der ganz jungen Raupe dieses Schmetterlings scheint noch
nicht vorhanden zu sein. Ich habe die Eier oft an niedrigen
Birkenreisern in Häufchen von 10 — 20 Stück gefunden und
die Raupe daraus erzogen. Vor der ersten Häutung erscheint
solche auf den ersten Blick schwarzgrau, hat aber eigentlich
eine grünlichgraue Grundfarbe, welche durch schwarze mit
schwärzliclien Haaren btvctzte Punkte, deren auf jedem Ringe
8 stehen, verdunkelt \\ ird. Das Aulfallendste an ihr sind aber
die zwei hinter dem schwarzen Kopfe befindlichen orangen-
farbigen, schwarz eingefassten Flecke auf dem ersten
Ringe; von hier aus geht über den Rücken eine schwarze
Linie bis zur jErhöhung des elften Gliedes, auch sind die
Brustfüsse orangenfarbig. Dqrch die erste Häutung gehen die
gelben Flecke schon verloren, die schwarze Rückenlinie bleibt
und es erscheinen jetzt die sieben schrägen weissen Seiten-
Streifen, welche der Raupe schon einige Aehnlichkeit mit den
.erwachsenen verleihen, nur ist die grüne Grundfarbe noch
dyrch die jetzt in viel grösserer Anzahl vorhandenen schwar-
zen, mit kurzen grauen Härchen versehenen Punkte verdun-
kelt. Nach der zweiten Häutung verschwinden die Punkte,
Härchen und die Rückenlinie und ist die Raupe nun der er-
wachsenen fast ganz ähnlich. Die jungen, aus dem Ei ge-
schlüpften Räupchen lieben so die Gesellschaft, dass sie immer
vt)n einen) Blatte zehren, auch ihre erste Häutung auf einem
Blatte vollbringen; danij zerstreuen sie sich allmälig, doch
fand ich auch von er'vyachsenen noch immer mehrere an einem
Strauche.
113
Orrhodia Rubiginea SV. So viel mir bekannt, ist
bis jetzt noch keine Sehmetterlingsraupe als Gast bei Ameisen
gefunden Avorden. Vom hiesigen Herrn Assessor v. Hagens
wurde aber die Raupe von Orrhodia (Cerastis) rubiginea in
Mehrzahl in den Nestern von Formica fuliginosa am Fasse
von Buchenstämmen gefunden und die Schmetterlinge von mir
daraus erzogen. Ich ernährte die Raupen mit Buchenblättern.
Auffallend ist an denselben die lange feine Behaarung, welche
eher einer Arctide als einer Noetua anzugehören scheint.
Xylocampa Lithoriza Bkh. findet man als Schmet-
terling nur Ende März und im Aj)ril, nie im Juli und August,
wie Wilde p. 297 sagt. Es existirt keine zweite Generation,
wie Wullschlegel Ent. Ztg. 1864 p. 304 vermuthet; denn die
von mir im Mai und Anfangs Juni erzogenen Raupen liefer-
ten die Falter erst im folgenden Frühling. Bei Heinemann,
Kayser etc. ist übrigens die Flugzeit richtig angegeben.
Plusia Jota L. lebt als Raupe auch an Lonicera peri-
clymenum und Senecio nemorensis. Auf letzterer Pflanze fin-
det man hier ausserdem Coli. Dominula, Nem. Plantaginis
und Agr. Comes.
Geometra Papilionaria L. Bei Wilde II p. 361 ist
die Beschreibung der Raupe dieses Spanners dahin zu be-
lichtigen, dass die kegelförmigen Erhöhungen nicht blos auf
dem 2., 5. und 8. Ringe, sondern auf dem 2., .5. bis 8. Ringe
stehen, und zwar sind die auf Ring 2 und 6 am höchsten,
die auf 8 am niedrigsten. Die Warzen stehen nur auf Ring
11, nicht 10. Im Jahr 1862 fand sich die Raupe schon im
April erwachsen.
Als neuer Bürger der deutschen Fauna ist wohl bemer-
kenswerth die Eugonia Fuscantaria Haw., welche ich in einigen
Exemplaren hier bei Elberfeld in den letzten Jahren aufge-
funden habe. Früher wurde sie nur in England, dann in
Frankreich und in den letzten Jahren auch in Belgien beob-
achtet.
Von Rumia Crataegata L. geben v. Heinemann und
Wilde nur die Monate Mai und Juni als Plugzeit an. Es
erscheint aber im August und September eine zweite Ge-
neration, die zwar weniger zahlreich, doch noch immer
häufig ist. In der letzten Hälfte des September fand ich die
Raupen in Mehrzahl auf Sorbus aucuparia, sowohl mit grüner,
wie mit graubrauner Grundfarbe.
Anaitis Plag lata L. Unter den Insekten, in welchen
Filarien aufgefunden worden sind, kann diese Raupe jetzt
auch aufgeführt werden, denn aus einer solchen mit mehreren
andern auf Hypericum perforatum gefundenen Raupe ent-
wickelte sich bei der Zucht ein 4 Zoll langer Fadenwurm.
114
Cidaria Affinitata Steph. kommt nicht allein in den
Alpen der Schweiz vor, wie v. Heinemann und Wilde an-
geben, sondern auch im nördlichen Deutschland, da ich den
Schmetterling bei Aachen im Juni gefangen habe. Kajser
giebt ausserdem schon Gad in Mecklenburg, Freiburg und
Karlsruhe als Orte des Vorkommens an.
EupitheciaCentaureataSV. hat wahrscheinlich auch
2 Generationen, da ich den Spanner mehrmals Ende Juli, im
August und Anfangs September fing, während von allen
Schriftstellern nur Mai und Juni oder Mai bis Juli als Flug-
zeit erwähnt wird.
Bei Eup. Pumilata H. stellt v. Heinemann die Frage
auf: „ob auch in Deutschland?" Wilde nennt dagegen Wien
und Arolsen und Kayser führt Wiesbaden, Freiburg, Karls-
ruhe als Orte des Vorkommens an. Auch hier bei Elberfeld
ist diese Art in einzelnen Jahren nicht selten.
Ein einfaches Mittel, den Metallglanz der
Cassiden zu erhalten,
von
Dr. Hlorsbaeli in Dortmund.
Wohl mancher Käfersammler hat es mit stiller Wehmuth
rathlos angesehen, wie die prachtvollen, im blendendsten
Goldglanze strahlenden exotischen Cassiden, kaum der Spi-
ritusflasche entnommen, anfingen, ihren Glanz zu verlieren,
bis sie schliesslich, sobald ihre Feuchtigkeit vollständig ver-
dunstet war, nur noch ein einfaches bleichgelbes Kleid auf-
zuweisen hatten.
So erging es auch mir im Sommer d. J., als ich in einer
Sendung von Käfern aus Cochin (Indien) Aspidimorpha
Sanctae crucis F., Asp. micans F. und Coptocycla sexnotata F.
erhalten hatte. Die Stücke von Coptocycla, als dem klein-
sten der 3 Thiere, trockneten zuerst und nach circa 24 Stun-
den erloschen die grüngoldenen Streifen derselben. Nach
circa 3G Stunden verloren die meisten Stücke von Asp. mi-
cans ihren Glanz und einige Stunden später zeigte das eine
der vorhandenen 3 Exemplare von Asp. Sanct. cruc. die be-
denklichste Neigung, diesem Beispiele zu folgen.
In dieser kritischen Lage machte ich den Versuch, jedem
Thiere mit einer Nadelspitze einige Tröpfchen Glycerin zw'i-
115
sehen Körper und Flügeldecken und überhaupt unter die me-
tallglänzenden Stellen zu bringen und dort zu verbreiten; da
Glycerin bekanntlich nie eintrocknet, so musste auf diese
Weise den Thieren die Feuchtigkeit und damit, wie ich hoffte,
ihr Glanz erhalten bleiben. Der Versuch glückte über alle
Erwartung. laicht nur verlor kein Thier weiter an Glanz,
sondern das eine Stück von Aspid. St. cruc. und die grösseren
Stücke von Aspid. micans, die noch nicht vollständig trocken
gewesen waren, erhielten ihren Goldglanz wieder und haben
ihn noch heute, nach 3 Monaten, in demselben Masse, ohne
dass das Glycerin erneuert worden wäre.
Ich kann deshalb dieses einfache Verfahren allen Käfer-
Sammlern empfehlen, denen daran gelegen ist, diese schönen
Thiere in ihrem ursprünglichen Kleide und Glänze zu er-
halten.
Eine neue Cavallerie
von
C. Plutx in Greifswald.
Wenn man bisher als Futterpflanzen für die Raupe von
Lycaena Argus meines Wissens nur Papilionaceen kannte, so
war es mir nicht zu verdenken, dass ich eine im Frühjahr
1864 auf Calluna vulgaris (Haidekraut) gefundene Lycaenen-
raupe für die noch unentdeckte von L. Acis hielt. Zwar
stimmte sie im Ganzen mit der von Freyer abgebildeten von
Argus, hatte aber statt des grünen Rückenstreifs einen rothen.
Ich setzte eine Pflanze von Calluna mit ihrem Ballen in einen
Blumentopf und gesellte der Lycänen-Raupe einige Raupen
von Ino pruni. Sie gedieh zu meiner Freude und befestigte
sich an einem Zweige zur Verpuppung. Leider indessen fand
ich sie bei der Heimkehr von einer Excursion zwar verpuppt,
doch auch bereits von einer Pruni-Raupe halb verspeist. Um
meinen Verlust vielleicht wieder zu ersetzen, begab ich mich
an die Fundstelle der Gemordeten und war so glücklich, dort
(am Südrande eines Kieferwäldchens) einige 40 Stück an
Sträuchern in der Nähe zahlreich vorhandener Ameisenhaufen
zu finden. Nun fiel es mir wieder ein, dass auch jene erste
Raupe bei dem Finden eine Ameise auf dem Rücken trug,
da fast alle die jetzt gefundenen in derselben Weise mit dar-
auf stehenden oder spazierenden Formiciden besetzt waren.
116
Die Ameisen schienen förmlich die Raupen gegen mich ver-
theidigen zu wollen, die Raupen selbst wurden offenbar durch
die kleinen Reiter keinesweges belästigt, oder beim Fressen
•^estört. Von den mitgenommenen Raupen war keine durch
Schmarotzer angestochen, einige hatten grüne, andre rothe
Rückenstreifen und es entwickelte sich aus ihnen L. Argus.
Greifswald, im November 1864.
Vereinsangelegenheiten.
(Schluss des S. 28 abgebrochenen Sitzungsberichtes.)
Nach dem Vortrage der Correspondenz nahm Herr Dr.
Bethe als Berichterstatter der am 25. August (vergl. Jahrg.
2.5, 1864, S. 430) ernannten Commission das Wort wie folgt:
Die Commission ist in der letzten Sitzung ernannt wor-
den, um über die zweckmässigste Art der Verwerthung der
Vereinssammlungen zu berathen und dem Vorstande in näch-
ster Session bezügliche Vorschläge zu machen. Wir theilen
die Resultate unserer Berathschlagungen hierdurch mit, er-
suchen den Vorstand, sie zu discutiren und eventuell bald zur
Ausführung zu bringen. Die Sammlungen bestehen bekannt-
lich aus der Käfersammlung des verstorbenen Dr. Schmidt,
die in zwei Spinden aufbewahrt ist, immer noch eixx& in man-
cher Bezieliung werthvolle Collection ; ferner in einer Schmet-
terlings , Neuropteren- und Dipterensammlung, von denen die
beiden letzteren eine kaum nennenswerthe Bedeutung haben.
Nach dem Ausspruche der Lepidopterologen ist auch unter
den Schmetterlingen nichts, was über das Gewöhnliche hin-
ausgeht. Diese Sammlungen sind in 3 Spinden zu ca. 24 Kä-
sten untergebracht. Ausserdem existirt ein Repositorium mit
22 und ein grosses brauchbares Spind zu 88 Kästen. Wir
schlagen vor, von dem Inhalte der letzgenannten 4 Schränke
gänzlich abzusehen und die drei ersten mit Repositorium in
einem brevi manu zu verabredenden Termine an den Meist-
bietenden zu veräussern, um den nothwendigen Raum in kür-
zester Weise zu gewinnen. Was das grosse Spind zu 88
Kästen anbetrifft, welches bisher grösstentheils noch unbenutzt
gestanden hat, so tragen wir darauf an, bei Herrn Lehrer
Büttner anfragen zu wollen, ob er geneigt sei, dasselbe zum
Unterbringen seiner grossen zerstreut und mangelhaft aufbe-
wahrten Lepidopterensammlung unter der Bedingung anzu-
117
nehmen, dass er fortan in die Function eines officiellen Bi-
bliothekars eintritt, sich wöchentlich zu einer bestimmten
Stunde in der Bibliothek aufhält, die gewünschten Bücher
austheilt, eingelieferte an Ort und Stelle bringt und für die
Weiterführung des Bücher-Catalogs Sorge trägt. — In Bezug
auf die Schmidrsche Sammlung glaubten wir weitergreifen zu
müssen mit Rücksicht auf die geringe Zahl von Coleoptero-
logen hier am Orte. Wir schlagen daher vor, in der näch-
sten Zeitung ein Angebot zu publiciren und gleichzeitig einen
Termin zum Verkauf entweder der ganzen Sammlung, oder
einzelnen Familien resp. Genera einzusetzen.
Herr Professor Hering legte zunächst ein von ihm ver-
fasstes Umlaufschreiben an die hiesigen Vorstandsmitglieder
vor, welches wie folgt lautet:
Es ist Ihnen bekannt, dass der Vorstand des entomo-
logischen Vereins im vorigen Jahr von der General -Ver-
sammlung ermächtigt worden ist, die Schmidt'sche Co-
leoptern-Sammlung, um sie vor dem Untergange zu retten,
zum Besten der Vereins -Kasse zu verkaufen. Die Ausfüh-
rung des Beschlusses dürfte nächstens bevorstehen. Nun
befindet sich in derselben ein Unicum, wowon überhaupt
bis jetzt nur in allen Museen im Ganzen 5 oder 6 Exem-
plare vorhanden sein sollen und welches einst von Dr.
Kriechbaumer hierher geschenkt ist. Unser Präses Dohrn
besitzt die Species in seiner reichen Sammlung nicht. An-
geregt durch ein nicht zu dem Vorstande gehöriges Mitglied
des Vereins, erlaube ich mir den Vorschlag:
dieses eine Stück vor dem Verkauf der Sammlung
zu entnehmen und unserm, um den Verein so ver-
dienten Präses in der Voraussetzung, ihm damit eine
Freude zu machen, in unserer nächsten Jahresver-
sammlung als ein Zeichen unserer Anerkennung seiner
Bestrebungen zum Besten des Vereins, dasselbe als
Eigenthum zu überreichen.
Falls Sie damit einverstanden sind, bitte ich, hierüber
Ihre Erklärung schriftlich zu vermerken. Die Befugniss
dazu haben wir unbestreitbar, falls die hiesigen Mitglieder
— als die Majorität des ^Vorstandes — damit einverstanden
sind. Meine Zustimmung will ich hiermit ausdrücklich er-
klären.
Hering.
Stettin, den 23. October 1864.
Einverstanden: Behm. Einverstanden: Gillet V. lllontmore.
Einverstanden: HeSS. Einverstanden: ffliller.
Einverstanden: A- G- C. Liocke. Desgleichen: PitSCh.
118
Der unterzeichnete Präses dankte den Herren Vorstands-
mitgliedern für dies in hohem Grade seine Bestrebungen ehrende
Anerkennlniss und nahm das werthvolle Geschenk unter der
Voraussetzung an, dass der Geber desselben, Herr Dr. Kricch-
baumer in Münclien, dagegen keinen Einsprucli thun werde*).
Demnächst wurden die Vorschläge der Commission zur
Discussion gestellt und nach kurzer Debatte einhellig ange-
nommen, nachdem sich Herr Lehrer Büttner mit dem Vor-
schlage einverstanden erklärt hatte, gegen Abtretung des
grossen Schrankes mit den 88 Kästen die Function eines
Vereins- Bibliothekars in der oben angedeuteten Weise über-
nehmeu zu wollen. Es wurde zur Licitation der andern drei
Schränke und des Repositoriums sammt Kästen und Inhalt
ein kurzer Termin verabredet und dem Präses als Redacteur
der Zeitung der Auftrag ertheilt, wegen des Schrankes mit
der Dr. Schmidt'schen Sammlung das Erforderliche bekannt
zu machen.
Die Vereins-Aemter wurden den bisher damit Betrauten
einstimmig wieder übertragen.
Das Verzeichniss der in heutiger Sitzung in den Verein
aufgenommenen Mitglieder findet sich S. 21 bereits gedruckt.
Ein gemeinsames heitres Mahl beschloss die Stiftungsfeier.
Dem am folgenden Tage zu einer naturhistorischen Explora-
tion der Inseln d. Cap Verde abreisenden Dr. Heinrich Dohrn
wurde von den Anwesenden eine reiche Ausbeute und glück-
liche Heimkehr gewünscht. Fiat Iside favente!
Dr. C. A. Dohrn.
*) Herr Dr. Kriechbaum er hat auf meine dahin gerichtete
Anfrage sich mit der Transferirung des Typus der von ihm im neun-
ten Jahrgange (1848) beschriebenen, im 15. Jahrg. (1854) abgebildeten
Osphya aeneipennis aus der Vereinssammlung in die meinige durch
ein freundliches Schreiben vom 24. November 1864 vollkommen ein-
verstanden erklärt. Desgleichen bei dieser Gelegenheit Herr Prof.
Dr. von Siebold als auswärtiges Mitglied des Vereinsvorstandes.
C. A. D.
Zwei Notizen.
A. Für Hemipterologeo.
Herr Dr. Gustav Mayr in Wien nahm meine Vermittlung
in Anspruch, ob ich ihm nicht Auskunft verschaffen könne,
welchen Zusammenhang es mit den Gattungen Dictyotus
polystictica und Rhopalimorpha habe. Beide werden
von Dallas in seiner List, of Hemipt. Insects P. I p. 141 und
p. 293 mit dem Beisätze aufgeführt: „White Zool. Ereb. &
119
Terror." Von diesem Werke sei aber nur der erste Theil
erschienen, der Käfer, einige Ortiioptera, aber keine Hemip-
tera enthalte.
Herr Dallas hat über diese Frage meinem Freunde Stain-
ton folgendes mitgetheilt:
„Bei dem Aufnehmen der Dictjotus und Rhophali-
morpha in meine List of Hemipt. waren mir von Wiiite
Correcturbogen der Fortsetzung von Zool. Ereb. &
Terror mitgetheilt, die ich benutzt habe. Indessen
ist der zweite Band niemals erschienen. "•'
B. Für Coleopterologen.
Den Freunden der Borkenkäfer, namentlich denjenigen
Herren, welche (theilweise auf meine Veranlassung) Herrn
Dr. Chapuis in Verviers mit Material zu seiner Monographie
der Xjlophagen unterstützt haben, kann ich aus zuverlässiger
Quelle anzeigen, dass die erste Abtheilung dieser Arbeit be-
endet und der Societe Royale des Sciences in Liege einge-
reicht ist, welche in der Sitzung vom 28. Nov. den Druck der
Monographie beschlossen hat. Die erste Abtheilung enthält
die Platypiden und ist mit sehr vielen Abbildungen ausge-
stattet.
Von der Ausdehnung der Arbeit und der Mühe, welche
Dr. Chapuis darauf verwendet hat, wird es einen Begriff ge-
ben, wenn angeführt wird, dass bis daher etwa 15 Arten
Piatypus beschrieben waren und dass die neue Monographie
deren gegen 200 enthält. Da aber die meisten Arten sich
durch starkes Divergiren der Geschlechter auszeichnen, so
waren gegen 300 Beschreibungen erforderlich. Es ist erlaubt,
aus der trefflichen Monographie der Elateiiden vonDr. Can-
deze auf eine ebenso ausgezeichnete Arbeit des Dr. Cha puls
einen günstigen Schluss zu ziehen, da beide Herren ihre ento-
mologische Bildung dem Meister Lacordaire verdanken.
C. A. Dohrn.
Intelligenz.
gC^ Für Käferlietliaber, Ifaturalien-
liäiidler u. s. w.
Die ehemals dem Dr. Schmidt, Gründer des Vereins,
jetzt dem Vereine gehörige Käfersammlung soll verkauft wer-
den. Sie ist enthalten in zwei Schränken mit 172 Kästen,
die mit Glasdeckeln und Leisten vei'seiien sind.
120
Wenngleich es leider in hohem Grade zu bedauern ist,
dafs durch das mehrfache Wechseln des Vereinslocals, Miss-
griffe und Lässigkeiten der Conservation gerade diejenigen
Gruppen in der Sammlung am schlechtesten vertreten sind,
oder ganz fehlen, mit welchen i^ich Dr. Schmidt eingehend
beschäftigt hatte, so bleibt doch noch ein Bestand, welcher
in vielfacher Beziehung interessant ist.
Nachdem also vorweg bemerkt ist, dass die Gattungen Co-
lon, Helops, Anthicus, Mordella, Anaspis ganz oder theilweif-e
fehlen, dass die Gattung Aphodius mangelhaft und die G.
Meloe durch Anthrenenfrass beschädigt ist, mögen noch fol-
o^ende Angaben zur ungefähren Schätzung des Vorhandenen
dienen: (g. bedeutet gut erhalten, m. g. meist gut erhalten).
Carabicinen 772 Species g., Hydrocanth. 219 g., Staphyl.
474 g., Dermest., Anisot., Hister., Silph., Claviger, Scydmaen.
507 m. g., Scarabaeid. 360 m. g., Bupre.st,, Eucnem., Elat.
236 g., Cebrio., DascilL, Lampyr., Teleph., Malach. 289 g.,
Pimel., Tenebr. 237 g. Die übrigen Heteromeren, die Bos-
trych. und Coccinell. 366 m. g., Cerambyc. 237 g., Curcul.
740 g., Chrysomel. 420 g. Im Ganzen 4893 Arten in unge-
fähr 20,000 Exemplaren.
Da Stettin an der Eisenbahn und zugleich am schiffbaren
Strome Hegt, so lässt sich für einen guten Transport nach
auswärts unschwer sorgen. Liebhaber werden ersucht, sich zur
Besichtigung zu melden und ihre Gebote mündlich oder schrift-
lich abzugeben. In der Vereinssitzung im Monat März
1865 wird der Vorstand darüber entscheiden, ob von den
inzwischen eingegangenen Geboten eins zu acceptiren, oder
ob ein Termin zum Licitiren der einzelnen Familien anzusetzen
ist. Bei einigermassen billigem Angebote würde der Verkauf
im Ganzen vorgezogen werden.
Stettin, im November 1864.
Im Auftrage des Vorstandes des Vereins
Dr. C A« Uolirn^
Präsident.
Inhalt :
Neujahrs -Scabiose. Mitglieder- Verz. Stiftungsfeier. Zeller:
Meseritzer Falter. Speyer: Literatur (Werneburg). Vollen hoven:
idem. Dohrn: Tryponaeus. Bemb. Eques. Philippi: Acanth.
vald. Bacteria unifol. Bethe: Xanthol. linearis, longiventr. H. Dohrn:
Dermapt. (Schluss). v. lleyden: Fragmente (Forts.) Weymer:
Paclmob. leucogr. Bemerkungen über Lepidopt. Morsbach: Me-
tallglanz der Cassiden. Plötz: neue Cavallerie. Vereinsangelegen-
heiten. Dohrn: 2 Notizen. Intelligenz.
Eiitoiiiologi^ehe Zeitung*
herausgegeben
von dem
entomologischen Vereine zn Steltln.
Redaction* ^^ Commission bei den Buchliandl.
„ , ^ , ' V. E.S.Mittlerin Berlin u. Fr. Fleischer
C. A. Dohrn, ^'cl■eins-Präsident. Jq Leipzig.
IVo. 4—6. 26. Jahrgang. Aprü— Juili 1865.
Vereinsangelegenheiten.
In der Sitzung am 12. Januar wurde es zunächst dem
Unterzeichneten bemerklich gemacht, dass unter den am
6. November in den Verein aufgenommenen Mitgliedern der
Name des Herrn
Dr. med, Schönn in Stettin
nicht aufgeführt sei.
Ferner wurden in der heutigen Sitzung als Mitglieder
aufgenommen:
Herr von Mülverstedt auf Beischwitz bei Rosen-
berg (West-Preussen).
Th. He den US, Apotheker in Hamburg.
R e i 1 1 e r i , Oekonom in Altstadt (östr. Schlesien.)
Aus einem Briefe des Herrn Snellen van VoUenhoven in
Leyden wurde mitgetheilt, dass er jetzt mit einer Arbeit über
die Niederländisch -Indischen Pieriden beschäftigt ist. Die
Zahl der ihm bekannten beläuft sich auf ungefähr lOG, von
denen 25 noch unbeschrieben sind.
Herr Schulrath Dr. Suflfrian ist mit seiner Bearbeitung
der südamerikanischen Cryptocephalen soweit vorgesehritten,
dass der Druck des sechzehnten Bandes der Linnaea in An-
griff genommen werden kann.
Auf Vorschlag und Empfehlung des Herrn Dr. Staudinger
und mehrerer Herren Vorstandsmitglieder wurde der erste
Band des Werkes von Milliere über neue Schmetterlinge und
Raupen für die Vereinsbibliothek gekauft.
Ein Antrag auf Veränderung des bisherigen Vertrieb-
Modus der Zeitung wurde nach längerer Discussion wieder
zurückgezogen.
9
122
Vom Herrn Vereins-Rendanten wurde Rechnung über das
verflossene Jahr gelegt und demselben Decharge ertheilt.
Dr. Heinrich Dohrn hat zwischen Teneriffa und den Cap
Verde-Inseln das europäisclie Postboot gekreuzt und dadurch
Gelegenheit gefunden, Nachricht zu geben. Der überaus hef-
tige Sturm , den er in der Bai von Biscaya glücklich über-
standen, war Schuld, dass das Dampfboot erst einen Tag
später, als berechnet, nach Lisboa kam. Auch hier wurde
ein Tag mehr gebraucht, weil die Kohlen nicht wie gewöhn-
lich von den im Hafen stationirten Kohlenschiffen übernommen
werden konnten, die fast alle bei dem Sturme untergegangen
oder schwer beschädigt waren. Dagegen war das Wetter
von Lisboa ab günstig gewesen, und alle Reize einer tropi-
schen Seefahrt, das Meer bei Tage im herrliclisten Lapis
lazuli Blau, bei Nacht mit brillanter Phos])horescenz, Tene-
riffa's malerische Küste, der Pico mit leuchtenden Schnee-
feldern, alles hatte seine Erwartungen befriedigt und über-
troffen. Er hoffte, am 24. December wohlbehalten in S. Vi-
cente einzutreffen. Nach einer von Herrn Vernon Wollaston
eingesandten Notiz haben die seit einigen Jahren auf den Cap
Verde-Inseln ausgebliebenen periodischen Regen sich gegen
Ende 18B4 in reichem Masse eingestellt, und es ist demnach
auf eine besonders reiche Vegetation, wahrscheinlich also auf
eine begünstigte Entwicklung der Fauna zu rechnen.
Dr. C. A. Dohrn.
Kassen- Abschhi SS pro 1864.
Einnahm e.
An Kassen-Bestand v. v. J. 30 Thlr. 25 Sgr. 1 Pf.
- Zeitungen, Kataloge etc. 254 - — - —
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einslokal 100 - — - —
729 Thlr. 1 Sgr. 3 Pf.
Ka.-sen-Bcstand • . • 28 Thlr. 18 Sgr. 6 Pf.
123
Beitrag zur Fauna des Corcovado
von
O. V. Prittwitz in Brieg.
Benutzte Litei*atur.
1. Lepidopteres de la Californie par le docteur J. A.
Boisduval, separatum. Paris 1852.
2. Faune de rOcean paeifique I. Paris 1832. Mit Atlas.
3. Histoire generale et iconographie des Lepidopteres et
des chenilles de l'Amerique septentrioiiale. Paris 1833,
4. Faune entomologique de Madagascar, Bourbon et
Maurice. Paris 1833.
5. Histoire naturelle des insectes species general des
Lepidopteres T. L Paris 1836.
6. Essai sur une monographie des Zygenides etc. Paris
1829. Sämmtlich von Boisduval.
7. Catalogue sj^stematique des Lepidopteres de TAnda-
lousie par Rambur. Paris 1858.
8. Oken's Isis Jahrgänge von 1839 bis 1848.
9. Die entom. Zeitung des Stettiner Vereins.
10. Die Wiener entom. Monatschrift von Lederer.
11. Wagner's Reisen in Algier. Abth. IH.
12. Die Insecten der Kotzebue'schen Reisen von Eseh-
scholtz. Weimar 1821.
13. Systematische Beschreibung der europäischen Schmet-
terlinge von Meigen. Aachen und Leipzig 1829.
14. List of specimens of Lepidopterous insects in the col-
lection of the british Museum by George Robert Gray F. L.
S. London 1856. Part. 1 bis 24.
15. Papillons exotiques des trois parties du Monde par
Gramer. Amsterdam 1779 mit Supplement von Stoll.
16. Enumeratio corporum animalium musei imperialis
aeademiae scientiarum Petropolitanae I, IL 1855, 1857 von
Menetries.
17. Suites ä Buffon von Guenee. Noctuelites 3. Vol.
Deltoides et Pyr. 1. Vol. Uranites et Phalenites. 2. Vol.
18. Encyclopedie d'histoire naturelle par Chenu I. u. II.
Paris.
19. Die Lepidopt. der von Hügerschen Reisfe von Kollar.
20. Drury Illustrations etc. (Nur Band I.) alte Ausgabe
Bd. 2 und 3 von Westwood.
21. Entomographie de la Russie tome V. Lepidopteres
de la Russie von Eversmann und Fischer von Waldheimi 'i I
9"
124
22. Histoire naturelle des Lepidopteres les plus rares
de G6orgie von Smith und Abbot. London 1797. 2 Vol.
23. Ausserdem die gewöhnliche Literatur für die euro-
päische Fauna.
24. Die geographische Verbreitung der europäischen
Schmetterlinge in andern Welttheilen von Gabriel Koch.
Leipzig 1854.
25. Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de
Moscou Annee 1851.
Fauna Tauro-Caucasica von Nordmann.
26. Zeuzera Redtenbacheri von Hammerschmidt separa-
tum. Wien 1847.
27. Beiträge zur Schmetterlingsfauna von Nord China
von Bremer und Grey. Petersburg 1853.
28. The natural history of Oiketicus etc. London 1826
by Landsdown Guilding (separatum).
29. Charles Darwin's naturwissenschaftliche Reisen, über-
setzt von Dieffenbach. Braunschweig 1844.
30. Anderson's Reisen in Südafrica. Leipzig, Costenoble
1858.
31. Horsfield-Moore Catalogue of the Lepidopterous in-
sects in the Museum of the hon. East-India Company vol.
L und IL
* 32. Annulosa Javanica von Mac Leay. London 1825.
* 33. Speyer, Verbreitung der deutschen Schmetterlinge.
Theil L
34. Kollar und Redtenbacher, Fauna von Süd-Persien.
35. Fauna lepidopterologica Volgo-uralensis von Evers-
mann. Casan 1844.
36. Notice of a Sackbearing bombyx found by Mr. Bates
near Santarem in the Amazons by Edwaid Newman 3. April
1854.
37. Descriptive Catalogue of the North American Insects
belonging to Ihe Linnean Genus Sphinx in the Cabinet ol'
Thaddaeus William Harris.
* 38, Monographie der africanischen Satuinideu von
Westwood. 1841».
* 39. Monographie der Neptis- und Athyma- Arten Asiens
von Moore. 1858.
* 40. Monographie des genus Adolias von demselben.
1857.
* 41. The Cabinet of Oriental entomology. Von J. O.
Westwood. London 1848.
42. Men6tri6s Fauna des Amurlandes.
^ 43. Annales de la societe enlomologique de .France
(inclusive Jahrgang 1860).
125
44. Poeppig Reisen in Chile und Peru.
45. Klug, die Lei^idopteren- Gattung Synemon. Berlin
1848.
46. Burmeister, Brasiliens Sphingiden. Halle 1856.
47. Douovan:
"■•' a. Epitome of tlie natural history of the insects
of China.
'* b. dito of India.
c. dito of Asia, New Holland, New Zealand etc.
48. Dalman — analeeta entomologica (ohne Tafeln).
'"' 49. Doubleday and Hewitson genera of diurnal Le-
pidoptera.
50. Godart Encyelopedie methodique tome 9.
■"" 51. Hübner's Exoten sammt Zuträgen.
* 52. Kirby fauna boreali americana.
53. M6netri6s — brasilische Falter.
* 54. Palisot de Beauvais — insectes recueillis en
Afrique et en Amerique. Paris 1805 fol.
55. Klug et Hopfer. Neue Schmetterlinge. 2 Hefte.
56. Hewitson exotic butterflies Bd. IL (bis zu Ende).
■^ 57. Sepp Surinaam'&che Vlinder's naar het leven ge-
teeknet (152 Taf.)
* 58. Spix et Martins. Delectus etc. ed. Perty.
■■' 59. Guerin — partie entomol. du voyage de Duperrey.
"'•'■ 60. Voyage dans T Amerique meridionale etc. par Al-
cide d'Orbigny, tome 6, 2 partie insectes. Paris 1837 — 1843
par Blanchard.
■"' 61. Magazin de Zoologie par Guerin Meneville.
* 62. Drury (auch Band 2 und 3) edid. Westwood.
63. Hewitson, Catalog der Lycaeniden part. 1. Eumaeus
— Amblypodia.
64. Delessert souvenir d'un voyage dans Tlnde. Insec-
tes par Guerin.
65. Verloren — die Cramer'schen Arten.
66. Histoire naturelle des Lepidopteres par Luca.«.
Ueber die Lebensweise und die Sitten nicht europäischer
Falter gelangt nur selten eine Nachricht zu uns.
Ich betrachte es daher als einen besonders glücklichen
Zufall, dass ein in Rio Janeiro angesessener Deutscher, mit
dem ich befreundet bin, mir dort nicht nur eine Anzahl Falter
gesammelt, sondern mir gleichzeitig eine Menge Notizen über
ihre Lebensweise mitgetheilt hat. Vortheilhaft für die Ge-
nauigkeit der Beobachtung war es, dass mein Freund schon
hier sich mit Lepidopterologie beschäftigt halte, und besonders
nützlich, dass er auf meinen Wunsch sich zumeist den klei-
neren Arten zuwendete, die ilires geringeren Glanzes wegen
90 offc neben den Prachtstücken des Südens zu kurz kommen.
Die gesammelten Falter, 4 bis 500 an der Zahl, erhielt
ich im Jahre 1858. Im Herbst 1861 war mein Freund bei
mir und nach seinen Erinnerungen schrieb ich bei Durchsicht
meiner Sammlung Alles das nieder, was er über die einzelnen
Arten und ihr Treiben mir zu sagen wusste.
Wenn die Heteroceren bei dieser faunistisclien Skizze in
verhältnissmässig auffällig geringer Zahl erscheinen, so hat
dies seinen Grund darin, dass mein Freund den abendlicl)en
Fang nicht betreiben konnte, nicht aber in der geringen An-
zahl der Arten, wie er ausdrücklich bemerkte.
Alle aufgezählten Arten sind am Fusse des Oorcovado
und des Tlieresienberges gesammelt.
Ueber beide Localitäten lasse ich zunächst Gardner's
Bemerkungen folgen, da ich die Fangplätze aus eigener An-
schauung nicht kenne.
Er sagt etwa Folgendes über den Corcovado und seine
Umgebung:
„Ein Weg längs des grossen Aquaeducts ist für die Natur-
„forscher, welche Rio besuchten, stets eine Lieblingswonde-
„rung gewesen, und es giebt auch wirklich keinen zweiten
„bei der Stadt, der so fruchtbar an Insecten und PHanzen wäre.
„Wald bekleidet die Abhänge des Corcovado, und um
„ihn zu erreichen, passirt man das Laranjeira-Thal. Im Thal
„stehen einige grosse Bäume des dornstämmigen Bombax.
„Ebenda findet sich der Inquitaba (Couratari legalis
„Martins.)
„Weiter hinauf stehen seltene Dorstenien und Farren,
„namentlich Trichopterix excelsa.
„Der üppige schM'arze Boden, der sich seit Jahrhunderten
„in den breiten Schluchten aus dem abgefallenen Laube u. s. w.
„gebildet hat, ist mit krautartigen Farren, mit Dorstenien,
„Helioconien, Begonien und anderen Pflanzen bedeckt.
„Der Corcovado selbst bietet dem Botaniker eine reiche
„Ausbeute dar. Man ersteigt ihn auf der Nordwestseite und
„obgleich der Weg stellenweise etwas steil ist, so kann man
„ihn doch zu Pferde zurücklegen. Einige Bäume auf den un-
„tcrn Theilen sind von bedeutender Höhe.
„Das dichte Unterholz besteht aus Palmen, Melastomaceen,
„Baumfarrn, Crotonarten u. s, w. und in diese mischen sicli
„viele krautartige Farrn, Dorstenien, Heliconien und an offe-
„nen Stellen einige grosse Gräser.
„Nach dem Gipfel hinauf sind die Bäume bedeutend klei-
„ner. Zum Croton-Geschlecht gehörige Gewächse, sowie auch
„eine kleine Art des Bambus giebt es in Ueberflus;^. Der
127
„Gipfel selbst ist eine Masse sehr grob geäderten Granits. In
„den Spalten der Steine wachsen einige kleine Arten von
„Orchideen und eine schöne knollige , scharlachblumige Ges-
„neria.
„Die Temperatur auf dieser Höhe ist so bedeutend ge-
„mässigt, dass man sich einbilden könnte, man sei plötzlich
„unter eine höhere Breite versetzt''")."
(Reisen im Innern Brasiliens, gem. von Georg Gardner.
Uebersetzt von Lindau. Leipzig 1848 S. 27, 28, 32.)
■•') Ich halte mich für berechtigt, aus eigner Wahrneh-
mung diese Skizze noch durch einzelne Data zu vervollstän-
digen, wenngleich es jetzt bereits ein Mensehenalter her ist,
dass ich den Corcovado betreten habe (1835 und 1836). Ein-
mal vermisse ich unter den aufgeführten Baum- und Strauch-
Namen Lasiandra und Ca&sia, welche mir damals von dem
Botaniker Dr. Riedel genannt wurden, und deren Prachtblüten
mir um so unvergesslicher geblieben sind, als der Stamm der
Lasiandra ungel'äiir die Höhe eines hochstämmigen Obstbaumes
erreicht und über und über mit grossen violetten Blüten ge-
schmückt war, wogegen die kleinere Cassia mit ihren zier-
lichen dichtgedrängten Blümchen in dem Glänze der tropi-
schen Sonne das Auge durch goldigen Schimmer fast blendete.
Ferner ist es jedenfalls entomologisch wichtig zu bemerken,
dass der Gipfel des Corcovado ungefähr 2000 Fuss über der
Meereslläche liegt, und im Bezirke eines Umkreises von eini-
gen deutschen Meilen der höchste Punkt ist. Nach meinen
eignen Wahrnehmungen, welche mir mehrfach von andern
Entomophilen bestätigt worden sind , lieben es die meisten
geflügelten Entoma, sich nach den hohen, einzeln vorragenden
Spitzen zu begeben — und bei dem Corcovado werden sie
um so mehr angezogen, als er fast bis zum unbewachsnen
Gipfel-Plateau mit so reicher und mannigfaltiger Vegetation
seziert ist. Fand ich doch z. B. selbst bei den aufdemMorro
de Babilonia, dem Telegraphenberge, dienstlich stationirten
Negern eine nicht unbedeutende Ausbeute von manchen, durch
Grösse und bunte Farben ausgezeichneten Käfern, welche diese
an den Platz durch ihren Dienst gefesselten Neger aus Lange-
weile gegriffen hatten, ungeachtet der Morro ein kahler Berg
von vielleicht nur 1200 Fuss ist.
Nebenher darf ich wohl noch den Umstand accentuiren,
dass es selbst für einen weit gereisten und in landschaftlichen
Schönheiten wohlbewanderten Reisenden ein überwältigender
Anblick ist, Menü er den sanft ansteigenden und durch den
schattigen Wald führenden Weg auf den Corcovado gemacht
hat und nun auf das freie Plateau heraustritt. Dies ist, mit
I2K
Zu diesem Bilde bemerke ich nur nöcli, dass der Corco-
vado, soviel ich weiss, nichts an Faltern beherbergt, was als
alpin oder auch nur als subalpin gelten könnte.
Nach Gardner's Beobachtungen ist die ganze Umgegend
von Rio ausschliesslich granitisch.
Alles Gestein liegt dort schichtenweise und ist nach ihm
sogenannter Gneissgranit. Unter einer dünnen Humusschicht
liegt überall ein rothfarbiger Thon, der nass sehr zähe und
oft 30 bis 40 Fuss mächtig ist. Er enthält Geschiebe von
gerundetem und eckigem Gneissgrunit und Quarzstücken nebst
Zwischenschichten von Kies und Sand. Die mittlere Tempe-
Ausnahme der Nordwestseite, von welcher man herkommt,
völlig steil ringsum al)geschnittcn und gestattet dem schwin-
delfreien Auge zunächst Blicke in das zu Füssen liegende
Laranjeirathal, den botanischen Garten, die Landhäuser von
Botafogo, weiterhin grosse Stücke der Stadt Rio, die umfang-
reiche, mit Inseln und Inselchen geschmückte Bucht, welche
Avegen ihrer engen Mündung bei dem Pao d'Assucar (Zucker-
hut, Granitkegel von 1500 F.) von den ersten Entdeckern
für einen grossen Fluss gehalten und deshalb Rio de Janeiro
getauft wurde, ein durch spätem Gebrauch auf die ursprüng-
lich St. Sebastiao genannte Stadt übertragner Name. Neben
dem malerischen Pao d'Assucar scliliesst den Horizont im
Osten und Süden der Ocean ab, Avährend die Höhenzüge des
Orgel- und Stern-Gebirges (Serra das Estrelhas e dos Orgaes)
die mit Palmen und Bananen ausreichend tropisch charakte-
risirte Landseite einrahmen. Von der unvergleichlichen Rein-
heit und dem Silbertransparent der Atmosphäre kann man
keine Beschreibung geben. Wer in Italien oder Spanien
schöne Tage getroffen und auf diese Dinge merken gelernt
hat, wird mich ausreichend verstehen.
I Es ist kein verächtlicher Zuwachs zu solchem Paradies
von Landschaft, wenn sich darin die prahlenden Papilionen
Thoas und Polydamas wie Adler fast ohne bemerkbares Flü-
gelregen wiegen und wenn Curculio (Entimus) imperialis seine
Diamantflügel glitzern lässt. Aber auch A^enn die Sonne am
westlichen Horizonte verscliwunden und wenn bei dem Mangel
an Dämmerung alle diese gepriesenen Schönheiten dem Schleier
der Nacht anheim gefallen sind, haben die Wunder des Cor-
covado noch kein Ende. Gegen das unerschöpflich sprühende
Feuerwerk der Lampyriden und Pjrophoren, namentlich am
iiixnde der Gehölze, auf offenen Stellen im Walde und über
den zahlreichen Akazienhecken müssen sich die europäischen
Pyrotecliniker besclieiden zurückziehen.
C. A. Dohrn.
129
ratur giebt Gardner auf 72" (Fahrenlieit) an. Was nun die
einzelnen, auf diesem Terrain gesammeilen Arten betritlt, so
sind es folgende:
Papilio. — Thoas.
Drury I, XXII fig. 1, 2. Boisduval et Leconte PI. 12, 13.
Boisduval species gen. No. 197 S. 355. Herbst 40, 3. 4.
Cram. 167 A., B. M6netries No. 3. Gray S. 39 No. 196.
Diese Art fliegt überall, ganz mit den Sitten unseres
Machaon auf den Wiesen und setzt sich mit Vorliebe auf die
niederen Blumen; 4 Stücke, welche ich erhielt, gehören sämmt-
lich zur Grundart, nicht zu Cresphontes, Gramer oder zu Pa-
pilio Cinyras Men6tries (Catalog pl. VII fig. 3 S. 101), ob-
gleich dieser Letzte auch aus Brasilien stammt, und zeigen
unter sich keinerlei der Rede werthe Abweichungen.
Nach Boisduval's Bemerkungen (Fauna von Nordamerika
S. 54) lebt die Raupe an Citrusarten, an denen sie nicht sel-
ten verheerend auftritt.
Polydamas.
Drury I, 17 fig. 1—2. Boisduval et Leconte pl. 15, Gray
299. Gramer 211. D. E. Herbst 10, 6. 7. Lucas 17, 2.
Boisduval species gener. No. 162 S. 321.
Fliegt mit ganz gleichen Sitten häufig an denselben Stel-
len und hält sich ebenfalls fast immer auf der Erde und den
niedern Blumen auf.
Ich erliielt zwei sehr schöne Exemplare, welche genau
mit dem Boisd.-Leconte'schen Bilde zusammengehen, so dass
die Art im Süden und Norden nicht zu variiren scheint.
Die Raupe soll nach Boisduval an Arislolochien leben.
Dolicaon.
Herbst Tab. 42 fig. 3—4. Boisduval spec. gener. No. 158
S. 847. Gramer 17. G. D. Gray 176. Ghenu Tab. 9 fig. 2.
Die hellgelbe grosse Grundart ist um den Gorcovado
keine Seltenheit.
Der Falter fliegt indess hoch und rasch und lässt sich
fast nur am Rande von Pfützen nieder.
Ich erhielt nur ein (^, welches mein Freund auf einer
nast-en Stelle des Fahrweges unmittelbar vor seinem Hause
erbeutete.
Tros.
Boisduval spec. general No. 138 S. 304.
Flog lebhaft in einem kleinen Thale nahe der Waeser-
leitung. Ich erhielt nur ein Stück.
130
Trojanus.
Boisduval sjjec. general 31 No. 104.
Proteus.
Boisduval spec. general 297. Gray 233.
Agavus.
Boisduval spec, general 307. Gray 217. Lucas 4, 1.
Flogen nicht selten an derselben Stelle und erliielt ich
von jeder Art ein Stück.
Torquatus.
Herbst Tab. 45 fig. 5 — 6. Boisduval spec. gen. S. 367.
Gray 164. Gramer 177 A. B. Chenu pl. 6 lig. "l ,
Diese Art war in allen Büschen um den Corcovado häufig.
Sie flog hoch und rasch und liess sich nur auf die Blätter
von Bäumen und Sträuchern nieder.
Mein Freund theilte mir 5 Stücke mit, welchen allen die
rothe Punktreihe auf der Oberseite der Hinterflügel fehlt.
Von dieser Fleckenreihe sagt Boisduval:
Les secondes ailes oflVent une serie marginale de hi-
nules d'un jaune d'ocre separes de la bände commune
par 5 au 6 points d'un rouge carmin souvent peu dis-
tincts sans compter le croissant anal.
Diese Flecken scheinen, da sie bei meinen Stücken feh-
len, bei vielen Exemplaren nicht blos undeutlich yai sein, son-
dern ganz zu verschwinden.
Eine Art des in neuester Zeit so vielfach vermehrten
Genus Parnassius scheint um den Corcovado nicht zu fliegen.
Pieris. — Pylotis.
Geier 961, 962 sehr treu. Boisduval spec. gen. pag. 530
No. 135.
Von dieser Art erhielt ich einen sehr wohl erhaltenen S'-
Mein Freund bemerkte, dass sie ganz mit den Sitten unserer
Brassicae die Gärten bevölkert.
Pyrrha.
Boisduval spec. gener. p. 440 No. 4. Chenu pl. 17 fig. 1.
2 ,S. Sie fiiegt mit gleichen Sitten sehr gemein, doeli
scheint das ^ selten zu sein.
Ilaire.
Boisduval spec. gen. S. 491 No. 8 ,^V. Chenu pl. 10 fig. 3.
131
Unter den mir mitgetlieilten, am Coicovado gefangenen
Pieriden befand sich eine spitzHügliche dunkelgerandete Art,
welche ich Anfangs für Dtusilla Herbst Tab. 89 tig. 5 hielt;
mein Exemplar war nur ein wenig miUter in der Farbe als
das Herbst'fcche Bild.
Die Beschreibung von Drusilla ßoisduval No. 80 stimmte
indess nicht recht mit meinem Falter.
Dabei befand sich ein ganz ähnliches Tliier, aber ohne
schwarzen Rand, welches entschieden weder zu Drusilla Herbst,
noch zu Drusilla Boisduval gehörte, wenn man Letztere auch
als nicht identisch mit Drusilla Herbst ansehen wollte.
Nach sorgfältiger Vergleichung bin ich geneigt, die bei-
den Falter für Ilaire (^ und $ zu halten; da tie indess mit
Boisduval's Ilaire nicht in allen Punkten übereinkommen , so
gebe ich ihre Beschreibung.
,^ 2y^ Zoll Flugweite. Vorderflügel am Aussenwinkel
stark zugespitzt. Fühler schwarz, Kolben unten ganz, oben
nur an der Spitze weiss.
Kopf unten dicht weisshaarig, zwischen den weissen Haa-
ren stehen einige schwärzliche Härchen.
Thorax und Leib dünn, weiss behaart, Leib unten weiss-
schuppig, Schenkel weiss, Füsse grau. Oberseite aller 4 Flü-
gel rein weiss, ohne jede Zeichnung.
Costale dunkelgrau bestaubt. Vorderrand schmal scliMärz-
lich umzogen. Diese Farbe zieht sich in den Franzen bis fast
zum dritten Ast der Medianader (von oben gezälilt). In der
Spitze ist der Aussenrand grau bestäubt. Diese Bestäubung
endet am untersten Ast der Subcostale und ist von den Adern
weiss durchschnitten. Unterseite rein weiss, Costale der Vor-
derflügel sehr wenig grau bestäubt. Am Vorderrande nahe
der Basis der Hinterflügel steht ein safrangelber Wisch. Das
Exemplar ist frisch und sehr gut gehalten.
Von BoisäuvaPs Beschreibung weicht es in folgenden
Punkten ab:
1. Auf der Oberseite der Hinterflügel fehlt die schwarze
Linie, welche die Franzen vom Flügelrande trennen
soll.
Da indess Boisduval selbst sagt, dieser Strich sei
bald mehr, bald- weniger sichtbar, to scheint mir sein
Fehlen nicht erheblich.
Diese Ansicht bestätigt nach meiner Meinung auch
die Boisduval'sche Schlussbemerkung, dass die ,^ aus
Brasilien m enig Schwarz an der Fiügelspitze haben.
Es scheint bei ihnen überhaupt das Schwarz zu ver-
schwinden und es liegt nahe, dass der fllet noirätre
moins visible wohl auch ganz unsichtbar werden kann,
132
2. Bei meinem Exemplar i«t weder die Unterseite der
Hintcrflügel, noch die Spitze der Vorderflügel schwach
graulich gewässert. Allein auch dieses scheint mir
niclit erheblich. Dass die Hinterfliigel unten ein wenig
in's Gelbliche ziehen und die Vorderflügelspitze rein
weiss ist, trennt meinen Falter wohl auch nicht von
Ilaire Boisduval.
2 Ein wenig grösser als der ,5^, Flügel etwas mehr ge-
rundet. Untergesicht und Palpen weisshaarig. Fühler M'ie
beim c^. Behaarung des Leibes und der Thorax viel dünner,
so dass beide dunkler als beim <^ erscheinen. Unterseite des
Abdomen vi'eissschuppig. Costale und Basis der Vorderflügel
graustaubig. Aussenrand schAvarzgrau, nach Innen buchtig,
an der Spitze am breitesten, am Innenrand am schmälsten.
Hinterflügel mit schwarzgrauem Aussenrande. Der Rand be-
steht aus mehreren getrennten Flecken, deren grösster zwi-
schen den beiden Aesten der Subcostale liegt.
Auf der Unterseite, welche der Oberseite gleicht, schim-
mern die grauen Ränder kaum sichtbar durch.
Auf den Oberflügeln stehen am Aussenrande zwischen
den vier Aesten der Medianrippe zwei schwarzgraue Flecken
über einander, ganz wie bei dem Herbst'schen Bilde von
Drusilla ,^. Der obere und grössere ist gestreckt elliptisch,
der kleinere fast rund und steht ganz nahe am Rande.
Basis der Vorder- und Hinterflügel safranfarben.
Man sieht, dass diese Beschreibung bis auf das etwas
lebhaftere Colorit mit dem Herbst'schen Bilde von Drusilla ,^
übereinkommt.
Von der Boisduvarsohen Beschreibung weicht mein Falter
in folgenden Punkten ab:
1. Mein $ ist etwas grösser, nicht kleiner als der ,^.
2. Die Hinterflügel sind oben gelblich weiss, nicht ocher-
gelb.
Da indess Boisduval auch hier selbst sagt, dass die $
aus Brasilien weniger gelbe Hinterflügel haben als die übrigen,
so möchte mein Exemplar doch wohl zu Ilaire $ gehören.
Die beiden grauen Flecken auf der Unterseite der Vorder-
flügel erwähnt Boisduval nicht.
Diese Abweichung scheint mir indess zu unbedeutend,
um meine Stücke von Ilaire zu sondern.
Die Falter flogen auf einer Wiese nicht selten mit den
Sitten unserer Brassicae. Das o scheint mir Hübner in den
Exoten als Margarita abgebildet zu haben. Fig. 3 der Tafel
hat mit dem $ meiner Art Iteine Aehnlichkeit. Sehr genau
stimmt dagegen mein Falter mit dem von Chenu gegebenen
Bilde von Haire cJ.
133
Vielleicht ist Margarita Hühner identisch mit Ilaire Bois-
duval und fig. 3, 4 bei Hübner stellt nur einen zweiten (^
von Haire dar, den er irrthümlich für ein Weib angesehen
hat. Mit dieser Ansicht stimmt Doubleday's Synonymik.
Terias.
Mag man die Arten Elphos Felder, Brephos Hübner
und Elvina Swainson zu einem besonderen Genus constituiren
oder nicht, in jedem Falle gehören sie zwischen die Pieriden
im engeren Sinne und die Teriaden, meines Erachtens gleich
hinter Leucophasia, von denen sich Elvina Swainson und die
ihr nahen Arten durch die lange Discoidalzelle deutlich tren-
nen, während sie sich andrerseits durch die ausserordentliche
Zartheit des Baues den Leucophasien nähern.
Ich erhielt nur 2 hierhergehörige Falter, welche Herr
Dr. Gerstäcker (nach meiner Zeichnung) für kaum verschieden
von Elvina Swainson erklärte, während sie Herr Felder für
zwei verschiedene Arten und für zwei neue Leucidien ansieht.
Swainson habe ich nicht. Allein nach Boisduval hätte Go-
dart bei seiner Elvina zwei Arten vermengt (633). Godart
sagt:
das eine Geschlecht sei \A'eiss, das andere sei schwe-
felgelb.
Er giebt dem einen, dem weissen Geschlecht, schwarze
Punkte auf der Unterseite. (S. 138 No. 67.)
Meine beiden Falter sind schneeweiss, haben also mit
den gelben Stücken Godart's Nichts zu thun. Mit seiner
weissen Elvina können sie wolil auch nicht identisch sein,
denn keiner hat auf der Unterseite schwarze Punkte. Es
bleibt mir also wirklich nur die Annahme übrig, dass sie neu
sind. Ich gebe ihre Beschreibung:
1. Leucidia exigua.
f^. Grösse von Brephos Hübner, der sie auch im Bau
gleicht. Tliorax schwarz. Fühler schwärzlich, Leib weiss-
lich bestäubt, Oberseite schneeweiss. Unterseite weiss, gelb-
lich schimmerd.
Einzige Zeichnung: Vorderrandspitze der Oberflügel oben
schwarzgrau. Breiteste Stelle des dunklen Randes am Vor-
derrande. Der dunkle Fleck erreicht den Innenwinkel nicht.
Basis der Vorderflügel graustaubig.
2. Leucidia pygmaea.
+ Um 1/3 kleiner als No. 1. Vorderflügel viel abgerun-
deter. Der dunkle Fleck in der Flügelspitze kaum '/j so
breit als bei der vorigen Art. Beide Falter flogen auf einem
Grasplatze.
134
Ich komme nun zu den eigentlichen Teriaden:
1. A<>ave Geier 895, 896. Boisduval spec. gen. 656
No. 5.*
Mit Geier's meisterhaftem Bilde stimmt das einzige mir
zu^eo-angene (^ aufs Genaueste, nur ist es etwas kleiner.
2. Elathea Gramer 99 C. D.
Herbst 10 fig. 5, 6. Boisduval 644. 19.
Ich erhielt zwei sehr schöne ,^^ bei welchen die Aussen-
und Innern andbinde durch etwas Gelb getrennt sind. Unter-
seite sehr bleich.
3. Albula Gramer 24 E.
Boisduval 682 No. 50.
Ein schlechtes r^ ohne weitere Notiz.
4. Tenella Boisduval 657 No. 6.
Ein schönes r^ ohne Notiz.
5. Terias Perimede n. sp.
Von dieser guten neuen Art erhielt ich nur ein, jedoch
sehr wohl erhaltenes rj^, welches mein Freund zusammen mit
den Vorigen in lebhaftem Fluge auf einer Wiese traf. So-
wohl Herr Dr. Gerstäcker wie Herr Felder erklärten nach
meiner Zeichnung die Art für neu. Sie gleiclit in Grösse,
Gestalt und Färbung der Tenella, weicht aber von ihr in
folgenden Punkten ab:
1. bei Perimede ist das Gelb weisslicher;
2. ihre Hinterflügel sind länger gestreckt;
3. der schwarze Fleck in der Spitze der Oberflügel er-
reicht nicht, wie bei Tenella, den Innenwinkel und
ist nach Innen auch mehr bogig gebrochen;
4. der schwarze Rand der Hinterflügel fehlt;
5. dagegen steht am Saume auf jeder Rippe, die beiden,
dem Analwinkel nächsten ausgenommen, je ein feiner
schwarzer Punkt.
6. unten ist die Vorderflügelspitze rostroth bestäubt;
7. in ihr stehen am Vorderrande 3 schwarze Punkte;
8. am Aussenrande steht mit Ausschluss der Innenrand-
rippe auf jeder Rippe ein schwarzer Punkt;
9. eben solche schwarze Punkte stehen auf den Hinter-
flügeln auf jeder Rippe;
10. am Vorderrande der Hinterflügel findet sich eine An-
häufung rostrother Stäubchen. Eine noch grössere
solche Anhäufung findet sich am Aussenwinkel. Im
übrigen Räume der Hinterflügel sind einzelne rostrothe
Fleckchen verstreut.
135
In der Discoidalzelle stehen wie bei Tenella die beiden
dunklen Fleckchen.
Callidryas Philea Boisduval.
Spec. gen. 616 No. 13, Lucas 41, 2.
Ein schönes r^; diese Art war an Pfützen sehr gemein.
Nymphalidae. Ageronia.
1. Fevonia L. System, nat. II, 770 No. 140. Gramer 192.
E. F. Fabr. entom. system. III, 1. 226 No. 710. Hübner Ver-
zeichniss bekannter Schmetterlinge 42. Encyclop. m6thod. 9,
428 No. 247. Herbst Tab. fig. Chenu 151, 63.
2. Amphinome Lin. syst. nat. II, 779 No. 176. Cramer
54. E. F. Fabr. entom. system. III, 1. 131 No. 404. Hübner
Verzeichniss 42. God. 9, 427 No. 246.
Von der ersten Art erhielt ich zwei sehr schöne r^, von
der /Aveiten einen desgleichen.
Beide Falter sind bei Rio nicht selten und fliegen unter-
einander. Mein Freund behauptet gesehen zu haben, dass
sich beide untereinander begatten, M^as ich dahingestellt sein
lasse.
Sie fielen ihm dadurch sehr auf, dass sie immer in klei-
nen Gesellschaften zusammen an Baumstämmen sassen, von
ihrem Ruheplätze aus zu 2 oder 3 blitzschnell spielend auf-
flogen und nach einiger Zeit wieder auf den früheren Platz
zurückkehrten.
Dabei machten sie mit daa Flügeln ein ziemlich lautes
Geräusch, als wenn Papier knitterte.
Darwin (Reisen 1 S. 37) beobachtete dieses Geräusch
ebenfalls und vergleicht es mit dem pickenden Tone, den das
Einfallen einer Hemmung in ein Zahnrad hervorbringt. Er •
liess Falter von Waterhouse untersuchen. Es fand sich aber
kein besonderer Apparat zur Hervorbringung des Tones. Er
erwähnt übiigens einer Notiz von Langsdorf (Reisen 74), der
auf Sta. Catharina an einem anderen Falter, den er Februa
Hoflfmann's eqq. nennt und welcher jedenfalls mit Februa
Hübner identisch, also eine nah verwandte Ageronie ist, eben-
falls ein prasselndes Geräusch gehört haben will.
Aehnliches kann man bei unserer Cardui, -namentlich bei
recht abgeflogenen Stücken, beobachten.
Die Sciiuppen mögen den Schall verringern.
lanais.
Evippus Cramer 3 A. B. Plexippus 206 E. F. Areliip-
pus Fabr. Entom, systemat. III, 1. 49 No. 150. Smith-Abbot
1 Tab. 7, Archippus, Hübner Verzeichniss 16, Godavt 9,
136
184 No. 28. Megalippe Hübner Exoten Archippus Boisdvl.
Lee. pl. 40. Evippus Doubld. Pleiippus Men6tries No. 8.
Ich eiliielt nur ein frisches Stück. Mein Gewährsmann
meinte, diese Art sei äusserst gemein und so träge, dass sie
ihm überall in den Käscher gekommen sei und ihn wahrhaft
belästigt habe.
Heliconia.
1. Antiocha Liu. Syst. nat. II add. 1068 No. 12. Fabr.
entom. system. III, 1. 173 No. 538. Gramer 38. E. F. Hübn.
Verz. bekannter Schm. S. 14. God. 9, 203 No. 4.
Einige i^chöne Stücke bei Rio sehr gemein.
2. Phyllus Fabr. Syst. entom. 463 No. 86. Hübner
Exoten Roscane Gramer 45. E. F. God. 9, 208. 17. Phyllis
Lucas 49, 1.
Einige schöne Stücke; auch diese Art war in Menge da.
3. Eucrato Hübner, Exoten. Narcaea God. 9, 217. 44.
Zwei gute Stücke ohne weitere Notiz.
Lycorea.
Atergatis Doubld. Hewitson Tab. 16 fig. 1.
Dieser neue Name müsste dem älteren Ceres Herbst wei-
chen, wenn nicht von Gramer früher eine ähnliche Art Ceres
benannt worden wäre. Doubld. hat Herbst's gutes Bild über-
sehen.
1 1 h 0 m y i a.
1. Eurytea Hübn. Verz. 9. Gramer 280. C. Eudema
God. 9, 214. 34. Herbst 79, 3.
Einige Stücke.
2. Unzerina Herbst 83 fig. 7.
Ein gutes Stück.
3. Phoeno Hübn. Zuträge 987, 988.
Zwei gute Stücke.
4. Phlysto Boisdvl. Zool.-bot. Ztg. XII 475. Felder.
Ein gutes Stück.
5. Hymenaea Mus. berolin. Hymenaea cat. brit. m.?
Neue Art, welche im Berliner Museum mit dem Namen
Hymenaea benannt ist.
Ein Stück.
Neben Phoeno Hübner. Ränder der Vorderflügel rost-
farben. Vom Vorderrande her schliesst ein dunkler Fleck
nach vorn die Discoida 1-Zelle.
An ihm nach der Spitze zu steht ein weisser Wisch. Ein
eben solcher Wisch steht am Innenwinkel und am Aussen-
winkel der Hinterflügel.
Kopf, Thorax und Abdomen zinnobergrün. Kopf mit
137
■ • ^
fünf weissen Punkten. Thorax mit drei weissen Längsstrichen.
Hinterflügel braun gerandet.
Sehr ausgezeichnet ist diese Art durch ovale, ganz glas-
helle Fleckchen in dem sonst trüberen Raum. Solehe Fleck-
chen stehen: Einer in jeder der 4 Discoidalzellen, 2 in der
Innenrandzelle der Vorderflügel, einer in der nächsten Zelle,
einer in jeder der 3 Hinterflügelzellen, von der zweiten Zelle
vom Innenrande aus beginnend. Fühler lang, bräunlich, Rip-
pen braun. Unterseite wie die Oberseite, alle Ränder braun
nur heller.
Mechanitis.
Lysimnia Hübn. Verz., Zuträge 187, 188. Fabr. entom.
syst. 111, 1. 161 No. 498, Lysimene Godart 9, 218 Np. 46,
Zwei sehr gute Stücke.
Acraea.
Thalia Godart 9, 240. 33. Lin. systema naturae 11, 757
No. 67. Clerk icon. Tab. 43 fig. 2. Fabr. entom. System.
111, 1. 171 No. 532. Hübner Verzeich. 27. Menetri6s No. 9.
Pyrrha Fabr. ent. syst. 111, 1. 176 No. 547? Pellenia Hübri.
Exoten.
Ich erhielt ein mittelmässiges Stück.
Eueides.
Aliphera God. 9, 246. 7. Suppl. 806., Hübn. Exoten.
Doubld. List. Brit. mus. 64.
Einige Stücke.
Colaenis. ; ü .J - ;
Julia Hübner Verz. 32. Fabr. syst, entom. 509 No. 281.
God. 9, 244 No. 1. Alcyonea Gramer 215. A. F. G. Sepp
Tab. 5 mit Metam.
Mehrere Stücke, die Art ist bei Rio häufig.
Sepp 1 Tab. 5. Menetries 15. Lucas 53, 2.
Dido Lin. Amoen. Acad. 6, 408. 74 System, natur. II,
782 No. 192. Clerk icon. Tab. 30 fig. 3, 4. Fabr. Syst. ent.
111, 1. 57 No. 177. Gramer 196. E. F. Hübner, Ver^eich-
niss 43. God. 9, 246 No. 8. Doubld. List. No. 65. Doubld.
Hewitson Tab. 20 fig. 2. Lucas 54, 1.
Von dieser schönen Art erhielt ich nur ein recht gut
conservirtes Stück.
Nach Mittheilung meines Freundes ist diese Art sehr ein-
zeln und meist in den Gärten zu finden,
10
138
Agraulis.
Juno Gramer 215. B. C. Fabr. spee. ins. II, 112 No.
487. Godart 9, 244 No. 3. Hübn. Verzeichniss 31. Lucas
53, 3.
Ich erhielt nur ein selir schönes Stück, welches sehr leb-
haft an Disteln flog.
Vanillae Lin. Passitlorae Abbot Sepp Tab. 55. Vanilla
M6n6tries No. 7.
Zwei Stücke, die Art ist bei Rio sehr gemein.
Euptoieta.
Claudia Gramer 69. E. F. Columblna Boisdvl. Leconte.
Zwei nicht gute Stücke ohne Notiz.
Melitaea,
Liriope Gramer 1. C. D. Stoll 4 1. c. Fabr. ent. syst.
JJIj 1. Ip5. Godart 9, 289 No. HO. Hübn. Exoten. Sepp II
Tab.,119. , .
, von dieser, durch ihre weichen, lappigen Flügel von an-
dern ^Mejitaeen abweichenden Art erhielt ich mehrere Stücke.
Vortrefflich ist das Hübner'sche Bild, erbärmlich das
Cramer'sche. Als synonym gehört hierher noch die ebenfalls
sehr mangelhafte Abbildung bei Esclischoltz Acraea Glaudina
8 flg. 18 a. b.
Eresia.
Jänthe t'abr. entom. System. 111, I. 102 No. 315. Hera
Hübner Exoten. Gramer 253. G. H.
Ein Paar r^, welche mein Freund nach Flug ühd Aus-
sehen für Prorsa hielt.
Eurema.
Lethe Fabr. entom. System. 111, 1. 80 No. 250. Donov.
ins. of IndiaGod. 9 Suppl. 818 No. 13, 14. Daemonica Hüb-
ner Exoten.
Einige Stücke; d'iese Art Mar mit den Sitten von Gardui
sehr gemein.
PauUus Fabr. entom. syst. III, 1. 63 No. 196. Teomesia
Hubner Exoten. God. 9, 819. 14—15.
Ganz wie die Vorige.
Junonia.
Gaenia Hübner, Boisdvl., Lee. Orithyia Abbot.
Nicht selten mit den Vorigen; icli erhielt ,j^$ sehr gut.
Anarthia.
Jatrophae Lin. Syst. nat. II, 779 No. 172. Hübner Verz.
I
139
Fabr. entom. Syst. 111, 1. 98 No. 301. Gramer 209. E. F.
God. 9, 297 NÖ. 3. Sepp Bd. III, Tab. 150.
Mein Freund bemerkte bei Ansicht eines (nicht von ihm
herstammenden) Stückes, diese Art sei bei Rio sehr gemein,
fliege aber ganz allein und ausschliesslich am Rande des
Meeres.
Amalthea Hübn. Verz. Doubld. Hew. Tab. 24 fig. 5.
Linn. system. naturae II, 779 No. 174. Fabr. entom. system,
III, I. 128 No. 392. God. 9, 298 No. 4. Gramer 209. A.
B. A. Amalthea Cynthia Roeselia Eschscholz 5 fig. 9. Chenu
215 S. 107. Lucas 58, 1.
Mehrere Stücke dieser Art, war auf feuchten Wiesen-
stellen gar nicht selten.
Die vorhandenen Bilder, mit Ausnahme des Doubld.,
sind herzlich schlecht.
Myscelia.
Orsis. Doubld. List. S. Drury 111, 16. 3. Hübner Exo-
ten Oisis. Fabr. entom. system. 111, 1. 124 No. 378. God.
9, 384 No. 102 -?. Blandina Fabr. entom. system. 111, 1.
129 No. 397.
Sehr häufig und erhielt ich mehrere >^ und ?. Sie flo-
gen auf Grasflecken.
Anna Gramer 218. A. B. Doubld. List. Hübn. Verz.
Ein Stück. Meines Erachtens identisch mit dem äusserst
rohen Gramer'schen Bilde. Die fein gezeichnete Unterseite
ist nicht kenntlich. Doch stimmt die Oberseite.
Ariadne Gramer 180. E. F. Merione Fabr. entom. syst.
111, 1. 126 No. 382. Merione Hübn. Verz. Liberia Fabr.
entom. syst. 111, 1. 135 No. 418. God. 9. 375 No. 84. Doubld.
List. 90. Blanchard bei d'Orbigny Tab. 32 fig. 3. Liberia
Agatha Fabr. ent. syst. 111, 1. 134 No. 414. Merione Hübn.
Exoten.
Ein gutes r^ ohne weitere Notiz,
Eubagis.
Postverta God. 9, 419 No. 218 ^. Gramer 254. G. D.
Fabr. entom. system. 111, 1. 100 No. 311. Hübn. Verzeich-
nis?. Fabr. entom. system. 111, 1. 101 No. 312.
(^ und $, vom ersten einige Stücke. Mylitta ist nach
der Unterseite allerdings $ von Postverta; allein mein ein-
ziges $ hat auch noch ausserdem eine ganz ausserordentliche
Aehnlichkeit mit Eubagis Onias Hewits. Vol. II, Eubagis II,
13. 14. 15, so dass icli in der That nicht weiss, ob mein $
zu dieser oder der vorigen gehört.
Atheniou Linne System, nat. 1, 484 No. 157 II. 792 No.
10»
140
243 Clerk 37 fig. 2. Variet. jTab. 46 fig. 3. Fabr. entom.
System. 111, 1. 318 No. 204. God. 9, 578 No. 58. Hübner
Exoten — Athemaena Hübner Verz.? Myrrhina Doubld. Euba-
gife 13. Boisdvl. Voyage de l'Astrolabe Tab. 3 fig. 3.
Einzeln ohne Notiz.
Agacles Dalman analecta No. 19.
Ein fjj ohne nähere Bestimmung, welches mir Herr Di-.
Herrich-Schälier schon als Agacles bezeichnete. Nachträglicli
verglich ich es mit Dalman's mir später zugegangener Be-
schreibung und finde dieselbe sehr genau. Eine Abbildung
dieser Ait wäre nöthig.
Callicore.
Clymene Hübner Verz. Zuträge 583, 584. Gramer 24.
E. F. Fabr. entom. System. III, 1. 43 No. 131. Godart 9,
425 No. 236.
Einige Stücke. Die Art ist bei Bio nicjit selten.
Catagramma.
Pyracmon God. 9, 424 No. 233. Hübner-Geyer Zuträge
887-888.
Einige Stücke.
Gynaecia.
Dirce Doubld. Tab. 29 fig. 1. Linne syst, naturae 1, 477
No. 117 II. 778 No. 177. Gramer 212. C. D. Hübn. Ver-
zeichniss. God. 9, 371 No. 94. Lin. system. naturae 1, 485
No. 169. Clerk icones Tab. 36 lig. 3. Sepp Surin ul III,
149. Dircaeoides? 145 Dirce.
Nur ein Stück; die Art ist nach meines Freundes Be-
merkungen nicht häufig. Die Falter sitzen einzeln an Baum-
stämmen.
Epicalia.
Numilius Cramer 8 fig. 3. F. Fabr. entom. system. III,
1. 53 No. 614. Donov. natural repositor}- II pl. 55 fig. 2.
Godart 9, 409 No. 198.
Ein sehr sciiünes J. Diese Art ist nach Mittheilung
meines Gewährsmannes sehr selten bei Rio.
Timetes.
Themistocles Fabr. ent. syst. 111, 1. 66 No. 207. Jones
icones v. T. 70 fig. 2. Godart 9, 360 No. 33. Hühner Zu-
träge 607, 608.
Ein sehr schönes Stück, welches mein Freund an einer
Pfütze fing.
141
Heterochroa.
Plesaura Hübner Zutr. 231, 232.
Ein sehr schönes ,^ , welches mit den Sitten unserer
Apaturen sehr rasch an Baumblättern flog.
Serpa Boisdvl. spec. gen. 1 Tab. 8 fig. 4.
Einige gute Stücke an gleichen Stellen wie die vorige
Art.
Prepona.
Amphimachus Fabr. entom. system. 111, 1, 37 No. 110.
God. 9, 408 No. 192. Boisdvl. in Cuvier regne animal Ins.
pl. 139 fig. 2. Maeander Gramer 12. A. B. Hübner Verz.
pag. 49 No. 457 und Exoten. Ljsiphus Herbst 28, 3. Chenu
262.
Ein sehr gutes Stück an einem Baumstamme, dessen Un-
terseite mit keinem der A^orhandenen Bilder genau stimmt.
Am meisten nähert sie sich noch der Prepona Priene Hewit-
son vol. II Tab. I Prep. fig. 8.
Leider zeigt diese Priene keine Oberseite.
Es mag hier überhaupt die Bemerkung Platz finden, dass
die Bilder bei Hewitson sowohl in Doubld. genera, wie in
den exotic butterflies sehr viel zu wünschen übrig lassen.
Sehr hübsch ist niei:rt das Colorit — im Ganzen aber
sind die Bilder mit viel zu vollem Pinsel gearbeitet.
Nicht immer treu ist der Flügelschnitt. Vollkommen
mangelhaft sind Kö]»fe, Beine, Fühler. In so theuren Werken
darf man auch hier Genauigkeit fordern. Man vergleiche nur
bei Hewitson im Vol. II die Eryciniden- Tafeln, namentlich
Calydna und Mesosemia.
Die Amblj^podien im Lycaeniden-Catalog zeigen keine
Besserung. Dazu kommt nun noch die Eitelkeit, keine halben
Bilder liefern zu wollen. In ihrem Gefolge bleiben die Un-
terseiten dann ganz weg und damit geht gradezu die Mög-
lichkeit des Bestimmens verloren.
Möchten die Herren Engländer, deren sonstige Verdienste
gern anerkannt werden, doch nicht vergessen, dass
1. die kleinen Theile und
2. Bild von beiden Seilen für den practischen Gebrauch
unentbehrlich sind.
Möchten sie in dieser Beziehung Hübner und Herrich-
Schäffer nachahmen.
Ihre besten Bilder stehen noch weit hinter dem Alt-
meister Hübner zurück.
Die Herren Franzosen sind in neuester Zeit in der Icono-
graphie den Engländern entschieden überlegen.
142
Man vergleiche nur Milliöre und die Hewitson'schen
Tafeln.
Noch viel mangelhafter als die Hewitson'schen Bilder
sind die Sepp'schcn Tafeln über die Surinam'schen Falter,
auf die ich später noch kommen werde.
Aganisthos.
Orion Lucas 66. Doubld. Hewitson pl. 46 flg. 1. Herbst
Odins Chenu.
Diese Art ist bei nassen Stellen und an Stämmen sehr
gemein. Ich erhielt ein sehr schönes Stück.
Hegistanis.
Cadmus Gramer 22. A. B. Fabr. ent. System. III, 1. 76.
God. 9, 358 No. 27. Pherecides Gramer 330. A. B. Phere-
cyda et Acheronta Hübner.
Ein gutes Stück mit sehr eintöniger, mit den Bildern
nicht stimmenden Unterseite, doch aber unbedenklich diese
Art.
Hypna.
Clytemnestra Fabr. entom. syst. 111, 1. 123 No. 375.
Gramer 137. A. B. 364 A. B. GÖd. 9, 363 No. 45. Donov.
natur. repository vol. IV pl. 125, Hübner Exoten. Lucas
pl. 64 fig. 1 var. Doubld. Hew. pl. 49 lig. 1. Herbst, Ghenu.
Diese Art ist bei Rio .sehr gemein an Baumstämmen;
ich erhielt einige Stücke.
Paphia.
Stheno nov. spec. Pliilumena Doubld. pl. 50 fig. 2?
Meine neue Art unterscheidet sich von Philumena nur
darin, dass sie grosse blaue Flecken auf der Oberseite im
Aussenrande hat. Sonst ist sie derselben sehr ähnlich und
wenn das Doubld. Bild nicht vollständig unaufgeklärt liesse,
wie die Unterseite aussieht, so würde man vielleicht meine
Art für identisch mit Philumena halten müssen, wofür sie
Keferstein jetzt schon erklärte. 0. Felder erklärte sie für
neue Art neben Iphis. Godart und Herr Dr. Gerstäcker theilte
die letzte Meinung mit dem Bemerken, dass auch das Ber-
liner Museum diese Art von Bahia ohne Namen besitze. So
ist es wohl nicht unangemessen, wenn ich die Art neu be-
nenne und beschreibe. Gestalt, Grösse, Flügelschnitt von
Philumena. Vorderflügel schön kornblau, schwarz überflogen,
so dass das Blau nur im Wurzeldrittel und in 4 Flecken am
Aussenrande hervortritt. Vorderrand von der Wurzel her
weise gerieselt. Rippen stark schwarz. Hinterflügel tief caffee-
143
braun, am Schwänzchen und am Aussenwinkel stehen einige
weisse Atome. Unterseite aller 4 Flügel matt rostroth, mit
hin und her zu Gruppen vereinten weissen Atomen bestreut.
Fühler braun, Abdomen und Thorax blauschwarz. Beine roth-
braun und weissscheckig. Mein Freund sah nur ein sehr schö-
nes Stück, welches sich ganz wie C. Album benahm und ge-
fangen wurde.
Siderone.
Ide Hübner Exoten. Boisdvl. spec. 'gen. 1 pl. 8 fig. 1.
Doubld. List. Rogen Godart 9, 371 No. 73. Lucas 67 fig. 1.
Ich erhielt nur ein Stück ohne Notiz. ' '
Isidora Gramer 235. A. B. E. F. Fabr. ent. syst. 111,
1. 78 No. 244. Donov. Ins. of India pl. 33 fig. 4. * God.' O',
371 No. 17. Isidora Hübner Verzeichniss. Sepp Tab. 1 mit
Metamorphose.
Ein Stück ohne Notiz.
Morpho.
Laertes Diurj III Tab. 15 fig. 1. Fabr. entom. System.
III, 1. 84 — 262. God. 9, 444 No. 14. Lucas 77. Hübner
Exoten. Epistriphus Fabr. entom. System, ind. alph. pag. 122.
Donov naturalist reposit. V pag. 143. Men. No. 1.
Ein Stück, zu welchem mein Gewährsmann bemerkte,
dass er in allen Büschen gemein, seines hohen Fluges wegen
aber schwer zu erlangen sei.
Achilles Lin. mus. Lud. Ulric. pag. 211. Syst. nat. II,
752 No. 42. Clerk icones Tab. 24 fig. 3, 4. Fabr. entom.
System. III, 1. 81 No. 253. Gramer 27 A. B., 28. A. HüB-
ner Potamis et Leonte Achillaena (Exoten) Merian ins. Su-
rinam pl. 7. Deidamia Hübn. Verz. No. 487.
Sehr gemein; einige gute Stücke.
Anm. der Red. Von sämmtlichen in vorstehendem
Artikel und dessen Fortsetzung beschriebenen und zu be-
schreibenden Neuen Arten hat der Herr Verfasser die Güte
gehabt, selbstgez.eichnete und resp. colorirte Abbildungen für
das Archiv des Vereines in sichere Aussicht zu stellen, damit
sie für den Fall wissenschaftlichen Gebrauches an Vereins-
glieder zur Ansicht ausgeliehen werden können. "
(Fortsetzung folgt.)
144
Die Käfer Borkum's
von
Dr. Altuni.
Die Nordsee-Insel Bork um gehört zu der langen Reihe
der kleinen Inseln, welche sich längs der west- und ostfrie-
sischen Küste erstrecken. Sie liegt der Dollartmündung gegen-
über und hat westlich die erste holländische Insel Rottum
und östlich Juist zu Nachbarn. An Flächenraum wie an
Fruchtbarkeit übertrifft sie die andern, welche fast nur aus
Flugsand und Dünenzügen bestehen. Auf ihr treffen wir
ausser stundenweiten Sandflächen und ganz bedeutenden Dünen
auch Wiesen und Weiden und in manchen grossen Dünen-
thälern Süsswassertümpel mit mannigfacher, üppiger Vege-
tation an. Das besonders reiche Vogelleben daselbst ver-
anlasste mich in den letzten Jahren, jährlich diese Insel zu
besuchen, doch merkte ich auch auf die Insekten, zumal da
mir gleich beim ersten Besuche mehre Schmetterlinge (Noc-
tuen) in die Hände fielen, welche mir hier in der Umgegend
von Münster noch nicht vorgekommen waren. Auch ein
grosser Laufkäfer, Carab. clathratus, von dem ich bei den
ersten Ausgängen mehre Stücke antraf, so M'ie die Färbung
des gemeinen Scarab. vernalis waren mir für meine Heimath
fremd. Ich habe deshalb theils selbst gesammelt, theils durch
Andere sammeln lassen, und erlaube mir, die aufgefundenen
Käfer hier nachfolgend zu verzeichnen, obgleich das Ver-
zeichniss noch sehr lückenhaft sein wird. Die Eigenthüm-
lichkeit des Fundortes, so wie mehrfache Varietäten und Ab-
errationen, welche sich unter dem spärlichen Material zeigten,
mögen die Veröffentlichung entschuldigen. — Es sind folgende
65 Arten:
Cicindela maritima, lebt zumeist von Mitte Juni bis Ende
Juli zahlreich in den Dünen auf dem Sande der weissen Dü-
nenfelder. Ihre Fährten, so wie die von Scarab. vernalis und
einer Kröte (Bufo calamital durchkreuzten nach allen Rich-
tungen den empfindlichen Boden, — Leider habe ich diese
Spezies dort nicht erkannt, sondern hielt sie für unsere ge-
meine hybrida, und darum nur 3, obendrein defecte Individuen
als Repräsentanten mitgenommen.
Carabus granulatus, dunkel bronzegrün und dunkelkupfer-
farben gefärbt. Die Kettenpunkte auf den Decken eines weibl.
Exemplars zeigen eine nicht unbedeutende Asymmetrie: links
stehen wenigere, langgezogene, rechts melire kürzere, — Der
Käfer findet sich einzeln in den Wiesen.
145
, Carabus clathratus, überall sehr gemein, vom Ende März
bis Mitte August, gegen Ende des letzten Monates findet man
nur selten melir lebende Stücke. — Die kupferglänzenden
Gruben stehen bald hart an einander gereihet, bald mehr ge-
trennt, und dann zwischen je 2 gewöhnlich kleine Rippen-
stückchen. Wie eben bei granulatus bemerkt, finden sich
auch bei diesem Käfer oft kleinere Asymmetrien.
Clivina fossor, am 15, Juni an einem todten Vogel im
Hause gefunden.
Anisodactjlus binotatus. Dieser wie die folgenden Har-
l)aliden meist in den Gärten bei den Häusern 5 Anfang Mai
bis Ende Juni.
Harpalus griseus Panz., vom Mai bis August.
Pterostichus nigrita, Mai, selten.
niger, ziemlich häufig, im Ganzen etwas
schwache Stücke.
Broscus cephalotes, nur zweimal gefunden, II. Juni und
8. Sept. in den Dünen.
Amara fulva, vom April bis Anfang August vom lichten
Braungelb bis zur dunkleren Normallarbe.
Amara familiaris, im Juni mehrfach,
vulgaris, 15. April, Dünen,
plebeja, 3. Juni,
trivialis, 20. Juni.
Calathus micropterus Dftsch., häufig,
mollis, 18. und 27. Juli.
melanocephalus, vom Anfang Juni bis August,
kleiner als die auf dem Festlande vorkommen.
Tiechus minutus, 30. Juli.
Dichirotrichus pubescens, 27. Juli,
Bembidium pallipes.
Dytiscus circumflexus, ein defectes todtes Stück in den
Dünen gefunden, ein Weibchen mit gefurchten Decken,
wie letzteres bei allen erbeuteten Weibchen auch hier
bei Münster vorkommt.
Agabus bipustulatus, 2 Exempl., J und if in den Dünen-
M assern angetroffen.
Hydrophilus piceus fand sich nicht selten todt in den
Dünen. Seine wie des Dytiscus Larven werden sich von den
zahlreichen Kaulquappen der Rana temporaria und Bufo ca-
larnita (den einzigen Amphibien Borkum's) ernähren. — Die
pjxemplare von normaler Grösse,
Püilonthus politus, 8. Juli, Dieser, wie die folgenden
Staphylinen hielten sich fast nur in den Dünen auf,
Pliilonthus exiguus Erichs,, 7, Juli,
sordidus, 27. Juli.
146
Qiiedius tristis Gylj., 30. Juli.
s]).? etwas kleiner als tristis, 20. Juli.
Tachjporuö chrjsomelinus, 31. Juli.
Anlhobium ophthalmicum Gravenh,, 8. Juli, auf Camillen.
Lacon murinus, 12. Juni.
Cardiophorus equiseti, 27. Juli.
Cantharis livida, 27. Juli. Dieser wie der folgende, bei
uns so gemeine Käfer ist auf Borkum selten.
Cantharis fusca, 12. Juni, an den Getreidehalmen eines
Ackers, gleichfalls nicht häufig.
Anobium striatum, 20. — 26. Juli an alten Brettern höchst
zahlreich.
Necrophorus humator, in Grösse sehr variabel, ein klei-
nes Exemplar mit einem rothen Quer flecke unten auf der
linken Decke (an die rothfleckigen Stücke von germanicus
erinnernd.) Von Ende April bis Ende Juli, theilweise in Dün-
gerhaufen, 5 Individuen (alle humator) unter einem Nest voll
in Verwesung gegangener junger Anthus pratensis.
Necrophorus vespillo, mehre im Juni erbeutet; in den
Dünen sah man sie häufig umherfliegen, worunter auch ge-
wiss die folgende Art.
Necrophorus vestigator, 1 Exemplar in den Dünen ge-
funden.
Phalacrus aeneus, Mitte Juli häufig auf Camillen.
Nitidula aenea, auch im Juli häufig.
Dermestes lardarius, glücklicher Weise noch selten.
Anomala Julii, Juli und August, an den Innenseiten der
Dünen auf Kräutern; nur mit braunen Decken.
Phyllopertha horticola, zahllos im Juni, Tausende auf
dem Seekreuzdorn (Hippoph. rhamnoides) in den Dünenthälern.
Durchgängig kleiner als unsere Münsterländer, Thorax und
Kopf stets schwarzblau, Decken ziemlich hellbraun, Unterseite
glänzend schwarz.
Scarabaeus stercorarius, zahlreich, wie der folgende zu-
meist im Pferdemist; häufiger als hier ins Grünliche ziehend,
die Unterseite oft ganz grün, oder wenn auch blau, dann
doch mit grüner Beimischung. Eine merkwürdige Aberration
ist mit ziemlich grossen rothen Flecken versehen (gleich-
falls an die abnorme Zeichnung des Necroph. germanicus er-
innernd), vier solcher Flecken stehen symmetrisch auf dem
T|ijOrax, mehre auf den etwas krüppelhaft runzeligen Decken.
Scarabaeus politus, mit vorgenanntem gleich häufig, auch
die grünliche Färbung tritt bei dieser Art eben so oft auf.
(Den vom hiesigen Oberst-Lieutenant v. Kraatz bei Ostende
zahlreich aufgefundenen Sc. hypocrita, der nicht Pferde-,
147
sondern Ziegenmist wählt, konnte ich aufBorkum, wo aller-
dings nur wenige Ziegen gehalten werden, nicht entdecken.)
Scarabaeus vernalis, sehr häufig, wählt die Losung der
auf Borkum in grosser Menge in den Dünen lebenden wilden
Kaninchen, weshalb man ihn namentlich dort, ab und zu mit
dem Fortrollen einer „Pille" beschäftigt, antrifft. — Bei uns
hochviolettblau , auf Borkum stets dunkelschM'ärzlich violett,
nicht selten mit schwarzgrünen oder schwarzkupferfarbenem
Schimmer, Unterseite oft mit grünlichen Stellen, selten völljff
grün. Die Exemplare sind fast sämmtlich kleiner, oft viel
kleiner als die Normalform.
Apliodius fossor; alle Aphodien im Dung.
„ fimetarius, März.
„ scybalarius, März.
„ rufescens.
Cistela sulphurea, 27. und 29. Juli.
Cneorhinus geminatus, nicht selten in den Dünen an Ely-
mus arenarius, Juni.
Phyllobius oblongus, 20. Mai.
Lepyrus colon, 1 Exempl., dem aber die beiden schar-
fen weissen Punkte auf den Decken fehlen.
Apion virens.
Ceuthorhynchus assimilis, 7. Mai.
Phloeophagus spadix, 25. Juni.
Criocephalum baiulum, ziemlich häutig bei den Häusern,
von sehr verschiedener Grösse, Mitte Juni bis Mitte Sep-
tember.
Laniia textor, Juni, 3 Exempl. in den Dünen, Movon
eins mit einem scharf sich abhebenden, grossen rundlichen
Höcker an der Stelle, wo bei andern Käfern, z. B. Melolontha
die Beule auftritt, auf jeder Decke. Die beiden Höcker sind
vollkommen gleich und zeigen schöne glatte Umrisse.
Haltica exoleta Fabr., 20. Juli.
Chrysomela Jiaemoptera Lin.
Lathridius angusticollis, 11. April an eichenen Brettern.
Coccinella variabilis var. humeralis, Dünen,
mutabilis, 18. Mai, Dünen,
11 punctata.
148
Ein Beitrag zur Pauna der Insel Sylt
vom
Königl. Forstmeister ^Vernebur^ in Erfurt.
Ein vierwöchentlicher Aufenthalt auf der Insel Sylt,
vom 23. Juli bis zum 20. August 1861, behufs einer Badekur,
bot mir günstige Gelegenheit, diesen Landtheil in Bezug auf
die dort vorkommenden Schmetterlinge zu durchforschen.
Das Ergebniss meines Sammeins hier mitzutiieilen, möclite in
mehrfacher Beziehung nicht ohne Interesse sein, unter anderm
auch deswegen, weil die Vegetations- Verhältnisse auf Sylt
denen jener Gegenden vielfach recht ähnlich sind, in welchen
Linn6 und Fabricius sammelten.
Sylt ist das grosseste und am weitesten nacii Westen
vorgeschobene Eiland jener Inselgruppe, die an der West-
küste von Schleswig unter dem .54. Grade nördlicher Breite
und dem 26. Grade östlicher Länge gelegen ist. Es hat eine
Länge von 4y4 Meilen und eine grosseste Breite von l'/j
Meilen, also eine lange, schmale, daher vom Seeklima ganz
beherrschte Fläche. Diese Fläche ist, abgesehen von den an
der ganzen Westküste als eine ziemlich groteske Kette von
Sandhügeln sich hinziehenden Dünen, eine ununterbrochene
Ebene, die, überall aus Sand bestehend, bezüglich ihrer Ge-
sammtbeschaffenheit im Wesentlichen nur zwei Verschieden-
heiten darbietet, indem sie entweder, dem Meere im Osten
etwas mehr zugeneigt, als Marschland erscheint, oder bei
etwas mehr Erhebung über den Meeresspiegel, als Haide sich
darstellt. Letztere nimmt bei weitem den grossesten Raum
der Inselebene ein und ist hauptsächlich mit Erica tetralix,
Calluna vulgaris, Vaccinium uliginosum, Salix repans bewach-
sen. Sie bietet, obwohl in ihrer Vegetation einförmig, dem
Schmetterlingssammler ein ergiebiges Jagdrevier. Das Marsch-
land dagegen, als Wiese, mit bald mehr süssen, bald mehr
sauren Gräsern bestellt, in regelmässiger Bewirthschaftung
benutzt, giebt wenig Ausbeute an Lei)idopteren. Kaum besser
in dieser Beziehung sind die mit Sandhafer, Sandroggen und
der Dünenerbse bewachsenen Dünen, doch bergen sie einige
eigenthümliche, seltene Arten. Zu erwähnen sind noch als
beachtenswerthe Sammelstellen, zwei zwischen dem Badeorte
Westerland und dem Weiler Munkmarsch gelegene kleine
Flächen, auf denen man vor etwa 30 Jahren Versuche mit
dem Anbau von Waldbäumen, die im Uebrigen der Insel
ganz fehlen, gemacht hat, und wo sich jetzt ein dürftiges
Dickicht von krüppelhaften Eichen und Birken mit einigen
149
Erlen, Weiden, Lärchen und wenigen Fichten, Kiefern und
Weissdorn gebildet hat.
Endlich bleibt noch als für den Sammler beachtenswerth
das Verfahren der Bewohner auf Syh zu bemerken, ihre zu-
nächst um die Gehöfte gelegenen Ländereien mit einem aus
Granittindlingen oder auch aus Rasen-Stücken errichteten, auf
seiner Oberfläche mit Kräutern bewachsenen Walle zu um-
geben. An diesen n)auerähnlichen Wällen, namentlich an den
mit Moosen und Flechten bewachsenen Steinen kommen ein-
zelne Schmetterlingsarten allein vor.
Nach dieser Ciiarakleristik des Fangreviers gehe ich zur
Aufzählung der gefundenen Arten über, wobei ich, da die
Flugzeit der meisten Schmetterlinge einen kürzeren als vier-
wöchentlichen Zeitraum umfasst, und es doch von Werth ist,
die eigentliche Flugzeit zu kennen, immer die Falter zusam-
menfasse, die ich in Zeiträumen von je 10 bis 12 Tagen
gefunden habe.
Vom 22. Juli bis zum 1. August.
Pap. aegon. Ueberall auf trocknen Haideflächen, auch
zwischen den Dünen, in Menge, mit ziemlich schwarzem Flü-
gelsaum. Argus dagegen fehlte gänzlich.
Pap. agestis. Einzeln an grasreichen Stellen.
aglaja. Wenige abgeflogene Exemplare an gras-
reichen Stellen in Westerland.
Pap. brassicae. In Gärten,
rapae. Desgleichen,
semele. Fast überall in Menge,
pamphilus. Nicht selten; öfters in grossen, kräf-
tig gezeichneten Exemplaren.
Pap. janira. Desgleichen.
alexis. Ziemlich häufig, aber im Gegensatze zu P.
aegon nie auf den Haideflächen, sondern nur an Stellen mit
süssen Gräser. Die Männer sehr lebhaft blau, die Weiber
mit sehr viel Blau, dadurch den Weibern des P. adonis ähn-
lich in einer Weise, wie ich sie in Thüringen nicht gefunden.
Pap. acis. Das Weib einzeln und schon abgeflogen an
den Stellen, wo alexis flog.
Pap. phlaeas. Ueberall, wo Süssgräöer wuchsen, häufig
und von sehr feuriger Färbung.
Pap. linea. Einzeln an den Feldrändern bei Westerland;
schon ziemlich abgeflogen.
Bomb. Salicis. An Weidenhecken häufig.
auriflua. Einzeln ah Eichen in dem Gehö.]2; b§i
Mtinkmarsch. ... j.. ».--.-jn ...i
B. neustria. Einzeln in Gäl-ten; in Westerland Abends
einen schwärmenden o gefangen.
Bomb, ericae. 1 ö^ auf der Haide bei Westerland.
rubi. Als Raupe und Puppe nicht selten auf der
Haide.
Zyg. filipendulae. Einzeln auf der Haide längs den
Dünen, auch an dem Gehölz bei Munkmarsch. Meist schon
abgeflogen.
Zyg. lonicerae. Ein abgeflogenes Exemplar.
Noct. perla. An den Steinumwallungen der Aecker nicht
selten.
Noct. pronubr. In Gärten nicht selten,
polyodon. Daselbst 3 Exemplare,
gamma. Ueberall einzeln. In den Dünen Exem-
plare von sehr lebhafter bräunlicher Färbung und dadurch
fast der N. jota ähnlich.
Noct. latruncula. Häufig auf grasreichen Stellen bei
Westerland, Abends schwärmend, in mannigfachen Varietäten.
Darunter ein Exemplar mit zeichnungslosen bräunlich-weissen
Oberflügeln und in seiner ganzen Erscheinung einer kleinen
N. pallens ähnlich.
Noct. tridens. Als Raupe an Obstbäumen gefunden,
chlor ana. Als Raupe an Salix viminalis.
cucullatella. An Weissdorn bei Westerland,
myrtilli. Einzeln im Sonnenschein schwärmend
auf trocknen Haideflächen.
Noct. brassicae. Im Garten in Westerland.
Geom. atomaria. Auf trockenen Haideflächen.
purpuraria. Desgl. Auch auf Brachäckern mit
Sauerampfer.
Geom. bilineata. Ueberall in Menge; selbst auf den
Dünen, wo nur Sandhafer wuchs. Die Färbung im Ganzen
bleicher als z. B. in Thüringen.
Geom. grossulariata. Sehr häufig in Gärten.
wavaria. Ein kräftig gezeichnetes Exemplar,
straminata. Ein Exemplar auf Haide an den
Cyster Dünen.
Geom. rubricaria. Ein Exemplar auf der Haide nörd-
lich von Westerland.
Geom. ocellata. Ein Exemplar.
achatinata. Ein schon ziemlich abgeflogenes
Exemplar von gewöhnlichem Aussehen an Salix viminalis.
Ein zweites Exemplar, ganz frisch, an Salix repens war
kleiner, mit sehr bleicher Grundfarbe, röthlich braunen, sehr
'kräftigen Zeichnungen, so dass es ein ganz fremdartiges An
sehen hatte (ähnlich der bei Freyer abgebildeten Varietät.)
151
G. palumbaria. Auf trockenen Haideflächen sehr ge-
mein. Das $ erschien 8 Tage später als der (^. Dieser
Spanner ist hier kleiner als in Tliüringen, tiefer gefärbt, meist
rauchschwarz angeflogen, zwischen den zwei Mittelstrienien
der Oberflügel bindenartig dunkel gefärbt, die Querlinien
kräftig nussbiaun. Anfangs erkennt man den Schmetterling
kaum wieder.
G. obscuraria. An gleichen Stellen wie palumbaria;
gemein. — Das $ erscheint ebenfalls 8 Tage später als der
<^. Auch dieser Spanner ist hier kleiner als in südlicheren
Gegenden. Die Querzeichnungen meist recht deutlich.
G. fluctuata. In Gärten.
G. cytisaria. Einzeln, doch nicht selten, auf trockenen
Haideflächen. Die Raupe wahrscheinlich an einer kleinen
Ginsterart, die zwischen der Haide wächst. Der Spanner ist
ebenfalls hier kleiner als in südlicheren Gegenden, und die
Zeichnungen sind sehr schwach, so dass er fast einfarbig grün
erscheint. Ich fand nur noch Weiber, die meist ganz abge-
flogen, schmutzig weiss aussehend waren.
G. scutulata. Ein Exemplar im Garten in Westerland.
Pjr. forficalis. Desgleichen.
purpuralis. Ziemlich häufig, zum Theil in grossen,
schönen Exemplaren auf grasreichen Stellen. Einmal fand
ich acht bis zehn Männer dicht bei einander im Grase schwär-
mend. Sie umschwirrten ein Weibchen, das sich bald dar-
auf mit einem der Männchen begattete. Der Actus ging sehr
rasch vorüber.
Pyr. cespitalis. Sehr gemein an grasreichen Stellen
in mannigfachen Varietäten.
Tortr. sylvana. Häufig zwischen Haidekraut an der
Westküste von Schleswig, bei Husum. Auf Sylt habe icli
diesen Wickler nicht gefunden, doch möchte er auch dort nicht
fehlen.
Die Grundfarbe der Vorderflügel sehr silberweiss; die
Zeichnungen fast kirschroth, der Schmetterling in seiner gan-
zen Erscheinung der Tortr. lapidana, H. S. flg. 413, sehr
ähnlich.
Tortr. Schulziana Fabr. (Zinkenana H.) Mit dem
vorigen auf gleichen Stellen nicht selten. Auf Sylt fand ich
ihn auch Anfangs August in frischen Exemplaren.
Tortr. araericana. Zwei Weiber im Garten in Wester-
land, wo nur Birnbäume, Weissdorn, Hartriegel und Korb-
weiden seine Nahrung sein konnten.
Tortr. laevigana. An demselben Orte nicht selten in
grossen Exemplaren. Ein Stück habe ich aus einer an Salix
viminalis gefundenen Puppe erzlogen.
152
Tovtv. hepar an a. An demselben Orte, an Birnbäumen
liäufig. Fast alle Exemplare sehr gross und schön (var. car-
pinana H.). Auch in dem Walde bei Munkmarsch war dieser
Wickler an Eichen nicht selten.
Tortr. alpin an a. An grasreichen Stellen, besonders an
den Ackerumwallungen in Westerland, einzeln (H. S, fig. 155).
Sehr häufig flog eben daselbst dieser Wickler in Exemplaren
von kaum halber Grösse als die eben citirte fig. 155 und
mannigfach variirend; zuweilen die Oberflügel fast einfarbig
messinggelb. Alle Stücke dieser geringeren Grösse, die ich
fing, waren Männer, im Sonnenschein schMärmend, während
das eine grosse Exemplar, das ich aufbewahrt habe, ein ^
ist und eben so die ausserdem in meiner Sammlung befind-
lichen grossen Stücke. Sollte der Grössen -Unterschied nur
Geschlechtsverschiedenheit sein?
Tortr. petiverana. Desgl., ich fing auch eine Varietät
mit fast einfarbig strohgelben Oberflügeln.
Tortr. hohenw arthiana. Ein Exemplar an einem Ra-
senrain bei Westerland.
Tortr. citrona. Daselbst einzeln.
pratana Häufig, sowohl auf grasreichen Stellen
als auf Haideflächen. Kräftig gezeichnet, meistens am Vor-
derrande der Oberflügel scharf weisslich.
Tortr. Ictericana Haw. Die Männer fast überall sehr
gemein, auch bei Tage ziemlich lebhaft. Die Weiber, der
Segetana Z. ähnlich, seltener und bei Tage wenigstens immer
träge an Baumstämmen sitzend (vergl. Herr.-Schäff. Tom. VI
pag. 157.)
Tortr. laneeolana. Auf Salix repens nicht selten.
gerningiana. Auf den Haidefläclien zM'ischen
Westerland und Munkmarsch etc., an Stellen, wo nur Calluna
vulgaris wuchs, sehr häufig; doch habe ich nur Männer ge-
funden und vermuthe daher, dass das $ sich sehr verborgen
hält. War auch Anfangs August noch häufig.
Tortr. cynosbana. Ein Exemplar im Garten.
. Tin. sudetica Z. An den Ackerumwallungen und auch
auf den Haideflächen häufig.
Tin. brizella. Au Grasrändern bei Westerland, wo
Statice armeria wuchs, nicht selten.
Tin. murinipennella. Ein Exemplar bei Westerland
an einem Rasenwalle.
,Tin. semicostella H. Ebendaselbst nicht selten.
- elutella. Ein abgeflogenes Stück in Westerland
gefunden.
Tin. perlella var. Warringtonella. Ein Exemplar auf
einer feuchten Wiesenstelle bei Westerland.
153
Tin variabilis Z. In Masse und sehadenbringend au
Weissdorn im Garten zu Westerland. Flog auch noch An-
fangs August häufig.
Tin. ericinella. Einzeln auf den Haideflächen.
'? An Elymus arenarius in den Uunen einzeln. Diese
Schabe, zum Genus Eucarphia gehörend, gleicht in der Grösse
der T. adornatella, in der Gestalt der vinetella, in der Färbung
der leucoloma. Herr Prof. Zeller, dem ich ein Stück zur An-
sicht schickte, schrieb mir, dass er ein $ unter dem Namen
resectellain seiner Sammlung habe. Ich gebe nachstehend die
Beschreibung nach einem recht gut erhaltenen Weibe, dem der
Mann bis auf die kaum merkliche Biegung der Fühlergeissel
gleich ist.
Kopf und Palpen, P'ühler und Hinterleib weissgrau, Tho-
rax und die mattfarbigen Vorderflügel blass graubraun, etwa
so wie bei vinetella; längs des Vorderrandes eine kreide-
weisse Strieme, die an beiden Enden spitz ausläuft und am
Vorderrande selbst noch einen ganz schmalen Streif der Grund-
farbe sehen lässt. Längs des Innenrandes läuft eine ähnliche
weisse Strieme, aber viel verloschener als die am Vorderrande.
In dieser bemerkt man bei frischen Stücken schwarze Atome,
die etwa in der Mitte der Strieme zwei neben einander
stehende schwache Punkte bilden. Ein einzelner feiner,
schwarzer Punkt steht bei Zweidrittel der Flügellänge in
der Mitte. Die braune Grundfarbe wird nach der obern
weissen Strieme zu allmälig dunkler und längs derselben
bildet sich eine ganz feine schwarze Linie. Die Franzen weiss-
grau mit drei sehr bleichbraunen Theilungslinien, ganz ähn-
lich wie bei vinetella. Die Unterfl. etwas glänzend aschgrau
mit grauweissem Saume und schwach angedeuteter einfacher
Theilungslinie.
Unterseite glänzend aschgrau mit weissgrauem Saume,
die Vorderfl. etwas dunkler als die Hinterfl. und am Vorder-
rande mit einer graubräunlichen Strieme.
Tin. aquilella. Einzeln auf Wiesenflächen.
contaminella. Desgleichen.
inquinatella. Gemein daselbst.
angulatella. Eben da nicht selten.
cuculipennella. Ein frisches Stück an Ligustrum
vulgare.
Pteroph. serotinus. Einzeln auf Stellen, wo Gras und
Haidekraut vermengt vorkommen. Später, Anfangs August
nicht selten in dem Giaben um das Gehölz bei Munkmarsch.
Vom 1. bis 17. August.
Pap. Urtica e. Einzeln bei Westerland und Keitum.
atalanta. Eine gestochene Raupe bei Westerland,
11
154
Soll, ligustii. Die Raupe nicht selten an dem zu Hecken
oft benutzten Ligustrum vulgare.
Spli. ocellata. Eine ziemlich erwachsene Raupe an
Salix viminalis in Westerland.
Bomb, vinula. Als Raupe in fast schädlicher Menge
an Populus balsamifera in Keitum.
Bomb, medicaginis. Nicht selten auf den trockenen
Haidellächen.
B. dromedarius. Von Birken in dem Walde bei Munk-
marsch eine Raupe, ein ziemlich erwachsenes Exemplar, ge-
klopft.
B. caja. In dem Gehölze bei Munkmarsch fand ich drei
ganz übereinstimmende Stücke dieses Spinners: ein gut erhal-
tenes $, einen abgeflogenen i^ und ein wolil von Raubinsecten
zerfetztes Exemplar; alle in sofern von der Stammart abwei-
chend, als die Oberflügel eine weissliche Grundfarbe hatten,
die ganz überwiegend war und auf der sich als Zeichnung
braune Flecken nur in sehr massiger Ausdehnung zeigten.
Auch auf den Unterflügeln "waren die schwarzen Flecken
merklich kleiner, namentlich die nach der Basis zu kaum an-
gedeutet. Der Schmetterling hatte dadurch ein auffallend
fremdartiges Aussehen und könnte wolil als B. caja var. Syl-
tica bezeichnet werden. Später fand ich auch noch ein der
Stammart mehr gleichendes V-
Noct. didyma. Bei Westerland Abends am blühenden
Tanacetum vulgare schwärmend.
Noct, chenopodii. Desgl.
nictitans. Desgl.
suasa. Desgl.
gemina. Desgl.
trago])ogonis. Ein frisches, intensiv gefärbtes
(^ fand ich auf der äusseren Gallerie des Leuchtthurmes bei
Wennigstadt.
Noct. testacea. Einmal in Keitum gefangen,
valiiger a. Schon abgeflogen. Einzeln,
aquilina. Desgleichen.
Geom. nanaria. Diese niedliche Eupithecie fand ich
einzeln, aber nicht gerade selten auf den trocknen Haide-
flächen.
Geom. pusillata Tr. Einige ganz abgeflogene Exem-
plare bei dem Gehölze bei Munkmarsch.
Geom. mensuraria. Ein ganz abgeflogenes ö^ bei We-
sterland gefangen.
Geom. lineolata. Einzeln in den mit Bocksbart, Tlxy-
niiau und Galium bestockten Thälern der Hörnumer Dünen.
Die Zeiclinungen bräunlichgelb statt blaugrau.
155
Toitr. vividana. Ein abgeflogenes Stück in dem Ge-
hölz bei Munk marsch.
Tortr. gnomana. Daselbst sehr häufig; doch auch um
Obstbäume in Westerland.
Tortr. cerasana. Desgl.
ocellana. Desgl.
Urtica na H. Im Gehölz bei Munkmarsch,
capreana. Desgl.; einzeln,
dimidiana. Desgl.
cruentana Fröhl. In Menge auf den trocknen
Haideflächen; mannigfach variirend, zum Theil mit voller,
sehr kräftiger Zeichnung, so dass die weisse Grundfarbe kaum
hervortritt, zum Theil mit blendend kreideweissen Oberflügeln,
die fast nur mit der dunklen Mittelbinde bezeichnet sind.
Tortr. rubel lana. An derselben Stelle, aber nicht so
häufig. Manche Exemplare ebenfalls sehr lebhaft gezeichnet.
Tortr. roborana. Einzeln um Rosen in Westerland.
cinctana. Ein frisches Stück auf der Halde nach
Munkmarsch zu. Kaum halb so gross als gewöhnlich.
Tortr. contaminana. Ein frisches $ am 15. August
an Birnbäumen im Garten zu Westerland.
Tortr. cor y lana. Häufig im Gehölz bei Munkmarsch.
Die Hinterflügel des Weibes sind einfarbig schwarzgrau.
Tin. antennella. Häufig im Gehölz bei Munkmarsch.
- janthinella. Einzeln auf den trocknen Haide-
flächen.
Tin. terrella. Desgl.
- electella. Desgl.
- maculiferella. Desgl.
- distinctella. Desgl.
- populella. Ein Stück von halber Grösse der ge-
wöhnlichen Stücke aus der Raupe gezogen. Letztere lebten
im Juli eben nicht gar selten wicklerartig in den Spitzen der
Triebe von Salix repens an den Dünen bei Westerland.
Die Raupe war hell spangrün, der Kopf wachsgelb, braun
gefleckt.
Die Puppe wachsgelb.
Puppenstand etwa 14 Tage.
Tin, pseudobombycella. Einen Raupensack an einer
Gartenthür bei Braderup gefunden.
Tin. consociella. Ein gutes Exemplar an den Eichen
in dem Gehölze bei Munkmarsch,
Tin. xjIosteUa. Nicht eben selten in dem Graben um
das Gehölz bei Munkmarsch.
Tin. goedartella. Ein Stück, daselbst gefangen.
' ap])lana. Ein Stück im Garten in Westerland.
156
Tin. basaltinella Z, Einzeln an den Fenstern meiner
Wohnung in Westerland.
Tin, quercifoliella. Zweimal zwischen Eichen und
Birken in dem Gehölz bei Munkmarsch gefangen.
Tin. falsella. Ein frisches Stück am 15. August in
Gärten zu Westerland.
Tin. fulgidella. In den Thälern der Hörnumer Dünen
nicht selten.
Pteroph. obscurus. Nur zweimal auf der Haide nach
Munkmarsch zu getroffen.
Pteroph. ochrodactylus. Vier Stücke bei Westerland
Abends um Tanacetum vulgare schwärmend gefangen. Meist
schon sehr abgeflogen.
Schliesslich möchte ich noch erwähnen , dass in den un-
reil'en Schoten der in den Dünen selir zahlreich wachsenden
Wicke eine Wieklerraujie häufig zu finden war, die Mitte
August ziemlich erwachsen war, die icli aber wegen meiner
eintretenden Abreise nicht bif- zur Verwandlung verfolgen
konnte.
Longicoinia Argentina.
Systematische Uebersicbt der Bockkäfer der La Plata-Staaten
von
H. Bui'meistei*.
Die Uebersicbt, welche ich zu geben versuche, stützt sich
hauptsächlich auf meine eignen Beobachtungen. Hier im Lande
ist mir bis jetzt keine entomologisehe Persönlichkeit bekannt
geworden; ein paar Sammler in St. Jago del Estero und
Montevideo sind die einzigen Leute, welche sich mehr zur
Unterhaltung als zum Studium mit Insektensammeln beschäf-
tigen. Von früheren Arbeiten ist mir nur D'Orbigny's be-
kanntes Reisewerk zugänglich. So kann es nicht fehlen, dass
diese Uebersicbt dermalen noch ziemlich lückenhaft ausfallen
wird und dass mitunter wohl Arten als neu aufgeführt sein
mögen, m eiche sich in mir unbekannten und unzugänglichen
Reise- oder Sammehveiken, wie die Annales de ia Societe
entomologit|ue de France, beschrieben finden. Denn die Ar-
gentinische Fauna, überhaupt nicht sehr reichhaltig, hat von
ihren östlichen Insassen viele mit Brasilien gemein, von ihren
westliehen manche mit Chile, unter ihren nördlichen schon
157
mehrere Bolivianer; Gegenden, welche besser untersucht wor-
den sind als das eigentliche Argentinische Gebiet, dessen Be-
wohner man fast nur nach den wenigen Arten kennt, die von
Montevideo oder Buenos Ayres nach Europa gelangten. Und
hier ist sehr wenig Eigentliümliches, die Insektenfauna von
Buenos Ayres namentlicli ist ungemein arm; weniger die von
Montevideo, woselbst der Reichthum des benachbarten Bra-
siliens noch manche Anklänge iiat. —
1. Prioniclae.
Ich beginne meine Aufzählung mit einer neuen höchst
eigenthiimlichen Gattung dieser Gruppe, welche am nächsten
mit Psalidognatbus verwandt ist und von mir schon in meiner
Reise (I. Bd. S. 314. 1861) kurz angedeutet wurde.
1. Micropsalis Nob.
Mandibulae parvae, edentatae, limbo externo amplificato.
Palpi longissimi, articulo ultimo securiformi.
Antennae graciles, filiformes s. subsetaceae, apicem versus
tenuiores.
Pronotum utrinque tridentatum; dente medio maximo,
subhamato.
Uterque sexus apterus; eljtris planis, ovalibus, apice
subacuminatis, margine externo arguto.
Pedes longi graciles-, tarsorum quatuor anticorum arti-
culis tribus basalibus dilatatis, tertio antecedentibus
singulis minori, vix bilobo; tarsis posticis angustis.
1. M. heterogama: supra fortiter punctata, elytris
apicem versus alutaceis.
Mas gracilis, corpore parvo, artubus longissimis; obscure
ferrugineus, elytrorum limbo et apice fusco-nigris.
Long. ly.".
B'emina robusta, grossa, artubus brevioribus, tota fusco-
nigra. Long, ^'/g"«
Bei Mendoza, auf der sandigen, buschig bewaldeten Flur
um Borbollou, woselbst der Käfer am Boden unter den Alga-
loba-Büschen sich aufhält und zwischen deren Wurzelknorren
sich verkriecht.
Ganzes Ansehn eines Psalidognatbus, aber durch die klei-
nen Mandibeln, die beilförmigen Taster und das flügellose
Männchen davon besümmt verschieden; übrigens beide Ge-
schlechter in gleichem Verhältniss der Grösse und Gestalt zu
einander stehend. Fühler des Männchens fast so lang wie
der Körper, des Weibchens beträchtlich kürzer, die Glieder
drehrund, einzeln allmälig etwas dünner werdend, die fünf
158
ersten .schwach kolbig gestaltet, die lulgenden mehr cyhn-
(Irisch und nach und nach verkürzt, nur das letzte wieder
etwas länger. Augen länglich nierenförmig, mit tiefem Aus-
sclinitt hinter den Fülilern am Vorderrande. Rand des Kopf-
schildes zwischen die Obeikiefer vorspringend, leicht vertieft,
am Ende abgestutzt, mit einer (j)uerfurche, welche die Ober-
lippe andeutet. Oberkiefer zwar nur klein, aber kräftig, mit
spitzem End haken und bauchiger Aussenkante, der bogen-
förmig als scharfer Rand neben dem Endhaken hervortritt.
Unterkiefer und Unterlippe sehr klein, tief im Maule versteckt,
aber die langen dünnen Taster Aveit vorragend, das Endglied
aller beilförmig. Kopffläche dicht und ziemlich grob punk-
tirt, auf dem Scheitel ein spitzer Höcker. Vorderrücken flach,
dicht grob punktirt, etwas bieiter als lang, die Seiten mit
drei scharfen Dornen, von denen der mittlere grösste etwas
nach hinten gebogen ist. Schildchen klein, breit oval, fein
punktirt und behaart. Flügeldecken länglicli eiförmig, einzeln
stumpf zugespitzt, daher die Naht etwas klaffend; die Schul-
tern abgerundet, der Seitenrand scharf erhaben; die Ober-
fläche anfangs grob punktirt, hei nach immer schwächer, zu-
letzt fein ledernarbig. Brust fein punktirt, nicht behaart;
Bauch glatt. Beine lang und dünn, grob punktirt; Vorder-
und Mittelfüsse mit drei erweiterten Gliedern, aber das dritte
Glied kleiner als das zweite und nicht zAveilappig, blos am
Ende ausgebuclitet, die Sohle dicht behaart. Hinterfüsse ganz
schmal, aber die Sohle doch behaart; das Krallenglied aller
lang, dünn, unten zum Tlieil beliaart, mit langen, feinen, nur
leicht gebogenen Krallen.
2. Torneutes Äeich.
Trans, ent. Soc. London II. 'J,
2. T. pallidipennis, Reich 1. 1. II. 12 pl. 2 fig. 7.
D'Orbigny Vovage d. Amer. inerid. Ins. 2W pl. 20
hg. 3, 4.
Dieser eigenthümliche und merkwürdige Käfer hat sich
bisher nur auf den Holzhöfen oder in deren Nähe in der
Stadt Buenos Ayres selbst gefunden; seine eigentliche Hei-
math ist also noch unbekannt. Ich erhielt bis jetzt nur ein
einziges auf dieselbe Art gefangenes männliches Individuum,
das, wie D'Orbigny's Abbildung lehrt, viel grö>ser und viel
kräftiger gebaut ist, als das Weibchen; grade umgekelirt wie
bei der vorigen Gattung.
3. Mallodou Serv.
3. M. bonariense Dej. Catal. 342.
Ueberall gemein im ganzen Gebiet, fliegt Abends nach
159
dem Lichte und dringt mit grossem Geräusch bis in die Zim-
mer, Die Larve lebt im fauligen Holz der einheimischen
Weide (Salix Humboldtiana) und demnächst am liebsten in
der introducirten Pappel (Populus dilatata).
Ich halte übrigens diese von Dejean aufgestellte Art
nur für eine Varietät des brasilianischen Mall, spinibarbe Fabr.
S. El. IL 268, da ich keine anderen Unterschiede zwischen
beiden auffinden kann, als minder vortretende Vorderecken
und schwächer gekerbten Seitenrand des Vorderrückens, so
wie einige leichte Differenzen in der ohnehin sehr variablen
Gestaltung der glatten Streifen und Flecken auf seiner Fläche.
4. Navisoma Bl.
4. N. triste Blanch. D'Orbigny Voy. etc. 1. 1. pl. 20
fig. 5.
In den Provinzen von Entrerios und Corrientes, an der
östlichen Seite im Gebiet des Rio Uruguay.
5. Prionidium Nob.
Novum genus.
Antennae serratae, articulis elongato-trigonis.
Pronotum minutum, hexagonum, integrum, argute mar-
ginatum.
Elytra ovalia, coriaceo-mollia.
Pedes reguläres, tibiis extrorsum arcuatis; tarsis longis
gracilibus, articulis tribus basalibus angustis, elongato-
trigonis.
Eine ebenfalls höchst eigenthümliche Gattung, welche
sich an Prionus s. str. nahe anschliesst und gleichsam eine
Diminutivform desselben ist, aber durch den unbewahrten
Vorderrücken, die feineren Fühler und den abweichenden Bau
der Füsse sich scharf davon unterscheidet.
Kopf klein, die Stirn stark vertieft, mit scharfer Spitze
zwischen die Oberkiefer vortretend; letztere kräftig, aber
nicht lang, am Innenrande gekerbt, der Aussenrand dick. Un-
terkiefer und Unterlippe versteckt, weil klein; die Taster von
normaler Länge, das Endglied oval, Fühler beinahe von
Körperlänge, sägeförmig, ähnlich denen von Calopus, aber die
Glieder dicker, am Endrande etwas vertieft, das letzte Glied
nicht dreieckig, leicht gebogen, so lang wie beide vorherge-
henden zusammen, Augen hoch gewölbt, auf der Stirn stark
genähert, mit groben Facetten. Vorderrücken quer sechseckig,
aber nur wenig breiter als lang, klein, die Fläche gewölbt,
der Rand fein erhaben und gekerbelt, die Ecken stumpf.
Schildchen schmal herzförmig. Flügeldecken länglich oval,
I(i0
gemeinsam zugerundet, \Aeich lederailig, ohne Rippen, mit
erhabener Randleiste. Brust kräftig, lang behaart; Bauch
schmächtig, glatt. Beine von normaler Länge, die Schenkel
nur kurz; die Seidenen ebenso lang, nach dem Ende zu etwas
breiter, leicht auswärts gebogen mit der Spitze; die Füsse
länger als die Schienen, schmal, die drei ersten Glieder läng-
lich dreiseitig, mit behaarter, nach der Mitte vertiefter Sohle;
Krallenglied lang, die Krallen fein, Avenig gebogen.
5. Pr. molle Nob.: testaceum nitidum, pronoto eljtris-
que punctatis, his glabris, illo jjectoreque hirtis. —
Long. 8"'.
Aus der Banda oriental.
6. Calocomus Serv.
6. C. hamatiferus Lacord., Ann. d. 1. Soc. entom.
de France 1832, 195. — Dej. Catal. 344.
Caloc. Desmarestii, Guer. Icon. d. Rgn. anim. Jn-. pl. 42
ilg. 8. — D'Orbigny Dict. d'hist. natur. Atlas, Ins.
Col. pl. 12 fig. 2.
Ziemlich im ganzen Gebiet, mit Ausschluss des äussersten
Osten, an gewissen Stellen, wo der Käfer dann in Menge
auftritt; z. B. bei Parana, woselbst ich an einem und dem-
selben Bäumchen während der Monate Januar und Februar
nach und nach gegen 30 Stück gefangen habe. Schon früher,
im Februar 1858, hatte mir mein Begleiter den Käfer aus
der Gegend von S. Carlos, südlich von Mendoza, gebracht
und später, im Februar 1860, ling ich ihn nochmals häutig
am Wege nach den Cordilleren, zwischen Capellan und Chum-
biche. An allen diesen Orten lebte er im Buschwalde, am
Gesträuch bei Tage ruhig dasitzend oder am Stamm sich
haltend.
Die Individuen von S. Carlos und Chumbiche sind kleiner
als die normalen Individuen von Parana, Jjaben einen feiner
zugespitzten Doin an den Seiten des Vorderrückens, etwas
länger gekämmte Fühler im männlichen Geschlecht und na-
mentlich ein längeres Endglied, das mitunter 3 Zähnchen
zeigt. Ich habe diese Untersciiiede wohl lür specifische ge-
nommen und deshalb darauf in meiner Reise (I. Bd. S. 314)
den Caloc. Bravardi gegründet, glaube indessen, nach reif-
licher Prüfung, sie nur für Varietäts-Cliaraktere gelten lassen
zu dürfen.
7. C. coriaceus Nob.: niger, antennarum apice elj-
trisque maris ferrugineis; supra fortiter punctatus,
elvtris apice alutacei^. Long. 2 — 2V2 "•
In der Provinz Catamarca, am Wege nach den Cordil-
leren, zwischen Machiposta und Alpaquinchi. Grösser als die
161
gewöhnlichen Individuen der vorigen Art und etwas plumper
gebaut, doch sonst von denselben Verhältnissen. Ueberall auf
der Oberseite dicht und ziemlich grob punktirt, auf der un-
teren viel feiner, wie die Endhälften der Flügeldecken mehr
ledernarbig glänzend braunschwarz, die Taster, die acht obe-
ren Fühlerglieder, die Spitze der Schienen und die Füsse
rothbraun; beim Männchen auch die ganzen Flügeldecken
ebenso gefärbt. Vorder- und Hinterrand des Vorderrückens
gelbgrau gefranzt, die Seiten mit einem spitzen Dorn und der
Rand vor ihm mehr bogenförmig erweitert; Brust mit kur-
zen, feinen, gelbgrauen Haaren besetzt, ebenso die Innenseite
der Schienen an der unteren Hälfte, zumal beim Männchen;
Fusssohlen dicht und kurz behaart. Endglied der Fühler
spateiförmig gestaltet, mit schwachem Zahn nach unten.
Nach Angabe eines Bekannten findet sicii die Art auch
bei Mendoza, wo sie mir aber nicht begegnet ist. Wenn diese
Angabe Grund hat, so wird sie wahrscheinlich im ganzen
westlichen Gebiet am Fuss der Cordijleren auftreten. Sie
lebt, gleich der vorigen, in der niedrigen Busch waldung,
welche vorzugsweise aus Leguminosen besteht und die dürren
rasenlosen Sandflächen jener Gegenden bekleidet. Ich fing
f-ie den 15. Februar 1860.
Cal. Lycius Guer. Mag. de Zool. II. Ser. Ins. pl, 50, 51
steht dem hier beschriebenen C. coriaceus nahe in der Fär-
bung, ist aber viel gestreckter gebaut und die Fühler des
Männchen sind länger gekämmt.
?• Tracliyderiilae.
7. Ozodera Dup.
8. O. farinosa Ger st. fusco-nigra, undique cinereo-
tomentosa; pronoto carunculis tribus glabris; elytris
nudiusculis fuscis, vitta cinereo-pubescente. Long. 7'".
In der westlichen Pampa, zwischen S. Luis und Mendoza.
Walzenförmig gestaltet, dunkelbraun gefärbt; der ganze
Leib dicht filzig gelbgrau behaart; Fühler, Beine und Flügel-
decken fast haarfrei, letztere mit einem breiten Streif anlie-
gender Haare, der in der Mitte ziemlich verwischt ist. Füh-
ler etwas länger als der halbe Leib, die Endglieder zusam-
mengedrückt, mit zwei scharfen Kanten. Vorderrücken fast
kreisrund, an jeder Seite mit zwei kleinen Höckern, auf der
Mitte vertieft und vor der Vertiefung eine Querfurche, darin
eine kurze glatte Schwiele und daneben jederseits eine andere
längere, w^elche die Mittelgrube begrenzt. Schildchen läng-
lich dreieckig. Flügeldecken am Ende einzeln abgerundet,
ohne Nahtecke. Beine kurz, seitlich etwas zusammengedrückt,
Ifi2
auch die Scliienen. Voiderbrustbein mit scharfem Kiel zwi-
schen den Hüften. Vor dem After eine rostgelbe Haarfranze.
8. Dorcacerus Dej.
f>. D. burbatus Dej. Cat. 346.
Cerambjx barbatus Oliv. Ent. IV. 67, 10 j)l. 13 tig. 94.
Schönh. Sjn. Ins. 111. 363, 78.
Banda oriental, Entrerios", Corrientes.
9. Trachyderes Dalm.
Schönh. Syn. Ins. III. 364.
a. Pronoto tomentoso-maculato.
10. Tr. tiioracicus Dej. Cat. 34,5. — Dup. Monogr. des
Trachjd. Guer. Mag. 1836 Ins. pl. 159. Cerambyx
thoracieus Oliv. Ent. IV. 67, 15 pl. 12 fig. 85.
Banda oriental, Buenos Ayres, Entrerios und Corrientes;
überall häutig.
11. Tr. sulcatus Mus. ber. Corpore nigro, cinereo
tomentoso; pronoto eljtrisque viridibus, bis vittis tri-
bus sulcatis tomentosus; antennis llavis, nigro -annu-
latis. Long. i—^y^".
In der Banda oriental von Sellow gesammelt, mir nur
in der Gegend von St. Jago del Estero begegnet.
Gestalt und ganzes Anselm der vorigen Act, auch gröss-
lentheils ebenso gefärbt. Füliler gelb, die drei ersten Glieder
ganz und die folgenden an der Gelenkung schv^arz. Vorder-
rücken grünlich, wie das Schildchen, beide mit gelben anlie-
genden Haaren besetzt. Flügeldecken lebliafter grün, auf
jeder drei vertiefte, mit gelbgrauen Haaren ausgefüllte Strei-
fen. Rumpf und Beine schwarz, die Schenkel ohne den
scharfen Dorn an der Innenecke der Knie.
12. Tr. aurulentus Nob , niger aureo-tomentosus; ely-
tris rufo-testaceis, tomentoso-striatis. Long. 10'".
Bei Mendoza.
Das einzige Exemplar dieses schönen Käfers, welches ich
gesehen habe, ist nicht in meinen Besitz übergegangen, daher
ich die Art nicht weiter beschreiben kann.
13. Tr. sanguinolentus Nob.; niger, trunco aurichalceo-
tomentoso; elytris sanguineis, vitta media lata nigra.
Long. 10'".
Kozario, Parana, St. Jago del Estero.
Tief schwarz, Ko|>f und Hum])fdic]it messinggelb behaart,
der Vorderrücken auf der Mitte liaarfrei; Fühler, Flügel-
decken und Beine nackt, die Flügeldecken blutroth gefärbt,
163
mit breilem schwarzem Slieit' neben der Naht, Vordenücken
mit stumpfem Dorn an jeder Seite in der Mitte und einem
zweiten nach hinten zu auf der Fläche, welcher dem neben
der Schulter vortretenden spitzen Höcker der Flügeldecken
gegenübersteht; die Mitte dazwischen abgeplattet, haarfiei
und punktirt, die Stelle vor dem Schildchen vertieft. Ende
der Flügeldecken zugerundet, mit zwei spitzen Dornen, von
denen der äussere der grössere ist. Innenecke des Knies,
besonders an den Mittelbeinen, in einen Dorn verlängert.
b. Pronoto glabro.
J4. Tr. variegatus Perty, Delect, anim. artic. 88 T.
17 fig. 10. — Dup. Monogr Trach. 1. 1. Ins. pl. 187
fig. 1.
Tr. nigro-fasciatus Gory ^uer. Icon. d. 1. Ann. Ins. pl.
43 fig. 3.
Var Tr. Audouini Dup. ibid. 1838 pl. 186 fig. 2 und
Trach. gloriosus Dup. ibid. pl. 187 fig. 2.
Buenos Ayres, Rozario, Parana, St. Jago del Estero.
Dieser schöne Käfer kam mir stets nur einzeln vor, aber
an allen genannten Orten. Er variirt in der Farbe des Sau-
mes der Flügeldecken, welcher bald schwarz, wie die Grund-
farbe, bald gelb wie die Flecken gefärbt i^t. Auf letztere
Varietät hat Herr Dupont seinen Tr. Audouini gegründet.
15. Tr. striatus Dalm. Sehönh. Syn. Ins." III. 365. 4.
— Dej. Cat. 345. — Dup. Monogr. d. Trach. 1. 1. pl.
161 fig. 2. Cerambyx striatus Fabr. S. El. II. 275,
42. Oliv. Ent. IV. 67, 27. 31 pl. 10 fig. 71.
Banda oriental, Buenos Ayres, Entrerios, Corrientes; die
häufigste Art der Gattung.
16. Tr. dimidiatusDalm. Sehönh. Syn. fus. III. 366. 8.
Dej. Cat. 345. Dup. Monogr. I. 1. pl. 163. Cerambyx
dimidiatus Fabr. S. El. IL 276, 45. Oliv. Ent. IV.
6a, 18. 19 pl. 14 fig. 96.
Banda oriental, Buenos Ayres.
17. Tr. signatus Gyll. Sehönh. Syn. fus. 111.366, 12.
App. 177, 247. Dej. Cat. 345. 'Dup. Monogr. 1. 1.
pl. 193.
Bei Parana.
10. Oxymerus Sol.
18. 0. obliquatus Mus. ber. rufo-testaceus, pronoto
nigro-punctato; pectore abdomine ely trorumque parte
dimidia juxta suturam ascendente uigiis. Long. 8'".
1H4
Banda oriental, Entrerios.
Dem 0. basalis verwandt, ebenso gross, aber schon durch
die sieben schwarzen Punkte auf dem Vorderrücken davon
verschieden. Rothgelb, Brust, Bauch und Endhälfte der Flü-
geldecken schwarz, aber diese schwarze Strecke der letzteren
nicht quer abgesetzt, sondern an der Naht bis zum Schild-
chen hinaufgezogen. Hinterschienen schwarz, ebenso deren
Füsne und die der Mittelbeine; auch das 7., 8. und 9. Fühler-
glied schwarz.
19. 0. lateriscriptus Nob. testaceus, pronoto nigro-
punctato, abdomine nigro; eljtris linea laterali nigra.
Long. 7-8'".
Bei Rozario. — Glänzend schaalgelb, Kopf, Fühler und
Beine einfarbig, nur die hintersten Schenkel an der Spitze
schwarz. Vorderrücken buckelig uneben, nur vorn an den
Seiten ein stumpfer Dorn; darauf 7 schwarze Punkte in der
gewöhnlichen Stellung. Flügeldecken mit einem schwärzlichen
Streif neben dem Aussenrande nach hinten und zuweilen noch
ein zweiter neben der Naht; der Rand selbst, die Spitze und
die Naht ebenfalls schwarzbraun. Brustseiten schwarz ge-
fleckt, der Hinterleib ganz schwarz, der Afterrand rotligelb
behaart.
20. O. rivulosus Dej. Cat. 345.
Cerambyx rivulosus Germ. Spec. nov. I. 512, 683
Im ganzen Osten der argentinischen Republik, von Bue
nos Ayres bis Paraguay und dem Innern von Brasilien.
Die Art ist ziemlich variabel in Grösse und Zeichnung,
die Fühler sind gewöhnlich ganz schwarz, auch die Flügel-
decken mitunter. Zu diesen Varietäten rechne icii auch Ox.
pallidus Dup. Monogr. Magazin de Zoolog. 1838, 49 Ins.
pl. 215 lig. 1.
11. Xylocharis Dup.
Magazin de Zoologie 1838, 29.
21. X. oculata Serville Ann. de la Soc. ent. de France
1834, 48. Dup. 1. 1. pl. 205 fig. 1.
Süd-Brasilien, Banda oriental, Entrerios, Corrientes.
3. Ceraiiibycitlae.
a. Lophonophoridae.
12. Pteroplatus Dej.
22. Pt. lyciformis.
Cerambyx lycif. Germ. Spec, I. 502, ')68.
165
Banda oiiental und die südliche Partie der argent. Re-
publik bis Rio Quarto.
23. Pt. adustus Nob. Supra testaceus, velutinus; sub-
tus niger nitidus, femoribus basi testaceis; vitta pronoti
elytroiunique a])ice nigris. Long. 8'".
Bei Rozario. — Grösser als die vorige Art, flacher,
nach hinten breiter, völlig wie ein Lycus gestaltet und viel-
leicht identisch mit Pt. lycoides Dej. Cat. 346.
b. E b u r i a d a e.
13. Eburia Serv.
24. E. 4 lineata Dej. Catal. 352. — Rufo-testacea,
nigro variegata pubescens; pronoto tuberculis duobus
nigris nitidis, elytris lineolis sex albidis. Long.
12-14'".
Bei Paranä, S. Fe und Buenos A^res. — Grundfarbe
trübe röthlich schaalgelb, der Körper und die Spitzen der
Schenkel schwarzbraun; auf den Flügeldecken ein schwarzer
Saum um die weisslichen Linien, der nach vorn und hinten
ausfliesst; mitunter die ganzen Flügeldecken schwarz. Ober-
fläche fein anliegend, gelbgrau beliaart; Kopf und Vorder-
rücken dicht punktirt, Flügeldecken ledernarbig giubig. Füh-
ler lang behaart, besonders die LTnterseite. Yorderrücken
etwas uneben, an den Seiten vorn ein stumpfer, hinter der
Mitte ein spitzer Dorn; auf der Oberfläche vorn zwei glatte
schwarze Höcker und dahinter drei andere, schwächere Buckel,
von denen der mittlere schärfer und glatt ist, wie die Höcker-
chen. Jede Flügeldecke mit drei kleinen weissgelben Linien,
die ersten am Grunde zwischen Schulter und Scliildchen, die
beiden anderen ziemlich in der Mitte parallel neben einander,
die Innern derselben stark abgekürzt. Ende der Flügel
decken mehr oder weniger scharf zugespitzt. Die vier hin-
teren Schenkel mit vortretenden Gelenkecken.
25. E. sor dida Nob. Fusca, cinereo-pubescens; pronoto
tuberculis duobus nitidis, elytris sub-bicostatis: puncto
basali aurantiaco. Long. 12 — 14'".
Bei St. Jago del Estero. — Gestalt und Bau der vorigen
Art, aber etwas flacher und nach Verhältniss breiter, die
Schenkel k;äftiger. Grundfarbe trüb röthlich braun, aber die
ganze Oberfläche viel dichter mit kurzen, feinen, anliegenden
gelbgrauen Härchen bekleidet und daher erdfarben erschei-
nend. Punktirung wie bei jener Art, doch feiner. Vorder-
rücken mit stumpfem Höcker vorn und spitzem in der Mitte
an den Seiten, die Fläche mit zwei glatten Höckern vor der
Mitte und leichtem Buckel vor dem Hintenande. Flügeldecken
mit je zwei leicliten erhabenen Längsleisten in etwas diago-
naler Richtung, am Anlange der inneren an der Basis eine
glatte, rüthlich gelbe Schwiele; Ende der Flügeldecken mit
zwei spitzen Dornen. Fühler innen etwas länger behaart,
die 4 hintern Schenkel mit vortretenden Grelenkecken.
26. E. graciosa Blanch. D'Orb. Voy. TAm, mer. pl.
21 tig. 8.
Banda oriental, Corrientes, Bolivien.
14. Coccoderus Dej.
27. C. novempunctatus.
Cerambyx 9-punctatus Germ. Spec. nov. .^O.j.
Cocc. tnberculatus Dej. Buquet, Rev. zool. 1840, 295.
Blanch. D'Orb. Voy. l'Am. mer. 207 pl. 21 Hg. 3.
Banda oriental.
15. Orion Dej.
28. 0. Lachesis, Blanch. D'Orb. Voy. TAm. mer.
209 pl. 22 flg. 1. Ej. bist, natur. d. Ins. II. I4ß.
Orion Atropos Dej. Catal. 352.
Orion Patagonus Guer. Icon. d. R. An. Ins. Texte 22J.
Bahia blanca, Mendoza und Patagonien.
16. Elaphidium Serv.
20. E. collareNob. Brunneum, cinereo-pubescens, pro-
sterno sulco transverso, fulvo-hirto; eljtris alutaceo-
pubescentibus. Long. 16'".
Banda oriental. — Matt röthlich braun, gelbgrau behaart,
die Behaarung unten diclit, oben ledernarbig lückenhaft. Füh-
ler stark, die Glieder unten scharfkantig mit vortretender
Endecke. Kopf klein, Vorderrücken kurz, nicht ganz so breit
wie die Schultern, die Seiten abgerundet, die Oberfläche grob
punktirt, uneben, in den Vertiefungen gelbgrau abstehend be-
haart, dazwischen zwei kleine glatte Höcker vor der Mitte
auf der Oberfläche; die Brust mit einer tiefen, mondförmigen,
röthlich gelbgrau behaarten Furche vor den Beinen, die sich
schneckenförmig z\\isclien die Hüftgruben drängt. Flügel-
<lecken gleichbreit, flachrund, ledernarbig punktirt, die Punkte
behaart, die Zwischenräume glatt, der Endrand mit je zwei
spitzen Dornen. Beine kurz, die Schenkel nicht kolbig ver-
dickt, ohne vortretende Gelenkecken.
Anm. Die Art scheint mir eine eigne Gattung neben
Elaphidium zu bilden, deren Absonderung indess mir niclU
gut möglich ist, weil mir keine typischen Elaphidium-Avten
ir.7
zur Hand sind. — Ed. New man hat zwei Elaphidium von
Buenos Ayres beschrieben (E. cerussatum, EntomologisL III.
und E. exornatum ibid.), welcl^e ich aus Mangel der Be-
schreibung im Entomologist niclit mit meiner Art verglei-
chen kann. Mir ist bis jetzt kein Elaphidium liier hei
Buenos Ayres begegnet.
17. Trichophorus Serv.
80. Tr. albomaculatus Dej. Cat, 3.52. Fusco-niger,
antennis pedibustjue fuscis; pronoti lateribus, scutello
elytrorumque gutlis sex albo-pilosis. Long. 10- 12'".
Häufig in und hei Buenos Ayres.
31. Tr. interrogationis. Blanch. D'Orb. Voy. PAm.
mer. Ins. pl. 21 fig. 9.
^l'ucuman und inneres Bolivien.
18. Sphaerion Serv.
32. Sph. rusticum Nob. Rubro-testaceum s. nigrum,
subtiliter cinereo-pubescens; pronolo inaequali, late-
ribus sub-mucronatis; antennis hirtis, arliculis 3, 4, 5
Spina parva armatis. Long. 8'".
Banda oriental. — Grundfarbe röthlich gelbbraun oder
ganz schwarz, die Oberfläche fein punktirt, dicht mit feinen
kurzen, anliegenden gelbgraueu Härchen bekleidet, dazwischen,
besonders auf den Flügeldecken und an den Beinen, einzelne
lange abstehende Haare; Fühler ähnlich, aber dichter behaart,
die Glieder hinter dem zweiten der Länge nach gefurcht, das
dritte, vierte und fünfte Glied mit kurzem Dorn an der un-
teren Endecke. Vorderrücken schmäler als die Flügeldecken,
uneben, mit zwei glatten Höckern auf der vorderen Partie
und drei stumpferen auf der hinteren, von denen der mittlere
sich als Längsschwiele foitsetzt und die f^eitlichen mit den
vorderen sich berühren; in der Mitte der Seiten ein schwa-
cher spitzer Höcker. Flügeldecken am Ende zugerundet, mit
spitzem Dorn in der Mitte des Endrandes. Schenkel stark
kolbig verdickt vor dem Knie.
33. Sph. spiniger um.
Myopteryx spiniger, Blanch. D'Orb. Voy. TAm. me-
rid. Ins. pl. 22 fig. 4.
Buenos Ayres. — Der vorigen Art im Ansehn verwandt,
aber die Fühler viel länger und die Behaarung des Rumpfes
voller, beinahe messinggelb. Nach meiner Ansicht nicht von
Sphaerion zu trennen.
168
19. Malacopterus Serv.
34. jM. flavo-signatus, White, Catal. Brit. Mus. Lon-
gicornia I. 115, 4 pl. 3 fig. 6.
Buenos Ayres. — Icl» fand dieee, gleich wie die vorige
Art mehrmals auf der Strasse in der Stadt, wohin der Käfer
mit den Hölzern vom Lande gebracht werden dürfte.
35. M. pavidus Serv. Ann. de la Soc. ent. II. 565.
Cerambyx pavidus Germ. Spec. nov. I. 506. 673.
Malac. rotundipennis Dej. Cat. 351.
Banda oriental, hei Mercedes am Rio negro.
36. M. quadriguttatus Nob. — Testaceus nitidus, pun-
ctatus, elytris costa elevata guttisque 4. albis, nigro-
cinctis. Long 6'".
Tucuman. — Glänzend schaalgelb, ziemlich grob punktirl,
die Brust fein anliegend behaart, die Fühler und die Beine
mit längeren abstehenden Haaren besetzt. Vorderi ücken un-
eben, die Erhabenheiten glatt, die Vertiefungen punktiit,
vorn ein schwarzer Längsstrich und hinten ein solcher Punkt
in der Mittellinie. Flügeldecken mit erhabener glatter Rippe,
die von der Schulter ausgeht und einer zweiten schwächeren
daneben nach innen; auf jeder zwei grosse weissliche, scliwarz-
gesäumte, elliptische Flecke, durch welche die Rippen liin-
durchgehn; der vordere neben dem Aussenrande unter der
Schulter, der hintere dicht unter der Mitte. Endrand /.uge-
rundet, mit feiner Spitze in der Mitte; Bänder der Bauch-
ringe gebräunt.
c. Aromiadae.
20. Mallosoma Serv.
37. M. elegans Serv. Ann, d. 1. Soc. ent. d. France
111. 69. M. thoracicum White. Cat. Brit. Mus. Long.
1. 111. 5.
Buenos Ayres. Parana. — Etwas variabel, besonders die
Zeichnung des Vorderrückens, der bald schwarz ist mit ro-
them Rande vorn und an den Seiten, bald roth mit 2 schwar-
zen Streifen oder 5 schwarzen Punkten.
21. Plocaederus Dej.
38. PI. Batus. Cerambyx Batus Linn. S. Hat. IT. 625.
Oliv. Entom. IV. lO'. 16. 5. f. 32. Fabr. S. El. II.
272. 28. Schönh. Syn. Ins. III. 357. 47.
Hamaticherus Batus Serv. Ann. d. 1. Soc. ent. d. France
ÜL 16.
Plocaederus militaris et Lacordaiiii Dej. Cat. 347.
169
Buenos Ayres, Banda oriental, Tucuman und überall,
wohin der Käfer mit dem Bauholze aus dem Innern gebracht
wird, denn er tiudet sich fast nur in neuern Häusern und
bei Tischlern oder auf Holzniederlagen.
22. Callichroma Latr.
39. C. corvina Nob. atro-violacea, holosericea, antennis
pedibusque nigris. Long. 18'".
Bei Paranii in Entrerios. Gestalt der bekannten brasi-
lischen Arten, nur etwas schmäler an den Schultern; einfarbig
blauschwarz, sammetartig: Fühler und Beine schw^ärzer.
23. Chrysoprasis Serv.
40. Ch. haemorrhoidalis, Cerarab. haem. Ger mar,
Spec. nov. I. 496. 661. Chrjs. erythrogaster Dej.
Cat. 350.
Bei Parana.
41. Ch. aurigena Serv. Ann. d. 1. See. ent. III. 6. Perty.
Del. An. artic. 89. T. 18. f. 2. Ceramb. aurigenüs
Germ. Spec. nov. I. 496. 662.
Bei Tucuman und Parana, gleichwie im ganzen inneren
südlichen Brasilien bis Rio de Janeiro.
24. Orthostoma Nob.
Orthostoma et Compsocerus Serv.
42. 0. parviscopa Nob. Rufa, subtiliter pubeseens:
elytris violaeeis, subnudis; antennarum nigrarum, duo-
bus articulis basalibus exceptis, articulo sexto pilis
paucis hirto. Long. 7'".
Bei Tucuman. Kopf, Rumpf, Beine und die beiden ersten
Fühlerglieder roth, die Schienen in der Mitte nach aussen
geschwärzt; alle diese Tlieile fein anliegend rothgelb behaart,
nur die Mitte des Yorderrückens mit glattem Längsstreif.
Fühler vom dritten Gliede an schwarz, die Glieder nach
innen flach, das sechste mit einem kleinen Busch zerstreut
stehender Haare. Flügeldecken glänzend stahlblau, sehr fein
behaart, am Ende mit einigen abstehenden längeren Haaren.
Männehen mit grösserem Kopf, längeren Fühlern und
viel breiterem Vorderrücken.
43. 0. thyrsophora Nob. Rufa, parcius pubeseens,
elytris violaeeis s. viridi-aeneis, subnudis: antennarum
articulo sexto fasciculo piloruni abdominisque basi ni-
gro. Long. 7—8"'.
Mas capite grosso, pronotoque latiori.
Femina capite parvo, pronoto autice angusto,
n
170
Bei Buenos Ayres; überall häufig. Kopf, Rumpf, Fühler
und Beine rotli, das sechste Fühlerglied mit einem dichten
Busch langer, schwarzer, abstehender Haare. Rumpf und
Beine mit anliegenden rothgelben Härchen bekleidet, auf dem
Vorderrücken die Mittelschwiele und 2 leichte Erhebungen
daneben nackt und glatt. Flügeldecken gewöhnlich hell erz-
yrün mitunter stahlblau, sehr sparsam kurz behaart, am Ende
mit einigen längeren abstehenden Haaren. Hinterleib am
Grunde schwarz, nur die Spitze roth.
25. Cosmisoma Serv.
Anm. Diese Gattung steht der vorigen sehr nahe
und lässt sich von jener meines Erachtens nur durch 3
Merkmale trennen, welche sind
1) der längere, gestrecktere Körperbau,
2) die stärkere Entwickelung der Unebenheiten auf
dem Vorderrücken.
3) die abgesetzt kolbigen, dickeren Schenkel.
Orthostoma !Nob. hat einen breiteren, flacheren Körper-
bau, einen weniger unebenen Vorderrückeu und dünne, kei-
nesweges kolbig aufgeblähete Schenkel. In beiden Gattun-
gen giebt es Arten mit und ohne Haarbusch an den Fühlern.
a. Ohne Haar husch am Fühler.
44. C. basalis Nob. Rubra, antennis tibiis tarsisque
nigris; elytris serieeis, violaceis, basi rubris. Long. 1'".
Bei Parana. Breiter gebaut als die typischen Comisomae
und den Orthostomis im Habitus verwandt, aber durch den
stark unebenen Vorderrücken und die mehr kolbigen Schenkel
davon abweichend. Ganzer Körper roth, fein anliegend be-
haart; Fühler mit Ausnahme des ersten Gliedes schwarz, ab-
stehend nach innen behaart. Vorderrücken mit glatter Mittel-
schwiele und starken Höckern zur Seite. Flügeldecken sei-
denartig matt, sehr fein sperrig behaart, schön stahlblau, aber
die Basis neben dem Schildchen breit roth, wie dieses. Beine
etwas kürzer als gewöhnlich und roth. Schienen und Füsse
schwarz, abstehend behaart.
Anm. Einen höchst ähnlichen Käfer mit schwarzer Brust,
Bauch und ganz schwarzen Beinen, dessen Flügeldecken-
Basis nur unmittelbar am Grunde roth ist, fing ich bei Rio
de Janeiro und nenne ihn einstweilen C. diversipennis.
b. Mit H a a r b u s c h am Fühler.
45. C. equestris. Rubra, antennarum articulo sexto
fasciculo pilorum abdominisque basi nigris, elytris
violaceis nitidis. Long. 6 — 1'".
? Dej. Catal. 350.
171
Buenos Ayi'es, Banda oiiental. Roth.^ glatt, nur die Brust
mit anliegenden Haaren bekleidet; Schienen abstehend borstig.
Sechstes Fühlerglied mit dichtem Busch schwarzer Haare.
Hinterleib schwarzbraun, die Spitze blass rostgelb. Flügel-
decken glänzend stahlblau, am Ende fein abstehend behaart,
mitunter erzgrün.
46. C. gracilior Nob. Testaceo-rubra, nitida, antenna-
rum articulo quinto fasciculo pilorum abdominisque
basi nigris; elytris aeneo-violaceis. Long. 6—7'".
Bei Paranti. Ganzer Bau der vorigen Art, nur etwas
schlanker, gestreckter. Blass gelbroth , fünftes Fühlerglied
mit schwarzem Haarbusch; Hinterleib am Grunde schwärzlicii;
Flügeldecken grünlich blau, lebhaft glänzend, feinrunzlig, am
Ende kaum behaart.
47. C. nodicollis Mus. ber. Nigra, prothoracis medio
rubro; antennarum articulo sexto fasciculo pilorum
concolori. Long. ^^/^"'.
Bei Parana. Flacher als die vorigen und die Schenkel
noch abgesetzter kolbig. Schwarz, Vorderbrustring in der
Mitte roth. Fühler feinbehaart, das sechste Glied mit dich-
tem Haarbusch, das dritte bis fünfte gebogen und gefui-cht.
Flügeldecken matt seidenartig. Beine mit zerstreuten abste-
henden Haaren.
26. Coremia Serv.
48. C. erythromera Serv. Ann. de la Soc. ent. de
France IIL 23. White, Cat. Brit. Mus. Longic. II.
204. 129. 2.
Banda oriental, bei Mercedes am Rio Negro.
27. Brachyrhopala Nob.
Antennae graciles, setaceae, intus pilosae, maris longis-
simae.
Pronotum planum, inerme, posticum versus dilatatum,
subnodosum.
Elytra plana, parallela, subacuta.
Femoribus abrupte clavatis, posticis elongatis, tibiis in-
curvis.
Diese kleine Gattung, für welche ich kein Synonym auf-
finden kann, schliesst sich habituell etwas an Chry^oprasis.
hat aber den flachen Körperbau, die dicken Schenkel und die
langen feinen Fühler von Rhopalophora, wovon sie indessen
durch den kurzen, kaum höckerigen Prothorax und die min-
der langen Beine sich unterscheidet.
12*
172
49. M. semirubra Nob. Capite prothoraceque rubris,
reliquo corpore obscure aeneo, antennis pedibii.sque
nigris. Long. 5'".
Bei Paranä. Matt seidenartig scbillernd, Fühler und Beine
glänzend, beide tief schwarz. Kopf und Vorderbrustring rotli,
letzterer mit 2 stumpfen Höckerchen vor den Schultern. Flü-
geldecken dunkel sehwarzgrün, Brust und Bauch lebhaftei-
bläulich erzfarben.
50. M. aenesceus Nob. Obscure aenea, antennis pedi-
bu.sque nigris, fibiis posticis hirtis. Long. 5"'.
Banda oriental. Ganz trüb erzgrün, oben matt, unten
seidenartig schillernd; Brust und Baucli lebhafter bläulich-
grün. Fühler und Beine schwarz, die Hinterschieuen mit lan-
gen abstehenden zerstreuten Haaren besetzt.
51. M. aurivitta Nob. Obscure viridiaenea, supra
opaca; elytris vitta humerali cupreo-aurea, abdomine
rubro. Long 4'".
Tucuman. Kleiner als die vorigen Arten, aber ganz von
demselben Bau, nur die Hückerchen hinten auf dem Vorder-
rücken noch schwächer, fast verschwunden. Oben matt dun-
kel erzgrau, unten lebhafter und heller, seidenartig schillernd,
stahlblau angelaufen. Auf den Flügeldecken von der Schulter
am Seitenrande herab ein goldener, in der Mitte mehr kupfer-
farbner Streif. Hinterleib hellroth mit Goldschiller. Fühler
und Beine schwarz.
Anm. Farbe und Zeichnung dieses zierliclien Käfer-
chens stimmen fast ganz mit denselben von Chrysoprasis
aurigena überein.
28. Aucylocera Serv.
52. A. cardinalis White, Cat. Brit. Mus. Long. II. 211.
Ceramb. cardinalis Dalm. An. entora. 67.
Gnoma purpurea Perty Del. An. act. 93. T. 18.
fig. 15.
Ancylocera sanguinea Dej. Cat. 359.
Bei Parana.
53. A. fulvicornis Mus. ber. Sanguinea, nigrovaria ;
pronoto noduloso, elytris profunde punctatis; antennis
femorumque basi flavis. Long. 41/2"'.
Ebendaselbst. Nur ein einzelnes Weibchen, das zwar
denselben walzenförmigen Bau der vorigen Art besitzt, aber
durch feinere, nicht gezackte Fühler und den knotig unebenen
Vorderrücken sich davon unterscheidet. Kopf schwarz, Fühler
gelb, dt»ch die beiden ersten Glieder schwarz. Vorderbrust-
173
ring blutroth, glänzend, zerstreut punktirt, der Rücken buckelig
uneben. Flügeldecken in Reihen punktirt, die Punkte gegen
das Ende feiner und dicliter. Schultern und Endrand schwarz,
das Uebrige blutroth. Brust schwarz. Bauch roth, Beine
schwarz, die Schenkel am Grunde gelb, die hintersten mit
spitzem Dorn am inneren Kniegelenk. Fühler etwas kürzer
als der Körper.
29. Listroptera Serv.
54. L, perforata*) White, Cat. Brit. Mus. Longic. II.
210. Cerambyx perforatus Klug Nov. Act. phys. med.
etc. XII. 2. 459. T. 43. fig. 7.
Bei Parana, häufig auf den Blumen der Doldengewächse.
Sehr variabel in der Farbe; bald ganz roth, bald braun, oder
ganz schwarz und schwarz mit rothem Prothorax.
d. Necydalidae.
30. Rhinotragus Germ.
5.5. Rh. notabilis White 1. 1. 199. 9.
Ebenda und in Gesellschaft der vorigen Art, aber viel
seltener. Ein zierlicher Käfer, der mit dem folgenden in der
schlanken Körperform übereinstimmt.
56. Rh. tenuis Nob. Niger, fortiter punctatus, anten-
narum basi pedibusque rufo-testaceis, tibiis posticis
apice tarsisque nigris. Long. 3'".
In Gesellschaft der beiden 'vorigen Käfer, aber selten.
Lang gestreckt, zierlich gebaut, dicht punktirt, daher matt
glänzend; Körper schwarz, die Flügeldecken etwas bläulich
scheinend. Das erste und zweite Fühlerglied ganz, die übri-
gen am Grunde rothgelb, die ganzen Fühler am Ende stark
verdickt, leicht kolbig. Die 4 vorderen Beine rothgelb, an
den hintersten die Schenkel und Schienen, doch beide mit
schwarzer Spitze, die Füsse ganz schwarz.
3L Tomopterus Serv.
57. T. vespoides White, Cat. Brit. Mus. Longic. II.
176. 108. 3. PI. 5 Fig. 8.
Auch in der Gesellschaft der vorigen Arten an denselben
Stellen. Es fällt mir auf, dass White das Vaterland seiner
Art nach Guatimala legt, und doch der von ihm beschriebene
Käfer genau mit meinen Exemplaren übereinstimmt.
") Nach den vom Verf. an das Berliner Museum gegebenen Ex-
emplaren zu iirtheilen, ist diese Art von List, perforata Klug speci-
fisch verschieden. Gerstaecker.
174
32. Holopterus Blanch.
Gay, hist. pol. et phys. d. Chile V. 475.
58. H. cujanusNob. Luteus, aureo-pubescent^, pronoto
inaequali; elytris subbicostatis, aeuminatis. Long. 18'".
Gay 1. 1. V. 476 T. 28 fig. 6. White, Cat. Brit. Mu.s
Longie. II. 330.
Mendoza, am Fuss der Sierra in Challao. — Vom An-
sehn unseres Molorehns abbreviatus Fabr. Die Schultern mehr
vortretend, die Flügeldecken lang zugespitzt, etwas kürzer
als der Hinterleib. Grundfarbe lehmgelb, die ganze Ober-
fläche mit goldgelben anliegenden Haaren bekleidet. Vorder-
rücken uneben höckerig, mit stumpfem Dorn an den Seiten.
Fühler etwas länger als der Leib. Vorderbeine von normaler
Länge, mittlere und hintere stark verlängert, dünn, die Soh-
len der Füsse kaum etwas erweitert.
Anm. Das citirte Werk von Gay ist mir nicht zu-
gänglich, daher ich meine Art nicht mit der dort beschrie-
benen vergleichen kann. Nach Aussage eines Kenners, der
beide Arten gesehen hat, ist letztere kleiner und weniger
goldfarben. In meiner Reise habe ich diesen Käfer ahs
Stenophantes longipes aufgeführt I. Bd. S. 314.
e. Achrysidae.
33. Ibidion Serv.
59. I. arg entin um Nob. nigrum, nitidum, cinereo-pilo-
sum; pronoto maculis 4 pubescentibus, elytris basi
fortiter punctatis rubris, maculis dehinc 4 pallidis.
Long. 7'".
Buenos Ayres, Mendoza, Tucuman. Von eigenthümlicher,
mehr gedrungener Gestalt. Glänzend schwarz, abstehend greis
behaart; Fühler und Beine braun, drittes Fühlerglied mit lan-
gem Dorn am Ende. Vorderrücken mit 4 filzigen Flecken
und dicht punktirter Mitte. Schildchen filzig behaart. Flügel-
decken am Grunde grob punktirt, roth, dann schwarz, mit je
zwei blassgelben Flecken; der eine in der Mitte, der andere
am Ende.
60. I. plagiatum Nob. Fuscum, nitidum, parce pilo-
sum; elytris macula ante medium albida apiceque
nigris. Long. 5'".
Mendoza. — Braun von Farbe, lebhaft glänzend, mit ab-
stehenden greisen Härchen zerstreut besetzt. Vorderrücken
cylindrisch, mit glatter, leicht erhabener Längsschwiele und
vier erhabenen Höckern. Flügeldecke glatt, mit Härchen in
175
Reihen und abgerundeter Spitze; auf jeder ein nierenförmiger
blasser Fleck vor der Mitte; die hintere Hälfte schwarz.
61. I. tenellum Nob. Fuscum nitidum, parcius pilo-
• sum; eljtris singulis punctis duobus pallidis. Long. 3'".
Mendoza. — Gestalt und Bau der vorigen Art, aber
kaum halb so gross; die Behaarung kürzer, sparsamer, die
Flügeldecken gleichmässig braun, mit zwei blassen Punkten
auf jeder, der vordere etwas hinter der Schulter, der hintere
dicht vor der Mitte.
34. Achryson Serv.
a. Elytris apice mucronatis.
62. A. surinamum Serv. Ann. de la Soc. ent. de France
II. 573. White Cat. Brit. Mus. Longic. II. 298.
Cerambyx surinamus Linn. S. Nat. II, 632.
Stenocorus pallens Fabr. S. El. II. 309. Schönh. Sjn.
Ins. III. 406, 17.
Stenocorus circumtlexus Fabr. ibid. 310.
Buenos Ajres, Parana, Tucuman.
63. A, undulatum; nigrum, nitidum, pronoto elytro-
rumque basi fortiter punctatis, bis fasciis angustis
undulatis punctisque pallidis. Long. 8'".
Dej. Catal. 354.
Buenos Ayres, Banda oriental.
64. A. maculatumNob.: fusco-nigrum, nitidum, puncta-
tum pubescens; elytris puncto basali maculaque media
testaceis. Long. 8 — 10'".
Var. elytris concoloribus fuscis.
Tucuman. — Etwas kräftiger gebaut als die beiden vo-
rigen Arten, der Prothorax breiter und die Mitte der Seiten
als eine stumpfe Ecke vortretend. Kopf und Vorderrücken
dicht punktirt, matt, letzterer mit glatter Längsfurche; Flügel-
decken zerstreuter punktirt, wie jene mit anliegenden greisen
Härchen besetzt, am Ende zugespitzt, aber der Dorn mehr
nach aussen gerückt als bei den beiden anderen Arten.
b. Elytris apice muticis.
65. A. lutarium Nob. Fuscum cinereo- pubescens, an-
tennis pedibusque testaceis; elytris fasciis tribus inter-
ruptis undulatis testaceis. Long. 7 — 9'".
Tucuman, — Gestalt wie A. surinamum, braun, greis an-
liegend behaart. Kopf und Vorderrücken dicht punktirt,
Flügeldecken am Grunde grob punktirt, hernach feiner und
176
zerstreuter, in jedem l'unld ein graugelbes Haar. Fühler
gelbbraun, Beine schaalgelb, die Knie braun. Flügeldecken
braun. Die Basis gelb, aber längs der Naht braun; darauf
folgt eine zum Theil unterbrochene Zickzackbinde, und hinter
dieser eine zweite mit stärkeren Winkeln, die sich bis zum
Ende der Flügeldecken ausdehnt. Nahtende ohne vortretende
Spitze und ebenso wenig ein Dorn am abgerundeten End-
rande.
Anmerk. Diese Art fand ich unter der Rinde abge-
storbener Orangebäumen im Freien, die vorigen beiden nur
in Häusern, woselbst sie Abends bei Lampenlicht zum Vor-
schein kommen, bei Tage sich versteckt haltend.
f. C 1 y t i d a e.
35. Clytus Fabr.
66. Gl. nebulosus Dej. Cat. 356. Lap. et Gorj. Mo-
nogr. d. Clyt. 11 pl. 3 fig. 11.
Buenos Ayres, Parana, Cordova.
67. Gl. acutus Germ. Mag. IV. 170. Lap et Gory Mo-
nogr. d. Glyt; 9 pl. 3 lig. 8.
Gl. brasiliensis Dej. Cat. 356.
Banda oriental.
68. GL multiguttatus Nob.: robustus, niger, antenna-
rum basi, pedibusque rufis; pronoto fasciis transversis,
elytris abdomineque guttis plurimis flavis. — Long.
6—8'".
Mendoza. — Von kräftigem Körperbau, die Flügeldecken
mit erhabener Längskante und stumpfer Spitze. Schwarz,
dicht anliegend behaart, Fühler und Beine nackt, rothbraun
wie der Mund, die letzten Fühlerglieder schwarz. Stirn und
Augenrand gelbhaarig. Vorderrücken mit zwei gelben Binden
und gelbem Hinterrande. Schildchen gelb. Flügeldecken mit
fünf gelben Querbinden, die aber unterbrochen und in je zwei
Flecken auf jeder aufgelöst sind; die zweite Binde aussen
breit, an der Naht nur als Punkt angedeutet; die dritte
an der Naht breit dreieckig, am Rande als Fleck; die
vierte an der Naht als Längsstreif, am Rande als Dreieck:
die fünfte aus 4 Punkten in Bogen gestellt bestehend. Brust-
seiten mit je 4 gelben Flecken, Bauch glatt mit zwei Reihen
breiter gelber Querflecke. Afterdecke gelb, die Ränder der
Ringe röthlich.
69. C. famelicus Nob.: parvus, gracilis, pedibus elon-
gatisj niger, antennis femorum basi tibiisque rulis; ely-
177
tris lineola sutiirali rasciisfjiie duabus interruptis
cinereis. Long. 3'".
Tucuman. — Gehört zu der Gruppe mit kleinen, schmäch-
tigem Körper, länglich ovalem, leicht gekieltem Vorderrücken
und enorm langen hinteren Beinen. Eine der kleinsten Arten
dieser Gruppe, schwarz, anliegend fein behaart; Mund, Füh-
ler und Beine glatt, rothbraun; die Verdickung der Schenkel
und die Hinterschienen am Ende schwarz, Vorderrücken
etwas abgeplattet, die mittlere erhabene Leiste mit 3 — 4 glat-
ten Knötchen. Schildchen grau behaart. Flügeldecken mit
breitem grauem Streif neben der Naht unter dem Schildchen
und grauem Basalrande; hinter dem Streif eine Querbinde
grauer Punkte, die zwei Halbmonde beschreiben und am Ende
ein zweiter schiefer Querstreif auf jeder; der Endrand selbst
schief abgestutzt, mit vortretender Aussenecke. Brustseiten
mit grauweissem breitem Längsstreif; Hinterleib einfarbig,
greis behaart, der After röthlich.
36. Hylotrupes Serv.
70. H. bajul US White, Cat. Brit. Mus. Long. iL 313,
200.
Cerambyx bajulus Linn. S. Nat. IL 636.
Callidium bajulus Fabr. S. El. IL 333. Schönh. Syn.
Ins. III. 440, 200. 2.
Buenos Ayres, eingeführt mit europäischem Bauholz, daher
besonders bei Tischlern und auf Hoh-niederlagen , aber schon
ziemlich häutig.
4. Iie|ituritlae.
37. Leptura Fabr.
71. L. bonaeriensisNob. nigra, pronoto aureo tomen-
toso, abdomine argenteo; elytris testaceis, nigro-mar-
ginatis. Long. 6'".
Buenos Ayres. — Gestalt und Grösse wie Lept. sanguino-
lenta, schwarz, fein punctirt, Kopf, Brust und Beine mit ab-
stehenden greisen Haaren besetzt, der Prothorax goldgelb
filzig, zumal an den Seiten, der Hinterleib silberglänzend.
Flügeldecken schaalgelb, Naht und Aus&enrand schwarz, End-
rand zweizackig.
5. Ijaiiiiadae.
Diese Gruppe der Longicornia ist autfallend arm im ar-
gentiner Lande vertreten; ich habe bisher nur sechs Arten
derselben kennen gelernt, welche sind:
178
38. Anisopadus White.
Anisopus Serv. Leptoscelis Dej.
72. A. variegatus Nob. Ovalis, depressus; supra niger,
cinereo variegatus, subtus albido-cinereus; antennis
pedibusque rufescentibus. Long. 2'".
Tucuman. — Länglich oval, oberlialb flach; Kopf so breit
wie der Vorderrücken, die Hinterecken desselben etwas mehr
vortretend. Oberhalb schwarzgrau, gelbgrau gescheckt, M^elche
Färbung auf dem Vorderrücken drei ungleiciie Längsstreifen
bildet und auf den Flügeldecken die ganze Nahtgegend ein-
nimmt, mit davon seitwärts ausgehenden Zacken in die dun-
kelgrauen Seiten eindringend und am Ende solche kleine
Flecken einschliessend. Seitenrand röthlich durchscheinend ;
ebenso P'üliler und Beine, aber die Spitze der Schienen und
die Füsse schwarz. Hinterschenkel ohne Zahn, Ende der
Flügeldecke schief abgestutzt.
39. Acanth öderes Serv.
73. A. congener Dej. Cat. 362.
Buenos Ayres, Banda oriental, Mendoza.
A. cinereo-albo-varius, punctatus; elytris macula late-
rali triangulari, alterisque duabus, una basali altera
apicali nigris. Long. 6'".
Grundfarbe schwarz, darauf eine greise oder gelbgrau
dichte Haarbekleidung, die von den eingestochenen glatten
Punkten der Oberseite unterbrochen wird. Unterseite heller,
•weisslicher; Oberseite gelbgrauer. Vorderrücken mit erha-
bener glatter Längskante, einem Buckel jederseits daneben
und einem spitzen Dorn in den Seiten. Flügeldecken mit
erhabener, glatter Längskante und spitzem Enddorn; auf der
Schulterhöhe ein schwarzer Fleck quer über die Längskante,
ein zweiter grosser dreieckiger an den Seiten über den Hüf-
ten und ein dritter kleiner Querfleck vor dem Endrande.
Fühler und Schienen schwarz geringelt, Füsse in der Mitte
schwarz.
74. A. 4-nodosus Nob. Subtus cinereus, supra niger
fortiter punctatus; elytris tuberculis quatuor basalibus
fasciaque albida ante medium. Long. 4"'.
Paranä. — Etwas gewölbter gebaut als die vorige Art,
die Fühler nach Verhältniss länger und dünner, die Schenkel
dicker. Unten hellgrau, oben schwärzlich, ebenso die Enden
der Schienen und die Füsse; Fühlerglieder an der Basis etM'as
lichter. Vorderrücken dicht punktirt wie die Flügeldecken,
mit zwei erhabenen glatten Höckern und langem, aber stum-
pfem Dorn in den Seiten hinter der Mitte. Flügeldecken mit
179
vier erhabenen glatten Höckern unmittelbar am Grunde und
hinter denselben eine undeutliche weissliche Querbinde, auf
der Mitte die Spur einer erhabenen Längskante, das Ende
zugerundet, ohne Dorn.
40. Compsosoma Serv.
75. C. albigena Nob. Lutea, dense pubescens; fronte
elytrorumque maculis 4 albis, elytris seriatim setosis.
Long. 3%-4'".
Buenos Ayres, St. Jago del Estero. — Kurz und gedrun-
gen gebaut, die Fühler wenig länger als der Körper, die
Schenkel ziemlich dick, aber ohne Dorn. Grundfarbe braun,
aber der ganze Leib mit lehmgelben Haaren bekleidet, Stirn
und 2 Flecken auf jeder Flügeldecke an den Seiten weiss.
Vorderrücken schmäler als die Flügeldecken, die Oberfläche
mit 4 stumpfen Höckern, zwei auf den Seitenhälften, zwei
kleineren dicht neben einander vor dem Schildchen; in den
Seiten ein spitzer Dorn. Flügeldecken vorn am breitesten,
von da sanft nach hinten verschmälert, gleichmässig gewölbt,
mit Reihen feiner kurzer, zum Theil weisser, zum Theil
schwarzer Borsten; Endspitze schmal abgestutzt, ohne Dorn.
Bauch glatt, schwarz, die Ringe am Grunde, zumal in den
Seiten, gelbhaarig.
4L Hypsioma Serv.
76. H. bonaeriensis Dej. Cat. 370.
Cinerea, pubescens; supra albo - punctata , fronte lineis
duabus, pectorisque lateribus albis. Long. 7'".
Buenos Ayres. — Von der üblichen Gestalt dieser Gat-
tung, aber ohne Höcker; die Schulterecken vortretend, der
Vorderrücken mit fünf kleinen Knötchen und stumpfen Seiten-
dorn. Ganzer Körper dicht anliegend gelbgrau behaart; Stirn
mit zwei weissen Längslinien und weisslichen Backen; Vor-
dei'i'ücken und Flügeldecken mit feinen weissen Punkten be-
streut, Brustseiten mit weissem Streif; Bauch ganz weiss,
schwarz punktirt. Beine sparsamer behaart, die Hinterschie-
nen nach unten stark verdickt, mit weisser Haarbekleidung
an der Innenseite.
42. Ptericoptus Serv.
77. P. adustus Nob. Niger, dense pubescens; capite,
pronoto elytrisque fulvis , illis vitta media his dimi-
die nigris. Long. 3'".
Tucuman. — Ganz vom Ansehn der ty])i8chen Art, Pteri-
coptus acuminatus Fab. (dorsalis Serv.), aber beträchtlich
180
kleiner. WaJzenförmig, nach hinten verdacht, dicht anliegend
fein behaart: Vordcrbnistriag mit kleinem, aber spit/.em Dorn
in den Seiten. Ende der Flügeldecken zugespitzt. Schwarz.
Kopf, VordcM-rücken und die Hälfte der Flügeldecken roth-
gelb, über alle drei ein schwarzer mittlerer Längsstreif, der
nach hinten breiter wird. Vorderschenkel am Grunde und
Mittelbrust rothgelb.
€». Saperilitlae.
43. Amphionycha Dej.
78. A. Petronae Nob. albo-nigro-que varia, pronoti
macula media elytrorumque arcubus quatuor nigris;
pedibus testaceis. Long. 5'".
Burmeisters Reise durch die La Plata Staaten JI. 166.
Tucuman. — Gestalt wie Amph. hemispila Germ. (Ma-
gaz. IV. 169), aber um die Hälfte kleiner und die Flügel-
decken mit einem spitzen Dorn an der äusseren Ecke des
f-chmalen Endrandes. Fühler schwarz, die Endglieder braun.
Kopf schwarz, Stirn mit zwei weissen Punkten, Scheitel fast
ganz weiss, ebenso die Backen unter den Augen. Vorder-
rücken weiss, auf der Mitte und am Vorderrande ein schwar-
zer Fleck, in den Seiten ein schwarzer Längsstreif, der einen
Ast nach oben abgiebt. Flügeldecken längs der Naht breit
weiss, am Seitenrande schwarz, mit weissem Punkt unter der
Schulter und vier in die weisse Mitte vom Rande her ein-
dringenden schwarzen Bogen. Brust und Bauch mit weissen
Seitenflecken. Beine hell rothgelb, die hintersten Füsse braun.
44. Phytoecia Dej.
79, Ph. sanguinic Ollis Nob. cinerea, hirta; fronte
sutura, corporisque lateribus flavescentibus; pronoto
antice sanguineo. Long. 3'".
Banda oriental, Parana. — Ziemlich kurz, walzenförmig
gebaut; Kopf und Vorderrücken etwas enger als die parallel-
randigen Flügeldecken. Dunkelaschgrau, fein anliegend be-
haart und über dem mit langen abstehenden greisen Haaren
bekleidet. Stirn und Backen gelb und eine gleichfarbige Linie
zwischen den Fühlern bis zum Scheitel. Fühlerglieder am
Grunde weisslich. Vorderrücken zur Hälfte hell blutroth, mit
weisslicher Mittellinie nach hinten. Nahtränder gelblich. Brusl-
und Bauchseiten von derselben Farbe.
4Ö. Hastatis Dej.?
Von Mendoza habe ich einen Käfer mitgebracht, welcher
seiner allgemeinen Körperform nach zu Phytoecia gehört,
isi
aucli die einfachen Fusskrallen dieser Gattung besitzt, indessen
dureli einen hinten mehr zusammengeschnürten Vorderbrustring,
der ausserdem an jeder Seite einen feinen Dorn trägt, sich
davon unterscheidet. Ich vermuthe aus der Stellung in sei-
nem Catalog, dass dieser Käfer zur Gattung Hastatis Dej.
gehöre und beschreibe ihn deshalb als
80, H. femoralis Nob. cinerea corpore parum hirto;
pronoto postice coarctato, utrinque unispinoso; femo-
ribus quatuor anticis rubro-testaceis. Long. 4'".
Mendoza, in den Weingärten bei der Stadt. Ganzer
Körperbau einer Phytoecia; aschgrau, sparsam mit abstehen-
den greisen Haaren bekleidet, Stirn und Backen weisshaarig,
Fühlerglieder w eissgrau mit schwärzlichen Gelenken. Vor-
derrücken enger als die Flügeldecken, vorn massig gewölbt,
hinten sichtbar verengt, mit spitzem Seitendorn vor der Ver-
engung. Flügeldecken einfarbig aschgrau, die Basis stärker
punktirt, die Schultern abstehend behaart. Brustseiten etwas
weisslicher. Beine aschgrau, die 4 vorderen Schenkel hell
rothgelb mit schwärzlichen Knieen.
45. Onocephala Dej.
81. 0. nodipennis Nob. cinerea, fortiter punctata; pro-
noto elytrisque nigro variegatis, bis basi nodulis duo-
bus nigris. Long. 4'".
Bahia blanca. — Gedrungen gebaut, aschgrau, dicht punk-
tirt. Vorderrücken uneben mit schwärzlichem Längsstrich.
F'lügeldecken mit einem schwärzlichen Höcker am Grunde
neben dem Schildchen und einigen kleineren schwärzlichen
Erhabenheiten hinter der Mitte; Nahtende schmal gestutzt,
ohne Dorn.
182
Coleophora tanaceti n. sp.
von
f«. €i* IVlülilig: in Frankfurt am Main.
Obgleich die Raupensäcke dieser Coleophorenart viel-
seitig schon und zwar von hervorragenden Entomologen, wie
von Heyden und A. Schmid hier, sowie auch in England von
Stainton, längst vor mir aufgefunden worden, so blieb das
vollkommene Insekt immerhin ein Räthsel, indem es den Be-
mühungen genannter Autoren sowohl als auch mir zwei Jahre
hintereinander nicht gelang, die Raupen zur Verwandlung zu
bringen, bis endlich das im Sommer 1863 mit Eifer fortge-
setzte Einsammeln dieser Säcke und die mehrfach veränderten
Zuchtversuche mir Ende Juli 1864 sechs ausgebildete Thier-
chen lieferten.
Da diese Raupensäcke jedes Jahr in ziemlicher Anzahl
und an verschiedenen Stellen vorkommen, so ist die Motte
gewiss keine Seltenheit und wahrscheinlich durch Abgeflogen-
sein nicht erkannt, oder mit einer anderen Species verwech-
selt worden. Sie fliegt sicher Mitte oder Ende Juli um die
Blüthen von Tanacetum vulgare, worauf sie auch ihre Eier
absetzt.
Schon Ende Juli, Anfangs August zeigen sich die Säcke
an den Blüthen. Sie erreichen die Grösse derer von Sile-
nella, sind aber mehr zugespitzt. Auffallend ist der verengte
umgebogene Hals und der dann wieder ausgedehnte Mund-
rand. Die Aussenfläche des Sackes ist über und über mit
Blüthenstaub besetzt und deshalb von gelber Farbe, wie die
Blume der Pflanze. Später und nach der Ueberwinterung
erscheint er braun. Nicht die geringste Aehnlichkeit besitzt
er mit den Säcken seiner der Motte allerdings sehr nahe
stehenden Verwandten, nämlich der Virgaureae und Argen-
tula; auch der Zeller'schen Albicans, deren Säcke ich jedoch
nicht kenne, kommt sie sehr nahe.
Dagegen findet sich an unserm Schmetterling für ein un-
geübtes Auge fast gar kein Unterschied ; nach einer genaueren
Vergleichung aber werden wir bald inne, dass unsere Motte,
abgesehen von ihrer Grösse, einen auffallenden, in's Gelbliche
spielenden Silberglanz besitzt, welcher an keiner ihrer näch-
sten Verwandten zu finden ist.
Gehen wir nun zur Beschreibung der einzelnen Theile
über :
Capillis, fronte, palpis antennisque flavescenti-albidis, in
mare magis griseis, in l'emiua ochraceis. Antennis nigro-
183
annulatip, articulo basali inciassato, penicillo unicolori. Alis
anticis latioribus, levibus feie niicantibus, flaveseenti-albidis,
lineis longinquis ejusdem coloris in femina latioribus, in mare
angustioribus magis albidis. Spatia lineaium in utroque sexu
paueis ?quamis nigris, imprimis apiceni fere opaeum versus.
Margine anteriori in mare albido, angusto, in leniina latiore
tlavescente; limbriis alarum anlicarum usque ad apicem canis,
posteriorum brunneo - grisei?.
Tiiorace utriusque sexus eano, in femina magis flavescente;
abdomine obscuro-griseo, abdominis apice pallidiove pubescente.
Abdomina subtus pedibusque flavescenti-griseis. Alis subtus
obscuro-griseis, apicem versus magis flavescentibus , venis di-
lute translucentibns.
Kopfhaare und Gesicht, Taster und Fühlerglieder gelb-
lich weiss, beim Männchen etwas in's Graue, beim Weibchen
in"s ocheriarbene übergehend. Fühler fein schwarz geringelt
mit verdicktem Wurzelgliede und gleichfarbigem Haarpinsel.
Vorderflügel ziemlich breit, beider Flügelflächen aber sind
glatt, fast glänzend -gelblich weiss mit — beim Weibchen
breiteren gleichfarbigen — beim Männchen schmäleren und
weisseren Längsadern. Die dunklen ZM'ischenräume der Adern
sind beim Weibchen mit weniger scharfen Schüppchen bedeckt,
als beim Männchen, besonders hier nach der Flügelspitze hin,
welch' letztere beinahe schwarz erscheint.
Der Vorderrand ist beim Männchen rein weiss und schmal,
beim Weibchen dagegen gelblich und breiter.
Die Franzen der Vorderflügel bis zur Spitze hin sind
hellgrau, die der Unterflügel braungrau. Rückenschild beider
Geschlechter hellgrau, beim Weibchen etwas in's Gelbliche
spielend. Hinterleib dunkelgrau mit hellerem Afterbusch.
Beine und untere Bauchfläche gelblich grau. Unterseite der
Flügel dunkelgrau, nach der Spitze hin gelblich, das Flügel-
geäder etwas heller durchschimmernd.
Verfahrungsweise bei der Zucht.
Während ich die in früheren Jahren gefundenen Raupen-
säcke in einem mit Gaze überspannten und gehörig mit Futter
versehenen Blumentopf aufbewahrte und sie dann zum Ueber-
wintern in ein eignes hierzu erbautes, überdachtes Häuschen,
welches nach Süden und Westen hin mit Drahtstramin über-
zogen ist, also immerwährend frische Luft und Sonne bietet,
unterbrachte, überliess ich die im Spätsommer 18G3 gesam-
melten Säcke ganz und gar der freien Natur, d. h. ich stellte
den Topf derart in's Freie, dass er allem Schnee- und Re-
genwetter ausgesetzt war.
184
Im Monat Juni oder Anfangs Juli, wo ich sab, dass die
Säcke sich festgesponnen und bei veränderter Stellung des
Topfes sich nicht wieder losmachten, also angenommen wer-
den konnte, dass sie sich verpuppt hatten, brachte ich sie in
obenbeschriebenes Häuschen. Nach etwa 3 Wochen zeigte
sich der erste Schmetterling.
Die überwinterten Säcke von früherer misslungener Züch-
tung spazierten noch Ende August, ohne die geringste Nah-
rung zu nehmen, was sie überhaupt nicht mehr thun, sobald
sie Ende August oder September die Futterpflanze verlassen,
also ein volles Jahr in dem Behälter herum, bis sie sich end-
lich nothdürftig festhingen und vertrockneten, ohne zur Puppe
geworden zu sein.
Soll demnach die Coleophorenzucht überhaupt mit Er-
folg betrieben werden, so darf man diesen Thierclien nicht
merken lassen dass sie ihrer Freiheit beraubt sind.
Das scheint mir die Basis zum Gedeihen derartiger Züch-
tung zu sein.
Vermischtes zu Seite 65 dieses Jahrganges
von Dl*. Beute.
Nachdem meine Bemerkungen über Xanth. linearis und
longiventris bereits gedruckt waren, fand ich zufällig im sech-
sten Jahrgange der Berliner Entom. Zeitung p. 429 in dem
Sammelbericht von H. Fuss eine gleichlautende Notiz über
die verschiedene Sculptur dieser beiden Käferarten. Es wird
zu entschuldigen sein, dass ich diese ganz in der Ecke ste-
hende kurze Bemerkung übersehen habe; hätte ich aber auch
davon früher Kenntniss gehabt, so würde ich nichtsdestowe-
niger die Aufmerksamkeit der Coleopterologen auf die eben
angeführten Unterscheidungsmerkmale gelenkt haben, weil
diese durchaus regelmässige, nie ausbleibende Gravirung des
Halsschildes bei X. linearis für weniger extreme Formen bei-
der Species als ein sehr brauchbares und zu keinem Zweifel
Raum gebendes Merkmal betrachtet werden muss. Und ich
glaube, dass zwischen zwei sehr ähnlichen Arten dasjenige
als das beste Erkennungszeichen angesprochen werden muss,
was der einen stets fehlt, der andern aber stets zukommt.
Was übrigens den Grad der Feinheit der Striehelung auf dem
Halsschilde anbetriflft, so ist dieselbe bei X. linearis nicht fei-
ner als bei X. ochraceus Cljll., nicht feiner als die lederartige
185
Runzelung mancher Bledius- und Oxytelusarten, worauf doch
von bedeutenden Entomologen als diagnostisches Merkmal ein
nicht geringer Werth gelegt zu werden scheint.
Orochares (Deliphrnm) angustatus Er.
Mitte November 1864 fing ich an einem Hause in der
Stadt obigen Käfer. Ich erkannte in ihm sehr bald aus Erich-
son's und besonders aus Kraatz's treffender Beschreibung diese
seltene Species. Sie wurde von Erichson nach Thüringischen
Exemplaren entworfen und als Deliphrum angustatum in den
Gen. et Spec. Staphyl. p. 784 beschrieben. Kraatz gründete
dafür eine eigene Gattung Orochares. Derselbe Autor macht
in einer Anmerkung zu Eusphalerum triviale (Insect. Deutsch-
lands II. 1004) darauf aufmerksam, dass dies Eusphalerum
häufig in den Sammlungen als Orochares angustat. Er. deter-
minirt vorgefunden werde, zu welchem Irrthum eine gewisse
Aehnlichkeit in der Gestalt, dann aber auch und wohl haupt-
sächlich die bedornten Schienen, die beiden Arten eigen sind,
die Veranlassung gegeben. Von Kraatz 1. c. und von Red-
tenbacher Fauna austr. 249 wird als zweiter Fundort des
Orochares angustat. der Bisamberg in Oestreich angegeben,
wo ihn Graf Ferrari gefunden haben soll. Die Exemplare
der Dohrn'schen Sammlung, die von Graf Ferrari als Deli-
phrum angustat. eingeschickt sind , ei-gaben sich mir jedoch
nach genauer Untersuchung als Eusphal. triviale. Es dürfte
deshalb zweifelhaft sein, ob dieser Käfer in der That in
Oesterreich vorkommt, zumal Redtenbacher's Beschreibung
nicht nach Original -Exemplaren entworfen zu sein scheint.
Ein mir vor Kurzem von Herrn Schaufuss in Dresden als
Orochares angustat. eingesandtes Stück aus Westdeutschland
war ebenfalls Eusphalerum. Die Bemerkung des Herrn Dr.
Kraatz wird durch diese zwei Fälle auffallend bestätigt.
Wie schon oben bemerkt, besteht zwischen den beiden
genannten Species einige Aehnlichkeit in Bezug auf Gestalt
und Färbung, jedoch ist Orochares gestreckter, weniger ge-
drungen, glänzender und dunkler. Die Punktirung ist bei
Orochares feiner und besonders auf dem Halsschilde, wo die
Punkte äusserst fein und so flach sind, dass sie bei der ge-
ringsten Veränderung des Focus sofort undeutlich werden oder
verschwinden.
Ich möchte mir erlauben, die Coleopterologen auf diesen,
wie es scheint, sehr seltenen Käfer besonders aufmerksam zu
machen und gebe ich deshalb in Folgendem eine differenzielle
Diagnose :
13
186
Orochares angustatus
3,9 mm.
Kopf lang,
Augen weit vom Vordeirande
des Halsjsdiildes entfernt.
Innerer Orbitalrand kaum
längsgestriclielt.
Stirn zwischen den Augen mit
zwei tiefen runden
Grübchen.
Fühler nur an der Wurzel
gelbröthlicli.
Halsschild glänzend, wenig
breit, äusserst fein und
flach punktirt und ebenso
fein lederartig gewirkt, mit
abgerundeten Hinter-
, ecken.
Flügeldecken ziemlich fein
punktirt mit z w e i R e i li e n
- grösserer Punkte.
Eusphalerum triviale.
3,25 — 3,5 mm.
Kopf kurz.
Augen dicht am Vorderrande
des Halsschildes.
Innerer Oibitalrand stark
längsgestrichelt.
Stirn mit zwei sehr kleinen
länglichen Eindrücken.
Fühler ganz röthlichgelb.
Halsschild matt, breit, fein
punkliit und fein lederarlig
gewirkt, mit fast recht-
winkligen Hinterecken.
Flügeldecken ziemlich
stark punktirt, ohne die
Reihen grösserer Punkte.
Auf Seite 67 dieses Jahrganges nehme ich am Schlüsse
des Artikels auf von mir zuerst in Pommern aufgefundene
Käfer Bezug. Durch ein Versehen ist das Verzeichniss der-
selben fortgeblieben und lasse ich dasselbe jetzt nachfolgen.
Notiophilus rufipes Curt.
Aleochara erythroptera Grav.
Bryoporus cernuus Grav.
Gyrophaena lucidula Er.
Orochares angustatus Er.
Triar thron Maerkelii Schmidt (nach Sonnenunter-
gang auf Waldwiesen bei Heringsdorf.)
Teretrius picipes F. an alten Weiden.
Olibrus oblongus Er. im Spätherbst in Rohrschlägen
in ziemlicher Menge.
Elater subcarinatus Germ, (tibialis Megerle).
Throscus carinifrons Bonvouloir.
Scirtus orbicularis Panz.
Pissodes piniphilus Herbst.
Ceu torhy nchus napi Koch.
Interessant dürfte auch die Mittheilung sein, dass einige
Meilen von hier gesammelte Stücke von
Bledius talpa Gyll.
mir zugegangen sind.
187
Note zur Lamellicornien-Gattung Orsilochus
Burmeister
von
C A» Doltrn.
Die eine bisher bekannte Art dieser Gattung 0. cornutus
Thunb. (Searab. Orsilochus Dej. Cat.) scheint im Ganzen sel-
ten zu sein; wenigstens fehlte sie noch vor Kurzem in dem
sonst an Seavabaeiden so ausgezeichneten Museum der Ber-
liner Universität. Mir liegen davon 2 Männchen und 1 Weib-
chen vor, und an^ diesen finde ich, abweichend von dem, was
die Herren Professoren Burmeister und Lacordaire sagen,
folgendes zu bemerken:
Nur von dem einen Männchen lässt sich behaupten, dass
die Flügeldecken glatt sind: an dem, um 1 Linie längeren
Weibchen , sind schon mit blossen Augen einige feine Streifen
wahrnehmbar, und bei dem zweiten Männchen treten auf jeder
Decke 4 deutliche Streifen zwischen Schildchen und Schulter-
beule hervor, alle an der Basis entspringend, der innerste
am wenigsten markirt, ungefähr doppelt so lang als das
Schildchen, der zweite und dritte fast parallel mit der Naht,
ein wenig gegen den Apex convergirend und bis zur Decli-
vität reichend, der vierte mit dem dritten zusammen an der
Basis beginnend, aber hinter der Schulterbeule gegen den
Rand der Decke sich hinabziehend, etwa so lang wie der
erste. Bei dem zweiten und dritten sind mit der Lupe Punkte
wahrnehmbar.
Bei diesem gestreiftpunktirten Männchen kann man auch
die Flügeldecken mit Burmeister „gleich breit'' nennen, wäh-
rend sie bei dem andern Männchen und noch mehr bei dem
Weibchen eine bemerkbare Ausladung nach hinten haben.
Wenn Prof. Lacordaire (Genera IIL S. 417) von dem
Prothorax des $ sagt „non impressionne", so ist das doch nur
cum grano salis und etwa im Verhältniss zu dem derben Ein-
druck hinter dem Hörnchen des (S zu verstehen. Eine stark-
narbige Einbuchtung ist an meinem weiblichen Exemplare gar
nicht zu übersehen.
Burmeister giebt die Farbe an als „oben dunkel schwarz-
braun, wenig glänzend..'' Lacordaire sagt „d'un brun marron
assez brillant." Die Oberseite des einen meiner Männchen ist
eher schwarz als braun und etwas glänzend, das andre und
<fes Weibchen sind dunkelbraun und vollkommen matt.
13*
188
Während ich dies schreibe, erhalte ich aus derselben
südafrikanischen Gegend (Cafferland), aus welcher die beiden
Männchen stammen, noch ein Weibchen. Dies hat auf den
Decken noch mehr mit blossen Augen wahrnehmbare Streifen,
als die vorlier besprochenen Stücke, al)er in den Streifen sind
mit der Lupe nur wenige Punkte A^ahrzunehmen, dagegen
ziemlicli viele in den Zwischenräumen. Ueberhaupt scheint
diese Species es mit Pünktlichkeit und Förmlichkeit nichts
weniger als genau zu nehmen, denn das Schildchen, welches
bei den 3 andein, namentlich den <^ ^ nur wenig Punktirung
hat, zeigt hier nur eine ghxtte Mitte, beiderseits aber 10 — 12
recht derbe Punkte. Auf dies Exemplar passt auch die
Diagnose Burmeister's besser: thorace angusto convexo, und
dieser Thorax ist allerdings beinah non impressionne zu
nennen.
Nur habe ich noch, gestützt auf zwei Exemplare, zu
bemerken, dass bei beiden $ nicht zutrifft, was Prof. Bur-
meister Handb. V S. 113 sagt: „Afterdecke beim Weibchen
überall behaart." Beide Stücke haben nur an den Säumen
rothbraune Haare, die ganze Mitte ist stark punktirt, aber
vollkommen haarlos.
189
Aus dem Reisejournal von Dr. Heinrich Dohrn,
mitgetheilt von C A* Uoliru.
In dem Begleitschreiben d. d. 24. Januar 1865 der nabh-
stehenden Reiseuotizen sagt mein Sohn:
„Es ist mir bei dem noclimaligen Durchlesen dieses
vorläufigen Berichtes sonderbar, wie sich meine An-
sichten über Dies und Jenes im Laufe eines Monats
geändert und modificirt haben. Ich werde mir all-
mälig aus den einzelnen Eindrücken ein Gesammtbild
zu iormen haben, ehe ich mich andern als Nahbe-
freundeten gegenüber über Gegenstände ausspreche,
welche unsern gewöhnlichen Anschauungen mehr oder
minder fernliegen, um ohne Vorurtlieil meine Meinung
darüber äussern zu können. '•'•
In gebührender Anerkennung dieser ebenso richtigen als
von den meisten Reisenden unbeachtet gelassenen Bemerkung
war ich bemülit, aus dem Reisetagebuche nur das mitzuthei-
len, wovon ich voraussetzen darf, dass es für die Leser unsrer
Zeitung billiges Interesse haben und Unterhaltung gewähren
kann. Die Inseln des Cap Verde sind verhältnissmässig natur-
historisch noch zu sehr Terra incognita, als dass man mit
dem Reisenden zu kritisch streng über einzelne Punkte unter-
geordneter Bedeutung ins Gericht gehen sollte, wenn er es
nur versteht, ohne Schminke und Voreingenommenheit zu
schildern, was er gesehen hat. Errare humanum! Eine allzu
ängstliche Ausmärzung aller Ausdrücke momentaner, vielleicht
niciit immer objectiv gerechtfertigter Eindrücke würde nicht
am Platze sein, wo es sich nur darum handelt, eine unge«
künstelte Schilderung des frisch Erlebten zu verzeichnen.
C. A. Dohrn.
S. Vicente, am 25. December 1864. Im Schweisse mei-
nes Angesichts! Thermometer -f- ^"^ " Reaum. im Schatten.
Der Uebergang von unserm Winter bis zu dem hiesigen ist
doch etwas stark , um es nicht während der ersten Tage zu
empfinden, doch ist die Hitze wegen der täglichen Seebrise
ebenso wenig lästig, wie in Neapel; ich befinde mich sehr
wohl dabei.
Am 28. genau Mittags trafen wir mit dem nach Europa
heimkehrenden Dampfer Paranä zusammen; ich war froh,
zwei Bogen Tagebuch expediren zu können. Etwa eine halbe
Stunde lang blieben wir nah bei einander und hatten einen
Officier vom Parana an Bord, der unsre Postsachen mitnahm j
es war in dem Augenblick ein grosses Ereigniss und ver-
190
ursachte freudige Aufregung. Die resp. Musikbanden waren
sehr gefühlvoll und spielten „Should auld aequaintance" und
„Home, sweet home."
Gestern früh um halb sechs kam ich aufs Verdeck und
sah meine neue Heimat vor mir; hoch über die Wolken
ragende Berge von den schönsten Formen , die ich noch ge-
sehn habe, im bläulich violetten Morgenduft; rechts vor dem
Schiff die grosse Insel S. Antao mit einem bedeutenden Berg-
rücken; etwa im Stil des Monte St. Angiolo bis hin zur
Punta di Campanella, nur um vieles höher und vv^ilder, auf
der andern Seite dicht vor uns S. Vicente. Wieviel Haufen
zerfetzter Felsen zusammen diese Insel bilden, weiss ich
nicht; jedenfalls werde ich einiges davon in Farben aus-
führen, was nicht schwer ist, da ich nur braun und violett,
selten einen Streif gelb oder grün anzubringen habe. Ich denke,
doch so manqlies an eigenthümlichen Gebirgsformen gesehen
zu haben, aber die hiesigen sind mir neu und ich muss mich
erst einleben, um sie beschreiben zu können.
Weiter nach Osten lagen etliche Inseln mehr, alles hohe,
steile Felsen. Bald nach 7 Uhr erreichten wir die Meerenge
zwischen beiden Inseln und sahen das Wahrzeichen des ge-
räumigen Hafens, die Ilha dos pdssaros (Vogelinsel), einen
circa 270 Fuss hohen Felsen, dunkelbraun und kahl vor uns;
zehn Minuten später fiel der Anker im Angesicht der Stadt
Porto grande. Nach allen Beschreibungen muss der Hafen von
Rio Janeiro grösser und noch geschützter sein, sonst weiss
ich von keiner Berühmtheit dieser Art, welche sich mit dem
vorliegenden messen kann. Im weiten Halbkreise buchtet
sich St. Vicente, offen nach NW. auf allen Stellen hoch ge-
birgig; ungefähr im Centrum liegt die Ilha dos passaros; ge-
genüber ungefähr als Tangente des Kreises in westlicher Rich-
tung die Küste von S. Antao, so dass NO.- und SW.-Winde
nur daran vorbeistreifen, kein Wind ausser der gewöhnlichen
Seebrise mehr als um eine leichte Bewegung hervorzubringen,
eindringen kann. Die „Stadt'' liegt im östlichen Theil der
Bucht, ein elendes Nest voller Verfall und Ruinen, nach Nor-
den auf einem vorspringenden Felsen das Fort zum Schutze
des Hafens; näher zur Sladt, niedriger auf derselben Höhe,
das freundlichste Haus der Nachbarschaft, das englische Con-
sulat, unten dann am Wasser die Kohlenmagazine, ebenfalls
dem Consul Mr. Miller gehörig, mit mehreren Piers in die
See hinaus, die mit Schienenwegen bedeckt sind, um die
Kohlen in die Leichter und von da in die grossen Schiffe zu
befördern; dann in derselben Linie das garstige hellgelbe
Zollhaus, in dem ich das Vergnügen haben werde, meine Ci-
garren zu versteuern (pr. mille 1 Tlilr. 25 Sgr.), dann immer
191
weiter nach Süden einige Reihen schmutziger, erbärmlicher
Hütten für die anscheinend traurigste Neger- und Mischbe-
völkerung, die man sehen kann, dazwischen ein paar anstän-
dige Häuser von Europäern, eine Kirche, deren Auszeichnung
darin besteht, dass vor ihr gepflastert ist und ihre Fenster
mit sechseckigen Scheiben versehen sind, daneben das Hotel
de France! in dem wir wohnen; ein gut eingerichtetes Haus,
sauber, mit einer freundlichen Wirthin und netten schwarzen
Dienern, den besten Leuten, die ich ausser dem Hause des
Consul hier gesehen habe.
Sobald ich an Land kam, ging ich mit meinen Briefen
zu Mr. Miller, der mich sehr zuvorkommend aufnahm, mir
alle Unterstützung versprach, die er geben könne und sofort
in seinen Speichern ein grosses schattiges Zimmer räumen
Hess, damit ich sichere und ungenirte Arbeitsräume hätte.
Ausser ihm hatte ich Briefe an Mr. Martins, den Administrator,
auf Deutsch Bürgermeister, der mir sofort eine Einladung auf
seine in Antao belegenen Güter, Zucker- und Maisplantagen,
angedeihen Hess. So werde ich denn Ende Januar nach dem
Südwestende dieser Insel, nach Tarrafal, gehen und dort
sammeln.
Am 26. Nach dem gestrigen „kühlen" Tage haben wir
heute eine wahre Prachthitze geliabt und ich schreibe augen-
blicklich in einem nichts weniger als salonmässigen Costum,
„But never mind, I shall soon get accustomed to it," wie mir
allgemein versichert wird. Am Weihnachtsabend habe ich
bei der Lampe im Zimmer angefangen zu sammeln, und freue
mich, dass von den 5 Arten Coleoptern nur zwei in Wolla-
stons Publication über die Käferfauna von St. Vicent beschrie-
ben sind. Also 3 neue Species in der ersten Nacht, und dar-
unter ein paar curiose kleine Dinger. Ein grosses Cydnus
kam ebenfalls, um sich fangen zu lassen. — Da man auch
hier auf diesen verhungerten Inseln (NB. die letzte Ernte
ist vortrefflich gewesen und die ganze Vegetation soll von
seltener Ueppigkeit sein) Douanen besitzt, so konnte ich na-
türlich nicht mein Gepäck vor heute Morgen erhalten und hatte
wohl oder übel einen faulen Tag, den ich übrigens sehr gut
hingebracht habe. Ich hatte köstlich geschlafen und nichts
vom Weihnachtsgeläute in der benachbarten Kirche gehört,
war um 9 Uhr zu Bett gegangen und war am folgenden
Morgen um halb sechs mobil zum Spaziergang am Strande,
wo ich an 20 verschiedene Species von Conchjlien angespült
sah. Um 9 Uhr Frühstück, nachher feierliche Visite und
Vorstellung meines entomologischen Reisegenossen Keuleman's
bei Mr. Martins, die sich bis 1 Uhr hinzog. Die interessan-
teste Notiz war mir das Ende der Sklaverei auf der Insel.
i93
Im Jahr 1856 hauste die Cholera hier heftig und wer aus-
reissen konnte, that es. Bei dieser Gelegenheit fingen die
Sklavenbesitzer an zu geloben bei der heiligen Jungfrau,
dass sie, wenn sie gesund durchkämen, so und so viele Skla-
ven befreien wollten. Das gute Beispiel bewirkte, dass in
dem nun entstehenden Wetteifer allen Sklaven die Freiheit
geschenkt wurde, M'orauf ex post von Regierungswegen die
Wiedereinführung gesetzlich untersagt wurde. Diner bei Con-
sul Miller auf seiner Villa; um halb drei zu Pferde ausgerückt
in die Berge. Auf dem einstündigen Ritte kreuzten wir zu-
nächst die Ebene, die Ribeira do Rio branco, in der es
keinen Wassertropfen, geschweige denn einen Fluss giebt, die
aber mit Tamarisken, Senna und ein paar andern dürftigen
buschartigen Stauden bedeckt ist. Drei Arten Schmetterlinge
waren häufig, die Trichter von Ameisenlöwen unzählig; eine
wilde Melone erregte ausserdem noch meine Aufmerksamkeit.
Die zweite Hälfte des Weges steil bergan auf einer gut ge-
arbeiteten Strasse, an der in 500' Höhe Krüppel von Euphor-
bien und Acacien in kleinen Gruppen stehen, bis 800' Höhe,
wo Herr Miller ein acht englisches Haus mit der herrlichsten
Aussicht über Insel und Hafen gebaut hat. In der Nacht rit-
ten wir dann bei Sternenschein zurück nach der Stadt, wobei
zu meiner Befriedigung mein Gaul eine grosse Localkenntniss
an den Tag legte, da es für mich zu finster war, um von
oben herab noch den Weg zu sehn. Nach einem sehr guten
Diner (Speisekarte: Erbssuppe, Hammelkeule, Roastbeef, Trut-
hahn, Erbsen, Rüben, Bohnen, Gurken, Kartoffeln — Plum-
pudding, eine Torte und eine Pie — Chesterkäse — Ananas,
Bananen, Orangen, Mandarinen, candirte Pflaumen) grosser
Rath über das nächste Ziel der Reise, woraus hervorgeht,
dass ich sofort nach S. Antao hinübergehe, weil dort noch
die grösste Feuchtigkeit, Ueppigkeit der Vegetation und damit
verbunden das meiste Thierleben ist. Morgen geht Mr. Mil-
ler's Schooner dahin und ich werde die gute Gelegenheit
benutzen, gratis hinüber zu fahren. Heute habe ich ausge-
packt und für meine Reise alle Vorbereitungen getroffen, bin
jetzt auch im Besitz eines schwarzen Dieners, Manoel Jose
Soares, der keine Sprache ordentlich kann, d. h. nichts ausser
portugiesisch, und das sehr mangelhaft. Er wird aber zuver-
lässig sein, da er in Miller-s Dienst steht und bei seiner Rück-
kehr ein gutes Zeugniss wünschen muss. Er bekommt mo-
natlich ein Pfund.
S. Antao. Villa da Ribeira Grande oder Povoacao.
Am 28. Heut bin ich zum ersten Male unter Cocospalmen
spazieren gegangen, die hier mit Bansinen, Zuckerrohr und
etlichen andern tropischen Merkwürdigkeiten abwechselnd
193
meine Bewunderung erregen. Gestern Morgen in S. Vicente
mit allen Vorbereitungen zeitig zu Ende gekommen, bei den
Herren Miller und Martins verabschiedet, von beiden Packete
mit Empfehlungsschreiben erhalten, dann nach einem zeitigen
Mittagsessen um 2 Uhr auf den Schooner gegangen. Die
ganze Mannschaft vom Capitain abwärts in verschiedenen
Schattirungen von schwarz, so dass der „Stewart", der schwär-
zeste Teufel, den ich noch gesehn, uns mit Recht in Erman-
gelung von Titel oder Namen „branco" (weisser) anredete.
Mit dem der Race eignen vergnügten Spectakel gingen wir
unter Segel, blieben auch alle gesund, bis wir ins offene
Wasser kamen, worauf Keulemans natürlich trotz der gross-
artigsten Proteste seekrank wurde und blieb, und jetzt seinen
Jammer seit 2 Stunden ausschläft. Ich expedirte ihn in das
Hundehaus, wo er von Wanzen, Flöhen, Ameisen und Schwa-
ben zur Ader gelassen wurde, versuchte darauf nach einem
verunglückten Versuch, endlich einmal von den feuersprühen-
den Schaumwellen genug zu bekommen, ebenfalls unten zu
campiren; da aber eine wahre Riesin von Blatte sich mein
Gesicht zu ihrem Nachtspaziergang aussuchte und alsbald die
andern Räuberbanden dazu kamen, so ging ich schleunig auf's
Verdeck, wickelte mich in meinen Mantel und Hess mir den
kühlen Nachtwind ins Gesicht blasen; abwechselnd rauchend
und schlafend brachte ich die Zeit bis Sonnenaufgang hin,
ermunterte mich dann mit einer Tasse Caffee und sah mir
die tolle Brandung an der Küste an, neugierig, wo sie und
die ungeheuren kahlen P'elsabgründe uns zu landen gestatten
würden. Um 7 Uhr etwa zeigte sich ein kleines Stück Vor-
land mit einigen kleinen Häusern darauf, unser nächstes Ziel,
Ponta do Sul, der nördlichste Punkt der Insel, von weithin
schäumender Brandung umgeben. Der Capitain machte die
wohlthuende Eröffnung: „bei so schlechter See sei keine Aus-
sicht, an Land zu kommen, und ich müsse nach S. Nicoiao
mit hinüber." Zum Glück waren die Leute am Lande tap-
ferer und. nach halbstündigem Laviren erschien aus der Bran-
dung heraus ein Boot mit 7 Mann Besatzung, das die Post-
sachen auf den Schooner brachte und uns sammt Gepäck
mitnahm. Mit musterhafter Geschicklichkeit im Rudern und
Steuern kamen wir durch eine enge Spalte in der äusseren
Brandung, voltigirten dann fünf Minuten zwischen den Klip-
pen, bis eine der grössten Wellen uns über die nächste Klip-
penreihe weghob und nun die Mannschaft im Augenblick ins
knietiefe Wasser sprang und das Boot aufs Trockne zog.
Besser hätte uns keine Marine der Welt an's Land gebracht,
da wir kaum einen Tropfen Wasser ins Boot bekamen. Am
Lande erwartete uns der grösste Theil der weissen Bevölke-
194
rung, was noch nicht viel ist, da unter den 200 Einwohnern
noch niclit 20 Weii-se sind. Der Herr Bürgermeister, Sr.
Domingo Liston Martins, und Director der Douane (beiläufig
vereinigt er von der untersten aufwärts alle Grade von Zoll-
behörde in einer Person) erhielten sofort ihre Schreiben, w or-
auf unser Gepäck ins Zollhaus gebracht wurde!! Diesmal
nur honoris causa, da nicht geöffnet Morden, und zwischen
uns und den würdigen Herren des Orts in dem tollsten Kau-
derwelsch aller romanischen Sprachen nebst Englisch über
den bevorstehenden Beutezug debattirt wurde. Das Resultat
war, dass wir nach einem ganz guten Frühstück bei Martins,
dessen und des Directors Mäuler bestiegen, um nach der
Hauptstadt zu reiten. Von St. Vicent habe ich behauptet,
dass es ein elendes Nest sei, das nehme ich nach Ansicht
von Ponta do Sul zurück. Einen so zerfallenen Haufen von
rohen Steinhütten habe ich doch noch nirgend angetroffen;
besonders die beiden öffentlichen Gebäude, Kirche und Zoll-
haus, gewährten einen sonderlichen Eindruck von der Fröm-
migkeit der Gemeinde. Das Schöne an dem elenden Neste
ist die Lage, auf einem schmalen Streif von einem kleinen
Bach durchströmten Landes eingekeilt zwischen der branden-
den See und steil ansteigenden, über die Wolken ragenden
Trachytfelsen, die zerfetzt und zerklüftet, bald kahl, schwarz
oder rotli, bald mit jetzt noch grüner Vegetation bedeckt,
von ungewöhnlicher Grossartigkeit sind. An diesen entlang
nach Süden ist nun ein wunderbarer Reitweg zur Hauptstadt
gearbeitet, eine gute Meile lang, auf- und absteigend, in der
Höhe von 300 — 600' über dem Meer, zweimal in eine Bach-
schlucht in's Innere biegend, sonst über der See schwebend,
mit den schönsten und buntesten Blumen eingefasst, wo nur
ein Bischen Erde das Keimen erlaubt, sonst mit schwarzen,
rothen und violetten Felsen über der weissen Brandung und
dem weiten blauen Ocean decorirt, malerisch schön, wie ich
bisher noch wenig oder eigentlich Nichts gesehn, da ähnliche
Partien in Italien alle weit lieblicher sind; die Strasse ist so,
dass der Weg auf den Montanvert hiermit verglichen einer
Chaussee gleicht, und manches Schweizer Pferd über die Zu-
muthung betreten sein würde, auf solchen halsbrechenden
Passagen einen Reiter zu tragen. An einer Bergabstelle wurde
es mir doch zu toll, und ich hatte mehr Zutrauen auf die
Festigkeit meiner eignen Beine, kann mir übrigens meine eigne
Anerkennung darüber nicht versagen, dass ich sonst i uliig
sitzen blieb. Unser Gepäck wurde von schwarzen Damen
auf dem Kopfe hergebracht, darunter war eine über 50 Pfd.
schwere Kiste, deren Trägerin unter ihrer Last ordentlich
mit Springen und Leiclitfüssigkeit kokettirte. Bald nach Mit-
195
tag trafen wir hier ein und wurden von unserm Wirth äusserst
freundlich und gastfrei aufgenommen, trotzdem die Unterhal-
tung wegen gegenseitiger Sprachunkenntniss mehr als man-
gelhaft ist. Mein Portugiesisch bessert sich aber dabei stünd-
lich, und ich werde, danach zu schliessen, in 8 Tagen mich
leidlich durchschlagen können, besser als in Italien nach den
ersten 3 Monaten. Hier eigiesst sich ein breiter Bach in's
Meer, der mit seinen Nebenbächen eine etwa halbstunden-
breite Ebene durchfliesst, deren Centrum von der ziemlich
grossen Stadt gebildet wird. Weiteres von ihr und ihrer
Umgegend, sobald ich mehr davon kenne. Heut Nachmittag
haben wir eine Excursion gemacht, die, als erste Kecognos-
cirung betrachtet, durch über ein Dutzend Arten Insecten,
besonders Käfer, reichlich belolmt ist.
Am 29. Heut längere Excursion nach derselben Ribeira
Dottore (so spricht man hier „da Torre" aus), bei der in Be-
ziehung auf Sammeln meine Erwartungen durchaus nicht er-
füllt sind. Insecten waren sehr sparsam an Arten, ein paar
Käfer, ein halbes Dutzend Lepidopt., ein paar sehr gemeine
Orthoptern und Libellen sind die ganze Ausbeute. Conchy-
lien trotz des angestrengtesten Suchens nicht zu finden; die
grösste Mannigfaltigkeit ist nocli unter den Pflanzen, obwohl
ich auf gleichem Terrain in Europa wenigstens das Doppelte
oder Dreifache gesehen hätte. Freilich sind Excursionen zu
Pferde, bei denen man nur „auf Muthung" absteigt, nicht
grade besonders günstig; doch wenn das Resultat an einem
Dutzend Stellen dasselbe ist, so kann man es wohl als allge-
mein gültig annehmen. — Die Gegend ist ausserordentlich
schön; die Ribeira ist ein Thal von liöchstens 10 Minuten
Breite, gewölmlich viel schmaler, eingefasst durcli steil auf-
steigende Berge, deren Fuss, wo es irgend möglich war, mit
Pflanzungen von Mais, Zuckerrohr, Mandiocca und Bananen
bedeckt ist, zu deren Erhaltung oder vielmehr Ermöglichung
vortreffliche Berieselungen eingerichtet sind, deren Länge dar-
aus abzunehmen, dass sie oft 15 — 20' über dem Bett des
Baches befindlich sind; mit Steinen und Lehm eingefasst, sind
sie hinreichend dicht, um bei gewöhnlichem Wasserstande
nicht zu brechen; in der Regenzeit geschieht das jedesmal
an vielen Stellen. Sie verzweigen sich über alle Besitzungen
nach verschiedenen Richtungen, so dass jede Plantage nach
Belieben bewässert werden kann. Die Resultate sind lohnend,
jeder Fussbreit Landes, der auch nur mit wenigen Zollen
Erde bedeckt ist, trägt mindestens Bohnen oder Kürbisse,
und wer von den Einwohnern dieses Stückes Land behauptet,
dass sie faul und träge sind, der verläumdet, wie die meisten
Reisenden es von den Napolitanern thun; eine ganz andre
106
Frage ist es, wie weit hier der Ackerbau, besonders das
Zuckerrolii- durch Strassenbau ergiebig werden könnte —
Vorwürfe der Art würden doch nur die Verwaltung treffen.
In den guten alten Zeiten waren hochadlige Portugiesen mit
diesen einzelnen Inseln belehnt und wussten ihre Interessen
gut zu wahren durch Unterstützung all solcher Anlagen ; was
solcher Art damals privatim gemacht ist, wird erhalten —
zu neuen Anlagen fehlt jede Anregung. — Der Bach ist ein
ächter Alpenbach, voll grosser und kleiner Steine, reissend
und tobend, mit einem Bett mindestens 6 oder 8 mal so breit,
als sein augenblicklicher Wassergehalt es nöthig macht. Der
Weg i.^t natürlich iur den hier ganz unbekannten Luxus eines
Wagens nicht eingerichtet; dass man darauf reitet, verdient
Anerkennung. Wie oft man durch den Bach zu reiten hat,
war mir zu langweilig zu zählen — abgesehn von dem Be-
spritztvi erden ist es vielleicht der beste Theil davon; wo man
nicht im trocknen Flussbett befindlicli, geht es über Felsblöcke
oder loses Geröll in nichts weniger als beliaglicher Abwech-
selung, und hätte ich nicht in der Schweiz gelernt, den der-
gleichen gewohnten Thieren den Weg zu überlassen, so würde
ich wohl nicht so gut weggekommen sein. Ein paar blaue
Flecken an den Knieen habe ich auch so beim Passiren von
steilen Felsen davon getragen.
Am 31. Morgens. Seit gestern früh regnet es mit
kleinen Unterbrechungen massig, aber so weit durchdringend,
dass wir gestern bis auf die Haut durehnässt heimkamen.
Was mich bei diesen Wetterveränderungen am meisten wun-
dert, ist die geringe Schwankung der Instrumente. Das Ba-
rometer ist nicht um y^, Zoll gefallen und das Thermometer
ist nach wie vor 22—24 Grad hoch. Vorgestern Abend hatte
ich eine Proclamation erlassen, dass ich Bestien aller Art
kaufen wolle; demzufolge erschien gestern früh eine Schaar
von jedem Alter und Geschlecht mit Spinnen, Tausendfüssen,
Gryllen, Eidechsen etc. etc., die icli für einiges Kupfer zum
grössten Tlieil erstand. Besonderes Vergnügen gewährte es
den Uebrigen, wenn ich einen Spätling mit seinem Kram wie-
der fortschickte. Gestern habe ich nun auch Landschnecken
gefunden und heut Morgen zeige ich sie als Muster und habe
einen so verlockenden Preis darauf gesetzt, dass ich auf an-
gestrengtes Suchen rechnen darf. — Unsere gestrige Excur-
sion war trotz des Regen« prächtig. Wir ritten den Haupt-
baeh hinauf, die Ribeira gvande, die im Anfang einen
ähnlichen Character hat, wie die Ribeira da Torre, nur brei-
ter ist und etwa eine halbe Stunde lang ziemlich eben bleibt.
An einzelnen Stellen sind sehr eigenthümliche Fel.^bildungen,
steile Piks, überhängende Spitzen, einmal am Fuss des Berges
197
nebeneinander mehrere flache Kegel, die mit einem überhän-
genden breiten Dach bedeckt sind. Im FJussbett wächst eine
grosse Zahl von Tamarisken, die mit ihrem Erica ähnlichen
Laub und ihren langen bläulichweissen ßlüthenrispen einen
zierlichen Anblick gewähren; an den Seiten die übliche Ein-
fassung von Zuckerrohr, Bananen, Cocospalmen, Orangen und
Papaya, einem hohen palmenartigen Baum mit Blättern, ähn-
licli Avie unsere Aralia japonica in Hökendorf, die alle vom
Stamm entspringend eine Blätterkrone bilden. Unter diesen
hängen die Flüchte, etwa ein oder zwei Dutzend, rotli, fla-
schenformig, etwa y4 Fuss lang, fleischig, im Innern hohl,
mit runden schwarzen Kernen, wie bei Melonen, saftig, aber
ohne besonders feines Arom. Mehr vereinzelt sind dazwi-
schen Drachenbäume und etwas höher hinauf kümmerliche
Euphorbien; wo die Steilheit nicht zu gross ist, folgen dann
Pflanzungen von Mais, Bohnen und Kohl; sonst nackter Fels,
doch in allen Ritzen mit üppig wuchernden Stauden, Schling-
pflanzen und Farrenkräutern. Unter den Schlingpflanzen ist
besonders eine ausgezeichnet, die mit langen, verzweigten,
blassgrünen, saftigen Stengeln oft in Massen über die Felsen
herabhängt und bei dem Mangel von Blättern einen recht
bizarren Anblick gewährt.
Neujahr 1865. Ich springe hier von der Beschreibung
dieser Ribeira ab, da ich gestern eine Einladung erhalten
habe, etwa eine Meile aufwärts einige Zeit zu bleiben, und
von da aus Gelegenheit haben werde, auf die oberen Theile
derselben näher einzugehen. Gestern habe ich eine Excursion
zu Fuss in der näheren Umgebung der Stadt gemacht und
bin dabei in den Bergen tüchtig lierumgeklettert. Südlich
von der Ribeira da Torre ist eine andre schmale Schlucht
mit einem nur in der Regenzeit nassen Bachlauf, die Ribeira
da Piquerao, in der sich wohl einmal irgend welche Giganten
zum Spass mit Steinen geworfen haben müssen. Solch ein
wüstes Durcheinander von Felsblöcken und Steinen, unter-
mischt mit Geröll, habe ich kaum in den Alpen gesehen;
zwar ist das Vergnügen der Kletterei nur kurz, aber dafür
desto deul lieber. Da sich im oberen Theil Mais- und Boh-
nenfelder befinden, so giebt es zwar einen schmalen leidlichen
Reitweg bis hinauf, der mit drei Fuss hohen Steinmauern ein-
gefasst ist, aber eben deshalb für mich kein Interesse darbot;
die Höhen auf beiden Seiten sind etagenweise abgetheilt;
senkrechte Felswand, dann etwas minder steile Ziegenweide
und so fort, zwei- bis viermal. Hoch oben ist es nur für
Eulen und Raubvögel bewohnbar und ganz in ihrem Geschmack;
beständig hört man ihr Gekreisch und sieht die Falken schwe-
ben. Von einem Baum aus beobachtete ich 12 oder 13 grosse
198
Spinnen, über einen Zoll lang im Leibe, die von der Krone
aus etwa 12 Fuss über dem Boden ihre Netze nach den ge-
genüber liegenden Felsen gespannt hatten; was sie da fangen,
weiss ich nicht, aber ich denke, dass sie wohl das Hungern
gewohnt sind. Von hier aus ging ich über den Kamm des
Berges (nicht wohl tausend Fuss) hinüber nach der Ribeira
da Torre. Die Aussicht von oben war prächtig, zurück auf
die passirte Ribeira, vorwärts auf die Stadt mit ihren Cocos
und Bananen inmitten der Felswände, mit dem weiten Meer
dahinter. Soweit war alles gut, aber nun galt es, an der
steilen Wand hinabzukommen, und das war für mich eine
starke Zumuthung. Die Eingebornen, die überhaupt diesen
„Weg*-^ benutzen, laufen alle barfuss, können aber mit ihren
freien Zehen jede Ritze benutzen, während ich mit meinen
Stiefeln, ohne Stock, mich durchaus auf alle vier und ab und
an auf meinen centralen Stützpunkt angewiesen sah. Da es
im Lauf des Tages mehrfach geregnet hatte, so war ich oben-
ein immer in Gefahr, auszugleiten, und das würde mich un-
fehlbar aller weitern Sorgen überhoben haben. "Wie viel
Schweiss ich dabei vergossen, weiss ich niclit; jedenfalls war
es eine tüchtige Dosis, nach der im Hause gewechselten Wäsche
zu schliessen. Zum Glück war das schlimmste Stück nur
kurz, etwa 8 Minuten; dann gab es Bäume als gute Stütz-
punkte, und ohne weitere Schwierigkeit ging es nach Hause.
Die Beute war verhältnissmässig gut; einige Dromius, ein
kleiner Rüsselkäfer und ein paar sehr kleine Arten, einige
Hemiptern, drei Arten Landschnecken, zwei kleine, leider nur
in je einem Exemplar, eine Helix dagegen in Menge, etwa
zwanzig bisher nicht gesehene Pflanzen etc. Bei der Rück-
kunft fand ich noch einen Haufen Schnecken vor, über 150
Stück einer Melania und etliche Exemplare einer neuen Suc-
cinea, die ich für ungefähr 5 — 6 Groschen ankaufte, sehr zu
meiner und des kleinen Verkäufers Zufriedenheit.
Senhor Nicoiao de Araujo, Fazendeiro in Ribeira grande,
an den ich ein paar Tage vorher Empfehlungsbriefe geschickt,
erwartete mich, bedauerte, von Hause abwesend gewesen zu
sein, und lud mich ein, zunächst eine oder zwei Wochen bei
ihm zu wohnen und über ihn dann als Führer durch andre
Theile der Insel zu verfügen; seine Ackerbaugeschäfte seien
erledigt und er habe vollständig freie Zeit. Dieses überaus
freundliche Anerbieten gewann noch dadurch, dass es in leid-
lich gutem Englisch gemacht wurde. Morgen werden wir
somit das Haus von Dom Luis Bento da Silva verlassen, und
da will ich es vorher etvas schildern, da es der Typus der
hiesigen besseren Häuser ist. Es liegt frei, in der Mitte der
dazu gehörigen Höfe und einer Art Garten mit Bananen,
I
199
Papaya und Cocos, übrigens einem Haupltummelplatz für
Spinnen, Kellerwürmer und Ameisen. Das Erdgesehoss ist
für Thiere und Voriäthe; von aussen führt eine steinerne
Treppe aus dem Hofe in eine dürftige Holzveranda, in der
man kaum sitzen kann und von der aus man im Vordergrunde,
oder vielmehr unter sich einige Misthaufen sieht, mit Hühnern
und Schweinen bevölkert, die auch von Zeit zu Zeit im Zim-
mer Besuche abstatten. Hinter der Veranda ist ein Saal, der
quer durch's Haus geht, Empfangszimmer, Speisesaal und
Wohn/immer zugleich; an den Seiten je zwei Zimmer; die
Küche ist in einem Vorbau an der Seite der Veranda. Wir
bewoimen eins dieser Seitenzimmer mit unserm Schwarzen
zusammen, der die Nacht auf einer auf der Diele ausgebrei-
teten Matte zu Füssen meines Bettes zubringt. Fenster und
Thüren sind natürlich nur Anstandshalber da; wenn sie ge-
schlossen werden, zieht es durch alle Spalten sehr lustig;
deshalb lässt man sie lieber auf. Ueber uns ist nur noch ein
Boden, von dem mir noch nicht klar ist, ob er blos für Amei-
sen und Termiten eingerichtet ist, oder ob ein halbes Dutzend
dienender Geister oben schläft. — Von der Familie unseres
Wirths haben wir nur ihn selbst kennen gelernt; seine Frau
liegt an einem langwierigen, aber ungefährlichen Kopfleiden
darnieder, und seine Tochter (eine gute Partie) ist in einem
Pensionat in Lisboa. Gross ist unsere Unterhaltung gerade
nicht gewesen, aber doch genügend, um über manche Dinge
gute Auskunft von ihm zu erhalten, die ich an andrer Stelle
registrirt habe.
Cuculi am 6. Alle Tage bis heut mit Excursionen im
grossen Maasstabe ausgefüllt und dann Abends so viel zu
präpariren und conserviren gehabt, dass ich nicht einmal zum
Schreiben gekommen bin. Je länger ich auf der Insel bin,
desto mehr bin ich in jeder Beziehung von ihr erbaut. Meine
Sammlungen steigern sich bedeutend ; ich habe die Fundstätten
besser kennen gelernt und verliere nicht mehr Zeit an Stel-
len, wo nichts vorkommt. An Käfern habe ich wohl gegen
50 Arten, meist in Mehrzahl; die Arachniden sind herrlich;
ein Flusskrebs ist erobert, Landschnecken in Masse etc. etc.
Ueber die Gegend will ich nur sagen, dass, jemehr ich mich
heimisch fühle, ich um so entzückter bin, und wenn es ein
Bischen weniger halsbrechend m äre, so könnte ich den Besuch
nicht genug empfehlen. Aber die Wege sind zu schauderhaft;
natürlich, je weiter ich in's Gebirge gekommen bin, desto
toller habe ich sie gefunden; sehr beliebt ist eine Art natür-
licher Treppe, die herauf zu reiten ganz angenehm, herunter
abscheulich ist; gestern hat mein Pferd einen schwachen Ver-
such gemacht, mit mir ein paar hundert Fuss herunter zu
200
kugeln, aber ohne Erfolg. Unser Wirth ist die Liebenswür-
digkeit selber, und, was unser Verhältniss besonders gut
macht, interessirt sich besonders für alle meine Sammlungen,
weil er dabei sehr viele ihm ganz neue Gegenstände kennen
lernt.
Am 2t en ritten wir hieher, Hessen unser Gepäck, wie
es üblich, von Weibern auf dem Kopf tragen, machten uns
häuslich und hatten dann bis zum Abend eine Fusspartie in
der Nachbarschaft; am 3ten die Ribeira de Joao Aflonso
hinauf, eine Quelle der Ribeira grande, bis zu etwa 2000'
Höhe, wo wir Halt machten, mit Hülfe von (j Schwarzen in
zwei Stunden einige Centurien Landschnecken sammelten, eine
grosse Flasche mit Melasomen, Hydrophilen und Myriapoden
füllten, eine Menge kleines Zeug aus verschiedenen Ordnungen
mitnahmen und so viel Orangen verspeisten, als uns unser
leerer Magen gestattete; die Localität ist so gut, dass ich
morgen wieder dahin gehe. Am 4ten brachen M'ir früh auf
nach der Ribeira da Garga, einem sich an der Kordküste in's
Meer ergiessenden Bache. Anfangs ist der Weg in der Ri-
beira grande, wie ich es früher beschrieben, dann beginnt
aber etwa nach einer Stunde Reitens eine sehr bedeutende
Steigung nach dem Sattel hinauf, der die beiden Flussthäler
trennt und nach ungefährer Messung 2300 ' über dem Meer ist.
Hier oben hatte ich die erste Gelegenheit, an Euphorbien
etwas ausgedehnt zu sammeln, da die tiefer stehenden Exem-
plare alle schon abgeblüht waren. Die fünf oder sechs Co-
leopteren, denke ich, die ich daran fing, werden, wenn nicht
neu, so doch mindestens auf diese Inselgruppen beschränkt
sein. Es waren 2 Curculioniden, 1 Clerier und ein paar kleine
Dinger, wie mir scheint, aus der Verwandtschaft von Cyplion.
Im Laufe einer halben Stunde hatte ich etwa 40 Stück bei-
sammen und sammelte auf dem Rückwege wieder Einiges.
Die Aussicht von oben ist schön und gewährt dadurch, dass
der Character der Ribeira Garga von der der R. grande
abweicht, mehr Abwechselung, als ich erwartet. Besonders
schön macht sich ein gegenüber liegender hoher Berg, der
grosse Aehnlichkeit mit einer Kirchenfront hat, an deren Sei-
ten zwei gleiche Thürme aufsteigen. Ich hatte mich schon
von Cucuii aus an dem Anblick der beiden hohen Piks in
ihrer Regelmässigkeit erfreut, von hier waren sie prächtig.
Auf einem Grat, mitunter ziemlich steil, senkt sich der Weg
hinab in ein schmales, von Ost nach West laufendes Seiten-
thal der Ribeira, die fast im rechten Winkel darauf steht,
und an der gegenüber liegenden Seite durch einen gleich-
massig hohen Bergrücken scharf von der Westseite der Insel
getrennt wird. Lang ist der Bach nicht, etwa eine halbe
201
Meile von unserm Nebenbaeh aufwärts und eine Meile ab-
wärts nach Norden bis zur See. Das Thal ist viel schmaler
als R. grande und zeichnet sich vor ihm dadurch aus, dass
es verschiedene Plateaus bildet, die senkrecht gegen den
Wasserlauf abfallen. Wo die beiden Bäche zusammenstossen,
erhebt sich ein nicht grade Iioher Bergvorsprung, der mit
circa 15 — 20 Aiguilles gekrönt, einen sehr bizarren Anblick
gewährt. Unter diesen sciilugen Mir bei einem Vetter von
Sr. Nicoiao, Sr. Fideno de Lima Ferreira, unser Quartier
auf und machten eine mehrstündige Fusswanderung im Thal,
sahen und passirten Felsklumpen jeder Art, kleine Wasser-
fälle, die üblichen Zuckerfelder etc., fingen einige neue Käfer,
unter andern die einzige Haltica, die ich bisher angetroffen,
eine neue Limnaea etc. Schliesslich pausirten wir am Rande
einer Zuckerpflanzung, stahlen jeder ein Rohr und kauten
eine Portion Rohzucker in unsern Magen hinab. Sr. Fideno
ist ein grosser Botaniker, d. h. er kennt eine Menge Pflanzen,
die hier medicinisch verwerthet werden, und gab mir ausser
dem Recepte noch die einheimischen Namen. Am folgenden
Morgen entdeckte ich zunächst zu meinem grossen Missver-
gnügen, dass mein einer Barometer verunglückt war, vielleicht
beim Reiten — ich weiss nicht wie, und dass ich ihn nach
England zu expediren habe. Natürlich zerbrach auch ein
Thermometer ein paar Stunden nachher zur Gesellschaft 5 deren
habe ich zum Glück noch genug.
S. Vicente, am 18. Mir sind darüber Bedenken auf-
gestossen, ob es rathsam ist, in der Weise weiter zu schrei-
ben, wie ich bisher gethan, da ich eigentlich nicht viel an-
dres am letzten Tage berichte als am ersten, ich denke hin-
fort mich mehr objectiv zu verhalten. Was zunächst meine
ferneren Excurse in dem nordöstlichen Theil von S. A. Antao
betrifft, so habe ich die gute Fundstätte in Ribeira de Joao
Affonso noch einmal besucht und wieder viel gute Sachen,
besonders etliche neue Käfer gefunden. Da ich wieder etliche
Schwarze für das Sammeln bezahlte, so hatte ich noch den
Spass, zum Abschied mit zwei Hühnereiern und einem Kücken,
oder wie die armen Schlucker sagten, einer „neuen Art Sper-
ling^' beschenkt zu werden.
Am 8. war Ruhetag, um die Sammlungen etwas in Ord-
nung zu bringen, und am 9. ein gezwungener, weil es in
Strömen regnete. Trotzdem am nächsten Morgen alle Spitzen
dicht verhüllt waren, setzte ich durch, dass wir, ausgerüstet
mit Lebensmitteln für zwei Tage, mit unsern Mänteln in die
hohen Bergregionen des 6300 Fuss hohen Monte Faleiro rit-
ten. Bis zur halben Höhe oder etwas darüber zu einem Pla-
teau, Cor da, ging alles gut, ausser dass an einer sehr steilen
14
202
Stelle — zum Glück ein paar Schritte nachdem wir einen
leidlichen Abgrund passirt hatten — der Sattelgurt meines
Pferdes platzte und ich mit dem Sattel über den Schwanz
weg auf den Boden rutschte, ohne mir Schaden zu thun.
Der Gurtbruch wurde so gut reparirt, dass der Sattel an der
Stelle gewiss nicht wieder reisst. Bald nachher fing es an
zu regnen und binnen Kurzem waren wir in so dicken Wol-
ken, dass wir gar nichts mehr sahen und unsre Pferde resp.
Maulthiere auf dem schlüpfrigen Boden nur mit Mühe vor-
wärts kommen konnten. Das nächste Obdach, was wir er-
reichen konnten, war eine Stunde bei möglichst geschwindem
Reiten entfernt, die „Casa do Consul Inglez"-', ein verfallenes
verlassenes Haus, dessen eines Zimmer zwar kein Fenster,
aber doch eine Thüröffnung ohne Thür und ein Dach besitzt,
und worin wir zunächst gegen die Nässe geschützt waren.
Unsre zwei Negerburschen packten ab und wurden zunächst
ausgeschickt, um aus der dichten Waldung von Eup' orbia,
untermischt mit zwei andern bis 10 Fuss hohen Buscharten
Holz zu suchen. Als sie wiederkamen, machten wir, so gut
es ging, Feuer an, trockneten oder vielmehr räucherten uns
selbst und Schuhe und Strümpfe und begannen, während sie
wieder ausgingen, um Gras für unsre Thiere und Wasser zum
Thee zu holen, an dem Feuer Maiskolben zu backen, die als-
dann von uns allen mit gutem Appetit verspeist wurden. Ich
baute inzwischen eine Steinbank, construirte aus Steinen und
meiner hölzernen Pflanzenpresse einen Tisch und nun wurde
ausgepackt: Messer und Gabeln, Teller, Theezeug, kaltes
Rindfleisch, Mandioc, Brod, Arrac. Nach sieben Uiir war
alles in Ordnung und es wurde vergnügt dinirt, später Thee
und zum Schluss Grog getrunken , schliesslich tüchtig Holz
aufgepackt und dann die Schlafstelle in Ordnung gebracht,
d. h. unsre Sättel als Koi)fkis6en nebeneinander gelegt, wor-
auf wir uns in unsre Mäntel rollten und wegen der animali-
schen Wärme so dicht als möglich neben einander auf dem
Fussboden ausstreckten und schliefen, bis uns die empfind-
liche Kälte am folgenden Morgen früh vor Sonnenaufgang
erweckte (etwa -f- 4*^). Vom Feuer waren noch schwache
Spuren vorhanden, so dass wir keine Mühe hatten, es wieder
hell und warm zubekommen; der Regen hatte aufgehört, die
Wolken fingen an, sich zu theilen, und bald versuchte die
Sonne auf Augenblicke durchzubrechen und uns einzelne Strei-
fen des Tietlandes und des Meeres zu entliüllen. Trotzdem
jedoch das Wetter immer besser wurde, war es mir nicht
möglich, wegen der fortwährend vorbeitreibenden Wolken
ein paar Messungen von Punkten des gegenüber liegenden St.
Vincent vorzunehmen, obgleich ich drei volle Stunden lang
203
mein Instrument nicht aus Händen Hess. Sciiliesslich gab ich
es auf, da Avir vor Dunkelwerden nach Hause mussten und
ich noch einige Zeit auf das Sammeln verwenden wollte. Das
war denn auch fruchtbarer , und verschiedene neue Pflanzen,
Käfer, sogar neue Landschnecken wurden eingesteckt. Die
Gegend bot viel Abwechselung; bald dichtes Euphorbienge-
strüpp, bald kahler Fels, oder dürftige, halb vertrocknete
Weide mit weiter Aussicht über eine Reihe baumloser Höhen-
züge und Schluchten, oder mit dem Einblick in ein schmales,
von hohen Klippen und Bergen eingeengtes Thal. Das Son-
derbarste waren für diese Insel ein paar hohe Berge mit run-
den Kuppen , da ich bisher noch keine Spitze ohne Kanten
und Piks gesehn. Die folgenden Tage brachten wir etwas
südlicher in der Ribeira de Paul zu, die in einer Entfernung
von drei Meilen ziemlich parallel mit Ribeira grande in's
Meer geht. Der Character dieses Thals weicht einigermassen
von dem bisher erwähnten ab 5 da die Nordseite von einer
ununterbrochenen steilen Felswand von bedeutender Höhe ge-
bildet wird, so ist die Temperatur gleichmässiger und höher;
der Bach enthält mehr Wasser als die Kibeira grande, so
dass die Berieselungen viel reichlicher ausfallen, in Folge
wovon die Vegetation in den durchweg cultivirten niedrigeren
Gegenden viel üppiger ist und die Plantagen viel reicher sind
als irgend sonst auf jder Inse'l. Die Cocospalmen zeichnen
sich ebenfalls aus und nie habe ich delicatere Orangen ge-
gessen als hier. Unser Hauptquartier war im Hause eines
alten Franzosen, Mr. Charles Lequen, der wohl selbst viel zu
dem angenehmen Eindruck dieses Stückes Land beitrug, da
es mir in der That eine Erquickung war, einmal wieder mit
einem gebildeten Manne über andres als Zucker, Branntwein
und Caffee zu reden. Schon sein Haus zeichnete sich vor-
theilhaft aus, durch Blumen und kleine Versuche zu Garten-
anlagen davor, und Bilder, so wie eine kleine Bibliothek
franzöfcischer, lateinischer, englischer und portugiesischer Bü-
cher darin.
Getroffener Verabredung nach musste ich am 18. nach
St. Vincent zurück und hatte vom amerikanischen Consul einen
Platz angeboten erhalten , dessen Brigg an dem Tage von
Punto do Sol abgehen sollte. Am 16. Nachmittags erhielt
ich bei Lequen die Nachricht, dass sie bereits am folgenden
Morgen abginge. Konnte icli sie nicht erreichen, so hatte ich
vielleicht acht Tage auf andre Gelegenheit zu warten; da
der Mond um 10 Uhr aufging, so wurde kurz beschlossen,
einen Nachtritt zu machen, und dieser Beschluss um 11 Uhr
Nachts in's Werk gesetzt. So sehr bin ich nun gegen die
Erbärmlichkeit der Strassen abgehärtet, dass ich gar kein
14*
204
Bedenken bei diesem Gedanken hatte, und nach Ueberwin-
dung der ersten Müdigkeit sehr heiter bis Povoacao ritt, wo
wir von dem Padre, der um halb zwei Uhr noch auf den
Beinen war, eingeladen wurden, bei ihm zu bleiben, so lange
unsre Pferde ruhen mussten. Er braute Thee und wir rauch-
ten und schwatzten mancherlei. Unter anderm erfulir icli,
dass die Regierung ihn mit fünf, sage fünf Thalern monatlicli
besoldet! Danach konnte ich auch den Zustand der Kirclie
verstehen, die seit 15 Jahren kein Dach besitzt! Um 3 Uhr
Morgens jbegaben wir uns noch zur Ruhe, K. zu Bett, und
ich, um rechtzeitig zu erwachen, in einen Schaukelstuhl, und
setzte es auch durcii, um fünf wieder mobil zu sein upd dann
sofort in Eile nach Punta do Sol weiter zu reiten, wo ich
rechtzeitig eintraf, um die Brigg festzuhalten, bis mein Pass
und Gepäck ankam.
Am 21. Heule war grosser Festtag. Die Post traf ein
und brachte mir Briefe aus der Heimat mit lauter guten
Nachrichten, und ich sah und hörte wieder ein ])aar Eu-
ropäer.
Am 22. Von St. Vincent weiss ich bisher wenig zu sagen,
da ich mich während der verflossenen Tage nur mit der ma-
rinen Fischerei beschäftigt habe, die hier in der Bai nicht so
ergiebig ist, wie ich erwartet habe. Mit Mr. Miller ist aber
für Sonnabend bis Montag eine grosse Expedition per Dampf-
boot verabredet, bei der wir an allen guten Stellen der Um-
gegend mit 3 Netzen arbeiten werden; da erwarte ich denn
bessere Resultate.
205
Beiträge zur Kenntniss der Phryganiden,
zusammengestellt von IVr» H» Hagren*
I. AmerikaDische Literatur der als Schnecken beschriebenen
Phryganiden-Gehäuse von Helicopsyche.
Im Jahrgänge 1864 dieser Zeitung p. 122 sq. habe ich
Alles /usainmengestellt, was ich über diese merkwürdigen
Pliryganiden- Gehäuse zu ermitteln vermochte. Das Thier,
dem sie angehören, ist noch immer unbekannt. In Europa
sind nur wenige Fundorte meist durch Bremi nachgewiesen,
leider aber die Personen, welche Bremi diese Gehäuse mit-
getheilt haben, nicht mehr bekannt und so vorläufig die Fang-
stellen nicht zu ermitteln. In Italien hat sie v. Siebold nach
brieflicher Mittheilung vergebens gesucht. Vielleicht können
wir schneller die Lösung dieses Räthsels aus Nordamerika
erwarten, da dort die Thiere häufiger vorzukommen scheinen.
Theils deshalb, theils um die früher von mir gegebene Lite-
ratur zu vervollständigen, habe ich aus W. G. Binney Biblio-
graphy of North American Conchology Part. L Smiths, mis-
cell. Collect. 1863 alle Angaben gesammelt. Da ein Register
noch nicht erschienen ist, mag ich trotz mühsamer Durchsicht
immerhin noch einige Citate übersehen haben.
p. 23. T. A. Conrad. New Fresh- water Shells of the
U. St. Philadelphia 1834 p. 22. Valvata areuifera (_Remarks
on synonymy, geogr. distrib.)
p. 42. John Milton Earle. List of Land and Fresh-
waler Shells in Massachusetts, in Hitchcocks Report on the
Geology, Zoology etc. Ed. IL 1835 p. 23. Valvata areni-
f'era? Lea,
p. 60. J. E. De Kay. Catalogue of the animals belon-
ging to the State of New- York. Assembly No. 50, 1839 p.
32. Paludina lustrica.
p. 63. C. B. Adams. Shells of Fresh Pond. Amer. Journ.
Sc. and Art. 1839 vol. 36 No. 2 p. 392. Paludina lustrica?
p. 71. S. Stehman Haldeman. A Monograph of the Lim-
niades and other fresh-water Univalve Shells of North America.
Philadelphia 1844 No. 8 p. 16. Amnicola lustrica Say (Palud.
lustrica Say.) Cayuga Lake.
p. 74. J. G. Anthony. List of Land and Freshwater
Shells found chiefly in the vicinity of Cincinnati. No. 3.
Amnicola lustrica Say.
p. 76. J. G. Anthony second edition. Cincinnati 1843
No. 4. Amnicola lustrica Say. (Palud. lustrica Say.)
p. 81. C.B.Adams. Catalogue of the Mollusca of Midd-
206
lebury, Vermont, Amer. Joiirn. Sc. and Art. 1841 vol. 40 p.
267. ^ Paludina lustrica Say.
p. 92. C. B. Adams. Fresh-waler and Land Shells of
Vermont, from Thomsons History of Vermont. Part. I. 1842
p. 152. Paludina lustrica Say.
p. 107. James E. De Kay. Zoology of New-York. Al-
bany 1843 p. 87. Amnicola lustrica Say (Palud. lustrica
Say) ibid. p. 119. Valvata arenifera Lea is the larva case
of some insect.
p. 128. James H. Linsley. Catalogue of the Shells of
Connecticut. 1845 p. 283. Paludina lustrica? Say (Amnicola
Gould).
p. 149. Chas. M. Wheatley. Catalogue of tbe Shells
of the Un. St. New-York 1845. Edit. II. p. 29 No. 906.
Valvata arenifera. Schuylkill p. 30 No. 950. Paludina lu-
strica Say. Ohio.
p. 203. John C. Jay. A. Catalogue of Shells. New-
York 1852 p. 278. Amnicola lustrica Say. Vermont.
p. 219. J. A. Lapham. Catalogue of the Mollusca of
Wisconsin, Trans. Wisc. St. Agric. Soc. 1852 vol. 2 p. 368.
Amnicola lustrica Say.
p. 244. J. W. Cliickering, List of Marine, Fresh-water,
and Land Shells found in the vicinity of Portland, Maine 1855
p. 113. Amnicola lustrica Say.
p. 259. Th. Say. Descriptions of ünivalve Shells of the
üu. St. Philos. Trans. Philadelphia 1821 vol. 2 p. 175. Pa-
ludina lustrica Say. Cayuga lake.
p. 323. A. A. Gould. Lamarks Genera of Shells. Bo-
ston 1833 p. 70. Paludina lustrica Say.
p. 334. S. S. Haldeman. Mollusca in Rupps History of
Lancaster County. Lancaster 1844 p. 480. Amnicola lustrica.
p. 3,52. J. W. Mighels. Catalogue of the Marine, Flu-
viatile, and Terrestrial Shells of the State of Maine. Boston
Journ. of Nat. Hist. 1843 vol. 4 p. 337. Amnicola lustrica
Say.
p. 360. J, Lewis. List of Shell-bearing Mollusca obser-
ved in portions of Herkimer and Ostego Counties, NeM'-York.
Proc. Boston Soc. Nat. Hist. 1856 vol. 6 p. 2. Amnicola lu-
strica Hald.
p. 415. A. A. Gould. Mollusca in Report of the Com-
miss. Zool. Suivey. Boston 1838 p. 107. Paludina lustrica
Say.
p. 437. J. Lea. Observalions on the Naiadcs Trans.
Phil. Soc. Philadelphia 1834 vol. 4 p. 104 tab. 15 fig. 36.
Obseiv. vol. L p. 114. Valvata arenifera. Nashville, Ten-
nessee.
207
p. 62J. W. Hubbard. Catalogue of Tei-restrial and Flu-
viatile Shells of Ohio No. 4. Amnicola lustrica Say.
Es ergeben sich aus obigen Citaten folgende Fundorte:
Valvata arenifera. Cumberland River bei Na&hville, Ten-
nesse; New- York, Massachusetts.
Paludina lustrica, Vermont, Maine, Wisconsin, Boston,
Cincinnati, Ohio, Lancaster County, Herkimer und Ostego
County.
Vielleicht sind auch nocii Helicopsyche- Arten unter an-
dern Molluscen-Namen verborgen. Jedenfalls wird es bei der
Zahl der Fundorte nordamerikanisclien Forschern leichter sein
als uns, das Räthsel zu lösen, welchem Insecte jene merk-
würdigen Hüllen angehören.
Frauenfeld, Verh. Wiener Zool. Bot. Gesells. 1864 p. 623,
erklärt meine Mittheilung über Paludina lustrica Say als He-
licopsyche für irrig und meint, dass diese Art eine wirkliche
Paludina sei. Ich habe mich auf die Autorität Prof. Dunker's
gestützt und kann nur versichern, dass die Paludina lustrica
seiner Sammlung bestimmt eine Helicopsyche ist. Ich habe
deshalb die Citata von P. lustrica auch hier noch nicht strei-
chen mögen; gehören sie wirklich Conchylien an, so wird
man sie natürlich beseitigen müssen.
II. Phryganiden Italiens.
Die Bearbeitung der Phryganiden ist meines Wissens in
Costa's Fauna von Neapel bis jetzt noch nicht erschienen. In
einer früheren Schrift: Specie nuove e rare d'Insetti delle
montagne del Matese in Ann. Accad. Aspir. Natur. Napoli
1847 ser. 2 T. 1 p. 89 — 131, welche in Memorie entomolo-
giche Napoli 1847 8. p. 9 — 51 wieder abgedruckt ist, be-
schreibt Ä. Costa fünf Arten Phryganea elegans var. , macu-
lata, testacea, fuliginosa und Hydropsyche Pictetii. Die la-
teinischen Diagnosen von Ph. maculata, fuliginosa und H.
Pictetii hat Erichson Bericht für 1847 pag. 106 mitgetheilt.
Costa's Schrift wird nur Wenigen zur Hand sein; ich besitze
sie nicht, habe sie aber früher sorgfältig für meine Zwecke
ausgezogen und zum Theil wörtlich abgeschrieben. Ich gebe
die weitläuftigen Mittheilungen hier verkürzt wieder und will
hotfen, in der Uebersetzung keine Fehler gemacht zu haben.
Der Berg Matese liegt etwas nördlich von Neapel und Capua
in der Terra di Lavoro.
I. Phryganea elegans Pict. var. Memor. eiitom. p.
32—34.
Unterscheidet sich von Pictefs Beschreibung und Abbil-
dung nur durch leichte Diflerenzen der Färbung, die vielleicht
208
climatisclier Natui" sind. Sie bestehen erstens in der Färbung
des Geäders der Oberflügel, die von der Färbung des ganzen
Flügels nicht abweicht. Zweitens bilden die schwarzen Punkte
unterhalb der Mittellängsader keine schwarze Linie, sondern
sind von einander getrennt und auf einen längeren Raum aus-
gebreitet. Drittens ist der braune Fleck am Aussenrande ge-
gittert. Thorax und Leib, die Pictet nicht erwähnt, sind falb
grau, der Hinterrand der Bauchschilder falb. Die vergrösserte
Abbildung des Flügels bei Pictet zeigt den Hinterrand wie
bei Phr. vittata leicht ausgeschnitten; bei Costa's Art ist er
durchaus ohne Ausrandung. Da bis jetzt nur ein Männchen
gefunden ist, will Costa dasselbe vorläufig nur als Varietät
von P. elegans betrachten.
Pictet's P. elegans gehört nach der Type zu G. vittatus
F., und Costa's Angaben passen auch auf diese variable Art,
Immerhin wird, um sicher zu sein, die Form der Appendices
und andere specifische Merkmale zu kennen nöthig.
2. Phryganea maculata Costa. Ann. Accad. p. 114.
Memor. entom. p. 34.
Brunneo-cinerea, antennis, pedibus et capite fulvo-testa-
ceis, hoc macula in vertice nigra, alis vitreis, superioribus
hinc inde fusco-maculatis, parce breviterque in nervis majo-
ribus pilosis; occipite, prothorace et vittis metathoracis longius
fulvo-piloöis. Long. corp. 5^4 lin.; cum alis 8 lin. Beim See
Matese wenig häufig.
Fühler etwas länger als die Flügel, gelbroth, Taster gelb-
roth. Kopf von gleicher Farbe mit einem grossen quadrati-
schen schwarzen Fleck auf dem Scheitel, hinter der Basis der
Fühler; Hinterhaupt und zu jeder Seite der Flecken gelb
behaart. Prothorax braun, oben mit gelben Haaren dicht
bedeckt. Mesothorax oben mit einem starken Längseindruck,
jederseits ein schwarzbrauner aschfarben schillernder Spiegel-
ileck; Seiten und Schulterecken röthlich; die beiden Spiegel-
flecke dicht gelb behaart. Oberflügel verlängert, gerade,
hinten schief abgeschnitten, mit abgerundeten Ecken. Innen-
rand hinten aufsteigend und auf drei Viertel seiner Länge
einen sehr stumpf eintretenden Winkel bildend. Aussenrand
leicht gegen die Spitze gekrümmt. Die Oberflügel sind nackt
mit kurzer Behaarung bei der dem Innenrande nächsten Ader
und einer stärkeren Bürste, die zum Basalrand geht; eine
andere Bürste von allmälig kürzeren Haaren auf der nächsten
Ader. Sie sind glasfarben und fast durchsichtig, etwas iri-
sirend, mit vielen braunen Flecken, deren einige auf der in-
neren Seite des Kammes, den die erste Ader in der Mitte
der Basis bildet, verlängert sind; ähnliche Flecke stehen auch
bei der zweiten Ader- in der Mitte des Flügels und am
209
Aussenrande bei den Queradei n steht ein durchsichtiger Fleck.
Ueberhaupt bildet die ganze Hinterhälfte ein Netz brauner
Flecken, von denen zwei weniger dunkle und weniger gut
begrenzte im Centrum stehen. Die Längsadern, ausser am
Vorderrande, und die Queradern in der Mitte sind braun,
liier und da röthlich unterbrochen. Die Unterflügel sind un-
gefärbt, durchsichtig, ungefleckt. Brust und Leib braun mit
aschfarbenem Schimmer 5 Füsse gelbroth, Spitze der Tarsen-
glieder etwas dunkler; Dornen der Schienen und Tarsen
schwarz. Ein Weibchen ist als Unicum beschrieben , andere
Stücke sind bei den Hügeln von Calmaldoli gefangen. Diese
Art steht der Phr. pellucida Oliv, am nächsten.
Vielleicht habe ich die complicirte Beschreibung der
Flecken der Oberflügel nicht ganz richtig verstanden. Jeden-
falls ist die Deutung dieser Art nach Costa's Beschreibung
schwer und unsicher. Möglicher Weise ist es Limnephilus
nobilis Kol.; wenigf-tens widerspricht dieser Deutung kaum
etwas von Gewicht.
3. Phryganea testacea G mel. Memor. entom. p. 36.
Diese häufigere Art variirt stark in Färbung und Grösse;
sie geht dadurch fast in die vorige Art P. maculata über,
hat dieselbe Form der Oberflügel, ihre Nacktheit und die-
selbe Stellung und Länge der Haare auf den Hauptadern.
Die beständigsten Kennzeichen dieser Art sind die gelbe Farbe
des Kopfes (der oben um die braunen Nebenaugen roströtli-
lich wird), der Fühler, Taster, der Thorax und der Mangel
gut ausgeprägter und braun begrenzter Flecken auf dem Ober-
flügel. In Betreff der Grösse finden sich zwei Formen, eine
von der Grösse der P. maculata und eine kleinere von der
Grösse der P. testacea Gmel. Pict. ; bei beiden finden sich
folgende Farbenvarietäten:
Var. major. Long. corp. 6 lin.; cum alis 8% lin.
a. Oberflügel ganz ungefärbt und durchsichtig; am Hin-
terrande stellen einige Wölkchen eine schwache Färbung dar,
auch stehen am Innenritnde und Hinteirande einige falbe Fleck-
chen, am Hinterrande mit sehr kurzen weissen P'ranzen; die
Haare auf den Adern sind falb. Mesothorax falb-röthlich, in
der Mitte und seitlich aschfarben; Leib falb-röthlich, oben
etwas dunkler; Dornen der Schienen falb. Costa meint, da
diese Varietät sich nur durch die falbe Färbung des Körpern,
der Haare und Dornen vom Typus der Ph. testacea unter-
scheidet, dass hier vielleicht ein P'all von Fulvinismus anzu-
nehmen sei, ähnlich dem Albinismus, Citrinismus und Mela-
nismus bei anderen Thieren.
b. Oberflügel ungefärbt, durchsichtig, mit falber Färbung
an der Basis, am Innen- und Hinterrande, ohne irgend wel-
210
chen Flecken; die Haare auf den Haiipladern braun. Meso-
thorax braun, aschfarben, mit zwei falb röthlichen Streifen.
Leib braun, oben mehr falb, unten in\s grünliche gehend;
Dornen der Schienen der Vorderfüsse falb röthlich wie die
Schienen selbst; Dornen der Schienen der vier Hinterfüsse
schwarz, sowie die der Tarsen. (Weibchen.)
Var. minor. Long. corp. 4^4 lin.; cum alis 6% lin.
c. Oberflügel durchsiclitig, falb, ohne Flecken; Haare
der Innenadern braun, die andern falb; Leib falb röthlich,
oben etwas dunkler; Meeothorax und Dornen der PHisse wie
in der vorigen Varietät.
d. Oberflügel ganz ungefärbt und durchsichtig mit brau-
nen Randflecken und einigen Nebeln am Hinterrande, beide
deutlicher und stärker beim Weibchen; Haare des Geäders
wie bei der vorigen Varietät; Leib oben braun, unten grün-
lich; Mesotiiorax und Dornen der Füsse wie vorher. (Männ-
chen und Weibchen.)
Pictefs P. testacea ist ein Stenophylax und von den hier
beschriebenen Thieren sehr verschieden. Ich halte Costa's P.
testacea und die Varietäten b. c. d., b. bestimmt, die anderen
vielleicht für Limnephilus flavicornis F. Diese Art ist der
vorigen, die ich als L. nobilis gedeutet habe, sehr ähnlich,
und haben beide überdies an den Schienen der Hinterfüsse
schwarze Behaarung, an denen der Vorderfüsse gelbe Be-
haarung, genau wie in Costa's Beschreibung. In Grösse und
Fleckenzeiclinung der Flügel variirt L. flavicornis beträchtlich.
Wohin var. a. gehört, bei der die Dornen der Schienen falb
sein sollen, weiss ich nicht. Sollte es ein unausgefärbtes Stück
sein?
4. Phryganea fuliginosa Costa. Ann. Accad. Aspir.
p. 114, — Memor. entom. p. 39.
Fulvo testacea, antennis fulvis, capite et mesothorace
supra brunneis, fulvo longe-pilosis, alis superis elongatis , apice
rotundatis, fulvo-fuliginosis, breviter pilosis, postice ümbriatis,
nervis fuscis; inferis hjalinis, margine ümbriatis. Long. coip.
S'Yi lin.; cum alis 4% l'n- Neapel.
Der ganze Körper und die Füsse einförmig gelbroth; die
Dornen der Schienen und Tarsen der Vorderfüsse von heller
Farbe; die der vier Hinterfüsse zum Theil gelbroth, zum
Theil schwarz; Fühler gelblich, mehr in's Braune fallend;
Kopf oben in der Mitte und Mesothorax braun; beide und
mehr noch der Prothorax mit gelben Ciiien versehen; Ober-
llügel verlängert, ihr Innenrand nicht ansteigend, sondern nur
ein wenig gebogen, um in den Hinterrand überzugehen; Aussen-
rand an der Basis leicht bogig; Spitze gerundet; einförmig
gelbbraun, mit kurzem Haarlilz von gleicher Farbe auf dem
211
ganzen Flügel; am Hinterranile eine Franze. Adern etwas
stärker und die Haare auf der innersten Ader braun; die
Queradern, welche die Innenadern verbinden, sind gegen den
Hinterrand zu viel schräger als nach vorne und stehen weit
ab von der mehr geraden Anastomose. Diese Anordnung ist
nicht allen Phryganiden gemein. Unterflügel ungefärbt, durch-
sichtig, irisirend, der Theil zwisclien den schrägen Adern und
dem Hinterrande etwas opak durch sehr kurze Behaarung;
Hinterrand gefranzt wie beim Oberflügel.
Ich weiss diese Art nicht zu deuten; gegen die Unter-
bringung bei den Sericostomiden, besonders bei Silo, sprechen
die alae inferae hyalinae. Die Stellung der Queradern der
Oberflügel ist mir nach Costa's Beschreibung nicht deutlich;
seine Worte lieissen: Le nervositä transversal! che uniscono
le longitudinali piu interne son molto oblique da dietro in
avanti, e assai distanti da quelle che uniscono le medie e che
sono men oblique; die letzteren habe ich als die Anastomose
gedeutet.
Sonst könnte man für P. fuliginosa auch an die Gattun-
gen Agapetus, Polycentropus und Molanna denken, ich finde
aber in der Beschreibung keinen Punkt, der eine sichere Deu-
tung erlaubt.
5. Hydropsyche Pictetii C osta. Ann. Accad. Aspir.
p. 114; Memor. entomol. p. 41.
Brunnea, antennis, palpis, pedibusque fulvo-testaceis, alis
fuliginosis, fimbriatis, nervis fuscis, superioribus nervis duobus
transversis instructis, pube brevi adpressa tectis, fulvo-cinna-
momeo maculatis. Long. corp. 3y^ lin.; cum alis 6 lin.
Untersc4ieidet sich vom Genus Hydropsyche durch das
Vorhandensein (statt gänzlichen Mangels) von zwei Queradern,
welche die äusseren Längsadern verbinden; die Taster sind
wie bei Macronema; prope lacum Matese, rarissima.
Fühler etwas kürzer als die Flügel, gelb röthlich, falb
geringt; Taster gelbroth; die beiden Basalglieder sehr kurz,
das dritte lang, das vierte etwas kürzer und innen iu seiner
ganzen Länge erweitert, das letzte etwas länger als die übri-
gen zusammen und geringelt. Kopf, Prothorax und Meso-
thorax schwarzbraun, oben mit dichten und langen falben
Haaren bedeckt; Vorderflügel verlängert, hinten fast lanzett-
förmig, mit zwei schrägen Queradern in der hinteren Mitte
ihrer Länge, beide von einander getrennt; die erste, der Basis
zunächst, vereint die beiden Hauptlängsadern, welche auf den
Vorderrand folgen; die zweite, näher der Sj)itze, vereint die
zweite und dritte Längsader, wo sie sich gabeln; die Flügel
sind gelblich braun, bedeckt mit fall>em Haarfilz, etwas hel-
ler, lang, aufstehend an der Basis, kurz und filzig auf dem
212
übrigen Theile des Fliigel.s, mit langer Franze am Innen- und
Hinterrande; ein schräger Strich etwa in der Mitte ihrer
Länge und einige kleine überall zerstreute weniger deutliche
Flecke sind zimmlgelb oder tabacksfarbig; die Adern braun;
längs dem Hinterrande und einem Theil des Aussenrandes steht
eine Reihe brauner Flecke, die mit den Enden der Längsadern
correspondiren; Unterflügel ungefärbt, irisirend, mit sehr fei-
nem falben Haarfilz, der sie etwas opak und angeraucht macht,
und mit einer breiten Franze Mie am Vorderflügel nicht blos
längs dem Rande, sondern auch auf den beiden Innern Längs-
adern; Leib braun; Füsse gelb röthlich, mit Dornen von glei-
cher Farbe, Diese Art stellt durch die Form der Vorder-
flügel und ihre Zeichnung der Hydr. variegata nahe. Das
letzte Tasterglied der Männchen ist biegsam wie bei Hydro-
psyche und genau wie bei Macronema.
Meiner Ansicht nach ist H. Pictetii Costa ein echter Po-
lycentropus; zur sicheren Bestimmung der Art ist die Kenntniss
der Appendices erforderlich.
. In einem späteren Aufsatz: De quibusdam novis insec-
lorum generibus descriptis iconibusque illustratis Memor Accad.
Sc. Napoli 1857 T. 2 p. 219 — 233 tab. 1 col., (ausgezogen
in Rendic. Acc. Napoli nuov. ser. 1856—1857 p. 17—2.) und
in der Zeitschr. f. die gesammte Naturwiss. von Giebel 1858
T. 12 p. 362) beschreibt A. Costa eine neue Phryganiden-
gattung folgendermassen:
6. Lasiocephala.
Mas. Palpi maxillares biarticulati, articulo primo bre-
vissimo, secundo valde elongato, tereti, valde arcuato, fere
semicirculari, sursum flexo, longe piloso; labialis breviores,
triarticulati, articulo primo brevissimo, secundo et tertio sub-
aequalibus; antennae setaceae, articulo primo valido, elato,
subcoriaceo, ante medium coarctato, longe hirto, reliquis a
sexlo ad ultimum infra barbatis.
Fem. Palpi maxillares longi, graciles, quinque articulati,
articulo primo brevissimo, lertio-quarto subaequalibus, quinto
longiori, tenuiori, acuminato; labiales breves, illis maris simi-
les; antennae articulo primo longe tereti recto, longe hirto,
reliquis nudis; alae in utroque sexu nervis transversis nullis;
tibiae quatuor posteriores quadricalcaratae.
Die Gattung soll zwischen Pogonostoma und Lasiostoma
stehen und die einzige Art Lasiocephala taurus bei Neapel
häufig sein.
Ich meine, dass L. taurus die Mormonia basalis Kolen.
ist und also die Gattung und Art von Costa wieder eingehen.
In meiner Synopsis Phryganidarum synonymica habe ich noch
eine Lasiocephala maculata Costa angeführt. Ich vermuthe,
218
dass ich hier irrig Costa's Phr. macuUita verwechselt habe.
Wenigstens finde ich nirgends eine Notiz, woher ich die Nach-
richt über diese Art geschöpft habe.
Rossi in seiner Fauna Etrusca oder Iljiger T. 2 p. 11 — 13
führt vier Arten, deren Bestimmung unsicher bleibt. P.
striata, vielleicht ein Stenophjlax P. rhombica, vielleicht Lin-
ne's Art, P. nigra, eine der beiden bekannten Mystacides-
Arten, und P. Waeneri, ein kleiner Tinodes oder Psjchomia.
Es ist unbeachtet geblieben, dass Rossi in der Mantissa
1792 (die für S3'nistata von llliger nicht benutzt ist) p. 104
bis 105 noch fünf Arien mittheilt, P. bimaculata, ein Lepto-
cerus, P. grisea, vielleicht Gr. atomarius, P. longieoinis, viel-
leicht ein Setodes. Dann folgen zwei neue Arten P. obscura,
kaum zu deuten und P. evitata (sie) vielleicht ein Limne-
philus. Zu letzterer Art findet sich Manlissa 171'4 p. 135
ein Zusatz, und die Bemerkung, dass er oft aus den Gehäusen
den Ichneumon illecebrator gezogen habe. Rossi hat also
mindestens neun Arten in Toscana beobachtet.
Schneider, Stett. Ent. Zeit 1845 p. 346 erwähnt vier von
Zeller in Sicilien gesammelte Arten. Hydroptila fuscicornis,
Psychomia annulicornis, Philopotamus montanus, Setodes
aspersella.
Ich selbst habe Ann. Soc. Ent. Fr. ser. 3. 1Ö60 T. 8 p.
746 zwei von Beliier de la Chavignerie in Sicilien gesam-
melte Arten angeführt, Sericostoma collare und Hydropsyche
stictica. Ich bemerke, dass von den p. 748 nach Schneider
angeführten Arten die drei ersten Limnophilus griseus, ele-
gans, digitatus fortfallen. Schneider giebt ausdrücklich Oester-
reich als Fundort an , was ich damals übersehen habe.
Kolenati Trichoptera citirt zehn Arten aus Italien; G.
pellucidus und Gn. atomarius von Montenero, Neapel, Lim.
nobilis, Sten. striatus, G. hirta, Hydrops, pellucidula, tincta,
guttata aus Livorno und Prato vecchio, Hydropt. obscura aus
Messina und Hol. phalaenoides aus Italien, nach einem Stück
im Berliner Museum. Dasselbe besitzt auch aus Neapel Gr.
atomarius und Stenoph. dilutus n. sp., Gon. vittatus. Meine
Sammlung enthält Sten. meridionalis aus Prato vecchio und
Philop. Siculus aus Messina, und noch sechs Arten aus Pie-
mont, Limn. nobilis, Sten. striatus, nigricornis, radiatus, Serie,
collare und Odont. albicornis.
Was bis jetzt über die Phryganiden- Fauna Italiens be-
kannt ist, beschränkt sich also auf 6 Arten bei Costa, 9 bei
Rossi, 4 bei Schneider, 2 von mir, 10 bei Kolenati und 8
meiner Sammlung, die zum Theil in meinen früheren Mitthei-
214
lungen erwähnt sind. Aber auch diese kleine Zahl von 31
redueirt sich noch um etwa den dritten Theil durch doppelte
Namen. Es lässt sich nach unseren gegenwärtigen Kennt-
nissen annehmen, dass in Italien etwa 200 Arten Phryganiden
aufzufinden sein werden. Welch reiches Feld für die For-
schung bleibt da noch auszubeuten!
Schluss folfft.
Or ehestes duedenfeldtii n. sp.
vom
Lehrer Gerliartit in Liegnitz.
Ovalus; nitidus; superficie subpilosa; niger; scapus cum
quatuor primis articulis funiculi rubrofuscus; tarsi obscuie-
fusci; medium rostri subtili carina incisum; femora posteiiora
medio latiora, dein usque ad apicem serie dentium. Long.
1 1 /3 •
In der Form einem Orchestes alni ähnlicher als dem 0.
rufus, als dessen dunkelfarbige Varietät er bei einigen Ento-
mologen galt, unterscheidet sich diese Art doch wesentlich
von beiden. Es ist eine gute Species, von der bereits ein
aus Schlesien stammendes Exemplar in der Sammlung des
Herrn Professor Schaum, jedoch ohne Namen, sich befindet.
Da meines "Wissens diese Art bis jetzt unbeschrieben blieb,
wahrscheinlich aus Mangel an genügender weiterer Beobach-
tung, so fand ich mich veranlasst, gestützt auf genügendes,
selbst gesammeltes Material, endlich die Beschreibung des-
selben zu veröffentlichen.
In der Grösse hält der Käfer die Mitte zwischen 0. rufus
und 0. alni. Die kleinsten Stücke sind etwa 1 '" , die gröss-
ten IVs'" lang.
Die ganze Ober- und Unterseite ist schwarz und glän-
zend, der Hinterleib mehr matt.
Der Fühlerschaft und die vier ersten Glieder der Geissei
sind dunkelrothbraun. Die äusserste Spitze des Rüssels ist
bräunlich durchscheinend. Die Tarsen sind pechschwarz.
Einen Farben-Uebergang zu O. rufus oder 0. alni, mit wel-
chem letzteren das Thier übrigens näher verwandt ist, als
mit ersterem, vermochte ich trotz der Besichtigung von nahezu
100 Exemplaren, die theils von Herrn Major Quedenfeldt,
theils von mir gesammelt wurden, nicht zu entdecken. Die
schwarze Färbung ist Consta nt.
Die Behaarung gleicht der von O. alni, mit Ausschluss
215
der dunkleren Färbung, die sich wenig von der Grundfarbe
des ganzen übrigen Körpers entfernt. Sie bestellt aus kür-
zeren und darüber hinausstehenden längeren aufstehenden
Haaren, deren Länge auf Kopf und Halsschild um ein We-
niges bedeutender ist als auf densel: en Theilen bei 0. alni.
Der Rüssel ist massig lang, nur wenig gebogen und nach
der Spitze hin unbedeutend verschmälert. Auf der Mitte sei-
ner schmalen, glatten, bis zur Spitze reichenden Mittellinie
befindet sich eine kurze, deutliche Längsvertiefung. Sonst ist
der Rüssel ziemlich dicht und fein punktirt; Scheitel und
Halsschild dagegen sind stark und ziemlich dicht punktirt,
letzteres hie und da, namentlich auf der Scheibe, zart gerunzelt.
Die dreigliedrige Fühlerkeule ist stets kürzer als bei 0.
rufus, kaum doppelt so lang als breit.
Das Halsschild ist an den Seiten weniger gerundet er-
weitert als bei 0. alni, ebenfalls nach vorn verschmälert. Bei
vertikaler Ansicht erscheint es seitlich schwach oder gar niciit
gehöckert.
Das Schildchen ist länglicii eirund.
Die Decken sind doppelt so breit als das Halsscliild,
mit rechtwinklig vortretenden Schultern, 1 '/j mal so lang
als breit, massig gewölbt, an den Seiten fast parallel, nach
hinten zusammen stumpf (bei 0. rufus spitz) zugeiundet.
Sämmtliche 9 Streifen jeder Decke sind stark und fast ge-
kerbt punktirt. Die sanft gewölbten Z\\ ischenräume der
Streifen sind sparsam und äusserst fein punktirt, hier und da
schwach geringelt. Bei Zwischenraum 1 und 3 ist die Wöl-
bung etwas deutlicher.
Die Hinterschenkel sind wie bei 0. alni gebildet, alto in
der Mitte erweitert und von da zur Spitze hin mit kleinen
Zähnchen bewehrt. Die Schenkel der Vorder- und Mittel-
beine sind aber nicht ungezähnt wie bei 0. rufus und 0. alni
sondern besitzen fast in der Mitte etwas gegen die Spitze hin
ein ziemlich deutliches kleines Zähnchen.
Das Thier nährt sich von den Blättern der Ulmen (ülmus
c&inp.stiis und effusa), an denen die Katzbachdämme oberhalb
Liegnilz reich sind. Man findet es bis in den August hinein
mit 0. rufus und 0. alni (der jedoch bei uns nie auf Alnus
vorkommt) zusammen, seltener als jenen, häufiger als diesen;
im Frühjahr unter Ulmenlaub.
Zu Ehren meines entomologischen Freundes, des Majors
Herrn Quedenfeldt, der durch Erforschung der Glogauer Käfer-
fauna und duich glückliches Sammeln in hiesiger Gegend in
den Stand geset/.t ward, so manche dankenswerthe Notiz
meinen „Beiträgen zur Fauna Niederschlesiens'-' zu liefern,
erhielt diese Species ihren Taufnamen.
21G
Vereinsangelegenheiten.
In der Sitzung am 16. Februar wurden als Mitglieder
aufgenommen:
Herr Professor Dr. Giebel, Direetor des zoolog. Museums
der Universität in Halle,
Kaufmann G. A. Top ff er liier.
Es wurde mitgetheilt, dass Herr Schulrath Dr. Suffrian be-
reits das Manuscript des Schlusses seiner Monographie der
Cryptocephalen eingeliefert hat und dass Herr Fr. Fleischer
den Druck des sechzehnten Bandes der Linnaea in Angriff
nehmen wird.
Da der Unterzeichnete in einigen Tagen eine Reise nach
Italien antreten will, auf welcher er vermuthlich es möglich
machen kann, der erhaltenen Einladung zur Versammlung der
Naturforscher Ende April in Napoli Folge zu leisten, so machte
er Vorschläge wegen der S. 119, 120 dieses Jahrganges be-
antragten Modalitäten in Betreff der ehemaligen Dr. Schmidt
— jetzt Vereins-Sammlung. Es wurde aber von den Anwe-
senden beschlossen, die 1. c. auf den Monat März festgesetzte
Entscheidung des Vorstandes solle bis zur Rückkehr des Un-
terzeichneten (voraussichtlich im Mai) verschoben werden.
Für die ungesäumte Erledigung der laufenden Vereins-
Angelegenheiten, Correspondenz, Redaction und Correctur der
Zeitung ist während der Dauer der Reise die erforderliche
Vorsorge gelragen. C. A. Do hm.
Intelligenz.
Tj. W, Iflaske's An tic|iiai*iat in Breslau
ist beauftragt, gegen baare Einsendnng des Betrages zu ver-
kaufen :
Stettiner entomologische Zeitung 1840 — 1864 oder Jahrg.
1 — 25, (davon 1—23. in Hlblwdbd.), ganz complett
(75 Thlr.) für 40 Thlr.
The entomologist's annual f. 1855, 1856, 1859, 1860 edit.
bj Stainton. London w. col. plates.
— Dasselbe für 1857. London. Mit 1 schw. Kpfr. Zu-
sammen für 2'/2 Thlr.
Inhalt i
Vereinsangelegenheiten. Kassenabschluss. v. Prittwitz: Fauna
des Corcovado. I>r. Altum: Die Käfer Borkum's. Werneburg:
Fauna der Insel Sylt. Burmeister: Longicornia Argentina. Miili-
lig: Coleophora tanaceti. Dr. Bethe: A'ermisclites. C. A. Dohrn:
Note zur Lamellicornien- Gattung Orsilochus Burmeister. Aus dem
Reisejournal von Dr. H. Dohrn. H. Hagen: Beiträge zur Kenntniss
der Phryganiden. Gerhardt: Orchestes Quedenfeldtii. Vereins-
angelegenheiten. Intelligenz.
Untomolog^iiiehe Zeitung
herausgegeben
von dem
entomologischen Vereine zu Stettin.
Redaction* ^" Commission bei den Buclihandl.
^ ^ ' V. E.S.Mittler in Berlin u. Fr. Fleischer
C. A. Dobrn, Vereins-Präsident. in Leipzig.
IVo. 7-9. 26. Jahrgang. Juli -Äug. 1865.
Beiträge zur Kenntniss der Phryganiden,
*
zusammengestellt von Dr. H. Hagren.
III. Die Phryganiden Maderas-
Aus den Sammlungen der Herren Gr. Härtung und V.
Wollaston habe ich 1858 folgende Arten beschrieben. Da
eine Veröffentlichung derselben bis jetzt nicht erfolgt ist, er-
laube ich mir meine Beschreibungen hier mitzutheilen.
1. Limnephilus cinctus Hag.
Rufo-fuscus, fusco-villosus, antennis fuscis paiiido annu-
latis, pedibus testaceis, nigio-spinotis, anticis tibiis tärsisque
nigro-annulatis; aus anticis ochraceis, margine postico et api-
cali latius dense fusco-sparsis, disco parce fusco-niaculato,
pterostigmate parvo, fusco; aus poslicis nigro-cinereis, mar-
gine antico subinfuscato , venis partim nigris. Long. ö. alis
13 mill. Exp. al. 21 mill. — Madera mas. fem.
Kopf dunkel rostfai ben, braun behaart, neben den Augen
gelb; in der Milte etwas erhaben, die Tuberkeln wie bei L.
impurus Rbr. Füliler schwarzbraun, falb geringt; Taster falb;
Thorax dunkelbraun; Füs^e falb mit schwarzen Dornen; Vor-
derschienen und die Spitze ilirer Tarsenglieder schwarz ge-
ringt. Flügel ähnlich L. impurus, aber die Spitze schmäler
und weniger schief gestutzt; Geäder fast identisch, die vierte
Apicalzelle etwas schmaler an. der Basis und in den Hinter-
flügelu der Cubitus in der halben Höhe wie der Sector des
Radius gegabelt. Die Vertheilung der Farben ist ähnlich,
aber das Braun dunkler. Vorderhügel gelb, mit zahlreichen
braunen Punkten, die mehr oder minder zusammenlliessen,
15
218
besonders gegen die Spitze, den Hinterrand und Hinterwinke],
weniger in der Mitte, wo sie um die Anastomose einen grös-
seren gelben Fleck und mehr gegen die Basis hin einen vier-
eckigen frei lassen; Pterofetigma durch einige braune Flecken
gebildet; Adern braun behaart gegen die Basis und den Hin-
terrand. Hinterfliigel aschgrau, Vorderrand besonders des
Pterostigma etwas bräunlich, Adern im vordem Theile gelb-
lich, im Analfelde schwarz. Leib fehlt. L. cinctus steht dem
L. impurus nahe, ist aber kleiner.
2. Stenophylax oblitus Hag.
Pallidus, vertice thoraceque fuscis; antennis rufis, vix
annulatis, abdomine pallide flavo, pedibus pallide flavis, nigro-
spinosis, anticis paulo obscurioribus; alis anticis infuscatis,
parce fusco - villosis, maculis parvis pallide flavis sparsis,
venis fusco flavoque interruptis; alis posticis hyalinis, venis
ciliisque flavescentibus. Long. c. al. 12 — 16 mill. ; Exp. al.
21—26 mill, Madera.
Aehnlich dem St. aspersus Rbr,, aber viel kleiner; blass
gelb, P'ühler röthlich, die Gelenke blasser, wie -geringt; Ba-
salglied seillich etwas dunkler; Kopf erhaben in der Mitte
und dunkler, braun behaart; zMei kleine Höcker vorn zwi-
schen den Fühlern, zwei andere eiförmige vor und nach innen
von den Nebenaugen; zwei andere auf dem Hinterhaupt;
hinten in der Mitte zwei etwas erhabene und etwas nach
aussen gekrümmte Streifen- Mesothorax oben braun; Füsse
gelb, die vordem bräunlich. Flügel lang, die vorderen vor
der Sjjitze erweitert, rothgrau; die Färbung ist bedingt da-
durch, dass zahllose feine helle Punkte auf braunem Grunde
stehen; Adern braun, gelb gefleckt; Appendices anales des
Weibchen dreieckig, spitz; Legeklappe vierlappig, die inneren
Lappen schmaler; App. sup. der Männchen kurz, gerade, die
ahgejundete Spitze innen etwas gehöhlt; App. infer. breitlappig,
die ol>ere Spitze bildet nach innen gekiümmt einen Zalin; App.
interni. cylimlrisch, nach aussen gekrümmt, unten mit einem an-
gesetzten runden Lappen; Penis cjlindrisch, mich oben ge-
krümmt, an (Jei- Spitze ausgekerbt, jederseits mit einem Höcker.
Diese Art ähnelt durch ihre Färbung St. aspersus, ist aber klei-
ner und die Appendice.- sehr verschieden, und in einer Art ge-
bildet, lür die nur St. ulpet-tris eine Analogie bietet. Die
vierlappige Legeklappe verliimJert, das Weibchen mit andern
Arten zu verwechbcln. In Färbung und Grösse steht ihm
Desm. hir-utus Kol. nahe, doch unterscheiden St. oblitus so-
gleich die Appendices.
3. Hydroptila atra Hag.
Capite tlioraceque atris; antennis fuscis, alis brunneis,
219
fusco-pilosis, griseo-fimbriatis, pedibuß fuscis, tibils posticis
griseo-fimbriatis. Long. c. al. %^/^ raill.; Exp, al. 5 mill.
Madera.
Leib fehlt, Flügel gut erhalten; Kopf etwas aufgetrieben,
zwei runde Höcker am Hinterhaupt; Fühler etwas weiter ge-
trennt als sonst bei Hydroptihi, kräftig, so lang als die Flü-
gel, einfarbig braun; Füsse sehr kräftig, die Hinterfüsse lang;
Flügel sehr schmal und spitz. Die Färbung des ganzen Thie-
res ist einförmig dunkel schwarzbraun, die Flügel braun,
braun behaart; mit breiter grauer Franze. Füsse braun, die
Hinterfüsse grau behaart. Diese i^rt hat die Grösse und
Form von H. pulchricornis, unterscheidet sich aber von allen
bekannten Arten durch ihre einförmige Färbung ohne Flecken;
die Hinterflügel sind eben so dunkel wie die Vorderflügel,
was sich nur bei H. fuscicornis Sehn, (obscura Kol.) wieder-
findet, diese Art ist aber grau gefleckt. Ich habe die Fran-
zen bei H. atra grau genannt, vielleicht nennt man sie rich-
tiger braun, denn sie stehen so dicht, besonders in der Spitzen-
hälfte des Flügels, dass sie einen dunkelbraunen Schein an-
nehmen.
4. Hydro rchestria insulai-is Hag.
Das einzige stark abgeriebene Weibchen verschwand mir
bei der Bearbeitung. Es hat die Grösse der vorigen Art.
Der von mir gezeichnete Kopf zeigt zwei lange schräge Wülste
am Hinterkopf und drei deutliche Nebenaugen, welche Hy-
droptila bestimmt fehlen. Matt kohlschwarz, Flügel braun,
ihre Membran etwas glänzend.
5. Hydropsyche Maderensis Hag.
Nigra, capite aureo-villoso, antennis fuscis basi et subtus
pallide annulatis; palpis, pedibus anticis brunneis, mediis et
posticis testaceis; tarsis mediis et posticis, maculaque basali
femorum posticorum brunneis; alis anticis nigro-luscis, dense
aureo-maculatis, serie marginis anticis, fascia ante apicem,
maculisque majoribus marginis posücis aureis; alis posticis
nigro-cinereis, margine antico apice excepto flavo. Long. c.
al. 10—14 mill.; Exp. al. 20—24 mill. Madera mas. fem.
Körper schwarz, Kopf weniger breit als bei den ver-
wandten Arten, deshalb die Augen strärker vorspringend;
Höcker flach, die hintern eiförmig, die vorderen klein, et^ as
nierenförmig; Fühler so hing als die Flügel dünn, die Basis
oben, die Unterseite ganz hell geringt; lasier schwarzbraun
behaart, das Endglied fast länger als die übrigen; Scheitel
und Prothorax dicht golden beiiaart; Vordei füsse braun, die
andern gelb mit braunen Tarsen, ein undeutlicher Fleck auf
Ä20
der Basis der Hinterschenkel; Flügel schmal, gegen die ellip-
tische Spitze erweitert, die vorderen sehwarzgrau mit zahl-
reichen viereckigen, oft zusammenfliessenden goldgelben
Flecken* ein breites Band vor der Spitze, eine Reilie vorn
und eine am Hinterrande mit drei grösseren Flecken; Hinter-
flüffcl schwarzgrau, der Vorderrand bis gegen die Spitze gelb;
Mitteltarsen der Weibchen erweitert; Hinterschienen etwas
gefranzt; App. sup. bilden eine dachförmige, oben braun ge-
kielte, vorne gespaltene Platte; App. inf. lang, ihr Basalglied
lang und gerade, gegen die Spitze breiter; Spitzenglied ge-
krümmt, halb so lang, mit etwas löffeiförmiger Spitze. Penis
cylindrisch, unten vor der Spitze etwas verdickt, Legeklappe
der Weibchen viereckig, davor zwei kleine schräge Appen-
dieep. Diese Art gehört zur Gruppe der H. atomaria und
unterscheidet sich durch die dunkele Farbe des Körpers und
ihre glänzend goldgelben Flecken.
6.' Poly Cent r opus flavostictus Hag.
Nigro-fuscus, nigro-villosus, subtus pallidior, antennis pal-
pisque fuscis, aus tlavo-maculatis, posticis cinereis, cinereo-
eiliatis; pedibus fuscis, posticis testaceis. Long. c. 8 mill.;
Exp. al. 17 mill. Madera mas.
Körper schwärzlich, unten heller, schwarz behaart, be-
sonders der Kopf; Scheitel aufgetrieben, mit zwei länglichen
Höckern, etwas gekrümmt in der Mitte und zwei grösseren
biinlörmigen, schrägen auf dem Hinterhaupt; Fühler braun,
dünn, beinahe so lang als die Flügel; Taster lang, braun;
Flügel schmal , die Spitze eliptisch erweitert, lebhaft braun-
schwarz, mit runden goldgelben Flecken bestreut; die hintern
grau mit langen Haaren von gleicher Farbe; Füsse braun,
die liintein falb. App. anal. sup. kurze, längliche Lappen,
mit einem Basalhöcker; zwischen ihnen liegt ein viereckiger
Lappen; app. inf. breitere Laj>pen, etwas nach innen gerollt,
oben etwas gezähnt. Diese Art ist gross und ihre Färbung
dunkler und lebhafter als bei den bekannten Arten. Die Füh-
ler sind länger und ähnlich wie bei Plectrocnemia, aber dün-
ner; die Flügel sind schmäler als bei P. senex.
7. Tinodes cinerea Hag.
Cinerea, luleo-liirta, corpore palpisque fuscis, antennis
fuscis, anguste flavo annulatis, penicillo inter antennas aureo,
aus anlicis cinereis luteo-hirfis, posticis cinereis cinereo-ciliatis;
jjedibus pallide flavis, tibiis posticis paulo obscurioribus.
Long. c. al, 7 mill.; Exj). al. 12 mill. Madera. mas. fem.
Körper bräunlich; Scheitel aufgetrieben, mit zwei gros-
sen birnförmigen Höckern auf dem Hinterhaupt, dazwischen
221
nach vorn zwei kleine linienförmige schräge Höcker; Mitte
der Stirn etwas gekielt; Kopf bedeckt mit falben Haaren,
zwischen den Fühlern vergoldet. Taster lang, fast braun-
schwarz; Fühler braun, falb geringt; Füsse falb, Schienen der
hintern bräunlich; Flügel schmal, die obern bedeckt mit fal-
ben Haaren, die hintern grau, grau gewimpert. Apj). annal.
der Männchen Mass, sup. lang, schmal, gerade, die Basis
etwas erweitert, lang bewimpert; app. infer. ein kurzes, brei-
tes, eiförmiges Blatt, mit einem oberen schmalen, dünnen,
nach innen gekrümmten Ast; app. interm. lange schmale Lap-
pen, die Spitze nach innen gekrümmt; Penisdeckel dreieckig,
dachförmig; Penis aufgetrieben unten an der Spitze, mit zahl-
reichen langen Stacheln; Leib des Weibchen in einen langen
Legestachel ausgezogen, dreieckig, spitz, nach oben gebogen.
Diese Art steht T. pajlescens Steph. nahe, doch sind die
Haare der Flügel weniger glänzend, der Legestachel viel
länger, dünner und nach oben gebogen, die app. infer. mar.
kürzer, ihr oberer Ast sehr lang und dünn; der Basi&deckel
ist länger und fester, während er bei T. pallescens häutig ist.
8. Tinodes grisea Hag.
Cinerea, luteo-hirta, corpore palpisque fuscis, antennis
flavis, fusco-annulatis, alis griseis, luteo-hirtis; posticis cine-
reis, ciliatis; pedibus pallide flavis.
Long. 12 mill.; Exp. al. 20 mill. Madera fem.
Aus derselben Gruppe und der T. cinerea sehr ähnlich,
aber grösser; Kopf vorn etwas ausgerandet; Fühler gelb,
Basalglied braun, zweites gelb mit einem braunen Basalpunkt
aussen, der Rest gelb, die Spitzenhälfte der Glieder, s])äter
das Spitzendrittel oder noch weniger braun; Legestachel wie
bei T. cinerea; die Behaarung ist abgerieben. Trotz der
grossen Aehnlichkeit halte ich die Art für verschieden, die
bedeutende Grösse und die angegebene Färbung berechtigen
dazu. Jedenfalls wird die Untersuchung von Männchen mit
gutem Haarkleide meine Ansicht erst zu bestätigen haben.
9. Agapetus punctatus Hag.
Fuscus, fusco-hirtus , corpore nigro-fusco, antennis pal-
pisque fuscis, alis cinereis, punctatis, anticis luteo-hirtis, po-
sticis fusco-ciliatis , pedibus luteis, tibiis, calcaribus, tarsisque
fuscescentibus.
Long. 5 mill.; Exp. al. Qy^ mill. Madera fem.
Körper schwarzbraun, Kopf und Thorax mit braunen
Haaren, worunter einige gelbe; Scheitel aufgetrieben, zwei
Höcker am Hinterhaupt, zwei andere punktförmige mehr nach
vorne neben den Nebenaugen; Fühler von Körperlänge, etwas
222
kräftig behaart; Basalglied eiförmig, länger und stärker als
die übrigen, das zweite kugelförmig, die übrigen cylindrisch.
Taster kurz, das dritte und vierte Glied etwas erweitert;
Prothorax jederseits mit rundlichem Höcker; Mesothorax mit
zwei linienlbrmigen Streifen, die convergiren; Flügel schmal,
ihre Spitze elliptisch; die hintern ein Drittel kürzer und schmä-
ler, lang, braun gewimpert, ohne Analfeld; Membran der
VordcrHügel fein punktirt, die falben Haare sind aussen an
der Sjiitze fast überall abgerieben; Leib eiförmig, etwas ver-
längert und wie gestutzt; Füsse gelblich, Schienen ij Tarsen
und die Sporen bräunlich, aussen behaart; die Mittelfüsse der
Weibchen nicht erweitert. Es ähnelt diese Art den Europäi-
schen, unterscheidet sich aber gleich durch die nicht erweiterten
Füsse der Weibchen. A. ciliatus hat auch die Membran der
Flügel etwas punktirt. Die Färbung des Körpers ist wie bei
A. ciliatus, die der Flügel mehr wie bei A. comatus, aber die
Wimpern der Hinterflügel dunkler.
Meines Wissens sind in dem Werke von Berthold und
Welster keine Phrjganiden angeführt, so dass die beschrie-
benen Arten den Anfang für die Fauna Maderas bilden.
Tl. Phryganiden der Umgegend von Zürich nach Bremi's
MittheiluDg.
Im Jahre 1852 theilte mir Bremi einen Catalog seiner
Neuropteren- Sammlung mit, in welchem die Thiere aus der
Umgegend von Zürich besonders bezeichnet waren. Meines
Wissens fehlen bis jetzt Verzeichnisse der Neuropteren Zü-
richs; ich habe daher aus Bremi's Catalog und aus den Arten
in meiner Sammlung, die ich von Bremi erhalten habe, ein
Verzeichniss der Pliryganiden zusammengestellt. Ich hoffe,
man ^verde es nicht unpassend finden, dass ich diesem Ver-
zeichniese, natürlich stets unter genauer Beifügung der Fund-
orte, auch die übrigen mir bekannten Arten der Schweiz,
welche mir durch Dr. Inihoff, v. Heyden und Anderen zuge-
kommen sind, angereiht habe. Ausgeschlossen sind davon nur
die um Genf gefundenen Arten, da ich selbe einer besonderen
speciellen Bearbeitung unterzogen habe. Das * bedeutet, dass
mir Bremi's Type vorliegt.
Neuronia.
1. rufjcru'« Scop. Zürich,
Phrjg. nigrieornis Bremi*.
Phryg. atripes Br.* Alp bei Engelberg 5000'.
Phryganea.
1. grandis L.* Zürich; an der Limmath selten, jährlich
höchstens zwei Stücke.
223
2. striata L.
fusca Br.* An den Stadtkanälen in Zürich September
bis November häufig.
fulvipes Br. * Im Schilf an Torfgräben gar nicht häufig.
3. varia F.'"" Zürich, an kleinen Bächen im Gebüsch
nicht häufig.
Limnephilus.
1. pellucidus Oliv,
fenestrata Imh.* Zürich.
repanda Br. *. Eine Var. mit ungefleckten braunen
Flügeln; Zürich, auf einer schilfigen Wiese am Fuss des Ulo
sehr selten.
2. lunaris P.* Zürich, Schirznach, Basel.
3. rhombicus L.* Bremi fand sie nicht bei Zürich; nur
in kleinen Berg- Waldbächen selten; St. Moritz, v. Heyden
und v. Nordmann.
4. flavicornis F.
fenestrata Br,'' Im Schilf an Torfgräben beim Katzen-
see häufig.
.5. affinis Stepli.; Hag.
Hydrops, laeta Br.* Zürich, am Seegestade selten.
Brientz am See.
6. nobiliö Kol.
Phr. grisea Br. '•■ Zürich, an kleinen Bächlein der
Wiesen in Thälern und Bergen bis 2000' nicht selten.
(Goniotaulius.)
7. griseus L.
Rigi, V. Heyden, Basel, ImhofF.
8. vittatus F. Zürich, Juni, Bremi. Basel, Imhotf.
(Desmotaulius.)
9. sparsus Curt.
Hydrops, montana Br. * Zürich; selten auf Bäumen
an einer Sumpfwiese am Fusse des Uto.
Anabolia.
1. nervosa Steph.* Zürich, September, October gemein;
Basel, Imhoff.
2. spec. nov.
Phr.? flava Br.* Am Katzensee im Schilf nicht häufig.
Stenophylax.
1. arcticus Kol.
St. Moritz, Grimselspital, Rigi, v. Heyden.
2. alpestris Kol.
Rhyac. trimaculata Br. * Einmal vor langer Zeit im
Juli an einem moosigen Wassergraben unfern Dictikon, Can-
ton Zürich; Rigi 5000'. Bremi.
224
3. pantherinus Pict.
Plir. striata? Br.* Zürich, auf Gebtischen an Bächen
nicht selten; Ba^el, ImhoflF.
Sl. Moritz, V. Heyden.
4. lateralis Steph.
Kigi V. Heyden.
(Stenopliylax contin.)
5. pilosus Pict.'" Hin und wieder an kleinen Seen und
Torfmooren nicht selten; den Alpenseen bis 7000'.
6. testaceus P.* Am Uto Bremi; Basel, Imhoff.
7. cingulatus Steph. ? Basel, Imhoff.
8. picieornis P. Rigi, v. Heyden.
Halesus.
J. mixtus Br.* (nicht Pictet). Surrenen -Pass, 7000';
See des grossen Bernhard, Imhoff.
2. Phr. nigricornis Br."' An Seen und Teichen niederer
Wiesen häufig.
Tessin Bremi.
3. auricollis P.
Kliyac. miliaris Br.* In Büschen an Waldbächen nicht
häufig, Bremi; Basel, Imhoff.
4. poecilus Br. * (nicht Kol.) Tessin, Bremi.
5. mixtus P.* Chamouni.
6. puncticollis P.
mueoreus Imhoff.* Grosser Bernhard, October.
7. digitatus Schrk. Bei Chur und in andern warmen
Alpentliälern häufig; Basel, Imhoff.
8. guttatus Br. "'•" Gotthardt, Hospiz.
Enoicyla.
J. bigutlata P.* Etzlithal, Uri, 6000', Bremi.
Rliyac. obfuscata Br. * Andermatt.
2.' pusilla Burm. Zürich, Bremi; Basel, Imhoff.*
3. amoena Hug. October in einer Bergsehlucht unfern
eines Baches bei Zürich; einmal gefunden Bremi.
4. nebulicola Hag. Brevent; Mayenwand, v. Heyden.
.'■!" Chaitopteryx.
1. tuberculosa P. Ba^^elj October; Imhoff.
Sericostoma.
1. collare Sehr.* Züi-ich, an der Limmath selten; an
einem mit \N'asserpflanzen ausgefüllten Riedbach häufig. Tes-
sin; Basel, Imhoff'.
225
Notidobia.
1. ciliaris L.
Hydrops, sericea Br.* Zürich, im Mai häufig an Seen,
Teichen und sclileichenden Flüssen im Schilf. Basel, ImhofF.
Brachycentrus.
1. subnubilus Curt.
Hydrops, sericea Br.* Zürich; Basel, ImhofF.
Goera.
1, capillata P.
Rhyac. tristis Br, An der Limmath bei Zürich nicht
selten.
Silo.
1. pallipes F. Zürich, an der Glatt im Juni.
2. niger Hag.* Bach bei Engelberg, Bremi; St. Moritz,
V. Heyden.
3. obtusus Hag. St. Moritz, v. Heyden.
Dasystoma.
1. maculatum Oliv.* Zürich, gemein..
2. microcephala Hag.* (nicht Pict.) Zürich, April, Juni
gemein am Seegestade auf Bäumen.
3. setifera? P.* Zürich, Basel, Imhoff.
Hydroptila.
1. pulchricornis P. Zürich; nach Bremi's Catalog.
Rhyacophila.
1. vulgaris P.* Zürich, Ende Mai bis October in vier
bis fünf Perioden in ungeheuren Horden auftretend, und zwar
oft die ganze Horde auf einmal des Abends beim Gewitter-
regen. Sie erl)eben sich an warmen stillen Sommerabenden
an die Fahnenspitzen der höchsten Thürme in Zürich, 200'
bis 250'.
2. torrentium P. * Tessin, Wallis, Bremi.
3. hirsuta Hag.
Sericost. hirsutum Br.* Zürich, Bremi.
4. umbrosa P. ^
R. vernalis u. occipitalis Br.* Zürich; an der Siehl
nicht selten April, Mai.
5. pubescens Imhoff, Basel,
6. tristis P.* Zürich, Bi*emi.
Glo88osoma.
1. vernalis P.
Hydrops, scapularis Br.* Basel.
226
Agapetus.
1. comatus P. Zürich, Bremi.*
Chimarrha.
1. marginala L.* Nicht bei Zürich, aber 1% Stunden
davon an der Glatt bei Dübendorf nicht selten; am Khein bei
Schaffhaufien sehr häufig im Juli.
Beraea.
1, pygmaea Curt.?* Br. Ein Stück auf einer Alp in
Bündten.
2. pullata Curt.?* Zürich, selten auf Waldwiesen.
Philopotamus.
1. variegatus P. ^' Zürich.
2. montanus P.* Nur an solchen Waldbächen, die von
Buchen bescliattet sind, und so hoch in den Voralpen, als die
Buche heraufsteigt. 4200'.
3. occipitalis P.* Zürich, häufig an der Limmath.
Tinodes.
J. luridus Curt. Zürich am See, v. Heyden.
2. maculicornis P. Zürich , nach Bremi's Catalog.
3. spec. ob Tinodes? In einem Waldbach am Zürich-
berg findet sich zuweilen die Larve dieses Insektes in grosser
Menge in engen, halbrunden, aus Schlamm gebauten Röhren,
vielfach herumschlängelnd an die Felsen gebaut, aber nicht
unter dem Wasser, sondern über demselben, jedoch an Stel-
len, welche beständig bespritzt werden. Das Insekt ist schwer
zu erziehen. Der Bau in Pict. Tab. 18 fig. 2 b hat viel Aehn-
liches damit. Ich finde die Art nicht in meiner Sammlung.
Psychomia.
1. annulicornis P. Zürich, an der Limmath, 19. Juli,
sehr gemein.
2. urbana P.
Hydrops, cursoria Br. * Zürich, gemein an der Lim-
math im Juni, Juli; läuft ausserordentlich schnell, aber nur
in^kurzen Absätzen.
3. acuta P. Zürich am See, v. Heyden.
Polycentropus.
1. bimaculatus L.
Hydrops. Tigurinensis F.* Sehr gemein im Juni und
August, oft noch im October längs der Limmatii, jedoch nur
im Stadtbann; auf den Bäumen der Alleen an der Limmath
in Unzahl.
227
2. subnebulosus Steph.
Philop. flavomaculatus Br.* Anden schnellfliessenden
Stellen der Limmatli in Zürich.
3. tessellatus Br.""' Alpnach am Vierwaldstädter See,
V. Heyden; Rohrschach an Weiden am Rhein; Zürich am
See, Rheinfall bei Schaffhausen (eleganlula, parentata, mö-
dica, pavida v. Heyden).
4. flavomaculatus P.
Hydrops, atomaria Br.* Häufig an allen Flüssen und
Bächen überall in der Schweiz.
5. multiguttatus Curt."' Zürich, Bremi,
6. trimaculatus Curt.* Zürich, Bremi.
7. tenellus Rbr. "■' Zürich August, Bremi.
8. spec,?"'"' August, Rapperschwyl häufig am See, Bremi.
Hydropsyche.
1. angustata F.""' Zürich gemein, August, September an
der Limmath.
2. lepida F.'' Zürich.
3. albipunctata Steph.
arborescens Br. '•' Auf Bäumen an Waldbächen am
Zürichberg oft sehr häufig.
4. variabilis F.* Zürich, an der Limmath sehr gemein;
im Juni und Ende Juli lieller, mehr strohgelb.
5. tenuicornis F.* Zürich.
6. laeta F.* Zürich.
Leptocerus.
1. uniguttatus F."'" Sehr häufig am Gestade des Zü-
richer Sees.
2. perfuscus Steph.* Zürich.
3. filosus L.* Sehr häufig an den Torfgräben der
Schweiz. Bremi; Zürich, v. Heyden.
4. nervosus F.
Serie, tenuicorne Br.*. Vom Wallensee.
5. bifasciatus Oliv. Zürich, Bremi.
6. albifrons F. Zürich nach Bremi's Catalog.
Mystacides.
1. atra F. Schaffhausen, v. Heyden.
2. nigra L.* Sehr gemein an Seen und schleichenden
Flüssen der Schweiz; Alpnach, v. Heyden.
3. 4 fasciata F.* Am Katzensee häufig, sonst in der
Schweiz nicht gefunden. Bremi.
Setodes.
1. lepida Bremi.* Selten an der Limmath im Zürich-
bann.
228
2. alba Br.* Seilen auf den Torfflächen bei Schwa-
mendingen, Canton Zürich, fliegt nur in der Abenddämmerung.
3. auripilis Br. * (bicolor Steph.?) Am Gestade des Zü-
richer Sees nicht selten, Ihre Larve wohnt auf Ranunculus
divaricatus, dessen Blätter sie frisst und davon ihre Gehäuse
baut.
4. lacustris P.* Sehr häufig am Gestade des Züricher
Sees lebend, jedoch nicht gesellig.
5. spec. Juli, am Ufer der Glatt. Bremi.
6. filicornis P. Zürich, nach Bremi's Catalog.
Molanna.
1. angustata Gurt.
• Acrogaster sericeus Br.* Vom Katzensee. Das Ge-
häuse ist sehr ausgezeichnet, gleichfalls die Stellung des ru-
henden Thiers; während Fühler, Kopf, Leib und Vorderbeine
an die Ruhefläche angedrückt werden, ist der Hinterleib schief
in die Höhe gerichtet; an seichten, sandigen Seeufern. Bei
Zürich.
Odontocerus.
1. albicornis Scop.* Ziemlich häufig an allen offenen,
durch Wiesen fliessenden Bächen, auch in den tieferen Alpen-
thälern.
2. cylindricus P.* Vom Klönthale, Canton Glarus, Bremi,
Von den 101 von mir aufgeführten Arten wies Bremi's
Catalog nur 41 für die Umgegend von Zürich nach, während
durch seine späteren Mittheilungen die Zahl auf 64 gesteigert
wird. Unter den von Pictet für die Umgegend des Genfer
Sees beschriebenen Arten finden sicli etwa 61, welche in mei-
nem Verzeichnisse nicht erwähnt werden. Es stellt sich so-
mit die gesammte Zahl der aus der Schweiz bekannten Phry-
ganiden auf 162 Arten heraus, womit meiner Ueberzeugung
nach aber die Fauna noch nicht einmal annähernd erschöpft
wird.
V. Neuropteren um Zürich nach Bremi's Mittheiiungen.
Die Durchsicht von Bremi's Briefen behufs meiner Arbeit
über Phryganiden veranlasst mich, noch eine Zahl Beobach-
tungen über andere Thiere zu veröffentlichen. Die seltne
Gabe einer treuen und feinen Naturbeobachlung, verbunden
mit einer vorurtheilsfreien und auspruchlosen Darstellung, lässt
es als wünschenswerth erscheinen, dass von Bremi's Beob-
aciitungen niclits verloren gehe.
1852. ^Ich darf in W^ahrheit sagen, dass die physiolo-
229
gischen Ansichten , welche icli vor fünf Jahren über die Bil-
dung der Gallen aufgestellt habe, und der Grundsatz, dass
jede Art der Gallmücken ein besonderes Erzeugniss an Pflan-
zen hervorbringen, sich durch die seitherigen Beobachtungen
nur bestätigt haben. Zwar hatte mir Dr. L. gerade das Ge-
gentheil behauptet, dass dieselbe Art von Gallmücken auf
verschiedenen Pflanzen auch verschiedene Gallen hervorbringe,
aber mir sind keine Beobachtungen zu Theil geworden, welche
diese Behauptung unterstützten.
Bremi hatte diesem Briefe den erwähnten Katalog seiner
Neuropteren- Sammlung beigefügt, der 3U4 Arten umfasst.
Diejenigen, welciie er selbst um Zürich gesammelt hat, sind
besonders bezeichnet, 118 Arten (die icli gegenwärtig auf 142
habe erhöhen können) meist mit eigenen Sammlungsnamen
vorläufig versehen. Da meines Wissens über die Umgegend
Zürichs kein alle Familien umfassendes Verzeichniss bekannt
ist, erlaube ich mir hier, das von Bremi mitzutheilen. Die
Mehrzahl seiner neu benannten Arten hat mir vorgelegen,
so dass ich den Sammlungsnamen die richtigen Bestimmungen
beifügen konnte. Die in Klammern beigefügten Namen sind
die der Sammlung Bremi's. Die Arten mit * habe ich ge-
sehen.
Psocina.
Psocus. ■* 1. lineatus Latr. (longicornis F.) überall in
Wäldern nicht selten. * 2. pedicularius L, (domesticus Burm.)
in Häusern auf allen Dachböden häufig. * 3. phaeopterus
Steph. (laricis) auf Pinus larix am Züricliberge. * 4, flavidus
Rbr. an jungen Eichen häufig. * 5. strigosus Curt. (Pini)
auf pinus sylvestris am Zürichberg; auch an Buchen nicht
selten (corticalis). 6, cruciatus L. (4-punctatus F.) 7. pedi^
cularius Burm.- von Linne's Art verschieden (= P. Taxi Br.,
auf Taxus baccata am Uto häufig.) 8. flavus F. 9. 4-macu-
latus Latr. "' 10. variegatus Latr. (atomarius) und 3 mir
nur durch Sammlungsnamen bekannte Arten.
Ephemer ina.
Caenis, * L lactea Pict. am Züricher See 17. Juni Abends
10 Uhr in Menge. 2. luctuosa Burm.
Cloe. 1. bioculata L. und eine mir nur durch Samm-
lungsnamen bekannte Art.
Baetis. 1. fluminum P. 2. procellaria Füssly. 3. nigra L.
Potamanthus. 1. Intens L. 2. marginatus L.
Palingenia. 1. horaria Burm.
Epliemera. 1. vuigata L. 2. fimbriata Br.
230
Li}bellulina.
Ischnura. * 1. speciosa Cbarp. 2. luberculata Charp.
3. pumilio Charp, und ein Sammlungsname.
Platycnemis. 1. lactea Chp.
Pyrrhosoma. 1. minium Chp.
Lestes. 1. foreipula Chp. 2. leucopsallis Clip. 3. virens
Charp.
Erythromma, 1. viridulum Chp.
Sympycna. 1. fusca v. d. Lind.
Calopteryx, * 1. virgo L. 2. splendens Herr.
Gomphus. 1. vulgatissimus L; * 2. foreipatus L.
Cordulia. 1. aenea L.
Libellula. 1. fulva Müll. 2. 4-maculata L. 3. depressa
L. 4. lineolata Chp.
Diplax. *1. depressiuscula Selys. 2. vulgata L. * 3. strio-
lata Chp.
Semblodea.
Nemura. 1 . nebulosa Latr. 2. eylindrica Oliv. 3. nigri-
tarsis Pict. 4. picea Piet. * 5. nigra Oliv.
Perla. 1. bicaudata L. 2. marginata F. 3. grammatica
Pict. 4. paleacea Geoffr. 5. nervosa Curt. 6. viridis Curt.
Sialina.
Sialis. 1. lutaria L.
Raptidia. 1. major Burm.
Hemerobina.
Henierobius. * 1. intricaius Wesm. (apbidivorus). -^ 2.
variegatus F. 3. mieans Oliv.
Sisyra. * 1. fuscata F.
Osmylus, 1. maculatus Latr. an kleinen mit Gebüsch be-
schatteten Wiesenbächen ziemlich häufig.
Chrysopa. 1. alba Scop. 2. capitata F. * 3. perla L.
(chrysops). '"' 4. vulgaris Sehn, (perla et viridis?)
Drepanopteryx. 1. phalaenoides.
Myrmeleon, 1. formicalynx F,
Ascalaphus, 1. meridionalis Chp.
Panorpina.
Panorpa. * 1, communis. '"' 2. germanica. '"'' 3. varia-
bilis Br. * 4. punctata Br, * 5, impunctata ßr. Bremi er-
wähnt 1852 ausd lücklich , dass er diese äusserlich so ähn-
lichen Arien getrennt habe, weil er sie nie in Begattung fand.
5. Septbr. 1852. Vor m enigen Tagen hatte ich die Freude,
die Eier eines Psocus zu entdecken. Sie sind verhältniss-
231
massig gross, länglich oval, etwas glatt und liegen in kleinen
Gruppen von nur 12 — 14 Stück unter einem sehr feinen,
schneeweissen, halb durchsichtigen Gewebe von höchstens lyj
Linien Durchmesser an der unteren Seite der Eichenblätter.
Die jungen Larven rannten mit der grössten Schnelligkeit
umher und waren hellgrün.
24. April 1853. Von Psocus sind mir voriges Jahr wie-
der einige bisher noch nie gesehene Arten vorgekommen, die
ich Ihnen mittheile. Sie bestätigen die längst gemachte Beob-
achtung, dass viele Psociden monophagisch auf bestimmte
Baumarten angewiesen sind. Die Larven nähren sich aber
nicht von Blättern, wie ihr schnelles Hinsterben mir bewies.
Warum aber legen sie ihre Eier auf Blätter, wenn sie sich
doch nicht davon nähren? Es kamen mir auch schon Psocus-
larven aus Tannenzapfen hervor, welche schon mehrere Mo-
nate trecken in einem zugebundenen Glase gelegen hatten;
doch kamen auch diese nicht zur Entwicklung der Flügel.
Oder giebt es vielleicht Psocusarten, die ungeflügelt bleiben?
oder doch die Weibchen? Ende December fand ich in einem
Beobachtungsglase, in welchem einige Zweige von Salix cu-
prea mit Gallen von Rüsselkäfern besetzt aufgehoben waren,
eine jAnzahl so eben entwickelter Psoci, die ich Ihnen als Ps.
longicollis mihi (= pedicularius L.) sende. Die Weidenzweige
waren im August am Ufer des Rheins bei Thusis in Bündten
gesammelt. Einige Psocus -Arten fand ich allerdings in An-
zahl nahe beisammen wohnend, namentlich P, liavidus Rbr.
auf jungen Eichen. Dass aber solche wirklich gesellig leben,
wie Sie vermuthen, dafür ist mir noch keine Wahrnehmung
zu Theil geworden.
28. October 1854. Perla bicaudata, die sonst zu hunder-
ten an den üfermauern der Limmath umherläuft, war dieses
Jahr sehr selten; Perla viridis gleichfalls. — Eine Oligoneura
besitze ich nicht und kann überhaupt nicht recht an die Ephe-
meren gelangen. Sollte niciit etwa die Ephemera procellaria
Püssli,'^r. 869 in dessen Verzeichniss der schweizerischen
Insekten , zu der er Geoffi oy 2 p. 239 No. 3 und Rösel 2
Aqualil. 2 T. 12 fig. 2 citiit und dabei erwähnt, „dass sie im
August an Abenden in ungeheuren SchMärmen auitauche''',
eine Oligoneuiia, ähnlich der Rhenana luihotf's, vielleicht mit
dieser identibch gewesen sein? Ich lebe nun schon 'Z'l Jahre
in Zürich, habe aber nocii keine Ephemere gefunden, w eiche
mit Füssly's No. 8()9 identiticirt werden könnte, und über-
haupt keine Ephemere, die in grossen Scll^^älmen erscheint.
Ihr Bericlit von dem Auflinden der Acanthucli^is occilanica
bei Kahlherg hat mich nnendlich interessirt. Denn Kenntniss
über die Verbreitung vieler Insekten würde bew underungs-
232
werthe Resultate herausstellen, wenn sie gründlicher bekannt
wäre. Ich kenne z. B. eine kleine Fliege, die in London und
Zürich sehr gemein ist, aber zwischen inne noch nicht gesehen
wurde. Ferner Chelonia Quenseelii Payk. in Lapland und
Bündten. Noch merkwürdiger ist aber das einmalige aus-
wanderungsartige (icli wage nicht zu sagen periodische, denn
dazu fehlen die Beobachtungen) Auftreten und oft mehrjährige
Hospitiren einer Insektenart in Landstrichen, die 50 — 100 Mei-
len von ihrer Heimath entfernt sind. Solche Erscheinungen
habe ich mehrere beobachtet, und dahin, und nicht als Stand-
Insekt, dürfte Ac. occitanica bei Kahlberg zu betrachten sein.
23. November 1854. Dr. Volger hierselbst übergab mir
ein Schächtelchen, gefüllt mit der beifolgenden Caenis lactea
Hoffmg. mit der Notiz, dass den 17. Juni Abends 10 Uhr
ganze Massen derselben vom Winde kurz vor einem heftigen
Regen in die Häuser am Bleicherweg (eine Vorstadt Zürichs,
etwa 700 Schritt vom Seeufer) geiührt worden sind. Ich
habe von dieser Art bis dahin noch keine Spur hier gesehen ;
die einzige Caenisart, welche ich hier beobachtete, ist C. luc-
tuosa Burm., die an warmen, sonnenhellen Junitagen in klei-
nen Gruppen in der Luft tanzt, in einer Höhe von 10 — 14
Fuss über dem Wasserspiegel. Dies Tanzen ist aber nur ein
perpendiculares Auf- und Niederschweben, wobei die glashel-
len Flügelchen wie Silberschaum im Sonnenstrahl schimmern.
yi. Pliryganiden- Gehäuse.
Theils aus älteren CoUectaneen, theils aus neueren Ar-
beiten mag hier Platz finden, was über die Gehäuse der
Phryganiden in meiner vorjährigen Arbeit noch nicht er-
wähnt ist.
E. Wotton in dem jetzt seltenen Werke, De Differentiis
animalium libri decem Lutetiae Paris. 1552 p. 1^3 sagt: Nas-
citur vermiculus quidam , cui nomen xylophthoro (acsi ligni-
perdam appello). Caput suo putamine exeiit varium, pedes
in suprema parte cernuntur: reliquum corpus tunica araneosa
integitur, suoque tegumenlo haerentos festucas gerit, ita ut
forte eas casuque sibi contraxisse, dum ambularet, videatur;
verum ipsae nativae haerent tunicae- et ut Jimacibus testa,
sie totum id vermiculo huic adhaeret, nee decidit unquam,
sed evellitur ut nativum. Qiiod si hanc eius tunicam detrahas,
expirat pari modo, atque limax testa detracta liebetescit.
Processu utique temporis id quoque in chrysalidem transit,
ut eruca atque immobile vivit. Sed quidnam ex eo animalis
pennati oriatur, compeitum non est. PJinius hoc animalculum
in tinearum geneie reponere videtur, sed absque nomine. Pe-
233
des in postremo habet, veitit Theodorus Gaza. — pag. 219.
Chrysippus quoque pliilosophus tradidit phryganion adalligatum
remedium espe quartanis, quod esset animal nee ipse descrip-
sit, nee nos invenimus, qui novisset. Man ersieht aus Obigem,
dass Wotton über das Wesen und Leben des Thieres eine
durchaus richtige Ansicht hatte. Auch findet sich l)ier schon
der Name Piiryganion, der nach Kirby zuerst bei Belon vor-
kommen soll. Doch ist dessen seltene und mir nicht zugäng-
liehe Schrift de aquatilibus von 1553.
Bory de St. Vincent Voyage dans les quatre principales
lies des mers d'Afrique Paris 1804 T. 2 pag. 400 fand auf
Bourbon 800 Toisen hoch um den Gipfel des Villers Phryga-
niden-Larven häufig in Wasserlöchern. Das Geiiäuse war
cylindrisch, bräunlicli, tJ — 8 Linien lang, aus geiolllen Blät-
tern gearbeitet. Auch T. 3 p. 99 erwähnt er der häufigen
Phryganiden-Larven in Wasserlöchern.
Ueber die Verwandtschaft der Phryganiden mit den Mot-
ten spricht Schrank im Naturforscher Stück 23 p. 148 und
F. 0. Müller ibid. Stück 20 p. 135.
Kirby und Spence Introd. T. 4 erwälmen einer guten
Sammlung von Phiyganiden-Gehäusen des Herrn Sheppard in
Wrabness. Ich kann nicht ermitteln , ob über sie etwas pu-
blicirt ist.
Der bekannte Jesuit Athanasius Kircher bildet im Mun
dus subterr. T. 2 p. 3B1 als natales perlarum Gehäuse und
Larven von Phryganiden ab und glaubt, dass aus ihnen Li-
bellen entstehen.
16
234
Ueber die in Deutschland bis jetzt aufgefundenen
Arten des Genus Throscus Latr.
von
Dr. Betlte.
Bei der Revision der Throscusarten meiner und der in
meinen Besitz gekommenen Hornung''schen Sammlung stiess
ich f^ehr bald auf Schwierigkeiten, die ich mit den mir zu
Gebote stehenden Hülfsmitteln, worunter auch die Nachträge
zum IV. Bande der Insekten Deutschlands, nicht zu beseitigen
vermochte. Erst nach gründlicher Einsicht des Essai raono-
graphique sur la famille des Throscides von de Bonvouloir
war ich im Stande, mich zu orientiren. Bekanntlich ist Bon-
vouloir durch besondere Berücksichtigung der Augen dieser
Tliieichen einem sehr natürlichen und anschaulichen Einthei-
lungsmodus gefolgt. Er fand die Augen derselben nämlich:
1. unversehrt;
2. vorn dreieckig eingedrückt, die Basis des Dreiecks
vorn, die Spitze in der Miite der Augen endigend,
3. die Augen ihrer ganzen Quere nach mit einem
dreieckigen Eindruck versehen, dessen Basis den Vor-
derrand, dessen Spitze den Hinter rand der Augen
erreicht.
Da die Bonvouloir'sche Monographie nicht sehr verbreitet
ist, i^o werde ich die Diagnosen der bis jetzt in Deutschland
aufgefundenen Throscusarten unten kurz anführen und mit den
nöthigen Erörterungen versehen, um einen Theil der Coleopte-
rologen Deutschlands in den Stand zu setzen, die ihnen vor-
kommenden Arten leicht und sicher zu bestimmen.
Es sind von den bis jetzt überhaupt bekannten 14 Arten
des Genus Throscus 5 Arten in Deutschland aufgefunden wor-
den, in Europa im Ganzen 7, von denen jedoch die eine,
Thro.'^^c. exul Bonv. noch obenein zweifelhaft ist, da sie nach
einem einzelnen Exemplare beschrieben worden ist, ohne ge-
nauere Angabe des engeren Vaterlandes.
Zu No. 1 mit unversehrten Augen gehört nur ein deut-
scher Throscus:
1. Throscus brevicollis Bonvoul.
Oeulis integris, fronte bicarinata, eljtris punctulato-
striatis, interstitiis uniseriatim subtilissime punctulatis. Long.
2 — 2,6 mm.
Nach Bonvouloir's Angabe kommt diese Art ausser in
Frankreich auch bei Passau vor. Bonvouloir bezieht hierauf
235
den in Redtenbachers Fauna austriaca beschriebenen Throsc.
elateroides, der um Wien auf Parietaria officinalis häufig vor-
kommen soll. Der Güte des Herrn Prof. Redtenbacher ver-
danke ich einige Exemplare seines Tlirosc. elateroides. Der-
selbe gehört nicht hierher, die Augen sind der Quere
nach durch einen dreieckigen Eindruck getlieilt,
und sind die Zwischenräume der Streifen auf den Flügeldecken
nicht einreihig, sondern zvreireihig punktirt. Es ist die-
ser Käfer vielmehr der echte Throsc. elateroides Heer und
Bonvoul. "Wie Herr von Bonvouloir dazu gekommen ist, den-
selben zu seinem brevicollis zu ziehen, ist nur dadurch zu
erklären, dass Redtenbaclier, der in seiner Eintheilung die
Augen noch nicht berücksichtigt hat, in der Beschreibung
sagt: „Zwischenräume der Punktreihen auf den Flügeldecken
deutlich, die mittleren gereiht punktirt. ""^
Zu No. 2 mit vorn zur Hälfte eingedrückten Augen ge-
hört überhaupt als einzige bekannte Art:
2. Throscus dermestoides L.
Oculis antice triangulariter impressis, fronte bi-
carinata, elytris distincte punctulato-striatis, interstitiis basin
versus irregulariter, postice fere uniseriatim punctulatis.
Long. 2,8 — 4 mm.
Diese Art isi, wegen des Eindrucks der Augen, der nur
auf der vorderen Hälfte sichtbar und dessen Spitze in der
Mitte der Augen aufhört, mit keiner anderen Art zu verwech-
seln, und es genügten zu seiner vollständigen Cliarakterisirung
die vier Worte: oculis antice triangulariter impressis. — Es
scheint dies die häufigste Art zu sein und sie ist wohl über
ganz Deutschland verbreitet, wenigstens habe ich in der Hor-
nung'schen Sammlung keinen andern Throscus, diesen aber
in mehr als 30 Exemplaren aus fast allen Gegenden Deutsch-
lands vorgefunden. Als aufiallig niöclite ich erwähnen, dass
in der unserem Vereine gehörigen Di-. Schmidt^sclien Samm-
lung, die sonst so reich an pommerschen Käfern, kein einziger
Throscus vorhanden ist und auch nie vorhanden gewesen zu
sein scheint, wie aus den neben den Etiquettes durchaus na-
delstichfreien Stellen hervorgehen dürfte.
Zu Gruppe 3, Throsciden mit Augen, die querdurch ge-
theilt sind, gehören als deutsche Arten Throsc. carinifrons,
elateroides und obtusus.
3. Throscus carinifrons Bonvoul.
Oculis totis plaga triangulari profunde im-
pressa divisis, fronte fortiter bicarinata, carinis pronotum
attingentibus , thorace antice fortiter angustato, marginibus
16*
236
lateralibus fere concavis, elytris distinete punctulato-striatis,
interslitiis ubique irregula riter punctulatis. — Long.
2,5 — 3 mm.
Ich habe diese Art hier bei Stettin in den Anlagen vor
einigen Jahren gefangen, ausserdem von Zebe zwei aus Schle-
sien stammende Exemplarö erhalten. Sie unterscheiden sich
von allen ühiigen in diese Gruppe gehörigen Species durcii
die staik entAA ickelten Stiinkiele, die fast in gleicher Stärke
bis zum Yorderrande des Thorax reichen, durch die I^'orm
des Hulsschildes, das sich nach vorn sehr rasch verengt und
dessen Seitenränder bei den mir vorliegenden Exemplaren
sogar von der Erweitung der Hinterecken etw^as concav nach
vorn verlaufen, durch den stark zweimal gebuchteten Hinter-
n>nd des Halsscliildes, wodurch die Mitte desselben mehr nach
hinten vortritt als bei allen anderen Arten. Ausserdem aber
sind die Zwischenräume der Streuen auf den Flügeldecken
überall unregelmässig punktirt*).
4. Throscus elateroides Heer, Redtenbacher, de
Bonvoul.
Oculis totis plaga triangulari minus profunde
impressa divisis, fronte plus minusve conspicue bicarinata,
cariuis ante pronotum evanescentibus, pronoto antice valde
angustiore, marginibus lateralibus generaliter fere rectis, ely-
tris leviier striato-punctulatis, interslitiis postice omnibus irre-
gulariter, basin versus internis biser iatim punctulatis. Long.
1,8 — 2,8 mm.
Dieser Käfer kommt nach Redtenbacher's Angabe um
Wien auf Parietaria ofücinalis häufig vor. Wie icli oben ge-
zeigt liabe, ist es ausser allem Zweifel, dass die Bonvouloir-
sche Idenlilicirung desselben mit seinem Throsc. brevicollis
auf einem Irrthum beiuht. Die mir von Herrn Prof. Redten-
bacher zugegangenen Stücke seines Throsc. elateroides lassen
nun eine VeiAvechselung mit Throsc. carinifrons Bonv. oder
mit Throsc. Clievrolati Bonv. aus New-Orleans zu, dessen spe-
cilisclie Trennung von carinifrons nach der Beschreibung Bon-
vouloirs übiiiiens sehr unsicher zu sein scheint.
*) Dr. Kraatz macht auf S. 393 der Berl. Entom. Ztg. 1864
die Mittheilung, dass Throsc. carinifrons bei Ahrweiler und in Thü-
ringen aufgel'unden sei, „ausgezeichnet durch den die ganze
Breite des Auges durchsetzenden Eindruck." Da dies
Merkmal jedoch unter den deutsclien Throsciden auch dem Throsc.
elateroides zukommt, dessen Stirne ebenfalls gekielt ist, so dürften
über das Vorkommen dieser Species an den genannten Orten Zweifel
gerechtfertigt sein.
237
Den kleineren Stücken des Tlirosc. carinifrons ist Thro.°c,
elateroides sehr ähnlich, besonders in gewissen Abänderungen.
Die Form des Halsschildes des letzteren ist nämlich nacli den
mir vorliegenden Wiener Exemplaren entscliiedenen AbN-sei-
chungen unterworfen und nähert sich der oben beschriebenen
Form des ersteien oft sehr bestimmt, obwohl es im Allge-
meinen kürzer ist. Es kommen nämlicli nicht nur Exemplare
vor, dessen nach vorn convergirende Halsschildränder leicht
convex oder geradlinig verlaufen, sondern auch solche, bei
denen eine geringe Concavität deutlich erkennbar ist. Die
Bonvouloir'sche Abbildung des Throsc. elateroides ist wohl
am wenigsten gelungen, besonders in Bezug auf das Hals-
schild. Das durchgreifendste Merkmal zur Unterscheidung
dieser beiden Species ist ausser dem angegebenen Unterschiede
in der Kielbildung der Stirne wohl die auf den inneren Zwi-
schenräumen der Punktstreifen der Flügeldecken nach der
Basis zu durchaus deutliche zweireihige Funktirung des Tlirosc.
elateroides, die bei carinifrons überall unregelmässig ist.
Ausserdem ist aber bei Throsc. elateroides die Mitte des Hin-
terrandes des Halsschildes nach dem Schildchen zu weniger
vorgezogen und sind die Flügeldecken nach hinten weniger
zugespitzt.
5. Throscus obtusus Curtis.
Oculis totis plaga triangulär! impressa divisis,
fronte haud Carinata, thorace plus minusve antice angustato,
elytris subtiliter striato-punctulatis, interstitiis crebre irregu-
lariter punctulatis. Long. 1,4 — 2,2 mm.
Die kleinste der überhaupt bekannten Arten. Ihr Ver-
breitungskreis scheint dem des Throsc. dermestoides ähnlich,
wenigstens habe ich Stücke aus Nord- und Süddeutschland
zur Vergleichung; jedoch dürfte sie im Allgemeinen viel sel-
tener sein, besonders in Mittel- und Norddeutschland. Um
Wien erscheint sie schon häufiger (Throsc. pusillus Heer.,
Redtenb. Fauna austriaca), gar nicht selten in Frankreich und
Spanien. Sie ist mit keiner anderen deutschen Art aus dieser
Gruppe zu verwechseln, da ihr jede Spur von Kielbildung
auf der Stirne fehlt. Mit einer in Frankreich vorkommenden
Art, dem Throsc. Duvalii Bonvoul. stimmt sie in den Haupt-
merkmalen überein. Von beiden Species liegen mir typif^che
Exemplare vor. Throsc. Duvalii unterscheidet sich aber be-
stimmt von obtusus durch mehr parallele und flachere Ge-
stalt, durch seine äusserst feine Funktirung und vorzüglich
durch die pechschwarze Farbe.
Schliesslich noch die Bemerkung, dass bei Tlirosc. der-
mestoides, obtusus und Duvalii der nach dem Schildchen
238
vortretende Theil des Hinterrandes des Halsscliildes wenig
vorgezogen und gradlinig abgeschnitten ist, bei Throsc.
carinil'rons und elateroides aber stark vorgezogen und
durcliaus abgerundet erscheint.
Die Darwinsche Theorie und das Experiment
von
Anton Dolirn.
Selten oder vielleicht nie hat eine naturwissenschaftliche
Entdeckung sich die Theilnahme der gesammten gebildeten
Welt und die energische Parteinahme, das Für oder Wider
der Gelehrten in älinlich geringer Zeit errungen, wie die Dar-
win'sche Tlieorie über die Entstehung der Arten. Und es ist
wahr, gewaltiger, eingreifender, umgestaltender als sie hat
sich Avohl selten eine Geisterthat gezeigt, — und schon dar-
aus allein erklärt sich die enthusiastische Parteinahme der
Einen und die energische Abwehr, die geflissentliche Gering-
schätzung der Andern. Es geziemt sich aber für Jeden, der
mit Recht oder Unrecht auf den stolzen Namen eines Natur-
forschers Anspruch erhebt, dass er die Grundzüge und, wenn
möglich, auch die Beweise und Gegenbeweise der neuen Lehre
kennt, und darum möchte ich es auch sämmtlichen Lesern
dieser Zeitung an das Herz legen, entweder das Darwin'sche
Werk selber, oder die Zusammenfassung seiner Lehre von
Dr. Friedrich Rolle*) zu studiren und auf sich vorurtheilslos
wirken zu lassen. Keiner Disciplin wird es wohlthätiger sein,
einmal die grossen Gesichtspunkte der gesammten Naturfor-
schung in sich aufleuchten zu lassen, als der durch falsche
Theoiieen und verkehrte Anschauungen irregeleiteten und in
einer Sackgasse steckenden Entomologie, und keine wird zu
gleicher Zeit wieder so reichliche und schöne Materialien zur
Vervollkommnung unseres gesammten Wissens biologischer
Verhältnisse im Allgemeinen und zur Unterstützung der Dar-
win'schen Theorie im Besondern liefern wie eine regenerirtc
Entomologie! Aber soll das geschehen, so muss eben die
Kenntniss dieser Lehre jedem Entomologen eine P'orderung
*) Charles Darwin's Schöpfungsgeschichte, oder Lehre von der
Entstehung der Arten im Pflanzen- und Thierreich von Dr. Friedr.
Rolle. Frankfurt a. M., Sauerländer. Preis 1 Thaler, wie ich glaube.
239
wissenschaftlicher Selbstachtung weiden, und dann muss sie
sovseit in dem Bewusstsein jedes Einzelnen aufgeräumt haben,
dass der Cultus der „neuen Art" und „neuen Gattung" ein
bedeutendes Stück verringert wird. Die Märchen des „Schö-
pfungsplanes", der durch das „System" von dem menschlichen
Verstände dem Schöpfer nachconstruirt Averden soll, die Dog-
men von der Beständigkeit der Art, von dem in der Natur
Begründetsein der Gattung — sie sind dahin, und keinem
Agassiz, keinem Owen, keinem Rudolph Wagner wird es ge-
lingen, sie jemals wieder allgemein gültig in Reputation zu
bringen.
Nach meiner festen Ueberzeugung wird die Aufgabe der
Entomologen jetzt die werden, Beobachtungen anzustellen,
welche das direkte Uebergehen einer Art in die andre nach-
weisen sollen. Die Kräfte, die bis jetzt zur Trennung der
Arten verwandt waren, werden nun dem graden Gegentheil,
der Vereinigung, der Ableitung der Einen aus der Andern
zugeM'andt werden müssen. Dazu wird es aber nicht ausrei-
chen, todtes Material mit der Loupe auf die Länge der Fühler-
glieder, auf die Flecken der Flügel und die Dornen am Thorax
zu vergleichen, — die lebenden Insekten werden beobachtet,
Anatomieen gemacht, die Verwandlungen eifrig studirt —
kurz der Studirtisch und die Sammlung, mit dem Wald und
dem Feld vertauscht werden müssen.
Welche Fragen im Speciellen an die Natur zu richten
sind und wie man ihre Beantwortung durch das Experiment
einzurichten hat, darüber möchte ich in späterer Zeit nach
eigenen Erfahrungen des Weiteren mich auslassen, für heute
will ich nur den Berichterstatter eines recht hübschen und
nachahmenswerthen Versuchs machen, ^welchen Georg Dorf-
meister in den „Mittheilungen des naturwissenschaftlichen
Vereines für Steiermark Heft II, Graz 1864" veröH'entlicht hat.
Dorfmeister hat den Einfluss der Temperatur bei der
Entwicklung mehrerer Schmetterlinge geprüft und gefunden,
dass sie von wesentlichem Einfluss auf die hellere oder dunk-
lere Färbung derselben ist. Als Object der Untersuchung
dienten ihm Vanessa -Formen, „deren äusserste Grenzen
Prorsa und Levana L. als eigene Arten aufgestellt sind
und die, obwohl deren Artrechte schon lange ein oder der
andre Schriftsteller angezweifelt hat, doch bis in die neuere
Zeit bei den Meisten als eigne Arten gegolten haben."
„Im Allgemeinen," bemerkt der Verfasser des Aufsatzes
auf Seite 97, „mögen wohl die Veranlassungen zu den Va-
rietäten der Schmetterlinge verschieden sein; die gelbbraune
Varietät der vorgezeigten Vanessen aber, Levana L., ent-
steht bekanntlich aus überwinterten Puppen nach einer Pup-
240
penriihe von ca. 6 Monaten, und ist also dies die Frühjahrs-
Erscheinung, während die andre mit schwarzer Grundfarbe,
Prorsa L., sich im Sommer nach einer Puppenruhe von nur
wenigen Tagen entwickelt. Beide sind fast überall, so auch
bei uns gleich häufig, fast gemein. Doch ist es denkbar, dass
in Gegenden und Jaliren, in denen etwa der Sommer zu kurz
ist, um nebst der Entwicklung einer Brut aus Ei, Raupe und
Puppe das Zustandekommen einer zweiten Brut vom Ei bis
zur Puppe zu gettatten, gleich die ersten Puppen überwintern
und so dort nur die Frühjahrserscheinung Levana L. übrig
bliebe.
Wenn man dalier zwischen Stammart und Varietät unter-
scheiden will, so müsste, entgegen den neuesten Autoren, die
im ganzen Verbreitungsbezirke mögliche und jedenfalls mehr
ausgebildete Frühjahrserscheinung Levana L. als Stamm-
species und Prorsa als Varietät derselben betrachtet werden.
Nicht so häufig, als die beiden vorbemerkten, äussereten
Grenzen Prorsa und Levana, ja sogar sehr selten erschei-
nen im Freien die Mittelstufen (wozu Var. Porima der Wie-
ner Entomologen), und es wird in dieser Hinsicht genügen,
zu bemerken, dass mir während meines mehr als vierzigjäh-
rigen Sammeins nur ein Stück solcher Mittelstufen im Freien
vorkam, welches ich im Stiftingthale bei Graz fing. Das so
seltne Vorkommen der Mittelstufen hat auch wahrscheinlich
Veranlassung gegeben, dass die beiden Grenzen der Species
so lange als eigene Arten behandelt wurden, und selbst in
der neuesten Zeit das Zusammengehören derselben nicht durch-
weg als unbezweifelt feststehend angenommen wird.''
D orfm eiste r hat nun nach mehrjährigen Versuchen die
Zwischenformen zwischen Prorsa und Levana erzogen, in-
dem er „die Thiere während ilirer Entwicklung, d. i. im Rau-
pen- oder Puppenstande einige Zeit hindurch einer andern
als der gewöhnlichen Temperatur aussetzte. Die Versuche
haben im Allgemeinen ergeben, dass die Temperatur auf die
Färbung und die dadurch bedingte Zeichnung des künftigen
Schmetterlings einen Einfluss ausübe, und zwar den meisten
M'ährend der Verpuppung, zunächst aber kurz nach derselben.
Bei vielen wird durch eine erhöhte Temperatur eine hellere,
lebhaftere, durch eine erniedrigte eine dunklere oder weniger
lebhafte Grundfarbe bewirkt. (So z. B. bei Vanessa JoL.,
Urticae L. etc. Bei Euprepia Caja L. wird die rothgelbe
Grundfarbe der Hinterflügel durch erhöhte Temperatur in
Mennigroth, durch erniedrigte in Ockergelb verwandelt.) We-
niger auffällige Resultate haben Versuche geliefert, bei denen
die Thiere fortwährend, von der Ei -Entwicklung an, einer
hö])eren oder niederen Temperatur unterworfen waren. Sämmt-
241
liehe Verbuche geschahen in den Sommermonaten und die
behandelten Raupen hätten daher im Freien unter den ge-
wöhnlichen Verhältnissen nur die Var. Prorsa geliefert. Die
Zimmer-Temperatur ist auf 17 — 20° R. anzunehmen.''
Dorfmeister hat nun die erzogenen Abänderungen und
Zwischenstufen mit griechischen Buchstaben benannt, beschrie-
ben und abgebildet. Es muss denjenigen Herren Lepidopte-
rologen, welche sich für diese speciellen Verhältnisse beson-
ders interessiren, überlassen bleiben, das in unserer Bibliothek
befindliche Buch, in dem der Aufsatz sich befindet, nachzu-
lesen. Für Diejenigen, welche ein allgemeines Interesse an
dieser Sache nehmen, bemerke ich zum Schluss noch, dass
Dorfmeister durchaus keine Darwin'schen Gesichtspunkte bei
den Versuchen aufgestellt hat, im Gegentheil von vornherein
erklärt hat, auf diese Theorie keine Rücksiclit nehmen zu
wollen, der er sich, wennschon er sich nicht als competenter
Beurtheiler fühle, nicht anzuschliessen vermöge. Dennoch
kam er zu einem der besagten Tlieorie höchst günstigen Er-
gebnisse, — eine Aufforderung mehr an Andre, mit ausge-
sprochener Absicht Experimente zu ihren Gunsten zu unter-
nehmen.
Lep j dopterologische Mittheilungen
von
Hofrath Dr. A. Speyer.
1. Erebia nerine Fr., Reichlini HS. und Morula
Sp.
Unter dem Namen Er. reichlini hat Herrich -Schäffer
in seinem , leider bald wieder eingegangenen Correspondenz-
blatt (I. S. 4) eine bei Reichenhall in geringer Meereshöhe
fliegende Erebia als neue Art aufgestellt und von den nächst
verwandten Goante und Nerine unterschieden. Diese Reich-
lini habe ich zweimal im Freien beobachtet. Das erste Mal
am 21, Juli 1850, als ich in Gesellschaft meines Bruders Au-
gust mit dem landesüblichen Stellwagen durch das Oberinnthal
von Landeck nach Imst fuhr und wir unweit des letzteren,
einst durch seine Canarienvögelzucht berühmten Marktfleckens
ausgestiegen waren, um uns, mit den langsam einen Ansteig
der Strasse hinaufkeuchenden Pferden Schritt haltend, wie
man zu sagen pflegt, etwas die Füsse zu vertreten. Die hier
242
an den kahlen, sonnigen Abhängen in etwa 2700' Meereshöhe
zahlreich fliegende grosse Erebia erregte sogleich unsre Auf-
merksamkeit, es gelang uns aber in der Eile nur eines männ-
lichen Exemplar habhaft zu werden. Zum zweiten Male be-
gegnete sie uns am 9. Juli 1858 einige Meilen nordöstlich von
da, an der Südseite desselben Kalkalpenzugs, welcher das
Oberinntiial gegen die rauhen Nordwinde schützt, bei einer
Fusswanderung von Nassereit über den Fernpass nach Ler-
moos. Schon in der Nähe der letzten Häuser von Nassereit
flog der Falter in Mehrzahl zwischen Hecken und Angern
und setzte sich zuweilen vor unsere Füsse auf die Strasse
selbst. Wir fingen einige Exemplare, die aber zum Theil
beschädigt waren und von denen wir deshalb nur zwei mit-
nahmen, in der Erwartung, weiterhin günstigere Fangplätze
zu finden. Aber nur noch wenige Stücke zeigten sich beim
Ansteig der Strasse, ehe sie die prächtig blauen kleinen Seen
beim Schlosse Fernstein erreicht, und die Jagd auf sie miss-
glückte. Wir hätten ihr wohl mehr Zeit und Mühe gewidmet
und bessere Erfolge erzielt, wäre uns der Werth der Beute
besser bekannt gewesen, in der wir nur besonders grosse und
dunkle Varietäten von Goante vermutheten. Erst Herrich-
Schäffer's Beschreibung seiner „neuen Erebia aus den bairi-
schen Alpen^' brachte mir die bis dahin nicht näher unter-
suchten Thiere in Erinnerung, die sich nun in genauer Ueber-
einslimmung mit Herrich's Angaben als unzweifelhafte Reichlini
auswiesen. Sie zeigten dabei aber zugleich so wenig Ver-
schiedenheit von einem alten (dem einzigen) Exemplar, welches
ich als Nerine in der Sammlung stecken hatte, dass mir Zweifel
an ihren Artrechten aufstiegen. Diese Zweifel wurden durch
eine Sendung von etwa 1 Dutzend Nerine von Lederer in
soweit zur Gewissheit, als sie ergab, dass sich die Lederer-
sche Nerine und Reichlini HS. kaum als Varietäten ausein-
ander halten Hessen. S. darüber unsere geographische Ver-
breitung der Schmetterl. H. S. 270. Ich theilte Herrich-Schäffer
meine Ansicht brieflich mit und dieser antwortete (Correspon-
denzblatt I. 41) durch eine nähere Auseinandersetzung der
Unterschiede zwischen Nerine und Reichlini. Er gründete
dieselben auf Differenzen, welche sich beim Vergleich der
letztern mit den Figuren Freyer's, sowie dessen und Treitschke's
Beschreibungen ihrer Nerine herausstellten und von denen
einige allerdings erheblich genug schienen, seine Ansicht zu
rechtfertigen. Ob er nur nach den Figuren und Beschrei-
bungen, oder auch nach Originalexemplaren urtheile, erwähnt
Herrich nicht, aus dem Folgenden ergiebt sich aber, dass wohl
nur das Erstere der Fall gewesen sein kann. Mit Recht be-
merkt er dagegen, dass der Name Nerine der Freyer'schen
243
Art bleiben müsse, da dieselbe, wenn auch schon früher be-
kannt, doch von Freyer zuerst (N. Beitr. 13, 3. 4.) durch
Abbildung und Beschreibung in die Wissenschaft eingeführt
worden ist. Es fragte sich also, ob die Lederer'sche, von
Reichlini HS. nicht zu trennende Art identisch mit der Freyer-
schen sei oder nicht. Ich bin lange hierüber in Zweifel ge-
blieben, zumal von Stretz als Nerine erhaltene Exemplare
aus Südtyrol in mehreren Punkten von den Lederer'schen ab-
weichen. Herrn Freyer's gütige Aushülfe hat jetzt endlich
diese Zweifel beseitigt. Er theilte mir die noch vorhandenen
Originale seiner Figuren, ein wohl erhaltenes Pärchen, zur
Ansicht mit. Sie stimmen in allen wesentlichen Punkten mit
den von Ledecer erhaltenen überein und sind also auch von
Reichlini nicht speeifisch verschieden.
Das Männchen zeigt in Grösse, Gestalt, Farbe und Zeich-
nungsanlage, zumal der Stellung der Augenflecken, keine Diffe-
renz von meinen nordtyroler Exemplaren. Die Vorderflügel
führen in Zelle 2 kein Auge. Die rostrothen Binden der Ober-
seite sind breiter, die der Vorderflügel erreicht fast den In-
nenrand, die Augenflecken etwas grösser (die beiden in der
Flügelspitze sehr schräg gestellt), auf den Hinterflügeln ist
der oberste doppelt so gross als die beiden andern. Unten
sind die Vorderflügel lichter rostrotli, die Binde etwas breiter
und ins Rostgelbe fallend, übrigens aber wurzelwärts nicht
verflossen, sondern eben so scharf begränzt als bei Reich-
lini; das Doppelauge sehr gross, die braune Saumborde zwischen
den Adern in stumpfe Zähne vortretend; der Vorderrand in
der Breite der Hellten Binde vor der Flügelspitze eben so
stark weisslich, grau bestäubt, als bei Reichlini; die
Querader schwarz verdunkelt. Die Hinterflügel haben Farbe
und Zeichnungsanlage genau wie bei Reichlini, der Grund ist
etwas weniger auffallend dunkel gestrichelt, aber sehr deut-
lich weissgrau gesprenkelt, nur das schmale braune
Saumband bleibt einfarbig. Die 3 Augenflecke sind grösser;
die leichte Binde ist wurzelwärts schärfer dunkel begränzt
und die dunkle Grenzlinie zwar in derselben Art, doch noch
tiefer ein- und ausgebogen als bei den Nordtyrolern, beson-
ders in ihrer Vorderrandshälfte. Die Binde ist noch stärker
weisslich gesprenkelt als bei diesen, die Buchten derselben in
Zelle 4 und 6 sind fleckartig weisslich ausgefüllt. Vor dem
Saume läuft, wie auf den Vorderflügeln, eine einwärts ziem-
lich scharf, fast kappenförmig begrenzte dunkelbraune Borde.
Das Weibchen ist reichlich eben so gross als das Männ-
chen, etwas lichter gefärbt, die Rostbinde der Vorderflügel
noch breiter und einwärts verwaschener, die Augenflecken
sind kleiner, auf den Hinterflügeln nur 2 kleine Augen in
244
Zelle 2 und 3. Die Hinterflügel sind deutlieh gezähnt, am
stärksten auf Ader 3 und 4. Unten ist die Wurzelhälfte der
Vorderflügel rostbraun, die Binde sehr breit, lichter, gegen den
Saum ins Rostgelbe übergehend, wurzelwärts ziemlich scharf
begränzt. Längs dem Vorder- und Hinterrande läuft ein braun-
grauer Saum, der um die Flügelspitze stark graulichweiss
bestäubt ist. Die Hinterflügel sind durchaus hell weissgrau,
mit einem Stich ins Weissliciiviolette, braun bestäubt, die dunk-
lere Wurzelhälfte von einer wie beim Männchen ausgezackten
schwärzlichen Querlinie scharf begrenzt. Die dunkle Saum-
borde ist undeutlicher, in Zelle 2, 3 und 4 stehen kleine
Augenflecke, in Zelle 1 b ein Punkt. Die Fransen trüb grau-
lichweiss, an der Wurzel braungrau und auf den Aderenden
ebenso verwaschen gefleckt.
Von den Verschiedenheiten, welche Herrich-SchäfFer 1. c.
zwischen seiner Reichlini und der Freyer'schen Nerine hervor-
hebt, sind hiernach mehrere, und darunter gerade eine der
wesentlichsten, in natura nicht vorhanden, nämlich der Mangel
der lichten Sprenkeln (Marmorirung) auf der Unterseite bei
Nerine. Das lichte Band der Unterseite der Vorderflügel ist
ferner bei letzterer eben so scharf begrenzt als bei Reichlini,
der Flügelschnitt weicht nicht ab. Es bleiben somit nur die
grössere Ausdehnung der Rostfarbe, die Grösse der Augen-
tlecken, die lichtere Färbung der Unterseite der Vorderflügel
und die schärfere Zeichnung der Hinterflügel — Dinge, die
bei allen Erebien dem grössten Wechsel unterworfen sind und
keine Artreclite begründen können. In der That verwischen
auch bei Nerine nicht nur die Lederer'schen Exemplare jede
scharfe Grenze, sondern selbst bei den wenigen Stücken aus
Nordtyrol zeigen sich darin Verschiedenheiten. Das bei Imst
gefangene Männchen steht auf der Oberseite durch seine ganz
zusammenhängende Rostbinde und die Grösse der Augenflecke,
welche auf den Hinterflügeln kaum kleiner sind als auf den
Vorderflügeln, der Freyer'schen Nerine näher als der typischen
Reichlini von Nassereit, während die Unterseite ganz mit
letzterer übereinstimmt, namentlich die Vorderflügel eben so
tief kirschbraun gefärbt sind. Weibliche Exemplare von
Reichlini besitze ich nicht und habe mir über die von Lederer
früher erhaltenen Weibchen nichts notirt. Ausser etwa der
schwächeren Zälmung der Hinterflügel kann ich aber in Her-
rich's Angaben über seine Reichlini $ so wenig als beim
Männchen etwas auf specifische Verschiedenheit Deutendes
erkennen. Auf die mehr oder minder deutlichen Zähne der
Hinter flügel möchte ich aber um so weniger grosses Gewicht
legen, als darin auch bei andern Erebien, wie Pronoe-Pytho,
245
Gorge, Alecto und And. merkliche Differenzen bestehen, ohne
dass an Artverschiedenheit zu denken wäre.
Als typische Kevine ist also nach Freyer's Originalen die
Form mit ausgedehntem Rostroth der Oberseite, grossen Augen-
flecken, lichterer Rostfarbe der Unterseite der Vorderflügei,
starker weissgrauer Marmoriiung und scharfer Zeichnung der
Hiuterflügel , namenilich tiefer Auszackuug des Aussenrandes
des dunkeln Wurzelfeldes und deutlicher brauner Saumborde
des Männchens und mit deutlich gezähnten Hinterflügeln des
Weibchens zu betrachten. Bei Reichlini ist das ßostroth ein-
geschränkter, die Augenfiecke kleiner, die Unterseite der Vor-
derflügel tiefer gefärbt, die Saumborde der Hinterflügel un-
deutlicher, ihre Zeichnung minder abstehend, die Auszaiinung
derselben (nach HS.) schwächer. Sie steht also in analogem
Verhältniss zur Stammart wie Var. Pjtho H. zu Pronoe, Oeme
zu Psodea, Cassiope zu Epiphron, die Stygne des Schwarz-
waldes zu der der Alpen u. s. w., nur dass bei diesen Va-
rietäten die Differenzen meist noch auffallender sind als die
zwischen Nerine und Reichlini. Die typische Nerine bewohnt
die südöstliciien Alpengegenden, Kärnthen und Krain, Reich-
lini die nördlichen Kalkalpen Tyrols und Südbaierns. Die
Erebien zeigen eine grosse Empßndlichkeit gegen klimatische
Einflüsse, die sich im Allgemeinen durch lichteres, lebhafteres
Colorit, A sdehnung des Rothen, Vergrösserung und Vermeh-
rung der Augenflecke in wärmeren und trockneren Localitäten,
die entgegengesetzten Erscheinungen in kühlem und feuchtern
(nördlichere und westlichere Lage, grössere Erhebung über
die Meeresfläche) ausspricht.
Mit viel weniger Sicherheit als Reichlini ziehe ich die
oben erwähnte, von Stentz als Nerine erhaltene, seiner An-
gabe zufolge auf der Seisser Alpe in Südtyrol gefangene
Erebie zu Nerine Fr. Ich sah davon bei Stentz eine Anzahl
yon Exemplaren beiderlei Geschlechts, die, soweit ich mich
erinnere, in den wesentlichen Kennzeichen übereinstimmten.
Zwei Männchen und ein Weibchen behielt ich davon zurück
und will sie hier beschreiben, da sie, wenn nicht eigene Art,
jedenfalls als Localvarietät sehr bemerkensMcrth sind.
Sie sind kleiner als Nerine und Reichlini, von der Grösse
mittlerer Goante. Flügelspannung 42mm (ISV2 P. L.) gegen
47mm (äO'/j"') bei Nerine. Die Vorderflügel des Männchens
an der Spitze etwas weniger gerundet, ganzrandig, Hinter-
flügel merklich, wenn auch nur sehr seicht gezähnt, wie bei
Goante, der Zahn auf Ader 4 etwas stärker vorspringend.
Oberseite schwarz, gegen den Saum schwach röthlich seiden-
glänzend. Die Vorderflügel mit zwei sich berührenden, nicht
sehr grossen, gekernten Augenflecken in der Spitze, in der-
246
selben sclivägen Stellung wie bei Nerioe, Hinterflügel mit drei
kleinen gekernten Augen in Zelle 2, 3 und 4. Statt der rost-
rothen Binden finden tich nur kleine, verloscbene Rostflecken
um die Augen und bei dem einen Männchen ein rostfarbiger
Schein in Zelle 2 und 3 der Vo'rderflügel, Unten sind letztere
trüb rostroth, schwärzlich geädert, die Binde ist breit, gelblich
rostroth, von der dunklern Wurzelhälfte durch eine verlo-
schene, ungleich wellige dunkle Querlinie getrennt, die aber
bei dem einen (dunklern) Exemplar schon vor der Mitte er-
lischt. Vorder- und Hinterrand mit gleichbreiter brauner
Borde. Die Saumborde so breit als bei Nerine, einwärts bei
dem einen Exemplar ohne alle Vorsprünge zM-ischen den
Adern, bei dem andern mit ganz schwachen. Hinterflügel fast
einfarbig schwarzbraun, mehr denen der Stygne als der typi-
schen Nerine gleichend, mit nur wenig lichterer, bei dem
einen Exemplar kaum kenntlicher Binde. Diese ist einwärts
vom Bande des dunklen Wurzelfeldes, auswärts von der mit
dem Wurzelfelde gleichfarbigen Saumborde ziemlieh scharf
begrenzt. Der Rand des Wurzelfeldes ist zwar in ähnlicher
Weise, aber ungleich seichter gezackt als bei Nerine, bei dem
dunklern Exemplar unterhalb der tiefen Bucht in Zelle 6 nur
noch schwach und fast gleichförmig gewellt. In Zelle 2, 3
und 4 steht je ein sehr kleiner, gekernter Augenfleck. Die
Saumborde ziemlich breit, auf den Adern im Vorderwinkel
abgesetzt, sonst ohne merkliche Vorsprünge zwischen den
Adern. Fransen auf beiden Seiten einfarbig, wie bei Nerine.
Bau und Färbung der Körpertheile nicht abweichend.
Das Weibchen ist ein wenig kleiner als die Männchen,
die Flügel schmaler, die vordem etwas spitzer, die hintern
so deutlich gezähnt als bei Nerine $. Färbung überall heller,
der Grund oben schwarzbraim, die Vorderflügel mit breiter
Rostbinde, die aber nur um die Augenflecke rein, gegen Wur-
zel- und Innenrand braun schattirt und nur saumwärts scharf
begrenzt ist. Auf den Hinterflügeln bildet die Eostfarbe eine
am Vorder- und vor dem Innenwinkel abgekürzte, durch die
ziemlich breiten dunkeln Adern in 4 Flecke zerschnittene
Binde, mit 3 Augenflecken, wie beim Männchen, von denen
der oberste etwas grösser ist. Das Doppelauge in der Spitze
der Vorderflügel etwas grösser als beim Männehen. Unten
ist die Färbung der Vorderflügel etwas lichter als bei diesem,
die Binde noch breiter, gegen den Saum in Rostgelb über-
gehend. Vorder- und Hinterrandsborde braungrau, um die
Flügelspitze weisslichgrau. Die Wurzelhälfte der Hinterflügel
gelblichbraungrau (unter der Loupe braun mit eingemengten
gelblichen Schuppen), die Binde breit, licht gelblichgrau; der
dunkle Saum des Wurzelfeldes zeigt die charakteristischen
247
Ein- und Ausbiegungen stärker als beim Männehen. Saum-
borde undeutlich, ohne scharfe Begrenzung, kaum dunkler als
die Mittelbinde. Die Adern sind in der Saumhälfte des Flü-
gels schimmelweiss bestäubt, am stärksten, fleckartig, in den
Buchten des Innern Randes der Mittelbinde. In Zelle 2 und
4 ein punktförmiger, doch gekernter Augenfleck. Fransen
weisslichgrau, auf den Adern braungrau gefleckt. Körper auf
der Unterseite gelblichgrau, Palpen weissgrau, an der Spitze
dunkler, vorn braungrau behaart.
Diese Form unterscheidet sich also von Kevine Fr. und
Reichlini durch geringere Grösse, merklich gezähnte
(bei jener, bis auf die schwache Ecke in der Mitte, ganzran-
dige) Hinter flügel des Männchens, sehr eingeschränk-
tes Roth der Oberseite und am auffallendsten durch die ein-
farbig schwarzbraune Unterseite der Hinterflügel,
welche keine Spur von weisslichen Sprenkeln erkennen lässt.
Dazu kommt die seichtere Auszackung des Wurzel-
feldes, Weniger Abweichendes zeigt das Weibchen: gerin-
gere Grösse, minder scharfe und lebhafte Zeichnung und ver-
schiedenen Farbenton der Unterseite der Hinterflügel. Zu
dieser Form gehört nach Herrich-SchäfTer's Beschreibung des
Männchens (1. S. 57) — seine Tafeln habe ich nicht zur Hand
— wahrscheinlich der ihm von Keferstein mitgetheilte und
fig. 71 — 74 als Nerine abgebildete Falter. Uebergänge zur
typischen, grossen und gesprenkelten Nerine kenne ich nicht
und wer beide ohne dieselben vergleicht, wird sehr geneigt
sein, an ihre speciflsche Verschiedenheit zu glauben. Nach
den wenigen mir jetzt noch vorliegenden Exemplaren lässt
sich diese Frage nicht entscheiden. Auf die Ausdehnung der
Rostfarbe auf der Oberseite lege ich kein Gewicht, ebenso-
wenig auf die Grösse der Augenflecken; die Kleinheit des süd-
tyrolischen Falters scheint mit localen Einflüssen zusammen
zu liängen. Exemplare von Er. pronoe, var. pjtho H. und
von Er. alecto nämlich, die ich von Stentz als Producte der
Seisser Alpe und ihrer Umgebungen in Mehrzahl sah und von
denen ich einige noch vor mir habe, zeichnen sich ebenfalls
durch geringere Grösse vor meinen schweizer Exemplaren
dieser Arten aus und haben auf der Oberseite keine Spur von
Rostfarbe und von Augenflecken. Die Schärfe der Zeichnun-
gen auf der Unterseite und die Tiefe der Auszackung des
dunkeln Wurzelschildes der Hinterflügel ist bei der typischen
Nerine am grössten, etwas geringer schon bei Reichlini, und
die südtyroler Stücke zeigen darin Verschiedenheiten unter
sich. Sollten dieselben aber auch nur als Localvarietät von
Nerine sich ausweisen, so ist diese jedenfalls ausgezeichnet
248
genug, um einen eigenen Namen zu verdienen und ich will
sie als Erebia morula ferneren Beobachtungen empfehlen.
Dass diese Morula, wenn sie nicht (wie ich kaum glaube)
eigene Art ist, nur zu Nerine gehören könne, lehrt nächst
dem der letztern ähnlichem Weibchen, zumal die schräge
Stellung der beiden AugenfJecken in der Sjutze der Vorder-
flügel, welche Nerine in allen ihren Varietäten von den Ver-
wandten, insbesondere von Pronoe und Scipio, standhaft unter-
scheidet. Nur von Goante finden sich Stücke, welche kaum
weniger schräg gestellte Augenflecke haben, als Nerine. Go-
ante ist aber durch ihre noch stärker als bei der typischen
Nerine weiss gesprenkelte Unterseite u. A. mit Morula am
wenigsten zu verwechseln.
2. Erebia triopes, gorges var.?
Ich habe bereits an einem andern Orte (Geograph. Ver-
breitung der Schmetterl. u. s. w. II. S. 270) bemerkt, dass
ich den S. 24 des Jahrgangs 185^> dieser Zeitung erwälmten
und kurz beschriebenen weiblichen Falter nach Vergleichung
mehrerer dazu gehöriger, von Herrn Menzelbier am Bernina
gefangener männlicher Exemplare als Varietät zu Gorge zie-
hen müsse. Eine nochmalige Untersuchung lässt mich auch
jetzt noch dieser Ansicht bleiben, da sich mit Ausnahme der
Zahl und Stellung der drei AugenfJecke in der Flügelspitze
kein Merkmal findet, auf welches Artrechte sich begründen
Hessen. Das Vorhandensein von 3 aneinanderstossenden
grossen, stark gekernten Augenflecken in der Spitze
der Vorder flügel (nämlich ausser den gewöhnlichen in
Zelle 4 und 5 auch noch eines solchen in Zelle 6), welche
dabei in einer ganz geraden Reihe stehen, findet sich
unter den übrigen mir bekannten Erebien nur noch bei Erias.
Bei dieser läuft die Augenreihe aber dem Saume fast pa-
rallel, bei dem hier in Rede stehenden Falter steht sie schräg,
so dass der oberste Augenfleck am weitesten vom Saume ent-
fernt ist. Wenn bei andern Erebien, was überhaupt nicht oft
vorkommt, ein Augenfleck in Zelle 6 auftritt, so rückt der-
selbe stets aus der Reihe der andern gegen die Flügelspitze
vor — so bei Afra und bei Varietäten von Stygne , Melas,
Ligea und Euryale. Unter einer beträchtlichen Zahl von Gorge,
die ich verglichen habe, findet sich nur bei einem Männchen,
welches aucJi auf den Hinterflügeln 4 ziemlicli grosse Augen
besitzt, ein Augenfleck in Zelle 6 der Vorderflügel. Dieser
ist aber niciit nur viel kleiner als die beiden andern, fast nur
ein Punkt und kaum gekernt, sondern ist auch ebenso aus
der Reihe gegen die Flügelspitze vorgerückt, wie bei den er-
wähnten Varietäten von Stygne u. s. w. Ich kann somit in
249
dieser Beziehung keinen Uebergang zwischen der fraglichen
Varietät und der gewöhnlichen Gorge, und wenn auch auf
das Dasein eines Augenilecks mehr oder weniger bei den
Erebien an sich kein Gewicht zu legen ist, so ist es doch
etwas Anderes, wenn es fich um die Stellung desselben han-
delt. Dazu kommt das abgesonderte Vorkommen unseres Fal-
ters, welches mir wenigstens bei Trafoi auffiel (Entomol.
Ztg. 1. c), und das zahlreiche Auftreten ohne Uebergänge,
soweit mir bekannt, am Südabhange des Bernina, wo Men-
gelbier 27 Exemplare fing. Einige derselben nahm er mit
nach Paris und sie Minden hier, wie er mir schreibt, unbe-
dingt als eigene Art anerkannt. Bei der genauen Ueberein-
stimmung in Bau, FlügeLschnitt, Färbung und Zeichnungsanlage
mit Gorge scheint mir doch das einzelne, wenn auch auffal-
lende Merkmal eine specifische Trennung nicht zu rechtfer-
tigen, wohl aber eine eigene Benennung, die ich von diesem
Merkmale entnehme {tquaniqg dreiäugig). Das Männchen von
Triopes hat die Grösse mittlerer Gorge, Flügelspannung 34 mm,
mein einzelnes Weibchen ist merklich grösser, 37mm, und
etwas breitfiügeliger. Die Vorderflügel haben eine ■ breite,
einwärts verwaschene, beim Weibchen noch breitere und blasr
sere Rostbinde, in welcher ausser den 3 Augen in der Spitze
noch 1 oder 2 kleine, dem Saume genäherte Augenüecken
in Zelle 3 und 4 stehen. In der verloschenem Rostbinde der
Hinterflügel finden sich 4 oder 5 lebhafte, gekernte Augen-
flecke in Zelle 2 bis 5 oder 6. Alles dies bei beiden Ge-
schlechtern oben und unten, doch sind auf der Unterseite die
Augenflecke der Hinterflügel (tw as kleiner und von den klei-
nen Augen der Zelle 3 und 4 der Vorderflügel fehlt eins oder
auch wohl beide. Sonst ist Farbe und Zeichnung der Unter-
seite wie bei Gorge. Eine geringe Verschiedenheit bieten
noch die Fransen der Männchen. Diese sind nämlich nicht
einfarbig schwarzbraun, wie bei Gorge (wenigstens den 6 ,^ ^
derselben, die ich jetzt vor mir habe), sondern braungrau und
auf den Aderenden schmal dunkler durchschnitten, am deut-
lichsten auf den Vorderflügeln, wie bei den dunklen Stücken
des gewöhnlichen Gorge-Weibchens. Bei Triopes $ sind sie
ebenfalls etwas lichter als bei letzterem, schmutzigweiss,
braungrau gefleckt. Die 3 Spitzenaugen sind beim Weibchen
und 2 Männchen gleichgross, bei den beiden andern Männchen
ist der oberste etwas kleiner, aber ebenso lebhaft und stark
gekernt, als die andern.
3. Psyche (Oreopsjehe) tenella Sp.
Von dieser mir bei ihrer Bekanntmachung (Ent. Zeitung
1862 S. 212) in einem einzigen Exemplare vorliegenden Art
17
250
brachten meine Brüder im vorigen Jahre zwei weitere männ-
liche Exemplare aus dem Oberwallis mit, welche vollkommen
mit dem ersten übereinstimmen, nur etwas grösser sind. Ihre
Flügelspannung erreicht 1*J Millimeter gegen 17 mm des ersten
Stücks. Wahrscheinlich kommt dieser Unterschied auf Rech-
nung der verschiedenen Meereshöhe der Fundorte. Das erste
Exemplar flog am Ritfelberge in 7200' Höhe, die beiden an-
dern ting mein Bruder Otto am 28. Juli auf dem Rückwege
von Zermatt in der Nähe von St. Nicolaus an einer viel tie-
leren Stelle, etwa 3S00' hoch, wo sie an einem buschigen
Abhänge nach Psychidensitte Vormittags im Sonnenschein flo-
gen. Auch Psyche plumifera nimmt mit wachsender Höhe
der Flugplätze an Grösse ab.
Die Herrich -Schäfier'sche Gattung Psyche ist zwar ein
natürlicher und gut charakterisirter Verein von Arten, welche
dabei aber unter sich wieder im Habitus, im Flügelgeäder
und Bau der Fühler so grosse Differenzen bieten, dass sie
kaum in einer einzigen Gattung vereinigt bleiben können.
Das ist mir bei der Entwerfung der Diagnose von Ps. tenella
recht deutlich geworden, in die ich mich genöthigt sah Dinge
aufzunehmen, die, wie eben die Zahl und Vertheilung der
Flügeladern, eigentlich in die Charakteristik des Genus gehört
hätten. Es fragt sich nur, ob sich aus dem altern Umfange
der Gattung eine oder einige Gruppen von Arten ausscheiden
lassen, welche den Anforderungen, die man an ein Genus zu
stellen hat, entsprechen: unter einander in nächster Verwandt-
schaft zu stehen und sich zugleich durch sciiarfe Kennzeichen
abgrenzen zu lassen. Beide Bedingungen sind nun für die
Gruppe, in welche Tenella gehört, in genügendem Masse vor-
handen und ihre Absonderunsr von dem Ri'st des altern Ge-
nus (der übrigens einer weiteren Zerfäliung auch wohl nicht
entgehen wird) scheint mir damit gerechtfertigt.
Die neue Gattung, welche ich Oreopsyche (ÖQog^ Berg)
nennen will, entspricht der Abtheilung V. des Herrich'schen
Genus Psyche (System. Bearb. IL S. 21) und ist in der Tiiat
schon durch die hier gegebene Abtheilungs- Diagnose: Alae
posteriores cellula media bipartita, costis 5, anteriores 9 — 10,
im Wesentlichen genügend charakterisirt. Sie hat aber neben
dieser grösseren Einfachheit des Adergerüsts noch eine zweite
Eigenthümlichkeit vor den übrigen Arten voraus, welche ge-
stattet, eine Species als zu ihr gehörig zu erkennen, auch
ohne — was Manchem verdriesslich ist — die Adern zu zäh-
len. Dies ist der Bau der Fühler, deren Kammzähne unge-
mein lang, in der Mitte des Schafts halb so lang als der ganze
Fühler, dünn, fadenförmig, gegen die Spitze nur wenig ver-
kürzt und beim todten Thiere unordentlich durcheinander
251
gelegt sind. Der Körper ift lang und abstehend behaart, am
Hinterleibe zottig, und die besonders lange Behaarung des
Kopfes bildet im Gesicht einen vor- und abwärts gerichteten
Busch. Die Flügel sind gänzlicli schuppenlos*), nur mit fei-
nen, niedergedrückten Härchen bekleidet, die Membran der-
selben theils glashell (Muscella, Angusteila etc.), theils mehr
oder minder dunkel, rauchgrau bis tiefschwarz gefärbt (Plu-
mistrella, Tenella). Die Fransen sind relativ (im Vergleich
zu den übrigen Psychiden) ziemlich lang, am längsten um
die Innen\Ainkel der Flügel, und bestehen aus feinen, nicht
sehr dicht gestellten Haaren. Die (für da« ganze Genus Psyche
HS. charakteristische) Gabelung der Dorsalader der Vorder-
flügel findet nicht weit vom Ursprünge derselben, im ersten
Drittel der Länge oder noch früher statt. Aus der Mittelzelle
entspringen höchstens 8 (bei Albida nur 7) Aderäste, alle
gesondert oder 6 und 7 (die beiden dem Blittelast nächsten
gegen den Vorderrand) auf gemeinschaftlichem Stiele. Die
Hinterflügel haben, ausser den 2 oder 3 freien Dorsaladern,
nur 4 Adern, von welchen 3 gesondert aus der untern Ab-
theilung der einfach längsgetheilten Mittelzelle, die vierte aus
dem obern Winkel der Mittelzelle als unmittelbare Fortsetzung
des obern Randes derselben entspringt und in den Vorder-
winkel mündet. Diese den obern Rand der Mittelzelle bil-
dende, unverästelte Ader repräsentirt zugleich die V. costalis
und subcostalis. Als Anomalie kommt zuweilen eine fünfte
Ader auf den Hinterflügeln vor, indem entweder Ader 4 bald
nach ihrem Ursprünge sich gabelt (HS. K. S. 22 Tab. XVI
flg. 9) oder die Theilungsader der Mittelzelle sich als Mittelast
bis in den Saum fortsetzt (Bruand, Psychid. p. 126 PI. HI.
fig. 24 bis). Letzteres ist nach Bruand's Figuren (PI. lU. fig.
23 und 43) auch bei Tabanivicinella Brd. und Tabanella der
Fall, wenn die Zeichnung richtig ist. Der Text giebt keinen
Aufschluss.
Oreopsyche ist also durch die geringe Zahl 4er aus
der Mittelzelle entspringenden Aderäste: 7 oder 8
auf den Vorderflügeln bei 4 (ausnahmsweise 5) auf den
Hinterflügeln, durch die nur einmal getheilte Mit-
telzelle der letztern und durch die Länge der Füh-
lerkämme charakterisirt. Innerhalb der Gattung machen
sich aber beträchtliche Unterschiede in Betreff des Habitus,
der Stärke des Körpers im Verhältniss zu den Flügeln und
der Form der letztern bemerklich und es lassen sich die hier-
") Fast alle Schriftsteller sprechen von einer Beschuppung der
hierhergehörigen Arten, bei Plumistrella sogar von einer sehr dichten
Beschuppung der Flügel, die doch gar nicht vorhanden istl
253
heigehörigen Ai'ten demzufolge in 3 Gruppen theilen, von
denen die zweite den eigentlichen Namen der Gattung bildet.
a. Körper stark, Vordeiilügel dreieckig, Hinterflügel viel
kürzer, gerundet. Aus der Mittelzelle der Vorderflügel ent-
springen 7 getrennte Adern: Albida Esp.
b. Körper stark, Hinterleib sehr zottig, Flügel länglich
mit stark abgerundeten Winkeln. Aus der Mittelzelle der
Vorderflügel 8 Adern (bei Muscella ist der aus dem Vorder-
rande der Mittelzelle entspringende Ast zuweilen unvollständig),
alle getrennt, oder 6 und 7 aus einem Punkte oder Stiele:
Tabanella Led. ßrd., Angubtella HS. (atra Esp.), Muscella
WV. , Plumifera 0., Mediterranea Led. (Massiliaiella Brd,,
Plumilerae var.?), Hirsuteila WV. 0. HS. Letztere macht
durch ihren schwächeren Körper den Uebergang zur folgenden
Gruppe.
c. Körper dünn, Vorderflügel mit 8 aus der Mittelzelle
entspringenden Adern, 6 und 7 auf gemeinschaftlichem Stiele :
Pliimistrella H., Tenella Sp.
Zur Gruppe 6 gehören wahrscheinlich ausserdem die mir
in natura unbekannten und mehr oder minder zweifelhaften
Bruand'schen Arten Tabanivicinella, Bellierella, Hirtella und
Siculella (?); vielleicht auch Malvinella Staud.
Die madenförmigen Weibchen und die ersten Stände, so-
weit sie bekannt sind, scheinen nichts Ausgezeichnetes zu be-
sitzen.
Die meisten Arten sind vorherrschend oder ausscliliesö-
lich Bergbewohner, mehrere (Hirsutella, Plumifera, Plumi-
strella, Tenella) fliegen noch auf den höchsten Alpmalten bis
zur Grenze des ewigen Schnees. Die Männchen sind nur in
den Vormittagsstunden im Sonnenschein thätig. Ihre Heimath
ist die südliche Hälfte Europas; nur zwei Arten überschreiten
den 5U. Breitengrad: Muscella, die noch in Lievland vorkommt
(Lienig), und Plumifera, von welcher Hr. Snellen am 18. April
J8b"4 ein Männchen bei Wolfhagen in Gelderland auf einer
Haidesteile fliegend fand (nach brieflicher Mittheilung des
Herrn de Graaf in Leyden). Diese Art ist bemerkenswerth
wegen der grossen Ausdehnung ihrer senkrechten Verbreitung:
sie tritt schon in der Ebene auf, ist in der Hügelregion bei
Wien, Ofen u. s. w. stellenweise häuflg und geht in den Al-
pen bis zur Schneegrenze hinauf. Mein Bruder August fand
sie auf den höchsten Alpmatten der Schweiz, am Riflfelberge
bis zu 8500' Höhe, scharenweise im Sonnenschein fliegend.
253
4. üeber einige in Freyer's Neueren Beiträgen zur Schmetter-
lingsknnde pnblicirte Arten.
Eine Revision der Lepidopteienfauna Deutsehlands und
der Schweiz, welche seit längerer Zeit meine Mussestünden
in Anspruch nimmt, maclite es mir sehr wUnschenswerth, über
einige von Herrn Freyer in seinen Beiträgen abgebildete und
beschriebene Arten in's Reine zu kommen, welche bis dahin
zu allerlei Zweifeln und irrigen Deutungen Anlass gegeben
haben. Ich wandte mich zu dem Ende brieflich an Hrn.
Freyer, der nicht allein meine Fragen mit der grössten Freund-
lichkeit beantwortete, sondern mir auch die nocli vorhandenen
Originale mehrerer der betreffenden Arten, zum Theil Unica,
in natura mittheilte, um mich in den Stand zu setzen, mir
durch eigene Anschauung ein Urtheil über dieselben zu bilden.
Da die Beendigung meiner grösseren Arbeit noch nicht so
bald in Aussicht steht, so halte iöh es für gut, an dieser
Stelle zu veröflentlichen, was die Untersuchung dieser Origi-
nal-Exemplare ergeben hat, und dieselben, soweit nöthig, ge-
nauer zu beschreiben.
1) Geom. falconaria Fr. N. B. T. 377. 3.
Die mitgetheilten Exemplare, 2 Männchen und 1 Weib-
chen aus den baierischen Alpen, sind von Onopiios glau-
cinaria H. (zu welcher Falconaria von Herrich-Schäffer und
A. gezogen wird), durch nichts als die Färbung verschieden;
diese ist aber allerdings, zumal von der bunten Varietät,
welche Hübner's fig. 150 darstellt, sehr abweichend: ein fast
gleich massiges, sanftes Violett grau, ohne alle dun-
keln Sprenkeln und ohne Einmischung von Gelb.
Die Zeichnung ist nicht verschieden, auch nicht die für Glau-
cinaria charakteristische Färbung der Unterseite, nur ist diese
weniger grell und abstechend weiss und schwarz, das Weisse
etwas trüber, besonders beim Weibchen, das Schwarze mehr
grau als gewöhnlich bei Glaucinaria. Grösse und Flügel-
schnitt sind dieselben, die Auszackung der Hinterflügel um
ein Geringes seichter als bei den meisten Glaucinaria, die aber
hierin auch nicht immer gleich sind. Körperbau, Fühler,
Mundtheile und Beine zeigen gar keine Differenzen. Ich möchte
der eigenthümlichen Färbung von Falconaria um so weniger
eine specifische Bedeutung beimessen, als einmal Glaucinaria
darin überhaupt starkem Wechsel unterworfen ist und als
anderntheils eins der beiden Falconaria -Männchen in soweit
von den andern Exemplaren abweicht, als es ein schon we-
niger reine«, kaum noch in's Röthliche fallendes Grau führt
und Spuren dunkler Sprenkeln, besonders auf den Hinter-
flügeln, erkennen lässt. Ausserdem erhielt ich von Bruand
264
mehrere Glaucinaria aus dem französischen Jura, welche zwi-
schen Falconaria und der stark gesprenkelten Varietät von
Glaucinaria in der Mitte stehn: sie sind licht bläulichgrau,
schwach dunkel gesprenkelt, theils ganz ohne, theils mit sehr
schwacher Einmischung von bleichem Gelb. Ich halte hier-
nach Falconaria Fr. für eine durch die bezeichneten Eigen-
heiten characterisirte Varietät von (Glaucinaria.
2) Geom. raunaria Fr. N. B. T. 582, 3. 4.
Ein Pärchen, die Originale der citirten Figuren und die
einzigen bekannten Exemplare überhaupt, von F. Schmidt in
Laibach Hrn. Frejer mitgetheilt. Auf dem Zettel , welchen
das Männchen an der Nadel trägt, steht „bei Raunach auf
dem Karst gef. 27/8. 37.^' Die Stücke sind demnach ziemlich
alt. Das Männchen ist etwas verwisclit, sonst leidlich erhal-
ten und mit vollständigen Fransen. Das Weibchen ist auf
dem rechten Vorderflügel etwas beschädigt, sonst bis auf den
Mangel eines Fühlers in ziemlich gutem Stande.
« Eine Scodiona Bdv., der Conspersaria WS. am nächsten
verwandt, aber durch viel geringere Grösse und verschiedenen
Flügelschnitt, sowie durch Unterschiede in der Zeichnung von
ihr, wie von Belgaria (Facillacearia) abweichend. Das Weib-
chen ist, gegen die Regel in diesem Genus, grösser als das
Männchen. Letzteres hat 25 mm (9'") Flügelspannung, erste-
res 26,5 mm (10"'); die Länge eines Vorderflügels beträgt
beim cS' 13, beim Vl'l,5mm. Körperbau schlank, noch etwas
schwächer als bei Conspersaria, Bekleidung des Körpers wie
bei dieser. Der Hinterleib überragt die Hinterflügel nicht.
Bau der Fühler und Beine genau wie bei Conspersaria, er-
stere beim o mit zwei Reilien fadenförmiger, bis zur Spitze
reichender brauner Kammzähne, ihr Schaft weisslich beschuppt;
beim $ sind sie borstenförmig mit äusserst kurzen einzelnen
Börstchen. Palpen braun, in Form und Grösse mit Belgaria
übereinstimmend, etwas kürzer als der Durchmesser eines Au-
ges und die Stirn nicht völlig erreichend (bei Conspersaria
etwas länger und borstiger). Sauger sehr kurz und schwach,
beim $ hellgelb, beim ,S zwischen den Palpen nicht deutlich
zu erkennen. Beine bräunlichweiss, die Tarsen bräunlich, die
Vorderbeine an der Innenseite durchaus braun. Das Schien-
blatt beim Männchen dünn, fadenförmig, von der Wurzel der
Schiene bis etwas über deren Ende hinausreichend, beim
Weibchen noch dünner und angedrückt.
Flügelgeäder der Gattung entsprechend. Vorderflügel
dreieckig, wie bei den verwandten Arten, der Innenwinkel
beim Männchen aber stärker abgerundet. Der Vorderrand
vor der Spitze sanft concav, die Spitze vorgezogen, aber ge-
255
rundet (bei Consp. scharf), der Hinterrand ganz gerundet (bei
Consp. schwach geschwungen), der Innenrand erheblich kür-
zer als der Vorderrand. Beim Weibehen sind die Vorder-
flügel etwas breiter als heim Männchen, die Concavität des
Vorderrandes kaum merklich , der Innenwinkel weniger ab-
gerundet- Hinterflügel gleichmässig gerundet, auch am Vor-
derwinkel, der deshalb den Hinterwinkel der Vorderflügel
nur wenig (viel weniger als bei Belgaria) überragt; auch der
Innenwinkel ist stumpfer als bei Conspersaria und Belgaria.
Saumlinie beim Männchen fast ganzrandig, ohne deutlichen
Zahn auf Ader 4, auf Ader 5 kaum etwas concav; beim
Weibchen sehr seicht, kaum merklich, gezähnt.
Farbe des Körpers und der Oberseite der Flügel beim
Männchen ein trübes, gelbliches Weiss, beim Weibchen kreide-
weiss. Die Flügel sind überall gleichmässig mit braunen Ato-
men bestreut, feiner und nicht so fleckig als oft bei Consper-
saria; beim Weibchen sind die dunkeln Atome auf den Hin-
terflügeln etwas sparsamer als auf den Vorderflügeln. Auf
der Querader jedes Flügels steht ein brauner Punkt, beim
Weibchen sehr klein, beim Männchen etwas grösser, doch
nicht scharf, am deutlichsten auf den Hinterflügeln. Ausser
diesem Punkte fehlt beim Männchen alle Zeichnung; beim
Weibchen laufen aber über die Vorderflügel 2, über die Hin-
terflügel 1 Querreihe brauner Punkte, von denen die innere,
im ersten Drittel der Flügellänge nur zwei grössere Punkte
deutlich zeigt, einen auf der Medianader, den andern am Innen-
rande. Die zweite Querreihe entspringt in weiterer Entfer-
nung von der Flügelspitze als bei Conspersaria und Belgaria,
etwas jenseit ^^ der Länge des Vorderrandes (bei Consp.
hinter y^), bildet auf Ader 6 einen sehr stumpfen Winkel
wurzelwärts und läuft dann schräg zum Innenrande, den sie
etwas jenseit der Mitte (bei Consp. in %) berührt und sich
hier dem Innenrandsfleckchen der inneren Querreihe bis auf
1 Linie Entfernung nähert. Sie besteht aus 8 nicht scharf
begrenzten, auf die Adern gestellten Punkten, von denen der
stärkste auf dem Innenrande steht. Die Punktreihe der Hin-
terfiügel läuft etwas jenseit der Mitte in einen sanften Bogen,
und in kaum i Linie Entfernung von dem feinen braunen
Punkte auf der Querader, vom Vorderrande zum Innenrande.
Sie besteht aus 6 oder 7 kleinen, zum Theil in kurze Striche
verlängerten Pünktchen auf den Adern. Die Fransen aller Flü-
gel sind beim Männchen weisslich, an der Wurzelhälfte trüb-
gelblich überlaufen, beim Weibchen durchaus weiss. Saum-
linie unbezeichnet.
Unterseite der Vorderflügel des Männchens licht bräun-
lichgrau, g-'gen den Innenrand weisslich, längs dem Vorderrande
256
am dunkelsten, gelblielibraun, die Flügelspitze trübgelblich,
braun bestäubt, die Fransen etwas lichter als der Grund 5 ein
Mittelfleck ist nicht sichtbar. Die Hinterflügel sind weiss mit
gelblichen Fransen und einem bräunlichen Mittelfleckchen.
Beim Weibchen ist die Unterseite überall weiss, etwas seide-
glänzend, mit spärlichen braunen Atomen und gelblichem
Vorderrande. Ein bräunliches Pünktchen auf der Querader
jedes Flügels. Die Punktreihen wie oben, nur noch schwä-
cher ausgedrückt.
Mit Belgaria kann diese Art, abgesehn von der verschie-
denen Farbe und Zeichnung, schon der ganz abweichenden
Gestalt der Hinterflügel wegen nicht verwechselt werden.
Auch ist bei Belgaria das Weibchen viel plumper gebaut und
kleiner als das Männchen. Von Conspersaria trennt sich Rau-
naria durch viel geringere Grösse, zumal des Männchens, durch
stärkere Abrundung der Winkel und Hinterränder der Flügel
und schwächeres Vortreten des Zahns in der Mitte der männ-
lichen Hinterflügel; durcli den Mangel der Punktieihen beim
Männchen und die weitere Entfernung der z\\ eiten Punktreihe
der Vorderflügel vom Hinterrande beim Weibchen: endlich
durch die kürzeren Palpen. Die übrigen Scodiona-Arten stehn
ihr noch ferner und von ihnen könnte nur Turtoraria Gn.
etwa noch in Betracht kommen, die ich nicht in natura kenne.
Nach Guenee'ö Beschreibung (Phalen. X. 140) soll sie der
Conspersaria sehr nahe, aber noch grösser sein, der Mittel-
fleck auf allen Flügeln einen kleinen Ring (un i)etit anneau
evide) bilden und die Hüften stärker behaart .sein als bei
Conspersaria. Alles das passt nicht auf Raunaria, die dem-
nach als gute Art anerkannt werden muss. Ich muss indess
bemerken, dass mii- ^•on Conspersaria nur 3 Exemplare (2 0 ,
1 $) zum Vergleiche vorgelegen haben und dass die Loca-
lität des Fundorts, die dürren Höhen des Karst's, allenfalls
eine Reduction der Grösse erklärlich machen könnte. Die
übrigen Verschiedenheiten möchten aber kaum auf locale Ein-
flüsse zurückzuführen sein.
3) Geom. musauaria Fr. N. B. T. 664. 3.
Das einzige bekannte Exemplar und Original der Freyer-
schen Abbildung ist ein ziemlich verflogenes Männchen und
gehört nicht, wie vermuthet wurde, zur Gattung Eubolia Dup.
Gn. (Ortholitha Lee.) in die Nähe von Mensuraria WV., son-
dern zu jener Gruppe der Larentien, welche Lederer als
Gattung Lygris abgesondert hat. Es stimmt im Bau aller
Theile, namentlich der Fühler, Pulpen, im Flügelschnitt, in
der Form und Grösse des Haarbüschcheus auf der Unterseite
der Vorderflügel (dem Characteristicum der Lederer'schen
257
Gattung) mit L. po pul ata Auct. genau überein, ist aber in
der Färbung so gänzlich verschieden von gewöhnlichen Po-
pulata-Exemplaren, dass beim ersten Anblick nicht leicht Je-
mand an diece Art denken wird.
Die Grösse ist die eines gut entwickelten Männchens von
Populata, der Körper ziemlich von Schuppen entblösst, braun.
Palpen braun, an der Wurzel etwas heiler, stark haarschuppig
und spitz, das Endglied (wohl zufällig) mehr hängend als bei
Populata. Die Fühler ganz wie bei dieser, dünn, etwas zu-
sammengedrückt, sehr kurz und gleichförmig gewimpert, auf
der Rückseite braun beschuppt und durcii vorspringende Schup-
pen am Ende jedes Gliedes etwas gekerbt erscheinend. Sau-
ger wie bei Populata. Beine graubraun, die Hinterbeine
fehlen.
Länge eines Vorderflügels 18mm. Form der Flügel wie
bei Populata, die vordem sciieinen wegen des Mangels der
Fransen etwas spitzer. Vorderflügel tief rostbraun, fast kaffee-
biaun, mit durch etwas rostgelbliehere Färbung hervortre-
tendem Aderverlauf. Von Zeichnungen ist nichts zu bemerken,
als die schwach angedeutete Umgrenzung eines breiten, dunk-
lern, ins Schwärzlich violette fallenden Mittelfeldes, welches,
soweit es überhaupt zu erkennen ist, dem von Populata gleicht
und ebenfalls in der Mitte von einigen, kaum angedeuteten
dunkeln Wellenlinien durchzogen wird. Am kenntlichsten ist
der auch bei Populata am schärfsten ausgedrückte dunkle
Querstreif, welcher das Mittelfeld sauniwärts begrenzt. Sein
Lauf zeigt gegen den der Populata die wesentliche Verschie-
denheit, dass er nur in Zelle 3 (zwischen dem 2. und 3. Aste
der Medianader) einen saumwärts vorspringenden Winkel bil-
det und von da sanft einwärts gebogen zum Innenrande zieht.
Es fehlt somit der bei Populata stets vorhandene Vorsprung
in Zelle 2 (zwischen dem ersten und zweiten Aste der Me-
diana); ausserdem ist der Winkel in Zelle 3 schärfer als ge-
wöhnlich bei Populata. Hierbei ist indess zu bemerken, dass
diese Zeichnung, die überhaupt nur schwach hervortritt, sich
nur auf dem besser erhaltenen linken Flügel erkennen lässt,
der rechte ist an der betreffenden Stelle verwischt. Die
Flügelspitze ist etwas gelichtet und unter ihr eine schwache
Spur des dunkeln Schrägstrichs der Populata und des durch
diesen begrenzten SpitzenfJecks zu elkennen. Die Fransen
sind verloren gegangen.
Die Hinterflügel sind von der Wurzel bis etwas über das
erste Drittel hinaus trüb gelblichweiss, von da bis zum Saume
plötzlich und ziemlich scharf abgegrenzt violettgrau; doch
tritt eine etwas lichtere, gelblichere Färbung in Form einer
verwaschenen Querbinde in der Mitte des violettgrauen Feldes,'
258
besonders am Vorderrande, hervor. Der Aderverlauf ist etwas
verdunkelt, die Querader durcli einen dunkeln Strich ange-
deutet; sonst fehlt alle Zeichnung. Die braunen Fransen sind
nächst der fein dunkeln Saumlinic von einer feinen gelben
Querlinie durchzogen.
Die Unterseite ist, bis auf das Wurzelfeld der Hinter-
flügel, violettlich rostbraun mit auch hier lichterem, rostgelb-
liclien Aderverlauf und auf den Vorderflügeln schwachem,
auf den Hinterflügeln deutlicliem schwärzlichem Mittelmonde.
Die Vorderflügel sind längs dem Vorderrande und im Saum-
felde am dunkelsten, gegen Wurzel und Innenrand fallen sie
in's Gelbliche. Auf den Hinterflügeln ist das Wurzelfeld licht-
gelblich und sticht gegen den übrigen einfarbig violettbraunen
Raum noch greller ab als auf der Oberseite. Von Querlinien
ist auf der Unterseite keine Spur zu erkennen. Das flach
angedrückte Büschchen etwas spreizender Haarschuppen, nahe
der Wurzel der Vorderflügel gegen den Innenrand, ist gelb-
grau, übrigens wie bei Populata.
L. populata kommt in höhern Gebirgsgegenden nicht sel-
ten sehr dunkel gefänt vor, doch sah ich nie ein Exemplar,
-welches sich mit Musauaria hätte vergleichen lassen. Dage-
gen erwähnt Guenee (Phalen. X. 474) einer Varietät des
Männchens aus Schottland, welche derselben nahe zu kommen
scheint. Alles superieures d'un brun-ferrugineux ou marron,
qui empeche de paraitre en parlie, par son intensite, les des-
sins fonces de Tespace median, qui sont, du reste, bien accu-
ses. Alles inferieures d'un brun-fuligineux. Von der Unter-
seite schweigt Guenee und erwähnt nichts von der bei Mu-
sauaria so auffallenden Färbung der Hinterflügelwurzel. Bien
accuses kann man auch die dunkeln Zeichnungen der Vorder-
flügel bei dieser keineswegs nennen. Die schottische Popu-
lata wird sonach schwerlich identisch mit der Frejer'schen
Art sein, vielleicht aber einen Uebergang zwischen ihr und
der normalen Populata bilden. Die eigenthümliche Farbe,
zumal die der Hinteiflügel und der Unterseite, der völlige
Mangel aller Querzeichnung auf dieser, dann der (möglicher-
weise allerdings zufällige) abv/eichende Lauf des dritten dun-
keln Querstreifs der Vorderflügel lassen es fürerst bedenklich
erscheinen, Musauaria als montane Aberration zu Populata zu
ziehen. Anderseits berechtigt die Uebereinstimmung im Bau
aller Theile und das vereinzelte Vorkommen zu Zweifeln an
der specifischen Differenz. Ich habe den trotz seiner 70 Jahre
noch rüstigen Entdecker des zweifelhaften Falters ermuntert,
die Frage dadurch in's Reine zu bringen, dass er im nächsten
Sommer seinen alten Jagdgründen zwischen Füssen und Reutte
wieder einmal einen Besuch abstatte und auf der Musauer
259
Alp der Nachkommenscliaft von Musauaria nachspüre. Hoffen
wir, dass der gute Rath eine gute Statt finde und dass das
Jagdglück ihn begünstige.
Sollten sich keine Uebergänge zwischen Musauaria und
Populata finden — ich möchte aber glauben, dass sie zu fin-
den sind — so müsste erstere als eigene Art anerkannt wer-
den, denn zu einer andern als Populata kann sie nicht ge-
hören. Testata L. (Achatinata H.), an welche allein noch zu
denken wäre, unterscheidet sich durch den Bau der männ-
lichen Fühler: sie sind hier an der Wurzelhälfte scharf säge-
zähnig, bei Musauaria ganz ungezähnt.
4) Geom. placidaria Fr. N. ß. T. 600, 3.
Nach den beiden mitgetheilten weiblichen Exemplaren
= Lar. scripturaria WV., wie schon Herrich-Schätfer und
Staudinger aus der Abbildung erkannt haben.
5) Geom. potentillaria Fr. N. B. T. 209, 1.
Das Freyer'sche Exemplar ist ein Männchen von Lar.
tophaceata WV, Die ganz unkenntliche Hübner 'sehe Figur
309 hatte Hrn. Freyer Anstand nehmen lassen, seine Art mit
derselben zu vereinigen.
6) Geom. tamarisciata Fr. N. B. T. 192, 1.
Die beiden Original-Exemplare sind Eupithecia inno-
tata Hufn., von gewöhnlichen Stücken dieser Art nur durch
etwas dunklere, in's Eisengraue fallende Färbung und ein wenig
stärker gefleckte Fransen abweichend.
7) Geom. proluaria Fr. N. B. T. 593, 1.
Herr Freyer überliess mir ein gezogenes Pärchen. Es
sind schöne, grosse Exemplare von Eupithecia impurata
H. (modicaria HS.), von sanft bläulichgrauer Färbung und
deutlicher Zeichnung, die lichten Stellen weisslich mit blass-
gelber Einmischung, besonders beim Männchen. Die Raupe
fand Hr. P'reyer in der ersten Hälfte des August's am Schwar-
zenberge bei Füssen auf Campanula. ])usilla (nach der mir
mitgetheilten trocknen Pflanze) und andern aus den Felsen
hervorwachsenden Campanula-Arten. Nach der ebenfalls bei-
gefügten. Originalzeichnung der Raupe ähnelt diese im Habitus
und Farbe der von Castigata HS.; sie ist schlank, nach vorn
verdünnt, graubraun mit dunkelbraunen zusammenhängenden
Rautenflecken über den Rücken. Die braune Puppe über-
wintert; die Falter entwickelten sich zwischen dem 15. April
und 24. Mai.
Ueber die Original -Exemplare der Freyer'schen Abbil-
260
düngen von Erebia nerine habe ich schon in der ersten Mit-
tlieihing berichtet.
8) Gnophos miicidaria H. und variegata Dup.
Ueber diese beiden durch sichere Merkmale verschiedenen
Arten herrscht, wenigstens in Deutschland, noch grosse Ver-
wirrung und es mögen wenige Sammlungen existiren, in denen
sie riciitig bestimmt enthalten sind. Es ist das auch nicht zu
verwundern, da in den vorhandenen systematischen Werken,
Guenee ausgenommen, keine genügende Auskunft über die-
selben zu erhalten ist, und Guen6e's Angaben selbst in einem
wesentlichen Punkte irrthümlich, oder doch ungenau sind.
Eine genauere Auseinandersetzung ihrer Differenzen Avird des-
halb wohl MÜlkommen sein.
Hübner hat zuerst eine Mucidaria, flg. 148, abgebildet.
Die Figur soll ohne Zweifel den unten näher bezeichneten
Spanner dieses Namens darstellen, ist aber nicht gut gerathen
und zur Erkennung ziemlieh unbrauchbar. Treitschke (VI. 1,
182) iiatte bei seiner Beschreibung von Mucidaria sehr wahr-
scheinlich beide Arten vor sich, die er als Varietäten zusam-
menzog. Herrich-Schäffer's Beschreibung von Mucidaria (Sy-
stem, ßearb. III. 75) bezeichnet nur Variegata; von seinen
Figuren gehören 503 und 504 (Varieg.) zu dieser letzteren,
wohl auch 266 und 267 (Mucid.), die Guenee zu Mucidaria
zieht. Zu letzterer möchten nur 502 und wahrscheinlich auch
268 (Mucid.) zu rechnen sein. Die wesentliche Verschieden-
heit im Bau der männlichen Fühler erkannte Herrich-Schäffer
nicht und zweifelte auch in den Nachträgen (VI. 73) noch
an den Artrechten von Variegata. Seine Figuren zeigen die
Fühler unterschiedslos fadenförmig. Hrn. v. Heinemann's Be-
schreibung von Mucidaria (Sehm'etterl. Deutschlands I. 681)
lässt sich besser mit Variegata als mit Mucidaria vereinigen.
Wahrscheinlich kannte er nur die ersten in natura, da ihm
sonst wohl die Unterschiede im Fühlerbau niclit entgangen
sein würden. Guenee endlich (PJialenit. 1. 297, 298) unter-
scheidet zwar beide Arten richtig, Avenn auch nur kurz, nennt
aber die Fühler von Variegata ,^ „simplement veloutees^,
während sie doch deutlich gezähnt und eingeschnitten sind.
Diese irrige Angabe erregte mir selbst so lange Zweifel, ob
ich meine in Südtyrol gefangenen Exemplare für Mucidaria
oder Variegata halten solle, bis mir durch Zusendungen der
Herren Keferstein und Staudinger ein reicheres Material an
Exemplaren beider Arten zur Untersuchung geboten wurde
und mich erkennen Hess, dass ich bisher nur Variegata be-
sessen hatte, die überhaupt in deutschen Sammlungen die ver-
breitetere Art zu sein scheint. Die folgenden Angaben stützen
261
sich auf 8 Exemplare von Mueidaria H. (6 ,^^ 2 $) aus Süd-
Frankreich und Spanien und 18 Exemplare von Variegata
Dup. Gn. aus Südtjrol, der Schweiz, Frankreich und Grie-
chenland.
Der Bau des Körpers, der Mundtheile und Beine zeigt
keinen Unterschied. Die Grösse ist bei beiden Arten starkem
Wechsel unterworfen, doch bleibt im Durchschnitt Mueidaria
die kleinere und erreicht nie das Mass der grössten Exem-
plare von Variegata. Die Flügelspannung der kleinsten männ-
lichen Mueidaria beträgt nicht ganz 22mm, die der grös.^ten
Weibchen 28 mm, Bei Variegata sind die entsprechenden
Masse 23mm und 32mm.; die letztere ungewöhnliche Grösse
erreiclit indess nur ein einzelnes Weibchen ohne Vaterlands-
bezeichnung. Die W^ eibchen sind durchgehends grösser und
etwas breitflügeliger als die Männchen.
Den wichtigsten Unterschied bieten die Fehler der Männ-
chen: die Kammzähne derselben, welche Mueidaria
besitzt, fehlen völlig bei Variegata. Der Fühlerschaft
selbst erscheint bei beiden Arten, wenn man ihn von der
Bückseite betraclitet, sägezähnig, indem jedes Glied beiderseits
in einen dreieckigen (pyramidalen) Fortsatz vorspringt. Bei
Mueidaria trägt aber jeder dieser Pjramidalzähne an .seiner
Spitze beiderseits einen drehrunden, an der Wurzel dünnem,
am Ende etwas verdickten Kammzahn. Diese Kammzähne
erreichen gegen die Mitte des Fühlers eine Länge, welche
den Durchmesser des Schafts fast um das Doppelte übertrifl't,
tind abstehend, ein wenig vorwärts gerichtet, kurz bewim-
pert, ohne längeres Börstchen an der Spitze. Der sägezäh-
nige Fühler von Variegata zeigt keine Spur von Kammzähnen,
die Sägezähne reichen bis zur Spitze und nehmen gegen die-
selbe nur wenig an Länge ab. Betrachtet man ihn von der
Seite, so bemerkt man, dass er zugleich deutlich einge-
schnitten*) ist, d. h. jedes Glied verlängert sich nach unten
-"') Obgleich sich ein ganz analoger Bau der Fühler: einfache,
abgestutzte Vorsprünge jedes Fühlerglieds nach unten, -^ie durch
mehr oder minder breite Einschnitte von einander getrennt sind —
bei einer grossen Menge an Heteroceren aus fast allen Familien wie-
dei'holt und zumal bei den Noctuinen häufig ist, hat man ihm doch
wenig Aufmerksamkeit geschenkt und ihn ohne bestimmte termino-
logische Bezeichnung gelassen, die er eben so gut verdient, als der
durch seitliche Fortsätze der Glieder charakterisirte gekämmte,
gezähnte oder gekerbte Fühler. Ich habe ihn schon in meinem Auf-
satz über den Bau der Fühler in Oken's Isis (1838 S. 287) beschrie-
ben und solche Fühler „unterwärts gekerbt" genannt, diese Bezeich-
262
in einen dicken, abgestutzten, schuppenlosen, aber kurz und
gleichmässig bewimperten Fortsatz, dessen Länge ungefähr
dem Durchmesser des Schafts gleich ist. Diese Fortsätze sind
durch Einschnitte von einander getrennt, ockergelb und ver-
kürzen sich allmälig gegen die Spitze des Fühlers, welcher
deshalb in der Seitenansicht nach oben verdünnt ersclieint.
Die bescliuppte Rückseite des Schafts ist weissgrau, auf jedem
Gliede mit zwei ringförmig zusammengebogenen dunklen Stri-
chen. Die Fülller des Weibchens sind bei beiden Arten ein-
fach borstenförniig, dünn, durch abstehende Schüppchen am
Ende jedes Gliedes etwas sägezähnig erscheinend.
Eine zweite, weniger auffallende, aber doch constante
Verschiedenheit bietet der Flüg eise hnitt. Die VorderMügel
sind bei beiden Arten dreieckig, aber bei Mucidaria etwas
schmaler und an der Spitze mehr vorgezogen, ihr Vorder-
rand wird dadurch länger, der Hintemind schräger und der
Innenrand kürzer als bei Variegata. Ausserdem ist der Vor-
derrand bei Mucidaria nicht so convex als bei Variegata, fast
gradlinig, hinter der Mitte beim Männchen ein wenig concav,
und wölbt i-ich erst im letzten Viertel. Die Hinterflügel sind
bei Mucidaria kaum merklich schmaler, übrigens bei beiden
Arten gleich geformt und gezähnt.
Die Zeichnung der Oberseite giebt kaum constante Unter-
schiede, da der Lauf der Querstreifen und ihr Abstand von
einander einigem Wechsel bei beiden Arten unterworfen ist.
Meist ist der zweite Querstreif bei Mucidaria tiefer gezähnt
und nähert sich unter der Mitte mehr dem ersten, wodurch
das Mittelfeld in seiner Innenrandshälfte schmaler wird als
bei Variegata. Die Bestäubung ist bei Mucidaria unreiner und
fleckiger, die dunkeln Atome sind über die ganze Fläche ver-
breitet, bilden zwar auch kleine Querstriche, die aber gröber
und nicht so regelmässig reihenweise geordnet sind als bei
Variegata, bei welcher die dunkeln Stellen unter der Loupe
viel ausgezeichneter und zierlicher geriefelt erscheinen. Die
Farbe von Mucidaria ist nicht so schön blaugrau und lebhaft
rostgelb oder licht orange, wie bei Variegata: ein bläuliches
Grau auf weisslichem Grunde, mit mehr oder minder ausge-
nung aber, als unpassend, später mit der „eingeschnitteneFüh-
ler, ant. incisae" vertauscht. Eingeschnittene Fühler können zugleich
seitliche Fortsätze, Zähne, selbst Kamrazähne haben. Am charakte-
ristischsten ti'itt ihr Bau hervor, wenn die Einschnitte, welche die
Vorsprünge der Glieder trennen, sehr breit sind. Je schmaler sie
werden, um so mehr nähert sich der eingeschnittene dem einfach zu-
sammengedrückten Fühler, wie er z B. bei Cj'matophora flavicornis
vorkommt.
breiteter rostgelbei- Einmiscliung. Das Mittelfeld ist bei beiden
Arten oft fast ganz rostgelb, am lebhaftesten an den einander
zugekehrten Seiten der Querstreifen. Bei zwei Männchen von
Mucidaria ist das Rostgelb fast über die ganze Fläche ver-
breitet, das Grau trübe und sehr eingeschränkt. Dagegen ist
ein kleines Männchen von Montpellier lieht bläulichgrau, auf
den hellen Stellen weisslich mit blassgelbem Scheine, ohne
alle Rostfarbe. Die Fransen wechseln nach der hellem oder
dunklern Färbung zwischen schmutzigweiss und graugelb, die
innere Hälfte derselben ist meist, doch nicht immer, dunkler
geÜeckt.
Die Unterseite veechselt zwar auch bei Variegata in der
Bestäubung der weissen Grundfarbe und der Ausdehnung der
schwärzlichen Randzeichnungen beträchtlich, ist aber doch
in der Regel viel reiner weiss mit stark abstechender grau-
schwarzer Fleckenreihe vor dem Saume, die in der Regel in
der Mitte breit unterbrochen, seltner ganz zusammenhängend,
noch seltner auf einen einzelnen Fleck am Vorderrande re-
ducirt ist. Oft findet sich noch eine zweite auf dem Saume
selbst aufsitzende Fleckenreihe. Bei Mucidaria ist der Grund
trüber, staubiger, die dunkeln Stellen sind weniger abstechend,
mehr grau, meist eine zusammenhängende Binde oder auch
nur einen Schattenstreif vor dem gewöhnlich licht bleibenden
Aussenrande bildend.
In diesen Kennzeichen, die die specifische Verschiedenheit
der beiden Arten völlig sicher stellen, stimmen alle mir vor-
liegenden Exemplare überein und insbesondere gilt dies von
dem charakteristischen Bau der männlichen Fühler und dem
Flügelschnitt. Um so auffallender ist es, dass sich unter den
mir von Herrn Keferstein mitgetheilten Varihgata-Exemplaren
ein Männchen unbekannter Herkunft befindet, welches nach
dem Bau der Fühler zu Variegata, nach Flügel-
schnitt, Farbe und Zeichnung dagegen zu Mucidaria
gehört. Eine gewisse Verschiedenheit von Variegata lassen
freilich auch die Fühler erkennen, diese ist aber nur eine
graduelle: die Sägezähne sind etwas länger und schärfer als
bei allen übrigen (10) Variegata-Männchen, die ich vergleiche
und die im Fühlerbau vollkommen übereinstimmen, ebenso
sind die Fortsätze an der untern Seite der Glieder etwas län-
ger und durch stärkere Einschnitte von einander getrennt,
die Bewimperung derselben ebenfalls ein wenig länger. Die
Kammzähne der Mucidaria fehlen aber völlig. Das Exemplar
ist klein, nicht grösser als die kleinsten Mucidaria-Männchen,
die Oberseite grau, mit Rostgelb gemischt, die Stricbelung
wie bei Variegata; die Unterseite durch graue Bestäubung
unrein, die schwärzliche Binde vor dem Saume in Zelle 3
264
eingeschnürt, doch nicht unterbrochen. Auf den Vovderflügeln
ent.springt der hintere Querstreif gerade über dem RingfJeek
der Querader, läuft bogenförmig ziemlich nahe um denselben
herum und biegt .sich unter ilim stark ein\^ärts, so dass das
Mittelfeld zwischen den beiden Querstreifen in Zelle 16 bis
zur Hälfte der Breite, die es am Vorderrande hat, verengt
wird. Auf den Hinterllügeln steht der Querstreif der Wurzel
näher und ist, wie auch auf den Vorderflügeln, tiefer gezälmt
als gewöhnlich bei Variegata. Der Flügelschnitt ist ganz
der von Mueidaria.
Ich habe das Exemplar jetzt nicht mehr zur Hand und
früher versäumt zu untersuchen, ob es nicht etwa ein Kunst-
product, eine Mueidaria mit von kunstfertiger Hand ange-
setztem Ko])fe von Variegata sei. Dieser sonst nahelie-
genden Erklärung widerspricht indess die, wenn auch nicht
sehr bedeutende, doch immer bemerkenswerthe Verschiedenheit
der Fühler von denen normaler Variegata- Männchen. Ist es
das Kind einer illegitimen Ehe zwischen Mueidaria und Va-
riegata? Oder giebt es wirklich eine dritte, noch nicht be-
aclitete Art, welche zwischen den beiden genannten die Mitte
hält? Genaue Untersuchungen der in den Sammlungen vor-
handenen Exemplare werden vielleicht hierüber Aufschluss
geben, noch sicherer Beobachtungen an den Fundorten, zumal
da, wo beide Arten zugleich vorkommen.
Als sichere Heimatländei- von Mueidaria kenne ich nur
Mittel- und Süd -Frankreich und Spanien. Wenn Ghiliani's
und Mann's Mueidaria nicht etwa zu Variegata gehören, kommt
sie auch in Italien, Krain, Istrien und Dalmatien vor. Von
Variegata sah ich Exemplare aus Frankreich, der Schweiz,
Süd-Tyrol und Giiechenland. Bei Meran fand ich am 17. Juli
1850 gegen ein Dutzend theils frisclie, theils verflogene Ex-
emplaie ap den Wänden einer kleinen Kapelle sitzend und
an derselben Stelle wieder ein paar Stücke am 1. Juli 1858.
Ihre Raupe soll nach Bruand auf Sedum album leben (Mil-
liere zieht Bruand's Beschreibung, Annal. soe. ent. Fr. 1843,
zu Variegata , die ich auch als Falter von Bruand erhieltj.
Die Raupe von Mueidaria lebt nach Milliere (Iconogr. et de-
script. de ciienilles et lepidopt. inedits I. Livr.) nicht von
Flechten, sondern von niedern Pflanzen, besondeis Polygonum
aviculare und Anagallis arvensis; der Falter erscheint zwei-
mal, zuerst aus überwinterten Puppen, Ende März oder An-
fang April, dann im August und September. Variegata da-
gegen überwintern als Raupe, verpuppen sich im April und
scheinen nur eine Generation zu haben. Millieres Beschrei-
bungen und Figuren der Falter lassen übrigens zu wünschen;
265
er nennt z. B. die Fühler von Mucidaria „pubescentes", die
von Variegata „ filiformes 'M
Ob die Nachrichten, welche Wullschlegel (Ent. Ztg. 1859
S. 380) und Wilde (Pflanzen und Raupen Deutschlands II.
S. 410) nach Mittheilungen des Ersteren über die Raupe von
Mucidaria geben, wirklich zu dieser gehören, weiss ich nicht.
Nach Wullschlegel findet eich die Raupe im Aargau auf As-
plenium ruta muraria fast das ganze Jahr hindurch und der
Falter erscheint aus überwinterten Puppen im Frühling und
dann nochmals im Sommer. Ein schönes, allem AnscI.ein nach
gezogenes Stück von Variegata, welches mir Staudinger sandte,
trug auf dem Zettel die Bezeichnung „Aargau'', — ein Um-
stand, der mir die Wullschlegersche Bestimmung verdächtig
macht, da, soweit mir bekannt, nur eine der beiden Arten
in der nördlichen Schweiz vorkommt.
6. Acidalia tessellaria Boisd. Gn.
Herr Dr. Schmidt in Elbing hatte die Güte, mir 7 in
Ostpreussen gefangene Exemplare dieser noch seltenen und
wenig beobacliteten Art zu senden und einen Theil derselben
für meine Sammlung zu überlassen. Ihre Untersucliung lässt
keinen Zweifel, dass sie eine gute, von Immorata, mit wel-
cher sie Herricli-Schäßer und die übrigen deutschen Entomo-
logen als Varietät vereinigen, durch constante Merkmale ver-
schiedene Art ist , wie sich aus dem Nachfolgenden ergeben
wird.
Die Grösse der preussischen Exemplare ist der gut aus-
gebildeten Immorata in beiden Geschlechtern gleich: das
Männchen hat eine Vorderflügellänge von 14, das Weibchen
von 13 Millimetern. Der Bau des Körpers, der Mundtheile,
Fühler und Beine ist ebenfalls bei beiden Arten derselbe,
höchstens sind die Beine bei Tessellaria ein wenig länger und
schlanker. Bei beiden Arten sind die männlichen Hinterschie-
nen spornlos, dem Tarsus an Länge ungefähr gleich, schwach
gekrümmt und an der Innenseite etwas ausgehöhlt, mit einem
von der Spitze der Schiene entspringenden dünnen, gelblichen
Haarpinsel (den ich übrigens nur bei je einem Männchen jeder
Art deutlich wahrnehmen kann, vielleicht weil er bei den
übrigen angedrückt oder auch verloren gegangen ist). Die
Hinterschienen der Weibchen sind doppelt gespornt. Fühler
der Männchen eingeschnitten, lang und etwas pinselig bewim-
pert, mit einem Paar stärkerer Börstchen an jedem Gliede.
Im Geäder finde ich keinen Unterschied. Die Flügelform
weicht nur in sofern ab, als die Spitze der Vorderflügel etwas
schärfer ist als gewöhnlich bei Immorata, der Saum deutlicher
gezähnt, besonders auf den Hinterflügeln, wo die Saumlinie
18
266
auf allen Adern merkliehe Vorsprünge bildet und die Aus-
randung auf dem Mittelast (Ader 5) und der Zahn auf Ader
4 schärfer hervortreten. Die hervorstechendsten Unterschiede
geben Farbe und Zeichnung der Flügel. Die Grundfarbe ist
weiss, welches aber durch die dunkeln Querstreifen und Adern
sehr eingeschränkt, fast nur in der Form von Fleckenbinden
erscheint, von welchen die an der äussern Seite der beiden
mittlem Querstreifen und die Wellenlinie am reinsten bleiben.
Während bei Immorata die ganze Flügelfläche, dunkle und
helle Stellen (höchstens mit Ausnahme der Wellenlinie), dicht
und gleichmässig mit feineu schwarzbraunen Atomen bestreut
ist, bleiben die Fleckenbinden bei Tessellaria rein weiss oder
zeigen nur hier und da sehr vereinzelte schwarze Stäubchen.
Dagegen concentiirt sich der schwarzbraune Staub auf den
dunkeln Querstreifen, die er fast noch dichter und dabei un-
gleicher, fleckiger bedeckt als bei Immorata. Ueber die Vor-
derflügel laufen, wie bei dieser, 5 solcher Querstreifen, von
denen die beiden letzten sehr breit, bindenförmig sind und
ein dunkles Saumfeld bilden, welches sich erst dicht vor der
Saumlinie in Form einer m eisslichen Querlinie wieder aufhellt
und in seiner Mitte von der Wellenlinie durchschnitten wird.
Der erste Querstreif zunäclist der Fiügelbasis ist sehr schwach
ausgedrückt, bei einigen Exemplaren kaum angedeutet, die
beiden mittlem, welche ziemlich nahe aneinander parallel
herabziehn, sind am autfallendsten und charakterisch von denen
bei Immorata verschieden. Sie sind viel schmaler, schärfer
und dunkler, tief und scharf gezähnt — bei Immorata breit,
den übrigen ähnlich, gewellt oder nur undeutlicii und stumpf
gezähnt. Die Wellenlinie ist aus 7 bis 8 grösseren rein weis-
sen, durch die Adern mehr oder minder stark getrennten
Fleckchen zusammengesetzt, von denen die beiden meist zu-
sammengeflossenen im Innenwinkel und die beiden vom
Mittelast getheilten die ansehnlichsten und am weitesten Wur-
zel wärts gejückten sind. Die beiden dazwischen stehenden
i<ind dem Saume am meisten genähert und mondförmig. Die
Farbe der dunkeln Streifen ist ein eigenthümliches Thonbrauu,
eigentlich lehm- oder .scherbengelb durch schwarzbraunen
Staub verdunkelt. Dieser sciiwarze Staub häuft sich am dich-
testen in der Mitte der Streifen und um die Wellenlinie, wäh-
rend an den Rändern die gelbe Farbe mehr vorherrscht. An
der Wurzel und längs dem Vorderrande ist der weisse Grund
fast ganz durch Gelb und nicht sehr dichten, aber groben
schwarzen Staub verdrängt. Alle Adern sind, wie die Quer-
strfeifen, auf gelblichem Grunde dicht schwarz bestäubt. Auf
der Querader stellt ein scb.wärzlicher Halbmond, der aber
durch den über ihn hinziehenden Querstreil" verdeckt Mird.
267
Die Hinterflügel haben Farbe und Zeichnung der Vorderflügel,
nur steht der Mittelfleck am äussern Rande des Innern Quer-
streifs auf lichtem Grunde und tritt durch meist tiefschxA arze
Farbe stark hervor; es ist ein etwas strichförmig verlänger-
ter Punkt. Saumlinie und Fransen aller Flügel sind besondes
auffallend von Immorata verschieden. Die erstere ist tief-
schwarz, dick, zusammenhängend, nur auf den Adern ver-
dünnt; die Fransen sind rein weiss, auf den Aderenden schwarz-
grau gefleckt, die schwarzen Stellen am Ende eben so breit
als die weissen, an ihrer Wurzel etwas verschmälert. Immo-
rata hat weissgraue, dunkelgrau gefleckte und von einer mehr
oder minder deutlichen dunkelgrauen Linie der Länge nach
getheilte Fransen. Die Unterseite der Flügel ist meist ein
wenig lichter als die obere, sonst dieser an Farbe und Zeich-
nung völlig gleich. Der Körper ist gelblichgrau (gelblich mit
schwarzem Staube), die Farbe der Fühler wie bei Immorata.
Das Weibchen ist etwas kleiner, meist auch etAvas schärfer
gezeichnet, sonst dem Männchen ähnlich.
Als wesentliche Unterschiede von Immorata treten somit
hervor: die stärker gezähnten Flügel, die abweichende Ver-
theilung des schwarzen Staubes derselben, welcher bei Immo-
rata dunkle und lichte Stellen gleichförmig bedeckt, bei Tes-
sellaria fast allein auf die ersteren beschränkt ist; die dunkle
Färbung der Adern, welche bei Immorata gar nicht ausge-
zeichnet sind , die verschiedene Form der beiden mittleren
Querstreifen, die viel dickere Saumlinie und die rein A\eissen,
schwarz gefleckten Fransen. Durch die lichte Färbung des
Grundes, die Gitterzeichnung, welche das Geäder mit den
dunkeln Querstreifen bildet, und die ganz ähnlich gefärbten
Fransen, nicht minder durch Grösse und Habitus erinnert
Tessellaria an Clatlirata, mit welcher sie Boisduval und Giien6e
sogar generisch verbunden haben. Sie ist aber, wie Immo-
rata, nach dem Geäder und dem Bau der Hinterbeine eine
äöhte Acidalia.
Alle verglichenen Exemplare stimmen in den angegebenen
Kennzeichen überein, zeigen nicht den geringsten Uebergang
zu Immorati und überhaupt m enig Abweichendes von ein-
ander. Sie w'iirden von Herrn Kramer bei Gilgenburg in
Ostpreussen gefangen, wo der Falter zahlreich, aber nur an
einer einzigen Stelle flog, während Immorata in jener Gegend
überall vorkommt. Um über die Artrechte sicher zu werden,
erbat ich mir von Herrn Dr. Schmidt ostpreussische Immorata
zum Vergleich und erhielt die normale Art, welche so wenig
als die hiesigen Exemplare und die, welche ich aus Süddeutsch-
land besitze, eine Annäherung an Tessellaria erkennen lassen.
Ueber die Zeit des Vorkommens in Preussen und die
16'
268
Beschaffenheit des Fundorts hat mir Dr. Schmidt nichts mit-
getheilt. Nach Bruand (Catal. d, L6pid. du d6p. du Doubs
p. 123) fliegt Te&sellaria bei Nuits in Burguud vom 13. Juni
bis 15. Juli (nach Guen6e an trocknen, felsigen Stellen).
Bruand sah an 50 Exemplare, von denen kein einziges variirte
und eine Annäherung an Immorata zeigte. Es ist nach alle
dem nicht nöthig, die Entscheidung über die Artreciite bis
zur Entdeckung der erslen Stände zu suspendiren, wie Guenee
es will.
Tessellaria wurde nach Guenee (Phaleu.- X. 112) zuerst
von Boisduval (Gen. 1920) nach einem in Ober-Italien gefan-
genen Exemplare aufgestellt, dann von Duponchel (Suppl. IV.
24 pl. 52 fig. 5) und Herrich-SchäfFer (fig. 227 ^) abgebildet.
Die Figur des letztern ist gut, nur etM'as grösser und plum-
per und etwas grauer gefärbt als meine pieussischen Stücke,
die Saumlinie der HinterfJügel nicht scharf genug gezähnt,
sonst in ümriss und Zeichnung vortrefflich. Auch Guen6e
und Bruand nennen Tessellaria grösser als Immorata, was
also für die südeuropäischen Exemplare gelten mag.
Ausser Ober-Italien, Burgund und Preussen ist mir kein
Fundort von Tessellaria bekannt. Sie wird sich wohl auch
an andern Stellen Mittel-Europa's nocli finden lassen, scheint
aber in ihrem Vorkommen an bestimmte Localitäten von ge-
ringer Ausdehnung gebunden zu sein.
Rhoden, im Slärz 1865.
269
Zwei neue Wepticulen
von
m, F. ^l^ocke.
Am 17. September vorigen Jahres untersuchte ich auf
sumpfigen Wiesen bei Breshiu Aviederum die bisher immer
vergeblich besichtigten Blätter von Sanguisorba officinalis,
um daran vielleicht die bisher nur in England beobachtete,
aber an Poterium Sanguisorba lebende N. Poterii Stt. zu fin-
den. Das Glück war mir diesmal günstig, ich entdeckte
einige Minen mit tsiner dunkelgelben Raupe mit bräunlichem
Kopf, auf welche Stainton's Beschreibung der Raupe von Po-
terii passte, obwohl meine Raupen nur im jüngeren Alter so
gefärbt waren, wie Stainton angiebt, kurz vor dem Verlassen
der Minen dagegen eine mehr rothgelbe Farbe annalimen.
Natürlich suchte ich nun fast täglich an Sanguisorba und
fand bis Ende des Monats im Ganzen einige 30 Raupen, von
welchen jedoch nur der kleinste Theil die angegebene Fär-
bung zeigte, die meisten waren grünlichgelb mit dunklerem
Kopf und Hessen mich vermuthen, dass zwei verschiedene
Arten die Pflanze bewohnen. Diese Erwartung wurde zu mei-
ner Freude durch die gelungene Zucht bestätigt. Am 2. und
7. Februar erschienen im warmen Zimmer zwei Neptikeln,
die sehr gut mit Stainton's Beschreibung von N. Poterii über-
einstimmen, so dass ich sie für diese Art erklären zu müssen
glaube. Ende Februar bis Mitte März kamen noch acht Ex-
emplare aus, die einer neuen Art angehören, deren Beschrei-
bung folgende ist:
Nept. Sanguisorbae.
Capillis ochraceis vel obseure ferrugineis, penicillis oclira-
ceis, antennarum conchulis. flavescentibus; alis anterioribus
grossiuscule squamatis fusco-griseis vix violaceo-micantibus.
Expansio alarum 4 — 4y3mm.
Am ähnlichsten erscheint die Art einer kleinen Rufica-
pitella Hw., doch zeigen bei genauer Betrachtung die Voi der-
flügel keine in der Spitze concentrirte violette Färbung, höch-
stens einen gleichmässig über die ganze Flügelfläche verbrei-
teten sehr schwachen violetten Schein, ausserdem ist die
Bescliuppung eine gröbere und Sanguisorbae nähert sich hier-
durch der kleineren und bleicheren Rhamnella HS.
Kopfhaare ochergelb, in der Mitte des Scheitels am dun-
kelsten, manchmal bräunlich rostfarben. Nackenschöpfe ocher-
gelb. Fühler des $ von ^^ der Vorderflügellänge, beim <^
270
etwas länger, braungrau; Augendeckel ziemlich gross, gelb-
lichwei.ss bis lielit ocliergelb. Rücken braun , ein wenig erz-
scliimmernd. Hinterleib schwärzlich, Beine braungrau mit
gelblichen Füssen. Vorderflügel gleichmässig grob beschuppt,
braungrau, schwach erzfarben, bisweilen, etwas violettlich
scliimmernd. Franzen braungrau, an den Spitzen lichter grau.
Hinterflügel dunkelgrtiu. Unterseite einfarbig dunkel bräun-
lichgrau.
Die grüngelbe Raupe hat einen liclitbraunen Kopf und
minirt die Blätter von Sanguisorba officinalis in mehrfach
gewundener, bisweilen sich durchkreuzender Mine mit unregel-
mässig unterbrochenem braunem Kothgang. Die meisten Rau-
pen fand ich an den unteren älteren Blättern der Pflanze,
während Poterii seltener an diesen, vorzugsweise an den klei-
neren am Blüthenstengel stehenden Blättchen minirt. Das
Gespinnst ist eiförmig, ziemlich flach und von gelbbrauner
P'arbe.
Nept. Aterrima.
Capillis nigris, antennarum conchulis cinereis; alis ante-
rioribus grosse squamatis fusco - nigris , fascia media albida
obsoleta, ciliis post lineam nigram cinereis. Exp. alarum
4y2 mm.
In Heinemann's Gruppe XI gehörig und mit Agrimoniella
und Atricollis am nächsten verwandt, obgleich von robusterer
Gestalt, durch die ganz verloschene Binde von allen bekann-
ten Arten verschieden.
Fühler von halber Vorderflügellänge, schwarz. Fühler-
muschel klein, dunkelaschgrau. Behaarung des Kopfes und
Thorax schwarz. Hinterleib und Beine braungrau. Vorder-
flügel grobschuppig mattschwarz. Dicht hinter der Mitte ver-
läuft eine wenig sichtbare, etwas nach aussen gekrümmte,
weissliche oder graue schmale Binde. Franzen aschgrau, an
der Wurzelhälfle durch grosse schwarze Schuppen bedeckt,
deren Enden eine deutliche Theilungslinie bilden. Hinterflügel
und Unterseite aschgrau. Die Raupe dieser Art lebt auf Cra-
taegus und muss der von Atricollis sehr ähnlich sein, denn
ich erzog meine zwei Exemplare aus Raupen, die ich Mitte
September bei P'reiburg in Sohlesien als Atricollis eingesam-
melt hatte, unter vielen Exemplaren dieser Art.
271
Preisaufgabe der Leopoldino-Carolina*).
Um die Akademie möglichst mit den Beschlüssen der
allgemeinen Versammlung der deutschen Naturforscher und
Aerzte in Wechselwirkung zu bringen und zu erhalten, wen-
dete sich das Präsidium**) im vorigen Jahre nach Giessen an
Herrn Prof. Dr. Leuckart. Die Versammlung wählte eine
Commission***) und stimmte dem von dieser gemachten Vor-
schlage einer neuen Preisfrage bei.
Dieselbe lautet:
Die vollständige Erläatemng der Verhältnisse zwischen
geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Fortpflanzung
der Insecten durch Untersuchung der Generationsver-
hältnisse der Phytophthiren (Apis, Goccus, Ghermes).
Der Zeitpunkt für die Beantwortung ist auf
den 1. ^epteinber 1§69,
der erste Preis auf 60 Louisd'or, das Accessit auf 30
Louisd'or festgesetzt.
Die Concurrenzschriften müssen in deutscher oder latei-
nischer Sprache verfasst, unter den gewöhnlichen Bedingungen
bis zu obigem Termine an das Präsidium der Akademie ein-
gesendet werden.
*) Abgedruckt aus Heft V No. 1, 2 der Acta Leopoldino-Caro-
lina, April 1865.
**) Herj* Geh. R. Dr. C. G. Carus in Dresden.
***) Bestehend aus den Herren Professoren Leuckart, Troscliel,
Pagenstecher, Forstrath Hurtig und dem Redacteur dieser Zeitung.
272
Ueber das Lepidopteren-Genus Colias, wie es in
Staudinger's Catalog aufgestellt ist,
vom
Forstmeister IVerneburg in Erfurt.
Herr Dr. Herrich-Schäffer sagt im 6. Bande seiner Syste-
matischen Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa pag. 21
bezüglich der Gattung Colias:
„Die Grenzen zwischen den Arten dieser Gattung sind
sehr unsicher; je mehr Exemplare aus verschiedenen Gegen-
den man vergleicht, desto unsicherer erscheinen die specifischen
Mei-kmale, welche für die gewöhnliclieren Arten ausreichen."
Wie richtig diese Bemerkung ist, geht unter Anderem
auch aus den Fragezeichen hervor, die sich in Staudinger's
Catalog pag. 3 bei den im Genus Colias aufgezählten Arten
finden. Obwohl Herr Staudinger mehrere Jahre später schrieb,
als Herrich -Schäfter, und sehr viel Material zur Benutzung
hatte, ist er doch nicht ganz in's Klare gekommen. Es dürfte
hieraus wohl der Scliluss gezogen werden können, dass das
Genus Colias nicht sowohl viele gute Arten umfasst, als viel-
mehr wenige stark variirende Arten*). Von diesem Gesichts-
punkte ausgehend, kann es niclit ohne Interesse sein, zu
untersuchen, wie die im Genus Colias als sichere oder ver-
*) So lange es an einer festen Definition des Begriffes „Art"
fehlt, kann Jeder sich darüber seine besondere Ansicht bilden. Ich
meines Theils erkenne als eine gute Art nur die an, die in allen Ent-
wickelungsstufen solche Kennzeichen darbietet, durch die sie mit
Sicherheit jederzeit von anderen Arten desselben Genus unterschieden
werden kann. Insbesondere muss das ausgebildete Insect solche Ver-
schiedenheiten in der Zeichnungsanlage darbieten, von denen mit
Grund anzunehmen ist, dass sie nicht in die Zeichnung der Nächst-
verwandten übergehen könne. So z. B. halte ich die Mel. Parthenie
Borkh. nicht für eine gute Art, obwohl sie in manchen Gegenden
constant vorkommt und mit Mel. Athalia untermischt fliegt, son-
dern ich halte sie für eine Abart der Athalia, erzeugt durch ver-
schiedenes Futter und constant bleibend, weil die Weiber der Par-
thenie aus Instinkt ihre Eier wieder an die Futterpflanze legen, an
der sie selbst als Raupe gelebt haben. Ich weiss, dass diese Ansicht
angefochten werden kann. Ich spreche sie aber auch nur hier aus,
um meinen Standpunkt in dieser Beziehung zu bezeichnen, nicht um
sie Anderen aufzudrängen oder gar Anlass zu Streitigkeiten zu geben,
im Gegentheil vielmehr, um von vornherein Streitigkeiten über man-
ches, was ich in obigem Aufsatze ausgesprochen habe , vorzubeugen.
273
meintliche Arten vereinigten Schmetterlinge naturgemäss zu-
sammen gehören.
Als Kennzeichen, die zu diesem Behufe im vorliegenden
Falle für gute zu erachten sind, habe ich nur folgende zu
erkennen vermocht:
1. der schwarze Saum des Hinterrandes der Oberflügel
ist bei c^ und $ gefleckt;
2. der schwarze Saum des Hinterrandes der Oberflügel
ist beim ,^ ungefleckt, beim $ gefleckt;
3. der schwarze Saum des Hinterrandes der Oberflügel
ist bei (^ und $ ungefleckt.
Anmerk. Es giebt zM'ar Varietäten des Pap. Palaeno,
deren Weiber einen gefleckten Saum der Oberflügel
zeigen; die Flecken stehen dann aber entscliieden
näher am inneren Rande des schwarzen Saumes,
als bei den Arten, wo die Weiber standhaft einen
gefleckten Saum haben. Auch finden sich bei Pa-
laeno nie Flecken im schwarzen Saume der Vorder-
flügel.
4. Das Vorhandensein oder Fehlen eines tropfenartigen
orangefarbigen Flecks an der Basis der Hinterflügel
auf der Oberseite beim i^.
6. Die Form der Vorderflügel, in sofern deren Vorder-
rand convex oder geradlinig, fast concav ist.
H. Das Vorhandensein eines schwarzen Mittelpunktes der
Oberflügel, oder eines feinen scliwarzen Ringes.
Anmerk. 1. Dieses Kennzeichen kann bei Varietäten
ganz versch\A'inden, wo es aber vorhanden ist, er-
scheint es mir constant. Palaeno und dessen Nächst-
verwandte haben den Ring, die andern Arten den
Fleck und selbst wenn dieser Letztere weiss gekernt
ist, hat er keine ringförmige Gestalt.
7. Die Grösse im Verein mit mehreren der ad 1 bis 6
genannten Kennzeichen.
Mit Hülfe dieser Kennzeichen gelangt man zu folgendem
Schema:
274
Der Hinterrandssaum der Oberflügel bei (^ und
$ gefleckt
Genus
Colias.
Der Hinterrandssaum
der Vorderflügel beim
^ ungefleckt, beim $
gefleckt.
Die Hinterflügel des
(^ am Vorderrande nach
der Basis zu mit einem
tropfenartigen orange-
farbenen Fleck.
Die Hinterflügel des
1^ am Vorderrande nach
der Basis zu ohne einen
tropfenartigen orange-
farbigen Fleck.
Der Hinterrandssaum der Oberflügel bei o und
$ ungefleckt • • • •
275
• • • • • ' ■ • • H y a 1 e L.
var. Phicomone Esp.
var. Nastes Boisd.
vav. Rossii Guenee.
var. Melinos Eversm.
Der schwarze Saum der Hinter- Edu&a Fabr.
flügel am Innenwinkel zugespitzt. aberr. Heiice H. $.
var. Helene Bischh.
var. Heldreichi Std.
< var. Fieldii Menetrie.
var. Aurorina HS.
Der schwarze Saum der Hinter- Myrmidone Esp.
flügel am Innenwinkel stumpf. var, Eos HS. tig. 395.
var. Libanotica Led.
aberr. T h i s o a M 6netr.
var. Aurora Esp.
Der ,j^ mit breitem, an der In- Erate Esp.
nenseite tief ausgezacktem, tief- aberr. Pallid a Staud.
schwarzem Saume, der auf den
Unterflügeln bis in den Innenwin-
kel reicht. Der Mittelfleck auf der
■ Unterseite der Hinterflügel gegen
den Hinterrand nicht zugespitzt.
Der Vorderrand der Oberflügel
convex. Grösse wie Edusa.
Der o mit schmalem, wenig aus- Chrysotheme Esp.
gezacktem, mattschwarzem Saum. var. Hecla Lef.
der auf den Unterflügeln nicht bis (Boothii Staud.)
zum Innenwinkel reiclit. Der Mit- HS. fig. 459 $.
telfleck auf der Unterseite der var. Boothii Curtis
Hinterflügel gegen den Hinterrand (HS. fig. 39 i^J)
zugespitzt. Der Vorderrand der var. Chione Curtis.
Oberflügel horizontal. Grösse un-
ter Edusa.
••• Palaeno L.
var. Philomene H.
var. Europomene 0.
var. Pelidne Boid.
var. W e r d a n d i Zett.
276
I.
Erläuterungen zur Hyale-Gruppe,
Hyale, Phicomone, Nastes und Melinos halte ich
nicht für specifisch verschieden. Hyale ist die Form der
westlichen Ebene, Phicomone, deren Raupe der H y a 1 e-Raupe
so ähnlich ist, ist die alpine Form der gemässigten Zone,
vielleicht durch eine besondere nur den Alpen eigene Futter-
pHanze constant gemacht. An ihre Stelle tritt im Osten (Si-
birien), wo Phicomone nicht vorzukon^men scheint, Meli-
nos. Im hohen Norden ändert Phicomone in Nastes um.
Was die Figuren betrifft, die Eversmann im Bull. Mose.
1847 III 3—6 und Tab. IV fig. I — 2 giebt, so gehören sie
alle unzweifelliaft zu Melinos, und es ist entschieden ei^i
Versehen, wenn Eversmann a. a. 0. die Figuren der Tab. IV
als o zu Chloe ziehet. Diese letzteren Figuren entsprechen
vollständig den fig. 626 und 627 bei Herr.-Schäfter,
Die Abbildungen \on Nastes in Boisduval Icon. PI. 8
fig. 4—5 ((^) und in Godart-Dup. Suppl. I PI. XV fig. 4 — 5
(¥} stellen die Labrador'sche Form dar, während Herr.-Sch.
fig. 37—38 ($), 401-402 (,^) die Lappländische Form ge-
geben hat.
Col. Rossii Guenee (Annales de la Soc. Ent. de France
IV p. 199) ist wohl ohne Zweifel eine Abirrung von Na-
stes. Alles, was Guenee a. a. 0. über diesen Sclimetterling
sagt, passt fast genau auf die Figuren von Nastes, die Herr.-
Schäßer gegeben hat.
II.
Erläuterungen zur Edusa - Myrmidone - Gruppe.
Als Unterschiede zwischen Edusa und Myrmidone in
der Stammform und nach frischen Exemplaren nehme ich
ausser der Differenz in der Grundfarbe an:
1. Myrmidone o hat einen verhältnissmässig schma-
leren schwarzen Saum aller Flügel, dessen Färbung
aber ein tieferes Scliwarz als bei Edusa ist;
2. dieser Saum ist bei Myrmidone (^ auf den Ober-
flügeln gelb gepudert, auf den Unterfiügeln nicht; bei
Edusa zeigen Ober- und ünterflügel keinen derartigen
Unterschied ;
3. der schwarze Saum der Unterllügel ist bei Myrnii-
done (^ durchgängig last gleich breit, jedenfalls aber
gegen den Innenwinkel nicht zugespitzt, während
er bei Edusa o io der Mitte seiner Länge merklich
277
breiter als an beiden Enden, jedenfslls aber gegen den
Innenwinkel zugespitzt ist;
4. Das $ von Myrmidone hat kleinere, schärfer abge-
grenzte leuchtende gelbe Flecken im Saume der Ober-
flügel uls Edusa -9.
Ob diese Unterschiede wirklich durchgreifend stichhaltig
sind , kann nur an einer sehr grossen Zahl von Exemplaren,
wie sie mir nicht zu Gebote stellt, oder durch die Zucht fest-
gestellt werden. Aber selbst, Avenn dies gesciiieht, sclieinen
mir jene Unterschiede nicht von solcher Bedeutung zu sein,
um Edusa und Myrmidone als zwei gute Arten danach zu
trennen. Vielmehr hege ich unmassgeblich folgende Ansicht:
Die Edusa - Myrmid one- Gruppe gehört wesentlich dem
Osten an; sie erreicht im südöstlichen Asien ihre höchste
Ausbildung (Aurora-Auror ina); nach Nordwesten hin ver-
liert sie an Grösse und Farbenpracht und hat nur eine Ge-
neration (Edusa). Myrmidone ist eine durch wärmeres
Klima und günstigere Nahrung zur doppelten Generation
gebrachte Modification der Stammform, die deshalb auch im
ungünstigeren Klima — nordwestliclies Europa — nicht mehr
gedeihet, die aber da, wo das Klima ihr zusagt und ihre
Futterpflanze wächst, sich dauernd erzeugt, weil sie ihre
Eier — instinktmässig — immer wieder an die Futterpflanze
setzt, an der sie selbst als Raupe gelebt hat. Daher kommt
in Schlesien Edusa (auf Cytisus austriacus) und M y r m i d o n e
(auf Cyt. capitatus Jacquin) in einer und derselben Gegend
vor. (cfr. Stett. Ent. Ztg. 1862 p. 146.)
Was an dieser Ansicht richtig ist, kann mit voller Ge-
wissheit nur durch sorgfältige Züchtungsversuche festgestellt
A^ erden.
Immerhin sind zunächst die oben angegebenen Unter-
schiede zwischen Myrmidone und Edusa von der Art, dass
man danach die Arten der Edusa-Gruppe ordnen kann. Mei-
ner Ansicht nach muss dies in folgender Weise geschehen''''):
1. Edusa Fabr. Die Form des westlichen Flach- und
Hügellandes scheint östlich nicht über das europäische Fest-
land (Ural, Kaspisches Meer) hinaus zu gehen, cfr. M6nelr.
"■') Da ich einige Arten nicht in Natura, sondern nur im Bilde
vergleiclien konnte, so ist es möglich, dass Irrungen untergelaufen
sind, weil die feinen Unterschiede, auf die es hier ankommt, im Bilde
schwer zu geben sind, auch wohl vom Künstler, wenn er nicht be-
sonders darauf hingewiesen wird, nicht wahrgenommen werden, ja
selbst vom Beschreiber ausser Acht gelassen werden, oder — wenn
er nach abgeflogenen .Stücken beschreibt -- gar nicht angegeben wer-
den können.
278
Cata). — Als zuerst aufgestellte Art für die Stammform an-
zunehmen.
Heiice H. Die weisse Au.saitung des V. Hb. fig. 440.
a. var. Helena Bischof. H.-S. 206—207.
b. var. Hei dr eich i Staud. Milliere Iconographie de
Chenilles et Lepidopteres inedits. 1859 Tab. 40 (J$.
Vom Veluchi-Gebirge in Griechenland in 7000 — 8000
Fuss Höhe.
Westlichste Bergform der Aurorina.
c. var. Fieldii Menetr. Catal. de la Collect. Entom. de
racademie imperiale des Sciences de St. Petersbourg T.
I fig. .5 1-^. — Vom Himalaya.
Hochgebirgsform der Col. Aurorina.
d. var. Aurorina H.-S. fig. 453 — 456 ,^^ (vom -f die
weisse Varietät, ähnlicli Heiice H.
Tamara Nordm.
Chr3^socoma Eversm. Bull, de la soc. des Nat. de
Moscou 1851 p. 622. — Menetr. Cat. p. 8U.
Vom Caucasus. Höchste Ausbildung; Form des öst-
lichen Hügellandes.
Hieher geliört Tamara Freyer fig. 566.
2. Myrmidone Esj». Die Form des westlichen Flach-
und Hügellandes. — Als zuer^;t aufgestellte Art iür die Stamm-
form anzunehmen.
Hierher gcl.ö t als Varietät fig. 3Ü3 bei H.-S.
In den Orenburgischen und Kirgisischen Steppen und im
Kaukasus (Menetr. Cat.j
Hierlier gehört als Citat: Godart-Dup. Suppl. I PI. XIV
fig. 3 — 5 F. rjif . Der Text ergiebt, dass Myrmidone gemeint
sei; die Bilder sind dürftig, die Grundfarbe sehr bleich, der
schwarze Saum der HintertJügel des rS nicht charakteristisch,
zu weit vom Innenwinkel endend.
a. var. Eos H.-S. fig. 395-396 5.
Vom Ararat.
a. aberr. Thisoa Menetr. Catal. Tab. 1 fig. 6 ^.
Nur einmal auf dem Schadach-Gebirge, westlich
vom Kaukasus, bei 8000' Höhe gefunden.
b. var. Libanotica Led. Wien. Ent. Monatschr. Bd. 2
1858 Tab. 2 fig. J — 2 jV. 2 r^ und 3 V vom Gipfel
des Libanon.
OesLliche Gebirgsform.
c. var. Aurora Esp. H.-S. fig. 204 — 5 o, 405 — 6 $.
Chloe Eversm. Die weisse Ausartung des ^'. Form
des östlichen Flach- und Hügellandes (Sibirien).
Hierher gehören noch l'olgende Citatc:
Esp. Tab. 83 fig. 3 J.
279
Hübn. fig. 544-45 ^.
M^netr. Catal. p. 81 Tab. VIII fig. 1-2 6^. Fig. 2
soll nach der Beschreibung ein $ sein, ist aber sicher,
sowohl nach der Form des Leibes, als nach dem un-
gescheckten Hinterrandssaume ein t^.
Boisd. Icon. PI. 7 fig. 1-4 F. ,^$ p. 35.
Godart-Dup. Suppl. PI. VI fig, 4—5 F. ,^ eine man-
gelhafte Abbildung.
H.-S. fig. 397 Eos c^-).
Bemerkungen zu den einzelnen Arten:
Helena Bischli. rechne ich zu Edusa,
1. weil der schwarze Saum auf Vorder- und Hinterflügeln
mattschwarz (gelb bepudert) ist;
2. weil der schwarze Saum der Hinterflügel beim rfi^, ob-
wohl überhaupt schmal, doch nach dem Innenwinkel
deutlich spitz zulaufend ist;
3. weil die Grundfarbe der Oberseite mehr der von Edusa,
als der von M y r m i d o n e entspricht ;
4. weil auch die ganze Form des Falters der von Edusa
ähnliclier ist als die von Myrmidone;
5. weil diese Col. Helena der Col. Heldreichi so ähn-
lich ist, dass sie kaum davon geschieden werden mag.
Heldreichi Staud. rechne ich zu Edusa,
1. weil sie in Form und Färbung der Edusa mehr gleicht
als der Mj'rmidone;
2. weil beim rj der schwarze Saum der HinterHügel, ob-
wohl schmal, doch deutlich spitz gegen den Innen-
winkel verläuft;
3. weil beim $ die gelben Flecken im schwarzen Saume
mattgelb und nicht sehr scharf begrenzt sind, wie das
auch bei Edusa V der Fall, während Myrmidone
$ diese Flecken scharf begrenzt und rein gelb liat;
4. weil sie, wie auch Staudinger (Ent. Zeit. 1862 p. 2(i0
selbst sagt) der Aurorina ähnlicher ist als der Au-
rora, ich aber Aurorina mit Edusa verbinde.
Die Gründe, die Hr. Staudinger anführt, um die Col.
Heldioichi als besondere Species hinzustellen, kann ich
"'••) Aurora H. und Eos H.-S. lig. 397 ziehe ich zu Aurora
Esp. , weil 1. der Saum der Oberfliigel bei allen dreien ähnlich ist
ebenso 2. der Saum der Unterllügel von gleicher Form, 3. bei Au-
rora H. und Eos H.-S. vor dem Saume der Unterflügel gelbrothe
Flecken stehen, die ich nur bei ächten Aurora Esp. so gefunden
und endlich 4. weil alle drei den Mittelfleck auf der Oberseite der
Hinterlliigel bleicher als die Grundfarbe haben.
280
durchaus nicht für genügend halten. Die Coliaden haben bald
mehr, bald weniger eine grüngelbe Färbung; sie zeigen bald
mehr, bald weniger einen schwärzlichen Anflug (cfr. Helena,
Chloe und Phicomone), zumal im Gebirge und ebenso findet
man bald mehr, bald weniger einen bläulichen Schiller auf
der Oberseite an denselben.
Fieldii Menetr. rechne ich zu Edusa resp. Aurorina
wegen der Form des schwarzen Saumes der Hinterflügel der
des (3\ der so gestaltet ist wie bei Aurorina, namentlich
in dem Innenwinkel spitz ausläuft. Diesem Fieldii ähnlich ist
Tamara Freyer fig. 566.
Aurorina H.-S. rechne ich zu Edusa
1. wegen des breiten schwarzen Saumes der Vorderflügel
und des gegen den Innenwinkel zugespitzten Saumes
der Hinterflügel beim r^;
2. weil der ad 1 gedachte Saum auf Vorder- und Hinter-
flügeln des (^ mattschwarz (gelb bepudert) ist;
3. weil das ? in der Abweichung mit weisser Grund-
farbe H.-S. fig. 455 ganz der Heiice H. analog ist.
Hierbei ist zu bemerken, dass die Stammform dieses $
der Stammform der weiblichen Edusa entspricht, d. h. eine
rothgelbe Grundfarbe hat. Es findet sich die Beschreibung
dieses ^ in Menetr. Catal. p. 80 bei Chrjsocoma. Diese
Chrysocoma ist unzweifelhaft = Aurorina H.-S. und wenn
man die dort gegebene Beschreibung des 2 mit fig. 455 bei
H.-S. vergleicht, so findet man, dass sie genau auf letztere
Figur passt, nur mit oem Unterschied, dass das ? von Chry-
socoma Eversm. eine gelbe Grundfarbe hat.
Unrichtig ist es deshalb auch, dass in Menetr. Catal. H.-S.
fig. 405 und 406 als 2 zu C hrysocoma gezogen sind, welche
Unrichtigkeit schon daraus hervorgeht, dass Menetries in der
Beschreibung des $ von Chrysocoma selbst drei Verschie-
denheiten gegen die fig. 405 — 6 bei H.-S. hervorhebt, die gar
nicht unwesentlich sind und die zugleich deutlich ergeben,
dass das $, das Menetries beschreibt, in den Zeichnungen der
fig. 455 bei H.-S. mehr entspracli, als der fig. 405.
Uebrigens vergleiche man die Bemerkungen zu Col. Au-
rora.
Eos H.-S. fig. 395—396 rechne ich zu Myrmidone,
1. weil die scliM-arze Saumbinde der Oberflügel sich am
Vorderrande bis gegen die JMitte desselben ziehet; bei
Edusa 2 deckt sie den Vorderiand nur etwa bis zu
Eindrittheil ;
2. weil die gelben Flecken der Kandbinde sehr scharf
begrenzt und sehr rein gelb sind;
u. M'egen der hoch lothgelben Grundfarbe, wegen der
281
tiefscliMarzen Färbung der Randbinde und dem sehr
rothgelben Mittelfleck der Oberseite der Hinterflügel.
Dafs diese Eos ein V sei, obwolil sie im Bilde einen
männliclien Hinterleib zeigt, darüber kann wohl kein Zweifel
bestehen.
Thisoa M^netr. halte ich für eine Abirrung von Eos
oder Libanotica (die einander sehr nahe stehen)
. 1. wegen der hoch rothgelben Grundfarbe der Ober-
flügel;
2. wegen des hochrothen Mittelfleckes auf der Oberseite
der Hinterflügel.
Dass diese Thisoa, die an Grösse und Flügelschnitt
einem $ von Myrmidone gleicht, ein $ ist, geht aus dem
kurzen, plumpen Bau des Leibes, noch mehr aber daraus her-
vor, dass der schwarze Saum der Oberflügel gelb gefleckt ist.
Die Flecken sind zwar nur angedeutet; das kann aber nicht
wundern, da der Charakter dieser Abirrung — weiter ist
Thisoa nichts — eben darin besteht, dass die Flügel — die
oberen groscentheils , die unteren ganz — auf der Oberseite
mit einem russigen Schwarz überzogen sind. Das Bild zeigt
zwar nur zwei Spuren von den gedachten gelben Flecken,
im Text wird aber ausdrücklich gesagt, dass in dem Origi-
nale vier Flecken angedeutet wären.
Libanotica Led. ziehe ich zu Myrmidone,
1. weil der schwarze Saum des o ganz so ist wie bei
Myrmidone, namentlich auf den Unterflügeln, wo er
am Innenwinkel nicht ganz spitz endet;
2. weil das $ einen tiefschwarzen Saum und darin scharf
abgegrenzte, rein gelbe Flecken auf den Oberflügeln
hat;
3. weil die Unterseite des $ sehr der fig. 396 bei H.-S.
gleicht und letztere meiner Ansicht nach zu Myrmi-
done gehört.
Dies Urtheil gründe ich übrigens, wie ich ausdrücklicli
bemerke, nur auf die Abbildung der Libanotica, da ich
das Thier in natura nicht kenne.
Aurora Esp. ziehe ich zu Myrmidone
1. wegen der Form und verhältnissmässig geringen Breite
des schwarzen Saumes der Flügel auf der Oberseite;
2. weil dieser Saum auf den Unterflügeln nicht gelb be-
pudert ist;
3. weil das $ in der rothgelben Stammform dem $ von
Myrmidone entschieden ähnlicher ist als dem ? von
Edusa;
4. weil die Abweichung des V, mit weisser Grundfarbe
19
282
Chloe Eversm., gar nichts Aehnliches mit Edusa
zeigt.
Diese Chloe, die nachdem, was Staudinger in der Stett.
Entomol. Zeitung 1862 p. 258 sagt, unbedenklich als $ zu
Aurora gezogen werden darf, zumal auch ihre schwarzen
Zeichnungen ganz so sind wie bei der Stammform von Au-
rora -9 (H.-S. flg. 405), insbesondere das schwarz angeflogene
Basalfeld der Oberseite der Vorderflügel, ist in sofern von
besonderem Interesse, als aus ihr auf eine specifische Ver-
schiedenheit zwischen Aurora und Aurorina zu schliessen
sein möchte. Denn schon ein oberflächlicher Vergleich zwi-
schen fig. 405 und 455 bei H.-S. zeigt, dass die Chloe von
der weissen Foim des Aurorina- Weibes ganz wesentlich
verschieden ist. Ganz besonders ist dies aber der Fall be-
züglich des Mittelfleckes der Unterflügel. Dies ist bei Chloe
weiss wie die Grundfarbe, bei dem weissen $ der Aurorina
dagegen hoch pomeranzengelb. Und dieser Unterschied ist
um so erhebliclier, als er sich auch an den Männern von Au-
rorina und Aurora zeigt.
Bei Aurora o ist jener Fleck bleicher als die Grund-
farbe, bei Aurorina ,-^ dagegen lebhafter roth als die Grund-
farbe.
Aus diesen Unterschieden könnte man nun auch rück-
wärts weiter schliessen, dass Edusa und Myrmidone spe-
cifisch verschieden sind , wenn man nämlich , wie ich oben
gethan, Aurora als Varietät von Myrmidone und Auro-
rina als Varietät von Edusa annimmt. Will oder kann man
das nicht, vereinigt man vielmehr Myrmidone mit Edusa,
dann muss meines Ei achtens Aurorina zu Edusa gezogen
werden — schon wegen der grossen Aehnlichkeit der Wei-
ber — und in Aurora eine ganz besondere Art erkannt
werden.
III.
Erläuterungen zur Erate-Chrysolheme-Gruppe.
Als specifische Unterschiede zwischen Erate (Neriene)
und Edusa weiss ich allerdings keine anderen aufzufinden,
als die in der oben gegebenen Uebersicht schon angedeuteten:
die grössere Breite, tiefere Ausbuchtung und kohlschwarze
Färbung des Flügelsaumes, welche letztere sich auch dann
noch auffällig zeigt, wenn dieser Saum mit schwefelgelben
Atomen überpudert ist.
Ausserdem fehlt der Erate o der tropfenartige orange
F'leck am Vorderrande der Unterflügel , den Edusa o hat,
wodurch sie zur Chrysotheme -Gruppe tritt.
283
Trotz der grossen Aöhnliehkeit zwischen Edusa und
Erate kann ich nicht glauben, dass letztere eine aus der
Vermischung von Eduse mit Hyale hervorgegangene Art
sei, wie bei Herr.-SchäfF. VI pag. 170 angedeutet ist. Denn
wäre Erate eine Bastardart, so würde sie nach bekanntem
Naturgesetz niclit fortpflanzungsfähig sein. Andererseits würde,
wenn eonslatirt würde, dass Erate aus der Begattung von
Edusa mit Hyale hervorgehe, gefolgert werden müssen,
dass Letztere beide nicht specifisch verschieden seien. Das
aber ist denn doch sehr unwahrscheinlicii!
Was demnächst Boothii Curtis betrifft, so ist sie zwar
meines Erachtens nicht specifisch , aber doch in soweit von
Hecla Lef. und jener Boothii, die Staudinger in Finmarken
gesammelt hat, verschieden, dass sie mit diesen Letzteren nicht
unmittelbar identificirt werden kann, wie Staudinger in seinem
Catalog thut. Die ächte Boothii Curtis und Chione Curtis
gehören mit Boothii H.-S. fig. 39 eng zusammen, dergestalt,
dass das Herrich -Schäffer'sche Bild die Uebergangsform von
Boothii zu Chione bildet. Da das Werk von Herr.-Schäff.
wohl mehr in den Händen der Entomologen ist, als die be-
treffende Schrift von Curtis, so will icli zunächst angeben,
wie sich die Abbildungen bei Curtis zu fig. 3!) bei Herr. -
Sehäffer verhalten.
Boothii Curt. o ist etwas grösser als fig. 39, hat einen
etwas breiteren schwarzen Saum der Flügel, der von gelb
gefärbten Adern durchschnitten wird und zeigt nicht die ver-
loschenen schwärzlichen Flecken vor dem schwarzen Saume
(die übrigens in fig. 39 stärker angegeben sind als das Ori-
ginal, das ich verglichen habe, sie zeigt). Auf der Unterseite
ist Boothii Curtis im Diskus unter dem Mittelfleck orange-
farben angeflogen und die schwarzen Flecken parallel dem
Hinterrande sind nicht so lang gezogen wie in fig. 39.
Im Uebrigen finde ich durchaus keinen irgend erheblichen
Unterschied.
* Chione Curtis o ist etwas kleiner als fig. 39, der
schwarze Saum etwas schmaler und matter als an dieser und
nicht von gelben Adern durchbrochen. Der Mittelfleck der
Oberflügel ist orangegelb überdeckt; die orange Färbung auf
den Oberflügeln ist schwächer als bei fig. 3;J und fehlt auf
den Unterflügeln ganz, die demnach einfach gelblich grün,
mit orangefarbigem Mittelpunkt erscheinen. (Von der Unter-
seite giebt Curtis kein Bild.)
Curtis selbst spriclit sich dahin aus, dass diese Chione
wohl kaum etwas anderes als eine Varietät von Col. Boo-
thii sei.
Hiernach dürfte es nicht zweifelhaft sein, dass Boothii
19'
284
Curtis Chione Cuit. und Boot hü H. -Seh. fig. 39 identisch
sind ^0-
Dass alle drei aber auch mit Chrysotheme und Hecla
eng verbunden sind, dafür sprechen folgende Umstände:
1. der orangefarbene Anflug im Diskus der Oberflügel,
2. die Form des schwarzen Mittelfleckes der Oberflügel,
der nach oben und unten zugespitzt ist, daher fast
mondförmig erscheint,
3. die Eigenthümlichkeit, dass dieser Mittelfleck öfters
orangegelb überdeckt ist,
4. der Flügelschnitt,
5. die Eigenthümlichkeit, dass die rothe Einfassung des
weissen Flecks auf der Unterseite der Hinterflügel ge-
gen den Hinterrand zugespitzt ist,
6. Beim Weibe die Form der Fleckenbinde im schwarzen
Saume der Oberflügel; sie sind alle fast gleich gross.
(Bei Edusa undMyrmidone ist der mittlere Fleck
merklich kleiner als die übrigen.)
Nach meiner Ansicht von einer guten Art bestehet nun
ZM'ischen Chrysotheme Hecla (Boothii Stand.) und B o o -
thii Gurt. (H.-S. und Chione Gurt.) kein solcher Unterschied,
dass sie als gute Arten getrennt werden könnten. Vielmehr
erscheint mir Chrysotheme als die Stammform — in Fin-
marken zur höchsten Vollendung (mit ganz orangegelber
Grundfarbe) gelangend, Hecla als die Form des höheren
Nordens und Boothii Gurt, als die Form des höchsten Nor-
dens.
Fig. 459 bei Herr.-Schäff. halte ich für ein $ von Boo-
thii Stand, und zwar wegen der orangegelben Grundfarbe.
IV.
Erläuterungen zur Palaeno- Gruppe.
Dass Palaeno L. und Philomene H. flg. 602 identisch
sind, letztere die Form des höheren Nordens, darüber herrscht
kein Zweifel.
Werdandi H.-S. fig. 41 halte ich entschieden nur für
eine Abirrung des Palaeno und zwar eine weibliche. Denn
1. ist der schwarze Saum auf den Oberflügeln nach innen
nicht scharf begrenzt und zweitens zeigen die Hinterflügel auf
der Oberseite einen lichten Fleck, wie die Weiber von Pa-
laeno.
*) Vergl. auch : Annales de la Soc. entoraol. de France de 1864
Tom. IV., wo Guenee sich in gleicher Weise ausspricht.
285
Werdandi H.-S. fig. 403 ist nichts anderes als ein $
von Philomene H. fig. 602.
Was dagegen Werdandi Zeit, betrifft, so ist sie ein
ganz anderes Thier, das nicht, wie Staudinger in seinem Ca-
talog p. 189 meint, zu Melinos gehört, vielmehr identisch
mit Pelidne und höchstens eine nicht erhebliche Abänderung
derselben ist.
Zum Bevv'eise dessen führe ich Folgendes an:
1. Die Angaben, die Zetterst. über seinen C. W e r d a n d i
maclit, passen nicht auf die fig. 41 bei Herr.-Schäfter,
noch weniger auf Melinos. Die Diagnose lautet bei
Zetterstedt: „alis sulphureis, limbo communi macu-
lari nigro fimbriisque roseis, anticarum strigula sub-
costali fusca; posticis subtus puncto centrali simplici
argenteo."
Diese Diagnose ist nach einem o gemacht, dem einzigen
Exemplare, das Zetterstedt kannte und das auf der Höhe des
Gebirges im nördlichen Lappland gefangen worden war.
In dieser Diagnose ist zunächst bemerkenswerth, dass der
schwarze Saum aller Flügel aus scliwarzen Flecken bestehen
soll; das ist bei H.-S. fig. 41 nicht der Fall, noch weniger
bei Melinos, wo er höchstens schwarz, weisslich gefleckt,
genannt werden könnte. Von Melinos kann aber auch um
deswillen ganz abgesehen werden, weil er keine schwefelgelbe
Grundfarbe hat, nicht in Lappland vorkommt und durchaus
nicht mit Hecla Lef. verglichen werden kann, wie Zetter-
stedt dies mit seinem Werdandi — worauf demnächst noch
weiter eingegangen werden wird, — thut.
In der Beschreibung nennt Zetterstedt seinen Werdandi
„similis Palaeno, sed minor et limbus neque tam late, neque
tam determinate niger ac in illa. Similis quoque Nastes
Boisd. Icon. 4- Tab. 8 fig. 4, 5, sed color sulpjiureus necvi-
rescenti flavus." Mit dem „similis" zeigt Zetterstedt eine
massige Aehnlichkeit an, wie sich klar daraus ergiebt, dass
er bei dem späteren Vergleiche seines Werdandi mit Hecla
sagt, Ersterer sei Letzterem „valde affinis et similis". Auf
den Vergleich mit Nastes Boisd. ist wenig Gewicht zu legen,
denn die bezügliche Figur bei Boisd. PI. 8 fig. 4 stellt zwar
eine von jenen Varietäten des Nastes dar, die noch am er-
sten einen Vergleich mit Pelidne und Hecla zulassen, aber
doch durchaus nicht auf die Beschreibung des Werdandi
Zett. passen. Jedenfalls gleicht aber die fig. 41 bei Herr.-
Schäflf". auch nicht im Geringsten einem Nastes^').
*) Wenn nach der Anmerkung in der Wiener entomol. Monats-
schrift 1860 p. 355 Herr Dr. Wocke erklärt, Werdandi Zett. sei
286
Weiter sagt nun Zetterstedt, an seinem Werdandi be-
stehe der schwarze Saum (und zwar, wie oben schon be-
merkt, auf allen Flügeln) aus zusammen hängenden schwar-
zen Älakeln, sei am Vorderrande der Oberflügel breiter und
nehme dann ganz allmälig an Breite ab, bis er auf den Hin-
terflügeln auf der Mitte des Randes verscliwinde.
Wie kann man diese Angaben auf Herr. - Schaff, fig. 41
anwenden? Dagegen passen sie genau auf Pelidne (^. Man
vergleiche nur Herr.-Sch. fig. 43. Da ist der schwarze Saum
genau wie Zetterstedt beschreibt: durch die starken gelben
Querhtriemen in eine ununterbrochene Reihe schwarzer Ma-
keln zertheilt!
Ferner sagt Zetterstedt, sein Werdandi habe auf der
Oberseite dunkle Adern und ein gleichfarbiges Mittel-Strichel-
chen. Diese Eigenschaften zeigt das Bild von Pelidne fig.
43 bei Herr.-Sch. allerdings weniger, aber bei anderen Exem-
plaren von Pelidne sind sie vorhanden, was sich schon dar-
aus ergiebt, dass Boisduval , der Pelidne zuerst aufgestellt
hat, sagt, bei ihr sei der Mittelfleck der Oberflügel mehr
länglich und gestreckt, als bei Palaeno. Es verhält sich
also bezüglich dieses Fleckes bei Pelidne wie bei andern
Coliaden, er ist bald vorhanden, bald fehlend.
Werdandi H.-S. hat jedenfalls auch keinen schwarzen
Mittelfleck, \vie dies auch in der Diagnose ausdrücklich er-
wähnt wird.
Von der Unterseite des W er d and i sagt Zetterstedt, die
Hinterflügel seien düster grüngelb, mit lichterem Saume, das
Auge rothbraun mit weisser Pupille.
Das passt auf Pelidne mindestens eben so gut wie auf
Werdandi H.-S. fig. 41.
Wenn demnach die directen Angaben Zetterstedt's über
Werdandi viel Jbesser auf Pelidne als auf Werdandi H.-S.
passen, so wird
2. durch das, was Zetterstedt bei Hecla sagt, es noch
unzweifelhafter, dass Werdandi Zett. nichts anderes
als ein vielleicht abgeflogenes o von Pelidne ist.
Hier heisst es nämlich von Hecla: „Valde affin is et
similis Col. Werdandi, alis vero supra fulvo-luteis, nee
sulphureis, subtus magis virescentibus etc.'"'-
Kun vergleiche man Hecla Lef. mit der fig. 41 bei Herr.-
idenxisch mit der lappländischen Nastes, so muss dabei in irgend
einer Weise ein Irrthum zu Grunde liegen , denn es ist ganz unmög-
lich, die Beschreibung des Werdandi bei Zetterstedt mit jener Na-
stes-Form, die sich dem Col. Melinos nähert, in Einklang zu
brinaren.
287
Schaff, und man wird zugeben müssen, dass beide einander
nichts weniger als sehr ähnlich sind! Eben so wenig gleicht
Hecla einem Nastes.
Dagegen zeigen Hecla o und Pelidne o die Aehn-
lichkeit, welche Zetterstedt zwischen seiner Werdandi und
Hecla fand,
Dass Pelidne im Norden Lapplands, der ähnliche kli-
matische und vegetative Verhältnisse mit Labrador, der eigent-
lichen Heimath der Pelidne hat, vorkommen kann, dürfte
wohl keinem Zweifel unterliegen. Soll sie doch sogar bei
Petersburg gefunden worden sein.
Auffallen kann, dass Zetterstedt in der Anmerkung zu
Hecla die Pelidne Boisd. als eine von Werdandi verschie-
dene Species erwähnt. Allein er thut dies nur nach dem
Bilde in Boisd. Icon. 41, 4 Tab. 8 fig. 1—3. Und dass er
in diesen Figuren seinen Werdandi nicht vermuthet, kann
nicht Wunder nehmen, denn:
1. gleicht flg. 1 und 2, der .^ ^ bei Boisduval weit eher
einem Palaeno als einer typischen Pelidne. Na-
mentlich ist der schwarze Saum ganz ohne gelbe
Querstriche ;
2. sagt Boisduval auffallender Weise von seiner Pelidne
p. 41, sie sei etwas grösser als Palaeno; im Bilde
ist sie wenigstens ziemlich so gross wie Palaeno P e-
lidne ist in der Regel kleiner als Palaeno und so
fand Zetterstedt auch seinen Werdandi;
3. zeigt fig, 1 keine Spur eines Mittelfleckes auf der Ober-
seite der Vorderflügel (obwohl Boisduval im Texte
das Vorhandensein eines solchen mit dem Bemerken
erwähnt, dass er röthlich sei);
4. hat die Unterseite der Abbildung des r^ von Pelidne
bei Boisd. fig. 2 eine so gelbliche Färbung wie Pa-
laeno, während die typische Pelidne eine entschie-
den mehr grüngelbe Unterseite hat.
Kurz ßoisduvars Abbildung von Pelidne ist von
der Art, dass sie, wenn das $ nicht mit dargestellt
wäre, entschieden zu Zweifeln Veranlassung geben
• könnte.
Europomene 0. ist identisch mit Philomene Dup.
(Godart-Dup. Suppl. L PI. 47 fig. 3—5 F. ,^$) und dazu ge-
hört fig, 740—741 bei Hübner und fig. 621 bei Herr.-SchäfT.
Philomene Dup, stammte, wie Europomene 0., aus der
Schweiz und sie stimmt in allen wesentlichen Punkten mit
den Angaben bei Ochsenheimer. Nur bezüglich der Grund-
farbe herrscht eine Differenz, indem Ochsenheimer von der
Europomene sagt, sie sei etwas lebhafter gelb als bei
288
Palaeno, während die Bilder bei Duponchel ein bleicheres
Gelb zeigen, das übrigens im Text ohne Weiteres ,gaune-
citron" genannt wird ! Dass aber dieser Umstand nicht von
Erheblichkeit ist, ergiebt sich aus der fig. 621 bei Herr.-Sch.,
die auch ein lebhaftes Gelb hat, während sie im Uebrigen
genau mit fig. 4 ($) bei Duponchel übereinstimmt.
Demnach ist es nicht richtig, wenn Philomene Dup.
in Staudinger's Catalog zu Philomene gezogen M-ird, son-
dern sie gehört zu H. fig. 740 — 1. Auch ist nicht abzusehen,
warum Staudinger von den Duponcherschen Figuren nur 3
und 5 citirt, fig. 4 (V) aber weglässt.
Pelidne scheint mir von Palaeno nicht specifisch ver-
sciiieden und beide Falter möchten wohl in demselben Ver-
hältniss zu einander stehen wie Athalia und Parthenie.
In dieser Ansicht bestärkt mich noch das Bild bei Freyer
fig. 511, wo der Pelidne o einem kleinen Palaeno ähn-
lich sieht und noch mehr die fig. 541 a bei Freyer, ein kleines
Flxemplar von Palaeno aus Schlesien darstellend, das einem
Pelidne ,j^ durchaus ähnlieh ist und dergleichen in Schlesien,
wie im Texte angegeben ist, öfter vorkommen. Herr Pastor
Standfuss hat, so heisst es weiter im Texte bei Frey er, die
Beobachtung gemacht, dass Palaeno sich auf sumpfigen
Stellen im Gebirge immer kleiner zeigt als auf den Flug-
plätzen, im Flachlande. Warum sollte sich in Labrador nicht
etwas Aehnliches wiederholen. Herr Möschler fand dort
auch Pelidne vorzugsweise an sumpfigen Stellen, wo Ledum
palustre, Vaccinium uliginosum und Yitis idaea wuchs. (Vergl.
Stett. Entom. Zeit. 1858 p. 310.) Auch das ^ von Pelidne
bietet keine wesentliche Verschiedenheit von dem Palaeno-
Weibe dar. Der schwalze Saum ist bei Ersterem weniger
ausgebildet als bei Letzterem, aber doch von wechselnder
Breite. Fig. 3 PI. 8 bei Boisduval zeigt ihn in sehr geringem
Masse, fig. 35 bei Herr.-Sch. schon stärker, fig. 511 bei Frey er
und fig. 3 PI. XV bei God.-Dup. noch stärker. Letztere auch
auf den Hinterfiügeln, ähnlich wie Philomene ¥ ihn hat.
289
Tandem aliquando
von
C A. Dohrn.
Die Gelahrten unter den geehrten Lesern erinnern sich
vieMeicht noch von der lateinischen Schulbank her, dass eine
von den furibunden Reden des menschenmörderisch bered-
samen Cicero wider den Staatsstreich brütenden Catilina mit
dem triumphirenden: „Also endlich doch^' anfängt. Ich hielt
mich lür berechtigt, der nachfolgenden Mittheilung diese clas-
sisch parodische Aufschrift zu geben.
Welcher Sammler, namentlich welcher entomologische
Sammler,
— der auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund,
hat nicht dieser einen Seele, wenn sie gestiefelt und gespornt
vor ihn hintrat, um in's nahe Soolbad oder in die märkische,
sächsische, vielleicht gar in die helvetische Schweiz zu reisen,
oder „fern im Süd das schöne Spanien" unsicher zu machen,
— wer hat dieser Seele nicht den frommen Wunsch mit in
den Reisesack gepackt: „wenn Ihnen zufällig ein nettes In-
sect über den Weg kreucht oder fleugt, so denken Sie meiner
dabei in Gnaden!" Natürlich verspricht die freundliche, sprung-
fertige Seele Stein und Bein, und ebenso natürlich kommt sie
nach 10—12 Wochen völlig frei von Ungeziefer wieder
( — das ist der gewöhnliche, eigentlich leichtere Verlauf — )
oder sie hat in der That einige sechsbeinige Vagabunden von
der Landstrasse in Kreuth, Gastein, Wiesbaden aufgelesen,
welche man ohne Beschwer auch bei Gumbinnen antreffen
kann, ohne dass sie dahin wegen unliebsamen Betragens straf-
versetzt sind. Nicht Jeder hat das Glück wie mein würdiger
Freund W. W. Saunders, dass unter den 4 Käfern, die ihm
ein entomologisch profaner Bekannter als ganze Ausbeute von
einer Schweizerreise mit nach England heimbringt, eine Osphya
aeneipennis Kriechbaumer, eines der europäischen Rarissima,
befindlich ist. Freund Saunders war angenehm überrascht,
als ich ihn mit dem Namen und ungeahnten Werthe dieses
unbeachtet in einem Winkel stehenden Phönix bekannt machte.
Wenn aber die gedachten Vermahnungen der Sammler
schon an das dürre Holz der im Lande bleibenden und sich
redlich nährenden europäischen Reisenden gerichtet werden,
wie anders und complicirter gestalten sich erst diese Conju-
rationen bei dem grünen Holze der Individuen, welche die
verwegne Absicht haben, ungestraft unter Palmen zu wan-
deln! Selbst solche Collectoren, deren Verhältnisse es ihnen
290
räthlich machten, sich nur auf europäische Insecten zu be-
schränken, und deren geographisches Gewissen vor Freuden
hellauf lacht, wenn irgend eine blanke oder massige Bestie
wie Tetracha euphratica in Spanien oder Eucheirus bimucro-
natus in Stambul ergriffen und ihnen dadurch die legitime
Licenz verschaff't wird, den bis dahin zaghaft und halb -latent
in die Sammlung „geschwärzten'-' Afrikaner oder Kleinasi|iten
optima fide als richtigen Europäer bestaunen zu lassen, selbst
solche Collectoren werden einem auf abschüssige Wege ge-
rathenen und nach den Hinterwäldern Nordamerika's oder
nach den Schaftriften Australiens absegelnden Jugendbekannten
allerhand Instructionen, ja allenfalls Fang-ütensilien, Insecten-
nadelu, Korkschachteln und Spiritusgläser mit auf die Reise
geben, in Hoffnung, dass aus der heilig zugesicherten Aus-
beute ihnen über Jahr und Tag Material erwachse, um gegen
die massenhaft einspringenden Exoten europäische Seltenheiten
von exotischen Sammlern eintauschen zu können.
Angenommen, die Zahl der Insectensammler in Europa
belaufe sich -auf 2000 — sie ist wahrscheinlich grösser —
und es habe auch nur die Hälfte von ihnen ßeisefreunde,
was heutzutage mit Eisenbahnen und Dampfschiffen eine bil-
lige Voraussetzung ist, so giebt das jährlich 1000 in Eid und
Pflicht genommene Ungeziefer-Lieferanten. Ich glaube nicht
zu irren — eine 25jährige Praxis und die übereinstimmenden
Aussagen gleichstrebender Freunde berechtigen mich dazu ■ —
wenn ich behaupte, dass man auf 50 Versprechende minde^
stens 40 rechnen muss, die gar nichts schicken oder mitbrin-
gen. Von den übrigen 10 sammeln 9 unbrauchbares Zeug, oder
neutralisiren das Brauchbare durch schlechte Behandlung, und
der fünfzigste, wenn das Glück gut ist, belohnt endlich die
49 gratis et frustra ausgesäeten Instructionskörner mit einer
annehmlichen Ernte.
Indessen dieser fünfzigste ist der zureichende Grund, wes-
halb man immer wieder von neuem unverdrossen instruirt,
sobald sich ein neuer „Wandelstern'*' am entomologischen Him-
mel blicken lässt.
Bei Gelegenheit der Besprechung von Lacordaire's Genera
Vol. VI (S. 384 Jahrg. 1863 d. Z.) habe ich bereits erzählt,
welchem glücklichen Zufalle ich es zu danken hatte, dass
eine meiner in's Blaue erlassenen Instructionen mit einer De-
cade von Dinomorphus gekrönt wurde.
Auf ähnliche Weise erhielt ich ein Exemplar von Goliath
Druryi, wohl zu merken ungefähr ein Jahr früher, bevor dies
prachtvolle Thier durch die zufällige Entdeckung seiner Le-
bensweise (hoch oben in Palmenblüten) Seitens eines Missio-
nars in Liberia als ziemlich häufig constatirt und seine An-
291
Schaffung dadurch auch den weniger begüterten Sammlern
ermöglicht wurde.
Man sollte vermuthen, dass gerade durch die Missionare
auf Sie leichteste Weise der Naturgeschichte guter Vorschub
geleistet werden könnte, und ich habe es schon vor einer
Reihe von Jahren versucht, durch die bereitwillig gewährte
Vermittlung einer Missions-Centralbehörde an passenden Stel-
len Entoma sammeln zu lassen. An einer Stelle freilich er-
hielt ich ein zufriedenstellendes Resultat, nehmlich da, wo
die frommen Herren in der Ueberzeugung, dass sie mir trotz
Instructionen und gesandten Apparaten nichts Brauchbares
liefern würden, alles an einen in ihrer Nähe domicilirten
Sammler ex professo übergaben — von ihm erhielt ich dann
eine Sendung nach meinen Wünschen, die ich mit Vergnügen
honorirte. Dagegen sandte mir ein andrer Missionar (im Nor-
den Vorder-Indiens) ein kleines Spiritusglas mit unerheblichen
Käfern und der Randglosse: „Das sei Alles, was er habe zu-
sammenbringen können, und nicht ohne viele Mühe. Denn
seine muhamedanischen Katechumenen wollten sich aus Faul-
heit und Verachtung des Ungeziefers nur widerwillig dazu
verstehen, dergleichen zu sammeln; die braminischen aber
hätten eine so eingeborne Scheu vor jeder Tödtung, dass sie,
falls im Walde oder auf dem Felde Feuer angemacht werden
solle, vorher jedesmal mit einem weichen Besen die Stelle
auf das äusserste von den kleinsten Würmern zu säubern be-
Hissen wären.''
In Betreff der abschätzigen Antwort eines dritten, gerade
an einer naturbistorisch reich gesegneten Stelle fungirenden
Heidenbekehrers: „er habe zu dergleichen keine Zeit!''
lohnt es nicht, viele Worte zu verlieren. Manchen Menschen
hat die Natur das musikalische Gehör versagt; warum sollte
es nicht auch naturhistorisch Taubstumme geben können?
Entsprang sothane einfältige Aeusserung aber nicht einem be^
dauerlichen Fehler in der Organisation, war sie ein Ausfluss
jener gespreizten Selbstgenügsamkeit, welche verachtet, was
sie nicht versteht — dann sollte das fromme Kameel sich
doch zwei Dinge reiflich überdenken. Erstens, dass auch der
stärkste Geist ermüdet und erlahmt, wenn er anhaltend nur
nach einer Richtung liin denkt und strebt, sei sie auch noch
so edel und anscheinend über alles Andre erhaben. Wer sich
keine Erholung gönnt, arbeitet zuletzt matt, einseitig und
überspannt. Zweitens wird sich, auch aus dem crassesten
Orthodoxismus heraus, wenig oder nichts gegen das Wort
eines meiner englischen Freunde vorbringen lassen : „was werth
war, dass es Gott geschaffen hat, wird wohl werth .'ein, dass
sich der Mensch damit beschäftigt!"
292
Tandem aliquando erscheint es geboten, diese Ueber-
schrift zu rechtfertigen, und von einem jener Fünfzigsten zu
reden, welche die neun und vierzig vergeblich ausgetl^lten
Instructionen zu Ehren bringen. Herr von Brandt, de'f-' be-
kannten ostasiatischen Expedition Preussens unter Leitung des
Herrn von Eulenburg beigegeben, M'urde später als Consul in
Japan angestellt und liess sich einen jungen Mann nachsenden,
der hier als Artillerist im Bureaudienst beschäftigt gewesen
war. Ich wurde gefragt, ob es mir angemessen erschiene,
diesen Pommeraner mit Insectenfängerischer Information aus-
zustatten. Ich that es natürlich aus den oben verzeichneten
Gründen und bekenne ehrlich, dass ich an irgend ein erheb-
liches Resultat nur schwachen Glauben hatte. Meine Klein-
gläubigkeit wurde durch die mancherlei Thatsachen bestätigt,
welche in der nächsten Zeit sich ereigneten, und aus denen
sich zweifelsfrei zu ergeben schien, dass die europäischen
Vertreter in Japan theils durch das unvorsichtige, herausfor-
dernde Benehmen ihrer Schützlinge, theils durch de& alters-
hergebrachten Frenidenhass der Eingebornen in einer so ein-
gezwängten Stellung sich befanden, dass sie an alles eher
denken könnten, als an naturhistorische Ausbeute im Interesse
europäischer Freunde der Wissenschaft. Jahre vergingen und
mein Erwartungsthermometer blieb ruhig auf seinem Null-
punkt stehen.
Aber am 12. Mai d. J. stieg das eutomologische Queck-
silber plötzlich und unvermuthet zu einer seltenen Höhe. Am
Schlüsse eines heitern Mahles setzte man plötzlich eine an-
sehnliche Terrine vor mich hin, in der ich dem ersten Ge-
rüche nach kalten Punsch oder ähnliches vermuthen musste —
wie seltsam aber war ich überrascht, als ich aus dem Spi-
ritus allerhand Beine und Fühler hervorragen sah, und wie
stieg meine freudige Verwunderung, als ich auf den ersten
genaueren Blick eine ansehnliche Zahl der charakteristisch
unverkennbaren Damaster unter den Schwimmern im Alkohol-
Bassin erkannte!
Also nicht vergebens hatte ich vor Jahren mir die Mühe
gegeben, den Umriss des Damaster nachzuzeichnen, der sich
in den Tafeln befindet, welche mit dem fünften Bande von
Lacordaire's Genera ausgegeben sind: nicht vergebens hatte
ich den jungen Pommeraner darauf aufmerksam gemacht, er
möge den mit scharfen Sinnen begabten Japanern nur dies
Bild zeigen, und vorzugsweise solche Käfer gegen Vergü-
tung einer billigen Prämie von ihnen verlangen: nicht ver-
gebens hatte ich ihm in Aussicht gestellt, dass ich in der
Lage wäre, ihm eine hübsche Anzahl Exemplare durch meine
293
ausgedehnten Verbindungen zu einem annehmliehen Preise un-
terzubringen.
Anfänglich glaubte ich durch mancherlei individuelle Va-
rianten in der Form und Färbung, namentlich auch in dem Mehr
oder Weniger des KlafFens der Spitzen der Elytra mich dazu
berechtigt, in dem vorliegenden D. den blaptoides Kollar vor
mir zu sehen. Ich durfte um to begreiflicher an eine For-
men-Mannichfaltigkeit dieser Art denken, als ich mehrere
Exemplare vorfand, bei denen ein bisher als Gattungsmerkmal
geltendes Moment, die untrennbar verwachsenen Flügeldecken,
durch vollständiges Klaffen bis zum Scutellum als nicht durch-
greifend documentirt M^urde. Wenn mir aber ein so enthu-
siastischer Darwinist, wie Anton Dohrn, nach Vergleich des
D. blaptoides im Berliner Museum versichert, dass blaptoides
durch Grösse, gröbere Sculptur und wesentlich längere und
mehr divergirende Flügelspitzen eine andre Art sei, und wenn
dies durch meinen verehrten Freund VoUenhoven vollgültig
bestätigt wird, der im Leidner Museum das zweite der vor
vielen Jahren von Siebold mitgebrachten drei Damaster zu
seiner Disposition hat — das dritte befindet sich bekanntlich
im Wiener Museum — dann werde ich wohl an meinen fleis-
sigen Hoflieferanten schreiben und ihm an's Herz legen müs-
sen, auch auf die gröbere und spitzfindigere Art zu fahnden.
Hoöentlich wird ihm das sein Protector, Herr Consul von
Brandt, auch ferner gestatten, und sich durch freundliche
Unterstützung und lobenswerthe Vermittlung nicht nur um
mich und die durch mich bereicherten entomologischen Ge-
nossen verdient machen, sondern auch die Wissenschaft we-
sentlich fördern, welche es jedesmal als einen Gewinn zu
registriren hat, wenn eine bis dahin als schwer erreichbar
angesehene und nur wenigen Begünstigten zugängig gewesene
Seltenheit allgemeiner verbreitet und wissenschaftliches Ge-
meingut wird.
Schliesslich noch die Bemerkung, dass ausser zwei Arten
Carabus, deren eine bereits von Chaudoir als procerulus
beschrieben worden, während die zweite dem aus Nord-China
als fiduciarius Thomson beschriebenen Thiere ziemlich nahe
kommt, noch manche andre Species unter der Yokuhama Aus-
beute sich befinden, welche Theils zu den bekannten ostasia-
tischen Typen gehören, wie Anomala cuprea Hope, Mimela
1 athami Hope, Cerosterna glabripennis Motschulsky (deren
subtile Difterenz von dem aus chinesischen Kästen ausreichend
bekannten punctator F. mir nur massig einleuchtet,) theils
einen europäischen Käfersammler als alte Bekannte grüssen,
wie z. B. ein Doliehus, der von unserm flavicornis gar nicht
294
abzuweichen scheint, theils endlieh für genauere UnterötSlßhtrÄg
lohnendes Resultat verheissen, wie z. B. ein schwarzer Rhipi-
phorus. Auf Minutieh unter dem Maasse von Haltica hat
hegreitlich der dortige Sammler (in seinem heiligen Jagdeifer
hinter die ansehnlichen Damaster her) bisher noch gar nicht
gerücksichtigt. Von massiveren Bestien fanden sich ausser
einigen Lucaniden mittleren Schlages nur einige Exemplare
von Xiphodontus dichotomus vor.
295
Die Parasiten der Honigbiene und die durch
dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects.
Nach eigenen Erfahrungen und dem neuesten Standpunkt
der Wissenschaft von Dr. Eduard Assmuss.
Mit 3 lithographirten Tafeln, 26 Figuren darstellend.
Berlin, Ernst Schotte .fe Co. 1865. — Preis 18 Sgr.
Der Herr Verfasser i!?t ein praktischer Bienenzüchter, hat
an seinen Bienen öfters Epidemieen bemerkt, ist dabei durch
positive Beobachtungen oder motivirte Combinationen beson-
ders auf die Parasiten als Hauptursachen der Krankheiten
gekommen und stellt nun zusammen, was ihm überhaupt vom
Bienen-Parasitismus aus Praxis und Leetüre bekannt geworden.
Ueber Form und Fassung des Büchleins liesse sich allen-
falls mit dem Herrn Autor rechten, Mcil er sich nicht ganz
deutlich gemacht hat, für welche Fraction des Publicums er
schreiben wollte. Hatte er (wie man nach dem Wortlaute
des etwas ausführlich gerathenen Titels glauben sollte) ento-
mologische Leser im Auge, so erscheinen manche einleitende
Details in den einzelnen Abschnitten unnöthig, weil selbstver-
ständlich und bekannt. Wollte er dagegen den praktischen
Bienenzüchtern nützlich werden, aber etwa zugleich den stren-
gern Slil der Wissenschaft für sie durch populäre Deutlich-
keit fas&licher machen — eine eben so schwere als wenig
dankbare Arbeit — so werden diese Empiriker an Ausdrücken
wie „eucephal, muricate Fleischzähne, Chylusmagen, Perpillen'-^
u. s. w. mit Recht Anstoss nehmen. Das wäre zu bedauern,
denn es stehen manche interessante Beobachtungen verzeich-
net, von denen im Interesse der Biologie zu wünschen Aväre,
dass sie von recht vielen Praktikern gelesen und weitern Prü-
fungen unterworfen würden. In diesem Sinne glaube ich das
vorliegende Werk am besten zu empfehlen, wenn ich an einem
Beispiele zeige, in welcher Weise der Herr Autor beobach-
tet hat.
Meloe variegatus, Donowan. Bunter Oelkäfer.
Lebensweise. Der Käfer führt die Lebensweise, wie
sie überhaupt der Gattung Meloe zukommt und beim Genus
geschildert wurde. Er ist nächst dem folgenden in den mei-
sten Gegenden Europa's der gemeinste Oelkäfer.
Die Larven erscheinen in manchen Jahren in unglaub-
licher Menge, vorzüglich auf den Esparsettblüthen, Löwenzahn
und Ajuga und überfallen mit einer rasenden Geschwindigkeit
296
die von diesen Blüthen Honig und Pollen einsammelnden Bie-
nen, namentlich auch unsere Honigbiene in grösserer Menge.
Sie hängen sich nicht einfach an die Haare der Bienen an,
was die Larven anderer Meloearten thun, sondern sie dringen
mit ihrem Körper mit Hülfe der scharfen Oberkiefer und Fuss-
krallen zwischen die schuppenförmig über einander liegenden
Schienen der Bauchringe und zwischen die Kopf-, Prothorax-
und Mesothoraxringe. Sie bohren sich oft so tief ein, dass
ihr ganzer Körper versteckt erscheint und irritiren dabei die
zarten Wachshäute oder die Ringhäute des Kopf- und Brust-
stückes der Biene, wodurch diese unter starken Zuckungen und
Schmerzen stirbt. Die Bienen können sich ihrer von selbst gar
nicht entledigen, schleppen sie in ihre Stöcke und man findet sie
hier in grosser Menge auf dem Boden des Stockes an den
todt oder noch sterbend liegenden Bienen und im Gemüll, in den
Fugen des Stockes an den Wänden u. s. w. lebend und sich
lebhaft bewegend oder auch todt und eingetrocknet. Zuletzt
sterben sie alle, Mahrscheinlich Hungers, weil die Bienen sie
in ihre Zellen nicht gelangen lassen; schwerlich aber aus dem
Grunde, weil ihnen nur die Nester der Anthophoren als Wohn-
stätte, in der sie ihre weitere Entwickelung durchmachen,
angewiesen seien, wie es z. B. ausser Newport, Transactions
of the Linnean society vol. XX p. 319, auch von Siebold,
Bienenzeitung, Jahrgang X, No. 8, ausspricht. Denn ich habe
z. B. in einem faulbiütigen Stocke, der fast gänzlich bienen-
leer war, von Meloe prubcarabaeus zwei Larven in der zwei-
ten Verwandlungsform angetroffen, was ein handgreiflicher
Beweis ist, dass die Meloelarven, wenn ihnen nur die Mög-
lichkeit geboten wird, auch in dem Bau der Honigbienen
leben können. (Siehe weiter bei der genannten Art.)
Geographische Verbreitung, Der Käfer ist in ganz
Europa, Nord-, Westasien und dem Kaukasus verbreitet, je-
doch nicht überall so häufig, wie z. B. in Deutscliland.
Apistische Bedeutung. Wie aus der Schilderung der
Lebensweise ersichtlich, ist die Larve dieses Käfers, wenig-
stens die Primitivlarve den Bienen sehr schädlich und wohl
die bis jetzt gefährlichste bekannte aller Meloelarven. In
manchen Jahren, wenn sie in grosser Menge erscheint, wim-
meln die Bienen von ihr und man sieht mehrere Schritt im
Umkreise um die Bienenstöcke herum todte und unter den
schrecklichsten Convulsionen sterbende Bienen zu mehreren
Hunderten, ja zu Tausenden liegen. Und wie viele mögen
nicht schon auf der Tracht von ihnen umkommen! Aber nicht
blos die Arbeitsbienen, sondern uucli die Königinnen werden
von dieten Thieren geplagt. Sie gehen von den Arbeitsbie-
nen, die sie, wie schon oft erwähnt, in die Stöcke importireri,
297
auf die Königinnen über und verursachen durch ihr Einbohren
in die Gelenke auch den Königinnen den Tod*).
Ich selbst habe nur einmal Gelegenlieit gehabt, an meinen
Bienen im Gouvernement Smolensk diese Meloelarven zu be-
obachten. Im Jahre 1861 vom 5. Juni neuen Styls an be-
merkte ich die Arbeitsbienen meiner neun Stöcke, welche im
Porjetscher Kreise auf einer Haidetläche standen, von der so-
genannten Toll- oder Maikrankheit befallen. Einzelne Bienen
stürzten aus den Stöcken, fielen vor dieselben hin und dreh-
ten sich von Schmerzen geplagt, auf dem Boden im Kreise
herum, ohne M'ieder aufzufliegen, starben jedoch nicht gleich,
sondern blieben vor den Stöcken über Nacht liegen und ver-
endeten erst den folgenden Tag. Auch viele von der Tracht
zurückkehrenden Bienen fielen ermattet und stJj,rben unter
eonvulsivischen Bewegungen. Nachdem ich einige von den
Bienen aufhob und genauer betrachtete, fand ich, wie oben
geschildert, in jeder Biene einige, in manchen sogar bis acht-
zehn Meloelarven zwischen die Bauchringe, in einigen Ringen
sogar zwei Larven eingedrungen. Von Tag zu Tag mehrten
sich die Todesfälle der Bienen, so dass vor einzelnen Stöcken
den Tag über bis 200 Bienen todt oder krank lagen. Bis
zum 15. Juni hielten die Sterbefälle gleichen Schritt, von da
an nahm das Sterben allmälig immer mehr ab und hörte den
2. Juli ganz auf. Königinnen wurden von den Meloelarven,
wie das bei Köpf geschah, nicht belästigt, wohl aber viele
Drohnen, auf die sie jedenfalls von den Arbeitsbienen hinüber-
gingen und die auch starben. Ebenso gingen sie auf die jun-
gen und sogar ganz jungen, eben erst aus den Brutzellen her-
ausgekrochenen Bienen von den Trachtbienen , welche die
Larven in den Stock importirten, über und verursachten die-
sen den Tod. Im Innern des Stockes auf dem Boden befanden
sich ebenfalls viele todte und sterbende Bienen. Die Meloe-
larven hatten sie meist verlassen und hielten sich versteckt
im Gemüll, andere waren im Stock zerstreut, die meisten
drangen aber durch's Flugloch und besonders durch die Spal-
ten des Stockes aus diesen vvieder heraus.
*) Vergl. Köpf, Bienenzeitung, Jahrg. XIV und XVII pag. 191,
ferner Dzierzon'sche Theorie und Praxis. Bd. I p. 581. Derselbe
(Köpf) verlor im Jalire 1857 von seineu 23 Stöcken neun Königinnen
und etwa die Hälfte der gesammten Arbeitsbienen. Wenn man nun
durchschnittlich die Vollcszahl in einem Stock um diese Zeit (Juni)
auf nur 15,00U veranschlagt, so wäre der Verlust an Arbeitsbienen,
den Köpf zu beklagen hatte , 172,500 gewesen , und der von diesem
Insect herrührte !
20
208
Von den Trachtbienen starben meist blos diejenigen,
^velche Honig einsammelten, weniger von denen, die mit Pol-
len ankamen. Dies rührte daher, weil die Larven von Meloe
variegatus in meiner Gegend vorzüglich auf Ajuga genevensis
anzutreffen waren und die Honig einsammelnden Bienen die
Blüthen dieser Pflanze in jenem Jahre sehr viel besuchten,
was sonst eigentlich nur selten geschieht, da die Nectarien
bei Ajuga tief liegen und der Rüssel unserer Honigbienen im
Verhällniss zu vielen anderen Bienen kurz ist. Von welchen
Pflanzen die polieneinsammelnden Bienen die Meloelarven mit-
brachten, konnte ich mit Gewissheit niciit ermitteln, da die
Meloelarven auf den verschiedensten Blüthea anzutreffen sind
und ebenso auch die Bienen von sehr verschiedenen Blüthen
Pollen einsammeln. Doch glaube ich, dass die Bienen die
Larven von Fragaria collina, von welcher Pflanze sie Blüthen-
staub einsammelten und von welcher ich mehrere Larven von
Meloe variegatus abkötscherte, herholten.
Die durch diese Meloelarven verursachten Krankheits-
und Sterbefälle der Bienen glichen so sehr den Symptomen
der sogenannten Tollkrankheit, welche von bisher noch un-
bekannten Ursachen entstehen soll und in manchen Gegenden
und Jahren die Bienenstöcke sehr herunterbringt, dass ich
durcliaus kein Bedenken finde, diese Krankheit mit der durch
die Larven der Meloe variegatus hervorgebrachten zu idenli-
ficiren. Etwas würde dagegen wohl sprechen, nämlich, dass
der grösste Bienenzüchter unserer Zeit, der geniale, scharf-
sichtige Dzierzön an seinen Bienen nie Meloelarven beobachtet
hatte, während ihm die Toll- oder Maikrankheit der Bienen
häufig vorgekommen ist. Dzierzön ist der Ansicht, dass die
Tollkrankheit theilweise vom vergifteten Honig herrühre, den
böswillige Bienenhalter den »Bienen bei Raubanfällen vorsetzen.
Aber auch die Natur selbst soll, seiner Ansicht nach, schäd-
liche Blumensäfte spenden, namentlicii gegen Ende der Baum-
blüthen, wenn der Apfelbaum und die Eberesche blüiien, ge-
hen alljährlich bald mehr, bald weniger Bienen an dieser
Kranklieit zu Grunde, vorzüglich die jnngen Bienen, welche
die Zellen vor Kurzem verlassen haben *'J. Die Krankheit
wurde überhaupt seit lange '"•■'•') von vielen Bienenzüchtern beob-
*) Bienenfreund aus Schlesien p. 177. Nach ihm sollen an der
Tollkranheit im Jahre 1836 in ganz Schlesien alle jungen Bienen der
Stöcke zu Grunde gegangen und so mancher Stock durch den Ver-
hist an Bienen ganz ausgestorben sein.
^"'^') Sie war schon den Alten bekannt. Sie nannten sie Kraura
und waren der Ansicht, dass sie wohl entstehe, wenn die Bienen
Producte einsammeln, aiil" denen Mehlthau liegt. Namentlich soll sie
299
achtet und als mehr oder weniger gefährlich geschildert.
Die eigentliche Ursache konnte man aber, wie schon bemerkt,
nicht ergründen. Es würde Manchem allerdings als gewagt
ersciieinen, wenn ich die Ansicht Dzierzon's verwerfe und die
Tollkrankheit von den Larven der Meloe variegalus Donow.
ableite. Warum sollten aber nicht die Meloelarven, zumal
da sie sich so tief in die Bienen einbohren, dass man sie gar
nicht bemerkt, und wenn im Bienenstock anwesend, diesen
sehr bald verlassen, Dzierzon's schai-fem Blick entgangen sein?
Gab' es denn nicht genug scharfsichtige Beobachter, denen so
manches Wichtige entging, was von minder scharfsichtigen
nachgetragen wurde? Sind denn überhaupt die Meloelarven,
M'ie man das oben gesehen hat, nicht schon längst an den
Bienen beobachtet worden? Aber die grosse Schädhchkeit
derselben blieb bis auf Köpf 1857 '•') unbekannt. Sollten denn
aber wirklich die Meloelarven nur im Jalire 1857 und zwar
bei Köpf allein als den Bienen schädlich aufgetreten sein?
Gewiss nicht! Es fehlte blos an sorgfältigen Beobachtungen.
Gerade, dass meist die jungen Bienen der Tollkrankheit unter-
liegen, bestärkt mich noch melir in meiner Ansicht, dass die
Meloelarven diese Krankheit hervorbringen, weil die jungen
Bienen eine noch sehr zarte Haut besitzen und die Meloe-
larven diese daher viel leichter irritiren, während manche
ältere Biene oft ohne grossen Schaden davonkommt. Auch
die Jahreszeit, in welche die Tollkrankheit fällt, nämlich in
wärmeren Gegenden im Mai, in kälteren im Juni, spricht für
meine Ansicht. Um diese Zeit trifft man gerade auch die
Meloelarven, die sich in wärmeren Gegenden früher, in kälteren
später zeigen, nirgends aber nach dem Monat Juni, zu wel-
cher Zeit auch die Tollkrankheit nicht beobachtet wurde.
Ich möchte aber das Entstehen der Tollkrankheit bei
den Bienen nicht allein diesem Insekt zuschreiben, sondern es
dürfte noch ein anderes Thier, ein Endozoon aus der Ord-
nung der Gordiaceen diese Krankheit hervorbringen, nament-
lich Mermis albicans de Sieb, und vielleicht auch nocli Gor-
dius subbifurcus Sieb., doch von diesen weiter an den betref-
fenden Stellen.
Prophylaxis. Um die Bienen vor den Angrifi'en der
Meloelarven zu schützen, ist es das Gerathenste, wenn jeder
Bienenzüchter in seiner Gegend auf die Vertilgung der Oel-
in trocknen Jahren vorkommen. (Aristot. VIII. 27. IX. 40. 19.)
Vergl. Magerstädt, Bilder aus der römischen Landwirthschaft VI.
pag. 2ü7.
*) Köpf, Bienenzeitung Jahrg. XIV p. 191 und die Bestätigung
seiner Beobachtung von v. Siebold, ebendaselbst p. 195.
300
käler ausgeht. Tödtet er ein Weibchen dieses Käfers, so hat
er zugleich gegen 5000 Larven vertilgt, da der Eierstock
gegen oOüO Eier zäiilt. Freilich wird es damit last ebenso
gehen, wie mit den Maikäfern: Man sammelt in Deutschland
alljährlich und in manchen Jahren Millionen von denselben,
ohne daf-s es bis jetzt möglich wäre, sie gänzlich auszurotten.
Es werden daher die Bienen immerhin mehr oder weniger
von den Meloelarven zu leiden haben. Sieht man aber die
Bienen mit diesen Insekten behaltet in ihren Stöcken ankom-
men, so unterlasse es der Bienenzüchter ja nicht, die vor den
Stöcken und in den Stöcken auf dem Boden liegenden todten
oder sterbenden Bienen nebst allem Gemüll aufzulesen und
auszukehren und in heisses Wasser oder in's Feuer zu wer-
fen, damit die Meloelarven, die sich auf den Bienen befinden,
umkommen und sich nicht im Stock auf andere Bienen begeben.
In sehr eingehender und interessanter Weise behandelt
der Herr Verfasser von Seite 26 bis 44 die sogenannte „Faul-
brut", die entschieden gelährlichste und der ganzen Bienen-
zucht feindlichste der Epidemieen, welche er den verderb-
lichen Einflüssen der Buckelfliege Phora incrassata Meig. zu-
schreibt.
Dass der Autor die Correctur nicht selbst besorgt hat
und dass sein Substitut kein Entomolog war, sieht man aus
dem gleich anfangs dreimal wiederholten Colosoma. Im Gan-
zen ist die Ausstattung sauber und bei dem niedrigen Preise
darf man billig an der etwas massiven Behandlung der litho-
graphirten Taleln nicht mäkeln.
C. A. Dohrn.
Vereinsangelegenheiten.
In der Sitzung am 24. Mai theilte der Unterschriebene
den versammelten jMitgliedern einen kurzen Abriss der von
ihm über Paris und Marseille nach Sicilien (Messina, Catania,
Palermo) und demnächst durch Italien (Napoli, Roma, Bo-
logna, Imola, Venezia) gemachten Reise mit, auf welcher
natürlich bei der frühen Zeit des Jahres (Ende Februar) und
bei der auch im Süden Europa's ungewöhnlich verlängerten
Dauer kalten Wetters (bis in den Aj)ril hinein) von entomo-
logischen Excursionen nur \\ enig die Rede sein konnte. Selbst-
verständlich wurden hier und da befreundete CoUegen besucht.
Die ursprünglich auf den 23. April in Napoli anberaumte
301
Versammlung italienischer Naturforscher, zu welcher auch
dem Unterzeichneten eine Einladung zugegangen war, hatte
man mit Rücksicht auf die mehrseitig geäusserten Wünsche
auswärtiger Fachgenossen auf den September d. J. verschoben.
Rühmlich muss es hervorgehoben werden, dass in Napoli,
wo noch im Jahre 1856 für die Naturgeschichte an der dor-
tigen Universität nichts gescheiien war (vielleicht etwas im
Bereich der mineralogischen Partie, was ich dahingestellt
sein lasse, aber siclier nichts im Bereich der zoologischen)
jetzt durcli die Bemühung und unter der Leitung des Pro-
fessor Achille Costa ein Museum zu Stande gebracht worden
ist, welciies nach einem vorhergehenden so kläglichen Nichts
freilich nur einen Anfang bietet, aber doch einen löblichen
Anfang, auf dem weitergebaut werden kann.
Dass ich auch in der kleinen Provinzialstadt Imola ein
(wesentlich auf italienische Producte beschränktes) naturhisto-
risches Museum und in demselben eine ganz ansehnliche und
gut gehaltene Sammlung italischer Vögel und eine ziemlich
reichhaltige Käfersammlung fand, erklärt sich vornehmlich
aus dem patriotischen Eiler für Naturwissenschaft meines
Freundes, Major Pirazzoli, des Entdeckers und Beschreibung
des zierlichen Leptomastax hjpogaeus. Ihm als Imolaner kam
das Wohlwollen des zeitigen Bürgermeisters seiner Vater-
stadt freundlich und hülfsbereit entgegen und so erfreut sich
denn eine kleine italienische Stadt eines in einem ehemah'gen
Kloster hell und übersichtlich aufgestellten Natura lien-Cabi-
nets, um welches manche deutsche Universität Ursache hätte,
sie zu beneiden und wo möglich ihrem Beispiele zu folgen,
wenn nicht (mit recht wenigen und desto mehr zu verehren-
den Ausnahmen) die Herren Minister des öflfentlichen Unter-
richts naturhistorischen Interessen gegenüber meistens an to-
taler Mondblindheit litten. Es ist freilich gebräuchlich, rich-
tiger missbräuchlich, sich für das nicht zu interessiren, wovon
man nichts versteht und die Herren Theologen werden sich
darin in diesem Capitel vollkommen in Uebereinstimmung mit
den Herren Philologen finden und die alte bekannte Melodie
singen: naturalia sunt, non intelliguntur.
Als Mitglieder in den Verein wurden aufgenommen:
Herr Dardoin (aine) zu Marseille,
Dr. med. Jacob Schulz in Plauen im Vogtlande,
Rentier Hartmann in Arnswalde,
Kaufmann und Apotheker Rud. Wegner in Stettin.
Zu einem Beschlüsse über den festzustellenden Tag des
Verkaufs der Vereinssammlung (da inzwischen keine annehm-
lichen Gebote auf das Ganze eingelaufen,) konnte heule nicht
302
gesciiritten werden, da die Mitglieder der zu dieser Sache
speciell ernannten Commission in der Sitzung nicht gegen-
wärtig waren. Es blieb dies also vorbehalten.
In der Sitzung am 29. Juni, welcher unser Ehren-Vor-
fc^tands-Mitglied Herr Professor Zeller beiwohnte, wurde auf
den Antrag der anwesenden Commissions- Mitglieder einstim-
mig beschlossen:
da&s am 2., 3. und 4. October d. J. , Vormittags von 11
bis 12 Uhr, das Vereinslokal (Lindenstrasse No. 22) den-
jenigen Herren geöffnet sein soll, welche die ehemals Dr.
Schmidt'sche, jetzt Vereins-Käfersammlung in Augenschein
zu nehmen wünschen. Am 5. October, Vormittags 11 Uhr,
soll alsdann mit dem Verkaufe an den Meistbietenden in
der Weise geschritten werden, dass zunächst die ganze
Sammlung, und wenn sich für diese kein annehmbares Ge-
bot ergiebt, die einzelnen Familien, oder falls hierauf nicht
reflectirt wird, die einzelnen Kästen zum Ausgebot gebracht
werden. Die Zahlung ist sofort zu leisten ; wegen der Ab-
nahme der Kästen und event. der Schränke werden billige
Erleichterungen zugesichert.
Ausser dem unterzeichneten Präses sind die Herren Ober-
lehrer Pitsch und Dr. Bethe gerne bereit, Aufträge von aus-
wärtigen hierauf Retlectirenden entgegenzunehmen.
Die Vorschläge des Unterzeichneten in Betreff mehrerer
Anträge auf Schriftentausch wurden genehmigt.
Dr. C. A. Dohrn.
303
Intelligenz.
Die Sturm'schen Sammlungen
In IViiriiberg:
vorzugsweise Vögel, Nester und Eier, Land-, Süss- und Salx-
Wasser-Conchylien und alle Ordnungen Insecten, am reichsten
Käfer enthaltend, sollen von den beiden hinterbliebenen Witt-
wen Nanette und Babette Sturm im Ganzen oder Abtheilungs-
weise verkauft werden. Ueber den Bestand derselben giebt
folgende Aufzählung Aufschluss, welche von dem Dr. Joh.
Wilh. Sturm vor 2 Jahren verfasst worden ist:
Die naturhistorische Sammlung besteht aus folgenden
Hauptabtheilungen :
1) Vögel. Davon sind 1700 Arten in circa 2700 Exem-
plaren vorhanden. 16( 0 Stücke sind von der Meister-
hand meines sei. Bruders, Dr. Fr. Sturm, ausgestopft,
in 557 Glaskästen aufgestellt; der Rest besteht in gut
conservirten Bälgen.
Fast alle Vogelgattungen haben in der Sammlung
ihre Repräsentanten und viele derselben sind in be-
trächtlicher Anzahl vertreten. Kaum aber düjfte sich
eine zM^eite Sammlung iinden, die so kunstvoll präpa-
rirle und trefflich conservirte Exemplare enthielte.
Besondere Hervorhebung verdienen die Kolibri mit ca.
100 Arten in 253 Exemplaren; die Rhamphastiden mit
26 Arten in 62 Exemplaren — eine Sammlung, die
Sturmes Monographie der Rhamphastiden zur Grund-
lage gedient hat. — Nicht minder zahlreicii sind an-
dere Gruppen, wie z. B. die der Tauben, Papageien,
Hühner etc. vertreten.
2) Nester und Eier der Vögel. Exotische Nester 75, Vo-
geleier 769; europäische Nester 77, Vogeleier 1597
Stücke.
3) Insekten. Diese Abtheilung enthält etwa 23,(>Ü0 Arten
von Insekten in ungefähr 70,000 Exemplaren und ist
N\ohl die grösste Privatsammlung in Deutschland, da
sie an Artenzahl nur den königl. Museen zu Berlin und
Wien nachstehen dürfte. Obgleich in derselben alle
Ordnungen der Insekten reich vertreten sind, so ist
doch die Ordnung der Käfer die am meisten bevor-
zugte. Mein sei. Vater hat über dieselbe 4 Kataloge
(den letzten im Jahre 1843) veröffentlicht, seit welcher
Zeit sich die Zahl der Käferarten auf 16.640 ver-
mehrt hat.
304
Von anderen Ordnungen sind vorhanden:
Hymenopteien 21 93, Neiiropteren 186, Lepidop-
teren: exotische 413, europäisclie 800, Dipteren
1038, Hemipteren 1439, Spinnen 368, Skorpionen
68, Myriopoden 40 Arten.
4) Land-, Süsswasser- und See-Gonchylien.
Land- und Süsswasser -Conchylien 18,000 Stücke,
See-Conchylien 25U0 Stücke.'
Auch diese Abtheilung zälilt unter die grösseren der-
artigen Sammlungen und enthält viele Origin<il-Exem-
plare von Say, Adams und i^nderen. Hervorzuheben
ist eine von meinem Bruder naturgetreu in Wachs
nachgebildete Anzalil von Landschnecken: eine Samm-
lung, zu der wohl schwerlich anderswo ein Gegenstück
aufzufinden sein dürfte.
Was die übrigen Klassen des Thierreichs betrifft,
so sind fast von allen Anfänge zu einer Sammlung
vorhanden, doch fehlte es bisher an Zeit und Kaum,
um auch diesen Abtheilungen die entsprechende Aus-
dehnung zu geben.
Diese Sammlung hat seit langer Zeit anerkannten wissen-
schaftliciien Arbeiten zur Grundlage gedient und erfreut sich
des Vorzugs wissenschaftlicher Brauchbarkeit gerade deshalb
in hohem Grade, weil sie fast alle die neuen oder seltenen
Arten enthält, die in den Stürmischen Schriften beschrieben
und bildlich dargestellt f^ind. Deshalb und wegen ihrer Reich-
haltigkeit bezeichnete sie Herr Prof. Burmeister in seinem
darüber ausgestellten Gutachten als „ein naturwissenschaft-
liches Institut ersten Ranges in seiner Art.^' — Ausser diesem
Gutachten liegen noch weitere dergleichen von den Herren
Universitäts-Professoren Dr. Leiblein in Würzburg, Dr. von
Siebold in München und Dr. Will in Erlangen vor, welche
sich alle gleich günstig über den Werth der Sammlung aus-
sprechen.
Für Coleopterologen hat die obenerwähnte Käfersamm-
lung das specielle Interesse, dass darin mit sehr wenigen
Ausnahmen alle Typen der in dem bekannten Werke von
J. J. Sturm beschriebenen Arten enthalten sind.
Dr. C. A. Dohrn.
ir^" Für Lepidopterologen. *=SS
Wer 34 Arten und Var. der Gattung Sesia in 63 sauber
gehaltenen Stücken für 63 östr. Gulden (1 G. = 20 Silber-
grosclien r= -/o Thaler") kaufen will, wende sich deshalb an
Herrn 'V\\. Rolide. Zuckerfabrik zu Wieselburg in Ungarn.
305
Es befinden sich darunter ausser den gewöhnlichen Arten
die seltneren: Laphriaeformis, BenibeciC. , Apif. var. Sirecif.,
Maparif., Conopif., Scoliaef., Mellinif., Stomoxyf., ürocerif.,
Hedilif., Thynnif., Dorylif., Therevaef., Miniacaef., Braconif,,
Brosif., Mynnosaef., Coreitif. , Astatif,; die schiefgedruekten
Arten blos im männliclien, alle übrigen in beiderlei Gesclileclit.
Preis-Ermässigung.
Die Unterzeichneten haben sich entsclilossen, die in ihrem
Verlage erschienenen Bände I bis XII der Zeitschrift:
..Linr.&ea entcmolosica",
herausgegeben von dem entomologischen Vereine in Stettin,
welche im Ladenpreise 24 Thaler kosten, auch fernerhin ZU
dem ermässigten Preise von 10 Thalern pro Exemplar abzu-
lassen. Bestellungen führen die Unterzeichneten und jede
andere Buchhandlung aus.
Berlin, im April 1865.
E. S. Mütter ^ SoHn.
Aus dem Nachlass des Prof. Braun zti Btiyreuth ist zu
verkaufen:
1. eine Schmetterlingssammlung, ausgezeichnet erhaltene
Exemplare, circa 1700 Stück, 75U Exoten,
2. eine Käfersammlung, ebenfalls sehr schöne Exemplare,
750 Exemplare.
Der Verkäufer ist Dr. Maurer in Erlangen. Nähere Auskunft
über die Sammlungen ist zu geben bereit l'rof. Dr. Rosen-
hauer ebendaselbst.
306
Inlialt t
Hagen: Phryganiden von Madera, Zürich. Gehäuse. Bethe:
deutsche Throscus. A. Dohrn: Darwin's Theorie. Speyer: Lepid.
Mittheilungen. Wocke: neue Nepticulae. Leop. Carol. Preisaufgabe.
Werneburg: Ueber Colias. C. A. Dohrn: Tandem aliquando.
Literatur (Assmuss über Bienen-Parasiten). Vereins-Angelegenheiten
(Termin zum Verkauf der Vereinssammlung). Intelligenz.
-M€(-äH3£Mr<K-»-
Entoiuologiiielie Zeitung
herausgegeben
von dem
entomologischen Vereine zu Stettin.
Redaction- ^" Commission bei den Buchliandl.
^ . „^ ' V. E.S.Mittlerin Berlin u. Fr. Fleischer
C. Ä. Dohrn, \ ereins-Präsident. in Leipzig.
IVo. JO-12. 26. Jahrgang. Oct.-Dec. 1865.
Beitrag zur Fauna des Corcovado
von
O* V. Prittivitz in Brieg.
(Fortsetzung aus Jahrg. 26 p. 143 d. Z.)
An Literatur, die nachträglich noch von mir benutzt wurde,
ist zu erwähnen:
* 1. Peters Reisen in Mozambique; Schmetterlinge, be-
arbeitet von Hopffer, mit color. Tafeln.
2. Trimeji: Rhopalocera Africae australis Cape Town.
1862.
3. Kafferlandets Dagfjärilar etc. H. D. J. Wallengr6n
1857.
* 4. Swainson zoological illustrations tom. I — III.
* 5. Dieffenbach, Neu Seeland. Vol. II. Appendix, Fal-
ter von E. Doubleday.
6. Richard Schomburgk, Reisen in Britisch Guiana. Vol.
III. Falter von Erichson.
7. Morris, Synopsis der beschriebenen Falter Nord-
Amerika's.
8. Lewin, Prodromus Entomology, Natural history of
Lepidopterous insects of New South "Wales. London 1805.
{\ Description des nouvelles especes de Lepidopteres de
la collection de l'Academie imperiale des sciences par Mene-
tri^s 1863. St. Petersbourg.
10. Illustrations of diurnal Lepidoptera pars I. Lycae-
nidae by William C. Hewitson. London 1863 (2. Heft).
11. Lepidoptera Ost- Sibiriens, insbesondere des Amur-
landes, von Otto Bremer. Petersburg 1864.
21
308
Ich habe noch den Herren Dr. Herrich -Schäffer, Kefer-
stein, C. Felder und Dr. Gerstäcker meinen wärmsten Dank
für die Freundlichkeit auszusprechen, mit welcher sie meine
Arten zum Theil in Natur, zum Theil in Zeichnungen begut-
achteten.
Sowohl Herr Dr. Dohrn, wie die Königliche Bibliothek
zu Berlin gestatteten mir in liberalster Weise die Benutzung
vieler seltener, mir fehlender Werke, so dass mir eine ausser-
gewöhnlich vollständige Literatur zu Gebote gestanden hat.
Zunächst habe ich bezüglich des schon publicirten Thei-
les meines Aufsatzes noch Einiges nachzutragen und zu ver-
bessern.
Terias.
Nachdem ich nun Swainson eingesehen habe, theile ich
Herren Gerstäcker's Meinung, dass wenigstens meine Leucidia
exigua identisch mit Elwiua ist. Dagegen ist meine pygmaea
ein anderes Tliier, vielleicht aber nur ^ von Elwina Swainson,
Ageronia.
Hier ist statt Hoffmannseqq Hoffmannsegg zu lesen.
Canais.
Statt Plerippus ist Plexippus zu lesen.
Heliconia.
Phyllus soll Phillis, Roscane Roxane und Eucrato Eu-
crate heissen.
Eurema.
Statt Teomesia ist Tecmesia zu lesen.
In dem jetzt folgenden Theil meines Aufsatzes boten na-
mentlich die Lycaeniden ihre besonderen Schwierigkeiten.
Ausser Godart's Beschreibungen war ich meist auf Gra-
mer angewiesen. Ich verkenne Cramer's Verdienst nicht —
allein seine kleineren Arten sind oft so roh, dass man sie
wohl errathen, aber nicht sicher deuten kann. Ich habe seine
Namen überall gewisseuliaft beibehalten, wo seine Bilder eine
Deutung wenigstens als wahrscheinlich zuliessen. Dagegen
habe ich alle Arten, welche nicht sicher zu erkennen wa-
ren, neu benannt.
Im Ganzen sind indess die Lycaeniden nicht so wenig
bearbeitet, als Herr Dr. Herrich-SchäfFer gegen mich brieflich
äusserte. Vieles ist bei Hübner trefflich abgebildet und na-
mentlich die Vergleichung mit dem Berliner Museum lieferte
manche schätzenswerthe Aufklärung.
309
Ich lasso nun die einzelnen Arten folgen, wobei ich nur
bemerke, dass ich Thecla und Lycaena nicht geschieden
habe. Nach meiner Ansicht sind für die generische Trennung
beider Gattungen genügende Merkmale noch nicht aufgefun-
den. Eventuell ist auch das hier behandelte fragmentarische
Material nicht geeignet, einen Ueberblick zu gestatten, wie viele
Gruppen zu bilden sind. Hewitson ist bis zu den eigentlichen
Lycaeniden noch nicht vorgerückt.
Caligo.
Idomeneus. Lin. mus. Ulric. p. 213. Systema natural II.
p. 753 No. 45. Clerk icones tab. 20 fig. 1. Merian Surinam
Ins. tab. 60. Fabr. system. ent. p. 459, ent. System. III, I
88 No. 275. Gramer 52 fig. 2 PI. 390. A. B. Godart 9,
449 No. 27. Papilio Surinamensis Petiver Gazoph tab. 28
fig. 1.
Ein Stück.
Inachis. God. 9, 449 No. 28. Beltrao. Hübn. Exoten.
Ein Stück.
Beide Arten sind gemein, lassen sich aber am Tage nicht
blicken. Kurz vor Sonnenuntergang erscheinen beide in Menge,
flattern schwerfällig umher und setzen sich an Zäune und
Baumstämme. Die beiden Stücke (von Idomeneus und Ina-
chis) fing mein Freund an einem Zaune.
Dasyophtl^alma.
Creusa. Hübn. Exoten. Doubled. List. p. 117. Anaxandra
God. 9, 451 No. 34. Boisd. in Cuv. regne animal ins. pl. 141
fig. 1. Pavonia Anaxandra Blanchard bist, naturelle des ins.
Lepid. pl. 17 fig. 1. Sophorae Donov. reposit. tab. 87, 88.
Ich erhielt drei r^. Die Art war in den Büschen um
den Corcovado sehr gemein. Eine Menge Exemplare flogen
dort hüpfend, wie unsere Egeria, im tiefsten Schatten und
setzten sich stets mit zusammengeschlagenen Flügeln auf die
Erde.
Opsiphanes.
Syme. Hübn. Exoten. Doubld. List. p. 117. Boisd. spec.
g^n. tab. 12 fig. 2. Acadina Godart 9, 451 No. 32. Guerin.
icon. d. r. anim. pl. 79 flg. 1.
Flog einzeln mit ganz gleichen Sitten unter der Vorigen ,
Ich erhielt nur ein Stück.
Cassiae Lin. etc. God. 454 No. 42.
Mehrere Stücke; sehr gemein, aber fast immer defect.
21 ■■
310
Dynastor.
Darius. Fabr. System, ent. p. 482, ent. System. III. 1,
52 No. 161. God. 9, 452 No. 37. Anaxarete Gramer 95.
A. B. (^ 374, A. B. $ God. 9, 452 No. 35. Hübner Exoten.
Die Art war mit Creusa und Syme in denselben Büschen
in Unzahl vorhanden, sass aber stets an den Stämmen, wäh-
rend die beiden Andern den Weg belebten. Ich erhielt nur
ein mittelmässiges ?.
Brassolis.
Sophorae. Lin. Mus. Lud. Ulric. p. 266. System, natu-
rae II. p. 767 No. 121. Clerck icones tab. 35 fig. 3. Me-
rian Surinam ins. tab. 35. Roesel 4 tab. 4 fig. 1, 2. Fabr.
System, entom. p. 483. Eutom. systemat. III. 1, 150 No. 459.
Stoll pl. 3 flg. 2. A. B.Raupe, Puppe. Godart 9, 457 No. 1.
Boisd. in Cuvier regne animal. Ins. pl. 141 fig. 2. Blanchard
hi&toire naturelle des insectes Lep. pl. 15 fig. 3. Lucas pl.
76 fig. 2. Doubl. Westw. Hewitson pl. 59 fig. 2. Herbst 130
flg. 1, 124, fig. 4, 5 ?. M6n6tri6s Castnia Langsdorfii
Chenu 284 S. 174. Gramer 253 A. B. C.
Einige Stücke.
Diese bei Rio sehr gemeine Art erscheint nur in der
Morgen- und Abendkühle und fliegt in Menge um die Wipfel,
namentlich der an den Strassen stehenden Bäume.
Haetera.
Nereis. Fabr. ent. system. III. 1 , 184 No. 568. Drury
III. pl. 35 fig. 4. Stoll pl. 26 fig. 3. Jones icones IL tab.
35 fig. 2. God. 9, 483. 16. Lucas 80 fig. 1. Hübner Verz.
Herbst 86 fig. 1 und 2.
1 Stück.
Diese Art flog ganz wie Syme mit dieser und Creusa.
Euptichia.
Ocirrhoe. Fabi'. gen. ins. p. 260. Ent. System. IIL 1,
96 No. 297. God. 9, 489. Herbst 184 fig. 1-2.
Ein paar gute Stücke.
Clueria. God. 9, 492.
Die andern Synonyme sind mir unsicher, namentlich die
Bilder, welche sämmtlich viel gröber gezeichnet sind.
Ein gutes Stück ohne Notiz.
Byses. God. 9, 496.
Ein sehr gutes o^.
Neonympha.
Cninerta. Gramer 293 f. F.
311
Einige Stücke.
Sosybius. Boisdvl. Leconte pl. 63 fig. 1 — 4?
(non aliorum.)
Ein Stück, welches mir hierher zu gehören scheint.
Poltys nov. spec,
Grösse eines massigen Oedlpus. Flügel lappig, Vorder-
rand umgeschlagen. Leib und Thorax schwärzlich , ebenso
die Fühler. Palpen und Unterseite des Körpers hellbräunlich.
Alle 4 Flügel ockerbraun (pierre de feu) mit dunkelbestaub-
ter Wurzel.
Vorderflügel. In der Mitte zwei dunkle Querstreifen,
zwischen ihnen nahe am Vorderrande ein dunkler Haken
(auf der die Discofdalzelle schliessenden Querrippe), dicht am
Aussenrand eine schmälere Bogenlinie, vor den graulichen
Fransen zwei parallele Linien, alle drei dunkelrothbräunlich.
Hinterflügel : Ein dunkler Querstreifen. Analwinkel lang ge-
streckt. Aussenrand nach unten ausgeschnitten, mit vier Ein-
buchtungen. Vor den graulichen Fransen zwei gebuchtete
braune Binden, mehr nach innen eine dritte breitere und dunk-
lere. Zwischen den drei Linien ist der Grund heller. Am
Innenwinkel auf dem linken Flügel zwei, auf dem rechten
ein schwarzer, gelb umzogener Punkt. Unterseite grau, braun-
staubig. Vorderflügel: Zeichnungen wie oben, nur feiner. Die
beiden Linien in der Mitte doppelt. Fransen und ein Schat-
ten an der äusseren Querlinie violettbräunlich. Hinterflügel
ebenso. Der Schatten an der äusseren Querlinie vom Vorder-
rande aus kaum die Hälfte des Flügels erreichend. Dahinter
nach dem Aussenrande zu 6 sehr kleine Augen, von denen
die in Zelle 2 und 5 feine silberne Pupillen haben. Alle
Fransen bräunlich, dunkler als der Grund.
Erycina.
Rhetus. Gramer 63. C. Saund. trans. ent. society V.
217. Herbst 60 fig. 4. Licarsis Chenu 371 S. 221?
Einige Stücke dieser prachtvollen Art, deren Bilder sehr
unvollkommen sind. Nach meines Gewährsmannes Versiche-
rung ist Rhetus auf blumigen Stellen, über die er langsam
hinflattert, um Rio nicht selten. Besaugt er eine Blume, so
schwebt er mit langsamen Flügelschlag an derselben. Er
schillert im Leben noch viel schöner als im Tode.
Calydna.
Lusca. Hübner Exoten teste Herrich-SchäflFer.
(In den beiden von mir benutzten Exemplaren von Hüb-
ner's Exoten fehlt die Tafel — Doubld. hat das Citat und
ich habe die Tafel einzeln schwarz).
312
Mehrere sehr hübsche Stücke. Diese Art variirt ganz
ausserordentlich in der Farbe und Zeichnung. Keines meiner
5 Stücke gleicht dem andern.
Castanea nov. spec.
1 cJ (? unbekannt). Nahe verwandt mit Calydna Can-
dace Hewitson (^ (Hewitson vol. IL Calydna 2 fig. 20) und
Chaseba Hewitson endlich mit Punctata Felder, Wiener Mo-
natsschrift pro 61 S. 98 No. 55.
Grösse von Nymphidium Jessa oder Calydna Candace.
Fühler schwarz und weiss geringelt. Kopf, Brustabdomen
oben kastanienbraun, ebenso die Oberseite aller 4 Flügel.
Vor dem Aussenrande der Vorderflügel steht eine Reihe
sehr kleiner weisser Punkte, nahe am VcJrderrande dann ein
einzelner sehr kleiner Punkt. Hierauf folgt eine aus 8 grös-
seren Fleckchen gebildete bogige Punktreihe, welche am
Vorder- und .Innenrande sich der Wurzel am meisten nähert
und in Fleck 4 und 5 (vom Vorderrande gezählt), am wei-
testen nach dem Aussenrande ausbiegt. Dann folgen auf dem
der Wurzel nächsten Felde drei übereinander in schiefer Linie
stehende weisse Punkte und endlich deren zwei. Von der
geschwungenen Punktreihe nach innen ist der Grund in Form
einer unbestimmten Querbinde verdunkelt.
Hinterflügel: Punktreihe aus 6 Flecken, deren Punkt 4
vom Vorderrande aus dem Aussenrande am nächsten steht.
Dann folgen nach der Wurzel zu noch 5 einzelne Punkte.
Unterseite: Alle 4 Flügel goldockerfarben. Punkte viel
grösser als oben, stark dunkel gerandet. Fransen oben grau,
unten bleiglänzend. Gesicht, Brust, Füsse und Leib gelblichgrau.
Herr Herrich - Schäffer , P'elder und Gerstäcker erklärten
die Art übereinstimmend für neu.
Theope.
Lytaea. Hübn. Zutr. 901, 902.
Zwei Männer in defectem Zustande.
Phaeo nov. spec.
Die kleine Theope -Gruppe besteht bei Doubld. nur aus
Lytaea und Terambus. Hewitson hat sie wesentlich vermehrt.
Von seinen neuen Arten kpmmt eine, Theope Theritas
vol. IL Theope fig. 2, 3 meiner Art nahe, allein mein Exem-
plar weicht in folgenden Punkten ab:
1. bei Phaeo ist der Analwinkel der Hinterflügel sehr ge-
streckt und läuft in eine stumpfe Spitze aus;
2. die Unterseite ist nicht ockergelb, sondern schiefer-
grau;
3. es fehlen die beiden schwarzen Fleckchen am Anal-
winkel auf der Unterseite der Hinterflügel.
313
In üebereinstimmnng mit Herrn Felder und Herrn Gerst-
äcker halte ich daher die Art für neu.
Panara.
Jarbas. . Drury III. tab, 8 fig. 2. Perditus Fabr. entom.
syst. IIL 1, 323 No. 222. Godart 9, 590 No. 127. Hübner
Exoten und Verzeichniss.
Gemein, einige $.
Episatnius nov. spec. Satnius Dalman Analecta No. 15?
Ein $.
Dalman sagt wörtlich:
Amphipus, alis integerrimis , anticis utrinque fascia
media crocea lata lineari et continua.
Hab. in Brasilia Dom. d. Gyllenbrock Mus. Hol-
miense.
In der Beschreibung heisst es weiter:
et ad angulum inferiorem ducta,
und
ferner
ut ipsi nervus costalis et anguli ciliae ejusdem sunt
coloris;
subtus alae omnes concolores ciliis nigrofiiscis antica-
rum in summo apice et ad angulum inferiorem ad
finem fasciae puncto albo notatis.
Dies stimmt mit meinem sehr reinen einzigen Stücke (V)
nicht ganz.
Dieses ist etwas grösser als mein $ von Jarbas und
gleicht diesem oben ganz bis
1. auf das Fehlen der gelben Binde auf den Hinter-
flügeln ;
2. dann ist bei meinem $ von Episatnius das gelbe Band
der Vorderflügel etwas schmaler.
Im Uebrigen ist das Thier oben und unten gleichmässig
schwarzblau, ohne jede andere Zeichnung. Das Abdomen hat
zwei hochgelbe Seitenstriemen. Herr Gerstäcker erklärte die
Art für neu.
Herr Felder für Barsacus Westwood, was indess ein Irr-
thum ist, wie mich die Ansicht des Bildes belehrte.
Amarynthis.
Sagaris. Fabr. Mant. ins. II. pag. 83 No. 750, entom.
System. III. 1, 321 No. 215. Gramer 83. God. 9, 589 No.
123. Doubld. List. Hübn. Verzeichn.
Einige <^. Wie Godart, ist auch mir das $ unbekannt
geblieben.
314
Emesis.
Fastidiosa. Men. enumeratio S. 52 No. 849 PI. III. fig. 5.
Zwei sehr gute Stücke, welche auch gut mit dem Bilde
übereinstimmen.
Diogenia nov. spec.
Von dieser von allen Seiten für neu erklärten Art er-
hielt ich nur ein sehr schönes Stück.
Es ist ein ö^ und kleiner als Fastidiosa, sonst von ähn-
lichem Habitus. Fühler schwarz und weiss geringelt, Leib
und Thorax schwarz rostroth behaart. Alle 4 Flügel oben
rostfarben mit schwärzlichen Zeichnungen. Ich zähle von der
Wurzel bis zum Aussenrande 5 Querlinien von nach dem
Aussenrande zu offenen kleinen Halbmonden.
In der letzten, dem Aussenrand nahen Linie schrumpfen
sie in Punkte zusammen.
An der mittelsten Querlinie, dicht am Vorderrande, sitzt
ein dunkelbrauner Fleck.
Unterseite heller, rothgelb, alle Querlinien kirschroth.
Der Fleck am Vorderrande fehlt. Am Analwinkel der Hin-
terflügel ein dunkler Punkt. Zwei dergleichen am Aussen-
winkel, Körperpunkte und Beine rothgelblich.
Nymphidium.
Gela. Hewitson.
Einige Stücke (^$.
Lamis. Gramer 335 F. G.?
Nach Herrn Dr. Gerstäcker's Ansicht. Ich gestehe, dass
mehrere Stücke einer der Gela ähnlichen Art, welche ich
erhielt und Avelche sich vor Gela vornehmlich durch die oben
stumpfe Form des weissen Feldes in den Vorderflügeln aus-
zeichnen, mir in ihrer Bestimmuno; bedenklich sind. Das
Cramer'sche Bild ist viel zu ungenau, als dass man es mit
Sicherheit auf eine der beiden Arten deuten könnte.
Die Form des weissen Feldes ist viel eher die von Gela
als die von meiner Art.
Ein sehr klägliches Bild ist auch Sepp tab. III. Caricae
Gramer, welches eine ähnliche Art vorstellt.
Baeotis.
Melanis. Hübn. Zutr. 427, 428. Hisbon Gramer 83 E.
Meines Erachtens stellen Melanis und Hisbon dasselbe
Thier dar.
Ich erhielt zwei mit dem Hübner'schen Bilde sehr gut
stimmende Stücke männlichen Geschlechts ohne Notiz.
315
Charis.
Jessa, Boisdvl. spec. Gen. pl. 6 fig. 10.
Drei Stücke, welche mir hierher zu gehören scheinen.
Epijessa M.
Grösse von Aegon, Hinterflügel auffällig klein. Thorax
und Leib graulich behaart. Fühler "^/^ so lang als die Vor-
derflügel, schwarz, weiss geringelt, Kolbe stark, weiss an der
Spitze. Alle 4 Flügel matt mennigroth, lilla beduftet mit
vielen kleinen schwarzen Strichen. Nahe am Aussenrande
ein russiges Band über alle 4 Flügel , aussen von einer blei-
glänzenden Linie begrenzt. Dann eine Reihe tiefschwarzer
Punkte im hier rein mennigrothen Grunde. Dann eine zweite
bleiglänzende Linie. Fransen dunkelröthlich.
Unterseite hell orangegelb ins Fleischfarbige ziehend;
Hinterränder perlfarben beduftet. Die schwarzen Striche der
Oberseite und der dunkle Schatten, erstere deutlich, letzterer
schwach sichtbar. In "der Gestalt erinnert diese Art an Ca-
lydna Cea Hewitson IL Calydna IL fig. 16.
Ein gutes $.
Mesosemia.
Odice. Godart 9, 583 No. 88. Hewitson vol. IL Me-
sosemia tab. 2 fig. 14,
Zwei gute mit Hewitson's Bild genau übereinkommende
Stücke.
Martha nov. spec. 2 ^.
Neben Menoetes Hewitson vol. IL Mesos. VI. fig. 56,
57, 58.
Oberseite: Gestalt von Odice. Hinterflügel in der Mitte
mit einer Ecke. Oberseite dunkel, fast schwarzbraun. Erste
dunkle breite Querbinde in der Mitte. In ihr steht der ge-
wöhnliche schwarze, fast runde Fleck mit zwei weissen Punk-
ten. Dann folgt eine zweite dunkle Binde, welche am Vor-
derrande am breitesten ist. Endlich eine dergleichen am
Aussenrande, welche am Innenwinkel schmal zugeht.
Auf den Hinterflügeln steht vor dem Aussenrande ein
helleres Band mit 5 dunklen Flecken, deren grösster vor der
ausspringenden Ecke sich befindet. Fühler schwarz und weiss-
lich geringelt mit weisslicher Fühlerkolbe. Kopf, Thorax und
Abdomen schwarzbräunlich.
Unterseite hellbraungrau.
Vorderflügel: der schwarze Fleck gelblich umzogen. Um
den gelben Ring geht ein brauner Strich, welcher nach der
Aussenrandseite zu bis zum Innenrande reicht. Neben ihm
nach der Wurzel zu ein dunklerer Schatten und dann noch
316
ein kurzer bräunlicher Strich , welcher vom Innenrande aus
kaum bis zur Flügelmitte reicht. Diese drei Zeichnungen
stehen an Stelle der dunklen Mittelbinde oben. Die nächste
dunkle Binde heller als oben. Dann folgt noch eine verlo-
schene dunklere Linie. Fransen dunkel,
Hinterflügel: von der Wurzel aus eine undeutliche, innen
gelbliche dunkelbraune Doppellinie, dunkler Mittelpunkt, eine
zweite solche Doppellinie, deren äussere Grenze am dunkel-
sten und breitesten ist, ein brauner, innen gelblich gesäumter
Schatten. Dann die Punktreihe, welche hier in sehr hellem
Grunde steht.
Der Fleck am Winkel kreisrund (oben länglich), schwarz.
Für die fein gezeichneten Mesosemien sind die vorhandenen
Bilder zu ungenau.
Dies gilt auch von dem Hewitson'schen
Limnas.
Phereclus. Linne syst, naturae IL 792, 248. Mus. Ulric.
p. 326. Fabr. Syst. entom. p. 529 No. 364, Ent. syst. III. 1,
321 No. 217. Clerk icones 45 fig. 4. Gramer 178. D. Go-
dart 9, 590 No. 128. Hübner Verzeichniss.
Ein gutes Stück. *
Helios Gramer.
Ein Stück. — Obgleich H. Felder und H. Dr. Gerstäcker
es nicht für Helios hielten, ist es doch wohl nur dieser.
Stalachtis.
Susanna. Hübn. Zuträge 425, 426. Boisd. spec. gen. pl.
IL flg. 6. Doubld. List.
Sehr gemein — mehrere Stücke.
Thecla und Lycaena.
Marsyas. Lin. Syst. nat. II. 788. Clerk icones tab. 41
fig. P. Gramer 332. A. B. Fabr. Entom. systematica III. 1,
272. Kleeman TU. I. tab. V. fig. 1, 2. Godart Enc. meth. 620.
Mein Gewährsmann traf diese Art mit den Sitten von
Euphemus auf Wiesen; ich erhielt 2 (^.
Meton. Gramer 201. D. E. Fabr. Mant. ins. 11, 67.
God 630.
Das Cramer'sche Bild ist zu unvollkommen, als dass nach
ihm mit Sicherheit zu urtheilen wäre.
Mein einziges hierher möglicherweise gehöriges Stück ist
abgeflogen, so dass auch deshalb ein sicheres Urtheil über
das Aussehen des Thieres im frischen Zustande nicht zu fäl-
len ist.
Nach meiner Zeichnung bemerkte Herr Dr. Gerstäcker,
317
dass es von 4 Exemplaren des Berliner Museums erheblich
abweiche und Avohl zu einer neuen Art geboren könne. Wenn
nun auch mein Exemplar zu scblecht ist, um die neue Art
gehörig zu begründen, so mag seine Beschreibung doch hier
Platz finden.
^ Oberseite weisslich blau, noch heller als Coi'ydon.
Der gelbe Vorderrandfleck, den das Cramer'sche Bild hat,
fehlt. Die Hinterflügel haben nur ein Schwänzchen. Unter-
seite hell lehmgelb. Zeichnungsanlage wie bei Gramer, nur
sind alle dunklen Zeichnungen zimmtfarbig, während sie bei
Gramer fast schwarz sind. Der Fleck am Vorderrande der
Hinterflügel ist hell gefüllt. Ich halte meinen Falter nur für
$ von Meton.
Phaleros. Linne Syst. nat. II. 797. God. 628, 41. Agis
Drury tab. 26 fig. 3, 4. Ghiton Fabr. entomol. syst. III. I,
262. Donovan Ins. of India PI. 39 fig. 1 — 1 a. Gramer
282 E.
Von dieser schönen und auffälligen Art erhielt ich 3 (^,
die ich vom Gramer'schen Bilde trennen zu müi?sen glaubte.
Erst nachdem Herr Dr. Gerstäcker und H. Felder meine
ganz treue Zeichnung bestimmt für die Art, welche ich oben
citirt, erklärt hatten, und nachdem die Güte des Herrn Dohrn
mich in den Stand gesetzt hatte, Donovan und Drury einzu-
sehen, habe ich die Ueberzeugung gewonnen, duss ich nur
Phaleros Linne vor mir hatte. Alle drei Bilder sind jedes
in seiner Art ganz erbärmlich. Die Palme, das Thier am
schlechtesten dargestellt zu haben, muss man aber Donovan
zuerkennen.
Diese Art flog an Blättern wie unsere Betulae.
Polybe. Lin. Svst. nat. II. 787. God. 626. Atis Gramer
259. G. H. Fabr. ent. syst. III. 1, 267.
Zwei ziemlich gute Stücke. Das Cramer'sche Bild ist
sehr roh.
Eurisides. Hübn. Zuträge 297, 298. Donov. Ins. of India
pl. 41 fig. 1. Unterseite: Meliboeus Fabr. entom. .svstem. 1,
241. God. 629.
Drei sehr wohlerhaltene Weiber. Seltsamer Weise hat
Doubld. das Donov. Citat nicht und Westwood citirt wieder
Hübner's Bild nicht. Letzteres ist meisterhaft. Das Donov.
ist sehr mittelmässig und kaum kenntlich.
Simaethis. Drury I. pl. 1 fig. 3 (ohne Namen). Fabr.
Mantisse II. 70. Hübn. Zuträge 423, 424. God. 643.
Ein sehr schönes ¥, dem nur die Fühler fehlen. Hüb-
ner's Bild ist meisterhaft, das Drury'sche, selbst im alten
Colorit, wenn auch kenntlich, doch viel schlechter.
Hemon. -Fabricius Mant. II. 67. Gramer D. E. God. 624.
318
lieh.
Zwei gute Stücke. Cramer's Bild ist roh, aber kennt-
Doljlas. Gramer 111. B. C. God. 633.
Gramer lieferte ein schlechtes Bild des (^.
Mein sehr schönes $ gehört jedoch nach der gar nicht
zu verkennenden Unterseite hierher.
Herodotus. Fabr. ent. syst. III. 1 , 286. Donov. ins. of.
India pl. 39 fig. 2. God. 641. Eryx Fabr. Mantisse II. 70,
entom. system. II. 1, 283. Amyntor Gramer F. E.
Die beiden citirten Bilder sind die vollständigsten Ca-
ricaturen. Ein gutes Bild ist nöthig. Ich erhielt nur ein sehr
schönes r^. Diese Art steht unserer Rubi sehr nahe, führt
aber ein Schwänzchen, ausser dem Lappen am Analwinkel.
~-~- — Acaste mihi. Von dieser schönen Art besitze ich nur ein
sehr frisches $ ohne Fühler, welches ich Anfangs mit Hero-
dotus vermengte, und einen völlig tadelfreien (^.
Die Oberseite gleicht der von Herodotus. Bei diesem
sind die Fühler aber auffällig schwarz und weiss geringelt,
bei Acaste f^ dagegen fast einfarbig schwarz.
Die Uiiterseite gleicht ebenfalls der von Herodotus, doch
ist bei Acaste eine vollständige weisse Kappenlinie da. Die
Hinterflügel haben, das scheint mir der wichtigste Unterschied,
kein Schwänzchen, sondern enden in einen schmalen, nach
aussen gebogenen Lappen am Analwinkel, welcher Lappen
bei Herodotus breiter, kürzer und nicht nach aussen gebo-
gen ist.
Diese Art mag bisher mit dem sehr ähnlichen Herodotus
verwechselt worden sein. Das $ ist bedeutend grösser als
der ,^, sonst ihm gleich.
Dindymus. Gramer 46. F. G. Sphinx Fabricius Mantissa
2, 67. Ent. System. 111. 1, 270. Godart 632. Hübner Zu-
träge 635, 636.
Ein gutes $, welches mit dem sehr schönen Hübner'schen
Bilde genau stimmt. Diese Art erinnert sehr an unsere Thecla
Quercus. Nur das prachtvolle metallische Blau der Oberseite
mahnt an eine andere als an die deutsche Sonne.
Crolus, Gramer 333 G. H. j. Gelmus Gramer 55 G. H.
Mehrere sehr schöne Stücke, aber nur ein Weibchen.
Kleeman's Bild I. 7 fig. 3 — 4 ist gar nicht schlecht gerathen
und stellt einen (^ dar.
Doubleday hat die ganzen Gitate ausser Gramer's Grolus
weggelassen. Kleeman gehört indess unbedingt hierher. Herbst
kann ich (zufällig diese Tafel) nicht vergleichen. Gramer's
Gelmus ist gewiss ein schlechtes Bild des Weibes — die Un-
terseite ist doch zu charakteristisch.
319
Ueber Echion Lmn6 und Fabr. ist nichts Bestimmtes zu
sagen.
Jedenfalls zu Unrecht fehlt aber bei Doubld. das Citat:
Echion — Godart Encycl. 9, 637, 73. — Mein Weib ist viel
matter gezeichnet als die ,^r^. Es flog an Blättern.
Beon. Gramer 319. B. 0. Godart 9, 636.
Mehrere Stücke, M'elche in Grösse und Lebhaftigkeit mit
der Zeichnung abändern. Meines Erachtens gehört als Syno-
nym hierher Pleb. rur. Ingae Sepp Surinams Falter Bd. 1 tab.
17, wenngleich das Bild so roh ist, dass man nicht ganz
sicher entscheiden kann.
Hugo. God., Doubld., Westw. pl. 74 fig. 4.
Ueber Doubld. Bild kann man nicht sicher urtheilen,
weil es keine Unterseite zeigt. Mehrere (5^, die ich aus Rio
erhielt, stimmen auf's Genaueste mit Godart's Beschreibung
9, 640 No. 84, der Name muss indess meines Erachtens ganz
wegfallen.
Früher als God, erschienen die Donovan'schen Bilder zu
den Insects of India und hier findet sich unser Hugo in zwei
Bildern, welche nicht gut, aber besser sind als die meisten
Bilder dieses Werkes.
An merk. Zwei Jahre nach Niederschreibung dieser Be-
merkungen finde ich von Hewiti-on bei Deudorix Xe-
nophon Illustr. II. S. 21 No. 10 ganz dieselbe Meinung
über Donovan's Bilder ausgesprochen.
Tab. 41 fig. 2 (Unterseite) ist er Tyrtaeus benannt, hat
aber alle Hugo-Zeichnungen nur schwarz statt röthlichbraun.
Die Oberseite fig. 3 ist Xenophon getauft. Beide zusammen
halte ich für Hugo. Westwood citirt allerdings noch Hors-
field's Metamorphose zu Xenophon, die mir nicht zu Gebote
steht und Gramer 362 G. H.
Allein Gramer's Bild ist sehr roh und daher nicht mit
Sicherheit zu deuten, und das Horsfield'sche Gitat könnte ein
Irrthum sein.
Anmerk. Vielleicht kommt Hugo auch auf Java vor, we-
nigstefts liefert Moore Horsfield pl, 1, 3a die Meta-
morphose von Xenophon von Java und citirt Bd. 1
S. 31 Donovan 41 fig. 3. Nachdem ich die Chinesen
bifasciatus Bremer und Dimas Gramer von Rio erhielt,
halte ich das für leicht möglich.
Dass Godart 640, 85 Xenophon besonders beschreibt, ist
gleichgültig, da er ihn nicht gesehen hat.
Die bei Godart nicht genannte Heimath ist sicher der
Fuss des Corcovado.
•Nach den Bemerkungen meines Gewährsmannes ist er
häufig und hat ganz die Sitten unseres Phlaeas.
320
Bazochii. Godart 9, 681 r^?. Thius Hübner Exoten?
Von dieser wenig bekannten, im männlichen Geschlecht
noch gar nicht abgebildeten Art erhielt ich 3 o und 3 $.
Godart kannte nur das ö^. Zu seiner Beschreibung mache
ich folgende Bemerkungen:
S. Flügelspannung meiner 3 Stücke unter einem Zoll.
Der dunkle Vorderrandfleck ist nicht erhöht oder vertieft,
liegt aber an der gewöhnlichen Stelle. Die Hinterflügel sind
hellblau, mit Ausnahme des Vorderrandes der Wurzel und
eines schmalen Randes, M'elche dunkelbraun sind. Fransen
rein weiss, Analwinkel gestreckt und etwas zugespitzt. Die
Unterseite der Oberflügel ist heller. Der Beilfleck in der
Spitze weiss, Innenrand weisslich.
Von dem Beilfleck, in welchem einige mehr oder weniger
grosse braune Fleckchen eine Längsbinde bilden, zieht am
Aussenrande hin ein schwacher weisslicher Streif. An dem
weissen Beilfleck ist die braune Grenze dunkler als der übrige
braune Raum. Hinterflügel weisslich. Wurzel castanienbraun,
ebenso ein grosser Fleck am Aussenrande, ein runder brauner
Fleck am Vorderrande. Das Weiss bildet dadurch ein 8,
dessen oberes Ende am Vorderrande und dessen unteres mit-
ten im Flügel in einem weisslichen, mit bräunlichen Wellen-
linien durchzogenen Räume ^ich verliert.
Vor den weissen Fransen zieht eine braune Linie um den
Flügel, in welcher sich die Rippen als dunklere Punkte mar-
kiren.
Die Masse des Biaun und dessen Tiefe variirt. Auffällig
ist der Vorderrand der Hinterflügel, welcher von der Wurzel
bis zum Aussenwinkel eine gerade Linie bildet. $ kleiner;
Vorderflügel viel stumpfer; Vorderrandfleck fehlt. Hinter-
flügel mehr abgerundet, ohne verlängerten Analwinkel, stark
braun überflogen.
Oberflügel : Unterseite wie beim r^, Hinterflügel fast ganz
braun, nur mit weisslichem Wisch am Vorderrande.
Thius Hübner Zuträge 743, 744 gehört gewiss hierher.
Die Art ist durch ihre Unterseite sehr ausgezeichnet. Sie
flog an Blättern nicht eben selten.
Bubastus. Gramer 332 G. H. Columella Fabr. Herbst
324, 0, 7. Ent. syst. 111, J, 282. Godart 638?
Drei t^ und ein $, sämmtlich sehr rein.
Fabricius und Herbst (die Tafel) kann ich nicht verglei-
chen. Meines Erachtens sind meine Falter identisch mit Cra-
mer's sehr rohem Bilde. Dieses ist aber nicht gleich Buba-
stus Godart.
Von Godart's Beschreibung unterscheiden sich meine Faiter
in folgenden Punkten:
321
1. Gestalt und Flügelschnitt des <^ und ? ganz wie bei
Bazochii ;
2. keines meiner Stücke hat die Spur eines Schwänzchens,
keines hat ein blaues Stäubchen oben 5
3. auf der Unterseite der Hinterflügel fehlt der schwarze
blaubestäubte Punkt;
4. den „arc central '•• haben die o mehr oder weniger
deutlich.
Meine Falter sind sonach sicher Bubastus Gramer, aber
kaum Bubastus Godart.
Palegon. Gramer 3, 159 tab. 282 G. D. und Myrtillus
tab. 380 B. G. Pelagon Enejcl. 9, 629 No. 43. Herbst 292,
3, 4. Pelagon und 386, 3, 4 Myrtillus.
Mehrere <^ und $ sehr schön gezeichnet, mit einer sehr
variirenden, von Godart leidlich beschriebenen, von Gramer
sehr mangelhaft abgebildeten Unterseite. Die Zeichnungen
bleiben sich unten gleich. Der Ton wechselt aber vom Gelb-
lichen zum Grünlichen und die Deutlichkeit ist sehr ver-
schieden.
Weshalb der Gramer'sche Name Palegon von Herbst und
Godart mit Pelagon vertauscht worden ist, ist mir unklar.
Hirsuta nov. spec.
Eine sehr ausgezeichnete Art; 1 $, Grösse und Form
einer Thecla Quercus. Oberflügel graubraun, blaustaubig.
Zwischen dem zweiten und dritten Ast der Gostale steht nahe
an der Wurzelspitze beginnend ein keulenförmiger, grauer,
vertiefter Fleck, der etwa 2^^ Linien vor dem Aussenrande
endet. An seiner Spitze am dritten Gostal-Aste unmittelbar
über der Medianader steht in der sehr kleinen Discoidalzelle
ein zapfenförmiger, rauhhaariger, schwarzer Fleck, der unter
der Lupe aus mehreren Bor&tenhäufchen zusammengesetzt er-
scheint.
Die Unterflügel sind % schön blau, Vorderrand dunkel
bestäubt.
Eine dunkle Linie vor den Franzen, dicht darüber eine
nach dem Innenwinkel sich verlaufende und undeutliche Schat-
tenbinde.
Am untersten Ast der Medianader steht das schwarze,
an der Spitze weisse Schwänzchen.
In dem blauen Felde sind die Adern braun. Fransen
grau- und weissscheckig. Unterseite, Vorderflügel hellgrau,
vor dem Aussenrande eine dunklere Binde aus kleinen ver-
loschenen Flecken, daneben nach Innen zwei einzelne solche
Flecken, ziemlich in der Mitte des Aussenrandes als Spur
einer zweiten Punktreihe. Dann die gewöhnliclie weisse Linie,
322
die aber nur bis etwas über die Hälfte reicht, nach Innen
dunkelgrau begrenzt.
Unterflügel bis zur weissen Kappenlinie wie die Vorde-
ren. Ein weisser kleiner Strich am Vorderrande; w^eiter nach
dem Aussenrande zu beginnt die Linie, welche immer aus
einem vor- und einem zurückstehenden Fleckchen gebildet ist
und in ein v am Innenrande endet. Der Raum von der Linie
bis zum Aussenrande ist russig braun bestäubt, am dunkelsten
in der Nähe des Vorderrandes.
Am Vorderrande beginnt in diesem Felde noch eine aus
weissen Halbmonden gebildete Linie, deren Theile nach hin-
ten immer gekrümmtere Bogen bilden, in Zelle 5 und 6 vom
Innenrande sind 2 Bogen übereinander. • In Zelle 2 vom In-
nenrande ist ^in orange Flecken, in Zelle drei ein dergleichen
mit schwarzer Pupille. Vor den Franzen eine weisse und
eine Bleilinie.
Die Fühler, deren Kolben fehlen, sind schwarz und weiss
geringelt. Abdomen und Thorax braun, unten Palpen, Leib
und Füsse weisslich.
"^ — Imma mihi. Ein -9. Fühler fehlen. Grösse und Grestalt
von Quercus. Wurzelhälfte der Vorderflügel und Hinterflügel
bis auf den Vorderrand und den Aussensaum matt himmel-
blau, braun geädert, im üebrigen schwarzbraun bestäubt,
Vorderrand weisslich, Unterseite hell aschgrau.
Vorderflügel; Querlinie weiss, den Innenrand fast errei-
chend. Vor dem Aussenronde noch eine erloschene Linie von
kleinen dunkleren Flecken.
Hinterflügel : Kappenlinie weiss, in den letzten vier Zellen
vor dem Innenwinkel ein grosses W bildend. Nicht parallel
damit, sondern in Zelle 4 mit dieser Linie zusammenkommend,
eine zweite gleiche Linie.
In Zelle drei ein rother Fleck mit schwarzer Pupille.
Am Analwinkel ein schwarzer Fleck; zwischen diesem und
dem vorigen an der mittleren nur hier dunkel begrenzten
Kappenlinie rothe Bestäubung. Am ersten Ast der Median-
Ader ein langes schwarzes Schwänzchen mit weisser Spitze;
am zweiten Ast ein dergleichen sehr kurzes.
Vor den bleigrauen Fransen eine weisse und eine schwärz-
liche Linie.
Die Art ist nahe verwandt mit Thecla smaragdina, Bre-
mer Amurfauna III. 5 und Thecla Galathea Swainson zoolo-
gical ill. pl. 69, welche Letztere jedoch in der Gestalt ab-
weicht.
""~-^ Megamede mihi. Kollar liefert in der HügeFschen Reise
S. 413 tab. IV flg. 5 — 6 unter dem Namen Nilu einen Falter,
der dem sogleich zu beschreibenden Thiere sehr nahe steht.
323
Mein Falter, den ich nur in einem sehr schönen (^ erhielt,
gleicht einigermassen in der Form unserer llicis. Die Ober-
seite aller vier Flügel ist von einem prachtvollen Azurblau.
Alle Flügel sind schAAarz, bräunlich gerandet.
Der bekannte Vordei randfleck ist länglich hellgrau, stark
vertieft.
Die Franken sind weisslich. Der Analwinkel ist stark
verlängert und endet in ein Pfauenschwänzchen von bräun-
licher Farbe, daneben steht ein ziemlich langes bräunliches
Schwänzchen mit weisser Spitze. Dann folgt ein mondför-
miger Einschnitt mit der Spur eines zweiten Schwänzchens.
Unten sind die Vorderflügel grau. Am Vorderrande ste-
hen einige weisse Flecken, ihnen folgt weiter nach der Spitze
eine rothbraune geschweifte, etwa in der Mitte des Flügels
endende Binde, Der Raum vor den Franzen ist bis fast zum
Innenwinkel weisslich, an der Spitze am breitesten. In die-
sem Räume steht eine verloschene graue Fleckenbinde. Die
Hinterflügel sind braun und weiss; am Vorderrande steht ein
auffälliger weisser, in der Mitte gelblich bestäubter Trapez-
fleck ; Aussenrand M'eisslich. In dem übrigen weisslich und
kastanienbraun gescheckten Räume zeigen sich in der Mitte
Spuren einer weissen zackigen Linie. Wurzelraum kastanien-
braun. An dem unten braunen Pfauenschwänzchen steht ein
schwarzer, oben weiss begrenzter Fleck.
Vanessoides. Grösse und Gestalt von Telicanus. Ober-
seite matt röthlichblau. Mein einziges Exemplar ist etwas
verflogen, die Flügel sind um die Ränder sciiwarzblau, Fran-
zen weisslich, in der Mitte der Oberflügel mattbraun. Vor-
derrandfleck kreisrund, sehr deutlich dunkelbraun. Hinter-
flügel mit einer dunkelbraunen Linie vor den Fransen, über
welcher am nicht verlängerten Analwinkel die Spuren eines
helleren Streifens sichtbar sind. Hinterflügel mit zwei Schwänz-
chen. Abdomen und Thorax schwärzlich, Fühler schwarz-
weiss geringelt. Kolbenspitze gelblich. Die Unterseite erin-
nert an Prorsa, Oberflügel hellgelblich. Am Aussenrande eine
feine dunkle, die Fransen trennende Linie, dann eine Reihe
grauer Mondflecken, eine rothbraune Wellenbinde, eine weiss-
liche Fläche mit grauen Flecken, eine rothbraune Binde, eine
weissliche Fläche, ein brauner Mittelstrich, eine rothbraune
kurze Binde, ein heller Fleck und der graue Wurzelschalten.
Am Innenrande noch graue und rothbraune Bestäubung.
Unterflügel grau weisslich und rothbraun marmorirt. Aussen-
rand weisslich, in der Mitte eine castanienbraune zackige Binde,
an der Wurzel mehrere dergleiclien Flecken. Am Analwinkel
324
ein schwarzer und darüber ein weisser Punkt. Dicht über
dem längsten Schwänzchen ein dunkler Punkt.
Astiocha mihi. 2 r^. Grösse von Aegon, oben einfarbig
braun wie Alexis $. Fransen weiss, ein sehr kurzes Schwänz-
chen, Leib, Brust braun, Fühler schwarz, weiss geringelt.
Hinterflüge] : Vor den Franzen eine schwarze Linie, von
welcher einzelne dunkele Streifen, die Adern, in die Franzen
gehen; über dieser Linie eine weissliche Linie am hinteren
Theile der Hinterflügel. Darüber 2 bis 3 grosse schwarze
Flecke, rechts und links vom hintersten Ast der Medianader.
Unterseite, Vorderflügel Va von der W^ürzel einfarbig braun-
grau.
Dann, folgen: ein brauner Schatten, eine Reihe dunkel-
brauner kleiner Mondflecken, eine weisse Zackenlinie mit
grauer Füllung, eine Reihe grauer Flecke, eine dunkle feine
Linie und weiss und grau gescheckte Fransen. Die letzten
drei Fleckenreihen erreichen den Innenrand. Hinterflügel weiss
mit vielen graubraunen Flecken und zwei Querbinden von
braunen, schMarz umzogenen Fleckchen. Wurzelraum dun-
kelgefleckt und bestaubt. Links über dem Schwänzchen ein
schwarzer Fleck.
Eine feine dunkle Linie vor den schwarz- und weissge-
scheckten Franzen.
Cassius. Gramer 23 G. D. Fabr. Mant. 11, 82. God.
G79,
Zwei (^ und ein -9, die genau mit Godarts Beschreibung
zusammengehen.
Hanno. Hübner Exoten. ?? Hanno Stoll 39, 22 und 6
Filenus Poey pl.*18. Pseudoptiletes Boisduval Leconte PI.
35 flg. 5—6. Ubaldus Gramer 890. L. M. Godart 682??
4 r^, welche ganz genau mit Hübner's Bild stimmen.
Die andern Gitate sind mehr als unsicher.
Boisdvl. Leconte S. 114 stellt fest, dass Godart mehrere
Arten vermengt hat. Sein Ubaldus ist also nicht zu deuten.
Meine Falter stimmen mit der Hübner'schen meisterhaften
Abbildung so genau, dass Boisduval Pseudoptiletes, zu dem
Boisduval das Hübner'sche Bild nur mit ? citirt, ebensowenig
wie die andern Gitate hierher gehören können, denn sie wei-
clien vom Hübner'schen Bilde zu sehr ab. Pseudoptiletes hat
eine ganz andere Unterseite. Ubaldus Gramer ist sehr roh,
aber noch am ehesten mein Falter.
Hanno gehört zu den kleinsten Lycaeniden, denn sie er-
325
reicht im Ausmaass Hylas und Alsus noch nicht, sondern nur
meinen kleinsten Panoptes.
Zum Schlüsse bemerke ich nur noch, dass Angaben über
die Behaarung der Augen unsicher sind. Die Seereise erzeugt
bei vielen Faltern auf den Augen Schimmel und dieser über-
zieht die behaarten, wie die nackten Augen, so dass es kaum
möglich ist, darüber, ob die Augen behaart oder nackt wa-
ren, zu urtheilen.
Um sicher zu gehen, müsste man frische Stücke unter-
suchen. Ich habe daher auch die Angabe, ob die Augen
nackt oder behaart waren, weggelassen, weil ich nicht ins
Klare darüber kommen, also leicht Irrthümer verbreiten
konnte.
n"
326
Die ersten Stände mehrerer Crambiden und eine
neue Bucculatrix,
beschrieben von
A. Ciartner in Brunn.
1. Crambus Chrysonuchellus Scop.
Ungeachtet seiner weiten Verbreitung und seines zahl-
reichen Auftretens, ungeachtet der artenarmen Flora seines
Flugplatzes blieben dennoch seine Enlwicklungszustände bis
jetzt gänzlich unbekannt und würden es vielleicht noch lange
bleiben, wenn nicht die Erforschung der Atychia Appendicu-
lata mir zufällig die Hand zur Auffindung der Chrysonuchellus-
Raupe geboten hätte.
Wie bereits aus meinen früheren Mittlieilungen über die
Appendiculata zu ersehen war, ging ich bei der Untersuchung
des Wurzelwerkes von Festuca ovina in das grösste Detail
ein, was mich in den Stand setzte, alles Lebende darin zu
bemerken, somit auch Räupchen wahrzunehmen, welche von
jenen der Appendiculata ganz verschieden waren. Sie hielten
sich in den höheren Wurzelpartieen auf, mo sie Gespinnste
bewohnten, welche ihnen zugleich zur Ablagerung ihrer grün-
lichen Excremente, dieser ausgedrückten Zeichen rauplicher
Existenzen, dienten. Sie überwintern unverwandelt, verpuppen
sich im April in einem schlauchartigen, mit seinen Endsub-
stanzen überworfenen Gespinnste, dessen Ausgangsende nach
den untersten Halmtrieben geführt wird, wo sich die Puppe
in aufrechter Stellung befindet und den Falter im Mai liefert.
Die Eier, welche von einem Weibe in grosser Anzahl
gelegt und in die Grasbüsche fallen gelassen werden, sind
"fettweiss, länglich und der Länge nach schnürlförmig gerippt,
sie werden später fleischfarbig und schliesslich korkholzgelb,
sind Aveichlich, lose und geben die Raupen in 12 Tagen.
Die frisch ausgefallenen Räupchen erscheinen fettweiss,
licht behaart; Kopf gross, flach und durchsichtig bräunlich;
Nackenschild etwas bleiclier. Nach der Ueberwinterung wer-
den fie über 'S'" lang, die Körperfarbe ist dann erdbräunlicli;
Kopf honiggelb mit einzelnen Haaren; Gebiss dunkelbraun;
Halsschild erdbraun, schmal, tief umfassend und licht getheilt;
Rückenlinie sehr fein und lichter als die Grundfarbe; die
Rückensegmente je mit zwei Paar erhöhten glänzenden Punk-
ten, das vordere näher gerückt, quergezogen und grösser als das
hintere Paar, durch eine Vergrösserung erscheint dasselbe aus
zwei verschobenen PunkterJiöhungen bestehend ; seitlich je noch
eine Reihe solcher Knöpfe, dann folgen die schwarzen Stigmen,
327
unter denselben eine lichtere Linie, dann wieder eine Reihe
von erhöhten Punkten, jeder derselben führt ein Haar. After-
klappe behaart. Bauch und Füsse schmutzig gelb. Im er-
wachsenen Zustande werden sie bisterbraun, die Kopffarbe
dunkler.
Die Puppe gelbbraun, Kopf stumpf, Flügelscheiden lassen
vier Ringe frei, Kremaster dunkelbraun mit einer starken
stumpfen Spitze, welche mit einzelnen Haaren besetzt ist.
2. Crambus Luteellus W. V.
Dar Falter hat, wie bekannt, mit Chrysonuchellus die-
selben Flugplätze, nur erscheint jener etwas später und setzt
sich nach dem Aufflug auf die Grashalme immer kopfaufwärts,
wogegen der Letztere sich kopfabwärts stellt.
In unserem Gebiete ist Luteellus eben so häufig wie sein
Vorgänger.
Auch die Raupen dieses Falters hat mir die Appendicu-
lata,' welcher ich so viel Zeit und Mühe widmete, freundlichst
zugeführt, wiewohl sie mich noch einen schweren Theil der
Arbeit vollziehen liess. Ich hielt dafür, als ich aus den Wur-
zeln der Festuca ovina die fremden Raupen von jenen der
Appendiculata schied, dass sie nur eine Art vertreten, weil
mir unter ihnen kein Unterschied auffiel, allein als sich nach
Chrysonuchellus aus demselben Wurzelwerk auch Luteellus
entwickelte, wurde mir erst klar, dass ich zwei Raupenarten
für eine hielt. Ich war daher im folgenden Jahre beim Ein-
sammeln der Raupen aufmerksamer und habe dort, wo ich
anscheinend Abweichungen wahrzunehmen glaubte, eine Schei-
dung der Thiere vorgenommen, und doch kamen wieder beide
Falter arten vermischt zum Vorscheine. Da dieser Weg zur
wahren Erkenntniss nicht führte, so bemächtigte ich mich der
Weiber beider Falterarten, um mit Hülfe ihrer Eier diese
Aufgabe lösen zu können. Die Eier wurden auch wirklich
gelegt, die Räupchen von der Zeit ausgebrütet und dieselben
in streng geschiedenen Abtheilungen untergebracht, aber selbst
dieser Vorgang ist dadurch ungenügend geworden, dass sich
in der Luteellus- AbM'eichung auch zwei Clu'ysonuchellus-Falter
entwickelt haben. Wie sonderbar mir in dem ersten Augen-
blicke diese Erscheinung vorkommen musste, so fand ich die-
selbe nach einigen Erinnerungsversuchen leicht erklärlich; es
sind nämlich für die beabsichtigte Zucht die Pflanzen wäh-
rend der Flugzeit des Chrysonuchellus ausgehoben und in
die Gefässe übertragen worden, und es wird ohne Zweifel
ein mir feindlich gesinntes Weib seine Kukukseier bereits
hineingelegt und durch das Erscheinenlassen der zwei Falter
meine Studien in Verwirrung gebracht haben.
328
Nachdem hierdurch die genommene Beschreibung unver-
lässlich geworden, so musste ich zum vierten Male mein Be-
ginnen erneuern und gelangte endlich ohne weitere Mystifika-
tion zu dem erwünschten Ziele.
Die frisch gelegten Eier sind trocken, nicht anklebbar,
blaugrünlichweiss, cylindrisch mit abgeflachten Polen , wovon
der eine grüngehäufte Flecke enthält; von den Polen aus
laufen schnürlförmige Rippen; am folgenden Tage werden die
Eier bleicher, am dritten ockergelb und übergehen schliess-
lich in's Bräunliche.
Am 10. Tage entwickelt sich die Raupe, welche bräun-
lichweiss und durchsichtig ist; in der Mitte des Körpers schei-
nen die röthlichen Eingeweide durch; Kopf herzförmig, bräun-
lich, ebenso der breite tief umfassende Halsschild.
Nach der üeberwinterung im März fanden sich in den
Wurzeln nur sieben Raupen vor, obgleich ich deren vor dem
Winter über 50 Stück einquartirt habe; dieselben ware.n von
verschiedener Grösse von 2'" bis 4"'. Die Kleineren zeigten
sich röthlichbraun , Kopf dunkelbraun. Nackenschild blass
bräunlichgelb; Rückensegmentö je mit zM'ei Paar dunkler ge-
färbten quergezogenen Knöpfen und in den Seiten eine solche
Reihe mit lichtbraunen Härchen.
Die grösseren waren lichter, Nackenschild bißterbraun,
Rückenknöpfe mehr ausgedrückt, die Basis der darin stehen-
den Haare schwärzlich, wodurch der Körper punktirt er-
scheint; Bauch schmutzigweiss, dessen Füsse ebenso; Klauen
licht.
Erwachsene Raupen sind stark \on6'" — 7'", von Farbe
weiss; die Ringe wulstig, Kopf und Halsschild dunkelbraun,
letzterer licht getheilt; Rücken und Seitenknöpfe dunkler als
die Körperfarbe, darin schwarze Punkte und in diesen dunkle
Haare. Afterklappe dunkelbraun. Luftlöcher schwarz. Kurz
vor der Verpuppung geht die Kopffarbe in's Rothbraune über
und der Halsschild wird gelbbraun mit einzelnen dunklen
Flecken.
Die Puppe licht gelbbraun, Ringsäume dunkler, Kremaster
dunkelbraun mit einem kugelförmigen Ansätze, besetzt von
einigen weisslichen Härchen, wogegen derselbe bei Chryso-
nucheilus kegelförmig erscheint; Flügelscheiden lassen vier
Ringe frei, Fussscheiden treten nicht vor, beide sind etM^as
dunkler als der übrige Leib.
Die Verpuppung findet in einem mit Erdkörnern über-
worfenen länglichen, nicht weiten, grauen Gespinnste statt,
welches zwar weich, aber fest ist, sich in den untersten Halm-
theilen angesponnen befindet und nach oben seine Richtung
nimmt.
329
3. Homoeosoma Ginerosella HS.
In einer zahlreichen Pflanzenansiedlung von Arteini«ia
Absinthium hielt ich öfter Umschau, und zwar nicht ohne
Erfolg; denn an die Entdeckung der Metzneriana- Raupe,
welche ich bereits in diesen Blättern besprochen, reihte f^ich
auch jene der ersten Stände von der selteneren Cinerosella,
welche ich beim Antritte des Winters in einem kreisrunden
langen Gange der Stockwurzel aufgefunden habe. Dieser
Entdeckung folgte sogleich eine allgemeine Wurzel -Unter-
suchung und dieser — eine reiche Raupenbeute.
Jede bewohnte Wurzel trägt das Zeichen an sich, dass
an der betreffenden Stelle Späne hervorquillen, nach deren
Entfernung ein Bohrloch sichtbar wird, welches die Raupe
wieder mit Spänen zu verdecken sucht. Alte W^urzeln er-
freuen sich des Vorzuges, oft von 2 und drei Raupen durch-
wühlt zu werden, aber auch einjährige Pflanzen bleiben zu-
weilen von dieser Heimsuchung nicht frei. Die Gänge werden
darin von Oben nach Unten gebohrt.
Nach befriedigter Arbeitslust war der Umzug der ge-
sammelten Raupen nach den häuslichen Blumentöpfen ein
erfreulicher, die Fortsetzung ihres unterirdischen Lebenswan-
dels eine ungestörte und der Verlauf ihres Winterschlafes,
den sie in einer engen Gespinnstumhüllung in den Gängen
schliefen, ein günstiger.
Das erste Frühjahr machte Pflanze und Raupe wieder
lebendig und von den letzten Märztagen an assen sich die
Raupen aus den Wurzeltiefen nach der Höhe durch, wo sie
in einem weissen etwas durchsichtigen Gewebe ihr Puppen-
lager einrichteten, welches sie ungefähr nach einer vier wö-
chentlichen Ruhe als Falter verliessen.
Die Kriechzeit erstreckte sich bis Ende Mai. Während
dieser Periode hält sich der Falter im Freien in den Futter-
pflanzen verborgen, aus welchen er sich jedoch aufscheuchen
lässt.
Das Ei ist fettweiss, länglich rund, an den Polen stumpf
und von Grübchen bedeckt 5 in einigen Tagen färbt sich das-
selbe bräunlich.
Die Raupe, welche sich schon im Juni in die wurzeligen
Bitterkeiten einfrisst und vor dem Eintritte des Winters fast
erwachsen ist, erreicht bei einem ziemlichen Umfange eine
Länge von fast V» Zoll; sie ist nackt, gelblichweiss mit ein-
zelnen Haaren ; Kopf klein, herzförmig, honigbraun; Halsschild
blass mit bisterbraunem Anfluge, in der Mitte licht getheilt;
After klein, bräunlich; Tracheen röthlichbraun, unterhalb der-
selben Punkterhöhungen, wovon sich jede zwei oder drei
Haare aufsetzt; Bauch wie oben. Sohlen der Bauch- und
330
Afterfüsse rötlilichbraun, Klauen bräunlich. Gang langsam,
aber sicher.
Die Puppe ist ziemlich stark, aber nicht kolbig, blass-
gelb, mit Ausnahme des Kopfes und des letzten Ringes, welche
rostbraun sind, ebenso ist die Rückseite angeflogen, wo sich
die Segmentränder noch dunkler färben. Kopf ohne Spitze,
ältere Puppen bekommen dunkle Augenstellen. Flügelscheiden
lassen 4 Ringe frei; Luftlöcher dunkelbraun; Kremaster rund,
von Härchen umstellt.
4. Homoeosoma Nimbella Z.
Die dritte Acquisition waren mehrere Nimbella -Falter,
welche sich ebenfalls aus den Wurzeln der Artem. Absinthium
gleichzeitig mit Cinerosella entwickelten.
Da die Raupen zweifellos als blinde, von mir unbeach-
tete Fahrgenossen eingeführt wurden, suchte ich dieselben im
folgenden Frühjahre kennen zu lernen. Ich fand sie unter
der Rinde der Stockwurzel in einem Gespinnste, in welchem
sie überwintern und im Frühjahre ihre Verpuppung vollziehen.
Die Raupe ist bedeutend kleiner, in der Farbe weisser
und nicht so fettig; bei einer Berührung zieht sie sich zusam-
men, wird dadurch kurz und robust und im Rücken buckelig.
Der Kopf ist verhältnissmässig kleiner, Halsschild ungetheilt;
das Rückengefäss röthlich, zu dessen beiden Seiten je ein
nicht ganz ausgesprochener blass rothbräunlicher Streifen, da-
zwischen Grübchen; Tracheen braun, unterhalb derselben keine
Punkterhöhungen.
5. Bucculatrix Absinthii mihi.
Alis anterioribus albis, ultra medium atomis fuscescentibus,
ciliis albis. Alis posterioribus cinereis, ciliis dilute griseis,
capillis albis, in medio apicibus fuscis. Thorace albo atomis
fuscescentibus.
In Betreff des Farbenverhältnisses ist diese Art mit kei-
nei' bis jetzt bekannten Bucculatrix zu verwechseln.
Flügelspannung 4'". Gesicht und Kopfiraare weiss, letz-
tere in der Mitte an den Enden bräunlich. Fühler silbergrau,
schwach bräunlich geringt. Vordertlügel weiss, die zweite
Hälfte derselben und zuweilen auch die Falte mit bräunlichen
Atomen; durch die Anhäufung derselben entsteht oft am Ende
der Falte ein unbestimmter Fleck, dann ein Streifen, welcher
sich am Vorderrande der Flügelmifte schräg bis zum After-
winkel hinzieht. Dies jedocli Alles nur durch eine starke
Vergrösserung -wahrnehmbar, denn der Totaleindruck der Farbe
ist weiss. Die Franzen des Vorderrandes sind weiss, unter-
halb der Flügelepftze gehen sie in's üchergelbe über.
331
Die Hinterflügel grau, ochergelb gefranzt.
Rückenschild ^eiss, stark vergrössert mit bräunlichen
Atomen. Hinterleib im frischen Zustande silbergrau mit bräun-
lichgelbem After, Beine M'eiss, Tarsen bräunlich gefleckt.
Schenkel des Hinterfusspaares mit sehr langen weisslichen
Haaren.
Unterseite der Flügel graulichbraun; Franzen wie oben.
Beide Geschlechter in der Farbe uniform.
Diese Entdeckung spielte mir die Zucht der Cinerosella
in die Hände: denn als sich die von dieser Raupe bewohnten
Topfpflanzen nach der Ueberwinterung belaubten, machte sich
unter den Blättern Eines dadurch bemerkbar, dass es sich in
den Läppchen entfärbte, was eine kleine Raupe, welche die
Farbe des Blattes an sich trug, durch ihren Frass verursachte.
Ein solcher Wink entomologischer Vorsehung konnte nicht
unbeachtet bleiben, und dies um so weniger, als die Lebens-
weise und die Structur der Raupe an eine Bucculatrix mahn-
ten, welche in Beziehung auf die Futterpflanze sich in der
von Stainton (Natural history of the Tineina Vol. VII) ange-
führten Reihe nicht befand.
Ich erschien ohne Verzug an Ort und Stelle, v^oher die
Topfpflanzen stammten, und begann über einem kleinen Schirme
den üppigen Blattwuchs zu beuteln und zu zausen, wodurch
eine grosse Anzahl von Raupen in die Gefangenschaft gerieth,
welche ich ihnen durch immer frischen Wermuth zu versüssen
bemülit war, was sie durch ein blühendes Aussehen erwie-
derten.
Sie leben im Monat April an der Pflanze frei; bei einer
Störung lassen sie sich an einem Faden herab und werden
sie berührt, so rollen sie sich zusammen. Zu Ende des Mo-
nats verfertigen sie zu ihrer Verpuppung ein weisses, sciilan-
kes, geripptes Cocon, welches sie in 4 Wochen als Falter
verlassen.
Obwohl gelbliche, abgenagte Blattläppchen auf die Ge-
genwart der Raupe hinweisen, so ist sie dennoch durch ihre
häuflge Entfernung von den abgenagten Stellen, dann durch
die Farbenübereinstimmung mit dem Blatte, so wie durcli ihre
kleine Gestalt vor einer Entdeckung geschützt, aber der an-
gezeigte Vorgang macht alle diese Schutzmittel unwiiksam.
Die Raupe ist von grünlichweisser Farbe, schh^nk, nach
hinten verdünnt. Der sehr kleine schwarzbraune Kopf wird
in dem schwarz besprengten Halsschilde eingezogen. Der
Rücken führt zwei dunkler gefärbte Linien, innerhalb welcher
sich auf jedem Ringe 2 Paar weisse Knöpfe befinden, wovon
das hintere bedeutend ansehnlicher und weiter auseinander
gerückt ist; in den Seiten sind noch je zwei solche Reihen
332
von Knöpfen und jeder derselben sendet ein schwarzes Haar
aus; die Laterallinie weiss; Bauch grünlich, Füsse weisslich.
Die Puppe nicht schlank; der dunkelbraune Kopf mit
einer kurzen schnabelförmigen Spitze, Augenstellen gross und
schwarz; Flügelscheiden gelbbraun, in lange Spitzen auslau-
fend, lassen nur einen Ring frei; Cremaster bräunlichgelb,
rund, in den Seiten je eine kurze Spitze. Die Rückenseite
ist dunkler; Abdominale mit Dornengürteln, weshalb sich die
Puppe vor der Falterentwicklung aus dem Cocon theilweise
herausschiebt.
Remarques sur les Amaroides
par
J. Putzeys*)«
Je viens de terminer, pour la Societe royale des sciences
de Liege, un memoire sur les Amaroides. En attendant que
ce travail puisse etre public, je vais en donner Tanalyse, au
point de vue surtout des especes d'Europe.
Le tableau suivant indique les caracteres assignes a cha-
cun des groupes.
A. Tibias posterieurs des (J pubescens interieurement.
1. Dent du menton bifide.
a) corselet retr^ci en arriere Bradytus.
b) avant • • • • • • Amara.
2. Dent du menton non bifide.
a) corselet r6tr6ci en avant Acrodon.
b) arriere Amathitis.
B. Tibias post6rieurs des (^ non pubescens
interieurement.
I. Points du prosternum sans poils sur ses bords.
1. Episternes metathoraciques longs.
a) Tibias intermediaires des iS non bi- ou tridentes
en-dessous.
t Corselet plus etroit ä la base qu'ä Textr^-
mite • • •. Leiocnemis.
*) Herr General-Secretair P. in Brüssel, der sich mit einer aus-
führlichen Arbeit über die Gruppe der Amaroiden für die Annalen
der Societe Royale de Liege beschäftigt, hat auf mein Ersuchen mir
diesen Auszug für die Zeitung gesandt, welcher wegen der Bezie'
333
it Coreelet pas plus etroit en
avant qu'ä la base Celia,
b) Tibias interm^diaires des i^ portant
en-dessous deux ou trois dents • • • Curtonotus.
2. Episternes m^tathoraciques courts et
larges Leirides.
II. Points du prosternum portant de chaque c6t6 trois ou
quatre piliferes Percosia.
Dans les Amara et Celia, j'ai en general conserve les
groupes de Zimmermann*).
Amara.
Premier groupe.
Premiere et deuxieme divisions
(Triaena Lee.)
1.
*striatopunctata Dej.
2.
*rufipes Dej.
3.
*Chaudoirii Hoch.
4.
*erythrocnema Zim.
floralis Gaub.
5.
*lepida Zim.
var. concinna Zim.
Deuxieme groupe
fi.
*tricuspidata D.
7.
*strenua Z.
8.
*scitula Z.
Californie.
9.
*plebeja Gyll.
10.
*angustata Say.
Am^rique boreale.
11.
^'similata Gyll.
12.
•chalcites Zim.
Chine boreale et
Japon.
13.
*subconvexa n. sp.
Algerie.
hungen auf eine in den europäischen Sammlungen so reich vertretene
und (nebenher gesagt) meistens so unzureichend geordnete Gattung
allen Coleopterologen willkommen sein wird.
Dr. C. A. Dohrn.
*) La petite strie prescutellaire peut etre libre ä ses deux ex-
tremites, ou bien h l'une seulement: eile peut aussi avoir ä sa base
un gros point ocelle (p. ex. A. plebeja) ou en etre depourvue
(p. ex. A. trivialis). Une * indique l'existence de ce point ocelle.
334
14.
15.
*paphyrea D.
•ovata F.
obsoleta D.
Bannat.
var. adamantina Kol.
Caucase.
Crimee.
Troisieme groupe.
16.
17.
18.
19.
* palustris Baudi.
*montivaga St.
*impuncticollis Say.
*fallax Lee.
sitnilata D.
Sardaigne.
Am. bor.
ib.
20.
*littoralis Manh.
Am. russe.
21.
22.
cupreolata n. sp.
confusa Lee.
Am. bor.
Mont. roch.
23.
convexa Lee.
Am. bor.
24.
25.
polita Lee.
nitida St.
Nebraska.
26.
communis Panz.
27.
vulgaris Panz.
lunicollis Schdt.
28.
29.
nigrita n. sp.
curta D.
Siberie.
30.
31.
32.
33.
trivialis GyU.
proxima n. sp.
spreta D.
fameliea Z.
Georgie.
34.
35.
36.
protensa n. sp.
*aeuminata Payk.
familiaris Duft.
Hudson bay
*3 37.
•anthobia Villa.
Lombardie.
38.
^lucida Duft,
gemina Z.
Quatrieme groupe.
39.
40.
tibialis Payk.
basillaris Say.
lucidula D.
• Am. bor.
41.
Sallei n. sp.
?Orizabae Z.
Mexique.
42.
*insignis D.
*) Par la presence d'un point prescutellaire, cette espece peut
etre distinguee a prcmiere vue de l'A. familiaris.
Celia.
335
Premier
groupe.
43.
ingenua Duft,
var. ruficornis D.
44.
rufo-aenea D.
Espagne.
Deuxieme
groupe.
45.
complanata D.
Dalmatie.
46.
fusca D.
47.
cursitans Z.
48.
municipalis Duft,
modesta D.
49.
ambulans Z.
Transcaucasie.
Troisieme
groupe.
50.
interstitialis D.
Am. l)or.
51.
patruelis D.
?inaequalis Kirb.
Kamtschatka.
52.
* biarticulata Motsch
,
Sib6rie.
53.
erratica Duft,
punctulata D.
54.
moerens Z.
Mexique.
55.
?lugens Zim.
m
Quatrieme
groupe.
56.
californica D.
Californ.
57.
Mexieana D.
Mexique.
Cinquieme
groupe.
58.
tescicola Z.
Kirghisie.
59.
rupicola Z.
Sib. Orientale.
60.
Quenselii Seh. D,
var. monticola Z.
61.
sylvicola Z.
62.
remote&triata D.
Am. russe.
63.
relucens Manh.
V)
Sixieme
groupe.
64.
saxicola Z.
Huitieme
groupe.
65.
aurata D.
Californ.
66.
bifions Cryll.
67.
"■•'abbveviata Chaud.
Astrabad.
336
Neuvi^me groupe.
•68.
•rufocincta Sahlb.
grandicoUis D.
69.
subaenea Lee.
Am. bor.
70.
acutangula n. sp.
f)
71.
chalcea D.
M
72.
rubrica Hald.
Tl
73.
musculus Say.
var. contempta Lee.
m
74.
Texana n. sp.
Septieme groupe.
Texas.
75.
infima Duft,
granaria D.
Acrodon.
76.
brunneus GylL
Lapponica D.
Leiocnemis.
77.
Cottyi Coq.
Algerie.
78.
aenescens n. sp.
^gypte.
79.
Euphratica n. sp.
M6sopot.
80.
Dalmatma D.
81.
brevis D.
Espagne.
82.
rotundata D.
Yt
83.
ooptera n. sp.
• n
84.
rotundieollis Schau f.
TD
85.
eximia D.
86.
?gravidula Ros.
Andalousie.
87.
diversa n. sp.
Dalm.
88.
avida Say.
confinis D.
Am. bor.
89.
afünis D.
Esp.
90.
Simplex D.
n
91.
crenata D.
92.
*8abulosa D.
93.
*fervida Coq.
Alg6rie.
94.
*syriaea n. sp.
Syrie.
95.
Indica n. sp.
Indes bor.
96.
glabrata D.
97.
montana D.
corsica Reich.
98.
vieina n. sp.
Esp.
99.
cordicollis Z.
Caucase.
337
100.
subdepressa n. sp.
Caucase.
101.
planipennis n. sp.
Amathitis.
n
102."
rufescens D. (Harp.)
Aegyptia Z.
Egypte,
103.
subplanata n. sp..
Sib^rie.
104.
songarica n. sp.
Brad. latus Motsch,
DsGundarie.
105.
longipennis Chaud.
Sib^rie Orient.
106.
microdera Chaud.
)^
107.
cordata n. sp.
cordicollis Chaud.
«
108.
ditomoides n. sp.
Leirides.
Chypre.
109.
helopioides Heer.
Tyrol.
110.
nobilis Duft.
Autriche
111.
spectabilis Schaum,
montanus Chaud.
Carniole Croatie.
112.
cardui D.
Piemont.
113.
puncticollis D.
Pyren^es Orient.
114.
Pyrenaeus D.
T) n
115.
calathoides n. sp.
Caucase.
116.
cuniculinus D.
Styrie.
117.
alpicola D.
Curtonotus.
">">
118.
convexicollis n. sp.
Sib6rie.
119.
brevicollis Chaud.
Siberie Orient.
120.
glacialis Mannerh.
Mer. glaciale.
121.
nitens n, sp.
Chine bor^ale.
122.
fulvipes n. sp.
Missouri.
123.
transversicollis n. sp. •
Am. russe.
124.
harpaloides D.
Sib6rie.
125.
fodinae Mann.
•f)
120.
altaifeus Motsch.
Altai-.
127.
adstrictus n. sp.
Am. bor.
128.
aulicus Panz.
var. caucasicus Motsch,
129.
Gebleri D.
Siberie.
130.
bistriatus n. sp.
Leukoran.
131.
reflexus n. sp.
Terre neuve.
132.
contractus n, sp.
Sib6rie.
133.
substriatus n. sp.
Mexique.
338
134.
tumidus n. sp.
Am. russe.
135.
castaneus n. sp.
Kirghisie.
136.
convexiusculus Marsh.
137.
interinedius Motsch.
y)
138.
desertus Kryn.
volgensis Chaud,
139.
cribricollis Chaud.
Crimee.
140.
megacephalus Gebh
Sib6rie.
141.
Armeniacus Motsch.
Armenie.
142.
torridus Illig.
üauricus Motsch.
Eur. bor.
143.
melanogastricus D.
Kamtsch.
144.
Eschscholtzii Chaud.
>fl
145.
infaustus Lee.
caiinatus Mann.
Am. russe.
146.
Holmbergi n. sp.
r>
147.
striolatus n. sp.
rufimanus Motsch.
Kamtsch.
148.
alpinus F.
Lappon.
149.
caligatus n. sp.
Kamtsch.
150.
brunnipennis D.
Labrador.
151.
cognatus n. sp.
Norvvege.
152.
picipes Motsch.
Sib. occident.
153.
pedestris n. sp.
Am. russe.
154.
lii.:li. u. sp.
Ovvho Bay.
155.
canadensis n. sp.
Canad. bor.
156.
conoideus u. sp.
157.
hyperboreus D.
longicollis Motsch.
Lnbrador.
158.
Dejeani n. sp.
Kamtsch.
159.
cribratus n. sp.
Bradytus.
Siberie.
160.
consulaiis Duft.
161.
laevistriatuö n. sp.
Am. bor.
162.
fulvus D. G.
163.
aurichalceus D.
Siberie.
164.
brevipennis Chaud.
Daourie.
165.
apiicarius Payk.
parallelus Chaud.
Caucase.
var. major Chaud.
166.
minutus Motsch.
Sib. Orient.
167.
exaratus D.
Am. bor.
168.
parvicoUis Gebl.
Kirghisie.
169.
abdominalis Motsch.
1)
170.
majusculus Cliaud.
Sib. Orient.
339
Percosia.
171.
obesa Say.
Am. bor^ale.
172.
patricia Duft
173.
sicula D.
Sicile.
174.
Reichei Coq.
Algerie.
175.
postica D.
Russ. m.
176.
infuscata n. i
5p.
Sib6rie.
Remarques.
ad 3. Chaudoirii Hochh. (Kiew.)
plus courte, plus large que la rufipes, base du cor-
selet plus sinuee, angles post6rieurs plus aigus.
ad 4. erythrocnema Zimm. (Eur. mer. Syrie).
ad 12. chalcites Zim., congrua Moraw. (Chine, Japon.)
ad 13. subeonvexa n. sp. (Algerie.)
voisine de la similata. Corselet plus convexe,
plus retreei vers la base, oü il est moins large que
la base des 61ytres: ses»c6t6s sont plus arrondis;
ses angles posterieurs sont plus petits et obtus;
les elytres sont plus convexes et moins retr6cies
•k Textr^mite.
ad 27. vulgaris Panz. Dej. (lunicoUis Seh.)
Puisqu'il y a des doutes serieux sur Tidentite de
cet inseete avec le Carabus vulgaris de Linne
et que les Harpalus et Amara vulgaris de
Gyllenhal, Duftschmidt et Sturm sont des espeees
differentes, il y a Heu d'indiquer celle-ei par l'au-
teur, dont la description ne laisse pas de doute.
ad 30. trivialis Gyll.
(persica Chaud.)
ad 31. proxima S. (intermedia Chaud. Georgie.)
ad 36. lamiliaris Duft.
var. perplexa Dej. — Corselet ponctue au milieu,
et stries des 61ytres plus fortement ponetuees.
ad 37. anthobia Villa.
Bien distinete de la preeedente; les yeux sont plus
saillants; le corselet est plus etroit en arriere^ les
impressions de la base ne sont pas ponetuees; les
angles anterieurs ne sont pas proeminents; la strie
prescutellaire commence plus bas que la base
par un gros point, ce qui n'est pas le cas dans la
f amiliar is, oü eile part, soit de la base de la
2e strie, soit un peu plus bas . mais toujours sans
gros point a sa naissance.
Elle differe de TA. lucida par sa taille beaU'
23
340
coup plus grande, egale k celle de TA. familiaris,
par son corselet moins r^treci en avant etc.
ad 43. ingenua Duft,
var. rufieornis Dej. Ne differe du type que par
son corselet un peu plus etroit et k cötes plus
paralleles.
ad 46. fuöca Dej.
47. cursitans Zimm.
Ces deux dernieres especes sont bien distinctes.
La taille ordinaiie de la fusca depasse un peu
celle de la cursitans. La Ire est plus ou moins
brunätre; la 2e est plus ni^tallique, plus brillante.
La fusca a les palpes et les antennes testaces;
chez la cursitans les palpes sont plus ou moins
couleur de poix, les lers articles des antennes seu-
lement sont testaces, les autres sont brunätres.
La tete est un peu plus large chez la fusca. Le
corselet, dans cette e&pece, est plus convexe en
avant, les angles anterieurs sont beaucoup plus
deprim6s, plu< largement arrondis; les cotes vout
en s'elargissant jusqu'a la base oü ils sont de la
largeur des epaules. Dans la cursitans leur plus
grande largeur »;st avant le milieu et ils se retr6-
cissent distinctement vers la base; les bords lat6-
raux sont plus d^primes. — Dans la fusca, les
angles posterieurs sont parfois un peu prolonges,
mais plutot en arriere qu'exterieurement,
comme c'est le cas dans la cursitans. La forme
des elytres est tres differente dans les deux especes:
chez la Ire, elles forment un ovale large et re-
gulier; dans la 2e, elles sont plus longues, moins
larges au milieu, meme chez la $. Les intervalles
sont plans chez la fusca, convexes et un peu
inegaux chez la cursitans. Dans la fusca, le
rebord basal est moins deprimö au milieu, et de
lä il se releve distinctement jusqu'aux epaules:
dans la cursitans, il se porte plus directement
de la base de la 4e strie jusqu'aux epaules qui
sont bien plus saillantes.
ad 48. municipalis Duft, (modesta Dej.)
Am. obscuricornis Motsch.
341
ad Leiocnemis Zimm.-')
77. Cottyi Coq. Algerie, A^ores.
78. aenescens n. sp. Egy}3te.
voisine de la Cottyi, mais plus petite; angles
antdrieurs du corselet plus depriraes et bord mar-
ginal plus arrondi vers les angles posterieurs. Les
impressions de la base sont moins ponctuees et la
fossette externe est presque punctiforme; les stries
des elytres sont plus fines; mais plus disfinetement
ponctuees; elles ne s'approfondissent pas vers Fex-
tr^mite et la 7e n'atteint pas la base.
79. Euphratica n. sp. Mesopotamie.
80. Dalmatina Dej. Dalmatie.
Sicile etc.
81. eximia Dej.
82. brevis Dej. Espagne.
83. corpulenta n. sp. Andalousie.
Intermediaire entre la brevis et la suivante. Elle
est de la longueur de la brevis et de la meme
couleur, mais ses elytres sont plus larges, plus
arrondies: leur surface dorsale est plus convexe;
les intervalles sont moins releves; le corselet est
k peu pres semblable, mais il est un peu plus r6-
treci anterieurement: ses angles posterieurs sont
un peu plus marqu^s; les deux fossettes, surtout
Texterne, sont moins profondes; toute la base, sauf
le milieu, est parsemee de points tres inegaux dont
les plus gros sont ceux de Texterieur.
84. testudinea n. sp. Espagne.
D'un noir de poix avec les bords externes du cor-
selet d'un brun rougeätre de meme que les pattes.
Les palpes et les antennes sont testaces.
Les yeux ne sont nullement saillans et leur or-
bite forme, en-dessous, une saillie bien distincte,
dirigee en avant. Le corselet est fortement trans-
versal, tres legerement ecbancre en avant, tronque
a la base qui n'est deprimee qu'en-dessous de la
fossette interne; les c6t6s sont tres regulierement
arrondis; ils se retrecissent cependant un peu vers
^') Durch einen Nachtrag hat der Herr Autor die bereits im
vorigen Bogen gedruckte Anordnung dieser (Jruppc wie folgt ver-
ändert.
23*
342
les angles ant^rieurs qui sont obtus et 16g6rement
saillans. Les angles post^iieurs sont presqu'ar-
rondis, mais cependant bien distincts. Le sillon lon-
gitudinal est peu profond, surtout a sa base, et son
extremite n'atteint pas le bord anterieur. Limpres-
sion transversale anterieure est completeinent obli-
t6ree. La base est presqu'enti^rement lisse; c'est
a peine si Ton parvient a y distinguer deux ou
trois petits points. La fossette interne est lin6aire,
droite et ne descend pas jusqu'au bord basal. La
fossette externe est petite, arrondie.
Les elytres ont leur base un peu plus large que
Celle du corselet; elles forment un ovale extreme-
ment court, un peu plus large aux epaules qu'en
arriere; leur surface est tres eonvexe, surtout la
moitie post6rieure. Les Epaules sont tres relev6es
en angles aigus; les cotes sont regulierement ar-
rondis, sinues avant Textremit^. Les stries sont
fines, peu profondes; les intervalles ne sont que
tres legerement convexes; la strie pr6scutellaire,
qui prend naissance entre la Ire et la 2e strie,
est oblique et courte. Les 6pisternes m^tathora-
ciques sont courts, presque carres. Le praester-
num du ^ porte au milieu quelques points peu
distincts.
85. arcuata n. sp. Carthagene.
Aenescenti- nigra. Prothorax transversus, basi an-
gulatim arcuatus, lateribus rotundatis, angulis po-
sticis subrotundatis, basi laevi, foveola basali in-
terna lineari parum profunda, externa rotundata
vix perspicua. Eljtra convexa, breviter atque late
ovata, apice leviter sinuata, humeris elevatis; te-
nuiter laevi -striata, interstitiis planis. (6 — 2y4
Mill.)
Obs. L ' A m a r a g r a V i d u 1 a Rosenh. appartient
au meme groupe que les numeros 83, 84 et 85.
86. rotundicollis Schau!'. Espagne centrale.
87. ooptera n. sp. Ibid.
D'un noir de poix brillant. La bouche, les anten-
nes, les j^attes et le bord externe du eorselet sont
testac6s. La tete est assez large, lisse, munie seu-
lement des deux impressions ordinaires entre les
yeux: ceux-ci sont mediocrement saillans. Le eor-
selet est un peu moins long que large, tres eonvexe,
plus fortement arrondi dans sa moitie anterieure
343
que depuis le milieu, oii il commence a se retr^-
cir, jusqu'ä la base; les angles posterieurs sont
petits, presque droits, mais leur pointe est arrondie;
le bord anterieur est un peu ^leve aux deux angles.
La base, dont le milieu est un peu prolonge en
arriere, est deprimee entre les fossettes internes
qui sont separees des fossettes externes par une
carene large et triangulaire qui n'est que le pro-
longement de la surface du corselet. Les fossettes ,
internes sont tres marquees, lineaires et remontent
obliquement jusqu'au tiers du corselet; les fossettes
externes sont arrondies et peu marquees. — Les
elytres sont tr^s convexes, en ovale tres court,
fortement arrondies sur les cotes; leurs stries sont
presque lisses; la strie prescutellaire est presque
nulle et se reduit k un petit point place a la base
entre les lere et 2e stries; le rebord basal est
arque depuis l'ecusson jusqu^ä Tepaule qui est an-
guleuse mais non saillante.
De meme que dans Tespece precedente la pointe
du prosternum n'est pas bordee par un sillon.
88. rotundata Dej. Espagne,
89. affinis Dej. ib.
90. fervida Coq. Algerie.
91. Simplex Dej. Espagne.
92. Indica n. sp. Ind. bor.
93. Syriaca n. sp. Syrie.
94. diversa n. sp. Dalmatie.
Fusco-aenea, palpis, antennis pedibusque testaceis.
Oculi prominuli. Prothorax transversus, angulis
anticis rotundatis deflexis; lateribus rotundatis; an-
gulis posticis obtusis; basi in medio foveolisque
basalibus modice punctulatis, foveola externa ro-
tundata. Elytra oblongo-ovata, profunde punctato-
striata, striola praescutellari haud abbreviata; fo-
veolarum serie in stria 8va vix interrupta.
574-2% Mill.
95. arenaria n, sp. Espagne centr.
5y2-2% MilL
Elle a un peu Taspect de la L. sabulosa, mais
eile est plus petite, plus etroite: les yeux sont un
peu moins saillans; le corselet est plus court, plus
echancre en avant; la base est plus nettement
tronquöe; les eotes sont un peu moins arrondis en
avant et le sont davantage en arriere; les angles
anterieurs sont plus aigus; le rebord marginal est
344
un peu plus large, surtout au-dessus des angles
post6rieurs lesquels sont plus obtus; les deux fos-
settes de la base sont plus distinctement arrondies,
leurs points sont plus ecartes et moins nombreux;
il n'en existe pas au milieu de la base, Les ely-
tres sont un peu ])lus courtes, les cotes sont plus
arrondis, les angles humeraux plus releves^ le
))oint prescutellaire est nul. La ponctuation des
stries est moins distincte. Le praesternum est lisse
comme dans TA. sabulosa, mais les episternes et
les c6t6s de Tabdomen qui, dans cette espece, sont
fortement ponctu6s, ne le sont nullement däns
Tarenaria.
96.
sabulosa Dej.
polita Chaud.
Barnevillii Fairm.
97.
crenata Dej.
98.
avida Say (Pelor.)
confinis Dej.
Am. bor.
99.
glabrata Dej.
Espagne, Alg6r
100.
montana Dej.
corsica Reiche.
Euj", mer.
101.
cordieollis Zimm.
Cauease.
102.
subdepressa n. sp.
Caucase.
103.
planipennis n. sp.
ib.
) ,:■> 1 ;
345
Zur entomologischen Nomenclatur
von
C A, llolirn.
Der Gegenstand, den ich hier zur Sprache bringen will,
wird vielleicht Manchem unerheblich dünken; Einzelne wer-
den gar ein Aergerniss daran nehmen. Das sollte mir leid
thun, da ich mit gutem Gewissen jeden aniinus laedendi in
Abrede stelle und nur ein paar Worte zu sagen habe, theils
zur Wahrung der Integrität der Gleichheit in foro scienli/ico,
theils zur Geltendmachung des nie genug zu beherzigenden
Axioms: thne is money.
Es ist gewiss vollkommen indifferent, wie die einzelnen
Entomologen über Entstehung, Bedeutung, Zeitgemässheit u.
s. w. des Adels denken, aber es ist durchaus nicht zu billigen,
dass man aus falscher Höflichkeit ihn in die Republik der
Wissenschaften einführen will. Das ist eine Neuerung, der
um so entschiedener begegnet werden muss, als aus un-
scheinbarem Anfange sich doch mit der Zeit recht handgreif-
liche Missbräuche entwickeln könnten. Unsere Altvordern
haben es nicht gethan, wenigstens ist mir nur eine einzige
Ausnahme bekannt — der verdienstvolle Degeer wird immer
unter dieser Form citirt und das kam daher, weil zu seiner
Zeit in Schweden keine Adels -Partikel existirte: das an-
scheinend französische de vor Geer, [dessen Ursprung mir
um so räthselhafter ist, als Geer durchaus unfranzösisch lau-
tet, weshalb vielleicht eher an niederdeutsche Abstammung
zu denken sein mag,] war den Schweden fremd und wurde
deshalb von ihnen als zum Namen gehörig angesehen. Erst
im gegenwärtigen Jahrhundert unter Carl Johann kam bei
Neugeadelten die Partikel af in Analogie des deutschen von
oder des französichen de in Gebrauch.
Ich kann deshalb dem Republikaner Dr. John Leconte
nicht Unrecht geben, wenn er in seinen Schriften Geer
schreibt, möchte aber das Interesse der Stabilität in diesem
Ausnahmefalle um so eher gelten lassen, als der Name so zu
sagen als Degeer unificirt und eingebürgert ist und es un-
nöthige Verwirrung stiften würde, Degeerella etc. umzu-
taufen.
Um so entschiedner möchte ich Protest einlegen gegen
die neuerdings von Verschiedenen gebrauchten Bezeichnungen
d'Urvillei, Du Valii etc. Herr Jacquelin Duval mag seine
Gründe gehabt haben, weshalb er die ursprüngliche Schreib-
art Duval in Du Val verändert hat — die Wissenschaft hat
346
weder von seinem Vornamen, noch von der nachträglichen
Modification seines Geschlechtsnamens Notiz zu nehmen. Ganz
in analoger Weise citirt der bereits erwähnte hochverdiente
Amerikaner seinen Namen Lee. und nicht Le C, obwohl er
ihn sonst in zwei Wörtern schreibt.
Wahrlich, es fehlte uns bloss noch die ziemlich nahe
liegende Consequenz, dass noch weiter greifende Standesbe-
zeichnungen und Amplificationen eingeschwärzt würden, und
dass man „Baron Payltull,*^ „Graf Mannerheim," Comte Cas-
telnau de Laporte hinter jeden von ihnen gegebenen Namen
schreiben sollte! Es ist ohnehin schon zu bedauern, dass
man zur Vermeidung von Verwechselungen nur bei dem Alt-
vater Linne die Abbreviatur L. und allenfalls noch bei Fabri-
cius ein blosses F. gebrauchen kann. Wer einige tausend-
mal den Namen eines so productiven Autors wie des Herrn
Guerin auf Etiketten oder sonst zu schreiben hat, wird bald
genug zu der Einsicht kommen, dass sein langes Cognomen
Meneville ein in der Wissenschaft entbehrlicher, nebenher
recht lästiger Ballast ist.
Aus analogen Gründen finde ich es unstatthaft, zu einem
Namen zwei Autoren zu citiren. Findet sich ein junger Schrift-
steller bewogen, sich mit einem älteren zu associiren, so
steht ihm entM'eder frei, seine einzelnen Beschreibungen mit
seinem Namen zu bezeichnen, oder er giebt sein Privilegium
Immortalitatis zu Gunsten des älteren Meisters auf. In dieser
principiellen Behandlung der Sache wird mir schwerlich
widersprochen werden, wenn man die bereits versuchten
Weitläuftigkeiten wie z. B. Laporte-Gory , Mulsant-Rey etc.
noch beliebig zu 3, 4 alliirten Autoren ausdehnt, deren Cita-
tion geradehin unerträglich werden müsste.
Die Arten der Gattung Dytiscus in der nächsten
Umgebung von Münster
von
Dr. Altuiit.
Die autFällig grossen Artisn der Gattung Dytiscus sind
nach Beseitigung früherer Verwechselungen und Berichtigung
einzelner Irrthümer vollständig bekannt. Es können sich die
nachfolgenden Zeilen deshalb nicht mit einer Beleuchtung der
Diagnosen dieser Species beschäftigen, sondern sollen nur einen
kleinen Beitrag zu unserer Lokalfauna geben, so wie einige
allgemeine Gesichtspunkte, namentlich über die Deckenfurchen
347
der Weibchen erörtern. Ausserdem sind mir beim eifrigen
Sammeln dieser Käfer mehre Abnormitäten, namentlich ein
Hermaphrodit und Tarsalmissbildungen aufgestossen, welche
auch in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdienen möch-
ten. Beginnen wir mit der Textur der weiblichen Flügel-
decken.
Die Textur der Flügeldecken der Weibchen.
Jede Käferdecke enthält (nach Heer) 6 Rippen (Respi-
rations-Canäle). Bei unseren Arten liegen die Costa marginalis
und mediastina zusammen, die scapularis verläuft an derselben
Stelle entspringend mit dem Aussenrande nicht parallel, sondern
biegt sich gegen die Spitze hin allmälig etwas der Nath zu,
erreicht aber nicht den Hinterrand, sondern stösst vorher mit
der folgenden, der Nath parallelen Costa interno- media zu-
sammen. Auf jeder glatten oder gefurchten Decke ist diese
Stelle leicht zu sehen. Die fünfte Rippe, die Costa externo-
media, läuft ebenfalls mit der Nath parallel und verbindet
sich unten, jedoch noch in bedeutendem Abstände von der
Flügelspitze, mit der vorhergehenden Rippe durch einen Ast.
Die letzte, suturalis, erreicht allein die Flügelspitze und sendet
ihrerseits ebenfalls zur Spitze der vorhergehenden Costa einen
Ast. Alles ebenfalls sehr leicht sichtbar. Die Deckenfläche zeigt
demnach, bei den glatten, wie gefurchten Decken, drei Haupt-
felder, indem zwischen der Costa scapularis und marginalis
kein eigentliches Feld, sondern nur der Deckenrand liegt. In
diesen drei Feldern, der area suturalis (zwischen der Costa
sut. und int.-media), der interno-media (zwischen der C. int.-
med. und ext.-med.) und der externo-media (zwischen der C.
exter.-med. und scapul.) treten die Furchen der betreffenden
Decken, und zwar nach ihrer Beschaffenheit wie Anzahl ver-
schieden auf. Somit zerfallen diese Furchen in drei Gruppen,
deren Grenzen durch breitere Rippen deutlich bezeichnet
sind. Die erste Gruppe, die Furchen der area suturalis, sind
fein, scharf, laufen mit der Nath parallel und tragen bei
einigen Arten eine abweichende, ockergelbe oder braune
Färbung. Die der Nath zunächst liegende, also die erste
Furche dieser Gruppe, steigt fast bis zum Scutellum auf,
wendet sich aber hier an ihrer obersten Spitze von der Nath
ab und überragt dort die kürzere zweite. Die mittlere Gruppe,
die der area interno-media, zeigt gröbere, breitere, unter sich
ebenfalls gleiche, und auch mit der Nath parallel verlaufende
Furchen mit zwischenliegenden gröberen Rippen. Die äussere
area (externo-medi^) füllen dagegen äusserst derbe, nicht mit
der Nath parallele, sondern den Verlauf der Costa scapularis
entsprechend liegende Furchen. Wie die Costa scapularis
348
und interno-media zusammenstossen , so vereinigen sich auch
die äusseren Furchen der beiden Felder, der area scap. und
externo-med, hier bei denjenigen Arten, deren Furchen nicht
schon vorher abbre.chen. So bei latissimus stets, bei margi-
nalis häufig. Dieses Feld ist also dann nach der Spitze der
Decke hin völlig abgeschlossen, und die erste und zweite
Furche desselben dem allmälig enger werdenden Räume
dieser area entsprechend verkürzt.
Die Verlheilung und die Anzahl der Furchen der einzelnen
Areen erleidet nach dem mir zu Gebote stehenden Material
nicht unerhebliche Verschiedenheiten, welche wohl um so
beachtungswerther sind, als ja überhaupt das Flügelgeäder
der Insecten von durchgreifender systematischer Bedeutung
ist und die Furchen zu diesen in der innigsten Beziehung
stehen. Ich muss hierbei bemerken, dass mir bei der Unter-
suchung der häutigen Flügel unserer (6) Arten durchaus
keine wesentliche Verschiedenheit in deren Geäder aufge-
«tossen ist. Es scheinen somit die Decken, welciie nach den
neuesten Entdeckungen von Dr. Landois*} die eigentlichen
Respirationsorgane, d. h. nicht nur die Hauptstämme der
Respiration&canäle (Tracheen), sondern die „Lungen" und
z\Var vorzüglich da, wo sich die anfangs genannten Costae
durch Nebenäste vereinigen, enthalten, von dem bezeichneten
Gesichtspunkte aus die häutigen Flügel an "Wichtigkeit bei
weitem zu übertreffen.
Mit der Uebereinstimmuug oder Versdiiedenheit der
Furchenanlage geht ferner die so höchst charakteristische
Gestalt der Metasternalspitzen der einzelnen Arten Hand in
Hand.
Bei den mir bekannten Arten treten die Furchen in
folgender Weise auf.
Die area suturalis, interno-media und externo-media ent-
halten bei Djt. latissimus, niarginalis, circumcinctus, circum-
llexus und lapponicus:
4 — 3 — 3, zusammen 10 Furchen;
dieselben bei dimidiatus und Cordieri:
5 — 2 — 3, ebenfalls 10 Furchen, aber in anderer Ver-
theilung;
desgleichen bei punctulatus :
3 — 3 — 3, also nur 9 Furchen.
Die Arten der ersten Gruppe, welche wir nach der
häufigsten Art die Marginalis-Gruppe nennen wollen, haben
spitzige Metasternalfortsätze , mögen sie^ kurz- oder lang-
spitzig sein, bei den beiden der Dimidiatus-Gruppe sind sie
*) Nach mündlicher Mittheilung.
349
länglich abgerundet, und bei dem allein stehenden punctu-
latus rund.
Die Marginalis-Gruppe enthält ferner die relativ breitesten
Arten, ihre Furchen reichen am weitesten die Deckenfläche
hinab.
Systematisch würden demnach diese Spezies wohl nur
in der vorstehenden Reihefolge behandelt werden müssen,
wenigstens erscheint es unberechtigt, den dimidiatus oder
gar punctulatus zwischen die Arten der marginalis- Gruppe
zu schieben.
Unsere einzelnen Arten.
1. Dytiscus latissimus L.
Nach fremden Angaben soll sich dieser so ausgezeichnete
Käfer in sehr tiefen Teichen aufhalten , nur selten zur Ober-
fläche des Wassers emportauchen, er soll vorzüglich Wald-
teiche bewohnen, wo er vorkäme, wüchse stets Nymphaea
alba. Alle diese Angaben scheinen sich nach seinem wirk-
lich häufigen Auftreten in den etwa 200 Schritt langen und
10 Schritt breiten Fischteichen der Coer-Haide, eine gute
halbe Stunde von der Stadt entfernt, nicht zu bestätigen.
Diese Teiche liegen frei, nur geringes Gebüsch wächst stellen-
weise an den Rändern, an den meisten Stellen sind sie etwa
2 — 3 Fuss tief, Nymphaea alba wuchert nicht in ihnen; nur
scheinen sie zu beweisen, dass sich dieser Käfer nicht in
kleinen Gräben und Tümpeln fortpflanzt, sondern grosse aus-
gedehnte Teiche verlangt, so wie auch die fernere von uns
früher gemachte Beobachtung sich hier bestätigt, dass sich
nämlich Cybister dispar mit ihm zusammen findet. Schon
seit 15 Jahren sind nach meinen Erfahrungen diese Teiche
vom Latissimus wie vom Cybister zahlreich bewohnt. Ausser
diesem Fundorte sind mir nur unser Schlossgraben, die Aa
zwischen Aegidiithor und Insel und der grosse Hausteich eines
Landgutes bekannt, in denen früher dieser Käfer ganz einzeln
erbeutet ist. — Sobald im Frühlinge die Eisdecke geschmol-
zen ist, zeigt sich Latissimus von allen seinen Verwandten
zuerst und zwar die Männchen um 8 — 14 Tage früher als
die Weibchen. Dann aber findet- man sie häufig genug in
copula, während deren nur das Männchen rudert, das Weib-
chen sich für jede Lokomotion passiv verhält. Beide Ge-
schlechter treten in gleicher Anzahl auf. Die Weibchen
sind an der sehr hellbraunen Färbung der Furchen der area
suturalis auch in bedeutender Entfernung sehr leiclit zu er-
kennen, welche Zeichnung am lebenden Thiere unterm Was-
ser weit greller erscheint, als an den Sammlungsexemplaren.
Zuweilen schliessen sich unten, wenngleich unvollkommen,
350
die Furchen der area interno-media, dagegen wird unten die
area externo-media stets vollkommen geschlossen, so dass die
zweit- und drittletzte Rippe zur Spitze hin in einem begrenz-
ten Felde liegen. — Die Weibchen kommen nie mit glatten
Decken vor und haben mit den Männchen gleiche Grösse,
nur sind letztere etwas breiter. Deckenlänge verhält sich
7,uT Furchenlänge wie 100 : 83. Von den Männchen zeich-
neten sich einzelne durch tiefblauen, wohl gar lebhaft blauen
Schimmer der Flügeldecken aus, der übrigens auch von seiner
Intensität bei den getrockneten Stücken viel verlor*). Von allen
seinen Verwandten ist Latissimus der langsamste, schwerfälligste
in allen seinen Bewegungen. Auch bei Beunruhigungen schwimmt
er mit bedächtigen gemächlichen Ruderschlägen, hält sich
dann am Boden des klaren Wassers auf, um hier unter
Pflanzenresten Schutz zu suchen. Häufig ruht er schräg ab-
wärts gekehrt an aufstehenden Pflanzenstengeln und giebt
dabei den Uferpflanzen den Vorzug. Er taucht gewöhnlich
auf lange Zeit unter, so dass man nicht leicht mit Erfolg
auf sein Wiedererscheinen wartet, bleibt aber zum Athem-
holen auch ziemlich lange an der Oberfläche suspendirt, avo-
bei er dann durch wiederholte Contractionen und Ausdehnungen
des Leibes die Luft einnimmt. — Als Nahrung scheint er
Limnaeus stagnalis allem anderen vorzuziehen, er zerbeisst
deren Schale bis zu den letzten Windungen und entleert sie bis
auf die letzte Spur, wie mir wochenlang diese Käfer in meinem
geräumigen Aquarium, in dem sie sich freilich begatteten, aber
keine junge Brut entstand, zeigten. Ueber die Entwickelungs-
geschichte ist mir bis jetzt nichts bekannt, die Teiche sind
im Sommer derartig mit Kraut bewachsen, dass ich nie eine
Larve fischen konnte, und die Versuche im Aquarium miss-
glückten stets.
Höchst interessant dagegen waren 2 in Copula erhaschte
Paare. Das erste wies sich aus als Latissimus c^ und Dimi-
diatus V'. Ein solcher Irrthum mag wohl bei diesen Wasser-
käfern, deren Arten sich so nahe stehen, ähnlich wie von den
Sclimetterlingen bei den Zygänen, öfter vorkommen, da auch
schon SufFrian einen ähnlichen Fall von Marginalis und Dimi-
diatus veröffentlichte; doch war mir das Factum sehr merk-
würdig, und bedauere ich jetzt, dem dimidiatus sofort die
Freiheit wieder geschenkt zu haben.
Mein Staunen aber wurde noch erhöht, als ich einige
Tage nachher beim Ergreifen eines zweiten Paares in Copula
beide Individuen im ersten Augenblicke für Männchen hielt.
Allein der komische Eindruck dieses „Paares" wich bald einem
*) Auch fing ich einen lebhaft tiefblauen Cybister.
351
freudigen Stutzen, denn das als Weibchen fungirende Thier
zeigte nur stellenweise und noch dazu unterbrochen gestreifte
Decken, die linke Seite hatte manche -u eibliche Eigenthüm-
lichkeiten, und rechts war dasselbe nicht so recht Männchen;
kurz ich sah gar bald, dass ich es hier mit einem Herma-
phroditen zu. thun hatte, der mir um so werthvoller er-
schien, als diese sonderbare Missbildung bei den Käfern so
überaus selten vorkommt und es sich in dem vorliegenden
Falle obendrein um eineim Allgemeinen seltene Species handelte.
Es möge deshalb eine gelegentlich durch Abbildung zu erläu-
ternde Beschreibung dieses Curiosum hier folgen.
Unser Individuum ist eine ganz eigenthümliche Zwitter-
form, links ist es M'eiblich, rechts männlich, allein kein Ge-
schlecht ist rein ausgeprägt, die M'eibliche Hälfte hat noch
etwas Männliches und die männliche noch etwas Weibliches.
Ich erinnere mich, vor längeren Jahren einen Hermaphroditen
von Smerinthus populi gesehen zu haben, bei dem die weib-
liche und männliche Zeichnung und Färbung wie marmoriit
durcheinander lief. Mit einer solchen Zwitterform könnte ich
unsern Latissimus vergleichen, nur dass bei ihm, wie gesagt,
die eine Seite voi wiegend das eine, die andere vorwiegend
das andere Geschlecht darstellt.
Die linke (vorwiegend weibliche) Seite: Von der 1.
Furche der area sutural. findet sich in der Mitte der Decke
ein kleines Stück und darunter ein Punkt als angedeutete
Fortsetzung derselben; die Furchen 2, 3, 4 derselben Area
bestehen gleichfalls aus grösseren Stücken, alle drei unterhalb
mit fortsetzenden Punkten, ausserdem 2 mit einem ganz klei-
nen, 3 mit zwei ziemlich weit auseinanderliegenden und 4 mit
einem etwas grösseren hochliegenden Furchenstückchen ober-
halb, gleichfalls als Fortsetzungen der Hauptstücke, so das»
die Furchen 3 und 4 zu y^ ihres normalen Verlaufes ange-
deutet sind. Sämmtliche Furchentheile haben die normale
gelbbraune Färbung. An Stelle der Furchenpartie der area
interno-media verläuft eine Reihe schwacher Runzeln, die nur
ihrer Lage, nicht aber der Richtung nach dieser area angehören.
Dagegen ist die Plastik der area externo- media, wenngleich
unvollständig, so doch ganz charakteristisch ausgeprägt. Furche
2 und 3 sind hier runzelig, verlaufen aber ganz normal, auch
stossen sie an ihrem Ende mit der nur durch kleine Grübchen
angedeuteten Furche 3 der vorhergehenden area zusammen.
— Wie die linke Decke, zeigt auch die linke Vordertarse
männliche Andeutungen. Die ersten 3 Glieder (beim i^ die
Scheibe bildend) sind nämlich etwa um das Doppelte der
weiblichen Normalform verbreitert, doch deutlich und scharf
von einander abgesetzt. Auf der Unterfläche zeigt das zweite
352
und dritte Glied je eine kleine dunkelgraue, die männlichen
Haftseheiben andeutende, körnelig chagrinirte rundliche Platte,
freilich ohne Saugschälclien oder eigentliche Haftpapillen. —
Die Mitteltar.se ist weiblich, doch mit anderen verglichen
etwas stärker als normal bewimpert.
Die rechte Seite: Die ganze Decke ist männlich, mit
Ausnahme von einigen Furchenpünktchen der area suturalis,
den unteren der linken Decke gegenüber liegend, von denen
zwei der Furche 1, eins 2 und eins 3 andeutet. — Die Vor-
dertarse bildet allerdings in den drei ersten Gliedern eine
Scheibe, doch auch diese ist nicht ganz normal. Sie ist zu-
nächst um die Hälfte zu klein und dann schliessen ihre Glie-
der nicht eng an oder gar in einander, sondern sind deutlich
von einander getrennt, so dass ihre Ränder gekerbt erschei-
nen. Auf der Unterfläche findet sich die normale männliche
Bildung, nur steht das dritte Glied vom vorhergehenden stark
ab. Also männlich, docli nicht rein. — Die Mitteltarse ist
entschieden männlich, nur zeigt sie auf einem die Mitte der
Unterseite durchsetzenden Längsstreifen keine Papillen, eben-
falls das weibliche Geschlecht hier andeutend, bei dem die
ganze Unterfläche der Mitteltarsen kahl ist.
Da bekannter Maassen bereits mehrfach der anatomische
Bau der Insektenzwitter wiederholt untersucht ist, so fand
unser Reg.- und Schulrath Dr. Suffrian, dem ich den Käfer
am Tage nach dem Fange schenkte, sich nicht veranlasst,
das werthvolle Object dem anatomischen Messer anzuvertrauen.
Herr Dr. Gerstäcker möge mir deshalb diese Unterlassungs-
sünde nicht zu hoch anrechnen.
(Fortsetzung folgt.)
Zur Naturgeschichte der Ochsenheimeria taurella
Wien. Verz.,
eines der Landwirthschaft schädiichen losects,
von
Dr. Gallui^ in Sommerfeld.
Das oft ziemlich plötzliche Bleichwerden der grünen Rog-
genähren bewog den Einsender vor einigen Jahren, dieser
auffälligen Erscheinung näher nachzuspüren. Als Ursache der-
selben, die von Seiten der Landwirthe gewöhnlich auf Rech-
nung des Frostes oder eines sogenannten bösen Giftes gesetzt
353
wird, wurde schliesslich die Raupe der oben genannten Schabe
gefunden.
Die kleinen Schmetterlinge entwickeln sich von Mitte bis
Ende Juli, manche vielleicht auch noch etwas später, aus
Puppen, welche in der Nähe der Aehren, im Schluss- oder
Endblatte des Halmes, eingesponnen sind, und wählen nun
als Aufenthaltsort die höchsten Spitzen der Gräser, an wel-
chen sie einige Wochen später (an der jungen Roggensaat)
vom Einsender gefunden wurden. Höchstwahrscheinlich legt
das befruchtete Weibehen an den jungen Gräsern einzeln seine
Eier ab. Im Herbste und Anfange des Winters wurde auch
die kleine Raupe einzeln in den jungen Roggenpflanzen ge-
funden. Sie hatte sich tief bis auf den Wurzelknoten hinein-
gezwängt und den jungen Trieb angefressen oder ausgefressen.
Die angegriffenen Pflänzchen sahen meist auffällig verdickt
aus und hatten ein angefressenes, zusammengedrehtes oder
gelbliches vertrocknetes Herzblättchen. Die kleine, etwa 4
Linien lange Raupe ist grünlich oder grünlichgelb mit meh-
reren bräunlichen Längsstreifen auf dem Rücken. Sie über-
wintert, nachdem sie eine Anzahl Pflänzchen vernichtet hat,
indem sie von einem Pflänzchen zum andern überkroch, am
Orte des Frasses, im Herzen des Roggenhälmchens. Nach
der üeberwinterung setzt sie diese Lebensweise fort, indem
sie den jungen Trieb anfressend oder ausfressend von einem
Halme zum andern wandert. Ihre Bescliädigungen Merden
jetzt jedoch auffälliger. Im Mai nämlich, wenn der Roggen
in die Aehren treibt, bemerkt man binnen wenigen Tagen in
Mitte des grünprangenden Aelirenfeldes hie und da einige oder
mehrere gebleichte, fast weisse Aehren, deren Zahl von Tag
zu Tage zunimmt. Diese weissen Aehren können mit dem
obersten Halmstücke sehr leicht aus der Blattscheide heraus-
gezogen werden, weil sie in gewisser Entfernung über dem
oberstem Knoten ganz abgefressen oder stark angefressen sind.
(Sehr selten, und zwar wenn das über dem obersten Knoten
befindliche Halmstück sehr kurz ist, findet man auch noch
eine Beschädigung des unter dem ersten, zwischen erstem und
zweiten Knoten befindlichen Halmstückes.) Eine andere Be-
schädigung lässt sich an dem Halme, und zumal an dem das
oberste Halmstück bedeckenden Blatte nicht nachweisen. Die
Taurellaraupe hatte sich demnach, ähnlich wie im Herbste,
in das Herz des jungen Pflänzchens, zwischen Aehre und Blatt
von oben hin eingezwängt und das oberste weiche Halmstück
ausgefressen. Häufig findet man am Orte der Beschädigung
eine todte, von Schlupfwespenbrut besetzte Taurella- Raupe,
und noch häufiger in den auf die angegebene Weise beschä-
digten Halmen nur einige Kothklümpchen, welche von dem
354
dagewesenen Gaste noch Kunde geben. Er war nach Ver-
nichtung dieses Halmes auf einen benachbarten ausgewandert.
Nur selten gelingt es, der lebenden Raupe im Halme habhaft
zu werden. Hat man sie gefunden und aus dem Halme ent-
nommen, sind ihre Bewegungen vor und rückwärts 'behende.
Sie ist löfüssig, 8 bis 10 Linien lang, matt beingelb, vorn
und hinten merklich verschmälert, spärlich mit feinen kleinen
Härchen besetzt. Ihr Kopf ist ein wenig dunkler gefärbt und
verhältnissmässig klein. Auf dem elften Gliede befindet sich
ein kleines, blassgraues, glänzendes Fleckchen, und an jeder
Seite zieht sich über den sehr kleinen schwarzbraunen Luft-
löchern eine oft kaum bemerkbare dunkle Linie hin, ein Ueber-
bleibsel aus der jugendlichen Streifung. kim Juni ist sie voll-
wüchsig und verfertigt sich über der Erde zwischen Blättern,
oft oben in dem Schluss- oder Endblatte des Halmes, indem
sie dieses röhrenförmig zusammenzieht, ein langes, feines,
weissseidenes, festes Gespinnst, in M^elchem sie sich nach
einigen Tagen zur Puppe ausbildet. Diese ist etwa 6 Linien
lang, weich, blassgelblich, bei Berührung sehr beweglich, nach
beiden Enden zu etwas zugespitzt. Ihr Kopfende und die
Gelenkeinschnitte sind hellbräunlich und ebenso gesäumt sind
die auffällig schmalen Flügelscheiden, Nach vierwöchentlicher
Puppenzeit entschlüpft aus ihr der kleine Falter.
Eine grosse Vermehrung dieser kleinen Schabe würde die
Roggenfelder und die Landwirthschaft wohl empfindlich be-
rühren. Glücklicherweifc gehen viele Raupen durch Ichneu-
monen Grunde.
Wie mir mein geehrter Freund, Herr C. Plötz in Greifs-
wald, so eben brieflich mittheilt, hat er iicreits im Jahre 1853
die Metamorphose dieser Schabe entdeckt und damals auch
dem Herrn Prof. Hering in Stettin mitgetheilt. Doch blieb
ihm die Lebensweise der Raupe unbekannt.
355
Aus dem Reisejournal von Dr. Heinrich Dohrn,
mitgetbeilt von C, A. Dolirn.
(Fortsetzung von S. 204 d. Jahrganges.) •
St. Vicente, 31. Januar. Dr. von der Crone 'aus
Soest, Assistenzarzt auf der preussischen Fregatte Niobe, hat
Urlaub genommen, da die Fregatte nächstens wieder hier ein-
läuft, und begleitet mich auf meinen Excursen; meinen Plan,
den Südwesten von San Antao zu besuchen, habe ich auf-
geben müssen, einmal weil keine Schiffsgelegenheit war, und
dann, weil es bei dem heftigen Winde nicht möglich ist,
drüben zu landen. Statt dessen haben wir aber unsere Zeit
angemessen mit einem Besuch der östlich gelegenen unbe-
wohnten Insel St. Lucia und Excursen in St. Vincent ausge-
füllt. Am Donnerstag den 26. standen bereits Pferde vor det
Thür, um uns ins Innere zu tragen, als Miller erschien, um
zu vermelden, dass er in 3 Stunden mit seiner kleinen Dampf-
yacht nach St. Lucia abgehen wolle, um sein Schleppnetz,
das nach meinem Modell gefertigt war, zu probiren; wenn
wir mit wollten, so möchten wir uns parat halten. Natürlich
wurden sofort die Gäule nach Hause geschickt, da eine solche
Gelegenheit, diese Deserta zu besuchen, nicht wieder vor-
kommen wird. Um 11 Uhr legte das Schiff am Pier an, und
nachdem ein Hammel, Brod, Butter, Käse, Wasser, Wein,
Bier, Netze und alles sonstige nothwendige Material zum
Essen und zu jeder Art von Jagd eingepackt war, folgten
wir selbst; Miller, Vater und Sohn, Vizgar, von der Crone,
Keulemans und ich. Wir dampften ab, zu meiner Freude
südwärts um St. Vincent (der gewöhnliche Curs ist im
Norden), so dass ich diesen Theil der Küste gesehen habe.
Bald nachdem wir um das Südcap der Bai waren, fanden
wir an einer hohen Klippe Schaaren eines pelikanartigen
Vogels 5 sofort wurde.;,beigedreht und binnen Kurzem 3 Stück
geschossen, die jetzt ausgebalgt eine Zierde meiner Vogel-
sammlung bilden. Bald nachher flog Vizgar's Strohhut über
Bord, wurde wiedererobert; als er aber nach einer halben
Stunde, als wir Segel aufgesetzt hatten, wieder davon ging,
Hessen wir ihn schwimmen, und ich beglückte den Hutlosen
mit meiner zur Reserve mitgenommenen schottischen Kajipe.
Um dies Capitel gleich zu erledigen, so flog am selbigen
Abend Keulemans Strohhut, am folgenden Morgen Vizgars
Strohhut Nr. 2 auf Nimmerwiedersehen in der Richtung auf
Brasilien ins hohe Meer hinaus. In St. Lucia kamen wir
bei Sonnenuntergang nach so guter Fahrt an, dass nicht
24
356
einmal Keulemans seekrank war; sobald wir vor Anker lagen,
angelten wir, und hatten in zehn Minuten sechs grosse
Fische, so dass wir und die Mannschaft genug davon zum
Diner hatten; mittlerweile waren auch Kartoffeln und Hani-
melcoteletts fertig, und wir assen an Deck, sitzend, liegend,
stehend, meist nach Art der Homerischen Helden, indem wir die
Rippen in die Fäuste nähmen. Dazu wurde Bier, Wein und
Wasser aus denselben Gläsern genossen — kurz, es war das
ungenirteste Diner, was ich je mit Engländern genossen habe.
Hernach Man- denoch geraucht, Sternenhimmel und Meerleuchten
bewundert, geplaudert, dann auf Deck Matratzen ausgebreitet
und bald in Ruhe geschlafen, bis um zwei Uhr Morgens ein
paar Leute von der Mannschaft neben meinem Kopfe angel-
ten, und die geangelten Fische aufs Deck warfen, wo sie so
munter umhersprangen und so mit den Schwänzen schlugen,
dass ich davon aufwachte. Da es Vizgar und dem Doctor
ebenso ging, so wurde bis zur Morgendämmerung Conversa-
tion betrieben; dann wurde vollständig mobil gemacht, und
nach dem Genuss einer Tasse CafFe der Anker aufgeholt und
ein paar Stunden lang mit dem Schleppnetz nach Conchjlieu
und Crustaceen gefischt. Der Erfolg war nicht bedeutend;
doch gelang es, ein paar Arten zu erobern, die ich hier noch
nicht gesehen hatte. Nach dem Frühstück gingen wir an
Land, während Miller sen. weiter fischte. Die Insel erhebt
sieh nicht tausend Fuss hoch, ist aber fast ganz bergig , so
dass ich mich in meiner Hoffnung auf etwas \A'as&er nicht
getäuscht sah. In einer Schlucht, etwa 600' hoch, fand ich
einen kleinen Pfuhl, der sogar in und um sich sechs Käfer-
arten enthielt, die einzigen Insecten, die ich ausser einer Art
Heuschrecke sah, darunter 2 mir neue Wasserkäfer. Das
Land ist trostlos, eine Stein"\vüste mit dürftigem Gras und
etwa 8 — 10 Arten Pflanzen; unten am Strande sind Ueber-
reste von menschlichen Wohnungen, in denen bei unsrer An-
wesenheit einige Leute hausten, die hier jähflich einmal
Farbemoos (Urzella) sammeln. Da t^ie Hilze gross war,
und der Nordost, der die Nacht hindurch geheult hatte,
meinen Hals austrocknete, so usurpirte ich in Abwesenheit
des F^igenthümers daselbst eine Banane und deponirte dafür
eine Kupfermünze. Als ich mich mit den Andern am Strande
vereinigte, sah icli zu meinem Vergnügen einige neue Con-
chylien in ihren Händen, und sammelte noch eine Stunde
lang mit erfreulichem Erfolge, so dass meine Exeursion doch
gut war. Um halb zwei gingen wir an Bord, speisten zu
Mittag ähnlich wie gestern, und hatten dann eine prachtvolle
Fahrt bei starker Brise, die uns eine ganz ausreichende Quan-
tität ^Vasser über Bord schafl'te, und uns in gründlicher Be-
357
wegung erhielt, so dass zunächst K. und bald nachher V. in
die Appellationsinstanz geriethen. Unterwegs hatte ich Ge-
legenheit, ein paar sehr starke Meerströmungen zu beobach-
ten, die auf meinen Karten nicht verzeichnet stehen. Um 7
Uhr liefen wir in den Hafen. Seitdem haben wir uns aus
den oben angeführten Gründen damit begnügt, auf dieser
wüsten Insel Excursionen zu machen, und liaben so ziemlich
die ganze Insel durchritten, verschiedene alte Krater er-
stiegen, einige Insecten gegriffen, an der Küste viel Meer-
schnecken gesammelt, verschiedene kleine Wettrennen gehabt,
bei denen ich zweimal — nicht Sieger geblieben bin, sondern
mit grosser Geschwindigkeit aus dem Sattel war, aber ab-
gesehn von ein paar Schrammen an der Hand und einem
Riss in einer Hose ganz heil geblieben bin.
Am 3. Februar. Vorgestern haben wir den höchsten
Punkt der Insel, den Monte Verde erstiegen, oder vielmehr
erritten, und von obe« ein Panorama vor uns gehabt, das
unsern berühmtesten Aussichtspunkten in Europa Concurrenz
macht. Der Monte Verde ist 2483 Fuss hoch und liegt ziem-
lich im Centrum der Insel; von ihm aus gliedert sich die
Karte in verschiedenen Höhenzügen und Schluchten nach West
und Nord; nach Ost fällt er selbst in einem langen Rücken
bis dicht ans Meer ab. Südlich von ihm Avird die ganze Insel
von einer Ebene durchzogen, die von der Südküste durch eine
ziemlich hohe und zerrissene Bergkette getrennt wird. Der
Monte Verde bildet oben ein schräg von Ost nach West an-
steigendes Plateau, das wegen des häufigen Niederschlags —
er liegt oft in Wolken, wenn unten alles verbrennt — cul-
tivirt ist und reichlich Bohnen, Mais, Melonen und Kürbis
trägt. An der Westseite ist er sehr steil, in der oberen
Hälfte schroff überhängend und imersteiglich, so dass der von
der Stadt aus hinanführende Weg, nachdem er eine Zeit lang
im kurzen Zickzack unter dem Gipfel aufgestiegen ist, plötz-
lich mit einem grossen Bogen an der Nordseite herum zu dem
Plateau führt, eine Zeit lang malerisch genug am Rande,
dann aber fast eine halbe Stunde lang hinreichend langweilig
zwischen den Maisstauden. Dicht unter dem Gipfel stiegen
wir ab und wanderten ein paar Dutzend Schritte hinauf, bis
wir unter uns den mehrere hundert Fuss tiefen Abgrund und
vor uns die herrliche Aussicht über die Bai von St. Vincent
mit ihren zerfetzten Felsrändern, im Hintergrunde abgeschlos-
sen durch das in seltener Klarheit sich ausbreitende San
Antao hatten. Grade als wir oben ankamen, sahen wir den
Urlaub des Doctors zu Ende gehen; mit vollen Segeln kam
die Niobe (wir erkannten sie trotz der Entfernung sofort) in
den Hafen. Unter uns eine Menge von Schluchten, begrenzt
24«
358
und getrennt durcli Reihen von Kegeln, meist regelmässig
ansteigend, wie der Monte nuovo bei Neapel; im weiteren
Umkreise die zerrissene Küste mit ihren liolien Felsen, dann
weiter hinaus im blauen Ocean im West S. Antao, im Ost
die kleinen Sta. Lucia und Branca, alles in Schattirungen von
Kostbraun bis Schwarz oder in violetten Duft gehüllt, im
scharfen Contrast zu der schmeichelnden JVleerfarbe; der gänz-
liche Mangel von Grrün in der Landschaft machte uns die
Mittagssonne gänzlich vergessen und wir verbrachten eine
volle Cigarrenlänge im Anschauen und im vollendetsten Far
niente. Dann wurde aber mit grossem Eifer ein paar Stunden
lang gesammelt und allerlei gefunden. Viel Spass machten
mir grosse Schaaren von Coccinella 7-punctata, die sich an
den Steinen herumtrieben; sie war der gemeinste Käfer; eine
andre Art wurde in einem Stück erwischt, die durchaus süd-
ländisch aussieht, gelb mit zwei schwarzen Streifen über die
Decken; ferner ein paar Carabicinen,. Curculioniden und die
üblichen Melasomen, ohne die es hier keine Excursion giebt;
icii wollte nur, dass die Arten davon etwas zahlreicher wären.
Nie habe ich solche Fülle von Sehnecken gesehen, wie hier;
unter jedem Stein, in jeder Mnishülse sassen sie neben- und
aufeinander; sieben Arten, darunter nur zwei von S. Antao
her bekannte, wurden mit Leichtigkeit erobert. Die Pflanzen
waren am dürftigsten; nur zwei neue Species wurden ein-
gepackt.
San Nicoiao, am 6ten. Am 2ten habe ich den Doctor
wieder an Bord gebracht und dabei wieder einen Tag auf
preussischem Grund und Boden verlebt, während meine Leute
tleissig waren, Manoel auf Monte Verde gesammelt und Keu-
lemans ausgestopft und gezeichnet hat. Ich habe sogar eine
Stunde lang Skat gespielt! Apropos, noch ein besonderes
Vergnügen habe ich gehabt, die Gartenlaube gelesen auf den
Cap Verden, die im Hause Miller gehalten wird. Am drit-
ten habe ich gepackt, bin dann mit dem Capitain Köhler,
Lieutenant Jung und Stabsarzt Höpfner, einem Mitglied der
38. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zum
Diner bei Miller geritten und am 4ten früh hieher in Millers
Schooner abgesegelt. Bei Tische liielt Miller unerwartet eine
Rede, in der er sagte, dass seine Bemühungen, zur Kenntnis«
und Besserung dieser Inseln etwas zu thun, meist so schlecht
belohnt würden, dass er es eigentlich überdrüssig sei, irgend
M' eiche Bestrebungen der Art zu unterstützen; nur zweimal
im Lauf der letzten Jahre habe er eine wirkliche Satisfaction
dabei gehabt, und das sei bei der Anwesenheit von zwei
deutschen Naturforschern, die mit Fleiss iluen Studien obge-
legen hätten, und demzufolge auch erfreuliche Resultate <hi-
359
vontrügen, Dr. Steubel aus Dresden für Geologie und der
anwesende H. D. für Zoologie der Inseln. — In der Prämisse
will ich ihm nicht widersprechen; was aber meine Resultate
belangt, das wollen wir doch bescheiden abwarten.
Hieher hatten wir eine vortreffliche Fahrt und ankerten
Morgens an der Südküste vor Preguiza, einem kleinen Nest
von 8 — 10 Häusern, mit einem Fort und einem Zollhause.
Miller hatte mir empfohlen, in einem Landhause im Gebirge
mich einzumiethen, und da man mir sagte, es sei eine kleine
halbe Stunde entfernt, und da nach Reitthieren erst hätte ins
Land geschickt werden müssen, so gingen wir zu Fusse, hat-
ten aber über eine deutsche Meile zu laufen, was in diesem
baumlosen Lande bei über 20 ^ Schattentemperatur nicht ganz
angenehm ist. Das Haus liegt luftig, mit der Aussicht auf
das Meer im Norden und Süden der Insel, meiner Schätzung
nach etwas über 1000 Fuss hoch, an einen quer durch die
Insel von Nord nach Süd setzenden Höhenzug gegen Westen
angelegt. Die Hauptstadt ist etwa eine halbe Meile von hier
in einer Schlucht gelegen und viel besser und anständiger als
irgend ein Platz auf S. Antao. Ich habe sogar eine Menge
Zierpflanzen hier gesehen und bewundert, besonders einen
brasilianischen Baum mit grossen rothen Blüthen ähnlich wie
Cactus speciosissimus.
Ehe ich nun an meine Excursionen gehe, muss ich dies
expediren, da der Schooner abgeht und ich erst nach Abgang
der nächsten Post wieder nach St. Vincent gehe, um von da
aus die südlichen Inseln Brava, Fogo- und Santyago zu be-
suchen.
Per Niobe habe ich zwei Flaschen Mineralwasser expe-
dirt, die ich mir aufzuheben bitte.
S. Nicoiao, Donnerstag, 9. Februar. S. Nicoiao ist von
West nach Ost lang gestreckt, schmal, durchschnittlich V/2
Meilen breit, im West von dem höchsten Punkt, dem Monte
Gordo aus mit einer kahlen, bäum- und wasserlosen Halbinsel
nach Süden hin, auch nach den andern Seiten etwas erwei-
tert. Die Fläche der Insel ist ungefähr 500—800 Fuss über
dem Meer, soviel ich bis jetzt erfahren habe, im Osten, den
ich morgen und während der nächsten Tage untersuchen will,
flacher. Auf dieser Ebene erliebt sich im Westen der Monte
Gordo zu über 4000 Fuss Höhe, mit verschiedenen Hochpla-
teaus, die alle, obwohl mehrfach wasserlos, mit Zuckerrohr
bebaut sind. Von ihm aus gehen nach allen Richtungen,
ausser direct nach Süd, Bäche in schmalen Schluchten, alle
unbedeutend und weit hinter denen von S. Antao zurückste-
hend. Der Gipfel des Monte Gordo erhebt sich auf einem
Plateau von ca. 2500' regelmässig ansteigend, und bequem zu
360
Fuss zu erreichen; die Spitze ist ganz sehmal, in Form eines
kurzen, etwa 10 Minuten langen von West nach Ost gestreck-
ten Rückens. Von 2000 Fuss an ist jede Anhöhe mit Fjuphor-
bien bewachsen, an vielen Stellen so dicht, dass es von fern
gesehen einem Rasenteppich gleicht und das Vordringen (die
Bäume sind 10 — 15' hoch) .sehr erschwert. Etwa 300' unter
der Spitze wird die Vegetation zwerghaft und kümmerlich
und der Boden aschig und bröcklig. Ueberhaupt ist lange
nicht so viel starrer Fels hier, wie aufS. Antao; das Gestein
muss viel mehr dem Zerwittern geneigt sein und an manchen
Stellen macht sich feiner rothbrauner Staub sehr unangenehm
geltend. Die Wege sind jedoch, da der Boden leichter
zu behandeln, erheblich besser. Der Hafen der Insel liegt an
der Südseite an einer öden Stelle, von der Hauptstadt eine
gute Meile entfernt.
Während der drei Tage, dass ich hier bin, habe ich nur
den Monte Gordo nebst Zubehör besucht und leidlich guten
Fang gehabt, wenigstens M^as man auf diesen Inseln so nen-
nen kann. Endlich ist es mir auch gelungen, wenigstens einen
Euphorbia verwüstenden Käfer zu Wollastons Freude zu er-
wischen, eine kleine, sehr hübsche Calandra, von der ich ge-
wiss ein Dutzend Stücke habe; sonst ist all mein Suchen in
Euphorbiaholz umsonst gewesen — es scheint überhaupt für
Insecten nicht die gute Zeit zu sein, da ich ausser den unter
Steinen lebenden Arten doch gar zu wenig sehe, fast keine
Hemiptern, Neuroptern, nur 6 Arten Hjmenoptern etc. Das
ist doch zu dürftig und im Vergleich dazu sind die Käfer
noch zahlreich genug.
Am löten. Meine Excursion nach dem Osten der Insel
ist wohl werth, in einem besondern Kapitel behandelt zu wer-
den. Das Maulthier, was ich bisher geritten, erwies sich als
so störrig und fehlerhaft, dass ich es wieder abgab und Sr.
Jos6 Leito mir versprach, für ein andres Reitthier zu sorgen.
Das holte ich mir — einen braunen Hengst — aus der Stadt
ab und dann ritten wir , statt um 5 Uhr früh wegen des
Nichtvorhandenseins des gemietheten Packesels um 4 Stunden
später in die Hitze hinein, ich zu Pferd, Keulemans zu Maul-
thier, dahinter der schwerbepackte Esel, zuletzt Manoel zu
Fusse. Da letzterer als Eingeborner behauptete. Weg und
Steg genau zu kennen, so überliess ich ihm die Führung,
konnte jedoch schon am ersten Tage zu seiner grossen Ent-
rüstung mitunter Zweifel nicht unterdrücken, ob die einge-
schlagene Richtung auch wirklich die beste sei. Unsere erste
Station — Casinha — sollte zwei Stunden von der Stadt
entfernt sein; wir ritten vergnügt in die Insel hinein, passir-
ten bald Zuckerplantagen und Cocospalmen, kamen aber schon
361
nach einer Stunde in eine hügelige Partie, in der die Vege-
tation äusserst kümmerlich und bald auf zwei oder drei ver-
trocknete Gräser reducirt wurde, grade genug, um ein paar
Esel und Ziegen vor dem Verhungern zu schützen. Das Ter-
rain nahm eine unangenehm rothbraune Färbung an, feiner
Staub mit Steinen und Gebröckel. Dabei war diese ganze Ge-
gend mit rohen zwei bis drei Fuss hohen, aus aufgestapelten
Steinen gebauten Mauern eingefasst und abgetheilt, so dass
doch der Besitz selbst dieser Landstriche noch einigen Werth
haben muss. Nach zwei und einer halben Stunde ununter-
brochenen Auf- und Abreitens kamen wir in eine weite Ebene
herab, in der es wirklich etlichen Tamarisken gelungen war,
in dem weissen Sande, der uns in grossen Wirbeln umgab,
Wurzel zu fassen. Hier begegnete uns endlich ein Mensch
auf einem Esel. Diese Ebene ist ein Kessel von etwa einer
Viertelmeile Durchmesser, im Norden durch den mittleren
Bergrücken der Insel, im Süden durch einige Krater, in West
und Ost durch massige Steigungen abgeschlossen. Bisher
waren -wir noch immer in Spur geblieben; jetzt aber erklärte
Manoel einen Richtweg zu kennen, auf dem wir das uns zur
Verfügung gestellte Landhaus — unbewohnt, dessen Schlüssel
ich in der Tasche hatte — sehr bald erreichen würden. Zu-
nächst einen trocknen Wasserlauf in die Höhe ging es leid-
lich gut, dann kamen wir aber wieder in etwas cultivirtes
Land und hatten eine Purgueirapflanzung zu passiren, natür-
lich „grad dör". Purgueira ist der hiesige Oelbaum, circa
8—12 Fuss hoch, von 3 Fuss an verzweigt, so dass Manoel
prächtig vorwärts kam, mein Gaul aber schon ohne mich
Schwierigkeiten hatte, geschweige denn mit meiner Länge
auf dem Rücken. Also stieg ich ab und zog ihn am Zügel
nach. Nun wurde der Richtweg noch kürzer, aus der Schlucht
plötzlich ohne sichtbaren Grund an der steilsten Stelle loses
Geröll hinauf, wieder für den schweren Gaul eine harte Auf-
gabe; indess er löste sie, wenn auch mit Mühe, und oben
angekommen, wurden Mir durch den Anblick eines weissen
Hauses in massiger Entfernung belohnt. Da es ganz sicher
„das Haus von Pedro Castro"-' war — ich hatte wieder Zwei-
fel, da ich aus offenen Fenstern ersah, dass es bewohnt war,
— so ritten wir darauf los und erfuhren, dass wir nur noch
eine kleine halbe Stunde Wegs bis dahin hatten, auf dem
richtigen Weg aber mindestens anderthalb Stunden früher
angekommen wären. Endlich, nachdem einige Mauern und
eine Schlucht passirt waren, kamen wir wirklich am richtigen
Haus an, das, auf einer kahlen Anhöhe gelegen, eine Aus-
sicht auf kahle Felsen, eine kahle Ebene und ein paar kahle
Hügel darbot. Bei näherm Zusehn konnte man entdecken,
362
dass in der Regenzeit die niclit felsigen Stellen mit Mais be-
stellt geM'esen waren, dessen Spuren aber zum allergrössten
Theile bereits durch Vieh vernichtet waren. Das Haus be-
stand aus drei Zimmern, jedes mit einem Bett und sonstigem
Hausrath versehen, an dem sich, wie aus unverkennbaren
Anzeichen hervorging, zahlreiche Ratten in der Einsamkeit
erheiterten. Vor dem Hause eine Art Hof von einer ge-
mauerten Mauer umgeben, mit einem Raum als Küche, einem
andern als Futterboden etc., aber ohne Thür! Wir banden
unser Vieh an, nahmen die Sättel ab und packten Fleisch,
Gemüse, Brod, Eier, Wein, Thee und sämmtliche Kochge-
räthschaften ab. Da ich jetzt entdeckte, dass wir vergessen
hatten Butter mitzunehmen und unser Brennöl ganz unge-
niessbar war, so wurde Manoel zum Fouragiren in einige nicht
fern gelegene Hirtenhütten geschickt, von wo er bald mit
einer Flasche Milch und einem Fässchen Wasser in Beglei-
tung eines Burschen zurückkam, mit der Nachricht, dass ausser
ein paar Eiern nichts zu Imben sei. Auch gut; für einen Tag
reichten uusre gekochten Vorräthe, ein Huhn und Mandioc
nebst etwas Eiern, Biscuit, Maisbrod, Milch und Thee vor-
trefflich; dazu hatten wir Orangen und assen und tranken
wie die Prinzen. Das Wasser war abscheulich und sein Pfützen-
geschmack wurde durch Zusatz von Wein nicht wesentlich
gebessert. Der mitgekommene Bursche erbot sich, uns die
Schönheiten der Gegend zu zeigen, also auf! Nach einer hal-
ben Stunde sahen wir in einer Schlucht eine kleine Zucker-
plantage und wurden von dem Aufseher mit Stolz empfangen
und herumgeführt, um sein Zuckerrohr und seine Wasserpfütze
zu bewundern. Schön war das eben nicht, aber mit Rück-
sicht auf die angenehme Umgegend noch gut genug, nur wollte
mir auch das angestrengteste Suchen zu keinem Thier, nicht
einmal einer Ameise verhelfen, bis ich ein paar leere Purga-
Nussschalen zerbrach und darin emen ganz kleinen Bostrichiden
entdeckte, von dem ich nach und nach ein Dutzend zusammen
brachte. Ziegenmilch und Zuckerrohr wurde zu unserer Be-
wirthung herangeschafft und genossen, und am folgenden Mor-
gen um fünf Uhr erschien der gute Mann wiederum in un-
serm Hause, um uns noch etwas frische Milch zu verehren.
Auf dem Rückwege kaufte ich noch alle disponiblen Eier,
im Ganzen 10 Stück, in drei Hütten auf, die noch an selbigem
Abend hart gesotten wurden. Worauf wir nach kurzem Ge-
brauch meiner Oellampe zu Bett gingen und bei leidlicher
Müdigkeit bald einschliefen. Aber ach! nicht auf lange; mein
Bett schien eine Art Corso für die Ratten zu sein, die als-
bald anfingen, auf meinem ganzen Körper umher zu wandern
und binnen Kurzem daselbst kleine Gefechte lieferten; das
363
war über der Decke; darunter aber war's fürchterlicli, denn
Gott \veiss, wie lange die Flöhe des Hauses nichts genossen
hatten; und mit welcher Gier sie über das frische Fleisch
herfielen, brauche ich nicht auszumalen. So endete zwischen
Flöhen und Ratten der erste Tag.
So weit für heut; zehn Uhr ist es vorbei, also Zeit zum
Schlafengehn.
Am 18. Aber nicht die Nacht! Um Mitternacht war
es mir gelungen, in einen unruhigen Schlaf zu fallen, aus
dem ich gegen zwei Uhr durch Manoels Ruf: Senhor Dottore^
Senhor Dottore, vom Hof aus, begleitet von heftigem Ge-
trampel und Gestampfe der Gäule geweckt wurde. Mit einem
Satz war ich aus dem Rattenlager und in den Hof hinaus,,
wo ich eine famose Mondscheinscene vor mir sah. Ein frei
weidender Hengst der Nachbarschaft mochte wohl über das
unbefugte Eindringen meines Pferdes in sein Revier ent-
rüstet sein, und hatte in seinem Zorn die Latten, mit denen
wir Tags zuvor den Hof verbaut hatten, über den Haufen
geworfen und einen Zweikampf begonnen. Beide standen auf
den Hinterbeinen , und waren mit Maul und Vorderbeinen
äusserst thätig, einander zu misshandeln; das Maulthier und
der Esel suchten sich aus der gefährlichen Nähe zu befreien '
und ihre Stricke durchzureissen und Manoel stand nackt in
der Pforte, in beiden Händen eine lange Stange hoch er-
hoben, um blindlings auf die Zweikämpfer loszuhauen. Mein
„Cuidad de mi cavallo" kam grade, als es meinem Gaul
gelang, sich loszureissen und ins Weite zu rennen, indess es
uns wenigstens gelang, dem Eindringling den Pass zu ver-
legen und ihn mittels einer rasch herangeschafften Schlinge
einzufangen. Dann hatte ich gerade Zeit, ausser meinem
Hemde noch mehr anzuziehen, und nun mit Ueberlegung die
fremde Bestie als Pfand in der dunkelsten und schmälsten
Stelle des Hofes so festzumachen, dass sie nur rückwärts
sich bewegen konnte. Die Barricade wurde nun mit grösserer
Kunst angefertigt und bekam durch Beifügung von allerlei
hölzernem Hausrath ein genial revolutionaires Ansehu. Manoel
schickte ich wieder zu Bett, aber mit meinem Schlaf war
es natürlich vorbei, da ich einmal in Sorge war, dass mehr
Scenen wie die genossene in Aussicht stünden, zumal der
fremde Gaul in Wutli über die durch summarisches Verfahren
entzogene Freiheit fortwährend stampfte, dann aber der Ge-
danke, was aus meinem Pferd geworden eei, auch nicht
gerade zu den beruhigendsten gehörte. Beim ersten Morgen-
grauen erschien der gute Mann von der Zuckerplantage mit
der versprochenen Milch, wurde von den Abenteuern der
Nacht unterrichtet und requirirte nun Hülfe, um den Ent-
364
sprungenen wieder einzufangen und nach Verlauf von vier
Stunden hatte ich die Genugthuung, wieder auf seinem Rücken
zu sitzen. Keulemans war bei dem ganzen Lärm nur einen
Moment wach gewesen, und hatte sich bei-uhigt auf die andre
Seite gedreht, als er hörte, dass nur mein Pferd davongelaufen
sei. — -Als meine Karawane wieder in Ordnung war, und ich
das Haus zugeschlossen und den Schlüssel in die Tasche ge-
steckt hatte, ging es weiter gen Osten nach Carical, einem
Orte, von dem mir ausser dem Namen nur bekannt war, dass
es daselbst viele Fische und Cocospalmen gebe, jedenfalls
also mehr als in Casinha. Der schmale Weg, auf dem wir
ritten, hörte bald auf deutlich betreten zu sein, und wir
hielten uns am Bergabhang, von einer achtungswerth heissen
Sonne beschienen, ohne die geringste Aussicht, auch nur einen
Augenblick Schatten zu geniessen; die Vegetation, über
deren Ueppigkoit schon am vorigen Tage nicht zu klagen
war, wurde sehr viel geringer, der Boden immer ziegel-
rother und das Steingebröckel und Geröll häufte sich immer
mehr. Sei es nun, dass mein Gaul nicht gewohnt war, auf
solchem Boden zu gehen, oder dass die Ereignisse der Nacht
ihn ermüdet hatten, er konnte nicht mehr fest auftreten,
stolperte bei jedem Schritt, war durch keine Gewaltmass-
regeln auch nur in langsamen Trab zu bringen und zitterte
vor Angst bei jeder etwas steilen Schlucht , so dass mir die
Sache anfing, recht ungemüthlich zu werden. Dazu stieg die
Hitze; vor dem Wind waren wir durch die Bergkette voll-
kommen geschützt; und die einzige Gelegenheit, von der uns
etwas Luftzug hätte kommen können, das Meer, war durch
eine lange Reihe von Kratern, die sich zu unsrer Rechten
hinzog, abgesperrt. Ich muss gestehn, meine Laune wurde
mit jeder Viertelstunde schlechter und verdarb mir das Ver-
gnügen, was ich sonst vielleicht an dem Anblick dieser
Wüste gehabt hätte; eigenthümlich genug und für mich neu
war es. Dazu kam, dass wir allmälig 5 Stunden ritten, ohne
unser Ziel zu sehen, das nur 4 Stunden Wegs von Casinha
entfernt sein sollte. Auf einer Anhöhe, die sich durch etwas
Wind vortheilhaft auszeichnete, liess ich endlich Halt machen,
absitzen und aus unserm Mundvorrath etwas Frühstück ent-
wickeln und verspeiste etwas Maisbrod, ein Biscuit, zwei
Eier und eine Orange, um mich zu einer Fusswanderung zu
stärken; denn auf den nichtswürdigen Gaul wollte ich nicht
wieder hinauf. Es ging in der That besser und schneller,
und nach weiteren anderthalb Stunden befanden wir uns am
Rande einer steil abfallenden, etwa 60 — 70 Fu&s tiefen
Schlucht, die sich vom Meer bis hoch ins Gebirge zog, im
Grunde etwa 1 — 200 Schritte breit, mit Cocospalmen und
365
ZuckeiTohi*, auch sonst voller gi-üner Vegetation — Carical.
An der ersten Stelle, wo es möglich war, kletterte ich hin-
ab, liess die Andern einen für Vierfüssler passirbaren Weg
suchen und hielt erst an, als ich im Schatten der Palmen
am Wasser sass, und mein ausgetrocknetes Innere vollauf
anfeuchtete. Nachdem das erste Erstaunen der guten Leute
über da» Auftreten zweier „Engländer'' vorüber war, wurde
mit Leichtigkeit Mittagessen und Nachtquartier arrangirt, zu
ersterem Fisch, ein Huhn und Milch gekauft, und dann ein
allerdings schwacher Versucli gemacht, etwas zu sammeln. Ich
war aber viel mehr geneigt, das Innere von Cocosnüssen zu
studiren, und auf geäusserten Wunsch wurden sofort unreife
zum Trinken der Milch und reife zum Essen herabgeholt.
Meine Leistungen waren bemerklich, doch nach der di-itten
hielt ich an und hob mir zwei weitere für die nächste Ge-
legenheit auf. Ein Excurs an die Küste nach Seethieren war
ebenso erfolglos, wie der im Lande und so liess ich meiner
Müdigkeit ihren Lauf und streckte mich im Schatten, in
welcher Beschäftigung ich auch nach dem Essen mit Erfolg
fortfuhr, bis der fallende Thau mahnte, schlafen zu gehen.
Da in der schmutzigen Hütte ausser uns noch 8 Personen
und ein paar Hunde campirten, so war es natürlich, dass
mich die Flöhe wieder unbeschreiblich peinigten, und ich
die ganze Nacht über fleissig juckte; alles in allem schlief
ich aber doch ein paar Stunden, jedoch kam mir meine Nach-
mittagsfaulenzerei recht sehr zu statten, da der folgende Tag
meine Kräfte viel mehr in Anspruch nehmen sollte als der
vergangene. Nach einem reichlichen Frühstück von delikatem
Fisch und Kürbis machte ich einen neuen Versuch mit meinem
stolzen Rosse, gab es aber auf, nachdem ich mir in zehn
Minuten durch fortwährendes Prügeln den recliten Arm fast
kampfunfähig gemäht hatte. Wir hatten zunächst eine Höhle
zu besuchen, die dicht am Meer etwa eine Stunde von Cari-
cal entfernt war. Landschaft wie gestern, doch gelang e«
mir nur' eine Pflanzenart in etwa einem Dutzend kümmer-
licher Exemplare zu sehen. Ausnahmsweise kamen wir schon
eine Viertelstunde eher an der Stelle an, wo die Pferde zu
bleiben hatten, an der äussersten Spitze einer Bucht, die
von dem Rest der Küste dadurch abstach, dass ein breiter
horizontaler Streif von weissem Kalk einige Fuss über dem
Meer sie ganz und gar umsäumte. In ihr ankerte ein amerika-
nischer Walltischfänger, zu meinem Bedauern unthätig, da ich
gern einer Wallfischjagd zugesellen hätte. Ein paar Fischer
waren grade beschäftigt, ihren Fang zu dörren, und gern
bereit, uns zu der Höhle zu lühren. Nach einer Viertel-
stunde Umherkletterns auf trocknen oder von der See be-
366
spülten Klippen und stellenweisem Waten durch das Wasser
kamen wir an die breite, etwa 6 Fuss hohe Oeffnung einer
Höhle, die im Innern sofort sich wölbt, etwa 10,000 Quadrat-
i'uss gross ist und in ihrer Mitte einen kleinen Teich frischen
und kühlen Wassers enthält, sonst aber absolut nichts Interes-
santes darbietet — eine ganz gewöhnliche, kleine Kalkhöhle.
Das Beste an ihr war jedenfalls das Frühstück im^Schatten
und im Kühlen, wonach wir unsern Rückmarsch antraten.
Als wir unsre Thiere erreichten, veränderte sich die StatFage
der Wüste bedeutend dadurch, dass zwei Ziegenhirten mit
etwa 30 alten und jungen Ziegen, die dasselbe Reiseziel
hatten wie wir, sich uns anschlössen, oder vielmehr wir uns
ihnen, da der eine uns rieth, den nächsten Weg übers Ge-
birge, „sehr nah , eine Stunde Wegs'' einzuschlagen. Da er
ausserdem sein Haus für die Nacht anbot, so wurde gern
acceptirt, und nun ging es vorwärts auf dem nachten „Wege'',
d. h. grade auf die Höhe des Gebirges, so gut jeder konnte,
wobei wir uns natürlich vor den Ziegen aufs Aeusserste bla-
mirten. Oben veränderte sich die Bergwüste, da die Ostspitze
der Insel von einem etwas über eine Quadratmeile grossen
Hochplateau gebildet wird , in eine flache Steinwüste, wurde
sonach noch trostloser. Dies Plateau wird durch ein paar
M-asserlose Schluchten unterbrochen, deren steile Ränder
halsbreehend genug eingerichtet sind. Die gebleichten Knochen
und Schädel eines Maulthiers in einer derselben bewiesen,
dass dergleichen auch vorkommt. Nach einer Wanderung
von über 2 Stunden in der glühendsten Mittagshitze kamen
wir endlich an der Ribeira de Castelhoens an, einer schma-
len tiefen Schlucht, die mit der von Carical in ihrer Oasen-
natur viele Aehnlichkeit hat. Der Unterschied in unsren
Vergnügungen war kaum merkbar; nur das Resultat unsrer
„wissenschaftlichen Forschung" war ein andres; gestern hatte
K. ein paar Vögel geschossen, heute fing ich etliche Wasser-
käfer und Schnecken, miserables Zeug, aber doch besser als
Nichts. Nachdem ich am nächsten Morgen mit Genugthuung
auf meinen Armen zwischen Elbogen und Handgelenk 73, sage
drei und siebzig Flohsstiche gezählt hatte, ging die Reise
wie gestern weiter, nur ich zu Fuss voran, dann der Pack-
esel, dann Keulemans zu Maul, schliesslich mein noch immer
stolpernder Gaul, den selbst Manoel trotz seiner Negerfaul-
heit nicht mehr besteigen wollte, weil er fand, dass ihn diese
Art von Reiten mehr ermüde als Laufen. Die Perspective
auf eine siebenstündige Fusstour war nicht grade erfreulich;
doch was wollte ich thun? Da Stetigkeit und Maulhalten
die beiden ersten Regeln auf solcher Excursion sind, so war
ich stets 20—25 Schritte vor den Andern, und fing nach
367
dreistündigem Schwitzen grade an, mich mit meinem Pech
auszusöhnen, als icli davon auf die liberalste Weise- erlöst
wurde. In einer wasserhakigen und deshalb bewohnten Schlucht,
Ribeira de Joao Calinho, wusste man bereits von unserer Reise,
und empfing uns mit einem Frühstück von Eiern, Milch und Früch-
ten, so gut es die armen Leute hatten. Dann machten sie mir
einen Reitesel zurecht, ohne Zügel und Bügel , aber doch mit
meiner Bettdecke über dem Rücken, so dass der Sitz gut war,
und ich nur auf den guten Charakter des Esels angewiesen
war. Und er war ein Muster! Er ging Schritt, Trab und
Galopp ausgezeichnet und so manierlich, dass ich trotz meiner
Haltungslosigkeit ganz wohlbehalten oben blieb. Und dieses
Tiiier war mir aus Mitleid von den armen Leuten dort zur Ver-
fügung gestellt, die jede Bezahlung verweigerten, während
der Schandgaul täglich 1 Dollar kostete. Dass ich noch den
kleinen Umweg durch die Stadt machte, um ihn sofort los
zu werden, versteht sich; die Karawane sammt meinem Esel
hatte ich nach Hause geschickt, entschlossen, auch diese letzte
Stunde noch zu marschiren, doch liess mir Sr. Jose sofort
seinen Schimmel satteln, ein junges, schönes Thier, das mich
in weniger als einer Viertelstunde nach Hause trug. Am fol-
genden Morgen schickte er mir eins seiner Maulthiere, und
auch Dr. Dias, an den ich Empfehlungsbrief hatte, stellte
mir ein Thier zur Verfügung, so dass ich nun keinen Verdruss
melir mit dem Viehzeug habe. Die Bewohner im Osten wer-
den aber noch lange von dem verrückten „Inglez"' reden, der
drei Tage lang zu Fusse umhergelaufen und Schnecken und
Gewürm gesammelt hat. Mir ist es aber lieb, so zwangsweise
probirt zu haben, was ich mir in dieser Zone zumutheu kann;
ich habe bisher nicht das mindeste Unbehagen empfunden,
weiss aber auch, Avieviel ich davon der Wolle auf dem blos-
sen Leibe verdanke.
Am 23sten. Heut Morgen habe icii regulär gefroren,
bei Sonnenaufgang hatten wir nur Jfi" und dazu heftigen
Nordost; abgesehen davon, dass es viel wärmer ist als bei
uns, pfeift er ganz au? derselben Tonart, ist trocken (er kommt
direkt aus der Sahara als Harmattan und bringt von dort
grosse Ladungen von Sand mit) und dörrt alles in grosser
Geschwindigkeit aus. Ein trauriges Factum ist es, dass ich
mit meinen eignen Augen das Vertrocknen der Vegetation mit
ansehe an Stellen, die vor 14 Tagen, als ich sie zum ersten
Mal besuchte, noch grün waren. Auch die Insecten sterben
dabei; von einem Pteiostichus, der in den ersten Tagen sehr
munter war, habe ich jet^.t viel Leicfien und ganz n)atle In-
368
dividuen gefunden, in etwas weniger hohem Maasse dasselbe
bei andern Arten, ausser dem zählebigen Geschmeiss der Me-
lasomen. Bei diesem rapiden Aufhören des Lebens Avird meine
Geduld wohl nicht mehr lange vorhalten und ich werde die
erste Gelegenheit benutzen, um in irgend ein Land mit Bäu-
men zu gehen; ein vortreffliches Buch, das ich hier bei Jose
Leito vorgefunden habe, „Savage Africa by W. Reade^' er-
muntert mich noch mehr, etwas mehr in das unverfälschte
africanische Gebiet zu gehn und erst in der Regenzeit wieder
her zu kommen. Da es auf den Südinseln der Capverden
seit drei Jahren nicht ordentlich geregnet hat, dagegen hier
sehr stark, so kann ich mir ungefähr ausmalen, wie es dort
aussieht.
Von meinen weiteren Excursen ist nicht viel Merkwür-
diges zu berichten, ausser dass ich bei den ärmsten Leuten
mit ziemlicher Sicherheit auf gastfreies Entgegenkommen rech-
nen konnte; die Nachtquartiere unter ihnen habe ich aber
aufgegeben, seit mich ausser den Flöhen auch noch die Wan-
zen geplagt haben und ich gar nicht mehr geschlafen habe.
In einem kleinen Dorf versammelten sich um die Zeit des
Schlafengehens nicht weniger als 35 Nachbarn, um uns zu
besehn, und die ganze Bande kratzte sich fortwährend das
Ungeziefer ab, was natürlich sofort den Weg zu mir nahm;
was mich wundert, ist, dass ich bisher noch ohne Läuse da-
vongekommen bin, da sich das Volk hier den ganzen Tag auf
der Strasse gegenseitig den Kopf entvölkert.
In den letzten Tagen hatte ich wieder viel unter ärzt-
lichen Consultationen zu leiden und gestern habe ich andert-
halb Meilen weit reiten müssen — so lange haben sie mich
geplagt — um einen Mann zu besuchen, der im letzten Sta-
dium der Auszehrung ist, und, wie mir Dr. Dias hernach
sagte, von ihm schon vor drei Monaten aufgegeben ist; ich
hatte den Leuten nach ihrer Beschreibung schon gesagt, dass
ich keine Medicin für ihn hätte — aber por amor de Dios
nmsste ich doch hin. Mehrfach habe ich Chinin gegelien, da
in den tiefen Gegenden der Insel Fieber vorkommen, haupt-
sächlich aber wieder Natronsalze und Rhabarber. Je schlecli-
ter es schmeckt, um so dankbarer sind sie übrigens dafür.
Nota bene kenne ich nun die hiesigen Krankheiten so ziem-
lich, da ich von den hiesigen Doctoren genaue Erkundigungen
eingezogen liabe, und curire mit leidlicher Sicherheit.
Am 24, Abends. Soeben erscheint die Mutter eines
Jungen, dem ich gestern Natron nitricum und eine Ueber-
schwemmung von frisciiem Wasser verordnet habe, um mir
369
zu danken. Das Resultat ist in der That niederschmetternd:
Heut hat selbiger Junge nicht weniger als zwei und ein
halbes Dutzend (das ist die wörtliche Angabe der Mutter)
Spulwürmer zu Tage gefördert! „Heraus muss er'-^ sagt der
Wurmdoctor! Mein Ruf ist nun unerschütterlich, denn dies
Factum weiss morgen die ganze Insel. — Endlich ist auch
der seit 6 Tagen erwartete Schöoner da, um mich nach St.
Vicente zu befördern.
St. Vicente, 28. Von meinen guten Leuten in S. Nicoiao
habe ich mich am 25, verabschiedet, alle meine Auszah-
lungen gemacht, diesmal zu allseitiger Befriedigung, da
ich nicht blos wie eine volle Börse angesehen Morden bin
und — bekannt mit den Eigenthümlichkeiten dieser Insu-
laner — auf keine Gastfreiheit rechnete oder Anspruch
machte. In Folge davon habe ich viel mehr Gastfreiheit ge-
nossen, und im üebrigen, da ich die Einkäufe für Essen und
Trinken selbst bestimmte, viel besser und billiger gelebt als in S.
Antao; auch sonst habe ich mehr civilisirtes Leben genossen,
habe sogar Schillers Werke gefunden und an einem Kuhetage
mit vielem Genuss die Befreiung der Niederlande gelesen.
"Wir gingen an Bord in Praya branca, einem Dorfe an der
Westküste der Insel, so -dass ich noch Gelegenheit Jiatte,
eine Partie kennen zu lernen, die ich noch nicht besucht
hatte. Es ist von Calejao aus ein ostündiger Ritt durch's
Gebirge, und man passirt eine steile Schlucht, die zu dem
malerischesten gehört, was ich auf diesen Inseln kenne; auf
der Passhöhe sind ein })aar Felsen grade Mie hohe vierkan-
lige Burgthürme, die mich lebhaft an etliche Rheinruinen er-
innerten; die Vegetation ist merkwürdig üppig (d. ]i. verliält-
nissmässig) und besonders die ungraziösen Drachenbäume,
deren es in den Felsspalten genug giebt, verleihen ilir einen
eigenlhümlichen Charakter. Das Enge und Düstere wird
durcli die hellen Zuckerrohr- und Bananenpflanzungen tief
unten und ein schmales Stück Meer im Hintergrunde ange-
nehm gemildert. — Die ü eberfahrt war schlecht; diclrter
Nebel hatte in Verbindung mit heftigem Wind schon mehrere
Tage geherrsclit, nur stundenweiss etwas Sonne durchgelassen
und begleitete uns auch hieher. Beim Landen war ich nah
daran, ins Wasser zu fallen, da ich an einer sonst ganz ru-
higen Stelle nicht heftige Wellen erwartete, und als ich mit
den Händen nach einem Pfalil griff, durch eine grosse Welle
aus dem Gleichgewicht gebracht wyrde und statt des Pfahls
ins Wasser gritf, aber ehe ich mit dem Kopf hinein kam,
noch von hinten festgehalten wurde. In meiner Abwesenheit
haben sie hier in der Bai mehrere Walllische erlegt.
370
Aus der Tollheit und Ausgelassenheit der Sehwarzen er-
sehe ich, dass wir Carneval haben; heut ii^t Fastnacht. Diese
närrische Bevölkerung amüsirt sich damit, einander ins Meer
zu werfen; zum Glück bleiben sie mit diesem zarten Scherz
unter sich. — Gestern fand ich viel Briefe vor und habe
lange zu lesen gehabt, da ich bei der Rarität solcher Vor-
kommnisse so ziemlich jede Zeile auswendig lerne. Von der
Zoological Societ}' in London bin ich zum Corresponding Mem-
ber ernannt, Agassiz hat mich mit einem Briefe erfreut, Stain-
ton hat geschrieben und von Stettin sind Briefe da.
Correctur
von
C^. A. Dolirn.
Seite 293 dieses Jahrgangs habe ich erwähnt, dass ich
durch theilweises Klaffen der Flügeldecken einzelner Exem-
plare des Damaster Fortimei „sogar bis zum Scutellum" mich
für berechtigt hielt, die „untrennbar verwachsenen Elytra*-'
als Kennzeichen der Oattung zu negiren. Ich muss dies
nachträglicJi dahin niodificiren oder praecisiren, dass die
Thatsache zwar richtig ist und dass mir mehrere Exemplare
vorliegen, welche mehr oder minder gespaltene Decken zeigen.
Doch hat mich das Betrachten mit blossem Auge insofern
getäuscht, dass ich an ein gewöhnliches Klaffen der Sutur
wie bei Käfern mit normal gespaltenen Decken geglaubt
habe — eine Untersuchung mit der Lupe hat mich belehrt,
dass gerade diese anscheinenden Spalten nicht beweisen,
was sie mir zu beweisen schienen. Einen Fall ausgenom-
meö , AYO ich bei der bis zur Hälfte gespaltenen Nath auch
mit der Lupe nichts Anomales wahrnehmen kann, zeigen die
übrigen Spaltfälle, namentlich auch, wo die Klaffung bis an
das Scutellum reicht , dass irgend eine äussere, wohl gewalt-
same Veranlassung Schuld daran gewesen sein muss, und
dass sich jedesmal die Ränder der Spalte als „ursprünglich
verwachsen" zeigen. Natürlich ist die Cohäsion der Decken
längs der Sutur eine geringere, schon deswegen, weil die
Spit/en derselben nornralmässig etwas klaffen.
371
Trichogomphus Martabani Guer.
von
e. A. Dohrii.
Deutsche Leser — auch unter meinen ausserdeutschen
entomologischen Freunden weiss ich mehrere, welche mit
Schillers Meisterwerken bekannt sind — wefden sich der
vortrefflich gezeichneten Situation in den „Piccolomini'''' er-
innern, wo der berauschte lUo dem Octavio erklärt:
Weiss wohl, du hast mich nie geliebt — Gott straf mich,
Und ich Dich auch nicht!
Es ist mir nun seither analog so mit den grossen, mastigen
Lamellicornien ergangen — ich habe sie nicht geliebt und
es scheint, dass auch sie mich nicht lieben. Immerhin muss
icli doch zugeben, dass die Schuld der Indifferenz auf meiner
Seite die grössere ist, da ich ja selber in diesen Blättern
bezeugt habe, dass eine anscheinend rara avis, wie Orsilo-
ehus, mir fast ohne mein Zuthun an den Spiess geflogen ist.
Dafür hat mich aber die in der üeberschrift genannte Nas-
horn-Bestie kürzlich auf recht malitiöse Weise genasführet
und confundirt. Und zwar folgender Massen.
Mein Freund, Staatsrath Professor Grube in Breslau, gab
mir im Tausche eins der beiden Pärchen eines Oryctiden,
welche er so eben aus einer Spiritusflasche entnommen hatte,
in welcher die Käferausbeute war, welche von Herrn Schiller
auf einer Reiae in Hinterindien (Sylhet, Assam) gesammelt
wurde. Beide Pärchen waren in Grösse und Gestalt durch-
aus identisch , und ich übernahm sehr gerne die anscheinend
leichte Verpflichtung, den wissenschaftlichen Namen dieses
ansehnlichen, aller Vermuthung nach gchon beschriebenen
Thieres zu beschaffen. Als ich aber heimgekehrt war, ver-
misste ich zuerst diese Art unter den von mir eingeordneten
gänzlich — erst später gewann ich die Ueberzeugung, dass
ein Paar kleinere Stücke ohne Namen ebenfalls dazu geliören.
Jedenfalls aber war kein Name dafür e collectione zu geben.
Consultiren wir also die autores doctissimos! Da bietet
sich natürlich zuerst unsers right honourable Burmeister's
Handbuch Pars V. Darin gerieth ich wegen mehrfacher
Charaktere des fraglichen Thiers bald genug auf die Gattung
Trichogomphus. Freilich heisst es da p. 219 in den Kenn-
zeichen der Gattung:
Flügeldecken mit Nahtstreif und scharfkantigem Rande,
aber ohne Punktreihen,
jedoch diesen einen Punkt abgerechnet stimmte die vor-
liegende Art so gut mit der Beschreibung des Tr. Martabani,
25
372
(lass ich einen gerade im Gange befindlichen Verkehr mit
dem entomologisclien Museum der Universität Halle benutzte,
die Herren Prof. Giebel und Dr. Taschenberg um die Gefäl-
ligkeit zu ersuchen, mir Momöglich einen Tr, Martabani zur
Ansicht mitzusenden. Meiner Bitte wurde freundlich ent-
sprochen und mir das einzige Pärchen der Sammlung, ein
vom Prof. Burmeister selber eingeordnetes, zum Vergleichen
mitgetheilt
Da war es denn zunächst auffallend , dass von diesem
Pärchen das Weibchen mit dem Breslauer Weibchen durch-
aus nicht stimmte, der Mann aber vollkommen mit dem Bres-
lauer Mann. Und noch auffallender war es, dass doch die
Burmeister'sche Beschreibung nur nach einem Männchen
(aus Dupont's Sammlung) entMorfen war, wo es heisst:
„Flügeldecken glatt, mit einigen Punkten um das Schildchen,"
und dass nichtsdestoweniger das Hallesche Männeben ebenso
deutliche und gar nicht zu übersehende Punktstreifen hatte als
das Breslauer.
Da nun das Hallesche Weibchen (aus später anzugeben-
den Gründen) mir nicht als das Weibchen des Halleschen
Männchens gilt, so konnte es mich nicht beruhigen, dass dies
Hallesche Weibchen Avirklich in Betreft' der Punktirung der
Burmeister^schen Beschieibung des Martabani entspricht, so-
fern es (abgesehen von der normal gebräuchlichen Differenz
bei dem Höckerchen auf dem Kopfe statt des männlichen
Horns und bei dem Prothorax ohne die männlichen Protu-
beranzen) wirklich Flügeldecken ohne Punktstreifen hat und
nur mit einer um das Schildchen sichtbaren kleinen Zahl
von Punkten versehen ist.
Mithin war es mir nicht zu verdenken, das? ich gern
die Originalbeschreibung von Guerin in dem Opus Belanger
Voyage Ind. Orient.,* Zoologie vergleichen wollte, um mich
dort wo möglich meiner Zweifel zu entledigen. Glücklicher-
weise wurde ich des Gucrin'schen Werkchens h,abhaft, aber
dadurch meiner Zweifel nicht ledig. Im Gegentheil, die Si-
tuation wurde womöglich noch unklarer, denn erstens beschreibt
Guerin auch nur das Männchen und zweitens heisst es da
(p. 485): Les eljtres sont oblongues, lisses, avec une strie
ponctuee assez profonde de chaque cote de la suture, et denx
especes de cotes tr^s plates, peu visibles, marquees chacune
par deux series de points enfonces et effaces en arriere avant
d'arriver a Textremit^ de Telytre. On observe en outre des
points peu enfonces ä, la base de ces eljtres, qui sont tout
a fait lisses aux angles humeraux, aux bords lateraux et a
Textremite,
Also Burmeister beschreibt ein Männchen aus Duj)ont"s
373
Sammlung, welches wirklich glatte Deckschilde hat, ordnet
aber in die Hallesche Sammlung eins ein, welches dem blos-
sen Auge ziemlich grobe Punktstreifen zeigt. Gu6rin nennt
die elytres seines typischen Thieres lisses, giebt aber zu, dass
ausser dem Nahtstreifen auf jeder Decke mindestens vier
Punktstreifen die cotes plates (flachen Rippen) einfassen.
Ich habe drei Männchen theils vor mir, theils in frischer Er-
innerung, das Hallesche und die beiden Bresiauer, welche alle
drei in der deutlichen Punktstreifung (und zwar nicht mit 4
oder 5, sondern mit mindestens 10 — 12 Streifen auf jeder
Decke) übereinstimmen. Schliesslich finde ich in meiner Samm-
lung ein Paar männliche Oryctiden, ein Stück mit der Be-
zeichnung Assam, das andere mit Ind. or., m- eiche ziemlich
unzweifelhaft zu derselben Art gehören werden, obwohl sie
durch geringere Grösse und schwächer ausgebildete Protube-
ranzen von den andern Männchen abweichen, aber nicht mehr
und nicht minder, als wir das in hundert Fälleu bei diesen
Oryctiden, bei den Lucaniden u. s. w, zu sehen gewohnt sind.
Und bei diesen kleineren Männchen ist ebenfalls die streifige
Punktirung der Deckschilde ganz deutlich vorhanden!
Da nun diese Punktstreifen auf allen Exemplaren darin
mit der von Guerin angegebenen, obwohl an Zahl schwächeren
übereinstimmen, dass sie an der Basis am stärksten sind und
sich je weiter von der Sutur um so mehr verkürzen, so neige
ich zu der Annahme, dass der Guerin'sche Käfer von der
am westlichen Rande von Malacca liegenden Küste Martaban
wirklich derselbe ist, der mir in so vielen männlichen Exem-
plaren vorliegt, nur dass die schwächere Punktirung seines
Typus vielleicht individuell, vielleicht locale Varietät ist. Alle
übrigen Angaben über die Protuberanzen des Thorax, über
dessen glatte und runzlig nadelrissige Stellen harraoniren voll-
kommen, ebenso die angegebene Behaarung.
Ich komme jetzt zu den Gründen , welehe mich be-
stimmen, das Hallesche Weibchen als nicht zu Tr. Marta-
bani gehörig anzusehen.
Ob das vom Prof. Burmeister in Paris bei Dupont ge-
sehene und seiner Beschreibung im Handbuch zum Grunde
liegende Männchen ein wirklicher Tr. Martabani Gu6rin ge-
wesen, lasse ich dahingestellt. Eher glaube ich, eben nach
dieser Beschreibung, dass das Duponfsche Männchen zu dem
Weibchen gehörte, welches jetzt in Halle als Martabani steckt,
aber nicht zu dem Halleschen Männchen gehört. Die beiden
Weibchen, welche aus Breslau stammen, und welche von
demselben Sammler an der Gränze von Sylhet mit ihren Männ-
chen, wenn auch nicht in copula, so doch zusammen gefangen
sind -- ein drittes identisclies Weibchen besitzt Herr Schau-
374
fuss in Dresden — haben nicht bloes diese Habitat-Motivi-
rung für sich; sie stiinnien noch in andera wichtigen Punkten
mit den Männchen besser als das Hallesche Weibchen. Erstens
zeigen sie genau dieselbe Punktirung in demselben Umfange
auf den Decken wie die Männchen. Zweitens haben sie auf
der Oberseite genau die tiefschwarze glänzende Färbung wie
die Männchen, während das Hallesche $ eine mattere, mehr
nach dem braunen ziehende Farbe hat. Drittens sind die
3 identischen Weibchen ebenso convex im Ganzen gebaut,
wie die Männchen, während das Hallesche $ etwas abgeflacht
breite Decken hat, deren Fläche nicht so wie bei den andern
eine unmittelbare Fortsetzung der Thoraxwölbung bildet.
Viertens — und diesen Grund halte ich für den stärksten — auf
den Flügeldecken sämmtlicher Männchen findet sich dicht über
dem Sehulterbuckel an der Basis eine narbig grubige Stelle,
welclie für das Auge den Eindruck macht, als griffe die
charakteristische grobe Schraffirung des Hinterrandes des
Thorax hier hinüber: dieselbe narbig grubige Sculptur
findet sich an derselben Stelle und in demselben Umfange
bei den 3 identischen Weibchen, aber nicht bei dem Halleschen.
Summa summarum kam ich zu folgender Ansicht:
a. Der Guerin'sche Typus von Trichogomphus Mar-
tabani kann in Betreff der schwachen Punktirung
der Decken schwerlich als normal gelten, und die
Diagnose eljtris substriatis müsste deshalb lauten:
elytris plus minusve punctatostriatis.
b. In der vervollständigten Beschreibung müsste noch
besonders auf die narbig grubige Stelle über dem
Schulterbuckel mehr Accent gelegt werden; die
points peu enfonees a la base genügen dazu nicht.
c. Das Weibchen in Halle gehört nicht zu Martabani,
keinenfalls zu dem dazu gesteckten Männehen.
d. In den Kennzeichen der Gattung Trichogomphus
Burm. muss der Passus „Flügeldecken glatt*' dahin
ergänzt werden „oder mit Punktstreifen".
Ich bemerke ferner noch , dass der Ausdruck in Bur-
meister's Diagnose zu Tr. Martabani: thorace subquadrato
zwar auf die 3 grössten Männchen, die 2 Breslauer und das
Hallesche, vollkommen passt, zur Noth auch noch auf ein
etwas kleineres r^, welches Herr Schaufuss besitzt und auf
das grössere meiner beiden kleineren. Aber mein kleinstes
Männchen und sämmtliche 3 Weibchen haben einen nach vorn
verschmälerten, also rhombischen Thorax und es müsste auch
dieser Punkt von einem spätem Bearbeiter der Gruppe her-
vorgehoben werden.
Ueberhaupt wird auf das Mehr oder Minder von Punk-
375
tirung der Decken bei dieser ganzen Gruppe kein entschei-
dender Werth gelegt werden dürfen, wie sicli schon ergab,
als mir nach und nach verschiedene Exemplare des afrikani-
schen Orsilochus zu Gesicht kamen. Ob dies bis »um völli-
gen Verschwinden der Punktreihen gehen kann, und ob
demnach das Dupont'sche Exemplar wirklich ein individuell
abnormer Martabani gewesen, lässt sich ohne Ansicht und
Vergleich nicht entscheiden. Davon aber bin ich fest über-
zeugt, dass das $ in Halle specifisch verschieden von dem $
in Breslau, dem in Dresden und dem in meiner Sammlung ist,
welche alle drei vollkommen übereinstimmen.
Die genauen und detaillirten Beschreibungen des männ-
lichen Prothorax stimmen übrigens sowohl bei Guerin, als bei
Burmeister so vollkommen mit den mir zu Gesicht gekom-
menen grösseren Exemplaren überein, dass es eine im Interesse
der Darwin'schen Lehre nicht unwichtige Aufgabe wäre, durch
besondere Aufmerksamkeit auf diese durch ilire Grösse her-
vorragende Species der Frage näher zu treten, ob durch locale
Einflüsse bei den hornigen Tegumenten der Flügel eine so
auffallende Sculptur-Veränderung von glatt bis zu tief punctirt
gestreift stattfinden kann, während die Horndecke des Tho-
rax dieselbe auffallend markirte Sculptur unverändert beibe-
hält. Dies diem docebit!
Fragmente aus meinen entomologischen
Tagebüchern
von
C von Ue^ilen.
. (Fortsetzung aus Jahrg. 26 p. 105 d. Z.)
91. Herrn inia Modestalis Heyd.
Palporum articulus ultimus secundo duplo brevior et au-
gustior; alis unicoloribus cinereis, subtilissime obscure squa-
mulatis. — Expans. alar. 13 — 14'".
Es gleicht diese Art in Gestalt und Grösse ziemlich der
H. Tentaculalis L. , doch sind die Flügel etwas schmäler; die
Fühler, so wie ihre Kämme etwas kürzer. Auch die Palpen
sind kürzer, zusammengedrückt, dunkelgrau. Das zweite Glied
ist besonders unten stark gebartet; das letzte hulb so lang,
schmtil, zugespitzt, wenig in die Höhe gerichtet. Flügel ein-
376
farbig aschgrau, mit sehr kleinen dunkleren Schuppen unter-
mengt, die bei stärkerer Vergrösserung fast Wellenlinien bil-
den. Der Vorderrand der Vorderflügel ist durch zahlreichere
Schuppen etwas dunkler. Vor den gleichfarbigen Franzen
zieht eine feine, schwärzliche Linie*). Kopf, Halsschild und
Hinterleib sind dunkelgrau; die Beine heller.
Bei einem Exemplare sieht man bei ^/^ der Flügellänge
die schwache Spur einer feinen dunkleren Querlinie.
Anfangs August bei Sti Moritz im Engadin 5 Männchen
gefangen. (1851.)
92. Eudorea Crataegella Hüb. (Zell. Staint. HS.)
Raupe gerundet, fast gleichbreit, glänzend, gelblichgrün,
mit grossen, glänzenden, ziemlich flachen, brauugrünen, ein
dunldes Härchen tragenden Warzen besetzt. Kopf so breit
als die folgenden Segmente, glänzend, schwarzbraun, mit ziem-
lich langen, einzelnen Haaren besetzt. Nackenschild glänzend,
schwarzbraun, mit undeutlicher, hellerer Mittellinie und
Vorder- und Seitenrand. Vorderbeine dunkel gefleckt.
Puppe ziemlich kurz, glänzend, glatt, gelblich, mit langen
anliegenden Scheiden. Letztes Segment abgerundet, mit einem
kurzen, stumpfen, an ber Spitze mit einigen Borsten ver-
sehenem Griffel.
Ich fand die Raupe Anfangs April 1858 bei Jugenheim
an der Bergstrasse, im Walde unter Baummoos, wo sie in
einem röhrenförmigen leichten Gespinnste lebte. In einem
dünnen, weissen Gespinnste wurde sie zur Puppe, die sich
Mitte Juni zur Motte entwickelte.
(1858.)
93. Myelois Cruentella Dup. von HS.
Ich habe diese schöne Crambide kürzlich von dem
Grafen C. Hoffmansegg erhalten, der sie auf der diesjährigen
entomologischen Excursion in Spanien, mehrmals in Granada,
gefangen hat. Es ist diese Art weder von Herrich-Schäffer
in seinem grossen Werke, noch von Staudinger und Wocke
im Catalog aufgeführt, obgleich solche von Duponchel als
Ilythia Cruentella (Suppl. T. 4 p. 365 pl. LXXIX fig. 5)
gut beschrieben und abgebildet ist. — Sie ist allerdings mit
M. Rosella Sc. (Pudorella Hb.) verwandt, aber mit dieser
nicht zu verwechseln. Sie ist gewöhnlich grösser, hat längere
Vorderflügel mit gelben Franzen, vor denen sich keine dunkle
Linie befindet. In dem rothen Mittelfelde stehen 2 bis 3
lange hochrothe Flecke. Audi die dunkelgrauen Hinterflügel
"') Die Unterseite hat ziemlich die Farbe der oberen.
377
haben gelbe Franzen und auf der Unterseite ist der Vorder-
rand breit roth. Die Fühler sind länger; die Schenkel und
Schienen roth. Duponchels einziges Exemplar stammt auch
aus Spanien.
M. Cruentella HS. ist bekanntlich M. Crudella Zell.
(1865.)
94. Teras Hippophaeana Heyd.
Alis anterioribus cinereis, apice obsolete obscurioribus;
squamulis parcis, elevatis, parvis, nigiicantibus; alis posterio-
ribus nigro-reticulatis, — Expans. alar. 10 — 11 '".
Es sieht diese Art grauen Exemplaren der T. Tristana
Hb. und Sponsana F. ähnlich. Die Vorderflügel sind am Vor-
derrande kaum etwas ausgeschweift, breit, an der Spitze kaum
zugespitzt, seidenartig glänzend, dunkelaschgrau, sparsam mit
einzelnen erhabenen, kleinen, schwarzen Schuppen besetzt.
Das bei den verwandten Arten vorkommende grosse, schief
abgeschnittene dunkle Dreieck am Vorderrande ist sehr ver-
Toschen und zieht nur wenig dunkler bis zum Unterrande.
An seiner inneren Grenze steht eine Reihe kleiner, schwarzer
Schuppenpünktchen und ebenso ein grösseres Pünktchen bei
y4 der Flügellänge etwas vom Hinterrand entfernt. Nach der
Spitze zu und am Hinterrand sind sehr kleine solche Pünkt-
chen wahrnehmbar. Die Franzen sind mit den Flügeln von
gleicher Farbe, haben vor ihrer Basis ebenfalls eine Reihe
undeutlicher, dunklerer Pünktchen und auf denselben zuweilen
eine hellere Theilungslinie. Unterseite einfarbig heller. Hin-
terflügel breit, heller grau, die Nerven und eine Linie vor
den gleichfarbigen Franzen etwas dunkler. Sie sind auf der
Unterseite fein dunkel gegittert, was auf der Oberseite etwas
durchscheint. Kopf mit Fühlern und Palpen, so wie das Hals-
schild dunkelgrau; Hinterleib und Beine etwas heller. Der
Mann hat an der Spitze des Hinterleibes einen kurzen, etwas
aufgerichteten gelblichgrauen Haarbusch. Beim Weib ist das
letzte Segment mehr abgerundet.
Bei einer Varietät von Ragatz (var. Ragatzana Heyd.)
nimmt das Flügeldreieck den ganzen Spitzentheil des Flügels
ein, ist mehr schwärzlich, mit weniger Unterbrechung von
einigen* hellen Fleckchen. Das Basalfeld ist weisslich, mit
grösseren schwärzlichen Flecken an der Basis, dem Vorder-
rande und nach unten vor dem Hinterrande des Dreieckes.
Raupe gestreckt, niedergedrückt, fast gleichbreit, fett-
glänzend, mit etwas mehr glänzenderen, flachen, ein helles
Härchen führenden Wärzchen besetzt, weisslichgrau, Seiten
und Bauch heller. Kopf so breit als das Nackenschild, herz-
förmig, glänzend, gelblich; Mund braun; Augenpunkte und
378
beiderseits ein Querstrich am Hinterhaupt schwarz. Beine
gelblich.
Puppe ziemlich gleichbreit, dunkelbraun, wenig glänzend,
vorn stumpf-, Flügelscheiden von halber Körperlänge; die
Segmente mit kurzen Dornreihen 5 letztes Segment hinten mit
einer breiten, beiderseits gedornten Lamelle.
Die Raupe lebt auf Hippophae rhamnoides besonders an
den Spitzen der Zweige, zwischen knaulförmig zusammenge-
sponnenen Blättern und verwandelt sich hier auch zur Puppe.
Ich fand die Raupe zuerst 1851 Mitte August bei Ragatz
und entwickelte sich der Wickler Anfangs September bis An-
fangs October. 1861 fand ich sie um dieselbe Zeit bei Neu-
burg am Rhein in Baden. (1851.)
95. Penthina Piostremana Zell.
Raupe dick, fast gleichbreit, etwas niedergedrückt, glän-
zend, schmutzig grünlich (wie der innere Stengel der Futter-
pflanze), mit flachen, glänzenden, ein kurzes Härchen tragen-
den Wärzchen besetzt. Kopf wenig schmäler als das Halä^
Schild, glänzend schwarzbraun. Halsschild glänzend schwarz-
braun; der Vorderrand und eine schwache Längslinie grünlich.
Vorderbeine bräunlich. Afterklappe klein , glänzend , etwas
dunkler als die Grundfarbe. Auf die Raupe wurde ich durch
den nunmehr verstorbenen Herrn J. M. Riese im Jahre 1825
zuerst aufmerksam gemacht. Sie lebt häufig bei Frankfurt
im August in den Stengeln nächst der Wurzel des Impatiens
nolitangere, wo sie sich ein enges Gespinnst macht und in
Menge ihren braunen Koth absetzt.
Anfang Mai entwickelt sich der Wickler.
In derselben Pflanze fand ich eine andere Raupe, von
der ich nicht weiss, ob sie vielleicht die Jugend der vori-
gen ist.
Dieselbe ist schmal, fast gleichbreit, niedergedrückt, gelb-
lichweiss, schwach glänzend, mit flachen, glänzenden, ein
kurzes Härchen führenden Wärzchen besetzt. Kopf glänzend,
glatt, wenig schmäler als das Halsschild, hellgelblich; Mund
und Augenflecke röthlichbraun. Halsschild von der Farbe des
Körpers, aber etwas glänzender. Das letzte Segment etwas
verschmälert. Beine mit dem Körper gleichfarbig. leh fand
sie ebenfalls im August, "wo sie in der Pflanze ihren Gang
durch die Stengelknoten bis in die dünnen Zweige führt, wo-
hin sie sich bei Gefahr auch gerne flüchtet. In dem Stengel
ist sie ziemlich flüchtig, ausserhalb desselben weniger.
(1825.)
Ich habe die Raupe späterhin in allen Gegenden, wo
Impatiens wächst und namentlich häuflg auf dem Schwarz-
379
walde getroffen. Der Wickler ist in meinen verschiedenen
Varietäten als P. Heydeniana von HS. beschrieben und abge-
bildet vi^orden.
96. Gelechia Hippophaella Scl>rank.
Alis anterioribus cinereis, squamulis obscurioribus mixti.«,
maculis tribus obsolete -obscurioribus, ciliis basi serie puncto-
rum obscuriorum; alis posterioribus pallidioribus. — Expans.
alar. 9'".
Mit G. Proximella Hb. verwandt, aber ausser andern
Kennzeichen schon durch das dickbehaarte zweite Palpenglied
sehr ausgezeichnet.
Vorderflügel lang, schmal, ziemlich gleichbreit, nach der
Spitze zu etwas erweitert, aschgrau, mit etwas dunkleren
Schuppen untermischt, mit 3 mehr oder weniger deutlichen
Fleckchen. Das erste, zuweilen etwas in die Länge gezogen,
etwa Yg von der Flügelwurzel, dem Unterrand genähert; das
zweite steht höher nach dem Vorderrand zu, schief über dem
ersten, das dritte in der Flügelmitte, Vg von der Flügelspitze
entfernt. Zwischen dem zweiten und dritten Fleckchen findet
sich gewöhnlich ein sehr verloschenes, weissliches Fleckchen
und ebenso zuweilen vor der Flügelspitze eine sehr verlo-
schene weissliche Querbinde. An der Basis des Vorderrandes
steht ein schwarzes Fleckchen und vor den langen, mehr
biäunlichgrauen , durch eine oder zwei dunklere Linien ge-
theilten Franzen eine Reihe von 5 bis 6 schwarzen Pünkt-
chen. Unterseite einfarbig grau, mehr glänzend. Hinterflügel
breit, zugespitzt, hellgrau, mehr glänzend, besonders der obere
Rand dunkler ; die Franzen sehr lang. Unterseite gleichfar-
big. Kopf und Halsschild aschgrau, sehr fein dunkler gefleckt
und gewellt. Zweites Glied der Palpen besonders unten stark
gebartet, grau, nach der Spitze zu dunkler; drittes Glied etwa
Von der Länge des zweiten, pfriemenförmig, etwas aufwärts
gebogen, grau. Fühler ^/,, der Flügellänge, dünn, grau, fein
weisslich geringelt, die Ringe nach der Spitze zu etwas brei-
ler. Hinterleib aschgrau, etwas dunkler bandirt; bei dem -t!
mehr zugespitzt. Beine lang (beim $ et\\ as kürzer) , grau,
die Schienen und Fussglieder etwas heller grau geringelt.
Ein $ ist um die Hälfte kleiner und zeigt auf den Vor-
derflügeln kaum die Spur von dunkleren Fleckchen.
Die Raupe ist spindelförmig, glanzlos, graugrün, der Länge
nach sehr fein dunkler liniirt und mit sehr kleinen schwarzen
Pünktchen besetzt. Kopf und Vorderrand des Nackenschildes
blassgelb, glänzend. Afterklappe mit einigen längeren Här-
chen besetzt. Nachschieber nach hinten gestreckt.
380
In einem mit Erdtheilchen umgebenen länglichen Gespinnste
wird sie zur Puppe.
Icli fand die Raupe bei Ragatz auf Hippophae rhamnoi-
des und zwar im Jalir 1851 Mitte August und 1S62 Mitte
September. Die Motte entwickelte sich Mitte September und
Anfang bis Mitte Oktober. (1851.)
fi7. Ypsolophus Schmidiellus Heyd. (Koch.)
Da die in der Isis von 1848 p. 954 von der Raupe ge-
gebene Beschreibung mit der, aus welcher ich die Motte
mehrmals erzogen habe, nicht übereinstimmt, so folgt hier die
Beschreibung meiner Raupe.
Raupe spindelförmig, glanzlos, mit einzelnen Härchen be-
setzt, gelblichgrau, mit 3 schwarzbraunen Rückenstreifen, wo-
von der mittlere der schmälste; auf jedem Segment seitlich
4 braune Pünktchen. Das 3. und 4. Segment sammtartig,
schwarz, beiderseits mit einem weissen Pünktchen. Kopf klein,
glänzend, schwarz, mit gelblichem Mund, Halsschild grau-
braun, hinten dunkler. Vorderbeine schwarz; Bauchfüsse nebst
den Nachschiebern gelblich.
Sie lebt den ganzen Juni durch um Frankfurt, zwischen
'den Blättern des Origanum vulgare und der Mentha arvensis
eingesponnen, woselbst auch unter wenigem Gespinnste die
Verwandlung geschieht. Die Motte entwickelt sich Mitte Juli.
Die Raupe ist sehr flüchtig. (1842.)
Der Name Yp. Schmidiellus hat als der älteste (1848)
zu verbleiben. Durhamellus Staint. ist von 1849 und Qua-
drinellus HS. von 1853. Letzterer Name ist von FR. (frei-
lich nur in lit.), viel älter.
98. Oecophora Tragicella Heyd.
Alis anterioribus nigro-cinereis, squamulis albidis mixtis,
lineolis duabus angustis, longitudinalibus, abbreviatis, obsolete-
nigricantibus. Expans. alar. 10'".
Mit Oe. Pseudospretella Staint., die ich in natura nicht
kenne, verwandt. Sie ist von HS. V p. 181 fig. 627 als
Gelechia Pseudospretella gegeben.
Vorderflügel breit, etwas seidenglänzend, dunkelgrau, mit
helleren Schuppen untermischt, die besonders nach der Flügel-
spitze zu zahlreicher werden. Eine schwache schwärzliche
Längslinie zieht in der Fiügelmitte, von der Mitte bis gegen
das Flügelende; etwas vor und unter der Flügelmitte eine
kurze schw^ache Längslinie und eine undeutlichere an der
Flügelbasis, nicht weit vom Vorderrand entfernt. Vor den mit
den Flügeln fast gleichfarbigen, auch mit dunkleren Schuppen
untermischten Franzen, eine Reihe undeutlicher, dunklerer
381
Pünktchen, die sich liier und da zu Linien vereinigen. Unter-
seite einfarbig grau. Hinterflügel breit, etwas zugespitzt,
wenig heller als die Vorderflügel; die Adern etwas dunkler;
die ziemlich langen Franzen gleichfarbig. Die Farbe der
Unterseite etwas heller als die der Vorderflügel.
Kopf mit grösseren, anliegeüden , hellgrauen Schuppen,
sparsam mit dunkleren untermischt. Palpen lang (etwa wie
bei Oe. Sulphurella), aufwärts gekrümmt, schmal, grau; das
letzte Glied an der Basis, so wie die pfriemenförmige Spitze
gelblichweiss. Fühler von Yg der Flügellänge, dünn, dun-
kelgrau, schwach heller geringelt. Halsschild dunkelgrau,
vorn mit einer schmalen, dunkleren Querbinde und etwas
hellem Schulterdecken. Hinterleib grau, mit grossen gerun-
deten Schuppen belegt. Letztes Segment gelblich, mit breiter,
vorstehender Legeröhre. Beine lang, grau; die dunkleren
Tarsen schmal hell geringelt.
Ich fand die Motte nur in einem Exemplar Ende Juli
an einer mit Flechten bewachsenen Fichte bei St. Moritz , in
der Nähe der Mineralquelle. Ein zweites Exemplar entkam.
(1851.)
99. Stagmatophora Pomposella Zell. *
Die Raupe minirt schon Anfangs Mai in etwas gelblichen
Räumen in den Blättern von Gnaphalium arenarium, gleich-
zeitig mit Buc. Gnaphaliella. Diese spinnt sich in einem
weissen länglichen Gespinnste ausserhalb ilires Wohnortes ein,
in welchem sie sich verpuppt. St. Pomposella verpuppt sich
in der Mine, in welcher auch die Puppenhülse zurückbleibt,
während bei Gnaphaliella die Puppe aus dem Gespinst
hervortritt.
Die Entwickelung zur Motte erfolgt Ende Juni und
Anfangs Juli. (1834.)
Ich habe unter meinen Notizen die Beschreibung der
Raupe nicht mehr finden können.
100. Nepticula Apicella Staint.
Raupe glänzend, grünlich mit dunkel durchscheinendem
Darm. -Kopf klein, flach, gelb, dunkel gefleckt. Nackenschild
mit zwei röthlichen, nach hinten etwas auseinander gehenden,
erweiterten Längsstreifen, die auf das folgende Segment noch
etwas übergehen.
Ich fand die Raupe Mitte Oktober in der Nähe des
Oberforsthauses bei Frankfurt in den Blättern von Populus
tremula minirend. Die Mine geht als länglicher, braun-
schwarzer Fleck vom Blattstiel aus, zwischen dem Blattrand
und der ersten Seitenader, oder zwischen der ersten Seiten-
382
ader und der Mittelrippe. Sie erweitert sich nach vorn und
wird zuweilen bis 5'" lang. Oft ist auf jeder Seite des
Blattstiels eine Mine.
Die Motte legt ihr Ei an das Ende des Blattstiels, in
dem das Räupchen bis Ende September oder Anfang Oktober
minirt, worauf es in das Blatt übergeht. Der Blattstiel ist
an dieser Stelle seitlich flach, aber * etwas verdickt Der
Cocon ist eiförmig, oben gewölbt, etwas glänzend, braun.
Die Motte entwickelte sich im Zimmer Ende April.
(1860.)
Bericht über Felder's Lepidoptera der Reise
der Fregatte Novara
von C Hopfler.
Der vollständige Titel des Werks, welches ich hier be-
sprechen will, lautet: Reise der Oesterreichischen Fregatte
Novara um die Erde in den Jahren 1857, 1858, 1859 unter
den Befehlen des Commodore B. von Wüllerstorf-Urbair.
Zoologischer Theil. Zweiter Band. Zweite Abtheilung.
Lepidoptera von Dr. Cajetan Felder und Rudolf Felder.
Herausgegeben im Allerhöchsten Auftrage unter der Leitung
der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien 1864.
4*". 17 Bogen Text und 21 Kupfertafeln. — Erschienen ist
davon bis jetzt das erste Heft der Lepidoptera rhopalocera,
enthaltend die Papilionidae mit Beiträgen zu den Gattungen:
Leptocircus, Papilio und Parnassius.
Die beiden Verfasser, Vater und Sohn, welche sich in
allen ihren früheren Publicationen als scharfsichtige Syste-
matiker und ungewöhnlich genaue Beobachter documentirt
haben, sind auch in diesem neuen, mit ausdauerndem Fleisse,
gediegener Gründlichkeit und grosser Liebe zur Sache ge-
arbeiteten Werke, worin die Resultate massenhafter, genauer,
oft mühevollsr Untersuchungen niedergelegt sind, ihrem Grund-
satze, nur Gediegenes zu liefern, treu geblieben. Ein Um-
stand, der ihnen bei ihrer schwierigen Arbeit jedenfalls sehr
zu statten kam, ist der, dass sie sich oline Mühe und Opfer
aller Art zu scheuen, in den Besitz eines Materials, besonders
nach Ausweis dieses ersten Heftes, in Betreff der Gattung
Papilio mit Einschluss von Ornithoptera zu setzen gewusst
haben, wie es in gleicher Reichhaltigkeit vielleicht kaum
noch einmal in Privathänden zu finden sein möchte.
383
Die Gattung Papilio in ihrer weiteren neueren Begrän-
zung mit ihren zahllosen, theils an Umfang ansehnlichen,
theils in den brillantesten Farben prangenden, theils durch
die abweichendsten Formen ausgezeichneten, theils durch die
gänzliche Verschiedenheit der Geschlechter \ieler Species
eine besondere Theilnahme erregenden Arten ist zu allen
Zeiten Gegenstand des Interesses, des Begehrs und der For-
schung der Lepidopterologen gewesen und durch zahlreiche
Publicationen hat man sich von allen Seiten bemüht, den
Bestand der Arten durch Beschreibung neuer zu vermehren.
Dennoch ist es den Verf. gelungen, den Umfang der Gat-
tung in namhafter Weise zu erweitern, indem sie den gewiss
höchst ansehnlichen Beitrag von mehr als einem halben Hun-
dert neuer Arten zu unserer Kenntniss bringen.
Einen Theil dieser aufgestellten Arten betrachten die
Verf. selbst als blosse Abänderungen, oder durch klimatische
oder lokale Einflüsse bedingte Hacenverschiedenheiten und
bezeichnen sie mit dem Namen: Lokalformen oder Lokal-
racen. Dass sie denselben besondere Namen beigelegt haben,
wird ihnen sicherlich von mancher Seite verdacht werden,
doch bei dem heutigen Stande unserer Wissenschaft, wo der
Begriff der Art mehr und mehr M^ankend und unsicher zu
werden beginnt, lässt sich nicht leicht etwas Entscheidendes
einwenden gegen dieses Verfahren, welches jedenfalls den
grossen Vortheil mit sich führt, dass nur in alle Details
eingehende, ausführliche und höchst genaue, namentlich ver-
gleiciiende Beschreibungen dem Zweck, die Art oder Form
kenntlich zu machen, entsprechen können. Davon sind die
Verf. auch durchdrungen gewesen und ihre Beschreibungen
sind in jeder Beziehung musterhaft zu nennen. Dieselben
sind in lateinischer Sprache fliessend, gewandt und leicht
verständlich gegeben und am Schluss jeder Art ein Zusatz
in deutscher Sprache beigefügt, der die Hauptcharactere resü-
mirt und die nöthigen Erläuterungen zur Unterscheidung der
Art von den zunächst stehenden, oder den damit leicht zu
verwechselnden Verwandten, über Vaterland und Beschaffen-
heit der Lokalität ihres Vorkommens, geographische Ver-
breitung und bei Lokalformen, über ihr Verhalten zur Stamm-
art liefert.
Diagnosen sind zwar nicht gegeben, dafür aber die wich-
tigsten Unterscheidungsmerkmale im Verlaufe der Beschrei-
bungen durch fettere Schrift hervorgehoben.
Bei Lokalformen wird häufig auf ein Unterscheidungs-
moment hingewiesen, dem ich nicht unbedingt, wenigstens
nicht in der Ausdehnung, den grossen Wertli beimessen
kann, den ihm die Verf. vindiciren, ich meine die Betonung,
384
die so oft auf angebliche Unterschiede im Flügelschnitt,
namentlich ihr grösseres oder geringeres Gestrecktsein am
Scheitel, ihr Vorgezogensein am Analwinkel etc. gelegt wird.
Bei Arten, die häufig sind, oder eine grössere Verbreitung
haben, oder von denen man lange Reihen von Exemplaren
zu mustern im Stande ist, wird man ohne Mühe, auch abge-
sehen von den Formdifferenzen, welche durch die Geschlech-
ter bedingt werden, die mannigfaltigsten Abweichungen im
Flügelschnitt, selbst bei Individuen, welche einem und dem-
selben Fundorte entnommen sind, beobachten können. Wenn
nun solche Formverschiedenheiten sich unter den Individuen
mancher Stammart, z. B. bei Anchisiades Esper und anderen
mit Leichtigkeit nachweisen lassen, so scheint es mir min-
destens gewagt, bei der Characteristik ihrer Lokalracen Form-
differenzen zu Hülfe nehmen zu wollen. Mit der Flügel-
form fällt dann auch, als Consequenz, das weitere Merkmal,
welches öfter hervorgehoben wird, dass die Mittelzelle bei
dieser oder jener Form breiter oder schmäler, kürzer oder
länger, als bei der andern sein soll. In namhaften Fällen,
wo ich mit der positivesten Gewissheit annehmen konnte,
dass ich vollkommen dieselbe Art oder Form vor mir hatte,
welche den Verf. vorlag, ist es mir trotz aller Bemühung^
nicht gelungen, die von iiinen hervorgehobenen Form-Nüancen
aufzufinden. Sollten andere erfahrene Lepidopterologen
glücklicher sein als ich und in der gerügten Angelegen-
heit sich auf Seite der Verfasser rangiren, so will ich mich
gern bescheiden und einräumen, dass mein Auge vielleicht
nicht die Schärfe oder wenigstens nicht die Uebung besitzt,
welche sich dieselben bei ihren zahllosen, mühseligen Unter-
suchungen anzueignen gewusst haben.
Die Reihenfolge, in der die Arten in dem grossen Genus
Papilio angeordnet sind, stützt sich auf:
Species Lepidopterorum hucusque descriptae vel ieonibus
expressae in seriem systematicam digestae a C. et R. Felder.
Vindob. 1864. (Aus den Schriften der zool.-botanischen Ge-
sellschaft in "Wien 1864, auch als Separat-Abdruck ausge-
geben), einem gleichzeitig von den Verf. herausgegebenem
Werke, von dem das erste Heft erschienen ist, welches die-
selben Genera, wie der von der Novara- Reise publicirte
Theil, behandelt und mit derselben Schritt zu halten bestimmt
zu sein scheint. Dies vortreffliche, jedoch höchst mühevolle
Unternehmen, für welches wir uns den Herren Autoren gegen-
über zu dem wärmsten Danke verpflichtet erachten , soll die
bis zur Stunde durch Diagnosen, Beschreibungen oder Abbil-
dungen bekannt gemachten Falterarten in eine systematische
Reihenfolge bringen, ihre Synonjmie auf eine gründliche
385
Weise sichten und über neue oder schwierige und verwickelte
Arten die nöthigen Erläuterungen geben. Wir erlauben uns
daher, die Lepidopterologen gleiclizeitig auf diese wichtige
Publication der Herrn Verfasser aufmerksam /u machen.
Der Reichthum der neuen Arten, welche diese erste Ab-
theilung der Novara- Reise zu unserer Kenntniss bringt, ist,
\\ ie scJion oben erwähnt, ein überraschender. Es werden
darin in Allem 100 Arten beschrieben, von denen 2 auf Lep-
tocircus, 96 auf Papilio und 2 auf Parnassius kommen und
(iO Arten abgebildet werden. Darunter befinden sich 55
neue Arten, welche hier zuerst beschrieben werden, — 7
schon beschriebene, aber verkannte, oder als Varietäten an-
gesehene Arten, welche unter neuen Namen als Arten oder
Lokalformen behandelt werden, — 10 ungenügend, oder früher
nur in einem Geschlechte bekannte Arten, — 2(S in den ver-
schiedenen Jahrgängen der Wiener entomol. Monatsschrift
durch Diagnosen zuerst verüflentlichte Arten, von denen hier
ausfülirliche Beschreibungen geliefert werden. Das Werk ist
in typographischer und iconographisclier Hinsicht ein Pracht-
werk, welches, wenn die versprochene Fortsetzung nicht ins
Stocken geräth, m egen seiner äusseren Ausstattung sowohl,
als auch durch den Reichthum seiner Abbildungen eine der
ersten Stellen unter den neueren Publicationen in der entomo-
logischeu Literatur einzunelimen berufen scheint. Die bei-
gegebenen 21 Tafeln mit Abbildungen von (iO Arten in 8G
Bildern sind mit grosser Naturtreue und Sauberkeit von der
Meisterhand des in diesem Fache rühmlichst bekannten Carl
Geyer gezeiclmet und in Kupfer gestochen. Die Colorirung
ist mit der grossten Sorgfalt ausgeführt.
Den Umfang des Textes und der Tafeln dieser Abthei-
lung des Reisewerkes in Betracht gezogen, wird der Preis
von 12 Thalern für ein Exemplar mit colorirten Tafeln, von
etwas mehr als der Hälfte für ein solches mit schwarzen,
M ohl ein ^.iemlich massiger genannt werden müssen.
Wünschen wir also, dass die Umstände dieses Unter-
nehmen möglichst begünstigen und fördern mögen und dass
den Verf. die Kraft, die Beharrlichkeit und die Müsse bei
ihrer mühevollen Arbeit nicht fehlen möge, um dieselbe auf
dem eingeschlagenen Wege glücklich bis zum Ende fortzu-
führen, dann werden wir mit der Zeit in den Besitz eines
Reisewerkes von einem Umfange und einem inneren Gehalle
gelangen, wie es wohl kaum eine andere Nation aufzuweisen
haben möchte.
Wir geben nun in dem Naclifolgenden eine etwas um-
ständlichere Uebersicht des reiciien Inhalts des Werkes.
Die Gattung Leptocircus Swains. wird mit einer neuen
386
Art Ennius (p. 2 t. 21 a.) vermehi*!, welche grösser als alle
übrige Arten, sich von ihnen sogleich dadurch unterscheidet,
dass der durchsichtige Theil des Oberflügels nur aus 6 Glas-
flecken besteht, während alle übrigen deren 7 und 8 haben.
Ausserdem wird noch der in der "Wiener entomol.
Monatsschr. VI p. 284 von den Verf. durch Diagnose be-
kannt gemachte Lept, Decius (p. 1 t. 21 b.) von den
Philippinen ausführlich beschrieben und abgebildet.
Die Gattung besteht also jetzt, mit Einschluss von Curius
Fab. und Meges Zinck aus 4 Arten, welche sich alle auf
den ersten Blick sehr ähnlish sehen, jedoch durch scharfe
Unterschiede getrennt sind
Gattung Papilio Latr.
Mit vollem Rechte vereinigen damit die Verf. die durch
nichts zu rechtfertigende Boisduval'sche Gattung Ornithoptera,
deren Arten in Grösse und Pracht zu den hervorragendsten
unter den Tagfaltern zählen und stellen sie als erste Gruppe
an die Spitze der Gattung. Diese Ornithoptera-Gruppe zer-
fällt in 2 Hauptsectionen, deren Glieder sich dem Auge durch
Analogieen in Zeichnung und Färbung sogleich zu der einen,
oder der anderen gehörig ausv\'eisen. Die eine variirt das
Bild des allbekannten Linnei'schen Priamus , die andere ver-
einigt die Verwandten der Linnei'schen Helena und des
Cramer'schen Remus. In der Priamus-Section wird eine
neue prachtvolle Localform bekannt gemacht und 2 früher
in der Wiener Monatsschrift diagnosticirte Formen ausführlich
beschrieben und durch .-.chöne Abbildungen illustrirt, nämlich:
Lydius (p. 9 t. 3 a. b.) Lokalform des Priamus von
Halmaheira. Von dem sehr nahe stehenden Croesus W^all.
unterscheidet sich das ^ durch feuerrothe, schmälere Vor-
derrandbinde und deutliche schwarze Fleckenreihe der Ober-
seite der Hinterflügel, das $ durch fast ganz weiss ausge-
füllte Zellen und breite, regelmässig um dieselben gereihte
Keilflecke beider Flügel. •
Ausserdem werden beschrieben und abgebildet:
Arruanus (Monatsschr. III. 391 — Novara p. 3 t. 1
a. b.) von den Arru-Inseln und
Pegasus (Monatsschr. IV. 264 — Novara p. b. t. 2 a. b.)
von Neu-Guinea
In der R emus-Section werden 3 neue Formen be-
schrieben:
Hephaestus (p. 16} von Celebes, dem Pompeus Gram,
sehr nahe stehend und sich im (^ durch oberseits tief schwarze
Oberflügel, schmälere Franzenflecke und weiter in die Zelle
hineinragenden Mittelfleck der Hinterflüge] ; im $ durch dunk-
387
lere Färbung, schwach heller gesäumte Adern der Vorder-
flügel und grösseren Zellenfleck der Hinterflügel auszeichnend.
Pluto -(p. 18) unbekannten Vaterlandes, nach einem
einzelnen $ beschrieben, ste'ht dem Cramerschen Minos nahe,
unterscheidet sich aber durch die breiler, oberseits nur un-
deutlich gesäumten Adern der Vorderflügel, die längeren
Hinterflügel und ihre von der Mittelzelle weit abstehenden
schwarzen Keilflecke.
Gerbern s (p. 19) von Nord-Indien, dem Pompeus nahe-
stehend, doch hat das (^ ein ausgedehnteres goldgelbes Mit-
telfeld der Hint.erflügel , das $ einen grösseren Zellenfleck
derselben Flügel.
Ferner Averden ausführliche Beschreibungen und Abbil-
dungen von:
Criton (Monatsschr. IV. 225 — - Novara p. 12 t. 4 a.
b. c.) von Batjan und Halmaheira und
Magellanus (Monatsschr. VI. 28 — Novara p. 14 t. 5
a. b.) von den Babuyanen-Inseln und Luzon.
In der Sesostris-Gruppe werden 4 neue Arten beschrie-
ben und abgebildet:
Eteocles (p. 23 t. 7 c.) dem Hierocles Gray nahe ste-
hend, der graugrüne Discalfleck der Oberflügel aber auf
wenige Atome reducirt und auf der Unterseite, welche ganz
schwarz ist, nicht, Avie bei jenem, durch weisse Flecke re-
präsentirt. Die rothe Fleckenreihe der Unterflügel ist dem
Saume näher gerückt. Das Vaterland dieser Art, welches die
Verfasser nicht kennen, ist Surinam, wie sich nach 2 männ-
lichen Exemplaren des Museums herausstellt. -^ unbekannt.
Idalion (p. 22 t. 7 f.) wahrscheinlich aus Brasilien,
Nephalion God. zunächst verwandt, aber durch ganz abwei-
chende Stellung und Färbung der rotlien Fleckenbinde ge-
sondert, r^ unbekannt.
Polyzelus (p. 24 t. 6 a.) aus Mexico, in beiden Ge-
schlechtern beschrieben, welche sehr wenig von einander ab-
weichen, steht dem Panares Gray nahe, hat aber tiefer ge-
kerbte Hinterflügel und grössere weisse Franzenmöndchen
aller Flügel, deren vordere sich noch dadurch von allen
übrigen Arten dieser Section auszeichnen, dass sie in beiden
Geschlechtern fleckenlos sind.
Anacharsis (p. 21) t. 7 d.) unbekannten Vaterlandes,
nach einem einzelnen r^ des kaiserliehen Museums beschrie-
ben, welches dem Toxaris Feld. (Erithalion J Gray) nahe
kommt, aber der graugrüne Innenfleck der Vorderflügel bil-
det ein gleichbreites Viereck, wälirond er bei jener Art von
dreieckiger Gestalt i-^t und mit breiter Basis auf dem Innen-
rand aufsitzt. Das Berliner Museum besitzt unter seinen
'^6
388
männlichen Exemplaren des Nephalion God. (Proteus Bd.)
ein Stück, welches die ausserordentlichste Uebereinstimmung
mit Anacharsis zeigt, jedoch nicht von Proteus getrennt
werden kann. Ich führe dies hier nur beiläufig an, um auf
die Gefaiir aufmerksam zu machen, der man sich aussetzt,
wenn man in so schwierigen Gruppen wie diese, deren Arten
sich so äusserst nahe stehen, neue Arten nach einzelnen
Exemplaren unbekannten Vaterlandes und ohne hervorstehende
Charactere aufstellt.
Childrenae Gray (Griff. An. Kingd. t. 38 fig. 1 2 ,^)
von Bogota wird von Sesostris Gram., zu der er gewöhnlich
als Varietät gezogen wird, abgetrennt und das dazu gehörige
Weibchen genau beschrieben und seine unterschiede von
Sesostris Gram. $ (Tullus Gram.) hervorgehoben.
Zu derselben Gruppe gehören auch die 4 folgenden,
früher in der Wiener Monatsschr. diagnosticirten Arten, welche
beschrieben und abgebildet werden:
Erithalion Bdv. (p. 25 t. 6 d.), wozu als o Pyrochles
Doubl, gehört; das ? hatten die Verfasser früher (Wiener
Monatsschr. V. 73) für das $ ihres Alyattes gehalten.
Alyattes Feld. (,5^ Monatsschr. V. 73 — ö"? Novara p.
26 t. 6 "e. f.)
Xenares Feld. (p. 28 t. 8 a.) = Erithalion Kollar Beitr.
z. Ins.-Fauna von Venez.
Osyris Feld. (Monatsschr. IV. 74 — Novara p. 30 t. 9
b. e. d.)
Ob die hier unter den Verwandten des Lucasschen Zeuxis
und Boisduvalschen Erithalion von den Verfassern vorgenom-
mene äusserst scharfe Trennung der Formen stichhaltig sein
wird , oder ob nach und nach bei genauerer Kenntniss der-
selben sich die haarscharfen Charactere mehr und mehr ab-
stumpfen und Uebergänge und Verschmelzungen zeigen werden,
mag die Zukunft lehren. Erithalion ist durch die breitere,
dem Aussenrande nälier gerückte rothe Binde leiclit kennt-
lich, schwerer ist es, die Weiber von Xenares Feld., Rhamases
Feld., (Zeuxis Gray Cat. t. 9 iig. 6 7), Zeuxis Lucas und
selbst Osyris Feld, auseinander zu halten und man wird bei
Untersuchungen auf diesem Felde sich bald in der Lage be-
finden, nicht recht zu wissen, wo die eine Form aufhört und
die andere anfängt. W^enn man Reihen vergleichen kann,
wie sie das Berliner Museum von einigen dieser Formen be
sitzt, so überzeugt man sich leicht, dass — in Bezug auf den
graugrünen Discalfleck der Männchen nebst seinen 1 oder 2
gelben Makeln, auf die Länge, Breite und Gestalt der weissen
(^uerbinde im Oberflügel der Weibchen, die aus 3, 4 und 5
Flecken von der verschiedensten Form bestehen kann , auf
389
die rothe Queibinde in den Unterflügeln der Weibchen, deren
einzelne Flecke in Zahl und Forin eben so verschieden auf-
treten und bald die Mittelzelle nur berühren, bald in dieselbe
eindringen und endlich auf die Gestalt der Flügel und ihre
Nüancirung in der Länge und Breite — nicht leicht 2 ganz
übereinstimmende Exemplare aufzufinden sein werden, wenn
gleich alle in einer und derselben Lokalität und Zeit gesam-
melt worden sind.
In der Aeneas-Section werden die nachfolgenden
neuen Arten beschrieben und abgebildet: Pisander (p. 31
t. 8 flg. $) unbekannten Vaterlandes, mit Lysander Cram. $
(Arbates Cram.) nahe verwandt, jedoch durch schmälere,
gestrecktere Flügel, tiefer gezähnten Rand und einen Fleck
weniger in der rothen Binde der Hinterflügel verschieden.
(J unbekannt.
Anaximander (p. 32 t. 8 b. $) ebenfalls unbekannten
Vaterlandes, soll sich von Arbates Cram. durch spitzere Vor-
derflügel, kürzere Hinterflügel und dem Rande etwas näher
gerückte verblasste Fleckenbinde unterscheiden, möchte aber
doch von Arbates nicht gut zu trennen sein, c^ unbekannt.
Echion (p. 34 t, 8 d. (^) unbekannten Vaterlandes, Lo-
kalform des Echelus Hübn. , aber kleiner, die Vorderflügel
sichelförmiger, die Hinterflügel seichter gebuchtet, der vorra-
gende Zahn länger, die rothe Binde der Zelle näher gerückt
und aus längeren Abschnitten gebildet. $ unbekannt.
Polyphron (p. 34 t. 8 c. S) von Surinam, mit Eche-
phron Bates äusserst nahe verwandt und nur durch stumpfer
gezähnte Hinterflügel und etwas höher hinaufragende grüne
Makel der Vorderflügel unterschieden, $ unbekannt.
Alcamedes (p. 36 t. 7 c.) fraglich von Neu-Granada
und Aristomenes (p. 38 t. 7 a.) von Mexico sind die bei-
den Geschlechter einer Art, welche den Namen Mjlotes
Bates bekommen muss. Die im Zusatz bei Alcamedes von
den Verfassern ausgesprochene Vermuthung, dass diese Art
vielleicht nicht von Neu-Granada, sondern von Central-Amerika
herrühren möchte, ist vollkommen begründet. Von den Exem-
plaren des Berliner Museums stammt ein Pärchen aus Nicara-
gua und stimmt vollkommen mit den beiden Felder'scheu
angeblichen Arten überein; ein ferneres Männchen mit der
Bezeichnung: „America centralis, Wagner^' führt einen grös-
seren Zellenfleck der Oberflügel und passt genau auf Mylo-
tes Bates (Trans, ent. Soc. Lond. New Ter. V. 346), wozu
ich die beiden Felder'scheu Arten als die zusammengehörigen
Geschlechter ziehe. Bates Exemplare und die unsrigen wer-
den sehr wahrscheinlich aus einer und derselben Quelle stam-
men, nämlich von dem verstorbenen Becker in Paris, der die
390
Art an viele Sammlungen abgegeben hat. Möglicher Weise
werden Caleli und Tonila Tryon Reakirt von Guatemala auch
dazu gehören, worüber ich nicht entscheiden kann, da mir
die Proceedings der entom. Gesellschaft von Piiiladelphia nicht
zur Hand sind.
Zu derselben Section gehören noch :
Phrynichus Felder (p. 33 t. 8 c. c^) die Granadaform
des Lysander, welche Kollar in den Beiträgen zur Fauna von
Venezuela p. 2 als Eurymas God. beschrieben hat und wel-
cher die Verfasser, da sie von letzterem abweicht, den obigen
Namen beigelegt haben, und
Anaximenes (Wiener Monatsschr. VI. HS. — Novava
p. 36 t. 7 b. $) vom oberen Rio negro.
Zur Grass US-Gruppe gehören:
Latinus (p. 39 t. 10 b) und Lepidus (p. 40 t. 7 a,),
beide von Neu -Granada und Venezuela und früher in der
Wiener Monatsschrift durch Diagnosen veröffentlicht.
Neben Evagoras Westw, werden zwei neue Arten be-
schrieben und abgebildet:
Aristagoras (p. 41 t. 9 e. f.), von Neu-Granada, von
Evagoras im männlichen Geschlecht durch breiteren, immer
dreieckigen Innenrandfleck der Vorderflügel, kürzere, von der
Zelle weiter abstehende, mehr getrennte rothe Flecke der
Hinterflügel, im weiblichen Geschlecht durch den kleineren
Zellenfleck und die kürzeren, um einen (den obersten) ver-
minderten rothen Bindenflecke der Hinterflügel verschieden.
Hephaestion (p. 42 t. 6 b.) von Mexico, hat Aehnlich-
keit mit Branchus Doubl., untersclieldet sich aber durch sehr
tief gezähnte Hinterflügel und durch die rothe Fleckenbinde
derselben, welche aus 7 weit von einander getrennten kür-
zeren Flecken besteht.
Aus der Verwandtschaft des BoisduvaPschen Phaon wird
«ine neue Art unter dem Namen Therodamas (p. 45 t. lÜc.)
von Bogota bekannt gemacht, welche der erwähnten Ait
ausseist nahe steht und sich nur dadurch unterscheidet, dass
die Fleckenbinde der Oberflügel vom Rande ab mehr nach
innen gerückt ist, während sie bei Phaon durch Atome mit
den Randmöndchen communicirt.
Hieher gehören auch:
Hos tili US (Wien. Monatsschr. V. 73 — Novara p. 43
t. 9 a.) von Venezuela und Euryleon Hewils. von Bogota,
wozu das noch unbekannte Weibchen (p. 44 t. 6 c.) beschrie-
ben und abgebildet wird.
In der Ha rrisianus- Section werden zwei neue Formen:
Athous (p. 4()) und Oedipus (p. 47), beide aus Südbrasi-
lien, beschrieben, von denen ersterer von Ljsithous Hübner,
391
letzterer von Lajus Boisdv. abgezweigt ist. Beide weichen
durch grössere, vom Rande entfernter stehende rothe Blecke
der Hinterflügel ab.
Für den Surinamischen Dolicaon Cram. tritt in Neu-
Granada eine vicariirende Form auf, welche sich durch viel
breitere, bis an die Mittelzelle reichende schwarze Einfassung
der Hinterflügel auszeichnet und welcher der Name Deileon
(p. 48) beigelegt wird.
Die Artrechte von Servillei God. und Hippodamus
Doubl.-Hew. (Columbus Koll.) werden gegen Doubleday auf-
recht erhalten und von ersterem (p. 49) eine genaue Beschrei-
bung geliefert.
Aus der Pro tesilaus-Gruppe werden zwei neue Formen
zu unserer Kenntniss gebracht: Archesilaus (p. 51 1. IIa. b.)
von Bogota, von dem äusserst nahe stehenden Protesilaus
durch bedeutende Grösse, längere Schwänze, tiefere Ausbuch-
tungen mit spitz vorstehendem dritten Zahn der Hinterflügel,
breiteren schwarzen Aussensaum aller Flügel und weiter
von einander abstehende, nach oben parallele schwarze Strei-
fen der Unterseite der Hinterflügel unterschieden, und
Penthesilaus (p. 52 t. 11 c). Die mexicanische Form
des vorstehenden, von welchem sie sich durch geringere Grösse,
viel breitere glasige Endbinde der Vorderflügel, tiefere Aus-
schnitte, viel spitzere Zähne und unterseits durch nach oben
divergirende schwarze Streifen der Hinterflügel, so wie durch
dünnen schwarzen Streif auf dem Rücken des Hinterleibes
auszeichnet.
In der Section Aristeus Cram. werden drei neue Arten
beschrieben:
Timocrates (p. 55) von Halmaheira, kleiner als Ari-
steus, mit schmäleren Flügeln und schmälerem braunen Saum
d6r Hinterflügel.
Pherecrates (p. 56) von Neu -Guinea, mit Parmatus
Gray zunächst verwandt, aber durch viel längere Schwänze,
breiteren Aussensaum aller Flügel und viel breitere, daher
weit weniger von einander abstehende Querbinden der Unter-
seite der Hinterflügel abweichend.
Hermoerates (p. 57 t. 12 e.) von Luzon, mit Rhesus
Boisd. verwandt, aber durch grössere Zahl (5) der schwarzen
Querbinden im Oberflügel, welcher weit weniger sichelförmig
gestaltet ist und viel kürzere Schwänze der Hinterflügel ver-
schieden.
Hieher gehört ferner:
Euphrates (Wien. Monatsschr. VI. 74 Diagn. — Novara
p. 54 t. 11 d.) Die philippinische Form des Cramer'schep;
Antiphates.
3i92
In der Ajax-Gruppe wird Anaxilaus (p. 59) beschrie-
ben, welcher für den venezuelischen Arcesilaus Luc. in Neu-
Granada vicariirt und neben Ajax eine sehr nahe stehende
Form aus den Südstaaten der amerikanischen Union unter
dem Namen Telamonides (p. 60) aufgestellt. Der erstere
soll sich von Arcesilaus durch schmälere, gestrecktere Flügel,
spitzeren Costalwinkel, schmälere Discoidalzelle der Hinter-
flügel und mehr geraden und nicht in Flecken getheilten Rand-
streif der Vorderflügel — der letztere durch schmälere Flü-
gel, um ein Viertel längere Schwänze, breitere, schrägere
Binden der Vorderflügel, kürzere und breitere Binde des Schei-
telsaumes der Hinterflügel und kleineren, mehr ausgeschnit-
tenen, oberseits nicht weiss gerandeten rothen Analwinkelfleck
unterscheiden.
Nach meiner Ueberzeugung werden sich Verbindungs-
glieder flnden lassen, welche diesen Telamonides mit der
Linne'schen Stammart wieder vereinigen, M^as mir um so
wahrscheinlicher ist, als ich nicht vollkommen sicher bin, zu
welcher von den beiden Formen ich unsere Exemplare rech-
nen soll.
In der Sarpedon- Gruppe machen die Verfasser 5 neue
Arten bekannt:
Teredon (p. 61). Die ceylonische Form des Sarpedon,
von dem sie durch tiefer ausgebuchtete Hinterflügel, nament-
lich den schwanzartig verlängerten Zahn des dritten Median-
astes und schmälere, wassergrüne Binde der Oberflügel, deren
einzelne Flecke durch die Adern schärfer gesondert sind, ab-
weicht.
Milon (p. 62) von Celebes (unsere Exemplare stammen
von De Haan und sind von Japan), entfernt sich von Sarpe-
don durch bedeutendere Grösse, schmale, deutlich in Flecken
getheilte Vorderflügelbinde, stärker gebrochene, mondförmige,
auch unterseits sehr deutliche Randmakeln der Hinterflügel
und deutlicheren Hinterrandstreif auf der Unterseite der Vor-
derflügel.
Telephus (p. 64), die ceylonische Form des Eurypylus,
von Espers Jason durch weit gestrecktere Flügel und durch
das nur unterhalb der Subcostalis, nicht auch am Costalrande
mit der Binde zusammenfliessende Wurzelfleckchen auf der
Unterseite der Hinterflügel verschieden.
Gordion (p. 66) von Luzon, die philippinische Form des
Eurypylus, von dem sie durch geringere Grösse, grössere
Randflecken, das breitere, aussen gerade abgeschnittene Wur-
zelfleckchen und die breitere, von der Costa bis zur Sub-
costalis viel schiefere Binde der Hinterflügel abweicht.
Pamphylus (p. 67) von Celebes, von Eurypylus durch
393
am Scheitel mehr vorgestreckte Vorderflügel und schmälere,
auf den Hinterfliigeln .stärker gebogene Binde unterschieden.
Aus derselben Gruj)pe wird noch:
Lycaon Westw. (Arcana ent, p. 15) als neuholländische
Form des Eurypylus genau beschrieben.
Neben Agamemnon wird Plisthenes (p. 70) von Am-
boina aufgeführt, der sich von der Stammart durch breiten,
abgestumpften Zahn des dritten MecManastes, mehr gerundete,
minder dicht stehende Flecke der Vordertlügel und vom Aussen-
rande entferntere, auch unterseits deutliche Saummakeln aus-
zeichnet.
Neben Arycles Boisd. wird Rama (Wien. Monatsschr.
IV. 394 Diagn. — Novara p. 71 t. 12 c.) von Malacca und
neben Codrus Cram. wird Melanthus (Wien. Monatsschr.
VI. 283 Diagnose — Novara p. 72 t. 12 d.) von Luzon be-
schrieben und abgebildet. Letztere Art kommt auch voll-
kommen identisch in Neu-Guinea vor, wiegeln von De Haan
erhaltenes Exemplar unserer Sammlung beweist, und muss
somit der für Codrus Var. De Haan Verh. etc. III. p. 33 von Fel-
der errichtete Medon (Spec. Lep. hucusque descr. p. 18 No.
238) eingezogen werden.
Neben Macleayanus Leach wird der in den Verh. d.
zool. bot. Ges. zu Wien p. XII. 489 durch Diagnose bekannt
gemachte Scottianus (p. 73) von Australien, der leicht mit
dem ersteren verwechselt werden kann und in den Samm-
lungen, damit confundirt ist, genau beschrieben.
In der Thoas-Gruppe ist neben dem peruanischen Paeon,
als seine Stelle in Venezuela und Neu- Grauada vertretend,
Thrason (p. 74) aufgestellt, welcher sich von der Stammart
durch bedeutend schmälere Monde in den Randausschnitten
der Hinterflügel, von denen der letzte bis an das Schwanz-
ende herabläuft, unterscheidet.
In der Lycophron-Seclion werden die beiden, von Gray
im Catalog (p. 38 No. 192) als die zusammen gehörigen Ge-
schlechter vereinigten Boisduvarschen Arten: Lycophron
und Pirithous wiederum gesondert und zu Lycophron Hu!>.
Bdv., welcher die brasilianische Form bildet, das Weibchen
(p. 76) beschrieben, während die westindische Form Pirithous
von Boisduval im weiblichen Geschlechte beschrieben, von
Ramon de la Sagra im männlichen abgebildet, die zweite Art
darstellt. — Als Stellvertreter Lycophrons in den Anden Neu-
Granada's wird Theophron (p. 76) aufgestellt, der sich von
der Stammart nur durch schmälere gelbe Binde und deut-
lichere gelbe Aussenrandpunkte der Oberflügel und viel klei-
nere Randmonde der Hinterflügel auszeichnet.
Aus der Verwandtschaft des Anchisiades Esp. werden
394
Theramenes (Wien. Monatssehr. V. 74 Diagn. — Nov. p, 78)
von Neü-Granada und Venezuela und Pandion (p. 79) von
Mexico, als columbische und mexicanisclie Form des brasilisch-
surinamischen Anchisiades bekannt gemaclit und liauptsächlieh
durch FormdifFerenzen chaiaclerisirt, die mir jedoch Schwan-
kungen unterworfen zu sein scheinen, wie eine Reihe von 14
Exemplaren unserer Sammlung aus den 3 oben angefüiirten
Lokalitäten bezeugt.
Zu Zagreus Doubl., welcher wegen seiner eigen thüm-
lichen Heliconier-Form bisher allein eine eigene Section bil-
dete, werden zwei nahe verwandte Arten von Bogota: Ba-
chus (p. 80 t. 14 a. b.) und Ascolius (p. 82) hinzugefügt,
von denen die erste sich durch ganz scliwarze Behaarung auf
der Oberseite der Hinterflügel, auf denen nur die Adern und
zwei Fleckenreihen \ or dem Aussensaume gelb gefärbt sind
und durch das gänzliche Erlöschen der Fleckenbinde im Schei-
tel der Oberflügel von Zagreus unterscheidet, — die zweite
schon von Gray im Catalog (j). 8 No. 30) als Zagreus Var.
von Quito kurz characterisirt wurde.
Die Gruppe, welcher Coristheus Bsd. und Cleotas
Gray zugehören, ist von den Verf. mit einer ganzen Reihe
neuer Arten bereichert worden:
Ctesias (p. 86 t. 14 c. d.) vicariirt in Neu-Granada für
den peruanischen Bitias God. und unterscheidet sich von dem-
selben durch sehr reducirte, d. h. verschmälerte Discalbinde
der Oberflügel und durch verschmälerte Mittelbinde der 'Unter-
seite der Hinterflügel, deren dunkelrothe, immer weiss ge-
säumte Flecke dreieckig, rundlich, mondförmig, oval und vier-
eckig, also verschieden gestaltet sind, während dieselben bei
Bitias bedeutend grösser und alle mehr oder weniger viereckig,
auch der erste und letzte jederzeit gelb gefärbt sind.
Clearchus (p. 88) von Bogota, mit Phaeton Luc.
nahe verwandt, weicht er durch weit weniger gebogene
Fleckenbinde der Oberflügel, welche genau mit der Hinter-
flügelbinde correspondirt, durch oberseits veilosehenen Zellen-
fleck derselben Flügel und durch in Flecken getrennte Hinter-
flügelbinde ab.
Philocleon (p. 89) von Venezuela, dem Clearchus
sehr nahe stehend, diflferirt von demselben durch breitere, nicht
zusammenstehende F'leckenbinden der Flügel und durch dem
Rande näher gerückte Mond flecken der Hinter flügel.
Helleri (p. 91 t. 13 c. d.) die mexicanische Form des
Victorinus Dbl., kleiner als dieser, die Vorderflügel weniger
sichelförmig, die Mittelflecken der Oberseite der Hinterflügel
mehr genähert und zwischen ihnen und den deutlich halb-
mondförmigen Randflecken eine Reihe graugelber Atomenflecke.
395
Ausserdem gehören zu derselben Gruppe noch die in der
Wiener entomologischen Monatsschr. früher diagnosticirten,
hier ausführlich bescliriebencn 3 Arten:
Coroebus (Mtsschr. V. 75 — Novara p. 84 t. 13 a. b.)
von Venezuela, Eurotas (Monatsschr, VI, 66 — Növara p, 85)
vom oberen Rio-Negro und Lycortas (Monatsschr. V. 75
— Novara p, 90) von Venezuela.
In der Turnus-Gruppe wird neben dem californischen
Eurymedon Bsd, aus demselben Lande eine neue Art unter
dem Namen Albanus (p. 93) bekannt gemacht, welche von
Eurymedon durch gestrecktere Flügel, längere und bedeutend
schmälere Schwänze, breitere Binden und dem Rande näher
gerückte Marginalflecke der Hinterflügel abweicht.
Neben Nireus Lin. stellen die Verfasser eine neue Lo-
kalform Pseudonireus (p. 94) aus Central- Afrika auf, welche
•kleiner ist als die Stammart, tiefer gezähnte Hinterflügel,
beiderseits deutlich gefleckten Aussenrand der Vorderflügel
und viel schmälere, mehr geschwungene, von der Zelle ab-
stehende Hinterflügelbinde hat.
Neben Merope Gram, wird die von Boisduval in seinen
Species general p. 522 und in der Faune d. Madagascar p.
12 als Varietät von Merope Gram. (Brutus Fab, Bsd.) aufge-
führte madagassische Form unter dem Namen Meriones
(p. 95.) beschrieben.
Eine ausgezeichnete neue Art, welche Uebereinstimmung
sowohl mit den Faltern aus der asiatischen Dissimilis-Gruppe,
als mit denen der afrikanischen Gynorta-Section zeigt, nach
Untersuchung der Verfasser jedoch eine eigene Section bilden
muss, wird unter dem Namen Vollenhovii (p. 97 t. 10 f.)
beschrieben und abgebildet. Das Vaterland dieser interes-
santen Art., welche uns durch De Haan mitgetheilt wurde, ist
Timor.
Neben Demolion wird eine neue, ausgezeichnete Art
unter dem Namen Gigon (p. 98 t, 12 a, b.) von Gelebes
beschrieben und abgebildet, welche auf der Unterseite dem
Demolion gleicht, oberwärts aber sich durch die anders ge-
formte und anders placirte gemeinschaftliche weissgelbe Mit-
telbinde unterscheidet, die im Oberflügel aus vollständig ge-
trennten Flecken besteht, etwas gekrümmt und der Mediana
sehr genähert, ein ünterflügel aber weit nach der Basis zu-
zückgedrängt ist, so dass ihr äusserer Rand nicht den Ur-
sprung des ersten Subcostal- und des ersten Medianastes
überschreitet.
In der P am mon- Gruppe wird als Weibchen zu Lede-
bouria Esch, ("p. 99) eine Form bekannt gemacht, welche
mit Alphenor Gram, in der Färbung und Zeichnung überein-
396
stimmt und also in der Mitte der Hinterflügel den sechstliei-
ligen weissen Fleck zeigt, der auch wohl reducirt vorkommt
und selbst ganz versch\^inden kann, sich aber von Alphenor
durch deutlich" spateiförmige Schwänze unterscheidet.
Das Berliner Museum besitzt eine zweite Form des Weib-
chens von Ledebouria, von Manila, welche vollkommen wie
das Männchen gefärbt und gezeichnet und schwanzlos ist und
von demselben nur in folgenden Punkten abweicht : es ist
grösser; die schwarzen Oberflügel haben grössere knopfför-
mige Aussenrandflecke der Oberflügel, deren zwei unterste
nicht weiss, sondern gelb gefärbt sind; die schwarzen Unter-
flügel haben dieselbe gelblichweisse Fleckenbinde wie das
Männchen, nur sind der oberste und unterste Fleck einge-
schränkt: der erstere, um für den obersten der 6 gelbweissen
Halbmonde, welche vor dem Aussenrande stehen und dem
Männchen jederzeit fehlen, Platz zu lassen, — der letztere,.
um dem ziemlich grossen schwarzen Auge im Analwinkel,
welches oberwärts mit einem ziegelrothen Halbmonde, unter-
\\ ärts mit einem weissgelben Dreieck eingefasst ist, Raum zu
schaffen; die weissen Randmonde in den Ausschnitten sind
breiter und deutlicher; die Unterseite stimmt mit der oberen
überein, nur sind die weissen Möndchen vor und im Aussen-
rande grösser. — Das eben beschriebene Exemplar gleicht
fast vollkommen dem Bilde des Männchens des sogleich zu
erwähnenden Felder'schen Nicanor (t. 10 c), ist aber zwei-
fellos \^eiblichen Geschlechts.
Ferner wird zu Alphenor Crara. das bisher unbekannte
Männchen (p. 101) von Amboina beschrieben und der von
Boisduval (Spec. gen. p. 275) als Mann zu Cramer's Alphenor
gezogene Falter zur besonderen Art unter dem Namen Ni-
canor (p. 102 t. 10 c. d.) von Batjan erhoben und nach bei-
den Geschlechtern beschrieben und abgebildet.
Hieher gehören auch Hipponous (Wiener Monatsschr.
VI. 283 — Nov. p. 104 t. 16 b.), Hystaspes (Wien. Monats-
schrift VI. 283 — Nov. p. 105 t. 15 c.) und Araspes (Wien.
Monatsschr. III. 321 — Nov. p. 108 t. 15 a.), alle drei von
Luzon, von denen. in der Wiener Monatsschrift a. a. 0. Diag-
nosen gegeben M^orden waren und welche hier beschrieben
und abgebildet werden.
Zwei neue Arten derselben Gruppe werden publicirt un-
ter den Namen Satasp es (p. 106 t. 15 e.) und Prexaspes
(p. 107 t. 15 d.), erstere von Gelebes mit Helenus Lin., die
andern von Malacca mit Chaon Westwood verwandt.
Schliesslich wird neben Erectheus Donov. aus der von
Blanchard im Voyage au Pole sud t. 1 fig. 1,* 2 als Erectheus
Var. abgebildeten Form eine neue Lokalrace unter dem Na-
397
men Adrastus (p. 110 t. 16 a. b.) von Amboina — so wie
neben Ormenus Guerin der in der Monatsschrift IV. 229
diagnosticirte, prachtvolle Tydeus (p. 111 l. 16 c, t. 17
a, b. c.) von Batjan aufgestellt und beide durch schöne Bilder
illustrirt.
Die Ulysses-Gruppe wird mit Autolycus ([). 114)
von Neu-Guinea, welcher kleiner als Ulysses, seichter ausge-
buch.tete HinterfJügel, im ,^ bedeutend eingeschränktere Pelz-
Hecken und breiteres, unregelmässiges, blaues Wurzelfeld der
Oberflügel, im $ auf allen Flügeln minder ausgedehnte blaue
Wurzelräume hat — und mit Telegonus (p. 116 t. 19 a. b. c.
— Wien. Monatsschr. IV, 226) von ßatjan bereichert und zu
dem von Boisduval im Bulletin de la Soc. ent. de Fr. 1859
sehr oberflächlich eharacterisirten Montrouzieri (p. 118)
von Neu-Caledonien wird ausführliche Beschreibung beider
Geschlechter geliefert.
In der prachtvollen Per an thus- Cr ino- Gruppe wird
eine neue Art Lorquinianus (p. 119) von Halmaheira be-
kannt gemacht, welche eine Lokalform des javanischen Pe-
ranthus, sich von demselben durch breitere Hintersäume der
Vorderflügel, durch längere, schmälere Schwänze etc. aus-
zeichnet.
Ferner werden Adamantius (p. 121 t. 18 c.) auf Bois-
duval's Peranthus Var. (Spec. gen. p. 204) von Celebes er-
richtet, Blum ei Boisd. (p. 122 t. 18 a.) der schönste der
Gruppe, von Celebes und Daedalus (Wien. Monatsschr. V.
298 — Nov. p. .123 t. 18 b.) von Luzon genau beschrieben
und in schönen Bildern dargestellt.
Neben Arjuna Horsf. machen die Verfasser eine neue
Art Kar na (p. 125) von Java bekannt, welche sie eine der
schönsten Arten der Paris -Gruppe nennen und welche sich
von der sehr nahe verwandten Arjuna durch breitere Schwänze,
durch das dem Rande näher gerückte, innen weniger steil
abfallende grüne Feld und den grösseren Augenfleck der Hin-
terflügel unterscheidet.
In der Deiphobus-Memnon-Gruppe werden: Deipy-
lus (p. 128) eine kleinere Lokalform des Deiphobus von Neu-
Guinea und Alcmenor (p. 129 t. 20 d.) mit Rhetenor nahe
verwandt, von Nord-Indien beschrieben und die bei Deiphobus
von Boisduval aufgeführte Varietät ohne Schwänze von Ter-
nate unter dem Namen Deiphontes (pag. 126) zur Art
erhoben und nach beiden Geschlechtern beschrieben.
Neben Varuna White wird der schon in der Wiener
Monatsschr. V. 297, VI. 282 diagnosticirte schöne Papilio
Semperi (p. 131 t. 20 a. b.) und aus der Verwandtschaft
des Antiphus Fab. eine schöne Art von Mindoro: Annae
398
(p. 132 t. 20 c. — Wien. Mtschr. V. 297 ex pte.) beschrieben
und abgebildet.
In der Gattung Parnassius Latr. machen die Verfasser
eine neue Art Breineri (]). 133 t. 21 e. f. g.) vom Amur
bekannt, \^ eiche dem Clarius Eversm. zunächst steht, von
demselben aber durch die Anwesenheit eines rotlien , beson-
ders beim $ deutlichen Wuraelfleckens auf der Oberseite der
Hinterflügel, den breiten glasigen Aussenrand des $ und be-
sonders durch vier grosse rothe Basalflecken auf der Unter-
seite der Hinterflügel abweicht.
Schliesslich wird eine Abbildung einer ausgezeichneten
Aberration des Apollo aus Schlesien p. 135 t. 21 c. d, bei-
gefügt.
Die Arten der Gattung Dytiscus in der nächsten
Umgebung von Münster
von
»r. Altum^).
2. Dytiscus marginalis L.
Nach dem Rippensystem, der B'ärbung der Furchen der
Area suturalis, der Länge derselben, welche die Area externo-
media nach der Deckenspitze hin, wenngleich oft nur unvoll-
kommen dui'ch Runzeln, abschliessen , und sich zur Decken-
länge verhalten wie 71 : 100 (bei latissimus =83:100), den
Metasternalspitzen, so wie nach der ganzen Gestalt stellt
sich marginalis als nächster Verwandter von latissimus dar.
Die Gestalt lässt sich durch das Verhältniss der Länge, ' der
Breite und Entfernung des Kreuzpunktes der Linien, welche
die Länge und Breite bestimmen, von der Spitze ziemlich
genau angeben. Bei latissimus ist die absolute Grösse dieser
drei Dimensionen im Durchschnitt 30,4 — 25,3 — 16,1 Milli-
meter, in Proportion = 100:82:52, bei marginalis erstere
24,3 — 16,4 — 12,8 Mill., welche Zahlen das Verhältniss
100:64:52,6 geben.
*) Anmerk. d. Red. Der vorstehende Schluss des auf dem 23.
Bogen angefangenen Artikels ging erst nach dem beendeten Drucke
des 25. ein und ich hätte ihn für das nächste Heft zurückgelegt, wenn
es nicht räthlicher erschienen wäi'e, ihn noch in demselben Jahrgange
zu liefern. C. A. D.
399
D. marginalis fehlt bei uns wohl keinem grösseren Tüm-
pel und in den meisten ist er zahlreicher vertreten als seine
Gattungsverwandteii; docli kommen auch andere Verhältnisse
vor. So war in den vorhin genannten Teichen auf der
Coer-Heide latissimus der gemeinste, dann folgte dimidiatus
und darauf erst marginalis. Männchen und Weibchen habe
ich in gleicher Anzahl angetroffen; Weibchen mit glatten
Decken (conforniis Kunze) sind verhältnissmässig selten, auf
25 Weibchen kommt im Allgemeinen kaum eins mit unge-
furchten Decken, wobei es auffallend ist, dass manciien Ge-
genden (z. B. der Umgebung des 1^/^ Wegesstunde von Mün-
ster entfernten Dorfes Gimbte) diese Form vollständig zu
fehlen scheint, während sie nahe um Münster nicht so sehr
spärlich auftritt. — Mehr als die übrigen Arten variirt mar-
ginalis in der Grösse. Die Extreme bei den Männchen, die
im Allgemeinen etwas grösser als die Weibchen sind, waren
nach den oben bezeichneten Dimensionen 24 — 18 — 14 Milj.
und 24,5 — 16,5 — 13 Mill., und bei den Weibchen 25,3 —
16,5 — 14 Mill. und 22 — 15 — Mill., jedoch halten bei weitem
die meisten Stücke die Durchschnittszahlen inne. In der Farbe
ändern namentlich die Weibchen nicht unerheblich ab.
Während mir nur ein Männchen mit stark bräunlichem Stich
der Decken vorgekommen ist, findet man dunkelgrüne wie braune
Weibchen. Bei einem ganz grünen Weibchen fehlte die braune
Furchenfärbiing vollständig, bei andern tritt sie wo\\\ über
die Area suturalis in die interno — , ja sogar exlerno-media
hinein. Auch in der Breite der gelben Kandzeichnungen tritt
manche Verschiedenheit auf. Ein Weibchen hat die Thorax-
einfassung vorn und hinten so schmal m ie circumcinctus, ein
anderes, ganz grünes, kaum eine Spur derselben.
Als Monstrositäten sind mir einige Missbildungen der
Tarsen aufgestossen. An der linken Vordertarse eines Männ-
chens lässt sich keine Gliederung erkennen, die Scheibe ist
kaum halb so gross als normal und hat auf der Unterseile
keine Schälchen; sie verengt sich riach vorn halsförmig und
trägt hier einen nach vorn und schräg seitlich nach unten
gericht( Itn kurzen Anhang mit 2 Krallen. Nach dem Halse
folgt wiederum eine, freilich schwächere und unregelmässige
Erweiterung, also eine zweite Scheibenbildung, welche seit-
lich nach vorn eine kurze anliegende Doppelkralle trägt,
und schliesslich in eine gliederartige Verlängerung mit eben-
falls 2 nach oben gerichteten, wenig gebogenen Krallen, kürzer
als normal, ausläuft. Dieser missbildete Fuss trägt also 3 Paar
Krallen und zwei sehr ungleich entwickelte verkümmerte Schei-
ben. Ein zweites Männchen, im Uebrigen vollkommen normal,
besitzt rechts eine nur viergliedrige Hintertarse, die Glieder
400
selbst sind auffallend kurz, so dass die ganze Tarse nur
etwas mehr als die halbe Normallänge erreicht. — Ein drit-
tes Exemplar, ein Weibchen mit gefuichlen Decken, zeichnet
sich durch eine Verwachsung der 'rarsalglieder des rechten
Fusses aus; doch lassen sich nocli 4 Clieder unter der Loupe
erkennen.
3. Djtiscus circumcinctus Ahr,
Im Allgemeinen ist diese Species bei uns ziemlich selten,
sie wird immer nur einzeln erbeutet und scheint nirgends
ausschliesslich oder vorMiegend vorzukommen. Die vorhin
genannten Dimensionen sind hier 25,4 — 16,5 — 13,9 Mill.,
oder zur Bezeichnung seiner Gestalt in Proportion gesetzt,
geben sie das Verhältniss = 100 : 64,4 : 54 : 54,7, er steht
somit nach seiner Gestalt dem marginalis nahe und auch die
Metasternalspitzen drücken diese Verwandtschaft aus. Die
Rippen der Area externo-media schliessen dieses Feld nach
hinten hin nicht oder nur sehr unvollkommen durch undeut-
liche Runzeln ab. Die Länge der Rippen verhält sich zu
der der Decken wie 64 : 100. Die Furchen der Area su-
turalis sind nie abweichend gefärbt. — Wenn nicht ein be-
sonderer Zufall beim Fangen dieser Käfer eine Rolle spielte,
dann kommt bei uns auf 7 Weibchen nur 1 Männchen. Er-
stere sind etwas über die Hälfte glatt (dubius Gyll.). Die
Weibchen mit gefurchten Decken habe ich fast stets bräun-
lich, die mit glatten und die Männchen grün gefunden, sonst
keine merkliche Variabilität wahrgenommen.
4. Dytiscus circumflexus Fabr.
Diese letzte zur Marginalis-Gruppe gehörende Art kam
vor einigen Jahren an manchen nicht bewachsenen, graben-
artigen tiefen Teichen in unmittelbarer Nähe unserer Stadt
im Südosten ausseiordentlich zahlreich, seitdem aber nur sehr
einzeln vor. Doch muss er auch in anderen Gewässern an-
getroffen werden, da ich ihn ab und zu in unbedeutenden
fremden (Knaben-) Sammlungen fand und zwar fast stets im
weiblichen Geschlechte, dessen Decken hier ohne Ausnahme
gefurcht sind. Die Rippen der Area externo-media brechen
so früh ab, dass diese hinten nicht umschlossen wird, sie ver-
halten sich zur Deckenlähge wie 69 : 100 5 abweichende Fur-
chenfärbung ist mir so wenig, Mie überhaupt variirendes Co-
lorit vorgekommen.
In einem Teiche, in dem ich ausser circumflexus nur mar-
ginalis entdecken konnte, fand ich jüngere, kaum halbwüch-
sige Larven, deren Farbe aus einem sehr gewässerten Oliven-
grün mit seitliehen dunklen Flecken bestand, die denselben
401
ein auffallend buntes Aussehen geben. Eine nähere Beschrei-
bung ist mir nicht möglich, da sie schon in der ersten Stunde
ihrer Gefangenschaft von den fast erwachsenen Larven von
marginales erwürgt vvaren und spätere Versuche, anderer Exem-
plare habhaft zu werden, scheiterten.
5. Dytiscus dimidiatus Bergstr.
Nach der Anzahl der Furchen der weiblichen Decken
schliesst sich dimidiatus wohl an die vorhergehende Gruppe
an, obschon er sich durch die vorn vermerkte andere Ver-
theilung derselben von allen inländischen Arten i.'^olirt und
nur mit dem nordamerikanischen Cordieri übereinstimmt. Er
ist nach marginalis der gemeinste Dytiscus und kommt ge-
wöhnlich mit diesem zusammen vor, doch giebt es manche
breitere Gräben, in denen ich ihn ausschliesslich antraf. So
waren z. B. die Schwimmkäfer, welche sich im verflossenen
Winter an einem EisloeJie unseres Schlossgrabens in Menge
sammelten, nur dimidiatus. Die Grösse der drei angegebenen
Dimensionen ist bei ihm im Mittel 27,4 — 18,2 — 14, ^>, welche
sich verhalten = 100 : 6ti,4 : 54,4. Er ist somit relativ schma-
ler als marginalis, auch liegt der Kreuzpunkt der Linie seiner
Länge und seiner grössten Breite höher als bei jenem. Nur
ausnahmsweise treten Individuen auf, deren Grösse von den
Durchschnitts -Dimensionen merklich abweicht; das grösste
Männchen, welches ich gemessen habe, war 2S Mi 11. lang und
15 breit, das kleinste 24,5 lang und 13,5 breit; letzteres aber
steht unter allen auffallend klein da. Die Furchendecken der
nie glatten Weibchen sind sehr kurz und erreichen durchaus
nicht den Schluss irgend einer Area, sie verhalten sich zur
Deckenlänge wie 57 : 100. Selten lassen sich die Venae nach
der Spitze der Decken hin deutlich über die Rippen hinaus
in ihrem ganzen Verlaufe verfolgen. In einzelnen Fällen be-
stand eine oder andere Rippe nur aus abgesetzten Höckern
und dann zeigte sich diese unbedeutende Missbildung bilateral
symmetrisch. Die im Allgemeinen pechschwarze Färbung
Aveicht nicht selten einer grünlichen, selten einer bräunlichen.
Namcnt]ich sind Kopf und Tliorax wohl mal lebhaft grün,
obgleich die Decken die Normalfarbe zeigen.
Die muthmassliche") Larve ähnelt der bekannten des
marginalis, doch ist sie plumper gebaut, erdgrau, der erste
Thoraxringel schwach bräunlich, die beiden anderen kaum
noch; auf dem Kopfe stehen zwei scharfe parallele Längs-
*) Ich erbeutete sie in einem tiefen Graben, in dem icli nur
dimidiatus anfzufinden vermochte, konnte sie aber nicht znr Entwick-
lung bringen.
402
streifen, welche ein etwas helleres Feld zwisclien sich lassen,
welche hellere Zeichnung sich auf den ersten Ringeln deut-
lich, allmälig schwächer über die Mitte des Körpers erstreckt.
Die beiden letzten Ringel (10 und 11) sind, wie die kurzen
Athemröhren, seitlich dicht mit deutlichen Wimpern besetzt.
Meinem Exemplar fehlte die halbe linke Greifzange, doch
schien es sich unbehindert zu nähren. Es war im Ganzen
träger, hielt sich mehr verborgen und athmete seltener als
die Larven von marginalis, die zum Vergleiche dasselbe Aqua-
rium bewohnten.
6. Dytiscus punctulatus Fabr.
Diese nach den weiblichen Deckenfurchen so ganz allein
stehende Art findet sich bei uns nicht gerade überall und
auch keineswegs sehr häufig. Die Grössendimensionen sind
21,5 — 14 — 12 Mill., in Gestalt steht er dem dimidiatus
nahe, da jene die Proportion 100:65,1:55,6 geben, doch ist
er, namentlich die Weibchen, etwas gestreckter als jener.
Die Area externo-media wird nach hinten nur unvollkommen
von den Rippen umschlossen, doch setzen sich bei einzelnen
Exemplaren sämmtliche Rippen als mehr minder deutliche
Runzeln und Unebenheiten noch weit über ihre Normallänge,
welche sich zu der der Decken wie 62:100 verhält, fort.
Sämmtliche Weibcl m sind gefurcht. Die Färbung ist auf-
fallend constant. Im Gegensatz zu den viel häufigeren W^eib-
ehen bei circumcinctus wurden hier von dieser Art doppelt
so viele Männchen als Weibchen gefangen.
403
Platyderus varians und Haptoderus cantabricus
von
li. W, Scliaufuss.
Herr Prof. Perez-Arcas in Madrid hat in einem Heftchen
(„Inseetos Nuevos") einiger von mir publicirten Käferarteu
Erwähnung gethan und stellt dabei die Ansieht auf, dass Fe-
ronia lusitanica (Platyderus lusitanicus) Dej. = Argutor ne-
moralis Graells = Platyderus varians mihi; — dass ferner
Argutor (Haptoderus) montanellus Graells = Haptoderus can-
tabricus, mihi, sei; ausserdem wird mir der Vorwurf gemacht,
den Fundort der beiden von mir publicirten Thiere nicht an-
gegeben zu haben.
Dass ich letzteres nicht unterlassen habe und dass mir
vorerwähnte fünf Arten Feronien wolil bekannt sind, ist aus
d. Sitzungsberichte der Isis zu Dresden 1862 p, 194 — 195 zu
ersehen, welche ofTenbar Herrn Prof. Perez-Arcas nicht vor-
gelegen haben. Ich habe darin ausgesprochen:
„dass der Argutor montanellus Graells nicht, wie es
Schaum, Cat. Col. europ., ed. II. p. 10 annahm, ein Hapto-
derus, sondern ein Platyderus ist; ferner
dass Platyderus varians mil)i mit Platyderus montanellus
Graells zu vergleichen, d. i. mit Haptoderus montanellus
Schaum, Cat. = Haptoderus montanella Marseul, Cat. Col.
d'Eur., 2. ed.; ferner würde Herr Prof. Perez-Arcas gefunden
haben :
dass Haptoderus cantabricus mihi dem Haptoderus sub-
sinuatus Dej. zunächst steht (und zwar zwischen Haptoderus
nemoralis Graells und subsinuatus D^j.), folglich mit Platy-
derus lusitanicus Dej. so wenig zu schaften hat als Platyderus
lusitanicus mit Haptoderus nemoralis.
Ich kann mir demnach nur denken, dass unser Herr Col-
lege durch Verwechselungen sogenannter Typen und Nicht-
beachtung der Literatur zur irrigen Beurtheilung erwähn-
ter Thiere veranlasst wurde.
21
404
Druckfehler im Jabrgang 1865 der entomologischen Zeitang.
Seile
243
Zei
le 7
vor
i oben
liess Stentz statt Stretz.
-
-
18
-
unten
weisslichgrau statt
weislich, grau.
-
-
12
-
-
lichte statt leiclde.
248
-
16
-
-
Evias statt Erias.
-
-
1
-
-
kenne statt kann.
252
.
2
-
oben
- Stamm statt Namen.
-
-
19
-
-
b. statt 6.
254
-
18
-
-
- W V. statt WS.
-
-
21
-
-
Favillacearia .statt Fa-
cillac.
255
-
10
-
unten
einem statt einen.
256
-
22
-
oben
Turturaria st. Turtoraria,
-
.
6
-
unten
Led. statt Lee.
260
-
3
-
oben
- 5. statt 8.)
261
-
8
-
unten
von statt an.
264
-
5
-
oben
- Ib statt 16.
-
-
3
-
unten
überwintere statt über-
wintern.
-
-
3
-
-
verpuppe statt verpuppen,
-
-
2
-
-
scheine statt scheinen.
301
-
21
-
oben
Beschreibers st. Beschrei-
bung.
337
sind die
Nummern
lOS und 126 zu streichen.
338
soll
der
Name tumidus bei No. 134 durch somno-
lentus ersetzt werden.
338
ist
uacli
159 hinzuzufügen 159 ^'^ haematopus Dej.
«
(Feron.) Labrador.
Intelligenz.
Die Wittwe des in Liegnitz verstorbenen Zolleinnehmers
Andretzky wünscht die von ihm nachgelassene Schmetter-
lings-Sammlung zu verkaufen. Sie besteht aus etwa 4500
Stück europäischer und exotischer Macro-Lepidopteren in 32
grossen Kasten mit Glasdeckel, 13 Pappkast'en und 665 klei-
nen Kästchen mit Glas, meist 1 oder 2 Arten enthaltend.
Es sind die prachtvollsten Arten darunter und ihre Conser-
405
vation ist tadellos. Reflectirende wollen sich wegen des
Pr«ises, der im Verhältnisse 7Aim Werthe der Sachen sehr
billig norrnirt ist, in portofreien Briden an»die Wittwe A. in
Liegnitz wenden.
Am 15. d. Mt.s. starb dahier der Grossherzogliche Real-
lelirer und Universitäts-Graveur Herr Wilh, Dickore, als ein
tüchtiger Entomolog weithin bekannt, insbesondere auch durch
seine Verzeichnisse der Lepidopteren unsrer Gegend in den
Berichten der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und
Heilkunde. Aus seinem Nachlasse sind zu verkaufen: 1. eine
Sammlung von Schmetterlingen, etwa 1200 Arten, und
zwar: a. Inländer, etwa 2000 Exemplare, darunter meistens
(nur Seltenheiten ausgenommen) q "öd $; b. Ausländer, 280
bis 300 Exemplare, diese aber nur zum kleinsten Theil be-
stimmt; 2. eine vollständige Sammlung der hier vorkommen-
den Ameisen, in 36 Speeies. Ausserdem einige hundert
Käfer (meistens elegante Ausländer, grösstentheils aber nicht
bestimmt) und eine Anzahl Insecten aus allen Ordnungen (mei-
stens grössere inländische Arten und bestimmt). Alles sehr
gut erhalten. — Liebhaber haben sich an den Sohn des
Verstorbenen, Cand. med. Dickore dahier, zu wenden, der im
kunstgemässen Verpacken behufs der Versendung vollkommen
geübt ist.
Giessen, 21. Juli 1865.
Dr. P. Ph.
Panzer, Faunae insectorum Germaniae initia, Heft 1 — 109,
in Leder gebunden, ist zu verkaufen. Auskunft ertheilt die
naturforschende Gesellschaft zu Görlitz.
Preis-Ermässigung.
Die Unterzeichneten haben sich entschlossen, die in ihrem
Verlage erschienenen Bände I bis XII der Zeitschrift:
„Linnass. entomologica", _
herausgegeben von dem entomologischen Vereine in Stettin,
welche im Ladenpreise 24 Thaler kosten, aUCh fernerhin lU
dem ermässigten Preise von 10 Thalern pro Exemplar abiu-
lassen. Bestellungen führen die Unterzeichneten und jede
andere Buchhandlung aus.
Berlin, im April 1865.
E. S. MUiier 4r f^ohn.
406
Inhaltsverzeichniss.
Januar — März.
Neujahrs -Scabiose. Mitglieder- Verz. Stiftungsfeier. Zeller:
Meseritzer Falter. Speyer: Literatur (Werneburg). Vollen hoven:
idem. Dohrn: Trj'^ponaeus. Benab. Eques. Philippi: Acanth.
vald. Bacteria unifol. B etlie: Xanthol. linearis, longiventr. H. D ohrn :
Dermapt. (Schluss). v. Hey den: Fragmente (Forts.) Weymer:
Paclinob. leucogr. Bemerkungen über Lepidopt. Morsbach: Me-
tallglanz der Cassiden. Plötz: neue Cavallerie. Vereinsangelegen-
heiten. Dohrn: 3 Notizen. Intelligenz.
April — Juni.
Vereinsangelegenheiten. Kassenabschluss. v. Prittwitz: Fauna
des Corcovado. Dr. Altum: Die Käfer Borkum's. Werneburg:'
Fauna der Insel Sylt. Bur meist er: Longicornia Argentina. Müh-
lig: Coleophora tanaceti. Dr. Bethe: Vermischtes. C. A. Dohrn:
Note zur Lamellicornien- Gattung Orsilochus Burmeister. Aus dem
Reisejournal von Dr. H. Dohrn. H. Hagen: Beiträge zur Kenntniss
der Phryganiden. Gerhardt: Orchestes Quedenfeldtii. Vereins-
angelegenheiten. Intelligenz.
Juli — September.
Hagen: Phryganiden von Madera, Zürich. Gehäuse. Bethe:
deutsche Throscus. A. Dohrn: Darwin's Theorie. Speyer: Lepid.
Mittheilungen. Wocke: neue Nepticulae. Leop. Carol. Preisaufgabe.
Werneburg: Ueber Colias. C. A. Dohrn: Tandem aliquando.
Literatur (Assmuss über Bienen-Parasiten). Vereins-Angelegenheiten
(Termin zum Verkauf der Vereinssammlung). Intelligenz.
October — December.
V. Prittwitz: Fauna des Corcovado (Fortsetzung). Gärtner:
Crambidenstände und Bucculatrix n. sp. Putzeys: Amaroides.
C. A. Doh rn: Zur entom. Nomenclatur, Altum: Dytiscus. Gallus:
Ochsenh. taurella. H. Dohrn: Heise- Journal. C. A. Dohrn: Cor-
rectur. Trichogromph. Martabani. v. Hey den: Fragmente (Forts.)
Hopffer: Bericht (Felder's Lepid. Novara). Altum: Dytiscus
Schluss). Schanfuss: Synonymie. Intelligenz.
-«>3>äH3CHt<
407
R e g: i s t e r>
Seite.
%.
Acanthia valdiviana 63
Acanthoderes congener, 4-no-
dosus j^7g
Achryson surinanmm , undu-
]atum,maculatum,lutarium 175
Acidalia tessellaria • • 265
Acraea j^37
Aganisthes 142
Agapetus punctatns • 221
Agavus 130
^geronia I35 308
Agraulis 138
Amara 332 sqq., anthobia • • 339
Amar3'nthis 3I3
Ameisen als Cavaileristen- • • 115
Ampbionycha Petronae 18ü
Anaitis plagiata 113
Anartliia 138
Ancylocera cardinalis, fulvi-
cornis 172
Anisopodus variegatus 178
Arge Galatliea HO
B.
Bacteria uiiifoliata 64
Baeotis 314
Bembidiuni eques 60
Brachyrhopala semirubra,
aenescens, aurivittis 172
Brassolis 3I0
Bucculatrix absinthii 330
V.
^ajjgo 309
-^allichroma corviria 169
3allicore 140
vallidryas Philea f 135
Seite.
Calocomus hamatiferus co-
riaceus I60
Calydna ■^■^■^
Cassiden-Goldglanz 114
Catagrarama 14Q
Cedestis Gysseleniella 105
Celia cursitans, fusca 340
Charis 315
Choreutis Müllerana .... ]04
Chrysoprasis haemorrlioid.
aurigena ' igg
Cidaria affinitata 114
Clytus nebulosus, acutus,
multiguttatus, famelicus • ■ 176
Cnethocampa pinivora 23
Coccinella 7-punctata 358
Coccoderus 9-punctatu8 166
Coenonympha Davus 29
Colaenis 137
Coleophora arenariclla 43,
serenella, bilineatella , ge-
nistae 45, discordiella, Po-
lonicella 46, conspicuella,
caelebipennella 47, tanaceti 182
Coleoptera auf Borkum • ■ • . 144
Colias (über d. Gattung) 272 sqq.
Colias Palaeno m
Compsosoma albigena 179
Conchylis helveticana IQO
Coremia erythromera 171
Cosmisoma basali.s, equestris
170, gracilior, nodicollis • • 171
Crambus alienellus 40, chry-
sonuchellus 326, lutcellus- 327
U.
Damaster Fortunei 292, 370
Danais 135^ sog
Dasyophthalma 309
408
Seite.
Deliphrura angustatum • • • • • 185
Dictyotus polystictica(Wliite) 119
Dolicaon 129
Dorcaceriis barbatus 162
Dynastor 310
Dytiscus, Flügeldeckentextur 347
Dytiscus latissimus Herma-
phrodit 351, marginalis 398,
circumcinctus, circumtlexus
400, dimidiatus 401, punctu-
latus 402
E.
Eburia 4-lineata, sordida 165,
graciosa 166
Elapliidium collare 166
Emesis 314
Endromis versicolora 112
Epicalia 140
Epijessa 315
Erebia Nerine, Reichlini, mo-
rula 241, Triopes, Gorge-- 248
Eresia 138
Ery'cina 311
Eubagis 139
Eudorea crataegella 376
Eueides 137
Eupithecia cetitaureata, pumi-
lata 114
Euptichia 310
Euptoieta 138
Eurema 138, 308
Eusphalerum triviale 186
Exapate congelatella 104
F.
Forficula taeniata , Perche-
roni, californica 85, afri-
cana 86, luteipennis 87, rn-
ficeps, Wallacei 88, cinga-
lensis, nigripennis 89, me-
tallica 90, ancylura 91, Hue-
geli 92, macropyga 93, bi-
guttata, brachynota, Jagori
94, circulata 95, lobopho-
roides, Orsinii, smyrnensis
96, ruficollis, serrata 97,
Lucasi, auricularia 98 , de-
cipiens, albipennis, pube-
scens 99
Geleciiia hippophaella 379
Geometra papilionai'ia 113,
Seite.
falconaria 253 , rauiiaria
254, musanaria 256, placi-
daria, potentillaria, tama-
risciata, proluaria 259
Gnophos mucidaria, variegata 260
Goldglanz der Cassiden 114
Grapholitha vacciniana lOl
Gynaecia 140
U.
Haetera 310
Hastatis femoralis 181
Heliconia 136, 308
Hermaphi'odit 351
Hermiiiia modestalis 375
Heterochroa 141
Holopterus cujanus 174
Homoeosoma cinerosella 329,
iiimbella 330
Hydrocampa rivulalis 37
Hydropsyche Pictctii 211, ma-
derensis 219
Hydrorchestria insularis ■ • • • 219
Hylotrupes bajulus 177
Hypna 142
Hypsioraa bonaeriensis 179
I.
Ibidion argentjnum, plagiatura
174, tenellura 175
Ilaire 130
Incurvaria provectclla 103
Ithomyia hynienaea 136
Jnnonia 138
Lasiocephala taiirus ; 212
Leiocnemis aenescens, corpu-
lenta, testudinea 341, arcu-
ata, ooptera 342, diversa,
arenaria 343
Lepidoptera auf Sylt 148
Leptocircus 385
Leptura bonaeriensis 177
Leucidia exigua, pygmaea • • 133
Limnas ' 316
Limnephilus cinctus 217
Listroptera perforata 173
Lobopliora superba, morio 71,
australica 72, laetior, Lu-
dekingi 73, simulans, mo-
desta 74, albomarginata, fu-
scipennis, melanocephala- • 75
Longicornia Argentina 157
4C^
Seite.
Lycacna Argus • • ■ 115, 316—324
Lycorea 136
M.
Malacopterus pavidus, 4-gut-
tatus 168
Mallosoma elegans 168
Mechanitis 137
Megistanis 14i
Mclitaea 138
Meloe variegatus 297
Mesosemia 315
Micropsalis heterogama 157
Morplio 143
Mvelois cruentella 376
Myscelia 139
Neonympha 311
Nepticula sanguisorbae 269,
aterrima 27U, apicella • • • • 381
Neui'optera von Zürich 228
Nymphalidae 135
Nymphidium 314
O.
Ochsenheimeria taurella • • • • 352
Oecophora tragicella 380
Unocephala nodipennis 181
Üpisthocosmia maculifera 77,
variegata 78, devians, cen-
turio 79, armata 80, lorci-
pata, longipes, insignis 81,*^
vigilans, tenella 82, ceylo-
nica 83
Opsiphanes 309
Or ehestes t^uedenfeldti 214
Oreopsyche 250
Orion Lachesis •• 166
Orochares angustatus 185
Orrhodia rubiginea 113
Orsiloclms cornutus 187
OrtlioöLoma parviscopa, thy-
rsophora 169
Oryctes Martabani 371
Osphya aeneipennis 118
Oxymerus obliquatus 163, la-
teriscriptus, rivulosus 164
Ozodera farinosa 161
P.
Pachnobia leucographa 106
Faiiara 313
Seite.
Paphia 142
Papilionen bei Rio Janeiro
129 sqq. , exotische über-
haupt- 386 sqq.
Parasiten d. Honigbiene 295
Penthina postremana 378
Phryganea elegans 207, ma-
culata 208, testacea 209,
fuliginosa 210
Phryganidengehäuse • • • 205, 232
Phryganiden von Zürich---- 2*^2
Phytoecia sanguinicoUis - • • • 180
Pieriden bei Rio 130 sqq.
Plocaederus Batus .168
Plusia jota 113
Po.lycentropus flavostictus- - • 220
Polydamas 129
Prepona 141
Proteus 130
Psyche tenella 249
Ptericoptus adustus 179
Pteroplatus lyciformis 164,
adustus 165
Pylotis 130
Pyrrha 130
H.
Rhinotragus notabilis, tenuis 173
Rhopalimorpha (White) • - • • 118
Pthopobota naevana 101
Piuiaia crataegata 113
S.
Sesia scoliiformis 112
Setinia Kuhlweinii 31 , irro-
rella, aurita 33, alpestris,
flavicans 34, roscida, niela-
nomos •••-_- 35
Siderone ' 143
Sparatta pelvimetra 68, plana,
rufina, Schotti 69, nigrina 70
Öphaerion rusticum , spini-
gerum 167
Sphinx ligiistri 111, pinastri 112
Stagmatophora pomposella-- 381
Stalachtis 316
Stenophylax oblitus 218
T.
Teras hippophaeana 377
Terias 133, Agave, Elathea,
albula, tenella, Periniede
134, 308
riiecla 316, Meton, Plialeros
410
Seite.
317, Acaste 318, Bazochii
320, Bubastiis, hirsuta 321,
Imma, Megamede 322, Va-
nessoides 323, Astiocha-.. 324
Theope 312
Thoas 129
Throscus brevicollis 234, der-
raestoides, carinifrons 235,
elateroides 236, obtusus • • 237
Timetes 140
Tinea gliriella, Roesslerella
102, resectella 153
Tinodes cinerea 220, grisea • 221
Tischeria gaunacella 105
Toraopterus vcspoides 173
Torquatus 130
Trachyderes thoracicus, sul-
catus, aurulentus, sanguino-
lentus 162, variegatus, stria-
tuö, dimidiatus, signatus-- 163
Trichogomphus Martabani ••371
Seite.
Trichophorus albomaculatus
interrogationis 167
Trojanus 130
Tros • • 129
Trypanaeus, Tryponaeus.^. • 57
V.
Vanessa prorsa, levana 239
IL.
Xantholinus linearis, longi-
ventris 65, 184
Xylocampa lithoriza 113
Xylocharis oculata 164
Y.
Ypsolophus Schmidiellus 380
Z.
Zophodia ilignella 43
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