iiiiililiiiiiliiiililii
.r.j'' cfiA
Eiitomologische Zeitung.
— ^>t*^
Herausgegeben
von dem
entomologischen Vereine
S T E T T I N.
Dreissigster Jahrgang.
Stettin 1869.
Druck von R. Grassmann.
■L-
Eiiloniolo^isclie Zeitung;
herausgegeben
von dem
eiitoinologisclieu Vereine zu Stettin.
Redaction" ^'^ Commission bei den Buelihandl.
^ . ^. ,. ' , V. E.S.Mittlerin Berlin u. Fr. Fleischer
C. A. Dobrn, \ereins-Präsident. if, Leipzig.
No. 1-3. 30. Jahrgang. Jaii.-März 1869.
Neujahrs-Strauss *).
In der Berliner Entomologischen Zeitschrift 1868, com-
binirtes Heft 1 und 2, lässt sicli in den Veiein&angelegenheiten
pag. III Herr Kraatz wörtlich dahin aus:
„Die Resultate der jährlichen Rechnungslegung vor dem
Vereine pllegen nicht verötFentlicht zu werden, indessen
dürfte ein gelegentlicher Rückblick auf die Einnahmen der
letzten drei Jahie nicht ganz ohne Interesse sein. Der Ver-
ein, welchei- bekanntlich leider nicht die geringste Subvention
geniesst, woran es ähnlichen Gesellschaften lange Jahre nicht
gefehlt hat, ist einzig und allein auf den Erlös der Zeitschrift
und die Beiträge seiner Mitglieder (2 Thlr.) angewiesen, für
welche dieselben jährlich die Zeitschrift erhalten und die
Bibliothek nach Belieben benutzen können.
Während der Jahre 1865, 1886, 1867 nahm der Verein
bei einer Zaiil von 290 Mitgliedern 1965 Thlr. ein und ver-
wendete 1306 Thlr. für die Zeitschrift, 520 Tiilr. für die
Bibliothek, 6 Thli-. für Miethe, wenn wir eine kleine Ver-
gütung so nennen wollen, welche H. Dr. Stein für die Auf-
bewahrung der Zeitschrift -Bullen und die Aufstellung der
Bücherschränke erhielt.
•') Mancher deutsche und voraussichtlich alle nichtdeutschen
Leser werden hiebei an das liebliche Synonym Blumenbouquet denken;
aber das Wort Strauss hat einen Januskopf, und diesmal gehört der
Blumengöttin das abgewendete Profil: das zugewendete zeigt den
Hadergott Mars und liisst eine ächte und gerechte Kratzbalgerei
voraussehen.
Vergleichen wir hiermit die Einnahmen des Stettiner
entomologischen Vereins mit feinen 622 (darunter 18 Ehien-
und 13 Vorstands-) Mitgliedern, so finden wir, dass derselbe
in den gleiciien Jahren 1865 — 181)7 für „Zeitungen, Cataloge,
Linnaeen etc>' 1429 Thlr. einnahm, für Drucksaciien 818 Thlr.
2'/;; Sgr. Aerwendete, für „Poiti, Botendienste ete>' 659 Thlr.
1 'A Sg'"-t für Vereinslokal-Miethe an Hrn. Dohrn 300 Thlr.
Bemerken wir nur noch, dass Capital und Zinsen des Stet-
tiner Vereins ausser Acht gelassen sind, ebenso wie einige
Hundert Thaler, welche den sog. eisernen Fonds (aus den
Ersparnissen) des Berliner Vereins bilden, so dürlte sich zei-
gen, dass der 12jährige Verein hinter dem 29jährigen gerade
nicht zurücksteht, wenn er auch noch nicht halb so viel Mit-
glieder aufzählt. Da aber die meisten derselben auch Mit-
glieder des Stettiner entomologischen Vereins geworden
oder geblieben sind, so hat uns das Schicksal des Letzteren
fast ebenso zu beschäftigen als unser eigenes.
Wir glauben daher im allgemeinen Interesse Herrn
Dr. C. A. Dohrn darauf aufmerksam machen zu müssen, dass
ihn seine vielen Verdienste um den Stettiner Verein doch
wohl nicht allzusehr vergessen lassen dürfen, dass er Redacteur
der Stettiner entomologischen Vereins-Zeitung ist, mit
welcher er Jahr aus Jahr ein Missbrauch"") treibt, vielleicht
weil Niemand es wagt, ihn darüber hinlänglich aufzuklären**).
*) Vergl die „Neujahrs-Macnlatiir" Stett. Zeitung 1867 pag. 3- 6,
den Neujahrs-Malz-Extract" 1868 pag. 3-6 mit einer Menge fast un-
verständlicher Expectorationen und Witzeleien, mit Verhöhnungeii
und Entstellungen unter dem Mantel des Scherzes. — Dabei steht es
ebenso unzweifelhaft feot, dass diese Dinge fast ganz allgemein
schweigend gemissbill'igt werden, als dass sie nicht in eine
wissenschaftliche Zeitschrift gehören-, Herrn Dohrn's reiche Mittel
erlauben es ihm ausserdem , sein immer wiederkehrendes Bedürfniss
zur Publication aller möglichen Ungehörigkeiten , ähnlich wie Herr
Schaufuss, auf Flugblättern zu befriedigen.
**) Bei der Redaction der jährlich wiederkehrenden Brief-
Excerpte ist endlich einmal mehr Sorgfalt zu wünschen; die trocknen
Begleitschreiben von Biichersendungen der Gesellschaften, mit denen
der Verein in Tauschverbindung steht, sind wirklich der stets wieder-
holten Erwähnung nicht werth; auch könnte Herr Dohrn sich in
seinen Yaterfreuden massigen. Aus der sechsmaligen Erwähnung
von den Söhnen des Herrn Dohrn können die Leser doch nur „aus-
reichend entnehmen", dass die Familie Dohrn „in und ausser Deutsch-
land lebenskräftig grünt und blüht", aber doch nicht der entomolo-
gische Verein, um so weniger, als aus dem über Dr. Anton Dohrn
Gesagten zu unserm Bedauern nur hervorgeht, dass derselbe für die
Sollte diese Anregung nicht im Stande sein, auf unsere Stet-
tiner Zeitung den längst und vielfällig gewünsciilen günstigen
Eintluss zu üben, so scheint es geboten, diese Angelegenheit
^^•eiter zu verl'olgen.'"'
Soweit Herr Dr. Kraatz, dieser modernste Ulrich von
Hütten, der stolz sagen kann: „Ich hab's gewagt*-', was nach
seiner etwas ungenauen Ansiciit Niemand gewagt hat.
Denn er scheint dabei aus Gedächtniss-Schwäche, einem fa-
talen Grundfehler seiner Organisation, vergessen zu haben,
\^ as er selber als Zeitscluiftsclieuerfräulein schon vor und seit
Jahren in Vitriol geleistet hat. Helfen wir seinem Erinne-
rungsvermögen etwas nach.
Von vorn herein wiid es jedem Unbefangenen aulTallen
dürfen, wie meisterhaft Herr Kr. „Kedactionsmissbrauch
treibt'', um die „Rechnungslegung des Berliner entomologischen
Vereins", mulierem formosam superne, in diesen schwarzen
Fischschwanz auslaufen zu lassen! Eine holdere Confusion
der landläufigen Begrifle über Vereinsbeziehungen und Befug-
nisse lässt sich kaum denken, als die in diesem Kr.'schen
Mixed Pickle über Vereins - Angelegenheiten ausgekiamte.
Seite II. 1. c. Z. 17 v. o. heisst es: „Hätte nicht von vorn
herein ein so trauriges Verhältniss zwischen dem Stettiner
und Berliner entomologischen Verein bestanden, über dessen
Ursachen sich Jeder*} sein unbefangenes Urtheil bilden mag"
Entomologie viel yu gut zu sein und seine früheren Lieblinge, die
Wanzen , wenig oder gar nicht zu kultiviren scheint. Vergl. Stett.
entomol. Zeit. 1868 Correspondenz p. 8-16:
No. 12. Dr. Anton Dohrn berichtet über Meerfischerei, glaubt
wesentliche Entdeckungen für die Embryologie der Crustaceen gemacht
zu haben, wird die paläontologische Sammlung des British Museum
auf einige Punkte hin genauer studiren.
Ko. 21. Dr. Anton Dohrn hat einen Vortrag über Embryologie
der Arthropoden in englischer Sprache gehalten und den berülimten
Prof. Iluxley besucht, welcher D's neue Beobachtungen wesentlich
eingreifend findet.
No. 22. Stainton erwähnt des günstigen Eindruck's, den Anton's
Vorträge auf die englischen Naturforscher gemacht.
No. 26. H. Murray freut sich über die ehrende Theilnahme der
hervorragenden Männer der Wissenschaft für Dr. Anton Dohrn.
No. 27. Herrn Dr. Stftl sind die Nachrichten über Dr. Anton D.
sehr angenehm.
No. 36 stellt Maeklin Conchylien zu Dr. Heinrich Dohrn's
Disposition.
'') Jeder, Hr. Kr.? Ein Urtheil setzt doch voraus, dass man
die Acten kennt oder doch wenigstens die Parteien hört! Sie frei-
u. s. w. S. III. genies?t der Beil. Verein „leider nicht die
geringste Subvention, woran es ähnlichen Gesellschaften lange
Jahre nicht gefehlt hat>^, aito hier tind Berlin und Stettin
noch differenzirt: S, IV. wird aus dem Umstände, dass die
meisten Mitglieder des Berliner Vereins aucli Mitglieder des
Stettiner geworden oder geblieben sind, mit einem kühnen
Escamoteurgriff gefolgert: folglich „hat uns das Schicksal des
Letzteren fast ebenso /u beschäftigen als unser eigenes". Und
im nächsten Absätze heisst es schon: „Sollte diese Anregung
nicht im Stande sein, auf unsere Stettiner Zeitung Einfluss
zu üben — — — ".
Nach diesen haarsträubenden Proben einer Vereins-
Annexions-Theorie müssten alle deutschen, ja vielleicht auch
transatlantischen Vereine eiligst in ihren Musterrollen nach-
sehen, ob sie nicht vielleicht eine beträchtliche Zahl Berliner
Vereins -Membra in ihren Listen führen? Sonst laufen sie
Gefahr, dass eines guten Tages „ihr Schicksal den Berliner
Verein fast ebenso beschäftigt u. s. w.", und es könnte leicht
„geboten scheinen, die Angelegenheit weiter zu verfolgen".
Aber es wird wohl ISiemand dies indianische Kugelspiel
des Berliner Herkules für ein gefährliches mit gefüllten Gra-
naten halten; es sind harmlose Boviste, auf die man dreist
den Fuss setzen kann, ohne dass man in die Luft gesprengt
wird. Sie machen viel unnötliigen Staub und stinken etv^'as
nach grüner Selbstüberschätzung — das ist alles.
Treten wir nun dem Elaborat etwas näher! Wäre es
in einem späteren Hefte erschienen, ich würde es unmaass-
geblich für einen Contrecoup des südamerikanischen Erdbebens
oder für ein Product der Canicular-Monate gehalten haben,
durch welche das Jahr 1868 mir und andern alten Reisenden
längst überstandene Temperaturen Brasilien's, Guinea's und
ähnlicher Brutstätten roth und weissglühender Hirn- Äff ectionen
in's Gedächtniss zurückgerufen. So aber ist es ein kühles,
wohl überlegtes Erzeugniss des gefeierten Borboroporomorj)ho-
poietes an den Gestaden der Panke, und ich weide nicht
umhin können, sein Chef d'oeuvre wenigstens stellenweise
etwas genauer zu analjsiren.
Die Materia peccans zu diesem tvpograj>hisclien Furunkel
lieh kannten die Acten und die Parteien ganz genau, nur würde man
gegen Ihre Aussage die einfache und durchgreifende Exception an-
iühren müssen, dass Sie durch Annahme der halben Präsidentiir des
offenkundig als Oppositionsvereins neugeschaffenen Berliner Schisma
ein zu ausgesprochenes Interesse ad causam genommen hattin und
noch haben, um vollgültiges und glaubwürdiges Zeugniss abgeben zu
können. C. A. D.
hat dem Herrn Producenlen vielleicht schon lange in den
Säften gelegen, aber das Com])elle zum endlichen Durchbrucli
gilb mein Neujahrsscherz von 1868. Er schreibt darüber an
einen Bekannten: „ich gestehe, dass ich nicht länger Lust
habe, D's entstellenden Hohn und Spott (abgenutzte
Kratzbürste gegenüber SuflVian's Oreinen-Unsinn etc.) gegen-
über stumm zu bleiben^^
Schon diese „entstellende'-' Art zu citiren mag zum Be-
weise dienen, in welcher seltsamen Verscliobenheit die Gehirn-
molecülen des Brierstellers gewesen sein müssen, als er die
Feder zu dem Artikel qu. meiir in seine Gallenblase als in's
Tintfass tauchte. In meinem Malz Extract ist \on einer „ab-
genutzten''' Kratzbürste gar nicht die Rede, sondern (wenn
nun einmal der Herr Dr. den Ausdruck auf sich münzen will,
was ich ihm durchaus nicht wehre) von einer Kratzbürste,
die sich „eher abnutzt", d. h, für Jeden, der Deutsch verstellt,
die sich „elier abnutzen wird'', wenn sie es für erlaubt hält,
in so echt berlinisch abschätziger Manier vom hohen Olymp
herunter einen hochverdienten Veteran der deutschen Käfer-
kunde ohne den ihm gebührenden Respect zu behandeln.
Dabei ist es offenbar vollkommen indifferent, ob man Suffrians
Oreinen-Species sämmtlich oder nur zum Theil für gute Arten
hält, ob man seine Contraction von Carabus violaceus mit
))urpurascens für stichhaltig hält, oder nicht: ein Gebiet, auf
welchem tich ja später auch Herr Kr. unverwelkliche Lor-
beeren gebrochen hat (Carabus Scheidleri = Preyssleri, Rothi,
Hampei etc. etc.), obwohl Dr. Gerstäcker ihn mit Car. llligeri
in unerledigte Klemme gebracht, und selbst sein multoties
fidus Achates iim mit dem Car. Mollii = Ho]>pei im Stich
gelassen hat.
Aber tröste Dich, Freund Suffrian, über des Herin Ber-
liner Präsidenten „Unsinn!"' Du kommst immerhin doch noch
glimpflicher weg als weiland Erichson. Es leben noch zwei
unverdächtige Zeugen, die Herren H. und W., welche mir
übereinstimmend bestätigten, was ich derzeit schlechthin nicht
hatte glauben wollen: es habe nämlich Herr Kraatz bei Be-
sichtigung eines Kälerkastens im Berliner Museum ganz laut
aui-geiufen: „was hat Erichson da wieder für eine Sciiweinerei
gemacht!" — Herr Kraatz hat zwar auf mein damaliges be-
fremdetes Nachfragen diese Aeusseruug wegleugnen wollen
und sie als eine „boshafte Erfindung der W... Calixt'schen
Couleui" bezeichnet: aber erstens gehörte Herr H. in keiner
Beziehung zu dem von Herrn Kr. mit „Couleur" bezeichneten
Kreise; /.weitens ist der Grund schwer begreiflich, aus v^el-
chem die „Couleur" gerade einen so specifischen Ausbruch
dünkelha.'icr Arroganz a Conto Domini Kr. erfunden haben
sollte; drittens passt er gar nicht uneben zu Suffria n's „Un-
sinn''' und ähnlichen Beseheidenheits-Wasserschossen der hoeh-
auf&trebenden Berliner Pflanze.
Ob Herr Kr. jetzt der englischen Sprache mäclitig ist,
M eiss ich nicht: vor einigen Jahren war er es offenbar noch
niclit, \veil mir damals auf dem British Museum ein Original-
brief von ihm, Staphylincnhandel betreffend, vorgelegt wurde,
dessen Französisch mit so vielen Donats'chnilzern ausgestattet
war, dass es mich verwunderte. Mithin kann ich nicht
wisi^en, ob Herrn Kr. die Differenz zwisclien a clever man
und a gentle man geläufig ist. Geschickt für clever und
anständig für gentle kommen der Sache nahe, decken sie
aber nicht: geziemend wäre für letzteres besser, wenn es
sprach gebrauch hell \\ äre.
Dass Herr Kr. ein clever man ist, fällt mir gar nicht ein
zu bestreiten, er hat entscliiedenen Beruf zur descriptiven
Entomologie und hat im Laufe der Jahre auch vielleiciit die
jugendliche Vorneigung zur Genus - Macherei in billigere
Schranken verwiesen. Aber ein Gentleman sollte sich, auch
in jugendlichster Uebcreilung, über einen Mann von Erich -
son's Bedeutung /u eolchem Sclimähen des todten Löwen
nicht haben hinreissen lassen.
Etwas früher schon war mir mit Herrn Ki-. folgende Ge-
schichte begegnet. Als der um ein Paar Decennien ältere
Mann und um ein oder zwei Lustren ältere Sammler "'•') wurde
*) Im Jahrg. 1853 (XIV.) dieser Zeitung findet sich in dem Ar-
tikel „Bemerkungen über Staphylinen von G. Kraatz" S. 259 folgender
auf Phytosus nigriventris bezügliche Passus:
„Nur mit grosser Aufmerksamkeit und Mühe gelingt es, den
Käfer zu bemerken, da er leicht zu übersehen ist, und auch
wir fast einen ganzen Tag gesammelt hatten, ohne ein einziges
Exemplar zu erbeuten. Diesem Umstände oder der vielleicht
kurzen Erscheinungszeit ist es wohl zuzuschreiben, dass der
Käfer bei früheren Excui'sionen weder von meinem werthen
Freunde Herrn Dohrn, der mich in die Geheimnisse des Dünen-
käferfanges einweihte, noch von Andern bei Swinemünde auf-
gefunden ist"
Die „Freundschaft" zwischen mir und Herrn Kr. hatte derzeit den
Charakter, den sie naturgemäss zwischen einem altern und einem noch
lacht ausgewachsenen Manne nur haben konnte, da er mit meinen
Kindern ungefähr in gleichem Alter stand. Ich hielt mich deshalb
auch für vollkommen berechtigt, den eifrigen, bisweilen zu hastigen
(sonst würde er in demselben Jahrgange in seinem Artikel über Ato-
maria S. 96 die Rheinländer nicht zu Rennthiercn gemacht haben)
jungen Autor darauf aufmerksam zu machen, er habe eine unpassende
icli derzeit öfters von iliin gebeten , seine im Entstehen be-
griflene Käfcrsanimlung zu mustern. Bei dieser Gelegenheit
gewahrte ich einst in derselben einen amerikani.'chen Elate-
viden, den ziemlicii leicht kenntliclien Elater (Melanactes)
piceus Degeer Cand., den ihm sein Vater von dem Insecten-
liändler Stentz als volhynischen Prislilopiius insitivus Germar
gekauft hatte, Dass Stenlz es mit seinen Namen und Vater-
ländern nicht eben immer allzugenau nimmt, \Aissen viele
Leute — vielleicht war er selber dabei bonae fidei im Irr-
thum. Ich monirte das Falsuni, und da Herr Kr. jr. nur
Europäer sammelte, machte ich ihm den Vorschlag, mir für
meine Exotens-ammlung das Thier zu cediren und dafür eine
andere ihm fehlende europäische Species zu erlangen. Er
nahm diesen Tausch an. Aber m ie unangenehm verwundert
war icli, als ich gelegentlich erfuhr, er habe gegen Andre
sich die Aeusserung erlaubt: „ich hatte einen Pristii. insitivus
von Stentz gekauft, aber D. hat ihn mir unter dem Vorgeben,
es sei ein Nordamerikaner, abgeschwatzt". Als ich Herrn
Kr. darüber zur Rede stellte und ihm zur einfachsten Wider-
legung dieses albernen Geklätsches anbot, tneine Sammlung
zu inspiciren, in der er sein Thier unter dem richtigen Namen,
den Fr. insitivus aber gar nicht vorhanden finden würde
( — ich erhielt ihn erst 3 oder 4 Jahr später — ), so gerieth
er in grosse Verlegenheit, leugnete die ihm schuld gegebene
Phrase und schob sie wiederum der gegen ihn verschworenen
„W . . . Calixt'schen Couleur^' in die Schuhe. Ich kann nicht
leugnen, dass mich die Sache empfindlich verdross, denn Herr
Kr. mag über meine Cleverness so geringschätzig denken,
wie er will, das steht ihm frei — das aber betraf den
Gentleman, und an dem sich zu vergreifen, das verbitte ich
mir von Herrn Kr. ebenso wie von jedem Andern.
Es durfte mich also nach diesen und ähnlichen Praemissen
kaum gross vAundern, dass Herr Kraatz späterhin bei den
Zerw ürfnissen zwischen Dr. Schaum und mir, deren unerquick-
liches Detail nicht hierher gehört, deren Endresultat aber die
Gründung des Berliner Oppositions-Vereins v^ar, sich ohne
Vorneigung, seine eigene Ruhm-Posaune zu blasen — er möge das
Andern überlassen; das sei seiriem eigenen Interesse angemessener.
Diese damals in wohlmeinendster Absicht ertheilte, aber vielleicht
sein berechtigtes Vorgeiühl künftiger Superiorität tief verletzende Rüge
hat einerseits späterhin den (auch von Andern lenierkteii und nicht
gebilligten) „Missbrauch" der Epitheta endgültig, lichtvoll u. s. \v,
nicht verhindern können, andrerseits aber wahrscheinlich ihr Theil
dazu beigetragen, die Emancipation von der unbequemen Tutorschaft
des „vserthen Freundes D." zu beschleunigen.
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sonderliche Bedenken der alten Fahne ab- und der neuen
um so eifriger zuwandte, als er ja gleich als Präses (mit dem
streitgewolinten und gewandten Vice-Prä.'es hinter sich) auf
den Schild geb.ohen wurde. Ebenso wenig brauchte es aber
ihn zu wundern, dass ich gelegentlich in meinen Artikeln
ihm ein oder das andere Dörnchcn — naQaßXrjdiqv — in seinen
Siegeskranz (locht — selb.' tversländlich darauf gefasst , dass
er sich in seinem Blatt nach Kräften wehren würde. Das
hat er denn auch redlich gethan, imd ich habe oft herzlich
gelacht über die gar nicht ungeschickten Halbwahrheiten, mit
denen er bald hier bald da bemülit gewesen ist, dem Stettiner
Verein, namentlich aber dessen Präses nach bestem Vermögen
eins auszuwischen.
Wenn er jetzt aber, wie Figura zeigt, gelegentliche
Würfe mit Kletten und Distelköpfchen in ein Duell mit Granit-
blöcken umwandeln w'iW^ mein Benehmen briellich*) für ein
„unwürdiges''' erklärt und behauptet, „dass D. die Vereins-
Zeitung geradezu miss b ranc li t '■'', so \\ erde ich ilim auf den
groben Klotz den entsprechenden Keil nicht vorenthalten.
Das bin icli sogar meinen Lesern schuldig, wenngleich ich
diejenigen unter ihnen, die ich zu meinen persönlichen F'reun-
den rechne — und das sind Gottlob recht viele — um Nach-
sicht mit dem Auskramen ihnen meist bekannter Personalien
bitten muss. Die Pro\ocation liegt ja gedruckt vor.
Der Schaafgraben-Rhadainanth kühlt sein Müthchen wacker
an meinen Vaterfreuden und belegt seinen Grimm mit Brief-
excerpten. Leider kann ich ihm obendrein in diesem Punkt
oder Pünktchen nur Recht geben — es war auch mir aulfällig,
als ich den betreffenden Bogen zur Correctur vorliegen hatte
und darin diese mehrfachen Er\A ähnungen meines Sohnes Anton
las. Aber ich replicirte mir selber, dass ich ja bei diesen
Excerpten nur anderer Leute Meinung ohne Kücksicht auf
meine eigene Person vorzutragen hätte, und ich kann ver-
sichern, da.'s ich nicht das geringste Bedenken haben würde,
aus 10 oder 20 verschiedenen Briefen wiederholt zu excerpi-
ren, dass Herr Kr. der anständigste, gesittetste, mit den ersten
Elementen gastfreundschaftlicher Dankbarkeit ausreichend be-
kannte, fremde Leistungen niemals naseweis unterschätzende,
seine eignen nimmer über Gebühr hoch anschlagende Mensch
wäre — — es hat sich nur unglücklicherweise nicht so ge-
troffen, dass man mir das oder Aehnliches geschrieben. Dafür
kann nun offenbar Heir Kr. nichts, aber ich gewiss noch
weniger. Ja, ich gönne ihm sogar in natui a die Valerfreuden
*•) In derselben Epistel, in welcher er die Entdeckung der ,.ab-
genutzten" Kratzbürste macht.
11
die er mir in epislolis aufmulzl, und ich müI ihm aufrielitig
wünscl.en , dass er an seinen Schreit- und Spill-Magen to
^^■enig Leides und i-o viel Liebes und 4. übliches erlebe als ich
bisher Gottlob an den meinigen.
Aber es i^t schwerlich zu rechtfertigen, dass Herr
Dr. Kr. bei seinen Excerpten so wenig zuverläsHg verfahren
ist und duicli Auslassungen und untreue Gruppirung die
ausschliesslichen Leser der Berliner Zeitschrift zu schiefen
Sclikhsen berechtigt hat, welche veimuthlich die unbefangenen
Leser dieser Zeitung derzeit nicht gemacht haben.
Dabei ist Herrn Kr. auch in der Geschwindigkeit die
von Erichson (freilieh schon vor langen Jahren) begangene
Schw entgangen, dass die Crustaceen und deren
Embr3ologie doch wohl lür die Entomologie von hoher
Bedeutung sein können, mithin Di-. Anton Dohrn's jetzige
Beschäftigung nichts weniger beweist, als dass er sich
„für die Entomologie für viel zu gut halte". — Und wenn
der nach des Herrn Dr. Kr. vor mehreren Zeugen aus-
gesprochenen Meinung „iinwissenscliaftliche''' Professor Mäklin
(wegen seiner, auch neuerlich von Professor Wagner ge-
billigten, Ansieht über Yicariat Arten) in einem Briefe ausser
von Insecten- Excursionen , von Se})arat-Abdrücken , welche
er meiner Veitheilung anempfiehlt, auch von Conchylien
spricht, deren Bestimmung er durch Dr. Heinricli D. zu er-
langen wünscht, so niuss man schon Hr. Kr, sein, um in die
einfache Registratur dieser einfachen Thatsache „einen Miss-
brauch" der Redaction hineinzuschielen.
Es kostet mich einige Ueberwindung, auf das andere
Kapitel einzugehen, welches Herr Kr. ungescheiit berührt, um
mich zu gleicher Zeit als Redacteur der Zeitung und als Di-
lapidator der Yereinsmittel unter Anklage zu stellen. Er hat
es schon bei einem frühem Anlasse, damals aber so im
Vorübergehen gethan, dass ich es mit schweigender Nicht-
beachtung hingehen lassen durfte. Diesmal aber foimulirt er
es so breit und deutlich, dass den Lesern dieser Zeitung, die
mich nicht j>eisöulich kennen, und die auch von dem nähern
Zusammenhange keine Ahnung haben , etwas daran liegen
\^ird, darüber unbefangen urtheilen zu können. Als 1843
Dr. Sclimidt, mein würdiger Vorgänger im Präsidium des von
ihm 1837 gestifteten Stetliner Vereins, starb, und zwar in
der Blüte seines Alters, vollkommen unerwartet, an einer in
fünf Tagen entstandenen und letiial ve: laufenden Lungen-
Entzündung, so hiess ich damals nllcrdings (auf Schmidt's
Veranlassung) Secretair des Vereins, hatte aber bis zu
dieser Katastrophe weder das Geringste lür den Verein gethan
( — höchstens etwa ein paar Correcturen abgerechnet — ),
12
noch konnte Uih etwas thun, da Schmidt neben seiner uner-
schöjtflichen Arbeit^-kraft , neben seinem Eifer für die Förde-
rung des Vereins, auch 'die solchen Charakteren gewöhnliche
Eigenschaft besa.^s, lieber Alles selber zu machen, als Andre
mit Geduld und Nachsicht anzulernen. Kein Wunder also,
dass mir, der ich mich derzeit mit Herausgabe meiner spa-
nischen Dramen, mit Uebersetzung schwedischer Lieder be-
schäftigte und nebeniier, hauj)tsächlich der gesunden Motion
wegen, mich den Excursionen meiner Stettiner Collegen an-
schloss, dabei gelegentlich aucli einen oder den andern Käfer
erbeutend und kennen lernend — kein Wunder, sage ich,
dass mir die damals gestellte Anmuthung, die Leitung des
Vereins, die Redaction der Zeitung, die Correspondenz zu
übernehmen, durchaus nicht annehmbar erschien. Ich sah es
unschwer voraus , dass ich die betretene linguistische Bahn
würde aufgeben müssen, ob\Aohl Männer wie Alexander von
Humboldt, Ludwig Tieck, von Schack und Andere meinen
Leistungen die ehrendste Anerkennung ausgesprochen hatten;
ich erkannte überdies, dass die zu übernehmenden Pflichten
aus einer Unzahl kleiner, so zu sagen Hand- und Spanndienste
bestehen würden, die zwar für das Gelingen grösserer Arbeiten
nur wenigen, durch besondere Stellung Begünstigten ent-
behrlich sind , aber für welche dem „Kärrner" ganz de jure
keine besondern Prämien und Kronen votirt werden. Dennoch
gab ich dem Zureden meiner Collegen nach und übernahm
das Amt mit vollkommener Einsicht in das Ungenügende
meiner entomologischen Vorkenntnisse, einmal, weil ausser
mir niemand so bürgerlich unabhängig und in seiner Zeit ohne
Beschränkung dastand, zweitens, weil man meinen Bedenken
mit dem Spruche begegnete „dies diem docet", drittens, weil
meine Kenntniss fremder Sprachen allerdings für die Aus-
dehnung der Correspondenz mehr Aussicht als bisher eröffnete,
letztens aber — und dies gab den Ausschlag — weil es
sonst im hohen Grade wahischeinlich war, dass der mit
grossen Schwierigkeiten ins Leben gerufene und noch immer
mit finanziellem Deficit ringende Verein, damals der einzige
in Deutschland, total aufhören würde, wenn sich jener all-
gemeinen Angelegenheiten niemand annehmen wollte. Dass
dies ein handgreiflicher Verlust für die deutsche Entomo-
logie sein \\ürde, das einzusehen vermochte ich freilich voll-
kommen, und deshalb brachte ich das mir zugerauthete
Opfer.
Hätte mir damals jemand angesonnen, dass ich meiue
Individualität, meine Denk- und Ausdrucksweife von neuem
in die Schule schicken sollte, um etwa im Kr.'schen Muster-
13
Stil*) zu vedigiien, zu schreiben, so würde ich ihn damals
ebenso ausgelacht iiaben, wie ich das lieule tliue. Le stile,
c'e>l riioaimo, Mr. Kr. Ich laj^se Ihnen gerne den Ihrigen
mit allen seinen lichtvollen Endgültigkeiten. Gerade Sie
könnten es wissen, falls Sie tich gütigst erinnern wollen, ob
nicht eine oder die andere Muse, z. B. die des Gesanges, an
meiner Wiege gestanden hat — — es wäre ebenso lächerlich
als arrogant gewesen, hätte man 1843 mir, dem ausge-
*) Wenn man in einem Krystallpalast wohnt, wie Sie Herr
Oppositions-Präsident, so sollte man nicht mit Steinen werfen. Dieses
alten Spriichworts Wahrheit will ich Ihnen mit einem wörtlichen
Excerpte aus einem Briefe beweisen, welchen Niemand Geringeres
(vor etwa 4 Jahren) geschrieben als der (wenn Sie es auch bestreiten
und dabei nicht roth werden) intellectuelle Urheber des Oppo-
sitions-Ycreins und Verleiher Ihres Präsidenten-Pateiits, Herr Prof.
Dr. Schaum. Lesen und beherzigen Sie:
„ die roth angestrichene Stelle in dem 1. Briefe von Kraatz
ist allerdings nicht recht verständlich, namentlich geht nicht
klar daraus hervor, dass er das damit gemeint hat, was er in
der roth angestrichenen Stelle des 2. Briefes sagt. An Klarheit
und Verständlichkeit fehlt es ihm überhaupt sehr oft, und ich
habe in dieser Beziehung sehr viele Qual mit den Correcturen
seiner Stilleistungen. Wenn man sich aber quält, ihn zu ver-
stehen (eine Qual ist es oft genug), so habe ich denn doch nicht
gefunden, dass er geradezu unlogisch wäre"')."
Kerner heisst es:
„Dass er (Kr.) seine PLxpose's so langstilig macht, ist gewiss
nicht in seinem Interesse; er ist aber darin nicht zu ver-
bessern — — ."
Sollte der Besitzer des Originals dieses Briefes nicht geneigt sein,
Ihnen, Herr Dr. Kr., denselben auf Ihren Wunsch vorzulegen, so kann
ich Ihnen, falls Sie darauf besonderen Werth legen, zwei Ehren-
männer nennen, welche den authentischen Wortlaut bestätigen werden.
Den Grund, weshalb ich von diesem Documentum curiosum, das ich
abschriftlich schon seit 4 Jahren besitze, nicht eher Gebrauch machte,
mögen Sie einfach in dem Umstände finden, dass ich es nicht für
möglich hielt, „das Schicksal des Stettiner Vereins" und die „Publi-
kationen aller möglichen Ungehörigkeiten" von Ihnen in dem jetzt
angeschlagenen Tone besprochen zu sehen, der mich natürlich von
allen bisherigen Rücksichten des Decorum auf Ihr früheres Verkehren
mit mir und meinem Hause unbedingt losspricht.
•) Immerhin «in Trost, wenn auch nur ein schwacher 1
Anmerkung des „pemissbrauchten", aber dennoch
uneutbeUrlichen Setzers.
14
waclisenen Manne, anmuthen wollen, sieh von irgend einem
geschneuzlen oder ungeselineuzten Jüngling oder einem eliren-
vesten, bezopften und bepiiderten Philister vorschreiben zn
lassen, wie ich slilisiren solle — das Mar zu spät; sit ut est,
aut non sit. Er spricht wie er denkt und sehreibt wie er
spricht*).
*) Herrn Dr. Kr. gelallt seine eigene Stil -Kappe gewiss vor-
treftlich, was ich ihm weiter nicht verarge. Aber glaubt er wirklich,
dass auch viele Nichtkaferanten seine Artikel lesen? höchstens viel-
leicht solche, wie den eben vorliegenden, durch die sich statt des
bekannten rothen Fadens im Tiiuwerk der englischen Marine der
pikante Pechdralit Berliner Schusterjungen-Humors zieht. Aber frei-
lich, falls auch Seine Majestas praesidialis sich zu „Witzeleien" herltei
lassen, so ist das für Dr. Schauluss und andre für todt Erklärte oder
noch zu Erklärende kein Freibrief.
Dass meine Artikel, item auch meine Neujahrsscherze nicht bloss
von vielen deutschen, nein auch von ausländischen, ganz respectablen
Entomologen ( — sie müssen doch an der „Menge fast unverständ-
licher Expectorationen" nicht irre geworden sein — ) beifällig auf-
genommen werden, könnte ich Herrn Kr. und seinen „fast ganz all-
gemein schweigenden Missbilligungs-" Genossen leicht mit zahlreichen
unverdächtigen Zeugnissen beweisen. Gerade während ich dies schrieb,
liefen mir zwei Documente in die Hand, und sie mögen hier deshalb
ihre Stelle finden. Ein sehr von aller Welt geschätzter Veteran, der
nicht Käfer sammelt, schreibt mir:
„Ihre Beschreibung des Fidschi-Ungethüms habe ich mit Ver-
gnügen gelesen, und sie veranlasste mich zu dem Gedanken, dass Sie
das knochige Gericht der Beschreibung mit Fleisch und schmackhafter
Sauce aufzutragen verstehen, während wir andern Sterblichen es ohne
Zuthat und somit so unpalatabel auftischen , dass nur die grösste
Noth, nämlich die Nothwendigkeit der Eruirung des Speciesnameu.'*,
uns zum Einbeissen bringt. Während dieser Betrachtung bekam ich
die Stelle der Berliner Zeitschrift vor die Augen, worin Kraatz Ihre
Mormonenreise mitleidsvoll benasenrümpft. In Folge dessen nahm
ich sie sogleich vor , und wenn ich sie die früheren Male mit Ver-
gnügen las, so ist es die reine Wahrheit, dass ich sie nicht bloss
wieder anfing zu lesen, sondern mit Ergötzung bis zu Ende durchlas.
Woher das, da ich sie doch schon öfter gelesen hatte? Doch nur
daher, weil sie nicht Leder oder Gebein ist. Woher jenes Nasen-
rümpfen? Doch nur daher, dass der Nasenrümpfer nicht im Stande
ist, Aehnliches zu liefern. Wenigstens weiss ich es mir nicht besser
zu erklären und werde iiiir auch bei dieser Hitze um eine bessere
Erklärung keine Mühe geben." Und bei Gelegenheit eines Correctur-
bogens äussert sich der Herr Staatssecretair Putzeys in Bruxelles
über meinen Artikel „Verlorne Worte" (dessen Ungehörigkeit sensu
15
Gerade Sie können und müssen wissen, falls Sie nicht
Iluem Gewifcscn Nasenstüber gel)en \\ollen, wem und \\ elcliein
Anluss der ontomol. Verein den zehnjäluigen Goldregen der
Königlichen Munificeiiz dankt, nachdem nocli dem Dr. Schmidt
kurz vor meinem Eintritt die Bitte um eine einmalige Gnaden-
gabe von 200 Thalern aus dem Ministerin rund "abgeschlagen
war. Ich vcrmuthe auch, doch erinnere ich micli nicht mit
Gewissheit, dass ich Ihnen den wohl überlegten Grund mit-
getheilt habe, weshalb ich niclit nach Dr. Schaumes übereiltem
Vorschlage die Königliche Gabe sofort in Tafeln und grossen,
kostspielig zu beginnenden, zweifelhaft zum Abschluss zu
bringenden Katalogen verspiittert wissen wollte; der Verein
iiat damals zunächst seine Schulden bezahlt, wie schicklich,
und wird möglichst darauf bedacht sein, seine Zukunft sicher
zu stellen, nachdem er durch eine ebenso unerwaitete als
heftige Krisis glücklich und lebenskräftig durchgekommen ist.
Dass sich die Maulwürfe ärgern, den Verein noch über
der Erde zu sehen, nachdem sie so geschickt ihn unterminirt
zu haben glaul)ten — das ist sehr begreiflich. Wenn aber
von den bewusstesten Ueberläul'ern Einer obendrein so thut,
als dürfe er sich im gefährdeten Interesse des von ihm in
alle Wege beCeindelen V^ereins, nur Mcil sein Name noch in
der Liste als caput mortuum tigurirt, zum Ordnungsrufer des
Redacteurs aufwerfen, zum Sehiitzdrachen für die gefährdete
Vereinskasse, zum geliörnlen Siegfried für die Heiligkeit der
Wissenschaft und Gott weiss welche sacrosanclas simplicitates,
60 lächle ich gelassen zu diesem ohnmächtigen Mondblatlen
und versichere schliesslich dem Herrn Oppositions-Präsidenten,
Kraatziano gewiss zum Himmel schreit): „J'attcndrai avec interet la
suite d'un article de vous, dont je vicns de lire la preraiere page et
qui est contju dans des vues toutes pratiques et pleines de bon seris".
Von wissenschaftlicher Denk- und Pressfreiheit hat der Herr Dr.
überhaupt nur Coterie- Begriffe. Aber da ihm Gott das Amt der
Berliner Rcdaction gegeben hat, so sei er doch mit dem dazu be-
willigten Verstände zufrieden und kümmere sich nicht um die Stet-
tiner iiedaction, die ihn weder statutenmässig noch sonst was angeht.
Die Stettiner Zeitung bringt descriptive Entomologie in der stricte-
sten Form die Hülle und Fülle. Bringt sie ausserdem noch Artikel
zur Unterhaltung für die nicht unbedeutende Zahl von Lesern , die
auf Speciesdestillation und synonymisches Ilaarspalten nicht aus-
schliesslich verbissen sind, so ist das noch lange Ivcin Grand, die
Zeitung auf den Index zu setzen. Den drohenden \'crlust eines oder
selbst mehrerer Abonnenten wird sie mit Grazie zu verschmerzen
wissen.
16
wie ich ihm für seine ebenso originale
als mit Berliner Gamin-Witz hübscli
unartig ausgestattete Gratulation zu mei-
ner 25jährigen Amtsführung gebührend
verbunden bin.
Da&s ich für die wenigen, mir vielleicht noch zur Weiter-
führung vergönnten Jahre von seinen superklugen Rath-
schlägen*) irgend Gebrauch machen werde, erwartet er selber
wohl schwerlich — ihm kam es zunächst darauf an, seinem
wohlverdienten Grimme Luft zu machen, was jetzt nicht
mehr ganz so bequem ist, wie vor Jahren, wo Präsident und
Vicepräsident abwechselnd spanisclie Wand waren, wenn der
eine oder der andere überflüssige Galle zu secerniren hatte.
Der indirect angedrohte Sanhedrin derjenigen Berliner Mit-
glieder, welche auch zum Stettiner Vereine gehören, wird
wohl weder so zahlreich noch so von allem gnädigen Er-
barmen mit dem ebenso unverbesserlichen als unverantwort-
lichen Präses los und ledig sein, als dass man auf diese
blaue Zeitungs-Ente nötliig hätte, den Hinterlader anzulegen.
*) den einen ausgenommen, den ich, wenn auch nicht aus
Kraatz'schen Motiven, so doch aus dem Grunde, wenigstens theil-
weise, befolgen will, weil ich den vorstehenden Neujahrs-Strauss, in
welchem fast nur von Herrn Kraatz und von mir die Rede ist, nicht,
in die Kategorie der unterhaltenden Aitikcl rechnen kann; Hr.
Kr. hat mich gezwungen, wissentlich langweilig oder, wie Hr. Schaum
das höflichst ausdrückt. „Inngstilig" zu werden. Ich ^^erde also zum
Tröste für den vergleichenden Anatomen der Rechnungslegung die,
Druckkosten dieses Bogens niclit der Vereins-Kasse sondern meinem
Privat-Conto belasten lassen. Mehr wird Hr. Kraatz billiger Weise
nicht verlangen können. C. A. Do hm.
(Fortsetzung vorbehalten, wenn es erforderlich.)
ilf
Rede zur Stiftungsfeier des Vereins
am 1. November 1868.
Meine Herren!
Wenn ich Sie heute zur Feier des Tages willkomme»
heisse, an welchem vor 31 Jahren unser Verein gestiftet ist,
und wenn ich damit die Bemerkung verbinde, dass M-ir im
Zeitalter der Eisenbahnen und der Telegraphen leben, so
lassen sich daran mancherlei Betrachtungen knüpfen. So zum
Beispiel die, dass der alte Spruch „Ars longa, vita brevis'*
in seiner Allgemeiuheit zwar nach wie vor gültig geblieben,
vergleichsweise gegen früher aber wesentliche Modificationen
erlitten hat. Wer könnte leugnen oder verkennen, dass wir
heute „rascher"' leben als vor 30 Jahren, und dass mit diesem
rascheren Leben, mit der Ersparniss an Zeit, mit der Ver-
kürzung des Raumes sich auch eine grössere Ungeduld der
Gemüther bemächtigt hat, eine bisweilen berechtigte, oft auch
unberechtigte Hast, die zur Ausaitung in Voreiligkeit geneigt
ist. Die wenigen geehrten Mitglieder unter den hier An-
wesenden, welche mir an Jahren voraus sind, werden mir
beipflichten, wenn ich behaupte, dass in der „langsameren"
Zeit, namentlich bis gegen das Jalir 1840 hin, das geistige
Lebensmeer auf seiner Oberfläche weniger gekräuselt, wenn-
gleich vermuthlich genau ebenso tief als das jetzige war.
Möglich, dass man damals in der Wissenschaft wie in der
Politik den Cultus der Autorität, den Respect vor dem hei-
ligen Herkommen übertrieben hat, aber ebenso möglich, ja
gewiss, dass es in der Wissenschaft wie im Staate ohne Au-
torität und Pietät nicht zu gesundem Leben und Treiben
kommen kann, so lange der Mensch hülflos und unmündig
geboren \Aird, und so lange er seinen Eltern für Pflege und
Erziehung, seinen Lehrein für Bildung ein dankbares Herz
zu bewahren hat. Ein Heros der Wissenschaft kann aller-
dings mit bäurischer Rücksichtslosigkeit in wilder Ehe leben,
aber seine Verbindung mit Humanität ist jedenfalls Gott und
Menschen wohlgefälliger,
Dass ich keinesweges „laudator temporis acti" bin, das
wissen Sie, meine Herren! Inzwischen halte ich mich doch für
vollkommen bereclitigt, aus dem vorher Gesagten die Nutz'-
Anwendung zu ziehen, dass unserem in der langsameren Zeit
gestifteten Vereine auch jetzt in der rascher bewegten diejenige"
Anerkennung gezollt werde, die er doch zum mindesten als-
2
18
„bahnbrechender" verdient hat. Die Geschichte vom „Ei des
Columbus" passt nicht blos auf America, nein auch auf andere
Dinge, so z. B. auf den ersten deutschen entomologischeu
Verein. Wer unbefangen den „ersten Jahresbericht", feiner
eine Anzahl Artikel der ersten Jahrgänge unserer eiitomolo-
gischen Zeitung liest, wird darin auf manches Wunderliche
stossen. Aber er wird sich der Ueberzeugung auch nicht
verschliessen können, dass der energische gute Wille und der
unermüdete Fleiss der Vereinsstifter allmälig grosse und
schwere Hindernisse aus dem Wege geräumt hat, deren
Widerstand sie anfänglich vielleicht unterschätzt hatten. Natür-
lich fehlte es nicht an Missgriffen, wie immer bei ganz neuen
Einrichtungen, welche erst durch das Feuer längerer Praxis
geläutert werden konnten. Vielleicht wundert man .«^ich iieute,
dass der Verein damals sich „Stettiner" und nicht lieber
„deutscher" Verein genannt hat. Wer weiss aber, ob damals
der „durchlauchtige deutsche Bund" darin nicht verpönte
Einheitsgelüste gewittert hätte? In dem System der Diploms-
ertheilung, auch ohne vorherige Bewerbung, der Beitrags-
pflichtigkeit und Einzieimng der rückständigen Katen durch
Postentnahme, in der Ausgabe von monatlichen Zeitungshelten,
welche natürlich nur von geringem Umfange sein konnten
und deshalb grössere Artikel in viele Abisätze zerstückelt
brachten — in allen diesen und manchen anderen Dingen
mussten erst durch die Praxis bequemere und dem Zwecke
des Vereins förderlichere Modificationen eingeluhrt werden.
Da ich auf meinen mehrfachen Reisen die Gelegenheit
gehabt und nicht versäumt habe, die Einrichtungen gleich-
artiger Gesellschaften kennen /u lernen, so glaube ich mich
zu der Ansicht berechtigt, dass un^er Verein, vorläufig
wenigstens, in seiner gegenwärtigen Gestalt am zweckmässig-
sten weiterzuführen ist. Nur in einem Punkte habe ich
Ihnen heute eine wesentliche Veränderung vorzusciilagcn und
diesen Vorschlag der Genehmigung des Yereinsvorstandes zu
unterbreiten. Zuvörderst will ich aber in gewohnter Weise
Ihnen und un&ern auswärtigen Lesern durch Mittheilung der
aeit der letzten Sitzung eingelaufenen Correspondenz ein Bild
von dem Leben und Treiben des Vereines nach innen und
aussen geben. Es schrieben die Herren:
1. Generalsecietair Putzej s, Bruxelles 1. September,
hat die letzte Correctur seines Biosciden-Artikels erhallen, freut
sich, dass er im Ganzen kaum 1 oder 2 leiciite Diuckfehler ge-
funden, und meint, im Vergleiche gegen manche andere weniger
sorgsame Setzer dürften die deutschen stolz sein. Seine Hoß-
ijung, aus den letzten Excursionen der französischen CoUegen
n^ch Spanien etwas Interessantes zu erlangen, hat sich bestätigt.
So z. B. ist nahe bei S. Sebastian der feine Cychrus spini-
collis Ciiaud. in Mehrzahl gefangen worden. P. wünscht bei
erster Gelegenheit die Gnathoxys-Arten meiner Sammlung zu
seilen, die icb ihm mit meinen Brosciden nicht gesandt hatte,
da ich sie nacli der bisher üblichen Ansicht zu den Scari-
tiden gestellt. P. wird sich noch mit der Durcharbeitung der
Trechiden beschäftigen, ist aber Willens, dann keine Arbeit
mehr vorzunehmen, bei welcher das Auge durcb Lupe und
Microscop zu seiir angestrengt M'ird. [Der Grund ist leider
vollgültig, aber die Freunde der Carabicinen werden es von
Herzen beklagen, wenn einer der berufensten Kenner dieser
interessanten Familie deshalb die P'eder niederlegen müsste,]
Baron Chaudoir hat soeben in Paris eine hübsche Arbeit über
die Harpaliden und Bembidien der Vereinigten Staaten publi-
cirt und lässt in Bruxelles eine Monographie der Trigono-
tomiden und zwei andere kleinere Memoiren drucken. Ein
Exemplar seiner Monographie über die Ozaeniden wird mir
zu Gebote gestellt.
2. Dr. Anton Dohrn, Millpoit 29. August, steht im
Begriffe, sich in Glasgow für seine Reise nach Messina aus-
zurüsten, hat eine kleine Arbeit über Pycnogoniden beendet
und schliesst aus meinem Scliweigen über Aepus marinus, mir
sei an der Species nichts gelegen. [Das thut mir leid, ich
hatte es wegen andier Punkte nur übersehen; die Art ist
immerhin ganz gut verwendbar und kann namentlich dazu
dienen (wie noch manche andere Arten), die Skepsis des
Herrn Präsidenten an der Spree über den entomischen Nutzen
der „Meerfischerei'-' ins Schleppnetz zu nehmen.]
3. Obergeometer Stark, Ansbach 23. August, hat eine
Kiste mit chilenischen Naturalien, daneben auch zwei Schach-
teln mit exotischen Käfern iür mich abgesandt, deren Taxe
er mir anheimstellt.
4. Gustos Schmeltz, Hamburg 27. August, 5. September,
theilt ein Schreiben von Dr. Herrich-Schätfer mit, bezüglich
einer Publication durch die Entomologische Zeitung, bestellt
Separata dieses Artikels und des von H. de Saussure.
5. Stuatsrath Dr. v. Kenard, Moskwa 28. August, hat
nachgesehen und nicht gefunden, dass ihm der besprochene
Jahrgang 1867 für Sarepta zugesandt worden. Ich soll
Dr. Heinrich D. an den für die Bulletins versprochenen Ar-
tikel erinnern.
6. Alexis H. Haliday, Lucca 25, August, ist sehr er-
freut und dankbar, dass ich seinem Begehren, die von ihm
in Sicilien gefangenen vermeintlichen Cardiaderus chloroticus
Fischer und Cassida desertorum Gebier mit Typen vergleichen
zu können, so rasch entsprochen habe. Er hat sie durch
2*
20
Einschluss in meinen Brief in vollkommen conservirtem Zu-
stande erhalten. Ein junger Luechese, G. L. Carrara, lässt
hoffen, dass er mit der Zeit der Coleopteien und Hemipteren
sich tüchtig annehmen werde. H. ist augenblicklich beschäftigt,
einen Bericlit über Dacus oleae (Olivenverwüsler) auszu-
arbeiten resp. aus dem Gedächtnisse zusammenzutragen, da
ihm im Mai bei seinem Aufenthalte in Napoli dortige Tasciien-
diebe [bekanntlich ist es unentschieden, ob Livorno oder Na-
poli die Hochschule für den höheren Taschendiebstahl iai]
sein Manuscript über Dacus, aus vielen Notizen und Cituten
bestehend, glorreich escamotirt hatten. Vergebens hatte er
gehofft, aus typisci)en Exemplaren von Oronzio Costa wesent-
liche Aufklärung zu erlangen. Seine in Italien gesammelten
Ortaliden nebst einschlagender Literatur hat er an Camillo
Rondani gesandt, der in seinem Prodromus davon Gebrauch
machen will. H. bedankt sich für die Mittheilung von
Dr. Hagen's jetziger Adresse und hofft, Mac Lachlan werde
jetzt die Neuiopteren-Vacanz nach besten Kräften auszufüllen
bemüht sein. — Aus dem ihm übersandten Exemplar der
Cassida desertorum geht evident hervor, wie H. schon aus
meiner Verbesserung der Gebler'sclien Diagnose (Enlom. Zeit.
Jahrg. 186G S. 166) vermuthet hatte, dass die in Sicilien
gefangene Art nicht desertorum iht und wahrscheinlich neu.
Sie ist der russischen analog durch die Farbe (grün mit rosa)
und durch die Nalirungspflanze (Chenopodiaceen in Salzboden).
Ueber die Identität des Cardiaderus will sich H. noch nicht
definitiv entscheiden; er stellt darülier einen Artikel in Aus-
sicht, in welchem vielleicht auch noch ein neuer Exochomus
besprochen wird. — Schliesslich fragt H. nach dem Verbleib
der Sammlungen mehrerer deutschen Hymenopterographen
und tröstet sich über die Boslieit der Psociden, welche ilim
seine beiden einzigen Exemplare von Halidaja nobilis Förster
aufgefressen haben, damit, dass die Gattung Halidaja Ron-
dani mit Sepsis, Halidaya Förster mit Melapelmus VVestw.,
Halidaya Egger mit Clytho Desvoidy synonym, er i'olgiich
an diesem Barbarismus der entomologischen Nomenclatur nicht
mehr mitschuldig sei.
7. Prof. Burmeister, Buenos Aires 17. Juli, ist gerade^
mit einer Zeichnung des vorweltlichen Skeletts von Glypto-
don tuberculatus dringend beschäitigt, will mir aber doch für
die Vertheilung des Entrcgas an versciiiedene Corpora do-
ctissima danken, spricht über die systematische Stellung der
Paussiden, die er zu den Carabicinen in demselben Giade
verwandt findet wie die Gyriniden zu den Dytisciden, und
bemerkt, dass er den P. brasiliensis nicht bei Rio Janeiro
sondern in den Vorräthen gefunden habe, die Bescke bei
Novo Friburgo gesammelt halle. Es viirde ihn inlereesiren
zu erfahren , wie Dr. Heinrich D"s Expedition nach den Cap
A'crde-Inseln ausgefallen, da er selber bei dem Vorbeifahren
bei San Vicente zu einer ähnlichen Exploration Lu&t ver-
spürt habe.
8. Dr. Funk, Bamberg 2. September, bekennt sich
einer etwas langen (fast zweijährigen) Antwortverschleppung
t^chuldig [bei den Viris doctissimis gerade nicht überraschend!],
bittet lim zehn früheie Jahrgänge der Zeitung und wird die
verheissenen Käfer-Caballeros aus Spanien um ho willkomme-
ner heissen, als er das romantische Land vor beinah 2U Jahren
wohl ein ganzes Jahr lang durchstrichen, leider aber nur zu
botanischen Zwecken, weil er damals noch nicht ahnte, dass
er sich später für Entoma so lebhaft iiiteressiren \Aürde.
^. Etatsrath Boie, Biunswiek bei Kiel 28. August, y,hält
es für der Mühe werth, auf die ganz ausserordentliche Menge
von Musca corvina Meigen aufmerksam zu machen, die
sicii seit Mitte des Monats in den Räumen der Universitäts-
Bibliotiiek gezeigt. Sie sitzen klumpenweise an den Decken
der Gewölbe — ich rede von Tausenden, um nicht mit Mil-
lionen um mich zu werfen. Auch an der Decke der als
Leichenhaus dienenden St. Jürgen's Capelle zeigten sie sich
in Masse."
10, C. Hostinsky, Czenej 26. August, berichtet über
eine Reise nach Herkulesbad , Orsova u. s. w., welche er
Mitte Juli gemacht. Er dankt für meine Warnung in Betreff
der Columbaczer Mücke*), hat aber bereits Mitte Mai die
unangenehme Bekanntschaft derselben gemacht, da sich einige
Schwärme davon beinahe acht Tage lang bei Czenej haben
sehen lassen, -was seit Menschengedenken nicht der Fall ge-
wesen. Indef-s ging es ohne Verlust ab, und gegen die empfind-
lichen Stiche wurde Einreibung mit Salmiakgeist brauchbar
befunden. Ungeachtet mehrmaligen Suchens und ausgelegten
Köders wurden weder in der Räuber- noch in der Schwitz-
Höhle bei Herkulesbad cavernicole Thiere gefunden. Auch
nicht bei dem späteren Besuche der Veteranen- und der
Bonikovaer Höhle bei Orsova; doch war es bei der letzteren
überhaupt schwierig, auf Nebendinge zu achten, da sie durch
einen kurz vorher stattgefundenen Wolkenbruch überschwemmt
gewesen war, und das Passiren derselben dadurch wesentlich
behindert wurde.
^) Auf dem K. Museum in der Wiener Hofburg hat Herr Di-
rector Dr. Redtenbacher eine vortreffliche Folge der Entwickehings-
stadien dieses kleinen Plagedämons zusammenstellen lassen. Yergl.
den Artikel Vollenhoven's Jahrg. 1860 dieser Zeitung S. 311.
22
11. Schulrath Dr. Suffrian, Münsler 5, September, be-
merkt, dass zwischen uns eine so lange Pause der Corre-
spondenz — volle 4 Monat — ihm als ungewöhnlich aufge-
fallen sei, sendet entliehene Bücher zurück und hat von einem
durchreisenden Nordamerikaner eine Anzahl dortiger Käfer
erhalten, von denen er mir in gewohnter Liberalilät mittheilt.
Ausser manchen andern grösseren Sachen, welche unter die
besseren zu zählen sind, verdienen besondere Erwähnung einige
Adranes, Batrisus, Ceophyllus und namentlich einige saubere
Anophthalmus Tellkampfi aus der Mammuthhöhle in Kentucky.
12. L. Fairmaire, Paris G.September, hofft, dass ich
ihm die körperlich em])l]ndlichen Nachwehen der lästigen
Sommerhitze durch eine tröi^tende Sendung erleicIUern werde,
zu der er mir allerlei Vorschläge macht. [Es freut mich, sie
zum grösseren Theile erfüllen zu können.] Den zu der grossen
spanischen Sendung gehörenden Katalog hatte er beizulegen
vergessen und sendet ihn unter Kreuzband nach.
13. S. Solsky, Petersburg 12. September, bedauert,
seit längerer Zeit ohne Nachricht zu sein, hat leider in ento-
mologischer Beziehung nichts Erl)auliches zu melden, erzählt
von den furchtbaren Wald- und Torfmoor-Bränden, welche
die Umgegend von Petersburg verwüsteten und erst jetzt
durch Regengüsse wieder einem reineren, so lange durch
Qualm verräuchrrten Horizonte Platz gemacht haben. Am
14. September wird der Petersburger entomologische Verein
die im Sommer ausgesetzten Versammlungen wieder aufnehmen.
14. Dr. Funk, Bamberg 12. September, dankt für die
erhaltenen zehn Jahrgänge Zeitung und die beigefügten, sehr
willkommenen Hidalgos.
15. J. Mann, Wien 10. September, bittet um Spedition
einer für England bestimmten Sendung von Microlepidopteren
und legt Verzeichnisse zur Vertheilung bei. Mit der Ausbeute
seiner diesjährigen Reise nach Dalmatien ist er durchaus un-
zufrieden.
16. C. Stal, Stockholm 9. September, spricht seinen
Dank für gastfreundliche Aufnahme bei seiner letzten Reise
aus und sendet eine Erklärung ein, deren Aufnahme in das
nächste Heft der Zeitung er wünscht.
17. D. Rob er tson, Millport bei Glasgow 8. September,
hat sich über die Zusendung des gewünschten Portraits von
Linne sehr gefreut, desgleichen über Dr. Anton Dohrn's ihm
allezeit willkommenen Besuch.
18. Commerzienrath E. vom Brück, Ciefeld 12. Sep-
tember, benachrichtigt mich, dass er die Naturforscher-Ver-
sammlung in Dresden besuchen wird, und dass es ihm lieb
sein würde, mich dort zu treffen.
23
10. Martinez y Saez, Madrid 4. September, hofft, dass
der von mir vermieste Katalog seiner Sammlung mir inzwieclien
von Paris aus nachgeschickt sein werde. Der Herbst werde
ilim hotlentlich noch gute Ausbeute liefern.
20. Der Annaberg -Buciiliolzer Verein für Naturkunde
(August) sendet seinen ersten Jahresbericht ein und wünscht
Au'stausch der Publicationen. [Unter ßezugnalime auf den
betreffenden Vorstandsbeschluss höflich abgelehnt.]
21. R. Mac Laclilan, Lewisham 19. September, be-
zieht sich auf eine mit Dr. Anton Dohrn bei seiner Durchreise
gehabte Unterredung wegen eines Artikels über Phryganideri
und fragt nach den Modalitäten, namentlich wegen der dabei
unerläsf^lichen Tafel.
22. Kev. A. Matthews, Guniley 9. September, dankt
für die erfolgreiche Verwendung bei Herrn Dr. Hampe wegen
Mittheilung eines typischen Exemplars von Ptilium croaticum.
Er v^'ü^de es gern anatomiren, wenn er die Erlaubuiss dazu
hätte. [Ich nniss mich bei der Uebersendung undeutlich aus-
gedrückt haben, da Herr Dr. H. in zuvorkommendster V^^eiße
das Exemplar zur beliebigen Dissection freigestellt hatte.]
23. Dr. Anton Dohrn, Mountsfield 15. September, be-
dauert, dass er meine Bemerkung über Aepus marinus zu
spät erhalten, da er in den letzten Tagen seiner Meerfischerei
bei Millport das Thier in Mehrzahl hätte fangen können;
einstweilen müsse ich mich mit den erbeuteten 15 Stück be-
gnügen. Er hat mit M. Lachlan über einen Zeitungsartikel
gesprochen und wird seine Reise nach Messina über Plymouth
antreten. Stainton und Prof. Huxley haben ihn mit gewohnter
Gastfreundschaft aufgenommen.
24. J. Putzeys, Bruxelles 14. September, deutet mir
an, welche Gattungen seine nächste Arbeit über die Trechi-
den umfassen soll, und wird dahin einschlagende Mittheilungen
mit Dank aufnehmen. In allen Theilen der Erde giebt es
Repräsentanten ächter Trechus, nur in Nordamerika hat man
bisher keine gefunden, was P. unglaublich dünken will. Mit-
theilung von Broscus-Exemplaren aus der Gegend von Sarepta
würde angenehm sein, um über die behauptete Identität von
Br. cephalotes und semistriatus ins Klare zu kommen. Herr
Weyers ist mit der Untersuchung der Julodis fertig und wird
sie remittiren.
25. J, Scott, Lee 18. September, zeigt mir an, dass er
in den nächsten Tagen eine Rei'e nach Petersburg und Moskwa
anzutreten und bei dieser Gelegenheit mich zu besuchen denke,
auch zur Besorgung etwaiger Aufträge gern bereit sei. [Herr
Scott hat sein Versprechen erfüllt, wenn auch zu meinem Be-
dauern nur für wenige Stunden.]
24
26. Zusendung des Naturforscher- Vereins zu Riga, neue
Folge Heft 2 [enthält auf 294 Seiten die fleissige Arbeit des
Baron Nolcken über die Lepidoptera von Estland, Livland
und Kurland].
27. W. Koltze, Hamburg 22. September, berichtet die
wohlbehaltene Ankunft der für ihn und die Herren Ehrhardt
und Sclimeltz bestimmten Sendung und ist damit überaus zu-
frieden. Der angeregte Zweifel über das Trogoderma wird
4-ich wohl erledigen lassen.
28. Dr. H. Hagen, Cambridge 30. August, fand bei
seiner Heimkehr von einer mehrwöchentlichen Reise eine be-
trächtliche Zahl von Briefen vor und will sich für den dar-
unter befindlichen, den ich ihm über meinen Sommerausflug
geschrieben, dadurch bedanken, dass er die erste Antwort
nach Stettin adressirt. Seine Reise hat nach massiger Be-
rechnung eine Strecke von über 4Ü00 (engl.) Meilen — etwa
800 deutsche — betragen. Von den dabei gesehenen Wun-
dern der Natur und der menschlichen Industiie ist er ganz
berauscht. Auf der Naturforscher- Versammlung in Chicago
war die Geologie am stärksten vertreten, Entomologie durch
etwa sechs Kepräsentanten, darunter Mr. Walsh, Staats-
Entomolog von Illinois mit 2000 Dollars Gehalt, Mr. Riley,
ßtaats-Entomolog von Missouri mit 3000 Dollars Gehalt, beide
Männer äusserst tüchtig in ihrem Fache. Professor Agassiz
weilt augenblicklich auf seiner Reise nach S. Francisco in
Utah; die Pacific-Eisenbahn, an vselcher täglich im Osten 4,
im Westen 6 Meilen fertig gemacht werden, soll im Frühjahr
3 869 vollendet sein. Hagen hat „mit Insecten eigentlich noch
gar nicht gearbeitet, desto mehr mit Crustaceen. Eine Mono-
graphie der amerikanischen Astaciden, 32 Species mit Zeich-
nungen, ist fertig und soll jetzt gedruckt werden," [Daraus
wird offenbar wieder der geistreiche Schluss gezogen werden
jnüssen, dass „zu unserm Bedauern Dr. H. für die Entomologie
viel zu gut zu sein und seine früheren Lieblinge, die Neu-
ropteren, wenig oder gar nicht zu kultiviren scheint."] Hagen
dankt für die ihm gesandten Hefte der Zeitung, hat aber nur
J und 3, nicht 2, erhalten. [Soll nachgeliefert werden.] In
dem Berichte, den die Entomologische Zeitung über die Be-
;€tände des Museums in Cambridge veröffentlicht hat. muss es
statt 15,000 Fische 150,000 heissen.
29. H. T. Stainton, Lewisham 21. September, erhielt
•meinen letzten Brief auf der Naturforscher- Versammlung in
.Norwich, wo es Ueberfluss an „Darwinian papers" gab. Er
bittet mich, im Falle Herr J. Mann mir Microptera zur Spe-
dition einsendet, den Betrag zu berichtigen. Meine Frage an
Herrn Bates, ob ihm bei seiner Exploration des Amazonen-
25
Gebietes die Cicindelen-Gattung Oxygonia vorgekommen, hat
derselbe in Norwich verneinend beantwortet. Der Bruder
det^selben, Herr Frederik Bat es in Leicester, wünscht unserm
Vereine als Mitglied beizutreten. — 29. September Sendung
von Transactions der Linnean und der London Entom. Society
für den Verein, Prof. Zeller etc.
30. Dr. Funk, Bamberg 22. September, monirt einen
Defect in einem der übersandten Jahrgänge.
31. Martinez y Saez, Madrid 21. September, erhielt
meinen Brief und die Liste der ilim angebotenen Arten; er
ist damit durchaus zufrieden und bedauert, dass er nur eine
beschränkte Zahl von Exemplaren gebrauchen kann. [Der
pseuüopatriotische Unfug der „Britisiiei^ scheint in Spanien
ebenfalls an der Tagesordnung zu sein.] Es würde ihm be-
sonders schätzbar sein, wenn ich ilim zu gut bestimmten spa-
nischen Coleopteren verhelfen könnte, die in seinem Kataloge
nicht angestrichen sind. Nach seiner letzten Sendung dürfe
ich mein Urtheil noch nicht feststellen, da das Jahr wegen
seiner Dürre ausnahmsweise arm an Insecten gewesen. [All-
gemeine Klage von allen Seiten ]
32. Obergeometer Stark, Ansbach 15. September, dankt
für das Unterbringen der Vogelbälge, fand unter den gesendeten
Käfern 20 neue Arten für seine Sammlung und wird von den
als brauchbar bezeichneten Chile- und Mii-souri-Sachen nach-
senden.
33. Pfarrer Robig, St. Georgen 21. September, hat in
der Nauos-Grotte einige interessante Höhlenthiere (Oryotus,
Leptodirus angustatus, Cyphophthalmus duricornis) erbeutet,
M'elche er zur Disposition stellt; desgleichen Carychieu, falls
Dr. Heinrich D. davon Gebrauch machen will.
34. R. Mac Lach 1 an, London 28. September, wird
den betreffenden englischen Artikel , zu dessen Uebersetzung
ich ihm meine Beihüll'e angeboten, lieber in einer englischen
Zeitschrift veröffentlichen, verspricht dagegen einen andern,
deutsch abgefassten. — Unser Freund Stainton ist durch
Parlamentswahl-Vorkehrungen augenblicklich ganz absorbirt.
— Evangelist Matthäus werde durch den ihm überwiesenen
Braten gewiss fett werden. [Rev. Matthews hatte bei mir
angefragt — vergl. No. 22 — und ich liess ihm durch Herrn
M. Lachlan eine Antwort zugehen, er dürfe das Ptilium croa-
ticum nach Belieben sieden oder braten und zers^chneiden.]
35. Gerichtsrath Keferstein, Erfurt 28. September,
Artikel für die Zeitung.
36. Dr. Andrae, Bonn 7. October, vermisst in der
Bibliothek des naturhistorischen Vereins für die Rheinlande
26
den Jahrgang 1854 der Stetliner Entomologisclien Zeitung
und ersucht um Ausfüllung dieser Lücke.
37. Schulrath Dr. Suffrian, Münster 6. October, erhielt
cum gratia die ihm zugedaciite Sendung, wünscht Dr. Hagen's
genaue Adresse und eröffnet mir die erfreuliche Aussicht
baldigen Besuchs.
38. Prof. Nicke rl, Prag 3. October, befindet sich, seit-
dem er vom Lande wieder in die Stadt gezogen, nicht son-
derlich, legt mir einen Determinandensegen von 620 Austra-
liern ans Herz und fügt ein paar Mikrolepidopteren für die
Herren Hering und Schleich bei.
39. Haliday, Lucca, ladet mich in seiner Eigenschaft
als Secretair der neugebildeten Entomologischen Gesellschaft
für Italien ein, derselben als Stiftungs-Milgiied beizutreten.
Bitte, das Programm \a eiter zu verbreiten.
40. E. Raymond, Sassari (Sardinien) October, bietet
Betheiligung an der von ihm beabsichtigten Käler-Ausbeulung
Sardiniens und Corsica's an. Es ist ihm bereits gelungen,
eine Anzahl neue Arten, namentlich in Scjdmaeniden, Ptela-
pliiden, Staphjlinen u. s. w. aufzufinden.
41. Wehncke, Harburg 8. October, schreibt über einen
angeblichen Hydroporus striola aus Finland, den er für nichts
anders als tristis hält, und theilt ein paar spanische Hydro-
poren mit. Beilage für Dr, Bethe.
42. J. L. Weyers, Brüssel 11. und 15. October, re
mittirt die ihm zur Begutachtung niitgetheilten Buprestiden,
von denen er freigestelltermaassen zMölf No. Julodis behalten
hat und dafür die interessante schwaizgrüne Varietät Putzeysi
des Carab. auronitens beifügt. Er sendet den Jahrgang 18ti8
der Annales de la Soc. entomol. de Belgique für die Vereins-
Bibliothek und legt Geld für Jahigänge der Stett. Ent. Zeit. bei.
43. Pfarrer S. Robic,^, St. Georg 10. October, möchte
gegen Sphodr. Schreibersi, Anophth. Bilimeki und etliche
Species Adelops gern Scarab. Hercules <2^ und Goliath gi-
ganteus (^$ eintauschen. [Auch wenn mit der letzten Art
vermuthlich nur G. Druryi gemeint ist, erscheint die Differenz
im „Gewicht''' doch wirklich etwas zu erheblich, um den
Wünschen des reverenden Collegen entsprechen zu können.]
44. StaheTsche Buch- und Kunsthandlung, V\^ürzburg
7. October, bittet um Auskunft, wo und zu welchem Preise
eine Sammlung von Land-, Forst- und Gartenbau schädlichen
Insecten zu erlangen,
45. Schulrath Dr. Suffrian, Münster 11. und 16. Oc-
tober, remittirt Vereinsbücher, Determinanda, fügt Artikel von
ihm und von Dr. Altum für die Zeitung bei. Die ihm von
mir vorgelegten Donacien aus England gehören in der That
27
zu D. comari, deren Zusammenziehung mit D. sericea unrichtig
if<t, ;Meine Einladung zur Stiftungsfeier des Vereins muss er
zu seinem Bedauern ablehnen, da er gerade in der betreffenden
Zeit durch amtliche Reisen behindert sein wird.
4fi. Prof. Zell er, Meseritz 2., 6., 15. October, erklärt
seine Bereitwilligkeit im Allgemeinen, auf meinen Vorschlag
einzugehen und seinen Wohnsitz nach Stettin zu verlegen,
hat indessen verschiedene Bedenken, die zuvörderst zu er-
ledigen wären. Herr J. Lederer erwähnt in seinem Briefe
an Z. einiger „breiter Käfer mit grossen Füssen^, die er auf
seiner diesjährigen Reise nach Magnesia erlangt hat, und die
selten sein müs-en. [Wahrscheinlich ist der allerdings noch
immer in den Sammlungen sehr geschätzte Euchirus bimucro-
natus Pallas gemeint.] Das Paket mit den Separatis des
letzten Zeitungsartikels von Z. sammt den schätzbaren Bei-
lagen ist riclitig eingegangen. Humoristischer Trost über die
Darwin'sche Theorie, basirt auf die Identität der heiligen
Dreckkäfer (Ateuchus sacer) nach 4000 Jahren mit denen in
den ägyptischen Antiquitäten und auf die ßarqaxoi des Ari-
slophanes, welche heute noch immer ßqsxexexs'i xoa^ singen
ohne spürbare Varianten.
47. A. H. Haliday sendet unter Kreuzband einen in
der Hauptsache von ihm verfassten interessanten Artikel aus
dem italienischen „Agricoltore-, einer in Lucca herauskom-
menden landwirthschafilichen Monatschrift, in welchem (vergl,
No. 6) zusammengestellt wird, was über die schädliche Oliven-
Fliege , Dacus oleae Rossi, publicirt worden. Das einzige
bisher probehaltig befundene Mittel besteht in vorzeitiger Ein-
erntung der Oliven. In seinem gleich nachher eintreflfenden
Briefe d. d. Lucca 15. October spricht er davon, dass er
hoffe, mir über den fraglichen sicilischen Cardiaderus näch-
stens mehr Positives sagen zu können. Dass die von ihm ge-
fundene Cassida nicht desertorum Gebl. ist, steht fest. Der
von ihm gefundene Exochomus ist nigripennis Erichs, von
diesem in der Angola -Fauna beschrieben, von Marseul in
seinen Katalog aufgenommen, in dem neuen Stein'schen feh-
lend. Freund E. P. Wright hatte von Setubal aus eine Jagd-
Excursion auf Hjalonema (Spongien-Gattung) in einem Wal-
fischboot gemacht und war so glücklich gewesen , 30 (engl.)
Meilen von der Küste in sehr tiefem Wasser 1 Exemplar mit
dem Schleppnetz zu fangen. Aber auf der Heimreise durch
Portugal ging ihm auf der Eisenbahn sein eingeschriebenes
Gepäck (Mantelsack, Mikroskop, Kleider u. s. w.) verloren,
und es ist sehr fraglich, ob er es wieder erlangen wird.
48. Registr. A. Helfrich, Berlin 20. October, bittet,
28
eine Anzeige des Naturalienfeammlers Veit Kalir in die Intelli-
genz der Zeitunü: aufzunehmen.
49. H. de H o n V o u 1 o i r , Hagneres de Bigorre 1 9. October,
luit duieli L. Fuiniiaire Nacliriclit von der für ilin bestimmten
Sendung erhalten und liofTt, die darin befindlichen Throsciden
spätestens im December zu remittiren.
50. Pastor H. Kawall, Janssen 1.^. October, benutzt
eine Gelcgcniieit, um den Betrag für den Jahrgang 1868 ein-
zusenden, um dessen baldmöglichste Zustellung er ersucht.
51. Lieut. M. Wahn seh äffe, Weferlingen 17 October,
berichtet, dass er und mehrere Naturfreunde in dortiger Ge-
gend (am Harz) einen naturwissenschaftlichen Verein, genannt
AUer-Verein, gestiftet haben, der monatliche Wanderversamm-
lungen hält und seine Besultate gelegentlich im Wochenblatle
von Neuhaldensleben publicirt. Er wünscht zwei Hagen'sche
Schriften aus der Vereinsbibliothek.
52. Zusendung der Smithsonian Institution mit Aviso aus
Leipzig vom Sei»tcmber IStJS, \\ eiche ausser den von der
Instit. j)ublicirten Bänden noch enthält: Sendung der Amer.
Acad. of Arts and Sciences und der Soc. of Natural Hist. in
Boston, des Mus. of comparative Zoology in Cambridge, der
Acad. of Sciences in Chicago, der Ohio Stale Agric. Soc. in
Columbus, des Lyceum of Nat. Hist. in Newyork, der Acad.
of Nat. Sciences und der Amer. Entom. Soc. in Philadelphia,
des Essex-lnstitute in Salem, der Acad. of sciences in St. Louis
und ein Buch von Herrn W. H. Edwards in Philadelphia, wel-
cher zugleich den Prospect eines von ihm herauszugebenden
Praclitwerkes über „the butterflies of North America^' ein-
sendet.
53. Edwin Brown, Burton on Trent 21. October, nimmt
meine Vermittlung in Anei)ruch, ihm zu sibirischen Cicinde-
deliden und Carabiden zu verhelfen. [Nicht eben leicht, da
seit Dr. Gebler's Tode kein sachverständiger Coleopterolog
mehr in jener Gegend Material zusammenbringt.]
54. G. Haelssen, Kaufmann in Hamburg, 22. October,
wünscht dem Vereine beizutreten. 26. October, bestellt Jahr-
gänge der Zeitung.
55. Dr. Haag, Frankfurt a, M. 23. October, wird sich
gern der ihm angetragenen Bestimmung von Tenebrioniden
unterziehen, obwohl voraussichtlich das Resultat zweifelhaft
sein wird, da die neuerlich gekommenen Sachen, namentlich
aus Australien , meist unbeschrieben sind. Es fehlt ihm ein
Jahrgang der Zeitung, dessen Nachlieferung er gelegentlich
wünscht.
56. Dr. Anton Dohrn, IMessina 16. October, hat sich
dort nach einer schönen Seereise von Marseille zu seiner Zu-
29
fiiedenheit installirt, wartet noch auf die Ankunft seiner Bü-
cher und Aquaiien, ehe er sich wieder auf die Meeriischerei
verlegen kann. Uer ers-te Abend im I'ala/zo Vitale, in Mel-
chein er wolint, war duich entomologische Activität aus-
gezeichnet; er und .^ein Wolinungsgenosse , ein junger russ-i-
i-cher Natuiforsclier, schlugen mit Pantodeln zwischen zwei
bis dreihundert Blatta todt. Leider schienen auch Hemiptera
dem Palazzo nicht gänzlich zu gebrechen, und an Flöben,
Fli<'geri, Moi-kito's i-t duichau.s kein Mangel. Auf den bisher
gemaclitcn Spaziergängen liesten sicli Piinelia und unler.>-chied-
liche Guaniter-Käfer häufig genug blicken. Jn einem Bassin
eines öflentlichen Gartens in der Strada Garibaldi, welches
noch dazu von Palmen eingefasst ist, wurden bereits ver-
schiedene Insectenlarven gefischt. Bei einer nächstens nach
dem Aetna zu machenden Excursion sollen die etwa zu be-
treffenden Entoina dein Paradebett für die Wissensehaft nicht
entrinnen.
57. S. Solsky, Petersburg 20. October, erhielt die ihn)
von mir für die entomologische Gesellschaft gesandten palä-
ontologischen Hefte des Prof. Puimeister durch Vermittelung
der K. Akademie, kann mir leider von der entomologischen
Ausbeute der auf dem Zuge gegen Samarkand bel'ndlichen
Gelehrten nichts erzählen, da ihm bislier nichts davon zu
Gesieht gekommen, mit Aufnahme des Wenigen, was ihm
ein Micht-Entomolog gesebickt hat, ^^'as sich aber nur auf
1 Scorpion, 1 Scoloj)ender , 1 Pentodon und ein Stück einer
ansehnlichen Heliocopris beschränkt. Vorzugsweise würde
ihm eine Zusendung von Stapliylinen angenehm sein. Die
Berichtigung des Kamens der algerisclien Clythra war ihm
willkommen; die Liste der Determinata wird er an Herrn
Becker befördern. Mit dem V^^achslhum der Soc. entoni. könnte
es wohl etwas rascher gehen, doch man muss Geduld haben.
5S. Generalsecretair Putzejs, IJruxelles 23. und 26. Oc-
tober, hat die ihm zuletzt gesandten Sareptaner Carabicinen
revidirt und sendet mir das Namenverzeicliniss. Eine darunter
befindliche hübsche Varietät des Ancliomenus austriacus F.
würde ihm, wenn Duplicat, angenelim sein.
59. E. Raymond, Sassari 18. October, nimmt meine
Vorschläge behufs Sendungen über Paris dankbar an und hat
bereits ausser den letzthin erwähnten neue blinde Käfer er-
beutet.
60. Prof. Stäl, Stockholm 22. October, freut sich, dass
es ihm gelungen, ein schönes Exemplar der seltenen „Egen-
händiga Antekningar af Linnaeus om sig sjelf'*' (L's Selbst-
biographie) aufzutreiben, welches er mir verehrt und durch
den ßuchhaudel senden wird, zugleich Heft 2 und 3 seiner
Chrysomelen-Monogiaphie für das Pommersche Museum bei-
schliessend.
Gl. J. L. Wejers, Bruxelles 24. October, erhielt die
Sendung in gutem Zustande, hat die Jahrgänge an die belg.
ent. Gesellschaft, an die Akademie in Br. und an die Soc.
Roy. in Liege befördert, desgleichen die Schachteln an die
Herren Putzeys, Roelofs und Candeze und hofft die vorgelegten
australischen Buprestiden in kürzester Zeit determinirt zurück-
zusenden. Meine Bemerkung über den erstaunlichen Patriotis-
mus der belgischen Entomologen hat ihn ergötzt: allerdings
stehen seine Landsleute den erpichtesten Britishers nicht nach
und scheinen zu Hekatomben geneigt, sobald wieder ein neues
Entomon als unzMeifelhafter Bürger Belgiens registiirt ist.
62. H. T. Stainton, Mountsfield 26. October, dankt für
ausgerichtete Aufträge und freut sich, dass der Mottenpatriarch
übersiedeln will.
63. Graf Manuel, Conflans 26. October, zeigt den
Abgang einer Sendung von Mont Cenis-Insecten an. [Da sie
ausser manchen andern feinen Sachen auch ,^'-^ von Osphya
aeneipennnis Kriechb. enthält, so soll es mir erfreulich sein,
wenn sie unbeschädigt den Transport übersteht.]
64. Kaufmann W. Roose, Frankfurt a. M. 29. October,
wünscht dem Vereine beizutreten und dass ihm ein Exemplar
der Vollenhoven'schen Ichneumonen- Skizzen besorgt ^erde.
[Soll gern geschehen, sobald noch mehrere Bestellungen dar-
auf eingehen.]
65. Oberst Quedonfeldt, Berlin 30. October, bedauert,
dass mein ihm im Frühjahr in Liegnitz zugedachter Besuch
ihn verfehlt habe , weil er inzwischen als Coinmandeur des
50. Regiments nach Posen versetzt war; aber auch diese
Stelle bekleidet er nicht mehr, da er seither nach Beilin in
das Kriegsminibterium berufen %\orden Sein lebhaftes Inter-
esse an der Entomologie ist kcinesweges verringert, wenn-
gleich die neuen Verhältnisse ihm wenig freie Zeit liessen.
65. V^. Scott, Petersburg 2i*. October, bedauert, dass
er seine Rückreise nach England auf dem kürzesten Wege
machen wird, ohne den versprochenen längeren Besuch hier
ausführen zu können. Auch den beabsichtigten Abstecher
nach Moskwa konnte er nicht ins Weik setzen.
67. Consul Blanchard des Farges, Paris 29. October,
wird die beabsichtigte Reise nach Tiflis am 15. November
über Marseille antreten und bittet um meine Introduction bei
Herrn Radde, Director des dortigen Museums, dem berühmten
Explorator des Amur-Gebietes.
68. Prof. Zeller, Meseritz 25. und 29. October, erhielt
die ihm bestimmten London Transactions, begutachtet einen
31
ihm mitgetheilten Zeitungs-Artikel, bespricht eventuell noch
einige Fingen, welche bei der Uebersiedelung berücksichtigt
vvenlen rnUssten, hat von Stainton über eine beabsiclitigte
Excursion nach Kauen nichts Näheres erfahren und möchte
meine Ansicht über die beste Metliode wissen, Insectensendun-
gen von und nach den Vereinigten Staaten zu behandeln.
[Leider bin ich nicht im Stande, meinem Freunde erprobten
Rath z,u geben, da die mir bisher aus Nordamerika direct
zugekommenen Sendungen ohne Ausnahme in schlechtem Zu-
stande hier einliefen. Ob daran die anscheinend zu sorglose
Verpackung der Absender allein die Schuld trug, ob eine
barbarif-clie Behandlung auf dem jenseitigen Transport, lasse
ich dahingestellt.]
G9. E. Brown, Burton 29, October, wird seinen Kata-
log ehestens einsenden, damit ich beurtheilen kann, ob seinen
sibirischen Desideiien ahzulielfen ist. Er wünscl)t dem Ver-
eine anzugehören, ist geneigt, der Zeitung einen Artikel über
Manticora zu überweisen und hort't, da^^s unter seinen Lamelli-
cornen und Longicornen annehmliciie Aequivalente sein werden.
Den vorgetragenen Briefen werden Sie, meine Herren,
unschw er entnommen haben, dass der Verein sich ausgezeich-
neten Gedeihens erfreut. Da nun un-er Heir Vereins-Finanz-
Minisler uns glaubhait versichert, es werde sich voraussichtlch
in dem Budget eher eine Steigerung der Einnalmien als eine
Abnahme derselben nachweisen lassen, so molivire ich mit
diesen beiden Thatsaclien den bereits in dem Eingange meiner
Rede angedeuteten Antrag. Er geht dahin:
„den Herrn Prof. P. C. Zell er in Meseritz als be-
ständigen Secretair des Vereins mit einem festen Ge-
halt liierlier zu berufen".
Von dem Augenblicke an, wo es mir vergönnt war, die mir
zugedachte, auf literarische und musikalisclie Leistungen ba-
sirte Gräce royale König Friedricli Wilhelms des Vierten in
eine Subvention des Vereins zu gestalten, stand es bei mir
fest, dass diese goldhaltige Quelle möglichst geschont und in
ein Reservoir geleitet werden solle, aus welchem sich später
dauernder Segen für unsere Gesellschaft erzielen lasse. Zwar-
ist nach meiner früheren Ansicht der Zeitpunkt eigentlich
noch nicht gekommen, um das fragliche Reservoir für gefüllt
genug zu halten, indessen bewegt mich zu dem heutigen Vor-
schlage einestheils das Gefühl meines vorrückenden Alters,
welches den gesteigerten Anfordernngen des immer umfang-
reicheren Vereines ohne verlässige Beihülfe nicht mehr ge-
nügen kann, anderntheils die freundliche, hoch zu ehrende
Bereitwilligkeit meines werthen Freundes Zeller, der aus
Liebe für die Wissenschaft und bewährtem treuem Festhalten
am Interesse des Vereins sich willig erklärt hat, sein ent-
schieden wohlfeileres jetziges Domieil mit dem als theuer
bekannten Stettiner Pflaster zu vertauschen, wenn das ihm *
auszusetzende Gehalt auch eb, n nur nothdürftig hinreicht, die
Differenz auszugleiciien.
Dass Professor Zeller den ihm dafür angemutheten Lei-
stungen, Beihülfe bei der Redaction und Correctur der Zeitung,
Oberaufsicht über unsere von Jahr zu Jahr sicli mehr aus-
dehnende Vereinsbibliothek, in jeder Beziehung mehr als ge-
wachsen ist, darüber brauche ich kein Wort zu verlieren —
wir kennen den Mann und wissen, was wir an ihm gehabt
haben und haben werden. Dass ich nach 25 Jahrgängen Zei-
tung und 16 Bänden Linnaea entom. bei der Redaction und
der augenmörderischen Correctur nach einem Hülfsgenos^en
begehre, auf den ich mich verlassen kann, wird Urnen niclit
wunderbar dünken. Mithin empfehle ich meinen Vorschlag
zur geneigten Prüfung und stelle ihn liiemit zur Discussion.
Hr. Prof. Hering nalim hierauf als Senior des Vorstandes
und ältestes Stiftungsmilglied das Woit und erklärte, er
glaube sich vollkommen berechtigt, im Namen seiner Collegen
deren einstimmige Zufriedenheit mit dem Antrage aussprechen
zu dürfen. Dies wurde durch Acciamation bejaht.
Nach einer eingehenden Darlegung des Herrn Vereins-
Rendanten Miller wurde sodann beschlossen,
Herrn Prof. Zeller ein jährliches Fixum von 200 Thlr.
auszusetzen und zu den Kosten des Umzuges eine
ausserordentliche Beihülfe von 120 Thlr. zu leisten.
Die bisherigen Beamten des Vereins wurden in iiiien
Aemtern bestätigt. Dem darauf folgenden gemeinsamen Mahle
wohnte, eingeführt durch Herrn Dr. Sclileicli, der weit-
berühmte Operateur Herr Geheimrath Dr. Robert Wilms
aus Berlin bei und nach seinem, durch den Abgang des Balin-
zuges bedingten Aufbruch wurde einstimmig beschiosiren, den
gefeierten Mann zu ersuchen,
ein Ehrendiplom des Vereines freundlich anzunehmen.
Ausserdem sind in den Verein heute aufgenommen worden
die Herren
Preudhomme de Borre in Liege,
Kaufmann Haelssen in Hamburg,
E. Raymond, derzeit in Sassari,
Edw. Brown in Burton upon Trent,
Fred. Bates in Leicester
Kaufmann W. Roose in Frankfurt a. M.
Dr. C. A. Do hm.
S3
Mitglieder- Verzeicliniss. '
Gegen das zu Anfang des 28. Jahrgangs (1867) ab-
gedruckte Verzeicliniss der Mitglieder des Vereins und den
im 29. Jahrgänge (1868) S. 17 gegebenen Nachtrag dazu
hat sich der Status inzwischen folgendermassen verändert. .^
Der Verein hat durch den Tod verloren:
die Ehrenmitglieder:
Herrn B. V^. Westermann in Copenhagen,
Prof. M, C. Boheman in Stockholm;
die Mitglieder:
Herrn Director Kaden in Dresden, ;
M. C. Sommer in Altena,
Gutsbesitzer Küsell (starb in Görlitz schon
vor längerer Zeit),
Prof. Dr. Filippo de Filippi in Turin, eben-;
falls schon seit geraumer Zeit gestorben,
desgleichen Herr E. Heeger in Wien,
desgleichen Herr Director Dr. Schmidt in Elbing.
In den Verein sind aufgenommen:
als Ehrenmitglieder:
Herr Cesar Godeffroj in Hamburg,
- Geh. Rath Dr. R. Wilms in Berlin;
als Mitglieder:
Frau Dietrich in Rockhampton (Australien),
Herr Fred. Bat es in Leicester,
Preudhomme de Borre in Bruxelles,
Edwin Brown in Burton upon Trent,
Burgess, Stud. bist. nat. in Cambridge (Massa-
cbusets),
A. Ehrbar dt in Hamburg,
G. Haelssen in Hamburg,
Heuaecker, Fabrikant in Osterwiek (Harz),
W. Koltze in Hamburg,
E. Raymond, derzeit in Sassari,
W. Roose in Frankfurt am Main,
Sanborne, Assistent der Nat. Hist. Soc. in
Cambridge (Massachusetts),
Lehrer Utpadel in Stettin,
Wachtl, Forstbeamter in Seibuscb (Galizien),
C. L. Wejers in Bruxelles.
8
8«
Danach stellt sich die Gesammtzahl wie folgt:
Ehrenmitglieder 18,
Vorstands-Mitglieder 13,
Ordentliche Mitglieder 704.
Gegen die im Verzeiclinisse von 1867 angegebenen Daten
über Wohnort u &. w. sind mir inzwischen folgende Ver-
änderungen und Modificationen theils direct, theils indirect
bekannt geworden:
Abdul EfFendi (den Forschern unter dem Namen Ham-
merschmidt rühmlichst bekannt) lebt nicht mehr in Damascus,
sondern als Abdul Bej in Constantinopel.
Herr Prof. Bai Hon wohnt nicht mehr in Kasan, sondern
in Petersburg.
Herr Prof. Bilimek derzeit in Miramare.
Herr Dr. Haag-Rutenberg hat seinen Wohni^itz von
Mühlenhof nach Grüneburg bei Frankfurt am Main verlegt.
In den letzten Verzeichnissen fehlt durch ein Vergehen
schon seit Jahren der Name des Herrn Oberst Quedenfeldt,
derzeit in Berlin im Kriegsministerium.
Herr Prof. Zell er gedenkt Ostern 1860 von Meseritz
nach Stettin überzusiedeln und das Amt eines beständigen
Secretairs des Vereins zu übernehmen.
C. A. Dohrn.
3tS
Necrolog.
Carl Heinrich Boheman wurde den 10. Juli 1796 in
Jönköping geboren. Als er acht Jahre alt war, erwachte
schon in ihm eine unwiderstehliche Lust, die Naturgeschichte,
besonders die Entomologie, zu studiren, weshalb seiner Schul-
bildung, die ursprünglich für die merkantilische Laufbahn
berechnet war, bald eine andere, mit seinen Neigungen mehr
übereinstimmende Richtung gegeben wurde. Nachdem er im
Jahre 1812 auf der Universität in Lund Student geworden
war, widmete er sich einige Zeit den juridischen Studien, die
er jedoch bald wieder aufgab und 1813 als Sergeant in das
Jönköpinger Regiment eintrat, in welcher Eigenschaft er 1814
an dem Feldzuge in Norwegen Theil nahm, später zum Kapi-
tain avancirle und 1844 Abschied aus dem Kriegsdienste nahm.
Während seiner militairischen Dienstzeit wandte Boheman
alle seine freien Stunden dazu an, sich mit Eifer dem Stu-
dium der Entomologie und der Vergrösserung seiner Samm-
lungen zu widmen, zu welchem Zwecke er mehrere Reisen
in den verschiedenen Provinzen des Landes unternahm und
daneben in lebhaftem Austausch und Briefwechsel mit den
schwedischen Entomologen Fallen, Gyllenhal, Schön-
herr und anderen stand, zu deren Arbeiten er werthvolle
Beiträge lieferte, so wie er sich zugleich auch durch mehrere
Aufsätze als genauer Beobaciiter und sorgfältiger descriptiver
Verfasser kennzeiciinete. Ueberdies war er bei der Aus-
arbeitung des speciellen Theiles von Schönherr's grossem
Werke: „Genera et Species Curculionidum'* thätig, worin viele
Gattungen und über 3000 Arten von ihm beschrieben sind.
Schon 1837 und 1838 hatte Boheman als Intendant bei der
zoologischen Abtlieilung des Reichsmuseums in Stockholm
gearbeitet, und als im Jahie 1841 eine eigene Intendantur der
entomologischen Abtheilung des Museums errichtet wurde,
folgte er dem Rufe zu diesem Amte, bei dessen Antritte er
dem Museum seine während eines Zeitraumes von 30 Jahren
zusammengebrachten m erthvollen und reichen Sammlungen
überliess.
Das entomologische Museum war zu dieser Zeit von ge-
ringem Umfange; es bestand hauptsächlich aus der nicht
besonders reichhaltigen Sammlung, welche vor der Stiftung
des Museums der Wissenschafts- Akademie gehörte, so wie
aus den Paykuirschen, De Geer'schen und Dalman'schen
Sammlungen, alle, mit Ausnahme der Paykull'schen, welche
3*
36
die bedeutendste war und hauptsächlich aus Lepidopteren be-
stand , von nur 'geringer Bedeutung. Tlieils duicli Tausch
mit fremden Mu&een und Piivat-Sammhingen, tlieii? durci»
eine verständige Anwendung der Anfangs wenigstens sehr
geringen Mittel, über Melche er zur Veigrösserung der Samm-
lungen zu disponiren hatte, und endlich durch die Donation
der reichen Schönherr'schen Sammlung und durch den Ein-
kauf der ungewöhnlich reichhaltigen und kostbaren, von
J. A. Wahlberg im südliclien Afrika veranstalteten Samm-
lungen, stieg die entomologische Abfheilung des Reiclismuseums
unter Boheman's pflegender Hand von einem geringen Anfange
schnell zu einer Bedeutung, die (wenigstens was die Coleopte-
ren und Hemipteren betrifft) sie den reichsten Museen in
Europa gleichstellt, und die hinsichtlich der Scliönheit und der
Präparation der Exemplare so wie der soigfältigen Namen-
gebung derselben die meisten bedeutend übertrifft. Diese
seine geliebten und kostbaren Sammlungen hielt er sowohl
schwedischen als ausländischen Forschern zur Benutzung offen
mit einer vertrauensvollen und wohlbekannten Liberalität.
Mit besonderer Liebe pflegte Boheman die, getrennt von den
übrigen aufgestellte, schwedische Insecten-Sammlung, worin
sich (bis dahin, dass vor wenigen Jahren Professor P. F.
Wahlberg dem Museum seine schöne und reiche Sammlung
schenkte) nur ^^enige Exemplare fanden, die nicht von Bo-
heman während seiner zahlreichen Forschungsreisen in den
meisten Provinzen Schwedens selbs-t gesammelt und mit jener
Sauberkeit und jenem Geschmacke behandelt und geordnet
waren, worüber er von Mannerbeim to grosse und wohl-
verdiente öffentliche Lobsprüche erliielt.
Indem Boheman so verdienstvoll und mit eisernem Fleisse
seinen Beschäftigungen als lotendant oblag, hatte er zugleich
Zeit übrig, die Wissenschaft mit mehrere» umfangreichen und
hochgeschätzten Arbeiten zu bereichern, als: Monographia
Cassididarum und Insecta Caffrariae, woneben er eiue
Menge kleinerer Aufsätze, Reiseberichte u. s. m'. fchrieb und
Berichte über die Fortschritte der Entomologie während der
Jahre 1840 185G herausgab. In den Jahren 1845, 1854 und
1860 unternahm er ausländische Reisen, wobei er die wicii-
tigsten fremden Museen in Augenschein nahm; bei seinem
ersten Besuche im Auslande hielt er sieh einige Wochen in
Kärnthen auf und brachte von den Alpengegenden dieses
Landes schöne Sammlungen mit zurück.
Sechs und zwanzig Jahre, bis zum 1. April 1867, wo er
auf eigenes \'erlangen seinen Abschied erhielt, stand Bohe-
man seinem Amte als Intendant beim Reichs-Museum vor;
aber auch nach dieser Zeit war er ein fleissiger Arbeiter im
37
Museum, wo er von Neuem anfing, die schwedische Käfer-
Sammlung nach neueren sjstematisclien Ansichten zu ordnen.
Letzten Sommer verlebte er auf seinem lieben Anneberg in
Smäland, wo er sich während seiner Anstellung beim Museum
selten aufhalten konnte, und durchstreifte mit dem Kätscher
in der Hand die alten Mohlbekannton Gegenden, mo er so
manchen interessanten Fund, so manche für die schwedische
Fauna neue Entdeckung gemacht. Im Herbst kam er nach
Stockholm zurück, übernahm seine Beschäftigungen auf dem
Museum wieder, erkrankte aber plötzlich und unvermutliet
an einer Lungenentzündung und entschlummerte still und
iViedvoll den 2. November 1868, 12 Jahre alt.
Boheman war Mitglied vieler schwedischen und aus-
ländischen Academicn und gelehrten Gesellschaften und Ehren-
Mitglied der Entomologischen Gesellschaften in Leyden, Lon-
don, Paris und Stettin. Seine vor 1860 herausgekommenen
Schriften sind in Hagen's Bibliotheca Entomologica
aufgezeichnet, weshalb hier nur seine nach dieser Zeit ver-
öffentlichten Abhandlungen angeführt werden, welche alle
gedruckt sind in Öfversigt af Kongl. Vetenskaps Aka-
demiensFörhandlingar.
1860. Coleoptera famlade af J. A. Wahlberg i Syd-vestra
Afrika — p. 3—22 und 107-120.
1863. Entomologiska anteckningar under en resa i norra Skäne
och södra Halland iir 1862 — p. 57—85.
1865. Spitsbergens Insekt-Fauna ^ p. 563—577 Taf. XXXV.
1867. Bidrag tili Gottlands Insekt-Fauna — p. 611 — 636.
Boheman war von starkem, kräftigem Körperbau, doch
trug er seine Gestalt in den letzten Jahren etwas gebeugt.
Gewöhnt an die JMühen des Soldatenlebens und abgehärtet
durch mehrjährige Reisen, ^^orunter zwei in Lapplands un-
gastlichen Gegenden, achtete er die Bequemlichkeiten des
Lebens wenig. Von seiner Kriegerzeit her trug er immer
einen Schnurrbart, der in letzterer Zeit so wie das dünn
gewordene Haar etwas ergraut war. Aber noch mit 72 Jah-
ren waien seine Augen scharf, und ohne Unbequemlichkeit
gebrauchte er die Lupe. Als Sammler war er unermüdlich,
und auf seinen Einsammlungsreisen vergass er Hunger und
Durst. Wenige Entomologen, vielleicht keiner, möchten mit
eigener Hand eine solche Menge Insecten gesammelt haben
als Boheman, und mit dem grössten Interesse und den schön-
sten Hoffnungen wollte er noch nächsten Sommer eine Reise
nach den Berggegenden Jemtlands unternehmen.
Rec! t^chafYen und redlich, offen und einfach, von sanftem
Wesen und einer seltenen Bescheidenheit, pünktlich und ge-
wissenhaft in seinem Dienste, den er mit eisernem Fleisse
38
und nie erkaltendem Interesse verwaltete, treuer und guter
Freund und Kamerad, heiter und angenehm im Umgange,
war Boheman hochgeliebt und geachtet. Lange und sclimerz-
lich werden ihn seine zahlreichen Freunde vermissen, und
die entomologische Wissenschaft wird seinen Namen eingraben
unter die Namen ihrer vielseitigsten und würdigsten Söhne.
Stockholm, den 9. November 1868.
C. Stäl.
NacL Schrift von G. A. Dohrn.
Da es mir schon vor einigen zM-anzig Jahren vergönnt
war, die persönliche Bekanntschaft des treiflichen Mannes zu
machen, wir uns in Stettin und Stockholm mehrmals besucht,
auch gemeinsam eine Reise nach London und Paris gemacht
haben, so behalle ich mir vor, später noch eines und das
andere zu berichten, was, wie ich hoffe, den zahlreichen per-
sönlichen Freunden und Verehrern des Heimgegangenen von
Interesse sein Mird, die gewiss gleich mir durch den uner-
warteten Tod des trotz vorgerückten Alters noch so rüstigen
Mannes tief erschüttert sind.
39
Ueber Depressaria nervosa und D. ultimelia
von
P. C Zeller in Iffescrits.
Kaum habe ich im letzten Heft der Zeitung für 1868
S. 423*) Zweifel darüber geäussert, dass es eine Depresfarien-
art mit äcliter Stengelraupe gebe, und somit die Richtigkeit
der Snellen'tchen Beobachtung verdächtigt, so erhalte ich
eine so zuverlässige Bestätigung der letztern, da^s ich mich
widerlegt anerkennen muss und mich bewogen fühle, zur
weiteren Untersuchung der interessanten Nebenart oder Neben-
arten der Depr, nervosa aufzufordern.
Herr Dietze in Frankfurt am Main schickte mir nebst
einer schönen vergrösserten Abbildung der' Raupe und einem
aus letzterer gezogenen Schmetterling folgende Nacliricht:
^Herr Stainton machte mich hei seiner letzten Anwe-
senheit in Frankfurt auf die sonderbare Lebensweise der
D. ultimelia aufmerksam, weshalb ich am 6. August danach
suchte und 2 derselben, eine ausgewachsene und eine noch
nicht vollwüchsige fand. Die eine lebte in dem letzten Gliede
der Pllanze unter dem Spiegel des Wassers, die andere be-
wohnte die beiden letzten Glieder, die von innen überall
benagt und unten mit einer Lage Koth gefüllt waren. Erstere
spann sich, nachdem ich eine Abbildung von ihr genommen
hatte, schon nach wenigen Tagen mit einigen Fäden zur Ver-
wandlung fest und wurde zur hellbraunen Puppe. Zur Zucht
der andern Raupe schnitt ich einen frischen Stengel des
Phellandrium ab und stellte ihn in ein Glas mit Wasser,
worauf ich die Raupe von oben in ihn hineinkriechen liess.
Am folgenden Tage war die Oeffnung schwach versponnen,
der Stengel zeigte Frassspuren; auch lagerte unten frischer
Koth. In dieser Weise lebte die Raupe noch etwa eine
Woche, wurde dann mehr gelblich und spann eich endlich
*) Ich benutze diese Gelegenheit, um einige Druckfehler in dem-
selben Aufsatz zu verbessern.
S. 407 Z. 6 V, u. lese naan 2 Wochen statt 3 Wochen.
S. 411 Z. 5 lese man obere statt äussere.
S. 412 Z. 1 V. u. lese man hatte statt habe.
Z. 9 - - - Strohhalme statt Strohhalm.
S. 414 Z. 14 - - - 1 Zoll statt 1 Linie.
S. 417 Z. 14 - - - Tischer'schen st. Fi scher 'sehen.
S. 425 Z. 17 • • • schwärmte statt sohwärmt.
40
in einer eingefressenen Höhlung leicht ein. Die Puppe ruhte
bis zum 28. August. Am 4. October schnitt ich einen gelb-
gewordenen Stengel der Futterpflanze durch und fand darin
2 leere Puppen und deren todte, verschimmelte Falter, ob-
schon ein Ausschlüpfloch vorhanden war. In einem andern
Glied derselben Pflanze war noch eine volle Puppe, die schon
schwarzgefärbte Augen hatte, und aus der der Schmetterling
am 20. October erschien."
Hiernach sucht die Raupe ganz gewiss ihre Nahrung
innerhalb des Stengels*) des Phellandrium aquaticum, und
aus dem Bilde der unverfärbten Raupe eigiebt sich, dass sie
die von Snellen beobachtete Art und nothwendig von Depr.
nervosa verschieden ist.
Aus Snellen's Aufsatz: De rups van Depr. ultimella Stt.,
*) Mir war wohl bekannt, dass Stand fuss seine Raupen von
Depr. Petasitis in den Blüthenschaften von Petasites albus fand
(Breslauer Zeitschrift für Entomol. 18.50 No. 16 S. 51 und 1851 No.
17 S. 59); ich glaubte aber, sie seien nur zur Verwandlung hinein-
gegangen, und deutete eine briefliche Mittheilung Lederers, nach
welcher er vor Mitte Juli „einen Sack voll Raupen von Depr. Peta-
sitis? die die Blätter von Petasites albus schotenförmig zusammen-
epinnen" vom Hochschwab in Steiermark mitgebracht hatte, wirklich
auf Depressaria Petasitis. Jetzt finde ich aber in Stainton's Ajinual
for 1865 p. 133 folgende Notiz, welche die Sache entscheidet: Depr.
Petasitis Stdfss. Von dieser Art erhielt ich im Mai einige Raupen
durch die Güte des Herrn Ernst Hofmann, der damals in Oberaudorf
wohnte. Zeitig im Mai hatte er eine Excursion nach einem 6000'
hohen Berge gemacht und an demselben bei 2000' Meereshöhe ver-
schiedene Arten Petasites in Blüthe gefunden. In den Blüthenschaf-
ten von Pet. albus, niveus und ramosus traf er die Raupen von Depr.
Petasitis in verschiedener Grösse; sie verriethen ihre Anwesenheit
durch das Verwelktsein der obersten Blüthen; das Loch im Schaft
war mit einem leichten Gewebe verdeckt. Hier und da hielten sich
Raupen zwischen zusammengesponnenen Blüthen auf. Später fanden
sie sich reichlich in cj'lindrischen, auf den Blättern gebildeten Wül-
sten , und diese Wohnungen waren sehr reichlich mit Excrementen
angefüllt.
Die im Annual for 186'i p. 128 erwähnte, in the shoots of Ar-
temisia campestris lebende Raupe ist nach aller Wahrscheinlichkeit
einerlei mit der von Nickerl in der Wiener entomol. Monatsschrift
VIIL (1864) S. 4 beschriebene Depr. Artemisiae und gehört daher
nicht zu den. markfressenden Arten.
Jedenfalls aber darf die Lebensweise (innerhalb der Stengel)
nicht mehr zu den generischen Eigenthümlichkeiten der Gattung
Exaeretia gerechnet werden.
41
der in der Tydschrift voor Entomologie. Tweede Serie.
Tweede deel. 1867. p. 26 29 zu lesen ist, gebe ich einen
Auszug mit stellenweiser Uebersetzung der Textworte.
Zu Anfang Juli ti af Snellen einige der längst bekannten
Raupen der Depr. nervosa zwisciien den Blüthen des Phel-
landrium, und dies hatte zur Folge, dass ihm die, soviel
bekannt, noch unbeschriebene Raupe der D. ultimella in die
Hände kam. Da er wu&ste, dass die Nervosaraupen wie die
Raupen anderer Depressarien zur Verpuppung in die hohlen
Stengel der von ihnen bewolinten Sciiirmpflanzen kriechen,
so untersuchte er einen Pllanzenstengel und fand ausser zwei
eingesponnenen Raupen der D. nervosa noch eine andere,
ihm unbekannte, die sich, nach den Frassspuren an der
Wand zu schliessen, vom Innern des Stengels nährte. Durch
eifriges Suchen brachte er gegen 20 meist erwachsene Exem-
plare dieser Kaupenart zusammen. Zu Hause wurden ihnen
die in feuchte Erde gestellten Wurzellheile von Pliellandrium-
stengeln gegeben, in deren unterstes Glied sie sich bald durch
die Scheidewand hineinbohrten, worauf sie das Bohrloch durch
etwas Gespinnst verschlossen. Nacii drei Wochen zeigte sich
bei der Untersuchung, dass die meisten sich verpuppt hatten,
dass einzelne noch unverwandelt in einem Gewebe sassen,
und dass 2 — 3, die zu den kleinsten Exemplaren gehört hatten,
jetzt fast ausgewachsen waren. Die Gespinnste und Puppen,
die sich grossentheils in den Stengeln befanden, glichen genau
denen der D. nervosa, nur dass sie etwas kleiner waren.
Erst hieraus zog Herr Snellen den Schluss, dass die neue Raupe
zu einer Depressarienart gehörte, woran er bisher gar nicht
gedacht hatte, und dass vielleicht Yeatiana daraus hervor-
kommen würde. Statt dieser erschienen aber Schmetterlinge,
die er anfangs für etwas kleinere, kärglich genährte Nervosa
hielt. Weil sich aber nicht annehmen liess, dass Nervosa
zwei so gar ungleiche Raupen habe, so vermuthete er, er
mochte die nächste Verwandte von Nervosa, nämlich Ulti-
mella, vor sich haben, und die Vergleichung mit der Beschrei-
bung in den Insecta Britannica zeigte die Riciitigkeit dieser
Vermuthung.
„Die Raupe von D. Ultimella, wovon ich keine klei-
neren als fast halberwachsene Exemplare fand, die nicht
anders aussahen als die erwachsenen, ist in ganzer Grösse
kaum 20 Millim. lang, stielrund, vorn sehr wenig dünner als
in der Mitte und so von der gewöhnlichen Schabenraupenform
einigermassen abweichend. Kopf und Beine klein 5 doch ist
das Thier sehr behende und weiss sich an den Wänden seines
Aufenthalts recht schnell auf- und abwärts zu bewegen. Die
Körperfarbe ist ein etwas unreines, helles Seegrün ohne Zeich-
42
nuDg; die gewöhnliehen Piinktwarzen sind 'sehr klein; der Kopf
hellbraun; die Vorderbeine und das Halssehild sehr blass
braun. Die Puppe, die im Stengel in einem dünnen, weissen
Gewebe ruht, ist glänzend kastanienbraun, kurz, flach gedrückt
■wie alle Depressarienpuppen und hat ein stumpfes Afterende.
Bemerkt man so eine ziemliche Verschiedenheit zwischen
den einfarbigen Raupen der Ultimella und den buntgezeich-
neten, viel schlankeren der Nervosa (die in allen Zuständen
bald im Seppschen Werke erscheinen wird), so gleichen da-
gegen die Schmetterlinge einander sehr, und geflogene
Exemplare sind sch\\ er mit Sicherheit zu unterscheiden.
Steckt man eine Reihe von 8 schönen, gezogenen Exempla-
ren der einen Art neben eine solche der andern, so wird
ersichtlich, dass beide Arten in denselben Farbenschattirun-
gen vorkommen; man trifft braungraue, gelbgraue, rinden-
farbige, blassbraune und rötliliche Exemplare ebenso von
Nervosa v ie von Ullimella. Bei beiden ist die Anlage der
Zeichnungen dieselbe; man sieht nämlich ein kleines, dunkles
Fleckchen an der Flügelbasis, kleine, dunkle, durch lichte
Schuppen getrennte Längsstreifchen auf den Adern, einen sehr
scharf gebrochenen, mit der Spitze gegen die Flügelspitze
gerichteten, undeutlich begrenzten, hellen Querstreif über das
Enddrittel des Flügels und dunkle Punkte vor den durch eine
dunkle Linie getheilten P'ranzen, während das Ende der Mit-
telader einen fast schwarzen Punkt, zeigt. Taster, Hinterleib
und Unterseite mit den Beinen stimmen bei beiden Arten
überein.
Das vorzüglichste und am besten zu beobachtende Merk-
mal der beiden Arten liegt in den Adern der HinterflUgel.
Auf diesen kommen bei Nervosa Ader 2, 3 und 4 nicht
nur immer aus einem Punkt am untern Ende der Mittelzelle,
sondern Ader 2 und 3 sind stets mit einem kürzern oder län-
gern, jedoch immer deutlichen Stiel versehen, und oft stehen
sogar alle 3 genannte Adern auf einem gemeinschaftlichen Stiel
(Taf. 1 Fig. iO). Bei Ultimella dagegen entspringen diese
Adern zwar auch aus dem untern Ende der Mittelzelle; aber
nur 2 und 3 kommen aus dem Punkt, sind bei keinem meiner
8 Exemplare gestielt, und 4 ist an ihrem Ursprung deutlich
von 2 und 3 getrennt (Fig. 11). An diesem Merkmal sind selbst
verflogene Exemplare beider Arten deutlich zu unterscheiden.
Ferner giebt es einen sichtbaren Unterschied in der
Grösse. Meine 8 Exemplare von Nervosa haben eine Flügel-
spannung von 21,5 — 23 Mill., 8 Exemplare von Ultimella nur
eine von 19,5-20,5. Ausserdem ist die Vorderflügelfarbe
bei Nervosa, was auch Stainton anmerkt, viel weniger und
nicht so oft rothgemischt. Dann sind bei Ultimella Kopf nad
43
Rücken sehr merklich heller als die Vorderflügel, während
dies bei Nervosa nur in geringem Maasse oder gar nicht
stattfindet. Dies-e letzte Verschiedeniieit, so auffallend sie
auch bei sitzenden und ungespiessten Exemplaren beider Arten
ist, wird durch das Aufspiessen mit einer Stecknadel weniger
deutlich und geht beim Speckigwerden des Thieres sehr leicht
verloren. Noch mochte ich sagen, dass die Vordertlügel der
Ultimella durch dickere, kürzere, schwarze Streifchen und
reiclilichere lichte Beschuppung daneben ein bunteres Aussehen
haben als die der Nervosa, und dass der nicht ganz so scharf
gebrochene helle Querstreif deutlicher neben dem Innenrand
verläuft als bei der letztgenannten Art. Da.^s bei Nervosa
das schwarze, auf der Mittelader vor, und das auf derselben
hinter der FJügelmitte liegende Streifclieu Mei.'-s geringt sein
sollte, wie Stainton in seiner Diagnose angiebt *), habe ich
nicht allein nicht bestätigt gefunden, sondern selbst, wie oben
gemeldet, fast das Gegentheil wahrgenommen.'''
Die Dietze'sche Raupe stimmt mit der Snellen'schen in
der Hauptsache. Die Abl'ildung, nach der fast 7 Lin. langen
Raupe bedeutend vergrössert gegeben, zeigt im Vergleich mit
der Nervosaraupe eine grössere Schlankheit — im Wider-
spruch gegen Snellen's Angabe und eine hellgelblichgrüne
Grundfarbe ohne andere Längsstreifen als das Rückengefäss,
das eine nur dunkler grüne, auf der Mitte der vordem
Gelenke verdunkelte, nach hinten blässer werdende und auf
den 3 letzten Segmenten verschwindende Längslinie darstellt.
Die hellbraunen — nicht dunkelbraunen Punktwarzen — treten
recht deutlich auf der Grundfarbe hervor (dies scheint mit
Snellens Angabe im Widerspruch zu stehen). Der kleine, herz-
förmige Kopf ist röthlichgelb (bei Nervosa ganz schwarz);
das den grössten Theil des Prothorax einnehmende Halsschild
ist halbmondförmig, heller als der Kopf, und ruht auf dem
Vorderrand; die Biustfüsse sind dunkler.
Der mir von Herrn Dietze mitgetheilte ? Schmetterling
unterscheidet sich durch seine besonders gegen den Vorder-
rand gelbröthlichen Vorderflügel, die durch die schärfern,
dunklern Längsstriche ein buntes Ansehen gewinnen, von mehr
als 40 Exemplaren, welche ich als Nervosa vor mir habe.
Dabei ist es so klein wie die kleinsten, kümmerlich genähr-
ten Exemplare der letztern. Seine Vorderflügel sind schmal
(wie sie doch manche grosse Nervosa auch hat) und scheinen
^) Stainton sagt nur Ins. Brit. Ins. p. 98: puncto elongato ante,
puncto pone disci mediuna saturate fuscis, squamis nonnuUis albidis
interjectis, den Worten der Beschreibung: between these spotg
rae some whitish scales entsprechend. Z.
44
es um so mehr, als die Franzen des Innenwinkels sich
(zufällig) nacli der Länge gelegt haben. Kopf und Thorax
sind hell und vom Kopf aus gelbrötlilich angelaufen. Der
Bauch hat zu jeder Seite eine schwärzliche, von der Würze
bis zum vorletzten Segment reichende ^itta (in solcher Dun
kelheit und Vollständigkeit sehe ich sie bei keiner Nervosa)
Auf den Hinterflügeln machen sich die Adern auf der Ober
Seite wenig durch Dunkelheit bemerklich; die Ader 4 ent
springt, getrennt von 2 und 3, aus der Que rader; aber
2 und 3 haben ganz entschieden einen kleinen gemein
schaftlichen Stiel ^•') d. h, sie kommen nicht unmittelbar
neben einander aus der untern Ecke der Mittelzelle.
Mein von Stainton selbst erhaltenes o der Ultimella ist
verflogen und so blass wie grosse im Früiijahr gefangene
Exemplare der Nervosa. Es ist so klein wie das Dietze'sche
5, hat aber breitere Vorderflügel als manche aus kärglich
genährten Raupen entstandene Nervosa und am Bauche statt
der Striemen nur wenig bemerkbare graue Schatten. Die
Oberseite der Hinterflügel ist hell und ohne verdunkelte Adern,
und diese sind genau so wie sie nach Snellen bei Ultimella
sein sollen, nämlich die Adern 2 und 3 kommen entschieden
aus der Ecke der Zelle, und Ader 4 aus der Querader.
Wenn ich nun bei meinen andern, grösstentheils gezoge-
nen Exemplaren, die in Grösse, Flügelslreckung — beim $
ist sie geringer — und Färbung vielfach unter einander ab-
weichen, bloss das Geäder der Hinterflügel berücksichtige, so
zeigt sich, dass es auf der Oberseite bei allen durch dunkle
Färbung so deutlich hervortritt, dass seine Verbindung oft
mit blossen Augen genau zu erkennen ist. Fünf Exemplare
mit so blassen Vorderflügeln wie das Stainton'sche, aber in
der Streckung derselben sehr ungleich, haben die Ader 4 aus
der Querader; dagegen hat von einem Paare, das ich bei
Glogau am 3. Juni im Freien fing, das 2 die Adern 2 und 3
an einem deutlichen Stiel.
Unter den andern hat die Mehrzahl, nämlich 30 (von
Glogau, Meseritz, Erlangen, aus Böhmen und Livland) die 3
genannten Adern an einem gemeinschaftlichen Stiel, und zwar
so, dass 4 ziemlich nahe an der Ecke der Mittelzelle, 2 und
3 mehr oder weniger weit entfernt von 4 entspringen und
also bisweilen eine Gabel mit ansehnlichem Stiel bilden, ohne
dass das Geschlecht des Exem]»lars auf die Länge des Stiels
Einfluss zu haben scheint.
*) Am zweckmässigsten besichtigt man die Unterseite", wo die
Adern reliefartig hervortreten, und ihr Ursprung nicht durch dunkle
Beschuppung undeutlich gemacht wird.
4.5
Bei 14 Exemplaren ist der Ursprung der Ader 4 bis
unmittelbar an die Ecke der Zelle gerückt, und da der Stiel
der Gabel länger oder kürzer ist, so kommen bei einzelnen
alle 3 Adern aus demselben Punkt. Von den 3 kleinsten
Exemplaren bat ein breitflügliges $ einen langen Gabclstiel,
ein scbmalflügligcs $ einen sebr kurzen, ein sclimalflügliges
rS bat alle 3 Adern an der Zellenspitze vereinigt.
Es scbeint biernaeb für die Unterscbeidung der 2 Arien:
Ultiniella und Nervosa von grösserer Wicbtigkeit zu sein,
dass Ader 4 aus der Que rader kommt oder an (oder
unter) der Ecke der Mittelzelle entspringt, als dass die
Adein 2 und 3 eine gestielte oder stiellose Gabel bilden.
Herr de Graaf sagt in seinem 1806 zusammengestellten
Catalog der Niederländiscben Microlepidoj)tern (Tydscbrift
p. 241) bei D. nervosa: ,.Deutscbe von Älann erbaltene Exem-
plare unterscbeiden sich nicbt von den unsrigen, von denen
ich einige zur Bestimmung an Stainton geschickt habe." Hier-,
nach \vären die von Pliellandrium gezogenen Exemplare
einerlei mit der in England an Oenanthe crocata lebenden
Art. Nun sehe ich aber in Stainton's Natural Hislory VI.
t. 3 F. 3 eine von der unsrigen sebr erheblich verschiedene
Haupe abgebildet! Beide kommen nur in der schwarzen Farbe
des Kopfes und in der Grösse der glänzend-schwarzen Punkt-
warzen übeiein. Dagegen hat Stainton's Raupe eine ganz
bläulichgraue (nach der Beschreibung S. 131 blausclnvarze)
Färbung des Oberkörj)ers und einen orangefarbenen Längs-
streifen an jeder Seite und das Nackenschild ist mit Aus-
nahme des weisslichen Vorderlandes schwarz mit einem
trübocbergelblichen, nach hinten verdünnten Längsfleck in der
Mitte; das Afterechild i^t schwarz, ebenso die Biustfüsse; die
Bauchfüsse grau. — Un.iere Nervosaraupen, von denen ich eine
schön ausgeblasene und 8 von kleinen Icbneumonlarven be-
^^ohnt gewesene vor mir habe, zeigen drei dunkelviolettgraue,
breite Streifen den ganzen Rücken entlang, nämlich einen
schmälern in der Rückeumitte und je einen breitein unmit-
telbar über dem gelben, in der Mitte jedes Ringes orange-
farbenen Seitenstreif. Zwischen diesen 3 grauen Streifen bildet
helle Schwefel färbe zwei Längf^streifen, in denen die grossen
sch^^■arzen Punktwarzen in helleren Höfen liegen. Das grosse,
halbeiförmige Nackenschild ist ochergelb, in der Mitte von
einer hellgelben Längslinie durchschnitten, und am Aussen-
rande von einem schmalen, schwarzen Strich eingefasst oder
auch nur mit einer grossen, glänzend schwarzen Punktwarze
in jeder Ecke. Das Afterscbild ist balbeiförmig, glänzend
ochergelb mit schwarzen, kleinen, kaum merkbaren Punkt-
wärzchen. Die Brustfüsse sind hell ochergelb, die kurzen
Bauchfüsse blassgelb.
46
Da Stainton erwähnt, dass die Raupe vor der letzten
Häutung keinen orangefarbenen Seitenstreif besitzt, so ist die
Annahme, er habe nur die jugendliche Raupe dargestellt,
ganz unstatthaft. Die Verschiedenheiten zwischen ilir und
der unsrigen sind viel zu gross, als dass sie dem Einflüsse
des Englischen Klimas und der Nahrung (Oenanthe crocata)
zugeschrieben werden könnten. Sollte also die Stain-
ton'sehe Nervosa*) eine von unserer Nervosa ver-
schiedene Art sein?
Für den nächsten Sommer bleibt also nicht bloss die im
Stengel von Phellandrium sich nährende grüne Raupe der
Ultimella, sondern auch die bunten, in den Blüthen des
Phellandrium, der Cicuta viiosa und der Oenanthe wohnen-
den gründlich zu erforschen, damit Sicherheit und Klarheit
über die so höchst ähnlichen Arten gewonnen wH;rde. Mau
wird dabei, w ie Snellen in einer Note bemerkt , grosse Vor-
sicht anwenden müssen. Denn wenn man die Raupen nicht
sehr jung sammelt, so kann es sich leicht ereignen, dass die
eine oder andere Nervosaraupe sich schon in den für die
grüne Raupe bestimmten Stengel eingebohrt hat, was schwer
zu erkennen ist, weil sie das Bohrloch geschickt zuzuspinnen
weiss, und dass also unerwartete Nervosaschmelterliuge her-
vorkommen und arge Verwirrung beim Untersuchen der Un-
terscheidungsmerkmale veranlassen können **).
*) Nach der Abbildung des Schmetterlings könnte kein Zweifel
an der Artverschiedenheit sein. Aber die Schmetterlinge der Depres-
sarien sind in der Nat. Hiotory fast durchgängig sehr missrathen und
unkenntlich und müssen bei der Entscheidung der vorliegenden Frage
ganz ausser Acht gelassen werden.
**) Durch ungenaue Beobachtungen werden natürlich die Zwei-
fel und Schwierigkeiten nur erhöht. Zu solchen Beobachtungen
gehört z. B. die im Annual for 1856 p 51 mitgetheilte: „üepr. nervosa
kommt in grösster Menge bei Dunoon in Argyllshire vor, wo die
hübschen Raupen von Dr. Colquhoun zu Anfang Juli (an Oenanthe
crocata) häufig gesammelt wurden. In ihrer Gesellschalt fanden sich
ein paar Exemplare einer lebhaft grünlichen Raupe; aber diese er-
wiesen sich als zu der an allen Arten von Umbelliferen lebenden
Pest Applana gehörig" u s. w. — Desgleichen die im Annual for 1861
p. 108 von einem Herrn Gorham mitgetheilte: „Ich habe ein Exemplar
der Ultimella zeitig im Juni aus einer Raupe erzogen , die an den
Blüt3n des Coniura maculatum bei Freshwater auf der Insel Wight
im Mai gefunden v>ar; die Raupen waren lebhaft gefärbt und mussten,
der Beschreibung nach, denen der Nervosa ähnlich sehen."
47
Synonymisclie Miscellaneen
vom
Schulrath Dr. SufTrian.
XXXIII.
Der von Ahrens in seiner Monographie der Donacien
irrtliiimlicli als D. serieea Lin. beschriebene, später von ihm
D. coniari benannte und unter dieser Benennung von mir in
der Ent. Zeit. 1H46 S. 84 genauer charakterisirte Rohrkäfer
ii-t neuerdings von den Katalogisten wiederholt für eine blosse
Form der bekannten echten D. serieea Lin. erklärt worden;
und wenn der verewigte H. Clark in seinem „Catalogue of
Phytophaga etc."^ (1866) S. 15 diese Andeutung noch mit
einem ? begleitete, so ist in dem neuesten Catalogus Col. Eur.
von Fr. Stein auch dieses ? in Wegfall gebracht und damit
der Käfer einfach aus der Reihe der selbstsländigen Arten
gestrichen. Es dürfte deshalb nicht unnöthig sein, die hierin
ausgesprochene Ansicht einer nochmaligen Prüfung zu unter-
?.ielien, damit sie nicht durch iiire öftere Wiederholung und
eine daraus entspringende Verjährung einen Anspruch darauf
erlange, ohne Weiteres als eine Wahrheit zu gelten, und ich
habe dieser Piüfung nur noch vorauszuscliicken, dass ich von
D. serieea augenblicklich nicht weniger als 140 Exemplare
aus den verschiedensten Theilen Deutschlands in meiner eige-
nen Sammlung, von D. comari aber 32, theils mir selbst,
theils meinem Freunde Dohrn gehörende Exemplare ver-
gleichen kann.
Bestimmte Gründe für das Zusammenstellen beider Käfer
sind bis jetzt, so viel ich weiss, nirgends vorgelegt worden,
und es lässt sich desiialb nur vermuthen, dass dasselbe aus
der Uebereinstimmung beider in der Grösse und dem Habitus
im Allgemeinen, wie in der Sculptur und dem Vorkommen
einer gleichen Reihe von Farbenvarietäten beider geschlossen
werde. Darauf i^t aber, wie ich glaube, kein besonderer
Werth zu legen. Eine gleiche Uebereinstimmung zeigen z. B.
Lema merdigera und brunnea, L. cyanella und Erichsonii,
Cryptoceplialus sericeus und aureolus, deren Artverschiedenheit
doch schwerlich noch einem Zweifel unterliegen wird; ja die
beiden letztgenannten Arten bieten sogar Varietätenreihen
dar, welche einander (und nebenbei auch denen der beiden
in Rede stehenden Rohrkäfer) auf das Genaueste entsprechen
und dadurch allein schon die TrUglichkeit eines nur auf diesen
4$
Umstand gebauten Schlusses darthun. Vergleicht man nun
aber den Körperbau der beiden genannten Robrkäfer im Ein-
zelnen, so findet sich bald, dass der allerdings vorhandenen
Uebereinstimmung (leb finde dieselbe indess niclit einmal so
gross als bei Lema merdigera und brunnea) auch eben so
bedeutende Abweichungen zur Seite treten, die von Ahrens
in seiner Monographie S. 30 schon im Wesentlichen richtig
hervorgehoben sind, und zwischen denen bis jetzt noch nir-
gends Uebergänge nachgewiesen worden sind. Theil\^■eise
sind dieselben habituell und können natürlich nur dann in
voller Klarheit hervortreten, wenn Stücke von gleicher Länge
und gleichem Geschlechte, wo möglich auch (zur Vermeidung
optischer Täuschungen) von gleicher Färbung zusammen-
gehalten werden. Die D. comari ist dann breiter, gedrungener
und plumper, mehr gleich breit und hinten erst kurz vor der
Spitze in einem kurzen Bogen verschmälert, das (^ zugleich
stärker gewölbt als bei D. sericea, bei deren r^ der Rücken
längs der Naht mehr abgefiacht und der ganze Rumpf von
der Wurzel der Deckschilde ab hinterwärts ziemlich gerad-
linig verschmälert erscheint. Auch die Sculptur der Deck-
schiide ist im Allgemeinen bei D. comari gröber und auf den
Deckschilden mehr in die Quere gerunzelt als bei D. sericea.
Das Halsschild zeigt bei beiden Arten jederseits hinter der
Vordorecke eine rundliche Beule, ist aber bei D. sericea seit-
lich hinter der.^elben leicht eingedrückt, erweitert sich dann
aber wieder in flachem Bogen und erscheint dann vor der
Hinterecke eben so flach ausgerandet, während es bei D. co-
mari hinterwärts walzenförmig und sogar sich etwas ver-
schmälernd erscheint. Vorder- und Hinterecken sind bei
D. sericea schwach, aber doch deutlich, bei D. comari nur
die ersteren in Gestalt unscheinbarer Höcker wahrzunehmen.
Die Oberfläche ist bei letzterer gröber oder feiner, aber stets
deutlich gerunzelt, die Runzeln mit einzelnen Krümmungen
überwiegend der Länge nach verlaufend; bei D. sericea ist
die Oberfläche überaus fein und dicht runzlig punktirt und
dadurch seidenartig schimmernd, die Sculptur selbst aber nur
unter sehr starker Vergiösserung zu erkennen. Gleiche Ab-
weichungen zeigt bei beiden Arten die Sculptur des Kopfes,
bei welcher gleichzeitig die eingeschnittene Stirnlinie bei D.
comaii kürzer und undeutlicher zu sein pflegt als bei D. se-
ricea. Das auffälligste Unterscheidungsmerkmal aber bietet
die Beschatfenheit der Fühler, denn bei D. sericea sind die-
selben schlank, länger als die Hälfte des Körj)ers, bei dem (^
reichlich y^ desselben erreichend; das zweite und dritte Glied
verkehrt kegelförmig, das dritte fast doppelt so lang als das
zweite, das fünfte merklich länger als das sechste; bei D. co-
49
mari sind die Fühler kürzer aber dicker , das WurzeJglied
um die Hälfte dicker als bei entspreclienden Stücken der
D. sericea, das zweite und dritte Glied birnförmig, letzteres
kaum um die Hälfte länger als da^ zweite, auch das fünfte
und sechste Glied kaum von einander verschieden. Ebenso
sind auch die Beine bei D. sericea schlanker und dünner als
bei D. comari. Stücke mit an der Basis röthlieb geringelten
(besonders oberen) Fülllergliedern habe ich von beiden Arten
vor mir, Stücke mit gerötheter oberer Scliienenhälfte nur von
D. comari, und bei solclien pllegen dann auch die Fussglieder
an der Wurzel röthlich durchzuscheinen.
Für die D. comari Ahr. ist bis dahin nur der Brocken
auf dem Harze als einziger Fundort bekannt gewesen, "svo sie
von Ahrens und auch von mir selbst auf Comaium palustre
Lin. gefunden worden ist, aber nach der Mittheilung des Hrn.
W. Fuciis auch auf den Blüthen von Carex fulva vorkommt.
In neuerer Zeit ist tie jedoch auch in England aufgefunden
worden, von wo ich sechs von Hrn. Kye an Hrn. Do hm
gesandte und in keiner Weise abweichende Stücke vor mir
habe; es sind unter denselben alle Haupt-Farbenvarietäten
von der fast schwarzen ab bis zur purpurrothen vertreten.
Von dem Einsender waren diese Stücke als (Leptura) aqua-
tica Lin. bezeichnet \\ orden. Aber w enn der Käfer auch jetzt
unter diesem Namen in der Linncschen Sammlung befindlich
sein sollte, so ergeben docii Linnc's Worte ganz unzweifelhaft,
dass dem irgend ein Versehen oder ein späteres, nach Linn6\s
Zeit geschehenes Einschiebsel zum Grunde liegen müsste*).
Prof. Schaum hat nun zwar (Eut. Zeit. 1849 S. 277) die
•Ansicht ausgesprochen, dass in Linne's Beschreibung seiner
Lept. aquatica schwerlich irgend ein Wort aufzufinden sein
möchte, welches eine der vier oder lünf in Linne's Samm-
lung darunter vermengten Donacien entschiedener bezeicimete
als die andern: ich kann dem jedoch nicht beipflichten, wenn
dadurch Linne's Worte als nicht füglich mehr zu deuten
haben bezeichnet werden sollen. In der Faun. Suec. ed. 11..
*") Sir J. Edw. Smith, der berühmte Herausgeber der Engl.
Botany und ehier der verdieiistvollsten englischen Naturforscher des
vorigen .Jahrhunderts , hatte nach Linne's Tode dessen hinterlassene
•Sammlungen gekauft und dieselben später nach der Gründung der
Linn. Society in London, ileren erster Präsident er wurde, zum Ge-
schenk gemacht. Es ist bekannt, dass von ihm viele ihm selbst oder
später der Gesellschalt zugekommene Insecten in die Sammlung auf-
genommen sind; dieselben sind jedoch nach Prot". Sc ha um 's An-
gabe durclnveg mir bt^sonileven . leicht kcimtliclieu Zetteln versehen
worden.
50
auf welche wir hier zurückgehen müssen, wird p. 194, IPß
unter No. 677 die Leptura aquatica mit zwei Varietäten aul-
geführt und für jene Zeit recht kenntlich beschrieben. Die
var. ß characteritfirt sich durch die Angabe: y,Femora postrema
maxiina, et longitudine et crassitie, rubra, ubi crassiora nigra;
haec femora subtus uno alterove denticulo acuto" und das
Wohnen auf Nyinphäen sofort als Don. crassipes P'ab. : die
Beschreibung der Stauiniart selbst würde im Allgemeinen
allerdings auf eine ganze Reihe von Arten An\A'endung finden
können, aber die Worte: „Elytra rubro-aenea lateiibusque
viridiaenea" passen nur auf D. deutipes, tjpliae und seini-
cuprea , von denen die beiden letzteren durch die weitere
Angabe: „Horum (pedum posticorum) femora — — versus
genua latere interiore denticulo notata*^ ausgeschlossen werden.
Diese Stammform kann daljer nur auf die D. dentipes Fab.
bezogen werden und h'-t auf die.'^e auch von allen schwedischen
Autoren seit Degeer bezogen Morden, worin ihm die Neueren
ohne Ausnahme mit Recht gefolgt sind.
Schliesslich habe ich noch auzulühren, dass die seit
Illiger von allen Autoren und auch von mir auf die schMavz-
blaue Varietät der D. sericea bezogene D. festucae Fab. Ent.
Syst. II. il6 No. 2 Syst. Eleuth. 11. 227 No. 4 nicht zu jener
Form der D. seiicea gehört. Es ist vielmehr das .j der
D. discolor Hoppe, wie aucli der Vergleich des typischen
Exemplar^ der Fabric. Sammlung gelehrt hat.
51
Mamestra (var.?) Pomerana
von
Ferrugiuea, costis, maxiine media iiiteriore, et linea uii-
(liilata crelaeeo-albidis.
Von der Gröstie und dem H;il)itiis der Mam. Leineri Frr.,
welcher sie auch in der Bes^chnftenheit der Augen, Fühler
und Beine völlig gleicht.
Kopf und Thorax graubraun. Leib hellgrau, mit bräun-
lichem Anfluge nach der Spit/e zu.
Oberseite.
Die Grundfarbe dei' N ordertlügel rüthlieh braun (doch
kommen auch Exemplare vor \'on hellerer, zuweilen reh-
farbener Färbung). z\\ischen \Vellenlinie und Saum dunkler;
in Zelle 1 b ein hellerer, von der Wurzel bis zur Wellenlinie
reichender Wisch. Der untere, die innere Mittelrippe und
Kippe 3 und 4 berührende Theil der Nierenmakel kreideweiss,
der übrige Theil dieser Makel hellbräunlich, meistens fein
\\eiss umzogen. Kingmakel hellgrau. Die innere Mittelrippe
von der Nierenmakel an und mit dieser zusammenhängend
kreideweiss; nach der Wurzel zu nimmt das Weiss an Breite
ab und endigt vor derselben. Die Kippen 1—4, ()— 11 mehr
oder veniger stark kreideweiss bestäubt, am meisten Kippe
1, 3 und 4. Die Wellenlinie kreideuei^s. Die hintere Quer-
liuie auf den Kippen durch weisse, dunkel begrenzte Punkte,
in Zelle I a, 1 b und 2 durch eine matt bräunliche, fein dunkel
eingefasste Zeichnung angedeutet. In ähnlicher Weise ist
auch die vordere Querlinie bezeichnet. Das Weiss der innern
Mittelrippe und der Kij)pen ■> und 4 ist durch mehr oder
weniger starke schwärzliche Bestäubung eingefasst, welche
in Zelle '.i , 3 und 4 allmälig in die Grundfarbe übergeht.
Zuweilen ist auch dus Weiss der Kippen mit einzelnen schwärz-
lichen Schüppciien bestreut. Pfeilllecke matt dunkelbraun.
Jn Zelle G zwischen der \A'ellenlinie und der hinteren Quer-
linie ein hellgrauer Fleck.
Am Vorderlande ist der Anfang der hinteren Querlinie
weiss, zuwtilcn auch der Anfang der vorderen Querlinie.
Franzen an den Enden der Kippen weissgrau, zwischen
diesen bräunlich grau, mit dunklerer Theilungslinie.
Hinterflügel matt glänzend, hellgrau, nach dem Saume
zu wenig dunkler, mit helleren, durch eine matt dunkle Linie
getheilten Franzen und wcliwach markirtcn Hi|tpeu.
4*
5«
Unterseite.
Sämmtliche Flügel malt glänzend, hellgrau, gegen den
Vordeirand mit sell^vacll ro.^enrotliem Anfluge; Vorderflügel
mit dunklerem, nach aussen durch die Wellenlinie begrenztem
iMittelsehatten. Hinteifliigel gegen den Vorder- und Aussen-
rand spärlich dunkel bestäubt. Die Rippen kaum markirl,
meist nur durch weissgraue Bestäubung.
Obwohl die kreidew eis^e Färbung der inneren Mittelrippe,
den Rippen 1, 3 und 4 und der Wellenlinie nebst den helle-
ren ünterflügeln Pomertina aui" den ersten Blick verschieden
von Leineri Frr. erseheinen läst't, ist dennoch die äusserst
nahe Verwandtschalt beider Falter nicht zu verkennen. Bei
genauerer Vergleichung lassen sich fast sämmtliche Zeich-
nungen in ihrer Form bei Beiden auffinden, so dass die An-
nahme, Pomerana sei nur Varietät der Leineri Frr. der Be-
gründung nicht zu entbehren scheint. Sichern Aufschluss
über die Arlrechte der Pomerana würde jedenfalls die Ver-
gleichung der Raupen und Puj)pen beider Falter geben.
Entdeckt MUide Pomeiana von Herrn Kaufmann H. Miller
in Stettin im Jahre I8H3 an der pomnierschen Küste bei
Misdrov .
Die vorstehende Beschreibung, der ieli mich überall au-
schliesse , gründet sich auf die sorgfältige Untersuchung des
Herrn Schulz hierselbst.
Stettin, im November 1868. Hering.
53
Hymönopteres divers du Musöe Godeffroy
par H. de Sauflsiir«*.
Familie des Yespides
). Eumenes Ovalauensis n. sp.
Mediiis. niger . tiitidus: ore , r/ypeo , fnscia frontah, pro-
notn, macula st/balari. ftostscutello . vianilis 7 melavn/i pedi-
hnsque riifis: alis fnsco-cyaneis.
Long totale 20 mill., aile 1.' mill.
V. Formes de IE. esuriens et un peu plut? grande que
celle-ci. Corps d'un noir profond , lisse et luisant. Tete ei
thorax tinement ponctue.«. Chapeion allong^ et tronqu6 i
I'extremit^. Pt-tiole arme au milieu de deux dents; le
fletixi^me segment abdominal renfI6 en tubercule ä sa face
mperieure.
Mandibulet-, chaperon, la caiene entre le« antennes?, pro-
tliorax, iine tache sous Taile, une ligne transversale au post-
ecusson , deux grandes laches triangulaires au metathorax et
pattep, .sauf les hanches, roux. Antennes rousses en dessoiis
aux deux extr^mites du tlagelluni et aussi un peu aux extre-
inites du t-cape: la bordure interne des orbites et une ligne
derriere les yeux , finement roux ou jaune-päle: un point
roux aux angles terminaux du petiole, et un peu de roux au
dernier segment ventral. Alles brunes a reflets violete.
Habite: Les iles Viti. Ovalau. (Grätfe.)
Genre IVortollia Sauss.
Caracteres des Eumenes. mais le petiole en entonnoir,
fortement 6vase; la base lineaire courte ou nulle. Forme?
des Monfezumia; bouche comme chez les Eumenes (Type;
Odynerus intermedius Sauss.)
Section: Petiole Unfaire a sa base, puls en entonnoir. Meta-
thorax ofFrant deux car6nes laterales.
2. Nortonia Amaliae n. sp.
Mgra , iribrato-puncla/a: melaiiolo pone poslsculelliiin
producto, lumido, postice jfrofnnde canalicnlato el iilrimpie
lamella transversa acuta mstructo: ahdomine reiutiuo, primo
segmento pet'uthiri, hast liucnrl. postire lufundibnliformi: linea
mandibuhiram , clypeo ( j> , macula f'rontali et postociilari,
54
nrbitis infvs. fa.sria snh antetniannn srapo. aaraiitiis: /f/onoli
iiuvcjiue, tf'(/n/is. vwlanot/' slr'ujis 2 In Idtncllis transrersis. ah-
(lovihiis scifmcjiionnii Ihnho pedihiisque . sarn/niiieis rt'l rii/'is:
nlis hifiiniatiit.
Long, totale 13 inill., alle 10 niill.
j. Tote et thorax crihlös de poncluaiions: oeliii-ci,
tronque eanement en avant; m^tatliorax piolongö loiteinent
en aniere de Tecusson , et tros bombe en dessus, separö du
post^cusson par iin prolond eanal: la face postörieui-e tombant
verticalement et tr^s inegale; le bord sui)eiieur point tran-
eliant mais s'arrondi^sant en laisant suite a, la face superieure.
et cribl6 de points enfonces, comnie le regte du thorax: le**
anglet* latöraux trt>s coniprimes, formant de chaque cöte un
tranchant horizontal dirige en avriere; le niilieu oceup6 par
un canal tres profond oiS se löge le p6tiole lors<|ue Tabdotnen
est relevö: ee canal lerniin^ superieurement en cul de sac
entre les deux lanies tranchantes. Premier segment abdo-
minal lineaire et grele dans sa priiniere moitie, ^vaf(^ en
entonnoir (hms la seconde, ponctue et partage par un !sillon:
au moins de moitie nioins hnge que le deuxieme segment.
l.e reste tle Tabdomen tinement ponctue et veloute; le bord
du deuxieme segment a«8ez epais. Corps noir: son duvet un
peu roussatre; le veloute de Tabdomen roussatre. Antennes
noires: le premier article orange en dessous; une tache au
front, bordure interne des antennes et une tache derriere
chaque oeil. oranges: bordure bilobee du prothorax, rcailles,
les deux tranchants du metathorax et une assez large bor-
dure a tous les Segments de Tabdonien, rouges de brique.
Pattes rousses a base noire. Ailes un peu enfumees, a ner-
vures bruues, avec une ligne brune le long de la cote.
(S' Chaperon jaune, ovoide, termin6 par une troneature
concave; labre allongö, jauue; une ligne jaune a la base des
mandibules. Antennes terminees par un crochet roux et un
peu rousses en dessous a la base et a lextr^mit^.
Habite: La Nouvelle Hollande; Kockhauipton. — Dediee
a Madame Amalia Dietrich qui a r^colte cet insecte.
Cette espece etablit la transition aux Eumenes. Le pre-
mier segment abdominal est cependant trop eourt pour la
faire rentrer dans ce genre, et la forme du metathorax Ten
('•loigne sans conteste.
3. 0 d y n e r u s D i e t r i c h i a n u ^ "') n. sp.
Carbotiarius; alis ui(/ris, coerHleia, apice hyaUno: ca/nle t-l
flionicc nigosissiniis: rhi/fco apice inincato: nietanoto ultra
*) 8ous-Genre Odynerus proprenient dit.
5»
pn.sfsrntellum prodiicln. Kahle exrnrafn fl hidfinfato: ahdomtne
nifido, pnnrtuldto, sessili, jirimo spfimenfo angustato, elmtffnlo,
ha.si Irtincato, rmilho irtmsrcrso aruto.
Long, totale 18 mill., aile 13,5 mill.
V. Facies d'un Uhynrhium (li/i nifipea elc.). Chaperon
Hllong(^, rugueux, termin('' pur iin bord droit. Mandiltules
longues i\ bord interne droit, olTiant f^cilement de jjetite.s en-
tailles. Ocellew places fiiir je vertex. Thorax ^ubeylindiique
allonge, a bord anlerieur tionqu6 cariement mais deriue d'an-
gles saillants. Ecusson presque carre, un peu moins long que
largo. M(''tatliorax prolonge en arri^re du post6cu880n, pui»
ensuite fortennent exeave; sa cavite tres concave, oblique; le
bord inferieur tres avance en arriere; ja concavite oflVant
une partie verticale linement ponctuee et un fond horizontal
lisse, avec deux fossette« oii impres-sions: les aretes superieures
asfcez tranchantes: les aretes inferieures tres saillantes, iiori-
zontales, formant a la rencontre des fcuperieures et des late-
rales une forte dent. Tete et thorax tres rugueusement
ponctues et chagrines; le metathorax en deseus, moins gros-
sierenient ehagrine. Premier segint-nt de labdomen tr^s
allonge, notablement plus rtroit que le second , un peu en
entonnoir tronque: f^a baee tronqure tres IVanchement, k, face
anterieure lisse, sessile: k la rencontre de cette face et de
la superieure il existe une arete vive, meine un peu saillante,
hurtout au milieu, par suite d'une sorte de cannelure qui la
precede. Deuxieme segment tres allonge, plus long que large,
un peu ovoide, plat en dessous, legeiement renfh'- en tuber-
cule a sa base en dessus; tous les segments linement oblique-
ment ponctues, Tetant densement a Textremite du bord post6-
rieur du deuxieme.
Insecte entierement dun noir profond. Abdomen luisant.
Alles noires a rellels bleus, avec Textr^mite des alles h3'a-
line; le noir prolonge obliquement juequ'au bout de la ceilule
radiale.
Haltite: La Kouvelle Hollande. Rockhampton. - Esp^ce
d^diee a Madame Amalia Dietrich qui Ta decouverte.
4. A 1 a b t o r G r a e f f e i n. sp.
(irdfilis, rylindririis, iihUpic raldc piiiirlatKS snbrclnthms '
nicld/foto roliinddlo : (thdominis prlino scgmeulo aiKjusto , snh -
petiolari , .seciindo rijU/idrico . i:<ilde clonfjalo, hasi runslrirlo:
corpore raldc flaro-aurantin /jirlo: (ihdotniuis segmettlis flaro-
ämbatis: chjpeo V llano-rufcsmitc . opice late ronrai'e serto,
nnf/ulis rotvndaiis: milemm bas'i nifi.s; pcdibus flaro-rufts :
alis subhyalinis.
Long, totale 10 mill., aile 7,5 mill.
56
i. T^te im peil plus large que le thoiax, un peii aplatie
en devant. ayant sa i)lus graiide lavgeur au bas des yeux.
Chaperon aus.si large que long, ponctu^, termin6 par un bord
un peu concavo, a angles arrondis. Front portant une sortt;
de carene, et au dessus de celle-ei une legere depres&ion.
Thorax etroit; prothorax point anguleux. M6tathorax
tres arrondi, sans ancun angle .saillant, creus6 au milieu d'une
fossette mousse; les valves articiilaires transparente^;, ajant
une forme de fer de lance. Abdomen ayant assez la meme
forme que ebez VO. bh-omiiiis Boisd.. mais le premier segment
plus allonge, un peu i)lus petioli- et moins rentl6 en dessus:
le deuxieme denue de tubercule au milieu, plus cylindriquo,
tr^s allonge, et fortement ^trangle a sa base (ayant la meme
forme que cliez les lairia)-, le bord oftVant une zöne margi-
nale figurant comme un second feuillet, quoique ponctu6e.
Tout le Corps densement ponetue et un peu veloute; le m6ta-
thorax un peu plus grossierement iionctue que le re.ste du
thorax.
Insecte noir: mandibules, labre, cliaperon, d'un rouxjau-
natre; ce dernier couvert de poils soyeux; antennes noires,
avec les deux premiers articles et leur dessous roux. Bor-
düre interne des orbites, carene frontale, une bände derriere
les yeux, oranges. Prothorax, une fache souk l'aile, ecaille,
6cusson, poetecusson, deux grandes taches au metathorax,
jaunes; ces taches, souvent vari^es de loux. Premier segment
de Pabdomen noir ä la base^ sa face sup6rieure rousse, avec
le bord jaune. Le deuxieme orn6 d'une large bordure jaune,
devenaut rousse en avant; les suivants portant une bordure
festonnee jaune, le sixi^me segment passant au ferrugineux.
Pattes rousses, variees de jaune. Alles transparentes a ner-
A'ures brunes,
Habite: Les iles Viti. Ovalau. Kccolt6 par le Dr. Grätle.
Familie des Sphegides.
o. Chlorion bicolor n. sp.
Viridi-coerulenm ; abdominis segmenlis I. 2 rti/is: alis hi-
fuscatis coerulescentibits.
Longueur totale 20 mill., aile 14,5 mill.
iy. Formes greles. Tete assez grosse. Chaperuu tres
court. transversal. Col du prothorax ponetue. Metathorax
etroil, chagrine, tronqu6 assez carrement; les bourrelets lat6-
raux se prolongeant jusqu'a la troncature: la face posterieure
triangulaire bordce de chaque cöte par une carene et tres
rugueuse, couverte de rides elev^es. Abdomen fusiforme,
pointu, a petiole assez coiirt.
57
Tete, thorax et pattes d'iin bleu vert m^tallique, garni'^'
(ie poilp noire, et un jieu grisonnant; les tibias ayant une
pubescence dor<^e. Antennes et tarses noire«. Abdomen ayant
fres deux plemierf^ segments roux: les autres Segments et le
p^tiole d'un vert melallique; cetle couleur empi6taut sur le
second t-egment en de.'^.soiK«. Alles enfnm^es, ä reflets violets
et J^ nervures briines.
Ilahile: l'ü'ruguay, Monte-Video.
Cette espece a les lormes du C/d. coeruleum Drury; eile
est plus petite et un peu plus grele.
6. Sphex Godei'l'royi u. sp.
\tger. f/zico-anreo hirsiilus. anfennarum scapo , scutellis,
legiilis, j/edihus . /ib<lotiiiiii.s<iiie seymentia /. ? rufis . metauofo
hansrerse J-carinato: alis flnvescentibus
Longueur totale 25 mill., alle IS'/, mill.
-V. Tete et thorax noirs, tout herisses d'un duvet de
poils; liuneux-soyeux jaunes-d'ocre ou dores. Mandibules
t'errugineuses, ainsi que le rnilieu du bord du chaperon; an-
tennes noirätres ayant le seape ferrugineux et la premi^re
moitie du llagellum d'un ferrugineux noirätre. Metatliorax
passant au ferrugineux, oti'rant en dessus quatre forts bourre-
lets transversaux, .separes par de fortes cannelures. Ecailles
alaires, ecusson et postecusson ferrugineux; ce dernier bi-
tubercul6. Abdomen a ptHiole court; les deux premiers teg-
ments ferrugineux: le bord du deuxieme et les segments sui-
vants noirs. Pattes ferrugineuses: alles jaunes. avec le bord
aplcal grisätre.
Habite: La Nouvelle Hollande. Cap \'ork.
Cette espece a les formes du Sph. Lcpeleter'd Sauss., eile
s'en distingue par son abdomen ä base fenugineuse et par
lee bourrelets moins nombreux de son m^tathorax.
Familie des Crabronides.
7. T a e h y t e s a u s t r a 11 s.
Mger. cra.s.'nis, argenieo-pireus: abdomine ((iireo-serireo:
alis f'errugineo- lujalmis.
Longueur totale 17 mill,, alle V2^/2 mill.
$. Corps epais et trapu. Metathorax court. La surface
superleure plus large que longue; son extr6mlte oflFrant une
petite saillie, prec^dee d'une fossette lisse; la face post^rleure
offrant une petite fossette allongee. Abdomen grand , plus
long que la tete et le thorax prls ensemble, mais neanmolns
tres large et trapu. drprlmi', n'6tant pas entierement conique,
inals un peu ovalo-conlque ; vu de profil, sa ligne dorsale
58
est feubconcave. Thorax tres finement ponctu6, le metathorax
r^tant plus finement que le mesothorax. La tele et le thorax
garnis d'un duvet argente. L'abdomen entierement garni en
dessus d'un duvet dore; le bord des segments brun. Pattes
orn^es d'un duvet un peu dor^. Eeailles alaires ferrugineuses
ou brunes. Aiies d'un hyalin jaunätre ou ierrugineux.
Habite: La Nouvelle Hollande. Cap York.
Ce Tachytes est plus grand et plus trapu que le T.
kichtjrrhostiis Sauss. II s'en distingue par son metathorax plus
finement ponetue que le mesothorax. par son abdomen dore
et des details de venulation alaire assez difierents.
Familie des Thynnides.
Les especes suivantes appartiennent a la troisieme Divi-
sion du Genre Cdriltc Unlerabfhcilung Klug). Elles ont de plus
Tabdomen grtMe, allong6 (<^) et subsessile, ressemblant sous
ce rapport au ThynftKs purpureipennis Westw. Arcana Ent. IL
pl. 83 f. 1 o^ (Th. maunts Smith. Catal. 37, 96).
8, Rhagigaster morio Westvi^. $ (n. sp.?)
i. Subgracilis, nigra, pedibns ntfis, tarsis obsciiris; tho-
race et abdomine sparse crasse punctalis; secundo segme/ito
deuse alriaio, tertio basi ienniter striato, sexfo haud cornpresso,
lameHari-arcuato, basi in longitudinem ralde strigato.
Longueur du corps 10 mill.
V. Formes un peu allongees. Tete mediocre; la face
tres densement ponctuee; le front et le vertex ä ponctuations
6parses. Les ponctuations semblables ä de gros coups d'epin-
gle. Thorax deprime, en carre long; un fort etranglement
vif entre le meso- et le metathorax, formant une grande
6chancrure triangulaire; le metathorax oftVant une face supe-
rieure ä hords convergents en avant; la face posterieure
tronquee, lisse, ä aretes sup6rieures mousses. Les angles
lateraux tres saillants; toute la surface du thorax tem6e de
grosses ponctuations obliques.
Abdomen un peu allongd-; ä bords lateraux sub-paralleles,
un peu carenes aux segments 1 — 3; rextremite posterieure
arrondie; le premier segment un peu arrondi en avant, ayant
son bord posterieur etroitement deprimo; le deuxieme densement
stri6 en travers plutot que carene, et aussi un peu ponetue;
la derniere ride et le bord posterieur un peu releve formant
seuls des carenes faibles; la base du troisieme segment fine-
ment striee en travers; les premier, troisieme, quatrieme,
cinquieme segments et les cötes du deuxieme sem^s de grosses
ponctuations, un peu efiac6es sur le dos; le sixieme ovalaire,
59
en forme de lame convexe recourbee en bas, ä ba&e stiiee;
les st lies un peii convergentes. En dessou?. Tabdomen aplati,
f-eme de ponctuations fortes et den^es au cinquieme segment.
Corps noir, t\ ]ioils gris et gris-rerrugineiix: pattes rousse-s
a hanehes noires; tarses obscurs, le« post6rieurs noirs, gar-
nis de poils gris- les epines roussätres. Antennes et mandi-
bules pas.sant un peu au brun-rousf-tUre.
Habite: La Nouvelle Hollande, Sydney.
Cet insecte parait etre la fenielle du Bit. nior/o Westw.
Arcana Ent. JI. 105. 4 ^^ Sauss. Rei^e Oestr. Freg. Novara
Hym. 114. 6 tig. 67 ^. CependanI il subsiste quelques doutes
a cet egard.
9. Thynnus elypearis n. sj>.
J. Gravilis iiigcr. cincrco-hirtiis, rlypeo fhico: alis Inja-
lino-fumaüs, riolasceiil'thus
Long, totale 10-15 mill., alle 8—12 mill.
,j. Noir, de forme grele. Tete assez bombee en avant.^
densement ponetuee: cha})eron triangulaire, termine sup6rieure-
ment j)ar une carene en forme de T dont la branche trans-
verse, un peu arquee, surplombe les antennes; les fossettes de
eliaque cotc de la carene tres profondes, ce qui rend le cha-
peron Ires saillant. Celui-ci tres bombe, strie en longueur,
jaune, tevminc par une troncature un peu crenelee; le bord
inferieur se prolonyeant de chaque cote par une liste jaune
jusqu'ä Langle inf^>rieur de Toeil ce qui rend la tache jaune
un peu trilobee en fleuv de Ij's; Textremite inferieure noire,
le noir lormant une petita ^chancrure du jaune; les bords
latero-superieurs noirs aussi. Front un peu apiati, sub-
carene. Protliorax et metathorax linement et densement
ponctues: le pvemier un peu borde: le second arrondi, n'otlVant
que des aretes laterales. Le reste du thorax luisant, plus
tbrtement ponctue et a jtonctuations plus distantes. Abdomen
allonge, etroit, point ovoide ni attenue vers la base, assez
densement ponctu6 partout, plus fortement en dessous, le
.•-eptieme segment triangulaire, petit, fortement ponctue-stri6,
rugueux ainsi que le bord du sixieme; bypopygium terminö par
une 6pine et otiVant une dent laterale basilaire de chaque cote.
Tout le Corps noir, garni d'un duvet gris; mandibules
brunes; antennes et pattes noires: ailes lav^es de gris-violace:
nervures brunes, salies.
Habite: La Nouvelle Hollande, Sydney.
9 bis v'piiynuus elypearis Sauss. ^.
.Mfp-a, nitida, citie/eo-jnlosa : nuuidibutis mediis nbdo-
niinisqiif ultimo secpncnto rufescentibus ; thorace tiitido, sparse
punctulato, metanofo Iranstersim compresso : abdominis seg-
60
mentis: primo oblique pectinato-striato: secundo iransverse
fO — /? rariffafo: ultimo rompresso . posti'ce planafo margine
hifero frilobalo.
Longueur totale 10 mill., largeiir B'/j mill.
^'. D'un noir luisant, Tete pelite; fossettes antennaires
grandes, lisses, laissant entre-elles un espace longitudinal
ponctue. large a peine d'un millimetre. Vertex lisse otTrant
de tr^s fines ponctuations epavses. Mandibules l'errugineuses
au milieu. Le deuxietne article des antennes brun, le fla-
gellum d'un gris mat.
Thorax court et petit, lisse et luisant, portant de fines
ponctuations ^parses; le prothorax en carr6 large; le ni6eo-
thorax ^trangle; le metatliorax tres court, aplati obliquement
par derriere, lisse et offVant de chaque cote un tranchant la-
teral saillant.
Abdomen ovoide, tronquc a la base; le dessus du premier
Segment oftVant des stries obliques pennees tur la ligne me-
diane, en forme de V ouvert, mais la ligne mediane lisse.
Le deuxieme segment lisse k sa base , oflrant ensuite une
douzaine de plis careniformes transversaux; les premiers tres
rapproches, les derniers plus forts et separes par des canne-
lures; le bord releve, formant la derniere carene; les cotes
du segment un peu ruguleux; les autres segments finement
et tres superficiellement ponctues sur leur partie posterieure;
le bord posterieur point saillant. Dernier segment brun, com-
prim6; la face superieure en dos d'äne, striee longitudinale-
ment a Textremit^; la face posterieure lisse, courte, en ogive,
terminee inferieurement par un bord trilob^; la valve infe-
rieure depassant notablement, ayant ses bords fortement
r6fl6chis en dehors et en bas.
Antennes, pattes, parties laterales et inferieures du corps
garnies de poils gris. Epines des tarses brunes.
Habite: La Nouvelle Hollande, Sydney.
10. Zeleboria*) Xantorrhoei Smith,
3\ Niger, nitidus, cinereo-flavo pilosus: clypeo, macula
frontali, orbitis, pronoti marginibns et plenris . mesonoti disci
lineis 2 et utrinque linea jaufa-tegiilari. fascia et macula late-
rali scutellornm, fasciis 2 melanoti et parte majore pleurarum,
tegulis coxisque , flaris: abdomine autice attenuafo, segmentis
t- Ö fa.scia riüerrnpta flara: jtedibns rnßs: alis siibhyalima,
renis fuscis
$. Fusco -nigra, rinereo-fiinco hirsulu, polita: segmenlornm
abdominis 1—4 margine depresso, testaceo; secundo segmento
tricarinato.
*) Saussure, Reise der Oestr. Fregatte Novara, Hymen, p. 131.
61
Thynnus Xantorrhoei Smith Cat. Brit. Mus. Tlijnnid. 28, 72 r^.
j. Long, totale l<> mill., aile Vih.^ mill. — :. Long,
totale 8 mill.
Q. Cette ebjjece e^t de taille tres variable. Nouö posse-
(lous plusieurs individus de tres petite taille; les mesures in-
diquees .sont prise? mr le plus fort i-ujet. Noe individus ont
tous le eliajieron jaune, prolonge et largement Ironque, pouetu6
et carene. La partie inf^rieure de cette piece oöVe de chaque
cote un espaee trapezoidal un peu rugueux, pointille de noir,
ou liiunätre; la moitie sup6rieure otYre un ovale median al-
long6 delimite en .stiies noires. Ces caracteres sont peu di-
etinets ehez les petits s^ujets. Le mesothoiax offre k cot^ de
r^caille une ligne jaune qui se fond avec une tache laterale
i\ Tangle auterieur de Teeusson; Tecu^son et le postecusson
sont post^rieurement bord6s de jaune; la borduie forme i)ar-
foi« trois taches. 6tant deux fois interrompue.
Les alles sont hyalines, brillantes, eomnie \ ernies eu
gris-jaunatre, k nervures brune.-, avec les deux nei-vures
costales et le stigma noirs. Le bord des segments cinqui^me
et sixieme de Tabdomen est un peu enfonc6 et testac6; le
sixi^me est grossi^rement ponctue avant ce bord , ainsi que
le septieme, qui est en ogive arrondie. LMiypopygiiim est
ironque, ^chancr^ en triangle; ses angles lerminaux forment
c'omme deux dents triangulaires. Les antennes sont noires.
Le rette est parfaitement confoime a la description
de Smith.
-? (in^dite). D"un brun noiratre, petite. Tete petite,
lisse, ne portant que de faibles ponctuations eparses indistinctes;
un sillon vertical au-dessus des antennes et un autre tr^s
faible au Vertex. Antennes orangees ou ferrugineuses; le
«eape brun, avec Textr^mit^ ferrugineusc. Mandibules ferru-
gineuses, a base brune, .
Thorax petit, non eomprini6; une ligne de ponctuations
le long du bord ant6rieur du prothorax, mesothorax assex
i'trangl^. Metathorax cuurt, de la largeur du prothorax, for-
inant deux tranchants lateraux; la face post6rieure lisse.
Abdomen: la bände posteiieure du premier segment en-
fonc6e, de couleur testac^e; la partie posterieure de la face
sup6rieure bordee posterieurement par une ligne vive et un
peu echancree au milieu. Le deuxienie segment portant 3 ca-
r^nes et 4 cannelures-, son bord posterieur eu outre un peu
releve, epais; troisifeme et quatrieme segments lisses, peu
ponctues sur leur portion posterieure; le bord enfonc^ dessi-
nant deux lobes un peu elev^s et cilies; le cinqui^me forte-
inent ponctue des deux c6t6s: le sixieme ayant sa tranohe
62
p08t6rieure ovulaire, avec la partie sup6rieure ruguleuse, Tin-
ferieure ereus6e en fo^sette et aplatie a rextr6mite, fortement
ciliee de poil-s gris-iüiix. Le bord des 4 premiers segments
et les c6t6s des 3 premiers d'un teslaci- couleur d'ambre;
en dessous les 4 premiers ponetues dans leur seconde moitie,
bordes d'une bände triangulairc testac^e, linement striee en
long:, le cinquieme oftViint uii ('cusson plus fortement iJonctuö,
le sixieme fenugineux, ]>etit. 'l'arj-e^? passant au te^tac^■•.
Tout rinsecte h^rissr de poils gris et gris-ferrugineux.
llnhiie: La Nou\e]le Hollande, S3'dnev.
Familie des Scolides-
11. Diseolia Ovalauen sis n. sp.
Nu/ra , tiilidfi . fiilro-pilosa: Dutndihulis , aiileiniis. libiis
tarsisquc ohsnirt' riifls: cor/forc llaro-iiiaculalo: ahdomut/s
segmculis t — .7 iilrinquc iii(irnhi jiara : '3~(i ■ fufo'fnnhridlis:
ah's fiisfcsceniibiis/
-9. Longueur totale 19 mill., aile l-i mill.
.:;. - - IT) - - 12 -
-S. Taille de la Nr. iioluta ou de la Sc ^ptis/zrlah/.
Noire, garnie de i)oiIs l'auves. Corps lui.sant, lit-ye. Tete
ponetuee aulour des anteiines et du \ertex. Thorax tres
iinement pouclue, ulVrant sur les tiancs des rellets dores.
Segments 2 — 6 de Tabdomen eilies de ]»oils rouges-cuivres.
Mandibules, llagellum des antennes, ecailles alaires, tibias
et tari-es roux-obscur.>-. Ciiaj)eron garni de cliaque eote de
poils dores. Un point au ^ommet de eliaque oeil, une bände
oblique de chaque cole du prothorax, et deux taches a
Tecusson, jaunes. Les segments 1 — 3 de Tabdomen orn^s
aussi de chaque eote d'une lache jaune marginale. Alles
lav6es de brun-dore, a nervures brunes.
,^. GrOle: le premier segment de Tabdomen allong^ en
forme de poire. Chaperon et bordure interne des orbites
jaunes. Vertex denue de taches. Prothorax jaune en dessus ;
deux points jaunes au post-ecusson; segments abdominaux
offrant aussi en dessous une bordure jaune interrompue; l'ex-
tr^mite de Tabdomen hcrisse de poils roux; mais les segments
nV'tant pas cili^s par bandes de cette couleur.
Uabiit' : I.es lies Viti. Ovalau. Recueillie par Mr. le
Dr. G raffe.
Cette Scolie se rapproche beaucoup de la SV. rciuiaia
Smith, dont eile est peut-Otre un derive local.
12. Dielis obesa n. sp.
Mttyiia, rrassissiiiKt: nigra. piiHc/nlaliu fnlro-liirta; pronoto
m
supra, scutellis . niacula metanoti. snifureis; nbdomine ?//axime
(lilatalo, ohrso. fa.sc'ui jiriiiti sc/jmenfi , ff/sriaqiie iificr/iipfa
? — .5 snifureis : ali^ f'umalis cosla fusro.
Lougueur totale 27 inill.. aile 22 niiil., hngeiir de l'ab-
domen 1<> mill,
,J. Grantle, lies tiapue. Corps partout tlneiiient ponctue;
les ponetuatious, eparses sur la tele et le tliorax, i^auf au
metathorax, qui cfct tout entier densement ponctue. Chaperon
con\ exe, a bord iuferieur arque, reflechi; la surface pointillee
et garnie de ehaque cöte de grossieres pouetuations. Un petit
sillon au front. Vertex un peu renf]6; le bommet des veux
presque enfoncr. L'ocelle antcrieur d«^piitne; les deux poste-
rieurs nuls. Tiiorax large, assez couit. Protiiorax coupe
obliquenient de ehaque cöt6 en avant. Metathorax tronque
presque k angle vil, large et anguleux. Abdomen tres gros,
large, comme cliez les fern eil es les plus trapues, tres
hombe et renfle: ovoi'de tronqu6 k la base, a premier segment
tres court et large; les ponctuations devenant assez fortes vers
rextremite de Tabdomen; le dernier segment arrondi, un peu
echancre au milieu ; anus arme de trois tortes epines, grosses
et assez courtes.
Noire, garnie de poils fau\es, Deux petites taelies au
haut du chaperon, trois autres au veitex entre les jeux,
(lessus (kl prothorax, bord des ecailles, ecusson, post-ecusson
et une tache au milieu du metathorax en dessus, jaune;^. Pre-
mier segment de Fabdomen orn6 en dessus d'une bände jauue
submarginale, echancree en avant; le deuxieme de deux taches
jaunes transversales attenuees en dedans et portant chaeune
un trait noir; le.s trois suivants d'une etroite borduie jaune
sinueuse marginale et interrompue au milieu; une ligne jaune
•k Textremite des cuisses en dessous, et nnc a la face externe
des tibias anterieurs. Alles lavees de brunatre avec une
bände brune a la cöte, surtout au milieu: nervures brunes.
Cellule radiale tres courte, 6eartee du bord a rextremite; la
deuxieme veine recurrente briste au milieu,
Habite: Le Nord de la Patagonie et rUruguay. (Ma col-
lection.)
Ce male est unique daus son gerne. 11 a le facies d'une
lemelle, et d'une femelle des plus trapiies, vu la laigeur de
ses fornies et la rondeur de son gros abdomen; mais, i\ part
cela, il öftre tous les caracteres d'un male, sauf peut etre
dans la forme de la cellule radiale, qui est tr^s courte, comme
par ex. chez les Elis dorsata, phimipes, .'ifasciata etc. La tete
un peu rentl6e en dessus ainsi que Tobliteration des ocelles
posl6rieurs, sont des caracteres qui ne s'etaient encore pre-
sentes que chez les femelles, et qui constituent ohez ee male
une vemarquable exception.
Cet insecte J offre de commun avec tous les males:
le gerne de ponctuation du eoips, les antennes longue? et
composees de 13 ai-ticles: le nombre des segment^' de Tabdo-
men et sa terminaison. Avec les femelles: la forme (lapue,
•surtout Celle de Tabdomen; la largeur du Ihorax , la forme
du Vertex et robJiteralion des ocelles. Cependant il s-erait
impossible de prendre cet iudividu pour un hennaphrodite,
puisque les anlennes uussi bien que le nombre des segment.-
abdominaux et la .^-tructure de Tanus prouvent quMl s'agit ici
d'un male normal.
II faut donc plutot considerei ce male comme indiquani
l'exietence d'une espece dans laquelle les deux sexe» com-
mencent a s'identilier dans les formes, contrairement ä ce qui
a lieu chez les Scolies, conformement ä ce qu'on observe
chez les Tiphia U etabiit k eertains egards \n transition
qui des vrais h6terogynes (^ sexes dif\erents) conduil anx
laux het^rogynes k sexes subidentiques.
65
Neue Schmetterlinge aus dem „Museum
GodefFroy" in Hamburg,
lieschrieben von
Dr. Blerri#lt-i$$eliaeil'er.
Ersle Ablheiluiig: die Tagfalter,
mit Tab. I— 1\'
Eine mir im December 1867 Übermächte Sendung bestand
aus 235 Nummern, von den Yiti-, Tonga- und Scliiffer-
Inseln, gesammelt von Herrn Dr. Graeffe aus Zürich,
dann von Brisbane und R ockliamp ton, Hafenorten an der
Nordküste Neuhollands, gesammelt von Frau Amalie Dietrich.
Nur ein kleiner Theil der Sendung befand sich in voll-
kommen reinem und friechem Zustande, die meisten der Ma-
cros in leidlichem, zur Erkennung ganz, zur Einreibung in
die Sammlungen difficiler Liebhaber zur Noth genügendem Zu-
stande. Von den Micros waren einige wenige vortrefflich er-
halten und präparirt , die Mehrzahl zur Erkennung der Art
nothdürftig genügend , eine ziemliche Anzahl aber geradezu
unbrauchbar, welches Urtheil auch von Herrn Prof. Zeller,
dem eifrigsten Erforscher und gewissenhaftesten Untersucher
der Micros mit grossem Bedauern ausgesprochen wurde.
Eine nachträgliche, am 14. Juni 1. J. an mich gelangte
Sendung enthielt fast nur Micros, und zwar meistens aus den
die allerkleinsten Arten enthaltenden Gattungen, z. B. Graci-
laria, Cosmopteryx. Diese waren aber alle in so kläglichem
Zustande, dass ich nur 9 Stücke derselben zu genauerer Prü-
fung zurückbehielt, immer noch sehr bezweifelnd, ob selbst
mit dieser kleinen Auswahl etwas zu machen sein werde.
Der Hauptfehler scheint schon beim Einsammeln gemacht
worden zu sein, denn der verklebte Zustand der Beine, Kopf-
theile und Flügel, dann das ganze runzlige und verkrüppelte
Aussehen zeigt, dass die Thiere lebend in Gläschen eingefangen
wurden, au deren Innenweite sich entweder Feuchtigkeit nieder-
schlug oder gar durch Anwendung von Aetlier oder Cyankalium
(zum Tödten) erzeugt \\'orden war. Dann sind die Thiere an
haarfeinem Messingdraht, oft sehr excentrisch, gespiesst, wel-
cher aber nicht zugespitzt und ohne Gummi in Klötzchen von
Agavenmark gesteckt ki. Der Draht setzte oft Grünspan an
und fiel im Transporte öfters aus den Klötzchen heraus. Endlich
waren die Klötzchen an viel zu dicke, schlecht zugespitzte
Nadeln gesteckt, an diesen sehr oft nicht durch Gummi ge-
5
66
hörig fest geleimt, so dass fie sich dreliten; die dicksten Nadeln
hafteten in dem Boden der Schachtehi aus Agavenmark eben-
falls nicht genügend. Es fiel daher oft nicht allein der Silber-
draht aus den Klötzclien heraus, sondern diese beschädigten
durch ihre Drehung an der Nadel die nebenstehenden Thiere,
und endlich die grösste Beschädigung verursachte das Heraus-
fallen der dicken Nadeln aus dem Boden der Schachteln.
Aber selbst die A^enigen Stücke, welche allen diesen
Gefahren entgangen waren, konnten nicht genügend zum
Zwecke des Spannens aufgeweicht weiden, weil die Flügel
fest auf einander geklebt und die klumpenweise gehäuften
Schuppen der Franzen , des Scheitels und der Palpen nicht
mein- in Ordnung gebiacht werden konnten. Wie unentbehr-
lich der gute Zustand dieser Theile zur Erkennung und Ein-
reihung der Arten ist, weiss Jeder, der sich nur einigermassen
mit Micros besciiäftigt hat.
Ich ergreife diese Gelegenheit, den Sammlern des Herrn
Godeffroy sowie überhaupt den Sammlern in fernen Ländern
einige Fingerzeige zu geben, wozu ich mich zwar nicht durch
eigenen Aufenthalt daselbst, aber durch seit fast 50 Jahren
aus allen Welttheilen angelangte und eingesehene Zusendungen
iür competent erachte. Als Beleg hierfür erwähne ich nur,
dass ich im Jahre 1820 und 1821 die Sendungen von Oll'ers
aus Para und Bahia, jene von Hemprich und Ehrenberg aus
Aegvpten, von Westermann aus dem indischen Archipel im
Berliner Museum zu sichten, zum Theil zu präpariren und
einzureihen hatte, 1821 jene von Spix und Martius in der
K. Akademie der Wissenschalten zu München musterte, die
grossen Sendungen, welche Moritz aus Venezuela an den nun
verstorbenen Kaden in Dresden machte, während mehrmaliger
wochenlanger An\A esenheit in Dresden genau durchging, die
Cubanische Schmetterlingsfauna von Herrn Gundlach so voll-
ständig zugesendet erliielt, wie sie in der Pariser Ausstellung
zu sehen war, seiner Zeit von Becker in Paris aus jeder an
ihn gelangten Sendung Vieles erhielt, namentlich fast alle
seine Califomier, von Boucard die Mexicaner, von Ried in
Valparaiso seltene Chilener, von Keferstein in Erfurt Süd-
afrikaner, von Morris, Biackenridge Clemens, Grote und
Robinson Nordamerikaner u. s. w.
Vor Allem müssen die verschiedenen Verhältnisse, in
welchen sich die Sammler befinden, beachtet werden, denn
es ist z. B. ein grosser Unterschied, ob sich ein Sammler
ausschliesslich auf Insecten beschränken kann, oder ob er
Alles, „was da kreucht und fleugt", ob er auch Pflanzen,
Minei allen, Seethiere und Anderes sammeln will und soll.
Von Sammlern der letzten Kategorie lässt sich keine ergiebige
67
Ausbeute erwarten, wenn aucli einzelnes Interessante manchmal
(liircli sie zufällig geliefert ^ird; zu einer zweckmässigen
Aus\Aali], zu genügender Präparirung und Verwahrung fehlt
es ihnen an Kaum und Zeit. Solciien Sammlern ist ganz ein-
fach aufzutragen, alle Insecten, welche den Weingeist ver-
tragen (also allt; Nieht-Sclunetterlinge, die nicht beliaarten
Käfer, die grösseren Crthopteieu, Hemipteren, Hymenopteren
und Apteren) in Flasclien mit Weingeist zu bringen, in
welchen etwas Baum\\olle, um Boden und oben vor Ver-
schluss der Flasche angebracht, das Schütteln verhindert.
Eine Anzahl solcher Flaschen, besonders wenn sie vierkantig
sind , lässt sich ganz gut zusammen in eine grössere Eolz-
kiste verpacken, in der Art, dass Boden, Seitenwände und
Decke mit elastischem Material, Werg, Seegras u, dergl. aus-
gefüllt sind.
Alle Thiere, welche den Weingeist niciit vertragen, sind
sogleich beim Einfangen durch einen seitlichen Druck auf
den Thorax zu tödten und in weiches Papier, am besten
Seidenpapier, einzuschlagen und diese Tütchen sogleich in
eine gut schliessende Blechkapsel, am besten vierkantig, der
Deckel im Charnier befestigt, einzulegen. Sobald die Kapsel
nahezu gefüllt, wird eine dünne Schicht Baumwolle, \\ eiche
mit Benzin und Sublimatsolution getränkt ist, bedeckt, ge-
schlossen und möglichst bald verlöthet. Sammler dieser Art
sollten gai- nie mit Aufstecken an Nadeln sich befassen, die
aUerkleinsten Thiere (Rlicrolepidojiteren, die zarten Neuro-
]iteren, Dijiteren etc.) liegen ausser ihrem Wirkungskreise.
Wenn dann der Empfänger seine Neugierde und Ungeduld
zu zügeln weiss und die Tütchen vor der Eröflnung
auf feuchtem Sande aufweicht, so wird er wenig Ver-
lust zu beklagen haben.
Speciell dem Sammeln von Insecten sich \^idmende Rei-
sende können reichhaltigeres und gewählteres Material liefern,
wenn sie sich mit den /um Einsammeln und Präpariren
nötliigen Apparaten beschweren können und dürfen, liinen
kommt es zu, von allen eingeftingenen Insecten, welche
nicht unbezw eilelt den Weingeist vertragen, und von den
zum Einschlagen in Tütchen passenden wenigstens je einige
Exemplare an passende Nadeln zu stecken und noch weich
in vierkantige Kästchen mit Kork- oder Agave- Boden dicht
an einander gereiht einzutragen. Jene Arten, welche zu klein
sind, um schon auf der Excursion aufgesteckt werden zu
können (die kleinsten Tineaceen, Tipulinen, Captinen etc.),
müssen aus dem Koscher lebend in kleine Kapseln ein-
gefangen und erst zu Hause auf Schwefeläther getödtet,
dann an Silbernadeln angesteckt werden. Unter den ver-
68
schiedenen, je nach Gewohnheit und Liebhaberei gebrauch-
ten Kapseln habe ich die Yg Zoll Cubikmaass haltenden aus
Pappe, unten und oben mit Glas als die bewährtesten erprobt;
sie nehmen den wenigsten Raum ein, sind am wenigsten zer-
brechlieh und geben der Feuchtigkeit viel weniger Zutritt als
mit Kork versclilossene Glascj linder , was in heissen und
leuchten Klimaten sehr zu beachten isf. Die an Silberdraht
aufgesteckten Exemplare sind dann nicht einzeln auf Agave-
Klötzchen zu bringen , sondern der Reihe nach auf den mit
Agaveplatten gefütterten Boden der Schachteln einzutragen.
Dass alles dies mehr für Sammler berechnet ist, welche
wohnliche Nachtquartiere und zeitweise längeren Aufenthalt
in ge^A issen Gegenden haben, nicht aber für solche, welche
Expeditionen von Monaten und Jahren in unwirthliche Länder
beigegeben sind, dies ist wohl selbstverständlich. Haben
erstere passende Wohnungen und überflüssige Zeit, so mögen
sie immerhin einzelne Prachtexemi)lare \ ollständig präpariren
und spannen (ein im frischen Zustande gespannter Schmet-
terling ist in der Regel schöner als ein aufgeweichter), dieser
Vortheil wird aber durch Raumverschwendung und grössere
Transportgefahren überwogen.
Ich folge in der Aufzählung der Arten meinem Prodromus
um so lieber, als ich mich immer mehr von der Unnatürlich-
keit des Voranstellens der Papilioninen überzeuge und hierin
die volle Beistimmung des wissenschaftlichsten der leben-
den britischen Lepidopterologen, Bates, erhalten habe. Die
vor den Familiennamen stehenden römischen Zahlen sind die des
Prodromus; die Gattungen und Arten sind fortlaufend numerirt.
Was die den mir neu scheinenden Arten gegebenen
Namen betrittt, so werden oline Zweifel manche derselben ein-
zugehen haben, wenn die Tafeln in die Hände aller Sach-
verständigen gelangt sind , mit welchen ich zum Theil nicht
in Verkehr treten konnte, von welchen icli zum Theil aber
auch ohne genügende Antwort und Aufklärung blieb. Da
diese Tafeln auch in der P'ortsetzung meiner „Neuere Schmet-
terlinge aus Europa und den angrenzenden Ländern''^ erscheinen,
so vird dort die beste Gelegenheit gegeben sein, die Namen
zu berichtigen*}.
*) Da es nicht möglich ist, die Tafeln der Stettiner Entom.
Zeitschrift colorirt zu geben, so mache ich darauf aufmerksam, dass
dieselben in dem eben genannten Werke in Quarte colorirt erscheinen.
Sobald die ersten 4 Tafeln ausgegeben werden können, wird dies, der
Preis und die Bezugsquellen in diesen Blättern angezeigt.
69
I. Helicoiilna.
1. Euploea.
Es ist um so schwerer, nach den Beschreibungen von
58 neuen Arten, welche Herr Felder in der Novara Reise
gegeben, einige vorliegende neue Arten zu bestimmen, als nur
9 derselben im männlichen, 2 im weiblichen und 1 in beiden
Geschlechtern abgebildet sind.
Ebenso ist es unmöglich, in dieser difficilen Gattung halt-
bare Diagnosen zu geben, bevor man nicht die überwiegende
Mehrzahl der Arten in natürlichen Exemplaren oder brauch-
baren Abbildungen vor sich hat. Ich ziehe es daher vor, die
mir neu scheinenden Arten durch Yergleichung mit allgemein
bekannten oder richtig abgebildeten kenntlich zu machen.
1. E. seriata m. j^. Mit E. pollita und ledereri zu
vergleichen; von erster durch die gegen den Vorderrand hin
kaum an Grösse zunehmenden weissen Fleckchen, von letzter
durch das Fehlen aller anderen Fleckchen, dagegen ein ge-
doppeltes der Zelle 1 b der Vfl und etwas eckigeren After-
winkel der Hfl verschieden. Von Vanua Valava.
2. E. incomptam. ^. Im Habitus kein auffallender,
aber doch nachweisbarer Unterschied von seriata; Saum der
Vfl etwas convexer, Spitze und Afterwinkel abgerundeter,
Hfl am R kürzer, am Afterwinkel etwas mehr vorgezogen.
Auf dem Ursprünge der R 8 der Vfl ein blaues Schuppen-
fleckchen, unter ihm in schräger Richtung gegen den Saum
hin noch einige wenige blaue Schuppen. Die ganze OS der Vfi
schillert in gewisser Richtung dunkelviolett. Die Franzen aller
Fl zwischen je zwei Rippen zweimal weiss gezeichnet. Unten
nur an der W der Hfl drei weisse Punkte. Von Vanua Valava.
3. E. eleu t ho Quoy & Gaimard. T. IL fig. 6 S. 7.
9. $. \ar. montrouzieri Fld. Nov. no. 479; auch lewini und
escholtzi sind nach Felder nur Lokalformen derselben Art.
Unter 12 sicher zusammengehörigen Stücken, welche Herr
God. mittheilt, findet sich nur Ein Manu. Dieser hat den
Filzstreif in Z Ib, ungefähr ^n ihrer Länge betragend, ein
M enig über deren Mitte reichend; der Fleck der Z 3 ist nicht
viel breiter als hoch; hinter der Mitte des VR steht ein
Fleckchen Die Fleckenreihe der Hfl steht näher der MZ als
bei allen Weibern und besteht von Z Ib bis Z 3 aus wurzel-
wärts zusammenhängenden hohen Doppelflecken. In der Ge-
stalt dieser Flecke stimmt eines der Weiber überein, hat aber
den Fleck der Z 3 der Vfl bedeutend grösser, fast bis zur
W der Z reichend. Die Fleckenreihe nimmt an Grösse nach
und nach ab, bis sie aus Punkten besteht, kaum grösser als
jene vor dem Saum, in welchem Falle dann auch die Flecke
70
der Vfl immer kleiner werden (fig, 4), zuletzt auch die
Costalflecke. fig. 5^' ist kuum halb so gross als die übrigen.
Von Neuholland und den Viti-Inseln.
4. E. schmeltzi m. $. Tab. I. fig. 8. Lässt sich am
beteten mit E. dufresni vergleichen; kleiner, ohne blauen Schiller,
der Fleck der Z 3 der Vfl mehr wurzehAärts gerückt, jener
der Z 4 fehlend, jene der Z 5 — (S kleiner, kein so breites
Band bildend, in Z 10 ein Fleckchen gegen die W und vor
dem VR. Auf der US sind alle diese Flecke schärfer aus-
geprägt und begrenzt, namentlich in der IMittelreihe in Z 3 — 6
mid 10 der Vfl und in Z 1 c bis 7 der Hfl. Von Upolu.
5. E. graeffiana (Heer?) Taf. I. fig. 1. V. Das Bild
in der durch Herrn Dolirn in diesen Blättern zur Genüge be-
sprochenen Broschüre hat einen unrichtigen Umriss der Hfl
und die Flecke in Z 2 und 3 derselben zu deutlich. Herr
Hewitson erklärt sie für E. hisme Boisd., welche identisch mit
E. eunice sein soll. Von Vanua Valava.
6. E. nemertes H. Samml. o. Von Vanua Valava.
7. E. rumphii Fld. q. Von Vanua Valava.
ff. ileaaaliia.
2. Danais.
8. D. melittula m. Von Herrn God. als melissa ge-
sendet, aber keinenfalls zu Cramer's Figur 377 C D passend,
viel elier mit Felder's Bild der D. nej)tunia t. 43 f. 7 stim-
mend in Grösse, Umriss und Zeichnungsanlage, nur ist das
W^eiss viel ausgedehnter, daher das Aussehen anscheinend
verschieden. Von Upolu.
0. D. archippus F. — megalippus H. Samml. Nicht
von den amerikanischen Exemplaren verschieden, wahrschein-
lich mit der Nahrungspflanze Asclepias ipecacuanha eingeführt.
Von Niuafou.
VI. Saiyriiia.
3. Cyllo.
10. C. leda Cr. 292 A - 879 a fast ganz gleich H-
Samml. fig. 4. Von Ovalau und Vanua Valava.
11. C. banksia F. Von Kockhampton.
4. Yphthima.
12. Y. arctous F. Noch nirgends abgebildet. Von
Brisbane. Kaum Donovan's Art, welche zwei gleich starke
grosse Augen der US der Hfl hat; auf der OS ist das vordere
ohne weissen Kern und gelben Ring.
71
5. Hypücista.
13. H. ad i an t ha H. Ziitr. f. 545 — irius F. — Donov.
N. Hol]. Drei sehr verschiedene Stücke in Grösse und Fär-
bung; oben bald ganz graubraun nur mit dein ockergelben
Bande der Hll , bald fast ganz ockergelb. Keines derselben
stimmt ganz mit Donovan's Bild, eines mit dem in HZ. f. 545,
doch ist es grösser. Von Kockhampton.
6. Xois.
14. X. sesara Hw. Von Viti Levu und Ovalau.
^. H^yiiiplialiiia.
7. Diadema.
15. D. äuge Cr. Jedenfalls nur aberratio, im Habitus
und der Zeichnungsanlage ganz mit polymena Fld, Nov. t. 55
f. 5. 6 übereinstimmend, aber beiderf-eits ohne schwarzen
Streif vor dem Saume. Die OSeite ist schmutzig ockergelb,
gegen die W braun, an der kleineren Si)itzenhälfte der Vfl
und hinter der Zelle der Hfl weisslich. Unten in Z Ib und
2 vor dem Saum ein weisser, dunkel umzogener Querfleck.
Von Ovalau.
16. D. formosa m. Tab. IV. fig. 17. Zur Gruppe von
pandarus gehörig und von Hewitson als eine Var. vermuthet;
kleiner, schwarzbraun mit orangem Schrägband der Vfl und
solchem breiten vor dem Saume der Hfl, in welchem gleich
grosse schwätze Rundflecke von Z 2 — 4, in Z 1 c zwei klei-
nere stehen. Unten sind diese Flecke und gleiche der Vfl
hellblau gekernt, das Orange verbleicht und auf den Hfl
auf die Ränder der mehr rostbraunen Binde beschränkt. Von
Vanua Valava.
8. Atella.
17. A. egista Cr. Von Upolu. Mit weniger Schwarz
als Cramer's Bild.
9. Junonia.
18. J. velleda L. Von Vanua Valava und Ovalau.
19. J. ocy ale H. Verz. - Orithya Cr. 281 E. F. 290 C.
D. Von Rockhampton.
10. Doleschallia.
20. D. bisaltide Cr. Ohne Silberflecke der US. Von
Ovalau und Vanua Valava.
72
1LI. li^caesiiita.
Während Herr Felder so viele interessante Gattungen
und Arten aus Neuholland aufführt, enthält gegenwärtige Sen-
dung ausser einer mir neu scheinenden Chrysophanus-Art nur
ziemlich unscheinbare, den europäischen Formen nahe ver-
wandte Arten der engeren Gattung Lycaena. Da Herr He-
witson diese Gattung noch nicht bearbeitet hat, so muss ich
die neuen Arten benennen.
11. Cbrysophanus.
21. Ch. diseifer m. T. IV. f. 21. — Grösse und Ha-
bitus von Ch. phlaeas, plumper, Vfl spitzer. Schwarzbraun,
die langen Franzen weiss, auf den Rippen schN^arz; die Vfl
bis zu '-^3 goldorange, unten matter, mit gelbgrauem VR und
Saumdrittel , an der W des letzteren von Z 2 bis zum VR
eine Reihe verloschener, licht umzogener Augen, drei deut-
lichere in der MZ und eines bei Vg der Z 1 b. Hfl gelbgrau,
weiss und braun gewässert, bei Vg und '^/^ mit einer durch-
laufenden Reihe dunkler Mondlinien. — Von Brisbane.
12. Lycaena.
Schon bekannt sind:
22. L. taygetus Fld. Nov. nr. 3'>1 t. 23 f. 19-21. -
Von Brisbane.
23. L. ly Simon. Nicht von der Europ. Form abwei-
chend. — Von Rockhampton.
24. L. nora Fld. Nov. nr. 341 t. 34 f. 34. Das Bild
ist nicht genügend. Die OS ist schmutzig blau, etwa wie bei
stark geflogenem alexis; die US hat aschgrauen Grund, die
bei Feld, röthelroth angegebenen Flecke und Binden sind nur
etwas weniger röthlicher als der Grund, welcher im Saum-
drittheil stark weiss gemischt ist, so dass sich die Reihe
Punkte vor dem Saum und die Mondlinien wurzelwärts von
ihnen sehr dunkel ausnehmen; in Z 2 der Hfl steht ein scharf
schwarzes, wurzelwärts orange umrogenes Dreieck, in Z 1 c
eine Andeutung eines solchen. Von Rockhampton.
25. L. communis Koch. Ich halte mehrere, unter
dreierlei Nummer gesendete Stücke nur für unbedeutende Abän-
derungen dieser in der Deutlichkeit der Zeichnung der US viel-
fach abändernden Art. Von Vanua Valava und Rockhampton.
26. L. onycha Hew. t. 24 f. 11. 12. — Die Beschrei-
bung ist etwas besser als die Bilder. Auf der OS reicht die
i-ch^arze Spitze der Vfl weiter wurzelwärts, Z 2 der HH
führt ein tief schwarzes grosses Dreieck. Unten fehlt der
dunkle, weiss umzogene Fleck gegen die W der Z ib und 2;
die grössere Wurzelhälfte der Hfl ist gleichmässig weisslich
73
gewellt, ohne dunkle Rundflecke, hinter ihr steht ein reiner
weisses Band; das in der Beschreibung erwähnte schwarze,
wurzelwärts orange gesäumte Dreieck der Z 2 fehlt dem
Bilde, auch auf dem Ende der Z Ib steht ein ähnlicher, doch
undeutlicherer Fleck. Von Rockhampton.
L. })almyra Fid, Nov. t. 34 tig. 28. 29 scheint veinvandt,
noch mehr L. larvdas Cr. 282 H., welcher mit Hewitson's
Bild noch besser stimmt, durch drei schwaize Rundflecke an
der W der Hfl und den Mangel von Roth in Z 2. Mit wel-
chem Rechte diese Art zu einer neuen Gattung Utica erhoben
ist, sehe ich nicht ein. Die Augen sind haarig, Palpenglied 3
fadenförmig, kürzer als 2, Yfl mit 10 R, 7 und 8 aus gleichem
Punkte mit H. Unten die MZ der Vfl in der Mitte und auf dem
Ende mit grossem, licht umzogenen Fleck. Von Rockhampton.
Dieselben Merkmale wie L. utica kommen zwei andere
Arten zu, welclie ich nicht in Hew., die eine bei Felder finde;
es sind:
27. L. perusia Fld. Nov. nr. 338 t. 34 f. 4. Das Bild
ist nicht zu verkennen. OS schmutzig violettblau; unten ist
der weisse Fleck am Ende der MZ der Vfl von zwei dunklen
Linien getheilt, das Weiss des Bandes ist zusammenhängender,
die beiden Reihen dunkler Flecke vor dem Saum sind kaum
dunkler als der Grund; der schwarze Augenfleck in Z 2 der
Hfl ist saumw'ärts spangrün gekernt. Von Rockhampton.
28. L. archias Gr.? 181 C. Kleiner als L. baetica, die
OS des Mannes sehr langhaarig. Unten in der Mitte und am
Ende der MZ die drei weissen Verticallinien; der Doppelstreif
bei 'y^ rückt in Z 2 und 1 weiter wurzelwärts und sciiliesst
einen breiten weissen Streif ein; hinter ihm wieder ein breit
weisser, fast gerader Streif, dann die Kette aus Ovalringen
vor dem Saum. Auf den Hfl steht innen an diesen der brei-
teste weisse Streif, welcher sich gegen den VR gabelt, der
innere Arm feiner. Die schv^arzen Augenflecke vor dem Saum
der Hfl in Z 1 c und 2 sind klein, saumwärts mit spangrünem
Monde im Inneren, wurzelwärts breit orange begrenzt, beson-
ders der letztere. Von Rockhampton.
29. L. isoplithalma m. Corresp.-Bl. d. Zool.-Min. Ver-
eines 18t)2 pg. 142. Der dortigen Beschreibung ist nur bei-
zu.setzen, dass die vier grossen Flecke der US der Hfl von
Z 2 — 5 auch auf der OS sichtbar sind; sonst linde ich keinen
Unterschied von der Cubanischen Art. Von Rockhampton.
3<>, L. samoa m. Tab. IV. fig. 18. Weib. Grösse und
Gestalt ^ on 1>. amynias WV., schmutzig violettblau. Unten
Hellt bräuniicli a.'chgrau, MMond und die zusammenhängenden
Kettenovale aller Fl sowie die doppelte Mondreihe vor dem
Saum wenig dunkler als der Grund , licht umzogen. Hfl in
74
Z Ic und 2 mit gross schwarzem Fleck vor dem Saum, wel-
cher grün beschuppt und einen orangen Bogen über sich führt,
welcher auch auf der OS sichtbar ist. In Z 1 zwei, in der
MZ ein tief schwarz gekernter Augenpunkt. Auf R 2 ein
kurzes Schwänzchen.
Das Weib i^t bedeutend grösser, Vfl im Discus lebhaft
kornblumenblau, Hfl mit weissen Ringen vor dem Saum, jener
in Z Ic und 2 gross schwarz ausgefüllt, wurzelwärts mit
breit orangem Mond. Von Vanua Valava.
31. L. platis&a m. T. IV. fig. 20. Weib. OS des ,^
matt himmelblau, in Z 2 der Hfl ein schwarzer QP'leck, die
schwarze SL beiderseits weiss begleitet. Unten aschgrau, am
Ende der MZ ein einfacher weisser Ovalring, die Doppellinie
bei ^4 unter R 3 sehr wenig wurzelwärts gerückt, vor dem
Saum zwei Reihen weisser Mondlinien; alles dies kaum merk-
lich dunkler ausgefüllt als der Grund. Auf den Hfl gegen
die W noch drei weisse Ovalringe, jener in Z 7 schwärzer
ausgefüllt. — Das Weib hat breit schwarze Ränder der Fl,
deren Farbe glänzend kornblumenblau. Hfl mit zwei Reihen
lichter Mondlinien vor dem Saum, die inneren dicker, die
äussern der Z 2 einwärts orange, saumwärts breit schwarz
angelegt. Von Rockhampton.
32. L. serpentata m. Wie ein kleiner hylas. OS
an der Whälfte violettblau angeflogen, in Z 2 der Hfl eine
lichte Mondlinie über einem schwarzen Rundfleck. Unten
graubraun mit unbeschatteten weissen Schlangenlinien, welche
auf den Vfl aus beiden Ovalen der Mz, der Doppellinie und
einer einfachen schwachen Zackenlinie vor dem Saume be-
stehen; auf den Hfl ist die äussere der Doppellinien in Z. 4
und 5 saumwärts verbreitert und vortretend, ähnlich wie bei
L. perusia. Z 2 hat ein schwarzes Dreieck mit schwach
oranger Einfassung. — Von Rockhampton.
33. L. berenice m. — Aehnlich der L. beroe Fld,
Nov. nr. 340 t. 34 f. 36 von Luzon, etwas kleiner, die erste
weisse Doppellinie der US der Vfl geht ganz parallel bis auf
R 1 hinab, das Zeichen am Ende der MZ besteht aus drei
weissen Verticallinien, die Doppellinie bei y« ist auf R 3
scharf wurzelwärts abgesetzt, die beiden Fleckenreihen vor dem
Saum sind nicht dunkler als der Grund. Von Rockhampton.
34. L. candrena m. — Am nächsten der L. kaukena
Fld. Nov. nr. 331 t. 34 f. 37, aber viel kleiner. Der Mann
ist prachtvoll dunkelblau, nur vor dem Saum der Hfl schwarze
Querflecke. Unten hat die MZ nur zwei weisse Verticallinien
vor und hinter der QR ; die Doppellinie bei V4 tritt in Z 2
und 1 gleichmässig wurzelwärts vor.
Das Weib ist matter blau, auf den Vfl nur im Discus,
75
auf den Hfl mit schwarzen, licht umzogenen Rundflecken vor
dem Saum. Von Viti Levu. Ovalau. Vanua Valava.
3-T. L. dyopa m. — Dieselbe Bezeichnung der MZ der
"\"tl : die weissen Linien sind aber scliärfer dunkel beschattet
und die vorletzte vor dem Saum schärfer gezackt. Auf den
Htl hat Z 2 und 3 sehr grosse, ganz gleiche, spangrün um-
zogene Kundflecke in kaum merklich röthlieherem Grunde:
zwei kleinere spangrüne Fleckchen in Z 1 b und c. Von Ovalau.
36. L. alsulus ra. — Grösse und Gestalt von L. alsus,
die OS mit trüb violettem Schiller, die US bräunlich asch-
grau, gegen die W der Hfl silbergrün. Einzelne Exemplare
ohne alle Zeichnung: dann ein schwarzer Punkt vor dem Saum
der Z 2 der Hfl. wurzelwärts von weissem Winkelliaken be-
grenzt, in Z 3 ein weisser Punkt: später weisse ^Vinkell^dken
aller Z. ^'on Rockhampton und Upolu.
37. L. erinus F. — Donov. Xeuholl. T. IV. f. 19. —
Ich zweifle nicht an der richtigen Bestimmung: Felder setzt
diese Art mit seiner absimilis Nov. nr. 309 t. 32. 14 — 16 in
die neue Gattung Holochila. OS dunkel violett, US licht
aschgrau, Vtl mit dunklem QStrich adi Ende der MZ, ziem-
lich gerader Reihe Querstricbelchen bei ^4 , welche sich auf
die Hfl als eine Reihe schwacher Dreiecke fortsetzt und vor
dem Saum mit einer Reihe schwarzer Punkte, welche sich in
Z 1 b und 2 zu grossen, tief schwarzen Flecken vergrössern,
auf den Htl durch fein sch^^arze Winkelhaken \ertreten sind.
Die Wurzelliälfte der Hfl führt 12 — 14 kleine Augenpunkte, die
der W nächsten etwas schwärzer gekernt. Von Rockhampton.
XIV Pitridina.
13. Elodina Fld.
38. E. pallene Hw. 8. 9. Die Exemplare stimmen
ganz, nur ist die schwärzliche Bestaubung des VR der Vfl
gegen die W breiter, auf der US die Spitze der Vfl nicht so
violett, durch die schwarzen Flecke der Z 4 und 5 zieht ein
braunes Schrägband bis zum VR, die Punkte der Z 2 und 3
der Hfl fehlen, jene der Z 4 und 5 sind grösser, aber ver-
triebener, der VR ist an der W fein gelb: die Fülilerkeule
ist kürzer. Hw. vergleicht sie mit aripa Bd., welche aber
gewiss eine Pieris ist. — Von Rockhampton.
39. E. parthia Hw. 12. 13. Unten ist der Grund der
Vfl wei?ser. jener der Hfl etwas gelblicher, weniger deutlich
bräunlich gewellt, am \R gegen die W gelb. Der Mann ist
etwas kleiner, hat spitzere \t\^ auf R 2 und 3 kaum eine
Spur von schwarzen Dreiecken, die US bald grauer, bald
76
weisslicher, aber immer mit der Andeutung der Zeichnung.
Von Rockhampton.
14. Pieris.
40. P. teutonia Enc. — Donov. Neuholl. Stimmt. Ein
2. Expl. (vielleicht $) hat breiter schwarzen Saum, besonders
der Hfl, in dessen Z 2 bis 4 nur ein weisser Punkt, in 5
und 6 ein grösserer Fleck; unten sind die weissen Flecke
grösser, die beiden grossen Ovale gegen die W der Hfl ohne
Gelb. — P. niseia Mac Leay Boisd. Spee. nr. 51 scheint dazu
zu gehören. — Von Rockhampton.
41. P. coronea Enc. — Cr. 68 B. C. - 361 G. H. -
Bd. spec. nr. 52. — deiopcia Donov. Neuholl. Letztere Figur
stellt eines der schwärzesten W^eiber dar, dessen OS kaum
am Wdrittel weissgrau ist, am VR der Hfl breit gelb An
diese Figur schliesst sich Cr. 68 B. C. an, wo das reinere
W' eiss der OS fast mehr als die WHälfte einnimmt, die Flecke
der US der Hfl mehr weiss werden und ein kleiner an der
W der Z 8 der Vfl auftritt. - Dann kommt eine Fleckenreihe
durch die Mitte der Hfl, und gesellen sich später zum Costal-
fleck der Vfl noch gfössere in Z 3-5. Cr. 361 G. H
Ich halte die bis jetzt besprochenen Formen alle für
W^ eiber, zu deren letzter auch djtie Donov. mit trübgelber
OS gehört. Der Mann ist noch gar nicht abgebildet, aber
von Boisd. nach der OS beschrieben, an welcher der gross
viereckige Schrägfleck am Ende der MZ vom schwarzen Saum
gesondert bleibt und die US der Hfl ausser den gelben Rand-
flecken nur in Z 1 a, b und 7 gelbe Längswische hat. Bei
einem 2. Expl. hat die OS viel weniger Schwarz, namentlich
die Vfl. T. L fig. 3. - Von Brisbane.
42. P. albina Bd. var. galathea Fld. Nov. nr. 140.
Von Vanua Valava.
4;]. P. athama Voy. Pol Sud (nach Hewitson) T. 1.
f. 2, Ich glaube das ziemlich schlechte Expl. zu leis H. Zutr.
ziehen zu dürfen wegen des gleich breiten, scharf und gerade
begrenzten schwarzen Saumdrittels der Hfl. Der schwarze
Saum der Vfl tritt in Z 1 bei weitem nicht so weit wurzel-
wärts vor als in Hübner's Bild, Z 3—6 haben weisse Flecke,
jener der Z 4 der kleinste, in 7 ein Wisch. Unten sind die
Hfl in Zelle 1, 6 und 8 sowie die W der Vfl sciiwefelgelb,
im Saumbande der Hfl sind unbestimmte lichteie Flecke an-
gedeutet. Von Vanua Valava.
44. P. i)erithea Fid. Nov. nr. 150. Stimmt, nur sind
die Hfl unten nicht ßamdae, sondern lebhaft dottergelb. Von
Brisbane.
45. P. periclea Fld. Nov. nr. 151. — T. I. fig. 4. —
77
Stimmt, nur ist der Saum der Hfl fast so breit sclnvarz wie
bei voriger Art und hat den gleichen weissen Fleck in Z 5.
T. I. flg. 4. Von Rockhampton. - Herr Hewilson erklärt das
Bild für P. ])erimale Don.
15. Callidryas.
46. C. gorgophone Bd. Auf der OS durch kleinere
schwarze Saumpunkte der Vii, welche gegen deren Spitze
nicht zusammentJiessen, unten durch ^ iel lebhafte.*, fast oranges
Gelb verschieden, in w elchem die Schattenflecke schärfer aus-
geprägt sind. Die gewöhnlichen Expl. haben viel weniger
Schwarz, auf dem Saum der Hfl nur ganz feine Punkte,
welche sich auf den Vll höchstens zu kleinen Querfleckchen
ausdehnen, oben kein Orunge, die Vfl scharf schwarzen
MPunkt. Von Vanua Valava, Ovalau und Biisbane.
47. C. alcmeone F. Beide Geschlechter von Brisbane.
48. C. florella? $ von Rockhampton. Passt zu keiner
der mir bekannten Arten und dürfte ein Weib zu jener Ab-
theilung sein, in welcher ich nur jenes der C. florella nicht
kenne. Von jenem der thisorella unterscheidet es sich durch
viel kürzeren VR und fast vertical stehenden Saum der Vfl,
deren Rippenenden feine schwarze Punkte führen und durch
kürzeren IR und weniger vorgezogenen Afterwinkel der Hfl.
Die US ist nicht so gelb wie bei o, mehr bleich und schmutzig
rosenröthlich, nicht so deutlich dunkler gesprenkelt. Der
kleine Mittelring mit seiner m eisslichen Ausfüllung verwischter.
Von Rockhampton.
49. C. hilaria Cr. $. Von Rockhampton.
16. Gatbaemia.
50. C. n y s a. Von Brisbane.
51. C. j)eribaea Enc. — Bd. sp. nr. 22. Von Rock-
hampton.
17. Terias.
52. T. drona weicht von dem Bilde bei Horsfield t. 1
f. 13 darin ab, dass der schwarze Saum der Vfl etwas schmäler,
auf R 1 nur durch ein Fleckchen vertreten, auf den Hfl erst
auf R ü holie Dreiecke, auf den übrigen R kaum angedeutete
zeigt. Der Saum der Vfl scheint etwas verticaler. Von
Rockhampton.
53. T. hecabe L. Als senegalensis gesendet, aber
gewiss nicht jene in Hübners Zutr. und Boisduval; drei ganz
gleiche Expl. haben auf der US keine andere Zeichnung als
schwach braunes Fleckchen im VWinkel der MZ der Vfl.
Von Vanua Valava.
78
Ein unter gleicher nr. gesendetes frischeres Exj»l. hat
gleich breit schwarzen Saum der Hll und scharfe Zeichnung
der US wie hecabaeoides Men.
Var. aesiope Mcn. ist von Rockhampton.
54. T. parvula m. Eine der kleinsten Arten, von
hecabe dadurch unterschieden, das.s der scliwarze Saum der
Vfl in Z 1 ganz fehlt, in Z 2 und 3 etwas weniger tief aus-
geschnitten, auf den Hfl in sciiarfe Punkte aufgelöst ist. Unten
haben die Vfl nur Einen scharf schwarzen Punkt, und zwar
unter dem Winkel der MZ, die Hfl nur ganz kleine Fleckchen,
nicht Hinge, drei in einer Bogenlinie bei '/^ , eines in der
Mitte, eines vor der S])itze der MZ, ein schwaches auf der Qli,
dann eine Reihe vertriebener bei %. Von Rockhampton.
55. T. brigitta Cr. — Von Rock hampton,
18. Papilio.
56. P, godeffroyi Senij)er Transact. of tlie Entom. Soc.
of IjOndon mit guten Bildern. Von Ovalau.
Ich hatte dies schöne Thier l'rüher in Händen und abge-
bildet. Es ist merklich grösser als folgende mir verschieden
scheinende Art; der bei dieser bei % des VR der Vll be-
ginnende und auf R 4 kaum mehr erkennbare bleichgelbe
Schrägstreif beginnt hier dicht hinter der Mitte des VR und
zieht ohne Unterbrechung bis zum IR der Hfl fort, in Z 5
und 6 der Vfl lang viereckige Flecke bildend. Rothe und
blaue Monde sind auf den Hfl sehr deutlich , besonders in
Z 1 b. Unten sind diese Monde gleichfalls viel stärker, und
es stehen über den blauen und der Fhigelmitte nocli scharf
begrenzte viereckige weisse.
57. P, schmeltzi m. Von Ovalau. — Tab, 1, tig, 1.
Ich halte diesen Schmetterling für verschieden von P,
godeffroyi. Die Flügel sind deutlich kürzer, der VR der Vfl
gebogener, ihr Saum viel weniger schräg, der Schwanz der
Hfl viel kürzer, der Saum aller Fl viel seichter gewellt; die
Ausbuchtungen sehr lein und wenig, nicht weiss, sondern
lehmgelb befranzt. Die Vfl haben nur eine ganz feine gelb-
liche Schräglinie von '% des VR, bis gegen R 4 oder 5, die
Hll hohe Mondflecke von schmutzig schwefelgelber Farbe, mit
spitzen Hörnern, der MZ wenig näher als dem Saume; dahinter
kaum eine Spur gelber Mondlinien, aber keine Spur von Roth.
Auf der US ist die gelbe Linie der Vfl aus seichten,
schmalen Monden gebildet und steht in Z 1 b viel näher dem
Saume als bei P. godefTr. ; deshalb steht ihre Fortsetzung auf
den Hil weit hinter deren Mitte, ist auch hier aus Monden
79
gebildet (bei P. gorl, aus Querflocken), die blauen Monde sind
viel j-chmiiler, statt der orangen Flecke finden f^icli ebenfalls
i-eluirfe Mondlinien.
XVT. Iffrsperiiiia.
19. Pamphila.
58. P, augustula m. Der P. augiades Fld. Nov. 1. 72
f. 5 sehr nahe, doch fast nur halb so gross, der Fleck der
Z 5 der Vfl dehnt sich an R 4 nur als Schrägfleck an deren
W au.s. Das Gelb der MZ aller Fl, dann der Z 2 und 3 der
Vtl, 2—4 der Htl ist etwas glashell. Von Vanua Valava.
59. P. ancilla m. j. Vei gleicht sich am besten mit
P. phjleus Bd. und Lee. Grösser, Vtl spitzer; der Wulst
reicht \on Z 1 bis Z 4 und die beiden Langtleckchen der Z
4 und 5; die Saumflecke sinii etwas breiter, innen gestutzt.
Auf den Hfl steht im schwarzen W Drittel ein gelbes Oval.
Unten sind die Htl grünlicher, nur das MBand rein gelb. Fühler
viel länger, mit scharfem feinem Haken. Von Rockhampton.
()ü. P. olivescens m. Tab. III. flg. 14. Grösser als
vorige, das Schwarz ausgedehnter. Unten das Spilzendrittel
der Vfl und die Hfl von Z 1 b an bleich olivengrün, MFleck
und Band der letzteren kaum angedeutet, gelblicher, ohne
schwarze Mondehen. Stimmt mit dem Bilde der P. augiades
Fld. Nov. t. 72 f. 5 ziemlich überein; kleiner, das Rothgelh
etwas eingeschränkter, so dass auf den Vfl Z 3 an der
WHälfte schwarz ist und sich der schwarze Fleck bis an R !•
hinzieht. Die US ist ganz verschieden, erinnert an jene von
P. viridicans Fld. Nov. t. ol f. 14, doch sind die Franzen
der Hll überall gelb.
^ 20. Hesperilla Hew.
61. H. dirphia Hew. l)escrij)fion of one hundred new
s])ecics of Hesperidae. London. March 23rd I8()8. T. III.
tig. 10. Wie eine grosse H. tages; oben braun, goldbraun
behaart, mit gelblichen (ilasflecken, ein langer am Ende
des IR der MZ, über dessen Saumende ein kleiner vier-
eckiger, beide zusammen einen Winkelhaken bildend, ein
kleiner viereckiger in der Mitte der Z, an R 3 anhängend,
ein grösserer in der Mitte der Z 3, von R 3 bi5 4 reicliend;
drei kleine in schwach schräger L in Z (5 — 8. Der Wulst
stellt fast vertikal aus der Z 1 a bis zu R 3 und ist auf R l
und 2 eingeschnürt. Unten die Vll gegen die Sjtitze und die
Hfl veilgrau, letztere mit einer Reihe undeutlicher Fleckchen
bei % und einer ziemlich scharf begrenzten Binde bei "^J^.
Von Brisbane.
80
62. H. doclea Hew. ]. c. p. 39. Tab. III. fig. 12. Von
den anderen Arten durch den Pinsel auf der Rückseite der
Hscliienen unterscliieden Der vorigen Art sehr älinlich, etwas
grösser, Vfl spitzer, von der dortigen Zeichnung bleibt nur der
Längsfleck der MZ, ein Punkt der Z 3 und die drei kleineren
Costalpunkte übrig. Der Wulst ist sehr breit, wie eingehrannt,
und steht sehr schräg. US gelbgrau, auf den Hl! bei '/j mit
sehr undeutlicher, bei y^ mit deutlicher Reihe brauner Punkte
von Z 1 b bis 7. Von Brisbane.
63. H. peronii Enc. Ein ungewöhnlich kleines Expl.
von Rockhamptou.
64. H. ßcxguttala m. Tab. III. tig. Ki. Grösse unserer
H. fritiliuui; rnattbraun, die Kränzen zwischen den R etwas
lichter; VII mit sechs weissgelben Fleckchen, das erste hinter
der Mitte der Z 1, dann folgen in gerader, dem Saum gleich-
laufender Richtung drei in Z 2, 3, 6; .j^ne i"^ ^^ '^ »nd 8 sind
sehr klein und stehen in etwas mehr wurzelwärts geneigter
Richtung. Unten ist Z 1 vom Fleck an bis zum Afterwinkel
lichter gefärbt, die Hll gleichmässig gelbbraun. A^on Rock-
hampton.
21. Trapezites.
6.5. T. petalia Hew. 1. c. p. 32. - Tab. III. fig. 11.
Von Rockhampton.
66. T. eliena Hw. 1. c. p. 32. Tab. 111. tig. 13. Ich
bestimmte dies Thier vor Herrn Hewitson's Erklärung als
H. jacchus Donov. Austral. ; es sind in diesem Bilde die Flecke
der Vll nur gar zu licht und jene der US der Hfl zu gross
weiss gekernt. Von Brisbane.
67. T. phigalia Hew. 1. c. p. 32. — Tab. III. fig. 15.
Ich möchte dies Thier für das Weib des \origeu halten; es
hat ganz gleiche Färbung und Zeichnung der OS, der ganz
verschiedene Umriss der Flügel giebt den Flecken aber eine
andere Stellung, indem der Saum der Vfl viel verticaler, der
Afterwinkel der Hfl abgerundeter ist. Unten ist die Sjiitze
der Vfl und die Htl aschgrau,' das orange Band scheint von
der OS durch, die Ringflecke sind grösser, unbestimmter und
ohne weissen Kern, Von Brisbane.
68. T. symmomus Hübn. Zutr. lig. 225. 226. Von
Brisbane.
22- Ismene-
69. I. discolor Feld. Nov. t. 72. 17. — Von Brisbane.
70. I. ladon Cranier 284 G. — Von Vanua Valava.
81
Notizen
von
Dr. A, Speyer.
1. Cemiostoma scitella Z. als Obstbaum-Ver-
wüsterin. Die breite, gegen Südwest gerichtete Wand des
hiesigen hoch und frei gelegenen Pfarrhauses wird seit ge-
raumer Zeit mit bestem Erfolge zur Cultur edler Apfelsorten
benutzt, die hier an Spalierbäumen gezogen werden. Vor
mehreren Jahren schon klagte mir der jetzige Inhaber, ein
eifriger und erfahrener Obstbaumzüchter, dass ihm die Freude
an seinen Pflänzlingen durch eine Krankheit derselben ver-
gällt würde, welche sich nacli dem Verblühen und während
des Reifens der Früchte durch braune Flecken an den Blät-
tern verriethe, Trockenwerden und Absterben derselben zur
Folge habe und die Fruchtbarkeit sehr erheblich beeinträchtige.
Das Uebel hatte sich von dem zuerst ergriffenen Spalierbaum
allmälig auf alle übrigen verbreitet und mit jedem Sommer
an Umfang zugenommen. Da ich den Garten meines ver-
ehrten Freundes häufig besuche, so hatte ich Gelegenheit,
mich von der wachsenden Ausbreitung der Calamität selbst
zu überzeugen und beim Untersuchen der Blätter eine kleine
Minirraupe als Urheberin derselben zu bemerken. In den
beiden letzten Jahren, zumal im eben abgelaufenen Sommer,
war eine solche Unzahl von Raupen voriiandon, dass es Mühe
kostete, ein Blatt zu linden, welciies frei von ilinen geblieben
war. Von den zuerst befallenen Bäumen hatte sich nun das
Insect auch auf, die Spalierbäume, welche an einer benach-
barten Mauer gezogen wurden, verbreitet und fand sich auch,
doch in viel geringerer Menge, an einem frei stehenden
Birnbäume. Im Juli endlich nahm ich eine Anzahl stark mit
Minen besetzter Blätter zur Erziehung des Schmetterlings an
mich, bemerkte aber zu Hause bald, dass der grösste Theil
der Minen bereits von den Raupen behufs der Verpuppung
verlassen VAar, Aus den noch besetzten entwickelten sich
Anfang August eine Anzahl Cemiostoma scitella in beiden
Geschlechtern, und dazu, in viel grösserer Menge, ein win-
ziger, kaum 2 Millimeter langer Pteromalus. Die Räupcheu
hatten sich theils in den Winkeln des hölzernen Behälters,
theils in den Falten der Blätter, immer aber ausserhalb der
Minen, eingesponnen. Das Cocon ist aus weisser Seide ge-
fertigt, flach, länglich, beiderseits zierlich zugespitzt und durch
eine lockerere Seidenschicht lieCei^tigt. An den mit dem
6
82
Schmarotzer besetzten habe ich äusserlich keine Verschieden-
heit bemerkt. Im Freien konnte ich keine Puppen finden,
namentlich nicht in den Blattfalten, sie scheinen sich hier gut
zu verstecken, vielleicht in den Ritzen der Holzbekleidung,
welche die Hauswand zum Schutz gegen die Unbilden der
Witterung trägt. — Die Minen liegen der obern Blatttläche
näher als der untern, bilden unregelmässig zerstreute braune
Flecke auf den Blättern und haben bis zu 8 Millim. Durch-
messer. Sie sind kreisrund und \\erden nur dann unregel-
mässig, wenn zwei oder drei an den Rändern zusammenfiiessen.
Die meisten Blätter waren von mehreren Raupen bewohnt,
an manchen zählte ich 30 und mehr einzelne Minen, von
denen aber viele klein und, wie es schien, bald von der Raupe
verlassen waren, so dass man nicht auf eine der Zahl der
Flecke entsprechende Raupenzahl schliessen darf. Ich habe
viele Blätter untersucht und die a orhandenen Minenflecke alle
von gleicher Beschaffenheit gefunden. Sollten sich trotzdem
einzelne andere Arten an dem Frasse betheiligt haben, so
unterliegt es doch keinem Zweifel, dass Scitella den bei weitem
grössten Theil des Schadens zu verantworten hat. — Weiter
reichen meine, somit höchst fragmentarischen Beobachtungen
nicht. Ich glaubte sie aber doch mittheilen zu müssen, weil
Scitella, soweit mir bekannt, in der Liste der den Obstbäumen
schädlichen Raupen noch fehlte, obgleich ihre Naturgeschichte
längst kein Geheimniss mehr ist. Ob letztere schon im Detail
erforscht ist, weiss ich nicht. Sollte es nicht sein und einer
der microphilen Collegen sich dieser Mühe unterziehen wollen,
so bin ich gern erbötig, ihn nächsten Sommer mit lebendigem
Materiale zu versehen, sofern nicht etwa der erwähnte Ptero-
malus dem massenhaften Auftreten des Thiercliens bis dahin
schon ein Ziel gesetzt haben sollte. In diesem wird auch
wohl die einzige wirksame Hülfe gegen die Verwüstungen
der kleinen, in so brillante Farben gekleideten Maleticantin
zu finden sein. Gegen Witterungseinflüsse wenigstens sciieiut
sie wenig empfindlich zu sein, da die Zahl der Raupen seit
4 oder 5 Jahren sehr verschiedenen Charakters continuirlich
im Wachsen blieb und die Localität, etwa lOuO Fuss über
dem Meere, jedem aus Westen kommenden Sturm, Schlag-
regen und Hagelwetter schutzlos preisgegeben ist.
2. Estigmene luctifera WV, wird von Herrich-
Schäfi'er und den ihm folgenden System atikeru, Lederer und
von Heinemann, hauptsächlich des Vorhandenseins einer Horn-
kralle am Ende der Vorderschienen wegen, wie sie auch die
Gattungen Ocnogvna Led. und Eupressia HS. (pudica) besitzen,
als eigenes Genus von den Verwandten getrennt. Man kann
nun über den W^erth dieser Eigenschaft als Gattungsmerkmal
m
verschiedener Ansicht sein, das Merkwürdige an diesem Falle
aber ist, dass Luctifera gar keine solche Schienen-
kralle besitzt. Ihre Voi'derscliienen sind von gewöhnlicher
Grösse und Bildung, ähnlich denen von Fuliginosa und der
grossen Mehrzahl der Arctiiden, und nicht verkürzt, wie es
fast immer da der Fall ist, wo sich eine Kralle an ihnen
findet. Denn dieser nackte, krallenartige Fortsatz wird, wie
es scheint, stets auf Kosten der Länge des übrigen Theils der
Vorderschienen gebildet, wie man eben aucli bei Eupr. pu-
dica etc. bemerken kann.
3. In den Bemerkungen zu dem Staudinger- Wocke'schen
Cataloge der Lepidopteren u. s. w. habe ich S. 167 des Jahr-
gangs 1862 d. Z. angeiühit, dass Sphinx livornica E. von Fa-
bricius bereits im Systema Entomologiae 1775 als Sph.
lineata beschrieben sei und deshalb diesen Namen nach dem
Prioiitätsgesesetze zu iuhren habe. Seitdem erst habe ich
die nordamerikanische Sph. lineata in natura kennen gelernt
und mich überzeugt, dass Fabricius'' Beschreibung 1. c. p. 541
wirklich diese, der europäischen sehr ähnliclie, aber specifisch
verschiedene Art entschieden genauer bezeichnet als Livor-
nica E. Da nun Fabricius ausserdem sagt: Habitat in Ame-
rica, so kann kein Zweifel Statt finden, und der Europäerin
gebührt allerdings der Name Livornica.
4. Platypterjx cultraria F. (unguicula H.) war in
der Sommergeneration dieses Jahres als Raupe und Falter
besonders häufig; Kaupen, welche wir in den ersten Tagen
des August einsammelten, gaben Mitte des Monats nach 10
bis I2tägiger Puppenruhe die Falter. Diese zeichnen sieh, als
Var. aestiva, durch mehrere Eigenthümlichkeiten, die ich
nirgends erwähnt finde, von der ge\\ öhnlichen, aus überwinter-
ten Puppen entstehenden Frühlingsbrut sehr merklich aus. Sie
sind etwas kleiner und von dunklerer, trüber, mehr mit Braun
gemischter Farbe. Was aber am meisten auff'ällt, sind 2
schräg über einander gestellte schwarzbraune Fleckclien am
Schluss der Mittelzelle der Voiderflügel, welche ganz denen
der Plat. binaria Hin. (Iiamula WV.) entsprechen, nur nicht
ganz so scharf umgränzt und tief schwarz sind als bei dieser.
Das unlere ist kleine;- als das obere. Letzteres zeigt auch
ein Theil der Frühlingsfalter, aber kleiner, mehr verloschen
und strichförmig; den untern Fleck habe ich bei der Früh-
lingsbrut nie gesehen. Ob die Sommerfalter immer eine so
abweichende Färbung tragen, oder ob diese nur der Gluth
des letzten Sommers ihre Entstehung verdankt, habe ich früher
zu beobachten versäumt, vermuthe aber das Erstere
Rhoden, November 1868.
6*
84
Bemerkungen über einige zweifelhafte oder
verkannte Lepidoptera, besonders nacli den
Sammlungen von Ochsenheimer und
Treitschke bestimmt
durch
Dr. O. Stauding^er.
Auf einer kleinen Reise, die ich im Juni d. J. nach Wien
und Pesth machte, besichtigte ich die grösseren Sammlungen
daselbst und fand namentlich in denen von Ochsenheimer und
Treitschke sehr •vverthvolle Aufklärungen über mehrere bisher
sehr zweifelhafte oder geradezu verkannte Arten. Ochsen-
heimer'ö Sammlung befindet f-ich seit 1824 in Pesth und be-
stand ui-sprünglich aus 3772 Exemplaren. Leider vv'urde die-
selbe zuerst in einem Parterre-Zimmer aufbewahrt und stand
1838 bei der grossen Uebersehwemmung fast zwei Tage lang
unter Wasser. Herr Dr. E. von Frivaldszk}- reinigte dieselbe
später wieder, steckte sie um und vervollständigte sie leider,
wodurch sie ein ähnliches Scliicksal wie die berühmte Linne'sche
erfuhr. Indessen sind die allermeisten und besonders die
interessanten Stücke Ochsenheimer's noch unzweifelhait vor-
handen, so \Aie auch die meisten Etiquetten, zuweilen mit
Bemerkungen, von seiner Hand geschrieben, noch in der
Sammlung stecken. Die Tieitschke'sche Sammlung wurde
auf Veranlassung des Herrn E. von Frivaldszky 1843 gleich-
falls für das ungarische Nationalmuseum für 3000 Fl. angekauft
und zählte 2582 Arten (mit den Varietäten) in 9500 Exem
plaren. Seit einigen Jahren wurden nun auch die grossen
Sammlungen des Herrn Dr. E. von Frivaldszky selbst dem
ungarischen Nationalmuseum einverleibt, so dass Pesth jetzt
sehr reiche lepidopterologisclie Scliätze vereint, die jedem
Freunde dieser Abtiieilung das grösste Interesse bieten. "Neh-
men wir hinzu, dass der jetzige Director der zoologischen
Abtheilung des ungarischen Nationalmuseums, Herr Janös von
Frivaldszky, ein Neffe des eiwähnten alten Herrn, ein äusserst
zuvorkommender, liebenswürdiger und kenntnissreicher Mann
ist, .«•o wird dadurch der Besuch dieses Museums doppelt an-
genehm.
Herr Janos von Frivaldszky Mar es auch, der in der
Mitte der Vierziger Jahre auf Veranlassung seines Onkels
zuerst die Insel Greta erforschte und dort sowie in Smyrna
85
und bei Brussa viele interessante Arten auffand, worüber er
mir genaue Mittheilungen maelite. Sein Onkel E. von Fri-
valdszky hatte bereits fünf Jahre liindurch in Rumelien und
Macedonien sowie bei Constantinopel und Brussa sammeln
lassen. 1843 sandte er einen neuen Sammler nach der Insel
Greta, der aber nicht nur sehr schlecht sammelte, sondern
auch schliesslich nichts mehr von sicii hören Hess. Da ent-
schloss sich Herr Janös v. P'rivaldszky mit einem Gefährten,
Namens Terren, nachzureisen, fuhr 1844 Ende März von Pesth
ab, kam am 28. April in Smvrna (wo er acht Tage erfolg-
reich sammelte) und am 15. Mai in Canea (Greta) an. Ende
Februar 1845 kehrte er nach Smyrna zurück, sammelte dort
bis Ende Mai und ging dann nach Brussa, wo er bis Ende
September blieb und während dieser Zeit vierzehn Tage auf
dem Berg Olymp campirte, mit reicher Ausbeute im October
nach Pesth zurückkehrend.
Werfen wir nun noch einen Blick auf Treitschke's Samm-
lung, so befindet sich dieselbe gegenwärtig nocli genau in
demselben Zustande, wie sie aus Wien nach Pesth gekommen
ist. Wenn nun auch vielleicht in der Zwischenzeit von
Treitschke's Tod (1836) bis zur Hinüberschaifung der Samm-
lung nach Pesth (1843) etwas an derselben geändert sein
sollte, so glaube icli doch bestimmt, dass sich dies auf ein
Verschwinden einzelner Stücke beschränkt, und kein Umstecken
oder Verwechseln der Arten und Etiquetten vorgekommen
ist. Jedenfalls wäre es im Interesse der Wissenschaft sowie
auch des ungarischen Nationalmuseums dringend zu wünschen,
wenn diese berühmte Sammlung genau so bliebe, wie sie
jetzt ist, und nicht dadurch entwerthet würde, dass man sie
mit andern Sammlungen zu einer grossen vereinte, was man
leider beabsichtigte, aber hoffentlich unterlassen wird.
Ich lasse nun die Bemerkungen zu einzelnen Arten folgen.
Tapinostola Extrema Hb. fig. 412.
Dass wir diese bis jetzt räthselhafte Art in unsern Samm-
lungen unter einem andern Namen stecken hatten, daran
zweifelte ich schon lange nicht mehr. Hübner's Figur 412
musste jedenfalls nach einem abnormalen Exemplar gemacht
sein, denn eine ganz weisse Eule mit schwarzen Franzen der
Vorderflügel wird gewiss nie gefunden werden. Schon glaub-
lich, dass N. Bondii der Engländer die ächte Extrema Hb.
sei; da das Thier einmal in der Färbung und den Punkten
der Vorderflügel ganz gut zu Hübner's Bild passt und dann
auch zuweilen vor den Franzen einen dunkeln Schatten zeigt,
der beim Koloriren aus Versehen den hellen Franzen mit-
getheilt sein konnte. Da jedoch Extrema Hb. nach Treitschke
86
Bd. V. 2 pag. 315 „seit Kurzem fast allen grösseren Samm-
lungen aus den Rhein- und Maingegenden zugekommen""' sein
sollte und Bondii bisher ausschliesslich im südlichen England
und auf dem Parnass gefunden wurde, so konnte sie, ab-
gesehen von der schlankeren Gestalt, schon deshalb kaum
als Extrema Hb. gedeutet werden. Aber gerade dieser
Treitschke'schen Aeusserung wegen musste diese Extrema ein
Thier sein, das bei uns in Deutschlund vorkommt und deshalb
wahrscheinlich in unseren grösseren Sammlungen steckt.
Nun hatte Guenee Noct. I. pag. 103 eine neue Art aus
England besclirieben, die ich bereits in meinem grossen Ca-
talog 1861 p. 46 zu Extrema Hb. zog, ohne dass ich jedoch
dafür Gründe angegeben, sogar damals anzugeben im Stande
war, so daps dies Zusammenziehen, zumal nach Hübner's
Figur 412, als sehr gesagt erscheinen musste. Guenee
konnte in der That nach der Hübner'schen Figur, sowie
dadurch, dass er mit Herrich-Schäffer dessen Fig. 336 (wohl
sicher ein o der sehr variirenden Tap. Hellmannii) als ,^ zu
Extrema annahm, in seiner englischen Art gewiss nicht die
Hübner'sche vermuthen und beschrieb sie daher als neue Art
unter dem Namen „Concolor^^ Diese englische Art, welche
seit einer Reihe von Jahren durch das Austrocknen der
Sümpfe, wo sie sich l'rüher fand, in England gar nicht mehr
gefunden wird, ist nun auch nach mir sicher bekannten Quellen
bisher bei Berlin, in Schlesien, bei Wien und in Ungarn ge-
funden. Es unterliegt daher wohl keinem Zweifel, dass sie
auch überall in entsprechenden Sumpfgegenden, also auch
am Rhein und Main, woher sie TreitscJike erliielt, vorkommt,
wenn nicht etwa auch dort die Sümpfe trocken gelegt sind.
In Treitschke'ö Sammlung fand ich nun zwei sicliere Con-
eolor Gn. unter dem Namen Extrema stecken, und in Ochsen-
heimer''8 Sammlung stecken zwei alte schleclite Stücke, von
denen das obere eine Fulva Hb. ,^^ das untere sehr schlechte
Stück ziemlich sicher ein Concolor Gn. ist, unter einer Eti-
quette, worauf von Ochsenheimer selbst geschrieben steht:
„Fulva Hb. ,^.
Extrema Hb. V.^'
Dies stimmt genau mit dem , was Ochsenheimer in seinem
Band IV. pag. 82 sagt, und was Treitschke Bd. V. 2 pag. 313
für einen Schreibfehler hält. Treitsclike scheint die rothe
Form der Tap. Fluxa, die Fulva Hb. kaum gekannt zu haben,
und ist es auch ganz gleichgültig, ob er in Hübner's fig. 413
einen rj^ oder ein V sieht, da dies Bild meiner Ansicht nach
verfehlt ist und weder auf Fluxa noch Fulva passt, von
welcher letzteren Hübner fig. 496 ein treffliches Bild giebt.
Da ich bei Hunderten von Fluxa und Fulva niemals ein
87
Stück mit erkennbarer Nierenmakel eah. die Hübner's fig. 413
entschieden zeigt, so halte ich das eher für eine rothe Hell-
manni var., die stets die Nierenmakel l'ührt, und welche Art
jetzt bei Berlin, Braunschweig, in Schlesien etc. nicht selten
gefunden m ird. Doch ist Hübner's Bild zu schlecht, um danach
der heutigen Hellmanni den Namen Fluxa wiedergeben zu
können. Jedenfalls müssen wir jetzt unbedenklich unter
Extrema Hb. die spätere Concolor Gn. verstehen, eine Art,
die sehr zu variiren scheint und namentlich wohl nur in ab-
geflogenen oder verblassten Stücken so weiss wie Hübner's
Bild oder HS. fig. 337 wird, von welcher Färbung auch mein
verflogenes o ist. Dahingegen ist mein ganz reines $ von
gelblicher (beinfarben) etwas mit Grau überpudeiter Färbung,
wie Guenee dies beschreibt. Da ich auch tjpisclie Con-
color Gn. durch die Güte des Mr. Henry Doubleday zum
Vergleich hier hatte, so ist die Identität meiner Tliiere mit
dieser Art mir unzweifelhaft.
Nachdem ich diesen Artikel fertig hatte, brachte mir
mein Freund A. Rogenhofer, Custos am K. K. Museum in
Wien, die Extrema aus dem dortigen Cabinet bei Gelegenheit
der Naturforscher- Versammlung hier mit. Es stammt dies
Stück aus der Mazzola'schen Sammlung und ist fast unzweifel-
haft das Original zu Hübner's Extrema Fig. 412. Es ist zu-
nächst ein weissliches Concolor Gn. $ mit allerdings schwärz-
lichen Franzen, fast ganz so, wie Hübner es abbildet. Mein
Freund Rogenhofer glaubt, dass dies Thier nach dem Aus-
schlüpfen mit hängenden Flügeln an einen russigen Gegen-
stand gestreift sei, und Professor Zeller, der das Stück früher
in Wien aufmerksam betrachtete, war derselben Meinung,
wenn ich nicht irre. Unter dem Microskop konnte ich aber
eigentlich keine dunkeln fremden Atome (nur Staub) auf den
Schuppen entdecken (was sonst bei gefärbten Thieren leicht
ist); vielmehr schienen mir eine grosse Anzahl von Schuppen
in den Franzen und der Sauragegend eine natürliche dunkle
Umrandung zu haben. Ganz vor Kurzem nun erhielt ich
einen Notodonta Bicoloria (^, dessen viel reineres Weiss auf
den Vorderflügeln fast vollständig, auf den Hinterflügeln nur
auf den Franzen und Saumgegend schwärzlich gefärbt ist,
was unzweifelhaft beweist, dass dies, wiewohl äusserst selten,
bei hellen Thieren auf natürliche Weise vorkommen kann.
Jedenfalls bietet diese Extrema Hb. einen hübschen und
schlagenden Beitrag zu einem Schmetterlings-Struwelpeterbuch
für den Satz: „Bei nah verwandten Arten beschreibe nicht
und bilde nicht ab nach einem Exemplare".
88
Nonagria Neurica Hb., Dissoluta Tr,, Arundineta
S c h m i d t.
In Ochsenheimer-s Sammlung steckt eine ächte Neurica
Hb. fig. 381 als solche mit Etiquette von seiner Hand ge-
schrieben. Darunter steckt eine typische Arundineta Schmidt
mit einer Etiquette, worauf von Ochsenheimer's Hand ge-
schrieben steht: „an eadem cum j)raecedente? sub nomine
Noctua Dissoluta".
In Treitschke's Sammlung stecken unter der Etiquette
Neurica fünf Exemplare, davon ist das erste eine Neurica Hb.
381 , das zv^^eite, dritte und vierte sind Arundineta Schmidt,
und das fünfte ist die dunkle Form Neurica Hb. fig. 650 — 661,
die spätere Hessii Boisd. Hieraus sowie aus dem, was
Treitschke Bd. V. 2 pag. 319 über Neurica sagt, geht auf
das Schlagendste hei^or, dass l'reitsclike alle drei Formen
zusammenzog, während Ochsenheimer ganz richtig in der
späteren (Stett. entom. Zeit. 1858 pag. 369 ff. von meinem
B'reunde Schmidt-Wismar so trefflich unterschiedenen) Arun-
dineta schon eine andere Art vermuthete. Der Name Disso-
luta muss aber allein für die dunkle Form der Arundineta
(denn das ist sie bestimmt nur), für Hübner^s 659 — 661, der
Hessii Boisd., bleiben, da Treitschke bei Nennung dieses Na-
mens p. 319 nur die dunkle Form versteht. Es muss nun
aber, consequent verfahren, der Name Dissoluta Tr. als
Prioritäts- Stammname bleiben und Arundineta Schmidt als
Varietät dazu gesetzt werden; obgleich diese schwarze Dis-
soluta Tr. jetzt äusserst selten ist und seit dem Tode des
alten Hess überhaupt nicht mehr gefunden wurde. Ob und
in welchem Verhältniss bei Darmstadt auch die helle Form
Arundineta vorkommt, ist mir unbekannt; bei Wismar fand
Schmidt die dunkle Form niemals.
Leucania Caricis Tr., Loreyi Dup., Scirpi Dup.,
Dactylidis B.
Es ist mir jetzt kaum begreiflich, wie die ächte Leuc.
Caricis so lange hat verkannt bleiben können! Herrich-
SchäfTer hat zunächst eine ganz andere Art, nämlich Scirpi
Dup., sub fig. 324 und 325 als Caricis Tr, abgebildet und
))ag. 231 beschrieben, welchen Irrthum er aber später corri-
girt. Guenee weiss mit Caricis Tr. auch Nichts anzufangen
und zieht sie I. pag. 80 als fraglich zu Putrescens Hb, 730 — 31.
In den meisten Sammlungen, auch in meiner, steckten bisher
etwas hellere Punctosa Tr, als Caricis Tr,, weil sie uns unter
diesem Namen, besonders aus Montpellier, gesandt waren.
Ich habe nie einen Unterschied zwischen diesen und Punctosa
89
finden können, der auch in der That nicht existirt. In Herrn
Lederer's Sammlung fand ich als Caricis die Leuc. Zeae Dup.,
kurzum, überall herrschte tiefe Verwirrung hinsichtlich der
Leuc. Caricis Tr. In Treitschke's Sammlung stecken nun vier
prächtige Loreyi Dup. als seine Caricis, und Jeder, der die
ächte Loreyi Dup. besitzt, wird beim Nachlesen der Treitschke-
schen Beschreibung Bd. X. 2 pag. 91 finden, dass dieselbe
ausgezeichnet darauf passt, es also jetzt
(Loreyi Dup. VIL 1 p. 81 PI. 105. 7 (1827),
i Caricis Tr. X. 2 p. 91 (1835)
heissen muss. Diese Art kommt überall im südlichsten Eu-
ropa vor; ich besitze sie von Montpellier, Sardinien, Granada,
Älalaga und den Canaren: Dahl fand sie in Sicilien , und
E. V. Frivaldszky hat sie in seiner Sammlung unter dem
Namen Caricis Tr. aus Greta.
Leuc. Scirpi Dup. und Dactylidis Boisd. sind nach
einer Anzahl von mindestens Hundert Exemplaren, die ich
unter Händen hatte und vergleichen konnte, sicher eine und
dieselbe Art, die ziemlich variirt. Die gewöhnliche Färbung
der Vorderfiügel ist hellgrau mit gelblichem Anflug, mehr
oder minder mit schwärzlichen Atomen bestreut, die zuweilen
(auch bei gezogenen Stücken) ganz fehlen, während mitunter
die Vorderflügel röthlich (fleischfarben) M'erden, welche Ab-
erration Dactylidis Boisd. ist. Der kleine weisse Punkt am
Ende der Mittelzelle fehlt nie und hat meistens einen schwar-
zen Punkt nach innen. Ebenso ist die Punktreihe hinter dem
weissen Fleck zuweilen ganz verloschen, zuweilen (meistens)
nur als einfache Punktreihe sichtbar, zuweilen als doppelte,
neben einander parallel verlaufende Punktreihe, die sogar in
seltenen Fällen durch Striche verbunden als eine Art Zacken-
linie auftritt. Gewöhnlich findet man in den Sammlungen
gezogene Stücke als Scirpi und geflogene, die dann leicht
röthlich aussehen, als Dactylidis. Ein solches geflogenes,
röthliches Stück, das ich auf der Insel Sardinien fing, erklärte
mir Rambur persönlich für seine ächte Dactylidis, während
er die gezogenen grauen Stücke für Scirpi ansah. Ich besitze
aber auch unter andern ein prächtiges fleischfarbenes gezogenes
Stück aus Malaga. Die Hinterflügel sind öfters fast ganz
weiss mit röthlichem oder grauem Anflug nacli dem Aussen-
rande hin, der sich bisweilen über die ganze Flügelfläche
\ erbreitet. Im Departement Ard^che (Sevennen) zog ich vor
zwei Jahren ein sehr dunkles Stück, das sicher hieher gehört
und sich sehr gut mit Montium B. verbindet, so dass ich
darin nur eine dunkle alpine Varietät von Scirpi sehen
möchte; doch besitze ich von der typischen Walliser Montium
nur ein Stück. Die Raupe von Leuc. Scirpi fand ich Nachts
90
am Grase fressend, und ist sie der von Leuc. L. album äusserst
ähnlich.
Agrotis Grisescens Tr., Cor rosa HS,, Latitans Gn.,
Ignicola Hb.
Nach den Exemplaren der Agr. Grisescens in Treitschke's
Sammlung unterliegt es keinem Zweifel, dass die spätere
Gorrosa HS. damit identisch ist. Herrieh-SchäfFer hatte früher,
fig. 141, nach einem einzelnen $ (das wohl sicher nicht aus
der Polargegend war) seine Corrosa aufgestellt ; später, nach-
dem er längst das Original dieser Corrosa an Keferstein
zurückgesandt hatte, erhielt er ein $ von Grisescens aus
Treitschke's Sammlung, das er fig, 418 abbildet. Beide Fi-
guren lassen sich ganz gut vereinen. Mir war die Art bisher
ausschliesslich aus der Central-Alpenkette Europa's bekannt,
wo ich sie von Steiermark bis aus den Basses Alpes erhielt.
Treitschke's Original soll nach ihm von den Höhen des
Riesengebirges stammen, von wo Dr. Wocke niemals die Art
erhielt. Um so interessanter ist es, dass Herr Janos von Fri-
valdszky davon im vorigen Jahre ein schönes Irisches Stück
in den Alpen*) des Liptauer Comitats, also Fortsetzung der
Sudeten, fand, so dass sie also sicher auch auf dem Riesen-
gebirge (wo Agr. Hyperborea, Had. Gemmea, Das. Tempil
und andere Arten gefunden wurden) vorkommen kann. Hieher
gehört auch wohl sicher Latens Gn. I. p, 307, während Lati-
tans Gn. I. p. 308 die ächte Latens Hb. 419 Tr. etc. zu sein
scheint.
Noch bemerke ich, dass in Ochsenheimer's Sammlung
eine blasse Latens Hb. unter dem Namen Ignicola steckt
Obwohl nun Ignicola Hb. fig. 546 (ein entschieden verfehltes
Bild) sehr acders aussieht, so halte ich es doch für zeitgemäss,
diese Art anzuziehen und den Namen am besten als fraglich
zu Grisescens Tr. zu stellen.
Aporophyla Ingenua Frr., Scriptura Frr., Orientalis
HS. = Australis B.
Das Original von Ingenua Frr. Taf. 508. 1 ist in meiner
Sammlung durch den Ankauf der von Weissenborn'schen
*) Derselbe Herr fand ebendort ein äusserst interessantes Stück,
eine Agrotis Hyperborea, die genau in der Mitte zwischen dieser und
der Carnica Her. steht und beide Arten sicher verbindet, eine Ver-
muthung, die ich bereits in dieser Zeitschrift 1861 p. 361 aussprach.
Die seitdem in der Schweiz und Tyrol gefundenen Hyperborea (aus
dem Riesengebirge sah ich keine) weichen übrigens auch schon von
den hochnordischen wesentlich ab.
91
Sammlung. Die Originale von Orientalis HS. 502—3 sah ich
in Frivaldszky's Sammlung, wo auch Scriptura Frr. Taf- 255. 2
steckt. Es unterliegt nicht dem mindesten Zweifel, dass das
alles nur Varietäten oder Aberrationen von Australis Boisd.
sind, und zwar Ingenua Tr. und Orientalis HS. die fast ein-
tönig dunkle Varietät, Scriptura der Uebergang dazu. Die
Originale stammen sämmtlich aus Greta, oder doch dem
Orient. Eben solche Stücke finden sich bei Montpellier, wo
ich früher Gelegenheit hatte, unter Hunderten von Australis
auszusuchen. Sehr eigenthümlich sind die englischen Ap. Au-
stralis, die eine selir scharfe Zeichnung (schwarz und weiss)
führen und dort niemals dunkel vorzukommen scheinen. Diese
Form verdient ganz in imsern Catalogen als var. Britannica
aufgeführt zu werden.
Xylina Lambda Fab., Somniculosa Hering,
Rubescens Menetr.
In Treitschke's Sammlung steckt noch heute das Original
zu Noct. Lambda Fab. Ent. Syst. 111. 2 pag. 106 no. 317, von
Treitschke Bd. V. 3 p. 18 weitläul'tig besprochen. Diese
Lambda P'ab. ist zweifellos die spätere Somniculosa Hering
Stett. ent. Zeit. 1851 pag. 165 oder die noch spätere Rube-
scens Men. Etud. ent. 185H, da mir das Exemplar ein schärfer
gezeichnetes zu sein schien. Auch die Fabricius'sche Angabe
der Zeichnung der Vorderflügel „lineola baseos duabusque
in medio atris^' passt besser auf die schärfer gezeichnete var.
Rubescens Men. Ich glaube daher, dass diese Lambda aus
Lappland stammt, woher Herr Schneider aus Stralsund, von
dem Fabricius das Stück erhielt, bekanntlich öfter Sendungen
bekam, und wo die Art nicht selten ist. Wenn auch ich,
wie Treitschke schon, diese Form nur für Zinckenii Tr. Va-
rietät ansehe, so muss sie doch als ausgeprägte Localform
ihren Namen behalten und es jetzt so heissen:
Lambda Fab. Ent. Syst. III. 2 p. 106; Rubescens
Men. Et. ent. (Europa bor.);
var. Somniculosa Stett. ent. Zeit. 1851 p. 165
(Germania sept. or.);
var. Zinckenii Tr. V. 3. 16 (Germania sept. occ).
Li^thostege Asinata Fr., D u p 1 i c a r i a Hb., Coassaria B.,
jMulti plicata Stgr.
In Treitschke's Sammlung stecken zwei Asinata, die
sicher gleich unserer heutigen, gewöhnlich Coassaria genannten
Art sind, von der HS. fig. 43 die beste Abbildung liefert. Da
Treitschke an Frey er seine Asinata, die er X. 2 p. 220 be-
schreibt, zum Abbilden sandte, so müssen Coassaria und Asi-
nata unbedingt zusammengezogen werden und letzterer Name
bleiben. Treitschke tadelt schon 1. c. Freyer's Abbildung von
Asinata, Bd. III. Taf. 132. 2, ebenso wie Hübner's Figur 572
und fand aucii diese Figur entschieden verfehlt. Uebrigens
variirt diese Art ziemlich, obwohl ich davon erst höchstens
30—40 Exemplare unter Händen hatte. Was nun Duplicata
Hb. anbetrifft, so sclieint mir seine Fig. 208 um so zweifel-
loser eine Griseata aberratio zu sein, als sie nach Hübner
(vide HS. III. p. 182) bei Berlin gefangen sein soll, wo nur
Griseata vorkommt. Diese zeigt zuweilen wirklich zwei
dunkle Querlinien nach dem Aussenrande hin; ja ich besitze
sogar ein Stück, wo deren vier auf den VorderfJügeln erkenn-
bar sind. Hübner's Duplicata fig. 481 , die nichts mit 208
gemein hat, ist jedenfalls auch keine feine Figur, und aus ihr
machte Boisduval Gen. p. 202 seine Coassaria, die aus Spanien
stammen soll, woher ich nur Griseata habe.
Ich besitze nur vier Stücke einer Form, zu der möglicher-
weise Duplicata Hb. 491 gehört; von denen das eine $ aus
Sarepta (wo Asinata vorkommt) die drei andern, 2 (^(^ 1 $,
wohl sicher aus dem Caucasus sind. Diese Form ist zunächst
etwas grösser als Asinata Tr., und treten namentlich bei den
$$ die Querlinien der Vorderflügel viel markirter auf. So
bemerkt man in dem von Treitschke erwähnten ^^helleren
Grunde zwischen den beiden dunkeln Querbinden'' noch eine
feine schwarze Linie; namentlich befindet sich aber auf dem
ersten Drittlieil der Vorderflügel eine scharf markirte (bei
einem Stück in der Mitte doppelte) Linie, die in der Mittel-
zelle einen scharfen Winkel nach aussen macht. Selbst wenn
Hübner's fig. 491 hieher gehört, dürfte der Name Duplicata
doch nicht bleiben, und da auch der blosse Name Coassaria B.,
wegen der unsicheren Hübner'schen Figur, die den einzigen
Commentar dazu giebt, sich nicht empfiehlt, so möchte ich
die von mir beschriebene Form Multiplicata nennen. Nur
eine grosse Zahl von Stücken, wo möglicli mit genauen Be-
obachtungen in der Natur selbst, kann hier später entscheiden,
ob eine eigene Art, oder, was ich eher vermuthe, eine Va-
rietät, vielleicht sogar nur Aberration vorliegt.
Nach einigen jüngst vom Caucasus durch Herrn Lederer
erhaltenen Exemplaren scheint es mir sehr wahrscheinlich,
dass wir es hier nur mit einer sehr variirenden Art zu
thun haben.
Anthocharis Eupheno L., Douei Pierret,
Euphenoides Stgr.
Mr. Blackmore, ein eifriger englischer Entomologe, der
seiner Gesundheit wegen den letzten Winter im Süden zu-
93
brachte, sammelte im Februar und März d. J. bei Tanger
(Maroeco, schräg gegenüber von Gibraltar). Von den 30 Lepi-
dopteren- Arten, die er dort fing, sind 27 gewöhnliche euro-
päische Arten; nur ein ziemlicli grosser, mir unbekannter
Bombjcide hatte ein fremdartiges Ansehen; die beiden andern
Arten, Coen. Arcanoides Pier, und Anth. Douei Pier., bisher
nur in Nordwest-Africa gefunden, haben ganz europäischen
Habitus. Von der Anth. Douei Pier, sandte mir Mr. Black-
more etwa ein Dutzend Männchen ein und schreibt mir, dass
sein Freund M, G. A. Butler, ^^one of the curators of the
British museum" ihm mitgetheilt habe, dass diese Anth. Douei
Pier, die ächte Eupheno L. sei. Mr. Butler hat Recht, wie
wir aus der ersten Beschreibung Linne's Syst. Nat. I. 2 p. 762
ersehen können. Erstens sagt Linne : „Habitat in Barbaria^,
wo entschieden nur die spätere Douei Pier, vorkommt. Aber
Linne konnte sich im Vaterland irren, wenn nicht seine fol-
gende Beschreibung bewiese, dass er nur unsere heutige Douei
Pier, vor sich haben konnte; denn er sagt von den Hinter-
flügeln: „Secundariae u trinque flavae; subtus lituris tribusj,
fuscescentibus, obsoletis, curvis, margine exteriore cras-
sioribus. Das passt sehr gut auf Douei Pierret und gar nicht
auf Eupheno vulgo, von der Linne auf der Hinterflügelunter-
seite nie von drei braunen, verloschenen, krummen lituris
sprechen konnte, ebenso wenig wie von einer gelben Unter-
seite. Denn Eupheno vulgo hat eine gelbliche Unterseite mit
weissen Flecken und grünlicher Gitterzeichnung. Uebri-
gens sind beide Formen zwei sicher von einander geschiedene
Arten, zu der sich nie Uebergänge finden. Esper beschreibt
1777 L p. 321 zuerst die europäische Art als Eupheno L. und
bildet sie Tab. 28 fig. 1,2 ab. Ihm folgten, so viel mir be-
kannt, alle späteren Autoren ohne Ausnahme, so dass, als
endlich die ächte Eupheno L. wieder gefunden wurde, Pierret
dieselbe Ann. Soc. Fr. 1832 p. 367 als neue Art unter dem
Namen Douei beschrieb und abbildete. Es muss daher die
ächte Anth. Eupheno L. ihren Namen behalten und die euro-
päische Art anders benannt m erden, so unangenehm dies auch
für jetzige Sammler sein mag. Der Aehnlichkeit wegen nenne
ich das Thier Euphenoides, und müssen beide Arten nun
folgendermassen im Catalog aufgeführt werden:
Eupheno L. Syst, Nat. L 2 p. 762.
Douei Pierret Ann, Soc, Fr. 1832 p. 368, PI. 9A.
1. 2; Hb. 1006—9 (Africa sept. occ),
Euphenoides Stgr, Stett, ent, Zeit, 1869.
Eupheno Esp. 28. 1; Hb. 421—23; God. II. 5,
4. 5 (Europa mer, occ).
Dresden, November 1868.
94
Fragmente
zur Gattung Neurotliemis Brauer
von
Dr. H. If a^en.
1. N. gigantea Brauer; Polyneura gigas Selys.
Ich habe diese Art mehrmals gesehen, aus Ostindien ohne
näliere Bezeichnung des Fundortes (Indes) in Selys' Samm-
lung, aus Timor und Morotai bei Halmalieira und aus Goron-
talo auf Celebes von Rosenberg gesammelt im Leydener Mu-
seum. Zwei Männchen aus Timor und Celebes besitze ich
selbst, vom Weibclien liegt mir nur eine colorirte Abbildung
vor, die Herr Snellen von Vollenhoven nach dem einzigen
defecten Stücke des Leydener Muteums gefeitigt hat.
Diese Art weicht in vieler Beziehung von den übrigen
Arten der Gattung ab. Die Hinterflügel sind auch relativ
wesentlich breiter an der Basis und erinnern an Tramea. Die
Antecubitales setzen sich nicht unmittelbar in die Quer-
adern des darunter liegenden Raumes fort, wie bei allen übri-
gen Arten, sondern alterniren, mit Ausnahme der beiden ersten
Basaladern, die wie bei den Aeschniden beide Bäume als
dreieckige Haut verbinden. Sector nodalis und subnodalis
verlaufen stark wellenlörmig gekrümmt und einander sehr
genähert und parallel, so dass zwischen beiden nur eine
einzige Zellenreihe vorhanden ist, während bei allen
übrigen mehrere Zellenreihen vorkommen. Die Spitze der
Flügel ist vom Pterostigma aus mehr gerade gestreckt und
spitzer zulaufend.
Dem von Brauer beschriebenen Männchen fehlte Kopf
und die sechs letzten Segmente des Leibes. Ich füge hier
die Beschreibung bei.
Kopf sehr gross und kräftig, dunkelbraun, dicht braun
behaart; Unterlippe dunkel ledergelb; Oberlippe gross, vorn
gerundet, in der Mitte etwas sattelartig erhaben, mit glatt
polirtem Basal-Mitteltleck; die Seitentheile des Epistomes mit
aufgebogenem Rande und rinttenförmigem Eindruck; vorn auf
der Stirn ein grob punktirtes, unregelmässig trapezartiges
Feld, von einem scharf abgesetzten Rande umgeben, in der
Mitte durch die tiefe Mittelrinne der Stirn getheilt; die Stirn
von oben gesehen zeigt die untern Winkel des abgesetzten
Feldes eckig vorspringend: Sclieitelblase trapezartig, punktirt,
vorne ausgeschnitten, mit scharfen Ecken; die grossen Augen
nur in einem Punkte zusammenstossend , ihr hinterer unterer
m
Theil wulstig «her den Augenrand vorspringend; Hinterhaupt
gross, schwarz, ein gleichseitiges Dreieck, der Hinterrand
convex gewulstet, ganz nach unten mit leichtem Mitteleindruck.
Fühler relativ lang, braun, die Spitze heller; erstes Glied
sehr kurz, zweites M'enig länger, beide dick; drittes sehr lang,
wenig kürzer als die vier folgenden zusammen, die unter sich
fast gleich lang sind. Hinterer Lappen des Prothorax klein,
ein Dreieck mit stark gestutzter, selbst ein wenig ausgeran-
deter Spitze. Thorax und Leib dunkelbraun, bei älteren
Thieren schwarzbraun. Die Mittelnath des zweiten Hinterleibs-
Segments auf dem Rücken in der Mitte weit unterbrochen.
Appendices super, braun, in der Mitte etwas heller, wenig
länger als das letzte Segment, kräftig, cylindrisch, gegen die
scharfe, nach oben gerichtete Spitze hin unten keulenförmig
verdickt, mit einigen Reilien unregelmässig gestellter grober,
kurzer Zahnhöcker. App. inferior etwas kürzer und heller,
breit, dreieckig, in eine schmale, kurze Spitze verengt, die
leicht gestutzt ist und oben zwei Zähne führt.
Männliche Geschlechtstheile im zweiten Segment. Lamina
antica klein, kaum erhaben, der Rand in der Mitte kaum
merklich ausgerandet. Der äussere Ast des Hamulus gelb,
stark, länglich viereckig, flach gelagert, in der Mitte etwas
gewulstet; der innere Ast klein, schwarz, ein aufrecht
stehender, nach aussen gekrümmter Haken. Dazwischen ein
schwarzer Penis mit dreieckiger Endfläche. Lobus genitalis
lang, vor dem runden, gewulsteten, breiten Spitzenrande stark
verengt.
Füsse lang, dünn, schwarzbraun, die Unterseite der Vor-
derschenkel und die Basis der übrigen heller, gelblich; der
innere Zahn der Tarsenklauen der Spitze nahe und kräftig,
aufgerichtet; die Hinterfüsse erreichen die Spitze des letzten
Leibesringes.
Flügel dunkel kastanienbraun mit röthlichem Geäder;
ihr äu8s6i es Drittel hyalin mit scliwarzem Geäder, die äusserste
Spitze, besonders der Hinterflügel, etwas angeraucht. Die
braune Färbung ist fast gerade abgeschnitten, mit wenig gelb
gewaschenem Rande, in den Vorderflügeln etwas vor dem
Ende des Sector brevis, in den Hinterflügeln am Ende des
Sector medius. Ein altes Männchen mit fast schwarzbraunen
Flügeln hat in den Vorderflügeln mehrfach hellere Zellen.
Ein jüngeres, aber gut ausgefärbtes Männchen hat den Spitzen-
theil der braunen F'ärbuug vom Nodus an sichtlich dunkler;
diese dunkle Färbung zieht sich an den Hinterflügeln wie
eine breite Aussenbinde längs dem Hinterrande des Flügels
bis zum Anal Winkel, ist aber in der Mitte des Hinterrandes
unterbrochen. Membranula schwärzlich, mit hellem Innen-
96
lande längs der Analadern. Pterostigma lang, fast schwarz.
23 — 28 Antecubitales; 17 — 19 Postcubitales, mitunter die
ersten getheilt; 10 — 11 Zellen im Dreieck der Vorderflügel;
6 — 8 unregelmässige Reihen Discoidalzellen, 9 gleich am
Dreieck; 3—5 Subbasilarqueradern im Vorderflügel, 3 im
HinterflUgel, die innere isolirt.
Long. c. append. 54-57 mill.
abdom. c. app.-«« 34 — 36
al. sup. 47—49 -
al. infer. 46 — 48
pterost. 5
app. sup. 2y^
tibiae post. • 9%
Exp. alar. 95—98 -
Lat. capit. 10
alae inf. 16
Das Weibchen habe ich nicht gesehen. Die Abbildung der
Flügel aus Leyden stimmt mit Brauer's Beschreibung, doch
schneidet die gelbe Farbe am Vorderrande genau wie beim
Männchen ab, ohne die Spitze zu erreichen, und überschreitet
am Hinterrande wenig das Ende des Sector trigon. super.
Die braune, gelb genetzte Querbinde ist der ähnlich, die bei
dem einen Männchen beschrieben wurde, auch wie dort in
der Mitte des Hinterrandes unterbrochen. Pterostigma hell-
braun; Flügelspitze angeraucht. Die Spitze des Hinterleibes
fehlt leider auch diesem Stück.
Bei allen folgenden Arten gehen die Antecubitales geradezu
in den darunter liegenden Raum hinüber, doch finden sich
bei N. Sophronia in selbem einige Adern mehr als im Costal-
raum. Wie bei Is. gigantea stehen ZMischen Mediana und
Sector principalis vor dem Nodus nach Abgang des Sector
subnodalis Queradern.
2. N. Sophronia Drury; Rambur; Brauer. — L. Fulvia
Drury; Rambur, Burm. femina.
Ich habe eine Anzahl Stücke aus Bengalen, Nepaul,
Malabar, Tranquebar, Malacca, China verglichen, darunter
Rambur's Typen. Jetzt liegen mir nur zwei Männchen vor.
Für die Weibclien kann ich nur die früher gemachten Notizen
anführen. Die Vaterlaßds-Angabe Brasilien bei Rambur aus
Serville's Sammlung ist \\ohl Irrthum, doch bemerke ich,
dass nach einer 1849 von mir gemachten Notiz im Berliner
Museum auch ein Polyneura-Männchen die Bezeichnung „Bra-
silien, von Virmond gesammelt^ führt.
Den Beschreibungen bei Rambur und Brauer habe ich
nur Folgendes beizufügen. Mas. Im Hinterflügel bei meinen
97
beiden Mäanohen 3 — 6, im VorderflUgel 7—9 Subbasilarquer-
adern, 30 — 40 Antecubitale», lÜ — 19 Postcubitales , die zu-
nächst dem Nodu.s beiderseit.s gelegenen meist netzartig ver-
bunden; in dem unter den Postcubitales gelegenen Felde
stehen bis zum Pterostigma liin \ iele kleine, in 3 bis I Keiiien
gelagerte Zellen, wodureii N. Sophroniu sieh von allen Arten
aus?er N. Manaden^its unterscheidet; bei N. Manadensi« fehlen
aber Queiadern zwischen Mediana und Sector principalis vom
Nodus bis zum Ursprung de» Sector .'-ubnodalis, deren N. So-
phronia 5 — 8 führt. Bis 11 Reihen Discoidalzellen, 16 — 22
im Dreieck. Kopl klein, auf der Stirn ht der trapezarlige
Theil undeutlich abgesetzt: Scheitelblase an der Spitze aus-
geschnitten, zweispitzig; Hinterhaupt mit starkem Mittel-
eindruck; Fühler kürzer, (\ns zweite Glied länger, das dritte
kürzer, kaum ein Drittel der Horste, kaum noch mal so lang
als das vierte. Protliorax-Lappeu gestutzt, kaum ausgerandet,
an der Basis breiter, dem bei N. gigantea ähnlich. Lamina
antica gewölbt, ihr Rand tnit weitem, rundem Ausschnitt;
Hamulus hellbraun, der Aussenast breit, (lach, Spitze nach
innen schräge abgeschnitten; Innenast ein kleiner dünner, nach
aussen gekrümmter, Uach liegender Haken; Penis hellbraun,
lang, cylindiisch, Spitze stumpf, dreimal eingeknillen: Lobu&
genitalis lang, schnml, die abgerundete Spitze wenig erweitert.
Appendices ähnlich denen von N. gigantea; hei den oberen
unten gegen die Spitze eine Reihe von etwa 7 kleineu
Zähnen, und vor der Spitze diese Reihe scharf abgeschnitten,
so dass sie eine Art \ou senkrechtem Zahn bildet. Der
untere Aj)pendix fast so lang als die oberen, die Hasis
schmäler.
Fem. 24 bis 36 Antecubitales; 6 bis 7 Reihen Discoidal-
zellen, 8 bis 13 im Dreieck; Scheidenkla[>pe verdickt, auf-
gerichtel; das folgende Bauchsegment länglich gespitzt. Long,
corp. 36 mill., abdom. 2:> mill., Pterostigma 4—4',^, tibia
post, 5'/.^, Lat. cap. ö'/^, l^xp. alar. 62 — 64.
Bei N. Sophronia überragen die Hiuterfüsse nur wenig
das dritte Segment; der innere Zahn der Tarsusklaueu der
Spitze genähert, kräftig, aber schräge abstehend.
3. N. Alanadensis Boisduval, Ramb.
Meine Aufzeichnungen über die Type von Celebes (Sely.«»
bemerkt ausdrücklich, dass die Angabe Rambur's Senegal
ein Irrthuni ist) sind folgende:
Mas. Ramburs Beschreibung ist richtig: \^ \ntecubi-
talüs, die das Feld darunter durclisetzen; mehr als 10 Zellen
im Dreieck; 10 bis 12 Reihen Discoidalzellen; Flügelspitze
schw ärzlich gerandet. Die F'orm des Dreieks ist von N, So-
;)8
phi'onia sehr verschieden, seine obere Seite länger, die äussere
nach innen gekrümmt, bei N. Sophronia gerade; Genitalien
nicht verschieden; Leibesspitze fehlt.
Long, alae sup. 30 mill., infer. 25', pterostigma 4^2-) Exp.
alar. 61, Lat. cap. 5(?).
Selys bemerkt ausdrücklieh , dass von den von Rambur
beschriebenen Typen nur das eine Männchen aus Celebes zu
Boisduval's Art gehöre, dagegen das andere von den Molukkeu
zu P. apicalis; ferner, das« P. Manadensis von P. Sophronia
verschieden sei durch halb so viel Antecubitales, mehr Zellen
im Dreieck und im Discoidalfelde, und dass der hyaline Raum
an der Flügelspitze nicht kreisrund sei.
Mas. Kopf braun, die Unterlippe et\\ as heller; das trapez-
förmige, grob punktirte Feld auf der Stirn nur am Unterrande
schärfer abgesetzt; Fühler wie bei N. Sophronia; Scheitel-
blase an der Spitze ausgerandet, so dass jedei'seits eine massig
scharfe Ecke gebildet wird; Hinterhaupt braun, mit ein-
gedrückter Mittellinie; Lappen des Prothorax gegen die Spitze
hin wenig verschmälert, der Rand in der Mitte niedergedrückt
und deutlich ausgerandet. Thorax und Leib braun, unten
heller; Segment 3 bis (> jeder.'eits mit einem schwärzlichen
Punkt vor der Spitze; vom sechsten Segment an jederseits
ein dunkler Wiscii neben dem Rande, auch die Mitte des
Segments von der Spitze an dunkler; letztes Segment fast
ganz schwarzbraun; Appendices gelbroth, die oberen etwas
kürzer als die beiden letzten Segmente, cylindrisch, vor der
.«charfen, nach oben und aussen gerichteten Spitze unten
massig aufgetrieben, mit etwa 10 dunkeln groben Zahnhöckern,
deren letzter nicht scharf abgesetzt ist; der untere Appendix
wenig kürzer, dreieckig, breit, gegen die Spitze stark ver-
schmälert und doit oben mit zwei Zähnen. Lamina antica
wenig erhaben, halbkreisförmig ausgeschnitten; Hanmlus mit
äussern!, kräftigem, plattem Ast, die Spitze innen etM as ge-
rundet; Innenast als kleiner aufrechter Haken; Lobus geni-
talis ein schmaler Lappen mit ovaler Spitze. Füsse wie bei
N Sophronia geformt, hellbraun, die Knie und Tarsen der
Vorderfüsse etwas dunkler. Flügel dunkelbraun bis etwas
über die Sjtitze des Plerostigma hinaus; die braune Farbe
fast gerade abgeschnitten; Spitzcntlieil hyalin, aber die
äussersle Spitze, besonders der Hintertlügel, etwas bräunlich
beraucht; das zweite Randfeld und das Basilarfeld dunkler:
Adern roth, selbst im hyalinen Theil, und dort nur die Adern
nahe dem Vorderrande schwärzlich. Flügel oben mit mattem
Fettglanz, unten violett und kupferfarbig schillernd: Pteio
Stigma gross, tleischroth, etwas weniger als zweimal im Raum
bis zum Nodus enthalten; Membranula aschgrau, au der Basis
99
etwas heller; 19 Antecubitaies, 14-— 16 Postcubitales, die ersten
7 zum Theil durch eine Mitlelader vereint; 10 — 11 Subbahilur-
Aderu im Vordertiilgel, 3 im HinterflUgel. Dreieck gross
rechtwinklig, die obere Seite -/a der inneren, die äus.sere
leicht gekrümmt, darin bis 40 Zellen; 10 bis l'i Reihen
Discoidahellen; zwischen Mediana und Sector principalis vom
Ursprung des Sector subnodalis bis zum Nodus keine Queradern:
Gabel des S. principalis im ersten Drittel des Pterostigma.
Vaterland: Morotai; Ternate, Bateliian, aus dem Leydener
Museum mehrere Männchen.
Long. corp. c. app. • • • 42— 3!> milk, mas minor 37 mill.
abdom. c. app.- 26 — 24 - (Bateliian) 23
alae sup. 32 — 31 29
alae inf. 31—30 28 -
pterost. 4y4— 5 V/^ -
append. 1 % ^'Vt -
tib. post. 6 6
Lat. cap. QYi -"^Va '
alae inf. 11 10 -
Exp. alar. 64-62 6() -
Ein Männchen jaus Ternate hat die Flügel fast bis
zur Spitze dunkelbraun ; in den VorderflUgeln zieht sich nur
ein h^'aliner Bogenstreif zwischen der braunen Spitze zum
Vorderrand; in den Hinterflüghi erreicht der hyaline, noch
kleinere Streif nicht den Vorderrand.
Das Männchen mit kleineren Dimensionen von Batchian,
das ich von einem etwas grösseren vom selben Fimdorle
nicht zu trennen vermag, hat 18- 20 Äntecubitales, l2 Post-
cubitales, die ersten \erbunden; (h>eh sind auch bei dem
grösseren nur ein Paar unverbunden; Dreieck mit 28 Zellen;
etwa 9 Reihen Discoidalzellen; 7 bis H Subbasilaradern im
Vorderflügel, 4 im HinterlUigel.
Ein junges Männchen aus Morotai hatte hellere, mehr
gelbliche Körperfärbung; die leicht gebräunten Flügel er--
schienen durch das sehr dichte blassgelbe Geäder fast gelb;
nur die Spitze der Hinteitlügel braun gerandet.
Ein kleines Männchen aus Celebes, Ayer-Pannas. von
Rosenberg gesammelt, hat dieselben Dimensionen wie das aus
Batchian. Es ist noch nicht ganz ausgefärbt mit lichl braunen
Flügeln und gelbem Pterostigma; die braune Farbe reicht bis
zum letzten Drittel des Pterostigma und ist gerade abge-
schnitten, während bei allen vorerwähnten dem Hinterrande
zu sich die Grenze derselben etwas nach innen beugt: auf
dem Leibe zieht sich von der Spitze her der breite sciivvarze
Piückenstreif bis auf das vierte, der schwarze Seitenstreif bis
über das dritte Segment.
7*
JOO
4. N. palliata Rbr, p. 129 no. 6.
Die nachfolgend beschriebenen Stücke von den Nicobaren
sind von Selys und mir mit den Typen Rambur'8, die mir
jetzt nicht mehr vorliegen, verglichen. Ich habe von Singa-
pore und den Inseln Nicobar major, Nicobar minor und Nang-
kovri 13 mas und 13 lern, von der Galathea Expedition ver-
glichen; 4 davon unau&gefärbt. Selys sagt: P. palliata unter-
scheidet sich von P. apiealis durch das Abdomen ohne sch\^ arze
Seitenstriche und den mehr hyalinen Hinterrand der Hinter-
tlügel. Er unterscheidet drei Racen, maxima von Java und
Amboina, major von Nangkovri und minor von Nieobar.
Mas von Nangkovri, var. major Sei. Braun; Unterlippe
gelblich. Fühler wie bei N. apicalis; das stark punktirte Feld
auf der Stirn niclit scharf abgesetzt; Scheitelhlase fast ge-
rundet, von oben gesehen bildet sie mehr nach der Mitte
zvi'ei stumpfe Ecken; Hinterhaupt mit starkem Mitteleindruck;
Lappen des Prothorax fast viereckig, der Rand leicht aus-
gebuchtet; der Leib ist braun, auf dem siebenten bis achten
Segment jederseits ein kleiner, aber deutlicher schvs'arzer
Längswisch, der auch auf den früheren Segmenten noch
schwächer angedeutet ist; Segment 9 oben in der Mitte
schwärzlich; Segment 10 seitlich dunkler. Äppendices braun,
von der Form von N. apicalis, die oberen jedoch mit nur
etwa 6 kleinen schwachen Zähnclien. Es will mir nicht ge-
lingen, Unterschiede in der Form der Genitalien von denen
bei N. apicalis nachzuweisen. Füsse wie hei N. apicalis.
Flügel etwas schmäler, die Hinterliügel spitzer; braun bis
über die Mitte, die Hinterflügel bis gegen die Spitze des
Pterostigma; auf den Vordertlügeln die braune Farbe fast
gerade al)geschnitten, nur am Hinterrande etwas nach innen
gekrümmt; auf den Hinterflügeln bogig bis zum Ende des
Sector medius; Spitzen hyalin. Geäder roth, selbst im hya-
linen Theil, wo nur die Vorderrandadern schwärzlich sind:
Membranula schwarzgrau: Pterostigma roth, gross, schmäler
als bei N. apicalis, last dreimal im Postcubitalraum enthalten;
18 Antecubitales: 15 Postcubitales, keine vereint: iJreieck
wie bei N. apicalis, darin 9 Zellen: 5 Reihen, zuerst mehr,
Discoidalzellen; Vordertlügel mit 5 bis 7, HinterHügel mit
3 bis 4 Subbasilarqueradern; Sector principalis hinter dem
inneren Ende des Pterostigma gegabelt.
Mas. Long.
c. aj)p. • • • •
3S mill.
- 34 mill.
— 32 mi
abd. c. app.
24 -
— 22 -
— 21 -
alae sup. • •
29 -
— 26 -
— 25 -
alae inf. • •
28 -
- 25 -
- 24 -
pterost. • • .
3%.
- 3 -
- 3 -
101
Long, append. 1% mill. — 1 '/ '^ mill. — i\\ milL
tib. po^t. • 5 - __ 5 - — .5
Lat. cap. oVa - — »^/i ' " ^
alae inf. • • 9'/, - — 0 - — 8% -
Exp. alar. 58 - — 52 - - 50 -
~ — ^r~ >^ . — — ^ Nicob. minor.
Nangkovri. ?
Fem. Long. c. ap)). • • • 29 mill. — 31 mill.
abd. c. app. 18 - — 20 -
alae bup.- -24 - — 26
alae inf. -23 - — 25
pterosf. • • • 3 - — 3
append. • • • % - — % "
tib. post. • • 5 - — 5
Lat. cap. 5 - - 5
alae inf. •• • 8 - — SVj -
Exp. alai-. 48 - — 52
Das zweite, et^as kleinere Männchen von Nangkovri ist
dem vorigen durchaus ähnlich. Die braune Farbe erreicht
auf den Vordcrflügeln nichl ganz das Pterofetigma; auf den
HinterfJtigeln überragt sie kaum den Anfang desselben, und
der hyaline Theil zieht sich am Hinterrande bis zum Seetor
trigonuli secundus; der Ansatzrand der Membranula etwas
heller als der übrige Theil; 14 Antecubitales; 11 — 12 Post-
cubitales; Dreieck mit 6 — 7 Zellen; 4 — 5 Reihen Discoidal-
zellen; Vorderflügel mit 4—6, Hinteiflügel mit 3 — 4 Sub-
basilarqueradern; im zweiten Postcubitaltelde rechts alle
Zellen einfach, links eine doppelt, während bei dem grösseren
Männchen die Mehrzahl bis zum Plerostigma hin getheilt ist.
Ein nicht ganz ausgefärbtes Männchen ron Nicobar major
hat genau die Grösse des kleineren Männchens von Nang-
kovri: Leib heller; Beugeseite der Füsse dunkler, schwärz-
lich; Appendices unten mit 7 Zähnchen; Pterostigma gelb;
braune Farbe der Flügel wie beim grösseren Männchen; der
hyaline Raum erreicht nicht ganz das Ende des Sector me-
dius; 18 — 16 Antecubitales; 12 Postcubitales; Dreieck mit
13 — 14 Zellen; 5—0 Reihen Discoidalzellen; Geäder sonst
wie beim grossen Männchen.
Ein ausgefärbtes, noch etwas kleineres Männchen von
Nicobar minor stimmt mit dem von Nicobar major überein in
der Färbung der Flügel; die schwarzen Wische an der Seite
des Leibes sind vom Segment 3 an deutlich und vom Seg-
ment 6 au mit dem Rande des Leibes verbunden; obere
Appendices an der B-asi« gelblich; 14 bis 15 Antecubitales;
14 bis 15 Postcubitales: 9 bis 10 Zellen im Dreieck; Geäder
pf>nst \\ ie beim vorigen.
102
Rambur's Besclneibung der Stücke aus Sumatra und
Ostindien enthält nichts, was der Identität entgegenstände:
auch kann ich mich nur darauf berufen, dass Selys und ich
früher die 13 Männchen von Singapore und den Nicobaren
mit den Typen verglichen iiaben und keinen Unterschied
fanden.
Nach der Beschreibung gehört N. Nicobarica Brauer
siciier her; die kleinste Angabe der Flügelspannung 44 mill.
ist offenbar ein Druckfehler, da die geringste Länge für den
Flügel mit 24 mill. angegeben ist. Nach der Beschreibung
vermag ich N. ceylanica Brauer nicht davon zu trennen; der
einzige positive Unterschied liegt darin, dass die Adern im
hyalinen Theil gleich und durchweg schwarz gefärbt sind,
während bei N. palliata sie nur am Vorderrande und bei älteren
Männchen auch am Hinter- und Spitzenrande schwarz sind.
N. apicalis unterscheidet sich von N. palliata ausser den
dort angegebenen Merkmalen sogleich durch die selbst bei
alten Stücken gelben Appendices.
Femina. Es liegen mir gegenwärtig 3 VV^eibchen vor. die
mit den übrigen übereinstimmten. Auch bemerke ich, dass
die Sendimg und überhaupt die Beute der Galathea-Expedition
von den Nicobaren nur diese einzige Art enthielt.
Das kleinste Weibchen ist stark ausgefärbt und hat
namentlich die dunkelbraune Färbung der Flügel genau wie
beim Männchen von Nicobar minor; auf den Hinterflügeln ist
die dunkle Farbe sogar nur etwas schräge abgeschnitten, so
dass der hyaline Raum sich nicht weiter längs dem Hinter-
rande hinzieht. Körperfärbung wie beim Männchen; Hinter-
haupt gelblich: die schwarzen Seitenwische vom dritten Seg-
ment an deutlich, aber erst auf Segment 8 mit dem Rande
vereint; Segment 9 schwarz, jederseits mit einem röthlichen
Fleck, Segment 10 in der Mitte des Spitzenrandes röthlich;
Ränder und Quernäthe schwärzlich ; die Mittelrinne des Bauches
schwarz; Appendices fast noch mal so lang als das letzte
Segment, dunkelbraun, cylindrisch.^ laug und scharf gespitzt;
dazwischen ein brauner grosser kegelförmiger Vorsprung; Ei-
klappe fast senkreckt, breit elliptisch, innen hohl, bräunlich
mit schwarzer Mittelbinde; die untere Seite des vorletzten
Segments bildet eine elliptische Platte mit zwei kleinen gelb-
lichen Tastern näher der Basis; Füsse gelbbraun, Beugeseite
der Schienen und Tarsen dunkler; Pterostigma rothbraun; die
braunen Flügel wie beim Männchen unten mit metallblauem
Schiller; Geäder wie beim Männchen, aber im Dreieck nur
6 Zellen und nur 4 Reihen Discoidaizellen. Die Adern im
hyalinen Spitzentheil sind dunkler, aber doch neben der
braunen Farbe namentlich im Vorderflügel roth.
io:i
Das zweite Weibchen ist etwas grösser und nicht so
ausgefärbt. Der Körper wie beim vorigen gezeichnet, die
Grundfarbe aber heller, dunkel ledergelb, so dass die schwarze
Färbung der Näthe, Ränder und Seitenwische stark vortritt;
die beiden letzten Segmente und Appendices wie beim vorigen
gefärbt, auf der Eiklappe reicht die schwarze Binde nicht
bis zur Spitze; Flügel bis zum Pterostigma saftVangelb; die
Farbe endet verschwommen; auf den Hinlerflügeln zieht sich
der hyaline Theil bis zum Ende des Sector medius: Geäder
im hyalinen Theil schwarzbraun; 16 Antecubitales. 11 bis
12 Pobtcubitales; 4- -7 Zellen im Dreieck; 3 Reihen Discoidal-
zellen, dicht am Dreieck etwas mehr; Vorderflügel 5 — 6,
Hinterflügel 3 Subbasilarqueradern; das Geäder der Flügel
ist sichtlich weitmaschiger.
Das dritte Weibchen ist kaum etwas kleiner als das
vorige und Körpeiform und Farbe damit identisch. Die Flügel
sind fast ganz hyalin, doch etwas rauchig, besonders etwas
dunkler längs dem Vorderrande und die Spitze aller Flügel
vom Pterostigma ab; Hinterflügel an der Basis bis zum Dreieck
verschwommen gelb; Geäder durchweg schwarz; Pterostigma
rothbraun; Membranula grau; 14 — 16 Antecubitales; II Post-
cubitales; 3-4 Zellen im Dreieck; 3 Reihen Discoidalzellen;
Vorderflügei 5 — 6, Hinterflügel 2 Subbasilarqueradern; Geäder
wie beim vorigen.
Während kaum ein Zweifel obwalten dürfte, dass die
beiden zuerst beschriebenen Weibchen sicher zu den Männ-
chen gehören, vermag ich für das dritte einen Zweifel nicht
sicher zu widerlegen. Da jedoch bei N. fluctuans mir eine
ähnliche zweite Form des Weibchens mit hyalinen Flügeln vor-
gelegen hat, .'0 halte ich trotz des anders gefärbten Geäders
das Hergehören auch hier für sehr möglich. Unter den von
Brauer beschriebenen Weibchen sind sie meines Erachtens
nicht vorhanden.
5. N. a])icalis Rbr. p. 127 no. 1.
Mas. Type Rambur's , von Latreille mit Java bezettelt.
Kopf klein, Unteilippe, Kiefern aussen und Scheitelblase
heller, gelblich; das trapezarlige Feld auf der Stirn nur unten
Schäfer abgesetzt, grob punktirt; Scheitelblase rundlich, punk-
tirt, mit zwei kaum merklichen Spitzen; Hinterhaupt mit
starkem Mitteleindruck; Lappen des Prothorax klein, quer
oblong, ausgerandet; Thorax und Leib braun, unten heller;
Rückengräte dunkler, auf Segment 6 — 8 schwarz, gegen die
Spitze er M eitert; Segmeut 4 — 5 seitlich mit schwarzem Längs-
wisch in der Mitte über dem Rande: auf den folgenden Seg-
menten erreicht er Rand und Spitze und verbreitert sicii auf
104
dem 9. Segmente so, data er mit dem Aiittelfleck zut-ammen-
fliesst und nur jederseits einen kleinen braunen Basalfleck
übrig lässt^ das letzte Segment ganz dunkel, jederseits mit
hellem Punkt; Appendices gelblicli, die oberen kürzer als die
beiden letzten Segmente, oylindriscli, vor der Spitze unten
verdickt mit etwa 9 pcliwarzen Zähnchen in einer Reihe; der
letzte, et^^as stärker, stelit auf der Gränze des letzten Vier-
tels: Spitze scharl", kurz zulaufend, nach oben gerichtet; der
untere etwas kürzer, dreieckig, kaum verengt im zweiten
Drittel; Lamina antica gewölbt, kurz, .stark ausgerandet;
Aussenast des Hamulus breit. Hach, an der Spitze innen ab-
gerundet; Innenast dunkler, als kleiner, nach aussen ge-
krümmter Haken; Penis lang, cylindrisch, gelb; Lobus geni-
talis lang, schmal, die Spitze leicht gerundet. Füsse bräun-
lich; der Innenzahn der Tarsenklauen in der Mitte stehend,
klein, schräge nach vorn gerichtet. Flügel dunkelbraun bis
zum Drittel des Pterostigma , dann gerade abgeschnitten
hyalin, die äusserste Spitze bräunlich; das zweite Randfeld
bis zum Nodus dunkler: Geäder heller, aucii im hyalinen
Theil; Membranula grau, innen heller; Pterostigma roth,
gross und breit, oben und unten schwarz gerandet: 18 Ante-
cubitalet^, 13 — 14 Postcubitales, die beiden ersten vereint:
Dreieck breit, rechtwinklig, die obere Seite % ^^^' inneren,
die äussere gerade oder et\\as nach innen gebogen; darin
8 Zellen; 5 Reihen, zuerst mehr und regelmässigere Discoidal-
zellen; im Vorderflügel 6, im Hinterflügel 2 Subbasilarquer-
adern.
Long. corp. c. apjj. • • 38 miil. (Mas-Type).
abdom. c. app. 24
alae sup. 29
alae inf. 28
pterost. 3*73 -
append. 1% -
tibia post. • • • • S'/j -
Lat. Caput. SYj -
ulae inf. 10
Exp. alar. 58 -
lieber die Type und ihr Zusammengehören mit Rambur s
Beschreibung ist kein Zweifel möglich. Hiezu gehört auch
Pol. elegans Ramb. (nicht Guerin) p. 127 no. 2 ein jüngeres
Männchen aus Java, bei welchem der hyaline Raum sich
weiter längs dem Rande der Hinterflügel hinzieht. Gleich-
falls hat Rambur bei P. Manadeneis ausser der Type noch
ein Männchen von P. apicalis von den Molukken irrig be-
schrieben. Zu N. apicalis gehört ferner nach den mir vor-
liegenden Typen aus Winthem's Sammlung und den in dev
105
Hallenser Sammlung L. lluctuans Burm. T. 11. p. 858 no. 33
aus Java und L. vidua de Haan, von welcher zwei Typen
im Berliner Museum befindlich sind.
6. N. flu c tu ans Fabr. Entom. syst. 11. p. 379. 26.
Beschreibung von Fabricius' Type aus Museum Dr. Lund,
Jetzt Copenhagen.
Mas. Die kleinste bekannte Art. Kopf braun, Unterlippe
etwas heller:, das trapezartige Feld auf der Stirn nur unten
deutlich abgesetzt, grob punktirt, sowie die gewölbte breite
Scheitelblase; Hinterhaupt mit deutliciiem Quereindruck: Laji-
pen des Protliorax gestutzt, kaum ausgerandet, seitlich ab-
geschrägt: Thorax braun, seitlich und unten heller; Leib
braun, auf dem 3—7 Segment ein schwärzlicher Wisch in
der Mitte neben dem Seitenrande; die drei letzten Segmente
dunkler; Leib unten heller; Appendices hellbraun, etwas
kürzer als die beiden letzten Segmente, cyiindrisch, vor der
scharfen, nach oben gerichteten Spitze unten verdickt, mit
etwa 6 groben ZähncTien in einer Reihe, der letzte kaum
merklich erhaben abgesetzt; unterer Appendix etwas kürzer,
schmal zulaufend; Lamina antica gewölbt, der Rand stark
bogig ausgesclinitten; Hamulus gelbbraun; äusserer Ast gross,
platt, mit nach innen schräge gestutzter Spitze; innerer Ast
ein kleiner, flach liegender Haken, nach aussen gekrümmt;
Penis cyiindrisch, lang; Lobus genitalis schmal, die Spitze
kaum breiter; Füsse hellbraun; innerer Zahn der Tarsen-
klauen schräge, fast in der Mitte stehend, klein, kurz. Flügel
kaffeebraun, bei den vorderen die Spitze vom Anfange des
Pterostigma gerade abgeschnitten hyalin; an den hinteren
zieht sich das hyaline Feld bogig längs dem Hinterrande bis
zum Ende des Sector trigonuli secundi; Geäder gelbbraun,
im hyalinen Theil kaum dunkler, nur die "Vorderrandsadern
dort schwarzbraun; Membranula schwärzlich grau, innen
heller; Pterostigma mittelgross, rothbraun, ziemlich breit.
12 Antecubitales, 8 — 9 Postcubitales; zwischen Sector princi-
palis und Mediana vor dem Nodus nach dem Ursprung des
S. subnodalis keine Adern; im Vorderflügel 4, im Hinterflügel
2 Subbasilarqueradern; Dreieck gross, fast recht v\inklig, die
obere Seite Yg der inneren, die äussere gerade; 3 Zellen;
aus einem Mittelpunkt läuft zu jeder Seite eine Ader; im
Dreieck der Hinterflügel 1 Querader; 4 Reihen ziemlich regel-
mässiger Discoidalzellen; Pterostigma mehr als dreimal im
Postcubitalraum enthalten; Sector principalis gabelt sich am
Anfange des Pterostigma. Das Geäder ist wesentlich ein-
facher und regelmässiger als bei den übrigen Arten.
106
Long. corp. c. app. •• 29 mill. (Type),
abdom. c. app. U>
alae sup. 22 -
alae int". 21
pterost. -^Vi -
append. l'/* -
tib. pofct. 4Vj -
Lat. cap. 4y2 -
alae in f. 7
Ex]). alav. 44
Fabvicius giebt als Vaterland Ot^tindien an; bei der Type
fehlt eine Vateiltindsangabe. Im Leydener Museum habe ich
eine Zahl Stücke aus Banka oder Biiliton gesehen; sechs
liegen mir vor. Bei den Männchen reicht die braune Farbe
der Flügel bis auf '/, oder y^, des Pterostigma; 12— 15 Ante-
cubitales, 10 — 12 Postcubitales; 5-7 Zellen im Dreieck. Die
Körperlänge 28 — 33 mill.; bei einigen ist die Farbe der Flügel
fast schwarz; Fühler wie bei N. Sophronia.
Fem. Mir liegt nur ein Stück vor. Färbung des Körpers
wie beim Männchen, nur etwas heller; die schwarzen Wische
auf den Segmenten grösser; Appendices cylindrisch, spitz,
hellbraun: Eiklappe dreieckig, aufgerichtet, gehöhlt; Flügel
wie beim Männchen, aber die braune Farbe heller und ddvS
Pterosligma nur gerade erreichend und bei den Hinterflügeln
nicht so weit längs dem Rande verlaufend; im Dreieck
2 — 3 Zellen. Körperlänge 29 mill., Abdomen 19 mill., sonst
genau wie beim Männchen.
Im Leydener Museum .^ah ich einige dazu gehörende
Weibchen vom selben Fundorte, dem bepchriebenen ähnlich,
aber mit hyalinen Flügeln. Nach meinen Noten sind die
Flügel hyalin, die beiden Randfelder vor dem Nodus und ein
Randfeld hinter dem Nodus und die Basis der Hinterflügel
gind gelb; die Spitze aller P'lügel hinter dem Pterostigma
rauchig, bräunlich. Sonst stimmen die Weibchen durchaus
mit den andern überein. Mir liegt jetzt keines vor, doch
zweifle ich nicht, dass sie zu N. fluctuans gehören.
Die Richtigkeit der Bestimmung ist nacli der Type um
60 mehr ausser Zweifel, als Fabricius sie mit Lib. equestris
sehr passend vergleicht. Burmeisters und Brauer's gleich-
namige Art gehören nicht her.
107
Beiträge zur Naturgeschichte
der Coleophoren
von
Ui*. OttniMi* Hol'iiiaiiii.
I. Coleophora Chrysanthemi nov. spec.
Diese neue zierliche Coleophore gehört in die XIII. Ab-
theilung der Synopsis der Coleophoren nach Herrich-Schäffer
Band V. S. 226, und zwar zu den Arten ohne eingemengte
schwarze Schuppen der Vorderflügel (1), ohne Bart der
Fühlerwurzel (B), mit schwarz und weiss geringeltem Griffel
(a) und charakterisirt sich folgendermassen:
Ochergelb, Vorderrandsfranzen gleichfarbig (o) oder
heller als der Grund ($)• Vorderrandsstreif breit, bis in die
Spitze verlängert; Innenrand und Discoidaistreif sehr schmal,
der Streif in der Falte sehr breit weiss.
Spannung 4 — 4y^ Lin. dd.
Sack*) 3 Lin. dd. lang, gerade, gelblich braun mit
etwas dunklerem, rauhem, etwas erhabenem Längsstreifen
dreiklappiger Afterötfnung, nicht verengtem, sehr schwach
gebogenem Halse und kreisrunder Mundöifnuug, von Gespinnst
verfertigt.
Von Col. troglodjtella und derivatella, welche nach
Herrich-Schätfer's Synopsis der neuen Art am nächsten stehen,
unterscheidet sich dieselbe ganz leicht durch die viel geringere
Grösse, indem sie etwa nur das Ausmaass einer C laricella
erreicht.
Rückeusciiild und Kopf sind beim o graugelb, beim ^i
weissgelblich ; die Schulterdecken führen einzelne weissliche
Schuppen beim j, während sie beim ^- fast rein weiss sind.
Wurzelglied der Fühler von der Farbe des Kopfee,
manchmal heller oder (bei einem +j fast ganz weiss, kurz
und dick, wenig länger als breit. Gritfei dick, fast so lang
wie die Vordertlügel, scharf schwarz und weiss geringelt; an
der Basis stehen die schwarzen Ringe weit aus einander, an
der Spitze .«-ehr genähert. Taster weisslichgrau, an der Innen-
seite heller, das zweite Glied hat an der Spitze ein sehr
kleines, scliwaches Haarbüsclichen: das Endglied ist halb so
^) Ich halte es bei den Coleophoren lür wichtig oder vielmehr
nothwcndig der Diagnose des Falters auch eine solche des Sackes
gleich beizufügen.
108
lang als Glied 2, zugespitzt. Küssel kurz, iiellgraii, schuppig.
Schenkel beim ^ g'"t^u , beim V weissgrau; Schienen aussen
braun, weiss gesäumt, innen weisslich ( V} oder weissgrau (.j*).
Hinterschienen mit langen aa eissliclien Haaren besetzt. Tarsen
grau mit weissen Spitzen der Glieder, beim V last ganz weiss.
Hinterleil) beim j dunkelgrau, unten heller, mit gelblichem
Afterbusch, beim V hellgrau, mit weisslicher Einfassung der
Segmente, unten weisslich, mit A\cissgelbem Aflerbusch und
vorstehender gelblicher Legeröiire, Vorderllügel 2 Lin. dd.
lang, beim o dunkel, beim 'i' hell ochergelb.
Der Innenrandsstreif ist sehr fein, der Streif in der Falte
breit, namentlich beim V, und erreicht den Afterwinkel; der
Discoidaistreif fein, leicht geschwungen, erreicht den Saum
nicht; der Vorderrandsstreif ziemlich breit, bis in die Flügel-
spitze verlängert; diese sowie der Saum ist von einer feinen
weissen Schuppenlinie eingesäumt. Die Vorderrandsfranzen
kaum heller als der Grund beim ,j, nämlich hellgelblich grau
mit etM'as helleren Spitzen; weisslich beim ?. Zwischen dem
Discoidalstreif und dem Vorderrandsstreif stehen 3 weisse
Schrägstriche, von denen der dritte (zunächst der Flügelbasis)
ziemlich lang ist.
Bei den J Exeinplaren sind alle diese weissen Streifen,
namentlich die Schrägstriche, nicht scharf ausgeprägt, beim V
dagegen sehr deutlich.
Franzen des Saumes und Innenrandes gelblichgrau beim j ,
weissgelblich beim V- Hinterllügel dunkelgrau beim j*, heller
grau beim $, ebenso die Unterseite aller Flügel. Franzen
der Hinterllügel etwas heller als der Grund; ebenso sind die
P'ranzen auch auf der Unterseite aller Flügel. '
Ich entdeckte die Raujje in einem schattigen Wäldchen
bei Marktstelt, woselbst sie an den Blättern des Chrysanthe-
mum conymbosuin minirt, und zw ar meist an den Spitzen der
Fiederblättchen, welche dadurch weisslich entfärbt werden.
Sie iindet sich im Juli, manchmal noch Anfangs August,
hört aber schon meist Ende Juli zu fressen auf und sucht
sich einen passenden Versteck an Baumstämmen etc. auf, wo-
selbst sie ihren Sack festiieftet und, ohne mehr eine Nahrung
zu sich zu nelimen, überwintert. Im Frühjahr erfolgt dann
gleich die Umwandlung zur Puppe und die Entwickelung der
Falter Ende Mai und Anfang Juni.
Die Raupe ist ^y^— 2'/.^ Lin. dö. lang, kaum '/'^ Lin.
breit, wachsgelb mit grau durchschimmerndem Darmkanale
(jedoch nur so lange sie frisst, nicht mehr kurz vor und in
der Winterruhe). Kopf sehr klein, tief in das Nackenschild
zurückgezogen, blassbraun. Letzteres ist ebenfalls blassbraun,
halbkreisförmig, am Hinterrande dunkel gesäumt, in der Mitte
109
getlieilt. Unter ilim schimmern 2 kleine braune bewegliche
Fleckchen durch, die obern (■'auglien des Nervensclilundringes.
Am Rücken des zweiten Segmentes stehen im Halbkreise
4 kleine braune dreieckige Hornlleckclien , die Spitzen der
Dreiecke nach innen kehrend; auf dem dritten Segment stehen
seitlicli 2 kleine braune lundliche Hornllecken. Oberhalb der
bräunlichen Brustfüsse findet sieli auf jeder Seite der ersten
3 Segmente ein brauner rundlicher Hornlleck. Bauchfüsse und
Kachschieber rudimentär, von der Körperl'arbe. ACterklappe
gross und stark, rundlich, schwarz.
Die jungen Säckchen bestehen nur aus einer kurzen
engeji Röhre, die aus zaitem weisslicliem Gespinnst, vermengt
mit bräunlichen Excrementen und zeimalmten Pflanzentheil-
i'luMi besteht und noch keine deutlichen Afterklappen erkennen
iii.-.-t. lirst am vollkommen ausgebildeten Sack sieht man
die oben erwähnten rauhen, dunklereu Längsstreil'en, zwischen
welchen sich glatte, hellgelblieh braune Längsstreifen befinden,
und die dreiklapjjige Afterötlnung. Die Längsstreifung der
erwachsenen Säcke scheint mir dadurch zu entstehen, dass
die Raupe zur Erweiterung ihres Sackes später längliche
Gespinnststreifen, förmliche Zwiekel, einfügt, während die
Vergrösserung in die Länge durch Ansetzen neuen (Jespinnstes
an der MundöfFnung erfolgt. Ich fand einigeniale Säcke, wo
die glatten Längsstreiien noch schneeweiss waren, als seien
sie eben erst gesponnen worden. Je jünger überhaupt die
Säcke sind, desto schärfer tritt die Längsstreifung hervor, je
älter sie werden, desto undeutlicher wird dieselbe, so dass
sie an den überwinterten Säcken oft kaum mehr nachzuweisen
ist, indem selbe fast gleichmässig hellbraun erscheinen. Eine
ähnliche Art der Sackbildung scheint auch bei manchen andern
Coleophoren-Arten vorzukommen, namentlich bei Col. muscu-
lella an Diantlius suj)erbns und Col. sa])on!uiella an Saponaria
oftieinalis.
II. Coleophora pappiferella nov. spec,
(jeliört in dieselbe Abtheilung der Synopsis wie die vorige
Art und schliesst sich zunächst an Col. lineariella an, mit
welcher sie wohl bisher vermischt worden sein mag.
Braungrau, alle weissen Streifen deutlich und bieit, nur
der Discoidaistreif sehr fein und geschwungen, berührt in der
Gegend des Afterwinkels den Faltenstreif und mündet ober
ihm in der Mitte des Saumes. Spannung 7 Liu. dd.
Sack 3 Lin. dd. lang, fast % Lin. dick, gerade, dunkel-
braun mit 3 scharf ausgeprägten, etwas helleren Afterklappen;
Hals etwas verengt, kaum gebogen. Muudöffnung kreisrund;
110
der ganze Sack ist von den Happushaaren der Nahrungs-
pflanze dicht umhüllt.
Das Verhalten des Discoidaistreifens unterscheidet diese
Art sicher von Col. lineariella; bei dieser ist nämlich der
Discoidalstreif breit, gerade oder höchstens sehr .sch\A ach ge-
bogen, immer in ziemlicher Entfernung vom Faltenstreif,
während er bei Col. pappiferella sehr fein ist, geschwungen
und auf dem FaUenstreif in der Gegend des Afterwinkels
aufliegt.
Rückenschild und Kopf weissgrau. Wurzelglied der
Fühler verdickt, etwas länger als bieit, oben weisslich, unten
braungrau. Die untersten Fühlerglieder etwas verdickt; Griflfel
weiss, bis zur Spitze dunkelbraun geringelt.
Ttister weissgrau; Glied 2 mit spitzem Barte: Cilied 3
ziemlich lang und spitz. Rüssel braungrau.
Schenkel und Schienen aussen braun, weiss gerandet,
innen weisslichgrau. 'l'arsen aussen braungrau mit hellen
Enden der Glieder, innen weisslich. Hinterschienen mit lan-
gen weisslichen Haaren besetzt. Hinterleib dunkelgrau, unten
weisslich, mit wenig iiellerem, kleinem Afterbusch. Vorder-
Hügel 3 y^ Lin. lang, dunkel braungrau mit schneeweissen
breiten Streifen. Der Vorderrandsstreif ist bis zur Flügel-
spitze verlängert: die Vorderrandsfranzen etwas heller als
die Grundfarbe des Flügels. Der Innenrandsstreif ist breit
weiss und verlängert sich längs des Saumes bis zur Flügel-
spitze. Der Faltenstreir ist sehr breit, durch die tiefe dunkle
Falte der Länge nach getheilt, und verläuft in den After-
winkel. Der Discoidalstreif ist sehr fein, geschwungen, mit
der Convexität nacli unten, dem Faltenstreif sehr genähert,
welchen er mit seiner convexen Seite in der Gegend des
Afterwinkeis berührt; er endet ziemlich in der Mitte des
Saumes. Zwischen dem Discoidalstreif und dem Vorderrands-
streif stellen 4 deutliche Schrägstriche, von denen der nächst
der Flügelbasis der längste ist. Fran/.en des Saumes und
Innenrandes grau mit gelblichen Spitzen. Hinterflügel dunkel-
grau; Franzen ebenso m ie am Oberllügel. Unterseite ein-
farbig dunkelgrau, Franzen etu as heller, namentlich am
Vorder rande.
Die Raupe dieser Art tindel man in dem BUUenkörbcheu
des Gnaphalium dioicum 1,. (Katzenpfötchen), jedoch nur au
den weiblichen Pflanzen, wenn dieselben verblüht sind und
die Körbchen mit dem \v eissen Pap})U,s ausgefüllt sind. Schon
Mitte Juni kann man die Räupchen entdecken, wenn man die
Fappushaare aus den Korhhüllen herauszieht, wobei man oft
bemerkt, dass zwischen den Paj)pushi)aren ein zartes, weisses
röhrenförmiges Gespinnst angelegt ist, in welchem dann das
111
Räupchen steckt. Dieses lebt, m ie alle Samenfiesser unter
tien Goleopliortn, in der Jugend oline Sack im Innern der
Korbliülle und verzelirt die Samen; erst wenn es seine volle
Grö.■^se erreicht hat, was in der zweiten Junihälfte meist der
Fall is>t, verfertigt es isich einen Sack aus Gespinn.st, welcher
gleich von Anfang so weit und so lang angelegt wird, als
es für die erwachsene Raupe nöthig ist. Derselbe ist An-
fangs sehr zait und weiss und wird nach und nach erst
fester und dunkelbraun und bekommt seine 3 Klappen an
der After-Oeff'nung. Die Pappushaare, zwischen welchen er
verfertigt worden ist, bleiben in reichlicher Anzahl aussen
an ihm hängen, sämmtlich in der Längsrichtunj^- des Sackes,
und überragen sehr oft dessen Afterende. Dadurch erhält
der Sack ein ganz eigenthümliches Aussehen. Wenn der
Sack völlig ausgebildet ist, verlässt die Raupe das Blüten-
kürbchen, läuft eine Zeit lang unruhig umher und sucht sich
einen sicheren Versteck am Boden oder Baumstämmen, um
ihren Sack da zu befestigen. Das geschieht schon Ende Juni,
und von dieser Zeit an bleibt die Raupe ruhig sitzen, nimmt
keine Nahrung mehr zu sich und überwintert in diesem Zu-
stande. Im Frühjahre erfolgt die Umwandlung zur Puppe
und die Entwickelung der Falter Mitte Mai bis Anfang Juni.
Zu bemerken ist noch, dass die am Sack befestigten
Pappushaare nach und nach immer weniger werden, je älter
der Sack \\ird, so dass an den überwinterten Säcken oft nur
noch Spuren davon zu sehen sind
Die erwachsene Raupe ist 3 Lin. dd. lang, gelb; Kopf
hellbraun; Nackenschild ebenso mit 2 grossen dreieckigen
schwarzen Flecken in der Mitte, welche mit ihren vordem
Ecken zusammenstossen, und 2 kleineren rundlichen, seitlicii
stehenden schwarzen Flecken. Oben auf dem zweiten Seg-
ment 4 last \iereckige schwaize Flecken, von denen die
2 oberen weit aus einander stehen, die 2 unteren sich sehr ge-
nähert sind. Das dritte Segment führt auf dem Rücken 2 seit-
lich stehende runde schwarze Flecken. Die 3 ersten Segmente
besitzen ausserdem an jeder Seite je einen grossen dunkel braunen
Fleck. Brust- und Bauchfüsse gelb, Afteiklappe schwarz.
Die Raupen fanden wir in Regensburg alljährlich schon
seit vielen Jahren, konnten tie alier erst im Juni 18H7 in
einem Exem]>lare zur Entwickelung bringen. Herr Dr. Herrich-
Scliäffer hat den Sack (Tineides Europ. '1 ab. I 12. 904) .--ehr
schön abgebildet, aber ihn irrthümlicher Weise zu Coi. gnapha-
liella Zell, gezogen. Der Sack dieser Art lebt aber minirend
an den Blättern von Helichrysum arenarium DC (Gnaj)halium
arenarium L.) und ist von Stainton Nat. Hit^l. V. II. I richtig
abgebildet.
112
Ausser bei Hegensburg habe ich die Art noch beobachtet
bei Erlangen, Boden vähr, wo ich am i8, Mai 1863 2 Exem-
plare an blühendem Gnaphalium gefangen habe, die völlig
mit dem erzogenen übereinstimmen, und bei Marktstel't. Sie
ist wahrsclieinlich wie ihre Futterpflanze weit verbreitet und
bisher nur iiber.sehen worden.
III. Die Coleophoren der Vaccineen.
In den Jahren 1862 bis 18(i5 hatte ich während meines
Aufenthaltes in Bodens öhr in der Oberpfalz, wo in aus-
gedehnten Föhrenwäldern ein reicher Unterwuchs von Vac-
cinium viti.« idaea und mjrtillus sieh findet, reichliche Ge-
legenheit, die an den Vaccineen vorkommenden Raupen zu
beobachten, unter welchen bald die Coleophoren meine Auf
merksamkeit fesselten, da ich nicht weniger als -1 m (iestnlt
und Lebensweise ganz verschiedene Sackraupen land, welche
merkwürdigerweise alle einander sehr ähnliche und schwer
zu unterscheidende Falter lieferten und mir die feste Ueber-
zeugung gaben, dass zur richtigen Erkennung der Coleophoren
die Kenntniss ihrer Säcke nicht nur immer wichtig, sondern
sehr oft unumgänglich nöthig ist, und dass Falter, die von
einander kaum zu unterscheiden sind, dennoch als verschiedene
Arten betrachtet werden müssen, wenn sie nach Gestalt des
Sackes und Lebensweise der Raupen leicht von einander
unterschieden werden können.
Die Bauart und Gestalt der Säcke ist bei den Coleophoven-
Arten immer constant, wie ich nach jahrelangen aufmerksamen
Beobachtungen überzeugt bin. Kleine Unterschiede in den
äussern Anhängseln sowie die Farbe der Säcke allein dürfen
aber allerdings nicht zur Aufstellung von Artmerkmalen be-
nutzt werden, da sie oft nur abhängig sind von verschiedenen
Futterpflanzen, indem sehr viele Coleophoren-Raupen an ver-
schiedenen Pllanzen, nicht derselben natürlichen Familie, son-
dern selbst ganz verschiedener Ptlanzenfamilien, vorkommen,
also wahrhaft poljphage Tliiere sind. Ausserdem bringen
äussere, namentlich Witterungseintlüsse sowie die Lebensdauer
der Säcke vielfache Aenderungen an den Anhängseln und der
Färbung der Säcke liervor. Die Arten, welche ich nun an
Vaccineen beobachtet habe, sind folgende:
L Coleophora \itisella Giegs. Sta. V. S. 101.
Da meine Beobachtungen über die Sackbildung dieser
Art von denen Stainton's etwas abweichen, gebe ich dieselben
hier ausführlich wieder. Der bräunliche oder schwärzliche
Sack ist 3 Lin. dd. lang, cjlindrisch^ am hintern Ende com-
primirt und hakig umgebogen, zweiklappig; Rückenfläehe
ii3
stark querrunzelig, Bauchkunte sehr achwacli. Mundöffnung
fast vertical stehend, so dass der Saek unter reclitem Winkel
von der Blatt tläclie absteht.
Er wird von der Raupe au.^ Gespinn.'-t verfertigt und am
Rticken der Quere nach mit dicht an einander gereihten,
halbringförmigen Äbsclinitten von der Blattunterhaut besetzt,
wodurcli er das runzelige Ansehen erhält. Die erste Anlage
des Sackes habe ich zwar bei dieser Art nicht beobachtet,
(loch wird sie wohl, wie ich dies bei mehreren andern Arten
(Col. musculella und saponariella). die ihren Sack ebenfalls
aus (iespinnst verfertigen, genau gesehen habe, darin be-
stellen, das^ das aus dem Ei geschlüpfte Räupchen zunächst
eine kleine Mine im Preisselbeerblatt (Aace, vitis idaea) an-
legt. Nach Kurzem sali man an einer beliebigen Stelle einer
solchen Mine ein ganz kurzes , zapfenartiges zartes weisses
Gespinnst her\orragen. In dieses Gespinnst schlüpft das Räup-
chen nun hinein, löst es von der Mine los und hat damit
sein erstes Kleid gewonnen. Das kleine Säckchen wird nun
an einer andern Stelle der Blattunterseite fest gemacht und
von da aus die Minenarbeit weiter fortgesetzt. Nacli und
nach wird das Gespinnst des Säckchens immer derlter und
dunkler, bis es zuletzt die braune oder schwärzliche Färbung
des ausgebildeten Sackes bekommt*).
Die Vergrösserung des Sackes geschieht durch Ansetzen
neuen Gespinnstes an der Miindötfnung. und zugleich werden
aucli die oben erwähnten Rückenlamellen des Sackes dadurch
dem Gespinnste eingefügt, dass die Raupe, so oft sie eine Mine
verlässt, ein kleines Stückchen der abgelösten Blattunterhaut
in Form eines halben Ringes am vordem Umfang der Mund-
öff'nung des Sackes loslöst, welches dann an dieser hängen
bleibt. Da die Raupe die Mine sehr häufig wechselt, so kommen
diese Lamellen dicht an einander gedrängt zu stehen. Wegen
diesei- Eigenthümlichkeiten der Bauart des Sackes sind die
Minen, resp, Frassspuren der Coleoph. vitisella vor denen
der andern Arten an Vaccinium selw leicht zu erkennen. Die
Minen bilden nämlich, weil sehr oft neue angelegt werden,
immer nur kleine, mehr oder weniger rundliche braune
Flecken, von denen oft mehrere in einem Preisselbeerblatte
sich finden, und das in der Blattunterhaut befindliche kreis-
*) Woher diese merkn ürdige Farljcnveränderiing kommt, ist mir
Aur Zeit gänzlich unbekannt, sie kommt aber in ganz analoger Weise
bei andern selbstspinnenden Coleophoren auch vor und ist namentlich
schön zu beobachten am Sacke der Col. vibicella, wo das neue Ge-
spinnst an der Mundötlnung imraei' sc-lineeA> eiss ist, wälirend der
Sack sonst glänzend schwarz ist.
b
114
runde Loch, welches der Mundöffnung des Sackes entspricht,
ist immer bedeutend grösser als diese selbst und überhaupt
viel grösser, als dies bei andein Coleophoren-Arten der Fall
ist, weil eben immer ein Abschnitt der Blattunterhaut vom
Sacke mitgenommen wird'"). Das Wachsthum der Raupe
und entf^prechend des Sackes ist ein sehr langsames, denn sie
überwintert zweimal, bis sie ihre volle Grösse erreicht hat.
Im April findet man alsdann die Säcke zur Verpuppung auf
der Blattoberseite aufiecht stehend f'estgesponnen, zu gleicher
Zeit aber auch noch einzelne ganz kleine Säckchen, die erst
einmal überwintert haben und fleissig miniren. Die Entwicke-
lung der Falter erfolgt Ende Mai und Anfang Juni. Als
Fu«dorte sind mir ausser Bodenvöhr, wo sie aber nur an
einer Stelle häufig war, noch Hannover (Glitz), Breslau
(Wocke), Nürnberg und Oberaudorf (E. Hofmann) bekannt.
Zeller fand sie bei Glogau und Raibl in Oberkärnten, so dafs
die Art in Deutschland sehr weit verbreitet zu sein scheint.
Die Falter sind in beiden Geschlechtern sehr verschieden,
die (^ nämlich ziemlich rein dunkelgrau, die V grau ocher-
gelb. Col viminetella hat dieselbe verschiedene Färbung
beider Geschlechter und ist sehr schwer von vitisella zu unter-
scheiden, was auch Stainton zugesteht; indessen scheinen die
Fühler doch ein gutes Unterscheidungszeichen zu geben. Bei
viminetella werden die Fühler gegen die Spitze zu entschieden
dünner; die Ringe sind bräunlich, viel heller als bei vitisella
(namentlich bei viminetella V) und werden gegen die Spitze
zu gewöhnlich sehr verloschen, während sie bei vitisella bis
zur Spitze deutlich und schwarz sind**).
2. Coleophora vacciniell a HS. Correspondenzblatt
für Sammler von Insecten etc. 1861 No. 17 S. 135.
Der aus Blatttheilen gebildete Sack ist lang und schmal,
5 — 7 Lin. dd. lang, 1 Lin. breit, seitlich comprimirt, mit
*) Auf ganz ähnliche Weise werden die Säcke von Col. fusco-
cuprella HS. an Haseln und von Col. cornuta an Birken gebildet, wie
ich diesen Herbst sehr schön beobachten konnte, nur dass bei diesen
die abgelösten Theile der Blattunterhaut ringförmig den ganzen Sack
umgeben, nicht bloss den Rücken desselben.
**) Die Färbung der Fühler scheint durch den Flug wenig zu
leiden und dürfte daher als Art -Unterscheidungszeichen wohl von
Belang sein ; ich habe wenigstens einige ganz abgeflogene Exemplare
von C. gryphipennella vor mir, welche ihre scharf schwarz und weiss
geringelten Fühler völlig rein erhalten haben , während die Fühler-
ringe bei mehreren gezogenen C. viminetella entschieden bräunlich
sind, viel heller als bei diesen abgeflogenen C. gryphipennella.
115
scharfer Rücken- und Bauchkante, nach liinten mehr oder
weniger zugespitzt, von Farbe heller oder dunkler braun.
Mundöftnung sehr schräg, so dass der Sack unter sehr spitzem
Winkel vom Blatte absteht, kreisrund, mit nach aussen etwas
umgebogenem Rande. Af'teröfFnung zweiklappig, manchmal
ein wenig nach abwärts gebogen. Die grösseren Säcke (7 Lin.)
sind deutlich dreitheilig und hinten sehr schmal, die kleineren
(5 Lin.) lassen nur 1 oder 2 Abtheilungen erkennen und sind
hinten stumpfer. Die Sackbildung geschieht auf ähnliche
Weise wie bei Col. viminetella fSta. V. S. 15^1), doch hatte
ich bisher leider erst einmal Gelegenheit, eine Raupe zu
beobachten, welche eben mit der Bildung ihres Sackes be-
schäftigt war. Ich fand eine solche im Herbst in einem
Heidelbeerblatt (Vacc. myrt.), in welchem sie ziemlich in der
Mitte eine lange schmale Mine gemacht hatte, die der Gestalt
und Grösse des Sackes genau entsprach; das früher von der
Raupe bewohnt gewesene kleinere Säokchen war wahrschein-
lich schon vom Blatte abgefallen; manchmal bleibt es aber
gewiss an dem neuen grösseren Sackabsclmitt hängen, wo-
durch dann die oben erwähnten sehr langen und deutlich
dreitheiligen Säcke entstehen. Schon am folgenden Tage
hatte die Raupe das ausminirte Blattstück aus dem Blatte
herausgetrennt und spazierte mit dem so gebildeten Sacke
im Behälter herum.
Zum Zwecke der Ernähiung minirt diese Raup«> nicht,
sondern setzt sich mit dem Sacke auf die Oberseite der
Blätter und frisst das Blattmark weg, indem sie die Rippen
und die Blattunterhaut überall stehen lässt; sie skelettirt also
gleichsam das Blatt. Sie findet sich erwachsen im September
und October an Vaccinium myrtillus und uliginosum (Glitz.)
und sehr einzeln auch auf Vacc. vitis idaea. Im October
spinnt sie ihren Sack meist an einem Aestchen der Futter-
pflanze fest und verlässt diesen Platz nicht mehr, sondern
verpuppt sich daselbst im ersten Frühjaiir und entwickelt
sich Ende Mai; sie nimmt also nie mehr im Frühjahr Nah-
rung zu sich.
Die Raupe ist dunkel braungelb mit tiefschwarzem Kopf
und« Nackeuscliild, 2 kleinen schwarzen Flecken auf dem
Rücken des zweiten Segmentes, einen schwarzen Fleck an
jeder Seite der 3 ersten Segmente, schwarzen Brustfüssen
und schwarzer Afterklappe.
Als Fundorte sind mir bekannt: Regensburg, Bodenvöhr
(ziemlich häufig), Frankfurt a. M. (Schmid) und Hannover
(Glitz), gewiss aber ist die Art auch an vielen andern Arten
noch zu finden.
Da Herrich-Schäfl'er am augeführten Orte nur eine kurze
8*
116
Notiz über den Falter giebt, so füge ich liier ein«^ \oll8tanclige
Besehreibung desselben bei.
Col. vaeciniella gehört nach der Synopsis von H8
Bd. \ . 6. 220 in die II. Abtheihing zu den einfarbigen Arten
und läi^st sich folgendermassen characterisiren:
Fühler gegen die Spitze zu verdünnt, rein weiss, bis zur
Spitze selir scharf schwarz geringelt.
j. hellgelblich oder röthlich grau, etvAae glänzend, auf
der Unterseite grau mit hellgelblichen, stark glänzenden Spitzen
aller Flügel. 9. Vorderflügel oben und unten gleichfarbig
trübgelb; Hinterflügel hellgrau.
Spannung 6 — 7 Lin. dd.
Sack. 5 — 7 Lin. dd. lang, schmal, seitlich comprimirt,
nach hinten mehr oder weniger zugespitzt, braun: MundöfTnung
sehr fcchräg, rund, mit nach aussen umgebogenem Rande.
Afteröß'nung zweiklappig.
Nackenschild und Kopl' grau beim q oder trübgelb
beim S . Wurzelglied der Fühler von der Farbe des Kopfes,
etwas verdickt, viel länger al.- breit, unten durch abstehende
Schuppen etwas kantig. Griffel gegen die S]ntze zu allmälig
dünner werdend, rein weiss und bis zur Spitze sehr scharf
schwarz geringelt. Taster beim o aussen dunkel graubraun,
innen heller, beim 2 ganz gelblich; Glied 2 um Ende mit
einem kleinen spitzen Barte, den das kurze spitzig;e Glied 3
kaum überragt. Rüssel beim ,j w eissgrau, an der Basis in
der Mitte dunkel braungrau, aussen weisslich gerandet, beim
■ r gelblich. Beine aussen dunkler, innen und an den Spitzen
der Tarsen auch aussen heller grau, fast weisslich; Hinter-
schienen mit langen hellgrauen Haaren besetzt, seidenartig
glänzend. Hinterleib dunkelgrau beim J, hellgrau beim $.
unten iieller als oben: beide Geschlechter haben einen schwa-
chen gell»grauen Afterbuscli, aus dem beim t- die kurze l)raune
Legeröhre hervorsteht, während er beim ^ durch die geöftue-
ten Haltezangen aus einander gespreizt wird.
Vorderflügel des o 3'/^ — S'/j Lin. lang, einfarbig hellgrau
mit gelblichem oder röthlichem Schimmer, etwas glänzend.
Franzen ebenso gefärbt. Hinterflügel dunkelgrau: Franzen hell
gelblichgrau, von der Farbe der Vordertlügel. Unterseite
hellgrau mit hellgelblichen, glänzenden Spitzen aller Flügel:
bei genauer Betrachtung, insbesondere wenn man das Exem-
plar schief hält, sieht man, dass diese gelbliche Färbung der
Flügelspitzen dadurch hervorgebracht wird, dass die Franzen
der Flügelspitze an ihrer Basis einen starken gelblichen
Schimmer haben. Dadurch wird eine feine gelbliche Ein-
fassung der Flügelspitze hervorgebracht, welche am letzten
Drittel des Vorderrandes beginnt und bis über die Hallte
J17
(\eB Innenlandes hinausgeht. Die Franzen sind ausserdem
auf der Unterseite ebenso gefärbt wie oben.
Die Voiderflügel det^ -^ sind kaum 3 Lin. lang, einfarbig
trübgelb mit eben solchen Franzen. HinterflUgel grau mit
gelblicli grauen Franzen. Unten sind die Vorderflügel fast
ebenso gefärbt wie oben, ein wenig heller; nur der Innenrand
ist an der Wurzel eine Strecke weit grau. Hinterflügel hell-
grau, an der Spitze etwas gelblich: Franzen wie auf der
Oberseite gefärbt.
Der .j unterscheidet sich durch seine hellgraue Färbung
und besonders durch die gelblichen Flügelspitzen an der
Unterseite von den dunkelgrauen o ,^ der C. viminetella und
vitisella leicht, welche überdies auf der Unterseite gleich
dunkel gefärbt sind \a ie oben. Das $ sieht dem V von C.
viminetella selir ähnlich , unterscheidet sich aber deutlich von
ihm durch die gelbe Unterseite der Vorderflügel, welche bei
C. viminetella ¥ unten ziemlich dunkelgrau sind, mit gelber
Umrandung der Spitze und gelben F'ranzen an derselben.
C. Glitzella ist durch die hell lehmgelben Oberflügel und
die dunkelgrauen Unterflügel sowie die in beiden Geschlechtern
einfarbig liellgraue Unterseite ohne den starken gelblichen
Schimmer der Flügelspitzen zu unterscheiden
Herrich-Sciiäffer meint (1. c), dass diese Art vielleicht
orbitella Stt. und Zeller sein könne, doch kann ich jetzt ver-
sichern, dass dem nicht so ist. Herr Professor Zeller war so
gütig, mir 3 Exemplare zuzusenden, welche ihm zur Beschrei-
bung seiner C. orbitella (in Linnaea IV. p. 385) gedient haben,
nämlich das einzige noch vorhandene männliche Exemplar
der Stammart und die beiden als „var. b" und ^var. c.*"^ be-
zeichneten Exemplare. Hinzu fügte er noch 2 von ihm im
^origen Jahre bei Freth im Küstengebiet gefangene Exemplare
(Verhandlungen der k. k. zool.-bot. Gesellschaft in Wien.
1868. Juli). Mit gleicher Freundlichkeit sandte auf meine
Bitte Herr Glitz von Hannover 5 von ihm gezogene C. orbi-
tella Zell, zur Ansicht*). In unserer Sammlung fand ich ausser-
dem noch 2 von meinem Bruder Ernst in Oberaudorf von
Erlen gezogene Exemplare, die ebenfalls hieher gehören.
Aus der Vergleichung dieses Materiales geht nun mit
Sicherheit hervor, dass die von Zeller in Linnaea IV. be-
schriebene C. orbitella eine ganz sichere, ausgezeichnete Art
ist, die weder mit viminetella Heyd. noch mit vacciniella HS.
verwechselt werden kann.
Dies wird besonders durch den ganz characteristischen
*) Beiden JTerren sei hietür und l'iir die gütige Mittheilung ihrer
beti'effenden Beobachtungen der herzlichste Dank uuegesprochen.
118
Sack bestätigt, welchen Herr Glitz in Hannover an Birken
lind mein Bruder Ernst in Oberaudorf an Erlen gefunden hat.
Dieser ist zwar dem der C. viminetelia ähnlich gebaut,
d. h. dreitlieilig, aber viel kürzer, dicker und gedrungener
(S'/j Lin. dd. lang), überhaupt im Verhältniss zum Falter
klein; .seitlich ist er weniger comprimirt ; Nacken- und Bauch-
kante sind trotzdem deutlich , bei einen» Exemplar sogar
sehr stark iiervortretend. Die Farbe ist dunkelbraun bis
schwarzbraun.
Der vordere Abschnitt des Sackes ist bei weitem der
grösste, viel grösser als die beiden hintern zusammengenommen.
Diese sind überhaupt meist nicht deutlich zu erkennen, da sie
mit dem vordem Abschnitt gleich gefärbt sind, manchmal
aber deutlicher, wenn sie heller braun gefärbt sind als der
vordere Abschnitt (1 Ex.). Die ovale Mundöft'nung steht
ziemlich in gleicher Ebene mit der Bauchkante. Afteröflnung
ein klein wenig nach unten gebogen, zweikla]>pig. Der Sack
ist wie der der C. viminetelia aus Blattstücken zusammen-
gesetzt. Er findet sich vom Juni bis in den November, wo
er sich festspinnt; im Frühjalir frisst die Raupe nicht mehr,
sondern verpuppt sich sogleich.
Die von Glitz gezogenen 5 Exemplare, sämmtlich ,^'
stimmen ganz genau mit Zeller's Beschreibung der Stammart
von Orbitella und mit seinem gesendeten typischen Exemplare
derselben überein, und sind insbesondere ausgezeichnet durch
die rein weisse Fühlerspitze, welche schon bei der Betrachtung
mit blossem Auge sehr auHallend hervortritt. Ich kenne nur
noch eine Coleophore unter den verwandten einfarbigen Arten,
die eine ebenso auffallende weisse Fühlerspitze hat , nämlich
C. paripennella. Bei dieser sind aber die Füiiler ganz un-
geringelt, und eine Verwechselung daher nicht leicht möglich;
auch der Sack von paripennella ist sehr verschieden.
Die 2 von Oberaudorf stammenden Exemplare, deren
Säcke von Erlen den von Glitz erhaltenen zum Verwechseln
ähnlich sind, sind V. Sie sind kleiner als die J^, entschieden
gelbbraun, wie das als „var. b" von Zeller bezeichnete V.
Auch bei ihnen ist die characteristische ungeringeJte. Fühler-
spitze vorhanden, obwohl sie nicht so rein weiss ist wie bei
den ,^. Wir haben also bei orbitella dasselbe Verhältniss
M'ie bei allen verwandten Arten, nämlich dunkel graubraune (^
und mehr gelblich gefärbte ?. Das $ von orbitella ist aber
von allen verwandten Arten am dunkelsten gelbbraun. Die
„var. b" halte ich mit Zelier für ein entschieden hielier ge-
höriges 'l'hier; die gelbliche Nuance der Flügelfärbung und
der Taster, sona ie der schwache lielle Rand um den Augen
linden sich ebenso bei meinen 2 ... Dass die Fühlerringe
119
etwas heller sind und schon von Her Hälfte der Filhler an
verschwinden, sowie duss sie unten undeutlich sind, genügt
gewiss nicht, um in diesem Exemplare eine andere Art zu
sehen, zumal da auch bei ein paar ,j von Glitz die Fühler-
ringe unten sehr undeutlich sind und die Ringe bald mehr,
bald weniger weit vor der Spitze aufhören.
Die „var. c.'-'' aus Lievland kann ich nach ihrer Grösse
und den schmutzig gelblicliweissen, hellbraun geringelten Füh-
lern nur für Col. siccifolia Stt. erkennen.
Die weiter unten folgende Notiz: „Ein Pärchen (^^ dunkel,
^ gelblich) in v. Heyden's Sammlung etc.*^ lässt unzweifelhaft
in diesem Pärchen Col. viminetella erkennen.
Die 2 Exemplare von Preth kann ich nicht für C. orbi-
tella erkennen, da ihnen das characteristische Merkmal dieser
Art, die weisse Fühlerspitze, gänzlich fehlt. Ihre Fühler sind
vielmehr bis zur Spitze scharf, schwarz und weiss geringelt,
gleichmässig dick ; deshalb und wegen der dunkelgrauen Fär-
bung scheinen sie mir zu keiner andern Art als Col. vitisella
zu gehören.
Herrich-Schäfler beschreibt Bd. V. p. 232 unter orbitella
Zell, die viminetella v. Heyd., sagt aber dabei: Die Exemplare
V. Heyden's, welche auch Zeller für die seinigen anerkennt,
mit dem Sacke von Birken, »ind dunkler, der Sack kürzer,
mit nicht so deutlichen, flügelscheidenartigen Lappen. Dies
werden nach der Ansicht des Herrn Glitz, der ich vollkommen
beipflichte, wahrscheinlich ächte orbitella Z. gewesen sein.
Im Correspondenzblatt für Sammler von Insecten etc.
vom 1. Mai 1861 No. 17 p. 133 erklärt HS. selbst seine C.
orbitella für viminetella Heyd.
3. Coleophora Glitzella nov. sp'ec. (Sta. in litt.).
Der Sack dieser, durch ihre Naturgeschichte vor allen
übrigen Coleophoren ausgezeichneten Art, welche einen
Uebergang bildet von den sacktragenden zu den minirenden
Raupen, ist aus Blattabschnitten verfertigt, länglich oval,
3 Lin. dd. lang, seitlich comprimirt, mit Rücken- und Bauch-
kante, ganz glatt, gelbbraun oder dunkelbraun, lederfarbig.
Afteröffnung zweiklappig, klaff'end. Mundöffnung unregel-
mässig oval , fast verlical stehend , so dass der Sack fast
rechtwinklig vom Blatte absteht.
Das junge Räupchen lebt zuerst wie viele andere Coleo-
phoren-Raupen in der Jugend in einer Mine im Innern eines
Preisselbeerblattes. Diese beginnt mit einem manchmal ziem-
lici> langen, schmalen Gang, der mit braunen Kothkörnchen
ziemlich ausgefüllt ist, und verbreitert sich allmälig zu einem
unregelmässigen Flecken, der gleichfalls von unregelmässig
130
gelagerten Kothmassen erfüllt ist; mao glaubt in diesem Sta-
dium eine Nepticula Raupe vor sich zu haben.
Da die Falter schon um Mitte Mai schlüpfen, so wird
das minirende Räupchen \Aohl sclion zeitig im Sommer zu
finden sein, worüber mir jedoch eigene Beobachtungen fehlen;
jedenfalls überwintert das Räupchen in seiner Mine, denn
schon im allerersten Frühjahr (März. April) findet man die
Mine an den überwinterten Freisselbeerblättern. Nun be-
ginnen die Räupchen, etwa 1 '/j — 2 Lin. lange, länglich ovale
Blattstückchen aus ihrer Mine loszulösen und mit den auf
diese Art gewonnenen Säckchen dieselben zu verlassen. Man
findet daher viele Minen, au deren Ende ein scharf aus-
geschnittenes, länglich ovales Loch im Blatte vorhanden ist.
Ob diese kleinen Sackträgerraupen nun gleich weitere Nah-
rung zu sich nehmen, habe ich nicht ermittelt; keinenfalls
thun sie dies lange, denn schon sehr zeitig im Frühjahr setzen
sie sich mit ihren Säckchen an ein Zweigchen der Nahrungs-
pflanze oder sonst wo fest und bleiben nun so, ohne Nahrung
zu sich zu nehmen, den ganzen Sommer und Winter hindurch
sitzen bis zum nächsten Frühjahr. In den ersten warmen
Tagen werden sie wieder lebendig, begeben sich mit ihren
Säckchen an ein Blatt, wo sie sich meist in der Nähe des
Blattstieles an der Unterseite festsetzen. "Von hier dringt nun
das Räupchen ins Blatt ein, minirt in demselben einen breiten
Gang, immer dem Blattrande folgend, und lässt seine Excre-
mente hinter sich in einzelnen Haufen in der Mine zurück,
was sonst bei keiner andern Coleophoren-Raupe der Fall ist,
bis sie wieder an der Basis des Blattes angelangt ist. An
kleinen Blättchen lässt sich ein solcher Gang nicht erkennen,
sondern es ist schliesslich das ganze Blättchen ausminirt und
das Chlorophyll vollständig verschwunden. Nun schneidet
sich die Raupe ^^ieder.ein länglich ovales, nur diesmal grösse-
res Stück aus dem so vorbereiteten Blatte aus und hat damit
ihren vollkommen ausgebildeten Sack bekommen. Man sieht
daher jetzt ausminirte Blätter, im Innern mit Kothhaul'en ei-
füllt, mit einem ausgeschnittenen, längsovalen, 3 Lin. langem
Loch, an deren Basis ein kleines verlassenes, I y, Lin. langes
Säckchen hängt.
Die Raupe geht mit ihrem neuen Sack an ein frisclies
Blatt, setzt sich an der Unterseite fest und minirt von da aus
einen langen unregelmässigeu Flecken ins Blatt hinein, in
welches sie vollständig mit dem ganzen Körper eindringt.
Sie lässt aber jetzt ihren Koth nicht mehr in der Mine, son-
dern entleert ihn durch das hintere Sackende, wie es die
andern blattminirenden Coleophoren auch thun. Hat die
Raupe 60 mehrere Blätter minirt, so spinnt sie sich zur Ver-
ni
Wandlung an einem Zweigchen fest, Ava$ schon Ende A]>ril
geschieht.
Die erwachsene Raupe ist schön hellgelb, wie die der
verwandten Arten gezeichnet, Kopl', Nackenschild, die 2
kleinen Flecke auf dem Rücken des zweiten Segmentes sowie
die Flecken an den Seiten der 3 ersten Segmente. Brustfüsse
und Afterklappe sind schwarz.
Die Entwickelung des Falters erfolgt Mitte bis Ende Mai.
Den ersten Falter von Glitzella erhielten wir schon vor
mehreren Jahren von Herrn Dr. Wocke aus Breslau, damals
noch ohne Namen; s})äter fand Heir Glitz die Art bei Han-
nover, ich bei Bodenvöhr in der Oberpfalz, mein Bruder
Ernst bei Oberaudorf im Innthale und erst in diesem Früh-
jahr ziemlich häufig bei Nürnberg. Auch bei Stettin kommt
sie nach brietlichen Mittheilungen des Herrn Dr. Schleich vor
und scheint demnach eine sehr weite Verbreitung in Deutsch-
land zu haben.
Nach der Synopsis von HS. Bd. V. S. 22U gehört der
Falter ebenfalls in die II. Abtheilung der Coleophoren zu den
einfarbigen Arten und lässt sicli folgendermassen characteri-
siren:
Oberflügel hell lehmgelb oder hell gelbgrau; Unterflügel
dunkelgrau; die ganze Fläche seidenartig glänzend. Fühler
weiss bis zur Spitze scharf schwarz geringelt. Wurzelglied
grau, dick, mehr als noch einmal .^o lang als breit, an der
Unterseite eine schwache dunkelbraune Kante; manchmal
mit einem ganz kurzen Bart an der Spitze. Spannung
.1—7 Lin. dd.
Sack: Länglich oval. 3 Lin. dd. lang, seitlich comprimirt,
glatt, heller oder dunkler braun; Afterötfnung zweiklappig,
klaffende Mundöffnung, unregelmässig oval, fast vertical
stehend.
Rückenschild und Kopf hellgrau ( J) oder heil gelblich-
grau (V). Der obere Augenrand et\\ a.>< heller als die Farbe
des Kopfes. Wurzelglied der Fühlei- von der Farbe des
Kopfes, verdickt, über noch einmal eo lang als breit, grob
beschuppt; an der Unterseite bilden die Schuppen nur eine
schwache Kante, welche tief dunkelbraun gefärbt ist. Die
Schuppen stehen bei manchen Exemplaren etwas vor und
bilden einen kleinen Bart an der Spitze. Das erste und
zweite Fühlerglied find meist von de- Farbe des Wurzel-
gliedes, unverdickt. Geissei weiss, bis zur Spitze scharf
schwarz geringelt. Taster grau oder gelblichgrau, innen
weisslich; das zweite Glied fast ganz ohne Haarbusch, das
Endglied spitz , wenig kürzer als das zweite Glied. Rüssel
grobschuppig, grau. Beine graugelblich mit hellgelben Spitzen
122
der Tarsenglieder. Hinterschienen mit langen hellgrauen
Haaren besetzt. Hinterleib dunkelgrau, an der ßauchfläche
weissgrau. Afterbusch schwach, weisslichgrau ; beim $ steht
in seiner Mitte die kurze, dicke braune Legeröhre etwas vor.
Vorderflügel 2yj — 3 Lin. dd. lang, beim $ kürzer als
beim c^^, einfarbig hell lehmgelb oder hell gelbgrau; beim
o herrscht mehr der graue, beim $ mehr der gelbliche Ton
vor; die Schuppen sind länglich, glatt anliegend; die B'läche
der Flügel seidenartig glänzend. Franzen hell gelbgrau.
Unterseite hellgrau; Franzen der Flügelspitze besonders an
ihrer Basiss gelblich, wodurch eine feine gelbliche Umrandung
der Flügelspitze entsteht, jedoch bei weitem nicht so auf-
fallend wie bei C. vacciniella. Beim $ findet sich dieser
gelbe Schimmer der Basis der Franzen nur am Saum und
Innenrande, und auch da nur schwach.
Hinterflügel dunkelgrau mit heller grauen Franzen, stechen
von der gelblichgrauen Farbe der Vorderflügel ziemlich scharf
ab. Unterseite einfach hellgrau; Franzen des Innenrandes
an ihrer Basis etwas gelblich schimmernd.
Von den verwandten Arten an Vaccinien ist C. Glitzella
entschieden die hellste Art, die auch im männlichen Geschlecht
das meiste Gelb hat; C. vacciniella steht in der Mitte, viti-
sella ist die dunkelste Art. Ueber den Unterschied von C.
vacciniella habe ich schon bei der Beschreibung derselben
das Nöthige erwähnt. (Fortsetzung folgt.)
Corymbites aeripennis Kirby,
ein aus Canada bekannter Elateride, ist mir durch zuverlässige
Hand auch aus der Amur-Gegend zugegangen. An der Iden-
t tat zweifelt auch Freund Candeze nicht. Das Factum ist
für die geographische Verbreitung von Interesse, weil der-
gleichen grössere Insecten ( — Cor. aerip. hat das Maass des
C. aeneus L. — ), wie z. B. Curabus Yietinghoffi Ad., der wie
in Nordamerika so in Sibirien vorkommt, der Identificirung
geringere Schwierigkeiten bieten als Minutien. Auch für
andere Fragen, z. B. in Sachen Darwin's oder der ehemaligen
Continuität des ganzen arktischen Landes ist jeder kleine
Beitrag nicht zu unterschätzen. Freilich wiegt in der letzteren
ein Carabus mit verkümmerten Flügeln mehr als der vor-
liegende Corjmbites, dessen Unterflügel vollkommen aus-
gebildet sind. C. A. Dohrn.
123
Doctor und Apotheker
(weniger ein komisches Singspiel von Dittersdorf als viel-
mehr eine tragisch-kritisclie Jeremiade)
von
C A. Uohrii.
Säle Herodes y con el
Cuatrocientos inocentes
Rojas.
Wohl darf icii voraussetzen, dass in unserer friedens-
congressliehen und todesunsträflichen Zeit der bethlemitische
Kindermord, von welchem das spanische Motto aus dem
kecken Lustspiel Entre bobos anda el juego redet, und
welches ich in meiner Uebersetzung
Treten auf Herodes und
Siebenhundert kleine Knaben
sogar überherodes't habe (aus Gründen des Reimes und des
trocbäischen Maasses) — icb sage, ich darf roraussetzen,
dass die bethlemitische Mörderei, aucb gegen andre Dinge
als gegen unscliuldige Kinder gerichtet, auf General-Haut-
schauder rechnen darf. Möchte sie doch auch gegen un-
schuldige Namen womöglich eingestellt oder auf ein erträg-
liches Minimum reducirt werden!
Aber freilich, wenn ich den grossen Gemminger-Harold-
schen und den kleinen Stein'schen Katalog ansehe — ich
will der Bequemlichkeit halber den grossen den Doctor- und
den kleinen den Apotheker-Katalog nennen — so möchte ich
fast daran verzagen, die unschuldigen kleinen Käfernamen
vor den bethlemitisch-kritischen Messern zu retten: wenn es
ja noch einem Gattungsnamen gelungen jist, dass ein Stein
sich seiner erbarmte, so wird er von einem Gemminger
massacrirt.
Incidit in Scyllam qui vult vitare Charybdin..
Das Purificiren muss doch einen unwiderstehlichen Reiz haben,
um dagegen die handgreiflichen Verdienste der Stabilität so
äusserst gering anzuschlagen!
Bestände die Majorität der Entomophilen aus Juristen,
so hege ich gar keinen Zweifel, sie würden aller und jeder
Alteration eines gegebenen, vollends eines allgemein ein-
gelernten Namens grundsätzlich die Berechtigung absprechen.
Schul/, Scliulze, Sclioulz, Schultz und Schnitze bleiben fortan,
wie sie einmal sind, und werden nicht uniformirt, sub
134
poena praeclusi bei etwaigen Erbscliafts- Anfällen, Solche
Empfehlungsgründe der Stabilität liaben allerdings viel Durch-
greilende?.
Auch nicht m enige Fliilologen ex professo sind den Oor-
recturen abhold aus dem freilich etwas abschätzigen Grunde,
^weil der durch und durcli barbarischen Nomenclatur und
Kakophonie der modernen Naturgeschichte doch durch ein
Paar einzelne Flickereien unmöglich auf die classischen Beine
zu helfen igt."
Endlieh sollte man vermuthen, (Uss die unstudirten
Naturfreunde sich gegen die graeco- latinische Umprägung
bereits cursirender Namen -Moneten einstimmig erklären ^\ür-
den-; aber unter ihnen habe ich doch öfters Anbeter des
kritischen Kalbes gefunden, vorzugsweise aber unter den
nicht Philologie im strengeren Sinne studirt habenden Herreu,
welche von rvmoi noch ziemlich genaue, von den Verbis
auf /it allerdings nur noch schwankende, mehr oder minder
verwischte Reminiscenzen beherbergen. Da ich selber zu
dieser Kategorie gehöre, so versteht sich selbstredend, dass
meine hier zu specialisirenden Antikritiken mir nicht etwa zu
einer erlogenen Glorie verhelfen sollen — ich meine aber, in
einer Schutzrede für die Stabilität bin ich durchaus berechtigt,
nicht nur auszukramen, was ich selber zu wissen glaube, son-
dern auch das , w as mir befreundete Männer vom Fach an
Randglossen beigesteuert haben.
Vor allem aber scheint mir ausser dem bereits berührten
juristischen Grunde ein andrer, in hohem Grade praktischer
in der „vorliegenden Frage^' Platz zu greifen, der des Ge-
dächtnisses. Bekanntlich hat celeberrimus Schieiden
einen humoristischen Einfall gehabt, der etwa lautete: „vor
etwa 20 Jahren galt der für einen tüchtigen Botaniker, der
15,000 lateinische Pflanzen-Namen auswendig wusste — heu-
tigen Tages muss er schon 30,000 am Schnürchen haben,
wenn er was gelten will!" Indessen, falls man auch willig
zugiebt, dass zwischen einem wissenschaftlichen Botaniker und
einem trockenen Namen-Registrator ein wesentlicher Unter-
schied waltet, wird man doch unmöglich bestreiten können,
dass die Vis memoriae in der Botanik wie in der Zoologie,
besonders aber in der Entomologie eine sehr wichtige Rolle
spielt, und dass es geradehin sträflich genannt werden muss,
wenn man einen so wichtigen Factor ausser Acht lassen, ja
durch wenig gerechtfertigte Proceduren muthwillig lahm
legen will.
Man erzählt — ich weiss nicht, ob authentisch, aber die
Thatsache klingt mir heute durchaus nicht mehr so unwaiir-
seheinlich wie vor einem Menschenalter, wo ich sie zuerst
hörte - Erzvater Linne habe eines 'Jages an seinen Schwieger-
papa einen Brief geschrieben, aber als er die Epistel habe
adressiren wollen, habe er sich auf den Namen des Einpfän-
gert- durchau.-- nicht besinnen können und eich deshalb ver-
legen an seine neben ihm sitzende Frau mil der Frage ge-
wandt: „Bitte liebes Kind, was bist Du doch für eine Ge-
borene?''' Ich begreife da> heute vollständig, da mir, dem
man in den ersten Jahren meiner entomischen Studien qua.si
einen Vorwurl' aus meinem damals frischen Gedächtnisse
machte, ,ja, Sie können wohl lachen, Sie brauchen ja gar
nicht nachzuschlagen, weil Sie alle die veril. Namen im Kopf
haben — *, mir fehlen jetzt oft momentan die allerbekannte-
sten Trivialnamen der allergemeinsten Halunken mit sechs
Beinen. Liebesdienstfertige „werthe Freunde'' am Gestade
des Schaafgraben.-*) mögen das immerhin als unverkennbare.^
Zeichen des Marasmus senilis begrüssen, ich meinerseits er-
kenne vollkommen, dass bei wachsenden Jahren die Kecepti-
vität für neue Ideen und neue Namen beschränkter und we-
iiigfi willig viird, glaube aber dennoch, dass es hauptsächlich
zwei andre Gründe sind . \a eiche meine Gedächtnisskraft ge-
schädigt haben. Den einen, mit welchem ich mich hier nicht
näher beschäftigen will, finde ich in der grossentheils un-
verantNA örtlichen Dampfmaschinenfabrik neuer Genera, welche
voraussichtlich umi unausbleiblich einen Strike der Arbeiter
im entomologischen Weinberge herausfordert, da ein Narr in
6—8 Wochen mehr neue Gattungen aushocken und auftischen
kann, als 10,000 gewissenhafte Philentomen in 40 .5(» Jahren
eintragen und verdauen können. Den andern Grund finde
ich aber mit vollem Rechte in dem Gegenstande, den ich
hier bespreche, in der unaufhörlichen Conectur und Krittelei
iin bereits eingel'üluten Namen.
Mir. dem Anfänger in der Käferei. war es vor etlichen
(irei'^sig Jahren seltsam, dass Elirn-Gennar für die damals
aufkommenden neuen Gattungsnamen weder (jedächtniss hatte
noch sie sonderlich zu schätzen schien; das ging soweit, dass
er sich gewöhnlich sogar nicht einmal der von ihm selber
errichteten bediente, sondern gesprächsweise nur die alten
Linne'schen Gcneralgattungen Carabus, Elater, Curculio etc.
gebrauchte""'*). AN'enn mir jetzt aber in dem Doctor Kataloge
*) Auch diese arkadische Nonienclatur ist ebenfalls nur noch
antiken Berlinern geläufig", ndttelaltripe mussten bie in „Landwehr-
graben" umlernen, und sogar diesen Namen hat. ni fallor. der mo-
derne Umsturzdäinon in „Oaiial" eiiphonirt.
■''*) Auch Ehrn-Khig that das für gewöhnlich, und die älteren
Schmetterlingslreunde schreiben wohl in ihren Sammlungen die
126
angesonnen vird, Bembidium in Bembicidium umzulernen, so
kann es mich nur schwacli beruhigen, dass der später heraus-
gekommene (möglicherweise gleichzeitig redigirte) Apotheker-
Katalog das ubique terrarum entomologorum gemeinverständ-
liche Bembidium ungezauset lässt. Ja, eher würde ich mich
noch auf die Seite eines Reiters des Prioritäts-Esels sclilagen,
der das ursprüngliche Bembidion in integrum restituiren
will und mit ilim fragen, A\arum gegen Apion und Dorcadion
Toleranz üben, \^ enn dem Laut'käferchen der hellenische
Schwanz latinisirt werden sollte?
Das Prophetenhandwerk hat bekanntlich keinen goldenen
Boden, uie bereits in alten Zeiten die grossen und kleinen
Propheten, die trojanische Prinzess Cassandra, Königliche
Hoheit, erfahren haben, und vielleicht in neuester Zeit Hoch-
Ehrwürden Brigham Young und ähnliche Siegelbewahrer
gesalzener oder ungesalzener Mysterien erfahren werden.
Mithin betrachte ich auch die Prophezeiung im Vorworte des
Doctor-Kataloges nicht ohne Skepsis, „dass das Publicum sich
an die ihm angemutheten Veränderungen der Namen ge-
wöhnen werde, wie es sich schon an eine Menge dergleichen
gewöhnt habe''. Letzteres ist zwar richtig — leider, möchte
ich beinahe sagen, da man bei den ersten harmlosen Aende-
rungen von i in v, von e und a in he und lia und dergleichen
Bagatellen nicht das j)rincipiis obsta ins Auge gefasst und
von Hause aus gründlich protestirt hatte. Jetzt aber scheint
es wirklich Zeit, den Finger auf den ausreichend offenen
Schaden zu legen und zu fragen, warum die Wunde muth-
willig noch weiter \ergrössert werden soll?
Ob die Römer mit dem Ausdrucke „crambe bis cocta"
bezeichnen wollten, was \Air „aufgewärmten Kohl" nennen,
weiss ich im Augenblicke, wo ich dies schreibe, niciit — aber
ich schlage mich zu denen, welche zweimal gekochten Kohl
neuen Gattungsnamen (immerhin nicht ohne widerstrebendes Brum-
men), sprachen aber, wenn sie ausnahmsweise den Speciesnamen
noch was addirten, nur von Papilio, Noctua, Tinea, höchstens den
scharf charakterisirten Sesia, Zygaena Privilegien bewilligend. Un-
befangene Leser des Nomenciator zoologicus von Agassiz werden auch
wohl einräumen, dass die i'riiher so einleuchtenden Vortheile des
Linne'schen Zwei-Namensystems jetzt nachgerade illusorisch ge-
worden sind , und dass man nolens volens vor oder hinter die mo-
dernen Sesquipedalia noch einen Zusatz in usum Delphini wie Tene-
brio, Cerambyx, Papilio, Noctua, Sphex, Libellula etc. wird parenthe-
siren müssen , weil sonst der arme Dauphin verrathen und verkauft
ist, falls ihn, wie leicht möglich, Lacordaire, Staudinger-Wocke oder
Gerstaecker's Jahresberichte zufällig im titich lassen.
durchaus nicht verachten, und m arme deshalb ohne moraliaclie
Bedenken etliche Kohlblättclien noeines 1852 gegebenen Ar-
tikels „über entomologisches Küchenlatein^' für dies Gericht
vom Doctor- und Apotheker-Latein wieder auf.
Damals legte ich die Lanze zu Gunsten meines Freundes
Leon Fairmaire ein, dessen Genitivus Vescoif von Dr. Schaum
(mullimaasslich nicht ohne Einwirkung gerade jener intimen
Freundschaft) mit der schnöden Parenthese lächerlich gemacht
werden sollte, „nächstens declinirt man wohl Ciceroi, Napo-
leoi". Dass man Vesco lateinisch ganz einfach Vescous
schwänzen und davon strict sprachgebräuchlich den Genitiv
Vescoi machen könne (wie Athoi von Athous, Pirithoi von
Pirithous etc.), war dem Dr. in der Eile entgangen. Ich
sagte damals, dass der Zweck einer Artigkeit — und eine
solche beabsichtigt man doch, wenn man jemandem eine neue
Speeies dediciren will — offenbar verfehlt oder mindestens
doch verdunkelt \Aürde*), wenn man aus Pseudophilologismus
den Namen des zu Ehrenden mehr oder minder unkenntlich
mache, und ich schlug deshalb vor, man solle nur conven-
tioneile Genitiv-i an den intact gelassenen Namen hängen.
Mich dünkt, mein Vorschlag hat sich ziemlich allgemeiner
Billigung in und ausser Deutschland zu erfreuen gehabt (so
z. B. im Doctor-Kataloge und in den Marseurschen) — nur
wird er voiaussichtlich in England noch auf lange Zeit hin
Widerspruch finden, aus Gründen, welche nur diejenigen wür-
digen können, welche wissen, mit wie verblendeter Beharr-
lichkeit die Engländer noch immer an ihrer unglaublich ab-
scheulichen Aussprache des Lateinischen festhalten. Da sie
nämlich den Genitiv i nicht wie alle andern romanischen,
slavischen und germanischen Nationen i sondern diphthongisch
ei aussprechen, so schieben sie zur Milderung dieses garstig
breiten Auslautes gern ein vermittelndes i ein und würden
sich offenbar nur schwer entschliessen, ihr jetziges West-
woodii (gesprochen Westwudiei) in Westwoodei oder West-
woodi umzulauten. Hotlenllich werden Dampfer und Eisen-
bahnen die oft bedauerliche Nivelliiungsgewalt auch einmal
nützlich dahin geltend machen, dass diese inepte Consequenz
vorzeitlicher Isolirung ein Ende nimmt, und später Continental-
Generationen nicht mehr (gleich mir bei einer Coaversation
*) Wer z. B. würde bei Cetonia (Gyranetis) Sancti Bartholomaei
(versuchte Emendation in Prof. Burmeister's Handb. d. E. III.) nicht
an den geschundenen Heiligen der Martyrologie denken müssen, wäh-
rend Uory doch nur dem Reisenden St. Barthelemy ein Conipliment
darüber machen wollte, dass er sein Fell in Iremden Welttheilen
kühn IM. Markt getragen?
xwisclien den Freunden Stainton und Douglas) vor den Worten
„Aescha meiner" sich lange rathlos besinnen müssen , ehe sie
durch Inspiration herausbringen, dass diese Klänge Asia
minor bedeuten sollten.
Gerade dies unaul"haltsan)e Hereinbrechen barbarischer
Eigennamen in die naturwissenschaftliche Nomenclatur sollte
doch die Inquisitoren des alleinseligmachenden Dogma's der
unbefleckten Latinität längst davon überzeugt liaben. dass sie
Danaidenarbeit verrichten! Ich bin vollständig auf ihrer Seite,
wenn sie de nominibus dandis und de latinitate quantum fieri
potest servanda predigen: wollte Gott, jeder Entomograph
richtete sich nach den vielen -chönen Mustern, die wir haben,
und schriebe kein schlechteres Latein als der Patriarch Lin-
naeus oder dei- fürtreftliche Kriegsknecht G.vllenhal. Aber
wo von latinitate laesa und von nominibus male datis die
Rede ist, werde ich mit den Rennthieren des Atomariographen
eben so wenig krakeelen als mit des i'einkritischen Erichson
fatalem „concederunt*"' oder mit dem caularus, caulaia. cau-
laruni des Ritters Motsehulsk}'; sein Upocoprus ist für mich
ein gedrucktes Noli nie tangere, auch wenn er unbedachter
Weise eine griechische Parenthese dazu setzt, aus welcher
(nach Dr. Schaum's gallwespiger Bemerkung in seinem pole-
mischen Artikel Jaiirg. 184t) d. Ztg. S. 281) „ein wenig be-
neidensv^ erther Mangel an Schulbildung^ ersichtlich. Der Prof.
Bur meist er heisst einmal so und wird genau in dieser Form
in der Zoologie unsterblich fortleben, und wenn 20 der er-
pichtesten Puriticanten, ihn selber eingeschlossen, mir beweisen
wollten, er müsse eigentlich zum Bauermeister oder Buur-
meester spiachbereinigt werden. Ebenso kann keine Wasch-
frau Herrn Dr. Kraat/ sein centrales aa abwaschen oder
Meister Wilms' Scalpel mich von dem offenbar überflüssigen
Spiritus asper meines Namens befreien (den meine französi-
schen Correspondenten oft in die anmuthigen Varianten Dorhn
oder Dhorn umtaufen); so wie Dr. Gerstaecker um so eher
intact \'erbleiben muss, \^ eil die kritischen Besenführer sich
nicht einigen würden, ob das a oder e auszukehren wäre, je
nachden) er von Gerst-acker oder von Ger-stecker (liastae
positor) darwinisirt werden soll.
Item, die gegebenen Namen sollen ungehudelt blei-
ben, und wer sich darüber ärgert, möge ins 3 T. Namen
hinter jede Missgeburt sein sie und 3 oder 33 Kreuze schrei-
ben und den unglücklichen Missgebärer meinetwegen mit
Spottiauge beizen — aber zum Corrigiren hat er kein
Recht, denn auf die Correctur kann die erste, zweite,
dritte Supercorrectur und schliesslich vielleicht gar die Re-
stitutio in den ersten Zustand erfolgen. Natürlich hat Jeder
1W
auf seine eigene Gefalir »las Recht, zu SHgen : „dn8 Wort
hätte so und so heissen sollen'' — nicht aber: ^es muss so
und so heif-sen".
Diese „eigne Gefahr'^ ist bei \\ eitein nicht so gering, als
sie von den meisten Correctoren geschätzt wird. Aber nicht
wenige von ihnen verfahren a la Brunck und müssen sich
(hiher nicht wundern, wenn ein Heyne, ein Hermann, ein
Doering späteriiin die alte Lesart wieder herstellen mit der
verbindlichen Note „temere Brunckius proposuit>' oder gaa-
^inepte Br. mutavit^^)''. Die Philologie ist keine mathematische
Wissenschaft, in \\elohei- päi»stlich unfehlbar demonstrirt
werden kann: heute und alle Tage kann eine alte Handschrift
gefunden, ein alter Stein ausgegiaben werden, der ad oculos
.ludaei apellae beweiset, dass dies oder jenes bisher verpönte
Wort in der That schon zur classischen Zeit existirte. dies
oder jenes vermeintliche Femininum wirklich generis com-
munis war X. t- /,• Lesen denn diese Herren niemals philo-
logis»!he Zeitschriften? Man möchte es fast glauben, weil sie
sonst wisseu würden, wie wenig Hnmanität die angewandte
Philologie bisweilen zeigt, wenn es darauf ankommt, einem
Facligenossen das „errare humannm''' bei vermeintlichen Emen-
dationen einzutränken.
Ich habe den festen Vorsatz, in den folgenden Bemetr
kungen den Pfad der civilisirten Höflichkeit nicht zu verlassen,
um so weniger, als ich mit den Herren Verfassern des
Doctor- wie des Apotheker-Rataloges persönlich bekannt und
durchaus nicht gewillt bin, dies angenehme Verhältniss zu
trüben. Meine Antikritik soll streng bei der Sache bleiben.
\'orher jedoch muss ich noch ein selbst erlebtes Factum
vorzutragen mir erlauben. In den ersten Jahren meiner
Kedaction dieser Zeitung erhielt ich eine briefliche Anfrage
von dem Advocaten Paessler in Gernrode am Harz: „ob ich
*) Selbst manche Leser, die gleich mir die griechische Schulbank
;ibgeseäsen haben, erinnern sich vielleicht nicht mehr, dass Brunck
erst als ausgewachsener Mann durch Zufall in eine Bibliothek ':orieth,
in welcher ihn die griechischen Cla^siker, von denen er bis dahin
keine AhnuniJ 'gehaht, in solches Erstaunen versetzten und so ge-
Wiiltig intereesirten , das» er griechisch von der Pike auf lernte und
dich mit der Zeit darin l'iir so fortgeschritten liielt, dass er einige
bedeutende Autoren neu herausgab. Aber die Gewaltsamkeit, mit
der er überall änderte, wo er nicht verstanden hatte, schadet« in
den Augen seiner gründlicher gebildeten Fachgenossen auch d e*i
Aenderungen . wo er durch kühne Griffe in dunkle Räthsel Licht
gebracht.
9
130
einen Artikel von ihm aufnelimen wolle, der die Reetification
der faltcli gebräuchJiclien Käfer-Namen zum Objecl liabe?''
Ich bat liötlich um Eiu^endung des Artikels und um einige
Zeit, ihn durchzulesen. Wer aber zweifelt an meinem Ert<tau-
nen, als gleich eine der ersten vermeintlichen Welt- und
Wege- Verbesserungen so lautete:
Dyschirius Bon. muss in Dischyrius umgeändert wer-
den, da es zweihändig bedeuten soll.
Dass ich Herrn P. sein opus operatum sofoit \\ieder zurück-
sandte, war eelbstverständlich , und ich verwies ihn auf das
erste be^te griechische Lexicon, in welchem er über Svg und
XsCq die volle Rechtfertigung Bonelli's und hoffentlicli Stoft'
zum Nac^hdenken darüber finden werde, ob er berechtigt sei,
den iPurificationsbesen zu handhal>en ? Die Antwort ist er
mir zu Dank schuldig geblieben, was mich weiter nicht ver-
wundert hat.
Die Nutzanwendung diese^^ ungeschminkten Histörchens
ist nicht etwa, dass ich die po>:itiven Kenntnisse der Herren
Doctor und Apotheker aul' das modeste Maass der Paessler-
schen degradiren will, wohl aber, dass wir alle, sie und
mich eingeschlossen, an manchen oder vielen Stellen des un-
geheuren philologischen Gebietes in Gefahr sind, mehr oder
minder zu paesslerisiren, dass es mithin erlaubt ist zu sagen,
^so kannst Du Dich ausdrücken^, allenfalls, „so hättest Du
Dich grammatisch richtiger ausgedrückt^, aber jedenfalls
gewagt, „so darfst Du Dich nie und nimmer ausdrücken''^.
In letzterem Falle ist nachherige Widerlegung fatal. Jetzt
auf die Mensur, Ihr Herren Anabaptisten!
Da möchte ich denn mit scharfer Lanze gleich auf pag. 7
des Doctorkatalog's einrennen, m o Dejean's Cicindelen-Gattung
Iresia in Hiresia emendirt ist. Aber wenn irgend je, so a\ ar
dies eine reformatio in pejus, denn dem Herrn Emendator
ist die Menschlichkeit begegnet, dass er SLQsaCa gelesen, wah-
rend es ohne allen Zweifel hgeoCa heisst, mithin es unw eiger-
lich bei Iresia sein Bewenden behält.
Die räthselhafte Uebersetzung von ßXri^elg pag. 45 durch
jaciens hat zum Glück auf den Namen Bletliisa keine Rück-
wirkung geäussert. Ebenso wenig pag. 77 das Uebertrageu
des Adjectivum kdßQog durcli faux. Hier möchte ich fast
sagen: Laus deo für das Translations-Versehen, denn sonst
wäre nach dem in der Vorrede pag. XVII ausgesprochenen
Princip die ;;anz unzweifelhaft von Ehren-Solier begangene
Todsünde einer Vox hybrida (aus xomög und lab rum ) gewiss
an das Besseruogs-Kreuz geschlagen worden.
Wäre di« Etymologie von Dercylus pag. 2U7 (von diffxui
131
und iUt]) richtig, «o wüiHe Ha.« Wort jHer ümpoleterung in
Derchylus kaum haben entgehen können. Es ist aber ein
einfaclies Nomen proprium eines mehrfach vorkommenden
/IfQxvXoc.
Bei Cardiomera hat die Doctorische Etymologie von
itfQog entschieden gewissenhafter au der Quelle geschöpft als
die Apothekarische, welche durch Cardiomera ot!enbar
von fitiQog femur ableiten will, auetore Bassi invito.
Zur Erläuterung des Namens Stomis pag. 245 scheint
das apokryphißclie drof-iiK nicht lichtig angezogen, um so
weniger, als örofiCg^ die Mundbinde der Flötenspieler, auf den
eingeschnürten Mund des kleinen Carabicin's ganz gut passt.
Dr. Le Conte wird seine Gattung Geopinus wohl nicht
von neCvw laboro pag. 248 (mein Lexicon kennt nur rrevo)
und Tih'Ofiav in dieser Bedeutung), sondern von rrftrao), ich
liungere, ich begehre heftig, abgeleitet haben.
Dejean hat die Gattung nicht Barypus (pag. 245) son-
dern Baripus genannt, wie das auch von Prof. Burmeister
S. 226 des Jahrg. 1868 dieser Zeitung gerügt wird. Ich
schlage mich aber vollständig auf die Seite des Protestes,
welchen mein verehrter Freund Putzeys S. 379 ibid. gegen
diese Rectification mit der feinen Wendung einlegt: ,Je pense,
qu'il 7 a lieu de respecter les noms g^neriques m§me dans
leur incorrection parfois apparente".
Auf die Bemerkung hinter Apenes Le Conte pag. 124
„Etymologia nuUa^ wird der amerikanische Gelehrte ver-
muthlich repliciren, dass er dabei ganz hellenisch an y^antjvi^s
unfreundlich" gedacht.
Herr Thomson kann lachen, dass sein Bostrichophorus
pag. 33 ohne Purganz davongekommen ist, da es im Griechi-
schen wie im Lateinischen nur Bostrychus giebt, was Fabri-
cius bei den Borkenkäfern zu seinem Verdrösse schon ge-
merkt hat.
Aber ich lasse es bei dieser Enneas von Noten und Not«
eben gegen den Doctor-Katalog um so lieber bewenden, als
es mir der Apothekarische offenbar übel nehmen 'vürde, wenn
ich mich mit ihm gar nicht beschäftigte. Da er es nur mit
europäischen Gattungen zu tiiun hat, beschränkt sich das
philologische Glatteis auf eine weit kleinere Fläche, auf der
es schon schwerer hält, auszugleiten. Indess ist es dem ver-
ehrten Autor einigemal doch ganz gut gelungen. Er hat sieh
allerdings (was ich rühmend anerkenne) vor der Bereinigung
von Bembidium, Omalium, Odacantha weise gehütet, welche
der Doctor unerbittlich in Bembicidium, Homalium, Odonta-
cantha aus einander gewalkt hatte, aber er hat es doch nicht
132
iiljer das Herz bringen können, die ohnehin pchon unschön
gerathene Germar'sche Erfindung von Diodyrhynchun durcli
die Labram-Imhoreehe Maske Daedicorhynchus nicht noch
unkenntliclier zu machen. Ausserdem aber hat er den „Unge-
lehrten'^ oder, wie er das im Vorworte zierlicli ausdrückt,
^Coleopterophilit; emendatae locutionis studiosis, eruditione
classium superiorum Gymnasii non usis^ im alphabetischen
Index der Gattungen deren Accentuation zum Besten gegeben.
Und mit dieser liabe ich ein oder das andere Truthühnchen
»u pflücken.
Wenn die Kinnbacke ym'iJ^ov' und nicht yväv^oc heisst,
wie kommt der Yorbeter dazu, Acrogudthus, Eugnäthus, Dai-
logndtha zu accentuiren? Weshalb AUönyx, wenn Brdchonyx?
Und da ovv^ unzweifelhaft im Genitiv ovvxog hat , so bleibt
Cratony'chuö, Ancistrony'cha, Macrony'chus um so unverständ-
licher, als man durch Priönychus, Pristönychus, Stereönychus
geradehin an der Consequenz des erudit. Accentifer bedenk-
lich irre werden kann. Neben Chrysöchaves und Aleöchara
erscheint mir Disochdra dunkel. Ammophthörus soll doch
wohl von d (Jifiocp&OQog herkommen, folglich ist das letzte o
kurz. Dagegen ist Anthöcomus von Erichson schwerlich so
benannt worden, weil der Käfer den Blumen die Haare macht
(xdjuiy), sondern weil er sie frisst (xcü/t*og), folglich Antho-
cömus. Arrhenöcoela möchte ich bei dem dicken Diphthong
der vorletzten Sylbe nur für einen Druckfehler halten, weniger
aber die Betonung A'thous, da es im Griechischen 'A^caoc
heisbt. (Auch die schlechtere LeaAit " A&wog würde für die
lateinische Quantität nichts ändern.) Die griechische Betonung
TQoixtjXos kann keinen Grund hergeben , im Lateinischen
Brachytrdchelus aussprechen zu sollen, ebenso wenig wie
sich Cataphronetis mit ihrem dicken ij gefallen lassen wird,
fälschlich auf der drittletzten betont zu sein. Gegen Dere-
lomuß legt Schönherr in seiner Dispositio methodica p. 23ti
den ausreichenden etymologischen Protest ein und verlangt
mit Recht Derelömus. Didstictus, L6ptispa und vollends der
hyperproparoxytonus Henicopus sind w ohl wieder Druckfehler,
aber die sollten billig in einem ^ erzeichnis« nicht vorkommen,
welches den „erud. das», superiorum non usis''' als Regulativ bei
dem Lautiren unter die ungriechischeu Arme greifen will.
Weshalb die Rüssel-Gattung Coniatus zu den Masculinis
,,repandus , splendidulue, caspicus*^ auch mit dem Femininum
„chrysochlora^ begnadigt worden, ist mir unerfindlich geblie-
ben. Das:- diese Aenderung in der früheren Ausgabe von
Schiuim nicht oline irgend einen Grund eingeführt worden
(— in den altern Stettiner Editionen stand chrysochlorus)
13S
darf ich annehmen, aber ich bekenne meine Ignoianx, unH
die befragten Freunde und nachgesehenen Bücher haben mich
gleiohfall.s nicht über die.« ? aufgeklärt.
üeber Andres ein andres Mal.
Stettin, im November l'*<fi8.
Species-Namen aus Schönlierr's "Werken
werden in der neuesten Zeit nicht mehr mit Schönherr's, son-
dern mit Gyllenhars, Boheman's Fahreu!-" und Anderer Namen
in den Katalogen bezeichnet. Anscheinend mit buchstäblichem
Reclite, denn sowohl in der Synonvinia Insectorum als in
deren bekanntestem, in separate erschienenem Theile, der
vielbändigen Monographie der Curculioniden, findet sich hinter
jeder Speciesbeschreibung der Name des Autors; und wenn
dieser Umstand als entscheidend angesehen werden soll, so
kann man sagen: „sie transit gloria mundi^', denn alsdann
bleibt für den Patriarchen von Sparresäter nur herzlich wenig
übrig, etMa Saperda trilineata, die er nicht einmal beschrieben,
sondern deren Namen er nur vorgeschlagen, weil ihr ander-
weiter Name S. coerulescens Rossi von Andern auf andere
Saperden angepasst war.
Es ist nicht meine Meinung, gegen dies Suum Cuique
zu protestiren, aber ich möchte doch glauben, dass nament-
lich die Verfasser der Curculionen-Beschreibungen wider den
gegenwärtigen Modus Protest eingelegt haben würden. „Et
voici pourquoi*-', wie der berühmte Parlamentsredner Berryer
zu argumentiren pflegte.
Schönherr war ein Mäcenas der Coleopterologie, sein
Haus ein gastfreier Sammelplatz für, die schwedischen Gesin-
nimgi-genossen , und Männer \Aie Gyllenhal. Boheman ihm
durch ireundschaftlichen Umgang und wissenschaftliche Unter-
stützung eng verbunden. Nun hatte Schönherr an dem emi-
nenten Gyllenhal allerdings einen vortrefflichen Adjudanten
ad latus, konnte und wollte sich aber nicht immer zu dessen
Ansichten, namentlich über Species-Bereciitigung, bekennen,
sondern bestand häufig, und nicht immer glücklich, auf einmal
gefaester Meinung. Wer das bezweifelt, der lese nur mit
Aufmerksamkeit eint* Mehrzahl Gyllenhalischer Beschreibungen,
iiml er wii-il in den Worten „nimis affinis praecedenti", „sub-
>imilis''\ „fere imice distioctus'' und dergleichen den höflichen
Protest öylleahal's lesen, der offenbar bede^itet: „ich füi' mein
134
Theil hätte aus dieser Varietät keine besondere Art gemacht,
«her um meinem freundlichen Gönner Sclionherr nicht durch
Mllzuviel Widerspruch die gute Laune /u verderben, will ich
mein Möglichstes versuchen^^. Dass die damals jüngeren
Adepten, Bohenian, Fähraeus, noch weniger Anlass hatten,
dem alten Herrn durch Widerspnuch ein Drmenti gegen seine
Speciessonderung zu erl heilen, liegt auf der Hand.
Während also die bisher übliche Bezeichnung ^Schh.^
eigentlich die sachlich richtige war, wird nunmehr die
neuere y,Gyl'" ,.Boh>' etc. nicht selten eine eigentlich ungenaue,
denn sie bezeichnet nur den äusserlich mechanischen Autor,
nicht aber den innerlich überzeugten.
Gegen den von Dr. Stein in seinem Katalog von 1868
gebrauchten Modus, hinter Gyll. noch „S.*-^ zu citiren, Hesse
sich deshalb nichts ein^^ enden, weil er eigentlich das wahre
Snchverhälttniss indicirt „Gyllenhal, auf Schönherr's Geheiss
oder Wunsch". Nur hätte Herr Stein aucii consequent sein
und z. B. hinter Thytoecia praetextata nicht Schh. sondern
Stev. S. setzen sollen. Marseul in seinem Kataloge (18(>(>) ist
darin otlenbar folgerichtiger verfahren.
Dr. C. A. Dohrn.
Vereinsangelegenheiten.
In der Sitzung am 17. December 1868 wurde zunächst
den Anwesenden aus einem Briefe des Prof. Lacordaire mit-
getheilt, dass der Verein den Verlust des Dr. Sichel in Paris
zu beklagen hat, welcher den Folgen einer Stein-Operation
erlegen ist. Er hat si.ch durch seine mehrfachen Arbeiten
über Hymenoptera (vergl. Hagen und die Annales de la Soc.
Ent. de France) rühmlichst bekannt gemacht und galt sehr
viel unter seinen Pariser CoUegen (abgesehen von seiner
Berüiimtheit als ausgezeichneter Augenarzt) wegen seiner
philologischen Kenntnisse und wegen seiner allbereiten Hu-
manität.
Nach einer brieilichen Mittheilung des Gustos Herrn
Schmeltz ist in Alton« vor Monatsirist der Maler Tessien ge-
storben, im westlichen Norddeutscliland bekannt durch den
von ihm und Herrn Endrulat gemeinsam herausgegebenen
Katalog der Käler in Hamburg's Umgebung. Auch eine Auf-
zählung der dortigen Schmetterlinge hat er verfasst; sein
18$
lebendiges Interesbe fllv Entomologie wurde zu seinem Be-
dauern in den letzten Jaluen durch körperliches Leiden
gehemmt.
Als neue Mitglieder wurden in den Veiein aufgenommen
die Herren;
Albert Fauvel, Advocat in Caen (Normandie),
Dr. Plateau in Bruges (Brügge), Belgien.
Graf Castelnau, franz. GeneralCon.sul in Melbourne,
Australien.
Arthur Holle, Kaufmann in Annaberg.
Der Unterzeichnete machte die Anzeige, dass er Diis faventi-
bu8 Willens sei, etwa gegen die Mitte Januar's eine mehr-
monatliciie Reise nach italien anzutreten, von welcher er
gegen Monat Mai heimzukeliren hofft. Der Druck des ersten
Heftes der Zeitung pro 1869 ist bereits vorgerückt, und es
sind die nöthigen Vorkehrungen getroffen, dass das zweite,
/u welchem mehrfaches Material vorhanden, dem ersten auf
dem Fusse lolgen soll.
Von Herrn Prof. Zell er ist die erfreuliche Nachricht
eingegangen, dass seinem Umzüge von Meseritz nach Stettin
zu Ostern 18()9 anscheinend keine Hindernisse mehr entgegen-
stehen. Dr. C. A. Dohrn.
Erklärung.
Es gereiciit mir zur angenehmen Pflicht, den beiden frtl-
heren in dieser Zeitung von mir veröffentlichten Inseraten
nun auch dies dritte folgen zu lassen, dass ich Anfangs dieses
Monats von Herrn Director a. D. Dr. H. Loew sämmtliche
ihm au> dem Stockholmer Museum geliehene Diptera aus Süd-
Afriku in tadell'reiem Zustande zurückerhalten habe.
Stockholm, den 15. December 18G8.
Prüf. Dr. C. St&l,
Intendant des Museaniä.
iiitellig-eiiK.
Vrli Kahr,
Naturaliensammler in Füvstenfeld, Steiermark,
bat die Absicht, eine Explorationsreise naeli dem Süden zu
unternehmen, wobei es vorzugsweise auf Coleoptera abgesehen
ist. Zur BescliaÖung der erforderlichen Mittel wünscht er
dringend, von seinen früher in Steiermark, Kärnthen, Tirol,
Dalmatien u. s. w. gesammelten Käfern zu verkaufen, und icli
unterstütze sein Gesuch bereitwillig durch die Bemerkung,
dass der unermüdete alte Mann durch sehr billige Preise
und grossentheils richtige Benennung es wohl verdient, dass
angehende Käfersammler, namentlich solche, \a eichen alpine
Sachen wenig zugänglich waren, ihm Bestellungen zugehen
lassen. Er ist gern erbötig, auf Verlangen Pieisverzeichnisse
einzusenden und be^\■illigt bei grösseren Bestellungen erheb-
lichen Rabatt. Dr. C A. Do hm.
Das Oehsenheimer-Treitschke'sche Werk, complett, sehr
elegant gebunden, aus dem Nachlasse des russ. Staatsratlis
Baron Adelung ist billig zu verkaufen. Näheres in Danzig
durch Rob. Grentzenberg oder Consul Brinckmann.
Inhalt t
Neujahrs-Strauss. Rede zur Stiftungsfeier. Mitgliederverzeichniss.
StiM: Boheman's Necrolog. Zeller: Depi'ess. nervosa und ultimella.
Suffrian: Syii. Mise. Schulz: Mam. Pomerana. Saussure: Hymen.
Mus. Go ieffroy. Herrich-Schäffer: Neue Schmett. Mus. Godeffroy
(^hiezu Tat". I— IV). Speyer: Notizen. Hagen: Fragm. zur Gatt.
Neurotliemis. Hofmanti: Beitr. zur Naturgesch. der Coleophoron.
Dohrn: Cor. aeripennis. Doctor und Apotheker. Schönherr's Nonien-
clatur. Vereins-Angelegenheiten. Erklärung. Intelligenz.
■■^^3*"j^~vJv' C""!*'^
Entoiiiolosiselie Zeituiii^
herausgegeben
von liem
eiitoiiiologisclieii Vereine zu Stettin.
Redaction: ^" Commission bei den Buchliaudl.
_ . _. ,. , V. E.S.Mittlerin Berlin u. Fr. Fleischer
C. A. Uobro, \ erems-Prasident. i„ Leipzig.
M, 4 6. 30 Jahrgang. April -Juni 1869.
Beiträge zur näheren Kenntniss einiger
Bienen-Gattungen
von
Dr. A. C-erstaeckei*.
1. JPai^iteii Jur.
Nouv. meth. de classer les Hymenopteres (1807).
Antennae m ulroque sexn /2-articulatae.
Palpi maxiUares tiulli.
Clypeus maris nirinque fascicnkUus.
Labrum ohlongo-quadratum, acum'malum.
CflhiJa radialis appendiculala
ScutclUim fortiler bituberrulatiini.
Ungniculi otnnes basi appe7idiculali.
Abdominis sefjmentiini basale pcrinagnnm , dorsale IJ. t
obsoletum, ventrale 5 $ declive, siibcompressnm Venler maris
parce pilosns.
Bei dem als Typus der Gattung anzusehenden Pasiics
maculatns Jur. sind die Fühlliürner beider Geschlecliter zwülf-
gliedrig, diejenigen des Männcliens jedoch merklich dicker und
daher kürzer erscheinend als beim Weibchen. Zwei von mir
untersuchte NA-eibliche Exemplare liessen die Kiefertaster ganz,
vermissen. Die Seitenecken des Cljpeus sind beim Männchen
mit zwei dicken, platten Haarborsten besetzt, welche dem
Weibchen fehlen. Älesonotum und Schildchen mit tiefer JMittel-
furche, letzteres daher stark zweiwulstig; auf erstereni die
Parapsiden-Furchen deutlich ausgeprägt. Radialzelle mit der
Spitze sich von der Costa entfernend und mit deutlichem
Aderanhang versehen. Zweite Cubitalzelle um ^^ kürzer als
lü
140
die erste , gegen die Spitze hin abgeschrägt , ihr Hinterrand
durch die Einmündung der beiden Nervi recurrentes in drei
fast gleiche Absclinitte getheilt. Fussklauen der Vorderbeine
bei beiden Gesclilechtern gleich gebildet, zugespitzt, gleich
den hinteren an der Basis appendiculirt. Erstes Hinterleibs-
Segment auflallend gross, fast den drei folgenden zusammen-
genommen an Länge gleich. Das fünfte Dorsalsegment beim
Weibchen verlängert, ein sechstes nicht sichtbar; das fünfte
Ventralsegment wie bei Ammobates stark abschüssig, hinten
etwas zusammengedrückt.
Anmerkung. Jurine giebt (a. a. 0. p. 224) ausdrück-
lich an, dass er seine Gattung Pasites nicht auf die Tiphia
bremcornis Panz. {Nomada Schottii Fabr.), sondern auf eine
Biene begründet habe, welclie sich von jener durch die rothen
SchiUlchenhöcker und durch w eisse Haarflecke auf den letzten
Hinterleibsringen unterscheide. Als Charaktere der Gattung
giebt er ausserdem einen Epeolus-iörmigen Habitus, eine
appendiculirte Radialzelle und ein stark zweiwulstiges Schild-
chen an, Merkmale, welche de:- oben genannten Panzer'schen
Art vollständig, dem etwa noch in P'iage kommen könnenden
Philevemus pmictatus aber wenig."-tens zum Theil (appendicu-
lirte Radialzelle) abgehen, dagegen die nachfolgende, von
ihm als Fasites maculaUis bezeichnete und in Süd- Europa
weit verbreitete Art tieffend cliarakterisiren. Wenn daher
Latreille i. J. 1809 (Gen. Crust. et Inseet. IV. p. 170) die
Gattung Pasites Jur. auf die Tiphia brecicornis Panz. bezieht,
80 ist diese von allen späteren Autoren adoptirte Benennung
um so weniger zu billigen, als Panzer bereits ein Jahr vor
Jurin e (Krit. Revision JI, 1806. p. 241) auf jene seine Art
die Gattung Biasies enichtet hatte.
Die einzige bis jetzt bekannte Art dei Gattung ist:
Pasites maculatus Jur.
Alis fuscis, hyalino-giittali.s, rufescens, argenteo-sericeus,
cibdominis segmentis '2. — ö. iiiaciilatiiii albo-pilosis Long.
(1807) Pasiles macultiius Jurine, Nonv. meth p. 224 (^).
(1806) Anihophora hislriu ••' II liger in Mus. Berol. — Magaz.
t. Insectenk. ^■. p. 106, no. 11.
(1849) jSomada? nlhoitutculaUt Lucas, Explor. seien t. de
l'Algerie, Anira. articul. III. p. 217, no. 156. Hy-
menopt. pl. 10, fig. 8 ($).
(1854) Ämmolales rariegalus Smith, Catal. Hvmenopt. Ins.
Brit. Mus. II. p. 251, no. 4 ($).
(1855) Phileremns ru/ireiilris F 0 er st er, Verhandl. d. naturh.
Ver. d. Preuss. Rheinlande XII. p. 251, no. 16 ($).
o . Niger, argenteo-sericeus. If/hrn. clypei margine. tegtiU.s,
m
abdommis cingnlis trihus primis , femoribits anticis nee 'non
tibiis tarsisque omnibus loete rv/is: antcimis piceis, basi rufe-
scentibus, abdominis segmenlis 2. — 0' maculatim albo-pilosis.
(1852) Pasites Schotlü Eversmann. Bullet, de Moscou XXV,
2, p. 89. no. 1 (excl. synonym.).
Das von Foerster (a. a. 0.) vortrefflich beschriebene
Weibchen dieser Art ist beträchtlichen Schwankungen in der
Ausdehnung der rothen Färbung auf Kopf und Thoraxrücken
unterworfen; die schwarze Mittelstrienie des letzteren ist zu-
M^eilen so verbreitert, dass nur den Seitentheilen die helle
Grundfarbe verbleibt. Beim Männchen ist der Thorax und
das Schildchen ganz schwarz, am Kopf nur ein schmaler Saum
des Clypeus und des oberen Augenrandes rostroth; Thorax-
vücken und Schildchen sind viel dichter und feiner, fast körnig
puuktirt und dadurch matt. Die Hinterschenkel sind fast ganz,
die Mittelschenkel bis auf die Spitzenhälfte der Unter.seite
tief und glänzend schwarz. Am Hinterleib sind Segment 4 — 6
oberhalb schwarzbraun, das 7. rothbraun gefärbt.
Diese Art hat in Süd-Europa eine fast allgemeine Ver-
breitung und erstreckt sich ausserdem bis nach Klein-Asien
(Patara: Loew in Mus. Berol.) und Algier (Lucas). Sie
findet sich nach Jurine in der Französischen Schweiz, nach
Eversmann in Süd-Russland, nach Foerster in der Türkei
und nach Smith in Griechenland. Im Mus. Berol. ist sie
ausserdem durch Exemplare aus Südfrankreich (Chabrier),
Siciiien (Groiimann), Italien (Bonelli) und Ungarn (Da hl)
repräsentirt.
Anmerkung. Smith, welcher die weissen Haarflecken
des Hinterleibes nicht specieller erwähnt, hat offenbar ein
abgeriebenes Exemplar der vorstehenden Art, welche seine
Beschreibung sonst deutlich erkennen lässt, vor sich gehabt.
- Eversmann hat vermuthlich das grosse, durch eine Quer-
furche getheilte Basalsegment des Hinterleibes für die beiden
ersten angesehen, daher er erst dem 3. und 4. Segment des
Männchens weisse Haarflecke zuschreibt. Was er unter dem,
der weissen Haarflecke des Hinterleibes entbehrenden Weib-
chen verstanden liat, ist aus seinen kurzen Angaben nicht zu
ersehen. — Herr Radoszkowsky führt die vorstehende Art
(Hör. societ. entom. Ross. V. p. 84) unter dem Namen Ammo-
bates Kirbyanus Latr. mit einer Synonymie auf, deren durch-
gängige Unrichtigkeit nicht erst erläutert zu werden braucht.
Der Phileremns Kirbyanus gehört der folgenden Gattung
an und ist ebenso wenig ein Ammobates wie die gegen-
wärtige Art.
10*
142
2. Phllereiiius Latr.
Gen. Crust. et Insect. IV. (1809).
Anlennae in ulroque sexn /2-arliriilatae, arlirulo 3, breii.
Falpi maxülares biarliculatü
Labrum brere, transrerse ovatiiiii.
Cellula radialis hand appeitdiculata.
Sciilellum biliibercutalum.
Ihiguicnli pedum anticorum in o bißdi.
Abdominis seymetitnni basale brece, dorsale 5. in ? apice
truncaium, 6. bremssimum , excisum, ventrale 5. transversum,
deplanatum, apice truncaium. Abdomen maris oblongum,
segmentis ventralibns 3. — 6. disco dense tomentosis.
Die Gattung stimmt in ihrem ganzen Körperbau, ins-
besondere auch durch die auffallenden sexuellen Eigenthüm-
liehkeiten des männlichen Hinterleibes so sehr mit der fol-
genden überein, dass sie fast als Untergattung mit derselben
vereinigt werden könnte. Ilire Unterschiede liegen nur in
den zwölfgliedrigen Fühlern des Männchens, in den zwei-
gliedrigen Maxillartastern , in dem deutlicher zweiwulstigen
Schildchen und in der feineren Sculptur der Körperoberfläche,
welche überdies weniger nackt erscheint.
Beim Weibchen ist der Hinterleib kürzer eiförmig als
beim Männchen, das fünfte Dorsalsegment kurz, quer ab-
gestutzt, sein Endrand in der Mitte von einer aufgeMuli-teten
Bogenlinie überragt, welche eine kleine, zart betilzte Schnitt-
tläche abgrenzt. Das sechste Dorsalsegment ist fast ganz
unter dem vorhergehenden versteckt, nur mit seinen seitlichen
Zipfeln hervorragend. Der fünfte Ventralring ist breit, ziem-
licii flach au.'-gebreitel , vor der abgestutzten Spitze nieder-
gedrückt; als Rudimente eines sechsten Ringes treten zwei
giiflelförmige, an der Spitze fingerförmig gestachelte Fort-
sätze beiderseits von der yVfteröfl'nung hervor. - Der länglich
eiförmige Hinterleib des Männchens zeigt ein abgestutzt
dreieckiges siebentes Dorsalsegment, an welchem sich durch
zv^ei Längskiele eine obere und zwei seitliche Flächen ab-
setzen. Auf der Bauchfläche sind der 3. bis 6. Ring über
die ganze Mitte hin mit dicht anliegendem Filze von heller
Farbe bekleidet, zuweilen auch der Endrand des 4. und 5.
mit steifen Börstchen gewimpert.
1. Phil, punctatus Fab.
Niger, griseo-pnbescens, tegulis, abdominis basi pedibusque
plus minusce rufis: pectoris lateribus subuud/s, abdominis
segmentis 2. — 5. maculatim albn-pilosis. Long J%— 6'% mill. '4.
143
(1804) Epeolus pntic(at>is F ab ricinus, Syst. Pieziit. p. 389,
110. 2.
(1805) Epeoliis Kirhieuus Latreille, Hist. nat. d. Criist. et
d Insect. XIV. p. 49.
(1806) riiilereiniis Kirbijanus Latreille, Gen. Ci'ust. et Insect.
lab 14, fig. 10 ($).
(1825) Fliileremus pvnrUihis Lepeletier. Encycl. iiu'th. -X.
p. 104, HO. 1 ($).
(1841) l'hileremus puurlaliis Lepeletier, Hist. nat. des Hy-
mönopt. IL p. 513 no. 2 ($).
(1847) ?tomada linindla Nylander, Adnotat. Ap. boreal.
p. 186, 110. 18 ($).
J Abdomine eloitt/ato, n'u/ro, seymeidorum maryine de-
colori, vetUraäbiis 3.—.') breciter ßaco-toiiienlosis , 4. et ö.
apice setnlosis : antennis gracihorihus. Lang. 0 milL
(1850) Phileremus pimvlalus Nylander, Suppl. adnot. Ap.
boreal. p. 93 {,^).
Kopf und Thorax sind bei beiden GeschleciUern last rein
schwarz, nur sehr sparsam mit greisen Härchen besetzt, die
Bruslseiten fast nackt, etwas glänzend; der Thoraxrücken
beim Männchen diciiter punktirt und matter als beim Weib-
chen. Letzteres zeigt die beiden ersten Abdominalringe ober-
halb lebhalt rostroth gefärbt, während beim Männchen der
ganze Hinterleib einfarbig schwarz erscheint; nur der End-
saum der einzelnen Ringe ist ober- und unterhalb entfärbt,
d. ii. rostgelb durchscheinend. Der männliche Hinterleib i^t
lang gestreckt, um die Hälfte länger als der weibliche, die
dichte Befllzung der Bauchseite sehr kurz, tomentartig, weist-
licli gelb, auf Segment o. 5. jederseits durch spitz dreieckige
Diickie Flecke eingej-olinitten; die steifen Börstchen am Spitzen-
land von Segment 4. und 5. sind goldgelb.
Üiese Art sciieint besonders dem nördlichen Europa eigen,
aber nirgends häufig zu sein. Fabricius, Latreille und
Lepeletier erhielten sie aus der Umgegend von Paris.
Bohemau aus Schweden, Nylander aus Finnland. Klug
ling ein Weibchen in der Umgegend Berlin's.
'2. P hil. nasu tus.
BreriHscnlas, niyt^r. abdomine siipra rufo-carieyalo, capite
Ihuraceqne yriseo-, pectoris lateribus dense albido-squamnlosis.
Long. 7 mill.
? Phileremus Kirli/anus Schenck, Jahrb. d. Ver. f. Natiirk.
Nassau IX. p. 205 ($).
j. Abdomine orato , segmentis rentralibiis :i.~.}. pilis
incumbenlibiis (lavis dense vestilis: antennis breviusruh's, vali-
dioribns.
Zwar nicht viel länger, aber beträchtlich plumper gebaut
144
als das Männchen der vorigen Art. Die Fühler sind verhält-
ni-ssmässig kürzer und im Bereich der Griffel beträchtlich
dicker, das dritte und vierte Glied rostroth , die folgenden
pechbraun. Der Kopf ist unterhalb der Augen mehr schnauzen-
artig verlängert, der mittlere Theil der Stirn zwischen Füh-
lern und Ocellen buckelartig aufgetrieben, der Scheitel, das
Hinterhaupt mit den Backen und die Stirnseiten mit kurzen
bräunlich grauen Schuppenhaaren dicht bekleidet. Die Ober-
fläche des Thorax zwar gleichfalls dicht punktirt, aber glän-
zender, mit stärker ausgeprägten Längsschwielen an der
Innenseite der Tegulae; das ganze Pronotum, die vertieften
Stellen des Mittelrückens, das Schildchen und Hinterschildcheu
sowie die Seiten des Hinlerrückens mit theils weisslicher,
theils braungelber, die Brustseiten mit kreideweisser Be-
schuppung dicht besetzt. Der Spitzenrand der Vorderflügel
ist intensiver gebräunt, an den vorderen Beinpaaren die
Kniee, am dritten ausserdem die Basis der Schienen blutroth,
die Schiensporen und die Endglieder der Tarsen rostroth.
Der Hinterleib nicht verlängert, sondern regelmässig oval,
stärker gewölbt, der Endsaum der einzelnen Kinge in weiterer
Ausdehnung und intensiv rostroth gefärbt, diese Färbung aber
auf dem 1. und 3. — 5. Ringe oberhalb sich in ziemlicher
Breite über die ganze Länge ausdehnend, so daes eine nur
auf dem zweiten Ringe unterbrochene helle Mittelbinde ent-
steht. Auch die Spitzenhälfte des 7. (End-) Segments ist
rostroth gefärbt. Die weisse Fleckenzeichnung der Oberseite
ist ausgedehnter als bei Phil, pnnctatus und durch gröbere,
mehr schuppenförmige Haare gebildet. Segment 1. bis 5. zeigen
jederseits einen Rand-, 2. bis 5. ausserdem noch einen mehr
nach innen gelegenen Haarfleck; auf Segment 2. und 3. dehnen
sich die äusseren bis gegen den Vorderrand hin aus, auf 6.
erweitern sich die Mittelflecke bindenförmig gegen den Seiten-
rand hin. Die ganze Mitte des 3. bis 5. Bauchringes ist mit
langen und groben, niederliegenden Filzhaaren von intensiv
gelber Färbung und seidigem Glanz bedeckt; auf dem 4. und
5. setzen sich dieselben längs des Hinterrandes bis zum
Seitenrande fort.
Ein einzelnes von mir in der Berliner Umgegend (Freien-
walde, 15. Juli) erbeutetes Exemplar flog in Gesellschaft von
Rhophites quinquespinosus Spin, und Megachile apicalis Spin.
3. Phil, niveatuß Spin.
Abdoniinis segmeniis 1., 4.. 5. totis niceo-tomentosis.
Long. 6]4 w^*^^«
(1838) Phileremtis niveatns Spinola, Annal. soc. entom. de
France VIL p. 535 no. 75 ($).
14S
Spinola beschreibt ein einzelnes Weibchen aus Aegyjtten,
welches unzweifelhaft dieser Gattung angehört.
Anmerkung. Die übrigen der Gattung Fhileremns bisher
zuertheilten Arten sind \ on derselben auszuschliessen, da sie
die Merkmale jener nicht theilen. Die Beseiireibung des
Phileremiis melectoides Smith (Catal. Hymenopt. Brit. Mus. II.
p. 254, no. 4) aus Albanien passt so genau zu der von Lucas
(Explor. seient. de TAlgcrie, Hymenopt. pl. 9, fig, S) gege-
benen Abbildung des Philereinus Oraniensis Lepel. (Hist. nat.
d. Hymenopt II. p. 512, no. l^ aus Algier, dass die Identität
beider sehr \a ahrscheinlich ist. Nach Smith hat Phil, mele-
ctoides das Flügelgeäder ^on Anunobales, dabei aber zwei-
gliedrige Kiefertaster, wie sie in gleicher Weise von Lucas
auch für Phil. Oraniensis abgebildet werden. Das von Letzte-
rem dargestellte Weibclien lässt aber ein deutlich hervor-
tretendes, dreieckig zugespitztes sechstes Hinterleibssegment
erkennen, nach welchem Merkmal es schon allein von der
Gattung ausgeschlossen werden müsste.
3. II last CS Panz.
Krit. Revision IL (1806).
Anlennae ,S /3-artiriilatac, articiilo 3. bre-vi
Palpi maxillares J-articulali.
Labrnm brece, tra/tsrerse ocalnm, b//si funndum.
Cellula radialis hand appendiculata.
Scuiellmu fere planum.
Unguiculi pedum anliconnn in o bifidi.
Abdomen feminae breite, segmento dorsali ö, triincatu. 6.
brevissimo, exciso, ventrali ö. trausverso, apice leviter emar-
ginato. Abdomen maris oblotigum, subfus medio tometftosnm.
Die einzige bis jetzt l»ekannt gewordene Art der Gattung,
welcher gewöhnlich der Namen Pasites Schoitii Fab. beigelegt
wird, ist nach dem Gesetze der Priorität zu nennen:
Biastes brevicornis Panz.
$. Atra, fortiter pvnclaia. siibnuda, mandibiflis, tegulis,
pedibus abdomineque rnfis. Long. ö'—S mill
(1798) Tipliia hrevivornis Panzer, Faun. Insect. German. 53, 6.
(1804) Jornada Svlioitii Fabricius, Syst. Piezat. p. 394,
no. 15.
(1806) Biastes Schottii Panzer, Krit. Revie. II. p. 241,
(1807) Pasiles unicolor Jurine, Hymenopt. p. "^24.
(1809) Pasitvs Sclioiiii Latreille, Gen. Crust. et Insect. IV.
p. 171.
(1825) Pasiles Schottii Lepeletier, Encycl. meth. X. p. 17,
no. 1.
146
(1841) Pftsiies Scholl ii Lepeletier. Kist. iiat. d. Hymönopt.
11. p. 532, no. 1.
Q. Aler, mandibulis. fcfftilis pcdihusqnc pireis: ahdoiiiiiic
nblongo. scf/menlis rentrolihns .'?. et 4. viedio ßaro-tomentosis.
Long. 7% — 9 mill.
(1804) ?fomada atrala *Fabricius, S}'st. Piezat. p. 393,
no. 14 (sec. specira. typic).
(1825) Pasiles aha Lepeletier, Encycl. meth. X. p. 17, no. 2
(1841) Pasiles aira Lepeletier, Hist. nat. des Hymenopt.
II. p. 533, no. 2.
(1852) Sielis alenans E ver sni a nn . Bullet de Moscou XXV,
2. p. 87, no. 3.
''S- oar. Antemm , tec/nlis, pcdihiis abdoniiiieqiie rufo-
brttKueis.
(1841) Pasiles atra Lepeletier, Hist. nat. d. Hvmenopt.
pL 14, flg. 4 ((5!).
Weibchen. An den Beineu sind die Hüften, Troehan-
teren und Schenkel heller oder dunkler pechbraun, zuweilen
auch die Vorderschienen dunkel geringelt. An dem ganz
blutrot lien Hinterleib zeigt der fünfte Dorsalring in der Mitte
seines Hinterrandes eine halbkreib^löi mige, selnvielig eiiiabene
Fläche, welche mit seidigem, gelblich %'\eissem Toment diclit
bedeckt ist; zu beiden Seiten derselben ist der Spitzenrand
mit einem Büschel gelber Borstenhaare gewimpert. Das fünfte
Bauchsegment ist vorn mit einer tiefen Bogenfurche versehen
und hinter derselben beiderseits wulstig aufgetrieben; vor dem
eingekerbten Spitzenrand ist seine Obeitläclie merklich ver-
tieft. Die ganze Bauchseite ist vollständig nackt, sehr viel
feiner und dichter als der Rücken, fast chagiinartig punktirt.
Männchen. Der Körper erscheint durch den länglich
eiförmigen Hinterleib, welcher den Segmenten entsprechend
deutlich eingeschnürt ist, beträchtlich schlanker nls beim
Weibchen. In der Regel ist er ganz schwarz gefärbt, oder
am Hinterleib nur die Ränder der drei vorderen Segmente
blutroth gesäumt; es kommen jedoch auch Exemplare vor,
welche durch die lichtere, fast rothbraune Färbung des Hinter-
leibes und der Beine die entschiedenste Hinneigung zu dem
Colorit des Weibchens zur Schau tragen. Bei allen zeigt
die Bauchseite des Hinterleibes einen ganz ähnlichen Haft-
Apparat, wie er den P/jt/erewMS-Männchen eigen ist, und
welcher offenbar bei der Begattung in Anwendung kommt:
die Mitte des dritten und vierten sowie der Basalrand des
fünften Segmentes sind dicht rothgelb beiilzt; der vordere,
durch die Bogenfurche abgesetzte Theil des sechsten Ringes
"nd der ihm entsprechende l'heil des Hinterrandes vom fünften
sind mit kurzen Seidenhärchen dicht bekleidet.
147
Diese Art scheint über den grössten Tlieil Euiopa's ver-
breitet zu sein, da Fabricius sie aus Kiel. Eversnriann
sie aus dein Wolga-Gebiet stammend angiebt , das hiesige
Museum sie aus der Krim, Oesterreich und von Mannheim
besitzt. Ein mir aus der Berliner Umgegend vorliegendes
Weibchen wurde von Herrn Scherfling bei Freienwalde
gefangen.
Anmerkung, üass diese Art noch in den neuesten
Catalogen und anderen compilatorischen Schriften über ein-
heimische Bienen unter zwei Namen [Pasites Schollü und
atra) figurirt, beruht lediglich auf Nachschreiberei. Letzterer
Name hat überhaupt keine Berechtigung, da F^abricius das
Männchen Nomada alrata genannt hat. Uebrigens hat schon
dieser Autor die Artidentilät seiner Nomada atrata und
Schottii gemuthmasst, nur dass er letztere als Varietät der
ersteren in Anspruch nahm, v^'ährend, wie Ziegler zuerst
richtig an Lepeletier meldete, jene das Männchen, diese
das Weibchen ist. Der so auffallenden Filzhekleidung aul'
der Bauchseite des männlichen Hinterleibes wird allein
von Eversmann erwälint, \^ elclier übrigens das von ihm
als Stelis aberrans besciiriebene Exemplar irriger Weise als
Weibchen angesehen hat. Angaben, wie diejenige von
Schenck (Berl. Ent. Zeitschr. X. p. 341), dass die Bauch-
seite des weiblichen Hinterleibes mit dichter Behaarung nach
Art von Megachile besetzt sei, bedürfen keiner Widerlegung;
ein einziger Blick genügt, um die vollständige Nacktheit fest-
zustellen. — Dass der vorstehenden Art nicht der Gattungs-
name Pasites zukommt, ist bereits oben nachgewiesen worden;
ebenso wenig kann ihr der Artname Schottii Fab. verbleiben,
da die Panzer'sche Benennung Tiphia hrericornis um sechs
Jahre älter ist.
4. JPIliarilli^ nov. gen.
Äntennae articulo tertio elongato.
fM/fnim elongatum, cannatnm
Palpi maxdlares sexarticulati.
ScutellKm bituberculatum, postscutellum planum.
Cellida radialis haud appendiculala.
Abdomen ? cordatnm, segmento dorsali 0. exserto , sub-
(piadrato, ventrali ') piano, Iranscerso , apice exciso , ibiqiie
lange ßmbr/ato.
VngiiiniU $ onnies basi appendicnlati: metatarsi clongali
Die Gattung stimmt im Habitus und Colorit mit Ammo-
hates überein, unterscheidet sich aber schon durch die merk-
lich schlankeren Fühler, an welchen das dritte Glied die
148
Länge des Schuftes erreiclit und den beiden folgenden /u-
sanimengenommen gleich ist. Die verlängerte und nach vorn
verschmälerte Überlippe zeigt besonders gegen die Basis hin
einen deutlichen Mittelkiel; von den scciis Glied ein der Kiefer-
taster ist das zweite am längsten. Die Radialzelle ist be-
trächtlich länger und schmaler als bei Ammobales, liebt sich
nach hinten nicht von der Costa ab und trägt keinen deut-
lichen Anhang. Der Metatarsus aller Beine ist länger als die
folgenden Tarsenglieder zusammengenommen. Der Hinterleib
des Weibchens ist weniger gewölbt als bei Ammobales und
verengt sich schon von der Mitte des zweiten Segmentes ab
nach hinten herzförmig. Der fünfte Dorsalring ist seitlich und
am Hinterrande deutlich ausgeschweift, der schmale viereckige
sechste, welcher erliaben gerandet und nach hinten leicht
verengt ist, tritt frei hinter demselben hervor. Hinter dem
grossen und abgeflachten fünften Ventralring, welcher durch
die lange Franzung seines ausgeschnittenen Spitzenrandes auf-
fällt, treten zwei nach aussen und hinten gerichtete GrifTel-
fortsätze mit erweiterter und fingerförmig gedornter Spitze
(ähnlich wie bei Philer emus) als Ersatz für ein sechstes Bauch-
segment hervor.
Anmerkung. Herr Rado szkoN\ sk y hat (Hör. soc. entom.
Rossic. V. p. 82) eine Gattung Ammolatoides aul'gestent, welche er
zwar durch sechsgliedrige Kiefertaster cliarakterisirt, unter welcher
er aber als zweite Art den Phileremus mehvloides Smith mit zwei-
gliedrigen Kiet'ertastern aufführt. Da letztere Art auch sonst von
dem mit ihr vereinigten Phileremus nldominaUs Eversm wesentlich ver-
schieden ist, so entbehrt diese Gattung jedweder Begründung. Der
ihr beigelegte, völlig sinnlose Name, welcher „Sandgänger-Aehnlicher"
bedeuten würde, könnte so wie so nicht in eine wissenschal'tliche
Nomenclatur Aufnahme linden; eine Art ..Ammolatoides melecloides"
zu nennen, ist geradezu lächerlich.
Phiarusabdominalis.
Niger, ptinctalus, albo-pnbescens, abdowine, tibüs poslicis
farsisque omnibus rußs , antennarnm articulo terfio subtus
ferrugiiteo: abdominis segmentis 3 — 5. apice fasciatini täveo-
pilosis, qninto infusca/o. Long. 10— li mill. $.
(^I8b2) Phileremus aldominalis *Eversmann, Bullet, de
Moscou XXV, 2. p. 88, no. 1 ($).
(1855) Ammohalcs ejctraneus Fo erster, Verhaiidl. naturh.
Ver. d. Preuss. Rheinlande XII p. 253, no. 17 ($).
(1868) Aminobatoides aldominalis Radoszkowski, Hör. SOC.
entom. Rossic. V. p. 82.
Apis humerosa * Pal las mscpt.
Ammolates Pallasii -'Erichson in Mus. Berol.
Foerster hat von dem Weibchen dieser Art eine er-
schöpfende Beschreibung gegeben, während Eversmann sie
nur oberflächlich nach den Farben charakterisirt. Auf die
149
von Eversmann an die liiesige Entomologis-clie Satnnilung
einges-andten, aber damals von ihm noch nicht benannten
Exemplare aus Orenburg passen sowolil seine als Fo erst er 's
Angaben genau, f-o dass an der Identität der von beiden auf-
gestellten Arten nielit zu zweifeln ist. Alle bis jetzt beschrie-
benen soM ie aucli die fünf mir vorliegenden Exemplare sind
Weibehen, (Die Angabe des nias bei der Foer ste r "schon
Diagnose p. 253 beruht auf einem Irrthum und wird durch
die Besehreibung, in welcher \ on dem Aculeiis die Rede ist,
p. 255 wideilegt.)
Die vorstehende Art scheint auf das südöstliche Europa
beschränkt zu sein. Pallas sammelte sie schon zu Anfang
dieses Jahrhunderts im südlichen Russland, Da hl in Ungarn
(Mus. BeroL): später wurde sie von Eversmann im Wolga-
Gebiet und von Fri^^'aldsky in Klein-Asien aufgefunden.
Anmerkung. Ob die zweite von Eversmann (a. a. 0.
j), 89) aufgeführte Art: Philerenius hirsululus dieser Gattung
angehört, läset sich beim Mangel brauchbarer Angaben über
dieselbe nicht entscheiden: möglicher Weise ist sie nur auf
das Männchen des Ph. abdominalis gegründet. Der von dem-
selben Autor in seine Gattungsdiagnose von Fliileremus auf-
genommenen Angabe, dass in den Vorderflügeln der zweite
Nervus recurrens gerade auf die erste Cubital-Querader stosse,
ist jedenfalls kein grosses Gewicht beizulegen, da dieselbe
nur auf ein mir vorliegendes (neben zwei anderen von Evers-
mann eingesandtes) Exemplar zutrifft, wäiirend bei allen
übrigen die Einmündung beider Nervi recurrentes sich wie
bei Ammohates verhält.
5. Il)iiglages, nov. gen.
Vertex fronte angnstior, oculi et orelli aucti.
Antennae tenues, articulo 3. elongato, a/ncali (^ dilatato,
lenticnlari.
Labrum clongatutii, hast bituherculatnm.
Palpi maxillares sexarticulati.
Sculellmn bret^e, inerme.
Celliila radialis elongata, haud appendiculata.
Unguiciili antici (^ apice bißdi, posteriores appendiculaü.
Abdomen brece, cordatum, segmenlo dorsali 7. angnsto,
marginato.
Corpus villosutn.
Die Gattung zeigt habituell die meiste Aehnlichkeit mit
Melecta, an welche sie besonders durch die wollige Behaarung
der Körperoberlläche, den kurzen und nach hinten herzförmig
zugespitzten Hinterleib und die Zeichnung desselben mit weiss-
150
filzigen Halbbinden erinnert; doch ist sie von dieser sofort
durch die nur zu zweien vorhandenen Cubitalzellen, durch
die Fühlerbildung des Männchens, durch die Form des Schild-
chens u. s. w. zu unterscheiden und erweist sich nach ihren
wesentlichen Merkmalen überhaupt als mit Ammohates und der
vorhergehenden Gattung in nächster Verwandtschaft stehend.
— Durch die auffallend grossen Netzaugen des Männchens
ist in ähnlicher Weise wie bei Epeoloides coecutiens Fab. (^
(= Ep- ambigua Gir. $) der Scheitel verengt und beträcht
lieh schmaler als die Stirn; die gleichfalls vergrösserten
Ocellen, welche deutlich in Form eines liegenden Dreiecks
gestellt sind, lassen jederseits nur einen schmalen Raum gegen
die Netzaugen hin frei. Die Fühler (des Männchens) sind
kurz und dünn, das dritte Glied langgestreckt, das accesso-
rische 13. Glied scheibenförmig erweitert und von oben nach
unten stark zusammengedrückt. Die verlängerte Oberlippe
ist nach vorn verschmälert, an der Spitze abgerundet, nahe
der Basis in Form zweier Höcker aufgewuhtet. Die schmalen,
zugespitzten Mandibeln sind ungezähnt; die Maxillartaster
sechsgliedrig, ihr zweites Glied am längsten, die folgenden
allmälig kürzer und dünner werdend. Die Ligula von der
Länge der Lippentaster, scheinbar glatt, ohne Paraglossen,
die Lippentaster scheidenförmig. — Schildchen kurz und breit,
unbewehrt. Geäder der Vordertlügel wie bei Ammohates,
die Radialzelle aber mehr langgestreckt und ohne Anhang,
die zweite Cubitalzelle um die Hälfte länger als die erste
und beide Nervi recurrentes aufnehmend. Schenkel und Schie-
nen kurz und kräftig, Tarsen verlängert; Hinterschienen wie
bei Ammohates ausserhalb mit Dörnchen besetzt und an der
Spitze erweitert, ihr hinterer Endsporn fast die Mitte des
Metatarsus erreichend. Siebentes Dorsalsegment des männ-
lichen Hinterleibs in Form einer länglich viereckigen, beider-
seits scharf gerandeten Platte; fünftes Ventralsegment am
Spitzenrande mit steifen Borstenhaaren besetzt, die Mitte
desselben durch eine bogenförmige Aufwulstung wie aus-
geschnitten erscheinend ; sechstes gross, flach, fast halbkreis-
förmig, jederseits mit aufgerichtetem Haarpinsel.
Euglages scripta.
Nigra, punctata, cinereo-villosa , f'acie , pectoris laterihus
' abdominisqiie fasciis qnhique interruptis irweo -pilosis : antennis
subtns et apicein versus testaceis, nifjro-clavatis, aus fere
hijalinis. Long. 11 mill. '^.
Fühler wenig länger als der Kopf, das dritte Glied fast
so lang wie die drei folgenden zusammengenommen, die
Geissei rothgelb, jedoch oberhalb mit einer sich bis zum
151
neunten Gliede erstreckenden peclibraunen Strieme, das End-
glied quer und abgerundet viereckig, linsenförmig, tief und
glänzend schwarz. Kopf dicht und fein körnig punktirt, matt,
der Scheitel sperrig greis, Stirn und Clj^peus dagegen dicht,
lang und anliegend silberweiss behaart. Oberseite des Thorax
rings hei um gleichfalls dicht gedrängt, auf der Scheibe und
dem Scliildchen sperriger punktirt und daher etwas glänzend;
letzteres ist tief eingekerbt, zweiwulstig. Behaarung auf der
Vorderhälfte des Thoraxrückens und über die ganze Brust
hin dichter und rein weiss, auf dem Schildchen aschgrau,
hinter demselben gemischt, schmutzig weiss. Schenkel und
Schienen weisszottig; Innenseite der Tarsen seidig glänzend
gelb behaart; Schiensporen schwarz; die drei Endglieder der
Tarsen röthlich pechbraun. Metatarsus der Vorderbeine an
der abgeschrägten Spitzenhälfte mit kammförmiger Haarbürste,
derjenige der Mittelbeine dünn, im Profil betrachtet leicht
eingebogen, so lang wie die übrigen Tarsenglieder zusammen-
genommen, der hintere breit und etwas mehr als die Hälfte
der ganzen Fiisslänge betragend. Flügel pechbraun geädert,
nur sehr leicht wässrig braun getrübt. Hinterleib dicht und
fein körnig punktirt, fast matt, an der Basis mit buschig auf-
gerichteter, weisser Behaarung bekleidet; die weissfilzigen
Halbbinden am ersten Segment kurz, fast oval, an den fol-
genden allmälig länger gestreckt, bis sie auf dem fünften in
der Mittellinie zusammenstossen. Endrand des sechsten Ringes
gelbfilzig, der siebente nackt, schwarz mit blutrother Spitze.
Behaarung der Unterseite sowie die Seitenpinsel des sechsten
Ventralringes bräunlich aschgrau.
Aus dem südlichen Spanien; nur das Männchen vor-
liegend.
Anmerkung. Die Aehnlichkcit, welche die im Vorstehenden
beschriebene Art mit dem Philcieinus Oranienis Lepel. Lucas (Explor.
de l'Algörie, Hyinenopt. pl. 9, fig. 8) und dem Phil, melecloides Smith,
nach der Abbildung resp. Beschreibung dieser beiden Arten zu ur-
theilen, in Colorit und Zeichnung erkennen lässt, erweckt unwill-
kürlich den Gedanken an eine nähere, wenigstens generische Ver
waiidtschaft zwischen denselben. Da jedorh den beiden genannten
Arten ausdrücklich z we i gliedrige Kiel'ertastcr zugeschrieben werden,
die Euf/hu/ps scriplti dagegen deutlich se chsgliedrige besitzt, muss
wenigstens vorläufig von einer \ ereinigung abgesehen werden. Uebri-
gens soll das Männchen des Philer, Oraniensis nach Lepeletier's
Versicherung dem Weibchen vollständig gleichen , würde mithin der
ausgezeichneten Fühlerbildung der Enr/hujes scripta entbehren.
6. Alllllioliates Latr., Lepel.
Änlemiae arliculo terlio breoi.
Labrum elongatum, apicem cersua angustahiin.
152
Palpi iiiaxillares 4 — 6-articulaü
Clypciis i^ ntrinqne fasciciilafus.
Po.slsnilellnm pruniiuens.
Cellula radialis apice niibtnnicafa et appendicidala
Ungiiiculi S omnes basi appendiculati.
Abdomen $ segmenlo dorsali U. iriqnelro, apice tni/icafo,
rentralibns 4. et .5 longioribus. ö. dedir^i, siibcompresso.
1 . A m m o b a t e s r u f i \' e n t r i s Lepel.
Niger, opacus, cinereo-pubesccns , abdoininc rttfo, apice
infiificalo: scutello fcre pknw. Long. lO mill
(1825) Amnohaics ni/ivoiiris Lepeletier, Encycl. method.
X. p. 17, 110. 1 ($). — Hist. nat. d. TIvm.'nopt. II.
p. 150, no. 1 ($).
u- Tibiis anterioribus infiiscaUs, poslicis tarsisf/ne Omni-
bus rn/is: abdominis segmciifis .'>. et (J. su//ra fascialim albo-
pilosis. (J. et 7 . nigro-fuscis.
(1806) Aiilliuphfira alxId/iiiiKilis "■ 1 1 1 i g e r, Ma^az. f. Insektenk.
V. p. 106, HO. 9 (,^).
(1*^43) AmmohdU's miiliciis Öpinola, Aunal. soc. entom. de
France 2. srr. T. p. 141 (^).
Die Oberlippe ist beiderseits und an der Spitze licht
peclibraun, die Mandibeln vor der Spitze blutroth geringelt.
Die verhältnissmässig kurzen Kiefertuster sind (beim Männ-
chen) seclisgliedrig, iiir viertes Glied dicker als die übrigen.
Kopf und Thorax sind dicht und grob lunzlig [»unktirt, das
Scliildciien zwar etwas aul'gewulstet, aber längs der Mittel-
linie nur schwach eingedrückt. Die Tegulae am Aussenrande
rotlibraun. Der durch eine (^uerlinie abgesetzte hinteie Theil
der Abdominahinge ist licliter joth gefärbt als der vordere
und feiner punktirt. Die feine weist^e Behaarung bildet zu
beiden Seiten der vordeien Ringe nur sehr leichte Schiller-
flecke, während sie auf dem 5. und 6. eine dichte Haarbinde
darstellt. Das grob gekörnte siebente Segment des männ-
lichen Hinterleibes ist nackt, schwarz, das voriiergehende
schwärzlich braun.
In Spunien und l*ortugal einlieimiseli. — Der Animoh
mnticus Spin, ist auf das Männchen der vorliegenden Art
begründet.
'2. Ammobatcs vinctus,
Niger, opacus, dense rugosu-punctalns. thoracis laleribus
dense niveo-sqiiamosis, scntello bicalloso: abdomine riifo, apice
/ligro-fusco, segmenlis 3 — 6*. nireo-fasciatis. fasciis continiiis
Long. 6'X — //i inilL q.
153
(1806) Anlhophora epeoUna * 111 ig er, Magaz. f. Insektenk,
Y. p. 106, HO. 10 (,fj).
Dem Ammob. bicolor in Form und Färbung sehr nahe
stehend, jedoch durchschnittlich um ein Drittheil kleiner, durch
kürzere Fühler, s cc li sgliedrige Kiefertaster, die dichtere Be-
kleidung der Brustseiten, das tiefer eingekerbte Schildchen
und durch die Haarbinden des Hinterleibs abweichend. An
den kurzen und dicken, vorn schwärzlich pechbraunen Füh-
lern sind die Glieder vom 4. bis 12. durchweg breiter als
lang. Der Haarpinsel zu jeder Seite des Cljpeus ist gleich
den die blutrothe Mitte der Mandibeln bekleidenden Borsten
rostgelb. Die Kiefertaster sind verhältnissmässig lang, sechs-
gliedrig, die beiden Endglieder verdünnt, das vierte am
längsten. Kopf und Thorax find ebenso dicht körnig wie bei
Ammob. bicolor punktirt, ihi-e Oberseite aber durch aufliegende
Schup|ienhärchen graubraun und matter erscheinend; Pro-
notum , Hinterscliildchen und Seiten des Hinterrückens dicht
filzig asciigriui beliaart, Brustseiten mit schneew eissen Haar-
schuppen bedeckt. Schildciien durch einen tiefen mittleren
Längseindruck getheilt., die beiden dadurcli gebildeten Schwie-
len aufgetrieben, leicht glänzend. Beine mit Einschluss der
Schiensporen schwärzlich pechbraun, das Ende der Taiseu
und die Fussklauen rothbraun. Flügel wie bei Ammob. bicolor.
Hinterleib an der Basis fein und gleichmässig, an den Seiten
der beiden ersten Ringe leicht fleckenarlig weiss behaart; am
Hinterrand des 4. bis 6. dagegen bilden die dichten und
schu[)penartigen Haare je eine schmale, durchgehende und
scharf begrenzte Binde. Beim Männchen sind das 5. und 6,
Segment pechbraun gefäibt, das siebente, durchaus nackte
tief sch^^ arz.
In Portugal vom Grafen Hoffmannsegg aufgefunden
(Mus. Berol.). Nur Männchen vorliegend. — Der 111 iger'sche
Name ist durch keine Besehreibung gestützt.
3. Amniobates bicolor Lej»el.
f\iy('r, filibo/jaciis, rngoso-piniclulus, (ibdomine nifo, apice
niijro. sciiiuenlis I —.V. Idicribits macii/alini , 4 — J. (¥) t}<il
l. — (). (j) fdscialim n/veo-pilosis Long 0 - 8% mill. oV-
(18^5) .Iminolxtles hiculor LepeU'tier, Encjcl. luoth. X.
p. 17, no. 2 (^). - ilibt. iiat. d. Hymeuopt. II.
p. 511, 110. 2 {S(l}. — Ibidem, Atlas pl. 1-4, lig. 5,6
(,^$). — Cuvier. Regne animal , cd. Masson
pl. 127, fig. 6 (_9_?).
Dil' Art ist von Le])eletier duichaus kenntlich be-
schrieben, dagegen in dem Atlas seines Hjmenopteren-Werkes
ebenso mangelhaft wie in der illustrirten Ausgabe von Cu-
lfS4
vier''s R6gne animal abgebildet. Die Kiefertaster sind —
nacli einem von mir Unterpachten weiblichen Exemplare —
sehr kurz und nur vierglii'drig , die beiden letzten Glieder
verkür/t und eng an einander tchliessend. Diese Abweichung
ist der vorigen Art gegenüber um so autl'allender, als beide
sich im Uebrigen äusserst ähnlich sehen.
Der AmmobtÜHs bicolur ist weiter über Europa verbreitet
als die beiden vorhergehenden Arten. Nach Spinola ist er
in Italien häufige Lepeletier beschreibt ihn aus der Um-
gegend von Paris, mir selbst liegt u. A auch ein bei Berlin
(Sc heifling) gefangenes Exemplar vor.
7. Olliaelltliei^, nov. gen.
Anleniiac articiilo Icrlio oblongo.
Lahnim subqiiadratum.
Pal/)i inaxillares -/-arliriildli.
Poslaculelluni haiid prominens, liujiilat' nuu/uuc.
Ccllii/a rddialis Inutciita, disiiuvte appendirtilata
Abdomen -V se</nu>nlo dorsal/ 6. apirc Irinirato, retrorsum
sp'uinloso, rentraU J. aciimiiKito, decliri, oplcc subcoiiipresso et
profunde exciso
Die Gattung gleicht im Habitus und Colorit fast durch-
aus Ammobates, zeigt aber im Einzelnen eine Reihe von Ab-
weichungen, welche ihre Abtrennung gerechtfertigt erscheinen
lassen. Die Oberlippe ist beträchtlicli kürzer, kaum länger
als breit, abgerundet quadratisch, mit aufgebogenem Vorder-
rande. An den Maxillartastern ist das erste Glied lang
gestreckt, das vierte so lang wie die beiden voriiergehenden
zusammengenommen. Das dritte Fühlerglied ist um die Hälfte
länger als das folgende. Das Mesonotum ist mit einer tiefen
Mittel- und mit deutlichen Parupsidenfurchen versehen, das
Schildchen zweiwulstig, hinten senkrecht abfallend, das
Hinterschiidchen nicht hervortretend. Die Tegulae sind ver-
grossert , eiförmig. Die Radialzelle i.-t mehr langgestreckt
und mit einer Anhangsader verselien, welche fast bis zur
Costa reicht und so gleichsam eine zweite Zelle bildet. Der
erste Nervus recurrens stösst auf die zweite Cubitalquerader,
während der zweite jenseits der Mitte des Hinterrandes in
die zw eite Cubitalzelle einmündet. Am weibliehen Hinterleil)
ist der sechste Dorsalring durch zwei Kiele in eine mittlei e
obere und zwei schräg abfallende Seitentlächen getheilt und
aul' seiner hinteren, senkrecht ablallenden Fläche dicht mit
Dörnchen besetzt. Der fünfte Ventralring ist ähnlieh wie bei
Ammobates gestaltet, zum Hervortritt des Aculeus aber längs
der Spitzenhälfte gespalten.
165
Die bis jetzt bekannt gewordenen Arten sind in Afrika
einheimisch.
1. Omachthes carnifex.
Ater, foi liier rugoso-pnnclaliis, snblus griseo-pubescens,
mandihulis sangtiineis , abdomine pedibusqve laete rufii-, alis
fuscis, viohireo-inicantibiis. Long. 11 mill. $.
Ammolales dichrous *Klug in Mus. Berol. — Spinola,
Annal. soc. entom. de France 2. ser. I. p. 141, note.
Gesicht mit sparsamer braungelber, Oberlippe mit ab-
stehender greiser Behaarung bekleidet; Mandiheln intensiv
roth, mit 6ch\A arzer Bas-is. Tliorax oberhalb kurz greisgelb,
die Seiten der Brust und des Hinterrückens weisslich behaart.
Mesonotum beiderseits von der Mittelfurche stark scliwielig
aufgetrieben und hier gleich dem zweiwulstigen Schildchen
etwas glänzend; Tegulae peclibraun. Flügel gleichmässig und
stark gebräunt, mit stahlblauem Schimmer und schwarzem
Geätler. An den licht und intensiv lostrothen Beinen siud die
Hüften, Troclianteren und die Fussklauen schwarz; Metatarsus
nicht ganz von Schienenlänge, an den Mittelbeinen merklich,
an den hinteren dagegen kaum kürzer als der übrige Fuss.
Hinterleib oben und unten licht rostroth, auf der Vordei hälfte
die einzelnen Ringe ziemlich (lach und wenig gedrängt i)unktirt,
auf der hinteren glatt: die Bedornung der abgestutzten End-
fläche des sechsten Segmentes schwarz
Vom Cap, im Berliner Museum; nur das Weibchen vor-
liegend.
2. Omachthes dichrous.
Pdsiics dichroa Smith, Catal. Ilymenopt. Ins Brit. Museum
II. p. 253, no. 4.
Diese von Sierra Leone stammende Art, welche mit der
Gattung Pasiles nichts gemein hat, scheint nach den von
Smith über dieselbe gemachten Angaben der vorli ergehenden
in \ieler Beziehung ntihe zu stehen.
3. Omachthes h i s t r i o.
yiger, punctuliis, siibuitidus, niceo-pilosus, abdomine rufo,
segiiientis /.—.">'. ulrinque maculaliin, 4. el .5. fasciatiin argenleo-
sericeis: alis dibile fuscis. Long 7 — .9% mill. $
tar. Abdomine rufo-pireo i'el nigro-fusco.
Dem Ammobates bicolor in Gestalt und Färbung sehr
ähnlich und durchschnittlich auch von gleicher Grösse, An
den Fühlern sind die beiden ersten Glieder vorn pechbraun,
die Mandiheln mit Ausnahme der Basis blutroth. Die Ober-
11
156
lippe und die ganze Gesichtsfläche bis zu den Ocellen hinauf
sind dicht silberweiss beiiaart; ebenso das Pronotum, die
Brustseiten, zwei Flecke zu jeder Seite des Hinterrückens,
die Aussenseite der Hüften, Schienen und Tarsen. Scheitel
und Mesonotum sind seltener dicht gedrängt, meist sperrig
grob punktirt, im letzteren Fall ziemlich stark glänzend.
Tegulae bald rötlilich-, bald dunkler jjeehbraun, Flügel gegen
die Spitze hin allmälig stärker gebräunt, mit bläulichem
Schimmer. Beine rötlilich pechbraun mit gleichfarbigen Schien-
sporen. Hinterleib lebhaft rostrotii mit mehr oder weniger
deutlicher Bräunung der drei Endringe, fein und ziemlich
dicht punktirt, glänzend; ausser der Basis des ersten Ringes
ist jederseits ein ovaler Spitzenfleck desi-elben, auf den beiden
folgenden eine in der Mitte breit unterbrochene, auf dem
vierten und fünften dagegen eine durchlaufende breite Binde
dicht silberweiss behaart. Auf der Bauchseite ist diese Be-
haarung sehr dünn und kurz, nur an der Spitze des fünften
Ringes verdichtet. Die Bedornung der Stutzfläche des seciisten
Dorsalringes ist schwärzlich.
Bei zweien der vorliegenden weiblichen Exemplare ist
der Hinterleib dunkel gefärbt, nämlich löthlich pechbraun bis
fast scliwarz.
Vom Cap, im Berliner Museum. Sämnitliche vorliegende
Individuen sind Weibehen.
8. Jh^fieolllS Latr.
Hist. nat. d. Crust. et d. Insectes III. p. 375 (1802).
1. Epeolus variegatus Lin.
ScnieHo siibdentato, niger, opacus, tegiilis pedibiisque rußs,
nhdoiiiine albido-picto: fasciis seymentonnii I. et 2. niedio
intcvrnptis, posteriorum in macukia qnaterii(ts dissoiiitis. Long.
?. Scutello rufo , ahdom'uiis .segmenlo dorsali .'). apice
dlbidn-lrisignatj.
A'omada variec/alti Fabricius', Syst Entom. p. 389, no. 2.
Apis iHirieqata Ivirby, Monogr. Apum Angl. II. p. 222, no. 36,
Tab. 16, flg. Q.
Epeolus iHiiie flatus Jiirine, Hymenopt. pl. 14, iig. 5.
Epeolus varicr/atus Curtis, Brit. Entom. pl. 516.
Epeolus varieyaius Lepeletier, Hist. nat. d. Hymenopt. II.
p. 462, no. 2, pl. 17, fig. 5.
Epeolus iiarieqalus Cuvier, Regne »nim., edit. Massen, In-
sectes pl. 128, flg. 2.
$ rar. major, ore venlreqne riißs.
Epeolus ticnisilorius E versmann. Bullet, de Moscou XXV,
2. p. 102, no. 2.
157
f^. Sriifcllo nigra, abdominis segniento dorsali .5. quadri-,
ü hitnaculalo , reni/ ulibiis 4. et J. seüs ereclis riyidis fim-
hrialis.
Apis riiriefjala Linne, Fuun. Suec. p. 422, no. 1699. — Syst.
nat. p. 957, no. 24.
Apis niiiscaria Christ, Naturgesch. d. Bienen p. 195. Taf. 17,
fig. 5.
JSomada cnuif/eru Panzer, Faun. Insect. Germ. 61, 20.
Epeolus iiarieqalus Lepeletier, Hist. nat. d. Hymenopt,
pl. i7, flg. 6.
Wie zahlreiche Schriftsteller sieh auch mit der Beschrei-
bung dieser über Europa weit verbreiteten, zierlichen Biene
befasst haben, so hat doch noch keiner derselben auf die
eigenthUmliclie Bildung der Bauchsegmente des ÄJännchens
aufmerksam gemacht. Wenn Smith daher meint (Bees of
Great Brilain p. 144), dass sich letzteres von dem Weibchen
nur durch die Färbung des Schildchens und der Beine unter-
scheide, to beruht diese Angabe, wie so zahlreiche andere
dieses Autois, auf ungenauer Beobachtung, Zunächst sind,
abweicliend von dem Weibchen, auch die weissiichen Flecke
des fünften Hückensegments paarig, auf dem sechsten die beiden
äusseren eingegangen. Auf der Bauchseite zeigen Segment 2.
und 3. vor dem glatten Spitzenrande eine niederliegende
wei.^se Behaarung und erscheinen gerade abgesclmitten; da-
gegen ist der Endrand von Segment 4. und 5. deutlich aus-
gel)uchtet und mit langen, aufgerichteten, an ihrer Spitze
lockenartig nach hinten gekrümmten, starren Borsten besetzt,
^^ eiche aus verlilzten feineren Haaren zu bestehen scheinen.
Bei lichtei- (rötiilich) gefärbten Bauchdecken sind diese langen
W impern zuweilen durchweg goldgelb gefärbt, bei schwarzer
Fälbung (\cY ersteren jedoch wenigstens längs der Mitte
pechbraun.
Auf einige von mir in der Umgegend Berlin's (Fieien-
walde, 15. Juli) erbeutete Weibchen von auffallender Grösse
(10 — 11 Vi mill.) und weit ausgedehnter rostrother Färbung
des Gesichtes, der Fühler und der Bauchseite des Hinterleibes
passt die E v er smann'sche Beschreibung seines Epeol. transi-
lorins so vollständig, dass ich an ihrer Identität niclit zwei-
feln kann. In diesem Fall ist jene E v ersm a nn 'sehe Art
als jedes speciüschen Unterscliiedes entbehrend, einzuziehen.
Der Epeolus cai iegatiis ist über ganz Europa verbreitet
und kommt auch nach einem mir vorliegenden Exemplar von
Ehrenbeig in Aegjpten vor. Die von Smitli (Catal. H}'-
menopt. Ins. Brit. Mus. 11. p. 255) gemachte Angabe, dass
diese Art sich bis nach dem Cap der guten Holfnung er-
strecke, ist vollständig irrig, da die von dem genannten
11*
158
Autov dafür gehaltenen Exemplare einer ganz ver.-chiedenen
Art angehören, welche ich im Folgenden heschreiben werde.
2. Epeolus pictiis Nyl.
Kpeolus picins Nylander, Adnotat. Apum boreal. p. 174,
no. 2.
In wie -weit diese nach Sibirischen Exemj^laren aul-
gestellte, mir unbekannte Art von der vorigen versciiieden
ist, lässt sich aus der N jland er 'sehen Beschreibung, welche
wirkliche diflerentielle Merkmale eigentlich nicht hervorhebt,
schwer erseiien. Ebenso wenig Anhalt bieten die kurzen
Angaben Sciienck"« (Bienen v. Nassau, S. 397) über ein aus
Meklenburg erhaltenes Exemplar, welclies der vorstehenden
Art ül)erliaupt wohl ohne guten Grund zugeschrieben wird.
3. Epeolus s p e c i o s u s.
Sciitcllo f'ortUer dentalo, rohusUis. aterrinitis, nicco-pirlus.
abdotniiiis fasciis lalcrnlihiis onniibiis ro/ithiuis, prinin (lidyina :
anleniKiniin articiilo iertio snbtits r/ifo. Long. 10'/^ will. S
? Kpenliis liiciiiosus Eversmaini, Bullet, de Moscou XX\ , 2.
p. 101, 110. 1.
(^. Abdominis segmeiilo rrnirnli 2 eh'vulo-marci'malo,
3. — '). ßuibrialis.
Doppelt so gross und kräftig als das Männchen des Ep.
rariegalits, von diesem durch die starken und spitzen Seiten-
zähne des Schildchens, die gon/. scl.warze GrundAirbe aller
Körpertheile, die schnee- (nicht gelblich) weisse Flecken-
und Bindenzeichnungen, die niciit unterbrochenen Halbbinden
der Hinterleibsringe, sowie durch die Bildung der Baucli-
Segmente auffallend verschieden. — Fühler mit unterhalb
pechbrauiier Geissei, das dritte Glied mit rostrother Innenseite;
Mandibeln in der Mitte blutroth, Oberlippe gelbgreis belilzt.
Das Gesicht vom Clypeus bis gegen die ücellen liinaui', ein
Fleck hinter den Augen, die Seilen des Pionotum, zu ei vor
der Mitte abgekürzte Längsstriemen und zwei Seitenflecke
des Mittelrückens, die Schulterbeulen, der vordere und obere
Theil der Brustseiten eowie ?A\ei Flecke an den Seilen des
Hinten ückens schnee^eiss betilzt. Sciieitel, Mittelrücken und
Scliildchen zwar grober, aber weniger dicht punktirt als bei
der gemeinen Art, daher stellenweise etwas glänzend, die
Mittelfurche der beiden letzteren betiächtlicli tiefer und breiter,
das Schildchen daher zweiwulstig. Die Seitenzäime an die-
sem lang und zugespitzt, hakenförmig gekiümmt. Tegulae
echwärzlici» jiechbraun, Flügel ein wenig stärker gebräunt
als bei Ep. raricgaliis. Beine kohlschwarz mit pechbraunem
1S9
Endglied der Tarsen und rolliln aunen Pubsklauen; die Hinter-
i-eile der Mittel- und Vorder^clienkel, die Spitze der hinteren
und die ganze Auf-scneeite der drei J-'eliienenpaare sclineeweiss
lielil/t. Hinlerleib oberhalb dicht und lein körnig punktirt,
matt kohl.^eiiw arz; von dei' Doppeibinde dey ßasalringes
reicht der vordere Ast weiter nacli innen als der hintere,
M elcher von demjenigen der anderen Seite durch einen breiten
Z\A ischenraum getrennt i^t. Die rein weissen Halbbinden
des 2. bis 6. Ringes sind nicht in Flecke aufgelöst, nehmen
von vorn nach hinten in gleichem Maasse wie der Hinterleib
an Breite ab und werden auf der Älitte des Kückens durch
einen schwarzen Kaum von der Form eines nach hinten zu-
gespitzten, gleichsclicnkligen Dreiecks getrennt. Siebentes
Dorsalsegment körnig punktirt, nackt, mit blutrother Spitze.
Die beiden vorderen Bauchringe sovi ie die Basis des dritten
dicht und grob punktirt, nackt und glänzend, der Hiuterrand
des z\\ eiten stark aufgebogen, der des dritten leicht aus-
gesch^'\•eil't und gleich dem der beiden folgenden mit auf-
gerichteten bräunlichen Borsten gewimpert, welche am 3.
etwas kürzer als am 4. und 5. sind. Die freiliegende Fläche
des 3. — 5. Ringes erscheint seidig gelb befilzt.
Ein mir vorliegendes Männchen dieser ausgezeichneten
Art wurde von Herrn Hart mann bei Arnswalde in Pommern
gefangen,
Anmerkung. Die dürftigen Angaben, welche Evers-
mann über geinen Epeolus htciuosus, dessen Sexus nicht
einmal er\A ühnt wird,, macht, passen mit Ausnahme der „pedes
immaculati" sehr wohl auf die Aoi-stehende Art, deren wesent-
liche Merkmale jedoch unerw ahnt bleiben. Auch für den Fall
der Identität kann der von ihm gebrauchte Name, welcher
zuvor vonSpinola an eine Chilenische Art vergeben worden
ist, nicht bestehen bleiben. Die von Smith (Catal. Hymenopt.
Brit. Mus. II. p. 258) dafür substituirte Benennung: Ep, iristis
kann als durchaus unpassend für die vorliegende Art nicht
acceptirt werden.
4. Epeolus amabilis.
Sciifello [oraler dciitalo, aler. reJidinus. pronolo, pectoris
Idlcribus, legiilis sciilcUique rnaciilis d/iahus saiu/nincis , ahdo-
niiue nicco-pirlo: fasciis se(jnienti /. et 2. laleralibus didijnns,
3 et 4. in maciilus In/ias dissoliifi.s-. Long. 7% .9 mill. o-V.
Kjieuliis raricfjiiius var. Smith, ('atal. Hymenopt. Ins. Brit.
Mus. II. p. 255.
<^. Abdomitiis seynienlis veidrnlihus S. ei 4. apice excisis,
4. et 5. setis rigidis atris fimbrialis.
160
Die Unterschiede dieser Art von Epeoliis variegatus^
dessen mittelgrossen Exem]>laren sie gleichkommt, sind selir
in die Augen fallend. Die Fühler sind bei et\\as grösserer
Länge ihrer Glieder merklich schlanker. Aussei- den Tegulis
sind das Pronotum, die Schulterbeulen, der untere Theil der
Brust.seiten und zwei rundliche Flecke auf der Mitte des
Schildchens licht blutioth, die Seitendornen des letzteren
beträchtlicii länger und spitzer, hakenartig gekrümmt. Die
filzige Beiiaarung auf Thorax und Hinterleil) ist nicht gelb-
lich-, sondern rein schnecweiss, die Halbbinde des zweiten
Hinterleibsringes gleich derjenigen des ersten doppelt, d. h.
auch am Vorderrande vorhanden, hier jedoch stark seitlich
abgekürzt; übrigens ist sie nach aussen gleichfalls mit der
Hinterrandsbinde vereinigt. Die Anordnung der v^eissen Flecke
auf den folgenden Ringen ist beim Männclien die gleiche wie
bei Ep. cariegatus^ beim Weibchen dagegen sind auf Seg-
ment 3. und 4. die äusseren grosser und auf Segment 5. nur
zwei sehr grosse, scharl' abgegrenzte Flecke vorhanden,
^^■elche nach der Mittellinie hin ebenso weit reichen wie die
mittleren Flecke der vorhergehenden Ringe.
Beim Männchen sind der 3. und 4. Bauchring in der
Mitte ihres Endrandes tief ausgebuchtet, der 4. und 5. zwar
gleichfalls mit langen, aufgericliteten Borsten bewimpert,
diese jedoch tief schwarz und an der Spitze nicht eingekrümmt.
Beide Geschlechter vom Cap (Krebs) im Mus. Berol.
5. Epeolus miiitaris.
Ater , denudaius, vapite Ihoraceque grauoso-piinctatis,
opacis, anfennis basin versus, tegulis, pedibus abdomimsqtie
segmenüs diiobfis basalibus rufis, posterioribns muculatini albo-
tomeniosis. Long ,9% mill. V
Von der Grösse der stärkeren Individuen des Ep. varie-
gattis, durch den Mangel des Tomentes auf dem grösseren
Theil der Körperoberfläche sowie durch die Färbung des
Hinterleibes ausgezeichnet. Fühler schlank, lebhaft lostroth,
die Rückenseite des ersten und der fünf letzten Glieder pech-
braun; Mandibeln vor der Spitze blutioth. Kopf von vorn
nach hinten zusammengedrückt, Stiin und Scheitel beiderreits
von dem scharf ausgeprägten Mittelkiel ausgehöhlt, dieser
und die Augenränder nach vorn hervortretend. Nur die
Gesichtsfläche von den Fühlern bis zum Clypeus erscheint
durch anliegende weisse Schu]>penhaare wie bepudert; Scheitel,
Thoraxrücken, Brustseiten und Schildchen sind dagegen nackt,
grob und dicht körnig puuktirt, matt schAvarz. Die Seiten-
zäline des letzteren klein und spitzig. Tegulae licht rost-
roth, Flügel ziemlich intensiv und fast gleichmässig gebräunt.
161
schwärzlich geädert, die gewöhnliche Binde vor dem Hinter-
rande der Vorderflü^el etwas durcliyclieinend. Beine licht
lostroth, an den vorderen Hüfte, Trochanter und Schenkel,
an den mittleren nur die beiden ersteren, an den hinteren
nur die Hül'te feeh\\ärzlicl' peehbraun; Schiensporen und Fuss-
klauen licht gelärbt. Hinterleib gegen die Basis hin glänzend,
auf rothem Grunde bei weitem sparsamer — an der Basis
sogar zerstreut -- punktirt als auf den schwarzgefärbten
hinteren Bingen. Zx^eiter Dorsalring am Hinterrande gebräunt
und an jeder Seite desselben durch feine Behaarung weiss
schimmernd; auf dem dritten und vierten jederseits zwischen
der Mittellinie und dem Seitenrande ein greisgelb-filziger Quer-
fleck, in der Mitte des fünften ein unpaarer solcher; letzterer
sowie die Oberseite des sechsten Ringes silberschimmernd.
Auf der Bauchseite sind die drei ersten Ringe roth, der vierte
und fünfte tief schwarz gefärbt und durch anliegendes Toment
matt, der Aculeus sehr lang, rostroth.
Vom Cap. (v. Winthem) im Mus. Berol.
Anmerkung. Diesen fünf Arten der alten Welt steht
eine bei weitem beträchtlichere Zahl Amerikanischer Arten
gegenüber, welche sich meist durch sehr viel ansehnlichere
Grösse auszeichnen. Auch die Männchen dieser besitzen die
charakteristische Befransung der hinteren Bauchringe.
9. fC|»e4»Iolfles Gir.
Labnnn transi'ersuw, denle medio compresso inslractum,
Antennae -^ 13-arlicidatue.
Oculi S cmcli, Vertex anguslatas.
Akte (^ densiiis quam 5 pilosac.
Unguiculi antici o profunde bißdi.
Abdomen r^ scgmenlo sepfimo angnsto, styliformi, centra-
Ubiis 3., 4., 6. lange pilosis , 3. setis erectis rigidis fimbriato.
Epeoloides coecutiens Fab.
i^. Niger, fulüo-pUosus , antennarum funictilo, tegiilis,
übiis tarsisqiie nee von abdoniinc fulms , hoc uirinqiie fiisro-
signato. Long. 9 inill.
(1793) Apis coecuiieiis **Fabricius, Entora. syst. II. p. 340,
no 114 (sec. specim. typ.)-
(1804) Ccnlris coecutiens *f F a b r"i ci u s , Syst. Piezat. p 360,
no. 3'^.
(1866) Epeoloides ('uhicenlris Öcheiick, Berl. Eiit Zeitschr.
X. p. 340, no. 2.
$. Nigra, subnilida, fiisco-pilosd. tcgulis, iibiis iarsisque
nee non nbdominis seguienlis tribns anterioribus rußs: facie
abdomineque maculatim argenteo-sericeis. Long. 6' niill.
162
(1863) Epeoloides amliffuus Giraud, Verhandl. d. zoolog.-
botan. Geselisch. zu Wien XIII. p. 45.
(1867) Epeloicles (sie!) rt?«Ä/f/M(/.s' R a d 0 sz k o w sky , Hör. soc.
entom. Ross. V. p. 81, pl. 3, fig. 5.
Fabricius hat das von dem Weibchen selir abweichende
Männchen dieser Art als Apis toecufieyis durchaus kenntlich
beschrieben. Das Gesieht ist dicht und lang weisslich gelb,
Scheitel und ^J'horax mehr röthlicli gelb behaart, und zwar
setzt sich von letzterem die Behaarung auch auf den grössten
Theil der Flügelfläche fort, wo sie besonders auf der Cosla
und dem Stigma deutlicii in die Augen fällt. Die Endränder
des 2. bis 4. Bauchsegmentes sind gleich der Fläche des
sechsten mit langer, aufgerichteter Behaarung dicht bekleidet,
während der Spitzenrand des fünften Ringes durch eine
Wimperung mit steifen, seidenglänzenden Borsten von gold-
gelber Färbung ausgezeichnet ist. — Dass der Epeol. fulvi-
ventris Schenck, wie der Verf. angiebt, auf ein weibliches
Exemplar begründet ist, erscheint kaum glaublich; wenigstens
treffen die dafür gemachten Angaben auf das Männchen der
vorstehenden Art — bis auf die nicht erwähnten wesentlichsten
Merkmale — vollkommen zu.
Diese von Fabricius zuerst nach Leipziger Exemplaren
beschriebene Art scheint in Deutschland weit verbreitet zu
sein; den bisher angegebenen Fundorten: Oesterreich und
Baiern ist auch Berlin hinzuzufügen, wo sie von Klug ge-
sammelt worden ist.
10. Bliatliymiis Lepel.
Encycl. meth. X. p. 448 (1825).
Liogastra Perty (1834).
Labritm Iransversum, subrotiindatvm
Palpi m axillar es uulli.
Mandibulae teniies, falciformes.
Unguiculi in ntroqne sexii basi appendiciilafi, aciitissinii.
Abdominis segmentnm dorsale /. brere , 2. reteris mnlio
longius: ventrale ? .5 late tninratiim, deplanalum, (i apertnm,
minntnm.
Mas: Abdominis segmentnm dorsale 7 trianguläre, apice
bißdnni , ventrale 4. apice pectinato-fimbriatmit , ö. profunde
arcnato-emarginatum , ntrinqne fasciculatnm.
Wie bereits Pert}' (Delect. animal. articul. Brasil, p. 146)
richtig erkannt hat, gehört diese Gattung zu den Latreille-
schen Kukuksbienen, während sie mit Sphecodes, zu welcher
sie Lepel etier brachte, weiter nichts als eine analoge Fär-
bung gemein hat. Ihre Lippentiister sind verlängert, scheiden-
163
artig und inil den beiden kurzen, am vorhergehenden IVei
aitikulirenden kleinen Endgliedern versehen, die M;indibeln
zahnlos, schmal sichelförmig. Im Flügelgeäder stinin)t liha-
Ihymns am meisten mit Epcoloides überein, da die beiden
Nei-vi recurrentes genau auf die 2. und 3. Cubital-C^ueradcr
stossen. Die auffallende Bildung der Baucluinge des männ-
lichen Hinterleibes setzt sie in nächste Verwandtschaft mit
Epeotus und der vorhergehenden Gattung. — Indem Lepele-
tier, ohne die Gattung auf die Mundtlieile geprüft zu haben,
sie als nahe verwandt mit Sphecocies Latr. ansehen zu dürfen
glaubte, vereinigte er sogar beide zu einer besonderen Unter-
fEimilie Rhathymidae , welche auch in compilatorisdie Bienen-
schrilten übergegangen ist und hier sogar für i^phecodes allein
in Anwendung gebracht wird Da sich die Gattung Snhecodes
unmittelbar an Andrena anschliesst (wiewohl sie in den Mund-
theilen mehr Uebereinstimmung mit Prosopis zeigt), so liegt
für eine Absonderung derselben von ihren nächsten Vei-
wandten überhaupt kein Grund vor, am wenigsten aber unter
einem Gruppen-Namen, welcher einer ganz fern stehenden
Gattung entlehnt ist, Ueberhaupt stellt man in einem natür-
lichen System eine Gattung stets dahin, wohin sie ihre wesent-
lichen Merkmale verweisen. Man kann aho z. B. nicht aus
der Gattung Psiihyrns eine besondere, zwischen ganz hetero-
gene Formen eingeschobene Unterfamilie Psilliyridae bilden,
sondern reiht sie naturgemäss der Gattung Bombus an; ebenso
wenig bildet die Gattung Philercmus eine eigene Unterfamilie
Phileremidae , sondern man stellt sie zwischen Bicistes und
Ammobales einer- und Nomada andererseits.
Rhathymus bicolor Lepel.
(1825) Rhathymus hivolor Lepeletier, Encycl. meth. X.
p. 448, 110. 1 ($).
(1834) Liogastra hicolur Perty, Delect. animal. p. 147, pl. 28,
fig- '^ (?)•
Das bisher unbeschriebene Männchen dieser Art variirt
in der Färbung noch innerhalb weiterer Grenzen als das Weib-
chen. Der Hinterleib ist bald in seiner ganzen Ausdehnung
und mit Einschluss der Befransung und büschelartigen Be-
haarung des 4. und 5. Bauchringes licht rostroth, bald so weit
geschwärzt, dass nur die Scheibe des Rückens die rothe
Färbung beibehält, während oberhalb die Basis, Spitze und
die Seitenränder, unterhalb aber sämmtliche Ringe mit ihrem
Haarbesatz schwärzlich pechbraun erscheinen. Im ersteren
Fall sind die Mittelbeine von der Mitte der Schenkel ab, die
hinteren mit Ausnahme der Hüfte und des Trochanters ganz
rostroth; im letzteren alle Beine mit Ausnahme des letzten
164
röthliclien Tarsengliedes schwärzlich pechbraun. Das grosse
sechste ^'entralsegment des männlichen Hinterleibes ist voll-
kommen llach, quadratisch, in der Mitte gekielt und beider-
seits gegen die S}>itze hin eingedrückt.
Die Exemplare des Mus. Berol. stammen aus Columbien
und Cayenne.
11. M^Oliaadil Fahr.
Labrinn Iraiisrersinn, sublnincaliim.
Palpi maxilldrcs elo/ujali, ö'-artioilafi, arliriilo basali brcvi.
ünguicull anticf j profunde bifidi, V omnes basi appen-
dicnlati
Abdoniinis seynienlnni dorsale qnintum $ apice depressum,
sericenm , sexttun obtiise Iriqiietrinn : ventrale qu'mtiim depla-
natum, apice utrinque sclis /igidis fasciciilatiim.
Nomada eustalacta.
Autennh rufis , ante apiceni fnsro annulalis , tiigra , fere
Jinda, pronoto, pectoris laier ibus, mesonoti rittis quafnor scu-
tellisqne sanguineis: callis luinicralibus aiirantiacis , abdomine
rnfo, snpra /nsco-cingiilalo , segnicittis 2. et 3. utrinque, ö.
niedio flaro-macnlatis Long. 12 — /.'i //////. $.
Mit ISom. lateralis Panz., ochrostoma Kirby und cincti-
cornis Nyl. zunächst verwandt, von den ersteren beiden jedoch
schon durch die sehr viel beträchtlichere Grösse, von letzterer
durch die Bindenzeichnung des Thoraxrückens, die blutrothen
Brustseiten und die abweichende gelbe FJeckung des Hinter-
leibes unterschieden. — Um die Hälfte grösser und robuster
als die stärksten Exemplare der Nom. ruficornis Lin. Fühler
schlank, rostroth, das erste Glied oberhalb schwach dunkel
gestriemt, die drei vorletzten besonders unterhalb stark ge-
bräunt. Oberlippe und Mandibeln licht rostroth, erslere mit
sehr undeutlicher und kurzer zahnartiger Leiste, letztere an
der Spitze schwärzlich pechbraun. Am Kopf ist der ganze
Clypeus mit Ausnahme einer zweiziptligen schmalen Basal-
binde, ein unpaarer rundlicher Punkt unter den Fühlern sowie
der ganze Umkreis der Augen breit rostroth, so dass nur die
Mitte der Stirn, die Ocellengegend in Form eines Rhombus
und das Hinterhaupt scinvarz erscheint. Auf der Gesichts-
fläche zeigt sich nur eine dünne, anliegende, beiderseits am
Hinterkopfe jedoch längere und abstehende weisse Behaarung.
Der Thorax ist oberhalb nackt, kohlschwarz, mit blutrother
Zeichnung; letztere Färbung haben das Pronotum, die Seiten-
ränder und zwei nach vorn stärker als hinterwärts abgekürzte
Längsbinden des Mittelrückens, die beiden Schildchen in ihrer
165
ganzen Ausdehnung sowie der bei weitem grösste Thei! der
Mittel briietseiten, endlicli am Hinterrücken die Stigmata und
ein Punkt beiderseits von ileni dreieckigen Mittelfelde. Sehulter-
beulen goldgelb mit rötlilicliem Anflug, Tegulae licht rost-
l'arben. Eine \veisse Beliaarung bef-chränkt sich auf den hin-
teren Theil der Brustseiten, wo sie dünn und staubartig, sowie
auf die Seiten des Hinterrückens und die Aussenseite der
Hinterhüften, wo sie dichter und fast filzig erscheint. Die
Beine sind von der Spitze der Hüften ab intensiv rostroth,
die beiden hinteren Schenkelpaare jedoch an der Basis, sowie
ein Punkt an der Hinterseite ihrer Trochanteren schwarz.
Dehnt sich die schwarze Färbung an der Rückseite der Hinter-
schenkel weiter, bis über die Mitte hin, aus, so erscheinen
auch die entsprechenden Schienen und Metatarsen innerhalb
pechbraun gestriemt. Flügel mit Ausnahme der regulären
Fensterflecken und des dunkelbraunen Spitzenrandes der vor-
deren gleichmässig wässiig gebräunt; Geäder pechbraun, Costa
schwärzlich, Stigma blassbraun. Hinterleib intensiv rostroth,
überhalb die ßasalhälf'te des ersten Segmentes, unterhalb ein
hinten tief dreieckig ausgeschnittener Wurzelfleck desselben,
sowie eine auf die Mitte beschränkte Randbinde des 1. bis
4. Kinges tief schwarz. Auf der Oberseite ist ferner der
Spitzenrand der beiden ersten Segmente mit einer schmalen,
die Basis des dritten und vierten mit einer breiteren schwärz-
lich pechbraunen Querbinde gezeichnet; die Seiten von Seg-
ment 2 und 3 sind je mit einem dreieckigen goldgelben Fleck
geziert, von denen der hintere zwar den gleichen Quer-
durchmesser hat, aber reichlich um die Hälfte kürzer als der
vordere ist. Das fünfte Segment ist mit einem w^eissgelben
Rückenfleck versehen, welcher an Breite dem seidig behaarten
Spitzenfelde gleichkommt. Sechstes Dorsahegm^nt rostroth:
die Borstenbüschel des fünften Ventralringes schwarzbraun.
Diese ansehnliche Art liegt mir in drei übereinstimmenden
weiblichen Exemplaren aus der Umgegend Berlin's vor, wo
sie von Klug und mir (Freienwalde, 7. Juni) gefangen wurde.
Ich selbst beobachtete sie in Gesellschaft von Anthophora
aestivalis Panz. und Eucera longicornis Lin. Hire Flugzeit
fällt später als diejenige der Nomada sexfasciala Panz.
12. Uiovys Lepel.
Oculi glabri.
Lahriim elotiyatutn, paralleliim, apire tniiiration.
Palpi nuixillares hreDissitni, hiarficulali, articulo '2. lenu'i.
lufjninili oV futtc apicem iniidei/tati.
Abdomen V scymentis venlraUbus sex completis, penultmo
transvej'so, truncato.
166
1. Dioxye ardens.
Nigra, opaca, fernigineo-s(/iiaiinilos(i et pilosa, anfeiiiiannii
fiminüo, tegnlis, abdoiuvte pedihitsqiie nnnabarinis , cilis itifit-
sralis. Lonc/. II niill $
Fühler brennend lotli mit bräunlicher Spitze und schwärz;-
lieli pechbraunem, lang und buschig- rostgelb beliaartem
Schaft. Die Gesichtstläche mit dicken, borstenartigen, an-
liegenden Haaren bekleidet, welche längs der Augeniänder
und auf dem Clypeus kurz, schuppenförmig und weisslich gelb,
im Uebrigen lang und brennend rostroth gefärbt sind. Scheitel
gleichfalls mit kurzen, schupi^enförmigen, gieisen, die Backen
mit längeren rostfarbenen Haaien bedeckt. Oberlippe und
Mandibeln schwarz , letztere mit blutrother Spitze. Thorax
und Schildchen dicht und grob körnig punktirt, matt schwarz,
aber durch eingestreute Meissliche und gelbe Schuppen grau-
braun erscheinend, die Händer beider durch dichte und kurze
Filzhaare rostgelb gesäumt; Bru!^t^eiten dicht ochergelb,
Sternum fast ^^ eiss beschuppt. Schildclien in der Mitte ge-
rundet, beiderseits tief aiisgesciinitten und nach aussen mit
einem scharf dreieckigen, zahnaitigen Vorsprung versehen.
Mitteldorn des Postscutellum fein und kuiz, schneidenartig;
der dreieckige, nackte Mittelraum des Hinterrückens matt
kohlschwarz. Tegulae licht mennigroth. Flügel fast gleich-
massig gebräunt, stahlbläulich schimmernd, mit schwarz-
braunem Geäder; die Radialzelle dunkler braun, die Binde
vor dem Hinterrand der Vorderflügel lichter durclischeinend.
Die Beine in ihrer ganzen Ausdehnung mit Eiuschluss der
Hüftspitzen mennigroth, mit zarter gelbseidiger Behaarung, der
Tarsus der Mittelbeine wenig, derjenige der Hinterbeine kaum
länger als die entsprechende Schiene. Hinterleib des Weib-
chens niedergedrückt, in Form eines langgestreckten sphä-
rischen Dreiecks, auf der Grenze der einzelnen Ringe deutlich
eingekerbt, sehr fein und dicht chagrinartig punktirt, matt,
licht mennigroth; nur das auf der Mitte seiner Kante grubig
eingeschnittene Basalsegment ist hier sparsam und grob punk-
tirt und daselbst glänzend. Sechstes Dorsalsegment von der
Form eines stumpf abgerundeten, gleichseitigen Dieiecks,
leicht und gleichmässig gewölbt.
Im südlichen Spanien einheimisch; bis jetzt nur da? Weib-
chen vorliegend.
2. Dioxys cruenta.
Nigra, capite thornccque confertim punclalis, mvco-/nlosis,
ahdomine foriiter sed disperse pimctato, segmenüs 1 — 3. san-
giiifieis, onmibiis albo-ciliatis. Lotig. 9% — 10'/^ mill S-
167
Von Diox. cinclä Jur. und Pyrenaica Lepel. nicht nur
durch weitere Ausdehnung der rothen Hinterleibsfärbung,
sondern aucii durch die weitläufige Punktirung und den Glanz
der hell gefärbten Segmente unterschieden. Kopf und Thorax
durch dichte runzlige Punktirung matt, schwaiz, die Gesichts-
tläche, die Backen, der Umkreis des Rückens powie Brust
und Schildchengegend mit ziemlich langen, rein weissen Haaren
bekleidet. Fühler unterhalb und Tegulae schwärzlich pech-
braun, Mandibeln an der Spitze blutroth durclischeinend.
Punktirung des Scliildcliens sehr grob, grubenartig, etwas
unregelmässig, die Seitenzähne klein, flach, spitz dreifckig;
Mittelzahn des Postscutellum stark aufgerichtet, im Profil
gesehen mit stumpf abgerundeter, leicht nach hinten gewandter
Spitze. Flügel glashell, schwarzbraun geädert, die Radial-
zelle und der breite Hinterrand der Vorder- sowie die Spitze
der Hintertlügel wässrig gebräunt. Beine durchaus sch\\arz,
nur die Schiensporen und Fussklauen licht rostroth; Schenkel
und Schienen ausserhalb lang schneeweiss behaart, die Hinter-
schienen innen kurz gesciioren greis und daselbst sehr fein
granulirt, aussen dagegen grob narbig punktirt. Innenseite
aller drei 'l'aisenpaare goldgelb behaart, die beiden hinteren
linear, der Metatarsus der Mittelbeine kürzer, der hinteren
reichlich so lang wie der übrige Fuss, Hinterleib des Männ-
chens fast cylindrisch , im Bereich der vordem Hälfte grob
und zerstreut jnmktiit, glänzend; die beiden eisten Segmente
oberhalb ganz, das dritte bis auf einen schmaleren oder bi-ei-
teren Hintersaum licht blutiotli, die übrigen schwarz, dichter
und feiner punktirt, an ihrem farblosen Endsaum mit kurzen
\^ eissen Härchen dicht gcfianst. An den beiden vorderen
Rillgen sind diese Haarsäume etwas länger, aber auf die Seiten
beschränkt. Baucliseite gleichmässig punktirt, vom dritten
Segment an sch\\arz, das erste mit ebenso gefärbter Basis.
Der aufgebogene Endrand des vieiten Segmentes in der Mitte
mit z\^ ei kurzen, spitzen Zähnchen be\'\'ehrt, deijenige des
zweiten und dritten sowie die SpitzenhäKte des eingesenkten
und beiderseits zahnartig hervortretenden fünften Ringes seidig
gelb behaart.
Auf Sicilien eiuheiniiscli. (Mus. Berol.)
3. D i 0 X j s p u m i 1 a.
iMgra, nbiqiie coii/'ertini piuictahi, opaca, alhido-pnhcscens,
abdoiiiinis scfjniciilis l.^.'i. saiKjn'uicis, aiilcnnis siiblns lursisque
(ij.'ice fernu/i.'H'i.s. Long. 7 null <j.
An den Füiilern sind das 4. bis 6. Glied kürzer als ge-
wöhnlich, quer, die Geissei unterhalb vom 5. Gliede an licht
168
rostfarben. Mandibeln mit rothbrauner Spitze. Scheitel gleich
dem Tlioraxrücken dicht und grob, der Clypeus dagegen viel
feiner runzlig punktirt, letzterer nur kurz und dünn, die
Fülileigegend und die Seiten des Gesichtes dagegen lang
weiss behaart j aucli die Seiten des Hinteihaupts, die Schulter-
beulen und Brustseiten sind mit tciineeweissen Haaren bedeckt.
Die Seitenzähne des Schildchens fast gleichseitig dreieckig,
der mittlere des Postscutellum kurz und fein, abgestumpft.
Tegulae mit rothbrauner Aussenseite; Flügel, abgesehen von
der M'asserhellen Binde, fast gleichmässig wässerig gebräunt.
Beine schwarz, Kniee und Schienspitzen blutroth, Schiensporeu
und die drei Endglieder aller Tarsen nebst Fiissklauen lichl
rostfarben; Hinterschienen aussen grob siebartig punktirt,
weiss beborstet, nicht ganz so lang wie die Hintertarsen, diese
gleich den übrigen innen gelbhaarig. Hinterleib durch gleich
massige, dichte, runzlige Punktirung matt, die drei vorderen
Segmente oberhalb licht blutroth, die folgenden schwarz,
das 4. und 5. jedoch vor dem lichtgelben Endsaum gleichfalls
dunkelroih gefärbt. Die beiden eisten Ringe nur jederseits,
die folgenden durchgehend weiss gewimpert. Unterhalb ist
die Basis des ersten und die Mitte des dritten Hinges schwärz-
lich braun, der Endrand des vieiten in der Mitte aufgebogen
und daselbst leicht eingekerbt. Haarsaum der beiden ersten
Hinge weiss, des 3. und 4. rostgelb. Fünfter Bauchring ein-
gesenkt, beiderseits zahnartig hervortretend.
Auf Rhodus von Loew gefangen (Mus. Berol.). Von
D. pyre?iaica Lepel. unterscheidet sich diese Art schon durch
die geringe üiösse, die drei roth gefärbten Basairinge des
Hinterleibes sowie durch die Färbung der Füsse und Fühler.
13. €oellovy!^ Latr.
Gen. Crust. et Insect. IV. p. 166 (1809).
Ociili pilosi.
Labrinn ohlongum . parallel/im . riiargbie nntico tninralo,
rccurco.
Palpi maxillares brevissimi, biarliciilali , articiilo .^. siib-
ronico.
Genae ö^ siib onilis forea Iransversa . plenimque glabru
histniciae
InguicnJl o aplce bijidi, ? aciiti.
Abdomen $ segmciiHs i^cnlraübns sex completis, penuHinio
tri(nigidari, acnminato.
In der Umgegend Berlin's sind mir bis jetzt folgende
Arten dieser sch\^ierigen Gattung vorgekommen:
169
a. Die hellen Flecken- und Bindenzeichnungen auf Thorax und
Hinterleib durch niederliegende Filzhaare gebildet. Augen lang-
haarig. Vorderhülten dcrMännchen mit griffelartigem Fortsatz.
J. Coelioxjs conoidea Illig.
Ahdoiuvns fiisriis caiididis omnibiis lale interruptis : segmenlo
renlrali qnarto o luedio bilobo. Lo//(/. //% — /4y^ niilL f^$.
(1806) Anthophoru coiioidca *Illiger, Magaz. 1". Insektenk.
Y. p. 105, no. 3.
(1817) Coelio.ris conoidea *Klug in: Germar's Reise nach
üalmatien p. 267, no. 3«4.
(1831) Coeliojt/s veriis Curtis, Brit. Entomol. pl. 349 0^$).
(1841) Coelioxys pidirltila Lepeletier, Ilist. nat. d. ITyme-
nopt. II. p. 5-20, no. 3 (,^$).
(1847) Coeliü.ii/s leniporalis N vi an der, Adnot. Ap. boreal.
p. 253, no. 4 ($) '
(1853) Coelioxi/s conoidea *Foerster, Verhandl. d. naturh.
Vor.'d. Preusy. Rheinl. X. p. 273 ($).
(1855) Coelioxys vcciis Smith, Bees of Great Britain p. 150,
no. 6 (^$).
Auf Saiid- und Lehmboden gleich häufig, überall in Ge-
selL'-cliaft der MegachUc itiarithna Kirby. Ich traf das Weib-
chen dieser Art \Aiedeiholt in Verfolgung der weiblichen
Megachilen begriffen untl auch in die EingangsöfTnung ihrer
Nester eindringen.
2. Coelioxys rui'escens Lepel.
Abdoniiiiis fasciis 2. —.5. (?) Del '2. — -J. (o) coniiniiis,
ochraccis : segmaiio veiilrali sexto $ jiroloitgalo , ante apicem
anynhilo, qnarto o »ledio biapiculato. Long 11 — i4 milL ,^$.
(1825) Coelio.njs nifesceiis Lepeletier, Encvcl meth. X.
p. 109.
(1841) Coeliod-ys rufescens Lepeletier, Hist. nat. d. Hyme-
nopt. II. p. 519, no. 2 (^$).
(1847) Coelioxijs hehvscens Nv lau der, Adnot. Ap. boreal.
p. 251, no. 2 (,^$).'
(1853) Coelioxys (rinacria *i'oerster, Verhandl. Preuss.
Rheinl. X. p. 300, no. 69 (?) sec. spec. typ.
(1853) Coeliojijs dighjplui *Foerster, ebenda X. p. 295,
no. 66 (,^) sec. spec. typ.
(1855) Coelioxys rufescens Smith, Bees of Great Britain
p. 149, no. 5 (J$).
Eben.'-o allgemein verbleitet ^^ie die vorige und fast noch
häufiger. Ausser an Borragiueen (Anchusa, Echium) w ird sie
besonders an Lelimwänden zahlreich angetrofFen. Die Weib-
chen sali ich hier in die Nestgänge der Aiilh >phoi\i parielina
Fab. und quadrwiacnlata eindringen, glaube aber sie auch in
Verfolgung der Osmia adnnca Panz. und Megacinle ericetorum
Lepel., deren Weibchen gleichfaiite in Lehm wände iiinein
bauen, beobaciitet zu haben.
170
3. Coelioxys elongata Lepel.
Abdontinis fasciis 2. — -/. subcontinins , ßavescentibus vel
albidis, sruteUi dentibus abbreriatis, obtusis : segmento centrali
sexto $ dorsale longe snperante, lanceolato-acummato , quinto
? conferlim punctulato , opaco . quarlo <^ medio fere integro.
Long. 9—lJ mill <^^.
(1841) Coelioxys elonqala Lepeletier, Hist. nat. d. Hvme-
nopt. II. p." 522, no. 4 ($).
(1852) ? Coelioxys simplex Nylander, Revis. Ap. boreal.
p. 279, 110. 6.
(1853) Coelioxys microdonla *Foerster, Verhandl. Preuss.
Rheinl. X. p. 291, no. 61 {,^) sec spec. tj'p.
(1855) Coelioxys simplex Smith, Bees Ol Great Britain p. 147,
no. 2 (^).
(1855) Coelioxys spoiisa Smith, ibidem p. 147, no. 3 ((5^).
(1831) Coelioxys coitica Curtis, ßrit. Eutom, pl. 349 i>^^).
Zu den seltneren Arten gehörend; ich habe i-ie in einigen
Exemplaren beider Geschlechter an einer Leliinwand (Briese-
lang, 6. Juli) gefangen.
4. Coelioxys tricuspidata Foerst.
Abdo7mnis fasciis '2. — -J. iniegris, flacescenlibns , libiarum
calcaribiis kiele ferrugineis : $ seguieniis renlralibtts 4. et 5.
conferlim puncluküis , opacis , sexto ante apicem lanceolaltim
denticiilalo. Long. II — 12 mill. 9.
(1853) Coelioxys tricuspidata *I"o erster, Verhandl. Preuss.
Rheinl. X. p. 302, no. 70 (5) sec spec. typ.
Gleichfalls .«elten; ich ting das mir allein bekannte Weib-
ehen in den Rüdersdorfer Kalkbergen auf Stachys recta,
Anfang Juni';^.
5. Coelioxys diver gens Foerst.
(1853) Coelioxys dicergens "Foerster, Verhandl. Preuss.
Rheinl. X. p. 292, no. 63 0^).
Ein einzelne.'! Männchen im Brieselang, 15. Juni, an Leo-
nurus cardiaca gefangen.
6. Coelioxys conica Lin.
Abdominis fasciis 2. — ö continuis , candidis , segmento
priino ij snpra densius albo-inlloso : ? segmento dorsali (J.
acute carinato, centrali 6 ante apicem lanceolatum constricto:
(^ centrali 4. media biapictilato. Long. // mill <^$.
(1746) Apis conica Linnc, Faun. Suec. no. 1705 ($).
Apis quüdridentata Liniie, ibidem no. 1703 (r^).
(1841) Coelio.rys conica Lepeletier, Hist. nat. d. Hvmenopt.
11. p! 517, no. 1 (,_J$).
171
(1847) Coelioxys arnla Ny 1 an d er , Adnot. Ap. boreal. p. 250,
HO. i ($).
(1853) CoeUoxrjs acuta 'Foerster, Verhandl. Preuss. Rheinl.
X. p. 274 (5) sec. spec. typ.
Coelioxi/s fraterna '"Foerster, ebenda X. p. 294,
no. 65 (rj) sec. spec typ.
CoeUoxijs fissidens -'Foerster, ebenda X. p. 293,
no. 64 (f5^) sec. spec. typ.
(1855) Coelioxys quadridentala Smith, Bees of Great Bri-
tain p. 146, no. 1 (,^$).
Weit verbreitet, aber Aveniger liäufig als C. conoidea und
rufescens. Bei • Neustadt- Eberswalde auf Echiiim, in den
Küdersdorfer Kalkbergen auf Stachys recta, bei Zehlendorf
auf Lotus corniculatus, im Brieselanger Forst. Ich fing die
Weibchen zvAeimal an gleichen Steilen mit Megachile circum-
cincta Kirby, und zwar, wo letztere Art ausschliesslich und
in Menge flog; vermuthlich ist daher Coel. conica der Parasit
dieser Art.
7. Coelioxys aurolimbata Foerst.
Abdoininis fasciis i. — 4. continuis, albis, segrnento dorsali
sexlo $ apice pfofiutde bifoteolato et elecato -marginato, penfrali
qumtü pilis ru/'o-ferrugineis (imbriato. Long. U—JS mill. (^$.
(1853) Coelioxi/s auroli7nlaUi '^F o erster ^ Verhandl. Preuss.
Rheinl. X. p. 298, no. 68 ($).
Da.s Weibchen dieser Art ist schon durch die Bildung
des letzten Hinterleibssegmentes sowie durch die Säumung des
fünften Ventralringes mit goldig oder kupfrig schimmernden
Seidenhaaren leicht kenntlich. Wie bei dem Weibchen ist auch
bei dem Männchen der erste üoisaliing am Hinterrand durch-
gehend weiss gevvimpert; die Oberseite des Hinterleibes ist
zwar etwas dichter ])unkti!t, aber ebenso rein und glänzend
schwarz wie beim Weibchen, das fünfte Segment seitlich kaum
zahnartig hervortretend, die mittleren oberen Zähne des
sechsten zugespitzt.
Ich habe die.ee Art in beiden Geschlechtern bis jetzt nur
im Brieselanger Forst während der ersten Hälfte des Juli auf
blühendem Leonurus cardiaca gefangen,
b. Die hellen Flecke und Bindenzeichnungen durch autliegende
Schuppen gebildet-, Augen kurzhaarig. Vorderluiften der Männ-
chen ohne Anhang.
8. Coelioxys coronata Foerst.
Aulennis brevioribus, 7iigns\ abdominis fasciis albidis ,'i.~~.5.
mlemiptis, segmenlis 4. — 6'. snpra cliatn basin versus f'asciatis.
Long. S—!)% 'mill. r^.
(1853) Coelioxys coronaUi * Foerster, Verhandl. Preuss.
Rheinlande X. p. 280, no. 55 (,j^).
12
172
Ich habe das Männchen dieser bei Berlin sehr seltenen Art
bis jetzt nur zweimal gefangen: Woltersdorf, 18. August und
Rüdersdorf, 6. Juni; das letztere Exemplar auf Stachys reeta.
9. Coelioxys erythropyga Foerst.
Ante7inis gracilioribns , subius cum pedibus maxima pro
parte laete rufis, abdotninis fasciis l — 5 continuis, testaveis
vel albidis, segmento iientrali 6. nsque ante apicern, dorsali 6.
dimidio apicali laete sanguineis. Long. S — JOy^ mill. $.
(1853) Coelioxys erythropyga *Foerster, Verhandl. Preuss.
Rheinl. X. p. 287, no. 59 (?)•
var. $ segmento dorsali 6. toto nigro, ventrali 6. obscure rufo.
^. Pedibus nigris, tibiarum apice tarsisqne rufis: thoracis
marginibus macuUsque nee non abdombiis fasciis continuis 1 — 5.
supra laete ochraceis, segmento dorsali 6. nigro, octodenlato,
fascia basali dense ochraceo-squamosa ornato.
Diese zierliche Art ist zwar bei Berlin nicht häufig, aber
weit verbreitet; ich fing sie von Ende Juni bis in die zweite
Hälfte des August hinein auf dürren Feldern im Brieselang
und bei Woltersdorf. Sie fliegt stets in Gesellscliaft der
Megachile argentata Fab., deren Parasit sie ist; ich sah wieder-
holt die Weibchen in die EingangsölTnung zu den Bauten
dieser Art eindringen, nachdem das Megachile-Weibchen letz-
tere veila&sen hatte. Männchen und Weibehen fliegen in
Gemeinscliaft auf Jasione montana.
Anmerkung. In Bezug auf die in der Gattungsdiagnose
hervorgehobene Eigenthümlichkeit, betreffend die grubenartige
Aushöhlung der Backen bei den männlichen Coelioxys^ ist zu
bemerken, dass diese Auszeichnung den Weibchen vollständig
fehlt; die Backen sind hier stets gleichmäs^ig körnig punktirt
und behaart, resp. befilzt oder beschuppt. Bei den Männchen
ist die sich abwärts vom unteren Augenwinkel und nahe am
Aussenrnnde des tiefen Kehl -Einschnittes (in welchen sich
die Unterkiefer und die Unterlippe einschlagen) vorfindende
Grube je nach den Arten verschieden und mehr oder weniger
in die Augen fallend. Am deutlichsten tritt sie an den mit
Schuppen bekleideten beiden letzten Arten (C. coronala und
erythropyga') hervor, indem sie sich hier als kurze eiförmige,
scharf begrenzte (bei C. erylhropuga gegen das Auge hin mit
einem kieliörmigen Rande umgebene), spiegelglatte, vertiefte
Fläche daistellt. Bei den behaarten Arten ist sie tiefer,
länger gestreckt und mehr der Quere nach verlaufend , so
dass sie fast das Ansehen einer Furche hat. Stark verbreitert
173
erscheint sie bei dem Männchen von C. elongata Lepel. und
divergens Foerst., schmaler und tiefer bei C. conoidea Ulig.,
rufescens Lepel. und aurolimbata Foerst., wo sie an ihrem
Vorder- und Hinterrande mit langen Haaren befranst, im
Grunde zwar punktirt, aber glatt und glänzend ist. Am
wenigsten deutlich tritt sie an C. conica Lin. hervor, nicht
nur, weil sie hier von der dichten buschigen Beiiaarung oft
überdacht wird, sondern auch, weil ihre Aushöhlung durch
gedrängtere Punktirung fast matt erscheint.
14. Ceratina Latr.
Antennae hreves, subclavatae.
Palpi maxillares 4 — 6-articnlaii.
Femora anteriora snbtus dilatata, apicem versus late
excavata,
Tibiae posticae in utroqne sexu extiis unidentatae, *
Unguicitä omnes profunde bifidi.
Fedes postici ? a coxa ad metatarsum usque pilis pollini-
geris hirsiiti, .^ femore tibiaque intus ciliatis.
Dass an den Lippentastern von Ceratina nicht, wie La-
treille angiebt, nur ein einzelnes, sondern zwei kurze End-
glieder ausgebildet sind, ist bereits von Smith hervorgehoben
worden. An den Kiefertastern der vorliegenden Gattung lässt
die Z^hl und Form der Glieder eine auffallende Unbeständig-
keit erkennen. Unter sechs von mir untersuchten Exemplaren
der Cerat. cucurbitina Rossi hatten fünf beiderseits viergliedrige
Taster, das frechste auf der einen Seite vier-, auf der andern
fünfgliedrige, und zwar war im letzteren Fall das überschüssige
Glied durch 'l'heilung des vorletzten hervorgerufen. Bei vier
Exemplaren der Cerat. cyanea Kirb}' (':?$) erwiesen sich die
Taster durchweg als fünfgliedrig, ebenso bei einem Männchen
der Cerat. egregia; ein Männchen der Cerat. callosa Fab.
hatte dagegen rechts einen fünf-, links einen sechsgliedrigen
Taster. An den Vorder- und Mittelbeinen beider Geschlechter
sind die Schenkel unterhalb stark, fast winklig erweitert und
gleich den Hiuterschenkeln bis auf zwei Drittheile ihrer Länge
weit und tief au.sgeliöhlt. Bei den Weibchen sind die Hinter-
beine von der Hüfte bis zum Metatarsus mit langen, sperrigen
Sammelhaaren, welche man beim lebenden Thiere mit Pollen
behaftet findet, besetzt, beim Männchen Hintevschenkel und
Hinlerschienen innen dicht gewimpert. Die Fussklauen sind
nicht, wie Lepel et ier angiebt, einfach, sondern an allen
Beinpaaren beider Geschlechter tief zweispaltig. Ein die Gat-
tung sehr auszeichnendes Merkmal ist die Bewehrung der
Hinterschienen mit einem kleinen spitzen Zahne. Derselbe
12*
174
findet sich bei beiden Geschlechtern an der Aussenseite, etwa
beim Ende des ersten Drittheils der Länge, wo die Schiene
gleich breit zu werden beginnt. Wiewohl diese Bildung von
den Autoren mit Stillschweigen übeigangen wird, ist sie doch
so auffallend, dass sie selbst dem Zeicliner der Lepeletier-
schen Tafeln, welcher sie auf pl. 19 für Gerat . aicurbitina
{albilabris Fab.) sechsmal dargestellt hat, nicht entgangen ist.
Ich finde sie bei allen mir vorliegenden Europäischen, Afrika-
nischen und den zahlreichen Amerikanischen Arten der Gat-
tung in ganz übereinstimmender Weise, vermisse sie dagegen
bei zwei Ostindischen: 1) Cerafina aenea iApis aeiiea Fabri-
cius, Ent. syst, suppl. = MegiUa nenea Fabr. Sjst. Piezat.)
aus Tranquebar, Java und Ceylon und 2} Ceratina smaragdiila
iApis smaragdula Fabricius, Entom, syst. = Megilla smaragdula
Fab. Syst. Piez. = Ceratina maculata Smith) aus Tranquebar
und Java.
• In Europa sind die Ceratinen vorwiegend der südlichen
Hälfte eigen, hier aber, wie es scheint, durch eine nicht un-
beträchtliche Zahl von Arten repräsentirt. Mir sind bis jetzt
folgende bekannt geworden:
a. Körper nicht metallisch geiärbt, Hinterschienen aussen stärker,
fast winklig erweitert; der Nervus recurrens 2. meist nahe am
Ende der zweiten Cubitalzelle einmündend. Kieiertaster der
Regel nach viergliedrig , die einzelnen Glieder langgestieckt.
Männchen mit breiter Haftscheibe an der Basis der Hinter-
schenkel und freiem sechsten Yentralringe des Hinterleii,>es.
1. Ceratina cucurbitina Rossi.
Alis infuscatis, nigra, tiitida, clypeo , callis humcralibus
tibiarumque basi eburneo-maculafis. Long. 6 — 8 null. <:??
(1792) Apis cucuvbilina Rossi, Mantissa Insect. I. p. 145,
no. 325 ($).
(1793) Hylaens allilalris Fabricius, Entom. syst. II. p. 305,
no. 10 ($).
(1804) Prosopis all)il(tiris Fabricius, Syst. Piezat. p. 293,
no. 2 (5).
1 !807) Ceralina allilalris Ju ri n e , Hymenopt. pl 14, fig. 7 (5).
(1818) Ceralina allilalris Ger mar, Faun. Insect. Europ. V.
no. 17 ($).
(1825) Ceralina allilalris Lepeletier, Encvcl. mt'th. X.
p 18.
(1832) Ceralina decolorans Brülle, Exped. scient. de Moree
III. p. 340, no. 755 pl. 48, fig. 9 f,^).
(1841) Ceralina allilalris Lepeletier, Hist. nat. d. Hyme-
nopt. 11. p. 506, no. 2. pl. 19, fig. 1 u. 2 (,^$)
Ceralina allilalris Cuvier, Regne animal, ed. Masson,
pl. 126, fig. 5.
(1855) Ceralina allilalris Smith, Bees of Great Britain,
p. 195, no. 2 (c5$).
(1866) Ceralina allilalris Giraud, Annal. soc. entom. de
France 4. ser. VI. p. 454, no. 7.
175
.^. Chjpci macitia magna, labrl nnnnta eburneis , ahdo-
?nuiis seynieiifo /. breoi, apice lale In/ncalo: femovibus pDslicis
snbfus palelln orafa, ftmbviata, instructis.
Abgesehen von der nicht metallischen Körperfärbung
weiclit diese Art von allen übrigen durch folgende aus-
gezeichnete, bis jetzt übersehene Merkmale des Männchens
ab. Das umgebogene siebente Dorsalsegment des Hinterleibes
ist kurz und an der Spitze breit abgestutzt, nicht wie bei den
metallisch gefärbten Arten in die Bauchfläche eingesenkt; daher
findet sich an dieser auch ein freies kleines sechstes Ventral-
segment, welches vor seinem Endrand mit zwei nach hinten
gerichteten Dornspitzen bewehrt ist. Die Hinterschenkel lassen
an der Basis der Unterseite eine sehr auffallende Bildung er-
kennen, welclie vermuthlicli als Haftapparat bei der Begattung
in Anwendung kommt. Es findet sich hier nämlich eine ovale,
scheibenförmige, leicht ausgehöhlte Erweiterung, welche auf
ihrer Fläche dicht mit greisem, seidenartigem Toment bekleidet,
an ihrer Peripherie aber mit ausgespreizten, besonders am
Hinterrande sehr langen, silberweissen Haaren geM-impert ist.
Die Ceratina cvcAirhitina hat eine sehr ausgedehnte Ver-
breitung über das mittlere und das ganze südliche Europa mit
Einschluss der Mittelmeerküsten Asien's und Afrika's ; ihr Vor-
kommen in England ist gewiss mehr als zweifelhaft. Nach
Lepeletier findet sie sich noch in der Umgegend von Paris,
nach Schenck in Nassau, Ich fing sie Mitte August's häufig
in Chiavenna und Meran auf Centaurea paniculata , deren
Pollen die Weibchen an ihren Hinterbeinen anhäuften, Ausser-
dem liegen mir Exemplare von Genua (Spinola), aus Por-
tugal (Hoff mannsogg), Spanien, Sicilien, Dalmatien, Grie-
chenland (Krüper), Rhodus und benachbarten Inseln (Loew)
und Aegjpten (Ehrenberg) vor. Rossi beschrieb die Art
zuerst au9 Etruiien, Fabricius aus Algier; letzteren Fundort
bestätigt aucli Lucas.
Anmerkung. Dass dieser Art der Rossi' sehe Name
als der älteste und durchaus sichere zukommt, kann nicht
zweifelhaft sein: Rossi beschreibt dieselbe ganz kenntlich
und irrt nur darin, dass er den hellen Fleck des Clypeus
der Oberlippe zuschreibt. Die spätere Fabricius'sche Be-
nennung verdient sclion ihrer Trivialität halber beseitigt zu
werden. Die Ceraiina decolorans Brull6 ist durchaus nichts
anderes als das Männchen der Ceral. cucnrbitbui, für welches
der Verf. sie nach seiner eigenen Angabe auch s^^elbst gehalten
liat, bevor sie durch die unrichtigen Angaben Spinola's über
das Männchen der Cer. albilabi is Fab. irre geführt wurde.
Ob die nach einem weiblichen Exemplare aufgestellte
176
Ceralina parvnla Smith (Catal. Hymenopt Brit. Mus. II. p. 223,
no. 5) aus Griechenland mit der vorstehenden Art näher ver-
wandt ist, lässt sich aus den aphoiistischen Angaben über
dieselbe nicht entnehmen. Was übei- die Färbung des Clypeus
gesagt wird, möchte sogar eher zu der Ansicht berechtigen,
dass diese Art der Gattung überhaupt nicht angehöre.
b. Körper metallisch gefärbt, Hinterschienen aussen nur schwach
erweitert; der Nervus recurrens 2. näher der Mitte der zweiten
Cnbitalzelle einmündend. Kielertaster der Regel nach fünf-
gliedrig. Männchen ohne Haftscheibe an der Basis der Hinter-
schenkel: das siebente Dorsalsegment des Hinterleibes gegen
die Bauchseite eingeschlagen, daher das sechste Ventralsegment
nicht freiliegend.
2. Ceratina egregia.
Magna, splendide coernlea, mesonoto nigricante, metanoti
area media magna, laevigata, lucida, abdoniine viridescenti-
cyaneo vel viridi-aeneo. Long. 12 — 13% mill. c^$.
$. Äbdominis segmenlo septimo oblongo, conico, apice
horizontali , integro, ventrali secundo tubercnlo basali trans-
verso, apice bifida instructo, iertio qnartoque utrinque trans-
verse carinatis: clypei macula magna triloba, labri minore,
gemiiiato eburneis.
S var. Callis humeralibus apice ebnrneo-signatis.
$. Clypei macula angusia (interdum minima) eburnea:
äbdominis segmento sexto acute carinato.
(1832) Ceratina aenea Brülle, Exp<5dit. scientif. de Mor^e
III. p. 341, no. 756, pl. 48, fig. 10 ((J).
(1839) Ceratina chalcites G e r m a r , Faun. Insect- Europ. XXI.
(1854) Ceratina aenea Smith, Catal. Hymenopt. Brit. Mus.
II. p. 223, no. 3 ($).
(1866) Ceratina chalciles Giraud, Annal. soc. ent. de France
4. scr. VI. p. 457 (^$).
Diese prachtvolle Art ist schon durch ihre Grösse, den
firnissartigen Glanz ihres Körpers, die intensiv cyanblaue
Farbe des Kopfes, Prothorax, Schildchens und Hinterrückens,
die mehr schwärzlich violette des MittelrUckens und das grosse
spiegelglatte Mittelfeld der Hinterseite des Brustkastens leicht
kenntlich. Der Hinterleib variirt in der Färbung von leb-
haftem, in's Grünliche spielendem Blau bis in ein schwärz-
liches Erzgrün. Das pechbraun gefärbte siebente Abdominal-
Segment des Männchens ist länglich kegelförmig, längs der
Mittellinie durchaus glatt und daher scheinbar gekielt, die
Spitze nicht aufgebogen, ganz, etwas abgestumpft. Jeder-
seits von dem Basalhöcker ist das zweite Bauchsegment quer
gekielt, was sich an den beiden folgenden wiederholt, nur
dass der Kiel am dritten Ringe in der Mitte eingekerbt, am
177
vierten breit unterbrochen ist. Bei dem Weibchen ist der
schmale Fleck des Clypeus zuweilen sehr klein und möchte
bei manchen Exemplaren leicht ganz verschwinden können.
Während bei allen mir sonst vorliegenden Exemplaren
beider Geschlechter die Scliulterheulen gleich den Tegulis
glänzend schwarz sind, zeigt ein von mir bei Meran gefangenes
Männchen die Spitze der ersteren elfenbeinweiss gefleckt.
Die vorstehende Art ist gleichfalls weit über Süd-Europa
verbreitet. Sie liegt mir aus Tj'rol, Sicilien (Spinola),
Andalusien, Naxos (Krüper) und Attica (Krüper) vor.
Anmerkung. Brülle hat das Männchen dieser Art
sehr treffend beschrieben und abgebildet. Ein in der Be-
schreibung vorhandener Druckfehler: ^metathorax marqu6
de cinq lignes longitudinales ou sutures^ anstatt „mesothorax"
hat Giraud dazu veranlasst, eine specifische Verschiedenheit
zwischen der Cer. aenea BruU. und chalcites Germ, anzu-
nehmen; eine solche ist jedoch thatsächlich nicht vorhanden.
Auch die mehr erzgrüne Färbung des Hinterleibes (Brülle)
tritt gerade an den mir vorliegenden Griecliischen Exemplaren
deutlich hervor, ohne einen specifischen Unterschied zu setzen.
Da eine von Fabrioius als Apis (Megilla) aenea beschriebene
Ostindische Art der Gattung Ceratina angehört*), so kann
*) Weder diese noch eine zweite von Fabricius unter dem
Namen Apis (Megilla) smaragdula beschriebene Ostindische Ceratina
wird von Smith in seinem Catalog der Apiarien des British Museum
aufgeführt , letztere jedoch unter dem Namen Ceratina maculata von
Neuem beschrieben. Die Syrfbnymie dieser beiden Arten ist folgende:
1. Ceratina aenea.
(1798) Apis aenea * Fabricius, Entom. syst, suppl. p. 277,
no. 121-122 (^).
(1804) il/ejfif/a aenea *Fabricius, Syst. Piezat. p. 333,
no. 26 iSy
(1854) ? Ceratina viridis var. Smith, Catal. Hymenopt. Brit.
Mus. II. p. 224, no. 9.
Diese Art ist ausser in Tranquebar (Daldorf in Mus. Berol.)
auch auf Java (de Haan) und Ceylon (Nietner) einheimisch. Ihre
von Fabricius betonte nahe Verwandtschaft mit der folgenden, für
deren Varietät er sie sogar zu halten geneigt ist, ersclieint rücksicht-
lich des ganz abweichend gefärbten und skulpirten Hinterleibs zieinlich
locker. Bei Gerat, aenea ist der letztere nämlich einfarbig smaragd-
grün. — Ceratina viridis Guerin Iconogr. stammt vom Senegal; wenn
Smith diesen Namen daher einer ganz anders gefärbten Ostindischen
Art beilegt, so ist dies nicht recht verständlich, beim Mangel einer
speclelleren Charakteristik aber auch nicht zu constatiren, ob er
darunter etwa die hier in Rede stehende verstanden habe.
2. Ceratina smaragdula.
(1793) Apis smaragdula *Fabriciu8, Entom syst. II. p. 342,
no. 122 (^).
178
die von Biullc angewandte gleiche Benennung der vorstellen-
den nicht verl)leiben. Die:-e]be nach Germur Cerat. chal-
ci/es Illig. zu nennen, ibt nicht statthaft, da die 1 1 1 ige i'sche
Ceral. chalcilcs nach dem Original -Exemplar des hiesigen
Musei ganz und gar davon verschieden ist.
3. Ceratina denti ventris.
Parva, riridi-acitea , capite plus minnsi^e coenilescenle,
rallis hnmeralibus tibiarnmqne basi ebunms: antennis subtus,
tegnlis tarsisque rufo-bnmneis. Long. O'X — ^ ^'^ili-
(J. Abdotninis segmento septiitw oblotigo, conico, apice
acuminato, venire flavescenti-püoso , segmento secundo basi
tuberciilo compresso armato.
(1806) Megilla chahites *llliger, Magaz. f. Insektenk. V.
p. 139, no. 11 05^).
Noch etwas kleiner und schlanker als Cerat. cyanea Kirby,
von welcher sie durch den grünlich bronzefarbenen Körper,
die fast ganz elfenbeinfarbenen Schulterbeulen, die licht röth-
lich braunen oder selbst rostrothen Tegulae und Tarsen,
besonders aber durch die Hinterleibsbildung des Männchens
auffallend genug abweicht. Fühlergeissel unterhalb bei beiden
Geschlechtern röthlich pechbraun oder licht rostfarben, Kopf
entweder gleich dem Körper grünlich bronzefarben oder bläu-
lich, der Clypeus beim Weibchen mit schmaler, länglicher,
beim Männchen mit breit dreilappiger Makel von weisslich
gelber Farbe ^ der Fleck auf der Oberlippe des letzteren klein,
quadratisch. Mittelfeld des Mesonotum zwischen den Längs-
furchen ziemlich dicht punktirt, Sclfildchen mit der Andeutung
eines Mittelkieles. Flügel stärker als bei Cer. cyanea, gebräunt,
an der äussersten Basis rostgelb. Kniefleck an den beiden
vorderen Beinpaaren klein, am dritten sich fast auf das erste
Drittheil der Länge erstreckend ; die Schienen im Uebrigen
pechbraun, mit röthlicher Spitze. Die beiden letzten Seg-
mente des weiblichen Hinterleibes dichter, mehr körnig
punktirt als bei Cer. cyanea, das letzte fast schwärzlich,
stumpfer gekielt. Sechstes Segment des männlichen Hinter-
* (1804) Megilla smnraf/diiht *Fabricius, Syst. Piezat. p. 334,
no. 30 (^).
(1854) Ccraiina matulala Smith, Catal. Hymenopt. Brit.
Mus. II. p. 2'>6, no. 14.
A'aterland: Tranquebar (Hübner m Mus. Berol.) und Java
(Smith). — Fabricius spricht in seiner Beschreibung zwar nur
dem 4. und 5. Hinterleibssegment die beiden schwarzen Sammetflecke
zu; doch finden sie sich bei den mir vorliegenden Original-Stücken
auch auf dem sechsten Segment, wie es Smith für seine Cerat, ma-
culaia angiebt, vor.
179
leibcs gleichfall.s schwach gekielt, am Endiande bhilroth
durchscheineiul , das siebente braunioth, dreieckig, grob und
zerstreut punktirt, niit abgestumplter , ungetheilter , nicht
aul'gericliteter S])itze. Bauchseite des Männchens dicht greis-
gelb behaart, dunkel erzgrün, das zweite Segment in der
Mitte der Basis mit schmalem, seitlicli zusammengedrücktem,
zahnartig hervorspringendem Höcker, die beiden iolgenden
mit einem in der Mitte unterbrochenen Querkiel.
Das von II liger (a. a. 0.) zuerst benannte, aber nicht
beschriebene Männchen stammt aus Portugal; ausserdem liegt
mir die Art aus Spanien, Sicilien und Dalmatien vor. —
Eine Aenderung des II liger "sehen Namens schien in RücR-
sicht auf die irrige üebertragung desselben auf Cerat, egregia
so wie auf die inzwischen von Spinola aufgestellte Ceratina
chalcea räthlich.
4. Ceratina gravidula.
Nigro-coerulea, certice fronteqiie lade cyaneis, clypeo,
callis humeralibns nee non thoracis dorso nigris, niiicUs: meso-
Hoto niedio parce punctata, Incidiilo . metanoto opaco, area
laevigata centrali minima. Long. 9 mill. V.
An Grösse zwischen dem Weibchen der Cerat. egregia
und callosa Fab. die Mitte haltend , von beiden durch die
Skulptur der hinteren Thoraxwand, von letzterer überdies
durch die ungefleckten Schulterbeulen und Clypeus, das nach
hinten stärker erweiterte Abdomen, das stark glänzende
Mittelfeld des Mesonotum, die Färbung der Bauchseite u. s. w.
abweichend. Fühlergeissel unterhalb pechbraun, Stirn und
Scheitel intensiv cyanblau, Clypeus, Hinterkopf und Mittel-
rücken nebst Schulterschwielen und Tegulis fast rein schwarz;
letztere nach hinten durch weissliche Behaarung gesäumt,
Mittelfeld des Mesonotum zwischen den Längsfurchen sehr
vereinzelt punktirt, daher stark glänzend, fast spiegelnd.
Auch die ziemlich grobe Punktirung' der Seitentheile des
Mesonotum ist keineswegs gedrängt, so dass der Glanz noch
ziemlich lebhaft ist. Die hintere Thoraxwand ist mit Aus-
nahme eines sehr kleinen, schmal dreieckigen Mittelfeldes und
einer mit demselben zusammenhängenden Querleiste, welche
glatt erscheinen, durch sehr dichte und feine körnige Punkti-
rung durchaus matt. Flügel von der Wurzel bis zum Beginn
der Cubitalzellen fast glashell, im Uebrigen ziemlich intensiv
gebräunt und schwarz geädert. Der helle Kniepunkt auch
am dritten Beinpaare sehr klein, nicht in die T^änge gezogen;
die Farbe der Beine sonst tief schwarz, die Endglieder der
Tarsen rothbraun. Hinterleib dunkel erzfarben, oberhalb im
180
Bereich der vier ersten Ringe mit blaugrünem Schimmer; an
der Spitze und Bauchseite fast schwarz. Die drei ersten
Hinterleibsringe stärker eingeschnürt als bei Gerat, callosa,
tiefer und weniger dicht punktiit; das Endsegment dichter,
fast runzlig punktirt, mit feinerem Mittelkiel und deutlich
buchtigem, in eine feine mittlere Spitze ausgezogenem Hinter-
rande. Die beiden hintersten Bauchsegmente gegen die Spitze
hin dicht und rauh, feilenartig punktirt, das letzte Um Ende
gelb beiiaart.
Ich fing das Weibchen dieser Art Mitte August's bei
Meran auf Centauiea paniculata, an Hinterbeinen und Bauch-
haaren dicht mit Pollen bedeckt. Das Männchen ist mir un-
bekannt.
5. Ceratina cyanea Kirby.
Cyanea, nitida, clypeo callisque humeralibus nigris, meta-
noto obsolete punctiilalo, medio laevi. Long. 6% — 7% mill. <^$.
(^. Clypeo labroque ebnrneo-maculatis, abdominis segmento
7. obtuse triangulari, opice bißdo.
(1802) Apis cyanea Kirby, Monogr. Apiim Angliae II. p. 308,
Tat-. 17, fig. 7 u. 8 {^^).
(1841) ? Ceratina cyanea Lepeletier, Hist. nat. d. Hymenopt.
II. p. 505, no. 1 ($).
(1855) Ceratina caerulea Smith, Bees of Great Britain
p. 194, no. 1 ((^$),
(1866j Ceratina coertilea Giraud, Annal. soc. ent. de France
4. ser. VI. p. 455, no. 8 ((^$).
(^$ var. Callis humeralibus apice eburneis.
(1825) ? Ceratina callosa Lepeletier, Encycl. method. X.
p. 18, no. 1 ($).
Die Bauchsegmente des Männchens sind gleich denen des
Weibchens gleichmäsng'und dicht punktirt, ohne Höcker und
Kiele. Das siebente Dorsalsegment des Männchens ist fast
gleichseitig dreieckig, .ungekielt, seine Spitze gegen die übrige
Fläche fast rechtwinklig aufgerichtet, abgestumpft und durch
einen ziemlich tiefen Mittelkerb deutlich zweizipflig. Der
Mittelkiel des sechsten Segmentes ist am Ende schneidenförmig
erhaben und zahnartig hervortretend.
Alle von mir in der Umgegend Berlin's gesammelte Exem-
plare haben durcliaus schwarze Schulterbeulen, die Weibchen
durcliweg einen ungefleckten Cljpeus. Trotzdem unterliegen
beide Körpertheile Färbungsverschifedenheiten. Smith er-
wähnt einer Varietät des Weibchens mit weiss geflecktem
Clypeus; mir selbst liegen einige Exemplare aus Portugal
(Hoffm annsegg) und Sicilien (Zell er) vor, welche einen
weissen Punkt an der Spitze der Schulterbeuleu zeigen, ohne
181
specifische Unterschiede erkennen zu lassen. Zwei unter
letzteren befindliche Männchen haben genau dieselbe Hinter-
leibsbildung wie die typische Form,
Die vorstehende Art ist die am weitesten in Europa ver-
breitete der ganzen Gattung; sie reicht bis nach England
und scheint in Nord-Deutschland nirgends selten zu sein; an
den Küsten des Mittelmeeres ist sie gleichfalls einheimisch.
Anmerkung. Man kann bei dieser Art allerdings, wie
es Kirbj gethan hat, die Apis coerulea de Villers als frag-
liches Synonym citiren, sie keinesM^egs aber mit diesem Namen
nach Smith's und G iraud's Vorgange belegen. Durch die
kurzen Angaben von de Villers werden die zunächst ver-
wandten Arten, wie Cerat. callosa Fab. durchaus nicht mit
Sicherheit ausgeschlossen , so dass seine Art immerhin eine
fragliche bleibt. Die allein berechtigte Benennung für die
gegenwärtige ist die Kirby'sche, welche durch eine genaue
Beschreibung beider Geschlechter gestützt wird.
6. Ceratina nigroaenea.
Obscure mridi-aenea, callis humeralibus tegnlisque apice
rufo -brunneis , metanoto opaco , area media laevi angusia:
abdominis segmentis ventralibus 2. et 3. ante apicem laevigatis,
lucidis. Long. 8% mill. S^.
$. Clypei macula magna triloba aurantiaca, labro toto
nigro: abdominis segmento septimo triquetro, carinato, apice
late truncato.
Von der Grösse der Cerat. callosa, von dieser durch die
Körperfärbung, den Maugel der hellen Schulterbeulenflecke
und besonders durch die Hinterleibsbildung des Männchens
unterschieden. Kopf und Oberseite des Hinterleibes sind grün-
lich erzfarben, der Thoraxrücken und das sechste Segment
jenes fast schwärzlich. Fühlergeissel unterhalb pechbraun,
Oberlippe des Männchens ungefleckt, der grosse dreilappige
Fleck des Clypeus, welcher einen ziemlich breiten schwarzen
Vordersaum frei lässt, lebhaft orangefarben. Mittelraum des
Mesonotum zwischen den Furchen glän/,end, zerstreut punktirt,
jedoch beträchtlich zahlreicher als bei Cerat. gravidula^ Schul-
terbeulen und Tegulae licht rothbraun gesäumt. Flügel nur
leicht braun getrübt, mit pechbraunem Geäder. Der weiss-
liche Kniefleck am dritten Beinpaare verlängert, Tarsen mit
braunrothen Endgliedern. Hinterleib dicht punktirt mit schwärz-
lich pechbraunem Vorderrand der einzelnen Ringe; sechstes
Segment beim Männchen dicht körnig gerunzelt, der Mittel-
kiel niedrig, an der Spitze röthlich pechbraun durchscheinend.
Analsegment fast gleichseitig dreieckig, grob punktirt, mit
182
glatter, kielartiger Mittellinie, seine Spitze deutlich auf-
gebogen, breit abgestutzt und durch einen mittleren Kerb
stumpf zweilappig. Das zweite und dritte Bauchsegment beim
Männciien vor dem Hinteriande mit spiegelglatter, fast punkt-
loser Querbinde, das vierte ebenda mit einem in der Mittellinie
unterbrochenem Querwulst. — Beim Weibchen ist der Fleck
des Cljpeus meist stumpf eiförmig und gleichfalls gold- oder
rothgelb, die Spitze der Scliulterbeulen meist lichter als beim
Männc])en, fast scherbengelb. Der Kiel des sechsten Hinter-
leibsringes ist vor der Spitze durch einen Quereindruck unter-
brochen, .
In der Krim (v. Nord mann), an der Küste Klein-Asiens
(Loew in Mus. Berol.) und in Griechenland (Krüper) ein-
heimisch.
7. Ceratina callosa Fabr.
Cyanea, clypeo callisque humeralibus flaco-macnkilis. Long
$. Labro flavo-maculato, abdominis segmento sexto acute
carinaio, septimo apice acnminato, recurvo.
(1798) Apis callosa "'Fabr icius , Entoin. syst, suppl. p. 277,
no. 122 -23 (^) sec. specim. typ.
(1804) MeqUla callosa ■''^Fab riciu s, Syst. Piezat. p. 334,
iio. 31 (?).
(1841) Ceralma maurilanica Lepeletier, Ilist. nat. d. Ily-
menopt. II. p. 507, no. 3 (o$).
(1849) Ceratina tnauritanica Lucas, Explor. scienfc. de l'Al-
gerie III. p. 223, no. 172 (,5*$). • Atlas pl. 10,
fig. 10 isr
(1866) Ceratina callosa Giraud, Annal. soc. ent. de France
4. ser. VI. p. 456, no. 9 (,5^$).
var. S. Labro immacnlato.
Dass diese Art von Cerat. cyanea specifisch verschieden
ist, hat bereits Giraud zur Genüge erörtert. Das in der
Mitte gekielte und mit einer stark aufgebogenen, bald schär-
feren, bald stumpferen, aber stets ungetheilten Spitze ver-
sehene Analsegment des Männchens so wie die leichte Quer-
kielung des dritten und vierten ßauchsegmentes unterscheiden
sie im Verein mit der gelben Fleckung der Schulterbeulen
und der kräftigeren Statur auffallend genug von der Kirby-
schen Art. — Ein mir aus Spanien vorliegendes Männchen,
dessen Oberlippe des gelben Fleckes entbehrt, zeigt keine
Unterschiede in der Hinterleibsbildung von der typischen Form.
Diese Art reicht von Portugal und Spanien durch Süd-
Frankreich und Italien bis nacli Griechenland und Süd-Russ-
land; die Algerische Cerat, matiritanica Lepel. ist damit
identisch.
183
8. Ceratina chrvsomalla.
Viriili-aciica , Ih.ovdrls dorso disperse pinielalo, ciipreo-
micanie, chjpeo, ccülis humeraUhns gei/ubu.upie ßavo-niacidalis:
iegulis piceis, alis inpisralis, molaceo-micanlihus, nieldnoti area
media nilida. Long .9 — /() mill. S'^.
Q. Corpore subtns cum pedibns aureo-piloso, abdominis
segmenlo septiino oblongo-lriquelro, apice bituberculato, cenira-
libus 2. — -/. transoerse callosis, 4. medio impresso.
Der Cerof. egregia an Grösse nahe stehend, aber licht
grünlich erzfarben, mit kupfrigem oder violettem Meiallglanz
des Mittel lückens. Fiihleigeissel unterlialb pechbraun, der
orangegelbe Fleck auf dem Clypeus des Männchens zwar
über die ganze Breite desselben reichend, aber einen schwarzen
Vordersaum freilassend; der gelbe Fleck der Obeilippe quer
viereckig. Mittelrücken zwischen den Längsfurclien zerstreut
und ziemlicii fein punktirt, gleich dem Kopf, Vorderrücken
und den beiden Scliildclien dicht und aufrecht greisgelb be-
liaart. Mittelfeld des Hinterrückens nach oben und beiden
Seiten hin durch kielartige Erhabenheiten scharf abgegrenzt,
beiderseits sehr fein körnig punktirt, längs der Mittelfurche
in ziemlicher Ausdelmung glatt und glänzend. Schulteibeulen
in weiter Ausdehnung wachsgelb, Tegulae röthlich pechbraun;
Flügel von der Wurzel aus, gegen die Spitze hin aber viel
intensiver gebräunt, deutlich violett schimmernd, mit gelblich
braunem Geäder. Die ganze Unterseite des Körpers, besonders
die Kehle, Brust und Beine dicht und glänzend goldgelb be-
haart, der röthlich gelbe Kniepunkt am dritten Beinpaare
verlängert, die Schienen ])echbraun durchscheinend, die beiden
Endglieder der Tarsen rostroth. Erstes Hinterleibssegment
sparsamer punktirt und mehr goldig glänzend als die dicht
und körnig ])unktirten folgenden, das siebente länglich drei-
eckig, pechbraun durchscheinend, grob punktirt, mit glattem
Mittelkiel und abgestutzter, in zwei glatte, schwielige Höcker
endigender Spitze. Bauchseite goldig grün, das 2. bis 4. Seg-
ment mit glänzender und glatter, erJiabener Querschwiele
vor der Spitze; dieselbe ist auf dem 2. Segment in der Mitte
kielartig zugeschärft, auf dem 4. ebenda durch einen gruben-
artigen Eindruck unterbroclien.
Bei dem Weibchen, \a elches in Färbung und Skulptur
der Oberseite mit (iem Männchen genau übereinstimmt, fehlt
die aufrechte Behaarung des Kojjl'es und Thorax, während
diejenige dei' Beine greisgelb erscheint. Der gelbe Fleck des
Clypeus ist regelmässig oval , das seciiste Hinterleibssegment
schwärzlich erzfarben und duichgelieniis fein gekielt, die
Bauchseite fast stahlblau, dicht und gleichmässig punktirt.
184
Beide Geschlechter wurden von Loew auf Rhodus, das
Männchen auch bei Mermeriza gesammelt.
V. Ceratina Loewi.
Viridi-aenea, ihoracis dorso dense punctato, loevi-bilineato,
clypeo, callis humeraUbiis genubusque flcwo-maculatis: iegulis
rufo-brumieis, antice flaco-signatis, alis dilute fiiscis, metanoti
area media liicida. Long. 8 — 5% mill. o$.
(J. Pectore cano-piloso , abdominis segmetito 7. obtvse
triangulari, apice vix emarginalo, ventralibus 3 et 4. ntrinque
carinulatis.
Nur von der Grösse der Gerat, callosa, jedoch gleich
der vorhergehenden Art licht grünlich erzfarben. Der stroh-
gelbe Fleck des männlichen Cljpeus erreicht den Vorderrand,
derjenige der Oberlippe fast ihre Seitenränder; die Fühler-
geissel ist unterhalb gleichfalls pechbraun. Auf dem dicht
goldig punktirten ÄJittelrücken setzen sich die inneren paarigen
Längsfurchen in zwei vollkommen glatte, fast bis zum Schild-
chen reichende Längsstriemen fort, welche sich schon durch
die dunklere Metallfarbe scharf abgrenzen. Am Hinterrücken
ist die Abgrenzung des Mittelfeldes seitlich weniger scharf
als bei der vorhergehenden Art, die Mitte aber gleichfalls in
weiterer Ausdehnung glatt und spiegelblank. Der Endfleck
der Schulterbeulen ist hellgelb, die Tegulae sind rostrotli, mit
licht gelbem Punkte am Vorderrande. Die Flügel sind im
Ganzen, besonders aber an der Basis sehr viel schwächer,
mehr wässrig gebräunt als bei Cerat. chrysomalla; Schienen
und Metatarsen pechbraun durchscheinend, die vier Endglieder
der Tarsen hell rostroth, die Behaarung der Beine greis.
Sechstes Dorsalsegment des männlichen Hinterleibes gegen
das Ende hin scharf gekielt, das siebente fast gleichseitig
dreieckig, pechbraun, grob punktirt, mit glattem Längskiel,
die nicht aufgebogene Spitze desselben breit und fast gerade
abgestutzt. Bauchseite bläulich grün, das 3. und 4. Segment
jederseits mit einer glänzenden schwachen Querleiste vor dem
Hinterrande.
Beim Weibchen ist der gelbe Clypeus-Fleck regelmässig
oval, das dicht gekörnte sechste Hinterleibssegment bis zur
Spitze fein und scharf gekielt, die Bauchseite grünlich oder
bläulich erzfarben, gleichmässig dicht punktirt.
Die Art wurde in beiden Geschlechtern von Loew an
der Küste Klein- Asiens (Kos, Mermeriza, Adalia), von Krüper
später auch in Attica gesammelt.
185
Zwei neue von Hrn. Prof. Zell er in Ober-
Kärnthen gesammelte Chrysis-Arten.
Von Dp. A. CJerstaeclier.
C li r y s i s h i r s u t a.
Nigro-hirta, capite thoraceqiie indigaceis, viridi-variegatis,
abdomme igneo, conferlissime punctiilato, segmenfo anali in-
tegro, siibtruncato, serie punctorum anteapicaä minus distincta:
alis hyalinis, litura costali fusca. Long 10 null. -9.
Nach der Körperfärbung, dem ungezähnten Analrand des
dritten Hinterleibssegmentes und der Versehmälerung des letz-
teren gegen die Spitze hin steht unsere Art mit Chrys. bi-
color Daiüb. (= Chr. trimaculata Foerst.) und Chrys. simplex
Dahlb. in nächster Verwandtschaft und zwischen diesen beiden,
welchen sie in Grösse und Gestalt gleicht, in der Mitte. Wie
bei Chr. bicolor ist das Endsegment an der Spitze quer ab-
gestutzt und die Bauchseite des Hinterleibes auf goldrothem
Grunde schwarz gefleckt; dagegen uie bei Chr. simplex die
Oberseite des Hinterleibes sehr dicht und fein chagrinartig
punktirt. Von beiden ist die vorliegende leicht durch die
lange und dichte, aufrechte schwarze Behaarung des Kopfes
und Thorax, so wie durch die lange und gleichfalls schwarze
der Hinterleibsseiten, besonders aber des Endsegmentes zu
unterscheiden. — Kopf und Thorax tief indigoblau^ an ersterem
die Seiten der Stirn, das Untergesicht und die drei ersten
Fühlerglieder , an letzterem eine Querbinde des Pronotum,
zwei seitliche Flecke des Mittelrückens und die Tegulae sma-
ragdgrün. Scheitel und Stirn etwas grober punktirt als bei
Chr. bicolor, ohne Querleiste über den Fühlern, das Unter-
gesicht gleich von den Augen ab deutlich verschmälert. Post-
scutellum leicht gewölbt; Vorderflügel auf der Scheibe nicht
gebräunt , nur die — vollständig geschlossene — Radialzelle
mit diinkelem Costtilwisch. Schiensporen und Tarsen durchaus
schwarz, Fussklauen gUxtt. Hinterleib oberhalb noch etwas
feiner und dichter als bei Chr. simplex punktirt, trotzdem
aber, wenigstens an dem Hinterrande der beiden ersten Seg-
mente bedeutend glänzender als dort; Färbung fast rein roth,
ohne merklichen Goldschimmer, Mittelkiel auf den beiden
vorderen Ringen sehr stumpf und vor dem Hinterrande endi-
gend. Analsegment nach hinten fast auf die Hälfte der Basal-
breite verengt, der Hinterrand quer abgestutzt, flach, aber
von dem mit ziemlich verloschenen Punkten besetzten Quer-
eindruck aus deutlich aufsteigend. Die lange schwarze Be-
haarung der Hinterleibsseiten ist besonders der sehr kurzen
und weisslichen von Chr. simpler gegenüber sehr in die
Augen fallend. — Vaterland: Ober-Kärnthen.
186
Chry sis cri brata,
Brevinscula, cano-pilosa, aus hyalinis , capite thoraceqne
indigaceis , abdomine purpvvascenti-kjneo , profunde et aeqiia-
liter punclato, segmenti terlii margine anali cyaneo, disüncie
qnadridentato. Long 8 mill. $
Nach Färbung und Zahnung des letzten Hinterleibsringes
in die Dahl bom'sche Phal. VI, Sect. 6 gehörend, im Colorit
zunächst mit Chr. analis Spin., in der Skulptur dagegen näher
mit Chr. scnteUaris Fab. verwandt; von ersterer durch den
grob siebförmig punktirten, glänzenden Hinteileib, von letz-
terer durch die beiden blau gefärbten Schildclien und die
schärfer ausgebildeten Zähne des Analrandes, von beiden
durch küizeren und breiteren Hinterleib abweichend. Von
Chrtjs. sybarita Foerster (Verhandl. d. natuih, Ver. d. Preuss.
Rheinl. X. p. 309, no. 72) durch die Färbung der Stirn, den
Mangel der Querleiste oberhalb derselben, die nicht gebräunten
Flügel und die offene Radialzelle unterschieden. — Kopf und
Thorax indigoblau, mit violetter Beimischung auf Scheitel und
Mittelrücken; Behaarung greis, auf dem Scheitel recht dicht.
Kopf verhältnissmässig schmal, besonders zwischen den Augen,
hier ohne deutliche Querleiste; Gesicht silberweiss behaart,
nur wenig unter die Augen lierabsteigend, Wangen bis gegen
den Scheitel hinauf scharf gekielt. An den Fühlern nur der
Scliaft blaugrün, die übrigen Glieder schwarz; Mandibeln vor
der Spitze blutroth. Postscutellum flach. Tarsen pechbraun,
Fussklauen glatt. Flügel fast glashell, in den vorderen nur
die Costa jenseits des Stigma und der Radius schmal braun
umflossen; Radialzelle breit, weit gegen die Spitze hin reichend,
weniger weit geöffnet als bei Chr. scutellaris. Hinterleib
merklich kürzer und breiter als bei dieser Ait, auch weniger
parallel, sonst in Färbung, Glanz und Punktirung nahe überein-
stimmend, letztere jedoch noch etwas grober und mehr sieb-
artig. Das erste Segment im Bereich des busalen Eindruckes
goldgrün, mit indigoblauer Mitte, das zweite und dritte mit
glattem Mittelkiel; der indigoblaue Hinteirand des letzteren
von etwas grösserer Längsausdehnung als bei dir. scnteUaris,
in der Mitte seiner Basis ^.oldig grün gezeichnet, von dem
vorderen purpurrothen Tlieil durch vier tiefe Gruben jeder-
seits abgesetzt, an der Spitze zu vier zv^ar kurzen, aber
durchaus scharfen Zähnen ausgezackt. Die Bauchseite indigo-
blau und smaragdgrün gefleckt, das dritte Segment in der
Mitte der Basis goldgrün und hier mit einem deutliclien
Mittelkiel versehen. — Vaterland: Ober-Kärnthen.
187
Beiträge zur NaturgescMclite
der Coleophoren
von
]>i*. Otiiuar Hofniann.
(Fortsetzung.)
4. Coleophora (var.) idaeella Hfm.
Die viel te Coleoplioien-Ait, welche ich in Bodenvöhr an
Vacciuium vitis idaea land , ziehe ich als Varietät mit dem
Namen C. idaeella zu Col. viminetella Sta., wofür sich die
Gründe aus dem Nachstehenden ergeben werden. Der Sack
dieser Art ist dem von C. vimiaetella sehr ähnlich, aber be-
deutend länger (6 — 7 Lin.) und schmäler; er ist seitlich com-
primirt mit scharfer Rücken- und Bauchkante, von Farbe
braun, etwas glänzend; Mundöffnung sehr schräg abgeschnitten,
Afteröffnung zweispaltig. Wie bei C. viminetella ist er auch
hier aus Blattstückchen zusammengesetzt und immer deutlich
dreitheilig.
Die erste Anlage zum Sacke geschieht im Herbste, und
zwar dadurch, dass das junge Räupchen hart am Rande
eines Preisselbeerhlattes eine kleine längliche Mine anlegt;
diese braucht es dann nur an der innern Seite vom Blatte
abzlibeissen und durcli Gespinnst zu verschliessen, um ein
kleines, längliches, schwach gekrümmtes Säckchen zu besitzen,
das aus z\\ ei Stückchen von der Blatt-Epidermis besteht.
Wird nun mit der Zeit eine Vergrösserung des Sackes noth-
wendig, so befestigt die Raupe ihre Wohnung am Rande
eines Preisselbeerhlattes derart, dass sie unter einem spitzen
Winkel und in horizontaler Richtung vom Blatte absteht,
bohrt sich dann in das Blatt hinein und minirt wieder eine
schmale längliche Stelle am Blattrande aus. Dieselbe wird
dann ebenso wie das erstemal vom Blatte abgetrennt, und
an ihrem hintern Ende bleibt das alte Säckchen fest hängen;
der neue Sack besteht also jetzt aus 2 Theilen, welchen
später ein dritter ganz auf dieselbe Art angefügt wird.
In der Regel weiden die ersten zwei Sackabschnitte im
Herbste vollendet und nach geschehener Ueberwinterung im
ersten Frühjahr die 3. Abtlieilung angefügt; manche Raupen
vollenden aber auch schon im Herbst ihren Sack vollständig.
13
188
Zum Zweck "der Nalirungsaufnahme minirt die Raupe
die Blätter der Preisseibeere, indem sie ihren Sack an der
Unterseite eines Blattes befestigt und sieh mit dem Vorder-
körper in das Blatt einbohrt, wo sie nicht sehr grosse, un-
regelmässig rundliche Flecken auslrisst, welche anfangs m eiss-
grün' aussehen, später aber bräunlich werden; gewöhnlich
finden sich mehrere solche Frassflecken in einem Blättchen.
Alle Raupen nehmen im Frühjahr noch Nahrung zu sich, wie
dies auch C. viminetella thut, während dagegen C. orbitella
und C. Vacciniorum im Frühjahr nicht mehr fressen.
Die Verpuppung erfolgt im Mai, die Entwickelung des
Falters in der ersten Hälfte des Juni.
Die Raupe, welche diesen Sack an Preisseibeeren ver-
fertigt, ist braungelb mit hellbraunem Kopf und Nackenschild,
2 kleinen, nahe beisammen stehenden schwarzen Hornflecken
am Rücken des 2. Segmentes und einem kleinen schwarzen
Hornfleck an jeder Seite der drei ersten Segmente. Brust-
füsse und Afterklappe sind schwarz; sie unterscheidet sich
also deutlich von der Raupe der C. viminetella, aber nicht in
der Zeichnung, sondern nur in der Färbung, indem die Raupe
an Saalweiden schwarzen Kopf und Nackenschild besitzt.
Die Falter, welche ich aus diesen Preisselbeer-Säckeu
gezogen habe, sind etwas verschieden von denen der C. vi-
minetella; das Männchen ist bedeutend heller grau gefärbt,
die Pühler sind bis zur Spitze scharf schwarz und weiss ge-
ringelt, und die helle Umrandung der orbitella ist nur schwach
angedeutet.
Ein dem soeben beschriebenen ganz ähnlicher dreitheiliger
Coleoplioren-Sack ^^urde von meinem Bruder Ernst Hofmann
bei Oberaudorf im Innthale an Rhododendron hirsutum ge-
funden. Der aus diesem Sacke erzogene männliche Falter ist
nur durch die bis zur Spitze scharf schwarz und \a eiss ge-
ringelten Fühler von C. viminetella zu unterscheiden, weshalb
ich ihn gleichfalls zu dieser Art ziehe, und zwar als var.
Rhododendri.
Schliesslich möge mir gestattet sein, einjge der soeben
beschriebenen und angeführten Formen vom Standpunkte der
Dar \\i loschen Lehre, die gewiss eine grosse Berechtigung hat
und gerade durch die Entomologie gewiclitigc Stützen erhalten
zu können scheint, zu betrachten.
Wir sehen nämlich in den Coleophoren orbitella, vimi-
netella, Rhododendri, idaeella und Vacciniorum eine Reihe
von Thieren, die sämmtlich einen gemeinschaftlichen Typus
189
haben Dieser Typus besteht darin, dass die Säcke alle dieser
Arten aus 3 der Länge nach an einander gefügten Theilen
zusammenge;-etzt sind, \^älu•end die Falter alle einfarbig grau
oder gelblich grau, bald lieller, bald dunkler gefärbt, und mit
schwarz und weiss geringelten Fühlern versehen sind. C. orbi-
tella hat den kürzesten Sack (3 — S'/j Lin.), bei dem die zwei
hintern Abtlieilungen sehr klein und undeutlich sind. Die
Falter sind am dunkelsten gefärbt; die helle Umrandung der
orbita ist sehr deutlich, besonders beim Männchen, die Fühler-
spitze ungeringelt, rein weiss.
Der Sack von C. viminetella ist schon länger (4 — 4'/^ Lin.)
und etwas schmäler, mit deutlicheren Abtheilungen. Die
F'aker sind heller als bei C. orbitella, namentlich im weib-
lichen Geschlecht. Die helle Umrandung der orbita ist ebenso
deutlich, namentlich beim Männchen. Die Fühlerringe werden
gegen die Spitze hin zwar undeutlicher, verlöschen aber nicht
ganz wie bei C. orbitella, so dass die Fühlerspitze schmutzig
graubraun erscheint.
Col. Khododendri hat einen noch mehr in die Länge ge-
streckten Sack ((» Lin.). Der Falter ist zM'ar in der Färbung
und in der Beschaffenheit des Augenhöhlenrandes von C. vi-
minetella nicht verschieden, hat aber bis zur Spitze deutlich
geringelte Fühler. •
Das folgende Glied der Reihe, C. idaeella, hat einen
ebenfalls sehr langen (6—7 Lin.) und schmalen Sack, an dem
besonders die z\\ ei hintern Glieder in die Länge gezogen sind.
Die Falter sind entschieden heller gefärbt als C. viminetella,
besonders im männlichen Geschlecht; die helle Umrandung
der orbita ist nur schwach angedeutet, die Fühler sind bis
zur Spitze scharf geringelt.
Das letzte Glied, C. Vaeciniorum, hat den längsten
(7 Lin.) und sclimalsten Sack. Die Falter sind in beiden
Geschlechtern viel heller gefärbt als alle ihre Verwandten;
eine helle Umrandung der orbita ist kaum mehr zu erkennen;
die Fühler sind bis ans Ende scharf geringelt. Diese Form
weicht ausserdem dadurch noch bedeutend vom Typus ab,
dass die Raupe nicht minirt, sondern skelettirt.
Alle diese Formen deuten auf die Abstammung von einem
gemeinschaftlichen Grundtypus hin, der sich im Laufe der
Zeit in Varietäten und Arten zerspalten hat.
C. viminetella, die ziemlich in der Mitte zwischen
C. orbitella und Vaeciniorum , den beiden Endgliedern der
Reihe, steht, mag als Typus der Reihe betrachtet werden.
C. Rliododendri und idaeella bilden Uebergangsformen zwi-
schen C. viminetella und Vaeciniorum, nähern sich aber nach
ihrer Lebensweise mehr der erstem, weshalb ich sie als
13*
190
Varietäten zu dieser ziehe. Zv^isclien C. viininetella und
orhitella exi-stiren vielleiclit auch nocli Ueborgangsfoimen, die
erst noch zu entdecken NJnd. Es lieese Bieh demna(di die
Gruppe dieser Coleophoren als Viniinetella (jrupjje folgender-
tnassen veranschauiieiien :
Typus: ("ol. vitninet(!llu Sta.
\
C. orbitellu Z. var. Rhododendri Ufin.
var. idaeelhi Hfm.
C. Vaccinionini HS.
Ich halte dafür, dass es im Interesse des Studiums und
der Pnit'uiig der I)ai v\ in'schen Lehre ist, alle Foimen einer
tlattung, feien es nun Varietäten oder wiikliclie Arien, genau
zu beschreihen und /u bezeichnen, weshalb ich mir auch
erlaubt habe, die beiden Varietäten der 0. viminetella mit
eigenen Namen zu belegen.
Aehnliehe Reihen M'ie die eben geöciiiiderte lassen sicli
gewiss noch manche bei den Coleophoren, wie überhauj>t
bei den Sciimcf teilingcn nachweisen, worauf ich die Auf-
merksamkeit der Lcpidopterologen gerne hingelenkt haben
möchte.
191
Betrachtungen, geknüpft an meine
Sclimetterlingssammlung,
vom
Gericht«raUi Kei'eriHtelil in Kiliirt.
Vorbemerkung.
Der nachrolgoiide AufHatz ist einem populären Vortrage
entnonnmen, den der geehrte Verfasser der entom. Zeitung
zur Vei lUgung gestellt liat. Er enthält Vieles, was den zahl-
reichen Lesern unserer Zeitung von Interesse sein wird,
namentlich ausser den eigenen Wahrnehmungen fleissige und
sachverständige Kxcerpte aus Zeit.schrii'ten und Publieationen,
welche nur den Wenig>ten unserer Leser zugänglich sein
dürften. Ked.
— — Die Hiiopaloceren sind diejenigen Schmetterlinge,
welchen das Sonncnliclit zu iiirer Existenz unentbehrlich ist.
Daher fand Staudinger in Island, \\ o im ganzen Sommer kaum
acht regeufreie Tage voikamen, zwar mehrere Noctuen und
Spanner, aber keinen einzigen 'l'agschmetterling •), während
er in den nördlicher gelegenen norwegischen Finmarken unter
dem 70." nöidl. Hr. vier und zwanzig Arten beobachtete^).
Dies ist auch die Ursache, M-eshalb das nebelreiche England
im Verhältniss zu den zaiilreichen Nachtschmetterlingen nur
eine geringe Zahl von Tagfaltern hervorbringt.
Die Verbreitung der Schmetterlinge gegen Norden hin
hängt zum Tlieil von Localursachen ab. In Grönland, zwischen
tiü— 70" nördl. Br., fand Otto Fabricius neue Schmetterliugs-
Arten'), die Schiödte bis auf sechs und zwanzig vermehrt
ha( *). Unter den von Kirby bei der Reise des Capitain Parry
gesammelten Inseeten auf der Insel Melville, G7 — 70" n. Br.,
befand sich nur ein einziger Schmetterling^), wogegen die
Polarreise von James, Clark, Koss nach Curtis' Beschreibung
') Entomologische Zeituu« dv. 1857 «. 228. 229.
-) Entomologischc Zeitung de 1861 S. 342 sqq.
3) Fauna Tiroenlandica. Halniae 1780.
*) Naturhistoriske Biirag lil en Beskriwcl.sc of (irnnlaiui. Kiöbn-
havn 1850.
'■') Petermann, Geographische Mittheilungen de 1866 S. 121.
192
zwölf Arten lieferte, worunter vier Tagfalter, zm ei Colias,
eine Hipparchia, eine Melitaea und eine Lycaena, die mit
unsern Alpenschmetterlingen theils übeieinstimmen, theils den-
selben sehr nahe s>tehen *"). In Spitzbergen, zwischen 77 — 80°
nördl. Br., haben weder die iranzositche Expedition von 1838,
noch die schwedische von 18(il einen Schmetterling auf-
gefunden'), so dass man wohl für die nördliche Halbkugel
den vier und siebenzigsten Grad als äusserste Grenze der
Schmetterlingsfauna annehmen kann. Wie hoch sich in senk-
rechter Richtung Schmetterlinge finden, hängt von den ver-
schiedenen Breitengraden der betreffenden Gegend ab. In
der Schweiz, unter dem 47." nördl. Br., geht nach Heer kein
Insect höher als 9000 Fuss^); dagegen wurden zu Chini, dem
bedeutendsten Ort im Sutledsch-Thale (Himalaja) , unterm
31 « 32" nördl. Br. bei einer Höhe von 9000 Fuss unter
achtzig Schmetterlingsarten sechzig Tagesfalter gefunden ^),
und Robert Schlagintweit traf im Himalaja bei einer Höhe
von 13,000, ja in Tibet und Turkestaa bei einer Höhe von
16,000 Fuss noch Schmetterlinge"). In den Andes-Vulcanen
von Quito, zwischen der oberen Grenze der Sträucher und
der Schneelinie, fing Moritz Wagner drei Tagfalterarten ^^).
— Bei den Menschen erscheint durch die Harmonie, Weich-
heit und Anmuth der Formen das Weib als die Krone der
Schöpfung, anders bei den Schmetterlingen, wobei es nicht,
wie bei den Menschen, eine gleichberechtigte, sondern eine
wahrhaft untergeordnete Rolle spielt und nur dazu geschaffen
erscheint, um die Art fortzupüanzen. Das Weibchen von
Orgjia Ramburi, sagt Mabille, verlässt nicht das Gespinnst,
in welchem es ausgeschlüpft ist. In demselben erwartet es
zur Begattung das Männchen, in demselben legt es seine
Eier und stirbt auf demselben, nichts als eine unförmliche
Masse zurücklassend (Annales de la societe Entom. de France
de 1867 pag. 637). Deshalb sehen wir, wenigstens in Europa,
die männlichen Schmetterlinge öfters mit viel glänzenderen
^) Descriptions of the Insects brought Home by Commander
James Clark Ross. By John Curtis (57 upper Charlotte Street Fitzroy
Square London).
') Petermann, Geogr. Mittheilungen de 1866 S. 181.
*) Heer, Ueber die obersten Grenzen des thierischen und pflanz-
lichen Lebens in der Schweiz. Zürich 1845.
^) Schriften des zoologisch-botanischen Vereins in Wien de 1866
S. 867.
1") Das Ausland de 1862 S. 428 und Koner, Zeitschrift für all-
gemeine Erdkunde. Neue Folge. Band 12. Berlin 1862. S. 43.
") Westermann, lUustrirte deutsche Monatshefte 1865 S. 282.
193
Farben geschmückt als die weiblichen, z. B. AntliocliariH
Cardamines und die Lycaenen. In den heissen Zonen ist es
zum Tiieil anders, und wir kommen wohl in Verlegenlieit,
ob dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht, der Preis
der Schönheit zuzuerkennen sei, z, B. bei Epicalia Chione, Dia-
dema Lasinassa und Papilio Memnon. Ja bei Hetaera Nereis
Dr. hat das Weibchen eine bei weitem brillantere Zeiclmung
als das Männchen. Dass aber bei den Schmetterlingen das
männliche Geschlecht als das bevorzugte angesehen werden
muss, geht daraus hervor, dass wir bei ihm die vier Flügel
stets vollständig entfaltet finden, während sie bei den Weib-
chen oft mehr oder minder verkümmert sind, z. B. Syntomis
species in Südafrika, hei europäischen Arten Trichosoma pa-
rasitum, Corsicum; Agrotis fatidica; Chimatobia brumata;
Dasy Stoma Salicella; Pleurota rostrella (letzterer fehlen die
die Hinterflügel ganz). Bei einigen sieht man gar keine
Flügel, wie bei Heliophobus Hirta, Hibernia Defoliaiia; ja es
giebt einige, welche nur als Made mit blossen Bauchfüssen
erscheinen (Psyche, Talaeporia). Auch hierbei zeigen sich
die Tagfalter als die am meisten entwickelten Schmetterlinge;
bei ihnen trifft man keine Weibchen mit verkümmerten Flü-
geln; beide Geschlechter haben gleiche Fühler, während
diese bei den andern Klassen der Grossschmetterlinge oft den
Geschlechtsunlerschied bilden. Die Tagfalter bedürfen der
Sonnenstrahlen und lassen sich nicht durch künstliches Licht
täuschen. Auffallend ist die Wirkung des Sonnenlichtes auf
Raupe, Puppe und Schmetterling. In Surinam verbergen sich
die Raupen sowohl der Tag- als der Nachtschmetterlinge
meist in den Blättern oder unter denselben ^^), und in Bra-
silien halten sie nach Beske's Beobachtung ihren Sommerschlaf
während der grossen Hitze, wo das Pflanzenleben verdorrt,
wie bei uns während der Kälte. Dagegen erzählt Bates^^),
dass es zu Para in Brasilien Nachtschmetterlinge von sehr
verschiedener Art gebe, doch fliegen solche meist in Gesell-
schaft der Tagfalter bei Tage herum, und er versichert, dass
er bei Nacht nie habe welche finden können; die Ursache
schreibt er der Menge der in der Nacht herumfliegenden
insectenfressenden Thiere zu, namentlich der Fledermäuse,
die beständig die Stellen heimsuchen, wo sich Nachtschmetter-
linge finden können.
Schon die Puppe der meisten Tagfalter ist dem Licht
zugänglich; sie hängt grösstentheils frei an einem Faden,
während die Puppen der andern Grossschmetteriinge entweder
") Papillons de Surinam IL S. 219.
13) Der Naturforscher am Amazonenstrom S.- 56.
194
sich in ein schützendes Gespinnst oder unter Moos, Erde und
dergleichen verbergen. Auch zeichnen sich die Tagfalter
durch die brillantesten Farben aus, und die Unterseite der
Flügel zeigt das Eigenthümliche, dasi;, während sie bei andern
Grossschmetterlingen meis-t einförmig oder düster ist, manche
Arten der Gattung Pieris, bei einfacher weisser Oberseite,
die brennendsten P'arben auf der Unterseite entfalten. Trägt
doch der Tagfalter in der Ruhe seine PTügel emporgerichtet;
und das die Unterseite bescheinende Sonnenlicht mag wohl
mit einen Factor der schönen Färbung abgeben.
Wenn Urania Ripheus bei dem Ausschlüpfen aus der
Puppe dem Sonnenlicht ausgesetzt ist, entwickelt sich der
Schmetterling in zwei bis drei Stunden, während diejenigen
Individuen, wo solches im Schatten geschieht, fast einen
ganzen Tag zu ihrer Entwickelung bedürfen , auch weniger
brillante Farben als die ersteren zeigen (Boisduval Faune
de Madagascar pag. 113). Sonderbar ist es, dass, Mährend
in der Polar-Region bei Säugethieren und Vögeln die weisse
Farbe vorherrscht, diese bei den Schmetterlingen des äqua-
torialen Afrika, namentlich in der Gattung Pieris, prädominirt
und bei den arctischen und alpinen Schmetterlingen nur eine
Nebeniolle spielt. Bei diesen findet sich vorzugsweise Gelb
und Braun repräsentirt durch die Gattungen Colias, Argj'nnis,
Hipparchia und Lycaena. Zwar führt Zetterstedt in seiner
Fauna lapponica vier Weisslinge auf: Pieris Crataegi, Brassicae,
Rapae und Napi, doch traf Wocke nur Napi, und dazu
lediglich in dem südlichen Norwegen^*). Ebenso finden sich
nach Speyer ^die vier Pieriden Brassicae, Rapae, Napi und
Callidice nur in den drei ersten Alpenregionen, nicht aber in
der höhern; und wenn Morris zwei Pieriden, Protodice und
Frigida*^), als Bewohner von Ost-Labrador anführt, so liegt
solches unterm 55. — 60.^ nördl. Br. und ist mithin der unter-
alpinen Region zu vergleichen. Die Wahrheit des aus-
gesprochenen Satzes beweist Pieris Napi. Dieser Weissling
nimmt in der alpinen und arctischen Region eine gelbe, selbst
graubraune Färbung an (V. Bryoniae). Auch beobachtete
Zeller '^), dass Lycaena Dorylas und Corydon, da wo diese
Schmetterlinge die hohen Hügel der Umgegend von Granada
bewohnen, fast ganz weiss Averden, während sie auf den Gip-
feln der Sierra Nevada, wo sie eine gemässigtere Temperatur
finden, in ihrer gewöhnlichen Färbung vorkommen. Doch
kann auch die geognostische Beschaffenheit des Bodens hierbei
'4) Entomologische Zeitung de 1864 S. 175.
1^ Lepidoptera of North-America. Washington 1862. S. 318. 319.
i«) Isis von Oken von 1847 S. 149.
195
eine Kolle spielen. So macht Mejer-Dür darauf aii(ti)erksani,
dass M üotes trockenes Kalkfeld bei Lycaena Condon das
Braungelb in Weissgelb verwandele, während sciiwarzer
Kalki«chiefer die hellgraue Faibe verdunkele'''). Manche
Tagfalterarten zeigen die Eigenthümlichkeit, dass sie nur hoch
oben um die Baumwipfel fliegen und deshalb nur selten zu
erlangen sind 5 namentlich gehören mehrere Arten aus der
Gattung Morpho hierher. Diese Rie«enschmeUerlinge entfalten
ihre schönen Flügel und zeigen deren Farbenglanz, indem sie
stets in einer Höhe von 30 — 36 Fuss die Krone der Bäume
umgaukeln , und nur in seltenen Fällen sich soweit herab-
senken, dass man sie mit einem Netz erreichen kann. Sie
bewolmen das tropische Amerika, und es ist schön der V-er-
such gemacht, sie aus der Luft herabzuschiessen (Annales de
la Soc. Ent. de France 1804 p. 29). Noch sehen wir bei den
Tagfaltern manche Gattungen, bei denen sich die einzelnen
Arten auf der Oberseite der Flügel vollkommen gleichen und
nur die Unterseite derselben die Verschiedenheit characte-
risirt (Callicore, Prepona); dagegen giebt es wieder Reihen,
z. B. Papilio Paris Clerk, Ganesa, Polyctor und Arcturus
Westwood, wo die Unterseite völlig übereinstimmt und die
dahin gehörigen Arten sich lediglich auf der Oberseite unter-
scheiden.
So wie die Sonne unter den Tropen die brennendsten
Farben auf den Schmetterlingen hervorruft, so finden wir hier
auch die gigantischsten Formen. Fragen wir aber weiter,
welches die grössten Schmetterlinge sind, unter welciien Fa-
milien derselben sich solche finden, und ob die alte oder die
neue Welt dieselben hervorbringt, so erzeugt wohl die Familie
der Bombyciden, namentlich die Gattungen Saturnia und Atta-
cus, die grösste Anzahl Schmetterlinge von gewaltigen Formen,
und unter diesen dürfte der in Asien heimische Attacus Atlas
für den grössten Schmetterling der Erde zu erachten sein; nächst
diesen zeigt eine in Brasilien vorkommende Noctua, Thypsania
Agrippina die gewaltigsten Dimensionen. Unter den Tag-
Schmetterlingen zeigen die in Asien und Neuholland vorkom-
mende Gattung Ornithoptera sowie ausserdem mehrere Ritter
eine ansehnliche Grösse, doch werden sie fast durch die in Süd-
Amerika vorkommenden Gattungen Morpho und Caligo noch
übertroffen. Bei den Sphingiden zeichnet sich Mexico durch
Acherontia Medor aus, welcher jedoch die Neuholländische
Brachyglosfa Australasiae würdig zur Seite steht. Hinsichts
>') Actes de la societe Helvetienne ä Lion en 1852 p. 150 bei
Fechner, Centralblatt für Naturwissenschaft nnd Anthropologie de 1854
Nr. 23 S. 452.
196
der Spanner vermag Amerika dem in China vorkommenden
Nyctalemon Patroclus keinen ebenbürtigen Rivalen entgegenzu-
stellen. Afrika produeirt meines Wissens ausser mehreren Bora-
byciden von ansehnlicher Grösse keinen Riesenschmetterling.
Was den Begriff einer Schmetterlingsart betrifft, so
möchte ich solche dahin bestimmen, dass Individuen, welche
in den verschiedenen Phasen ihres Daseins als Eier, Raupe,
Puppe und Imago übereinstimmen und sich von den andern
verwandten Schmetterlingen unterscheiden, eine Art. bilden.
Wir finden nun manche Schmetterlinge, namentlich Noctuen,
deren Raupen keine greifbaren Unterscheidungsmerkmale zei-
gen, wohl aber das ausgebildete Insect, wogegen andere als
Rd'upen differiren, aber die Imago übereinstimmt; da dieses
die Form ist, in welcher sich das Individuum erst vollständig
entwickelt, so kann nur solche bei zweifeliiaften Fällen zur
Richtschnur dienen. So sehen wir in den Papillons de Suri-
nam p. 145 und 149 zwei Raupen abgebildet, die verschieden
sind, zu verschiedenen Zeiten erscheinen und verschiedene
Lebensweise haben; die eine trifft man auf Carica Papaya,
die andere auf Carica Microcarpa; die eine lebt gesellig, die
andere einsam. Beide liefern aber denselben Schmetterling
G-ynaecia Dirce, welcher zwar identisch, doch vermöge der
Verschiedenheit der Raupe Dirce und Dircaeoides benannt
ist. Bei Halysidota tessellaris Smith (= Antiphola Walsh)
und Halysidota Harrisii Walsh (= Tessellaris Harris) sind die
Imagines nicht zu unterscheiden, dagegen differiren die Raupen.
Walsh will nun durch Zuchtversuche nachgewiesen haben,
dass jede Art wieder die ihr eigenthümlichen Raupen hervor-
bringe, weshalb er auch zwei verschiedene Arten annimmt
(Gerstäcker, Bericht über die Entomologie auf die Jahre 1865
und 1866, Erste Hälfte p. 46). Aus gleichem Grunde, weil
die Raupen differiren, unterscheidet Walsh Sphingicampa Di-
stigma von Dryocampa bicolor, obwohl er anführt, dass sie
im Zustande der Imago kaum von einander zu unterscheiden
wären (Gerstäcker, Bericht auf 1863 und 1864 I. S. 86 und
87). Ein ähnlicher Fall scheint bei Gastropacha Arbusculae
vorzuliegen (Freyer, Neue Beiträge VI. tab. 590 fig. 2). Die
Raupe unterscheidet sich wesentlich von Gastropacha Lane-
stris und Crataegi, und doch gehört gewiss der sich daraus
entwickelnde Schmetterling zu einer von den genannten Arten
(Entomologische Zeitung de J861 S. 55). Ebenso behauptet
Schmidt, dass die Raupe der Agrotis florida sich wesentlich
von der Agrotis bella unterscheide^^), wogegen ich bei den
Imagines keine charakteristischen Unterscheidungsmerkmale
18) Entomologische Zeitung de 1859 S. 46.
197
finden kann. Nach meiner Ansicht können, wo die Imagines
nicht difteriren, auch keine a\ irklich verschiedenen Arten auf-
gestellt werden. Ueberhaupt haben manche Schmetterlings-
Arien die Eigenschaft, im Raupensfande zu variiren, während
alle dieselbe Imago liefern. Gleichfalls schlüpfen aus gleich-
artigen Raupen öfters Schmetterlinge aus, die unter einander
zwar abweichen, aber doch, da sie in ihren früheren Ständen
übereinstimmen, und da sie, wenn sie sicii unter einander
begatten, wieder gleichartige Raupen und Schmetterlinge
hervorbringen, als zu Einer Art gehörig betrachtet werden
müssen.
Fischer v. Röslerstamm bildet 24 unter sich verschiedene
Individuen, von Paedisca Parmatana ab, welche er aus glei-
chen Raupen gezogen. So zeigt auch Teras Caudana ver-
schiedenartige Formen, und die Schmetterlingszüchter haben
bei Agrotis Trux aus gleichen Raupen so variirende Imagines
gezogen, dass, freilich mit Unrecht , besondere Arten daraus
gebildet sind.
Staudinger hat gezeigt, dass Hadena Groenlandica, Borea,
Gelata, Exulis Bd. Assimilis Doub. und Marmorata HS., alles
ein und dieselbe Art ist. Westwood in seinen Exotic butter-
flies bildet 12 versclnedene Varietäten von Acraea Euryta
ab. Nach Felder kommt Papilio Priamus als Richmondia,
Euphorion, Pronomus, Cronius, Oceanus, Arrauanus, Urvillia-
nus, Triton, Poseidon, Pegasus, Archidaeus, Croesus mithin
in 13 oder wohl noch mehr Formen vor^^). Derselbe Schrift-
steller vereinigt Papilio Poljtes L. mit Pammon, Stichius,
Alphenor , Ceylanicus, Borealis, Javanus, Ledebourus, Nico-
barus, Timorensis, Polyphontes, Numa, Antiphus, Nicanor.
Ebenso bilden die als verschiedene Arten aufgeführten Schmet-
terlinge Diadema, Lasinassa, Alcithoe, Velleda, Nerine, Auge,
Lisia, Melitta, Proserpina, Alcmene, Antigene, Manilia, Epi-
phile, Porphyria, Jacintha nur eine einzige Art. Die Eigen-
schaft zu variiren oder in verschiedenen Formen aufzutreten,
zeigen manchmal beide Geschlechter, manchmal nur Eins.
So findet sich bei der einheimischen Argynnis Paphia die
weibliche Varietät Valesina. Von Papilio Armenus existiren
drei verschiedene Formen des Weibes, welche alle von dem
Mann sehr abweichen, und bei Papilio Turnus ist der Mann
stets gelb, das unter den zwei Namen Turnus und Glaucus
beschriebene Weib kommt in New-York und Neu-England
gelb, im Süden von Illinois dagegen stets schwarz vor ^°).
") Schriften des zoolog.-botan. Vereins zu Wien de 1864 S. 290.
^°) Gerstäcker, Bericht der Entomologie von 1863 und 1864,
erste Hälfte S. 83-86.
ins
Der Mann von Papilio Meninon zeigt überall die gleiche
Form, während das Weib sehr variirt und als Androgens,
Laornedon, Agenor, Anceu?, Achates, Achatiades und Alcanor
beschrieben wird. ^') Die Eigenschaft des Variirens findet
sich mitunter auch an einzelnen Theilen. So ist Papilio
Memnon als Mann und Weib ungeschwänzt, bei den Weibern
kommen aber auch unter den Namen Acliates und Hypenor
Exemplare mit Schwänzen vor. Den Papilio Pammon trifft
man auf Java mit massig geschwänzten Hinterflügeln, es giebt
aber auch Exemplare mit längern Schwänzen unter dem
Namen Cjrus, und auf den Philippinen kommt derselbe
Schmetterling ganz oline Schwänze vor. Die in Südeuropa hei-
mische Thais Cerisyi zeigt deutliche Schwänze, Mährend bei
der Varietas Cauca.'-ica sich nur eine Spur davon findet. Bis-
weilen verrathen die Schwänze der Hinterflügel den Geschlechts-
unterschied, in welchem Fall sie bei dem männlichen Ge-
schlecht characteristischer hervortreten.
Das Variiren der Schmetterlinge ist tlieils wie bei Pae-
disca Parmatana eine Eigenschaft der betreffenden Art, theils
\^'ird es durch besondere Umstände hervorgebracht. So wird
behauptet, dass, wenn die Raupen mancher Falter andere
Pflanzen, als die, worauf sie gefunden werden, zum Futter
erhielten, dadurch Varietäten erzeugt würden, und Walsh
will den Nachweis führen, dass die Raupe von Datana
Ministra auf der Wallnuss einfarbig scliwarz, dagegen auf
Eichen, Apfelbäumen u. s. w. bunt gestreift vorkomme (Gerst-
äcker Bericht über die Leistungen der Entomologie auf 1865
und 1866 J. S. 46j, doch bedarf dieses noch authentischer
Untersuchungen. Die von mir deshalb angestellten Proben
lieferten nur ein negatives Resultat. Mannigfache ^'erhält-
nisse üben bei dem Variiren der Schmetterlinge ihren Ein-
fluss aus. Vanessa Prorsa erscheint im Sommer und Herbst,
ein Theil der Puppen aber überwintert und aus diesen schlüpft
im Frühling Vanessa Levana, welche längere Zeit hindurch
für eine eigenthümliche Art gehalten Murde. Gleichfalls
finden ^^'ir Lycaena Amyntas im Herbst, doch die überwin-
ternden Raupen liefert im nächsten Frühjahr die viel klei-
nere Lycaena Polysperchon. Häufig trifft man bei uns Melitaea
Athalia und an demselben Orte, jedoch später, Melitaea Par-
thenie, die sich nur durch ihre geringere Grösse unterschei-
det. Bei den gedachten Schmetterlingen zeigen sich stetige
Varietäten, auch sind manche gleichbleibende Variationen an
gewisse Districte oder climatische Verhältnisse gebunden.
Bei Erfurt fliegen Zygaena Filipendulae und Hippocrepidis.
^*) Schriften des zoolog.-botan. Vereins zu Wien 1864 S. 290.
199
Zu Bad Alveneu in der Schweiz fand ich beide Formen und
mit ii)nen Zyg. Medicaginis 0., welche als Mittelart ange-
sehen werden kann. Daselbst flog auf einer einzigen Wiese
Procris Chrysocephala Nickerl, welche lediglich als eine
kleine Statices gelten muss. Melitaea, Athalia, Parthenie,
Dictynna, Britomartis, Ameiia, Varia, Asterie bilden alle ein
und denselben Falter, und eine südliche Varietät davon ist
Deione. Von diesen lindet sich Athalia überall, Parthenia
fing ich bei Erfurt, Britomartis und Dictynna zu Bad Alveneu.
Parthenoides kommt in Badenweiler vor, Varia und Aurelia
in der Schweiz, Asterie auf den Alpen. Von Bombyx Trifolii
existiren zwei P'ormen, Trifolii und Medicaginis, und ebenso
kommt auch die Raupe in zwei Formen vor. Die verschie-
denen Raupenformen üben jedoch keinen Eintluss auf die
Sbhmetterlingsformen aus; dagegen findet sich B. Medicaginis
lediglich bei Erfurt, B. Trifolii allein bei Stettin, beide For-
men aber in Augs-burg und Weissenfeis. Eine dritte Raupen-
varietät liefert Bombyx Codes, welcher Schmetterling von
den Vorgenannten niclit -wesentlich zu unterscheiden ist. Diese
Verhältnisse zeigen auch wohl einen Anhaltepunct über das
Vorkommen von Setina Irrorea und der dazu gehörigen
Andereggii, Fieyerii, Kuhlweinii, Flavicans, Roseida, Compluta,
Melanomos, Aurita und Ramosa, welche sämmtlich nach mei-
ner Ansicht trotz des Widerspruchs des Herrn Zeller doch
nur Eine Art bilden dürften. Auffallend erscheint es, dass
wenigstens bei uns den gesellig lebenden Raupen, wie
Vanessa Jo, Gastropacha Processionea, Hyponomeuta Mali-
nella, die Eigenschaft des Variirens abzugehen scheint. Ausser
diesen Variationen, die zum Theil an bestimmte Gesetze
gebunden sind, finden sich bisweilen mehr oder minder häufig
und besonders da , wo ein Schmetterling in ungewöhnlicher
Menge auftritt, einzelne Abnormitäten oder Abirrungen, wie
wir solches aucli bei andern Naturkörpern wahrnehmen.
Wiederum sieht mau Falter, wo die beiden Geschlechter so
verschieden sind, dass ihr Zusammengehören fast unglaublich
erscheint, z. B. Epicalia, Chione, Papilio Pammon, Papilio
t'astor und Pollux, Euploea Mulciber und Basilica, Borocera
Madagascariensis, Bd. fauna de Madagascar S. 77.
Unter den Schmetterlingen besitzen die eigentlichen
Sphingiden den stärksten Flugapparat, x^eshalb sie bedeu-
tende Reisen zu unternehmen im Stande .sind, und das ist
wohl eine Hauptursache, weshalb wir sie an den verschie-
densten Orten der Eide finden. Ich erhielt Sphinx Atropos
von Mexico, vom Cap und aus Java; Sphinx Convolvuli aus
Java und Poona in Ostindien, sona ie vom Cap und aus Nord-
Australien; Sphinx Nerii vom Port Natal, Sphinx Alecto aus
200
Poona in Ostindien, Sphinx Celerio aus Bloeimfontein in Süd-
Afrika, Poona in Ostindien und den SchifFerinseln. Ueber-
haupt scheinen die Spiiinxe bei den Schmetterlingen die Stelle
der Zugvögel zu vertreten. So steht z. B. von Sphinx Nerii
und Celerio fest, dass ihr eigentliches Vaterland in Nord-
Afrika und Klein- Asien zu suchen ist, denn selbst in Süd-
Frankreich vermag man weder die Puppe, noch den Schmet-
terling zu überwintern. Beide Schmetterlinge tiiflt man aber
zeitweise in fast ganz Deutschland bis nach dem russischen
Riga. In manchen Jahren kommen sie in einem zeitig war-
men Frühjahr von NordalVika nach Frankreich und legen
hier ihre Eier ab; aus diesen entwickeln sich binnen 90 Tagen
die Falter, die weiter nach Norden ziehn, und diese oder die
nächste Generation dringt bis Riga vor. Aber auch bei
andern, namentlich Tagschmetterlingen, ist beobachtet wor-
den, das» sie ansehnliche Reisen zu unternehmen im Stande
sind. Frauenfeld erzählt, dass während der Fahrt der Fre-
gatte Novara von St. Paul nach Cejlon sich fast noch 200
engl. Meilen von der Insel entfernt plötzlich ein Zug von
mehr als 20 Individuen des prachtvollen Papilio Hector L.
ganz frisch und unversehrt an Bord des Schiffes eingefunden
hätte. (Verhandlungen der Zoologisch -Botanischen Gesell-
schaft in Wien 1867 S. 426). Ueber die Ursache dieser
Wanderungen giebt uns Bates eine merkwürdige Andeutung.
Als er zu Obydos am Awiazonenstrom weilte, bemerkte er,
wenn das Wasser von dem Strande des Flusses zurücktrat,
wie sich ganze Schaareu von schwefelgelben und orangefar-
benen Schmetterlingen auf dem nassen Sande im Sonnenschein
einfanden. Der grössere Theil derselben gehörte zu dem Genus
Callidryas; sie sammelten sich, in dichten Massen zuweilen
zwei bis drei Ellen im Umfang, die Flügel alle aufrecht hal-
tend, so dass der Strand wie mit Crocus besäet erschien.
Alle waren männlichen Geschlechts, wogegen die Weibchen
viel seltener waren und nur an den Rändern des Waldes, wo
sie von einem Baume zum andern fliegen und ihre Eier in den
niedrigen, im Schatten wachsenden Mimosen absetzen, ange-
troffen wurden. Während der zwei letzten Tage seiner Reise
fielen ihm die grossen Schaaj-en von Callidryas auf, welche
beständig über den Amazonenstrom zogen. Alle gingen in
derselben Richtung hinüber, nämlich von Norden nach Süden,
und der Zug ging ohne Unterbrechung von früh Morgens bis
Sonnenuntergang fort. Die wandernden Schaaren bestanden,
so weit er es ermitteln konnte, nur aus Männchen, die mithin
deshalb nur ausgezogen zu sein schienen, um an dem andern
Ufer des Flusses Weibchen aufzusuchen (Bates, der Natur-
forscher am Amazonenstrom S. i34, 135),
201
Die Raupen, aus welchen sich die Schmetterlinge ent-
wickeln, leben fast ausschliesslich von Pflanzen, und in dieser
Beziehung ibt die Fauna von der Flora abhängig, so dass wir
in den Tropen bei der üppigsten Flora auch die reichste
Fauna finden. Am anschaulichsten hat dieses Bates geschil-
dert^^). „Als wir die Stadt Para verliessen'^, berichtet er,
„führte der Weg zuerst auf einer geraden, höher als das
Niveau des Bodens angelegten Strasse. Zu beiden Seiten der-
selben war der Boden sumpfig, jedoch bebaut, und im prächti-
gen Grün lagen mehrere Facendas. Als wir die letzte der-
selben hinter uns hatten, kamen wir an eine Stelle, wo der
hohe Wald etwa fünf oder sechs Schritt vom Rande des
Weges wie eine Wand bis zu einer Höhe von nahe 100 Fuss
emporsteigt. Die Stämme der Bäume waren nur hie und da
wieder sichtbar, da beinahe die ganze Vorderseite vom Boden
bis zur höchsten S])itze mit einer bunten Draperie von Schling-
pflanzen bedeckt war, in allen Schattirungen von Grün, kaum
eine Blume war zu sehen, ausser einzelnen scharlachrothen
Passionsblumen, die auf dem grünen Mantel wie Ordenssterne
erglänzten. Der niedi'ige Boden an den Seiten zwischen dem
Walde und dem Wege war mit einer verworrenen Masse
von Vegetation bedeckt, in welcher die stachlichte Mimosa
sehr zahlreich vertreten war. Andere kleine Mimosen, die
bei der leisesten Berührung mit den Füssen ihre Blätter
zusammenzogen, krochen dicht am Wege auf dem Boden hin.
Cassiabäume mit ihrem zierlichen federartigen Laube und deut-
lich hervortretenden gelben Blüthen bildeten einen grossen
Theil- der niedrigeren Bäume und baumartig wachsende Aions
wuchsen in Gruppen um die sumpfigen tiefen Stellen. Ueber
dem Ganzen fiatterten prächtig gefärbte Schmetterlinge, wie
wir in solcher Anzahl noch nie gesehen, manche orangefarben
oder goldgelb (Callidr3'as), andere schwarz mit blau, roth
und gelb gefärbt (Heliconii), auch die prachtvolle goldgrüne
Colaeris Dido. Nahe am Boden schwebten noch viele andere
kleinere Arten, denen in unserer Heimath sehr ähnlich, die
durch die Blüthen zahlreicher Hülsengewächse und anderer
Stauden und Sträucher angelockt waren."
Doch sind bei Vergleichung der Flora zur Fauna noch
viele und zum grossen Theil unbekannte Factoren zu berück-
sichtigen, so dass man nicht immer berechtigt ist, von einer
reichen Flora auch auf eine zahlreiche Schmetterlingsfauna
zu schliessen. So beherbergen manche Pflanzen mehr, manche
weniger, manche gar keine Raujien; auf der Buche leben
^^) Der Naturforsclier arn Amazonenstrom ö. Ü4 und 25.
20*2
z. B. die Raupen von 52 Grosspchmetterlingen, dagegen auf
unseren Eichen 12J Arten. Manche Raupen sind polyphag
und nähren sich von den verschiedenartigsten Pflanzen, wie
z. B. Liparis Monacha auf Laub- und Nadelholz vorkommt,
M'ährend andere nur eine bestimmte Pflanzonart oder Gattung
zu sich nehmen. Auch trifft es sich mitunter ausnahmsweise,
dass sie auch andere als die eigentlichen Nahrungspflanzen
aufsuchen. So lebt Orgyia Selenitica blos auf Kleearten, als
sie aber vor einer Reihe von Jahren ungewöhnlich häufig
M ar, fand ich die Raupe auch auf Prunus spinosa. Die Tropen,
welche sich durch den Reichthuni der Pflanzenwelt aus-
zeichnen, entbehren wiederum ziemlich der geselligen Pflanzen,
schliessen mit Ausnahme der Gebirge die gesellschaftlichen
Coniferen fast ganz aus, und der liauptsächlichste Reichthum
an Individuen ein und derselben Art findet sich bei den
Pflanzen der kälteren und der gemässigteien Zone. Wenn
Biedermann in Venezuela binnen wenig Stunden melirere
Hunderte von Tagfaltern, vorzugsweise Helieonier, fing, so
kommt dasselbe auch bei uns vor. Zu Alveneu, Canton
Graubündten, traf ich auf einer einzigen Blume dreissig Stück
Zygaena Onobrychis, und es wäre mir leicht gewesen, in
kurzer Zeit Hunderte von diesen Schmetterlingen zu fangen,
ebenso sammelten sich an feuchten Stellen ganze Haufen von
Lycaena Corydon und Dämon, deren man schockweise habhaft
werden konnte. Eine mehr magere Vegetation beherbergt
gewöhnlich mehr Raupen als da, wo sie in der grössten Fülle
prangt; auf der Südseite findet man in den gemässigten Cli-
maten meistentheils mehr Raupen und Schmetterlinge als auf
der Nordseite. Eine interessante, hierher gehörige Beobach-
tung hat Radde bei seinen Reisen im Kaukasus gemacht.
Das Kurathal (in der Nähe von Boshorn) zeigt nämlich auf
der Süd- und Nordseite einen grossen Unterschied. Die ver-
witterten Schiefer und zerfallenen Produkte vulkanischer Ge-
steine der Südseite I)ilden eine nie gut durcli den Pflanzen-
wuchs verdeckte Erdlage, welche im Sommer so stark erhitzt
wird, dass die zarteren Blattpflanzen auf ihr nicht gedeihen
können. An diesen erhitzten, dem Süden zugekehrten Plätzen
kann man, nachdem der starke Thaufall gegen 1 1 ülu- Vor-
mittags abgetrocknet ist, eine Unzahl Tagfalter sich tummeln
sehen, die z\^ar nicht viele Arten repräsentiren (z. B. Mela-
gonia Galathea L., Clotho Hb., Argynnis Dia, Euphrosyne,
Adippe, Aglaja, Melitaea Cinxia, Trivia, Athalia, Colias
Myrmidone, Pararga Maera und andere), deren unglaubliche
Menge aber dafür Zeugniss ablegt, dass hier ganz besondere
Existenzbedingungen dieser Thiere geboten sind Ein nahe»
203
schattiges Querthal zieht ihnen die Grenzen ihres Fluges, und
sie kehren um, sobald sie es erreichen ^^).
Das P'utterkraut mancher Raupen ist oft sehr weit ver-
breitet, uud doch sind die Raupen selbst häufig nur an be-
stimmte Loealitäten gebunden. Es lebt z. B. die Raupe von
Eriopus Pteridis auf Pteris Aquilina; man wird aber in vielen
Gegenden, wo die.^e Pflanze reichlich wächst, vergeblich nach
der Raupe suchen. Da hat nun Herr v. Prittwitz ermittelt,
dass dieselbe nur da vorkommt, wo Pteris auf trockenem
Boden in der Sonne steht"). Die Raupe von Mania Maura,
welche im April nicht selten ist, habe ich stets nur hart am
Wasser, manchmal gewissermassen im Wasser gefunden. Bei
der Gattung Ageronia will Bates die Beobachtung gemacht
haben, dass die dahin gehörigen Tagfalter sich vorzugsweise
in der Nähe der menschlichen Wolinungen finden ^^). Welchen
Einlluss die Luftströmung auf das Vorkommen der Schmetter-
linge haben kann, darüber führt Bates ein merkwürdiges
Beispiel an. „In Ober-Amazonien, erzälilt er, wo die See-
brise, welche von Para bis an die Mündung des Rio negro
lOOü Meilen aufwärts geht, unbekannt ist, herrscht eine
schwüle Atmosphäre. Der obere Amazonenstrom von Ega
aufwärts und die östlichen Abhänge der Anden, von wo
eine grosse Anzahl der schönsten Ritter nach Europa gebracht
worden, verdankt den schönsten Theil der Insectenwelt dem
Umstand, dass es hier keine regelmässig starken Winde giebt.
Neunzehn der schönsten Genera bei Ega mit gegen 100 Arten
fehlen am untern Amazonenstrom innerhalb des Bereichs des
Handels- oder Seewindes entweder ganz oder sind nur sparsai^i
vertreten. Bei allen Arten, aus denen diese 19 Genera
zusammengesetzt sind, sind die Männchen mehr al» hundertmal
zahlreicher als die Weibchen, und wälirend die Weibchen
dunkle Flecke haben, sind die Männchen sehr bunt und bringen
ihr Leben im Sonnenlicht zu, wo sie sich herumtummeln und
von dem Schlamm an den Küsten des Stromes die Feuchtig-
keit aufsaugen, welche ihre Nahrung bildet, wogegen die
Weibchen sich im Schatten des Waldes verborgen halten.
Die ganze Existenz dieser Arten hängt davon ab, dass die
Männchen sich im Sonnenschein tummeln können. Das grösste
Hinderniss dabei isl das Vorherrschen starker Winde, welche
nicht allein schnell die Feuclitigkeit auf den trockenen Stellen
absorbiren, sondern auch die Männchen hindern, täglich an
ihre Weideplätze zu fliegen. Ich bemerkte dieses besonders
^3) Petermaiiii, Geographische Mittheilungen de 18l>7 S. 14.
■^*) Entomologidche Zeitung von 18(>7 S, 263,
'■^) Daa Ausland von 1864 S. 784
14
204
während meines Aufenthaltes zu Santarem, wo die feuchten
Ufer, welche am oheren Amazonenslrom von diesen Ini^ecten
wimmeln, fast ganz leer von ihnen waren, und bei Villanova
(WO es nur wenige giebt) habe ich beobachtet, wie sie zu
Anfang der trockenen Jahreszeit gegen die starken Winde
ankämpften und bei zunehmender Trockenheit ganz ver
schwanden. Als ich den Topajosstrom hinauffuhr an die
ruhigen und stillen Ufer des Cupari, kam eine grosse Anzahl
dieser Insecten wieder zum Vorschein, zum grössten Theil
dieselben, welche man am obern Amazonenstrom findet, woraus
deutlich liervorgeht, dass ihre Existenz in dem Districte von
der Abwesenheit der Winde abhängt*-' (Bates, der Natur-
forscher am Amazonenstrom S. 378 und 379). Unter den
Gewächsen beherbergen die Cryptogamen verhälfnissmässig
die wenigsten Raupen, und mir ist kein darauf lebender Tag-
falter bekannt. Während Bates das reichliche Voikommen
von Schmetterlingen in dem Amazonenstromgebiet (hirch die
äusserst luxuriöse Waldvegetation erklärt (Ausland de 18()4
S. 787) traf Agassiz bei seiner Fahrt auf dem Amazonas von
Rlonle-Alegre nach der Terra von Errer6 zwar eine üppige
Vegetation und einen grossen Reichthum an Vögeln, aber nur
wenige Insecten, und lediglich einige kleine Schmetterlinge^'');
gleichfalls fiel Herrn Philippi bei der Cordillere Pelada der
Provinz Valdivia in Chile der Contrast zwischen dein überaus
reichen PÜanzenwuchs und der Armuth des ihierisclien Lebens
auf, wie denn überhaupt die Insecten dort selten waren ^^).
Bei Latuka im innern Afrika, 4" 35' nördl. Br. und 32'' 55'
östl. Länge, traf Baker auf ein wohl 5000 Fiiss iiohes
Gebirgssj.stem, wo der Regen 10 Monate des Jahres, vom
Februar bis Ende November dauert, und da der Boden
äusserst fruchtbar ist, so entwickelt sich eine üppige Vege-
tation. Die Masse von. Laubwerk und 10 Fuss hohe Gräser,
die mit Schlingpflanzen und \\ ildem Wein durch flochten sind,
bilden ein für die Menschen undurchdringliches Gebüsch''^).
NeulioUand ist bekannt wegen seines fast gänzliclien Mangels
an Crucifereu (Das Ausland von 1S68 No. 10 S. '2'.^8). Die
Transvaal-Republik in Südafrika zeigt nach den Briefen de^
Schweden Formann die schroff'^ten Gegensätze. Es giebt dort
Gegenden, die Hinsichts der Temperatur und Producte mit
den meisten europäischen Ländern, von Südschweden bis
Italien, zu vergleichen sind; in andern dagegen, oft nicht
^«) Das Ausland von 1866 S. 1131.
'■'') Peterniann's Geographische Mittheilungen de 1866 S. 174.
^*) Der Albert Nyanza von Baker. Aus dem Englischen. Jena.
Erster Band, 1867.
205
weit davon entfernt, herrscht tropisches Klima. In dem
Distriet RasU'nburg befindet sich ein Bergrücken, der Mange-
liesberg; an der Südseite desselben herrscht ein gemässigtes,
an der Nordseite ein tropisches Klima, so dass es hier stets
giün ist und Kafl'ee, Zucker, Reis, Baumwolle, Ananas, Apfel-
sinen, Citronen u. s. w. sehr gut gedeihen. In dem Distriet
Wakkerstroom dagegen fällt im Winter oft Schnee, bisweilen
liegt derselbe recht hoch; 9 — 10 Meilen nördlich aber, in
dem Distriet Leidenburg, ist alles tropisch, und es giebt hier
Crocodile, Hippopotamus, Giraffen, Aflfen und Papageien ^^).
Auf der Südwestküste von Neuseeland sind wälirend der vier
Monate Juni bis September 1863 87 Zoll Niederschlag beob-
achtet worden, während derselbe auf der Ostküste nur
23 y4 Zoll betrug, und die so viel häufigere und anhaltende
Bewölkung bedingt auf der Westküste gleichfalls eine beträcht-
lich niedrigere Sonnentempei atur ^*'). Ueberhaupt, sagt v. Hoch-
stetter^'), ist es in dem Innern der Neuseeländischen Wälder
düster und todt, weder bunte Schmetterlinge noch Vögel er-
freuen das Auge; alles Tliierleben scheint erstorben, und so
sehr man sich auch nach dem Walde gesehnt, so begrüsst
man doch mit wahrem Wonnegefühl das Tageslicht der offenen
Landschaft. Wie contrastirt dagegen niclit der herrliche An-
blick, den Bates in der Nähe der Mündung des in den Ama-
zonenstrom sich ergiessenden Topajosflusses hatte, wo er den
wundervollen Saphirfalter Cailithea Saphira so zahlreich traf,
dass Bäume und Sträuclier wie von belebten Blüthen bedeckt
schienen ^^). Dass solche eigenthümliche Verhältnisse, wie
die oben beschriebenen, auf die Schmetterlingsfauna von ge-
waltigem Einfluss sein müssen, liegt vor Augen, und so stehen
wir vor einem grossen Räthsel, welches annoch die Lösung
verlangt, dass, obwohl in manchen Gegenden bei einer üppigen
Vegetation, und wo die Nahrungspflanze der Raupe sich
iiäufig findet, der betretfende Schmetterling doch nicht vor-
kommt. Luftspannung, Electricität, Feuchtigkeit, ja selbst
geognostische Bodenverliältnisse mögen bedeutende Factoren
abgeben, und vielleicht gelingt es einer sorgfältigen längern
Beobachtung in der Zukunft, Liclit in dieses Dunkel zu
schaffen. So ist es eigenthümlich, dass, während Argynnis
Pales mit der Varietät Arsilache auf den Alpen und in Lapp-
land sich findet, in Berlin, Preussen, Livland und dem Ober-
harz nur Arsilache vorkommt.
-3) Peterniann, Geographische Mittheiluugen de 18ti7 S. 20.
3") Petermann S. 135.
^') Üas Ausland von 1867 S. 17U-177.
32) Das Ausland von 1864 S. 78.
14*
206
In Deutschland liefert der Winter gar keine, Frühling
und Heibst im Verhältni-ss wenig Schmetterlinge, und der
Sommer ist die Jahreszeit, wo sich dieselben am zahlreich-
sten entwickeln. Die Tropen kennen keinen Winter, und
daher tindet man das ganze Jahr hin 'urch Schmetterlinge;
doch heirscht hier wieder eine trockene und eine nasse Jahres-
zeit. Bates ^^) versichert nun, dass ei- am Ämazonen?ti'om
die grösbte Anzahl und Mannigfaltigkeit der Sclimetteilinge
in den Wäldern in der Mitte der trockenen Jaliiczeit, zumal
nach einem Gewitter, angetrotf'en: und in einem Briefe des
Herrn Moritz aus der Colonie Tovar in Caraccas (Venezuela)
schreil)t derselbe, dass mit dem Mai die Regenzeit beginne,
deren Hauptepoche in den Monat Juli fällt, und da habe er
nichts Erhebliches von Lepidopteren gefunden. Manche Tropen-
Gegenden strotzen von einei' ungeahnten Fülle von Faltern.
So ting Bates bei dem Doife Avejros an dem Topajoe in
einem Radius von einer halben Wegstunde binnen vierzig
Tagen allein dreihundert Arten von Tagfaltern ^^). Doch liegt
die Fülle mehr in der Masse der Arten als der Individuen.
So führt derselbe Schriftsteller aus seinem Tagebuche an^^):
Dienstag sammelte ich 46 Stück von 39 Species, Mittwoch
37 Stück von 33 Species, und, fährt er fort, es ist sicher,
dass im Verhällniss der Species die Anzahl der Individuen
gering ist. Wenn aber der genannte Naturforscher erzählt ^''),
dass man bei einem Spaziergange durch die Stadt Para in
Brasilien in Zeit von einer Stunde Siebeniiundert verschiedene
Schmetteilingsspecies finden könne, so dürfte solches ein
Schreibfehler oder eine üebertreibung sein, zumal er nur von
Tagfaltern zu reden scheint.
Wie schon Brdsduval berichtet, leben die Raupen der
eigentlichen Zygänen auf krautartigen Legumimosen, wie
Coronilhi minima, Hippocrepis; Lotus corniculatus, siliquosus,
comjiressus; Trifolium n.edicago; Hedysarum Onobrychis und
dergleichen; doch linden sich die Schmetterlinge nur in der
alten Welt (Europa, Nord- und Südafrika, Kleinasien, Kau-
kasus, Kaschmir, China}. Sie fehlen gänzlich in Australien
und Amerika, obgleich das letztere, namentlich Californien,
nach einer brieflichen Mittheilung des Herrn Dr. Behr die
Nahrungs})tlanze der Raupe beherbergt. Zwar sagt Boisduval
in seiner Monographie der Zjgänen pag. XIX, dass eine Art
aus Amerika bekannt sei, doch hat er sie weder nälier an-
'^') Der Naturforscher S. 56.
^*j Der Naturforscher am Amazonenstrom S. 243.
3=) Seite 34.
^') Seite 55.
207
geführt noch beschrieben, ■'•o dass die fragliche Notiz ^vohl
einen Inthum enthält. Die den Zygänen nahe stehende Gat-
tung Syntomis kommt dugegen in allen fünf Erdtheilcn \or.
Von der verwandten Galtung Proeris besitze ich Excnjplare
aus Kleiuasien und drei Arten aus Neuholland, wo ^ie beson-
ders zahlreich vertreten zu sein scheint; aucli in Amerika
findet sie sich, und Guerin Meneville in seinem Maga.'-in de
Zoologie vom Jahre 1839 bildet eine Art aus Chile ab.
Sehen wir aber, dass die Schmetlerlinge insofern von den
Pflanzen abhängen, als diese fast ausschlies.'-lich die Nahrungs-
quelle der Rauj)e abgeben, so will ich, so weit es der der-
zeitige Stand der Wissenschaft ermöglicht, eine Vergieicliung
der verschiedenen Floren mit den Faunen versuchen. Griese-
bach ^^) stellt folgende Floren auf:
A. Aictisch -alpine Flora.
Begreift die alpinen Regionen aller Gebirgshöhen zwischen
Kaum- und Schneegrenze in der nördlich gemässigten Zone
von den Lapj)ländisch-Norwegischen Fjelden bis zum Hima-
laja und den Rocky Mountains. Sie ist verbunden mit der
a retischen Flora.
B. Continentale der östliclien Hemisphäre.
1. Europäiscii-sibirische Flora, umfasst ganz Nordeuropa
und Sibirien nebst den Amurlandschaften und dem nördlichen
Theil der Insel Sachalin
2. Mediterranflora , begreift den grössten Theil der
iberischen Halbinsel und Noidafrikas, das südliche Italien und
die übrigen Littoral-Niederungen des Mittelmeers, sowie am
Pontus, die Nordküste Analoliens, den westlichen Theil Trans-
kaukasiens und die Seeküste.
3. Steppenflora, reicht ^om Süden bis zum Himalaja
und begreift die russischen Steppen und alle Hochländer von
Anatolien bis Afganisthan, Tibet und zur Gobi.
4. Chinesisch-Japanische Flora, im Ganzen noch wenig
bekannt.
.5. Flora der Indischen Monsungebiete, begreift beide
Indische Halbinseln und den Malayischen Archipel.
f). Flora der Sahara vom Atlas und der Tripolitanisciien
Küste bis über den Wendekreis nach Süden, begreift auch
einen Theil Arabiens.
7. Flora von Sudan zu beiden Seiten des Aequators,
•'3 Die Vegotatioiisgebicte der Erde, s. Petermann, Geographische
Mitthcilungeii 1866 S. 45-61.
208
von Küste zu Küste sieb ausbreitend; die Südgrenze reicht
an der Oslküste bis Natal 80".
8. Flora der Kalahari. Das Gebiet der Wii^le Kalabari
und der verwandten Landschaften SüdatVika's leicht von der
östlichen Küstenterrasse bis zur Westküste und wird im Süden
durcli den Orangefluss begrenzt, der die Nordgrenze der Cap-
Flora, 20—29«, bildet;
9. Flora des Caplandes, ist im Verhältniss zum Areal
wahrscheinlich die artenreichste der Erde, und ist das Clima
dem von Spanien zu vergleichen.
10. Flora Australien's , lässt keine Unterscheidung der
gemässigten und tropischen Floren zu, besitzt wenig zahl-
reiche, mit dem indischen Archipel gemeinsame Arten, und
trifft man die SchöpfungsCentren des westlichen und östlichen
Australien streng geschieden.
C. Amerikanische Flora, und zwar:
1. Flora des Nordamerikanischen Waldgebietes, wird
durch eine Linie bezeichnet, die vom 46. bis 51. Parallelkreis
geht, und ist der climatische Charakter im Allgemeinen mit
der Europäisch-Sibirischen Flora übereinstimmend.
2. Flora der Prairien. Die westliche Naturgrenze wiid
durch die Kette der Kalifornischen Sierra Nevada gebildet.
3. Flora Californien's; als Nordgrenze kann die Mündung
des Oregon gelten , dagegen scheint sie sich im Süden nur
allmälig umzugestalten, und das Clima nähert sich dem von
Südeuropa.
4. Flora Mexico's, zerfällt in drei Gliederungen:
a. Flora der feuchtwarmen Ostküste Mexico's vom
Wendekreise bis zur Provinz Tabasco, 23—17°.
b. Flora des mexicanischen Hochlandes, 23—9" nördl.
Br., 6000—11,000 Fuss Wald-Region, 11,000—14,000 Fuss
alpine Region.
c. Flora der mexicanischen Westküste, 23 — 30 •* nördl. Rr.
5. Flora Westindien's, überschieitet in den Bahama's
den Wendekreis und umfasst südwärts die kleinen Antillen,
28—12 0 nördl. Br.
6. Flora des äquatorialen Brasilien. Die Urwald-Flora
erstreckt sich von 2° nördl. Br. bis 7" südl. Br.
7. Flora des transäquatorialen Brasilien, die Südgrenze
vom 30.0 südl. Br. bis zum ZQy^. Parallelkreise.
8. Flora der Pampas, waldlos. Die eigentlichen Pampas
vom Rio de la Plata bis zum Colorado, 40° südl. Br.
9. Flora von Chile, 23— 33 » südl. Br.
209
10. Flora der bewaldeten Weetküete de? eüdliclien Süd-
Amerika, geht (in der Breite von Valparaiso) von Conce|tcion
bis zum Feuerland, 33 — 56" 8üdl. Br.
D. Oceanisclie Inselfloren.
In der nördlich gemäst^igten Zone bilden die drei atlan-
tisciien Arcliipele der Azoren, der Madeiras und der Canarien
abgei^onderte Schöpt'ungsgebiete , die einen erheblichen Aus-
tausch mit der Mediterranflora erfahren haben.
In der tropischen Zone sind wenigstens acht oceanische
Archipele mit ausgezeichneter endemischer Vegetation, von
denen die Cap Verden und St. Helena dem Atlantischen, Ma-
dagascar und die Mat-karenen dem Indischen, die übrigen
dem Persischen Meere angehören. Die Cap Verden zeigen
eine ähnliche Anordnung der Regionen wie die Canarien.
Die untere Region hat die Formation des tropischen Afrika,
die obere, 1500 — 4500 Fuss, wiederholt die Bildungen der
MediterranHora. St. Helena ist mit den Schöpfungscentren
Chile's und mehrerer Inseln des pacifischen Archipels ver-
bunden.
Madagascar und die Maskarenen sind unter sich näher
als mit dem tropischen Afrika verwandt, von dem die Mo-
sambiqueströmung sie absondert.
Von dem tropischen Archipel des stillen Oceans sind die
Sandwichs-, Galopagos- und die Fitschi-Inseln sowie Neu-
Caledonien selbständige Gruppen von Schöpfungscentren.
Im Stillen Ocean sind vier endemische Centren, Neu-
seeland, der Aukland-Archipel mit Campel-Island, Norfolk
und Juan Fernandez.
Im Indischen und Atlantischen Ocean je ein Centrum,
dort Kerguelen Insel mit Amsterdam, hier die Falklands-Inseln.
Das ausgezeichnetste Glied ist Neuseeland, wo nahe
70 Procent der P'loren endemisch sind und sich nur wenig
Analogie mit Australien findet; näher sind die Aukland-Inseln
mit Neuseeland, Juan Fernandez mit Chile und die Falklands-
Inseln mit dem Feuerland verbunden. Soweit Griesebach. Ver-
gleichen wir hiermit die Schmetterlingsfauna, so ist der Mangel
fast aller LocalJ'aunen ausser Europa zu beklagen. Die Fauna
Kleinasiens liaben uns Mann und Lederer kennen gelehrt; die
Amurfauna Bremer; von Nor(himerika besitzen wir ein Ver-
zeichniss der dort vorkommenden Sclimetterlinge von Morris;
die Californisclieu Tagselimetterlinge liat Dr. Behr verzeiciinet;
eine Liste der bei Pecking und in Nordchina gefangenen Falter
besitzen w ir von Bremer und Gray ; von Madagascar hat
Boisduval eine, jedoch leider sehr unvollständige Fauna
210
herau.'gegeben; die Sclimetterlinge Algeriens, als Repräsen-
tanten der Nordafrikanisciien Fauna, sind von Lucas gesam-
melt, und über die Tughclmietlerlinge Südafrika's hat Trimen
eine \^ertll volle Arbeit gegeben. Ziemlich erschöpfend hat
Herrich Schauer die Schmetterlinge Cuba's in dem Kegens-
burger Corresponden/.blatt zusammengestellt; auch die auf
der Insel Reunion sich findenden Schmetterlinge sind von
Guenee aufgezählt. Leider sind mir die Werke von Donovan
über Neuholländiscbe Sclimetterlinge und von Peters über die
Fauna Mozambik\s nicht zugänglich. Am vollständigsten hat
Moritz die bei der Colonie Tovar in Caraccas (Venezuela)
fliegenden Schmetterlinge gesammelt, welche Herr Director
Kaden in Dresden käuflich von ihm erworben hat. Sie be-
standen aus 1373 Species Gioss- und 322 Arten Kleinschmetter-
lingen oder zusammen aus 1705 Arten. Leider hat nicht
ermittelt werden können, mit welcher Anzahl jede der Schmet-
terlingsfaniilien Papilioniden, Sphingiden, Bombyciden etc.
darin vertreten war. Vergleichen wir damit die ziemlich
reichhaltige Fauna von Regeusburg nach Hen ich - Schäfler
(Correspondenzblatt XVIL pag. 54 und 103) so finden sich
daselbst 823 Grossschmetterlinge incl. 254 Spanner, dagegen
1010 Kleinschmetterlinge. Der grosse Unterschied zwischen
Macros und Micros bei Tovar und Regensburg mag darin
liegen, dass Herr Moritz der Aufsuchung von Micros nicht
die sorgfältige Aufmerksamkeit geschenkt hat, welche den-
selben heutzutage in Deutschland zu Theil wird. Nach Herrich-
Schäfi'er beherbergt Europa an Grossschmetterlingen incl.
Spannern 1551 Arten, also noch nicht 200 Arten weniger,
als in der Colonie Tovar gesammelt sind, woraus der Arten-
Reichthum der Tropen ersichtlich ist. Herrich-Schäffer nimmt
für Europa 316 Arten Tagfalter an; Staudinger führt in seinem
Catalog von 1861 392 Arten auf. Unter diesen befinden sich
zwar auch mehrere Kleinasiatische und Russisch-Asiatische
resp. Arc'isch-Amerikanische, die keine Europäer sind, aber
sich doch auch, wie Sphinx Nerii und Celerio, nach Europa
verirren. Bedenkt man weiter, dass seit 1861 noch einige
für Europa neue Arten hinzugekommen pind und wohl noch
aufgefunden werden können, endlich, dass es bei vielen Arten
z\\eifelhaft erscheint, ob sie als selbstständig oder nur als
Varietäten anzusehen sind, so möchte ich die Zahl der Tag-
falter Europa's zu einer runden Summe von 400 Arten ver-
anschlagen, dagegen beherbergt die Insel Cuba (Correspondenz-
blatt de 1865 S 52) 138 Arten, also fast % so viel wie
Europa. Boisduval zählt für Madagascar 78 Arten auf, doch
ist diese Insel nur sehr unvollständig durchforscht, und es
finden sich gev iss daselbst so viel Arten wie in Cuba, Meh-
211
rere Sendungen Schmetterlinge aus Buitenzorg auf Java, aus
ctM a (lOO Stück bestehend, lieferten SO Tagfalterarten, Lucas
hat während einer dreijährigen vvi.«8enschaft]ichen Unter-
.suciiuug Algerien'^ 58 Arten Khopaloceren gesammelt, und
Trimen führt für Südafrika 220 auf. Dr. Behr zählt für Cali-
lornien M3 Arten auf. Die Philippinen beherbergen nach einer
brieflichen Nachricht dos Herrn Semper gegen 400 Arten.
Bei einer weiteren Vergleichung der Griesebach'echen Floren
mit der Fauna möchte ich zuvor die Gebirgs- oder alpine
Fauna von der der Ebene trennen. Die Gebirge aller Zonen
beherbergen nach Masi-gabe des Breitengrades, Morin sie liegen,
und der Erhebung über dem Meere eine Menge verwandter
Pflanzen, und so finden wir daselbtt auch ver\\andte Schmet-
terlinge. Speyer spaltet die alpine Fauna in 5 Regionen.
1. Die untere Region von 1560 — 2500 resp. 3000 Fuss
Höhe.
2. Die Bergregion bis 4000 Fuss.
3. Die untere Alpenregion bis ca. 6000 Fu^s.
■i. Die obere Alpenregion, beginnt oberhalb der Baum-
grenze, bis 7500 Fuss.
5. Die untere Schneeregion, bis zur Schncelinie und
darüber hinaus, bis 8500 Fuss.
Selbst in der fünften Region zählt er noch 20 Tagfalter-
Arten auf, worunter sich 13 Bergfalter und 7 Falter der Ebene
befinden. Die Bewohner der alpinen Fauna gehören vorzugs-
weise den Gattungen Argjnnis, iMelitaea, Satyrus im weitern
Sinne, Colias und Lycaena an. Die eigentlichen Ritter ver-
steigen sich nicht in diese Region , denn obwohl Zetterstedt
den Papilio Machaon auch in Lappland gefunden hat, so über-
schreitet der.'^elbe in den Alpen doch nicht 5000 Fusa oder
die Grenze des Baumwuchses 5 auch zu Chini im Sutledscb-
Tiiale im Himalaya kommt er in einer Höhe von 9090 Fuss
vor. Während Moritz Wagner an den Andes- Vulkanen,
namentlicl» des Mozo-Pichincha und den Vulkanen der östlichen
Cordille.en von Quito, zwischen der oberen Grenze der
Sträucher und der Schneeregion z\\ ei Colias-Arten und noch
höher am Rand der Schneefelder eine Hipparchia flatternd
antraf 3®), fand aufFallenderweise der Major Sherwill, als er
im Jahre 1861 den Kindschingjungo im Himalaya -Gebirge
besuchte, in einer Höhe von 13,000 — 16,000 Fuss auf Schnee
und Gletschern nur einen zur Familie der Nymphaliden ge-
hörenden Schmetterling, Pyrameis Callirrhoe, und zwar ziem-
lich häufig, dessen eigentliches Vaterland sonst Teneriffa und
'*) Westermann , lUustrirte Deutsche Monatshefte , Juni 1866,
S. 282.
312
Nordindien ist ^^). Die alpine Fauna zeigt, dass da, wo
Gebirgsfalter mit denen der Ebene zusammen vorkommen,
die ersteren nach Massgabe der Höhe an Zahl zunehmen. So
Hnden sich nach Speyer in der ersten Kegion 147 Falter der
Ebene und 12 Bergfalter, in der zweiten 122 Falter der Ebene
und 28 Bergfalter, in der dritten 85 Falter der Ebene und
38 Bergfalter, in der vierten 22 Falter der Ebene und 32 Berg-
falter, in der fünften endlich 7 Falter der Ebene und 13 Berg-
falter. Auch finden eich die Berglalter mitunter in niederen,
auch wohl höheren Regionen. So giebt Speyer die Höhe-
Grenze von Procris chrysocephala zu 4500 — 5500 Fuss an;
ich traf diesen Speyer'schen Sclimetterling ziemlich häutig
auf einer Wiese bei Bad Alveneu, in einer Höhelage von
930 Metern oder 310U Schw. Fuss. In den eigentlichen Tropen
der Ebene sieht man im Verhältniss bei weitem weniger
Schmetterlinge der gemässigten Zone.
Wenden wir uns zu der Fauna der Ebene und betrach-
ten Europa, so möchte ich solche im Allgemeinen die
Europäische nennen; nördlich von etwa R5" geht sie in die
arctische und .'-üdlicli mit dem Auftreten von Neptis Aceris,
Libythea Celtis und Saturnia Pyri in die Mediterranfauna
über. Die arctische Fauna steht der alpinen sehr nahe, und
zeigt dieselben, oder doch sehr nahe stehende Formen, welche
von der Europäisclien Fauna nicht wesentlieh differiren.
Toreil theilt sie in drei Regionen.
1. Die südliche oder h> perboreische zwischen H5 — 6(S°.
Als Typisch gelten Finnmarken und Nordisland.
2. Die Glacialzone bis zu den 74", \\ ohin Boothia Felix,
Grönland südlich von Upernavick, Jan Maien und die Bären-
Insel,
. 3. von 740 bis zum Pole*").
Die Meditevranfaune begreift Südeuropa, die Türkei,
Nordafrika, Kleinasien ,^ den Kaukasus. Charakteristisch ist
die Gattung Thais. Die Formen sind im allgetneinen Europäisch,
doch findet man auch einige Tropische, wie: Nymphalis
Jasius, Lycaena Psittacus , Zerythis Syphax in Nordafrika,
Aphnodes Acamas und Cilissa in Kleinasien, Saturnia Isabella
in Spanien. Sie iiat mit der des Caplandes viel Aehnliches,
nur dass letztere mehr tropische Formen zeigt. Während
Amerika eine Fülle von Individuen derselben Arten liefert,
auch in Euiopa solche oft zahlreich vorkommen, zeigt die
Afrikanische Fauna sowohl im Süden, als auch im Norden
einen auffallenden Mangel an Individuen derselben Species.
^ä) Petermann, Geographische Mittlieilungen de 1863 S. 384 -386.
*") Petermann, Geographische Mittheilungen de 1861 S. 67.
213
Oestlich geht die Europäische Fauna mit dem Auftreten von
Argvnnis Laodice in die russische Mandschuieifauna über.
Sie begreift last ganz Russland mit Polen, das Amurgebiet
und Nordcliina. Motschulsky zählt im Gouvernement Irkutzk
25 Falterarten aul', darunter die allgemein verbreitete Vanessa
.Jo, Melitaea Parthenie, Cyclopides Paniscus; dann die mehr
nördlich iieimischen Colias Palaeno, Vanessa quinque album
(V-album?) Xanthomelas; Erebia Embia, Disa, Coenonympha
Isis (Iphis), Cyclopides Sylvius; die mehr beschränkte Argynnis
Oscarus, Celerius (?), Freya, Parnassius W^osnessensky, Erebia
Edda, Eumonia**). Unter 423 Schmetterlingsarten, -welche
Radde und Maack aus Ostsibirien und dem Amurlande mit-
brachten, finden sich über die Hälfte mehr oder weniger über
Eurojja verbreitet. Die 423 Arten gehören zu 195 Gattun-
gen, wovon nur 13 in Europa keine Repräsentanten haben.
Bezeichnend ist die schöne Gattung Parnassius, doch sind
auch artenreich die Gattungen Argynnis und Melitaea. Die
Mandschureifauna hat auf der einen Seite Vieles mit der
arctischen und alpinen Fauna gemein, auf der andern Seite
aber 'mehr tropische Formen, als die Mediterranfauna, und
ist gewissermassen grossartiger als diese. So zeigt Tropaea
Artemis von Peking und dem Boreja- Gebirge gewaltigere
Dimensionen, als die spanische Tropaea Isabella.
Repräsentanten der Europäischen Fauna finden sich ziem-
lich zahlreich bis zum 30. Breitegrad; ja bis zum Wendekreis
des Krebses. Herr von Hügel sammelte in dem Himalaya
und Kaschmir 109 Tagfalter, worunter sich 12 Europäische,
inci. der Mediterranfauna befanden. Aus Poona in Deccan
erhielt ich bei zwei Sendungen Vanessa Polychloros, Argynnis
Latonia, Neptis Accris, Lycaena baetica, Alexis, Deilephila
Alecto, Celerio; Liparis Crissorhoea; Catocala Elocata,
Nymphaea; Zerene Adustata varietas. Persien und Armenien
wird ziemlich die Mediteranfauna beherbergen, und 36 Arten,
welche Menetries zu Leukoran und Talyche sammelte, gehören
sämmtlich dahin *2). Gleichfalls wurden in Erivan und den
Araxes-Ebenen lauter Europäische Schmetterlinge, und keine
einzige eigenthümliche Art beobachtet*^). Arabien nament-
lich, nach dem was Hemprich und Ehrenberg davon geben,
hat viel Aehnliches mit der Südafrikanischen Fauna. Zu Tor,
ohnweit des Sinai, fand Ransonnet an Schmetterlingen Pieris
*') Giebel und Heintze, Zeitschrift für die gesaimnten Natur-
wissenscliafteii 1859 fc». 399.
") Daselbst S. 177.
*3) Das Ausland, No. 116, den 26. April 1846.
214
Rapae, Mesentina und Pjrameis Cardui**). Japcin liat seine
eigene Fauna: unter 99 Schmetterlingen, die dort vorkommen,
nennt Motschulsky 35 Europäische*"^),
Ziemlich mit dem Wendekreise des Krebset^ beginnt die
eigentliche Tropenfauna, und umfasst in Asien: Vorder- und
Hinter-Indien, Süd-China und die Asiati.schen Inseln. Bei
letzteren finden wir die Eigenthümlichkeit, dass Java und Su-
matra, obwohl nur durch einen ^clitnalen JMeeresarm getrennt,
eine viel giös&ere Verwandls^chart mit dem entfernterem
Borneo, als untereinander haben. Borneo und Java beeitzen,
jenes 29, dieses 22 Papilionidenarten (Ritter), wovon beiden
Inseln 20 Arten gemein .^ind. Gleichfalls beherbergt Sumatra
21 und Borneo 29 Arten von Papilioniden, wovon 20 Arten
auf beiden Inseln vorkommen. Dagegen finden sich in Sumatra
21 und in Java 27 Arten, wovon nur 11 Arten beiden Inseln
gemeinschaftlich sind*^). Ebenso besitzen Borneo und Java
je zwei ihnen eigenthümiiche Arten, Sumatra aber nicht
eine Einzige. Dagegen kommen in Celebes 1 7 lediglich auf
diese Insel beschränkte Arten vor. In der nur 20 Qr.-Meilen
grossen Insel Amboina, zu den Molukken gehörig, fing Dolftsciial
109 Arten Rhopaloceren, worunter sich lf> Ritter, iucl. 5 Arten
Ornitoptera, ausserdem 10 Sphingideu, eine bedeutende Anzahl
Bombyciden , Noctuiden, und Geometriden nebst 100 Micros
befanden*'), wogegen Guenee aus der 76% Qr.-Meilen grossen
Insel Bourbon oder Keunion nur 25 Rhopaloceren, einschliess-
lich eines einzigen Ritters, 11 Sphingiden und 102 Bombyciden,
Noctuiden, Geometriden und Micros anführt *^)
Was Afrika betrifft, so gehört die Nordküste zu der
Mittelmeerfauna, wohin auch Aegjpten zu rechnen. In der
Sahara finden sich nach Duveyrier fast gar keine Lepidop-
teren. In Nubien, Dongola, Abytsinien, sowie an den Küsten
des rothen Meeres fand Rüpj)el fast ganz die Fauna von
Südafrika*^). Inaer-Afrika ist uns noch unbekannt; die tro-
pischen Küsten sind besonders durch die Gattungen Pieris,
Anthocharis, Acraea und Nymphalis vertreten. Die Südafrika-
nische Fauna, verbunden mit der von Madagascar, enthält
nebst tropischen Formen auch wieder viel von der Mediterran-
fauna. Charakteristich sind Gattungen Eurytela und Hyparis.
**) Zoologisch-botanischer Verein zu Wien J863 S. 177.
^■) Wiener Entomologische Monatsschrift de 1861 S. SST.
*ß) Das Ausland de 1864 S. 505.
*') Schriften des zoolog.-botan. Vereins zu Wien 1862 S. 804.
") Notes sur l'isle Reunion par L. Maillard. Lepidopteres par
Guenee.
*") Koch, Die Indo-Australische Lepidopterenfauna S. 88.
215
Gehen N^ir zu Amerika, so finden wir im hohen Norden
die arctische, verbunden mit der alpinen und der Mandschurei-
i'duna. lieber die Vereinigten Staaten von Nordamerika
besitzen wir das ausführliclie Werk von Morris, das jedoch
keineswegs ersciiöpfend ist. Morris führt 232 Arten Tagfalter
an, worunter sich 11 Europäer, aber auch mehrere tropische
Formen, namentlich 2 Heliconier in den südlichen Staaten
finden. Autfallend arm, lediglich in 4 Arten erscheint die
Gattung Satyrus, wovon Staudinger, abgesehen von den vielen
Varietäten, 27 Europäer aufzählt, dagegen kommen schon
meiir Ritter vor; 18 finden vir bei Morris und ganz Europa
beherbergt nur 5. In Nordamerika fehlt die in der Mediterran-
Fauna durch Jasius vertretene Gattung Nymphalis (Charaxes)
sowie Thais. Danais ist in den südlichen Staaten durch
Beienice vertreten. Eigenlhümlich ist die Gattung Nathalis.
Auffällige Verschiedenheit zeigt die Fauna Californiens, die bei
weitem mehr Europäische Formen auf« eist und wohl für eine
t>igenthümliche Fauna erachtet werden kann. Auf die Fauna
Nordamerika'^ folgt die Fauna \on Mexico, die sehr reich-
haltig ist, zumal auf dem Tafellande ein gemässigtes, in den
Ebenen dagegen ein Tropen-Clima lierrscht. Mehrere Nord-
Amerikaner sind bis hierher gedrungen, und ich habe unsere
Vanessa Antiopa von da erhalten. Hier treten schon die
Kiesenschmettorlinge der Gattung Caligo auf.
An die Mexicanische Fauna schliesst sich die der West-
indischen Inseln. Herrich-Schäffer in seinem Correspondenz-
blatt^*^) liefert zwei Verzeichnisse der in Cuba vorkommen-
den Tagfalter, eins von Ramon de la Sagra, welches 270
Alten, und eins von Dr. Gundlach, welches 140 Arten in 54
Gattungen enthält. Der Unterschied der aufgeführten Arten-
zahl mag daher rünren, dass ersleres Werk die Fauna der
Antillen umfasst, letzteres sich auf Cuba beschränkt. Die
Giindlacli.sche Angabe ist offenbar am zuverlässigsten, zumal
er versichei t, seit 25 Jahren auf Cuba zu verweilen, die ganze
Insel bereiwt, Monate lang in jedem Bezirk verweilt, überall
gesammelt, auch alle Cubanischen Sammlungen verglichen zu
iiaben. In dem Vcrzeicliniss steht kein Europäer, nur 1
Satyrn.'^. Es enthält 4 Heliconier, 11 Ritter, K! Teria.s und
4(i Hesperien. Die in Mexico und Nordamerika vertretenen
Nymi^lialidengaltungen Argynnis, Brenthis, Griipta, Vanessa
und Limenitis fehlen, ebenso die zu den Morj)hiden gehörigen
Riesenschmetterlinge Mexicos. Von asiatischen Gattungen
finden sich Danai«, Diadema, Junouia , doch alle nur mit
5") de 18(32 S. 118 sqq. und S. 174 sqq.
216
wenig Arten. Am zahlreichsten sind Pieiis und Gonilobia,
jede mit Ki Arten vertreten.
Eine eigenthümliche P'auna bietet uns Venezuela. Herr
Direktor Kuden erhielt, wie erwähnt, von dorther aus der
Colonie Tovar 137:^ Arten Giossschmetterlinge. Wieviel
Tagfalter sich darunter befanden, habe ich nicht ermitteln
können. Sie zeichnet sich durch zahlreiche Heliconier, sowohl
un Arten, wie an Individuen, und durch Fyraliden mit son-
derbar gestalteten Palpen aus.
Wieder eine besondere Fauna liefert Guyana. Von den
in Surinam vorkommenden Schmetterlingen besitzen wir zwei
Werke, eins von Frau Merian und das andere unter dem
Titel: Papillons de Surinam von einem unbekannten Verfasser.
Frau Sybille Merian bildet 78 Schmetterlinge, darunter 27 Tag-
falter einschliesslich eines aus Asien und einer Castnia ab.
In den Papillons de Surinam sind 1.51 Schmetterlingsarten
iucl. Attacus Atlas aus Celebes abgebildet, worunter sich
51 'i'agfalter befinden. Vorzüglich reich an Erycinen und
Hesperien ist diese Fauna.
Die reichste Fauna bietet uns Brasilien dar, welche sich
in die nördliche oder die des Amazonenstromes, und die
südliche oder eigentliche brasilische spaltet. Erstere ähnelt
sehr der Fauna von Guyana. Nach Bates, finden sich von
etwa oO in Guyana und dem Amazonenstromgebiet vorkom-
mende Arten, 29 nirgends \a o anders, und in Para traf er
keine eigentlichen Brasilianischen Formen, während mehr als
die Hälfte der Gesammtzahl Mesentlich Guyanische Species
sind^'). Die ausgezeichnete Fauna Amazoniens finden ^^ir
bei Spix und Martins treÜend geschildert ^-). „Hat die Sonne,
lesen wir daselbst, die aufsteigenden Nebel verdrängt, dann
eilen die buntfarbigsten Schmetterlinge, besonders zahlreiche
Hesperien (Hesperia Aparete, Idas, Proteus, Bixae) von Blume
zu Blume, oder suchen ihre Nahrung auf der Strasse (Hesperia,
Fabius, Alcyonia, Numata; Papilio, Orithyia, Doris, Flora,
Laena, Psidii, Picra), oder in einzelnen Haufen zusammen-
gesellt auf besonnten Sandulern der kühlen Bäche (Papilio,
Protesilaus, Ajax, Polycaon, Tlioas). Die blauspiegelnden
Menelaus, Nestor, Laertes, Adonis; die bläulichweisse Idea und
der grosse Eurylochus schwingen sich Vögeln ähnlich durcii
die leuchten Thäler zwischen grünen Gebüschen hin. Die mit
den Flügeln schwirrende Teronia fliegt von Baum zu Baum,
während Noctua Strix, der grösste der Nachtschmetterlinge,
mit ausgebreiteten Flügeln unverrückt am Stamm festsitzend,
°') Bates, Der Naturforscher 8. 59.
^^) Reiae nach Brasilien. München 18'I3. 1. S. 163.
217
den Abond erAvartet." Während die brasilische Fauna die
zierliche Eulengattung Palindia hervorbringt, erscheint die
Fauna des Amazonengebietes besonders fruchtbar an Rittern.
Wallace zählt 67 Arten davon auf, und beliauptet, dass
\on etvvay über 300 Alten Ritter, ungefähr 40 in Afrika,
65 in dem tropi^^chen Asien, 120 in Süd-Amerika und eben
soviel in dem indischen Archipel vorkämen ^'■^).
Die Fauna von Peru und Bolivia scheint mit der bra-
silianischen viel Aehnliches zu haben, wogegen die von Chile
ganz verschieden ist, und gleich wie die Californische der
Europäischen näher steht. Von 10 in Chile vertretenen Rhopa-
loceren-Gattungen ist keine einzige dem tropischen Amerika
eigenthümlich; viei- zeigen nordische Formen, drei sind cos-
mopolitisch, drei sind auf Chile beschränkt, haben aber dabei
den Charakter des gemässigten Nordens^*). Als Dr. Philippi
im Spätsommer IS62 von Tome am nördlichen Ufer der Bai
von Talcahuano landete, l'and er auf dem Berg -Plateau,
worüber der Weg nach Concepcion führte, nur ein Paar
Schmetterlinge aus dem Genus Jlipparchia, und bei einem
Ausiluge nacii den heissen Bädern von Chillan lediglich drei
Arten Tagfalter aus den Geschlechtern Pieris und Hipparchia").
Auch fand derselbe in Chile 43 Rhopaloceren, fast alle euro-
päischen Arten angehörend ^^). Ich komme nun zur Fauna
der La Plata-Staaten. Im Ganzen bewahrt diese einen eigen-
thümlichen, von der brasilianischen Fauna zum Theil abwei-
clienden Charakter, welcher höchstens durch eine Anzahl
fast über ganz Amerika verbreiteter Arten beeinträchtigt
wird. Auffallend ist es, dass gerade die grössten und aus-
gezeichnetsten Formen am meisten von denen der Tropen
abweichen, und dass diese gerade den südlichem Provinzen
zukommen, welche zugleich eine Armuth an Arten erkennen
lassen Die westlichen Provinzen am Fasse der Cordilleren
zeigen eine deutliche Uebereinstimmung mit der Fauna von
Chile. In Mendoza fand Burmeister die Tagfalter sparsam ver-
treten, die Ritter nur durch eine Art,, und die Heliconier fehlten
ganz. Dagegen zeigte Tucuman mehr als alle übrigen La Plata-
Ländcr einen näiiern tropischen Cliaracter und einige eigenthüm-
liche Tagfalterformen, die den übrigen Localitäten fehlten").
•'•'') S. dessen Vortrag vom 17. März 1864 in der Linnean Society.
'*) Gerstäcker, Bericht der Entomologie auf 1863 und 1864.
Erste Hälfte S. 112.
=■•) Petennann, Geographische Mittheilungen de 1863 ö. 242 u. 249.
^") Wiener Entomologische Monatsschrift de 1861 ö. 352.
2^) Burmeister, Reise nach den La Plata-Staaten. Halle 1861.
S. Gerstäcker, Bericht der Entomologie auf 1861 S. 30 -31.
218
Die Fauna Patagonien's ist mir unbekannt, dürfte aber
den Charakter der Alpenfauna, der Mandschurei- und der
arclisclien Fauna an sich tragen.
Was den fünften Welttheil anbetrifft, so besteht er aus
den drei griij^sern Continenten Neu-Guinea, Neu-Seeland, Neu-
Hoiland und den pacifisclien Inseln
Neu Guinea liegt hart an dem Aequator, und die dort
gesammelten Schmetterlinge füliren meist tropische Formen.
Sie gehörten zu den Gattungen Papilio, Euploea, Danais,
Hestia, Celho.ia, Cyrestis, Minetra, Neptis, Drusilla, Melanitis,
Morpho, Cyllo, Mycalesis, Coenonympha, Taxila, Amblypodia,
Danais **).
Neu-Seeland ist arm an Blumen und Sclimetterlingen, die
Tagfalter zeichnen sich weder durch Grösse noch durch Farben-
pracht ans, und die Formen der gemässigten Zonen sind die
vorherrschenden. Nachtfalter sind häufiger als Tagfalter, und
am zahlreichsten sind die Tineiden vertreten ^^).
Neu-Holland ist im Allgemeinen arm an Individuen. In
West- Australien fand Behr wenig Schmetterlinge, darunter
die interessante Gattung Synemon. Während sich diese noch
auf mehreren pacifischen Inseln findet, birgt Südamerika die
zahlreiche schöne Galtung Castnia; dagegen die alte Welt
gevissermasseu als Stellvertreter die Galtung Cleosiris (Bois
dural). Sou^t findet sich in Neu-Holland ein wesentlicher
Unterschied zwischen der Fauna des Südens und der des
Nordens. Erstere hat Lewin in seinen Lepidopteren von
Neu -Süd -Wales dargestellt. Sie zeigt grosse Dürftigkeit.
Argynnis und Melitaea fehlen, ebenso Euploea, Danais und
Acraea. Von Vanessa finden sich 3 Arten , eine der Cardui
sehr ähnlich, die zweite erinnert an Atalanta und die dritte
an eine Ostindische Art. Nymi)halis, Limenitis und Apatura
«erden vermisst. Hipparchia zählt drei Species, die zum
Theil in der Mitte zwischen F]geria und Megaera stehen, die
dritte hat ein fremdartiges Ansehen und scheint sich an
Ostindische oder Afrikanische Arten anzuschliessen. Am zahl-
reichsten ist Lycaena vertreten, \^ohl \a cgen der vorherr-
schenden Familie der Leguminosen. Papilio enthält eine
Art, vielleicht identisch mit Demoleus, Pontia vier Arten,
M'ovon zwei an Daplidice, zugleich an Ostindische Arten, und
zwei an Elatea erinnern. Colias fehlt. Von Hesj)erien zwei
Arten, ähnlich wie Comma. Auch hier fliegt die Gattung Syne-
mon. Die Nachtvögel sind zahlreicher, und vorzüglich viele
Microlepidopteren. Einzelne tropische Formen tauchen auf,
°») Wiener Eiitoniologische Zeitung de 1859 Band 3 S. 267—69.
'») Das Ausland de 1863 fc>. 807 809.
219.
namentlich ungeheure Hepialus und ein schöner Erebus^").
Ganz anders verhält es .sich mit dem Norden Neu-Holland's.
Eine Sendung aus Cap York enthielt nebst mehreren eigen-
thümlichen eine Älenge mit dem Jndisjchen Archipel überein-
stimmende Alten, namentlich Ornitlioptera, wie Priamus und
dessen Varietäten.
Schliesslich haben wir noch die Fauna der Inseln des
Atlantischen und Pacifiechen Meeres zu betrachten.
Wollaston traf auf Madeira und der daiun gehörenden
Gruppe 96 Arten Lepidopteren, sämmtlich ihren Formen nach
zur Mediterranfauna geliörig '^'). Was die Pacitischen Inseln
anbelangt, so versichert Forster, dass weniger Insectenarten,
als die Südseeinseln hervorbrächten, sch\A ei'lich anderswo
angetroffen würden; nur die gemeinsten und bekanntesten
Gattungen seien ihm begegnet, doch zeichne sich Neu-Cale-
donien aus*"^). Auf den Korallenfelsen der Mitchells-Gruppe
traf GräfTe nur wenig Falter, und unter diesen den auch in
Samoa vorkommenden Tagfalter mit violettblauscliillernden
Flügeln, eine Diadema, Mohl Lasinassa ''^). Auf der Insel
St. Paul beobachtete Scherzer ausser der eingeführten Kleider-
Motte keinen einzigen Schmetterling'''*). Dagegen sah Gräffe
auf den Vili-Inseln mehr Lepidopteren als Coleopteren, vor-
züglich Tagfalter. In Samoa fiel ihm der relative Reiclithum
an Ljcaenen-Arten auf. Es war da eine Hesperia, ähnlich
unserer Malvae, manche Arten Nymphaliden, ein Heliconier,
älinlich dem Apollo, doch ohne die schönen Augen, von Rit-
tern eine Ait Papilio, Godeffroyi Semper; ferner Sphinx Ce-
lerio und Convolvuli und bei den Koctuen die unsere Ordens-
bänder vertretenden Ostindischen Lagoptera-Arten (Lagoptera
Magica, Ophioderes Fullonica, Cocytodes Coerulea). Sehr
reich war die Fauna Ovalau's an blattminirenden Micro-
lepidopteren *'^).
Wenn wir hiermit die Betrachtung der verschiedenen
Faunen beschliessen, so drängt sich uns die Frage auf: wie-
viel Schmetterlingsarten die Erde wohl beherbergen mag?
Speyer hat diesen Gegenstand 1858 in der Linnaea Entomo-
''") Entoraologische Zeitung de 1845 S. 210.
"') Vernon Wollaston, Insecta Madeirensia, being an account of
the Insects of the Islands of the Madeiran group. London, ö. Aus-
land de 1863 S. 882.
«0 Das Ausland de 1867 Ö. 170 -177.
e:^) Das Ausland de 1867 ö. 1160.
''*) Monatsbericht der Königl. Academie der Wissenschaften zu
Berlin. December 1861. Berlin 1862. S. 1089.
''^) Schriften des zoolog.-botan. Vereins in Wien de 1866 S. 588.
15
220
logica besprochen. Er nimmt als Norm das Verhältniss der
Bliithenpflanzen zu den Schmetterlingen an und berechnet dar-
nach die Existenz von mindestens 130,(iOO Sehmetterlingsarten,
bemerkt aber dabei, dass, da es uns an genügenden tropischen
Faunen mangele, eine jede sichere Handhabe fehle.
Linne in seinem Natursystem beschreibt 780 Sclimetter-
lingsarten , worunter sich 273 Tagfalter befinden. Fabricius
in seiner Entomologia systematica vom Jahre 1793 kennt
2799 Arten, darunter 1147 Tagfalter incl. 349 Hesperien.
Doubleday in seinem schönen Werk über Tag.^ciimetterlinge
führt davon 3384 Species auf, nämlicli 298 Papilioniden oder
Ritter, 397 Pieriden, 10 Ageroniden, 86 Danaiden, 189 Heli-
coniden, 45 Acraiden, 742 Nymphaliden, 68 Morphiden,
351 Satyriden, 37 Euryteliden, 8 Libytheiden, 256 Eryciniden,
485 Lycaeniden und 412 Hesperiden. Diese Anzahl iiat sich
bedeutend vermehrt. Felder zählt 1864'^^), 533 eigentliche
Papilioniden oder Ritter, -welche sicii jedoch nach Abzug der
von iiim selbst als blosse Varietäten angenommenen Arten
auf 400 reduciren lassen. An Piel-iden zählt Herrich-Schäffer ^'1
im Jahre 1867 512 Arten auf. Hierzu treten nach demselben
Schriftsteller^**) 537 Heliconiden und Acraiden, 49 Danaiden,
53 Brassoliden, 1 Brina, 19 Hetaerinen, 512 Satyrinen, 5 Ra-
gadinen, 23 Elymniinen, 35 Eurytelinen, 1212 Nymphalinen
incl. der Morphiden und Ageranien. Nach dem heutigen Stand
der Wissenschaft kann man wohl in runder Zahl die Liby-
theiden zu 12, die Eryciniden mindestens zu 400*^^^), die Ly-
caeniden und Hesperiden je zu 600 veranschlagen. Es würde
sich demnach die Zahl der bekannten Tagfalter auf folgende
Ziffern stellen:
533 eigentliche Papilioniden.
512 Pieriden.
537 Heliconiden und Acraiden.
49 Danaiden.
53 Brassoliden.
1 Brina.
19 Hetaerinen.
**) Schriften des zoologisch - botanischen Vereins in Wien de
1864 S. 290-330.
«') Correspondenzblatt de 1867 S. 100.
6*) Correspondenzblatt de 1864 S. 175.
•**) Nach Felder befinden sich in den Bates'schen Sammlungen
allein 380 Arten dieser Familie (Wiener Entoniologische Monatsschrift
de 1860 S. 238). Nach Anfertigung gegenwärtigen Aufsatzes hat
Herrich-Schäffer in dem Correspondenzblatt de 1868 Jahrgang 22
S. 121 sqq. 11 Alten Libytheinen und 405 Arten Erycinen aufgestellt.
»21
515 Satyrinen.
5 Ragadinen.
23 Elymniinen.
35 Eurytelinen.
1215 Nymphaliden.
12 Libytheinen.
400 Eryciniden.
600 Lycaeniden.
600 Hesperiden.
Summa 5109,
Wenn wir bedenken, dass auf der einen Seite zwar die
Fauna grosser, namentlich tropischer, Erdstriche noch un-
bekannt ist; auf der andern Seite, wie wir bei den eigent-
lichen Papilioniden gesehen haben, die aufgestellten Arten
durch Abrechnung der Varietäten bedeutend reducirt werden
müssen, endlich sich in den noch unerforschten Gegenden
viele Arten befinden, die einem grossen Verbreitungsdistrict
angehören, mithin schon bekannt sind, so glaube ich mit
ziemlicher Zuversieht die Zahl der auf der Erde wirklich
existirenden Arten von Rhopaloeeren auf die runde Summe
von (idOO veranschlage^ zu können. Zu demselben Resultat
gelangen wir noch auf einem andern Wege. Staudinger in
seinem Catalog von 1^61 führt 392 Europäische Tagfalter
auf, welche Zahl sich, wie ich oben gezeigt, auf die runde
Summe von 400 Aiten feststellen lässt. Wenn wir nun für
Europa einen Flächeninhalt von 1^5,000 üMeilen, für Asien
von 816,000 üMeilen, für Afrika von 530,000 aMeilen, für
Amerika von 750,000 aMeilen, für Australien von 170,000
□Meilen annahmen, so ergiebt solches einen Gesammt-Flächeu-
inhalt von 4,421,000 □Meilen. Europa umfasst davon in
runder Summe den fünfzehnten Theil, und die Zahl der Euro-
päischen Tagfalterarten von 400 fünfzehnmal genommen , er-
giebt gleichfalls die Zahl von GOOO. Betrachten wir die andern
Schmetterlingsfamilien, und beschränken wir uns auf Europa,
so wird sich namentlich unter den Micros noch eine ziemliche
Zahl bis jetzt unbekannter Falter finden , dagegen müssen
wieder Aiele als Varietäten eingezogen werden. Unter Be-
rücksichtigung dieser Factoren glaube ich , dass man mit
ziemlicher Sicherheit die Zahl der in Europa vorkommenden
Schmetterlingsarten folgendermassen feststellen kann:
190 Sphingiden.
340 Bombyciden.
1000 Noctuiden.
720 Geometriden.
55 Pyralidinen.
15*
222
570 Crambinen.
640 Tortricinen.
1450 Tineinen.
85 Pteropliorinen.
15 Alucitiuen.
Diese Zahlen fünfzehnnial genommen, würde sicli als Gesammt-
zalil der auf der ganzen Erde vorkommenden Schmetterlings-
Arten herausstellen:
6000 Papilioniden.
2850 Sphingiden.
15000 Noctuiden.
10800 Geometriden.
805 Pyralidinen.
8550 Tortrieiden.
21750 Tineinen.
1275 Pterophoriden.
225 Alucitinen.
67255 Arten.
Betrachten wir nun, wie sich die Schmetterlinge hin-
sichtlich ihrer Verbreitung verhalten, so liefert das schöne
Werk von Doubledaj: „Gattungen •der Tagsehmelterlinge"
eine werthvolle Handhabe, um darauf v^ eitere Schlüsse zu
gründen. Doubleday hat y.^;^ ar lediglieh die Tagschmetterlinge
bearbeitet, doch werden die hier gefundenen Veihältnisf-e
auch für die andern Schmetterlingsfamilien als eine allgemeine
Regel Anwendung finden können. Zwar hat sich die Kennlni^s
der Schmetterlingswelt seit dem Erscheinen des gedachten
Werkes erstaunlich vermehrt; es dürfte solches jedoch auf
die allgemeinen Verhältnisse von keinem wesenfiichen Einfluss
sein. Doubleday führt bei jeder Rhopalocerenait, wo es ihm
bekannt war, das Vaterland an, und hiernach beherbergt
Europa 357, Asien 773, Afrika 467, Amerika 1669 und Au-
stralien 179 Arten. Darunter besitzen gemeinschaftlicii Asien
uud Australien 23, Europa, Asien und Afrika 8, Europa und
und Asien 20, Asien und Afrika 17, Europa und Amerika 11,
Europa, Asien und Amerika 3, Asien, Afrika und Austialien
2, Afrika und Australien 4, Europa und Afrika 2, Asien und
Amerika 3 Arten, endlich findet sich in allen Welttheilen
eine Art, Pjrameis Cardui. Auffallend ist hierbei der Reich-
Ihum Amerika's, denn ob\^ohl Asien an Flächeninhalt grösser,
beherbergt doch Amerika noch einmal soviel Arten; ebenso
auffallig ist dessen isolirte Stellung, da fast alle daselbst vor-
kommenden Falter ausschliesslich Amerika als Vaterland an-
gehören und in den andern Welttheilen fehlen; dagegen haben
diese eine nähere Beziehung zu einander. Ebenso sehen wir
223
eine nahe Ver\^ andtechaft zMifchen Asien und Australien,
sowie, diiJ-8 Europa in noch näherer Verbindung als Asien
mit Amerika zu e-tehen scheint. Doch bedürfen (fiese Verhält-
nisse noeii einer reifen Erforschung.
Ich besitze derzeit, im Frühjahr 18n8, an Tagfalterarten,
abgesehen von den Varietäten:
iJ'O eigentliche Papilioniden.
282 Pieriden.
8 Ageroniden.
31 Euploea.
34 Danais.
4 Hestia.
114 Heliconier.
43 Acraeiden.
543 Nymphaliden.
42 Morphiden.
1 Brassoliden.
272 Satyrideu.
24 Euryteliden.
7 Libytheiden.
146 Eryeiniden.
326 Lycaeniden.
368 Hesperiden.
2435,
also ziemlich die Hälfte der bekanten Tagfalter.
Gehen wir die einzelnen Familien durch, so finden wir, dass
imter den eigentlichen Papilioniden die Ritter die zahlreichste
Gattung bilden. Herrich-Schäfl'er verzeichnet 4U6 Arten, wo-
von jedoch v\ohl mehrere eingezogen werden müssen. Sie
treten in der gemässigten Zone auf und nehmen nach den
Tropen an Zahl so zu , dass Südamerika und das tropische
Ostindien die meisten zählen.
Was die Pieriden betrifft, so finden wir die Gattung
Pieris am zahlreichsten vertreten. In allen Climaten und in
allen Erdtheilen ist sie, schwach in der arctischen Zone ver-
treten und kommt am häufigsten mit der Gattung Anthocharis
in Afrika vor: Die eigenthümlich gestaltete Gattung Leptalis
ist mit Euterpe auf die Tropen Amerika's beschränkt, dagegen
zeigt sich Callidryas in den Tropen aller Welttheile, und
manche Arten treten sowohl in Asien als in Amerika auf,
Colias bewohnt vorzugsweise die gemässigte und arctische
Zone und versteigt sich nur einzeln in die Tro]»en. Terias
trell'en uir in den Tropen beider Hemisphären, am zahlreichsten
in Südamerika , sie geht aber hier nach Nordamerika hinauf.
Die Familie der Ageroniden belohnt lediglich das tro-
♦
224
pische Amerika. Euploea giebt es nur in den Tropen der
alten Welt, ^Neuliolland und den pacifischen Inseln, Asien ist
am reichsten bedacht-
Den Sitz von Danais bilden vorzugs^^ eise die Tropen
aller Welttheile, doch findet man ein/eine Arten auch in der
gemässigten Zone, ja Danais Chrysippus wird als Bewohner
Europa's aufgeführt. Hestia ist nur in den Tropen Asien's
und in Neuholland gefunden.
Die Heliconier bewohnen ausschliesslich, zum Theil in
erstaunlicher Anzahl, sowohl hinsichts der Arten als der Indi-
viduen, die Tropen Amerika's und ziehen sieh in einzelnen
Arten bis nach Nordamerika hinein. Lediglich die wenig
zahlreiche Gattung Hamadryas findet sich in Asien.
Die nahe stehenden Acraeiden kommen dagegen in den
Tropen Asien's und Neuholland's vor. Die grösste Mehrzahl
beherbergt Afrika, wogegen sie in Asien und Neuholland nur
schwach vertreten sind. Am zaiilreichs-ten ist die Familie der
Nymphaliden, und treffen wir Glieder davon in allen Welt-
gegenden und allen Zonen. Was die daiiin gehörigen Gat-
tungen betrifft, so sind Romalosaenia, Eury})hene, Aterica und
Harma auf das tropische Afrika angewiesen. Limenitis ist
am stärksten in dem tropischen Asien vertreten, doch finden
wir auch Arten davon in den gemässigten Gegenden von
Asien, Europa und Nordamerika. Heteroehroa ist auf das
tropische Amerika beschränkt, häufig in Brasilien und zieht
sich durch Mexico nacii Californien. Neptis treffen wir am
zahlreichsten in den Tropen Asien's und Afrika's, doch auch
einzeln in der Mediterranfauna und den gemässigten Zonen
Asiens. Paphia bewohnt ziemlich zahlreich nebst Syderone
und Hypna das tropische Amerika, wogegen Philognoma auf
das tropische Afrika angewiesen ist. Während Nymphalis
(Charaxes) sich in den Tropen von Asien, Afrika und Neu-
HoUaud gefällt und nur durch Jasius sich bis zur Mediterran-
Fauna hinzieht, sehen wir Prepona, Agrias und Timetes auf
das tropische Amerika beschränkt. Die schönen Cyrestis-
Arten bewohnen die Tropen der alten Welt.
Discophora, Thaumantis, Clerome, Zethera, Drusilla hausen
in den Tropen Asiens und Australiens. Eurema (Heurema)
wohnt in dem tropischen Amerika. Grapta findet sich in der
Europäischen und Mediterranfauna, sowie in Nordamerika und
Californien und erstreckt sich bis Mexico und China. Vanessa
und Pyrameis bilden die hauptsächlichsten Bewohner der
gemässigten Zonen beider Hemispliären, doch finden sich
auch Arten davon in den Tropen aller Welttheile. Pyrameis
Cardui ist der am meisten verbreitete Schmetterling, und
2»5
Pyrameis Calliriioe zeigt eich nicht selten auf dem Himalaja
in einer Höhe von 16,000 Fuss.
Diadema ist auf die Tropen Asites, Afrikas und Austra-
liens beschränkt. Herrich-Schäffer sagt zwar, dass Dioxippus
auch in Amerika vorkäme, ich habe ihn jedoch nur aus Java
erhalten,
Epicalia bewohnt das tropische Amerika, Argynnis findet
fsich vom Pol bis zum Aequator, in Europa, Asien und Ame-
rika; in Afrika ist sie duich eine Art, Pandora, in Algerien
vertreten. Cethosia treffen wir in den Tropen Asiens und
Australiens , Atella und Kailima in denen von Afrika, Asien
und Australien, Mjscelia (Eunice) in denen von Amerika
und Afrika.
Callithea, CjbdeJis, Epiphile, Eubagis, Pyrrhogyra sind
im tropischen Amerika heimisch.
Die zahlreiche Gattung Adolias haust im nördlichen und
tropischen Ostindien und China, Messoras und Cirrochrea in
dem trojnschen Asien, letztere auch in Australien.
Eresia und Synchloe sind auf das tropische Amerika be-
schiänkt, letztere zahlreich in Mexico und soll auch am Cap
vorkommen.
Melitaea tieffen wir vorzugsweise in den gemässigten
Climaten von Europa, Asien und Amerika, doch auch in der
alpinen Zone und in dem tropischen Amerika.
In Afrika ist sie nur durch eine Art vertreten, Colaenis
(Eueides) und Anartia sind dem tropischen Amerika, Sym-
phaedra und Euripus dem tropischen Asien, endlich Jaera
und Godartia dem tropischen Afrika eigenthiimlich.
Diadema wird in den Tropen von Asien, Afrika und
Australien gefangen.
Apatura begegnen \a ir in Europa sowie in der gemässigten
und heissen Zone Asiens und Amerikas.
Junonia mit der Unterabtheilung Precis bewohnt die
Tropen von Asien, Afrika und Amerika, vorzüglich häufig in
Afrika, reicht sie in Amerika bis in die gemässigte Zone.
Callicore, Ferisama, Catogramma sind auf das tropische
Amerika angewiesen sowie Brassolis und die Riesen.schmetter-
linge der Gattungen Morplio, Caligo und Dynastor, doch finden
sich auch dahin Geliörige in Mexico.
Die Familie der Satyriden findet sich in allen Zonen und
allen Climaten. Davon kommen die Gattungen Lynmapoda,
Coiades, Pronophila , Taygetis und Hetaera nur in dem tro-
pischen Amerika vor, Cyllo dagegen in den Tropen Asiens,
Afrikas und Australiens.
Erebia bewohnt vorzugsweise die Eurojjäischen Alpen
und Pyrenäen, findet sich aber auch in der arctischen sowie
226
in der gemässigten Zone von Asien, Europa und Amerika,
endlicii gleichfalls in Nordindien, CliiJe, Columbia, Madagascar,
Südafrika und Neuseeland. Chioaobas fliegt in der arctischen
und Alpenzone sowie in der Mandschurei, Südrussland, Chile
und Nordamerika.
Arge findet sich nur in der Europäischen, der Mittelmeer
und Mandschureifauna sowie im Kaukasus.
Satyrus vorzugsweise in der Europäischen und Mittelmeer-
Fauna, doch auch in Armenien, Persien, dem Himalaja, Sibi-
rien, Nordamerika, Chile und Abyssinien. UphtiPia frequentirt
die Tropen von Asien, Afrika und Neuhollanti, doch auch
Syrien, China und Südafrika.
Neonympha in dem tropischen Amerika und geht einzeln
bis in die gemässigte Zone daselbst.
Coenonymplia begegnen wir in der Europäischen und
Mittelmeerfauna, Nordamerika, Californien, Afrika und dem
Indischen Archipel.
Lasiommata in dem Atlantischen Archipel, der Europäi-
schen, Mittelmeer- und Mandschureifauna, Neuholland, Guyana,
Chile, Südafrika, Abyssinien und Ostindien,
Debis zeigt sich in Ostindien, Ostasien, Java, den Philip-
pinen und Nordamerika; dagegen Mycalesis in den Tropen
von Asien, Afrika und Neuholland. Bei Hübner (Zutrag ^9. bO),
der in Betreff' seiner Otica Geoigien uud Florida als Vater-
land nennt, mag wohl ein Irrtlium vorliegen. Hinsichts der
Euryteliden, so kommen Melanitis (Elymnia) und Eurytela
in den Tropen von Asien und Afrika vor, und benennt Bois-
duvai in semer species general wohl irrthünilich Mexico als
Vaterland von Melanitis Ceryx statt Java.
Hyparis findet sich vorzugsweise in Südafrika, auch sonst
im tropischen Afrika, und soll sich auch in Ostindien zeigen.
Ergolis in den Tropen von Asien und Afrika, Olina da-
gegen in den Tropen von Amerika.
Die Libytheiden treffen wir in der Mittelraeerfauna und
Nordamerika, aber auch in den Tropen von Asien, Afrika
und Amerika.
Was die Eryciniden betriff't, so beherbergt Europa nur
eine Art, Nordamerika schon mehr; fast alle hausen in dem
tropischen Amerika, und nur wenige in dem tropischen Asien
und Afrika. Den Lycaeniden begegnen wir in allen Welt-
theilen und Zonen. Von den dazu gehörigen Gattungen treffen
wir Eumaeuö in dem tropischen Amerika, Ogyris in Neu-
Holland, Anops und Loxura in Ostindien, letztere auch in
Südafrika, Myrina in dem tropischen Asien und Afrika, Am-
blyredia und Deudoryx in Ostindien, den dazu gehörigen In-
eeln, den Philippinen und Australien, Dipsas in den Indischen
237
Inseln, Aphnaeus in der Mittelmeerfauna, Südafrika und Ost-
Indien, Jolaus in dem tropischen und in Südafrika, sowie in
Ostindien und den dazu gehörigen Inseln, Hjpolycaena in den
Tropen von Asien, Australien und in Südafrika, Jalmenus in
Australien und dem tropischen Asien, Ilerda in Ostindien,
Thecla in der gemässigten und heissen Zone aller Welttheile,
Danis in den Tropen Asiens und Australiens, Chrysophorus
in der Europäischen und Mittelmeerfauna, doch auch in Süd-
Afrika und Californien, sowie Nordamerika und Ostindien,
Zeritis in ganz Afrika, doch auch in Syrien und Arabien,
Miletus in dem tropischen Asien, Afrika und Australien, Pen-
tila in Afrika.
Die Hesperien bevölkern alle Erdtheile und alle Zonen,
Hinsichts der einzelnen Gattungen leben Pyrrhopyga und Ery-
cides in dem tropischen Amerika und Mexico, Gonilobia in
dem tropischen und nördlichen Amerika , doch auch in dem
tropischen Asien und Afrika, Ismene in dem tropischen Asien,
Amerika. Afrika und Australien, Phareas in dem tropischen
Amerika, soll aber auch in dem tropischen Asien vorkommen,
Pyrgus in der Europäischen, alpinen und Mittelmeerfauna,
dem tropischen Asien, Amerika und Südafrika; Nisoniades
tretfen wir in Europa, Nordamerika, Südpersien, dem tropi-
schen Amerika und Asien, Cyclopides in Europa, der Mand-
schureifauna, Nordamerika, Südafrika, Ostindien und dem tro-
pischen Amerika, Pamphila und Hesperia in allen Ländern
und Zonen ausser der aretischen, dagegen in Lappland und
den Alpen; Achlyodes scheint dem tropischen Amerika eigen-
thümlich, dagegen Euschemon Neuholland.
Wenn wir hiermit den Kreis der Tagfalterarten beendi-
gen, so sei es mir, vor dem endlichen Abschluss, noch er-
laubt, einige interessante physiologische Erscheinungen der
Schmetterlings weit, wenn auch nur kurz, zu erwähnen. Köge!
traf auf der Insel Ceram im Malayischen Archipel eine bishel^
unbekannte Raupe. Sie ist auf dem Rücken mit Querstrichen
oder mit kleinen Kreuzen versehen, und diese besitzen die
Eigenschaft, im Dunkeln zu leuchten''"). Leider fehlen alle
näheren Angaben. Ebenso leuchten unter gewissen Umständen
im Dunkeln die Augen von Sphinx Convolvuli gleich glü-
henden Kohlen.
Die Gattung Ageronia bringt durch ihren Flügelschlag
ein eigenthümliches Geräusch hervor. Gleichfalls besitzt die
Raupe von Bombyx Vorax die Fähigkeit, einen Ton von sich
zu gebeii, welchen man am besten mit dem Schnurren einer
grossen Fliege vergleichen kann, und diesen Ton wiederholt
0) Das Ausland de 1861 S. 910.
228
sie oft 3- 4maP'). Dieselbe Eigenschaft entwickelt die Raupe
von Bombyx Vioiacea, wenn man das Blatt, w orauf sie sitzt,
berührt, und man glaubt die Entstehung dieses Geräusches
dadurch zu erklären, dass, wenn sich die Raupe plötzlich
zusammenzieht, die Vorderringe sich an einander oder an den
Wänden ihrer Behausung reiben ^^). Dass Acherontia Atropos
einen gewissermassen klagenden Ton von sich giebt, ist eine
bekannte Thatsache. Er besitzt zu diesem Behufe ein eigen-
thümliches Organ. Andere Sphingiden, namentlich Sphinx
Lebruscae in Surinam, haben dasselbe Vermögen"). Auch
bei andern Schmetterlingen hat man einen besondern Apparat
aufgefunden, mittelst dessen sie im Stande sind. Töne hervor-
zubringen, so Chelonia Pudica und mehrere Arten der Gat-
tung Setina ''*). Bates erzählt von der in dem Amazonengebiet
vorkommenden Callithea Leprieurii, dass sie einen starken,
der Vanille ähnlichen Geruch aushauche, der, wenn das Insect
angegriffen oder gequetscht wird, besonders stark sich ent-
wickelt'^). Auch bei unserer Sphinx Convolvuli hat man
wahrgenommen, dass sie einen eigenthümlichen Geruch ver-
breitet, doch besitzen nur die Männchen, nicht die Weibchen,
diese Eigenschaft'^). Wenn den Schmetterlingen als Raupe
das Pflanzenreich den nöthigen Nahrungsstofi liefert, so linden
doch manche Raupen auch anderswo ihre Nahrungsquellen.
Dass Bienenstöcke Raupen beherbergen, ist bekannt, aber
dass auch bei lebendigen Quadrupeden dieser Fall vorkommt,
und sie die Lebensquelle der Schmetterlinge abgeben, ist
wohl zuerst von Herrn Baer beobachtet worden. Meine
Arbeiter, so schreibt er unterm 15. April 1864 aus Cajenne,
hatten einen Aßen (Ai) getödtet und brachten ihn mir. Ich
untersuchte ihn und sähe sich in dem Pelze etwas bewegen,
was wie kleine Wanzen aussah. Die kleinen Wesen liefen
äusserst schnell in den langen Haaren des Säugethiers, und
Bei näherer Besichtigung zeigte es sich, dass es Schmetter-
linge waren; es mochten wohl an 400 sein, und viele be-
gatteten sich ").
Bei den Schmetterlingen finden wii' Geschlechtsrerschie-
denheit mehr und \\ eniger prägnant ausgedrückt, nicht nur
bei der Imago, .sondern auch in den frühem Ständen, Puppe,
™) Papillons de Surinam I. pag. 48.
'') 1. c. pag. 68.
'0 1- c. 1. pag. 72.
''•'') Annales de la societe Entoiii. de France de l'^64 pag. 689.
'*) Der Naturforscher am Amazonenstrom S. 162.
"■") Annales de la societe Entom. de France de 1859 pag. 153.
'*) Annale» de la eociete Entora. de France de 1864 pag. XXIV.
Raupe und Ei. So sind nach Costa die Eier von Charaxes
Jasius bei dem einen Gesclileclit mit einem blutrothen Ring
und Punkt darin versehen, während dieses Ab/eichen dem
andern Geschlecht fehlt ''**). Die weiblichen Raupen von Li-
paris Dispar und Orgyia Selenitica sind grösser als die männ-
lichen. Bei den Raupen von Bombyx Neustria und Castrensis
findet sich der Geschlechtsunterschied in dem Rückenstreifen,
welcher bei der weiblichen Neustria breiter und bei der männ-
lichen Castrensis linienförmig ist; auch zeigt die weibliche
Raupe von Chelonia Quenselii eine breitere weisse Rücken-
linie als die männliche'^). Von Agrauhs Vanillae haben
beide Geschlechter verschiedene Raupen und Puppen^"), und
bei Colias Eubule kriechen die Männchen aus rothen, die
Weibchen aber aus grünen Chrysaliden aus**'). Wenn demnach
schon in den Eiern der Geschlechtsunterschied vorhanden ist,
so finden wir doch manchmal die eigenthümliche Erscheinung
von wahren Hermaphroditen, wo die eine Seite männlich unJ
die andere weiblich ist. Noch auffallender aber ist es, dass
sich diese Zwitterbildung auch bei einzelnen Körpertheilen,
z. B. den Fühlern, zeigt. Es besitzen die Männchen von Fi-
donia Piniaria gekämmte, die Weibchen aber fadenförmige
Fühler; nun ist mir ein Weibchen mit gekämmten Fühlern
ausgekrochen. Bei Lasiocampa Pini sind gleichfalls die männ-
lichen und weiblichen Fühler verschieden. Bei der grossen
Raupenverwüstung in der Glücksburger Oberförsterei während
des Jahres 1864 fand man niciit selten nur Männchen paar-
weise wie in der Begattung hängend, auch wurden Weibchen
mit männlichen Fühlern angetroffen, die nur als solche durch
den mit Eiern angefüllten Leib erkannt werden konnten ^^).
Die Auflösung dieses physicalisclien Räthsels zu finden, dazu
gehören noch viele Beobachtungen. Siebold und Gerstäcker
haben die Innern Geschlechtsorgane bei Bienen, solcher Her-
maphroditen, untersuciit und sie nach zwiefachem Typus ent-
wickelt gefunden ^^). Ueberhaupt bietet die Zeugung der
Insecten viele interessante Data. Es ist bekannt , dass die
Schmetterlinge Eier legen, aus welchen sich Raupen ent-
wickeln. Nun lesen wir aber, wie Scott in Australien eine
Tinea gefangen hat, welche, mit der Hand gedrückt, zahl-
") Isis von Oken de 1842 S. 128.
"■') Annales de Ja societe Ent. de France de 1867 pag. 348. 349.
*") Papillons de Surinam II. pag. 117.
^') 1. c.l. pag. 86.
«0 Grunert, Foratliche Blätter, Heft 11. Berlin 1866. S. 40.
") Gerstäcker, Bericht der Entomologie während 1863 u. 1864.
Erste Hälfte S. 48—52.
230
reiche kleine Raupeu aus dem Hinterleibe hervorstiess ; Indi-
viduen, auf Nadeln gespiesst, gebaren ebenfalls Raupen^*).
In der Kegel liefern nur die befruchteten Eier der Schmetter-
linge Raupen, und die unbefruchteten vertrocknen. Von dieser
Regel weichen gewisse Sclimetterlingsarten, die sogenannten
Sackträger, zu den Gattungen Psjche, Fumea und Talaeporia
gehörig, al), indem sicii aus den unbefruchteten Eiern zwar
Falter, aber nur flügellose Weibchen entwickeln. Es findet
dies aber bei allen dahin gehörigen Arten resp. Individuen
Statt und bildet sonach eine Regel oder ein Naturgesetz.
Dagegen ist es bei andern Schmetterlingen, namentlich den
zur Classe der Bombyciden gehörigen, nachgewiesen, dass
seltene Ausnahmen vorkommen, wo aus unbefruchteten Eiern
Raupen schlüpften, die sich verpuppten, zu Schmetterlingen
entwickelten, sich begatteten und befruchtete Eier legten,
welche I^aupen lieferten. Herold in seinem trefflichen Werk :
„Untersuchungen über die wirbellosen Thiere im Ei", Frank-
furt am Main 1838, hat in dem Text zur siebenten Tafel
nachgewiesen, dass bei den Seidenschmetterlingen, Bombyx
Mori, ein Theil der unbefruchteten Eier dieselben Phasen
durchmacht, welche sich bei den befruchteten zeigen, und
sich eine vollständige Raupe entwickelt, nur wäre sie nicht
im Stande, sich durch die Eischale zu fressen und müsste
daher zu Grunde gehen, während die aus den befruchteten
Eiern hervorgegangenen Raupen solches ohne Schwierigkeit
vollführten. Dass eine völlig entwickelte Raupe, blos weil
das Ei uicht befruchtet gewesen, aussei- Stande sein soll, die
Eihülle zu sprengen, ist unwahrscheinlich, und stehen diesem
auch die Erfahrungen der Seidenzüchter entgegen, welche
mehrfach wahrgenommen iiaben, dass aus unbefruchteten Eiern
der Bombyx Mori Raupen liervorgingen, welche Schmetter-
linge lieferten, die sich begatteten und befruchtet Eier legten.
Auch zog Madame Donzel sieben weibliche Saturnia Cynthia,
welche, ohne mit Männchen in Berülming gekommen zu
sein, Eier legten, aus welchen Raupen kamen, die sich ver-
puppten ^^).
»4) 1. c. S. 47.
«•'■) Gerstäcker, Bericht auf 1863 und 1864 I. S. 46
23t
Coleoptera Europae nova
a li. Fairiiiaire descripta.
Cymiudis Chaudoirii. — Long. 7 '/^ mill. — Oblongo-
elongata, depiessa, laevis, rufo-eastanea, nitida, subtus testacea,
antennis, ore pedibugque testaceis, capite summo obscuiiore,
elytris brunneis, limbo rufo-castaneo; capite lato, prothorace
tranfeverso, capite vix latioie, lateribus antiee rotundatis, basi
utrinque valde oblique truncato, angulis posticis obtusis, ely-
tris apice oblique truncatis, striatis, striis laevibus. C. cani-
goulensi proxima, elytris nullo modo punctatis differt. —
Sicilia.
Adelops ovoideus. — Long. 2 mill. — Breviter ovatus,
convexus, rufo-testaceus, nitidus fulvo-serican», capite pro-
thoraceque tenuissime reticulatis, elytris postice attenuatis,
tenuiter rugosulis, apice sat abrujite rotundatis, ^tria suturali
nulla, protliorace antiee late rotundato, lateribus antiee arcua-
tim angustatis; antennis sat validis articulis 3 — 6 subaequa-
libus, graeilibus, articulis 5 ultimis sat incrassatis, articulo
septimo nono longiore, articulis nono decimoque quadratis. —
Oall. mer.
A. epuraeoides. — Long. 1 '/g mill. — Oblongus, supra
depres.^us, postice leviter attenuatu', testaceus, fulvo-sevicans,
tenuiter dense aspero-reticulatus, protliorace antiee sat abrupte
rotundato, elytris fere latiore, elytris oblongis, a basi leviter
paulatini attenuatis, apice rotundato-subtruncatis, stria sutu-
rali antiee posticeque abbreviata, antennarum articulis 3 — 6
aequalibus, articulo octavo transverso, parum angustiore, arti-
culis nono decimoque transversis, undecimo oblongo, parallelo,
ajtice acuminato. Ab A. Anbei differt statura majore cor-
pore magis depresso, prothorace minus ampliato, elytris api(je
magis truncatis, stria suturali vix impressa. — Gall. mer.
A. subalpinus. — Long. 2 mill. — Ovato- oblongus,
supia depressus, postice leviter attenuatus, testaceus, fulvo-
sericans, tenuissime aspero-reticulatus, prothorace antiee angu-
stato, lateribus arcuato, elytris fere latiore, elytris oblongis,
vix postice attenuatis, apice rotundatis, stria suturali medio
vix impressa et utrinque stria brevi obsoletissima, antennarum
articulis 3-6 parum graeilibus, clavani versus leviter in-
crassatis, clava Jiaud abrupta, articulo octavo breviore at vix
angustiore, nono decimoque transversim subquadratis. Ab A.
Anbei differt statura majore, corpore magis depresso, pro-
thorace minus amplo, antiee magis angustato; a praecedente
232
differt statura majore, prothorace antice magis angustato et
angulo suturali magis rotundato. — Alp. Gall.
Anommatus planicollis. — Long IVj mill. — Ob-
longus, parallelus, nitidus, fulvotestaceup, supra depressiuscu-
luB, prothorace sat dense sat fortiter punetato, elytris grosse
punetato-substriatis. A. duod eeimstriato valde afliuis, sed
prothorace spatio medio elevato laevi nullo differt, prothorace
latiore, elytris magis fortiter striatis et statura breviore. —
Gall. mar.
Amaurorhinus crassiusculus. — Long. 3 mill. —
Oblongus, antice attenuatus, minus convexus, piceo-rufescens,
nitidus, capite rostroque tenuiter punctatis, prothorace dense
sat fortiter punetato, antice sensirn attenuato, postice levifer
angustato, elytris ovato oblongis, apice rotundatis et sat ab-
rupte declivibus, lineato- punctatis, interstitiis tenuiter vage
punctulatis, interstitio secundo convexiusculo, postice magis
elevato. A. narbonensi affinis, sed major, minus convexus,
gracilior, protiiorace aequaliter et fortius punetato, siiatio
medio laevi nullo elytrisque minus dense punctato-lineatis,
interstitio secundo convexiusculo, distinguendus. — Italia.
Rhytirhinus alpicola. — Long. 5 mill. — Oblongus,
sat convexus, fuscus, indumento cinereo tectus, parce luteo-
setosus, rostro late sulcato, inter oculos latius, prothorace
antice haud dilatato, medio lale canaliculato, utrinque ad
basin leviter sulcato et antice profunde impresso, elytris con-
vexis, grosse punetato-substriatis, interstitiis alternatini magis
elevatis. R. stableaui valde affinis, differt elytris multo
minus costatis, punctis striarum multo minoribus, inter vallis
Omnibus elevatis, rostro minus punetato, prothorace latius
Bulcato et in maribus angustiore, lateribus fere rectis. —
Alp. Gall.
Brachyderes ophthalmicus. — Long. 10—11 mill.
— - Elongatus, convexus, fusco-niger, squamulis farinosis cinereo-
subaureis indutus, lineolis marginalibus capitis, prothoracis
elytrorumque et vittula basali , in utroque elytro, densius
squamosis; capite dense punetato, oculis valde prominentibus,
antennis piceis, prothorace brevi, haud impresso, ocellato-
punctato, elytris ellipticis, punetato substriatis , apice obtusis.
— Andalus a.
Orthochaetes discoidalis. — Long. 2^/3 mill. —
Oblongus, testaceo-ruber, setis crassis albidis sparsutus, pro-
thorace albido-pubescente, elytris disco nigricantibus; rostro
nigro arcuato, tenuiter tricostulato, prothorace angusto, antice
leviter attenuato, grosse punetato, elytris oblongo-ovatis, sat
late punctato-striatis, intervallis aequaliter convexis, striarum
punctis interdum confluentibus et obsoletis. 0. rubricato
affinis, pe4 rostio magis arcuato, prothorace antice attenuato
et elytrorum inter\ allis aequaliter convexis facile distinguendus.
- Alp. Gall.
Dich otiachelus maculosus. — Long. 4^^ ™iJl- —
Fuscus, luteo variegatus, rostro antice setoso, inter oculos
penicillato, prothorace oblonge, medio valde canaliculato,
margine antico et canaliculi lateribus dense pileatis, el^tris
striatis, striis tenuiter punctis intervallis convexiuficulis, alter-
natim magis elevatis, setis pileatis, lateribus et postice magis
dense obsitis. D. Stierlini affinis, sed magis oblongus, ma--
culis evidentioribus, protliorace multo longiore, eiytris basi
posticeque magis attenuatis. — Alp. Gall.
Cebrio pubicornis. — Long. 16 mill. — Oblongus,
convexus, ater, nitidus, obscure fulvo-pilosus, subtus cum
femoribus pallide testaceus, tibiis fuscis, tarsis obscure testa-
ceis, antennis fuscis, margine interno testaceo, dense fulvo-
pubescente; capite rugoso. antice leviter impresso, antennis
corpore medio multo longioribus, articulo quarto primo multo
longiore, tertio s^ecundo latiore, leliquis apice intus productis,
oculis valde prominulis, prothorace brevi, dense sat tenuiter
punctato, utrinque oblique impresso, angulis posticis acutis,
extus haud productis, scutello oblongo, eiytris dense sat
tenuiter punctatis, leviter sulcatulis, interstitiis convexiusculis.
C. Fabricii vabie affinis, sed minus gibbosus, antennarum
articulis 2' et 3 Itrevioribus, prothoraciß angulis haud divari-
catis, pube obscuriore, capiteque antice transversim impresso.
— Lusitania.
Zwei neue Dermapteren aus Nordaustralien,
beschrieben
von Dr. H. Dolirn.
1. Pygidicrana Daemeli n. sp.
Castaneo fusca, capite cum primo anfennarum articulo
testaceo, labro et clypeo fuscis, occipite nigro bistriato, pro-
noto testaceo, fusco bifasciato, scutello, alis, pedibus, pectore
testaceis unicoloribus, eiytris fuscis, testaceo lateribus fasciatis
tupra oblonge maculatis; breviter undique pilosa.
Corp. long. 19, lat. S'/j, forc. long. 4 mill. V.
Habilat ad Cape York Australiae borealis (Daemel).
234
Sehr ähnlich meiner P. Siamensis, durch geringere Grösse
und. Färbung des Kopfes, der Antennen, der Beine, der Flügel-
spitzen abweichend.
Ebenso weicht sie in der Färbung bedeutend von P. caffia
D. ab, die ihr in der Form sehr ähnelt. Der Kopf mit dem
ersten Antennengliede ist gelb, die Oberlippe und das Schild-
chen glänzend dunkelbraun, ebenso z^ei schmale Linien, die
auf dem Hinterrande des Occiput vertical aufstehen und bis
zur Stirnnaht verlaufen. Die übrigen Antennenglieder sind
dunkel; die Flügelspitzen sind einfarbig, gelb, ebenso die
Beine; übrigens ist die Farbe wie bei P. Siamensis. Die Form
des letzten Segments und der Zange des vorliegenden Weib-
chens ist wie bei P. caffra und ophthalmica beschaffen. "
2. EchinosomaYorkensen. sp.
Fuscum, antennarum articulis 1 et 2, clypeo, capite subtus,
pectore, pronoti linea mediana et lateribu.s, elytrorum macula
antica parvula oblonga, alarum prominentia fuscosignata, fe-
morum dimidio apicali, tibiis farsisque pallidis, forcipe rufa.
Tota flavopilosa, abdominis segmenlorum margo posticus bre-
viter setosus. $.
Corp. long. 7, lat. 2; forc. long. 1 mill.
Habitat ad Promontorium York Australiae (Daemel).
Die einzige Art dieser Gattung mit zweifarbigen Flügel-
decken. Der Hinterrand des Kopfes ist stark eingebuchtet,
auf dem Hinterhaupt melirfach gerunzelt, das Pionotum ist
viel breiter als lang. Die Flügel ragen weit voi', sind gelb,
mit einem unregelmässig braunen Bande nahe der Spitze.
Das Abdomen ist etwas heller als Kopf und Eljtra, durch
die kurzen dicken Borsten am Hinterrand der Segmente aus-
gezeichnet.
Inhalt :
Dr. A. Gerstaecker: Beiträge zur näheren Kenntniss einiger
Bienengattungen. Derselbe: Zwei neue von Herrn Prof. Zeller in
Oberkärntlien gesammelte Chrysis-Arten. Dr. Ottmar Hofmann:
Beiträge zur Naturgeschichte der Qoleophoren (Fortsetzung). Kefe r-
stein: Betrachtungen, geknüpft an meine Schmetterlingssammlung.
L. Fairmaire: Coleo-ptera Europae nova. H. Dohrn: Zwei neue
Dermapteren aus Nordaustralien.
Fiitomolosiüelie Zeitung
herausgegeben
von dem
eiitoniologiscben Vereine zu Stettin.
Redaction: ^" Comtnission bei den Buclihandl.
_ . _. ,. " , V. E.S.Mittlerin Berlin u. Fr. Fleischer
t. A. Uonrn, » creins-Präsident. if, Leipzig.
IVo. 7 9. 30. Jahrgang. Juli -Sept. 1869.
Zwitter - Bildungen bei Sphinx nerii und
einige Worte über den Hermaphroditismus
der Insecten überhaupt. , ^
Von : • :
l)r. A. Speyeiv
Hermaphroditische Formen sind zwar sclion bei mehrerei)
Arten von Sphingiden, am häufigsten bei Smerintlius populi
und Sphinx convolvuli, beobachtet worden, aber noch niemals,
soweit mir bekannt, beim Oleanderscli wärmer. Wenigstens
werden in dem vollständigsten Verzeichnisse bisher bekannt
gewordener Insectenzwitter, welches wir Hagen's unermüd-
lichem Fleisse verdanken (Jahrgang 1861 S. 259 und 1863
S. 189 d. Z.) keine solche erwähnt. Im letztvergangenen
heissen Sommer stellte sicii die Raupe des Oleanderschwär-
mers in den Gärten Danz,igs zahlreich ein, und mein geehrter
Freund, Herr R. Grenlzenberg daselbst, hatte das seltene
Glück, aus einer Zahl von etwa 60 Puppen zwei hermaphro-
ditifcche Falter zu erziehen. Er theilte sie mir zur Ansiciit
und Begutachtung mit, und ich will ihre Beschreibung hier
so vollständig geben, als das ohne Verletzung möglich ist.
Es sind beides schöne, \ ollkommen ausgebildete Exemplar,e
von mittler Grösse.
Ehe ich auf ihre Beschreibung eingehe, scheint es mir
zweckmässig, die normalen Differenzen, welche regelmässig
gebildete Männchen und Weibchen von Sph. nerii (und ihre
Verwandten überhaupt), abgesehen von den eigentlichen
Sexualorganen, erkennen lassen, hervorzuheben,^ da sie zum
Theil noch wenig bekannt oder beachtet sind. Die gewöhn-
16
236
liehen, in geringerer Grösfe und schlankerem Bau des Männ-
chens gegen das Weibchen ausgesprochenen Unterschiede
treten bei Sph. nerii nur in wenig auffallendem Grade hervor.
Die Flügel des Weibchens haben eine, auch relativ, etwas
grössere Breite als die des Männciiens. Die wichtigsten Diffe-
renzen geben aber die Fühler, die Form und Befestigung der
Haftborste der Flügel und die Spitze des Hinterleibes nach
Bau und Färbung. An allen übrigen Körpertheilen iiabe ich
weder in Form noch in Farbe und Zeichnung einen merk-
lichen, mit dem Geschleclit zusammenhängenden Unterschied
entdecken können. Es ergiebt sich daraus, dass hermaphro-
ditische Bildungen bei Sph. nerii den Habitus nicht so auf-
fallend verändern können als bei vielen andern Schmetter-
lingen und leichter zu übersehen sind.
Der Unterschied der männlichen und weiblichen Fühler
ist zu bekannt, um einer Beschreibung zu bedürfen. Die
Haftborste ist bei allen Schmetterlingen, welche sie besitzen,
nach dem Geschlecht vei-schieden geformt: beim Männchen
einfach und stark, beim Weibchen aus mindestens zwei, meist
mehreren schwächeren Borsten zusammengesetzt. Bei der
weiblichen Sph. nerii besteht sie aus einem etwas gebogenen,
pinselförmigen Bündel zahlreicher feiner Börstchen von röthlich-
gelber Farbe und ist wegen ihrer Kürze, und weil sie unter
einem flachen, an der Basis des Vorderflügels sich aus-biei
tenden Büschchen von Schui)penhaar versteckt liegt, sciiwer
aufzufinden. Die männliche Haftborste is-t stark , ziemlich
lang und ebenfalls rothgelb. Zur Aufnahme ihrer Spitze liegt
auf der Subcostalis ein schräg nach aussen gerichtetes, aussen
mit Schuppen bekleidetes Häkchen. Dies Häkchen fehlt dem
Weibchen gänzlich und giebt, da es seiner freien Lage wegen
leicht in die Augen fällt, ein zur Unterscheidung der Ge-
schlechter besonders geeignetes Merkmal (auch bei vielen
andern Schmetterlingen) ab.
Die letzte und, da sie mit dem Genitalapparat selbst
zusammenhängt, wichtigste Differenz liegt in der Segnientirung
des Hinterleibes: am Hinterleibe des Männchens zälilt man
sieben, an dem des Weibchens nur sechs, durch voll-
ständige Ringeinschnitte getrennte Segmente. Das kegel-
förmige Ende des Hinterleibes stellt nämlich beim Weibchen,
wenigstens äusserlieh, ein einziges, schlank zugespitztes Seg-
ment dar; beim Männchen ist es durch einen vollständigen
Ringeinschnitt in zwei Segmente zerfällt. Damit wird dann
auch die Zeichnung eine ganz verschiedene. Beim Weibchen
laufen zwei breite, ungetheilte dunkelgrüne Schrägstreifen
vom letzten sichtbaren Ringeinschnitte convergirend bis zur
Wurzel des spitzen Afterbusches. Beim Männchen sind drei
23*7
dunkelgrüne, licht gerandete Flecke vorhanden: zwei seitliche,
\on rhomboidaler Form, auf dem vorletzten, ein gestutzt
eiförmiger auf der Rückenmitte des letzten Segments. Diese
Unterschiede sind so auffallend, dass sich die beiden Sexus
daran auf den ersten Blick erkennen lassen, Sie finden sich,
unter den entsprechenden Moditicationen der Farbe und Zeich-
nung;, bei allen verwandten Arten wieder.
Der Bau der äussern Sexualorgane selbst lässl sich bei
trockenen Exemplaren von Sph. nerii ohne verletzende Ein-
griffe nur sehr unvollkommen erkennen. Deutlich zu unter-
scheiden sind beim Männchen nur die beiden grossen, läng-
lichen , mit Schuppen bekleideten und am Ende damit be-
fransL'ten Afteiklyjipen (Haltezangen). Sie schliessen mit den
Innenrändern zusammen und verdecken dadurch den Einblick
in den Geschlechtsraum von unten. Von oben her geschieht
dies durch eine flach gewölbte, breite, stumpf dreieckige,
dicht beschuppte Klap|)e, deren Haarsciiupj)enbesatz mit dem
der Haltezangen zusammen den kurzen Afterbusch bildet.
Dem Weibchen fehlen die Haltezangen und die gewölbte
Decke über dem Aftei-, soweit sieh ei kennen lässt, ganz;
die Bekleidung schliesst in eine unten längsgekielte Spitze
fest zusammen und lässt vom Bau der Theile nichts unter-
scheiden.
Das erste der mm zu besehreibenden Exemplare ist
ein vollständig nach dem Geschlecht halbirter Hermaphrodit,
links männlich, rechts weiblich. Es ist ein prächtig gefärbtes
dunkles Stück, und der Unterschied der beiden Seiten tritt
hei ihm auch in der Grösse der Flügel so merklich hervor,
daf-s er beim ersten Blicke in die Augen fällt. Die Länge
des rechten Vorderflügels beträgt 4&y2, seine grösste Breite,
am Hinterrande, "^6^2 Millimeter: linkerseits sind die ent-
sprechenden Maasse 46 und 24 Mill. — Der weibliche P'lUgcl
ist somit auch relativ et\^as breiter als der männliche. Länge
des rechten Hinterflügels von der Basis bis zum Vorderwinkel
28 Mill., des linken 26 Mill. Beide Flügelhälften sind übri-
gens gleich schön und völlig regelmässig entwickelt, die Fär-
bung der weibliclien etwas tieler, gesättigter, was sich auch
auf der Unterseite zeigt. In der Zeichnung ist kein merk-
licher Unterschied zwischen den beiden Hälften. Fühler rechts
weiblich, links männlich, in normaler Entwickelung, Haft-
Apparat der Flügel ebenso, links männlich, rechts weiblich.
Das Hinterleibsende lässt die Z^^ itterliildung sehr deutlich
erkennen , da die Asymmetrie der beiden Seiten ein lestes
Aueinanderschliessen derselben, wie bei eingeschlechtigen In-
dividuen, nicht gestattet hat. Es fehlt ihm deshalb die zier-
liche Kegelform. Die Segmentirung ist links vollständig
16*
männlich, das sechste Segment auch noch sj-mmetrisch und
männlich gezeichnet, nur sind die dunkeln Seitenflecken aus-
gedeiinter als gewöhnlich und beschränken die lichte Stelle
der Rückenmitte auf einen geringeren Raum. Dann beginnt
links die sehr deutliche Theilung des letzten Segments wie
beim normalen Männchen, während rechts das Segment ohne
Theilung forlgeht, aber verkürzt erscheint. Von den äussern
Sexualorganen selbst ist nur die grosse, gewölbte, etwas
abstehende linke Afterklappe deutlich zu erkennen und der
Mangel einer solclien auf der weiblichen Seite zu constatiren.
Eine genauere Untersuchung lässt sich ohne Beschädigung
der Theile nicht vornehmen. An den übrigen Körpertheilen
tritt nirgends eine Asymmetrie hervor, und eine autrallende
Abgrenzung der Körperhälften in der Mittellinie (Naht) fehlt.
Dies Exemplar ist somit ein sogenannter vollkommener
Hermaphrodit im strengsten Sinne, indem sich die eine Seite
vollständig männlich, die andere vollständig veiblich in allen
den Theilen zeigt, welche überhaupt beim Oleanderschwärmer
einer äusserlich wahrnehmbaren Differenz nach dem Geschlecht
unteiworfen sind.
Das zweite Exemplar ist ein sogenannter unvollkom-
mener Hermaphrodit, übrigens ein ebenfalls in allen Theilen
vollständig und schön entwickeltes, lebhaft gefärbtes Tliier.
Eine Asymmetrie der beiden Seiten tritt hier wenig hervor,
und nur die Ungleichheit der Fühler und die Hinterleibsspilze
machen auf die merkwürdige Mischung von männlichen und
weiblichen Charakteren aufmerksam, v\elche erst die genauere
Untersuchung herausstellt. Die Länge der Flügel ist auf
beiden Seiten gleich, die der vordem 47 Millimeter; die Breite
zeigt einen geringen Unterschied: sie beträgt am linken Vor-
derflügel 2ß, am recliten nicht ganz 25 Mill.; auch an den
Hinterflügeln macht sich ein entsprechender Unterschied be-
. merklich. Farbe und Zeichnung lassen einige, aber wenig-
auffallende Differenzen erkennen. Auf den Vorderflügeln reicht
der grosse dunkelviolette Keillleck links etwas näher an den
Saum als rechts. Die Oberseite der Hinterflügel fülirt links
etwas ausgebreiteleres Schwärzlichviolett am Vorderwinkel,
und der dunkle, die weissliche Querlinie nach aussen beglei-
tende Streif ist etwas deutlicher, mit 2 welligen Vorsprüngen
am Vorderwinkel, \^elc]le lechts fehlen. Unten macht sich
eine leichte Farbendiffeienz am Aussenwinkel der Vorderflügel
.merklich, welcher links in grösserem Umfange schwärzlich
schatt^rt ist als rechts. Endlich ist der rostgelbe Anflug am
Innenwinkel beider nur an der Wurzel der Hinterfiügel auf
der linken Seite etwas ausgebreiteter und von lebliafterem
Colorit.
239
Von den Fühlern erscheint auch bei diesem Exemplar der
linke männlich, der rechte weiblich. Eine Untersuchung mit
der Loupe ergiebt indess, dass die männliche Form am linken
Fülller nicht ganz vollständig ausgebildet i^^t. Er ist zAvar sehr
merklich stärker als der rechte, aber doch nicht so dick als
ein normaler männlicher Fühler. Ein solcher unterscheidet
sicii bekanntlich hier, wie bei den meisten Sphingiden, ausser
der grösseren Stärke, durch seine Form und Bewimperung
vom weiblichen. Die Rückseite ist in beiden Geschlechtern
gleich, dicht beschuppt, die Bauchseite beim Weibchen regel-
mässig gevvölbt und völlig kahl, beim Männchen prismatisch,
d. h. mit zwei durch einen Längskiel getrennten flachen Seiten
versehen, welche letztere sehr zierlich und regelmässig gewim-
pert sind: die Wimpern bilden jederseits an jedem Fühler-
gliede zwei kurze, zusammengeneigte Querreihen, die als
Büschchen erscheinen, wenn man den Fühler von oben be-
trachtet. Von dieser normalen Bildung weicht nun der linke
Fühler des Hermaphroditen in soweit ab, als er zwar pris-
matisch geformt, mit dem Wimperbesatz aber nur an der
einen der beiden Seitenflächen, der nach vorn und aussen
gekehrten, ausgestattet ist, während die andere kahl bleibt.
Ausserdem ist die Wimperstellung an der behaarten Seite
selbst etwas weniger regelmässig, und sie sind im Wurzel-
diittel des Schafts ein wenig kürzer als bei der Norm. Der
rechte Fühler ist von normal weiblicher Beschaffenheit. Unter
einer scharfen Loupe zeigt sich aber auch hier eine leise An-
näherung an die männliche Form: ein Anflug von wenigen,
äusserst kurzen Härchen an der vordem, sonst kahlen Fläche
des letzten Fühlerdrittels.
In Betreff des Haftapparats der Flügel ist die linke Seite
vollständig aa eiblich gebildet, die rechte halb männlich, halb
weiblich: dem Vorderflügel mangelt hier das Häkchen zur
Befestigung der Haftborste ebenso wie dem linken, der Hinter-
flügel dagegen ist mit einer männlichen Haftborste von nor-
maler Form und Grösse versehen!
Der Hinterleib, von gewöhnlichem Umfange, erscheint
am Ende weniger zugespitzt als bei normalen Exemplaren.
Seine Segmentirung ist eine männliche: er ist siebenringelig,
die beiden letzten Segmente sind durch einen vollständigen
Ringeinschnitt getheilt und wie beim Männchen gefärbt und
gezeichnet. An der Bauchseite der Hinterleibsspitze haben
sich die seitlichen Hälften nicht eng an einander gelegt und
gestatten dadurch einen Einblick in die Geschlechtshöhle.
Links ist eine entwickelte männliche Afterklappe (Haltezange)
vorhanden, aber so aus der Lage gerückt, dass sie schräg
nach rechts hinüber liegt. Rechts scheint die entsprechende
240
Klai)pe zu felilen , dach läßst i-ich unter der dichten Beklei-
dung der betreffenden Stelle etwas \\ie ein Rudiment der-
selben mit einer Nadelspilze wahrnehmen. An der Innenfläche
der ge\Nölbten Decke, welche der letzte Ring über der Aftei-
Oeffnung bildet, lassen sich sehr deutlich zwei flache, blass-
gelbe, ziemlich grosse Hornjjlättchcn erkennen, jederseits eins,
deren verbreiterte, abgestutzte Enden sich bis fast zur Be-
rührung nähern, Ihre Gestalt erinnert an die mancher After-
klappen. An der Bauchseite wird die Geschlechtshöhle durch
eine breite, quere, horizontale Hornplatte begrenzt, deren
freier Rand dicht mit kurzen, steifen, rothgelben Börstchen
bewimpert ist. Ueber diese Platte, welche den Rand des
letzten Bauchsegments zu bilden scheint, hat sich die rechte
Afterklappe schräg herüber gelegt. Das von beiden Seiten
her zusammengestrichene Schuppenhaar des schmalen After-
büschchens verdeckt etwas den Einblick in die Gesclilechts-
höhle. Aber auch, wenn ich es abhebe, kann ich ausser den
beschriebenen Theilen kein anderes Organ in dieser wahr-
nehmen, namentlich nicht die herabgebogene hornige Gräte,
unter welcher der After mündet (s. Burmeister's Handbuch
Taf. XIII. fig. 28, männliche Geschlechtstheile von Sphinx
galii. Bei einer Sphinx lineata F. o, die ich zu dem Ende
untersucht habe, liegt die Afteröffnung zwischen zwei senk-
recht gegen einander .gekrümmten Horngräten von schlan-
kerem Bau als in der citirten Figur.) Der Penis, der zu
fehlen scheint, ist vielleicht nur zurückgezogen. Jedenfalls
haben wir es hier mit wesentlich dem männlichen l'jpus an-
gehörigen, aber unvollständig entwickelten oder verbildeten
Gescblechtstheilen zu thun, deren Deutung aber erst nach
vollständigerer Blosslegung derselben und dem Vergleich mit
denen eines normalen Nerii-Männchens die erforderliche Sicher-
heit gewinnen könnte. Die übrigen Köipertheile bieten nichts
Bemerkenswerthes.
Ich habe dies Exemplar, welches Herr Grentzenberg die
Güte hatte, mir für meine Sammlung zu überlassen, so de-
taillirt beschrieben, um die wunderbare Mischung von männ-
lichen und weiblichen Charakteren, welche es in sich ver-
einigt, deutlich zu machen. Auch hier, wie an dem ersten
Hermaphroditen, halten sich Männliches und Weibliches etwa
die Wage. Aber während dort beide Geschlechter sich
gleichsam friedlich auseinandergesetzt und auf den ungestörten
Besitz je einer Körperhälfte beschränkt hatten, hat hier nur
die Segmentirung des Hinterleibes einen rein männlichen, das
linke Flügelpaar einen rein weiblichen Charakter; an den
Fühlern, der rechten Flügeliiälfte und den Geschlechtsorganen
ist der unentschiedene Kampf der beiden Elemente ersichtlich
241
ausgesprochen. Da aber die Sexualorgane den männlichen^
Meiin auch durch weiblichen Einfluss beeinträchtigten Typus
nicht verkennen lassen, f^o wird die Statistik nicht umhin
können, das Individuum als Mann in ihre Listen einzutragen.
Es ist ausgeschlüpft am 4. September; das zuerst beschriebene
Exemplar, welches sich in Grentzenberg's Sammlung befindet,
erst am 5. November. Die -Wahrscheinlichkeit, dass beide
Geschwister seien, ist deshalb sehr gering, wenn auch un-
gleiclie Entwickelungsperioden bei Nerii, wie bei andern Fal-
tern, beobachtet w-orden sind.
Die Bekleidung der Hinterleibsspitze ist bei beiden Her-
maphroditen weniger glatt und regelmässig anliegend als bei
normalen Exemplaren, an der Afterklappe des zuerst beschrie-
benen etwas abgerieben; man erkennt auch deutlich, dass sie
von einer Flüssigkeit benetzt gewesen ist. Eine solche Be-
schaffenheit des Hinterleibsendes findet sich in der Regel,
wenn die Anstrengungen des ausschlüpfenden Falters, den
Hinterleib aus der Pupjjenschale zu ziehen, auf Schwierig-
keilen stossen, und dabei ein Theil des Inhalts der Harn-
ge lasse vorzeitig entleert wird. Im vorliegenden Falle wird
die abnorme Form der Hinterleibsspitze mit Grund als das
die Entwickelung erschwerende Moment angesehen werden
dürfen.
Viel seltener als die Imagines selbst, sind hermaphrodi-
tische Puppen beobachtet und beschrieben worden. Es war
mir daher besonders erfreulich und interessant, dass Herr
Grentzenberg den beiden beschriebenen Faltern auch deren
vorsichtig aufbewahrte Puppenschalen zugesellen konnte.
Es findet sich an ihnen, wie zu erwarten, die hermaphrodi-
tische Bildung ebenfalls und in charakteristischer Weise aus-
gedrückt. Um sie verständlich machen zu können, glaube ich
aber auch hier, aus denselben Gründen, ^vie bei den Schmet-
terlingen, eine Beschreibung der sexuellen Charaktere,
welche am Hinterleibe normaler Puppen äusserlich
hervortreten, voranschicken zu müssen. Ich entlehne sie einem
im Jalirgang 1845 von Oken's Isis S. 816 flg. von mir ver-
öffentlichten Aufsatze über den äusseren Bau der Schmetter-
linge in den drei ersten Entwickelungsstadien, dessen Bekannt-
schaft wohl nicht viele Leser dieser Blätter gemacht haben
werden. Es ist nämlich der Unterschied des Gesclilechts bei
den Schmetterlingspuppen überhaupt zunächst schon durch
einen verschiedenen Verlauf der beiden letzten Kreisfurchen
(Ringeinschnitte) des Hinterleibes ausgedrückt. Die seichte
Furche, welche die Hinterleibsspitze selbst umgrenzt, ist bei
der weiblichen Puppe zuweilen in der Mitte der Bauchseite
sehr undeutlich oder ganz unterbrochen. Gewöhnlich aber
242
v\ endet sie sich liier nach oben, gegen das vorletzte Segment
hin spitzwinklig vorspringend. Gleichen Lauf nimmt in die-
sem Geschlecht der vorletzte Ringeinschnitt; der Winkel, in
\A eichen er ausgezogen ist, springt oft bis zum Anfang des
drittletzten Segments vor; doch hi der Scheitel dieses letzten
Winkels gewöhnlich Meniger spitz als der des sonst ziemlich
parallelen vorigen. Beim Männchen dagegen bleibt der vor-
letzte Einschnitt regelmässig kreisförmig, auch auf der Bauch-
seite, und der letzte erleidet zwar eine Unterbrechung in der
Bauchmitte, ohne aber in eine so lange Spitze sich auszu-
ziehen als beim andern Geschlecht. Ausserdem aber führt
die männliche Puppe gerade an dieser Stelle, in der Mitte
der Bauchfläche des vorletzten Segments, zwei kleine, nur
durch eine Längsfurche getrennte, länglichrunde Knöpfchen
oder flache Höckerchen (oder, wenn man will, einen Eindruck
zwischen zwei wulstigen Lippen). Dies ist die Andeutung der
männlichen Geechlechtsöffnung. Ich habe die Höckerchen
tubercula mascula genannt; sie mangeln der weiblichen Puppe
gänzlich. Die Stelle, mo sie liegen müssten, ist ganz eben
und zeichnet sich noch dazu meist durch besondere Glätte
aus. Dätür zeigt sich, als Andeutung der weiblichen Ge-
schlechtsöfFnung, oberhalb derselben, auf dem drittletzten
Segment, eine seichte, kurze Längsfurche, selten von erhabe-
nen Lippen eingefasst (Smerinthus ocellata), öfter undeutlich
oder ganz fehlend.
Es ist ein Verdienst Ratzeburgs, auf diesen Geschlechts-
unterschied der Puppen und seine Bedeutung zuerst aufmerk-
sam gemacht zu haben. Er entspricht nämlich genau der
anatomifchen Verschiedenheit in der Lage der Keime der
Sexualorgane, wie sie durch Herold dargestellt ist. Die
Höckerchen der männlichen Puppe bezeichnen äusserlich die
Stelle, wo innerlich, mitten unter dem Mastdarme, das kleine
weisse Körperchen liegt, au dessen zweizipfliges vorderes
Ende eich die Fäden (die späteren Ausführungsgänge} in-
seriren , welche von den Hoden herablaufen, und dessen
hintere Schenkel dicht an das Ende des Mastdarms stossen.
Aus diesem Körperchen keimen später der gemeinschaftliche
Samengang und das männliche Glied hervor. Die Furche,
welche an der Puppenschale die weibliche Geschlechtsöffnung
andeutet, bezeichnet den Insertionspunkt der im Innern aus
den beiden Keimen der Eierstöcke herablaufenden Fäden
(welche den aus den Hoden kommenden der Männchen ent-
sprechen), die sich viel fiüher vereinigen, als die analogen
der männlichen Puppe, nämlich mitten auf dem Punkte der
Bauchfläche, welcher über dem Ringeinschnitt zwischen dem
zehnten und elften Körpersegment (der Raupe) liegt. Hier
243
verschmelzen sie mit einer \veissen, aus zwei kleinen ovalen
Stücken zusammengesetzten Masse auf dem Mastdarme," aus
welcher bei der Entwicklung zum Schmetterlinge der Samen-
behälter, die Absonderungsorgane und der gemeinschaftliche
Eiergang hervorwachsen. Die höhere Lage der Keimmasse
der Sexualcrgane beim weiblichen Gesciilechte, die tiefere,
(dem After mehr genäherte) beim männlichen bedingt also
die Verschiedenheit, >velche schon an der Puppenschale die
beiden Cieschlechter zu unterscheiden erlaubt.
Ich hoffe, dass die Ausführlichkeit dieses Excerpts durch
das Interesse, welches sein, wie ich glaube, wenig beachteter
Inhalt überhaupt und zumal für die Beurtheilung hermaphro-
ditischer Puppen hat, genügend motivirt erscheinen wird.
An den Puppen der Sphingiden und bei Sph. nerii ins-
besondere sind die beschriebenen sexuellen Charaktere sehr
deutlich ausgedrückt. Zu bemerken ist nur, dass der Winkel
des vorletzten Ringeinschnittes an der weiblichen Nerii-Puppe
verhältnissmäesig kurz ist und in seinem Scheitel einen feinen
eingestochenen Punkt führt, dicht unter der die Ge-
schlechtsöfl^nung bezeichnenden kurzen Furche, welche letztere
hier von keinen oder nur sehr wenig erhabenen Lippen ein-
gefasst ist.
Bei der Puppe unseres ersten Nerii-Z witters
finden sich nun beide tubercula mascula an der gewöhn-
lichen, hier etwas geglätteten Stelle, über dem Scheitel des
Winkels, welchen der letzte Ringeinschnitt in der Mittellinie
der Bauchfläche bildet, deutlich ausgebildet. Sie liegen aber
nicht, wie bei der normalen Puppe, der vorletzten Ringfurche
parallel genau in der Mitte, sondern beide auf der linken
Seite, das obere Wärzchen die Mittellinie berührend, das
andere dicht darunter, aber noch weiter links gerückt, lieber
den Lauf der vorletzten Ringfurche habe ich leider nichts
notirt und die Puppe nicht mehr in Händen. Ausserdem liess
die Puppenschale nichts Bemerkens\A erthes weiter wahrnehmen,
als dass die Scheide des linken Vorderflügels etwas schmaler
als die des rechten und vor dem Hinterwinkel tiefer ein-
gebogen war.
An der Puppenschale des zweiten Hermaphro-
diten entspricht der Lauf der beiden letzten Riugfurchen
ganz der weiblichen Form : auch die vorletzte bildet in der
ßauchmitte einen kurzen Winkel nach oben, wie beim nor-
malen Weibchen. Ebenso ist die weibliche GeschlechteöfTnung
auf der Bauchfläche des drittletzten Segments und der einge-
stochene Punkt unter ihr vorhanden. Die Längsfurche ist nur
etwas kürzer als gewöhnlich und liegt auf einer unebenen
Stelle. Neben diesen Attributen des weiblichen Geschlechts
244
findet s-icli aber auch die Andeutung der männlichen Oe-
schltclit.^öfiiuing vor, in Form eines einzigen, aber stark lier-
vortretenden glänzend schwarzen Höckerchens auf dem vor-
letzten Segment. Es ist aus der Mittellinie heruus etwas nach
rechts gerückt und linkerseits von einer geglätteten Stelle
begrenzt. Seine Oberfläche ist unregelmässig l'altig, ohne eine
die Mitte tiieilende Längsfurche. Durch stärkere Erhabenheit,
Form, P'arbe und Glanz unterscheidet es sich aufi'allend von
den Höckerchen der normalen Puppe und scheint , seiner
Grösse nach, aus beiden zusammengewachsen zu sein. An
den übrigen Theilen kann ich auch bei dieser Puppe nichts
merklich von der Norm Abweichendes wahrnehmen. Das
Stück der Puppenschale, an welchem die Fühlerscheiden be-
findlich sind, hat durch das Auskriechen des Falters bei beiden
Puppen etwas gelitten und sich später beim Trocknen einge-
rollt, so dass es sich nicht genügend untersuchen lässt.
Da die äusserlich hervortretenden Charaktere nur der
Reflex wesentlicher Dilt'erenzen der inneren Sexualoigane sind,
so wird ein Schluss von jenen auf diese einige Berechtigung
haben. Der erste Hermaphrodit erschien als Falter vollstän-
dig nach dem Geschlecht halbirt, auch in Betrefi' der Zeu-
gungstheile, soweit sie sich erkennen Hessen. Wäre diese
laterale Halbirung auch an der Puppe vollständig durchge-
führt, so dürfte nur das linke der beiden männlichen Höcker-
chen vorhanden sein; denn da die Furche, welche sie trennt,
genau in der Mittellinie des Körpers liegt, so gehört jeder
Hälfte derselben nur eins derselben an. Sie sind aber beide
da, nur mehr nach der linken Seite gerückt, und geben damit
der Vermuthung Raum, dass auch die inneren männlichen
Geschlechtstheile, Hoden u. s. w., nicht halbirt, sondern ganz
oder theilweise in der normalen Doppelzahl vorhanden sein
möchten, wenn auch nicht in der regelmässigen Lage. An
der Puppe des zweiten Hermaphroditen finden sich, neben
weiblichem Lauf der Ringeinsclmitte, der eingestochene Punkt
und die weibliche Furche, nur etwas verkümmert, und dazu
die männlichen Tuberkeln, aber in abnormer Form. Daraus
wird mit Wahrscheinlichkeit ein entsprechendes Verhalten der
inneren Organe gefolgert werden dürfen : unvollkommen ent-
wickelte weibliche neben verbildeten männlichen Theilen.
Auffallend und allerdings zur Vorsicht in solchen Folgerungen
mahnend ist indess der wenigstens dem äusseren Ansehen
nach vorhandene Widerspiuch in der Form der letzten Ab-
dominahinge zwischen Puppe und Falter: während der letz-
tere eine ausgesprochen männliche Segmentirung zeigte, ist
die Gestalt der Ringfurche bei ersterer rein weiblich. Es
scheint daraus hervorzugehen, dass das gegenseitige Verhält-
245
niss des Männliclien und Weibliclien, wie es im unentwickelten
Zustande bei der Puppe vorhanden ist, wälirend der Ausbil-
dung zur detinitiven Form beim Sclimetterlinge noch erheb-
lichen Modificationen unterworfen sein kann.
Das Auffallende und anscheinend Wunderbare des Auf-
tretens zwitterähnlicher Formen in einer Thierklasse mit sonst
so strenger Scheidung der sexuellen Functionen auf verschie-
dene Individuen, wie sie bei den Schmetterlingen und den
Insecten überhaupt stattfindet, hat vom ersten Bekanntwerden
derselben (Schäffer's „wunderbarem und vielleicht in der
Natur noch nie erschienenem Eulenzwitter'', 1761) an zum
Nachdenken über den Grund und die Art ihrer Entstehung
geführt und verschiedene Erklärungsversuche zu Wege ge-
bracht. Man musB sich indess von vornherein gestehen, dass
alle diese und fernere Versuche rein hjj)olhetisch bleiben
müssen , so lange wir der nothwendigen Vorbedingung zur
Lösung des Räthsels ermangeln : einer genügenden Kenntniss
nämlich des normalen Hergangs bei der Geschlechtsentwick-
lung des Eikeims und der Bedingungen, welche ihr zum
Grunde liegen. Es ist der Physiologie noch nicht gelungen,
den Schleier zu heben, welcher über diesen Vorgängen ruht.
Sie ist in Betreff der Bedingungen, von denen die sexuelle
Präge des werdenden Thieres abliängt, über das Stadium der
Hypothesen selbst noch nicht hinausgekommen. Der Verzicht
darauf, die Grundursache der Erscheinung schon jetzt ent-
rätbseln zu wollen, weist auf den Weg fortgesetzter genauer
Beobachtung und möglichst vollständiger Kegistrirung der
Thatsachen, soweit sie uns zugänglich sind. Eine Gruppirung
derselben unter gewisse Gesichtspunkte und der Vergleich mit
analogen Erscheinungen auf andern Gebieten ist darum nicht
ausgeschlossen und wird immerhin einiges Liciit auf den Ge-
genstand werfen und das volle Verständniss desselben vor-
bereiten helfen.
Es ist von Burmeister, von Siebold u. A. längst hervor-
gehoben worden, dass die Insecten-Hermaphroditen keineswegs
identisch sind mit den eigentlichen (physiologischen) Zwittern,
wie sie bei den meisten Schnecken und vielen Würmern den
normalen Zustand bilden. Der normale Zwitter ist ein con-
formes, neutrales Wesen, an welchem nirgends ein Zwiespalt
der Bildung hervortritt, als in der Anwesenheit von beiderlei
\ ollkommen ausgebildeten Sexualorganen. Die hermapluodi-
tischen Insectenformen zeigen dagegen fast durchgehends in
ihrer ganzen Bildung ein Neben- oder Durcheinander von
246
Männlichem und Weiblichem, bei welchem gerade der Mangel
des Homogenen und Conformen charakferistisch ist. Man
könnte in dieser Beziehung den v^ ahren Zwitter eine neutrale
chemif^che Verbindung, den Insectenzwitter ein mechanisches
Gemenge von Mann und Weib nennen. In der That aber
entspricht dieser Vergleich, auch nur als Bild genommen,
keineswegs in allen und wahrscheinlich nur in sehr wenigen
Fällen dem wahren Sachverhalt, und eine genauere Prüfung der
Beobachtungen lässt den erwähnten Gegensatz zwischen nor-
malen und abnormen Zwittern überhaupt nicht ganz so schroff"
erscheinen, als man beim ersten Blick anzunehmen geneigt
ist. Ein von Klug beschriebener Zwitter von Ocneria dispar
soll „in allen 'i'heilen ein Mittelding zwischen Mann und
Weib" sein. S. Jahrgang 1861 S. 275 d. Z. (wo aber über
die BeschafTenheit der Geschlechtstheile nichts gesagt wird).
Dieser Fall steht ziemlicii vereinzelt, desto zahlreicher sind
aber diejenigen, wo zwar nicht die Körperform im Ganzen,
•wohl aber einzelne Organe zwischen der männlichen und
weiblichen Bildung die Mitte lialten. Dazu giebt schon der
zweite Nerii - Zwitter Belege, es finden sich aber viele noch
charakteristischere. Hier ist also nicht mehr >on einer me-
chanischen Mengung von Männlichem und Weiblichem die
Rede, die Wechselwirkung zwischen beiden Elementen hat
vielmehr wirklich, partiell wenigstens, ein neutrales Drittes
geschaffen, wie es der normale Hermaphrodit als Ganzes
darstellt. Es wird somit eine scharfe Grenze zwischen letz-
terem und den Zwitterbildungen der Jnsecten in dieser Be-
ziehung kaum festzuhalten sein. Wenn auch der citirte
Disjjar - Hermaphrodit nicht so absolut, als angegeben wird,
ein Mittelding zwischen Mann und Weib sein sollte, so han-
delt es sich doch nur um etwas mehr oder minder Vollkom-
menes, nicht um eine principielle Differenz. Wo einzelne
Theile eine neutrale Form annehmen können, wird die Mög-
lichkeit, dass dies unter Umständen mit allen der Fall sein
könne, kaum zu beetreiten sein. Eine andere P'rage ist es,
ob sich mit einer solchen totalen Verschmelzung von Weib-
lichem und Männlichem die gleichzeitige Anwesenheit von
beiderlei Sexualorganen in vollkommenem, functionslahigem
Zustande verträgt, wie sie neben der Conformität in allem
Uebrigen das Charakteristicum des i)hjsiologischen Zwitters
bildet. Wenn auch nur die Erfahrung hierüber endgültig
entscheiden kann, so ist es doch a priori sehr wenig wahr-
scheinlich, dass bei einer so innigen Amalgamirung der beiden
Elemente , wie sie die Umformung des ganzen Körpers zu
einer neutralen Mittelform bedingt, die Geschlechtsorgane
allein intact geblieben sein sollten. Viel eher sollte man bei
^•7
den sogenannten voUkommenen, sexuell liaibirten Formen der
Insectenzwitter regelmässig ausgebildete männliche und weib-
liche Geschles-hti-theile neben einander erv\ arten. Aber selbst
bei diesen wies die anatomische Untersuchung zwar Hoden und
Ovarien zugleich nach, den einen wie den andern Sexual-
apparat aber mehr oder minder verkümmert oder altnorm
gestaltet. Die eine der beiden Sectionen, welche überhaupt,
soweit mir bekannt, bei Insecten-Hermaphroditen stattgefunden
haben, betraf eine äusserlich so vollkommen lateral iialbirte
Gastropacha quercifolia, dass der anatomische Befund der
Sexualoroane fa.M, das Einzige gewesen zu sein scheint, wel-
ches dieser Halbirung nicht ganz entsprach. S. Jahrg. 1861
S. 280 d. Z, Es K-heint hiernach, als ob die Fortjjflanzungs-
organe vorzugsweise Störungen in ihrer regelmässigen Ent-
wicklung bei den abnormen Zwitterbildungen ausgesetzt wären.
Jedenfalls sind beiderlei vollständig entwickelte, functionS-
fähige Sexualsjsteme bei Insectenzwittern noch nicht nachge-
wiesen und die Aussicht, sie zu finden, ht nach allem Ange-
führten eine sehr geringe. Der in dieser Dißerenz begründete
Unterschied zwischen noi malen und abnormen Hermaphroditen
wird also vorläufig nicht angefochten werden können.
Ochsenheimer hat (Schmelterl. v. Europa IV. S. 186) die
ihm bekannten Schmetlerlingszwitter in zwei Gruppen: voll-
kommene und unvollkommene Zwitter, geschieden. Zu den
ersteren zählt er die Formen, „an welchen sich Fühler und
Flügel beider Geschlechter deutlich wahrnehmen lassen; zu
den letzteren die Ucbergänge, an denen ein oder das andere
Geschleclit vorzugsweise prädominirt". Man hat sieh bis jetzt
mit dieser Ochtcnheimer'sclien Eintheilung begnügt, obgleich
sie das va efcntlichste Moment, von welchem eigentlich die
Vollkommenheit oder Unvollkommenheit der Zwitterbildung
abhängt, die Bescluiffcnheit der Sexualorgane, ganz ausser
Betracht lässt und thalsächlich weniger den Grad als die
Localisation der Anomalie zur Richtschnur nimmt. Denn was
Ochsenheimer als vollkommene Zwitter beschreibt, sind sämmt-
lich haibirte Formen, während alle übrigen der zweiten
Gruppe zugewiesen werden. Es kommen aber auch Fälle
ohne Halbirung vor, in denen ein Uebergewicht des einen
Geschlechts nicht Statt findet, wie eben der zweite meiner
Neiii- Zwitter. Die Ursache, dass die alte Eintheilung trotz
dem bis jetzt in Geltung geblieben ist, liegt wolil darin und
hat darin ihre Reclitl'ertigung, dass eine Gruppirung nach dem
Bau der Forlpflanzungsorgane in der Praxis auf unüberwind-
liche Schwierigkeiten stossen würde. Nur bei einer geringen
Zahl der beschriebenen Insecten - Hermaphroditen sind die
äusseren Geschlechtstheile nothdürftig untersucht worden, erst
248
von zweien, so viel ich weiss, die innern, und neu zur
Kenntniss kommende Speeimina führen in der Regel die Devise:
noii nie längere! Die Beschaffenheit der äusseren Genitalien
läfest sieh nur an frisciien Lepidopteren ohne Verletzung der
Theile genügend eimitteln, hat aber selten an solchen statt-
gefunden, oft nielit staltfinden können, weil der Beschreiber
(las Thier erst im getrockneten Zustand erhielt. Will man
deshalb die gewohnte Eintheilung beibehalten, so würde sich
wenigstens eine Aenderung der zu einer unriclitigen Deutung
Anlass gebenden Bezeichnung der beiden Gruppen empfehlen.
Die sogenannten \oilkommenen Zwitter würden ihrem Wesen
entsprechender dicholomische oder halbirte — wenn man den
Aus^diuck der Kürze halber passiren lassen will — , die un-
vollkommnen nicht halbirte Hermaproditen heissen. Die Ein-
theilung bringt aber nur eins der verschiedenen Momente zur
Geltung, welche Berücksichtigung heischen, und nur die erste
iiirer Gruppen ist eine leidlich homogene, während die zweite,
alles positiven Charakters ermangelnd, das Abweichendste
ungestört zusammen lässt.
Die Natur hat scharfe Grenzen bei ihren abnormen Bil-
dungen noch weniger gezogen als bei den normalen, und schon
unter den nicht J^ehr zahlreichen bekannten Insectenzwittern
ist die Mannigfaltigkeit, in welcher Männliches und Weibliches
verbunden ist, so gross, dass sie jedes Versuchs, das Unregel-
mässige in ein regelrechtes Schema einzufangen, zu spotten
scheint. Zu einer vorläufigen ersten Ordnung möchte indess
vielleicht die Erwägung den Weg zeigen, dass alle Mannig-
faltigkeit der concreten Formen sich am Ende auf zwei
Factoren und deren Verhältniss zu einander zurückführen
lässt: auf das Quantum von jedem Geschlecht, welches in
Verbindung getreten ist, auf das Quäle dieser Verbindung
und die Art, wie beide Verhältnisse im gegebenen Falle sich
combiniren. Es lassen sich nach diesen Kategorien freilich
kaum mehr als die extremen Formen auseinanderhalten, die
durch Mittelstufen nach allen Richtungen zusammenhängen
und in einander übergehen. In Betreff des quantitativen
Verhältnisses bezeichnen den einen Endpunkt der Reihe ent-
schieden männliche oder weibliche Individuen mit einem
Minimum von Beigabe des andern Geschlechts, den andern
das Gleicl\gev\'icht beider Geschlechter. In Betreff des Qtiale
der Verbindung sind die Extreme nicht minder gross : hier
völlige Verschmelzung des Männlichen und Weiblichen zu
einer Mittelform zwischen beiden, dort strenge Scheidung zu
einer männlichen und weiblichen Hälfte.
Die Gruppe, bei welcher kein Geschlecht ein entschiedenes
Uebergewicht hat, besteht zun'/ grossen oder grössten Theile
249
aus halbirten Zwittern. Die typischen Formen dieser Ka-
tegorie lassen äuseerlich nirgends eine Vermischung männlicher
und weiblicher Eigenschaften erkennen, beide Geschlechter
haben sich gleichsam friedlich in den Besitz gel heilt und
da lauf verzichtet, über die trennende Rlillellinie hinaus eins
in die Sphäre des andern hinüberzugreifen. Die Grenze ist
zuweilen sogar durch eine Art von Naht längs der ganzen
Mittellinie bezeichnet. Es wurde indess schon bemerkt, dass
eine vollständige Dichotomie auch der innern Organe, insbe-
sondere das Voihandensein normal gebildeter männlicher und
weiblicher Geschlechtstheile neben einander noch nicht con-
statirt ist. Dichotomische Zwitter im weiteren Sinne gehören
zu den am häufigsten beobachteten Formen. Am seltensten
ist das entgegengesetzte qualitative Extrem: eine so innige
Durchdringung und Amalgamirung des männlichen und
weiblichen Typus, dass keiner von beiden iigendwo rein zum
Ausdruck kommt und die gesammte Bildung des Thieres auf
jenen mitttleren Terminus zwischen Mann und Weib gebracht
ist, wie ihn der citiite Fall von Ocneria dispai* darstellen
soll. Zwischen diesen Extremen vollständiger lateraler
Scheidung und durchgreifender Mischung der Geschlechter
Stehtals Verbindungsglied eine dritte Grup])e, bei welcher
quantitativ ebenso, wie bei jenen, Männliches und Weibliches
die Wage hält, aber weder lialbirt noch vollständig ver-
schmolzen ist. Als Exemplilication derselben kann der zweite
beschriebene Nerii Zwitter dienen. Jede Körpeihälfte vereinigt
hier Eigenschaften jedes Geschlechts in mannigfachen Modi-
ficationen, das eine Oigan in typischer Form, das andere
durch innigere Mischung mehr oder minder umgestaltet und
die gegenseitige Hemmung des streitenden nisus formativus
niasculinus und feniininiis bekundend. Kieuzungen sind dabei
nicht selten: der Mcihliche Fühler an der vorherrschend
männlichen Seite und umgekehrt u. A., wie ebenfalls an der
erwähnten Sph. nerii.
Diesen drei Gruppen steht als vierte jene gegenüber,
bei welcher eins der beiden Geschlechter entschieden das
Uebergewicht behauptet. Männchen oder Weibchen, welche
in nichts als in Farbe und Zeichnung, zuweilen nur eines
Flügels, eine Keimischung vom entgegengesetzten Geschlecht
verrathen (wie die beiden von Üchsenheimer Schmett. von
Europa IV. S. 15.5 beschriebenen Anth. cardamines, von denen
der eine in Treitschke's „Hülfsbuch^' abgebildet ist), bilden die
extremen Formen dieser Gruppe. Man wäre versucht, in
manchen derselben nichts als Aberrationen gewöhnlicher Art
zu sehen, leiteten sie sich nicht d-urch Mittelstufen ganz
allmälig zu den deutlicher ausgeprägten Zwitterbildungen
250
hinüber. Sie erscheinen so als die Anfangsglieder der langen
Reiiie von Produeten des gleichen abnormen Bildungsprocesses,
dessen vollendetste Erzeugnisse das Gleichgewicht der com-
poniienden sexuellen Factoren in so merkwürdigem Gegensatz
des Modus ihrer Verbindung zur Anschauung bringen.
Die bunte Mannigfaltigkeit der Zwitterbildungen scheint
fast keine denkbare Art von Combination der Geschlechter
auszuschliessen und macht den Eindruck eines launenhaften
Spiels der Natur. Der Versuch, das Gesetzmässige, welches
auch dies anscheinend Regellose beherrscht und begrenzt,
nachzuweisen, müsste von der vergleichenden Untersuchung
einer möglichst grossen Zahl von Hermaphroditen in natür-
lichen Exemplaren ausgehen — einem kostbaren, schwer zu
beschaffenden Material. Gute Beschreibungen könnten es zum
Theil ersetzen, aber die Literatur dieses Feldes hat deren
nicht allzu viele aufzuweisen.
Ebenso wenig, als die Anwesenheit eines doppelten
Sexualapparats in normaler Ausbildung ist die Fortpflanzungs-
fähigkeit der Insectenzwitter durch eigene Befruchtung er-
wiesen oder wahrscheinlich. Der Behauptung Scopoli's, dass
bei der von ihm erzogenen Gastropacha pini eine Selbstbe-
fruchtung stattgefunden habe, tritt Burmeister (Handbuch I.
S. 343) mit anatomischen und physiologischen Gründen ent-
gegen. In der That scheint der Bau und die Lage der äussern
Geschlechtstheile und ihrer Hülfsorgane die Möglichkeit einer
Copulation geradezu auszuschliessen. Weniger entschieden
lässt sich die Möglichkeit eines Contacts zwischen Sperma
und Ei innerhalb der Leibeshöhle von der Hand weisen.
Bei der von Rudolphi beschriebenen hermaphroditischen,
halbirten Gastropacha quercifolia (Entomol. Zeit. 1861. S. 280)
mündete der Eiergang in den Samenleiter seiner Seite. Hier
war also eine Berührung von Samenflüssigkeit und Eiern
wenigstens anatomisch ermöglicht. Die Mannigfaltigkeit der
Combinationen, welche hier vorausgesetzt werden dürfen, Hesse
aber auch an Fälle einer Communication zwischen Samenleiter
und Eiergang an einer Stelle denken, welche nicht allein die
Befruchtung, sondern auch die Entleerung der befruchteten
Eier gestattete. Wenn also Scopoli aus den Eiern seines
Zwitters Räupchen ausschlüpfen sah, so Hesse dieser Vorgang,
ausser der von Burmeister 1. c. gegebenen, vielleicht auch
eine solche Erklärung zu. Bis zum directen Nachweise bleibt
indess die Selbstbefruchtung der Hermaphroditen sehr proble-
matisch und die ihre Voraussetzung bildende anatomisrche
Combination wird jedenfalls nur in seltenen Fällen stattfinden.
Man hat die hermaphroditischen Insectenformen, als
Erzeugnisse eines abnormen Entwicklungsprocesses, der Kar
tegorie der Missbildungen zugewiesen und mit Recht, wenn
man diesen Ausdruck im pliysiologischen Sinne nimmt und
nicht et\A a die vulgäre Vorstellung von etwas Widerwärtigem
und Hässlichem damit verbindet. Denn einen solchen Eindruck
macht die äussere Erscheinung der hierher gehörigen Thiere
in der Mehrzahl der Fälle keineswegs. Eigentliche Verkrüp-
pelungen kommen bei ihnen nicht oder kaum iiäufiger vor
als bei eingeschlechtlichen Individuen, und der Schönheitssinn
wird durch nichts beleidigt als durch die Asymmetrie, wo sie
auffallender hervortritt. Es sind abnorme Bildungen sui ge-
neris, deren "Wesen darin besteht, dass an demselben Individuum
alle oder einzelne typische Charaktere beider Geschlechter
einer Species neben einander oder in mannigfachen Graden
der Mischung vereinigt sind , ohne dass dabei eine Zunahme
der Körpermasse oder eine Duplicität der Theile sichtbar
wird. Der Mangel überzähliger Theile unterscheidet sie von
den Doppelmissgeburten (monstra duplicia per coalitum). Eine
Ausnahme von dieser Regel ist, so viel ich weiss, nur an den
inneren Sexualorganen in der Anwesenheit beider (nicht ver-
wachsener) Hoden neben einem einfachen Eierstocke con-
statiit worden. Eine Duplicität äusserer Theile finde ich
nirgends erwähnt als bei einer von Freyer beschriebenen und
abgebildeten Arctia purpurea, wo von „doppelten Tastern'*'
die Rede ist. Ich kenne den Fall nur durch Hagen (Entomol.
Zeitung 1863 S. 193) und weiss nicht, ob der Ausdruck
wirklich das Vorhandensein \ on zwei Paar Labialpalpen oder
nicht etwa bloss eine Veischiedenheit in der Beschaffenheit
des rechten und linken Tasters bezeiclinen soll. Jedenfalls
stände die Beobachtung vereinzelt.
Abnorm hermaphroditisch gebildete Individuen kommen
bekanntlich nicht nur bei den Insecten vor, sondern auch bei
den Wirbelthieren, bis zum Menschen hinauf, immer als sehr
seltene Erscheinungen. Das Eigenthümliche der Insectenzwitter
liegt wesentlich im Modus der Composition von Mann und
Weib, in der hier vorherrschenden Dichotomie der Form.
Unter den von Hagen 1. c. zusammengestellten 13iJ Fällen
(von denen 107 den Lepidopteren angehören) Hess sich eine
seitliche Trennung der Geschlechter bei 87 nachweisen (45
links — 42 rechts männlich). Halbirte Zwitterformen sind,
ausser bei den Insecten, nur noch bei Fischen beobachtet
Worden. Sie M-aren es, die zuerst die Aufmerksamkeit auf
die Erscheinung lenkten und deren wunderliches Ansehn ohne
Zweifel die Hypothese von der Veieinigung zweier Eikeime
hervorgerufen hat. Die seitliche Trennung der Geschlechter
ist aber nur eine der Erscheinungsweisen, unter welcher der
Hermaphroditismus bei den Insecten auftritt, und durch Mittel-
17
262
formen aller Art mit dem andern Extrem verbunden, welches
eine räumliche Sonderung der beiden Sexus so wenig als bei
den Zwittern der Säugethiere wahrnehmen lässt. Im wicli-
tigslen Punkte, am Sexualsystem, ist zudem, m ie erwähnt,
auch bei den halbirten Insectenzwittern das Vorhandensein
vollständiger männlicher und weibliclier Organe nebeneinander
noch nicht nachgewiesen. Diese Theile erscl)einen vielmehr der
Regel nach ganz ähnlich verbildet und unter dem Einlluss der
disharmonischen geschlechtliclien Richtung in ihrer Entwick-
lung beeinträchtigt, wie bei den entsprechenden Formen an-
derer Thierklassen. Dichotomie und Amalgamirung begründen
somit keinen durchgreifenden Unterschied zwisciien den Her-
maphroditen, der auf eine wesentliche Verschiedenheit der
Grundbedingungen ihrer Entstehung hinwiese. Die dill'erente
Form wird vielleicht auf abweichende embiyonale Entwick-
lungsvorgänge zurückzuführen sein, welclie mit dem Typus
der Organisation der verschiedenen Tliierkhissen zusanmien-
hängen und hier eine Verschmelzung, dort eine läumliche
Trennung der eomponirenden Elemente begünstigen. Wie dem
auch sei, der Hermaphroditismus der Insecten wird nicht
ausser Zusammenhang mit dem der übrigen Thiere heui theilt
werden dürfen, wenn man der Gefahr irriger, oder docli ein-
seitiger, Folgerungen entgehen mIII.
Und noch eine andere Erscheinung muss hier nothwen lig
mit in Betracht gezogen werden. Eine Beobachtung Treitschke's
lehrt, dass die Dichotomie, die Zusammensetzung eines Indi-
viduums aus zwei verschiedenen Hälften, nicht auf die her-
maphroditischen Bildungen beschränkt ist. Treitschke (Schmet-
terlinge v, Europa X. 1, S. 117) erhielt ein noch lebendes
Männchen von Sesia apiformis, ganz frisch und iinheschädigt,
dessen etwas kleinere reciite Seite sich in nichts von der ge-
wöhnlichen Stammait unterschied, während die linke, grössere,
eine ebenfalls in allen Theilen vollständige Var, Sireciformis
darstellte. Beide Seiten schnitten nach Zeichnung und Fär-
bung genau in der Mittellinie von einander ab, Treitschke
bemerkt dazu: „Hier verbanden sich höchst wahrscheinlich
unter der nämlichen Eischale zwei Keime zur Hervorbringung
eines einzigen Wesens, welches ein vollkommener Herma-
phrodit sein würde, wenn einer dieser Keime weiblich gewesen
wäre.^' Er fügt liinzu, die Seltenheit der Erscheinung erkläre
sich zum Tlieil daraus, dass eine solche Vereinigung zweier
Keime nur da auffallend werden könne, wo der eine von
beiden als Varietät hervorträte, dass sie aber in der weit
grösseren Zahl der Fälle, wo diess Zusammentreffen fehle,
fast immer unbeachtet, ja vielleicht wirklich ohne sichtbare
Umgestaltung des Thieres bleiben werde. Jedenfalls ist die
'^253
Analogie dieser d ichotomisclien Varietät mit den hal-
birten Heimaphrodiien so deutlieh ausgesprochen, dass der
Schluss auf analoge Bedingungen ihrer Entstehung nahe liegt.
Aelinliche Ursachen iiesisen aber, wenn diess richtig ist, ähn-
liche Wirkungen erwarten : es inüssten sich Combinationen
von Varietäten finden, welche in derselben Weise, wie die
Treitschke'sche Apiformis den halbirten, so den übrigen Foi-
men der Insecten eiitsjjräclien. Dergleichen sind bisher nicht
beobachtet, vielleicht aber auch nur niclit erkannt \\orden.
Ungleichheiten leichteren Grades in Farbe und Zeiclmung, im
Flügelschnitt und Geäder der seitlichen Hälften sind nicht
gerade seltene Erscheinungen, und es wäre möglich, dass ein
Theil derselben in der Tiiat einem zwiespältigen embryonalen
Entwicklungsprocess (wenn auch nicht gerade einer Ver-
einigung zweier Eikeime) seine Entstehung verdankte. Ge-
schärfte Aufmerksamkeit auf solche Vorkommnisse würde viel-
leicht ein Jolinendes Ergehnis^s haben. Jie Kenntniss dieser
dichotomischen Bildungen vervollständigen und einen Beitrag
zur Beantwortung der Frage liefern: welche Eigenthümlichkeit
der Keimbildung und Entwickelung oder der Organisations-
verhältnisse überhaupt die Insecten so vorzugsweise zu den
abnormen Formen dieser Kategorie tendiren lässt.
Die Hypothesen, welche zur Erklärung (ies Zubtande-
kommens liermaphroditischer BihJungeu aufgestellt sind, lassen
sich bei dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse weder
be\\eisen noch widerlegen. Beginn und erstes Stadium des
individuellen Daseins sind der diiecten Beobachtung so schwer
zugänglich, dass, \Aie oben bemerkt, selbst die noimalen
Vorgänge, welche hier in Betracht kommen, noch nicht ge-
nügend aufgeklärt find. Dass die Anlage zur zwiesj)ältigen
Entwicklung des Individuums bereits unter der Eischale vor-
handen sein muss, kann keinem Zweifel unterliegen — wann
sie entsteht, was sie hervorruft und wie sie in so vielgestal-
tiger Weise /MV Ausbildung gelangt, wissen wir nicht. Die
Rolle, \A eiche die Einwirkung von männlicher Seite, die Be-
fruclitung, dabei spielt, die Frage, ob und wie sie etwa
auf die sexuelle Richtung des Eikeims bestimmend einwirkt,
ist vor Allem ein noch ungelöstes Problem. A priori wenig-
stens muss man veiniuthen, dass f-ie von eingi eifender Wich-
tigkeit ist. Wenn die gesammte körpeidiche Bildung der
Frucht gleich sehr von väterlicher, wie von mütterlicher Seite
beeinflusst wird und erst das Resultat des Zusammenu irkens
beider geschlcchtliclien Faetoicn ist, so scheint der Schluss
unabweisbar, dass auch über ihre sexuelle Entwicklung erst
unter diesem Zusammenwirken entschieden werde. Diese An-
nahme scheint auch durch die Parthenogenesis eine empirisciie
17*
%64-
Bestätigung zu erhalten. Die jungfräulichen Brüten der So-
lenobien und Psychiden bestehen ohne Ausnahme aus Weib-
chen, nur die befruchteten Mütter liefern auch männliche
Nachkommenschaft''). Ob nun die hermaphroditischen und die
dichotomiechen Bildungen der Insecten überhaupt in Anomulien
des Befruchtungshergangs und des durch ihn eingeleiteten Ent-
wicklungsprocesses ihre Quelle haben, ist damit nocii lange
nicht dargethan. Es schien mir aber nicht überflüssig, diesen
Punkt zur Sprache zu i)ringen, weil die Hypothesen, welche
die Genesis der Hermaphroditen aus einer Verbindung zweier
Eikeime zu einem Individuum herleiten, wie sie Treitschke
auch zur Erklärung seiner dichotomischen S. apiformis an-
nimmt, den Einfluss des Vaters auf die Bildung des Kindes
ganz ausser Betracht lassen. Eine solche Verbindung wäre mir
vor der Bildung der Eischale denkbar, welche bei den Insecten
der Befruchtung lange vorhergeht. Die Hypothese' hat also
zur Voraussetzung, dass die sexuelle Differenz bereits dem
Ei inhärire — man müsste denn annehmen, das Sperma wirke
auf jeden der verbundenen Keime besonders und im entgegen-
gesetzten Sinne ein. Die Annahme der Verschmelzung zweier
(vollständiger) Keime lässt es au.'-serdem ganz unerklärt, wie
die Vereinigung derselben in einer Weise vor sich gelten kann,
dass von jedem Eikeim die Hälfte (oder von dem einen mehr,
von dem andern weniger) spurlos verschwindet, während man
doch erwarten sollte, dass ein auf diesem Wege enstandenes
*) Bei den Bienen findet bekanntlich, nach den Angaben sehr
tüchtiger Beobachter, das Umgekehrte statt: aus den Eiern der un-
befruchteten Königin entwickeln sich ausschliesslich Drohnen; sollen
Weibchen (Arbeiter) entstehen, so bedarf es der Befruchtung. Die
Einwirkung von männlicher Seite hätte hier also den Erfolg, statt
ihrer eigenen Geschlechtseigenschai't vielmehr die entgegengesetzte zu
übertragen! Man muss gestehen, dass Zweifel an der Richtigkeit
einer der Logik und dem Gesetze der Vererbung, wenigstens schein-
bar, so direct widersprechenden Beobachtung zu entschuldigen sein
würden , stände derselben nicht eine so gewichtige Autorität als die
K. Xh. V. Siebold's zur Seite. Ueberdem sind die Ei-gebnisse der
neueren und neuesten Entdeckungen in der Entvvickelungsgeschichte
der niederen Thiere reich an scheinbaren Wundern, und Generations-
wechsel, Parthenogenesis und nun auch Campogenesis (Larven-
zeugung durch Larven) ganz dazu angethan, theoretischen Bedenken
der Erfahrung gegenüber Bescheidenheit zu lehren. Nicht immer
werden Eigenschaften der Eltern auf deren nächste Nachkommen-
schaft (sichtbar) übertragen; sie können bei einer oder mehreren
Generationen latent bleiben, um bei Enkeln oder Urenkeln wieder
zum Vorschein zu kommen. Die Thatsache einer solchen Vererbung
(per Eikeim oder Spermatozoid, die doch in jeder Generation neu
gebildet werden) mit latenten Zwischenstationen streift für uns selbst
an das Unbegreifliche. In jedem Falle spricht auch die bei den
Bienen gemachte Beobachtung für den mächtigen Einfluss der Be-
fruchtung auf die Geschlechtsbildung des Embryos.
255
Doppelwesen auch durch überzählige Tlieile seinen Ursprung,
wenigi>tens in vielen Fällen, ver'rathen würde. Die von Dorf-
meister (Entomol. Zeitung 1868 S. 112) aufgestellte Hypothese
entgeht einem Einwurfe dieser Art Avenigstens dadurch, dass
sie eine Theilung melirerer Eikeime verschiedenen Geschlechts
im Eierstock annimmt, deren Parcelien sich dann gegenseitig
wieder so suppliren sollen, dass ein vollständiger, aber aus
Männchen und Weibchen zusammengesetzter Embryo zu Stande
kommt. Sie setzt aber, ausser geschlechtlich verschiedenen
Eikeimen, auch noch deren Spaltbarkeit voraus, ohne dass
dadurch die Entwickelungsfähigkeit und sexuelle Eigenart der
Fragmente, mögen sie auch noch so klein sein, verloren geht.
Statt diese und andere Hypothesen weiter zu discutiren
oder gar, so verlockend die Gelegenheit ist, Hypothese gegen
Plypothese zu setzen, will ich diesen, schon etwas lang ge-
ratiienen Artikel mit einer Bemerkung schliessen, die sich rein
an das Empirisciie hält. Der in der Form der Haftborste und
der Segmentirung des Hinterleibes ausgedrückte Unterschied
der Geschlechter ist in allen Beschreibungen hermaphroditi-
scher Lepidopteren, die ich vergleichen konnte, unberücksich-
tigt geblieben. Es wird kaum nöthig sein, diese characteristi-
sciien Theile der Beachtung künftiger Beschreiber zu empfehlen.
Dasselbe gilt von den am Hinterleibe der Puppen hervor-
tretenden sexuellen Charaktern. Die Zahl der Abdominal-
segmente differirt aber nicht allein nach dem Geschlechte,
wenigstens bei manchen Familien, z. B. den Sesiiden und
Sphingiden, sondern ist auch bei den natürlichen Gruppen der
Schmetterlinge nicht überall die gleiche. Sie scheint zwischen
6 (nur bei Weibchen) und !> zu schw^anken. Bei andern In-
sectenordnungen , wie bei den Käfern, kommt bekanntlich
Aehnliches vor und hat hier längst die nöthige Würdigung
gefunden. Die Lepidopterologen haben dem Gegenstande bis-
her wenig oder keine Beachtung zu Theil werden lassen*).
Er ist aber doch wohl auch hier einer solchen und der
Prüfung werth, ob ihm eine systematische Bedeutung zukomme
oder nich4
") Zeller, der nicht leicht etwas unbeachtet lässt, was Beachtung
verdient, gibt in seiner Naturgeschichte der Pterophoriden (Isis 1841)
den Hinterleib dieser Familie als 9 ringelig an. So sehe ich ihn auch
bei den Männchen, bei den Weibchen aber nur 8 ringelig, weil die
beiden letzten Segmente auch hier, wenigstens äusserlich, nicht deut-
lich getrennt sind.
356
Zur Odonaten -Fauna von Neu -Granada
nach Lindig's Sammlungen
von
Dr. H. Magien.
Calopterygiden.
1. Hetaeiina duplex De Selys in litt,
Mas. Niger, capite supra lufo-aeneo, labro nigro; tho-
raee rufo-aeneo, linea humerali, fasciis tribus lateralibus, su-
periore lineari, flavis; abdomine nigro, basi fiisco; segmento
ultimo caiina parva apicali; appendicibus superioribus se-
gmento ultimo paulo longioribus, validis, nigris, Ibrcipatis,
extus denticulatis, margine interno medio lamina lata, ante
apicem excisa: appendicibus inferioribus nigris, brevibus, rectis,
apice anguslioribus; jjedibus nigris; aus hyalinis, margine
summo apicali interdum subinfuscato ; basi anticarum abrupte
sanguinea, antice fusca; posticaruni sanguinea, usque ad nodum
antice fusca; venis basalibus subtus albo pruinosis; 28 ante-
cubitalibus.
Fem. Capite fusco-aeneo, labro nigro, articulo antenna-
rum basali fla\o; thorace fusco-aeneo, linea dorsali nigra;
linea humerali, faeciis tribus lateralibus, superiore lineari,
flavis; abdomine nigro, basi brunneo, segmentorum apice fusco;
segmento ultimo carina ])arva apicali; appendicibus brevibus,
nigris, triungularibus, acutis; valvulis apice denticulatis; pedi-
bus nigris, femoribus posticis intus IJavidis; alis subtlavidis,
margine antico, basi flavidis; 25 antecubitalibus.
Long. 54 r:J; 47-40 $; Exp. alar. 66 ,^; 62-56 $; Long,
üb. post. 8 — 7.
Bogota. 5 nias, 5 fem.
Die Art wurde von Selys nach einigen unvollständigen
Männchen aus Bogota aul'gestellt. Sie ist durch d^ Mangel
eines Pterostigma, die an der S|jit/,e ungefleckten l^gel und
die aussen schwarzen Schienen leicht zu kennen; die einzige
bekannte Art mit denselben Merkmalen, H. siinplex, i^t viel
kleiner, die roOien Flecke an der Basis der Flügel wesentlich
kleiner, ohne Braun am Vorderrande.
2. Hetaerina cruentata Ramb.
Ranibur Neuropt. p. — no. 8.; Selys Calopteryg. p. 127
no. 48.
Bogota, ü mas, 3 fem.
257
Alle Stücke gehören zur tjpifichen Art und nicht zu H.
Hrasiliensi.«. Eines der Weibchen, älter als die andern, hat
die Flügel weniger gelb, namentlich die Basis. Diese Art
reicht von Mexico und den Antillen bi.s Venezuela, Columbien,
Surinam, Brasilien.
3. Hetaeiina occisa Hag.
Selys Calopteryg. p. 143 no. 55.
Muzo. 3 mas. In Columbien und Venezuela gemein.
4. Hetaerina majuscula De Seljs.
Selys Calopteryg. p. 151 no. 5<S.
Bogota und Mu/o. 3 mas.
Die Männchen sind kleiner als die Typen, doch kann ich
keinen Unterschied finden. Long. 49 — 55; Exp. alar. 68—60;
Long. tib. post. 7 — 8.
Sehr wahrscheinlich gehört hieher ein nicht ganz aus-
gefärbtes, unvollständiges Weibchen; ein Pterostigrna fehlt
ganz, doch kommt dies aucli bei einzelnen Männchen vor.
Capite nigro, labro aeneo, antennarum articulo seeundo
llavo; tliorace fusco , linea dorsali, humerali, fasciis tribus
lateralibus flavis; abdomine fusco-flavo, segmentis apice
obscurioribus (apex deest); pedibus flavidis; alis subflave-
scentibus , margine antico, bati flavis; 25 antccubitalibus.
Exp. alar. 68.
5. Thore picta Ramb.
Euphaea picta Ramb. p. 231 no. 4.
Map. Niger, labro utrinque macula, mandibulis extus,
fascia utrinfjue inter frontem et oculos, punctis eupremis quatuor
flavis; prothorace fascia transversali flava; thorace fasciis
utrinque angiistis quinque flavis, duabus superis antice recurvis;
abdomine utrinque segmento primo macula, seeundo linea,
tertio macula et linea interrupta, quarto interdum puncto
flavis; segmen(o ultimo brevi, exciso, truncato; appendicibus
dimidio 4|ngioribus, nigris, subcylindricis , recurvis, subtus
dcnte mSno, triangulär!, basi latiori, incurvo; appendicibus
inferioribuH bubniilliw; pedibus l)revibus nigris, femoribus prae-
scrtirn posticis, extus striga basali pallida; alis latis, reti-
culatione densa, bat-i hyalinis, subflavescentibus, dimidio fere
apicali nigris, viridi coeruleoque nitentibus; pterostigmate
magno nigro; antccubitalibus 45 — 50.
Var. Basi summa usque ad tinem quadranguli subfla-
vescentibus; parte hyalina ceterum albo-nivea, venis niveo-
ilavib; interdum fascia modo niveo-allm ante apicem nigrum,
nodum vel attingente vel angustiori lineari.
258 .
Variat magnitudine.
Fem. Mari similis; abdomine segmento ultimo brevi,
excifiiO, tiuncato; appendicibus nigris brevibus, apice latioribus,
obtusis; valvulis abdomine paulo longioribus, nigris, extus
dentatis; alis subflavescentibus, fascia lata inter nodum et pte-
rostigma, margine apicali anguste fuscis, pteiottigmate nigro.
Variat fagcia niveo - alba media vel angusta, vel qua-
drangulum fere attingente^ antecubitalibus 45 — 50.
Bogota. 12 mas, 8 fem.
Rambur's Beschreibung von Euphaea pieta passt voll-
kommen, und so weit mich mein Gedächtniss nicht trügt,
ist seine Type im Mus. Hope diese Art. Sie stammt aus
Cayenne.
Thore gigantea Selys Calopteryg. p. 254 no. 95 , deren
Type ich früher verglichen habe, stimmt in Grösse und Fär-
bung genau mit den mir vorliegenden grösseren Exemplaren;
der einzige Unterschied ist, dass die braune Färbung des
S})itzentheils denNodus noch um 3 mili. gegen die Basis hin über-
schreitet, während sie bei grösseren, mir vorliegenden Stücken
5 — 8 mill. davon entfernt bleibt, bei einem der kleinen Männ-
chen sogar nur 3 mill. Ich glaube, dass dies nicht hin-
reichend ist, die Arten zu trennen. In Betreff der Grösse
bilden die 12 Männchen einen vollkommenen üobergang, vier
gehören zu den grössten, drei zu den kleinsten, die andern
sind Mittelstufen. Ein Theil ist jung und unausgefärbt und
unterscheidet sich nur durch hellere bräunliche Färbung.
Die weisse Binde ist bei drei grösseren und kleinen Stücken
angedeutet, reicht bei einem grossen Stücke bis zum Nodus,
bei einem grossen Stücke bis zum Viereck. Den andern fehlt
sie ganz, obwohl selbe ganz ausgefärbt sind. Bei den Weib-
chen ist die weisse Binde bei zwei ganz ausgefärbten nur an-
gedeutet, bei zwei halb ausgefärbten mit noch mattbraunem
Pterostigma ist sie gross und geht bei einem bis über den
Nodus; den andern, deren keines ganz ausgefärbt ist, fehlt
sie ganz.
Long. 63-55 ,^; 53-48 $; Exp. al. 92-72 ,^^8-U
$; Pterostigma 4 <^; 4 $; Latit. al. 14—11 ^S; 11 ?•
Th. picta Selys Calopt. p. 256 no. 96 ist, so weit mein
Gedächtniss reicht, eine ganz differente Art, d. h. die beiden
Stücke aus Brasilien; so Meit die Beschreibung Rambur ent-
nommen ist, gehört sie zu meiner Art. Ueber Thore Saun-
dersii Selys p. 257 no. 97, die den kleinen Stücken von Th.
picta äusserst nahe steht, kann ich nicht sicher urtheilen;
vielleicht gehört sie doch her; wenigstens liefert die Be-
schreibung kein Merkmal, sie sicher zu trennen. Gehören die
259
drei Arten wirklich zusammen, so ist Th. picta Seljs anders
zu benennen.
6. Thore lasciata Hag.
Selys Calopteryg. p. 259 no. 98.
Bogota.
Ein sehr kleines Männchen, ganz ausgefärbt. Long.
43 mill.; Exp. al. 54 miil. Die in der Monographie angege-
benen Maasse sind wesentlich grösser, doch liegt mir aus
Columbien auch ein Männchen von Long. 43, Exp. alar.
57 mili. vor. Es ist kein Grund, an das Hergehören des
sonst ganz identischen Stückes zu zweifeln.
7. Thore hyalina Selys.
Selys Calopteryg. p. 261 no. 99.
Mas. Stimmt genau zu Selys Beschreibung; das Spitzen-
driltel der Flügel ist deutlicher gelblich als der übrige Theil ;
einige Stücke zeigen den Spitzentlieil näher dem Vorderrande
matter, fast weisslich. Ein Männchen hat im Kandfelde der
Vorderflügel bald hinter dem Nodus einen verwaschenen
braunen Fleck.
Das V\' eibchen ist dem Männchen in Form und Färbung
durchaus gleich, das letzte Segment kurz, Appendices kurz,
stumpf, dick, schwarz; die schwarzen Legeklappen aussen
stark gezähnt.
2 Long. 45; Exp. alar. 72.
Bogota. 5 mas, 2 fem.
8. Thore fastigiata Selys.
Adtlitions aux Calopteryg. p. 16 no. 99 bis.
Bogota. 10 mas.
Sie stimmen genau zur Beschreibung, einige sind etwa«
grösser. Long. 55; Exp. al. 68. Die braune Binde an der
Spitze der Vorderflügel ist in der Breite verschieden, bei
einigen nimmt sie die ganze Breite des Pterosligma ein und
geht spüz verschmälert zum Hiuterrande; bei andern beginnt
sie erst afn der Spitze des Pterostigma, ist sehr schmal und
erreicht nicht den Hinterrand. Die braune Binde der Hinter-
tlügel beginnt meist vor dem Pterostigma, mitunter erst an
der Spitze desselben. Bei dreien ist die Spitze der Flügel
etwas hyalin. Einem unausgefärbten Männchen fehlt die breite
weisse Binde aller Flügel gänzlich, obwohl die brauneu Bin-
den schon gut ausgefärbt sind.
260
Agrioniden.
9. Megaloprepus caerulatus Drur}-.
Synopsis Pseudo&tigma p. 7 no. 1.
Muzo; Race M. caerulatus 1 fem. Bogota; Raee M. brevi-
stigma 2 mas, 2 fem. Seit dem Erscheinen der Synopsis, in
welcher das Weibchen von M. caerulatus und das Männclien
von M. brevistigma noch nicht beschrieben sind, hat Seljs und
ich über 20 Stücke beider Racen und beider Geschlechter unter-
suchen können. Die nicht beschriebenen Geschlechter unter-
scheiden sich nicht von den beschriebenen. Ich halte beide
doch zur selben Art gehörig und bemerke, dass keines der
Bogota-Stücke zu IM. latipennis gehört, und mit Ausnahme
des von Drury und Donovan T. 4 tab. 100 aus Honduras, alle
M. caerulatus und brevistigma aus Neu-Granada stammen.
10. Microstigma rotundatum, Race exustum Selys.
Synopsis Pseudostigma p. 9 no. 2.
Bogota. 5 mas, 3 fem.
Die Stücke sind meist etwas kleiner, eines nur 3 mill. klei-
ner als das tj'pisclie aus Peru, jedoch demselben ganz gleich;
nur der gelbe Spitzenfleck ist schmäler, höchstens 6 mill. breit.
Ein unausgefärbtes Männchen, dem noch die braune Färbung
vor der Flügelspitze fast gänzlich fehlt, hat den gelben Fleck
nur 4^2 mill, breit. Allen Stücken fehlt das Pterostigma.
Die Weibchen sind den Männchen durchaus ähnlich, das
Pterostigma der Unterflügel ist bald bei den Weibchen, bald
bei den Männchen grösser.
Ich halte M. exustum, das jetzt auch aus Bolivia vor-
liegt, doch nur für Race von M. rotundatum.
11. Mecistogaster linearis F.
Synopsis Pseudostigma p. 16 no. 9.
Bogota. 1 mas, 1 fem.
12. Mecistogaster Jocaste Hagen.
Mas. Fusco-aeneus, capite nigro, labio flavo; prothorace
postice flavo marginato; thorace viridi-aeneo, linea dorsali
nigra, fascia humerali angusta pallida; laleribus supra viridi-
aeneis, subtus Davis, fascia angusta nigra; subtus flavo, linea
media nigra; abdomine fusco-aeneo, subtus utrinquc flavo,
ventre nigro; segmenlo ultimo apice subemarginato; appendi-
cibus brevibus, latis, apice angustioribus, incurvis; pedibus
nigris, femoribus basi et intus, libiis extus flavis; alis hya-
linis, anticis pterostigmate angusto nigro (5 areolis), posticis
261
fascia lata anteapicali fusca, apice niveo-flavo, costa fusca,
pterostigmate nullo; 35 postcubitalibus alar. antic.
Bogota. 1 mas.
Long. 71; Exp. alar. 80.
Die bis jetzt kleinste bekannte Art; aufgezeichnet durch
die Färbung der Hinterflüge], denen ein Pterostigma fehlt.
13. Philogenia Helena Hagen.
Mas. Niger, labio nigro; labro flavo, puncto medio ba-
sali, margine nigris; puncto utrinque ad ocellos, capite postice
flavido; prothorace fusco, extus flavo variegato; lobo postico,
magno, rotiindato, nigio; thorace nigro, linea liumerali, fasciis
tribus lateralibus obliquis flavis; subtus flavo; abdomine longo,
gracili, apice latiori, nigro -aeneo, segmento primo utrinque
fascia, secundo linea laterali imperfecta, tertio macula utrinque
basali et linea brevi, quarto, quinto, sexto annulo basali
supra interrupto flavis; octavo et nono supra pruinosis, venire
nigro; segmento decimo brevi, supra oblique truncato, fisso;
appendicibus superioribus segmento decimo longioribus, nigris,
extus dentatis, latis, forcipalis, intus excavatis, apice supra
triangulariter dilatatis , incurvis. Appendicibus inferioribus
nigris, brevibus, crassis, ramo externo lineari, semicirculari,
apice dilatato, truncato. Pedibus flavis, nigro -ciliatis. femo-
ribus fascia externa, tibiis intus, tarsisque nigris. Alis hya-
linis, summo apice fascia fusca, dimidio fere apicali antico
subniveis; pterostigmate magno oblongo, lateribus obliquis,
nigro-fusco; 36 — 41 postcubitalibus.
Long. 64; Exp. alar. 92; Pterostigma 3 mill.
Bogota. 2 mas. Die grösste bekannte Art.
Mas junior abdomine pedibusque magis flavidis, alis hva-
linis, fascia apicali nulla, pterostigmate fusco.
14. Podagrion mercenarium Hag.
Mas. Fusco-aeneum , capite albopiloso: labio maxillisque
nigris, mandibulis albidis, apice nigris; labro lato, brevi, ro-
tundato, nigro; rhinario, epistomate albidis; capite antice
albido, fascia utrinque nigra; vertice fusco -aeneo, occipite,
linea ad ocellos postica albidis; capite postice nigro, tuberculo
postoculari fere nullo; prothorace pallido, lobo postico brevi,
lato, margine subintegro, angulis lateralibus nigris, longis,
acutis, recurvis; thorace supra fusco- aeneo, antice pallido,
lateribus pallidis, macula supera, antica, quadrangulari, fusca;
abdomine fusco -aeneo, margine ventrali subflavido; appendi-
cibus superioribus nigris, longis, validis, forcipatis , intus ex-
cavatis, lamina externa media supera denticulata, apice bifidis,
ramo supero longiori, angusto; appendicibus inferioribus par-
262
vis, brevibus, lineaiibus, recurvis; pedibus nigris, femoribus
posticis basi et intus subflavis- alis hyalinis, pterostigmate
longiori flavo; 17 postcubitalibus. —
Long. 41 5 Exp. al. 52; Pterost. l'/j.
Bogota. Ein Männchen.
Es steht diese Art P. macropus sehr nahe, ist aber kleiner,
die Flügel bis zur ersten Hinterrandsader gestielt, die App.
super, kürzer. Immerhin wird ein neuer Vergleich mit der
Type von P. macropus erst ihre Rechte völlig sichern.
15. Podagrion temporale. De Seljs Synops. p. 16
No. 9.
Mae. Nigrum , capite nigro, linea utrlnque antica et
puncto supero adoculos, linea ad ocellos postica albidis; tu-
berculo postoculari integro; prothorace nigro, utrinque macula
majori coerulea; lobo postico brevi, lateribus subexcisis, an-
gulis obtusis, recurvis; thorace supra nigro, macula utrinque
antica ovali, magna coerulea; lateribus coeruleis, macula an-
tica supera punctoque medio nigris; abdomine nigro, segmento
primo coeruleo, segmento secundo macula magna dorsali,
quadrangulari, apice fissa, coerulea; appendicibus superioribus
nigris, longis, validis, forcipatis, intus excavatis, apice subtus
excisis, dilatatis.^ obtusis: app. inferioribus parvis, subnuUis,
recurvis, setiformibus; pedibus nigris; alis eubinfumatis, ptero-
stigmate longiori fusco, 20 postcubitalibus.
Long. 46; Exp. al. 62; Pterost. 1%.
Bogota. Ein Männchen.
Auch bei dieser Art wird ein Vergleich mit der Type
die Artrechte sichern müssen.
16. Podagrion oscillans. De Selys Synops. p. 14
No. 6.
Bogota. 4 Männchen, 1 Weibchen, ein Theil nicht aus-
gefärbt.
Die beiden unausgefärbten Männchen und das V\' eibchen
vermag ich nach der Beschreibung nicht von P. oscillans zu
trennen. Die beiden ausgefärbten Männchen haben ein kleines
tuberculum postoculare. Auch hier ist also der Vergleich der
Typen nöthig. —
Libelluliden.
17. Tramea Iphigenia Hag.
Mas. Fusca, fronte vesiculaque verticali violaceo-aeneis;
thorace rufo- fusco, villoso, supra paulo nitente, abdo-
mine fusco (apex deest); pedibus gracilibus, longis, nigris,
263
femoribus sumnoa hasi rufescentibus, alis vix subflavis, summa
basi aurantiacis, posticis basi macula post submedianam ro-
iunda fuf^ca, marginem posteriorem et triangulum non attin-
gente; pterostigmate angusto, longo, rufo-fupco; 12 anteeubi-
talil)us; hamulis posticis segmento seeundo brevioribus, apice
dilatatis, inlus unguiculatis, extus obtu.-is.
Long, circa 45; Exp. al. 80; Pterost 3.
Hab. Bogota.
Es liegt von dieser Art leider nur ein Männciien vor,
dem die Spitzenliälfle des Hinterleibes fehlt. Die Art sieht
T. Argo Hag. Sjnops. Amer. am näciisten; sie hat den Ha-
bitus, Charaktere und Färbung der Gattung, unterscheidet sich
aber dadurch, dass das Pterostigma der Hinterflügel so lang
wie das der Vorderflügel ist; und dass die Hamuli postici
nicht lang und am Ende einfach geitrümmt, sondern kürzer
als das Segment, gegen das Ende stark verbreitert sind. Beide
Merkmale zeigt auch T. Argo; es bilden diese Arten hierdurch
eine eigene Gruppe.
18. Libellula umbrata Linne.
Hagen Sjnops. Americ. p. 158 No. 19.
Hab. Bogota. Zwei Männciien.
19. Orthemis discolor Burni.
Hagen Synope. Americ. p. 160 No. 22.
Hab. Bogota und Muzo. Vier Männchen, zwei Weibchen.
Ein sehr grosses Weibchen mit schmutzig braunen, gegen
die Spitze dunkleren Flügeln.
20. Lepthemis attenuata Erichs.
Hagen Synops. Americ. p. 316.
Bogota. Ein Männchen.
21. Djthemis lepida Hag.
Hagen Synops. Americ. p. 317.
22. Erythemis bicolor Erichs.
Hagen Synops. Americ. p. 169 No. 2.
Hab. Bogota. Zwei Männchen.
23. Mesothemis gilva Hag.
Hagen Synops. Americ. p. 319.
24. Diplax abjecta Rbr.
Hagen Synops. Americ. p. 184. No. 20.
Hab. Bogota. Sieben Männchen, fünf Weibchen.
264
Synonymisclie Miscellaneen
vom
Schulrath llr. Siiffrian.
XXXIV.
Dasa in meiner Bearbeitung der Europäischen Chrjso-
melen im fünften Bande der Linnaea Entomologiea unter no. 2
Chr. fimbriaiis St. (S. 7 fF.) aus Mangel eines ausreichenden
Materials zwei versciiiedene Arten mit ein^inder verbunden
seien, liabe ich brieflich wiederholt gegen meine entomolo-
gischen Freunde ausgesprochen, und Herr Prof. Fuss in
Herrmann&ladt ist dadurch veranlasst worden, in seinen Bei-
trägen zur Siebeiibürgischen Käferfauna (Verhandl, des Sieben-
bürg. Vereins für Naturw. 18(M no. 9 unter I. no. 1) die Unter-
schiede beider Arten in eingehender Weise zu erörtein. Diese
Abhandlung scheint indess wenig bekannt geworden zu sein;
auch in Dr. Gerstäcker 's Bericht etc. für 1861— 6'i habe
ich dieselbe nicht erwähnt gefunden und komme deshalb hier
nochmals auf die Sache zurück.
Die erste dieser beiden Arten, welcher der Name Ciir.
fimbl'ialis St. Küst. verbleiben muss, ist das in der Linn. Ent.
a. a. 0. S. 8 als var. y aufgeführte Thier. Sie ist von beiden
die grössere, breit eirund, hinterwärts wenig erweitert, auf
der Mitte ihrer Länge am stärksten aufgebuckelt und an der
Wurzel der Deckschilde leiclit eingesenkt. Die Unterseite
des Körpers ist mit den Beinen und dem grösseren unteren
Theile der Fühler metallisch schwarzblau oder dunkel stahl-
blau; die beiden unteren Fühlerglieder sind (meist nur an
der Spitze und auf der Unterseite) mehr oder weniger ge-
röthet, auch die Krallenhäkchen röthlich und die anderen
Bauchringe liinten fein röthlich oder bräunlich gesäumt. Die
Oberseite ist meist rein scliwarz, zuweilen mit einem leicht
metallischen, auch \^ olil ins Purpurbläuliche fallenden Schim-
mer, die Punktiiung auf der Scheibe des Halsschilds ziemlich
fein, aber dicht, auf den Deckschilden gröber, aber weniger
zusammengedrängt, und auf dem Rücken finden sieh zuweilen
Ansätze undeutlicher und verworrener, durch längere schw ie-
lenartige, meist schon dem blossen Auge wahrnehmbare glatte
Stellen getrennter Punktstreifen; der Zwiscliengrund ist glän-
zend und mit einer überaus feinen und vereinzelten Punktiriing
bestreut. Dabei ist ein breiter, an seiner oberen Begrenzung
von einer undeutlichen, oft mehrfach verdoppelten Punktreihe
eingefasster Seitenrand der Deckschilde bei gut erhaltenen
265
Stücken schön hell rothgelb, wie bei Chr. marginalis Duft.,
und nur bei älteren, wohl theilweise durch die Witterung
verdorbenen, zu denen das a. a. 0. von mir beschriebene
Sturm\scl>e Stück gehören mag, trüber und schmutziger
röthlicligelb. Dazu sind im Vergleich mit der folgenden die
Vorderecken des Halsschilds weniger stumpf abgerundet, auch
weniger abwärts gedrückt, wodurch das Halsscliild vorn ver-
hältnissmässig breiter erscheint ; auch sind die Fühler in ihrem
unteren Theile etwas mehr gestreckt, und der Längenunter-
schied des dritten und vierten Gliedes ist auffallender al« bei
der folgenden. Das o unterscheidet sicli von dem $ durch
geringere Grösse, gröbere und dichter gedrängte, etwa dem $
der iolgenden Art gleichkommende Punktirung der Deck-
schilde, auch das hinten ausgerandete und daselbst leicht ein-
gedrückte letzte Hinterleibssegment.
In Oestreich ist diese Art, wie es scheint, weit ver-
breitet, aber nirgends iiäufig; sie ist in neuerer Zeit nament-
Jicli von Herin Micklitz mehrfach aus Krain versandt worden.
Bei dem erwähnten Stürmischen, jetzt in meinem Besitze
befindlichen Stücke ist Tyiol als Heimath genannt.
Die zweite, in den Sammlungen als Chr. hungarica Dej.
gehende und künftig als Chr. hUügarica Fuss zu bezeichnende
Art ist kleiner, dabei verhältnissmässig schmaler, noch mehr
gleicii breit, ohne deutliche Einsenkung an der Wurzel der
Deckschilde, und die liöchste Wölbung des Rückens befindet
sich bei ihr auf der hinteren Hälfte des Körpers. Die Punkti-
rung des Halsschildes ist besonders nach den Seiten hin
kräftiger als bei der vorigen, die der Deckschilde viel derber
und dichter, die Punkte mehr oder weniger sternförmig aus-
gerissen, auf dem iiinteren Drittel inmier mehr runzlig ver-
llie.'-send, mit gleichfalls feiner punktirtem, aber wenig glän-
zendem Zwischengrunde. Die hinteren Nahtecken der Flügel-
decken sind scharf spitzwinklig, und dadurcli sehr merklich
von den /.iemlich rechtwinkligen der vorhergehenden Art
verschieden. Die Farbe ist ein an Unterseite , Beinen und
Fühlern etwas helleres, auf der Oberseite trübeies Stahlblau
oder SchwarzBlau, nach Fuss auch wohl Bläulichgiün , der
breite Seitenrand der Deckschilde trüb gebräunt (Linn. Ent.
a. a 0. var. ß)^ oder nur der umgeschlagene Rand derselben
unscheinbar ins Bräunliche fallend. Die beiden unteren Fühler-
glieder sind, wie bei der vorigen, auf der Unterseite und an
der Spitze zuweilen geröthet. Die Punktirung der Deckschilde
ist bei beiden Gesciilechtern nicht verschieden; die r^ unter-
scheiden sicli jedoch durch den kleineren Körper, die etwas
glänzendere Oberseite und einen kräftigen Längseindruck auf
der Mitte des hinten leicht auseerandeten letzten Bauchringes.
266
Auch das von Fiiss a. a. 0. S. 3 erwähnte, von mir gleich-
falls früher verglichene Stück mit sehr fein punktirtem,
ziemlich stark glänzendem Kopf- und Halsschilde ist ein
solclies ,^.
Diese Art ist meines W^issens in Deutschland noch niclit
gefunden worden. Ich besitze sie aus Dalmatien (von Kunze,
das Stück stammt von Ullrich) und Siebenbürgen (Fuss!) und
habe ausserdem zahlreiche Exemplare aus den Sammlungen
von Germar, Kunze und v. Hey den (meist von Frivaldzky,
UUiich oder Stentz eingesandt) aus Ungarn, wie auch aus den
Sendungen von Herrn Fuss aus Siebenbürgen vergleichen
können. Nach dem Letzteren ist sie in Siebenbürgen ziem-
lich weit verbreitet und wird dort auf den Blättern von
Caltha und Telekia angetroffen.
Diagnosiien kann man beide Arten als:
1. Chr. fimbrialis Küst. Ovata atra nitida subtus
cum pedibus atro-coeiulea, eljtris punctatis, margine laterali
laete ferrugineo. Long. Sy^ — 4^/^ Lin.; lat. 2y^ — Sy^ Lin.
Chr. iimbiialis Küst. Käf. Eur. IL 74! Redtenb. Fn. Austr.
ed. IL 908. Fuss Beitr. etc. in d. Verhandl. etc. 1861 no. 9 p. 1 !
Chr. fimbrialis var. y Suffr. Linn. Ent. V. S. 7 no. 2.
Chr. molluginis Redtenb. Fn. Austr. ed. L 544.
2. Chr. hungarica Fuss. Ovata atio-coerulea , elj-
tris punctatis postice punctato-rugulosis, margine laterali
obscure brunnescente aut concolore. Long. 3*^—4 Lin.; lat.
2'A-3y3 Lin.
Chr. hungarica Fuss Beitr. etc. 1. c. 1861 no. 9 p. 1 !
Chr. fimbrialis Suflr. Linn. Ent. V. S. 7 no. 2 excl. var. y
Eiuss die Siebenbürg. Chrysomelen in den Verhandlungen etc.
1856 no. 2!
Ä67
Lepidopterologisches
von
•T. H. ^V. Baron v. IVoIeken.
Zur Fortsetzuug der von mir begonnenen lepidopterolo-
gischen Fauna von Liv-, Kur- und Estland war es im Herbst
1867 notliwendig geNAorden, über eine beträchtliche Anzahl
mir zweifelhafter oder ganz fremder Micra sichere Aufklärung
in Betreff ihrer Namen zu erhalten.
Um diesen Zweck möglichst vollständig und rasch zu
erreichen, schien es mir am gerathensten, meine Determi-
nanden den Kennern persönlich vorzulegen. Da hierbei die-
selben Exemplare successive zur Prüfung durch mehrere
Meister gelangen würden, so musste die Determination eine
um so mehr gesicherte werden; während ich auch noch durch
interessante Bekanntschaften und genussreichen persönlichen
Verkehr mit Koryphäen der Wissenschaft Belehrung und An-
regung für mich in mannigfacher Weise erwarten durfte.
Obgleich der Spätherbst und Winter nicht zu Reisen
verlockende Jahreszeiten sind, so gewährten sie mir doch
andererseits die Aussicht, Jedermann zu Hause anzutreffen,
und so entschloss icli mich, noch im October 1867 eine Reise
durch Deutschland, nach England und in die Schweiz unge-
säumt anzutreten. Obgleich dieselbe 5 Monate, bis März
1868, dauerte, so reichte diese Zeit doch nicht aus, um meinen
anfänglichen Reiseplan vollständig auszuführen; so sehr ich
zuletzt auch eilte, musste doch mancher für mich höchst an-
ziehende Besuch unterbleiben.
Die überaus grosse Freundlichkeit aller der Herren,
welche ich so glücklich war besuchen zu können, machte
diese Winterreise weit über meine Erwartung für mich genuss-
reich und belehrend. In liebenswürdigster Weise wurden
Zeit und Mühe, oft in beträchtlicliem Maasse, geopfert, um
meine Zwecke zu föi'dern , und aufs Liberalste wurde meine
Sammlung durch eiue sehr grosse Anzahl interessanter oder
seltner Arten, sowie auch mein Bücherschatz durch zahlreiclie
werth volle Schriften bereichert. Durchdrungen von lebhafter
Erkenntlichkeit gereicht es mir zur besondern Genugthuung,
meinen verbindlichsten Dank allen den Herren hier ötfentlich
abstalten zu können, und mit Freuden werde ich jede Ge-
legenheit ergreifen, denselben zu bethätigen.
Ein eigentlicher Reisebericht, wie ich ihn anfänglich
beabsichtigte, würde auch in möglichst kurzer Fassung doch
18
immer noch ungebührlich lang geworden sein und zu wenig
wissenschaftlich Interessantes gebracht liaben. Das Meiste
von den Ergebnissen meiner Heise kommt specieli meiner
faunistischen Arbeit zu gut und findet in dersetben seinen
geeignetsten Platz. Im Folgenden ist nach sorgfältiger Waiil
dasjenige enthalten, was einiges wissenschaftliches Interesse
bietet und der Veröffentlichung werth scheint.
1. Zu Mamestra Leineri Freyer.
Bei dem Badeorte Misdroy unweit Stettin fand Herr
H. Miller im Jahre I8li3 ein Exemplar, in den folgenden
Jahren zugleich mit Herrn Büttner im Junimonat noch einige,
zusammen et\A a 14 Exemplare einer in Stettin unbekannten
Eulenart, welche um Sonnenuntergang am Seestrande zwischen
den Sanddünen an einer Artemisien-Art (welche Prof. Hei ing
für maritima hielt) flog, an die sich die Weibchen öfter auch
setzten. In der Vermutliung, dass sie daselbst Eier abgesetzt
hätten, suchte Miller später an diesen Pflanzen nach der
muthmasslichen Raupe und erhielt von ihr im Herbst 1867
über 100 Puppen, die, im Winter ins warme Zimmer gebracht,
zwar grösstentheils verschimmelten, aber doch einige Stücke
der in Rede stehenden Eule lieferten, so dass al^o auch ihre
Raupe und Futterpthuizc entdeckt waren.
Die Eule selbst erklärte Dr. Staudinger noch 18G3 auf
der Naturforscher- Versammlung in Stettin für Leineri Frr.,
obschon sie auf den ersten Blick ganz, verschieden zu sein
scheint. Prof. Zeller, welcher diese Eule 1867 in Stettin sah
und auch für seine Sammlung aequirirte, äusserte, nach Mese-
ritz zurückgekehrt, brieflich Bedenken gegen ihre Zugehörig-
keit zu Leineri und empfahl abermalige Prüfung der Sache.
Da ich hoffen durlte, im ferneren Verlaufe meiner Reise
die richtige Freyer'sche Art in mehreren Sammlungen anzu-
treffen und möglicher Weise auch das Original seiner Ab-
bildung (Neuere Beiträge tab. 184 f 3) zu sehen, so entnahm
ich aus der Aeusserung Zeller^s, welche Mährend meines
Besuches in Stettin eintraf, die Anregung zur Vergleichung
der Stettiner Eule mit Freyer's Art. Als Material zu dieser
Untersuchung überliess mir Herr Miller gütigst 2 Stücke seiner
Misdroy 'sehen Eule, sowie auch 2 Stücke von den muthmass-
lichen Puppen derselben, aus denen ich, nach Hause zurück-
gekehrt, ein Weibchen erzog. Aber auch die übrigen, noch
in Stettin befindlichen Exemplare dieser Ait wurden mir
freundlichst von den Herren Büttner, Hering und Miller an-
vertraut, sowie von Hering auch noch 3 Tliiere, welche ihm als
Cervina Ev. von verschiedenen Seiten eingesandt worden waren.
269
Leider konnte ich diese Thiere nicht mitnehmen und musste mich
mit den über ihre Vergleichung gemachten Notizen behelfen.
In Augsburg zeigte mir Herr Frejer die 2 Leineri seiner
Sammlung, darunter das Original der Abbildung; auch war
er so gütig, mir diese Seltenlieiten später auf meine Bitte
nach München zu schicken, wo ich sie photograpiiiren liess
und mir ausführliche Notizen über dieselben machte. — In
Dresden konnte ich bei Staudinger und gemeinschaftlich mit
ihm die Misdroy'sche Eule wieder mit melireren Ungarischen
und Kussisclien Leineri vergleichen und die gemachten Be-
merkungen notiren, sowie auch eine Leineri aus Ungarn für
meine Sammlung erhalten.
Nach abermaliger gewissenhafter Prüfung meines ganzen
Materials'"') bin ich aber doch zu keinem entscheidenden Re-
sultate gelangt und muss gestehen , dass ich weder alle ge-
sehenen Tliiere entschieden zu einer Art ziehen, noch ihre
Tiennung als verschiedene Arten für vollkommen berechtigt
ansehen kann, so dass ich diese Frage noch offen lassen
muss, bis reichlicheres Material und namentlich auch die Ent-
hüllung der ersten Stände der in Russland und Ungarn vor-
kommenden Cervina Ev. und Leineri Frr. eine sichere Entschei-
dung zulassen. Jedenfalls seheint mir aber die Misdroy'sche
Eule wenigstens eine so eigenthümliche Localvarietät zu sein,
dass ich es für erspiiesslicii halte, sie vorläufig von der Un-
garischen Form Leineri Frr. und von der Russischen Cer-
vina Ev. durch einen eigenen Namen, und zwar als Milleri
— zu Ehren ihres Entdeckers — zu unterscheiden. Milleri
und Leineri stehen sich am fernsten; zwischen ihnen, jedoch
näher an Leineri, steht Cervina. Grösse und Flügelschnitt
sind bei allen drei Formen gleich, obschon bei jeder ein wenig
veränderlich, so dass die Vorderflügel bald ein wenig stumpfer
(mit längerem, steilerem Aussenrande), bald schlanker, die
unteren auf Rippe 5 bald mehr, bald weniger eingezogen er-
scheinen. Diese Abweichungen bleiben jedoch immer in so
engen Grenzen und linden sich so gleichmässig bei allen drei
Formen, dass aus ihnen keine specifischen Unterschiede zu
entnehmen sind. Ebenso sind auch die übrigen Körpertheile,
unwesentliche individuelle Verschiedenheiten abgerechnet, in
Form und Giösse ganz übereinstimmend, soweit man nämlich
darüber urtheilen kann, ohne ihre, übrigens gleichartig be-
schaffene, Bekleidung zu entfernen. Diese letztere zeigt zwar
geringe Verschiedenheiten in der Färbung, auf die aber gar
*) Nämlich meiner Reisenotizen, der Photographien von Freyer's
Leineri, 3 Stücken der Misdroy 'scheu Eule und einer Leineri aus
Ungarn.
18*
270
kein Gewicht zu legen ist, da dieselben zwischen einigen In-
dividuen von Milleri unter sich auffallender sind, als zwischen
ihnen und Exemplaren der beiden andern Formen.
Auch die Zeichnungs-Anlage ist bei allen dreien zwar
veränderlich, aber doch in den Grundzügen übereinstimmend ;
nämlich Makeln und Querlinien mehr weniger bis fast
zum völligen Verschwinden undeutlich, nur die Wellenlinie
ist immer deutlich vorhanden und das untere Ende der Nieren-
makel durch ein Paar weisse Punkte bezeichnet.
Als Grundfarbe der Vorderflügel haben alle 3 Formen
ein mehr weniger gelbliches Leberbraun , welches besonders
in Zelle 1 b und in der Mittelzelle durch eingemengte gelbe
Schuppen heller erscheint. Durchschnittlich hat Leineri diese
gelbe Beimischung sparsamer, erscheint daher eintöniger,
düsterer, mit fein dunkelbraunen, sparsam weiss punktirten Rip-
pen und etwas dunkleren, mehr gelblichweissen Unterflügeln.
Von ihr unterscheidet sich zwar Milleri auf den ersten
Blick durch ihre auffallend weissen VorderflUgel- Rippen,
welche ihr ein viel bunteres Aussehen geben, und durch
hellere (weisslichere) Unterflügel ohne den gelblichen Ton der
Leineri, so dass man immer beide leicht von einander sondern
kann; allein bei näherer Betrachtung erscheinen auch diese Mo-
mente nicht geeignet, um eine Artverschiedenheit zu begründen.
Milleri hat wenigstens die Dorsal- und Subdorsahippe,
sowie die Aeste 3 und 4 der Vorderflügel immer, sehr oft
auch noch die meisten oder gar alle andern Rippen mehr
weniger weiss, und zwar meistens nicht blos die Rippen selbst
in ganzer Länge und durch die Fransen hindurch, sondern
das Weiss ragt auch beiderseits über die Rippen in ansehn-
licher Breite hinaus, so dass jede Rippe in einen breiten
weissen Längsstreifen veiläuft. Besonders auffallend zeigt
sich das an den oben erwähnten Rippen und Aesten, souie
auch das untere Ende der Nierenmakel immer weiss ist. Die
feine weisse, scharf gezackte Wellenlinie; weissliche, dunkel
gerandete Spuren der Querlinien am Vorder- und Innenrande,
sowie oft kaum bemerkbare hellere Andeutungen der Makeln
hat Milleri mit Leineri gemein. Bei ersterer ist das Weisse
an vielen Stellen von mehr weniger dichtstehenden schwarz-
braunen Schuppen eingefasst, besonders auffallend in der
Gegend der Nierenmakel, wo sie einen breiten, das Weisse
scharf begrenzenden, in die Grundfarbe verwaschenen Schalten
bilden. Bei Leineri sind die Rippen selbst dunklör als die
Grundfarbe; jedoch zeigt die Lupe auch auf ihnen einzelne
weisse Schuppen, und an ihren Enden sind die Fransen wcis-s.
In Freyer's Abbildung seiner Leineri Tab. 184 f. 3 sind
die Unterflügel am zu kurzen Aussenrande zu tief eingebuchtet
271
und haben einen zu langen Innenrand; auch ist die weisse
Zeiclinung nicht zart genug und die Wellenlinie nicht scharf
zackig, wie in der Natur, aufgetragen. — Herrich-Schäffer's
Leineri fig. 102 ist auch kein gelungenes Bild; es ist zu
bunt; die auffallenden, breiten, schwarz gerandeten Querlinien,
die schwarze Wurzelhälfte des Innenrandes, die wurzelwärts
schwarz gesäumten Dreiecke der Wellenlinie, die sciiwarze
Saumlinie der Unterflügel und überhaupt die grell bunte Fär-
bung des ganzen Thieres habe ich bei keiner Ungarischen
Leineri so gesehen.
Kussische Exemplare, wie sie Kindermann als Cervina*)
(ohne Zweifel nach Verständigung mit Eversmann über die
Richtigkeit dieses Namens) versandte, weichen etwas von
dem Ungarischen Typus ab und zeigen in Zeichnung und
Färbung einige Annäherung an Milleri. Namentlich führen
sie reichlicher als Leineri weisse Schuppen auf den Rippen,
besonders auf der Subdorsale, deren Aesten und im untern
Ende der Nierenmakel, sowie auch an dieser und der Wellen-
linie Spuren von verwaschenen Schatten; aber sowohl hierin
als in der Deutlichkeit der Makeln und Querlinien stimmen
die einzelnen Stücke unter sich keinesweges überein, so dass
einige mehr, andere weniger sich der Milleri nähern. Diese
bald sparsamer, bald reichlicher auftretenden weissen Schuppen
auf den Rippen vermitteln den Uebergang von den breit
weissen Rippen der Milleri zu den dunkeln, mit einzelnen
weissen Schuppen der Leineri und entkräften die Bedeutung
dieser Rippenfärbung als Artunterschied beider.
Stgr. zeigte mir ein mit der Weissenborn's^hen Samm-
lung in seinen Besitz übergegangenes Thier, welches er mit
Sicherheit als das Original zu HS. fig. 163 und 164 ansah,
da eine beschädigte Stelle des linken Oberflügels auch im
Bilde zu erkennen war (was aber in meinem Exemplar des
Werks nicht der Fall ist). Es hat nicht so dunkle Unter-
flügel, keine so auffallende Zapfenmakel und überhaupt nicht
ganz so scharfe Zeichnung wie das sonst den Russischen
Typus in der Hauptsache gut veranschaulichende Bild. Nach
*) Cervina Gcrmar, Fauna insect. Europ. fasc. XXII. No. 19 und
HS. p. 291 f. 451, beide nach Originalen aus Kaden's Sammlung, ge-
hören nicht bierher, sondern nach Staudinger zu Had. Exulis Lef. —
Herr Dr. Schaufuss war so freundlich, mir die Schränke dieser Samm-
lung zu öffnen, da ich die?e Originale zu sehen wünschte; es gelang
uns aber nicht, sie aufzufinden, und ich vermuthe, dass sie gar nicht
mehr in der Sammlung stecken. Uebrigens versicherte mir Stgr.,
dass Kaden selbst ihm vor Jahren diese Thiere gezeigt, und dass er
sie mit aller möglichen Sicherheit als Var. von Exulis erkannt habe.
272
Weissenborn's Corvespondenz, die Stgr. gleichfalls besitzt,
glaubte er die Herkunft dieses Originals aus Russland ver-
siehein zu können. Im 'i'exte des HS'schen Werkes p. 272,
wo die flg. 163, 164 zu Getvina Ev. citirt sind, ist des Ori-
ginals derselben weiter keine Erwähnung geschehen; aber auf
p. 291 ist bei Cervina Germ, ein von Weissenborn mitge-
theiltes $ aus den Polargegenden — „dessen Stellung hier
(bei Gervina Germ.) zwar etwas zweifelhaft ist''' — be-
schrieben. Diese Besclireibung passt genau auf fig. 163, 164,
deren jedoch an dieser Stelle keine Erwäiinung geschieht.
Sollte dieser ganze Passus nicht auf p. 272 gehören und nur
durch Versehen auf p. 291 gerathen sein?
Es wäre gar nicht schwierig, nach den wenigen mir
bekannt gewordenen Exemplaren aller drei Formen mehrere
Merkmale zu ihrer Unterscheidung aufzustellen; aber alle
diese Kennzeichen würden nur aus der Färbung und aus der
grösseren oder geringeren Deutlichkeit, mit welcher der allen
gemeinschaftliche Zeichnungstypus ausgeprägt ist, zu ent-
nehmen sein; wenigstens liabe ich keine andern entdecken
können. Erwägt man aber, wie sehr in dieser Beziehung
viele Arten, und nicht allein Eulen, veränderlich sind (z. B. nur
Had. Exulis Lef. [vide Stett. Ent. Zeit. XVIII. p. 238 und
XXV. p. 183], Agrot. Gur.'^oria, Tritici, Ripae), so wird man
solchen Unterschieden in vorliegendem Falle nicht hinreichen-
des Gewicht zugestehen können, um sie als vollberechtigte
Artunterschiede gelten zu lassen. Aber noch weniger kann
ich alle drei Formen entschieden als eine Art zusammen-
werfen; im Gegentheil bin ich der Ansicht, dass ihre speci-
fische VersCTiiedenheit Mahrsclieinlicher ist ^nd mehr Gründe
für sich hat. Am meisten Gewicht möchte ich auf den Jm-
stand legen, dass jede der 3 Formen an Localitäten vor-
kommt, die, durch grosse Entfernungen getrennt, nach
Klima etc. sehr verschieden sind. Im Sinne Darwin's könnten
also alle drei Formen, zwar von einem Tjpus stammend,
aber unter den sehr verschiedeneu Existenzbedingungen ihrer
resp. Heimathländer auf dem Wege sein, sich zu vollberech-
tigten Arten lierauszubildeu, die im gegenwärtigen Stadium
zwar noch Schwankungen und Annäherungen unter einander
zeigen, mit der Zeit aber jede einen constant ausgeprägten
eigenthümlichen Typus erreichen werden.
2.
Bot. Gilialis Hübner fig. 119 ist schon Veranlassung zu
mancher Missdeutung geworden. So hatte Lienig eine Liv-
ländi&che Art in ihrem ersten Verzeichnisse der Schmetter-
273
linge etc. (Sendungen der Kurländischen Gesellschaft für Lite-
ratur und Kunst p. 117 — 119) unter diesem Namen auf;^eführt;
weil aber Treitschke's Beschreibung der Cilialis (Schmetter-
linge von Europa Band VII. p. 124) sich nicht gut auf ihr
Thierchen anwenden liess, so benannte sie dasselbe 1846 in
der Isis p, 207 als neue Art: Venosalis, aber ohne von der-
selben eine Beschreibung zu geben. Einige bei Kowno ge-
fangene Stücke dieser Art wurden mir von Lienig selbst als
ihre Venosaiis bestimmt, und nach diesen gab ich im Jahre
lf-48 eine Beschreibung derselben in den Arbeiten des Natur-
forscher-Vereins zu Riga B. I, p. 283. Die beigegebene, durch
die Redaction besorgte Abbildung ist eine gänzlich verfehlte.
In ßraunschweig sah ich dasselbe Thier bei Heinemann
als Cilialis Hb. Tr. ; in Reutti's Sammlung traf ich es als
seine Virgata, die er in der Lepidoptern-Fauna Badens p. 139
als verschieden von Cilialis Hübn. beschrieben und zugleich
die richtige Vermuthung ausgesprochen hat, dass Virgata die
noch unbeschriebene Venosaiis Lg. sein könnte.
Herrich-Schäffer's Cilialis B. IV p. 8 f. 60 ist nach Ab-
bildung und Beschreibung ein ganz anderes Thier, und zwar
nach einer brieflichen Mittheilung von ihm — Chilo acutellus
Ev., den Lederer ins Genus Calamochvous (Wien. Ent. Mon.
B. VII p. 386) stellt.
Cilialis HS. f. 119 stellt Lederer (ibid. p. 372) ins Genus
Botys, citirt dazu Tr. B. VII p. 124 mit dem Zusätze: „(Mus.
Caes.)"-' er hat also ohne Zweifel die Art in diesem Museum
als die richtige Treitschke'sche gesehen — und giebt Italien
als fragliches Vaterland an; Virgata erwähnt er gar nicht,
während Heinm. diese in seinem Werke (Zünsler p. 68) bei
Cilialis als Synonym citirt.
Um darüber ins Klare zu kommen, ob die Wiener Cilialis
wirklich identisch mit Cilialis Heinm. Virgata Rtti. ist? —
schickte ich einen Vorderflügel meiner Venosaiis im April
1868 an Rogenhofer (Lederer war schon nach Varna abge-
reist) mit der Bitte, denselben mit Cilialis des Mus. Caes. zu
vergleichen und mir das Ergebniss mitzutheilen. Er war so
freundlich, sich dieser Mühe zu unterziehen, und meldete mir,
dass das im Mus. Caes. hefindliciie, als Cilialis etiquettirte
Pärchen (das ,^ aus Mazzola's*), das $ aus Podevin's Samm-
*) Die Vermuthung Rogenhofers, dass dieses Stück Hübner vor-
gelegen haben könnte, da viele Originale seiner Abbildungen aus
Mazzola's Sammlung stammten, kann ich nicht theilen , da Hübner's
f. 119 nach einem weiblichen Exemplare gemacht ist, wie der fehlende
Bogenstreif der Unterllügel zeigt. Diesen Geschlechtsunterschied hat
nul Reutti allein hervorgehoben • ich finde ihn sonst nirgends erwähnt.
lung) in den Voiderflügeln mit dem von mir erhaltenen genau
übereinstimmt.
Wenn das nun auch die Identität von Cilialis im Mus.
Caes. mit Cilialis Heinm., Virgata Rtti und Venosalis Lienig
feststellt, so sind damit doch noch niclit alle Zweifel über
Cilialis Hübner's und Treitschke's beseitigt. Namentlich zeigt
die flg. 119 einen etwas abweichenden Flügelschnitt und (in
meinem Ex. des Werkes) eine düstrer braune, ziemlich klecksig
aufgetragene Färbung, welche den Costalrand in zu grosser
Breite weiss lässt; das Fehlen des bräunlichen Bogenstreifs
der Hinterflügel, den das ,^ besitzt, kennzeichnet diese Figur
als Abbildung eines $, während doch wieder Leib und Fühler
nicht M'ie weibliche aussehen. — Treitschke's Beschreibung,
obschon von beiden Geschlechtern sprechend, scheint doch
nur nach einem Weibciien verfasst zu sein, denn er schweigt
vom Bogenstreife der Hinterflügel, erwähnt dagegen des rost-
braunen Mittelmonds der Vorderflügel (den auch fig. 119
zeigt), welcher wiederum dem Männchen fehlt oder wenig-
stens sehr verloschen ist, — Die Bogenlinie der Vorderflügel
bezeichnet Treitschke als gleichförmig mit dem Mittel-
monde, also mit der Concavität nach aussen und nicht
geschwungen. Bis auf diesen Passus, der offenbar auf Rech-
nung einer ungenauen Rechnungsweise, wie sie manchmal bei
Tr. vorkommt, zu setzen ist, — stimmt die übrige Beschrei-
bung so befriedigend, dass nur noch die Grös?enangabe: —
„meist wie Rubiginalis, zuweilen wie Trinalis" — stutzig
macht. — Cilialis ist in der Grösse nur wenig veränderlich,
und ich habe kein so kleines Ex. gesehen wie Rubiginalis,
weshalb ich mit HS. vermuthen möchte, dass Treitschke mit
Cilialis noch eine kleinere Art, vielleicht Catalaunalis, ver-
mischt und diese für das Männchen gehalten hatte. Aber
wenn dieser Umstand auch die Grössenangabe fälschte, so
enthält doch die ganze übrige Beschreibung nichts, was nicht
von Cilialis entnommen wäre.
Lässt man nun Cilialis Tr. als identisch mit Cilialis Hm.
und Virgata Rtti. gelten, — erwägt man, dass Treitschke
wahrscheinlich jene als Cilialis bezettelten Exemplare des
Mus. Caes. aus Mazzola's und Podevin's Sammlungen gesehen
hat, dass er Hübner's f. 119 unbedenklich zu seiner Cilialis
citirt, und dass auch Lederer beide vereinigt, so »wird man
wohl nicht in der Annahme irren, dass Hübner dieselbe Art
als Original seiner fig. 119 vor siel» hatte, die freilich nur ein
im Umrisse nicht ganz gelungenes, in der Färbung verkleckstes,
aber doch in der Hauptsache den Typus des Thieres erkenn-
bar wiedergebendes Bild ist.
Zu Acutellus Ev. kann Hb. fig. 119 ganz entschieden
275
nicht gehören, denn Eversmann's (mir in Natur unbekannte)
Art hat viel längere Palpen, keinen Mittelmond und keine
Queretreifen der VorderflUgel, wie obige Abbildung sie zeigt,
und 80 grobe Fehler machte Hübner nicht.
Cilialis fig. 821 in Wood Index etc., nach einem Ex.
aus Curtis's Sammlung, ist nach Umriss, Zeichnung, Färbung
und der angegebenen Grösse von IV« Zoll, so sehr verschie-
den, dass sie unmöglich zu unserer Art gehören kann. Lederer
vermuthet (Wien. Ent. Mon. VII p. 387 Anmerkung) in der
Nascia Cilialis Curt. eine Var. von Chilo phragmitellus.
Die Sjnonymie unserer Art wäre demnach:
Botys Cilialis Hb. fig. 119 (non Herr.-Schaeff.)
Cilialis Tr. Band VII p. 124.
Venosalis Lg. Arbeiten des Naturforsch. Vereins zu
Riga Band I. pag. 283.
Virgata Reutti LepidopternFauna Badens p. 139.
Cilialis Heinm. Zünsler etc. p. 68.
3.
In Stettin sah ich zum erstenmal Repräsentanten des
Genus Acentropas, welches mich ungemein interessirte, und
Prof. Hering war so freundlich, mir 2 aus Stralsund stammende
Männchen der als NivenS OJiv. geltenden Art zu überlassen.
Dr. Schleich war so gütig, ein ,^ von Latipennis Möschl.
aus Sarepta mir auch noch aus seiner Sammlung zu geben;
Weibchen waren von beiden Arten in den Slettiner Samm-
lungen nicht vorhanden.
In London hatte Herr M'Lachlan die Güte, mir aus seiner
Sammlung einen rj und ein geflügeltes Weibchen als
Englische Niveus zu geben.
In Ueberlingen sah ich bei Herrn Reutti eine grosse
Anzahl auch als Niveus Oliv, geltender, von ihm im dortigen
See gefangener Männchen und kurzgeflügelter Weibchen
nebst den zugehörigen Raupen in Spiritus und verdanke seiner
Liberalität einige 20 ,S und 4 $.
Da ich alle auf der Reise erhaltenen Thiere direct nach
Dresden vorausgeschickt hatte, so konnte ich sie erst dort
vergleichen und erwarb zugleicli von Staudgr. noch ein cJ
von Latipennis.
Stgr's. Bemerkung, dass die Englischen Niveus unmöglich
mit den deutschen identisch sein könnten, konnte ich nur
beistimmen, obschon eine gewichtige Autorität (Dr. Hagen;
Stett. Ent. Z. 1859 p. 203} sich dahin ausgesprochen hat,
„dass es zwei Formen des Weibchens zu geben scheine, eine
mit kurzen, die andere mit langen Oberflügeln'*.
276
Sogleich nach meiner Ankunft zu Hause ging ich an die
Untersuchung der Acentropus-Arten, wobei aber mein Material
sieli sogleich als unzulänglich er^ ies. Es fehlte mir gänzlich
der von Kolenati im Jahre 1846 bei Petersburg in der Newa
gefundene Acentropus; meine beiden Englischen Stücke waren
alt und theilweise defect ; die in England vorkommende un-
geflügelte Form des Weibchens fehlte mir gleichfalls, sowie
auch die bei Paris vorkommende, von Olivier zuerst als
Niveus beschriebene Art. — Letztere selbst, oder auch nur
näheie Auskunft über sie zu erhalten, konnte ich voiläutig
nicht hoffen, bat aber die Herren Stainton und M'Lachlan um
Zusendung von Englischem Material in möglichster Vollstän-
digkeit und um auszugsweise Mittheilung der betreffenden
Englischen Schriften. Bald nachher erhielt ich von M'Lachlan
4 Männchen, welche er bei Hampstead in der Nähe Londons
gefangen hatte, und von Stainton fünf, von Edwin Brown in
Burton - on - Trent gesammelte Männchen, sowie auch eine
Schrift des letzteren Herrn, betitelt: „On the Genus Acen-
tropus"-' und alle Englischen Nachrichten über dasselbe um-
ständlichenthaltend, also ganz meinem Zwecke entsprechend.
Ich benutze diese Gelegenheit, um beiden Herren für ihre
Freundlichkeit meinen herzlichen Dank abzustatten.
Da eine an Prof. Nicker! gerichtete Bitte um Mittheilung
von Original-Exemplaren des von Kolenati in der Newa ge-
fundenen Acentropus ohne Antwort blieb und mittlerweile
der Juli, dessen Flugzeit, herangekommen vAar, so entschloss
ich mich zu einer Reise nach Petershuig, wo ich am 12/24.
Juli eintraf und noch denselben Abend den von Kolenati ganz
genau angegebenen Flugort des Acentropus zu Boot besuchte.
Aber nicht allein an der von Kolenati bezeichneten Stelle,
sondern in diesem ganzen Arme der Newa traf ich sehr
zahlreich inselartige Flecke verschiedener Grösse aus Pota-
mogeton-Arten bestehend und auf jedem den Acentropus
überaus häufig, aber nur Männchen, und aller Aufmerksamkeit
ungeachtet, konnte ich selbst unter Wasser und in ziemlicher
Tiefe keine Weibchen finden, so wenig als Puppen oder deren
leere Hülsen. Dieses auffallende gänzliche Fehlen der Weib-
chen macht es sehr wahrscheinlich, dass sie nicht gleichzeitig mit
den Männchen erscheinen, deren Hauptflugzeit eben eingetreten
zu sein schien. Von den etwa anderthalb hundert eingesam-
melten Männchen hat leider kein einziges volls-tändige Fransen,
obschon sie übrigens fast ganz unbeschädigt sind.
Sie sassen schläfrig auf schwimmenden Theilen der
Pflanze und auch auf andern Gegenständen, oft zu 2 — 3 Stück
aufeinander, so dass ich zuerst glaubte, sie in Begattung ge-
griffen zu haben; — oder sie schwärmten dicht über der
277
Oberfläche des Wassers. Sie flatterten dabei zuerst rasch in
kleinen Kreisen herum, fast immer mit den Füssen noch das
Wasser berührend, und erhoben sich meifctens nur einige Zoll
über dtisselbe, um sich gleich darauf niederzusetzen. — An
den folgenden Tagen, wurde ich durch ungünstiges Wetter
und andere Umstände von einem nochmaligen Besucii des
Fundorts abgehalten.
Obschon mein Material auch jetzt noch kein vollständiges
ißt und der leidende Zustand meiner Augen dessen Unter-
suchung verzögert und erschwert hat, so glaube ich doch,
mit dem Ergebniss derselben schon jetzt hervortreten zu
müssen, weil ich hoß'e, dadurch allgemeineres Interesse für
diesen interessanten Gegenstand anzuregen.
Wenn man alle Angaben über die unter dem Namen
Acentropus niveus zusammengefassten Thiere oder diese selbst
genauer vergleicht, so kommt man zu der Ansicht, dass sie
nicht alle zu einer Art gehören können. Neuerdings (An.
1863} hat auch schon E. Brown in seiner erwähnten Schrift,
von dem Englischen Niveus den früheren Hansoni wieder als
eigene Art abgetrennt und unterscheidet von beiden noch Ac.
Newae Kolenati in folgender Weise:
1) Ac. niveus = Garnonsii Gurt, mit ungeflügeltem
Weibe, dessen Hintertibien lange, weisse, seidenartige
Fransen haben. Bei Glanville's Wootton und Burton-
on-Trent.
2) Ac. Hansoni = Zancle Hansoni Stph. in der Nach-
barschaft London's und bei Reading. Das Männchen
stimmt ganz mit dem der vorigen Art überein, nur
scheint es ein wenig kleiner mit etwas weniger keu-
lenförmigen Oberflügeln; diese Unterscliiede sind aber
so unbedeutend, dass es unmöglich ist, nach ihnen
beide Arten zu trennen. Das Weibchen aber ist
vollkommen geflügelt, grösser als das Männchen und
hat langgefranste Hinterschienen.
3) Ac. Newae Kolenati. Das Männchen, mit Ocellen,
ist etwas kleiner als vorige Art; das Grössenverhält-
niss seiner Vorderflügel zu seinen Hinterflügeln ist
aber ein von dem beider vorigen Arten ganz auffallend
verschiedenes; seine Hinterschienen haben zwei Zähne.
Das Weibchen ist unbekannt. (Brown vermuthet,
aber gewiss irrthümlich, dass Latipennis als $ liierher
gehören könnte.
Die angeführten Merkmale zeigen so wesentliche Unter-
schiede, dass diese Arten als fest begründet anzusehen wären,
wenn nur eben diese Merkmale selbst als immer vorhandene
und stichhaltige sich bewährten. —
278
Heinemann sagt in seiner Diagnose der Gattungsmerk-
male von Acentropus (Die Schmett. Deutschlands etc. die
Zünsler p. 107): — „ohne Nebenaugen, das Weib
mit ganz kurzen, spitzen Flügelstumpfen.'' — Auf p. 108
nennt er das Weibchen seiner einzigen, im Bodensee lebenden
Art: — „ungeflügelt" — ; es hat aber in der That kurze
Flügelstummel, wie ich an zwei Exemplaren aus dem Boden-
see finde, so dass diese Art nicht identisch sein kann mit der
ungeflügelte Weibchen besitzenden Englischen Art. Wenigstens
bezeichnet Brown die Weibchen dieser letzteren nur als: —
„apterous, wingless" — d. h. als ungeflügelt, flügellos, ohne
jemals einer Spur von Flügeln zu erwähnen oder sie in seiner
Abbildung darzustellen, obgleich Hagen in Englischen Samm-
lungen lang und kurz geflügelte Weibchen gesehen hat. Aber
auch das Fehlen der langen, haarigen Fransen der Hinter-
schienen (wenigstens erwähnt Heinm. ihrer bei seiner Art
nicht) trennt sie von den Englischen Arten, und das Felilen
der 2 Zähne der männlichen Hinterschienen, die Heinm, gewiss
nicht übersehen hätte, scheidet sie auch von Ac. Newae.
Wenn alle die angegebenen Unterschiede stichhaltig sind, so
würden wir also noch eine vierte Art aus Niveus erhalten.
Ob aber überhaupt eine von diesen Arten, und welche
namentlich, der richtige Ac. Niveus Oliv. u. Latr, ist, moBS
vorläufig ganz unentschieden bleiben, und es wäre nicht Wn-
roöglich, dass mit diesem Namen eine von allen obigen ver-
schiedene, also fünfte, Art bezeichnet wäre. Olivier sagt von
seiner Art nur Folgendes (Encjclop. Method. an 1791 tome VI).
pag. 53fi. Nr. 42. Frigane blanche.
Blanche; yeux noirs, dos de l'abdomen obscui.
pag. 549. Nr. 42. Frigane blanche. Phrjganea nivea.
Phryganea alba oculis nigris, abdominis dorso fusco.
Elle a ä peine 3 lignes de long. Les antennes sout blanches
de la longueur du corps. Les yeux sont noirs. Tout le corps
est blanc avec la partie superieure de Tabdomen un peu
obßcure. Les alles sont eiliges, blanches sans taches. Elle
se trouve aux environs de Paris.
Latreille (dessen Werk ich nicht selbst nachschlagen
kann) fasst sich nach E. Brown's Angabe noch kürzer (Hist.
natur. des Crustac6s et Insectes, T. XIll) und sagt nur:
„Frygane blanche, Phryganea nivea Olivier.''
„Blanche; alles ciliees; partie superieure de l'abdomen
„obscure. A Paris."
Nimmt man die Farbenbezeiclmung in diesen Beschrei-
bungen wörtlich genau, so dürften sie kaum auf die oben
279
erwähnten bekannten Arten anzuwenden sein, da keine von
ihnen wirklich nur weiss ist. Stösst man sich aber liieran
nicht, so sind doch diese Beschreibungen so oberflächlicii und
ungenügend, dass es unmöglich ist, die damit gemeinte Art
heraus zu kennen.
Obige Zerlegung des bisherigen Ac. niveus in mehrere
Arten berulit auf der Voraussetzung, dass alle in den ver-
schiedenen Schriften angegebenen Merkmale auch wirklich in
der Natur vorhanden und stichhaltig sind. Dem ist aber
nicht so; denn nach sorgfältiger und, so weit der Zustand
meiner Augen es zuliess, — genauer Untersuchung der mir
zu Gebote stellenden Thiere dieser Gattung, habe ich manche
irrthümliche Angabe gefunden, namentlicli in Kolenati's Be-,
Schreibung und Abbildung seines Ac. Newae.
Die von ihm gesehenen Nebenaugen zwischen den P'iih-
lern habe ich aller Mühe ungeachtet weder an Ac. Newae,
noch an einer der anderen Arten dieser Gattung auffinden
können, und da auch Heinm. das Fehlen der Nebenaugen
ausdrücklich als Gattungsmerkmal hervorhebt, so glaube ich,
dass sie in der That nicht vorhanden sind, wenigstens nicht
auf der von Kolenati angegebenen Stelle.
Seine Abbildung des Männchens Fig. 2 tab. VII des II.
Bandes der Wien. Ent. Mon. zeigt ein Grössenverhältniss der
Vorder- und Hinterflügel, wie es bei keinem meiner 150
Exemplare des Ac. Newae existirt. Erstere sind zu spitz und
zu gro?s gegen die letzteren. Im Durchschnitt haben die
Flügel dieselbe Form und relative Grösse, wie die Thiere
aus dem Bodensee und anderen Gegenden.
Die von ilim Fig. 9 (1. c.) abgebildeten Schuppenfornien
sind auch nicht naturgetreu. Statt der kurzen, stumpfen
2—3 Zäiine der Fig. b. und c, laufen die Schuppen der
Plögelfläclie zumeist in 2 — 4 scharfe, lange ('/g bis ^j der
ganzen Scliuppenlänge) zahnartige Spitzen aus; einzelne lan-
cettfönnige Schuppen finden sich ziemlich allenthalben zwi-
schen diesen in scliarfe Spitzen gespaltenen; auch sind die
versciiiedenen Schuppenformen keineswegs an bestimmte Oert-
lichkeiten gebunden; nur auf der Unterseite des Vorderdügels
zwisciien Ast 8 und dem Vorderrande finden sich dicht ge-
drängt blassbräunliche, spateiförmige, von der Flügeltläche
abstehende Scliuppen, so dass diese Stelle eigenthümlich rauh
erscheint. Ebenso verhält es sich auch mit den Schuppen-
formen der anderen Arten, deren Fransenschuppen keine
wesentlichen Abweichungen zeigen von denen der Petersburger
Art, wie sie Kolenati dargestellt hat, ausser dass auch noch
lange, haarförmige, starre Schuppen in den Fransen vorhanden
sind, deren Kolenati nicht erwähnt, die sich aber bei einigen
280
meiner Stücke der Newae stellenweise, besonders am Innen-
rande der Hinterflügel erhalten Jiaben. Diese eigenthümlichen
SchiippenCormen und ihre Vertheilung über die Flügel zeigen
bei allen Arten so viel Uebereinstimmendes, dats sie höchstens
vielleicht als Gattungf^meikmal, nicht aber zur Trennung der
Arten benutzt Meiden können. —
Die Untersuchung der Schuppen von den Flügelstummeln
der Weibchen aus dem Bodensee (von denen ich nur noch
2 übrig habe) wollte mir nich^ recht gelingen; ich fand nur
kleine zweispitzige und andere, mehr als doppelt so grosse,
sehr dunkle Schuppen welche letzteren die Gestalt von
Kolenati's Fig. 9, d fl. c.) hatten.
An keiner der Schienen konnte ich die von Kolenati
in seiner Fig. 8 angegebenen spitzen, zahnartigen Höckerchen
sehen; fand aber dagegen unter dem Mikroskop am Ende der
Mittelschiene einen, an den Hinterschienen unweit der Mitte
und am Ende (ganz analog den paarigen Sporen) je einen
kleinen Dorn, dem Aussehen nach von derselben Substanz
wie die Schiene selbst, also nicht blos eine Schuppe.
Diese Dornen konnte ich aber nicht immer bei allen
untersuchten Thieren finden, die meisten hatten sie nicht voll-
ständig, einigen fehlten sie ganz, manchmal nur den Schie-
nen der einen Körperseite, während die der andern Seite
desselben Thieres sie deutlich zeigten. Aus diesem Umstände
muss geschlossen werden, dass die fehlenden Dornen abge-
brochen waren, und da ihrer sehr viele fehlten, so scheinen
sie sehr leicht abzubrechen.
Bei Untersuchung der andern Arten fand ich ganz in
derselben Weise und Beschaffenheit wie bei Newae, auch diese
Dornen, bis auf Latipennis und Hansoni, wo ich sie nicht
deutlich sehen konnte; es ist aber wahrscheinlich, dass sie
an meinen wenigen Stücken nur abgebrochen waren. Diese
Beweiirung der Füsse macht den Gattungsnamen: „Acentropus'*'
zu einem ganz un])assenden.
Die Begattungswehr der Männchen ist von Kolenati und
auch von Brown nicht richtig abgebildet; der mittlere (obere),
in eine Spitze endigende Lappen hat bei keiner Art einen
Zahn oder Nebenlappen am Seitenrande, wie Kolenati's Fig. 3
und Brown's Fig. 4 zeigen. Au der untern (inneren) Seite
dieses Lappens befindet sich in dessen Mitte wie unter einem
Vordache ein s])itzer horniger Höcker (der Penis?), der bei
der Seiten- Ansicht des Thieres sichtbar wird und offenbar
für den erwähnten Zahn oder Nebenlappen, wie ihn obige
Bilder zeigen, angesehen worden ist.
Nach Brown haben sowohl die geflügelten als die un-
geflügelten Weibchen der Englischen Arten an den Hinter-
381
schienen lange, "weisse, seidenartige Fransen wie Mähnen. —
Aus England habe ich nur ein, und zwar geflügeltes Weibchen,
an dessen Schienen ich keine solche Fransen finden konnte,
wohl nur deshalb, weil das alte, keineswegs unbeschädigte
und reine Stück sie verloren hatte. An den Schienen der
Männchen beider Englischer Arten selie ich ebenso wenig
Fransen; aber die Exemplare vor mir sind alle in noch viel
schlechterem Zustande, als das Weibchen. Uebrigens scheint
auch Brown an den Männchen der Englischen Arten gleich-
falls diese Fransen nicht gefunden zu haben, denn sonst würde
er ihrer doch gewiss erwähnt haben.
Bei meinen 2 Männchen aus Stralsund glaube ich aber,
wenn auch sehr undeutlich, eine Spur der Fransen ah der
Hinterschiene des einen zu sehen, habe indess aller Mühe
ungeachtet keine Gewissheit erlangen können. — Ein Männ-
chen aus dem Bodensee zeigt dagegen deutlich an der einen
Mittelschiene lange starre Haare; es ist mir aber nicht ge-
glückt, i-olche auch an dessen Hinterscliienen zu entdecken.
Einige andere Exemplare zeigten bald an einer, bald an
beiden Mittelschienen deutlich mehr weniger solcher Haare;
aber bei keinem konnte ich sie an den Hinterschienen ent-
decken, obschon ich versuchte, diese gewöhnlich glatt an-
liegenden Haare aufzurichten und sichtbar zu machen. Bei
den 2 Weibehen dieter Art konnte ich solche Haare überhaupt
gar nicht Ihiden.
Nur hei einigen wenigen Stücken einer grossen Anzahl
untersuchter Ac. Newae glaube ich einige einzelne, aber viel
zartere Haare an den Mittelschienen als Spuren der Fransen
gesehen zu haben. Versuche, noch mehrere und deutlicher
sichtbar zu maciien, brachen auch die schon gefundenen ab.
Aber sonderbarer Weise habe ich an keiner einzigen Hinter-
schiene etwas von solchen Haaren entdecken können. Dass
die Haare an dieser Art zarter schienen als an der vorigen,
düil'te aber nur ein scheinbarer Unterschied sein; denn ich
vernnitlie, dass bei letzterer mehrere Haare aneinander ge
klebt mir ein einziges schienen, während Newae in der That
einzelne Haare zeigte.
Bei dem einen Männchen von Latipennis zeigte eine
Mittelschiene deutliche Haare (die zweite konnte ich nicht
untersuchen), bei dem andern ,^ konnte ich sie an dieser Stelle
nicht finden; aber an den Hinterschienen beider glaube ich
kurze Stummel wie Ueberreste abgebrochener Haare zu sehen.
Ich muss es schärferen Augen und geschickteren Händen
überlassen, an reiclierem und frischerem Materiale die Frage
über Behaarung der Schienen endgültig zu erledigen.
Den leicht sichtbaren Rippenverlauf fand ich so, wie ihn
282
Heinm. angegeben hat, und bei allen Arten ganz übereinstim-
mend.
Obschon die oben erwähnten Merkmale, nach denen die
bisherige eine Art, Ac, niveus, in mehrere zerfallen müsste,
sich grösstentheils nicht bewährt haben, und obschon es mir
nicht gelungen ist, als Ersatz andere, zuverlässigere aufzu-
finden, so lassen sich doch einige Gründe anführen, die es
räthlich machen, die Formen aus verschiedenen Gegenden
vorläufig noch auseinander zu halten. Es würden etwa folgende
sein.
Ein genauer Vergleich der flügellosen Englischen Weib
eben mit denen aus dem Bodensee dürfte leicht eine Artver-
schiedenheit beider feststellen. Meine 2 Weibchen von Reutti
haben keineswegs genau untereinander übereinstimmende
Flügelstummel, und ich dachte einen Augenblick an zufällige
Verkrüppelung ; allein dann müssten sich auch verkrüppelte
Männchen (die aber bisher noch gar nicht vorgekommen sind),
und zwar viel zahlreicher finden, da sie häufiger als die
Weibchen sind und scheinbar denselben Ursachen der Ver-
krüppelung ausgesetzt sein müssen. Die Verschiedenheit der
Flügelstummel der obigen 2 Weibchen ist wohl nur Folge
der Präparation, da Reutti sie über Feuer getrocknet hat, und
schliesslich beseitigt Brown's Beobachtung der Verschiedenheit
männlicher und weiblicher Puppen jeden Gedanken an zu-
fällige Verkrüppelung.
Von dem bei Stralsund vorkommenden Acentropus ist
das Weibchen, so wie auch das von Ac. Newae, noch gar
nicht aufgefunden.
Unter den Männchen aller für Niveus geltenden Formen
habe ich freilich keine stichhaltigen Unterschiede finden kön-
nen, was aber die Möglichkeit der Entdeckung solcher durch
Echärfere Augen als die meinigen nicht ausschliesst, wenn das
nöthige Material allgemein zugänglicher geworden sein wird.
Von dem bei Paris vorkommenden ächten Ac. Niveus
Oliv, weiss man so gut wie nichts; nicht einmal, wie die
Flügel des Weibchens beschafien sind, und so lässt sich auch
nicht einmal sagen, w elcher der durch die Beschaffenheit der
weiblichen Flügel begründeten Hauptformen der Name „Niveus'"'
gebühren könnte, falls eine derselben sich als identisch mit
der Pariser Art herausstellen sollte.
Unter solchen Umständen scheint es rathsam, den Namen
„Niveus'^ für die Pariser Art aufzusparen, den Englischen
Arten sowie der Petersburger die ihnen anfänglich ertheilten
Namen zu lassen und die Arten von Stralsund und aus dem
Bodensee auch mit Namen zu versehen. Wir erhielten dem-
nach :
283
1) Ac. niveus Oliv, bei Paris vorkommend; Weibchen
unbekannt.
2) Ac Hansoni""') Stpb.mit vollkommen geflügeltem Weib-
chen.
3) Ac. Garnon.sii Ciiit. Weibchen (lügellos (oder mit
Stummeln?)
4) Ac. Badensis aus dem Bodensee; Weibchen mit kurzen
Flügelstummeln.
5) Ac. Geinianicus bei Stralsund vorkommend; Weibchen
unbekannt.
6) Ac. Newae Kolenati bei Petersburg in der Nex^a;
Weibchen unbekannt.
7) Ac. Latipennis iMoschl.: beide Geschlechter mit voll-
kommenen Flügeln. Durch Färbung, Flügelform etc.
als gute Art gesichelt.
Von diesen sieben können sclion gegenwärtig, nach allem
Obigen, wenigstens drei als sichere, gut begründete Arten
gelten.
4. Tortrix Inopiana Haworth.
Euchromia Centrana Hcrrich-SchaefTer.
Beide Namen bezeichnen nur eine Art, und da der
Haworth'sche der ältere it-t, so wird nnin ihn annehmen
müssen, obsehon es unmöglich ist nach seiner Beschreibung
in den Lepidopt. Britannica p. 4<i!) die Art zu erkennen.
Diese Beschreibung laulel wöilüch:
Nr. 23S. T. (The piain Drab) alis anticis lucidis, rufescentibus
immaculatis. — Habitat apud nos rarissime. — Ex-
pansio alarum 9 lin. — Descriptio: Alae anticae
subrufae, seu fere ochiaceae, lucidae et quasi oleosae,
apice rotundato. Posticae rufo - l'uscescentes etiam
lucidae.
Dazu citirt er als Synonym, l'reilich mit einem (?), Tinea
Tetricella P^abric. Ent. syst. 3, 3()3, (!!'. — die gar nichts
mit. Inopiana gemein hat.
Wood gab in seinem Index entomolog. etc. Nr. 1159 die
Abbildung einer Xanthosetia Inojiiana, welclie ohne Zweifel
identisch mit der Hawortirschen Art ist, aber dieselbe keines-
wegs kenntlicher macht. Es i.-t daher nicht zu verwundern,
wenn diese Art auf dem Continente Europa's einen andern
Namen erhielt und von Herr.-Schaeff. in seinen Schmetterl.
v. Europii etc. B. IV, p. 205 fig. :}73 als Euchromia Centrana
•) Hanonsi im Catnlog ''^tgr. und Wocke ist ein Druckfehler.
19
284
beschrieben und abgebildet wurde. Diese Abbildung ist nicht
ganz befriedigend; aber in seinen „Neuen Schmetterl. etc>'
fig. 34 gab er eine ganz vortreffliche des nicht verflogenen
Männchens, von welchem übrigens das bisher noch nicht ab-
gebildete Weibchen in Zeiclinung und Färbung nicht unorheb-
licii abweicht.
Die Raupe dieser sehr veiänderlichen Art entdeckte ich
an (nicht in) den Wurzeln der Artemisia campestris beim
Suchen nach Exaer, Allisella und erzog mehrere Exemplare,
die von HS. als seine Centrana recognoscirt wurden. — Nach
London mitgenommene Stücke erklärte Mr. Stainton sogleich
für Inopiana Anglor., und später sah ich in Epping bei Mr.
Doubleday eine grosse Anzahl der Centrana HS. in beiden
Gesehlechtern unter dem Namen Inopiana Hvv. — Hierdurch
ist wohl die Identität der Englischen Inopiana und der con-
tinentalen Centrana genügend ausser Zweifel gestellt.
Die Beschreibung des Weibchens und Näheres über die
ersten Stände dieser Art werde ich in meiner begonnenen
Fauna von Liv-, Est- und Kurland geben, hier habe ich nur
ihre Synonymie im Auge. — HS lig. 373 scheint nach einem
verflogenen Männchen gemacht zu sein, während Hw, bei
seiner Beschreibung walirsciieinlich beide Geschlechter, aber
in alten, verölten und verwiscliten Exemplaren vor sich hatte.
Von Mann erhielt ich vor Jahren ein t^ dieser Art als
Signana, und HS. bekam sie von Metzner mit demselben Na-
men. Die Synonymie würde demnach sein:
Torti'iiL Inopiana.
Haworth, Lepidopt. Britannica p. 469.
Xanthosetia Inopiana.
Stephens, lllustr. 4 p. 192.
Wood, Index Entomolog. No. 1159.
Euchromia Centrana.
Herrich-Schäffer Schmett. v. Eur. IV. p. 205 f. 373.
Neue Schmett. p. 5 f. 34.
T o r t r i X ( I d i o g r a p h i s) Centrana.
V. Heinemann, die Schmett. etc. Wickler p. 3S.
Tortrix Signana olim in litt. div. auct. •
5. Laverna festivella SV. und Laspeyrella Hübn.
Mir waren beide Arten in Natur unbekannt, als ich vor
mehreren Jahren eine derselben in meiner Heimath aufrtind
und in ihr Festivella Hübn fig. 249 zu erkennen glaubte,
obschon ich nicht unerhebliche Bedenken dagegen hatte.
Aber Laspeyrella Hb. f. 90 mit kürzern, breitern Flü-
geln und 4 braunen Flecken am Vorderrande der obern, zeigte
285
noch weit mehr wesentliche Verschiedenheiten und schien
eine ganz andere Art darzustellen. Da Treitschke's und
Herrich-SchäfFer'ö Beschreibungen der Festivelhi auch nur
gezwungen auf mein Thierchen passten , so war ich nicht
abgeneigt, es l'iir eine dritte, noch ganz unbekannte Art an-
zusehen. Mittlerweile kam aber von Zeller, dem ich ein
Exemplar meiner Art zugeschickt halte, die Bestätigung des
Namens Festivella für dieselbe. — Ich war daher nicht wenig
überrascht, im November 1867 in den Slettiner Sammlungen
Böhmische und Schlesische Exemplare meiner Art als La&pev-
rella Hb. anzutreffen, denen, wie die Besitzer mir mittlieilten,
Dr. Wocke diesen Namen ertheilt iiatte. Für Anwendung
desselben mussten also docii aucii gewichtige Gründe sprechen,
denn ohne solche hätte \Yocke sich nicht für den Namen
Laspejrella, im Gegensalz zu Zeller's Ansicht, entschieden.
In Hübner's Abbildungen fig. 00 und 24i^, oder in den bekannten
Angaben der Autoien über Festivella und Laspeyrella konnten
diese Gründe nicht liegen, denn wäre das der Fall gewesen,
so hätte ohne Zweifel auch Zeller sie richtig gewürdigt; sie
müssen also anderswo gesucht werden, und da lag der Ge-
danke nahg, die Lösung der Frage, welcher von beiden Namen
der richtige für das in Rede stehende Thier sei? — durch
den Vergleich desselben mit den Originalen von Hübner's
Abbildungen tig. 90 und 249 herbeizufüluen , voi ausgesetzt,
dass diese mit Hübner's Sammlung in Herricli-Schäeifer's Besitz
übergegangenen Originale nocli existirten.
Dr. Herrich- Scliäffer, den ich im Beginn der Genesung
nach einer schweren Krankheit noch bettlägerig antraf, hatte,
obschon noch sehr leidend, doch die Güte, selbst jene beiden
Originale hervorzuholen, damit ich sie sogleich untersuchen
konnte.
Leider waren beide Thierchen in so verdorbenem Zu-
stande, dass keine vollkommene Sicherheit zu erlangen war,
obschon sie die Richtigkeit von Wocke's Ansiclit mehr als
wahrscheinlich machten. Sie schienen auch durch den Flug
schon gelitten zu haben, als sie abgebildet wurden, was
manche Ungenauiakeit der Bilder erklären würde. Leider
waren die Original - Zeichnungen Hübner's, nach denen die
Bilder seines Werkes gestochen und colorirt %\urden, niclit
aufzutinden.
Später sah ich in Prag in den Sammlungen Dr. Nickerl's
und Herrn Pokorny'» je ein wohlerhaltenes aus der Ofener
Gegend stammendes Männchen der Festivelhi neben mehreren,
mit meinen Stücken ganz identischen Laspeyrella, und die
Untersuchung dieser Thiere, verglichen mit meinen bei HS.
gemachten Notizen, beseitigte schliesslich mit aller irgend
19^-
286
wünschenswerthen Sicherheit jeden Zweifel ilbev die Richtig-
keit ihrer Namen. — In Dresden erhielt ich von Staudinger
ein verflogenes Weibchen der Fe&tivella, welches er mit
einigen besseren Stücken gleichfalls aus der Gegend von Ofen
hatte.
Die zur Zeit der Untersuchung aller dieser Exemjdare
von Festivella und Laspeyrella gemachten Noti/en und das
mir vorliegende Weibchen setzen mich in den Stand, liier
die Hauptmerkmale beider Arten, von denen neue, richtige
Abbildungen sehr nöthig wären, anzugeben.
Laverna festivella SV.
Hübner fig. 249.
Treitschke 9ter Band K Abth. p. 169.
Herr.-SchäfT. V B. p. 215.
Kopf und Thorax weiss; Vorderflügel gelb, nach Aussen
satter ; 2 silberweiss eingefasste Schuppenhöcker und von der
Schulter bis zum nächsten derselben, auch die Costa braun;
unten alle Flügel dunkelbraun mit gelben Spitzen und
Fransen.
Laverna Laspeyrella Hb.
Hübner fig. 90.
Laspejresiella HS. V Band p. 21.~.
Festivella Zell. Lsis 1839 p. 211, 7.
Kopf, Thorax und Vorderflügel gelb, 2 f-ilber\Aeiss eingefasste
Schuppenhöcker und die ganze Costa, mit Ausnahme einer
gelb unterbrochenen Stelle gegenüber dem Analwinkel, braun;
unten Flügel und Fransen blass bruungrau, fast ein(önig.
Zum besseren Verständniss dieser kurzen Diagnosen diene
noch Folgendes. Koi)f und Thorax sind bei verflogenen
Stücken der Laspeyrella nianchmal zwar sehr blass, fast
weisslieh-gelb, nie aber so rein weiss, wie bei Festivella.
Letztere hat weisse, erstere gelbliche, bei beiden an der
Wurzelhälfte aussen bräunliche Palpen. — Das Gelb der
* Vorderflügel ist bei Laspeyrella eintönig, fast dotterfarbcn,
bei Festivella dagegen im Wurzelfelde heller, blass goldtn,
im Saumfelde fast röthlich golden. — Festivella hat 2 rötli-
lich braune Theilungslinien der Fransen um die Spitze der
Vorder flügel herum und einige &ilber\Aeisse Schuppen in
dieser selbst, auch zieht sich von dem Analhöcker zur Spitze
die Andeutung eines bräunlichen Bogenstrichs; bei Lasj)eyrella
reicht das Braun der Costa um die Spitze herum, und nur au
dieser selbst sehe ich 2 ganz kurze Andeutungen der Tiiei-
lungslinie der Fransen. — Die Unterseite der Festivella macht
den Eindruck des Bunten, ihr Braun schimmert schwärzlich
purpurn; Laspeyrella ist im Vergleich zu ihr eintönig, blasser,
2«7
seidenglänzend bräunlich grau mit sehr schwachem gelblichem
Schein, am deutlichsten noch an der Wurzel der Fransen.
Hiibner's ganz verfehlte fig. 90 erweckt nur eine falsche
Vorstellung von dieser Art und erschwert ihr Erkennen. —
Zeller's 1. c. erwähnte, bei Frankfurt an Schlehengesträuch
gefangene Festivella ist ohne Zweifel identisch mit der hie-
sigen Art, gehört also zu Laspeyrella. — Treitschke's Dia-
gnose der Festivella ist ungenügend, seine Beschreibung aber
zutreflend bis auf den „gelb und braun gemischten'-' Rücken,
den selbst mein stark geflogenes Exemplar noch ebenso weiss
wie bei frischen Stücken hat. Des braunen Wurzeltheils der
Costa erwähnt er gar nicht; hätte er aber eine Laspeyrella
statt der richtigen Festivella vor sich gehabt, so würde er
den in beträchtlicher Breite erzaitig braunen Vorderrand nicht
übersehen haben. Auch das Vaterland seiner Art — Ungarn —
spricht dafür, dass er die richtige Festivella hatte, die bisher
nur in Ungarn gefunden worden ist, während Laspeyrella nur
nördlich bis Prag herunter vorgekommen ist, und Westeuropa
keine der beiden Arten zu besitzen scheint.
Obgleich diese Bemerkungen keine vollständigen Beschrei-
bungen beider Arten enthalten, so hoffe ich doch, das sie
genügend sind, um beide mit Sicherheit von einander zu
trennen und jede von ihnen auch dem erkennbar zu machen,
welcher uur die eine besitzt und nicht mit der andern ver-
gleichen kann.
Als ich Mr. Stainton besuchte, war derselbe in seiner
gewohnten Liberalität so gütig, mir fast alle diejenigen seiner
für gründliches Studium der Mikrolepidoptera unentbehrlichen
Schriften zu übergeben, welche ich noch nicht besass und auch
nicht hoffen durfte, auf andere Weise zu erlangen. — Unter
diesen war auch ein Separat-Abdruck — aus den Londoner
Trans. Ent. Soc, Vol. I, 3rd Series, Pt. IX — seiner inter-
essanten Monographie: „On the European Species of the
Genus Cosmopteryx ," (vorgetragen am 2. November ISöI:}),
deren werthvoller Inhalt sehr zahlreichen Deutschen Freunden
der Mikrolepidoplern wohl gänzlich fremd geblieben ist, da
eine Wiedergabe desselben im Deutschen meines Wissens nicht
rinma' auszugsweise existirt. Den ganzen reichen Inhalt
wiederzugeben, wüide hier zu weit fuhren; ich beschränke
mich auf eine synoptische Unterscheidung der () Arten Stain-
ton's (von denen eine aber eingeht) auf Grund der am Schlüsse
gegebenen Uebersicht ihrer Merkmale und füge die von
288
Staiulon gegebene Sjnonymie vollständig hinzu, jedoch mit
entsprechender Aendeiung in Bezug auf die eingehende Art:
Vordei Hügel ochergelb, aus der Wurzel sil-
berglänzende Längsstriche . . Lienigiella.
„ braun, mit eben solchen Längs-
ötrichen Scribaiella.
„ schwarz; 4 Arten;
Die Flügelwurzel selbst auch schwarz; 2
Arten:
der Metall glänzende Apikaistrich un-
terbrochen , . . . Eximia.
dieser Apikaistrich der Vorderflügel
nicht unterbrochen Schmidiella.
Die Flügelwurzel messingfarben; 2 Arten:
der Apikaistrich unterbrochen . . Orichalcea.
der Apikalstricli nicht unterbrochen Drurjella.
Nach diesem Schema ist es sehr bequem, die Arten zu
unterscijciden, jedoch muss ihre Zahl auf 5 reducirt Averden,
da eine nach den Beobachtungen Dr. Schleich's eingeht. Schon
in Stettin machte er mich darauf aufmerksam, dass die Un-
terscheidung der Orichalcea von Druryella nach der Beschaffen-
heit des Apikaistrichs nicht stichhaltig sei. Er zeigte mir
erzogene Exemplare von Orichalcea, deren Apikaistrich bei
einigen unterbrochen, bei andern continuirlich war; ja ein
Stück hatte sogar diesen Strich auf dem einen Flügel unter-
brochen, auf dem andern nicht, wodurch auch der Einwurf
beseitigt wurde, dass jene Orichalcea eben aus Raupen der
Druryella erzogen waren, die zufällig mit denen der richtigen
Orichalcea vermischt waren. — Damals glaubte Schleich noch
an die Selbstständigkeit beider Arten, und wir bedauerten
diese Einbusse eines guten Kennzeichens zu ihrer Trennung;
gegenwärtig (November 1868) aber schreibt er mir, dass die
von Herrn Hofmann aus Hierochloe australis erzogene Art
(also Druryella) unzweifelhaft identisch ist mit Orichalcea,
welcher Name als der jüngere demnach unter die Synonyme
zu stellen wäre.
Da hiernach die Beschaffenheit des Apikaistrichs — ob
unterbrochen oder nicht? — kein zuverlässiges Kriterium zur
Trennung der Arten abzugeben scheint, so dürfte die Frage
nicht ganz unmotivirt scheinen, ob dieses Kennzeichen bei
Schmidiella und Eximia, die ich in natura nicht veigleichen
kann, in der That immer stichhaltig ist? Wenn auch noch
kein Grund voiliegt, die Artrechte derselben zu bezweifeln,
so scheint es doch \\ ünschenswerth, diese auf ein zuverlässi-
geres Merkmal begründet zu sehen.
289
Mit Beriicksiclitigiing obiger Aenderung ist die von
SUiinlon gegebene Synonymie der Arten folgende:
1. Lienigiel la, Zeller Isis 1846 p. 298. Srainton, Zoologist,
1850, p. 2753. - Id. Ins. Brit. Lep. Tin. p. 229. —
Herr.-ScbälT. Schmett. v. Europa V, p. 284.
2. Scribaiella, (Heyden), Zeller Ent. Zeit. 1850 p. 197. —
Herr.-Scbätr. Schmett. v. Europa p. 284 f. 998.
3. Eximia, Haw. Lep. Brit, p. 532. — Steph. Illustr. Haust
IV p. 273. - Stainton, Manual, II. p. 395, — Dru
rella Stainton, Im. Brit. Lep. Tin. p. 229. — Frey
Tin. u. Pter. der Schweiz p. 259. Anmerk. — Fologne
Ann. de la Soc. Entom. Beige, VI p. 162, pl, IL fig
1. — Druryella, Herr.-Schäff. Schmett. v. Eur. V p
1^84. f. 999.
4. Schmidiella, Frey, Tin. u. Pteropii. der Schweiz p. 257.
(Das von Herr.-Schätfer unter Druryella erwähnte Ex.
gehörte hierher).
5. Druryella, Zeller Ent. Z. 1858 p. 196. — Frey, Tin.
und Pter. der Schweiz p. 258 Anm. — Orichalcea,
Stainton Ent. Annual for 1861 p. 90. — (Von Herr.-
Schäff. unter Scribaiella erwähnt.)
7.
Bei Stettin kommt eine Epischnia vor, welche die dortigen
Lepidopteristen zahlreich erbeutet und unter dem Namen
Lafauryella versendet haben. Neuerdings schrieb mir Dr.
Schleich, dass Herr Miller auch die Raupe derselben in den
Blütlien von Anthyllis vulneraria entdeckt habe; es wird also
wohl in nächster Zukunft die Naturgeschichte dieser Art voll-
ständig bekannt gemacht werden. Den Namen Lafauryella
hat sie von Constant, wie man mir in Stettin angab, aber
ob und wo sie unter demselben besehrieben ist, habe ich
versäumt in Erfahrung zu bringen.*) Sie hat aber noch einen
und zwar wahrscheinlich altern, auf dem Continente ganz
unbekannten Namen, den ihr Curtis schon 1850 gegeben hat,
wie mir Mr. Stainton mittheilte, als ich ihm Exemplare der
Stettiner Art vorzeigte. Curtis hat dieselbe als Farrella, nach
Stainton's Angabe, in den Ann. <fe Mag. Nat. bist. 2 Seri. V.
p. 114 1850 beschrieben, und Stainton selbst hat sie in seinem
Cat. Tin. Suppl. 1, 1851. — Ich theile diese Angaben mit,
auf dass sie bei der bevorstehenden Veröffentlichung der
Naturgeschichte der in Rede stehenden Art benutzt werden
können.
*) Annal. Soc. Ent. Fr. p. 189. pt. 7. fig. 1.
Red.
290
8.
Schliesslich möge hier das Recept eines für entomologische
Zwecke ganz ausgezeichneten Klebemittels, welches mir Herr
Dr. Rössler angab, Platz finden. Man löset in ßals. Copaiva
so viel ])ulverisirtes Dammarhar/, , als sich eben darin lösen
lässt, und erhält es durch Zugabe des einen oder des andern
in der für den Gebrauch geeigneten Consislenz, die sich
übrigens lange Zeit unverändert erhält. Selbstverständlich
schimmelt dieses Mittel niemals.
Ein neuer Haferfeind,
besproclicn
von Dr. C'oltit.
Der Redaction geht ein Correcturbogen unter Kreuzband
zu* für dessen Mittheilung sie dem Herrn Zusender hiermit
verbindlichst dankt und am besten in seinem Sinne zu handeln
denkt, wenn sie hiemit den praktischen Landwirthen die Be-
obachtung der fraglichen Sache recht dringend ans Herz legt.
C. A. D.
"Breslau, 4. Juni. Einen neuen Feind der Getreidefelder
bespricht in der neuesten Nummer des „Landwirth" (23) Herr
Professor Dr. Ferdinand Colin in folgender Weise:
Am 23. Mai brachte mir Herr stud. Buch eine Anzahl
kranker Haferpflanzen von Schedliske bei 0|)peln; das Feld,
von dem sie stammten, sah seit Mitte Mai gelb aus, wie
verbrannt; die einzelnen Pflanzen hatten welke, röthlich gelbe
Blättchen, abgestorbene Halme, deren Inneres zerstört, weich,
mulmig war. Die am selben T;ige erschienene Nummer des
^Landwirth" enthielt einen Bericiit des Herrn Rittergutsbesitzer
A. Guradze auf Kottulin bei Tost, der die nämliche Erschei-
nung als eine Calaniität schildert, welche die Sommersaat,
Gerste und Hafer, vernichtet und selbst die Winteifrucht
(Roggen) in Blättern und Aehren angreift. Briefe der Herren
C. Neumann auf Goernsdorf bei Pontnitz, 1\I. Fellinger auf
Schwieben bei Tost, Pueschel auf Mühlrädlitz, Rosenbaum auf
Lorenzberg bei Prieborn , Groeger auf Laski bei Kempen,
Esch auf Klein-Zindel bei Falkenau vom 29.— 31. Mai, welche
291
mir durch die Güte des Herrn General-Sekretär Korn vorge-
legt wurden, bezeugen die weite Ausbreitung dieeer Feldplage.
Seit Mitte Mai war in Goernsdorf besonders der auf frisch
gegrabenem Neuland angesäete Hafer befallen, doch auch der
daneben stehende Roggen nicht unerheblich verwüstet. Herr
Redakteur Scbönfeld theilte mir am 31. Mai mit, dass auch
zu Sakrau bei Breslau der Hafer auf schlechtem Roden ange-
griffen werde.
Sämmtliche Beobachter hatten als Ursache dieser Cala-
mität ein kleines Insekt angesehen, und in grosser Menge zur
Untersuchung eingesendet; dieses Thierchen wurde bald als
Erdtloh, bald als Käfer, bald als Fliege bezeichnet, seine
Farbe bald schwarz, bald gelb angegeben; bald hüpfe es
gleich einem Floh, oder einer Heuschrecke, bald schwirre es
dicht über den Pflanzen, bald sitze es auf diesen; mehrere
Herren hatten direkt beobachtet, wie der schwarze hüpfende
Erdfloh sich in eine hellgelbe Fliege metamorphosirt habe.
Von mehreren Seiten wurde beobaclitet, dass diese Insekten
in geschlossener Linie vorgehen und sich täglich weiter ver-
breiten; ausser dem Hafer, der ganz besonders leidet, wird
auch Gerste, Mais und Roggen angegriffen, nicht aber Weizen,
Klee, Erbsen, Wicken, Lu])inen; auf einem Schlage zu Mühl-
rädlitz wurden 14 Morgen Roggen, auf einem andern 10—11
Morgen Hafer total abgefressen, auf einem Gerstenfelde bei
Prieborn buchstäblich nur der kahle Acker zurückgelassen.
Die von den verschiedensten Orten eingesendeten Thierchen ge-
hörten sämnitlich der nämlichen Art an, die in manchen
Jahren im Frühjahr auf Wiesen und Feldern äusserst häutig
im Larvenzustand erst gelb, dann schwarz und mit Spring-
beinen, nach zweimaliger Häutung als vollkommenes Insect
dagegen gelb und mit 4 dachziegelförmig gelegten Flügeln
verseilen ist; es gehört zur Familie der Cicaden und führt den
Namen Jassus sexnotatus Fallen. Diese Cicade wurde
im Mai 1863 zu Tomnitz bei Nimptsch in zahllosen Mengen
auf gelbgewordenen Getreidefeldern beobachtet und von un-
serem verdienten Entomologen Herrn C. Letzner in den
„Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft „Naturwissen-
schaft^' ■1864'-' als ein neuer Feind des Getreides beschrie-
ben , der durch Aussaugen der Blätter das Absterben der
Saaten veranlasse. Aber trotz der so zalli eichen und ge-
wichtigen Zeugen, die auch jetzt wieder gegen die.'es Thierchen
auftreten, muss dasselbe nach den im Pflanzenphj siologischen
Institut vorgenommenen Beobachtungen für durchaus unschuldig
an den Verwüstungen der uns zur Untersuchung eingesendeten
Haferpilanzen erklärt werden.
Die Schuld der Calamität trägt nicht die harmlos umher-
292
schwirrende Cicade, sondern eine in den Haferpflanzen ver-
borgene Made''). Um die gegenwärtige Zeit besitzt die
Somnierfrucht nur einen Selieinlialm , d. li. die Scheiden der
Blätter sind stengelähnlich um einander geiollt; im Innern
befinden sich die jüngsten zartesten Blätter, während die
Endknospe des noch unentwickelten Halmes im Grunde der
Blattscheiden über dem Wurzelstock verborgen ist. Innerhalb
des Scheinhalms lebt einzeln oder zu z\\eien die walzenför-
mige, fusslose, quergeringelte, Meissliche l\lade,^2 — 4 Mm. lang,
welche ein spitzeres Kopfende mit 2 Nagehaken und ein
8tumpfes Hinterende besitzt. Herr stud. Buch hat selbst be-
obachtet, dass diese Made aus einem röthlichen 1„5 Mm.
grossen Ei an der Unterseite gesunder Haferblättchen aus-
schlüpft, in das Innere des Scheinhalmes hineinkriecht und
die jüngsten Blättchen im Centrum von oben nach unten
fortschreitend zerstört und so bis zur Endknospe des Wurzel-
stocks vordringt; ehe sie jedoch bis zu letzterem gelangt, begiebt
sich die Made wieder nach aussen, indem sie die Blattscheide
durchbricht, und verpuppt sich unterhalb der äussersten
oder zweiten Blattscheide. Die Puppe ist ein sogenanntes
Tönnchen, hellbraungelb, undeutlich quergeringelt, an einem
Ende stumpf, mit zwei Spitzen versehen, am anderen mehr
kegelförmig, 2 Mm. lang. Wurden Maden an eine gesunde
Haferpflanze gesetzt, so krochen sie an dieser hinab, bohrten
sich dann von der Seite ins Innere, um schliesslich nach
aussen hervortretend sich am Grunde der Blattscheiden ein-
zupuppen.
Nach alledem konnte kein Zweifel sein, dass wir es hier
mit einer Fliegenmade zu thun haben, wie deren so viele
Arten als Feinde unserer Saaten bekannt sind. In der That
ist aus einer am 23. Mai eingepuppten Made nach 8 Tagen,
am 1. Juni, eine 2 Mm. grosse, also ganz winzige Fliege
ausgeschlüpft, deren Fühler, Kopf und Brust tiefschwarz
glänzend, Hinterleib metallisch, oben schwarzbraun, mit gelben
Ringen, und einem gelbbraunen Fleck am Ansatz des Thorax,
unten hellbraun, Augen hellbraun, Beine schwarz, mit gelb-
braunen Mitteltarsen, Schwinger gelb mit schwarzen Stielen,
Flügel rauchgrau, irisireud, in der Ruhe dem Rücken auf-
liegend und ihn etwas überragend. Die Aderzeichnung der
Flügel lässt eine Halmfliege (Oscinis) erkennen. Taschen-
berg in seiner preisgekrönten „Naturgeschichte der wirbel-
losen Thiere" zählt zwei, den Culturen in Deutschland schäd-
liche Arten auf: die Fritfliege (Oscinis Frit) und die kleine
*) Herr Stabsarzt Dr. Schröter übergab mir aiu I. Juni kranken
Hafer von SibyHenort bei Oels mit der nämlichen Made,
293
Halm fliege (Oscinis pusilla); von ersteier ist bekannt, dass die
Sommergeneration die jungen Gerstenkörner anfrisst, während
eine zweite, die Wintergeneiation, gleich der berüchtigten
Hessenfliege (Cecidomjiu destruetor), die Wintersaaten ganz
in der von uns geecliildeiten Weise durch Abnagen der
jüngsten Blättchen im Innern des Scheinlialins verwüstet.
Dass jedoch die Fritfliege auch auf der Sommersaat und
insbesondere am Hafer sich finde, ist, so viel ich weiss, bis
jetzt noch nicht beobachtet, und es muss dalier die Unter-
suchung noch mehrerer lebender Fliegen abgewartet werden,
um festzustellen, ob wir es hier mit der Fritfliege oder, was
wahrscheinlich, einer der vielen nahe verwandten Arten zu
thun haben. So lange die Lebensgeschiclite dieser Fliege
nicht feststeht, lässt sich daiier auch nichts über ein etwaiges
Gegenmittel sagen; doch ist zu vermuthen, dass der Schaden
von jetzt an nicht weiter um sich greifen \\ird, da die Maden
bereits in der Verpuppung begriffen sind , und dass bei gün-
stigen Witterungsverliältnissen auch die erkrankten Halme,
in so fern bei vielen die Endknospe nicht ergrifTen ist, sich
wieder erholen, oder doch durch Bestockung den Schaden
ausgleichen werden.
294
Beobachtungen über Samia Cecröpia Gr.,
S. Promethea Cr. und Telea Polyphemus Cr.
von
»■*. B. Altuni.
Jm vorigen Spätherbst (1867) erhielt ich von einem
Jugendfreunde aus Newjork eine bedeutende Anzahl Spinner-
puppen, roh in einem Cigarrenkaslen verpackt, zugesandt,
welclie sich nach der charakteristischen Verschiedenheit des
Gespinnstes sofort als drei verschiedene Arten angehörend
auswiesen.
Samia Cecröpia Cr.
Die grössten Gespinnste hatten in Gestalt und Structur
grosse Aehnlichkeit mit denen unserer Saturnia P3'ri, doch
übertrafen sie diese nicht unbedeutend an Grösse, Die äussere
Hülle, bauschig aufgetrieben, war sehr fest, fast lederig, dann
folgte ein weitmasci)iges Polster von sehr grober Florettseide,
die sich ailmälig zur inneren, äusserst festen, unmittelbaren
Hülle der Puppe selbst, welche sich auch bei oberflächlicher
Betrachtung sofort als eine Saturninenpuppe auswies, ver-
dichtete.
Die Falter entschlüpften, meist präcntig entwickelt, gegen
Alitte Juni und piäsentirten sich als die altbekannte Samia
Cecröpia. Da es mir bekannt war, dass vor etwa 20 Jahren
dieser Spinner in Hamburg gezüchtet ist, so stand sofort der
Entschluss bei mir fest, auch eine Züchtung zu versuchen,
und zu dem Zweck wurden mehrere Exemplare demselben
geopfert. Der Versuch gelang bei zwei Paaren. Ich muss
dabei bemerken, dass bei Schmetterlingen, sobald sie irgend
beunruhigt werden und daher zu entfliehen suchen oder .sonst
unruhig in ihrem Garnkerker nach einem Auswege umher-
flattern, an eine Begattung nicht mehr zu denken ist. Der
Erfolg wird nur beim ersten ungestörten Fluge erzielt, später
nicht mehr. Die Weibchen legten darauf eine ziemliche Menge
befruchteter Eier, welche am ^4. Juni kleine schwarze, etwa
3 Linien lange, mit ästigen Dornen besetzte Räupchen
entschlü])fen Hessen. Abgesehen von der bedeutenderen Grösse
glichen dieselben im Uebrigen ganz denen unserer Saturnia
carpini. |lJm Auskunft über ihre Nahrung M'usfte ich mich
an Niemanden zu wenden, und somit blieb nichts anderes
übrig, als ihnen alle möglichen Laubarten zur etwaigen Aus-
wahl vorzulegen. Doch sie erwiesen sich durchaus nicht als
295
lieikele Kostverächter, nahmen Weissdorn-, Schlelidorn-,
Eschen-, Wollweiden- (Salix capraea), Hainbuchen-, Pappel-
Laub ohne Weiteres an, bestanden also zu meiner Freude
durchaus nicht eigensinnig darauf, nur eine obscure amerika-
nische Ptlan/enart fressen zu wollen. Späterhin erhielten
sie nur Wollweide. Manche gingen freilich allmälig ein,
doch im Ganzen gediehen sie bei dieser Kost ausgezeichnet.
Tag und Nacht blieben sie draussen auf der Fensterbank, allen
Witterungsverliältnissen ausgesetzt, und zeigten sich hart
gegen nächtliche kühle Temperatur, indem sie dann ebenso
stark frassen als in lauen Nächten, übrigens auch am Tage
stets mit unverwüstlicliem Appetit gesegnet waren. Am
4. Juli erfolgte die erste Häutung, am 12, die zweite, am
19. die dritte, am 29. die vierte und letzte; jedoch hat sich
eine Raupe noch zum fünften Mal gehäutet. Nach jeder Häu-
tung nahm, ganz wie bei S. carpini u. a., die schwarze Fär-
bung ab, um einer sanft bläulichgrünen zu weichen, so dass
sie nach der letzten keine Spur von Schwarz mehr an sich
trugen. Die erste Nahrung nach jedem Hautweciisel bildete,
wie bekanntlich bei manchen Raupen, die alte, eben abge-
streifte Haut. Ausgewachsen hatten sie völlig die Grösse von
Sat. p.yri. Trotz ihrer nicht unerheblichen Aehnlichkeit mit
unseren einlieimischen Saturnien erinnerten doch zwei starke,
kurzstachelige, grosse, rothe Knopfpaare auf dem zweiten und
dritten l'horaxiingel an die Raupen unserer Aglia tau, welche
eben an diesen Stellen erst rothe, dann grüne mit rothen
Sjjitzen versehene Dornen bis zu iiirer letzten Häutung tragen.
Die ül)rigen Ringel sind (mit Ausnahme des ersten) auf dem
Rücken duich je ein Paar kleiner, schwachstacheliger, gelber
Zäpfchen und alle noch durch ein blaues Knöpfchen zu jeder
Seile geziert. Ungefähr am 20. August erfolgte die Ver-
pu|)j)iing. Die äussere GespinnsthüUe ist bei den meisten
bräunlich, bei einigen mehr oder minder zart rölhlich , bei
einer sogar grünlich, trotzdem dass sämmtliche Raupen bei
gleicher \\'artung ganz gleiche Nahrung empfangen hatten.
Die Falter tragen in der Ruhe ihre grossen Flügel tag-
falterartig, gerade wie Aglia tau, über dem Körper zusammen-
gelegt, was bekanntlich bei unseren Satuinien nicht der Fall
ist Wurden sie am Tage auch noch so leise berüiirt,
so legten sie sofort die Flügel seitlich an und hoben und
senkten die vorderen, so dass abwechselnd die mittel-
ständigen Monddecke der Hinteiflügel bald sichtbar ^^ areu,
bald verschwanden. Ein solches Betragen wird den Schmet-
terh'ngssammlern vom gemeinen Smerintiius ocellata bereits
bekannt sein, der auf diese Weise dem Ruhestörer mit seinen
lebhaften Augenzeichnungen intermittireud grimmige Blicke
296
zuzuwerfen scheint. Des Abends wurden sie bei einbrechender
Dämmerung, genau zu der Zeit, wenn die Schwärmer ihren
Flug beginnen, munter. Wie ihre Raupen, so waren auch sie
gegen etwas unfreundliche Witterung und niedrigere Tem-
peratur völlig gleichgültig. Die beiden Geschlechter ent-
wickelten sich in annähernd gleicher Anzahl.
Die einzelnen Exemplare variirten nicht unerheblich,
namentlich in Zeichnung, Lage und Gestalt der Mittelbinde,
sowie in Grösse der Mondflecken. So fehlt bei einem Indi-
viduum der innere helle (gelblich weisse) Theil dieser Haupt-
binde, welche dalier nur roth , aber auch breiter und ver-
waschener als ge\\öhnlich ist; dieselbe rückt ferner so sehr
in die Flügelmitte, dass sie den grossen Mondfleck berülirt,
und verläuft endlich nicht zwischen den sie durchsetzenden
Flügeladern buchtig, sondern in einem ununterbrochenen,
gleichlaufenden Bogen. Bei einigen Exemplaren beschreibt
die feine schwarze, in der Nähe der Spitze der Vorderdügel
längs dem Aussenrande verlaufende Schlangenlinie weit tiefer
gebuchtete Stumpfzacken als bei andern, und die in ihren
zur Flügelmitte offenen Buchten stehenden schwarzen Flecken
variiren sowohl in der Grösf-e als in der Anzahl, in letzterer
Hinsicht von 2 bis 7. In allen diesen Verschiedenheiten lässt
sich jedoch, so weit mein Material reicht, keine Gesetzmässig-
keit erkennen, es scheint vielmehr nur individuelle Variabilität
zu sein. Sollten sich aber im nächsten Sommer aus den
jetzigen Puppen die Falter wiederum entwickeln, so bietet
der Vergleich derselben mit den diesjährigen, sowie die gegen-
seitige Verschiedenheit der Individuen der nächstjährigen
Generation bei dieser zum Variiren so sehr geneigten Art
vielleicht reichlicheren Stoff zu ferneren Mittheilungen.
Samia Promethea Cr.
Ausser den Cecropia- Puppen enthielt das Kistchen eine
grosse Anzahl von je in einem der Länge nach zusammen
geschlagenen Blatte versponnenen Puppen, etwas grösser als
die der gemeinen Gastropacha potatoria. Ihre Gespinnste
beschränkten sich jedoch nicht auf die Umhüllung der Puppe
und deren Befestigung in der Blattspreite, sondern das Blatt
selbst war durch einen Gespinnstring um den Zweig an diesem
befestigt, und dieser Ring setzte sich als fester Strang den
Blattstiel entlang bis zur Puppenhülle fort. Trotzdem dass
ich die Gespinnstverschiedenheit unserer Sat. pyri und carpini
kenne, hätte ich doch nicht erwartet, dass die Puppen mit
einer so sonderbaren Vorrichtung einem der Cecropia so nahe
veÄ'wandten Schmetterlinge angehörten.
Die Falter, Samia Promethea, entschlüpften erst in der
297
gröbsten Hitze, gegen Mitte und Ende Juli, als die Cecropia-,
Raupen fast ihr halbes Wachsthum erreicht hatten. Die
Begattung gelang nur bei einem einzigen Paare. Die Räup-
chen waren in jeder Hinsielit denen der Cecropia ähnlicii,
erinnerten also ebenso sehr an die einheimischen Saturnien.
Die einzige, welclie sich vollständig entwickelte, erreichte
nicht die Grösse einer Carpini-Raupe. Ihre hellgrüne Farbe
war durch einen puderartigen Ueberzug, welcher sich ab-
waschen liess, sich jedoch bald wieder erneuerte, überdeckt,
ähnlich wie sich bei manchen hiesigen Puppen, z. B. Catocala,
Platypterjx, eine reifartige Bestäubung findet. Merkwürdiger
Weise hat sie sich nur dreimal gehäutet, was mir ebenso
wenig als jene Puderung von irgend einer inländischen Raupen-
Art bekannt ist. Jene zwei, bei Cecropia hervorgehobenen,
Thoraxringel trugen bei dieser Art je ein Paar hochrother
feiner Zapfen, wodurch die Raupe denen der Aglia (bis zur
letzten Häutung) auffallend ähnlich wurde. Die sonstigen
Ringel zeigten an den bestimmten Stellen statt der Knöpfchen
nur einfache, sehr schwach umkreisete schwarze Punkte,
jedoch zierte das vorletzte Segment ein Paar kleiner gelber,
das letzte dergleichen schwarzer Zäpfchen, und an den Seiten
der Nachi-chieber befand sich die feine schwarze, nach unten
nicht geschlossene Zeichnung eines Dreiecks.
Aucii diese Raupen blieben Tag und Nacht draussen,
erwiesen sich aber als zärtliche Geschöpfe; die meisten gingen
noch vor der ersten Häutung als erste schwarze Form ein;
sämmtliche übrigen, bis auf eine, folgten diesen in einer der
späleien Häutung.si)erioden. Gegen Kälte waren sie sehr
empfindlich; in kühleren Nächten hatten sie fast nichts ver-
zelirt, soniiern sassen regungslos an ihrer Futterpflanze, und von
allen daigebotenen Blättern nahmen sie nur die der Wollweide
an. Sie sind daher in unserem Klima wohl schwer zu züchten,
wäiirend Cecropia niciit die mindeste Sciiwierigkeit bietet,
und nur der aus.' ergewöhnlich heissen Witterung des ver-
flossenen Sommers (1868) habe ich es wohl zu danken, dass
doch noch ein einziges Individuum sich zu einer ansclieinend
gesunden, kräftigen Puppe verwandelt hat. Ihr Gespinnst
und dessen Anheltung an den betreffenden Weidenzweig
und in das Blatt stimmt ganz mit den übersandten geborenen
Amerikanern überein.
Der Falter erinnert in derselben Weise wie Cecropia an
Aglia, trägt in derselben Weise die Flügel und lässt auch
bei leiser Berührung die Augenzeichnungen der Hinterflügel
(uo sie vorhanden sind) spielen. Der Ausdruck Augenzeich-
nung ist jedoch hier recht unpassend, da diese Flecken be-
kanntlich eine Nagelgestalt haben und auch durch diese auf
298
Aglia hinweisen; doch steht der Nagelfleck in entgegen-
gesetzter Richtung Mie bei Aglia. Im Kolien erinnert übrigens
auch die Mondzeiclinung der Cecropia, wie wir sie vorhin
genannt haben, an diese Nagelges-talt. Es ist ein roher
Nagelkopf ohne Stiel. — Die Falter der Promethea wurden
läglicli sclion lange vor Untergang der Sonne, an den langen
Tagen in der Mitte Juli bereits um G bis G'/j Uhr (also et^vu
2 Stunden früher) munter, und auch dieses weist, wenn auch
entfernt, auf Aglia hin. — Die Weibchen s^cheinen bei dieser
Art weit seltener zu sein als die Männchen, das Verhältniss
der hier entwickelten i.st in dieser Hinsicht ungefähr m ie 1 : •'i.
-- Eine Puppe enthielt mehrere kleinere Ichneumonen.
Als Varietät ist besonders ein Weibclien zu nennen, dem
die Nagelflecke fas-t völlig fehlen; nur ein schwacher heller
"Wisch vertritt deren Stelle, während bei zwei Männchen
dieselben auf der Oberseite deutlich aufdämmern.
T e 1 e a P o 1 y p h e m u s Cr.
Eine dritte Puppenspecies zeichnete sich durch eine, an
beiden Enden abgerundete, dicke Walzenform aus. Die innere
Gespinnstlage war feine weissliche bis hellbräunliche Florett-
seide. Leider waren von dieser Art nur 7 Exemplare über-
sandt, von denen 2 von mächtigen Ichneumonen bewoimt
waren und eine heute (10. October) noch unentwickelt liegt.
Es fielen daher nur vier Individuen, und zwar früher als die
beiden vorstehenden Arten, schon Ende Mai, aus; es \\aren
die bekannten schönen Telea Poljphcmus. Sie gelangten
nicht zur Paarung. In Haltung der Flügel und Flügelbewegung
bei geringer Beunruhigung glichen auch sie den vorher Ge-
nannten und Murden bei einbrechender Dämmerung munter.
Der 0 rundton variirt vom Lehmgelben bis zum zart Höthlich-
gelben, was übrigens hinreichend bekannt sein wird.
Münster i. W., den 10. October 18G8.
299
Beiträge zur Kenntniss der Partheno
genesis
Vull
Hr. 4lttiiinr MofiniAiiii.
Im FiUhjftlir 1868 hatte mein Bruder, der Pliaimaceut
Ernst Hofmann zu Nürnberg, Gelegenheit, interessante Beob-
achtungen an Solenobia triquetrella FR. und Pineti Zell, zu
machen, welciie ich mir hier mitzutheilen erlaube, da sie
einen Fingerzeig für die Deutung der Parthenogenesis geben
können. Er fand im März an einer Stelle des sogenannten
Keichswaldes in der Nähe von Dutzendteich im Föhren-
Hochwald mit Unte^^^ucils von Haidekraut und stellenweise
von Preisseibeeren (Vaccinium vitis idaea) mehrere Hundert
Säcke der Sol. triquetrella FR., die alle an Baumstämmen
hinaufliefen und sich dort an der Rinde festspannen. Sämmt-
liche Säcke hatten eine rauhe, zottige Oberfläche, genau so
wie die von mir im Jahre 1858 bei Erlangen im Reichswald
gefundenen (sieiie meine Inaugural - Dissertation über die
Naturgeschichte der Psychiden S, 44). Idi hielt damals diese
zottige Bedeckung für Pflanzen! lieilchen, habe mich aber nun
durch niikroscopische Unterf-uchung derselben überzeugt, dass
sie fast ausschliesslich aus Insectentheilchen besteht, unter
welchen Herr Kaltenbach in Aachen zahlreiche Trümmer von
Ameisen, und zwar meist \on Myrmica eaespitosa, zu erkennen
glaubt, was auch Heri' Professor von Siebold bestätigt fand.
Dieser Umstand brachte uns zunächst auf den Gedanken,
dass die eigentliche Nahrung dieser Solenobien animalischer
Natur sein möge. Mein Bruder konnte !-ich auch bald darauf
durch den Augenschein hiervon überzeugen, indem er sah,
wie eine Raupe von S. triquetrella eine ihr vorgelegte in der
Verpuppung begriffene Tenihredo-Larve sehr merklich benagte.
Die auffallend reichliclie Bedeckung mit Insectentheilchen
an den im Reichswald gefundenen Triquetrella - Säcken lässt
vermuthen, dass dieselben da sehr reichliehe animalische
Nahrung, namentlich Ameisen, die sie aber woiil nur im todteu
Zustande benagen, tinden').
*) Dasd die Soleiiohieii-Ruiipcii uiicli Fieohteii, trockene Pflanzeu-
blättcheii , Schwilmrae (Agaricus) lienageii , ist durch Beobachtung
constatirt, doch scheinen sie dies mehr im Notlifalle zu thun. An
deü mit Lichenen bewachsenen Bäumen, Zäunen, Felsen etc. iindet
man sie in Menge nur im Frühjahi", wenn sie zum Zweck der ^'er-
20
Aus diesen Säcken eni wickelten !-icii nun niiiniiüc! e
Falter in überwiegender Melirzalil; ich erzog unter 60— 70
■ j kaum 10 h'. Diese blieben nach dem Ausschlüpfen uiit
ausgestreckter Legerühre auf den Sacken sitzeu und warteten
auf eine Begattung, welche indessen nicht erfolgte, weil ich
die £ gleich isolirt hatte. Bei 2 Weibchen bemerkte ich
aber, daps sie bald nach dem Ausschlüpfen Eier zu legen
anfingen obwohl sie nicht begattet worden waren. Ich bo-
wahrte die Säcke sorgfältig auf, erhielt aber keine jungen
Bäupclien aus denselben. Als ich später nachsah, fand ich
in den Sacken wenige vertrocknete Eier. Möglicherweise
hätten sich diese ßier im Freien unter günstigeren Umständen
doch entwickeln können.
Interessant ist, dass sich neb t den eben beschriebenen
Triquetrella-Säcken auch Säcke von Sol. Pineti Zell, an der-
selben Stelle im Reichsw-alde fanden, welche o u"^ - in
ziemlich gleichem Yerhältniss ergaben"'').
Eine halbe Stunde von diesem Fundoite entfemt, am
Wege, der von Dutzendteich nach Nürnberg führt, fand hier-
auf mein Bruder an einem alten mit Lichenen bewachsenen
Holzziiun, hinter dem eine lebendige Hecke steht, mehrere
Triquetrel kl - Säcke, die aber nur sehr wenig mit Insecten-
theilchen bekleidet waren und daher kein so reichliches ani-
malisches Futter gehabt zu haben scheinen, wie ihre Ver-
wandten im Reichsw aide. An demselben Zaune fanden sich
auch ziemlich viele Säckchen, welche von denen der S. Pineti
aus dem ßeichswalde nicht unterschieden werden konnten.
Aus diesen beiderlei Säcken entwickelten sich nun
ausschliesslich V', die alle sofort nach dem Ausschlüpfen mit
dem Eierlegen begannen und damit fortfuhren, bis sie sich aller
Eier entledigt hatten und als leereBälge endlich von den Säcken
abtielen. Die Eier gelangten zwar nicht zur Entwickelung,
woran aber wohl nur der Umstand schuld wai-, dass ich sie
aus Zeitmangel vernachlässigte und in einer trockenen Schach-
tel an einem der Nachniittagssonne stark ausgesetzten Fenster
stehen liess. Ich habe in \ielen andern Fällen die Entwick-
lungsfähigkeit der von solchen Solenobien-Weibchen gelegten
Eier constatirt (fi. meine Dissertation S. 42), dass trotzdem
kein Zweifel ist. dass wir es hier mit parthenogene tisch en
puppiuig liinaurkrioclicii : so fand mein l'>rndcr an dem erwiilinten
Platze im Reicliswalde im Herbst lair 3 Triquetrelln - >Sücke au
iianmstämmen. Ihr t^täiidiger Aufenthalt ist also sic':or nicht an
diesen, sondern am Boden.
**) Dass S. Iriquetrella und Pineti Zell, häufig nebeneinander
Vorkommen, habe ich schon öfters beobachtet
301
Weibchen von S. tii<|uolrella iin<] Pineti (= liclieuella Z.)
zu tluin haben').
Nacli (lie&en Beubuchlungen ist es iiiiii leichi denkbar,
(lusy hie und da Tiiquetreila- und Pineti- Säekc aus dem
Keichswalde Aeibchleppt werden, w as dureli den Holztransport
.'•ehr leicht möglich iöt, da sich ja beide Säcke im Fiiihjahv
an Baumstämmen to häufig finden. Sehr Mahrseheinlich ist
es nun, dass Weibehen, welche auf diese Art vom ursprüng-
lichen Wohnort ihrer Genossen entfernt und isolirt wurden,
naclulem sie vergebens auf eine Befruchtung durch ein Männ-
chen ge%\artet haben, sich endlicii doch bequemen, ihre Eier
abzusetzen, M'ie ich dies ja schon einmal bei der Isolirung
derselben in der Gefangenschaft beobachtet habe.
Wenn nun diese Eier unter günstigen Bedingungen zur
Entwicklung gelangen, was bei den Solenobien - Arten, bei
welchen parthenogenetische "NA'eibchen so bestimmt constatirt
worden sind, gewiss auch bei den mit den Männchen zusammen
vorkommenden Weibchen einmal der Fall sein kann, so wer-
den, nach der Analogie zu scliliessen, aus den so entstandenen
Kaupen wieder lauter weibliche Schmetterlinge hervorgehen,
welche, weil i.oliit von dem ursprünglichen Wohnplatz der
Art, wo die Männchen \ orkcinimen , und der Bewegung un-
fähig, sich derselben Nulhwendigkeit werden fügen müssen wie
ihre Stammmutter, nämlich oime die Begattung abzuwarten,
ihre Eier abzusetzen. Diese Eigenthümlichkeit der Stamm-
mutter vererbt sich dann von Generation zu Generation, und
auf diese W^eise erkläre ich mir das Vorkommen jener Colo-
nien von Solenobien. welche immei- und immer wieder nur
parthenogenetische Weibchen liefern (Sol. lichenella) ■'•'"''). Sie
wären also entstanden durch Entfei-nung und Isolirung eines
Mutterthieres vom uisprüngliclicn Wohnort der Art (Migra-
tions- Gesetz der Organismen von Wagneij und durch Ver-
erbung der ausnalimsweisen Eigentliümliciikeit eines Mutter-
^') Dass die Sol. liclienelia Z. nichts anderes ist, als das par-
t henogenctisclie Weibchen von Sol. Pineti /., habe icli schon
in meiner Dissertation verniuthungsvveise ausgesprochen (S. 48) und
kann es jetzt als 'l'hatsachc bestätigen, da sicli nicht die geringsten
Unte.i'scliiede an Raupe, Sack und weiblichem Schmetterling zwischen
beiden linden lastoii. Auch Ifcrr Professor von Sicbold ist ganz der-
selben Ansicht.
*') Diese Kolonien parth. Weibchen sind daher immer an an-
dern Orten zu finden, als da, wo Colonien mit Jläniiclien und Weib-
chen vorkommen. So lindot sich S. lichenella Z. (= l^ineti Z.) nach
Angabe der meisten Beobachter stets an Zäunen, Planken etc., wäh-
rend S, Pineti Z. an Führenstämmeu im Walde vorkommt.
20*=
302
Üiieres (nämlich ohne Befruchtung entN\ickIuügö fähige Eier
/u legen) auf seine Nachkommenschaft (Darwin). "') Es iirt
sehr wahrscheinlich, dass die partlienogeuetisehen Solenobien-
Weibchen so lange immer nur wtibliche Naehkommens^chafl
erzeugen, bis es durch irgend einen Zufall einem Männeiien
gelingt, ein Weibehen aus einer parthenogenetischen Colonie
/,u befruchten. Dies ist hei dem Bau der Genitalien, welcher
bei den ])arthenogenetischen Weibchen ganz derselbe ist, wie
bei den ächten Schmetterlings-Weibchen überhaupt, nicht zu
bestreiten, und von mir früher schon direct beobachtet woi-
den. (Dissertation S. 44.)
Wahrscheinlich geschieht es aber nur sehr selten, weil
eben die parthenogenetischen Weibchen auf eine Begattung
durchaus niciit warten, und, einmal im Eierlegen begriffen,
von den sie jetzt allenfalls umflatternden Männchen keine Noti/.
mehr nehmen, aueii weil sich die sehr zarten Männclien frei-
willig gewiss nicht weit von ihrem Geburtsorte entfernen.
Daher mag es auch lühren, dass die Colonien partheno-
genetischer Weibchen im Freien lange Zeit unvermischt
bleiben, obwohl oft gar nicht weit entfernt, wie z. B. in
Nürnberg, Colonien derselben Art sich finden, welche aus
zahlreichen Männchen und wenigen Weibchen bestehen. Auch
meine forlgesetzten Bemüiiungen, parthenogenetische Weibchen
mit Männchen zu jtaarcn, scheiterten an dem Umstände, dass
es mir bis jetzt nie mehr glückte, ein parthenogenetisches
Weibciien gerade noch vor Beginn des Legegeschäftes zu
ertappen. Es ist übrigens sehr wahrscheinlich, dass die Nach-
kommenschaft eines parthenogenetischen Weibchens, welches
von einem Männchen begattet worden ist, Männeiien und
Weibchen, erstere wohl in überwiegender Zahl, ergeben wird.
Um die Richtigkeit dieser Vcrmuthungen, welche sich
mir aus langjähriger Beobachtung der Solenobien ergeben
haben, direct beweisen zu können, möchte ich alle Entomo-
logen, welche sieh mit diesen so interessanten Tiiierchen zu
beschäftigen Lust haben, dringend bitten, nachfolgende Ver-
suche anzustellen und die Resultate derselben bekannt zu
machen :
1) Säcke von S. triquetrella oder Pineti, die von einem
Kundorte stammen , an welchem Männchen und Weibchen
vorkommen, isolire man, wenn sie sich zur Verpuppung fest-
gesponnen haben, derart, dass man jeden einzelnen Sack in
ein gut geschlossenes Schäehtelchen oder Gläsciien bringt,
um jede Vereinigung der ausgeschlüpften Thierchen unmöglich
'•■) Als Endzweck der Parthenogeuesis ist wohl die Erhaltung
der Ar* selbst nntf^r ungünstigen Verhältnissen zu betrachten.
303
zu maciien. Die ausgerchiüpt'ton Weibchen sind Oann j^eu-du
zu beobachteu, ob nicht ciuige a on iiinen, trotzdem ilinen eine
Begattung unmöglich gemacht \\ordeu ist. dennoch Eier ab-
setzen. Es ist dann weiter x.u beobachten, ob sieh diese Eier
entwickeln oder nicht, und welchem Geschleehte die aus
solchen Eiern etwa gezogenen Schmetterlinge angehören. Nach
meinen Voraussetzungen müssten daraus lauter Weibchen ent-
stehen. Wäre dies wirklich der Fall, so bliebe noch übrig
zu constatiren. ob diese so entstandenen Weibchen auch wieder
ohne Begattung entwicklungsfähige Eier legen, d. h. partheno-
genetisch geworden sind, was ich ebenfalls vermuthe.
2) Man versuche durch gleichzeitige, aber streng \on
einander getrennt gehaltene Züchtungen von Solenobien aus
parthenogonetischen Colonien und aus Oolonien mit Männchen
und Weibclicn Begattungsversuche anzustellen zwischen einem
parthenogenetischen Weibchen und einem Männchen, wie mir
dies schon einmal geglückt ist (Dissertation S. 44). Um
den exacten Beweis einer wirklich slattgefundenen Befruchtung
liefern zu können, wäre es dann noth wendig, das Weibchen
nach Absetzen der Eier zu seciren, um die in der Burea co-
pulatrix nach jeder Befruchtung, auch nach Absetzung der
Eier, immer noch vorhandenen Samenladen nachweisen zu
können.
Die Nachkommenschaft eines solchen Pärchens rauss dann,
sorgfältig isolirt, gezüchtet werden, um zu sehen, welchem
Geschlechte die vollkommenen Thiere angehören. Wie ich
glaube, werden aus dieser Nachkommenschaft, wenn nicht
ausschliesslich, so doch überwiegend Männer hervorgehen.
S") ]Man züchte die Nachkommenschaft von parthenogene-
tischen Solenobien -Weibchen von Generation zu Generation
so lange als nur möglich fort, um nachweisen zu können,
dass aus derselben, wie ich bestimmt glaube, niemals andere
als parthenogenetische Weibchen hervorgehen, dass diese also
nur dann männliche Nachkommenschaft erzeugen werden,
wenn sie durch irgend einen Zufall oder absichtlich mit einem
Männchen zusammengebracht und von diesem befruchtet wor-
den sind.
Ich habe zwar die parthenogenetische Solenobia liche-
nella Z. (=• Pineti Z.) durch mehrere Generationen erzogen,
ohne je Männchen erhalten zu haben, wie dies auch andere
Beobachter constatirt hs?ben; doch sollten diese Züchtungen
über längere Zeiträume fortgesetzt werden.
304
Sendschreiben an Dr. Hagen
von
C. .1. llolii'tt.
lieber Hagoii!
Gott weisft es .^ und leider wei^^p icli es aucii , üiurs und
wie viel mir an manelieilei positiven Kenntnii?sen abgeht, um
die Verdienste (ie,^ lieiühmten Dirigenten des ^luseum Cam-
Itridge - MasRachusetls verstehen und würdigen zu können.
Seine Gletsehertheorie, sein zoologischer Nomenciator, seine
Leistungen in der Ichthyologie, seine Kühnheit in der Coneep-
tion eines Muster- Museums, verbunden mit der praktischen
AVeltgewandtlieit, es auch ins Leben zu rufen und zu einem
würdigen Objecto des Nntionalstolzes zu erheben, bewundere
ich aus aufrichtigem Herzen. In die letztere Kategorie geholt
es auch olTenbar, doss er es verstehen musste, zur Ausführung
seiner umfassenden Ideen die rechten Leute zu gewinnen, und
es braucht Ihre Bescheidenheit nicht zu verletzen, wenn ich
liier ötrentlich ausspreche, was ich Ihnen trülier schon privatim
geschrieben, dass er durch Ihre Berufung znm Hülfsarbeiter
eine besonders glückliche Wühl getroffen. Wer wie Sie in
dem Gebiete der Entomologie sich durch gewissenhaftes
Studium des Einzelnen und durch verständiges Zusammen-
fassen unter allgemeinen Gesichtspunkten als Meister in der
Species-Kenntniss M'ie in der Systematik einer vor ihm nur
fragmentariseii culti\ irten Oidnung einen so aligemein geach-
teten Namen errungen, wei- diesem Verdienste noch dasjenige
gesellt hat, von welchem die Bibliographia entomologica un-
vergängliches Zeugniss redet, der mag es sich dreist gefallen
lassen, wenn ihm hier und da ein leichter Error, ein Peccatum
omissionis Schuld gegeben wird.
Ihnen letzteres nachzuweisen ist der humoristische Zweck
dieses Sendschreibens. p]s fehlen in Ihrer Bibliographie zwei
Namen, welche aus entomograpliisehem Grunde darin nicht
hätten fehlen sollen, um so weniger, als jeder Deutsche auf
diese beiden Heroen mit Verehrung blickt, Goethe und
Beethoven.
Wenn auch nicht alle deutschen Entomophilen das kleine
Göthe'sche Gedicht .;,die Freude" kennen, welches eine mo-
ralische Quintessenz aus dem Farbenschiller der Libellula
variabilis L. zu ziehen \ ersucht — .^o wird es doch schAver-
licli einen Gebildeten in Germania geben, der nicht „Auerbach's
Keller" und Menhisto's unvergleichliches Prachtlied kennte:
3f'5
Es war einmal ein Konig, In Summet und in Seide
Der liatt einen grossen Fiuii. Ward er nun angetiian,
Den liebt' er gar nicht wenig. Hatte Bänder auf dem Kleide,
Als wie seinen eignen Sohn. Hatf auch ein Kreuz daran;
Da rief er seinen Sehneider, Und \\ ard sogleich Minister
Der Schneider kam heran. Und hatt' einen grossen Stern,
.,Da, miss dem Junker Kleider, Da wurden seine Geschwister
Und ir)i.'^s ihm Hosen an!'"- Bei Hof ;iueh grosse Herrn.
Und Herrn und Frau'n am Hole
Die wurden baps geplagt.
Die Kön'gin und die Zofe
Gestochen und genagt.
Und durften sie nicht knicken
Und weg sie jucken nicht —
Wir knicken und ersticken
Doch gleich, wenn einer sticht!
Hoflentlich weiss et mir einer oder der andere ausser-
deutsche Leser Dank, dass ich ihn mit diesem ..dipterologi-
schen'' Tractat bekannt gemacht habe, dessen „biologische'''
Feinheit vollends durch Beethoven's meisterhafte Uebev-
iragung auf das Gebiet der Tonkunst in das hellste Licht
gestellt Mird. Nur ungern verziehte ich auf die verführerische
..Ungehöiigkeit", die übermüthig launige Composition nach
tiebühreu zu analysiren; aber wein'gstens andeuten darf ich
die halshrechenden Salti mortali des sprungfertigen Favoriten
in dem Kitornell der Klavierbegleitung, die spanische steif-
grandiose Hof- Etikette der ersten Accorde und die garstige
Fratze der grossen Terz am Ende jeder Strophe, sonderlich
aber den blühenden Einfall Beethoven's, womit er zum Be-
schlüsse die Todesait des glücklich zur Haft gebrachten
liraunen Delinquenten durch den ausdrücklich vorgeschriebenen
Fingersatz 1 — 1 auf das knickendste illustrirt.
Wenn zwei solche Titanen eine Coalition zu einem Pro-
ducte des Humors eingehen, Menn dies Product von helleni-
selien Göttern (— sind es nicht Musen und Grazien, so docii
Faune und Satyre — ) gnädigst patronisirt wird, wenn der
Held des Poems ein Entomon ist, das vermutlilich schon die
Aeltermuiter im Paradiese durch seine Husaren-Manieren, durch
seine Ausdehnung des Asyl-Begriffs (selbst über die Grenzen
des Decorum hinaus) in gorechte h^ntriishirrg versetzt hat,
\venn dieser (ioethe - Beetiioven'sclM! I'ulex offenbar ilas
ehrenvolle Cognomen Imperator verdiente, mit welchem
Freund ^^'estwood seiner Zeit einen Embryo Blattae etwas
übereilt decoriren wollte, so \\ erden Sie, verehrter Bibliograph,
306
bei einer neuen Auflage Ihres Monumentum aerc perennius ge-
wiss meiner Reclarnation gerecht werden.
Diese Bitte forniulirte icli bereits in der ewigen Stadt,
als ich im Januar 1869 mit Freund Stainton, seiner liebens-
würdigen Frau, unserm Ehrenmitgliede, und mit meinem
Sohne Dr. Anton D. den Vatican und unter seinen zahllosen
Kunstschätzen auch die Säle musterte, in welchen vom Löwen
und Tiger bis herunter zu den Scorpionen und Insecten zu-
sammengetragen iigurirt, was das Alterthum uns an zoologi-
schen Nachbildungen In'nterlassen. Aber mein an Dr. Heinrich
D. gerichteter Brief muss entweder die Habgier eines untreuen
Postbeamten gereizt haben, der vielleicht einen „Averthvollen''
Einschluss muthmasste, oder gar den Argwohn eines ofticiellen
Spürhundes, welcher ihn auf den Verdacht des Mazzinismus
hin confiscirt und natürlich in den Papierkorb befördert hat.
Genug, mein Brief ward unterschlagen und mit ihm mein
römisches Sendschreiben an Sie. Vielleieiit trägt dieser Um-
stand mit dazu bei, dieser .^zweiten Auflage" eine um so
freundlichere Aufnahme bei Ihnen zu verbürgen.
Hökendorf bei Stettin, Ende Mai 1869.
C. A. Dohrn.
307
Curiosum.
In Nr. X, Antiquai'i.scher Katalog der C B, Griesbach'-
echen Buchhandlung in Gera, 18(58, findet sicli unter dem
Rubrum Theologie iblgender Passus Pag. 34:
1187 Zeitung, antomol. Predigten v. Dohre u. Limke.
11. u. 18. Jahrg. m. Abbildgn. Stettin 850 52.
Ppbde. (C Thlr.) Einzeln -X 20 Sgr. Zusammen
1 Rthlr.
Als Herr Antiquar Friedländer mir dies seltsame Testimo-
nium homileticum einsandte, griff ich natürlich nach den be-
trettenden beiden Jahrgängen, an den Evangelisten Lucas
gedenkend , den Meister Goethe im ..Prolog zu den neuestsn
Ortenbarungen Gottes" (1774) .so verblüfft sagen lässt:
Möeht"' mieji in dem Costume sehen!
Und wahrlich! Herr Grie.sbaeli oder sein Catalogifex iiat mit
einer Nase, die ein Hund oder eine Sau im Dislrict von
P^rigord ihm beneiden könnten, meine theologischen Trüffeln
unter einer dicken Schicht profaner Allotria herausgespürt!
hl dem Neujahrs-Carmen des 11. Jahrgangs heilst es:
Ob nicht die Ultra — — marinen
Uns die Wirbelsäule bläuen?
Ob wir gastlich die Beduinen
Mit Grünberger bald erfreuen?
Prophezeiungen, wie diese, 1849 geschrieben, bedürfen 1869
kaum eines Commentars. Die Ultra — — marinen haben ihre
frommen Wünsche in den letzten Jaliren so deutlich formulirt
und syllabirt, da.ss wir an ihren Gelüsten zum Bläuen nicht
im mindesten zweifeln dürfen; und ob mit den Beduinen die
Zuaven und Zephyre Algeriens gemeint sind, oder bloss der
Besuch des ägyptischen Vicekönigs in Wien und Berlin, wird
die Zeit lehren.
Dagegen ist in den späteren Strophen:
Soviel ist gewiss, wir fassen
Unsre Kerf in bunten Massen,
Denn .schwarzweisso, wie schwar;r.gelbe
Gelten uns ein und dasselbe.
Ob Piofane uns auch neckten —
Haltet fest an den Insecten;
Dies Sectiren hält noch Stich,
Wenn manch andres längst verblich.
3i»8
der lalöche Kanzelton und eine fanatisclie Tendenz /mw Pios
elytenmaclien gar nicht zu verkennen.
Noch weit fchlagender beweist die Neujahrs - Fibel iin
13. Jahrgang (1852) den Scharl'isinn des Geraer Wollt-ortirers.
Die Buchstaben il, (Miincli, Mantis religiosa) N (Kloster-
Nonne) berühren geradehin da? theologische Fach an sehr kitz-
lichen und Noli nie längere St<!llon, und würden den Verfasser
in einzelnen dickköpfigen Districten von liaiern und Tyrol
unzweiCelhaft der Lynch -Justiz des süssen Pöbels recomman-
diren. Um so ger(;chtrertigter scheint es indessen, den im Jahrg.
1850 noch als Mitredacteuv genannten, damaligen Bibliothekar,
Herrn A. Lincke (den der Oeraer Katalog in Limke umtauft)
von Jeder Mitschuld an diesen ..antoniologischen Predigten^'
rein zu brennen: die alleinige Verantwortung dieser Häresien
lastet auf C. A. üohrn.
Zwei Krondiamanten.
welche dem Stein'schen europaischen Kafer-Diadem noch fehlen
und ihm uti prius ])0tiu9 einzufügen sind, kann ich als eclit
namentlich denjenigen Coleopteroj)hilen verbürgen, welche
mit der latitudinarischen Erweiterung des ehrenwerthen Col-
legen Marseul durch sein Bassin de la M<^diterrance etwa nicht
einverstanden wären. Der unermüdet fleissige Arbeiter iin
Sareptaner entomischen Weinberge, Herr Lehrer Hugo Chri-
stoph, hat nicht nur die ))rachtvolle Julodis variolaris
l*allas in einer Reihe von Kxemplaren erbeutet, sondein mir
auch bereits zwei Stücke der ausgezeichneten Art Eumecops
Kittaryi Hochhuth eingesandt, welche er bei Sarepta ge-
funden hat*). Ich kann zwar Herrn Hochhuth nicht bei-
pflichten, der die Gattung zu den Bjrsopiden bringen will,
aber auch nicht die Ansicht des Meisters Lacordaire theilen,
der sie zwischen die Cleoniden-Gattungen Leueochromus und
Stephanocleonus einkeilt. Ha er nach seiner Angabe keinen
Eumecops gesehen, to hat er aus der etwas weitsehweitig und
doch nicht eben glücklich gcrathenen HochhuthVchen Beschrei-
bung scharfsinnig genug den Cleonus - artigen Habitus des
Thiercs sich construirt.; aber von den echten Cleonen entfernt
sich dasselbe doch gar zu entschieden durch die bei keinem
einzigen Cleoniden auch nur annäiiernd vovJiandene tief(»
'■) Marseul Tührt beide Arten aui.
309
Tliorax-Rinne zur Aufnahme dcfc Kostiurn. Das ist aber an-
scheinend auch das einzige Criterium, welches Herrn Hochhuth
bei Beiner Bjr.'opiden - Hypothese zur Seite steht: er rnuss
keinen afrikanischen, <juadralen Byrsops in nutiir;i gekannt
haben, .'-onst iiiitle er niclit den bedenklichen Ausdruck .,un-
bedingt'' gebiaucht. Dagegen kann ich gegen Lacoidaires '/,
womit er die Angabe HochhutlTs über die Schuppenbekleidung
der Art in Zweifel stellt, versichern, dass die Sc!iupi)en und
zwar in fast gleichmässiger Farbe und Stärke vorhanden sind,
wie bei der CryptorhynchidenCattung Onchoscelis. Mügen
sich die Herren Systematiker um diesen Eris-Apf(d streiten!
C. A. Do lim.
Nachträge zum Neujahrs-Strauss.
Ueber den ziemlich leicbt keDntlichen Elater piceüs Deg.
der DohrD'scheß Sammlang.
In einem Briefe an mich im Sommer des Jahres 185 i
spricht sicli Herr Dohrn über den von ihm S. 9 berührten
Elateren-Tausch folgendermassen aus :
„Wenn der bewusste Elater ein Europäer ist, so können
,.SieStranionium, Belladonna und Stiefelwichse darauf geniessen,
,,dass Sie ihn wiedernehmen mü.«sen. Ich gebe ilm aber —
„bei meiner Taille — ohne alle Bitterkeit wieder, wenns ge-
„schieht. Wagenseh. mag sein wie er will, erfunden hat er
„Ihre Aeusserung nicht. — Ein crimen laesae ists auch eben
.,nicht — ''
Seit jener Zeit i-t die Angelegenheit zwischen Herrn
Dohrn und mir weiter nicht zur Sprache gekommen^ ich habe
es damals, von Berlin abwesend, nicht der Mühe werth ge-
halten, „das alberne Geklätsch" des Herrn Wagenschieber
irgendwie weiter zu verfolgen, nachdem ich Herrn Dohrn
meine Erklärung darüber abgegeben hatte, auf welche ich
1^.51 die oben gegebene Antwort erhielt.
Berlin, April 1^09. Dr. G. Kraatz.
310
B. E r k U r u B %.
Ich erinnere mich nicht, Herrn Dohrn die in der Stettiner
entomol. Zeitung 1869 S. 7 unten erwähnte Bestätigung
gegeben zu haben, und bin gegenwärtig nur im Stande zu
sagen, dass der angebliche laute Ausruf des Herrn Dr. Kraatz
jedenfalls nicht in der von Herrn Dohrn geschilderten Weise
geschehen ist, da ich mich alsdann seiner wohl noch erinnern
würde. Ich habe jetzt die Aeusserung des Herrn Dr. Kraatz,
über welche ich einmal mit Herrn Dohrn gesprochen, voll-
ständig vergessen und wohl schon damals nicht mit besonderem
Werthe belegt. Der Wahrheit gemäss bemerke ich, dass
wenn eine ähnliche Aeusserung von Herrn Dr. Kraatz über-
haupt gemacht sein sollte, dieses nur privatim, mir allein
gegenüber geschehen sein könnte etwa im Jahre 1849, also
vor 20 Jahren, wo der Herr Dr. Kraatz noch die Schule be-
suchte, aber bereits mehrere von Erichson beschriebene
Colon -Arten als Weibchen früher beschriebener Species er-
kannt hatte.
Berlin, den 27. März 1869.
W. Wagen sc hieber.
Nachschrift m k- ond B.
Diese beiden Declarations-Pllanzen, zusammen eingesandt
und vermuthlich als Zwillinge in demselben kostbaren Guano-
Beet getrieben, lassen den unbefangenen Leser einigermassen
zweifeln, ob er Wechsel-Proteste oder Confirmations-Scheine
vor sich hat. Um mit A. zu beginnen, so giebt Herr Dr.
Kraatz das von mir behauptete Factum zu, und glaubt viel-
leicht ihm die Spitze wegzubrechen, wenn er mir durch Quo-
tation einer Briefstelle von mir beweist, dass das Factum
nicht, wie ich gesagt, einige Zeit vor., sondern einige Zeit
nach der ,.Aeus.serung^ über Erichsou geschehen. Leider
muss ich in diesem wie in anderen Fällen zugeben, dass Dr.
Boisduval, der berühmte Lepidopterograph, vollkommen Recht
hatte, als er bei unserem ersten Begegnen (a or langen Jahren
in Paris) um die Erlaubniss bat, meinen Schädel betasten
zu dürfen, um jiieine Organe zu untersuchen. Er fand näm-
311
lieh, das.s ich ein „besonders gutes Gedächtniss für Tliatsacnen'"
und ein „besonders elendes für Zahlen^'- hätte, und ich konnte
ihm darin nach meinen Erfahrungen während meiner Schulzeit
nur ötrict beiptlichteu. Hätte icii indessen bei Abfassung des
Neujahrs-Strausses da.^ kluge Beispiel de.^ Herrn Dr. Kr, be-
folgt und unseren Briefwechsel herausgesucht und nachgelesen,
so wäre mir das Bekenntniss in hoc puncto erravi erspart
worden. Denn da finde ich z. B. in seinem Brief de dato
Bonn 1. Juni 1851 folgenden Passus:
„Ich hoffe, Sie werden mir durch Rückgabe des be-
wussten Elater keinen Kummer machen. Wenn Sie
wüssten, welche Unannehmlichkeiten mir dieser Wa-
genschieber durch eine Reihe ^on Klatschereien*) und
Unwahrheiten, die er über mich verbreitet, schon
verursacht hat, so würden Sie mich bemitleiden. Es
wäre zu kleinlich, wenn ich Sie mit Aufzählung der-
selben ermüden wollte" etc.
Hält man dies mit den \on Herrn Dr. Kr. aus meinem Briefe
gegebenen Excerpten zusammen, so wird sich, dächte ich,
ergeben, dass ich w eder ungenaue Thatsaehen behauptet, noch
unmotivirte Schlüsse daraus gezogen. Dass Herr W., gegen
dessen Wahrheitsliebe so massive Bomben geschleudert wer-
den, sich dieser Sache vielleicht „auch nicht mehr erinnern
w ürde*^, glaube ich schon. Indessen um nun auf
B. überzugehen, so finde ich in der nicht sonderlich
wasserdichten Kautschuk-Erklärung des Akademischen Künst-
lers**} der confirmirenden Elemente genug und übergenug
für mich. Herr W. muss am besten wissen, wie viel oder
wie wenig Werth auf seine archimedischen Schrauben: „icli
erinnere mich nicht''\ „ich würde mich wohl noch erinnern^,
„ich habe vollständig vergessen'* — zu legen ist. So viel
kann ich ihm jedoch zum Tröste sagen, dass der andere von
mir citirte Zeuge von mir vor der Ausgabe des Artikels aus-
drücklich befragt worden ist und die Wahrheit der Thatsache,
wie ich sie vorgetragen, anerkannt hat. Damit fällt die Pars
principialis der \Y. "sehen Erinnerung, Nicht-Erinnerung
und vollständigen "^'ergessliehkeit in sich zusammen. Wahr-
scheinlich wird sicli Herr W. auch des kleinen Uinstandes
nicht mehr entsinnen, dass Er mir bei Relation jener Kr.'schen
„Aeusserung" noch mit dem Tone sittlicher Entrüstung sagte:
'"') Gelt, Herr Dr. Kr., .Sie hätten die {»erlideii Oiinsefiisse. deb
„albernen Geklätsches" füglicli sparen können ?
**) Die ich Ihn vergebens ersuchen liess zurückzunehmen , um
der. Personat-Qnark nicht (»line dritv^ende Noth noch breiter zu tre.ten.
„Was mich nur wuudeit, isi , da&s der alte Gelieinierath
(Klug) es nicht gehört hat — der würde den jungen Herrn
doch gevAiss verdienterma?fcen gleich an die Luft gesetzt
liaben!" Dies deutet docli f'a^t uiiwider.'-prechh'ch mehr auf
einen .,lauten Aubrul'^ als aui' eine .,Aeusserung, privatim.
Herrn W. allein gegenüber,'" falls laut oder halblaut überhaupt
den Ausf^chlag geben, was erlaubtes Selbstgefühl oder was
vorschnelle Arroganz ist.
Die reizende kleine Kevalenta arabica am Schlüsse mit
dem „Oedipus Coloneuö noch im limbus der Infanten gegen
den beschämten Altmeister" würde dem Herzen und der nach
20 Jahren nocii so jünglingsfrischen Erinnerung des Herrn W.
alle Ehre machen, wenn sie nicht einen unverkennbaren Bei-
schmack nach Ipse-Laudanum der Redaction verriethe.
Haeo ]i9ctenus. sat superque prata biberunt.
C. A. Dohrn.
Vereinsangelegenheiten .
Kassen-Abschluss pro 1868-
E i n n a h m e.
An Bestand vom vorigen Jahre 1 Tlilr. 21 Sgr. — Pf.
- Zeitungen, Catalogen etc. .591 - 18 - — ■
- Pomm. Provinzial-Zucker-Siederei
a Conto des Guthobens 54 - 18 - — -
647Thlr. 27SgT. - Pf.
Ausgabe.
Per Porti, Botendienste etc. 244 Thlr, 9 Sgr. 8 pf.
R. Grassmann für Drucksnchen • 277 - 15 - 9 -
- Miethe für das Vereinslokal • • • • 100 - — - — -
ä2rThhr25"Sgr\~5"Pf.
Bestand pro 1869 • • 2fi Thlr. 1 Sgr. 7 Pf.
Stettin, den 31. December 1868,
Miller,
Kassenführer.
In t!or Sitzung am 27. Mai, \\elclier Herj' I'rof. Zellei'
/um erstenmule in seiner Eigenschafl ali^ beständiger Secretär
des Vereins beiwolinte, gab der Unterzeici)nete zunaclist einen
kurzen Bericlii über die auf heiner Keise seit Januar bis Mitte
Mai d. .1. berüliilcn Städte und die darin besuchten Entomo-
logen.
Wenn auch \orauszuseheu gewesen, dass jenseit der Alpen
die ersten Monate des Jahres für die Exeursioneo im Freien
ebenso unratbsam sind als diesseit, so trugen heuer die un-
gewübnlich niedrigen Temperaturen noch während des ganzen
Monat März wesentlich die Schuld, dass aus den namentlich
mit dem \ ielgewandten Freunde Haliday bei Lucca und in
den Maremmc toscane ausgeplanten Insecten-Jagden herzlich
wenig werden konnte. Um so lieber Hess ich es mir gefallen,
dass der Freund aus seinen vorräthigen Schätzen ein und da.«?
andere Käfer - Juwel (z. B. Anophthalmus ßrucki aus den
Höhlen bei Bagni di Lucca, etliche neue Species von seiner
letzten sicilischen Reise etc.) meinen dankbaren Händen über-
antwortete. Die iuteiessante Bekanntschaft mit Marehese
Doria in Genova bereicherte mich gleichfalls mit einer
schätzbaren Reihe Kerfe aus seinen Reisen nach Persien und
Borneo. Wenn es in Sehloss Conilans bei Graf Manuel zu
der, früher von n)ir beschriebenen Spritzjagd auf Bembidium
erpies und B. bisignatum*) noch einige Wochen zu früh Avar,
so traf es sich Anfangs Mai so glücklieh, dass ich eben noch
ein Chenniurn bitui»erculatum aus seinem Ameisenhotel in
meine 'lodesbouteiile übertragen konnte. Die Zeit dieses
feinen 'i'hierchens war aber olVenbar schon vorüber, denn nur
unter dem ersten der mindestens fünfzig umgewendeten Steine
wurde ein Specimen, das einzige erbeutete, Letrotlen. Etwas
später hotfte Freund Manuel in einer bereits als erfolgreich
eonstatirten Localität der Nachbarschaft die noch äusseret
selten in Sammlungen puradireude Osjdiya aeneipennis zu er-
langen'"'''}.
Demnächst legte der Vereins - Rendant Herr Kaufmann
Miller die Rechnung über das Jahr 1868 vor, und es wurde
ihm darüber vom Vorstande Deehaige eitheilt.
Der Antrag, behufs Aufstellung des w esentlich angewach-
senen Bücher-Vorratiie- ein neues Repositorium anzuschaffen,
wurde genehmigt.
*) Ent. Zeitg. Jahry^. 18G5 pag. Gi.
**) Laut Brief vom 2. Juni liat sich diese tioiluung erfreulichät
realisirt: leider können mit einem „halben Dutzend" nicht mehr al«
sechs Quirlten um diese Avis rara bereichert werden.
314
In Napoli bat der Verein durch den im Herbste 1868
erfolgten Tod des boebbejabrten Dr. Beck ein Mürdiges Mit-
glied verloren, in Steyr rObeiö.strficb) den Veteran Apotheker
Briitinger.
Als neue Mitglieder \>urden uargeiionmien die Herren:
Marcbese Giaconio Doria in Genova.
Mufeumsbeamter Oestro ebenda.
Museumsbeamter Ferrari ebenda.
Telegr.-Secretair Priebiscli in Anna[)erg (Königreich
Sachsen).
Zahnarzt F. Baden in Altona.
Bibliothekar Carl Berg in Riga.
Kaufmann Hiendlmavr in München.
Kaufmann C. Dietze in Frankfurt a. M.
Studiosus med. Friedrich, derzeit in Berlin.
Deciiant Dr. Grzegorzek in Podegrodzie, Ostreich.
Galizien.
Dr. med. Carrara in Lucca.'
Aus einem Schreiben von Dr. Hagen ergab sicii, dat>8 er
mit der Einordnung der insecten in das neu einzurichtende
Museum der Universität Cambridge (Massachusetts) rüstig
vorschreitet, ungeachtet eine riesige Masse von Material,
namentlich von europäischem und brasilischem zu bewältigen
ist: weniger stark ist das eigentlich nordamerikanische ver-
treten, doch wird sich dies am leichtesten vervollständigen
lasssen. Hagen stellt die Mittheilung einiger interessanter, in
neuester Zeit in Nordamerika und Canada publicirter Ento-
mologica in Aussicht.
Dr. C. A. Do hm.
äl5
Beiträge zur nälieren Kenntniss einiger
Bienen-Gattungen
von
Dr. A. Ciierstaecker.
(Fortsetzung von pag. 184 dieses Jahrgangs.)
15. lloillbllS Latr.
Im Gegensatz zu den nordeuropäischen Arten dieser Gat-
tung, welchen durch Schönlierr, Dahlbom, Drewsen
und Schiödte, Zetter stedt, Nylander u. A. eine wieder-
holte ppecielle Aufmerksamkeit gewidmet worden ist, haben
diejenigen des süddeutschen und Schweizerischen Alpengehietes
in der Literatur bis jetzt so gut wie gar keine Berücksichti-
gung gefunden. Es ist dies um so auH'allender, als die Hum-
meln schon durch ihre Grösse und ihre meist elegante Fäi--
bung, ebenso wie durch die ansehnliche Indi\ iduenzahl , in
welcher die meisten Alten auftreten, für die alpine Insecten-
Fauna offenbar einen der charakteristischsten Factoren ab-
geben und (bis mitteleuropäische Alpengebiet mindestens eine
ebenso gros?e Anzaiil ihm eigenthümlicher Arten besitzt ^vie
der höchste Norden. Jedem, der z. B. in der norddeutschen
Ebene die nicht eben grosse Mannigfaltigkeit der dort vor-
kommenden Bombus-Arten kennen gelernt hat, wird beim
Besuch des Hochgebiiges nicht nur der grössere Reichthum
an Arten, sondern aucli an Individuen, und mit diesen zugleich
an Färbungsvarietäten zum Bewusstsein kommen; durch ihr
emsiges Treiben an den zahlreichen, durch Grösse, Farbcn-
piaelit und Individuen-Menge hervorragenden AlpenpHanzen
leniicn sie in gleicher Weie-e wie letztere den Blick unwill-
kiihrlich auf sich. Bei günstigem Wetter und an geeigneten
Localiläten sind die Blüthen der Salvia glutinosa, der Aco-
nitum-Aiten, der zahlreichen al])inen Disteln u. s. w. oft förm-
lich von Hummeln belagert, und selbst kaltes und regniges
Wetter vcranhisst wenigstens gewisse Arten nicht, ihr einmal
in Beschlag genonnnencs Lager zu verlassen. Ganz besonders
ist dies wälirend des Spätsommers der Fiill, welche Jahres-
zeit bekanntlich von den Nordländern vorzugs\\eise zu Aus-
iiügen in das Gebirge benutzt wird und welche für das Stu-
dium der Hummeln wenigstens den Vortheil bietet, dass man
neben den sogenannten kleinen Weibchen (Arbeitern) zugleich
die Männchen, und zwar meist in frisch entwickelten, wohl
21
316
erhaltenen Exemplaren antrifft. Mit den Mutterhummeln ist
es allerdings um diese Zeit meist schon vorbei, oder man
trifft sie mit vereinzelten Ausnahmen nur noch in stark ab-
geflogenen und oft bis zur Unkenntlichkeit ausgeblassten
Exemplaren an. Denn wenngleich die Aufeinanderfolge von
Hummelweibchen und ihrer ersten Nachkommenschaft (Arbeiter
und Männchen) im Gebirge bei weitem schneller als in d er
Ebene vor sich zu gehen scheint, so würde doch für die
meisten Arten mindestens ein Zeitraum von acht bis zehn
Wochen erforderlich sein, um die verschiedenen ilmen an-
gehörigen Individuen in tadellosen Exemplaren und genügender
Anzahl einzusammeln, und es würde hiermit vermuthlich
schon Mitte oder Ende Juni's begonnen werden müssen.
Der Verfasser der nachstehenden Mittheilungen über die
von ihm in den süddeutschen Alpen beobachteten Hummeln
ist bis jetzt nicht in der Lage gewesen, dem Einsammeln
derselben einen längeren Sommer-Aufenthalt im Gebirge zu
widmen, sondern sieht sich bei seiner Auf/ählimg auf das-
jenige Material beschränkt, welches er mehrere Jaiire hin-
durch während des Monats August und der ersten Woche
des September in verschiedenen Gegenden der Sch\^ eiz , in
einem Theile Tyrols, sowie in Oberbaiern und Salzburg auf
zahlreichen, mehr oder weniger erfolgreichen Excursionen
zusammengebracht hat. Dass dasselbe ein in vieler Beziehung
lückenhaftes und unvollständiges sein muss und keineswegs
eine an Ort und Stelle während einer langen Reiiie von
Jahren zusammengebrachte Sammlung, wie z. ß. die ungemein
reiche des Herrn Dr. Kriechbaum er in München aufwiegen
kann, ergiebt sich aus der Art seiner Beschaffung von selbst.
Es mag aber trotz seiner Unzulänglichkeit vorläufig wenig-
stens dazu dienen, den bis jetzt so wenig beachteten Gebirgs-
hummeln eine nähere Aufmerksamkeit zuzuwenden und zu
einer eingehenderen Bearbeitung derselben aufzufordern. Viel-
leicht sieht sich dadurch der eine oder andere unter den
Schweizer Entomologen, welchen ihr Vaterland eine so reiclie
Gelegenheit, diese ebenso interessanten wie sciiönen Alpen-
bienen einzusammeln, bietet, vielleicht auch, was besonders
wünschenswerth wäre, Herr Dr. K r iech baumer veranlasst,
über dieselben berichtigende und ergänzende Mittiieilungen
zu machen.
Bei einem Vergleich der von mir gesammelten Gebirgs-
hummeln mit den im hohen Norden Europa's aufgefundenen
Arten ergiebt sich als Resultat, dass zwar eine nicht unbe-
trächtliche Zahl beiden Localitäten gemeinschaftlich ist, dass
aber die meisten dieser dann auch eine fast allgemeine Ver-
breitung in dem dazwischen liegenden Gebiete erkennen lassen.
317
Dagegen scheinen von specifiscli nordischen Ai'ten nur ganz
vereinzelte zugleich im Alpengebiet wieder aufzutreten, andere
für die Alpen charakteristische aber wieder dem holitn Norden
abzugehen. Dass der Bonihus lapponicus Fab. beiden Locali-
täten gemeinsam ist, kann bei der völligen Uebereinstimmung
zwischen Lappländischen einer- und Exemplaren aus Ober-
baiern und Tyrol andererteits nicht zweifelhaft sein. Dagegen
scheint mir die von Sichel angenommene Identität des nordi-
schen Bombns mcalis Zett. mit dem Bomb, montanus Lepel.
der Alpenländer noch keineswegs ausgemacht; vielmehr möch-
ten die zwischen beiden bestehenden Färbungsditferenzen in
der Kör|)erbehaarung vorläulig zu einer Tiennung auffordern.
Noch nicht in der Alpenkette aufgefunden sind die specilisch
nordischen Arten: Bomb alpinus Lin., hyperboreus Schönh.,
arclicus und consobriiius Dahlb ; umgekehrt fehlen bis jetzt dem
Norden die in der folgenden Aufzahlung als neu charakteri-
sirten Arten:
1. Born b. Ligusticus S\)m. {scul eil alus inw'). Die Art
tritt an dem Südabhange der Alpenkette bei Bozen und Meran
auf; nach brieflicher Mittheilung von Dr. Kriechbaum er
ist sie indessen auch schon bei Innsbruck gefangen worden.
2. Bomb, terrestris Lin. (5^ Incorum Lin., caespihim
Panz., cricctorum Curt.). In der montanen Region ebenso
verbreitet und häufig wie in der Ebene. Bei Berchtesgaden
und Kreuth traf ich sie noch zahlreich in einer Höhe von
350 j Fuss an. Die, abgesehen von der hellen Bindenzeichnung,
schwarzhaarige Varietät des Männchens flog daselbst mit der
ganz oder voiA'^iegend gieishaarigen {^Bomb. itcorum Lin.)
untermischt und durch allmälige üebergangsstufen mit der-
selben verbunden.
3. Bomb. Latreillei lus Kirby ($ Timstallaims Kivhy).
Diese in der Umgegend J^erlin's ziemlich sparsam vorkom-
memle Ait seheint im Gel»irge bei weitem häufiger zu sein.
Bei Kreuth, 3'iOU Fuss, flogen die Männchen besonders auf
Salvia verlicillata.
4. Jionib. iiiartes. Genis hand elongulis , anlcinuiri/m
(irtiriilo tcilio brenusculo, niger, fascia collari, scutello ubdo-
m'misque segmeido basali flaco-pilosis, nllimis cano-hirsuüs.
Long. corp. 16 mill. -V.
(^. Antenuanim fiDticulo pariim cloiigato, fronte, occipile,
fiiscia collari ad roxas iis(pie conliiiiialu, sciilello abdominisqne
scgiiicnlis diiobus basallbus flaco-pilosis, nllimis cano-vel nigri-
caiiti-hirsulis.
Long. 12 mill.
Mit ganz analoger Farbenvertheilung wie Bomb. Jiorlorum
Lin., von welchem er jedoch nicht nur durch geringere Grösse,
21*
318
sondern auch in der Plastik des Kopfes und der Fühler
durchaus abweicht; überdies erscheint die Behaarung der
letzten Hinterleibsringe länger und dünnner, aucli nicht rein
weiss, sondern gelblich greis. — Kopf des Weibchens ober-
halb hinter den Augen weniger verlängert als bei B. horlonmiy
der untere Theil der Backen kaum von '^ der Augenlänge,
der Clypeus nicht länger als breit. Mit Ausnahme der rost-
gelben Bewimperung der Oberli])pe ist die Behaarung des
Kopfes überall tief schwarz. An den Fül)lern ist nicht nur
das dritte, sondern auch die folgenden Glieder beträchtlich
kürzer als bei B. horlonim, jenes bei weitem nicht so lang
als die beiden folgenden zusammengenommen. Unterkiefer
und Ligula nur wenig länger als der Kopf. Die gelbe Vor-
derrandsbinde des Tiiorax ist etwas schmaler, die gelbe
Behaarung des Schildchens und des ersten Abdominalringes
länger und dünner als bei der genannten Art; von letzterem
geht sie nur in der Mitte auf die äusserste Basis des zweiten
Ringes über. Die greisgelbe Behaarung der Spitze beginnt
auf der hinteren Hälfte des vierten Ringes und ist auf den
beiden letzten so sperrig, dass die schwarze Grundfarbe
deutlich hindurclischeint. Das dreieckige letzte Dorsalsegmont
ist mit einer tiefen mittleren Längsfurche versehen und am
Spitzenrande mit kurzer, licht rostrother, seidiger Behaarung
bekleidet. Beine durchaus scliwarzhaarig, nur die Spilze der
Schienen und Metatarsen aussen rostroth befilzt. Flügel wie
bei B. hortorum. Die Bewimperung der Bauciihalbringe bis
zum vierten braungrau, am fünften gelbgreis,
Männchen. Füldergeissel beträchtlich kürzer und dicker
als bei Bomb, hortorum, nicht wie dort wellig, die Glieder
vom fünften an fast nur um die Hälfte länger als breit. Die
ganze Gesichtsmitte unterhalb der Fühler so\\'ie der Oberkopf
dicht buschig gelb beliaart. Am Thorax setzt sich die gelbe
Halsbinde, welche beträchtlich weiter nach hinten reicht als
beim Weibchen, auch auf die ganzen Brustseiten fort; da auch
das Schildchen reicher und ausgedehnter gelb behaart ist, so
verbleibt nur eine schmale schwarte, der Flügeiinsertion ent-
sprechende Rücken-Querbinde. Am Hinterleib delint sicli die
gelbe Behaarung der Basis entweder auf die ganzen beiden
ersten Ringe oder wenigstens bis auf einen anselinliclien Theil
der Mitte des zweiten aus; der dritte und vierte sind sodann
schwarz, die übrigen in der Regel greis, fast wei.^-slicii be-
haart: doch kommen auch Exemplare vor, welclie, ohne
anderweitige Unterschiede zu zeigen, den ganzen Rest des
Hinterleibes schwarz behaait haben, bei denen jedoch die
Haare der letzten Ringe an ihrer Spitze in ein i'ahles Mäuse-
grau übergehen. Hüften und Schenkel lang und zottig
319
schwefelgelb, die Scliienen und Melatavsen dagegen schwarz
und rostroth gernengt behaart; liinterer Metatarsus von glei-
cher Form wie bei B. horlorum. Das letzte Tarsenglied
licliter roth braun als die übrigen.
Ich sammelte diese Art bei Kreuth in Oberbaiern, in der
3200 Fuss hocli gelegenen Wolfsschlucht an den Blüthen der
Salvia verticillata.
Anmerkung. Die vorstehende Art scheint dem Bomb. Scn'm-
sliir<tin(s Kirby nahe verwandt zu sein, würde sich aber schon durcli
die Farbe der Wimpern an den Hinterschienen des Weibchens, welche
bei B. Scrimsliirdnus nacli Smitli's ausdrücklicher Angabe rostroth
sein sollen, unterscheiden, ferner auch durch die ganz schwarze Be-
haarung des weiblichen Kopfes. Bei dem Männchen des B. Scrimsfii-
rcituis scheinen nach Smith 's Beschreibung die Brustseiten ganz
schwarz behaart zu sein ; wenigstens wird des Herahsteigens der gel-
ben Thoraxbindo auf dieselben nicht erwähnt.
5. Bomb, hortorum Lin. Diese Art ist über das
ganze Alpengebiet verbreitet und hier ebenso häufig wie in
der Ebene; sie steigt bis zu einer Höhe von 3500 Fuss, wo
sie (Berchtesgaden, Engadin) mit besonderer Vorliebe die
Blüthen von Aconitum befliegt, dieselben gleich anderen
Hummel-Arten häulig am Grunde aufbeissend, um auf diese
Art leichter zu dem Pollen zu gelangen. Im Mittelgebirge
suciiten die Männchen s- teilenweise die Blüthen der schönen
Epipactis lalifolia Sw. auf, von denen ich sie wiederholt weg-
fing, um mich von ihrer Betheiligung bei der Befruchtung
dieser Pflanze zu überzeugen. Hatte die Hummel längere
Zeit ungestört an einer noch intacten Blütlie herumgestöbert,
so hatte .^ie wenigstens in einer nicht unbeträchtlichen Zahl
von Fällen die Pollinien am Clypeus angeheftet.
6. Bomb, opulent US. Capitc elongato, niger, thoniris
dorso lolo , scuU'llo peclorisque latevibus aureo-flaoo-, abdo-
m'm'is cordali .segniciilis 1., 4. — 6., cox/s femoribusc/iie caiio-
pilusis : alis dilnle fiiscis, apice obscurioribus.
Long. 18% -20 milU $ (operar.?}.
In dem unterhalb der Augen stark verlängerten Kopf,
der ungewöhnlichen Längsentwickelung der Maxillen und der
Ligula, sowie in der Fühlelbildung ganz mit Bomb, hortorum
übereinstimmend, aber durch die Farbenvertiieilung, die Form
des Hinterleibes und, falls die vorliegenden Exemplare Arbeiter-
Weibchen sind, auch durch viel beträchtlichere Grösse ab-
weichend. Kopf durchaus tief schwarz beliaart, von gleicher
Form und Punktiiung m ie bei der genannten Art, Backen
glatt un I glänzend, von halber Augenlänge, gegen den Cljpeus
hin deutlich eingedrückt; Oberlipjje rothbraun gewimj)erl,
Oberkiefer an der Spitze mit drei i.ängsschwielen, Maxillen
und Unterlippe von mehr als halber Körperlänge. An den
320
Fülllern das dritte Glied gegen die Basis liin verdünnt, las^t
so jung M'ie die beiden folgenden zusammengenommen. Der
ganze 'riioraxrücken nebst dem Scliihlchen, sowie die iMittel-
brustseiten mit intensiv und rein goldgelber, seidig glänzender
Behaarung bekleidet, welche am Hinterrande des Scliildcbens
etwas länger und mehr abstehend erscheint. Hinterleib llacher
als bei B. horlorum, nach hinten dreieckig zugespitzt, daher
herzförmig, das erste Segment oberhalb ganz mit gespreizter
gelblich greiser Behaarung bekleidet, welche nicht auf die
Basis des zweiten übergeht; dieses und das dritte in schorl'er
Abgrenzung nach vorn tief schwarz behaart, das dritte jedoch
vor dem Hinterrande mit einer (^uerbinde aschgrau schim-
mernder Haare. Auf den drei letzten Ringen ist die Behaarung
schmutzig weiss, lang und ziemlich sperrig, so dass die
schwarze Grundfarbe dadurch nicht verdeckt wird. Die Be-
haarung der Älitlel- und Hinterhüften, der Unterseite aller
drei Schenkelpaare, der Oberseite der Hinterschenkel und der
Bauchsegmente ist greis, diejenige der Schienen tief schwarz,
doch sind am Hinterrande der Hinterschienen einige rostrothe
Haare beigemengt. Der hintere Metatarsus ist innen brennend
roslroth beborstet, ausserhalb greis schimmernd; die Endhälfte
des letzten Tarsengliedes ist gleich der Basis der Fussklauen
rothbraun.
Ich ling zwei ganz übereinstimmende und nach der Intact-
heit ihrer Flügel und Körj)erbehaarung vollkommen frisch
entwickelte weibliche Exemplare dieser prachtvollen Hummel
am 22. August bei Martinsbruck im unteren Engadin an den
Blütlien von Aconitum; sie flogen daselbst in Gesellschaft von
zahlreichen Exemplaren des Bombus hortornrn Lin. und ver-
schiedener PsU/njrus-Ar\.Qn^ u. A. des Psilli. globosiis. Trotz
ihrer ansehnlichen Grösse, aus welcher man auf Multerhum-
meln schliessen könnte, möchten sie sowohl nach der zu-
gespitzten Form ihres Hinterleibes wie nach der Flugzeit
eher als Arbeiter anzusprechen sein.»
7. Bomb, hypnorum Lin. (o cricelonim Fab. Tanz.}.
In der montanen Region bis etwa 3200 Fuss hoch iil)erall
(Interlakeii, Kreuth, Walchensee u.' s, w.) häutig. Ein einzelnes
Männchen traf ich auf dem Stelvio noch in einer Höhe von
5500 Fuss an.
8. Bomb, muscorum Lin. {ugrorum¥-Ah.). Durch die
ganze Alpenkette hin verbreitet und in der montanen Region
überall ebenso häuhg wie in der Ebene. Einige besonders
autfallende Farbenvarietäten waren bei Meran vertreten.
0. Bomb, senilis fet muscorum) Yd^h. Ich fand diese
Art sehr viel sparsamer als die vorhergehende im Gebirge
321
vertreten: einige Männchen wurden bei Martinsbruck und
Montreux angetroffen,
10. Bomb, pascuoruni Scop. (l lalicus Fsib). Die Art
scheint bei Bozen und Meran ziemlich häufig zu sein; nord-
licher ist sie mir bis jetzt nicht vorgekommen.
11. Bomb, sylvarum Lin. Jn der montanen Kegion
ebenso häutig wie in der Ebene.
12. Bomb, m c s o in c 1 a s . Fhwesren ti - hirtus , ca\nle,
thoracis fasria Intcralavi, tibiis metatarsisque nigro-, abdominis
segmenlis 2. et 3. fulcescenti-pilosis : genis subelongalis, larsis
fere totis nigro-fiiscis.
Long. 11 — 13 mill. $ oper.
?Mas. Antennarum fnnicnio modice elongato , metalarso
postico parallelo , basi tvuncuio , abdominc apicem versus di-
slincHiis fulcesccnli.
Long. 15 mill.
In der Färbung des Pelzes fast ganz mit Bomb, eqncslris
Fab. und Bomb, fragraiis Kirb>- (nee Fall. = pratorum Fab.)
übereinstimmend, von beiden jedoch durch den ganz schwarz
behaarten Kopf, von ersterem ausserdem durch die schwarz-
haarigen Schienen und den Mangel der dunkelen Hinterleibs-
Biuden, von letzterem durch die greishaarigen Schenkel und
die dunkelen Tarsen abweichend. Von Bomb, sylvaruju Lin.,
mit welchem die gegenwärtige Art gleichfalls einen überein-
stimmend gefärbten Thorax gemein hat, schon durch den mehr
einfarbigen, ungebänderten Hinterleib, den längeren und ganz
dunkel behaarten Kopf u. s. w. unterschieden. — Bei den
A r heiter- W eibchen sind Scheitel und Stirn durchaus tief
schwarz behaart, der unter den Augen liegende Theil der
Backen gleich dem Clypeus länger gestreckt als bei B. sylva-
rum, die Fühler von gleichen Längsverhältnissen der einzelnen
Glieder. Der tief schwarze Thoraxsattel, die licht gelbe Be-
haarung des Halskragens und Schildchens, die mehr in das
Weissliche übergehende der Brustseiten genau so wie bei der
genannten Art; ebenso ist die Flügelfärbung dieselbe. An den
Beinen sind Hüften und Schenkel unterhalb lang und zottig
greis behaart, die Vorderschenkel jedoch nahe der Spitze mit
beigemischten schwarzen Haaren versehen. Alle drei Schienen-
paure sind dagegen durchaus schwarzhaarig, ebenso die Meta-
tarsen mit Ausnahme des rostroth befilzten Spitzenrandes;
der übrige Theil der Tarsen ist entweder ganz oder bis auf
die rothbraun durchscheinende Spitze des Endgliedes schwarz-
braun. Der Hinterleib im Bereich des 2. und 3. Ringes schön
rothgelb, auf dem ersten und dem 4. und l^. lichter, mehr
schwefelgi'lb behaart, der sechste Ring schwarz bebor&tet;
Bauchseite ziemlich dünn greishaarig.
322
Diese Art scheint auf die höheren Gebirgsregionen be-
schränkt zu sein, da icli sie bei Samaden (60G0 Fuss) und
besonders häufig auf dem Slelvio (5500 Fuss), nicht aber
unter 3500 Fuss (Nauders) angetroffen liabe.
Bei Samaden im oberen Engadin fing ich in Gesellschafl
der Arbeiter ein Männchen, desf-en Zugehörigkeit zu der
vorsiehenden Art mir trotz mehrfacher wesentlicher Ueberein-
stimmungen nicht über allen Zweifel erhoben scheint. Bei
demselben ist die lange Behaarung des Scheitels und der
Stirn durchaus sch^^■arz, doch finden sich zu beiden Seiten
und unterhall) der Fühlerinsertion kurze graue Haare bei-
gemengt. Die Fühlergeissel ist nur wenig kürzer, aber merk-
lich derber als bei dem Männchen des Bomb, fragrans Kirbj
{praiorum Fab.). Die den schwarzen Sattel rings umgebende
helle Behaarung des Thorax ist gleich der des ersten Hinter-
leibsringes fast Meiss oder wenigstens mehr greis als gelb;
am 2. bis 4. Binge ist nur die Endfranse weisslich, die übrige
Behaarung gleich derjenigen der folgenden Ringe allrnälig
intensiver gelblich rostroth. Die Bauciifläche ist dicht runzlig
punklirt, das Endsegment wulstig gerandet. Die Auseenseite
der Hinterschienen ist gleichmässig körnig punklirt, die Wim-
perhaare des Yorderrandes sind kurz und ganz schwarz, die-
jenigen des Hinterrandes länger und an der Spitze licht rost-
farben; der gleichfalls körnig punktirte hintere Metatarsrus
ist last durchaus gleich breit, an der Basis in rechtem Winkel
abgestutzt.
Mehrere mit dem vorbeschriebenen Exem])lare überein-
stimmende Männchen besitzt die hiesige Entomologische Samm-
lung aus der Krim und aus Orenburg (Eversmann); letz-
tere sind vermuthlich in der Fauna hymenopterologica als
Männchen von Bomb, eqnestris aufgefüiirt worden, ohne dass
hierüber freilich die dürftigen Angaben Eversmann's einen
sicheren Aufschluss geben.
13. Bomb. Lapponicus Fab. Diese farbeniträchlige
Hummel gehört nach meinen bisherigen Erfahrungen zu den
seltneren des Alpengebietes. Ich fing einige Exemplare (iMänn-
chen und Arbeiter) bei Kreuth -in einer Höhe von 3200 bis
4000 Fu,ss, auf dem Stelvio fast 7000 Fuss hoch.
14. Bomb, montanus Lepel. \J := nivalis Qn\\i\\). Ich
beziehe den durch eine sehr unzureichende Beschreibung ge-
stützten Lepeletier 'sehen Namen auf eine dreifarbige Alpen-
hummel, bei welcher, abgesehen von der für dieselbe ange-
gebenen Farbenvertheilung in der Behaarung, das dritte
Fühlerglied (zweite Geisseiglied) der Weibchen und Arbeiter
nicht autfallend verlängert, sondern et\Aas kürzer ist als die
beiden lolgenden Glieder zusammengenommen, deren Backen
323
kurz und deren Tarsen entweder ganz oder bis auf das rotli-
braune Endglied pechschwarz gefärbt sind. — Die durch
diese Merkmale von der folgenden leicht zu unterscheidende
Art ist mir in einigen Arbeiter-Individuen bei Montreux und
bei Samaden im Engadin*(6000 Fuss), in einem xMännchen
und Weibchen bei Kreuth in einer Höhe von 3200 Fuss vor-
gekommen.
15. Bonib. nioinlax. Äntemiarum artinilo lerlio con-
spiciie elongato , niger , f/oiife media nee non thoracis fascia
aitfica ßaco-pilosis, sciitello et ahdominis basi cano-, segiiienlis
trihus ulliniis rufo-liirlis: iarsor^nn artirulis quafiior iillimis riifis.
Long. 11 — 14 mill. $ oper.
Selbst wenn diese Hummel den auffallendsten Farben-
Abänderungen unterworfen wäre, was nach den mir vorliegen-
den Arbeiter-Exemplaren nicht der Fall zu sein scheint, so
Hesse sie sich im weiblichen Geschlecht sofort durch die
Fühlerbildung erkennen und hiernach von allen Verwandten
leicht unterscheiden. Das dritte Fühler- (2. Geissei-) Glied
ist nämlich bei deutlicher Verdünnung gegen die Basis hin
auffallend langgestreckt, nicht viel kürzer als die drei fol-
genden zusammengenommen, wäliiend die Glieder vom fünften
an kaum länger erscheinen als die entsprechenden von Bomb,
monlanus. Der Kopf ist unterhalb der Augen melir verlängert
als bei dieser Art, die Backen hier reichlich von einem Drittheil
der Augenlänge, die Augen auf dem Scheitel einander mehr
genähert und dieser daher in der Ocellengegend merklich
schmaler, überdies auch bei sparsamerer Punktirung glän-
zender. Die lange Behaarung des Kopfes ist schwarz, zwi-
schen den Fühlern und in der Mitte des Hinterhauptes jedoch
gelb. Clypeus fast nackt, nur sehr sparsam und fein punktirt,
glänzend; Oberlippe und Mandibeln an der Spitze rostroth
gewimpert, Maxillen und Unterlippe etwa um die Hälfte länger
cils der Kopf. Die goldgelbe Behaarung des Halskragens er-
streckt sich oft beiderseits bis gegen die Mittelbeine hinab,
endigt aber zuweilen auch sciion bald unterhalb der Flügel-
Insertion. Die Behaarung des Schildchens und des ersten
Hinterleibsringes ist licht greisgelb, lang und gespreizt, ebenso
diejenige auf der vorderen Hälfte des zweiten Ringes; die auf
sie folgende schwarze erscheint bei gewisser Beleuchtung we-
niger rein und tief als diejenige der mittleren Thoraxbinde,
ohne dabei jedoch greis gemischt zu sein; von der Basis des
vierten Ringes an \\ eicht sie einer bis zur Spitze des Hinter-
leibes reicheiulcn brennend ruthen. Am Buuche ist die Be-
haarung vom zweiten Segmeute an rothgelb, lang und dünn,
an den Beinen schwarz; doch sind die Ti'ochanteren zuweilen
bräunlich greis, die Hinterschienen wenigstens aussen und rück-
324
wärts vorwiegend rostroth befranst. An allen drei Beinpaaren
sind die \ier letzten Tarsenglieder und die Basis der Fuss-
klauen licht rostroth, ausserdem auch die Spitze der Schienen
und Metatarsen rothbraun durchscheinend. Die Flügel sind
leicht wässrig gebräunt.
Ich fing diese Art in einer grösseren Anzahl von Arbeiter-
Exemplaren auf der Königsalp bei Kreuth (4000 Fuss); sie
beflogen Anfang August's die Blüthen von Ballota nigra.
Das Männchen ist mir unbekannt geblieben.
16. Bomb, niucidus. Nigro-hirtus, fascia collari ad
coxas vsqiie (Icscendenle, scntcllo, pcdibiis posticis nee noti
segmcnti abdominalis primi laleribiis cano-, segmentis 3 — 6'.
totis flavescenti-pilosis: anlennainim flagello breviusculo.
Long. 11 — 13 mill. $ oper.
Die mir allein vorliegenden Arbeiter -Weibchen sind
von der Grösse derjenigen der beiden vorhergehenden Arten,
von welchen sie sicii , auch abgesehen von der nicht rothen,
sondern gelben Behaarung der hinteren Abdominalhälfte,
schon durch die dünner behaarte und daher stark glänzende,
wie lackirte Hinterleibsbasis unterscheiden. — Fühlergeissel
kurz und dick, bei gleicher Länge merklicli dicker als bei
B. monianus, die Glieder von gleichen Längsverhältnissen
wie dort. Auch der Kopf wie bei dieser Art gebaut, die
lange zottige Behaarung desselben durchaus schwarz, nur
oberhalb der Ocellen ein Büschel gelbgreiser Haare ein-
gemengt; Oberlippe rostroth gewimpert. Die greisgelbe Haar-
binde am Vorderrande des Thorax steigt über die Brustseiten
bis zu den MittelhüCten hinab, die lange und rauhe Behaarung
des Schildchens ist nur am Hinterrande desselben greisgelb,
auf seinem vorderen Theile dagegen wie auf der Thorax-
Scheibe schwarz. Am Hinterleib sind die beiden ersten Kinge
mit Ausnahme zweier aufiechter greisgelber Büschel an den
Seiten des Basalsegrnentes rein schwarz behaart und auffallend
glänzend; von der Basis des dritten Segmentes an ist dagegen
die Behaarung gelb, wiewohl nicht so dicht, dass dadurch
die schwarze Grundfarbe ganz verdeckt würde. Der schwarzen
Behaarung der beiden vorderen Beinpaare ist nur an den Tro-
chanteren und der Schenkelbasis einige greise beigemengt; an
den Hinterbeinen dehnt sich dagegen letztere auf die ganzen
Schenkel und den Hinterrand der Schienen aus, wo sie beson-
ders lang erscheint. Am Hinterrand des Metatarsus ist sie
gleichfalls lang, schwarz mit falilen Spitzen, auf der Bauch-
seite des Hinterleibes silbergiau, ziemlich dünn, gegen das
Ende hin gelblich. Flügel mit etwas stärkerer Trübung des
Aussenrandes als bei der vorhergehenden Art.
Ich fing eine Anzahl ganz übereinstimmender Arbeiter
32&
in der Wolfsschluclit oberhalb Kreuth (3200 Fnss) auf Salvia
verticillata; dieeelben lassen f-ich keinem der von mir an der-
t^elben, durch ihre reiche Pflanzendecke sehr günstigen Locali-
tät erbeuteten Hummel-Männchen zuertheilen.
17. Bomb, pratorum Lin. Die Art ist im Alpen-
gebiete weit verbreitet und besonders in der montanen Region
häufig, doch steigt sie bis hoch in die alpine Region hinauf;
ein Irisch entwickeltes Weibchen der var. Bomb, subinter-
rnpfus Kjrby traf icli am 20. August auf dem Stelvio noch
in einer Höhe von 7000 Fuss. Von dem im August häufigen
Männchen Hessen sich im Baierischen Gebirge die allmäligsten
Färbungsübergänge von der tief schwarzen, in scharfer Ab-
grenzung vorn goldgelb, hinten ziegelroth behaarten Form
B. pratorum Lin. bis zu dem vorwiegend goldgelb behaarten
B. Burrellamis Kirby einsammeln. Die Arbeiter von der Fär-
bung des B. subinterruplus Kirby flogen ebendaselbst mit
solchen, welchen die gelbe Binde der Hinterleibsbasis fehlt,
untermischt und auf denselben Pflanzen.
18. ßombus Proteus. Antennarum flagello tenni, clon-
(]nto, metatarso poslico basin versus fortüer atlennato, nigro-
fiirtas, abdominis segmenlis 4. — 7. rufo-pilosis, ocvipite pecto-
risque lateribus semper , plerumqne etiam fascia collarl abdo-
minisque bosi fUwo-pilosis.
Long. 11% — 13y2 mill. ,^.
Mit dem Männchen des Bomb, pralonim Lin. sehr analog
gefärbt und auch in ganz ähnlicher Weise variirend, aber
duich die viel längere und dünnere Fühlergeissel, den klei-
neren Kopf und den an der Basis stark verengten hinteren
Metatarsus leicht zu unterscheiden und hiernach in allen
Abänderungen wiederzuerkennen. Der Körper, wiewohl in
gleicher Weise wie bei B. pratorum lang und wollig behaart,
erscheint im Ganzen etwas schlanker. An den Fühlern ist
das dritte Glied ein wenig kürzer als das vierte, die folgenden
sind langgestreckt, etwa 2V2mal so lang als breit und hinter-
wärts deutlich ausgej-chweift, so dass die Fühlergeissel wellig
erscheint. Koi)f klein, hinter den Augen nicht (wie bei B.
pratorum') verlängert, mit Ausnahme eines goldgelben Haar-
büschels auf der Milte des Hinterhauptes entweder ganz
sclnA arz behaart oder nur mit sparsam eingestreuten gelben
Haaren unterhalb der Fühler-Insertion. Die Wimperung der
Oberkieferspitze mehr gelbbraun als rostroth. Am Thorax
ist stets eine breite Binde der Brustseiten, welche bis zum
Flügelausat/, liinaufieicht, goldgelb behaart, auch dann, wenn,
wie es häutig genug vorkommt, der ganze Thoraxrücken und
das Sohildchen einfarbig schwarz sind; überwiegend an Zahl
sind freilicii diejenigen Exemplare, bei welchen ein schmulerer
326
odei- breiterer Halsk ragen als uurrnttelbare Fortsetzung der
gelben Seitenbinde gleichfalls diese Färbung annimmt — und
bei solclien mischen sieli zuweilen auch der schwarzen Be-
haarung des Scliildchens einige gelbe oder wenigstens greise
Haare bei. Das Colorit des Hinterleibes betrelTend, so haben
selbst Exemplare, welchen der gelbe Halskragea fehlt, die
drei erten Ringe oberhalb entweder ganz oder doch vorwiegend
schwarz beiiaart, indem zunächst nur auf der Grenze des
ersten und zm eiten Ringes eingemisclite gelbe Haare auftreten.
Diese nehmen sodann bei anderen Individuen in dem Maasse
überhand, dass schliesslich die ganze Oberseite der beiden
Basairinge goldgelb beiiaart erscheint und zwar triiTt dies in
der Regel mit ausgedehnterer gelber Färbung des Halskragens
zusammen. Die brennend rothe Behaarung der Hinterleibs-
spitze beginnt mit der Basis des vierten Ringes, auf welche
die vorangellende schwarze (des dritten) nur in geringem
Maasse übergreift. Die Schenkel aller drei Beinpaare sind
unterhalb vorliegend schwefelgelb, die Hinterschenkel ober-
halb und die Hinteischienen jedoch durchweg schwarz beiiaart;
an Vorder- und Mittelschienen sind wenigstens zuweilen gegen
die Basis hin einige rostrothe Haare beigemengt. Hinterer
Metatarsus sclimal, vor dem Hinterrande deutlich längsge-
furcht, gegen die Basis hin stark, fast stielaitig verschmälert;
die "Wimperung seines Hinterlandes schwärzlich, meist aber
rostroth untermischt oder wenigslens die Spitze der Haare
röthlich. Zweites bis drittes Tarsenglied gleich dem Meta-
tarsus schwärzlich pechbraun, das Endglied ganz oder gegen
die Spitze hin licht rothbraun.
Die Älännchen dieser Art gehören zu den häufigeren
Hummeln des süddeutschen Gebirges; ich habe sie während
des August's bei Partenkirch und Kreuth in Oberbaiern, bei
Nauders in Tyrol, im unteren Engadin und auf dem Stelvio
in zahlreichen Abänderungen gesammelt. Ihr eigentlicher
Bezirk scheint die montane Hegion zwischen 25(10' und 3500'
Höhe zu sein, doch habe ich sie auf dem Stelvio noch bei
5500' angetroll'en. Anderseits ist sie aber auch der Ebene nicht
ganz fremd, wie zv ei von Erich son und mir bei Berlin
gefangene Exemplare erweisen. — Das dazu gehörige Weib-
chen ist mir bis jetzt nicht mit Sicherheit bekannt geworden;
auf die Vermuthung liin, dass die Arbeiter denjenigen des
Bomb, pralorwn sehr ähnlich sein möchten, habe ich eine
beträchtliche Anzahl der letzteren auf eine darunter befind-
liche zweite Art untersucht, ohne jedoch greifbare und stich-
haltige Unterschiede auffinden zu können.
19. JJoinb. niastrucatus, Atilennantm. arliculo Iciiio
secpieiilibus duobiis conjuuctim brcjoiore, robtisliis, nujro-hirlus,
327
abdominis suhglobosi sc(jmeiiih :i.—6. nifo-pilosis, protioti pilis
inlerdiim obsolete cuien'o-nn.rHs.
Long. 13—15 (V oper.) vel 20-21 mill. (V fecundO.
f^. Äniennarum flagello pannn eloiujato, melalarso postico
snbparaUelo , fronte, vertice, pronoti fuscia ad coxas usqiie
continuata, sciilello abdoiithtis(pie basi flaro-hirsutis.
Long. 13—17 mill.
Weibchen und Arbeiter gleichen mehr in der Fär-
bung als in der Art der Behaarung und der Körperform den-
jenigen des Bomb, lapidarins, doch sind sie schon durch die
weitere Ausdehnung der rothen Behaarung des Hinterleibes
nach vorn leicht zu unterscheiden. Der Körper ist beträcht-
lich gedrungener, der Hinterleib bei gleicher Breite kürzer,
bei den Arbeitein sogar fast kuglig, die Behaarung nicht
anliegend, sammetartig geschoren und rein schwarz, sondern
ziemlicli lang, rauh und nielir russig. Wahrend die frucht-
baren Weibchen denjenigen des B. lapidarins an Grösse
durchsciinittlich gleichkommen, übertreffen die Arbeiter jene
der genannten Art meist um das Doppelte. Längsverliältnisse
der Fühlelglieder nicht abweichend, Backen und Clypeus
etwas kürzer, Mandibeln an der Spitze weniger röthlich
durchscheinend, sonst ebenso gebildet; Oberlippe lang rostgelb
gefranst. Behaarung des Kopfes, Thorax und der vorderen
Hälfte des Hinterleibes oft durchaus schwarz; doch finden sicii
zuweilen auf dem Hinterhaupt, häutiger auf dem Pronotum
und am Hinterrande des Schildchens fahl braungraue Haare
beigemengt, welclie auf letzteren beiden sogar die Andeutung
einer Querbinde hervorrufen können. Die aufgerichteten Haar-
büschel an der Seite des ersten Hinterleibssegmentes schimmern
sogar nicht selten aschgrau, ebenso mitunter einige Haare in
der Mittellinie des zw eilen Ringes. An die bis aul" die Basis
des dritten Hinterleibsringes übergreifende schwarze Behaarung
reiht sich sodann eine brennend rolhe, welche sich mithin
(abweichend von B. lapidarins) nach vorn bis auf die grössere
Hälfte des dritten Segmentes erstreckt. Auch auf der Bauch-
seite sind die Spitzenränder der Segmente vom dritten an
rostroth, beim Weibchen meiir goldgelb gewim})ert. Behaarung
der Hüften, Schenkel und Schienen durchaus sehwarz, nur die
lange Wimperung an der Rückseite der Hinterschienen mit
greis- oder rostgelb scliimmernden Spitzen; entweder alle vier
Endglieder der Tarsen oder wenigstens das letzte liclU roth-
braun, im letzteren Fall die drei vorhergehenden röthlich
pech braun.
Das Männchen ist neben demjenigen des B. lapponicns
das farbenprächtigste unter den Gebirgsliummeln, unter den
ähnlich gefärbten Arten überdies durch seine Grösse und die
328
lange, struppige Behaarung ausgezeichnet. Durch den dicken,
liinter den Augen verlängerten KopC stellt es mit demjenigen
des Bomb, lapidarius und pratontm in näclister Ver\^ andtsclialt,
gleicht ersterem auch in der Form des hinteren Metatarsus,
unterscheidet sich aber von demselben leicht durch den kür-
zeren und viel rauhhaarigeren Hinterleib und die schlankere,
fasst um '/j längere Fühlergeissel, während es anderseits
von demjenigen des B. pralornm durch den nicht ervi^eiterten,
fast gleich breiten Metatarsus und durch die bei etwa gleicher
Länge sehr viel dünnere Fühlergeissel abweicht. Die Färbung
der Behaarung betreffend, so nähert sich hierin das Männchen
nur in seltenen Fällen dem Weibchen* doch sind auch bei
solchen auf Thorax und Hintei leibsbasis vorwiegend schwarz
behaaiten Individuen noch immer die Stirn und die Mitte des
Hinterhauptes vorwiegend, der Halskragen und eine Brustbinde
i'ast durchgehend gelb behaart, der Hinterrand des Schildchens
wenigstens mit gelbgreisen Haaren gefranst. Die rothe Be-
haarung der Hinterleibsspitze beginnt bei derartigen Individuen
zuu eilen erst auf dem vierten Ringe, während die Mitte des
zweiten und dritten nur einzelne greise Haare, die Seiten des
ersten einen Büschel solciier tragen. (Gamskarkogl bei Gastein,
6500 Fuss). Bei weiterem Umsichgreifen der gelben Behaarung
erstreckt sicii diese zunächst auf die ganze Oberseite des
Koi)fes bis zu den Ocellen, auf den Vorderrand des Thorax
und das Schildclien in weiterer Ausdehnung, während sie auf
den beiden ersten Hinterleibsringen zwar schon reichlich ver-
treten, aber noch stai k mit sciiwarzer Behaarung untermischt
ist. Bei den buntscheckigsten Exemplaren endlich ist der
Ti)orax so weit gelb behaart, dass oberhalb nur noch eine
dem Flügelansalz entsprechende schwarze Querbinde übrig
bleibt; das erste Hinterleibssegment ist ganz, das zweite bis
auf den Hintersaum gelbhaarig und zwischen der gelben
Basal- und der rothen Spitzenbehaarung verbleibt nur noch
ein schmales, tief schwarzes Band. Brust, Bauch, Unterseite
der Hüften und Schenkel sind gelbhaarig, die Bekleidung der
Vorder- und Mittelschienen dagegen schwarz, die Wimperung
an der Rückseite der Hinterschienen nebst Metatarsen vor-
wiegend oder wenigstens an der Spitze rosti'oth.
Es scheint diese Art über das ganze Alpengebiet in einer
Höhe von etwa 3000' bis 7000' verbreitet zu sein. Ich sam-
melte'dieselbe in zahlreichen Individuen bei Gastein, Berch-
tesgaden, Kreuth, im unteren und oberen Engadin sowie auf
dem Stelvio. Die Weibchen und Arbeiter betliegen mit Vor-
liebe die Blüthen der Salvia glutinosa und des Aconitum,
dessen Blüthen sie von der Basis her aufbeissen.
20. Bomb, lapidarius Liii. In der montanen Region
allgemein verbreitet und ebenso häufig wie in der Ebene.
329
(Psithyrus Lepel.)
21. Bomb, rupestris Fab. Im Gebirge noch bei wei-
tem bäutiger als in der Ebene; ieb fand stellenweise (z. B.
bei Partenkirch in Oberbaiern) die Distelblüthen von den
Männchen dieser Art förmlicii belagert.
22. Bomb, globobus (Eversni.) Kriechb. Seltener und
anscheinend mehr lokal als die vorhergehende Art. Ich fing
sie bei Partenkirch in Oberbaiern, bei Martinsbruck im un-
teren Engadin (liier neben Männchen am 22. August auch ein
frisch entwickeltes Weibchen) und bei Samaden (601)0').
23. Bomb, quadricolor Lepel. Ich habe die Männ-
chen dieser Art bis jetzt nur bei Kreutli in Oberbaiern
(2500' — 3200') angetrotlen : sie sind daselbst sehr viel seltener
als diejenigen von B. campestris und ccslaUs.
24. Bomb vestalis Fourcr. Die Männchen bei Kreuth
im August äusserst gemein, besonders auf Origanum vulgare,
Eupatorium cannabinum, Salvia glutinosa und verticillata; zu
Anfang des Monats auch noch vereinzeile Weibclien, welche
bei Berlin nur bis Ende Juni's vorkommen. Die bei weitem
häufigste Form des Männchens ist diejenige mit gelbhaariger
Basis und weisshaariger Spitze des Hinterleibes; selten dagegen
ist 1) eine Vai'ietät mit bräunlich gelb (anstatt weiss) be-
haarter Spilzenhälfte und 2) diejenige, bei welcher der Hin-
terleib im Bereich der vier ersten Segmente, mithin bis zum
Beginn der weissen Behaarung vorwiegend gelbhaarig ist.
25. Bomb, saltuum Panz. Die Art ist mir nur in
vereinzelten Exemplaren bei Kreuth (ein abgeflogenes Weib-
chen noch am 6. August) und bei Berchtesgaden vorgekommen.
26. Bomb, campestris Panz. Die Männchen bei Kreuth
in Gesellschaft derjenigen des B. oeslalis und ebenso häufig,
zuweilen in den auffallendsten Varietäten auftretend. Die
Ueberhand nähme der goldgelben Behaarung geht bei verein-
zelten Exemplaren noch weiter, als es von Kriech bäum er
in seiner vortrefflichen Monograjihie der Schmarotzer-Hummeln
angegeben wird. Bei zwei von mir gefangenen Männchen ist
oberhalb nur noch eine schmale Tlioraxbinde und das zweite
Hinterleibssegment schwarz, alles Uebrige goldgelb behaart;
ein drittes hat sogar den ganzen Hinterleib gleichmässig gold-
gelb-haarig.
16. Oimilia Panz.
Die für ihre Zeit treff liehe Monographie, welche Latreille
im achten Bande der Encycloj)edie mcthodique (Ihill) den
Arten dieser interessanten Gattung gewidmet hat, war bis
330
vor wenigen Jaliren fast die einzige Arbeit, auf welche man
bei der Bestimmung der iiierher gehörigen Bienen besciiränkt
war oder mittels welcher man wenigstens eine solche zu er-
möglichen hoffen konnte. Denn die von Dufour, Zetter-
stedt, Lepeletier, Nylander und Smith seitdem publi-
cirten Beschreibungen theils bekannter, theils neuer Arten der
Gattung haben dadurch, dass sie die wesentlichen Charaktere
derselben entweder ganz ausser Acht gelassen oder wenigstens
nicht mit der nöthigen Schärfe hervorgehoben haben, die
Kenntniss derselben im Grunde eher geiiemmt als gefördert.
Erst in neuerer Zeit is-t von Giraud und F. Morawitz den
zur sicheren Feststellung der Arten geeigneten Merkmalen
eine nähere Aufmerksamkeit geschenkt und neben der Sich-
tung bereits beschiiebencr, aber zum Tlieil verkannter oder
mit einander vermengter auch eine grössere Anzahl neuer und
bemerkenswerther zur Kenntniss gebracht worden. Trotzdem
ist die Kenntniss (]e\-^ wie es scheint, in Euroi)a sehr zahlreich
veitretenen Osmia- Avien noch weit davon entfernt, eine voll-
ständige zu sein, da ganz abgesehen von den noch unbeschrie-
benen oder noch zu entdeckenden Arten so manche der bereits
beschriebenen nur nach einem der beiden Geschlechter bekannt,
in ihrer Selbstständigkeit zweifelhaft oder auf ihre wesent-
lichen Merkmale l)in nicht gehörig geprüft worden ist. Wäh-
rend man sich in vielen anderen Bienengattungen vergeblich
nach prägnanten plastischen Meiiunalen, auf welche sich be-
greiflicher Weise eine viel schärfere Unterscheidung der Arten
als nach der von den Autoren olt ausschliesslich erwähnten
Färbung des Integiimentes und der Behaarung basiren lässt,
umsieht, ist bei den Osmien an solchen durchaus kein Mangel
und es kommt in der That nur darauf an, alle einzelnen
Körpertheile auf dieselben zu prüfen, um sie gewahr zu wer-
den. Der Clvpeus, die Fühlhörner, die hintere Thorax\\and,
die End^egmente und die Bauclitläche des männlichen Hinter-
leibes, die Hüften, die Metatarsen, Schiensporen u. s. w. zeigen
fast bei jeder Art mehr oder weniger auffallende Besonder-
heiten, welche sich zum Theil später sogar unzweifelhaft als
Grupponcharakteie werden verwerthen lassen.
Als einen i:olchen Gruppencharakler möchte ich schon
gegenwärtig eine eigenthümliche Bildung des hinteren Meta-
tarsus bei den Männchen mehrerer Üsinia-Avien in Anspiucii
nehmen, welche sich sclion durch das sehr übereinstimmende
Colorit ihrer Körperbekleidung dem Auge unmittelbar als nahe
mit einander verwandt darstellen, ausserdem auch in dem
kurzen, rundlich viereckigen Hinterleib der Weibchen, welcher
mit einer tief schwarzen Scojni bekleidiet ist, übereinstimmen.
Wiewohl bereits mehrere dieser (Jruppe angehörige Arten,
331
wie Osmia .vanlhomelana Kiiby, fncifurmis Latr., inermis Zeit,
nach beiden Ciesciileehterii wiederholt beselnieben worden
sind und betieils ihrei* Synonyniic und Selbstständigkeit sogai*
zu nielirfaehen Erüiteningen Anlast gegeben haben, so ist doch
noei» nicht einmal dei- \\ esentliiilisle Charakter, welcher die
Männchen derselben von den übrigen Osniien unterscheidet,
zur Sprache gebracht worden. Während nämlich bei den
Männchen der sonst bekannt gewordenen Osmia -kri^n der
hintere Metataisus die Form eines nahezu regulären Parallelo-
grammes liat, d, h. abgesehen von der etwas verschmälerten
Basis überall gleich breit erscheint, lässt er bei den mir vor-
liegenden Männchen der oben bezeichneten Gruppe eine auf-
fallende winklige Erweiterung seines Vorderrandes gegen die
Spitze hin und tnithin einen beilformigen Umriss erkennen.
Wiewohl je nach den Arten meikliche Unlcrschiede in dem
Grade und der Ausdehnung dieser Erweiterung zeigend, ist
die Bildung ihrer ganzen Anlage nach doch wesentlich dieselbe
und jedenfalls von der sonst bei den männlichen Osmien vor-
kommenden Metatarsusbildung typisch verschieden. Da die
hierlier gehörigen Männchen auch auf ihre übrigen wesent-
lichen Merkmale hin bisher wenig erörtert sind und die Unter-
scheidung der Weibchen gleichfalls noch Manches zu w ünschen
übrig lässl , w ill icli hier zunächst auf die mir bekannten
Osmien aus der Gru])|)c der 0. xanthunielana Kirby eingehen.
Nur die zweite dieser Arten (0. fuciformis Latr.) zeichnet
sich durch ein spiegelblankes Mittelfeld der hinteren Thorax-
wand aus: bei den übrigen vieren ist dasselbe matt kohlschwarz.
1. O.^mia corticalis.
Metanoti nrca media opara: ma<iiia, robiisla, fii.sco -nigra,
rapite, Ihovacc, abdoiinnis'pie seyr.wntis (liiobus basaübus rufo-
pilosis.
^. Capite lalissimu, c/ypco dciiüc ßtivcsrenti-piloso, abdo-
mliiis se(/mento aiiali vano-scrireo.
Long. 12 '/2 — 13 mill.
rj. Abdomine apire dilalalo, sublnmcafo, segmenlo septimo
obtuse bilobo: melalarao poslico basi anyusfu, apiccm cersiis
fordtcr seniriforml: Ubiiinin/ poslicannn ralcaribiis barilli-
formibiis.
Long. 1 1 mill.
Anthophorn rorlUnlis '■' (i y 1 1 e ii li a I i. Ht.
Osniiti iiifjriveiilris Giraud, \'erh!ui(ll. d. zool. botan. üesellsch.
XI. p. 46ö (5 ^).
Osmia nigriieniris ^Morawitz, llor. soc. eiitoin. Rosbic. V. p.
65, no. 37. (excl. r^).
Diese Art stimmt mit der folgenden darin überein , dass
die beiden ersten Hinterleibssegmente oberhalb lang rostroth
22
332
behaart sind, lässt sich aber von derselben, abgesehen von
ihrer beträchtlicheren Grös&e, sofort durch dtu matt kohl-
schwarze Mittelleid der hinteren Tlioiaxwand unterscheiden.
Beim Weibchen ist der Kopf aiiHallend breit und pluni]),
mit leiclitem grauen Erzglanü versehen, aul' Scheitel und Stirn
rein rostroth, auf dem Clypeus durchaus licht rotiigelb
behaart, die Behaarung hier dicht und gleich lang. Auf dem
dritten bis fünften Hinterleibssegment ist die Behaarung schwarz,
die Fransung der Endränder aber braun. Das Endsegment
ist dicht und anliegend gelblich -greis befilzt. Miltelschienen
in einen aufgebogenen Haken endigend, welcher über den
bogenförmigen Aussenrand deutlich hervortritt. Beide End-
sporen der Hinterschienen sowie der einzelne der mittleren
schwarz, von ersteren der hintere so lang wie die halbe
Schiene, fast gerade, erst dicht vor dem Ende sich zuspitzend.
Hinterer Metatarsus sich gegen die Spitze hin allmälig ver-
schmälernd.
Beim Männchen schimmern der kleine Kopf und der
Thorax graublau erzfarbeu, die dünnen Fühler sind nicht viel
kürzer als Kopf und Thorax zusammengenommen. Der Hin-
terleib ist gegen die Spitze hin auffallend verbreitert und
erscheint beim Ende des fünften Ringes wie quer abgestutzt:
das sechste Segment ist in der Mitte eingekerbt, das siebente
in der Mitte leicht ausgeschnitten und daher stumpf zwei-
lappig, die beiden Lappen breit abgerundet. Die beiden
Endsporen der Hinterschienen sind eigenthümlich gestaltel,
fast stabfürmig, bis auf die ganz kurze, nach aufsen gekrümmte
Spitze gleich breit, leicht geschwungen, der hintere von mein-
als Va der Metatarsuslänge. Der hinteie Metatarsus ist gegen
die Spitze hin stark beilfömiig erweitert, der Vorderrand
daher im Verlauf der ersten zwei Dritttheile bogig ausge-
schnitten, im letzten aber wieder mit dem Hinterrande pa-
rallel; sein Endrand ist gleich demjenigen der beiden folgenden
Tarsenglieder rothgelb gefranst.
Ein Pärciien dieser ansehuliclien Art liegt mir aus Pom-
mern (Triepke), ein mit dem obigen Namen belegtes Weib-
chen aus Schweden (Gyllenhal) vor. Nach Giraud's
Beobachtung legen die Weibchen ihre Zellen in todtem Ficli-
tenholz an, auf welche Thatsache der von Gyllenhal ge-
wählte Name möglicherweise gleichfalls anspielt.
Anmerkung, üass dieser Art nicht (mit GirauLl) der Name
O. nigrteentris Zett. beigelegt werden kann, scheint mir iinzweilelhalt
zu sein. Die ziemlich nichtssagende Beschreibung, welche Zett er-
ste dt von seiner Anthopliora nigrivenlris giebt, lässt sich fast auf alle
hier in Betracht kommenden Arten mit gleichem Rechte beziehen,
würde aber, Avenn man die Angabe: „segmentis 1. et 2. non dorso
griseo-pilosis" als auf einem Druckfehler (anstatt: in dorso) beruhend
333
ansiclif., zuiülchst offenbar iils auf die iiiichdtfolgende Art begründet
angesprochen werden müssen. Schon die Angabe: ,.Aiilliupfi. larjopodo
OMplo lere minor" nnd ihre Einreihung unter die „mittleren und kleinen
Arten" (im Gegensatz /u Mcf/dchilc /((i/npiiffa mid ccnluHcuIfiris, deren
gemeinsame Bezeichnung als „uiajorts" allerdings sonderljar genug
ist) scheint die hier in Rede stehende, gewiss ansehnlich grosse Art
vor allen auszuschliessen. Ueberdies würde diese Osm. nif/rii)enlris
/ett.,ral]s sie, wie Nylander wenigstens früher annehmen zu dürfen
glaubte, mit der ()s>ii. i)ifr7)iis Zctt. identisch ist, nicht in Holz, son-
dern in lehmigem Boden ihre Zellen anlegen. In keinem Fall enthält
die Zette'rs t ed t 'sehe Beschreibung eine einzige Angabe, aus welcher
man auf eine Identität der Osm. nif/rii-endix mit der vorstehend be-
zeichneten Art zu schliessen berechtigt Ajäre. — Das von Giraud
dieser Art zuerthcilte Männchen gehört ihr in der That an, das von
Morawitz dazugezogene, welches schon durch die hellgelben Schien-
sporen abweicht, bildet eine mir in beiden Geschlechtern vorliegende
neue Art (Osm. ji/aii/ccra) aus der Gruppe der O. (u/unca.
2, Osmia fuciformis Latr,
Mcfanoti area media nitida, vertice, thorace abdominisque
segmenlis diiobus basalibus rufh-pilosis.
?. Capite nmiore, fronte nigricanti-hirla , abdominis se-
gmento anali cai/o-sericeo.
Long. 11 niill.
ö^. Abdomine ovalu, fnlvo-piloso, segniento septimo bißdo:
metafarso postico apicem rei\siis sensiiii dilatato, iibiurum po-
sticarum calcaribiis acnminatis.
Long. 9—10% mill.
(1811) Osmia fuciformis Latreille, Encvclop. method. VIII. p.
579, no. 8 (,^ $).
(1813) Osmia cluysomeliiifi Panzer, Faun. Insect. German. CX,
15 u. 16 G^ $).
(1840) "i Anihoplwvo )ii(/rirciiins Zetterstedt, Insect. Lappon.
p. 465, no. 4 ($).
(1861) Osmia danihumclana Giraud, Verhandl. d. zool. botan. Ge-
sellschaft, XI. p. 468.
Osmia .vanthomclana *Kriechbaumer in coli.
Der Kopf des Weibchens ist beträchtlich schmaler als
bei 0. corlicalis, rein schwarz, die Behaarung des Scheitels
rostroth, der Stirn und des Clypeus vorwiegend schwarz,
doch längs der Mitte rostroth untermischt, noch dichter und
buschiger als bei der vorhergehenden Art. Färbung und Be-
haarung des Hinlerleibes wie bei dieser, auch hier das End-
segment dicht gelbgrei.s befilzt. Mittelschienen aussen in eine
schmale dornartige Spitze ausgezogen, welche aber nicht
hakenförmig aufgekrümmt ist. Endsporn der Mittelschienen
in seiner ganzen Ausdehnung, der vordere der Hinterschienen
an der Spitzenhälfte rostroth; der hintere Endsporn dieser
von ^/3 der Schienenlänge, dünn, gebogen, ganz allmälig
zugespitzt. Hinterer Metatarsus gleichbreit, an der Spitze
quer abgestutzt.
384
Bei dem Männchen, welches von Panzer besser he-
öchrieben als abgebildet ist, sind die Fühler nur von Thoiax-
länge, Kopf und Thorax nur seh\\aeh erztchimmemd , der
Hinterleib regelmässig oval, auf der Uberteite des ersten Seg-
mentes lang büschelförmig, auf den drei folgenden kürzer,
mehr geschoren rothgelb behaart; das 4. und 5. Segment am
Endrande dicht seidig gelb gefranst, das 6. in der Mitte leicht
ausgebuchtet und der Länge nach seicht gefurcht, das 7. tief
bogig ausgesciinitten und daher zweispitzig. Zweites Bauch-
segment nielit wie bei 0. corücalis breit und stumpf abge-
rundet, sondern in der Mitte etwas winklig ausgezogen und
daselbst ein wenig knopfförmig aufgetrieben. Hinterer Mela-
tarsus unterhalb der Mitte des Vorderrandes stumpf gezähnt,
gegen diesen zalinartigen Vorsprung hin allmälig breiter
werdend, jenseits desselben gegen die Spitze hin aber
wieder verschmälert. Hinterer Endsporn der Hinter^chienen
viel breiter als der vordere , welcher stärker gekrümmt und
allmäliger zugespitzt ist, die eingekrümmte Spitze jenes nicht
ganz bis zu dem Zahnvorsprung des Metatarsus reichend.
In Norddeutscliland (Pommern) selten; im mittel- und
süddeutschen Gebirge, wie es scheint, weit verbreitet. Kriech-
baum er sammelte die Art bei Chur.
3. Osmia xanthomelana Kirbv.
Metanoli area media o/fuca, capite imnorc , u'tgro-hirlo,
thorace abdomhnsqnc scgmenlis dnobus basaUbus ntfcpilosis.
Long. 9'/^ -10 mill. '?.
Apis .ranihomelana Kirbv, Monogr. Apum Angl. II. p. 246,
no. 46 ($).
Osmia xanthomelana Stephens, Iliustr. British Entomol. Suppl.
p. 16, pl. 43, fig.2 (5). — iSaiitli, Bees of Great Britain p. 165, no. 4.
Osmia alricajii/la Curtis, British Eutomology pl. 223, Text no. 8.
Wiewohl in der Länge des Körpers nicht autFallend hinter
der vorigen Art zurückstehend , erscheint die gegenwärtige
durch den schmaleren Bau und das knappere Haarkleid den-
noch sehr viel kleiner, ist von derselben auch sofort durch
das matt kohlschwarze Mittelfeld der hinteren Thoraxwand
zu unterscheiden. In diesem Merkmal mit 0. corticalis über-
einstimmend, entfernt sie sich von derselben nicht nur durch
die geringe Grösse und den kleinen, rein schwarzen und auch
vorwiegend schwarz behaarten Kopf, sondern auch dadurch,
dass das Analsegment des Weibchens nicht greisgelb betilzt
ist, sondern bei sonstiger scliwarzer Behaarung seiner Ober-
tJäche nur eine röthlich-braun schimmernde Behaarung des
Spitzenrandes erkennen lässt.
Es liegen mir nur einige Weibchen aus der Lau!?itz (Nees
v. Esenbeck) und der Umgebung Berlin's (Erichson) vor;
335
das Männchen ist mir unbekannt. Ob das von Smith unter
O. xaiithomelana beschriebene Mannchen dieser oder der 0.
fuciformis angehört, iässt sich nicht beurtheilen, da weder
über die Bildung des Metatarsus noch über die Skulptur des
Hinterrückens etwas beigebracht ist. Die Angaben über die beiden
letzten Hinterleibsringe ■\\urden mit der für 0. fuciformis
(mas) hervorgehobenen Bildung übereinstimmen.
4. Osmia vulpecula.
Melanoü area media opara . capile flacesceiili-, thorace
abdominisque segmenlo hasali riif'o-pilosis^ sexto dense cano"
scriceo. celeris atris, densius et stibliliiis pnnctalis.
Long. O'/j mill.'
? Osmia pariedna Smith, Bees of (Jreat Britain p. 166, iio. 5.
'} Antkojihora inermis Zetterstedt, Insect. Lappon. p. 466, no. 6.
Osmia fuciformis (Latr.) *Kriechbaumcr in coli.
Weibchen von der Grösse der 0. xanthomelana , von
welcher es eich nicht nur durch die lichtgelbe Behaarung des
Kopfes, sondern auch dadurch leicht unterscheiden läset, dass
sich die rostrothe Behaarung des Hinterleibes auf das Basal-
tegment desselben beschränkt. Behaarung des Kopfes beson-
ders auf Stirn und Clypeus sehr lang und dicht, hier gelblich
mit zahlreichen eingemischten schwarzen Haaren längs der
ganzen Mitte, auf dem Scheitel mehr rostroth. Clypeüs etwas
verlängert und vor seiner Wölbung leicht aufgebogen, in der
Mitte des Vorderrandes deutlich eingeschnitten, dieser gleich
den kräftig entwickelten Mandibeln mit kurzer, röthlich gelber
Behaarung dicht bekleidet. Behaarung des Thoraxrückens
licliter, mehr gelblich roth als bei 0. xanthomelana, diejenige
der Brust nicht schwarz, sondern greisgelb; die glänzende
Grube des Hinterrückens über der Einlenkung des Hinterleibes
sehr viel kleiner als bei jener Art. Die rothgelbe Behaarung
des ersten Abdominalsegmentes beiderseits lang und aufge-
richtet, ausserdem besonders längs des Hinterrandes dicht,
während die gefurchte, glatte Basis durchaus nackt, die durch
eine Querleiste abgegrenzte, dicht und feinkörnig punktirte
Scheibe der hinteren Hälfte aber nur sehr sparsam behaart
erscheint. Die bei weitem feiner punktirten folgenden Seg-
mente trotz der auf dem zweiten und dem Endrande der
übrigen deutlich braun schimmernden Behaarung tief schwarz
erscheinend, .'.peckartig glänzend, das letzte mit greisgelbem
Filz dicht bedeckt; die Behaarung der Seitenränder längs des
zweiten Segmentes noch gelbbraun, an den folgenden vor-
wiegend schwarz. Die Behaarung der drei Schenkelpaare
unterhalb greisgelb, an Schienen und Tarsen schwarz. Mittel-
schienen mit kurzer, nicht aufgebogener Aussenspitze, Schien-
sporen schwärzlich pechbraun.
336
Ich liabe das Weibchen dieser Art Anfang Juli's in
Thüringen gefangen und besitze ein gleiches von Chur
(Kri ech baunier); das Männchen ist mir unbekannt.
Anmerkung. Ich miiss es dahin gestellt .sein lassen, ob die
vorstehende Art mit der 0. purielina Smith identisch ist, d» bei
sonstiger ücbereinstimmung in den Angaben der Clypeus der letzteren
einfach als „truncate" bezeichnet wird and der beigemischten schwar-
zen Haare in der Mitte des (icsichts keine Erwähnung geschieht.
.Sollte jedoch auch eine Verschiedenheit nicht naclnveisbor sein, so
würde die Art immer nicht (). pariciiita genannt werden können, da
die. Cur tis 'sehe O. paiieiina (British Entomol. pl. 22'.i) von der
gleichnamigen Smith 's sicher verschieden ist. Jene wird von
ihrem ersten Beschreiber als „dull acneous green" bezeichnet und in
seiner bekannten meisterhaften Art auch mit dieser Färbung abgebildet,
während Smith seine Art „aterrima" nennt. Das Längenmaass der
Curtis 'sehen Art übertrifft ferner kaum 8 milk, die rostrothe Be-
haarung tritt nach der Abbildung nur auf dem Thora.x deutlich her-
vor u. s. w., so dass im (irunde elienso viele Unterschiede wie Ueber-
einstimmungen zwischen den Arten beider Autoren vorhanden zu sein
scheinen. — Sehr viel fraglicher ist es für mich gewesen, ob der
gegenwärtigen Art nicht der — freilich sehr unmotivirte -- Name
O. inermis Zetterst. beizulegen sei, da die ihn begleitende Beschreibung
Zetter st ed t's , wenngleich keine direkten Hinweise, so doch auch
nichts enthält, was der (hm. vulpecula geradezu widerspräche. Aller-
dings ist dies in ^gleichem Maasse mit der folgenden Art der Fall,
so dass die Wahl, welcher von beiden der Zetter sted t' sehe Name
beizulegen sei, jedenfalls schwierig sein würde. Der Vergleich der
typischen Exemplare Zetter stedt's würde über die hier bestehen-
den Zweifel wohl allein Auskunft zu geben im Stande sein.
5. Osmia uncinata.
Melauoli area media opara , clypeo niyricauti-, cerlicc,
thorace abdom'misque segmeiilo basali rufo-pUosis, sequentibus
atris , subnitidis, iniitns confertbn granoso-pHuclatis: libiis
anterioribus apice uncinalis.
Long. 8'/2 niill.
S- Facic , pcctore, pedibus abdominisipie apice albido-
pilosis, hujux seymento septimo bij'tdo: pednin posllcornm tro-
chanteribns amjulatis , j'emoribus crassiusculis , metatarsis ante
apicem denlatu-dilatalis.
Long. 7y2 mill.
1 Anlliopkora anrjusiula Zetterst e d t. Insect. Lappou. p. 46G, no.7.
Von der Grösse der Üsm. coerulescens Lin. ((^^ aenea
Lin.), das Weibchen jedoch von etwas gedrungenerem Bau.
Letzteres unterscheidet sich von demjenigen der Osm. vulpe-
cula, welchem es selir ühnlicli sieht, durch etwas geringere
Grösse, durch den nacli vorn weniger ausgezogenen, gerade
abgestutzten und mit etwas verdicktem Endrande verschonen
Clypeus, die kürzere und durchaus scliwärzliche Behaarung
desselben, sowie durcli die zwar gleiclifalls schwärzlich ge-
mischte, aber merklich kürzere und weniger dichte der Stirn.
337
Die rotbe Behaarung des Thorax setzt sich auf die Brust-
yeiten fort und weicht erst auf dem Sternum einer mehr
greisen. Der kuglige Hinterleib ist weniger gedrängt, aber
deutlicher und fast körnig punktirt, speckartig glänzend, das
erste Segment gleichfalls rostioth behaart, die lolgenden am
End lande bräunlich greis gefranst, sonst vorwiegend schwarz-
haarig, das Endsegment greis befilzt. Die Vorder- und Mittel-
schienen endigen an der Spitze des Aussenrandes in einen
deutlieh hervortretenden, an der Spitze leicht aufgekrUmmten
Haken.
Bei dem beträchtlich schlankeren, aber nur wenig klei-
neren Männchen sind die dünnen Fühler etwas kürzer als
Kopf und Thorax zusammengenommen, letztere beide leicht
graugrün erzsehimniernd; Stirn, Clypeus und Backen lang und
diclit weisslicii, Scheitel und Oberseite des Thorax licht
röthlich gelb, das Schildchen sehr dicht und buschig rostroth
behaart. Die lange wollige Behaarung der Brustseiten ist
fast rein m eiss, diejenige des Hinterleibes durchweg wenigstens
licht greis; auf dem ersten Segment lang und aufgerichtet,
auf den folgenden kürzer und mehr anliegend und am dritten
bis sechsten nicht blos auf den Hinterrand beschränkt, son-
dern über die ganze Fläche ausgedehnt. Der Endrand des
4. bis 0. Kinges glatt, pechbraun durchsciieinend, der des (>.
in der Mitte leicht eingekerbt, der kleine 7. Ring durch einen
tiefen Einschnitt stumpf zweispitzig. Zweites Bauchsegment
vergrüssert und wie bei dem Männchen der Osm. corticalis
breit und stumpf abgerundet, das zweilappige dritte in der
Mitte überdeckend. Beine greishaarig, an den hinteren die
Troühanferen in eine scharf hervortretende Spitze ausgezogen,
die Schenkel etwas aufgetrieben, auch die Schienen gegen die
Spitze hin ausserhalb mehr als gewöhnlich erweitert. Hinterer
Metatarsus an der Basis viel weniger verschmälert als bei
Osm. corticalis, vor dem letzten Drittheil seiner Länge vorn
stumpf zalmartig erweitert, darauf wieder allmälig ver-
schmälert und hier dicht rostgelb gefranst. Schiensporen
schwarz, leicht gekrümmt, allmälig und scharf zugespitzt.
Diese Art ist an einigen Orten in der Umgegend Berlin's
(Brieselanger Forst, Machnow) von Ende Mai's bis Anfang
Juli's nicht selten und scheint lichte, mit Brombeeren besetzte
Waldstellen zu lieben; die Blüthen dieses Strauches werden
von den Weibclien vorwiegend beilogen.
Anmerkung. Die Heschreibnnjr der als fi-agliches Synonym
angel'iilirtcn Aniliupk. diu/iisiuld '/ett. bietet so wenig Anhalt, «lass
sich über die vcrwandtschaitliclie ßezleliung dieser Art zu der vor-
stehend beschriebenen auch nicht einmal ein annähernd sicheres ür-
theil gewiiJi.iMi lässt-, sie passt auf letztere nicht melir und nicht
weniger als diejenige der Anddijili. incrmis. InsbesondeW fehlen alle
338
Angaben über die plastischen Auszeiclinungen des Männclicns, welche
für die Unterscheidung der hier in Rede stehenden Arten vor Allem
in Betracht kommen. Vielleicht wird die hier gegebene Charakteri-
stik die Schwedischen Entomologen in den Stand setzen , über die
etwaige Identität oder Verschiedenheit der Zetter stedt' sehen Art
ein Urtheil zu gewinnen.
Ausser den hier aufgezählten fünf Arten und der bei Ge-
legenheit ihrer Beschreibung erwähnten: Osmia parietina Curt.,
inermis Zett. und an/juslnla Zett. werden der Gruppe der
Osmia xanthomdana Kirby aller Wahrscheinlichkeit nach noch
angehören: 1) Osmia pilicornis Smith (Bees of Great Britain
p. 167, no. 6), deren Männchen sieh durch die an ihrer Unter-
seite gewiniperten Fühler auszeichnen soll^ die Schenkel und
Schienen der Hinterbeine werden als leicht verdickt angegeben,
die Bildung des Metatarsus wird aber nicht erörtert. 2)
Osmia Baicalensis Radochkofl'sky (Hör. societ. entom. Ross.
V. p. 80), ^velche jedoch deshalb nicht als eine beschriebene
Art angesehen werden kann, weil die wenigen für das Weib-
chen angegebenen Färbungsmerkmale auf alle der Gruppe
angehöligen Arten in gleichem Maasse pa^^sen, specitisclie
Unterschiede aber nicht hervorgehoben werden.
6. Osmia platycera.
Capite, thorace abdomiinsque dimidio anleriore ßaccscenli-
hirlis, antennis brecinscnUs, compressis , melanoti urea media
nitida, tibiarum calcaribiis flaeis, aus f'ere hyalinis.
Long. -J0%— ll'/a mill.
Osmia hrei-icornis Imhoff i. lit. (teste Kr iechbau mer).
ö^. Antennarum arliculis 3. et 4. aiictis, fiiniciilo tolo
atro, dilatato: abdominis scgmento sexto tnoirato, basi iitrimpie
dentato, seplimo transverse (jiiadrato: ventraU terlio acnlealo,
quarto ei quinfo profunde sintialis.
Osmia iii(/ripenlris mas *Morawitz, Hör. soc. entom, Rossic.
V. p. 64.
$. Antennis simpUcibus, abdomine otato, scopa ferruginea.
Sie gehört nach der Form der Fühler und der Bildung
des männlichen Hinterleibes in die Gruppe der Osm. adnnca,
zeichnet sich aber in dieser durch die dichte und rauhe,
Megachile-ü\i\gfi Behaarung des Körpers aus. Der von Mo-
rawitz gegebenen, sonst recht treilendcn Boschreibung des
Männchens, welches von ihm jedoch irrthümlich der Osm.
nigricentris Gir. {corlicalis Gerst.) zuertheilt wird, ist noch
hinzuzufügen, dass die Schiensporen hellgelb, das dreieckige
Mittelfeld €fer hinteren Thoraxwand glänzend, der hintere
339
Metatar&ub linear, die Flügel mit Ausnalimo der leicht ge-
bräunten Kadialzelle last gUushell sind und dass das sechste
Dovsalsegment des Hinterleibes in der Mitte unregelmässig
eingedrückt, das siebente aber an der Basis mit einer Grube
versehen ist. Als besonders aufTallend ist ferner noch die
Bildung der Bauchschienen hervorzuheben: das zweite Segment
ist vor dem Hinterrande stark schwielig verdickt, das ziemlich
kurze dritte abgerundet und in der Mitte seines Endrandes
mit einem dünnen und scharfen Stachel bewehrt, das vierte
und fünfte in der Mitte ausgeschnitten und lang gelb gefranst.
Das Weibchen ist im Habitus der Mec/achUe circum-
cincta Kirby nicht unähnlich, unterscheidet sich aber schon
durch die geringere Grosse und den kleineren hell behaarten
Kopf. Die Fühler sind ebenso kurz wie beim Männchen, die
Geissei aber einfach und um die Hälfte schmaler. Der kurze
Clypeus hat einen scharfen, in der Mitte leicht eingekerbten
Kand; die mit drei breiten Zähnen versehenen Mandibeln sind
am Innenrand und an der Spitze licht rothbraun. Der Kopf
ist nur wenig dicker als beim Männchen und nebst dem
Thorax in übereinstimmender Weise behaart. Der Hinterleib
kürzer, regelmässig oval, nach hinten nur wenig stärker ver-
engt als nach vorn, leicht gewölbt, bis zum Hinterrande des
dritten Ringes vorM'iegend greisgelb rauhhaarig, die drei letz-
ten Ringe schwarz behaart, die Spitzenränder des vierten und
fünften jedoch seitlich lang greis gefranst; das Endsegment
nach hinten zwar stark verengt, aber in Form eines Kreis-
abschnittes abgerundet, sein Hinlerrand leicht aufgebogen.
Die Bauchbürste intensiv rostroth, auf dem Endsegment kurz
und hier braun untermischt. Der hintere Metatartus etwas
breiter und beträchtlich länger als beim Männchen, so dass
er die übrigen Tarsenglieder zusammen an Länge übertritrt:
die zwei bis drei letzten Tarsenglieder wie beim Männchen
rothbraun.
Die Art gehört dem süddeutschen Alpengebiete an; die
mir vorliegenden Exemplare wurden bei Chur von K riech -
baumer gesammelt.
7. Osmia caementaria,
Anlennis hreriiisciiUs, alis fere hyalinis. Üb'iunun calcaribus
feslaceis , metanoll area media opaca: fiilro- rcl grisescettti-
piihescens, abdominis subnilidi sef/mentis fascUüim (imbriotis.
Long. 8 — 9 mill.
Anthopitoia anlhocra "illieer. Magaz. f. Insektciik. V. p. 114,
no. 38.
Osmia Spi/tolae Sehen ck^ Bienen v. Nassiii ij. 334 und 337. no.
340
Osmia Siiinolae Lucas, Explor. scient. de l'Algerie, Hymenopt.
pl. 1, fig. 10. ($).
iS. Antennarum ßagello Hitcan. siibiinduhilo, uigro, suhlus
hilerdum aiKjiisle ptcco-limbato: abdoiiiinis acgmento dorsah (i.
ntrinque riiiniis profunde cxciso et acute detttalo, 7. aiigustiorc,
rcntralibus 2 — .}. aequuliter longis, traiiscerse eathsis.
?. Abdomiiiis fasciis omnlbus integris . segmentis duobüs
ultimis (h'iisius griseo-pubeseentUnis: scopa aUndo-cinerea.
üsiitia loti fem. -Morawit», Hör. soc. entom. Ross. V. p. 66.
no. 40 f
Diese mit Vsmia adunca in unmiitelbarer Verwandtschaft
stehende Art unterscheidet sich von derselben in beiden Ge-
schlechtern auf den ersten Blick: 1) durch ihre durchschnitt-
lich etwas geringere Grösse, 2) durch die nicht gebräunten,
sondern fast gleichmässig glashelien Flügel, 3) durch die licht
gelben Schienensporen und 4) durch den weniger gestreckten
Hinterleib. Im männlichen Geschlecht ferner .durch die
längere und viel schmalere, lineare Fühlergeissel, welche
entweder ganz schwarz ist oder nur einen schmalen unteren
Saum von brauner oder gelblicher Farbe erkennen lässt; durch
den weniger tiefen Ausschnitt und den kleineren, spitzeren
Zahn zu jeder Seite des sechsten Hinterleibssegmentes, durch
das etwas schmalere siebente, besonders aber dadurch, dass
das 2. bis 5. Bauclisegmcnt unter einander gleich lang und in
ziemlich übereinstimmender Weise vor dem Endrande mit
einem <^)uerwulst versehen sind; beim Weibciien durch die
in der Mitte nicht unterbrochenen, selbst bei abgeflogenen
Exemplaren noch continuirliclien hellen Haarsäume der Hinter-
leibsringe, durch die gleichmässig greis behaarten beiden
Endsegmente und den sehr viel geringeren Glanz der dicht
punktirten vorderen. In der Form, Skulptur und Bekleidung
des Hinterleibes gleicht <ias Weibchen überhiuipt mehr der
Osm. papcweris Latr. nls der 0. adunca Fab., unterscheidet
sich übrigens von erslerer leicht durch den sclimalen Kopf
und das nicht glänzende Mittelfeld des Hinterrückens.
Diese über Deutschland weit verbreitete und auch in
Süd-Europa vorkommende Art ist bei Berlin besonders in der
Freienwalder Gegend und in den Rüdeisdorfer Kalkbrüchen
einheimisch und während des Juni an d&n Bliithen der Bor-
ragineen (Echium , Anchusa) neben der Osm. adunca häufig
anzutretlen. Es war mir von besonderem Interesse, die Weib-
chen wiederholt in der Anfertigung ihrer Brutzellen zu be-
obachten, welche in ganz ähnlicher Weise wie diejenigen der
C/ialicodonia muraria frei an der Aussen^eite von Steinen an-
gebiacht werden. In der Nähe des malerisch gelegenen
Dorfe.>« Falkenberg finden sich vielfach frei herumliegende
erratische Granitblücke, welche thcils zum Fundament der
.341
HäUvser, theils zu Chaussee - Steinen verwandt werden. An
diesen sucht sich das Weibchen möglichst geschützte, winklig
einspringende Stellen aus, welche es mit Lehm und eingefügten
Granitstückchen von der Grösse eines Stecknadelkopfes bis /u
■l mill. im Cuhik ausfüllt, um im Innern dieser meist 2—4
Zoll langen Bauten eine verschiedene Anzahl von Zellen
(etwa 3—8) anzulegen. Letztere werden mit einer blauen,
meist aus dem Pollen von Echium vulgare angefertigten, dick
breiigen Jlasse angefüllt und nach ihrem Verschluss in der
Weise mit Granitpartikelchen überpHastert, dass Avenigstens
das frisch angefertigte Nest an seiner Oberfläche fast ganz das
Ansehen des Granitblockes selbst darbietet. Bei der Anfer-
tigung dieser ilirer Brutslätie werden die Weibchen von der
seltenen Chn/sis simpler Dahlb., welche in die noch otTenen
Zellen eindringt, verfolgt. Letztere kann man sich daher
leicht durch die Zucht verschaffen, wenn man, wie ich es im
Frühling dieses Jahres gethan habe, die Brutzellen der
Osmia caementaria von ihrer Unterlage ablöst, was bei der
festen Verkittung derselben mit dem Granitblock allerdings
mit einigen Schwieriokeiten verbunden ist. Bei der Unter-
suchung einigei- Brutzellen am 21. April fanden sich noch
Larven in denselben vor, am 9. Mai dagegen schon Puppen.
Beide sind von einer durchscheinenden, eiförmigen Zellenwand
von spröder, dünn hornartiger BeschalTenheit eingeschlossen,
welche, wenn sie eine Bienenpuppe enthält, weisslich, wenn
eine Chrgsis, dagegen bräunlicli gefärbt ist. Wird die um-
schliessende Kapsel durch Zufall geöffnet, so färbt sieh zw«r
sowohl die Osmia- Mie die C/tr/y-s-ts-Puppe vollständig aus,
stirbt aber allniälig ab. Aus imversehrt abgelösten Zellen
entwickeln sieh dagegen der Wirth sowohl wie der Parasit
ohne alle Schv.'ierigkeit. Die Chnjsis verbleibt vollständig
ausgefärbt mindestens noch acht bis zehn Tage in ihrer Zelle
und entwickelt innerhalb derselben auch ihre Flügel; sie beisst
an einem sonnigen Morgen das eine Ende derselben in Form
eines Deckels ab und spaziert aus derselben sofort mit der
ihr eigenen Hurtigkeit der Bewegung hervor.
Hätte Lepcletier die hier geschilderte Lebensweise der
Qsmia caementaria gekannt, so hätte er sie nach seinen syste-
*hiatischen Princi])ien entweder in die Gattung Chalicodoma
verweisen oder auf dieselbe eine besondere Gattung begründen
müssen. Es kann aber wohl keinem Zweifel unterliegen, dass
die Gattungen und Grujjpen der Bienen nicht nach der Lebens-
weise der iliucn angeliörigen Arien, sondern einzig und allein
nach ihren morphologischen Charakteren festgestellt werden
dürfen. Die Osmia caementaria, deren Weibchen seine Zellen
aus Lehm und Steinchen mauert, ist ebenso wohl eine Osmia,
342
wie die von Lepeletier zu einer besonderen Gattung An-
ihocopa abgetrennte Osmia papaceris Latr., deren Weibchen
die Molinblätter abschneidet, um sie zu einer Zellenwand zu
verkleben. Es ist eine ebenso unbegründete und apriorische
Annahme von Lepeletier, dass keine Osmia Blätter schneide,
wie dass die Cerafwa- Weibchen parasitiren oder dass alle
jtfe</acAi/e- Weibehen ihre Brutzellen aus geschnittenen Blät-
tern anfertigen. Dass die im Sande oder im Erdboden über-
haupt nistenden Arten, wie Megachilc lagopoda Lin., maritima
Kirby, circumcincta Kirbj und argentata P^ab. dies tliun, kann
ich aus eigener Beobachtung bestätigen, da ich die Weibchen
dieser vier Arten wiederholt mit Blattstücken in die Oeffnung
ihres Erdbaues eintreten sah; allgemein bekannt ist dasselbe
von der die Rosenblätter beschneidenden Megacli. centuncularis
Lin., welche ihre patronenförmigen Brutzellen in Höhlungen
von Baumästen u. dgl. ablagert. Dagegen habe ich die
Weibchen der in der Berliner Gegend ziemlich häufigen
Megach. ericelontm Lepel., welche hier ausschliesslich in Lehm-
wänden nisten, niemals Blattstiicke eintragen sehen und mich
an den mir durch Gorski bekannt gewordenen Brutzellen
dieser Art überzeugt, dass sie in der That ohne irgend welche
vegetabilische Zuthat hergestellt sind. Es sind auffallend
dickwandige, cylindrische, zuweilen etwas unregelmässig ge-
krümmte Röhren, welche ausschliesslich aus verkittetem Lehm
oder Thon, dem der Speichel der Biene eine erstaunenswerthe
Härle verliehen hat, bestehen. Es ist mithin das Blattschneiden
efcTenso wenig ein durchgreifender ökologischer Charakter für
die Gattung Megachile, wie das Mauern ihrer Zellen für die
Osmien; die Ckalicodoma- Avien sind im Grunde nach allen
wesentlichen Merkmalen aucli nur Megachilen und dennoch
führen sie — wenigstens Chalicodonta muraria — ihre Zellen
ohne Beihülfe von Blättern aus. Jeder Schluss von einer Art
auf die übrigen derselben Gattung oder selbst von einer
Mehrzahl von Arten auf die Gesammtheit ist nirgends weniger
zulässig als gerade bei den durch ihren mannigfaltigen Kunst-
trieb so hervorragenden Sammelbienen. Nicht einmal eine
und dieselbe Art bleibt unter allen Verhältnissen ihren Ge-
wohnheiten treu, sondern modificirt dieselben nach Umständen.
In der nächsten Umgebung Berlin's nisten die Weibchen der*
Osmia coerulescens Lin. ausschliesslich in Lehmwänden oder
in Bohrlöchern theils von Fach werk, theils von alten Bäumen;
ich hatte dieses Verhalten so unzählige Male beobachtet, dass
es mir als etwas Selbstverständliches und Unabänderliches
galt. Es setzte mich daher in das grösste Erstaunen, als ich
in der Freienwalder Gegend, welcher der Märkische Flugsand
dem grösseren Tlieile nach abgeht, die Weibchen derselben
343
Art an einer gegen Mittag gekehrten Chaussee-Böschung ganz
constant von den Blüthen der Salvia pratensis, an welchen
aie sammelten, unmittelbar ihren im Erdboden angelegten
Brutstätten zufliegen und aus denselben zurückkehren sah.
Bei alledem existirt aber schon in einer Entfernung von nur
etwa 200 Schritten eine aus Fach\\ crk und Lehm aufgeführte
Scheune, ganz wie sie sonst von dieser Art aufgesucht zu
werden pflegt. Dieselbe beherbergte in ihren Wänden eine
wahre Fülle der verschiedenslen Sanimel- und Schmarotzer-
bienen, Wespen und Grabwespen, erwies sich aber als gerade
von der Osmia coernlescens nicht bewohnt. Es hatte mithin
diese Biene, welche bei sandigem Terrain, in welchem sie
vermuthlich ihre Zellen anzulegen nicht im Stande ist, stets
Lehmwände aufsucht, hier den festen mergligen Boden für
vollständig ihren Zwecken entsprechend befunden, sich daher
den Flug von dem mit Sammelpflanzen (ausser der Salvia
besonders Anchusa officinalis) dicht besetzten Terrain bis zu
jener Scheune ersparen zu können geglaubt und es ^erstanden,
sich ihre Arbeit so bequem ^^ ie möglich einzurichten.
Anmerkuiif^f. Dass der im N'orstehendeu erörterten Kiene nichts
weniger als die ihr von Schenck übertragene Benennung: Osmia
Spinoictc Lepel. zulconuut, wird -Jedem einleuchten, welcher die
Lepel etier 'sehe Beschreibung seiner Osm. Spinolttc einerseits mit
derjenigen seiner Osm. (tdunca, andererseits mit den charakteristischen
Merkmalen der i)sm. voemcntaiia in V^ergleich bringt. Sieht man von
den meisten, für beide Arten ganz übereinstimmenden Angaben Le-
pel etier 's ab, so bleiben für seine Osm. Spinolac im Grunde nur
die „alae basi et parte caracteristica fuscae" und die „in der Mitte oft
unterbi'ochenen weissen Haarbinden des Hinterleibes" als maassgebend
übrig, und diese schliessen die gegenwärtige Art der (hm. ((duina ge-
genüber geradezu aus; beides sind Merkmale, welche nur der Osmia
adunca zukommen, der O. caemcutaria aber gerade fehlen. Der dritte
von Lepeletier hervorgehobene Unterschied, dass die Ilaarbinden
des Hinterleibes bei O. oduiica aufgerichtet, bei O. Spittolar anliegend
sein sollen, besagt deshalb gar nichts, \\eil das Eine wie das Andere
bei beiden Arten je nach dem Zustande der Conservation, ob nämlich
die Exemplare frisch entwickelt oder abgenutzt sind, vorkommt; er
beruht theilweise sogar auf Täuschung, indem der Hinterleib, von vorn
her betrachtet, aufrecht, von hinten her dagegen niederliegend behaart
erscheint. Somit könnte, da der gelben Schrensporen gleichfalls keine
Erwähnung geschieht, di*; Osm. Spinolac Lepel. nur auf kleinere
Exemplare der wirkliclien Osm. advmn nnd auf diese Sffgar mit bei
weitem mehr Grund als die Beschreibung der Osm. admua Lepel. aul
grössere derselben Art bezogen werden. — In sehr eigenthümlicher
Weise findet sich Lucas mit der Osm. .S/'»'««/rtc Lepel. in der Articu-
laten- Bearbeitung der Exploration de TAlgerio ab; dem An fertiger
der Kupfertafeln hat er nämlich entschieden ein weibliches Exemplar
der Osm. caemenhnia zum Abbilden gegeben, und dieser hat es auch
in recht naturgetreuer Weise darzustellen vorstanden. Im Tixt da-
gegen reproducirt Lucas ganz einfach die Lepeletier 'sehe Be-
schreibung der Osmia Spinolae, ohne gewahr zu werden, dass dieselbe
der Abbildung geradezu widerspricht ; in letzterer sind nämlich die
344
Hinterleibsbinden durchgebend und die Flügel nicht gebräunt. —
Dass das Weibchen der von Morawitz unter dem Namen Osmia
/o// beschriebenen Art mit demjenigen der O. caementniut identisch sei,
^var eine ^'ernluthung, welche schon die; Beschreibung desselben und
die Erörterung seiner eigenthiimlichen Lebensweise in mir erweckt
hatte. Ein seitdem mir durch den Verf. mitgetheiltes Exemplar hat
diese Verniiithung -vollkommen bestätigt; dasselbe zeigt keinerlei
Unterschiede in der Form des Clypeus, in der Punktirung des
Thorax und in der Uehaaruug der beeiden letzten Ilinterleibsringe,
stimmt vielmehr mit den von mir in der Berliner Gegend gesammelten
Exemplaren vollständig übereiu. Das Männchen der Osmia fol! ist
dagegen von demjenigen der Osm. caementaria schon durch die Fühler-
bildung wesentlich verschieden, so dass also eine Mischart vorliegt,
welche streng genommen anders zu benennen wäre. Da mir die
Benennung von Bienen -Arten nach Pßanzen, an welchen viele doch
nur unter gewissen umständen sammeln, überhaupt misslich erscheint,
so möchte ich lÜr das Männchen der Osmia loli, dessen Weibchen
noch zu entdecken ist, den Namen (Jsmia Morawitzi vorschlagen.
8. Osmia bisulca.
Äntennis bretinsculis, metauoli area media Uicida, tihianim
calvaribus tcstaceis: laete f'ulco- vcl fJcwesccjiti-hirta, ahdomine
fasciutbu fimbriato, aus hyulhm , tegulis iarsorumquc apicc
rnfesceiiiibus.
Long. IOV2 — ll'/a niill.
S- Änlcnnis shnplicibns , abdominis oblongi segmenfo 6.
ntrinque acute dentnfo, septimo transverso, profunde fiircato,
rentralibus 2—4. ante apicem callosis.
-9. Abdominc ocalo, scopa albida.
Durch die Bildung des männlichen Hinterleibes, insbe-
sondere durch das lief zMeizinkige Analsegment in nächster
Verwandtschaft mit Osni. papaceris stehend, von welcher sie
durch beträchtlichere Grösse, die dichtere und längere, bei
frischen Exemplaren lebhaft rothgelbe Behaarung des Körpers
und Fransung der Hinterleibsringe abweiclit. — Fühler des
Männchens kurz, die Geissel wie bei 0. papaveris linear,
einfarbig schwarz. Kopf und Thorax kräftiger als bei dieser
Art, sonst ebenso gestaltet und punktirt, Tegulae am Aussen-
rande oder längs der ganzen Aussenfläche licht rothbraun,
Flügel fast glasartig, nur am Aussenrande leicht wässrig ge-
bräunt. Mi den Beinen der 'J'arsus etwas gestreckter, das
Endglied licht rostroth. Hinterleib mit sehr viel deutlicher
ausgeprägter Haarbindc der einzelnen Ringe, eine solclie auch
noch jederseits am sechsten vorhanden. Letzterer gröber als
die vorhergehenden punktirt, längs der Mittellinie undeutlich
gefurcht, beiderseits mit einem langen und sehr scharfen Zahn
bewehrt, nach innen von diesem nicht ausgeschnitten, vor
dem breit abgesetzten, scharfen, in der Mitte leicht ausge-
buchteten Hinterrande deutlich aufgewulstet. Das Endsegment
a45
beträchtlich tiefer gegabelt ulö bei 0. pupnderis und jedcrseits
von den ftiirker zugespitzten Gabelzinken noch in Form eines
breiten, btumi>ren Zahnes hervortretend, daliei- doppelt so breit
als bei jener. Der zweite bis vierte Ventralring zeigen vor
(lern Hinterrande einen glatten C^uerwulst, welcher auf dem
dritten in der Mitte eingekerbt, auf dem vierten unterbrochen
ist: alle drei sind gleich dem fünften lang und dicht gelb
gel'ranst.
Beim Weibchen ist der Kopf zwar nicht breiter, aber
von oben gesehen merklich dicker als bei 0. papaveris, die
helle Behaarung des Scheitels und der Fiihlergegend kürzer,
dichter und wolliger, der Clypeus nacii vorn mehr verschmä-
lert und regelmässiger abgerundet, die Mandibeln niclit ab-
weichend. An den gleich dem Thorax dichter und lebhafter
gelb behaarten Beinen sind die Hinterschienen merklich, die
hinteren Metatarsen fast um die Hälfte schmaler als bei 0.
papaveris, die zwei bis drei letzten Tarsenglieder licht roth-
braun. Am Hinteileib ersclieint die schwarze Grundfarbe
durch die ziemlich dichte, greisgelbe Behaarung der Oberseite
grau, der Endrand der Segmente weisslich gebändert; das
Endsegment ist etwas kürzer und stumpfer als bei 0. papa-
reris^ die Scopa länger und reiner weiss.
Diese Art scheint besonders dem südoestlichen Europa
eigen zu sein: die hiesige Entomologische Sammlung besitzt
Exemplare aus Sicilieu (Zell er) und Rhodus (Low); auch
liegt mir ein von Krüper in Atticu gefangenes Männchen vor.
Anmel•kun^^ Man könnte geneigt sein, diese Art für die
Osmia hijaUinpeunis Lcpel. (Hyiuenopt. II. p. 329, no. 20) zu halten,
da für diese gleichfalls glashelle Flügel, rothbrivune Tegulae , eine
gleich gefärbte Behaarung, ein gegabeltes Analsegment des Männchens
u. s. w. angegeben werden. Wie gewöhnlich, so übergeht indessen
auch hier Lepeletier alle wesentlichen Merkmale, giebt überdies,
was gegen die Identität sprechen muss, die Grösse auf nur 4 Lin an,
bezeichnet die Gabelzinken des männlichen Analsegmentes als „tr^s
obtus", den Hinterleib des Weibchens als „ä peu pres nu en dessus":
der auffallenden Breite und der beiden Seitenzähne des 7. männlichen
Ilinterleibssegments wird überhaupt nicht gedacht. Jedenfalls scheint
aber auch die Lo peletier ' sehe Osmia hi/aliiiii>e>iuis in unmittelbarer
^ erwandtschaft mit der (). papaicris Latr. zu stehen, und es müsste
dann um so mehr auffallen, dass der A eif. sie unter der Gattung
Osmia belassen und nicht gleichfalls zu Anihovopa gebracht hat.
0. O 8 m i a V i d u a.
Metanoli arca media nifida, tibianirn calcaribus iii(/ro-
piceis, capilc fhoraceque conferilvi f/raiioso-punctatis , fhire-
srend-pilosis , abdominis stibnitidi segmeiilis /. — .3. apii-e ktte
niveo-fimbriatis.
(^. Antennarum flagello infra picea, fetnoribus tibiisque
J^4ß
posticis crassiiisculifi, abdominis segmenfo sexlo ulrhtqae obivse
(lenfaio, medio triatigiilarifer producta, septimo bifido.
Long. 8 mill.
'^. Chjpeo simplice. s'-opa atnt.
Long. 10 mill.
In die triu]tpe der Osui. cocrulesccns Liti., melanogastsr
Spin. Latr. ii. s. w. gehörend , von allen hierher gehörigen
Arten aber schon durch die autlallend breite und dichte
schneeweisse Fransung der Hinterleibsringc unterschieden. —
Beim Männchen ist die Fühlergeissel linear, von Thorax-
länge, unterhalb liciit pechbraun, die dichte Behaarung des
Gesichtes gelblich weiss, die Mandibeln tiet schwarz. Kopf
und Thorax sind äusserst dicht körnig punktirt, leicht bläulich
erzschimineriid , gelbgreis behaart, das Subscutellarfeld der
hinteren Thoraxwand glänzend. Die Tegulae sind röthlich
pechbraun, die Flügel wässrig gelbbraun, das Geäder rostfar-
ben. Die Beine weisslich behaart, mit dunkel pechbraunen
Schiensporen, am dritten Paare Schenkel und Schienen etwas
angeschwollen, der Metatarsus linear: die Spitze der End-
glieder aller Tarsen nebst den Fussklauen rothbraun. Der
Hinterleib ist gleichfalls sehr dicht körnig punktirt, trotzdem
aber etwas glänzend, auf dem ersten Segment lang und
sperrig, auf der vorderen Hälfte der folgenden kurz und
sparsam greis behaart. Der Endsaum der fünf vorderen Kinge
ist mit einer durchgehenden, dichten, besonders auf dem
vierten und fünften sehr breiten Haarfranse von schueeweisser
Farbe bekleidet. Das sechste Segment ist in der Mitte stumpf
dreieckig ausgezogen und daselbst der Länge nach gefurcht,
der Hinterrand beiderseits bogig ausgeschweift und nach aussen
in einen kurzen und stumpfen Zahnvorsprung endigend; die
Oberfläche durchweg weisslich behaart, der etwas ausgenagte
Endrand pechbiaun durcitscheinend. Das siebente Segment
erscheint durch einen tiefen mittleren Ausschnitt zweispitzig.
Das vergrösserte z\\'eite Ventralsegment ist breit abgerundet,
lässt aber das tief ausgeschnittene und am Innenrande seiner
beiden Lappen lang goldgelb gewimperte dritte in ziemlicher
Ausdehnung hervortreten.
Beim Weibchen ist der Cljpeus einfach, fast gerade
abgestutzt, der etwas verdickte Vorderrand kaum aufgebogen;
die Mandibeln dreizähnig, mit rostgelb behaarter Spitze, die
Fühlergeissel unten gleichfalls, aber weniger licht ]jechbraun.
Der Kopf massig dick, in gleicher Weise wie beim Männchen
punktirt und behaart; der hintere Metatarsus schmal, gegen
die Spitze hin deutlich verengt. Der Hinterleib mit deutlicherem
stahlblauen Schimmer als beim Männchen und auf den beiden
ersten Ringen weniger dicht punktirt, die weissen Haarfransen
347
schon vom dritten Ringe an selir breit. Das sechste Segment
gleielifalls diircli i<iuze Beliaaiung weisssohimmernd, die Scopa
tief sciiwaiv..
Auf Sioilien von G rohmann (Mus. Berol.) entdeckt.
Anmerkung. Die von Latreille (Encycl. meth. VIII. p. 587,
iKj. '^4) nur nach dem männlichen Geschlechte beschriebene Osmiu
ainiulala scheint mit der vorstehenden Art nahe verwandt zu sein,
würde sich aber von dem Männchen derselben 1) durch die blass
braungolben (fauve-päle) Mandibeln — eine Angabe, welche allerdings
sehr auffallend ist -- 2) durch schwärzliches Flügelgeäder, 3) durch
das jederseits ausgerandete und — was wenigstens aus dem Mangel
einer hierauf bezüglichen Angabe zu vermuthen ist — nicht dreieckig
ausgezogene sechste Abdorainalsegment unterscheiden. Ueberdies wird
die Fransung der Segmente wenigstens nicht als besonders dicht uiul
breit lictont.
10. U s m i a cl a v i c u 1 a.
Snilello vtrinqve denialo , melanoti area media optica,
lihiannii ralcarihtis leslaccis, rapile tlioraceque fhipesrcttli-
pi/asis, alxhiiiinis siihttiiili, roi/ferli/n ptincfati scgmenlis deu.se
iilho-fiinliriatis. se.rti marcjitie apicali elcrato, rotiindato, niiilli-
denlaio, .septimo fere ohterto, apire aciileato: serjinenlo renIraU
primo processn lonqo, apice fiirralo inslniclo.
Long. JO niill! .^.
Durcii die Be\\ ehrung des Scliildchens und die eigentliüni-
liclie Hinterleibsbildung des iMänuciiens in nächster Verwandt-
schaft mit Osin. spimdosa Kirbv stehend, jedoch doppi'lt so
gross uls diese. Fühler von mittlerer Länge, ziemlicii dünn,
die Glieder vom dritten ab etwas länger als breit, die Spitze
der GeLsgel vom pechbraun. Koi)f etwas dicker als b-i Osni.
papaceris Latr., in der Ocellengegend etwas gew ölbter, ebenso
dicht, aber gröber körnig punktirt; die hellgelbe Behaarung
dichter und zottiger. Augen licht graugrün, opalisirend.
Thorax und Schildclien sehr dicht greisgelb behaart, die
Brustseiten mehr weisslich; das Subscutellarfeld der hinteren
Thoiaxwand dicht gekörnt, die Seitendornen des Schildchens
niässig lang. Tegulae schwaiz, mit pechbraunem Aussenrande,
Flügel fast gleichmässig gebräunt, mit nur wenig lichterer Binde.
Beine dicht greisgelb behaart, mit gelben Schiensporen, die
Spitze des letzten Tavsengliedes und die Fussklauen rostroth ;
Metatar.sus der Hinterbeine gjeicli breit, so lang wie die vier
folgenden Glieder zusammengenommen. Hinterleib mit Aus-
nahme des (lichter greisgelb behaarten Basalsegmentes ober-
iialb fast nackt erscheinend, dicht narbig punktirt, leicht
glänzend, der Endrand der fünf vorderen Segmente allmälig
breiter und dichter gelblich weiss gefranst. Der sechste Ring
an der Basis durch sehr dichte Punktirung matt kolilschvarz,
der breite, aiifgew ukstete Endrand etwas glänzender, fast
23
81^
regelmässig kreisbogenförmig gerundet, in seinem mittleren
Theile mit 12 bis 14 länglichen und schmalen, zum Theil
gespaltenen Zähnen bewehrt, zwischen denselben gelb ge-
wimpert; nach aussen von dieser Zahnreihe ganzrandig, lang
gefranst, die Seitenwinkel wieder zahnartig ausgezogen. Der
siebente Ring ist unter dem sechsten fast verborgen, sehr
kurz, längs der Mitte eingedrückt und hier in einen schmalen
Dorn verlängert. Das erste Ventralsegment sendet an seinem
Hinterrande einen schräg nach abvi ärts gerichteten, mit breiter
Basis versehenen, griflfelartigen Fortsatz aus, welcher glatt
und glänzend, an der Spitze tief gegabelt und daher zwei-
zinkig ist. Das zweite bis vierte Bauchsegment sind diciit
punktirt, eben, das zweite und dritte hinten gerade abge-
schnitten, das etwas längere vierte al)gerundet und in der
Mitte leicht eingekerbt, letzteres mit seinem Hinterrande fast
an das siebente Dorsalsegment stossend.
Zwei Männchen auf Naxos von Kr ü per gefangen' (Mus.
Berol).
Anmerkung. I-atreille (Encycl. method. VIll, p. 584, no. 18)
beschreibt eine aus Aegypten stammende Osinia spinif/era . deren
Männchen sich durch einen gleiclien Gabel l'ortsatz an der Basis des
IJanches auszeichne! und welcher auch eine etwa gleiche (Trosse, Be-
haarung nnd Bindenzeichnung /.ukomint. Die Flügel derselben werden
jedoch als „fast glashell", der Hinterrand des sechsten Abiloaiinal-
ringes nur als „crenulirt" (bei <>. claricvUi kannnartig gezähnt) an-
gegeben , andererseits weder der Färbung der 8chienensporen noch
der Zahnung des Schildchens Erwähnung gethan.
11. C) s m i a m u 8 1 e 1 i n a.
Metanoti orca media o/jcica , übianim calraribus fernu/i-
neis, nigro-ryanea, fldrcscenli-liirta, verlice (ibdoin'nihiiiic se~
gmenfis duobus nltimis tiigro-pilosis. sropa nif'a : rlgpen haiid
cornulo, apiceni i)ersiis augnstalo^ mandibiilis oblougo-lriangu-
hiribits, ante apicem unidentaüs.
Long. 13 mill. ?.
Das mir allein bekannte Weibchen dieser Art kommt
den stärksten Exemplaren der Osm. bicornis Lin., welcher es
in Form, Färbung und Behaarung überhaupt auffallend ähnelt,
gleich, unterscheidet sich aber sol'ort durch den uubewehrten
und auch sonst wesentlich anders gebildeten Clypeus, durch
die Form der Mandibeln u. s. w, Fühlergeissel fast um den
vierten Theil kürzer als bei der genannten Art und zugleicli
etwas dünner; Kopf in gleicher Weise grünlich stahlblau,
hinter den Augen erweitert und dicht körnig punktirt, das
Hinterhaupt jedoch ein wenig tiefer ausgeschnitten, gleich der
Stirn, dem Clyjieus und den Backen dicht gelb behaart, so
dass die schwarzbraune Behaarung nur auf die Scheitelgegend
beschränkt ist. Clypeus weiter nach unten hinabreichend,
349
heldereeitg schräg und untei' starker Voreehmälerung mich
vorn abgeschnitten, der kurze, quer abgestut/.te Spitzenrand
in Form eines liegenden Dreiecks erweitert und ausgehöhlt,
seine beiden Seitenecken schw ielig verdickt und leicht aufge-
l)Ogen. Mandibeln fast wie bei den Cluilicodonia -Weihehan
gestaltet, länglich dreieckig, flach, innen geiade abgestutzt,
nur mit einem einzelnen kleinen Zahn vor der Spitze, die
Oberlläche durch dichte, runzlige Punktirung matt. Unterlippe,
w ie gewöhnlieh, von halber Körperlänge. Der dicht [tunktirte,
bläulich schwarze Thorax ist gleich dem Schildchen dicht
und lang röthlich gelb, seitlich etwas lichter und mehr zottig
behaart; auf der Rückenseite sind hin und wieder längere
schwarze Haare beigemischt. HinterrUcken durchaus matt
blaiiscb« arz, Tegulae pechbraun, Flügelfärbung wie bei (fstn.
hifonns, auch die Kadialzelle mit braunem Längswisch. Der
hintere iMetatarsus und das darauf folgende Glied schmalei-
als bei jener, das Endglied aller Tarsen gleich den vorher-
gehenden pechbraun. Hinterleib auf der vorderen Hälfte
grünlich erzschimmernd, nicht nur im Bereich der drei ersten,
sondern auch auf der grösseren Hälfte des vierten Ringes
gelb, im Uebrigen schwarz behaait: doch scliimmert die kurze,
ges(dioiene Pnbescenz des sechsten Ringes fahlbraun. Der
Kndrand des letzteren ist etwas breiter abgesetzt als bei (fsm.
hiconiis. die Bauchbürste ebenso brennend roth wie dort.
Ich fing das Weibclien dieser Art Anfang .luni's in
Franken {he\ Culmbach): die hiesige Entomologisclie Samm-
lung besitzt ein übereinstimmendes aus der Schweiz.
12. Osmia macroglossa.
Lic/iila maxillisque corpore toto loiiglor'ihns, tibiarnm ral-
(•(irihiis /'errtigiiieis, viriili-dcitea, fiilro-liirta , capilc rocrnle-
src/ile, rh/pco, (je/iis piciirisque albido-cUlosis, abdominis apire
iiii/n)-piloso.
o Anli'ttuarntu fliujello ihoracis fere longiliidhte , leriter
irtidtilalo, abdotiiiiiis segmeiitis diiobiis iiltitnis inlegris. fientrali
scnmdo nuixiino. roliinduto.
Long. 11 — 12 mill.
i- Clf/pei simpliris maryitic antico fnincafo. anito. mctalarso
posliro elonyalo. sropa ttiirdtiliaca.
Long. 13 mill.
Von allen mir bekannten Osmien durch die auflallende
Längscntw ickolung der JMaxillen und der Unterlippe, welche
letztere beim Weibchen 15 mill. misst, mithin noch die Köi-
jjerlänge übertrifft, ausgezeichnet. ([)ie Li[»pentaster sind um
2% mill. kürzer als die Ligula , die Maxillen stehen gegen
die ljnterlipi>e um 4 mill. zurück), im Uebrigen der Ostnia
2^0
hicornis und noch melir der vorhergehenden Art nahe ver-
wandt, von jener durch den ungeliörnten Clypeus des Weib-
cliens, die viel kürzeie Fühlergeissel und die vveisshcli be-
haarten Kopfseiten des Männchens, von dieser durch den nach
vorn weniger verengten, breit abgestutzten und scharfrandigen
Clvpeus des Weibchens, die Form der Mandibehi u. s. w,
unterschieden. — Männchen von der Grösse der stärksten
Exemplare der Osin bicornis und darüber, auch von gleicher
Färbung und Skulptui' der Körpeihaut. Fühlergeissel nur von
Tboraxlänge, kaum merklich wellig, die einzelnen Glieder nur
doppelt so lang als breit. Behaarung des Kopfes längs der
ganzen Backen, auf dem Clypeus und den unteren Stirnwinkeln
weisslich, dicht und lang, wollig, in der Gegend der Fühler-
insertion und am hinteren Kopfrande röti)lich gelb, auf dem
Scheitel und längs des hinteren Augenrandes (hier jedoch sehr
sperrig) schwarz. Mandibeln ohne Besonderheiten. Thorax
und Schildchen lang und dicht fuchsioth, an den Seiten etwas
lichter, die Brust weisslich behaart; Subscutellarfeld der
hinteren 'Ihoraxwand matt. Tegulae, Flügel und Beine wie
bei 0. bicornis gefärbt. Hinterleib an der Basis lebhafter
bronzegrün, bis zur vorderen Hälfte des vierten Ringes lang
fuchsroth, sodann kürzer und tief schwarz behaait. Sechstes
Dor.'alsegment einfach abgerundet mit sehmal aiil'gebogenem
Endsaum, siebentes ganzrandig oder nur leicht eingekerbt.
Z\Aeiter Bauclning sehr vergrössert, mit fast halbkreisförmig
gebogenem Hinterrande, gleich dem ersten dicht und lang
rothgelbhaarig; vom dritten Segmente nur die gerundeten
Seitentheile sichtbar, das vierte mit aufgebogener Mitte des
Hinterrandes, das fünfte tiach, breit.
Beim Weibchen sind die Mandibeln zwar gleichfalls
wie bei 0. mustclina abgetlachl, aber weniger länglich drei-
eckig, auch nicht am Innenrande gerade abgeschnitten, son-
dern abgesehen von der Spitze stumpf zweizähnig. Der un-
bewehrte Clypeus ist am Ende breiter quer abgestutzt, durch-
aus dach- und scharfrandig, in der Mitte eingekerbt. Die
Behaarung des Ko])fes fast wie beim Männchen gefärbt, aber
auf Cljpeus und Backen kurz; auch sind der rothgelben Be-
haarung der Fühlergegend und des Hinterkopfes lange schwarze
Borstenhaare, wie .^ie auf dem Schei4,el stehen, beigemengt.
Mit solchen ist auch der fuch^rothe Pelz des Thorax und
Schildchens in ziemlicher Ausdehnung untermischt. Das fünfte
Hinterleibs.segment oberhalb tief indigoblau schim;üernd, die
kurze schwarze Behaarung des sechsten fahl; Bauchbürste
nicht brennend rostroth, sondern liciit röthlich gelb. Hinteier
Metatarsus länger gestreckt als bei 0. bicor/iis und gegen die
Spitze hin etwas verschmälert.
351
Iii Griechenland von Krüjjc:- aufgefunden (Mus. Bcrol.j.
[!eber die Ptlanx-e. an welcher diese Art liiegt und sainniell.,
liegen keine Angal)en vor; in Rüeksichi auf die unge\\ölinliclie
Länge der Mundtlieile \\ äre es von Interesse, dieselbe kennen
zu lernen. Der an der weiblichen Seopa haftende Pollen ist
hellgelb gefärbt.
Anmerkung. Smith (Catal. Hymenopt. Ins. of the Brit. Mus.
I. p. 140, no. 37) hat mit dem Namen Osmla npkala eine weibliche
(hmia belegt, welche in äiinlicher Weise gefärbt und behaart ist, wie
die beiden hier zuletzt beschriebenen, durch die lichter gelbrothe
.Scopa aber am meisten mit der Osmifi macror/lossa übereinzustimmen
scheint. Da sich die Angaben des Verfassers, wie gewöhnlich, nur
auf die Färbung beschränken , al)er selbst in Bezug hierauf ungenau
sind, so muss sich eine Erörterung der Frage, ob es sich hier um
dieselbe oder um eine andere Art handelt, von vornherein als un-
fruchtbar erweisen. Öollte Herr Smith die durch ein so auffallendes
plastisches Merkmal ausgezeichnete Osmia nincroglossa in der That
vor sich gehabt haben, so würde seine Osmia apicaUi offenbar als zu
tien vollständig unkenntlich beschriebenen Arten gezählt werden müssen.
Den vorstellenden Notix-en reihe ich eine Aufzählung der
bi.s jetzt von mir in der Umgegend Berlin's beobachteten
Osinia-Avien an :
1) Osmia bicornis Lin., zu welcher Osmia fronticornis
Fab. Panz. als eine auf Abnutzung beruhende Färbungs-
Varietät gehört. Sie erscheint von allen am frühesten, schon
an warmen März-Tagen, und ist bis Ende Mai's überall äusserst
gemein: das Weibchen gewöhnlich in Lehmwänden oder in
Rohrstengeln nistend. Doch fand ich auch diese Art einmal
in grösserer Anzahl an der senkrecht abfallenden Wand eines
frisch ausgestochenen Grabens ein- und ausfliegend. — Die
Augen des Männchens im Leben tief schwarz.
2) Gsmia fusca Christ (bicolur Schrnk.). Bei Berlin
nicht häufig. Die Weibchen m urdeu Anfang Mai^s im Briese-
langer Forst auf Waldwiesen an den Blüthen des Geum rivale
sammelnd gefangen, das Männchen dagegen noch nicht beob-
achtet. Ich habe mich bis jetzt vergeblich bemüht, Helix-
Gehäuse mit den Brutzellen dieser Art aufzufinden.
3) Osmia aurulenta Panz. (Tufiensis Kirby). In den
Küdersdorfer Kalkbergen häufig, auch bei Freienwalde. Die
Weibchen schwärmen ganz frisch entwickelt erst zu' Ende
Mai's, und zwar stets an den Blüthen der Stach js recta; die
Männchen dagegen fliegen schon in der zweiten Hälfte des
April auf Schlehdorn, Ribes aureuni u. s. w. — Die Augen
des Männchens im Leben blassgrün, opulisirend.
4) Osmia f u 1 v i v e n t r i s Fab. ( Leaiana Kirby). Das
3.'S2
Weibchen von Ende Jiini's ab und den Juli hindurch häulig
genug an Leiimwänden und bei Freienwalde besonders auf
den Blüthen von Onopoidon acanthium. Das Männchen ist
mir noch nicht bekannt geworden,
5) Osmia Panzeri Morawilz (Hör. soc. entoni. Ro&s.
VI. p. 65). Bei Berlin während des Frühlings eine der häu-
figsten Alten, überall in Faclnverk und zuweilen in den
Bohrlöchern alter Eichen nistend. Frisch entwickelte Exem-
plare in der zweiten Hälfte des Mai. — Die Augen des
Männchens im Leben tief schwarz.
' 6) Osmia coerulescens Lin. (o rtcne« Lin.). üeberall
äusserst gemein an Lehmwänden; die Männchen von der
zweiten Hälfte des Mai an, die Weibchen bis Ende Juni's.
(In Meran fing ich frisch entwickelte Weibchen noch Mitte
August's). — Augen des Männchens im Leben licht graugrün,
opalisirend.
7) Osmia leucomelana Kirbj {inlernipta Schenck).
Hin und wieder an Brombeer blüthen, nicht häutig; im Biiese-
langei' Forst und bei Freienwalde. >Die Männchen schon Ende
Mai's; die Weibchen von Mitte Juni's bis Mitte Juli's.
8) Osmia acuticornis Duf. (Annal. soc. entom. IX.
1840). An Brombeerblüthen selten: Küdersdorf, Freienwalde.
— Von dieser Art hat auffallender Weise auch das Weib-
chen im Leben graugrüne Augen.
9) Osmia papaveris Latr. Bis jetzt nur in der Freien-
walder Gegend (Falkenberg) von mir angetroffen. Die
Männchen, von äusserst wildem, ungestümen Fluge, haben
gleich denjenigen der beiden folgenden Arten im Leben grau-
grüne, opalisirende Augen. Die beiden einzigen bis jetzt von mir
lebend beobachteten Weibchen traf ich Anfang Juli's bei
Falkenberg bei der Anfertigung ihrer Brutzellen aus abge-
schnittenen Mohnblättern.
10) Osmia adunca Fab. Üeberall massenhaft an Fach-
werk und an den Blüthen von Echium vulgare, Anchusa,
Cynoglossum u. s. w.
11) Osmia caementaria Gerst. (Spiiiolae Schenck,
loti ? Moraw.) Vorkommen und Lebensweise sind oben er-
örtert worden.
12) Osmia tridentata Duf. (_Annal. soc. entom. IX.
1840). Die Art gehört nach der Bildung der Füiiler und des
männlichen Hinterleibes in die Gruppe der beiden vorher-
gehenden Arten, trotz der rothen Scopa des Weibchens und
der habituellen Aehnlichkeit desselben mit demjenigen der
Osmia anmlenia. — Bei Berlin äusserst selten: ich fing bis
jetzt nur ein einzelnes Weibchen an den Blüthen des Lotus
corniculatus, im Juni. — Ausserdem ist nur ein in früherer
353
Zeit von Kirstcin hui BeiJin iiufgefundenes Männclien bekannt
ge\Aorden.
I3j üsmia x an tlioni elana Kiiby. Nur ein von Erich -
son bei Berlin gefangenes Weibchen vorliegend.
14) Osmia uneinata Gerst, Ihr Vorkomnnen ist oben
erörtert worden.
17. ^fKc^g'acliile Latr.
Die Weibchen dieser Gattung sind abgesehen von der
bald kürzeren und breiteren, bald längeren und schmaleren
Form des Hinterleibes im Ganzen sehr viel einförmiger gebaut
als diejenigen von Osinid, und besonders fallen bei ihnen die
mannigfachen Auszeichnungen in der Bildung des Clypeus ganz
fort. Im Gegensatz dazu erscheinen die Männchen gleich po-
lymorph, wiewohl die sie auszeichnenden Merkmale sich In
einem anderen Kreise bewegen als bei den Osmien. Während
am Hinterleib solche im Verhältniss selten (Mecjach. ericeto-
nim Lepel.) hervortreten, concentriren sie sich hauptsächlich
auf das Endglied der Fühlhörner, auf die Bildung der Man-
dibeln, die Haarbekleidung der unteren Kopfwand (Backen),
auf die Vorderbeine (Hüften, Seidenen und Tarsen) und auf
die Schenkel und Schienen der Hinterbeine. Von besonderem
Interesse ist es, dass manche dieser Merkmale eine augen-
scheinliche Analogie mit denjenigen erkennen lassen, welche
auch die männlichen Coelioxtjs auszeichnen und zur sicheren
Unterscheidung derselben verwerthet werden können. Was
zunächst die Mandibeln betrifft, so ersclieinen dieselben bei
den Männchen einer grösseren Anzahl von Arten (unter den
einheimischen z. ß. bei Megacli. lagopoda, maritima^ albisecla,
Willughbiella und circumciiicta) an der Basis nach rückMärts
stark erweitert und haben in diesem Fall eine eigenthümliche
Bildung des Kehlrandes zur Folge; derselbe ist nämlich jeder-
seits in Form einer hornigen und ausserhalb dicht behaarten
Lamelle aufgerichtet, deren concave und stark geglättete
Innenseite einen zweiten am Grunde der Mandibel befindlichen
Gel^nkknopf in sich aufnimmt und ihm als Gelenkgrube dient.
Bei allen diesen Arten lassen die Männchen gleichzeitig eine
eigenthümliche Haarbekleidung der Backen erkennen, welche
darin besteht, dass nahe dem unteren Augenwinkel eine hin-
terwärts verlaufende glatte und glänzende Längsschwiele nach
aussen und innen von einer scharf begrenzten dichten Haar-
reihe eingefasst ist, und dass die innere dieser Haarreihen von
der langen zottigen Behaarung des Kehlrandes wieder durch
eine mit jener Schwiele parallellaufende Furche geschieden
wird. Bei keiner Art ist diese interessante Bildung schärfer
3M
ausgeprägt und iiielir in die Augen lallend als bei der männ-
lichen Mc(jacU. maritima Kirbj. Dieselbe felilt den Männchen
derjenigen Arten, welche einfach gebildete, am Grunde schmale
Mandibeln besitzen, indem hier der untere Theil der Backen
gleiclimässig und wollig (Mer/ach. ligniseca, centuiicularis, ar-
genlata und apicaUs) oder selir lang und diclit, zottig behaart
erscheint (Megach. ericetorum). Bei den durch die angegebene
Bildung der Mandibeln und Backen charakterisirten männlichen
Megaciiilen sind ferner zugleich die Vordertarsen mehr oder
weniger stark verbreitert, die Vorderhülten mit einem gritfel-
artigen Fortsatz versehen und das Endglied der Fühlhörner
zusammengedrückt und bald mehr, bald weniger erweitert.
Dagegen haben die mit einfachen Mandibeln versehenen
Männchen lineare Vordertarsen, das Endglied der Fühler in
gewöhnlicher Weise geformt und entbehren mit Ausnahme
des Männchens der Megach. er/cetonim Lepel. des Gritfelfort-
satzes an den Vorderhüften. Dass sich unter den Männchen
mit erweiterten Vordertarsen einige (Megach, lagopoda, ma-
ritima, albisecla) durch angeschwollene Schenkel und Schienen
der Hinterbeine hervorthuen, ist schon von früheren Autoren
hervorgehoben worden.
Die Zahl der mitteleuropäischen Arten dieser Gattung
scheint derjenigen von Osmia bet;ächtlich nachzustehen; die-
jenige der südeuropäischen mag sich in beiden so ziemlich
die Waage halten, während die übrigen Erdtheile und beson-
ders die Tropengegenden an Megachilen bekanntlich überaus
reich, an Osnnen dagegen nach den bis jetzt vorliegenden
Erfahrungen anftallend arm sind.
Von den neuerdings bescliriebenen Europäischen Mega-
chite- Arten gehören folgende der Gattung im Lepeletier-
schen Sinne nicht an:
1) Megachile albocristata Smitii (Catal. Hymenopt.
Ins. Brit. Mus. 1. p. 151, no. 13). Die nach einem weiblichen
Exemplar aus Sicilien beschriebene Art gehört der Gattung
Chalicodoma an und liegt mir in beiden Geschlechtern aus
Dalmatien, Griechenland und der Krim vor. Sie ist otlenbar
identisch mit der gleichfalls zu Chalicodoma gehörenden
Megach. Lefehvrei Lepel. (Hist. nat. d. Hymenopt. 11. j). 332,
no. 4) Luc. (Explor. scient. de l'Alg^rie, Hymenopt. pl. 8, fig. 1}.
2j Megachile serrata Smith (ebenda p. 152, no. 17)
gehört nach der allerdings unzureichenden Beschreibung wenig-
stens mit Wahrscheinlichkeit ebenfalls zu Chalicodoma.
3) Megachile manieata Giraud (Verhandl. zoolog.
botan. Gesellsch. in Wien XI. p. 4(>3) ist nach einem aus
Krain stammenden Chalicodoma-Wd^nvuiheu aufgestellt; die im
männlichen Geschlechte durch plastische Merkmale sehr aus-
355
gezeichnete Art lii'gt mir in l)ci<len (iesclileelitern uns (irie-
chenlaud (Kriiper) vor.
4) Megacliile rufitar.sis (iiraud (ebenda Xlil, ]>. 35).
Gleiclil'alis nur nach dem männlichen Ge&clilecht beschrieben
und zu Chalicodoma gehörend. Da bereits von Lepeletier
(Hifct. nat. d. Hym^nopt. II. p. 310, no. 2) eine Algerische
Art dieser Gattung mit dem Namen Chaücod. rvfitdrsls be-
legt worden ist, so muss die hier in Rede stehende, ^^ eiche
auch in der Schweiz [Chalicod. rufa Kriechbaumer i. roll.)
und in Spanien vorkommt, anderweitig benannt werden.
h) Megachile Dolirni Radochkotrsky (Stettin. Entom.
Zeit. XXIIl. p. 271. Taf. 1, fig. .5) aus Süd-Russland ist voll-
ständig identisch mit der MefiachUe monnceros (■^Pallas)
Eversm. (Bullet, d. n;itur. de Moscou XXV, 2. p. 67, no. I ).
Dieselbe gehört der Gattung Mef/achile überhaujjt nicht an,
sondern ist ein Lil/iiirf/iis und möglicher Weise von dem
JJth/irfjiis conmlus Latr. (Centris cornuta Fab.) nicht si)ecifisch
verschieden.
Zwei ausserdem noch beschriebene südeuropäische Arten,
^^ eiche wirkliche Megachilen sind, müssen wegen der Cullision
ihres Namens mit früher bekannt gemachten anderweitig be-
nannt werden:
1) Megachile bucep h ala Foerster (Verhandl.d. Preuss.
Rheinlande XU, 1855. p. 231, no. 4) von der Inbel Greta.
Da der Name J/er/. bncephala von Smith bereits im J. 1853
an eine Amerikanische Art der Gattung vergeben \\orden ist,
so schlage ich lür die von Foerster beschriebene Eurojtäische
den Namen Megachile Foersteri voi'.
2) Megachile vestita Giraud ( Verband I. d. zoolog.
botan. Gesellsch. in Wien Xlll, 18H3, j). 35) aus Südfrank-
reich. Auch diesen Namen hat Smith schon im Jaiire 1853
an eine Ostindische Art vergeben, weshalb die hier in Rede
stehende Megachile Giraud i genannt werden nia<i.
Diesen Bemerkungen schliesse ich die Charakteristik
einiger mir vorliegenden neuen Europäischen ,^rten der Gat-
tung an.
I. Megachile ursula.
Mey. circKincincta e simillinui, scd major, (Icti.siiis til-
losa, V vertice, thorace ahdominisqite segmcnlis I. cl ? ntfo-
/nlosis. sropa ninhrina, nigro-limhala, <j Uirsis auticis laliori-
hiis, abdomiim seqinenlo sexlo ulrinqiie fiaud denlato.
Long. 13 { j) —15 ($) mill.
Mcf/((iliili- loHiif/hiosti * K rie ch l)aunie r i. loII.
Diese Art .«-teht in unmittelbarer Verw andtschaft mit der
Meijach. circunicincta Kiibj, welcher sie, abgesehen von ihrer
356
um oiii Drill heil beträchtlicheren Grösse, durcluius ähnlich
.sieht und mit der sie in den für das Männclien der letzteren
hervdigehobenen Auszeichnungen der Mandibeln, Backen, der
Hüften und Tarsen der Vorderbeine durchaus übereinstimmt.
Ihre Unterschiede sind folgende: Beim Männchen ist das
llacligedrücUte Endglied d^r Fühler nicht stumpf, sondern
länglich eiförmig, die Fülilergeissel überhauj)t sciilanker; die
Innenseile der Vordcrschenkel an der Spitzenhäifte des un-
teren Kandes nicht schwarz gesäumt, sondern bis zum Rande
rothgelb, während an der Basalhälfle (wie bei .1/. circamc'mcUi )
noch ein vom Rande gesonderter Längsstreifen neben diesem
herläuft. An den Vordcrsehienen ist die intensiver gelbe Spitze
ausseriialb scliärfer abgegrenzt, der Hinterrand vor der Spitze
kaum ausgebuchtet und nur in einen seiir schwachen Zahn
endigend. Das erste Tarsenglied ist breiler, am Vorderrand
nicht ausgeschweift, sondern gegen die Spitze hin deutlich
gerundet erweitert, das vierte kurz und breit herzförmig, das
Endglied beträciitlich dic-ker, gegen die Basis hin kaum ver-
schmälert; die Haarfranse des Hinterrandes ist kürzer und
gleichmässig abgeschnitten. Das vierte und fünfte Hinterleibs-
segnient entbehren der dichten weissen Haarfranse des End-
randes, das sechste ist lang und dicht greisgelb beliaart, kaum
glänzend, die erhabene <^>uerleiste vor seinem Endrande viel
niedriger, in der iMitle weniger tief eingeschnitten, die beiden
Zähne daher stumpfer: dem Endrand selbst gehen die Seiten-
zähne vollständig ab. Die Erhebung des .siebenten Segmentes
an seinem Spitzenrande ist viel geriugei-, stumpfer dreieckig.
Beim Weibchen sind die Stirn und die Gesichtsseiten
schwarzbraun, der Cljpeus lichter l)raungelb, der Scheitel
gleich dem Thorax fuchsroth behaart, letzterer merklich feiner
und dichter als bei Meg. circiimvincla punktirl, daher fast
matt, durch die dichtere Behaarung mehr verhüllt. Die Te-
gulae sind röthlich pechbraun. Die braungelbe Behaarung des
Hinterleibsrückens schneidet mit dem Endrande des zweiten
Ringes ab und macht hier einer schwärzlich pechbrauuen
Platz. Die Scopa ist nirgends rostroth , sondern im Bereich
der Seheibe umbrabraun, längs der Seitenränder und an der
Spitze schwarz.
Von Dr. K r iec ii baumer im Baierischen Gebirge ge-
sammelt.
2, M e g a c h i 1 e h y m e n a e a.
Nigra, legiilis ('(nicolorihiis . fiilco- pilosa , alxtominis se-
gmenlis /. — .). (iiirantiacü-fasciali.s, .sexto lofo utro: scopa rufa,
apice nigra.
Long. 11 — 12 mill. -V.
357
7 ^ciiin ; in cop.^ Co.vis l(irsis(jii'.' (inlicis .siiiiftlinlms.
iilxioiitiiiis (illio-fdscidli. sctjuicido scilo dci/sc nireo-piloso.
Long. 10 mill.
Das Weibchen liat im Coloril und in der Art der Be-
liaaiung eine aulVallende Aelmlichkeit mit demjenigen der
Megach. ericelorum Lepel. (fasciala Smitli), unterscheidet sich
aber von demselben leicht durch die geringere Grösse, den
Mcniger kubischen, d. h. beträchtlich kürzeren Kopf, den
Mangel der schwarzbraunen Behaarung auf dem Thoraxriicken.
den weniger gewölbten und nach iiinten mehr versciimiilerten
Hinterleib, durch das an der S|iitze niclit rothgelh, sondern
(lurcliaus sch\\ arz behaarte sechste Dorsalsegnient, sowie duich
die brennend rothe, an der Spitze sch\>arze Scopa. — Kör-
j)erumriss fast wie bei iHcg. ceniunciilaris Lin., die Grösse
aber durchschnittlich etwas bedeutender. Kopf kurz, etwas
breiter als der Thorax, auf dem Sclieitel dicht körnig, auf
(JemCl)peus gröber und weniger gedrängt punktirt, letzterer
daher gleich ileni noch sparsanier jninktiiten niittleien Theil
der Stirn etwas glänzend und fast nackt. Der gerade abge-
stutzte Vorderrand des Cljpeus etwas schwielig verdickt,
glatt, die Mandibeln niedergedrückt, innen stum])f gezähnt.
Behaarung des Kopfes rothgelb, auf dem oberen Theil der
Stirn und den Gesichtsseiten dicht und lang, an den Backen
etwas kürzer, auf dem Scheitel sparsam und schwärzlich un-
termischt, so dass dieser von oben betrachtet schwarz er-
scheint, 'l'hoiaxrücken beträchtlich feiner als der Scheitel,
aber ebenso dicht körnig punktirt, malt: die Behaarung mit
Einschluss des Schildchens und der Brustseiten durchweg
rothgelb, auf der Scheibe aber so dünn, dass die schwarze
Grundfarbe deutlich zu Tage tiitt. Tegulae und Flügeladern
schwärzlich pechhiaun, die Bräunung dei' Flügel.-pilze w ie bei
Meg. c.ricctoram. Beine übereinstimmend mit letzterer Art
gelb behaart, die Schieneusjioren lostfarben, die Spitze des
letzten Tai-sengliedes und die Basis der Fussklauen rostroth.
Hinterleib tief schwarz, dicht körnig j)unktirt, bis auf das
Endsegment matt glänzend; der Hinterrand der fünf vorderen
Segmente mit intensiv rothgelber, dichter, anliegender Haav-
franse, welche auf jedem folgenden etwas breiter wird; das
erste Segment ausserdem zu jeder Seite mit büschelförmig
aufgerichteten, längeren Haaren bekleidet. Bei seitlicher An-
sicht erscheinen alle fünf Ringe vor der Hinterrandsbinde —
und zwar die ersten beiden länger — gelb behaart; doch
mischen sich auf dem dritten und vierten Ringe sparsamere,
auf dem Jünften schon zahlreichere schwarze Haare bei, bis
das Endsegment durchaus kohlschwarz, übrigens kurz und
anliegend behaart erscheint. Bauchbürsto auf dem zweiten
358
bis fünften Ringe brennend rostroth, an der Spitze des lünften
und auf dem treciislen lief schwarz.
Das Männchen gleicht demjenigen der J/er/, icnltincn-
laris in Grösse, Gestalt und Färbung bei weitem mehr als
dem der Meg. ericetonim . stimmt mit jenem auch in dem
Mangel der Dornen an den Vorderhüften überein. Es unter-
scheidet sicli indessen einerseits durch noch etwas längere und
dünnere Fühler, andererseits besonders durch die weisse Be-
haarung der Afterdecke. ~ Fühlergcissel um ein Drittheil
länger als beim Weibchen, das Endglied linear, etwas länger
als das zwölfte. Beiiaarung der Stirn, des ganzen Clypeus
und der Backen mehlweiss, dicht und lang, auf dem Scheitel
sparsam mit bräunlichen Haaren unteimischt. Solche zeigen
sich auch auf der Scheil)e des 'i'horax, welcher im Uebrigen
gleichfalls weiss behaart erscheint. Beine durchaus sciiwarz,
nur die Schienensporen gelb und die Basis der Fussklauen
rostroth, die Behaarung weiss; Vordertarsen linear, einfach.
Am Hinterleib die buschige Behaarung des ersten und die
Hinterrandsbinden der übrigen Ringe rein weiss, das besonders
grob punktirte fünfte Segment auch an der Basis weiss be-
haart. Das sechste in der Mitte des Endrandes mehr oder
weniger tief winklig eingeschnitten, aber nicht gezähuelt; die
ganze Oberfläche desselben bis auf einen schmalen Endsaum
dicht anliegend und rein m eiss befilzt. Der Endrand des sie-
benten Segmentes aufgebogen und bei der Ansicht von hinten
das sechste in Form eines stumpfen, liegenden Dreiecks über-
ragend.
Ich Hng diese Art in copula bei Meran Mitte Augusts
auf Centaurea paniculata, deren Pollen die Weibchen ein-
sammelten, früher aucli bei Chiavenna und in der Umge-
bung Wien 's. Die hiesige Entomologische Sammlung besitzt
Exemplare derselben von Sicilien (Zeller). Unter letzteren
land sich ein fast regulär seitlicher Hermaphrodit, von wel-
chem ich im Archiv f. Naturgeschichte (XXVIll. Jahrg. 2.
p. 292) eine Charakteristik gegeben habe. (Vgl. auch Bericht
über die wissenschaftlichen Leistungen in der Entomologie
wählend d. J. 1861, p. 20).
3. M egachile inter mixta.
Nigra, fulco-pilosa, tegniis f'errugineis, abdominis segtnen-
tis I, — .5 aur(mtiacn-fa.sciati.s, sexto iolo afro: scopa nigro-
fusca, hl medio wgmeuti 2. et .7. flavearenti.
Long. 12 mili. V.
Das mir allein bekannte Weibchen dieser Art ist bei
gleicher Länge etwas gedrungener gebaut als dasjenige der
Meg. hymenaea^ der Kopf desselben et^as dicker, der Thorax
359
und Hinterleib breiter. Im Uebrigen lässt es sich duieli fol-
gende Merkmale leicht unterscheiden: Die FUhlergeissel ist
bei gleicher Stärke nicht unbeträclitlich kür?.er, die Punktirung
des Scheitels selir viel feinkörniger, seine Behaarung gleich
derjenigen des Gerichtes durchaus rothgelb, ohne dunkele
Beimischung; die Gesichtsbehaaiung ist länger und dichter,
die l'unktirung des Clyi'eus durch dicf-elbe fast ganz verhüllt,
der Endrand des letzteren nicht verdickt. Die fast fuchsrothe
Behaarung des Thorax und Schildchens ist bei weitem dichter,
so dass sie die schwarze Grundfarbe ganz verdeckt; an den
Biustseiten wird sie meiklich lichter und nach unten sogar
blassgelb. Die Tegulae sind licht rostroth, die Flügeladern
mit Ausnahme der röthlichen Costa pechbraun; die Badial-
zelle und der Aussenrand der Flügel sind nur leicht wässrig
gebräunt. An den gelbhaarigen Beinen eischeinen die Vorder-
und ^iittelschienen länger und dichtei- behaart als die übrigen
Theile: die Schienensporen sind bräunlich gelb, die Fussklauen
und das Endglied der Vordeitarsen rostroth. Der hintere
Metatarsus itt fast den vier folgenden Tarsengliedein zusam-
mengenommen an Länge gleich, innen brennend rostroth be-
borstet. Die intensiv rothgelbe Haarfranse am Endrande der
fünf ersten Hinterleibsringe ist auf allen fast gleich breit, aul'
den vorderen mithin etwas breiter als bei der vorhergehenden
Art, das fünfte Segment an der Basis, das sechste durchweg
tief schwarz behaart. Die besonders auf dem dritten bis
fünften Bauchringe sehr langborstige Scopa ist russschwarz
mi( bräunlichem Schimmer; nur in der Mitte des zweiten und
dritten Ringes findet sich ein zusammenhängender Schopf
bräunlich gelber Haare eingefügt.
Auf Sicilien einheimisch (Schultz in Mus. Berol.)
Anmerkung. Mit den beiden vorstehend beschriebenen Arten
scheint die gleichfalls aus Sicilien stammende Merjnchilc fiiltescens
Smith (Catal. Hymenopt. ins. Brit. Mus. I. p. 153, no. 16) nach den
über das Weibchen gemachten Angaben nahe verwandt zu sein, ohne
jedoch auf eine derselben bezogen ^^ erden zu können. Von J)/f//. hi-
lermixla^ mit welcher sie die rostfarbenen Tegulae gemein hat, würde
sie sich schon durch die lebhalt rothe Scopa, von Me;/. hymenava
dagegen durch die Färbung der Tegulae und des Flügelgeäders
(gleichfalls rostfarben) so wie durch die an der Spitze nicht schwarze
Scopa unterscheiden.
■1. Mcgachile imbecilia.
Aü//</, ((iito- pilosa , ahdoniiiie iiilkiiuscnlo, (tequaliler et
cotiferliiu pufirliilalo, sef/menlis I. — .5. anguste (tlbo-(imhriatis,
idlirno imtnacnlalo : scopa re/ilrali alba, apice exlremo nigra.
Long. 9 — 10 mill. $.
Das allein vorliegende Weibchen dieser Art ist fast
um ein Driltheil kleiner als dasjenige der Meg. apicalis Spin.,
360
welchem es im Colorit ftusser&t ähnlich sieht, von dem es slcli
aber durcli die Skulptur der Oberseite des Hinterleibes und
durch die auf die äu?serste Spitze beschränkte schwarze Fär-
bung der Bauchbür&te leicht unterscheiden lässt; in letzterer
Beziehung mehr mit dem Weibchen der Meg. arc/enfafa Fab.
übereinstimmend, weicht es von diesem schon durch das ganz
schwarze, nicht weissfleckige sechste Dorsalsegment ab. —
Der Kopf ist im Verhältniss schmaler als bei Meg apiralis^
dagegen von vorn nach hinten etwas dicker, gleich deni
Thorax feiner köinig punktirt, matt; die Behaarung sowie die
glatte Schwiele am unteren Stirnrande und auf der Mitte des Cl v-
peus wie hei jener Art, auch die Mandibeln und Küiiler niclit
merklich verschieden, 'regulae ganz pechschwarz oder we-
nigstens am Aussenrande nie so hell und breit rotlibra-uii \\ ie
bei Meg. apicaüs\ Flügel etwas scliwächer grau getrübt, Beine
mit gleiciier Behaarung und rostgclben Schienens])oren. Die
Hinterleibssegmente sind oberhalb in ihrer ganzen Ausdehnung
fast gleichmäst-ig dicht punktirt und entbehren mithin der
glatten und glänzenden Stellen, welche sicii bei Meg. (ipicalis
vor dem Hinterrande derselben bemerkbar maclien. Die weissen
Haarfransen der fünf vorderen Ringe bilden sclimale, aber
durchgehende Binden, der sechste ist zwar nicht rein schwarz
behaart, sondern schimmert etwas greis, ohne jedoch (hibei
eine Sjjur von weissen Haarflecken zu zeigen. Die Bauchbürste
ist auf dem zweiten bis fünften Segment rein weiss, nur im
Bereich des sechsten und am Hinterrande de« lünften schwarz:
sie besteht aus beträchtlich kürzeren Borstenhaaren als hei
Meg. apicalis Spin. (= Meg. mlxia Costa).
Ich fing einige Exemplare dieser Art in der Umgebung
Berlins von Mitte Juni's bis Mitte .luli's; dieselbe ist auch in
der Krim (v. Nord mann) einheimiscli und daher vermuth-
lich weit über Europa verbreitet.
4. Megachile leucomalla.
Nigra, conferlitn ptiiiclala, legulis riifescenlibtis, /'arie, geiih
pectoi'isqiie laferibus nlDeo- üillosis , rerlire et thornch iloran
hreriler f'iisco-pilosis. abdoiniitis segmettti.s I . — .7. (tlho-/inibrift-
tLs: scopa jlaiH'sceHÜ-alba. e.rlreuio apice irigra. *
Long. 13% mill. V-
Nach dem Weibchen zu urtheilen mit J/e^. rt/)«ca//.s und
hnbecilki zunäclist verwandt, jedoch diesen so^^■ohl wie der
Meg. (irgentata &c\\on an Grösse sehr überlegen, von letzterer
überdies durch die kurze Behaarung des Seheitcds und die
rjoch kürzere des Thoraxrückens wesentlich abweichend. —
Der Kopf etwas breiter als der Thorax, in der Ocellengegend
dicht körnig, nach hinten etwas sperriger und mehr grubig
361
punktiit: Stirn und Gesichtsseiten dicht und wollig schnee-
weiss, der Scheitel ziemlieh kurz und russbraun, gegen die
(Jcellen liin jedoch mehr pechbraun behaart. Der untere Theil
der Stirn und die Mitte des Ciypeus nackt, jener mit glattem
und glänzendem Mittelfelde, dieser grob und dicht punktirt,
in der Mitte stumpf gekielt, sein Vorderrand leicht schwielig
verdickt. Fühler und Mandibeln ohne Besonderheiten. Thoi-ax-
liicken und Schildchen grob siebartig punktirt, ersterer nach
vorn mit feiner mittlerer Läug^furche, ziemlich dicht aber
äusserst kurz gelblich braun behaart, letzteres etwas länger
urid spaisamer. Brubtseiten und HinterrUcken gleich den
Backen schneeweiss, diciit und wollig behaart. Tegulae,
Costa und Stigma rOtlilich braun, das übrige FlUgeigeäder
schu ärxlich pcclibraun; die Flügel selbst glashell, nur am
Aussenrande leicht grau getrübt. Beine tief schwarz, die
Schenkel der beiden vorderen Paare stark glänzend, die des
ersten hinterwärts länger weiss behaart; Sciiienen und Meta-
tarsen diclit körnig punktirt, au^ssen greis, letztere innerhalb
brennend fuchsrotli beborstet; Schienensporen rostgelb, Fuss-
klaucn rothbraun. Er.stes Hinterleibssegment über die ganze
(^)uere hin lang und aufrecht weiss behaart, die Seiten dichter
und wollig; der Endsaum der fünf vordeien, dicht und ziem-
lich gleichmässig fein punktirten Segmente schneeweiss ge-
franst und zwar am ersten beträchtlich schmaler als an den
folgenden. Sechstes Dorsalsegment schwarzborstig, in der
Mitte der Basis dünn staubartig weiss behaart. Bauch bürste
am Grunde schneeweiss, auf dem 'S. bis 5. Ringe, wo sie
äusserst lang und dicht wird, lieht gelb, auf dem sechsten
kurz und tief schwarz.
Von Krüper in Attica gefangen.
6. Megachile derasa.
Alis apice infuscat/s. /'ernu/hieo-renosis, antentiis. manJi-
ItuHs, /egulis pedibasqiic laele nifis: ?ii(jra, nwen-pilosa, abilo-
m'nn' allndo-fascialo.
o AnIcnuLs Imiijiiisnihs. vlypeo deuse ulho-tiÜDSo , pedtim
tiiiliconnn coxis styliferis , tarsis elongniis, niceo-lhuhrialh :
nhdomiitis segmenlo ijuinto flaresrt'titi-setoso , sexlo tolo alho-
piloso.
Long. 10%— 11 mill.
$ Clypcn siibniidu. reriice, (horacis tnargiuibtis srutelloque
/nlis brcfibiis , (ibdombiia segmetdis singtdis basi scfiiamulis
(laresceulibKs oblertis: scopa l(da alba.
tong. 12—12'/, mill.
In der Färbung der Beine und der staubartigen Schup-
penbekleidung des HinterleibsrUckeus utit den Aegjptiachen
302
Megach. patellimana und flampes Spin. (Annal. soc. entom. de
France VJI. p. 527 ff.) zunächst verwandt, von ertiterer jedoch
schon durcli die nicht erweiteiten Schienen und lar.'-en der
männlichen Vorderbeine, von letzterer unter Anderem durch
die schneeweisse Behaarung des Hinterrückens und den ge-
bändelten Hinterleib unterfcchieden. Von dem Weibchen der
Megacli. marginafa Smitli (Catal. Hjmenopt. Ins. Biit. Mus. i.
)>. 151, no. 14) durcli die verschiedene Haarbekleidung des
Oesiclites, die an der Spitze stark gebräunten Flügel, die
diciite gelbliche Beschuppung des Hinterleibes u. s. vv. ab-
weichend,
Männchen. Fühler mehr als gewöhnlich verlängert,
lostroth mit gebräunter Spitze, zuweilen auch der Schaft und
das erste Ueisselglied schwärzlich pechbraun; die Gesichts-
seiten und der Cljpeus lang und dicht, anliegend silbei weiss,
die Stirn und der Scheitel dünner greisgelb behaart, letzterer
bei der Ansicht von oben fast nackt erscheinend Mandibeln
rostroth mit schwärzlicher Basis und Sehneide, zuweilen fast
ganz schwarz, ihre Unterseite gleich dem Kehlrande lang
weissliaarig. Thorax oberhalb und das Schildchen diclit greis-
gelb, die Brustseiten und der Hinterrücken reiner weiss und
länger behaart. Tegulae licht rostroth, ebenso das Flügel-
geäder im Beieieh der fast glashellen Basalliälfte; vom Beginn
der Kadialzelle an die Flügelsubstanz intensiv gebräunt und
hier auch die Adern schwarzbraun. Beine ihrer ganzen Aus-
dehnung nach licht rostroth mit scbneeweisser Behaarung, nur
die EndiiälCte der Fussklauen schwarzbraun, die Hüften und
die Basis der Trochanteien von Körperfarbe; Vorderhüi'ten
mit kurzem, za))fenrörmigem Griffel, Vordertarsen mehr denn
doppelt so lang als die entsprechenden Schienen und reichlich
um ein Drittheil länger als die Mitleltarsen, am Aussenrande
gleich der Unterseite der Vorderschenkel lang und dicht
schneeweiss behaart. Schienensporen durchweg licht rostgelb.
Hinterleib auf dem ersten Segment besonders zu beiden Seiten
dicht und ziemlich lang weissliaarig, der Endrand desselben
kurz gewimpert; die weisse Binde der vier folgenden Segmente
durch sehr leine und dicht anliegende Schuppenhaare gebildet,
der vor derselben liegende Theil dünner btaubartig beschuppt.
Das fünfte Segment giob feilenartig punktirt und mit ziemlich
langen und dicken, gelblich glänzenden Borsten bedeckt, das
sechste dicht weissfilzig, schwarz punktirt, in der Mitte des
gezähnelten Endrandes ausgeschnitten. Bauchsegmente dicht
und lang weiss gefranst, das vieite in der Mitte eingekerbt
und daselbst blutroth gefärbt.
Beim Weibchen sind die sonst rostiothen Fühler an der
Spitze nur leicht gebräunt, der Cljpeus so dünn gelblich be-
363
haart, dass er bei der Ansiclit von vorn fast nackt erscheint,
die Ge^ichtsseiten und Eaeken kurz weiss, die Stirn länger
und dichter gelbluiarig. Die kurze und anliegende, t'at-t
5-ehuppenartige Behaarung der Thoraxränder und des Schild-
eliens blassgelb (die Scheibe des ersteren fatt uacklj, die
lange und zottige dei- Brustseiten und des Hinterrandey sclmee-
weiss. Die weisse Behaarung z i beiden Seiten des ersten
Hinterleibssegmentes niederliegend, der Endt^aum desselben
gleicii denjenigen der vier i'olgenden mit gelbliehen, langen,
dicht anliegenden Schuppenhaaien gefranst. Die ganze übrige
Oberfläche sehr fein und dicht graugelb beschuppt, schwärz-
lich getüpfelt, das fünl'te Segment ausserdem kurz weisslich
beborstet; die Bauchbürste ihrer ganzen Ausdehnung nach
weiss, mit gelblichem Schimmer.
Auf Naxos von Krüper gesammelt.
IH. C'lialaeäsd4&i6ii^ Lepel.
Dass sich Lepeletier über die Charaktere dieser von
Megachile im Grunde nur lelativ verschiedenen Gattung selbst
nicht recht klar geworden i^t , geht sowohl aus den für die-
selbe aufgestellten Merkmalen als auch daraus hervor, dass
er eine derselben angehörige Art (Chaücod. Lefebürei) unter
Mer/achile abhandelt, trotzdem aber Chalicodoma von Mega-
chile durch die zwischen beide eingeschobene Galtung Osmia
trennt. Die unbestimmte und zum Tlieil sogar nicht einmal
zutreffende Fassung der l'ür ChaUcodoma aufge^^tellten Merk-
male hat e.s denn aucii mit sich gebracht, dass, wie bereits
oben erwähnt, \ er.schiedene ihr zukommende Arten von Smith
und Giraiid als Megachilen beschrieben worden sind. Will
man beide Gattungen trennen, .so würde man die Avesentlich-
sten Charaktere l'ür i'haJicodoma bei den Weibchen 1) in der
Form des Hinterleibes, weleher bei grösserer Schmalheit höher
gewölbt und mehr gleich breit eröcheint, 2} in der Bildung
des Clypeus^ welcher nicht abgestutzt, sondern zugerundet und
bi.s über den unteren Augenwinkel hinab verlängert ist und
3) in der Form der Mandibeln, welche flacher, mehr langge-
streckt untl am Innenrande fast geiade abgeschnitten erschei-
nen, zu .-uchen haben. Sehr viel schwieriger hst schon die
Unterscheidung der männlichen Chalicodomen , w eiche im
Grunde nacli allen wesentlichen Merkmalen, besonders auch
nach der Bildung des Hinterleibcb Megaeliilen ^ind und von
der Mehrzahl diet-er eigentlich nur habituell durch die dichtere,
mehr pelzige Körperbehaarung und die stärkere Zähnelung
des sechsten Abdominal-Kückensegmentes abweichen. Plastische
Auszeichnungen an den Fühlern, Mandibeln und Backen scheinen
24
364
ihnen durchweg zu fehlen; dagegen lässt wenigstens das
Männchen einer bis jetzt bekannt gewordenen Art (CItalic.
monicata) eine manchen Megachilen entspiechende Bewehrung
der \'orderhiinen, ausserdem aber eine eigenthümliche, an
Anthophora erinnernde Haarbekleidung der Vordertarsen er-
kennen.
Die mir bis jetzt näher bekannt gewordenen Europäischen
Arten der Gattung (oder Untergattung), in welcher nach
meiner Ansicht die bereits bei Megacliile eingeführten Art-
namen nicht in Anwendung kommen dürfen, sind folgende:
J) Chalicod. muraria Fab. Sie ist von allen die be-
kannteste und am weitesten nach Norden (bis Mitteldeutsch-
land) reichende, übrigens in Süd-Europa allgemein verbreitet
und auch nach Algier und Klein-Asien hinübergehend. Grie-
chische Exemplare, welche sich im männlichen Geschlecht
überhaupt nicht, im weiblichen aber nur durch die ganz
schwarze Scoj)a von denjenigen des übrigen Europa unter-
scheiden, sind von ßjulle in der Expedit, scientif.de Morce
(Animaux articules p. 337, no. 749) unter dem Namen Dleya-
chile nestorea beschrieben Morden. Zm ei mir aus Griechen-
land (Krüper) und Klein-Asien (Loew) vorliegende Weib-
chen, auf welche die Brulle'sche Beschreibung seiner Me(/.
nestorea vollkommen zutrifl't, sind von Chalic. muraria nicht
verschieden. Die von Brülle (ebenda p. 338, no. 750) auf-
gestellte Megach. affinis ist allein auf ein Männchen begründet,
dessen specifische Verschiedenheit von Megach. nestorea dem
Verfasser selbst z\\eifelhaft erscheint.
2) (vh all cod. Baetica. Robusla, nigro-fusca, thoracis
marginihus , scuiello ahdomvnsque segmentis duobiis primis
svpra fulvo-pilosis : alis ßarescenti-fuscis. apice obsctrrioribns,
scopa nigra, medium versus obscurc rufa.
Long 18'/, -19% miil. $.
(^ Capite, thorace cinn scuiello abdominisque segmentis
tribus primis fulvo-, sequentibus nigro-hirtis^ tarsis tolis piceis.
Long. 15 mill.
Bei der fast vollständigen üebereinslimmung, welche das
Männclien dieser Art in dem Colorit seiner Körperbehaarung
mit demjenigen der Cluilic. muraria zeigt, könnte die specifische
Verschiedenheit derselben fast zweifelhaft erscheinen, wenn
sie nicht durch das wesentlich abweichende Weibchen
vollständig gesichert Märe. Letzteres übertrifft selbst die
stärksten Weibchen der Chalic. muraria noch beträchtlich an
Grösse und Robustheit und weicht von densi-lben nicht nur
in der Färbung des Pelzes, sondern vor Allem auch in dem
Colorit der Flügel auffallend ab. An den Fühlern und Man-
dibejn sind ebenso wenig Unterschiede wahrzunehmen, wie
365
an der Form und Punktirung des Clypeus; dagegen ist die
Behaarung der Gesielitpseiten so^volil wie diejenige der Stirn,
des Oberkopfes und dei- Backen durchweg licht umbrabraun
und sogar mit deutlichem gelben Anflug. In gleicher Weise
ist abvieichend von Chalicod. muraria die Behaarung des
Mittelleibes vorwiegend, diejenige der befden vorderen Ab-
dominalsegmente sogar durchgängig iiell, nämlich je nach den
Individuen lebhaft j'uchsrotli oder röthlicli gelb. Auf dem
Thorax erscheint nur die Scheibe des Rückens und der vordere
Theil der Brustseiten satter braun, die Behaarung des Vor-
derrandes und des Schildchens sowie ganz besonders die lange
wollige des Hinterrückens ebenso hell wie diejenige der Hin-
terleibsbasis. Auch auf den drei folgenden Hinterleibsringen
lässt die dichte Fransung der Endränder häufig noch eine
fahlbraune Färbung erkennen. Die Scopa ist bald bis auf
wenige" röthliche Borsten in der Miltellinie des Bauches ganz
russschwarz, btild in weiterer Ausdehnung rostroth. Die Fär-
bung der Flügel ist gewissermaassen derjenigen der weiblichen
Chal. muraria gerade entgegengesetzt; denn vvährend sie sich
bei letzterei- von der Basis aus bis zum Ende der geschlos-
senen Zellen besondeis intensiv schwarzbraun und stark stahlblau
schimmernd zeigen, sind sie bei Chat. Baetica hier gerade viel
lichter als an der Sjdtze, nämlich durchscheinend gelblich
braun. Tegulae wie bei Chal. muraria pechsciiwarz, die
Behaarung aber gelbbraun. An den Beinen sind die Tarsen
dunkler, auch das Endglied pechbraun; die Behaarung an
der Aussenseite der vorderen Metatarsen meist, die Beborstung
an der Innenseite der liinteren stets düsterer rothbraun, weniger
kupfrig schimmernd.
Ein Vergleich des Männchens mit demjenigen der Chal.
muraria- ergiebt für die vorliegende Art im Grunde keine
weiteren Unterschiede als 1 ) eine etwas feinere, kürzere und
dichtere Behaarung auf Kopf, Thoraxrücken, Schildchen und
Hinterleib und ein dadurch bedingtes glatteres und weicheres
Ansehen des gesammten Pelzes, \\ elcher überdies auf den drei
letzten Abdominalringen \^•eniger rein schwarz erscheint; und
2) die mit dem Weibchen übereinstimmende durchweg pech-
braune Färbung der Tarsen.
Diese Art wurde in zahlreichen Exemplaren beiderlei
Geschlechts in Andalusien von Staudinger gesammelt.
3) Ciialicod. Lofobvrci. Alis salurale fuscis, subpa-
raJh'la, alra, inelauotn ahdomiirisque hasi ulriitquc alho-rillosis.
hujus si'(/vienti.s ?.-— 7. i/ifcrr////le nivco-fasrialis.
Long. 14~I6yj mill. V.
24'-
866
(^ Alis hviler infiisvalis. capitc , thorace abdomhmque
scgnieutis duobus ha.saähtis fJitccscent'i- vel olbido-villoftis.
Long. 13-14 mill.
Mrqachilc Lc/'clurii L epcle t i er., Mist. iiat. d. Ilymeiiüpt. II. p.
233, 110. 4. rV).
Mc(j((chilc Lc/'r/)fio('i Ldcas, Explor. scieut. de l'Algerio, Auim.
articul. III. p. 194, uo. ViO. pl. 8. lig. 1. (V)-
Mequvhilc olhoLrislnlii iS in i I. h , Catal. llvioenopt, Ins. Rrit. Mus.
I. p. 151, no. 13 ($).
Diese durch die Furbuiig und Bindenzeichnung des Weib-
chens leicht kenntliche Art kommt nicht nur auf Sicilien und
in Algier, feondern auch in Dahnatien (Dahl), Griechenland
(Waltl) und auf der Krim (Pallas) vor. Die schneewei&sen
Halbbinden des weiblichen Hinterleibes erstrecken sicii nicht
bei allen Exemplaien auf die vier vorderen Segmente, sondern
hören zuweilen schon mit dem zweiten auf. Bei dem Männ-
chen sind die beiden ersten Hinterleibsringe durchgehends —
an den Seiten und am Hinterrande jedoch beträchtlich dichter —
schneeweiss oder gelblicli greis behaart, die l'olgcndcn ent-
Mcdcr ganz schwarzhaarig oder am Endrande lichter braun
gefranst. Slirn, Scheitel, 'l'horax und Schildchen sind greis-
gelb, Gesicht, Backen, Brustseiten und Hinleniicken lang und
wollig schneeweiss behaart. — Ob die Mcij. seriaia Smith
(a, a. 0, p. 152, no. 17) auf das Männchen dieser Art be-
gründet ist, erscheint nach den über dieselbe gemachten An-
gaben zum Mindesten zweifelhaft.
4) (,'liulicod. p yrriio j)eza. Alis siihhyaliiiis, apice bifn-
Hcai'is, iarsis lade rii/is. iti<jra. /'Nlco-pilosa, iibdomitiis segiueii-
lis tribiis vitiniis alris, //pirc (jrisco-fniibriüüs: feminae scopa
tola rufa
Long. 12 (,^) —14 (^) mill.
Aiilhojtliora nieliliiif/a '•llliger, Magaz. f. Insektcnk. ^'. p. 127,
1.0. 77. (^).
Mefjacliilc ni/ilarsts Giraud, \ erhaiidl. d. zool. botan. Gesellsch.
XIII p. 35 G^).
Clialicodoino rufa * K ri e c h b all mer in coli.
Unter den bis jetzt bekannt gewordenen Arten die kleinste,
überdiesdurch die licht rostrothenTarsen in Gemeinschaft mitden
an der Basis fast glasheilen Flügeln und der Färbung der Körper-
behaarung leicht kenntlich. In BetreiF des Männcliens kann
auf die von Giraud (a. a. 0.) gelieferte ausfühiliche Be-
schreibung verwiesen werden. Das Weibciicn zeicbnet sich
zunächst durch die ganz rostrothe Scojui aus und unter-
scheidet sich A om Männchen, mit welchem es in der Färbung
der Behaarung fast ganz übereinstimmt, 1) duich grösseren
und robusteren Körper, 2) durch die im Beieich der Spitzen-
hälftc stärker gebräunten und deutliciier blau scliimmernden
Flügel, 3) durch die auch an der äussersten Basis liciit rost-
3*S7
rothen Metatarsen der Mittel- und Hinterbeine sowie durch
die biutrothc Spitze aller drei Scliienenpaare, 4) durch die
russschvvarz behaarte Scheibe des Tlioraxrückend und die
weitere Ausdehnung der sch\A ärzlichen Behaarung des Scheiteln.
Diese Art scheint im südwestlichen Europa weit verbreitet
zu tein, da sie von Kriech bau ui er bei Chur, von Giraud
in Südfiankreich, von Hoffmannsegg in Portugal und von
Staudinger im südlichen Spanien gefunden worden ist. —
Da bereits Lepeletier (Hist. nat. d. Hymenopt. II. j). 310,
HO. 2) eine ChaUcodoma rufifarsis (aus Algier) beschiieben
hat, so kann der von Giraud für die vorliegende Art ge-
wählte Name nicht verbleiben; der oben citirte Illigersche
ist durcli keine Beschreibung gestützt.
5) Clialicod. rnanicata Gir. {Meyachile manicata Gi-
raud, A'erliandl. d. zoolog. botan. Gesellseh. XI. p. 463). Das
Männchen ist durch die von Giraud hervorgehobenen Aus-
zeicluiungen der Vorderbeine leicht kenntlich und mit keinem
anderen zu vorwechseln, das mir gleichzeitig vorliegende
Weibchen mit jenem in der Färbung der Körperbehaarung
fai-t vollständig übereinstimmend und ihm auch an Grösse
wenig überlegen. Abweicliend ist, wie bei den verwandten
Arten, die etuus stärkere Bräunung der Flügelspitze, ferner
die kürzere und in der Mitte der Stirn wie des Cljpeus mit
lussigem Braun gemischte weisse Gesichtsbehaarung, die mehr
greisgelbe Behaarung des Thoraxrückens und des oberen
Theiles der Brustseiten, die weniger intensiv fuchsrotlie (mehr
rothgelbe) der drei ersten Hinterleibsringe. Die Scopa ist auf
dem Endsegmente tief schwarz, im Uebrigen dunkel rostroth.
Beide Geschlechter dieser Art liegen mir aus Attica
und von Cephalonia (Krüper) vor.
6) Clialicod. Sicula Lepel. (^Apis sicitla Rossi). Sie
steht durch den kürzeren und dickeren, zugleicli dichter
pelzig behaarten Körper der vorhergehenden Art näher als
den übrigen Europäischen, entbehrt aber im männlichen Ge-
schlecht der die Vorderbeine jener auezeichnenden plastischen
Besonderheiten. Durch das intensive Colorit ihres Pelzes zu
den farbenprächtigsten Europäischen Bienen gehörend, unter-
scheidet sie sich von allen vorhergehenden Arten schon durch
die brennend rothen Beine, an M-elchen nur die Basis der
Schenkel in geringerer oder weiterer Ausdehnung schwarz
erscheint; bei den Weibchen ist letztere Färbung zuweilen
auf die äusserste Basis der Vorderschenkel beschränkt,' wäh-
rend sie sich gewöhnlich auf alle drei Paare ausdehnt, am
dritten aber in der Regel nicht weit hinaufreicht.
Die Art ist allen drei Südeuropäischen Halbinseln eigen
und komniL auch in Algier und Egypten vor.
36S
Nachtrag zu S. 290 293.
(Auszug aus der Schlesischen Zeitung vom 23. Juni.)
Beschreibung der kranken Pfl a uzen (Gerste und
Hafer). Je nachdem die Pflanzen mehr oder weniger von
der Grenze des Roggens entfernt, also im jüngeren oder
späteren Alter ergriffen waren, zeigten sie ein verschiedenes
Ansehen, die letzteren hatten sich bestockt und einen oder
mehrere stärkere Halme gebildet, während am Grunde der-
selben meist eine Anzahl getödteter Triebe voihanden waren;
doch sind auch erstere oft krank, selbst da, wo bereits die
Aehren in den Blaltscheiden fühlbar sind; ihre Blätter sind
gelb oder rotli, wie von Rost befallen; die Blaltscheiden und
Halme selbst jedoch grün. Die Färbung der Blätter fällt am
meisten in die Augen, da sie schon von Weitem sichtbar wird.
Bei genauer Betrachtung findet man das Herzblatt der kranken
Halme nicht frisch grün, sondern gelb und welk; spaltet man
den Halm, oder schält man die umhüllenden Blattscheiden
ab, so findet man dieses Herzblatt seiner ganzen Länge nach
gelb oder bräunlich, fadendünn, weich, wie faulig; am Grunde,
wo es auf dem Stengel aufsitzt, ist es angenagt, wie abgefeilt;
man- findet daselbst die Feilspäne als ein m eissliches Mehl,
das unter dem Mikroskop aus abgelösten Zellen und Gefäss-
stücken besteht; dieses ganze Stück reisst leicht vom Halm
ab; letzterer ist in der Kegel gar- nicht oder nur an seiner
Spitze angegriffen, und entwickelt am Grunde neue Trieb-
knospen. War die Pflanze schon in der ersten Jugend an-
gegriffen, so geht sie bis zum Grunde ein und lässt nur welke,
trockene Blattscheiden' zurück.
Ursache der Erkrankung. In allen so beschaffenen
Pflanzen finden wir meist nur eine, selten zwei v/eisse Fiiegen-
maden im Grunde des Herzblattes '/^ — 1 Zoll über dem
Boden; es lässt sich zweifellos feststellen, dass diese Maden
durch Abnagen des jüngsten, innersten Herzblättchens und des
Endtriebs das Wachsthum des Halms vernichtet haben.
In den im frühen Alter angegriffenen Pflanzen, sowie in
den todten Seitentrieben der kräftigen Halme finden sich ge-
genwärtig nur die braunen Puppen; theilweise sind sie auch
ganz leer, da bereits seit Anfang dieses Monats die winzigen
Fliegen ausschlüpften.
Letztere, schwarz, glänzend, lebhaft, sind von mir sclion
früher beschrieben worden. Nachdem ich die von mir in
grosser Zahl aus krankem Hafer erzogenen Fliegen der ersten
369
Autorität für diese schwierige Thierklasse, Herrn Professor
Dr. Loew zur Bestimmung übersendet, ist sie von demselben
für die Fritf liege, Oscinis Frit der neueren Autoren er-
klärt worden.
Lebensweise der Fritfliege. Es ist zur Genüge be-
kannt, dass die Maden der FritHiege in der Wintersaat leben,
und iiier oh ungeheuren Schaden anrichten ; es findet sich zu
Wintersbeginn kaum eine kranke Weizen- oder RoggenpHanze,
MO die Made niclit entweder allein, oder in Gesellschaft mit
•.indeien Getreidefeinden haust. Während in den meisten
Büchern ausser dieser Wintergeneration von der F'ritfliege
nur noch eine Sommergeneration erwähnt wird, welche in
Schweden durch Verschrumpfen der Körner in den Gersten-
ähren verderblich wird, erklärt Herr Professor Loew es noch
nicht für völlig zweifeUos, ob die Fliege in den schwedischen
Gerstenähren mit der unserigen identisch sei. Nach den gü-
tigen Mittheilungen dieses berühmten Forschers entwickelt
sicij aus den Larven der Wintersaaten eine Frühlingsgenera-
tion der Fritfliege, die ihre Eier auf die junge Sommersaat
ablegt, in den darauf folgenden Generationen sich immer mehr
von den Feldern, die ihren Larven keine zarten Blätter mehr
bieten, verliert und auf benachbarte Grasplätze und Wiesen
übergeht, auf denen die Fliege bis zum späten Herbst unend-
lich gemein und zahlreich ist, aber tlieils ihrer Kleinheit
wegen, theils weil der durch sie angerichtete Schaden, trotz
seiner Grosse wenig in die Augen fällt, meist übersehen wird.
So ist der gewöhnliche, oft beobachtete Lauf der Erschei-
nungen.
Diesjähriger Verlauf. Dass in diesem Jahre die
Fritfliege zu einer Landplage geworden, und den Hafer,
welcher gewöhnlich als befreit von zweiflügligen Getreide-
feinden angegeben wird, sowie die Gerste in so eriieblichem
Maasse beschädigt hat, liegt nach brieflicher Darstellung des
Herrn Prof. Loew an dem abnormen Witterungsverlauf des
letzten Winters und Frühjahrs.
Aussicht für die Zukunft. Aber gerade das eigen-
thümliche Zusammentreflen von Witterungsverhältnissen,
welche die Fritfliege zum Nachtheil unsrer Felder in völlig
abnormer Weise begünstigten, wird sich schwerlich so bald
wiederholen und es itt daher nach der competenten Ansicht
von Prof. Loew nicht zu befürchten, dass die Verwüstungen
in ähnlicher Weise bald wiederkehren werden. Nur wenn die
Witterung bis zum nächsten Sommer genau denselben Verlauf
nehmen sollte wie bisher, würde sich der Schaden bis zu
enormer Höhe steigern können.
Andere Maden. Die Witterung hat otlenbftr in diesem
370
Frühjahr auch andere Fliegen und Mücken, die als Getreide-
feinde berüchtigt sind, begünstigt; denn auch von anderen
Getreidealten .'^ind mir Kranklieitserscheiniingen niitgetheilt
\A orden, die von dergleichen Maden veranlasst wurden. Zwar
ist der im Jahre 1860 im Samland und der Weichselniederung,
im Jahre 1867 (Juli) in Neu Vorpommern und Rügen beob-
achtete Gerstenblattzers türer, Hydrellia griseola Fallen,
auf den der geschätzte Berliner Correspondent des „Landwirth'-'
Nr. 24 mich aufmerksam gemacht, in Schlesien von mir dies-
mal noch nicht beobachtet worden. Dagegen leidet der Wei-
zen in ungewöhnlichem Grade durch die Zerstörung der Hes-
senfliege (Cecidomjia destructor), welche die unteren Halm-
knolen anfeilt, worauf die verletzte Stelle sich schwarz färbt
(durch Bräunung der Zellmembranen bis in das Mark hinein);
durch sie sind manche Felder (z. B. bei Lissa und Brieg) im
Ertrage ausserordentlich zurückgebracht, da die verletzten
Halme sehr kurz, schwach, brüchig, kaum im Stande sein
werden, eine Aehre zu tragen. Im Weizen aus Mangschütz
habe ich auch die Larve von Chlorops taeniopus gefunden,
welche das Halmglied unter der Aehre anfeilt und deren
Hervortreten aus der Blattscheide zurückhält. In den Roggen-
feldern hat Herr Schander auf Lorankwitz hei Koberwitz
kranke Aehien, durch gelbweisse Flecken erkennbar, beob-
achtet und eingesandt, in denen die Körner durcii die zahl-
leichen Maden der Weizen mücke (Cecidomyia Diplosis
triiici) zerstört sind: es finden sich in einzelnen tauben BIü-
then 15 — 20 Maden, die .'<ieh gern an einander hängen, gelb
und Minzig klein, ^/.^ — 1 mm. gross sind.
Jassus sexnotatus. Ich habe nunmehr die Ueberzeu-
gung gewonnen, dass überall, m o die Sommerung in der
oben geschilderten Weise vernichtet oder angegriffen worden
ist, dieselbe ^'on den Larven der Fritfliege oder von anderen
Zweiflüglern heimgesucht wurde, deren Anwesenheit eich
immer zunächst durch das Absterben des Herzblattes verrieth.
In den letzten Tagen sind mir auch von mehreren Landwir-
then, insbesondere aus dem Kreise Poln.- Wartenberg, selbst-
ständige Beobachtungen über das Vorkommen der Fliegen-
maden in der kranken Sommerung mitgetheilt worden. Wenn
die Maden in anderen Fällen übersehen wurden, so trägt die
Schuld davon die zunächst den Beobachtern entgegengetretene
unge\A öhnliehe Entwickelung eines zweiten Insekts, das, viel-
leicht auch von den Roggenfeldein ausgehend, in zahllosen
Schwärmen über das kranke Sommergetreide herfiel, die
Blätter zum Theil wie schwarzer Staub bedeckte, sie aus-
saugte, und, wie ich annehmen muss, die rothe und gelbe
Färbung derselben, die meist nur die Blattfläche trifft, aber
371
bi? zur Bayits clor Blatter und deren Scheiden nicht hinabreicht,
veranlas.'^t hat. Dieses als Larve ungellügelte und gleich dem
Erdtloh hüpfende, später aber viertlüglige tliegenähnliche,
bald mehr schwarz, bald inelir gelb gefärbte Thierchen i^t,
wie ich schon er^^■ähnt, die unter dem Namen des sechs-
fleckigen Jassus bekannte Zwerg-Cicadc (Jassus sex-
notatus Fallen).
Wo sich dieselbe auf gesunden Roggen- oder Weizen-
feldern, oder auf Wiesen niederliess, hat sie meist keinen be-
merkbaren Schaden angerichtet; auf den durch die Made er-
krankten Gersten- und Haferfeldern aber, die sie vielleicht
mit Vorliebe heimsuchte, scheint sie zur Abtödtung der älteren,
\on der Made nicht direct betroffenen Blätter und dadurch
zur Schwächung der Pflanzen wesentlich beigetragen zu haben.
Interessant ist, dass gegenwärtig dieses Thierchen von
einer Epidemie befallen und hingerafft wird, deren Ursache
ein in seinem Blut sich entwickelnder, mikroskopi-
scher Pilz, Empusa ist: derselbe, der im Herbst die Stuben-
fliegen tödtet. Man erkennt die durch Emjiusa getödteten
Cieaden dadurch, dass ihre vier Flügel ^^ ie zum Fliegen aus-
gebreitet und ihre angeschwollenen Körper von dem weissen
Staube der Pilzsporen bestreut sind; in solcher Gestalt haften
sie an den Blättern der Getreidepflanzen.
Breslau, 19. Juni 1869.
Prof. Ferdinand Co h n.
372
Butalis Heinemanni
von
H. «. ]?lS«c9iler.
Alis anticis olivaceis, linea longitudinali ex basi nascenle
et alam mediam superante; inacula alba niarginali, antennis
a radice subtus albo-luteis, palpis a radiee et media inl'eriore
parte, ore, abdomine .subtus et femoiibus albo-lutei-s.
Fühler schwarz, auf der Unterseite zeigt sich das Wurzel-
glied diclit weissgelb beschuppt, und von ihm dehnt sich
diese Färbung, schwächer werdend, bis in die Mitte der
Fühler aus. Wurzelglied und untere Hälfte des Mittelgliedes
der Palpen weissgelb, das Uebrige schwarzbraun. Kopf und
Thorax glänzend dunkel olivengrün, das Gesicht theilweis
gelblich beschuppt. Biust weissgelb. Hinterleib oben oliven-
grün mit Kupferglanz, unten ganz weissgelb. Vorder- und
Mittelbeine schwärzlich, mit weisslicher Beschuppung. Hinter-
beine weissgelb, nur die Tarsen schwärzlich beschuppt.
Vorderflügel dunkel olivengrün, stark glänzend, aus der
Wurzel zieht ein weisser, kaum gelblich angeflogener Längs-
streif bis über den Innenwinkel saumwärts ; nahe hinter ihm
steht ein weisser Fleck, welcher höher als breit ist und, an
seinem untern Ende in einer kleinen Spitze vortretend, den
Saum berührt. Franzen schwarzbraun. Hinterflügel schwarz-
braun, mit gleichfarbigen, gegen das Ende kaum lichter
werdenden Franzen. Unterseile aller Flügel schwavzgrau, die
Franzen dunkler, die Oberseite gleich gefärbt. Flügelspannung
17 mm., Vorderflügelbreite 2 mm.
Von den Weibern von Knochella SV. und Puncti-
vittella Costa, mit welchen die neue Art blos verglichen
werden kann, unterscheidet sich dieselbe hinlänglich, und
zwar von Beiden durch die gelbliche Färbung der Fühler,
der Palpen, des Gesichtes und des ganzen Hinterleibes; was
Letzteren betrifft, so zeigt das Weib von Knochella SV. nur
die letzten fünf Segmente unten weisslich, das letzte auchjn
den Seiten schwärzlich gefäibt, und überdies ist bei dieser
Art auch das vorletzte Segment auf der Überseite weisslich
gefärbt. Punctivittella Costa führt nur die zwei oder drei
letzten Hinterleibssegmente unten weisslich, das letzte eben-
falls in den Seiten dunkel. Die Hinterbeine zeigen bei diesen
Arten nicht weissliche, sondern schwärzliche Schienen, die
Tarsen dunkler, Punctivittella auch dunkle Schenkel. Ueber-
dies ist die Grundfarbe des Thorax, Kopfes, der Oberseite
373
des Hinterleibes und der Vorderflügel bei Punctivittella nicht
grün, sondern schwarzbraun und nur schwach glänzend, der
weisse Längsstreif der VordertJügel ist zudem viel kürzer,
kaum die Flügelmitte erreichend, der weisse Fleck bildet ein
schräg gestelltes Oval und tritt an seinem untern Ende nicht
in einer Spitze vor, steht auch vom Saum entfernter. Von
Knochella SV. unterscheidet die neue Art die bedeutendere
Grösse und die viel stärkere weisse Vorderllügel/.eichnung.
Mein einzelnes weibliches Exemplar wurde in der Gegend
von Nizza durch Heirn Graf von Hoffmannsegg in Ramenau
gefangen und mir freundlichst mitgetheilt.
Wenn icli diese Art nach meinem Freund Herrn v. Hei-
nemann in Braunschweig benenne, so wird dies um £0 pas-
sender gefunden werden, als der verdienstvolle Bearbeiter der
Schmetterlinge Deutschlands nicht beabsichtigt, den Namen
Tiecheria Heinemanni, welcher bisher nur nomen in litteris
war, in dem letzten Bande seines Werkes beizubehalten.
Kionförstchen bei Bautzen, März 1869,
Apion Steveni Gyll. Seh. species insignis
et propria
von
Dr. Betlie.
Fast wäre es mir begegnet, uass ich obiges Apion als
neue Art beschrieben hätte. Schuld daran wäre die neuerdings
mehrfach angenommene Identificirung desselben mit Ap. flavo-
lemoratum Hrbst. gewesen- so in MarseuFs Katalog, so in
Wencker's Monographie der Apionen in der Abeille 1864 p.
160. 57, wobei jedoch Wencker die Bemerkung macht: „le
Steveni Schh. d'Astrachan semble appartenir a cette espece
(tJavofemoratum); ferner im neuen Berliner Catalog des Dr.
Stein.
üebrigens war Herr Desbrochers des Loges in derselben
Lage gewesen, wie ich aus den Mittlieilungen der Schweizeri-
schen entomologischen Gesellscliaft 1867 ersah.
Dr. Kraatz hatte aber bereits in der Berliner Entomolo-
gischen Zeitschrift X. 303 die unstatthafte Vereinigung ge-
nannter Käfer ganz beiläufig monirt, was ich übersehen hatte
und wovon icli uider mein Erwarten erst später aus dem
kürzlich erschienenen Inhaltsverzeichnisse der Berl. Zeitschrift
zu Jahrg. 1863 — 68 Kenntniss erhielt.
s
374
Ich gebe in Nachfolgendem die erweiterte Beschreibung
Gjllenhals in Schönherr''s Sjnonymia Int^ector. Tom. V. 394.
69, die niancliem Entomologen itngenehm sein dürfte.
Apion Steveni Schli.
Robustum, nigrum, gl ab r um, pedibus rufo-brunneis vel
rutis, thorace rüde plus minusve remote punclato, postice
fovea profunda insculpto; elytris subglobosis, striato-punctatis,
A'iridi-coeruleis, inferstitiis Intis, j)lani!^, seiiatim remote punc-
tatis.
Mas. rostro breviore, pedibus fere omnino rufii?.
Fem. vostro longiore, femoribus rufescenlibu?.
Patria: Rossia meridion. oricntal. Long. 3 mm.
Von der Gestalt des Ap. sorbi $. die Stirn eben, mit
3 oder 4 liefen, kurzen und unregejmässig gestellten Furchen.
Der Rüs.'el so lang oder länger ( 5?^) als Kopf und Thorax,
gebogen, eylindriscli, zerstreut punktirt, mit dicken subba-
silar inserirten sclnvarzbraunen Fühlern. Der Thorax ist
kaum länger als an der Basis breit, nach vorn verengt, ge-
wölbt, etwas uneben, mehr oder weniger entfernt und sehr
grob punktirt, mit einer tiefen, nach vorn in eine schmale
Furche auslaufenden länglichen Grube. Das Schildchen ist
stumpflanzettf(3rmig, an der Basis vertieft. Dii' Flügeldecken
sind breit und gewölbt, wie der übrige Körper unbehaart,
fast doppelt so breit als die Basis des Halsschildes, nach
hinten erweitert, blau oder bläulich grün, scharf gestreift,
fast gefurcht, mit nicht sehr nahen Punkten. Die Zwischen-
räume sind breit, oben mit einer regelmässigen Reihe entfernt
stehender, nicht sehr feiner Punkte. Die Unterseile ist ziem-
lich stark punktirt. Die Beine sind beim ,j mit Ausnahme
der Schenkelbasen, der Kniee und Tarsen roth; beim -V die
Mitte der Schenkel geröthet. Apion Steveni muss demnach
als eigne Species betrachtet werden nnd seinen Platz vor
A. flavofemoratum einnehmen.
375
Doctor und Apotheker.
No. 2.
Die inzwischen vom Doctor - Kataloge in laacher Folge
erschienenen Bände 2, 3, 4 bestätigen den rühmlichen Fleiss
der beiden Herren Verfasser, ich habe für die Lamellieovnien,
namentlich iür die kothfres.sende Halbschied, nie eine sonder-
liche Vorliebe gehabt, und l'ühle mich desiialb \\ eniger be-
rufen, den vierten Band spcciell zu besprechen, welcher aus-
scbliesslicli vom Baron v. Harold redigirt ist. Immerhin darf
icli den Beweis nicht schuldig bleiben, dass ich darin geblättert
habe. Die Frage, wo der Oit Sali ei liegt, will ich nicht
stellen, denn ich kann mir leicht denken, dass diese apokry-
phische Patria hinter dem Aphodius Sallei ein Correcturfehler
statt Mexico ist. Aber darüber \\ ünschtc ich Mohl belehrt zu
werden, deshalb Haiold Psammobius statt Psammodius ein-
geführt hat? Bei seinen Citaten steht zwar für letzteren
Namen Serville als Autor, aber der geht mich um so we-
niger an, als der richtig gebildete Name der Gattung Psam-
modius in den J8ü8 erschienenen Insecta suecica Gyllenhals
Pars I. pag. 0 licgründet zu lesen steht. Weshalb in aljer
Welt soll nun dieter Name verworfen werden zu Gunsten des
1841 von Heer errichteten Psammobius?
Der Symmetrie halber will icii auch mit Dr. Gemminger
nicht darüber rechten, dass er den ehrlichen Grape, ^A•elchem
Gyllenhal einen Coljmbetes dedicirt hat, in Grappi*) umtaufen
liess: ich kann nur sagen, dass in Beziehung auf scharfe und
gewissenhafte Correetur "'■''' j der Doctor - Katalog bei weitem
alle seine Vorgänger ohne Ausnahme übertlügelt. Aber den
von aller Welt rccipirten Namen Pelobius hätte er ruhig auf
dem Throne lassen und nicht durch die zueiCelhafte Hjdrachna
Fabr. verdrängen, noch viel weniger die Pseudo- Etymologie
von v6(OQ und dQctxra dazu setzen sollen, wo äxva vollkommen
ausreicht.
Im dritten Bande S. 829 m ird «nan sich vielleicht über
Lordites glabricola wundern und fragen: „was hat Candcze mit
dieser seltsamen Speciesbenennung sagen wollen ?'■' Bei ge-
nauerem Nachsehen findet sich aber, dass von Candeze nicht
glabricola sondern glabricula''^'"'-') geschiieben, und dass ihm
•') Tom 11. y. 450.
**) Selten stösst man auf leichte N'ersehen, wie z. H. S. 628, wo
rufitartis offenbar rutitarsis vertritt, oder S. 929 <<;io/\- anstatt da:iic.
*<-*J Mem. Süc. Roy. de Liege 1861, XVI. p. 340.
376
dieser Name von Murray als derjenige mitgeiheilt war, unter
welchem JMuiray die Art in seiner (leider unvollendeten)
Monogiapliie der Nitiduliden publieiren wollte. Mithin muss
glabricola in glabiieulus umgetauft werden, damit das Decorum
nicht leide — eine einzelne Dame mit elf Herren in dasselbe
Gattungs-Carcer eingeschlossen, unter welchen obendrein gar
ein Gaffer, ein Jmmundus und ein InquinatusI Ausserdem ist
bei dieser Art das Zeichen vergessen, welches sonst bei den
Alten steht, deren Larve beschrieben ist.
Recht herzlich dankbar bin ich — und gewiss noch recht
Viele mit mir — dem Docior - Kataloge, dass er (im heim-
lichen Widerspruche mit seinem scalpirenden Emendir - Ter-
rorismus) durch das ganze Werk die gleichmässige Endung
idae für die Familien beibehalten und die „Garabici^' n^il-
phales^'' und vollends die unsinnigen „Cucujipes^* zum Tempel
liinausgeworfen hat, von welchen letzteren ich zu Ehren
Latreille's immer noch glaube, dass das beabsichtigte d in
Cucujides bei dem Drucke umgefallen ist. Freilich steht es
damit scheinbar im Widerspruch, dass das Wort in der Hist.
nat. d. Grust. et Insectes (1802) p. 210 zweimal hintereinan-
der so dasteht; aber die Oorrectur ist in diesem Buche theils
schlecht, theils confus; das erkennt man z. B. aus den Erratis,
denen zufolge auf S. 448 Cliipj)ie, chi])pium stehen soll, was
man in Ephippie, ephippium verbessein möge. Sieht man nun
auf S. 448 nach, so steht dort das Richtige, nnd von der
komischen „chipie" (unedler Ausdruck für Zierlise) ist nichts
zu entdecken.
Auch dafür votire ich dem Doctor - Kataloge meinen
öffentlichen Dank, dass er mit den Majuskeln haushälterisch
umgegangen, deren Verschwendung in dem pharmaceutischen
schwerlich zu billigen ist. Lieber wollte ich mir noch die grau-
same Guillotine Gken's und Herrich-SchäfFer's gefallen lassen
(welche mit eiserner Schärfe allen Species-Namen ohne Aus-
nahme die grossen Köpfe abschlagen), als diese obendrein
inconsequente Massen - Decoration mit breitspurigen Initialen.
Es ist nicht ersichtlich, weshalb Herr Dr. Stein die Gicindelen
euphratica und sicula mit Grosskreuzen begnadigt, wenn er
die dazwischenstehende maura oder den Carabus barbarus als
„fruges minusculas consumere natos" tractirt, denn er hätte
bei dem letzteren in Dejean's Katalog aus dem dahinterstehen-
den Vaterlande Barbaria leicht ersehen können, dass damit
nicht die Barbarei sondern die Berberei gemeint war. Ohne
sehr subtile Sophisterei ^yird sich Gerasorum gegen „nucum,
glandium, druparum" nicht retten lassen, denn Ehrn - Herbst
hat wahr und wahrhaftig nicht an die Kirschbäume gedacht,
denen der Balaninus gefährlich würde, sondern an cerasum,
377
die Kirsche. Wenn der Dr. vor der allerdings in Staat und
Kirche- einthifesreiclien Stir])s Asinina den Hut to tief abzieht,
(iuss er selbst Gjmnelron Asellus schreibt, so hätte unter den
Corrigendis neben Erinaceus, Mustela etc. auch ])orculus, por-
cus, sus, cicer, chrysomela, hystrix (Arnalus), calcar (Orchestes)
nicht fehlen dürfen'^;). Die Herren Emendatoren machen sich
nie klar genug, welche (undankbare) Last der langweiligsten
Coneequenz sie sich aufbiirden, wenn sie sich an der Stabilität
ohne zwingende Noth vergreifen — sonst würde mein hoch-
verehrter Freund Lacordaire gewiss nicht die bedenkliche
Anomalie begangen haben, Schönherr's harmlosen Rhytideres
im Rhytidodeies auseinander zu zerren, ■ während er doch
Rhvticephalus, Rhytirhinus unangefochten lässt.
*) Uebrigeris gereicht es mir zur angenehmen Plliclit, von inei-
nen Accentuirungs-Monitis in dem ersten Artikel S. 132 das eine wenn
nicht zurückzunehmen, so doch für zweifelhaft zu erkläi'en. Durch
Agassiz werde ich nämlich darauf aufmerksam gemacht, Eschschollz
habe Athous von .9/w,- (schnell) mit a privativuin abgeleitet. Der
betrelYende Theil von Thon's Archiv ist mir niclit zur Hand, und ich
bescheide mich eventuell gerne, dass die Betonung von Athous
als Proparoxytonon richtig sein mag. Dafür mögen die falsch accen-
tuirten Acmaeops, Anthophylax als Ersatzmänner eintreten, und der
Studiosus emendatae locutionis mag sich bei dem Schalk von Autor
erkundigen, was er mit den räthselhaft auf einander folgenden
„Böstrychus Fabr." und „Bostrychus Geoffr." eigentlich gemeint hat.
Vielleicht erfährt er auch bei der Gelegenheit, weshalb der leicht
daherllatternde Zugvogel xi'/(>r>t.wc in den schwerhinwandelnden Cy-
chramus verkehrt wurde.
C. A. Dohrn.
Intelligenz.
Von Dr. Snellen- Vollenhoven's Iclineumonen- Skizzen ist
jetzt das Heft II. (Braconiden, 72 Figuren auf 3 Tai. Quer-
folio") erschienen. Gegen portofreie Einsendung von 2 Rthlr.
sind Heft I. und II. durch den Verein zu beziehen.
378
Anzeige.
Herr 1. l^oll, früherer Ajtothekenbc^itzer in Kremgarten
((Janton Aargau) tritt im nächsten Herbbt eine einjährige Kei.'^e
nach Texas an, um dort Naturalien jeder Art, namentlich
aber Insekten aub allen Ordnungen einzusammeln. Er wiid
einen jeden derartigen Auftrag, sei er gros« oder klein, ge-
M'issenhaft erfüllen. Bei Herrn Boli's naturwissenschaftlichen
Kenntnissen und seinem Sammeleifer lässt sich Bedeutendes
erwarten. Briefe wolle man bis Mitte September an Herrn
Boll, von da an meine Adresse richten.
Zürich, i\ Mai 18(>!).
I'rol'. Dr. Heinrich Frey.
Hübner's Schmetlerlingswerk wird zu kaufen gesucht.
Näheres auf frankirte Anfragen bei Josef Müller, Fabrik-
Yer^\al(er in Csepregh. Oedenburger Comitat, Ungarn.
Bei C. W. Gummi in München ist erschienen und in
allen Buchhandlungen zu haben:
Oatalogus Coleopterorum
hucusque descriptoiurr; synonj^micus et systematicus autoribus
Dr. Genimiuger &, B. de Harold.
tom. I.— IV. Preis: Rthlr 12. = 11. 21.
Die Vollendung dieses Werkes ist binnen Jahresfrist zu
erwai ten.
InSmli:
Speyer: Zwitterbildungen und llerniaphrüditism. Hagen:
Odonaten Neu - Granada's. SulTrian: Syn. Miscell. Nolcken:
Lepidopt. Colin: Haferfeindc AI tum: Samia Cecropia. Hofmann:
Partlienogenesis. Do hm: Sendschreiben. Curiosum. Krondiamanten.
Strauss-Nachträge. Vereinsangel. Gerstaecker: Bienen-Gattungen.
(Scliluss.) Colin : Nachtrag. Mos cht er: Butalis Heinemauiii. Betlie:
Apion Stephen! Dolirn: Doctor und Apotheker. HiteHigenz.
Ausgegeben Ende Juli.
Eiitoiiiologiiielie Zeitung
herausgegeben
von dem
eiitoiiiologisflieii Vereine zu Stellin.
Redaction- ^^ Coilimission bei den Bucliliandl.
V. E. S.Mittlerin Berlin u. Fr.Fleischer
C. A. DobrD, \ ereirid-Präsident. iii Leipzio-.
No. 10-12. 30. Jahrgang. Oct.-Decbr. 1869.
Skandinaviens Heterocer-Fjärilar,
beskrifne af II. D. J. Wallengren. Skymnings ijärilarne.
Lund 1863. 8.
Nach dem Erscheinen dei- zweiten Ausgabe der Linnaei-
schen Fauna Suecica im Jahr 1761 haben die Schweden ein
Imlbes Jahrhundert hindurch nur Supplemente zur Lepidopteren-
Fauna ihres Landes geliefert. Erst 1816 gab Dalman in
den Kongl. Vetenskaps Akademiens Handlingar in lateinischer
Sprache einen Versuch einer schwedischen Schmetterlings-
Fauna heraus, der sich jedoch nur auf die Tag- und Abend-
Falter erstreckt. Die Familien und Gattungen sind darin
scharf charakterisiit, die Arten durch genaue Diagnosen unter-
schieden und mit .'Vngaben über die LocaJitäten und mit
kritischen Bemerkungen versehen. Was Billberg in der
Enumeratio Insectorum in museo suo Stockh. 182ü für die
schwedische Fauna geleistet hat, weiss ich nicht, weil ich
sein Buch nicht gesehen habe und es nur aus der Vor-
rede zu Zetterstedt's Insecta Lapponica und den darin er-
wähnten Benennungen für einzelne Familien und Gattungen
kenne. In der 1831) herausgegebenen lepidopterologisclien
Abtheilung der Insecta Lapponica führt Zetterstedt nicht
bloss die lappländischen Arten in systematischer Keihenfolge
nach Dalman's Methode auf, sondern fügt in Anmerkungen
zu den Gattungen auch die gesammten ihm bekannten schwe-
dischen Arten bei, wenn auch nur nach den Namen und mit
Bemerkungen über iiir Vorkommen. Er hat also zuerst nach
Ablauf von fast SO Jahren seit dem Erscheinen der Fauna
Suecica ein einigermassen vollständiges Verzeichniss der sch\^ e-
dischen Lepidoptern geliefert. Als eine Fortsetzung der
25
380
Dalman'schen Arbeit schrieb Boheman 1848 seinen Forsök
tili sjsteniatisk uppställning af de i Sverige förekommande
Nattfjärilar, worin er die schwedischen Spinner (diese in
Ochsenheimer's Sinn genonnmen) abhandelte*'}- Darauf begann
H. D. J. Wallengren, jetzt Prediger in Farhult bei Höganäs,
eine vollständige Bearbeitung der lepidopterologischen Fauna
der skandinavischen Halbinsel, indem er 1853 unter dem
Titel Skandinaviens Dagfjärilar (Lepidoptera Scandinaviae
Rhopalocera) den ersten, die Tagfalter umfassenden Theil
erscheinen lies?. Diese gründliche Arbeit scheint ausserhalb
Schwedens w enig bekannt geworden zu sein, und doch würde
die schwedische Sprache nur ein geringes Hindemiss bieten,
da nicht nur die Charaktere der Familien und Gattungen und
die Artdiagnosen, sondern auch die Beschreibungen der merk-
würdigem Arten (z. B. Arg. Frigga, Ljc, Aquilo) ausser in
schwedischer auch in lateinischer Sprache gegeben sind. Die
genauen Untersuchungen über das Flügelgeäder gewähren
auch bei den gemeinsten Arten allerhand Belehrung. So
werden z. B. die Vanessen: Atalanta, Cardui, Antiopa, C album,
Urticae et Polychloros und Jo bloss nach dem Aderverlauf
unterschieden. Auf demselben ist auch für Hjperanthus ein
eigenes Genus Aphantopus errichtet. Sehr interessant sind
auch die möglichst genauen und vollständigen Nachrichten
über das Vorkommen der einzelnen Arten auf der skandi-
navischen Halbinsel, besonders über ihre polare Verbreitung '•''■').
«) Vergl. darüber Entom. Zeitung- 1851 S. 12-17.
•••*) Wallengrea kannte damals Lycaena Argus 0. nicht als
schwedisch und hielt daher Lyc. Aegon für Linne's Papil. Argus,
dessen Namen er daher für letztere annahm. Zwei Jahre später,
nachdem er das Vorkommen unserer Lyc. Argus in Lappland kennen
gelernt hatte, schrieb er über den Linnäischen Pap. Argus (und Idas)
einen ausführlichen Artikel in Öfversigt of K. Vet. Akad. Förhandl.
1855 p. 205—210). Nach seiner Behauptung hat Linne die beiden
Geschlechter unserer Lyc. Aegon als Argus ((J) und Idas (^) be-
schrieben. Allein seine Gründe: die fascia albida (bei Idas) auf der
Unterseile der Hinterflügel (wofür unser Argus $ einen Bogen weisser,
eckiger Flecke hat), die rothgelbe fascia obsoleta auf der Oberseite
derselben Flügel (die bei Argus 0, deutlicher ist) und das habitat in
ericetis haben für uns nicht das Ueberzeugende, was sie für den
Verfasser haben. Linne's Beschreibungen sind viel zu oberflächlich,
als dass die einzelnen Worte haarscharf aufgefasst werden könnten •,
die Angaben passen daher mit ihren Ungenauigkeiten und Auslassun-
gen auch auf Lyc. Argus 0. Am meisten spricht allerdings für
Wallengren's Ansicht das habitat in ericetis (das doch, wie ich Ent.
Ztg. 1868 S. 127 angemerkt habe, in manchen Gegenden dem Argus 0.
381
Für letztere haben Staudinger und Wocke durch ihre Reisen
nach Finmarken und dem Dovretield (Ent. Ztg. 1861 und
1864) Bedeutendes geleistet; aber in ihren Mittheilungen
nehmen sie auf das Wallengren'sche Werk gar keine Rück-
sicht; ja es sclieint ihnen dabei ganz unbekannt geblieben zu
sein, obgleich Staudinger in seinem 1861 herausgegebenen
Catalog der Lepidoptern Europa's S. 13 bei Epineph. Hyper-
anthus Wallengren's Genus Aphantopus erwähnt.
Volle zehn Jahre verflossen, ehe die Fortsetzung der
Wallengren'schen Fauna, der erste Theil von Skandinaviens
Heterocer-Fjärilar, der die Abendschnietterlinge: Skymnings-
fjärilar, behandelt, erschien. Es ist bei der natürlichen Armuth
Schwedens an hierher gehörigen Arten ein dünnes Bändchen
von XXII Seiten Einleitung zu den Heteroceren und 112 Seiten
Text. Aus jener hebe ich als besonders wichtig den Theil
hervor, der das Flügelgeäder betrifft, weil nicht nur die
Hauptadern, sondern auch deren Aeste eigene Namen erhalten,
indem „die von den meisten deutschen Lepidopterologen ge-
brauchte Bezeichnungsweise [es ist doch wohl die mit Ziffern
gemeint] weniger wissenschaftlich scheint^'. Der Vollständig-
keit wegen gebe ich auch das hierher gehörende Stück aus
dem ersten Theil des Werks, Morin es S. XIV heisst:
„Die Flügelmembran wird durch hohle Hornröliren aus-
gespannt gehalten, welche Rippen (nerver, costae) genannt
werden und Kur Bestimmung von Gattungen und höheren
Abtheilungen sehr brauchbar sind. Ihre höchste normale Zahl
ist, wenn man sie bei ihrem Ausgehen aus der Flügelwurzel
betrachtet, eigentlich 6. Es sind: 1. die Costa 1 rippe (fram-
kantsnerv, costa costalis s. marginis anterioris), welclie im
Vorderrande selbst läuft. 2. die Subcostalrippe (subcostal-
nerv, costa subcostalis), welche zunächst der vorigen aus der
Flügelwurzel kommt und am öftesten in den Vorderrand des
Flügels selbst ausläuft. 3. und 4. die vordere Mittel rippe
(främre mediannerv, costa mediana anterior) und die hin-
tere Mittelrippe (bakre mediannerv, costa mediana poste-
rior), welche beide an der Flügelbasis einander ziemlich nahe
stehen, sich aber in ihrem Verlauf sehr bedeutend von ein-
ganz angemessen ist) und die Un Wahrscheinlichkeit, dass Linne den
vielleicht nur in Lappland lebenden oder doch im übrigen Schweden
höchst localen Falter vor sich gehabt haben sollte, und gerade die
geraeine Art nicht. Aber befände sich Lyc. Aegon als Pap. Argus
oder Idas in Linne's Sammlung, so würde Stephens, der früher die
Linnacische Benennung Argus auf den Aegon anwandte, nicht in List
of British Animals V. Lepidoptera p. 20 zur Benennung Aegon für
den Englischen Falter zurückgekehrt sein.
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3S2
ander entfernen und mehr oder weniger Aeste (grenar, rami
.s. ramuli) nach den Flügelrändern hinsenden, 5. die Sub-
dorsalrippe (subdorsalnerv, cosla subdorsaiis) , welche ge-
wöhnlich in den Innenwinkel des Flügels, doch bisweilen
auch in den Innenrand ausläuft. Endlich 6. die Dorsal -
rippe (dorsalnerv, costa dorsalis), die immer in den Innen-
rand des Flügels ausläuft. Selten sind diese Rippen sämmt-
lich vorhanden; besonders bei den sogenannten Microlepido-
ptern werden mehrere vermisst. Die beiden Mittelrippen
schliessen von zwei Seiten eine Zelle ein, welche in grösserem
oder geringerem Abstand von der Basis durch eine Quer-
rippe (ternerv, costa transversa s. transversalis) geschlos-
sen (slutet, clausa) ist und Mittelzelle (diskfält, eellula
s. areola discoidalis) heisst. Oft fehlt jedoch diese Querrippe,
und die Mittelzelle heisst dann offen (öppet, aperta). Zu-
weilen ist die Querrippe sehr fein oder eine blosse Falte, in
welchem letzteren Falle sie falsch (falsk, falsa) genannt
wird; zuweilen ist sie mehr oder weniger abgebrochen
(afbruten, abiupta), in welchem Falle die Mittelzelle halb-
offen (halföppet, semiaperta) oder halbgeschlossen (half-
slutet, semiclausa) heisst. Die Mittelzelle ist zuweilen durch
eine feine Rippe (Hüll"srippe, hjelpnerv, costa auxiliaris)
oder auch durch eine Falte (Hülfsfalte, hjelpweck, plica
auxiliaris) in ilirer ganzen Länge getheilt. Bei einigen Sclimei-
terlingen finden sicii mehrere, durch Querrippen geschlossene
Flügelzellen, welche Nebenzellen (öfwerloppsfält, cellulae
accessoriae) heissen, und die sie begrenzenden Rippen werden
Nebenrippen (öfwerloppsnerver, costae accessoriae) genannt.
Bei einigen Microlepidoptern fehlt die Mittelzelle. Zwischen
den meisten Flügelrippen werden Flügelfalten (wingweck,
plicae) gefunden, die zuweilen auf einem unabgeriebenen Flü-
gel Rippen ähnlich sehen, aber sobald die Schuppen entfernt
werden, sich nur als Nähte in der Membran ausweisen. ''
In der Vorrede zum zweiten Theil werden (S. III und
IV) auch für die Aeste der Rippen Namen eingeführt.
„Die vordere Mittel lippe auf den Vordertlügeln hat die
meisten Aeste. Diese sind: der Radialast (radial-gren, ra-
mulus radialis), welcher aus der Mittelzelle, der Flügelwurzel
am nächsten, gegen den Vorderrand des Flügels läuft; der
Subradialast (subradial gren, lamulus subradialis), welcher,
dem vorigen zunächst, entweder innerhalb oder ausserhalb
des Schlusses der Mittelzelle nach dem Vorderrand des Flü-
gels läuft; der Carpalast (carpal gren, ramulus carpalis),
welcher gewöhnlich aus der Vorderecke der Mittelzelle nach
der Flügelspitze läuft und entweder einfach oder in mehrere
Aeste getheilt sein kann; endlich der M etacarpalast (meta-
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oarpalgren, ramulus metacarpali«), der hinter dem Carpalast
entweder aus diesem oder aus der Mittelzelle bei oder dicht
hinter ihrer obern Ecke entspringt und auch öfters in Aeste
getheilt ist. Bei einigen Arten und Gattungen kommt hinter
dem metacarpalen noch ein fünfter Ast vor: der Sesamoid-
Ast (sesamoid-gren, ramulus sesamoideus). Der gewöhnlich
von der (.Querrippe der Mittelzelle ausgehende Ast heisst die
unabhängige Kippe (oberoende, costa independens), indem
er olt von beiden Mittelrippen abgesondert ist; er nähert sich
aber oft der einen oder andern fo, däss er eher ein Ast der-
selben als eine selbstständige Rippe zu sein scheint; am ge-
wöhnlichsten ist nicht mehr als eine solche Rippe vorhanden,
bisweilen jedoch auch 2 oder mehr. — Die Aeste der hin-
tern Mittelrippe sind folgende: der Subulnarast (subulnar-
gren, ramulus subulnaris), welcher, am nächsten bei der
Flügelwurzel, aus der hintern (untern) Seite der Mittelzelle
hervorkommt; der Ulnar äst (ulnargren, ramulus ulnaris),
welcher dicht bei oder auch aus der hintein Ecke der Zelle
entspringt; endlich der Styloidast (stjloid-gren, ramulus
styloideus), welcher aus der Miltelzelle dicht vor dem Ulnar-
Ai-t ausgeht und bisweilen nur ein Ast desselben ißt. Bei
einer Anzahl Arten und Familien findet sich ausserdem vor
dem Styloidast ein vierter Ast: der Glenoidalast (glenoidal-
gren, ramulus glenoidalis). Auf den Hinterflügeln sind die
Kippen und Aeste wie auf den Vorderflügeln; aber hier findet
f.ich- oft eine siebente Hauptrippe näclist dem Innenrande: die
Postdorsulrippe (postdorsal-nerv, costa postdorsalls), welche
zusammen mit der Subdorsal- und der Dorsalrippe die Abdo-
minalrippen (abdominal-nerver, costae abdominales) bildet.
Die vordere Mittelrippe der Hinterflügel hat auch weniger
Aeste als die der Vorderflügel. Gewöhnlich besitzt sie nur
zwei, von denen der vordere der Kadialast, der hintere der
Subradialast ist. Bisweilen ist die Subcostalrippe, die sonst
überall frei ist, entweder bloss ein Ast der vordem Mittelrippe,
oder mit ihr an der Wurzel in grösserer oder geringerer
Ausdehnung zusammengewachsen. Wie alle diese Rippen und
Aeste variiren, wird für jede Gruppe oder Familie besonders
nachgewiesen; die volle Zahl der Rippen findet tich nie bei-
sammen, weshalb die Nervulation schon als vollständig an-
gesehen wird, wenn bloss die Subcostalrippe, beide Mittel-
rippen und eine oder mehrere Abdoniinalrippen vorhanden
sind. An der vordem Ecke der Mittelzelle befindet sich oft
eine Radialzelle (radial-fält, areola radialis) oder Neben-
zelle (öfwerloppsfält), die zuweilen durch eine kurze Quer-
rippe in zwei oder mehr kleinere getheilt wird, und selbst
in der Mittelzelle wird oft, wenn diese durch eine Hülfsrippe
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oder Hülf&falte nach ihrer ganzen Länge getheilt ist , nahe
der Mitte der Querrippe eine Einschubzelle (inskjutnings-
fält, areola invectitia) angetroffen, welche zuweilen bis an die
Fiügelbasis reicht. Auf den Hinterflügeln ist zuweilen die
Flügelzelle zwischen der Subcostalrippe und der vordem
Mittelrippe nahe der Wurzel durch eine Querrippe getheilt,
wodurch eine geschlossene Subcostalzelle (subcostal-fält,
areola subcostalis) entsteht.*^
Die Heteroceren theilt der Verfasser (S. 3} wie Dumeril
und mit Beibehaltung der Benennungen desselben in drei
Hauptmassen:
1. Closterocera (Flügel immer ungetheilt, die hintern
mit Haltborste, breit, kurzfranzig, Nervulation vollständig;
Fühler spindelförmig oder prismatisch; Hinterfiügel mit 2 Ab-
doniinalrippen und geschlossener Subcostalzelle; Vorderflügel
ohne Dorsal- oder Postdorsairippe, aber mit Subdorsalrippe,
welche ziemlich weit innerhalb des Innenrandes [d. h. über
ihm] läuft — oder die Hinterflügel mit 3 Abdominalrippen,
und die VorderfJügel nur hinter der Mittelrippe mit einer
innerhalb des Innenrandes laufenden Subdorsaljippe — oder
endlich: Fühler spindel- oder kammförmig; Hinterflügel mit
3 Abdominalrippen; Vorderflügel hinter der Mittelrippe mit
der Dorsal- und Subdorsalrippe oder bloss mit der letztern,
welche dann einfach ist und in dem Innenrande selbst läuft;
Vorderflügel immer ohne Einschubzelle).
2. Nematocera (Flügel immer ungetheilt, die hintern
breit, kurzfranzig; Nervulation vollständig. Fühler borsten-
oder fadenförmig; zuweilen gekämmt. Hinterflügel mit 3 Ab-
dominalrippen; Vorderflügel mit Subdorsal- und Dorsalrippe
nebst Eiuschubzelle, oder mit ästiger Subdorsalrippe, M'elche
aber in beiden Fällen weit innerhalb des Innenrandes läuft
— oder die Hinterflügel mit höchstens zwei Abdominalrippen
und meist ohne geschlossene Subcostalzelle und oft ohne Haft-
borste; Vorderflügel mit einfacher Subdorsalrippe ziemlich
weit innerhalb des Innenrandes; immer ohne Dorsal- und
Postdorsalrippe).
3. Chetocera*) (Flügel entweder ungetheilt oder in
Federn gespalten; die Hinterflügel in ersterem Falle entweder
breit und kurzfranzig oder sehr schmal mit Franzen, welciie
so lang oder länger als die Hinterflügel breit sind, Fühler
borsten- oder fadenförmig. Wenn die Hinterflügel breit sind,
fo ist die Nervulation vollständig, und die Hinterflügel haben
3 Abdominalrippen; die Vorderflügel entbehren der Dorsal-
und Postdorsairippe, haben aber eine einfache Subdorsalrippe,
*=) Wofür nothwendig Chaetocera zu schreiben ist.
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ziemlich weit innerhalb des Innenrandes. — Sind die Hinter-
flügel schmal und langfranzig, dann ist die Nervulation un-
vollsländig, indem pur 1 — 3 Hauptrippen vorhanden sind).
Von den 9 bekannten Familien der Closterocera werden
die drei in Skandinavien vorkommenden nach der Nervu-
lation und der Anwesenheit oder dem Fehlen der Ocellen
charakterisirt. Sie heissen: Sphingoidae, Setioidae und
Antliroceroidae*). Die sechste schwedische Sphingoiden-
Gattung, wozu Stellatarum gehört, heisst bei Wall. Rham-
phoscliisma, die siebente (mit fuciformis und bombjli-
formis) Macroglossa'"^*). Die 4 Gattungen der Setioidae
sind die bei Staudinger angenommenen, nur dass statt Tro-
chilium Trochilia**"') und statt Sesia mit Recht Setia
geschrieben wird. Die Anthroceroidae umfassen 3 schwedische
Genera: Anthroceraf), Ino (für Statices) und Rha-
gades Wall, (für Pruni), von denen das vorletzte durch
antennae extrorsum subclavatae, lingua Cornea, longior von
der letzten, deren Merkmale antennae obsolete fusiformes,
apice acuto, lingua moUis, pectore brevior sind, unterschieden
wird. Die Genera und Species werden auf dieselbe gründ-
*) Diese Namen müssen aber Sphingidae oder Sphingoidea etc.
lauten, und bei Anthroceroidae muss aller Wahrscheinlichkeit nach
noch eine Aenderung eintreten.
*'') Warum die Autoren überall das Wort Macroglossa ge-
brauchen, während Scopoli in der Introductio p. 414 Macroglossum
schreibt, wobei er Stellatarum als Typus aufführt, ist nicht wohl zu
erklären.
****) Dies kann nur eine unabsichtliche Aenderung sein, da die
Scopoli'sche Benennung a. a. O. wie bei Staudinger Trochilium ist,
f) Dass Anthrocera ein blosser Druckfehler zu sein scheint,
habe ich schon früher einmal ausgesprochen. Bei Sco"poli kommt
das Wort leider nur einmal vor, S. 414 (denn das Register, das
wahrscheinlich gar nicht von Scopoli selbst verfertigt wurde, verdient
keine Beachtung), so dass sich die Absichtlichkeit des n statt r oder
des th statt t nicht erkennen lässt. Offenbar hat Scopoli in das Wort
einen Sinn hineinlegen wollen. Wollte er nun die Höhlung oder
Krümmung, mit der die Fühler getragen werden, bezeichnen, so hat
er die Wörter äviqoy (Höhle) und xfQa<; (Hörn) zusammengesetzt,
wobei also das h ein Fehler wäre. Wahrscheinlicher aber beab-
sichtigte er eine Bezeichnung der Länge und Gliederzahl der Fühler
und bildete seine Benennung aus aQd^()oi' (Glied) und xf ()«<:, so dass
das n der Fehler. ist. Die Naturforscher sollten es doch wohl für
etwas Unwürdiges ansehen, dass ihre Nomenclatur zu einem Magazin
aller möglichen Sprach- und Druckfehler und sonstigen Unsinns ge-
macht wird.
38G
liehe und aiisführliclie Weise wie im ersten Theile abgehan-
delt. Ich mache über die folgenden einige Bemerkungen.
Smerinthus ocellata vS. 17. •
Diese Art hat, was W. unbekannt geblieben i&t, eine
von der bei Tiliae, Populi etc. ganz abweichende Haltung in
der Kühe, die Kösel sehr naturgemäss abgebildet hat. Es
leidet keinen Zweifel, dats die vielen nächsten Verwandten
\on Ocellata dieselbe Art des Sitzens haben, und dass, wenn
nun einmal die Zerspaltung in Gattungen immer «eiter geiien
.soll, sich bei genauerer Untersueliung auch genügende Merk-
male für eine zu gründende Gattung linden werden. Ob
die Nordamerikaner in der neuesten Zeit sie aufgesucht und
für die Arten myope, excaecatus etc. ein eigenes Genus er-
richtet haben, ist mir nicht bekannt. In Morris' Synopsis
1862 werden sie noch mit Populi und deren Ver\^'andten,
wenn auch als eigene Giuppe, unter Smeiinthus verbunden.
Bei Latreille ist in der Histoire naturelle lome XIV ]). 134
die erste Art seines Genus Smerinthus Tiliae. Hübner's Ver-
fahren im Catalog S. 14'2, Ocellata und deren Verwandte
unter dem Gattungsnamen Paonias zu vereinigen, ist daher
frei von jedem Tadel*};
Deilephila Euphorbiae S. 3«.
Sie ist in Schweden so selten, dass W. nur ein einziges,
zuverlässig in Schweden (bei Lund) gefangenes Exemplar kennt.
Da die Art bei Copenhagen vorkommt, so läset sich sogar
die Frage auf\^erfen , ob das Exemplar wirklich ein einhei-
misches und nicht vielmehr ein aus Dänemark zugeflogenes
-ist. Da Linnc in der Fauna Suecica sicher Deil. Euphorbiae
beschreibt""''""), so ergiebt sich, dass er nicht immer bloss die
*) In der Isis 1839 S. 273 habe ich Gelegenheit gefunden, mich
über denselben Gegenstand auszusprechen; ich habe dort Hübner's
Catalog ein Naraenmagazin genannt. Die Isis, die überhaupt in den
tollsten Druckfehlern Grosses leistete, hat daraus ein Nefienmagazin
gemacht!
*'*) Wie schlecht auch die Vordertlügel beschrieben sind (viel
passender, mit Ausnahme der Angabe über die Färbung des Hinter-
randes, für Deil. Galii) , so lehrt doch die Beschreibung der llinter-
flügel, und insbesondere die der Unterseite, die nie so hätte bei D.
Galii gegeben werden können, dass Linnc wirklich den ächten "'-Volfs-
milchschwärmer besessen hat. Auch Stephens, der sich wohl aus der
Linneischen Sammlung Sicherheit geholt liaben wird, setzt in List oi"
the specimens of British animals Y. Lepidoptera unbedenklich Linne
als Autor zu Deil. Euphorbiae.
387
gewöhnlichen schwedischen Arten, sondern bisweilen auch
recht seltne vor sich gehabt iiat.
Deileph. Galii S. 40.
Während Wilde als Futter der Raupe nur Galium an-
giebt, kennen Och&enh. und Treitschke noch Rubia und Ej)i-
lobiurn und Wallengren Asperula und Euphorbia. Dass die
Raupe wirklich Euphorbia frisst, kann ich durch eigne Erfah-
rung bestätigen, wenn auch nicht, dass der Schmetterling die
Eier daran absetzt. Eine grosse Galiiraupe, die ich einst an
einem Weidenstrauch fand, um welchen es weit und breit
weder Galium noch Euphorbia gab, hielt ich deswegen für
erwachsen und sperrte sie zum Verpuppen in ein Glas mit
Erde. Als ich am folgenden Tage eine ebenso grosse
Euphorbiaeraui)e zu ihr gesellte, aber mit Stengeln von Eu-
phorbia cyparissias, so weideten beide mit gleich grosser
Begier alle Blätter ab, weshalb ich sie noch einige Tage mit
Futter versehen musste. Beide verwandelten sich dann in
gesunde Puppen.
Macroglossa fuciformis S. 54 und bombjliformis
S. 56.
Der Verfasser l^t das Merkmal übergangen, woran beide
Arten, auch in ganz verflogenen Exemplaren, sicher zu unter-
scheiden sind. Der Lonicerenschwärmer hat die Mittelzelle
durch eine dunkle Linie, die durch eine Falte entsteht, der
Länge nach getheilt; diese Linie fehlt dem Scabiosenschwär-
mer immer.
Die Namen fuciformis und bombyliformis werden hier
umgekehrt wie bei Ochsenheimer angewendet, indem Wallengr.
mit Dalman und den Engländern den Lonicerenschwärmer
Jür Linnc's Sph. fuciformis annimmt, während 0. den Sca-
biosenschwärmer dafür hält. Es wäre vielleicht besser ge-
wesen, beide Namen, fucif. und bombylif, die gleich gut und
gleich schlecht, nämlich ohne alle Hülfe für das Gedächtniss,
auf die eine wie auf die andere passen, ganz aufzugeben und
die eine etwa Macr. Lonicerae oder Caprifolii, die andere
Macr. Scabiosae oder Knautiae zu nennen. Denn das hinzu-
gefügte Linn. wird immer in Ungewissheit lassen, ob bei Er-
theilung des Namens die Illiger'sche, von Ochsenh. gebilligte,
oder die von den Gegnern angenommene Ansicht vorgewaltet
habe; man wird, um die gemeinte Art sicher zu bezeiclinen,
nicht umhin können, einen andern Autor oder die Futter-
pflanze beizufügen''). Es ist mir nicht bekannt, aufweichen
*) Linne's Bezeichnung in der Fauna: »bdoraine nigro (in der
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Grund hin die Engländer mit Wallengren's Ansicht übereinstim-
men. Selbst wenn ein dazu passender Schmetterling in Linn^'s
Sammlung vorhanden ist, würde ich ihn wegen der Unzweifel-
haftigkeit der Linneischen Worte nur für einen nachgesteckten
Stellvertreter des ursprünglichen Schwärmers ansehen.
Trochilia melanocephala Dalm. S. 66.
Es ist dieselbe Art wie Sesia laphriaeformis H., welche,
weil die Dalman'sche Benennung die älteste annehmbare ist,
Trochilium melanocephalum benannt werden muss. Ein ein-
ziges, in PaykulTs Sammlung vorhandenes Exemplar ist als
in Schweden gefangen bekannt geworden, und dieses hat für
die älteste wie für die neueste existirende Beschreibung der
Species als Muster gedient. Die älteste ist die von W. nicht
erwähnte in Schneider's Magazin S. 429. Obgleich sie sehr
gut ist, so muss doch der dafür gebrauchte Name, crabroni-
formis, verworfen werden, weil er noch für drei andre Arten
angewendet wurde. Dies ist der triftige Grund, der Dalman
veranlasste, dasselbe Exemplar als Sesia melanocephala*) zu
definiren. Die "Wallengren'sche Besclireibung des Männchens
ist viel genauer als die Treitschke'sche.
Setia sphegiformis S. 72. ^
Dass spheciformis kein sprachliches Bedenken hat, son-
dern richtiger ist als sphegiformis, ist seit dem Erscheinen
der Staudinger'schen Arbeit anderwärts nachgewiesen worden.
Beschreibung cingulo nigro), fascia flavescente und margine nigro (an
den Flügeln) bezeichnen den Scabiosenschwärnoer so sicher, dass ich
lUigern nur Recht geben kann. Das Citat aus Rösel und das habitat
in Lonicera sind falsche Angaben, wie bei Linne so oft, aus denen
nicht folgt, dass er Merkmale des Lonicerenschwärmers in die Diagnose
und Beschreibung eingemischt habe, und da er das nicht gethan hat,
so behauptet Dalman mit Unrecht Linnacum sine dubio arabas spe-
cies sub una commixtas prae oculis habuisse. Im Syst. Nat. behält
Linne die Diagnose der Fauna bei, ausser dass er die gleichfalls nur
aut den Scabiosenschwärmer passende Aenderung macht, dass es bei
den Flügeln heisst: margine nigro atro-purpurascente. Dass unter
Beibehaltung des habitat in lonicera die Citate vermehrt werden, be-
weist immer nur, dass Linne wie die Verfasser des Wien. Verzeichn,
keine Ahnung von der specifischcn Verschiedenheit der beiden Schwär-
mer hatte.
*) Da Dalman kein Stocklepidopterologe war, so hielt er die
Endung formis für unnöthig; er sagt: flexione nominis in form.is
non opus est, quac praeterea nomina saepius nimis longe petita
reddidit.
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Setia myopiformie Borkh. (mutillaeformis 0.) S. 81.
Sie -wird nur als eine möglicher Weise in Schweden
noch zu entdeckende Art charakterisirt. Ich habe mich in
der kis 1839 S. 270 nachzuweisen bemüht, dass Degeer's
Papillen bourdon-cousin (Spiiinx culex Retz) zu Ses. mutillae-
formis 0. gehört*), und Werneburg erklärt das Zusammen-
gehören für unzweifelhaft (Beitr. z. Schmetterlingskunde I.
S. 181). Weder bei dieser Art noch bei Ses. tipuliformis
sagt Degeer etwas von ihrem Aufenthalt; es ist aber mit
Recht anzunehmen, dass seine Exemplare beider Arten nicht
minder schwedischen Ursprungs waren als die der an gleicher
Stelle beschriebenen Ses. apiformis.
Die Clerck'sche Sph. culiciformis, welche von Treitschke
auf Zincken's Autorität zu Mutillaeformis gestellt wurde, habe
sowohl ich (Ent. Z. 1853 S. 276) wie Werneburg (a. a. 0.
I. S. 204) ohne alles Bedenken für die gleichnamige Linn6ische
Art erklärt.
Anthrocera Minos S. 00.
Zyg. Heringii wird als noch nicht in Schweden entdeckt
diagnosirt, dabei aber bemerkt, dass die Raupe nicht von der
der Z. Minos verschieden zu sein scheint. Die Raupen habe ich
seit der Aufstellung der Zyg. Heringii bei Glogau und Mese-
rit^i auf Thymus serj)yllum in lichten Kiefersclionungen in
Menge gefunden und erzogen und daraus die ächtesten Zyg.
Minos in vielfachen Varietäten erhalten; ich kann daher Zyg.
*) Von den Arten Culicif. und Mutillaef. hat letztere das meiste
iür sich. Da die ausgezeichnete Farbe der Palpen der Culicif. nicht
erwähnt ist, so ist mit Grund anzunehmen, Degeer habe sie wie den
übrigen Körper, nämlich schwarz (Mutillaef. $) gesehen. „An den
Füssen findet sich auch etwas Gelbes" kann nicht sowohl von Culicif.,
wo das Gelbe, zumal an den Hinterbeinen, sehr stark hervortritt, als
von Mutillaef. gesagt werden, bei der die Tarsen eine matte gelbe
Färbung zeigen. Culicif. ist um ein Bedeutendes, Mutillaef. nur etwas
grösser als Tipulif. , wie Degeer anzeigt und die neben Tipulif. ge-
stellte Abbildung bestätigt. Einen Fehler, der aber beide Arten trifft,
hat D. begangen, indem er den Vorderrand der Vorderflügel auf der
Unterseite als gleichfarbig mit den Beinen beschreibt, da er bei
beiden Arten, jedoch bei Culicif. sehr ausgezeichnet, gelb ist. Man
sieht, dass die Beschreibung des Papillon-cousin sich am besten mit
Mutillaef. verträgt. Wer sie durchaus auf Culicif. anwenden will,
muss, willkürlich genug, die Palpen als abgebrochen annehmen,
woher denn D. freilich darüber schweigen musste. Die Citate würden,
auch wenn sie alle auf Culicif. gingen, hier, wie überall , gar nichts
entscheiden.
390
Heringii nur noch für eine zufällige Varietät mit ungewöhnlich
ausgedehnten Flecken der Vordertlügel ansehen. Die \Aeiss-
liche Raupe an Pimpinella ist mir sogar seit vielen Jahren
nicht wieder zu Gesicht gekommen.
Anthrocera Scabiosae S. 93.
An dieser durch ihre dünnen Fühler iiinreichend kennt-
lichen Art Jiat W. die wichtige Beobachlung gemacht, dass
sie an den Hinterschienen nur ein Paar Dornen hat, nämlich
das am Ende sitzende. Zjg. Meliloti kommt ihr in der Fein-
heit der Fühler ziemlich nahe, besitzt aber auch das zweite,
bei den Zygänen gewöhnliche Paar, welches ungefähr bei V^
der Länge entspringt und meist so angelegt ist, dass sein
Vorhandensein nur mit Mühe wahrgenommen wird. Ich habe
ein bei Landsberg a. d; Warthe gefangenes $ einer Zygäne
vor mir, das den feinen Fühlern nach zu Zyg. Scabiosae ge-
liört, in der Flügelzeiclinung aber mit mancher grossfleckigen
Z. Äleliloti stimmt. Wegen der Fühler war ich fast geneigt,
eine bisher noch nicht beobachtete Abnormität in der Flügel-
zeichfiung von Z. Scabiosae anzunehmen; aber die unverkenn-
bare AnNACsenheit des zweiten Dornenpaars beweist über-
zeugend, dass das Exemplar eine Z. Meliloti ist, und dass die
Abnormität bloss in der Feinheit der Füliler liegt.
Ferner hat W. entdeckt, dass bei mehreren Arten (Elxu-
lans, Meliloti, Achilleae, Hippocrepidis) auf den HinterfJügeln
die Costa subcostalis mit der vordem*) cosla mediana unge-
fähr in der Mitte auf eine kurze Strecke hin zusammen-
geschweisst ist, statt dass bei andern (Filipendulae, Loni-
cerae, Trifoliij beide Adern nur durch eine mehr oder
weniger lange Querader verbunden werden. Diese Beschaflen-
heit der Adern ist manchmal recht leicht zu erkennen; ge-
wöhnlich aber wird, wenn man seiner Sache sicher sein will,
Abschuppung und microscopische Besichtigung erfordert. Mit
Wahrscheinlichkeit lässt sich also vermuthen, dass sich noch
mclir Verschiedenheiten im Bau vorfinden werden, an denen
sich die zum Theil so schwierigen Zygänenarten mit Sicher-
heit von einander unterscheiden lassen.
Ino Statices S. 108.
Als kleinere Varietät zieht W. Gerjon dazu. Guenee,
der sowie Staudinger sie für eine sicher von Statices ver-
'■') Durch ein im Druckfehlerverzeichniss nicht bemerktes Ver-
sehen stellt bakre nnd posterior statt friimre nnd anterior.
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schiedene Art ansielit, hat in den Fühlern**) und in dem Aus-
sehen der auf Heliantheniuni vulgare lebenden Rau})e einen
Unterschied entdeckt. Sein tehr wichtiger, durch Abbildungen
der Raupen erläuterter Aufsatz steht in den Annales de la
Soc. ent. de France 1865 p. 301 fT. Guenee hat völlig Recht,
wenn er sagt: pour decouvrir la verit^, le criteriunr infaillible,
celui devant lequel les douteurs les plus sjstematiques sont
forces de se rendre, la decouverte des premiers etats, voila,
je crois, ce qu'il faut poursuivre sans relache. Das gilt nicht
bloss von den viel bestrittenen Jnoarten (von denen im Guenee-
schen Aufsatz auch der I. micans, die aber nicht die Freyer-
sche isi, zu ihrem Rechte verholfen wird), sondern von un-
zähligen andern Faltergruppen. Nicht überall macht die
Natur es uns leicht, die Wahrheit zu sehen; es wird noch
manches Blenschenalter vergehen, ehe wir alle Arten auch
nur unsrer nächsten Umgebung mit Sicherheit zu unterscheiden
gelernt haben werden.
Rhagades Pruni S. 111.
Vom Genus Rhagades sagt W.: „Diese Galtung, welche
bis jetzt mit der vorigen vereinigt wurde, trennt sich doch
auf den ersten Blitk durch die verschiedene Form der Fühler.
Die Metamorphose bietet auch hinreichende Verschiedenheit
zu dieser Trennung [?]. Im übrigen Europa werden mehrere
Arten angetroffen; aber zu unserer Fauna gehört nur eine
Art.^^ Obendrein würde diese noch nicht auf der Skandinavi-
schen Halbinsel beobaclitet, sondern nur aufgenommen, weil
sie in Dänemark vorkommt. Sie hat meikwürdiger Weise
ihren Namen nach einer Pflanze erhalten""'"'), auf der sie nach
den Flugstellen, auf denen ich tie im nordöstlichen Deutschland
sah, nicht leben kann. Bei uns fliegt sie nämlich nur auf
trockenen, mit Haidekraut bewachsenen, sonnigen Plätzen der
Kieferwaldungen. Die Frage, ob diese nördliche Pruni nicht
eine von der südlichen, wirklich auf dem Schlehenstrauch
lebenden verschieden sei, scheint dahin entschieden zu sein,
dass dies nicht der Fall ist, und dass die Lebensweise sich
*) Bei Statices: antennae dimidio virides, dimidio nigro-
aeneae, clava maris articulis 7 coadunatis, dentilormibus, feminae
graciles, indentatae. Bei Geryon: antennae maris breves, virides,
articulis 10 [tcrminalibusj coadunatis; iemina mari aequalis.
*'") Die Ertheilung des Namens erfolgte gerade bei dieser Art
nicht wie bei I. Statices und vielen Zygänen nach beliebig gewählten
Pflanzen, mit denen ihr^ Raupen nichts zu schallen haben, sondern
wohlbewusst nach dem Schlehenstrauch, auf welchem die Verfasser
des Wien. Verzeichn. S. 308 die Raupe „häufig" gefunden haben.
392
nach den Localitäten etwas modificirt. Ich erwähne, dass
ich einst bei Berlin drei Haupen der Pruni an Haidekraut,
und zwar hoch oben an den Stengehi im Sonnenscliein antraf,
und dass sie zu Hause mit grosser Gier Lindenblätter frassen.
Schliesslich spreche ich den Wunsch aus, in den gewiss
jeder, der sich mit den tüchtigen Leistungen Wallengren's
bekannt gemacht hat, einstimmen wird, dass die folgenden
Theile der Fauna in kürzeren Zwischenräumen erscheinen
möchten, da es, wenn sie in dem bisherigen Verhältniss foit-
gesetzt wird, eine Unmöglichkeit ist, sie durch Eine Hand
vollständig bearbeitet zu erhalten.
P. C. Zeller.
liiteratui*.
Deutsche Flora.
Eine Beschreibung sämnitlicher in Deutsciiland und der Schweiz
einheimischen Blüthenpflanzen und Gefäss-Cryptogamen.
verfasst von Hermann Wagner.
(Stuttgart, Julius HofTmann.)
Wenn der Herr Verleger sein Versprechen erfüllt — und
die mir vorliegenden 2 Lieferungen berechtigen zu dieser
Hoffnung — in 16 Lieferungen (a 1^/^ Sgr. =• 27 Kr. rhein.)
die deutsche Flora in dieser Weise in Jahresfrist zu ab-
solviren, so werden wir um ein gutes, brauchbares und billi-
ges Buch reicher, das scheint sicher. Mir ist eine ziemliche
Anzahl deutscher Floren mit und ohne Illustrationen bekannt,
aber keine, welche für 4 Thaler so gute und kenntliche Holz-
schnitte böte. Es werden im Ganzen 1250 versprochen, die
beiden vorliegenden Hefte enthalten deren bereits 98.
Dass ein Entomophile nicht auch nolens volens Botaniker
werden müsse, wird niemand bestreiten. Hier wird ihm deut-
lich und reichlich geboten, was er braucht. Mir liegt Bentham's
britische Flora nicht zur Hand , welche der Verfasser ein-
geständlich seinem Werk zum Grunde legt; ich überlasse es
daher Andern, diesen Punkt näher zu erörtern. Aber das
kann ich sagen, dass seine Beschreibungen, von denen ich
eine Probe abdrucken lasse, bei aller Gedrungenheit deutlich
393
sind und mit Beihülfe der guten Zeichnungen ausreichen
werden.
Wenn Herr W. schreibt „Cimicifuga foetida Linn. (Actaea
Cimicifuga L.)", so ist zwar nur die Parenthese authentisch,
da der Patriarch weder die Gattung Cimicifuga noch die Art
foetida geschaffen hat. Ich will aber diese zuweit getriebene
Pietät mir eher gefallen lassen als die seltsame Verirrung
einzelner unter den Neueren, welche hinter einer Linnaeischen
Art das L. weglassen und durch ihr liebes Ego ersetzen,
wenn sie die Species zu einer (oft schwach genug berechtigten)
neuen Gattung gestempelt haben.
Weniger bin ich damit einverstanden, dass die „für den
Anfänger nothwendige allgemeine Einführung (Systemkunde,
technische Ausdrücke u. A.)" erst in den Schlusslieferungen
gegeben werden soll. Indessen wenn der Verleger Wort
hält und das Werk 1870 vollständig liefert, so lässt sich das
einstweilen übersehen.
Druck und Papier löblich, Correctur genau.
Und schenkte mir ein grosses Thier aus dem Departement des Cult
(Nur aus Versehn könnt' es geschehn) sein gniidig Ohr und seine Huld
So flüstert' ich fürsichtiglich — falls rings die Luft staatsanwaltrein —
„O gregis dux! verbrenne flugs die frömmelnden Tractätelein,
Verschone Deine Seminar -Pupillen um des gesunden Mensch-
verstandes willen
Mit dem kernliederlichen Memoriren, lass „Deutsche Flora" lieber
sie studiren :
Die Lieder, die Gott wachsen lässt
Grün, roth und blau
In Wald und Au,
Sind doch bei weitem allerbest!"
Dr. C. A. Dohrn.
DicotyledoDeD. — HahDenfussgewächse. Ranuncolaceae.
XIV. Schwarzkümmel. Nigella.
Einjährige Kräuter mit feinzertheilten Blättern, gipfel-
ständigea bläulichen Blumen und schwarzen, s^charfaromati-
fcchen Samen. Der .5blättrige Kelch ist blumenkronenartig,
abfallend. Die 5—10 ächten Blumenblätter sind klein, fast
21ippig, am Grunde mit einer Drüseiigrube versehen. Staub-
gefässe zahlreich, Fruchtblätter 5—10, mit ihien untein
Theilen mehr oder weniger verwachsen. Jedes bildet ein
Fruchtfach mit einer Reihe zahlreicher Samen, verlängert sich
394
in 1 Griffel und springt bei der Reife oben an der innern
Naht auf (Balgkapsel). Die sämmtlicl)en Arten der Gattung
sind in den Ländern ums Mittelmeer einheimisch und von da
aus nach Westasien und Mitteleuropa verbreitet.
1. Feld-Schwarzkümmel. Nigella arvensis, Linn.
(Fig. 41.) Der Stengel wird bis 0,1.5 ni. hocli, trägt 2— 3fach
gefiederte Blätter mit linealen Blättchen. Eine Blüthen-
hülle fehlt. Die Kelchblätter sind weiss, nach der Spitze
zu bläulich, auf der Unterseite grüngestreift. Die Staub-
gefässe sind stachelspitzig. Kapseln am Grunde bis zur
Mitte zusammengewachsen, glatt. Samen höckerig.
Auf Aeckern mit Kalk- und Lehmboden zerstreut. Getreide-
Unkraut. Ijährig. Juli— September.
2. Gebauter Schwarzkümmel. Nigella sativa,
Linn. Ist der vorigen Art ähnlich , bis 0,3 m. hoch , die
Kelchblätter sind bläulich weiss, die Staubge fasse ohne
Stachelspitze, die Kapseln ^drüsig rauh, vom Grunde bis
zur Spitze zusammengewachsen, Samen querrunzelig. Wird
mitunter angebaut, um die Samen als Gewürz und Volksheil-
mittel zu verwenden. Ijährig. Juni — Juli. In den Gärten
wird als Zierblume öfter der türkische Seh. (Nigella dama-
.«!eena Linn.) gepflegt, der auch als „Braut in Haaren''', „Jung-
fysiu im Grünen^ oder „Gretchen im Buscli" bekannt ist.
Seine hellblauen Blüthen sind von einer Hülle aus fein-
zertheilten Blättern umgeben; die Kapseln glatt und bis
zur Spitze verwachsen.
39B
Eupithecia actaeata n. sp.
von
tiv. A. S|ieyei*.
Eup. alis antieis latis rotundatis cinereis, strigis ordinariis
fasciculatis dilutioribus, stiiga subterniinali alba s. albida, ser-
rata, a lirnbo remotiori, niacula anguli interni magna alba,
lituris costalibus lunulaque media magna nigiis.
Var. b. Strigis obsoletissimis, stiiga subterminali interrupta.
Der Entdecker dieser Art ist Herr Rob. Grentzenbevg in
Danzig, der die Rauj^en im August 1866 in einem Walde bei
Danzig an Aetaea spicata fand und mir den Falter im Februar
1868 zur Begutachtung mittheilte. Er Avar von Andern theils
für Tripunctaria, theils für Trisignaria HS. erklärt worden
und zeigt in der That eine Art von Mischung der Charaktere
beider Arten, von denen er indess, wie von allen andern mir
bekannten Eupithecien, sicher genug sich unterscheiden lässt,
auch ohne die Raupe zu Hülfe zu nehmen. Da mir die ersten
Stände von Trisignaria und Tripunctaria aus eigener Erfahrung-
bekannt waren, so sandte mir Herr Grentzenberg im August
v. J. sechs Raupen von Actaeata lebend zu, um sie mit jenen
vergleichen zu können. Die Raupen langten glücklich an und
vier davon entwickelten sich zum Schmetteilinge, so dass ich
nun im Stande bin, die Naturgeschichte ziemlich vollständig
geben zu können.
Actaeata gehört der Gruppe jener unscheinbaren, grauen
oder bräunlichen Eupithecien an, die man wegen ihrer voll-
ständigen typischen Zeichnung — den drei lichteren, dunkel
gerandeten, welligen Doppelstreifen, der Wellenlinie*) und
den schwarzen Mittelfleckchen, ohne sonstige Auszeichnung —
als den Typus der Gattung ansehen und als deren gemeinste
Repräsentantin Castigata HS. gelten kann. (Sie ist auch in
Nordamerika vertreten, von wo ich eiue der Castigata ähn-
liche Art erhielt, die ich, da sie Guenee nicht erwähnt, für
meine Sammlung vorläufig Incastigata getauft habe.) In dieser
Gruppe ist Actaeata ausgezeichnet durch sehr breite Vorder-
flügel mit stumpfem Yorderwinkel, dem convexesteu Vorder-
rande und dem am a\ enigsten schrägen, bauchigen Saume; durch
den gnissten, wirklicii mondvierteKörmig gestalteten, tief
*) Giienee'd ligue stibteraünale , eine fJezeichnuug, die icli für
die Diagnose vorziehen rausste, da eine .Striga undulata nicht zugleich
serrata sein kann.
2Ü
39n
schwarzen Mittelfleck; die tiefgezähnte, weit vom Saum ab-
stehende, weisse oder weis^sliche Wellenlinie, mit grossem
weii^sen Innenvandsfleck , die schwarzen Costalflecke und die
sehr dicken, zusammenhängenden, tiefschwarzen Seitenlinien
des Hinterleibs. Diese Charaktere zusammengenommen ge-
nügen, Actaeata von allen verwandten Arten zu unterscheiden,
unter welchen iiir 'l'ripunctaria und Trisignaria am nächsten
'stehen. Beide haben kürzer gewimperte Fühler,, keine gelbliche
Färbung des Mesonotum; Tripunctaria hat in der Regel eine
mehr sclnväizlich graue Grundfarbe, keine oder nur schwache
schwärzliche CostaUlecke, die Innenwinkelfleckchen reiner
weiss, schärfer begrenzt, tropfenartig, eine viel seichter ge-
zähnte Wellenlinie und ganz verscliiedene Unterseite dei-
Hinterflügel (liclit weisslich grau bis zum Saume, mit meist
nur in der Vorderrandshälfte sichtbaren Schattenbinden).
Trisignaria ist kleiner, ihre Wellenlinie nicht wei.'-s, nur in
der Flügelspitze gezähnt und ohne weissen Innenwinkelfleck,
der hintere Doppelstreif auf Ader 6 viel schwächer gebogen.
Denotata H.*} (Campanulata HS.) hat keine schwuizen Costal-
flecke, eine nicht so tief, aber regelmässiger gezähnte, i'einere,
nicht weisse Wellenlinie, mit viel kleinerem, schmalerem
Innenwinkelfleck, eine meist mehr rostbräunliche Grundfarbe
und charakteristisch verschiedene Unterseite. Virgaureata
Doubl. , von der ich aber nur zwei Exemplare vergleichen
kann, ist kleiner, viel schmalflügeliger, mit sehr schrägem
Saum, nur seicht gezähnter, dem Saume genäherter Wellen-
linie, viel kleinerem Innenwinkelfleck und sehr abweichender
Unterseite. Mit einer andern mir bekannten Art kann Actaeata
nicht verwechselt werden.
Flügelspannung 20 bis 22 Millimetei-. Ein Paar von den
15 Exemplaren, welche ich vor mir habe, erreicht nur 18 mm.,
was aber wohl auf Rechnung der StalKütterung zu setzen ist.
Fühler bei beiden Geschlechtern dicht gewimpert, die Wim-
pern beim Männchen fast so lang wie der Durchmesser des
Schafts, beim Weibchen viel kürzer. Palpen von Augenlänge,
breit, fast dreieckig, vorn spitz, dicht schwarzbraun beschup])t,
unten gegen die Basis gelblichweiss gesäumt. Beine innen
gelblichweiss, aussen schwärzlich mit eingemengten weisslichen
Schuppen, die Tarsalglieder geringeil. Äüttelrücken lostgelb-
lichgrau. Hinterleib oben mit viel eingemischten rostgelblichen
Schuppen auf den mittleren Segmenten, mit Ausnahme des
vorderen Drittels derselben, und einer Reihe vorn schwarzer.
*) Nach Herrich -Schäffer's neuerer Ansicht soll Denotata H.
nicht Campanulata, sondei'n Selinata sein [?]. Regensb. Correspon-
denzblatt 1863 S. 22.
äÖ7
hinten weisslicher Rückenbüschchen. In jeder Seite des Hin-
terleibs eine dicke, tief'sehwarze Linie, die (bei trocknen
Exemplaren) vom zweiten bis zum fünften Segment keine
Unterbrechung zeigt oder liöchstens zwischen dem zweiten und
dritten unterbrochen ist.
Vorderflügel 10 bis 1 1 mm. lang, breit, gerundet, bräun-
lich aschgrau, die typischen Bindenstreifen lichter, mehr oder
minder scharf dunkel getheilt und begrenzt. Deutlich ge-
zeichnete Exemplare führen nächst der Wurzel eine schwärz-
liclfe Bogenlinie, dann die vordere, aus zwei lichteren, dunkel
gelandeten Querstreifen gebildete, auf der Subcostalis stumpl'-
winklig gebrochene Binde. Der mittlere Doppels-treif ist zu-
weilen nur in seiner Wurzelhälfte deutlich, welche vom
Vorderrande schräg herab um den Mittelmond, dessen Enden
berührend, dann rechtwinklig gebrochen zum Inneniande
zieht. Die hintere Queibinde läuft bis zur Subcostalis recht-
winklig mit dem Vorderrande, macht dann eine gegen den
Saum stumpf vorspringende Ecke und läuft vom Mittelast an
mit sch\Aaclien Wellen zum Innenrande. Sie ist bei den
meisten Exemplaren aus drei lichten Querstreifen zusammen-
gesetzt, indem zu den beiden gewöhnlichen noch ein dritter,
minder deutlicher, zwischen jenen und der Wellenlinie hinzu-
tritt. Die Wellenlinie steht weiter vom Saume ab als bei den
Verwandten, am weitesten im Vordenandsdrittel , ist weiss
oder nur weisslich, tief, aber unregelmässig gezähnt. Die
Zähne sind ineist Sägezähne, zuweilen an den Spitzen mehr
abgerundet. Im Innenwinkel erweitert sich die Wellenlinie
zu einem grösseren weissen, einwärts dunkel beschatteten
Fleck, der meist aus einem gro>sen obern und kleineren un-
tern zusammengesetzt ist. Der obere, beständige, ist rundlich
oder dreieckig, die Spitze des Dreiecks gegen den Saum vor-
springend. Der Raum zwischen Wellenlinie und Saum ein-
farbig grau. Mittelmond gross, tiefschwarz, gegen die Wuizel
convex, gegen den Saum gerade abgeschnitten oder etwas
concav , beide Enden zugespitzt. Ueber ihm steht am Vor-
deriande ein schwarzer Fleck ^^•urzel- und ein zweiter saum-
wärts, so dass sie, wie bei Trisigiiaiia, mit dem Mondfleck
ein fast gleichschenkliges Dreieck bilden, nur ist bei Actaeata
in der Regel der hintere, bei Trisignaria der vordere Costal-
lleck dem Mittelmonde et^^•as näher gerückt. Zwisclien den
beiden Flecken zieht noch ein seh\A ärzlicher Schrägstrich vom
Vorderrande zum Mitlelmonde. Die Flecke, die innere, erwei-
teite, dunkle Einfassung der hintern und die äussere der
vorderen Querbinde bildend, sind stets vorhanden, aber ver-
schieden an Grösse und Deutlichkeit bei den verschiedenen
Exemplaren. Die Flügeladern sind da, wo sie die erste und
26"
398
dritte Querbinde schneiden, mit schwarzen Punkten oder
kurzen Linien bezeichnet. Saumh'nie fein schwarz, auf den
Adern licht unterbrochen. Fransen hellgrau, dunkel gefleckt.
Hinterfliigel stark gerundet, das Saumdrittel den Vorder-
flügeln gleicli gefärbt, die übrige Fläclie etwas lichter als
dort, mit verwaschener Zeichnung. Der Mittelmoud ein kurzer
schwärzlicher Strich, seltener ein blosser Funkt. Wellenlinie
meist nicht ganz zusammenhängend, sägezähnig, im Innen-
winkel zu einem rundh'chen weissen Fleckchen erweitert.
Saum und Fransen wie bei den Vorderflügeln. ,
Unterseite aller Flügel lichter grau als die Oberseite,
mit starken Mittelmonden im bindenartig lichten Mittelfelde.
Die hintere Querbinde meist deutlich, aus zwei breiten, sanft
gebogenen Querstreil'en zusammengesetzt. Von ihr bis zum
Saume ist die Fläche einfarbig grau, in der Mitte von der
gewöhnlich undeutlichen oder kaum kenntlichen Wellenlinie
durchzogen. Fransen an der Innern Hälfte trüb gelblichweiss,
braun gefleckt, an der aussein aschgrau.
Die Art zeigt einigen Wechsel in der Färbung, einen
viel stärkeren aber in der Deutlichkeit der Zeichnungen. Bei
den mei.'sten Exemplaren zieht die graue Grundfarbe etwas
ins Gelbbräunliche und nähert sich der von Trisignaria, andere
sind rein aschgrau, et\\ as lichter oder dunkler. Die Zeich-
nungen sind bei mehr als der Hälfte der (15) Exemplarö
deutlich ausgedrückt, bei drei derselben sind die Querstreifen
fast völlig erloschen, die Wellenlinie in einzelne Winkel-
fleckchen aufgelöst (Var. b). Die übrigen Stücke stehen
zwischen diesen Extremen in der Mitte.
Männchen und Weibchen zeigen ausser den generellen,
am Hinterleibe, den Fühlern und dem Haftapparat der Flügel
ausgedrückten Sexualcharakteren kaum einen Unterschied.
Die Flügel des Weibchens sind , wie bei allen Eupithecien,
in der Regel etwas stärker abgerundet, als die des Männchens.
Der Hinterleib des Männchens zeigt 8, der des Weibchens 7
deutlich getrennte Segmente. Das letzte Segment ist dopj^elt
so lang als das vorletzte, beim Männchen schlankei , kegel-
förmig und scheint aus zwei Segmenten zusammengesetzt zu
sein, was sich aber ohne Entschuppung nicht entscheiden
lässt. Auch dieser Unterschied in der Zahl der Hinterleibs-
ringe ist ein genereller Sexualcharakter der Eupithecien wie
anderer Schmetterlinge.
Die Raupe ist ziendich sehhiuk, nach vorn verjüngt, mit
kleinem, lichtbräunlichem Kopfe und sclnAar/en Punktaugen;
einfaibig mattgrün, ohne andere Zeichnung als eine feine,
ziemlich scharfe, bräunliche Rückenlinie, welche sich auf dem
letzten Segmente erweitert, in's Dunkelrothe übergeht und
399
auf (ier Afterklappe einen grossen rundlichen oder dreieckigen
rothbraunen Fleck bildet. Auf den Brustringen ist sie etwas
erweitert und erscheint unter der Loupe verdoppelt. Die
Kückenfläche ist etwas dunkler, grasgrün, die Bauchfläche
zieht mehr ins Weissliclie. Seitenkante faltig, melir gelblich-
grün. Brustfüsse licht bräunlichgrün. Haut nicht deutlich ge-
kürnelt, wie sie es bei Succenturiata, Castigata u. s. w. ist;
ilire Härchen kurz, nur unter der Loupe sichtbar.
Freund Grentzenberg bemerkt brieflich, dass unter den
etwa 30 Raupen, welche er am 25. August 1866 an Actaea
spicata gefunden habe, einige gewesen seien, die — wenn er
nicht sehr irre — ganz 6ch\^ach rotlie Rückenflecke gezeigt
halten. Von den Raupen, die ich von ihm erhielt, Hess sich
bei keiner etwas davon erkennen. Diese Raupen benagten
die Actaea-Blätter in der Mitte und am Rande. Vermuthlich
greifen sie auch die unreifen Beeren der Nalirungspflanze an,
wenigstens zeigten einige derselben Löcher. In der Ruhe
saseen sie gerade ausgestreckt, sich nur mit den Bauchfüssen
anklammernd, auch hierin sich von den Raupen der Tri-
punctaria, Trisignaria und Denotata, die in der Regel in
gekrümmter Stellung zwischen (oder in) den P'rüchten der
Futterpflanze ruhen, charakteristisch unterscheidend. Auf die
übrigen Unterschiede von diesen Arten brauche ich nicht be-
sonders einzugehen, da keine derselben Aehnlichkeit mit der
Actaeata-Raupe hat.
Die Raupen verpuppten sich in der gewöhnlichen Weise,
in engen Gespinnsten an der Oberfläche der Erde, Ende August
und Anfang September. Die Puppe, von der typischen Ge-
stalt der Eupithecienpuppen, ist sehr durchscheinend grün, am
Kopf, Prothorax und den beweglichen Hinterleibsringen etwas
ins Rostgelbe ziehend, die Einschnitte der Bauchringe und das
ganze letzte Segment dunkel rostgelb. Der Hinterleib ist
(mit Ausnahme der Einschnitte) sehr seicht eingedrückt punk-
tirt, die übrigen Tlieile sind sehr schwach quer gerunzelt.
Das letzte Segment trägt, wo es an das vorletzte grenzt,
oben eine Querreihe tief eingedrückter Punkte und in jeder
Seite einen tiefen schrägen Eindruck, m ie ein kurzes Komma.
Die Schwanzspitze ist vom letzten Segmente durch eine
Furche getrennt, kurz, flach kegelförmig, am Ende gerundet,
mit 8 zusammengeneigten Börstchen bewaffnet, deren mittleres
Paar länger und an der Spitze umgebogen ist.
Ich erzog gleichzeitig mit den Actaeata- auch eine
Anzahl T ripuncta lia- Raupen, habe deren Puppen mit
Actaeata verglichen und ebenfalls sehr verschieden gefunden.
Ihre Farbe ist weniger durchscheinend, am Hinterleibe bräun-
lich rostgelb, auf der Rückseite ins Grünliche, die Flügel-
400
scheiden u. s. w. dunkler grün als bei Aclaeata. Der Hinter-
leib .sclilanker, stärker zugespitzt, tief punktirt, auf der Kück-
Seite dicht, auf der Baucli-seite zerstreut. Die übrigen Theile
viel tiefe!- quer gerunzelt, so dass die Fühlerscheiden hier
schnurförniig erscheinen, während sie bei Actaeata last glatt
sind. Der letzte Ring rostbraun, ohne Seiteneindruck, sonst,
gleich, der Schwanzspitze, wie bei Actaeata; nur ist die Furche,
welche beide trennt, seichter, und die beiden mittlem Borsten
der Schwanzspitze sind verhältnissmässig stärker als bei
jener Art.
Die vier Actaeata-Falter, welche ich erzog, erschienen
im ungeheizten Zimmer am 4,, 6. und 29. Mai d. J. Ein
fünftes Exemplar fand it-h in einem Puppenkasten frisch
entwickelt, welclier nur hiesige, von mir selbst eingesammelte
Producte enthielt. Wie es da hinein gerathen ist, ist mir
um so rätbselhafter, als ich mich weder eine der Actaeata
ähnliche Raupe gefunden zu haben entsinne, noch überhaupt
an Actaea jemals Raupen gesucht habe. Es ist aber kaum
möglich, dass eine von den Danziger Raupen oder Puppen,
die ich von Anfang an abgesondert erzogen habe, in jenen
Behälter gerathen sein könnte. Ausser bei Danzig ist, dem
Vernehmen nach, Actaeata auch in Baiern aufgefunden und
von Herrich- Sciiäfter eizogen worden.
Rhoden, Juni 1869.
Bemerkungen
über den Bau und die systematisclie Stel-
lung der Gattung Acentropus Gurt.
von
lii: A. Speyer.
Vergleichende Untersuchungen über die verwandtschaft-
lichen Beziehungen zwischen Lepidopteren und Phryganiden,
welche mich einige Zeit beschäftigten, erregten mir den leb-
haften W^unsch, das oben genannte merkwürdige Thierchen,
das die älteren Sjstematikei- als Phryganide beschrieben haben,
wälirend die meisten neueren seine Lepidopterennatur vertheidi-
gen, in natura kennen zu lernen. Denn wenn auch die Angaben
über die BeschafFenheit der meisten Körpertheile des Acentro-
pus bei den Autoren, welche ich vergleichen konnte (We^l-
401
wood , Kolenati, von Heinemann, Stainton), keinen Zweifel
über die grössere Beieclitigung der letzteren Ansicht übrig
lies.^en , so genügten sie doch nielit völlig gerade in Betreff
des wichtigsten Punkts, nämlieh der Beschaffenheit der weni-
gen vorhandenen Mundtheile, in deren Deutung sie sich zudem
M iderspreolien. Es gereichte mir daher zur besonderen Genug-
thuung, durch die Güte des Herrn Barons Nolcken in den
Stand gesetzt zu werden, n)ir ein eigenes Uitheil über die
fraglichen Punkte zu bilden. Er überliess mir ein Dutzend
Exemplare von seiner in der Newa gemachten Beute, deren
Untersuchung kurz das folgende Ergebniss gehabt hat:
Die Mundtheile des Acentropus bestehen aus drei paarigen
Organen: sehr kleinen, eingliedrigen Maxillarpalpen, grossen,
dreigliedrigen Labialpalpen und fadenförmigen Maxillen.
Dem unbe\A'affneten Auge sind nur die verhältnissmässig
langen und dicken Labialpalpen sichtbar, welche die engli-
schen Autoren, bis auf Westwood, und neuerdings wieder
Kolenati als Maxillarpalpen auffassen. Dass sie dies nicht
sind, bevvtist eben das Vorhandensein eines zweiten Palpen-
paares, welches oberhalb der Wurzel der grossen Palpen
eingelenkt ist. Kolenati erwähnt seiner als „eines braunen
Büschelchens nach aussen an der Basis jeder Palpe'', seine
Figuren zeigen aber nichts davon (Wiener entomol. Monat-
schrift 1858 S. 384, Taf. VII). Westwood (Introduct. IL
p. 413, fig. 113) bildet es ab und nennt die Theile „ein Paar
kleine Seitenanhänge der Palpen, welche ich als das andere
Paar der Palpen betrachte''. Dass diese Vermuthung richtig,
die Büsclielchen aber nicht blosse Seitenanhänge der grossen
Palpen, sondern selbstständige Organe sind, wird ersichtlich,
wenn man sie und die Stelle, wo sie inserirt sind, von ihrer
Schuppenbekleidung befreit, was mir unter dem Compositum
gelungen ist. Sie erscheinen dann als länglich eiförmige, mit
der verschmälerten Basis über dem Wurzelgliede der grossen
Palpen angeheftete Theile, welche die Länge dieses Gliedes
nicht ganz erreichen. Im unverselirten Zustande sind sie
dicht mit abstehenden braunen Schuppen bekleidet und etwas
nach aussen gerichtet. Ihrer Lage nach könnten sie allenfalls
auch als rudimentäre Mandibeln gedeutet werden, wenn nicht
Form und Bekleidung dem widerspräche und sie deutlich als
Palpen charakterisirte.
Die Labialpalpen hat Kolenati im Wesentlichen (als
ÄIaxillarpali)en) richtig beschrieben und abgebildet. Sie sind
- — was erst nach der Entschuppung sichtbar wird — drei-
gliedrig: das Basalglied am kürzesten, cylindrisch, das Mittel-
glied ein w^enig länger und nach vorn sich etwas verdickend,
das Endglied noch länger und dicker, eiförmig, stumpfspitzig.
402
Kolenati nennt die grossen Palpen herabhängend und bildet
sie aucli, fig. 7, so ab. Bei allen meinen Exemplaren sind sie
aber nicht sowohl hängend als vielmehr gegen die Brust zurück-
geschlagen, so dass sie der Längsaxe des Köipers fast pa-
rallel neben einander lierablaufen. Sie behalten, mit andern
Worten, die Stellung dauernd bei, welche sie in der Puppe
hatten und welche sie bei andern Schmetterlingen nur un-
mittelbar nach dem Ausschlüpfen erkennen lassen.
Zwischen den Palpen in der Mittellinie, fast im Niveau
der Maxillarpalpen, liegen die Organe, welche dieser Lage
nach nur als Maxillen aufgefasst werden können und auch
von allen Autoren als solche, resp. als Sauger, betrachtet
worden sind. Es sind zwei an der Basis deutlich getrennte,
gegen die Spitze etwas convergirende, gerade, fadenförmige,
etwas flache, gegen das Ende ein wenig versclimälerte, nackte,
lichtgelbliche Theile, wenig länger als das Wurzelglied der
Labialpalpen, welche dicht neben einander herablaufen.
WestMOod's Figur 113, 114 stellt sie richtiger dar als Kole-
nati's Fig. 4, wo sie zu breit und an der Basis vei-bunden
erscheinen.
Diese drei Organpaare sind Alles, was ich von Mund-
theilen zu erkennen vermag. Kolenati erwähnt noch einer
Oberlippe, beschreibt aber als solche, wie es scheint, den
vordem, gerade abgeschnittenen, kahlen Rand der breiten,
dicht beschuppten Stirn, den ich als Clypeus ansehe. Von
eigentlichen Fresswerkzeugen ist also nichts vorhanden als
die beiden, die Maxillen repräsentirenden Fädchen, die, soweit
ich erkennen kann, solide, nicht canalisirt sind.
Die Schwierigkeit einer richtigen Deutung der genannten
Theile liegt, ausser in der Kleinheit und unvollkommenen
Entwicklung der Maxillen und Maxillarpalpen, wesentlich in
dem Umstände, dass sie, ungewöhnlich dicht an einander
gerückt, fast in gleichem Niveau entspringen. Es bedarf einer
genauen üntereuchung, um darüber sicher zu werden, dass in
der That die Basis der grossen Palpen den untersten Platz
behauptet.
Von einfachen Augen, deren nach Kolenati's Text und
Abbildung zwei an der bei den Schmetterlingen ge\A öhnlichen
Stelle vorhanden sein sollen, habe ich bei meinen Exemplaren,
die doch von derselben Localität stammen, wo Kolenati die
seinigen iing, keine Spur entdecken können. Auch Herr von
Heinemann konnte sie nicht finden.
Ein Organ dagegen, Melches vorhanden, aber von keinem
der Beschreiber erwähnt ist, das Schienenblättchen, findet sich
ganz deutlich an derselben Stelle der Vorderschienen, wo es
die Lepidopteren überhaupt (die Heteroceren mit wenigen
403
Ausnahmen, von den Rhopaloceren nur die Eqnites und
Hesperiden) besitzen. Es ist ein sciunaler, lineiiler, über der
Mitte der Schiene entspringender Anhang, der der Schiene
zuerst anliegt, sich dann mit einer leicliten Bieguns; abhebt
und mit dem angesch\\ ollenen , etwas aus\Aäits gekrümmten
Ende, das der Schiene kaum überragend, wieder anlegt. Es
ist selir auffallend, dass ein so zuverlässiger Beobachter als
Westwood sein Vorhandensein ausdrücklicii leugnet (Intio-
duction p. 324). Da es alle meine Exemplare zeigen, so ist
mir dieser Umstand fast nur dadurch erklärlich , dass die in
England wohnende Art nicht identisch mit der der Newa ist.
Westwood's übrige Angaben sowie Stainton's kurze Beschrei-
bung (Manual II. p. 14G) stimmen freilich im Uebrigen sehr
gut zu den russischen Exemplaren.
Die übrigen Köri)ertheile sind aus den vorhandenen Be-
schreibungen hinlänglich bekannt, um eine auslGhrliche Schil-
derung überflüssig zu machen. Der Rückentheil des ersten
Thoraxsegments (pronotum, collare) ist nur durch aufgerichtete
Haarschuppen beiderseits zwischen Kopf und Mes-othorax an-
gedeutet; wenigstens kann ich, auch nach Abtrennung des
Kopfs, weiter nichts wahrnehmen. Die Schulterdecken (te-
gulae, scapulae der Lepidopterologen) dagegen sind gross und
von typischer Lepidopterenform. Ebenso der Haftapparat der
Flügel, sowohl die sehr kräftige, einfache (ich habe nur
Männclien vor mir) Haftborste der Hinteiflügel selbst, als der
Saum aufgerichteter Haarschuppen an der Basis der Vorder-
Üügel, welcher sie von unten umfasst.
Der Hinterleib ist kurz, Oringelig, unten am Ende des
achten Segments mit 2 sehr grossen, vorstehenden, breit
lancettförmigen Aftorklappen; am Ende des neunten Segments
mit grossem, herahgebogenem Hornhaken über — und kür-
zerem, zweispitzigem, aufgebogenem Haken unter der After-
öff"nung. Eine ganz ähnliche Bildung also, wie sie viele
Schmetterlinge, z. B. die Sphingiden, zeigen, nur in relativ
beträchtlicherer Grösse.
Die Flügeladern sind bei Kolenati sehr ungenau abge-
bildet, von Heinemann (Schmetterl. Deutschlands, Zünsler,
S. 107) aber genau und in Uebereinstimmung mit meinen
Newa-Exemplaren beschrieben worden. Zu -bemerken ist nur,
dass die bei den meisten Heteroceren \orliandene, im Vorder-
rande der Vordertlügel selbst verlaufende Ader, die costa
der Neuropterologen, welche die Lepidopterologen ohne Namen
gelassen haben und überhaupt ganz mit Stillschweigen über-
gehen, auch dem Acentropus nicht fehlt. Ihr lumen reicht,
sich verjüngend, bis über die Flügelmitte, wo es sich in die
Costalverdickung verliert. Auf den Hinterflügeln verschmelzen,
404
soviel ich erkennen kann, die vv, costalis und mediana bald
nach ihrem Ursprünge und lauten als einfacher Stamm dem
Vorderrande ziemlieli parallel in die Flügelspitze, kurz vor
der8elben einen Sclnägast in den Vordei'rand abgebend. Die
Mittelzelle der Hintertlügel is^t offen. Die Flügel sind nicht
sehr dicht, aber gleichmässig und volli^tändig mit Schuppen
bedeckt, die so fest sitzen, dass mir ihre Entfernung nicht
überall gelungen ist. Sie sind relativ klein, übrigens von
verschiedener Form und Grösse; die die Flügelfläche beklei-
denden grösstentlieils viel tiefer und schärfer gezähnt, als sie
Kolenati's Figuren darstellen, 2-, 3- oder 4zähnig, die Zähne
schlank, mehr oder minder ungleich, bei den dreizähnigen
meist der mittlere Zahn länger, oft fast halb so lang als die
ganze Schuppe. Ihre Basis verschmälert sich gleichmässig,
ohne Abstutzung oder Einkerbung.
Der Acentropus ist hiernach ein ächter Schmetterling,
mit einigen Eigenthümlichkeiten allerdings, die aber nichts
dem Charakter der Ordnung Widersprechendes haben und
sich demselben — und nur dem Lepidopterentypus — ohne
Anstoss subsumiren lassen. Ein rudimentärer oder auch ganz
fehlender Sauger ist bei den Schmetterlingen bekanntlich
nichts Seltenes, und die Maxillarfädchen des Acentropus haben
in der That Aehnlichkeit mit dem verkümmerten Sauger
mancher anderen Schmetterlinge. Beträchtliche Entwicklung
der stets dreigliedrigen Lippentaster im Gegensatz zu der
Kleinheit der Kiefertaster ist Regel bei den Lepidopteren, und
von den Mandibeln und übrigen Fress\\ erkzeugen ist bei vielen
Schmetterlingen wenig oder nichts zu entdecken. Das Ein-
zige, was meines Wissens bei keinem andern Gliede der
Ordnung in derselben Weise vorkommt, ist die grosse An-
näherung der beiden Tasterpaare an einander, das Herauf-
rücken der Labialpalpen bis nahe an die Wurzel der Maxillen
und Maxillarpalpen. Bei allen andern Schmetterlingen, die
ich untersuchte, sind beide Palpenpaare durch einen beträcht-
lichen Z\^'iscllenraum getrennt, indem die Lippentaster viel
weiter zurück, an der untern Fläche des Kopfs, eingelenkt
sind. Das ist aber auch der einzige erhebliche Umstand,
welcher dem Acentropus eigenthümlich ist, während die ge-
sammte übrige Organisation den Lepidopterentypus, und
gerade in einigen seiner charakterischsten Theile in recht
ausgesprochener Bildung, erkennen lässt. So den Haftapparat
der Flügel und die tegulae, welche in dieser Ausbildung
weder den Phryganiden noch irgend einer Insectenordnung.
zukommen. Dazu kommen das Flügelgeäder mit seinen ein-
fachen Discoidalzellen, die vollständige Schuppenbekleidung,
auch, wenigstens bei der in der Newa wohnenden Species,
405
Her Anhang der Vordcischienen. Da ausserdem selbst der
Habitus der Imago nichts besonders rhryganidonartiges hat,
t-o ist es in der Tiuvt schwer begreidicli , wie man die Lej)i-
dopterennatur des Thierchens hat verkennen können. Es kann
niclit einmal als eine Annäherung des Lepido])lerent,ypns an
den der Phrjganiden, wie ich im Interesse der l)ar^^ inVchen
Lehre hoffte, betrachtet werden, denn es hat mit der letzteren
Insectengruppe in der That gar nichts gemein als die Lebens-
weise und die kiementragende Rau])e, welche sich ja auch
bei einem so typisclien Lepidopteron wiedertnidet, als Para-
pojnx stratiotata. Andere Familien der Schmetterlinge, wie
die Psychiden und besonders die Tineinen mit langen Kiel'er-
tastern, vor Allem die Micropterjginen , haben viel wesent-
lichere Eigenschaften mit den Plirvganiden gemein als Acentio-
])us. Der charakteristischste Unterschied zwischen Lepidopteren
und Phryganiden liegt in der einem ganz abweichenden Typus
folgenden Bildung der Mundtheile, und gerade diese Organe
nähern sich bei Acentropus in nichts dem Typus der Phryga-
niden. Dennoch hat, wie ich aus Gerstäcker's Pericht lur
'1863 — 64 S. 390 ersehe, noch neuerdings West\\ood die
Stellung von Acentropus unter den Lepidopteren gegen Ne\\'-
man vertheidigen müssen und dabei auch die Bildun;ji,' der
Puppe als Beweis für seine Meinung angeführt. Leber die
Details der Entwicklungsgeschichte, welche in England voll-
ständig beobachtet zu sein scheint, ist mir leider keine ge-
nügende Auskunft zugänglich gewesen, ebenso \\ enig über das
Weibchen, welches in zwei Formen,- einer stunimelllügcligcn
und einer vollständig getlügelten , vorkommen soll , die viel-
leicht verschiedenen Arten angehören. Nach v. Heinemann's
Mittheilung (1. c.) soll das Weibchen des Nachts, auf dem
Rücken liegend , unter dem Wasser schwimmen und bei der
Begattung das Männchen umfassen und mit sich hinabziehen
— M'ie Schillers Nixe den Jüngling am See.
Wenn die Zugehörigkeit von Acentropus zu den Lepido-
pteren zweifellos ist, so fragt es sich \a eiter, wo die Gattung
innerhalb des Systems ihren angemessenen Platz findet. Wocke
(Catalog. d. Lepid. Europas) und von Heinemann stellen sie
zu den Botiden in die Nähe der übrigen Wasserzünsler, und
in der That spricht nicht allein die Lebensweise und die
Entwicklungsgeschichte für diese Stellung, sondern auch die
ziemlich übereinstimmende Beschaffenheit des Flügelgeäders.
Anderseits ist aber die Bildung der Kopftlieile so wesentlich
abweichend, nicht bloss \'on den Pyraliden, sondern auch von
den übrigen Familien der Schmetterlinge, dass das Thier mit
seinen schwachen, spornlosen Beinen, seiner eigenthümlichen
Schuppenbekleidung u. s. w. hier, wie überall fremdartig steht
40B
und mindestens, wie mii* scheint, eine gesonderte Familie
bilden muss (für \\elche ich, statt des sesquipedalen Namens
Acentrojtodidae, den kürzeren Acentridae in Vorschlag
bringe), die zwischen Botiden und Chiloniden einzureihen wäre.
Ob die Respirationsorgane etwas Eigentliümliches auch
bei dem vollkommenen Insecte besitzen, welches einen längern
Aufenthalt unter Wasser ermöglicht, weiss ich nicht; wenig-
stens beim Weibchen liesse es sich erwarten, wenn v. Heine-
manns Nachricht gegiündet ist. Beim Männchen glaube ich
die OefTnung von Stigmen der drei ersten Hinterleibssegmente
an den gewöhnlichen Stellen zu erkennen, habe aber keine
nähere Untersuciiung angestellt, für welche frische Thiere
geeigneter sind. Sonst ist nicht zu verkennen, dass mehrere
seiner Eigenschaften darauf berechnet scheinen, auch dem
Männchen einen kurzen Aufenthalt und eine Fortbewegung
im flüssigen Element zu erleichtern. Der Vorderleib ist ver-
liältnissmässig sehr kräftig gebaut, die Flügel sind schmal,
spitz, aber fest, fast flossenartig geformt und in der Ruhe
zurückgebogen, die Schuppenbekleidung liegt glatt an und
haftet ungemein fest. Damit ist aucli die Stellung der grossen
Palpen in Uebereinstimmung und findet darin wohl ihre Er-
klärung, lif^ng, kolbig und locker befestigt, wie sie sind,
würden sie der Vorwärtsbewegung unter Wasser hinderlich
sein, wenn sie, statt dem Drucke nachgebend sich zurückzu-
schlagen, vorgestreckt weiden sollten.
Es ist vielleicht keine allzugewagte Hypothese, die Eigen-
thümliclikeiten in Lebensweise und Organisation der Gattung
Acentropus, welche ihr eine isolirte Stellung in der Ordnung
der Lepidopteren verleihen, daraus zu erklären, dass wir sie
als die Repräsentantin eines älteren Zweiges des Urstammes
der Schmetterlinge auffassen, dessen übrige Glieder zu Grunde
gegangen sind. Wenn man überhaupt die Ansicht für die
richtige hält, nach welcher die Gescliichte der Organismen
eine EntM'ickelungsgeschichte und nicht eine Reihe specieller,
isolirter Schöpfungsacte ist, wird man auch nicht darüber
streiten, dass die primitiven Insectenformen im Wasser zu
suchen sind. Acentiopus ist aber in ausgesprocheneier Weise
ein Wasserthier als alle anderen bekannten Schmetterlinge,
und neben den allgemeinen giebt es auch specielle Gründe, die
mit viel mehr Wahrscheinlichkeit voraussetzen lassen, dass
die Atavi der Lepidopteren aus dem Wasser ans Land gestiegen
s^nd und sich hier dem Land- und Luftleben angepasst haben,
als umgekehrt — wie man sonst in diesem Falle annehmen
müsste. ' —
407
Vogelnester und Insecten.
Die Durchsuchung von Vogel-, besonders von Schwalben
nestern, nach Insecten scheint seit der Zeit, dass Herr Dr. F.
Stein (Stett, Entom. Ztg. 4. Jahig. p. 316) den ersten Anstoss
dazu gab und schöne Beobachtungen und Entdeckungen mit-
theilte, wenig verfolgt zu sein; mir wenigstens sind keine
weiteren Arbeiten über den Gegenstand bekannt geworden,
und sollten dennoch dergheichen irgendwo niedergelegt worden
sein, so findet sich doch in den hier folgenden JMittheilungen
wohl ein Körnchen Neues, « as ich mit Bekanntem hinzu-
nehmen bitte.
Eine besondere Veranlassung zur Durchsuchung von
Vogelnestern gab mir das Nest eines Thurm- oder Mauerseglers
(Cvpselus apus) an der westlichen Wand meines Wohn-
hauses. Es befand sich in einem der sogenannten Staaren-
kasten, die in hiesiger Gegend zahlreich in Bäumen und an
Häusern aufgehängt werden und dem Sturnus vulgaris zur
Sommerzeit als Wohn- und Brutplatz dienen.
Im ersten Jahre ging mit meinem herbeigekommenen
Staarenpärchen Alles glücklich von Statten; im zweiten aber
wurde es, ehe es nisten konnte, von einem ebenso ritterlichen
als kecken, anmassenden Spatzenmännchen vertrieben, welches
mit seiner Ehehälfte binnen ein j)uar W'ochen ein Nest voll
Sperlingskinder zeugte. Aber die ElternlVeuden sollten bald
in Jammer verkehrt werden. Denn als der Mai ins Land
kam, kehrten auch die Thurmschwalben wieder; ein Paar
drang ohne Umstände in den Staarenkasten . und am andern
Morgen lagen die nackten Sperlingsjungen zerschmettert auf
dem Steinjttkister unten im Hofe.
Dies wiederholte sich drei Jahre hintereinander. Als
am Ende des dritten Jahres eine Reparatur an der Hauswand
vorgenommen werden sollte, nahm ich den Staaren- oder
nun Scliwalbenkasten herein und untersuchte seinen Inhalt,
Ausser einigen lebenden Crvptophagen und Latliridien
fand ich 55 Stück Puppen von der Schwalbenlausfliege,
Oxypterum pallidum Leach, aus denen im April des nächsten
Jahres die Fliegen hervorgingen; einige wenige ergaben einen
Pteromalinischen Schmarotzer, der, statt w ie die rechtmässigen
Bewohner das Deckelchen \on der Pu[)penhülle abzuheben,
;ils Mörder dureii ein Loch zur Seite ausgeschlüpft war.
Sjjäter beobachtete ich bei andern Staarenkasten ähnliche
\'erhältuisse: wo irgend ein solcher an Hauswändun angebracht
408
war, wurden nicht selten die Staare vertrieben, und in den
Nestern des Seglers fand ich immer zahlreiche Puppen der
genannten Fliege, ßleist entwickelten sich diese in meinen
(jläi-ern schon im Winter oder im Frühjahr, manchmal aber
auch bis in den Juli hinein.
Diese Nistweise des Thurmseglers erleichtert natürlich
die Untersuchung seiner sonst schwer zugänglichen Nester,
und macht, da er nicht, wie der Staar, seine und seiner
Jungen Excremente aus dem Neste schaffet, die Beantwortung
der Frage möglich :
Was frifest der Mauersegler?
Die gewöhnlichste Meinung ist die^ er, m ie die Familien-
verwandten nähren sich von Mücken, Fliegen und dergleichen
weichen Insecten. Dies ist aber sicherlich nur zum Theil,
vielleicht zum geringsten Theil richtig. Ich habe nämlich
gefunden, dass vornehmlich Käfer seine Nahrung ausmachen.
Clanz insbesondere aber sj)ieU dabei eine Halticine, nämlich
Psylliodes clirjsocephalus Linn., eine auftallende Rolle. Die
Kotliklumpen des alten Mauerseglers sind mit den unver-
dauten Flügeldecken, Köpfen und Beinen des Käfeis so durch-
setzt, dass sie grün glänzend davon erscheinen; nicht selten
findet man auch mehr oder weniger wohl erhaltene Käfer
selbst, und die Varietät Ps. nigricollis Marsh. — denn nichts
Anderes ist diese! — kommt ebenfalls dabei vor. — Ausser-
dem finden sich in den Kothklumpen der Jungen viel Ueber-
reste von andern Käfern, namentlich von Taclijporus, zaiil-
reiche Curculionen, besonders Phytonomus, und, wenn ich nicht
irre, Polydrusus, auch Apion und Ceutorhynchus. Von Rhyn-
choten sind mehrere Aphropliora-Arten zahlreich vertreten.
Man begreift nur nicht, wie der Segler an diese Thiere
kommt, die doch meist an Blättern niedriger Pflanzen leben,
während man ihn selbst kaum jemals anderswo, als hoch in
der Luft fliegend bemerkt.
Was den Inhalt der Mauersegler-Nester an lebendigen.
Insecten betrifft, so muss, von den zahlreichen Larven der
Tinea pellionella"'), die in allen Schwalbennestern vorkommen,
wie von Ptinus und Lepisma abgesehen, das Vorkommen von
Anthrenus pimpinellae in denselben am meisten Interesse er-
regen. Ich glaube sogar annehujen zu dürfen, dass dieser
Käfer sich ausschliesslich bei Cypselus apus ent\"\ ickelt!
— Ich fand in verschiedenen Nestern wiederholt frisch ent-
wickelte Käfer, Larven und Puppen. Letztere haben bekannt-
lich völlig das Aussehen der Larven und unterscheiden sich
*) Niclit vielmehr Tin. spretella? Red.
409
nur durch Bewegungslosigkeit, hellere Farbe, Mangel an langen
Haaren und gequolhieren Körper. Mehrmals entwickelten sich
vor meinen Augen Käfer aus den Puppen. — In einem Neste,
welches sicherlich nur einen Sommer alt war, zälilte ich
hundertundzelin dieser Anthrenus-Larven, und mag wohl noch
deren nicht wenig übersehen haben! — Wenn Erichson von
den Anthrenus-Larven im Allgemeinen (Insect. Deutschlds. 3.
p. 453) sagt: „Drei Büseliel von längern, gegliederten Ilaaren
mit pfeilfürmigen Spitzen am Hinterleibsende an jeder
Seite''', so passt das nicht ganz auf die Larve von A. pim-
pinellae, indem hier an jedem Leibesringe zu beiden Seiten
ein solcher Büschel steht. Was die Beselireibung des Käfers
betrifl't, so vermisst man bei den Schriftstellern die Angabe,
dass die Flügeldeckennath bis zur Mitte hinauf ziegelrotii ist.
Vielleicht kommen im Freien selten so rein gebliebene Stücke
vor, wie ich sie beobachten konnte.
In den Nestern der Rauchschwalbe (Hiriindo lustica)
fand ich ausser mehreren Ptiniis-Arten, Cryptophagen und
Lathridien, von pupiparen Fliegen die bisher noch als selten
bezeichnete Ornithomyia tenella Rogenhofer in zalilreichen
Exemplaren, die sich vom März bis Mai im Zimmer entwickel-
ten. Das ausgebildete Thier fliegt sehr gut, stossweise. Die
Puppen sind kleiner, als die von Oxypteium pallidum, aber
grösser, als die von Stenopteryx hirundiuis Linn., auch etwas
flacher, mehr ins Kastanienbraune fallend, als letzlere, die
fast kohlschwarz und glänzender sind. — L'eberaus zahlreich
findet sich bei H. rustica manchmal Lej)isma sacharina; ich
habe in einem Neste mitten im Winter mehr als 40 Slück,
meist sehr gross und schön, angetroffen. Sehr häufig findet
sich bei dieser Schwalbe auch CheliCer cancroides in allen
Entwickelungsstadien — zuweilen von der Grösse eines
Nadelknopfes. Endlich viele Larven von Tenehiio molitor und
Attagenus pellio.
Bei der Hausschwalbe (Hirundo urbica) findet sich
ausser Ptinus- und Lathridius-Arten und überaus zahlreichen
hellfarbigen Pulex die schon oben erwähnte Stenopteryx hirun-
dinis in einer Menge — oft hundert Stück in einem Neste —
von Puppen. Audi Lyctocoris domestiea kommt als Larve und
^ollkommenes 'i'iiier mehrfach darin vor, und hier, wie in
Sijetlingsnestern hauset eine Acanthia, die von A. lectularia
trotz Herrn Fieber's gegentheiliger Ansicht %\ohl sicherlich
verschieden ist.
Nesler von der Uferschwulbe (Hirundo riparia) habe
ich mir einmal untersuchen können, und darin ausser einigen
hchönen, wenn man so sagen darf, Milben lünf Stück Saprinus
410
rugifer, sehr zahlreiche Haploglossa pulla Gyll. — Aleochara
nidicola Fairmaire — nebst einer Kellerassel gefunden.
In Hüiinernestern fand ich im April ausser erschrecklich
viel grossen Flöhen mit ungewöhnlich langen Fühlern, vielen
Larven von Tinea pellionella, mehreren Stücken von Attagenus
pellio, einigen gemeinen Corjnetes und zahlreichen Lyctocoris
domest. auch viele Larven von Tenebrio molitor und zwei
Stück von Teneb. obscurus. Letztere verpuppten sich am 20.
April und schon 10 Tage später ging der im Ganzen wohl
seltene Käfer hervor.
In Taubennestern traf ich einige mir noch unbekannte
Homaloten, Aleocliara villosa Mannerh., die auch Herr
v. Dommer bei Danzig in denselben gefunden, und in einem
Neste •'-- Stück Sapiinus rotundatus an. Von Fliegenlarven
kann ich die von Cyrtoneura caesia Meig. und Homalomyia
canicularis Meig. er\Aähnen.
Auch in verlassenen Vogelnestern auf Bäumen etc. trifft
man zuweilen Insecten an; so fand ich im Neste von Fringilla
chloris einen kleinen Scymnus und Coccinella bipunctata, und
in einem von Turdus merula zwei Exemplare von Othius
melanocephalus.
Man sieht, dass die Durchsuchung der Vogelnester nicht
ohne Interesse und Erfolg ist, und es wäre ^\'ohl zu wünschen,
dass dieselbe noch auf andere Vogelnester ausgedehnt, be-
sonders aber von Jägern und Förstern unterstützt würde.
Elberfeld, Ende Mai 1S69.
Cornelius.
Bericlitigung.
Auf S. 393 dieses Jahrgangs beschuldige ich Herrn Wagner,
in seiner „Deutschen Flora*-^ hinter dem Namen Cimicifuga
foetida den Namen Linne's irrig gesetzt zu haben. Herr
Wagner hat aber Recht, und ich hätte das aus dem Systema
Naturae ed. 12 pag. 659 wissen sollen. Zu meiner Entschul-
digung kann ich etwa anführen, dass ich von meinem botan.
Lehrer nur den altern Namen Linne's für diese Pflanze,
Aetaea Cimicifuga, aus der Species plantarum geleint habe
und den andern um so sicherer für eine Nach-Linneisehe
Schöpfung hielt, als ein zufällig anwesender, in der entonio-
logischen Botanik sehr bewanderter Freund meiner irrigen
Ansieht beitrat. Di. C. A. Dohrn.
411
Linnaeana
von
C .%• Iloltrn.
Im Jahrgang 1868 S. 29 dieser Zeitung habe ich dank-
bar registrirt, dass mir Herr Prof. C. Stäl, des verewigten
Boheman Nachfolger in der Direction des entomol. Mutseums
der Stockhohiier Academie, ein Pracht-Exemplar der ziemlich
seltnen"')
Egenhändiga Anteckningar af Carl Linnaeus om sig seif
zum Geschenk gemacht hat. Ich glaube nicht fehlzugreifen,
wenn ich aus diesem, mit patriotischer Pietät von Adam
Afzelius zusammengetragenen Buche — [es enthält ausser den
„Eigenhändigen Anzeiciinungen*-' noch viele andre Data über
unfern Patriarelien] — Einzelnes als interessant für unsere
Zeitung übersetze, namentlicii wenn die vielleicht ausreichend
bekannten Facta durcli die eigenen Worte Linn^'s einen
charakteristisciien Stempel liebenswürdig offenster Naivetät
erhalten, oder wenn von Specialitäten gehandelt wird, welche
in den üblichen Biographien aus begreillichen Gründen über-
gangen sind. „Natura maxima in minimis'-' lässt sich zur Noth
aucli dahin deuten: an einem grossen Manne verdienen oft
kleine Züge die ehrerbietigste Beachtung, denn sie lehren am
vergötterten Heros das Keinmenschliche lieben. Das ist die
wahre Humanität, die gegen die Vergötterung Stich hält.
1.
Auf dem Titelblatte folgen den oben bereits angeführten
noch die Worte: med Anmärkningar och lillägg (Zusätzen);
darunter stellt ein Brustbild von Linne, von Scheffel gezeich-
net, von Kuckman gestochen, über dessen Original ich in der
Vorrede von Afzelius finde, dass es nach einer Zeichnung
von dem verstorbenen Hol-lntendanten J. Hehn, dermalen im
Besitz seines Enkels Carl Hochschild , gemacht worden. Es
ist ein liebes, freundliches Gesicht, etwas ernsthafter und älter
als das unsern älteren Abonnenten im Jahrgang 1858 dieser
Zeitung gebotene: aus dem frisch und keck in die Welt
*) Selbst mein bibliophager Freund Hagen rauss sie nicht gesehen
haben, da er nicht der ( Jriginal-Ausgabe (Stockholm 1823 4") sondern
nur der Uebersetzung von Lappe, Berlin 1826. 8. erwähnt, Bibliotheca
Entern. I. 480. Auch diese Uebersetzung muss ziemlicli rar sein, da
sie Hagen nicht mit dem Stern (ipse vidi) bezeichnet hat.
27
412
blickenden Studenten , resp. Vicar-Docenten und verwegenen
Lapplandfahrer, ist offenbar schon ein mehr bemessener Üigni-
taiius geworden, der das natürliche Haar und den nackten
Hals pflichtschuldigst auf dem Altar des Moloch Decorum
als devotes Opfer niedergelegt und dafür gepuderte und ge-
brannte Locken und einen weissen Stiang um den Hals ein-
getauscht hat. Knöpfe und Besatztresse des hoch hinauf ge-
schlossenen Rockes deuten auf eine Amts-Uniform. Immerhin
ist der ganze Habitus des jungen Mannes noch nicht so steif
gravitätisch als auf einer Lithographie, welche mir der ver-
storbene M. C. Sommer geschenkt hat, und welche nach der
darunter stehenden Notiz nach einem Originale im herzog-
lichen Museum zu Braunschweig gemacht ist. Man wird es
freilich kaum glauben wollen, dass dies letztere Bild mit dem
noch immer jugendlichen Gesicht einen Mann von bereits
51 Jahren darstelle, und doch muss man dies aus dem breit
auf der linken Brust paradirenden Nordstern-Orden schliessen,
den Linne nach eigener Angabe im Jahre 1758 ei hielt! Dem
Verfasser der Unterschrift unter dem letztern Bilde ist es
übrigens auf besondere Genauigkeit eben nicht angekommen,
denn er giebt dem Heros zu seinem der Aeneide entstammen-
den heraldischen Wahlspruch den Donutschnitzer „Fama ex-
tendeie factis'"')*-' und lässt ihn statt in Räshult in „Nushult^
das Licht der Welt erblicken.
Unter dem oben besprochenen Brustbilde des Titels
folgt dann:
Te cuncta loquetur
Tellus, te variis scribent in floribiis Horae.
Claudianus.
Dich preiset der ganze
Eidkreis, Dich in blumiger Schrift verklären die Hören.
Ausser „Stockholm MDCCCXXIII" ist weiter nichts angegeben,
weder Verleger noch Drucker. Vielleicht sind nur soviel
Exen.plare abgezogen worden, als durch die Subscription ge-
deckt ^Aa^en, also nach Angabe der vorgedruckten Liste etwa
150Ü. Allerdings bleibt es bei dieser Zahl auffallend, dass
man dem Buche in den Verzeichnissen unserer Antiquare
selten oder niemals begegnet; daran wäre vielleicht die Ab-
fassung in schwedischer Sprache Schuld — nach meiner indi-
viduellen Meinung mit Unrecht, da mir unter den germanischen
Sprachen der Umlaut von Deutsch zu Schwedisch approxi-
*) Der Leipziger Holzschneider des Linneischen Wappens, mit
welchem der Verleger des 14. Bandes der Linnaea Entomologica den
Titel zieren wollte, hatte die harmlose Lesart exdentere als Beweis
geliefert, dass t und d ihm indifferent waren.
mativ fast ebenso leicht erschienen ist, als von Hochdeutsch
zu Niederländiscl). Ich verkenne freilich nicht, dass ich
mit dieser Meinung der Gefahr ausgesetzt bin, ungenau ver-
standen zu haben und natürlich auch ungenau zu übertragen 5
hoffentlich wird das nicht wesentliche Punkte treffen und mir
von Billigdenkenden nachgesehen werden.
2
Dem Förord (Vorwort) von I bis XXIV, in welchem
Afzelius Plan und benutzte oder aus Gründen nicht benutzte
Quellen bespricht, und auf welches ich bei Gelegenheit zurück-
greifen werde, folgt
Första Stycket (erstes Stück).
Carl Linnaei, adlad (geadelt) von Linnes
Egenliändiga Anteckningar om sig seif.
Hierüber lautet die Auskunft im Vorwort (XI, No. VI):
„Das Exemplar der Lebensbeschreibung über Linnaeus, von
ihm selber verfasst, ist zum grössten Theile von seiner eige-
nen Hand in Folio geschrieben, und ich theile dem Pubh'cuni
hievon den Abdruck mit. Dies Manuscript wurde im Sterbe-
hause seines Sohnes, Professors von Linne, unter andern
Handscliriften liegend gefunden, und der verstorbene Prof.
Dr. Acrel hatte das Verdienst, es vor dem Missgeschick zu
wahren, auf eine oder die andre Art verloren zu gehen.
.Er brachte die losen und, wie es scheint, herumgestreuten
Papierblätter in eine gewisse Ordnung und Hess sie einbinden,
nachdem er sie mit folgenden Zusätzen versehen:
1. Das erste von Ehrensverd 1740 gestochene Octav-Portrait
von Linnaeus, als er 33 Jahr alt war.
2. Das Titelblatt, welches fehlte, zu oberst vorsehen mit
einem grossen Abdruck des Familien- Wappens v. L , zu
Unterst mit einer Devise aus Tacitus.
3. Abdruck beider Seiten der zwei ältesten auf Linnaeus ge-
prägten Denkmünzen, zugleich mit einem bei ihm selbst
vorgefundenen, von ihm gezeichneten Entwurf zu seinem
Wappen.
4. Eine kurze Vorrede, worin u. a. gesagt wird, dass der
Zweck dieser Lebensbeschreibung vermuthlich gewesen,
Linnaeus habe in Stunden der Müsse seine Gedanken aus-
ruhen wollen durch Erinnerung an das Vergangene, viel-
leicht zur Belehrung für seine nächsten Hinterbleibenden,
wie er seine Nemesis Divina als Moral für seinen Sohn
hinterlassen.
5. Ein Exemplar des lateinisch gedruckten Briefes, welchen
Prof. V. L. abgesandt an seines Vaters auswärtige Cor-
2T'
414
respondenten mit der Todesnachricht u. s. w,, datirt Upsa-
liae d. X. Cal. Febr. MDCCLXXVIII.
6. Ein mit der Ueberschrift „Discipuli Linnaei extranei'' ver-
sehenes Verzeicliniss der Ausländer, 27 an der Zahl,
welche unter ihm studiit haben, zugleich mit den Ländern
und Städten, in welchen sie lebten,
7. Ein Exemplar von „Orbis Eiuditi Judicium de Caroli
Linnnei M. D. Scriptis"-'.
Ich habe dieee Zu.sätze Acrel's, wozu ali^o (nach 2) auch
das Egenh. bis sig seil" und das Citat aus Tacitus gehört,
absichtlicli so speciell aufgelührt, weil mir gleich die ersten
authentischen Worte Linne's unbeschreiblich gefallen. Der
Erzvater beginnt nämlich seine Autobiographie mit einer
kuizen chronologischen Tabelle, die von 1707 bis 1768 reicht,
und setzt unter den vorne an mit grossen Buchstaben ge-
schriebenen
CAKL LINNE
gleich ein keckes Motto, das von dem bphaglich^^ten Selbst-
gel'ühie Zeugnies ablegt:
Potest e casa vir magnus exire.
(In geringer Hütte kann ein giosser Mann geboren ;^veiden.)
Da mir schon (vor 20 Jaiuen) sogenannte Gebildete aufge-
s-tossen sind, welche es Göthe niclit verzeihen konnten, dass
er sich iiatte adeln lassen '■'), so wäre es denkbar, dass (nach
20 Jahren) kiytstallisirte Gleichmacher auch gegen Linne
Steine aufhöben, namenilich wenn sie aus der folgenden Ta;
belle entnehmen, dass der Vir magnus L. auf Adelsverleihung,
Orden, Geldprämien offenbar einen besondern Accent legte.
Mir aber ist es nicht im Geringsten befremdlich, dass im
patriarchalen Kasten-Staat Schweden, der ja eist in unsern
Tagen mit Mühe und Noth die seit Jaiuhunderten dick über-
moosten Stände-Mauern eingerissen hat, icli sage, dass in
diesem Schweden der arme Pastors Sohn es als eine un-
schätzbare Gnade Gottes ansah und betonte, dass solche welt-
liche Ehren je länger je dicker auf ihn herabregneten, von
denen bei seiner Geburt Niemand sicii etwas träumen Hess.
Man braucht nur das auf Tat". IV beigegobene Geburtshaus
L's anzusehen, um über die „casa*-^ und ihre be-cheidenste
Bescheidenheit nicht weiter in Zweifel zu sein. Das ist das
*) Seltsamerweise verübelten sie Schiller, Herder, A. W. Schle-
gel etc. das gleiche Factum weniger, obschon Göthe in seiner Bezie-
hung zum Hofe des Grossherzogs Karl August und den fremden
Höfen und Diplomaten gegenüber in jener Zeit ganz andere und
vollgültigere Gründe hatte, die sogenannte Standeserhöhung niclit
abzulehnen.
415
richtige Holzliäusclien, wie es deren hunderttausende in Schwe-
den giebl — 1832 sah icii nur den grössern Theil von Stock-
hohn und die Hälfte von Göteborg mit Steinhäusern, alle
übrigen Städte in Wermeland, Dalavne, Helsing- und Söder-
man-land w aren Holzhäuser — nach Behauptung der Schweden
kühl im Sommer und warm im Winter, aber allerdings wenig
ansehnlich durch den gleichmässigen braunrothen Anstrich
des Tannenholzes, in so einem Holzhause , und einem der
ärmlichsten (wenn die Zeichnung des Artillerie-Lieiitenant
Wetteiling, wie anzunehmen, \ollen Glauben verdient), ein-
t-töckig, die Giebelseite mit einem, die andre Seite mit drei
Fenstern versehen, in diesem „Capellan's Bostället^ (Wohnhaus)
ward Linne geboren. Ich lasse nun seine chronologische
Tabelle folgen.
1707 I2./22.— 13./23. Mai zwischen 12-1 in der Nacht ge-
boren in Räshult, Kirchspiel Stenbrohult, Smäland.
Der Vater Comminister (Vicar) Nils Linnaeus, später
Pastor ibid.
Die Mutter., primipara (Carl ihr Erstgeborner) Chri-
stina Brodersonia.
1717 wild in die Wexiö Trivialschule eingeführt.
1724 wird in das Wexiö Gymnasium versetzt.
1727 Student der Academie in Lund.
1728 Student d. Acad. in Upsala.
1730 und das folgende Jahr las er als Vicarius von Rudbeck
im botanischen Garten von Upsala publice.
1732 Reise nach Lappland auf Kosten der Societas Upsaliensis.
1733 las privatim über Probirkunst (miner. Analyse), der
Erste in Upsala.
1734 Reise nach Dalecarlien auf Landshöfding (Präsident)
Reuterholm's Kosten.
1735 reiste ins Ausland, Dänemark, Deutschland, Holland.
Medicinae Doctor in Harderwik 9. Calend. Julii.
1736 Clifibrd's Botanicus. Besucli in England, zurück zu
Clifford.
1737 gab viele Werke über Clifibrd's Museum heraus.
1738 in Leyden bei Prof. v. Kojen; richtete mit ihm den
Lejdcner Garten ein.
1738 aus Frankreich heim nach Schweden.
1739 Gehalt für öffentliciie Vorlesungen über das Cabinet
des Berg-CoUegiums 14. 'Mai. Admiralitäts-Medicus am
Stockholmer Lazareth 15. Mai. Erster Präsident der
Stockliolmer Academie und einer der (? Gründer.
1741 Professor publicus Upsaliensis 5. Mai. Reise nach Oeland
und Gotland auf Befehl der Stände.
1742 der verkommene hortus Upsaliensis neu eingerichtet.
416
1743 er legt das Museum Academicum an.
1744 Secretair der Societas Upsal.
1746 Reise nach Westeigötland auf Befehl der Stände.
1751 beschrieb das Museum der Königin in Drottningholm.
1753 beschrieb das Mus. des Königs in Ulriksdal.
1758 Kitter vom Nordstern, zum erstenmal ein inländischer
Literat. Er kauft Hammarby und Säfja, zehn ganze
Hufen.
17G0 fraemium der russischen Academie, das erste ins Aus-
land einem Schweden zuerkannt, hundert Ducaten.
1761 am 4. April vom Könige geadelt.
1762 der Pariser Academie Socius extraneus Ordinarius, octum-
vir. Der erste Schwede: höchste Ehre für Literaten,
1763 Theepflanze lebend, die erste, die nach Europa gekom-
men; sie kam 1765 in Upsala zur Blüte.
1768 Ein eignes Museum bei Hammarby, von Stein erbaut
auf hohem Berge.
Hier wird mich vielleicht der erstaunte Leser fragen:
yiCs war aber doch schon von einem Soline Linn^'s die
Rede — hat der Vater denn dessen Geburt nicht höher an-
geschlagen als die meisten der von ihm angemerkten Memo-
rabilia? Mar es das einzige Kind? Und war denn überhaupt
Verlobung, Ehe nicht vor allen andern Dingen in dieser
Chronik einer besondern Erwähnung werth?''
Darauf habe ich Folgendes zu erwiedern:
Erstens ergiebt sich, dass Linne ausser der Autobio-
graphie, von der zunächst die Rede ist, und M'elche bis 1776,
also bis in sein 69. Jahr reicht, noch eine andre, gleichfalls
eigenhändige, hinterlassen hat, die i-ich nur bis 1751 erstreckt.
Da indessen diese letztere nur von S. 102 bis S. 114 reicht,
während derselbe Zeitabschnitt (von 1707 bis 1751) in der
andern S. 3 bis S, 49 füllt, so erhellt schon hieraus, wie viel
magerer die kürzere ausgefallen ist. Sie ist aber ohne Zweifel
die ältere — das schliesse ich (abgesehen von dem Abbrechen
1751) aus einzelnen Specialitäten, welche sie enthält, und
welche in der weitläuftigeren fehlen, und ganz besonders
schliesse ich es gerade aus einigen Familiendaten. Zwar geht
sie über die späterhin zu besprechende Episode mit Johan
Browallius und Johan Moraeus' ältester Tochter mit Still-
schweigen weg, sagt aber bei dem Jahre 1739:
Kurze Zeit, bevor Linnaeus seine Hochzeit feierte,
hatten sechs wissenschaftliche Männer, Triewald,
Höpken, Linnaeus, Alstroem, Bjelke und Cederhjelm
417
die schwedische Academie der Wissenschaften in Stock-
liolm gestiftet.
Und gleich nachher findet sicii 1741:
Am 20. Januar hatte Linnaeus die Freude, dass seine
liebe Frau ihm einen Sohn gebar, den er Carl
nennen liess.
Bei den Jahren 1743, 1744, 1749 werden noch die Geburten
von Töchtern verzeichnet, und vom Jahre 1751 steht über-
haupt nichts weiter vermerkt, als dass darin seine Pliilosophia
ßotanicu im Druck erschienen, und dass am 20. Januar seine
vierte Tochter Sara geboren worden.
Hiermit ist bewiesen, dass L. in dieser ersten Lebens-
besclireibung offenbar gewillt war, seinen Familienfreuden eine,
wenngleich sehr bescheidne Stelle einzuräumen.
Zweitens hat er dies auch in der späteren, ausführ-
licheren Biographie gethan. Dessen zum Beweise lasse ich
hier die Stelle daraus folgen, worin er (S. 22) erzählt, in
welcher Weise er sich gelegentlich seiner Reise in Dalecarlien
verlobt hat. Es heisst da:
„Johan Browallius. damals Hauspriester und Informator
bei dem Landshöfding Reuterholm, später Professor und
Bischof in Abo, schloss mit L. eine besondere Freundschaft
und hatte Lust, von ihm die Probirkunst, Mineralogie, Bo-
tanik u. a. zu lernen, deshalb nahm sich L. vor, über Probir-
kunst in Fahlun zu lesen, sofern er die Probirkammer der
ürubendirection benutzen dürfe und auf ausreichende Zuhörer
zu rechnen habe. Seit der Heimkehr aus Lappland hatte
sich L. speciell auf Mineralogie gelegt, weshalb er auch die
Gruben besucht hatte, um ein System über die Natur des
Gesteins zu gewinnen, worüber man nirgends bessere Auskunft
finden kann; das hatte er nun vollständig fertig und las
darüber zu grosser Freude der Gruben-Beamten. Inzwischen
dünkte sich L. in Fahlun wie in einer neuen Welt zu sein,
wo alles ihn liebte und ihm günstig war, woselbst er auch
eine ansehnliche Praxis medica gewann. Aber Browallius
sah für ihn keinen Ausweg, auf grünen Zweig zu kommen,
falls er nicht auf Reisen ginge und Doctor würde; käme
er dann später wieder, so hätte er Freiheit, sich nieder-
zulassen, wo es ihm am besten behagte, und wo er sich un-
fehlbar gut ansiedeln könne. Sofern aber dazu Geld erforder-
lich, so bliebe kein anderer Rath, als L. müsse sich mit einem
reichen Mädchen verloben, die erst ihn glücklich machen
könne und dann später er sie. Der Satz behagte unserm L.
zwar theoretice, jedoch trotz aller Vorschläge wurde nichts
ausgerichtet. Endlich, da der Stadtphysicus Dr. Joh. Moraeus,
der nach seinem Stande ein angesehener reicher Mann war,
418
der L'vS Fortschritt mit Verwundern und Neid ansah, derzeit
aucii schon der bescliweilichen Praxis satt war und fast be-
schlossen hatte, keines seiner Kinder auf die Medicin y,u
appliciren, trat dessen ungeachtet L. als einfacher Student
kühn auf und nachdem er mit der Tochter geredet, begehrte
er formell vom Vater die älteste Tochter und erhielt auch
ein promptes Ja, zu seinem und Andrer Vei'wundern — nicht
80 von der Mutter."
„0 weh, wie unromantisch!" m ird hier die geärgerte
Zuhörerin sagen, die für den jungen Linne aus seinem Kilde
im Jahrg. 1858 schon eine so günstige Vormeinnng gefasst
hatte. „Noch so jung und schon so siieculativ?" Geduld,
verehrte Oönnerin, ich will versuchen, die Ehre meines
Helden in dieser allerdings intricaten Liebesgeschichte mög-
lichst blank" zu waschen. Also wird sicli aus dem Vorwort
(S. III) ergeben, dass obengenannter RroMallius seinem ab-
wesenden Freunde L. einen seltsamen Streich spielen wollte.
L. schreibt darüber an Alb. Haller in einem lateinischen Biiel'e:
,,Mein bester Freund B . . . schickte mir beständig durch
die Post meiner Geliebten Briefe und besorgte das treulich.
Aber in dem letzten Jahre, als ich bei van Royen war
[(1738) — es war das vierte, obschon mein Schwiegervater
seine Erlaubniss nur auf 3 gegeben — ], und zwar mit Zu-
stimmung meiner Braut, sah B... die Sache so an, als sei
er ihr der Nächste, und obsciion er durch meine Empfehlung
Professor geworden, behauptete er, ich werde nie mehr ins
Vaterland heimkehren. Er hielt um meine Braut an und
hätte sie beinah erhalten, wenn nicht ein andrer, welcher die
Betrügerei entdeckte, dazwischen gekommen wäre. Er wurde
später dafür auch mit tausenderlei Missgeschick bestraft."
Ich hoffe, Signora, Ihre schöne Stirn hat sich schon
wesentlich entrunzelt und wird vollkommen glatt werden,
wenn ich Ihnen verrathe, dass L., wie ich später durch
seine Notizen nachzuweisen gedenke, den schmeichelhaftesten
Anerbieten, den ehrenvollsten Lockungen w iderstand und nach
Schweden heimkehrte, um seine geliebte „fästemö" (Biaut)
zu heirathen. Aber er sagt das nie mit ausdrücklichen Worten
in diesen „Anteckningar"; ich kann daraus nur folgern, dass
es ein ganz eigenes Zartgefüld war, welches ihn abhielt, sein
häusliches Glück so zu sagen an die grosse Glocke der Oetfent-
lichkeit zu scb.lagen. Wie liebenswürdig und humoristisch ist
der Brief an Alb. Haller, d. d. 12. September 1739, der S. II
mitgetheilt steht:
„Ein gewisser Baron bewarb sich früher um Moiaei
älteste Tochter, aber ohne das geringste Resultat. — —
Endlich komme ich zurück — etablire mich in Stockhulm,
419
von allen wegen meiner Botanik verliölmt — — und ver-
tneintlicli von Siegc-beck '') vernit-litel. — — Aber posi diu-
turnas nebulas Phocbiis. Ich k(jnime obenauf, werde xu den
Vornehmen gerufen, alles ging glücklich. — Ich nahm Ucld
ein, befcuchle Kranke von 4 Uhr Morgens bis spät Abends,
brachte ganze dächte bei ihnen zu. Da sagte ich: „Dat
A e.scu lapiub bona omnia, Flora vero solos Siegesbeckios.'-''
Ich beschloss, mich mit Flora gar nicht mehr zu befa-seen,
nahm mir lUOOmal vor, meine gesammelten Notizen auf e\^ig
zu begraben, leider waren es zu viele, und ich schwur hoch
und theiier, Siegesbeck nicht zu antworten. Seitdem ich
jedoch Amiralitäts-Medicus und Königl. liotanicus (— in Stock
holm — ) ge\\orden, fing meine Verliebtheit in die Pflanzen
wieder an. — — Und nun, da beide hochbejahrte Professoren
Hudbeck und Roberg Abschied fordern, \\ ird im Falle der
Bewilligung Roecn Nachfolger des letztern und ich vielleicht
des erstem. Geschieht das nicht, so wünsche ich in Stockliolm zu
leben und zu sterben — oder wenn sie nach Verlauf von 3 Mon-
den micii rufen wollen, so «ürde ich kommen, \orausgesetzt
ich hätte Erlaubnise, meine liebe kleine Hausfrau mitzubi ingen.^'
Ich glaube allen Ernstes, in und zv^ii-chen diesen Zeilen
lässt sich soviel lesen, dass meine Ansicht die richtige ist,
der Patriarch habe seine Herzens- und häuslichen Angelegen-
heiten aus frommer Scheu kaum vor Freunden, gesch\\eige
vor dem gelahrten Publicum besprechen mögen. Selbi-t den
kleinen Umstand möchte ich nicht ausser Acht gelassen
\\issen, dass er die Jahreszahl 1738 zweimal ansetzt, einmal
um in seiner botanischen Ehrenkrone den Lejdener Garten
und das Glorienblatt van Koyen's nicht zu vergessen, das
dieser ihm als Introduction nach Paris mitgab — darüber
später — zweitens um anzudeuten: „ich kehrte in diesem
Jahre heim'^. Der Brief an Haller be\\ eiset ja , dass seine
I>andsleute, obendrein durch die Parteien der Hüte und Mützen
in politischen Parteihader gespalten, von den \Aunderbaren
Erfolgen ihres jungen Landsmannes im Auslande so gut wie
gar keirfe Notiz genommen hatten — uiii so sichrer veitnutiie
ich, dass der Ausdruck heim nicht bloss aul' die vaterländische
Scholle, sondern noch mehr und vorzugsweise auf die geliebte
Braut Beziig hat. Sofort nach seiner Rückkehr feierte er die
formelle Verlobung (August oder Se])tember ITiJSj, und die
Hochzeit fand am 26. Juni 1739 statt. Dass seine Ehe mit
sieben Kindern, 2 Söhnen und 5 Töchtern, gesegnet war, er-
■•*) Dieser Siegesbeck, Prof. Botan., war Director des medic. Gar-
tens in Petersburg. .Seine Polemik mit Linne kenne ich nicht.
C. A. D.
420
giebt sich aus der dem Buche beigefügten Stammtafel. Von
diesen Kindern ist das älteste, Carl, am 20. Juni 1741 ge-
boren, das jüngste, Sophia, am 8. November 1757; der älteste
Soiin und drei Töchter haben den Vater überlebt; nur von
2 Töchtern leben noch directe Nachkommen.
3.
Den meisten Verehrern Linn^'s wird es wohl ergangen
sein wie mir und den bisher von mir über diesen Punkt be-
fragten Freunden — dass wir nämlich den Namen Linne für
den ursprünglichen Familiennamen und die Familie für eine
aus Frankreich eingewanderte hielten, die ihren Namen nach
damals beliebter Manier latinisirt habe. Ich finde aber in
der als Beilage gegebenen genealogischen Tafel nicht nur
keine Bestätigung davon (nur der Name des Vaters wird voll-
htändig als Nicolaus Linnaeus angegeben, der des Gross-
vaters und des ürgrossvaters bloss mit den Vornamen Ingemar
und Bengt) — sondern icii werde sogar auf die Vermuthung
geführt, dass bei den Heirathen der Ascendenten unseres Pa-
triarchen gewisse Vetterschaften von Einfluss waren, deren
nähere oder entferntere Qualität freilich nicht mehr auszumit-
tein sein wird. Es ergiebt sich nämlich, dass Bengt Linnaeus
mit Ingrid Lindelia vermählt war, ferner dass die Mutter
des Nicolaus Linnaeus eine geborne Tiliander (hybride Ueber-
tragung von Lindem an n) gewesen. Linnaeus, Lindelius,
Tiliander — das scheint mir vorläufig jede Vermuthung auf
französischen Ursprung abzuweisen. Dass der alte schwe-
dische Adel keine besondre Adelspartikel hatte, ist bekannt.
Als deshalb König Adolf Frederik unsern Heros 1761 nobili-
tirte, wurde ihm anscheinend freigestellt, Mclchen Namen er
annehmen wollte. Er selber sagt darüber (S. 60):
1762. Am Schlüsse des Reichstages wurde beschlossen, dass
diejenigen, welciie Se. Majestät zum adeligen Stande
bestimmt hätte, bestätigt werden sollten*). Dadurch
wurde auch Linnaeus Edelmann unter dem Namen
"von (sie) Linn^. Zu seinem Wappen schlug er vor:
drei Naturfelder, ein sciiwarzes, ein grünes und das
oberste roth, darüber ein anatomirtes Ei, dazu im Helm
eine Linnaea. Indess Tilas, der Wappen Qensor, än-
derte das total.
Ehrn-Tilas war offenbar der pflichtmäesig wohlbestallte Schutz-
") Gewiss ein Beweis, wie weitgreifend die Praerogativen der
damaligen Stände, oder richtiger des bei weitem überwiegenden Adels
waren , der fast in jeder Frage mit dem geistlichen Stande Hand in
Hand votirte.
421
Drachen für das geheiligte heraldische Herkommen und pro-
testirte , gerade wie unsre Philologen vom Handwerk gegen
Neologismen und Donatsünden, gegen das anatomiite Ei. Ich
dachte mir zuerst unter den drei Naturfeldern etwa eine
Wiederholung von den 3 Kronen, welche auf der einen Denk-
münze zu sehen sind, die Graf Tessin 1738 in Gold auf Linn6
prägen liess, und von welchen auf T. III eine Abbildung ge-
geben wird. Der Avers dieser Medaille zeigt das Brustbild
Linn6's, der Revers das Wort Illustrat in einer Sonne,
deren Strahlen auf drei Kronen fallen, eine in verschiedene
Thiere, eine in Gewächse, eine in Steine und Muscheln nach
oben hin auslaufend. Dass eine solche Apotheose inter vivos
dem geschmeichelten „Meister der drei Keiche''' gefallen musste,
war begreiflich: — wenn er sie in sein neues Adelswappen
hineingebracht, wäre es verzeihlich gewesen — venn der
gestrenge W^appen-Censor und Cerberus dagegen aus allen drei
Rachen furchtbaren Protest geblafft, wäre es gleichfalls nicht zu
verwundern gewesen. Aus den auf Taf. II gebrachten Zeich-
nungen ergeben sich aber beide Wappen, sowohl das von
Linne selbst entworfene, als das von Tilas castigirte, letzteres
das bekannte, welches durch Vermittelung des Herrn M.
V. Hopffgarten die Titelblätter der Linnaea Entomologica
(14, 15, 16) ziert. Aus dem Projecte Linn6's geht hervor,
dass er die 3 „Naturfelder'' wirklich nur aus den einfachen
Farben schwarz, grün, roth bestehen lassen ^^ollle, dass aber
in dem ovalen Centrum in der That „ett anatomicerad ägg''
ein durchgeschnittenes Eidotter paradiren sollte. Auch ohne
heraldische Vorurtheile kann man es Herrn Tilas kaum ver-
argen, dass er gegen das kreiselhafte, curios aussehende Dotter
Protest eingelegt und es in ein simples Vogel-Ei verwandelt
hat — dass er aber aus natürlich gekrümmter Spitze der
Linnaea borealis eine winkelig gebrochne gemacht hat, muss
dem P'üisten der Botanik offenbar schmerzlich gewesen sein.
Es mag ihn getröstet haben, dass in den 3 P'eldern des Wap-
pens wirklich die drei Kronen strahlen, zwar nicht so sym-
bolisch deutlich wie in der vorher besprochenen Denkmünze,
doch aber mit etwas Allegorie wenigstens, die in der
V, Hopffgarten'schen Mittheilung ungenau a\ iedergegeben ist.
Die oberste Krone läuft nämlich in Perlen aus, die unten
links in Blätter, die rechts in Rhomben; das lässt sich zur
Noth auf die drei Reiche deuten.
4. Aas den ersten Lebens- und Schuljahren.
Bald nach Linn^'s Geburt, noch in demselben Jahre 1707,
starb sein Grossvater mütterlicherseits, Samuel Brodersonius,
Pastor in Stenbrohult; im folgenden Jahre erhielt Linne's
422
Viiter JSiLs, bia daliin Coinminister in dem kleinen Räshult, die
bevS.^ere Stelle in Stenbrohult, und über diese Residenz seiner
eisten Itewuse^len Kinilei/oil spricht si^^h der Anfang der
eigenhändigen Aufzeichnungen I/s dahin aus:
„Stenbrohult ist eine Kirche in Smäland, belegen im
Albo-District des Län's Cronoberg, gegen die Grenze von
Skune (Schonen) herab in einer der lieblichsten Lagen von
Schweden: denn sie liegt an dem anseimlichen Möklen-See,
da wo er eine Bucht von einer Viertelmeile"'"') hineinschickt
und den Fuss dieser Kirche bespült. Geebnetes Ackerfeld
umgiebt dieselbe von allen Seiten mit Ausnahme der west-
lichen, wo der Möklen sein klares Wasser ausdehnt. Ein
Stückchen weiter südlich zeigt sich ein schöner ßuchwald,
gegen Norden der hohe Berg Taxas, und westlich jenseit des
See's erblickt man Möklanäs. Dagegen ist das Ackerfeld
von Norden her durch TannenMälder geschützt und hegt in
Osten und Süden die anmuthigsten Anger und belaubten
Bäume.'''
Man mag nun geneigt sein, den äusseren Verhältnissea
einen mehr oder minder eriieblichen Eintluss auf den innern
Menschen einzuräumen — die allzeit otlne Frage, auf welche
die Mohammedaner mit „Fatalismus'', St. Augustinus mit
„Praedestination", Leibnitz mit „Harmonia praestabilita", noch
Andre anders antvAorten, ohne sie je zum Abschluss zu bringen
— jedenfalls wird man doch gern zugeben, dass diese Sce-
nerie dem ins Leben eintretenden Linne einen unveilöschlichen,
gesegneten Eindruck für's ganze Leben aufgeprägt hat.
Auf die eben gegebene artige Schilderung von Stenbro-
hult's Umgebung lässt Linn6 einige Data über seine Eltern
und deren Vorfahren folgen, aus denen ich nur die kurze
Notiz heraushebe: „des Vaters Gemüthsart war sehr sanft-
mütliig, gelassen und gut, die der Mutter neckisch, munter
und arbeitsam". Ausser Carl, dem Erstgeborenen, hatten sie
noch drei Tochter und einen Sohn, Samuel, der später seinem
Vater im Pastorate folgte.
Dann heisst es S. 5:
„Carl L. ward als der älteste 1707 gerade im schönsten
Frühjahr geboren, als der Kukuk den Sommer zwischen den
Monaten der Belaubung und der Blüte ausrief. Dieser damals
noch einzige Sohn wuchs gleichsam in seines Vaters Garten
auf: denn sobald der Vater Pastor geworden war, legte er
in Stenbrohult einen der schönsten Gärten im ganzen Län
(Provinz) an, angefüllt mit ausgewählten Bäumen und den
seltensten Blumen; das war des Vaters liebster Zeitvertreib,
••') Von sclnvedischen Meilen gehen 10 auf einen Grad.
4^.3
wenn er frei von Amtsgev'ichäflen war. Carl war knapp yier
Jahre alt, als er einmal in schönster Sommerzeit seinen
Vater zu einem Mittagsmal in IMöklanäs begleitete, unfJ iils
die Gäste Naciimittags si<'h aul' dem grünen Anger verweilten,
liug der Pastor der Gesellschaft vor, dass jede lilume ihren
eignen Namen habe, zusammt veiscihiednen Merkwürdigkeiten
und Wunderlichkeiten der Gewäclise, zeigte z. B. die Wui-
zeln von Succisa, (Tormenlilla), Orchideen u. s. w. Der kleine
l>ursch sah auf das alles mit herzlichster Freude, und das
war gerade die Saite, die in des Knaben Geist am besten
gespannt war. Seitdem hatte der Vuter keine Ruhe mehr
vor dem Buben, der ihn unaufhörlich nacii dem Namen der
Pflanzen und weit melir l'ragte, als der Vater beantworten
konnte. Nach Kindersitte vergass er auch die Namen,
worüber ihn einmal der Vater hart ausschalt, er werde iiim
nie wieder die Arten benennen, wenn er's bloss veigessen
wollte; deswegen war des Burschen ganzes Sinnen und Denken
seitdem nur, die Namen nicht zu veigessen, damit er nicht
um sein liebstes Vergnügen gebracht wüide."
In der bereits (pag. 416) erwähnten Pnrallel-Biogi aphie"
spricht sich Linne über dies inleressante Kapitel in ganz
ähnlicher Weise dahin aus (S. 102):
„r7üS (und folgende). In Slenbrohult (Pastors Wohn-
stelle) wuchs Carl zwischen Blumen auf, für welche er schon
mit der Muttermilch eine so grosse Lust gefasst hatte, dass
sie duich keine spätere Noth v\ieder ver\^ischt werden konnte.
Schon sein Vater belleissigte sich a^llzeit der Artenkennlniss;
halte sich vieler Arten- lateinische Namen eingelernt; hatte
P/it eigcnei' Hand, während er in Land studirte, iunl'zig in
ein Herbarium vivum eingelegt; sowie er verheirathet war,
legte i-r einen kleinen Garten in Käshult an, in welchem er
iille (iew ächse einführte, welche er sich aus den Gärten ver-
schalten konnte; und er hatte an Nichts grössere Fieude als
an diesein .'einem Garten, mehr wegen der Gewächse selber
als wegen irgend eines Nutzens davon; — dazu kam, dass
die Mutter aus ihrem Haushallbereiche beständig ihres Mannes
Einrichtungen im Garten sah; -war nun der Bursche, selbst
als er noch ganz klein war, ungeberdig, und wollte sich auf
keine Weise beschwichtigen lassen, so steckte sie ihm eine
Blume in die Hand, und gleich war er still.
Diese so zu sagen angeborne Passion wurde später da-
durch noch gefördert, dass der Knabe seinen Vater oft über
Gewächse etwas erzählen holte, was seltsam klang; dass er
von ihm solbrt einen grossen Theil iluer schw edisciien Namen
lernte; dass er beständig in dem Garten sich aufhielt, den
der Vater in Stenbrohult angelegt hatte, und der in Bezug
424
auf Mannigfaltigkeit der Pflanzen einer der curiosesten in der
ganzen Umgegend war; dass obendrein der Bursche Erlaubni.ss
erhielt, sich einen eignen Miniatur-Garten anzulegen, wo er
auf kleinem Räume alles das eingestellt hatte, was man in
dem grös'^ern Garten fand.^
Mit dieser theils bestätigenden, theils wesentlich vervoll-
ständigenden Notiz schliesst die Parallelbiographie die erste
Jugendzeit ab und springt gleich auf das Jalir 1727 über.
Glücklicherweise finden wir in der andern Handschrift einige
wichtige Fingerzeige über die erste Schulzeit, die ich nunmehr
folgen lasse (S. 6):
„1714 wurde der Knabe seinem ersten Informator, Johan
Telander, anvertraut, der wenig geeignet war, Knaben zu
erziehen.
1717 wurde Carl in die Tnvialschule von Wexiö ge-
bracht, wo rohe Lehrmeister mit ebenso roher Methode den
Kindern Lust für die Wissenschaften beibrachten, dass ihnen
die Haare zu Berge stiegen.
1719 erhielt Carl einen andern Informator, Gabriel Hök,
der in späterer Zeit sein Schwager wurde. Dieser behandelte
den Knaben mit mehr Milde, doch vermochte er niclit, ihm
Lust an den Studien einzupflanzen, vor denen der Bursch
den grössten Widerwillen bewies.
17V2 wurde Carl nach Kingarne versetzt; Je schlaffer
die Manier des hier herrschenden Privatunterrichts war, um
so mehr ging er den Büchern aus dem Wege; des Knaben
einzige Lust war, zwischen den Blumen hei um zu streifen,
uni ihre Arten kennen zu lernen. Jährlich reiste er mehr-
mals von Stenbrohult nach Wexiö, und weil er die Pflanzen
unteivA'egs scharf ins Auge fasste, war er im Stande, auf
dieser Strecke von 5 (schwed.) Meilen den Standort jeder
einzelnen Art anzugeben. *•'
Soweit die Anzeichnungen über die Schul-Fata bis zum
siebzehnten Jahre; über die Gjmnasialzeit (von 1724 ab)
später. Welch ein günstiges Ungefähr, dass der Vater ein
„sanftmüthiger'-' Herr und von einer dilettantischen Passion
für Pflanzen besessen war! Schwerlich würde der kleine
Carl sonst vermocht haben, die „angeborne Vorliebe'-' gegen
die Schulregulative und haarsträubenden Dressuren seiner
scholastischen Peiniger aufrecht zu erhalten. Das waren die
richtigen, ungeschlachten, infallibeln Unteroffiziere für theo-
logische Rekruten — denn wer hätte damals, vor 150 Jahren,
in dem lutherisch orthodox krystallisirten Schweden es für
etwas Andres als für Thorheit und Blödsinn gehalten, dass
der Welt an einem „Naturforscher'' mehr gelegen sein könne,
als an einem „Theolögen"! So waren sie damals, und leider
425
dessen, so sind auch ausserlialb Schwedens im eingebildet
fortgeschrittenen neunzehnten Jahrhundert die richtigen Natur-
Ignorantiner noch heute. Wem das hart und übertrieben
klingt, der beantworte sich doch ehrlich und unbefangen die
Frage: auf wessen Worte schwören diese Schirmvügte
unsrer Jugend, auf Linnc's, auf Humboldt's? oder nicht viel-
mehr auf StahTs , Hengstenbeig's, Vilmur's und Kliefotirs!
Ihnen ist und bleibt Galilei ein Gräuel, ihnen dünkt der
Zweifel am Buchstaben der Tradition in der Genesis eine
verdammenswerthe Ketzerei. Gegen ihr verstocktes Nicht-
wissen-wollen hilft keine unerbittliche Logik. Eine s]jätere
Zeit wird einmal strenge ins Gericht gehen mit unsern „Hoch-
mösenden^ im Gebiete des Unterrichts und wird es ihnen
ins schwarze Buch schreiben, dass sie so wenig oder gar
keinen Werth d;.rauf legen, das Auge des Kindes an den
auch dem Niedrigsten und Aermsten unverschlos^senen Schätzen
der Natur zu bilden, die ihm zeitlebens nicht verkümmert
werden können, während sie vorzeitig beflissen siqd, das
Gehirn des Kindes mit „MemoiirstofP zu belasten, dessen
zum giossen Theile orthodoxe Unverdaulichkeit nur noch von
eiirliclien Zeloten oder nocli schlimmer von unehrliclien Heucii-
lern bestritten wird, deren unheilstiftende Minorität hoffentlich
die längste Zeit am Ruder gewesen.
Sammelbericht von 1868 und Vermischtes
von
Dr. Bethe.
Homalota occulta Er. häufig im ersten Frühjahr.
Aleoehara inconspicua Aube 1 Stück,
Mycetojjorus splendens.
Calodera nigricollis mehrfach in schönen grossen
Exemplaren.
Ha])loglossa marginata.
Abdera triguttata Gyll. Dies Thier wurde seit länger
als zwanzig Jahren hier nicht gefangen. Ich fing Ende Mai
1 Stück, welches über einem Holzstocke flog.
Amara lepida Zimm. Diese seltene Art wurde einmal
in der Nähe der Oder gefangen.
Notiophilus rufipes auch am Ostseestrande von mir
aufgefunden.
426 • '
Aga ricophagus conformis 1 ?. Ericlison kannte nur
das Q. Beim $ sind die Vorderfüsse einfach, die Hinter-
selienkel unbewehrt. Ostseestrand.
Tenebiio opacus in alten Buchen ebendaselbst.
M a s o r e u s W e 1 1 e r h a 1 i i.
Q u e d i u s e h r j s u r u s Kie.sw. 1 Stück in einer faulen
Buche.
Homalota nigerrinia Aube von Herrn Pfarier ScriLa
bestimmt. Das Tliier ist meines Wissens in Deutschland noch
nicht aufgefunden. Dies sowie die vorhergehenden in der
Nähe der Ostsee.
Ausgang des Jahres 1^67 hatte Herr Dr. Kr ü per in
Athen die Güte, mir eine Zalil Käfer käuflich zu überlassen.
Im Laufe des vergangenen Jalires halte ich die etwas zweifel-
hafte Freude, aus diesen eine Koilie von Käfern ausschlüpfen
zu sehen, die piir niclit in Rechnung gestellt waren. Mehrere
Stücke von Trogodeima elongata überraschten mich nicht
besonders; sehr erstaunt jedoch war ich, als ich aus den
Bäuchen von Pachyscelis gianulosa zwei wohlgestaltete
Exemplare von Erirhinus infirmus ans Tageslicht kommen
sah. Ich war der bestimmten Ansiclit, dass die ganze Gruppe
der Erirhinen ilire Entwickelungsstufen in den Stengeln und
Wurzeln von Wasserj)fl;inzen durchmache. Der Augenscliein
jedoch halte mich gelehrt, dass die Larven auch mit dem
Aufenthalte in Insectenleibern niclit unzufrieden sind.
Herr Organist Becker in Sarepta versendet Dermestes
tessel latus Fab.; die Exemplare, die hierher und nach Berlin
gekommen sind, gehören nicht dieser wie es scheint sehr
seltenen Art an, sondern dem nahe verwandten und weit ver-
breiteten Dermestes atomarius Er.
427
Bericht über Felder's Lepidoptera der
Reise der Fregatte Novara
(Fortsetzung)
von C Hopf fei*.
Im 26. Jahrgang (1805) dieser Zeitung habe ich das
erste Heft des obigen Werkes besprochen; seitdem sind Heft 2
im Jahre 1865 und Heft 3 im Jahre 1867 erschienen und
damit die Rhopaloeeren zu Ende gebracht.
Wenn ich bei dem ersten Helt Gelegenheit hatte, mich
über die Gediegenheit der Bearbeitung und die Genauigkeit
in der Untersuchung dieser ausserordentlichen Fülle des Ma-
terials lobend auszusprechen, so muss ich diese Anerkennung
nach dem Erscheinen der 2 neuen Hefte nicht allein in er-
höhtem Maasse ^viederholen, sondern kann auch den Verfassern
mein Erstaunen nicht verhehlen, dass sie sicli durch die enorme
Masse des ihnen vorliegenden Stoffes nicht haben überwältigen
lassen, vielmehr ihr Ziel mit eiserner Beharrlichkeit verfolgen
und dasselbe (nach briellichen Mittheilungen ist das letzte Heft,
welches die Heterocereu enthält, in Druck gegeben — jetzt
vielleicht sogar schon vollendet) zu erreichen im Begriff sind.
Diesem ausdauernden Fleiss verdankt die Entomologie
ein Werk von klassischem Werth, welches die Wissenschaft
mit einer Unzalil neuei' Arten aus allen Welttheilen bereichert,
in keiner grösseren entomologisclien Bibliotiiek fehlen darf
und jedem wissenschaftlichen Lepidoi)terologen unentbehrlich
sein wird.
Der dem Werke beigegebene, sehr splendid ausgestattete
Alla8 besteht aus 74 meisterhaft ausgefüiirten und überaus
schön colorirten Tafeln in 4", welche mit keinem der bis jetzt
erschienenen iconographischen Prachtwerke den Vergleich zu
scheuen haben.
Auf diesen 74 Tafeln sind 491 Arten in 842 Bildern in
natürlicher Grösse vorgestellt.
In dem Text, der 07 Bogen umfasst, werden 945 Arten
ausführlich beschrieben, von denen 688 für die Wissenschaft
neu sind, \\ äluend die übrigen 2hl schon früher, theils in der
Wiener Monatschrift, theils in den Verhandlungen d. zool.
bot. Gesellsch. zu Wien, theils in den Sitzungsberichten der
Wiener Academie von den Verfassern durch Diagnosen be-
kannt gemacht, theils von älteren Autoren ungenügend cha-
rakterisirt waren.
:i8
428
Abgesehen von einer Anzahl Allen, deren Vaterland den
Verfassern unbekannt war, vertheilen sieli diese 945 Species
geographisch etwa i'olgenderniaassen:
Auf Afrika kommen 38; davon 20 auf die O^tküisle mit
Madagascar, 11 auf die Westküste, 0 auf Süd-, 1 auf Cenlrul-
Afrika.
Aus Asien werden etwa 385 Arten bekannt gemacht;
davon fallen auf China und Japan 12 — auf Indien 78; dar-
unter allein 31 Arten von Malakka, durch den Grafen Caslelnau,
10 von Ceylon durch Nietner gesammelt und IC vom Hima-
laya — auf den indischen Archipel 294, davon zählen die
Philippinen 71, besonders durch Sem per und Lorquin gesam-
melte Arten; die Sunda-lnseln figuriren mit 104 Arten, wovon
35 auf Java, 3 auf Sumatra, 5 auf Borneo und 61 durch
VVallace und Lorquin gesammelte Arten auf Celebes kommen;
die Molukken stellen 80 Arten, darunter allein 35 durch
Lorquin und Wallace auf Halmaheira und 33 von Doleschall
auf Ambüina gesammelte Species; das Contingent der Arru-
Inseln, wo ebenfalls Lorquin und Wallace gei-ammelt haben,
betlägt 26, das der Nikobaren und Andamanen durch Frauen-
feld II.
Australien hat 47 Arten geliefert, wovon 13 auf den
Contiuent, 34, deren grössten Theil wir ebenfalls Wallace
verdanken, auf die Inseln fallen.
Den reichsten Beitrag hat Amerika beigesteuert, nämlich
439 Arten, von denen allein 303, besonders durch Lindig
und Moritz gesammelt, auf Neu-Granada, Venezuela und
Ecuador — 22 durch Salle auf Mexico — 71 durch Natterer
auf Brasilien — 10 auf Chile und 13 auf Surinam u. s. w.
kommen.
Im Nachfolgenden gebe ich eine Uebersicht des reichen
Inhaltes vom zweiten und dritten Hefte und werde mir er-
lauben, wo es thunlich, einige Bemerkungen, Vervollständi-
gungen, Berichtigungen und Synonyme beizulügen.
liefltalis Dalman.
1. Aphrodite (S ¥ Novara p. 139 Südbrasilien.
2. Limnoria o P- 139 Südbrasilien. Das dazu gehö-
rige $ hat breitere Vordertlügel mit rechtwinkligem Aussen-
rande, breitere Aussenrandbinde mit 2 bis 3 weissen Apieal-
tleckc'U und in der ganzen Ausdehnung oclieigelbe Hinlertlügel
mit convexerem Aussenrund. Die f^chwarze Aussenbinde der
Oberflügel ist auf der Unterseite vom Aussenrande durch eine
ochergelbe Einfassung getrennt und erstreckt sich in ziemlich
gleicher Breite von der Costaiis bis zum 1. Ast der Mediana.
3. Cornelia $ p. 140 Mexico. — 4. Arsinoe S ^
p. 143 tab. 22 f. 9. 10 Neu-Granada.
429
5. Amphithea t^ p, 144 Mexico. Die Art fliegt auch
in Colurnbien, woher unsere Sammlung eine Varietät besitzt,
bei welcher die mittlere Fleckenbinde auch gelbrcth (nicht
schwefelgelb wie bei der Stammart) gefärbt ist,
0. Fla via $ (Wien. Monatschr. V. 76) p. 140 Venezuela.
7. Nasua r^ (W. Mtschr. V. 76) p. 141 tab. 22 f. 4-6
<^ $, wozu als $ Kadeni Feld. (W. Mtschr. V. 77) gehört.
Venezuela und Neu-Granada. Die schöne Art, welche sich
in die Nähe von Zaela Hew. reiht, scheint ziemlich abzu-
ändern. Felder führt schon Männchen mit gelber und weiss-
licher Aussenrandbinde der Hinterflügel an; unser <^ von
Venezuela hat aber diese Binde schneeweiss und eben solchen
(also niclit ochergelben) Vorderrandfleck derselben Flügel.
Vielleicht gehört Lewj i Luc. als Varietät auch hierher.
8. Arcadia ,^ $ (W. Mtschr. VI. 410) p. 141 tab. 22
f. 1—3 Neu-Granada. — 9. Hyposticta ? (W. Mtschr. V.
77) p. 142 tab. 22 f. 7. 8 Venezuela. — 10. CordiUera <^
(W. Mtschr. VI. 409) p. 145 tab. 22 f. 11 Venezuela.
lfcs|>erocliarl!$ Feld.
Nei-eiö o P- 146 mit Nera Hew. ver\^andt. Neu-Granada.
KMtei*|ie Swains.
1. Zenobia (^ p. 146 tab. 23 f. 5. 6 Neu-Granada. Der
Dysoni Doubl, sehr nahe verwandt. Die peruanischen Exem-
plare haben eine weniger grüne Miltelbinde, besonders im
Unterflügel. Eine peruanische, wie es scheint, häufige, sehr
nahe stehende Art, Zenobina jn., gleicht auf beiden Flächen
ganz der Dj'soni, hat eine eben so breite, weisse Mittel-
binde, dieselben weissen Saumflecke der Hinterflügel, gehört
aber näher an Zenobia, da die beiden obersten Flecken der
Mittelbinde des Oberflügels nicht, wie bei Djsoni, nach der
FUigels/)itze, sondern nach dem Vorderrande gerichtet sind, auf
der Binde also quer stehen und von derselben abgetrennt sind.
2. Tomyris J p. 148 tab. 23 f. 1.2. - 3. Fhilais ,^
p. 140. - 4.' IMiilonarche ,^ p. 150. — 5. Philothea <^
]). 151. - 6. Troezene rj $ p. 154 tab. 23 f. 3. 4. —
7. Zancle $ p. 155. — 8. Pieridoides ,S p. 158. — 9. Pi-
tana o !>• 157 tab. 23 f. 9. 10, welche sich von Telasco
Lue. nur durch etwas breitere Mittelbinde unterscheidet —
sind sämmtlich in Neti-Granada zu Hause.
10. Uricoecheae ,J p. 147 tab. 23 f. 1 1. 12 (W. Mtschr.
V. 78) Neu-Granada. — 11. Potamea J^ p. 149 (Potamea (^
W. Mtsclir. V. 78) Venezuela.
12. Philoscia ,^ ¥ p. 153 (W. Mtschr. V. 78) Columbia.
— 13 Philone ,^ (Potamea ¥ W. Mtschr. V. 78) Neu-
Granada. — 14. Critias ¥ p. 158 tab. 23 f. 13. 14 ( ^ W.
28^-
430
Mtschr. V. 79) Neu -Granada. — 15. Corcyva o P- 159
tab. 23 f. 8 (W. Mlschr. III. 327) Bolivia.
Die schöne Gattung Euterpe hat dmch den obigen Zu-
wachs eine grosse Bereicherung eifaliren. Die Beschreibungen
der Autoren sind bis in die kleinsten Details aui-gefühit;
deninacii glaube icli, dass die Lepidopterologen Mühe ha[)en
\\ erden, eine Reilie weniger ansehnlicher, aber unter einander
sehr ähnlicher Arten, wozu z.B. Potamea, Philais, Phi-
lonarche, Philo thea, Philoscia, Phiione gehören,
richtig aus einander zu halten. Es wäre daher sehr erwünscht
gewesen, wenn die Verfasser diese schwierigeren Arten ab-
gebildet und dafür einige andere, durch Beschreibung leicht
kenntlich zu machende j'orlgelassen hätten.
IPicris Schrank.
1. Lorquinii <S $ p. 150 tab. 24 f. 9. 10 Celebes, ist
synonym mit Rosenbergii Yollenh. Monogr. d. Pierides p. 11
pl. 2 f. 0, pl 3 f. 1.
2. Helferi p. 161 tab. 25 f. 10. 11 Moulmein, scheint
mit Clemanthe Doubl, und Berenice Luc. synonym zu sein.
S. Sita S P- 16^ tab. 25 f. 12 Ceylon, mit Eucharis
verwandt.
4. Leptis c^ $ p. 163, von Java, neben Paul ina Crain.,
ist identisch mit Paulina Boisd., welche nun also Leptis zu
nennen ist.
5. Lynceola tS p. 164. Timor, beiLyncida; das dazu
gehölige $ liat Wallace Trans, cnt. Soc. Lond. 111. Ser. Vol.
IV. ]). 364 beschrieben.
6. Lycaste ö^ p. 164. Celebes, bei Lyncida; das dazu
gehörige Weibchen hat Wallace 1. c. p. 365 beschrieben.
7. Cilla S P- 16". Arru-lnseln, steht bei Ada Crani.
und wild von Wallace 1. c. p. 367 für eine Varietät dersel-
ben angesehen.
8. Galene <S j). 165, Ceylon, und 9. Darada rS p. 166
werden von Wallace 1. c. p. 370 als Varietäten von Paulina
Cram. betrachtet.
10. Psyche j P- 1^^, Neu - Caledonien , der vorigen
verwandt.
11. Larissa o P- 160. Vaterland unbekannt, sieht bei
Nerissa Fab.
12. Sa bin a o p. 167, Guinea, mit Poppea Cram.
verwandt.
13. Rueppellii j P- 167.^ Abyssinien, bei Agathina
Cram.
14. Wallaceana ^ p. 168, In.'el Waigiou, soll nach
Wallace 1. e. p. 331 $ von Rachel sein.
431
15. Perictione j ]). 1H8, Anu-Inseln, bei Peiimale Don.
1<!. Peritliea 'v p. KiO, Fidschi-Inseln, soll nacli Wal-
lacc 1. c. p. 332 ^ von N a 1> i s Luc. sein.
17. Periclea ,j^ p. 160, Australien, den vorigen beiden
verwandt.
J8. Polvbymnia J p. 170, von Neu-Granada, bei Lj-
cimnia.
19. Eui-ymnia j' p. 170, der vorigen verwandt und
ebendaher.
20. Laria o P- ^'^^•, von Neu-Granada, steht bei Peru-
viana Luc.
21. Agrippina S P> 173, von Port Natal , und 22.
Boguensis ,^ p. 173 von Bogos. Beide wohl nur Varietäten
von S e V e r i n a.
23. Subeida ^ p. 174, Central-Afrika, bei Calypso Dr.
24. Semicaesia 'S V- 176, Neu-Granada, neben Pen-
thica KoU.
25. Pinara J p. 170, ebendaher, bei Eleone
26. Dorylaea $ p. 182, Arru-Inseln, bei Dorimene Crarn.
27. GeoVgina $ p. 160 tab. 24 f. 4. 5 (W. Mtf^chr. V.
'JOS) und 2S. Bianca ,^ p. 160 tab. 24 f. 6. 7 (W. Mtschr.
VI. p. 284), beide ausgezeichnete neue Arten von Liizon.
20. Clementina ,S p. 102 tab. 25 f. 6 (Sitzungsber. d.
Wien. Acad. 1860), Arnboina, steht neben Celestina Boisd.
Das dazu gehörige Weibehen ist von Wallace 1. c. p. 375
beschrieben.
30. Zamboanga -S p. 162 tab. 24 f. 2. 3 (W. Mtschr.
VI. 285), Mindanao, stellt bei Melania Fab.
31. Phocbe S p. 163 tab. 25 f. 5 (W. Mtschr. V. 209),
Luzon, bei Pandione Hüb.
32. Galathea £ p. 165 (Verb. d. zool. bol. Gesellsch.),
von den Nicobaren, zählt Wallace 1. c. p. 370 als Var. zu
Paulina Cram.
33. Boisduvaliana ^ p. 168 tab. 24 f. 8 (W. Mtschr.
VI. 287), Luzon, bei Perimale Don.
34. Calymnia $ p. 171 tab. 23 f. 7 (Euterpe Cal. W.
Mtschr. VI. p. 67), vom Rio Negro, mit Lycimnia verwandt.
35. Aelia (5 p. 171 (W. Mtschr. V. 82), Ecuador, neben
F 1 i j) p a n t h a Fab.
36. Leucadia c5 p. 172 (Euterpe Leuc. W. Mtschr. VL
67), vom Rio Negro, hei Peruviana Luc.
37. Leucanthe S p. 172 (W. Mtschr. V. 82), Neu-
Granada, neben Lycimnia.
38. Aegis ? p. 175 (ab. 24 t\ 1 (W. Mtschr. V. 200),
Mindanao, als S gehört dazu: Pieris 111 ana (W. Mtschr.
VI. 287), sie ist der Polisma Hew, sehr nahe verwandt.
432
39. Locusta (5 $ p. 175 tab. 25 f. 8. 9 (W. Mtschr.
V. 'f^i)^ Bogota, steht bei Habra Doubl, und Mandela Feld.
40. Euthemia ^ ? p. 177 (W. Mtschr. V. 8(1), Co-
lumbien, scheint mir von Stamnata Luc. nicht verschieden
zu sein.
41. Tovaria (5 ? p. 178 (W. Mtschr V. 80) und
42. Olympia S p. 178 (W. Mtschr. V. 80), beide -aus
Columbien und mit Stamnata ver\vandt.
43. Suadella r? p. 179 (W. Mtschr. V. 79), Venezuela,
bei Eleone Doubl.
44. Diana 5? p. 180 (W. Mtschr. V. 81), Neu-Granada,
mit Buniae Hüb. verwandt.
45. Sevata (5 -9 p. 180 (W. Mtschr. V. 81), Columbien,
neben Buniae Hüb.
46. Menapia S $ p. 181 tab. 25. f. 7 (W. Mtschr. III.
271), von Utah, hat seine Stelle bei Daplidice.
Antliocliaris Boisd.
Cethura (5 ? p. 182 tab. 25 f. 1. 2, schöne neue Art
aus der Verwandtschaft von Sara Boisd., von Sonora.
AlitllopsycllC Wallengr.
1. Theopompe -^ $ p. 183 aus Nubien. Die Art scheint
mir durchaus nicht verschieden zu sein von Eupompe Kl.,
die bei ihrer ausserordentlichen Verbreitung durch Arabien,
Nubien, Abyssinien, selbst bis nach Guinea und zum Senegal
auch ziemlichen Abweichungen in Grösse, Gestalt, Zeichnung
und selbst im Geäder unterworfen ist. Auffällige Unterschiede
der Zeichnung sind nicht vorhanden ; denn die Beschreibung
des (^ von Theopompe stimmt mit der typischen Eupompe
Kl. überein, mit alleiniger Ausnahme der sehr kleinen Rand-
punkte der Hinterflügel. Dass diese aber von keiner Bedeu-
tung sind, beweist der Umstand, dass die Exemplare mit
kleinen Randpunkten von Arabien und ein besonders spitz-
flügeliges Kordofan - Exemplar unserer Sammlung nach den
hervorgehobenen Geäder - Abweichungen gerade zu Eupomj)e
Kl., das von Klug in den Symbolae physicae abgebildete
Männchen hingegen zur Felder'schen Theopompe gehören
würde; denn bei ersteren Stücken ist der Zellenschluss der
Vorderflügel kaum weiter entfernt vom zweiten Subcostal-Ast,
als dieser vom ersten, bei letzterem hingegen ist dieser Ab-
stand doppelt so gross. Ebenso verhält sichs mit dem Vor-
springen der Ecken der Mittelzelle, von denen bald die obere,
bald die untere vorgreift. Unsere Weiber variiren in der
Grösse zwischen 36 und 48 Millimeter; die bei Theopompe
angeführte, schwefelgelbe Tünche der Vorderflügel fehlt dem
grossen von Klug abgebildeten $, weil es schon geflogen hat.
433
Nocli melu' abgeflogene Stücke hat Klug als Aca'ste (Poly-
caste Boisd.) beschrieben und abgebildet.
2. Anteupom])e + p. 184 und 3. Dedecora V p. 184,
beide von Bogos und mit Eupompc Kl. verwandt.
4. Demagore r^ p. 186, Vaterl. unb., bei Evagore Kl.
— 5. Epigone (^ $ p. 186, von Bogos, bei Tlieogone
Boisd. — 6. Acte $ p. 187, von Port Natal, bei Theogone.
— 7. Roxane ? p. 187, Vaterl. unb., bei Theogone. —
8. Slygia S $ p. 188, von Bogos, bei Phlegetonia Boisd.
— 0. Duliba ö" -9 p. 188, von Bogos, bei Phlegetonia,
Trotz den sorgfältigen und umständlichen Beschreibungen,
welche die Verfasser von den eben aufgeführten Arten gegeben
haben, zweifle ich, dass es, ohne genaue Abbildungen davon
in haben, möglich sein wird, die betreffenden Thiere mit
voller Sicherheit herauszufinden. Die grosse Masse der das
Genus Anthopsyche bildenden Arten hat fast nur eine
einzige Zeichnung, die sich mit wenigen Worten, für alle
passend, etwa so geben lässt: „Grundfarbe aller Flügel weiss,
gelblich oder gelb, die oberen mit einer orange oder roth
iuisgefülltcii Flügelspitze, die unteren mit Randpunklen, die
bald kaum sichtbar sind, bald zu bedeutender Grösse an-
wachsen »ind selbst einen breiten Saum bilden können.^ Denkt
man sich, dass diese einfache Zeichnung nach der Zahl der
bekannten Arten etwa 50 Mal variirt, wobei es nur immer
auf „un peu plus'' oder „un peu moins'' ankommt, so wird
man mir beijiflichten. Dazu kommt noch, dass sehr viele von
den bekannten Arten einen sehr grossen Verbreitungsbezirk
haben, \a elcher Grösse, Gestalt und Zeichnung des Thieres
mannigfach modificirt , so dass Unterscheidungen durch:
längere, breitere, spitzere etc. Flügel gar keinen
Anhalt ge^^ähren. Durch die ausserordentlich reiche Aus-
beute der Ehrenberg'schen Reise in Egypten, Nubien, Syrien
und Arabien hat unsere Sammlung von manchen Arten sehr
ans^ehnliche Reihen erhalten, Mclche die grössten Verschieden-
heilen darbieten, aber durch allmälige Uebergänge dennoch
ihre sichere Zusammengehörigkeit bekunden. Wollte man
diese Reihen auseinander reissen, so würde es nicht schwer
fallen, die Zahl der Arten noch um ein Beträchtliches zu
vermehren.
10. Heuglini ,S p. 185 tab. 25 f. 4 (W. Mtschr. III.
27^), von der Afrikanischen Ostküste. Da der Felder'sche
Text sagt: „plaga apicali apud ramum med. secundum trun-
cata'', so sehe ich gar keinen Unterschied zwischen Heuglini
und Kluji's Evagore. Jn der Felder'scben Abbildung er-
streckt sich freilich (bei meinem Exemplar wenigstens) das
orange Scheitelfeld bis zum ersten Ast der Mediana herab,
434
was bei Evagore nicht der Fall ist, aber nach den oben an-
geführten Worten der Beschreibung für ein Versehen des
Coloristen gehalten werden musp.
lflllliVii§ Bsd.
1. Fatma :t^ p. 189 tab. 25 f. 3 von Kordofan. Steckt
seit langer Zeit in unserer Sammlung als Var. des Weibchens
von Eris Kl., und kann ich sie auch jetzt, nach genauer
Prüfung, nur für eine Abänderung halten, bei welcher die
schN-varze Zeichnung weniger ausgebreitet ist.
2. Miriam ,^ p. 190 tab. 27 f. 3. 4, aus Arabien. Ist ent-
schieden nichts anderes als Klug's Pleione und unterscheidet
sich auch nicht in der Färbung von derselben.
3. Faustina ^ p. 190. Vaterl. unb., bei Fausta Oliv.
Eroiiia Hüb.
1. Gaea ö' $ p. 190 (Valeria Var. a. Bsd.) von Ben-
galen. Ist die Continentalform der Javanischen Valeri a Cr.,
bei welcher Uebergänge zur ersteren vorkommen, wo die
Oberflügel an der Spitze schon mehrere Randpunkte zeigen.
Fabricius hat diese letzteren Hippia genannt.
2. Ceylanica <^ ¥ p. 191, von Ceylon, ist der Manila-
Form von Valeria (Boebera Eschsch.) sehr ähnlich.
3. Tritaea $ p. 192 (,^ W. Mtschr. III. 181) von Celebes.
4. Phocaea S $ p. 193 tab. 27 f. 5. 6 (W. Mtschr.
V. 299, VI. 288) von Mindanao.
5. Jobaea Bsd. p. 193. Boisduval hat nur das Männ-
chen gekannt, hier wird das Weibchen beschrieben, von Neu-
Guinea.
Calftidryas Bsd.
Rurina S $ p. 194 tab. 26 f. 9-11 (V/. Mtschr. V.
82) repräsentirt die brasilische Neocypris Hüb. in Columbien.
Colia!^ Fab.
1. Euxanthe o P« 196, Peru, bei Erythrogamma Koll.
2. Eogene o P- 196 tab. 27 f. 7, Himalaya, bei Boothii
Curt.
3. Ladakensis 5" $ p. 197 tab. 27 f. 8. 9, Himalaya,
bei Werdandi Zett.
4. Cerbera ,J p. 195 (W. Mtschr. V. 83) nnd 5. The-
rapis ^ $ p. 195 tab. 26 f. 6-8 (W. Mtschr. V. 83), beide
von Venezuela und der Cesonia Stoll. sehr nahe stehend.
Xcrias Swains.
1. Damaris $ p. 198 von Mexico. Bei Untersuchung
unserer Exemplare von Damuris und der verwandten
Mexicana Bsd. machte ich die überraschende Entdeckung,
dass alle von Boisduval für Weibchenseiner Mexicana aus-
gegebenen Stücke mit weisslicher Grundfarbe und orange-
gelbem Vorderrand der HinteriJügel, männlichen Geschlechts
435
sind und die richtigen Äiännclien zuv Felder'schen Damaris
bilden, weicher Name der Art ble.il,en miiss; beini Nachlesen
der kurzen Bemerkung zur Geyer"'iichen Abbildung seiner
jMexicana (Zuträge 1", 1)17 — 18) fand ich dies bestätigt. Geyer
lührl an, dass das zu dem von ihm abgebildeten Männchen
gehörige Weibchen, nach Mittheilung des Herrn v. ßredow,
den citrongelben Vorderrand der Hinterflügel nicht habe.
Der Name Mexicana verbleibt also der Art, welche Boisduval
(Spec. gen. p. 655) als Männchen dieser Art ausführlich be-
schrieben hat und ist vorläufig nur im männlichen Geschlechte
bekannt. Nach einem in unserer Sammlung befindlichen Stücke,
dessen Hinterleib in Folge roher Behandlung etwas aus dem
Geschick gekommen ist, mir aber, ohne es als ausgemacht
betrachten zu wollen, weiblich zu sein scheint, würde das
Weibchen in Farbe und Zeichnung kaum verschieden vom
Männchen zu nennen sein.
2. Chloe {^ ? p. 199, Neu-Granada, bei Xanthochlora
Koll.
3. Constantia j p, 200, Venezuela, stimmt mit Xan-
thociilora Koll. überein, soll aber einen schmäleren Endsaum
der Vorderflügel haben.
4. Tegea rj p. 203, Neu-Granada, bei Elathea.
5. Mycale S $ P- 204, Brasilien, bei Elathea.
H. Lemnia ,^ p. 205 von Brasilien.. Die Beschreibung
stimmt vollkommen mit unseren weniger hell gefärbten
Exemplaren von Jucunda Bsd. überein, von welchen wir
eine Reihe von 1 1 in Carolina von Zimmermann gesammelten
Exemplaren besitzen, bei welchen die ganz hellgelbe Grund-
farbe sich nach und nach immer mehr verdunkelt, so dass
sie endlich fast ganz schwarz \\'erden, besonders bei den
Weibchen, von denen andere aber \\iederum eine ganz weisse
Grundfarbe zeigen.
7. Athalia o p. 208, von Neu-Granada. Die Art scheint
der Leuce Bsd. sehr nahe zu stehen und sich nur dadurch
zu unteisclieiden, dass sie feine Randpunkte auf der Unter-
seite, an der Spitze der Oberfjügel und am Aussenrand der
hinteren hat, welche der Leuce fehlen. Das dazu gehörige
Weibchen hat schmälere, gestrecktere, weissgelbliche Flügel
mit dunkler Schuppenanhäufung am Aussenrande der Hinter-
flügel.
8. Smilacina $ p. 208, von Neu-Granada, und 9. Pha-
nospila .^ p. 209, von Java, zur Hecabe-Gruppe gehörig.
10. Lorquinii 3 '+ j». 209. — II. Zita ,S p. 210. —
12. Zama ¥ p. 210, — 13. Tondana ,S -f p. 214 tab. 26
f. 1. 2. (Tominia Vollenh. Mon. Pier. p. 6(^ pl. 7 f. 4). —
436
14. Eurnide c^ p. 214, pämmtlich von Celebes und mit
Tilaha Horsf. nahe verwandt.
15. Santana ö* -9 i>- 2il, von Bengalen, und IH. Senna
^ p. 212, von Malacca, mit Venata Moore verwandt.
17. Candace (^ p. 213, von Abjssinien, und 18. Zo-
raide ^^ p. 213, Vaterl. unb., bei Rahel Fab.
19. Bogotana ,S ? V- 198 tab. 26 f. 3. 4 (Bogotana
W. Mteclir. V. 84 $, non j"), von Neu-Granada, bei Damaris
Feld. Unsere Exemplare von Costa Rica stimmen mit Fel-
der's Beschreibung und Abbildung, nur ist die Oberllügelspitze
nicht ganz so stark hervorstehend ; auch sind sie etwas kleiner.
20. Fabiola (^ $ p. 199 (W. Mtschr. V. 85). - 21.
Gaugamela S P- 199 tab. 26 f. 5 (Bogotana rS W. Mtschr.
V, 84). — 22. Limoneus J $ p. 200 (W. Mtschr. -V. 84).
23. Salome ,^ p. 201 (W. Mtschr. V. 84). — 24. Theodes
$ p. 201 (Theodes ,^ W. Mtschr. V. 85) und 25. Theona Y
p. 202 (Theodes $ W. Mtschr. V. 85), sämmtlich aus Co-
lumbien und mit Arbela Hüb. verwandt.
26. Vitellina ,^ $ p. 202 (W. Mtschr. V. 86), von
Venezuela. — 27. Phoenicia ,S p. 205 (Lydia W. Mtschr.
V. 87 ex pte), von Neu-Granada, und 28. Plataea <^ p. 203
(Verh. d. /ool. bot. Ges. XII) von Rio, alle 3 mit Elathea
Gram, nahe verwandt.
29. Lydia ,^ p. 206 (W. Mtschr. V. 87 ex pte.) von
Venezuela, bei Elathea Gram. Es wird schwer halten, die
Art aus der Beschreibung zu eruiren. Von dem Saume der
Hinterflügel wird gesagt: „limbo lerminali mediocri uigro-
lusco.'-' V^'^enn im deutschen Zusatz beigefügt wird, dass die
Säumung der Hinterflügel last doppelt so breit sein soll als
bei Palmira Poey, diese aber n^ch mehreren typischen
Exemplaren unserei Sammlung eine verhältnissmässig breite
schwarze Einfassung der Hinterflügel zeigt, so wird es schwierig
sein, die beiden Angaben in Einklang zu bringen.
30. Rhodia ,^ $ p. 20!i (W. Mtschr. V. 97) und 31.
Medutina S P- 207 (V^^ Mtschr. V. 97), beide von Vene-
zuela, gehören zur Elathea-Gruppe.
32. Nisella V p. 207 (Verh. zool. bot. Ges. XII) von
Brasilien, steht bei Nise Gram.
33. Lerna .^ p. 212 (Sitzungsber. d. Wien, Ae. 186U),
von Amboina, bei Rahel Fab.
Clotlilia Feld. Novara p. 215.
Die Verfasser haben für die mit Terias Egnatia Bsd.
übereinstimmenden Arten obige Gattung errichtet und 2 neue
Arten hinzugefügt:
1. Therasia o ¥ p. 215 von Halmaheira und 2. Hy-
patia S p. 216 von Neu Guinea.
,N.-, ,437
0$Kyri($ Ljubl.
1. Otanes ,^ $ p. 217 tab. 28 f. 1-3 von Adelaide
und 2. Catliarina ,^ ]>. 2 IS von Australien.
Aiiil»iy|io<li'.i Feld.
Abweichend von Hewitson rechnen die Veri'aissei- nur die
wenigen Arten hierher, deren Subcostalis der Oberflügel beim
S 4, beim $ nur 3 Aeste hat, und deren obere Vena interna
der Hinterflügel in das Schwänzchen ausläuft.
Erichsonii $ p. 218 von Luzon bei Narada Horst.
Das Männchen von Erichsonii unterscheidet sich auf der
Oberseite durch ausgedehnteres Blau, welches auf beiden
Flügeln njr an der Costa und am Aussenrande, an letzterem
in abwärts -abnehmender Breite, verdrängt wird. Auf der
Unterseite der Hinterflügel findet sich am Aussenrande noch
eine zweite Reihe schmutzig weisser Flecke. Die Art scheint
übrigens von Anita Hew. (Ljc. tab. 8 f. 90.91) kaum ver-
schieden.
Stcrosis Feld. n. gen. p. 219,
Ein ausgezeichnetes, durch robusten Bau und ganz ab-
weichende Färbung auffälliges, übrigens mit Ambljpodia
verwandtes Genus.
Robusta $ p. 219 tab. 27 f. tO. 11 von Halmaheira.
Die einzige, bis jetzt nur im weiblichen Geschlecht bekannte
Alt hat etwa 70 Millimeter Flügelspannung und ist rothgelb
mit tiefschwarzen Flecken im Discus und schwarzbraunen,
breiten Rändern.
AllOflS Boisd.
Es werden 6 Arten aus der Verwandtschaft von Thetys
Dr. beschrieben: 1. Celebensis $ p. 220 tab. 28 f. 14. 15
von Celebes, 2. Malayica ,^ p. 22 1 tab. 28. f. 1« von Ma-
lacca, 3. Sperthis ,y p. 222, ebendaher, 4. E gena V P- 222,
von Halmaheira, 5. Bar sine S V j). 220 tab. 28 f. 1(3. 17
(Sitzungsber. Wien. Ac. 1860) von Amboina und 6. Taga-
lica ^ $ p. 221. tab. 28 f. 19. 20. (W. Mtschr. VI. 289) von
Luzon.
Arll»ll(»la Boisd.
enthält die grosse Anzahl der übrigen von Hewitson zu
Amblypodia gerechneten Arten, denen 14 neue und 8
früher diagnosticirte hinzugefügt und mit m enigen Ausnahmen
durch Abbildungen illustrirt werden:
I. Aglais .S p. 223 t. 29 f. 11. — 2. Phaenops ,^
p. 227. — 3. Alesia V 235 t. 29 f. 8 — 4, Arsenius ,^
p. 236 t. 29 f. 15 — sämmtlich von Luzon.
5. Araxes ,^ V ]>. 224 t. 29 f. 3 — 5 von Celebee, wird
von Hewitson als Var. seines Amantes betrachtet..
6. Tyrannus S V- 225 t. 29 f. 1. 2. - 7. Gilolensis
438
,^ 1). 32S — 8. Philander 3 ¥ p. 226 1. 29 f. 9 —
0. Päd US <S p. 230 — sämmtlich von Halmaheira.
10. Agnis 3 p. 228 und 11. Antiniula .^ p. 233 von
Malacca. — 12. Chinensis .S P- 231 t. 20 f. 10 von China. —
13. Asinarus <^ p. 235 von Cochin.
14. Amphea $ p. 234 t. 29 f. 19 von Luzou, mit A b-
seus Hevv. verwandt. Das Männchen unterscheidet sich nur
durch tieferes ßlau, welches dem von Oleander Felder
gleichkommt.
15. Nakula .^ $ p. 222 t. 29 f. 14 (W. Mtschr. IV.
395). — 16. Vihara J $ p. 228 t. 29 f. 7 (W. Mtschr.
IV. 3953. - 17. Lycaenaria ,^ p. 232 t. 29 f. 13 (W.
Mtschr. IV. 396). — 18. Amphimuta j^ $ p. 232 t. 29 f. 8.
(W. Mtschr. IV 396). — 19. Inornata ,^ $ p. 234 t. 29
f. 12 (W. Mtschr. IV. 396) — sämmtlich von Malacca.
20. Nobiliß ,^ p. 226 t. 29 f. G (Sitzungsber. Wien.
Ac. 1860). — 21. Eridanus ? p. 229 t. 29 f. 16. 17. (Sitz.-
Ber. Wien. Ac. 1860) - und 22 Disparilis S $ p. 230
t. 28 f. 4. 5 (Sitz.-Ber. Wien. Ac. 1860) auch von Hewitson
(111. I. t. 4 f. 25) abgebildet — sämmtlicli von Amboina.
Ifffyriiia God.
1. Anasuja S P- 237 t. 30 f. 3. 4. — 2. Usira 3 P-
238 t. 30 f. 5. 6. Das dazu gehörige $ hat Hewitson 111.
diurn. Lep. II. p. 39 t. 17 f. 61. 62) unter dem Namen Do-
nina beschrieben und abgebildet — beide Arten von Malacca.
3. Jalysus 3 P- -39 von Celebes. — 4. Lorquinii
S ? p. 239 t. 30 f. 9 — 11; von den Anu-Inseln — 5. Da-
nis V p. 240 t. 30 f. 12. 13, von Halmaheira. Die beiden
letzteren erinnern durch Zeichnung der Unterseite lebhaft an
die Lycaenen aus der Gruppe Danis Gram.
6. Discophora J p. 237 t. 30 f. 1. 2 (W. Mtschr. Vi.
290) — 7. Jalajala 3 p. 23S t. 30 f. 7. 8 (W. Mtschr.
VI. 292) — beide von Luzon. — 8. M antra 3 V p. 238
t. 30 f. 14 (W. Mtschr. IV. 396) von Malacca.
l>l|»«ütl^» Doubl.
1. Westermannii 3 p. 241 t.30f.21.22, von Luzon,
scheint mir von Myrina Orsolina Hew, (111. t. 17 f. 56-
58) von Gelebes, nicht verschieden und mit Jangala Horsf.
sehr nahe verwandt zu sein.
2. Epirus 3 $ p. 241 (Sitzungsber. Wien. Ac. 1860)
von Amboina.
Ifyiiolycaeiia Feld.
1. Dictaca $ p. 242 1. 30 f. 19. 20, von Waigiou.
Die Art ist schon von Fabricius als Phorbas beschrieben;
Hewitson (Hl. t. 21 f. 5. 8) hat auch das Männchen abge-
bildet.
V 439
2. Sipylus .^ $ p. 242 t. 30 f. 15. 16 (Sitz.-Ber. Wien.
Ac. 1860) von Amboina. — 3. Astyla ^ p. 243 t. 30 f. 17.
18 (VV. Mlsclir. IV. 291) von Luzon.
Pi^eiidolycaeiia Wullengr.
1. Papilla ,S p. 243 t. 28 f. 12. 13. Prachtvolle Art
von Neu-Granada, mit Venus Fab. verwandt. — 2. Antinous
,S p. 244 t. 28 f. 8. 9. — 3. Boreas ,S P- 244 t. 31 f. 12
— beide von Columbien.
4. Batliildis $ p. 245 t. 31 f. 19. 20, aus Venezuela.
Hewitson in seiner TljecJa-Monograpliie (111. p. 84) zieht diese
venezuelanische Batliildis als Weibciien zum surinamisciien
Battus Cram. (51 E. F.), ohne, wie es scheint, surinamische
Exemplare gekannt zu haben, da die seinigen angeblich von
Nicaragua stammen. Der Cramer'sche Battus ist aber be-
deutend kleiner (28 — 31 Millim.), das Männchen von blasserem,
mehr silbeinem Blau, wie Gramer die Farbe gauz richtig
wiedergegeben hat, das Weibchen ist schmutzig v\ eiss. Ba-
tliildis ist grösser (38 Millim,), der Mann hat tiefes Azur-
blau, das VVeibchen ist blassblau. Bei ersterein erstrecken
sich die 3 weissen Vorderrand binden der Unterseite der
Obeiflügel nicht über die Mediana hinaus, und der Innenrand
dieser Flügel ist wie der übrige Theil derselben schwarz.
Bei Battus c^ laufen diese 3 Binden bis zum Inneniande,
wo sie sich verwuschen und denselben weiss färben Der
rolhe Anallleck ist bei Bathildis in beiden Geschlechtern
viel breiter. Un.'eic Bathildis - Exemplare sind von Oaxaca,
w alirscheinlich also mit der Hew'itson''schen, jedoch nicht mit
der Cramer'schen Art übereinstimmend, obgleich sich beide
allerdings sehr nalie ttehen.
5. Leucogyna .^ 2 p. 245 t. 31 f. 16—18. — G. Pau-
pora -9 p. 246 t. 31 f. 15. — 7. Platyptera r^ p. 246 t.
2s f. 6, 7, durch die runden, schwanzlosen Hinterflügel aus-
gezeichnet — sämmtlich aus Columbien.
8. Aegides ö^ f p. 246 t. 31 f. 3. 4, von Columbien.
Ausgezeichnete Art mit 3 weissen Querlinien über die schön
braun gefäibte Untei seile aller Flügel. LIebrigens hat die
Art in unversehrten Exemplaren nicht bloss ein Schwänzchen,
wie die Verfasser angeben, sondern es findet sich noch ein
zweites, obgleich ziemlich kurzes, am Ende des 2. Mediana-
Astes.
9. Cadmus $ p. 247 t. 31 f. 5. - 10. Tolmides ,S
p, 247 t. 3 1 f. 13. 14. — II. Timaeus ,^ p. 248 1. 31 f.
8. !». — 12. Danaus V p. 248 t. :il f. 6. 7. — 13. Tityrus
,S p. 248. 1. 31 f. 1. 2. — 14. Viridicans 3 p. 249 "t. 28
f. 10. 11. - 15. Paphlagon o p. 249 t. 31 I. 10. 11, —
440
16. Nana ^ ? p. 250 t. 31 f. 21. 22 — sämmtlich aus
Coluinbien.
17. Spuiius ,^ p. 250 t. 31 f. 23. 24, aus Columbien.
Die Alt ist von der Cramei'sehen Dolylas aus Surinam
durciiauö nicht versciiieden.
HypOClirysops Feld. Novaia p. 25i.
enthält die praelitvoUen Ljcaeniden der alten Welt aus der
Verwandtschaft von Theela Polycletus Lin. Es werden 4
neue Arten bekannt gemacht:
1. Theon <S p. 252 und 2. Eucletus $ p. 232 von
Halmaheira — 3. Pythias $ p. 254 und 4. Protogenes?
p. 255 von Waigiou.
Ausserdem 3 in den Sitzungsberichten der Wiener Aca-
demie 1S60 diagnosticirte Arten:
5. Dolesehallii ,^ p. 251 tab. 32 f. ß. 7. — 6. Ana-
cletus ,^ ? p. 252 tab. 32 f. 3-5 und 7. Chrjs an this $
p, 256 tab. 32 f. 1. 2. — sämmtlich von Amboina.
IjyCiteilO|»sii$ Feld. Nov. p. 257.
Diese neue Gatlung, im Geäder und in der Fühlerbildung
mit Lycnena nahe verwandt, in Kopf und Palpen aber mit
Hypochrysops übereinstimmend, enthält zur Zeit nur eine
Art: Anaiiga j P- 257 tab. 32 f. 10. 11 von Malacca und
Sumatra. Die Zeichnung der Unterseite erinnert an Lyc.
Argiolus und Corydon Var. albicans.
Pj$eil4loili|lsas Feld. Wien. Mtschr. IV. 243.
1. Sumatrae ^S ¥ p. 259 t. 36 f. 24— 26 von Sumatra.
— 2. Eryeinoides .^ V- 259 t. 30 f. 23. 24 von Java. —
3. Eone ^r^ $ p. 258 t. 32 f. 8. 9. (W. Mtschr. IV. 243j von
den Arru-Inseln. — 4. Lycaenoides ,^ p. 258 t. 30 f. 25.
(Sitzungsber. W. Ac. 1860) von Amboina.
Aiii^ti'oiiiyriua Feld.
(Jalnienus Hüb. Hew.) enthält die mit Theela Evagoras
Don. verwandten Arten.
Sehr ad er i 3 P- 260 t. 32 f. 12. 13, von Sidney.
Iloloelllla Feld. Verl), z. b. Ges. XII. (Erina Swains.)
Absimilis <S ^r P- 201 t. 32 f. 14—16, von Australien.
Tliccla Fab.
1. Albata ,^ $ p. 261. — 2. Commodus ^S ¥ p. 262.
3, Loxurina ,S P- ^62. — 4. Nieetus J p. 263 — 5. Sa-
binus iS p 263 — sämmtlicii aus Columbien und auf Tafel
32 lig. 17 bis 24 abgebildet.
UTaiS Swains.
Almeida 3 P- 264 t. 32 f. 25. 26 (Verh. z. b. Ges.
Xll), vom Cap d. g. Hollii.
li^caciia Fab.
Von Lycaenen werden 46 Arten aus Amerika, Afiika,
441
Asien und Australien auf S. 264 bis 283 beschrieben und
sämmtlicli auf Tafel 33 bis 35 abgebildet. Es befinden sich
(iaiunter 14 Arten aus der praciitvollen Abtheilung der Oat-
liiiig Lycaena, welche Westwood unler dem Namen Danis
zur eigenen Gattung erhoben hatte. Von diesen 46 Arten
sind 2b neu und 18 früher schon von den Verfassern in der
Wiener Monatschrift, in den Sitzungsberichten der Wiener
Academie und in den Verhandlungen der zool. bot. Gesellschaft
durch Diagnosen bekannt gemacht worden.
TfliletUS Westwood.
3 neue Arten von Luzon und Java: Melanica, Lear-
chus und Zinckenii und eine schon früher diagnosticirte,
Chinensis von Hongkong, werden sämmtlich abgebildet.
AllotillllS Feld. Novara p. 285.
Diese neue Gattung, welche, oberflächlich betrachtet, mit
Miletus Westw. viel Aehnlichkeit hat, weicht durch die
veränderte Fussbildung vollständig ab.
1. Fallax o ^ von Luzon. — 2. Major <^ $ und 3.
Albatus $ von Celebe.'-. — 4. Subviolaceus ,^ von Java.
— 5. Unicolor o ^on Slugapore.
Kiiryliia Hüb.
1. Juturna j" p. 2s8 von Surinam und 2. Donna (^
p. '^88 t. 36 f. 5. (). (W. Mtschr. VI. 410) von Neu-Granada.
Keiiiei'Oii».
Emesoides ,^ i p. 2Si» t. 3Ü f. 9—11 (W. Mtschr.
l\, 396) von Malacca.
IflelicopiN Fab.
Selene ^ 289, von Surinam. Ist mit vollem Recht von
dem bekannten Endjmion Cram. zu trennen und läsht sich
auf den ersten Blick an der schmalen schwarzen Einfassung
der Flügel auf der Oltcr.^-eite und an der inneren der beiden
schwarzen, versilberten, zum \ orderranii laufenden Striemen
der Unterseite der Hinterflügel erkennen. Diese Strieme ist
nämlich bei Selene einfach und läuft bis an die Costaiis, bei
Endymion aber gegabelt, indem die eine Zinke, welche den
Silbertleck äusserlich einfasst, zur Costaiis, die andere, Melche
denselben an seiner Innenseite säumt, sich nach innen biegt
und an dem oberen Subeostul-Ast entlang läuft.
Dass Cramer unter Endymion 2 Arten vermischt hat,
ist richtig; nur sind nicht beide, wie die Verfasser meinen,
\on ihrer Selene verschieden, sondern vielmehr die eine mit
derselben identisch, und zwar ist das, \\ as Cramer für das
iMännchen von Endymion ausgiebt (244 C. D), das Weib-
chen zur Felder'sclien Selene, wie unsere surinamischen
Exemplare beweisen, während die Figuren E. F., welche
442
Gramer für Weibchen hält, das Männchen von Endymion
vorstellen.
Kryclua Latr.
'i. Pausias ,^ p. 290 t. 3G f. 7. 8. — 2. Cacica S 290,
beide von Neu-Granada und mit Huascar Saund. nahe ver-
wandt.
3. Laodamia S V- ^90 (W. Mtschr. VI. 71) vom Rio
Negro. Sie scheint mir von der peruanischen Psecas nicht
verschieden zu sein. Das von Saunders beschriebene und ab-
gebildete Exemj)lar von Psecas ist wahrscheinlich ein Weib-
chen. Bei den vielen Männchen unserer Sammlung find die
Querbinden weit schmäler und erscheinen nicht weiss, sondern
grau, weil sie von dem blauen Glanz übeigossen sind.
IVecyria Westw.
1. Lindigii ? p. 291 t. 36 f. 3.4 (W. Mlschr. VI. 411)
und 2. Fulminatrix S P- 291 t. 36 f. 1. 2 (W. Mlschr. V.
101), beide von Neu-Granada und prachtvolle Arten.
C»lytliia.
Punctata V p. 2')1 t. 36 f. 18. 19 (W. Mtschr. V. 98)
von BjC'uador.
Tlieoiie Doubl.
Pieridoides ,S -V p. 292 t. 37 f. 19. 20, von Bahia.
JfÄeseiie Doubl.
1. Semiradiata r^ p. 292 t. 37 f. 27. 28. — 2. Hyale
,S 292, beide von Neu-Granada.
rrieONOBAia Feld. Nov. 292.
Leopardin um J p. 293 1. 37 f. 29. 30 (Symmacbia leo-
pardina Hew.) von Bahia. Wird von He\\itson (Exot. Butt.
IV), vielleicht mit Recht, ins Genus Synimachia versetzt.
Die Costa der Oberflügel ist nicht bei allen Symmachien,
namentlich bei den Weibchen nicht immer, in ihrer Mitte
concav. Die Vena subcostalis von Leopardin um ist qua-
driramosa"') wie bei den Sym<nachien, und ihr zweiter Ast
entspringt auch bei mehreren Symmachien ziemlich entCernI
vom Zellensciiluss.
Aiiiaryiitliis Hüb.
Hypochalybe 3 p. 293 t. 37 f. 21. 22 (W. Mtschr. V.
98) von Neu-Granada.
KlllCsii^ Fab.
Cypria c^ p. 293 t. 36 f. 12. 13 (W. Mtschr. V. 99) von
Columbien.
*) Der Conseqnenz wegen und weil so leiclit Irrthnni entsteht,
nenne ich die Subcostalis „quad riramosa" und zähle die P^ndzinke
mit; sonst dürfte man bei der Mediana auch nicht von 3, sondern
nur von 2 Aesten sprechen.
'4'43
!§yiia|>ta Feld. nov. Gen. Novara 294.
Die Gattung sclieint mir sich ohne Z^\ang mit Symmachia
zu veibiiuien.
Aiinii ö p. 294 t 36 f. 20. 2i. Eine sciiöne Ari un-
bekannten VateilaniJe.'^, wahrf-clieinlicli aber brasilisch. Unser
Museum besitzt eine höchst verwandte Art, welche vielleicht
sogar nur das Weibchen von Arion sein mag, von Brasilien.
I^e«^iBl«»K4>na Boisd.
lleinixantiie o p. 21'4 t. 37 f. 17. 18, aus BiuHlien, zur
Carica e-Gruppe gehörig, i.'-t schon Fabrieius bekannt ge-
wesen, der sie als Hesp. Aeniulius besclirieben hat. Das V
unterscheidet sieh von'i rj nur durch -weniger sjiitze, mehr
rechtwinklige Vorderflügel und ist kleiner.
Arieoris Westw.
1. Petavia ^ p. 295 t. 38 f. 5. 6,. von Cayenne. -
2. Bahiana $ p. 295 t. 38 f. 3. 4, von Bahia.
Charis Hüb.
Tlieodora -^ p. 2!)5 t. 36 f. 22.23 (W. Mtschr. VI. 72),
vom Rio negro.
CrociiZOlia Feld, nov. Gen. Novara 296.
Die Gattung unterscheidet sich kaum von Charts; die
.Mitterzellen sollen kürzer sein, und der erste Ast der Sub-
eostalis der Oberflügel vor der Flügelmitte aus dem Stamm
der Ader entspringen, während sie bei- den Charis-Arten
gerade in der Flügelmitle entsteht. Es kommen hiervon aber
Ausnahmen \oi-, z. B. Perone Doubl, und mehrere andere.
Pheretima o ^ p. 29(5 t. 36 i'. 16. 17, von Keu-Granada.
lBiopllilia9ina Boisd.
4 neue Arten: Macrina, Metuana, Meletia und Ano-
phthalma, von Neu-Granada.
Plielina (W. Mtschr. VI. 411), ausgezeichnete Art mit
glasn rügen Flecken, an die Gattung Pheles erinneind, von
Neu-Granada.
CreiBIlia Doubl.
Phryxe t. 37 C. 23. 24, neue Art von Bahia.
lieillOlliaN Westw.
0 neue Arten: Colchis und Caecina von Brasilien,
Albinus von Columbien, Chilensis von Chile, Martialis
von Suiinam und Spertliias, welche aber schon von Cramer
(93. C.) im weiblichen Geschlecht abgebildet und Abaris ge-
nannt ist.
Kadenii (W. Mlsclir. V. 101). Interessante Art, welche
in Zeichnung und Färbung an die Galtung Eubagis der
Nymphiiliden, noch mehr aber an die Erjcineii -Gattung
Nympliidium Weslw, erinneit, von der »icli Lemonias
444
eigentlich nur durch kürzere, dickere Kolbe der Fühler unter-
scheidet.
AllOtleillia Feld, n gen. Novara p. 302,
von der nahe stehenden Gattung Lemonias durch diekeie,
kürzere Fühler mit noch mehr verdickter Kolbe abweichend.
Mormo t. 37 f. 15. 16 von Utah und Sonor ensis \on
Sonora.
Tiillilias Boisd.
Ubia von Caj enne.
3ILciltin4lrSt Feld. Nov. p. 301, von Limnas abgetrennt.
Helioides <^ $ tab. 3s l'. i!)--22, von Bahia. Dieee
angeblich neue Art ist durchaus niciits anderes als der Cra-
mer'sche Helius; das Weibchen war aber bis-her unbe-
schrieben.
Dagegen möchte ich den somit frei gewordenen Namen
Hello des für eine äusserst nahe verwandte, aber sicher ver-
schiedene, brasilisciie Art beibehalten, welche oberseits mit
Hei ins Cram. fast ganz übereinstimmt; nur erstreckt sich
das gelbrothe Costalfeld der Hinterflügel vollkommen bis zur
Basis des Flügels und bis an den Stamm der Mediana, wäh-
rend bei Helius Cram. dieses Feld nicht vollkommen bis zur
Flügelbasis heranrückt und auch den Basaltheil der Mediana
nicht ganz erreicht, was Gramer in seiner Abbildung ganz
richtig wiedergegeben hat. Ferner unterscheidet sich Helio-
des Hpfr. dadurch, dass dieses selbe Feld in derselben Aus-
dehnung auch auf der Unterseite der Flügel vorhanden, hier
aber mehr gelb als gelbroth gefärbt ist. Ein Haupt unter-
schied besteht drittens darin, dass der Hinterleib einfach
schwarz ist. Bei Helius Cram. sind die 5 voi letzten Bauch-
segmente gelbroth mit schwarzer Mittellinie und schwarzem
Saum, M'ie Gramer's Text auch angiebt. Das zu Heliode«
gehörige Weibchen kenne ich nicht.
Die Diagnosen für beide Arten würden so lauten:
1. Helius Cram.
X. alis nigris, posticaium limbo costali supra fiilvo, basin
alarum truncique venae medianae non attingente, abdominis
segmentis 3 — 5 paenultimis subtus fulvis nigro marginatis
vittaque nigra dissectis. r^.
Helius Cram. t. 198. B.
Heliodes Feld. Novara p. 304.
2. Heliodes Hpfr.
X. alis nigris, posticarum limbo costali usque ad venam
medianam basinque alarum undique fulvo, abdomine nigro. o.
Cliailiaelilllllits^ Feld. n. g. Nov. p. 304, von Limuas -•
abgetrennt.
Tircis t. 38 f. 17. 18, von Bahia.
445
Orcas Feld, n, g. Nov. 305, von Limuas abgetrennt.
I. Marathon t. 38 f. 23. 24 und 2. Ctesiphon, beide
von Neu-Granada.
llg'yas Feld. n. g. Nov. 3(\^, von Limnas abgetrennt,
Cinaron t. 38 f. 13. 14 (W. Mtsclir. V. 101), von Neu-
Granada.
l^»$1h('lllO|BSi)^ Feld, n g. Nov. 30(i, mit Plieles Boit^d.
verwandt.
Clonia t. 38 f. II. 12, von Neu-Gianada.
TmetO|S:U'lB«^ Feld. W. Mtschr. VI. 235.
Ebthema t. 38 f. 15. 16 (W. Mtsclir. VI. 73), vom Rio
Negro.
Ithomioiisi;^ Feld. W. Mtschr. VI. 411.
Goren a t. 38 f. 1. 2 (W. Mtschr. VI. 412), von Neu-
Granada.
lieprlcornls Feld. n. g. Nov. 307.
Interessantes neues Genus aus der Verv^^and tschaft der
Gattung Barbicornis. Die Fühler an den einzelnen Glie-
dern mit haarförmigen, abstehenden Schuppen besetzt.
Melanchroia t. 38 f. 25, von Mexico.
$§lseiftie Westw.
Minerva t. 36, f. 14. 15, von Neu-Granada.
AHUlliyi^^»llia Feld. Nov. 308.
Diese Gattung i.-^t gleichbedeutend mit Notheiiie Westw.
Westwood rechnet zwar Notheme als Untergattung zu dem
nahe siehenden Genu> Themone; da er aber den Haupt-
unterscliied von derselben hervorhebt, so meine ich, könnte
man, abgesehen von der Buchstabenspielerei in Themone
— Notheme — Monethe, seinen Gattungsnamen wohl
beibehalten.
1. Agathon t. 37 f. 25. 2(5, von Bahia. Ist identisch
mit Erota Gram. 27(). G. Das Cramer'sche Exemplar hatte
ent\\ eder verstümmelte oder angesetzte, falsche P'ühler, denn
Cr. giebt die Art für einen Spanner aus. Auch Ouranus
Cram. (335. C) Fab. God. Westw. gehört dazu. Die Art
scheint ziemlich zu variiren; die Exemplare von Surinam
haben die (»Juerbinde gelb, ^\ie bei Gramer, die von Bahia
und Peru haben eine weisse Binde, welche sich, besonders im
Unterflügel, zuweilen sehr verschmälert, in andern Fällen,
wie bei einem Peru- Weibchen unserer Sammlung, ausser-
ordentlich veibreitert. Bei geflogenen Stücken erlischt die
bleifarbene Antemarginal-Linie der Hinterflügel, \\ eiche bei
dem Cramer'schen Ouranus fehlt, bei seiner Geometra
Erota sowie bei Ouranus Fab. God. aber vorhanden ist.
2. Amarynthina von Columbien. Eine kleinere ähn-
liche Art, welche in mancher Beziehung abweicht, selbst im
446
Geäder, da die Subcostalis der Oberflügel liier nur tri-
ramosa, bei Erota Cram. dagegen quadrimmosa ist,
dennoch aber nicht Avohl anders stehen kann.
Mfrias Boisd.
M a r g a r i t a von Surinam.
Sil>«iBai4>!a Feld. n. g Nov. 811.
Floralis aus Surinam, einer Itliomia P'Jora Cram. täu-
schend ähnlich, aber zur Familie der Neriidae P'eld. (Sta
lachtinae Bates) geliöiig.
Iill*y^iBe4!5 Fab.
1. An lipo da Boisd. t. 42 f. !>. 10, von Luzon. Da die
Godart'sche Beschreibung seiner javanischen L. Geol'froji
Wort für Wort auf diese neue Art pa&st, so möchte ich sie
beide für eins halten. Unsere Exemplare sind von Luzon
und von Batanta bei Neu-Guinea, das Boisduvarsche von
Neu-Caledonien, tomit scheint mir die Annahme, dass sie
auch auf Java einheimisch sei, nicht gewagt.
Kiigeleea Boisd.
Leider, und nicht zum Frommen der \A'issenschaft, hat
ein bedauerliclies ZusammentretTen, welches schon so oft sein
böses Spiel getrieben, es veranlasst, dass die artenreiche und
.«schwierige Gattung Euploea fast gleichzeitig von zwei Be-
arbeitern in Angiifl' genommen %Aurde, denen beiden ein
ausserordentlich reiches Material zu Gebote stand, welches,
wenn es von dem Einen bearbeitet, von dem Andern später
gesichtet, ergänzt und berichtigt worden wäre, die Kenntniss
des schwierigen Genus ausserordentlich gefördert haben %a üide.
So aber ist die Wissenschaft mit einer iMenge von Synonymen
belastet woiden, deren Zahl sicli in der Folge wohl noch
vermehren wird, wenn die einzelnen beschriebenen Arten
näher bekannt und genauer geprüft frcin werden. Die beiden
grossen Sammlungen, welche den beiden Arbeiten als Unter-
lage gedient haben, sind die des Britischen Museums und die
Felder'sche, Die eistere hat Butler das Material zu einer
Monographie der Gattung gegeben, welche in den Proceedings
of the zool. soc. of London im Jahre 1(S66 erschienen ist.
Die zweite ist zv^ar zu keiner Monogra])hie benutzt worden,
hat aber den Stoft' zu der überraschenden Bereiciierung der
Gattung mit mehr denn 50 neuen Arten geliefert, von denen
eine Anzahl auf Tafel 3J) bis 42, welche das Datum: „edit.
Octob. 1865" tragen, abgebildet sind, und deren Beschrei-
bungen sich auf Seite 314 bis 347 des z\^eiten Heftes finden,
welches ebenfalls das Jahr J8G5 führt.
Wenn die Priorität, für welciie von beiden Seilen ge-
stritten worden ist, abgesehen von dem Datum, welclies Text
und Kupfertafeln (ragen und welches ja anlicipirt sein könnte,
447
noch irgendwie zweifelhart wäre, bo belinden sich die Beläge,
\\ eiche jeden Zweifel lösen, in meinen Händen. Unter dem
21. September 1865 schrieb mir Dr. Felder:
„Mein zweiter Band mit den Pieriden, Lycaeniden, Ery-
ciiiiden, Danaiden und Helicuniden wird im nächsten Monat
eischeinen und vorläulig mit schwarzen Tafeln in den Buch-
handel gegeben werden. Ich erlaube mir einstweilen unter
Kreuzband Probeabzüge der Tafeln zur freundlichen Kennt-
nissnahme zu überreichen.'-'
Der fertige zweite Textband ging mir Ende des Jahres
1H65 zu, und schon am 0. September 1866 waren die sorg-
fältigst colorirten Tafeln in meinen Händen mit der hinzu-
gefügten Bemerkung:
„Ich hätte Ihnen früher nur schwarze Tafeln zumitteln
künnen, da die Ausgabe wegen der Koslspieligkeit und Lang-
wierigkeit einer sorgfältigen Colorirung seiner Zeit nur un-
coloiiit erfolgte.^'
Jeder Zweifel an dem recjiizeitigcn Erscheinen des Ban-
de,-^ zu dem angegebenen Termin könnte sich also nur auf
eolorirte Exemplare beziehen, für uncolorirte haben die Ver-
fasser ihr Wort eingelöst.
1. Semperi J ^ p. 314, Mindoro, mit Megilla Erichs,
verwandt.
2. Cu Vieri o^ p, 315 t. 30 f. 1. 2, Halmaheira, der
Godart'schen Prothoe sehr nahe. Synonym ist Semicirculus
Butl. Proc. zool. Soc. 1866 p. 2()9.
3. Castelnaui v: \). 315. Malacca und Java, neben
Prothoe God , aber kleiner, Männchen unbekannt. Butler
(Trans, ent. Soc. I8ü7) vermuthet darin seinen Phoebus.
4. Euthoe (S y. 316, Arru-Jn^eln, Localfcrm von Calli-
tlioe Boitd.
5. Westwoodii ,^ -V p. 316 t, 40 f. 1—3, Celebes, ge-
holt zu den schönsten und ansehnlichsten Arten der Gattung.
S) nonym ist Viola Butl. Proc. z. Soc. 1866 p. 295 t. 30 f. 3.
6. Novaa-ae .S p. 317 t. 39 f. 7 (Verh. z. b. Ges. XH),
von Kar Nikobar, steht der Eunice God. und Vestigiata Butl.
sehr nahe.
7. Ledereri ,^ p. 317 t. 40 f. 5. 6 (W. Mtschr. IV. 397),
Malacca, ist dicht neben Mazares Moore (Saundersii Feld.)
zu i)laciren. Synonym iht Inquinata Butl. (Proc. I. c. 291).
8. Pasithea J V j). 318. Amboina.
Ich sehe keinen Grund, diese Art von Eunice God. zu
trennen. Die Felder\-che Beschieibung stimmt vollkommen
mit der (iodart'.schen bis auf die 3 oder 4 violetten Punkte
um die Di.'coidalzellen beider Flügel, welche bei dem Felder-
schen J fehlen, beim if beider Autoren aber vorhanden
448
hind und bei unsern männlichen Exemplaren bald in 1 , bald
in 2, bald in 3 Fleckchen zum Vorschein kommen.
9. Bernstcinii ,^ $ p. 319, Arru-Inseln und Halma-
lieira, von Boisduval's Hisme kaum verschieden.
10. Staintonii ,^ $ p. 319, Waigiou, ebenfalls mit
Hisme verwandt.
11. Stephensii ,^ p. 320, Mysol, soll nach Buller Ma-
z a r e s Moore sein.
12. Macleayi ,^ $ p. 320, Fidschi-Inseln, bei Eunice
God.; Butler (Proc. 1. c. p. 287) hat sie Iphianassa genannt.
13. Assimilata ^ $ p. 321 t. 41 f. 2. 3, Arru-Jnseln.
Schöne, neben Eurjpon Hew. zu placirende Art.
14. Fraterna $ p. 321, Arru-Inseln, der vorigen ver-
wandt.
15. Saundersii ,^ $ p. 322, von Java, Luzon, den Arru-
Inseln und Neu-Guinea. Ist nach meinem Dafürhalten Ma-
zares Moore (Horsf. Cat. I. p. 127), wozu aber nicht das
von ihm herangezogene Citat Eleusina Hüb., welches eine
nahe stehende Art bildet, gehört. Diese Hübner'sclie Eleu-
sina hat nun auch Doubleday in den Diuinal Lep. Mazares
getauft, weil er sie von der Cramer'schen Eleusina für ver-
schieden hält. Sie ist es aber nur im männlichen Geschlecht,
welchem Butler (Proc. z. Soc. lS6(j p. 273) daher. den Na-
men Jan US beigelegt hat. Zu der Cramerschen Eleusina
(266. D ö^) würde somit Hübner's Eleusina $ als Weibchen
gehören.
16. Forsteri ^ P- 322, Fidschi-Inseln. Steht dem Fa-
brici'schen Tulliolus vom Australischen Festlande sehr nahe,
ist aber dadurch verschieden, dass die weisse Fleckenreihe
der Oberflügel aus kleineren Flecken besteht, von denen die
3 obersten kaum grösser genannt werden können. Das den
Verfassern unbekannte Weibchen von Forsteri hat dieselben,
fast gleich grossen weissen Flecke, nur der erste an der
Costa ist kleiner, der unterste, neunte, scheint aus zweien
zusammengeflossen zu sein. Die Oberseite der Unterflügel
zeigt eine schwache, kaum erkennbare Spur der von der
Unterseite durchscheinenden submarginalen weissen Flecken-
reihe. Letztere ist unterseits sehr deutlich, die 4 obersten
Fleckchen derselben sind grösser, und da in jeder Zelle nur
eins steht, haben sie grössere Abstände unter einander, wäh-
rend die untersten nur weisse Punkte bilden, deren je 2 in
3 Zellen zwischen Mediana und Subcostalis vorhanden sind.
Dicht am Aussenrande haben beide Flügel unterseits noch
eine zweite Reihe kleiner weisser Punkte.
17. Hopfferi c^ $ p. 323 t. 41 f. 1, Arru-Inseln. Eine
brillante neue Art, in Grösse und Form mit Mazares Moore
449
übereinslimmenti, abei- alle Flügel mit breilem, schneevA eissem
Aussen rande.
i8. Aiisbe i* p. 323, von Timor, der vorigen nahe
verwandt. Synon^'m ist Hyems Kutl. (Proc. 1. c. p. 292.)
Unsere Exemj)lare, auch von De Haan herstammend, sind
von Java.
19. Trimenii .^ $ p. 324, Halmaheira. Butler hält
sie für seine Pumila. (Proc. I. c. p. 290.)
20. Erich so nii S ^ p. 32-J, Nordindien. Mit Klugii
Moore nahe verwandt. Butler (Proc. 1. c. 278) nennt die Art
C r a s s a.
21. Kollari ,^ p. 325, unbek. Vaterl. Ich möchte diese
Alt für das richtige Männchen zu der Cramer'schen Co re und
der Hübner'schen Cora haltgn. Das einzige Kennzeiclien,
welches diese Kollari von Gore unterscheiden soll, sind die
fehlenden 6 bis 7 blauweissen Punkte in und um die Mittel-
zelle der Unterseite der Hinlerflügel, \a ovon jedoch einer
zuweilen vorhanden sein foll. Diese blau\\eis8en Punkte fehlen
aber dem Männchen von Core gewöhnlich vollständig und nur
in einzelnen Fällen sind 1 bis 3 vorhanden.
22. Rogen hoferi j ]'• 325, Nordindien. Prachtvolle
Art neben Superba Herbst. Synonym istSplendens Butler
(Proc. 1. c. p. 272).
23. Hewitsonii ,^ $ p. 326 t 40 f. 7, Celebes. Schöne
neue Art, von Butler (1. c. p. 296 t, 29 f. 5) als Hyacinthus
beschrieben und abgebildet.
24. Confiourata $ p. 320 t. -\2 f. 1. 2, Celebes. Eine
ausgezeichnete Art, welche an Danais Ismare Crani. erinnert
und vielleicht $ zu Butler's Tisij)hone (1. c. p. 274) ist.
25. Vollenhovii ,^ 327, Celebes, mit Mniszechii Feld,
verw., aber grösser.
26. Schlegelii ö p. 327 t. 41 f. 5, Celebes. Pracht-
volle Art, welche Butler als Gloriosa beschrieben und ab-
gebildet hat (1. c. p. 293 t. 29 f. 4).
27. Harrisii j" p. 32*^, Cochin, mit Dufresnii God. ver-
wandt, aber grösser.
2S. Hopei o p. 328, Nordindien, der vorigen verwandt.
29. Payeni o P- 329. Arru-Inseln, mit Doleschallii
Feld, verwandt.
39. Consimilis S P« 329, von Java, und eine grössere,
dazu gehörige Var. montana von Ceylon, ist der Cramer-
schen Core äusserst äiinlich, hat aber 2 seidenartig glänzende
Flecke unter der iMediana.
31. H c (I tenba eher i S V- 330, Arru-Inseln.
32. Batesii .j' V p. 331, Halmaheira, und 33. Pier r etil
$ p. 331, Neu-Guinea, alle 3 mit Melina God. nahe verw.
450
84. Dalmanii o -i 1'. ^32, Halmaheiii», und 3r>. Gue-
rini 3 P- 332, Aiiu-In.'-eln, beide mit Cliiiiena dum. veiw,
3'!. Hovsfieldii ,^ ¥ p. 333 t. 40 f. 4, Celebcs, von
Butler als Var. zu seiner Diana (1. c. p. 21)7) gezogen.
37. Kirbyi 3 ? P- 334, Celebes, toll Diana Butler
(1. c, p. 297 t. 29 f. (i) Stammart sein.
38. Leachii V p. 334, Celebes, mit der vorigen nahe
verwandt.
39. Scherzeri S p. 325. (Verli. zool. bot. Gct. XII),
Ceylon.
40. Zinekenii S $ p. 335 Amboina = Sepulcliralis
Bull. (1. c. p. 282).
41. Wallengrenii J $ P- 336, Java, mit Ilübner
Moore naiie verwandt. ,
42. Vicina ,^ $ p. 337, Arru-Inseln, bei Eurypon Hew.
43. Doubledayi 3 $ p. 337, Nordindien. 44. Eynd-
hovii ij p. 33->, Java, und 45. Geyeri 3 P- 338 Java —
alle 3 mit Menetriesii Feld, nahe verwandt.
40. Grotei 3 $ p. 339 t. 41 f. 7, Cochin, 47. Poeyi
+ p. 340, Assam, 48. Lorquinii o -9 p. 340, China — alle
3 aus der Verwandtschaft von Core dam.
49. Siamensis 3 -V P- 341, Siam, bei Godaitii Luc.
50. Frauenfeldii 3 p. 342 t. 41 f. 4 (Verb. zool. bot.
Ges. XU.), wozu Esperi Feld. (Ve*'h. zool. bot. Ges. XII.) als
V gehört, ist Lokalform von Crameri Lucas.
5L Donovani J $ j). 343, Celebes, mit Swainsonii
God. nahe verwandt.
52. Angasii o V p. 343, Adelaide, bei Eleutho Quoy.
53. Herrich ii 3 p. 344 t. 3^) f. 3. 4, Fidschi - Inseln,
ist = Proserpina Butl. (1. c. p. 3üO), 54. Le\A inii o P-
343, Nord - Australien , 55. Montrouzieri 3 P- 3-15, Neu-
Caledonien, 56. Eschschol tzii 3 |'- 345 — alle 3 mit
Eleutho Quoy nahe verwandt.
57. Wallacei S !>■ 340 t. 39 f. 5. G (W. Mtschr. IV.
231), Batjan.
58. Gravi 3 P- 347, Arru-Inseln, synonym mit Conl'usa
Butl. (1. c p.^ 285).
ISasaais (lod.
1. Leucoglene 3 $ p. 347 t. 43 f. 2, Celebes, sehr
ähnlich dem Plexippus Lin, aber mit schneeweisser Mittelzelle
der Hinteriliigel. Svnonym ist Conspicua Butler (Proc. zool.
Soe. 1866).
2. Hermippus j V p- 318, Neu -Granada, Lokalform
des venezuelanischen Xanthip])us Feld.
3. Taprobana 3 p. 349 t. 42 f. 4, Ceylon, ist von
Butler I. c, F um ata benannt.
451
4, Larissa .^ p. 349, Java, bei Lu^ont'nsis Feld.
r>. Neptunia .j p. 349 (. 43 1". I, Fidschi - Inseln, mit
Aii.stiaiis Hk'li. verwandt. — Das den Veifashein unbekannte
V ist etwas grösser und veielit nur durch den Mangel der
charakteristischen Tasche der üntertlügel ab.
H. Citri na ,^ ? p. 350 t 42 f. 5. 6. 7, Ins. Kej, hat
Butler 1. c. Gloriola benannl.
7. Nesippus ,^ $ p. 347 (Verh. zool. bot. Ges. XII.},
Nicobaren, Lokallbrm des Cramer-schen Melanippus.
8. Phyle S p. 348 t. 42 f. 8 (W. Mtschr. XII. 105),
Lu'zon, bei Cleona Cram.
0. Vi tri na ,S $ P- 350 t. 43 f. 3. 4. (W. Mtschr. V.
3C0}, bei Malaneus Cram.
l4leoil!^ij>^ Horsf.
1. Chloris ^ p. 351 t. 42 f. 3 (W. Mtschr. IV. 23 ij,
Baijan, mit Vitrea Blch. verwandt.
2. Phaestis $ p. 351 t. 43 1". 5, Waigiou, ist von Butler
1. c. als Inuncta beschrieben.
3. Anapis ,S V- 351 t. 43 f. 6 (W. Mtschr. V. 300),
l,u/on.
Hcstla Hüb. *
Ägamarschana S P- 351 t. 43 f. 7, von der Insel
Ändaman, mit Jasonia Wstw, verwandt.
TKlinrea Doubl.
Hecalesina + p. 352, Neu-Oranada, erinnert in der
Zeichnung an Heliconius Hecalesia Hew.
¥iycorea Doubl.
Demeter j j). 352, Cuba, bildet die sehr constante
Insell'orm der t-urinamisehen Ceres Cram.
Tliyi*i«lla Doubl.
Ceto ^ p. 353, Neu-Oranada, stellt sich neben Psidii Lin.
Atliyi'tiH Fehl., Wien. Mt.^chr. VI. 413.
Mechanitis j p. 353 t. 44 f. 2, Neu-Granada.
ifleliitacia Bates Trans. Lin. Soc. XXIII.
1. Thera ^ p. 354, ohne Angabe des Vaterl., gleicht
selir einer Mechanitis Polyinnia Lin. und ist von Bahia.
2. Phasis ,^ 2 p. 354, Bahia.
Die Art ist schon von Godart (Enc. IX. 221) unter dem
Namen Ethra beschrieben, Doubleday hat sie in den Diurnal
Lep. p. 104 als Heliconia Ethra aufgeführt und damit
Elina Hüb. Zulr. f. 553, 554 vereinigt. Beide bilden aber
2 Arten, ^on denen die Godart'sche Ethra (Phasis Feld.)
zum Genus Melinaea gehört und, weil früher (1819) })ubli-
cirt, den Namen behalten muss, während die Hübnersche
Ethra, welche vom Jahre 1825 datirt, zur Gattung Heli-
conius gehört und wohl zweckmässig, um Verwirrung
452
zwischen 2 t-o älinlichen Arten, obgleieli zu 2 verschiedenen
Gattungen gehörig, zu vermeiden, einen neuen Namen erhält.
Sie heiset in unserer Sammhmg: Dryalus.
3. Tachypetis p. 355, Mexico, reproducirt das l>ild
eines Heliconius Telchinia Doubl.
4. Messenina <^ p. 356 t. 45 f. 11, Neu - Gianada, ist
vollständiges Conterfei des Heliconius Messene Feld.
5. Idae ,^ p. 355 t. 4-) f. 10 (W. Mtschr. VI. 414), Neu-
Granada, ähnelt einem Heliconius Clara Fab.
€'«»IHthoilliA Bates Tr. Lin. Soc. XXIII.
Hydra <^ p. 356, Venezuela, einer Mechanitis Menedes
Hew. nicht unähnlich.
ItllOillia Doubl.
Es uerden 14 neue Arten bekannt gemacht: 1 Hulda?
p. 356. — 2. p:uchvtma J $ p. 357. — 3. Olyras ? p.
358 t. 44 f. 5. 6. — 4. Marica $ p. 358. — 5. Alp ho ^
-V p. 359. — 6. Megalopolis -9 p. 3Ü0 t. 44 f. !>. — 7.
Donella $ p. 3)1 t. 44 f. 7. 8. — 8. Quintina ,^ p. 36J
t. 44 f. II. 12. - 9. Alinda ,^ p. 362. — 10. Euljra ^
p. 3()3. — 11. Asopo $ p. 363. - 12. Apia ,^ $ p. 364.
-*- sämmtlich aus Columbitn. — 13. Homixanlhe $ p. 363
t. 45 f. 1 aus Brasilien.
14. Dircenna $ p. 360 t. 45 f. 3. 4, Neu - Granada.
Nach unseren aus Peru herstammenden Exemplaren würde
das von Felder abgebildete Stück ein Männchen sein müssen;
denn dem Weibchen fehlt der grosse schwarze Schattentleck
in der Mittelzelle der Hinterflügel, sowie auch der vom
Anahvinkel derselben Flügel aufsteigende Schatten.
Ausserdem werden 3 im 6. Bande der Wiener Mtschr.
diagnostisirlc Arten beschrieben und abgebildet:
Susiana p. 3G1 t. 44 f. 3. 4. Agarista p. 362 t. 44
f. 10 und Panthyale 264 t. 45 f. 2.
Hymen itis Doubl.
Libethris (^ p. 365 t. 4'^ f. 8, Neu-Granada.
l^apCO^eues Bates Tr. Linn. Soc. XXIII.
1. Cranto $ p. 365 t. 45 f. 6. 7, Neu-Granada. — 2.
Euryanassa $ p. 3G6 t. 44 f. I (W. Mtschr. IV. 101),
Brasilien.
€eratiiiia Dbl.
Excelsa 367 t. 44 f. 13 (W. Mtschr. VI. 415).
Oleria Bates Tr. Linn. Soc. XXIII.
1. Philemon p. 367, Venezuela? — 2. Le ptali na p.
367 t. 45 f. 5, Brasilien, einer Leptalis Methymna in der
Zeichnung ähnlich. — Die Berliner Sammlung besitzt 2 in
Grösse, Gestalt und Zeichnung täuschend ähnliche Arten, die
aber sicher zur Gattung Napeogenes Bates gehören.
453
IflccIiailinN (Dbl.) Bate.s
NumeriuDU? p. 368 t. 45 f. 9, Neu-Granada. bei Ma-
criniis llew.
Acrat-a Fab.
1. Alcinoe p. 368 t. 46. f. 12. 13 und 2. Vestaiis p.
36ii t, 46. f. 8. 9, beide aus dem westlichen Afrika, gehören
nach He^itson (Ex. Butt. IV) nebst Umbra Drury als Varie-
täten zu Acraea Euryta Lin., wozu jedoch der zu Dia-
dema gehörige Eurytus Clerck Iconey nicht gezogen wer-
den darf.
3. Caffra p. 369 t. 46 f. 10. 11, CafTernland, bei Nata-
lisa Bd.
4. Safie p. 370, Aby&sinien, bei Ej)onina Cr.
Vier in der W^ien. Mtschr. V und Yl. aufgeführte Arien
aus Columbien: Eresia, Callianthe, Trinacria und Eri-
nome \verden duich Abbildungen auf Taf. 46 iilut-trirt..
Uelli'OSSBUN Latr.
5 neue A rlen : 1 . C e p h a II e n i a j). 373. — 2. P o I y c h r o u s
p. 375 t. 47 f. 7. - 3. Nattcreri p 375 t. 47 f." 8. - 4.
Melete p. 376 und 5. Lindigii p. 377 t. 47 f. 1.
i':uel«leH Dbl.
2 neue Arien: Xenopiianes p. 377, von Neu-Granada,
und He 1 iconioid es p. 378, von Ecuador, werden auf Taf.
46 abgebildet.
liitelli^ieiix.
Von Dr. Snellen-VoUcnlioven's Iciineuinonen-Ski/zen ist
Jetzt (las Heft II. (Braconiden, 72 Figuren auf 3 Taf. (^uev-
folio erschienen. Gegen portofreie Eineendung von 2 lithlr.
sind Hel't 1. und 11. durch den Verein zu beziehen.
4f)4
liiliallN-VerzeiiiiiiiNS.
Januar — März.
Nciijalirs-Strauss. Rede zur Stirtungsfcier. Mitglicderverzeiciiniss.
Stal: Boheman's Nccrolog Zeller: Depress. nervosa und ultimella.
Sufl'rian: Sj'ii. Mise. Schulz: Mam. Ponierana. Saussure: Hymen.
Mus. Godeft'roj'. Her rich-Schäf fer : Neue Sclimett. Mus. GodelTroy
(lüezu Tat'. I— IV). Speyer: Notizen. Hagen: Fragm. zur (Jatt.
Ncurothemis. llofmann: Beitr. zur Naturgesch. der Coleoplioren.
Dohrn: Cor. aeripennis. Doctor und Apotheker. Schönherr's Nomen-
clatur. Yereins-Angelegenheiten. Erklärung. Intelligenz.
A])ril — Juni.
Dr. A. Gorstaocker: Beiträge zur näheren Kcinitniss einiger
Bienengattungon. Derselbe: Zwei neue von Herrn Prof. Zelior in
überkärnthen gesammelte Chrysis-Arten. Dr. Ottmar llofmann:
Beiträge zur Naturgeschichte der Coleophoren (Fortsetzung). Kofe r-
stein: Betrachtungen, geknüpft an meine Sclimetterlingssamnilung .
L. Fairm air e: Coleoptera Europae nova. 11, Dohrn: Zwei neue
Dcrmaptercn aus Nordaustralien.
Juli — September.
Speyer: Zwitterbildungen und Hermapliroditism. llag'eu:.
Odonaten Neu - Granada's. Suffrian: Syn. Miscoll. Nolcken:
Lepidopt. Cohn: Hai'erfcinde AI tum: Samia Cecropia. llofmann:
Parthenogenosis. Dohrn: Sendschi'eibeu. Curiosum. Kiondiamanten
Strauss-Nachträgo Vereinsangol. Gerstaecker: Bienen-Gattungen.
(Schluss.) Co hn : Nachtrag. ]\I öschler : Butalis Heinemanni. Bctlio;
Apion Stopheni Dohrn: Doctor und Apotheker. Intelligenz.
October — December.
Zeller: Scandin. Heterocera. Dohrn: Deutsche Flora (Wag-
ner). Speyer: Eupitb. actaeata. Acentropus. Cornelius: Vogel-
nester. Dohrn: Berichtigung. Jjinnaeana. Botho: Sammolliericht.
llopffer: Felder's Novara-Lepidoptera. Intelligenz. Alphabetisches
Register.
Alphabetisches Register. '
Seite.
A.
Abdera triguttata 425
Acentropus 400, badensis,
Garnonsi , germanicns 283,
Ilansoni 277, latipennis 283,
Newae 277, niveus 275
Adclops epuraeoides, ovoi-
dens, subalpinus 231
Agaricophagus conformis--- 426
Agrioniden 260
Agrotis corrosa, grisescens,
hyperborea , ignicola, lati-
tans 90
Alastor Graeftei • • 55
Aleochara iiiconspicua 425
Ainnra lepida 425
Ainaurorhinuä crassiusculus- 232
Aiublygonia Agathon 415
Amblypodia Erichsonii 437
Animobates bicolor 153, rufi-
ventris, vinctus 152
Atiomniatus planicollis •• •• ,231
Aiithochiiris Douei, Eupheno,
Knplienoid s 92
Aiitliopsyche Eupompe, Theo-
pompe 432
Aiithrocera Miiioa 389, sca-
biosae 390
Apioii Steveni' 373
Aporopliyla austraiis, inge-
iiua, Orientalis, scriptura-- 90
Atella Egiöta 71
Ifi.
Biastes brevicornis 145
Kunibiis cainpestris, globotsus
329, hortoruiu 319, hypuo-
rum 320, lapponicus 322,
Latreillollus, li"iibti("Uri 317.
Seite.
mastrucatus 326, martes
317, mendax 323, mcso-
melas 321, niontaiius 322,
mucidus324, muscorum 320,
opulentus 319, pascuorum
321, pratorum, Proteus 325,
quadricolor, rupe^tris, sal-
tuum 329, senilis 320, syl-
varum 321, terrestris 3i7,
vestalis 329
Botys cilialis • • • 272
Brachyderes ophthalmicus • • 232
Butalis Heinemanni 372
V,
Calopteryginen 257
Callidryas Alcmeone, Flo-
rclla, Gorgophone, llilaria 77
Calodera nigricolHs 425
Cathaeinia Nysa, Peribaea ■ • 77
Cebrio piibicornia 233
Cemiostoma scitella 81
Ceratina aenea 177, callosa
182, chrysomalla 183, cu-
curbitina 174, cyunea 180,
de'itiventris 178, egregia
176, gravidula 179, Loewi
184, nigroaenea 181, sma-
ragdula 177
Chalicodoma baetica 364, Le-
l'ebvrei 365, manicata 367,
muraria 354, pyrrhopeza
366, sicula 367
Chlorion bicolor 56
Chrysis cribrata 186, hiräuta 185
Chrysoniela (inibriaiis 264,
lumgarica 265
Chrysophanus discil'er 72
Coclloxvs anroliiiiljata 171,
456
Seite.
conica 170, conoidea 169,
coronata 171, divergens 170,
elongata 170, erj'thropj'ga
172, rufescens 169, tricu-
spidata 17()
Coleophora chr5'saiitliemi 107,
Glitzella 119, idaeella 187,
orbitella 118, pappifercUa
109, rhododendri 188, sicci-
fülia 119, .vac.iniella 114,
viminetella 119, vitisella • • 112
Corj'mbites aeripennis I2i
Cosmopteryx Drurj^ella , ex-
imia , Lienigiella , Schmi-
diella, Scribaiella 289
Cricosoma leopardinum- ••• 442
Crocozona 443
Cyllo Banksii, Leda 70
Cymindis Chaudoirii 231
».
Danais Archippus 70, leuco-
glene 450, Melittula 70
Deilephila euphorbiae 386,
galii • 387
Depressaria nervosa, ulti-
uiella 39
Dermestes atomarius, tessel-
latus 426
Desmozona hemixanthe 443
Diadema Auge, l'orraosa • • • 71
Dichotracheluä raaculosus--- 233
Dielis obesa 62
Dioxys ardens, cruenta 166,
pumila 167
Diplax abjecta 263
Discolia Ovalauensis 62
Dolescliallia Bisaltide 71
Donacia comari 47, dentipes,
discolor 50, sericea 47
Dythemis lepida 263
E.
Echinosoma Yorkense • • ■ • 234
Elater piceus 309
Elodina Pallcne, Parthia 75
Epeoloides coecutiens 161
Epeoliis aniabilis 159, mili-
taris 160, pictns, speciosiis
158, variegatus 156
Epischnia Farrella, Lafaury-
eila 289
Erirhinus inlirmus 426
Erklärunn; der Tafeln 138
Seite.
Erycina Laodamia, Psecns • • 442
Erytliemis bicolor 263
Estigmene luctifera 82
Euchromia centrana • 283
Euglagcs scripta • • ■ 150
Eumeiies Ovalauensis 53
Eupithecia actaeata 395
Euploea 69, 446, Eleutho 69,
Gräi'tiana 70, incompta 69,
Neraertes 70, Rumphii 70,
Schmeltzi 70, seriata '•••.. 69
Euterpe Zenobia, Zenobina 429
H.
llaploglossa marginata 425
Helicopis Endymion, Selene- 441
HepperillaDiriplna79, Doclea,
Peronii, sexguttata 80
Hetaerina cruentata, duplex
256, majuscula, occisa • • • • 257
rionialota nigerrima 426, oc-
culta 425
Hypocista adiantha 71
Hypolycaena Dictaea 438
I.
Jassus sexnotatus 291, 370
Idmais - 434
Ino statices 390
Ismene discolor, Ladon 80
Junonia Ucyale, Velleda-»- 71
li.
Laverna festivella , Laspey-
rella 284
Lephtliemis attcnuata 263
Leptalis Amphitlioa 429, Li-
mnoria 4'>8, Nasua 429
Leptura aquatica 49
Leacania caricis , dactylidis,
Loi'eyi, scirpi 88
Libellula umbrata 263
Libytbea antipoda 446
Lithostege asinata, coassaria,
duplicaria, multiplicata • • ■ 91
Lycaena Alsulus 75, Archias
73, Berenice, Candrena 74,
communis 72, dyopa 75,
isophthalma 73, Lysimon,
Nora, Onycha 72, Palmyra,
Porusia 73, Platissa 74, Sa-
moa 73, serpentata 71, Tay-
getus • • 72
457
Seite.
M.
Macrogiossa bombj'liformis,
iucilorinis 387
Mainestra cervina 271, Lei-
r.cri 268, Ponu^iana 51
Ma.-oreus Wettcrhalii 426
Mocistogastor Joeaste 260, li-
nciiris 26U
Megachile albocristata 354,
bucephala 355, derasa 3'jl,
Dohriii, Försteri, Giraiuli
355, hyiiienaea 356, iinbe-
cilla 359, iiitermixta 358,
leucomalla 360, nianicata
351, riifitarsis 355, sevrata
354, Ursula, N'festita 355
Megaloprepus caerulatus • • • • 260
Melinaea Dryalus 452, Ethra,
Phasis 451
Mesotlieniis gilva 263
Mit rostigma rotundatum • • • 260
Mycetoporus splendens • • • • 425
N,
Neurothemis apicalis 103, flu-
ctuans 105, gigantea 94,
manadensis 97, lücobarica
102, palliatalOO, Sophronia 96
Nomada eustalacta 164
Nonagria arundincta, disso-
luta, Hessii, neurica 88
Nortonia Amalia ■ • • 53
Nütiophilus rufipes 425
Seite.
P.
Pamphila ancilla, augustula,
olivescens 79
Papilio Godcffroyi, Schmeltzi 78
Parthenogenesis 299
Pasites atra 146, maculatus
140, Schottii 141
Phiarus abdominalis 148
Philereinus nielectoides 145,
nasutns 143, niveatus 144,
punctatus 142
Philogenia Helena 261
Phryganea nivea '• • . 278
Pieris 4''.0, Albina, Athama,
Coronea, Periclea, Peritliea,
Teutonia 76
Platyptei'yx cultraria 83
Podagriou mercenariuni 261,
oscillans, temporale 262
Polyneura gigas 94
Pscudolycaena Aegides, Bat-
tus, Bathildis 439, spurius 440
Pygidicrana Daemeli 233
Quedius chrysurus 426
R.
Rhagades pruni 391
Kliagigaster morio 58
Khatbymus bicolor ... 163
Rliytirhinus alpicola 232
O.
Odynerus Dietricbianus- • •• 54
Omachthes carnit'ex, dichrous,
histrio 155
Orlhemis discolor 263
Urtliocbaetcs discoidalis ■ • • • 232
Oscinis iVit 292, pusilla • • • • 293
Osniia acuticornis, adiinca352,
aurulenta, bicornis 351, bi-
sulca 344, cacmentaria 339,
clavicula 347,»coerulescens
352, corticalis 331, lucifor-
mis 333, fulviventris, fusca
351 , Icucomelana 352, ma-
crogiossa 349, mustolina
348, Panzeri, papaveris 352,
platycera 338, tridentata
352, nncinata 336, vidua
345, vulpe< ula 335, xantho-
uielana 334
Saniia Cccropia 294, Prome-
thea 296
Setia myopii'ormis 389, sphe-
ciformis 388
Smerinthus ocellata 386
öülenobia liclienella 301 , jii-
ncti, triquetrella 299
Sphex GodelYroyi 57
iSphinx lineata 83, nerii ■ • • • 235
Synapta Arion • • ■ • 443
T.
Tachvtes australis 57
Talel-ErkUirung 138
Tapinostola extrema 85
Telea Polypheiiius 298
Tenebrio opacus 426
Terias Athalin 435, Brigitta
458
Seite.
78, Damaris 434, Drona 18,
Hecabe 77, jucunda, Le-
mnia 435, Lydia 436, Mexi-
cana 434, parvula 78
Thore fasciata, fastigiata, liva-
lina 259, picta ". • • t>57
Thynnus clypearis 59
Tortrix inopiana 283
Tramea Iplügenia 262
Trapezites Eliena, Petalia,
Pliigalia, Symmoimis 80
Trocliilia melanocephala ■ • • • 388
Trogüdernia eloiieata 426
Seite.
Xenandra Ileliodes, Helioidos,
Melius 444
Xois Sesara 71
Xylina lanibda, rubescens,
yomniculosa 91
Ypthinia Arctous • 7U
K.
Zeleboria Xanthunhoei 6U
-*H>^h3 CHM**-
^^tett.Ent.Zeit.
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M.Eut.Xtit.iSfcQ.
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und zu massigen Preiten berechnet werden. In gleicher Weise gebe
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freier Vorausbezahlung iin mich statt, nicht auf dem Wege aos
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138
Corrospondonzblatt des zoologisch-niinerulogisclicn >'ereines in Regens-
burg. 1847 - 1868. 'i'i Bändclicn (die eisten sechs nicht ganz com-
plett). lO'Thlr.
Regensbnrg (Baiern), im Januar 1869.
Dr. H er r i ch -8ch ü f Ter gen.
Edäuterung der Tafein l— IV.
Einige während des Druckes mir zugekommene Aeudeningeu
in der Nomenclatur habe ich hier aufgenommen und durch ge-
sperrte Schrilt kenntlich gemacht.
Tab. I. 1. Fapilio sclnnellzi HS. -- '2. Piei'is athama — ;;. Pleris coro-
nea mas. - - 4. Fieris pcvlclea Fld.
Tab. 11. 5. Eiiploea graelfiana. 6. jin[)l. eleutho var. angasii
1 Id. ,^. — 7. Eupl, eleutho var. ft. 8. Eu[d. schmeltzi }hS.
— 9. Eu|d. eleutlio var. escholtzii Fld. .^.
Tal). ]]I 10. Telesto doul)]eilayi l'ld. \cv]\. d. zool. bot. Ges.--
1862 ]»ag. 491 (Hesperilla dirphia He\\. Hesp. nov. pag. 38).^^
11. Trapezites petalia (Hesperia llev. ii». ]>. 32). — i'.i. Telesto
kochii Fld. \ erh. 1. c. (Hesperilla doclea llew. llcsp. nov.
pag. 39). — 13. Trapezites eliena Hew. ib. p. 32 (Hesperia) —
14. Pamphila olivescens HS. — 15. Trapezites phigalia He'VA'.
1. c. p. 32 (Hesperia). — 16. Telesto .-^exgnttata hf>.
Tab. 1\'. 17. Diadema formosa Hy. — var. ? D. pandarns. — 18. Ly-
caena cnejns F. loeni. - i9. Lyc. erinus l". — '.>{). Lyc. pla-
tissa HS. — 21. Chrvsoidianus disciler HS.
Folgende Drnckrehlci- Idlte ich zu berichtigen:
pag. 69 Zeile 23 lies 11 U am V 2.
- 70 - 12 - Tat. 1. f. 1.
72 - 29 - etwas weniges.
- 73 - 15 - anderen.
- 77 - 7 - lebhafteres.
79 - 7 - in Z 4 statt an K. 4.
- 79 - 12 - U 1 bis R. 4 statt Z. 1 bis Z 4.
Unter den Equitinen sind folgende zwei bekannte Arten, w^elche
von Herrn Godeffroy eingesendet wurden, übersehen worden:
57 a. Papilio erechtheus Don., von Feld, zu aegeus Don. gezogen.
57 b. P. erithonius Cr. A'on Rockhampton , bisher roch nicht
ans Neuholland erhalten. Dr. Herri ch-Schä 1 fer sen.
-f^l'^'OC'-B^«-
3 9088 01268 1672
'
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1
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HU.]
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