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Full text of "Entomologische Zeitung"

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Eiitomologische   Zeitung. 


— ^>t*^ 


Herausgegeben 

von  dem 

entomologischen  Vereine 


S  T  E  T  T  I  N. 


Dreissigster  Jahrgang. 


Stettin  1869. 

Druck  von  R.  Grassmann. 


■L- 


Eiiloniolo^isclie  Zeitung; 

herausgegeben 

von  dem 

eiitoinologisclieu  Vereine  zu  Stettin. 


Redaction"  ^'^  Commission  bei   den  Buelihandl. 

^    .    ^.        ,.  '       ,         V.  E.S.Mittlerin  Berlin  u.  Fr.  Fleischer 

C.  A.  Dobrn,   \ereins-Präsident.  if,  Leipzig. 

No.  1-3.  30.  Jahrgang.      Jaii.-März  1869. 


Neujahrs-Strauss  *). 

In  der  Berliner  Entomologischen  Zeitschrift  1868,  com- 
binirtes  Heft  1  und  2,  lässt  sicli  in  den  Veiein&angelegenheiten 
pag.  III  Herr  Kraatz  wörtlich  dahin  aus: 

„Die  Resultate  der  jährlichen  Rechnungslegung  vor  dem 
Vereine  pllegen  nicht  verötFentlicht  zu  werden,  indessen 
dürfte  ein  gelegentlicher  Rückblick  auf  die  Einnahmen  der 
letzten  drei  Jahie  nicht  ganz  ohne  Interesse  sein.  Der  Ver- 
ein, welchei-  bekanntlich  leider  nicht  die  geringste  Subvention 
geniesst,  woran  es  ähnlichen  Gesellschaften  lange  Jahre  nicht 
gefehlt  hat,  ist  einzig  und  allein  auf  den  Erlös  der  Zeitschrift 
und  die  Beiträge  seiner  Mitglieder  (2  Thlr.)  angewiesen,  für 
welche  dieselben  jährlich  die  Zeitschrift  erhalten  und  die 
Bibliothek  nach  Belieben  benutzen  können. 

Während  der  Jahre  1865,  1886,  1867  nahm  der  Verein 
bei  einer  Zaiil  von  290  Mitgliedern  1965  Thlr.  ein  und  ver- 
wendete 1306  Thlr.  für  die  Zeitschrift,  520  Tiilr.  für  die 
Bibliothek,  6  Thli-.  für  Miethe,  wenn  wir  eine  kleine  Ver- 
gütung so  nennen  wollen,  welche  H.  Dr.  Stein  für  die  Auf- 
bewahrung der  Zeitschrift -Bullen  und  die  Aufstellung  der 
Bücherschränke   erhielt. 


•')  Mancher  deutsche  und  voraussichtlich  alle  nichtdeutschen 
Leser  werden  hiebei  an  das  liebliche  Synonym  Blumenbouquet  denken; 
aber  das  Wort  Strauss  hat  einen  Januskopf,  und  diesmal  gehört  der 
Blumengöttin  das  abgewendete  Profil:  das  zugewendete  zeigt  den 
Hadergott  Mars  und  liisst  eine  ächte  und  gerechte  Kratzbalgerei 
voraussehen. 


Vergleichen  wir  hiermit  die  Einnahmen  des  Stettiner 
entomologischen  Vereins  mit  feinen  622  (darunter  18  Ehien- 
und  13  Vorstands-)  Mitgliedern,  so  finden  wir,  dass  derselbe 
in  den  gleiciien  Jahren  1865  —  181)7  für  „Zeitungen,  Cataloge, 
Linnaeen  etc>'  1429  Thlr.  einnahm,  für  Drucksaciien  818  Thlr. 
2'/;;  Sgr.  Aerwendete,  für  „Poiti,  Botendienste  ete>'  659  Thlr. 
1 'A  Sg'"-t  für  Vereinslokal-Miethe  an  Hrn.  Dohrn  300  Thlr. 
Bemerken  wir  nur  noch,  dass  Capital  und  Zinsen  des  Stet- 
tiner Vereins  ausser  Acht  gelassen  sind,  ebenso  wie  einige 
Hundert  Thaler,  welche  den  sog.  eisernen  Fonds  (aus  den 
Ersparnissen)  des  Berliner  Vereins  bilden,  so  dürlte  sich  zei- 
gen, dass  der  12jährige  Verein  hinter  dem  29jährigen  gerade 
nicht  zurücksteht,  wenn  er  auch  noch  nicht  halb  so  viel  Mit- 
glieder aufzählt.  Da  aber  die  meisten  derselben  auch  Mit- 
glieder des  Stettiner  entomologischen  Vereins  geworden 
oder  geblieben  sind,  so  hat  uns  das  Schicksal  des  Letzteren 
fast  ebenso  zu   beschäftigen  als  unser  eigenes. 

Wir  glauben  daher  im  allgemeinen  Interesse  Herrn 
Dr.  C.  A.  Dohrn  darauf  aufmerksam  machen  zu  müssen,  dass 
ihn  seine  vielen  Verdienste  um  den  Stettiner  Verein  doch 
wohl  nicht  allzusehr  vergessen  lassen  dürfen,  dass  er  Redacteur 
der  Stettiner  entomologischen  Vereins-Zeitung  ist,  mit 
welcher  er  Jahr  aus  Jahr  ein  Missbrauch"")  treibt,  vielleicht 
weil  Niemand  es  wagt,  ihn  darüber  hinlänglich  aufzuklären**). 


*)  Vergl  die  „Neujahrs-Macnlatiir"  Stett.  Zeitung  1867  pag.  3-  6, 
den  Neujahrs-Malz-Extract"  1868  pag.  3-6  mit  einer  Menge  fast  un- 
verständlicher Expectorationen  und  Witzeleien,  mit  Verhöhnungeii 
und  Entstellungen  unter  dem  Mantel  des  Scherzes.  —  Dabei  steht  es 
ebenso  unzweifelhaft  feot,  dass  diese  Dinge  fast  ganz  allgemein 
schweigend  gemissbill'igt  werden,  als  dass  sie  nicht  in  eine 
wissenschaftliche  Zeitschrift  gehören-,  Herrn  Dohrn's  reiche  Mittel 
erlauben  es  ihm  ausserdem ,  sein  immer  wiederkehrendes  Bedürfniss 
zur  Publication  aller  möglichen  Ungehörigkeiten ,  ähnlich  wie  Herr 
Schaufuss,  auf  Flugblättern  zu  befriedigen. 

**)  Bei  der  Redaction  der  jährlich  wiederkehrenden  Brief- 
Excerpte  ist  endlich  einmal  mehr  Sorgfalt  zu  wünschen;  die  trocknen 
Begleitschreiben  von  Biichersendungen  der  Gesellschaften,  mit  denen 
der  Verein  in  Tauschverbindung  steht,  sind  wirklich  der  stets  wieder- 
holten Erwähnung  nicht  werth;  auch  könnte  Herr  Dohrn  sich  in 
seinen  Yaterfreuden  massigen.  Aus  der  sechsmaligen  Erwähnung 
von  den  Söhnen  des  Herrn  Dohrn  können  die  Leser  doch  nur  „aus- 
reichend entnehmen",  dass  die  Familie  Dohrn  „in  und  ausser  Deutsch- 
land lebenskräftig  grünt  und  blüht",  aber  doch  nicht  der  entomolo- 
gische Verein,  um  so  weniger,  als  aus  dem  über  Dr.  Anton  Dohrn 
Gesagten  zu  unserm  Bedauern  nur  hervorgeht,  dass  derselbe  für  die 


Sollte  diese  Anregung  nicht  im  Stande  sein,  auf  unsere  Stet- 
tiner Zeitung  den  längst  und  vielfällig  gewünsciilen  günstigen 
Eintluss  zu  üben,  so  scheint  es  geboten,  diese  Angelegenheit 
^^•eiter  zu   verl'olgen.'"' 

Soweit  Herr  Dr.  Kraatz,  dieser  modernste  Ulrich  von 
Hütten,  der  stolz  sagen  kann:  „Ich  hab's  gewagt*-',  was  nach 
seiner  etwas  ungenauen  Ansiciit  Niemand  gewagt  hat. 
Denn  er  scheint  dabei  aus  Gedächtniss-Schwäche,  einem  fa- 
talen Grundfehler  seiner  Organisation,  vergessen  zu  haben, 
\^  as  er  selber  als  Zeitscluiftsclieuerfräulein  schon  vor  und  seit 
Jahren  in  Vitriol  geleistet  hat.  Helfen  wir  seinem  Erinne- 
rungsvermögen etwas  nach. 

Von  vorn  herein  wiid  es  jedem  Unbefangenen  aulTallen 
dürfen,  wie  meisterhaft  Herr  Kr.  „Kedactionsmissbrauch 
treibt'',  um  die  „Rechnungslegung  des  Berliner  entomologischen 
Vereins",  mulierem  formosam  superne,  in  diesen  schwarzen 
Fischschwanz  auslaufen  zu  lassen!  Eine  holdere  Confusion 
der  landläufigen  Begrifle  über  Vereinsbeziehungen  und  Befug- 
nisse lässt  sich  kaum  denken,  als  die  in  diesem  Kr.'schen 
Mixed  Pickle  über  Vereins  -  Angelegenheiten  ausgekiamte. 
Seite  II.  1.  c.  Z.  17  v.  o.  heisst  es:  „Hätte  nicht  von  vorn 
herein  ein  so  trauriges  Verhältniss  zwischen  dem  Stettiner 
und  Berliner  entomologischen  Verein  bestanden,  über  dessen 
Ursachen  sich  Jeder*}  sein  unbefangenes  Urtheil  bilden  mag" 


Entomologie  viel  yu  gut  zu  sein  und  seine  früheren  Lieblinge,  die 
Wanzen ,  wenig  oder  gar  nicht  zu  kultiviren  scheint.  Vergl.  Stett. 
entomol.  Zeit.  1868  Correspondenz  p.  8-16: 

No.  12.  Dr.  Anton  Dohrn  berichtet  über  Meerfischerei,  glaubt 
wesentliche  Entdeckungen  für  die  Embryologie  der  Crustaceen  gemacht 
zu  haben,  wird  die  paläontologische  Sammlung  des  British  Museum 
auf  einige  Punkte  hin  genauer  studiren. 

Ko.  21.  Dr.  Anton  Dohrn  hat  einen  Vortrag  über  Embryologie 
der  Arthropoden  in  englischer  Sprache  gehalten  und  den  berülimten 
Prof.  Iluxley  besucht,  welcher  D's  neue  Beobachtungen  wesentlich 
eingreifend  findet. 

No.  22.  Stainton  erwähnt  des  günstigen  Eindruck's,  den  Anton's 
Vorträge  auf  die  englischen  Naturforscher  gemacht. 

No.  26.  H.  Murray  freut  sich  über  die  ehrende  Theilnahme  der 
hervorragenden  Männer  der  Wissenschaft  für  Dr.  Anton  Dohrn. 

No.  27.  Herrn  Dr.  Stftl  sind  die  Nachrichten  über  Dr.  Anton  D. 
sehr  angenehm. 

No.  36  stellt  Maeklin  Conchylien  zu  Dr.  Heinrich  Dohrn's 
Disposition. 

'')  Jeder,  Hr.  Kr.?  Ein  Urtheil  setzt  doch  voraus,  dass  man 
die  Acten  kennt  oder  doch  wenigstens   die  Parteien  hört!     Sie   frei- 


u.  s.  w.  S.  III.  genies?t  der  Beil.  Verein  „leider  nicht  die 
geringste  Subvention,  woran  es  ähnlichen  Gesellschaften  lange 
Jahre  nicht  gefehlt  hat>^,  aito  hier  tind  Berlin  und  Stettin 
noch  differenzirt:  S,  IV.  wird  aus  dem  Umstände,  dass  die 
meisten  Mitglieder  des  Berliner  Vereins  aucli  Mitglieder  des 
Stettiner  geworden  oder  geblieben  sind,  mit  einem  kühnen 
Escamoteurgriff  gefolgert:  folglich  „hat  uns  das  Schicksal  des 
Letzteren  fast  ebenso  /u  beschäftigen  als  unser  eigenes".  Und 
im  nächsten  Absätze  heisst  es  schon:  „Sollte  diese  Anregung 
nicht  im  Stande  sein,  auf  unsere  Stettiner  Zeitung  Einfluss 
zu  üben   —   —  — ". 

Nach  diesen  haarsträubenden  Proben  einer  Vereins- 
Annexions-Theorie  müssten  alle  deutschen,  ja  vielleicht  auch 
transatlantischen  Vereine  eiligst  in  ihren  Musterrollen  nach- 
sehen, ob  sie  nicht  vielleicht  eine  beträchtliche  Zahl  Berliner 
Vereins -Membra  in  ihren  Listen  führen?  Sonst  laufen  sie 
Gefahr,  dass  eines  guten  Tages  „ihr  Schicksal  den  Berliner 
Verein  fast  ebenso  beschäftigt  u.  s.  w.",  und  es  könnte  leicht 
„geboten  scheinen,  die  Angelegenheit  weiter  zu  verfolgen". 

Aber  es  wird  wohl  ISiemand  dies  indianische  Kugelspiel 
des  Berliner  Herkules  für  ein  gefährliches  mit  gefüllten  Gra- 
naten halten;  es  sind  harmlose  Boviste,  auf  die  man  dreist 
den  Fuss  setzen  kann,  ohne  dass  man  in  die  Luft  gesprengt 
wird.  Sie  machen  viel  unnötliigen  Staub  und  stinken  etv^'as 
nach  grüner  Selbstüberschätzung   —   das  ist  alles. 

Treten  wir  nun  dem  Elaborat  etwas  näher!  Wäre  es 
in  einem  späteren  Hefte  erschienen,  ich  würde  es  unmaass- 
geblich  für  einen  Contrecoup  des  südamerikanischen  Erdbebens 
oder  für  ein  Product  der  Canicular-Monate  gehalten  haben, 
durch  welche  das  Jahr  1868  mir  und  andern  alten  Reisenden 
längst  überstandene  Temperaturen  Brasilien's,  Guinea's  und 
ähnlicher  Brutstätten  roth  und  weissglühender  Hirn- Äff ectionen 
in's  Gedächtniss  zurückgerufen.  So  aber  ist  es  ein  kühles, 
wohl  überlegtes  Erzeugniss  des  gefeierten  Borboroporomorj)ho- 
poietes  an  den  Gestaden  der  Panke,  und  ich  weide  nicht 
umhin  können,  sein  Chef  d'oeuvre  wenigstens  stellenweise 
etwas  genauer  zu  analjsiren. 

Die  Materia  peccans  zu  diesem  tvpograj>hisclien  Furunkel 


lieh  kannten  die  Acten  und  die  Parteien  ganz  genau,  nur  würde  man 
gegen  Ihre  Aussage  die  einfache  und  durchgreifende  Exception  an- 
iühren  müssen,  dass  Sie  durch  Annahme  der  halben  Präsidentiir  des 
offenkundig  als  Oppositionsvereins  neugeschaffenen  Berliner  Schisma 
ein  zu  ausgesprochenes  Interesse  ad  causam  genommen  hattin  und 
noch  haben,  um  vollgültiges  und  glaubwürdiges  Zeugniss  abgeben  zu 
können.  C.  A.  D. 


hat  dem  Herrn  Producenlen  vielleicht  schon  lange  in  den 
Säften  gelegen,  aber  das  Com])elle  zum  endlichen  Durchbrucli 
gilb  mein  Neujahrsscherz  von  1868.  Er  schreibt  darüber  an 
einen  Bekannten:  „ich  gestehe,  dass  ich  nicht  länger  Lust 
habe,  D's  entstellenden  Hohn  und  Spott  (abgenutzte 
Kratzbürste  gegenüber  SuflVian's  Oreinen-Unsinn  etc.)  gegen- 
über stumm  zu  bleiben^^ 

Schon  diese  „entstellende'-'  Art  zu  citiren  mag  zum  Be- 
weise dienen,  in  welcher  seltsamen  Verscliobenheit  die  Gehirn- 
molecülen  des  Brierstellers  gewesen  sein  müssen,  als  er  die 
Feder  zu  dem  Artikel  qu.  meiir  in  seine  Gallenblase  als  in's 
Tintfass  tauchte.  In  meinem  Malz  Extract  ist  \on  einer  „ab- 
genutzten''' Kratzbürste  gar  nicht  die  Rede,  sondern  (wenn 
nun  einmal  der  Herr  Dr.  den  Ausdruck  auf  sich  münzen  will, 
was  ich  ihm  durchaus  nicht  wehre)  von  einer  Kratzbürste, 
die  sich  „eher  abnutzt",  d.  h,  für  Jeden,  der  Deutsch  verstellt, 
die  sich  „elier  abnutzen  wird'',  wenn  sie  es  für  erlaubt  hält, 
in  so  echt  berlinisch  abschätziger  Manier  vom  hohen  Olymp 
herunter  einen  hochverdienten  Veteran  der  deutschen  Käfer- 
kunde ohne  den  ihm  gebührenden  Respect  zu  behandeln. 
Dabei  ist  es  offenbar  vollkommen  indifferent,  ob  man  Suffrians 
Oreinen-Species  sämmtlich  oder  nur  zum  Theil  für  gute  Arten 
hält,  ob  man  seine  Contraction  von  Carabus  violaceus  mit 
))urpurascens  für  stichhaltig  hält,  oder  nicht:  ein  Gebiet,  auf 
welchem  tich  ja  später  auch  Herr  Kr.  unverwelkliche  Lor- 
beeren gebrochen  hat  (Carabus  Scheidleri  =  Preyssleri,  Rothi, 
Hampei  etc.  etc.),  obwohl  Dr.  Gerstäcker  ihn  mit  Car.  llligeri 
in  unerledigte  Klemme  gebracht,  und  selbst  sein  multoties 
fidus  Achates  iim  mit  dem  Car.  Mollii  =  Ho]>pei  im  Stich 
gelassen  hat. 

Aber  tröste  Dich,  Freund  Suffrian,  über  des  Herin  Ber- 
liner Präsidenten  „Unsinn!"'  Du  kommst  immerhin  doch  noch 
glimpflicher  weg  als  weiland  Erichson.  Es  leben  noch  zwei 
unverdächtige  Zeugen,  die  Herren  H.  und  W.,  welche  mir 
übereinstimmend  bestätigten,  was  ich  derzeit  schlechthin  nicht 
hatte  glauben  wollen:  es  habe  nämlich  Herr  Kraatz  bei  Be- 
sichtigung eines  Kälerkastens  im  Berliner  Museum  ganz  laut 
aui-geiufen:  „was  hat  Erichson  da  wieder  für  eine  Sciiweinerei 
gemacht!"  —  Herr  Kraatz  hat  zwar  auf  mein  damaliges  be- 
fremdetes Nachfragen  diese  Aeusseruug  wegleugnen  wollen 
und  sie  als  eine  „boshafte  Erfindung  der  W...  Calixt'schen 
Couleui"  bezeichnet:  aber  erstens  gehörte  Herr  H.  in  keiner 
Beziehung  zu  dem  von  Herrn  Kr.  mit  „Couleur"  bezeichneten 
Kreise;  /.weitens  ist  der  Grund  schwer  begreiflich,  aus  v^el- 
chem  die  „Couleur"  gerade  einen  so  specifischen  Ausbruch 
dünkelha.'icr    Arroganz    a   Conto    Domini  Kr.  erfunden   haben 


sollte;  drittens  passt  er  gar  nicht  uneben  zu  Suffria n's  „Un- 
sinn''' und  ähnlichen  Beseheidenheits-Wasserschossen  der  hoeh- 
auf&trebenden  Berliner  Pflanze. 

Ob  Herr  Kr.  jetzt  der  englischen  Sprache  mäclitig  ist, 
M  eiss  ich  nicht:  vor  einigen  Jahren  war  er  es  offenbar  noch 
niclit,  \veil  mir  damals  auf  dem  British  Museum  ein  Original- 
brief  von  ihm,  Staphylincnhandel  betreffend,  vorgelegt  wurde, 
dessen  Französisch  mit  so  vielen  Donats'chnilzern  ausgestattet 
war,  dass  es  mich  verwunderte.  Mithin  kann  ich  nicht 
wisi^en,  ob  Herrn  Kr.  die  Differenz  zwisclien  a  clever  man 
und  a  gentle  man  geläufig  ist.  Geschickt  für  clever  und 
anständig  für  gentle  kommen  der  Sache  nahe,  decken  sie 
aber  nicht:  geziemend  wäre  für  letzteres  besser,  wenn  es 
sprach  gebrauch  hell  \\  äre. 

Dass  Herr  Kr.  ein  clever  man  ist,  fällt  mir  gar  nicht  ein 
zu  bestreiten,  er  hat  entscliiedenen  Beruf  zur  descriptiven 
Entomologie  und  hat  im  Laufe  der  Jahre  auch  vielleiciit  die 
jugendliche  Vorneigung  zur  Genus  -  Macherei  in  billigere 
Schranken  verwiesen.  Aber  ein  Gentleman  sollte  sich,  auch 
in  jugendlichster  Uebcreilung,  über  einen  Mann  von  Erich - 
son's  Bedeutung  /u  eolchem  Sclimähen  des  todten  Löwen 
nicht  haben  hinreissen  lassen. 

Etwas  früher  schon  war  mir  mit  Herrn  Ki-.  folgende  Ge- 
schichte begegnet.  Als  der  um  ein  Paar  Decennien  ältere 
Mann  und   um  ein  oder  zwei  Lustren  ältere  Sammler  "'•')  wurde 


*)  Im  Jahrg.  1853  (XIV.)  dieser  Zeitung  findet  sich  in  dem  Ar- 
tikel „Bemerkungen  über  Staphylinen  von  G.  Kraatz"  S.  259  folgender 
auf  Phytosus  nigriventris  bezügliche  Passus: 

„Nur  mit  grosser  Aufmerksamkeit   und  Mühe   gelingt  es,    den 
Käfer  zu  bemerken,    da  er  leicht  zu  übersehen  ist,    und   auch 
wir  fast  einen  ganzen  Tag  gesammelt  hatten,  ohne  ein  einziges 
Exemplar  zu  erbeuten.     Diesem  Umstände   oder   der  vielleicht 
kurzen   Erscheinungszeit   ist   es   wohl    zuzuschreiben,   dass  der 
Käfer   bei   früheren   Excui'sionen    weder   von    meinem    werthen 
Freunde  Herrn  Dohrn,  der  mich  in  die  Geheimnisse  des  Dünen- 
käferfanges  einweihte,  noch  von  Andern    bei  Swinemünde  auf- 
gefunden ist" 
Die  „Freundschaft"  zwischen    mir   und  Herrn    Kr.  hatte   derzeit    den 
Charakter,  den  sie  naturgemäss  zwischen  einem  altern  und  einem  noch 
lacht   ausgewachsenen  Manne   nur   haben   konnte,    da   er  mit  meinen 
Kindern    ungefähr   in    gleichem  Alter   stand.     Ich  hielt  mich  deshalb 
auch  für  vollkommen  berechtigt,  den  eifrigen,  bisweilen   zu   hastigen 
(sonst  würde  er  in  demselben  Jahrgange  in  seinem  Artikel  über  Ato- 
maria  S.  96    die   Rheinländer  nicht   zu  Rennthiercn    gemacht   haben) 
jungen  Autor  darauf  aufmerksam  zu  machen,  er  habe  eine  unpassende 


icli  derzeit  öfters  von  iliin  gebeten ,  seine  im  Entstehen  be- 
griflene  Käfcrsanimlung  zu  mustern.  Bei  dieser  Gelegenheit 
gewahrte  ich  einst  in  derselben  einen  amerikani.'chen  Elate- 
viden,  den  ziemlicii  leicht  kenntliclien  Elater  (Melanactes) 
piceus  Degeer  Cand.,  den  ihm  sein  Vater  von  dem  Insecten- 
liändler  Stentz  als  volhynischen  Prislilopiius  insitivus  Germar 
gekauft  hatte,  Dass  Stenlz  es  mit  seinen  Namen  und  Vater- 
ländern nicht  eben  immer  allzugenau  nimmt,  \Aissen  viele 
Leute  —  vielleicht  war  er  selber  dabei  bonae  fidei  im  Irr- 
thum.  Ich  monirte  das  Falsuni,  und  da  Herr  Kr.  jr.  nur 
Europäer  sammelte,  machte  ich  ihm  den  Vorschlag,  mir  für 
meine  Exotens-ammlung  das  Thier  zu  cediren  und  dafür  eine 
andere  ihm  fehlende  europäische  Species  zu  erlangen.  Er 
nahm  diesen  Tausch  an.  Aber  m  ie  unangenehm  verwundert 
war  icli,  als  ich  gelegentlich  erfuhr,  er  habe  gegen  Andre 
sich  die  Aeusserung  erlaubt:  „ich  hatte  einen  Pristii.  insitivus 
von  Stentz  gekauft,  aber  D.  hat  ihn  mir  unter  dem  Vorgeben, 
es  sei  ein  Nordamerikaner,  abgeschwatzt".  Als  ich  Herrn 
Kr.  darüber  zur  Rede  stellte  und  ihm  zur  einfachsten  Wider- 
legung dieses  albernen  Geklätsches  anbot,  tneine  Sammlung 
zu  inspiciren,  in  der  er  sein  Thier  unter  dem  richtigen  Namen, 
den  Fr.  insitivus  aber  gar  nicht  vorhanden  finden  würde 
( —  ich  erhielt  ihn  erst  3  oder  4  Jahr  später  — ),  so  gerieth 
er  in  grosse  Verlegenheit,  leugnete  die  ihm  schuld  gegebene 
Phrase  und  schob  sie  wiederum  der  gegen  ihn  verschworenen 
„W  . . .  Calixt'schen  Couleur^'  in  die  Schuhe.  Ich  kann  nicht 
leugnen,  dass  mich  die  Sache  empfindlich  verdross,  denn  Herr 
Kr.  mag  über  meine  Cleverness  so  geringschätzig  denken, 
wie  er  will,  das  steht  ihm  frei  —  das  aber  betraf  den 
Gentleman,  und  an  dem  sich  zu  vergreifen,  das  verbitte  ich 
mir  von  Herrn  Kr.  ebenso  wie  von  jedem  Andern. 

Es  durfte  mich  also  nach  diesen  und  ähnlichen  Praemissen 
kaum  gross  vAundern,  dass  Herr  Kraatz  späterhin  bei  den 
Zerw  ürfnissen  zwischen  Dr.  Schaum  und  mir,  deren  unerquick- 
liches Detail  nicht  hierher  gehört,  deren  Endresultat  aber  die 
Gründung    des   Berliner    Oppositions-Vereins    v^ar,    sich    ohne 


Vorneigung,  seine  eigene  Ruhm-Posaune  zu  blasen  —  er  möge  das 
Andern  überlassen;  das  sei  seiriem  eigenen  Interesse  angemessener. 
Diese  damals  in  wohlmeinendster  Absicht  ertheilte,  aber  vielleicht 
sein  berechtigtes  Vorgeiühl  künftiger  Superiorität  tief  verletzende  Rüge 
hat  einerseits  späterhin  den  (auch  von  Andern  lenierkteii  und  nicht 
gebilligten)  „Missbrauch"  der  Epitheta  endgültig,  lichtvoll  u.  s.  \v, 
nicht  verhindern  können,  andrerseits  aber  wahrscheinlich  ihr  Theil 
dazu  beigetragen,  die  Emancipation  von  der  unbequemen  Tutorschaft 
des  „vserthen  Freundes  D."  zu  beschleunigen. 


10 

sonderliche  Bedenken  der  alten  Fahne  ab-  und  der  neuen 
um  so  eifriger  zuwandte,  als  er  ja  gleich  als  Präses  (mit  dem 
streitgewolinten  und  gewandten  Vice-Prä.'es  hinter  sich)  auf 
den  Schild  geb.ohen  wurde.  Ebenso  wenig  brauchte  es  aber 
ihn  zu  wundern,  dass  ich  gelegentlich  in  meinen  Artikeln 
ihm  ein  oder  das  andere  Dörnchcn  —  naQaßXrjdiqv  —  in  seinen 
Siegeskranz  (locht  —  selb.' tversländlich  darauf  gefasst ,  dass 
er  sich  in  seinem  Blatt  nach  Kräften  wehren  würde.  Das 
hat  er  denn  auch  redlich  gethan,  imd  ich  habe  oft  herzlich 
gelacht  über  die  gar  nicht  ungeschickten  Halbwahrheiten,  mit 
denen  er  bald  hier  bald  da  bemülit  gewesen  ist,  dem  Stettiner 
Verein,  namentlich  aber  dessen  Präses  nach  bestem  Vermögen 
eins  auszuwischen. 

Wenn  er  jetzt  aber,  wie  Figura  zeigt,  gelegentliche 
Würfe  mit  Kletten  und  Distelköpfchen  in  ein  Duell  mit  Granit- 
blöcken umwandeln  w'iW^  mein  Benehmen  briellich*)  für  ein 
„unwürdiges'''  erklärt  und  behauptet,  „dass  D.  die  Vereins- 
Zeitung  geradezu  miss  b  ranc  li  t '■'',  so  \\  erde  ich  ilim  auf  den 
groben  Klotz  den  entsprechenden  Keil  nicht  vorenthalten. 
Das  bin  icli  sogar  meinen  Lesern  schuldig,  wenngleich  ich 
diejenigen  unter  ihnen,  die  ich  zu  meinen  persönlichen  F'reun- 
den  rechne  —  und  das  sind  Gottlob  recht  viele  —  um  Nach- 
sicht mit  dem  Auskramen  ihnen  meist  bekannter  Personalien 
bitten  muss.     Die  Pro\ocation  liegt  ja  gedruckt  vor. 

Der  Schaafgraben-Rhadainanth  kühlt  sein  Müthchen  wacker 
an  meinen  Vaterfreuden  und  belegt  seinen  Grimm  mit  Brief- 
excerpten.  Leider  kann  ich  ihm  obendrein  in  diesem  Punkt 
oder  Pünktchen  nur  Recht  geben  —  es  war  auch  mir  aulfällig, 
als  ich  den  betreffenden  Bogen  zur  Correctur  vorliegen  hatte 
und  darin  diese  mehrfachen  Er\A  ähnungen  meines  Sohnes  Anton 
las.  Aber  ich  replicirte  mir  selber,  dass  ich  ja  bei  diesen 
Excerpten  nur  anderer  Leute  Meinung  ohne  Kücksicht  auf 
meine  eigene  Person  vorzutragen  hätte,  und  ich  kann  ver- 
sichern, da.'s  ich  nicht  das  geringste  Bedenken  haben  würde, 
aus  10  oder  20  verschiedenen  Briefen  wiederholt  zu  excerpi- 
ren,  dass  Herr  Kr.  der  anständigste,  gesittetste,  mit  den  ersten 
Elementen  gastfreundschaftlicher  Dankbarkeit  ausreichend  be- 
kannte, fremde  Leistungen  niemals  naseweis  unterschätzende, 
seine  eignen  nimmer  über  Gebühr  hoch  anschlagende  Mensch 
wäre  —  —  es  hat  sich  nur  unglücklicherweise  nicht  so  ge- 
troffen, dass  man  mir  das  oder  Aehnliches  geschrieben.  Dafür 
kann  nun  offenbar  Heir  Kr.  nichts,  aber  ich  gewiss  noch 
weniger.     Ja,  ich   gönne  ihm  sogar  in  natui  a  die  Valerfreuden 

*•)  In  derselben  Epistel,  in  welcher  er  die  Entdeckung  der  ,.ab- 
genutzten"  Kratzbürste  macht. 


11 

die  er  mir  in  epislolis  aufmulzl,  und  ich  müI  ihm  aufrielitig 
wünscl.en ,  dass  er  an  seinen  Schreit-  und  Spill-Magen  to 
^^■enig  Leides  und  i-o  viel  Liebes  und  4. übliches  erlebe  als  ich 
bisher  Gottlob  an  den   meinigen. 

Aber  es  i^t  schwerlich  zu  rechtfertigen,  dass  Herr 
Dr.  Kr.  bei  seinen  Excerpten  so  wenig  zuverläsHg  verfahren 
ist  und  duicli  Auslassungen  und  untreue  Gruppirung  die 
ausschliesslichen  Leser  der  Berliner  Zeitschrift  zu  schiefen 
Sclikhsen  berechtigt  hat,  welche  veimuthlich  die  unbefangenen 
Leser  dieser  Zeitung  derzeit  nicht  gemacht  haben. 

Dabei  ist  Herrn  Kr.  auch  in  der  Geschwindigkeit  die 
von    Erichson    (freilieh    schon    vor  langen  Jahren)  begangene 

Schw entgangen,     dass     die    Crustaceen     und     deren 

Embr3ologie  doch  wohl  lür  die  Entomologie  von  hoher 
Bedeutung  sein  können,  mithin  Di-.  Anton  Dohrn's  jetzige 
Beschäftigung  nichts  weniger  beweist,  als  dass  er  sich 
„für  die  Entomologie  für  viel  zu  gut  halte".  —  Und  wenn 
der  nach  des  Herrn  Dr.  Kr.  vor  mehreren  Zeugen  aus- 
gesprochenen Meinung  „iinwissenscliaftliche'''  Professor  Mäklin 
(wegen  seiner,  auch  neuerlich  von  Professor  Wagner  ge- 
billigten, Ansieht  über  Yicariat  Arten)  in  einem  Briefe  ausser 
von  Insecten- Excursionen  ,  von  Se})arat-Abdrücken  ,  welche 
er  meiner  Veitheilung  anempfiehlt,  auch  von  Conchylien 
spricht,  deren  Bestimmung  er  durch  Dr.  Heinricli  D.  zu  er- 
langen wünscht,  so  niuss  man  schon  Hr.  Kr,  sein,  um  in  die 
einfache  Registratur  dieser  einfachen  Thatsache  „einen  Miss- 
brauch"  der  Redaction  hineinzuschielen. 

Es  kostet  mich  einige  Ueberwindung,  auf  das  andere 
Kapitel  einzugehen,  welches  Herr  Kr.  ungescheiit  berührt,  um 
mich  zu  gleicher  Zeit  als  Redacteur  der  Zeitung  und  als  Di- 
lapidator  der  Yereinsmittel  unter  Anklage  zu  stellen.  Er  hat 
es  schon  bei  einem  frühem  Anlasse,  damals  aber  so  im 
Vorübergehen  gethan,  dass  ich  es  mit  schweigender  Nicht- 
beachtung hingehen  lassen  durfte.  Diesmal  aber  foimulirt  er 
es  so  breit  und  deutlich,  dass  den  Lesern  dieser  Zeitung,  die 
mich  nicht  j>eisöulich  kennen,  und  die  auch  von  dem  nähern 
Zusammenhange  keine  Ahnung  haben  ,  etwas  daran  liegen 
\^ird,  darüber  unbefangen  urtheilen  zu  können.  Als  1843 
Dr.  Sclimidt,  mein  würdiger  Vorgänger  im  Präsidium  des  von 
ihm  1837  gestifteten  Stetliner  Vereins,  starb,  und  zwar  in 
der  Blüte  seines  Alters,  vollkommen  unerwartet,  an  einer  in 
fünf  Tagen  entstandenen  und  letiial  ve:  laufenden  Lungen- 
Entzündung,  so  hiess  ich  damals  nllcrdings  (auf  Schmidt's 
Veranlassung)  Secretair  des  Vereins,  hatte  aber  bis  zu 
dieser  Katastrophe  weder  das  Geringste  lür  den  Verein  gethan 
( —    höchstens    etwa    ein    paar   Correcturen    abgerechnet    — ), 


12 

noch  konnte  Uih  etwas  thun,  da  Schmidt  neben  seiner  uner- 
schöjtflichen  Arbeit^-kraft ,  neben  seinem  Eifer  für  die  Förde- 
rung des  Vereins,  auch  'die  solchen  Charakteren  gewöhnliche 
Eigenschaft  besa.^s,  lieber  Alles  selber  zu  machen,  als  Andre 
mit  Geduld  und  Nachsicht  anzulernen.  Kein  Wunder  also, 
dass  mir,  der  ich  mich  derzeit  mit  Herausgabe  meiner  spa- 
nischen Dramen,  mit  Uebersetzung  schwedischer  Lieder  be- 
schäftigte und  nebeniier,  hauj)tsächlich  der  gesunden  Motion 
wegen,  mich  den  Excursionen  meiner  Stettiner  Collegen  an- 
schloss,  dabei  gelegentlich  aucli  einen  oder  den  andern  Käfer 
erbeutend  und  kennen  lernend  —  kein  Wunder,  sage  ich, 
dass  mir  die  damals  gestellte  Anmuthung,  die  Leitung  des 
Vereins,  die  Redaction  der  Zeitung,  die  Correspondenz  zu 
übernehmen,  durchaus  nicht  annehmbar  erschien.  Ich  sah  es 
unschwer  voraus  ,  dass  ich  die  betretene  linguistische  Bahn 
würde  aufgeben  müssen,  ob\Aohl  Männer  wie  Alexander  von 
Humboldt,  Ludwig  Tieck,  von  Schack  und  Andere  meinen 
Leistungen  die  ehrendste  Anerkennung  ausgesprochen  hatten; 
ich  erkannte  überdies,  dass  die  zu  übernehmenden  Pflichten 
aus  einer  Unzahl  kleiner,  so  zu  sagen  Hand-  und  Spanndienste 
bestehen  würden,  die  zwar  für  das  Gelingen  grösserer  Arbeiten 
nur  wenigen,  durch  besondere  Stellung  Begünstigten  ent- 
behrlich sind  ,  aber  für  welche  dem  „Kärrner"  ganz  de  jure 
keine  besondern  Prämien  und  Kronen  votirt  werden.  Dennoch 
gab  ich  dem  Zureden  meiner  Collegen  nach  und  übernahm 
das  Amt  mit  vollkommener  Einsicht  in  das  Ungenügende 
meiner  entomologischen  Vorkenntnisse,  einmal,  weil  ausser 
mir  niemand  so  bürgerlich  unabhängig  und  in  seiner  Zeit  ohne 
Beschränkung  dastand,  zweitens,  weil  man  meinen  Bedenken 
mit  dem  Spruche  begegnete  „dies  diem  docet",  drittens,  weil 
meine  Kenntniss  fremder  Sprachen  allerdings  für  die  Aus- 
dehnung der  Correspondenz  mehr  Aussicht  als  bisher  eröffnete, 
letztens  aber  —  und  dies  gab  den  Ausschlag  —  weil  es 
sonst  im  hohen  Grade  wahischeinlich  war,  dass  der  mit 
grossen  Schwierigkeiten  ins  Leben  gerufene  und  noch  immer 
mit  finanziellem  Deficit  ringende  Verein,  damals  der  einzige 
in  Deutschland,  total  aufhören  würde,  wenn  sich  jener  all- 
gemeinen Angelegenheiten  niemand  annehmen  wollte.  Dass 
dies  ein  handgreiflicher  Verlust  für  die  deutsche  Entomo- 
logie sein  \\ürde,  das  einzusehen  vermochte  ich  freilich  voll- 
kommen, und  deshalb  brachte  ich  das  mir  zugerauthete 
Opfer. 

Hätte  mir  damals  jemand  angesonnen,  dass  ich  meiue 
Individualität,  meine  Denk-  und  Ausdrucksweife  von  neuem 
in  die  Schule  schicken  sollte,  um  etwa  im  Kr.'schen  Muster- 


13 

Stil*)  zu  vedigiien,    zu  schreiben,    so  würde  ich  ihn    damals 

ebenso  ausgelacht  iiaben,  wie  ich  das  lieule  tliue.  Le  stile, 
c'e>l  riioaimo,  Mr.  Kr.  Ich  laj^se  Ihnen  gerne  den  Ihrigen 
mit  allen  seinen  lichtvollen  Endgültigkeiten.  Gerade  Sie 
könnten  es  wissen,  falls  Sie  tich  gütigst  erinnern  wollen,  ob 
nicht  eine  oder  die  andere  Muse,  z.  B.  die  des  Gesanges,  an 
meiner  Wiege  gestanden  hat  —  —  es  wäre  ebenso  lächerlich 
als    arrogant    gewesen,    hätte    man     1843    mir,    dem    ausge- 


*)  Wenn  man  in  einem  Krystallpalast  wohnt,  wie  Sie  Herr 
Oppositions-Präsident,  so  sollte  man  nicht  mit  Steinen  werfen.  Dieses 
alten  Spriichworts  Wahrheit  will  ich  Ihnen  mit  einem  wörtlichen 
Excerpte  aus  einem  Briefe  beweisen,  welchen  Niemand  Geringeres 
(vor  etwa  4  Jahren)  geschrieben  als  der  (wenn  Sie  es  auch  bestreiten 
und  dabei  nicht  roth  werden)  intellectuelle  Urheber  des  Oppo- 
sitions-Ycreins  und  Verleiher  Ihres  Präsidenten-Pateiits,  Herr  Prof. 
Dr.  Schaum.     Lesen  und   beherzigen  Sie: 

„ die  roth  angestrichene  Stelle  in  dem  1.  Briefe  von  Kraatz 

ist  allerdings  nicht  recht   verständlich,    namentlich   geht    nicht 
klar  daraus  hervor,  dass  er  das  damit  gemeint  hat,  was  er  in 
der  roth  angestrichenen  Stelle  des  2.  Briefes  sagt.     An  Klarheit 
und  Verständlichkeit  fehlt  es  ihm  überhaupt  sehr  oft,  und  ich 
habe  in  dieser  Beziehung  sehr  viele  Qual  mit  den  Correcturen 
seiner  Stilleistungen.     Wenn  man  sich  aber  quält,   ihn  zu  ver- 
stehen (eine  Qual  ist  es  oft  genug),  so  habe  ich  denn  doch  nicht 
gefunden,  dass  er  geradezu  unlogisch  wäre"')." 
Kerner  heisst  es: 
„Dass  er  (Kr.)  seine  PLxpose's   so   langstilig   macht,  ist  gewiss 
nicht   in    seinem    Interesse;    er    ist    aber    darin    nicht    zu    ver- 
bessern —  — ." 
Sollte   der  Besitzer   des   Originals   dieses   Briefes   nicht  geneigt   sein, 
Ihnen,  Herr  Dr.  Kr.,  denselben  auf  Ihren  Wunsch  vorzulegen,  so  kann 
ich   Ihnen,    falls   Sie   darauf  besonderen    Werth   legen,    zwei  Ehren- 
männer nennen,  welche  den  authentischen  Wortlaut  bestätigen  werden. 
Den  Grund,  weshalb  ich  von  diesem  Documentum  curiosum,  das  ich 
abschriftlich  schon  seit  4  Jahren  besitze,  nicht  eher  Gebrauch  machte, 
mögen   Sie  einfach   in    dem  Umstände  finden,    dass   ich  es  nicht  für 
möglich  hielt,  „das  Schicksal  des  Stettiner  Vereins"  und   die  „Publi- 
kationen aller  möglichen  Ungehörigkeiten"  von  Ihnen  in   dem  jetzt 
angeschlagenen  Tone  besprochen  zu  sehen,    der   mich   natürlich   von 
allen  bisherigen  Rücksichten  des  Decorum  auf  Ihr  früheres  Verkehren 
mit  mir  und  meinem  Hause  unbedingt  losspricht. 


•)  Immerhin  «in  Trost,  wenn  auch  nur  ein  schwacher  1 

Anmerkung  des  „pemissbrauchten",  aber  dennoch 
uneutbeUrlichen  Setzers. 


14 

waclisenen  Manne,  anmuthen  wollen,  sieh  von  irgend  einem 
geschneuzlen  oder  ungeselineuzten  Jüngling  oder  einem  eliren- 
vesten,  bezopften  und  bepiiderten  Philister  vorschreiben  zn 
lassen,  wie  ich  slilisiren  solle  —  das  Mar  zu  spät;  sit  ut  est, 
aut  non  sit.  Er  spricht  wie  er  denkt  und  sehreibt  wie  er 
spricht*). 

*)  Herrn  Dr.  Kr.  gelallt  seine  eigene  Stil -Kappe  gewiss  vor- 
treftlich,  was  ich  ihm  weiter  nicht  verarge.  Aber  glaubt  er  wirklich, 
dass  auch  viele  Nichtkaferanten  seine  Artikel  lesen?  höchstens  viel- 
leicht solche,  wie  den  eben  vorliegenden,  durch  die  sich  statt  des 
bekannten  rothen  Fadens  im  Tiiuwerk  der  englischen  Marine  der 
pikante  Pechdralit  Berliner  Schusterjungen-Humors  zieht.  Aber  frei- 
lich, falls  auch  Seine  Majestas  praesidialis  sich  zu  „Witzeleien"  herltei 
lassen,  so  ist  das  für  Dr.  Schauluss  und  andre  für  todt  Erklärte  oder 
noch  zu  Erklärende  kein  Freibrief. 

Dass  meine  Artikel,  item  auch  meine  Neujahrsscherze  nicht  bloss 
von  vielen  deutschen,  nein  auch  von  ausländischen,  ganz  respectablen 
Entomologen  ( —  sie  müssen  doch  an  der  „Menge  fast  unverständ- 
licher Expectorationen"  nicht  irre  geworden  sein  — )  beifällig  auf- 
genommen werden,  könnte  ich  Herrn  Kr.  und  seinen  „fast  ganz  all- 
gemein schweigenden  Missbilligungs-"  Genossen  leicht  mit  zahlreichen 
unverdächtigen  Zeugnissen  beweisen.  Gerade  während  ich  dies  schrieb, 
liefen  mir  zwei  Documente  in  die  Hand,  und  sie  mögen  hier  deshalb 
ihre  Stelle  finden.  Ein  sehr  von  aller  Welt  geschätzter  Veteran,  der 
nicht  Käfer  sammelt,  schreibt  mir: 

„Ihre  Beschreibung  des  Fidschi-Ungethüms  habe  ich  mit  Ver- 
gnügen gelesen,  und  sie  veranlasste  mich  zu  dem  Gedanken,  dass  Sie 
das  knochige  Gericht  der  Beschreibung  mit  Fleisch  und  schmackhafter 
Sauce  aufzutragen  verstehen,  während  wir  andern  Sterblichen  es  ohne 
Zuthat  und  somit  so  unpalatabel  auftischen ,  dass  nur  die  grösste 
Noth,  nämlich  die  Nothwendigkeit  der  Eruirung  des  Speciesnameu.'*, 
uns  zum  Einbeissen  bringt.  Während  dieser  Betrachtung  bekam  ich 
die  Stelle  der  Berliner  Zeitschrift  vor  die  Augen,  worin  Kraatz  Ihre 
Mormonenreise  mitleidsvoll  benasenrümpft.  In  Folge  dessen  nahm 
ich  sie  sogleich  vor ,  und  wenn  ich  sie  die  früheren  Male  mit  Ver- 
gnügen las,  so  ist  es  die  reine  Wahrheit,  dass  ich  sie  nicht  bloss 
wieder  anfing  zu  lesen,  sondern  mit  Ergötzung  bis  zu  Ende  durchlas. 
Woher  das,  da  ich  sie  doch  schon  öfter  gelesen  hatte?  Doch  nur 
daher,  weil  sie  nicht  Leder  oder  Gebein  ist.  Woher  jenes  Nasen- 
rümpfen? Doch  nur  daher,  dass  der  Nasenrümpfer  nicht  im  Stande 
ist,  Aehnliches  zu  liefern.  Wenigstens  weiss  ich  es  mir  nicht  besser 
zu  erklären  und  werde  iiiir  auch  bei  dieser  Hitze  um  eine  bessere 
Erklärung  keine  Mühe  geben."  Und  bei  Gelegenheit  eines  Correctur- 
bogens  äussert  sich  der  Herr  Staatssecretair  Putzeys  in  Bruxelles 
über  meinen  Artikel  „Verlorne  Worte"  (dessen  Ungehörigkeit  sensu 


15 

Gerade  Sie  können  und  müssen  wissen,  falls  Sie  nicht 
Iluem  Gewifcscn  Nasenstüber  gel)en  \\ollen,  wem  und  \\  elcliein 
Anluss  der  ontomol.  Verein  den  zehnjäluigen  Goldregen  der 
Königlichen  Munificeiiz  dankt,  nachdem  nocli  dem  Dr.  Schmidt 
kurz  vor  meinem  Eintritt  die  Bitte  um  eine  einmalige  Gnaden- 
gabe von  200  Thalern  aus  dem  Ministerin  rund  "abgeschlagen 
war.  Ich  vcrmuthe  auch,  doch  erinnere  ich  micli  nicht  mit 
Gewissheit,  dass  ich  Ihnen  den  wohl  überlegten  Grund  mit- 
getheilt  habe,  weshalb  ich  niclit  nach  Dr.  Schaumes  übereiltem 
Vorschlage  die  Königliche  Gabe  sofort  in  Tafeln  und  grossen, 
kostspielig  zu  beginnenden,  zweifelhaft  zum  Abschluss  zu 
bringenden  Katalogen  verspiittert  wissen  wollte;  der  Verein 
iiat  damals  zunächst  seine  Schulden  bezahlt,  wie  schicklich, 
und  wird  möglichst  darauf  bedacht  sein,  seine  Zukunft  sicher 
zu  stellen,  nachdem  er  durch  eine  ebenso  unerwaitete  als 
heftige  Krisis  glücklich   und   lebenskräftig  durchgekommen  ist. 

Dass  sich  die  Maulwürfe  ärgern,  den  Verein  noch  über 
der  Erde  zu  sehen,  nachdem  sie  so  geschickt  ihn  unterminirt 
zu  haben  glaul)ten  —  das  ist  sehr  begreiflich.  Wenn  aber 
von  den  bewusstesten  Ueberläul'ern  Einer  obendrein  so  thut, 
als  dürfe  er  sich  im  gefährdeten  Interesse  des  von  ihm  in 
alle  Wege  beCeindelen  V^ereins,  nur  Mcil  sein  Name  noch  in 
der  Liste  als  caput  mortuum  tigurirt,  zum  Ordnungsrufer  des 
Redacteurs  aufwerfen,  zum  Sehiitzdrachen  für  die  gefährdete 
Vereinskasse,  zum  geliörnlen  Siegfried  für  die  Heiligkeit  der 
Wissenschaft  und  Gott  weiss  welche  sacrosanclas  simplicitates, 
60  lächle  ich  gelassen  zu  diesem  ohnmächtigen  Mondblatlen 
und   versichere  schliesslich  dem  Herrn  Oppositions-Präsidenten, 


Kraatziano  gewiss  zum  Himmel  schreit):  „J'attcndrai  avec  interet  la 
suite  d'un  article  de  vous,  dont  je  vicns  de  lire  la  preraiere  page  et 
qui  est  contju  dans  des  vues  toutes  pratiques  et  pleines  de  bon  seris". 
Von  wissenschaftlicher  Denk-  und  Pressfreiheit  hat  der  Herr  Dr. 
überhaupt  nur  Coterie- Begriffe.  Aber  da  ihm  Gott  das  Amt  der 
Berliner  Rcdaction  gegeben  hat,  so  sei  er  doch  mit  dem  dazu  be- 
willigten Verstände  zufrieden  und  kümmere  sich  nicht  um  die  Stet- 
tiner iiedaction,  die  ihn  weder  statutenmässig  noch  sonst  was  angeht. 
Die  Stettiner  Zeitung  bringt  descriptive  Entomologie  in  der  stricte- 
sten  Form  die  Hülle  und  Fülle.  Bringt  sie  ausserdem  noch  Artikel 
zur  Unterhaltung  für  die  nicht  unbedeutende  Zahl  von  Lesern ,  die 
auf  Speciesdestillation  und  synonymisches  Ilaarspalten  nicht  aus- 
schliesslich verbissen  sind,  so  ist  das  noch  lange  Ivcin  Grand,  die 
Zeitung  auf  den  Index  zu  setzen.  Den  drohenden  \'crlust  eines  oder 
selbst  mehrerer  Abonnenten  wird  sie  mit  Grazie  zu  verschmerzen 
wissen. 


16 

wie  ich  ihm   für  seine  ebenso  originale 
als    mit    Berliner    Gamin-Witz    hübscli 
unartig  ausgestattete  Gratulation  zu  mei- 
ner 25jährigen   Amtsführung  gebührend 
verbunden  bin. 
Da&s    ich  für  die   wenigen,    mir    vielleicht   noch    zur    Weiter- 
führung    vergönnten    Jahre     von    seinen    superklugen    Rath- 
schlägen*)  irgend  Gebrauch  machen  werde,  erwartet  er  selber 
wohl  schwerlich   —   ihm  kam  es  zunächst  darauf  an,  seinem 
wohlverdienten    Grimme    Luft    zu    machen,    was    jetzt    nicht 
mehr  ganz  so  bequem  ist,  wie  vor  Jahren,  wo  Präsident  und 
Vicepräsident  abwechselnd  spanisclie  Wand   waren,  wenn  der 
eine  oder  der  andere  überflüssige  Galle    zu   secerniren    hatte. 
Der    indirect    angedrohte    Sanhedrin    derjenigen    Berliner    Mit- 
glieder,   welche   auch    zum  Stettiner   Vereine    gehören,    wird 
wohl    weder    so    zahlreich    noch    so    von    allem    gnädigen  Er- 
barmen mit  dem  ebenso  unverbesserlichen    als  unverantwort- 
lichen   Präses    los    und    ledig   sein,    als    dass    man    auf    diese 
blaue  Zeitungs-Ente  nötliig  hätte,  den  Hinterlader   anzulegen. 


*)  den  einen  ausgenommen,  den  ich,  wenn  auch  nicht  aus 
Kraatz'schen  Motiven,  so  doch  aus  dem  Grunde,  wenigstens  theil- 
weise,  befolgen  will,  weil  ich  den  vorstehenden  Neujahrs-Strauss,  in 
welchem  fast  nur  von  Herrn  Kraatz  und  von  mir  die  Rede  ist,  nicht, 
in  die  Kategorie  der  unterhaltenden  Aitikcl  rechnen  kann;  Hr. 
Kr.  hat  mich  gezwungen,  wissentlich  langweilig  oder,  wie  Hr.  Schaum 
das  höflichst  ausdrückt.  „Inngstilig"  zu  werden.  Ich  ^^erde  also  zum 
Tröste  für  den  vergleichenden  Anatomen  der  Rechnungslegung  die, 
Druckkosten  dieses  Bogens  niclit  der  Vereins-Kasse  sondern  meinem 
Privat-Conto  belasten  lassen.  Mehr  wird  Hr.  Kraatz  billiger  Weise 
nicht  verlangen  können.  C.  A.  Do  hm. 

(Fortsetzung  vorbehalten,  wenn  es  erforderlich.) 


ilf 


Rede  zur  Stiftungsfeier  des  Vereins 
am  1.  November  1868. 


Meine  Herren! 

Wenn  ich  Sie  heute  zur  Feier  des  Tages  willkomme» 
heisse,  an  welchem  vor  31  Jahren  unser  Verein  gestiftet  ist, 
und  wenn  ich  damit  die  Bemerkung  verbinde,  dass  M-ir  im 
Zeitalter  der  Eisenbahnen  und  der  Telegraphen  leben,  so 
lassen  sich  daran  mancherlei  Betrachtungen  knüpfen.  So  zum 
Beispiel  die,  dass  der  alte  Spruch  „Ars  longa,  vita  brevis'* 
in  seiner  Allgemeiuheit  zwar  nach  wie  vor  gültig  geblieben, 
vergleichsweise  gegen  früher  aber  wesentliche  Modificationen 
erlitten  hat.  Wer  könnte  leugnen  oder  verkennen,  dass  wir 
heute  „rascher"'  leben  als  vor  30  Jahren,  und  dass  mit  diesem 
rascheren  Leben,  mit  der  Ersparniss  an  Zeit,  mit  der  Ver- 
kürzung des  Raumes  sich  auch  eine  grössere  Ungeduld  der 
Gemüther  bemächtigt  hat,  eine  bisweilen  berechtigte,  oft  auch 
unberechtigte  Hast,  die  zur  Ausaitung  in  Voreiligkeit  geneigt 
ist.  Die  wenigen  geehrten  Mitglieder  unter  den  hier  An- 
wesenden, welche  mir  an  Jahren  voraus  sind,  werden  mir 
beipflichten,  wenn  ich  behaupte,  dass  in  der  „langsameren" 
Zeit,  namentlich  bis  gegen  das  Jalir  1840  hin,  das  geistige 
Lebensmeer  auf  seiner  Oberfläche  weniger  gekräuselt,  wenn- 
gleich vermuthlich  genau  ebenso  tief  als  das  jetzige  war. 
Möglich,  dass  man  damals  in  der  Wissenschaft  wie  in  der 
Politik  den  Cultus  der  Autorität,  den  Respect  vor  dem  hei- 
ligen Herkommen  übertrieben  hat,  aber  ebenso  möglich,  ja 
gewiss,  dass  es  in  der  Wissenschaft  wie  im  Staate  ohne  Au- 
torität und  Pietät  nicht  zu  gesundem  Leben  und  Treiben 
kommen  kann,  so  lange  der  Mensch  hülflos  und  unmündig 
geboren  \Aird,  und  so  lange  er  seinen  Eltern  für  Pflege  und 
Erziehung,  seinen  Lehrein  für  Bildung  ein  dankbares  Herz 
zu  bewahren  hat.  Ein  Heros  der  Wissenschaft  kann  aller- 
dings mit  bäurischer  Rücksichtslosigkeit  in  wilder  Ehe  leben, 
aber  seine  Verbindung  mit  Humanität  ist  jedenfalls  Gott  und 
Menschen   wohlgefälliger, 

Dass  ich  keinesweges  „laudator  temporis  acti"  bin,  das 
wissen  Sie,  meine  Herren!  Inzwischen  halte  ich  mich  doch  für 
vollkommen  bereclitigt,  aus  dem  vorher  Gesagten  die  Nutz'- 
Anwendung  zu  ziehen,  dass  unserem  in  der  langsameren  Zeit 
gestifteten  Vereine  auch  jetzt  in  der  rascher  bewegten  diejenige" 
Anerkennung  gezollt  werde,    die  er  doch  zum  mindesten  als- 

2 


18 

„bahnbrechender"  verdient  hat.  Die  Geschichte  vom  „Ei  des 
Columbus"  passt  nicht  blos  auf  America,  nein  auch  auf  andere 
Dinge,  so  z.  B.  auf  den  ersten  deutschen  entomologischeu 
Verein.  Wer  unbefangen  den  „ersten  Jahresbericht",  feiner 
eine  Anzahl  Artikel  der  ersten  Jahrgänge  unserer  eiitomolo- 
gischen  Zeitung  liest,  wird  darin  auf  manches  Wunderliche 
stossen.  Aber  er  wird  sich  der  Ueberzeugung  auch  nicht 
verschliessen  können,  dass  der  energische  gute  Wille  und  der 
unermüdete  Fleiss  der  Vereinsstifter  allmälig  grosse  und 
schwere  Hindernisse  aus  dem  Wege  geräumt  hat,  deren 
Widerstand  sie  anfänglich  vielleicht  unterschätzt  hatten.  Natür- 
lich fehlte  es  nicht  an  Missgriffen,  wie  immer  bei  ganz  neuen 
Einrichtungen,  welche  erst  durch  das  Feuer  längerer  Praxis 
geläutert  werden  konnten.  Vielleicht  wundert  man  .«^ich  iieute, 
dass  der  Verein  damals  sich  „Stettiner"  und  nicht  lieber 
„deutscher"  Verein  genannt  hat.  Wer  weiss  aber,  ob  damals 
der  „durchlauchtige  deutsche  Bund"  darin  nicht  verpönte 
Einheitsgelüste  gewittert  hätte?  In  dem  System  der  Diploms- 
ertheilung,  auch  ohne  vorherige  Bewerbung,  der  Beitrags- 
pflichtigkeit und  Einzieimng  der  rückständigen  Katen  durch 
Postentnahme,  in  der  Ausgabe  von  monatlichen  Zeitungshelten, 
welche  natürlich  nur  von  geringem  Umfange  sein  konnten 
und  deshalb  grössere  Artikel  in  viele  Abisätze  zerstückelt 
brachten  —  in  allen  diesen  und  manchen  anderen  Dingen 
mussten  erst  durch  die  Praxis  bequemere  und  dem  Zwecke 
des  Vereins  förderlichere  Modificationen  eingeluhrt  werden. 

Da  ich  auf  meinen  mehrfachen  Reisen  die  Gelegenheit 
gehabt  und  nicht  versäumt  habe,  die  Einrichtungen  gleich- 
artiger Gesellschaften  kennen  /u  lernen,  so  glaube  ich  mich 
zu  der  Ansicht  berechtigt,  dass  un^er  Verein,  vorläufig 
wenigstens,  in  seiner  gegenwärtigen  Gestalt  am  zweckmässig- 
sten  weiterzuführen  ist.  Nur  in  einem  Punkte  habe  ich 
Ihnen  heute  eine  wesentliche  Veränderung  vorzusciilagcn  und 
diesen  Vorschlag  der  Genehmigung  des  Yereinsvorstandes  zu 
unterbreiten.  Zuvörderst  will  ich  aber  in  gewohnter  Weise 
Ihnen  und  un&ern  auswärtigen  Lesern  durch  Mittheilung  der 
aeit  der  letzten  Sitzung  eingelaufenen  Correspondenz  ein  Bild 
von  dem  Leben  und  Treiben  des  Vereines  nach  innen  und 
aussen  geben.     Es  schrieben  die  Herren: 

1.  Generalsecietair  Putzej  s,  Bruxelles  1.  September, 
hat  die  letzte  Correctur  seines  Biosciden-Artikels  erhallen,  freut 
sich,  dass  er  im  Ganzen  kaum  1  oder  2  leiciite  Diuckfehler  ge- 
funden, und  meint,  im  Vergleiche  gegen  manche  andere  weniger 
sorgsame  Setzer  dürften  die  deutschen  stolz  sein.  Seine  Hoß- 
ijung,  aus  den  letzten  Excursionen  der  französischen  CoUegen 
n^ch  Spanien  etwas  Interessantes  zu  erlangen,  hat  sich  bestätigt. 


So  z.  B.  ist  nahe  bei  S.  Sebastian  der  feine  Cychrus  spini- 
collis  Ciiaud.  in  Mehrzahl  gefangen  worden.  P.  wünscht  bei 
erster  Gelegenheit  die  Gnathoxys-Arten  meiner  Sammlung  zu 
seilen,  die  icb  ihm  mit  meinen  Brosciden  nicht  gesandt  hatte, 
da  ich  sie  nacli  der  bisher  üblichen  Ansicht  zu  den  Scari- 
tiden  gestellt.  P.  wird  sich  noch  mit  der  Durcharbeitung  der 
Trechiden  beschäftigen,  ist  aber  Willens,  dann  keine  Arbeit 
mehr  vorzunehmen,  bei  welcher  das  Auge  durcb  Lupe  und 
Microscop  zu  seiir  angestrengt  M'ird.  [Der  Grund  ist  leider 
vollgültig,  aber  die  Freunde  der  Carabicinen  werden  es  von 
Herzen  beklagen,  wenn  einer  der  berufensten  Kenner  dieser 
interessanten  Familie  deshalb  die  P'eder  niederlegen  müsste,] 
Baron  Chaudoir  hat  soeben  in  Paris  eine  hübsche  Arbeit  über 
die  Harpaliden  und  Bembidien  der  Vereinigten  Staaten  publi- 
cirt  und  lässt  in  Bruxelles  eine  Monographie  der  Trigono- 
tomiden  und  zwei  andere  kleinere  Memoiren  drucken.  Ein 
Exemplar  seiner  Monographie  über  die  Ozaeniden  wird  mir 
zu  Gebote  gestellt. 

2.  Dr.  Anton  Dohrn,  Millpoit  29.  August,  steht  im 
Begriffe,  sich  in  Glasgow  für  seine  Reise  nach  Messina  aus- 
zurüsten, hat  eine  kleine  Arbeit  über  Pycnogoniden  beendet 
und  schliesst  aus  meinem  Scliweigen  über  Aepus  marinus,  mir 
sei  an  der  Species  nichts  gelegen.  [Das  thut  mir  leid,  ich 
hatte  es  wegen  andier  Punkte  nur  übersehen;  die  Art  ist 
immerhin  ganz  gut  verwendbar  und  kann  namentlich  dazu 
dienen  (wie  noch  manche  andere  Arten),  die  Skepsis  des 
Herrn  Präsidenten  an  der  Spree  über  den  entomischen  Nutzen 
der  „Meerfischerei'-'  ins  Schleppnetz  zu  nehmen.] 

3.  Obergeometer  Stark,  Ansbach  23.  August,  hat  eine 
Kiste  mit  chilenischen  Naturalien,  daneben  auch  zwei  Schach- 
teln mit  exotischen  Käfern  iür  mich  abgesandt,  deren  Taxe 
er  mir  anheimstellt. 

4.  Gustos  Schmeltz,  Hamburg  27.  August,  5.  September, 
theilt  ein  Schreiben  von  Dr.  Herrich-Schätfer  mit,  bezüglich 
einer  Publication  durch  die  Entomologische  Zeitung,  bestellt 
Separata  dieses  Artikels  und  des  von  H.  de  Saussure. 

5.  Stuatsrath  Dr.  v.  Kenard,  Moskwa  28.  August,  hat 
nachgesehen  und  nicht  gefunden,  dass  ihm  der  besprochene 
Jahrgang  1867  für  Sarepta  zugesandt  worden.  Ich  soll 
Dr.  Heinrich  D.  an  den  für  die  Bulletins  versprochenen  Ar- 
tikel erinnern. 

6.  Alexis  H.  Haliday,  Lucca  25,  August,  ist  sehr  er- 
freut und  dankbar,  dass  ich  seinem  Begehren,  die  von  ihm 
in  Sicilien  gefangenen  vermeintlichen  Cardiaderus  chloroticus 
Fischer  und  Cassida  desertorum  Gebier  mit  Typen  vergleichen 
zu  können,    so    rasch    entsprochen    habe.      Er    hat   sie  durch 

2* 


20 

Einschluss  in  meinen  Brief  in  vollkommen  conservirtem  Zu- 
stande erhalten.  Ein  junger  Luechese,  G.  L.  Carrara,  lässt 
hoffen,  dass  er  mit  der  Zeit  der  Coleopteien  und  Hemipteren 
sich  tüchtig  annehmen  werde.  H.  ist  augenblicklich  beschäftigt, 
einen  Bericlit  über  Dacus  oleae  (Olivenverwüsler)  auszu- 
arbeiten resp.  aus  dem  Gedächtnisse  zusammenzutragen,  da 
ihm  im  Mai  bei  seinem  Aufenthalte  in  Napoli  dortige  Tasciien- 
diebe  [bekanntlich  ist  es  unentschieden,  ob  Livorno  oder  Na- 
poli die  Hochschule  für  den  höheren  Taschendiebstahl  iai] 
sein  Manuscript  über  Dacus,  aus  vielen  Notizen  und  Cituten 
bestehend,  glorreich  escamotirt  hatten.  Vergebens  hatte  er 
gehofft,  aus  typisci)en  Exemplaren  von  Oronzio  Costa  wesent- 
liche Aufklärung  zu  erlangen.  Seine  in  Italien  gesammelten 
Ortaliden  nebst  einschlagender  Literatur  hat  er  an  Camillo 
Rondani  gesandt,  der  in  seinem  Prodromus  davon  Gebrauch 
machen  will.  H.  bedankt  sich  für  die  Mittheilung  von 
Dr.  Hagen's  jetziger  Adresse  und  hofft,  Mac  Lachlan  werde 
jetzt  die  Neuiopteren-Vacanz  nach  besten  Kräften  auszufüllen 
bemüht  sein.  —  Aus  dem  ihm  übersandten  Exemplar  der 
Cassida  desertorum  geht  evident  hervor,  wie  H.  schon  aus 
meiner  Verbesserung  der  Gebler'sclien  Diagnose  (Enlom.  Zeit. 
Jahrg.  186G  S.  166)  vermuthet  hatte,  dass  die  in  Sicilien 
gefangene  Art  nicht  desertorum  iht  und  wahrscheinlich  neu. 
Sie  ist  der  russischen  analog  durch  die  Farbe  (grün  mit  rosa) 
und  durch  die  Nalirungspflanze  (Chenopodiaceen  in  Salzboden). 
Ueber  die  Identität  des  Cardiaderus  will  sich  H.  noch  nicht 
definitiv  entscheiden;  er  stellt  darülier  einen  Artikel  in  Aus- 
sicht, in  welchem  vielleicht  auch  noch  ein  neuer  Exochomus 
besprochen  wird.  —  Schliesslich  fragt  H.  nach  dem  Verbleib 
der  Sammlungen  mehrerer  deutschen  Hymenopterographen 
und  tröstet  sich  über  die  Boslieit  der  Psociden,  welche  ilim 
seine  beiden  einzigen  Exemplare  von  Halidaja  nobilis  Förster 
aufgefressen  haben,  damit,  dass  die  Gattung  Halidaja  Ron- 
dani mit  Sepsis,  Halidaya  Förster  mit  Melapelmus  VVestw., 
Halidaya  Egger  mit  Clytho  Desvoidy  synonym,  er  i'olgiich 
an  diesem  Barbarismus  der  entomologischen  Nomenclatur  nicht 
mehr  mitschuldig  sei. 

7.  Prof.  Burmeister,  Buenos  Aires  17.  Juli,  ist  gerade^ 
mit  einer  Zeichnung  des  vorweltlichen  Skeletts  von  Glypto- 
don  tuberculatus  dringend  beschäitigt,  will  mir  aber  doch  für 
die  Vertheilung  des  Entrcgas  an  versciiiedene  Corpora  do- 
ctissima  danken,  spricht  über  die  systematische  Stellung  der 
Paussiden,  die  er  zu  den  Carabicinen  in  demselben  Giade 
verwandt  findet  wie  die  Gyriniden  zu  den  Dytisciden,  und 
bemerkt,  dass  er  den  P.  brasiliensis  nicht  bei  Rio  Janeiro 
sondern   in    den   Vorräthen   gefunden    habe,    die   Bescke    bei 


Novo  Friburgo  gesammelt  halle.  Es  viirde  ihn  inlereesiren 
zu  erfahren  ,  wie  Dr.  Heinrich  D"s  Expedition  nach  den  Cap 
A'crde-Inseln  ausgefallen,  da  er  selber  bei  dem  Vorbeifahren 
bei  San  Vicente  zu  einer  ähnlichen  Exploration  Lu&t  ver- 
spürt habe. 

8.  Dr.  Funk,  Bamberg  2.  September,  bekennt  sich 
einer  etwas  langen  (fast  zweijährigen)  Antwortverschleppung 
t^chuldig  [bei  den  Viris  doctissimis  gerade  nicht  überraschend!], 
bittet  lim  zehn  früheie  Jahrgänge  der  Zeitung  und  wird  die 
verheissenen  Käfer-Caballeros  aus  Spanien  um  ho  willkomme- 
ner heissen,  als  er  das  romantische  Land  vor  beinah  2U  Jahren 
wohl  ein  ganzes  Jahr  lang  durchstrichen,  leider  aber  nur  zu 
botanischen  Zwecken,  weil  er  damals  noch  nicht  ahnte,  dass 
er  sich  später  für  Entoma  so  lebhaft  iiiteressiren  \Aürde. 

^.  Etatsrath  Boie,  Biunswiek  bei  Kiel  28.  August,  y,hält 
es  für  der  Mühe  werth,  auf  die  ganz  ausserordentliche  Menge 
von  Musca  corvina  Meigen  aufmerksam  zu  machen,  die 
sicii  seit  Mitte  des  Monats  in  den  Räumen  der  Universitäts- 
Bibliotiiek  gezeigt.  Sie  sitzen  klumpenweise  an  den  Decken 
der  Gewölbe  —  ich  rede  von  Tausenden,  um  nicht  mit  Mil- 
lionen um  mich  zu  werfen.  Auch  an  der  Decke  der  als 
Leichenhaus  dienenden  St.  Jürgen's  Capelle  zeigten  sie  sich 
in  Masse." 

10,  C.  Hostinsky,  Czenej  26.  August,  berichtet  über 
eine  Reise  nach  Herkulesbad ,  Orsova  u.  s.  w.,  welche  er 
Mitte  Juli  gemacht.  Er  dankt  für  meine  Warnung  in  Betreff 
der  Columbaczer  Mücke*),  hat  aber  bereits  Mitte  Mai  die 
unangenehme  Bekanntschaft  derselben  gemacht,  da  sich  einige 
Schwärme  davon  beinahe  acht  Tage  lang  bei  Czenej  haben 
sehen  lassen,  -was  seit  Menschengedenken  nicht  der  Fall  ge- 
wesen. Indef-s  ging  es  ohne  Verlust  ab,  und  gegen  die  empfind- 
lichen Stiche  wurde  Einreibung  mit  Salmiakgeist  brauchbar 
befunden.  Ungeachtet  mehrmaligen  Suchens  und  ausgelegten 
Köders  wurden  weder  in  der  Räuber-  noch  in  der  Schwitz- 
Höhle  bei  Herkulesbad  cavernicole  Thiere  gefunden.  Auch 
nicht  bei  dem  späteren  Besuche  der  Veteranen-  und  der 
Bonikovaer  Höhle  bei  Orsova;  doch  war  es  bei  der  letzteren 
überhaupt  schwierig,  auf  Nebendinge  zu  achten,  da  sie  durch 
einen  kurz  vorher  stattgefundenen  Wolkenbruch  überschwemmt 
gewesen  war,  und  das  Passiren  derselben  dadurch  wesentlich 
behindert  wurde. 


^)  Auf  dem  K.  Museum  in  der  Wiener  Hofburg  hat  Herr  Di- 
rector  Dr.  Redtenbacher  eine  vortreffliche  Folge  der  Entwickehings- 
stadien  dieses  kleinen  Plagedämons  zusammenstellen  lassen.  Yergl. 
den  Artikel  Vollenhoven's  Jahrg.  1860  dieser  Zeitung  S.  311. 


22 

11.  Schulrath  Dr.  Suffrian,  Münsler  5,  September,  be- 
merkt, dass  zwischen  uns  eine  so  lange  Pause  der  Corre- 
spondenz  —  volle  4  Monat  —  ihm  als  ungewöhnlich  aufge- 
fallen sei,  sendet  entliehene  Bücher  zurück  und  hat  von  einem 
durchreisenden  Nordamerikaner  eine  Anzahl  dortiger  Käfer 
erhalten,  von  denen  er  mir  in  gewohnter  Liberalilät  mittheilt. 
Ausser  manchen  andern  grösseren  Sachen,  welche  unter  die 
besseren  zu  zählen  sind,  verdienen  besondere  Erwähnung  einige 
Adranes,  Batrisus,  Ceophyllus  und  namentlich  einige  saubere 
Anophthalmus  Tellkampfi  aus  der  Mammuthhöhle  in  Kentucky. 

12.  L.  Fairmaire,  Paris  G.September,  hofft,  dass  ich 
ihm  die  körperlich  em])l]ndlichen  Nachwehen  der  lästigen 
Sommerhitze  durch  eine  tröi^tende  Sendung  erleicIUern  werde, 
zu  der  er  mir  allerlei  Vorschläge  macht.  [Es  freut  mich,  sie 
zum  grösseren  Theile  erfüllen  zu  können.]  Den  zu  der  grossen 
spanischen  Sendung  gehörenden  Katalog  hatte  er  beizulegen 
vergessen  und   sendet  ihn  unter  Kreuzband  nach. 

13.  S.  Solsky,  Petersburg  12.  September,  bedauert, 
seit  längerer  Zeit  ohne  Nachricht  zu  sein,  hat  leider  in  ento- 
mologischer Beziehung  nichts  Erl)auliches  zu  melden,  erzählt 
von  den  furchtbaren  Wald-  und  Torfmoor-Bränden,  welche 
die  Umgegend  von  Petersburg  verwüsteten  und  erst  jetzt 
durch  Regengüsse  wieder  einem  reineren,  so  lange  durch 
Qualm  verräuchrrten  Horizonte  Platz  gemacht  haben.  Am 
14.  September  wird  der  Petersburger  entomologische  Verein 
die  im  Sommer  ausgesetzten  Versammlungen  wieder  aufnehmen. 

14.  Dr.  Funk,  Bamberg  12.  September,  dankt  für  die 
erhaltenen  zehn  Jahrgänge  Zeitung  und  die  beigefügten,  sehr 
willkommenen  Hidalgos. 

15.  J.  Mann,  Wien  10.  September,  bittet  um  Spedition 
einer  für  England  bestimmten  Sendung  von  Microlepidopteren 
und  legt  Verzeichnisse  zur  Vertheilung  bei.  Mit  der  Ausbeute 
seiner  diesjährigen  Reise  nach  Dalmatien  ist  er  durchaus  un- 
zufrieden. 

16.  C.  Stal,  Stockholm  9.  September,  spricht  seinen 
Dank  für  gastfreundliche  Aufnahme  bei  seiner  letzten  Reise 
aus  und  sendet  eine  Erklärung  ein,  deren  Aufnahme  in  das 
nächste  Heft  der  Zeitung  er  wünscht. 

17.  D.  Rob  er  tson,  Millport  bei  Glasgow  8.  September, 
hat  sich  über  die  Zusendung  des  gewünschten  Portraits  von 
Linne  sehr  gefreut,  desgleichen  über  Dr.  Anton  Dohrn's  ihm 
allezeit   willkommenen  Besuch. 

18.  Commerzienrath  E.  vom  Brück,  Ciefeld  12.  Sep- 
tember, benachrichtigt  mich,  dass  er  die  Naturforscher-Ver- 
sammlung in  Dresden  besuchen  wird,  und  dass  es  ihm  lieb 
sein  würde,  mich  dort  zu  treffen. 


23 

10.  Martinez  y  Saez,  Madrid  4.  September,  hofft,  dass 
der  von  mir  vermieste  Katalog  seiner  Sammlung  mir  inzwieclien 
von  Paris  aus  nachgeschickt  sein  werde.  Der  Herbst  werde 
ilim  hotlentlich  noch  gute  Ausbeute  liefern. 

20.  Der  Annaberg -Buciiliolzer  Verein  für  Naturkunde 
(August)  sendet  seinen  ersten  Jahresbericht  ein  und  wünscht 
Au'stausch  der  Publicationen.  [Unter  ßezugnalime  auf  den 
betreffenden   Vorstandsbeschluss  höflich  abgelehnt.] 

21.  R.  Mac  Laclilan,  Lewisham  19.  September,  be- 
zieht sich  auf  eine  mit  Dr.  Anton  Dohrn  bei  seiner  Durchreise 
gehabte  Unterredung  wegen  eines  Artikels  über  Phryganideri 
und  fragt  nach  den  Modalitäten,  namentlich  wegen  der  dabei 
unerläsf^lichen  Tafel. 

22.  Kev.  A.  Matthews,  Guniley  9.  September,  dankt 
für  die  erfolgreiche  Verwendung  bei  Herrn  Dr.  Hampe  wegen 
Mittheilung  eines  typischen  Exemplars  von  Ptilium  croaticum. 
Er  v^'ü^de  es  gern  anatomiren,  wenn  er  die  Erlaubuiss  dazu 
hätte.  [Ich  nniss  mich  bei  der  Uebersendung  undeutlich  aus- 
gedrückt haben,  da  Herr  Dr.  H.  in  zuvorkommendster  V^^eiße 
das  Exemplar  zur  beliebigen  Dissection  freigestellt  hatte.] 

23.  Dr.  Anton  Dohrn,  Mountsfield  15.  September,  be- 
dauert, dass  er  meine  Bemerkung  über  Aepus  marinus  zu 
spät  erhalten,  da  er  in  den  letzten  Tagen  seiner  Meerfischerei 
bei  Millport  das  Thier  in  Mehrzahl  hätte  fangen  können; 
einstweilen  müsse  ich  mich  mit  den  erbeuteten  15  Stück  be- 
gnügen. Er  hat  mit  M.  Lachlan  über  einen  Zeitungsartikel 
gesprochen  und  wird  seine  Reise  nach  Messina  über  Plymouth 
antreten.  Stainton  und  Prof.  Huxley  haben  ihn  mit  gewohnter 
Gastfreundschaft  aufgenommen. 

24.  J.  Putzeys,  Bruxelles  14.  September,  deutet  mir 
an,  welche  Gattungen  seine  nächste  Arbeit  über  die  Trechi- 
den  umfassen  soll,  und  wird  dahin  einschlagende  Mittheilungen 
mit  Dank  aufnehmen.  In  allen  Theilen  der  Erde  giebt  es 
Repräsentanten  ächter  Trechus,  nur  in  Nordamerika  hat  man 
bisher  keine  gefunden,  was  P.  unglaublich  dünken  will.  Mit- 
theilung von  Broscus-Exemplaren  aus  der  Gegend  von  Sarepta 
würde  angenehm  sein,  um  über  die  behauptete  Identität  von 
Br.  cephalotes  und  semistriatus  ins  Klare  zu  kommen.  Herr 
Weyers  ist  mit  der  Untersuchung  der  Julodis  fertig  und  wird 
sie  remittiren. 

25.  J,  Scott,  Lee  18.  September,  zeigt  mir  an,  dass  er 
in  den  nächsten  Tagen  eine  Rei'e  nach  Petersburg  und  Moskwa 
anzutreten  und  bei  dieser  Gelegenheit  mich  zu  besuchen  denke, 
auch  zur  Besorgung  etwaiger  Aufträge  gern  bereit  sei.  [Herr 
Scott  hat  sein  Versprechen  erfüllt,  wenn  auch  zu  meinem  Be- 
dauern nur  für  wenige  Stunden.] 


24 

26.  Zusendung  des  Naturforscher- Vereins  zu  Riga,  neue 
Folge  Heft  2  [enthält  auf  294  Seiten  die  fleissige  Arbeit  des 
Baron  Nolcken  über  die  Lepidoptera  von  Estland,  Livland 
und  Kurland]. 

27.  W.  Koltze,  Hamburg  22.  September,  berichtet  die 
wohlbehaltene  Ankunft  der  für  ihn  und  die  Herren  Ehrhardt 
und  Sclimeltz  bestimmten  Sendung  und  ist  damit  überaus  zu- 
frieden. Der  angeregte  Zweifel  über  das  Trogoderma  wird 
4-ich  wohl  erledigen  lassen. 

28.  Dr.  H.  Hagen,  Cambridge  30.  August,  fand  bei 
seiner  Heimkehr  von  einer  mehrwöchentlichen  Reise  eine  be- 
trächtliche Zahl  von  Briefen  vor  und  will  sich  für  den  dar- 
unter befindlichen,  den  ich  ihm  über  meinen  Sommerausflug 
geschrieben,  dadurch  bedanken,  dass  er  die  erste  Antwort 
nach  Stettin  adressirt.  Seine  Reise  hat  nach  massiger  Be- 
rechnung eine  Strecke  von  über  4Ü00  (engl.)  Meilen  —  etwa 
800  deutsche  —  betragen.  Von  den  dabei  gesehenen  Wun- 
dern der  Natur  und  der  menschlichen  Industiie  ist  er  ganz 
berauscht.  Auf  der  Naturforscher- Versammlung  in  Chicago 
war  die  Geologie  am  stärksten  vertreten,  Entomologie  durch 
etwa  sechs  Kepräsentanten,  darunter  Mr.  Walsh,  Staats- 
Entomolog  von  Illinois  mit  2000  Dollars  Gehalt,  Mr.  Riley, 
ßtaats-Entomolog  von  Missouri  mit  3000  Dollars  Gehalt,  beide 
Männer  äusserst  tüchtig  in  ihrem  Fache.  Professor  Agassiz 
weilt  augenblicklich  auf  seiner  Reise  nach  S.  Francisco  in 
Utah;  die  Pacific-Eisenbahn,  an  vselcher  täglich  im  Osten  4, 
im  Westen  6  Meilen  fertig  gemacht  werden,  soll  im  Frühjahr 
3  869  vollendet  sein.  Hagen  hat  „mit  Insecten  eigentlich  noch 
gar  nicht  gearbeitet,  desto  mehr  mit  Crustaceen.  Eine  Mono- 
graphie der  amerikanischen  Astaciden,  32  Species  mit  Zeich- 
nungen, ist  fertig  und  soll  jetzt  gedruckt  werden,"  [Daraus 
wird  offenbar  wieder  der  geistreiche  Schluss  gezogen  werden 
jnüssen,  dass  „zu  unserm  Bedauern  Dr.  H.  für  die  Entomologie 
viel  zu  gut  zu  sein  und  seine  früheren  Lieblinge,  die  Neu- 
ropteren,  wenig  oder  gar  nicht  zu  kultiviren  scheint."]  Hagen 
dankt  für  die  ihm  gesandten  Hefte  der  Zeitung,  hat  aber  nur 
J  und  3,  nicht  2,  erhalten.  [Soll  nachgeliefert  werden.]  In 
dem  Berichte,  den  die  Entomologische  Zeitung  über  die  Be- 
;€tände  des  Museums  in  Cambridge  veröffentlicht  hat.  muss  es 
statt  15,000  Fische  150,000  heissen. 

29.  H.  T.  Stainton,  Lewisham  21.  September,  erhielt 
•meinen  letzten  Brief  auf  der  Naturforscher- Versammlung  in 
.Norwich,  wo  es  Ueberfluss  an  „Darwinian  papers"  gab.  Er 
bittet  mich,  im  Falle  Herr  J.  Mann  mir  Microptera  zur  Spe- 
dition einsendet,  den  Betrag  zu  berichtigen.  Meine  Frage  an 
Herrn  Bates,  ob   ihm   bei    seiner  Exploration  des  Amazonen- 


25 

Gebietes  die  Cicindelen-Gattung  Oxygonia  vorgekommen,  hat 
derselbe  in  Norwich  verneinend  beantwortet.  Der  Bruder 
det^selben,  Herr  Frederik  Bat  es  in  Leicester,  wünscht  unserm 
Vereine  als  Mitglied  beizutreten.  —  29.  September  Sendung 
von  Transactions  der  Linnean  und  der  London  Entom.  Society 
für  den  Verein,  Prof.  Zeller  etc. 

30.  Dr.  Funk,  Bamberg  22.  September,  monirt  einen 
Defect  in  einem  der  übersandten  Jahrgänge. 

31.  Martinez  y  Saez,  Madrid  21.  September,  erhielt 
meinen  Brief  und  die  Liste  der  ilim  angebotenen  Arten;  er 
ist  damit  durchaus  zufrieden  und  bedauert,  dass  er  nur  eine 
beschränkte  Zahl  von  Exemplaren  gebrauchen  kann.  [Der 
pseuüopatriotische  Unfug  der  „Britisiiei^  scheint  in  Spanien 
ebenfalls  an  der  Tagesordnung  zu  sein.]  Es  würde  ihm  be- 
sonders schätzbar  sein,  wenn  ich  ilim  zu  gut  bestimmten  spa- 
nischen Coleopteren  verhelfen  könnte,  die  in  seinem  Kataloge 
nicht  angestrichen  sind.  Nach  seiner  letzten  Sendung  dürfe 
ich  mein  Urtheil  noch  nicht  feststellen,  da  das  Jahr  wegen 
seiner  Dürre  ausnahmsweise  arm  an  Insecten  gewesen.  [All- 
gemeine Klage  von  allen  Seiten  ] 

32.  Obergeometer  Stark,  Ansbach  15.  September,  dankt 
für  das  Unterbringen  der  Vogelbälge,  fand  unter  den  gesendeten 
Käfern  20  neue  Arten  für  seine  Sammlung  und  wird  von  den 
als  brauchbar  bezeichneten  Chile-  und  Mii-souri-Sachen  nach- 
senden. 

33.  Pfarrer  Robig,  St.  Georgen  21.  September,  hat  in 
der  Nauos-Grotte  einige  interessante  Höhlenthiere  (Oryotus, 
Leptodirus  angustatus,  Cyphophthalmus  duricornis)  erbeutet, 
M'elche  er  zur  Disposition  stellt;  desgleichen  Carychieu,  falls 
Dr.  Heinrich  D.  davon  Gebrauch  machen  will. 

34.  R.  Mac  Lach  1  an,  London  28.  September,  wird 
den  betreffenden  englischen  Artikel ,  zu  dessen  Uebersetzung 
ich  ihm  meine  Beihüll'e  angeboten,  lieber  in  einer  englischen 
Zeitschrift  veröffentlichen,  verspricht  dagegen  einen  andern, 
deutsch  abgefassten.  —  Unser  Freund  Stainton  ist  durch 
Parlamentswahl-Vorkehrungen  augenblicklich  ganz  absorbirt. 
—  Evangelist  Matthäus  werde  durch  den  ihm  überwiesenen 
Braten  gewiss  fett  werden.  [Rev.  Matthews  hatte  bei  mir 
angefragt  —  vergl.  No.  22  —  und  ich  liess  ihm  durch  Herrn 
M.  Lachlan  eine  Antwort  zugehen,  er  dürfe  das  Ptilium  croa- 
ticum  nach   Belieben  sieden  oder  braten  und   zers^chneiden.] 

35.  Gerichtsrath  Keferstein,  Erfurt  28.  September, 
Artikel  für  die  Zeitung. 

36.  Dr.  Andrae,  Bonn  7.  October,  vermisst  in  der 
Bibliothek    des  naturhistorischen  Vereins   für    die  Rheinlande 


26 

den   Jahrgang   1854    der   Stetliner   Entomologisclien    Zeitung 
und   ersucht  um   Ausfüllung  dieser  Lücke. 

37.  Schulrath  Dr.  Suffrian,  Münster  6.  October,  erhielt 
cum  gratia  die  ihm  zugedaciite  Sendung,  wünscht  Dr.  Hagen's 
genaue  Adresse  und  eröffnet  mir  die  erfreuliche  Aussicht 
baldigen  Besuchs. 

38.  Prof.  Nicke rl,  Prag  3.  October,  befindet  sich,  seit- 
dem er  vom  Lande  wieder  in  die  Stadt  gezogen,  nicht  son- 
derlich, legt  mir  einen  Determinandensegen  von  620  Austra- 
liern ans  Herz  und  fügt  ein  paar  Mikrolepidopteren  für  die 
Herren  Hering  und   Schleich  bei. 

39.  Haliday,  Lucca,  ladet  mich  in  seiner  Eigenschaft 
als  Secretair  der  neugebildeten  Entomologischen  Gesellschaft 
für  Italien  ein,  derselben  als  Stiftungs-Milgiied  beizutreten. 
Bitte,  das  Programm  \a  eiter  zu  verbreiten. 

40.  E.  Raymond,  Sassari  (Sardinien)  October,  bietet 
Betheiligung  an  der  von  ihm  beabsichtigten  Käler-Ausbeulung 
Sardiniens  und  Corsica's  an.  Es  ist  ihm  bereits  gelungen, 
eine  Anzahl  neue  Arten,  namentlich  in  Scjdmaeniden,  Ptela- 
pliiden,  Staphjlinen  u.  s.  w.  aufzufinden. 

41.  Wehncke,  Harburg  8.  October,  schreibt  über  einen 
angeblichen  Hydroporus  striola  aus  Finland,  den  er  für  nichts 
anders  als  tristis  hält,  und  theilt  ein  paar  spanische  Hydro- 
poren  mit.     Beilage  für  Dr,  Bethe. 

42.  J.  L.  Weyers,  Brüssel  11.  und  15.  October,  re 
mittirt  die  ihm  zur  Begutachtung  niitgetheilten  Buprestiden, 
von  denen  er  freigestelltermaassen  zMölf  No.  Julodis  behalten 
hat  und  dafür  die  interessante  schwaizgrüne  Varietät  Putzeysi 
des  Carab.  auronitens  beifügt.  Er  sendet  den  Jahrgang  18ti8 
der  Annales  de  la  Soc.  entomol.  de  Belgique  für  die  Vereins- 
Bibliothek  und  legt  Geld  für  Jahigänge  der  Stett.  Ent.  Zeit.  bei. 

43.  Pfarrer  S.  Robic,^,  St.  Georg  10.  October,  möchte 
gegen  Sphodr.  Schreibersi,  Anophth.  Bilimeki  und  etliche 
Species  Adelops  gern  Scarab.  Hercules  <2^  und  Goliath  gi- 
ganteus  (^$  eintauschen.  [Auch  wenn  mit  der  letzten  Art 
vermuthlich  nur  G.  Druryi  gemeint  ist,  erscheint  die  Differenz 
im  „Gewicht'''  doch  wirklich  etwas  zu  erheblich,  um  den 
Wünschen  des  reverenden  Collegen    entsprechen    zu  können.] 

44.  StaheTsche  Buch-  und  Kunsthandlung,  V\^ürzburg 
7.  October,  bittet  um  Auskunft,  wo  und  zu  welchem  Preise 
eine  Sammlung  von  Land-,  Forst-  und  Gartenbau  schädlichen 
Insecten  zu  erlangen, 

45.  Schulrath  Dr.  Suffrian,  Münster  11.  und  16.  Oc- 
tober, remittirt  Vereinsbücher,  Determinanda,  fügt  Artikel  von 
ihm  und  von  Dr.  Altum  für  die  Zeitung  bei.  Die  ihm  von 
mir  vorgelegten  Donacien  aus  England  gehören   in   der  That 


27 

zu  D.  comari,  deren  Zusammenziehung  mit  D.  sericea  unrichtig 
if<t,  ;Meine  Einladung  zur  Stiftungsfeier  des  Vereins  muss  er 
zu  seinem  Bedauern  ablehnen,  da  er  gerade  in  der  betreffenden 
Zeit  durch   amtliche  Reisen  behindert  sein  wird. 

4fi.  Prof.  Zell  er,  Meseritz  2.,  6.,  15.  October,  erklärt 
seine  Bereitwilligkeit  im  Allgemeinen,  auf  meinen  Vorschlag 
einzugehen  und  seinen  Wohnsitz  nach  Stettin  zu  verlegen, 
hat  indessen  verschiedene  Bedenken,  die  zuvörderst  zu  er- 
ledigen wären.  Herr  J.  Lederer  erwähnt  in  seinem  Briefe 
an  Z.  einiger  „breiter  Käfer  mit  grossen  Füssen^,  die  er  auf 
seiner  diesjährigen  Reise  nach  Magnesia  erlangt  hat,  und  die 
selten  sein  müs-en.  [Wahrscheinlich  ist  der  allerdings  noch 
immer  in  den  Sammlungen  sehr  geschätzte  Euchirus  bimucro- 
natus  Pallas  gemeint.]  Das  Paket  mit  den  Separatis  des 
letzten  Zeitungsartikels  von  Z.  sammt  den  schätzbaren  Bei- 
lagen ist  riclitig  eingegangen.  Humoristischer  Trost  über  die 
Darwin'sche  Theorie,  basirt  auf  die  Identität  der  heiligen 
Dreckkäfer  (Ateuchus  sacer)  nach  4000  Jahren  mit  denen  in 
den  ägyptischen  Antiquitäten  und  auf  die  ßarqaxoi  des  Ari- 
slophanes,  welche  heute  noch  immer  ßqsxexexs'i  xoa^  singen 
ohne  spürbare  Varianten. 

47.  A.  H.  Haliday  sendet  unter  Kreuzband  einen  in 
der  Hauptsache  von  ihm  verfassten  interessanten  Artikel  aus 
dem  italienischen  „Agricoltore-,  einer  in  Lucca  herauskom- 
menden landwirthschafilichen  Monatschrift,  in  welchem  (vergl, 
No.  6)  zusammengestellt  wird,  was  über  die  schädliche  Oliven- 
Fliege ,  Dacus  oleae  Rossi,  publicirt  worden.  Das  einzige 
bisher  probehaltig  befundene  Mittel  besteht  in  vorzeitiger  Ein- 
erntung der  Oliven.  In  seinem  gleich  nachher  eintreflfenden 
Briefe  d.  d.  Lucca  15.  October  spricht  er  davon,  dass  er 
hoffe,  mir  über  den  fraglichen  sicilischen  Cardiaderus  näch- 
stens mehr  Positives  sagen  zu  können.  Dass  die  von  ihm  ge- 
fundene Cassida  nicht  desertorum  Gebl.  ist,  steht  fest.  Der 
von  ihm  gefundene  Exochomus  ist  nigripennis  Erichs,  von 
diesem  in  der  Angola -Fauna  beschrieben,  von  Marseul  in 
seinen  Katalog  aufgenommen,  in  dem  neuen  Stein'schen  feh- 
lend. Freund  E.  P.  Wright  hatte  von  Setubal  aus  eine  Jagd- 
Excursion  auf  Hjalonema  (Spongien-Gattung)  in  einem  Wal- 
fischboot gemacht  und  war  so  glücklich  gewesen ,  30  (engl.) 
Meilen  von  der  Küste  in  sehr  tiefem  Wasser  1  Exemplar  mit 
dem  Schleppnetz  zu  fangen.  Aber  auf  der  Heimreise  durch 
Portugal  ging  ihm  auf  der  Eisenbahn  sein  eingeschriebenes 
Gepäck  (Mantelsack,  Mikroskop,  Kleider  u.  s.  w.)  verloren, 
und  es  ist  sehr  fraglich,  ob  er  es  wieder  erlangen  wird. 

48.  Registr.  A.  Helfrich,    Berlin   20.  October,    bittet, 


28 

eine  Anzeige  des  Naturalienfeammlers  Veit  Kalir  in   die  Intelli- 
genz der  Zeitunü:  aufzunehmen. 

49.  H.  de  H  o  n  V  o  u  1  o  i  r ,  Hagneres  de  Bigorre  1 9.  October, 
luit  duieli  L.  Fuiniiaire  Nacliriclit  von  der  für  ilin  bestimmten 
Sendung  erhalten  und  liofTt,  die  darin  befindlichen  Throsciden 
spätestens  im  December  zu  remittiren. 

50.  Pastor  H.  Kawall,  Janssen  1.^.  October,  benutzt 
eine  Gelcgcniieit,  um  den  Betrag  für  den  Jahrgang  1868  ein- 
zusenden, um  dessen   baldmöglichste  Zustellung  er  ersucht. 

51.  Lieut.  M.  Wahn  seh  äffe,  Weferlingen  17  October, 
berichtet,  dass  er  und  mehrere  Naturfreunde  in  dortiger  Ge- 
gend (am  Harz)  einen  naturwissenschaftlichen  Verein,  genannt 
AUer-Verein,  gestiftet  haben,  der  monatliche  Wanderversamm- 
lungen hält  und  seine  Besultate  gelegentlich  im  Wochenblatle 
von  Neuhaldensleben  publicirt.  Er  wünscht  zwei  Hagen'sche 
Schriften   aus  der  Vereinsbibliothek. 

52.  Zusendung  der  Smithsonian  Institution  mit  Aviso  aus 
Leipzig  vom  Sei»tcmber  IStJS,  \\  eiche  ausser  den  von  der 
Instit.  j)ublicirten  Bänden  noch  enthält:  Sendung  der  Amer. 
Acad.  of  Arts  and  Sciences  und  der  Soc.  of  Natural  Hist.  in 
Boston,  des  Mus.  of  comparative  Zoology  in  Cambridge,  der 
Acad.  of  Sciences  in  Chicago,  der  Ohio  Stale  Agric.  Soc.  in 
Columbus,  des  Lyceum  of  Nat.  Hist.  in  Newyork,  der  Acad. 
of  Nat.  Sciences  und  der  Amer.  Entom.  Soc.  in  Philadelphia, 
des  Essex-lnstitute  in  Salem,  der  Acad.  of  sciences  in  St.  Louis 
und  ein  Buch  von  Herrn  W.  H.  Edwards  in  Philadelphia,  wel- 
cher zugleich  den  Prospect  eines  von  ihm  herauszugebenden 
Praclitwerkes  über  „the  butterflies  of  North  America^'  ein- 
sendet. 

53.  Edwin  Brown,  Burton  on  Trent  21.  October,  nimmt 
meine  Vermittlung  in  Anei)ruch,  ihm  zu  sibirischen  Cicinde- 
deliden  und  Carabiden  zu  verhelfen.  [Nicht  eben  leicht,  da 
seit  Dr.  Gebler's  Tode  kein  sachverständiger  Coleopterolog 
mehr  in  jener  Gegend   Material  zusammenbringt.] 

54.  G.  Haelssen,  Kaufmann  in  Hamburg,  22.  October, 
wünscht  dem  Vereine  beizutreten.  26.  October,  bestellt  Jahr- 
gänge der  Zeitung. 

55.  Dr.  Haag,  Frankfurt  a,  M.  23.  October,  wird  sich 
gern  der  ihm  angetragenen  Bestimmung  von  Tenebrioniden 
unterziehen,  obwohl  voraussichtlich  das  Resultat  zweifelhaft 
sein  wird,  da  die  neuerlich  gekommenen  Sachen,  namentlich 
aus  Australien ,  meist  unbeschrieben  sind.  Es  fehlt  ihm  ein 
Jahrgang  der  Zeitung,  dessen  Nachlieferung  er  gelegentlich 
wünscht. 

56.  Dr.  Anton  Dohrn,  IMessina  16.  October,  hat  sich 
dort  nach  einer  schönen  Seereise  von  Marseille  zu  seiner  Zu- 


29 

fiiedenheit  installirt,  wartet  noch  auf  die  Ankunft  seiner  Bü- 
cher und  Aquaiien,  ehe  er  sich  wieder  auf  die  Meeriischerei 
verlegen  kann.  Uer  ers-te  Abend  im  I'ala/zo  Vitale,  in  Mel- 
chein  er  wolint,  war  duich  entomologische  Activität  aus- 
gezeichnet; er  und  .^ein  Wolinungsgenosse ,  ein  junger  russ-i- 
i-cher  Natuiforsclier,  schlugen  mit  Pantodeln  zwischen  zwei 
bis  dreihundert  Blatta  todt.  Leider  schienen  auch  Hemiptera 
dem  Palazzo  nicht  gänzlich  zu  gebrechen,  und  an  Flöben, 
Fli<'geri,  Moi-kito's  i-t  duichau.s  kein  Mangel.  Auf  den  bisher 
gemaclitcn  Spaziergängen  liesten  sicli  Piinelia  und  unler.>-chied- 
liche  Guaniter-Käfer  häufig  genug  blicken.  Jn  einem  Bassin 
eines  öflentlichen  Gartens  in  der  Strada  Garibaldi,  welches 
noch  dazu  von  Palmen  eingefasst  ist,  wurden  bereits  ver- 
schiedene Insectenlarven  gefischt.  Bei  einer  nächstens  nach 
dem  Aetna  zu  machenden  Excursion  sollen  die  etwa  zu  be- 
treffenden Entoina  dein  Paradebett  für  die  Wissensehaft  nicht 
entrinnen. 

57.  S.  Solsky,  Petersburg  20.  October,  erhielt  die  ihn) 
von  mir  für  die  entomologische  Gesellschaft  gesandten  palä- 
ontologischen Hefte  des  Prof.  Puimeister  durch  Vermittelung 
der  K.  Akademie,  kann  mir  leider  von  der  entomologischen 
Ausbeute  der  auf  dem  Zuge  gegen  Samarkand  bel'ndlichen 
Gelehrten  nichts  erzählen,  da  ihm  bislier  nichts  davon  zu 
Gesieht  gekommen,  mit  Aufnahme  des  Wenigen,  was  ihm 
ein  Micht-Entomolog  gesebickt  hat,  ^^'as  sich  aber  nur  auf 
1  Scorpion,  1  Scoloj)ender ,  1  Pentodon  und  ein  Stück  einer 
ansehnlichen  Heliocopris  beschränkt.  Vorzugsweise  würde 
ihm  eine  Zusendung  von  Stapliylinen  angenehm  sein.  Die 
Berichtigung  des  Kamens  der  algerisclien  Clythra  war  ihm 
willkommen;  die  Liste  der  Determinata  wird  er  an  Herrn 
Becker  befördern.  Mit  dem  V^^achslhum  der  Soc.  entoni.  könnte 
es  wohl  etwas  rascher  gehen,  doch   man   muss  Geduld  haben. 

5S.  Generalsecretair  Putzejs,  IJruxelles  23.  und  26.  Oc- 
tober, hat  die  ihm  zuletzt  gesandten  Sareptaner  Carabicinen 
revidirt  und  sendet  mir  das  Namenverzeicliniss.  Eine  darunter 
befindliche  hübsche  Varietät  des  Ancliomenus  austriacus  F. 
würde  ihm,  wenn  Duplicat,  angenelim   sein. 

59.  E.  Raymond,  Sassari  18.  October,  nimmt  meine 
Vorschläge  behufs  Sendungen  über  Paris  dankbar  an  und  hat 
bereits  ausser  den  letzthin  erwähnten  neue  blinde  Käfer  er- 
beutet. 

60.  Prof.  Stäl,  Stockholm  22.  October,  freut  sich,  dass 
es  ihm  gelungen,  ein  schönes  Exemplar  der  seltenen  „Egen- 
händiga  Antekningar  af  Linnaeus  om  sig  sjelf'*'  (L's  Selbst- 
biographie) aufzutreiben,  welches  er  mir  verehrt  und  durch 
den  ßuchhaudel   senden   wird,    zugleich  Heft  2  und  3  seiner 


Chrysomelen-Monogiaphie    für   das  Pommersche  Museum    bei- 
schliessend. 

Gl.  J.  L.  Wejers,  Bruxelles  24.  October,  erhielt  die 
Sendung  in  gutem  Zustande,  hat  die  Jahrgänge  an  die  belg. 
ent.  Gesellschaft,  an  die  Akademie  in  Br.  und  an  die  Soc. 
Roy.  in  Liege  befördert,  desgleichen  die  Schachteln  an  die 
Herren  Putzeys,  Roelofs  und  Candeze  und  hofft  die  vorgelegten 
australischen  Buprestiden  in  kürzester  Zeit  determinirt  zurück- 
zusenden. Meine  Bemerkung  über  den  erstaunlichen  Patriotis- 
mus der  belgischen  Entomologen  hat  ihn  ergötzt:  allerdings 
stehen  seine  Landsleute  den  erpichtesten  Britishers  nicht  nach 
und  scheinen  zu  Hekatomben  geneigt,  sobald  wieder  ein  neues 
Entomon  als  unzMeifelhafter  Bürger  Belgiens  registiirt  ist. 

62.  H.  T.  Stainton,  Mountsfield  26.  October,  dankt  für 
ausgerichtete  Aufträge  und  freut  sich,  dass  der  Mottenpatriarch 
übersiedeln  will. 

63.  Graf  Manuel,  Conflans  26.  October,  zeigt  den 
Abgang  einer  Sendung  von  Mont  Cenis-Insecten  an.  [Da  sie 
ausser  manchen  andern  feinen  Sachen  auch  ,^'-^  von  Osphya 
aeneipennnis  Kriechb.  enthält,  so  soll  es  mir  erfreulich  sein, 
wenn  sie  unbeschädigt  den  Transport  übersteht.] 

64.  Kaufmann  W.  Roose,  Frankfurt  a.  M.  29.  October, 
wünscht  dem  Vereine  beizutreten  und  dass  ihm  ein  Exemplar 
der  Vollenhoven'schen  Ichneumonen- Skizzen  besorgt  ^erde. 
[Soll  gern  geschehen,  sobald  noch  mehrere  Bestellungen  dar- 
auf eingehen.] 

65.  Oberst  Quedonfeldt,  Berlin  30.  October,  bedauert, 
dass  mein  ihm  im  Frühjahr  in  Liegnitz  zugedachter  Besuch 
ihn  verfehlt  habe  ,  weil  er  inzwischen  als  Coinmandeur  des 
50.  Regiments  nach  Posen  versetzt  war;  aber  auch  diese 
Stelle  bekleidet  er  nicht  mehr,  da  er  seither  nach  Beilin  in 
das  Kriegsminibterium  berufen  %\orden  Sein  lebhaftes  Inter- 
esse an  der  Entomologie  ist  kcinesweges  verringert,  wenn- 
gleich die  neuen  Verhältnisse  ihm   wenig  freie  Zeit  liessen. 

65.  V^.  Scott,  Petersburg  2i*.  October,  bedauert,  dass 
er  seine  Rückreise  nach  England  auf  dem  kürzesten  Wege 
machen  wird,  ohne  den  versprochenen  längeren  Besuch  hier 
ausführen  zu  können.  Auch  den  beabsichtigten  Abstecher 
nach  Moskwa  konnte  er  nicht  ins  Weik  setzen. 

67.  Consul  Blanchard  des  Farges,  Paris  29.  October, 
wird  die  beabsichtigte  Reise  nach  Tiflis  am  15.  November 
über  Marseille  antreten  und  bittet  um  meine  Introduction  bei 
Herrn  Radde,  Director  des  dortigen  Museums,  dem  berühmten 

Explorator  des  Amur-Gebietes. 

68.  Prof.  Zeller,  Meseritz  25.  und  29.  October,  erhielt 
die  ihm  bestimmten  London  Transactions,   begutachtet  einen 


31 

ihm  mitgetheilten  Zeitungs-Artikel,  bespricht  eventuell  noch 
einige  Fingen,  welche  bei  der  Uebersiedelung  berücksichtigt 
vvenlen  rnUssten,  hat  von  Stainton  über  eine  beabsiclitigte 
Excursion  nach  Kauen  nichts  Näheres  erfahren  und  möchte 
meine  Ansicht  über  die  beste  Metliode  wissen,  Insectensendun- 
gen  von  und  nach  den  Vereinigten  Staaten  zu  behandeln. 
[Leider  bin  ich  nicht  im  Stande,  meinem  Freunde  erprobten 
Rath  z,u  geben,  da  die  mir  bisher  aus  Nordamerika  direct 
zugekommenen  Sendungen  ohne  Ausnahme  in  schlechtem  Zu- 
stande hier  einliefen.  Ob  daran  die  anscheinend  zu  sorglose 
Verpackung  der  Absender  allein  die  Schuld  trug,  ob  eine 
barbarif-clie  Behandlung  auf  dem  jenseitigen  Transport,  lasse 
ich   dahingestellt.] 

G9.  E.  Brown,  Burton  29,  October,  wird  seinen  Kata- 
log ehestens  einsenden,  damit  ich  beurtheilen  kann,  ob  seinen 
sibirischen  Desideiien  ahzulielfen  ist.  Er  wünscl)t  dem  Ver- 
eine anzugehören,  ist  geneigt,  der  Zeitung  einen  Artikel  über 
Manticora  zu  überweisen  und  hort't,  da^^s  unter  seinen  Lamelli- 
cornen  und  Longicornen  annehmliciie  Aequivalente  sein  werden. 
Den  vorgetragenen  Briefen  werden  Sie,  meine  Herren, 
unschw  er  entnommen  haben,  dass  der  Verein  sich  ausgezeich- 
neten Gedeihens  erfreut.  Da  nun  un-er  Heir  Vereins-Finanz- 
Minisler  uns  glaubhait  versichert,  es  werde  sich  voraussichtlch 
in  dem  Budget  eher  eine  Steigerung  der  Einnalmien  als  eine 
Abnahme  derselben  nachweisen  lassen,  so  molivire  ich  mit 
diesen  beiden  Thatsaclien  den  bereits  in  dem  Eingange  meiner 
Rede  angedeuteten  Antrag.     Er  geht  dahin: 

„den  Herrn  Prof.  P.  C.  Zell  er  in  Meseritz  als  be- 
ständigen Secretair  des  Vereins  mit  einem  festen  Ge- 
halt liierlier  zu  berufen". 
Von  dem  Augenblicke  an,  wo  es  mir  vergönnt  war,  die  mir 
zugedachte,  auf  literarische  und  musikalisclie  Leistungen  ba- 
sirte  Gräce  royale  König  Friedricli  Wilhelms  des  Vierten  in 
eine  Subvention  des  Vereins  zu  gestalten,  stand  es  bei  mir 
fest,  dass  diese  goldhaltige  Quelle  möglichst  geschont  und  in 
ein  Reservoir  geleitet  werden  solle,  aus  welchem  sich  später 
dauernder  Segen  für  unsere  Gesellschaft  erzielen  lasse.  Zwar- 
ist  nach  meiner  früheren  Ansicht  der  Zeitpunkt  eigentlich 
noch  nicht  gekommen,  um  das  fragliche  Reservoir  für  gefüllt 
genug  zu  halten,  indessen  bewegt  mich  zu  dem  heutigen  Vor- 
schlage einestheils  das  Gefühl  meines  vorrückenden  Alters, 
welches  den  gesteigerten  Anfordernngen  des  immer  umfang- 
reicheren Vereines  ohne  verlässige  Beihülfe  nicht  mehr  ge- 
nügen kann,  anderntheils  die  freundliche,  hoch  zu  ehrende 
Bereitwilligkeit  meines  werthen  Freundes  Zeller,  der  aus 
Liebe  für  die  Wissenschaft  und  bewährtem  treuem  Festhalten 


am  Interesse   des  Vereins    sich    willig   erklärt   hat,    sein   ent- 
schieden   wohlfeileres   jetziges    Domieil    mit    dem    als   theuer 
bekannten  Stettiner  Pflaster  zu   vertauschen,    wenn    das   ihm    * 
auszusetzende  Gehalt  auch  eb,  n  nur  nothdürftig  hinreicht,  die 
Differenz  auszugleiciien. 

Dass  Professor  Zeller  den  ihm  dafür  angemutheten  Lei- 
stungen, Beihülfe  bei  der  Redaction  und  Correctur  der  Zeitung, 
Oberaufsicht  über  unsere  von  Jahr  zu  Jahr  sicli  mehr  aus- 
dehnende Vereinsbibliothek,  in  jeder  Beziehung  mehr  als  ge- 
wachsen ist,  darüber  brauche  ich  kein  Wort  zu  verlieren  — 
wir  kennen  den  Mann  und  wissen,  was  wir  an  ihm  gehabt 
haben  und  haben  werden.  Dass  ich  nach  25  Jahrgängen  Zei- 
tung und  16  Bänden  Linnaea  entom.  bei  der  Redaction  und 
der  augenmörderischen  Correctur  nach  einem  Hülfsgenos^en 
begehre,  auf  den  ich  mich  verlassen  kann,  wird  Urnen  niclit 
wunderbar  dünken.  Mithin  empfehle  ich  meinen  Vorschlag 
zur  geneigten  Prüfung  und  stelle  ihn  liiemit  zur  Discussion. 
Hr.  Prof.  Hering  nalim  hierauf  als  Senior  des  Vorstandes 
und  ältestes  Stiftungsmilglied  das  Woit  und  erklärte,  er 
glaube  sich  vollkommen  berechtigt,  im  Namen  seiner  Collegen 
deren  einstimmige  Zufriedenheit  mit  dem  Antrage  aussprechen 
zu  dürfen.     Dies  wurde  durch  Acciamation   bejaht. 

Nach    einer   eingehenden  Darlegung   des    Herrn    Vereins- 
Rendanten  Miller  wurde  sodann  beschlossen, 

Herrn  Prof.  Zeller  ein  jährliches  Fixum  von  200  Thlr. 

auszusetzen    und    zu    den    Kosten    des    Umzuges  eine 

ausserordentliche  Beihülfe  von  120  Thlr.  zu  leisten. 
Die  bisherigen  Beamten  des  Vereins  wurden  in  iiiien 
Aemtern  bestätigt.  Dem  darauf  folgenden  gemeinsamen  Mahle 
wohnte,  eingeführt  durch  Herrn  Dr.  Sclileicli,  der  weit- 
berühmte Operateur  Herr  Geheimrath  Dr.  Robert  Wilms 
aus  Berlin  bei  und  nach  seinem,  durch  den  Abgang  des  Balin- 
zuges  bedingten  Aufbruch  wurde  einstimmig  beschiosiren,  den 
gefeierten  Mann  zu  ersuchen, 

ein  Ehrendiplom  des  Vereines  freundlich  anzunehmen. 
Ausserdem  sind  in  den  Verein  heute  aufgenommen  worden 
die  Herren 

Preudhomme  de  Borre  in  Liege, 

Kaufmann  Haelssen  in  Hamburg, 

E.  Raymond,  derzeit  in  Sassari, 

Edw.  Brown  in  Burton  upon  Trent, 

Fred.  Bates  in  Leicester 

Kaufmann  W.  Roose  in  Frankfurt  a.  M. 

Dr.  C.  A.  Do  hm. 


S3 


Mitglieder- Verzeicliniss. ' 


Gegen  das  zu  Anfang  des  28.  Jahrgangs  (1867)  ab- 
gedruckte Verzeicliniss  der  Mitglieder  des  Vereins  und  den 
im  29.  Jahrgänge  (1868)  S.  17  gegebenen  Nachtrag  dazu 
hat  sich  der  Status  inzwischen  folgendermassen  verändert.  .^ 

Der  Verein  hat  durch  den  Tod   verloren: 
die  Ehrenmitglieder: 

Herrn  B.  V^.  Westermann  in  Copenhagen, 
Prof.  M,  C.  Boheman  in  Stockholm; 
die  Mitglieder: 

Herrn  Director  Kaden  in  Dresden,  ; 

M.  C.  Sommer  in  Altena, 
Gutsbesitzer   Küsell    (starb    in   Görlitz    schon 

vor  längerer  Zeit), 
Prof.  Dr.  Filippo  de  Filippi   in  Turin,    eben-; 
falls  schon  seit  geraumer  Zeit  gestorben, 
desgleichen  Herr  E.  Heeger  in  Wien, 
desgleichen  Herr  Director  Dr.  Schmidt   in  Elbing. 
In  den   Verein  sind  aufgenommen: 
als  Ehrenmitglieder: 

Herr  Cesar  Godeffroj  in  Hamburg, 
-      Geh.  Rath  Dr.  R.  Wilms  in  Berlin; 
als  Mitglieder: 

Frau  Dietrich  in  Rockhampton  (Australien), 
Herr  Fred.  Bat  es  in  Leicester, 

Preudhomme  de  Borre  in  Bruxelles, 
Edwin  Brown  in  Burton  upon  Trent, 
Burgess,  Stud.  bist.  nat.  in  Cambridge  (Massa- 

cbusets), 
A.  Ehrbar  dt  in  Hamburg, 
G.  Haelssen  in  Hamburg, 
Heuaecker,  Fabrikant  in  Osterwiek  (Harz), 
W.  Koltze  in  Hamburg, 
E.  Raymond,  derzeit  in  Sassari, 
W.  Roose  in  Frankfurt  am   Main, 
Sanborne,    Assistent    der    Nat.   Hist.   Soc.    in 

Cambridge  (Massachusetts), 
Lehrer  Utpadel  in  Stettin, 
Wachtl,    Forstbeamter  in  Seibuscb  (Galizien), 
C.  L.  Wejers  in  Bruxelles. 

8 


8« 

Danach  stellt  sich  die  Gesammtzahl  wie  folgt: 

Ehrenmitglieder 18, 

Vorstands-Mitglieder 13, 

Ordentliche  Mitglieder 704. 

Gegen  die  im  Verzeiclinisse  von  1867  angegebenen  Daten 
über  Wohnort  u  &.  w.  sind  mir  inzwischen  folgende  Ver- 
änderungen und  Modificationen  theils  direct,  theils  indirect 
bekannt  geworden: 

Abdul  EfFendi  (den  Forschern  unter  dem  Namen  Ham- 
merschmidt rühmlichst  bekannt)  lebt  nicht  mehr  in  Damascus, 
sondern  als  Abdul  Bej  in  Constantinopel. 

Herr  Prof.  Bai  Hon  wohnt  nicht  mehr  in  Kasan,  sondern 
in  Petersburg. 

Herr  Prof.  Bilimek  derzeit  in  Miramare. 

Herr  Dr.  Haag-Rutenberg  hat  seinen  Wohni^itz  von 
Mühlenhof  nach  Grüneburg  bei  Frankfurt  am  Main  verlegt. 

In  den  letzten  Verzeichnissen  fehlt  durch  ein  Vergehen 
schon  seit  Jahren  der  Name  des  Herrn  Oberst  Quedenfeldt, 
derzeit  in  Berlin  im  Kriegsministerium. 

Herr  Prof.  Zell  er  gedenkt  Ostern  1860  von  Meseritz 
nach  Stettin  überzusiedeln  und  das  Amt  eines  beständigen 
Secretairs  des  Vereins  zu  übernehmen. 

C.  A.  Dohrn. 


3tS 


Necrolog. 

Carl  Heinrich  Boheman  wurde  den  10.  Juli  1796  in 
Jönköping  geboren.  Als  er  acht  Jahre  alt  war,  erwachte 
schon  in  ihm  eine  unwiderstehliche  Lust,  die  Naturgeschichte, 
besonders  die  Entomologie,  zu  studiren,  weshalb  seiner  Schul- 
bildung, die  ursprünglich  für  die  merkantilische  Laufbahn 
berechnet  war,  bald  eine  andere,  mit  seinen  Neigungen  mehr 
übereinstimmende  Richtung  gegeben  wurde.  Nachdem  er  im 
Jahre  1812  auf  der  Universität  in  Lund  Student  geworden 
war,  widmete  er  sich  einige  Zeit  den  juridischen  Studien,  die 
er  jedoch  bald  wieder  aufgab  und  1813  als  Sergeant  in  das 
Jönköpinger  Regiment  eintrat,  in  welcher  Eigenschaft  er  1814 
an  dem  Feldzuge  in  Norwegen  Theil  nahm,  später  zum  Kapi- 
tain  avancirle  und  1844  Abschied  aus  dem  Kriegsdienste  nahm. 

Während  seiner  militairischen  Dienstzeit  wandte  Boheman 
alle  seine  freien  Stunden  dazu  an,  sich  mit  Eifer  dem  Stu- 
dium der  Entomologie  und  der  Vergrösserung  seiner  Samm- 
lungen zu  widmen,  zu  welchem  Zwecke  er  mehrere  Reisen 
in  den  verschiedenen  Provinzen  des  Landes  unternahm  und 
daneben  in  lebhaftem  Austausch  und  Briefwechsel  mit  den 
schwedischen  Entomologen  Fallen,  Gyllenhal,  Schön- 
herr und  anderen  stand,  zu  deren  Arbeiten  er  werthvolle 
Beiträge  lieferte,  so  wie  er  sich  zugleich  auch  durch  mehrere 
Aufsätze  als  genauer  Beobaciiter  und  sorgfältiger  descriptiver 
Verfasser  kennzeiciinete.  Ueberdies  war  er  bei  der  Aus- 
arbeitung des  speciellen  Theiles  von  Schönherr's  grossem 
Werke:  „Genera  et  Species  Curculionidum'*  thätig,  worin  viele 
Gattungen  und  über  3000  Arten  von  ihm  beschrieben  sind. 
Schon  1837  und  1838  hatte  Boheman  als  Intendant  bei  der 
zoologischen  Abtlieilung  des  Reichsmuseums  in  Stockholm 
gearbeitet,  und  als  im  Jahie  1841  eine  eigene  Intendantur  der 
entomologischen  Abtheilung  des  Museums  errichtet  wurde, 
folgte  er  dem  Rufe  zu  diesem  Amte,  bei  dessen  Antritte  er 
dem  Museum  seine  während  eines  Zeitraumes  von  30  Jahren 
zusammengebrachten  m  erthvollen  und  reichen  Sammlungen 
überliess. 

Das  entomologische  Museum  war  zu  dieser  Zeit  von  ge- 
ringem Umfange;  es  bestand  hauptsächlich  aus  der  nicht 
besonders  reichhaltigen  Sammlung,  welche  vor  der  Stiftung 
des  Museums  der  Wissenschafts- Akademie  gehörte,  so  wie 
aus  den  Paykuirschen,  De  Geer'schen  und  Dalman'schen 
Sammlungen,  alle,  mit  Ausnahme  der  Paykull'schen,  welche 

3* 


36 

die  bedeutendste  war  und  hauptsächlich  aus  Lepidopteren  be- 
stand ,  von  nur  'geringer  Bedeutung.  Tlieils  duicli  Tausch 
mit  fremden  Mu&een  und  Piivat-Sammhingen,  tlieii?  durci» 
eine  verständige  Anwendung  der  Anfangs  wenigstens  sehr 
geringen  Mittel,  über  Melche  er  zur  Veigrösserung  der  Samm- 
lungen zu  disponiren  hatte,  und  endlich  durch  die  Donation 
der  reichen  Schönherr'schen  Sammlung  und  durch  den  Ein- 
kauf der  ungewöhnlich  reichhaltigen  und  kostbaren,  von 
J.  A.  Wahlberg  im  südliclien  Afrika  veranstalteten  Samm- 
lungen, stieg  die  entomologische  Abfheilung  des  Reiclismuseums 
unter  Boheman's  pflegender  Hand  von  einem  geringen  Anfange 
schnell  zu  einer  Bedeutung,  die  (wenigstens  was  die  Coleopte- 
ren  und  Hemipteren  betrifft)  sie  den  reichsten  Museen  in 
Europa  gleichstellt,  und  die  hinsichtlich  der  Scliönheit  und  der 
Präparation  der  Exemplare  so  wie  der  soigfältigen  Namen- 
gebung  derselben  die  meisten  bedeutend  übertrifft.  Diese 
seine  geliebten  und  kostbaren  Sammlungen  hielt  er  sowohl 
schwedischen  als  ausländischen  Forschern  zur  Benutzung  offen 
mit  einer  vertrauensvollen  und  wohlbekannten  Liberalität. 
Mit  besonderer  Liebe  pflegte  Boheman  die,  getrennt  von  den 
übrigen  aufgestellte,  schwedische  Insecten-Sammlung,  worin 
sich  (bis  dahin,  dass  vor  wenigen  Jahren  Professor  P.  F. 
Wahlberg  dem  Museum  seine  schöne  und  reiche  Sammlung 
schenkte)  nur  ^^enige  Exemplare  fanden,  die  nicht  von  Bo- 
heman während  seiner  zahlreichen  Forschungsreisen  in  den 
meisten  Provinzen  Schwedens  selbs-t  gesammelt  und  mit  jener 
Sauberkeit  und  jenem  Geschmacke  behandelt  und  geordnet 
waren,  worüber  er  von  Mannerbeim  to  grosse  und  wohl- 
verdiente öffentliche  Lobsprüche  erliielt. 

Indem  Boheman  so  verdienstvoll  und  mit  eisernem  Fleisse 
seinen  Beschäftigungen  als  lotendant  oblag,  hatte  er  zugleich 
Zeit  übrig,  die  Wissenschaft  mit  mehrere»  umfangreichen  und 
hochgeschätzten  Arbeiten  zu  bereichern,  als:  Monographia 
Cassididarum  und  Insecta  Caffrariae,  woneben  er  eiue 
Menge  kleinerer  Aufsätze,  Reiseberichte  u.  s.  m'.  fchrieb  und 
Berichte  über  die  Fortschritte  der  Entomologie  während  der 
Jahre  1840  185G  herausgab.  In  den  Jahren  1845,  1854  und 
1860  unternahm  er  ausländische  Reisen,  wobei  er  die  wicii- 
tigsten  fremden  Museen  in  Augenschein  nahm;  bei  seinem 
ersten  Besuche  im  Auslande  hielt  er  sieh  einige  Wochen  in 
Kärnthen  auf  und  brachte  von  den  Alpengegenden  dieses 
Landes  schöne  Sammlungen   mit  zurück. 

Sechs  und  zwanzig  Jahre,  bis  zum  1.  April  1867,  wo  er 
auf  eigenes  \'erlangen  seinen  Abschied  erhielt,  stand  Bohe- 
man seinem  Amte  als  Intendant  beim  Reichs-Museum  vor; 
aber  auch  nach  dieser  Zeit  war  er  ein  fleissiger  Arbeiter  im 


37 

Museum,  wo  er  von  Neuem  anfing,  die  schwedische  Käfer- 
Sammlung  nach  neueren  sjstematisclien  Ansichten  zu  ordnen. 
Letzten  Sommer  verlebte  er  auf  seinem  lieben  Anneberg  in 
Smäland,  wo  er  sich  während  seiner  Anstellung  beim  Museum 
selten  aufhalten  konnte,  und  durchstreifte  mit  dem  Kätscher 
in  der  Hand  die  alten  Mohlbekannton  Gegenden,  mo  er  so 
manchen  interessanten  Fund,  so  manche  für  die  schwedische 
Fauna  neue  Entdeckung  gemacht.  Im  Herbst  kam  er  nach 
Stockholm  zurück,  übernahm  seine  Beschäftigungen  auf  dem 
Museum  wieder,  erkrankte  aber  plötzlich  und  unvermutliet 
an  einer  Lungenentzündung  und  entschlummerte  still  und 
iViedvoll  den  2.  November  1868,  12  Jahre  alt. 

Boheman  war  Mitglied  vieler  schwedischen  und  aus- 
ländischen Academicn  und  gelehrten  Gesellschaften  und  Ehren- 
Mitglied  der  Entomologischen  Gesellschaften  in  Leyden,  Lon- 
don, Paris  und  Stettin.  Seine  vor  1860  herausgekommenen 
Schriften  sind  in  Hagen's  Bibliotheca  Entomologica 
aufgezeichnet,  weshalb  hier  nur  seine  nach  dieser  Zeit  ver- 
öffentlichten Abhandlungen  angeführt  werden,  welche  alle 
gedruckt  sind  in  Öfversigt  af  Kongl.  Vetenskaps  Aka- 
demiensFörhandlingar. 
1860.  Coleoptera    famlade   af   J.   A.    Wahlberg   i   Syd-vestra 

Afrika   —  p.  3—22  und    107-120. 
1863.  Entomologiska  anteckningar  under  en  resa  i  norra  Skäne 

och  södra  Halland  iir   1862  —  p.  57—85. 
1865.  Spitsbergens  Insekt-Fauna  ^  p.  563—577  Taf.  XXXV. 
1867.  Bidrag  tili  Gottlands  Insekt-Fauna  —  p.  611  —  636. 

Boheman  war  von  starkem,  kräftigem  Körperbau,  doch 
trug  er  seine  Gestalt  in  den  letzten  Jahren  etwas  gebeugt. 
Gewöhnt  an  die  JMühen  des  Soldatenlebens  und  abgehärtet 
durch  mehrjährige  Reisen,  ^^orunter  zwei  in  Lapplands  un- 
gastlichen Gegenden,  achtete  er  die  Bequemlichkeiten  des 
Lebens  wenig.  Von  seiner  Kriegerzeit  her  trug  er  immer 
einen  Schnurrbart,  der  in  letzterer  Zeit  so  wie  das  dünn 
gewordene  Haar  etwas  ergraut  war.  Aber  noch  mit  72  Jah- 
ren waien  seine  Augen  scharf,  und  ohne  Unbequemlichkeit 
gebrauchte  er  die  Lupe.  Als  Sammler  war  er  unermüdlich, 
und  auf  seinen  Einsammlungsreisen  vergass  er  Hunger  und 
Durst.  Wenige  Entomologen,  vielleicht  keiner,  möchten  mit 
eigener  Hand  eine  solche  Menge  Insecten  gesammelt  haben 
als  Boheman,  und  mit  dem  grössten  Interesse  und  den  schön- 
sten Hoffnungen  wollte  er  noch  nächsten  Sommer  eine  Reise 
nach  den  Berggegenden  Jemtlands  unternehmen. 

Rec!  t^chafYen  und  redlich,  offen  und  einfach,  von  sanftem 
Wesen  und  einer  seltenen  Bescheidenheit,  pünktlich  und  ge- 
wissenhaft   in   seinem  Dienste,    den   er   mit   eisernem  Fleisse 


38 


und  nie  erkaltendem  Interesse  verwaltete,  treuer  und  guter 
Freund  und  Kamerad,  heiter  und  angenehm  im  Umgange, 
war  Boheman  hochgeliebt  und  geachtet.  Lange  und  sclimerz- 
lich  werden  ihn  seine  zahlreichen  Freunde  vermissen,  und 
die  entomologische  Wissenschaft  wird  seinen  Namen  eingraben 
unter  die  Namen  ihrer  vielseitigsten  und  würdigsten  Söhne. 
Stockholm,  den  9.  November  1868. 

C.  Stäl. 


NacL Schrift  von  G.  A.  Dohrn. 

Da  es  mir  schon  vor  einigen  zM-anzig  Jahren  vergönnt 
war,  die  persönliche  Bekanntschaft  des  treiflichen  Mannes  zu 
machen,  wir  uns  in  Stettin  und  Stockholm  mehrmals  besucht, 
auch  gemeinsam  eine  Reise  nach  London  und  Paris  gemacht 
haben,  so  behalle  ich  mir  vor,  später  noch  eines  und  das 
andere  zu  berichten,  was,  wie  ich  hoffe,  den  zahlreichen  per- 
sönlichen Freunden  und  Verehrern  des  Heimgegangenen  von 
Interesse  sein  Mird,  die  gewiss  gleich  mir  durch  den  uner- 
warteten Tod  des  trotz  vorgerückten  Alters  noch  so  rüstigen 
Mannes  tief  erschüttert  sind. 


39 


Ueber  Depressaria  nervosa  und  D.  ultimelia 

von 
P.  C  Zeller  in  Iffescrits. 


Kaum  habe  ich  im  letzten  Heft  der  Zeitung  für  1868 
S.  423*)  Zweifel  darüber  geäussert,  dass  es  eine  Depresfarien- 
art  mit  äcliter  Stengelraupe  gebe,  und  somit  die  Richtigkeit 
der  Snellen'tchen  Beobachtung  verdächtigt,  so  erhalte  ich 
eine  so  zuverlässige  Bestätigung  der  letztern,  da^s  ich  mich 
widerlegt  anerkennen  muss  und  mich  bewogen  fühle,  zur 
weiteren  Untersuchung  der  interessanten  Nebenart  oder  Neben- 
arten der  Depr,  nervosa  aufzufordern. 

Herr  Dietze  in  Frankfurt  am  Main  schickte  mir  nebst 
einer  schönen  vergrösserten  Abbildung  der'  Raupe  und  einem 
aus  letzterer  gezogenen  Schmetterling  folgende  Nacliricht: 

^Herr  Stainton  machte  mich  hei  seiner  letzten  Anwe- 
senheit in  Frankfurt  auf  die  sonderbare  Lebensweise  der 
D.  ultimelia  aufmerksam,  weshalb  ich  am  6.  August  danach 
suchte  und  2  derselben,  eine  ausgewachsene  und  eine  noch 
nicht  vollwüchsige  fand.  Die  eine  lebte  in  dem  letzten  Gliede 
der  Pllanze  unter  dem  Spiegel  des  Wassers,  die  andere  be- 
wohnte die  beiden  letzten  Glieder,  die  von  innen  überall 
benagt  und  unten  mit  einer  Lage  Koth  gefüllt  waren.  Erstere 
spann  sich,  nachdem  ich  eine  Abbildung  von  ihr  genommen 
hatte,  schon  nach  wenigen  Tagen  mit  einigen  Fäden  zur  Ver- 
wandlung fest  und  wurde  zur  hellbraunen  Puppe.  Zur  Zucht 
der  andern  Raupe  schnitt  ich  einen  frischen  Stengel  des 
Phellandrium  ab  und  stellte  ihn  in  ein  Glas  mit  Wasser, 
worauf  ich  die  Raupe  von  oben  in  ihn  hineinkriechen  liess. 
Am  folgenden  Tage  war  die  Oeffnung  schwach  versponnen, 
der  Stengel  zeigte  Frassspuren;  auch  lagerte  unten  frischer 
Koth.  In  dieser  Weise  lebte  die  Raupe  noch  etwa  eine 
Woche,   wurde   dann   mehr  gelblich  und   spann   eich   endlich 


*)  Ich  benutze  diese  Gelegenheit,  um  einige  Druckfehler  in  dem- 
selben Aufsatz  zu  verbessern. 

S.  407  Z.  6  V,  u.  lese  naan  2  Wochen  statt  3  Wochen. 
S.  411  Z.  5  lese  man  obere  statt  äussere. 
S.  412  Z.  1  V.  u.  lese  man  hatte  statt  habe. 

Z.  9      -        -        -      Strohhalme  statt  Strohhalm. 
S.  414  Z.  14   -        -        -      1  Zoll  statt  1  Linie. 
S.  417  Z.  14    -        -        -      Tischer'schen  st.  Fi  scher 'sehen. 
S.  425  Z.  17    •        •        •      schwärmte  statt  sohwärmt. 


40 

in  einer  eingefressenen  Höhlung  leicht  ein.  Die  Puppe  ruhte 
bis  zum  28.  August.  Am  4.  October  schnitt  ich  einen  gelb- 
gewordenen Stengel  der  Futterpflanze  durch  und  fand  darin 
2  leere  Puppen  und  deren  todte,  verschimmelte  Falter,  ob- 
schon  ein  Ausschlüpfloch  vorhanden  war.  In  einem  andern 
Glied  derselben  Pflanze  war  noch  eine  volle  Puppe,  die  schon 
schwarzgefärbte  Augen  hatte,  und  aus  der  der  Schmetterling 
am  20.  October  erschien." 

Hiernach  sucht  die  Raupe  ganz  gewiss  ihre  Nahrung 
innerhalb  des  Stengels*)  des  Phellandrium  aquaticum,  und 
aus  dem  Bilde  der  unverfärbten  Raupe  eigiebt  sich,  dass  sie 
die  von  Snellen  beobachtete  Art  und  nothwendig  von  Depr. 
nervosa  verschieden  ist. 

Aus  Snellen's  Aufsatz:  De  rups  van  Depr.  ultimella  Stt., 

*)  Mir  war  wohl  bekannt,  dass  Stand fuss  seine  Raupen  von 
Depr.  Petasitis  in  den  Blüthenschaften  von  Petasites  albus  fand 
(Breslauer  Zeitschrift  für  Entomol.  18.50  No.  16  S.  51  und  1851  No. 
17  S.  59);  ich  glaubte  aber,  sie  seien  nur  zur  Verwandlung  hinein- 
gegangen, und  deutete  eine  briefliche  Mittheilung  Lederers,  nach 
welcher  er  vor  Mitte  Juli  „einen  Sack  voll  Raupen  von  Depr.  Peta- 
sitis? die  die  Blätter  von  Petasites  albus  schotenförmig  zusammen- 
epinnen"  vom  Hochschwab  in  Steiermark  mitgebracht  hatte,  wirklich 
auf  Depressaria  Petasitis.  Jetzt  finde  ich  aber  in  Stainton's  Ajinual 
for  1865  p.  133  folgende  Notiz,  welche  die  Sache  entscheidet:  Depr. 
Petasitis  Stdfss.  Von  dieser  Art  erhielt  ich  im  Mai  einige  Raupen 
durch  die  Güte  des  Herrn  Ernst  Hofmann,  der  damals  in  Oberaudorf 
wohnte.  Zeitig  im  Mai  hatte  er  eine  Excursion  nach  einem  6000' 
hohen  Berge  gemacht  und  an  demselben  bei  2000'  Meereshöhe  ver- 
schiedene Arten  Petasites  in  Blüthe  gefunden.  In  den  Blüthenschaf- 
ten von  Pet.  albus,  niveus  und  ramosus  traf  er  die  Raupen  von  Depr. 
Petasitis  in  verschiedener  Grösse;  sie  verriethen  ihre  Anwesenheit 
durch  das  Verwelktsein  der  obersten  Blüthen;  das  Loch  im  Schaft 
war  mit  einem  leichten  Gewebe  verdeckt.  Hier  und  da  hielten  sich 
Raupen  zwischen  zusammengesponnenen  Blüthen  auf.  Später  fanden 
sie  sich  reichlich  in  cj'lindrischen,  auf  den  Blättern  gebildeten  Wül- 
sten ,  und  diese  Wohnungen  waren  sehr  reichlich  mit  Excrementen 
angefüllt. 

Die  im  Annual  for  186'i  p.  128  erwähnte,  in  the  shoots  of  Ar- 
temisia  campestris  lebende  Raupe  ist  nach  aller  Wahrscheinlichkeit 
einerlei  mit  der  von  Nickerl  in  der  Wiener  entomol.  Monatsschrift 
VIIL  (1864)  S.  4  beschriebene  Depr.  Artemisiae  und  gehört  daher 
nicht  zu  den.  markfressenden  Arten. 

Jedenfalls  aber  darf  die  Lebensweise  (innerhalb  der  Stengel) 
nicht  mehr  zu  den  generischen  Eigenthümlichkeiten  der  Gattung 
Exaeretia  gerechnet  werden. 


41 

der  in  der  Tydschrift  voor  Entomologie.  Tweede  Serie. 
Tweede  deel.  1867.  p.  26  29  zu  lesen  ist,  gebe  ich  einen 
Auszug  mit  stellenweiser   Uebersetzung  der  Textworte. 

Zu  Anfang  Juli  ti  af  Snellen  einige  der  längst  bekannten 
Raupen  der  Depr.  nervosa  zwisciien  den  Blüthen  des  Phel- 
landrium,  und  dies  hatte  zur  Folge,  dass  ihm  die,  soviel 
bekannt,  noch  unbeschriebene  Raupe  der  D.  ultimella  in  die 
Hände  kam.  Da  er  wu&ste,  dass  die  Nervosaraupen  wie  die 
Raupen  anderer  Depressarien  zur  Verpuppung  in  die  hohlen 
Stengel  der  von  ihnen  bewolinten  Sciiirmpflanzen  kriechen, 
so  untersuchte  er  einen  Pllanzenstengel  und  fand  ausser  zwei 
eingesponnenen  Raupen  der  D.  nervosa  noch  eine  andere, 
ihm  unbekannte,  die  sich,  nach  den  Frassspuren  an  der 
Wand  zu  schliessen,  vom  Innern  des  Stengels  nährte.  Durch 
eifriges  Suchen  brachte  er  gegen  20  meist  erwachsene  Exem- 
plare dieser  Kaupenart  zusammen.  Zu  Hause  wurden  ihnen 
die  in  feuchte  Erde  gestellten  Wurzellheile  von  Pliellandrium- 
stengeln  gegeben,  in  deren  unterstes  Glied  sie  sich  bald  durch 
die  Scheidewand  hineinbohrten,  worauf  sie  das  Bohrloch  durch 
etwas  Gespinnst  verschlossen.  Nacii  drei  Wochen  zeigte  sich 
bei  der  Untersuchung,  dass  die  meisten  sich  verpuppt  hatten, 
dass  einzelne  noch  unverwandelt  in  einem  Gewebe  sassen, 
und  dass  2 — 3,  die  zu  den  kleinsten  Exemplaren  gehört  hatten, 
jetzt  fast  ausgewachsen  waren.  Die  Gespinnste  und  Puppen, 
die  sich  grossentheils  in  den  Stengeln  befanden,  glichen  genau 
denen  der  D.  nervosa,  nur  dass  sie  etwas  kleiner  waren. 
Erst  hieraus  zog  Herr  Snellen  den  Schluss,  dass  die  neue  Raupe 
zu  einer  Depressarienart  gehörte,  woran  er  bisher  gar  nicht 
gedacht  hatte,  und  dass  vielleicht  Yeatiana  daraus  hervor- 
kommen würde.  Statt  dieser  erschienen  aber  Schmetterlinge, 
die  er  anfangs  für  etwas  kleinere,  kärglich  genährte  Nervosa 
hielt.  Weil  sich  aber  nicht  annehmen  liess,  dass  Nervosa 
zwei  so  gar  ungleiche  Raupen  habe,  so  vermuthete  er,  er 
mochte  die  nächste  Verwandte  von  Nervosa,  nämlich  Ulti- 
mella, vor  sich  haben,  und  die  Vergleichung  mit  der  Beschrei- 
bung in  den  Insecta  Britannica  zeigte  die  Riciitigkeit  dieser 
Vermuthung. 

„Die  Raupe  von  D.  Ultimella,  wovon  ich  keine  klei- 
neren als  fast  halberwachsene  Exemplare  fand,  die  nicht 
anders  aussahen  als  die  erwachsenen,  ist  in  ganzer  Grösse 
kaum  20  Millim.  lang,  stielrund,  vorn  sehr  wenig  dünner  als 
in  der  Mitte  und  so  von  der  gewöhnlichen  Schabenraupenform 
einigermassen  abweichend.  Kopf  und  Beine  klein  5  doch  ist 
das  Thier  sehr  behende  und  weiss  sich  an  den  Wänden  seines 
Aufenthalts  recht  schnell  auf-  und  abwärts  zu  bewegen.  Die 
Körperfarbe  ist  ein  etwas  unreines,  helles  Seegrün  ohne  Zeich- 


42 

nuDg;  die  gewöhnliehen  Piinktwarzen  sind 'sehr  klein;  der  Kopf 
hellbraun;  die  Vorderbeine  und  das  Halssehild  sehr  blass 
braun.  Die  Puppe,  die  im  Stengel  in  einem  dünnen,  weissen 
Gewebe  ruht,  ist  glänzend  kastanienbraun,  kurz,  flach  gedrückt 
■wie  alle  Depressarienpuppen  und  hat  ein  stumpfes  Afterende. 

Bemerkt  man  so  eine  ziemliche  Verschiedenheit  zwischen 
den  einfarbigen  Raupen  der  Ultimella  und  den  buntgezeich- 
neten, viel  schlankeren  der  Nervosa  (die  in  allen  Zuständen 
bald  im  Seppschen  Werke  erscheinen  wird),  so  gleichen  da- 
gegen die  Schmetterlinge  einander  sehr,  und  geflogene 
Exemplare  sind  sch\\  er  mit  Sicherheit  zu  unterscheiden. 
Steckt  man  eine  Reihe  von  8  schönen,  gezogenen  Exempla- 
ren der  einen  Art  neben  eine  solche  der  andern,  so  wird 
ersichtlich,  dass  beide  Arten  in  denselben  Farbenschattirun- 
gen  vorkommen;  man  trifft  braungraue,  gelbgraue,  rinden- 
farbige, blassbraune  und  rötliliche  Exemplare  ebenso  von 
Nervosa  v  ie  von  Ullimella.  Bei  beiden  ist  die  Anlage  der 
Zeichnungen  dieselbe;  man  sieht  nämlich  ein  kleines,  dunkles 
Fleckchen  an  der  Flügelbasis,  kleine,  dunkle,  durch  lichte 
Schuppen  getrennte  Längsstreifchen  auf  den  Adern,  einen  sehr 
scharf  gebrochenen,  mit  der  Spitze  gegen  die  Flügelspitze 
gerichteten,  undeutlich  begrenzten,  hellen  Querstreif  über  das 
Enddrittel  des  Flügels  und  dunkle  Punkte  vor  den  durch  eine 
dunkle  Linie  getheilten  P'ranzen,  während  das  Ende  der  Mit- 
telader einen  fast  schwarzen  Punkt,  zeigt.  Taster,  Hinterleib 
und  Unterseite  mit  den  Beinen  stimmen  bei  beiden  Arten 
überein. 

Das  vorzüglichste  und  am  besten  zu  beobachtende  Merk- 
mal der  beiden  Arten  liegt  in  den  Adern  der  HinterflUgel. 
Auf  diesen  kommen  bei  Nervosa  Ader  2,  3  und  4  nicht 
nur  immer  aus  einem  Punkt  am  untern  Ende  der  Mittelzelle, 
sondern  Ader  2  und  3  sind  stets  mit  einem  kürzern  oder  län- 
gern, jedoch  immer  deutlichen  Stiel  versehen,  und  oft  stehen 
sogar  alle  3  genannte  Adern  auf  einem  gemeinschaftlichen  Stiel 
(Taf.  1  Fig.  iO).  Bei  Ultimella  dagegen  entspringen  diese 
Adern  zwar  auch  aus  dem  untern  Ende  der  Mittelzelle;  aber 
nur  2  und  3  kommen  aus  dem  Punkt,  sind  bei  keinem  meiner 
8  Exemplare  gestielt,  und  4  ist  an  ihrem  Ursprung  deutlich 
von  2  und  3  getrennt  (Fig.  11).  An  diesem  Merkmal  sind  selbst 
verflogene  Exemplare  beider  Arten  deutlich  zu  unterscheiden. 

Ferner  giebt  es  einen  sichtbaren  Unterschied  in  der 
Grösse.  Meine  8  Exemplare  von  Nervosa  haben  eine  Flügel- 
spannung von  21,5 — 23  Mill.,  8  Exemplare  von  Ultimella  nur 
eine  von  19,5-20,5.  Ausserdem  ist  die  Vorderflügelfarbe 
bei  Nervosa,  was  auch  Stainton  anmerkt,  viel  weniger  und 
nicht  so  oft  rothgemischt.     Dann  sind  bei  Ultimella  Kopf  nad 


43 

Rücken  sehr  merklich  heller  als  die  Vorderflügel,  während 
dies  bei  Nervosa  nur  in  geringem  Maasse  oder  gar  nicht 
stattfindet.  Dies-e  letzte  Verschiedeniieit,  so  auffallend  sie 
auch  bei  sitzenden  und  ungespiessten  Exemplaren  beider  Arten 
ist,  wird  durch  das  Aufspiessen  mit  einer  Stecknadel  weniger 
deutlich  und  geht  beim  Speckigwerden  des  Thieres  sehr  leicht 
verloren.  Noch  mochte  ich  sagen,  dass  die  Vordertlügel  der 
Ultimella  durch  dickere,  kürzere,  schwarze  Streifchen  und 
reiclilichere  lichte  Beschuppung  daneben  ein  bunteres  Aussehen 
haben  als  die  der  Nervosa,  und  dass  der  nicht  ganz  so  scharf 
gebrochene  helle  Querstreif  deutlicher  neben  dem  Innenrand 
verläuft  als  bei  der  letztgenannten  Art.  Da.^s  bei  Nervosa 
das  schwarze,  auf  der  Mittelader  vor,  und  das  auf  derselben 
hinter  der  FJügelmitte  liegende  Streifclieu  Mei.'-s  geringt  sein 
sollte,  wie  Stainton  in  seiner  Diagnose  angiebt  *),  habe  ich 
nicht  allein  nicht  bestätigt  gefunden,  sondern  selbst,  wie  oben 
gemeldet,  fast  das  Gegentheil  wahrgenommen.''' 

Die  Dietze'sche  Raupe  stimmt  mit  der  Snellen'schen  in 
der  Hauptsache.  Die  Abl'ildung,  nach  der  fast  7  Lin.  langen 
Raupe  bedeutend  vergrössert  gegeben,  zeigt  im  Vergleich  mit 
der  Nervosaraupe  eine  grössere  Schlankheit  —  im  Wider- 
spruch gegen  Snellen's  Angabe  und  eine  hellgelblichgrüne 
Grundfarbe  ohne  andere  Längsstreifen  als  das  Rückengefäss, 
das  eine  nur  dunkler  grüne,  auf  der  Mitte  der  vordem 
Gelenke  verdunkelte,  nach  hinten  blässer  werdende  und  auf 
den  3  letzten  Segmenten  verschwindende  Längslinie  darstellt. 
Die  hellbraunen  —  nicht  dunkelbraunen  Punktwarzen  —  treten 
recht  deutlich  auf  der  Grundfarbe  hervor  (dies  scheint  mit 
Snellens  Angabe  im  Widerspruch  zu  stehen).  Der  kleine,  herz- 
förmige Kopf  ist  röthlichgelb  (bei  Nervosa  ganz  schwarz); 
das  den  grössten  Theil  des  Prothorax  einnehmende  Halsschild 
ist  halbmondförmig,  heller  als  der  Kopf,  und  ruht  auf  dem 
Vorderrand;  die  Biustfüsse  sind  dunkler. 

Der  mir  von  Herrn  Dietze  mitgetheilte  ?  Schmetterling 
unterscheidet  sich  durch  seine  besonders  gegen  den  Vorder- 
rand gelbröthlichen  Vorderflügel,  die  durch  die  schärfern, 
dunklern  Längsstriche  ein  buntes  Ansehen  gewinnen,  von  mehr 
als  40  Exemplaren,  welche  ich  als  Nervosa  vor  mir  habe. 
Dabei  ist  es  so  klein  wie  die  kleinsten,  kümmerlich  genähr- 
ten Exemplare  der  letztern.  Seine  Vorderflügel  sind  schmal 
(wie  sie  doch  manche  grosse  Nervosa  auch  hat)  und  scheinen 


^)  Stainton  sagt  nur  Ins.  Brit.  Ins.  p.  98:  puncto  elongato  ante, 
puncto  pone  disci  mediuna  saturate  fuscis,  squamis  nonnuUis  albidis 
interjectis,  den  Worten  der  Beschreibung:  between  these  spotg 
rae  some  whitish  scales  entsprechend.    Z. 


44 

es  um  so  mehr,  als  die  Franzen  des  Innenwinkels  sich 
(zufällig)  nacli  der  Länge  gelegt  haben.  Kopf  und  Thorax 
sind  hell  und  vom  Kopf  aus  gelbrötlilich  angelaufen.  Der 
Bauch  hat  zu  jeder  Seite  eine  schwärzliche,  von  der  Würze 
bis  zum  vorletzten  Segment  reichende  ^itta  (in  solcher  Dun 
kelheit  und  Vollständigkeit  sehe  ich  sie  bei  keiner  Nervosa) 
Auf  den  Hinterflügeln  machen  sich  die  Adern  auf  der  Ober 
Seite  wenig  durch  Dunkelheit  bemerklich;  die  Ader  4  ent 
springt,    getrennt  von  2  und   3,   aus    der  Que rader;    aber 

2  und  3  haben  ganz  entschieden  einen  kleinen  gemein 
schaftlichen  Stiel  ^•')  d.  h,  sie  kommen  nicht  unmittelbar 
neben  einander  aus  der  untern  Ecke  der  Mittelzelle. 

Mein  von  Stainton  selbst  erhaltenes  o  der  Ultimella  ist 
verflogen  und  so  blass  wie  grosse  im  Früiijahr  gefangene 
Exemplare  der  Nervosa.  Es  ist  so  klein  wie  das  Dietze'sche 
5,  hat  aber  breitere  Vorderflügel  als  manche  aus  kärglich 
genährten  Raupen  entstandene  Nervosa  und  am  Bauche  statt 
der  Striemen  nur  wenig  bemerkbare  graue  Schatten.  Die 
Oberseite  der  Hinterflügel  ist  hell  und  ohne  verdunkelte  Adern, 
und  diese  sind  genau  so  wie  sie  nach  Snellen  bei  Ultimella 
sein  sollen,  nämlich  die  Adern  2  und  3  kommen  entschieden 
aus  der  Ecke  der  Zelle,  und  Ader  4    aus  der  Querader. 

Wenn  ich  nun  bei  meinen  andern,  grösstentheils  gezoge- 
nen Exemplaren,  die  in  Grösse,  Flügelslreckung  —  beim  $ 
ist  sie  geringer  —  und  Färbung  vielfach  unter  einander  ab- 
weichen, bloss  das  Geäder  der  Hinterflügel  berücksichtige,  so 
zeigt  sich,  dass  es  auf  der  Oberseite  bei  allen  durch  dunkle 
Färbung  so  deutlich  hervortritt,  dass  seine  Verbindung  oft 
mit  blossen  Augen  genau  zu  erkennen  ist.  Fünf  Exemplare 
mit  so  blassen  Vorderflügeln  wie  das  Stainton'sche,  aber  in 
der  Streckung  derselben  sehr  ungleich,  haben  die  Ader  4  aus 
der  Querader;  dagegen  hat  von  einem  Paare,  das  ich  bei 
Glogau  am  3.  Juni  im  Freien  fing,  das  2  die  Adern  2  und  3 
an  einem   deutlichen  Stiel. 

Unter  den  andern  hat  die  Mehrzahl,  nämlich  30  (von 
Glogau,  Meseritz,  Erlangen,  aus  Böhmen  und  Livland)  die  3 
genannten  Adern  an  einem  gemeinschaftlichen  Stiel,  und  zwar 
so,  dass  4  ziemlich  nahe  an  der  Ecke  der  Mittelzelle,  2  und 

3  mehr  oder  weniger  weit  entfernt  von  4  entspringen  und 
also  bisweilen  eine  Gabel  mit  ansehnlichem  Stiel  bilden,  ohne 
dass  das  Geschlecht  des  Exem]»lars  auf  die  Länge  des  Stiels 
Einfluss  zu  haben  scheint. 


*)  Am  zweckmässigsten  besichtigt  man  die  Unterseite",  wo  die 
Adern  reliefartig  hervortreten,  und  ihr  Ursprung  nicht  durch  dunkle 
Beschuppung  undeutlich  gemacht  wird. 


4.5 

Bei  14  Exemplaren  ist  der  Ursprung  der  Ader  4  bis 
unmittelbar  an  die  Ecke  der  Zelle  gerückt,  und  da  der  Stiel 
der  Gabel  länger  oder  kürzer  ist,  so  kommen  bei  einzelnen 
alle  3  Adern  aus  demselben  Punkt.  Von  den  3  kleinsten 
Exemplaren  bat  ein  breitflügliges  $  einen  langen  Gabclstiel, 
ein  scbmalflügligcs  $  einen  sebr  kurzen,  ein  sclimalflügliges 
rS   bat  alle  3   Adern  an  der  Zellenspitze   vereinigt. 

Es  scbeint  biernaeb  für  die  Unterscbeidung  der  2  Arien: 
Ultiniella  und  Nervosa  von  grösserer  Wicbtigkeit  zu  sein, 
dass  Ader  4  aus  der  Que  rader  kommt  oder  an  (oder 
unter)  der  Ecke  der  Mittelzelle  entspringt,  als  dass  die 
Adein  2  und  3  eine  gestielte  oder  stiellose  Gabel   bilden. 

Herr  de  Graaf  sagt  in  seinem  1806  zusammengestellten 
Catalog  der  Niederländiscben  Microlepidoj)tern  (Tydscbrift 
p.  241)  bei  D.  nervosa:  ,.Deutscbe  von  Älann  erbaltene  Exem- 
plare unterscbeiden  sich  nicbt  von  den  unsrigen,  von  denen 
ich  einige  zur  Bestimmung  an  Stainton  geschickt  habe."  Hier-, 
nach  \vären  die  von  Pliellandrium  gezogenen  Exemplare 
einerlei  mit  der  in  England  an  Oenanthe  crocata  lebenden 
Art.  Nun  sehe  ich  aber  in  Stainton's  Natural  Hislory  VI. 
t.  3  F.  3  eine  von  der  unsrigen  sebr  erheblich  verschiedene 
Haupe  abgebildet!  Beide  kommen  nur  in  der  schwarzen  Farbe 
des  Kopfes  und  in  der  Grösse  der  glänzend-schwarzen  Punkt- 
warzen übeiein.  Dagegen  hat  Stainton's  Raupe  eine  ganz 
bläulichgraue  (nach  der  Beschreibung  S.  131  blausclnvarze) 
Färbung  des  Oberkörj)ers  und  einen  orangefarbenen  Längs- 
streifen an  jeder  Seite  und  das  Nackenschild  ist  mit  Aus- 
nahme des  weisslichen  Vorderlandes  schwarz  mit  einem 
trübocbergelblichen,  nach  hinten  verdünnten  Längsfleck  in  der 
Mitte;  das  Afterechild  i^t  schwarz,  ebenso  die  Biustfüsse;  die 
Bauchfüsse  grau.  —  Un.iere  Nervosaraupen,  von  denen  ich  eine 
schön  ausgeblasene  und  8  von  kleinen  Icbneumonlarven  be- 
^^ohnt  gewesene  vor  mir  habe,  zeigen  drei  dunkelviolettgraue, 
breite  Streifen  den  ganzen  Rücken  entlang,  nämlich  einen 
schmälern  in  der  Rückeumitte  und  je  einen  breitein  unmit- 
telbar über  dem  gelben,  in  der  Mitte  jedes  Ringes  orange- 
farbenen Seitenstreif.  Zwischen  diesen  3  grauen  Streifen  bildet 
helle  Schwefel  färbe  zwei  Längf^streifen,  in  denen  die  grossen 
sch^^■arzen  Punktwarzen  in  helleren  Höfen  liegen.  Das  grosse, 
halbeiförmige  Nackenschild  ist  ochergelb,  in  der  Mitte  von 
einer  hellgelben  Längslinie  durchschnitten,  und  am  Aussen- 
rande  von  einem  schmalen,  schwarzen  Strich  eingefasst  oder 
auch  nur  mit  einer  grossen,  glänzend  schwarzen  Punktwarze 
in  jeder  Ecke.  Das  Afterscbild  ist  balbeiförmig,  glänzend 
ochergelb  mit  schwarzen,  kleinen,  kaum  merkbaren  Punkt- 
wärzchen. Die  Brustfüsse  sind  hell  ochergelb,  die  kurzen 
Bauchfüsse  blassgelb. 


46 

Da  Stainton  erwähnt,  dass  die  Raupe  vor  der  letzten 
Häutung  keinen  orangefarbenen  Seitenstreif  besitzt,  so  ist  die 
Annahme,  er  habe  nur  die  jugendliche  Raupe  dargestellt, 
ganz  unstatthaft.  Die  Verschiedenheiten  zwischen  ilir  und 
der  unsrigen  sind  viel  zu  gross,  als  dass  sie  dem  Einflüsse 
des  Englischen  Klimas  und  der  Nahrung  (Oenanthe  crocata) 
zugeschrieben  werden  könnten.  Sollte  also  die  Stain- 
ton'sehe  Nervosa*)  eine  von  unserer  Nervosa  ver- 
schiedene Art  sein? 

Für  den  nächsten  Sommer  bleibt  also  nicht  bloss  die  im 
Stengel  von  Phellandrium  sich  nährende  grüne  Raupe  der 
Ultimella,  sondern  auch  die  bunten,  in  den  Blüthen  des 
Phellandrium,  der  Cicuta  viiosa  und  der  Oenanthe  wohnen- 
den gründlich  zu  erforschen,  damit  Sicherheit  und  Klarheit 
über  die  so  höchst  ähnlichen  Arten  gewonnen  wH;rde.  Mau 
wird  dabei,  w  ie  Snellen  in  einer  Note  bemerkt ,  grosse  Vor- 
sicht anwenden  müssen.  Denn  wenn  man  die  Raupen  nicht 
sehr  jung  sammelt,  so  kann  es  sich  leicht  ereignen,  dass  die 
eine  oder  andere  Nervosaraupe  sich  schon  in  den  für  die 
grüne  Raupe  bestimmten  Stengel  eingebohrt  hat,  was  schwer 
zu  erkennen  ist,  weil  sie  das  Bohrloch  geschickt  zuzuspinnen 
weiss,  und  dass  also  unerwartete  Nervosaschmelterliuge  her- 
vorkommen und  arge  Verwirrung  beim  Untersuchen  der  Un- 
terscheidungsmerkmale veranlassen  können  **). 


*)  Nach  der  Abbildung  des  Schmetterlings  könnte  kein  Zweifel 
an  der  Artverschiedenheit  sein.  Aber  die  Schmetterlinge  der  Depres- 
sarien  sind  in  der  Nat.  Hiotory  fast  durchgängig  sehr  missrathen  und 
unkenntlich  und  müssen  bei  der  Entscheidung  der  vorliegenden  Frage 
ganz  ausser  Acht  gelassen  werden. 

**)  Durch  ungenaue  Beobachtungen  werden  natürlich  die  Zwei- 
fel und  Schwierigkeiten  nur  erhöht.  Zu  solchen  Beobachtungen 
gehört  z.  B.  die  im  Annual  for  1856  p  51  mitgetheilte:  „üepr.  nervosa 
kommt  in  grösster  Menge  bei  Dunoon  in  Argyllshire  vor,  wo  die 
hübschen  Raupen  von  Dr.  Colquhoun  zu  Anfang  Juli  (an  Oenanthe 
crocata)  häufig  gesammelt  wurden.  In  ihrer  Gesellschalt  fanden  sich 
ein  paar  Exemplare  einer  lebhaft  grünlichen  Raupe;  aber  diese  er- 
wiesen sich  als  zu  der  an  allen  Arten  von  Umbelliferen  lebenden 
Pest  Applana  gehörig"  u  s.  w.  —  Desgleichen  die  im  Annual  for  1861 
p.  108  von  einem  Herrn  Gorham  mitgetheilte:  „Ich  habe  ein  Exemplar 
der  Ultimella  zeitig  im  Juni  aus  einer  Raupe  erzogen ,  die  an  den 
Blüt3n  des  Coniura  maculatum  bei  Freshwater  auf  der  Insel  Wight 
im  Mai  gefunden  v>ar;  die  Raupen  waren  lebhaft  gefärbt  und  mussten, 
der  Beschreibung  nach,  denen  der  Nervosa  ähnlich  sehen." 


47 


Synonymisclie  Miscellaneen 

vom 
Schulrath  Dr.  SufTrian. 

XXXIII. 


Der  von  Ahrens  in  seiner  Monographie  der  Donacien 
irrtliiimlicli  als  D.  serieea  Lin.  beschriebene,  später  von  ihm 
D.  coniari  benannte  und  unter  dieser  Benennung  von  mir  in 
der  Ent.  Zeit.  1H46  S.  84  genauer  charakterisirte  Rohrkäfer 
ii-t  neuerdings  von  den  Katalogisten  wiederholt  für  eine  blosse 
Form  der  bekannten  echten  D.  serieea  Lin.  erklärt  worden; 
und  wenn  der  verewigte  H.  Clark  in  seinem  „Catalogue  of 
Phytophaga  etc."^  (1866)  S.  15  diese  Andeutung  noch  mit 
einem  ?  begleitete,  so  ist  in  dem  neuesten  Catalogus  Col.  Eur. 
von  Fr.  Stein  auch  dieses  ?  in  Wegfall  gebracht  und  damit 
der  Käfer  einfach  aus  der  Reihe  der  selbstsländigen  Arten 
gestrichen.  Es  dürfte  deshalb  nicht  unnöthig  sein,  die  hierin 
ausgesprochene  Ansicht  einer  nochmaligen  Prüfung  zu  unter- 
?.ielien,  damit  sie  nicht  durch  iiire  öftere  Wiederholung  und 
eine  daraus  entspringende  Verjährung  einen  Anspruch  darauf 
erlange,  ohne  Weiteres  als  eine  Wahrheit  zu  gelten,  und  ich 
habe  dieser  Piüfung  nur  noch  vorauszuscliicken,  dass  ich  von 
D.  serieea  augenblicklich  nicht  weniger  als  140  Exemplare 
aus  den  verschiedensten  Theilen  Deutschlands  in  meiner  eige- 
nen Sammlung,  von  D.  comari  aber  32,  theils  mir  selbst, 
theils  meinem  Freunde  Dohrn  gehörende  Exemplare  ver- 
gleichen kann. 

Bestimmte  Gründe  für  das  Zusammenstellen  beider  Käfer 
sind  bis  jetzt,  so  viel  ich  weiss,  nirgends  vorgelegt  worden, 
und  es  lässt  sich  desiialb  nur  vermuthen,  dass  dasselbe  aus 
der  Uebereinstimmung  beider  in  der  Grösse  und  dem  Habitus 
im  Allgemeinen,  wie  in  der  Sculptur  und  dem  Vorkommen 
einer  gleichen  Reihe  von  Farbenvarietäten  beider  geschlossen 
werde.  Darauf  i^t  aber,  wie  ich  glaube,  kein  besonderer 
Werth  zu  legen.  Eine  gleiche  Uebereinstimmung  zeigen  z.  B. 
Lema  merdigera  und  brunnea,  L.  cyanella  und  Erichsonii, 
Cryptoceplialus  sericeus  und  aureolus,  deren  Artverschiedenheit 
doch  schwerlich  noch  einem  Zweifel  unterliegen  wird;  ja  die 
beiden  letztgenannten  Arten  bieten  sogar  Varietätenreihen 
dar,  welche  einander  (und  nebenbei  auch  denen  der  beiden 
in  Rede  stehenden  Rohrkäfer)  auf  das  Genaueste  entsprechen 
und  dadurch  allein  schon  die  TrUglichkeit  eines  nur  auf  diesen 


4$ 

Umstand   gebauten   Schlusses   darthun.     Vergleicht   man    nun 
aber  den  Körperbau  der  beiden  genannten  Robrkäfer  im  Ein- 
zelnen, so  findet  sich  bald,    dass  der  allerdings  vorhandenen 
Uebereinstimmung    (leb    finde   dieselbe  indess  niclit  einmal  so 
gross    als    bei  Lema    merdigera    und    brunnea)   auch    eben    so 
bedeutende  Abweichungen  zur  Seite    treten,    die    von  Ahrens 
in   seiner  Monographie  S.  30    schon   im  Wesentlichen    richtig 
hervorgehoben  sind,    und    zwischen  denen  bis  jetzt  noch  nir- 
gends   Uebergänge    nachgewiesen    worden    sind.      Theil\^■eise 
sind    dieselben    habituell    und    können    natürlich    nur    dann   in 
voller  Klarheit  hervortreten,  wenn  Stücke  von  gleicher  Länge 
und  gleichem  Geschlechte,  wo  möglich  auch  (zur  Vermeidung 
optischer    Täuschungen)     von     gleicher    Färbung     zusammen- 
gehalten werden.     Die  D.  comari  ist  dann  breiter,  gedrungener 
und  plumper,  mehr  gleich  breit  und   hinten  erst  kurz  vor  der 
Spitze  in  einem  kurzen  Bogen  verschmälert,  das   (^  zugleich 
stärker  gewölbt  als  bei  D.  sericea,  bei  deren   r^  der  Rücken 
längs  der  Naht  mehr  abgefiacht   und    der    ganze  Rumpf  von 
der  Wurzel  der  Deckschilde  ab  hinterwärts    ziemlich   gerad- 
linig   verschmälert   erscheint.      Auch    die  Sculptur  der  Deck- 
schiide ist  im   Allgemeinen  bei  D.  comari  gröber  und  auf  den 
Deckschilden  mehr  in  die  Quere  gerunzelt  als  bei  D.  sericea. 
Das  Halsschild    zeigt    bei    beiden  Arten  jederseits   hinter   der 
Vordorecke  eine  rundliche  Beule,  ist  aber  bei  D.  sericea  seit- 
lich hinter  der.^elben  leicht  eingedrückt,   erweitert  sich  dann 
aber   wieder   in   flachem  Bogen   und    erscheint   dann    vor  der 
Hinterecke  eben  so  flach  ausgerandet,  während  es  bei  D.  co- 
mari   hinterwärts   walzenförmig    und    sogar   sich    etwas    ver- 
schmälernd   erscheint.       Vorder-    und    Hinterecken    sind    bei 
D.  sericea  schwach,    aber  doch   deutlich,    bei  D.  comari  nur 
die  ersteren  in  Gestalt  unscheinbarer  Höcker  wahrzunehmen. 
Die  Oberfläche  ist  bei  letzterer  gröber  oder  feiner,  aber  stets 
deutlich  gerunzelt,    die  Runzeln    mit   einzelnen    Krümmungen 
überwiegend    der  Länge   nach    verlaufend;    bei  D.  sericea  ist 
die  Oberfläche    überaus    fein    und    dicht    runzlig    punktirt  und 
dadurch  seidenartig  schimmernd,  die  Sculptur  selbst  aber  nur 
unter  sehr  starker  Vergiösserung  zu  erkennen.     Gleiche  Ab- 
weichungen zeigt  bei  beiden  Arten  die  Sculptur    des  Kopfes, 
bei  welcher  gleichzeitig   die   eingeschnittene  Stirnlinie    bei  D. 
comaii  kürzer  und  undeutlicher  zu  sein  pflegt   als  bei  D.  se- 
ricea.     Das    auffälligste  Unterscheidungsmerkmal    aber  bietet 
die  Beschatfenheit  der  Fühler,    denn  bei  D.  sericea  sind  die- 
selben schlank,  länger  als  die  Hälfte  des  Körj)ers,  bei  dem  (^ 
reichlich  y^  desselben  erreichend;  das  zweite  und  dritte  Glied 
verkehrt  kegelförmig,  das  dritte  fast  doppelt  so  lang  als  das 
zweite,  das  fünfte  merklich  länger  als  das  sechste;  bei  D.  co- 


49 

mari  sind  die  Fühler  kürzer  aber  dicker ,  das  WurzeJglied 
um  die  Hälfte  dicker  als  bei  entspreclienden  Stücken  der 
D.  sericea,  das  zweite  und  dritte  Glied  birnförmig,  letzteres 
kaum  um  die  Hälfte  länger  als  da^  zweite,  auch  das  fünfte 
und  sechste  Glied  kaum  von  einander  verschieden.  Ebenso 
sind  auch  die  Beine  bei  D.  sericea  schlanker  und  dünner  als 
bei  D.  comari.  Stücke  mit  an  der  Basis  röthlieb  geringelten 
(besonders  oberen)  Fülllergliedern  habe  ich  von  beiden  Arten 
vor  mir,  Stücke  mit  gerötheter  oberer  Scliienenhälfte  nur  von 
D.  comari,  und  bei  solclien  pllegen  dann  auch  die  Fussglieder 
an  der  Wurzel  röthlich   durchzuscheinen. 

Für  die  D.  comari  Ahr.  ist  bis  dahin  nur  der  Brocken 
auf  dem  Harze  als  einziger  Fundort  bekannt  gewesen,  "svo  sie 
von  Ahrens  und  auch  von  mir  selbst  auf  Comaium  palustre 
Lin.  gefunden  worden  ist,  aber  nach  der  Mittheilung  des  Hrn. 
W.  Fuciis  auch  auf  den  Blüthen  von  Carex  fulva  vorkommt. 
In  neuerer  Zeit  ist  tie  jedoch  auch  in  England  aufgefunden 
worden,  von  wo  ich  sechs  von  Hrn.  Kye  an  Hrn.  Do  hm 
gesandte  und  in  keiner  Weise  abweichende  Stücke  vor  mir 
habe;  es  sind  unter  denselben  alle  Haupt-Farbenvarietäten 
von  der  fast  schwarzen  ab  bis  zur  purpurrothen  vertreten. 
Von  dem  Einsender  waren  diese  Stücke  als  (Leptura)  aqua- 
tica  Lin.  bezeichnet  \\  orden.  Aber  w  enn  der  Käfer  auch  jetzt 
unter  diesem  Namen  in  der  Linncschen  Sammlung  befindlich 
sein  sollte,  so  ergeben  docii  Linnc's  Worte  ganz  unzweifelhaft, 
dass  dem  irgend  ein  Versehen  oder  ein  späteres,  nach  Linn6\s 
Zeit  geschehenes  Einschiebsel  zum  Grunde  liegen  müsste*). 
Prof.  Schaum  hat  nun  zwar  (Eut.  Zeit.  1849  S.  277)  die 
•Ansicht  ausgesprochen,  dass  in  Linne's  Beschreibung  seiner 
Lept.  aquatica  schwerlich  irgend  ein  Wort  aufzufinden  sein 
möchte,  welches  eine  der  vier  oder  lünf  in  Linne's  Samm- 
lung darunter  vermengten  Donacien  entschiedener  bezeicimete 
als  die  andern:  ich  kann  dem  jedoch  nicht  beipflichten,  wenn 
dadurch  Linne's  Worte  als  nicht  füglich  mehr  zu  deuten 
haben  bezeichnet  werden  sollen.     In  der  Faun.  Suec.  ed.  11.. 

*")  Sir  J.  Edw.  Smith,  der  berühmte  Herausgeber  der  Engl. 
Botany  und  ehier  der  verdieiistvollsten  englischen  Naturforscher  des 
vorigen  .Jahrhunderts ,  hatte  nach  Linne's  Tode  dessen  hinterlassene 
•Sammlungen  gekauft  und  dieselben  später  nach  der  Gründung  der 
Linn.  Society  in  London,  ileren  erster  Präsident  er  wurde,  zum  Ge- 
schenk gemacht.  Es  ist  bekannt,  dass  von  ihm  viele  ihm  selbst  oder 
später  der  Gesellschalt  zugekommene  Insecten  in  die  Sammlung  auf- 
genommen sind;  dieselben  sind  jedoch  nach  Prot".  Sc  ha  um 's  An- 
gabe durclnveg  mir  bt^sonileven .  leicht  kcimtliclieu  Zetteln  versehen 
worden. 


50 

auf  welche  wir  hier  zurückgehen  müssen,  wird  p.  194,  IPß 
unter  No.  677  die  Leptura  aquatica  mit  zwei  Varietäten  aul- 
geführt  und  für  jene  Zeit  recht  kenntlich  beschrieben.  Die 
var.  ß  characteritfirt  sich  durch  die  Angabe:  y,Femora  postrema 
maxiina,  et  longitudine  et  crassitie,  rubra,  ubi  crassiora  nigra; 
haec  femora  subtus  uno  alterove  denticulo  acuto"  und  das 
Wohnen  auf  Nyinphäen  sofort  als  Don.  crassipes  P'ab. :  die 
Beschreibung  der  Stauiniart  selbst  würde  im  Allgemeinen 
allerdings  auf  eine  ganze  Reihe  von  Arten  An\A'endung  finden 
können,  aber  die  Worte:  „Elytra  rubro-aenea  lateiibusque 
viridiaenea"  passen  nur  auf  D.  deutipes,  tjpliae  und  seini- 
cuprea ,  von  denen  die  beiden  letzteren  durch  die  weitere 
Angabe:  „Horum  (pedum  posticorum)  femora  —  —  versus 
genua  latere  interiore  denticulo  notata*^  ausgeschlossen  werden. 
Diese  Stammform  kann  daljer  nur  auf  die  D.  dentipes  Fab. 
bezogen  werden  und  h'-t  auf  die.'^e  auch  von  allen  schwedischen 
Autoren  seit  Degeer  bezogen  Morden,  worin  ihm  die  Neueren 
ohne   Ausnahme   mit  Recht  gefolgt  sind. 

Schliesslich  habe  ich  noch  auzulühren,  dass  die  seit 
Illiger  von  allen  Autoren  und  auch  von  mir  auf  die  schMavz- 
blaue  Varietät  der  D.  sericea  bezogene  D.  festucae  Fab.  Ent. 
Syst.  II.  il6  No.  2  Syst.  Eleuth.  11.  227  No.  4  nicht  zu  jener 
Form  der  D.  seiicea  gehört.  Es  ist  vielmehr  das  .j  der 
D.  discolor  Hoppe,  wie  aucli  der  Vergleich  des  typischen 
Exemplar^  der  Fabric.  Sammlung  gelehrt  hat. 


51 


Mamestra  (var.?)  Pomerana 

von 


Ferrugiuea,  costis,  maxiine  media  iiiteriore,  et  linea  uii- 
(liilata  crelaeeo-albidis. 

Von  der  Gröstie  und  dem  H;il)itiis  der  Mam.  Leineri  Frr., 
welcher  sie  auch  in  der  Bes^chnftenheit  der  Augen,  Fühler 
und   Beine  völlig  gleicht. 

Kopf  und  Thorax  graubraun.  Leib  hellgrau,  mit  bräun- 
lichem  Anfluge  nach   der  Spit/e  zu. 

Oberseite. 

Die  Grundfarbe  dei'  N  ordertlügel  rüthlieh  braun  (doch 
kommen  auch  Exemplare  vor  \'on  hellerer,  zuweilen  reh- 
farbener Färbung).  z\\ischen  \Vellenlinie  und  Saum  dunkler; 
in  Zelle  1  b  ein  hellerer,  von  der  Wurzel  bis  zur  Wellenlinie 
reichender  Wisch.  Der  untere,  die  innere  Mittelrippe  und 
Kippe  3  und  4  berührende  Theil  der  Nierenmakel  kreideweiss, 
der  übrige  Theil  dieser  Makel  hellbräunlich,  meistens  fein 
\\eiss  umzogen.  Kingmakel  hellgrau.  Die  innere  Mittelrippe 
von  der  Nierenmakel  an  und  mit  dieser  zusammenhängend 
kreideweiss;  nach  der  Wurzel  zu  nimmt  das  Weiss  an  Breite 
ab  und  endigt  vor  derselben.  Die  Kippen  1—4,  ()— 11  mehr 
oder  veniger  stark  kreideweiss  bestäubt,  am  meisten  Kippe 
1,  3  und  4.  Die  Wellenlinie  kreideuei^s.  Die  hintere  Quer- 
liuie  auf  den  Kippen  durch  weisse,  dunkel  begrenzte  Punkte, 
in  Zelle  I  a,  1  b  und  2  durch  eine  matt  bräunliche,  fein  dunkel 
eingefasste  Zeichnung  angedeutet.  In  ähnlicher  Weise  ist 
auch  die  vordere  Querlinie  bezeichnet.  Das  Weiss  der  innern 
Mittelrippe  und  der  Kij)pen  ■>  und  4  ist  durch  mehr  oder 
weniger  starke  schwärzliche  Bestäubung  eingefasst,  welche 
in  Zelle  '.i ,  3  und  4  allmälig  in  die  Grundfarbe  übergeht. 
Zuweilen  ist  auch  dus  Weiss  der  Kippen  mit  einzelnen  schwärz- 
lichen Schüppciien  bestreut.  Pfeilllecke  matt  dunkelbraun. 
Jn  Zelle  G  zwischen  der  \A'ellenlinie  und  der  hinteren  Quer- 
linie ein  hellgrauer   Fleck. 

Am  Vorderlande  ist  der  Anfang  der  hinteren  Querlinie 
weiss,  zuwtilcn  auch   der  Anfang  der   vorderen  Querlinie. 

Franzen  an  den  Enden  der  Kippen  weissgrau,  zwischen 
diesen  bräunlich  grau,  mit  dunklerer  Theilungslinie. 

Hinterflügel  matt  glänzend,  hellgrau,  nach  dem  Saume 
zu  wenig  dunkler,  mit  helleren,  durch  eine  matt  dunkle  Linie 
getheilten  Franzen  und   wcliwach   markirtcn   Hi|tpeu. 

4* 


5« 

Unterseite. 

Sämmtliche  Flügel  malt  glänzend,  hellgrau,  gegen  den 
Vordeirand  mit  sell^vacll  ro.^enrotliem  Anfluge;  Vorderflügel 
mit  dunklerem,  nach  aussen  durch  die  Wellenlinie  begrenztem 
iMittelsehatten.  Hinteifliigel  gegen  den  Vorder-  und  Aussen- 
rand  spärlich  dunkel  bestäubt.  Die  Rippen  kaum  markirl, 
meist  nur  durch   weissgraue  Bestäubung. 

Obwohl  die  kreidew  eis^e  Färbung  der  inneren  Mittelrippe, 
den  Rippen  1,  3  und  4  und  der  Wellenlinie  nebst  den  helle- 
ren ünterflügeln  Pomertina  aui"  den  ersten  Blick  verschieden 
von  Leineri  Frr.  erseheinen  läst't,  ist  dennoch  die  äusserst 
nahe  Verwandtschalt  beider  Falter  nicht  zu  verkennen.  Bei 
genauerer  Vergleichung  lassen  sich  fast  sämmtliche  Zeich- 
nungen in  ihrer  Form  bei  Beiden  auffinden,  so  dass  die  An- 
nahme, Pomerana  sei  nur  Varietät  der  Leineri  Frr.  der  Be- 
gründung nicht  zu  entbehren  scheint.  Sichern  Aufschluss 
über  die  Arlrechte  der  Pomerana  würde  jedenfalls  die  Ver- 
gleichung der  Raupen   und   Puj)pen  beider  Falter  geben. 

Entdeckt  MUide  Pomeiana  von  Herrn  Kaufmann  H.  Miller 
in  Stettin  im  Jahre  I8H3  an  der  pomnierschen  Küste  bei 
Misdrov . 


Die  vorstehende  Beschreibung,  der  ieli  mich  überall  au- 
schliesse  ,  gründet  sich  auf  die  sorgfältige  Untersuchung  des 
Herrn  Schulz  hierselbst. 

Stettin,  im  November   1868.  Hering. 


53 


Hymönopteres  divers  du  Musöe  Godeffroy 

par  H.  de  Sauflsiir«*. 


Familie  des  Yespides 

).     Eumenes  Ovalauensis  n.  sp. 

Mediiis.  niger .  tiitidus:  ore ,  r/ypeo ,  fnscia  frontah,  pro- 
notn,  macula  st/balari.  ftostscutello .  vianilis  7  melavn/i  pedi- 
hnsque  riifis:  alis  fnsco-cyaneis. 

Long    totale  20  mill.,  aile   1.'    mill. 

V.  Formes  de  IE.  esuriens  et  un  peu  plut?  grande  que 
celle-ci.  Corps  d'un  noir  profond ,  lisse  et  luisant.  Tete  ei 
thorax  tinement  ponctue.«.  Chapeion  allong^  et  tronqu6  i 
I'extremit^.  Pt-tiole  arme  au  milieu  de  deux  dents;  le 
fletixi^me  segment  abdominal  renfI6  en  tubercule  ä  sa  face 
mperieure. 

Mandibulet-,  chaperon,  la  caiene  entre  le«  antennes?,  pro- 
tliorax,  iine  tache  sous  Taile,  une  ligne  transversale  au  post- 
ecusson ,  deux  grandes  laches  triangulaires  au  metathorax  et 
pattep,  .sauf  les  hanches,  roux.  Antennes  rousses  en  dessoiis 
aux  deux  extr^mites  du  tlagelluni  et  aussi  un  peu  aux  extre- 
inites  du  t-cape:  la  bordure  interne  des  orbites  et  une  ligne 
derriere  les  yeux ,  finement  roux  ou  jaune-päle:  un  point 
roux  aux  angles  terminaux  du  petiole,  et  un  peu  de  roux  au 
dernier  segment  ventral.     Alles  brunes  a  reflets  violete. 

Habite:  Les  iles  Viti.     Ovalau.     (Grätfe.) 

Genre  IVortollia  Sauss. 

Caracteres  des  Eumenes.  mais  le  petiole  en  entonnoir, 
fortement  6vase;  la  base  lineaire  courte  ou  nulle.  Forme? 
des  Monfezumia;  bouche  comme  chez  les  Eumenes  (Type; 
Odynerus  intermedius  Sauss.) 

Section:    Petiole  Unfaire  a  sa  base,   puls  en  entonnoir.     Meta- 
thorax ofFrant  deux  car6nes  laterales. 

2.     Nortonia   Amaliae  n.  sp. 

Mgra ,  iribrato-puncla/a:  melaiiolo  pone  poslsculelliiin 
producto,  lumido,  postice  jfrofnnde  canalicnlato  el  iilrimpie 
lamella  transversa  acuta  mstructo:  ahdomine  reiutiuo,  primo 
segmento  pet'uthiri,  hast  liucnrl.  postire  lufundibnliformi:  linea 
mandibuhiram ,    clypeo   ( j> ,    macula    f'rontali    et    postociilari, 


54 

nrbitis  infvs.  fa.sria  snh  antetniannn  srapo.  aaraiitiis:  /f/onoli 
iiuvcjiue,  tf'(/n/is.  vwlanot/'  slr'ujis  2  In  Idtncllis  transrersis.  ah- 
(lovihiis  scifmcjiionnii  Ihnho  pedihiisque .  sarn/niiieis  rt'l  rii/'is: 
nlis  hifiiniatiit. 

Long,   totale    13  inill.,  alle    10  niill. 

j.  Tote  et  thorax  crihlös  de  poncluaiions:  oeliii-ci, 
tronque  eanement  en  avant;  m^tatliorax  piolongö  loiteinent 
en  aniere  de  Tecusson ,  et  tros  bombe  en  dessus,  separö  du 
post^cusson  par  iin  prolond  eanal:  la  face  postörieui-e  tombant 
verticalement  et  tr^s  inegale;  le  bord  sui)eiieur  point  tran- 
eliant  mais  s'arrondi^sant  en  laisant  suite  a,  la  face  superieure. 
et  cribl6  de  points  enfonces,  comnie  le  regte  du  thorax:  le** 
anglet*  latöraux  trt>s  coniprimes,  formant  de  chaque  cöte  un 
tranchant  horizontal  dirige  en  avriere;  le  niilieu  oceup6  par 
un  canal  tres  profond  oiS  se  löge  le  p6tiole  lors<|ue  Tabdotnen 
est  relevö:  ee  canal  lerniin^  superieurement  en  cul  de  sac 
entre  les  deux  lanies  tranchantes.  Premier  segment  abdo- 
minal lineaire  et  grele  dans  sa  priiniere  moitie,  ^vaf(^  en 
entonnoir  (hms  la  seconde,  ponctue  et  partage  par  un  !sillon: 
au  moins  de  moitie  nioins  hnge  que  le  deuxieme  segment. 
l.e  reste  tle  Tabdomen  tinement  ponctue  et  veloute;  le  bord 
du  deuxieme  segment  a«8ez  epais.  Corps  noir:  son  duvet  un 
peu  roussatre;  le  veloute  de  Tabdomen  roussatre.  Antennes 
noires:  le  premier  article  orange  en  dessous;  une  tache  au 
front,  bordure  interne  des  antennes  et  une  tache  derriere 
chaque  oeil.  oranges:  bordure  bilobee  du  prothorax,  rcailles, 
les  deux  tranchants  du  metathorax  et  une  assez  large  bor- 
dure a  tous  les  Segments  de  Tabdonien,  rouges  de  brique. 
Pattes  rousses  a  base  noire.  Ailes  un  peu  enfumees,  a  ner- 
vures  bruues,  avec  une  ligne  brune  le  long  de  la  cote. 

(S'  Chaperon  jaune,  ovoide,  termin6  par  une  troneature 
concave;  labre  allongö,  jauue;  une  ligne  jaune  a  la  base  des 
mandibules.  Antennes  terminees  par  un  crochet  roux  et  un 
peu  rousses  en  dessous  a  la   base  et  a  lextr^mit^. 

Habite:  La  Nouvelle  Hollande;  Kockhauipton.  —  Dediee 
a  Madame  Amalia  Dietrich  qui  a  r^colte  cet  insecte. 

Cette  espece  etablit  la  transition  aux  Eumenes.  Le  pre- 
mier segment  abdominal  est  cependant  trop  eourt  pour  la 
faire  rentrer  dans  ce  genre,  et  la  forme  du  metathorax  Ten 
('•loigne  sans  conteste. 

3.     0  d  y  n  e  r  u  s  D  i  e  t  r  i  c  h  i  a  n  u  ^  "')  n.  sp. 

Carbotiarius;  alis  ui(/ris,  coerHleia,  apice  hyaUno:  ca/nle  t-l 
flionicc   nigosissiniis:    rhi/fco   apice    inincato:    nietanoto    ultra 


*)  8ous-Genre  Odynerus  proprenient  dit. 


5» 

pn.sfsrntellum  prodiicln.  Kahle  exrnrafn  fl  hidfinfato:  ahdomtne 
nifido,  pnnrtuldto,  sessili,  jirimo  spfimenfo  angustato,  elmtffnlo, 
ha.si  Irtincato,   rmilho  irtmsrcrso  aruto. 

Long,  totale    18  mill.,  aile  13,5   mill. 

V.  Facies  d'un  Uhynrhium  (li/i  nifipea  elc.).  Chaperon 
Hllong(^,  rugueux,  termin(''  pur  iin  bord  droit.  Mandiltules 
longues  i\  bord  interne  droit,  olTiant  f^cilement  de  jjetite.s  en- 
tailles.  Ocellew  places  fiiir  je  vertex.  Thorax  ^ubeylindiique 
allonge,  a  bord  anlerieur  tionqu6  cariement  mais  deriue  d'an- 
gles  saillants.  Ecusson  presque  carre,  un  peu  moins  long  que 
largo.  M(''tatliorax  prolonge  en  arri^re  du  post6cu880n,  pui» 
ensuite  fortennent  exeave;  sa  cavite  tres  concave,  oblique;  le 
bord  inferieur  tres  avance  en  arriere;  ja  concavite  oflVant 
une  partie  verticale  linement  ponctuee  et  un  fond  horizontal 
lisse,  avec  deux  fossette«  oii  impres-sions:  les  aretes  superieures 
asfcez  tranchantes:  les  aretes  inferieures  tres  saillantes,  iiori- 
zontales,  formant  a  la  rencontre  des  fcuperieures  et  des  late- 
rales une  forte  dent.  Tete  et  thorax  tres  rugueusement 
ponctues  et  chagrines;  le  metathorax  en  deseus,  moins  gros- 
sierenient  ehagrine.  Premier  segint-nt  de  labdomen  tr^s 
allonge,  notablement  plus  rtroit  que  le  second ,  un  peu  en 
entonnoir  tronque:  f^a  baee  tronqure  tres  IVanchement,  k,  face 
anterieure  lisse,  sessile:  k  la  rencontre  de  cette  face  et  de 
la  superieure  il  existe  une  arete  vive,  meine  un  peu  saillante, 
hurtout  au  milieu,  par  suite  d'une  sorte  de  cannelure  qui  la 
precede.  Deuxieme  segment  tres  allonge,  plus  long  que  large, 
un  peu  ovoide,  plat  en  dessous,  legeiement  renfh'-  en  tuber- 
cule  a  sa  base  en  dessus;  tous  les  segments  linement  oblique- 
ment  ponctues,  Tetant  densement  a  Textremite  du  bord  post6- 
rieur  du  deuxieme. 

Insecte  entierement  dun  noir  profond.  Abdomen  luisant. 
Alles  noires  a  rellels  bleus,  avec  Textr^mite  des  alles  h3'a- 
line;  le  noir  prolonge  obliquement  juequ'au  bout  de  la  ceilule 
radiale. 

Haltite:  La  Kouvelle  Hollande.  Rockhampton.  -  Esp^ce 
d^diee  a  Madame  Amalia  Dietrich   qui  Ta    decouverte. 

4.     A  1  a  b  t  o  r  G  r  a  e  f  f  e  i  n.  sp. 

(irdfilis,  rylindririis,  iihUpic  raldc  piiiirlatKS  snbrclnthms  ' 
nicld/foto  roliinddlo :  (thdominis  prlino  scgmeulo  aiKjusto ,  snh - 
petiolari ,  .seciindo  rijU/idrico .  i:<ilde  clonfjalo,  hasi  runslrirlo: 
corpore  raldc  flaro-aurantin  /jirlo:  (ihdotniuis  segmettlis  flaro- 
ämbatis:  chjpeo  V  llano-rufcsmitc .  opice  late  ronrai'e  serto, 
nnf/ulis  rotvndaiis:  milemm  bas'i  nifi.s;  pcdibus  flaro-rufts : 
alis  subhyalinis. 

Long,  totale  10  mill.,  aile  7,5  mill. 


56 

i.  T^te  im  peil  plus  large  que  le  thoiax,  un  peii  aplatie 
en  devant.  ayant  sa  i)lus  graiide  lavgeur  au  bas  des  yeux. 
Chaperon  aus.si  large  que  long,  ponctu^,  termin6  par  un  bord 
un  peu  concavo,  a  angles  arrondis.  Front  portant  une  sortt; 
de  carene,  et  au  dessus  de  celle-ei   une  legere  depres&ion. 

Thorax  etroit;  prothorax  point  anguleux.  M6tathorax 
tres  arrondi,  sans  ancun  angle  .saillant,  creus6  au  milieu  d'une 
fossette  mousse;  les  valves  articiilaires  transparente^;,  ajant 
une  forme  de  fer  de  lance.  Abdomen  ayant  assez  la  meme 
forme  que  ebez  VO.  bh-omiiiis  Boisd..  mais  le  premier  segment 
plus  allonge,  un  peu  i)lus  petioli-  et  moins  rentl6  en  dessus: 
le  deuxieme  denue  de  tubercule  au  milieu,  plus  cylindriquo, 
tr^s  allonge,  et  fortement  ^trangle  a  sa  base  (ayant  la  meme 
forme  que  cliez  les  lairia)-,  le  bord  oftVant  une  zöne  margi- 
nale figurant  comme  un  second  feuillet,  quoique  ponctu6e. 
Tout  le  Corps  densement  ponetue  et  un  peu  veloute;  le  m6ta- 
thorax  un  peu  plus  grossierement  iionctue  que  le  re.ste  du 
thorax. 

Insecte  noir:  mandibules,  labre,  cliaperon,  d'un  rouxjau- 
natre;  ce  dernier  couvert  de  poils  soyeux;  antennes  noires, 
avec  les  deux  premiers  articles  et  leur  dessous  roux.  Bor- 
düre interne  des  orbites,  carene  frontale,  une  bände  derriere 
les  yeux,  oranges.  Prothorax,  une  fache  souk  l'aile,  ecaille, 
6cusson,  poetecusson,  deux  grandes  taches  au  metathorax, 
jaunes;  ces  taches,  souvent  vari^es  de  loux.  Premier  segment 
de  Pabdomen  noir  ä  la  base^  sa  face  sup6rieure  rousse,  avec 
le  bord  jaune.  Le  deuxieme  orn6  d'une  large  bordure  jaune, 
devenaut  rousse  en  avant;  les  suivants  portant  une  bordure 
festonnee  jaune,  le  sixi^me  segment  passant  au  ferrugineux. 
Pattes  rousses,  variees  de  jaune.  Alles  transparentes  a  ner- 
A'ures  brunes, 

Habite:  Les  iles  Viti.    Ovalau.     Kccolt6  par  le  Dr.  Grätle. 

Familie  des  Sphegides. 

o.     Chlorion  bicolor  n.  sp. 

Viridi-coerulenm ;  abdominis  segmenlis  I.  2  rti/is:  alis  hi- 
fuscatis  coerulescentibits. 

Longueur  totale  20  mill.,  aile   14,5  mill. 

iy.  Formes  greles.  Tete  assez  grosse.  Chaperuu  tres 
court.  transversal.  Col  du  prothorax  ponetue.  Metathorax 
etroil,  chagrine,  tronqu6  assez  carrement;  les  bourrelets  lat6- 
raux  se  prolongeant  jusqu'a  la  troncature:  la  face  posterieure 
triangulaire  bordce  de  chaque  cöte  par  une  carene  et  tres 
rugueuse,  couverte  de  rides  elev^es.  Abdomen  fusiforme, 
pointu,   a   petiole  assez  coiirt. 


57 

Tete,  thorax  et  pattes  d'iin  bleu  vert  m^tallique,  garni'^' 
(ie  poilp  noire,  et  un  jieu  grisonnant;  les  tibias  ayant  une 
pubescence  dor<^e.  Antennes  et  tarses  noire«.  Abdomen  ayant 
fres  deux  plemierf^  segments  roux:  les  autres  Segments  et  le 
p^tiole  d'un  vert  melallique;  cetle  couleur  empi6taut  sur  le 
second  t-egment  en  de.'^.soiK«.  Alles  enfnm^es,  ä  reflets  violets 
et  J^  nervures  briines. 

Ilahile:  l'ü'ruguay,  Monte-Video. 

Cette  espece  a  les  lormes  du  C/d.  coeruleum  Drury;  eile 
est  plus  petite  et  un  peu  plus  grele. 

6.     Sphex  Godei'l'royi  u.  sp. 

\tger.  f/zico-anreo  hirsiilus.  anfennarum  scapo ,  scutellis, 
legiilis,  j/edihus .  /ib<lotiiiiii.s<iiie  seymentia  /.  ?  rufis .  metauofo 
hansrerse  J-carinato:  alis  flnvescentibus 

Longueur  totale  25  mill.,  alle   IS'/,   mill. 

-V.  Tete  et  thorax  noirs,  tout  herisses  d'un  duvet  de 
poils;  liuneux-soyeux  jaunes-d'ocre  ou  dores.  Mandibules 
t'errugineuses,  ainsi  que  le  rnilieu  du  bord  du  chaperon;  an- 
tennes  noirätres  ayant  le  seape  ferrugineux  et  la  premi^re 
moitie  du  llagellum  d'un  ferrugineux  noirätre.  Metatliorax 
passant  au  ferrugineux,  oti'rant  en  dessus  quatre  forts  bourre- 
lets  transversaux,  .separes  par  de  fortes  cannelures.  Ecailles 
alaires,  ecusson  et  postecusson  ferrugineux;  ce  dernier  bi- 
tubercul6.  Abdomen  a  ptHiole  court;  les  deux  premiers  teg- 
ments  ferrugineux:  le  bord  du  deuxieme  et  les  segments  sui- 
vants  noirs.  Pattes  ferrugineuses:  alles  jaunes.  avec  le  bord 
aplcal  grisätre. 

Habite:  La  Nouvelle  Hollande.     Cap   \'ork. 

Cette  espece  a  les  formes  du  Sph.  Lcpeleter'd  Sauss.,  eile 
s'en  distingue  par  son  abdomen  ä  base  fenugineuse  et  par 
lee  bourrelets  moins  nombreux  de  son  m^tathorax. 

Familie  des  Crabronides. 

7.     T  a  e  h  y  t  e  s  a  u  s  t  r  a  11  s. 

Mger.  cra.s.'nis,  argenieo-pireus:  abdomine  ((iireo-serireo: 
alis  f'errugineo-  lujalmis. 

Longueur  totale   17  mill,,  alle  V2^/2  mill. 

$.  Corps  epais  et  trapu.  Metathorax  court.  La  surface 
superleure  plus  large  que  longue;  son  extr6mlte  oflFrant  une 
petite  saillie,  prec^dee  d'une  fossette  lisse;  la  face  post^rleure 
offrant  une  petite  fossette  allongee.  Abdomen  grand ,  plus 
long  que  la  tete  et  le  thorax  prls  ensemble,  mais  neanmolns 
tres  large  et  trapu.  drprlmi',  n'6tant  pas  entierement  conique, 
inals  un  peu    ovalo-conlque ;    vu    de    profil,    sa    ligne   dorsale 


58 

est  feubconcave.  Thorax  tres  finement  ponctu6,  le  metathorax 
r^tant  plus  finement  que  le  mesothorax.  La  tele  et  le  thorax 
garnis  d'un  duvet  argente.  L'abdomen  entierement  garni  en 
dessus  d'un  duvet  dore;  le  bord  des  segments  brun.  Pattes 
orn^es  d'un  duvet  un  peu  dor^.  Eeailles  alaires  ferrugineuses 
ou  brunes.     Aiies  d'un  hyalin  jaunätre  ou  ierrugineux. 

Habite:  La  Nouvelle  Hollande.     Cap  York. 

Ce  Tachytes  est  plus  grand  et  plus  trapu  que  le  T. 
kichtjrrhostiis  Sauss.  II  s'en  distingue  par  son  metathorax  plus 
finement  ponetue  que  le  mesothorax.  par  son  abdomen  dore 
et  des  details  de  venulation  alaire  assez  difierents. 

Familie  des  Thynnides. 

Les  especes  suivantes  appartiennent  a  la  troisieme  Divi- 
sion du  Genre  Cdriltc  Unlerabfhcilung  Klug).  Elles  ont  de  plus 
Tabdomen  grtMe,  allong6  (<^)  et  subsessile,  ressemblant  sous 
ce  rapport  au  ThynftKs  purpureipennis  Westw.  Arcana  Ent.  IL 
pl.  83  f.  1    o^  (Th.  maunts  Smith.  Catal.  37,  96). 

8,     Rhagigaster  morio  Westvi^.  $  (n.  sp.?) 

i.  Subgracilis,  nigra,  pedibns  ntfis,  tarsis  obsciiris;  tho- 
race  et  abdomine  sparse  crasse  punctalis;  secundo  segme/ito 
deuse  alriaio,  tertio  basi  ienniter  striato,  sexfo  haud  cornpresso, 
lameHari-arcuato,    basi  in  longitudinem  ralde  strigato. 

Longueur  du  corps  10  mill. 

V.  Formes  un  peu  allongees.  Tete  mediocre;  la  face 
tres  densement  ponctuee;  le  front  et  le  vertex  ä  ponctuations 
6parses.  Les  ponctuations  semblables  ä  de  gros  coups  d'epin- 
gle.  Thorax  deprime,  en  carre  long;  un  fort  etranglement 
vif  entre  le  meso-  et  le  metathorax,  formant  une  grande 
6chancrure  triangulaire;  le  metathorax  oftVant  une  face  supe- 
rieure  ä  hords  convergents  en  avant;  la  face  posterieure 
tronquee,  lisse,  ä  aretes  sup6rieures  mousses.  Les  angles 
lateraux  tres  saillants;  toute  la  surface  du  thorax  tem6e  de 
grosses  ponctuations  obliques. 

Abdomen  un  peu  allongd-;  ä  bords  lateraux  sub-paralleles, 
un  peu  carenes  aux  segments  1  —  3;  rextremite  posterieure 
arrondie;  le  premier  segment  un  peu  arrondi  en  avant,  ayant 
son  bord  posterieur  etroitement  deprimo;  le  deuxieme  densement 
stri6  en  travers  plutot  que  carene,  et  aussi  un  peu  ponetue; 
la  derniere  ride  et  le  bord  posterieur  un  peu  releve  formant 
seuls  des  carenes  faibles;  la  base  du  troisieme  segment  fine- 
ment striee  en  travers;  les  premier,  troisieme,  quatrieme, 
cinquieme  segments  et  les  cötes  du  deuxieme  sem^s  de  grosses 
ponctuations,  un  peu  efiac6es  sur  le  dos;  le  sixieme  ovalaire, 


59 

en  forme  de  lame  convexe  recourbee  en  bas,  ä  ba&e  stiiee; 
les  st  lies  un  peii  convergentes.  En  dessou?.  Tabdomen  aplati, 
f-eme  de  ponctuations  fortes  et  den^es  au  cinquieme  segment. 

Corps  noir,  t\  ]ioils  gris  et  gris-rerrugineiix:  pattes  rousse-s 
a  hanehes  noires;  tarses  obscurs,  le«  post6rieurs  noirs,  gar- 
nis  de  poils  gris-  les  epines  roussätres.  Antennes  et  mandi- 
bules  pas.sant   un  peu  au  brun-rousf-tUre. 

Habite:  La  Nouvelle  Hollande,  Sydney. 

Cet  insecte  parait  etre  la  fenielle  du  Bit.  nior/o  Westw. 
Arcana  Ent.  JI.  105.  4  ^^  Sauss.  Rei^e  Oestr.  Freg.  Novara 
Hym.  114.  6  tig.  67  ^.  CependanI  il  subsiste  quelques  doutes 
a  cet  egard. 

9.     Thynnus  elypearis  n.  sj>. 

J.  Gravilis  iiigcr.  cincrco-hirtiis,  rlypeo  fhico:  alis  Inja- 
lino-fumaüs,  riolasceiil'thus 

Long,  totale  10-15  mill.,  alle  8—12  mill. 

,j.  Noir,  de  forme  grele.  Tete  assez  bombee  en  avant.^ 
densement  ponetuee:  cha})eron  triangulaire,  termine  sup6rieure- 
ment  j)ar  une  carene  en  forme  de  T  dont  la  branche  trans- 
verse,  un  peu  arquee,  surplombe  les  antennes;  les  fossettes  de 
eliaque  cotc  de  la  carene  tres  profondes,  ce  qui  rend  le  cha- 
peron  Ires  saillant.  Celui-ci  tres  bombe,  strie  en  longueur, 
jaune,  tevminc  par  une  troncature  un  peu  crenelee;  le  bord 
inferieur  se  prolonyeant  de  chaque  cote  par  une  liste  jaune 
jusqu'ä  Langle  inf^>rieur  de  Toeil  ce  qui  rend  la  tache  jaune 
un  peu  trilobee  en  fleuv  de  Ij's;  Textremite  inferieure  noire, 
le  noir  lormant  une  petita  ^chancrure  du  jaune;  les  bords 
latero-superieurs  noirs  aussi.  Front  un  peu  apiati,  sub- 
carene.  Protliorax  et  metathorax  linement  et  densement 
ponctues:  le  pvemier  un  peu  borde:  le  second  arrondi,  n'otlVant 
que  des  aretes  laterales.  Le  reste  du  thorax  luisant,  plus 
tbrtement  ponctue  et  a  jtonctuations  plus  distantes.  Abdomen 
allonge,  etroit,  point  ovoide  ni  attenue  vers  la  base,  assez 
densement  ponctu6  partout,  plus  fortement  en  dessous,  le 
.•-eptieme  segment  triangulaire,  petit,  fortement  ponctue-stri6, 
rugueux  ainsi  que  le  bord  du  sixieme;  bypopygium  terminö  par 
une  6pine  et  otiVant  une  dent  laterale  basilaire  de  chaque  cote. 

Tout  le  Corps  noir,  garni  d'un  duvet  gris;  mandibules 
brunes;  antennes  et  pattes  noires:  ailes  lav^es  de  gris-violace: 
nervures  brunes,  salies. 

Habite:  La  Nouvelle  Hollande,  Sydney. 

9 bis     v'piiynuus  elypearis  Sauss.  ^. 
.Mfp-a,  nitida,  citie/eo-jnlosa :  nuuidibutis  mediis  nbdo- 
niinisqiif  ultimo  secpncnto  rufescentibus ;  thorace  tiitido,  sparse 
punctulato,    metanofo  Iranstersim  compresso :    abdominis  seg- 


60 

mentis:  primo  oblique  pectinato-striato:  secundo  iransverse 
fO — /?  rariffafo:  ultimo  rompresso .  posti'ce  planafo  margine 
hifero  frilobalo. 

Longueur  totale   10  mill.,   largeiir  B'/j   mill. 

^'.  D'un  noir  luisant,  Tete  pelite;  fossettes  antennaires 
grandes,  lisses,  laissant  entre-elles  un  espace  longitudinal 
ponctue.  large  a  peine  d'un  millimetre.  Vertex  lisse  otTrant 
de  tr^s  fines  ponctuations  epavses.  Mandibules  l'errugineuses 
au  milieu.  Le  deuxietne  article  des  antennes  brun,  le  fla- 
gellum  d'un  gris  mat. 

Thorax  court  et  petit,  lisse  et  luisant,  portant  de  fines 
ponctuations  ^parses;  le  prothorax  en  carr6  large;  le  ni6eo- 
thorax  ^trangle;  le  metatliorax  tres  court,  aplati  obliquement 
par  derriere,  lisse  et  offVant  de  chaque  cote  un  tranchant  la- 
teral saillant. 

Abdomen  ovoide,  tronquc  a  la  base;  le  dessus  du  premier 
Segment  oftVant  des  stries  obliques  pennees  tur  la  ligne  me- 
diane, en  forme  de  V  ouvert,  mais  la  ligne  mediane  lisse. 
Le  deuxieme  segment  lisse  k  sa  base ,  oflrant  ensuite  une 
douzaine  de  plis  careniformes  transversaux;  les  premiers  tres 
rapproches,  les  derniers  plus  forts  et  separes  par  des  canne- 
lures;  le  bord  releve,  formant  la  derniere  carene;  les  cotes 
du  segment  un  peu  ruguleux;  les  autres  segments  finement 
et  tres  superficiellement  ponctues  sur  leur  partie  posterieure; 
le  bord  posterieur  point  saillant.  Dernier  segment  brun,  com- 
prim6;  la  face  superieure  en  dos  d'äne,  striee  longitudinale- 
ment  a  Textremit^;  la  face  posterieure  lisse,  courte,  en  ogive, 
terminee  inferieurement  par  un  bord  trilob^;  la  valve  infe- 
rieure  depassant  notablement,  ayant  ses  bords  fortement 
r6fl6chis  en  dehors  et  en  bas. 

Antennes,  pattes,  parties  laterales  et  inferieures  du  corps 
garnies  de  poils  gris.     Epines  des  tarses  brunes. 

Habite:  La  Nouvelle  Hollande,  Sydney. 

10.  Zeleboria*)  Xantorrhoei  Smith, 
3\  Niger,  nitidus,  cinereo-flavo  pilosus:  clypeo,  macula 
frontali,  orbitis,  pronoti  marginibns  et  plenris .  mesonoti  disci 
lineis  2  et  utrinque  linea  jaufa-tegiilari.  fascia  et  macula  late- 
rali  scutellornm,  fasciis  2  melanoti  et  parte  majore  pleurarum, 
tegulis  coxisque ,  flaris:  abdomine  autice  attenuafo,  segmentis 
t-  Ö  fa.scia  riüerrnpta  flara:  jtedibns  rnßs:  alis  siibhyalima, 
renis  fuscis 

$.  Fusco -nigra,  rinereo-fiinco  hirsulu,  polita:  segmenlornm 
abdominis  1—4  margine  depresso,  testaceo;  secundo  segmento 
tricarinato. 

*)  Saussure,  Reise  der  Oestr.  Fregatte  Novara,  Hymen,  p.  131. 


61 

Thynnus  Xantorrhoei  Smith  Cat.  Brit.  Mus.  Tlijnnid.  28,  72  r^. 

j.  Long,  totale  l<>  mill.,  aile  Vih.^  mill.  —  :.  Long, 
totale  8  mill. 

Q.  Cette  ebjjece  e^t  de  taille  tres  variable.  Nouö  posse- 
(lous  plusieurs  individus  de  tres  petite  taille;  les  mesures  in- 
diquees  .sont  prise?  mr  le  plus  fort  i-ujet.  Noe  individus  ont 
tous  le  eliajieron  jaune,  prolonge  et  largement  Ironque,  pouetu6 
et  carene.  La  partie  inf^rieure  de  cette  piece  oöVe  de  chaque 
cote  un  espaee  trapezoidal  un  peu  rugueux,  pointille  de  noir, 
ou  liiunätre;  la  moitie  sup6rieure  otYre  un  ovale  median  al- 
long6  delimite  en  .stiies  noires.  Ces  caracteres  sont  peu  di- 
etinets  ehez  les  petits  s^ujets.  Le  mesothoiax  offre  k  cot^  de 
r^caille  une  ligne  jaune  qui  se  fond  avec  une  tache  laterale 
i\  Tangle  auterieur  de  Teeusson;  Tecu^son  et  le  postecusson 
sont  post^rieurement  bord6s  de  jaune;  la  borduie  forme  i)ar- 
foi«  trois  taches.  6tant  deux  fois  interrompue. 

Les  alles  sont  hyalines,  brillantes,  eomnie  \  ernies  eu 
gris-jaunatre,  k  nervures  brune.-,  avec  les  deux  nei-vures 
costales  et  le  stigma  noirs.  Le  bord  des  segments  cinqui^me 
et  sixieme  de  Tabdomen  est  un  peu  enfonc6  et  testac6;  le 
sixi^me  est  grossi^rement  ponctue  avant  ce  bord  ,  ainsi  que 
le  septieme,  qui  est  en  ogive  arrondie.  LMiypopygiiim  est 
ironque,  ^chancr^  en  triangle;  ses  angles  lerminaux  forment 
c'omme  deux   dents  triangulaires.     Les  antennes  sont  noires. 

Le  rette  est  parfaitement  confoime  a  la  description 
de   Smith. 

-?  (in^dite).  D"un  brun  noiratre,  petite.  Tete  petite, 
lisse,  ne  portant  que  de  faibles  ponctuations  eparses  indistinctes; 
un  sillon  vertical  au-dessus  des  antennes  et  un  autre  tr^s 
faible  au  Vertex.  Antennes  orangees  ou  ferrugineuses;  le 
«eape  brun,  avec  Textr^mit^  ferrugineusc.  Mandibules  ferru- 
gineuses,  a  base  brune,  . 

Thorax  petit,  non  eomprini6;  une  ligne  de  ponctuations 
le  long  du  bord  ant6rieur  du  prothorax,  mesothorax  assex 
i'trangl^.  Metathorax  cuurt,  de  la  largeur  du  prothorax,  for- 
inant  deux  tranchants  lateraux;  la  face  post6rieure  lisse. 

Abdomen:  la  bände  posteiieure  du  premier  segment  en- 
fonc6e,  de  couleur  testac^e;  la  partie  posterieure  de  la  face 
sup6rieure  bordee  posterieurement  par  une  ligne  vive  et  un 
peu  echancree  au  milieu.  Le  deuxienie  segment  portant  3  ca- 
r^nes  et  4  cannelures-,  son  bord  posterieur  eu  outre  un  peu 
releve,  epais;  troisifeme  et  quatrieme  segments  lisses,  peu 
ponctues  sur  leur  portion  posterieure;  le  bord  enfonc^  dessi- 
nant  deux  lobes  un  peu  elev^s  et  cilies;  le  cinqui^me  forte- 
inent    ponctue    des    deux    c6t6s:    le  sixieme  ayant  sa  tranohe 


62 

p08t6rieure  ovulaire,  avec  la  partie  sup6rieure  ruguleuse,  Tin- 
ferieure  ereus6e  en  fo^sette  et  aplatie  a  rextr6mite,  fortement 
ciliee  de  poil-s  gris-iüiix.  Le  bord  des  4  premiers  segments 
et  les  c6t6s  des  3  premiers  d'un  teslaci-  couleur  d'ambre; 
en  dessous  les  4  premiers  ponetues  dans  leur  seconde  moitie, 
bordes  d'une  bände  triangulairc  testac^e,  linement  striee  en 
long:,  le  cinquieme  oftViint  uii  ('cusson  plus  fortement  iJonctuö, 
le  sixieme  fenugineux,  ]>etit.  'l'arj-e^?  passant  au  te^tac^■•. 
Tout  rinsecte  h^rissr  de  poils  gris  et  gris-ferrugineux. 
llnhiie:  La   Nou\e]le   Hollande,  S3'dnev. 

Familie  des  Scolides- 

11.     Diseolia  Ovalauen sis  n.  sp. 

Nu/ra ,  tiilidfi .  fiilro-pilosa:  Dutndihulis ,  aiileiniis.  libiis 
tarsisquc  ohsnirt'  riifls:  cor/forc  llaro-iiiaculalo:  ahdomut/s 
segmculis  t — .7  iilrinquc  iii(irnhi  jiara :  '3~(i  ■  fufo'fnnhridlis: 
ah's  fiisfcsceniibiis/ 

-9.     Longueur   totale    19  mill.,  aile    l-i   mill. 

.:;.  -  -        IT)       -  -      12       - 

-S.  Taille  de  la  Nr.  iioluta  ou  de  la  Sc  ^ptis/zrlah/. 
Noire,  garnie  de  i)oiIs  l'auves.  Corps  lui.sant,  lit-ye.  Tete 
ponetuee  aulour  des  anteiines  et  du  \ertex.  Thorax  tres 
iinement  pouclue,  ulVrant  sur  les  tiancs  des  rellets  dores. 
Segments  2 — 6  de  Tabdomen  eilies  de  ]»oils  rouges-cuivres. 

Mandibules,  llagellum  des  antennes,  ecailles  alaires,  tibias 
et  tari-es  roux-obscur.>-.  Ciiaj)eron  garni  de  cliaque  eote  de 
poils  dores.  Un  point  au  ^ommet  de  eliaque  oeil,  une  bände 
oblique  de  chaque  cole  du  prothorax,  et  deux  taches  a 
Tecusson,  jaunes.  Les  segments  1 — 3  de  Tabdomen  orn^s 
aussi  de  chaque  eote  d'une  lache  jaune  marginale.  Alles 
lav6es  de  brun-dore,  a  nervures  brunes. 

,^.  GrOle:  le  premier  segment  de  Tabdomen  allong^  en 
forme  de  poire.  Chaperon  et  bordure  interne  des  orbites 
jaunes.  Vertex  denue  de  taches.  Prothorax  jaune  en  dessus ; 
deux  points  jaunes  au  post-ecusson;  segments  abdominaux 
offrant  aussi  en  dessous  une  bordure  jaune  interrompue;  l'ex- 
tr^mite  de  Tabdomen  hcrisse  de  poils  roux;  mais  les  segments 
nV'tant  pas  cili^s  par  bandes  de  cette  couleur. 

Uabiit' :  I.es  lies  Viti.  Ovalau.  Recueillie  par  Mr.  le 
Dr.  G raffe. 

Cette  Scolie  se  rapproche  beaucoup  de  la  SV.  rciuiaia 
Smith,  dont  eile  est  peut-Otre  un  derive  local. 

12.     Dielis  obesa  n.  sp. 
Mttyiia,  rrassissiiiKt:  nigra.  piiHc/nlaliu  fnlro-liirta;  pronoto 


m 

supra,  scutellis .  niacula  metanoti.  snifureis;  nbdomine  ?//axime 
(lilatalo,  ohrso.  fa.sc'ui  jiriiiti  sc/jmenfi ,  ff/sriaqiie  iificr/iipfa 
? — .5  snifureis :  ali^  f'umalis  cosla  fusro. 

Lougueur  totale  27  inill..  aile  22  niiil.,  hngeiir  de  l'ab- 
domen   1<>  mill, 

,J.  Grantle,  lies  tiapue.  Corps  partout  tlneiiient  ponctue; 
les  ponetuatious,  eparses  sur  la  tele  et  le  tliorax,  i^auf  au 
metathorax,  qui  cfct  tout  entier  densement  ponctue.  Chaperon 
con\  exe,  a  bord  iuferieur  arque,  reflechi;  la  surface  pointillee 
et  garnie  de  ehaque  cöte  de  grossieres  pouetuations.  Un  petit 
sillon  au  front.  Vertex  un  peu  renf]6;  le  bommet  des  veux 
presque  enfoncr.  L'ocelle  antcrieur  d«^piitne;  les  deux  poste- 
rieurs  nuls.  Tiiorax  large,  assez  couit.  Protiiorax  coupe 
obliquenient  de  ehaque  cöt6  en  avant.  Metathorax  tronque 
presque  k  angle  vil,  large  et  anguleux.  Abdomen  tres  gros, 
large,  comme  cliez  les  fern  eil  es  les  plus  trapues,  tres 
hombe  et  renfle:  ovoi'de  tronqu6  k  la  base,  a  premier  segment 
tres  court  et  large;  les  ponctuations  devenant  assez  fortes  vers 
rextremite  de  Tabdomen;  le  dernier  segment  arrondi,  un  peu 
echancre  au  milieu ;  anus  arme  de  trois  tortes  epines,  grosses 
et  assez  courtes. 

Noire,  garnie  de  poils  fau\es,  Deux  petites  taelies  au 
haut  du  chaperon,  trois  autres  au  veitex  entre  les  jeux, 
(lessus  (kl  prothorax,  bord  des  ecailles,  ecusson,  post-ecusson 
et  une  tache  au  milieu  du  metathorax  en  dessus,  jaune;^.  Pre- 
mier segment  de  Fabdomen  orn6  en  dessus  d'une  bände  jauue 
submarginale,  echancree  en  avant;  le  deuxieme  de  deux  taches 
jaunes  transversales  attenuees  en  dedans  et  portant  chaeune 
un  trait  noir;  le.s  trois  suivants  d'une  etroite  borduie  jaune 
sinueuse  marginale  et  interrompue  au  milieu;  une  ligne  jaune 
•k  Textremite  des  cuisses  en  dessous,  et  nnc  a  la  face  externe 
des  tibias  anterieurs.  Alles  lavees  de  brunatre  avec  une 
bände  brune  a  la  cöte,  surtout  au  milieu:  nervures  brunes. 
Cellule  radiale  tres  courte,  6eartee  du  bord  a  rextremite;  la 
deuxieme  veine  recurrente  briste  au  milieu, 

Habite:  Le  Nord  de  la  Patagonie  et  rUruguay.  (Ma  col- 
lection.) 

Ce  male  est  unique  daus  son  gerne.  11  a  le  facies  d'une 
lemelle,  et  d'une  femelle  des  plus  trapiies,  vu  la  laigeur  de 
ses  fornies  et  la  rondeur  de  son  gros  abdomen;  mais,  i\  part 
cela,  il  öftre  tous  les  caracteres  d'un  male,  sauf  peut  etre 
dans  la  forme  de  la  cellule  radiale,  qui  est  tr^s  courte,  comme 
par  ex.  chez  les  Elis  dorsata,  phimipes,  .'ifasciata  etc.  La  tete 
un  peu  rentl6e  en  dessus  ainsi  que  Tobliteration  des  ocelles 
posl6rieurs,    sont    des    caracteres  qui  ne  s'etaient  encore  pre- 


sentes  que  chez  les  femelles,  et  qui  constituent  ohez  ee  male 
une  vemarquable  exception. 

Cet  insecte  J  offre  de  commun  avec  tous  les  males: 
le  gerne  de  ponctuation  du  eoips,  les  antennes  longue?  et 
composees  de  13  ai-ticles:  le  nombre  des  segment^'  de  Tabdo- 
men  et  sa  terminaison.  Avec  les  femelles:  la  forme  (lapue, 
•surtout  Celle  de  Tabdomen;  la  largeur  du  Ihorax ,  la  forme 
du  Vertex  et  robJiteralion  des  ocelles.  Cependant  il  s-erait 
impossible  de  prendre  cet  iudividu  pour  un  hennaphrodite, 
puisque  les  anlennes  uussi  bien  que  le  nombre  des  segment.- 
abdominaux  et  la  .^-tructure  de  Tanus  prouvent  quMl  s'agit  ici 
d'un  male  normal. 

II  faut  donc  plutot  considerei  ce  male  comme  indiquani 
l'exietence  d'une  espece  dans  laquelle  les  deux  sexe»  com- 
mencent  a  s'identilier  dans  les  formes,  contrairement  ä  ce  qui 
a  lieu  chez  les  Scolies,  conformement  ä  ce  qu'on  observe 
chez  les  Tiphia  U  etabiit  k  eertains  egards  \n  transition 
qui  des  vrais  h6terogynes  (^  sexes  dif\erents)  conduil  anx 
laux   het^rogynes  k  sexes  subidentiques. 


65 


Neue   Schmetterlinge    aus    dem  „Museum 
GodefFroy"  in  Hamburg, 

lieschrieben  von 
Dr.  Blerri#lt-i$$eliaeil'er. 

Ersle  Ablheiluiig:  die  Tagfalter, 

mit  Tab.  I— 1\' 

Eine  mir  im  December  1867  Übermächte  Sendung  bestand 
aus  235  Nummern,  von  den  Yiti-,  Tonga-  und  Scliiffer- 
Inseln,  gesammelt  von  Herrn  Dr.  Graeffe  aus  Zürich, 
dann  von  Brisbane  und  R  ockliamp  ton,  Hafenorten  an  der 
Nordküste  Neuhollands,  gesammelt  von  Frau  Amalie  Dietrich. 

Nur  ein  kleiner  Theil  der  Sendung  befand  sich  in  voll- 
kommen reinem  und  friechem  Zustande,  die  meisten  der  Ma- 
cros  in  leidlichem,  zur  Erkennung  ganz,  zur  Einreibung  in 
die  Sammlungen  difficiler  Liebhaber  zur  Noth  genügendem  Zu- 
stande. Von  den  Micros  waren  einige  wenige  vortrefflich  er- 
halten und  präparirt ,  die  Mehrzahl  zur  Erkennung  der  Art 
nothdürftig  genügend ,  eine  ziemliche  Anzahl  aber  geradezu 
unbrauchbar,  welches  Urtheil  auch  von  Herrn  Prof.  Zeller, 
dem  eifrigsten  Erforscher  und  gewissenhaftesten  Untersucher 
der  Micros  mit  grossem  Bedauern  ausgesprochen  wurde. 

Eine  nachträgliche,  am  14.  Juni  1.  J.  an  mich  gelangte 
Sendung  enthielt  fast  nur  Micros,  und  zwar  meistens  aus  den 
die  allerkleinsten  Arten  enthaltenden  Gattungen,  z.  B.  Graci- 
laria,  Cosmopteryx.  Diese  waren  aber  alle  in  so  kläglichem 
Zustande,  dass  ich  nur  9  Stücke  derselben  zu  genauerer  Prü- 
fung zurückbehielt,  immer  noch  sehr  bezweifelnd,  ob  selbst 
mit  dieser  kleinen  Auswahl  etwas  zu  machen  sein  werde. 
Der  Hauptfehler  scheint  schon  beim  Einsammeln  gemacht 
worden  zu  sein,  denn  der  verklebte  Zustand  der  Beine,  Kopf- 
theile  und  Flügel,  dann  das  ganze  runzlige  und  verkrüppelte 
Aussehen  zeigt,  dass  die  Thiere  lebend  in  Gläschen  eingefangen 
wurden,  au  deren  Innenweite  sich  entweder  Feuchtigkeit  nieder- 
schlug oder  gar  durch  Anwendung  von  Aetlier  oder  Cyankalium 
(zum  Tödten)  erzeugt  \\'orden  war.  Dann  sind  die  Thiere  an 
haarfeinem  Messingdraht,  oft  sehr  excentrisch,  gespiesst,  wel- 
cher aber  nicht  zugespitzt  und  ohne  Gummi  in  Klötzchen  von 
Agavenmark  gesteckt  ki.  Der  Draht  setzte  oft  Grünspan  an 
und  fiel  im  Transporte  öfters  aus  den  Klötzchen  heraus.  Endlich 
waren  die  Klötzchen  an  viel  zu  dicke,  schlecht  zugespitzte 
Nadeln  gesteckt,    an  diesen  sehr  oft  nicht  durch  Gummi  ge- 

5 


66 

hörig  fest  geleimt,  so  dass  fie  sich  dreliten;  die  dicksten  Nadeln 
hafteten  in  dem  Boden  der  Schachtehi  aus  Agavenmark  eben- 
falls nicht  genügend.  Es  fiel  daher  oft  nicht  allein  der  Silber- 
draht aus  den  Klötzclien  heraus,  sondern  diese  beschädigten 
durch  ihre  Drehung  an  der  Nadel  die  nebenstehenden  Thiere, 
und  endlich  die  grösste  Beschädigung  verursachte  das  Heraus- 
fallen der  dicken  Nadeln  aus  dem  Boden  der  Schachteln. 

Aber  selbst  die  A^enigen  Stücke,  welche  allen  diesen 
Gefahren  entgangen  waren,  konnten  nicht  genügend  zum 
Zwecke  des  Spannens  aufgeweicht  weiden,  weil  die  Flügel 
fest  auf  einander  geklebt  und  die  klumpenweise  gehäuften 
Schuppen  der  Franzen ,  des  Scheitels  und  der  Palpen  nicht 
mein-  in  Ordnung  gebiacht  werden  konnten.  Wie  unentbehr- 
lich der  gute  Zustand  dieser  Theile  zur  Erkennung  und  Ein- 
reihung der  Arten  ist,  weiss  Jeder,  der  sich  nur  einigermassen 
mit  Micros  besciiäftigt  hat. 

Ich  ergreife  diese  Gelegenheit,  den  Sammlern  des  Herrn 
Godeffroy  sowie  überhaupt  den  Sammlern  in  fernen  Ländern 
einige  Fingerzeige  zu  geben,  wozu  ich  mich  zwar  nicht  durch 
eigenen  Aufenthalt  daselbst,  aber  durch  seit  fast  50  Jahren 
aus  allen  Welttheilen  angelangte  und  eingesehene  Zusendungen 
iür  competent  erachte.  Als  Beleg  hierfür  erwähne  ich  nur, 
dass  ich  im  Jahre  1820  und  1821  die  Sendungen  von  Oll'ers 
aus  Para  und  Bahia,  jene  von  Hemprich  und  Ehrenberg  aus 
Aegvpten,  von  Westermann  aus  dem  indischen  Archipel  im 
Berliner  Museum  zu  sichten,  zum  Theil  zu  präpariren  und 
einzureihen  hatte,  1821  jene  von  Spix  und  Martius  in  der 
K.  Akademie  der  Wissenschalten  zu  München  musterte,  die 
grossen  Sendungen,  welche  Moritz  aus  Venezuela  an  den  nun 
verstorbenen  Kaden  in  Dresden  machte,  während  mehrmaliger 
wochenlanger  An\A  esenheit  in  Dresden  genau  durchging,  die 
Cubanische  Schmetterlingsfauna  von  Herrn  Gundlach  so  voll- 
ständig zugesendet  erliielt,  wie  sie  in  der  Pariser  Ausstellung 
zu  sehen  war,  seiner  Zeit  von  Becker  in  Paris  aus  jeder  an 
ihn  gelangten  Sendung  Vieles  erhielt,  namentlich  fast  alle 
seine  Califomier,  von  Boucard  die  Mexicaner,  von  Ried  in 
Valparaiso  seltene  Chilener,  von  Keferstein  in  Erfurt  Süd- 
afrikaner, von  Morris,  Biackenridge  Clemens,  Grote  und 
Robinson  Nordamerikaner  u.  s.  w. 

Vor  Allem  müssen  die  verschiedenen  Verhältnisse,  in 
welchen  sich  die  Sammler  befinden,  beachtet  werden,  denn 
es  ist  z.  B.  ein  grosser  Unterschied,  ob  sich  ein  Sammler 
ausschliesslich  auf  Insecten  beschränken  kann,  oder  ob  er 
Alles,  „was  da  kreucht  und  fleugt",  ob  er  auch  Pflanzen, 
Minei allen,  Seethiere  und  Anderes  sammeln  will  und  soll. 
Von  Sammlern  der  letzten  Kategorie  lässt  sich  keine  ergiebige 


67 

Ausbeute  erwarten,  wenn  aucli  einzelnes  Interessante  manchmal 
(liircli  sie  zufällig  geliefert  ^ird;  zu  einer  zweckmässigen 
Aus\Aali],  zu  genügender  Präparirung  und  Verwahrung  fehlt 
es  ihnen  an  Kaum  und  Zeit.  Solciien  Sammlern  ist  ganz  ein- 
fach aufzutragen,  alle  Insecten,  welche  den  Weingeist  ver- 
tragen (also  allt;  Nieht-Sclunetterlinge,  die  nicht  beliaarten 
Käfer,  die  grösseren  Crthopteieu,  Hemipteren,  Hymenopteren 
und  Apteren)  in  Flasclien  mit  Weingeist  zu  bringen,  in 
welchen  etwas  Baum\\olle,  um  Boden  und  oben  vor  Ver- 
schluss der  Flasche  angebracht,  das  Schütteln  verhindert. 
Eine  Anzahl  solcher  Flaschen,  besonders  wenn  sie  vierkantig 
sind ,  lässt  sich  ganz  gut  zusammen  in  eine  grössere  Eolz- 
kiste  verpacken,  in  der  Art,  dass  Boden,  Seitenwände  und 
Decke  mit  elastischem  Material,  Werg,  Seegras  u,  dergl.  aus- 
gefüllt sind. 

Alle  Thiere,  welche  den  Weingeist  niciit  vertragen,  sind 
sogleich  beim  Einfangen  durch  einen  seitlichen  Druck  auf 
den  Thorax  zu  tödten  und  in  weiches  Papier,  am  besten 
Seidenpapier,  einzuschlagen  und  diese  Tütchen  sogleich  in 
eine  gut  schliessende  Blechkapsel,  am  besten  vierkantig,  der 
Deckel  im  Charnier  befestigt,  einzulegen.  Sobald  die  Kapsel 
nahezu  gefüllt,  wird  eine  dünne  Schicht  Baumwolle,  \\  eiche 
mit  Benzin  und  Sublimatsolution  getränkt  ist,  bedeckt,  ge- 
schlossen und  möglichst  bald  verlöthet.  Sammler  dieser  Art 
sollten  gai-  nie  mit  Aufstecken  an  Nadeln  sich  befassen,  die 
aUerkleinsten  Thiere  (Rlicrolepidojiteren,  die  zarten  Neuro- 
]iteren,  Dijiteren  etc.)  liegen  ausser  ihrem  Wirkungskreise. 
Wenn  dann  der  Empfänger  seine  Neugierde  und  Ungeduld 
zu  zügeln  weiss  und  die  Tütchen  vor  der  Eröflnung 
auf  feuchtem  Sande  aufweicht,  so  wird  er  wenig  Ver- 
lust zu  beklagen   haben. 

Speciell  dem  Sammeln  von  Insecten  sich  \^idmende  Rei- 
sende können  reichhaltigeres  und  gewählteres  Material  liefern, 
wenn  sie  sich  mit  den  /um  Einsammeln  und  Präpariren 
nötliigen  Apparaten  beschweren  können  und  dürfen,  liinen 
kommt  es  zu,  von  allen  eingeftingenen  Insecten,  welche 
nicht  unbezw  eilelt  den  Weingeist  vertragen,  und  von  den 
zum  Einschlagen  in  Tütchen  passenden  wenigstens  je  einige 
Exemplare  an  passende  Nadeln  zu  stecken  und  noch  weich 
in  vierkantige  Kästchen  mit  Kork-  oder  Agave- Boden  dicht 
an  einander  gereiht  einzutragen.  Jene  Arten,  welche  zu  klein 
sind,  um  schon  auf  der  Excursion  aufgesteckt  werden  zu 
können  (die  kleinsten  Tineaceen,  Tipulinen,  Captinen  etc.), 
müssen  aus  dem  Koscher  lebend  in  kleine  Kapseln  ein- 
gefangen und  erst  zu  Hause  auf  Schwefeläther  getödtet, 
dann    an    Silbernadeln    angesteckt   werden.      Unter    den    ver- 


68 

schiedenen,  je  nach  Gewohnheit  und  Liebhaberei  gebrauch- 
ten Kapseln  habe  ich  die  Yg  Zoll  Cubikmaass  haltenden  aus 
Pappe,  unten  und  oben  mit  Glas  als  die  bewährtesten  erprobt; 
sie  nehmen  den  wenigsten  Raum  ein,  sind  am  wenigsten  zer- 
brechlieh und  geben  der  Feuchtigkeit  viel  weniger  Zutritt  als 
mit  Kork  versclilossene  Glascj  linder ,  was  in  heissen  und 
leuchten  Klimaten  sehr  zu  beachten  isf.  Die  an  Silberdraht 
aufgesteckten  Exemplare  sind  dann  nicht  einzeln  auf  Agave- 
Klötzchen  zu  bringen ,  sondern  der  Reihe  nach  auf  den  mit 
Agaveplatten  gefütterten  Boden  der  Schachteln  einzutragen. 
Dass  alles  dies  mehr  für  Sammler  berechnet  ist,  welche 
wohnliche  Nachtquartiere  und  zeitweise  längeren  Aufenthalt 
in  ge^A  issen  Gegenden  haben,  nicht  aber  für  solche,  welche 
Expeditionen  von  Monaten  und  Jahren  in  unwirthliche  Länder 
beigegeben  sind,  dies  ist  wohl  selbstverständlich.  Haben 
erstere  passende  Wohnungen  und  überflüssige  Zeit,  so  mögen 
sie  immerhin  einzelne  Prachtexemi)lare  \  ollständig  präpariren 
und  spannen  (ein  im  frischen  Zustande  gespannter  Schmet- 
terling ist  in  der  Regel  schöner  als  ein  aufgeweichter),  dieser 
Vortheil  wird  aber  durch  Raumverschwendung  und  grössere 
Transportgefahren  überwogen. 


Ich  folge  in  der  Aufzählung  der  Arten  meinem  Prodromus 
um  so  lieber,  als  ich  mich  immer  mehr  von  der  Unnatürlich- 
keit  des  Voranstellens  der  Papilioninen  überzeuge  und  hierin 
die  volle  Beistimmung  des  wissenschaftlichsten  der  leben- 
den britischen  Lepidopterologen,  Bates,  erhalten  habe.  Die 
vor  den  Familiennamen  stehenden  römischen  Zahlen  sind  die  des 
Prodromus;  die  Gattungen  und  Arten  sind  fortlaufend  numerirt. 

Was  die  den  mir  neu  scheinenden  Arten  gegebenen 
Namen  betrittt,  so  werden  oline  Zweifel  manche  derselben  ein- 
zugehen haben,  wenn  die  Tafeln  in  die  Hände  aller  Sach- 
verständigen gelangt  sind  ,  mit  welchen  ich  zum  Theil  nicht 
in  Verkehr  treten  konnte,  von  welchen  icli  zum  Theil  aber 
auch  ohne  genügende  Antwort  und  Aufklärung  blieb.  Da 
diese  Tafeln  auch  in  der  P'ortsetzung  meiner  „Neuere  Schmet- 
terlinge aus  Europa  und  den  angrenzenden  Ländern''^  erscheinen, 
so  vird  dort  die  beste  Gelegenheit  gegeben  sein,  die  Namen 
zu  berichtigen*}. 

*)  Da  es  nicht  möglich  ist,  die  Tafeln  der  Stettiner  Entom. 
Zeitschrift  colorirt  zu  geben,  so  mache  ich  darauf  aufmerksam,  dass 
dieselben  in  dem  eben  genannten  Werke  in  Quarte  colorirt  erscheinen. 
Sobald  die  ersten  4  Tafeln  ausgegeben  werden  können,  wird  dies,  der 
Preis  und  die  Bezugsquellen  in  diesen  Blättern  angezeigt. 


69 

I.     Helicoiilna. 

1.    Euploea. 

Es  ist  um  so  schwerer,  nach  den  Beschreibungen  von 
58  neuen  Arten,  welche  Herr  Felder  in  der  Novara  Reise 
gegeben,  einige  vorliegende  neue  Arten  zu  bestimmen,  als  nur 
9  derselben  im  männlichen,  2  im  weiblichen  und  1  in  beiden 
Geschlechtern   abgebildet  sind. 

Ebenso  ist  es  unmöglich,  in  dieser  difficilen  Gattung  halt- 
bare Diagnosen  zu  geben,  bevor  man  nicht  die  überwiegende 
Mehrzahl  der  Arten  in  natürlichen  Exemplaren  oder  brauch- 
baren Abbildungen  vor  sich  hat.  Ich  ziehe  es  daher  vor,  die 
mir  neu  scheinenden  Arten  durch  Yergleichung  mit  allgemein 
bekannten  oder  richtig  abgebildeten   kenntlich  zu  machen. 

1.  E.  seriata  m.  j^.  Mit  E.  pollita  und  ledereri  zu 
vergleichen;  von  erster  durch  die  gegen  den  Vorderrand  hin 
kaum  an  Grösse  zunehmenden  weissen  Fleckchen,  von  letzter 
durch  das  Fehlen  aller  anderen  Fleckchen,  dagegen  ein  ge- 
doppeltes der  Zelle  1  b  der  Vfl  und  etwas  eckigeren  After- 
winkel der  Hfl   verschieden.     Von  Vanua  Valava. 

2.  E.  incomptam.  ^.  Im  Habitus  kein  auffallender, 
aber  doch  nachweisbarer  Unterschied  von  seriata;  Saum  der 
Vfl  etwas  convexer,  Spitze  und  Afterwinkel  abgerundeter, 
Hfl  am  R  kürzer,  am  Afterwinkel  etwas  mehr  vorgezogen. 
Auf  dem  Ursprünge  der  R  8  der  Vfl  ein  blaues  Schuppen- 
fleckchen, unter  ihm  in  schräger  Richtung  gegen  den  Saum 
hin  noch  einige  wenige  blaue  Schuppen.  Die  ganze  OS  der  Vfi 
schillert  in  gewisser  Richtung  dunkelviolett.  Die  Franzen  aller 
Fl  zwischen  je  zwei  Rippen  zweimal  weiss  gezeichnet.  Unten 
nur  an  der  W  der  Hfl  drei  weisse  Punkte.    Von  Vanua  Valava. 

3.  E.  eleu t ho  Quoy  &  Gaimard.  T.  IL  fig.  6  S.  7. 
9.  $.  \ar.  montrouzieri  Fld.  Nov.  no.  479;  auch  lewini  und 
escholtzi  sind  nach  Felder  nur  Lokalformen  derselben  Art. 

Unter  12  sicher  zusammengehörigen  Stücken,  welche  Herr 
God.  mittheilt,  findet  sich  nur  Ein  Manu.  Dieser  hat  den 
Filzstreif  in  Z  Ib,  ungefähr  ^n  ihrer  Länge  betragend,  ein 
M  enig  über  deren  Mitte  reichend;  der  Fleck  der  Z  3  ist  nicht 
viel  breiter  als  hoch;  hinter  der  Mitte  des  VR  steht  ein 
Fleckchen  Die  Fleckenreihe  der  Hfl  steht  näher  der  MZ  als 
bei  allen  Weibern  und  besteht  von  Z  Ib  bis  Z  3  aus  wurzel- 
wärts  zusammenhängenden  hohen  Doppelflecken.  In  der  Ge- 
stalt dieser  Flecke  stimmt  eines  der  Weiber  überein,  hat  aber 
den  Fleck  der  Z  3  der  Vfl  bedeutend  grösser,  fast  bis  zur 
W  der  Z  reichend.  Die  Fleckenreihe  nimmt  an  Grösse  nach 
und  nach  ab,  bis  sie  aus  Punkten  besteht,  kaum  grösser  als 
jene  vor  dem   Saum,  in  welchem  Falle  dann  auch  die  Flecke 


70 

der  Vfl  immer  kleiner  werden  (fig,  4),  zuletzt  auch  die 
Costalflecke.  fig.  5^'  ist  kuum  halb  so  gross  als  die  übrigen. 
Von  Neuholland  und   den  Viti-Inseln. 

4.  E.  schmeltzi  m.  $.  Tab.  I.  fig.  8.  Lässt  sich  am 
beteten  mit  E.  dufresni  vergleichen;  kleiner,  ohne  blauen  Schiller, 
der  Fleck  der  Z  3  der  Vfl  mehr  wurzehAärts  gerückt,  jener 
der  Z  4  fehlend,  jene  der  Z  5  — (S  kleiner,  kein  so  breites 
Band  bildend,  in  Z  10  ein  Fleckchen  gegen  die  W  und  vor 
dem  VR.  Auf  der  US  sind  alle  diese  Flecke  schärfer  aus- 
geprägt und  begrenzt,  namentlich  in  der  IMittelreihe  in  Z  3 — 6 
mid   10  der  Vfl  und  in  Z   1  c  bis  7  der  Hfl.     Von  Upolu. 

5.  E.  graeffiana  (Heer?)  Taf.  I.  fig.  1.  V.  Das  Bild 
in  der  durch  Herrn  Dolirn  in  diesen  Blättern  zur  Genüge  be- 
sprochenen Broschüre  hat  einen  unrichtigen  Umriss  der  Hfl 
und  die  Flecke  in  Z  2  und  3  derselben  zu  deutlich.  Herr 
Hewitson  erklärt  sie  für  E.  hisme  Boisd.,  welche  identisch  mit 
E.  eunice  sein  soll.     Von  Vanua  Valava. 

6.  E.  nemertes  H.  Samml.     o.     Von  Vanua  Valava. 

7.  E.  rumphii  Fld.      q.     Von  Vanua  Valava. 

ff.     ileaaaliia. 

2.  Danais. 

8.  D.  melittula  m.  Von  Herrn  God.  als  melissa  ge- 
sendet, aber  keinenfalls  zu  Cramer's  Figur  377  C  D  passend, 
viel  elier  mit  Felder's  Bild  der  D.  nej)tunia  t.  43  f.  7  stim- 
mend in  Grösse,  Umriss  und  Zeichnungsanlage,  nur  ist  das 
W^eiss  viel  ausgedehnter,  daher  das  Aussehen  anscheinend 
verschieden.     Von  Upolu. 

0.  D.  archippus  F.  —  megalippus  H.  Samml.  Nicht 
von  den  amerikanischen  Exemplaren  verschieden,  wahrschein- 
lich mit  der  Nahrungspflanze  Asclepias  ipecacuanha  eingeführt. 
Von  Niuafou. 

VI.    Saiyriiia. 

3.  Cyllo. 

10.  C.  leda  Cr.  292  A  -  879  a  fast  ganz  gleich  H- 
Samml.  fig.  4.     Von  Ovalau  und   Vanua  Valava. 

11.  C.  banksia  F.     Von  Kockhampton. 

4.    Yphthima. 

12.  Y.  arctous  F.  Noch  nirgends  abgebildet.  Von 
Brisbane.  Kaum  Donovan's  Art,  welche  zwei  gleich  starke 
grosse  Augen  der  US  der  Hfl  hat;  auf  der  OS  ist  das  vordere 
ohne  weissen  Kern  und  gelben  Ring. 


71 
5.    Hypücista. 

13.  H.  ad i an  t ha  H.  Ziitr.  f.  545  —  irius  F.  —  Donov. 
N.  Hol].  Drei  sehr  verschiedene  Stücke  in  Grösse  und  Fär- 
bung; oben  bald  ganz  graubraun  nur  mit  dein  ockergelben 
Bande  der  Hll ,  bald  fast  ganz  ockergelb.  Keines  derselben 
stimmt  ganz  mit  Donovan's  Bild,  eines  mit  dem  in  HZ.  f.  545, 
doch  ist  es  grösser.     Von  Kockhampton. 

6.    Xois. 

14.  X.  sesara  Hw.     Von  Viti  Levu  und  Ovalau. 

^.    H^yiiiplialiiia. 

7.    Diadema. 

15.  D.  äuge  Cr.  Jedenfalls  nur  aberratio,  im  Habitus 
und  der  Zeichnungsanlage  ganz  mit  polymena  Fld,  Nov.  t.  55 
f.  5.  6  übereinstimmend,  aber  beiderf-eits  ohne  schwarzen 
Streif  vor  dem  Saume.  Die  OSeite  ist  schmutzig  ockergelb, 
gegen  die  W  braun,  an  der  kleineren  Si)itzenhälfte  der  Vfl 
und  hinter  der  Zelle  der  Hfl  weisslich.  Unten  in  Z  Ib  und 
2  vor  dem  Saum  ein  weisser,  dunkel  umzogener  Querfleck. 
Von  Ovalau. 

16.  D.  formosa  m.  Tab.  IV.  fig.  17.  Zur  Gruppe  von 
pandarus  gehörig  und  von  Hewitson  als  eine  Var.  vermuthet; 
kleiner,  schwarzbraun  mit  orangem  Schrägband  der  Vfl  und 
solchem  breiten  vor  dem  Saume  der  Hfl,  in  welchem  gleich 
grosse  schwätze  Rundflecke  von  Z  2 — 4,  in  Z  1  c  zwei  klei- 
nere stehen.  Unten  sind  diese  Flecke  und  gleiche  der  Vfl 
hellblau  gekernt,  das  Orange  verbleicht  und  auf  den  Hfl 
auf  die  Ränder  der  mehr  rostbraunen  Binde  beschränkt.  Von 
Vanua  Valava. 

8.    Atella. 

17.  A.  egista  Cr.  Von  Upolu.  Mit  weniger  Schwarz 
als  Cramer's  Bild. 

9.    Junonia. 

18.  J.  velleda  L.     Von  Vanua  Valava  und   Ovalau. 

19.  J.  ocy  ale  H.  Verz.  -  Orithya  Cr.  281  E.  F.  290  C. 
D.     Von  Rockhampton. 

10.    Doleschallia. 

20.  D.  bisaltide  Cr.  Ohne  Silberflecke  der  US.  Von 
Ovalau  und  Vanua  Valava. 


72 

1LI.    li^caesiiita. 

Während  Herr  Felder  so  viele  interessante  Gattungen 
und  Arten  aus  Neuholland  aufführt,  enthält  gegenwärtige  Sen- 
dung ausser  einer  mir  neu  scheinenden  Chrysophanus-Art  nur 
ziemlich  unscheinbare,  den  europäischen  Formen  nahe  ver- 
wandte Arten  der  engeren  Gattung  Lycaena.  Da  Herr  He- 
witson  diese  Gattung  noch  nicht  bearbeitet  hat,  so  muss  ich 
die  neuen  Arten  benennen. 

11.    Cbrysophanus. 

21.  Ch.  diseifer  m.  T.  IV.  f.  21.  —  Grösse  und  Ha- 
bitus von  Ch.  phlaeas,  plumper,  Vfl  spitzer.  Schwarzbraun, 
die  langen  Franzen  weiss,  auf  den  Rippen  schN^arz;  die  Vfl 
bis  zu  '-^3  goldorange,  unten  matter,  mit  gelbgrauem  VR  und 
Saumdrittel ,  an  der  W  des  letzteren  von  Z  2  bis  zum  VR 
eine  Reihe  verloschener,  licht  umzogener  Augen,  drei  deut- 
lichere in  der  MZ  und  eines  bei  Vg  der  Z  1  b.  Hfl  gelbgrau, 
weiss  und  braun  gewässert,  bei  Vg  und  '^/^  mit  einer  durch- 
laufenden Reihe  dunkler  Mondlinien.   —   Von  Brisbane. 

12.    Lycaena. 

Schon  bekannt  sind: 

22.  L.  taygetus  Fld.  Nov.  nr.  3'>1  t.  23  f.  19-21.  - 
Von  Brisbane. 

23.  L.  ly Simon.  Nicht  von  der  Europ.  Form  abwei- 
chend. —   Von  Rockhampton. 

24.  L.  nora  Fld.  Nov.  nr.  341  t.  34  f.  34.  Das  Bild 
ist  nicht  genügend.  Die  OS  ist  schmutzig  blau,  etwa  wie  bei 
stark  geflogenem  alexis;  die  US  hat  aschgrauen  Grund,  die 
bei  Feld,  röthelroth  angegebenen  Flecke  und  Binden  sind  nur 
etwas  weniger  röthlicher  als  der  Grund,  welcher  im  Saum- 
drittheil stark  weiss  gemischt  ist,  so  dass  sich  die  Reihe 
Punkte  vor  dem  Saum  und  die  Mondlinien  wurzelwärts  von 
ihnen  sehr  dunkel  ausnehmen;  in  Z  2  der  Hfl  steht  ein  scharf 
schwarzes,  wurzelwärts  orange  umrogenes  Dreieck,  in  Z  1  c 
eine  Andeutung  eines  solchen.     Von  Rockhampton. 

25.  L.  communis  Koch.  Ich  halte  mehrere,  unter 
dreierlei  Nummer  gesendete  Stücke  nur  für  unbedeutende  Abän- 
derungen dieser  in  der  Deutlichkeit  der  Zeichnung  der  US  viel- 
fach abändernden  Art.    Von  Vanua  Valava  und  Rockhampton. 

26.  L.  onycha  Hew.  t.  24  f.  11.  12.  —  Die  Beschrei- 
bung ist  etwas  besser  als  die  Bilder.  Auf  der  OS  reicht  die 
i-ch^arze  Spitze  der  Vfl  weiter  wurzelwärts,  Z  2  der  HH 
führt  ein  tief  schwarzes  grosses  Dreieck.  Unten  fehlt  der 
dunkle,  weiss  umzogene  Fleck  gegen  die  W  der  Z  ib  und  2; 
die  grössere  Wurzelhälfte  der  Hfl  ist   gleichmässig    weisslich 


73 

gewellt,  ohne  dunkle  Rundflecke,  hinter  ihr  steht  ein  reiner 
weisses  Band;  das  in  der  Beschreibung  erwähnte  schwarze, 
wurzelwärts  orange  gesäumte  Dreieck  der  Z  2  fehlt  dem 
Bilde,  auch  auf  dem  Ende  der  Z  Ib  steht  ein  ähnlicher,  doch 
undeutlicherer  Fleck.     Von  Rockhampton. 

L.  })almyra  Fid,  Nov.  t.  34  tig.  28.  29  scheint  veinvandt, 
noch  mehr  L.  larvdas  Cr.  282  H.,  welcher  mit  Hewitson's 
Bild  noch  besser  stimmt,  durch  drei  schwaize  Rundflecke  an 
der  W  der  Hfl  und  den  Mangel  von  Roth  in  Z  2.  Mit  wel- 
chem Rechte  diese  Art  zu  einer  neuen  Gattung  Utica  erhoben 
ist,  sehe  ich  nicht  ein.  Die  Augen  sind  haarig,  Palpenglied  3 
fadenförmig,  kürzer  als  2,  Yfl  mit  10  R,  7  und  8  aus  gleichem 
Punkte  mit  H.  Unten  die  MZ  der  Vfl  in  der  Mitte  und  auf  dem 
Ende  mit  grossem,  licht  umzogenen  Fleck.    Von  Rockhampton. 

Dieselben  Merkmale  wie  L.  utica  kommen  zwei  andere 
Arten  zu,  welclie  ich  nicht  in  Hew.,  die  eine  bei  Felder  finde; 
es  sind: 

27.  L.  perusia  Fld.  Nov.  nr.  338  t.  34  f.  4.  Das  Bild 
ist  nicht  zu  verkennen.  OS  schmutzig  violettblau;  unten  ist 
der  weisse  Fleck  am  Ende  der  MZ  der  Vfl  von  zwei  dunklen 
Linien  getheilt,  das  Weiss  des  Bandes  ist  zusammenhängender, 
die  beiden  Reihen  dunkler  Flecke  vor  dem  Saum  sind  kaum 
dunkler  als  der  Grund;  der  schwarze  Augenfleck  in  Z  2  der 
Hfl  ist  saumw'ärts  spangrün  gekernt.     Von  Rockhampton. 

28.  L.  archias  Gr.?  181  C.  Kleiner  als  L.  baetica,  die 
OS  des  Mannes  sehr  langhaarig.  Unten  in  der  Mitte  und  am 
Ende  der  MZ  die  drei  weissen  Verticallinien;  der  Doppelstreif 
bei  'y^  rückt  in  Z  2  und  1  weiter  wurzelwärts  und  sciiliesst 
einen  breiten  weissen  Streif  ein;  hinter  ihm  wieder  ein  breit 
weisser,  fast  gerader  Streif,  dann  die  Kette  aus  Ovalringen 
vor  dem  Saum.  Auf  den  Hfl  steht  innen  an  diesen  der  brei- 
teste weisse  Streif,  welcher  sich  gegen  den  VR  gabelt,  der 
innere  Arm  feiner.  Die  schv^arzen  Augenflecke  vor  dem  Saum 
der  Hfl  in  Z  1  c  und  2  sind  klein,  saumwärts  mit  spangrünem 
Monde  im  Inneren,  wurzelwärts  breit  orange  begrenzt,  beson- 
ders der  letztere.     Von  Rockhampton. 

29.  L.  isoplithalma  m.  Corresp.-Bl.  d.  Zool.-Min.  Ver- 
eines 18t)2  pg.  142.  Der  dortigen  Beschreibung  ist  nur  bei- 
zu.setzen,  dass  die  vier  grossen  Flecke  der  US  der  Hfl  von 
Z  2 — 5  auch  auf  der  OS  sichtbar  sind;  sonst  linde  ich  keinen 
Unterschied   von  der  Cubanischen  Art.     Von  Rockhampton. 

3<>,  L.  samoa  m.  Tab.  IV.  fig.  18.  Weib.  Grösse  und 
Gestalt  ^  on  1>.  amynias  WV.,  schmutzig  violettblau.  Unten 
Hellt  bräuniicli  a.'chgrau,  MMond  und  die  zusammenhängenden 
Kettenovale  aller  Fl  sowie  die  doppelte  Mondreihe  vor  dem 
Saum  wenig  dunkler  als    der  Grund ,    licht    umzogen.     Hfl  in 


74 

Z  Ic  und  2  mit  gross  schwarzem  Fleck  vor  dem  Saum,  wel- 
cher grün  beschuppt  und  einen  orangen  Bogen  über  sich  führt, 
welcher  auch  auf  der  OS  sichtbar  ist.  In  Z  1  zwei,  in  der 
MZ  ein  tief  schwarz  gekernter  Augenpunkt.  Auf  R  2  ein 
kurzes  Schwänzchen. 

Das  Weib  i^t  bedeutend  grösser,  Vfl  im  Discus  lebhaft 
kornblumenblau,  Hfl  mit  weissen  Ringen  vor  dem  Saum,  jener 
in  Z  Ic  und  2  gross  schwarz  ausgefüllt,  wurzelwärts  mit 
breit  orangem  Mond.     Von  Vanua  Valava. 

31.  L.  platis&a  m.  T.  IV.  fig.  20.  Weib.  OS  des  ,^ 
matt  himmelblau,  in  Z  2  der  Hfl  ein  schwarzer  QP'leck,  die 
schwarze  SL  beiderseits  weiss  begleitet.  Unten  aschgrau,  am 
Ende  der  MZ  ein  einfacher  weisser  Ovalring,  die  Doppellinie 
bei  ^4  unter  R  3  sehr  wenig  wurzelwärts  gerückt,  vor  dem 
Saum  zwei  Reihen  weisser  Mondlinien;  alles  dies  kaum  merk- 
lich dunkler  ausgefüllt  als  der  Grund.  Auf  den  Hfl  gegen 
die  W  noch  drei  weisse  Ovalringe,  jener  in  Z  7  schwärzer 
ausgefüllt.  —  Das  Weib  hat  breit  schwarze  Ränder  der  Fl, 
deren  Farbe  glänzend  kornblumenblau.  Hfl  mit  zwei  Reihen 
lichter  Mondlinien  vor  dem  Saum,  die  inneren  dicker,  die 
äussern  der  Z  2  einwärts  orange,  saumwärts  breit  schwarz 
angelegt.     Von  Rockhampton. 

32.  L.  serpentata  m.  Wie  ein  kleiner  hylas.  OS 
an  der  Whälfte  violettblau  angeflogen,  in  Z  2  der  Hfl  eine 
lichte  Mondlinie  über  einem  schwarzen  Rundfleck.  Unten 
graubraun  mit  unbeschatteten  weissen  Schlangenlinien,  welche 
auf  den  Vfl  aus  beiden  Ovalen  der  Mz,  der  Doppellinie  und 
einer  einfachen  schwachen  Zackenlinie  vor  dem  Saume  be- 
stehen; auf  den  Hfl  ist  die  äussere  der  Doppellinien  in  Z.  4 
und  5  saumwärts  verbreitert  und  vortretend,  ähnlich  wie  bei 
L.  perusia.  Z  2  hat  ein  schwarzes  Dreieck  mit  schwach 
oranger  Einfassung.  —   Von  Rockhampton. 

33.  L.  berenice  m.  —  Aehnlich  der  L.  beroe  Fld, 
Nov.  nr.  340  t.  34  f.  36  von  Luzon,  etwas  kleiner,  die  erste 
weisse  Doppellinie  der  US  der  Vfl  geht  ganz  parallel  bis  auf 
R  1  hinab,  das  Zeichen  am  Ende  der  MZ  besteht  aus  drei 
weissen  Verticallinien,  die  Doppellinie  bei  y«  ist  auf  R  3 
scharf  wurzelwärts  abgesetzt,  die  beiden  Fleckenreihen  vor  dem 
Saum  sind    nicht  dunkler  als  der  Grund.     Von  Rockhampton. 

34.  L.  candrena  m.  —  Am  nächsten  der  L.  kaukena 
Fld.  Nov.  nr.  331  t.  34  f.  37,  aber  viel  kleiner.  Der  Mann 
ist  prachtvoll  dunkelblau,  nur  vor  dem  Saum  der  Hfl  schwarze 
Querflecke.  Unten  hat  die  MZ  nur  zwei  weisse  Verticallinien 
vor  und  hinter  der  QR ;  die  Doppellinie  bei  V4  tritt  in  Z  2 
und   1   gleichmässig  wurzelwärts  vor. 

Das  Weib  ist  matter  blau,    auf  den  Vfl  nur   im  Discus, 


75 

auf  den  Hfl  mit  schwarzen,  licht  umzogenen  Rundflecken  vor 
dem   Saum.     Von  Viti  Levu.   Ovalau.  Vanua  Valava. 

3-T.  L.  dyopa  m.  —  Dieselbe  Bezeichnung  der  MZ  der 
"\"tl :  die  weissen  Linien  sind  aber  scliärfer  dunkel  beschattet 
und  die  vorletzte  vor  dem  Saum  schärfer  gezackt.  Auf  den 
Htl  hat  Z  2  und  3  sehr  grosse,  ganz  gleiche,  spangrün  um- 
zogene  Kundflecke  in  kaum  merklich  röthlieherem  Grunde: 
zwei  kleinere  spangrüne  Fleckchen  in  Z  1  b  und  c.  Von  Ovalau. 

36.  L.  alsulus  ra.  —  Grösse  und  Gestalt  von  L.  alsus, 
die  OS  mit  trüb  violettem  Schiller,  die  US  bräunlich  asch- 
grau, gegen  die  W  der  Hfl  silbergrün.  Einzelne  Exemplare 
ohne  alle  Zeichnung:  dann  ein  schwarzer  Punkt  vor  dem  Saum 
der  Z  2  der  Hfl.  wurzelwärts  von  weissem  Winkelliaken  be- 
grenzt, in  Z  3  ein  weisser  Punkt:  später  weisse  ^Vinkell^dken 
aller  Z.     ^'on  Rockhampton  und  Upolu. 

37.  L.  erinus  F.  —  Donov.  Xeuholl.  T.  IV.  f.  19.  — 
Ich  zweifle  nicht  an  der  richtigen  Bestimmung:  Felder  setzt 
diese  Art  mit  seiner  absimilis  Nov.  nr.  309  t.  32.  14 — 16  in 
die  neue  Gattung  Holochila.  OS  dunkel  violett,  US  licht 
aschgrau,  Vtl  mit  dunklem  QStrich  adi  Ende  der  MZ,  ziem- 
lich gerader  Reihe  Querstricbelchen  bei  ^4 ,  welche  sich  auf 
die  Hfl  als  eine  Reihe  schwacher  Dreiecke  fortsetzt  und  vor 
dem  Saum  mit  einer  Reihe  schwarzer  Punkte,  welche  sich  in 
Z  1  b  und  2  zu  grossen,  tief  schwarzen  Flecken  vergrössern, 
auf  den  Htl  durch  fein  sch^^arze  Winkelhaken  \ertreten  sind. 
Die  Wurzelliälfte  der  Hfl  führt  12 — 14  kleine  Augenpunkte,  die 
der  W  nächsten  etwas  schwärzer  gekernt.    Von  Rockhampton. 

XIV     Pitridina. 

13.    Elodina  Fld. 

38.  E.  pallene  Hw.  8.  9.  Die  Exemplare  stimmen 
ganz,  nur  ist  die  schwärzliche  Bestaubung  des  VR  der  Vfl 
gegen  die  W  breiter,  auf  der  US  die  Spitze  der  Vfl  nicht  so 
violett,  durch  die  schwarzen  Flecke  der  Z  4  und  5  zieht  ein 
braunes  Schrägband  bis  zum  VR,  die  Punkte  der  Z  2  und  3 
der  Hfl  fehlen,  jene  der  Z  4  und  5  sind  grösser,  aber  ver- 
triebener, der  VR  ist  an  der  W  fein  gelb:  die  Fülilerkeule 
ist  kürzer.  Hw.  vergleicht  sie  mit  aripa  Bd.,  welche  aber 
gewiss  eine  Pieris  ist.  —  Von  Rockhampton. 

39.  E.  parthia  Hw.  12.  13.  Unten  ist  der  Grund  der 
Vfl  wei?ser.  jener  der  Hfl  etwas  gelblicher,  weniger  deutlich 
bräunlich  gewellt,  am  \R  gegen  die  W  gelb.  Der  Mann  ist 
etwas  kleiner,  hat  spitzere  \t\^  auf  R  2  und  3  kaum  eine 
Spur  von    schwarzen  Dreiecken,    die  US    bald    grauer,    bald 


76 

weisslicher,    aber  immer   mit  der  Andeutung  der  Zeichnung. 
Von  Rockhampton. 

14.    Pieris. 

40.  P.  teutonia  Enc.  —  Donov.  Neuholl.  Stimmt.  Ein 
2.  Expl.  (vielleicht  $)  hat  breiter  schwarzen  Saum,  besonders 
der  Hfl,  in  dessen  Z  2  bis  4  nur  ein  weisser  Punkt,  in  5 
und  6  ein  grösserer  Fleck;  unten  sind  die  weissen  Flecke 
grösser,  die  beiden  grossen  Ovale  gegen  die  W  der  Hfl  ohne 
Gelb.  —  P.  niseia  Mac  Leay  Boisd.  Spee.  nr.  51  scheint  dazu 
zu  gehören.   —  Von  Rockhampton. 

41.  P.  coronea  Enc.  —  Cr.  68  B.  C.  -  361  G.  H.  - 
Bd.  spec.  nr.  52.  —  deiopcia  Donov.  Neuholl.  Letztere  Figur 
stellt  eines  der  schwärzesten  W^eiber  dar,  dessen  OS  kaum 
am  Wdrittel  weissgrau  ist,  am  VR  der  Hfl  breit  gelb  An 
diese  Figur  schliesst  sich  Cr.  68  B.  C.  an,  wo  das  reinere 
W' eiss  der  OS  fast  mehr  als  die  WHälfte  einnimmt,  die  Flecke 
der  US  der  Hfl  mehr  weiss  werden  und  ein  kleiner  an  der 
W  der  Z  8  der  Vfl  auftritt.  -  Dann  kommt  eine  Fleckenreihe 
durch  die  Mitte  der  Hfl,  und  gesellen  sich  später  zum  Costal- 
fleck  der  Vfl  noch  gfössere  in  Z  3-5.     Cr.  361  G.  H 

Ich  halte  die  bis  jetzt  besprochenen  Formen  alle  für 
W^ eiber,  zu  deren  letzter  auch  djtie  Donov.  mit  trübgelber 
OS  gehört.  Der  Mann  ist  noch  gar  nicht  abgebildet,  aber 
von  Boisd.  nach  der  OS  beschrieben,  an  welcher  der  gross 
viereckige  Schrägfleck  am  Ende  der  MZ  vom  schwarzen  Saum 
gesondert  bleibt  und  die  US  der  Hfl  ausser  den  gelben  Rand- 
flecken nur  in  Z  1  a,  b  und  7  gelbe  Längswische  hat.  Bei 
einem  2.  Expl.  hat  die  OS  viel  weniger  Schwarz,  namentlich 
die  Vfl.     T.  L  fig.  3.  -    Von  Brisbane. 

42.  P.  albina  Bd.  var.  galathea  Fld.  Nov.  nr.  140. 
Von  Vanua  Valava. 

4;].  P.  athama  Voy.  Pol  Sud  (nach  Hewitson)  T.  1. 
f.  2,  Ich  glaube  das  ziemlich  schlechte  Expl.  zu  leis  H.  Zutr. 
ziehen  zu  dürfen  wegen  des  gleich  breiten,  scharf  und  gerade 
begrenzten  schwarzen  Saumdrittels  der  Hfl.  Der  schwarze 
Saum  der  Vfl  tritt  in  Z  1  bei  weitem  nicht  so  weit  wurzel- 
wärts  vor  als  in  Hübner's  Bild,  Z  3—6  haben  weisse  Flecke, 
jener  der  Z  4  der  kleinste,  in  7  ein  Wisch.  Unten  sind  die 
Hfl  in  Zelle  1,  6  und  8  sowie  die  W  der  Vfl  sciiwefelgelb, 
im  Saumbande  der  Hfl  sind  unbestimmte  lichteie  Flecke  an- 
gedeutet.    Von  Vanua  Valava. 

44.  P.  i)erithea  Fid.  Nov.  nr.  150.  Stimmt,  nur  sind 
die  Hfl  unten  nicht  ßamdae,  sondern  lebhaft  dottergelb.  Von 
Brisbane. 

45.  P.  periclea  Fld.  Nov.  nr.  151.  —  T.  I.  fig.  4.  — 


77 

Stimmt,  nur  ist  der  Saum  der  Hfl  fast  so  breit  sclnvarz  wie 
bei  voriger  Art  und  hat  den  gleichen  weissen  Fleck  in  Z  5. 
T.  I.  flg.  4.  Von  Rockhampton.  -  Herr  Hewilson  erklärt  das 
Bild  für  P.  ])erimale  Don. 

15.  Callidryas. 

46.  C.  gorgophone  Bd.  Auf  der  OS  durch  kleinere 
schwarze  Saumpunkte  der  Vii,  welche  gegen  deren  Spitze 
nicht  zusammentJiessen,  unten  durch  ^  iel  lebhafte.*,  fast  oranges 
Gelb  verschieden,  in  w  elchem  die  Schattenflecke  schärfer  aus- 
geprägt sind.  Die  gewöhnlichen  Expl.  haben  viel  weniger 
Schwarz,  auf  dem  Saum  der  Hfl  nur  ganz  feine  Punkte, 
welche  sich  auf  den  Vll  höchstens  zu  kleinen  Querfleckchen 
ausdehnen,  oben  kein  Orunge,  die  Vfl  scharf  schwarzen 
MPunkt.     Von  Vanua  Valava,  Ovalau  und   Biisbane. 

47.  C.  alcmeone  F.     Beide  Geschlechter  von  Brisbane. 

48.  C.  florella?  $  von  Rockhampton.  Passt  zu  keiner 
der  mir  bekannten  Arten  und  dürfte  ein  Weib  zu  jener  Ab- 
theilung sein,  in  welcher  ich  nur  jenes  der  C.  florella  nicht 
kenne.  Von  jenem  der  thisorella  unterscheidet  es  sich  durch 
viel  kürzeren  VR  und  fast  vertical  stehenden  Saum  der  Vfl, 
deren  Rippenenden  feine  schwarze  Punkte  führen  und  durch 
kürzeren  IR  und  weniger  vorgezogenen  Afterwinkel  der  Hfl. 
Die  US  ist  nicht  so  gelb  wie  bei  o,  mehr  bleich  und  schmutzig 
rosenröthlich,  nicht  so  deutlich  dunkler  gesprenkelt.  Der 
kleine  Mittelring  mit  seiner  m  eisslichen  Ausfüllung  verwischter. 
Von   Rockhampton. 

49.  C.  hilaria  Cr.  $.     Von  Rockhampton. 

16.  Gatbaemia. 

50.  C.  n  y  s  a.     Von  Brisbane. 

51.  C.  j)eribaea  Enc.  —  Bd.  sp.  nr.  22.  Von  Rock- 
hampton. 

17.    Terias. 

52.  T.  drona  weicht  von  dem  Bilde  bei  Horsfield  t.  1 
f.  13  darin  ab,  dass  der  schwarze  Saum  der  Vfl  etwas  schmäler, 
auf  R  1  nur  durch  ein  Fleckchen  vertreten,  auf  den  Hfl  erst 
auf  R  ü  holie  Dreiecke,  auf  den  übrigen  R  kaum  angedeutete 
zeigt.  Der  Saum  der  Vfl  scheint  etwas  verticaler.  Von 
Rockhampton. 

53.  T.  hecabe  L.  Als  senegalensis  gesendet,  aber 
gewiss  nicht  jene  in  Hübners  Zutr.  und  Boisduval;  drei  ganz 
gleiche  Expl.  haben  auf  der  US  keine  andere  Zeichnung  als 
schwach  braunes  Fleckchen  im  VWinkel  der  MZ  der  Vfl. 
Von  Vanua  Valava. 


78 

Ein  unter  gleicher  nr.  gesendetes  frischeres  Exj»l.  hat 
gleich  breit  schwarzen  Saum  der  Hll  und  scharfe  Zeichnung 
der  US  wie  hecabaeoides  Men. 

Var.  aesiope   Mcn.  ist   von  Rockhampton. 

54.  T.  parvula  m.  Eine  der  kleinsten  Arten,  von 
hecabe  dadurch  unterschieden,  das.s  der  scliwarze  Saum  der 
Vfl  in  Z  1  ganz  fehlt,  in  Z  2  und  3  etwas  weniger  tief  aus- 
geschnitten, auf  den  Hfl  in  sciiarfe  Punkte  aufgelöst  ist.  Unten 
haben  die  Vfl  nur  Einen  scharf  schwarzen  Punkt,  und  zwar 
unter  dem  Winkel  der  MZ,  die  Hfl  nur  ganz  kleine  Fleckchen, 
nicht  Hinge,  drei  in  einer  Bogenlinie  bei  '/^ ,  eines  in  der 
Mitte,  eines  vor  der  S])itze  der  MZ,  ein  schwaches  auf  der  Qli, 
dann  eine  Reihe  vertriebener  bei   %.     Von   Rockhampton. 

55.  T.  brigitta  Cr.   —   Von   Rock  hampton, 

18.    Papilio. 

56.  P,  godeffroyi  Senij)er  Transact.  of  tlie  Entom.  Soc. 
of  IjOndon  mit  guten  Bildern.     Von  Ovalau. 

Ich  hatte  dies  schöne  Thier  l'rüher  in  Händen  und  abge- 
bildet. Es  ist  merklich  grösser  als  folgende  mir  verschieden 
scheinende  Art;  der  bei  dieser  bei  %  des  VR  der  Vll  be- 
ginnende und  auf  R  4  kaum  mehr  erkennbare  bleichgelbe 
Schrägstreif  beginnt  hier  dicht  hinter  der  Mitte  des  VR  und 
zieht  ohne  Unterbrechung  bis  zum  IR  der  Hfl  fort,  in  Z  5 
und  6  der  Vfl  lang  viereckige  Flecke  bildend.  Rothe  und 
blaue  Monde  sind  auf  den  Hfl  sehr  deutlich ,  besonders  in 
Z  1  b.  Unten  sind  diese  Monde  gleichfalls  viel  stärker,  und 
es  stehen  über  den  blauen  und  der  Fhigelmitte  nocli  scharf 
begrenzte  viereckige  weisse. 

57.  P,  schmeltzi    m.      Von    Ovalau.  —   Tab,  1,  tig,   1. 
Ich    halte    diesen    Schmetterling    für    verschieden    von    P, 

godeffroyi.  Die  Flügel  sind  deutlich  kürzer,  der  VR  der  Vfl 
gebogener,  ihr  Saum  viel  weniger  schräg,  der  Schwanz  der 
Hfl  viel  kürzer,  der  Saum  aller  Fl  viel  seichter  gewellt;  die 
Ausbuchtungen  sehr  lein  und  wenig,  nicht  weiss,  sondern 
lehmgelb  befranzt.  Die  Vfl  haben  nur  eine  ganz  feine  gelb- 
liche Schräglinie  von  '%  des  VR,  bis  gegen  R  4  oder  5,  die 
Hll  hohe  Mondflecke  von  schmutzig  schwefelgelber  Farbe,  mit 
spitzen  Hörnern,  der  MZ  wenig  näher  als  dem  Saume;  dahinter 
kaum  eine  Spur  gelber  Mondlinien,  aber  keine  Spur  von  Roth. 
Auf  der  US  ist  die  gelbe  Linie  der  Vfl  aus  seichten, 
schmalen  Monden  gebildet  und  steht  in  Z  1  b  viel  näher  dem 
Saume  als  bei  P.  godefTr. ;  deshalb  steht  ihre  Fortsetzung  auf 
den  Hil  weit  hinter  deren  Mitte,    ist   auch    hier  aus  Monden 


79 

gebildet  (bei  P.  gorl,  aus  Querflocken),  die  blauen  Monde  sind 
viel  j-chmiiler,  statt  der  orangen  Flecke  finden  f^icli  ebenfalls 
i-eluirfe  Mondlinien. 

XVT.     Iffrsperiiiia. 

19.    Pamphila. 

58.  P,  augustula  m.  Der  P.  augiades  Fld.  Nov.  1.  72 
f.  5  sehr  nahe,  doch  fast  nur  halb  so  gross,  der  Fleck  der 
Z  5  der  Vfl  dehnt  sich  an  R  4  nur  als  Schrägfleck  an  deren 
W  au.s.  Das  Gelb  der  MZ  aller  Fl,  dann  der  Z  2  und  3  der 
Vtl,  2—4  der  Htl   ist  etwas  glashell.     Von  Vanua  Valava. 

59.  P.  ancilla  m.  j.  Vei gleicht  sich  am  besten  mit 
P.  phjleus  Bd.  und  Lee.  Grösser,  Vtl  spitzer;  der  Wulst 
reicht  \on  Z  1  bis  Z  4  und  die  beiden  Langtleckchen  der  Z 
4  und  5;  die  Saumflecke  sinii  etwas  breiter,  innen  gestutzt. 
Auf  den  Hfl  steht  im  schwarzen  W Drittel  ein  gelbes  Oval. 
Unten  sind  die  Htl  grünlicher,  nur  das  MBand  rein  gelb.  Fühler 
viel  länger,  mit  scharfem   feinem  Haken.     Von  Rockhampton. 

()ü.  P.  olivescens  m.  Tab.  III.  flg.  14.  Grösser  als 
vorige,  das  Schwarz  ausgedehnter.  Unten  das  Spilzendrittel 
der  Vfl  und  die  Hfl  von  Z  1  b  an  bleich  olivengrün,  MFleck 
und  Band  der  letzteren  kaum  angedeutet,  gelblicher,  ohne 
schwarze  Mondehen.  Stimmt  mit  dem  Bilde  der  P.  augiades 
Fld.  Nov.  t.  72  f.  5  ziemlich  überein;  kleiner,  das  Rothgelh 
etwas  eingeschränkter,  so  dass  auf  den  Vfl  Z  3  an  der 
WHälfte  schwarz  ist  und  sich  der  schwarze  Fleck  bis  an  R  !• 
hinzieht.  Die  US  ist  ganz  verschieden,  erinnert  an  jene  von 
P.  viridicans  Fld.  Nov.  t.  ol  f.  14,  doch  sind  die  Franzen 
der  Hll  überall  gelb. 

^  20.    Hesperilla  Hew. 

61.  H.  dirphia  Hew.  l)escrij)fion  of  one  hundred  new 
s])ecics  of  Hesperidae.  London.  March  23rd  I8()8.  T.  III. 
tig.  10.  Wie  eine  grosse  H.  tages;  oben  braun,  goldbraun 
behaart,  mit  gelblichen  (ilasflecken,  ein  langer  am  Ende 
des  IR  der  MZ,  über  dessen  Saumende  ein  kleiner  vier- 
eckiger, beide  zusammen  einen  Winkelhaken  bildend,  ein 
kleiner  viereckiger  in  der  Mitte  der  Z,  an  R  3  anhängend, 
ein  grösserer  in  der  Mitte  der  Z  3,  von  R  3  bi5  4  reicliend; 
drei  kleine  in  schwach  schräger  L  in  Z  (5  —  8.  Der  Wulst 
stellt  fast  vertikal  aus  der  Z  1  a  bis  zu  R  3  und  ist  auf  R  l 
und  2  eingeschnürt.  Unten  die  Vll  gegen  die  Sjtitze  und  die 
Hfl  veilgrau,  letztere  mit  einer  Reihe  undeutlicher  Fleckchen 
bei  %  und  einer  ziemlich  scharf  begrenzten  Binde  bei  "^J^. 
Von  Brisbane. 


80 

62.  H.  doclea  Hew.  ].  c.  p.  39.  Tab.  III.  fig.  12.  Von 
den  anderen  Arten  durch  den  Pinsel  auf  der  Rückseite  der 
Hscliienen  unterscliieden  Der  vorigen  Art  sehr  älinlich,  etwas 
grösser,  Vfl  spitzer,  von  der  dortigen  Zeichnung  bleibt  nur  der 
Längsfleck  der  MZ,  ein  Punkt  der  Z  3  und  die  drei  kleineren 
Costalpunkte  übrig.  Der  Wulst  ist  sehr  breit,  wie  eingehrannt, 
und  steht  sehr  schräg.  US  gelbgrau,  auf  den  Hl!  bei  '/j  mit 
sehr  undeutlicher,  bei  y^   mit  deutlicher  Reihe  brauner  Punkte 

von  Z   1  b  bis  7.     Von  Brisbane. 

63.  H.  peronii  Enc.  Ein  ungewöhnlich  kleines  Expl. 
von  Rockhamptou. 

64.  H.  ßcxguttala  m.  Tab.  III.  tig.  Ki.  Grösse  unserer 
H.  fritiliuui;  rnattbraun,  die  Kränzen  zwischen  den  R  etwas 
lichter;  VII  mit  sechs  weissgelben  Fleckchen,  das  erste  hinter 
der  Mitte  der  Z  1,  dann  folgen  in  gerader,  dem  Saum  gleich- 
laufender Richtung  drei  in  Z  2,  3,  6;  .j^ne  i"^  ^^  '^  »nd  8  sind 
sehr  klein  und  stehen  in  etwas  mehr  wurzelwärts  geneigter 
Richtung.  Unten  ist  Z  1  vom  Fleck  an  bis  zum  Afterwinkel 
lichter  gefärbt,  die  Hll  gleichmässig  gelbbraun.  A^on  Rock- 
hampton. 

21.    Trapezites. 

6.5.  T.  petalia  Hew.  1.  c.  p.  32.  -  Tab.  III.  fig.  11. 
Von  Rockhampton. 

66.  T.  eliena  Hw.  1.  c.  p.  32.  Tab.  111.  tig.  13.  Ich 
bestimmte  dies  Thier  vor  Herrn  Hewitson's  Erklärung  als 
H.  jacchus  Donov.  Austral. ;  es  sind  in  diesem  Bilde  die  Flecke 
der  Vll  nur  gar  zu  licht  und  jene  der  US  der  Hfl  zu  gross 
weiss  gekernt.     Von  Brisbane. 

67.  T.  phigalia  Hew.  1.  c.  p.  32.  —  Tab.  III.  fig.  15. 
Ich  möchte  dies  Thier  für  das  Weib  des  \origeu  halten;  es 
hat  ganz  gleiche  Färbung  und  Zeichnung  der  OS,  der  ganz 
verschiedene  Umriss  der  Flügel  giebt  den  Flecken  aber  eine 
andere  Stellung,  indem  der  Saum  der  Vfl  viel  verticaler,  der 
Afterwinkel  der  Hfl  abgerundeter  ist.  Unten  ist  die  Sjiitze 
der  Vfl  und  die  Htl  aschgrau,'  das  orange  Band  scheint  von 
der  OS  durch,  die  Ringflecke  sind  grösser,  unbestimmter  und 
ohne  weissen  Kern,     Von  Brisbane. 

68.  T.  symmomus  Hübn.  Zutr.  lig.  225.  226.  Von 
Brisbane. 

22-    Ismene- 

69.  I.  discolor  Feld.  Nov.  t.  72.  17.  —   Von  Brisbane. 

70.  I.  ladon  Cranier  284  G.  —    Von  Vanua  Valava. 


81 


Notizen 

von 
Dr.    A,    Speyer. 


1.  Cemiostoma  scitella  Z.  als  Obstbaum-Ver- 
wüsterin.  Die  breite,  gegen  Südwest  gerichtete  Wand  des 
hiesigen  hoch  und  frei  gelegenen  Pfarrhauses  wird  seit  ge- 
raumer Zeit  mit  bestem  Erfolge  zur  Cultur  edler  Apfelsorten 
benutzt,  die  hier  an  Spalierbäumen  gezogen  werden.  Vor 
mehreren  Jahren  schon  klagte  mir  der  jetzige  Inhaber,  ein 
eifriger  und  erfahrener  Obstbaumzüchter,  dass  ihm  die  Freude 
an  seinen  Pflänzlingen  durch  eine  Krankheit  derselben  ver- 
gällt würde,  welche  sich  nacli  dem  Verblühen  und  während 
des  Reifens  der  Früchte  durch  braune  Flecken  an  den  Blät- 
tern verriethe,  Trockenwerden  und  Absterben  derselben  zur 
Folge  habe  und  die  Fruchtbarkeit  sehr  erheblich  beeinträchtige. 
Das  Uebel  hatte  sich  von  dem  zuerst  ergriffenen  Spalierbaum 
allmälig  auf  alle  übrigen  verbreitet  und  mit  jedem  Sommer 
an  Umfang  zugenommen.  Da  ich  den  Garten  meines  ver- 
ehrten Freundes  häufig  besuche,  so  hatte  ich  Gelegenheit, 
mich  von  der  wachsenden  Ausbreitung  der  Calamität  selbst 
zu  überzeugen  und  beim  Untersuchen  der  Blätter  eine  kleine 
Minirraupe  als  Urheberin  derselben  zu  bemerken.  In  den 
beiden  letzten  Jahren,  zumal  im  eben  abgelaufenen  Sommer, 
war  eine  solche  Unzahl  von  Raupen  voriiandon,  dass  es  Mühe 
kostete,  ein  Blatt  zu  linden,  welciies  frei  von  ilinen  geblieben 
war.  Von  den  zuerst  befallenen  Bäumen  hatte  sich  nun  das 
Insect  auch  auf, die  Spalierbäume,  welche  an  einer  benach- 
barten Mauer  gezogen  wurden,  verbreitet  und  fand  sich  auch, 
doch  in  viel  geringerer  Menge,  an  einem  frei  stehenden 
Birnbäume.  Im  Juli  endlich  nahm  ich  eine  Anzahl  stark  mit 
Minen  besetzter  Blätter  zur  Erziehung  des  Schmetterlings  an 
mich,  bemerkte  aber  zu  Hause  bald,  dass  der  grösste  Theil 
der  Minen  bereits  von  den  Raupen  behufs  der  Verpuppung 
verlassen  VAar,  Aus  den  noch  besetzten  entwickelten  sich 
Anfang  August  eine  Anzahl  Cemiostoma  scitella  in  beiden 
Geschlechtern,  und  dazu,  in  viel  grösserer  Menge,  ein  win- 
ziger, kaum  2  Millimeter  langer  Pteromalus.  Die  Räupcheu 
hatten  sich  theils  in  den  Winkeln  des  hölzernen  Behälters, 
theils  in  den  Falten  der  Blätter,  immer  aber  ausserhalb  der 
Minen,  eingesponnen.  Das  Cocon  ist  aus  weisser  Seide  ge- 
fertigt, flach,  länglich,  beiderseits  zierlich  zugespitzt  und  durch 
eine    lockerere    Seidenschicht    lieCei^tigt.      An    den    mit    dem 

6 


82 

Schmarotzer  besetzten  habe  ich  äusserlich  keine  Verschieden- 
heit bemerkt.  Im  Freien  konnte  ich  keine  Puppen  finden, 
namentlich  nicht  in  den  Blattfalten,  sie  scheinen  sich  hier  gut 
zu  verstecken,  vielleicht  in  den  Ritzen  der  Holzbekleidung, 
welche  die  Hauswand  zum  Schutz  gegen  die  Unbilden  der 
Witterung  trägt.  —  Die  Minen  liegen  der  obern  Blatttläche 
näher  als  der  untern,  bilden  unregelmässig  zerstreute  braune 
Flecke  auf  den  Blättern  und  haben  bis  zu  8  Millim.  Durch- 
messer. Sie  sind  kreisrund  und  \\erden  nur  dann  unregel- 
mässig, wenn  zwei  oder  drei  an  den  Rändern  zusammenfiiessen. 
Die  meisten  Blätter  waren  von  mehreren  Raupen  bewohnt, 
an  manchen  zählte  ich  30  und  mehr  einzelne  Minen,  von 
denen  aber  viele  klein  und,  wie  es  schien,  bald  von  der  Raupe 
verlassen  waren,  so  dass  man  nicht  auf  eine  der  Zahl  der 
Flecke  entsprechende  Raupenzahl  schliessen  darf.  Ich  habe 
viele  Blätter  untersucht  und  die  a  orhandenen  Minenflecke  alle 
von  gleicher  Beschaffenheit  gefunden.  Sollten  sich  trotzdem 
einzelne  andere  Arten  an  dem  Frasse  betheiligt  haben,  so 
unterliegt  es  doch  keinem  Zweifel,  dass  Scitella  den  bei  weitem 
grössten  Theil  des  Schadens  zu  verantworten  hat.  —  Weiter 
reichen  meine,  somit  höchst  fragmentarischen  Beobachtungen 
nicht.  Ich  glaubte  sie  aber  doch  mittheilen  zu  müssen,  weil 
Scitella,  soweit  mir  bekannt,  in  der  Liste  der  den  Obstbäumen 
schädlichen  Raupen  noch  fehlte,  obgleich  ihre  Naturgeschichte 
längst  kein  Geheimniss  mehr  ist.  Ob  letztere  schon  im  Detail 
erforscht  ist,  weiss  ich  nicht.  Sollte  es  nicht  sein  und  einer 
der  microphilen  Collegen  sich  dieser  Mühe  unterziehen  wollen, 
so  bin  ich  gern  erbötig,  ihn  nächsten  Sommer  mit  lebendigem 
Materiale  zu  versehen,  sofern  nicht  etwa  der  erwähnte  Ptero- 
malus  dem  massenhaften  Auftreten  des  Thiercliens  bis  dahin 
schon  ein  Ziel  gesetzt  haben  sollte.  In  diesem  wird  auch 
wohl  die  einzige  wirksame  Hülfe  gegen  die  Verwüstungen 
der  kleinen,  in  so  brillante  Farben  gekleideten  Maleticantin 
zu  finden  sein.  Gegen  Witterungseinflüsse  wenigstens  sciieiut 
sie  wenig  empfindlich  zu  sein,  da  die  Zahl  der  Raupen  seit 
4  oder  5  Jahren  sehr  verschiedenen  Charakters  continuirlich 
im  Wachsen  blieb  und  die  Localität,  etwa  lOuO  Fuss  über 
dem  Meere,  jedem  aus  Westen  kommenden  Sturm,  Schlag- 
regen und  Hagelwetter  schutzlos  preisgegeben  ist. 

2.  Estigmene  luctifera  WV,  wird  von  Herrich- 
Schäfi'er  und  den  ihm  folgenden  System atikeru,  Lederer  und 
von  Heinemann,  hauptsächlich  des  Vorhandenseins  einer  Horn- 
kralle  am  Ende  der  Vorderschienen  wegen,  wie  sie  auch  die 
Gattungen  Ocnogvna  Led.  und  Eupressia  HS.  (pudica)  besitzen, 
als  eigenes  Genus  von  den  Verwandten  getrennt.  Man  kann 
nun  über  den  W^erth  dieser  Eigenschaft  als  Gattungsmerkmal 


m 

verschiedener  Ansicht  sein,  das  Merkwürdige  an  diesem  Falle 
aber  ist,  dass  Luctifera  gar  keine  solche  Schienen- 
kralle besitzt.  Ihre  Voi'derscliienen  sind  von  gewöhnlicher 
Grösse  und  Bildung,  ähnlich  denen  von  Fuliginosa  und  der 
grossen  Mehrzahl  der  Arctiiden,  und  nicht  verkürzt,  wie  es 
fast  immer  da  der  Fall  ist,  wo  sich  eine  Kralle  an  ihnen 
findet.  Denn  dieser  nackte,  krallenartige  Fortsatz  wird,  wie 
es  scheint,  stets  auf  Kosten  der  Länge  des  übrigen  Theils  der 
Vorderschienen  gebildet,  wie  man  eben  aucli  bei  Eupr.  pu- 
dica  etc.  bemerken  kann. 

3.  In  den  Bemerkungen  zu  dem  Staudinger- Wocke'schen 
Cataloge  der  Lepidopteren  u.  s.  w.  habe  ich  S.  167  des  Jahr- 
gangs 1862  d.  Z.  angeiühit,  dass  Sphinx  livornica  E.  von  Fa- 
bricius  bereits  im  Systema  Entomologiae  1775  als  Sph. 
lineata  beschrieben  sei  und  deshalb  diesen  Namen  nach  dem 
Prioiitätsgesesetze  zu  iuhren  habe.  Seitdem  erst  habe  ich 
die  nordamerikanische  Sph.  lineata  in  natura  kennen  gelernt 
und  mich  überzeugt,  dass  Fabricius''  Beschreibung  1.  c.  p.  541 
wirklich  diese,  der  europäischen  sehr  ähnliclie,  aber  specifisch 
verschiedene  Art  entschieden  genauer  bezeichnet  als  Livor- 
nica E.  Da  nun  Fabricius  ausserdem  sagt:  Habitat  in  Ame- 
rica, so  kann  kein  Zweifel  Statt  finden,  und  der  Europäerin 
gebührt  allerdings  der  Name  Livornica. 

4.  Platypterjx  cultraria  F.  (unguicula  H.)  war  in 
der  Sommergeneration  dieses  Jahres  als  Raupe  und  Falter 
besonders  häufig;  Kaupen,  welche  wir  in  den  ersten  Tagen 
des  August  einsammelten,  gaben  Mitte  des  Monats  nach  10 
bis  I2tägiger  Puppenruhe  die  Falter.  Diese  zeichnen  sieh,  als 
Var.  aestiva,  durch  mehrere  Eigenthümlichkeiten,  die  ich 
nirgends  erwähnt  finde,  von  der  ge\\  öhnlichen,  aus  überwinter- 
ten Puppen  entstehenden  Frühlingsbrut  sehr  merklich  aus.  Sie 
sind  etwas  kleiner  und  von  dunklerer,  trüber,  mehr  mit  Braun 
gemischter  Farbe.  Was  aber  am  meisten  auff'ällt,  sind  2 
schräg  über  einander  gestellte  schwarzbraune  Fleckclien  am 
Schluss  der  Mittelzelle  der  Voiderflügel,  welche  ganz  denen 
der  Plat.  binaria  Hin.  (Iiamula  WV.)  entsprechen,  nur  nicht 
ganz  so  scharf  umgränzt  und  tief  schwarz  sind  als  bei  dieser. 
Das  unlere  ist  kleine;-  als  das  obere.  Letzteres  zeigt  auch 
ein  Theil  der  Frühlingsfalter,  aber  kleiner,  mehr  verloschen 
und  strichförmig;  den  untern  Fleck  habe  ich  bei  der  Früh- 
lingsbrut nie  gesehen.  Ob  die  Sommerfalter  immer  eine  so 
abweichende  Färbung  tragen,  oder  ob  diese  nur  der  Gluth 
des  letzten  Sommers  ihre  Entstehung  verdankt,  habe  ich  früher 
zu  beobachten  versäumt,  vermuthe  aber  das   Erstere 

Rhoden,  November  1868. 

6* 


84 


Bemerkungen  über  einige  zweifelhafte  oder 

verkannte  Lepidoptera,  besonders  nacli  den 

Sammlungen  von  Ochsenheimer  und 

Treitschke  bestimmt 

durch 
Dr.  O.  Stauding^er. 


Auf  einer  kleinen  Reise,  die  ich  im  Juni  d.  J.  nach  Wien 
und  Pesth  machte,  besichtigte  ich  die  grösseren  Sammlungen 
daselbst  und  fand  namentlich  in  denen  von  Ochsenheimer  und 
Treitschke  sehr  •vverthvolle  Aufklärungen  über  mehrere  bisher 
sehr  zweifelhafte  oder  geradezu  verkannte  Arten.  Ochsen- 
heimer'ö  Sammlung  befindet  f-ich  seit  1824  in  Pesth  und  be- 
stand ui-sprünglich  aus  3772  Exemplaren.  Leider  vv'urde  die- 
selbe zuerst  in  einem  Parterre-Zimmer  aufbewahrt  und  stand 
1838  bei  der  grossen  Uebersehwemmung  fast  zwei  Tage  lang 
unter  Wasser.  Herr  Dr.  E.  von  Frivaldszk}-  reinigte  dieselbe 
später  wieder,  steckte  sie  um  und  vervollständigte  sie  leider, 
wodurch  sie  ein  ähnliches  Scliicksal  wie  die  berühmte  Linne'sche 
erfuhr.  Indessen  sind  die  allermeisten  und  besonders  die 
interessanten  Stücke  Ochsenheimer's  noch  unzweifelhait  vor- 
handen, so  \Aie  auch  die  meisten  Etiquetten,  zuweilen  mit 
Bemerkungen,  von  seiner  Hand  geschrieben,  noch  in  der 
Sammlung  stecken.  Die  Tieitschke'sche  Sammlung  wurde 
auf  Veranlassung  des  Herrn  E.  von  Frivaldszky  1843  gleich- 
falls für  das  ungarische  Nationalmuseum  für  3000  Fl.  angekauft 
und  zählte  2582  Arten  (mit  den  Varietäten)  in  9500  Exem 
plaren.  Seit  einigen  Jahren  wurden  nun  auch  die  grossen 
Sammlungen  des  Herrn  Dr.  E.  von  Frivaldszky  selbst  dem 
ungarischen  Nationalmuseum  einverleibt,  so  dass  Pesth  jetzt 
sehr  reiche  lepidopterologisclie  Scliätze  vereint,  die  jedem 
Freunde  dieser  Abtiieilung  das  grösste  Interesse  bieten.  "Neh- 
men wir  hinzu,  dass  der  jetzige  Director  der  zoologischen 
Abtheilung  des  ungarischen  Nationalmuseums,  Herr  Janös  von 
Frivaldszky,  ein  Neffe  des  eiwähnten  alten  Herrn,  ein  äusserst 
zuvorkommender,  liebenswürdiger  und  kenntnissreicher  Mann 
ist,  .«•o  wird  dadurch  der  Besuch  dieses  Museums  doppelt  an- 
genehm. 

Herr  Janos  von  Frivaldszky  Mar  es  auch,  der  in  der 
Mitte  der  Vierziger  Jahre  auf  Veranlassung  seines  Onkels 
zuerst    die  Insel  Greta    erforschte    und  dort  sowie  in  Smyrna 


85 

und  bei  Brussa  viele  interessante  Arten  auffand,  worüber  er 
mir  genaue  Mittheilungen  maelite.  Sein  Onkel  E.  von  Fri- 
valdszky  hatte  bereits  fünf  Jahre  liindurch  in  Rumelien  und 
Macedonien  sowie  bei  Constantinopel  und  Brussa  sammeln 
lassen.  1843  sandte  er  einen  neuen  Sammler  nach  der  Insel 
Greta,  der  aber  nicht  nur  sehr  schlecht  sammelte,  sondern 
auch  schliesslich  nichts  mehr  von  sicii  hören  Hess.  Da  ent- 
schloss  sich  Herr  Janös  v.  P'rivaldszky  mit  einem  Gefährten, 
Namens  Terren,  nachzureisen,  fuhr  1844  Ende  März  von  Pesth 
ab,  kam  am  28.  April  in  Smvrna  (wo  er  acht  Tage  erfolg- 
reich sammelte)  und  am  15.  Mai  in  Canea  (Greta)  an.  Ende 
Februar  1845  kehrte  er  nach  Smyrna  zurück,  sammelte  dort 
bis  Ende  Mai  und  ging  dann  nach  Brussa,  wo  er  bis  Ende 
September  blieb  und  während  dieser  Zeit  vierzehn  Tage  auf 
dem  Berg  Olymp  campirte,  mit  reicher  Ausbeute  im  October 
nach  Pesth  zurückkehrend. 

Werfen  wir  nun  noch  einen  Blick  auf  Treitschke's  Samm- 
lung, so  befindet  sich  dieselbe  gegenwärtig  nocli  genau  in 
demselben  Zustande,  wie  sie  aus  Wien  nach  Pesth  gekommen 
ist.  Wenn  nun  auch  vielleicht  in  der  Zwischenzeit  von 
Treitschke's  Tod  (1836)  bis  zur  Hinüberschaifung  der  Samm- 
lung nach  Pesth  (1843)  etwas  an  derselben  geändert  sein 
sollte,  so  glaube  icli  doch  bestimmt,  dass  sich  dies  auf  ein 
Verschwinden  einzelner  Stücke  beschränkt,  und  kein  Umstecken 
oder  Verwechseln  der  Arten  und  Etiquetten  vorgekommen 
ist.  Jedenfalls  wäre  es  im  Interesse  der  Wissenschaft  sowie 
auch  des  ungarischen  Nationalmuseums  dringend  zu  wünschen, 
wenn  diese  berühmte  Sammlung  genau  so  bliebe,  wie  sie 
jetzt  ist,  und  nicht  dadurch  entwerthet  würde,  dass  man  sie 
mit  andern  Sammlungen  zu  einer  grossen  vereinte,  was  man 
leider  beabsichtigte,  aber  hoffentlich  unterlassen  wird. 

Ich  lasse  nun  die  Bemerkungen  zu  einzelnen  Arten  folgen. 

Tapinostola  Extrema  Hb.  fig.  412. 

Dass  wir  diese  bis  jetzt  räthselhafte  Art  in  unsern  Samm- 
lungen unter  einem  andern  Namen  stecken  hatten,  daran 
zweifelte  ich  schon  lange  nicht  mehr.  Hübner's  Figur  412 
musste  jedenfalls  nach  einem  abnormalen  Exemplar  gemacht 
sein,  denn  eine  ganz  weisse  Eule  mit  schwarzen  Franzen  der 
Vorderflügel  wird  gewiss  nie  gefunden  werden.  Schon  glaub- 
lich, dass  N.  Bondii  der  Engländer  die  ächte  Extrema  Hb. 
sei;  da  das  Thier  einmal  in  der  Färbung  und  den  Punkten 
der  Vorderflügel  ganz  gut  zu  Hübner's  Bild  passt  und  dann 
auch  zuweilen  vor  den  Franzen  einen  dunkeln  Schatten  zeigt, 
der  beim  Koloriren  aus  Versehen  den  hellen  Franzen  mit- 
getheilt  sein  konnte.    Da  jedoch  Extrema  Hb.  nach  Treitschke 


86 

Bd.  V.  2  pag.  315  „seit  Kurzem  fast  allen  grösseren  Samm- 
lungen aus  den  Rhein-  und  Maingegenden  zugekommen""'  sein 
sollte  und  Bondii  bisher  ausschliesslich  im  südlichen  England 
und  auf  dem  Parnass  gefunden  wurde,  so  konnte  sie,  ab- 
gesehen von  der  schlankeren  Gestalt,  schon  deshalb  kaum 
als  Extrema  Hb.  gedeutet  werden.  Aber  gerade  dieser 
Treitschke'schen  Aeusserung  wegen  musste  diese  Extrema  ein 
Thier  sein,  das  bei  uns  in  Deutschlund  vorkommt  und  deshalb 
wahrscheinlich  in  unseren  grösseren  Sammlungen  steckt. 

Nun  hatte  Guenee  Noct.  I.  pag.  103  eine  neue  Art  aus 
England  besclirieben,  die  ich  bereits  in  meinem  grossen  Ca- 
talog  1861  p.  46  zu  Extrema  Hb.  zog,  ohne  dass  ich  jedoch 
dafür  Gründe  angegeben,  sogar  damals  anzugeben  im  Stande 
war,  so  daps  dies  Zusammenziehen,  zumal  nach  Hübner's 
Figur  412,  als  sehr  gesagt  erscheinen  musste.  Guenee 
konnte  in  der  That  nach  der  Hübner'schen  Figur,  sowie 
dadurch,  dass  er  mit  Herrich-Schäffer  dessen  Fig.  336  (wohl 
sicher  ein  o  der  sehr  variirenden  Tap.  Hellmannii)  als  ,^  zu 
Extrema  annahm,  in  seiner  englischen  Art  gewiss  nicht  die 
Hübner'sche  vermuthen  und  beschrieb  sie  daher  als  neue  Art 
unter  dem  Namen  „Concolor^^  Diese  englische  Art,  welche 
seit  einer  Reihe  von  Jahren  durch  das  Austrocknen  der 
Sümpfe,  wo  sie  sich  l'rüher  fand,  in  England  gar  nicht  mehr 
gefunden  wird,  ist  nun  auch  nach  mir  sicher  bekannten  Quellen 
bisher  bei  Berlin,  in  Schlesien,  bei  Wien  und  in  Ungarn  ge- 
funden. Es  unterliegt  daher  wohl  keinem  Zweifel,  dass  sie 
auch  überall  in  entsprechenden  Sumpfgegenden,  also  auch 
am  Rhein  und  Main,  woher  sie  TreitscJike  erliielt,  vorkommt, 
wenn  nicht  etwa  auch  dort  die  Sümpfe  trocken  gelegt  sind. 
In  Treitschke'ö  Sammlung  fand  ich  nun  zwei  sicliere  Con- 
eolor  Gn.  unter  dem  Namen  Extrema  stecken,  und  in  Ochsen- 
heimer''8  Sammlung  stecken  zwei  alte  schleclite  Stücke,  von 
denen  das  obere  eine  Fulva  Hb.  ,^^  das  untere  sehr  schlechte 
Stück  ziemlich  sicher  ein  Concolor  Gn.  ist,  unter  einer  Eti- 
quette,  worauf  von  Ochsenheimer  selbst  geschrieben  steht: 
„Fulva  Hb.  ,^. 
Extrema  Hb.  V.^' 
Dies  stimmt  genau  mit  dem ,  was  Ochsenheimer  in  seinem 
Band  IV.  pag.  82  sagt,  und  was  Treitschke  Bd.  V.  2  pag.  313 
für  einen  Schreibfehler  hält.  Treitsclike  scheint  die  rothe 
Form  der  Tap.  Fluxa,  die  Fulva  Hb.  kaum  gekannt  zu  haben, 
und  ist  es  auch  ganz  gleichgültig,  ob  er  in  Hübner's  fig.  413 
einen  rj^  oder  ein  V  sieht,  da  dies  Bild  meiner  Ansicht  nach 
verfehlt  ist  und  weder  auf  Fluxa  noch  Fulva  passt,  von 
welcher  letzteren  Hübner  fig.  496  ein  treffliches  Bild  giebt. 
Da    ich    bei   Hunderten    von   Fluxa    und   Fulva    niemals   ein 


87 

Stück  mit  erkennbarer  Nierenmakel  eah.  die  Hübner's  fig.  413 
entschieden  zeigt,  so  halte  ich  das  eher  für  eine  rothe  Hell- 
manni  var.,  die  stets  die  Nierenmakel  l'ührt,  und  welche  Art 
jetzt  bei  Berlin,  Braunschweig,  in  Schlesien  etc.  nicht  selten 
gefunden  m  ird.  Doch  ist  Hübner's  Bild  zu  schlecht,  um  danach 
der  heutigen  Hellmanni  den  Namen  Fluxa  wiedergeben  zu 
können.  Jedenfalls  müssen  wir  jetzt  unbedenklich  unter 
Extrema  Hb.  die  spätere  Concolor  Gn.  verstehen,  eine  Art, 
die  sehr  zu  variiren  scheint  und  namentlich  wohl  nur  in  ab- 
geflogenen oder  verblassten  Stücken  so  weiss  wie  Hübner's 
Bild  oder  HS.  fig.  337  wird,  von  welcher  Färbung  auch  mein 
verflogenes  o  ist.  Dahingegen  ist  mein  ganz  reines  $  von 
gelblicher  (beinfarben)  etwas  mit  Grau  überpudeiter  Färbung, 
wie  Guenee  dies  beschreibt.  Da  ich  auch  tjpisclie  Con- 
color Gn.  durch  die  Güte  des  Mr.  Henry  Doubleday  zum 
Vergleich  hier  hatte,  so  ist  die  Identität  meiner  Tliiere  mit 
dieser  Art  mir  unzweifelhaft. 

Nachdem  ich  diesen  Artikel  fertig  hatte,  brachte  mir 
mein  Freund  A.  Rogenhofer,  Custos  am  K.  K.  Museum  in 
Wien,  die  Extrema  aus  dem  dortigen  Cabinet  bei  Gelegenheit 
der  Naturforscher- Versammlung  hier  mit.  Es  stammt  dies 
Stück  aus  der  Mazzola'schen  Sammlung  und  ist  fast  unzweifel- 
haft das  Original  zu  Hübner's  Extrema  Fig.  412.  Es  ist  zu- 
nächst ein  weissliches  Concolor  Gn.  $  mit  allerdings  schwärz- 
lichen Franzen,  fast  ganz  so,  wie  Hübner  es  abbildet.  Mein 
Freund  Rogenhofer  glaubt,  dass  dies  Thier  nach  dem  Aus- 
schlüpfen mit  hängenden  Flügeln  an  einen  russigen  Gegen- 
stand gestreift  sei,  und  Professor  Zeller,  der  das  Stück  früher 
in  Wien  aufmerksam  betrachtete,  war  derselben  Meinung, 
wenn  ich  nicht  irre.  Unter  dem  Microskop  konnte  ich  aber 
eigentlich  keine  dunkeln  fremden  Atome  (nur  Staub)  auf  den 
Schuppen  entdecken  (was  sonst  bei  gefärbten  Thieren  leicht 
ist);  vielmehr  schienen  mir  eine  grosse  Anzahl  von  Schuppen 
in  den  Franzen  und  der  Sauragegend  eine  natürliche  dunkle 
Umrandung  zu  haben.  Ganz  vor  Kurzem  nun  erhielt  ich 
einen  Notodonta  Bicoloria  (^,  dessen  viel  reineres  Weiss  auf 
den  Vorderflügeln  fast  vollständig,  auf  den  Hinterflügeln  nur 
auf  den  Franzen  und  Saumgegend  schwärzlich  gefärbt  ist, 
was  unzweifelhaft  beweist,  dass  dies,  wiewohl  äusserst  selten, 
bei  hellen  Thieren  auf  natürliche  Weise  vorkommen  kann. 
Jedenfalls  bietet  diese  Extrema  Hb.  einen  hübschen  und 
schlagenden  Beitrag  zu  einem  Schmetterlings-Struwelpeterbuch 
für  den  Satz:  „Bei  nah  verwandten  Arten  beschreibe  nicht 
und  bilde  nicht  ab  nach  einem  Exemplare". 


88 

Nonagria    Neurica    Hb.,    Dissoluta   Tr,,    Arundineta 

S  c  h  m  i  d  t. 

In  Ochsenheimer-s  Sammlung  steckt  eine  ächte  Neurica 
Hb.  fig.  381  als  solche  mit  Etiquette  von  seiner  Hand  ge- 
schrieben. Darunter  steckt  eine  typische  Arundineta  Schmidt 
mit  einer  Etiquette,  worauf  von  Ochsenheimer's  Hand  ge- 
schrieben steht:  „an  eadem  cum  j)raecedente?  sub  nomine 
Noctua  Dissoluta". 

In  Treitschke's  Sammlung  stecken  unter  der  Etiquette 
Neurica  fünf  Exemplare,  davon  ist  das  erste  eine  Neurica  Hb. 
381  ,  das  zv^^eite,  dritte  und  vierte  sind  Arundineta  Schmidt, 
und  das  fünfte  ist  die  dunkle  Form  Neurica  Hb.  fig.  650 — 661, 
die  spätere  Hessii  Boisd.  Hieraus  sowie  aus  dem,  was 
Treitschke  Bd.  V.  2  pag.  319  über  Neurica  sagt,  geht  auf 
das  Schlagendste  hei^or,  dass  l'reitsclike  alle  drei  Formen 
zusammenzog,  während  Ochsenheimer  ganz  richtig  in  der 
späteren  (Stett.  entom.  Zeit.  1858  pag.  369  ff.  von  meinem 
B'reunde  Schmidt-Wismar  so  trefflich  unterschiedenen)  Arun- 
dineta schon  eine  andere  Art  vermuthete.  Der  Name  Disso- 
luta muss  aber  allein  für  die  dunkle  Form  der  Arundineta 
(denn  das  ist  sie  bestimmt  nur),  für  Hübner^s  659 — 661,  der 
Hessii  Boisd.,  bleiben,  da  Treitschke  bei  Nennung  dieses  Na- 
mens p.  319  nur  die  dunkle  Form  versteht.  Es  muss  nun 
aber,  consequent  verfahren,  der  Name  Dissoluta  Tr.  als 
Prioritäts- Stammname  bleiben  und  Arundineta  Schmidt  als 
Varietät  dazu  gesetzt  werden;  obgleich  diese  schwarze  Dis- 
soluta Tr.  jetzt  äusserst  selten  ist  und  seit  dem  Tode  des 
alten  Hess  überhaupt  nicht  mehr  gefunden  wurde.  Ob  und 
in  welchem  Verhältniss  bei  Darmstadt  auch  die  helle  Form 
Arundineta  vorkommt,  ist  mir  unbekannt;  bei  Wismar  fand 
Schmidt  die  dunkle  Form  niemals. 

Leucania   Caricis  Tr.,  Loreyi  Dup.,  Scirpi  Dup., 
Dactylidis  B. 

Es  ist  mir  jetzt  kaum  begreiflich,  wie  die  ächte  Leuc. 
Caricis  so  lange  hat  verkannt  bleiben  können!  Herrich- 
SchäfTer  hat  zunächst  eine  ganz  andere  Art,  nämlich  Scirpi 
Dup.,  sub  fig.  324  und  325  als  Caricis  Tr,  abgebildet  und 
))ag.  231  beschrieben,  welchen  Irrthum  er  aber  später  corri- 
girt.  Guenee  weiss  mit  Caricis  Tr.  auch  Nichts  anzufangen 
und  zieht  sie  I.  pag.  80  als  fraglich  zu  Putrescens  Hb,  730 — 31. 
In  den  meisten  Sammlungen,  auch  in  meiner,  steckten  bisher 
etwas  hellere  Punctosa  Tr,  als  Caricis  Tr,,  weil  sie  uns  unter 
diesem  Namen,  besonders  aus  Montpellier,  gesandt  waren. 
Ich  habe  nie  einen  Unterschied  zwischen  diesen  und  Punctosa 


89 

finden  können,  der  auch  in  der  That  nicht  existirt.  In  Herrn 
Lederer's  Sammlung  fand  ich  als  Caricis  die  Leuc.  Zeae  Dup., 
kurzum,  überall  herrschte  tiefe  Verwirrung  hinsichtlich  der 
Leuc.  Caricis  Tr.  In  Treitschke's  Sammlung  stecken  nun  vier 
prächtige  Loreyi  Dup.  als  seine  Caricis,  und  Jeder,  der  die 
ächte  Loreyi  Dup.  besitzt,  wird  beim  Nachlesen  der  Treitschke- 
schen  Beschreibung  Bd.  X.  2  pag.  91  finden,  dass  dieselbe 
ausgezeichnet  darauf  passt,  es  also  jetzt 

(Loreyi  Dup.  VIL  1   p.  81  PI.  105.  7  (1827), 

i  Caricis  Tr.  X.  2  p.  91  (1835) 
heissen  muss.  Diese  Art  kommt  überall  im  südlichsten  Eu- 
ropa vor;  ich  besitze  sie  von  Montpellier,  Sardinien,  Granada, 
Älalaga  und  den  Canaren:  Dahl  fand  sie  in  Sicilien ,  und 
E.  V.  Frivaldszky  hat  sie  in  seiner  Sammlung  unter  dem 
Namen  Caricis  Tr.  aus  Greta. 

Leuc.  Scirpi  Dup.  und  Dactylidis  Boisd.  sind  nach 
einer  Anzahl  von  mindestens  Hundert  Exemplaren,  die  ich 
unter  Händen  hatte  und  vergleichen  konnte,  sicher  eine  und 
dieselbe  Art,  die  ziemlich  variirt.  Die  gewöhnliche  Färbung 
der  Vorderfiügel  ist  hellgrau  mit  gelblichem  Anflug,  mehr 
oder  minder  mit  schwärzlichen  Atomen  bestreut,  die  zuweilen 
(auch  bei  gezogenen  Stücken)  ganz  fehlen,  während  mitunter 
die  Vorderflügel  röthlich  (fleischfarben)  M'erden,  welche  Ab- 
erration Dactylidis  Boisd.  ist.  Der  kleine  weisse  Punkt  am 
Ende  der  Mittelzelle  fehlt  nie  und  hat  meistens  einen  schwar- 
zen Punkt  nach  innen.  Ebenso  ist  die  Punktreihe  hinter  dem 
weissen  Fleck  zuweilen  ganz  verloschen,  zuweilen  (meistens) 
nur  als  einfache  Punktreihe  sichtbar,  zuweilen  als  doppelte, 
neben  einander  parallel  verlaufende  Punktreihe,  die  sogar  in 
seltenen  Fällen  durch  Striche  verbunden  als  eine  Art  Zacken- 
linie auftritt.  Gewöhnlich  findet  man  in  den  Sammlungen 
gezogene  Stücke  als  Scirpi  und  geflogene,  die  dann  leicht 
röthlich  aussehen,  als  Dactylidis.  Ein  solches  geflogenes, 
röthliches  Stück,  das  ich  auf  der  Insel  Sardinien  fing,  erklärte 
mir  Rambur  persönlich  für  seine  ächte  Dactylidis,  während 
er  die  gezogenen  grauen  Stücke  für  Scirpi  ansah.  Ich  besitze 
aber  auch  unter  andern  ein  prächtiges  fleischfarbenes  gezogenes 
Stück  aus  Malaga.  Die  Hinterflügel  sind  öfters  fast  ganz 
weiss  mit  röthlichem  oder  grauem  Anflug  nacli  dem  Aussen- 
rande  hin,  der  sich  bisweilen  über  die  ganze  Flügelfläche 
\  erbreitet.  Im  Departement  Ard^che  (Sevennen)  zog  ich  vor 
zwei  Jahren  ein  sehr  dunkles  Stück,  das  sicher  hieher  gehört 
und  sich  sehr  gut  mit  Montium  B.  verbindet,  so  dass  ich 
darin  nur  eine  dunkle  alpine  Varietät  von  Scirpi  sehen 
möchte;  doch  besitze  ich  von  der  typischen  Walliser  Montium 
nur  ein  Stück.     Die  Raupe  von  Leuc.  Scirpi  fand  ich  Nachts 


90 

am  Grase  fressend,  und  ist  sie  der  von  Leuc.  L.  album  äusserst 
ähnlich. 

Agrotis  Grisescens  Tr.,  Cor  rosa  HS,,  Latitans  Gn., 
Ignicola  Hb. 

Nach  den  Exemplaren  der  Agr.  Grisescens  in  Treitschke's 
Sammlung  unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dass  die  spätere 
Gorrosa  HS.  damit  identisch  ist.  Herrieh-SchäfFer  hatte  früher, 
fig.  141,  nach  einem  einzelnen  $  (das  wohl  sicher  nicht  aus 
der  Polargegend  war)  seine  Corrosa  aufgestellt ;  später,  nach- 
dem er  längst  das  Original  dieser  Corrosa  an  Keferstein 
zurückgesandt  hatte,  erhielt  er  ein  $  von  Grisescens  aus 
Treitschke's  Sammlung,  das  er  fig,  418  abbildet.  Beide  Fi- 
guren lassen  sich  ganz  gut  vereinen.  Mir  war  die  Art  bisher 
ausschliesslich  aus  der  Central-Alpenkette  Europa's  bekannt, 
wo  ich  sie  von  Steiermark  bis  aus  den  Basses  Alpes  erhielt. 
Treitschke's  Original  soll  nach  ihm  von  den  Höhen  des 
Riesengebirges  stammen,  von  wo  Dr.  Wocke  niemals  die  Art 
erhielt.  Um  so  interessanter  ist  es,  dass  Herr  Janos  von  Fri- 
valdszky  davon  im  vorigen  Jahre  ein  schönes  Irisches  Stück 
in  den  Alpen*)  des  Liptauer  Comitats,  also  Fortsetzung  der 
Sudeten,  fand,  so  dass  sie  also  sicher  auch  auf  dem  Riesen- 
gebirge (wo  Agr.  Hyperborea,  Had.  Gemmea,  Das.  Tempil 
und  andere  Arten  gefunden  wurden)  vorkommen  kann.  Hieher 
gehört  auch  wohl  sicher  Latens  Gn.  I.  p,  307,  während  Lati- 
tans Gn.  I.  p.  308  die  ächte  Latens  Hb.  419  Tr.  etc.  zu  sein 
scheint. 

Noch  bemerke  ich,  dass  in  Ochsenheimer's  Sammlung 
eine  blasse  Latens  Hb.  unter  dem  Namen  Ignicola  steckt 
Obwohl  nun  Ignicola  Hb.  fig.  546  (ein  entschieden  verfehltes 
Bild)  sehr  acders  aussieht,  so  halte  ich  es  doch  für  zeitgemäss, 
diese  Art  anzuziehen  und  den  Namen  am  besten  als  fraglich 
zu  Grisescens  Tr.  zu  stellen. 

Aporophyla  Ingenua  Frr.,   Scriptura  Frr.,   Orientalis 
HS.  =  Australis  B. 

Das  Original  von  Ingenua  Frr.  Taf.  508.  1  ist  in  meiner 
Sammlung     durch    den    Ankauf    der    von    Weissenborn'schen 


*)  Derselbe  Herr  fand  ebendort  ein  äusserst  interessantes  Stück, 
eine  Agrotis  Hyperborea,  die  genau  in  der  Mitte  zwischen  dieser  und 
der  Carnica  Her.  steht  und  beide  Arten  sicher  verbindet,  eine  Ver- 
muthung,  die  ich  bereits  in  dieser  Zeitschrift  1861  p.  361  aussprach. 
Die  seitdem  in  der  Schweiz  und  Tyrol  gefundenen  Hyperborea  (aus 
dem  Riesengebirge  sah  ich  keine)  weichen  übrigens  auch  schon  von 
den  hochnordischen  wesentlich  ab. 


91 

Sammlung.  Die  Originale  von  Orientalis  HS.  502—3  sah  ich 
in  Frivaldszky's  Sammlung,  wo  auch  Scriptura  Frr.  Taf-  255.  2 
steckt.  Es  unterliegt  nicht  dem  mindesten  Zweifel,  dass  das 
alles  nur  Varietäten  oder  Aberrationen  von  Australis  Boisd. 
sind,  und  zwar  Ingenua  Tr.  und  Orientalis  HS.  die  fast  ein- 
tönig dunkle  Varietät,  Scriptura  der  Uebergang  dazu.  Die 
Originale  stammen  sämmtlich  aus  Greta,  oder  doch  dem 
Orient.  Eben  solche  Stücke  finden  sich  bei  Montpellier,  wo 
ich  früher  Gelegenheit  hatte,  unter  Hunderten  von  Australis 
auszusuchen.  Sehr  eigenthümlich  sind  die  englischen  Ap.  Au- 
stralis, die  eine  selir  scharfe  Zeichnung  (schwarz  und  weiss) 
führen  und  dort  niemals  dunkel  vorzukommen  scheinen.  Diese 
Form  verdient  ganz  in  imsern  Catalogen  als  var.  Britannica 
aufgeführt  zu  werden. 

Xylina  Lambda  Fab.,  Somniculosa  Hering, 
Rubescens  Menetr. 

In  Treitschke's  Sammlung  steckt  noch  heute  das  Original 
zu  Noct.  Lambda  Fab.  Ent.  Syst.  111.  2  pag.  106  no.  317,  von 
Treitschke  Bd.  V.  3  p.  18  weitläul'tig  besprochen.  Diese 
Lambda  P'ab.  ist  zweifellos  die  spätere  Somniculosa  Hering 
Stett.  ent.  Zeit.  1851  pag.  165  oder  die  noch  spätere  Rube- 
scens Men.  Etud.  ent.  185H,  da  mir  das  Exemplar  ein  schärfer 
gezeichnetes  zu  sein  schien.  Auch  die  Fabricius'sche  Angabe 
der  Zeichnung  der  Vorderflügel  „lineola  baseos  duabusque 
in  medio  atris^'  passt  besser  auf  die  schärfer  gezeichnete  var. 
Rubescens  Men.  Ich  glaube  daher,  dass  diese  Lambda  aus 
Lappland  stammt,  woher  Herr  Schneider  aus  Stralsund,  von 
dem  Fabricius  das  Stück  erhielt,  bekanntlich  öfter  Sendungen 
bekam,  und  wo  die  Art  nicht  selten  ist.  Wenn  auch  ich, 
wie  Treitschke  schon,  diese  Form  nur  für  Zinckenii  Tr.  Va- 
rietät ansehe,  so  muss  sie  doch  als  ausgeprägte  Localform 
ihren  Namen  behalten  und  es  jetzt  so  heissen: 

Lambda  Fab.  Ent.  Syst.  III.  2  p.  106;  Rubescens 
Men.  Et.  ent.  (Europa  bor.); 

var.  Somniculosa  Stett.  ent.  Zeit.  1851  p.  165 
(Germania  sept.  or.); 

var.  Zinckenii  Tr.  V.  3.  16    (Germania  sept.  occ). 

Li^thostege  Asinata  Fr.,  D u p  1  i c a r i a  Hb.,  Coassaria  B., 
jMulti plicata  Stgr. 

In  Treitschke's  Sammlung  stecken  zwei  Asinata,  die 
sicher  gleich  unserer  heutigen,  gewöhnlich  Coassaria  genannten 
Art  sind,  von  der  HS.  fig.  43  die  beste  Abbildung  liefert.  Da 
Treitschke  an  Frey  er  seine  Asinata,  die  er  X.  2  p.  220  be- 
schreibt, zum  Abbilden  sandte,  so  müssen  Coassaria  und  Asi- 


nata  unbedingt  zusammengezogen  werden  und  letzterer  Name 
bleiben.  Treitschke  tadelt  schon  1.  c.  Freyer's  Abbildung  von 
Asinata,  Bd.  III.  Taf.  132.  2,  ebenso  wie  Hübner's  Figur  572 
und  fand  aucii  diese  Figur  entschieden  verfehlt.  Uebrigens 
variirt  diese  Art  ziemlich,  obwohl  ich  davon  erst  höchstens 
30—40  Exemplare  unter  Händen  hatte.  Was  nun  Duplicata 
Hb.  anbetrifft,  so  sclieint  mir  seine  Fig.  208  um  so  zweifel- 
loser eine  Griseata  aberratio  zu  sein,  als  sie  nach  Hübner 
(vide  HS.  III.  p.  182)  bei  Berlin  gefangen  sein  soll,  wo  nur 
Griseata  vorkommt.  Diese  zeigt  zuweilen  wirklich  zwei 
dunkle  Querlinien  nach  dem  Aussenrande  hin;  ja  ich  besitze 
sogar  ein  Stück,  wo  deren  vier  auf  den  VorderfJügeln  erkenn- 
bar sind.  Hübner's  Duplicata  fig.  481 ,  die  nichts  mit  208 
gemein  hat,  ist  jedenfalls  auch  keine  feine  Figur,  und  aus  ihr 
machte  Boisduval  Gen.  p.  202  seine  Coassaria,  die  aus  Spanien 
stammen  soll,  woher  ich  nur  Griseata  habe. 

Ich  besitze  nur  vier  Stücke  einer  Form,  zu  der  möglicher- 
weise Duplicata  Hb.  491  gehört;  von  denen  das  eine  $  aus 
Sarepta  (wo  Asinata  vorkommt)  die  drei  andern,  2  (^(^  1  $, 
wohl  sicher  aus  dem  Caucasus  sind.  Diese  Form  ist  zunächst 
etwas  grösser  als  Asinata  Tr.,  und  treten  namentlich  bei  den 
$$  die  Querlinien  der  Vorderflügel  viel  markirter  auf.  So 
bemerkt  man  in  dem  von  Treitschke  erwähnten  ^^helleren 
Grunde  zwischen  den  beiden  dunkeln  Querbinden''  noch  eine 
feine  schwarze  Linie;  namentlich  befindet  sich  aber  auf  dem 
ersten  Drittlieil  der  Vorderflügel  eine  scharf  markirte  (bei 
einem  Stück  in  der  Mitte  doppelte)  Linie,  die  in  der  Mittel- 
zelle einen  scharfen  Winkel  nach  aussen  macht.  Selbst  wenn 
Hübner's  fig.  491  hieher  gehört,  dürfte  der  Name  Duplicata 
doch  nicht  bleiben,  und  da  auch  der  blosse  Name  Coassaria  B., 
wegen  der  unsicheren  Hübner'schen  Figur,  die  den  einzigen 
Commentar  dazu  giebt,  sich  nicht  empfiehlt,  so  möchte  ich 
die  von  mir  beschriebene  Form  Multiplicata  nennen.  Nur 
eine  grosse  Zahl  von  Stücken,  wo  möglicli  mit  genauen  Be- 
obachtungen in  der  Natur  selbst,  kann  hier  später  entscheiden, 
ob  eine  eigene  Art,  oder,  was  ich  eher  vermuthe,  eine  Va- 
rietät, vielleicht  sogar  nur  Aberration  vorliegt. 

Nach  einigen  jüngst  vom  Caucasus  durch  Herrn  Lederer 
erhaltenen  Exemplaren  scheint  es  mir  sehr  wahrscheinlich, 
dass  wir  es  hier  nur  mit  einer  sehr  variirenden  Art  zu 
thun  haben. 

Anthocharis  Eupheno  L.,  Douei  Pierret, 
Euphenoides  Stgr. 

Mr.  Blackmore,  ein  eifriger  englischer  Entomologe,  der 
seiner  Gesundheit   wegen    den  letzten   Winter  im  Süden   zu- 


93 

brachte,  sammelte  im  Februar  und  März  d.  J.  bei  Tanger 
(Maroeco,  schräg  gegenüber  von  Gibraltar).  Von  den  30  Lepi- 
dopteren- Arten,  die  er  dort  fing,  sind  27  gewöhnliche  euro- 
päische Arten;  nur  ein  ziemlicli  grosser,  mir  unbekannter 
Bombjcide  hatte  ein  fremdartiges  Ansehen;  die  beiden  andern 
Arten,  Coen.  Arcanoides  Pier,  und  Anth.  Douei  Pier.,  bisher 
nur  in  Nordwest-Africa  gefunden,  haben  ganz  europäischen 
Habitus.  Von  der  Anth.  Douei  Pier,  sandte  mir  Mr.  Black- 
more  etwa  ein  Dutzend  Männchen  ein  und  schreibt  mir,  dass 
sein  Freund  M,  G.  A.  Butler,  ^^one  of  the  curators  of  the 
British  museum"  ihm  mitgetheilt  habe,  dass  diese  Anth.  Douei 
Pier,  die  ächte  Eupheno  L.  sei.  Mr.  Butler  hat  Recht,  wie 
wir  aus  der  ersten  Beschreibung  Linne's  Syst.  Nat.  I.  2  p.  762 
ersehen  können.  Erstens  sagt  Linne  :  „Habitat  in  Barbaria^, 
wo  entschieden  nur  die  spätere  Douei  Pier,  vorkommt.  Aber 
Linne  konnte  sich  im  Vaterland  irren,  wenn  nicht  seine  fol- 
gende Beschreibung  bewiese,  dass  er  nur  unsere  heutige  Douei 
Pier,  vor  sich  haben  konnte;  denn  er  sagt  von  den  Hinter- 
flügeln: „Secundariae  u trinque  flavae;  subtus  lituris  tribusj, 
fuscescentibus,  obsoletis,  curvis,  margine  exteriore  cras- 
sioribus.  Das  passt  sehr  gut  auf  Douei  Pierret  und  gar  nicht 
auf  Eupheno  vulgo,  von  der  Linne  auf  der  Hinterflügelunter- 
seite nie  von  drei  braunen,  verloschenen,  krummen  lituris 
sprechen  konnte,  ebenso  wenig  wie  von  einer  gelben  Unter- 
seite. Denn  Eupheno  vulgo  hat  eine  gelbliche  Unterseite  mit 
weissen  Flecken  und  grünlicher  Gitterzeichnung.  Uebri- 
gens  sind  beide  Formen  zwei  sicher  von  einander  geschiedene 
Arten,  zu  der  sich  nie  Uebergänge  finden.  Esper  beschreibt 
1777  L  p.  321  zuerst  die  europäische  Art  als  Eupheno  L.  und 
bildet  sie  Tab.  28  fig.  1,2  ab.  Ihm  folgten,  so  viel  mir  be- 
kannt, alle  späteren  Autoren  ohne  Ausnahme,  so  dass,  als 
endlich  die  ächte  Eupheno  L.  wieder  gefunden  wurde,  Pierret 
dieselbe  Ann.  Soc.  Fr.  1832  p.  367  als  neue  Art  unter  dem 
Namen  Douei  beschrieb  und  abbildete.  Es  muss  daher  die 
ächte  Anth.  Eupheno  L.  ihren  Namen  behalten  und  die  euro- 
päische Art  anders  benannt  m  erden,  so  unangenehm  dies  auch 
für  jetzige  Sammler  sein  mag.  Der  Aehnlichkeit  wegen  nenne 
ich  das  Thier  Euphenoides,  und  müssen  beide  Arten  nun 
folgendermassen  im  Catalog  aufgeführt  werden: 
Eupheno  L.  Syst,  Nat.  L  2  p.  762. 

Douei  Pierret  Ann,  Soc,  Fr.  1832  p.  368,  PI.  9A. 

1.  2;  Hb.  1006—9  (Africa  sept.  occ), 
Euphenoides  Stgr,  Stett,  ent,  Zeit,  1869. 

Eupheno   Esp.  28.   1;    Hb.   421—23;    God.   II.  5, 

4.  5  (Europa  mer,  occ). 
Dresden,  November  1868. 


94 


Fragmente 
zur  Gattung  Neurotliemis  Brauer 

von 
Dr.  H.  If  a^en. 


1.     N.  gigantea  Brauer;  Polyneura  gigas  Selys. 

Ich  habe  diese  Art  mehrmals  gesehen,  aus  Ostindien  ohne 
näliere  Bezeichnung  des  Fundortes  (Indes)  in  Selys'  Samm- 
lung, aus  Timor  und  Morotai  bei  Halmalieira  und  aus  Goron- 
talo  auf  Celebes  von  Rosenberg  gesammelt  im  Leydener  Mu- 
seum. Zwei  Männchen  aus  Timor  und  Celebes  besitze  ich 
selbst,  vom  Weibclien  liegt  mir  nur  eine  colorirte  Abbildung 
vor,  die  Herr  Snellen  von  Vollenhoven  nach  dem  einzigen 
defecten  Stücke  des  Leydener  Muteums  gefeitigt  hat. 

Diese  Art  weicht  in  vieler  Beziehung  von  den  übrigen 
Arten  der  Gattung  ab.  Die  Hinterflügel  sind  auch  relativ 
wesentlich  breiter  an  der  Basis  und  erinnern  an  Tramea.  Die 
Antecubitales  setzen  sich  nicht  unmittelbar  in  die  Quer- 
adern des  darunter  liegenden  Raumes  fort,  wie  bei  allen  übri- 
gen Arten,  sondern  alterniren,  mit  Ausnahme  der  beiden  ersten 
Basaladern,  die  wie  bei  den  Aeschniden  beide  Bäume  als 
dreieckige  Haut  verbinden.  Sector  nodalis  und  subnodalis 
verlaufen  stark  wellenlörmig  gekrümmt  und  einander  sehr 
genähert  und  parallel,  so  dass  zwischen  beiden  nur  eine 
einzige  Zellenreihe  vorhanden  ist,  während  bei  allen 
übrigen  mehrere  Zellenreihen  vorkommen.  Die  Spitze  der 
Flügel  ist  vom  Pterostigma  aus  mehr  gerade  gestreckt  und 
spitzer  zulaufend. 

Dem  von  Brauer  beschriebenen  Männchen  fehlte  Kopf 
und  die  sechs  letzten  Segmente  des  Leibes.  Ich  füge  hier 
die  Beschreibung  bei. 

Kopf  sehr  gross  und  kräftig,  dunkelbraun,  dicht  braun 
behaart;  Unterlippe  dunkel  ledergelb;  Oberlippe  gross,  vorn 
gerundet,  in  der  Mitte  etwas  sattelartig  erhaben,  mit  glatt 
polirtem  Basal-Mitteltleck;  die  Seitentheile  des  Epistomes  mit 
aufgebogenem  Rande  und  rinttenförmigem  Eindruck;  vorn  auf 
der  Stirn  ein  grob  punktirtes,  unregelmässig  trapezartiges 
Feld,  von  einem  scharf  abgesetzten  Rande  umgeben,  in  der 
Mitte  durch  die  tiefe  Mittelrinne  der  Stirn  getheilt;  die  Stirn 
von  oben  gesehen  zeigt  die  untern  Winkel  des  abgesetzten 
Feldes  eckig  vorspringend:  Sclieitelblase  trapezartig,  punktirt, 
vorne  ausgeschnitten,  mit  scharfen  Ecken;  die  grossen  Augen 
nur  in  einem  Punkte  zusammenstossend ,  ihr  hinterer  unterer 


m 

Theil  wulstig  «her  den  Augenrand  vorspringend;  Hinterhaupt 
gross,  schwarz,  ein  gleichseitiges  Dreieck,  der  Hinterrand 
convex  gewulstet,  ganz  nach  unten  mit  leichtem  Mitteleindruck. 
Fühler  relativ  lang,  braun,  die  Spitze  heller;  erstes  Glied 
sehr  kurz,  zweites  M'enig  länger,  beide  dick;  drittes  sehr  lang, 
wenig  kürzer  als  die  vier  folgenden  zusammen,  die  unter  sich 
fast  gleich  lang  sind.  Hinterer  Lappen  des  Prothorax  klein, 
ein  Dreieck  mit  stark  gestutzter,  selbst  ein  wenig  ausgeran- 
deter  Spitze.  Thorax  und  Leib  dunkelbraun,  bei  älteren 
Thieren  schwarzbraun.  Die  Mittelnath  des  zweiten  Hinterleibs- 
Segments  auf  dem  Rücken  in  der  Mitte  weit  unterbrochen. 
Appendices  super,  braun,  in  der  Mitte  etwas  heller,  wenig 
länger  als  das  letzte  Segment,  kräftig,  cylindrisch,  gegen  die 
scharfe,  nach  oben  gerichtete  Spitze  hin  unten  keulenförmig 
verdickt,  mit  einigen  Reilien  unregelmässig  gestellter  grober, 
kurzer  Zahnhöcker.  App.  inferior  etwas  kürzer  und  heller, 
breit,  dreieckig,  in  eine  schmale,  kurze  Spitze  verengt,  die 
leicht  gestutzt  ist  und  oben  zwei  Zähne  führt. 

Männliche  Geschlechtstheile  im  zweiten  Segment.  Lamina 
antica  klein,  kaum  erhaben,  der  Rand  in  der  Mitte  kaum 
merklich  ausgerandet.  Der  äussere  Ast  des  Hamulus  gelb, 
stark,  länglich  viereckig,  flach  gelagert,  in  der  Mitte  etwas 
gewulstet;  der  innere  Ast  klein,  schwarz,  ein  aufrecht 
stehender,  nach  aussen  gekrümmter  Haken.  Dazwischen  ein 
schwarzer  Penis  mit  dreieckiger  Endfläche.  Lobus  genitalis 
lang,  vor  dem  runden,  gewulsteten,  breiten  Spitzenrande  stark 
verengt. 

Füsse  lang,  dünn,  schwarzbraun,  die  Unterseite  der  Vor- 
derschenkel und  die  Basis  der  übrigen  heller,  gelblich;  der 
innere  Zahn  der  Tarsenklauen  der  Spitze  nahe  und  kräftig, 
aufgerichtet;  die  Hinterfüsse  erreichen  die  Spitze  des  letzten 
Leibesringes. 

Flügel  dunkel  kastanienbraun  mit  röthlichem  Geäder; 
ihr  äu8s6i  es  Drittel  hyalin  mit  scliwarzem  Geäder,  die  äusserste 
Spitze,  besonders  der  Hinterflügel,  etwas  angeraucht.  Die 
braune  Färbung  ist  fast  gerade  abgeschnitten,  mit  wenig  gelb 
gewaschenem  Rande,  in  den  Vorderflügeln  etwas  vor  dem 
Ende  des  Sector  brevis,  in  den  Hinterflügeln  am  Ende  des 
Sector  medius.  Ein  altes  Männchen  mit  fast  schwarzbraunen 
Flügeln  hat  in  den  Vorderflügeln  mehrfach  hellere  Zellen. 
Ein  jüngeres,  aber  gut  ausgefärbtes  Männchen  hat  den  Spitzen- 
theil der  braunen  F'ärbuug  vom  Nodus  an  sichtlich  dunkler; 
diese  dunkle  Färbung  zieht  sich  an  den  Hinterflügeln  wie 
eine  breite  Aussenbinde  längs  dem  Hinterrande  des  Flügels 
bis  zum  Anal  Winkel,  ist  aber  in  der  Mitte  des  Hinterrandes 
unterbrochen.      Membranula    schwärzlich,    mit   hellem    Innen- 


96 

lande  längs  der  Analadern.  Pterostigma  lang,  fast  schwarz. 
23 — 28  Antecubitales;  17 — 19  Postcubitales,  mitunter  die 
ersten  getheilt;  10 — 11  Zellen  im  Dreieck  der  Vorderflügel; 
6  —  8  unregelmässige  Reihen  Discoidalzellen,  9  gleich  am 
Dreieck;  3—5  Subbasilarqueradern  im  Vorderflügel,  3  im 
HinterflUgel,  die  innere  isolirt. 

Long.  c.  append. 54-57  mill. 

abdom.  c.  app.-««   34  —  36 

al.  sup. 47—49      - 

al.  infer. 46 — 48 

pterost. 5 

app.  sup. 2y^ 

tibiae  post. •    9% 

Exp.  alar. 95—98      - 

Lat.  capit. 10 

alae  inf. 16 

Das  Weibchen  habe  ich  nicht  gesehen.  Die  Abbildung  der 
Flügel  aus  Leyden  stimmt  mit  Brauer's  Beschreibung,  doch 
schneidet  die  gelbe  Farbe  am  Vorderrande  genau  wie  beim 
Männchen  ab,  ohne  die  Spitze  zu  erreichen,  und  überschreitet 
am  Hinterrande  wenig  das  Ende  des  Sector  trigon.  super. 
Die  braune,  gelb  genetzte  Querbinde  ist  der  ähnlich,  die  bei 
dem  einen  Männchen  beschrieben  wurde,  auch  wie  dort  in 
der  Mitte  des  Hinterrandes  unterbrochen.  Pterostigma  hell- 
braun; Flügelspitze  angeraucht.  Die  Spitze  des  Hinterleibes 
fehlt  leider  auch  diesem  Stück. 

Bei  allen  folgenden  Arten  gehen  die  Antecubitales  geradezu 
in  den  darunter  liegenden  Raum  hinüber,  doch  finden  sich 
bei  N.  Sophronia  in  selbem  einige  Adern  mehr  als  im  Costal- 
raum.  Wie  bei  Is.  gigantea  stehen  ZMischen  Mediana  und 
Sector  principalis  vor  dem  Nodus  nach  Abgang  des  Sector 
subnodalis  Queradern. 

2.  N.  Sophronia  Drury;  Rambur;  Brauer.  —  L.  Fulvia 
Drury;  Rambur,  Burm.  femina. 

Ich  habe  eine  Anzahl  Stücke  aus  Bengalen,  Nepaul, 
Malabar,  Tranquebar,  Malacca,  China  verglichen,  darunter 
Rambur's  Typen.  Jetzt  liegen  mir  nur  zwei  Männchen  vor. 
Für  die  Weibclien  kann  ich  nur  die  früher  gemachten  Notizen 
anführen.  Die  Vaterlaßds-Angabe  Brasilien  bei  Rambur  aus 
Serville's  Sammlung  ist  \\ohl  Irrthum,  doch  bemerke  ich, 
dass  nach  einer  1849  von  mir  gemachten  Notiz  im  Berliner 
Museum  auch  ein  Polyneura-Männchen  die  Bezeichnung  „Bra- 
silien,  von  Virmond  gesammelt^  führt. 

Den  Beschreibungen  bei  Rambur  und  Brauer  habe  ich 
nur  Folgendes  beizufügen.     Mas.     Im  Hinterflügel  bei  meinen 


97 

beiden  Mäanohen  3  —  6,  im  VorderflUgel  7—9  Subbasilarquer- 
adern,  30  —  40  Antecubitale»,  lÜ — 19  Postcubitales ,  die  zu- 
nächst dem  Nodu.s  beiderseit.s  gelegenen  meist  netzartig  ver- 
bunden; in  dem  unter  den  Postcubitales  gelegenen  Felde 
stehen  bis  zum  Pterostigma  liin  \  iele  kleine,  in  3  bis  I  Keiiien 
gelagerte  Zellen,  wodureii  N.  Sophroniu  sieh  von  allen  Arten 
aus?er  N.  Manaden^its  unterscheidet;  bei  N.  Manadensi«  fehlen 
aber  Queiadern  zwischen  Mediana  und  Sector  principalis  vom 
Nodus  bis  zum  Ursprung  de»  Sector  .'-ubnodalis,  deren  N.  So- 
phronia  5  —  8  führt.  Bis  11  Reihen  Discoidalzellen,  16 — 22 
im  Dreieck.  Kopl  klein,  auf  der  Stirn  ht  der  trapezarlige 
Theil  undeutlich  abgesetzt:  Scheitelblase  an  der  Spitze  aus- 
geschnitten, zweispitzig;  Hinterhaupt  mit  starkem  Mittel- 
eindruck; Fühler  kürzer,  (\ns  zweite  Glied  länger,  das  dritte 
kürzer,  kaum  ein  Drittel  der  Horste,  kaum  noch  mal  so  lang 
als  das  vierte.  Protliorax-Lappeu  gestutzt,  kaum  ausgerandet, 
an  der  Basis  breiter,  dem  bei  N.  gigantea  ähnlich.  Lamina 
antica  gewölbt,  ihr  Rand  tnit  weitem,  rundem  Ausschnitt; 
Hamulus  hellbraun,  der  Aussenast  breit,  (lach,  Spitze  nach 
innen  schräge  abgeschnitten;  Innenast  ein  kleiner  dünner,  nach 
aussen  gekrümmter,  Uach  liegender  Haken;  Penis  hellbraun, 
lang,  cylindiisch,  Spitze  stumpf,  dreimal  eingeknillen:  Lobu& 
genitalis  lang,  schnml,  die  abgerundete  Spitze  wenig  erweitert. 
Appendices  ähnlich  denen  von  N.  gigantea;  hei  den  oberen 
unten  gegen  die  Spitze  eine  Reihe  von  etwa  7  kleineu 
Zähnen,  und  vor  der  Spitze  diese  Reihe  scharf  abgeschnitten, 
so  dass  sie  eine  Art  \ou  senkrechtem  Zahn  bildet.  Der 
untere  Aj)pendix  fast  so  lang  als  die  oberen,  die  Hasis 
schmäler. 

Fem.  24  bis  36  Antecubitales;  6  bis  7  Reihen  Discoidal- 
zellen, 8  bis  13  im  Dreieck;  Scheidenkla[>pe  verdickt,  auf- 
gerichtel;  das  folgende  Bauchsegment  länglich  gespitzt.  Long, 
corp.  36  mill.,  abdom.  2:>  mill.,  Pterostigma  4—4',^,  tibia 
post,  5'/.^,  Lat.  cap.  ö'/^,   l^xp.  alar.  62 — 64. 

Bei  N.  Sophronia  überragen  die  Hiuterfüsse  nur  wenig 
das  dritte  Segment;  der  innere  Zahn  der  Tarsusklaueu  der 
Spitze  genähert,   kräftig,   aber  schräge  abstehend. 

3.     N.  Alanadensis  Boisduval,   Ramb. 

Meine  Aufzeichnungen  über  die  Type  von  Celebes  (Sely.«» 
bemerkt  ausdrücklich,  dass  die  Angabe  Rambur's  Senegal 
ein  Irrthuni   ist)  sind   folgende: 

Mas.  Ramburs  Beschreibung  ist  richtig:  \^  \ntecubi- 
talüs,  die  das  Feld  darunter  durclisetzen;  mehr  als  10  Zellen 
im  Dreieck;  10  bis  12  Reihen  Discoidalzellen;  Flügelspitze 
schw  ärzlich   gerandet.      Die  F'orm   des  Dreieks  ist   von  N,  So- 


;)8 

phi'onia  sehr  verschieden,  seine  obere  Seite  länger,  die  äussere 
nach  innen  gekrümmt,  bei  N.  Sophronia  gerade;  Genitalien 
nicht  verschieden;  Leibesspitze  fehlt. 

Long,  alae  sup.  30  mill.,  infer.  25',  pterostigma  4^2-)  Exp. 
alar.  61,  Lat.  cap.  5(?). 

Selys  bemerkt  ausdrücklieh ,  dass  von  den  von  Rambur 
beschriebenen  Typen  nur  das  eine  Männchen  aus  Celebes  zu 
Boisduval's  Art  gehöre,  dagegen  das  andere  von  den  Molukkeu 
zu  P.  apicalis;  ferner,  das«  P.  Manadensis  von  P.  Sophronia 
verschieden  sei  durch  halb  so  viel  Antecubitales,  mehr  Zellen 
im  Dreieck  und  im  Discoidalfelde,  und  dass  der  hyaline  Raum 
an  der  Flügelspitze  nicht  kreisrund  sei. 

Mas.  Kopf  braun,  die  Unterlippe  et\\  as  heller;  das  trapez- 
förmige, grob  punktirte  Feld  auf  der  Stirn  nur  am  Unterrande 
schärfer  abgesetzt;  Fühler  wie  bei  N.  Sophronia;  Scheitel- 
blase an  der  Spitze  ausgerandet,  so  dass  jedei'seits  eine  massig 
scharfe  Ecke  gebildet  wird;  Hinterhaupt  braun,  mit  ein- 
gedrückter Mittellinie;  Lappen  des  Prothorax  gegen  die  Spitze 
hin  wenig  verschmälert,  der  Rand  in  der  Mitte  niedergedrückt 
und  deutlich  ausgerandet.  Thorax  und  Leib  braun,  unten 
heller;  Segment  3  bis  (>  jeder.'eits  mit  einem  schwärzlichen 
Punkt  vor  der  Spitze;  vom  sechsten  Segment  an  jederseits 
ein  dunkler  Wiscii  neben  dem  Rande,  auch  die  Mitte  des 
Segments  von  der  Spitze  an  dunkler;  letztes  Segment  fast 
ganz  schwarzbraun;  Appendices  gelbroth,  die  oberen  etwas 
kürzer  als  die  beiden  letzten  Segmente,  cylindrisch,  vor  der 
.«charfen,  nach  oben  und  aussen  gerichteten  Spitze  unten 
massig  aufgetrieben,  mit  etwa  10  dunkeln  groben  Zahnhöckern, 
deren  letzter  nicht  scharf  abgesetzt  ist;  der  untere  Appendix 
wenig  kürzer,  dreieckig,  breit,  gegen  die  Spitze  stark  ver- 
schmälert und  doit  oben  mit  zwei  Zähnen.  Lamina  antica 
wenig  erhaben,  halbkreisförmig  ausgeschnitten;  Hanmlus  mit 
äussern!,  kräftigem,  plattem  Ast,  die  Spitze  innen  etM  as  ge- 
rundet; Innenast  als  kleiner  aufrechter  Haken;  Lobus  geni- 
talis ein  schmaler  Lappen  mit  ovaler  Spitze.  Füsse  wie  bei 
N  Sophronia  geformt,  hellbraun,  die  Knie  und  Tarsen  der 
Vorderfüsse  etwas  dunkler.  Flügel  dunkelbraun  bis  etwas 
über  die  Sjtitze  des  Plerostigma  hinaus;  die  braune  Farbe 
fast  gerade  abgeschnitten;  Spitzcntlieil  hyalin,  aber  die 
äussersle  Spitze,  besonders  der  Hintertlügel,  etwas  bräunlich 
beraucht;  das  zweite  Randfeld  und  das  Basilarfeld  dunkler: 
Adern  roth,  selbst  im  hyalinen  Theil,  und  dort  nur  die  Adern 
nahe  dem  Vorderrande  schwärzlich.  Flügel  oben  mit  mattem 
Fettglanz,  unten  violett  und  kupferfarbig  schillernd:  Pteio 
Stigma  gross,  tleischroth,  etwas  weniger  als  zweimal  im  Raum 
bis  zum  Nodus  enthalten;   Membranula  aschgrau,  au  der  Basis 


99 

etwas  heller;  19  Antecubitaies,  14-— 16  Postcubitales,  die  ersten 
7  zum  Theil  durch  eine  Mitlelader  vereint;  10 — 11  Subbahilur- 
Aderu  im  Vordertiilgel,  3  im  HinterflUgel.  Dreieck  gross 
rechtwinklig,  die  obere  Seite  -/a  der  inneren,  die  äus.sere 
leicht  gekrümmt,  darin  bis  40  Zellen;  10  bis  l'i  Reihen 
Discoidahellen;  zwischen  Mediana  und  Sector  principalis  vom 
Ursprung  des  Sector  subnodalis  bis  zum  Nodus  keine  Queradern: 
Gabel  des  S.  principalis  im  ersten   Drittel   des  Pterostigma. 

Vaterland:  Morotai;  Ternate,  Bateliian,  aus  dem  Leydener 
Museum  mehrere  Männchen. 

Long.  corp.  c.  app. •  •  •    42— 3!>  milk,  mas  minor  37  mill. 
abdom.  c.  app.-    26  —  24       -       (Bateliian)  23 

alae  sup. 32 — 31       29 

alae  inf. 31—30      28      - 

pterost. 4y4— 5     V/^  - 

append. 1  %  ^'Vt  - 

tib.  post. 6  6 

Lat.  cap. QYi  -"^Va  ' 

alae  inf. 11  10      - 

Exp.  alar. 64-62      6()      - 

Ein  Männchen  jaus  Ternate  hat  die  Flügel  fast  bis 
zur  Spitze  dunkelbraun  ;  in  den  VorderflUgeln  zieht  sich  nur 
ein  h^'aliner  Bogenstreif  zwischen  der  braunen  Spitze  zum 
Vorderrand;  in  den  Hinterflüghi  erreicht  der  hyaline,  noch 
kleinere  Streif  nicht  den   Vorderrand. 

Das  Männchen  mit  kleineren  Dimensionen  von  Batchian, 
das  ich  von  einem  etwas  grösseren  vom  selben  Fimdorle 
nicht  zu  trennen  vermag,  hat  18-  20  Äntecubitales,  l2  Post- 
cubitales, die  ersten  \erbunden;  (h>eh  sind  auch  bei  dem 
grösseren  nur  ein  Paar  unverbunden;  Dreieck  mit  28  Zellen; 
etwa  9  Reihen  Discoidalzellen;  7  bis  H  Subbasilaradern  im 
Vorderflügel,  4  im   HinterlUigel. 

Ein  junges  Männchen  aus  Morotai  hatte  hellere,  mehr 
gelbliche  Körperfärbung;  die  leicht  gebräunten  Flügel  er-- 
schienen  durch  das  sehr  dichte  blassgelbe  Geäder  fast  gelb; 
nur   die  Spitze  der  Hinteitlügel   braun  gerandet. 

Ein  kleines  Männchen  aus  Celebes,  Ayer-Pannas.  von 
Rosenberg  gesammelt,  hat  dieselben  Dimensionen  wie  das  aus 
Batchian.  Es  ist  noch  nicht  ganz  ausgefärbt  mit  lichl braunen 
Flügeln  und  gelbem  Pterostigma;  die  braune  Farbe  reicht  bis 
zum  letzten  Drittel  des  Pterostigma  und  ist  gerade  abge- 
schnitten, während  bei  allen  vorerwähnten  dem  Hinterrande 
zu  sich  die  Grenze  derselben  etwas  nach  innen  beugt:  auf 
dem  Leibe  zieht  sich  von  der  Spitze  her  der  breite  sciivvarze 
Piückenstreif  bis  auf  das  vierte,  der  schwarze  Seitenstreif  bis 
über  das  dritte  Segment. 

7* 


JOO 

4.     N.  palliata  Rbr,  p.   129  no.  6. 

Die  nachfolgend  beschriebenen  Stücke  von  den  Nicobaren 
sind  von  Selys  und  mir  mit  den  Typen  Rambur'8,  die  mir 
jetzt  nicht  mehr  vorliegen,  verglichen.  Ich  habe  von  Singa- 
pore  und  den  Inseln  Nicobar  major,  Nicobar  minor  und  Nang- 
kovri  13  mas  und  13  lern,  von  der  Galathea  Expedition  ver- 
glichen; 4  davon  unau&gefärbt.  Selys  sagt:  P.  palliata  unter- 
scheidet sich  von  P.  apiealis  durch  das  Abdomen  ohne  sch\^  arze 
Seitenstriche  und  den  mehr  hyalinen  Hinterrand  der  Hinter- 
tlügel.  Er  unterscheidet  drei  Racen,  maxima  von  Java  und 
Amboina,  major  von  Nangkovri  und   minor  von  Nieobar. 

Mas  von  Nangkovri,  var.  major  Sei.  Braun;  Unterlippe 
gelblich.  Fühler  wie  bei  N.  apicalis;  das  stark  punktirte  Feld 
auf  der  Stirn  niclit  scharf  abgesetzt;  Scheitelhlase  fast  ge- 
rundet, von  oben  gesehen  bildet  sie  mehr  nach  der  Mitte 
zvi'ei  stumpfe  Ecken;  Hinterhaupt  mit  starkem  Mitteleindruck; 
Lappen  des  Prothorax  fast  viereckig,  der  Rand  leicht  aus- 
gebuchtet; der  Leib  ist  braun,  auf  dem  siebenten  bis  achten 
Segment  jederseits  ein  kleiner,  aber  deutlicher  schvs'arzer 
Längswisch,  der  auch  auf  den  früheren  Segmenten  noch 
schwächer  angedeutet  ist;  Segment  9  oben  in  der  Mitte 
schwärzlich;  Segment  10  seitlich  dunkler.  Äppendices  braun, 
von  der  Form  von  N.  apicalis,  die  oberen  jedoch  mit  nur 
etwa  6  kleinen  schwachen  Zähnclien.  Es  will  mir  nicht  ge- 
lingen, Unterschiede  in  der  Form  der  Genitalien  von  denen 
bei  N.  apicalis  nachzuweisen.  Füsse  wie  hei  N.  apicalis. 
Flügel  etwas  schmäler,  die  Hinterliügel  spitzer;  braun  bis 
über  die  Mitte,  die  Hinterflügel  bis  gegen  die  Spitze  des 
Pterostigma;  auf  den  Vordertlügeln  die  braune  Farbe  fast 
gerade  al)geschnitten,  nur  am  Hinterrande  etwas  nach  innen 
gekrümmt;  auf  den  Hinterflügeln  bogig  bis  zum  Ende  des 
Sector  medius;  Spitzen  hyalin.  Geäder  roth,  selbst  im  hya- 
linen Theil,  wo  nur  die  Vorderrandadern  schwärzlich  sind: 
Membranula  schwarzgrau:  Pterostigma  roth,  gross,  schmäler 
als  bei  N.  apicalis,  last  dreimal  im  Postcubitalraum  enthalten; 
18  Antecubitales:  15  Postcubitales,  keine  vereint:  iJreieck 
wie  bei  N.  apicalis,  darin  9  Zellen:  5  Reihen,  zuerst  mehr, 
Discoidalzellen;  Vordertlügel  mit  5  bis  7,  HinterHügel  mit 
3  bis  4  Subbasilarqueradern;  Sector  principalis  hinter  dem 
inneren  Ende  des  Pterostigma  gegabelt. 

Mas.     Long. 


c.   aj)p.  •  •  •  • 

3S  mill. 

-   34  mill. 

—  32  mi 

abd.  c.  app. 

24     - 

—  22     - 

—  21      - 

alae  sup.  •  • 

29     - 

—  26     - 

—  25     - 

alae  inf.    •  • 

28     - 

-   25     - 

-      24     - 

pterost.  •  • . 

3%. 

-     3     - 

-     3     - 

101 

Long,  append.  1%  mill.  —   1 '/ '^  mill.  —  i\\  milL 

tib.  po^t.  •  5          -      __  5         -      — .5 

Lat.  cap. oVa     -       —  »^/i     '      "     ^ 

alae  inf.  •  •  9'/,      -      —  0  -       —  8%      - 

Exp.  alar. 58        -      —  52       -      -    50       - 

~ —    ^r~    >^    .    — — ^  Nicob.  minor. 
Nangkovri.      ? 

Fem.     Long.  c.  ap)).  •  •  •    29  mill.  —  31   mill. 

abd.  c.  app.   18      -      —  20      - 

alae  bup.-  -24      -      —  26 

alae  inf.     -23      -      —  25 

pterosf.  •  •  •      3      -      —     3 

append.  •  •  •    %      -      —   %      " 

tib.  post.  •  •      5      -      —     5 

Lat.  cap. 5      -      -       5 

alae  inf.   ••  •     8      -      —     SVj - 

Exp.  alai-. 48      -      —   52 

Das  zweite,  et^as  kleinere  Männchen  von  Nangkovri  ist 
dem  vorigen  durchaus  ähnlich.  Die  braune  Farbe  erreicht 
auf  den  Vordcrflügeln  nichl  ganz  das  Pterofetigma;  auf  den 
HinterfJtigeln  überragt  sie  kaum  den  Anfang  desselben,  und 
der  hyaline  Theil  zieht  sich  am  Hinterrande  bis  zum  Seetor 
trigonuli  secundus;  der  Ansatzrand  der  Membranula  etwas 
heller  als  der  übrige  Theil;  14  Antecubitales;  11  — 12  Post- 
cubitales;  Dreieck  mit  6 — 7  Zellen;  4 — 5  Reihen  Discoidal- 
zellen;  Vorderflügel  mit  4—6,  Hinteiflügel  mit  3 — 4  Sub- 
basilarqueradern;  im  zweiten  Postcubitaltelde  rechts  alle 
Zellen  einfach,  links  eine  doppelt,  während  bei  dem  grösseren 
Männchen  die  Mehrzahl  bis  zum  Plerostigma  hin  getheilt  ist. 
Ein  nicht  ganz  ausgefärbtes  Männchen  ron  Nicobar  major 
hat  genau  die  Grösse  des  kleineren  Männchens  von  Nang- 
kovri: Leib  heller;  Beugeseite  der  Füsse  dunkler,  schwärz- 
lich; Appendices  unten  mit  7  Zähnchen;  Pterostigma  gelb; 
braune  Farbe  der  Flügel  wie  beim  grösseren  Männchen;  der 
hyaline  Raum  erreicht  nicht  ganz  das  Ende  des  Sector  me- 
dius;  18 — 16  Antecubitales;  12  Postcubitales;  Dreieck  mit 
13 — 14  Zellen;  5—0  Reihen  Discoidalzellen;  Geäder  sonst 
wie  beim  grossen  Männchen. 

Ein  ausgefärbtes,  noch  etwas  kleineres  Männchen  von 
Nicobar  minor  stimmt  mit  dem  von  Nicobar  major  überein  in 
der  Färbung  der  Flügel;  die  schwarzen  Wische  an  der  Seite 
des  Leibes  sind  vom  Segment  3  an  deutlich  und  vom  Seg- 
ment 6  au  mit  dem  Rande  des  Leibes  verbunden;  obere 
Appendices  an  der  B-asi«  gelblich;  14  bis  15  Antecubitales; 
14  bis  15  Postcubitales:  9  bis  10  Zellen  im  Dreieck;  Geäder 
pf>nst   \\  ie  beim   vorigen. 


102 

Rambur's  Besclneibung  der  Stücke  aus  Sumatra  und 
Ostindien  enthält  nichts,  was  der  Identität  entgegenstände: 
auch  kann  ich  mich  nur  darauf  berufen,  dass  Selys  und  ich 
früher  die  13  Männchen  von  Singapore  und  den  Nicobaren 
mit  den  Typen  verglichen  iiaben  und  keinen  Unterschied 
fanden. 

Nach  der  Beschreibung  gehört  N.  Nicobarica  Brauer 
siciier  her;  die  kleinste  Angabe  der  Flügelspannung  44  mill. 
ist  offenbar  ein  Druckfehler,  da  die  geringste  Länge  für  den 
Flügel  mit  24  mill.  angegeben  ist.  Nach  der  Beschreibung 
vermag  ich  N.  ceylanica  Brauer  nicht  davon  zu  trennen;  der 
einzige  positive  Unterschied  liegt  darin,  dass  die  Adern  im 
hyalinen  Theil  gleich  und  durchweg  schwarz  gefärbt  sind, 
während  bei  N.  palliata  sie  nur  am  Vorderrande  und  bei  älteren 
Männchen  auch  am  Hinter-  und  Spitzenrande  schwarz  sind. 

N.  apicalis  unterscheidet  sich  von  N.  palliata  ausser  den 
dort  angegebenen  Merkmalen  sogleich  durch  die  selbst  bei 
alten  Stücken  gelben  Appendices. 

Femina.  Es  liegen  mir  gegenwärtig  3  VV^eibchen  vor.  die 
mit  den  übrigen  übereinstimmten.  Auch  bemerke  ich,  dass 
die  Sendimg  und  überhaupt  die  Beute  der  Galathea-Expedition 
von  den  Nicobaren  nur  diese  einzige  Art  enthielt. 

Das  kleinste  Weibchen  ist  stark  ausgefärbt  und  hat 
namentlich  die  dunkelbraune  Färbung  der  Flügel  genau  wie 
beim  Männchen  von  Nicobar  minor;  auf  den  Hinterflügeln  ist 
die  dunkle  Farbe  sogar  nur  etwas  schräge  abgeschnitten,  so 
dass  der  hyaline  Raum  sich  nicht  weiter  längs  dem  Hinter- 
rande hinzieht.  Körperfärbung  wie  beim  Männchen;  Hinter- 
haupt gelblich:  die  schwarzen  Seitenwische  vom  dritten  Seg- 
ment an  deutlich,  aber  erst  auf  Segment  8  mit  dem  Rande 
vereint;  Segment  9  schwarz,  jederseits  mit  einem  röthlichen 
Fleck,  Segment  10  in  der  Mitte  des  Spitzenrandes  röthlich; 
Ränder  und  Quernäthe  schwärzlich ;  die  Mittelrinne  des  Bauches 
schwarz;  Appendices  fast  noch  mal  so  lang  als  das  letzte 
Segment,  dunkelbraun,  cylindrisch.^  laug  und  scharf  gespitzt; 
dazwischen  ein  brauner  grosser  kegelförmiger  Vorsprung;  Ei- 
klappe  fast  senkreckt,  breit  elliptisch,  innen  hohl,  bräunlich 
mit  schwarzer  Mittelbinde;  die  untere  Seite  des  vorletzten 
Segments  bildet  eine  elliptische  Platte  mit  zwei  kleinen  gelb- 
lichen Tastern  näher  der  Basis;  Füsse  gelbbraun,  Beugeseite 
der  Schienen  und  Tarsen  dunkler;  Pterostigma  rothbraun;  die 
braunen  Flügel  wie  beim  Männchen  unten  mit  metallblauem 
Schiller;  Geäder  wie  beim  Männchen,  aber  im  Dreieck  nur 
6  Zellen  und  nur  4  Reihen  Discoidaizellen.  Die  Adern  im 
hyalinen  Spitzentheil  sind  dunkler,  aber  doch  neben  der 
braunen  Farbe  namentlich  im  Vorderflügel  roth. 


io:i 

Das  zweite  Weibchen  ist  etwas  grösser  und  nicht  so 
ausgefärbt.  Der  Körper  wie  beim  vorigen  gezeichnet,  die 
Grundfarbe  aber  heller,  dunkel  ledergelb,  so  dass  die  schwarze 
Färbung  der  Näthe,  Ränder  und  Seitenwische  stark  vortritt; 
die  beiden  letzten  Segmente  und  Appendices  wie  beim  vorigen 
gefärbt,  auf  der  Eiklappe  reicht  die  schwarze  Binde  nicht 
bis  zur  Spitze;  Flügel  bis  zum  Pterostigma  saftVangelb;  die 
Farbe  endet  verschwommen;  auf  den  Hinlerflügeln  zieht  sich 
der  hyaline  Theil  bis  zum  Ende  des  Sector  medius:  Geäder 
im  hyalinen  Theil  schwarzbraun;  16  Antecubitales.  11  bis 
12  Pobtcubitales;  4- -7  Zellen  im  Dreieck;  3  Reihen  Discoidal- 
zellen,  dicht  am  Dreieck  etwas  mehr;  Vorderflügel  5  —  6, 
Hinterflügel  3  Subbasilarqueradern;  das  Geäder  der  Flügel 
ist  sichtlich  weitmaschiger. 

Das  dritte  Weibchen  ist  kaum  etwas  kleiner  als  das 
vorige  und  Körpeiform  und  Farbe  damit  identisch.  Die  Flügel 
sind  fast  ganz  hyalin,  doch  etwas  rauchig,  besonders  etwas 
dunkler  längs  dem  Vorderrande  und  die  Spitze  aller  Flügel 
vom  Pterostigma  ab;  Hinterflügel  an  der  Basis  bis  zum  Dreieck 
verschwommen  gelb;  Geäder  durchweg  schwarz;  Pterostigma 
rothbraun;  Membranula  grau;  14 — 16  Antecubitales;  II  Post- 
cubitales;  3-4  Zellen  im  Dreieck;  3  Reihen  Discoidalzellen; 
Vorderflügei  5 — 6,  Hinterflügel  2  Subbasilarqueradern;  Geäder 
wie  beim  vorigen. 

Während  kaum  ein  Zweifel  obwalten  dürfte,  dass  die 
beiden  zuerst  beschriebenen  Weibchen  sicher  zu  den  Männ- 
chen gehören,  vermag  ich  für  das  dritte  einen  Zweifel  nicht 
sicher  zu  widerlegen.  Da  jedoch  bei  N.  fluctuans  mir  eine 
ähnliche  zweite  Form  des  Weibchens  mit  hyalinen  Flügeln  vor- 
gelegen hat,  .'0  halte  ich  trotz  des  anders  gefärbten  Geäders 
das  Hergehören  auch  hier  für  sehr  möglich.  Unter  den  von 
Brauer  beschriebenen  Weibchen  sind  sie  meines  Erachtens 
nicht  vorhanden. 

5.     N.  a])icalis   Rbr.  p.   127  no.   1. 

Mas.     Type  Rambur's ,  von  Latreille  mit  Java  bezettelt. 

Kopf  klein,  Unteilippe,  Kiefern  aussen  und  Scheitelblase 
heller,  gelblich;  das  trapezarlige  Feld  auf  der  Stirn  nur  unten 
Schäfer  abgesetzt,  grob  punktirt;  Scheitelblase  rundlich,  punk- 
tirt,  mit  zwei  kaum  merklichen  Spitzen;  Hinterhaupt  mit 
starkem  Mitteleindruck;  Lappen  des  Prothorax  klein,  quer 
oblong,  ausgerandet;  Thorax  und  Leib  braun,  unten  heller; 
Rückengräte  dunkler,  auf  Segment  6 — 8  schwarz,  gegen  die 
Spitze  er M  eitert;  Segmeut  4 — 5  seitlich  mit  schwarzem  Längs- 
wisch in  der  Mitte  über  dem  Rande:  auf  den  folgenden  Seg- 
menten erreicht  er  Rand  und  Spitze  und   verbreitert  sicii  auf 


104 

dem  9.  Segmente  so,  data  er  mit  dem  Aiittelfleck  zut-ammen- 
fliesst  und  nur  jederseits  einen  kleinen  braunen  Basalfleck 
übrig  lässt^  das  letzte  Segment  ganz  dunkel,  jederseits  mit 
hellem  Punkt;  Appendices  gelblicli,  die  oberen  kürzer  als  die 
beiden  letzten  Segmente,  oylindriscli,  vor  der  Spitze  unten 
verdickt  mit  etwa  9  pcliwarzen  Zähnchen  in  einer  Reihe;  der 
letzte,  et^^as  stärker,  stelit  auf  der  Gränze  des  letzten  Vier- 
tels: Spitze  scharl",  kurz  zulaufend,  nach  oben  gerichtet;  der 
untere  etwas  kürzer,  dreieckig,  kaum  verengt  im  zweiten 
Drittel;  Lamina  antica  gewölbt,  kurz,  .stark  ausgerandet; 
Aussenast  des  Hamulus  breit.  Hach,  an  der  Spitze  innen  ab- 
gerundet; Innenast  dunkler,  als  kleiner,  nach  aussen  ge- 
krümmter Haken;  Penis  lang,  cylindrisch,  gelb;  Lobus  geni- 
talis lang,  schmal,  die  Spitze  leicht  gerundet.  Füsse  bräun- 
lich; der  Innenzahn  der  Tarsenklauen  in  der  Mitte  stehend, 
klein,  schräge  nach  vorn  gerichtet.  Flügel  dunkelbraun  bis 
zum  Drittel  des  Pterostigma ,  dann  gerade  abgeschnitten 
hyalin,  die  äusserste  Spitze  bräunlich;  das  zweite  Randfeld 
bis  zum  Nodus  dunkler:  Geäder  heller,  aucii  im  hyalinen 
Theil;  Membranula  grau,  innen  heller;  Pterostigma  roth, 
gross  und  breit,  oben  und  unten  schwarz  gerandet:  18  Ante- 
cubitalet^,  13 — 14  Postcubitales,  die  beiden  ersten  vereint: 
Dreieck  breit,  rechtwinklig,  die  obere  Seite  %  ^^^'  inneren, 
die  äussere  gerade  oder  et\\as  nach  innen  gebogen;  darin 
8  Zellen;  5  Reihen,  zuerst  mehr  und  regelmässigere  Discoidal- 
zellen;  im  Vorderflügel  6,  im  Hinterflügel  2  Subbasilarquer- 
adern. 

Long.  corp.  c.  apjj.  •  •    38  miil.  (Mas-Type). 

abdom.    c.   app.  24 

alae  sup. 29 

alae  inf. 28 

pterost. 3*73  - 

append. 1%  - 

tibia  post.  •  •  •  •      S'/j  - 

Lat.  Caput. SYj  - 

ulae  inf. 10 

Exp.   alar. 58      - 

lieber  die  Type  und  ihr  Zusammengehören  mit  Rambur  s 
Beschreibung  ist  kein  Zweifel  möglich.  Hiezu  gehört  auch 
Pol.  elegans  Ramb.  (nicht  Guerin)  p.  127  no.  2  ein  jüngeres 
Männchen  aus  Java,  bei  welchem  der  hyaline  Raum  sich 
weiter  längs  dem  Rande  der  Hinterflügel  hinzieht.  Gleich- 
falls hat  Rambur  bei  P.  Manadeneis  ausser  der  Type  noch 
ein  Männchen  von  P.  apicalis  von  den  Molukken  irrig  be- 
schrieben. Zu  N.  apicalis  gehört  ferner  nach  den  mir  vor- 
liegenden   Typen   aus  Winthem's    Sammlung   und    den    in  dev 


105 

Hallenser  Sammlung  L.  lluctuans  Burm.  T.  11.  p.  858  no.  33 
aus  Java  und  L.  vidua  de  Haan,  von  welcher  zwei  Typen 
im  Berliner  Museum  befindlich  sind. 

6.     N.  flu  c  tu  ans  Fabr.  Entom.  syst.  11.  p.  379.  26. 

Beschreibung  von  Fabricius'  Type  aus  Museum  Dr.  Lund, 
Jetzt  Copenhagen. 

Mas.  Die  kleinste  bekannte  Art.  Kopf  braun,  Unterlippe 
etwas  heller:,  das  trapezartige  Feld  auf  der  Stirn  nur  unten 
deutlich  abgesetzt,  grob  punktirt,  sowie  die  gewölbte  breite 
Scheitelblase;  Hinterhaupt  mit  deutliciiem  Quereindruck:  Laji- 
pen  des  Protliorax  gestutzt,  kaum  ausgerandet,  seitlich  ab- 
geschrägt: Thorax  braun,  seitlich  und  unten  heller;  Leib 
braun,  auf  dem  3—7  Segment  ein  schwärzlicher  Wisch  in 
der  Mitte  neben  dem  Seitenrande;  die  drei  letzten  Segmente 
dunkler;  Leib  unten  heller;  Appendices  hellbraun,  etwas 
kürzer  als  die  beiden  letzten  Segmente,  cyiindrisch,  vor  der 
scharfen,  nach  oben  gerichteten  Spitze  unten  verdickt,  mit 
etwa  6  groben  ZähncTien  in  einer  Reihe,  der  letzte  kaum 
merklich  erhaben  abgesetzt;  unterer  Appendix  etwas  kürzer, 
schmal  zulaufend;  Lamina  antica  gewölbt,  der  Rand  stark 
bogig  ausgesclinitten;  Hamulus  gelbbraun;  äusserer  Ast  gross, 
platt,  mit  nach  innen  schräge  gestutzter  Spitze;  innerer  Ast 
ein  kleiner,  flach  liegender  Haken,  nach  aussen  gekrümmt; 
Penis  cyiindrisch,  lang;  Lobus  genitalis  schmal,  die  Spitze 
kaum  breiter;  Füsse  hellbraun;  innerer  Zahn  der  Tarsen- 
klauen  schräge,  fast  in  der  Mitte  stehend,  klein,  kurz.  Flügel 
kaffeebraun,  bei  den  vorderen  die  Spitze  vom  Anfange  des 
Pterostigma  gerade  abgeschnitten  hyalin;  an  den  hinteren 
zieht  sich  das  hyaline  Feld  bogig  längs  dem  Hinterrande  bis 
zum  Ende  des  Sector  trigonuli  secundi;  Geäder  gelbbraun, 
im  hyalinen  Theil  kaum  dunkler,  nur  die  "Vorderrandsadern 
dort  schwarzbraun;  Membranula  schwärzlich  grau,  innen 
heller;  Pterostigma  mittelgross,  rothbraun,  ziemlich  breit. 
12  Antecubitales,  8  —  9  Postcubitales;  zwischen  Sector  princi- 
palis  und  Mediana  vor  dem  Nodus  nach  dem  Ursprung  des 
S.  subnodalis  keine  Adern;  im  Vorderflügel  4,  im  Hinterflügel 
2  Subbasilarqueradern;  Dreieck  gross,  fast  recht v\inklig,  die 
obere  Seite  Yg  der  inneren,  die  äussere  gerade;  3  Zellen; 
aus  einem  Mittelpunkt  läuft  zu  jeder  Seite  eine  Ader;  im 
Dreieck  der  Hinterflügel  1  Querader;  4  Reihen  ziemlich  regel- 
mässiger Discoidalzellen;  Pterostigma  mehr  als  dreimal  im 
Postcubitalraum  enthalten;  Sector  principalis  gabelt  sich  am 
Anfange  des  Pterostigma.  Das  Geäder  ist  wesentlich  ein- 
facher und   regelmässiger  als  bei  den  übrigen  Arten. 


106 

Long.  corp.  c.  app.  ••   29  mill.  (Type), 
abdom.   c.  app.   U> 

alae  sup. 22      - 

alae  int". 21 

pterost. -^Vi  - 

append.    l'/*  - 

tib.  pofct. 4Vj  - 

Lat.  cap. 4y2  - 

alae  in  f. 7 

Ex]).  alav. 44 

Fabvicius  giebt  als  Vaterland  Ot^tindien  an;  bei  der  Type 
fehlt  eine  Vateiltindsangabe.  Im  Leydener  Museum  habe  ich 
eine  Zahl  Stücke  aus  Banka  oder  Biiliton  gesehen;  sechs 
liegen  mir  vor.  Bei  den  Männchen  reicht  die  braune  Farbe 
der  Flügel  bis  auf  '/,  oder  y^,  des  Pterostigma;  12— 15  Ante- 
cubitales,  10  —  12  Postcubitales;  5-7  Zellen  im  Dreieck.  Die 
Körperlänge  28  —  33  mill.;  bei  einigen  ist  die  Farbe  der  Flügel 
fast  schwarz;  Fühler  wie  bei  N.  Sophronia. 

Fem.  Mir  liegt  nur  ein  Stück  vor.  Färbung  des  Körpers 
wie  beim  Männchen,  nur  etwas  heller;  die  schwarzen  Wische 
auf  den  Segmenten  grösser;  Appendices  cylindrisch,  spitz, 
hellbraun:  Eiklappe  dreieckig,  aufgerichtet,  gehöhlt;  Flügel 
wie  beim  Männchen,  aber  die  braune  Farbe  heller  und  ddvS 
Pterosligma  nur  gerade  erreichend  und  bei  den  Hinterflügeln 
nicht  so  weit  längs  dem  Rande  verlaufend;  im  Dreieck 
2 — 3  Zellen.  Körperlänge  29  mill.,  Abdomen  19  mill.,  sonst 
genau  wie   beim   Männchen. 

Im  Leydener  Museum  .^ah  ich  einige  dazu  gehörende 
Weibchen  vom  selben  Fundorte,  dem  bepchriebenen  ähnlich, 
aber  mit  hyalinen  Flügeln.  Nach  meinen  Noten  sind  die 
Flügel  hyalin,  die  beiden  Randfelder  vor  dem  Nodus  und  ein 
Randfeld  hinter  dem  Nodus  und  die  Basis  der  Hinterflügel 
gind  gelb;  die  Spitze  aller  P'lügel  hinter  dem  Pterostigma 
rauchig,  bräunlich.  Sonst  stimmen  die  Weibchen  durchaus 
mit  den  andern  überein.  Mir  liegt  jetzt  keines  vor,  doch 
zweifle  ich   nicht,  dass  sie  zu  N.  fluctuans  gehören. 

Die  Richtigkeit  der  Bestimmung  ist  nacli  der  Type  um 
60  mehr  ausser  Zweifel,  als  Fabricius  sie  mit  Lib.  equestris 
sehr  passend  vergleicht.  Burmeisters  und  Brauer's  gleich- 
namige Art  gehören  nicht   her. 


107 


Beiträge  zur  Naturgeschichte 
der  Coleophoren 

von 
Ui*.  OttniMi*  Hol'iiiaiiii. 

I.     Coleophora  Chrysanthemi  nov.  spec. 

Diese  neue  zierliche  Coleophore  gehört  in  die  XIII.  Ab- 
theilung der  Synopsis  der  Coleophoren  nach  Herrich-Schäffer 
Band  V.  S.  226,  und  zwar  zu  den  Arten  ohne  eingemengte 
schwarze  Schuppen  der  Vorderflügel  (1),  ohne  Bart  der 
Fühlerwurzel  (B),  mit  schwarz  und  weiss  geringeltem  Griffel 
(a)  und  charakterisirt  sich  folgendermassen: 

Ochergelb,  Vorderrandsfranzen  gleichfarbig  (o)  oder 
heller  als  der  Grund  ($)•  Vorderrandsstreif  breit,  bis  in  die 
Spitze  verlängert;  Innenrand  und  Discoidaistreif  sehr  schmal, 
der  Streif  in  der  Falte  sehr  breit  weiss. 

Spannung  4  —  4y^  Lin.  dd. 

Sack*)  3  Lin.  dd.  lang,  gerade,  gelblich  braun  mit 
etwas  dunklerem,  rauhem,  etwas  erhabenem  Längsstreifen 
dreiklappiger  Afterötfnung,  nicht  verengtem,  sehr  schwach 
gebogenem  Halse  und  kreisrunder  Mundöifnuug,  von  Gespinnst 
verfertigt. 

Von  Col.  troglodjtella  und  derivatella,  welche  nach 
Herrich-Schätfer's  Synopsis  der  neuen  Art  am  nächsten  stehen, 
unterscheidet  sich  dieselbe  ganz  leicht  durch  die  viel  geringere 
Grösse,  indem  sie  etwa  nur  das  Ausmaass  einer  C  laricella 
erreicht. 

Rückeusciiild  und  Kopf  sind  beim  o  graugelb,  beim  ^i 
weissgelblich ;  die  Schulterdecken  führen  einzelne  weissliche 
Schuppen  beim    j,    während  sie  beim   ^-  fast  rein  weiss  sind. 

Wurzelglied  der  Fühler  von  der  Farbe  des  Kopfee, 
manchmal  heller  oder  (bei  einem  +j  fast  ganz  weiss,  kurz 
und  dick,  wenig  länger  als  breit.  Gritfei  dick,  fast  so  lang 
wie  die  Vordertlügel,  scharf  schwarz  und  weiss  geringelt;  an 
der  Basis  stehen  die  schwarzen  Ringe  weit  aus  einander,  an 
der  Spitze  .«-ehr  genähert.  Taster  weisslichgrau,  an  der  Innen- 
seite heller,  das  zweite  Glied  hat  an  der  Spitze  ein  sehr 
kleines,  scliwaches  Haarbüsclichen:    das  Endglied  ist  halb  so 

^)  Ich  halte  es  bei  den  Coleophoren  lür  wichtig  oder  vielmehr 
nothwcndig  der  Diagnose  des  Falters  auch  eine  solche  des  Sackes 
gleich  beizufügen. 


108 

lang  als  Glied  2,  zugespitzt.  Küssel  kurz,  iiellgraii,  schuppig. 
Schenkel  beim  ^  g'"t^u ,  beim  V  weissgrau;  Schienen  aussen 
braun,  weiss  gesäumt,  innen  weisslich  ( V}  oder  weissgrau  (.j*). 
Hinterschienen  mit  langen  aa  eissliclien  Haaren  besetzt.  Tarsen 
grau  mit  weissen  Spitzen  der  Glieder,  beim  V  last  ganz  weiss. 
Hinterleil)  beim  j  dunkelgrau,  unten  heller,  mit  gelblichem 
Afterbusch,  beim  V  hellgrau,  mit  weisslicher  Einfassung  der 
Segmente,  unten  weisslich,  mit  A\cissgelbem  Aflerbusch  und 
vorstehender  gelblicher  Legeröiire,  Vorderllügel  2  Lin.  dd. 
lang,  beim    o    dunkel,  beim   'i'   hell  ochergelb. 

Der  Innenrandsstreif  ist  sehr  fein,  der  Streif  in  der  Falte 
breit,  namentlich  beim  V,  und  erreicht  den  Afterwinkel;  der 
Discoidaistreif  fein,  leicht  geschwungen,  erreicht  den  Saum 
nicht;  der  Vorderrandsstreif  ziemlich  breit,  bis  in  die  Flügel- 
spitze verlängert;  diese  sowie  der  Saum  ist  von  einer  feinen 
weissen  Schuppenlinie  eingesäumt.  Die  Vorderrandsfranzen 
kaum  heller  als  der  Grund  beim  ,j,  nämlich  hellgelblich  grau 
mit  etM'as  helleren  Spitzen;  weisslich  beim  ?.  Zwischen  dem 
Discoidalstreif  und  dem  Vorderrandsstreif  stehen  3  weisse 
Schrägstriche,  von  denen  der  dritte  (zunächst  der  Flügelbasis) 
ziemlich   lang  ist. 

Bei  den  J  Exeinplaren  sind  alle  diese  weissen  Streifen, 
namentlich  die  Schrägstriche,  nicht  scharf  ausgeprägt,  beim  V 
dagegen  sehr  deutlich. 

Franzen  des  Saumes  und  Innenrandes  gelblichgrau  beim  j , 
weissgelblich  beim  V-  Hinterllügel  dunkelgrau  beim  j*,  heller 
grau  beim  $,  ebenso  die  Unterseite  aller  Flügel.  Franzen 
der  Hinterllügel  etwas  heller  als  der  Grund;  ebenso  sind  die 
P'ranzen   auch  auf  der  Unterseite  aller  Flügel.  ' 

Ich  entdeckte  die  Raujje  in  einem  schattigen  Wäldchen 
bei  Marktstelt,  woselbst  sie  an  den  Blättern  des  Chrysanthe- 
mum conymbosuin  minirt,  und  zw  ar  meist  an  den  Spitzen  der 
Fiederblättchen,  welche  dadurch  weisslich  entfärbt  werden. 

Sie  iindet  sich  im  Juli,  manchmal  noch  Anfangs  August, 
hört  aber  schon  meist  Ende  Juli  zu  fressen  auf  und  sucht 
sich  einen  passenden  Versteck  an  Baumstämmen  etc.  auf,  wo- 
selbst sie  ihren  Sack  festiieftet  und,  ohne  mehr  eine  Nahrung 
zu  sich  zu  nelimen,  überwintert.  Im  Frühjahr  erfolgt  dann 
gleich  die  Umwandlung  zur  Puppe  und  die  Entwickelung  der 
Falter  Ende  Mai  und   Anfang  Juni. 

Die  Raupe  ist  ^y^— 2'/.^  Lin.  dö.  lang,  kaum  '/'^  Lin. 
breit,  wachsgelb  mit  grau  durchschimmerndem  Darmkanale 
(jedoch  nur  so  lange  sie  frisst,  nicht  mehr  kurz  vor  und  in 
der  Winterruhe).  Kopf  sehr  klein,  tief  in  das  Nackenschild 
zurückgezogen,  blassbraun.  Letzteres  ist  ebenfalls  blassbraun, 
halbkreisförmig,  am  Hinterrande  dunkel  gesäumt,  in  der  Mitte 


109 

getlieilt.  Unter  ilim  schimmern  2  kleine  braune  bewegliche 
Fleckchen  durch,  die  obern  (■'auglien  des  Nervensclilundringes. 
Am  Rücken  des  zweiten  Segmentes  stehen  im  Halbkreise 
4  kleine  braune  dreieckige  Hornlleckclien ,  die  Spitzen  der 
Dreiecke  nach  innen  kehrend;  auf  dem  dritten  Segment  stehen 
seitlicli  2  kleine  braune  lundliche  Hornllecken.  Oberhalb  der 
bräunlichen  Brustfüsse  findet  sieli  auf  jeder  Seite  der  ersten 
3  Segmente  ein  brauner  rundlicher  Hornlleck.  Bauchfüsse  und 
Kachschieber  rudimentär,  von  der  Körperl'arbe.  ACterklappe 
gross  und   stark,  rundlich,  schwarz. 

Die  jungen  Säckchen  bestehen  nur  aus  einer  kurzen 
engeji  Röhre,  die  aus  zaitem  weisslicliem  Gespinnst,  vermengt 
mit  bräunlichen  Excrementen  und  zeimalmten  Pflanzentheil- 
i'luMi  besteht  und  noch  keine  deutlichen  Afterklappen  erkennen 
iii.-.-t.  lirst  am  vollkommen  ausgebildeten  Sack  sieht  man 
die  oben  erwähnten  rauhen,  dunklereu  Längsstreil'en,  zwischen 
welchen  sich  glatte,  hellgelblieh  braune  Längsstreifen  befinden, 
und  die  dreiklapjjige  Afterötlnung.  Die  Längsstreifung  der 
erwachsenen  Säcke  scheint  mir  dadurch  zu  entstehen,  dass 
die  Raupe  zur  Erweiterung  ihres  Sackes  später  längliche 
Gespinnststreifen,  förmliche  Zwiekel,  einfügt,  während  die 
Vergrösserung  in  die  Länge  durch  Ansetzen  neuen  (Jespinnstes 
an  der  MundöfFnung  erfolgt.  Ich  fand  einigeniale  Säcke,  wo 
die  glatten  Längsstreiien  noch  schneeweiss  waren,  als  seien 
sie  eben  erst  gesponnen  worden.  Je  jünger  überhaupt  die 
Säcke  sind,  desto  schärfer  tritt  die  Längsstreifung  hervor,  je 
älter  sie  werden,  desto  undeutlicher  wird  dieselbe,  so  dass 
sie  an  den  überwinterten  Säcken  oft  kaum  mehr  nachzuweisen 
ist,  indem  selbe  fast  gleichmässig  hellbraun  erscheinen.  Eine 
ähnliche  Art  der  Sackbildung  scheint  auch  bei  manchen  andern 
Coleophoren-Arten  vorzukommen,  namentlich  bei  Col.  muscu- 
lella  an  Diantlius  suj)erbns  und  Col.  sa])on!uiella  an  Saponaria 
oftieinalis. 

II.     Coleophora  pappiferella  nov.  spec, 

(jeliört  in  dieselbe  Abtheilung  der  Synopsis  wie  die  vorige 
Art  und  schliesst  sich  zunächst  an  Col.  lineariella  an,  mit 
welcher  sie  wohl   bisher  vermischt  worden  sein  mag. 

Braungrau,  alle  weissen  Streifen  deutlich  und  bieit,  nur 
der  Discoidaistreif  sehr  fein  und  geschwungen,  berührt  in  der 
Gegend  des  Afterwinkels  den  Faltenstreif  und  mündet  ober 
ihm  in  der  Mitte  des  Saumes.     Spannung  7  Liu.  dd. 

Sack  3  Lin.  dd.  lang,  fast  %  Lin.  dick,  gerade,  dunkel- 
braun mit  3  scharf  ausgeprägten,  etwas  helleren  Afterklappen; 
Hals  etwas   verengt,  kaum  gebogen.     Muudöffnung  kreisrund; 


110 

der  ganze  Sack  ist  von  den  Happushaaren  der  Nahrungs- 
pflanze dicht  umhüllt. 

Das  Verhalten  des  Discoidaistreifens  unterscheidet  diese 
Art  sicher  von  Col.  lineariella;  bei  dieser  ist  nämlich  der 
Discoidalstreif  breit,  gerade  oder  höchstens  sehr  .sch\A  ach  ge- 
bogen,  immer  in  ziemlicher  Entfernung  vom  Faltenstreif, 
während  er  bei  Col.  pappiferella  sehr  fein  ist,  geschwungen 
und  auf  dem  FaUenstreif  in  der  Gegend  des  Afterwinkels 
aufliegt. 

Rückenschild  und  Kopf  weissgrau.  Wurzelglied  der 
Fühler  verdickt,  etwas  länger  als  bieit,  oben  weisslich,  unten 
braungrau.  Die  untersten  Fühlerglieder  etwas  verdickt;  Griflfel 
weiss,  bis  zur  Spitze  dunkelbraun  geringelt. 

Ttister  weissgrau;  Glied  2  mit  spitzem  Barte:  Cilied  3 
ziemlich  lang  und   spitz.     Rüssel   braungrau. 

Schenkel  und  Schienen  aussen  braun,  weiss  gerandet, 
innen  weisslichgrau.  'l'arsen  aussen  braungrau  mit  hellen 
Enden  der  Glieder,  innen  weisslich.  Hinterschienen  mit  lan- 
gen weisslichen  Haaren  besetzt.  Hinterleib  dunkelgrau,  unten 
weisslich,  mit  wenig  iiellerem,  kleinem  Afterbusch.  Vorder- 
Hügel  3  y^  Lin.  lang,  dunkel  braungrau  mit  schneeweissen 
breiten  Streifen.  Der  Vorderrandsstreif  ist  bis  zur  Flügel- 
spitze verlängert:  die  Vorderrandsfranzen  etwas  heller  als 
die  Grundfarbe  des  Flügels.  Der  Innenrandsstreif  ist  breit 
weiss  und  verlängert  sich  längs  des  Saumes  bis  zur  Flügel- 
spitze. Der  Faltenstreir  ist  sehr  breit,  durch  die  tiefe  dunkle 
Falte  der  Länge  nach  getheilt,  und  verläuft  in  den  After- 
winkel. Der  Discoidalstreif  ist  sehr  fein,  geschwungen,  mit 
der  Convexität  nacli  unten,  dem  Faltenstreif  sehr  genähert, 
welchen  er  mit  seiner  convexen  Seite  in  der  Gegend  des 
Afterwinkeis  berührt;  er  endet  ziemlich  in  der  Mitte  des 
Saumes.  Zwischen  dem  Discoidalstreif  und  dem  Vorderrands- 
streif stellen  4  deutliche  Schrägstriche,  von  denen  der  nächst 
der  Flügelbasis  der  längste  ist.  Fran/.en  des  Saumes  und 
Innenrandes  grau  mit  gelblichen  Spitzen.  Hinterflügel  dunkel- 
grau; Franzen  ebenso  m  ie  am  Oberllügel.  Unterseite  ein- 
farbig dunkelgrau,  Franzen  etu  as  heller,  namentlich  am 
Vorder  rande. 

Die  Raupe  dieser  Art  tindel  man  in  dem  BUUenkörbcheu 
des  Gnaphalium  dioicum  1,.  (Katzenpfötchen),  jedoch  nur  au 
den  weiblichen  Pflanzen,  wenn  dieselben  verblüht  sind  und 
die  Körbchen  mit  dem  \v  eissen  Pap})U,s  ausgefüllt  sind.  Schon 
Mitte  Juni  kann  man  die  Räupchen  entdecken,  wenn  man  die 
Fappushaare  aus  den  Korhhüllen  herauszieht,  wobei  man  oft 
bemerkt,  dass  zwischen  den  Paj)pushi)aren  ein  zartes,  weisses 
röhrenförmiges  Gespinnst  angelegt  ist,  in  welchem  dann  das 


111 

Räupchen  steckt.  Dieses  lebt,  m  ie  alle  Samenfiesser  unter 
tien  Goleopliortn,  in  der  Jugend  oline  Sack  im  Innern  der 
Korbliülle  und  verzelirt  die  Samen;  erst  wenn  es  seine  volle 
Grö.■^se  erreicht  hat,  was  in  der  zweiten  Junihälfte  meist  der 
Fall  is>t,  verfertigt  es  isich  einen  Sack  aus  Gespinn.st,  welcher 
gleich  von  Anfang  so  weit  und  so  lang  angelegt  wird,  als 
es  für  die  erwachsene  Raupe  nöthig  ist.  Derselbe  ist  An- 
fangs sehr  zait  und  weiss  und  wird  nach  und  nach  erst 
fester  und  dunkelbraun  und  bekommt  seine  3  Klappen  an 
der  After-Oeff'nung.  Die  Pappushaare,  zwischen  welchen  er 
verfertigt  worden  ist,  bleiben  in  reichlicher  Anzahl  aussen 
an  ihm  hängen,  sämmtlich  in  der  Längsrichtunj^-  des  Sackes, 
und  überragen  sehr  oft  dessen  Afterende.  Dadurch  erhält 
der  Sack  ein  ganz  eigenthümliches  Aussehen.  Wenn  der 
Sack  völlig  ausgebildet  ist,  verlässt  die  Raupe  das  Blüten- 
kürbchen,  läuft  eine  Zeit  lang  unruhig  umher  und  sucht  sich 
einen  sicheren  Versteck  am  Boden  oder  Baumstämmen,  um 
ihren  Sack  da  zu  befestigen.  Das  geschieht  schon  Ende  Juni, 
und  von  dieser  Zeit  an  bleibt  die  Raupe  ruhig  sitzen,  nimmt 
keine  Nahrung  mehr  zu  sich  und  überwintert  in  diesem  Zu- 
stande. Im  Frühjahre  erfolgt  die  Umwandlung  zur  Puppe 
und   die  Entwickelung  der  Falter   Mitte  Mai  bis  Anfang  Juni. 

Zu  bemerken  ist  noch,  dass  die  am  Sack  befestigten 
Pappushaare  nach  und  nach  immer  weniger  werden,  je  älter 
der  Sack  \\ird,  so  dass  an  den  überwinterten  Säcken  oft  nur 
noch   Spuren  davon  zu  sehen  sind 

Die  erwachsene  Raupe  ist  3  Lin.  dd.  lang,  gelb;  Kopf 
hellbraun;  Nackenschild  ebenso  mit  2  grossen  dreieckigen 
schwarzen  Flecken  in  der  Mitte,  welche  mit  ihren  vordem 
Ecken  zusammenstossen,  und  2  kleineren  rundlichen,  seitlicii 
stehenden  schwarzen  Flecken.  Oben  auf  dem  zweiten  Seg- 
ment 4  last  \iereckige  schwaize  Flecken,  von  denen  die 
2  oberen  weit  aus  einander  stehen,  die  2  unteren  sich  sehr  ge- 
nähert sind.  Das  dritte  Segment  führt  auf  dem  Rücken  2  seit- 
lich stehende  runde  schwarze  Flecken.  Die  3  ersten  Segmente 
besitzen  ausserdem  an  jeder  Seite  je  einen  grossen  dunkel  braunen 
Fleck.     Brust-  und  Bauchfüsse  gelb,  Afteiklappe  schwarz. 

Die  Raupen  fanden  wir  in  Regensburg  alljährlich  schon 
seit  vielen  Jahren,  konnten  tie  alier  erst  im  Juni  18H7  in 
einem  Exem]>lare  zur  Entwickelung  bringen.  Herr  Dr.  Herrich- 
Scliäffer  hat  den  Sack  (Tineides  Europ.  '1  ab.  I  12.  904)  .--ehr 
schön  abgebildet,  aber  ihn  irrthümlicher  Weise  zu  Coi.  gnapha- 
liella  Zell,  gezogen.  Der  Sack  dieser  Art  lebt  aber  minirend 
an  den  Blättern  von  Helichrysum  arenarium  DC  (Gnaj)halium 
arenarium  L.)  und  ist  von  Stainton  Nat.  Hit^l.  V.  II.  I  richtig 
abgebildet. 


112 

Ausser  bei  Hegensburg  habe  ich  die  Art  noch  beobachtet 
bei  Erlangen,  Boden vähr,  wo  ich  am  i8,  Mai  1863  2  Exem- 
plare an  blühendem  Gnaphalium  gefangen  habe,  die  völlig 
mit  dem  erzogenen  übereinstimmen,  und  bei  Marktstel't.  Sie 
ist  wahrsclieinlich  wie  ihre  Futterpflanze  weit  verbreitet  und 
bisher  nur   iiber.sehen   worden. 

III.     Die  Coleophoren  der  Vaccineen. 

In  den  Jahren  1862  bis  18(i5  hatte  ich  während  meines 
Aufenthaltes  in  Bodens öhr  in  der  Oberpfalz,  wo  in  aus- 
gedehnten Föhrenwäldern  ein  reicher  Unterwuchs  von  Vac- 
cinium  viti.«  idaea  und  mjrtillus  sieh  findet,  reichliche  Ge- 
legenheit, die  an  den  Vaccineen  vorkommenden  Raupen  zu 
beobachten,  unter  welchen  bald  die  Coleophoren  meine  Auf 
merksamkeit  fesselten,  da  ich  nicht  weniger  als  -1  m  (iestnlt 
und  Lebensweise  ganz  verschiedene  Sackraupen  land,  welche 
merkwürdigerweise  alle  einander  sehr  ähnliche  und  schwer 
zu  unterscheidende  Falter  lieferten  und  mir  die  feste  Ueber- 
zeugung  gaben,  dass  zur  richtigen  Erkennung  der  Coleophoren 
die  Kenntniss  ihrer  Säcke  nicht  nur  immer  wichtig,  sondern 
sehr  oft  unumgänglich  nöthig  ist,  und  dass  Falter,  die  von 
einander  kaum  zu  unterscheiden  sind,  dennoch  als  verschiedene 
Arten  betrachtet  werden  müssen,  wenn  sie  nach  Gestalt  des 
Sackes  und  Lebensweise  der  Raupen  leicht  von  einander 
unterschieden  werden  können. 

Die  Bauart  und  Gestalt  der  Säcke  ist  bei  den  Coleophoven- 
Arten  immer  constant,  wie  ich  nach  jahrelangen  aufmerksamen 
Beobachtungen  überzeugt  bin.  Kleine  Unterschiede  in  den 
äussern  Anhängseln  sowie  die  Farbe  der  Säcke  allein  dürfen 
aber  allerdings  nicht  zur  Aufstellung  von  Artmerkmalen  be- 
nutzt werden,  da  sie  oft  nur  abhängig  sind  von  verschiedenen 
Futterpflanzen,  indem  sehr  viele  Coleophoren-Raupen  an  ver- 
schiedenen Pllanzen,  nicht  derselben  natürlichen  Familie,  son- 
dern selbst  ganz  verschiedener  Ptlanzenfamilien,  vorkommen, 
also  wahrhaft  poljphage  Tliiere  sind.  Ausserdem  bringen 
äussere,  namentlich  Witterungseintlüsse  sowie  die  Lebensdauer 
der  Säcke  vielfache  Aenderungen  an  den  Anhängseln  und  der 
Färbung  der  Säcke  liervor.  Die  Arten,  welche  ich  nun  an 
Vaccineen  beobachtet  habe,  sind   folgende: 

L     Coleophora   \itisella  Giegs.  Sta.  V.  S.   101. 

Da  meine  Beobachtungen  über  die  Sackbildung  dieser 
Art  von  denen  Stainton's  etwas  abweichen,  gebe  ich  dieselben 
hier  ausführlich  wieder.  Der  bräunliche  oder  schwärzliche 
Sack  ist  3  Lin.  dd.  lang,  cjlindrisch^  am  hintern  Ende  com- 
primirt    und    hakig    umgebogen,    zweiklappig;    Rückenfläehe 


ii3 

stark  querrunzelig,  Bauchkunte  sehr  achwacli.  Mundöffnung 
fast  vertical  stehend,  so  dass  der  Saek  unter  reclitem  Winkel 
von  der  Blatt tläclie  absteht. 

Er  wird  von  der  Raupe  au.^  Gespinn.'-t  verfertigt  und  am 
Rticken  der  Quere  nach  mit  dicht  an  einander  gereihten, 
halbringförmigen  Äbsclinitten  von  der  Blattunterhaut  besetzt, 
wodurcli  er  das  runzelige  Ansehen  erhält.  Die  erste  Anlage 
des  Sackes  habe  ich  zwar  bei  dieser  Art  nicht  beobachtet, 
(loch  wird  sie  wohl,  wie  ich  dies  bei  mehreren  andern  Arten 
(Col.  musculella  und  saponariella).  die  ihren  Sack  ebenfalls 
aus  (iespinnst  verfertigen,  genau  gesehen  habe,  darin  be- 
stellen, das^  das  aus  dem  Ei  geschlüpfte  Räupchen  zunächst 
eine  kleine  Mine  im  Preisselbeerblatt  (Aace,  vitis  idaea)  an- 
legt. Nach  Kurzem  sali  man  an  einer  beliebigen  Stelle  einer 
solchen  Mine  ein  ganz  kurzes ,  zapfenartiges  zartes  weisses 
Gespinnst  her\orragen.  In  dieses  Gespinnst  schlüpft  das  Räup- 
chen nun  hinein,  löst  es  von  der  Mine  los  und  hat  damit 
sein  erstes  Kleid  gewonnen.  Das  kleine  Säckchen  wird  nun 
an  einer  andern  Stelle  der  Blattunterseite  fest  gemacht  und 
von  da  aus  die  Minenarbeit  weiter  fortgesetzt.  Nacli  und 
nach  wird  das  Gespinnst  des  Säckchens  immer  derlter  und 
dunkler,  bis  es  zuletzt  die  braune  oder  schwärzliche  Färbung 
des  ausgebildeten  Sackes  bekommt*). 

Die  Vergrösserung  des  Sackes  geschieht  durch  Ansetzen 
neuen  Gespinnstes  an  der  Miindötfnung.  und  zugleich  werden 
aucli  die  oben  erwähnten  Rückenlamellen  des  Sackes  dadurch 
dem  Gespinnste  eingefügt,  dass  die  Raupe,  so  oft  sie  eine  Mine 
verlässt,  ein  kleines  Stückchen  der  abgelösten  Blattunterhaut 
in  Form  eines  halben  Ringes  am  vordem  Umfang  der  Mund- 
öff'nung  des  Sackes  loslöst,  welches  dann  an  dieser  hängen 
bleibt.  Da  die  Raupe  die  Mine  sehr  häufig  wechselt,  so  kommen 
diese  Lamellen  dicht  an  einander  gedrängt  zu  stehen.  Wegen 
diesei-  Eigenthümlichkeiten  der  Bauart  des  Sackes  sind  die 
Minen,  resp,  Frassspuren  der  Coleoph.  vitisella  vor  denen 
der  andern  Arten  an  Vaccinium  selw  leicht  zu  erkennen.  Die 
Minen  bilden  nämlich,  weil  sehr  oft  neue  angelegt  werden, 
immer  nur  kleine,  mehr  oder  weniger  rundliche  braune 
Flecken,  von  denen  oft  mehrere  in  einem  Preisselbeerblatte 
sich  finden,  und  das  in    der  Blattunterhaut   befindliche    kreis- 


*)  Woher  diese  merkn  ürdige  Farljcnveränderiing  kommt,  ist  mir 
Aur  Zeit  gänzlich  unbekannt,  sie  kommt  aber  in  ganz  analoger  Weise 
bei  andern  selbstspinnenden  Coleophoren  auch  vor  und  ist  namentlich 
schön  zu  beobachten  am  Sacke  der  Col.  vibicella,  wo  das  neue  Ge- 
spinnst an  der  Mundötlnung  imraei'  sc-lineeA>  eiss  ist,  wälirend  der 
Sack  sonst   glänzend  schwarz  ist. 

b 


114 

runde  Loch,  welches  der  Mundöffnung  des  Sackes  entspricht, 
ist  immer  bedeutend  grösser  als  diese  selbst  und  überhaupt 
viel  grösser,  als  dies  bei  andein  Coleophoren-Arten  der  Fall 
ist,  weil  eben  immer  ein  Abschnitt  der  Blattunterhaut  vom 
Sacke  mitgenommen  wird'").  Das  Wachsthum  der  Raupe 
und  entf^prechend  des  Sackes  ist  ein  sehr  langsames,  denn  sie 
überwintert  zweimal,  bis  sie  ihre  volle  Grösse  erreicht  hat. 
Im  April  findet  man  alsdann  die  Säcke  zur  Verpuppung  auf 
der  Blattoberseite  aufiecht  stehend  f'estgesponnen,  zu  gleicher 
Zeit  aber  auch  noch  einzelne  ganz  kleine  Säckchen,  die  erst 
einmal  überwintert  haben  und  fleissig  miniren.  Die  Entwicke- 
lung  der  Falter  erfolgt  Ende  Mai  und  Anfang  Juni.  Als 
Fu«dorte  sind  mir  ausser  Bodenvöhr,  wo  sie  aber  nur  an 
einer  Stelle  häufig  war,  noch  Hannover  (Glitz),  Breslau 
(Wocke),  Nürnberg  und  Oberaudorf  (E.  Hofmann)  bekannt. 
Zeller  fand  sie  bei  Glogau  und  Raibl  in  Oberkärnten,  so  dafs 
die  Art  in  Deutschland  sehr  weit  verbreitet  zu  sein  scheint. 
Die  Falter  sind  in  beiden  Geschlechtern  sehr  verschieden, 
die  (^  nämlich  ziemlich  rein  dunkelgrau,  die  V  grau  ocher- 
gelb.  Col  viminetella  hat  dieselbe  verschiedene  Färbung 
beider  Geschlechter  und  ist  sehr  schwer  von  vitisella  zu  unter- 
scheiden, was  auch  Stainton  zugesteht;  indessen  scheinen  die 
Fühler  doch  ein  gutes  Unterscheidungszeichen  zu  geben.  Bei 
viminetella  werden  die  Fühler  gegen  die  Spitze  zu  entschieden 
dünner;  die  Ringe  sind  bräunlich,  viel  heller  als  bei  vitisella 
(namentlich  bei  viminetella  V)  und  werden  gegen  die  Spitze 
zu  gewöhnlich  sehr  verloschen,  während  sie  bei  vitisella  bis 
zur  Spitze  deutlich  und  schwarz  sind**). 

2.  Coleophora  vacciniell  a  HS.  Correspondenzblatt 
für  Sammler  von  Insecten  etc.  1861  No.  17  S.  135. 

Der  aus  Blatttheilen  gebildete  Sack  ist  lang  und  schmal, 
5  —  7    Lin.    dd.  lang,    1    Lin.  breit,    seitlich    comprimirt,    mit 


*)  Auf  ganz  ähnliche  Weise  werden  die  Säcke  von  Col.  fusco- 
cuprella  HS.  an  Haseln  und  von  Col.  cornuta  an  Birken  gebildet,  wie 
ich  diesen  Herbst  sehr  schön  beobachten  konnte,  nur  dass  bei  diesen 
die  abgelösten  Theile  der  Blattunterhaut  ringförmig  den  ganzen  Sack 
umgeben,  nicht  bloss  den  Rücken  desselben. 

**)  Die  Färbung  der  Fühler  scheint  durch  den  Flug  wenig  zu 
leiden  und  dürfte  daher  als  Art -Unterscheidungszeichen  wohl  von 
Belang  sein ;  ich  habe  wenigstens  einige  ganz  abgeflogene  Exemplare 
von  C.  gryphipennella  vor  mir,  welche  ihre  scharf  schwarz  und  weiss 
geringelten  Fühler  völlig  rein  erhalten  haben ,  während  die  Fühler- 
ringe bei  mehreren  gezogenen  C.  viminetella  entschieden  bräunlich 
sind,  viel  heller  als  bei  diesen  abgeflogenen  C.  gryphipennella. 


115 

scharfer  Rücken-  und  Bauchkante,  nach  liinten  mehr  oder 
weniger  zugespitzt,  von  Farbe  heller  oder  dunkler  braun. 
Mundöftnung  sehr  schräg,  so  dass  der  Sack  unter  sehr  spitzem 
Winkel  vom  Blatte  absteht,  kreisrund,  mit  nach  aussen  etwas 
umgebogenem  Rande.  Af'teröfFnung  zweiklappig,  manchmal 
ein  wenig  nach  abwärts  gebogen.  Die  grösseren  Säcke  (7  Lin.) 
sind  deutlich  dreitheilig  und  hinten  sehr  schmal,  die  kleineren 
(5  Lin.)  lassen  nur  1  oder  2  Abtheilungen  erkennen  und  sind 
hinten  stumpfer.  Die  Sackbildung  geschieht  auf  ähnliche 
Weise  wie  bei  Col.  viminetella  fSta.  V.  S.  15^1),  doch  hatte 
ich  bisher  leider  erst  einmal  Gelegenheit,  eine  Raupe  zu 
beobachten,  welche  eben  mit  der  Bildung  ihres  Sackes  be- 
schäftigt war.  Ich  fand  eine  solche  im  Herbst  in  einem 
Heidelbeerblatt  (Vacc.  myrt.),  in  welchem  sie  ziemlich  in  der 
Mitte  eine  lange  schmale  Mine  gemacht  hatte,  die  der  Gestalt 
und  Grösse  des  Sackes  genau  entsprach;  das  früher  von  der 
Raupe  bewohnt  gewesene  kleinere  Säokchen  war  wahrschein- 
lich schon  vom  Blatte  abgefallen;  manchmal  bleibt  es  aber 
gewiss  an  dem  neuen  grösseren  Sackabsclmitt  hängen,  wo- 
durch dann  die  oben  erwähnten  sehr  langen  und  deutlich 
dreitheiligen  Säcke  entstehen.  Schon  am  folgenden  Tage 
hatte  die  Raupe  das  ausminirte  Blattstück  aus  dem  Blatte 
herausgetrennt  und  spazierte  mit  dem  so  gebildeten  Sacke 
im  Behälter  herum. 

Zum  Zwecke  der  Ernähiung  minirt  diese  Raup«>  nicht, 
sondern  setzt  sich  mit  dem  Sacke  auf  die  Oberseite  der 
Blätter  und  frisst  das  Blattmark  weg,  indem  sie  die  Rippen 
und  die  Blattunterhaut  überall  stehen  lässt;  sie  skelettirt  also 
gleichsam  das  Blatt.  Sie  findet  sich  erwachsen  im  September 
und  October  an  Vaccinium  myrtillus  und  uliginosum  (Glitz.) 
und  sehr  einzeln  auch  auf  Vacc.  vitis  idaea.  Im  October 
spinnt  sie  ihren  Sack  meist  an  einem  Aestchen  der  Futter- 
pflanze fest  und  verlässt  diesen  Platz  nicht  mehr,  sondern 
verpuppt  sich  daselbst  im  ersten  Frühjaiir  und  entwickelt 
sich  Ende  Mai;  sie  nimmt  also  nie  mehr  im  Frühjahr  Nah- 
rung zu  sich. 

Die  Raupe  ist  dunkel  braungelb  mit  tiefschwarzem  Kopf 
und«  Nackeuscliild,  2  kleinen  schwarzen  Flecken  auf  dem 
Rücken  des  zweiten  Segmentes,  einen  schwarzen  Fleck  an 
jeder  Seite  der  3  ersten  Segmente,  schwarzen  Brustfüssen 
und   schwarzer  Afterklappe. 

Als  Fundorte  sind  mir  bekannt:  Regensburg,  Bodenvöhr 
(ziemlich  häufig),  Frankfurt  a.  M.  (Schmid)  und  Hannover 
(Glitz),  gewiss  aber  ist  die  Art  auch  an  vielen  andern  Arten 
noch  zu    finden. 

Da  Herrich-Schäfl'er  am  augeführten  Orte  nur  eine  kurze 

8* 


116 

Notiz  über  den  Falter  giebt,  so  füge  ich  liier  ein«^  \oll8tanclige 
Besehreibung  desselben   bei. 

Col.  vaeciniella  gehört  nach  der  Synopsis  von  H8 
Bd.  \ .  6.  220  in  die  II.  Abtheihing  zu  den  einfarbigen  Arten 
und  läi^st  sich  folgendermassen  characterisiren: 

Fühler  gegen  die  Spitze  zu  verdünnt,  rein  weiss,  bis  zur 
Spitze  selir  scharf  schwarz  geringelt. 

j.  hellgelblich  oder  röthlich  grau,  etvAae  glänzend,  auf 
der  Unterseite  grau  mit  hellgelblichen,  stark  glänzenden  Spitzen 
aller  Flügel.  9.  Vorderflügel  oben  und  unten  gleichfarbig 
trübgelb;  Hinterflügel   hellgrau. 

Spannung  6 — 7  Lin.  dd. 

Sack.  5 — 7  Lin.  dd.  lang,  schmal,  seitlich  comprimirt, 
nach  hinten  mehr  oder  weniger  zugespitzt,  braun:  MundöfTnung 
sehr  fcchräg,  rund,  mit  nach  aussen  umgebogenem  Rande. 
Afteröß'nung   zweiklappig. 

Nackenschild  und  Kopl'  grau  beim  q  oder  trübgelb 
beim  S .  Wurzelglied  der  Fühler  von  der  Farbe  des  Kopfes, 
etwas  verdickt,  viel  länger  al.-  breit,  unten  durch  abstehende 
Schuppen  etwas  kantig.  Griffel  gegen  die  S]ntze  zu  allmälig 
dünner  werdend,  rein  weiss  und  bis  zur  Spitze  sehr  scharf 
schwarz  geringelt.  Taster  beim  o  aussen  dunkel  graubraun, 
innen  heller,  beim  2  ganz  gelblich;  Glied  2  um  Ende  mit 
einem  kleinen  spitzen  Barte,  den  das  kurze  spitzig;e  Glied  3 
kaum  überragt.  Rüssel  beim  ,j  w  eissgrau,  an  der  Basis  in 
der  Mitte  dunkel  braungrau,  aussen  weisslich  gerandet,  beim 
■  r  gelblich.  Beine  aussen  dunkler,  innen  und  an  den  Spitzen 
der  Tarsen  auch  aussen  heller  grau,  fast  weisslich;  Hinter- 
schienen mit  langen  hellgrauen  Haaren  besetzt,  seidenartig 
glänzend.  Hinterleib  dunkelgrau  beim  J,  hellgrau  beim  $. 
unten  iieller  als  oben:  beide  Geschlechter  haben  einen  schwa- 
chen gell»grauen  Afterbuscli,  aus  dem  beim  t-  die  kurze  l)raune 
Legeröhre  hervorsteht,  während  er  beim  ^  durch  die  geöftue- 
ten  Haltezangen  aus  einander  gespreizt  wird. 

Vorderflügel  des  o  3'/^  — S'/j  Lin.  lang,  einfarbig  hellgrau 
mit  gelblichem  oder  röthlichem  Schimmer,  etwas  glänzend. 
Franzen  ebenso  gefärbt.  Hinterflügel  dunkelgrau:  Franzen  hell 
gelblichgrau,  von  der  Farbe  der  Vordertlügel.  Unterseite 
hellgrau  mit  hellgelblichen,  glänzenden  Spitzen  aller  Flügel: 
bei  genauer  Betrachtung,  insbesondere  wenn  man  das  Exem- 
plar schief  hält,  sieht  man,  dass  diese  gelbliche  Färbung  der 
Flügelspitzen  dadurch  hervorgebracht  wird,  dass  die  Franzen 
der  Flügelspitze  an  ihrer  Basis  einen  starken  gelblichen 
Schimmer  haben.  Dadurch  wird  eine  feine  gelbliche  Ein- 
fassung der  Flügelspitze  hervorgebracht,  welche  am  letzten 
Drittel    des    Vorderrandes    beginnt    und    bis    über    die    Hallte 


J17 

(\eB  Innenlandes  hinausgeht.  Die  Franzen  sind  ausserdem 
auf  der   Unterseite  ebenso  gefärbt   wie  oben. 

Die  Voiderflügel  det^  -^  sind  kaum  3  Lin.  lang,  einfarbig 
trübgelb  mit  eben  solchen  Franzen.  HinterflUgel  grau  mit 
gelblicli  grauen  Franzen.  Unten  sind  die  Vorderflügel  fast 
ebenso  gefärbt  wie  oben,  ein  wenig  heller;  nur  der  Innenrand 
ist  an  der  Wurzel  eine  Strecke  weit  grau.  Hinterflügel  hell- 
grau, an  der  Spitze  etwas  gelblich:  Franzen  wie  auf  der 
Oberseite  gefärbt. 

Der  .j  unterscheidet  sich  durch  seine  hellgraue  Färbung 
und  besonders  durch  die  gelblichen  Flügelspitzen  an  der 
Unterseite  von  den  dunkelgrauen  o  ,^  der  C.  viminetella  und 
vitisella  leicht,  welche  überdies  auf  der  Unterseite  gleich 
dunkel  gefärbt  sind  \a  ie  oben.  Das  $  sieht  dem  V  von  C. 
viminetella  selir  ähnlich ,  unterscheidet  sich  aber  deutlich  von 
ihm  durch  die  gelbe  Unterseite  der  Vorderflügel,  welche  bei 
C.  viminetella  ¥  unten  ziemlich  dunkelgrau  sind,  mit  gelber 
Umrandung  der  Spitze  und  gelben  F'ranzen  an  derselben. 

C.  Glitzella  ist  durch  die  hell  lehmgelben  Oberflügel  und 
die  dunkelgrauen  Unterflügel  sowie  die  in  beiden  Geschlechtern 
einfarbig  liellgraue  Unterseite  ohne  den  starken  gelblichen 
Schimmer  der  Flügelspitzen  zu  unterscheiden 

Herrich-Sciiäffer  meint  (1.  c),  dass  diese  Art  vielleicht 
orbitella  Stt.  und  Zeller  sein  könne,  doch  kann  ich  jetzt  ver- 
sichern, dass  dem  nicht  so  ist.  Herr  Professor  Zeller  war  so 
gütig,  mir  3  Exemplare  zuzusenden,  welche  ihm  zur  Beschrei- 
bung seiner  C.  orbitella  (in  Linnaea  IV.  p.  385)  gedient  haben, 
nämlich  das  einzige  noch  vorhandene  männliche  Exemplar 
der  Stammart  und  die  beiden  als  „var.  b"  und  ^var.  c.*"^  be- 
zeichneten Exemplare.  Hinzu  fügte  er  noch  2  von  ihm  im 
^origen  Jahre  bei  Freth  im  Küstengebiet  gefangene  Exemplare 
(Verhandlungen  der  k.  k.  zool.-bot.  Gesellschaft  in  Wien. 
1868.  Juli).  Mit  gleicher  Freundlichkeit  sandte  auf  meine 
Bitte  Herr  Glitz  von  Hannover  5  von  ihm  gezogene  C.  orbi- 
tella Zell,  zur  Ansicht*).  In  unserer  Sammlung  fand  ich  ausser- 
dem noch  2  von  meinem  Bruder  Ernst  in  Oberaudorf  von 
Erlen  gezogene  Exemplare,  die  ebenfalls  hieher  gehören. 

Aus  der  Vergleichung  dieses  Materiales  geht  nun  mit 
Sicherheit  hervor,  dass  die  von  Zeller  in  Linnaea  IV.  be- 
schriebene C.  orbitella  eine  ganz  sichere,  ausgezeichnete  Art 
ist,  die  weder  mit  viminetella  Heyd.  noch  mit  vacciniella  HS. 
verwechselt  werden  kann. 

Dies    wird    besonders    durch    den  ganz  characteristischen 

*)  Beiden  JTerren  sei  hietür  und  l'iir  die  gütige  Mittheilung  ihrer 
beti'effenden  Beobachtungen  der  herzlichste  Dank  uuegesprochen. 


118 

Sack  bestätigt,  welchen  Herr  Glitz  in  Hannover  an  Birken 
lind   mein  Bruder  Ernst  in  Oberaudorf  an  Erlen  gefunden  hat. 

Dieser  ist  zwar  dem  der  C.  viminetelia  ähnlich  gebaut, 
d.  h.  dreitlieilig,  aber  viel  kürzer,  dicker  und  gedrungener 
(S'/j  Lin.  dd.  lang),  überhaupt  im  Verhältniss  zum  Falter 
klein;  .seitlich  ist  er  weniger  comprimirt ;  Nacken-  und  Bauch- 
kante sind  trotzdem  deutlich ,  bei  einen»  Exemplar  sogar 
sehr  stark  iiervortretend.  Die  Farbe  ist  dunkelbraun  bis 
schwarzbraun. 

Der  vordere  Abschnitt  des  Sackes  ist  bei  weitem  der 
grösste,  viel  grösser  als  die  beiden  hintern  zusammengenommen. 
Diese  sind  überhaupt  meist  nicht  deutlich  zu  erkennen,  da  sie 
mit  dem  vordem  Abschnitt  gleich  gefärbt  sind,  manchmal 
aber  deutlicher,  wenn  sie  heller  braun  gefärbt  sind  als  der 
vordere  Abschnitt  (1  Ex.).  Die  ovale  Mundöft'nung  steht 
ziemlich  in  gleicher  Ebene  mit  der  Bauchkante.  Afteröflnung 
ein  klein  wenig  nach  unten  gebogen,  zweikla]>pig.  Der  Sack 
ist  wie  der  der  C.  viminetelia  aus  Blattstücken  zusammen- 
gesetzt. Er  findet  sich  vom  Juni  bis  in  den  November,  wo 
er  sich  festspinnt;  im  Frühjalir  frisst  die  Raupe  nicht  mehr, 
sondern  verpuppt  sich  sogleich. 

Die  von  Glitz  gezogenen  5  Exemplare,  sämmtlich  ,^' 
stimmen  ganz  genau  mit  Zeller's  Beschreibung  der  Stammart 
von  Orbitella  und  mit  seinem  gesendeten  typischen  Exemplare 
derselben  überein,  und  sind  insbesondere  ausgezeichnet  durch 
die  rein  weisse  Fühlerspitze,  welche  schon  bei  der  Betrachtung 
mit  blossem  Auge  sehr  auHallend  hervortritt.  Ich  kenne  nur 
noch  eine  Coleophore  unter  den  verwandten  einfarbigen  Arten, 
die  eine  ebenso  auffallende  weisse  Fühlerspitze  hat ,  nämlich 
C.  paripennella.  Bei  dieser  sind  aber  die  Füiiler  ganz  un- 
geringelt,  und  eine  Verwechselung  daher  nicht  leicht  möglich; 
auch  der  Sack  von  paripennella  ist  sehr   verschieden. 

Die  2  von  Oberaudorf  stammenden  Exemplare,  deren 
Säcke  von  Erlen  den  von  Glitz  erhaltenen  zum  Verwechseln 
ähnlich  sind,  sind  V.  Sie  sind  kleiner  als  die  J^,  entschieden 
gelbbraun,  wie  das  als  „var.  b"  von  Zeller  bezeichnete  V. 
Auch  bei  ihnen  ist  die  characteristische  ungeringeJte.  Fühler- 
spitze vorhanden,  obwohl  sie  nicht  so  rein  weiss  ist  wie  bei 
den  ,^.  Wir  haben  also  bei  orbitella  dasselbe  Verhältniss 
M'ie  bei  allen  verwandten  Arten,  nämlich  dunkel  graubraune  (^ 
und  mehr  gelblich  gefärbte  ?.  Das  $  von  orbitella  ist  aber 
von  allen  verwandten  Arten  am  dunkelsten  gelbbraun.  Die 
„var.  b"  halte  ich  mit  Zelier  für  ein  entschieden  hielier  ge- 
höriges 'l'hier;  die  gelbliche  Nuance  der  Flügelfärbung  und 
der  Taster,  sona  ie  der  schwache  lielle  Rand  um  den  Augen 
linden   sich    ebenso   bei    meinen   2    ...      Dass   die   Fühlerringe 


119 

etwas  heller  sind  und  schon  von  Her  Hälfte  der  Filhler  an 
verschwinden,  sowie  duss  sie  unten  undeutlich  sind,  genügt 
gewiss  nicht,  um  in  diesem  Exemplare  eine  andere  Art  zu 
sehen,  zumal  da  auch  bei  ein  paar  ,j  von  Glitz  die  Fühler- 
ringe unten  sehr  undeutlich  sind  und  die  Ringe  bald  mehr, 
bald  weniger  weit  vor  der  Spitze  aufhören. 

Die  „var.  c.'-''  aus  Lievland  kann  ich  nach  ihrer  Grösse 
und  den  schmutzig  gelblicliweissen,  hellbraun  geringelten  Füh- 
lern nur  für  Col.  siccifolia  Stt.  erkennen. 

Die  weiter  unten  folgende  Notiz:  „Ein  Pärchen  (^^  dunkel, 
^  gelblich)  in  v.  Heyden's  Sammlung  etc.*^  lässt  unzweifelhaft 
in  diesem  Pärchen  Col.  viminetella  erkennen. 

Die  2  Exemplare  von  Preth  kann  ich  nicht  für  C.  orbi- 
tella  erkennen,  da  ihnen  das  characteristische  Merkmal  dieser 
Art,  die  weisse  Fühlerspitze,  gänzlich  fehlt.  Ihre  Fühler  sind 
vielmehr  bis  zur  Spitze  scharf,  schwarz  und  weiss  geringelt, 
gleichmässig  dick ;  deshalb  und  wegen  der  dunkelgrauen  Fär- 
bung scheinen  sie  mir  zu  keiner  andern  Art  als  Col.  vitisella 
zu  gehören. 

Herrich-Schäfler  beschreibt  Bd.  V.  p.  232  unter  orbitella 
Zell,  die  viminetella  v.  Heyd.,  sagt  aber  dabei:  Die  Exemplare 
V.  Heyden's,  welche  auch  Zeller  für  die  seinigen  anerkennt, 
mit  dem  Sacke  von  Birken,  »ind  dunkler,  der  Sack  kürzer, 
mit  nicht  so  deutlichen,  flügelscheidenartigen  Lappen.  Dies 
werden  nach  der  Ansicht  des  Herrn  Glitz,  der  ich  vollkommen 
beipflichte,  wahrscheinlich  ächte  orbitella  Z.  gewesen  sein. 

Im  Correspondenzblatt  für  Sammler  von  Insecten  etc. 
vom  1.  Mai  1861  No.  17  p.  133  erklärt  HS.  selbst  seine  C. 
orbitella  für  viminetella  Heyd. 

3.     Coleophora  Glitzella  nov.  sp'ec.  (Sta.  in  litt.). 

Der  Sack  dieser,  durch  ihre  Naturgeschichte  vor  allen 
übrigen  Coleophoren  ausgezeichneten  Art,  welche  einen 
Uebergang  bildet  von  den  sacktragenden  zu  den  minirenden 
Raupen,  ist  aus  Blattabschnitten  verfertigt,  länglich  oval, 
3  Lin.  dd.  lang,  seitlich  comprimirt,  mit  Rücken-  und  Bauch- 
kante, ganz  glatt,  gelbbraun  oder  dunkelbraun,  lederfarbig. 
Afteröffnung  zweiklappig,  klaff'end.  Mundöffnung  unregel- 
mässig oval ,  fast  verlical  stehend ,  so  dass  der  Sack  fast 
rechtwinklig  vom  Blatte  absteht. 

Das  junge  Räupchen  lebt  zuerst  wie  viele  andere  Coleo- 
phoren-Raupen  in  der  Jugend  in  einer  Mine  im  Innern  eines 
Preisselbeerblattes.  Diese  beginnt  mit  einem  manchmal  ziem- 
lici>  langen,  schmalen  Gang,  der  mit  braunen  Kothkörnchen 
ziemlich  ausgefüllt  ist,  und  verbreitert  sich  allmälig  zu  einem 
unregelmässigen  Flecken,    der   gleichfalls    von   unregelmässig 


130 

gelagerten  Kothmassen  erfüllt  ist;  mao  glaubt  in  diesem  Sta- 
dium eine  Nepticula  Raupe  vor  sich  zu  haben. 

Da  die  Falter  schon  um  Mitte  Mai  schlüpfen,  so  wird 
das  minirende  Räupchen  \Aohl  sclion  zeitig  im  Sommer  zu 
finden  sein,  worüber  mir  jedoch  eigene  Beobachtungen  fehlen; 
jedenfalls  überwintert  das  Räupchen  in  seiner  Mine,  denn 
schon  im  allerersten  Frühjahr  (März.  April)  findet  man  die 
Mine  an  den  überwinterten  Freisselbeerblättern.  Nun  be- 
ginnen die  Räupchen,  etwa  1 '/j  — 2  Lin.  lange,  länglich  ovale 
Blattstückchen  aus  ihrer  Mine  loszulösen  und  mit  den  auf 
diese  Art  gewonnenen  Säckchen  dieselben  zu  verlassen.  Man 
findet  daher  viele  Minen,  au  deren  Ende  ein  scharf  aus- 
geschnittenes, länglich  ovales  Loch  im  Blatte  vorhanden  ist. 
Ob  diese  kleinen  Sackträgerraupen  nun  gleich  weitere  Nah- 
rung zu  sich  nehmen,  habe  ich  nicht  ermittelt;  keinenfalls 
thun  sie  dies  lange,  denn  schon  sehr  zeitig  im  Frühjahr  setzen 
sie  sich  mit  ihren  Säckchen  an  ein  Zweigchen  der  Nahrungs- 
pflanze oder  sonst  wo  fest  und  bleiben  nun  so,  ohne  Nahrung 
zu  sich  zu  nehmen,  den  ganzen  Sommer  und  Winter  hindurch 
sitzen  bis  zum  nächsten  Frühjahr.  In  den  ersten  warmen 
Tagen  werden  sie  wieder  lebendig,  begeben  sich  mit  ihren 
Säckchen  an  ein  Blatt,  wo  sie  sich  meist  in  der  Nähe  des 
Blattstieles  an  der  Unterseite  festsetzen.  "Von  hier  dringt  nun 
das  Räupchen  ins  Blatt  ein,  minirt  in  demselben  einen  breiten 
Gang,  immer  dem  Blattrande  folgend,  und  lässt  seine  Excre- 
mente  hinter  sich  in  einzelnen  Haufen  in  der  Mine  zurück, 
was  sonst  bei  keiner  andern  Coleophoren-Raupe  der  Fall  ist, 
bis  sie  wieder  an  der  Basis  des  Blattes  angelangt  ist.  An 
kleinen  Blättchen  lässt  sich  ein  solcher  Gang  nicht  erkennen, 
sondern  es  ist  schliesslich  das  ganze  Blättchen  ausminirt  und 
das  Chlorophyll  vollständig  verschwunden.  Nun  schneidet 
sich  die  Raupe  ^^ieder.ein  länglich  ovales,  nur  diesmal  grösse- 
res Stück  aus  dem  so  vorbereiteten  Blatte  aus  und  hat  damit 
ihren  vollkommen  ausgebildeten  Sack  bekommen.  Man  sieht 
daher  jetzt  ausminirte  Blätter,  im  Innern  mit  Kothhaul'en  ei- 
füllt,  mit  einem  ausgeschnittenen,  längsovalen,  3  Lin.  langem 
Loch,  an  deren  Basis  ein  kleines  verlassenes,  I  y,  Lin.  langes 
Säckchen  hängt. 

Die  Raupe  geht  mit  ihrem  neuen  Sack  an  ein  frisclies 
Blatt,  setzt  sich  an  der  Unterseite  fest  und  minirt  von  da  aus 
einen  langen  unregelmässigeu  Flecken  ins  Blatt  hinein,  in 
welches  sie  vollständig  mit  dem  ganzen  Körper  eindringt. 
Sie  lässt  aber  jetzt  ihren  Koth  nicht  mehr  in  der  Mine,  son- 
dern entleert  ihn  durch  das  hintere  Sackende,  wie  es  die 
andern  blattminirenden  Coleophoren  auch  thun.  Hat  die 
Raupe  60  mehrere  Blätter  minirt,  so  spinnt  sie  sich  zur  Ver- 


ni 

Wandlung  an  einem  Zweigchen  fest,  Ava$  schon  Ende  A]>ril 
geschieht. 

Die  erwachsene  Raupe  ist  schön  hellgelb,  wie  die  der 
verwandten  Arten  gezeichnet,  Kopl',  Nackenschild,  die  2 
kleinen  Flecke  auf  dem  Rücken  des  zweiten  Segmentes  sowie 
die  Flecken  an  den  Seiten  der  3  ersten  Segmente.  Brustfüsse 
und   Afterklappe  sind  schwarz. 

Die  Entwickelung  des  Falters  erfolgt  Mitte  bis  Ende  Mai. 

Den  ersten  Falter  von  Glitzella  erhielten  wir  schon  vor 
mehreren  Jahren  von  Herrn  Dr.  Wocke  aus  Breslau,  damals 
noch  ohne  Namen;  s})äter  fand  Heir  Glitz  die  Art  bei  Han- 
nover, ich  bei  Bodenvöhr  in  der  Oberpfalz,  mein  Bruder 
Ernst  bei  Oberaudorf  im  Innthale  und  erst  in  diesem  Früh- 
jahr ziemlich  häufig  bei  Nürnberg.  Auch  bei  Stettin  kommt 
sie  nach  brietlichen  Mittheilungen  des  Herrn  Dr.  Schleich  vor 
und  scheint  demnach  eine  sehr  weite  Verbreitung  in  Deutsch- 
land zu  haben. 

Nach  der  Synopsis  von  HS.  Bd.  V.  S.  22U  gehört  der 
Falter  ebenfalls  in  die  II.  Abtheilung  der  Coleophoren  zu  den 
einfarbigen  Arten  und  lässt  sicli  folgendermassen  characteri- 
siren: 

Oberflügel  hell  lehmgelb  oder  hell  gelbgrau;  Unterflügel 
dunkelgrau;  die  ganze  Fläche  seidenartig  glänzend.  Fühler 
weiss  bis  zur  Spitze  scharf  schwarz  geringelt.  Wurzelglied 
grau,  dick,  mehr  als  noch  einmal  .^o  lang  als  breit,  an  der 
Unterseite  eine  schwache  dunkelbraune  Kante;  manchmal 
mit  einem  ganz  kurzen  Bart  an  der  Spitze.  Spannung 
.1—7  Lin.  dd. 

Sack:  Länglich  oval.  3  Lin.  dd.  lang,  seitlich  comprimirt, 
glatt,  heller  oder  dunkler  braun;  Afterötfnung  zweiklappig, 
klaffende  Mundöffnung,  unregelmässig  oval,  fast  vertical 
stehend. 

Rückenschild  und  Kopf  hellgrau  (  J)  oder  heil  gelblich- 
grau (V).  Der  obere  Augenrand  et\\  a.><  heller  als  die  Farbe 
des  Kopfes.  Wurzelglied  der  Fühlei-  von  der  Farbe  des 
Kopfes,  verdickt,  über  noch  einmal  eo  lang  als  breit,  grob 
beschuppt;  an  der  Unterseite  bilden  die  Schuppen  nur  eine 
schwache  Kante,  welche  tief  dunkelbraun  gefärbt  ist.  Die 
Schuppen  stehen  bei  manchen  Exemplaren  etwas  vor  und 
bilden  einen  kleinen  Bart  an  der  Spitze.  Das  erste  und 
zweite  Fühlerglied  find  meist  von  de-  Farbe  des  Wurzel- 
gliedes, unverdickt.  Geissei  weiss,  bis  zur  Spitze  scharf 
schwarz  geringelt.  Taster  grau  oder  gelblichgrau,  innen 
weisslich;  das  zweite  Glied  fast  ganz  ohne  Haarbusch,  das 
Endglied  spitz  ,  wenig  kürzer  als  das  zweite  Glied.  Rüssel 
grobschuppig,  grau.     Beine  graugelblich  mit  hellgelben  Spitzen 


122 

der  Tarsenglieder.  Hinterschienen  mit  langen  hellgrauen 
Haaren  besetzt.  Hinterleib  dunkelgrau,  an  der  ßauchfläche 
weissgrau.  Afterbusch  schwach,  weisslichgrau ;  beim  $  steht 
in  seiner  Mitte  die  kurze,  dicke  braune  Legeröhre  etwas  vor. 

Vorderflügel  2yj — 3  Lin.  dd.  lang,  beim  $  kürzer  als 
beim  c^^,  einfarbig  hell  lehmgelb  oder  hell  gelbgrau;  beim 
o  herrscht  mehr  der  graue,  beim  $  mehr  der  gelbliche  Ton 
vor;  die  Schuppen  sind  länglich,  glatt  anliegend;  die  B'läche 
der  Flügel  seidenartig  glänzend.  Franzen  hell  gelbgrau. 
Unterseite  hellgrau;  Franzen  der  Flügelspitze  besonders  an 
ihrer  Basiss  gelblich,  wodurch  eine  feine  gelbliche  Umrandung 
der  Flügelspitze  entsteht,  jedoch  bei  weitem  nicht  so  auf- 
fallend wie  bei  C.  vacciniella.  Beim  $  findet  sich  dieser 
gelbe  Schimmer  der  Basis  der  Franzen  nur  am  Saum  und 
Innenrande,  und  auch  da  nur  schwach. 

Hinterflügel  dunkelgrau  mit  heller  grauen  Franzen,  stechen 
von  der  gelblichgrauen  Farbe  der  Vorderflügel  ziemlich  scharf 
ab.  Unterseite  einfach  hellgrau;  Franzen  des  Innenrandes 
an  ihrer  Basis  etwas  gelblich  schimmernd. 

Von  den  verwandten  Arten  an  Vaccinien  ist  C.  Glitzella 
entschieden  die  hellste  Art,  die  auch  im  männlichen  Geschlecht 
das  meiste  Gelb  hat;  C.  vacciniella  steht  in  der  Mitte,  viti- 
sella  ist  die  dunkelste  Art.  Ueber  den  Unterschied  von  C. 
vacciniella  habe  ich  schon  bei  der  Beschreibung  derselben 
das  Nöthige  erwähnt.  (Fortsetzung  folgt.) 


Corymbites  aeripennis  Kirby, 

ein  aus  Canada  bekannter  Elateride,  ist  mir  durch  zuverlässige 
Hand  auch  aus  der  Amur-Gegend  zugegangen.  An  der  Iden- 
t  tat  zweifelt  auch  Freund  Candeze  nicht.  Das  Factum  ist 
für  die  geographische  Verbreitung  von  Interesse,  weil  der- 
gleichen grössere  Insecten  ( —  Cor.  aerip.  hat  das  Maass  des 
C.  aeneus  L.  — ),  wie  z.  B.  Curabus  Yietinghoffi  Ad.,  der  wie 
in  Nordamerika  so  in  Sibirien  vorkommt,  der  Identificirung 
geringere  Schwierigkeiten  bieten  als  Minutien.  Auch  für 
andere  Fragen,  z.  B.  in  Sachen  Darwin's  oder  der  ehemaligen 
Continuität  des  ganzen  arktischen  Landes  ist  jeder  kleine 
Beitrag  nicht  zu  unterschätzen.  Freilich  wiegt  in  der  letzteren 
ein  Carabus  mit  verkümmerten  Flügeln  mehr  als  der  vor- 
liegende Corjmbites,  dessen  Unterflügel  vollkommen  aus- 
gebildet sind.  C.  A.  Dohrn. 


123 


Doctor  und  Apotheker 

(weniger    ein    komisches    Singspiel    von    Dittersdorf    als    viel- 
mehr eine  tragisch-kritisclie  Jeremiade) 
von 
C  A.  Uohrii. 


Säle  Herodes  y  con  el 
Cuatrocientos  inocentes 
Rojas. 

Wohl  darf  icii  voraussetzen,  dass  in  unserer  friedens- 
congressliehen  und  todesunsträflichen  Zeit  der  bethlemitische 
Kindermord,  von  welchem  das  spanische  Motto  aus  dem 
kecken  Lustspiel  Entre  bobos  anda  el  juego  redet,  und 
welches  ich  in  meiner  Uebersetzung 

Treten  auf  Herodes  und 
Siebenhundert  kleine  Knaben 
sogar  überherodes't  habe  (aus  Gründen  des  Reimes  und  des 
trocbäischen  Maasses)  —  icb  sage,  ich  darf  roraussetzen, 
dass  die  bethlemitische  Mörderei,  aucb  gegen  andre  Dinge 
als  gegen  unscliuldige  Kinder  gerichtet,  auf  General-Haut- 
schauder rechnen  darf.  Möchte  sie  doch  auch  gegen  un- 
schuldige Namen  womöglich  eingestellt  oder  auf  ein  erträg- 
liches Minimum  reducirt  werden! 

Aber  freilich,  wenn  ich  den  grossen  Gemminger-Harold- 
schen  und  den  kleinen  Stein'schen  Katalog  ansehe  —  ich 
will  der  Bequemlichkeit  halber  den  grossen  den  Doctor-  und 
den  kleinen  den  Apotheker-Katalog  nennen  —  so  möchte  ich 
fast  daran  verzagen,  die  unschuldigen  kleinen  Käfernamen 
vor  den  bethlemitisch-kritischen  Messern  zu  retten:  wenn  es 
ja  noch  einem  Gattungsnamen  gelungen  jist,  dass  ein  Stein 
sich  seiner  erbarmte,  so  wird  er  von  einem  Gemminger 
massacrirt. 

Incidit  in  Scyllam  qui  vult  vitare  Charybdin.. 
Das  Purificiren  muss  doch  einen  unwiderstehlichen  Reiz  haben, 
um  dagegen    die    handgreiflichen  Verdienste  der  Stabilität  so 
äusserst  gering  anzuschlagen! 

Bestände  die  Majorität  der  Entomophilen  aus  Juristen, 
so  hege  ich  gar  keinen  Zweifel,  sie  würden  aller  und  jeder 
Alteration  eines  gegebenen,  vollends  eines  allgemein  ein- 
gelernten Namens  grundsätzlich  die  Berechtigung  absprechen. 
Schul/,  Scliulze,  Sclioulz,  Schultz  und  Schnitze  bleiben  fortan, 
wie    sie    einmal    sind,     und    werden    nicht    uniformirt,    sub 


134 

poena  praeclusi  bei  etwaigen  Erbscliafts- Anfällen,  Solche 
Empfehlungsgründe  der  Stabilität  liaben  allerdings  viel  Durch- 
greilende?. 

Auch  nicht  m  enige  Fliilologen  ex  professo  sind  den  Oor- 
recturen  abhold  aus  dem  freilich  etwas  abschätzigen  Grunde, 
^weil  der  durch  und  durcli  barbarischen  Nomenclatur  und 
Kakophonie  der  modernen  Naturgeschichte  doch  durch  ein 
Paar  einzelne  Flickereien  unmöglich  auf  die  classischen  Beine 
zu  helfen  igt." 

Endlieh  sollte  man  vermuthen,  (Uss  die  unstudirten 
Naturfreunde  sich  gegen  die  graeco- latinische  Umprägung 
bereits  cursirender  Namen -Moneten  einstimmig  erklären  ^\ür- 
den-;  aber  unter  ihnen  habe  ich  doch  öfters  Anbeter  des 
kritischen  Kalbes  gefunden,  vorzugsweise  aber  unter  den 
nicht  Philologie  im  strengeren  Sinne  studirt  habenden  Herreu, 
welche  von  rvmoi  noch  ziemlich  genaue,  von  den  Verbis 
auf  /it  allerdings  nur  noch  schwankende,  mehr  oder  minder 
verwischte  Reminiscenzen  beherbergen.  Da  ich  selber  zu 
dieser  Kategorie  gehöre,  so  versteht  sich  selbstredend,  dass 
meine  hier  zu  specialisirenden  Antikritiken  mir  nicht  etwa  zu 
einer  erlogenen  Glorie  verhelfen  sollen  —  ich  meine  aber,  in 
einer  Schutzrede  für  die  Stabilität  bin  ich  durchaus  berechtigt, 
nicht  nur  auszukramen,  was  ich  selber  zu  wissen  glaube,  son- 
dern auch  das ,  w  as  mir  befreundete  Männer  vom  Fach  an 
Randglossen  beigesteuert  haben. 

Vor  allem  aber  scheint  mir  ausser  dem  bereits  berührten 
juristischen  Grunde  ein  andrer,  in  hohem  Grade  praktischer 
in  der  „vorliegenden  Frage^'  Platz  zu  greifen,  der  des  Ge- 
dächtnisses. Bekanntlich  hat  celeberrimus  Schieiden 
einen  humoristischen  Einfall  gehabt,  der  etwa  lautete:  „vor 
etwa  20  Jahren  galt  der  für  einen  tüchtigen  Botaniker,  der 
15,000  lateinische  Pflanzen-Namen  auswendig  wusste  —  heu- 
tigen Tages  muss  er  schon  30,000  am  Schnürchen  haben, 
wenn  er  was  gelten  will!"  Indessen,  falls  man  auch  willig 
zugiebt,  dass  zwischen  einem  wissenschaftlichen  Botaniker  und 
einem  trockenen  Namen-Registrator  ein  wesentlicher  Unter- 
schied waltet,  wird  man  doch  unmöglich  bestreiten  können, 
dass  die  Vis  memoriae  in  der  Botanik  wie  in  der  Zoologie, 
besonders  aber  in  der  Entomologie  eine  sehr  wichtige  Rolle 
spielt,  und  dass  es  geradehin  sträflich  genannt  werden  muss, 
wenn  man  einen  so  wichtigen  Factor  ausser  Acht  lassen,  ja 
durch  wenig  gerechtfertigte  Proceduren  muthwillig  lahm 
legen   will. 

Man  erzählt  —  ich  weiss  nicht,  ob  authentisch,  aber  die 
Thatsache  klingt  mir  heute  durchaus  nicht  mehr  so  unwaiir- 
seheinlich  wie    vor    einem  Menschenalter,    wo    ich    sie   zuerst 


hörte  -  Erzvater  Linne  habe  eines  'Jages  an  seinen  Schwieger- 
papa einen  Brief  geschrieben,  aber  als  er  die  Epistel  habe 
adressiren  wollen,  habe  er  sich  auf  den  Namen  des  Einpfän- 
gert-  durchau.--  nicht  besinnen  können  und  eich  deshalb  ver- 
legen an  seine  neben  ihm  sitzende  Frau  mil  der  Frage  ge- 
wandt: „Bitte  liebes  Kind,  was  bist  Du  doch  für  eine  Ge- 
borene?''' Ich  begreife  da>  heute  vollständig,  da  mir,  dem 
man  in  den  ersten  Jahren  meiner  entomischen  Studien  qua.si 
einen  Vorwurl'  aus  meinem  damals  frischen  Gedächtnisse 
machte,  ,ja,  Sie  können  wohl  lachen,  Sie  brauchen  ja  gar 
nicht  nachzuschlagen,  weil  Sie  alle  die  veril.  Namen  im  Kopf 
haben  — *,  mir  fehlen  jetzt  oft  momentan  die  allerbekannte- 
sten  Trivialnamen  der  allergemeinsten  Halunken  mit  sechs 
Beinen.  Liebesdienstfertige  „werthe  Freunde''  am  Gestade 
des  Schaafgraben.-*)  mögen  das  immerhin  als  unverkennbare.^ 
Zeichen  des  Marasmus  senilis  begrüssen,  ich  meinerseits  er- 
kenne vollkommen,  dass  bei  wachsenden  Jahren  die  Kecepti- 
vität  für  neue  Ideen  und  neue  Namen  beschränkter  und  we- 
iiigfi  willig  viird,  glaube  aber  dennoch,  dass  es  hauptsächlich 
zwei  andre  Gründe  sind  .  \a  eiche  meine  Gedächtnisskraft  ge- 
schädigt haben.  Den  einen,  mit  welchem  ich  mich  hier  nicht 
näher  beschäftigen  will,  finde  ich  in  der  grossentheils  un- 
verantNA  örtlichen  Dampfmaschinenfabrik  neuer  Genera,  welche 
voraussichtlich  umi  unausbleiblich  einen  Strike  der  Arbeiter 
im  entomologischen  Weinberge  herausfordert,  da  ein  Narr  in 
6—8  Wochen  mehr  neue  Gattungen  aushocken  und  auftischen 
kann,  als  10,000  gewissenhafte  Philentomen  in  40  .5(»  Jahren 
eintragen  und  verdauen  können.  Den  andern  Grund  finde 
ich  aber  mit  vollem  Rechte  in  dem  Gegenstande,  den  ich 
hier  bespreche,  in  der  unaufhörlichen  Conectur  und  Krittelei 
iin   bereits  eingel'üluten   Namen. 

Mir.  dem  Anfänger  in  der  Käferei.  war  es  vor  etlichen 
(irei'^sig  Jahren  seltsam,  dass  Elirn-Gennar  für  die  damals 
aufkommenden  neuen  Gattungsnamen  weder  (jedächtniss  hatte 
noch  sie  sonderlich  zu  schätzen  schien;  das  ging  soweit,  dass 
er  sich  gewöhnlich  sogar  nicht  einmal  der  von  ihm  selber 
errichteten  bediente,  sondern  gesprächsweise  nur  die  alten 
Linne'schen  Gcneralgattungen  Carabus,  Elater,  Curculio  etc. 
gebrauchte""'*).     AN'enn  mir  jetzt  aber  in  dem  Doctor  Kataloge 


*)  Auch  diese  arkadische  Nonienclatur  ist  ebenfalls  nur  noch 
antiken  Berlinern  geläufig",  ndttelaltripe  mussten  bie  in  „Landwehr- 
graben" umlernen,  und  sogar  diesen  Namen  hat.  ni  fallor.  der  mo- 
derne Umsturzdäinon  in  „Oaiial"  eiiphonirt. 

■''*)  Auch  Ehrn-Khig  that  das  für  gewöhnlich,  und  die  älteren 
Schmetterlingslreunde    schreiben    wohl    in    ihren    Sammlungen    die 


126 

angesonnen  vird,  Bembidium  in  Bembicidium  umzulernen,  so 
kann  es  mich  nur  schwacli  beruhigen,  dass  der  später  heraus- 
gekommene (möglicherweise  gleichzeitig  redigirte)  Apotheker- 
Katalog  das  ubique  terrarum  entomologorum  gemeinverständ- 
liche Bembidium  ungezauset  lässt.  Ja,  eher  würde  ich  mich 
noch  auf  die  Seite  eines  Reiters  des  Prioritäts-Esels  sclilagen, 
der  das  ursprüngliche  Bembidion  in  integrum  restituiren 
will  und  mit  ilim  fragen,  A\arum  gegen  Apion  und  Dorcadion 
Toleranz  üben,  \^  enn  dem  Laut'käferchen  der  hellenische 
Schwanz  latinisirt  werden  sollte? 

Das  Prophetenhandwerk  hat  bekanntlich  keinen  goldenen 
Boden,  uie  bereits  in  alten  Zeiten  die  grossen  und  kleinen 
Propheten,  die  trojanische  Prinzess  Cassandra,  Königliche 
Hoheit,  erfahren  haben,  und  vielleicht  in  neuester  Zeit  Hoch- 
Ehrwürden  Brigham  Young  und  ähnliche  Siegelbewahrer 
gesalzener  oder  ungesalzener  Mysterien  erfahren  werden. 
Mithin  betrachte  ich  auch  die  Prophezeiung  im  Vorworte  des 
Doctor-Kataloges  nicht  ohne  Skepsis,  „dass  das  Publicum  sich 
an  die  ihm  angemutheten  Veränderungen  der  Namen  ge- 
wöhnen werde,  wie  es  sich  schon  an  eine  Menge  dergleichen 
gewöhnt  habe''.  Letzteres  ist  zwar  richtig  —  leider,  möchte 
ich  beinahe  sagen,  da  man  bei  den  ersten  harmlosen  Aende- 
rungen  von  i  in  v,  von  e  und  a  in  he  und  lia  und  dergleichen 
Bagatellen  nicht  das  j)rincipiis  obsta  ins  Auge  gefasst  und 
von  Hause  aus  gründlich  protestirt  hatte.  Jetzt  aber  scheint 
es  wirklich  Zeit,  den  Finger  auf  den  ausreichend  offenen 
Schaden  zu  legen  und  zu  fragen,  warum  die  Wunde  muth- 
willig  noch  weiter  \ergrössert  werden  soll? 

Ob  die  Römer  mit  dem  Ausdrucke  „crambe  bis  cocta" 
bezeichnen  wollten,  was  \Air  „aufgewärmten  Kohl"  nennen, 
weiss  ich  im  Augenblicke,  wo  ich  dies  schreibe,  niciit  —  aber 
ich  schlage  mich  zu  denen,  welche  zweimal  gekochten  Kohl 


neuen  Gattungsnamen  (immerhin  nicht  ohne  widerstrebendes  Brum- 
men), sprachen  aber,  wenn  sie  ausnahmsweise  den  Speciesnamen 
noch  was  addirten,  nur  von  Papilio,  Noctua,  Tinea,  höchstens  den 
scharf  charakterisirten  Sesia,  Zygaena  Privilegien  bewilligend.  Un- 
befangene Leser  des  Nomenciator  zoologicus  von  Agassiz  werden  auch 
wohl  einräumen,  dass  die  i'riiher  so  einleuchtenden  Vortheile  des 
Linne'schen  Zwei-Namensystems  jetzt  nachgerade  illusorisch  ge- 
worden sind ,  und  dass  man  nolens  volens  vor  oder  hinter  die  mo- 
dernen Sesquipedalia  noch  einen  Zusatz  in  usum  Delphini  wie  Tene- 
brio,  Cerambyx,  Papilio,  Noctua,  Sphex,  Libellula  etc.  wird  parenthe- 
siren  müssen  ,  weil  sonst  der  arme  Dauphin  verrathen  und  verkauft 
ist,  falls  ihn,  wie  leicht  möglich,  Lacordaire,  Staudinger-Wocke  oder 
Gerstaecker's  Jahresberichte  zufällig  im  titich  lassen. 


durchaus  nicht  verachten,  und  m  arme  deshalb  ohne  moraliaclie 
Bedenken  etliche  Kohlblättclien  noeines  1852  gegebenen  Ar- 
tikels „über  entomologisches  Küchenlatein^'  für  dies  Gericht 
vom   Doctor-  und   Apotheker-Latein  wieder  auf. 

Damals  legte  ich  die  Lanze  zu  Gunsten  meines  Freundes 
Leon  Fairmaire  ein,  dessen  Genitivus  Vescoif  von  Dr.  Schaum 
(mullimaasslich  nicht  ohne  Einwirkung  gerade  jener  intimen 
Freundschaft)  mit  der  schnöden  Parenthese  lächerlich  gemacht 
werden  sollte,  „nächstens  declinirt  man  wohl  Ciceroi,  Napo- 
leoi".  Dass  man  Vesco  lateinisch  ganz  einfach  Vescous 
schwänzen  und  davon  strict  sprachgebräuchlich  den  Genitiv 
Vescoi  machen  könne  (wie  Athoi  von  Athous,  Pirithoi  von 
Pirithous  etc.),  war  dem  Dr.  in  der  Eile  entgangen.  Ich 
sagte  damals,  dass  der  Zweck  einer  Artigkeit  —  und  eine 
solche  beabsichtigt  man  doch,  wenn  man  jemandem  eine  neue 
Speeies  dediciren  will  —  offenbar  verfehlt  oder  mindestens 
doch  verdunkelt  \Aürde*),  wenn  man  aus  Pseudophilologismus 
den  Namen  des  zu  Ehrenden  mehr  oder  minder  unkenntlich 
mache,  und  ich  schlug  deshalb  vor,  man  solle  nur  conven- 
tioneile Genitiv-i  an  den  intact  gelassenen  Namen  hängen. 
Mich  dünkt,  mein  Vorschlag  hat  sich  ziemlich  allgemeiner 
Billigung  in  und  ausser  Deutschland  zu  erfreuen  gehabt  (so 
z.  B.  im  Doctor-Kataloge  und  in  den  Marseurschen)  —  nur 
wird  er  voiaussichtlich  in  England  noch  auf  lange  Zeit  hin 
Widerspruch  finden,  aus  Gründen,  welche  nur  diejenigen  wür- 
digen können,  welche  wissen,  mit  wie  verblendeter  Beharr- 
lichkeit die  Engländer  noch  immer  an  ihrer  unglaublich  ab- 
scheulichen Aussprache  des  Lateinischen  festhalten.  Da  sie 
nämlich  den  Genitiv  i  nicht  wie  alle  andern  romanischen, 
slavischen  und  germanischen  Nationen  i  sondern  diphthongisch 
ei  aussprechen,  so  schieben  sie  zur  Milderung  dieses  garstig 
breiten  Auslautes  gern  ein  vermittelndes  i  ein  und  würden 
sich  offenbar  nur  schwer  entschliessen,  ihr  jetziges  West- 
woodii  (gesprochen  Westwudiei)  in  Westwoodei  oder  West- 
woodi  umzulauten.  Hotlenllich  werden  Dampfer  und  Eisen- 
bahnen die  oft  bedauerliche  Nivelliiungsgewalt  auch  einmal 
nützlich  dahin  geltend  machen,  dass  diese  inepte  Consequenz 
vorzeitlicher  Isolirung  ein  Ende  nimmt,  und  später  Continental- 
Generationen   nicht   mehr   (gleich    mir    bei  einer  Coaversation 


*)  Wer  z.  B.  würde  bei  Cetonia  (Gyranetis)  Sancti  Bartholomaei 
(versuchte  Emendation  in  Prof.  Burmeister's  Handb.  d.  E.  III.)  nicht 
an  den  geschundenen  Heiligen  der  Martyrologie  denken  müssen,  wäh- 
rend Uory  doch  nur  dem  Reisenden  St.  Barthelemy  ein  Conipliment 
darüber  machen  wollte,  dass  er  sein  Fell  in  Iremden  Welttheilen 
kühn  IM.  Markt  getragen? 


xwisclien  den  Freunden  Stainton  und  Douglas)  vor  den  Worten 
„Aescha  meiner"  sich  lange  rathlos  besinnen  müssen  ,  ehe  sie 
durch  Inspiration  herausbringen,  dass  diese  Klänge  Asia 
minor  bedeuten  sollten. 

Gerade  dies  unaul"haltsan)e  Hereinbrechen  barbarischer 
Eigennamen  in  die  naturwissenschaftliche  Nomenclatur  sollte 
doch  die  Inquisitoren  des  alleinseligmachenden  Dogma's  der 
unbefleckten  Latinität  längst  davon  überzeugt  liaben.  dass  sie 
Danaidenarbeit  verrichten!  Ich  bin  vollständig  auf  ihrer  Seite, 
wenn  sie  de  nominibus  dandis  und  de  latinitate  quantum  fieri 
potest  servanda  predigen:  wollte  Gott,  jeder  Entomograph 
richtete  sich  nach  den  vielen  -chönen  Mustern,  die  wir  haben, 
und  schriebe  kein  schlechteres  Latein  als  der  Patriarch  Lin- 
naeus  oder  dei-  fürtreftliche  Kriegsknecht  G.vllenhal.  Aber 
wo  von  latinitate  laesa  und  von  nominibus  male  datis  die 
Rede  ist,  werde  ich  mit  den  Rennthieren  des  Atomariographen 
eben  so  wenig  krakeelen  als  mit  des  i'einkritischen  Erichson 
fatalem  „concederunt*"'  oder  mit  dem  caularus,  caulaia.  cau- 
laruni  des  Ritters  Motsehulsk}';  sein  Upocoprus  ist  für  mich 
ein  gedrucktes  Noli  nie  tangere,  auch  wenn  er  unbedachter 
Weise  eine  griechische  Parenthese  dazu  setzt,  aus  welcher 
(nach  Dr.  Schaum's  gallwespiger  Bemerkung  in  seinem  pole- 
mischen Artikel  Jaiirg.  184t)  d.  Ztg.  S.  281)  „ein  wenig  be- 
neidensv^  erther  Mangel  an  Schulbildung^  ersichtlich.  Der  Prof. 
Bur  meist  er  heisst  einmal  so  und  wird  genau  in  dieser  Form 
in  der  Zoologie  unsterblich  fortleben,  und  wenn  20  der  er- 
pichtesten Puriticanten,  ihn  selber  eingeschlossen,  mir  beweisen 
wollten,  er  müsse  eigentlich  zum  Bauermeister  oder  Buur- 
meester  spiachbereinigt  werden.  Ebenso  kann  keine  Wasch- 
frau Herrn  Dr.  Kraat/  sein  centrales  aa  abwaschen  oder 
Meister  Wilms'  Scalpel  mich  von  dem  offenbar  überflüssigen 
Spiritus  asper  meines  Namens  befreien  (den  meine  französi- 
schen Correspondenten  oft  in  die  anmuthigen  Varianten  Dorhn 
oder  Dhorn  umtaufen);  so  wie  Dr.  Gerstaecker  um  so  eher 
intact  \'erbleiben  muss,  \^  eil  die  kritischen  Besenführer  sich 
nicht  einigen  würden,  ob  das  a  oder  e  auszukehren  wäre,  je 
nachden)  er  von  Gerst-acker  oder  von  Ger-stecker  (liastae 
positor)  darwinisirt  werden  soll. 

Item,  die  gegebenen  Namen  sollen  ungehudelt  blei- 
ben, und  wer  sich  darüber  ärgert,  möge  ins  3  T.  Namen 
hinter  jede  Missgeburt  sein  sie  und  3  oder  33  Kreuze  schrei- 
ben und  den  unglücklichen  Missgebärer  meinetwegen  mit 
Spottiauge  beizen  —  aber  zum  Corrigiren  hat  er  kein 
Recht,  denn  auf  die  Correctur  kann  die  erste,  zweite, 
dritte  Supercorrectur  und  schliesslich  vielleicht  gar  die  Re- 
stitutio in  den  ersten  Zustand  erfolgen.     Natürlich  hat  Jeder 


1W 

auf  seine  eigene  Gefalir  »las  Recht,  zu  SHgen :  „dn8  Wort 
hätte  so  und  so  heissen  sollen''  —  nicht  aber:  ^es  muss  so 
und  so  heif-sen". 

Diese  „eigne  Gefahr'^  ist  bei  \\  eitein  nicht  so  gering,  als 
sie  von  den  meisten  Correctoren  geschätzt  wird.  Aber  nicht 
wenige  von  ihnen  verfahren  a  la  Brunck  und  müssen  sich 
(hiher  nicht  wundern,  wenn  ein  Heyne,  ein  Hermann,  ein 
Doering  späteriiin  die  alte  Lesart  wieder  herstellen  mit  der 
verbindlichen  Note  „temere  Brunckius  proposuit>'  oder  gaa- 
^inepte  Br.  mutavit^^)''.  Die  Philologie  ist  keine  mathematische 
Wissenschaft,  in  \\elohei-  päi»stlich  unfehlbar  demonstrirt 
werden  kann:  heute  und  alle  Tage  kann  eine  alte  Handschrift 
gefunden,  ein  alter  Stein  ausgegiaben  werden,  der  ad  oculos 
.ludaei  apellae  beweiset,  dass  dies  oder  jenes  bisher  verpönte 
Wort  in  der  That  schon  zur  classischen  Zeit  existirte.  dies 
oder  jenes  vermeintliche  Femininum  wirklich  generis  com- 
munis war  X.  t-  /,•  Lesen  denn  diese  Herren  niemals  philo- 
logis»!he  Zeitschriften?  Man  möchte  es  fast  glauben,  weil  sie 
sonst  wisseu  würden,  wie  wenig  Hnmanität  die  angewandte 
Philologie  bisweilen  zeigt,  wenn  es  darauf  ankommt,  einem 
Facligenossen  das  „errare  humannm'''  bei  vermeintlichen  Emen- 
dationen  einzutränken. 

Ich  habe  den  festen  Vorsatz,  in  den  folgenden  Bemetr 
kungen  den  Pfad  der  civilisirten  Höflichkeit  nicht  zu  verlassen, 
um  so  weniger,  als  ich  mit  den  Herren  Verfassern  des 
Doctor-  wie  des  Apotheker-Rataloges  persönlich  bekannt  und 
durchaus  nicht  gewillt  bin,  dies  angenehme  Verhältniss  zu 
trüben.     Meine  Antikritik    soll    streng  bei  der  Sache  bleiben. 

\'orher  jedoch  muss  ich  noch  ein  selbst  erlebtes  Factum 
vorzutragen  mir  erlauben.  In  den  ersten  Jahren  meiner 
Kedaction  dieser  Zeitung  erhielt  ich  eine  briefliche  Anfrage 
von  dem   Advocaten  Paessler  in  Gernrode  am  Harz:  „ob  ich 

*)  Selbst  manche  Leser,  die  gleich  mir  die  griechische  Schulbank 
;ibgeseäsen  haben,  erinnern  sich  vielleicht  nicht  mehr,  dass  Brunck 
erst  als  ausgewachsener  Mann  durch  Zufall  in  eine  Bibliothek  ':orieth, 
in  welcher  ihn  die  griechischen  Cla^siker,  von  denen  er  bis  dahin 
keine  AhnuniJ  'gehaht,  in  solches  Erstaunen  versetzten  und  so  ge- 
Wiiltig  intereesirten ,  das»  er  griechisch  von  der  Pike  auf  lernte  und 
dich  mit  der  Zeit  darin  l'iir  so  fortgeschritten  liielt,  dass  er  einige 
bedeutende  Autoren  neu  herausgab.  Aber  die  Gewaltsamkeit,  mit 
der  er  überall  änderte,  wo  er  nicht  verstanden  hatte,  schadet«  in 
den  Augen  seiner  gründlicher  gebildeten  Fachgenossen  auch  d  e*i 
Aenderungen .  wo  er  durch  kühne  Griffe  in  dunkle  Räthsel  Licht 
gebracht. 

9 


130 

einen  Artikel  von  ihm  aufnelimen  wolle,  der  die  Reetification 
der  faltcli  gebräuchJiclien  Käfer-Namen  zum  Objecl  liabe?'' 
Ich  bat  liötlich  um  Eiu^endung  des  Artikels  und  um  einige 
Zeit,  ihn  durchzulesen.  Wer  aber  zweifelt  an  meinem  Ert<tau- 
nen,  als  gleich  eine  der  ersten  vermeintlichen  Welt-  und 
Wege- Verbesserungen  so  lautete: 

Dyschirius  Bon.  muss  in  Dischyrius  umgeändert  wer- 
den, da  es  zweihändig  bedeuten  soll. 
Dass  ich  Herrn  P.  sein  opus  operatum  sofoit  \\ieder  zurück- 
sandte, war  eelbstverständlich ,  und  ich  verwies  ihn  auf  das 
erste  be^te  griechische  Lexicon,  in  welchem  er  über  Svg  und 
XsCq  die  volle  Rechtfertigung  Bonelli's  und  hoffentlicli  Stoft' 
zum  Nac^hdenken  darüber  finden  werde,  ob  er  berechtigt  sei, 
den  iPurificationsbesen  zu  handhal>en  ?  Die  Antwort  ist  er 
mir  zu  Dank  schuldig  geblieben,  was  mich  weiter  nicht  ver- 
wundert hat. 

Die  Nutzanwendung  diese^^  ungeschminkten  Histörchens 
ist  nicht  etwa,  dass  ich  die  po>:itiven  Kenntnisse  der  Herren 
Doctor  und  Apotheker  aul'  das  modeste  Maass  der  Paessler- 
schen  degradiren  will,  wohl  aber,  dass  wir  alle,  sie  und 
mich  eingeschlossen,  an  manchen  oder  vielen  Stellen  des  un- 
geheuren philologischen  Gebietes  in  Gefahr  sind,  mehr  oder 
minder  zu  paesslerisiren,  dass  es  mithin  erlaubt  ist  zu  sagen, 
^so  kannst  Du  Dich  ausdrücken^,  allenfalls,  „so  hättest  Du 
Dich  grammatisch  richtiger  ausgedrückt^,  aber  jedenfalls 
gewagt,  „so  darfst  Du  Dich  nie  und  nimmer  ausdrücken''^. 
In  letzterem  Falle  ist  nachherige  Widerlegung  fatal.  Jetzt 
auf  die  Mensur,  Ihr  Herren   Anabaptisten! 

Da  möchte  ich  denn  mit  scharfer  Lanze  gleich  auf  pag.  7 
des  Doctorkatalog's  einrennen,  m  o  Dejean's  Cicindelen-Gattung 
Iresia  in  Hiresia  emendirt  ist.  Aber  wenn  irgend  je,  so  a\  ar 
dies  eine  reformatio  in  pejus,  denn  dem  Herrn  Emendator 
ist  die  Menschlichkeit  begegnet,  dass  er  SLQsaCa  gelesen,  wah- 
rend es  ohne  allen  Zweifel  hgeoCa  heisst,  mithin  es  unw  eiger- 
lich  bei  Iresia  sein  Bewenden  behält. 

Die  räthselhafte  Uebersetzung  von  ßXri^elg  pag.  45  durch 
jaciens  hat  zum  Glück  auf  den  Namen  Bletliisa  keine  Rück- 
wirkung geäussert.  Ebenso  wenig  pag.  77  das  Uebertrageu 
des  Adjectivum  kdßQog  durcli  faux.  Hier  möchte  ich  fast 
sagen:  Laus  deo  für  das  Translations-Versehen,  denn  sonst 
wäre  nach  dem  in  der  Vorrede  pag.  XVII  ausgesprochenen 
Princip  die  ;;anz  unzweifelhaft  von  Ehren-Solier  begangene 
Todsünde  einer  Vox  hybrida  (aus  xomög  und  lab  rum  )  gewiss 
an  das  Besseruogs-Kreuz  geschlagen  worden. 

Wäre  di«  Etymologie  von  Dercylus  pag.  2U7  (von  diffxui 


131 

und  iUt])  richtig,  «o  wüiHe  Ha.«  Wort  jHer  ümpoleterung  in 
Derchylus  kaum  haben  entgehen  können.  Es  ist  aber  ein 
einfaclies  Nomen  proprium  eines  mehrfach  vorkommenden 
/IfQxvXoc. 

Bei  Cardiomera  hat  die  Doctorische  Etymologie  von 
itfQog  entschieden  gewissenhafter  au  der  Quelle  geschöpft  als 
die  Apothekarische,  welche  durch  Cardiomera  ot!enbar 
von  fitiQog  femur  ableiten  will,  auetore  Bassi  invito. 

Zur  Erläuterung  des  Namens  Stomis  pag.  245  scheint 
das  apokryphißclie  drof-iiK  nicht  lichtig  angezogen,  um  so 
weniger,  als  örofiCg^  die  Mundbinde  der  Flötenspieler,  auf  den 
eingeschnürten  Mund  des  kleinen  Carabicin's   ganz   gut  passt. 

Dr.  Le  Conte  wird  seine  Gattung  Geopinus  wohl  nicht 
von  neCvw  laboro  pag.  248  (mein  Lexicon  kennt  nur  rrevo) 
und  Tih'Ofiav  in  dieser  Bedeutung),  sondern  von  rrftrao),  ich 
liungere,  ich  begehre  heftig,  abgeleitet  haben. 

Dejean  hat  die  Gattung  nicht  Barypus  (pag.  245)  son- 
dern Baripus  genannt,  wie  das  auch  von  Prof.  Burmeister 
S.  226  des  Jahrg.  1868  dieser  Zeitung  gerügt  wird.  Ich 
schlage  mich  aber  vollständig  auf  die  Seite  des  Protestes, 
welchen  mein  verehrter  Freund  Putzeys  S.  379  ibid.  gegen 
diese  Rectification  mit  der  feinen  Wendung  einlegt:  ,Je  pense, 
qu'il  7  a  lieu  de  respecter  les  noms  g^neriques  m§me  dans 
leur  incorrection  parfois  apparente". 

Auf  die  Bemerkung  hinter  Apenes  Le  Conte  pag.  124 
„Etymologia  nuUa^  wird  der  amerikanische  Gelehrte  ver- 
muthlich  repliciren,  dass  er  dabei  ganz  hellenisch  an  y^antjvi^s 
unfreundlich"  gedacht. 

Herr  Thomson  kann  lachen,  dass  sein  Bostrichophorus 
pag.  33  ohne  Purganz  davongekommen  ist,  da  es  im  Griechi- 
schen wie  im  Lateinischen  nur  Bostrychus  giebt,  was  Fabri- 
cius  bei  den  Borkenkäfern  zu  seinem  Verdrösse  schon  ge- 
merkt hat. 

Aber  ich  lasse  es  bei  dieser  Enneas  von  Noten  und  Not« 
eben  gegen  den  Doctor-Katalog  um  so  lieber  bewenden,  als 
es  mir  der  Apothekarische  offenbar  übel  nehmen  'vürde,  wenn 
ich  mich  mit  ihm  gar  nicht  beschäftigte.  Da  er  es  nur  mit 
europäischen  Gattungen  zu  tiiun  hat,  beschränkt  sich  das 
philologische  Glatteis  auf  eine  weit  kleinere  Fläche,  auf  der 
es  schon  schwerer  hält,  auszugleiten.  Indess  ist  es  dem  ver- 
ehrten Autor  einigemal  doch  ganz  gut  gelungen.  Er  hat  sieh 
allerdings  (was  ich  rühmend  anerkenne)  vor  der  Bereinigung 
von  Bembidium,  Omalium,  Odacantha  weise  gehütet,  welche 
der  Doctor  unerbittlich  in  Bembicidium,  Homalium,  Odonta- 
cantha  aus  einander  gewalkt  hatte,  aber  er  hat  es  doch  nicht 


132 

iiljer  das  Herz  bringen  können,  die  ohnehin  pchon  unschön 
gerathene  Germar'sche  Erfindung  von  Diodyrhynchun  durcli 
die  Labram-Imhoreehe  Maske  Daedicorhynchus  nicht  noch 
unkenntliclier  zu  machen.  Ausserdem  aber  hat  er  den  „Unge- 
lehrten'^  oder,  wie  er  das  im  Vorworte  zierlicli  ausdrückt, 
^Coleopterophilit;  emendatae  locutionis  studiosis,  eruditione 
classium  superiorum  Gymnasii  non  usis^  im  alphabetischen 
Index  der  Gattungen  deren  Accentuation  zum  Besten  gegeben. 
Und  mit  dieser  liabe  ich  ein  oder  das  andere  Truthühnchen 
»u  pflücken. 

Wenn  die  Kinnbacke  ym'iJ^ov'  und  nicht  yväv^oc  heisst, 
wie  kommt  der  Yorbeter  dazu,  Acrogudthus,  Eugnäthus,  Dai- 
logndtha  zu  accentuiren?  Weshalb  AUönyx,  wenn  Brdchonyx? 
Und  da  ovv^  unzweifelhaft  im  Genitiv  ovvxog  hat ,  so  bleibt 
Cratony'chuö,  Ancistrony'cha,  Macrony'chus  um  so  unverständ- 
licher, als  man  durch  Priönychus,  Pristönychus,  Stereönychus 
geradehin  an  der  Consequenz  des  erudit.  Accentifer  bedenk- 
lich irre  werden  kann.  Neben  Chrysöchaves  und  Aleöchara 
erscheint  mir  Disochdra  dunkel.  Ammophthörus  soll  doch 
wohl  von  d (Jifiocp&OQog  herkommen,  folglich  ist  das  letzte  o 
kurz.  Dagegen  ist  Anthöcomus  von  Erichson  schwerlich  so 
benannt  worden,  weil  der  Käfer  den  Blumen  die  Haare  macht 
(xdjuiy),  sondern  weil  er  sie  frisst  (xcü/t*og),  folglich  Antho- 
cömus.  Arrhenöcoela  möchte  ich  bei  dem  dicken  Diphthong 
der  vorletzten  Sylbe  nur  für  einen  Druckfehler  halten,  weniger 
aber  die  Betonung  A'thous,  da  es  im  Griechischen  'A^caoc 
heisbt.  (Auch  die  schlechtere  LeaAit  " A&wog  würde  für  die 
lateinische  Quantität  nichts  ändern.)  Die  griechische  Betonung 
TQoixtjXos  kann  keinen  Grund  hergeben ,  im  Lateinischen 
Brachytrdchelus  aussprechen  zu  sollen,  ebenso  wenig  wie 
sich  Cataphronetis  mit  ihrem  dicken  ij  gefallen  lassen  wird, 
fälschlich  auf  der  drittletzten  betont  zu  sein.  Gegen  Dere- 
lomuß  legt  Schönherr  in  seiner  Dispositio  methodica  p.  23ti 
den  ausreichenden  etymologischen  Protest  ein  und  verlangt 
mit  Recht  Derelömus.  Didstictus,  L6ptispa  und  vollends  der 
hyperproparoxytonus  Henicopus  sind  w  ohl  wieder  Druckfehler, 
aber  die  sollten  billig  in  einem  ^  erzeichnis«  nicht  vorkommen, 
welches  den  „erud.  das»,  superiorum  non  usis'''  als  Regulativ  bei 
dem   Lautiren  unter  die  ungriechischeu  Arme  greifen  will. 

Weshalb  die  Rüssel-Gattung  Coniatus  zu  den  Masculinis 
,,repandus  ,  splendidulue,  caspicus*^  auch  mit  dem  Femininum 
„chrysochlora^  begnadigt  worden,  ist  mir  unerfindlich  geblie- 
ben. Das:-  diese  Aenderung  in  der  früheren  Ausgabe  von 
Schiuim  nicht  oline  irgend  einen  Grund  eingeführt  worden 
(—    in    den    altern    Stettiner    Editionen    stand     chrysochlorus) 


13S 

darf  ich  annehmen,  aber  ich  bekenne  meine  Ignoianx,  unH 
die  befragten  Freunde  und  nachgesehenen  Bücher  haben  mich 
gleiohfall.s  nicht   über  die.«  ?  aufgeklärt. 

üeber  Andres  ein  andres  Mal. 

Stettin,  im  November   l'*<fi8. 


Species-Namen  aus  Schönlierr's  "Werken 

werden  in  der  neuesten  Zeit  nicht  mehr  mit  Schönherr's,  son- 
dern mit  Gyllenhars,  Boheman's  Fahreu!-"  und  Anderer  Namen 
in  den  Katalogen  bezeichnet.  Anscheinend  mit  buchstäblichem 
Reclite,  denn  sowohl  in  der  Synonvinia  Insectorum  als  in 
deren  bekanntestem,  in  separate  erschienenem  Theile,  der 
vielbändigen  Monographie  der  Curculioniden,  findet  sich  hinter 
jeder  Speciesbeschreibung  der  Name  des  Autors;  und  wenn 
dieser  Umstand  als  entscheidend  angesehen  werden  soll,  so 
kann  man  sagen:  „sie  transit  gloria  mundi^',  denn  alsdann 
bleibt  für  den  Patriarchen  von  Sparresäter  nur  herzlich  wenig 
übrig,  etMa  Saperda  trilineata,  die  er  nicht  einmal  beschrieben, 
sondern  deren  Namen  er  nur  vorgeschlagen,  weil  ihr  ander- 
weiter Name  S.  coerulescens  Rossi  von  Andern  auf  andere 
Saperden  angepasst  war. 

Es  ist  nicht  meine  Meinung,  gegen  dies  Suum  Cuique 
zu  protestiren,  aber  ich  möchte  doch  glauben,  dass  nament- 
lich die  Verfasser  der  Curculionen-Beschreibungen  wider  den 
gegenwärtigen  Modus  Protest  eingelegt  haben  würden.  „Et 
voici  pourquoi*-',  wie  der  berühmte  Parlamentsredner  Berryer 
zu  argumentiren  pflegte. 

Schönherr  war  ein  Mäcenas  der  Coleopterologie,  sein 
Haus  ein  gastfreier  Sammelplatz  für,  die  schwedischen  Gesin- 
nimgi-genossen ,  und  Männer  \Aie  Gyllenhal.  Boheman  ihm 
durch  ireundschaftlichen  Umgang  und  wissenschaftliche  Unter- 
stützung eng  verbunden.  Nun  hatte  Schönherr  an  dem  emi- 
nenten Gyllenhal  allerdings  einen  vortrefflichen  Adjudanten 
ad  latus,  konnte  und  wollte  sich  aber  nicht  immer  zu  dessen 
Ansichten,  namentlich  über  Species-Bereciitigung,  bekennen, 
sondern  bestand  häufig,  und  nicht  immer  glücklich,  auf  einmal 
gefaester  Meinung.  Wer  das  bezweifelt,  der  lese  nur  mit 
Aufmerksamkeit  eint*  Mehrzahl  Gyllenhalischer  Beschreibungen, 
iiml  er  wii-il  in  den  Worten  „nimis  affinis  praecedenti",  „sub- 
>imilis''\  „fere  imice  distioctus''  und  dergleichen  den  höflichen 
Protest  öylleahal's  lesen,  der  offenbar  bede^itet:  „ich  füi'  mein 


134 

Theil  hätte  aus  dieser  Varietät  keine  besondere  Art  gemacht, 
«her  um  meinem  freundlichen  Gönner  Sclionherr  nicht  durch 
Mllzuviel  Widerspruch  die  gute  Laune  /u  verderben,  will  ich 
mein  Möglichstes  versuchen^^.  Dass  die  damals  jüngeren 
Adepten,  Bohenian,  Fähraeus,  noch  weniger  Anlass  hatten, 
dem  alten  Herrn  durch  Widerspnuch  ein  Drmenti  gegen  seine 
Speciessonderung  zu  erl heilen,  liegt  auf  der  Hand. 

Während  also  die  bisher  übliche  Bezeichnung  ^Schh.^ 
eigentlich  die  sachlich  richtige  war,  wird  nunmehr  die 
neuere  y,Gyl'"  ,.Boh>'  etc.  nicht  selten  eine  eigentlich  ungenaue, 
denn  sie  bezeichnet  nur  den  äusserlich  mechanischen  Autor, 
nicht  aber  den   innerlich  überzeugten. 

Gegen  den  von  Dr.  Stein  in  seinem  Katalog  von  1868 
gebrauchten  Modus,  hinter  Gyll.  noch  „S.*-^  zu  citiren,  Hesse 
sich  deshalb  nichts  ein^^ enden,  weil  er  eigentlich  das  wahre 
Snchverhälttniss  indicirt  „Gyllenhal,  auf  Schönherr's  Geheiss 
oder  Wunsch".  Nur  hätte  Herr  Stein  aucii  consequent  sein 
und  z.  B.  hinter  Thytoecia  praetextata  nicht  Schh.  sondern 
Stev.  S.  setzen  sollen.  Marseul  in  seinem  Kataloge  (18(>(>)  ist 
darin  otlenbar  folgerichtiger  verfahren. 

Dr.  C.  A.  Dohrn. 


Vereinsangelegenheiten. 

In  der  Sitzung  am  17.  December  1868  wurde  zunächst 
den  Anwesenden  aus  einem  Briefe  des  Prof.  Lacordaire  mit- 
getheilt,  dass  der  Verein  den  Verlust  des  Dr.  Sichel  in  Paris 
zu  beklagen  hat,  welcher  den  Folgen  einer  Stein-Operation 
erlegen  ist.  Er  hat  si.ch  durch  seine  mehrfachen  Arbeiten 
über  Hymenoptera  (vergl.  Hagen  und  die  Annales  de  la  Soc. 
Ent.  de  France)  rühmlichst  bekannt  gemacht  und  galt  sehr 
viel  unter  seinen  Pariser  CoUegen  (abgesehen  von  seiner 
Berüiimtheit  als  ausgezeichneter  Augenarzt)  wegen  seiner 
philologischen  Kenntnisse  und  wegen  seiner  allbereiten  Hu- 
manität. 

Nach  einer  brieilichen  Mittheilung  des  Gustos  Herrn 
Schmeltz  ist  in  Alton«  vor  Monatsirist  der  Maler  Tessien  ge- 
storben, im  westlichen  Norddeutscliland  bekannt  durch  den 
von  ihm  und  Herrn  Endrulat  gemeinsam  herausgegebenen 
Katalog  der  Käler  in  Hamburg's  Umgebung.  Auch  eine  Auf- 
zählung  der    dortigen    Schmetterlinge    hat    er    verfasst;    sein 


18$ 

lebendiges  Interesbe  fllv  Entomologie  wurde  zu  seinem  Be- 
dauern in  den  letzten  Jaluen  durch  körperliches  Leiden 
gehemmt. 

Als  neue  Mitglieder  wurden  in  den  Veiein  aufgenommen 
die  Herren; 

Albert  Fauvel,  Advocat  in  Caen  (Normandie), 

Dr.  Plateau  in  Bruges  (Brügge),  Belgien. 

Graf  Castelnau,  franz.  GeneralCon.sul  in  Melbourne, 

Australien. 
Arthur  Holle,  Kaufmann  in  Annaberg. 
Der  Unterzeichnete  machte  die  Anzeige,  dass  er  Diis  faventi- 
bu8  Willens  sei,  etwa  gegen  die  Mitte  Januar's  eine  mehr- 
monatliciie  Reise  nach  italien  anzutreten,  von  welcher  er 
gegen  Monat  Mai  heimzukeliren  hofft.  Der  Druck  des  ersten 
Heftes  der  Zeitung  pro  1869  ist  bereits  vorgerückt,  und  es 
sind  die  nöthigen  Vorkehrungen  getroffen,  dass  das  zweite, 
/u  welchem  mehrfaches  Material  vorhanden,  dem  ersten  auf 
dem  Fusse  lolgen  soll. 

Von  Herrn  Prof.  Zell  er  ist  die  erfreuliche  Nachricht 
eingegangen,  dass  seinem  Umzüge  von  Meseritz  nach  Stettin 
zu  Ostern  18()9  anscheinend  keine  Hindernisse  mehr  entgegen- 
stehen. Dr.  C.   A.  Dohrn. 


Erklärung. 

Es  gereiciit  mir  zur  angenehmen  Pflicht,  den  beiden  frtl- 
heren  in  dieser  Zeitung  von  mir  veröffentlichten  Inseraten 
nun  auch  dies  dritte  folgen  zu  lassen,  dass  ich  Anfangs  dieses 
Monats  von  Herrn  Director  a.  D.  Dr.  H.  Loew  sämmtliche 
ihm  au>  dem  Stockholmer  Museum  geliehene  Diptera  aus  Süd- 
Afriku  in  tadell'reiem  Zustande  zurückerhalten  habe. 
Stockholm,  den   15.  December  18G8. 

Prüf.  Dr.  C.  St&l, 
Intendant  des  Museaniä. 


iiitellig-eiiK. 

Vrli  Kahr, 

Naturaliensammler  in  Füvstenfeld,  Steiermark, 

bat  die  Absicht,  eine  Explorationsreise  naeli  dem  Süden  zu 
unternehmen,  wobei  es  vorzugsweise  auf  Coleoptera  abgesehen 
ist.  Zur  BescliaÖung  der  erforderlichen  Mittel  wünscht  er 
dringend,  von  seinen  früher  in  Steiermark,  Kärnthen,  Tirol, 
Dalmatien  u.  s.  w.  gesammelten  Käfern  zu  verkaufen,  und  icli 
unterstütze  sein  Gesuch  bereitwillig  durch  die  Bemerkung, 
dass  der  unermüdete  alte  Mann  durch  sehr  billige  Preise 
und  grossentheils  richtige  Benennung  es  wohl  verdient,  dass 
angehende  Käfersammler,  namentlich  solche,  \a eichen  alpine 
Sachen  wenig  zugänglich  waren,  ihm  Bestellungen  zugehen 
lassen.  Er  ist  gern  erbötig,  auf  Verlangen  Pieisverzeichnisse 
einzusenden  und  be^\■illigt  bei  grösseren  Bestellungen  erheb- 
lichen Rabatt.  Dr.  C  A.   Do  hm. 


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Baron  Adelung  ist  billig  zu  verkaufen.  Näheres  in  Danzig 
durch   Rob.  Grentzenberg  oder  Consul  Brinckmann. 


Inhalt  t 

Neujahrs-Strauss.  Rede  zur  Stiftungsfeier.  Mitgliederverzeichniss. 
StiM:  Boheman's  Necrolog.  Zeller:  Depi'ess.  nervosa  und  ultimella. 
Suffrian:  Syii.  Mise.  Schulz:  Mam.  Pomerana.  Saussure:  Hymen. 
Mus.  Go  ieffroy.  Herrich-Schäffer:  Neue  Schmett.  Mus.  Godeffroy 
(^hiezu  Tat".  I— IV).  Speyer:  Notizen.  Hagen:  Fragm.  zur  Gatt. 
Neurotliemis.  Hofmanti:  Beitr.  zur  Naturgesch.  der  Coleophoron. 
Dohrn:  Cor.  aeripennis.  Doctor  und  Apotheker.  Schönherr's  Nonien- 
clatur.     Vereins-Angelegenheiten.     Erklärung.     Intelligenz. 


■■^^3*"j^~vJv'  C""!*'^ 


Entoiiiolosiselie  Zeituiii^ 


herausgegeben 

von   liem 


eiitoiiiologisclieii  Vereine  zu  Stettin. 

Redaction:  ^"  Commission  bei  den  Buchliaudl. 

_    .    _.        ,.  ,  V.  E.S.Mittlerin  Berlin  u.  Fr.  Fleischer 

C.  A.  Uobro,   \  erems-Prasident.  i„   Leipzig. 

M,  4    6.  30   Jahrgang.      April -Juni  1869. 


Beiträge  zur  näheren  Kenntniss  einiger 
Bienen-Gattungen 

von 
Dr.  A.  C-erstaeckei*. 


1.    JPai^iteii  Jur. 

Nouv.  meth.  de  classer  les  Hymenopteres  (1807). 

Antennae  m  ulroque  sexn  /2-articulatae. 

Palpi  maxiUares  tiulli. 

Clypeus  maris  nirinque  fascicnkUus. 

Labrum  ohlongo-quadratum,  acum'malum. 

CflhiJa  radialis  appendiculala 

ScutclUim  fortiler  bituberrulatiini. 

Ungniculi  otnnes  basi  appe7idiculali. 

Abdominis  sefjmentiini  basale  pcrinagnnm ,  dorsale  IJ.  t 
obsoletum,  ventrale  5  $  declive,  siibcompressnm  Venler  maris 
parce  pilosns. 

Bei  dem  als  Typus  der  Gattung  anzusehenden  Pasiics 
maculatns  Jur.  sind  die  Fühlliürner  beider  Geschlecliter  zwülf- 
gliedrig,  diejenigen  des  Männcliens  jedoch  merklich  dicker  und 
daher  kürzer  erscheinend  als  beim  Weibchen.  Zwei  von  mir 
untersuchte  NA-eibliche  Exemplare  liessen  die  Kiefertaster  ganz, 
vermissen.  Die  Seitenecken  des  Cljpeus  sind  beim  Männchen 
mit  zwei  dicken,  platten  Haarborsten  besetzt,  welche  dem 
Weibchen  fehlen.  Älesonotum  und  Schildchen  mit  tiefer  JMittel- 
furche,  letzteres  daher  stark  zweiwulstig;  auf  erstereni  die 
Parapsiden-Furchen  deutlich  ausgeprägt.  Radialzelle  mit  der 
Spitze  sich  von  der  Costa  entfernend  und  mit  deutlichem 
Aderanhang  versehen.     Zweite  Cubitalzelle  um   ^^  kürzer  als 

lü 


140 

die  erste ,  gegen  die  Spitze  hin  abgeschrägt ,  ihr  Hinterrand 
durch  die  Einmündung  der  beiden  Nervi  recurrentes  in  drei 
fast  gleiche  Absclinitte  getheilt.  Fussklauen  der  Vorderbeine 
bei  beiden  Gesclilechtern  gleich  gebildet,  zugespitzt,  gleich 
den  hinteren  an  der  Basis  appendiculirt.  Erstes  Hinterleibs- 
Segment  auflallend  gross,  fast  den  drei  folgenden  zusammen- 
genommen an  Länge  gleich.  Das  fünfte  Dorsalsegment  beim 
Weibchen  verlängert,  ein  sechstes  nicht  sichtbar;  das  fünfte 
Ventralsegment  wie  bei  Ammobates  stark  abschüssig,  hinten 
etwas  zusammengedrückt. 

Anmerkung.  Jurine  giebt  (a.  a.  0.  p.  224)  ausdrück- 
lich an,  dass  er  seine  Gattung  Pasites  nicht  auf  die  Tiphia 
bremcornis  Panz.  {Nomada  Schottii  Fabr.),  sondern  auf  eine 
Biene  begründet  habe,  welclie  sich  von  jener  durch  die  rothen 
SchiUlchenhöcker  und  durch  w  eisse  Haarflecke  auf  den  letzten 
Hinterleibsringen  unterscheide.  Als  Charaktere  der  Gattung 
giebt  er  ausserdem  einen  Epeolus-iörmigen  Habitus,  eine 
appendiculirte  Radialzelle  und  ein  stark  zweiwulstiges  Schild- 
chen an,  Merkmale,  welche  de:-  oben  genannten  Panzer'schen 
Art  vollständig,  dem  etwa  noch  in  P'iage  kommen  könnenden 
Philevemus  pmictatus  aber  wenig."-tens  zum  Theil  (appendicu- 
lirte Radialzelle)  abgehen,  dagegen  die  nachfolgende,  von 
ihm  als  Fasites  maculaUis  bezeichnete  und  in  Süd- Europa 
weit  verbreitete  Art  tieffend  cliarakterisiren.  Wenn  daher 
Latreille  i.  J.  1809  (Gen.  Crust.  et  Inseet.  IV.  p.  170)  die 
Gattung  Pasites  Jur.  auf  die  Tiphia  brecicornis  Panz.  bezieht, 
80  ist  diese  von  allen  späteren  Autoren  adoptirte  Benennung 
um  so  weniger  zu  billigen,  als  Panzer  bereits  ein  Jahr  vor 
Jurin  e  (Krit.  Revision  JI,  1806.  p.  241)  auf  jene  seine  Art 
die  Gattung  Biasies  enichtet  hatte. 

Die  einzige  bis  jetzt  bekannte  Art  dei    Gattung  ist: 

Pasites  maculatus  Jur. 

Alis  fuscis,  hyalino-giittali.s,  rufescens,  argenteo-sericeus, 
cibdominis     segmentis     '2. — ö.    iiiaciilatiiii    albo-pilosis       Long. 

(1807)  Pasiles  macultiius  Jurine,  Nonv.  meth    p.  224  (^). 
(1806)  Anihophora  hislriu  ••' II liger  in  Mus.  Berol.  —  Magaz. 

t.  Insectenk.   ^■.  p.  106,  no.   11. 
(1849)  jSomada?    nlhoitutculaUt    Lucas,    Explor.    seien t.    de 

l'Algerie,  Anira.  articul.  III.  p.  217,  no.  156.     Hy- 

menopt.  pl.  10,  fig.  8  ($). 

(1854)  Ämmolales  rariegalus  Smith,  Catal.  Hvmenopt.  Ins. 

Brit.  Mus.  II.  p.  251,  no.  4  ($). 

(1855)  Phileremns  ru/ireiilris  F  0  er  st  er,  Verhandl.  d.  naturh. 

Ver.  d.  Preuss.  Rheinlande  XII.  p.  251,  no.  16  ($). 

o .    Niger,  argenteo-sericeus.  If/hrn.  clypei  margine.  tegtiU.s, 


m 

abdommis  cingnlis  trihus  primis ,  femoribits  anticis  nee  'non 
tibiis  tarsisque  omnibus  loete  rv/is:  antcimis  piceis,  basi  rufe- 
scentibus,   abdominis  segmenlis  2. — 0'    maculatim  albo-pilosis. 

(1852)  Pasites  Schotlü  Eversmann.  Bullet,  de  Moscou  XXV, 
2,  p.  89.  no.  1  (excl.  synonym.). 

Das  von  Foerster  (a.  a.  0.)  vortrefflich  beschriebene 
Weibchen  dieser  Art  ist  beträchtlichen  Schwankungen  in  der 
Ausdehnung  der  rothen  Färbung  auf  Kopf  und  Thoraxrücken 
unterworfen;  die  schwarze  Mittelstrienie  des  letzteren  ist  zu- 
M^eilen  so  verbreitert,  dass  nur  den  Seitentheilen  die  helle 
Grundfarbe  verbleibt.  Beim  Männchen  ist  der  Thorax  und 
das  Schildchen  ganz  schwarz,  am  Kopf  nur  ein  schmaler  Saum 
des  Clypeus  und  des  oberen  Augenrandes  rostroth;  Thorax- 
vücken  und  Schildchen  sind  viel  dichter  und  feiner,  fast  körnig 
puuktirt  und  dadurch  matt.  Die  Hinterschenkel  sind  fast  ganz, 
die  Mittelschenkel  bis  auf  die  Spitzenhälfte  der  Unter.seite 
tief  und  glänzend  schwarz.  Am  Hinterleib  sind  Segment  4 — 6 
oberhalb  schwarzbraun,   das  7.  rothbraun  gefärbt. 

Diese  Art  hat  in  Süd-Europa  eine  fast  allgemeine  Ver- 
breitung und  erstreckt  sich  ausserdem  bis  nach  Klein-Asien 
(Patara:  Loew  in  Mus.  Berol.)  und  Algier  (Lucas).  Sie 
findet  sich  nach  Jurine  in  der  Französischen  Schweiz,  nach 
Eversmann  in  Süd-Russland,  nach  Foerster  in  der  Türkei 
und  nach  Smith  in  Griechenland.  Im  Mus.  Berol.  ist  sie 
ausserdem  durch  Exemplare  aus  Südfrankreich  (Chabrier), 
Siciiien  (Groiimann),  Italien  (Bonelli)  und  Ungarn  (Da hl) 
repräsentirt. 

Anmerkung.  Smith,  welcher  die  weissen  Haarflecken 
des  Hinterleibes  nicht  specieller  erwähnt,  hat  offenbar  ein 
abgeriebenes  Exemplar  der  vorstehenden  Art,  welche  seine 
Beschreibung  sonst  deutlich  erkennen  lässt,  vor  sich  gehabt. 
-  Eversmann  hat  vermuthlich  das  grosse,  durch  eine  Quer- 
furche getheilte  Basalsegment  des  Hinterleibes  für  die  beiden 
ersten  angesehen,  daher  er  erst  dem  3.  und  4.  Segment  des 
Männchens  weisse  Haarflecke  zuschreibt.  Was  er  unter  dem, 
der  weissen  Haarflecke  des  Hinterleibes  entbehrenden  Weib- 
chen verstanden  liat,  ist  aus  seinen  kurzen  Angaben  nicht  zu 
ersehen.  —  Herr  Radoszkowsky  führt  die  vorstehende  Art 
(Hör.  societ.  entom.  Ross.  V.  p.  84)  unter  dem  Namen  Ammo- 
bates  Kirbyanus  Latr.  mit  einer  Synonymie  auf,  deren  durch- 
gängige Unrichtigkeit  nicht  erst  erläutert  zu  werden  braucht. 
Der  Phileremns  Kirbyanus  gehört  der  folgenden  Gattung 
an  und  ist  ebenso  wenig  ein  Ammobates  wie  die  gegen- 
wärtige Art. 

10* 


142 

2.    Phllereiiius  Latr. 

Gen.  Crust.  et  Insect.  IV.  (1809). 

Anlennae  in  ulroque  sexn  /2-arliriilatae,  arlirulo  3,  breii. 

Falpi  maxülares  biarliculatü 

Labrum  brere,  transrerse  ovatiiiii. 

Cellula  radialis  hand  appeitdiculata. 

Sciilellum  biliibercutalum. 

Ihiguicnli  pedum  anticorum  in   o   bißdi. 

Abdominis  seymetitnni  basale  brece,  dorsale  5.  in  ?  apice 
truncaium,  6.  bremssimum ,  excisum,  ventrale  5.  transversum, 
deplanatum,  apice  truncaium.  Abdomen  maris  oblongum, 
segmentis  ventralibns  3. — 6.  disco  dense  tomentosis. 

Die  Gattung  stimmt  in  ihrem  ganzen  Körperbau,  ins- 
besondere auch  durch  die  auffallenden  sexuellen  Eigenthüm- 
liehkeiten  des  männlichen  Hinterleibes  so  sehr  mit  der  fol- 
genden überein,  dass  sie  fast  als  Untergattung  mit  derselben 
vereinigt  werden  könnte.  Ilire  Unterschiede  liegen  nur  in 
den  zwölfgliedrigen  Fühlern  des  Männchens,  in  den  zwei- 
gliedrigen Maxillartastern ,  in  dem  deutlicher  zweiwulstigen 
Schildchen  und  in  der  feineren  Sculptur  der  Körperoberfläche, 
welche  überdies  weniger  nackt  erscheint. 

Beim  Weibchen  ist  der  Hinterleib  kürzer  eiförmig  als 
beim  Männchen,  das  fünfte  Dorsalsegment  kurz,  quer  ab- 
gestutzt, sein  Endrand  in  der  Mitte  von  einer  aufgeMuli-teten 
Bogenlinie  überragt,  welche  eine  kleine,  zart  betilzte  Schnitt- 
tläche  abgrenzt.  Das  sechste  Dorsalsegment  ist  fast  ganz 
unter  dem  vorhergehenden  versteckt,  nur  mit  seinen  seitlichen 
Zipfeln  hervorragend.  Der  fünfte  Ventralring  ist  breit,  ziem- 
licii  flach  au.'-gebreitel ,  vor  der  abgestutzten  Spitze  nieder- 
gedrückt;  als  Rudimente  eines  sechsten  Ringes  treten  zwei 
giiflelförmige,  an  der  Spitze  fingerförmig  gestachelte  Fort- 
sätze beiderseits  von  der  yVfteröfl'nung  hervor.  -  Der  länglich 
eiförmige  Hinterleib  des  Männchens  zeigt  ein  abgestutzt 
dreieckiges  siebentes  Dorsalsegment,  an  welchem  sich  durch 
zv^ei  Längskiele  eine  obere  und  zwei  seitliche  Flächen  ab- 
setzen. Auf  der  Bauchfläche  sind  der  3.  bis  6.  Ring  über 
die  ganze  Mitte  hin  mit  dicht  anliegendem  Filze  von  heller 
Farbe  bekleidet,  zuweilen  auch  der  Endrand  des  4.  und  5. 
mit  steifen  Börstchen  gewimpert. 

1.     Phil,  punctatus  Fab. 

Niger,  griseo-pnbescens,  tegulis,  abdominis  basi  pedibusque 
plus  minusce  rufis:  pectoris  lateribus  subuud/s,  abdominis 
segmentis  2. — 5.  maculatim  albn-pilosis.     Long  J%—  6'%  mill.    '4. 


143 

(1804)  Epeolus  pntic(at>is    F  ab  ricinus,   Syst.  Pieziit.  p.  389, 

110.  2. 

(1805)  Epeoliis  Kirhieuus  Latreille,  Hist.  nat.  d.  Criist.  et 

d    Insect.  XIV.  p.  49. 

(1806)  riiilereiniis  Kirbijanus  Latreille,  Gen.  Ci'ust.  et  Insect. 

lab    14,  fig.  10  ($). 
(1825)   Fliileremus  pvnrUihis  Lepeletier.    Encycl.   iiu'th.   -X. 

p.  104,  HO.  1  ($). 
(1841)  l'hileremus  puurlaliis  Lepeletier,    Hist.  nat.  des  Hy- 

mönopt.  IL  p.  513  no.  2  ($). 
(1847)  ?tomada    linindla    Nylander,   Adnotat.  Ap.  boreal. 

p.  186,  110.  18  ($). 

J  Abdomine  eloitt/ato,  n'u/ro,  seymeidorum  maryine  de- 
colori,  vetUraäbiis  3.—.')  breciter  ßaco-toiiienlosis ,  4.  et  ö. 
apice  setnlosis :  antennis  gracihorihus.     Lang.  0  milL 

(1850)  Phileremus  pimvlalus   Nylander,   Suppl.  adnot.  Ap. 
boreal.  p.  93  {,^). 

Kopf  und  Thorax  sind  bei  beiden  GeschleciUern  last  rein 
schwarz,  nur  sehr  sparsam  mit  greisen  Härchen  besetzt,  die 
Bruslseiten  fast  nackt,  etwas  glänzend;  der  Thoraxrücken 
beim  Männchen  diciiter  punktirt  und  matter  als  beim  Weib- 
chen. Letzteres  zeigt  die  beiden  ersten  Abdominalringe  ober- 
halb lebhalt  rostroth  gefärbt,  während  beim  Männchen  der 
ganze  Hinterleib  einfarbig  schwarz  erscheint;  nur  der  End- 
saum der  einzelnen  Ringe  ist  ober-  und  unterhalb  entfärbt, 
d.  ii.  rostgelb  durchscheinend.  Der  männliche  Hinterleib  i^t 
lang  gestreckt,  um  die  Hälfte  länger  als  der  weibliche,  die 
dichte  Befllzung  der  Bauchseite  sehr  kurz,  tomentartig,  weist- 
licli  gelb,  auf  Segment  o.  5.  jederseits  durch  spitz  dreieckige 
Diickie  Flecke  eingej-olinitten;  die  steifen  Börstchen  am  Spitzen- 
land   von   Segment  4.  und   5.  sind  goldgelb. 

Üiese  Art  sciieint  besonders  dem  nördlichen  Europa  eigen, 
aber  nirgends  häufig  zu  sein.  Fabricius,  Latreille  und 
Lepeletier  erhielten  sie  aus  der  Umgegend  von  Paris. 
Bohemau  aus  Schweden,  Nylander  aus  Finnland.  Klug 
ling  ein   Weibchen  in  der  Umgegend  Berlin's. 

'2.     P  hil.  nasu  tus. 

BreriHscnlas,  niyt^r.  abdomine  siipra  rufo-carieyalo,  capite 
Ihuraceqne  yriseo-,  pectoris  lateribus  dense  albido-squamnlosis. 
Long.  7   mill. 

?  Phileremus  Kirli/anus  Schenck,  Jahrb.  d.  Ver.  f.  Natiirk. 
Nassau  IX.  p.  205  ($). 

j.  Abdomine  orato ,  segmentis  rentralibiis  :i.~.}.  pilis 
incumbenlibiis  (lavis  dense  vestilis:  antennis  breviusruh's,  vali- 
dioribns. 

Zwar  nicht  viel  länger,  aber  beträchtlich  plumper  gebaut 


144 

als  das  Männchen  der  vorigen  Art.  Die  Fühler  sind  verhält- 
ni-ssmässig  kürzer  und  im  Bereich  der  Griffel  beträchtlich 
dicker,  das  dritte  und  vierte  Glied  rostroth ,  die  folgenden 
pechbraun.  Der  Kopf  ist  unterhalb  der  Augen  mehr  schnauzen- 
artig verlängert,  der  mittlere  Theil  der  Stirn  zwischen  Füh- 
lern und  Ocellen  buckelartig  aufgetrieben,  der  Scheitel,  das 
Hinterhaupt  mit  den  Backen  und  die  Stirnseiten  mit  kurzen 
bräunlich  grauen  Schuppenhaaren  dicht  bekleidet.  Die  Ober- 
fläche des  Thorax  zwar  gleichfalls  dicht  punktirt,  aber  glän- 
zender, mit  stärker  ausgeprägten  Längsschwielen  an  der 
Innenseite  der  Tegulae;  das  ganze  Pronotum,  die  vertieften 
Stellen  des  Mittelrückens,  das  Schildchen  und  Hinterschildcheu 
sowie  die  Seiten  des  Hinlerrückens  mit  theils  weisslicher, 
theils  braungelber,  die  Brustseiten  mit  kreideweisser  Be- 
schuppung dicht  besetzt.  Der  Spitzenrand  der  Vorderflügel 
ist  intensiver  gebräunt,  an  den  vorderen  Beinpaaren  die 
Kniee,  am  dritten  ausserdem  die  Basis  der  Schienen  blutroth, 
die  Schiensporen  und  die  Endglieder  der  Tarsen  rostroth. 
Der  Hinterleib  nicht  verlängert,  sondern  regelmässig  oval, 
stärker  gewölbt,  der  Endsaum  der  einzelnen  Kinge  in  weiterer 
Ausdehnung  und  intensiv  rostroth  gefärbt,  diese  Färbung  aber 
auf  dem  1.  und  3. — 5.  Ringe  oberhalb  sich  in  ziemlicher 
Breite  über  die  ganze  Länge  ausdehnend,  so  daes  eine  nur 
auf  dem  zweiten  Ringe  unterbrochene  helle  Mittelbinde  ent- 
steht. Auch  die  Spitzenhälfte  des  7.  (End-)  Segments  ist 
rostroth  gefärbt.  Die  weisse  Fleckenzeichnung  der  Oberseite 
ist  ausgedehnter  als  bei  Phil,  pnnctatus  und  durch  gröbere, 
mehr  schuppenförmige  Haare  gebildet.  Segment  1.  bis  5.  zeigen 
jederseits  einen  Rand-,  2.  bis  5.  ausserdem  noch  einen  mehr 
nach  innen  gelegenen  Haarfleck;  auf  Segment  2.  und  3.  dehnen 
sich  die  äusseren  bis  gegen  den  Vorderrand  hin  aus,  auf  6. 
erweitern  sich  die  Mittelflecke  bindenförmig  gegen  den  Seiten- 
rand hin.  Die  ganze  Mitte  des  3.  bis  5.  Bauchringes  ist  mit 
langen  und  groben,  niederliegenden  Filzhaaren  von  intensiv 
gelber  Färbung  und  seidigem  Glanz  bedeckt;  auf  dem  4.  und 
5.  setzen  sich  dieselben  längs  des  Hinterrandes  bis  zum 
Seitenrande  fort. 

Ein  einzelnes  von  mir  in  der  Berliner  Umgegend  (Freien- 
walde, 15.  Juli)  erbeutetes  Exemplar  flog  in  Gesellschaft  von 
Rhophites  quinquespinosus  Spin,  und    Megachile   apicalis  Spin. 

3.     Phil,  niveatuß  Spin. 

Abdoniinis  segmeniis  1.,  4..  5.  totis  niceo-tomentosis. 
Long.  6]4  w^*^^« 

(1838)  Phileremtis  niveatns  Spinola,  Annal.  soc.  entom.  de 
France  VIL  p.  535  no.  75  ($). 


14S 

Spinola  beschreibt  ein  einzelnes  Weibchen  aus  Aegyjtten, 
welches  unzweifelhaft  dieser  Gattung  angehört. 

Anmerkung.  Die  übrigen  der  Gattung  Fhileremns  bisher 
zuertheilten  Arten  sind  \  on  derselben  auszuschliessen,  da  sie 
die  Merkmale  jener  nicht  theilen.  Die  Beseiireibung  des 
Phileremiis  melectoides  Smith  (Catal.  Hymenopt.  Brit.  Mus.  II. 
p.  254,  no.  4)  aus  Albanien  passt  so  genau  zu  der  von  Lucas 
(Explor.  seient.  de  TAlgcrie,  Hymenopt.  pl.  9,  fig,  S)  gege- 
benen Abbildung  des  Philereinus  Oraniensis  Lepel.  (Hist.  nat. 
d.  Hymenopt  II.  p.  512,  no.  l^  aus  Algier,  dass  die  Identität 
beider  sehr  \a  ahrscheinlich  ist.  Nach  Smith  hat  Phil,  mele- 
ctoides das  Flügelgeäder  ^on  Anunobales,  dabei  aber  zwei- 
gliedrige Kiefertaster,  wie  sie  in  gleicher  Weise  von  Lucas 
auch  für  Phil.  Oraniensis  abgebildet  werden.  Das  von  Letzte- 
rem dargestellte  Weibclien  lässt  aber  ein  deutlich  hervor- 
tretendes, dreieckig  zugespitztes  sechstes  Hinterleibssegment 
erkennen,  nach  welchem  Merkmal  es  schon  allein  von  der 
Gattung  ausgeschlossen   werden  müsste. 

3.     II  last  CS    Panz. 

Krit.  Revision   IL  (1806). 

Anlennae   ,S  /3-artiriilatac,  articiilo  3.  bre-vi 

Palpi  maxillares  J-articulali. 

Labrnm  brece,  tra/tsrerse  ocalnm,  b//si  funndum. 

Cellula  radialis  hand  appendiculata. 

Scuiellmu  fere  planum. 

Unguiculi  pedum  anliconnn  in  o   bifidi. 

Abdomen  feminae  breite,  segmento  dorsali  ö,  triincatu.  6. 
brevissimo,  exciso,  ventrali  ö.  trausverso,  apice  leviter  emar- 
ginato.     Abdomen  maris   oblotigum,   subfus  medio   tometftosnm. 

Die  einzige  bis  jetzt  l»ekannt  gewordene  Art  der  Gattung, 
welcher  gewöhnlich  der  Namen  Pasites  Schoitii  Fab.  beigelegt 
wird,  ist  nach  dem  Gesetze  der  Priorität  zu  nennen: 

Biastes  brevicornis  Panz. 

$.  Atra,  fortiter  pvnclaia.  siibnuda,  mandibiflis,  tegulis, 
pedibus  abdomineque  rnfis.     Long.  ö'—S  mill 

(1798)  Tipliia  hrevivornis  Panzer,  Faun.  Insect.  German.  53,  6. 
(1804)  Jornada    Svlioitii   Fabricius,    Syst.    Piezat.    p.    394, 
no.  15. 

(1806)  Biastes  Schottii  Panzer,  Krit.  Revie.  II.  p.  241, 

(1807)  Pasiles  unicolor  Jurine,  Hymenopt.  p.  "^24. 
(1809)  Pasitvs  Sclioiiii  Latreille,  Gen.  Crust.  et  Insect.  IV. 

p.  171. 
(1825)  Pasiles  Schottii  Lepeletier,  Encycl.  meth.  X.  p.  17, 
no.  1. 


146 

(1841)  Pftsiies  Scholl ii  Lepeletier.  Kist.  iiat.  d.  Hymönopt. 
11.  p.  532,  no.  1. 

Q.  Aler,  mandibulis.  fcfftilis  pcdihusqnc  pireis:  ahdoiiiiiic 
nblongo.  scf/menlis  rentrolihns  .'?.  et  4.  viedio  ßaro-tomentosis. 
Long.  7% — 9  mill. 

(1804)  ?fomada    atrala   *Fabricius,    S}'st.    Piezat.    p.    393, 

no.  14  (sec.  specira.  typic). 
(1825)  Pasiles  aha  Lepeletier,  Encycl.  meth.  X.  p.  17,  no.  2 
(1841)  Pasiles  aira    Lepeletier,    Hist.  nat.    des  Hymenopt. 

II.  p.  533,   no.  2. 
(1852)  Sielis  alenans  E  ver  sni  a  nn  .  Bullet  de  Moscou  XXV, 

2.  p.  87,  no.  3. 

''S-  oar.  Antemm ,  tec/nlis,  pcdihiis  abdoniiiieqiie  rufo- 
brttKueis. 

(1841)  Pasiles  atra   Lepeletier,    Hist.    nat.    d.  Hvmenopt. 
pL   14,  flg.  4  ((5!). 

Weibchen.  An  den  Beineu  sind  die  Hüften,  Troehan- 
teren  und  Schenkel  heller  oder  dunkler  pechbraun,  zuweilen 
auch  die  Vorderschienen  dunkel  geringelt.  An  dem  ganz 
blutrot lien  Hinterleib  zeigt  der  fünfte  Dorsalring  in  der  Mitte 
seines  Hinterrandes  eine  halbkreib^löi  mige,  selnvielig  eiiiabene 
Fläche,  welche  mit  seidigem,  gelblich  %'\eissem  Toment  diclit 
bedeckt  ist;  zu  beiden  Seiten  derselben  ist  der  Spitzenrand 
mit  einem  Büschel  gelber  Borstenhaare  gewimpert.  Das  fünfte 
Bauchsegment  ist  vorn  mit  einer  tiefen  Bogenfurche  versehen 
und  hinter  derselben  beiderseits  wulstig  aufgetrieben;  vor  dem 
eingekerbten  Spitzenrand  ist  seine  Obeitläclie  merklich  ver- 
tieft. Die  ganze  Bauchseite  ist  vollständig  nackt,  sehr  viel 
feiner  und  dichter  als  der  Rücken,  fast  chagiinartig  punktirt. 

Männchen.  Der  Körper  erscheint  durch  den  länglich 
eiförmigen  Hinterleib,  welcher  den  Segmenten  entsprechend 
deutlich  eingeschnürt  ist,  beträchtlich  schlanker  nls  beim 
Weibchen.  In  der  Regel  ist  er  ganz  schwarz  gefärbt,  oder 
am  Hinterleib  nur  die  Ränder  der  drei  vorderen  Segmente 
blutroth  gesäumt;  es  kommen  jedoch  auch  Exemplare  vor, 
welche  durch  die  lichtere,  fast  rothbraune  Färbung  des  Hinter- 
leibes und  der  Beine  die  entschiedenste  Hinneigung  zu  dem 
Colorit  des  Weibchens  zur  Schau  tragen.  Bei  allen  zeigt 
die  Bauchseite  des  Hinterleibes  einen  ganz  ähnlichen  Haft- 
Apparat,  wie  er  den  P/jt/erewMS-Männchen  eigen  ist,  und 
welcher  offenbar  bei  der  Begattung  in  Anwendung  kommt: 
die  Mitte  des  dritten  und  vierten  sowie  der  Basalrand  des 
fünften  Segmentes  sind  dicht  rothgelb  beiilzt;  der  vordere, 
durch  die  Bogenfurche  abgesetzte  Theil  des  sechsten  Ringes 
"nd  der  ihm  entsprechende  l'heil  des  Hinterrandes  vom  fünften 
sind   mit  kurzen  Seidenhärchen  dicht  bekleidet. 


147 

Diese  Art  scheint  über  den  grössten  Tlieil  Euiopa's  ver- 
breitet zu  sein,  da  Fabricius  sie  aus  Kiel.  Eversnriann 
sie  aus  dein  Wolga-Gebiet  stammend  angiebt ,  das  hiesige 
Museum  sie  aus  der  Krim,  Oesterreich  und  von  Mannheim 
besitzt.  Ein  mir  aus  der  Berliner  Umgegend  vorliegendes 
Weibchen  wurde  von  Herrn  Scherfling  bei  Freienwalde 
gefangen. 

Anmerkung,  üass  diese  Art  noch  in  den  neuesten 
Catalogen  und  anderen  compilatorischen  Schriften  über  ein- 
heimische Bienen  unter  zwei  Namen  [Pasites  Schollü  und 
atra)  figurirt,  beruht  lediglich  auf  Nachschreiberei.  Letzterer 
Name  hat  überhaupt  keine  Berechtigung,  da  F^abricius  das 
Männchen  Nomada  alrata  genannt  hat.  Uebrigens  hat  schon 
dieser  Autor  die  Artidentilät  seiner  Nomada  atrata  und 
Schottii  gemuthmasst,  nur  dass  er  letztere  als  Varietät  der 
ersteren  in  Anspruch  nahm,  v^'ährend,  wie  Ziegler  zuerst 
richtig  an  Lepeletier  meldete,  jene  das  Männchen,  diese 
das  Weibchen  ist.  Der  so  auffallenden  Filzhekleidung  aul' 
der  Bauchseite  des  männlichen  Hinterleibes  wird  allein 
von  Eversmann  erwälint,  \^  elclier  übrigens  das  von  ihm 
als  Stelis  aberrans  besciiriebene  Exemplar  irriger  Weise  als 
Weibchen  angesehen  hat.  Angaben,  wie  diejenige  von 
Schenck  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  X.  p.  341),  dass  die  Bauch- 
seite des  weiblichen  Hinterleibes  mit  dichter  Behaarung  nach 
Art  von  Megachile  besetzt  sei,  bedürfen  keiner  Widerlegung; 
ein  einziger  Blick  genügt,  um  die  vollständige  Nacktheit  fest- 
zustellen. —  Dass  der  vorstehenden  Art  nicht  der  Gattungs- 
name Pasites  zukommt,  ist  bereits  oben  nachgewiesen  worden; 
ebenso  wenig  kann  ihr  der  Artname  Schottii  Fab.  verbleiben, 
da  die  Panzer'sche  Benennung  Tiphia  hrericornis  um  sechs 
Jahre  älter  ist. 

4.     JPIliarilli^  nov.  gen. 

Äntennae  articulo  tertio  elongato. 

fM/fnim  elongatum,   cannatnm 

Palpi  maxdlares  sexarticulati. 

ScutellKm  bituberculatum,  postscutellum  planum. 

Cellida  radialis  haud  appendiculala. 

Abdomen  ?  cordatnm,  segmento  dorsali  0.  exserto ,  sub- 
(piadrato,  ventrali  ')  piano,  Iranscerso ,  apice  exciso ,  ibiqiie 
lange   ßmbr/ato. 

VngiiiniU  $  onnies  basi  appendicnlati:   metatarsi  clongali 

Die  Gattung  stimmt  im  Habitus  und  Colorit  mit  Ammo- 
hates  überein,  unterscheidet  sich  aber  schon  durch  die  merk- 
lich   schlankeren    Fühler,    an    welchen    das    dritte    Glied    die 


148 

Länge  des  Schuftes  erreiclit  und  den  beiden  folgenden  /u- 
sanimengenommen  gleich  ist.  Die  verlängerte  und  nach  vorn 
verschmälerte  Überlippe  zeigt  besonders  gegen  die  Basis  hin 
einen  deutlichen  Mittelkiel;  von  den  scciis  Glied  ein  der  Kiefer- 
taster ist  das  zweite  am  längsten.  Die  Radialzelle  ist  be- 
trächtlich länger  und  schmaler  als  bei  Ammobales,  liebt  sich 
nach  hinten  nicht  von  der  Costa  ab  und  trägt  keinen  deut- 
lichen Anhang.  Der  Metatarsus  aller  Beine  ist  länger  als  die 
folgenden  Tarsenglieder  zusammengenommen.  Der  Hinterleib 
des  Weibchens  ist  weniger  gewölbt  als  bei  Ammobales  und 
verengt  sich  schon  von  der  Mitte  des  zweiten  Segmentes  ab 
nach  hinten  herzförmig.  Der  fünfte  Dorsalring  ist  seitlich  und 
am  Hinterrande  deutlich  ausgeschweift,  der  schmale  viereckige 
sechste,  welcher  erliaben  gerandet  und  nach  hinten  leicht 
verengt  ist,  tritt  frei  hinter  demselben  hervor.  Hinter  dem 
grossen  und  abgeflachten  fünften  Ventralring,  welcher  durch 
die  lange  Franzung  seines  ausgeschnittenen  Spitzenrandes  auf- 
fällt, treten  zwei  nach  aussen  und  hinten  gerichtete  GrifTel- 
fortsätze  mit  erweiterter  und  fingerförmig  gedornter  Spitze 
(ähnlich  wie  bei  Philer emus)  als  Ersatz  für  ein  sechstes  Bauch- 
segment hervor. 

Anmerkung.  Herr  Rado  szkoN\  sk y  hat  (Hör.  soc.  entom. 
Rossic.  V.  p.  82)  eine  Gattung  Ammolatoides  aul'gestent,  welche  er 
zwar  durch  sechsgliedrige  Kiefertaster  cliarakterisirt,  unter  welcher 
er  aber  als  zweite  Art  den  Phileremus  mehvloides  Smith  mit  zwei- 
gliedrigen Kiet'ertastern  aufführt.  Da  letztere  Art  auch  sonst  von 
dem  mit  ihr  vereinigten  Phileremus  nldominaUs  Eversm  wesentlich  ver- 
schieden ist,  so  entbehrt  diese  Gattung  jedweder  Begründung.  Der 
ihr  beigelegte,  völlig  sinnlose  Name,  welcher  „Sandgänger-Aehnlicher" 
bedeuten  würde,  könnte  so  wie  so  nicht  in  eine  wissenschal'tliche 
Nomenclatur  Aufnahme  linden;  eine  Art  ..Ammolatoides  melecloides" 
zu  nennen,  ist  geradezu  lächerlich. 

Phiarusabdominalis. 

Niger,  ptinctalus,  albo-pnbescens,  abdowine,  tibüs  poslicis 
farsisque  omnibus  rußs ,  antennarnm  articulo  terfio  subtus 
ferrugiiteo:  abdominis  segmentis  3 — 5.  apice  fasciatini  täveo- 
pilosis,  qninto  infusca/o.    Long.  10— li  mill.     $. 

(^I8b2)  Phileremus     aldominalis    *Eversmann,     Bullet,    de 

Moscou  XXV,  2.  p.  88,  no.  1  ($). 
(1855)  Ammohalcs   ejctraneus   Fo  erster,    Verhaiidl.    naturh. 
Ver.  d.  Preuss.  Rheinlande  XII   p.  253,  no.  17  ($). 
(1868)  Aminobatoides  aldominalis  Radoszkowski,  Hör.  SOC. 
entom.  Rossic.  V.  p.  82. 
Apis  humerosa  *  Pal  las   mscpt. 
Ammolates  Pallasii  -'Erichson  in  Mus.  Berol. 

Foerster  hat  von  dem  Weibchen  dieser  Art  eine  er- 
schöpfende Beschreibung  gegeben,  während  Eversmann  sie 
nur    oberflächlich    nach    den    Farben   charakterisirt.      Auf  die 


149 

von  Eversmann  an  die  liiesige  Entomologis-clie  Satnnilung 
einges-andten,  aber  damals  von  ihm  noch  nicht  benannten 
Exemplare  aus  Orenburg  passen  sowolil  seine  als  Fo  erst  er 's 
Angaben  genau,  f-o  dass  an  der  Identität  der  von  beiden  auf- 
gestellten Arten  nielit  zu  zweifeln  ist.  Alle  bis  jetzt  beschrie- 
benen soM  ie  aucli  die  fünf  mir  vorliegenden  Exemplare  sind 
Weibehen,  (Die  Angabe  des  nias  bei  der  Foer  ste  r  "schon 
Diagnose  p.  253  beruht  auf  einem  Irrthum  und  wird  durch 
die  Besehreibung,  in  welcher  \  on  dem  Aculeiis  die  Rede  ist, 
p.  255  wideilegt.) 

Die  vorstehende  Art  scheint  auf  das  südöstliche  Europa 
beschränkt  zu  sein.  Pallas  sammelte  sie  schon  zu  Anfang 
dieses  Jahrhunderts  im  südlichen  Russland,  Da  hl  in  Ungarn 
(Mus.  BeroL):  später  wurde  sie  von  Eversmann  im  Wolga- 
Gebiet  und   von  Fri^^'aldsky  in  Klein-Asien  aufgefunden. 

Anmerkung.  Ob  die  zweite  von  Eversmann  (a.  a.  0. 
j),  89)  aufgeführte  Art:  Philerenius  hirsululus  dieser  Gattung 
angehört,  läset  sich  beim  Mangel  brauchbarer  Angaben  über 
dieselbe  nicht  entscheiden:  möglicher  Weise  ist  sie  nur  auf 
das  Männchen  des  Ph.  abdominalis  gegründet.  Der  von  dem- 
selben Autor  in  seine  Gattungsdiagnose  von  Fliileremus  auf- 
genommenen Angabe,  dass  in  den  Vorderflügeln  der  zweite 
Nervus  recurrens  gerade  auf  die  erste  Cubital-Querader  stosse, 
ist  jedenfalls  kein  grosses  Gewicht  beizulegen,  da  dieselbe 
nur  auf  ein  mir  vorliegendes  (neben  zwei  anderen  von  Evers- 
mann eingesandtes)  Exemplar  zutrifft,  wäiirend  bei  allen 
übrigen  die  Einmündung  beider  Nervi  recurrentes  sich  wie 
bei  Ammohates  verhält. 

5.     Il)iiglages,  nov.  gen. 

Vertex  fronte  angnstior,  oculi  et  orelli  aucti. 

Antennae  tenues,  articulo  3.  elongato,  a/ncali  (^  dilatato, 
lenticnlari. 

Labrum  clongatutii,  hast  bituherculatnm. 

Palpi  maxillares  sexarticulati. 

Sculellmn  bret^e,  inerme. 

Celliila  radialis  elongata,  haud  appendiculata. 

Unguiciili  antici  (^  apice  bißdi,  posteriores  appendiculaü. 

Abdomen  brece,  cordatum,  segmenlo  dorsali  7.  angnsto, 
marginato. 

Corpus  villosutn. 

Die  Gattung  zeigt  habituell  die  meiste  Aehnlichkeit  mit 
Melecta,  an  welche  sie  besonders  durch  die  wollige  Behaarung 
der  Körperoberlläche,  den  kurzen  und  nach  hinten  herzförmig 
zugespitzten  Hinterleib  und  die  Zeichnung  desselben  mit  weiss- 


150 

filzigen  Halbbinden  erinnert;  doch  ist  sie  von  dieser  sofort 
durch  die  nur  zu  zweien  vorhandenen  Cubitalzellen,  durch 
die  Fühlerbildung  des  Männchens,  durch  die  Form  des  Schild- 
chens u.  s.  w.  zu  unterscheiden  und  erweist  sich  nach  ihren 
wesentlichen  Merkmalen  überhaupt  als  mit  Ammohates  und  der 
vorhergehenden  Gattung  in  nächster  Verwandtschaft  stehend. 
—  Durch  die  auffallend  grossen  Netzaugen  des  Männchens 
ist  in  ähnlicher  Weise  wie  bei  Epeoloides  coecutiens  Fab.  (^ 
(=  Ep-  ambigua  Gir.  $)  der  Scheitel  verengt  und  beträcht 
lieh  schmaler  als  die  Stirn;  die  gleichfalls  vergrösserten 
Ocellen,  welche  deutlich  in  Form  eines  liegenden  Dreiecks 
gestellt  sind,  lassen  jederseits  nur  einen  schmalen  Raum  gegen 
die  Netzaugen  hin  frei.  Die  Fühler  (des  Männchens)  sind 
kurz  und  dünn,  das  dritte  Glied  langgestreckt,  das  accesso- 
rische  13.  Glied  scheibenförmig  erweitert  und  von  oben  nach 
unten  stark  zusammengedrückt.  Die  verlängerte  Oberlippe 
ist  nach  vorn  verschmälert,  an  der  Spitze  abgerundet,  nahe 
der  Basis  in  Form  zweier  Höcker  aufgewuhtet.  Die  schmalen, 
zugespitzten  Mandibeln  sind  ungezähnt;  die  Maxillartaster 
sechsgliedrig,  ihr  zweites  Glied  am  längsten,  die  folgenden 
allmälig  kürzer  und  dünner  werdend.  Die  Ligula  von  der 
Länge  der  Lippentaster,  scheinbar  glatt,  ohne  Paraglossen, 
die  Lippentaster  scheidenförmig.  —  Schildchen  kurz  und  breit, 
unbewehrt.  Geäder  der  Vordertlügel  wie  bei  Ammohates, 
die  Radialzelle  aber  mehr  langgestreckt  und  ohne  Anhang, 
die  zweite  Cubitalzelle  um  die  Hälfte  länger  als  die  erste 
und  beide  Nervi  recurrentes  aufnehmend.  Schenkel  und  Schie- 
nen kurz  und  kräftig,  Tarsen  verlängert;  Hinterschienen  wie 
bei  Ammohates  ausserhalb  mit  Dörnchen  besetzt  und  an  der 
Spitze  erweitert,  ihr  hinterer  Endsporn  fast  die  Mitte  des 
Metatarsus  erreichend.  Siebentes  Dorsalsegment  des  männ- 
lichen Hinterleibs  in  Form  einer  länglich  viereckigen,  beider- 
seits scharf  gerandeten  Platte;  fünftes  Ventralsegment  am 
Spitzenrande  mit  steifen  Borstenhaaren  besetzt,  die  Mitte 
desselben  durch  eine  bogenförmige  Aufwulstung  wie  aus- 
geschnitten erscheinend ;  sechstes  gross,  flach,  fast  halbkreis- 
förmig, jederseits  mit  aufgerichtetem  Haarpinsel. 

Euglages  scripta. 

Nigra,  punctata,  cinereo-villosa ,  f'acie ,  pectoris  laterihus 
' abdominisqiie  fasciis  qnhique  interruptis  irweo  -pilosis :  antennis 
subtns  et  apicein  versus  testaceis,  nifjro-clavatis,  aus  fere 
hijalinis.     Long.  11  mill.      '^. 

Fühler  wenig  länger  als  der  Kopf,  das  dritte  Glied  fast 
so  lang  wie  die  drei  folgenden  zusammengenommen,  die 
Geissei    rothgelb,   jedoch   oberhalb    mit    einer   sich    bis    zum 


151 

neunten  Gliede  erstreckenden  peclibraunen  Strieme,  das  End- 
glied quer  und  abgerundet  viereckig,  linsenförmig,  tief  und 
glänzend  schwarz.  Kopf  dicht  und  fein  körnig  punktirt,  matt, 
der  Scheitel  sperrig  greis,  Stirn  und  Clj^peus  dagegen  dicht, 
lang  und  anliegend  silberweiss  behaart.  Oberseite  des  Thorax 
rings  hei  um  gleichfalls  dicht  gedrängt,  auf  der  Scheibe  und 
dem  Scliildchen  sperriger  punktirt  und  daher  etwas  glänzend; 
letzteres  ist  tief  eingekerbt,  zweiwulstig.  Behaarung  auf  der 
Vorderhälfte  des  Thoraxrückens  und  über  die  ganze  Brust 
hin  dichter  und  rein  weiss,  auf  dem  Schildchen  aschgrau, 
hinter  demselben  gemischt,  schmutzig  weiss.  Schenkel  und 
Schienen  weisszottig;  Innenseite  der  Tarsen  seidig  glänzend 
gelb  behaart;  Schiensporen  schwarz;  die  drei  Endglieder  der 
Tarsen  röthlich  pechbraun.  Metatarsus  der  Vorderbeine  an 
der  abgeschrägten  Spitzenhälfte  mit  kammförmiger  Haarbürste, 
derjenige  der  Mittelbeine  dünn,  im  Profil  betrachtet  leicht 
eingebogen,  so  lang  wie  die  übrigen  Tarsenglieder  zusammen- 
genommen, der  hintere  breit  und  etwas  mehr  als  die  Hälfte 
der  ganzen  Fiisslänge  betragend.  Flügel  pechbraun  geädert, 
nur  sehr  leicht  wässrig  braun  getrübt.  Hinterleib  dicht  und 
fein  körnig  punktirt,  fast  matt,  an  der  Basis  mit  buschig  auf- 
gerichteter, weisser  Behaarung  bekleidet;  die  weissfilzigen 
Halbbinden  am  ersten  Segment  kurz,  fast  oval,  an  den  fol- 
genden allmälig  länger  gestreckt,  bis  sie  auf  dem  fünften  in 
der  Mittellinie  zusammenstossen.  Endrand  des  sechsten  Ringes 
gelbfilzig,  der  siebente  nackt,  schwarz  mit  blutrother  Spitze. 
Behaarung  der  Unterseite  sowie  die  Seitenpinsel  des  sechsten 
Ventralringes  bräunlich  aschgrau. 

Aus    dem    südlichen    Spanien;    nur    das    Männchen    vor- 
liegend. 

Anmerkung.  Die  Aehnlichkcit,  welche  die  im  Vorstehenden 
beschriebene  Art  mit  dem  Philcieinus  Oranienis  Lepel.  Lucas  (Explor. 
de  l'Algörie,  Hyinenopt.  pl.  9,  fig.  8)  und  dem  Phil,  melecloides  Smith, 
nach  der  Abbildung  resp.  Beschreibung  dieser  beiden  Arten  zu  ur- 
theilen,  in  Colorit  und  Zeichnung  erkennen  lässt,  erweckt  unwill- 
kürlich den  Gedanken  an  eine  nähere,  wenigstens  generische  Ver 
waiidtschaft  zwischen  denselben.  Da  jedorh  den  beiden  genannten 
Arten  ausdrücklich  z  we  i  gliedrige  Kiel'ertastcr  zugeschrieben  werden, 
die  Euf/hu/ps  scriplti  dagegen  deutlich  se  chsgliedrige  besitzt,  muss 
wenigstens  vorläufig  von  einer  \  ereinigung  abgesehen  werden.  Uebri- 
gens  soll  das  Männchen  des  Philer,  Oraniensis  nach  Lepeletier's 
Versicherung  dem  Weibchen  vollständig  gleichen  ,  würde  mithin  der 
ausgezeichneten  Fühlerbildung  der  Enr/hujes  scripta  entbehren. 

6.     Alllllioliates  Latr.,  Lepel. 

Änlemiae  arliculo  terlio   breoi. 

Labrum  elongatum,  apicem  cersua  angustahiin. 


152 

Palpi  iiiaxillares  4 — 6-articulaü 

Clypciis   i^  ntrinqne  fasciciilafus. 
Po.slsnilellnm  pruniiuens. 

Cellula  radialis  apice  niibtnnicafa  et  appendicidala 
Ungiiiculi  S  omnes  basi  appendiculati. 
Abdomen  $  segmenlo  dorsali  U.  iriqnelro,   apice  tni/icafo, 
rentralibns  4.  et  .5    longioribus.  ö.  dedir^i,  siibcompresso. 

1 .     A  m  m  o  b  a  t  e  s  r  u  f i  \'  e  n  t  r  i  s  Lepel. 

Niger,  opacus,  cinereo-pubesccns ,  abdoininc  rttfo,  apice 
infiificalo:  scutello  fcre  pknw.     Long.  lO  mill 

(1825)  Amnohaics  ni/ivoiiris  Lepeletier,  Encycl.  method. 
X.  p.  17,  110.  1  ($).  —  Hist.  nat.  d.  TIvm.'nopt.  II. 
p.  150,  no.  1   ($). 

u-  Tibiis  anterioribus  infiiscaUs,  poslicis  tarsisf/ne  Omni- 
bus rn/is:  abdominis  segmciifis  .'>.  et  (J.  su//ra  fascialim  albo- 
pilosis.  (J.  et  7 .  nigro-fuscis. 

(1806)  Aiilliuphfira  alxId/iiiiKilis  "■  1 1 1  i  g  e  r,  Ma^az.  f.  Insektenk. 

V.  p.  106,  HO.  9  (,^). 
(1*^43)  AmmohdU's  miiliciis  Öpinola,    Aunal.  soc.  entom.  de 

France  2.  srr.  T.  p.  141  (^). 

Die  Oberlippe  ist  beiderseits  und  an  der  Spitze  licht 
peclibraun,  die  Mandibeln  vor  der  Spitze  blutroth  geringelt. 
Die  verhältnissmässig  kurzen  Kiefertuster  sind  (beim  Männ- 
chen) seclisgliedrig,  iiir  viertes  Glied  dicker  als  die  übrigen. 
Kopf  und  Thorax  sind  dicht  und  grob  lunzlig  [»unktirt,  das 
Scliildciien  zwar  etwas  aul'gewulstet,  aber  längs  der  Mittel- 
linie nur  schwach  eingedrückt.  Die  Tegulae  am  Aussenrande 
rotlibraun.  Der  durch  eine  (^uerlinie  abgesetzte  hinteie  Theil 
der  Abdominahinge  ist  licliter  joth  gefärbt  als  der  vordere 
und  feiner  punktirt.  Die  feine  weist^e  Behaarung  bildet  zu 
beiden  Seiten  der  vordeien  Ringe  nur  sehr  leichte  Schiller- 
flecke,  während  sie  auf  dem  5.  und  6.  eine  dichte  Haarbinde 
darstellt.  Das  grob  gekörnte  siebente  Segment  des  männ- 
lichen Hinterleibes  ist  nackt,  schwarz,  das  voriiergehende 
schwärzlich   braun. 

In  Spunien  und  l*ortugal  einlieimiseli.  —  Der  Animoh 
mnticus  Spin,  ist  auf  das  Männchen  der  vorliegenden  Art 
begründet. 

'2.      Ammobatcs    vinctus, 

Niger,  opacus,  dense  rugosu-punctalns.  thoracis  laleribus 
dense  niveo-sqiiamosis,  scntello  bicalloso:  abdomine  riifo,  apice 
/ligro-fusco,  segmenlis  3  — 6*.  nireo-fasciatis.  fasciis  continiiis 
Long.  6'X — //i  inilL      q. 


153 

(1806)  Anlhophora   epeoUna   *  111  ig  er,   Magaz.  f.  Insektenk, 
Y.  p.  106,  HO.  10  (,fj). 

Dem  Ammob.  bicolor  in  Form  und  Färbung  sehr  nahe 
stehend,  jedoch  durchschnittlich  um  ein  Drittheil  kleiner,  durch 
kürzere  Fühler,  s  cc  li  sgliedrige  Kiefertaster,  die  dichtere  Be- 
kleidung der  Brustseiten,  das  tiefer  eingekerbte  Schildchen 
und  durch  die  Haarbinden  des  Hinterleibs  abweichend.  An 
den  kurzen  und  dicken,  vorn  schwärzlich  pechbraunen  Füh- 
lern sind  die  Glieder  vom  4.  bis  12.  durchweg  breiter  als 
lang.  Der  Haarpinsel  zu  jeder  Seite  des  Cljpeus  ist  gleich 
den  die  blutrothe  Mitte  der  Mandibeln  bekleidenden  Borsten 
rostgelb.  Die  Kiefertaster  sind  verhältnissmässig  lang,  sechs- 
gliedrig,  die  beiden  Endglieder  verdünnt,  das  vierte  am 
längsten.  Kopf  und  Thorax  find  ebenso  dicht  körnig  wie  bei 
Ammob.  bicolor  punktirt,  ihi-e  Oberseite  aber  durch  aufliegende 
Schup|ienhärchen  graubraun  und  matter  erscheinend;  Pro- 
notum ,  Hinterscliildchen  und  Seiten  des  Hinterrückens  dicht 
filzig  asciigriui  beliaart,  Brustseiten  mit  schneew  eissen  Haar- 
schuppen bedeckt.  Schildciien  durch  einen  tiefen  mittleren 
Längseindruck  getheilt.,  die  beiden  dadurcli  gebildeten  Schwie- 
len aufgetrieben,  leicht  glänzend.  Beine  mit  Einschluss  der 
Schiensporen  schwärzlich  pechbraun,  das  Ende  der  Taiseu 
und  die  Fussklauen  rothbraun.  Flügel  wie  bei  Ammob.  bicolor. 
Hinterleib  an  der  Basis  fein  und  gleichmässig,  an  den  Seiten 
der  beiden  ersten  Ringe  leicht  fleckenarlig  weiss  behaart;  am 
Hinterrand  des  4.  bis  6.  dagegen  bilden  die  dichten  und 
schu[)penartigen  Haare  je  eine  schmale,  durchgehende  und 
scharf  begrenzte  Binde.  Beim  Männchen  sind  das  5.  und  6, 
Segment  pechbraun  gefäibt,  das  siebente,  durchaus  nackte 
tief  sch^^  arz. 

In  Portugal  vom  Grafen  Hoffmannsegg  aufgefunden 
(Mus.  Berol.).  Nur  Männchen  vorliegend.  —  Der  111  iger'sche 
Name  ist  durch   keine  Besehreibung  gestützt. 

3.     Amniobates  bicolor  Lej»el. 

f\iy('r,  filibo/jaciis,  rngoso-piniclulus,  (ibdomine  nifo,  apice 
niijro.  sciiiuenlis  I  —.V.  Idicribits  macii/alini ,  4 — J.  (¥)  t}<il 
l. — ().  (j)  fdscialim  n/veo-pilosis      Long    0  -  8%  mill.      oV- 

(18^5)  .Iminolxtles  hiculor  LepeU'tier,  Encjcl.  luoth.  X. 
p.  17,  no.  2  (^).  -  ilibt.  iiat.  d.  Hymeuopt.  II. 
p.  511,  110.  2  {S(l}.  —  Ibidem,  Atlas  pl.  1-4,  lig.  5,6 
(,^$).  —  Cuvier.  Regne  animal ,  cd.  Masson 
pl.  127,  fig.  6  (_9_?). 

Dil'  Art  ist  von  Le])eletier  duichaus  kenntlich  be- 
schrieben, dagegen  in  dem  Atlas  seines  Hjmenopteren-Werkes 
ebenso    mangelhaft   wie   in    der   illustrirten  Ausgabe  von  Cu- 


lfS4 

vier''s  R6gne  animal  abgebildet.  Die  Kiefertaster  sind  — 
nacli  einem  von  mir  Unterpachten  weiblichen  Exemplare  — 
sehr  kurz  und  nur  vierglii'drig ,  die  beiden  letzten  Glieder 
verkür/t  und  eng  an  einander  tchliessend.  Diese  Abweichung 
ist  der  vorigen  Art  gegenüber  um  so  autl'allender,  als  beide 
sich  im  Uebrigen  äusserst   ähnlich   sehen. 

Der  AmmobtÜHs  bicolur  ist  weiter  über  Europa  verbreitet 
als  die  beiden  vorhergehenden  Arten.  Nach  Spinola  ist  er 
in  Italien  häufige  Lepeletier  beschreibt  ihn  aus  der  Um- 
gegend von  Paris,  mir  selbst  liegt  u.  A  auch  ein  bei  Berlin 
(Sc  heifling)  gefangenes  Exemplar   vor. 

7.     Olliaelltliei^,   nov.  gen. 

Anleniiac  articiilo  Icrlio  oblongo. 

Lahnim  subqiiadratum. 

Pal/)i  inaxillares  -/-arliriildli. 

Poslaculelluni  haiid  prominens,  liujiilat'  nuu/uuc. 

Ccllii/a  rddialis  Inutciita,   disiiuvte  appendirtilata 

Abdomen  -V  se</nu>nlo  dorsal/  6.  apirc  Irinirato,  retrorsum 
sp'uinloso,  rentraU  J.  aciimiiKito,  decliri,  oplcc  subcoiiipresso  et 
profunde  exciso 

Die  Gattung  gleicht  im  Habitus  und  Colorit  fast  durch- 
aus Ammobates,  zeigt  aber  im  Einzelnen  eine  Reihe  von  Ab- 
weichungen, welche  ihre  Abtrennung  gerechtfertigt  erscheinen 
lassen.  Die  Oberlippe  ist  beträchtlicli  kürzer,  kaum  länger 
als  breit,  abgerundet  quadratisch,  mit  aufgebogenem  Vorder- 
rande. An  den  Maxillartastern  ist  das  erste  Glied  lang 
gestreckt,  das  vierte  so  lang  wie  die  beiden  voriiergehenden 
zusammengenommen.  Das  dritte  Fühlerglied  ist  um  die  Hälfte 
länger  als  das  folgende.  Das  Mesonotum  ist  mit  einer  tiefen 
Mittel-  und  mit  deutlichen  Parupsidenfurchen  versehen,  das 
Schildchen  zweiwulstig,  hinten  senkrecht  abfallend,  das 
Hinterschiidchen  nicht  hervortretend.  Die  Tegulae  sind  ver- 
grossert ,  eiförmig.  Die  Radialzelle  i.-t  mehr  langgestreckt 
und  mit  einer  Anhangsader  verselien,  welche  fast  bis  zur 
Costa  reicht  und  so  gleichsam  eine  zweite  Zelle  bildet.  Der 
erste  Nervus  recurrens  stösst  auf  die  zweite  Cubitalquerader, 
während  der  zweite  jenseits  der  Mitte  des  Hinterrandes  in 
die  zw  eite  Cubitalzelle  einmündet.  Am  weibliehen  Hinterleil) 
ist  der  sechste  Dorsalring  durch  zwei  Kiele  in  eine  mittlei  e 
obere  und  zwei  schräg  abfallende  Seitentlächen  getheilt  und 
aul'  seiner  hinteren,  senkrecht  ablallenden  Fläche  dicht  mit 
Dörnchen  besetzt.  Der  fünfte  Ventralring  ist  ähnlieh  wie  bei 
Ammobates  gestaltet,  zum  Hervortritt  des  Aculeus  aber  längs 
der  Spitzenhälfte  gespalten. 


165 

Die  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Arten  sind  in  Afrika 
einheimisch. 

1.  Omachthes  carnifex. 

Ater,  foi  liier  rugoso-pnnclaliis,  snblus  griseo-pubescens, 
mandihulis  sangtiineis ,  abdomine  pedibusqve  laete  rufii-,  alis 
fuscis,  viohireo-inicantibiis.     Long.  11  mill.     $. 

Ammolales   dichrous    *Klug    in   Mus.   Berol.    —    Spinola, 
Annal.  soc.  entom.  de  France  2.  ser.  I.  p.  141,  note. 

Gesicht  mit  sparsamer  braungelber,  Oberlippe  mit  ab- 
stehender greiser  Behaarung  bekleidet;  Mandiheln  intensiv 
roth,  mit  6ch\A  arzer  Bas-is.  Tliorax  oberhalb  kurz  greisgelb, 
die  Seiten  der  Brust  und  des  Hinterrückens  weisslich  behaart. 
Mesonotum  beiderseits  von  der  Mittelfurche  stark  scliwielig 
aufgetrieben  und  hier  gleich  dem  zweiwulstigen  Schildchen 
etwas  glänzend;  Tegulae  peclibraun.  Flügel  gleichmässig  und 
stark  gebräunt,  mit  stahlblauem  Schimmer  und  schwarzem 
Geätler.  An  den  licht  und  intensiv  lostrothen  Beinen  siud  die 
Hüften,  Troclianteren  und  die  Fussklauen  schwarz;  Metatarsus 
nicht  ganz  von  Schienenlänge,  an  den  Mittelbeinen  merklich, 
an  den  hinteren  dagegen  kaum  kürzer  als  der  übrige  Fuss. 
Hinterleib  oben  und  unten  licht  rostroth,  auf  der  Vordei  hälfte 
die  einzelnen  Ringe  ziemlich  (lach  und  wenig  gedrängt  i)unktirt, 
auf  der  hinteren  glatt:  die  Bedornung  der  abgestutzten  End- 
fläche des  sechsten  Segmentes  schwarz 

Vom  Cap,  im  Berliner  Museum;  nur  das  Weibchen  vor- 
liegend. 

2.  Omachthes  dichrous. 

Pdsiics  dichroa  Smith,  Catal.  Ilymenopt.  Ins    Brit.  Museum 
II.  p.  253,  no.  4. 

Diese  von  Sierra  Leone  stammende  Art,  welche  mit  der 
Gattung  Pasiles  nichts  gemein  hat,  scheint  nach  den  von 
Smith  über  dieselbe  gemachten  Angaben  der  vorli ergehenden 
in   \ieler  Beziehung  ntihe  zu   stehen. 

3.     Omachthes  h  i  s  t  r  i  o. 

yiger,  punctuliis,  siibuitidus,  niceo-pilosus,  abdomine  rufo, 
segiiientis  /.—.">'.  ulrinque  maculaliin,  4.  el  .5.  fasciatiin  argenleo- 
sericeis:  alis  dibile  fuscis.     Long    7 — .9%  mill.     $ 

tar.     Abdomine  rufo-pireo  i'el  nigro-fusco. 

Dem  Ammobates  bicolor  in  Gestalt  und  Färbung  sehr 
ähnlich  und  durchschnittlich  auch  von  gleicher  Grösse,  An 
den  Fühlern  sind  die  beiden  ersten  Glieder  vorn  pechbraun, 
die   Mandiheln  mit  Ausnahme    der  Basis  blutroth.     Die    Ober- 

11 


156 

lippe  und  die  ganze  Gesichtsfläche  bis  zu  den  Ocellen  hinauf 
sind  dicht  silberweiss  beiiaart;  ebenso  das  Pronotum,  die 
Brustseiten,  zwei  Flecke  zu  jeder  Seite  des  Hinterrückens, 
die  Aussenseite  der  Hüften,  Schienen  und  Tarsen.  Scheitel 
und  Mesonotum  sind  seltener  dicht  gedrängt,  meist  sperrig 
grob  punktirt,  im  letzteren  Fall  ziemlich  stark  glänzend. 
Tegulae  bald  rötlilich-,  bald  dunkler  jjeehbraun,  Flügel  gegen 
die  Spitze  hin  allmälig  stärker  gebräunt,  mit  bläulichem 
Schimmer.  Beine  rötlilich  pechbraun  mit  gleichfarbigen  Schien- 
sporen. Hinterleib  lebhaft  rostrotii  mit  mehr  oder  weniger 
deutlicher  Bräunung  der  drei  Endringe,  fein  und  ziemlich 
dicht  punktirt,  glänzend;  ausser  der  Basis  des  ersten  Ringes 
ist  jederseits  ein  ovaler  Spitzenfleck  desi-elben,  auf  den  beiden 
folgenden  eine  in  der  Mitte  breit  unterbrochene,  auf  dem 
vierten  und  fünften  dagegen  eine  durchlaufende  breite  Binde 
dicht  silberweiss  behaart.  Auf  der  Bauchseite  ist  diese  Be- 
haarung sehr  dünn  und  kurz,  nur  an  der  Spitze  des  fünften 
Ringes  verdichtet.  Die  Bedornung  der  Stutzfläche  des  seciisten 
Dorsalringes   ist  schwärzlich. 

Bei  zweien  der  vorliegenden  weiblichen  Exemplare  ist 
der  Hinterleib  dunkel  gefärbt,  nämlich  löthlich  pechbraun  bis 
fast  scliwarz. 

Vom  Cap,  im  Berliner  Museum.  Sämnitliche  vorliegende 
Individuen  sind   Weibehen. 

8.     Jh^fieolllS  Latr. 

Hist.  nat.  d.  Crust.  et  d.  Insectes  III.  p.  375  (1802). 

1.     Epeolus  variegatus  Lin. 

ScnieHo  siibdentato,  niger,  opacus,  tegiilis  pedibiisque  rußs, 
nhdoiiiine  albido-picto:  fasciis  seymentonnii  I.  et  2.  niedio 
intcvrnptis,  posteriorum  in  macukia  qnaterii(ts  dissoiiitis.    Long. 

?.  Scutello  rufo ,  ahdom'uiis  .segmenlo  dorsali  .').  apice 
dlbidn-lrisignatj. 

A'omada   variec/alti  Fabricius',  Syst    Entom.  p.  389,  no.  2. 

Apis  iHirieqata  Ivirby,  Monogr.  Apum  Angl.  II.  p.  222,  no.  36, 
Tab.  16,  flg.  Q. 

Epeolus   iHiiie flatus  Jiirine,  Hymenopt.  pl.  14,  iig.  5. 

Epeolus  varicr/atus  Curtis,  Brit.  Entom.  pl.  516. 

Epeolus  varieyaius  Lepeletier,  Hist.  nat.  d.  Hymenopt.  II. 
p.  462,  no.  2,  pl.  17,  fig.  5. 

Epeolus  iiarieqalus  Cuvier,  Regne  »nim.,  edit.  Massen,  In- 
sectes pl.  128,  flg.  2. 

$  rar.  major,  ore  venlreqne  riißs. 

Epeolus  ticnisilorius  E versmann.  Bullet,  de  Moscou  XXV, 
2.  p.  102,  no.  2. 


157 

f^.  Sriifcllo  nigra,  abdominis  segniento  dorsali  .5.  quadri-, 
ü  hitnaculalo ,  reni/  ulibiis  4.  et  J.  seüs  ereclis  riyidis  fim- 
hrialis. 

Apis  riiriefjala  Linne,  Fuun.  Suec.  p.  422,  no.  1699.  —  Syst. 

nat.  p.  957,  no.  24. 
Apis  niiiscaria  Christ,  Naturgesch.  d.  Bienen  p.  195.  Taf.  17, 

fig.  5. 
JSomada  cnuif/eru  Panzer,  Faun.  Insect.  Germ.  61,  20. 
Epeolus    iiarieqalus    Lepeletier,     Hist.    nat.    d.    Hymenopt, 

pl.  i7,  flg.  6. 

Wie  zahlreiche  Schriftsteller  sieh  auch  mit  der  Beschrei- 
bung dieser  über  Europa  weit  verbreiteten,  zierlichen  Biene 
befasst  haben,  so  hat  doch  noch  keiner  derselben  auf  die 
eigenthUmliclie  Bildung  der  Bauchsegmente  des  ÄJännchens 
aufmerksam  gemacht.  Wenn  Smith  daher  meint  (Bees  of 
Great  Brilain  p.  144),  dass  sich  letzteres  von  dem  Weibchen 
nur  durch  die  Färbung  des  Schildchens  und  der  Beine  unter- 
scheide, to  beruht  diese  Angabe,  wie  so  zahlreiche  andere 
dieses  Autois,  auf  ungenauer  Beobachtung,  Zunächst  sind, 
abweicliend  von  dem  Weibchen,  auch  die  weissiichen  Flecke 
des  fünften  Hückensegments  paarig,  auf  dem  sechsten  die  beiden 
äusseren  eingegangen.  Auf  der  Bauchseite  zeigen  Segment  2. 
und  3.  vor  dem  glatten  Spitzenrande  eine  niederliegende 
wei.^se  Behaarung  und  erscheinen  gerade  abgesclmitten;  da- 
gegen ist  der  Endrand  von  Segment  4.  und  5.  deutlich  aus- 
gel)uchtet  und  mit  langen,  aufgerichteten,  an  ihrer  Spitze 
lockenartig  nach  hinten  gekrümmten,  starren  Borsten  besetzt, 
^^  eiche  aus  verlilzten  feineren  Haaren  zu  bestehen  scheinen. 
Bei  lichtei-  (rötiilich)  gefärbten  Bauchdecken  sind  diese  langen 
W  impern  zuweilen  durchweg  goldgelb  gefärbt,  bei  schwarzer 
Fälbung  (\cY  ersteren  jedoch  wenigstens  längs  der  Mitte 
pechbraun. 

Auf  einige  von  mir  in  der  Umgegend  Berlin's  (Fieien- 
walde,  15.  Juli)  erbeutete  Weibchen  von  auffallender  Grösse 
(10 — 11  Vi  mill.)  und  weit  ausgedehnter  rostrother  Färbung 
des  Gesichtes,  der  Fühler  und  der  Bauchseite  des  Hinterleibes 
passt  die  E  v  er  smann'sche  Beschreibung  seines  Epeol.  transi- 
lorins  so  vollständig,  dass  ich  an  ihrer  Identität  niclit  zwei- 
feln kann.  In  diesem  Fall  ist  jene  E  v  ersm  a  nn 'sehe  Art 
als  jedes  speciüschen  Unterscliiedes  entbehrend,  einzuziehen. 
Der  Epeolus  cai  iegatiis  ist  über  ganz  Europa  verbreitet 
und  kommt  auch  nach  einem  mir  vorliegenden  Exemplar  von 
Ehrenbeig  in  Aegjpten  vor.  Die  von  Smitli  (Catal.  H}'- 
menopt.  Ins.  Brit.  Mus.  11.  p.  255)  gemachte  Angabe,  dass 
diese  Art  sich  bis  nach  dem  Cap  der  guten  Holfnung  er- 
strecke,   ist    vollständig    irrig,    da    die    von   dem    genannten 

11* 


158 

Autov  dafür  gehaltenen  Exemplare  einer  ganz   ver.-chiedenen 
Art  angehören,  welche  ich  im   Folgenden  heschreiben   werde. 

2.  Epeolus  pictiis  Nyl. 

Kpeolus   picins   Nylander,   Adnotat.  Apum   boreal.  p.  174, 
no.  2. 

In  wie  -weit  diese  nach  Sibirischen  Exemj^laren  aul- 
gestellte,  mir  unbekannte  Art  von  der  vorigen  versciiieden 
ist,  lässt  sich  aus  der  N  jland  er 'sehen  Beschreibung,  welche 
wirkliche  diflerentielle  Merkmale  eigentlich  nicht  hervorhebt, 
schwer  erseiien.  Ebenso  wenig  Anhalt  bieten  die  kurzen 
Angaben  Sciienck"«  (Bienen  v.  Nassau,  S.  397)  über  ein  aus 
Meklenburg  erhaltenes  Exemplar,  welclies  der  vorstehenden 
Art   ül)erliaupt  wohl   ohne  guten   Grund  zugeschrieben  wird. 

3.  Epeolus  s  p  e  c  i  o  s  u  s. 

Sciitcllo  f'ortUer  dentalo,  rohusUis.  aterrinitis,  nicco-pirlus. 
abdotniiiis  fasciis  lalcrnlihiis  onniibiis  ro/ithiuis,  prinin  (lidyina  : 
anleniKiniin  articiilo    iertio   snbtits    r/ifo.     Long.  10'/^  will.      S 

?  Kpenliis  liiciiiosus  Eversmaini,  Bullet,  de  Moscou  XX\  ,  2. 
p.  101,  110.  1. 

(^.  Abdominis  segmeiilo  rrnirnli  2  eh'vulo-marci'malo, 
3. —  ').  ßuibrialis. 

Doppelt  so  gross  und  kräftig  als  das  Männchen  des  Ep. 
rariegalits,  von  diesem  durch  die  starken  und  spitzen  Seiten- 
zähne des  Schildchens,  die  gon/.  scl.warze  GrundAirbe  aller 
Körpertheile,  die  schnee-  (nicht  gelblich)  weisse  Flecken- 
und  Bindenzeichnungen,  die  niciit  unterbrochenen  Halbbinden 
der  Hinterleibsringe,  sowie  durch  die  Bildung  der  Baucli- 
Segmente  auffallend  verschieden.  —  Fühler  mit  unterhalb 
pechbrauiier  Geissei,  das  dritte  Glied  mit  rostrother  Innenseite; 
Mandibeln  in  der  Mitte  blutroth,  Oberlippe  gelbgreis  belilzt. 
Das  Gesicht  vom  Clypeus  bis  gegen  die  ücellen  liinaui',  ein 
Fleck  hinter  den  Augen,  die  Seilen  des  Pionotum,  zu  ei  vor 
der  Mitte  abgekürzte  Längsstriemen  und  zwei  Seitenflecke 
des  Mittelrückens,  die  Schulterbeulen,  der  vordere  und  obere 
Theil  der  Brustseiten  eowie  ?A\ei  Flecke  an  den  Seilen  des 
Hinten  ückens  schnee^eiss  betilzt.  Sciieitel,  Mittelrücken  und 
Scliildchen  zwar  grober,  aber  weniger  dicht  punktirt  als  bei 
der  gemeinen  Art,  daher  stellenweise  etwas  glänzend,  die 
Mittelfurche  der  beiden  letzteren  betiächtlicli  tiefer  und  breiter, 
das  Schildchen  daher  zweiwulstig.  Die  Seitenzäime  an  die- 
sem lang  und  zugespitzt,  hakenförmig  gekiümmt.  Tegulae 
echwärzlici»  jiechbraun,  Flügel  ein  wenig  stärker  gebräunt 
als  bei   Ep.   raricgaliis.     Beine  kohlschwarz   mit  pechbraunem 


1S9 

Endglied  der  Tarsen  und  rolliln aunen  Pubsklauen;  die  Hinter- 
i-eile  der  Mittel-  und  Vorder^clienkel,  die  Spitze  der  hinteren 
und  die  ganze  Auf-scneeite  der  drei  J-'eliienenpaare  sclineeweiss 
lielil/t.  Hinlerleib  oberhalb  dicht  und  lein  körnig  punktirt, 
matt  kohl.^eiiw  arz;  von  dei'  Doppeibinde  dey  ßasalringes 
reicht  der  vordere  Ast  weiter  nacli  innen  als  der  hintere, 
M  elcher  von  demjenigen  der  anderen  Seite  durch  einen  breiten 
Z\A  ischenraum  getrennt  i^t.  Die  rein  weissen  Halbbinden 
des  2.  bis  6.  Ringes  sind  nicht  in  Flecke  aufgelöst,  nehmen 
von  vorn  nach  hinten  in  gleichem  Maasse  wie  der  Hinterleib 
an  Breite  ab  und  werden  auf  der  Älitte  des  Kückens  durch 
einen  schwarzen  Kaum  von  der  Form  eines  nach  hinten  zu- 
gespitzten, gleichsclicnkligen  Dreiecks  getrennt.  Siebentes 
Dorsalsegment  körnig  punktirt,  nackt,  mit  blutrother  Spitze. 
Die  beiden  vorderen  Bauchringe  sovi  ie  die  Basis  des  dritten 
dicht  und  grob  punktirt,  nackt  und  glänzend,  der  Hiuterrand 
des  z\\  eiten  stark  aufgebogen,  der  des  dritten  leicht  aus- 
gesch^'\•eil't  und  gleich  dem  der  beiden  folgenden  mit  auf- 
gerichteten bräunlichen  Borsten  gewimpert,  welche  am  3. 
etwas  kürzer  als  am  4.  und  5.  sind.  Die  freiliegende  Fläche 
des  3.  —  5.  Ringes  erscheint  seidig  gelb  befilzt. 

Ein  mir  vorliegendes  Männchen  dieser  ausgezeichneten 
Art  wurde  von  Herrn  Hart  mann  bei  Arnswalde  in  Pommern 
gefangen, 

Anmerkung.  Die  dürftigen  Angaben,  welche  Evers- 
mann  über  geinen  Epeolus  htciuosus,  dessen  Sexus  nicht 
einmal  er\A  ühnt  wird,,  macht,  passen  mit  Ausnahme  der  „pedes 
immaculati"  sehr  wohl  auf  die  Aoi-stehende  Art,  deren  wesent- 
liche Merkmale  jedoch  unerw  ahnt  bleiben.  Auch  für  den  Fall 
der  Identität  kann  der  von  ihm  gebrauchte  Name,  welcher 
zuvor  vonSpinola  an  eine  Chilenische  Art  vergeben  worden 
ist,  nicht  bestehen  bleiben.  Die  von  Smith  (Catal.  Hymenopt. 
Brit.  Mus.  II.  p.  258)  dafür  substituirte  Benennung:  Ep,  iristis 
kann  als  durchaus  unpassend  für  die  vorliegende  Art  nicht 
acceptirt  werden. 

4.     Epeolus  amabilis. 

Sciifello  [oraler  dciitalo,  aler.  reJidinus.  pronolo,  pectoris 
Idlcribus,  legiilis  sciilcUique  rnaciilis  d/iahus  saiu/nincis ,  ahdo- 
niiue  nicco-pirlo:  fasciis  se(jnienti  /.  et  2.  laleralibus  didijnns, 
3    et  4.  in  maciilus  In/ias  dissoliifi.s-.     Long.  7%     .9  mill.      o-V. 

Kjieuliis  raricfjiiius  var.  Smith,  ('atal.  Hymenopt.  Ins.  Brit. 
Mus.  II.  p.  255. 

<^.  Abdomitiis  seynienlis  veidrnlihus  S.  ei  4.  apice  excisis, 
4.  et  5.  setis  rigidis  atris  fimbrialis. 


160 

Die  Unterschiede  dieser  Art  von  Epeoliis  variegatus^ 
dessen  mittelgrossen  Exem]>laren  sie  gleichkommt,  sind  selir 
in  die  Augen  fallend.  Die  Fühler  sind  bei  et\\as  grösserer 
Länge  ihrer  Glieder  merklich  schlanker.  Aussei-  den  Tegulis 
sind  das  Pronotum,  die  Schulterbeulen,  der  untere  Theil  der 
Brust.seiten  und  zwei  rundliche  Flecke  auf  der  Mitte  des 
Schildchens  licht  blutioth,  die  Seitendornen  des  letzteren 
beträchtlicii  länger  und  spitzer,  hakenartig  gekrümmt.  Die 
filzige  Beiiaarung  auf  Thorax  und  Hinterleil)  ist  nicht  gelb- 
lich-, sondern  rein  schnecweiss,  die  Halbbinde  des  zweiten 
Hinterleibsringes  gleich  derjenigen  des  ersten  doppelt,  d.  h. 
auch  am  Vorderrande  vorhanden,  hier  jedoch  stark  seitlich 
abgekürzt;  übrigens  ist  sie  nach  aussen  gleichfalls  mit  der 
Hinterrandsbinde  vereinigt.  Die  Anordnung  der  v^eissen  Flecke 
auf  den  folgenden  Ringen  ist  beim  Männclien  die  gleiche  wie 
bei  Ep.  cariegatus^  beim  Weibchen  dagegen  sind  auf  Seg- 
ment 3.  und  4.  die  äusseren  grosser  und  auf  Segment  5.  nur 
zwei  sehr  grosse,  scharl'  abgegrenzte  Flecke  vorhanden, 
^^■elche  nach  der  Mittellinie  hin  ebenso  weit  reichen  wie  die 
mittleren  Flecke  der  vorhergehenden  Ringe. 

Beim  Männchen  sind  der  3.  und  4.  Bauchring  in  der 
Mitte  ihres  Endrandes  tief  ausgebuchtet,  der  4.  und  5.  zwar 
gleichfalls  mit  langen,  aufgericliteten  Borsten  bewimpert, 
diese  jedoch  tief  schwarz  und  an  der  Spitze  nicht  eingekrümmt. 

Beide  Geschlechter  vom  Cap  (Krebs)  im  Mus.  Berol. 

5.     Epeolus  miiitaris. 

Ater ,  denudaius,  vapite  Ihoraceque  grauoso-piinctatis, 
opacis,  anfennis  basin  versus,  tegulis,  pedibus  abdomimsqtie 
segmenüs  diiobfis  basalibus  rufis,  posterioribns  muculatini  albo- 
tomeniosis.     Long    ,9%  mill.     V 

Von  der  Grösse  der  stärkeren  Individuen  des  Ep.  varie- 
gattis,  durch  den  Mangel  des  Tomentes  auf  dem  grösseren 
Theil  der  Körperoberfläche  sowie  durch  die  Färbung  des 
Hinterleibes  ausgezeichnet.  Fühler  schlank,  lebhaft  lostroth, 
die  Rückenseite  des  ersten  und  der  fünf  letzten  Glieder  pech- 
braun; Mandibeln  vor  der  Spitze  blutioth.  Kopf  von  vorn 
nach  hinten  zusammengedrückt,  Stiin  und  Scheitel  beiderreits 
von  dem  scharf  ausgeprägten  Mittelkiel  ausgehöhlt,  dieser 
und  die  Augenränder  nach  vorn  hervortretend.  Nur  die 
Gesichtsfläche  von  den  Fühlern  bis  zum  Clypeus  erscheint 
durch  anliegende  weisse  Schu]>penhaare  wie  bepudert;  Scheitel, 
Thoraxrücken,  Brustseiten  und  Schildchen  sind  dagegen  nackt, 
grob  und  dicht  körnig  puuktirt,  matt  schAvarz.  Die  Seiten- 
zäline  des  letzteren  klein  und  spitzig.  Tegulae  licht  rost- 
roth,  Flügel   ziemlich  intensiv  und  fast  gleichmässig  gebräunt. 


161 

schwärzlich  geädert,  die  gewöhnliche  Binde  vor  dem  Hinter- 
rande der  Vorderflü^el  etwas  durcliyclieinend.  Beine  licht 
lostroth,  an  den  vorderen  Hüfte,  Trochanter  und  Schenkel, 
an  den  mittleren  nur  die  beiden  ersteren,  an  den  hinteren 
nur  die  Hül'te  feeh\\ärzlicl'  peehbraun;  Schiensporen  und  Fuss- 
klauen  licht  gelärbt.  Hinterleib  gegen  die  Basis  hin  glänzend, 
auf  rothem  Grunde  bei  weitem  sparsamer  —  an  der  Basis 
sogar  zerstreut  --  punktirt  als  auf  den  schwarzgefärbten 
hinteren  Bingen.  Zx^eiter  Dorsalring  am  Hinterrande  gebräunt 
und  an  jeder  Seite  desselben  durch  feine  Behaarung  weiss 
schimmernd;  auf  dem  dritten  und  vierten  jederseits  zwischen 
der  Mittellinie  und  dem  Seitenrande  ein  greisgelb-filziger  Quer- 
fleck, in  der  Mitte  des  fünften  ein  unpaarer  solcher;  letzterer 
sowie  die  Oberseite  des  sechsten  Ringes  silberschimmernd. 
Auf  der  Bauchseite  sind  die  drei  ersten  Ringe  roth,  der  vierte 
und  fünfte  tief  schwarz  gefärbt  und  durch  anliegendes  Toment 
matt,  der  Aculeus  sehr  lang,  rostroth. 

Vom  Cap.  (v.  Winthem)  im  Mus.  Berol. 

Anmerkung.  Diesen  fünf  Arten  der  alten  Welt  steht 
eine  bei  weitem  beträchtlichere  Zahl  Amerikanischer  Arten 
gegenüber,  welche  sich  meist  durch  sehr  viel  ansehnlichere 
Grösse  auszeichnen.  Auch  die  Männchen  dieser  besitzen  die 
charakteristische  Befransung  der  hinteren  Bauchringe. 

9.      fC|»e4»Iolfles  Gir. 

Labnnn  transi'ersuw,  denle  medio  compresso  inslractum, 
Antennae   -^  13-arlicidatue. 
Oculi  S  cmcli,  Vertex  anguslatas. 
Akte  (^  densiiis  quam  5  pilosac. 
Unguiculi  antici   o   profunde  bißdi. 

Abdomen  r^  scgmenlo  sepfimo  angnsto,  styliformi,  centra- 
Ubiis  3.,  4.,  6.  lange  pilosis ,   3.  setis  erectis  rigidis  fimbriato. 

Epeoloides  coecutiens  Fab. 

i^.  Niger,  fulüo-pUosus ,  antennarum  funictilo,  tegiilis, 
übiis  tarsisqiie  nee  von  abdoniinc  fulms ,  hoc  uirinqiie  fiisro- 
signato.     Long.  9  inill. 

(1793)  Apis  coecuiieiis  **Fabricius,  Entora.  syst.  II.  p.  340, 

no    114  (sec.  specim.  typ.)- 
(1804)  Ccnlris  coecutiens  *f  F  a b  r"i ci  u s ,    Syst.  Piezat.  p    360, 

no.   3'^. 
(1866)  Epeoloides  ('uhicenlris  Öcheiick,  Berl.  Eiit    Zeitschr. 

X.  p.  340,  no.  2. 

$.  Nigra,  subnilida,  fiisco-pilosd.  tcgulis,  iibiis  iarsisque 
nee  non  nbdominis  seguienlis  tribns  anterioribus  rußs:  facie 
abdomineque  maculatim  argenteo-sericeis.     Long.  6'  niill. 


162 

(1863)  Epeoloides  amliffuus  Giraud,  Verhandl.  d.  zoolog.- 
botan.  Geselisch.  zu  Wien  XIII.  p.  45. 

(1867)  Epeloicles  (sie!)  rt?«Ä/f/M(/.s' R a d  0 sz k o  w sky ,  Hör.  soc. 
entom.  Ross.  V.  p.  81,  pl.  3,  fig.  5. 

Fabricius  hat  das  von  dem  Weibchen  selir  abweichende 
Männchen  dieser  Art  als  Apis  toecufieyis  durchaus  kenntlich 
beschrieben.  Das  Gesieht  ist  dicht  und  lang  weisslich  gelb, 
Scheitel  und  ^J'horax  mehr  röthlicli  gelb  behaart,  und  zwar 
setzt  sich  von  letzterem  die  Behaarung  auch  auf  den  grössten 
Theil  der  Flügelfläche  fort,  wo  sie  besonders  auf  der  Cosla 
und  dem  Stigma  deutlicii  in  die  Augen  fällt.  Die  Endränder 
des  2.  bis  4.  Bauchsegmentes  sind  gleich  der  Fläche  des 
sechsten  mit  langer,  aufgerichteter  Behaarung  dicht  bekleidet, 
während  der  Spitzenrand  des  fünften  Ringes  durch  eine 
Wimperung  mit  steifen,  seidenglänzenden  Borsten  von  gold- 
gelber Färbung  ausgezeichnet  ist.  —  Dass  der  Epeol.  fulvi- 
ventris  Schenck,  wie  der  Verf.  angiebt,  auf  ein  weibliches 
Exemplar  begründet  ist,  erscheint  kaum  glaublich;  wenigstens 
treffen  die  dafür  gemachten  Angaben  auf  das  Männchen  der 
vorstehenden  Art  —  bis  auf  die  nicht  erwähnten  wesentlichsten 
Merkmale  —   vollkommen  zu. 

Diese  von  Fabricius  zuerst  nach  Leipziger  Exemplaren 
beschriebene  Art  scheint  in  Deutschland  weit  verbreitet  zu 
sein;  den  bisher  angegebenen  Fundorten:  Oesterreich  und 
Baiern  ist  auch  Berlin  hinzuzufügen,  wo  sie  von  Klug  ge- 
sammelt worden  ist. 

10.    Bliatliymiis  Lepel. 

Encycl.  meth.  X.  p.  448  (1825). 
Liogastra  Perty  (1834). 

Labritm  Iransversum,  subrotiindatvm 

Palpi  m  axillar  es  uulli. 

Mandibulae  teniies,  falciformes. 

Unguiculi  in  ntroqne  sexii  basi  appendiciilafi,  aciitissinii. 

Abdominis  segmentnm  dorsale  /.  brere ,  2.  reteris  mnlio 
longius:  ventrale  ?  .5  late  tninratiim,  deplanalum,  (i  apertnm, 
minntnm. 

Mas:  Abdominis  segmentnm  dorsale  7  trianguläre,  apice 
bißdnni ,  ventrale  4.  apice  pectinato-fimbriatmit ,  ö.  profunde 
arcnato-emarginatum ,  ntrinqne  fasciculatnm. 

Wie  bereits  Pert}'  (Delect.  animal.  articul.  Brasil,  p.  146) 
richtig  erkannt  hat,  gehört  diese  Gattung  zu  den  Latreille- 
schen  Kukuksbienen,  während  sie  mit  Sphecodes,  zu  welcher 
sie  Lepel etier  brachte,  weiter  nichts  als  eine  analoge  Fär- 
bung gemein  hat.    Ihre  Lippentiister  sind  verlängert,  scheiden- 


163 

artig  und  inil  den  beiden  kurzen,  am  vorhergehenden  IVei 
aitikulirenden  kleinen  Endgliedern  versehen,  die  M;indibeln 
zahnlos,  schmal  sichelförmig.  Im  Flügelgeäder  stinin)t  liha- 
Ihymns  am  meisten  mit  Epcoloides  überein,  da  die  beiden 
Nei-vi  recurrentes  genau  auf  die  2.  und  3.  Cubital-C^ueradcr 
stossen.  Die  auffallende  Bildung  der  Baucluinge  des  männ- 
lichen Hinterleibes  setzt  sie  in  nächste  Verwandtschaft  mit 
Epeotus  und  der  vorhergehenden  Gattung.  —  Indem  Lepele- 
tier,  ohne  die  Gattung  auf  die  Mundtlieile  geprüft  zu  haben, 
sie  als  nahe  verwandt  mit  Sphecocies  Latr.  ansehen  zu  dürfen 
glaubte,  vereinigte  er  sogar  beide  zu  einer  besonderen  Unter- 
fEimilie  Rhathymidae ,  welche  auch  in  compilatorisdie  Bienen- 
schrilten  übergegangen  ist  und  hier  sogar  für  i^phecodes  allein 
in  Anwendung  gebracht  wird  Da  sich  die  Gattung  Snhecodes 
unmittelbar  an  Andrena  anschliesst  (wiewohl  sie  in  den  Mund- 
theilen  mehr  Uebereinstimmung  mit  Prosopis  zeigt),  so  liegt 
für  eine  Absonderung  derselben  von  ihren  nächsten  Vei- 
wandten  überhaupt  kein  Grund  vor,  am  wenigsten  aber  unter 
einem  Gruppen-Namen,  welcher  einer  ganz  fern  stehenden 
Gattung  entlehnt  ist,  Ueberhaupt  stellt  man  in  einem  natür- 
lichen System  eine  Gattung  stets  dahin,  wohin  sie  ihre  wesent- 
lichen Merkmale  verweisen.  Man  kann  aho  z.  B.  nicht  aus 
der  Gattung  Psiihyrns  eine  besondere,  zwischen  ganz  hetero- 
gene Formen  eingeschobene  Unterfamilie  Psilliyridae  bilden, 
sondern  reiht  sie  naturgemäss  der  Gattung  Bombus  an;  ebenso 
wenig  bildet  die  Gattung  Philercmus  eine  eigene  Unterfamilie 
Phileremidae ,  sondern  man  stellt  sie  zwischen  Bicistes  und 
Ammobales  einer-  und   Nomada  andererseits. 

Rhathymus  bicolor  Lepel. 

(1825)  Rhathymus    hivolor    Lepeletier,    Encycl.    meth.    X. 

p.  448,  110.  1  ($). 
(1834)  Liogastra  hicolur  Perty,  Delect.  animal.  p.  147,  pl.  28, 

fig-  '^  (?)• 
Das  bisher  unbeschriebene  Männchen  dieser  Art  variirt 
in  der  Färbung  noch  innerhalb  weiterer  Grenzen  als  das  Weib- 
chen. Der  Hinterleib  ist  bald  in  seiner  ganzen  Ausdehnung 
und  mit  Einschluss  der  Befransung  und  büschelartigen  Be- 
haarung des  4.  und  5.  Bauchringes  licht  rostroth,  bald  so  weit 
geschwärzt,  dass  nur  die  Scheibe  des  Rückens  die  rothe 
Färbung  beibehält,  während  oberhalb  die  Basis,  Spitze  und 
die  Seitenränder,  unterhalb  aber  sämmtliche  Ringe  mit  ihrem 
Haarbesatz  schwärzlich  pechbraun  erscheinen.  Im  ersteren 
Fall  sind  die  Mittelbeine  von  der  Mitte  der  Schenkel  ab,  die 
hinteren  mit  Ausnahme  der  Hüfte  und  des  Trochanters  ganz 
rostroth;    im    letzteren    alle  Beine    mit  Ausnahme   des  letzten 


164 

röthliclien  Tarsengliedes  schwärzlich  pechbraun.  Das  grosse 
sechste  ^'entralsegment  des  männlichen  Hinterleibes  ist  voll- 
kommen llach,  quadratisch,  in  der  Mitte  gekielt  und  beider- 
seits gegen  die  S}>itze  hin  eingedrückt. 

Die  Exemplare  des  Mus.  Berol.  stammen  aus  Columbien 
und   Cayenne. 

11.     M^Oliaadil   Fahr. 

Labrinn  Iraiisrersinn,  sublnincaliim. 

Palpi  maxilldrcs  elo/ujali,  ö'-artioilafi,  arliriilo  basali  brcvi. 

ünguicull  anticf  j  profunde  bifidi,  V  omnes  basi  appen- 
dicnlati 

Abdoniinis  seynienlnni  dorsale  qnintum  $  apice  depressum, 
sericenm ,  sexttun  obtiise  Iriqiietrinn :  ventrale  qu'mtiim  depla- 
natum,  apice  utrinque  sclis  /igidis  fasciciilatiim. 

Nomada  eustalacta. 

Autennh  rufis ,  ante  apiceni  fnsro  annulalis ,  tiigra ,  fere 
Jinda,  pronoto,  pectoris  laier ibus,  mesonoti  rittis  quafnor  scu- 
tellisqne  sanguineis:  callis  luinicralibus  aiirantiacis ,  abdomine 
rnfo,  snpra  /nsco-cingiilalo ,  segnicittis  2.  et  3.  utrinque,  ö. 
niedio  flaro-macnlatis      Long.  12 — /.'i  //////.     $. 

Mit  ISom.  lateralis  Panz.,  ochrostoma  Kirby  und  cincti- 
cornis  Nyl.  zunächst  verwandt,  von  den  ersteren  beiden  jedoch 
schon  durch  die  sehr  viel  beträchtlichere  Grösse,  von  letzterer 
durch  die  Bindenzeichnung  des  Thoraxrückens,  die  blutrothen 
Brustseiten  und  die  abweichende  gelbe  FJeckung  des  Hinter- 
leibes unterschieden.  —  Um  die  Hälfte  grösser  und  robuster 
als  die  stärksten  Exemplare  der  Nom.  ruficornis  Lin.  Fühler 
schlank,  rostroth,  das  erste  Glied  oberhalb  schwach  dunkel 
gestriemt,  die  drei  vorletzten  besonders  unterhalb  stark  ge- 
bräunt. Oberlippe  und  Mandibeln  licht  rostroth,  erslere  mit 
sehr  undeutlicher  und  kurzer  zahnartiger  Leiste,  letztere  an 
der  Spitze  schwärzlich  pechbraun.  Am  Kopf  ist  der  ganze 
Clypeus  mit  Ausnahme  einer  zweiziptligen  schmalen  Basal- 
binde,  ein  unpaarer  rundlicher  Punkt  unter  den  Fühlern  sowie 
der  ganze  Umkreis  der  Augen  breit  rostroth,  so  dass  nur  die 
Mitte  der  Stirn,  die  Ocellengegend  in  Form  eines  Rhombus 
und  das  Hinterhaupt  scinvarz  erscheint.  Auf  der  Gesichts- 
fläche zeigt  sich  nur  eine  dünne,  anliegende,  beiderseits  am 
Hinterkopfe  jedoch  längere  und  abstehende  weisse  Behaarung. 
Der  Thorax  ist  oberhalb  nackt,  kohlschwarz,  mit  blutrother 
Zeichnung;  letztere  Färbung  haben  das  Pronotum,  die  Seiten- 
ränder und  zwei  nach  vorn  stärker  als  hinterwärts  abgekürzte 
Längsbinden  des  Mittelrückens,  die  beiden  Schildchen  in  ihrer 


165 

ganzen  Ausdehnung  sowie  der  bei  weitem  grösste  Thei!  der 
Mittel briietseiten,  endlicli  am  Hinterrücken  die  Stigmata  und 
ein  Punkt  beiderseits  von  ileni  dreieckigen  Mittelfelde.  Sehulter- 
beulen  goldgelb  mit  rötlilicliem  Anflug,  Tegulae  licht  rost- 
l'arben.  Eine  \veisse  Beliaarung  bef-chränkt  sich  auf  den  hin- 
teren Theil  der  Brustseiten,  wo  sie  dünn  und  staubartig,  sowie 
auf  die  Seiten  des  Hinterrückens  und  die  Aussenseite  der 
Hinterhüften,  wo  sie  dichter  und  fast  filzig  erscheint.  Die 
Beine  sind  von  der  Spitze  der  Hüften  ab  intensiv  rostroth, 
die  beiden  hinteren  Schenkelpaare  jedoch  an  der  Basis,  sowie 
ein  Punkt  an  der  Hinterseite  ihrer  Trochanteren  schwarz. 
Dehnt  sich  die  schwarze  Färbung  an  der  Rückseite  der  Hinter- 
schenkel weiter,  bis  über  die  Mitte  hin,  aus,  so  erscheinen 
auch  die  entsprechenden  Schienen  und  Metatarsen  innerhalb 
pechbraun  gestriemt.  Flügel  mit  Ausnahme  der  regulären 
Fensterflecken  und  des  dunkelbraunen  Spitzenrandes  der  vor- 
deren gleichmässig  wässiig  gebräunt;  Geäder  pechbraun,  Costa 
schwärzlich,  Stigma  blassbraun.  Hinterleib  intensiv  rostroth, 
überhalb  die  ßasalhälf'te  des  ersten  Segmentes,  unterhalb  ein 
hinten  tief  dreieckig  ausgeschnittener  Wurzelfleck  desselben, 
sowie  eine  auf  die  Mitte  beschränkte  Randbinde  des  1.  bis 
4.  Kinges  tief  schwarz.  Auf  der  Oberseite  ist  ferner  der 
Spitzenrand  der  beiden  ersten  Segmente  mit  einer  schmalen, 
die  Basis  des  dritten  und  vierten  mit  einer  breiteren  schwärz- 
lich pechbraunen  Querbinde  gezeichnet;  die  Seiten  von  Seg- 
ment 2  und  3  sind  je  mit  einem  dreieckigen  goldgelben  Fleck 
geziert,  von  denen  der  hintere  zwar  den  gleichen  Quer- 
durchmesser hat,  aber  reichlich  um  die  Hälfte  kürzer  als  der 
vordere  ist.  Das  fünfte  Segment  ist  mit  einem  w^eissgelben 
Rückenfleck  versehen,  welcher  an  Breite  dem  seidig  behaarten 
Spitzenfelde  gleichkommt.  Sechstes  Dorsahegm^nt  rostroth: 
die  Borstenbüschel   des  fünften  Ventralringes  schwarzbraun. 

Diese  ansehnliche  Art  liegt  mir  in  drei  übereinstimmenden 
weiblichen  Exemplaren  aus  der  Umgegend  Berlin's  vor,  wo 
sie  von  Klug  und  mir  (Freienwalde,  7.  Juni)  gefangen  wurde. 
Ich  selbst  beobachtete  sie  in  Gesellschaft  von  Anthophora 
aestivalis  Panz.  und  Eucera  longicornis  Lin.  Hire  Flugzeit 
fällt  später  als  diejenige  der   Nomada  sexfasciala  Panz. 

12.     Uiovys  Lepel. 

Oculi  glabri. 

Lahriim  elotiyatutn,  paralleliim,  apire  tniiiration. 
Palpi  nuixillares  hreDissitni,   hiarficulali,  articulo   '2.  lenu'i. 
lufjninili    oV  futtc  apicem   iniidei/tati. 

Abdomen  V  scymentis  venlraUbus  sex  completis,  penultmo 
transvej'so,  truncato. 


166 


1.     Dioxye  ardens. 


Nigra,  opaca,  fernigineo-s(/iiaiinilos(i  et  pilosa,  anfeiiiiannii 
fiminüo,  tegnlis,  abdoiuvte  pedihitsqiie  nnnabarinis ,  cilis  itifit- 
sralis.     Lonc/.    II  niill      $ 

Fühler  brennend  lotli  mit  bräunlicher  Spitze  und  schwärz;- 
lieli  pechbraunem,  lang  und  buschig-  rostgelb  beliaartem 
Schaft.  Die  Gesichtstläche  mit  dicken,  borstenartigen,  an- 
liegenden Haaren  bekleidet,  welche  längs  der  Augeniänder 
und  auf  dem  Clypeus  kurz,  schuppenförmig  und  weisslich  gelb, 
im  Uebrigen  lang  und  brennend  rostroth  gefärbt  sind.  Scheitel 
gleichfalls  mit  kurzen,  schupi^enförmigen,  gieisen,  die  Backen 
mit  längeren  rostfarbenen  Haaien  bedeckt.  Oberlippe  und 
Mandibeln  schwarz ,  letztere  mit  blutrother  Spitze.  Thorax 
und  Schildchen  dicht  und  grob  körnig  punktirt,  matt  schwarz, 
aber  durch  eingestreute  Meissliche  und  gelbe  Schuppen  grau- 
braun erscheinend,  die  Händer  beider  durch  dichte  und  kurze 
Filzhaare  rostgelb  gesäumt;  Bru!^t^eiten  dicht  ochergelb, 
Sternum  fast  ^^  eiss  beschuppt.  Schildclien  in  der  Mitte  ge- 
rundet, beiderseits  tief  aiisgesciinitten  und  nach  aussen  mit 
einem  scharf  dreieckigen,  zahnaitigen  Vorsprung  versehen. 
Mitteldorn  des  Postscutellum  fein  und  kuiz,  schneidenartig; 
der  dreieckige,  nackte  Mittelraum  des  Hinterrückens  matt 
kohlschwarz.  Tegulae  licht  mennigroth.  Flügel  fast  gleich- 
massig  gebräunt,  stahlbläulich  schimmernd,  mit  schwarz- 
braunem Geäder;  die  Radialzelle  dunkler  braun,  die  Binde 
vor  dem  Hinterrand  der  Vorderflügel  lichter  durclischeinend. 
Die  Beine  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  mit  Eiuschluss  der 
Hüftspitzen  mennigroth,  mit  zarter  gelbseidiger  Behaarung,  der 
Tarsus  der  Mittelbeine  wenig,  derjenige  der  Hinterbeine  kaum 
länger  als  die  entsprechende  Schiene.  Hinterleib  des  Weib- 
chens niedergedrückt,  in  Form  eines  langgestreckten  sphä- 
rischen Dreiecks,  auf  der  Grenze  der  einzelnen  Ringe  deutlich 
eingekerbt,  sehr  fein  und  dicht  chagrinartig  punktirt,  matt, 
licht  mennigroth;  nur  das  auf  der  Mitte  seiner  Kante  grubig 
eingeschnittene  Basalsegment  ist  hier  sparsam  und  grob  punk- 
tirt und  daselbst  glänzend.  Sechstes  Dorsalsegment  von  der 
Form  eines  stumpf  abgerundeten,  gleichseitigen  Dieiecks, 
leicht  und  gleichmässig  gewölbt. 

Im  südlichen  Spanien  einheimisch;  bis  jetzt  nur  da?  Weib- 
chen vorliegend. 

2.     Dioxys  cruenta. 

Nigra,  capite  thornccque  confertim  punclalis,  mvco-/nlosis, 
ahdomine  foriiter  sed  disperse  pimctato,  segmenüs  1  — 3.  san- 
giiifieis,  onmibiis  albo-ciliatis.     Lotig.  9% — 10'/^  mill      S- 


167 

Von  Diox.  cinclä  Jur.  und  Pyrenaica  Lepel.  nicht  nur 
durch  weitere  Ausdehnung  der  rothen  Hinterleibsfärbung, 
sondern  aucii  durch  die  weitläufige  Punktirung  und  den  Glanz 
der  hell  gefärbten  Segmente  unterschieden.  Kopf  und  Thorax 
durch  dichte  runzlige  Punktirung  matt,  schwaiz,  die  Gesichts- 
tläche,  die  Backen,  der  Umkreis  des  Rückens  powie  Brust 
und  Schildchengegend  mit  ziemlich  langen,  rein  weissen  Haaren 
bekleidet.  Fühler  unterhalb  und  Tegulae  schwärzlich  pech- 
braun, Mandibeln  an  der  Spitze  blutroth  durclischeinend. 
Punktirung  des  Scliildcliens  sehr  grob,  grubenartig,  etwas 
unregelmässig,  die  Seitenzähne  klein,  flach,  spitz  dreifckig; 
Mittelzahn  des  Postscutellum  stark  aufgerichtet,  im  Profil 
gesehen  mit  stumpf  abgerundeter,  leicht  nach  hinten  gewandter 
Spitze.  Flügel  glashell,  schwarzbraun  geädert,  die  Radial- 
zelle und  der  breite  Hinterrand  der  Vorder-  sowie  die  Spitze 
der  Hintertlügel  wässrig  gebräunt.  Beine  durchaus  sch\\arz, 
nur  die  Schiensporen  und  Fussklauen  licht  rostroth;  Schenkel 
und  Schienen  ausserhalb  lang  schneeweiss  behaart,  die  Hinter- 
schienen innen  kurz  gesciioren  greis  und  daselbst  sehr  fein 
granulirt,  aussen  dagegen  grob  narbig  punktirt.  Innenseite 
aller  drei  'l'aisenpaare  goldgelb  behaart,  die  beiden  hinteren 
linear,  der  Metatarsus  der  Mittelbeine  kürzer,  der  hinteren 
reichlich  so  lang  wie  der  übrige  Fuss,  Hinterleib  des  Männ- 
chens fast  cylindrisch ,  im  Bereich  der  vordem  Hälfte  grob 
und  zerstreut  jnmktiit,  glänzend;  die  beiden  eisten  Segmente 
oberhalb  ganz,  das  dritte  bis  auf  einen  schmaleren  oder  bi-ei- 
teren  Hintersaum  licht  blutiotli,  die  übrigen  schwarz,  dichter 
und  feiner  punktirt,  an  ihrem  farblosen  Endsaum  mit  kurzen 
\^  eissen  Härchen  dicht  gcfianst.  An  den  beiden  vorderen 
Rillgen  sind  diese  Haarsäume  etwas  länger,  aber  auf  die  Seiten 
beschränkt.  Baucliseite  gleichmässig  punktirt,  vom  dritten 
Segment  an  sch\\arz,  das  erste  mit  ebenso  gefärbter  Basis. 
Der  aufgebogene  Endrand  des  vieiten  Segmentes  in  der  Mitte 
mit  z\^  ei  kurzen,  spitzen  Zähnchen  be\'\'ehrt,  deijenige  des 
zweiten  und  dritten  sowie  die  SpitzenhäKte  des  eingesenkten 
und  beiderseits  zahnartig  hervortretenden  fünften  Ringes  seidig 
gelb  behaart. 

Auf  Sicilien  eiuheiniiscli.     (Mus.  Berol.) 

3.     D  i  0  X  j  s  p  u  m  i  1  a. 

iMgra,  nbiqiie  coii/'ertini  piuictahi,  opaca,  alhido-pnhcscens, 
abdoiiiinis  scfjniciilis  l.^.'i.  saiKjn'uicis,  aiilcnnis  siiblns  lursisque 
(ij.'ice  fernu/i.'H'i.s.      Long.  7   null       <j. 

An  den  Füiilern  sind  das  4.  bis  6.  Glied  kürzer  als  ge- 
wöhnlich,  quer,  die   Geissei   unterhalb   vom   5.  Gliede  an  licht 


168 

rostfarben.  Mandibeln  mit  rothbrauner  Spitze.  Scheitel  gleich 
dem  Tlioraxrücken  dicht  und  grob,  der  Clypeus  dagegen  viel 
feiner  runzlig  punktirt,  letzterer  nur  kurz  und  dünn,  die 
Fülileigegend  und  die  Seiten  des  Gesichtes  dagegen  lang 
weiss  behaart j  aucli  die  Seiten  des  Hinteihaupts,  die  Schulter- 
beulen und  Brustseiten  sind  mit  tciineeweissen  Haaren  bedeckt. 
Die  Seitenzähne  des  Schildchens  fast  gleichseitig  dreieckig, 
der  mittlere  des  Postscutellum  kurz  und  fein,  abgestumpft. 
Tegulae  mit  rothbrauner  Aussenseite;  Flügel,  abgesehen  von 
der  M'asserhellen  Binde,  fast  gleichmässig  wässerig  gebräunt. 
Beine  schwarz,  Kniee  und  Schienspitzen  blutroth,  Schiensporeu 
und  die  drei  Endglieder  aller  Tarsen  nebst  Fiissklauen  lichl 
rostfarben;  Hinterschienen  aussen  grob  siebartig  punktirt, 
weiss  beborstet,  nicht  ganz  so  lang  wie  die  Hintertarsen,  diese 
gleich  den  übrigen  innen  gelbhaarig.  Hinterleib  durch  gleich 
massige,  dichte,  runzlige  Punktirung  matt,  die  drei  vorderen 
Segmente  oberhalb  licht  blutroth,  die  folgenden  schwarz, 
das  4.  und  5.  jedoch  vor  dem  lichtgelben  Endsaum  gleichfalls 
dunkelroih  gefärbt.  Die  beiden  eisten  Ringe  nur  jederseits, 
die  folgenden  durchgehend  weiss  gewimpert.  Unterhalb  ist 
die  Basis  des  ersten  und  die  Mitte  des  dritten  Hinges  schwärz- 
lich braun,  der  Endrand  des  vieiten  in  der  Mitte  aufgebogen 
und  daselbst  leicht  eingekerbt.  Haarsaum  der  beiden  ersten 
Hinge  weiss,  des  3.  und  4.  rostgelb.  Fünfter  Bauchring  ein- 
gesenkt, beiderseits  zahnartig  hervortretend. 

Auf  Rhodus  von  Loew  gefangen  (Mus.  Berol.).  Von 
D.  pyre?iaica  Lepel.  unterscheidet  sich  diese  Art  schon  durch 
die  geringe  üiösse,  die  drei  roth  gefärbten  Basairinge  des 
Hinterleibes    sowie  durch  die  Färbung  der  Füsse  und   Fühler. 

13.     €oellovy!^  Latr. 

Gen.  Crust.  et  Insect.  IV.  p.  166  (1809). 

Ociili  pilosi. 

Labrinn  ohlongum .  parallel/im .  riiargbie  nntico  tninralo, 
rccurco. 

Palpi  maxillares  brevissimi,  biarliciilali ,  articiilo  .^.  siib- 
ronico. 

Genae  ö^  siib  onilis  forea  Iransversa .  plenimque  glabru 
histniciae 

InguicnJl   o    aplce  bijidi,  ?  aciiti. 

Abdomen  $  segmciiHs  i^cnlraübns  sex  completis,  penuHinio 
tri(nigidari,  acnminato. 

In  der  Umgegend  Berlin's  sind  mir  bis  jetzt  folgende 
Arten  dieser  sch\^ierigen  Gattung  vorgekommen: 


169 

a.  Die  hellen  Flecken-  und  Bindenzeichnungen  auf  Thorax  und 
Hinterleib  durch  niederliegende  Filzhaare  gebildet.  Augen  lang- 
haarig.    Vorderhülten  dcrMännchen  mit  griffelartigem  Fortsatz. 

J.     Coelioxjs  conoidea  Illig. 

Ahdoiuvns  fiisriis  caiididis  omnibiis  lale  interruptis :  segmenlo 
renlrali  qnarto   o   luedio  bilobo.     Lo//(/.   //%  —  /4y^  niilL     f^$. 

(1806)  Anthophoru  coiioidca  *Illiger,    Magaz.    1".  Insektenk. 

Y.  p.  105,  no.  3. 
(1817)   Coelio.ris   conoidea   *Klug    in:    Germar's    Reise   nach 

üalmatien  p.  267,  no.  3«4. 
(1831)  Coeliojt/s  veriis  Curtis,  Brit.  Entomol.  pl.  349  0^$). 
(1841)  Coelioxys  pidirltila  Lepeletier,    Ilist.  nat.  d.  ITyme- 

nopt.  II.  p.  5-20,  no.  3  (,^$). 
(1847)  Coeliü.ii/s  leniporalis   N  vi  an  der,   Adnot.  Ap.  boreal. 

p.  253,  no.  4  ($)       ' 
(1853)  Coelioxi/s  conoidea  *Foerster,  Verhandl.  d.  naturh. 

Vor.'d.  Preusy.  Rheinl.  X.  p.  273  ($). 
(1855)  Coelioxys  vcciis  Smith,  Bees  of  Great  Britain  p.  150, 

no.  6  (^$). 

Auf  Saiid-  und  Lehmboden  gleich  häufig,  überall  in  Ge- 
selL'-cliaft  der  MegachUc  itiarithna  Kirby.  Ich  traf  das  Weib- 
chen dieser  Art  \Aiedeiholt  in  Verfolgung  der  weiblichen 
Megachilen  begriffen  untl  auch  in  die  EingangsöfTnung  ihrer 
Nester  eindringen. 

2.     Coelioxys  rui'escens  Lepel. 

Abdoniiiiis  fasciis  2. —.5.  (?)  Del  '2.  —  -J.  (o)  coniiniiis, 
ochraccis :  segmaiio  veiilrali  sexto  $  jiroloitgalo ,  ante  apicem 
anynhilo,  qnarto   o  »ledio  biapiculato.    Long   11 — i4  milL     ,^$. 

(1825)  Coelio.njs    nifesceiis    Lepeletier,    Encvcl     meth.    X. 

p.  109. 
(1841)  Coeliod-ys  rufescens  Lepeletier,  Hist.  nat.   d.  Hyme- 

nopt.  II.  p.  519,  no.  2  (^$). 
(1847)  Coelioxijs   hehvscens   Nv  lau  der,    Adnot.  Ap.    boreal. 

p.  251,  no.  2  (,^$).' 
(1853)  Coelioxys    (rinacria    *i'oerster,     Verhandl.    Preuss. 

Rheinl.  X.  p.  300,  no.  69  (?)  sec.  spec.  typ. 
(1853)  Coeliojijs    dighjplui    *Foerster,    ebenda    X.    p.   295, 

no.  66  (,^)  sec.  spec.  typ. 
(1855)  Coelioxys    rufescens    Smith,    Bees    of    Great    Britain 

p.  149,  no.  5  (J$). 

Eben.'-o  allgemein  verbleitet  ^^ie  die  vorige  und  fast  noch 
häufiger.  Ausser  an  Borragiueen  (Anchusa,  Echium)  w  ird  sie 
besonders  an  Lelimwänden  zahlreich  angetrofFen.  Die  Weib- 
chen sali  ich  hier  in  die  Nestgänge  der  Aiilh  >phoi\i  parielina 
Fab.  und  quadrwiacnlata  eindringen,  glaube  aber  sie  auch  in 
Verfolgung  der  Osmia  adnnca  Panz.  und  Megacinle  ericetorum 
Lepel.,  deren  Weibchen  gleichfaiite  in  Lehm  wände  iiinein 
bauen,  beobaciitet  zu   haben. 


170 

3.     Coelioxys  elongata  Lepel. 

Abdontinis  fasciis  2. — -/.  subcontinins ,  ßavescentibus  vel 
albidis,  sruteUi  dentibus  abbreriatis,  obtusis :  segmento  centrali 
sexto  $  dorsale  longe  snperante,  lanceolato-acummato ,  quinto 
?  conferlim  punctulato ,  opaco .  quarlo  <^  medio  fere  integro. 
Long.  9—lJ  mill      <^^. 

(1841)  Coelioxys  elonqala  Lepeletier,    Hist.  nat.  d.  Hvme- 
nopt.  II.  p."  522,  no.  4  ($). 

(1852)  ?  Coelioxys    simplex    Nylander,    Revis.    Ap.    boreal. 

p.  279,  110.  6. 

(1853)  Coelioxys  microdonla   *Foerster,    Verhandl.  Preuss. 

Rheinl.  X.  p.  291,  no.  61  {,^)  sec    spec.  tj'p. 
(1855)  Coelioxys  simplex  Smith,  Bees  Ol  Great  Britain  p.  147, 

no.  2  (^). 
(1855)  Coelioxys  spoiisa  Smith,  ibidem  p.  147,  no.  3  ((5^). 
(1831)   Coelioxys  coitica  Curtis,  ßrit.  Eutom,  pl.  349  i>^^). 

Zu  den  seltneren  Arten  gehörend;  ich  habe  i-ie  in  einigen 
Exemplaren  beider  Geschlechter  an  einer  Leliinwand  (Briese- 
lang,  6.  Juli)  gefangen. 

4.     Coelioxys  tricuspidata  Foerst. 

Abdo7mnis  fasciis  '2. — -J.  iniegris,  flacescenlibns ,  libiarum 
calcaribiis  kiele  ferrugineis :  $  seguieniis  renlralibtts  4.  et  5. 
conferlim  puncluküis ,  opacis ,  sexto  ante  apicem  lanceolaltim 
denticiilalo.     Long.   II — 12  mill.     9. 

(1853)  Coelioxys  tricuspidata  *I"o  erster,  Verhandl.  Preuss. 
Rheinl.  X.  p.  302,  no.  70  (5)  sec    spec.  typ. 

Gleichfalls  .«elten;  ich  ting  das  mir  allein  bekannte  Weib- 
ehen in  den  Rüdersdorfer  Kalkbergen  auf  Stachys  recta, 
Anfang  Juni';^. 

5.     Coelioxys  diver gens  Foerst. 

(1853)  Coelioxys    dicergens    "Foerster,    Verhandl.    Preuss. 
Rheinl.  X.  p.  292,  no.  63  0^). 

Ein  einzelne.'!  Männchen  im  Brieselang,  15.  Juni,  an  Leo- 
nurus  cardiaca  gefangen. 

6.     Coelioxys  conica  Lin. 

Abdominis  fasciis  2. — ö  continuis ,  candidis ,  segmento 
priino  ij  snpra  densius  albo-inlloso :  ?  segmento  dorsali  (J. 
acute  carinato,  centrali  6  ante  apicem  lanceolatum  constricto: 
(^  centrali  4.   media  biapictilato.     Long.  //  mill      <^$. 

(1746)  Apis  conica  Linnc,  Faun.  Suec.  no.  1705  ($). 

Apis  quüdridentata  Liniie,  ibidem  no.   1703  (r^). 
(1841)  Coelio.rys  conica  Lepeletier,  Hist.  nat.  d.  Hvmenopt. 
11.  p!  517,  no.  1  (,_J$). 


171 

(1847)  Coelioxys  arnla  Ny  1  an  d  er ,  Adnot.  Ap.  boreal.  p.  250, 

HO.  i  ($). 
(1853)  CoeUoxrjs  acuta  'Foerster,  Verhandl.  Preuss.  Rheinl. 

X.  p.  274  (5)  sec.  spec.  typ. 
Coelioxi/s    fraterna    '"Foerster,    ebenda    X.    p.    294, 

no.  65  (rj)  sec.  spec    typ. 
CoeUoxijs    fissidens    -'Foerster,    ebenda    X.    p.    293, 

no.  64  (f5^)  sec.  spec.  typ. 
(1855)  Coelioxys  quadridentala  Smith,    Bees    of   Great    Bri- 

tain  p.  146,  no.  1   (,^$). 

Weit  verbreitet,  aber  Aveniger  liäufig  als  C.  conoidea  und 
rufescens.  Bei  •  Neustadt- Eberswalde  auf  Echiiim,  in  den 
Küdersdorfer  Kalkbergen  auf  Stachys  recta,  bei  Zehlendorf 
auf  Lotus  corniculatus,  im  Brieselanger  Forst.  Ich  fing  die 
Weibchen  zvAeimal  an  gleichen  Steilen  mit  Megachile  circum- 
cincta  Kirby,  und  zwar,  wo  letztere  Art  ausschliesslich  und 
in  Menge  flog;  vermuthlich  ist  daher  Coel.  conica  der  Parasit 
dieser  Art. 

7.     Coelioxys  aurolimbata  Foerst. 

Abdoininis  fasciis  i. — 4.  continuis,  albis,  segrnento  dorsali 
sexlo  $  apice  pfofiutde  bifoteolato  et  elecato -marginato,  penfrali 
qumtü  pilis  ru/'o-ferrugineis  (imbriato.     Long.  U—JS  mill.     (^$. 

(1853)   Coelioxi/s  auroli7nlaUi  '^F  o  erster  ^  Verhandl.  Preuss. 
Rheinl.  X.  p.  298,  no.  68  ($). 

Da.s  Weibchen  dieser  Art  ist  schon  durch  die  Bildung 
des  letzten  Hinterleibssegmentes  sowie  durch  die  Säumung  des 
fünften  Ventralringes  mit  goldig  oder  kupfrig  schimmernden 
Seidenhaaren  leicht  kenntlich.  Wie  bei  dem  Weibchen  ist  auch 
bei  dem  Männchen  der  erste  üoisaliing  am  Hinterrand  durch- 
gehend weiss  gevvimpert;  die  Oberseite  des  Hinterleibes  ist 
zwar  etwas  dichter  ])unkti!t,  aber  ebenso  rein  und  glänzend 
schwarz  wie  beim  Weibchen,  das  fünfte  Segment  seitlich  kaum 
zahnartig  hervortretend,  die  mittleren  oberen  Zähne  des 
sechsten  zugespitzt. 

Ich  habe  die.ee  Art  in  beiden  Geschlechtern  bis  jetzt  nur 
im  Brieselanger  Forst  während  der  ersten  Hälfte  des  Juli  auf 
blühendem  Leonurus  cardiaca  gefangen, 

b.  Die  hellen  Flecke  und  Bindenzeichnungen  durch  autliegende 
Schuppen  gebildet-,  Augen  kurzhaarig.  Vorderluiften  der  Männ- 
chen ohne  Anhang. 

8.     Coelioxys  coronata  Foerst. 

Aulennis  brevioribus,  7iigns\  abdominis  fasciis  albidis  ,'i.~~.5. 
mlemiptis,  segmenlis  4. — 6'.  snpra  cliatn  basin  versus  f'asciatis. 
Long.  S—!)%  'mill.     r^. 

(1853)  Coelioxys    coronaUi    *  Foerster,     Verhandl.    Preuss. 
Rheinlande  X.  p.  280,  no.  55  (,j^). 

12 


172 

Ich  habe  das  Männchen  dieser  bei  Berlin  sehr  seltenen  Art 
bis  jetzt  nur  zweimal  gefangen:  Woltersdorf,  18.  August  und 
Rüdersdorf,  6.  Juni;  das  letztere  Exemplar  auf  Stachys  reeta. 

9.     Coelioxys  erythropyga  Foerst. 

Ante7inis  gracilioribns ,  subius  cum  pedibus  maxima  pro 
parte  laete  rufis,  abdotninis  fasciis  l — 5  continuis,  testaveis 
vel  albidis,  segmento  iientrali  6.  nsque  ante  apicern,  dorsali  6. 
dimidio  apicali  laete  sanguineis.     Long.  S — JOy^  mill.     $. 

(1853)  Coelioxys  erythropyga  *Foerster,  Verhandl.  Preuss. 
Rheinl.  X.  p.  287,  no.  59  (?)• 

var.  $  segmento  dorsali  6.  toto  nigro,  ventrali  6.  obscure  rufo. 

^.  Pedibus  nigris,  tibiarum  apice  tarsisqne  rufis:  thoracis 
marginibus  macuUsque  nee  non  abdombiis  fasciis  continuis  1 — 5. 
supra  laete  ochraceis,  segmento  dorsali  6.  nigro,  octodenlato, 
fascia  basali  dense  ochraceo-squamosa  ornato. 

Diese  zierliche  Art  ist  zwar  bei  Berlin  nicht  häufig,  aber 
weit  verbreitet;  ich  fing  sie  von  Ende  Juni  bis  in  die  zweite 
Hälfte  des  August  hinein  auf  dürren  Feldern  im  Brieselang 
und  bei  Woltersdorf.  Sie  fliegt  stets  in  Gesellscliaft  der 
Megachile  argentata  Fab.,  deren  Parasit  sie  ist;  ich  sah  wieder- 
holt die  Weibchen  in  die  EingangsölTnung  zu  den  Bauten 
dieser  Art  eindringen,  nachdem  das  Megachile-Weibchen  letz- 
tere veila&sen  hatte.  Männchen  und  Weibehen  fliegen  in 
Gemeinscliaft  auf  Jasione  montana. 


Anmerkung.  In  Bezug  auf  die  in  der  Gattungsdiagnose 
hervorgehobene  Eigenthümlichkeit,  betreffend  die  grubenartige 
Aushöhlung  der  Backen  bei  den  männlichen  Coelioxys^  ist  zu 
bemerken,  dass  diese  Auszeichnung  den  Weibchen  vollständig 
fehlt;  die  Backen  sind  hier  stets  gleichmäs^ig  körnig  punktirt 
und  behaart,  resp.  befilzt  oder  beschuppt.  Bei  den  Männchen 
ist  die  sich  abwärts  vom  unteren  Augenwinkel  und  nahe  am 
Aussenrnnde  des  tiefen  Kehl -Einschnittes  (in  welchen  sich 
die  Unterkiefer  und  die  Unterlippe  einschlagen)  vorfindende 
Grube  je  nach  den  Arten  verschieden  und  mehr  oder  weniger 
in  die  Augen  fallend.  Am  deutlichsten  tritt  sie  an  den  mit 
Schuppen  bekleideten  beiden  letzten  Arten  (C.  coronala  und 
erythropyga')  hervor,  indem  sie  sich  hier  als  kurze  eiförmige, 
scharf  begrenzte  (bei  C.  erylhropuga  gegen  das  Auge  hin  mit 
einem  kieliörmigen  Rande  umgebene),  spiegelglatte,  vertiefte 
Fläche  daistellt.  Bei  den  behaarten  Arten  ist  sie  tiefer, 
länger  gestreckt  und  mehr  der  Quere  nach  verlaufend ,  so 
dass  sie  fast  das  Ansehen  einer  Furche  hat.     Stark  verbreitert 


173 

erscheint  sie  bei  dem  Männchen  von  C.  elongata  Lepel.  und 
divergens  Foerst.,  schmaler  und  tiefer  bei  C.  conoidea  Ulig., 
rufescens  Lepel.  und  aurolimbata  Foerst.,  wo  sie  an  ihrem 
Vorder-  und  Hinterrande  mit  langen  Haaren  befranst,  im 
Grunde  zwar  punktirt,  aber  glatt  und  glänzend  ist.  Am 
wenigsten  deutlich  tritt  sie  an  C.  conica  Lin.  hervor,  nicht 
nur,  weil  sie  hier  von  der  dichten  buschigen  Beiiaarung  oft 
überdacht  wird,  sondern  auch,  weil  ihre  Aushöhlung  durch 
gedrängtere  Punktirung  fast  matt  erscheint. 

14.    Ceratina  Latr. 

Antennae  hreves,  subclavatae. 

Palpi  maxillares  4 — 6-articnlaii. 

Femora  anteriora  snbtus  dilatata,  apicem  versus  late 
excavata, 

Tibiae  posticae  in  utroqne  sexu  extiis  unidentatae,  * 

Unguicitä  omnes  profunde  bifidi. 

Fedes  postici  ?  a  coxa  ad  metatarsum  usque  pilis  pollini- 
geris  hirsiiti,   .^  femore  tibiaque  intus  ciliatis. 

Dass  an  den  Lippentastern  von  Ceratina  nicht,  wie  La- 
treille  angiebt,  nur  ein  einzelnes,  sondern  zwei  kurze  End- 
glieder ausgebildet  sind,  ist  bereits  von  Smith  hervorgehoben 
worden.  An  den  Kiefertastern  der  vorliegenden  Gattung  lässt 
die  Z^hl  und  Form  der  Glieder  eine  auffallende  Unbeständig- 
keit erkennen.  Unter  sechs  von  mir  untersuchten  Exemplaren 
der  Cerat.  cucurbitina  Rossi  hatten  fünf  beiderseits  viergliedrige 
Taster,  das  frechste  auf  der  einen  Seite  vier-,  auf  der  andern 
fünfgliedrige,  und  zwar  war  im  letzteren  Fall  das  überschüssige 
Glied  durch  'l'heilung  des  vorletzten  hervorgerufen.  Bei  vier 
Exemplaren  der  Cerat.  cyanea  Kirb}'  (':?$)  erwiesen  sich  die 
Taster  durchweg  als  fünfgliedrig,  ebenso  bei  einem  Männchen 
der  Cerat.  egregia;  ein  Männchen  der  Cerat.  callosa  Fab. 
hatte  dagegen  rechts  einen  fünf-,  links  einen  sechsgliedrigen 
Taster.  An  den  Vorder-  und  Mittelbeinen  beider  Geschlechter 
sind  die  Schenkel  unterhalb  stark,  fast  winklig  erweitert  und 
gleich  den  Hiuterschenkeln  bis  auf  zwei  Drittheile  ihrer  Länge 
weit  und  tief  au.sgeliöhlt.  Bei  den  Weibchen  sind  die  Hinter- 
beine von  der  Hüfte  bis  zum  Metatarsus  mit  langen,  sperrigen 
Sammelhaaren,  welche  man  beim  lebenden  Thiere  mit  Pollen 
behaftet  findet,  besetzt,  beim  Männchen  Hintevschenkel  und 
Hinlerschienen  innen  dicht  gewimpert.  Die  Fussklauen  sind 
nicht,  wie  Lepel  et  ier  angiebt,  einfach,  sondern  an  allen 
Beinpaaren  beider  Geschlechter  tief  zweispaltig.  Ein  die  Gat- 
tung sehr  auszeichnendes  Merkmal  ist  die  Bewehrung  der 
Hinterschienen    mit   einem   kleinen   spitzen   Zahne.      Derselbe 

12* 


174 

findet  sich  bei  beiden  Geschlechtern  an  der  Aussenseite,  etwa 
beim  Ende  des  ersten  Drittheils  der  Länge,  wo  die  Schiene 
gleich  breit  zu  werden  beginnt.  Wiewohl  diese  Bildung  von 
den  Autoren  mit  Stillschweigen  übeigangen  wird,  ist  sie  doch 
so  auffallend,  dass  sie  selbst  dem  Zeicliner  der  Lepeletier- 
schen  Tafeln,  welcher  sie  auf  pl.  19  für  Gerat .  aicurbitina 
{albilabris  Fab.)  sechsmal  dargestellt  hat,  nicht  entgangen  ist. 
Ich  finde  sie  bei  allen  mir  vorliegenden  Europäischen,  Afrika- 
nischen und  den  zahlreichen  Amerikanischen  Arten  der  Gat- 
tung in  ganz  übereinstimmender  Weise,  vermisse  sie  dagegen 
bei  zwei  Ostindischen:  1)  Cerafina  aenea  iApis  aeiiea  Fabri- 
cius,  Ent.  syst,  suppl.  =  MegiUa  nenea  Fabr.  Sjst.  Piezat.) 
aus  Tranquebar,  Java  und  Ceylon  und  2}  Ceratina  smaragdiila 
iApis  smaragdula  Fabricius,  Entom,  syst.  =  Megilla  smaragdula 
Fab.  Syst.  Piez.  =  Ceratina  maculata  Smith)  aus  Tranquebar 
und  Java. 

•  In  Europa  sind  die  Ceratinen  vorwiegend  der  südlichen 
Hälfte  eigen,  hier  aber,  wie  es  scheint,  durch  eine  nicht  un- 
beträchtliche Zahl  von  Arten  repräsentirt.  Mir  sind  bis  jetzt 
folgende  bekannt  geworden: 

a.  Körper  nicht  metallisch  geiärbt,  Hinterschienen  aussen  stärker, 
fast  winklig  erweitert;  der  Nervus  recurrens  2.  meist  nahe  am 
Ende  der  zweiten  Cubitalzelle  einmündend.  Kieiertaster  der 
Regel  nach  viergliedrig ,  die  einzelnen  Glieder  langgestieckt. 
Männchen  mit  breiter  Haftscheibe  an  der  Basis  der  Hinter- 
schenkel und  freiem  sechsten  Yentralringe  des  Hinterleii,>es. 

1.     Ceratina  cucurbitina  Rossi. 

Alis   infuscatis,  nigra,    tiitida,  clypeo ,    callis  humcralibus 
tibiarumque  basi  eburneo-maculafis.     Long.  6 — 8  null.     <:?? 

(1792)  Apis   cucuvbilina   Rossi,    Mantissa  Insect.    I.   p.    145, 

no.  325  ($). 

(1793)  Hylaens  allilalris  Fabricius,  Entom.  syst.  II.  p.  305, 

no.  10  ($). 
(1804)  Prosopis   all)il(tiris   Fabricius,    Syst.   Piezat.  p.  293, 

no.  2  (5). 
1  !807)  Ceralina  allilalris  Ju  ri  n  e  ,  Hymenopt.  pl  14,  fig.  7  (5). 
(1818)   Ceralina  allilalris  Ger  mar,  Faun.  Insect.  Europ.  V. 

no.  17  ($). 
(1825)   Ceralina    allilalris    Lepeletier,    Encvcl.    mt'th.    X. 

p    18. 
(1832)  Ceralina  decolorans  Brülle,  Exped.  scient.  de   Moree 

III.  p.  340,  no.  755    pl.  48,  fig.  9  f,^). 
(1841)   Ceralina  allilalris  Lepeletier,    Hist.  nat.   d.  Hyme- 
nopt. 11.  p.  506,  no.  2.  pl.  19,  fig.  1  u.  2  (,^$) 
Ceralina  allilalris  Cuvier,  Regne  animal,  ed.  Masson, 

pl.  126,  fig.  5. 
(1855)  Ceralina    allilalris   Smith,    Bees    of    Great    Britain, 

p.  195,  no.  2  (c5$). 
(1866)  Ceralina   allilalris   Giraud,   Annal.    soc.   entom.  de 

France  4.  ser.  VI.  p.  454,  no.  7. 


175 

.^.  Chjpci  macitia  magna,  labrl  nnnnta  eburneis ,  ahdo- 
?nuiis  seynieiifo  /.  breoi,  apice  lale  In/ncalo:  femovibus  pDslicis 
snbfus  palelln  orafa,  ftmbviata,  instructis. 

Abgesehen  von  der  nicht  metallischen  Körperfärbung 
weiclit  diese  Art  von  allen  übrigen  durch  folgende  aus- 
gezeichnete, bis  jetzt  übersehene  Merkmale  des  Männchens 
ab.  Das  umgebogene  siebente  Dorsalsegment  des  Hinterleibes 
ist  kurz  und  an  der  Spitze  breit  abgestutzt,  nicht  wie  bei  den 
metallisch  gefärbten  Arten  in  die  Bauchfläche  eingesenkt;  daher 
findet  sich  an  dieser  auch  ein  freies  kleines  sechstes  Ventral- 
segment, welches  vor  seinem  Endrand  mit  zwei  nach  hinten 
gerichteten  Dornspitzen  bewehrt  ist.  Die  Hinterschenkel  lassen 
an  der  Basis  der  Unterseite  eine  sehr  auffallende  Bildung  er- 
kennen, welclie  vermuthlicli  als  Haftapparat  bei  der  Begattung 
in  Anwendung  kommt.  Es  findet  sich  hier  nämlich  eine  ovale, 
scheibenförmige,  leicht  ausgehöhlte  Erweiterung,  welche  auf 
ihrer  Fläche  dicht  mit  greisem,  seidenartigem  Toment  bekleidet, 
an  ihrer  Peripherie  aber  mit  ausgespreizten,  besonders  am 
Hinterrande  sehr  langen,  silberweissen  Haaren  geM-impert  ist. 

Die  Ceratina  cvcAirhitina  hat  eine  sehr  ausgedehnte  Ver- 
breitung über  das  mittlere  und  das  ganze  südliche  Europa  mit 
Einschluss  der  Mittelmeerküsten  Asien's  und  Afrika's ;  ihr  Vor- 
kommen in  England  ist  gewiss  mehr  als  zweifelhaft.  Nach 
Lepeletier  findet  sie  sich  noch  in  der  Umgegend  von  Paris, 
nach  Schenck  in  Nassau,  Ich  fing  sie  Mitte  August's  häufig 
in  Chiavenna  und  Meran  auf  Centaurea  paniculata ,  deren 
Pollen  die  Weibchen  an  ihren  Hinterbeinen  anhäuften,  Ausser- 
dem liegen  mir  Exemplare  von  Genua  (Spinola),  aus  Por- 
tugal (Hoff  mannsogg),  Spanien,  Sicilien,  Dalmatien,  Grie- 
chenland (Krüper),  Rhodus  und  benachbarten  Inseln  (Loew) 
und  Aegjpten  (Ehrenberg)  vor.  Rossi  beschrieb  die  Art 
zuerst  au9  Etruiien,  Fabricius  aus  Algier;  letzteren  Fundort 
bestätigt  aucli  Lucas. 

Anmerkung.  Dass  dieser  Art  der  Rossi' sehe  Name 
als  der  älteste  und  durchaus  sichere  zukommt,  kann  nicht 
zweifelhaft  sein:  Rossi  beschreibt  dieselbe  ganz  kenntlich 
und  irrt  nur  darin,  dass  er  den  hellen  Fleck  des  Clypeus 
der  Oberlippe  zuschreibt.  Die  spätere  Fabricius'sche  Be- 
nennung verdient  sclion  ihrer  Trivialität  halber  beseitigt  zu 
werden.  Die  Ceraiina  decolorans  Brull6  ist  durchaus  nichts 
anderes  als  das  Männchen  der  Ceral.  cucnrbitbui,  für  welches 
der  Verf.  sie  nach  seiner  eigenen  Angabe  auch  s^^elbst  gehalten 
liat,  bevor  sie  durch  die  unrichtigen  Angaben  Spinola's  über 
das  Männchen  der   Cer.   albilabi  is  Fab.  irre  geführt  wurde. 

Ob    die    nach    einem   weiblichen    Exemplare    aufgestellte 


176 

Ceralina  parvnla  Smith  (Catal.  Hymenopt  Brit.  Mus.  II.  p.  223, 
no.  5)  aus  Griechenland  mit  der  vorstehenden  Art  näher  ver- 
wandt ist,  lässt  sich  aus  den  aphoiistischen  Angaben  über 
dieselbe  nicht  entnehmen.  Was  übei-  die  Färbung  des  Clypeus 
gesagt  wird,  möchte  sogar  eher  zu  der  Ansicht  berechtigen, 
dass  diese  Art  der  Gattung  überhaupt  nicht  angehöre. 

b.  Körper  metallisch  gefärbt,  Hinterschienen  aussen  nur  schwach 
erweitert;  der  Nervus  recurrens  2.  näher  der  Mitte  der  zweiten 
Cnbitalzelle  einmündend.  Kielertaster  der  Regel  nach  fünf- 
gliedrig.  Männchen  ohne  Haftscheibe  an  der  Basis  der  Hinter- 
schenkel: das  siebente  Dorsalsegment  des  Hinterleibes  gegen 
die  Bauchseite  eingeschlagen,  daher  das  sechste  Ventralsegment 
nicht  freiliegend. 

2.     Ceratina  egregia. 

Magna,  splendide  coernlea,  mesonoto  nigricante,  metanoti 
area  media  magna,  laevigata,  lucida,  abdoniine  viridescenti- 
cyaneo  vel  viridi-aeneo.     Long.  12 — 13%  mill.     c^$. 

$.  Äbdominis  segmenlo  septimo  oblongo,  conico,  apice 
horizontali ,  integro,  ventrali  secundo  tubercnlo  basali  trans- 
verso,  apice  bifida  instructo,  iertio  qnartoque  utrinque  trans- 
verse  carinatis:  clypei  macula  magna  triloba,  labri  minore, 
gemiiiato  eburneis. 

S  var.     Callis  humeralibus  apice  ebnrneo-signatis. 

$.  Clypei  macula  angusia  (interdum  minima)  eburnea: 
äbdominis  segmento  sexto  acute  carinato. 

(1832)  Ceratina  aenea  Brülle,   Exp<5dit.  scientif.  de  Mor^e 

III.  p.  341,  no.  756,  pl.  48,  fig.  10  ((J). 
(1839)  Ceratina  chalcites  G  e  r  m  a  r ,  Faun.  Insect-  Europ.  XXI. 

(1854)  Ceratina  aenea  Smith,   Catal.  Hymenopt.  Brit.  Mus. 

II.  p.  223,  no.  3  ($). 
(1866)  Ceratina  chalciles  Giraud,  Annal.  soc.  ent.  de  France 

4.  scr.  VI.  p.  457  (^$). 

Diese  prachtvolle  Art  ist  schon  durch  ihre  Grösse,  den 
firnissartigen  Glanz  ihres  Körpers,  die  intensiv  cyanblaue 
Farbe  des  Kopfes,  Prothorax,  Schildchens  und  Hinterrückens, 
die  mehr  schwärzlich  violette  des  MittelrUckens  und  das  grosse 
spiegelglatte  Mittelfeld  der  Hinterseite  des  Brustkastens  leicht 
kenntlich.  Der  Hinterleib  variirt  in  der  Färbung  von  leb- 
haftem, in's  Grünliche  spielendem  Blau  bis  in  ein  schwärz- 
liches Erzgrün.  Das  pechbraun  gefärbte  siebente  Abdominal- 
Segment  des  Männchens  ist  länglich  kegelförmig,  längs  der 
Mittellinie  durchaus  glatt  und  daher  scheinbar  gekielt,  die 
Spitze  nicht  aufgebogen,  ganz,  etwas  abgestumpft.  Jeder- 
seits  von  dem  Basalhöcker  ist  das  zweite  Bauchsegment  quer 
gekielt,  was  sich  an  den  beiden  folgenden  wiederholt,  nur 
dass  der  Kiel  am  dritten  Ringe  in  der  Mitte  eingekerbt,  am 


177 

vierten  breit  unterbrochen  ist.  Bei  dem  Weibchen  ist  der 
schmale  Fleck  des  Clypeus  zuweilen  sehr  klein  und  möchte 
bei  manchen  Exemplaren  leicht  ganz  verschwinden  können. 

Während  bei  allen  mir  sonst  vorliegenden  Exemplaren 
beider  Geschlechter  die  Scliulterheulen  gleich  den  Tegulis 
glänzend  schwarz  sind,  zeigt  ein  von  mir  bei  Meran  gefangenes 
Männchen  die  Spitze  der  ersteren  elfenbeinweiss  gefleckt. 

Die  vorstehende  Art  ist  gleichfalls  weit  über  Süd-Europa 
verbreitet.  Sie  liegt  mir  aus  Tj'rol,  Sicilien  (Spinola), 
Andalusien,  Naxos  (Krüper)  und  Attica  (Krüper)  vor. 

Anmerkung.  Brülle  hat  das  Männchen  dieser  Art 
sehr  treffend  beschrieben  und  abgebildet.  Ein  in  der  Be- 
schreibung vorhandener  Druckfehler:  ^metathorax  marqu6 
de  cinq  lignes  longitudinales  ou  sutures^  anstatt  „mesothorax" 
hat  Giraud  dazu  veranlasst,  eine  specifische  Verschiedenheit 
zwischen  der  Cer.  aenea  BruU.  und  chalcites  Germ,  anzu- 
nehmen; eine  solche  ist  jedoch  thatsächlich  nicht  vorhanden. 
Auch  die  mehr  erzgrüne  Färbung  des  Hinterleibes  (Brülle) 
tritt  gerade  an  den  mir  vorliegenden  Griecliischen  Exemplaren 
deutlich  hervor,  ohne  einen  specifischen  Unterschied  zu  setzen. 
Da  eine  von  Fabrioius  als  Apis  (Megilla)  aenea  beschriebene 
Ostindische  Art   der  Gattung  Ceratina   angehört*),    so   kann 


*)  Weder  diese  noch  eine  zweite  von  Fabricius  unter  dem 
Namen  Apis  (Megilla)  smaragdula  beschriebene  Ostindische  Ceratina 
wird  von  Smith  in  seinem  Catalog  der  Apiarien  des  British  Museum 
aufgeführt ,  letztere  jedoch  unter  dem  Namen  Ceratina  maculata  von 
Neuem  beschrieben.     Die  Syrfbnymie  dieser  beiden  Arten  ist  folgende: 

1.     Ceratina  aenea. 
(1798)  Apis  aenea  *  Fabricius,  Entom.  syst,  suppl.  p.  277, 

no.  121-122  (^). 
(1804)  il/ejfif/a    aenea    *Fabricius,     Syst.    Piezat.    p.    333, 

no.  26  iSy 
(1854)  ? Ceratina  viridis  var.  Smith,  Catal.  Hymenopt.  Brit. 
Mus.  II.  p.  224,  no.  9. 
Diese  Art  ist  ausser  in  Tranquebar  (Daldorf  in  Mus.  Berol.) 
auch  auf  Java  (de  Haan)  und  Ceylon  (Nietner)  einheimisch.     Ihre 
von  Fabricius  betonte  nahe  Verwandtschaft  mit  der  folgenden,  für 
deren  Varietät  er  sie  sogar  zu  halten  geneigt  ist,  ersclieint  rücksicht- 
lich des  ganz  abweichend  gefärbten  und  skulpirten  Hinterleibs  zieinlich 
locker.     Bei  Gerat,  aenea  ist  der  letztere  nämlich  einfarbig  smaragd- 
grün. —  Ceratina  viridis  Guerin  Iconogr.  stammt  vom  Senegal;  wenn 
Smith  diesen  Namen  daher  einer  ganz  anders  gefärbten  Ostindischen 
Art  beilegt,  so  ist  dies  nicht  recht  verständlich,   beim  Mangel  einer 
speclelleren   Charakteristik   aber   auch  nicht    zu    constatiren,    ob    er 
darunter  etwa  die  hier  in  Rede  stehende  verstanden  habe. 

2.     Ceratina  smaragdula. 
(1793)  Apis  smaragdula  *Fabriciu8,  Entom  syst.  II.  p.  342, 
no.  122  (^). 


178 

die  von  Biullc  angewandte  gleiche  Benennung  der  vorstellen- 
den nicht  verl)leiben.  Die:-e]be  nach  Germur  Cerat.  chal- 
ci/es  Illig.  zu  nennen,  ibt  nicht  statthaft,  da  die  1 1 1  ige  i'sche 
Ceral.  chalcilcs  nach  dem  Original -Exemplar  des  hiesigen 
Musei  ganz  und  gar  davon  verschieden  ist. 

3.     Ceratina  denti  ventris. 

Parva,  riridi-acitea ,  capite  plus  minnsi^e  coenilescenle, 
rallis  hnmeralibus  tibiarnmqne  basi  ebunms:  antennis  subtus, 
tegnlis  tarsisque  rufo-bnmneis.     Long.  O'X — ^  ^'^ili- 

(J.  Abdotninis  segmento  septiitw  oblotigo,  conico,  apice 
acuminato,  venire  flavescenti-püoso ,  segmento  secundo  basi 
tuberciilo  compresso  armato. 

(1806)  Megilla   chahites  *llliger,    Magaz.  f.  Insektenk.  V. 
p.  139,  no.  11  05^). 

Noch  etwas  kleiner  und  schlanker  als  Cerat.  cyanea  Kirby, 
von  welcher  sie  durch  den  grünlich  bronzefarbenen  Körper, 
die  fast  ganz  elfenbeinfarbenen  Schulterbeulen,  die  licht  röth- 
lich  braunen  oder  selbst  rostrothen  Tegulae  und  Tarsen, 
besonders  aber  durch  die  Hinterleibsbildung  des  Männchens 
auffallend  genug  abweicht.  Fühlergeissel  unterhalb  bei  beiden 
Geschlechtern  röthlich  pechbraun  oder  licht  rostfarben,  Kopf 
entweder  gleich  dem  Körper  grünlich  bronzefarben  oder  bläu- 
lich, der  Clypeus  beim  Weibchen  mit  schmaler,  länglicher, 
beim  Männchen  mit  breit  dreilappiger  Makel  von  weisslich 
gelber  Farbe ^  der  Fleck  auf  der  Oberlippe  des  letzteren  klein, 
quadratisch.  Mittelfeld  des  Mesonotum  zwischen  den  Längs- 
furchen  ziemlich  dicht  punktirt,  Sclfildchen  mit  der  Andeutung 
eines  Mittelkieles.  Flügel  stärker  als  bei  Cer.  cyanea,  gebräunt, 
an  der  äussersten  Basis  rostgelb.  Kniefleck  an  den  beiden 
vorderen  Beinpaaren  klein,  am  dritten  sich  fast  auf  das  erste 
Drittheil  der  Länge  erstreckend ;  die  Schienen  im  Uebrigen 
pechbraun,  mit  röthlicher  Spitze.  Die  beiden  letzten  Seg- 
mente des  weiblichen  Hinterleibes  dichter,  mehr  körnig 
punktirt  als  bei  Cer.  cyanea,  das  letzte  fast  schwärzlich, 
stumpfer  gekielt.    Sechstes  Segment  des  männlichen  Hinter- 


*  (1804)  Megilla  smnraf/diiht  *Fabricius,  Syst.  Piezat.  p.  334, 

no.  30  (^). 
(1854)  Ccraiina    matulala    Smith,    Catal.    Hymenopt.    Brit. 
Mus.  II.  p.  2'>6,  no.  14. 
A'aterland:    Tranquebar    (Hübner    m    Mus.   Berol.)    und    Java 
(Smith).   —  Fabricius    spricht   in    seiner   Beschreibung   zwar   nur 
dem  4.  und  5.  Hinterleibssegment  die  beiden  schwarzen  Sammetflecke 
zu;    doch   finden    sie   sich  bei  den  mir  vorliegenden  Original-Stücken 
auch  auf  dem  sechsten  Segment,  wie  es  Smith  für  seine  Cerat,  ma- 
culaia  angiebt,  vor. 


179 

leibcs  gleichfall.s  schwach  gekielt,  am  Endiande  bhilroth 
durchscheineiul ,  das  siebente  braunioth,  dreieckig,  grob  und 
zerstreut  punktirt,  niit  abgestumplter ,  ungetheilter ,  nicht 
aul'gericliteter  S])itze.  Bauchseite  des  Männchens  dicht  greis- 
gelb behaart,  dunkel  erzgrün,  das  zweite  Segment  in  der 
Mitte  der  Basis  mit  schmalem,  seitlicli  zusammengedrücktem, 
zahnartig  hervorspringendem  Höcker,  die  beiden  iolgenden 
mit  einem  in  der  Mitte  unterbrochenen  Querkiel. 

Das  von  II liger  (a.  a.  0.)  zuerst  benannte,  aber  nicht 
beschriebene  Männchen  stammt  aus  Portugal;  ausserdem  liegt 
mir  die  Art  aus  Spanien,  Sicilien  und  Dalmatien  vor.  — 
Eine  Aenderung  des  II  liger  "sehen  Namens  schien  in  RücR- 
sicht  auf  die  irrige  üebertragung  desselben  auf  Cerat,  egregia 
so  wie  auf  die  inzwischen  von  Spinola  aufgestellte  Ceratina 
chalcea  räthlich. 

4.     Ceratina  gravidula. 

Nigro-coerulea,  certice  fronteqiie  lade  cyaneis,  clypeo, 
callis  humeralibns  nee  non  thoracis  dorso  nigris,  niiicUs:  meso- 
Hoto  niedio  parce  punctata,  Incidiilo .  metanoto  opaco,  area 
laevigata  centrali  minima.     Long.  9  mill.     V. 

An  Grösse  zwischen  dem  Weibchen  der  Cerat.  egregia 
und  callosa  Fab.  die  Mitte  haltend ,  von  beiden  durch  die 
Skulptur  der  hinteren  Thoraxwand,  von  letzterer  überdies 
durch  die  ungefleckten  Schulterbeulen  und  Clypeus,  das  nach 
hinten  stärker  erweiterte  Abdomen,  das  stark  glänzende 
Mittelfeld  des  Mesonotum,  die  Färbung  der  Bauchseite  u.  s.  w. 
abweichend.  Fühlergeissel  unterhalb  pechbraun,  Stirn  und 
Scheitel  intensiv  cyanblau,  Clypeus,  Hinterkopf  und  Mittel- 
rücken nebst  Schulterschwielen  und  Tegulis  fast  rein  schwarz; 
letztere  nach  hinten  durch  weissliche  Behaarung  gesäumt, 
Mittelfeld  des  Mesonotum  zwischen  den  Längsfurchen  sehr 
vereinzelt  punktirt,  daher  stark  glänzend,  fast  spiegelnd. 
Auch  die  ziemlich  grobe  Punktirung'  der  Seitentheile  des 
Mesonotum  ist  keineswegs  gedrängt,  so  dass  der  Glanz  noch 
ziemlich  lebhaft  ist.  Die  hintere  Thoraxwand  ist  mit  Aus- 
nahme eines  sehr  kleinen,  schmal  dreieckigen  Mittelfeldes  und 
einer  mit  demselben  zusammenhängenden  Querleiste,  welche 
glatt  erscheinen,  durch  sehr  dichte  und  feine  körnige  Punkti- 
rung durchaus  matt.  Flügel  von  der  Wurzel  bis  zum  Beginn 
der  Cubitalzellen  fast  glashell,  im  Uebrigen  ziemlich  intensiv 
gebräunt  und  schwarz  geädert.  Der  helle  Kniepunkt  auch 
am  dritten  Beinpaare  sehr  klein,  nicht  in  die  T^änge  gezogen; 
die  Farbe  der  Beine  sonst  tief  schwarz,  die  Endglieder  der 
Tarsen  rothbraun.     Hinterleib  dunkel  erzfarben,  oberhalb  im 


180 

Bereich  der  vier  ersten  Ringe  mit  blaugrünem  Schimmer;  an 
der  Spitze  und  Bauchseite  fast  schwarz.  Die  drei  ersten 
Hinterleibsringe  stärker  eingeschnürt  als  bei  Gerat,  callosa, 
tiefer  und  weniger  dicht  punktiit;  das  Endsegment  dichter, 
fast  runzlig  punktirt,  mit  feinerem  Mittelkiel  und  deutlich 
buchtigem,  in  eine  feine  mittlere  Spitze  ausgezogenem  Hinter- 
rande. Die  beiden  hintersten  Bauchsegmente  gegen  die  Spitze 
hin  dicht  und  rauh,  feilenartig  punktirt,  das  letzte  Um  Ende 
gelb   beiiaart. 

Ich  fing  das  Weibchen  dieser  Art  Mitte  August's  bei 
Meran  auf  Centauiea  paniculata,  an  Hinterbeinen  und  Bauch- 
haaren dicht  mit  Pollen  bedeckt.  Das  Männchen  ist  mir  un- 
bekannt. 

5.     Ceratina  cyanea  Kirby. 

Cyanea,  nitida,  clypeo  callisque  humeralibus  nigris,  meta- 
noto  obsolete  punctiilalo,  medio  laevi.    Long.  6% — 7%  mill.   <^$. 

(^.  Clypeo  labroque  ebnrneo-maculatis,  abdominis  segmento 
7.  obtuse  triangulari,  opice  bißdo. 

(1802)  Apis  cyanea  Kirby,  Monogr.  Apiim  Angliae  II.  p.  308, 

Tat-.  17,  fig.  7  u.  8  {^^). 
(1841)  ?  Ceratina  cyanea  Lepeletier,  Hist.  nat.  d.  Hymenopt. 

II.  p.  505,  no.  1  ($). 
(1855)  Ceratina    caerulea    Smith,     Bees    of   Great    Britain 

p.  194,  no.  1  ((^$), 
(1866j  Ceratina  coertilea  Giraud,  Annal.  soc.  ent.  de  France 

4.  ser.  VI.  p.  455,  no.  8  ((^$). 

(^$  var.     Callis  humeralibus  apice  eburneis. 

(1825)  ?  Ceratina  callosa  Lepeletier,    Encycl.  method.  X. 
p.  18,  no.  1  ($). 

Die  Bauchsegmente  des  Männchens  sind  gleich  denen  des 
Weibchens  gleichmäsng'und  dicht  punktirt,  ohne  Höcker  und 
Kiele.  Das  siebente  Dorsalsegment  des  Männchens  ist  fast 
gleichseitig  dreieckig,  .ungekielt,  seine  Spitze  gegen  die  übrige 
Fläche  fast  rechtwinklig  aufgerichtet,  abgestumpft  und  durch 
einen  ziemlich  tiefen  Mittelkerb  deutlich  zweizipflig.  Der 
Mittelkiel  des  sechsten  Segmentes  ist  am  Ende  schneidenförmig 
erhaben  und  zahnartig  hervortretend. 

Alle  von  mir  in  der  Umgegend  Berlin's  gesammelte  Exem- 
plare haben  durcliaus  schwarze  Schulterbeulen,  die  Weibchen 
durcliweg  einen  ungefleckten  Cljpeus.  Trotzdem  unterliegen 
beide  Körpertheile  Färbungsverschifedenheiten.  Smith  er- 
wähnt einer  Varietät  des  Weibchens  mit  weiss  geflecktem 
Clypeus;  mir  selbst  liegen  einige  Exemplare  aus  Portugal 
(Hoffm  annsegg)  und  Sicilien  (Zell er)  vor,  welche  einen 
weissen  Punkt  an  der  Spitze  der  Schulterbeuleu  zeigen,  ohne 


181 

specifische  Unterschiede  erkennen  zu  lassen.  Zwei  unter 
letzteren  befindliche  Männchen  haben  genau  dieselbe  Hinter- 
leibsbildung wie  die  typische  Form, 

Die  vorstehende  Art  ist  die  am  weitesten  in  Europa  ver- 
breitete der  ganzen  Gattung;  sie  reicht  bis  nach  England 
und  scheint  in  Nord-Deutschland  nirgends  selten  zu  sein;  an 
den  Küsten  des  Mittelmeeres  ist  sie  gleichfalls  einheimisch. 

Anmerkung.  Man  kann  bei  dieser  Art  allerdings,  wie 
es  Kirbj  gethan  hat,  die  Apis  coerulea  de  Villers  als  frag- 
liches Synonym  citiren,  sie  keinesM^egs  aber  mit  diesem  Namen 
nach  Smith's  und  G  iraud's  Vorgange  belegen.  Durch  die 
kurzen  Angaben  von  de  Villers  werden  die  zunächst  ver- 
wandten Arten,  wie  Cerat.  callosa  Fab.  durchaus  nicht  mit 
Sicherheit  ausgeschlossen ,  so  dass  seine  Art  immerhin  eine 
fragliche  bleibt.  Die  allein  berechtigte  Benennung  für  die 
gegenwärtige  ist  die  Kirby'sche,  welche  durch  eine  genaue 
Beschreibung  beider  Geschlechter  gestützt  wird. 

6.     Ceratina  nigroaenea. 

Obscure  mridi-aenea,  callis  humeralibus  tegnlisque  apice 
rufo -brunneis ,  metanoto  opaco ,  area  media  laevi  angusia: 
abdominis  segmentis  ventralibus  2.  et  3.  ante  apicem  laevigatis, 
lucidis.     Long.  8%  mill.     S^. 

$.  Clypei  macula  magna  triloba  aurantiaca,  labro  toto 
nigro:  abdominis  segmento  septimo  triquetro,  carinato,  apice 
late  truncato. 

Von  der  Grösse  der  Cerat.  callosa,  von  dieser  durch  die 
Körperfärbung,  den  Maugel  der  hellen  Schulterbeulenflecke 
und  besonders  durch  die  Hinterleibsbildung  des  Männchens 
unterschieden.  Kopf  und  Oberseite  des  Hinterleibes  sind  grün- 
lich erzfarben,  der  Thoraxrücken  und  das  sechste  Segment 
jenes  fast  schwärzlich.  Fühlergeissel  unterhalb  pechbraun, 
Oberlippe  des  Männchens  ungefleckt,  der  grosse  dreilappige 
Fleck  des  Clypeus,  welcher  einen  ziemlich  breiten  schwarzen 
Vordersaum  frei  lässt,  lebhaft  orangefarben.  Mittelraum  des 
Mesonotum  zwischen  den  Furchen  glän/,end,  zerstreut  punktirt, 
jedoch  beträchtlich  zahlreicher  als  bei  Cerat.  gravidula^  Schul- 
terbeulen und  Tegulae  licht  rothbraun  gesäumt.  Flügel  nur 
leicht  braun  getrübt,  mit  pechbraunem  Geäder.  Der  weiss- 
liche  Kniefleck  am  dritten  Beinpaare  verlängert,  Tarsen  mit 
braunrothen  Endgliedern.  Hinterleib  dicht  punktirt  mit  schwärz- 
lich pechbraunem  Vorderrand  der  einzelnen  Ringe;  sechstes 
Segment  beim  Männchen  dicht  körnig  gerunzelt,  der  Mittel- 
kiel niedrig,  an  der  Spitze  röthlich  pechbraun  durchscheinend. 
Analsegment  fast  gleichseitig  dreieckig,    grob  punktirt,   mit 


182 

glatter,  kielartiger  Mittellinie,  seine  Spitze  deutlich  auf- 
gebogen, breit  abgestutzt  und  durch  einen  mittleren  Kerb 
stumpf  zweilappig.  Das  zweite  und  dritte  Bauchsegment  beim 
Männciien  vor  dem  Hinteriande  mit  spiegelglatter,  fast  punkt- 
loser Querbinde,  das  vierte  ebenda  mit  einem  in  der  Mittellinie 
unterbrochenem  Querwulst.  —  Beim  Weibchen  ist  der  Fleck 
des  Cljpeus  meist  stumpf  eiförmig  und  gleichfalls  gold-  oder 
rothgelb,  die  Spitze  der  Scliulterbeulen  meist  lichter  als  beim 
Männc])en,  fast  scherbengelb.  Der  Kiel  des  sechsten  Hinter- 
leibsringes ist  vor  der  Spitze  durch  einen  Quereindruck  unter- 
brochen, . 

In  der  Krim  (v.  Nord  mann),  an  der  Küste  Klein-Asiens 
(Loew  in  Mus.  Berol.)  und  in  Griechenland  (Krüper)  ein- 
heimisch. 

7.     Ceratina  callosa  Fabr. 
Cyanea,  clypeo  callisque  humeralibus  flaco-macnkilis.  Long 

$.  Labro  flavo-maculato,  abdominis  segmento  sexto  acute 
carinaio,  septimo  apice  acnminato,  recurvo. 

(1798)  Apis  callosa  "'Fabr icius ,  Entoin.  syst,  suppl.  p.  277, 

no.  122  -23  (^)  sec.  specim.  typ. 
(1804)  MeqUla    callosa    ■''^Fab riciu  s,    Syst.   Piezat.    p.    334, 

iio.  31   (?). 
(1841)   Ceralma  maurilanica   Lepeletier,   Ilist.  nat.  d.  Ily- 

menopt.  II.  p.  507,  no.  3  (o$). 
(1849)    Ceratina  tnauritanica  Lucas,  Explor.  scienfc.  de  l'Al- 

gerie    III.    p.   223,    no.   172    (,5*$).  •   Atlas    pl.    10, 

fig.  10  isr 

(1866)  Ceratina  callosa  Giraud,  Annal.  soc.  ent.  de  France 
4.  ser.  VI.  p.  456,  no.  9  (,5^$). 

var.   S.     Labro  immacnlato. 

Dass  diese  Art  von  Cerat.  cyanea  specifisch  verschieden 
ist,  hat  bereits  Giraud  zur  Genüge  erörtert.  Das  in  der 
Mitte  gekielte  und  mit  einer  stark  aufgebogenen,  bald  schär- 
feren, bald  stumpferen,  aber  stets  ungetheilten  Spitze  ver- 
sehene Analsegment  des  Männchens  so  wie  die  leichte  Quer- 
kielung  des  dritten  und  vierten  ßauchsegmentes  unterscheiden 
sie  im  Verein  mit  der  gelben  Fleckung  der  Schulterbeulen 
und  der  kräftigeren  Statur  auffallend  genug  von  der  Kirby- 
schen  Art.  —  Ein  mir  aus  Spanien  vorliegendes  Männchen, 
dessen  Oberlippe  des  gelben  Fleckes  entbehrt,  zeigt  keine 
Unterschiede  in  der  Hinterleibsbildung  von  der  typischen  Form. 

Diese  Art  reicht  von  Portugal  und  Spanien  durch  Süd- 
Frankreich  und  Italien  bis  nacli  Griechenland  und  Süd-Russ- 
land; die  Algerische  Cerat,  matiritanica  Lepel.  ist  damit 
identisch. 


183 

8.     Ceratina  chrvsomalla. 

Viriili-aciica ,  Ih.ovdrls  dorso  disperse  pinielalo,  ciipreo- 
micanie,  chjpeo,  ccülis  humeraUhns  gei/ubu.upie  ßavo-niacidalis: 
iegulis  piceis,  alis  inpisralis,  molaceo-micanlihus,  nieldnoti  area 
media  nilida.     Long    .9 — /()  mill.     S'^. 

Q.  Corpore  subtns  cum  pedibns  aureo-piloso,  abdominis 
segmenlo  septiino  oblongo-lriquelro,  apice  bituberculato,  cenira- 
libus  2. — -/.  transoerse  callosis,  4.  medio  impresso. 

Der  Cerof.  egregia  an  Grösse  nahe  stehend,  aber  licht 
grünlich  erzfarben,  mit  kupfrigem  oder  violettem  Meiallglanz 
des  Mittel lückens.  Fiihleigeissel  unterlialb  pechbraun,  der 
orangegelbe  Fleck  auf  dem  Clypeus  des  Männchens  zwar 
über  die  ganze  Breite  desselben  reichend,  aber  einen  schwarzen 
Vordersaum  freilassend;  der  gelbe  Fleck  der  Obeilippe  quer 
viereckig.  Mittelrücken  zwischen  den  Längsfurclien  zerstreut 
und  ziemlicii  fein  punktirt,  gleich  dem  Kopf,  Vorderrücken 
und  den  beiden  Scliildclien  dicht  und  aufrecht  greisgelb  be- 
liaart.  Mittelfeld  des  Hinterrückens  nach  oben  und  beiden 
Seiten  hin  durch  kielartige  Erhabenheiten  scharf  abgegrenzt, 
beiderseits  sehr  fein  körnig  punktirt,  längs  der  Mittelfurche 
in  ziemlicher  Ausdelmung  glatt  und  glänzend.  Schulteibeulen 
in  weiter  Ausdehnung  wachsgelb,  Tegulae  röthlich  pechbraun; 
Flügel  von  der  Wurzel  aus,  gegen  die  Spitze  hin  aber  viel 
intensiver  gebräunt,  deutlich  violett  schimmernd,  mit  gelblich 
braunem  Geäder.  Die  ganze  Unterseite  des  Körpers,  besonders 
die  Kehle,  Brust  und  Beine  dicht  und  glänzend  goldgelb  be- 
haart, der  röthlich  gelbe  Kniepunkt  am  dritten  Beinpaare 
verlängert,  die  Schienen  ])echbraun  durchscheinend,  die  beiden 
Endglieder  der  Tarsen  rostroth.  Erstes  Hinterleibssegment 
sparsamer  punktirt  und  mehr  goldig  glänzend  als  die  dicht 
und  körnig  ])unktirten  folgenden,  das  siebente  länglich  drei- 
eckig, pechbraun  durchscheinend,  grob  punktirt,  mit  glattem 
Mittelkiel  und  abgestutzter,  in  zwei  glatte,  schwielige  Höcker 
endigender  Spitze.  Bauchseite  goldig  grün,  das  2.  bis  4.  Seg- 
ment mit  glänzender  und  glatter,  erJiabener  Querschwiele 
vor  der  Spitze;  dieselbe  ist  auf  dem  2.  Segment  in  der  Mitte 
kielartig  zugeschärft,  auf  dem  4.  ebenda  durch  einen  gruben- 
artigen Eindruck   unterbroclien. 

Bei  dem  Weibchen,  \a  elches  in  Färbung  und  Skulptur 
der  Oberseite  mit  (iem  Männchen  genau  übereinstimmt,  fehlt 
die  aufrechte  Behaarung  des  Kojjl'es  und  Thorax,  während 
diejenige  dei'  Beine  greisgelb  erscheint.  Der  gelbe  Fleck  des 
Clypeus  ist  regelmässig  oval ,  das  seciiste  Hinterleibssegment 
schwärzlich  erzfarben  und  duichgelieniis  fein  gekielt,  die 
Bauchseite  fast  stahlblau,  dicht  und  gleichmässig  punktirt. 


184 

Beide  Geschlechter  wurden  von  Loew  auf  Rhodus,  das 
Männchen  auch  bei  Mermeriza  gesammelt. 

V.     Ceratina  Loewi. 

Viridi-aenea,  ihoracis  dorso  dense  punctato,  loevi-bilineato, 
clypeo,  callis  humeraUbiis  genubusque  flcwo-maculatis:  iegulis 
rufo-brumieis,  antice  flaco-signatis,  alis  dilute  fiiscis,  metanoti 
area  media  liicida.     Long.  8 — 5%  mill.     o$. 

(J.  Pectore  cano-piloso ,  abdominis  segmetito  7.  obtvse 
triangulari,  apice  vix  emarginalo,  ventralibus  3  et  4.  ntrinque 
carinulatis. 

Nur  von  der  Grösse  der  Gerat,  callosa,  jedoch  gleich 
der  vorhergehenden  Art  licht  grünlich  erzfarben.  Der  stroh- 
gelbe Fleck  des  männlichen  Cljpeus  erreicht  den  Vorderrand, 
derjenige  der  Oberlippe  fast  ihre  Seitenränder;  die  Fühler- 
geissel  ist  unterhalb  gleichfalls  pechbraun.  Auf  dem  dicht 
goldig  punktirten  ÄJittelrücken  setzen  sich  die  inneren  paarigen 
Längsfurchen  in  zwei  vollkommen  glatte,  fast  bis  zum  Schild- 
chen reichende  Längsstriemen  fort,  welche  sich  schon  durch 
die  dunklere  Metallfarbe  scharf  abgrenzen.  Am  Hinterrücken 
ist  die  Abgrenzung  des  Mittelfeldes  seitlich  weniger  scharf 
als  bei  der  vorhergehenden  Art,  die  Mitte  aber  gleichfalls  in 
weiterer  Ausdehnung  glatt  und  spiegelblank.  Der  Endfleck 
der  Schulterbeulen  ist  hellgelb,  die  Tegulae  sind  rostrotli,  mit 
licht  gelbem  Punkte  am  Vorderrande.  Die  Flügel  sind  im 
Ganzen,  besonders  aber  an  der  Basis  sehr  viel  schwächer, 
mehr  wässrig  gebräunt  als  bei  Cerat.  chrysomalla;  Schienen 
und  Metatarsen  pechbraun  durchscheinend,  die  vier  Endglieder 
der  Tarsen  hell  rostroth,  die  Behaarung  der  Beine  greis. 
Sechstes  Dorsalsegment  des  männlichen  Hinterleibes  gegen 
das  Ende  hin  scharf  gekielt,  das  siebente  fast  gleichseitig 
dreieckig,  pechbraun,  grob  punktirt,  mit  glattem  Längskiel, 
die  nicht  aufgebogene  Spitze  desselben  breit  und  fast  gerade 
abgestutzt.  Bauchseite  bläulich  grün,  das  3.  und  4.  Segment 
jederseits  mit  einer  glänzenden  schwachen  Querleiste  vor  dem 
Hinterrande. 

Beim  Weibchen  ist  der  gelbe  Clypeus-Fleck  regelmässig 
oval,  das  dicht  gekörnte  sechste  Hinterleibssegment  bis  zur 
Spitze  fein  und  scharf  gekielt,  die  Bauchseite  grünlich  oder 
bläulich  erzfarben,  gleichmässig  dicht  punktirt. 

Die  Art  wurde  in  beiden  Geschlechtern  von  Loew  an 
der  Küste  Klein- Asiens  (Kos,  Mermeriza,  Adalia),  von  Krüper 
später  auch  in  Attica  gesammelt. 


185 

Zwei  neue  von  Hrn.  Prof.  Zell  er  in  Ober- 
Kärnthen  gesammelte  Chrysis-Arten. 

Von  Dp.  A.  CJerstaeclier. 


C  li  r  y  s  i  s  h  i  r  s  u  t  a. 

Nigro-hirta,  capite  thoraceqiie  indigaceis,  viridi-variegatis, 
abdomme  igneo,  conferlissime  punctiilato,  segmenfo  anali  in- 
tegro,  siibtruncato,  serie  punctorum  anteapicaä  minus  distincta: 
alis  hyalinis,  litura  costali  fusca.     Long  10  null.     -9. 

Nach  der  Körperfärbung,  dem  ungezähnten  Analrand  des 
dritten  Hinterleibssegmentes  und  der  Versehmälerung  des  letz- 
teren gegen  die  Spitze  hin  steht  unsere  Art  mit  Chrys.  bi- 
color  Daiüb.  (=  Chr.  trimaculata  Foerst.)  und  Chrys.  simplex 
Dahlb.  in  nächster  Verwandtschaft  und  zwischen  diesen  beiden, 
welchen  sie  in  Grösse  und  Gestalt  gleicht,  in  der  Mitte.  Wie 
bei  Chr.  bicolor  ist  das  Endsegment  an  der  Spitze  quer  ab- 
gestutzt und  die  Bauchseite  des  Hinterleibes  auf  goldrothem 
Grunde  schwarz  gefleckt;  dagegen  uie  bei  Chr.  simplex  die 
Oberseite  des  Hinterleibes  sehr  dicht  und  fein  chagrinartig 
punktirt.  Von  beiden  ist  die  vorliegende  leicht  durch  die 
lange  und  dichte,  aufrechte  schwarze  Behaarung  des  Kopfes 
und  Thorax,  so  wie  durch  die  lange  und  gleichfalls  schwarze 
der  Hinterleibsseiten,  besonders  aber  des  Endsegmentes  zu 
unterscheiden.  —  Kopf  und  Thorax  tief  indigoblau^  an  ersterem 
die  Seiten  der  Stirn,  das  Untergesicht  und  die  drei  ersten 
Fühlerglieder ,  an  letzterem  eine  Querbinde  des  Pronotum, 
zwei  seitliche  Flecke  des  Mittelrückens  und  die  Tegulae  sma- 
ragdgrün. Scheitel  und  Stirn  etwas  grober  punktirt  als  bei 
Chr.  bicolor,  ohne  Querleiste  über  den  Fühlern,  das  Unter- 
gesicht gleich  von  den  Augen  ab  deutlich  verschmälert.  Post- 
scutellum  leicht  gewölbt;  Vorderflügel  auf  der  Scheibe  nicht 
gebräunt ,  nur  die  —  vollständig  geschlossene  —  Radialzelle 
mit  diinkelem  Costtilwisch.  Schiensporen  und  Tarsen  durchaus 
schwarz,  Fussklauen  gUxtt.  Hinterleib  oberhalb  noch  etwas 
feiner  und  dichter  als  bei  Chr.  simplex  punktirt,  trotzdem 
aber,  wenigstens  an  dem  Hinterrande  der  beiden  ersten  Seg- 
mente bedeutend  glänzender  als  dort;  Färbung  fast  rein  roth, 
ohne  merklichen  Goldschimmer,  Mittelkiel  auf  den  beiden 
vorderen  Ringen  sehr  stumpf  und  vor  dem  Hinterrande  endi- 
gend. Analsegment  nach  hinten  fast  auf  die  Hälfte  der  Basal- 
breite  verengt,  der  Hinterrand  quer  abgestutzt,  flach,  aber 
von  dem  mit  ziemlich  verloschenen  Punkten  besetzten  Quer- 
eindruck aus  deutlich  aufsteigend.  Die  lange  schwarze  Be- 
haarung der  Hinterleibsseiten  ist  besonders  der  sehr  kurzen 
und  weisslichen  von  Chr.  simpler  gegenüber  sehr  in  die 
Augen  fallend.  —  Vaterland:   Ober-Kärnthen. 


186 

Chry  sis  cri  brata, 

Brevinscula,  cano-pilosa,  aus  hyalinis ,  capite  thoraceqne 
indigaceis ,  abdomine  purpvvascenti-kjneo ,  profunde  et  aeqiia- 
liter  punclato,  segmenti  terlii  margine  anali  cyaneo,  disüncie 
qnadridentato.     Long    8  mill.     $ 

Nach  Färbung  und  Zahnung  des  letzten  Hinterleibsringes 
in  die  Dahl  bom'sche  Phal.  VI,  Sect.  6  gehörend,  im  Colorit 
zunächst  mit  Chr.  analis  Spin.,  in  der  Skulptur  dagegen  näher 
mit  Chr.  scnteUaris  Fab.  verwandt;  von  ersterer  durch  den 
grob  siebförmig  punktirten,  glänzenden  Hinteileib,  von  letz- 
terer durch  die  beiden  blau  gefärbten  Schildclien  und  die 
schärfer  ausgebildeten  Zähne  des  Analrandes,  von  beiden 
durch  küizeren  und  breiteren  Hinterleib  abweichend.  Von 
Chrtjs.  sybarita  Foerster  (Verhandl.  d.  natuih,  Ver.  d.  Preuss. 
Rheinl.  X.  p.  309,  no.  72)  durch  die  Färbung  der  Stirn,  den 
Mangel  der  Querleiste  oberhalb  derselben,  die  nicht  gebräunten 
Flügel  und  die  offene  Radialzelle  unterschieden.  —  Kopf  und 
Thorax  indigoblau,  mit  violetter  Beimischung  auf  Scheitel  und 
Mittelrücken;  Behaarung  greis,  auf  dem  Scheitel  recht  dicht. 
Kopf  verhältnissmässig  schmal,  besonders  zwischen  den  Augen, 
hier  ohne  deutliche  Querleiste;  Gesicht  silberweiss  behaart, 
nur  wenig  unter  die  Augen  lierabsteigend,  Wangen  bis  gegen 
den  Scheitel  hinauf  scharf  gekielt.  An  den  Fühlern  nur  der 
Scliaft  blaugrün,  die  übrigen  Glieder  schwarz;  Mandibeln  vor 
der  Spitze  blutroth.  Postscutellum  flach.  Tarsen  pechbraun, 
Fussklauen  glatt.  Flügel  fast  glashell,  in  den  vorderen  nur 
die  Costa  jenseits  des  Stigma  und  der  Radius  schmal  braun 
umflossen;  Radialzelle  breit,  weit  gegen  die  Spitze  hin  reichend, 
weniger  weit  geöffnet  als  bei  Chr.  scutellaris.  Hinterleib 
merklich  kürzer  und  breiter  als  bei  dieser  Ait,  auch  weniger 
parallel,  sonst  in  Färbung,  Glanz  und  Punktirung  nahe  überein- 
stimmend, letztere  jedoch  noch  etwas  grober  und  mehr  sieb- 
artig. Das  erste  Segment  im  Bereich  des  busalen  Eindruckes 
goldgrün,  mit  indigoblauer  Mitte,  das  zweite  und  dritte  mit 
glattem  Mittelkiel;  der  indigoblaue  Hinteirand  des  letzteren 
von  etwas  grösserer  Längsausdehnung  als  bei  dir.  scnteUaris, 
in  der  Mitte  seiner  Basis  ^.oldig  grün  gezeichnet,  von  dem 
vorderen  purpurrothen  Tlieil  durch  vier  tiefe  Gruben  jeder- 
seits  abgesetzt,  an  der  Spitze  zu  vier  zv^ar  kurzen,  aber 
durchaus  scharfen  Zähnen  ausgezackt.  Die  Bauchseite  indigo- 
blau und  smaragdgrün  gefleckt,  das  dritte  Segment  in  der 
Mitte  der  Basis  goldgrün  und  hier  mit  einem  deutliclien 
Mittelkiel  versehen.  —  Vaterland:  Ober-Kärnthen. 


187 


Beiträge   zur  NaturgescMclite 
der  Coleophoren 

von 
]>i*.  Otiiuar  Hofniann. 

(Fortsetzung.) 

4.     Coleophora  (var.)  idaeella  Hfm. 

Die  viel te  Coleoplioien-Ait,  welche  ich  in  Bodenvöhr  an 
Vacciuium  vitis  idaea  land ,  ziehe  ich  als  Varietät  mit  dem 
Namen  C.  idaeella  zu  Col.  viminetella  Sta.,  wofür  sich  die 
Gründe  aus  dem  Nachstehenden  ergeben  werden.  Der  Sack 
dieser  Art  ist  dem  von  C.  vimiaetella  sehr  ähnlich,  aber  be- 
deutend länger  (6 — 7  Lin.)  und  schmäler;  er  ist  seitlich  com- 
primirt  mit  scharfer  Rücken-  und  Bauchkante,  von  Farbe 
braun,  etwas  glänzend;  Mundöffnung  sehr  schräg  abgeschnitten, 
Afteröffnung  zweispaltig.  Wie  bei  C.  viminetella  ist  er  auch 
hier  aus  Blattstückchen  zusammengesetzt  und  immer  deutlich 
dreitheilig. 

Die  erste  Anlage  zum  Sacke  geschieht  im  Herbste,  und 
zwar  dadurch,  dass  das  junge  Räupchen  hart  am  Rande 
eines  Preisselbeerhlattes  eine  kleine  längliche  Mine  anlegt; 
diese  braucht  es  dann  nur  an  der  innern  Seite  vom  Blatte 
abzlibeissen  und  durcli  Gespinnst  zu  verschliessen,  um  ein 
kleines,  längliches,  schwach  gekrümmtes  Säckchen  zu  besitzen, 
das  aus  z\\  ei  Stückchen  von  der  Blatt-Epidermis  besteht. 
Wird  nun  mit  der  Zeit  eine  Vergrösserung  des  Sackes  noth- 
wendig,  so  befestigt  die  Raupe  ihre  Wohnung  am  Rande 
eines  Preisselbeerhlattes  derart,  dass  sie  unter  einem  spitzen 
Winkel  und  in  horizontaler  Richtung  vom  Blatte  absteht, 
bohrt  sich  dann  in  das  Blatt  hinein  und  minirt  wieder  eine 
schmale  längliche  Stelle  am  Blattrande  aus.  Dieselbe  wird 
dann  ebenso  wie  das  erstemal  vom  Blatte  abgetrennt,  und 
an  ihrem  hintern  Ende  bleibt  das  alte  Säckchen  fest  hängen; 
der  neue  Sack  besteht  also  jetzt  aus  2  Theilen,  welchen 
später  ein  dritter  ganz  auf  dieselbe  Art  angefügt  wird. 

In  der  Regel  weiden  die  ersten  zwei  Sackabschnitte  im 
Herbste  vollendet  und  nach  geschehener  Ueberwinterung  im 
ersten  Frühjahr  die  3.  Abtlieilung  angefügt;  manche  Raupen 
vollenden   aber  auch  schon  im  Herbst  ihren  Sack  vollständig. 

13 


188 

Zum  Zweck  "der  Nalirungsaufnahme  minirt  die  Raupe 
die  Blätter  der  Preisseibeere,  indem  sie  ihren  Sack  an  der 
Unterseite  eines  Blattes  befestigt  und  sieh  mit  dem  Vorder- 
körper in  das  Blatt  einbohrt,  wo  sie  nicht  sehr  grosse,  un- 
regelmässig rundliche  Flecken  auslrisst,  welche  anfangs  m  eiss- 
grün' aussehen,  später  aber  bräunlich  werden;  gewöhnlich 
finden  sich  mehrere  solche  Frassflecken  in  einem  Blättchen. 
Alle  Raupen  nehmen  im  Frühjahr  noch  Nahrung  zu  sich,  wie 
dies  auch  C.  viminetella  thut,  während  dagegen  C.  orbitella 
und  C.  Vacciniorum  im  Frühjahr  nicht  mehr  fressen. 

Die  Verpuppung  erfolgt  im  Mai,  die  Entwickelung  des 
Falters  in  der  ersten  Hälfte  des  Juni. 

Die  Raupe,  welche  diesen  Sack  an  Preisseibeeren  ver- 
fertigt, ist  braungelb  mit  hellbraunem  Kopf  und  Nackenschild, 
2  kleinen,  nahe  beisammen  stehenden  schwarzen  Hornflecken 
am  Rücken  des  2.  Segmentes  und  einem  kleinen  schwarzen 
Hornfleck  an  jeder  Seite  der  drei  ersten  Segmente.  Brust- 
füsse  und  Afterklappe  sind  schwarz;  sie  unterscheidet  sich 
also  deutlich  von  der  Raupe  der  C.  viminetella,  aber  nicht  in 
der  Zeichnung,  sondern  nur  in  der  Färbung,  indem  die  Raupe 
an  Saalweiden  schwarzen  Kopf  und  Nackenschild  besitzt. 

Die  Falter,  welche  ich  aus  diesen  Preisselbeer-Säckeu 
gezogen  habe,  sind  etwas  verschieden  von  denen  der  C.  vi- 
minetella; das  Männchen  ist  bedeutend  heller  grau  gefärbt, 
die  Pühler  sind  bis  zur  Spitze  scharf  schwarz  und  weiss  ge- 
ringelt, und  die  helle  Umrandung  der  orbitella  ist  nur  schwach 
angedeutet. 

Ein  dem  soeben  beschriebenen  ganz  ähnlicher  dreitheiliger 
Coleoplioren-Sack  ^^urde  von  meinem  Bruder  Ernst  Hofmann 
bei  Oberaudorf  im  Innthale  an  Rhododendron  hirsutum  ge- 
funden. Der  aus  diesem  Sacke  erzogene  männliche  Falter  ist 
nur  durch  die  bis  zur  Spitze  scharf  schwarz  und  \a  eiss  ge- 
ringelten Fühler  von  C.  viminetella  zu  unterscheiden,  weshalb 
ich  ihn  gleichfalls  zu  dieser  Art  ziehe,  und  zwar  als  var. 
Rhododendri. 


Schliesslich  möge  mir  gestattet  sein,  einjge  der  soeben 
beschriebenen  und  angeführten  Formen  vom  Standpunkte  der 
Dar \\i loschen  Lehre,  die  gewiss  eine  grosse  Berechtigung  hat 
und  gerade  durch  die  Entomologie  gewiclitigc  Stützen  erhalten 
zu  können  scheint,  zu  betrachten. 

Wir  sehen  nämlich  in  den  Coleophoren  orbitella,  vimi- 
netella, Rhododendri,  idaeella  und  Vacciniorum  eine  Reihe 
von  Thieren,    die   sämmtlich  einen  gemeinschaftlichen  Typus 


189 

haben  Dieser  Typus  besteht  darin,  dass  die  Säcke  alle  dieser 
Arten  aus  3  der  Länge  nach  an  einander  gefügten  Theilen 
zusammenge;-etzt  sind,  \^älu•end  die  Falter  alle  einfarbig  grau 
oder  gelblich  grau,  bald  lieller,  bald  dunkler  gefärbt,  und  mit 
schwarz  und  weiss  geringelten  Fühlern  versehen  sind.  C.  orbi- 
tella  hat  den  kürzesten  Sack  (3 — S'/j  Lin.),  bei  dem  die  zwei 
hintern  Abtlieilungen  sehr  klein  und  undeutlich  sind.  Die 
Falter  sind  am  dunkelsten  gefärbt;  die  helle  Umrandung  der 
orbita  ist  sehr  deutlich,  besonders  beim  Männchen,  die  Fühler- 
spitze  ungeringelt,  rein  weiss. 

Der  Sack  von  C.  viminetella  ist  schon  länger  (4 — 4'/^  Lin.) 
und  etwas  schmäler,  mit  deutlicheren  Abtheilungen.  Die 
F'aker  sind  heller  als  bei  C.  orbitella,  namentlich  im  weib- 
lichen Geschlecht.  Die  helle  Umrandung  der  orbita  ist  ebenso 
deutlich,  namentlich  beim  Männchen.  Die  Fühlerringe  werden 
gegen  die  Spitze  hin  zwar  undeutlicher,  verlöschen  aber  nicht 
ganz  wie  bei  C.  orbitella,  so  dass  die  Fühlerspitze  schmutzig 
graubraun  erscheint. 

Col.  Khododendri  hat  einen  noch  mehr  in  die  Länge  ge- 
streckten Sack  ((»  Lin.).  Der  Falter  ist  zM'ar  in  der  Färbung 
und  in  der  Beschaffenheit  des  Augenhöhlenrandes  von  C.  vi- 
minetella nicht  verschieden,  hat  aber  bis  zur  Spitze  deutlich 
geringelte  Fühler.  • 

Das  folgende  Glied  der  Reihe,  C.  idaeella,  hat  einen 
ebenfalls  sehr  langen  (6—7  Lin.)  und  schmalen  Sack,  an  dem 
besonders  die  z\\  ei  hintern  Glieder  in  die  Länge  gezogen  sind. 
Die  Falter  sind  entschieden  heller  gefärbt  als  C.  viminetella, 
besonders  im  männlichen  Geschlecht;  die  helle  Umrandung 
der  orbita  ist  nur  schwach  angedeutet,  die  Fühler  sind  bis 
zur  Spitze  scharf  geringelt. 

Das  letzte  Glied,  C.  Vaeciniorum,  hat  den  längsten 
(7  Lin.)  und  sclimalsten  Sack.  Die  Falter  sind  in  beiden 
Geschlechtern  viel  heller  gefärbt  als  alle  ihre  Verwandten; 
eine  helle  Umrandung  der  orbita  ist  kaum  mehr  zu  erkennen; 
die  Fühler  sind  bis  ans  Ende  scharf  geringelt.  Diese  Form 
weicht  ausserdem  dadurch  noch  bedeutend  vom  Typus  ab, 
dass  die  Raupe  nicht  minirt,  sondern  skelettirt. 

Alle  diese  Formen  deuten  auf  die  Abstammung  von  einem 
gemeinschaftlichen  Grundtypus  hin,  der  sich  im  Laufe  der 
Zeit  in  Varietäten  und   Arten  zerspalten  hat. 

C.  viminetella,  die  ziemlich  in  der  Mitte  zwischen 
C.  orbitella  und  Vaeciniorum ,  den  beiden  Endgliedern  der 
Reihe,  steht,  mag  als  Typus  der  Reihe  betrachtet  werden. 
C.  Rliododendri  und  idaeella  bilden  Uebergangsformen  zwi- 
schen C.  viminetella  und  Vaeciniorum,  nähern  sich  aber  nach 
ihrer   Lebensweise   mehr   der    erstem,    weshalb    ich    sie    als 

13* 


190 

Varietäten  zu  dieser  ziehe.  Zv^isclien  C.  viininetella  und 
orhitella  exi-stiren  vielleiclit  auch  nocli  Ueborgangsfoimen,  die 
erst  noch  zu  entdecken  NJnd.  Es  lieese  Bieh  demna(di  die 
Gruppe  dieser  Coleophoren  als  Viniinetella  (jrupjje  folgender- 
tnassen   veranschauiieiien : 

Typus:  ("ol.   vitninet(!llu   Sta. 


\ 
C.  orbitellu  Z.         var.   Rhododendri   Ufin. 

var.  idaeelhi  Hfm. 

C.  Vaccinionini   HS. 

Ich  halte  dafür,  dass  es  im  Interesse  des  Studiums  und 
der  Pnit'uiig  der  I)ai  v\  in'schen  Lehre  ist,  alle  Foimen  einer 
tlattung,  feien  es  nun  Varietäten  oder  wiikliclie  Arien,  genau 
zu  beschreihen  und  /u  bezeichnen,  weshalb  ich  mir  auch 
erlaubt  habe,  die  beiden  Varietäten  der  0.  viminetella  mit 
eigenen  Namen  zu  belegen. 

Aehnliehe  Reihen  M'ie  die  eben  geöciiiiderte  lassen  sicli 
gewiss  noch  manche  bei  den  Coleophoren,  wie  überhauj>t 
bei  den  Sciimcf teilingcn  nachweisen,  worauf  ich  die  Auf- 
merksamkeit der  Lcpidopterologen  gerne  hingelenkt  haben 
möchte. 


191 


Betrachtungen,   geknüpft   an  meine 
Sclimetterlingssammlung, 

vom 
Gericht«raUi   Kei'eriHtelil  in    Kiliirt. 


Vorbemerkung. 

Der  nachrolgoiide  AufHatz  ist  einem  populären  Vortrage 
entnonnmen,  den  der  geehrte  Verfasser  der  entom.  Zeitung 
zur  Vei  lUgung  gestellt  liat.  Er  enthält  Vieles,  was  den  zahl- 
reichen Lesern  unserer  Zeitung  von  Interesse  sein  wird, 
namentlich  ausser  den  eigenen  Wahrnehmungen  fleissige  und 
sachverständige  Kxcerpte  aus  Zeit.schrii'ten  und  Publieationen, 
welche  nur  den  Wenig>ten  unserer  Leser  zugänglich  sein 
dürften.  Ked. 


—  —  Die  Hiiopaloceren  sind  diejenigen  Schmetterlinge, 
welchen  das  Sonncnliclit  zu  iiirer  Existenz  unentbehrlich  ist. 
Daher  fand  Staudinger  in  Island,  \\  o  im  ganzen  Sommer  kaum 
acht  regeufreie  Tage  voikamen,  zwar  mehrere  Noctuen  und 
Spanner,  aber  keinen  einzigen  'l'agschmetterling  •),  während 
er  in  den  nördlicher  gelegenen  norwegischen  Finmarken  unter 
dem  70."  nöidl.  Hr.  vier  und  zwanzig  Arten  beobachtete^). 
Dies  ist  auch  die  Ursache,  M-eshalb  das  nebelreiche  England 
im  Verhältniss  zu  den  zaiilreichen  Nachtschmetterlingen  nur 
eine  geringe  Zahl   von   Tagfaltern   hervorbringt. 

Die  Verbreitung  der  Schmetterlinge  gegen  Norden  hin 
hängt  zum  Tlieil  von  Localursachen  ab.  In  Grönland,  zwischen 
tiü— 70"  nördl.  Br.,  fand  Otto  Fabricius  neue  Schmetterliugs- 
Arten'),  die  Schiödte  bis  auf  sechs  und  zwanzig  vermehrt 
ha(  *).  Unter  den  von  Kirby  bei  der  Reise  des  Capitain  Parry 
gesammelten  Inseeten  auf  der  Insel  Melville,  G7 — 70"  n.  Br., 
befand  sich  nur  ein  einziger  Schmetterling^),  wogegen  die 
Polarreise  von  James,  Clark,   Koss  nach  Curtis'  Beschreibung 

')  Entomologische  Zeituu«  dv.  1857  «.  228.  229. 
-)  Entomologischc  Zeitung  de  1861  S.  342  sqq. 
3)  Fauna  Tiroenlandica.     Halniae  1780. 

*)  Naturhistoriske  Biirag  lil  en  Beskriwcl.sc  of  (irnnlaiui.  Kiöbn- 
havn  1850. 

'■')  Petermann,  Geographische  Mittheilungen  de  1866  S.  121. 


192 

zwölf  Arten  lieferte,  worunter  vier  Tagfalter,  zm ei  Colias, 
eine  Hipparchia,  eine  Melitaea  und  eine  Lycaena,  die  mit 
unsern  Alpenschmetterlingen  theils  übeieinstimmen,  theils  den- 
selben sehr  nahe  s>tehen  *").  In  Spitzbergen,  zwischen  77 — 80° 
nördl.  Br.,  haben  weder  die  iranzositche  Expedition  von  1838, 
noch  die  schwedische  von  18(il  einen  Schmetterling  auf- 
gefunden'), so  dass  man  wohl  für  die  nördliche  Halbkugel 
den  vier  und  siebenzigsten  Grad  als  äusserste  Grenze  der 
Schmetterlingsfauna  annehmen  kann.  Wie  hoch  sich  in  senk- 
rechter Richtung  Schmetterlinge  finden,  hängt  von  den  ver- 
schiedenen Breitengraden  der  betreffenden  Gegend  ab.  In 
der  Schweiz,  unter  dem  47."  nördl.  Br.,  geht  nach  Heer  kein 
Insect  höher  als  9000  Fuss^);  dagegen  wurden  zu  Chini,  dem 
bedeutendsten  Ort  im  Sutledsch-Thale  (Himalaja) ,  unterm 
31  «  32"  nördl.  Br.  bei  einer  Höhe  von  9000  Fuss  unter 
achtzig  Schmetterlingsarten  sechzig  Tagesfalter  gefunden  ^), 
und  Robert  Schlagintweit  traf  im  Himalaja  bei  einer  Höhe 
von  13,000,  ja  in  Tibet  und  Turkestaa  bei  einer  Höhe  von 
16,000  Fuss  noch  Schmetterlinge").  In  den  Andes-Vulcanen 
von  Quito,  zwischen  der  oberen  Grenze  der  Sträucher  und 
der  Schneelinie,  fing  Moritz  Wagner  drei  Tagfalterarten  ^^). 
—  Bei  den  Menschen  erscheint  durch  die  Harmonie,  Weich- 
heit und  Anmuth  der  Formen  das  Weib  als  die  Krone  der 
Schöpfung,  anders  bei  den  Schmetterlingen,  wobei  es  nicht, 
wie  bei  den  Menschen,  eine  gleichberechtigte,  sondern  eine 
wahrhaft  untergeordnete  Rolle  spielt  und  nur  dazu  geschaffen 
erscheint,  um  die  Art  fortzupüanzen.  Das  Weibchen  von 
Orgjia  Ramburi,  sagt  Mabille,  verlässt  nicht  das  Gespinnst, 
in  welchem  es  ausgeschlüpft  ist.  In  demselben  erwartet  es 
zur  Begattung  das  Männchen,  in  demselben  legt  es  seine 
Eier  und  stirbt  auf  demselben,  nichts  als  eine  unförmliche 
Masse  zurücklassend  (Annales  de  la  societe  Entom.  de  France 
de  1867  pag.  637).  Deshalb  sehen  wir,  wenigstens  in  Europa, 
die   männlichen  Schmetterlinge   öfters   mit  viel   glänzenderen 

^)  Descriptions  of  the  Insects  brought  Home  by  Commander 
James  Clark  Ross.  By  John  Curtis  (57  upper  Charlotte  Street  Fitzroy 
Square  London). 

')  Petermann,  Geogr.  Mittheilungen  de  1866  S.  181. 

*)  Heer,  Ueber  die  obersten  Grenzen  des  thierischen  und  pflanz- 
lichen Lebens  in  der  Schweiz.     Zürich  1845. 

^)  Schriften  des  zoologisch-botanischen  Vereins  in  Wien  de  1866 
S.  867. 

1")  Das  Ausland  de  1862  S.  428  und  Koner,  Zeitschrift  für  all- 
gemeine Erdkunde.     Neue  Folge.    Band  12.     Berlin  1862.     S.  43. 
")  Westermann,  lUustrirte  deutsche  Monatshefte  1865  S.  282. 


193 

Farben  geschmückt  als  die  weiblichen,  z.  B.  AntliocliariH 
Cardamines  und  die  Lycaenen.  In  den  heissen  Zonen  ist  es 
zum  Tiieil  anders,  und  wir  kommen  wohl  in  Verlegenlieit, 
ob  dem  männlichen  oder  dem  weiblichen  Geschlecht,  der  Preis 
der  Schönheit  zuzuerkennen  sei,  z,  B.  bei  Epicalia  Chione,  Dia- 
dema  Lasinassa  und  Papilio  Memnon.  Ja  bei  Hetaera  Nereis 
Dr.  hat  das  Weibchen  eine  bei  weitem  brillantere  Zeiclmung 
als  das  Männchen.  Dass  aber  bei  den  Schmetterlingen  das 
männliche  Geschlecht  als  das  bevorzugte  angesehen  werden 
muss,  geht  daraus  hervor,  dass  wir  bei  ihm  die  vier  Flügel 
stets  vollständig  entfaltet  finden,  während  sie  bei  den  Weib- 
chen oft  mehr  oder  minder  verkümmert  sind,  z.  B.  Syntomis 
species  in  Südafrika,  hei  europäischen  Arten  Trichosoma  pa- 
rasitum,  Corsicum;  Agrotis  fatidica;  Chimatobia  brumata; 
Dasy Stoma  Salicella;  Pleurota  rostrella  (letzterer  fehlen  die 
die  Hinterflügel  ganz).  Bei  einigen  sieht  man  gar  keine 
Flügel,  wie  bei  Heliophobus  Hirta,  Hibernia  Defoliaiia;  ja  es 
giebt  einige,  welche  nur  als  Made  mit  blossen  Bauchfüssen 
erscheinen  (Psyche,  Talaeporia).  Auch  hierbei  zeigen  sich 
die  Tagfalter  als  die  am  meisten  entwickelten  Schmetterlinge; 
bei  ihnen  trifft  man  keine  Weibchen  mit  verkümmerten  Flü- 
geln; beide  Geschlechter  haben  gleiche  Fühler,  während 
diese  bei  den  andern  Klassen  der  Grossschmetterlinge  oft  den 
Geschlechtsunlerschied  bilden.  Die  Tagfalter  bedürfen  der 
Sonnenstrahlen  und  lassen  sich  nicht  durch  künstliches  Licht 
täuschen.  Auffallend  ist  die  Wirkung  des  Sonnenlichtes  auf 
Raupe,  Puppe  und  Schmetterling.  In  Surinam  verbergen  sich 
die  Raupen  sowohl  der  Tag-  als  der  Nachtschmetterlinge 
meist  in  den  Blättern  oder  unter  denselben  ^^),  und  in  Bra- 
silien halten  sie  nach  Beske's  Beobachtung  ihren  Sommerschlaf 
während  der  grossen  Hitze,  wo  das  Pflanzenleben  verdorrt, 
wie  bei  uns  während  der  Kälte.  Dagegen  erzählt  Bates^^), 
dass  es  zu  Para  in  Brasilien  Nachtschmetterlinge  von  sehr 
verschiedener  Art  gebe,  doch  fliegen  solche  meist  in  Gesell- 
schaft der  Tagfalter  bei  Tage  herum,  und  er  versichert,  dass 
er  bei  Nacht  nie  habe  welche  finden  können;  die  Ursache 
schreibt  er  der  Menge  der  in  der  Nacht  herumfliegenden 
insectenfressenden  Thiere  zu,  namentlich  der  Fledermäuse, 
die  beständig  die  Stellen  heimsuchen,  wo  sich  Nachtschmetter- 
linge finden  können. 

Schon  die  Puppe  der  meisten  Tagfalter  ist  dem  Licht 
zugänglich;  sie  hängt  grösstentheils  frei  an  einem  Faden, 
während  die  Puppen  der  andern  Grossschmetteriinge  entweder 


")  Papillons  de  Surinam  IL  S.  219. 

13)  Der  Naturforscher  am  Amazonenstrom  S.-  56. 


194 

sich  in  ein  schützendes  Gespinnst  oder  unter  Moos,  Erde  und 
dergleichen  verbergen.  Auch  zeichnen  sich  die  Tagfalter 
durch  die  brillantesten  Farben  aus,  und  die  Unterseite  der 
Flügel  zeigt  das  Eigenthümliche,  dasi;,  während  sie  bei  andern 
Grossschmetterlingen  meis-t  einförmig  oder  düster  ist,  manche 
Arten  der  Gattung  Pieris,  bei  einfacher  weisser  Oberseite, 
die  brennendsten  P'arben  auf  der  Unterseite  entfalten.  Trägt 
doch  der  Tagfalter  in  der  Ruhe  seine  PTügel  emporgerichtet; 
und  das  die  Unterseite  bescheinende  Sonnenlicht  mag  wohl 
mit  einen  Factor  der  schönen  Färbung  abgeben. 

Wenn  Urania  Ripheus  bei  dem  Ausschlüpfen  aus  der 
Puppe  dem  Sonnenlicht  ausgesetzt  ist,  entwickelt  sich  der 
Schmetterling  in  zwei  bis  drei  Stunden,  während  diejenigen 
Individuen,  wo  solches  im  Schatten  geschieht,  fast  einen 
ganzen  Tag  zu  ihrer  Entwickelung  bedürfen ,  auch  weniger 
brillante  Farben  als  die  ersteren  zeigen  (Boisduval  Faune 
de  Madagascar  pag.  113).  Sonderbar  ist  es,  dass,  Mährend 
in  der  Polar-Region  bei  Säugethieren  und  Vögeln  die  weisse 
Farbe  vorherrscht,  diese  bei  den  Schmetterlingen  des  äqua- 
torialen Afrika,  namentlich  in  der  Gattung  Pieris,  prädominirt 
und  bei  den  arctischen  und  alpinen  Schmetterlingen  nur  eine 
Nebeniolle  spielt.  Bei  diesen  findet  sich  vorzugsweise  Gelb 
und  Braun  repräsentirt  durch  die  Gattungen  Colias,  Argj'nnis, 
Hipparchia  und  Lycaena.  Zwar  führt  Zetterstedt  in  seiner 
Fauna  lapponica  vier  Weisslinge  auf:  Pieris  Crataegi,  Brassicae, 
Rapae  und  Napi,  doch  traf  Wocke  nur  Napi,  und  dazu 
lediglich  in  dem  südlichen  Norwegen^*).  Ebenso  finden  sich 
nach  Speyer  ^die  vier  Pieriden  Brassicae,  Rapae,  Napi  und 
Callidice  nur  in  den  drei  ersten  Alpenregionen,  nicht  aber  in 
der  höhern;  und  wenn  Morris  zwei  Pieriden,  Protodice  und 
Frigida*^),  als  Bewohner  von  Ost-Labrador  anführt,  so  liegt 
solches  unterm  55. — 60.^  nördl.  Br.  und  ist  mithin  der  unter- 
alpinen Region  zu  vergleichen.  Die  Wahrheit  des  aus- 
gesprochenen Satzes  beweist  Pieris  Napi.  Dieser  Weissling 
nimmt  in  der  alpinen  und  arctischen  Region  eine  gelbe,  selbst 
graubraune  Färbung  an  (V.  Bryoniae).  Auch  beobachtete 
Zeller '^),  dass  Lycaena  Dorylas  und  Corydon,  da  wo  diese 
Schmetterlinge  die  hohen  Hügel  der  Umgegend  von  Granada 
bewohnen,  fast  ganz  weiss  Averden,  während  sie  auf  den  Gip- 
feln der  Sierra  Nevada,  wo  sie  eine  gemässigtere  Temperatur 
finden,  in  ihrer  gewöhnlichen  Färbung  vorkommen.  Doch 
kann  auch  die  geognostische  Beschaffenheit  des  Bodens  hierbei 


'4)  Entomologische  Zeitung  de  1864  S.  175. 

1^  Lepidoptera  of  North-America.    Washington  1862.    S.  318.  319. 

i«)  Isis  von  Oken  von  1847  S.  149. 


195 

eine  Kolle  spielen.  So  macht  Mejer-Dür  darauf  aii(ti)erksani, 
dass  M  üotes  trockenes  Kalkfeld  bei  Lycaena  Condon  das 
Braungelb  in  Weissgelb  verwandele,  während  sciiwarzer 
Kalki«chiefer  die  hellgraue  Faibe  verdunkele''').  Manche 
Tagfalterarten  zeigen  die  Eigenthümlichkeit,  dass  sie  nur  hoch 
oben  um  die  Baumwipfel  fliegen  und  deshalb  nur  selten  zu 
erlangen  sind 5  namentlich  gehören  mehrere  Arten  aus  der 
Gattung  Morpho  hierher.  Diese  Rie«enschmeUerlinge  entfalten 
ihre  schönen  Flügel  und  zeigen  deren  Farbenglanz,  indem  sie 
stets  in  einer  Höhe  von  30 — 36  Fuss  die  Krone  der  Bäume 
umgaukeln ,  und  nur  in  seltenen  Fällen  sich  soweit  herab- 
senken, dass  man  sie  mit  einem  Netz  erreichen  kann.  Sie 
bewolmen  das  tropische  Amerika,  und  es  ist  schön  der  V-er- 
such  gemacht,  sie  aus  der  Luft  herabzuschiessen  (Annales  de 
la  Soc.  Ent.  de  France  1804  p.  29).  Noch  sehen  wir  bei  den 
Tagfaltern  manche  Gattungen,  bei  denen  sich  die  einzelnen 
Arten  auf  der  Oberseite  der  Flügel  vollkommen  gleichen  und 
nur  die  Unterseite  derselben  die  Verschiedenheit  characte- 
risirt  (Callicore,  Prepona);  dagegen  giebt  es  wieder  Reihen, 
z.  B.  Papilio  Paris  Clerk,  Ganesa,  Polyctor  und  Arcturus 
Westwood,  wo  die  Unterseite  völlig  übereinstimmt  und  die 
dahin  gehörigen  Arten  sich  lediglich  auf  der  Oberseite  unter- 
scheiden. 

So  wie  die  Sonne  unter  den  Tropen  die  brennendsten 
Farben  auf  den  Schmetterlingen  hervorruft,  so  finden  wir  hier 
auch  die  gigantischsten  Formen.  Fragen  wir  aber  weiter, 
welches  die  grössten  Schmetterlinge  sind,  unter  welciien  Fa- 
milien derselben  sich  solche  finden,  und  ob  die  alte  oder  die 
neue  Welt  dieselben  hervorbringt,  so  erzeugt  wohl  die  Familie 
der  Bombyciden,  namentlich  die  Gattungen  Saturnia  und  Atta- 
cus,  die  grösste  Anzahl  Schmetterlinge  von  gewaltigen  Formen, 
und  unter  diesen  dürfte  der  in  Asien  heimische  Attacus  Atlas 
für  den  grössten  Schmetterling  der  Erde  zu  erachten  sein;  nächst 
diesen  zeigt  eine  in  Brasilien  vorkommende  Noctua,  Thypsania 
Agrippina  die  gewaltigsten  Dimensionen.  Unter  den  Tag- 
Schmetterlingen  zeigen  die  in  Asien  und  Neuholland  vorkom- 
mende Gattung  Ornithoptera  sowie  ausserdem  mehrere  Ritter 
eine  ansehnliche  Grösse,  doch  werden  sie  fast  durch  die  in  Süd- 
Amerika  vorkommenden  Gattungen  Morpho  und  Caligo  noch 
übertroffen.  Bei  den  Sphingiden  zeichnet  sich  Mexico  durch 
Acherontia  Medor  aus,  welcher  jedoch  die  Neuholländische 
Brachyglosfa  Australasiae  würdig  zur  Seite   steht.     Hinsichts 


>')  Actes  de  la  societe  Helvetienne  ä  Lion  en  1852  p.  150  bei 
Fechner,  Centralblatt  für  Naturwissenschaft  nnd  Anthropologie  de  1854 
Nr.  23  S.  452. 


196 

der  Spanner  vermag  Amerika  dem  in  China  vorkommenden 
Nyctalemon  Patroclus  keinen  ebenbürtigen  Rivalen  entgegenzu- 
stellen. Afrika  produeirt  meines  Wissens  ausser  mehreren  Bora- 
byciden  von  ansehnlicher  Grösse  keinen  Riesenschmetterling. 
Was  den  Begriff  einer  Schmetterlingsart  betrifft,  so 
möchte  ich  solche  dahin  bestimmen,  dass  Individuen,  welche 
in  den  verschiedenen  Phasen  ihres  Daseins  als  Eier,  Raupe, 
Puppe  und  Imago  übereinstimmen  und  sich  von  den  andern 
verwandten  Schmetterlingen  unterscheiden,  eine  Art. bilden. 
Wir  finden  nun  manche  Schmetterlinge,  namentlich  Noctuen, 
deren  Raupen  keine  greifbaren  Unterscheidungsmerkmale  zei- 
gen, wohl  aber  das  ausgebildete  Insect,  wogegen  andere  als 
Rd'upen  differiren,  aber  die  Imago  übereinstimmt;  da  dieses 
die  Form  ist,  in  welcher  sich  das  Individuum  erst  vollständig 
entwickelt,  so  kann  nur  solche  bei  zweifeliiaften  Fällen  zur 
Richtschnur  dienen.  So  sehen  wir  in  den  Papillons  de  Suri- 
nam p.  145  und  149  zwei  Raupen  abgebildet,  die  verschieden 
sind,  zu  verschiedenen  Zeiten  erscheinen  und  verschiedene 
Lebensweise  haben;  die  eine  trifft  man  auf  Carica  Papaya, 
die  andere  auf  Carica  Microcarpa;  die  eine  lebt  gesellig,  die 
andere  einsam.  Beide  liefern  aber  denselben  Schmetterling 
G-ynaecia  Dirce,  welcher  zwar  identisch,  doch  vermöge  der 
Verschiedenheit  der  Raupe  Dirce  und  Dircaeoides  benannt 
ist.  Bei  Halysidota  tessellaris  Smith  (=  Antiphola  Walsh) 
und  Halysidota  Harrisii  Walsh  (=  Tessellaris  Harris)  sind  die 
Imagines  nicht  zu  unterscheiden,  dagegen  differiren  die  Raupen. 
Walsh  will  nun  durch  Zuchtversuche  nachgewiesen  haben, 
dass  jede  Art  wieder  die  ihr  eigenthümlichen  Raupen  hervor- 
bringe, weshalb  er  auch  zwei  verschiedene  Arten  annimmt 
(Gerstäcker,  Bericht  über  die  Entomologie  auf  die  Jahre  1865 
und  1866,  Erste  Hälfte  p.  46).  Aus  gleichem  Grunde,  weil 
die  Raupen  differiren,  unterscheidet  Walsh  Sphingicampa  Di- 
stigma  von  Dryocampa  bicolor,  obwohl  er  anführt,  dass  sie 
im  Zustande  der  Imago  kaum  von  einander  zu  unterscheiden 
wären  (Gerstäcker,  Bericht  auf  1863  und  1864  I.  S.  86  und 
87).  Ein  ähnlicher  Fall  scheint  bei  Gastropacha  Arbusculae 
vorzuliegen  (Freyer,  Neue  Beiträge  VI.  tab.  590  fig.  2).  Die 
Raupe  unterscheidet  sich  wesentlich  von  Gastropacha  Lane- 
stris  und  Crataegi,  und  doch  gehört  gewiss  der  sich  daraus 
entwickelnde  Schmetterling  zu  einer  von  den  genannten  Arten 
(Entomologische  Zeitung  de  J861  S.  55).  Ebenso  behauptet 
Schmidt,  dass  die  Raupe  der  Agrotis  florida  sich  wesentlich 
von  der  Agrotis  bella  unterscheide^^),  wogegen  ich  bei  den 
Imagines    keine    charakteristischen    Unterscheidungsmerkmale 


18)  Entomologische  Zeitung  de  1859  S.  46. 


197 

finden  kann.  Nach  meiner  Ansicht  können,  wo  die  Imagines 
nicht  difteriren,  auch  keine  a\  irklich  verschiedenen  Arten  auf- 
gestellt werden.  Ueberhaupt  haben  manche  Schmetterlings- 
Arien  die  Eigenschaft,  im  Raupensfande  zu  variiren,  während 
alle  dieselbe  Imago  liefern.  Gleichfalls  schlüpfen  aus  gleich- 
artigen Raupen  öfters  Schmetterlinge  aus,  die  unter  einander 
zwar  abweichen,  aber  doch,  da  sie  in  ihren  früheren  Ständen 
übereinstimmen,  und  da  sie,  wenn  sie  sicii  unter  einander 
begatten,  wieder  gleichartige  Raupen  und  Schmetterlinge 
hervorbringen,  als  zu  Einer  Art  gehörig  betrachtet  werden 
müssen. 

Fischer  v.  Röslerstamm  bildet  24  unter  sich  verschiedene 
Individuen,  von  Paedisca  Parmatana  ab,  welche  er  aus  glei- 
chen Raupen  gezogen.  So  zeigt  auch  Teras  Caudana  ver- 
schiedenartige Formen,  und  die  Schmetterlingszüchter  haben 
bei  Agrotis  Trux  aus  gleichen  Raupen  so  variirende  Imagines 
gezogen,  dass,  freilich  mit  Unrecht ,  besondere  Arten  daraus 
gebildet  sind. 

Staudinger  hat  gezeigt,  dass  Hadena  Groenlandica,  Borea, 
Gelata,  Exulis  Bd.  Assimilis  Doub.  und  Marmorata  HS.,  alles 
ein  und  dieselbe  Art  ist.  Westwood  in  seinen  Exotic  butter- 
flies bildet  12  versclnedene  Varietäten  von  Acraea  Euryta 
ab.  Nach  Felder  kommt  Papilio  Priamus  als  Richmondia, 
Euphorion,  Pronomus,  Cronius,  Oceanus,  Arrauanus,  Urvillia- 
nus,  Triton,  Poseidon,  Pegasus,  Archidaeus,  Croesus  mithin 
in  13  oder  wohl  noch  mehr  Formen  vor^^).  Derselbe  Schrift- 
steller vereinigt  Papilio  Poljtes  L.  mit  Pammon,  Stichius, 
Alphenor  ,  Ceylanicus,  Borealis,  Javanus,  Ledebourus,  Nico- 
barus,  Timorensis,  Polyphontes,  Numa,  Antiphus,  Nicanor. 
Ebenso  bilden  die  als  verschiedene  Arten  aufgeführten  Schmet- 
terlinge Diadema,  Lasinassa,  Alcithoe,  Velleda,  Nerine,  Auge, 
Lisia,  Melitta,  Proserpina,  Alcmene,  Antigene,  Manilia,  Epi- 
phile,  Porphyria,  Jacintha  nur  eine  einzige  Art.  Die  Eigen- 
schaft zu  variiren  oder  in  verschiedenen  Formen  aufzutreten, 
zeigen  manchmal  beide  Geschlechter,  manchmal  nur  Eins. 
So  findet  sich  bei  der  einheimischen  Argynnis  Paphia  die 
weibliche  Varietät  Valesina.  Von  Papilio  Armenus  existiren 
drei  verschiedene  Formen  des  Weibes,  welche  alle  von  dem 
Mann  sehr  abweichen,  und  bei  Papilio  Turnus  ist  der  Mann 
stets  gelb,  das  unter  den  zwei  Namen  Turnus  und  Glaucus 
beschriebene  Weib  kommt  in  New-York  und  Neu-England 
gelb,  im  Süden    von  Illinois   dagegen   stets   schwarz  vor  ^°). 


")  Schriften  des  zoolog.-botan.  Vereins  zu  Wien  de  1864  S.  290. 
^°)  Gerstäcker,    Bericht    der   Entomologie   von  1863  und   1864, 
erste  Hälfte  S.  83-86. 


ins 

Der  Mann  von  Papilio  Meninon  zeigt  überall  die  gleiche 
Form,  während  das  Weib  sehr  variirt  und  als  Androgens, 
Laornedon,  Agenor,  Anceu?,  Achates,  Achatiades  und  Alcanor 
beschrieben  wird.  ^')  Die  Eigenschaft  des  Variirens  findet 
sich  mitunter  auch  an  einzelnen  Theilen.  So  ist  Papilio 
Memnon  als  Mann  und  Weib  ungeschwänzt,  bei  den  Weibern 
kommen  aber  auch  unter  den  Namen  Acliates  und  Hypenor 
Exemplare  mit  Schwänzen  vor.  Den  Papilio  Pammon  trifft 
man  auf  Java  mit  massig  geschwänzten  Hinterflügeln,  es  giebt 
aber  auch  Exemplare  mit  längern  Schwänzen  unter  dem 
Namen  Cjrus,  und  auf  den  Philippinen  kommt  derselbe 
Schmetterling  ganz  oline  Schwänze  vor.  Die  in  Südeuropa  hei- 
mische Thais  Cerisyi  zeigt  deutliche  Schwänze,  Mährend  bei 
der  Varietas  Cauca.'-ica  sich  nur  eine  Spur  davon  findet.  Bis- 
weilen verrathen  die  Schwänze  der  Hinterflügel  den  Geschlechts- 
unterschied, in  welchem  Fall  sie  bei  dem  männlichen  Ge- 
schlecht characteristischer  hervortreten. 

Das  Variiren  der  Schmetterlinge  ist  tlieils  wie  bei  Pae- 
disca  Parmatana  eine  Eigenschaft  der  betreffenden  Art,  theils 
\^'ird  es  durch  besondere  Umstände  hervorgebracht.  So  wird 
behauptet,  dass,  wenn  die  Raupen  mancher  Falter  andere 
Pflanzen,  als  die,  worauf  sie  gefunden  werden,  zum  Futter 
erhielten,  dadurch  Varietäten  erzeugt  würden,  und  Walsh 
will  den  Nachweis  führen,  dass  die  Raupe  von  Datana 
Ministra  auf  der  Wallnuss  einfarbig  scliwarz,  dagegen  auf 
Eichen,  Apfelbäumen  u.  s.  w.  bunt  gestreift  vorkomme  (Gerst- 
äcker Bericht  über  die  Leistungen  der  Entomologie  auf  1865 
und  1866  J.  S.  46j,  doch  bedarf  dieses  noch  authentischer 
Untersuchungen.  Die  von  mir  deshalb  angestellten  Proben 
lieferten  nur  ein  negatives  Resultat.  Mannigfache  ^'erhält- 
nisse  üben  bei  dem  Variiren  der  Schmetterlinge  ihren  Ein- 
fluss  aus.  Vanessa  Prorsa  erscheint  im  Sommer  und  Herbst, 
ein  Theil  der  Puppen  aber  überwintert  und  aus  diesen  schlüpft 
im  Frühling  Vanessa  Levana,  welche  längere  Zeit  hindurch 
für  eine  eigenthümliche  Art  gehalten  Murde.  Gleichfalls 
finden  ^^'ir  Lycaena  Amyntas  im  Herbst,  doch  die  überwin- 
ternden Raupen  liefert  im  nächsten  Frühjahr  die  viel  klei- 
nere Lycaena  Polysperchon.  Häufig  trifft  man  bei  uns  Melitaea 
Athalia  und  an  demselben  Orte,  jedoch  später,  Melitaea  Par- 
thenie,  die  sich  nur  durch  ihre  geringere  Grösse  unterschei- 
det. Bei  den  gedachten  Schmetterlingen  zeigen  sich  stetige 
Varietäten,  auch  sind  manche  gleichbleibende  Variationen  an 
gewisse  Districte  oder  climatische  Verhältnisse  gebunden. 
Bei  Erfurt    fliegen   Zygaena   Filipendulae   und   Hippocrepidis. 


^*)  Schriften  des  zoolog.-botan.  Vereins  zu  Wien  1864  S.  290. 


199 

Zu  Bad  Alveneu  in  der  Schweiz  fand  ich  beide  Formen  und 
mit  ii)nen  Zyg.  Medicaginis  0.,  welche  als  Mittelart  ange- 
sehen werden  kann.  Daselbst  flog  auf  einer  einzigen  Wiese 
Procris  Chrysocephala  Nickerl,  welche  lediglich  als  eine 
kleine  Statices  gelten  muss.  Melitaea,  Athalia,  Parthenie, 
Dictynna,  Britomartis,  Ameiia,  Varia,  Asterie  bilden  alle  ein 
und  denselben  Falter,  und  eine  südliche  Varietät  davon  ist 
Deione.  Von  diesen  lindet  sich  Athalia  überall,  Parthenia 
fing  ich  bei  Erfurt,  Britomartis  und  Dictynna  zu  Bad  Alveneu. 
Parthenoides  kommt  in  Badenweiler  vor,  Varia  und  Aurelia 
in  der  Schweiz,  Asterie  auf  den  Alpen.  Von  Bombyx  Trifolii 
existiren  zwei  P'ormen,  Trifolii  und  Medicaginis,  und  ebenso 
kommt  auch  die  Raupe  in  zwei  Formen  vor.  Die  verschie- 
denen Raupenformen  üben  jedoch  keinen  Eintluss  auf  die 
Sbhmetterlingsformen  aus;  dagegen  findet  sich  B.  Medicaginis 
lediglich  bei  Erfurt,  B.  Trifolii  allein  bei  Stettin,  beide  For- 
men aber  in  Augs-burg  und  Weissenfeis.  Eine  dritte  Raupen- 
varietät liefert  Bombyx  Codes,  welcher  Schmetterling  von 
den  Vorgenannten  niclit  -wesentlich  zu  unterscheiden  ist.  Diese 
Verhältnisse  zeigen  auch  wohl  einen  Anhaltepunct  über  das 
Vorkommen  von  Setina  Irrorea  und  der  dazu  gehörigen 
Andereggii,  Fieyerii,  Kuhlweinii,  Flavicans,  Roseida,  Compluta, 
Melanomos,  Aurita  und  Ramosa,  welche  sämmtlich  nach  mei- 
ner Ansicht  trotz  des  Widerspruchs  des  Herrn  Zeller  doch 
nur  Eine  Art  bilden  dürften.  Auffallend  erscheint  es,  dass 
wenigstens  bei  uns  den  gesellig  lebenden  Raupen,  wie 
Vanessa  Jo,  Gastropacha  Processionea,  Hyponomeuta  Mali- 
nella,  die  Eigenschaft  des  Variirens  abzugehen  scheint.  Ausser 
diesen  Variationen,  die  zum  Theil  an  bestimmte  Gesetze 
gebunden  sind,  finden  sich  bisweilen  mehr  oder  minder  häufig 
und  besonders  da ,  wo  ein  Schmetterling  in  ungewöhnlicher 
Menge  auftritt,  einzelne  Abnormitäten  oder  Abirrungen,  wie 
wir  solches  aucli  bei  andern  Naturkörpern  wahrnehmen. 
Wiederum  sieht  mau  Falter,  wo  die  beiden  Geschlechter  so 
verschieden  sind,  dass  ihr  Zusammengehören  fast  unglaublich 
erscheint,  z.  B.  Epicalia,  Chione,  Papilio  Pammon,  Papilio 
t'astor  und  Pollux,  Euploea  Mulciber  und  Basilica,  Borocera 
Madagascariensis,  Bd.  fauna  de  Madagascar   S.  77. 

Unter  den  Schmetterlingen  besitzen  die  eigentlichen 
Sphingiden  den  stärksten  Flugapparat,  x^eshalb  sie  bedeu- 
tende Reisen  zu  unternehmen  im  Stande  .sind,  und  das  ist 
wohl  eine  Hauptursache,  weshalb  wir  sie  an  den  verschie- 
densten Orten  der  Eide  finden.  Ich  erhielt  Sphinx  Atropos 
von  Mexico,  vom  Cap  und  aus  Java;  Sphinx  Convolvuli  aus 
Java  und  Poona  in  Ostindien,  sona  ie  vom  Cap  und  aus  Nord- 
Australien;  Sphinx  Nerii   vom  Port  Natal,  Sphinx  Alecto  aus 


200 

Poona  in  Ostindien,  Sphinx  Celerio  aus  Bloeimfontein  in  Süd- 
Afrika,  Poona  in  Ostindien  und  den  SchifFerinseln.  Ueber- 
haupt  scheinen  die  Spiiinxe  bei  den  Schmetterlingen  die  Stelle 
der  Zugvögel  zu  vertreten.  So  steht  z.  B.  von  Sphinx  Nerii 
und  Celerio  fest,  dass  ihr  eigentliches  Vaterland  in  Nord- 
Afrika  und  Klein- Asien  zu  suchen  ist,  denn  selbst  in  Süd- 
Frankreich  vermag  man  weder  die  Puppe,  noch  den  Schmet- 
terling zu  überwintern.  Beide  Schmetterlinge  tiiflt  man  aber 
zeitweise  in  fast  ganz  Deutschland  bis  nach  dem  russischen 
Riga.  In  manchen  Jahren  kommen  sie  in  einem  zeitig  war- 
men Frühjahr  von  NordalVika  nach  Frankreich  und  legen 
hier  ihre  Eier  ab;  aus  diesen  entwickeln  sich  binnen  90  Tagen 
die  Falter,  die  weiter  nach  Norden  ziehn,  und  diese  oder  die 
nächste  Generation  dringt  bis  Riga  vor.  Aber  auch  bei 
andern,  namentlich  Tagschmetterlingen,  ist  beobachtet  wor- 
den, das»  sie  ansehnliche  Reisen  zu  unternehmen  im  Stande 
sind.  Frauenfeld  erzählt,  dass  während  der  Fahrt  der  Fre- 
gatte Novara  von  St.  Paul  nach  Cejlon  sich  fast  noch  200 
engl.  Meilen  von  der  Insel  entfernt  plötzlich  ein  Zug  von 
mehr  als  20  Individuen  des  prachtvollen  Papilio  Hector  L. 
ganz  frisch  und  unversehrt  an  Bord  des  Schiffes  eingefunden 
hätte.  (Verhandlungen  der  Zoologisch -Botanischen  Gesell- 
schaft in  Wien  1867  S.  426).  Ueber  die  Ursache  dieser 
Wanderungen  giebt  uns  Bates  eine  merkwürdige  Andeutung. 
Als  er  zu  Obydos  am  Awiazonenstrom  weilte,  bemerkte  er, 
wenn  das  Wasser  von  dem  Strande  des  Flusses  zurücktrat, 
wie  sich  ganze  Schaareu  von  schwefelgelben  und  orangefar- 
benen Schmetterlingen  auf  dem  nassen  Sande  im  Sonnenschein 
einfanden.  Der  grössere  Theil  derselben  gehörte  zu  dem  Genus 
Callidryas;  sie  sammelten  sich,  in  dichten  Massen  zuweilen 
zwei  bis  drei  Ellen  im  Umfang,  die  Flügel  alle  aufrecht  hal- 
tend, so  dass  der  Strand  wie  mit  Crocus  besäet  erschien. 
Alle  waren  männlichen  Geschlechts,  wogegen  die  Weibchen 
viel  seltener  waren  und  nur  an  den  Rändern  des  Waldes,  wo 
sie  von  einem  Baume  zum  andern  fliegen  und  ihre  Eier  in  den 
niedrigen,  im  Schatten  wachsenden  Mimosen  absetzen,  ange- 
troffen wurden.  Während  der  zwei  letzten  Tage  seiner  Reise 
fielen  ihm  die  grossen  Schaaj-en  von  Callidryas  auf,  welche 
beständig  über  den  Amazonenstrom  zogen.  Alle  gingen  in 
derselben  Richtung  hinüber,  nämlich  von  Norden  nach  Süden, 
und  der  Zug  ging  ohne  Unterbrechung  von  früh  Morgens  bis 
Sonnenuntergang  fort.  Die  wandernden  Schaaren  bestanden, 
so  weit  er  es  ermitteln  konnte,  nur  aus  Männchen,  die  mithin 
deshalb  nur  ausgezogen  zu  sein  schienen,  um  an  dem  andern 
Ufer  des  Flusses  Weibchen  aufzusuchen  (Bates,  der  Natur- 
forscher am  Amazonenstrom  S.    i34,   135), 


201 

Die  Raupen,  aus  welchen  sich  die  Schmetterlinge  ent- 
wickeln, leben  fast  ausschliesslich  von  Pflanzen,  und  in  dieser 
Beziehung  ibt  die  Fauna  von  der  Flora  abhängig,  so  dass  wir 
in  den  Tropen  bei  der  üppigsten  Flora  auch  die  reichste 
Fauna  finden.  Am  anschaulichsten  hat  dieses  Bates  geschil- 
dert^^). „Als  wir  die  Stadt  Para  verliessen'^,  berichtet  er, 
„führte  der  Weg  zuerst  auf  einer  geraden,  höher  als  das 
Niveau  des  Bodens  angelegten  Strasse.  Zu  beiden  Seiten  der- 
selben war  der  Boden  sumpfig,  jedoch  bebaut,  und  im  prächti- 
gen Grün  lagen  mehrere  Facendas.  Als  wir  die  letzte  der- 
selben hinter  uns  hatten,  kamen  wir  an  eine  Stelle,  wo  der 
hohe  Wald  etwa  fünf  oder  sechs  Schritt  vom  Rande  des 
Weges  wie  eine  Wand  bis  zu  einer  Höhe  von  nahe  100  Fuss 
emporsteigt.  Die  Stämme  der  Bäume  waren  nur  hie  und  da 
wieder  sichtbar,  da  beinahe  die  ganze  Vorderseite  vom  Boden 
bis  zur  höchsten  S])itze  mit  einer  bunten  Draperie  von  Schling- 
pflanzen bedeckt  war,  in  allen  Schattirungen  von  Grün,  kaum 
eine  Blume  war  zu  sehen,  ausser  einzelnen  scharlachrothen 
Passionsblumen,  die  auf  dem  grünen  Mantel  wie  Ordenssterne 
erglänzten.  Der  niedi'ige  Boden  an  den  Seiten  zwischen  dem 
Walde  und  dem  Wege  war  mit  einer  verworrenen  Masse 
von  Vegetation  bedeckt,  in  welcher  die  stachlichte  Mimosa 
sehr  zahlreich  vertreten  war.  Andere  kleine  Mimosen,  die 
bei  der  leisesten  Berührung  mit  den  Füssen  ihre  Blätter 
zusammenzogen,  krochen  dicht  am  Wege  auf  dem  Boden  hin. 
Cassiabäume  mit  ihrem  zierlichen  federartigen  Laube  und  deut- 
lich hervortretenden  gelben  Blüthen  bildeten  einen  grossen 
Theil-  der  niedrigeren  Bäume  und  baumartig  wachsende  Aions 
wuchsen  in  Gruppen  um  die  sumpfigen  tiefen  Stellen.  Ueber 
dem  Ganzen  fiatterten  prächtig  gefärbte  Schmetterlinge,  wie 
wir  in  solcher  Anzahl  noch  nie  gesehen,  manche  orangefarben 
oder  goldgelb  (Callidr3'as),  andere  schwarz  mit  blau,  roth 
und  gelb  gefärbt  (Heliconii),  auch  die  prachtvolle  goldgrüne 
Colaeris  Dido.  Nahe  am  Boden  schwebten  noch  viele  andere 
kleinere  Arten,  denen  in  unserer  Heimath  sehr  ähnlich,  die 
durch  die  Blüthen  zahlreicher  Hülsengewächse  und  anderer 
Stauden  und  Sträucher  angelockt  waren." 

Doch  sind  bei  Vergleichung  der  Flora  zur  Fauna  noch 
viele  und  zum  grossen  Theil  unbekannte  Factoren  zu  berück- 
sichtigen, so  dass  man  nicht  immer  berechtigt  ist,  von  einer 
reichen  Flora  auch  auf  eine  zahlreiche  Schmetterlingsfauna 
zu  schliessen.  So  beherbergen  manche  Pflanzen  mehr,  manche 
weniger,    manche    gar   keine    Raujien;    auf  der   Buche   leben 


^^)  Der  Naturforsclier  arn  Amazonenstrom  ö.  Ü4  und  25. 


20*2 

z.  B.  die  Raupen  von  52  Grosspchmetterlingen,  dagegen  auf 
unseren  Eichen  12J  Arten.  Manche  Raupen  sind  polyphag 
und  nähren  sich  von  den  verschiedenartigsten  Pflanzen,  wie 
z.  B.  Liparis  Monacha  auf  Laub-  und  Nadelholz  vorkommt, 
M'ährend  andere  nur  eine  bestimmte  Pflanzonart  oder  Gattung 
zu  sich  nehmen.  Auch  trifft  es  sich  mitunter  ausnahmsweise, 
dass  sie  auch  andere  als  die  eigentlichen  Nahrungspflanzen 
aufsuchen.  So  lebt  Orgyia  Selenitica  blos  auf  Kleearten,  als 
sie  aber  vor  einer  Reihe  von  Jahren  ungewöhnlich  häufig 
M  ar,  fand  ich  die  Raupe  auch  auf  Prunus  spinosa.  Die  Tropen, 
welche  sich  durch  den  Reichthuni  der  Pflanzenwelt  aus- 
zeichnen, entbehren  wiederum  ziemlich  der  geselligen  Pflanzen, 
schliessen  mit  Ausnahme  der  Gebirge  die  gesellschaftlichen 
Coniferen  fast  ganz  aus,  und  der  liauptsächlichste  Reichthum 
an  Individuen  ein  und  derselben  Art  findet  sich  bei  den 
Pflanzen  der  kälteren  und  der  gemässigteien  Zone.  Wenn 
Biedermann  in  Venezuela  binnen  wenig  Stunden  melirere 
Hunderte  von  Tagfaltern,  vorzugsweise  Helieonier,  fing,  so 
kommt  dasselbe  auch  bei  uns  vor.  Zu  Alveneu,  Canton 
Graubündten,  traf  ich  auf  einer  einzigen  Blume  dreissig  Stück 
Zygaena  Onobrychis,  und  es  wäre  mir  leicht  gewesen,  in 
kurzer  Zeit  Hunderte  von  diesen  Schmetterlingen  zu  fangen, 
ebenso  sammelten  sich  an  feuchten  Stellen  ganze  Haufen  von 
Lycaena  Corydon  und  Dämon,  deren  man  schockweise  habhaft 
werden  konnte.  Eine  mehr  magere  Vegetation  beherbergt 
gewöhnlich  mehr  Raupen  als  da,  wo  sie  in  der  grössten  Fülle 
prangt;  auf  der  Südseite  findet  man  in  den  gemässigten  Cli- 
maten  meistentheils  mehr  Raupen  und  Schmetterlinge  als  auf 
der  Nordseite.  Eine  interessante,  hierher  gehörige  Beobach- 
tung hat  Radde  bei  seinen  Reisen  im  Kaukasus  gemacht. 
Das  Kurathal  (in  der  Nähe  von  Boshorn)  zeigt  nämlich  auf 
der  Süd-  und  Nordseite  einen  grossen  Unterschied.  Die  ver- 
witterten Schiefer  und  zerfallenen  Produkte  vulkanischer  Ge- 
steine der  Südseite  I)ilden  eine  nie  gut  durcli  den  Pflanzen- 
wuchs verdeckte  Erdlage,  welche  im  Sommer  so  stark  erhitzt 
wird,  dass  die  zarteren  Blattpflanzen  auf  ihr  nicht  gedeihen 
können.  An  diesen  erhitzten,  dem  Süden  zugekehrten  Plätzen 
kann  man,  nachdem  der  starke  Thaufall  gegen  1 1  ülu-  Vor- 
mittags abgetrocknet  ist,  eine  Unzahl  Tagfalter  sich  tummeln 
sehen,  die  z\^ar  nicht  viele  Arten  repräsentiren  (z.  B.  Mela- 
gonia  Galathea  L.,  Clotho  Hb.,  Argynnis  Dia,  Euphrosyne, 
Adippe,  Aglaja,  Melitaea  Cinxia,  Trivia,  Athalia,  Colias 
Myrmidone,  Pararga  Maera  und  andere),  deren  unglaubliche 
Menge  aber  dafür  Zeugniss  ablegt,  dass  hier  ganz  besondere 
Existenzbedingungen    dieser  Thiere   geboten    sind      Ein  nahe» 


203 

schattiges  Querthal  zieht  ihnen  die  Grenzen  ihres  Fluges,  und 
sie  kehren  um,  sobald  sie  es  erreichen  ^^). 

Das  P'utterkraut  mancher  Raupen  ist  oft  sehr  weit  ver- 
breitet, uud  doch  sind  die  Raupen  selbst  häufig  nur  an  be- 
stimmte Loealitäten  gebunden.  Es  lebt  z.  B.  die  Raupe  von 
Eriopus  Pteridis  auf  Pteris  Aquilina;  man  wird  aber  in  vielen 
Gegenden,  wo  die.^e  Pflanze  reichlich  wächst,  vergeblich  nach 
der  Raupe  suchen.  Da  hat  nun  Herr  v.  Prittwitz  ermittelt, 
dass  dieselbe  nur  da  vorkommt,  wo  Pteris  auf  trockenem 
Boden  in  der  Sonne  steht").  Die  Raupe  von  Mania  Maura, 
welche  im  April  nicht  selten  ist,  habe  ich  stets  nur  hart  am 
Wasser,  manchmal  gewissermassen  im  Wasser  gefunden.  Bei 
der  Gattung  Ageronia  will  Bates  die  Beobachtung  gemacht 
haben,  dass  die  dahin  gehörigen  Tagfalter  sich  vorzugsweise 
in  der  Nähe  der  menschlichen  Wolinungen  finden  ^^).  Welchen 
Einlluss  die  Luftströmung  auf  das  Vorkommen  der  Schmetter- 
linge haben  kann,  darüber  führt  Bates  ein  merkwürdiges 
Beispiel  an.  „In  Ober-Amazonien,  erzälilt  er,  wo  die  See- 
brise, welche  von  Para  bis  an  die  Mündung  des  Rio  negro 
lOOü  Meilen  aufwärts  geht,  unbekannt  ist,  herrscht  eine 
schwüle  Atmosphäre.  Der  obere  Amazonenstrom  von  Ega 
aufwärts  und  die  östlichen  Abhänge  der  Anden,  von  wo 
eine  grosse  Anzahl  der  schönsten  Ritter  nach  Europa  gebracht 
worden,  verdankt  den  schönsten  Theil  der  Insectenwelt  dem 
Umstand,  dass  es  hier  keine  regelmässig  starken  Winde  giebt. 
Neunzehn  der  schönsten  Genera  bei  Ega  mit  gegen  100  Arten 
fehlen  am  untern  Amazonenstrom  innerhalb  des  Bereichs  des 
Handels-  oder  Seewindes  entweder  ganz  oder  sind  nur  sparsai^i 
vertreten.  Bei  allen  Arten,  aus  denen  diese  19  Genera 
zusammengesetzt  sind,  sind  die  Männchen  mehr  al»  hundertmal 
zahlreicher  als  die  Weibchen,  und  wälirend  die  Weibchen 
dunkle  Flecke  haben,  sind  die  Männchen  sehr  bunt  und  bringen 
ihr  Leben  im  Sonnenlicht  zu,  wo  sie  sich  herumtummeln  und 
von  dem  Schlamm  an  den  Küsten  des  Stromes  die  Feuchtig- 
keit aufsaugen,  welche  ihre  Nahrung  bildet,  wogegen  die 
Weibchen  sich  im  Schatten  des  Waldes  verborgen  halten. 
Die  ganze  Existenz  dieser  Arten  hängt  davon  ab,  dass  die 
Männchen  sich  im  Sonnenschein  tummeln  können.  Das  grösste 
Hinderniss  dabei  isl  das  Vorherrschen  starker  Winde,  welche 
nicht  allein  schnell  die  Feuclitigkeit  auf  den  trockenen  Stellen 
absorbiren,  sondern  auch  die  Männchen  hindern,  täglich  an 
ihre  Weideplätze  zu  fliegen.     Ich   bemerkte  dieses   besonders 

^3)  Petermaiiii,  Geographische  Mittheilungen  de  18l>7  S.  14. 
■^*)  Entomologidche  Zeitung  von  18(>7  S,  263, 
'■^)  Daa  Ausland  von  1864  S.  784 

14 


204 

während  meines  Aufenthaltes  zu  Santarem,  wo  die  feuchten 
Ufer,  welche  am  oheren  Amazonenslrom  von  diesen  Ini^ecten 
wimmeln,  fast  ganz  leer  von  ihnen  waren,  und  bei  Villanova 
(WO  es  nur  wenige  giebt)  habe  ich  beobachtet,  wie  sie  zu 
Anfang  der  trockenen  Jahreszeit  gegen  die  starken  Winde 
ankämpften  und  bei  zunehmender  Trockenheit  ganz  ver 
schwanden.  Als  ich  den  Topajosstrom  hinauffuhr  an  die 
ruhigen  und  stillen  Ufer  des  Cupari,  kam  eine  grosse  Anzahl 
dieser  Insecten  wieder  zum  Vorschein,  zum  grössten  Theil 
dieselben,  welche  man  am  obern  Amazonenstrom  findet,  woraus 
deutlich  liervorgeht,  dass  ihre  Existenz  in  dem  Districte  von 
der  Abwesenheit  der  Winde  abhängt*-'  (Bates,  der  Natur- 
forscher am  Amazonenstrom  S.  378  und  379).  Unter  den 
Gewächsen  beherbergen  die  Cryptogamen  verhälfnissmässig 
die  wenigsten  Raupen,  und  mir  ist  kein  darauf  lebender  Tag- 
falter bekannt.  Während  Bates  das  reichliche  Voikommen 
von  Schmetterlingen  in  dem  Amazonenstromgebiet  (hirch  die 
äusserst  luxuriöse  Waldvegetation  erklärt  (Ausland  de  18()4 
S.  787)  traf  Agassiz  bei  seiner  Fahrt  auf  dem  Amazonas  von 
Rlonle-Alegre  nach  der  Terra  von  Errer6  zwar  eine  üppige 
Vegetation  und  einen  grossen  Reichthum  an  Vögeln,  aber  nur 
wenige  Insecten,  und  lediglich  einige  kleine  Schmetterlinge^''); 
gleichfalls  fiel  Herrn  Philippi  bei  der  Cordillere  Pelada  der 
Provinz  Valdivia  in  Chile  der  Contrast  zwischen  dein  überaus 
reichen  PÜanzenwuchs  und  der  Armuth  des  ihierisclien  Lebens 
auf,  wie  denn  überhaupt  die  Insecten  dort  selten  waren  ^^). 
Bei  Latuka  im  innern  Afrika,  4"  35'  nördl.  Br.  und  32''  55' 
östl.  Länge,  traf  Baker  auf  ein  wohl  5000  Fiiss  iiohes 
Gebirgssj.stem,  wo  der  Regen  10  Monate  des  Jahres,  vom 
Februar  bis  Ende  November  dauert,  und  da  der  Boden 
äusserst  fruchtbar  ist,  so  entwickelt  sich  eine  üppige  Vege- 
tation. Die  Masse  von.  Laubwerk  und  10  Fuss  hohe  Gräser, 
die  mit  Schlingpflanzen  und  \\  ildem  Wein  durch  flochten  sind, 
bilden  ein  für  die  Menschen  undurchdringliches  Gebüsch''^). 
NeulioUand  ist  bekannt  wegen  seines  fast  gänzliclien  Mangels 
an  Crucifereu  (Das  Ausland  von  1S68  No.  10  S.  '2'.^8).  Die 
Transvaal-Republik  in  Südafrika  zeigt  nach  den  Briefen  de^ 
Schweden  Formann  die  schroff'^ten  Gegensätze.  Es  giebt  dort 
Gegenden,  die  Hinsichts  der  Temperatur  und  Producte  mit 
den  meisten  europäischen  Ländern,  von  Südschweden  bis 
Italien,    zu    vergleichen    sind;    in    andern  dagegen,    oft  nicht 


^«)  Das  Ausland  von  1866  S.   1131. 

'■'')  Peterniann's  Geographische  Mittheilungen  de  1866  S.  174. 
^*)  Der  Albert  Nyanza  von  Baker.     Aus  dem  Englischen.     Jena. 
Erster  Band,     1867. 


205 

weit  davon  entfernt,  herrscht  tropisches  Klima.  In  dem 
Distriet  RasU'nburg  befindet  sich  ein  Bergrücken,  der  Mange- 
liesberg;  an  der  Südseite  desselben  herrscht  ein  gemässigtes, 
an  der  Nordseite  ein  tropisches  Klima,  so  dass  es  hier  stets 
giün  ist  und  Kafl'ee,  Zucker,  Reis,  Baumwolle,  Ananas,  Apfel- 
sinen, Citronen  u.  s.  w.  sehr  gut  gedeihen.  In  dem  Distriet 
Wakkerstroom  dagegen  fällt  im  Winter  oft  Schnee,  bisweilen 
liegt  derselbe  recht  hoch;  9 — 10  Meilen  nördlich  aber,  in 
dem  Distriet  Leidenburg,  ist  alles  tropisch,  und  es  giebt  hier 
Crocodile,  Hippopotamus,  Giraffen,  Aflfen  und  Papageien ^^). 
Auf  der  Südwestküste  von  Neuseeland  sind  wälirend  der  vier 
Monate  Juni  bis  September  1863  87  Zoll  Niederschlag  beob- 
achtet worden,  während  derselbe  auf  der  Ostküste  nur 
23 y4  Zoll  betrug,  und  die  so  viel  häufigere  und  anhaltende 
Bewölkung  bedingt  auf  der  Westküste  gleichfalls  eine  beträcht- 
lich niedrigere  Sonnentempei  atur  ^*').  Ueberhaupt,  sagt  v.  Hoch- 
stetter^'),  ist  es  in  dem  Innern  der  Neuseeländischen  Wälder 
düster  und  todt,  weder  bunte  Schmetterlinge  noch  Vögel  er- 
freuen das  Auge;  alles  Tliierleben  scheint  erstorben,  und  so 
sehr  man  sich  auch  nach  dem  Walde  gesehnt,  so  begrüsst 
man  doch  mit  wahrem  Wonnegefühl  das  Tageslicht  der  offenen 
Landschaft.  Wie  contrastirt  dagegen  niclit  der  herrliche  An- 
blick, den  Bates  in  der  Nähe  der  Mündung  des  in  den  Ama- 
zonenstrom sich  ergiessenden  Topajosflusses  hatte,  wo  er  den 
wundervollen  Saphirfalter  Cailithea  Saphira  so  zahlreich  traf, 
dass  Bäume  und  Sträuclier  wie  von  belebten  Blüthen  bedeckt 
schienen  ^^).  Dass  solche  eigenthümliche  Verhältnisse,  wie 
die  oben  beschriebenen,  auf  die  Schmetterlingsfauna  von  ge- 
waltigem Einfluss  sein  müssen,  liegt  vor  Augen,  und  so  stehen 
wir  vor  einem  grossen  Räthsel,  welches  annoch  die  Lösung 
verlangt,  dass,  obwohl  in  manchen  Gegenden  bei  einer  üppigen 
Vegetation,  und  wo  die  Nahrungspflanze  der  Raupe  sich 
iiäufig  findet,  der  betretfende  Schmetterling  doch  nicht  vor- 
kommt. Luftspannung,  Electricität,  Feuchtigkeit,  ja  selbst 
geognostische  Bodenverliältnisse  mögen  bedeutende  Factoren 
abgeben,  und  vielleicht  gelingt  es  einer  sorgfältigen  längern 
Beobachtung  in  der  Zukunft,  Liclit  in  dieses  Dunkel  zu 
schaffen.  So  ist  es  eigenthümlich,  dass,  während  Argynnis 
Pales  mit  der  Varietät  Arsilache  auf  den  Alpen  und  in  Lapp- 
land sich  findet,  in  Berlin,  Preussen,  Livland  und  dem  Ober- 
harz nur  Arsilache  vorkommt. 

-3)  Peterniann,  Geographische  Mittheiluugen  de  18ti7  S.  20. 

3")  Petermann  S.  135. 

^')  Üas  Ausland  von  1867  S.  17U-177. 

32)  Das  Ausland  von  1864  S.  78. 

14* 


206 

In  Deutschland  liefert  der  Winter  gar  keine,  Frühling 
und  Heibst  im  Verhältni-ss  wenig  Schmetterlinge,  und  der 
Sommer  ist  die  Jahreszeit,  wo  sich  dieselben  am  zahlreich- 
sten entwickeln.  Die  Tropen  kennen  keinen  Winter,  und 
daher  tindet  man  das  ganze  Jahr  hin 'urch  Schmetterlinge; 
doch  heirscht  hier  wieder  eine  trockene  und  eine  nasse  Jahres- 
zeit. Bates  ^^)  versichert  nun,  dass  ei-  am  Ämazonen?ti'om 
die  grösbte  Anzahl  und  Mannigfaltigkeit  der  Sclimetteilinge 
in  den  Wäldern  in  der  Mitte  der  trockenen  Jaliiczeit,  zumal 
nach  einem  Gewitter,  angetrotf'en:  und  in  einem  Briefe  des 
Herrn  Moritz  aus  der  Colonie  Tovar  in  Caraccas  (Venezuela) 
schreil)t  derselbe,  dass  mit  dem  Mai  die  Regenzeit  beginne, 
deren  Hauptepoche  in  den  Monat  Juli  fällt,  und  da  habe  er 
nichts  Erhebliches  von  Lepidopteren  gefunden.  Manche  Tropen- 
Gegenden  strotzen  von  einei'  ungeahnten  Fülle  von  Faltern. 
So  ting  Bates  bei  dem  Doife  Avejros  an  dem  Topajoe  in 
einem  Radius  von  einer  halben  Wegstunde  binnen  vierzig 
Tagen  allein  dreihundert  Arten  von  Tagfaltern  ^^).  Doch  liegt 
die  Fülle  mehr  in  der  Masse  der  Arten  als  der  Individuen. 
So  führt  derselbe  Schriftsteller  aus  seinem  Tagebuche  an^^): 
Dienstag  sammelte  ich  46  Stück  von  39  Species,  Mittwoch 
37  Stück  von  33  Species,  und,  fährt  er  fort,  es  ist  sicher, 
dass  im  Verhällniss  der  Species  die  Anzahl  der  Individuen 
gering  ist.  Wenn  aber  der  genannte  Naturforscher  erzählt  ^''), 
dass  man  bei  einem  Spaziergange  durch  die  Stadt  Para  in 
Brasilien  in  Zeit  von  einer  Stunde  Siebeniiundert  verschiedene 
Schmetteilingsspecies  finden  könne,  so  dürfte  solches  ein 
Schreibfehler  oder  eine  üebertreibung  sein,  zumal  er  nur  von 
Tagfaltern  zu  reden  scheint. 

Wie  schon  Brdsduval  berichtet,  leben  die  Raupen  der 
eigentlichen  Zygänen  auf  krautartigen  Legumimosen,  wie 
Coronilhi  minima,  Hippocrepis;  Lotus  corniculatus,  siliquosus, 
comjiressus;  Trifolium  n.edicago;  Hedysarum  Onobrychis  und 
dergleichen;  doch  linden  sich  die  Schmetterlinge  nur  in  der 
alten  Welt  (Europa,  Nord-  und  Südafrika,  Kleinasien,  Kau- 
kasus, Kaschmir,  China}.  Sie  fehlen  gänzlich  in  Australien 
und  Amerika,  obgleich  das  letztere,  namentlich  Californien, 
nach  einer  brieflichen  Mittheilung  des  Herrn  Dr.  Behr  die 
Nahrungs})tlanze  der  Raupe  beherbergt.  Zwar  sagt  Boisduval 
in  seiner  Monographie  der  Zjgänen  pag.  XIX,  dass  eine  Art 
aus   Amerika  bekannt  sei,    doch   hat  er  sie  weder  nälier  an- 

'^')  Der  Naturforscher  S.  56. 

^*j  Der  Naturforscher  am  Amazonenstrom  S.  243. 

3=)  Seite  34. 

^')  Seite  55. 


207 

geführt  noch  beschrieben,  ■'•o  dass  die  fragliche  Notiz  ^vohl 
einen  Inthum  enthält.  Die  den  Zygänen  nahe  stehende  Gat- 
tung Syntomis  kommt  dugegen  in  allen  fünf  Erdtheilcn  \or. 
Von  der  verwandten  Galtung  Proeris  besitze  ich  Excnjplare 
aus  Kleiuasien  und  drei  Arten  aus  Neuholland,  wo  ^ie  beson- 
ders zahlreich  vertreten  zu  sein  scheint;  aucli  in  Amerika 
findet  sie  sich,  und  Guerin  Meneville  in  seinem  Maga.'-in  de 
Zoologie   vom  Jahre   1839  bildet  eine  Art  aus  Chile  ab. 

Sehen  wir  aber,  dass  die  Schmetlerlinge  insofern  von  den 
Pflanzen  abhängen,  als  diese  fast  ausschlies.'-lich  die  Nahrungs- 
quelle  der  Rauj)e  abgeben,  so  will  ich,  so  weit  es  der  der- 
zeitige Stand  der  Wissenschaft  ermöglicht,  eine  Vergieicliung 
der  verschiedenen  Floren  mit  den  Faunen  versuchen.  Griese- 
bach  ^^)  stellt  folgende  Floren  auf: 

A.     Aictisch -alpine  Flora. 

Begreift  die  alpinen  Regionen  aller  Gebirgshöhen  zwischen 
Kaum-  und  Schneegrenze  in  der  nördlich  gemässigten  Zone 
von  den  Lapj)ländisch-Norwegischen  Fjelden  bis  zum  Hima- 
laja und  den  Rocky  Mountains.  Sie  ist  verbunden  mit  der 
a retischen    Flora. 

B.     Continentale  der  östliclien  Hemisphäre. 

1.  Europäiscii-sibirische  Flora,  umfasst  ganz  Nordeuropa 
und  Sibirien  nebst  den  Amurlandschaften  und  dem  nördlichen 
Theil  der  Insel  Sachalin 

2.  Mediterranflora ,  begreift  den  grössten  Theil  der 
iberischen  Halbinsel  und  Noidafrikas,  das  südliche  Italien  und 
die  übrigen  Littoral-Niederungen  des  Mittelmeers,  sowie  am 
Pontus,  die  Nordküste  Analoliens,  den  westlichen  Theil  Trans- 
kaukasiens  und  die  Seeküste. 

3.  Steppenflora,  reicht  ^om  Süden  bis  zum  Himalaja 
und  begreift  die  russischen  Steppen  und  alle  Hochländer  von 
Anatolien  bis  Afganisthan,  Tibet  und  zur  Gobi. 

4.  Chinesisch-Japanische  Flora,  im  Ganzen  noch  wenig 
bekannt. 

.5.  Flora  der  Indischen  Monsungebiete,  begreift  beide 
Indische  Halbinseln  und  den  Malayischen  Archipel. 

f).  Flora  der  Sahara  vom  Atlas  und  der  Tripolitanisciien 
Küste  bis  über  den  Wendekreis  nach  Süden,  begreift  auch 
einen  Theil  Arabiens. 

7.     Flora    von    Sudan    zu    beiden    Seiten    des    Aequators, 

•'3  Die  Vegotatioiisgebicte  der  Erde,  s.  Petermann,  Geographische 
Mitthcilungeii  1866  S.  45-61. 


208 

von  Küste   zu  Küste   sieb    ausbreitend;    die  Südgrenze   reicht 
an  der  Oslküste  bis  Natal  80". 

8.  Flora  der  Kalahari.  Das  Gebiet  der  Wii^le  Kalabari 
und  der  verwandten  Landschaften  SüdatVika's  leicht  von  der 
östlichen  Küstenterrasse  bis  zur  Westküste  und  wird  im  Süden 
durcli  den  Orangefluss  begrenzt,  der  die  Nordgrenze  der  Cap- 
Flora,  20—29«,  bildet; 

9.  Flora  des  Caplandes,  ist  im  Verhältniss  zum  Areal 
wahrscheinlich  die  artenreichste  der  Erde,  und  ist  das  Clima 
dem  von  Spanien  zu  vergleichen. 

10.  Flora  Australien's ,  lässt  keine  Unterscheidung  der 
gemässigten  und  tropischen  Floren  zu,  besitzt  wenig  zahl- 
reiche, mit  dem  indischen  Archipel  gemeinsame  Arten,  und 
trifft  man  die  SchöpfungsCentren  des  westlichen  und  östlichen 
Australien  streng  geschieden. 

C.     Amerikanische  Flora,  und  zwar: 

1.  Flora  des  Nordamerikanischen  Waldgebietes,  wird 
durch  eine  Linie  bezeichnet,  die  vom  46.  bis  51.  Parallelkreis 
geht,  und  ist  der  climatische  Charakter  im  Allgemeinen  mit 
der  Europäisch-Sibirischen  Flora  übereinstimmend. 

2.  Flora  der  Prairien.  Die  westliche  Naturgrenze  wiid 
durch  die  Kette  der  Kalifornischen  Sierra  Nevada  gebildet. 

3.  Flora  Californien's;  als  Nordgrenze  kann  die  Mündung 
des  Oregon  gelten ,  dagegen  scheint  sie  sich  im  Süden  nur 
allmälig  umzugestalten,  und  das  Clima  nähert  sich  dem  von 
Südeuropa. 

4.  Flora  Mexico's,  zerfällt  in  drei  Gliederungen: 

a.  Flora  der  feuchtwarmen  Ostküste  Mexico's  vom 
Wendekreise  bis  zur  Provinz  Tabasco,  23—17°. 

b.  Flora  des  mexicanischen  Hochlandes,  23—9"  nördl. 
Br.,  6000—11,000  Fuss  Wald-Region,  11,000—14,000  Fuss 
alpine  Region. 

c.  Flora  der  mexicanischen  Westküste,  23 — 30  •*  nördl.  Rr. 

5.  Flora  Westindien's,  überschieitet  in  den  Bahama's 
den  Wendekreis  und  umfasst  südwärts  die  kleinen  Antillen, 
28—12  0  nördl.  Br. 

6.  Flora  des  äquatorialen  Brasilien.  Die  Urwald-Flora 
erstreckt  sich  von  2°  nördl.  Br.  bis  7"  südl.  Br. 

7.  Flora  des  transäquatorialen  Brasilien,  die  Südgrenze 
vom  30.0  südl.  Br.  bis  zum  ZQy^.  Parallelkreise. 

8.  Flora  der  Pampas,  waldlos.  Die  eigentlichen  Pampas 
vom   Rio  de  la  Plata  bis  zum  Colorado,  40°  südl.  Br. 

9.  Flora  von  Chile,  23— 33  »  südl.  Br. 


209 

10.  Flora  der  bewaldeten  Weetküete  de?  eüdliclien  Süd- 
Amerika,  geht  (in  der  Breite  von  Valparaiso)  von  Conce|tcion 
bis  zum  Feuerland,  33  —  56"  8üdl.  Br. 

D.     Oceanisclie  Inselfloren. 

In  der  nördlich  gemäst^igten  Zone  bilden  die  drei  atlan- 
tisciien  Arcliipele  der  Azoren,  der  Madeiras  und  der  Canarien 
abgei^onderte  Schöpt'ungsgebiete ,  die  einen  erheblichen  Aus- 
tausch mit  der  Mediterranflora  erfahren  haben. 

In  der  tropischen  Zone  sind  wenigstens  acht  oceanische 
Archipele  mit  ausgezeichneter  endemischer  Vegetation,  von 
denen  die  Cap  Verden  und  St.  Helena  dem  Atlantischen,  Ma- 
dagascar  und  die  Mat-karenen  dem  Indischen,  die  übrigen 
dem  Persischen  Meere  angehören.  Die  Cap  Verden  zeigen 
eine  ähnliche  Anordnung  der  Regionen  wie  die  Canarien. 
Die  untere  Region  hat  die  Formation  des  tropischen  Afrika, 
die  obere,  1500  —  4500  Fuss,  wiederholt  die  Bildungen  der 
MediterranHora.  St.  Helena  ist  mit  den  Schöpfungscentren 
Chile's  und  mehrerer  Inseln  des  pacifischen  Archipels  ver- 
bunden. 

Madagascar  und  die  Maskarenen  sind  unter  sich  näher 
als  mit  dem  tropischen  Afrika  verwandt,  von  dem  die  Mo- 
sambiqueströmung  sie  absondert. 

Von  dem  tropischen  Archipel  des  stillen  Oceans  sind  die 
Sandwichs-,  Galopagos-  und  die  Fitschi-Inseln  sowie  Neu- 
Caledonien  selbständige  Gruppen  von  Schöpfungscentren. 

Im  Stillen  Ocean  sind  vier  endemische  Centren,  Neu- 
seeland, der  Aukland-Archipel  mit  Campel-Island,  Norfolk 
und  Juan  Fernandez. 

Im  Indischen  und  Atlantischen  Ocean  je  ein  Centrum, 
dort  Kerguelen  Insel  mit  Amsterdam,  hier  die  Falklands-Inseln. 

Das  ausgezeichnetste  Glied  ist  Neuseeland,  wo  nahe 
70  Procent  der  P'loren  endemisch  sind  und  sich  nur  wenig 
Analogie  mit  Australien  findet;  näher  sind  die  Aukland-Inseln 
mit  Neuseeland,  Juan  Fernandez  mit  Chile  und  die  Falklands- 
Inseln  mit  dem  Feuerland  verbunden.  Soweit  Griesebach.  Ver- 
gleichen wir  hiermit  die  Schmetterlingsfauna,  so  ist  der  Mangel 
fast  aller  LocalJ'aunen  ausser  Europa  zu  beklagen.  Die  Fauna 
Kleinasiens  liaben  uns  Mann  und  Lederer  kennen  gelehrt;  die 
Amurfauna  Bremer;  von  Nor(himerika  besitzen  wir  ein  Ver- 
zeichniss  der  dort  vorkommenden  Sclimetterlinge  von  Morris; 
die  Californisclieu  Tagselimetterlinge  liat  Dr.  Behr  verzeiciinet; 
eine  Liste  der  bei  Pecking  und  in  Nordchina  gefangenen  Falter 
besitzen  w  ir  von  Bremer  und  Gray ;  von  Madagascar  hat 
Boisduval    eine,    jedoch     leider     sehr    unvollständige    Fauna 


210 

herau.'gegeben;  die  Sclimetterlinge  Algeriens,  als  Repräsen- 
tanten der  Nordafrikanisciien  Fauna,  sind  von  Lucas  gesam- 
melt, und  über  die  Tughclmietlerlinge  Südafrika's  hat  Trimen 
eine  \^ertll volle  Arbeit  gegeben.  Ziemlich  erschöpfend  hat 
Herrich  Schauer  die  Schmetterlinge  Cuba's  in  dem  Kegens- 
burger  Corresponden/.blatt  zusammengestellt;  auch  die  auf 
der  Insel  Reunion  sich  findenden  Schmetterlinge  sind  von 
Guenee  aufgezählt.  Leider  sind  mir  die  Werke  von  Donovan 
über  Neuholländiscbe  Sclimetterlinge  und  von  Peters  über  die 
Fauna  Mozambik\s  nicht  zugänglich.  Am  vollständigsten  hat 
Moritz  die  bei  der  Colonie  Tovar  in  Caraccas  (Venezuela) 
fliegenden  Schmetterlinge  gesammelt,  welche  Herr  Director 
Kaden  in  Dresden  käuflich  von  ihm  erworben  hat.  Sie  be- 
standen aus  1373  Species  Gioss-  und  322  Arten  Kleinschmetter- 
lingen oder  zusammen  aus  1705  Arten.  Leider  hat  nicht 
ermittelt  werden  können,  mit  welcher  Anzahl  jede  der  Schmet- 
terlingsfaniilien  Papilioniden,  Sphingiden,  Bombyciden  etc. 
darin  vertreten  war.  Vergleichen  wir  damit  die  ziemlich 
reichhaltige  Fauna  von  Regeusburg  nach  Hen  ich  -  Schäfler 
(Correspondenzblatt  XVIL  pag.  54  und  103)  so  finden  sich 
daselbst  823  Grossschmetterlinge  incl.  254  Spanner,  dagegen 
1010  Kleinschmetterlinge.  Der  grosse  Unterschied  zwischen 
Macros  und  Micros  bei  Tovar  und  Regensburg  mag  darin 
liegen,  dass  Herr  Moritz  der  Aufsuchung  von  Micros  nicht 
die  sorgfältige  Aufmerksamkeit  geschenkt  hat,  welche  den- 
selben heutzutage  in  Deutschland  zu  Theil  wird.  Nach  Herrich- 
Schäfi'er  beherbergt  Europa  an  Grossschmetterlingen  incl. 
Spannern  1551  Arten,  also  noch  nicht  200  Arten  weniger, 
als  in  der  Colonie  Tovar  gesammelt  sind,  woraus  der  Arten- 
Reichthum  der  Tropen  ersichtlich  ist.  Herrich-Schäffer  nimmt 
für  Europa  316  Arten  Tagfalter  an;  Staudinger  führt  in  seinem 
Catalog  von  1861  392  Arten  auf.  Unter  diesen  befinden  sich 
zwar  auch  mehrere  Kleinasiatische  und  Russisch-Asiatische 
resp.  Arc'isch-Amerikanische,  die  keine  Europäer  sind,  aber 
sich  doch  auch,  wie  Sphinx  Nerii  und  Celerio,  nach  Europa 
verirren.  Bedenkt  man  weiter,  dass  seit  1861  noch  einige 
für  Europa  neue  Arten  hinzugekommen  pind  und  wohl  noch 
aufgefunden  werden  können,  endlich,  dass  es  bei  vielen  Arten 
z\\eifelhaft  erscheint,  ob  sie  als  selbstständig  oder  nur  als 
Varietäten  anzusehen  sind,  so  möchte  ich  die  Zahl  der  Tag- 
falter Europa's  zu  einer  runden  Summe  von  400  Arten  ver- 
anschlagen, dagegen  beherbergt  die  Insel  Cuba  (Correspondenz- 
blatt  de  1865  S  52)  138  Arten,  also  fast  %  so  viel  wie 
Europa.  Boisduval  zählt  für  Madagascar  78  Arten  auf,  doch 
ist  diese  Insel  nur  sehr  unvollständig  durchforscht,  und  es 
finden  sich  gev  iss  daselbst  so  viel  Arten  wie  in  Cuba,     Meh- 


211 

rere  Sendungen  Schmetterlinge  aus  Buitenzorg  auf  Java,  aus 
ctM  a  (lOO  Stück  bestehend,  lieferten  SO  Tagfalterarten,  Lucas 
hat  während  einer  dreijährigen  vvi.«8enschaft]ichen  Unter- 
.suciiuug  Algerien'^  58  Arten  Khopaloceren  gesammelt,  und 
Trimen  führt  für  Südafrika  220  auf.  Dr.  Behr  zählt  für  Cali- 
lornien  M3  Arten  auf.  Die  Philippinen  beherbergen  nach  einer 
brieflichen  Nachricht  dos  Herrn  Semper  gegen  400  Arten. 
Bei  einer  weiteren  Vergleichung  der  Griesebach'echen  Floren 
mit  der  Fauna  möchte  ich  zuvor  die  Gebirgs-  oder  alpine 
Fauna  von  der  der  Ebene  trennen.  Die  Gebirge  aller  Zonen 
beherbergen  nach  Masi-gabe  des  Breitengrades,  Morin  sie  liegen, 
und  der  Erhebung  über  dem  Meere  eine  Menge  verwandter 
Pflanzen,  und  so  finden  wir  daselbtt  auch  ver\\andte  Schmet- 
terlinge.    Speyer  spaltet  die  alpine  Fauna  in  5  Regionen. 

1.  Die  untere  Region  von  1560 — 2500  resp.  3000  Fuss 
Höhe. 

2.  Die  Bergregion  bis  4000  Fuss. 

3.  Die  untere  Alpenregion  bis  ca.  6000  Fu^s. 

■i.  Die  obere  Alpenregion,  beginnt  oberhalb  der  Baum- 
grenze, bis  7500  Fuss. 

5.  Die  untere  Schneeregion,  bis  zur  Schncelinie  und 
darüber  hinaus,  bis  8500  Fuss. 

Selbst  in  der  fünften  Region  zählt  er  noch  20  Tagfalter- 
Arten  auf,  worunter  sich  13  Bergfalter  und  7  Falter  der  Ebene 
befinden.  Die  Bewohner  der  alpinen  Fauna  gehören  vorzugs- 
weise den  Gattungen  Argjnnis,  iMelitaea,  Satyrus  im  weitern 
Sinne,  Colias  und  Lycaena  an.  Die  eigentlichen  Ritter  ver- 
steigen sich  nicht  in  diese  Region ,  denn  obwohl  Zetterstedt 
den  Papilio  Machaon  auch  in  Lappland  gefunden  hat,  so  über- 
schreitet der.'^elbe  in  den  Alpen  doch  nicht  5000  Fusa  oder 
die  Grenze  des  Baumwuchses 5  auch  zu  Chini  im  Sutledscb- 
Tiiale  im  Himalaya  kommt  er  in  einer  Höhe  von  9090  Fuss 
vor.  Während  Moritz  Wagner  an  den  Andes- Vulkanen, 
namentlicl»  des  Mozo-Pichincha  und  den  Vulkanen  der  östlichen 
Cordille.en  von  Quito,  zwischen  der  oberen  Grenze  der 
Sträucher  und  der  Schneeregion  z\\  ei  Colias-Arten  und  noch 
höher  am  Rand  der  Schneefelder  eine  Hipparchia  flatternd 
antraf  3®),  fand  aufFallenderweise  der  Major  Sherwill,  als  er 
im  Jahre  1861  den  Kindschingjungo  im  Himalaya -Gebirge 
besuchte,  in  einer  Höhe  von  13,000 — 16,000  Fuss  auf  Schnee 
und  Gletschern  nur  einen  zur  Familie  der  Nymphaliden  ge- 
hörenden Schmetterling,  Pyrameis  Callirrhoe,  und  zwar  ziem- 
lich häufig,  dessen  eigentliches  Vaterland  sonst  Teneriffa  und 

'*)  Westermann ,  lUustrirte  Deutsche  Monatshefte ,  Juni  1866, 
S.  282. 


312 

Nordindien  ist  ^^).  Die  alpine  Fauna  zeigt,  dass  da,  wo 
Gebirgsfalter  mit  denen  der  Ebene  zusammen  vorkommen, 
die  ersteren  nach  Massgabe  der  Höhe  an  Zahl  zunehmen.  So 
Hnden  sich  nach  Speyer  in  der  ersten  Kegion  147  Falter  der 
Ebene  und  12  Bergfalter,  in  der  zweiten  122  Falter  der  Ebene 
und  28  Bergfalter,  in  der  dritten  85  Falter  der  Ebene  und 
38  Bergfalter,  in  der  vierten  22  Falter  der  Ebene  und  32  Berg- 
falter, in  der  fünften  endlich  7  Falter  der  Ebene  und  13  Berg- 
falter. Auch  finden  eich  die  Berglalter  mitunter  in  niederen, 
auch  wohl  höheren  Regionen.  So  giebt  Speyer  die  Höhe- 
Grenze  von  Procris  chrysocephala  zu  4500 — 5500  Fuss  an; 
ich  traf  diesen  Speyer'schen  Sclimetterling  ziemlich  häutig 
auf  einer  Wiese  bei  Bad  Alveneu,  in  einer  Höhelage  von 
930  Metern  oder  310U  Schw.  Fuss.  In  den  eigentlichen  Tropen 
der  Ebene  sieht  man  im  Verhältniss  bei  weitem  weniger 
Schmetterlinge  der  gemässigten  Zone. 

Wenden  wir  uns  zu  der  Fauna  der  Ebene  und  betrach- 
ten Europa,  so  möchte  ich  solche  im  Allgemeinen  die 
Europäische  nennen;  nördlich  von  etwa  R5"  geht  sie  in  die 
arctische  und  .'-üdlicli  mit  dem  Auftreten  von  Neptis  Aceris, 
Libythea  Celtis  und  Saturnia  Pyri  in  die  Mediterranfauna 
über.  Die  arctische  Fauna  steht  der  alpinen  sehr  nahe,  und 
zeigt  dieselben,  oder  doch  sehr  nahe  stehende  Formen,  welche 
von  der  Europäisclien  Fauna  nicht  wesentlieh  differiren. 
Toreil  theilt  sie  in  drei  Regionen. 

1.  Die  südliche  oder  h>  perboreische  zwischen  H5  —  6(S°. 
Als  Typisch  gelten  Finnmarken  und  Nordisland. 

2.  Die  Glacialzone  bis  zu  den  74",  \\  ohin  Boothia  Felix, 
Grönland  südlich  von  Upernavick,  Jan  Maien  und  die  Bären- 
Insel, 

.      3.     von  740  bis  zum  Pole*"). 

Die  Meditevranfaune  begreift  Südeuropa,  die  Türkei, 
Nordafrika,  Kleinasien ,^  den  Kaukasus.  Charakteristisch  ist 
die  Gattung  Thais.  Die  Formen  sind  im  allgetneinen  Europäisch, 
doch  findet  man  auch  einige  Tropische,  wie:  Nymphalis 
Jasius,  Lycaena  Psittacus ,  Zerythis  Syphax  in  Nordafrika, 
Aphnodes  Acamas  und  Cilissa  in  Kleinasien,  Saturnia  Isabella 
in  Spanien.  Sie  iiat  mit  der  des  Caplandes  viel  Aehnliches, 
nur  dass  letztere  mehr  tropische  Formen  zeigt.  Während 
Amerika  eine  Fülle  von  Individuen  derselben  Arten  liefert, 
auch  in  Euiopa  solche  oft  zahlreich  vorkommen,  zeigt  die 
Afrikanische  Fauna  sowohl  im  Süden,  als  auch  im  Norden 
einen    auffallenden    Mangel    an    Individuen    derselben    Species. 

^ä)  Petermann,  Geographische  Mittlieilungen  de  1863  S.  384  -386. 
*")  Petermann,  Geographische  Mittheilungen  de  1861  S.  67. 


213 

Oestlich  geht  die  Europäische  Fauna  mit  dem  Auftreten  von 
Argvnnis  Laodice  in  die  russische  Mandschuieifauna  über. 
Sie  begreift  last  ganz  Russland  mit  Polen,  das  Amurgebiet 
und  Nordcliina.  Motschulsky  zählt  im  Gouvernement  Irkutzk 
25  Falterarten  aul',  darunter  die  allgemein  verbreitete  Vanessa 
.Jo,  Melitaea  Parthenie,  Cyclopides  Paniscus;  dann  die  mehr 
nördlich  iieimischen  Colias  Palaeno,  Vanessa  quinque  album 
(V-album?)  Xanthomelas;  Erebia  Embia,  Disa,  Coenonympha 
Isis  (Iphis),  Cyclopides  Sylvius;  die  mehr  beschränkte  Argynnis 
Oscarus,  Celerius  (?),  Freya,  Parnassius  W^osnessensky,  Erebia 
Edda,  Eumonia**).  Unter  423  Schmetterlingsarten,  -welche 
Radde  und  Maack  aus  Ostsibirien  und  dem  Amurlande  mit- 
brachten, finden  sich  über  die  Hälfte  mehr  oder  weniger  über 
Eurojja  verbreitet.  Die  423  Arten  gehören  zu  195  Gattun- 
gen, wovon  nur  13  in  Europa  keine  Repräsentanten  haben. 
Bezeichnend  ist  die  schöne  Gattung  Parnassius,  doch  sind 
auch  artenreich  die  Gattungen  Argynnis  und  Melitaea.  Die 
Mandschureifauna  hat  auf  der  einen  Seite  Vieles  mit  der 
arctischen  und  alpinen  Fauna  gemein,  auf  der  andern  Seite 
aber 'mehr  tropische  Formen,  als  die  Mediterranfauna,  und 
ist  gewissermassen  grossartiger  als  diese.  So  zeigt  Tropaea 
Artemis  von  Peking  und  dem  Boreja- Gebirge  gewaltigere 
Dimensionen,  als  die  spanische  Tropaea  Isabella. 

Repräsentanten  der  Europäischen  Fauna  finden  sich  ziem- 
lich zahlreich  bis  zum  30.  Breitegrad;  ja  bis  zum  Wendekreis 
des  Krebses.  Herr  von  Hügel  sammelte  in  dem  Himalaya 
und  Kaschmir  109  Tagfalter,  worunter  sich  12  Europäische, 
inci.  der  Mediterranfauna  befanden.  Aus  Poona  in  Deccan 
erhielt  ich  bei  zwei  Sendungen  Vanessa  Polychloros,  Argynnis 
Latonia,  Neptis  Accris,  Lycaena  baetica,  Alexis,  Deilephila 
Alecto,  Celerio;  Liparis  Crissorhoea;  Catocala  Elocata, 
Nymphaea;  Zerene  Adustata  varietas.  Persien  und  Armenien 
wird  ziemlich  die  Mediteranfauna  beherbergen,  und  36  Arten, 
welche  Menetries  zu  Leukoran  und  Talyche  sammelte,  gehören 
sämmtlich  dahin  *2).  Gleichfalls  wurden  in  Erivan  und  den 
Araxes-Ebenen  lauter  Europäische  Schmetterlinge,  und  keine 
einzige  eigenthümliche  Art  beobachtet*^).  Arabien  nament- 
lich, nach  dem  was  Hemprich  und  Ehrenberg  davon  geben, 
hat  viel  Aehnliches  mit  der  Südafrikanischen  Fauna.  Zu  Tor, 
ohnweit  des  Sinai,  fand  Ransonnet  an  Schmetterlingen  Pieris 


*')  Giebel   und    Heintze,    Zeitschrift   für   die  gesaimnten   Natur- 
wissenscliafteii  1859  fc».  399. 
")  Daselbst  S.  177. 
*3)  Das  Ausland,  No.  116,  den  26.  April  1846. 


214 

Rapae,  Mesentina  und  Pjrameis  Cardui**).  Japcin  liat  seine 
eigene  Fauna:  unter  99  Schmetterlingen,  die  dort  vorkommen, 
nennt  Motschulsky  35  Europäische*"^), 

Ziemlich  mit  dem  Wendekreise  des  Krebset^  beginnt  die 
eigentliche  Tropenfauna,  und  umfasst  in  Asien:  Vorder-  und 
Hinter-Indien,  Süd-China  und  die  Asiati.schen  Inseln.  Bei 
letzteren  finden  wir  die  Eigenthümlichkeit,  dass  Java  und  Su- 
matra, obwohl  nur  durch  einen  ^clitnalen  JMeeresarm  getrennt, 
eine  viel  giös&ere  Verwandls^chart  mit  dem  entfernterem 
Borneo,  als  untereinander  haben.  Borneo  und  Java  beeitzen, 
jenes  29,  dieses  22  Papilionidenarten  (Ritter),  wovon  beiden 
Inseln  20  Arten  gemein  .^ind.  Gleichfalls  beherbergt  Sumatra 
21  und  Borneo  29  Arten  von  Papilioniden,  wovon  20  Arten 
auf  beiden  Inseln  vorkommen.  Dagegen  finden  sich  in  Sumatra 
21  und  in  Java  27  Arten,  wovon  nur  11  Arten  beiden  Inseln 
gemeinschaftlich  sind*^).  Ebenso  besitzen  Borneo  und  Java 
je  zwei  ihnen  eigenthümiiche  Arten,  Sumatra  aber  nicht 
eine  Einzige.  Dagegen  kommen  in  Celebes  1 7  lediglich  auf 
diese  Insel  beschränkte  Arten  vor.  In  der  nur  20  Qr.-Meilen 
grossen  Insel  Amboina,  zu  den  Molukken  gehörig,  fing  Dolftsciial 
109  Arten  Rhopaloceren,  worunter  sich  lf>  Ritter,  iucl.  5  Arten 
Ornitoptera,  ausserdem  10  Sphingideu,  eine  bedeutende  Anzahl 
Bombyciden  ,  Noctuiden,  und  Geometriden  nebst  100  Micros 
befanden*'),  wogegen  Guenee  aus  der  76%  Qr.-Meilen  grossen 
Insel  Bourbon  oder  Keunion  nur  25  Rhopaloceren,  einschliess- 
lich eines  einzigen  Ritters,  11  Sphingiden  und  102  Bombyciden, 
Noctuiden,  Geometriden  und   Micros  anführt  *^) 

Was  Afrika  betrifft,  so  gehört  die  Nordküste  zu  der 
Mittelmeerfauna,  wohin  auch  Aegjpten  zu  rechnen.  In  der 
Sahara  finden  sich  nach  Duveyrier  fast  gar  keine  Lepidop- 
teren.  In  Nubien,  Dongola,  Abytsinien,  sowie  an  den  Küsten 
des  rothen  Meeres  fand  Rüpj)el  fast  ganz  die  Fauna  von 
Südafrika*^).  Inaer-Afrika  ist  uns  noch  unbekannt;  die  tro- 
pischen Küsten  sind  besonders  durch  die  Gattungen  Pieris, 
Anthocharis,  Acraea  und  Nymphalis  vertreten.  Die  Südafrika- 
nische Fauna,  verbunden  mit  der  von  Madagascar,  enthält 
nebst  tropischen  Formen  auch  wieder  viel  von  der  Mediterran- 
fauna.    Charakteristich  sind  Gattungen  Eurytela  und  Hyparis. 

**)  Zoologisch-botanischer  Verein  zu  Wien   J863  S.  177. 

^■)  Wiener  Entomologische  Monatsschrift  de  1861  S.  SST. 

*ß)  Das  Ausland  de  1864  S.  505. 

*')  Schriften  des  zoolog.-botan.  Vereins  zu  Wien  1862  S.  804. 

")  Notes  sur  l'isle  Reunion  par  L.  Maillard.  Lepidopteres  par 
Guenee. 

*")  Koch,  Die  Indo-Australische  Lepidopterenfauna  S.  88. 


215 

Gehen  N^ir  zu  Amerika,  so  finden  wir  im  hohen  Norden 
die  arctische,  verbunden  mit  der  alpinen  und  der  Mandschurei- 
i'duna.  lieber  die  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika 
besitzen  wir  das  ausführliclie  Werk  von  Morris,  das  jedoch 
keineswegs  ersciiöpfend  ist.  Morris  führt  232  Arten  Tagfalter 
an,  worunter  sich  11  Europäer,  aber  auch  mehrere  tropische 
Formen,  namentlich  2  Heliconier  in  den  südlichen  Staaten 
finden.  Autfallend  arm,  lediglich  in  4  Arten  erscheint  die 
Gattung  Satyrus,  wovon  Staudinger,  abgesehen  von  den  vielen 
Varietäten,  27  Europäer  aufzählt,  dagegen  kommen  schon 
meiir  Ritter  vor;  18  finden  vir  bei  Morris  und  ganz  Europa 
beherbergt  nur  5.  In  Nordamerika  fehlt  die  in  der  Mediterran- 
Fauna  durch  Jasius  vertretene  Gattung  Nymphalis  (Charaxes) 
sowie  Thais.  Danais  ist  in  den  südlichen  Staaten  durch 
Beienice  vertreten.  Eigenlhümlich  ist  die  Gattung  Nathalis. 
Auffällige  Verschiedenheit  zeigt  die  Fauna  Californiens,  die  bei 
weitem  mehr  Europäische  Formen  auf«  eist  und  wohl  für  eine 
t>igenthümliche  Fauna  erachtet  werden  kann.  Auf  die  Fauna 
Nordamerika'^  folgt  die  Fauna  \on  Mexico,  die  sehr  reich- 
haltig ist,  zumal  auf  dem  Tafellande  ein  gemässigtes,  in  den 
Ebenen  dagegen  ein  Tropen-Clima  lierrscht.  Mehrere  Nord- 
Amerikaner  sind  bis  hierher  gedrungen,  und  ich  habe  unsere 
Vanessa  Antiopa  von  da  erhalten.  Hier  treten  schon  die 
Kiesenschmettorlinge  der  Gattung  Caligo  auf. 

An  die  Mexicanische  Fauna  schliesst  sich  die  der  West- 
indischen Inseln.  Herrich-Schäffer  in  seinem  Correspondenz- 
blatt^*^)  liefert  zwei  Verzeichnisse  der  in  Cuba  vorkommen- 
den Tagfalter,  eins  von  Ramon  de  la  Sagra,  welches  270 
Alten,  und  eins  von  Dr.  Gundlach,  welches  140  Arten  in  54 
Gattungen  enthält.  Der  Unterschied  der  aufgeführten  Arten- 
zahl  mag  daher  rünren,  dass  ersleres  Werk  die  Fauna  der 
Antillen  umfasst,  letzteres  sich  auf  Cuba  beschränkt.  Die 
Giindlacli.sche  Angabe  ist  offenbar  am  zuverlässigsten,  zumal 
er  versichei  t,  seit  25  Jahren  auf  Cuba  zu  verweilen,  die  ganze 
Insel  bereiwt,  Monate  lang  in  jedem  Bezirk  verweilt,  überall 
gesammelt,  auch  alle  Cubanischen  Sammlungen  verglichen  zu 
iiaben.  In  dem  Vcrzeicliniss  steht  kein  Europäer,  nur  1 
Satyrn.'^.  Es  enthält  4  Heliconier,  11  Ritter,  K!  Teria.s  und 
4(i  Hesperien.  Die  in  Mexico  und  Nordamerika  vertretenen 
Nymi^lialidengaltungen  Argynnis,  Brenthis,  Griipta,  Vanessa 
und  Limenitis  fehlen,  ebenso  die  zu  den  Morj)hiden  gehörigen 
Riesenschmetterlinge  Mexicos.  Von  asiatischen  Gattungen 
finden   sich    Danai«,    Diadema,    Junouia ,    doch    alle    nur    mit 

5")  de  18(32  S.  118  sqq.  und  S.  174  sqq. 


216 

wenig  Arten.  Am  zahlreichsten  sind  Pieiis  und  Gonilobia, 
jede  mit  Ki  Arten  vertreten. 

Eine  eigenthümliche  P'auna  bietet  uns  Venezuela.  Herr 
Direktor  Kuden  erhielt,  wie  erwähnt,  von  dorther  aus  der 
Colonie  Tovar  137:^  Arten  Giossschmetterlinge.  Wieviel 
Tagfalter  sich  darunter  befanden,  habe  ich  nicht  ermitteln 
können.  Sie  zeichnet  sich  durch  zahlreiche  Heliconier,  sowohl 
un  Arten,  wie  an  Individuen,  und  durch  Fyraliden  mit  son- 
derbar gestalteten  Palpen  aus. 

Wieder  eine  besondere  Fauna  liefert  Guyana.  Von  den 
in  Surinam  vorkommenden  Schmetterlingen  besitzen  wir  zwei 
Werke,  eins  von  Frau  Merian  und  das  andere  unter  dem 
Titel:  Papillons  de  Surinam  von  einem  unbekannten  Verfasser. 
Frau  Sybille  Merian  bildet  78  Schmetterlinge,  darunter  27  Tag- 
falter einschliesslich  eines  aus  Asien  und  einer  Castnia  ab. 
In  den  Papillons  de  Surinam  sind  1.51  Schmetterlingsarten 
iucl.  Attacus  Atlas  aus  Celebes  abgebildet,  worunter  sich 
51  'i'agfalter  befinden.  Vorzüglich  reich  an  Erycinen  und 
Hesperien  ist  diese  Fauna. 

Die  reichste  Fauna  bietet  uns  Brasilien  dar,  welche  sich 
in  die  nördliche  oder  die  des  Amazonenstromes,  und  die 
südliche  oder  eigentliche  brasilische  spaltet.  Erstere  ähnelt 
sehr  der  Fauna  von  Guyana.  Nach  Bates,  finden  sich  von 
etwa  oO  in  Guyana  und  dem  Amazonenstromgebiet  vorkom- 
mende Arten,  29  nirgends  \a  o  anders,  und  in  Para  traf  er 
keine  eigentlichen  Brasilianischen  Formen,  während  mehr  als 
die  Hälfte  der  Gesammtzahl  Mesentlich  Guyanische  Species 
sind^').  Die  ausgezeichnete  Fauna  Amazoniens  finden  ^^ir 
bei  Spix  und  Martins  treÜend  geschildert  ^-).  „Hat  die  Sonne, 
lesen  wir  daselbst,  die  aufsteigenden  Nebel  verdrängt,  dann 
eilen  die  buntfarbigsten  Schmetterlinge,  besonders  zahlreiche 
Hesperien  (Hesperia  Aparete,  Idas,  Proteus,  Bixae)  von  Blume 
zu  Blume,  oder  suchen  ihre  Nahrung  auf  der  Strasse  (Hesperia, 
Fabius,  Alcyonia,  Numata;  Papilio,  Orithyia,  Doris,  Flora, 
Laena,  Psidii,  Picra),  oder  in  einzelnen  Haufen  zusammen- 
gesellt auf  besonnten  Sandulern  der  kühlen  Bäche  (Papilio, 
Protesilaus,  Ajax,  Polycaon,  Tlioas).  Die  blauspiegelnden 
Menelaus,  Nestor,  Laertes,  Adonis;  die  bläulichweisse  Idea  und 
der  grosse  Eurylochus  schwingen  sich  Vögeln  ähnlich  durcii 
die  leuchten  Thäler  zwischen  grünen  Gebüschen  hin.  Die  mit 
den  Flügeln  schwirrende  Teronia  fliegt  von  Baum  zu  Baum, 
während  Noctua  Strix,  der  grösste  der  Nachtschmetterlinge, 
mit  ausgebreiteten  Flügeln  unverrückt  am  Stamm   festsitzend, 


°')  Bates,  Der  Naturforscher  8.  59. 

^^)  Reiae  nach  Brasilien.     München  18'I3.     1.  S.  163. 


217 

den  Abond  erAvartet."  Während  die  brasilische  Fauna  die 
zierliche  Eulengattung  Palindia  hervorbringt,  erscheint  die 
Fauna  des  Amazonengebietes  besonders  fruchtbar  an  Rittern. 

Wallace  zählt  67  Arten  davon  auf,  und  beliauptet,  dass 
\on  etvvay  über  300  Alten  Ritter,  ungefähr  40  in  Afrika, 
65  in  dem  tropi^^chen  Asien,  120  in  Süd-Amerika  und  eben 
soviel  in  dem   indischen  Archipel  vorkämen  ^'■^). 

Die  Fauna  von  Peru  und  Bolivia  scheint  mit  der  bra- 
silianischen viel  Aehnliches  zu  haben,  wogegen  die  von  Chile 
ganz  verschieden  ist,  und  gleich  wie  die  Californische  der 
Europäischen  näher  steht.  Von  10  in  Chile  vertretenen  Rhopa- 
loceren-Gattungen  ist  keine  einzige  dem  tropischen  Amerika 
eigenthümlich;  viei-  zeigen  nordische  Formen,  drei  sind  cos- 
mopolitisch,  drei  sind  auf  Chile  beschränkt,  haben  aber  dabei 
den  Charakter  des  gemässigten  Nordens^*).  Als  Dr.  Philippi 
im  Spätsommer  IS62  von  Tome  am  nördlichen  Ufer  der  Bai 
von  Talcahuano  landete,  l'and  er  auf  dem  Berg -Plateau, 
worüber  der  Weg  nach  Concepcion  führte,  nur  ein  Paar 
Schmetterlinge  aus  dem  Genus  Jlipparchia,  und  bei  einem 
Ausiluge  nacii  den  heissen  Bädern  von  Chillan  lediglich  drei 
Arten  Tagfalter  aus  den  Geschlechtern  Pieris  und  Hipparchia"). 
Auch  fand  derselbe  in  Chile  43  Rhopaloceren,  fast  alle  euro- 
päischen Arten  angehörend  ^^).  Ich  komme  nun  zur  Fauna 
der  La  Plata-Staaten.  Im  Ganzen  bewahrt  diese  einen  eigen- 
thümlichen,  von  der  brasilianischen  Fauna  zum  Theil  abwei- 
clienden  Charakter,  welcher  höchstens  durch  eine  Anzahl 
fast  über  ganz  Amerika  verbreiteter  Arten  beeinträchtigt 
wird.  Auffallend  ist  es,  dass  gerade  die  grössten  und  aus- 
gezeichnetsten Formen  am  meisten  von  denen  der  Tropen 
abweichen,  und  dass  diese  gerade  den  südlichem  Provinzen 
zukommen,  welche  zugleich  eine  Armuth  an  Arten  erkennen 
lassen  Die  westlichen  Provinzen  am  Fasse  der  Cordilleren 
zeigen  eine  deutliche  Uebereinstimmung  mit  der  Fauna  von 
Chile.  In  Mendoza  fand  Burmeister  die  Tagfalter  sparsam  ver- 
treten, die  Ritter  nur  durch  eine  Art,,  und  die  Heliconier  fehlten 
ganz.  Dagegen  zeigte  Tucuman  mehr  als  alle  übrigen  La  Plata- 
Ländcr  einen  näiiern  tropischen  Cliaracter  und  einige  eigenthüm- 
liche  Tagfalterformen,  die  den  übrigen  Localitäten  fehlten"). 


•'•'')  S.  dessen  Vortrag  vom  17.  März  1864  in  der  Linnean  Society. 

'*)  Gerstäcker,  Bericht  der  Entomologie  auf  1863  und  1864. 
Erste  Hälfte  S.  112. 

=■•)  Petennann,  Geographische  Mittheilungen  de  1863  ö.  242  u.  249. 

^")  Wiener  Entomologische  Monatsschrift  de  1861  ö.  352. 

2^)  Burmeister,  Reise  nach  den  La  Plata-Staaten.  Halle  1861. 
S.  Gerstäcker,  Bericht  der  Entomologie  auf  1861  S.  30  -31. 


218 

Die  Fauna  Patagonien's  ist  mir  unbekannt,  dürfte  aber 
den  Charakter  der  Alpenfauna,  der  Mandschurei-  und  der 
arclisclien  Fauna  an  sich  tragen. 

Was  den  fünften  Welttheil  anbetrifft,  so  besteht  er  aus 
den  drei  griij^sern  Continenten  Neu-Guinea,  Neu-Seeland,  Neu- 
Hoiland   und   den  pacifisclien  Inseln 

Neu  Guinea  liegt  hart  an  dem  Aequator,  und  die  dort 
gesammelten  Schmetterlinge  füliren  meist  tropische  Formen. 
Sie  gehörten  zu  den  Gattungen  Papilio,  Euploea,  Danais, 
Hestia,  Celho.ia,  Cyrestis,  Minetra,  Neptis,  Drusilla,  Melanitis, 
Morpho,  Cyllo,  Mycalesis,  Coenonympha,  Taxila,  Amblypodia, 
Danais  **). 

Neu-Seeland  ist  arm  an  Blumen  und  Sclimetterlingen,  die 
Tagfalter  zeichnen  sich  weder  durch  Grösse  noch  durch  Farben- 
pracht ans,  und  die  Formen  der  gemässigten  Zonen  sind  die 
vorherrschenden.  Nachtfalter  sind  häufiger  als  Tagfalter,  und 
am  zahlreichsten  sind  die  Tineiden  vertreten  ^^). 

Neu-Holland  ist  im  Allgemeinen  arm  an  Individuen.  In 
West- Australien  fand  Behr  wenig  Schmetterlinge,  darunter 
die  interessante  Gattung  Synemon.  Während  sich  diese  noch 
auf  mehreren  pacifischen  Inseln  findet,  birgt  Südamerika  die 
zahlreiche  schöne  Galtung  Castnia;  dagegen  die  alte  Welt 
gevissermasseu  als  Stellvertreter  die  Galtung  Cleosiris  (Bois 
dural).  Sou^t  findet  sich  in  Neu-Holland  ein  wesentlicher 
Unterschied  zwischen  der  Fauna  des  Südens  und  der  des 
Nordens.  Erstere  hat  Lewin  in  seinen  Lepidopteren  von 
Neu -Süd -Wales  dargestellt.  Sie  zeigt  grosse  Dürftigkeit. 
Argynnis  und  Melitaea  fehlen,  ebenso  Euploea,  Danais  und 
Acraea.  Von  Vanessa  finden  sich  3  Arten ,  eine  der  Cardui 
sehr  ähnlich,  die  zweite  erinnert  an  Atalanta  und  die  dritte 
an  eine  Ostindische  Art.  Nymi)halis,  Limenitis  und  Apatura 
«erden  vermisst.  Hipparchia  zählt  drei  Species,  die  zum 
Theil  in  der  Mitte  zwischen  F]geria  und  Megaera  stehen,  die 
dritte  hat  ein  fremdartiges  Ansehen  und  scheint  sich  an 
Ostindische  oder  Afrikanische  Arten  anzuschliessen.  Am  zahl- 
reichsten ist  Lycaena  vertreten,  \^ohl  \a  cgen  der  vorherr- 
schenden Familie  der  Leguminosen.  Papilio  enthält  eine 
Art,  vielleicht  identisch  mit  Demoleus,  Pontia  vier  Arten, 
M'ovon  zwei  an  Daplidice,  zugleich  an  Ostindische  Arten,  und 
zwei  an  Elatea  erinnern.  Colias  fehlt.  Von  Hesj)erien  zwei 
Arten,  ähnlich  wie  Comma.  Auch  hier  fliegt  die  Gattung  Syne- 
mon. Die  Nachtvögel  sind  zahlreicher,  und  vorzüglich  viele 
Microlepidopteren.      Einzelne    tropische  Formen    tauchen   auf, 

°»)  Wiener  Eiitoniologische  Zeitung  de  1859  Band  3  S.  267—69. 
'»)  Das  Ausland  de  1863  fc>.  807     809. 


219. 

namentlich  ungeheure  Hepialus  und  ein  schöner  Erebus^"). 
Ganz  anders  verhält  es  .sich  mit  dem  Norden  Neu-Holland's. 
Eine  Sendung  aus  Cap  York  enthielt  nebst  mehreren  eigen- 
thümlichen  eine  Älenge  mit  dem  Jndisjchen  Archipel  überein- 
stimmende Alten,  namentlich  Ornitlioptera,  wie  Priamus  und 
dessen  Varietäten. 

Schliesslich  haben  wir  noch  die  Fauna  der  Inseln  des 
Atlantischen  und  Pacifiechen  Meeres  zu  betrachten. 

Wollaston  traf  auf  Madeira  und  der  daiun  gehörenden 
Gruppe  96  Arten  Lepidopteren,  sämmtlich  ihren  Formen  nach 
zur  Mediterranfauna  geliörig '^').  Was  die  Pacitischen  Inseln 
anbelangt,  so  versichert  Forster,  dass  weniger  Insectenarten, 
als  die  Südseeinseln  hervorbrächten,  sch\A  ei'lich  anderswo 
angetroffen  würden;  nur  die  gemeinsten  und  bekanntesten 
Gattungen  seien  ihm  begegnet,  doch  zeichne  sich  Neu-Cale- 
donien  aus*"^).  Auf  den  Korallenfelsen  der  Mitchells-Gruppe 
traf  GräfTe  nur  wenig  Falter,  und  unter  diesen  den  auch  in 
Samoa  vorkommenden  Tagfalter  mit  violettblauscliillernden 
Flügeln,  eine  Diadema,  Mohl  Lasinassa ''^).  Auf  der  Insel 
St.  Paul  beobachtete  Scherzer  ausser  der  eingeführten  Kleider- 
Motte  keinen  einzigen  Schmetterling'''*).  Dagegen  sah  Gräffe 
auf  den  Vili-Inseln  mehr  Lepidopteren  als  Coleopteren,  vor- 
züglich Tagfalter.  In  Samoa  fiel  ihm  der  relative  Reiclithum 
an  Ljcaenen-Arten  auf.  Es  war  da  eine  Hesperia,  ähnlich 
unserer  Malvae,  manche  Arten  Nymphaliden,  ein  Heliconier, 
älinlich  dem  Apollo,  doch  ohne  die  schönen  Augen,  von  Rit- 
tern eine  Ait  Papilio,  Godeffroyi  Semper;  ferner  Sphinx  Ce- 
lerio  und  Convolvuli  und  bei  den  Koctuen  die  unsere  Ordens- 
bänder vertretenden  Ostindischen  Lagoptera-Arten  (Lagoptera 
Magica,  Ophioderes  Fullonica,  Cocytodes  Coerulea).  Sehr 
reich  war  die  Fauna  Ovalau's  an  blattminirenden  Micro- 
lepidopteren  *'^). 

Wenn  wir  hiermit  die  Betrachtung  der  verschiedenen 
Faunen  beschliessen,  so  drängt  sich  uns  die  Frage  auf:  wie- 
viel Schmetterlingsarten  die  Erde  wohl  beherbergen  mag? 
Speyer  hat  diesen   Gegenstand   1858  in  der  Linnaea  Entomo- 


''")  Entoraologische  Zeitung  de  1845  S.  210. 

"')  Vernon  Wollaston,  Insecta  Madeirensia,  being  an  account  of 
the  Insects  of  the  Islands  of  the  Madeiran  group.  London,  ö.  Aus- 
land de  1863  S.  882. 

«0  Das  Ausland  de  1867  Ö.  170  -177. 

e:^)  Das  Ausland  de  1867  ö.  1160. 

''*)  Monatsbericht  der  Königl.  Academie  der  Wissenschaften  zu 
Berlin.     December  1861.     Berlin  1862.     S.  1089. 

''^)  Schriften  des  zoolog.-botan.  Vereins  in  Wien  de  1866  S.  588. 

15 


220 

logica  besprochen.  Er  nimmt  als  Norm  das  Verhältniss  der 
Bliithenpflanzen  zu  den  Schmetterlingen  an  und  berechnet  dar- 
nach die  Existenz  von  mindestens  130,(iOO  Sehmetterlingsarten, 
bemerkt  aber  dabei,  dass,  da  es  uns  an  genügenden  tropischen 
Faunen  mangele,  eine  jede  sichere  Handhabe  fehle. 

Linne  in  seinem  Natursystem  beschreibt  780  Sclimetter- 
lingsarten ,  worunter  sich  273  Tagfalter  befinden.  Fabricius 
in  seiner  Entomologia  systematica  vom  Jahre  1793  kennt 
2799  Arten,  darunter  1147  Tagfalter  incl.  349  Hesperien. 
Doubleday  in  seinem  schönen  Werk  über  Tag.^ciimetterlinge 
führt  davon  3384  Species  auf,  nämlicli  298  Papilioniden  oder 
Ritter,  397  Pieriden,  10  Ageroniden,  86  Danaiden,  189  Heli- 
coniden,  45  Acraiden,  742  Nymphaliden,  68  Morphiden, 
351  Satyriden,  37  Euryteliden,  8  Libytheiden,  256  Eryciniden, 
485  Lycaeniden  und  412  Hesperiden.  Diese  Anzahl  iiat  sich 
bedeutend  vermehrt.  Felder  zählt  1864'^^),  533  eigentliche 
Papilioniden  oder  Ritter,  -welche  sicii  jedoch  nach  Abzug  der 
von  iiim  selbst  als  blosse  Varietäten  angenommenen  Arten 
auf  400  reduciren  lassen.  An  Piel-iden  zählt  Herrich-Schäffer  ^'1 
im  Jahre  1867  512  Arten  auf.  Hierzu  treten  nach  demselben 
Schriftsteller^**)  537  Heliconiden  und  Acraiden,  49  Danaiden, 
53  Brassoliden,  1  Brina,  19  Hetaerinen,  512  Satyrinen,  5  Ra- 
gadinen,  23  Elymniinen,  35  Eurytelinen,  1212  Nymphalinen 
incl.  der  Morphiden  und  Ageranien.  Nach  dem  heutigen  Stand 
der  Wissenschaft  kann  man  wohl  in  runder  Zahl  die  Liby- 
theiden zu  12,  die  Eryciniden  mindestens  zu  400*^^^),  die  Ly- 
caeniden und  Hesperiden  je  zu  600  veranschlagen.  Es  würde 
sich  demnach  die  Zahl  der  bekannten  Tagfalter  auf  folgende 
Ziffern  stellen: 

533  eigentliche  Papilioniden. 

512  Pieriden. 

537  Heliconiden  und  Acraiden. 
49  Danaiden. 
53  Brassoliden. 

1  Brina. 
19  Hetaerinen. 


**)  Schriften  des  zoologisch  -  botanischen  Vereins  in  Wien  de 
1864  S.  290-330. 

«')  Correspondenzblatt  de  1867  S.  100. 

6*)  Correspondenzblatt  de  1864  S.  175. 

•**)  Nach  Felder  befinden  sich  in  den  Bates'schen  Sammlungen 
allein  380  Arten  dieser  Familie  (Wiener  Entoniologische  Monatsschrift 
de  1860  S.  238).  Nach  Anfertigung  gegenwärtigen  Aufsatzes  hat 
Herrich-Schäffer  in  dem  Correspondenzblatt  de  1868  Jahrgang  22 
S.  121   sqq.  11  Alten  Libytheinen  und  405  Arten  Erycinen  aufgestellt. 


»21 


515  Satyrinen. 

5  Ragadinen. 

23  Elymniinen. 

35  Eurytelinen. 

1215  Nymphaliden. 

12  Libytheinen. 

400  Eryciniden. 

600  Lycaeniden. 

600  Hesperiden. 


Summa  5109, 

Wenn  wir  bedenken,  dass  auf  der  einen  Seite  zwar  die 
Fauna  grosser,  namentlich  tropischer,  Erdstriche  noch  un- 
bekannt ist;  auf  der  andern  Seite,  wie  wir  bei  den  eigent- 
lichen Papilioniden  gesehen  haben,  die  aufgestellten  Arten 
durch  Abrechnung  der  Varietäten  bedeutend  reducirt  werden 
müssen,  endlich  sich  in  den  noch  unerforschten  Gegenden 
viele  Arten  befinden,  die  einem  grossen  Verbreitungsdistrict 
angehören,  mithin  schon  bekannt  sind,  so  glaube  ich  mit 
ziemlicher  Zuversieht  die  Zahl  der  auf  der  Erde  wirklich 
existirenden  Arten  von  Rhopaloeeren  auf  die  runde  Summe 
von  (idOO  veranschlage^  zu  können.  Zu  demselben  Resultat 
gelangen  wir  noch  auf  einem  andern  Wege.  Staudinger  in 
seinem  Catalog  von  1^61  führt  392  Europäische  Tagfalter 
auf,  welche  Zahl  sich,  wie  ich  oben  gezeigt,  auf  die  runde 
Summe  von  400  Aiten  feststellen  lässt.  Wenn  wir  nun  für 
Europa  einen  Flächeninhalt  von  1^5,000  üMeilen,  für  Asien 
von  816,000  üMeilen,  für  Afrika  von  530,000  aMeilen,  für 
Amerika  von  750,000  aMeilen,  für  Australien  von  170,000 
□Meilen  annahmen,  so  ergiebt  solches  einen  Gesammt-Flächeu- 
inhalt  von  4,421,000  □Meilen.  Europa  umfasst  davon  in 
runder  Summe  den  fünfzehnten  Theil,  und  die  Zahl  der  Euro- 
päischen Tagfalterarten  von  400  fünfzehnmal  genommen  ,  er- 
giebt gleichfalls  die  Zahl  von  GOOO.  Betrachten  wir  die  andern 
Schmetterlingsfamilien,  und  beschränken  wir  uns  auf  Europa, 
so  wird  sich  namentlich  unter  den  Micros  noch  eine  ziemliche 
Zahl  bis  jetzt  unbekannter  Falter  finden ,  dagegen  müssen 
wieder  Aiele  als  Varietäten  eingezogen  werden.  Unter  Be- 
rücksichtigung dieser  Factoren  glaube  ich ,  dass  man  mit 
ziemlicher  Sicherheit  die  Zahl  der  in  Europa  vorkommenden 
Schmetterlingsarten  folgendermassen   feststellen  kann: 

190  Sphingiden. 

340  Bombyciden. 
1000  Noctuiden. 

720  Geometriden. 
55  Pyralidinen. 

15* 


222 

570  Crambinen. 
640  Tortricinen. 
1450  Tineinen. 
85  Pteropliorinen. 
15  Alucitiuen. 
Diese  Zahlen  fünfzehnnial  genommen,  würde  sicli  als  Gesammt- 
zalil  der  auf  der  ganzen  Erde  vorkommenden  Schmetterlings- 
Arten    herausstellen: 

6000  Papilioniden. 

2850  Sphingiden. 
15000  Noctuiden. 
10800  Geometriden. 
805  Pyralidinen. 

8550  Tortrieiden. 
21750  Tineinen. 

1275  Pterophoriden. 
225  Alucitinen. 
67255  Arten. 

Betrachten  wir  nun,  wie  sich  die  Schmetterlinge  hin- 
sichtlich ihrer  Verbreitung  verhalten,  so  liefert  das  schöne 
Werk  von  Doubledaj:  „Gattungen  •der  Tagsehmelterlinge" 
eine  werthvolle  Handhabe,  um  darauf  v^  eitere  Schlüsse  zu 
gründen.  Doubleday  hat  y.^;^  ar  lediglieh  die  Tagschmetterlinge 
bearbeitet,  doch  werden  die  hier  gefundenen  Veihältnisf-e 
auch  für  die  andern  Schmetterlingsfamilien  als  eine  allgemeine 
Regel  Anwendung  finden  können.  Zwar  hat  sich  die  Kennlni^s 
der  Schmetterlingswelt  seit  dem  Erscheinen  des  gedachten 
Werkes  erstaunlich  vermehrt;  es  dürfte  solches  jedoch  auf 
die  allgemeinen  Verhältnisse  von  keinem  wesenfiichen  Einfluss 
sein.  Doubleday  führt  bei  jeder  Rhopalocerenait,  wo  es  ihm 
bekannt  war,  das  Vaterland  an,  und  hiernach  beherbergt 
Europa  357,  Asien  773,  Afrika  467,  Amerika  1669  und  Au- 
stralien 179  Arten.  Darunter  besitzen  gemeinschaftlicii  Asien 
uud  Australien  23,  Europa,  Asien  und  Afrika  8,  Europa  und 
und  Asien  20,  Asien  und  Afrika  17,  Europa  und  Amerika  11, 
Europa,  Asien  und  Amerika  3,  Asien,  Afrika  und  Austialien 
2,  Afrika  und  Australien  4,  Europa  und  Afrika  2,  Asien  und 
Amerika  3  Arten,  endlich  findet  sich  in  allen  Welttheilen 
eine  Art,  Pjrameis  Cardui.  Auffallend  ist  hierbei  der  Reich- 
Ihum  Amerika's,  denn  ob\^ohl  Asien  an  Flächeninhalt  grösser, 
beherbergt  doch  Amerika  noch  einmal  soviel  Arten;  ebenso 
auffallig  ist  dessen  isolirte  Stellung,  da  fast  alle  daselbst  vor- 
kommenden Falter  ausschliesslich  Amerika  als  Vaterland  an- 
gehören und  in  den  andern  Welttheilen  fehlen;  dagegen  haben 
diese  eine  nähere  Beziehung  zu  einander.     Ebenso  sehen  wir 


223 

eine  nahe  Ver\^  andtechaft  zMifchen  Asien  und  Australien, 
sowie,  diiJ-8  Europa  in  noch  näherer  Verbindung  als  Asien 
mit  Amerika  zu  e-tehen  scheint.  Doch  bedürfen  (fiese  Verhält- 
nisse  noeii   einer  reifen  Erforschung. 

Ich  besitze  derzeit,  im  Frühjahr  18n8,  an  Tagfalterarten, 
abgesehen  von  den  Varietäten: 

iJ'O  eigentliche  Papilioniden. 
282  Pieriden. 
8  Ageroniden. 
31   Euploea. 
34  Danais. 
4  Hestia. 
114  Heliconier. 
43  Acraeiden. 
543  Nymphaliden. 
42  Morphiden. 
1  Brassoliden. 
272  Satyrideu. 
24  Euryteliden. 
7  Libytheiden. 
146  Eryeiniden. 
326  Lycaeniden. 
368  Hesperiden. 


2435, 
also  ziemlich  die  Hälfte  der  bekanten  Tagfalter. 

Gehen  wir  die  einzelnen  Familien  durch,  so  finden  wir,  dass 
imter  den  eigentlichen  Papilioniden  die  Ritter  die  zahlreichste 
Gattung  bilden.  Herrich-Schäfl'er  verzeichnet  4U6  Arten,  wo- 
von jedoch  v\ohl  mehrere  eingezogen  werden  müssen.  Sie 
treten  in  der  gemässigten  Zone  auf  und  nehmen  nach  den 
Tropen  an  Zahl  so  zu  ,  dass  Südamerika  und  das  tropische 
Ostindien  die  meisten  zählen. 

Was  die  Pieriden  betrifft,  so  finden  wir  die  Gattung 
Pieris  am  zahlreichsten  vertreten.  In  allen  Climaten  und  in 
allen  Erdtheilen  ist  sie,  schwach  in  der  arctischen  Zone  ver- 
treten und  kommt  am  häufigsten  mit  der  Gattung  Anthocharis 
in  Afrika  vor:  Die  eigenthümlich  gestaltete  Gattung  Leptalis 
ist  mit  Euterpe  auf  die  Tropen  Amerika's  beschränkt,  dagegen 
zeigt  sich  Callidryas  in  den  Tropen  aller  Welttheile,  und 
manche  Arten  treten  sowohl  in  Asien  als  in  Amerika  auf, 
Colias  bewohnt  vorzugsweise  die  gemässigte  und  arctische 
Zone  und  versteigt  sich  nur  einzeln  in  die  Tro]»en.  Terias 
trell'en  uir  in  den  Tropen  beider  Hemisphären,  am  zahlreichsten 
in  Südamerika  ,  sie  geht  aber  hier  nach  Nordamerika  hinauf. 

Die  Familie    der  Ageroniden    belohnt   lediglich  das  tro- 


♦ 


224 

pische  Amerika.  Euploea  giebt  es  nur  in  den  Tropen  der 
alten  Welt,  ^Neuliolland  und  den  pacifischen  Inseln,  Asien  ist 
am   reichsten  bedacht- 

Den  Sitz  von  Danais  bilden  vorzugs^^  eise  die  Tropen 
aller  Welttheile,  doch  findet  man  ein/eine  Arten  auch  in  der 
gemässigten  Zone,  ja  Danais  Chrysippus  wird  als  Bewohner 
Europa's  aufgeführt.  Hestia  ist  nur  in  den  Tropen  Asien's 
und  in  Neuholland  gefunden. 

Die  Heliconier  bewohnen  ausschliesslich,  zum  Theil  in 
erstaunlicher  Anzahl,  sowohl  hinsichts  der  Arten  als  der  Indi- 
viduen, die  Tropen  Amerika's  und  ziehen  sieh  in  einzelnen 
Arten  bis  nach  Nordamerika  hinein.  Lediglich  die  wenig 
zahlreiche  Gattung  Hamadryas  findet  sich  in  Asien. 

Die  nahe  stehenden  Acraeiden  kommen  dagegen  in  den 
Tropen  Asien's  und  Neuholland's  vor.  Die  grösste  Mehrzahl 
beherbergt  Afrika,  wogegen  sie  in  Asien  und  Neuholland  nur 
schwach  vertreten  sind.  Am  zaiilreichs-ten  ist  die  Familie  der 
Nymphaliden,  und  treffen  wir  Glieder  davon  in  allen  Welt- 
gegenden und  allen  Zonen.  Was  die  daiiin  gehörigen  Gat- 
tungen betrifft,  so  sind  Romalosaenia,  Eury})hene,  Aterica  und 
Harma  auf  das  tropische  Afrika  angewiesen.  Limenitis  ist 
am  stärksten  in  dem  tropischen  Asien  vertreten,  doch  finden 
wir  auch  Arten  davon  in  den  gemässigten  Gegenden  von 
Asien,  Europa  und  Nordamerika.  Heteroehroa  ist  auf  das 
tropische  Amerika  beschränkt,  häufig  in  Brasilien  und  zieht 
sich  durch  Mexico  nacii  Californien.  Neptis  treffen  wir  am 
zahlreichsten  in  den  Tropen  Asien's  und  Afrika's,  doch  auch 
einzeln  in  der  Mediterranfauna  und  den  gemässigten  Zonen 
Asiens.  Paphia  bewohnt  ziemlich  zahlreich  nebst  Syderone 
und  Hypna  das  tropische  Amerika,  wogegen  Philognoma  auf 
das  tropische  Afrika  angewiesen  ist.  Während  Nymphalis 
(Charaxes)  sich  in  den  Tropen  von  Asien,  Afrika  und  Neu- 
HoUaud  gefällt  und  nur  durch  Jasius  sich  bis  zur  Mediterran- 
Fauna  hinzieht,  sehen  wir  Prepona,  Agrias  und  Timetes  auf 
das  tropische  Amerika  beschränkt.  Die  schönen  Cyrestis- 
Arten  bewohnen  die  Tropen  der  alten  Welt. 

Discophora,  Thaumantis,  Clerome,  Zethera,  Drusilla  hausen 
in  den  Tropen  Asiens  und  Australiens.  Eurema  (Heurema) 
wohnt  in  dem  tropischen  Amerika.  Grapta  findet  sich  in  der 
Europäischen  und  Mediterranfauna,  sowie  in  Nordamerika  und 
Californien  und  erstreckt  sich  bis  Mexico  und  China.  Vanessa 
und  Pyrameis  bilden  die  hauptsächlichsten  Bewohner  der 
gemässigten  Zonen  beider  Hemispliären,  doch  finden  sich 
auch  Arten  davon  in  den  Tropen  aller  Welttheile.  Pyrameis 
Cardui    ist    der    am    meisten    verbreitete    Schmetterling,    und 


2»5 

Pyrameis  Calliriioe  zeigt  eich  nicht  selten  auf  dem  Himalaja 
in  einer  Höhe  von   16,000  Fuss. 

Diadema  ist  auf  die  Tropen  Asites,  Afrikas  und  Austra- 
liens beschränkt.  Herrich-Schäffer  sagt  zwar,  dass  Dioxippus 
auch  in  Amerika  vorkäme,  ich  habe  ihn  jedoch  nur  aus  Java 
erhalten, 

Epicalia  bewohnt  das  tropische  Amerika,  Argynnis  findet 
fsich  vom  Pol  bis  zum  Aequator,  in  Europa,  Asien  und  Ame- 
rika; in  Afrika  ist  sie  duich  eine  Art,  Pandora,  in  Algerien 
vertreten.  Cethosia  treffen  wir  in  den  Tropen  Asiens  und 
Australiens ,  Atella  und  Kailima  in  denen  von  Afrika,  Asien 
und  Australien,  Mjscelia  (Eunice)  in  denen  von  Amerika 
und   Afrika. 

Callithea,  CjbdeJis,  Epiphile,  Eubagis,  Pyrrhogyra  sind 
im   tropischen  Amerika  heimisch. 

Die  zahlreiche  Gattung  Adolias  haust  im  nördlichen  und 
tropischen  Ostindien  und  China,  Messoras  und  Cirrochrea  in 
dem  trojnschen  Asien,  letztere  auch  in  Australien. 

Eresia  und  Synchloe  sind  auf  das  tropische  Amerika  be- 
schiänkt,  letztere  zahlreich  in  Mexico  und  soll  auch  am  Cap 
vorkommen. 

Melitaea  tieffen  wir  vorzugsweise  in  den  gemässigten 
Climaten  von  Europa,  Asien  und  Amerika,  doch  auch  in  der 
alpinen  Zone  und   in  dem   tropischen  Amerika. 

In  Afrika  ist  sie  nur  durch  eine  Art  vertreten,  Colaenis 
(Eueides)  und  Anartia  sind  dem  tropischen  Amerika,  Sym- 
phaedra  und  Euripus  dem  tropischen  Asien,  endlich  Jaera 
und   Godartia  dem  tropischen  Afrika  eigenthiimlich. 

Diadema  wird  in  den  Tropen  von  Asien,  Afrika  und 
Australien  gefangen. 

Apatura  begegnen  \a  ir  in  Europa  sowie  in  der  gemässigten 
und   heissen  Zone  Asiens  und   Amerikas. 

Junonia  mit  der  Unterabtheilung  Precis  bewohnt  die 
Tropen  von  Asien,  Afrika  und  Amerika,  vorzüglich  häufig  in 
Afrika,  reicht  sie  in  Amerika  bis  in  die  gemässigte  Zone. 

Callicore,  Ferisama,  Catogramma  sind  auf  das  tropische 
Amerika  angewiesen  sowie  Brassolis  und  die  Riesen.schmetter- 
linge  der  Gattungen  Morplio,  Caligo  und  Dynastor,  doch  finden 
sich  auch  dahin  Geliörige  in  Mexico. 

Die  Familie  der  Satyriden  findet  sich  in  allen  Zonen  und 
allen  Climaten.  Davon  kommen  die  Gattungen  Lynmapoda, 
Coiades,  Pronophila  ,  Taygetis  und  Hetaera  nur  in  dem  tro- 
pischen Amerika  vor,  Cyllo  dagegen  in  den  Tropen  Asiens, 
Afrikas  und   Australiens. 

Erebia  bewohnt  vorzugsweise  die  Eurojjäischen  Alpen 
und  Pyrenäen,  findet  sich  aber  auch  in  der  arctischen  sowie 


226 

in  der  gemässigten  Zone  von  Asien,  Europa  und  Amerika, 
endlicii  gleichfalls  in  Nordindien,  CliiJe,  Columbia,  Madagascar, 
Südafrika  und  Neuseeland.  Chioaobas  fliegt  in  der  arctischen 
und  Alpenzone  sowie  in  der  Mandschurei,  Südrussland,  Chile 
und  Nordamerika. 

Arge  findet  sich  nur  in  der  Europäischen,  der  Mittelmeer 
und  Mandschureifauna  sowie  im  Kaukasus. 

Satyrus  vorzugsweise  in  der  Europäischen  und  Mittelmeer- 
Fauna,  doch  auch  in  Armenien,  Persien,  dem  Himalaja,  Sibi- 
rien, Nordamerika,  Chile  und  Abyssinien.  UphtiPia  frequentirt 
die  Tropen  von  Asien,  Afrika  und  Neuhollanti,  doch  auch 
Syrien,  China  und  Südafrika. 

Neonympha  in  dem  tropischen  Amerika  und  geht  einzeln 
bis  in  die  gemässigte  Zone  daselbst. 

Coenonymplia  begegnen  wir  in  der  Europäischen  und 
Mittelmeerfauna,  Nordamerika,  Californien,  Afrika  und  dem 
Indischen  Archipel. 

Lasiommata  in  dem  Atlantischen  Archipel,  der  Europäi- 
schen, Mittelmeer-  und  Mandschureifauna,  Neuholland,  Guyana, 
Chile,  Südafrika,  Abyssinien  und  Ostindien, 

Debis  zeigt  sich  in  Ostindien,  Ostasien,  Java,  den  Philip- 
pinen und  Nordamerika;  dagegen  Mycalesis  in  den  Tropen 
von  Asien,  Afrika  und  Neuholland.  Bei  Hübner  (Zutrag  ^9.  bO), 
der  in  Betreff'  seiner  Otica  Geoigien  uud  Florida  als  Vater- 
land nennt,  mag  wohl  ein  Irrtlium  vorliegen.  Hinsichts  der 
Euryteliden,  so  kommen  Melanitis  (Elymnia)  und  Eurytela 
in  den  Tropen  von  Asien  und  Afrika  vor,  und  benennt  Bois- 
duvai  in  semer  species  general  wohl  irrthünilich  Mexico  als 
Vaterland  von  Melanitis  Ceryx  statt  Java. 

Hyparis  findet  sich  vorzugsweise  in  Südafrika,  auch  sonst 
im  tropischen  Afrika,  und  soll  sich  auch  in  Ostindien  zeigen. 
Ergolis  in  den  Tropen  von  Asien  und  Afrika,   Olina  da- 
gegen in  den  Tropen   von  Amerika. 

Die  Libytheiden  treffen  wir  in  der  Mittelraeerfauna  und 
Nordamerika,  aber  auch  in  den  Tropen  von  Asien,  Afrika 
und  Amerika. 

Was  die  Eryciniden  betriff't,  so  beherbergt  Europa  nur 
eine  Art,  Nordamerika  schon  mehr;  fast  alle  hausen  in  dem 
tropischen  Amerika,  und  nur  wenige  in  dem  tropischen  Asien 
und  Afrika.  Den  Lycaeniden  begegnen  wir  in  allen  Welt- 
theilen  und  Zonen.  Von  den  dazu  gehörigen  Gattungen  treffen 
wir  Eumaeuö  in  dem  tropischen  Amerika,  Ogyris  in  Neu- 
Holland,  Anops  und  Loxura  in  Ostindien,  letztere  auch  in 
Südafrika,  Myrina  in  dem  tropischen  Asien  und  Afrika,  Am- 
blyredia  und  Deudoryx  in  Ostindien,  den  dazu  gehörigen  In- 
eeln,  den  Philippinen  und  Australien,  Dipsas  in  den  Indischen 


237 

Inseln,  Aphnaeus  in  der  Mittelmeerfauna,  Südafrika  und  Ost- 
Indien,  Jolaus  in  dem  tropischen  und  in  Südafrika,  sowie  in 
Ostindien  und  den  dazu  gehörigen  Inseln,  Hjpolycaena  in  den 
Tropen  von  Asien,  Australien  und  in  Südafrika,  Jalmenus  in 
Australien  und  dem  tropischen  Asien,  Ilerda  in  Ostindien, 
Thecla  in  der  gemässigten  und  heissen  Zone  aller  Welttheile, 
Danis  in  den  Tropen  Asiens  und  Australiens,  Chrysophorus 
in  der  Europäischen  und  Mittelmeerfauna,  doch  auch  in  Süd- 
Afrika  und  Californien,  sowie  Nordamerika  und  Ostindien, 
Zeritis  in  ganz  Afrika,  doch  auch  in  Syrien  und  Arabien, 
Miletus  in  dem  tropischen  Asien,  Afrika  und  Australien,  Pen- 
tila  in  Afrika. 

Die  Hesperien  bevölkern  alle  Erdtheile  und  alle  Zonen, 
Hinsichts  der  einzelnen  Gattungen  leben  Pyrrhopyga  und  Ery- 
cides  in  dem  tropischen  Amerika  und  Mexico,  Gonilobia  in 
dem  tropischen  und  nördlichen  Amerika ,  doch  auch  in  dem 
tropischen  Asien  und  Afrika,  Ismene  in  dem  tropischen  Asien, 
Amerika.  Afrika  und  Australien,  Phareas  in  dem  tropischen 
Amerika,  soll  aber  auch  in  dem  tropischen  Asien  vorkommen, 
Pyrgus  in  der  Europäischen,  alpinen  und  Mittelmeerfauna, 
dem  tropischen  Asien,  Amerika  und  Südafrika;  Nisoniades 
tretfen  wir  in  Europa,  Nordamerika,  Südpersien,  dem  tropi- 
schen Amerika  und  Asien,  Cyclopides  in  Europa,  der  Mand- 
schureifauna, Nordamerika,  Südafrika,  Ostindien  und  dem  tro- 
pischen Amerika,  Pamphila  und  Hesperia  in  allen  Ländern 
und  Zonen  ausser  der  aretischen,  dagegen  in  Lappland  und 
den  Alpen;  Achlyodes  scheint  dem  tropischen  Amerika  eigen- 
thümlich,  dagegen  Euschemon  Neuholland. 

Wenn  wir  hiermit  den  Kreis  der  Tagfalterarten  beendi- 
gen, so  sei  es  mir,  vor  dem  endlichen  Abschluss,  noch  er- 
laubt, einige  interessante  physiologische  Erscheinungen  der 
Schmetterlings  weit,  wenn  auch  nur  kurz,  zu  erwähnen.  Köge! 
traf  auf  der  Insel  Ceram  im  Malayischen  Archipel  eine  bishel^ 
unbekannte  Raupe.  Sie  ist  auf  dem  Rücken  mit  Querstrichen 
oder  mit  kleinen  Kreuzen  versehen,  und  diese  besitzen  die 
Eigenschaft,  im  Dunkeln  zu  leuchten''").  Leider  fehlen  alle 
näheren  Angaben.  Ebenso  leuchten  unter  gewissen  Umständen 
im  Dunkeln  die  Augen  von  Sphinx  Convolvuli  gleich  glü- 
henden Kohlen. 

Die  Gattung  Ageronia  bringt  durch  ihren  Flügelschlag 
ein  eigenthümliches  Geräusch  hervor.  Gleichfalls  besitzt  die 
Raupe  von  Bombyx  Vorax  die  Fähigkeit,  einen  Ton  von  sich 
zu  gebeii,  welchen  man  am  besten  mit  dem  Schnurren  einer 
grossen  Fliege  vergleichen  kann,  und  diesen  Ton  wiederholt 


0)  Das  Ausland  de  1861  S.  910. 


228 

sie  oft  3-  4maP').  Dieselbe  Eigenschaft  entwickelt  die  Raupe 
von  Bombyx  Vioiacea,  wenn  man  das  Blatt,  w  orauf  sie  sitzt, 
berührt,  und  man  glaubt  die  Entstehung  dieses  Geräusches 
dadurch  zu  erklären,  dass,  wenn  sich  die  Raupe  plötzlich 
zusammenzieht,  die  Vorderringe  sich  an  einander  oder  an  den 
Wänden  ihrer  Behausung  reiben  ^^).  Dass  Acherontia  Atropos 
einen  gewissermassen  klagenden  Ton  von  sich  giebt,  ist  eine 
bekannte  Thatsache.  Er  besitzt  zu  diesem  Behufe  ein  eigen- 
thümliches  Organ.  Andere  Sphingiden,  namentlich  Sphinx 
Lebruscae  in  Surinam,  haben  dasselbe  Vermögen").  Auch 
bei  andern  Schmetterlingen  hat  man  einen  besondern  Apparat 
aufgefunden,  mittelst  dessen  sie  im  Stande  sind.  Töne  hervor- 
zubringen, so  Chelonia  Pudica  und  mehrere  Arten  der  Gat- 
tung Setina  ''*).  Bates  erzählt  von  der  in  dem  Amazonengebiet 
vorkommenden  Callithea  Leprieurii,  dass  sie  einen  starken, 
der  Vanille  ähnlichen  Geruch  aushauche,  der,  wenn  das  Insect 
angegriffen  oder  gequetscht  wird,  besonders  stark  sich  ent- 
wickelt'^). Auch  bei  unserer  Sphinx  Convolvuli  hat  man 
wahrgenommen,  dass  sie  einen  eigenthümlichen  Geruch  ver- 
breitet, doch  besitzen  nur  die  Männchen,  nicht  die  Weibchen, 
diese  Eigenschaft'^).  Wenn  den  Schmetterlingen  als  Raupe 
das  Pflanzenreich  den  nöthigen  Nahrungsstofi  liefert,  so  linden 
doch  manche  Raupen  auch  anderswo  ihre  Nahrungsquellen. 
Dass  Bienenstöcke  Raupen  beherbergen,  ist  bekannt,  aber 
dass  auch  bei  lebendigen  Quadrupeden  dieser  Fall  vorkommt, 
und  sie  die  Lebensquelle  der  Schmetterlinge  abgeben,  ist 
wohl  zuerst  von  Herrn  Baer  beobachtet  worden.  Meine 
Arbeiter,  so  schreibt  er  unterm  15.  April  1864  aus  Cajenne, 
hatten  einen  Aßen  (Ai)  getödtet  und  brachten  ihn  mir.  Ich 
untersuchte  ihn  und  sähe  sich  in  dem  Pelze  etwas  bewegen, 
was  wie  kleine  Wanzen  aussah.  Die  kleinen  Wesen  liefen 
äusserst  schnell  in  den  langen  Haaren  des  Säugethiers,  und 
Bei  näherer  Besichtigung  zeigte  es  sich,  dass  es  Schmetter- 
linge waren;  es  mochten  wohl  an  400  sein,  und  viele  be- 
gatteten sich  "). 

Bei  den  Schmetterlingen  finden  wii'  Geschlechtsrerschie- 
denheit  mehr  und  \\  eniger  prägnant  ausgedrückt,  nicht  nur 
bei  der  Imago,  .sondern  auch  in  den  frühem  Ständen,  Puppe, 

™)  Papillons  de  Surinam  I.  pag.  48. 

'')  1.  c.  pag.  68. 

'0  1-  c.  1.  pag.  72. 

''•'')  Annales  de  la  societe  Entoiii.  de  France  de  l'^64  pag.  689. 

'*)  Der  Naturforscher  am  Amazonenstrom  S.  162. 

"■")  Annales  de  la  societe  Entom.  de  France  de   1859  pag.  153. 

'*)  Annale»  de  la  eociete  Entora.  de  France  de  1864  pag.  XXIV. 


Raupe  und  Ei.  So  sind  nach  Costa  die  Eier  von  Charaxes 
Jasius  bei  dem  einen  Gesclileclit  mit  einem  blutrothen  Ring 
und  Punkt  darin  versehen,  während  dieses  Ab/eichen  dem 
andern  Geschlecht  fehlt ''**).  Die  weiblichen  Raupen  von  Li- 
paris  Dispar  und  Orgyia  Selenitica  sind  grösser  als  die  männ- 
lichen. Bei  den  Raupen  von  Bombyx  Neustria  und  Castrensis 
findet  sich  der  Geschlechtsunterschied  in  dem  Rückenstreifen, 
welcher  bei  der  weiblichen  Neustria  breiter  und  bei  der  männ- 
lichen Castrensis  linienförmig  ist;  auch  zeigt  die  weibliche 
Raupe  von  Chelonia  Quenselii  eine  breitere  weisse  Rücken- 
linie als  die  männliche'^).  Von  Agrauhs  Vanillae  haben 
beide  Geschlechter  verschiedene  Raupen  und  Puppen^"),  und 
bei  Colias  Eubule  kriechen  die  Männchen  aus  rothen,  die 
Weibchen  aber  aus  grünen  Chrysaliden  aus**').  Wenn  demnach 
schon  in  den  Eiern  der  Geschlechtsunterschied  vorhanden  ist, 
so  finden  wir  doch  manchmal  die  eigenthümliche  Erscheinung 
von  wahren  Hermaphroditen,  wo  die  eine  Seite  männlich  unJ 
die  andere  weiblich  ist.  Noch  auffallender  aber  ist  es,  dass 
sich  diese  Zwitterbildung  auch  bei  einzelnen  Körpertheilen, 
z.  B.  den  Fühlern,  zeigt.  Es  besitzen  die  Männchen  von  Fi- 
donia  Piniaria  gekämmte,  die  Weibchen  aber  fadenförmige 
Fühler;  nun  ist  mir  ein  Weibchen  mit  gekämmten  Fühlern 
ausgekrochen.  Bei  Lasiocampa  Pini  sind  gleichfalls  die  männ- 
lichen und  weiblichen  Fühler  verschieden.  Bei  der  grossen 
Raupenverwüstung  in  der  Glücksburger  Oberförsterei  während 
des  Jahres  1864  fand  man  niciit  selten  nur  Männchen  paar- 
weise wie  in  der  Begattung  hängend,  auch  wurden  Weibchen 
mit  männlichen  Fühlern  angetroffen,  die  nur  als  solche  durch 
den  mit  Eiern  angefüllten  Leib  erkannt  werden  konnten  ^^). 
Die  Auflösung  dieses  physicalisclien  Räthsels  zu  finden,  dazu 
gehören  noch  viele  Beobachtungen.  Siebold  und  Gerstäcker 
haben  die  Innern  Geschlechtsorgane  bei  Bienen,  solcher  Her- 
maphroditen, untersuciit  und  sie  nach  zwiefachem  Typus  ent- 
wickelt gefunden  ^^).  Ueberhaupt  bietet  die  Zeugung  der 
Insecten  viele  interessante  Data.  Es  ist  bekannt ,  dass  die 
Schmetterlinge  Eier  legen,  aus  welchen  sich  Raupen  ent- 
wickeln. Nun  lesen  wir  aber,  wie  Scott  in  Australien  eine 
Tinea  gefangen  hat,  welche,   mit  der  Hand  gedrückt,    zahl- 


")  Isis  von  Oken  de  1842  S.  128. 

"■')  Annales  de  Ja  societe  Ent.  de  France  de  1867  pag.  348.  349. 

*")  Papillons  de  Surinam  II.  pag.  117. 

^')  1.  c.l.  pag.  86. 

«0  Grunert,  Foratliche  Blätter,  Heft  11.     Berlin  1866.     S.  40. 

")  Gerstäcker,  Bericht  der  Entomologie  während  1863  u.  1864. 
Erste  Hälfte  S.  48—52. 


230 

reiche  kleine  Raupeu  aus  dem  Hinterleibe  hervorstiess ;  Indi- 
viduen, auf  Nadeln  gespiesst,  gebaren  ebenfalls  Raupen^*). 
In  der  Kegel  liefern  nur  die  befruchteten  Eier  der  Schmetter- 
linge Raupen,  und  die  unbefruchteten  vertrocknen.  Von  dieser 
Regel  weichen  gewisse  Sclimetterlingsarten,  die  sogenannten 
Sackträger,  zu  den  Gattungen  Psjche,  Fumea  und  Talaeporia 
gehörig,  al),  indem  sicii  aus  den  unbefruchteten  Eiern  zwar 
Falter,  aber  nur  flügellose  Weibchen  entwickeln.  Es  findet 
dies  aber  bei  allen  dahin  gehörigen  Arten  resp.  Individuen 
Statt  und  bildet  sonach  eine  Regel  oder  ein  Naturgesetz. 
Dagegen  ist  es  bei  andern  Schmetterlingen,  namentlich  den 
zur  Classe  der  Bombyciden  gehörigen,  nachgewiesen,  dass 
seltene  Ausnahmen  vorkommen,  wo  aus  unbefruchteten  Eiern 
Raupen  schlüpften,  die  sich  verpuppten,  zu  Schmetterlingen 
entwickelten,  sich  begatteten  und  befruchtete  Eier  legten, 
welche  I^aupen  lieferten.  Herold  in  seinem  trefflichen  Werk : 
„Untersuchungen  über  die  wirbellosen  Thiere  im  Ei",  Frank- 
furt am  Main  1838,  hat  in  dem  Text  zur  siebenten  Tafel 
nachgewiesen,  dass  bei  den  Seidenschmetterlingen,  Bombyx 
Mori,  ein  Theil  der  unbefruchteten  Eier  dieselben  Phasen 
durchmacht,  welche  sich  bei  den  befruchteten  zeigen,  und 
sich  eine  vollständige  Raupe  entwickelt,  nur  wäre  sie  nicht 
im  Stande,  sich  durch  die  Eischale  zu  fressen  und  müsste 
daher  zu  Grunde  gehen,  während  die  aus  den  befruchteten 
Eiern  hervorgegangenen  Raupen  solches  ohne  Schwierigkeit 
vollführten.  Dass  eine  völlig  entwickelte  Raupe,  blos  weil 
das  Ei  uicht  befruchtet  gewesen,  aussei-  Stande  sein  soll,  die 
Eihülle  zu  sprengen,  ist  unwahrscheinlich,  und  stehen  diesem 
auch  die  Erfahrungen  der  Seidenzüchter  entgegen,  welche 
mehrfach  wahrgenommen  iiaben,  dass  aus  unbefruchteten  Eiern 
der  Bombyx  Mori  Raupen  liervorgingen,  welche  Schmetter- 
linge lieferten,  die  sich  begatteten  und  befruchtet  Eier  legten. 
Auch  zog  Madame  Donzel  sieben  weibliche  Saturnia  Cynthia, 
welche,  ohne  mit  Männchen  in  Berülming  gekommen  zu 
sein,  Eier  legten,  aus  welchen  Raupen  kamen,  die  sich  ver- 
puppten ^^). 

»4)  1.  c.  S.  47. 

«•'■)  Gerstäcker,  Bericht  auf  1863  und  1864  I.  S.  46 


23t 


Coleoptera  Europae  nova 

a  li.  Fairiiiaire  descripta. 


Cymiudis  Chaudoirii.  —  Long.  7 '/^  mill.  —  Oblongo- 
elongata,  depiessa,  laevis,  rufo-eastanea,  nitida,  subtus  testacea, 
antennis,  ore  pedibugque  testaceis,  capite  summo  obscuiiore, 
elytris  brunneis,  limbo  rufo-castaneo;  capite  lato,  prothorace 
tranfeverso,  capite  vix  latioie,  lateribus  antiee  rotundatis,  basi 
utrinque  valde  oblique  truncato,  angulis  posticis  obtusis,  ely- 
tris apice  oblique  truncatis,  striatis,  striis  laevibus.  C.  cani- 
goulensi  proxima,  elytris  nullo  modo  punctatis  differt.  — 
Sicilia. 

Adelops  ovoideus.  —  Long.  2  mill.  —  Breviter  ovatus, 
convexus,  rufo-testaceus,  nitidus  fulvo-serican»,  capite  pro- 
thoraceque  tenuissime  reticulatis,  elytris  postice  attenuatis, 
tenuiter  rugosulis,  apice  sat  abrujite  rotundatis,  ^tria  suturali 
nulla,  protliorace  antiee  late  rotundato,  lateribus  antiee  arcua- 
tim  angustatis;  antennis  sat  validis  articulis  3 — 6  subaequa- 
libus,  graeilibus,  articulis  5  ultimis  sat  incrassatis,  articulo 
septimo  nono  longiore,  articulis  nono  decimoque  quadratis.  — 
Oall.  mer. 

A.  epuraeoides.  —  Long.  1 '/g  mill.  —  Oblongus,  supra 
depres.^us,  postice  leviter  attenuatu',  testaceus,  fulvo-sevicans, 
tenuiter  dense  aspero-reticulatus,  protliorace  antiee  sat  abrupte 
rotundato,  elytris  fere  latiore,  elytris  oblongis,  a  basi  leviter 
paulatini  attenuatis,  apice  rotundato-subtruncatis,  stria  sutu- 
rali antiee  posticeque  abbreviata,  antennarum  articulis  3  —  6 
aequalibus,  articulo  octavo  transverso,  parum  angustiore,  arti- 
culis nono  decimoque  transversis,  undecimo  oblongo,  parallelo, 
ajtice  acuminato.  Ab  A.  Anbei  differt  statura  majore  cor- 
pore magis  depresso,  prothorace  minus  ampliato,  elytris  api(je 
magis  truncatis,  stria  suturali  vix  impressa.   —   Gall.  mer. 

A.  subalpinus.  —  Long.  2  mill.  —  Ovato- oblongus, 
supia  depressus,  postice  leviter  attenuatus,  testaceus,  fulvo- 
sericans,  tenuissime  aspero-reticulatus,  prothorace  antiee  angu- 
stato,  lateribus  arcuato,  elytris  fere  latiore,  elytris  oblongis, 
vix  postice  attenuatis,  apice  rotundatis,  stria  suturali  medio 
vix  impressa  et  utrinque  stria  brevi  obsoletissima,  antennarum 
articulis  3-6  parum  graeilibus,  clavani  versus  leviter  in- 
crassatis, clava  Jiaud  abrupta,  articulo  octavo  breviore  at  vix 
angustiore,  nono  decimoque  transversim  subquadratis.  Ab  A. 
Anbei  differt  statura  majore,  corpore  magis  depresso,  pro- 
thorace minus  amplo,  antiee  magis  angustato;   a  praecedente 


232 

differt  statura  majore,  prothorace  antice  magis  angustato  et 
angulo  suturali  magis  rotundato.   —  Alp.  Gall. 

Anommatus  planicollis.  —  Long  IVj  mill.  —  Ob- 
longus,  parallelus,  nitidus,  fulvotestaceup,  supra  depressiuscu- 
luB,  prothorace  sat  dense  sat  fortiter  punetato,  elytris  grosse 
punetato-substriatis.  A.  duod  eeimstriato  valde  afliuis,  sed 
prothorace  spatio  medio  elevato  laevi  nullo  differt,  prothorace 
latiore,  elytris  magis  fortiter  striatis  et  statura  breviore.  — 
Gall.  mar. 

Amaurorhinus  crassiusculus.  —  Long.  3  mill.  — 
Oblongus,  antice  attenuatus,  minus  convexus,  piceo-rufescens, 
nitidus,  capite  rostroque  tenuiter  punctatis,  prothorace  dense 
sat  fortiter  punetato,  antice  sensirn  attenuato,  postice  levifer 
angustato,  elytris  ovato  oblongis,  apice  rotundatis  et  sat  ab- 
rupte declivibus,  lineato- punctatis,  interstitiis  tenuiter  vage 
punctulatis,  interstitio  secundo  convexiusculo,  postice  magis 
elevato.  A.  narbonensi  affinis,  sed  major,  minus  convexus, 
gracilior,  protiiorace  aequaliter  et  fortius  punetato,  siiatio 
medio  laevi  nullo  elytrisque  minus  dense  punctato-lineatis, 
interstitio  secundo  convexiusculo,  distinguendus.  —  Italia. 

Rhytirhinus  alpicola.  —  Long.  5  mill.  —  Oblongus, 
sat  convexus,  fuscus,  indumento  cinereo  tectus,  parce  luteo- 
setosus,  rostro  late  sulcato,  inter  oculos  latius,  prothorace 
antice  haud  dilatato,  medio  lale  canaliculato,  utrinque  ad 
basin  leviter  sulcato  et  antice  profunde  impresso,  elytris  con- 
vexis,  grosse  punetato-substriatis,  interstitiis  alternatini  magis 
elevatis.  R.  stableaui  valde  affinis,  differt  elytris  multo 
minus  costatis,  punctis  striarum  multo  minoribus,  inter vallis 
Omnibus  elevatis,  rostro  minus  punetato,  prothorace  latius 
Bulcato  et  in  maribus  angustiore,  lateribus  fere  rectis.  — 
Alp.  Gall. 

Brachyderes  ophthalmicus.  —  Long.  10—11  mill. 
— -  Elongatus,  convexus,  fusco-niger,  squamulis  farinosis  cinereo- 
subaureis  indutus,  lineolis  marginalibus  capitis,  prothoracis 
elytrorumque  et  vittula  basali ,  in  utroque  elytro,  densius 
squamosis;  capite  dense  punetato,  oculis  valde  prominentibus, 
antennis  piceis,  prothorace  brevi,  haud  impresso,  ocellato- 
punctato,  elytris  ellipticis,  punetato  substriatis ,  apice  obtusis. 
—  Andalus  a. 

Orthochaetes  discoidalis.  —  Long.  2^/3  mill.  — 
Oblongus,  testaceo-ruber,  setis  crassis  albidis  sparsutus,  pro- 
thorace albido-pubescente,  elytris  disco  nigricantibus;  rostro 
nigro  arcuato,  tenuiter  tricostulato,  prothorace  angusto,  antice 
leviter  attenuato,  grosse  punetato,  elytris  oblongo-ovatis,  sat 
late  punctato-striatis,  intervallis  aequaliter  convexis,  striarum 
punctis   interdum    confluentibus   et    obsoletis.      0.  rubricato 


affinis,  pe4  rostio  magis  arcuato,  prothorace  antice  attenuato 
et  elytrorum  inter\  allis  aequaliter  convexis  facile  distinguendus. 

-  Alp.  Gall. 

Dich  otiachelus  maculosus.  —  Long.  4^^  ™iJl-  — 
Fuscus,  luteo  variegatus,  rostro  antice  setoso,  inter  oculos 
penicillato,  prothorace  oblonge,  medio  valde  canaliculato, 
margine  antico  et  canaliculi  lateribus  dense  pileatis,  el^tris 
striatis,  striis  tenuiter  punctis  intervallis  convexiuficulis,  alter- 
natim  magis  elevatis,  setis  pileatis,  lateribus  et  postice  magis 
dense  obsitis.  D.  Stierlini  affinis,  sed  magis  oblongus,  ma-- 
culis  evidentioribus,  protliorace  multo  longiore,  eiytris  basi 
posticeque  magis  attenuatis.  —   Alp.  Gall. 

Cebrio  pubicornis.  —  Long.  16  mill.  —  Oblongus, 
convexus,  ater,  nitidus,  obscure  fulvo-pilosus,  subtus  cum 
femoribus  pallide  testaceus,  tibiis  fuscis,  tarsis  obscure  testa- 
ceis,  antennis  fuscis,  margine  interno  testaceo,  dense  fulvo- 
pubescente;  capite  rugoso.  antice  leviter  impresso,  antennis 
corpore  medio  multo  longioribus,  articulo  quarto  primo  multo 
longiore,  tertio  s^ecundo  latiore,  leliquis  apice  intus  productis, 
oculis  valde  prominulis,  prothorace  brevi,  dense  sat  tenuiter 
punctato,  utrinque  oblique  impresso,  angulis  posticis  acutis, 
extus  haud  productis,  scutello  oblongo,  eiytris  dense  sat 
tenuiter  punctatis,  leviter  sulcatulis,  interstitiis  convexiusculis. 
C.  Fabricii  vabie  affinis,  sed  minus  gibbosus,  antennarum 
articulis  2' et  3  Itrevioribus,  prothoraciß  angulis  haud  divari- 
catis,  pube  obscuriore,  capiteque  antice  transversim  impresso. 

—  Lusitania. 


Zwei  neue  Dermapteren  aus  Nordaustralien, 

beschrieben 
von  Dr.  H.  Dolirn. 


1.     Pygidicrana  Daemeli  n.  sp. 

Castaneo  fusca,  capite  cum  primo  anfennarum  articulo 
testaceo,  labro  et  clypeo  fuscis,  occipite  nigro  bistriato,  pro- 
noto  testaceo,  fusco  bifasciato,  scutello,  alis,  pedibus,  pectore 
testaceis  unicoloribus,  eiytris  fuscis,  testaceo  lateribus  fasciatis 
tupra  oblonge  maculatis;  breviter  undique  pilosa. 

Corp.  long.  19,  lat.  S'/j,  forc.  long.  4  mill.     V. 

Habilat  ad  Cape  York  Australiae  borealis  (Daemel). 


234 

Sehr  ähnlich  meiner  P.  Siamensis,  durch  geringere  Grösse 
und.  Färbung  des  Kopfes,  der  Antennen,  der  Beine,  der  Flügel- 
spitzen abweichend. 

Ebenso  weicht  sie  in  der  Färbung  bedeutend  von  P.  caffia 
D.  ab,  die  ihr  in  der  Form  sehr  ähnelt.  Der  Kopf  mit  dem 
ersten  Antennengliede  ist  gelb,  die  Oberlippe  und  das  Schild- 
chen glänzend  dunkelbraun,  ebenso  z^ei  schmale  Linien,  die 
auf  dem  Hinterrande  des  Occiput  vertical  aufstehen  und  bis 
zur  Stirnnaht  verlaufen.  Die  übrigen  Antennenglieder  sind 
dunkel;  die  Flügelspitzen  sind  einfarbig,  gelb,  ebenso  die 
Beine;  übrigens  ist  die  Farbe  wie  bei  P.  Siamensis.  Die  Form 
des  letzten  Segments  und  der  Zange  des  vorliegenden  Weib- 
chens ist  wie  bei  P.  caffra  und  ophthalmica  beschaffen.   " 

2.     EchinosomaYorkensen.  sp. 

Fuscum,  antennarum  articulis  1  et  2,  clypeo,  capite  subtus, 
pectore,  pronoti  linea  mediana  et  lateribu.s,  elytrorum  macula 
antica  parvula  oblonga,  alarum  prominentia  fuscosignata,  fe- 
morum  dimidio  apicali,  tibiis  farsisque  pallidis,  forcipe  rufa. 
Tota  flavopilosa,  abdominis  segmenlorum  margo  posticus  bre- 
viter  setosus.     $. 

Corp.  long.  7,  lat.  2;  forc.  long.   1  mill. 

Habitat  ad   Promontorium  York  Australiae  (Daemel). 

Die  einzige  Art  dieser  Gattung  mit  zweifarbigen  Flügel- 
decken. Der  Hinterrand  des  Kopfes  ist  stark  eingebuchtet, 
auf  dem  Hinterhaupt  melirfach  gerunzelt,  das  Pionotum  ist 
viel  breiter  als  lang.  Die  Flügel  ragen  weit  voi',  sind  gelb, 
mit  einem  unregelmässig  braunen  Bande  nahe  der  Spitze. 
Das  Abdomen  ist  etwas  heller  als  Kopf  und  Eljtra,  durch 
die  kurzen  dicken  Borsten  am  Hinterrand  der  Segmente  aus- 
gezeichnet. 


Inhalt : 

Dr.  A.  Gerstaecker:  Beiträge  zur  näheren  Kenntniss  einiger 
Bienengattungen.  Derselbe:  Zwei  neue  von  Herrn  Prof.  Zeller  in 
Oberkärntlien  gesammelte  Chrysis-Arten.  Dr.  Ottmar  Hofmann: 
Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  Qoleophoren  (Fortsetzung).  Kefe  r- 
stein:  Betrachtungen,  geknüpft  an  meine  Schmetterlingssammlung. 
L.  Fairmaire:  Coleo-ptera  Europae  nova.  H.  Dohrn:  Zwei  neue 
Dermapteren  aus  Nordaustralien. 


Fiitomolosiüelie  Zeitung 


herausgegeben 

von   dem 


eiitoniologiscben  Vereine  zu  Stettin. 


Redaction:  ^"  Comtnission  bei  den  Buclihandl. 

_    .    _.        ,.  "       ,         V.  E.S.Mittlerin  Berlin  u.  Fr.  Fleischer 

t.  A.  Uonrn,    »  creins-Präsident.  if,  Leipzig. 

IVo.  7    9.  30.  Jahrgang.       Juli -Sept.  1869. 


Zwitter  -  Bildungen  bei  Sphinx  nerii  und 

einige  Worte  über  den  Hermaphroditismus 

der  Insecten  überhaupt.  ,  ^ 

Von  :    •     : 

l)r.  A.  Speyeiv 


Hermaphroditische  Formen  sind  zwar  sclion  bei  mehrerei) 
Arten  von  Sphingiden,  am  häufigsten  bei  Smerintlius  populi 
und  Sphinx  convolvuli,  beobachtet  worden,  aber  noch  niemals, 
soweit  mir  bekannt,  beim  Oleanderscli wärmer.  Wenigstens 
werden  in  dem  vollständigsten  Verzeichnisse  bisher  bekannt 
gewordener  Insectenzwitter,  welches  wir  Hagen's  unermüd- 
lichem Fleisse  verdanken  (Jahrgang  1861  S.  259  und  1863 
S.  189  d.  Z.)  keine  solche  erwähnt.  Im  letztvergangenen 
heissen  Sommer  stellte  sicii  die  Raupe  des  Oleanderschwär- 
mers in  den  Gärten  Danz,igs  zahlreich  ein,  und  mein  geehrter 
Freund,  Herr  R.  Grenlzenberg  daselbst,  hatte  das  seltene 
Glück,  aus  einer  Zahl  von  etwa  60  Puppen  zwei  hermaphro- 
ditifcche  Falter  zu  erziehen.  Er  theilte  sie  mir  zur  Ansiciit 
und  Begutachtung  mit,  und  ich  will  ihre  Beschreibung  hier 
so  vollständig  geben,  als  das  ohne  Verletzung  möglich  ist. 
Es  sind  beides  schöne,  \ ollkommen  ausgebildete  Exemplar,e 
von    mittler  Grösse. 

Ehe  ich  auf  ihre  Beschreibung  eingehe,  scheint  es  mir 
zweckmässig,  die  normalen  Differenzen,  welche  regelmässig 
gebildete  Männchen  und  Weibchen  von  Sph.  nerii  (und  ihre 
Verwandten  überhaupt),  abgesehen  von  den  eigentlichen 
Sexualorganen,  erkennen  lassen,  hervorzuheben,^  da  sie  zum 
Theil  noch  wenig  bekannt  oder  beachtet  sind.     Die  gewöhn- 

16 


236 

liehen,  in  geringerer  Grösfe  und  schlankerem  Bau  des  Männ- 
chens gegen  das  Weibchen  ausgesprochenen  Unterschiede 
treten  bei  Sph.  nerii  nur  in  wenig  auffallendem  Grade  hervor. 
Die  Flügel  des  Weibchens  haben  eine,  auch  relativ,  etwas 
grössere  Breite  als  die  des  Männciiens.  Die  wichtigsten  Diffe- 
renzen geben  aber  die  Fühler,  die  Form  und  Befestigung  der 
Haftborste  der  Flügel  und  die  Spitze  des  Hinterleibes  nach 
Bau  und  Färbung.  An  allen  übrigen  Körpertheilen  iiabe  ich 
weder  in  Form  noch  in  Farbe  und  Zeichnung  einen  merk- 
lichen, mit  dem  Geschleclit  zusammenhängenden  Unterschied 
entdecken  können.  Es  ergiebt  sich  daraus,  dass  hermaphro- 
ditische Bildungen  bei  Sph.  nerii  den  Habitus  nicht  so  auf- 
fallend verändern  können  als  bei  vielen  andern  Schmetter- 
lingen und  leichter  zu  übersehen  sind. 

Der  Unterschied  der  männlichen  und  weiblichen  Fühler 
ist  zu  bekannt,  um  einer  Beschreibung  zu  bedürfen.  Die 
Haftborste  ist  bei  allen  Schmetterlingen,  welche  sie  besitzen, 
nach  dem  Geschlecht  vei-schieden  geformt:  beim  Männchen 
einfach  und  stark,  beim  Weibchen  aus  mindestens  zwei,  meist 
mehreren  schwächeren  Borsten  zusammengesetzt.  Bei  der 
weiblichen  Sph.  nerii  besteht  sie  aus  einem  etwas  gebogenen, 
pinselförmigen  Bündel  zahlreicher  feiner  Börstchen  von  röthlich- 
gelber  Farbe  und  ist  wegen  ihrer  Kürze,  und  weil  sie  unter 
einem  flachen,  an  der  Basis  des  Vorderflügels  sich  aus-biei 
tenden  Büschchen  von  Schui)penhaar  versteckt  liegt,  sciiwer 
aufzufinden.  Die  männliche  Haftborste  is-t  stark ,  ziemlich 
lang  und  ebenfalls  rothgelb.  Zur  Aufnahme  ihrer  Spitze  liegt 
auf  der  Subcostalis  ein  schräg  nach  aussen  gerichtetes,  aussen 
mit  Schuppen  bekleidetes  Häkchen.  Dies  Häkchen  fehlt  dem 
Weibchen  gänzlich  und  giebt,  da  es  seiner  freien  Lage  wegen 
leicht  in  die  Augen  fällt,  ein  zur  Unterscheidung  der  Ge- 
schlechter besonders  geeignetes  Merkmal  (auch  bei  vielen 
andern  Schmetterlingen)  ab. 

Die  letzte  und,  da  sie  mit  dem  Genitalapparat  selbst 
zusammenhängt,  wichtigste  Differenz  liegt  in  der  Segnientirung 
des  Hinterleibes:  am  Hinterleibe  des  Männchens  zälilt  man 
sieben,  an  dem  des  Weibchens  nur  sechs,  durch  voll- 
ständige Ringeinschnitte  getrennte  Segmente.  Das  kegel- 
förmige Ende  des  Hinterleibes  stellt  nämlich  beim  Weibchen, 
wenigstens  äusserlieh,  ein  einziges,  schlank  zugespitztes  Seg- 
ment dar;  beim  Männchen  ist  es  durch  einen  vollständigen 
Ringeinschnitt  in  zwei  Segmente  zerfällt.  Damit  wird  dann 
auch  die  Zeichnung  eine  ganz  verschiedene.  Beim  Weibchen 
laufen  zwei  breite,  ungetheilte  dunkelgrüne  Schrägstreifen 
vom  letzten  sichtbaren  Ringeinschnitte  convergirend  bis  zur 
Wurzel  des  spitzen  Afterbusches.     Beim  Männchen  sind   drei 


23*7 

dunkelgrüne,  licht  gerandete  Flecke  vorhanden:  zwei  seitliche, 
\on  rhomboidaler  Form,  auf  dem  vorletzten,  ein  gestutzt 
eiförmiger  auf  der  Rückenmitte  des  letzten  Segments.  Diese 
Unterschiede  sind  so  auffallend,  dass  sich  die  beiden  Sexus 
daran  auf  den  ersten  Blick  erkennen  lassen,  Sie  finden  sich, 
unter  den  entsprechenden  Moditicationen  der  Farbe  und  Zeich- 
nung;, bei  allen  verwandten   Arten  wieder. 

Der  Bau  der  äussern  Sexualorgane  selbst  lässl  sich  bei 
trockenen  Exemplaren  von  Sph.  nerii  ohne  verletzende  Ein- 
griffe nur  sehr  unvollkommen  erkennen.  Deutlich  zu  unter- 
scheiden sind  beim  Männchen  nur  die  beiden  grossen,  läng- 
lichen ,  mit  Schuppen  bekleideten  und  am  Ende  damit  be- 
fransL'ten  Afteiklyjipen  (Haltezangen).  Sie  schliessen  mit  den 
Innenrändern  zusammen  und  verdecken  dadurch  den  Einblick 
in  den  Geschlechtsraum  von  unten.  Von  oben  her  geschieht 
dies  durch  eine  flach  gewölbte,  breite,  stumpf  dreieckige, 
dicht  beschuppte  Klap|)e,  deren  Haarsciiupj)enbesatz  mit  dem 
der  Haltezangen  zusammen  den  kurzen  Afterbusch  bildet. 
Dem  Weibchen  fehlen  die  Haltezangen  und  die  gewölbte 
Decke  über  dem  Aftei-,  soweit  sieh  ei kennen  lässt,  ganz; 
die  Bekleidung  schliesst  in  eine  unten  längsgekielte  Spitze 
fest  zusammen  und  lässt  vom  Bau  der  Theile  nichts  unter- 
scheiden. 

Das  erste  der  mm  zu  besehreibenden  Exemplare  ist 
ein  vollständig  nach  dem  Geschlecht  halbirter  Hermaphrodit, 
links  männlich,  rechts  weiblich.  Es  ist  ein  prächtig  gefärbtes 
dunkles  Stück,  und  der  Unterschied  der  beiden  Seiten  tritt 
hei  ihm  auch  in  der  Grösse  der  Flügel  so  merklich  hervor, 
daf-s  er  beim  ersten  Blicke  in  die  Augen  fällt.  Die  Länge 
des  rechten  Vorderflügels  beträgt  4&y2,  seine  grösste  Breite, 
am  Hinterrande,  "^6^2  Millimeter:  linkerseits  sind  die  ent- 
sprechenden Maasse  46  und  24  Mill.  —  Der  weibliche  P'lUgcl 
ist  somit  auch  relativ  et\^as  breiter  als  der  männliche.  Länge 
des  rechten  Hinterflügels  von  der  Basis  bis  zum  Vorderwinkel 
28  Mill.,  des  linken  26  Mill.  Beide  Flügelhälften  sind  übri- 
gens gleich  schön  und  völlig  regelmässig  entwickelt,  die  Fär- 
bung der  weibliclien  etwas  tieler,  gesättigter,  was  sich  auch 
auf  der  Unterseite  zeigt.  In  der  Zeichnung  ist  kein  merk- 
licher Unterschied  zwischen  den  beiden  Hälften.  Fühler  rechts 
weiblich,  links  männlich,  in  normaler  Entwickelung,  Haft- 
Apparat  der  Flügel  ebenso,  links  männlich,  rechts  weiblich. 
Das  Hinterleibsende  lässt  die  Z^^  itterliildung  sehr  deutlich 
erkennen ,  da  die  Asymmetrie  der  beiden  Seiten  ein  lestes 
Aueinanderschliessen  derselben,  wie  bei  eingeschlechtigen  In- 
dividuen, nicht  gestattet  hat.  Es  fehlt  ihm  deshalb  die  zier- 
liche   Kegelform.       Die    Segmentirung    ist    links     vollständig 

16* 


männlich,  das  sechste  Segment  auch  noch  sj-mmetrisch  und 
männlich  gezeichnet,  nur  sind  die  dunkeln  Seitenflecken  aus- 
gedeiinter  als  gewöhnlich  und  beschränken  die  lichte  Stelle 
der  Rückenmitte  auf  einen  geringeren  Raum.  Dann  beginnt 
links  die  sehr  deutliche  Theilung  des  letzten  Segments  wie 
beim  normalen  Männchen,  während  rechts  das  Segment  ohne 
Theilung  forlgeht,  aber  verkürzt  erscheint.  Von  den  äussern 
Sexualorganen  selbst  ist  nur  die  grosse,  gewölbte,  etwas 
abstehende  linke  Afterklappe  deutlich  zu  erkennen  und  der 
Mangel  einer  solclien  auf  der  weiblichen  Seite  zu  constatiren. 
Eine  genauere  Untersuchung  lässt  sich  ohne  Beschädigung 
der  Theile  nicht  vornehmen.  An  den  übrigen  Körpertheilen 
tritt  nirgends  eine  Asymmetrie  hervor,  und  eine  autrallende 
Abgrenzung  der  Körperhälften  in  der  Mittellinie  (Naht)  fehlt. 

Dies  Exemplar  ist  somit  ein  sogenannter  vollkommener 
Hermaphrodit  im  strengsten  Sinne,  indem  sich  die  eine  Seite 
vollständig  männlich,  die  andere  vollständig  veiblich  in  allen 
den  Theilen  zeigt,  welche  überhaupt  beim  Oleanderschwärmer 
einer  äusserlich  wahrnehmbaren  Differenz  nach  dem  Geschlecht 
unteiworfen  sind. 

Das  zweite  Exemplar  ist  ein  sogenannter  unvollkom- 
mener Hermaphrodit,  übrigens  ein  ebenfalls  in  allen  Theilen 
vollständig  und  schön  entwickeltes,  lebhaft  gefärbtes  Tliier. 
Eine  Asymmetrie  der  beiden  Seiten  tritt  hier  wenig  hervor, 
und  nur  die  Ungleichheit  der  Fühler  und  die  Hinterleibsspilze 
machen  auf  die  merkwürdige  Mischung  von  männlichen  und 
weiblichen  Charakteren  aufmerksam,  v\elche  erst  die  genauere 
Untersuchung  herausstellt.  Die  Länge  der  Flügel  ist  auf 
beiden  Seiten  gleich,  die  der  vordem  47  Millimeter;  die  Breite 
zeigt  einen  geringen  Unterschied:  sie  beträgt  am  linken  Vor- 
derflügel 2ß,  am  recliten  nicht  ganz  25  Mill.;  auch  an  den 
Hinterflügeln  macht  sich  ein  entsprechender  Unterschied  be- 
. merklich.  Farbe  und  Zeichnung  lassen  einige,  aber  wenig- 
auffallende  Differenzen  erkennen.  Auf  den  Vorderflügeln  reicht 
der  grosse  dunkelviolette  Keillleck  links  etwas  näher  an  den 
Saum  als  rechts.  Die  Oberseite  der  Hinterflügel  fülirt  links 
etwas  ausgebreiteleres  Schwärzlichviolett  am  Vorderwinkel, 
und  der  dunkle,  die  weissliche  Querlinie  nach  aussen  beglei- 
tende Streif  ist  etwas  deutlicher,  mit  2  welligen  Vorsprüngen 
am  Vorderwinkel,  \^elc]le  lechts  fehlen.  Unten  macht  sich 
eine  leichte  Farbendiffeienz  am  Aussenwinkel  der  Vorderflügel 
.merklich,  welcher  links  in  grösserem  Umfange  schwärzlich 
schatt^rt  ist  als  rechts.  Endlich  ist  der  rostgelbe  Anflug  am 
Innenwinkel  beider  nur  an  der  Wurzel  der  Hinterfiügel  auf 
der  linken  Seite  etwas  ausgebreiteter  und  von  lebliafterem 
Colorit. 


239 

Von  den  Fühlern  erscheint  auch  bei  diesem  Exemplar  der 
linke  männlich,  der  rechte  weiblich.  Eine  Untersuchung  mit 
der  Loupe  ergiebt  indess,  dass  die  männliche  Form  am  linken 
Fülller  nicht  ganz  vollständig  ausgebildet  i^^t.  Er  ist  zAvar  sehr 
merklich  stärker  als  der  rechte,  aber  doch  nicht  so  dick  als 
ein  normaler  männlicher  Fühler.  Ein  solcher  unterscheidet 
sicii  bekanntlich  hier,  wie  bei  den  meisten  Sphingiden,  ausser 
der  grösseren  Stärke,  durch  seine  Form  und  Bewimperung 
vom  weiblichen.  Die  Rückseite  ist  in  beiden  Geschlechtern 
gleich,  dicht  beschuppt,  die  Bauchseite  beim  Weibchen  regel- 
mässig gevvölbt  und  völlig  kahl,  beim  Männchen  prismatisch, 
d.  h.  mit  zwei  durch  einen  Längskiel  getrennten  flachen  Seiten 
versehen,  welche  letztere  sehr  zierlich  und  regelmässig  gewim- 
pert  sind:  die  Wimpern  bilden  jederseits  an  jedem  Fühler- 
gliede  zwei  kurze,  zusammengeneigte  Querreihen,  die  als 
Büschchen  erscheinen,  wenn  man  den  Fühler  von  oben  be- 
trachtet. Von  dieser  normalen  Bildung  weicht  nun  der  linke 
Fühler  des  Hermaphroditen  in  soweit  ab,  als  er  zwar  pris- 
matisch geformt,  mit  dem  Wimperbesatz  aber  nur  an  der 
einen  der  beiden  Seitenflächen,  der  nach  vorn  und  aussen 
gekehrten,  ausgestattet  ist,  während  die  andere  kahl  bleibt. 
Ausserdem  ist  die  Wimperstellung  an  der  behaarten  Seite 
selbst  etwas  weniger  regelmässig,  und  sie  sind  im  Wurzel- 
diittel  des  Schafts  ein  wenig  kürzer  als  bei  der  Norm.  Der 
rechte  Fühler  ist  von  normal  weiblicher  Beschaffenheit.  Unter 
einer  scharfen  Loupe  zeigt  sich  aber  auch  hier  eine  leise  An- 
näherung an  die  männliche  Form:  ein  Anflug  von  wenigen, 
äusserst  kurzen  Härchen  an  der  vordem,  sonst  kahlen  Fläche 
des  letzten  Fühlerdrittels. 

In  Betreff  des  Haftapparats  der  Flügel  ist  die  linke  Seite 
vollständig  aa  eiblich  gebildet,  die  rechte  halb  männlich,  halb 
weiblich:  dem  Vorderflügel  mangelt  hier  das  Häkchen  zur 
Befestigung  der  Haftborste  ebenso  wie  dem  linken,  der  Hinter- 
flügel dagegen  ist  mit  einer  männlichen  Haftborste  von  nor- 
maler Form  und  Grösse  versehen! 

Der  Hinterleib,  von  gewöhnlichem  Umfange,  erscheint 
am  Ende  weniger  zugespitzt  als  bei  normalen  Exemplaren. 
Seine  Segmentirung  ist  eine  männliche:  er  ist  siebenringelig, 
die  beiden  letzten  Segmente  sind  durch  einen  vollständigen 
Ringeinschnitt  getheilt  und  wie  beim  Männchen  gefärbt  und 
gezeichnet.  An  der  Bauchseite  der  Hinterleibsspitze  haben 
sich  die  seitlichen  Hälften  nicht  eng  an  einander  gelegt  und 
gestatten  dadurch  einen  Einblick  in  die  Geschlechtshöhle. 
Links  ist  eine  entwickelte  männliche  Afterklappe  (Haltezange) 
vorhanden,  aber  so  aus  der  Lage  gerückt,  dass  sie  schräg 
nach  rechts  hinüber  liegt.     Rechts   scheint    die    entsprechende 


240 

Klai)pe  zu  felilen  ,  dach  läßst  i-ich  unter  der  dichten  Beklei- 
dung der  betreffenden  Stelle  etwas  \\ie  ein  Rudiment  der- 
selben mit  einer  Nadelspilze  wahrnehmen.  An  der  Innenfläche 
der  ge\Nölbten  Decke,  welche  der  letzte  Ring  über  der  Aftei- 
Oeffnung  bildet,  lassen  sich  sehr  deutlich  zwei  flache,  blass- 
gelbe, ziemlich  grosse  Hornjjlättchcn  erkennen,  jederseits  eins, 
deren  verbreiterte,  abgestutzte  Enden  sich  bis  fast  zur  Be- 
rührung nähern,  Ihre  Gestalt  erinnert  an  die  mancher  After- 
klappen. An  der  Bauchseite  wird  die  Geschlechtshöhle  durch 
eine  breite,  quere,  horizontale  Hornplatte  begrenzt,  deren 
freier  Rand  dicht  mit  kurzen,  steifen,  rothgelben  Börstchen 
bewimpert  ist.  Ueber  diese  Platte,  welche  den  Rand  des 
letzten  Bauchsegments  zu  bilden  scheint,  hat  sich  die  rechte 
Afterklappe  schräg  herüber  gelegt.  Das  von  beiden  Seiten 
her  zusammengestrichene  Schuppenhaar  des  schmalen  After- 
büschchens  verdeckt  etwas  den  Einblick  in  die  Gesclilechts- 
höhle.  Aber  auch,  wenn  ich  es  abhebe,  kann  ich  ausser  den 
beschriebenen  Theilen  kein  anderes  Organ  in  dieser  wahr- 
nehmen, namentlich  nicht  die  herabgebogene  hornige  Gräte, 
unter  welcher  der  After  mündet  (s.  Burmeister's  Handbuch 
Taf.  XIII.  fig.  28,  männliche  Geschlechtstheile  von  Sphinx 
galii.  Bei  einer  Sphinx  lineata  F.  o,  die  ich  zu  dem  Ende 
untersucht  habe,  liegt  die  Afteröffnung  zwischen  zwei  senk- 
recht gegen  einander  .gekrümmten  Horngräten  von  schlan- 
kerem Bau  als  in  der  citirten  Figur.)  Der  Penis,  der  zu 
fehlen  scheint,  ist  vielleicht  nur  zurückgezogen.  Jedenfalls 
haben  wir  es  hier  mit  wesentlich  dem  männlichen  l'jpus  an- 
gehörigen,  aber  unvollständig  entwickelten  oder  verbildeten 
Gescblechtstheilen  zu  thun,  deren  Deutung  aber  erst  nach 
vollständigerer  Blosslegung  derselben  und  dem  Vergleich  mit 
denen  eines  normalen  Nerii-Männchens  die  erforderliche  Sicher- 
heit gewinnen  könnte.  Die  übrigen  Köipertheile  bieten  nichts 
Bemerkenswerthes. 

Ich  habe  dies  Exemplar,  welches  Herr  Grentzenberg  die 
Güte  hatte,  mir  für  meine  Sammlung  zu  überlassen,  so  de- 
taillirt  beschrieben,  um  die  wunderbare  Mischung  von  männ- 
lichen und  weiblichen  Charakteren,  welche  es  in  sich  ver- 
einigt, deutlich  zu  machen.  Auch  hier,  wie  an  dem  ersten 
Hermaphroditen,  halten  sich  Männliches  und  Weibliches  etwa 
die  Wage.  Aber  während  dort  beide  Geschlechter  sich 
gleichsam  friedlich  auseinandergesetzt  und  auf  den  ungestörten 
Besitz  je  einer  Körperhälfte  beschränkt  hatten,  hat  hier  nur 
die  Segmentirung  des  Hinterleibes  einen  rein  männlichen,  das 
linke  Flügelpaar  einen  rein  weiblichen  Charakter;  an  den 
Fühlern,  der  rechten  Flügeliiälfte  und  den  Geschlechtsorganen 
ist  der  unentschiedene  Kampf  der  beiden  Elemente  ersichtlich 


241 

ausgesprochen.  Da  aber  die  Sexualorgane  den  männlichen^ 
Meiin  auch  durch  weiblichen  Einfluss  beeinträchtigten  Typus 
nicht  verkennen  lassen,  f^o  wird  die  Statistik  nicht  umhin 
können,  das  Individuum  als  Mann  in  ihre  Listen  einzutragen. 
Es  ist  ausgeschlüpft  am  4.  September;  das  zuerst  beschriebene 
Exemplar,  welches  sich  in  Grentzenberg's  Sammlung  befindet, 
erst  am  5.  November.  Die  -Wahrscheinlichkeit,  dass  beide 
Geschwister  seien,  ist  deshalb  sehr  gering,  wenn  auch  un- 
gleiclie  Entwickelungsperioden  bei  Nerii,  wie  bei  andern  Fal- 
tern, beobachtet  w-orden  sind. 

Die  Bekleidung  der  Hinterleibsspitze  ist  bei  beiden  Her- 
maphroditen weniger  glatt  und  regelmässig  anliegend  als  bei 
normalen  Exemplaren,  an  der  Afterklappe  des  zuerst  beschrie- 
benen etwas  abgerieben;  man  erkennt  auch  deutlich,  dass  sie 
von  einer  Flüssigkeit  benetzt  gewesen  ist.  Eine  solche  Be- 
schaffenheit des  Hinterleibsendes  findet  sich  in  der  Regel, 
wenn  die  Anstrengungen  des  ausschlüpfenden  Falters,  den 
Hinterleib  aus  der  Pupjjenschale  zu  ziehen,  auf  Schwierig- 
keilen stossen,  und  dabei  ein  Theil  des  Inhalts  der  Harn- 
ge lasse  vorzeitig  entleert  wird.  Im  vorliegenden  Falle  wird 
die  abnorme  Form  der  Hinterleibsspitze  mit  Grund  als  das 
die  Entwickelung  erschwerende  Moment  angesehen  werden 
dürfen. 

Viel  seltener  als  die  Imagines  selbst,  sind  hermaphrodi- 
tische Puppen  beobachtet  und  beschrieben  worden.  Es  war 
mir  daher  besonders  erfreulich  und  interessant,  dass  Herr 
Grentzenberg  den  beiden  beschriebenen  Faltern  auch  deren 
vorsichtig  aufbewahrte  Puppenschalen  zugesellen  konnte. 
Es  findet  sich  an  ihnen,  wie  zu  erwarten,  die  hermaphrodi- 
tische Bildung  ebenfalls  und  in  charakteristischer  Weise  aus- 
gedrückt. Um  sie  verständlich  machen  zu  können,  glaube  ich 
aber  auch  hier,  aus  denselben  Gründen,  ^vie  bei  den  Schmet- 
terlingen, eine  Beschreibung  der  sexuellen  Charaktere, 
welche  am  Hinterleibe  normaler  Puppen  äusserlich 
hervortreten,  voranschicken  zu  müssen.  Ich  entlehne  sie  einem 
im  Jalirgang  1845  von  Oken's  Isis  S.  816  flg.  von  mir  ver- 
öffentlichten Aufsatze  über  den  äusseren  Bau  der  Schmetter- 
linge in  den  drei  ersten  Entwickelungsstadien,  dessen  Bekannt- 
schaft wohl  nicht  viele  Leser  dieser  Blätter  gemacht  haben 
werden.  Es  ist  nämlich  der  Unterschied  des  Gesclilechts  bei 
den  Schmetterlingspuppen  überhaupt  zunächst  schon  durch 
einen  verschiedenen  Verlauf  der  beiden  letzten  Kreisfurchen 
(Ringeinschnitte)  des  Hinterleibes  ausgedrückt.  Die  seichte 
Furche,  welche  die  Hinterleibsspitze  selbst  umgrenzt,  ist  bei 
der  weiblichen  Puppe  zuweilen  in  der  Mitte  der  Bauchseite 
sehr    undeutlich    oder    ganz   unterbrochen.     Gewöhnlich  aber 


242 

v\  endet  sie  sich  liier  nach  oben,  gegen  das  vorletzte  Segment 
hin  spitzwinklig  vorspringend.  Gleichen  Lauf  nimmt  in  die- 
sem Geschlecht  der  vorletzte  Ringeinschnitt;  der  Winkel,  in 
\A eichen  er  ausgezogen  ist,  springt  oft  bis  zum  Anfang  des 
drittletzten  Segments  vor;  doch  hi  der  Scheitel  dieses  letzten 
Winkels  gewöhnlich  Meniger  spitz  als  der  des  sonst  ziemlich 
parallelen  vorigen.  Beim  Männchen  dagegen  bleibt  der  vor- 
letzte Einschnitt  regelmässig  kreisförmig,  auch  auf  der  Bauch- 
seite, und  der  letzte  erleidet  zwar  eine  Unterbrechung  in  der 
Bauchmitte,  ohne  aber  in  eine  so  lange  Spitze  sich  auszu- 
ziehen als  beim  andern  Geschlecht.  Ausserdem  aber  führt 
die  männliche  Puppe  gerade  an  dieser  Stelle,  in  der  Mitte 
der  Bauchfläche  des  vorletzten  Segments,  zwei  kleine,  nur 
durch  eine  Längsfurche  getrennte,  länglichrunde  Knöpfchen 
oder  flache  Höckerchen  (oder,  wenn  man  will,  einen  Eindruck 
zwischen  zwei  wulstigen  Lippen).  Dies  ist  die  Andeutung  der 
männlichen  Geechlechtsöffnung.  Ich  habe  die  Höckerchen 
tubercula  mascula  genannt;  sie  mangeln  der  weiblichen  Puppe 
gänzlich.  Die  Stelle,  mo  sie  liegen  müssten,  ist  ganz  eben 
und  zeichnet  sich  noch  dazu  meist  durch  besondere  Glätte 
aus.  Dätür  zeigt  sich,  als  Andeutung  der  weiblichen  Ge- 
schlechtsöfFnung,  oberhalb  derselben,  auf  dem  drittletzten 
Segment,  eine  seichte,  kurze  Längsfurche,  selten  von  erhabe- 
nen Lippen  eingefasst  (Smerinthus  ocellata),  öfter  undeutlich 
oder  ganz  fehlend. 

Es  ist  ein  Verdienst  Ratzeburgs,  auf  diesen  Geschlechts- 
unterschied  der  Puppen  und  seine  Bedeutung  zuerst  aufmerk- 
sam gemacht  zu  haben.  Er  entspricht  nämlich  genau  der 
anatomifchen  Verschiedenheit  in  der  Lage  der  Keime  der 
Sexualorgane,  wie  sie  durch  Herold  dargestellt  ist.  Die 
Höckerchen  der  männlichen  Puppe  bezeichnen  äusserlich  die 
Stelle,  wo  innerlich,  mitten  unter  dem  Mastdarme,  das  kleine 
weisse  Körperchen  liegt,  au  dessen  zweizipfliges  vorderes 
Ende  eich  die  Fäden  (die  späteren  Ausführungsgänge}  in- 
seriren ,  welche  von  den  Hoden  herablaufen,  und  dessen 
hintere  Schenkel  dicht  an  das  Ende  des  Mastdarms  stossen. 
Aus  diesem  Körperchen  keimen  später  der  gemeinschaftliche 
Samengang  und  das  männliche  Glied  hervor.  Die  Furche, 
welche  an  der  Puppenschale  die  weibliche  Geschlechtsöffnung 
andeutet,  bezeichnet  den  Insertionspunkt  der  im  Innern  aus 
den  beiden  Keimen  der  Eierstöcke  herablaufenden  Fäden 
(welche  den  aus  den  Hoden  kommenden  der  Männchen  ent- 
sprechen), die  sich  viel  fiüher  vereinigen,  als  die  analogen 
der  männlichen  Puppe,  nämlich  mitten  auf  dem  Punkte  der 
Bauchfläche,  welcher  über  dem  Ringeinschnitt  zwischen  dem 
zehnten    und    elften  Körpersegment    (der  Raupe)  liegt.     Hier 


243 

verschmelzen  sie  mit  einer  \veissen,  aus  zwei  kleinen  ovalen 
Stücken  zusammengesetzten  Masse  auf  dem  Mastdarme,"  aus 
welcher  bei  der  Entwicklung  zum  Schmetterlinge  der  Samen- 
behälter, die  Absonderungsorgane  und  der  gemeinschaftliche 
Eiergang  hervorwachsen.  Die  höhere  Lage  der  Keimmasse 
der  Sexualcrgane  beim  weiblichen  Gesciilechte,  die  tiefere, 
(dem  After  mehr  genäherte)  beim  männlichen  bedingt  also 
die  Verschiedenheit,  >velche  schon  an  der  Puppenschale  die 
beiden  Cieschlechter  zu  unterscheiden  erlaubt. 

Ich  hoffe,  dass  die  Ausführlichkeit  dieses  Excerpts  durch 
das  Interesse,  welches  sein,  wie  ich  glaube,  wenig  beachteter 
Inhalt  überhaupt  und  zumal  für  die  Beurtheilung  hermaphro- 
ditischer Puppen  hat,  genügend  motivirt  erscheinen  wird. 

An  den  Puppen  der  Sphingiden  und  bei  Sph.  nerii  ins- 
besondere sind  die  beschriebenen  sexuellen  Charaktere  sehr 
deutlich  ausgedrückt.  Zu  bemerken  ist  nur,  dass  der  Winkel 
des  vorletzten  Ringeinschnittes  an  der  weiblichen  Nerii-Puppe 
verhältnissmäesig  kurz  ist  und  in  seinem  Scheitel  einen  feinen 
eingestochenen  Punkt  führt,  dicht  unter  der  die  Ge- 
schlechtsöfl^nung  bezeichnenden  kurzen  Furche,  welche  letztere 
hier  von  keinen  oder  nur  sehr  wenig  erhabenen  Lippen  ein- 
gefasst  ist. 

Bei  der  Puppe  unseres  ersten  Nerii-Z witters 
finden  sich  nun  beide  tubercula  mascula  an  der  gewöhn- 
lichen, hier  etwas  geglätteten  Stelle,  über  dem  Scheitel  des 
Winkels,  welchen  der  letzte  Ringeinschnitt  in  der  Mittellinie 
der  Bauchfläche  bildet,  deutlich  ausgebildet.  Sie  liegen  aber 
nicht,  wie  bei  der  normalen  Puppe,  der  vorletzten  Ringfurche 
parallel  genau  in  der  Mitte,  sondern  beide  auf  der  linken 
Seite,  das  obere  Wärzchen  die  Mittellinie  berührend,  das 
andere  dicht  darunter,  aber  noch  weiter  links  gerückt,  lieber 
den  Lauf  der  vorletzten  Ringfurche  habe  ich  leider  nichts 
notirt  und  die  Puppe  nicht  mehr  in  Händen.  Ausserdem  liess 
die  Puppenschale  nichts  Bemerkens\A  erthes  weiter  wahrnehmen, 
als  dass  die  Scheide  des  linken  Vorderflügels  etwas  schmaler 
als  die  des  rechten  und  vor  dem  Hinterwinkel  tiefer  ein- 
gebogen war. 

An  der  Puppenschale  des  zweiten  Hermaphro- 
diten entspricht  der  Lauf  der  beiden  letzten  Riugfurchen 
ganz  der  weiblichen  Form  :  auch  die  vorletzte  bildet  in  der 
ßauchmitte  einen  kurzen  Winkel  nach  oben,  wie  beim  nor- 
malen Weibchen.  Ebenso  ist  die  weibliche  GeschlechteöfTnung 
auf  der  Bauchfläche  des  drittletzten  Segments  und  der  einge- 
stochene Punkt  unter  ihr  vorhanden.  Die  Längsfurche  ist  nur 
etwas  kürzer  als  gewöhnlich  und  liegt  auf  einer  unebenen 
Stelle.     Neben  diesen  Attributen    des  weiblichen  Geschlechts 


244 

findet  s-icli  aber  auch  die  Andeutung  der  männlichen  Oe- 
schltclit.^öfiiuing  vor,  in  Form  eines  einzigen,  aber  stark  lier- 
vortretenden  glänzend  schwarzen  Höckerchens  auf  dem  vor- 
letzten Segment.  Es  ist  aus  der  Mittellinie  heruus  etwas  nach 
rechts  gerückt  und  linkerseits  von  einer  geglätteten  Stelle 
begrenzt.  Seine  Oberfläche  ist  unregelmässig  l'altig,  ohne  eine 
die  Mitte  tiieilende  Längsfurche.  Durch  stärkere  Erhabenheit, 
Form,  P'arbe  und  Glanz  unterscheidet  es  sich  aufi'allend  von 
den  Höckerchen  der  normalen  Puppe  und  scheint  ,  seiner 
Grösse  nach,  aus  beiden  zusammengewachsen  zu  sein.  An 
den  übrigen  Theilen  kann  ich  auch  bei  dieser  Puppe  nichts 
merklich  von  der  Norm  Abweichendes  wahrnehmen.  Das 
Stück  der  Puppenschale,  an  welchem  die  Fühlerscheiden  be- 
findlich sind,  hat  durch  das  Auskriechen  des  Falters  bei  beiden 
Puppen  etwas  gelitten  und  sich  später  beim  Trocknen  einge- 
rollt, so  dass  es  sich  nicht  genügend   untersuchen  lässt. 

Da  die  äusserlich  hervortretenden  Charaktere  nur  der 
Reflex  wesentlicher  Dilt'erenzen  der  inneren  Sexualoigane  sind, 
so  wird  ein  Schluss  von  jenen  auf  diese  einige  Berechtigung 
haben.  Der  erste  Hermaphrodit  erschien  als  Falter  vollstän- 
dig nach  dem  Geschlecht  halbirt,  auch  in  Betrefi'  der  Zeu- 
gungstheile,  soweit  sie  sich  erkennen  Hessen.  Wäre  diese 
laterale  Halbirung  auch  an  der  Puppe  vollständig  durchge- 
führt, so  dürfte  nur  das  linke  der  beiden  männlichen  Höcker- 
chen vorhanden  sein;  denn  da  die  Furche,  welche  sie  trennt, 
genau  in  der  Mittellinie  des  Körpers  liegt,  so  gehört  jeder 
Hälfte  derselben  nur  eins  derselben  an.  Sie  sind  aber  beide 
da,  nur  mehr  nach  der  linken  Seite  gerückt,  und  geben  damit 
der  Vermuthung  Raum,  dass  auch  die  inneren  männlichen 
Geschlechtstheile,  Hoden  u.  s.  w.,  nicht  halbirt,  sondern  ganz 
oder  theilweise  in  der  normalen  Doppelzahl  vorhanden  sein 
möchten,  wenn  auch  nicht  in  der  regelmässigen  Lage.  An 
der  Puppe  des  zweiten  Hermaphroditen  finden  sich,  neben 
weiblichem  Lauf  der  Ringeinsclmitte,  der  eingestochene  Punkt 
und  die  weibliche  Furche,  nur  etwas  verkümmert,  und  dazu 
die  männlichen  Tuberkeln,  aber  in  abnormer  Form.  Daraus 
wird  mit  Wahrscheinlichkeit  ein  entsprechendes  Verhalten  der 
inneren  Organe  gefolgert  werden  dürfen  :  unvollkommen  ent- 
wickelte weibliche  neben  verbildeten  männlichen  Theilen. 
Auffallend  und  allerdings  zur  Vorsicht  in  solchen  Folgerungen 
mahnend  ist  indess  der  wenigstens  dem  äusseren  Ansehen 
nach  vorhandene  Widerspiuch  in  der  Form  der  letzten  Ab- 
dominahinge  zwischen  Puppe  und  Falter:  während  der  letz- 
tere eine  ausgesprochen  männliche  Segmentirung  zeigte,  ist 
die  Gestalt  der  Ringfurche  bei  ersterer  rein  weiblich.  Es 
scheint  daraus  hervorzugehen,  dass  das  gegenseitige  Verhält- 


245 

niss  des  Männliclien  und  Weibliclien,  wie  es  im  unentwickelten 
Zustande  bei  der  Puppe  vorhanden  ist,  wälirend  der  Ausbil- 
dung zur  detinitiven  Form  beim  Sclimetterlinge  noch  erheb- 
lichen Modificationen  unterworfen  sein  kann. 


Das  Auffallende  und  anscheinend  Wunderbare  des  Auf- 
tretens zwitterähnlicher  Formen  in  einer  Thierklasse  mit  sonst 
so  strenger  Scheidung  der  sexuellen  Functionen  auf  verschie- 
dene Individuen,  wie  sie  bei  den  Schmetterlingen  und  den 
Insecten  überhaupt  stattfindet,  hat  vom  ersten  Bekanntwerden 
derselben  (Schäffer's  „wunderbarem  und  vielleicht  in  der 
Natur  noch  nie  erschienenem  Eulenzwitter'',  1761)  an  zum 
Nachdenken  über  den  Grund  und  die  Art  ihrer  Entstehung 
geführt  und  verschiedene  Erklärungsversuche  zu  Wege  ge- 
bracht. Man  musB  sich  indess  von  vornherein  gestehen,  dass 
alle  diese  und  fernere  Versuche  rein  hjj)olhetisch  bleiben 
müssen ,  so  lange  wir  der  nothwendigen  Vorbedingung  zur 
Lösung  des  Räthsels  ermangeln  :  einer  genügenden  Kenntniss 
nämlich  des  normalen  Hergangs  bei  der  Geschlechtsentwick- 
lung  des  Eikeims  und  der  Bedingungen,  welche  ihr  zum 
Grunde  liegen.  Es  ist  der  Physiologie  noch  nicht  gelungen, 
den  Schleier  zu  heben,  welcher  über  diesen  Vorgängen  ruht. 
Sie  ist  in  Betreff  der  Bedingungen,  von  denen  die  sexuelle 
Präge  des  werdenden  Thieres  abliängt,  über  das  Stadium  der 
Hypothesen  selbst  noch  nicht  hinausgekommen.  Der  Verzicht 
darauf,  die  Grundursache  der  Erscheinung  schon  jetzt  ent- 
rätbseln  zu  wollen,  weist  auf  den  Weg  fortgesetzter  genauer 
Beobachtung  und  möglichst  vollständiger  Kegistrirung  der 
Thatsachen,  soweit  sie  uns  zugänglich  sind.  Eine  Gruppirung 
derselben  unter  gewisse  Gesichtspunkte  und  der  Vergleich  mit 
analogen  Erscheinungen  auf  andern  Gebieten  ist  darum  nicht 
ausgeschlossen  und  wird  immerhin  einiges  Liciit  auf  den  Ge- 
genstand werfen  und  das  volle  Verständniss  desselben  vor- 
bereiten helfen. 

Es  ist  von  Burmeister,  von  Siebold  u.  A.  längst  hervor- 
gehoben worden,  dass  die  Insecten-Hermaphroditen  keineswegs 
identisch  sind  mit  den  eigentlichen  (physiologischen)  Zwittern, 
wie  sie  bei  den  meisten  Schnecken  und  vielen  Würmern  den 
normalen  Zustand  bilden.  Der  normale  Zwitter  ist  ein  con- 
formes,  neutrales  Wesen,  an  welchem  nirgends  ein  Zwiespalt 
der  Bildung  hervortritt,  als  in  der  Anwesenheit  von  beiderlei 
\  ollkommen  ausgebildeten  Sexualorganen.  Die  hermapluodi- 
tischen  Insectenformen  zeigen  dagegen  fast  durchgehends  in 
ihrer    ganzen    Bildung    ein    Neben-    oder    Durcheinander  von 


246 

Männlichem  und  Weiblichem,  bei  welchem  gerade  der  Mangel 
des  Homogenen  und  Conformen  charakferistisch  ist.  Man 
könnte  in  dieser  Beziehung  den  v^  ahren  Zwitter  eine  neutrale 
chemif^che  Verbindung,  den  Insectenzwitter  ein  mechanisches 
Gemenge  von  Mann  und  Weib  nennen.  In  der  That  aber 
entspricht  dieser  Vergleich,  auch  nur  als  Bild  genommen, 
keineswegs  in  allen  und  wahrscheinlich  nur  in  sehr  wenigen 
Fällen  dem  wahren  Sachverhalt,  und  eine  genauere  Prüfung  der 
Beobachtungen  lässt  den  erwähnten  Gegensatz  zwischen  nor- 
malen und  abnormen  Zwittern  überhaupt  nicht  ganz  so  schroff" 
erscheinen,  als  man  beim  ersten  Blick  anzunehmen  geneigt 
ist.  Ein  von  Klug  beschriebener  Zwitter  von  Ocneria  dispar 
soll  „in  allen  'i'heilen  ein  Mittelding  zwischen  Mann  und 
Weib"  sein.  S.  Jahrgang  1861  S.  275  d.  Z.  (wo  aber  über 
die  BeschafTenheit  der  Geschlechtstheile  nichts  gesagt  wird). 
Dieser  Fall  steht  ziemlicii  vereinzelt,  desto  zahlreicher  sind 
aber  diejenigen,  wo  zwar  nicht  die  Körperform  im  Ganzen, 
•wohl  aber  einzelne  Organe  zwischen  der  männlichen  und 
weiblichen  Bildung  die  Mitte  lialten.  Dazu  giebt  schon  der 
zweite  Nerii  -  Zwitter  Belege,  es  finden  sich  aber  viele  noch 
charakteristischere.  Hier  ist  also  nicht  mehr  >on  einer  me- 
chanischen Mengung  von  Männlichem  und  Weiblichem  die 
Rede,  die  Wechselwirkung  zwischen  beiden  Elementen  hat 
vielmehr  wirklich,  partiell  wenigstens,  ein  neutrales  Drittes 
geschaffen,  wie  es  der  normale  Hermaphrodit  als  Ganzes 
darstellt.  Es  wird  somit  eine  scharfe  Grenze  zwischen  letz- 
terem und  den  Zwitterbildungen  der  Jnsecten  in  dieser  Be- 
ziehung kaum  festzuhalten  sein.  Wenn  auch  der  citirte 
Disjjar  -  Hermaphrodit  nicht  so  absolut,  als  angegeben  wird, 
ein  Mittelding  zwischen  Mann  und  Weib  sein  sollte,  so  han- 
delt es  sich  doch  nur  um  etwas  mehr  oder  minder  Vollkom- 
menes, nicht  um  eine  principielle  Differenz.  Wo  einzelne 
Theile  eine  neutrale  Form  annehmen  können,  wird  die  Mög- 
lichkeit, dass  dies  unter  Umständen  mit  allen  der  Fall  sein 
könne,  kaum  zu  beetreiten  sein.  Eine  andere  P'rage  ist  es, 
ob  sich  mit  einer  solchen  totalen  Verschmelzung  von  Weib- 
lichem und  Männlichem  die  gleichzeitige  Anwesenheit  von 
beiderlei  Sexualorganen  in  vollkommenem,  functionslahigem 
Zustande  verträgt,  wie  sie  neben  der  Conformität  in  allem 
Uebrigen  das  Charakteristicum  des  i)hjsiologischen  Zwitters 
bildet.  Wenn  auch  nur  die  Erfahrung  hierüber  endgültig 
entscheiden  kann,  so  ist  es  doch  a  priori  sehr  wenig  wahr- 
scheinlich, dass  bei  einer  so  innigen  Amalgamirung  der  beiden 
Elemente  ,  wie  sie  die  Umformung  des  ganzen  Körpers  zu 
einer  neutralen  Mittelform  bedingt,  die  Geschlechtsorgane 
allein  intact  geblieben  sein  sollten.    Viel  eher  sollte  man  bei 


^•7 

den  sogenannten  voUkommenen,  sexuell  liaibirten  Formen  der 
Insectenzwitter  regelmässig  ausgebildete  männliche  und  weib- 
liche Geschles-hti-theile  neben  einander  erv\  arten.  Aber  selbst 
bei  diesen  wies  die  anatomische  Untersuchung  zwar  Hoden  und 
Ovarien  zugleich  nach,  den  einen  wie  den  andern  Sexual- 
apparat aber  mehr  oder  minder  verkümmert  oder  altnorm 
gestaltet.  Die  eine  der  beiden  Sectionen,  welche  überhaupt, 
soweit  mir  bekannt,  bei  Insecten-Hermaphroditen  stattgefunden 
haben,  betraf  eine  äusserlich  so  vollkommen  lateral  iialbirte 
Gastropacha  quercifolia,  dass  der  anatomische  Befund  der 
Sexualoroane  fa.M,  das  Einzige  gewesen  zu  sein  scheint,  wel- 
ches dieser  Halbirung  nicht  ganz  entsprach.  S.  Jahrg.  1861 
S.  280  d.  Z,  Es  K-heint  hiernach,  als  ob  die  Fortjjflanzungs- 
organe  vorzugsweise  Störungen  in  ihrer  regelmässigen  Ent- 
wicklung bei  den  abnormen  Zwitterbildungen  ausgesetzt  wären. 
Jedenfalls  sind  beiderlei  vollständig  entwickelte,  functionS- 
fähige  Sexualsjsteme  bei  Insectenzwittern  noch  nicht  nachge- 
wiesen und  die  Aussicht,  sie  zu  finden,  ht  nach  allem  Ange- 
führten eine  sehr  geringe.  Der  in  dieser  Dißerenz  begründete 
Unterschied  zwischen  noi  malen  und  abnormen  Hermaphroditen 
wird  also  vorläufig  nicht  angefochten   werden  können. 

Ochsenheimer  hat  (Schmelterl.  v.  Europa  IV.  S.  186)  die 
ihm  bekannten  Schmetlerlingszwitter  in  zwei  Gruppen:  voll- 
kommene und  unvollkommene  Zwitter,  geschieden.  Zu  den 
ersteren  zählt  er  die  Formen,  „an  welchen  sich  Fühler  und 
Flügel  beider  Geschlechter  deutlich  wahrnehmen  lassen;  zu 
den  letzteren  die  Ucbergänge,  an  denen  ein  oder  das  andere 
Geschleclit  vorzugsweise  prädominirt".  Man  hat  sieh  bis  jetzt 
mit  dieser  Ochtcnheimer'sclien  Eintheilung  begnügt,  obgleich 
sie  das  va  efcntlichste  Moment,  von  welchem  eigentlich  die 
Vollkommenheit  oder  Unvollkommenheit  der  Zwitterbildung 
abhängt,  die  Bescluiffcnheit  der  Sexualorgane,  ganz  ausser 
Betracht  lässt  und  thalsächlich  weniger  den  Grad  als  die 
Localisation  der  Anomalie  zur  Richtschnur  nimmt.  Denn  was 
Ochsenheimer  als  vollkommene  Zwitter  beschreibt,  sind  sämmt- 
lich  haibirte  Formen,  während  alle  übrigen  der  zweiten 
Gruppe  zugewiesen  werden.  Es  kommen  aber  auch  Fälle 
ohne  Halbirung  vor,  in  denen  ein  Uebergewicht  des  einen 
Geschlechts  nicht  Statt  findet,  wie  eben  der  zweite  meiner 
Neiii- Zwitter.  Die  Ursache,  dass  die  alte  Eintheilung  trotz 
dem  bis  jetzt  in  Geltung  geblieben  ist,  liegt  wolil  darin  und 
hat  darin  ihre  Reclitl'ertigung,  dass  eine  Gruppirung  nach  dem 
Bau  der  Forlpflanzungsorgane  in  der  Praxis  auf  unüberwind- 
liche Schwierigkeiten  stossen  würde.  Nur  bei  einer  geringen 
Zahl  der  beschriebenen  Insecten  -  Hermaphroditen  sind  die 
äusseren  Geschlechtstheile  nothdürftig  untersucht  worden,  erst 


248 

von  zweien,  so  viel  ich  weiss,  die  innern,  und  neu  zur 
Kenntniss  kommende  Speeimina  führen  in  der  Regel  die  Devise: 
noii  nie  längere!  Die  Beschaffenheit  der  äusseren  Genitalien 
läfest  sieh  nur  an  frisciien  Lepidopteren  ohne  Verletzung  der 
Theile  genügend  eimitteln,  hat  aber  selten  an  solchen  statt- 
gefunden, oft  nielit  staltfinden  können,  weil  der  Beschreiber 
(las  Thier  erst  im  getrockneten  Zustand  erhielt.  Will  man 
deshalb  die  gewohnte  Eintheilung  beibehalten,  so  würde  sich 
wenigstens  eine  Aenderung  der  zu  einer  unriclitigen  Deutung 
Anlass  gebenden  Bezeichnung  der  beiden  Gruppen  empfehlen. 
Die  sogenannten  \oilkommenen  Zwitter  würden  ihrem  Wesen 
entsprechender  dicholomische  oder  halbirte  —  wenn  man  den 
Aus^diuck  der  Kürze  halber  passiren  lassen  will  — ,  die  un- 
vollkommnen  nicht  halbirte  Hermaproditen  heissen.  Die  Ein- 
theilung bringt  aber  nur  eins  der  verschiedenen  Momente  zur 
Geltung,  welche  Berücksichtigung  heischen,  und  nur  die  erste 
iiirer  Gruppen  ist  eine  leidlich  homogene,  während  die  zweite, 
alles  positiven  Charakters  ermangelnd,  das  Abweichendste 
ungestört  zusammen  lässt. 

Die  Natur  hat  scharfe  Grenzen  bei  ihren  abnormen  Bil- 
dungen noch  weniger  gezogen  als  bei  den  normalen,  und  schon 
unter  den  nicht  J^ehr  zahlreichen  bekannten  Insectenzwittern 
ist  die  Mannigfaltigkeit,  in  welcher  Männliches  und  Weibliches 
verbunden  ist,  so  gross,  dass  sie  jedes  Versuchs,  das  Unregel- 
mässige in  ein  regelrechtes  Schema  einzufangen,  zu  spotten 
scheint.  Zu  einer  vorläufigen  ersten  Ordnung  möchte  indess 
vielleicht  die  Erwägung  den  Weg  zeigen,  dass  alle  Mannig- 
faltigkeit der  concreten  Formen  sich  am  Ende  auf  zwei 
Factoren  und  deren  Verhältniss  zu  einander  zurückführen 
lässt:  auf  das  Quantum  von  jedem  Geschlecht,  welches  in 
Verbindung  getreten  ist,  auf  das  Quäle  dieser  Verbindung 
und  die  Art,  wie  beide  Verhältnisse  im  gegebenen  Falle  sich 
combiniren.  Es  lassen  sich  nach  diesen  Kategorien  freilich 
kaum  mehr  als  die  extremen  Formen  auseinanderhalten,  die 
durch  Mittelstufen  nach  allen  Richtungen  zusammenhängen 
und  in  einander  übergehen.  In  Betreff  des  quantitativen 
Verhältnisses  bezeichnen  den  einen  Endpunkt  der  Reihe  ent- 
schieden männliche  oder  weibliche  Individuen  mit  einem 
Minimum  von  Beigabe  des  andern  Geschlechts,  den  andern 
das  Gleicl\gev\'icht  beider  Geschlechter.  In  Betreff  des  Qtiale 
der  Verbindung  sind  die  Extreme  nicht  minder  gross  :  hier 
völlige  Verschmelzung  des  Männlichen  und  Weiblichen  zu 
einer  Mittelform  zwischen  beiden,  dort  strenge  Scheidung  zu 
einer  männlichen  und   weiblichen  Hälfte. 

Die  Gruppe,  bei  welcher  kein  Geschlecht  ein  entschiedenes 
Uebergewicht  hat,  besteht  zun'/  grossen  oder  grössten  Theile 


249 

aus  halbirten  Zwittern.  Die  typischen  Formen  dieser  Ka- 
tegorie lassen  äuseerlich  nirgends  eine  Vermischung  männlicher 
und  weiblicher  Eigenschaften  erkennen,  beide  Geschlechter 
haben  sich  gleichsam  friedlich  in  den  Besitz  gel  heilt  und 
da  lauf  verzichtet,  über  die  trennende  Rlillellinie  hinaus  eins 
in  die  Sphäre  des  andern  hinüberzugreifen.  Die  Grenze  ist 
zuweilen  sogar  durch  eine  Art  von  Naht  längs  der  ganzen 
Mittellinie  bezeichnet.  Es  wurde  indess  schon  bemerkt,  dass 
eine  vollständige  Dichotomie  auch  der  innern  Organe,  insbe- 
sondere das  Voihandensein  normal  gebildeter  männlicher  und 
weiblicher  Geschlechtstheile  neben  einander  noch  nicht  con- 
statirt  ist.  Dichotomische  Zwitter  im  weiteren  Sinne  gehören 
zu  den  am  häufigsten  beobachteten  Formen.  Am  seltensten 
ist  das  entgegengesetzte  qualitative  Extrem:  eine  so  innige 
Durchdringung  und  Amalgamirung  des  männlichen  und 
weiblichen  Typus,  dass  keiner  von  beiden  iigendwo  rein  zum 
Ausdruck  kommt  und  die  gesammte  Bildung  des  Thieres  auf 
jenen  mitttleren  Terminus  zwischen  Mann  und  Weib  gebracht 
ist,  wie  ihn  der  citiite  Fall  von  Ocneria  dispai*  darstellen 
soll.  Zwischen  diesen  Extremen  vollständiger  lateraler 
Scheidung  und  durchgreifender  Mischung  der  Geschlechter 
Stehtals  Verbindungsglied  eine  dritte  Grup])e,  bei  welcher 
quantitativ  ebenso,  wie  bei  jenen,  Männliches  und  Weibliches 
die  Wage  hält,  aber  weder  lialbirt  noch  vollständig  ver- 
schmolzen ist.  Als  Exemplilication  derselben  kann  der  zweite 
beschriebene  Nerii  Zwitter  dienen.  Jede  Körpeihälfte  vereinigt 
hier  Eigenschaften  jedes  Geschlechts  in  mannigfachen  Modi- 
ficationen,  das  eine  Oigan  in  typischer  Form,  das  andere 
durch  innigere  Mischung  mehr  oder  minder  umgestaltet  und 
die  gegenseitige  Hemmung  des  streitenden  nisus  formativus 
niasculinus  und  feniininiis  bekundend.  Kieuzungen  sind  dabei 
nicht  selten:  der  Mcihliche  Fühler  an  der  vorherrschend 
männlichen  Seite  und  umgekehrt  u.  A.,  wie  ebenfalls  an  der 
erwähnten   Sph.  nerii. 

Diesen  drei  Gruppen  steht  als  vierte  jene  gegenüber, 
bei  welcher  eins  der  beiden  Geschlechter  entschieden  das 
Uebergewicht  behauptet.  Männchen  oder  Weibchen,  welche 
in  nichts  als  in  Farbe  und  Zeichnung,  zuweilen  nur  eines 
Flügels,  eine  Keimischung  vom  entgegengesetzten  Geschlecht 
verrathen  (wie  die  beiden  von  Üchsenheimer  Schmett.  von 
Europa  IV.  S.  15.5  beschriebenen  Anth.  cardamines,  von  denen 
der  eine  in  Treitschke's  „Hülfsbuch^'  abgebildet  ist),  bilden  die 
extremen  Formen  dieser  Gruppe.  Man  wäre  versucht,  in 
manchen  derselben  nichts  als  Aberrationen  gewöhnlicher  Art 
zu  sehen,  leiteten  sie  sich  nicht  d-urch  Mittelstufen  ganz 
allmälig    zu    den    deutlicher     ausgeprägten    Zwitterbildungen 


250 

hinüber.  Sie  erscheinen  so  als  die  Anfangsglieder  der  langen 
Reiiie  von  Produeten  des  gleichen  abnormen  Bildungsprocesses, 
dessen  vollendetste  Erzeugnisse  das  Gleichgewicht  der  com- 
poniienden  sexuellen  Factoren  in  so  merkwürdigem  Gegensatz 
des  Modus  ihrer  Verbindung  zur  Anschauung  bringen. 

Die  bunte  Mannigfaltigkeit  der  Zwitterbildungen  scheint 
fast  keine  denkbare  Art  von  Combination  der  Geschlechter 
auszuschliessen  und  macht  den  Eindruck  eines  launenhaften 
Spiels  der  Natur.  Der  Versuch,  das  Gesetzmässige,  welches 
auch  dies  anscheinend  Regellose  beherrscht  und  begrenzt, 
nachzuweisen,  müsste  von  der  vergleichenden  Untersuchung 
einer  möglichst  grossen  Zahl  von  Hermaphroditen  in  natür- 
lichen Exemplaren  ausgehen  —  einem  kostbaren,  schwer  zu 
beschaffenden  Material.  Gute  Beschreibungen  könnten  es  zum 
Theil  ersetzen,  aber  die  Literatur  dieses  Feldes  hat  deren 
nicht  allzu  viele  aufzuweisen. 

Ebenso  wenig,  als  die  Anwesenheit  eines  doppelten 
Sexualapparats  in  normaler  Ausbildung  ist  die  Fortpflanzungs- 
fähigkeit der  Insectenzwitter  durch  eigene  Befruchtung  er- 
wiesen oder  wahrscheinlich.  Der  Behauptung  Scopoli's,  dass 
bei  der  von  ihm  erzogenen  Gastropacha  pini  eine  Selbstbe- 
fruchtung stattgefunden  habe,  tritt  Burmeister  (Handbuch  I. 
S.  343)  mit  anatomischen  und  physiologischen  Gründen  ent- 
gegen. In  der  That  scheint  der  Bau  und  die  Lage  der  äussern 
Geschlechtstheile  und  ihrer  Hülfsorgane  die  Möglichkeit  einer 
Copulation  geradezu  auszuschliessen.  Weniger  entschieden 
lässt  sich  die  Möglichkeit  eines  Contacts  zwischen  Sperma 
und  Ei  innerhalb  der  Leibeshöhle  von  der  Hand  weisen. 
Bei  der  von  Rudolphi  beschriebenen  hermaphroditischen, 
halbirten  Gastropacha  quercifolia  (Entomol.  Zeit.  1861.  S.  280) 
mündete  der  Eiergang  in  den  Samenleiter  seiner  Seite.  Hier 
war  also  eine  Berührung  von  Samenflüssigkeit  und  Eiern 
wenigstens  anatomisch  ermöglicht.  Die  Mannigfaltigkeit  der 
Combinationen,  welche  hier  vorausgesetzt  werden  dürfen,  Hesse 
aber  auch  an  Fälle  einer  Communication  zwischen  Samenleiter 
und  Eiergang  an  einer  Stelle  denken,  welche  nicht  allein  die 
Befruchtung,  sondern  auch  die  Entleerung  der  befruchteten 
Eier  gestattete.  Wenn  also  Scopoli  aus  den  Eiern  seines 
Zwitters  Räupchen  ausschlüpfen  sah,  so  Hesse  dieser  Vorgang, 
ausser  der  von  Burmeister  1.  c.  gegebenen,  vielleicht  auch 
eine  solche  Erklärung  zu.  Bis  zum  directen  Nachweise  bleibt 
indess  die  Selbstbefruchtung  der  Hermaphroditen  sehr  proble- 
matisch und  die  ihre  Voraussetzung  bildende  anatomisrche 
Combination  wird  jedenfalls  nur  in  seltenen  Fällen  stattfinden. 

Man  hat  die  hermaphroditischen  Insectenformen,  als 
Erzeugnisse  eines   abnormen   Entwicklungsprocesses,    der  Kar 


tegorie  der  Missbildungen  zugewiesen  und  mit  Recht,  wenn 
man  diesen  Ausdruck  im  pliysiologischen  Sinne  nimmt  und 
nicht  et\A  a  die  vulgäre  Vorstellung  von  etwas  Widerwärtigem 
und  Hässlichem  damit  verbindet.  Denn  einen  solchen  Eindruck 
macht  die  äussere  Erscheinung  der  hierher  gehörigen  Thiere 
in  der  Mehrzahl  der  Fälle  keineswegs.  Eigentliche  Verkrüp- 
pelungen kommen  bei  ihnen  nicht  oder  kaum  iiäufiger  vor 
als  bei  eingeschlechtlichen  Individuen,  und  der  Schönheitssinn 
wird  durch  nichts  beleidigt  als  durch  die  Asymmetrie,  wo  sie 
auffallender  hervortritt.  Es  sind  abnorme  Bildungen  sui  ge- 
neris,  deren  "Wesen  darin  besteht,  dass  an  demselben  Individuum 
alle  oder  einzelne  typische  Charaktere  beider  Geschlechter 
einer  Species  neben  einander  oder  in  mannigfachen  Graden 
der  Mischung  vereinigt  sind ,  ohne  dass  dabei  eine  Zunahme 
der  Körpermasse  oder  eine  Duplicität  der  Theile  sichtbar 
wird.  Der  Mangel  überzähliger  Theile  unterscheidet  sie  von 
den  Doppelmissgeburten  (monstra  duplicia  per  coalitum).  Eine 
Ausnahme  von  dieser  Regel  ist,  so  viel  ich  weiss,  nur  an  den 
inneren  Sexualorganen  in  der  Anwesenheit  beider  (nicht  ver- 
wachsener) Hoden  neben  einem  einfachen  Eierstocke  con- 
statiit  worden.  Eine  Duplicität  äusserer  Theile  finde  ich 
nirgends  erwähnt  als  bei  einer  von  Freyer  beschriebenen  und 
abgebildeten  Arctia  purpurea,  wo  von  „doppelten  Tastern'*' 
die  Rede  ist.  Ich  kenne  den  Fall  nur  durch  Hagen  (Entomol. 
Zeitung  1863  S.  193)  und  weiss  nicht,  ob  der  Ausdruck 
wirklich  das  Vorhandensein  \  on  zwei  Paar  Labialpalpen  oder 
nicht  etwa  bloss  eine  Veischiedenheit  in  der  Beschaffenheit 
des  rechten  und  linken  Tasters  bezeiclinen  soll.  Jedenfalls 
stände  die  Beobachtung  vereinzelt. 

Abnorm  hermaphroditisch  gebildete  Individuen  kommen 
bekanntlich  nicht  nur  bei  den  Insecten  vor,  sondern  auch  bei 
den  Wirbelthieren,  bis  zum  Menschen  hinauf,  immer  als  sehr 
seltene  Erscheinungen.  Das  Eigenthümliche  der  Insectenzwitter 
liegt  wesentlich  im  Modus  der  Composition  von  Mann  und 
Weib,  in  der  hier  vorherrschenden  Dichotomie  der  Form. 
Unter  den  von  Hagen  1.  c.  zusammengestellten  13iJ  Fällen 
(von  denen  107  den  Lepidopteren  angehören)  Hess  sich  eine 
seitliche  Trennung  der  Geschlechter  bei  87  nachweisen  (45 
links  —  42  rechts  männlich).  Halbirte  Zwitterformen  sind, 
ausser  bei  den  Insecten,  nur  noch  bei  Fischen  beobachtet 
Worden.  Sie  M-aren  es,  die  zuerst  die  Aufmerksamkeit  auf 
die  Erscheinung  lenkten  und  deren  wunderliches  Ansehn  ohne 
Zweifel  die  Hypothese  von  der  Veieinigung  zweier  Eikeime 
hervorgerufen  hat.  Die  seitliche  Trennung  der  Geschlechter 
ist  aber  nur  eine  der  Erscheinungsweisen,  unter  welcher  der 
Hermaphroditismus  bei  den  Insecten  auftritt,  und  durch  Mittel- 

17 


262 

formen  aller  Art  mit  dem  andern  Extrem  verbunden,  welches 
eine  räumliche  Sonderung  der  beiden  Sexus  so  wenig  als  bei 
den  Zwittern  der  Säugethiere  wahrnehmen  lässt.  Im  wicli- 
tigslen  Punkte,  am  Sexualsystem,  ist  zudem,  m  ie  erwähnt, 
auch  bei  den  halbirten  Insectenzwittern  das  Vorhandensein 
vollständiger  männlicher  und  weibliclier  Organe  nebeneinander 
noch  nicht  nachgewiesen.  Diese  Theile  erscl)einen  vielmehr  der 
Regel  nach  ganz  ähnlich  verbildet  und  unter  dem  Einlluss  der 
disharmonischen  geschlechtliclien  Richtung  in  ihrer  Entwick- 
lung beeinträchtigt,  wie  bei  den  entsprechenden  Formen  an- 
derer Thierklassen.  Dichotomie  und  Amalgamirung  begründen 
somit  keinen  durchgreifenden  Unterschied  zwisciien  den  Her- 
maphroditen, der  auf  eine  wesentliche  Verschiedenheit  der 
Grundbedingungen  ihrer  Entstehung  hinwiese.  Die  dill'erente 
Form  wird  vielleicht  auf  abweichende  embiyonale  Entwick- 
lungsvorgänge zurückzuführen  sein,  welclie  mit  dem  Typus 
der  Organisation  der  verschiedenen  Tliierkhissen  zusanmien- 
hängen  und  hier  eine  Verschmelzung,  dort  eine  läumliche 
Trennung  der  eomponirenden  Elemente  begünstigen.  Wie  dem 
auch  sei,  der  Hermaphroditismus  der  Insecten  wird  nicht 
ausser  Zusammenhang  mit  dem  der  übrigen  Thiere  heui  theilt 
werden  dürfen,  wenn  man  der  Gefahr  irriger,  oder  docli  ein- 
seitiger, Folgerungen  entgehen  mIII. 

Und  noch  eine  andere  Erscheinung  muss  hier  nothwen  lig 
mit  in  Betracht  gezogen  werden.  Eine  Beobachtung  Treitschke's 
lehrt,  dass  die  Dichotomie,  die  Zusammensetzung  eines  Indi- 
viduums aus  zwei  verschiedenen  Hälften,  nicht  auf  die  her- 
maphroditischen Bildungen  beschränkt  ist.  Treitschke  (Schmet- 
terlinge v,  Europa  X.  1,  S.  117)  erhielt  ein  noch  lebendes 
Männchen  von  Sesia  apiformis,  ganz  frisch  und  iinheschädigt, 
dessen  etwas  kleinere  reciite  Seite  sich  in  nichts  von  der  ge- 
wöhnlichen Stammait  unterschied,  während  die  linke,  grössere, 
eine  ebenfalls  in  allen  Theilen  vollständige  Var,  Sireciformis 
darstellte.  Beide  Seiten  schnitten  nach  Zeichnung  und  Fär- 
bung genau  in  der  Mittellinie  von  einander  ab,  Treitschke 
bemerkt  dazu:  „Hier  verbanden  sich  höchst  wahrscheinlich 
unter  der  nämlichen  Eischale  zwei  Keime  zur  Hervorbringung 
eines  einzigen  Wesens,  welches  ein  vollkommener  Herma- 
phrodit sein  würde,  wenn  einer  dieser  Keime  weiblich  gewesen 
wäre.^'  Er  fügt  liinzu,  die  Seltenheit  der  Erscheinung  erkläre 
sich  zum  Tlieil  daraus,  dass  eine  solche  Vereinigung  zweier 
Keime  nur  da  auffallend  werden  könne,  wo  der  eine  von 
beiden  als  Varietät  hervorträte,  dass  sie  aber  in  der  weit 
grösseren  Zahl  der  Fälle,  wo  diess  Zusammentreffen  fehle, 
fast  immer  unbeachtet,  ja  vielleicht  wirklich  ohne  sichtbare 
Umgestaltung  des  Thieres    bleiben    werde.     Jedenfalls  ist  die 


'^253 

Analogie  dieser  d  ichotomisclien  Varietät  mit  den  hal- 
birten  Heimaphrodiien  so  deutlieh  ausgesprochen,  dass  der 
Schluss  auf  analoge  Bedingungen  ihrer  Entstehung  nahe  liegt. 
Aelinliche  Ursachen  iiesisen  aber,  wenn  diess  richtig  ist,  ähn- 
liche Wirkungen  erwarten :  es  inüssten  sich  Combinationen 
von  Varietäten  finden,  welche  in  derselben  Weise,  wie  die 
Treitschke'sche  Apiformis  den  halbirten,  so  den  übrigen  Foi- 
men  der  Insecten  eiitsjjräclien.  Dergleichen  sind  bisher  nicht 
beobachtet,  vielleicht  aber  auch  nur  niclit  erkannt  \\orden. 
Ungleichheiten  leichteren  Grades  in  Farbe  und  Zeiclmung,  im 
Flügelschnitt  und  Geäder  der  seitlichen  Hälften  sind  nicht 
gerade  seltene  Erscheinungen,  und  es  wäre  möglich,  dass  ein 
Theil  derselben  in  der  Tiiat  einem  zwiespältigen  embryonalen 
Entwicklungsprocess  (wenn  auch  nicht  gerade  einer  Ver- 
einigung zweier  Eikeime)  seine  Entstehung  verdankte.  Ge- 
schärfte Aufmerksamkeit  auf  solche  Vorkommnisse  würde  viel- 
leicht ein  Jolinendes  Ergehnis^s  haben.  Jie  Kenntniss  dieser 
dichotomischen  Bildungen  vervollständigen  und  einen  Beitrag 
zur  Beantwortung  der  Frage  liefern:  welche  Eigenthümlichkeit 
der  Keimbildung  und  Entwickelung  oder  der  Organisations- 
verhältnisse überhaupt  die  Insecten  so  vorzugsweise  zu  den 
abnormen   Formen   dieser  Kategorie   tendiren   lässt. 

Die  Hypothesen,  welche  zur  Erklärung  (ies  Zubtande- 
kommens  liermaphroditischer  BihJungeu  aufgestellt  sind,  lassen 
sich  bei  dem  gegenwärtigen  Stande  unserer  Kenntnisse  weder 
be\\eisen  noch  widerlegen.  Beginn  und  erstes  Stadium  des 
individuellen  Daseins  sind  der  diiecten  Beobachtung  so  schwer 
zugänglich,  dass,  \Aie  oben  bemerkt,  selbst  die  noimalen 
Vorgänge,  welche  hier  in  Betracht  kommen,  noch  nicht  ge- 
nügend aufgeklärt  find.  Dass  die  Anlage  zur  zwiesj)ältigen 
Entwicklung  des  Individuums  bereits  unter  der  Eischale  vor- 
handen sein  muss,  kann  keinem  Zweifel  unterliegen  —  wann 
sie  entsteht,  was  sie  hervorruft  und  wie  sie  in  so  vielgestal- 
tiger Weise  /MV  Ausbildung  gelangt,  wissen  wir  nicht.  Die 
Rolle,  \A  eiche  die  Einwirkung  von  männlicher  Seite,  die  Be- 
fruclitung,  dabei  spielt,  die  Frage,  ob  und  wie  sie  etwa 
auf  die  sexuelle  Richtung  des  Eikeims  bestimmend  einwirkt, 
ist  vor  Allem  ein  noch  ungelöstes  Problem.  A  priori  wenig- 
stens muss  man  veiniuthen,  dass  f-ie  von  eingi  eifender  Wich- 
tigkeit ist.  Wenn  die  gesammte  körpeidiche  Bildung  der 
Frucht  gleich  sehr  von  väterlicher,  wie  von  mütterlicher  Seite 
beeinflusst  wird  und  erst  das  Resultat  des  Zusammenu  irkens 
beider  geschlcchtliclien  Faetoicn  ist,  so  scheint  der  Schluss 
unabweisbar,  dass  auch  über  ihre  sexuelle  Entwicklung  erst 
unter  diesem  Zusammenwirken  entschieden  werde.  Diese  An- 
nahme scheint  auch  durch  die  Parthenogenesis  eine  empirisciie 

17* 


%64- 

Bestätigung  zu  erhalten.  Die  jungfräulichen  Brüten  der  So- 
lenobien  und  Psychiden  bestehen  ohne  Ausnahme  aus  Weib- 
chen, nur  die  befruchteten  Mütter  liefern  auch  männliche 
Nachkommenschaft'').  Ob  nun  die  hermaphroditischen  und  die 
dichotomiechen  Bildungen  der  Insecten  überhaupt  in  Anomulien 
des  Befruchtungshergangs  und  des  durch  ihn  eingeleiteten  Ent- 
wicklungsprocesses  ihre  Quelle  haben,  ist  damit  nocii  lange 
nicht  dargethan.  Es  schien  mir  aber  nicht  überflüssig,  diesen 
Punkt  zur  Sprache  zu  i)ringen,  weil  die  Hypothesen,  welche 
die  Genesis  der  Hermaphroditen  aus  einer  Verbindung  zweier 
Eikeime  zu  einem  Individuum  herleiten,  wie  sie  Treitschke 
auch  zur  Erklärung  seiner  dichotomischen  S.  apiformis  an- 
nimmt, den  Einfluss  des  Vaters  auf  die  Bildung  des  Kindes 
ganz  ausser  Betracht  lassen.  Eine  solche  Verbindung  wäre  mir 
vor  der  Bildung  der  Eischale  denkbar,  welche  bei  den  Insecten 
der  Befruchtung  lange  vorhergeht.  Die  Hypothese'  hat  also 
zur  Voraussetzung,  dass  die  sexuelle  Differenz  bereits  dem 
Ei  inhärire  —  man  müsste  denn  annehmen,  das  Sperma  wirke 
auf  jeden  der  verbundenen  Keime  besonders  und  im  entgegen- 
gesetzten Sinne  ein.  Die  Annahme  der  Verschmelzung  zweier 
(vollständiger)  Keime  lässt  es  au.'-serdem  ganz  unerklärt,  wie 
die  Vereinigung  derselben  in  einer  Weise  vor  sich  gelten  kann, 
dass  von  jedem  Eikeim  die  Hälfte  (oder  von  dem  einen  mehr, 
von  dem  andern  weniger)  spurlos  verschwindet,  während  man 
doch  erwarten  sollte,  dass  ein  auf  diesem  Wege  enstandenes 

*)  Bei  den  Bienen  findet  bekanntlich,  nach  den  Angaben  sehr 
tüchtiger  Beobachter,  das  Umgekehrte  statt:  aus  den  Eiern  der  un- 
befruchteten Königin  entwickeln  sich  ausschliesslich  Drohnen;  sollen 
Weibchen  (Arbeiter)  entstehen,  so  bedarf  es  der  Befruchtung.  Die 
Einwirkung  von  männlicher  Seite  hätte  hier  also  den  Erfolg,  statt 
ihrer  eigenen  Geschlechtseigenschai't  vielmehr  die  entgegengesetzte  zu 
übertragen!  Man  muss  gestehen,  dass  Zweifel  an  der  Richtigkeit 
einer  der  Logik  und  dem  Gesetze  der  Vererbung,  wenigstens  schein- 
bar, so  direct  widersprechenden  Beobachtung  zu  entschuldigen  sein 
würden ,  stände  derselben  nicht  eine  so  gewichtige  Autorität  als  die 
K.  Xh.  V.  Siebold's  zur  Seite.  Ueberdem  sind  die  Ei-gebnisse  der 
neueren  und  neuesten  Entdeckungen  in  der  Entvvickelungsgeschichte 
der  niederen  Thiere  reich  an  scheinbaren  Wundern,  und  Generations- 
wechsel,  Parthenogenesis  und  nun  auch  Campogenesis  (Larven- 
zeugung durch  Larven)  ganz  dazu  angethan,  theoretischen  Bedenken 
der  Erfahrung  gegenüber  Bescheidenheit  zu  lehren.  Nicht  immer 
werden  Eigenschaften  der  Eltern  auf  deren  nächste  Nachkommen- 
schaft (sichtbar)  übertragen;  sie  können  bei  einer  oder  mehreren 
Generationen  latent  bleiben,  um  bei  Enkeln  oder  Urenkeln  wieder 
zum  Vorschein  zu  kommen.  Die  Thatsache  einer  solchen  Vererbung 
(per  Eikeim  oder  Spermatozoid,  die  doch  in  jeder  Generation  neu 
gebildet  werden)  mit  latenten  Zwischenstationen  streift  für  uns  selbst 
an  das  Unbegreifliche.  In  jedem  Falle  spricht  auch  die  bei  den 
Bienen  gemachte  Beobachtung  für  den  mächtigen  Einfluss  der  Be- 
fruchtung auf  die  Geschlechtsbildung  des  Embryos. 


255 

Doppelwesen  auch  durch  überzählige  Tlieile  seinen  Ursprung, 
wenigi>tens  in  vielen  Fällen,  ver'rathen  würde.  Die  von  Dorf- 
meister (Entomol.  Zeitung  1868  S.  112)  aufgestellte  Hypothese 
entgeht  einem  Einwurfe  dieser  Art  Avenigstens  dadurch,  dass 
sie  eine  Theilung  melirerer  Eikeime  verschiedenen  Geschlechts 
im  Eierstock  annimmt,  deren  Parcelien  sich  dann  gegenseitig 
wieder  so  suppliren  sollen,  dass  ein  vollständiger,  aber  aus 
Männchen  und  Weibchen  zusammengesetzter  Embryo  zu  Stande 
kommt.  Sie  setzt  aber,  ausser  geschlechtlich  verschiedenen 
Eikeimen,  auch  noch  deren  Spaltbarkeit  voraus,  ohne  dass 
dadurch  die  Entwickelungsfähigkeit  und  sexuelle  Eigenart  der 
Fragmente,  mögen  sie  auch  noch  so  klein  sein,  verloren  geht. 
Statt  diese  und  andere  Hypothesen  weiter  zu  discutiren 
oder  gar,  so  verlockend  die  Gelegenheit  ist,  Hypothese  gegen 
Plypothese  zu  setzen,  will  ich  diesen,  schon  etwas  lang  ge- 
ratiienen  Artikel  mit  einer  Bemerkung  schliessen,  die  sich  rein 
an  das  Empirisciie  hält.  Der  in  der  Form  der  Haftborste  und 
der  Segmentirung  des  Hinterleibes  ausgedrückte  Unterschied 
der  Geschlechter  ist  in  allen  Beschreibungen  hermaphroditi- 
scher Lepidopteren,  die  ich  vergleichen  konnte,  unberücksich- 
tigt geblieben.  Es  wird  kaum  nöthig  sein,  diese  characteristi- 
sciien  Theile  der  Beachtung  künftiger  Beschreiber  zu  empfehlen. 
Dasselbe  gilt  von  den  am  Hinterleibe  der  Puppen  hervor- 
tretenden sexuellen  Charaktern.  Die  Zahl  der  Abdominal- 
segmente differirt  aber  nicht  allein  nach  dem  Geschlechte, 
wenigstens  bei  manchen  Familien,  z.  B.  den  Sesiiden  und 
Sphingiden,  sondern  ist  auch  bei  den  natürlichen  Gruppen  der 
Schmetterlinge  nicht  überall  die  gleiche.  Sie  scheint  zwischen 
6  (nur  bei  Weibchen)  und  !>  zu  schw^anken.  Bei  andern  In- 
sectenordnungen ,  wie  bei  den  Käfern,  kommt  bekanntlich 
Aehnliches  vor  und  hat  hier  längst  die  nöthige  Würdigung 
gefunden.  Die  Lepidopterologen  haben  dem  Gegenstande  bis- 
her wenig  oder  keine  Beachtung  zu  Theil  werden  lassen*). 
Er  ist  aber  doch  wohl  auch  hier  einer  solchen  und  der 
Prüfung  werth,  ob  ihm  eine  systematische  Bedeutung  zukomme 
oder  nich4 


")  Zeller,  der  nicht  leicht  etwas  unbeachtet  lässt,  was  Beachtung 
verdient,  gibt  in  seiner  Naturgeschichte  der  Pterophoriden  (Isis  1841) 
den  Hinterleib  dieser  Familie  als  9 ringelig  an.  So  sehe  ich  ihn  auch 
bei  den  Männchen,  bei  den  Weibchen  aber  nur  8 ringelig,  weil  die 
beiden  letzten  Segmente  auch  hier,  wenigstens  äusserlich,  nicht  deut- 
lich getrennt  sind. 


356 


Zur  Odonaten -Fauna  von  Neu -Granada 
nach  Lindig's  Sammlungen 

von 
Dr.  H.  Magien. 


Calopterygiden. 

1.  Hetaeiina  duplex  De  Selys  in  litt, 

Mas.  Niger,  capite  supra  lufo-aeneo,  labro  nigro;  tho- 
raee  rufo-aeneo,  linea  humerali,  fasciis  tribus  lateralibus,  su- 
periore  lineari,  flavis;  abdomine  nigro,  basi  fiisco;  segmento 
ultimo  caiina  parva  apicali;  appendicibus  superioribus  se- 
gmento ultimo  paulo  longioribus,  validis,  nigris,  Ibrcipatis, 
extus  denticulatis,  margine  interno  medio  lamina  lata,  ante 
apicem  excisa:  appendicibus  inferioribus  nigris,  brevibus,  rectis, 
apice  anguslioribus;  jjedibus  nigris;  aus  hyalinis,  margine 
summo  apicali  interdum  subinfuscato ;  basi  anticarum  abrupte 
sanguinea,  antice  fusca;  posticaruni  sanguinea,  usque  ad  nodum 
antice  fusca;  venis  basalibus  subtus  albo  pruinosis;  28  ante- 
cubitalibus. 

Fem.  Capite  fusco-aeneo,  labro  nigro,  articulo  antenna- 
rum  basali  fla\o;  thorace  fusco-aeneo,  linea  dorsali  nigra; 
linea  humerali,  faeciis  tribus  lateralibus,  superiore  lineari, 
flavis;  abdomine  nigro,  basi  brunneo,  segmentorum  apice  fusco; 
segmento  ultimo  carina  ])arva  apicali;  appendicibus  brevibus, 
nigris,  triungularibus,  acutis;  valvulis  apice  denticulatis;  pedi- 
bus  nigris,  femoribus  posticis  intus  IJavidis;  alis  subtlavidis, 
margine  antico,  basi  flavidis;  25  antecubitalibus. 

Long.  54  r:J;  47-40  $;  Exp.  alar.  66  ,^;  62-56  $;  Long, 
üb.  post.  8 — 7. 

Bogota.     5  nias,  5  fem. 

Die  Art  wurde  von  Selys  nach  einigen  unvollständigen 
Männchen  aus  Bogota  aul'gestellt.  Sie  ist  durch  d^  Mangel 
eines  Pterostigma,  die  an  der  S|jit/,e  ungefleckten  l^gel  und 
die  aussen  schwarzen  Schienen  leicht  zu  kennen;  die  einzige 
bekannte  Art  mit  denselben  Merkmalen,  H.  siinplex,  i^t  viel 
kleiner,  die  roOien  Flecke  an  der  Basis  der  Flügel  wesentlich 
kleiner,  ohne  Braun  am  Vorderrande. 

2.  Hetaerina  cruentata  Ramb. 

Ranibur  Neuropt.  p.  —  no.  8.;  Selys  Calopteryg.  p.  127 
no.  48. 

Bogota,     ü  mas,  3  fem. 


257 

Alle  Stücke  gehören  zur  tjpifichen  Art  und  nicht  zu  H. 
Hrasiliensi.«.  Eines  der  Weibchen,  älter  als  die  andern,  hat 
die  Flügel  weniger  gelb,  namentlich  die  Basis.  Diese  Art 
reicht  von  Mexico  und  den  Antillen  bi.s  Venezuela,  Columbien, 
Surinam,  Brasilien. 

3.  Hetaeiina  occisa  Hag. 
Selys  Calopteryg.  p.  143  no.  55. 

Muzo.     3  mas.     In  Columbien  und   Venezuela  gemein. 

4.  Hetaerina  majuscula  De  Seljs. 
Selys  Calopteryg.  p.  151  no.  5<S. 
Bogota  und  Mu/o.     3  mas. 

Die  Männchen  sind  kleiner  als  die  Typen,  doch  kann  ich 
keinen  Unterschied  finden.  Long.  49  —  55;  Exp.  alar.  68—60; 
Long.  tib.  post.  7  —  8. 

Sehr  wahrscheinlich  gehört  hieher  ein  nicht  ganz  aus- 
gefärbtes, unvollständiges  Weibchen;  ein  Pterostigrna  fehlt 
ganz,  doch  kommt  dies  aucli   bei  einzelnen  Männchen  vor. 

Capite  nigro,  labro  aeneo,  antennarum  articulo  seeundo 
llavo;  tliorace  fusco ,  linea  dorsali,  humerali,  fasciis  tribus 
lateralibus  flavis;  abdomine  fusco-flavo,  segmentis  apice 
obscurioribus  (apex  deest);  pedibus  flavidis;  alis  subflave- 
scentibus ,  margine  antico,  bati  flavis;  25  antccubitalibus. 
Exp.  alar.  68. 

5.  Thore  picta  Ramb. 
Euphaea  picta  Ramb.  p.  231   no.  4. 

Map.  Niger,  labro  utrinque  macula,  mandibulis  extus, 
fascia  utrinfjue  inter  frontem  et  oculos,  punctis  eupremis  quatuor 
flavis;  prothorace  fascia  transversali  flava;  thorace  fasciis 
utrinque  angiistis  quinque  flavis,  duabus  superis  antice  recurvis; 
abdomine  utrinque  segmento  primo  macula,  seeundo  linea, 
tertio  macula  et  linea  interrupta,  quarto  interdum  puncto 
flavis;  segmen(o  ultimo  brevi,  exciso,  truncato;  appendicibus 
dimidio  4|ngioribus,  nigris,  subcylindricis ,  recurvis,  subtus 
dcnte  mSno,  triangulär!,  basi  latiori,  incurvo;  appendicibus 
inferioribuH  bubniilliw;  pedibus  l)revibus  nigris,  femoribus  prae- 
scrtirn  posticis,  extus  striga  basali  pallida;  alis  latis,  reti- 
culatione  densa,  bat-i  hyalinis,  subflavescentibus,  dimidio  fere 
apicali  nigris,  viridi  coeruleoque  nitentibus;  pterostigmate 
magno  nigro;  antccubitalibus  45  —  50. 

Var.  Basi  summa  usque  ad  tinem  quadranguli  subfla- 
vescentibus; parte  hyalina  ceterum  albo-nivea,  venis  niveo- 
ilavib;  interdum  fascia  modo  niveo-allm  ante  apicem  nigrum, 
nodum  vel  attingente  vel  angustiori  lineari. 


258  . 

Variat  magnitudine. 

Fem.  Mari  similis;  abdomine  segmento  ultimo  brevi, 
excifiiO,  tiuncato;  appendicibus  nigris  brevibus,  apice  latioribus, 
obtusis;  valvulis  abdomine  paulo  longioribus,  nigris,  extus 
dentatis;  alis  subflavescentibus,  fascia  lata  inter  nodum  et  pte- 
rostigma,  margine  apicali  anguste  fuscis,  pteiottigmate  nigro. 

Variat  fagcia  niveo  -  alba  media  vel  angusta,  vel  qua- 
drangulum  fere  attingente^  antecubitalibus  45 — 50. 

Bogota.     12  mas,  8  fem. 

Rambur's  Beschreibung  von  Euphaea  pieta  passt  voll- 
kommen, und  so  weit  mich  mein  Gedächtniss  nicht  trügt, 
ist  seine  Type  im  Mus.  Hope  diese  Art.  Sie  stammt  aus 
Cayenne. 

Thore  gigantea  Selys  Calopteryg.  p.  254  no.  95 ,  deren 
Type  ich  früher  verglichen  habe,  stimmt  in  Grösse  und  Fär- 
bung genau  mit  den  mir  vorliegenden  grösseren  Exemplaren; 
der  einzige  Unterschied  ist,  dass  die  braune  Färbung  des 
S})itzentheils  denNodus  noch  um  3  mili.  gegen  die  Basis  hin  über- 
schreitet, während  sie  bei  grösseren,  mir  vorliegenden  Stücken 
5 — 8  mill.  davon  entfernt  bleibt,  bei  einem  der  kleinen  Männ- 
chen sogar  nur  3  mill.  Ich  glaube,  dass  dies  nicht  hin- 
reichend ist,  die  Arten  zu  trennen.  In  Betreff  der  Grösse 
bilden  die  12  Männchen  einen  vollkommenen  üobergang,  vier 
gehören  zu  den  grössten,  drei  zu  den  kleinsten,  die  andern 
sind  Mittelstufen.  Ein  Theil  ist  jung  und  unausgefärbt  und 
unterscheidet  sich  nur  durch  hellere  bräunliche  Färbung. 
Die  weisse  Binde  ist  bei  drei  grösseren  und  kleinen  Stücken 
angedeutet,  reicht  bei  einem  grossen  Stücke  bis  zum  Nodus, 
bei  einem  grossen  Stücke  bis  zum  Viereck.  Den  andern  fehlt 
sie  ganz,  obwohl  selbe  ganz  ausgefärbt  sind.  Bei  den  Weib- 
chen ist  die  weisse  Binde  bei  zwei  ganz  ausgefärbten  nur  an- 
gedeutet, bei  zwei  halb  ausgefärbten  mit  noch  mattbraunem 
Pterostigma  ist  sie  gross  und  geht  bei  einem  bis  über  den 
Nodus;  den  andern,  deren  keines  ganz  ausgefärbt  ist,  fehlt 
sie  ganz. 

Long.  63-55  ,^;  53-48  $;  Exp.  al.  92-72  ,^^8-U 
$;  Pterostigma  4   <^;  4  $;  Latit.    al.  14—11    ^S;  11    ?• 

Th.  picta  Selys  Calopt.  p.  256  no.  96  ist,  so  weit  mein 
Gedächtniss  reicht,  eine  ganz  differente  Art,  d.  h.  die  beiden 
Stücke  aus  Brasilien;  so  Meit  die  Beschreibung  Rambur  ent- 
nommen ist,  gehört  sie  zu  meiner  Art.  Ueber  Thore  Saun- 
dersii  Selys  p.  257  no.  97,  die  den  kleinen  Stücken  von  Th. 
picta  äusserst  nahe  steht,  kann  ich  nicht  sicher  urtheilen; 
vielleicht  gehört  sie  doch  her;  wenigstens  liefert  die  Be- 
schreibung kein  Merkmal,  sie  sicher  zu  trennen.    Gehören  die 


259 

drei  Arten  wirklich  zusammen,  so  ist  Th.  picta  Seljs  anders 
zu  benennen. 

6.  Thore  lasciata  Hag. 
Selys  Calopteryg.  p.  259  no.  98. 
Bogota. 

Ein  sehr  kleines  Männchen,  ganz  ausgefärbt.  Long. 
43  mill.;  Exp.  al.  54  miil.  Die  in  der  Monographie  angege- 
benen Maasse  sind  wesentlich  grösser,  doch  liegt  mir  aus 
Columbien  auch  ein  Männchen  von  Long.  43,  Exp.  alar. 
57  mili.  vor.  Es  ist  kein  Grund,  an  das  Hergehören  des 
sonst  ganz  identischen  Stückes  zu  zweifeln. 

7.  Thore  hyalina  Selys. 

Selys  Calopteryg.  p.  261  no.  99. 

Mas.  Stimmt  genau  zu  Selys  Beschreibung;  das  Spitzen- 
driltel  der  Flügel  ist  deutlicher  gelblich  als  der  übrige  Theil ; 
einige  Stücke  zeigen  den  Spitzentlieil  näher  dem  Vorderrande 
matter,  fast  weisslich.  Ein  Männchen  hat  im  Kandfelde  der 
Vorderflügel  bald  hinter  dem  Nodus  einen  verwaschenen 
braunen  Fleck. 

Das  V\' eibchen  ist  dem  Männchen  in  Form  und  Färbung 
durchaus  gleich,  das  letzte  Segment  kurz,  Appendices  kurz, 
stumpf,  dick,  schwarz;  die  schwarzen  Legeklappen  aussen 
stark  gezähnt. 

2  Long.  45;  Exp.  alar.  72. 

Bogota.     5  mas,  2  fem. 

8.  Thore  fastigiata  Selys. 

Adtlitions  aux  Calopteryg.  p.  16  no.  99  bis. 

Bogota.     10  mas. 

Sie  stimmen  genau  zur  Beschreibung,  einige  sind  etwa« 
grösser.  Long.  55;  Exp.  al.  68.  Die  braune  Binde  an  der 
Spitze  der  Vorderflügel  ist  in  der  Breite  verschieden,  bei 
einigen  nimmt  sie  die  ganze  Breite  des  Pterosligma  ein  und 
geht  spüz  verschmälert  zum  Hiuterrande;  bei  andern  beginnt 
sie  erst  afn  der  Spitze  des  Pterostigma,  ist  sehr  schmal  und 
erreicht  nicht  den  Hinterrand.  Die  braune  Binde  der  Hinter- 
tlügel  beginnt  meist  vor  dem  Pterostigma,  mitunter  erst  an 
der  Spitze  desselben.  Bei  dreien  ist  die  Spitze  der  Flügel 
etwas  hyalin.  Einem  unausgefärbten  Männchen  fehlt  die  breite 
weisse  Binde  aller  Flügel  gänzlich,  obwohl  die  brauneu  Bin- 
den schon  gut  ausgefärbt  sind. 


260 

Agrioniden. 

9.  Megaloprepus  caerulatus  Drur}-. 
Synopsis  Pseudo&tigma  p.  7  no.  1. 

Muzo;  Race  M.  caerulatus  1  fem.  Bogota;  Raee  M.  brevi- 
stigma  2  mas,  2  fem.  Seit  dem  Erscheinen  der  Synopsis,  in 
welcher  das  Weibchen  von  M.  caerulatus  und  das  Männclien 
von  M.  brevistigma  noch  nicht  beschrieben  sind,  hat  Seljs  und 
ich  über  20  Stücke  beider  Racen  und  beider  Geschlechter  unter- 
suchen können.  Die  nicht  beschriebenen  Geschlechter  unter- 
scheiden sich  nicht  von  den  beschriebenen.  Ich  halte  beide 
doch  zur  selben  Art  gehörig  und  bemerke,  dass  keines  der 
Bogota-Stücke  zu  IM.  latipennis  gehört,  und  mit  Ausnahme 
des  von  Drury  und  Donovan  T.  4  tab.  100  aus  Honduras,  alle 
M.  caerulatus  und   brevistigma  aus  Neu-Granada  stammen. 

10.  Microstigma  rotundatum,  Race  exustum  Selys. 
Synopsis  Pseudostigma  p.  9  no.  2. 

Bogota.     5  mas,  3  fem. 

Die  Stücke  sind  meist  etwas  kleiner,  eines  nur  3  mill.  klei- 
ner als  das  tj'pisclie  aus  Peru,  jedoch  demselben  ganz  gleich; 
nur  der  gelbe  Spitzenfleck  ist  schmäler,  höchstens  6  mill.  breit. 
Ein  unausgefärbtes  Männchen,  dem  noch  die  braune  Färbung 
vor  der  Flügelspitze  fast  gänzlich  fehlt,  hat  den  gelben  Fleck 
nur  4^2  mill,  breit.  Allen  Stücken  fehlt  das  Pterostigma. 
Die  Weibchen  sind  den  Männchen  durchaus  ähnlich,  das 
Pterostigma  der  Unterflügel  ist  bald  bei  den  Weibchen,  bald 
bei   den  Männchen  grösser. 

Ich  halte  M.  exustum,  das  jetzt  auch  aus  Bolivia  vor- 
liegt, doch  nur  für  Race  von  M.  rotundatum. 

11.  Mecistogaster  linearis  F. 
Synopsis  Pseudostigma  p.  16  no.  9. 
Bogota.     1  mas,  1   fem. 

12.  Mecistogaster  Jocaste  Hagen. 

Mas.  Fusco-aeneus,  capite  nigro,  labio  flavo;  prothorace 
postice  flavo  marginato;  thorace  viridi-aeneo,  linea  dorsali 
nigra,  fascia  humerali  angusta  pallida;  laleribus  supra  viridi- 
aeneis,  subtus  Davis,  fascia  angusta  nigra;  subtus  flavo,  linea 
media  nigra;  abdomine  fusco-aeneo,  subtus  utrinquc  flavo, 
ventre  nigro;  segmenlo  ultimo  apice  subemarginato;  appendi- 
cibus  brevibus,  latis,  apice  angustioribus,  incurvis;  pedibus 
nigris,  femoribus  basi  et  intus,  libiis  extus  flavis;  alis  hya- 
linis,  anticis   pterostigmate  angusto  nigro  (5  areolis),  posticis 


261 

fascia  lata  anteapicali  fusca,  apice  niveo-flavo,  costa  fusca, 
pterostigmate  nullo;  35  postcubitalibus  alar.  antic. 

Bogota.      1   mas. 

Long.  71;  Exp.  alar.  80. 

Die  bis  jetzt  kleinste  bekannte  Art;  aufgezeichnet  durch 
die  Färbung  der  Hinterflüge],  denen  ein  Pterostigma  fehlt. 

13.  Philogenia  Helena  Hagen. 

Mas.  Niger,  labio  nigro;  labro  flavo,  puncto  medio  ba- 
sali,  margine  nigris;  puncto  utrinque  ad  ocellos,  capite  postice 
flavido;  prothorace  fusco,  extus  flavo  variegato;  lobo  postico, 
magno,  rotiindato,  nigio;  thorace  nigro,  linea  liumerali,  fasciis 
tribus  lateralibus  obliquis  flavis;  subtus  flavo;  abdomine  longo, 
gracili,  apice  latiori,  nigro -aeneo,  segmento  primo  utrinque 
fascia,  secundo  linea  laterali  imperfecta,  tertio  macula  utrinque 
basali  et  linea  brevi,  quarto,  quinto,  sexto  annulo  basali 
supra  interrupto  flavis;  octavo  et  nono  supra  pruinosis,  venire 
nigro;  segmento  decimo  brevi,  supra  oblique  truncato,  fisso; 
appendicibus  superioribus  segmento  decimo  longioribus,  nigris, 
extus  dentatis,  latis,  forcipalis,  intus  excavatis,  apice  supra 
triangulariter  dilatatis ,  incurvis.  Appendicibus  inferioribus 
nigris,  brevibus,  crassis,  ramo  externo  lineari,  semicirculari, 
apice  dilatato,  truncato.  Pedibus  flavis,  nigro -ciliatis.  femo- 
ribus  fascia  externa,  tibiis  intus,  tarsisque  nigris.  Alis  hya- 
linis,  summo  apice  fascia  fusca,  dimidio  fere  apicali  antico 
subniveis;  pterostigmate  magno  oblongo,  lateribus  obliquis, 
nigro-fusco;  36  —  41  postcubitalibus. 

Long.  64;  Exp.  alar.  92;  Pterostigma  3  mill. 

Bogota.     2  mas.     Die  grösste  bekannte  Art. 

Mas  junior  abdomine  pedibusque  magis  flavidis,  alis  hva- 
linis,  fascia  apicali  nulla,  pterostigmate  fusco. 

14.  Podagrion  mercenarium  Hag. 

Mas.  Fusco-aeneum ,  capite  albopiloso:  labio  maxillisque 
nigris,  mandibulis  albidis,  apice  nigris;  labro  lato,  brevi,  ro- 
tundato,  nigro;  rhinario,  epistomate  albidis;  capite  antice 
albido,  fascia  utrinque  nigra;  vertice  fusco -aeneo,  occipite, 
linea  ad  ocellos  postica  albidis;  capite  postice  nigro,  tuberculo 
postoculari  fere  nullo;  prothorace  pallido,  lobo  postico  brevi, 
lato,  margine  subintegro,  angulis  lateralibus  nigris,  longis, 
acutis,  recurvis;  thorace  supra  fusco- aeneo,  antice  pallido, 
lateribus  pallidis,  macula  supera,  antica,  quadrangulari,  fusca; 
abdomine  fusco -aeneo,  margine  ventrali  subflavido;  appendi- 
cibus superioribus  nigris,  longis,  validis,  forcipatis ,  intus  ex- 
cavatis, lamina  externa  media  supera  denticulata,  apice  bifidis, 
ramo  supero  longiori,  angusto;  appendicibus  inferioribus  par- 


262 

vis,  brevibus,  lineaiibus,  recurvis;  pedibus  nigris,  femoribus 
posticis  basi  et  intus  subflavis-  alis  hyalinis,  pterostigmate 
longiori  flavo;  17    postcubitalibus.  — 

Long.  41 5  Exp.  al.   52;  Pterost.  l'/j. 

Bogota.     Ein  Männchen. 

Es  steht  diese  Art  P.  macropus  sehr  nahe,  ist  aber  kleiner, 
die  Flügel  bis  zur  ersten  Hinterrandsader  gestielt,  die  App. 
super,  kürzer.  Immerhin  wird  ein  neuer  Vergleich  mit  der 
Type  von  P.  macropus  erst  ihre  Rechte  völlig  sichern. 

15.  Podagrion  temporale.     De  Seljs  Synops.  p.  16 
No.  9. 

Mae.  Nigrum ,  capite  nigro,  linea  utrlnque  antica  et 
puncto  supero  adoculos,  linea  ad  ocellos  postica  albidis;  tu- 
berculo  postoculari  integro;  prothorace  nigro,  utrinque  macula 
majori  coerulea;  lobo  postico  brevi,  lateribus  subexcisis,  an- 
gulis  obtusis,  recurvis;  thorace  supra  nigro,  macula  utrinque 
antica  ovali,  magna  coerulea;  lateribus  coeruleis,  macula  an- 
tica supera  punctoque  medio  nigris;  abdomine  nigro,  segmento 
primo  coeruleo,  segmento  secundo  macula  magna  dorsali, 
quadrangulari,  apice  fissa,  coerulea;  appendicibus  superioribus 
nigris,  longis,  validis,  forcipatis,  intus  excavatis,  apice  subtus 
excisis,  dilatatis.^  obtusis:  app.  inferioribus  parvis,  subnuUis, 
recurvis,  setiformibus;  pedibus  nigris;  alis  eubinfumatis,  ptero- 
stigmate longiori  fusco,  20  postcubitalibus. 

Long.  46;  Exp.  al.  62;  Pterost.  1%. 

Bogota.     Ein  Männchen. 

Auch  bei  dieser  Art  wird  ein  Vergleich  mit  der  Type 
die  Artrechte  sichern  müssen. 

16.  Podagrion    oscillans.     De   Selys    Synops.    p.    14 
No.  6. 

Bogota.  4  Männchen,  1  Weibchen,  ein  Theil  nicht  aus- 
gefärbt. 

Die  beiden  unausgefärbten  Männchen  und  das  V\' eibchen 
vermag  ich  nach  der  Beschreibung  nicht  von  P.  oscillans  zu 
trennen.  Die  beiden  ausgefärbten  Männchen  haben  ein  kleines 
tuberculum  postoculare.  Auch  hier  ist  also  der  Vergleich  der 
Typen  nöthig.  — 

Libelluliden. 

17.  Tramea  Iphigenia  Hag. 

Mas.  Fusca,  fronte  vesiculaque  verticali  violaceo-aeneis; 
thorace  rufo- fusco,  villoso,  supra  paulo  nitente,  abdo- 
mine  fusco  (apex  deest);   pedibus    gracilibus,    longis,    nigris, 


263 

femoribus  sumnoa  hasi  rufescentibus,  alis  vix  subflavis,  summa 
basi  aurantiacis,  posticis  basi  macula  post  submedianam  ro- 
iunda  fuf^ca,  marginem  posteriorem  et  triangulum  non  attin- 
gente;  pterostigmate  angusto,  longo,  rufo-fupco;  12  anteeubi- 
talil)us;  hamulis  posticis  segmento  seeundo  brevioribus,  apice 
dilatatis,  inlus  unguiculatis,  extus  obtu.-is. 

Long,  circa  45;  Exp.  al.  80;  Pterost   3. 

Hab.  Bogota. 

Es  liegt  von  dieser  Art  leider  nur  ein  Männciien  vor, 
dem  die  Spitzenliälfle  des  Hinterleibes  fehlt.  Die  Art  sieht 
T.  Argo  Hag.  Sjnops.  Amer.  am  näciisten;  sie  hat  den  Ha- 
bitus, Charaktere  und  Färbung  der  Gattung,  unterscheidet  sich 
aber  dadurch,  dass  das  Pterostigma  der  Hinterflügel  so  lang 
wie  das  der  Vorderflügel  ist;  und  dass  die  Hamuli  postici 
nicht  lang  und  am  Ende  einfach  geitrümmt,  sondern  kürzer 
als  das  Segment,  gegen  das  Ende  stark  verbreitert  sind.  Beide 
Merkmale  zeigt  auch  T.  Argo;  es  bilden  diese  Arten  hierdurch 
eine  eigene  Gruppe. 

18.  Libellula  umbrata  Linne. 
Hagen  Sjnops.  Americ.    p.  158  No.  19. 
Hab.  Bogota.     Zwei  Männciien. 

19.  Orthemis  discolor  Burni. 
Hagen  Synope.  Americ.    p.  160  No.  22. 

Hab.  Bogota  und  Muzo.    Vier  Männchen,  zwei  Weibchen. 
Ein  sehr  grosses  Weibchen  mit  schmutzig  braunen,  gegen 
die  Spitze  dunkleren   Flügeln. 

20.  Lepthemis  attenuata  Erichs. 
Hagen  Synops.  Americ.  p.  316. 
Bogota.     Ein  Männchen. 

21.  Djthemis  lepida  Hag. 
Hagen  Synops.  Americ.     p.  317. 

22.  Erythemis  bicolor  Erichs. 
Hagen  Synops.  Americ.  p.  169  No.  2. 
Hab.  Bogota.     Zwei  Männchen. 

23.  Mesothemis  gilva  Hag. 
Hagen  Synops.  Americ.  p.  319. 

24.  Diplax  abjecta  Rbr. 

Hagen  Synops.  Americ.  p.  184.  No.  20. 

Hab.  Bogota.     Sieben  Männchen,  fünf  Weibchen. 


264 


Synonymisclie  Miscellaneen 

vom 
Schulrath  llr.  Siiffrian. 

XXXIV. 


Dasa  in  meiner  Bearbeitung  der  Europäischen  Chrjso- 
melen  im  fünften  Bande  der  Linnaea  Entomologiea  unter  no.  2 
Chr.  fimbriaiis  St.  (S.  7  fF.)  aus  Mangel  eines  ausreichenden 
Materials  zwei  versciiiedene  Arten  mit  ein^inder  verbunden 
seien,  liabe  ich  brieflich  wiederholt  gegen  meine  entomolo- 
gischen Freunde  ausgesprochen,  und  Herr  Prof.  Fuss  in 
Herrmann&ladt  ist  dadurch  veranlasst  worden,  in  seinen  Bei- 
trägen zur  Siebeiibürgischen  Käferfauna  (Verhandl,  des  Sieben- 
bürg. Vereins  für  Naturw.  18(M  no.  9  unter  I.  no.  1)  die  Unter- 
schiede beider  Arten  in  eingehender  Weise  zu  erörtein.  Diese 
Abhandlung  scheint  indess  wenig  bekannt  geworden  zu  sein; 
auch  in  Dr.  Gerstäcker 's  Bericht  etc.  für  1861— 6'i  habe 
ich  dieselbe  nicht  erwähnt  gefunden  und  komme  deshalb  hier 
nochmals  auf  die  Sache  zurück. 

Die  erste  dieser  beiden  Arten,  welcher  der  Name  Ciir. 
fimbl'ialis  St.  Küst.  verbleiben  muss,  ist  das  in  der  Linn.  Ent. 
a.  a.  0.  S.  8  als  var.  y  aufgeführte  Thier.  Sie  ist  von  beiden 
die  grössere,  breit  eirund,  hinterwärts  wenig  erweitert,  auf 
der  Mitte  ihrer  Länge  am  stärksten  aufgebuckelt  und  an  der 
Wurzel  der  Deckschilde  leiclit  eingesenkt.  Die  Unterseite 
des  Körpers  ist  mit  den  Beinen  und  dem  grösseren  unteren 
Theile  der  Fühler  metallisch  schwarzblau  oder  dunkel  stahl- 
blau; die  beiden  unteren  Fühlerglieder  sind  (meist  nur  an 
der  Spitze  und  auf  der  Unterseite)  mehr  oder  weniger  ge- 
röthet,  auch  die  Krallenhäkchen  röthlich  und  die  anderen 
Bauchringe  liinten  fein  röthlich  oder  bräunlich  gesäumt.  Die 
Oberseite  ist  meist  rein  scliwarz,  zuweilen  mit  einem  leicht 
metallischen,  auch  \^  olil  ins  Purpurbläuliche  fallenden  Schim- 
mer, die  Punktiiung  auf  der  Scheibe  des  Halsschilds  ziemlich 
fein,  aber  dicht,  auf  den  Deckschilden  gröber,  aber  weniger 
zusammengedrängt,  und  auf  dem  Rücken  finden  sieh  zuweilen 
Ansätze  undeutlicher  und  verworrener,  durch  längere  schw  ie- 
lenartige,  meist  schon  dem  blossen  Auge  wahrnehmbare  glatte 
Stellen  getrennter  Punktstreifen;  der  Zwiscliengrund  ist  glän- 
zend und  mit  einer  überaus  feinen  und  vereinzelten  Punktiriing 
bestreut.  Dabei  ist  ein  breiter,  an  seiner  oberen  Begrenzung 
von  einer  undeutlichen,  oft  mehrfach  verdoppelten  Punktreihe 
eingefasster   Seitenrand    der   Deckschilde    bei    gut   erhaltenen 


265 

Stücken  schön  hell  rothgelb,  wie  bei  Chr.  marginalis  Duft., 
und  nur  bei  älteren,  wohl  theilweise  durch  die  Witterung 
verdorbenen,  zu  denen  das  a.  a.  0.  von  mir  beschriebene 
Sturm\scl>e  Stück  gehören  mag,  trüber  und  schmutziger 
röthlicligelb.  Dazu  sind  im  Vergleich  mit  der  folgenden  die 
Vorderecken  des  Halsschilds  weniger  stumpf  abgerundet,  auch 
weniger  abwärts  gedrückt,  wodurch  das  Halsscliild  vorn  ver- 
hältnissmässig  breiter  erscheint ;  auch  sind  die  Fühler  in  ihrem 
unteren  Theile  etwas  mehr  gestreckt,  und  der  Längenunter- 
schied des  dritten  und  vierten  Gliedes  ist  auffallender  al«  bei 
der  folgenden.  Das  o  unterscheidet  sicli  von  dem  $  durch 
geringere  Grösse,  gröbere  und  dichter  gedrängte,  etwa  dem  $ 
der  iolgenden  Art  gleichkommende  Punktirung  der  Deck- 
schilde, auch  das  hinten  ausgerandete  und  daselbst  leicht  ein- 
gedrückte letzte  Hinterleibssegment. 

In  Oestreich  ist  diese  Art,  wie  es  scheint,  weit  ver- 
breitet, aber  nirgends  iiäufig;  sie  ist  in  neuerer  Zeit  nament- 
Jicli  von  Herin  Micklitz  mehrfach  aus  Krain  versandt  worden. 
Bei  dem  erwähnten  Stürmischen,  jetzt  in  meinem  Besitze 
befindlichen  Stücke  ist  Tyiol  als  Heimath  genannt. 

Die  zweite,  in  den  Sammlungen  als  Chr.  hungarica  Dej. 
gehende  und  künftig  als  Chr.  hUügarica  Fuss  zu  bezeichnende 
Art  ist  kleiner,  dabei  verhältnissmässig  schmaler,  noch  mehr 
gleicii  breit,  ohne  deutliche  Einsenkung  an  der  Wurzel  der 
Deckschilde,  und  die  liöchste  Wölbung  des  Rückens  befindet 
sich  bei  ihr  auf  der  hinteren  Hälfte  des  Körpers.  Die  Punkti- 
rung des  Halsschildes  ist  besonders  nach  den  Seiten  hin 
kräftiger  als  bei  der  vorigen,  die  der  Deckschilde  viel  derber 
und  dichter,  die  Punkte  mehr  oder  weniger  sternförmig  aus- 
gerissen, auf  dem  iiinteren  Drittel  inmier  mehr  runzlig  ver- 
llie.'-send,  mit  gleichfalls  feiner  punktirtem,  aber  wenig  glän- 
zendem Zwischengrunde.  Die  hinteren  Nahtecken  der  Flügel- 
decken sind  scharf  spitzwinklig,  und  dadurcli  sehr  merklich 
von  den  /.iemlich  rechtwinkligen  der  vorhergehenden  Art 
verschieden.  Die  Farbe  ist  ein  an  Unterseite ,  Beinen  und 
Fühlern  etwas  helleres,  auf  der  Oberseite  trübeies  Stahlblau 
oder  SchwarzBlau,  nach  Fuss  auch  wohl  Bläulichgiün ,  der 
breite  Seitenrand  der  Deckschilde  trüb  gebräunt  (Linn.  Ent. 
a.  a  0.  var.  ß)^  oder  nur  der  umgeschlagene  Rand  derselben 
unscheinbar  ins  Bräunliche  fallend.  Die  beiden  unteren  Fühler- 
glieder sind,  wie  bei  der  vorigen,  auf  der  Unterseite  und  an 
der  Spitze  zuweilen  geröthet.  Die  Punktirung  der  Deckschilde 
ist  bei  beiden  Gesciilechtern  nicht  verschieden;  die  r^  unter- 
scheiden sicli  jedoch  durch  den  kleineren  Körper,  die  etwas 
glänzendere  Oberseite  und  einen  kräftigen  Längseindruck  auf 
der  Mitte  des  hinten  leicht  auseerandeten  letzten  Bauchringes. 


266 

Auch  das  von  Fiiss  a.  a.  0.  S.  3  erwähnte,  von  mir  gleich- 
falls früher  verglichene  Stück  mit  sehr  fein  punktirtem, 
ziemlich  stark  glänzendem  Kopf-  und  Halsschilde  ist  ein 
solclies   ,^. 

Diese  Art  ist  meines  W^issens  in  Deutschland  noch  niclit 
gefunden  worden.  Ich  besitze  sie  aus  Dalmatien  (von  Kunze, 
das  Stück  stammt  von  Ullrich)  und  Siebenbürgen  (Fuss!)  und 
habe  ausserdem  zahlreiche  Exemplare  aus  den  Sammlungen 
von  Germar,  Kunze  und  v.  Hey  den  (meist  von  Frivaldzky, 
UUiich  oder  Stentz  eingesandt)  aus  Ungarn,  wie  auch  aus  den 
Sendungen  von  Herrn  Fuss  aus  Siebenbürgen  vergleichen 
können.  Nach  dem  Letzteren  ist  sie  in  Siebenbürgen  ziem- 
lich weit  verbreitet  und  wird  dort  auf  den  Blättern  von 
Caltha  und  Telekia  angetroffen. 

Diagnosiien  kann  man  beide  Arten  als: 

1.  Chr.  fimbrialis  Küst.  Ovata  atra  nitida  subtus 
cum  pedibus  atro-coeiulea,  eljtris  punctatis,  margine  laterali 
laete  ferrugineo.     Long.  Sy^ — 4^/^  Lin.;  lat.  2y^ — Sy^  Lin. 

Chr.  iimbiialis  Küst.  Käf.  Eur.  IL  74!    Redtenb.  Fn.  Austr. 
ed.  IL  908.    Fuss  Beitr.  etc.  in  d.  Verhandl.  etc.  1861  no.  9  p.  1 ! 
Chr.  fimbrialis  var.  y  Suffr.  Linn.  Ent.  V.  S.  7  no.  2. 
Chr.  molluginis  Redtenb.  Fn.  Austr.  ed.  L  544. 

2.  Chr.  hungarica  Fuss.  Ovata  atio-coerulea ,  elj- 
tris punctatis  postice  punctato-rugulosis,  margine  laterali 
obscure  brunnescente  aut  concolore.  Long.  3*^—4  Lin.;  lat. 
2'A-3y3  Lin. 

Chr.  hungarica  Fuss  Beitr.  etc.  1.  c.   1861   no.  9  p.  1 ! 

Chr.  fimbrialis  Suflr.  Linn.  Ent.  V.  S.  7  no.  2  excl.  var.  y 
Eiuss  die  Siebenbürg.  Chrysomelen  in  den  Verhandlungen  etc. 
1856  no.  2! 


Ä67 


Lepidopterologisches 

von 
•T.  H.  ^V.  Baron  v.  IVoIeken. 


Zur  Fortsetzuug  der  von  mir  begonnenen  lepidopterolo- 
gischen  Fauna  von  Liv-,  Kur-  und  Estland  war  es  im  Herbst 
1867  notliwendig  geNAorden,  über  eine  beträchtliche  Anzahl 
mir  zweifelhafter  oder  ganz  fremder  Micra  sichere  Aufklärung 
in  Betreff  ihrer  Namen  zu  erhalten. 

Um  diesen  Zweck  möglichst  vollständig  und  rasch  zu 
erreichen,  schien  es  mir  am  gerathensten,  meine  Determi- 
nanden  den  Kennern  persönlich  vorzulegen.  Da  hierbei  die- 
selben Exemplare  successive  zur  Prüfung  durch  mehrere 
Meister  gelangen  würden,  so  musste  die  Determination  eine 
um  so  mehr  gesicherte  werden;  während  ich  auch  noch  durch 
interessante  Bekanntschaften  und  genussreichen  persönlichen 
Verkehr  mit  Koryphäen  der  Wissenschaft  Belehrung  und  An- 
regung für  mich  in  mannigfacher  Weise  erwarten  durfte. 

Obgleich  der  Spätherbst  und  Winter  nicht  zu  Reisen 
verlockende  Jahreszeiten  sind,  so  gewährten  sie  mir  doch 
andererseits  die  Aussicht,  Jedermann  zu  Hause  anzutreffen, 
und  so  entschloss  icli  mich,  noch  im  October  1867  eine  Reise 
durch  Deutschland,  nach  England  und  in  die  Schweiz  unge- 
säumt anzutreten.  Obgleich  dieselbe  5  Monate,  bis  März 
1868,  dauerte,  so  reichte  diese  Zeit  doch  nicht  aus,  um  meinen 
anfänglichen  Reiseplan  vollständig  auszuführen;  so  sehr  ich 
zuletzt  auch  eilte,  musste  doch  mancher  für  mich  höchst  an- 
ziehende Besuch  unterbleiben. 

Die  überaus  grosse  Freundlichkeit  aller  der  Herren, 
welche  ich  so  glücklich  war  besuchen  zu  können,  machte 
diese  Winterreise  weit  über  meine  Erwartung  für  mich  genuss- 
reich und  belehrend.  In  liebenswürdigster  Weise  wurden 
Zeit  und  Mühe,  oft  in  beträchtlicliem  Maasse,  geopfert,  um 
meine  Zwecke  zu  föi'dern ,  und  aufs  Liberalste  wurde  meine 
Sammlung  durch  eiue  sehr  grosse  Anzahl  interessanter  oder 
seltner  Arten,  sowie  auch  mein  Bücherschatz  durch  zahlreiclie 
werth volle  Schriften  bereichert.  Durchdrungen  von  lebhafter 
Erkenntlichkeit  gereicht  es  mir  zur  besondern  Genugthuung, 
meinen  verbindlichsten  Dank  allen  den  Herren  hier  ötfentlich 
abstalten  zu  können,  und  mit  Freuden  werde  ich  jede  Ge- 
legenheit ergreifen,  denselben  zu  bethätigen. 

Ein  eigentlicher  Reisebericht,  wie  ich  ihn  anfänglich 
beabsichtigte,  würde  auch  in  möglichst  kurzer  Fassung  doch 

18 


immer  noch  ungebührlich  lang  geworden  sein  und  zu  wenig 
wissenschaftlich  Interessantes  gebracht  liaben.  Das  Meiste 
von  den  Ergebnissen  meiner  Heise  kommt  specieli  meiner 
faunistischen  Arbeit  zu  gut  und  findet  in  dersetben  seinen 
geeignetsten  Platz.  Im  Folgenden  ist  nach  sorgfältiger  Waiil 
dasjenige  enthalten,  was  einiges  wissenschaftliches  Interesse 
bietet  und   der  Veröffentlichung  werth  scheint. 

1.    Zu  Mamestra  Leineri  Freyer. 

Bei  dem  Badeorte  Misdroy  unweit  Stettin  fand  Herr 
H.  Miller  im  Jahre  I8li3  ein  Exemplar,  in  den  folgenden 
Jahren  zugleich  mit  Herrn  Büttner  im  Junimonat  noch  einige, 
zusammen  et\A  a  14  Exemplare  einer  in  Stettin  unbekannten 
Eulenart,  welche  um  Sonnenuntergang  am  Seestrande  zwischen 
den  Sanddünen  an  einer  Artemisien-Art  (welche  Prof.  Hei  ing 
für  maritima  hielt)  flog,  an  die  sich  die  Weibchen  öfter  auch 
setzten.  In  der  Vermutliung,  dass  sie  daselbst  Eier  abgesetzt 
hätten,  suchte  Miller  später  an  diesen  Pflanzen  nach  der 
muthmasslichen  Raupe  und  erhielt  von  ihr  im  Herbst  1867 
über  100  Puppen,  die,  im  Winter  ins  warme  Zimmer  gebracht, 
zwar  grösstentheils  verschimmelten,  aber  doch  einige  Stücke 
der  in  Rede  stehenden  Eule  lieferten,  so  dass  al^o  auch  ihre 
Raupe  und   Futterpthuizc  entdeckt  waren. 

Die  Eule  selbst  erklärte  Dr.  Staudinger  noch  18G3  auf 
der  Naturforscher- Versammlung  in  Stettin  für  Leineri  Frr., 
obschon  sie  auf  den  ersten  Blick  ganz,  verschieden  zu  sein 
scheint.  Prof.  Zeller,  welcher  diese  Eule  1867  in  Stettin  sah 
und  auch  für  seine  Sammlung  aequirirte,  äusserte,  nach  Mese- 
ritz  zurückgekehrt,  brieflich  Bedenken  gegen  ihre  Zugehörig- 
keit zu  Leineri  und    empfahl    abermalige  Prüfung   der  Sache. 

Da  ich  hoffen  durlte,  im  ferneren  Verlaufe  meiner  Reise 
die  richtige  Freyer'sche  Art  in  mehreren  Sammlungen  anzu- 
treffen und  möglicher  Weise  auch  das  Original  seiner  Ab- 
bildung (Neuere  Beiträge  tab.  184  f  3)  zu  sehen,  so  entnahm 
ich  aus  der  Aeusserung  Zeller^s,  welche  Mährend  meines 
Besuches  in  Stettin  eintraf,  die  Anregung  zur  Vergleichung 
der  Stettiner  Eule  mit  Freyer's  Art.  Als  Material  zu  dieser 
Untersuchung  überliess  mir  Herr  Miller  gütigst  2  Stücke  seiner 
Misdroy 'sehen  Eule,  sowie  auch  2  Stücke  von  den  muthmass- 
lichen Puppen  derselben,  aus  denen  ich,  nach  Hause  zurück- 
gekehrt, ein  Weibchen  erzog.  Aber  auch  die  übrigen,  noch 
in  Stettin  befindlichen  Exemplare  dieser  Ait  wurden  mir 
freundlichst  von  den  Herren  Büttner,  Hering  und  Miller  an- 
vertraut, sowie  von  Hering  auch  noch  3  Tliiere,  welche  ihm  als 
Cervina  Ev.  von  verschiedenen  Seiten  eingesandt  worden  waren. 


269 

Leider  konnte  ich  diese  Thiere  nicht  mitnehmen  und  musste  mich 
mit  den  über  ihre  Vergleichung  gemachten  Notizen   behelfen. 

In  Augsburg  zeigte  mir  Herr  Frejer  die  2  Leineri  seiner 
Sammlung,  darunter  das  Original  der  Abbildung;  auch  war 
er  so  gütig,  mir  diese  Seltenlieiten  später  auf  meine  Bitte 
nach  München  zu  schicken,  wo  ich  sie  photograpiiiren  liess 
und  mir  ausführliche  Notizen  über  dieselben  machte.  —  In 
Dresden  konnte  ich  bei  Staudinger  und  gemeinschaftlich  mit 
ihm  die  Misdroy'sche  Eule  wieder  mit  melireren  Ungarischen 
und  Kussisclien  Leineri  vergleichen  und  die  gemachten  Be- 
merkungen notiren,  sowie  auch  eine  Leineri  aus  Ungarn  für 
meine  Sammlung  erhalten. 

Nach  abermaliger  gewissenhafter  Prüfung  meines  ganzen 
Materials'"')  bin  ich  aber  doch  zu  keinem  entscheidenden  Re- 
sultate gelangt  und  muss  gestehen ,  dass  ich  weder  alle  ge- 
sehenen Tliiere  entschieden  zu  einer  Art  ziehen,  noch  ihre 
Tiennung  als  verschiedene  Arten  für  vollkommen  berechtigt 
ansehen  kann,  so  dass  ich  diese  Frage  noch  offen  lassen 
muss,  bis  reichlicheres  Material  und  namentlich  auch  die  Ent- 
hüllung der  ersten  Stände  der  in  Russland  und  Ungarn  vor- 
kommenden Cervina  Ev.  und  Leineri  Frr.  eine  sichere  Entschei- 
dung zulassen.  Jedenfalls  seheint  mir  aber  die  Misdroy'sche 
Eule  wenigstens  eine  so  eigenthümliche  Localvarietät  zu  sein, 
dass  ich  es  für  erspiiesslicii  halte,  sie  vorläufig  von  der  Un- 
garischen Form  Leineri  Frr.  und  von  der  Russischen  Cer- 
vina Ev.  durch  einen  eigenen  Namen,  und  zwar  als  Milleri 
—  zu  Ehren  ihres  Entdeckers  —  zu  unterscheiden.  Milleri 
und  Leineri  stehen  sich  am  fernsten;  zwischen  ihnen,  jedoch 
näher  an  Leineri,  steht  Cervina.  Grösse  und  Flügelschnitt 
sind  bei  allen  drei  Formen  gleich,  obschon  bei  jeder  ein  wenig 
veränderlich,  so  dass  die  Vorderflügel  bald  ein  wenig  stumpfer 
(mit  längerem,  steilerem  Aussenrande),  bald  schlanker,  die 
unteren  auf  Rippe  5  bald  mehr,  bald  weniger  eingezogen  er- 
scheinen. Diese  Abweichungen  bleiben  jedoch  immer  in  so 
engen  Grenzen  und  linden  sich  so  gleichmässig  bei  allen  drei 
Formen,  dass  aus  ihnen  keine  specifischen  Unterschiede  zu 
entnehmen  sind.  Ebenso  sind  auch  die  übrigen  Körpertheile, 
unwesentliche  individuelle  Verschiedenheiten  abgerechnet,  in 
Form  und  Giösse  ganz  übereinstimmend,  soweit  man  nämlich 
darüber  urtheilen  kann,  ohne  ihre,  übrigens  gleichartig  be- 
schaffene, Bekleidung  zu  entfernen.  Diese  letztere  zeigt  zwar 
geringe  Verschiedenheiten  in  der  Färbung,   auf  die  aber  gar 


*)  Nämlich  meiner  Reisenotizen,  der  Photographien  von  Freyer's 
Leineri,  3  Stücken  der  Misdroy 'scheu  Eule  und  einer  Leineri  aus 
Ungarn. 

18* 


270 

kein  Gewicht  zu  legen  ist,  da  dieselben  zwischen  einigen  In- 
dividuen von  Milleri  unter  sich  auffallender  sind,  als  zwischen 
ihnen  und  Exemplaren  der  beiden  andern  Formen. 

Auch  die  Zeichnungs-Anlage  ist  bei  allen  dreien  zwar 
veränderlich,  aber  doch  in  den  Grundzügen  übereinstimmend ; 
nämlich  Makeln  und  Querlinien  mehr  weniger  bis  fast 
zum  völligen  Verschwinden  undeutlich,  nur  die  Wellenlinie 
ist  immer  deutlich  vorhanden  und  das  untere  Ende  der  Nieren- 
makel durch  ein  Paar  weisse  Punkte  bezeichnet. 

Als  Grundfarbe  der  Vorderflügel  haben  alle  3  Formen 
ein  mehr  weniger  gelbliches  Leberbraun ,  welches  besonders 
in  Zelle  1  b  und  in  der  Mittelzelle  durch  eingemengte  gelbe 
Schuppen  heller  erscheint.  Durchschnittlich  hat  Leineri  diese 
gelbe  Beimischung  sparsamer,  erscheint  daher  eintöniger, 
düsterer,  mit  fein  dunkelbraunen,  sparsam  weiss  punktirten  Rip- 
pen und  etwas  dunkleren,  mehr  gelblichweissen  Unterflügeln. 

Von  ihr  unterscheidet  sich  zwar  Milleri  auf  den  ersten 
Blick  durch  ihre  auffallend  weissen  VorderflUgel- Rippen, 
welche  ihr  ein  viel  bunteres  Aussehen  geben,  und  durch 
hellere  (weisslichere)  Unterflügel  ohne  den  gelblichen  Ton  der 
Leineri,  so  dass  man  immer  beide  leicht  von  einander  sondern 
kann;  allein  bei  näherer  Betrachtung  erscheinen  auch  diese  Mo- 
mente nicht  geeignet,  um  eine  Artverschiedenheit  zu  begründen. 

Milleri  hat  wenigstens  die  Dorsal-  und  Subdorsahippe, 
sowie  die  Aeste  3  und  4  der  Vorderflügel  immer,  sehr  oft 
auch  noch  die  meisten  oder  gar  alle  andern  Rippen  mehr 
weniger  weiss,  und  zwar  meistens  nicht  blos  die  Rippen  selbst 
in  ganzer  Länge  und  durch  die  Fransen  hindurch,  sondern 
das  Weiss  ragt  auch  beiderseits  über  die  Rippen  in  ansehn- 
licher Breite  hinaus,  so  dass  jede  Rippe  in  einen  breiten 
weissen  Längsstreifen  veiläuft.  Besonders  auffallend  zeigt 
sich  das  an  den  oben  erwähnten  Rippen  und  Aesten,  souie 
auch  das  untere  Ende  der  Nierenmakel  immer  weiss  ist.  Die 
feine  weisse,  scharf  gezackte  Wellenlinie;  weissliche,  dunkel 
gerandete  Spuren  der  Querlinien  am  Vorder-  und  Innenrande, 
sowie  oft  kaum  bemerkbare  hellere  Andeutungen  der  Makeln 
hat  Milleri  mit  Leineri  gemein.  Bei  ersterer  ist  das  Weisse 
an  vielen  Stellen  von  mehr  weniger  dichtstehenden  schwarz- 
braunen Schuppen  eingefasst,  besonders  auffallend  in  der 
Gegend  der  Nierenmakel,  wo  sie  einen  breiten,  das  Weisse 
scharf  begrenzenden,  in  die  Grundfarbe  verwaschenen  Schalten 
bilden.  Bei  Leineri  sind  die  Rippen  selbst  dunklör  als  die 
Grundfarbe;  jedoch  zeigt  die  Lupe  auch  auf  ihnen  einzelne 
weisse  Schuppen,  und  an  ihren  Enden  sind  die  Fransen  wcis-s. 

In  Freyer's  Abbildung  seiner  Leineri  Tab.  184  f.  3  sind 
die  Unterflügel  am  zu  kurzen  Aussenrande  zu  tief  eingebuchtet 


271 

und  haben  einen  zu  langen  Innenrand;  auch  ist  die  weisse 
Zeiclinung  nicht  zart  genug  und  die  Wellenlinie  nicht  scharf 
zackig,  wie  in  der  Natur,  aufgetragen.  —  Herrich-Schäffer's 
Leineri  fig.  102  ist  auch  kein  gelungenes  Bild;  es  ist  zu 
bunt;  die  auffallenden,  breiten,  schwarz  gerandeten  Querlinien, 
die  schwarze  Wurzelhälfte  des  Innenrandes,  die  wurzelwärts 
schwarz  gesäumten  Dreiecke  der  Wellenlinie,  die  sciiwarze 
Saumlinie  der  Unterflügel  und  überhaupt  die  grell  bunte  Fär- 
bung des  ganzen  Thieres  habe  ich  bei  keiner  Ungarischen 
Leineri  so   gesehen. 

Kussische  Exemplare,  wie  sie  Kindermann  als  Cervina*) 
(ohne  Zweifel  nach  Verständigung  mit  Eversmann  über  die 
Richtigkeit  dieses  Namens)  versandte,  weichen  etwas  von 
dem  Ungarischen  Typus  ab  und  zeigen  in  Zeichnung  und 
Färbung  einige  Annäherung  an  Milleri.  Namentlich  führen 
sie  reichlicher  als  Leineri  weisse  Schuppen  auf  den  Rippen, 
besonders  auf  der  Subdorsale,  deren  Aesten  und  im  untern 
Ende  der  Nierenmakel,  sowie  auch  an  dieser  und  der  Wellen- 
linie Spuren  von  verwaschenen  Schatten;  aber  sowohl  hierin 
als  in  der  Deutlichkeit  der  Makeln  und  Querlinien  stimmen 
die  einzelnen  Stücke  unter  sich  keinesweges  überein,  so  dass 
einige  mehr,  andere  weniger  sich  der  Milleri  nähern.  Diese 
bald  sparsamer,  bald  reichlicher  auftretenden  weissen  Schuppen 
auf  den  Rippen  vermitteln  den  Uebergang  von  den  breit 
weissen  Rippen  der  Milleri  zu  den  dunkeln,  mit  einzelnen 
weissen  Schuppen  der  Leineri  und  entkräften  die  Bedeutung 
dieser  Rippenfärbung  als  Artunterschied  beider. 

Stgr.  zeigte  mir  ein  mit  der  Weissenborn's^hen  Samm- 
lung in  seinen  Besitz  übergegangenes  Thier,  welches  er  mit 
Sicherheit  als  das  Original  zu  HS.  fig.  163  und  164  ansah, 
da  eine  beschädigte  Stelle  des  linken  Oberflügels  auch  im 
Bilde  zu  erkennen  war  (was  aber  in  meinem  Exemplar  des 
Werks  nicht  der  Fall  ist).  Es  hat  nicht  so  dunkle  Unter- 
flügel, keine  so  auffallende  Zapfenmakel  und  überhaupt  nicht 
ganz  so  scharfe  Zeichnung  wie  das  sonst  den  Russischen 
Typus  in  der  Hauptsache  gut  veranschaulichende  Bild.     Nach 


*)  Cervina  Gcrmar,  Fauna  insect.  Europ.  fasc.  XXII.  No.  19  und 
HS.  p.  291  f.  451,  beide  nach  Originalen  aus  Kaden's  Sammlung,  ge- 
hören nicht  bierher,  sondern  nach  Staudinger  zu  Had.  Exulis  Lef.  — 
Herr  Dr.  Schaufuss  war  so  freundlich,  mir  die  Schränke  dieser  Samm- 
lung zu  öffnen,  da  ich  die?e  Originale  zu  sehen  wünschte;  es  gelang 
uns  aber  nicht,  sie  aufzufinden,  und  ich  vermuthe,  dass  sie  gar  nicht 
mehr  in  der  Sammlung  stecken.  Uebrigens  versicherte  mir  Stgr., 
dass  Kaden  selbst  ihm  vor  Jahren  diese  Thiere  gezeigt,  und  dass  er 
sie  mit  aller  möglichen  Sicherheit  als  Var.  von  Exulis  erkannt  habe. 


272 

Weissenborn's  Corvespondenz,  die  Stgr.  gleichfalls  besitzt, 
glaubte  er  die  Herkunft  dieses  Originals  aus  Russland  ver- 
siehein zu  können.  Im  'i'exte  des  HS'schen  Werkes  p.  272, 
wo  die  flg.  163,  164  zu  Getvina  Ev.  citirt  sind,  ist  des  Ori- 
ginals derselben  weiter  keine  Erwähnung  geschehen;  aber  auf 
p.  291  ist  bei  Cervina  Germ,  ein  von  Weissenborn  mitge- 
theiltes  $  aus  den  Polargegenden  —  „dessen  Stellung  hier 
(bei  Gervina  Germ.)  zwar  etwas  zweifelhaft  ist'''  — be- 
schrieben. Diese  Besclireibung  passt  genau  auf  fig.  163,  164, 
deren  jedoch  an  dieser  Stelle  keine  Erwäiinung  geschieht. 
Sollte  dieser  ganze  Passus  nicht  auf  p.  272  gehören  und  nur 
durch  Versehen  auf  p.  291  gerathen  sein? 

Es  wäre  gar  nicht  schwierig,  nach  den  wenigen  mir 
bekannt  gewordenen  Exemplaren  aller  drei  Formen  mehrere 
Merkmale  zu  ihrer  Unterscheidung  aufzustellen;  aber  alle 
diese  Kennzeichen  würden  nur  aus  der  Färbung  und  aus  der 
grösseren  oder  geringeren  Deutlichkeit,  mit  welcher  der  allen 
gemeinschaftliche  Zeichnungstypus  ausgeprägt  ist,  zu  ent- 
nehmen sein;  wenigstens  liabe  ich  keine  andern  entdecken 
können.  Erwägt  man  aber,  wie  sehr  in  dieser  Beziehung 
viele  Arten,  und  nicht  allein  Eulen,  veränderlich  sind  (z.  B.  nur 
Had.  Exulis  Lef.  [vide  Stett.  Ent.  Zeit.  XVIII.  p.  238  und 
XXV.  p.  183],  Agrot.  Gur.'^oria,  Tritici,  Ripae),  so  wird  man 
solchen  Unterschieden  in  vorliegendem  Falle  nicht  hinreichen- 
des Gewicht  zugestehen  können,  um  sie  als  vollberechtigte 
Artunterschiede  gelten  zu  lassen.  Aber  noch  weniger  kann 
ich  alle  drei  Formen  entschieden  als  eine  Art  zusammen- 
werfen; im  Gegentheil  bin  ich  der  Ansicht,  dass  ihre  speci- 
fische  VersCTiiedenheit  Mahrsclieinlicher  ist  ^nd  mehr  Gründe 
für  sich  hat.  Am  meisten  Gewicht  möchte  ich  auf  den  Jm- 
stand  legen,  dass  jede  der  3  Formen  an  Localitäten  vor- 
kommt, die,  durch  grosse  Entfernungen  getrennt,  nach 
Klima  etc.  sehr  verschieden  sind.  Im  Sinne  Darwin's  könnten 
also  alle  drei  Formen,  zwar  von  einem  Tjpus  stammend, 
aber  unter  den  sehr  verschiedeneu  Existenzbedingungen  ihrer 
resp.  Heimathländer  auf  dem  Wege  sein,  sich  zu  vollberech- 
tigten Arten  lierauszubildeu,  die  im  gegenwärtigen  Stadium 
zwar  noch  Schwankungen  und  Annäherungen  unter  einander 
zeigen,  mit  der  Zeit  aber  jede  einen  constant  ausgeprägten 
eigenthümlichen  Typus  erreichen  werden. 

2. 

Bot.  Gilialis  Hübner  fig.  119  ist  schon  Veranlassung  zu 
mancher  Missdeutung  geworden.  So  hatte  Lienig  eine  Liv- 
ländi&che   Art    in   ihrem    ersten  Verzeichnisse   der  Schmetter- 


273 

linge  etc.  (Sendungen  der  Kurländischen  Gesellschaft  für  Lite- 
ratur und  Kunst  p.  117 — 119)  unter  diesem  Namen  auf;^eführt; 
weil  aber  Treitschke's  Beschreibung  der  Cilialis  (Schmetter- 
linge von  Europa  Band  VII.  p.  124)  sich  nicht  gut  auf  ihr 
Thierchen  anwenden  liess,  so  benannte  sie  dasselbe  1846  in 
der  Isis  p,  207  als  neue  Art:  Venosalis,  aber  ohne  von  der- 
selben eine  Beschreibung  zu  geben.  Einige  bei  Kowno  ge- 
fangene Stücke  dieser  Art  wurden  mir  von  Lienig  selbst  als 
ihre  Venosaiis  bestimmt,  und  nach  diesen  gab  ich  im  Jahre 
lf-48  eine  Beschreibung  derselben  in  den  Arbeiten  des  Natur- 
forscher-Vereins zu  Riga  B.  I,  p.  283.  Die  beigegebene,  durch 
die  Redaction  besorgte  Abbildung  ist  eine  gänzlich   verfehlte. 

In  ßraunschweig  sah  ich  dasselbe  Thier  bei  Heinemann 
als  Cilialis  Hb.  Tr. ;  in  Reutti's  Sammlung  traf  ich  es  als 
seine  Virgata,  die  er  in  der  Lepidoptern-Fauna  Badens  p.  139 
als  verschieden  von  Cilialis  Hübn.  beschrieben  und  zugleich 
die  richtige  Vermuthung  ausgesprochen  hat,  dass  Virgata  die 
noch  unbeschriebene  Venosaiis  Lg.  sein  könnte. 

Herrich-Schäffer's  Cilialis  B.  IV  p.  8  f.  60  ist  nach  Ab- 
bildung und  Beschreibung  ein  ganz  anderes  Thier,  und  zwar 
nach  einer  brieflichen  Mittheilung  von  ihm  —  Chilo  acutellus 
Ev.,  den  Lederer  ins  Genus  Calamochvous  (Wien.  Ent.  Mon. 
B.  VII  p.  386)  stellt. 

Cilialis  HS.  f.  119  stellt  Lederer  (ibid.  p.  372)  ins  Genus 
Botys,  citirt  dazu  Tr.  B.  VII  p.  124  mit  dem  Zusätze:  „(Mus. 
Caes.)"-'  er  hat  also  ohne  Zweifel  die  Art  in  diesem  Museum 
als  die  richtige  Treitschke'sche  gesehen  —  und  giebt  Italien 
als  fragliches  Vaterland  an;  Virgata  erwähnt  er  gar  nicht, 
während  Heinm.  diese  in  seinem  Werke  (Zünsler  p.  68)  bei 
Cilialis  als  Synonym  citirt. 

Um  darüber  ins  Klare  zu  kommen,  ob  die  Wiener  Cilialis 
wirklich  identisch  mit  Cilialis  Heinm.  Virgata  Rtti.  ist?  — 
schickte  ich  einen  Vorderflügel  meiner  Venosaiis  im  April 
1868  an  Rogenhofer  (Lederer  war  schon  nach  Varna  abge- 
reist) mit  der  Bitte,  denselben  mit  Cilialis  des  Mus.  Caes.  zu 
vergleichen  und  mir  das  Ergebniss  mitzutheilen.  Er  war  so 
freundlich,  sich  dieser  Mühe  zu  unterziehen,  und  meldete  mir, 
dass  das  im  Mus.  Caes.  hefindliciie,  als  Cilialis  etiquettirte 
Pärchen  (das    ,^  aus  Mazzola's*),  das  $  aus  Podevin's  Samm- 


*)  Die  Vermuthung  Rogenhofers,  dass  dieses  Stück  Hübner  vor- 
gelegen haben  könnte,  da  viele  Originale  seiner  Abbildungen  aus 
Mazzola's  Sammlung  stammten,  kann  ich  nicht  theilen ,  da  Hübner's 
f.  119  nach  einem  weiblichen  Exemplare  gemacht  ist,  wie  der  fehlende 
Bogenstreif  der  Unterllügel  zeigt.  Diesen  Geschlechtsunterschied  hat 
nul  Reutti  allein  hervorgehoben  •  ich  finde  ihn  sonst  nirgends  erwähnt. 


lung)  in  den  Voiderflügeln  mit  dem  von  mir  erhaltenen  genau 
übereinstimmt. 

Wenn  das  nun  auch  die  Identität  von  Cilialis  im  Mus. 
Caes.  mit  Cilialis  Heinm.,  Virgata  Rtti  und  Venosalis  Lienig 
feststellt,  so  sind  damit  doch  noch  niclit  alle  Zweifel  über 
Cilialis  Hübner's  und  Treitschke's  beseitigt.  Namentlich  zeigt 
die  flg.  119  einen  etwas  abweichenden  Flügelschnitt  und  (in 
meinem  Ex.  des  Werkes)  eine  düstrer  braune,  ziemlich  klecksig 
aufgetragene  Färbung,  welche  den  Costalrand  in  zu  grosser 
Breite  weiss  lässt;  das  Fehlen  des  bräunlichen  Bogenstreifs 
der  Hinterflügel,  den  das  ,^  besitzt,  kennzeichnet  diese  Figur 
als  Abbildung  eines  $,  während  doch  wieder  Leib  und  Fühler 
nicht  M'ie  weibliche  aussehen.  —  Treitschke's  Beschreibung, 
obschon  von  beiden  Geschlechtern  sprechend,  scheint  doch 
nur  nach  einem  Weibciien  verfasst  zu  sein,  denn  er  schweigt 
vom  Bogenstreife  der  Hinterflügel,  erwähnt  dagegen  des  rost- 
braunen Mittelmonds  der  Vorderflügel  (den  auch  fig.  119 
zeigt),  welcher  wiederum  dem  Männchen  fehlt  oder  wenig- 
stens sehr  verloschen  ist,  —  Die  Bogenlinie  der  Vorderflügel 
bezeichnet  Treitschke  als  gleichförmig  mit  dem  Mittel- 
monde, also  mit  der  Concavität  nach  aussen  und  nicht 
geschwungen.  Bis  auf  diesen  Passus,  der  offenbar  auf  Rech- 
nung einer  ungenauen  Rechnungsweise,  wie  sie  manchmal  bei 
Tr.  vorkommt,  zu  setzen  ist,  —  stimmt  die  übrige  Beschrei- 
bung so  befriedigend,  dass  nur  noch  die  Grös?enangabe:  — 
„meist  wie  Rubiginalis,  zuweilen  wie  Trinalis"  —  stutzig 
macht.  —  Cilialis  ist  in  der  Grösse  nur  wenig  veränderlich, 
und  ich  habe  kein  so  kleines  Ex.  gesehen  wie  Rubiginalis, 
weshalb  ich  mit  HS.  vermuthen  möchte,  dass  Treitschke  mit 
Cilialis  noch  eine  kleinere  Art,  vielleicht  Catalaunalis,  ver- 
mischt und  diese  für  das  Männchen  gehalten  hatte.  Aber 
wenn  dieser  Umstand  auch  die  Grössenangabe  fälschte,  so 
enthält  doch  die  ganze  übrige  Beschreibung  nichts,  was  nicht 
von  Cilialis  entnommen  wäre. 

Lässt  man  nun  Cilialis  Tr.  als  identisch  mit  Cilialis  Hm. 
und  Virgata  Rtti.  gelten,  —  erwägt  man,  dass  Treitschke 
wahrscheinlich  jene  als  Cilialis  bezettelten  Exemplare  des 
Mus.  Caes.  aus  Mazzola's  und  Podevin's  Sammlungen  gesehen 
hat,  dass  er  Hübner's  f.  119  unbedenklich  zu  seiner  Cilialis 
citirt,  und  dass  auch  Lederer  beide  vereinigt,  so  »wird  man 
wohl  nicht  in  der  Annahme  irren,  dass  Hübner  dieselbe  Art 
als  Original  seiner  fig.  119  vor  siel»  hatte,  die  freilich  nur  ein 
im  Umrisse  nicht  ganz  gelungenes,  in  der  Färbung  verkleckstes, 
aber  doch  in  der  Hauptsache  den  Typus  des  Thieres  erkenn- 
bar wiedergebendes  Bild  ist. 

Zu    Acutellus    Ev.    kann   Hb.    fig.  119  ganz  entschieden 


275 

nicht  gehören,  denn  Eversmann's  (mir  in  Natur  unbekannte) 
Art  hat  viel  längere  Palpen,  keinen  Mittelmond  und  keine 
Queretreifen  der  VorderflUgel,  wie  obige  Abbildung  sie  zeigt, 
und  80  grobe  Fehler  machte  Hübner  nicht. 

Cilialis  fig.  821   in    Wood    Index   etc.,    nach    einem  Ex. 
aus  Curtis's  Sammlung,  ist  nach  Umriss,  Zeichnung,  Färbung 
und  der  angegebenen  Grösse  von  IV«  Zoll,  so  sehr  verschie- 
den, dass  sie  unmöglich  zu  unserer  Art  gehören  kann.  Lederer 
vermuthet  (Wien.  Ent.  Mon.  VII   p.  387  Anmerkung)  in  der 
Nascia  Cilialis  Curt.  eine  Var.  von  Chilo  phragmitellus. 
Die  Sjnonymie  unserer  Art  wäre  demnach: 
Botys  Cilialis  Hb.  fig.  119  (non  Herr.-Schaeff.) 
Cilialis  Tr.  Band  VII  p.  124. 
Venosalis    Lg.    Arbeiten    des    Naturforsch.    Vereins  zu 

Riga  Band  I.  pag.  283. 
Virgata  Reutti  LepidopternFauna  Badens  p.   139. 
Cilialis  Heinm.  Zünsler  etc.  p.  68. 

3. 

In  Stettin  sah  ich  zum  erstenmal  Repräsentanten  des 
Genus  Acentropas,  welches  mich  ungemein  interessirte,  und 
Prof.  Hering  war  so  freundlich,  mir  2  aus  Stralsund  stammende 
Männchen  der  als  NivenS  OJiv.  geltenden  Art  zu  überlassen. 
Dr.  Schleich  war  so  gütig,  ein  ,^  von  Latipennis  Möschl. 
aus  Sarepta  mir  auch  noch  aus  seiner  Sammlung  zu  geben; 
Weibchen  waren  von  beiden  Arten  in  den  Slettiner  Samm- 
lungen nicht  vorhanden. 

In  London  hatte  Herr  M'Lachlan  die  Güte,  mir  aus  seiner 
Sammlung  einen  rj  und  ein  geflügeltes  Weibchen  als 
Englische  Niveus  zu  geben. 

In  Ueberlingen  sah  ich  bei  Herrn  Reutti  eine  grosse 
Anzahl  auch  als  Niveus  Oliv,  geltender,  von  ihm  im  dortigen 
See  gefangener  Männchen  und  kurzgeflügelter  Weibchen 
nebst  den  zugehörigen  Raupen  in  Spiritus  und  verdanke  seiner 
Liberalität  einige  20   ,S  und  4  $. 

Da  ich  alle  auf  der  Reise  erhaltenen  Thiere  direct  nach 
Dresden  vorausgeschickt  hatte,  so  konnte  ich  sie  erst  dort 
vergleichen  und  erwarb  zugleicli  von  Staudgr.  noch  ein  cJ 
von  Latipennis. 

Stgr's.  Bemerkung,  dass  die  Englischen  Niveus  unmöglich 
mit  den  deutschen  identisch  sein  könnten,  konnte  ich  nur 
beistimmen,  obschon  eine  gewichtige  Autorität  (Dr.  Hagen; 
Stett.  Ent.  Z.  1859  p.  203}  sich  dahin  ausgesprochen  hat, 
„dass  es  zwei  Formen  des  Weibchens  zu  geben  scheine,  eine 
mit  kurzen,  die  andere  mit  langen  Oberflügeln'*. 


276 

Sogleich  nach  meiner  Ankunft  zu  Hause  ging  ich  an  die 
Untersuchung  der  Acentropus-Arten,  wobei  aber  mein  Material 
sieli  sogleich  als  unzulänglich  er^  ies.  Es  fehlte  mir  gänzlich 
der  von  Kolenati  im  Jahre  1846  bei  Petersburg  in  der  Newa 
gefundene  Acentropus;  meine  beiden  Englischen  Stücke  waren 
alt  und  theilweise  defect ;  die  in  England  vorkommende  un- 
geflügelte Form  des  Weibchens  fehlte  mir  gleichfalls,  sowie 
auch  die  bei  Paris  vorkommende,  von  Olivier  zuerst  als 
Niveus  beschriebene  Art.  —  Letztere  selbst,  oder  auch  nur 
näheie  Auskunft  über  sie  zu  erhalten,  konnte  ich  voiläutig 
nicht  hoffen,  bat  aber  die  Herren  Stainton  und  M'Lachlan  um 
Zusendung  von  Englischem  Material  in  möglichster  Vollstän- 
digkeit und  um  auszugsweise  Mittheilung  der  betreffenden 
Englischen  Schriften.  Bald  nachher  erhielt  ich  von  M'Lachlan 
4  Männchen,  welche  er  bei  Hampstead  in  der  Nähe  Londons 
gefangen  hatte,  und  von  Stainton  fünf,  von  Edwin  Brown  in 
Burton  -  on  -  Trent  gesammelte  Männchen,  sowie  auch  eine 
Schrift  des  letzteren  Herrn,  betitelt:  „On  the  Genus  Acen- 
tropus"-'  und  alle  Englischen  Nachrichten  über  dasselbe  um- 
ständlichenthaltend, also  ganz  meinem  Zwecke  entsprechend. 
Ich  benutze  diese  Gelegenheit,  um  beiden  Herren  für  ihre 
Freundlichkeit  meinen  herzlichen  Dank  abzustatten. 

Da  eine  an  Prof.  Nicker!  gerichtete  Bitte  um  Mittheilung 
von  Original-Exemplaren  des  von  Kolenati  in  der  Newa  ge- 
fundenen Acentropus  ohne  Antwort  blieb  und  mittlerweile 
der  Juli,  dessen  Flugzeit,  herangekommen  vAar,  so  entschloss 
ich  mich  zu  einer  Reise  nach  Petershuig,  wo  ich  am  12/24. 
Juli  eintraf  und  noch  denselben  Abend  den  von  Kolenati  ganz 
genau  angegebenen  Flugort  des  Acentropus  zu  Boot  besuchte. 

Aber  nicht  allein  an  der  von  Kolenati  bezeichneten  Stelle, 
sondern  in  diesem  ganzen  Arme  der  Newa  traf  ich  sehr 
zahlreich  inselartige  Flecke  verschiedener  Grösse  aus  Pota- 
mogeton-Arten  bestehend  und  auf  jedem  den  Acentropus 
überaus  häufig,  aber  nur  Männchen,  und  aller  Aufmerksamkeit 
ungeachtet,  konnte  ich  selbst  unter  Wasser  und  in  ziemlicher 
Tiefe  keine  Weibchen  finden,  so  wenig  als  Puppen  oder  deren 
leere  Hülsen.  Dieses  auffallende  gänzliche  Fehlen  der  Weib- 
chen macht  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  sie  nicht  gleichzeitig  mit 
den  Männchen  erscheinen,  deren  Hauptflugzeit  eben  eingetreten 
zu  sein  schien.  Von  den  etwa  anderthalb  hundert  eingesam- 
melten Männchen  hat  leider  kein  einziges  volls-tändige  Fransen, 
obschon  sie  übrigens  fast  ganz  unbeschädigt  sind. 

Sie  sassen  schläfrig  auf  schwimmenden  Theilen  der 
Pflanze  und  auch  auf  andern  Gegenständen,  oft  zu  2 — 3  Stück 
aufeinander,  so  dass  ich  zuerst  glaubte,  sie  in  Begattung  ge- 
griffen   zu    haben;    —     oder   sie   schwärmten    dicht   über  der 


277 

Oberfläche  des  Wassers.  Sie  flatterten  dabei  zuerst  rasch  in 
kleinen  Kreisen  herum,  fast  immer  mit  den  Füssen  noch  das 
Wasser  berührend,  und  erhoben  sich  meifctens  nur  einige  Zoll 
über  dtisselbe,  um  sich  gleich  darauf  niederzusetzen.  —  An 
den  folgenden  Tagen,  wurde  ich  durch  ungünstiges  Wetter 
und  andere  Umstände  von  einem  nochmaligen  Besucii  des 
Fundorts  abgehalten. 

Obschon  mein  Material  auch  jetzt  noch  kein  vollständiges 
ißt  und  der  leidende  Zustand  meiner  Augen  dessen  Unter- 
suchung verzögert  und  erschwert  hat,  so  glaube  ich  doch, 
mit  dem  Ergebniss  derselben  schon  jetzt  hervortreten  zu 
müssen,  weil  ich  hoß'e,  dadurch  allgemeineres  Interesse  für 
diesen  interessanten  Gegenstand  anzuregen. 

Wenn  man  alle  Angaben  über  die  unter  dem  Namen 
Acentropus  niveus  zusammengefassten  Thiere  oder  diese  selbst 
genauer  vergleicht,  so  kommt  man  zu  der  Ansicht,  dass  sie 
nicht  alle  zu  einer  Art  gehören  können.  Neuerdings  (An. 
1863}  hat  auch  schon  E.  Brown  in  seiner  erwähnten  Schrift, 
von  dem  Englischen  Niveus  den  früheren  Hansoni  wieder  als 
eigene  Art  abgetrennt  und  unterscheidet  von  beiden  noch  Ac. 
Newae  Kolenati  in  folgender  Weise: 

1)  Ac.  niveus  =  Garnonsii  Gurt,  mit  ungeflügeltem 
Weibe,  dessen  Hintertibien  lange,  weisse,  seidenartige 
Fransen  haben.  Bei  Glanville's  Wootton  und  Burton- 
on-Trent. 

2)  Ac.  Hansoni  =  Zancle  Hansoni  Stph.  in  der  Nach- 
barschaft London's  und  bei  Reading.  Das  Männchen 
stimmt  ganz  mit  dem  der  vorigen  Art  überein,  nur 
scheint  es  ein  wenig  kleiner  mit  etwas  weniger  keu- 
lenförmigen Oberflügeln;  diese  Unterscliiede  sind  aber 
so  unbedeutend,  dass  es  unmöglich  ist,  nach  ihnen 
beide  Arten  zu  trennen.  Das  Weibchen  aber  ist 
vollkommen  geflügelt,  grösser  als  das  Männchen  und 
hat  langgefranste  Hinterschienen. 

3)  Ac.  Newae  Kolenati.  Das  Männchen,  mit  Ocellen, 
ist  etwas  kleiner  als  vorige  Art;  das  Grössenverhält- 
niss  seiner  Vorderflügel  zu  seinen  Hinterflügeln  ist 
aber  ein  von  dem  beider  vorigen  Arten  ganz  auffallend 
verschiedenes;  seine  Hinterschienen  haben  zwei  Zähne. 
Das  Weibchen  ist  unbekannt.  (Brown  vermuthet, 
aber  gewiss  irrthümlich,  dass  Latipennis  als  $  liierher 
gehören  könnte. 

Die  angeführten  Merkmale  zeigen  so  wesentliche  Unter- 
schiede, dass  diese  Arten  als  fest  begründet  anzusehen  wären, 
wenn  nur  eben  diese  Merkmale  selbst  als  immer  vorhandene 
und  stichhaltige  sich  bewährten.  — 


278 

Heinemann  sagt  in  seiner  Diagnose  der  Gattungsmerk- 
male   von    Acentropus    (Die    Schmett.    Deutschlands    etc.   die 

Zünsler  p.  107):  —   „ohne  Nebenaugen, das  Weib 

mit  ganz  kurzen,  spitzen  Flügelstumpfen.''  —  Auf  p.  108 
nennt  er  das  Weibchen  seiner  einzigen,  im  Bodensee  lebenden 
Art:  —  „ungeflügelt"  — ;  es  hat  aber  in  der  That  kurze 
Flügelstummel,  wie  ich  an  zwei  Exemplaren  aus  dem  Boden- 
see finde,  so  dass  diese  Art  nicht  identisch  sein  kann  mit  der 
ungeflügelte  Weibchen  besitzenden  Englischen  Art.  Wenigstens 
bezeichnet  Brown  die  Weibchen  dieser  letzteren  nur  als:  — 
„apterous,  wingless"  —  d.  h.  als  ungeflügelt,  flügellos,  ohne 
jemals  einer  Spur  von  Flügeln  zu  erwähnen  oder  sie  in  seiner 
Abbildung  darzustellen,  obgleich  Hagen  in  Englischen  Samm- 
lungen lang  und  kurz  geflügelte  Weibchen  gesehen  hat.  Aber 
auch  das  Fehlen  der  langen,  haarigen  Fransen  der  Hinter- 
schienen (wenigstens  erwähnt  Heinm.  ihrer  bei  seiner  Art 
nicht)  trennt  sie  von  den  Englischen  Arten,  und  das  Felilen 
der  2  Zähne  der  männlichen  Hinterschienen,  die  Heinm,  gewiss 
nicht  übersehen  hätte,  scheidet  sie  auch  von  Ac.  Newae. 
Wenn  alle  die  angegebenen  Unterschiede  stichhaltig  sind,  so 
würden  wir  also  noch  eine  vierte  Art  aus  Niveus  erhalten. 

Ob  aber  überhaupt  eine  von  diesen  Arten,  und  welche 
namentlich,  der  richtige  Ac.  Niveus  Oliv.  u.  Latr,  ist,  moBS 
vorläufig  ganz  unentschieden  bleiben,  und  es  wäre  nicht  Wn- 
roöglich,  dass  mit  diesem  Namen  eine  von  allen  obigen  ver- 
schiedene, also  fünfte,  Art  bezeichnet  wäre.  Olivier  sagt  von 
seiner  Art  nur  Folgendes  (Encjclop.  Method.  an  1791  tome  VI). 

pag.  53fi.    Nr.  42.    Frigane  blanche. 

Blanche;  yeux  noirs,  dos  de  l'abdomen  obscui. 

pag.  549.  Nr.  42.  Frigane  blanche.  Phrjganea  nivea. 

Phryganea  alba  oculis  nigris,  abdominis  dorso  fusco. 

Elle  a  ä  peine  3  lignes  de  long.  Les  antennes  sout  blanches 
de  la  longueur  du  corps.  Les  yeux  sont  noirs.  Tout  le  corps 
est  blanc  avec  la  partie  superieure  de  Tabdomen  un  peu 
obßcure.  Les  alles  sont  eiliges,  blanches  sans  taches.  Elle 
se  trouve  aux  environs  de  Paris. 

Latreille  (dessen  Werk  ich  nicht  selbst  nachschlagen 
kann)  fasst  sich  nach  E.  Brown's  Angabe  noch  kürzer  (Hist. 
natur.  des  Crustac6s  et  Insectes,  T.  XIll)  und  sagt  nur: 

„Frygane  blanche,  Phryganea  nivea  Olivier.'' 

„Blanche;  alles  ciliees;  partie  superieure  de  l'abdomen 
„obscure.     A  Paris." 

Nimmt  man  die  Farbenbezeiclmung  in  diesen  Beschrei- 
bungen   wörtlich   genau,   so    dürften    sie   kaum   auf  die  oben 


279 

erwähnten  bekannten  Arten  anzuwenden  sein,  da  keine  von 
ihnen  wirklich  nur  weiss  ist.  Stösst  man  sich  aber  liieran 
nicht,  so  sind  doch  diese  Beschreibungen  so  oberflächlicii  und 
ungenügend,  dass  es  unmöglich  ist,  die  damit  gemeinte  Art 
heraus  zu  kennen. 

Obige  Zerlegung  des  bisherigen  Ac.  niveus  in  mehrere 
Arten  berulit  auf  der  Voraussetzung,  dass  alle  in  den  ver- 
schiedenen Schriften  angegebenen  Merkmale  auch  wirklich  in 
der  Natur  vorhanden  und  stichhaltig  sind.  Dem  ist  aber 
nicht  so;  denn  nach  sorgfältiger  und,  so  weit  der  Zustand 
meiner  Augen  es  zuliess,  —  genauer  Untersuchung  der  mir 
zu  Gebote  stellenden  Thiere  dieser  Gattung,  habe  ich  manche 
irrthümliche  Angabe  gefunden,  namentlicli  in  Kolenati's  Be-, 
Schreibung  und  Abbildung  seines  Ac.  Newae. 

Die  von  ihm  gesehenen  Nebenaugen  zwischen  den  P'iih- 
lern  habe  ich  aller  Mühe  ungeachtet  weder  an  Ac.  Newae, 
noch  an  einer  der  anderen  Arten  dieser  Gattung  auffinden 
können,  und  da  auch  Heinm.  das  Fehlen  der  Nebenaugen 
ausdrücklich  als  Gattungsmerkmal  hervorhebt,  so  glaube  ich, 
dass  sie  in  der  That  nicht  vorhanden  sind,  wenigstens  nicht 
auf  der  von  Kolenati  angegebenen  Stelle. 

Seine  Abbildung  des  Männchens  Fig.  2  tab.  VII  des  II. 
Bandes  der  Wien.  Ent.  Mon.  zeigt  ein  Grössenverhältniss  der 
Vorder-  und  Hinterflügel,  wie  es  bei  keinem  meiner  150 
Exemplare  des  Ac.  Newae  existirt.  Erstere  sind  zu  spitz  und 
zu  gro?s  gegen  die  letzteren.  Im  Durchschnitt  haben  die 
Flügel  dieselbe  Form  und  relative  Grösse,  wie  die  Thiere 
aus  dem  Bodensee  und  anderen  Gegenden. 

Die  von  ilim  Fig.  9  (1.  c.)  abgebildeten  Schuppenfornien 
sind  auch  nicht  naturgetreu.  Statt  der  kurzen,  stumpfen 
2—3  Zäiine  der  Fig.  b.  und  c,  laufen  die  Schuppen  der 
Plögelfläclie  zumeist  in  2 — 4  scharfe,  lange  ('/g  bis  ^j  der 
ganzen  Scliuppenlänge)  zahnartige  Spitzen  aus;  einzelne  lan- 
cettfönnige  Schuppen  finden  sich  ziemlich  allenthalben  zwi- 
schen diesen  in  scliarfe  Spitzen  gespaltenen;  auch  sind  die 
versciiiedenen  Schuppenformen  keineswegs  an  bestimmte  Oert- 
lichkeiten  gebunden;  nur  auf  der  Unterseite  des  Vorderdügels 
zwisciien  Ast  8  und  dem  Vorderrande  finden  sich  dicht  ge- 
drängt blassbräunliche,  spateiförmige,  von  der  Flügeltläche 
abstehende  Scliuppen,  so  dass  diese  Stelle  eigenthümlich  rauh 
erscheint.  Ebenso  verhält  es  sich  auch  mit  den  Schuppen- 
formen der  anderen  Arten,  deren  Fransenschuppen  keine 
wesentlichen  Abweichungen  zeigen  von  denen  der  Petersburger 
Art,  wie  sie  Kolenati  dargestellt  hat,  ausser  dass  auch  noch 
lange,  haarförmige,  starre  Schuppen  in  den  Fransen  vorhanden 
sind,  deren  Kolenati  nicht  erwähnt,  die  sich  aber  bei  einigen 


280 

meiner  Stücke  der  Newae  stellenweise,  besonders  am  Innen- 
rande der  Hinterflügel  erhalten  Jiaben.  Diese  eigenthümlichen 
SchiippenCormen  und  ihre  Vertheilung  über  die  Flügel  zeigen 
bei  allen  Arten  so  viel  Uebereinstimmendes,  dats  sie  höchstens 
vielleicht  als  Gattungf^meikmal,  nicht  aber  zur  Trennung  der 
Arten  benutzt  Meiden  können.   — 

Die  Untersuchung  der  Schuppen  von  den  Flügelstummeln 
der  Weibchen  aus  dem  Bodensee  (von  denen  ich  nur  noch 
2  übrig  habe)  wollte  mir  nich^  recht  gelingen;  ich  fand  nur 
kleine  zweispitzige  und  andere,  mehr  als  doppelt  so  grosse, 
sehr  dunkle  Schuppen  welche  letzteren  die  Gestalt  von 
Kolenati's  Fig.  9,  d  fl.  c.)  hatten. 

An  keiner  der  Schienen  konnte  ich  die  von  Kolenati 
in  seiner  Fig.  8  angegebenen  spitzen,  zahnartigen  Höckerchen 
sehen;  fand  aber  dagegen  unter  dem  Mikroskop  am  Ende  der 
Mittelschiene  einen,  an  den  Hinterschienen  unweit  der  Mitte 
und  am  Ende  (ganz  analog  den  paarigen  Sporen)  je  einen 
kleinen  Dorn,  dem  Aussehen  nach  von  derselben  Substanz 
wie  die  Schiene  selbst,  also  nicht  blos  eine  Schuppe. 

Diese  Dornen  konnte  ich  aber  nicht  immer  bei  allen 
untersuchten  Thieren  finden,  die  meisten  hatten  sie  nicht  voll- 
ständig, einigen  fehlten  sie  ganz,  manchmal  nur  den  Schie- 
nen der  einen  Körperseite,  während  die  der  andern  Seite 
desselben  Thieres  sie  deutlich  zeigten.  Aus  diesem  Umstände 
muss  geschlossen  werden,  dass  die  fehlenden  Dornen  abge- 
brochen waren,  und  da  ihrer  sehr  viele  fehlten,  so  scheinen 
sie  sehr  leicht  abzubrechen. 

Bei  Untersuchung  der  andern  Arten  fand  ich  ganz  in 
derselben  Weise  und  Beschaffenheit  wie  bei  Newae,  auch  diese 
Dornen,  bis  auf  Latipennis  und  Hansoni,  wo  ich  sie  nicht 
deutlich  sehen  konnte;  es  ist  aber  wahrscheinlich,  dass  sie 
an  meinen  wenigen  Stücken  nur  abgebrochen  waren.  Diese 
Beweiirung  der  Füsse  macht  den  Gattungsnamen:  „Acentropus'*' 
zu  einem   ganz  un])assenden. 

Die  Begattungswehr  der  Männchen  ist  von  Kolenati  und 
auch  von  Brown  nicht  richtig  abgebildet;  der  mittlere  (obere), 
in  eine  Spitze  endigende  Lappen  hat  bei  keiner  Art  einen 
Zahn  oder  Nebenlappen  am  Seitenrande,  wie  Kolenati's  Fig.  3 
und  Brown's  Fig.  4  zeigen.  Au  der  untern  (inneren)  Seite 
dieses  Lappens  befindet  sich  in  dessen  Mitte  wie  unter  einem 
Vordache  ein  s])itzer  horniger  Höcker  (der  Penis?),  der  bei 
der  Seiten- Ansicht  des  Thieres  sichtbar  wird  und  offenbar 
für  den  erwähnten  Zahn  oder  Nebenlappen,  wie  ihn  obige 
Bilder  zeigen,  angesehen  worden  ist. 

Nach  Brown  haben  sowohl  die  geflügelten  als  die  un- 
geflügelten   Weibchen    der   Englischen    Arten    an  den  Hinter- 


381 

schienen  lange,  "weisse,  seidenartige  Fransen  wie  Mähnen.  — 
Aus  England  habe  ich  nur  ein,  und  zwar  geflügeltes  Weibchen, 
an  dessen  Schienen  ich  keine  solche  Fransen  finden  konnte, 
wohl  nur  deshalb,  weil  das  alte,  keineswegs  unbeschädigte 
und  reine  Stück  sie  verloren  hatte.  An  den  Schienen  der 
Männchen  beider  Englischer  Arten  selie  ich  ebenso  wenig 
Fransen;  aber  die  Exemplare  vor  mir  sind  alle  in  noch  viel 
schlechterem  Zustande,  als  das  Weibchen.  Uebrigens  scheint 
auch  Brown  an  den  Männchen  der  Englischen  Arten  gleich- 
falls diese  Fransen  nicht  gefunden  zu  haben,  denn  sonst  würde 
er  ihrer  doch  gewiss  erwähnt  haben. 

Bei  meinen  2  Männchen  aus  Stralsund  glaube  ich  aber, 
wenn  auch  sehr  undeutlich,  eine  Spur  der  Fransen  ah  der 
Hinterschiene  des  einen  zu  sehen,  habe  indess  aller  Mühe 
ungeachtet  keine  Gewissheit  erlangen  können.  —  Ein  Männ- 
chen aus  dem  Bodensee  zeigt  dagegen  deutlich  an  der  einen 
Mittelschiene  lange  starre  Haare;  es  ist  mir  aber  nicht  ge- 
glückt, i-olche  auch  an  dessen  Hinterscliienen  zu  entdecken. 
Einige  andere  Exemplare  zeigten  bald  an  einer,  bald  an 
beiden  Mittelschienen  deutlich  mehr  weniger  solcher  Haare; 
aber  bei  keinem  konnte  ich  sie  an  den  Hinterschienen  ent- 
decken, obschon  ich  versuchte,  diese  gewöhnlich  glatt  an- 
liegenden Haare  aufzurichten  und  sichtbar  zu  machen.  Bei 
den  2  Weibehen  dieter  Art  konnte  ich  solche  Haare  überhaupt 
gar   nicht  Ihiden. 

Nur  hei  einigen  wenigen  Stücken  einer  grossen  Anzahl 
untersuchter  Ac.  Newae  glaube  ich  einige  einzelne,  aber  viel 
zartere  Haare  an  den  Mittelschienen  als  Spuren  der  Fransen 
gesehen  zu  haben.  Versuche,  noch  mehrere  und  deutlicher 
sichtbar  zu  maciien,  brachen  auch  die  schon  gefundenen  ab. 
Aber  sonderbarer  Weise  habe  ich  an  keiner  einzigen  Hinter- 
schiene etwas  von  solchen  Haaren  entdecken  können.  Dass 
die  Haare  an  dieser  Art  zarter  schienen  als  an  der  vorigen, 
düil'te  aber  nur  ein  scheinbarer  Unterschied  sein;  denn  ich 
vernnitlie,  dass  bei  letzterer  mehrere  Haare  aneinander  ge 
klebt  mir  ein  einziges  schienen,  während  Newae  in  der  That 
einzelne  Haare  zeigte. 

Bei  dem  einen  Männchen  von  Latipennis  zeigte  eine 
Mittelschiene  deutliche  Haare  (die  zweite  konnte  ich  nicht 
untersuchen),  bei  dem  andern  ,^  konnte  ich  sie  an  dieser  Stelle 
nicht  finden;  aber  an  den  Hinterschienen  beider  glaube  ich 
kurze  Stummel    wie  Ueberreste  abgebrochener  Haare  zu  sehen. 

Ich  muss  es  schärferen  Augen  und  geschickteren  Händen 
überlassen,  an  reiclierem  und  frischerem  Materiale  die  Frage 
über  Behaarung  der  Schienen  endgültig  zu  erledigen. 

Den  leicht  sichtbaren  Rippenverlauf  fand  ich  so,  wie  ihn 


282 

Heinm.  angegeben  hat,  und  bei  allen  Arten  ganz  übereinstim- 
mend. 

Obschon  die  oben  erwähnten  Merkmale,  nach  denen  die 
bisherige  eine  Art,  Ac,  niveus,  in  mehrere  zerfallen  müsste, 
sich  grösstentheils  nicht  bewährt  haben,  und  obschon  es  mir 
nicht  gelungen  ist,  als  Ersatz  andere,  zuverlässigere  aufzu- 
finden, so  lassen  sich  doch  einige  Gründe  anführen,  die  es 
räthlich  machen,  die  Formen  aus  verschiedenen  Gegenden 
vorläufig  noch  auseinander  zu  halten.  Es  würden  etwa  folgende 
sein. 

Ein  genauer  Vergleich  der  flügellosen  Englischen  Weib 
eben  mit  denen  aus  dem  Bodensee  dürfte  leicht  eine  Artver- 
schiedenheit beider  feststellen.  Meine  2  Weibchen  von  Reutti 
haben  keineswegs  genau  untereinander  übereinstimmende 
Flügelstummel,  und  ich  dachte  einen  Augenblick  an  zufällige 
Verkrüppelung ;  allein  dann  müssten  sich  auch  verkrüppelte 
Männchen  (die  aber  bisher  noch  gar  nicht  vorgekommen  sind), 
und  zwar  viel  zahlreicher  finden,  da  sie  häufiger  als  die 
Weibchen  sind  und  scheinbar  denselben  Ursachen  der  Ver- 
krüppelung ausgesetzt  sein  müssen.  Die  Verschiedenheit  der 
Flügelstummel  der  obigen  2  Weibchen  ist  wohl  nur  Folge 
der  Präparation,  da  Reutti  sie  über  Feuer  getrocknet  hat,  und 
schliesslich  beseitigt  Brown's  Beobachtung  der  Verschiedenheit 
männlicher  und  weiblicher  Puppen  jeden  Gedanken  an  zu- 
fällige Verkrüppelung. 

Von  dem  bei  Stralsund  vorkommenden  Acentropus  ist 
das  Weibchen,  so  wie  auch  das  von  Ac.  Newae,  noch  gar 
nicht  aufgefunden. 

Unter  den  Männchen  aller  für  Niveus  geltenden  Formen 
habe  ich  freilich  keine  stichhaltigen  Unterschiede  finden  kön- 
nen, was  aber  die  Möglichkeit  der  Entdeckung  solcher  durch 
Echärfere  Augen  als  die  meinigen  nicht  ausschliesst,  wenn  das 
nöthige  Material  allgemein  zugänglicher  geworden  sein  wird. 

Von  dem  bei  Paris  vorkommenden  ächten  Ac.  Niveus 
Oliv,  weiss  man  so  gut  wie  nichts;  nicht  einmal,  wie  die 
Flügel  des  Weibchens  beschafien  sind,  und  so  lässt  sich  auch 
nicht  einmal  sagen,  w  elcher  der  durch  die  Beschaffenheit  der 
weiblichen  Flügel  begründeten  Hauptformen  der  Name  „Niveus'"' 
gebühren  könnte,  falls  eine  derselben  sich  als  identisch  mit 
der  Pariser  Art  herausstellen  sollte. 

Unter  solchen  Umständen  scheint  es  rathsam,  den  Namen 
„Niveus'^  für  die  Pariser  Art  aufzusparen,  den  Englischen 
Arten  sowie  der  Petersburger  die  ihnen  anfänglich  ertheilten 
Namen  zu  lassen  und  die  Arten  von  Stralsund  und  aus  dem 
Bodensee  auch  mit  Namen  zu  versehen.  Wir  erhielten  dem- 
nach : 


283 

1)  Ac.  niveus  Oliv,  bei  Paris  vorkommend;  Weibchen 
unbekannt. 

2)  Ac  Hansoni""')  Stpb.mit  vollkommen  geflügeltem  Weib- 
chen. 

3)  Ac.  Garnon.sii  Ciiit.  Weibchen  (lügellos  (oder  mit 
Stummeln?) 

4)  Ac.  Badensis  aus  dem  Bodensee;  Weibchen  mit  kurzen 
Flügelstummeln. 

5)  Ac.  Geinianicus  bei  Stralsund  vorkommend;  Weibchen 
unbekannt. 

6)  Ac.  Newae  Kolenati  bei  Petersburg  in  der  Nex^a; 
Weibchen  unbekannt. 

7)  Ac.  Latipennis  iMoschl.:  beide  Geschlechter  mit  voll- 
kommenen Flügeln.  Durch  Färbung,  Flügelform  etc. 
als  gute  Art  gesichelt. 

Von  diesen  sieben  können  sclion  gegenwärtig,  nach  allem 
Obigen,  wenigstens  drei  als  sichere,  gut  begründete  Arten 
gelten. 

4.  Tortrix  Inopiana  Haworth. 

Euchromia  Centrana  Hcrrich-SchaefTer. 

Beide  Namen  bezeichnen  nur  eine  Art,  und  da  der 
Haworth'sche  der  ältere  it-t,  so  wird  nnin  ihn  annehmen 
müssen,  obsehon  es  unmöglich  ist  nach  seiner  Beschreibung 
in  den  Lepidopt.  Britannica  p.  4<i!)  die  Art  zu  erkennen. 
Diese  Beschreibung  laulel  wöilüch: 

Nr.  23S.    T.  (The  piain  Drab)  alis  anticis  lucidis,  rufescentibus 

immaculatis.   —   Habitat  apud  nos  rarissime.  —  Ex- 

pansio    alarum    9    lin.    —    Descriptio:    Alae  anticae 

subrufae,  seu  fere  ochiaceae,  lucidae  et  quasi  oleosae, 

apice   rotundato.      Posticae    rufo  -  l'uscescentes    etiam 

lucidae. 

Dazu    citirt    er    als   Synonym,    l'reilich   mit  einem   (?),   Tinea 

Tetricella  P^abric.  Ent.  syst.  3,  3()3,  (!!'.  —   die  gar  nichts 

mit.  Inopiana  gemein   hat. 

Wood  gab  in  seinem  Index  entomolog.  etc.  Nr.  1159  die 
Abbildung  einer  Xanthosetia  Inojiiana,  welclie  ohne  Zweifel 
identisch  mit  der  Hawortirschen  Art  ist,  aber  dieselbe  keines- 
wegs kenntlicher  macht.  Es  i.-t  daher  nicht  zu  verwundern, 
wenn  diese  Art  auf  dem  Continente  Europa's  einen  andern 
Namen  erhielt  und  von  Herr.-Schaeff.  in  seinen  Schmetterl. 
v.  Europii  etc.  B.  IV,  p.  205  fig.  :}73  als  Euchromia  Centrana 


•)  Hanonsi  im  Catnlog  ''^tgr.  und  Wocke  ist  ein  Druckfehler. 

19 


284 

beschrieben  und  abgebildet  wurde.  Diese  Abbildung  ist  nicht 
ganz  befriedigend;  aber  in  seinen  „Neuen  Schmetterl.  etc>' 
fig.  34  gab  er  eine  ganz  vortreffliche  des  nicht  verflogenen 
Männchens,  von  welchem  übrigens  das  bisher  noch  nicht  ab- 
gebildete Weibchen  in  Zeiclinung  und  Färbung  nicht  unorheb- 
licii  abweicht. 

Die  Raupe  dieser  sehr  veiänderlichen  Art  entdeckte  ich 
an  (nicht  in)  den  Wurzeln  der  Artemisia  campestris  beim 
Suchen  nach  Exaer,  Allisella  und  erzog  mehrere  Exemplare, 
die  von  HS.  als  seine  Centrana  recognoscirt  wurden.  —  Nach 
London  mitgenommene  Stücke  erklärte  Mr.  Stainton  sogleich 
für  Inopiana  Anglor.,  und  später  sah  ich  in  Epping  bei  Mr. 
Doubleday  eine  grosse  Anzahl  der  Centrana  HS.  in  beiden 
Gesehlechtern  unter  dem  Namen  Inopiana  Hvv.  —  Hierdurch 
ist  wohl  die  Identität  der  Englischen  Inopiana  und  der  con- 
tinentalen  Centrana  genügend  ausser  Zweifel  gestellt. 

Die  Beschreibung  des  Weibchens  und  Näheres  über  die 
ersten  Stände  dieser  Art  werde  ich  in  meiner  begonnenen 
Fauna  von  Liv-,  Est-  und  Kurland  geben,  hier  habe  ich  nur 
ihre  Synonymie  im  Auge.  —  HS  lig.  373  scheint  nach  einem 
verflogenen  Männchen  gemacht  zu  sein,  während  Hw,  bei 
seiner  Beschreibung  walirsciieinlich  beide  Geschlechter,  aber 
in  alten,  verölten  und  verwiscliten  Exemplaren  vor  sich  hatte. 
Von  Mann  erhielt  ich  vor  Jahren  ein  t^  dieser  Art  als 
Signana,  und  HS.  bekam  sie  von  Metzner  mit  demselben  Na- 
men.    Die  Synonymie  würde  demnach  sein: 

Torti'iiL  Inopiana. 

Haworth,  Lepidopt.  Britannica  p.  469. 
Xanthosetia  Inopiana. 

Stephens,  lllustr.  4  p.  192. 

Wood,  Index  Entomolog.  No.   1159. 
Euchromia  Centrana. 

Herrich-Schäffer  Schmett.   v.  Eur.  IV.  p.  205  f.  373. 
Neue  Schmett.  p.  5  f.  34. 
T  o  r  t  r  i  X  ( I  d  i  o  g  r  a  p  h  i  s)  Centrana. 

V.  Heinemann,  die  Schmett.  etc.  Wickler  p.  3S. 
Tortrix  Signana  olim  in  litt.  div.  auct.  • 

5.    Laverna  festivella  SV.  und  Laspeyrella  Hübn. 

Mir  waren  beide  Arten  in  Natur  unbekannt,  als  ich  vor 
mehreren  Jahren  eine  derselben  in  meiner  Heimath  aufrtind 
und  in  ihr  Festivella  Hübn  fig.  249  zu  erkennen  glaubte, 
obschon  ich  nicht  unerhebliche  Bedenken   dagegen  hatte. 

Aber  Laspeyrella  Hb.  f.  90  mit  kürzern,  breitern  Flü- 
geln und  4  braunen  Flecken  am  Vorderrande  der  obern,  zeigte 


285 

noch  weit  mehr  wesentliche  Verschiedenheiten  und  schien 
eine  ganz  andere  Art  darzustellen.  Da  Treitschke's  und 
Herrich-SchäfFer'ö  Beschreibungen  der  Festivelhi  auch  nur 
gezwungen  auf  mein  Thierchen  passten ,  so  war  ich  nicht 
abgeneigt,  es  l'iir  eine  dritte,  noch  ganz  unbekannte  Art  an- 
zusehen. Mittlerweile  kam  aber  von  Zeller,  dem  ich  ein 
Exemplar  meiner  Art  zugeschickt  halte,  die  Bestätigung  des 
Namens  Festivella  für  dieselbe.  —  Ich  war  daher  nicht  wenig 
überrascht,  im  November  1867  in  den  Slettiner  Sammlungen 
Böhmische  und  Schlesische  Exemplare  meiner  Art  als  La&pev- 
rella  Hb.  anzutreffen,  denen,  wie  die  Besitzer  mir  mittlieilten, 
Dr.  Wocke  diesen  Namen  ertheilt  iiatte.  Für  Anwendung 
desselben  mussten  also  docii  aucii  gewichtige  Gründe  sprechen, 
denn  ohne  solche  hätte  \Yocke  sich  nicht  für  den  Namen 
Laspejrella,  im  Gegensalz  zu  Zeller's  Ansicht,  entschieden. 
In  Hübner's  Abbildungen  fig.  00  und  24i^,  oder  in  den  bekannten 
Angaben  der  Autoien  über  Festivella  und  Laspeyrella  konnten 
diese  Gründe  nicht  liegen,  denn  wäre  das  der  Fall  gewesen, 
so  hätte  ohne  Zweifel  auch  Zeller  sie  richtig  gewürdigt;  sie 
müssen  also  anderswo  gesucht  werden,  und  da  lag  der  Ge- 
danke nahg,  die  Lösung  der  Frage,  welcher  von  beiden  Namen 
der  richtige  für  das  in  Rede  stehende  Thier  sei?  —  durch 
den  Vergleich  desselben  mit  den  Originalen  von  Hübner's 
Abbildungen  tig.  90  und  249  herbeizufüluen ,  voi  ausgesetzt, 
dass  diese  mit  Hübner's  Sammlung  in  Herricli-Schäeifer's  Besitz 
übergegangenen  Originale  nocli   existirten. 

Dr.  Herrich- Scliäffer,  den  ich  im  Beginn  der  Genesung 
nach  einer  schweren  Krankheit  noch  bettlägerig  antraf,  hatte, 
obschon  noch  sehr  leidend,  doch  die  Güte,  selbst  jene  beiden 
Originale  hervorzuholen,  damit  ich  sie  sogleich  untersuchen 
konnte. 

Leider  waren  beide  Thierchen  in  so  verdorbenem  Zu- 
stande, dass  keine  vollkommene  Sicherheit  zu  erlangen  war, 
obschon  sie  die  Richtigkeit  von  Wocke's  Ansiclit  mehr  als 
wahrscheinlich  machten.  Sie  schienen  auch  durch  den  Flug 
schon  gelitten  zu  haben,  als  sie  abgebildet  wurden,  was 
manche  Ungenauiakeit  der  Bilder  erklären  würde.  Leider 
waren  die  Original  -  Zeichnungen  Hübner's,  nach  denen  die 
Bilder  seines  Werkes  gestochen  und  colorirt  %\urden,  niclit 
aufzutinden. 

Später  sah  ich  in  Prag  in  den  Sammlungen  Dr.  Nickerl's 
und  Herrn  Pokorny'»  je  ein  wohlerhaltenes  aus  der  Ofener 
Gegend  stammendes  Männchen  der  Festivelhi  neben  mehreren, 
mit  meinen  Stücken  ganz  identischen  Laspeyrella,  und  die 
Untersuchung  dieser  Thiere,  verglichen  mit  meinen  bei  HS. 
gemachten    Notizen,    beseitigte    schliesslich    mit  aller  irgend 

19^- 


286 

wünschenswerthen  Sicherheit  jeden  Zweifel  ilbev  die  Richtig- 
keit ihrer  Namen.  —  In  Dresden  erhielt  ich  von  Staudinger 
ein  verflogenes  Weibchen  der  Fe&tivella,  welches  er  mit 
einigen  besseren  Stücken  gleichfalls  aus  der  Gegend  von  Ofen 
hatte. 

Die  zur  Zeit  der  Untersuchung  aller  dieser  Exemjdare 
von  Festivella  und  Laspeyrella  gemachten  Noti/en  und  das 
mir  vorliegende  Weibchen  setzen  mich  in  den  Stand,  liier 
die  Hauptmerkmale  beider  Arten,  von  denen  neue,  richtige 
Abbildungen  sehr  nöthig  wären,  anzugeben. 
Laverna  festivella  SV. 

Hübner  fig.  249. 

Treitschke  9ter  Band  K  Abth.  p.  169. 

Herr.-SchäfT.  V  B.  p.  215. 
Kopf  und  Thorax  weiss;  Vorderflügel  gelb,  nach  Aussen 
satter ;  2  silberweiss  eingefasste  Schuppenhöcker  und  von  der 
Schulter  bis  zum  nächsten  derselben,  auch  die  Costa  braun; 
unten  alle  Flügel  dunkelbraun  mit  gelben  Spitzen  und 
Fransen. 

Laverna  Laspeyrella  Hb. 

Hübner  fig.  90. 

Laspejresiella  HS.  V  Band   p.  21.~. 

Festivella  Zell.  Lsis   1839  p.  211,  7. 

Kopf,  Thorax  und  Vorderflügel  gelb,  2  f-ilber\Aeiss  eingefasste 
Schuppenhöcker  und  die  ganze  Costa,  mit  Ausnahme  einer 
gelb  unterbrochenen  Stelle  gegenüber  dem  Analwinkel,  braun; 
unten  Flügel  und  Fransen   blass  bruungrau,  fast  ein(önig. 

Zum  besseren  Verständniss  dieser  kurzen  Diagnosen  diene 
noch  Folgendes.  Koi)f  und  Thorax  sind  bei  verflogenen 
Stücken  der  Laspeyrella  nianchmal  zwar  sehr  blass,  fast 
weisslieh-gelb,  nie  aber  so  rein  weiss,  wie  bei  Festivella. 
Letztere  hat  weisse,  erstere  gelbliche,  bei  beiden  an  der 
Wurzelhälfte  aussen  bräunliche  Palpen.  —  Das  Gelb  der 
*  Vorderflügel  ist  bei  Laspeyrella  eintönig,  fast  dotterfarbcn, 
bei  Festivella  dagegen  im  Wurzelfelde  heller,  blass  goldtn, 
im  Saumfelde  fast  röthlich  golden.  —  Festivella  hat  2  rötli- 
lich  braune  Theilungslinien  der  Fransen  um  die  Spitze  der 
Vorder flügel  herum  und  einige  &ilber\Aeisse  Schuppen  in 
dieser  selbst,  auch  zieht  sich  von  dem  Analhöcker  zur  Spitze 
die  Andeutung  eines  bräunlichen  Bogenstrichs;  bei  Lasj)eyrella 
reicht  das  Braun  der  Costa  um  die  Spitze  herum,  und  nur  au 
dieser  selbst  sehe  ich  2  ganz  kurze  Andeutungen  der  Tiiei- 
lungslinie  der  Fransen.  —  Die  Unterseite  der  Festivella  macht 
den  Eindruck  des  Bunten,  ihr  Braun  schimmert  schwärzlich 
purpurn;  Laspeyrella  ist  im  Vergleich  zu  ihr  eintönig,  blasser, 


2«7 

seidenglänzend  bräunlich  grau  mit  sehr  schwachem  gelblichem 
Schein,  am  deutlichsten  noch  an  der  Wurzel  der  Fransen. 

Hiibner's  ganz  verfehlte  fig.  90  erweckt  nur  eine  falsche 
Vorstellung  von  dieser  Art  und  erschwert  ihr  Erkennen.  — 
Zeller's  1.  c.  erwähnte,  bei  Frankfurt  an  Schlehengesträuch 
gefangene  Festivella  ist  ohne  Zweifel  identisch  mit  der  hie- 
sigen Art,  gehört  also  zu  Laspeyrella.  —  Treitschke's  Dia- 
gnose der  Festivella  ist  ungenügend,  seine  Beschreibung  aber 
zutreflend  bis  auf  den  „gelb  und  braun  gemischten'-'  Rücken, 
den  selbst  mein  stark  geflogenes  Exemplar  noch  ebenso  weiss 
wie  bei  frischen  Stücken  hat.  Des  braunen  Wurzeltheils  der 
Costa  erwähnt  er  gar  nicht;  hätte  er  aber  eine  Laspeyrella 
statt  der  richtigen  Festivella  vor  sich  gehabt,  so  würde  er 
den  in  beträchtlicher  Breite  erzaitig  braunen  Vorderrand  nicht 
übersehen  haben.  Auch  das  Vaterland  seiner  Art  —  Ungarn  — 
spricht  dafür,  dass  er  die  richtige  Festivella  hatte,  die  bisher 
nur  in  Ungarn  gefunden  worden  ist,  während  Laspeyrella  nur 
nördlich  bis  Prag  herunter  vorgekommen  ist,  und  Westeuropa 
keine  der  beiden  Arten  zu  besitzen  scheint. 

Obgleich  diese  Bemerkungen  keine  vollständigen  Beschrei- 
bungen beider  Arten  enthalten,  so  hoffe  ich  doch,  das  sie 
genügend  sind,  um  beide  mit  Sicherheit  von  einander  zu 
trennen  und  jede  von  ihnen  auch  dem  erkennbar  zu  machen, 
welcher  uur  die  eine  besitzt  und  nicht  mit  der  andern  ver- 
gleichen  kann. 


Als  ich  Mr.  Stainton  besuchte,  war  derselbe  in  seiner 
gewohnten  Liberalität  so  gütig,  mir  fast  alle  diejenigen  seiner 
für  gründliches  Studium  der  Mikrolepidoptera  unentbehrlichen 
Schriften  zu  übergeben,  welche  ich  noch  nicht  besass  und  auch 
nicht  hoffen  durfte,  auf  andere  Weise  zu  erlangen.  —  Unter 
diesen  war  auch  ein  Separat-Abdruck  —  aus  den  Londoner 
Trans.  Ent.  Soc,  Vol.  I,  3rd  Series,  Pt.  IX  —  seiner  inter- 
essanten Monographie:  „On  the  European  Species  of  the 
Genus  Cosmopteryx ,"  (vorgetragen  am  2.  November  ISöI:}), 
deren  werthvoller  Inhalt  sehr  zahlreichen  Deutschen  Freunden 
der  Mikrolepidoplern  wohl  gänzlich  fremd  geblieben  ist,  da 
eine  Wiedergabe  desselben  im  Deutschen  meines  Wissens  nicht 
rinma'  auszugsweise  existirt.  Den  ganzen  reichen  Inhalt 
wiederzugeben,  wüide  hier  zu  weit  fuhren;  ich  beschränke 
mich  auf  eine  synoptische  Unterscheidung  der  ()  Arten  Stain- 
ton's  (von  denen  eine  aber  eingeht)  auf  Grund  der  am  Schlüsse 
gegebenen    Uebersicht    ihrer    Merkmale    und    füge    die     von 


288 

Staiulon    gegebene    Sjnonymie  vollständig  hinzu,   jedoch  mit 
entsprechender    Aendeiung  in   Bezug  auf  die  eingehende  Art: 

Vordei  Hügel  ochergelb,  aus  der  Wurzel  sil- 
berglänzende Längsstriche  .     .     Lienigiella. 
„  braun,  mit  eben  solchen  Längs- 

ötrichen Scribaiella. 

„            schwarz;  4  Arten; 
Die  Flügelwurzel  selbst  auch  schwarz;  2 
Arten: 
der  Metall  glänzende  Apikaistrich  un- 
terbrochen   ,     .     .     .     Eximia. 

dieser  Apikaistrich    der   Vorderflügel 

nicht  unterbrochen Schmidiella. 

Die  Flügelwurzel  messingfarben;  2  Arten: 

der  Apikaistrich  unterbrochen  .  .  Orichalcea. 
der  Apikalstricli  nicht  unterbrochen  Drurjella. 
Nach  diesem  Schema  ist  es  sehr  bequem,  die  Arten  zu 
unterscijciden,  jedoch  muss  ihre  Zahl  auf  5  reducirt  Averden, 
da  eine  nach  den  Beobachtungen  Dr.  Schleich's  eingeht.  Schon 
in  Stettin  machte  er  mich  darauf  aufmerksam,  dass  die  Un- 
terscheidung der  Orichalcea  von  Druryella  nach  der  Beschaffen- 
heit des  Apikaistrichs  nicht  stichhaltig  sei.  Er  zeigte  mir 
erzogene  Exemplare  von  Orichalcea,  deren  Apikaistrich  bei 
einigen  unterbrochen,  bei  andern  continuirlich  war;  ja  ein 
Stück  hatte  sogar  diesen  Strich  auf  dem  einen  Flügel  unter- 
brochen, auf  dem  andern  nicht,  wodurch  auch  der  Einwurf 
beseitigt  wurde,  dass  jene  Orichalcea  eben  aus  Raupen  der 
Druryella  erzogen  waren,  die  zufällig  mit  denen  der  richtigen 
Orichalcea  vermischt  waren.  —  Damals  glaubte  Schleich  noch 
an  die  Selbstständigkeit  beider  Arten,  und  wir  bedauerten 
diese  Einbusse  eines  guten  Kennzeichens  zu  ihrer  Trennung; 
gegenwärtig  (November  1868)  aber  schreibt  er  mir,  dass  die 
von  Herrn  Hofmann  aus  Hierochloe  australis  erzogene  Art 
(also  Druryella)  unzweifelhaft  identisch  ist  mit  Orichalcea, 
welcher  Name  als  der  jüngere  demnach  unter  die  Synonyme 
zu  stellen  wäre. 

Da  hiernach  die  Beschaffenheit  des  Apikaistrichs  —  ob 
unterbrochen  oder  nicht?  —  kein  zuverlässiges  Kriterium  zur 
Trennung  der  Arten  abzugeben  scheint,  so  dürfte  die  Frage 
nicht  ganz  unmotivirt  scheinen,  ob  dieses  Kennzeichen  bei 
Schmidiella  und  Eximia,  die  ich  in  natura  nicht  veigleichen 
kann,  in  der  That  immer  stichhaltig  ist?  Wenn  auch  noch 
kein  Grund  voiliegt,  die  Artrechte  derselben  zu  bezweifeln, 
so  scheint  es  doch  \\  ünschenswerth,  diese  auf  ein  zuverlässi- 
geres Merkmal  begründet  zu  sehen. 


289 

Mit    Beriicksiclitigiing    obiger     Aenderung    ist    die    von 
SUiinlon  gegebene  Synonymie  der  Arten  folgende: 

1.  Lienigiel  la,  Zeller  Isis  1846  p.  298.    Srainton,  Zoologist, 

1850,  p.  2753.   -   Id.  Ins.  Brit.  Lep.  Tin.  p.  229.  — 
Herr.-ScbälT.  Schmett.  v.  Europa  V,  p.  284. 

2.  Scribaiella,  (Heyden),  Zeller  Ent.  Zeit.  1850  p.  197.  — 

Herr.-Scbätr.  Schmett.  v.  Europa  p.  284  f.  998. 

3.  Eximia,  Haw.  Lep.  Brit,  p.  532.  —  Steph.  Illustr.  Haust 

IV  p.  273.  -  Stainton,  Manual,  II.  p.  395,  —  Dru 
rella  Stainton,  Im.  Brit.  Lep.  Tin.  p.  229.  —  Frey 
Tin.  u.  Pter.  der  Schweiz  p.  259.  Anmerk.  —  Fologne 
Ann.  de  la  Soc.  Entom.  Beige,  VI  p.  162,  pl,  IL  fig 
1.  —  Druryella,  Herr.-Schäff.  Schmett.  v.  Eur.  V  p 
1^84.  f.  999. 

4.  Schmidiella,  Frey,  Tin.  u.  Pteropii.  der  Schweiz  p.  257. 

(Das  von  Herr.-Schätfer  unter  Druryella  erwähnte  Ex. 
gehörte  hierher). 

5.  Druryella,  Zeller  Ent.  Z.   1858  p.  196.  —  Frey,  Tin. 

und  Pter.  der  Schweiz  p.  258  Anm.  —  Orichalcea, 
Stainton  Ent.  Annual  for  1861  p.  90.  —  (Von  Herr.- 
Schäff.  unter  Scribaiella  erwähnt.) 

7. 

Bei  Stettin  kommt  eine  Epischnia  vor,  welche  die  dortigen 
Lepidopteristen  zahlreich  erbeutet  und  unter  dem  Namen 
Lafauryella  versendet  haben.  Neuerdings  schrieb  mir  Dr. 
Schleich,  dass  Herr  Miller  auch  die  Raupe  derselben  in  den 
Blütlien  von  Anthyllis  vulneraria  entdeckt  habe;  es  wird  also 
wohl  in  nächster  Zukunft  die  Naturgeschichte  dieser  Art  voll- 
ständig bekannt  gemacht  werden.  Den  Namen  Lafauryella 
hat  sie  von  Constant,  wie  man  mir  in  Stettin  angab,  aber 
ob  und  wo  sie  unter  demselben  besehrieben  ist,  habe  ich 
versäumt  in  Erfahrung  zu  bringen.*)  Sie  hat  aber  noch  einen 
und  zwar  wahrscheinlich  altern,  auf  dem  Continente  ganz 
unbekannten  Namen,  den  ihr  Curtis  schon  1850  gegeben  hat, 
wie  mir  Mr.  Stainton  mittheilte,  als  ich  ihm  Exemplare  der 
Stettiner  Art  vorzeigte.  Curtis  hat  dieselbe  als  Farrella,  nach 
Stainton's  Angabe,  in  den  Ann.  <fe  Mag.  Nat.  bist.  2  Seri.  V. 
p.  114  1850  beschrieben,  und  Stainton  selbst  hat  sie  in  seinem 
Cat.  Tin.  Suppl.  1,  1851.  —  Ich  theile  diese  Angaben  mit, 
auf  dass  sie  bei  der  bevorstehenden  Veröffentlichung  der 
Naturgeschichte  der  in  Rede  stehenden  Art  benutzt  werden 
können. 


*)  Annal.  Soc.  Ent.  Fr.  p.  189.  pt.  7.  fig.  1. 


Red. 


290 


8. 


Schliesslich  möge  hier  das  Recept  eines  für  entomologische 
Zwecke  ganz  ausgezeichneten  Klebemittels,  welches  mir  Herr 
Dr.  Rössler  angab,  Platz  finden.  Man  löset  in  ßals.  Copaiva 
so  viel  ])ulverisirtes  Dammarhar/, ,  als  sich  eben  darin  lösen 
lässt,  und  erhält  es  durch  Zugabe  des  einen  oder  des  andern 
in  der  für  den  Gebrauch  geeigneten  Consislenz,  die  sich 
übrigens  lange  Zeit  unverändert  erhält.  Selbstverständlich 
schimmelt  dieses  Mittel  niemals. 


Ein  neuer  Haferfeind, 

besproclicn 
von  Dr.  C'oltit. 


Der  Redaction  geht  ein  Correcturbogen  unter  Kreuzband 
zu*  für  dessen  Mittheilung  sie  dem  Herrn  Zusender  hiermit 
verbindlichst  dankt  und  am  besten  in  seinem  Sinne  zu  handeln 
denkt,  wenn  sie  hiemit  den  praktischen  Landwirthen  die  Be- 
obachtung der  fraglichen  Sache  recht  dringend  ans  Herz  legt. 

C.  A.  D. 


"Breslau,  4.  Juni.  Einen  neuen  Feind  der  Getreidefelder 
bespricht  in  der  neuesten  Nummer  des  „Landwirth"  (23)  Herr 
Professor  Dr.  Ferdinand   Colin  in  folgender   Weise: 

Am  23.  Mai  brachte  mir  Herr  stud.  Buch  eine  Anzahl 
kranker  Haferpflanzen  von  Schedliske  bei  0|)peln;  das  Feld, 
von  dem  sie  stammten,  sah  seit  Mitte  Mai  gelb  aus,  wie 
verbrannt;  die  einzelnen  Pflanzen  hatten  welke,  röthlich  gelbe 
Blättchen,  abgestorbene  Halme,  deren  Inneres  zerstört,  weich, 
mulmig  war.  Die  am  selben  T;ige  erschienene  Nummer  des 
^Landwirth"  enthielt  einen  Bericiit  des  Herrn  Rittergutsbesitzer 
A.  Guradze  auf  Kottulin  bei  Tost,  der  die  nämliche  Erschei- 
nung als  eine  Calaniität  schildert,  welche  die  Sommersaat, 
Gerste  und  Hafer,  vernichtet  und  selbst  die  Winteifrucht 
(Roggen)  in  Blättern  und  Aehren  angreift.  Briefe  der  Herren 
C.  Neumann  auf  Goernsdorf  bei  Pontnitz,  1\I.  Fellinger  auf 
Schwieben  bei  Tost,  Pueschel  auf  Mühlrädlitz,  Rosenbaum  auf 
Lorenzberg  bei  Prieborn  ,  Groeger  auf  Laski  bei  Kempen, 
Esch  auf  Klein-Zindel  bei  Falkenau  vom  29.— 31.  Mai,  welche 


291 

mir  durch  die  Güte  des  Herrn  General-Sekretär  Korn  vorge- 
legt wurden,  bezeugen  die  weite  Ausbreitung  dieeer  Feldplage. 
Seit  Mitte  Mai  war  in  Goernsdorf  besonders  der  auf  frisch 
gegrabenem  Neuland  angesäete  Hafer  befallen,  doch  auch  der 
daneben  stehende  Roggen  nicht  unerheblich  verwüstet.  Herr 
Redakteur  Scbönfeld  theilte  mir  am  31.  Mai  mit,  dass  auch 
zu  Sakrau  bei  Breslau  der  Hafer  auf  schlechtem  Roden  ange- 
griffen  werde. 

Sämmtliche  Beobachter  hatten  als  Ursache  dieser  Cala- 
mität  ein  kleines  Insekt  angesehen,  und  in  grosser  Menge  zur 
Untersuchung  eingesendet;  dieses  Thierchen  wurde  bald  als 
Erdtloh,  bald  als  Käfer,  bald  als  Fliege  bezeichnet,  seine 
Farbe  bald  schwarz,  bald  gelb  angegeben;  bald  hüpfe  es 
gleich  einem  Floh,  oder  einer  Heuschrecke,  bald  schwirre  es 
dicht  über  den  Pflanzen,  bald  sitze  es  auf  diesen;  mehrere 
Herren  hatten  direkt  beobachtet,  wie  der  schwarze  hüpfende 
Erdfloh  sich  in  eine  hellgelbe  Fliege  metamorphosirt  habe. 
Von  mehreren  Seiten  wurde  beobaclitet,  dass  diese  Insekten 
in  geschlossener  Linie  vorgehen  und  sich  täglich  weiter  ver- 
breiten; ausser  dem  Hafer,  der  ganz  besonders  leidet,  wird 
auch  Gerste,  Mais  und  Roggen  angegriffen,  nicht  aber  Weizen, 
Klee,  Erbsen,  Wicken,  Lu])inen;  auf  einem  Schlage  zu  Mühl- 
rädlitz  wurden  14  Morgen  Roggen,  auf  einem  andern  10—11 
Morgen  Hafer  total  abgefressen,  auf  einem  Gerstenfelde  bei 
Prieborn  buchstäblich  nur  der  kahle  Acker  zurückgelassen. 
Die  von  den  verschiedensten  Orten  eingesendeten  Thierchen  ge- 
hörten sämnitlich  der  nämlichen  Art  an,  die  in  manchen 
Jahren  im  Frühjahr  auf  Wiesen  und  Feldern  äusserst  häutig 
im  Larvenzustand  erst  gelb,  dann  schwarz  und  mit  Spring- 
beinen, nach  zweimaliger  Häutung  als  vollkommenes  Insect 
dagegen  gelb  und  mit  4  dachziegelförmig  gelegten  Flügeln 
verseilen  ist;  es  gehört  zur  Familie  der  Cicaden  und  führt  den 
Namen  Jassus  sexnotatus  Fallen.  Diese  Cicade  wurde 
im  Mai  1863  zu  Tomnitz  bei  Nimptsch  in  zahllosen  Mengen 
auf  gelbgewordenen  Getreidefeldern  beobachtet  und  von  un- 
serem verdienten  Entomologen  Herrn  C.  Letzner  in  den 
„Abhandlungen  der  Schlesischen  Gesellschaft  „Naturwissen- 
schaft^' ■1864'-'  als  ein  neuer  Feind  des  Getreides  beschrie- 
ben ,  der  durch  Aussaugen  der  Blätter  das  Absterben  der 
Saaten  veranlasse.  Aber  trotz  der  so  zalli  eichen  und  ge- 
wichtigen Zeugen,  die  auch  jetzt  wieder  gegen  die.'es  Thierchen 
auftreten,  muss  dasselbe  nach  den  im  Pflanzenphj  siologischen 
Institut  vorgenommenen  Beobachtungen  für  durchaus  unschuldig 
an  den  Verwüstungen  der  uns  zur  Untersuchung  eingesendeten 
Haferpilanzen  erklärt  werden. 

Die  Schuld  der  Calamität  trägt  nicht  die  harmlos  umher- 


292 

schwirrende  Cicade,  sondern  eine  in  den  Haferpflanzen  ver- 
borgene Made'').  Um  die  gegenwärtige  Zeit  besitzt  die 
Somnierfrucht  nur  einen  Selieinlialm  ,  d.  li.  die  Scheiden  der 
Blätter  sind  stengelähnlich  um  einander  geiollt;  im  Innern 
befinden  sich  die  jüngsten  zartesten  Blätter,  während  die 
Endknospe  des  noch  unentwickelten  Halmes  im  Grunde  der 
Blattscheiden  über  dem  Wurzelstock  verborgen  ist.  Innerhalb 
des  Scheinhalms  lebt  einzeln  oder  zu  z\\eien  die  walzenför- 
mige, fusslose,  quergeringelte,  Meissliche  l\lade,^2 — 4  Mm.  lang, 
welche  ein  spitzeres  Kopfende  mit  2  Nagehaken  und  ein 
8tumpfes  Hinterende  besitzt.  Herr  stud.  Buch  hat  selbst  be- 
obachtet, dass  diese  Made  aus  einem  röthlichen  1„5  Mm. 
grossen  Ei  an  der  Unterseite  gesunder  Haferblättchen  aus- 
schlüpft, in  das  Innere  des  Scheinhalmes  hineinkriecht  und 
die  jüngsten  Blättchen  im  Centrum  von  oben  nach  unten 
fortschreitend  zerstört  und  so  bis  zur  Endknospe  des  Wurzel- 
stocks vordringt;  ehe  sie  jedoch  bis  zu  letzterem  gelangt,  begiebt 
sich  die  Made  wieder  nach  aussen,  indem  sie  die  Blattscheide 
durchbricht,  und  verpuppt  sich  unterhalb  der  äussersten 
oder  zweiten  Blattscheide.  Die  Puppe  ist  ein  sogenanntes 
Tönnchen,  hellbraungelb,  undeutlich  quergeringelt,  an  einem 
Ende  stumpf,  mit  zwei  Spitzen  versehen,  am  anderen  mehr 
kegelförmig,  2  Mm.  lang.  Wurden  Maden  an  eine  gesunde 
Haferpflanze  gesetzt,  so  krochen  sie  an  dieser  hinab,  bohrten 
sich  dann  von  der  Seite  ins  Innere,  um  schliesslich  nach 
aussen  hervortretend  sich  am  Grunde  der  Blattscheiden  ein- 
zupuppen. 

Nach  alledem  konnte  kein  Zweifel  sein,  dass  wir  es  hier 
mit  einer  Fliegenmade  zu  thun  haben,  wie  deren  so  viele 
Arten  als  Feinde  unserer  Saaten  bekannt  sind.  In  der  That 
ist  aus  einer  am  23.  Mai  eingepuppten  Made  nach  8  Tagen, 
am  1.  Juni,  eine  2  Mm.  grosse,  also  ganz  winzige  Fliege 
ausgeschlüpft,  deren  Fühler,  Kopf  und  Brust  tiefschwarz 
glänzend,  Hinterleib  metallisch,  oben  schwarzbraun,  mit  gelben 
Ringen,  und  einem  gelbbraunen  Fleck  am  Ansatz  des  Thorax, 
unten  hellbraun,  Augen  hellbraun,  Beine  schwarz,  mit  gelb- 
braunen Mitteltarsen,  Schwinger  gelb  mit  schwarzen  Stielen, 
Flügel  rauchgrau,  irisireud,  in  der  Ruhe  dem  Rücken  auf- 
liegend und  ihn  etwas  überragend.  Die  Aderzeichnung  der 
Flügel  lässt  eine  Halmfliege  (Oscinis)  erkennen.  Taschen- 
berg in  seiner  preisgekrönten  „Naturgeschichte  der  wirbel- 
losen Thiere"  zählt  zwei,  den  Culturen  in  Deutschland  schäd- 
liche Arten  auf:  die  Fritfliege  (Oscinis  Frit)  und  die  kleine 


*)  Herr  Stabsarzt  Dr.  Schröter  übergab  mir  aiu  I.  Juni  kranken 
Hafer  von  SibyHenort  bei  Oels  mit  der  nämlichen  Made, 


293 

Halm  fliege  (Oscinis  pusilla);  von  ersteier  ist  bekannt,  dass  die 
Sommergeneration  die  jungen  Gerstenkörner  anfrisst,  während 
eine  zweite,  die  Wintergeneiation,  gleich  der  berüchtigten 
Hessenfliege  (Cecidomjiu  destruetor),  die  Wintersaaten  ganz 
in  der  von  uns  geecliildeiten  Weise  durch  Abnagen  der 
jüngsten  Blättchen  im  Innern  des  Scheinlialins  verwüstet. 
Dass  jedoch  die  Fritfliege  auch  auf  der  Sommersaat  und 
insbesondere  am  Hafer  sich  finde,  ist,  so  viel  ich  weiss,  bis 
jetzt  noch  nicht  beobachtet,  und  es  muss  dalier  die  Unter- 
suchung noch  mehrerer  lebender  Fliegen  abgewartet  werden, 
um  festzustellen,  ob  wir  es  hier  mit  der  Fritfliege  oder,  was 
wahrscheinlich,  einer  der  vielen  nahe  verwandten  Arten  zu 
thun  haben.  So  lange  die  Lebensgeschiclite  dieser  Fliege 
nicht  feststeht,  lässt  sich  daiier  auch  nichts  über  ein  etwaiges 
Gegenmittel  sagen;  doch  ist  zu  vermuthen,  dass  der  Schaden 
von  jetzt  an  nicht  weiter  um  sich  greifen  \\ird,  da  die  Maden 
bereits  in  der  Verpuppung  begriffen  sind ,  und  dass  bei  gün- 
stigen Witterungsverliältnissen  auch  die  erkrankten  Halme, 
in  so  fern  bei  vielen  die  Endknospe  nicht  ergrifTen  ist,  sich 
wieder  erholen,  oder  doch  durch  Bestockung  den  Schaden 
ausgleichen  werden. 


294 


Beobachtungen  über  Samia  Cecröpia  Gr., 
S.  Promethea  Cr.  und  Telea  Polyphemus  Cr. 

von 
»■*.  B.  Altuni. 


Jm  vorigen  Spätherbst  (1867)  erhielt  ich  von  einem 
Jugendfreunde  aus  Newjork  eine  bedeutende  Anzahl  Spinner- 
puppen, roh  in  einem  Cigarrenkaslen  verpackt,  zugesandt, 
welclie  sich  nach  der  charakteristischen  Verschiedenheit  des 
Gespinnstes  sofort  als  drei  verschiedene  Arten  angehörend 
auswiesen. 

Samia  Cecröpia  Cr. 

Die  grössten  Gespinnste  hatten  in  Gestalt  und  Structur 
grosse  Aehnlichkeit  mit  denen  unserer  Saturnia  P3'ri,  doch 
übertrafen  sie  diese  nicht  unbedeutend  an  Grösse,  Die  äussere 
Hülle,  bauschig  aufgetrieben,  war  sehr  fest,  fast  lederig,  dann 
folgte  ein  weitmasci)iges  Polster  von  sehr  grober  Florettseide, 
die  sich  ailmälig  zur  inneren,  äusserst  festen,  unmittelbaren 
Hülle  der  Puppe  selbst,  welche  sich  auch  bei  oberflächlicher 
Betrachtung  sofort  als  eine  Saturninenpuppe  auswies,  ver- 
dichtete. 

Die  Falter  entschlüpften,  meist  präcntig  entwickelt,  gegen 
Alitte  Juni  und  piäsentirten  sich  als  die  altbekannte  Samia 
Cecröpia.  Da  es  mir  bekannt  war,  dass  vor  etwa  20  Jahren 
dieser  Spinner  in  Hamburg  gezüchtet  ist,  so  stand  sofort  der 
Entschluss  bei  mir  fest,  auch  eine  Züchtung  zu  versuchen, 
und  zu  dem  Zweck  wurden  mehrere  Exemplare  demselben 
geopfert.  Der  Versuch  gelang  bei  zwei  Paaren.  Ich  muss 
dabei  bemerken,  dass  bei  Schmetterlingen,  sobald  sie  irgend 
beunruhigt  werden  und  daher  zu  entfliehen  suchen  oder  .sonst 
unruhig  in  ihrem  Garnkerker  nach  einem  Auswege  umher- 
flattern, an  eine  Begattung  nicht  mehr  zu  denken  ist.  Der 
Erfolg  wird  nur  beim  ersten  ungestörten  Fluge  erzielt,  später 
nicht  mehr.  Die  Weibchen  legten  darauf  eine  ziemliche  Menge 
befruchteter  Eier,  welche  am  ^4.  Juni  kleine  schwarze,  etwa 
3  Linien  lange,  mit  ästigen  Dornen  besetzte  Räupchen 
entschlü])fen  Hessen.  Abgesehen  von  der  bedeutenderen  Grösse 
glichen  dieselben  im  Uebrigen  ganz  denen  unserer  Saturnia 
carpini.  |lJm  Auskunft  über  ihre  Nahrung  M'usfte  ich  mich 
an  Niemanden  zu  wenden,  und  somit  blieb  nichts  anderes 
übrig,  als  ihnen  alle  möglichen  Laubarten  zur  etwaigen  Aus- 
wahl vorzulegen.     Doch  sie  erwiesen  sich  durchaus  nicht  als 


295 

lieikele  Kostverächter,  nahmen  Weissdorn-,  Schlelidorn-, 
Eschen-,  Wollweiden-  (Salix  capraea),  Hainbuchen-,  Pappel- 
Laub  ohne  Weiteres  an,  bestanden  also  zu  meiner  Freude 
durchaus  nicht  eigensinnig  darauf,  nur  eine  obscure  amerika- 
nische Ptlan/enart  fressen  zu  wollen.  Späterhin  erhielten 
sie  nur  Wollweide.  Manche  gingen  freilich  allmälig  ein, 
doch  im  Ganzen  gediehen  sie  bei  dieser  Kost  ausgezeichnet. 
Tag  und  Nacht  blieben  sie  draussen  auf  der  Fensterbank,  allen 
Witterungsverliältnissen  ausgesetzt,  und  zeigten  sich  hart 
gegen  nächtliche  kühle  Temperatur,  indem  sie  dann  ebenso 
stark  frassen  als  in  lauen  Nächten,  übrigens  auch  am  Tage 
stets  mit  unverwüstlicliem  Appetit  gesegnet  waren.  Am 
4.  Juli  erfolgte  die  erste  Häutung,  am  12,  die  zweite,  am 
19.  die  dritte,  am  29.  die  vierte  und  letzte;  jedoch  hat  sich 
eine  Raupe  noch  zum  fünften  Mal  gehäutet.  Nach  jeder  Häu- 
tung nahm,  ganz  wie  bei  S.  carpini  u.  a.,  die  schwarze  Fär- 
bung ab,  um  einer  sanft  bläulichgrünen  zu  weichen,  so  dass 
sie  nach  der  letzten  keine  Spur  von  Schwarz  mehr  an  sich 
trugen.  Die  erste  Nahrung  nach  jedem  Hautweciisel  bildete, 
wie  bekanntlich  bei  manchen  Raupen,  die  alte,  eben  abge- 
streifte Haut.  Ausgewachsen  hatten  sie  völlig  die  Grösse  von 
Sat.  p.yri.  Trotz  ihrer  nicht  unerheblichen  Aehnlichkeit  mit 
unseren  einlieimischen  Saturnien  erinnerten  doch  zwei  starke, 
kurzstachelige,  grosse,  rothe  Knopfpaare  auf  dem  zweiten  und 
dritten  l'horaxiingel  an  die  Raupen  unserer  Aglia  tau,  welche 
eben  an  diesen  Stellen  erst  rothe,  dann  grüne  mit  rothen 
Sjjitzen  versehene  Dornen  bis  zu  iiirer  letzten  Häutung  tragen. 
Die  ül)rigen  Ringel  sind  (mit  Ausnahme  des  ersten)  auf  dem 
Rücken  duich  je  ein  Paar  kleiner,  schwachstacheliger,  gelber 
Zäpfchen  und  alle  noch  durch  ein  blaues  Knöpfchen  zu  jeder 
Seile  geziert.  Ungefähr  am  20.  August  erfolgte  die  Ver- 
pu|)j)iing.  Die  äussere  GespinnsthüUe  ist  bei  den  meisten 
bräunlich,  bei  einigen  mehr  oder  minder  zart  rölhlich ,  bei 
einer  sogar  grünlich,  trotzdem  dass  sämmtliche  Raupen  bei 
gleicher   \\'artung  ganz  gleiche  Nahrung  empfangen  hatten. 

Die  Falter  tragen  in  der  Ruhe  ihre  grossen  Flügel  tag- 
falterartig, gerade  wie  Aglia  tau,  über  dem  Körper  zusammen- 
gelegt, was  bekanntlich  bei  unseren  Satuinien  nicht  der  Fall 
ist  Wurden  sie  am  Tage  auch  noch  so  leise  berüiirt, 
so  legten  sie  sofort  die  Flügel  seitlich  an  und  hoben  und 
senkten  die  vorderen,  so  dass  abwechselnd  die  mittel- 
ständigen Monddecke  der  Hinteiflügel  bald  sichtbar  ^^  areu, 
bald  verschwanden.  Ein  solches  Betragen  wird  den  Schmet- 
terh'ngssammlern  vom  gemeinen  Smerintiius  ocellata  bereits 
bekannt  sein,  der  auf  diese  Weise  dem  Ruhestörer  mit  seinen 
lebhaften    Augenzeichnungen   intermittireud    grimmige    Blicke 


296 

zuzuwerfen  scheint.  Des  Abends  wurden  sie  bei  einbrechender 
Dämmerung,  genau  zu  der  Zeit,  wenn  die  Schwärmer  ihren 
Flug  beginnen,  munter.  Wie  ihre  Raupen,  so  waren  auch  sie 
gegen  etwas  unfreundliche  Witterung  und  niedrigere  Tem- 
peratur völlig  gleichgültig.  Die  beiden  Geschlechter  ent- 
wickelten sich  in  annähernd   gleicher  Anzahl. 

Die  einzelnen  Exemplare  variirten  nicht  unerheblich, 
namentlich  in  Zeichnung,  Lage  und  Gestalt  der  Mittelbinde, 
sowie  in  Grösse  der  Mondflecken.  So  fehlt  bei  einem  Indi- 
viduum der  innere  helle  (gelblich  weisse)  Theil  dieser  Haupt- 
binde, welche  dalier  nur  roth ,  aber  auch  breiter  und  ver- 
waschener als  ge\\öhnlich  ist;  dieselbe  rückt  ferner  so  sehr 
in  die  Flügelmitte,  dass  sie  den  grossen  Mondfleck  berülirt, 
und  verläuft  endlich  nicht  zwischen  den  sie  durchsetzenden 
Flügeladern  buchtig,  sondern  in  einem  ununterbrochenen, 
gleichlaufenden  Bogen.  Bei  einigen  Exemplaren  beschreibt 
die  feine  schwarze,  in  der  Nähe  der  Spitze  der  Vorderdügel 
längs  dem  Aussenrande  verlaufende  Schlangenlinie  weit  tiefer 
gebuchtete  Stumpfzacken  als  bei  andern,  und  die  in  ihren 
zur  Flügelmitte  offenen  Buchten  stehenden  schwarzen  Flecken 
variiren  sowohl  in  der  Grösf-e  als  in  der  Anzahl,  in  letzterer 
Hinsicht  von  2  bis  7.  In  allen  diesen  Verschiedenheiten  lässt 
sich  jedoch,  so  weit  mein  Material  reicht,  keine  Gesetzmässig- 
keit erkennen,  es  scheint  vielmehr  nur  individuelle  Variabilität 
zu  sein.  Sollten  sich  aber  im  nächsten  Sommer  aus  den 
jetzigen  Puppen  die  Falter  wiederum  entwickeln,  so  bietet 
der  Vergleich  derselben  mit  den  diesjährigen,  sowie  die  gegen- 
seitige Verschiedenheit  der  Individuen  der  nächstjährigen 
Generation  bei  dieser  zum  Variiren  so  sehr  geneigten  Art 
vielleicht  reichlicheren  Stoff  zu  ferneren  Mittheilungen. 

Samia  Promethea  Cr. 

Ausser  den  Cecropia- Puppen  enthielt  das  Kistchen  eine 
grosse  Anzahl  von  je  in  einem  der  Länge  nach  zusammen 
geschlagenen  Blatte  versponnenen  Puppen,  etwas  grösser  als 
die  der  gemeinen  Gastropacha  potatoria.  Ihre  Gespinnste 
beschränkten  sich  jedoch  nicht  auf  die  Umhüllung  der  Puppe 
und  deren  Befestigung  in  der  Blattspreite,  sondern  das  Blatt 
selbst  war  durch  einen  Gespinnstring  um  den  Zweig  an  diesem 
befestigt,  und  dieser  Ring  setzte  sich  als  fester  Strang  den 
Blattstiel  entlang  bis  zur  Puppenhülle  fort.  Trotzdem  dass 
ich  die  Gespinnstverschiedenheit  unserer  Sat.  pyri  und  carpini 
kenne,  hätte  ich  doch  nicht  erwartet,  dass  die  Puppen  mit 
einer  so  sonderbaren  Vorrichtung  einem  der  Cecropia  so  nahe 
veÄ'wandten  Schmetterlinge  angehörten. 

Die  Falter,  Samia  Promethea,  entschlüpften  erst  in  der 


297 

gröbsten  Hitze,  gegen  Mitte  und  Ende  Juli,  als  die  Cecropia-, 
Raupen  fast  ihr  halbes  Wachsthum  erreicht  hatten.  Die 
Begattung  gelang  nur  bei  einem  einzigen  Paare.  Die  Räup- 
chen  waren  in  jeder  Hinsielit  denen  der  Cecropia  ähnlicii, 
erinnerten  also  ebenso  sehr  an  die  einheimischen  Saturnien. 
Die  einzige,  welclie  sich  vollständig  entwickelte,  erreichte 
nicht  die  Grösse  einer  Carpini-Raupe.  Ihre  hellgrüne  Farbe 
war  durch  einen  puderartigen  Ueberzug,  welcher  sich  ab- 
waschen liess,  sich  jedoch  bald  wieder  erneuerte,  überdeckt, 
ähnlich  wie  sich  bei  manchen  hiesigen  Puppen,  z.  B.  Catocala, 
Platypterjx,  eine  reifartige  Bestäubung  findet.  Merkwürdiger 
Weise  hat  sie  sich  nur  dreimal  gehäutet,  was  mir  ebenso 
wenig  als  jene  Puderung  von  irgend  einer  inländischen  Raupen- 
Art  bekannt  ist.  Jene  zwei,  bei  Cecropia  hervorgehobenen, 
Thoraxringel  trugen  bei  dieser  Art  je  ein  Paar  hochrother 
feiner  Zapfen,  wodurch  die  Raupe  denen  der  Aglia  (bis  zur 
letzten  Häutung)  auffallend  ähnlich  wurde.  Die  sonstigen 
Ringel  zeigten  an  den  bestimmten  Stellen  statt  der  Knöpfchen 
nur  einfache,  sehr  schwach  umkreisete  schwarze  Punkte, 
jedoch  zierte  das  vorletzte  Segment  ein  Paar  kleiner  gelber, 
das  letzte  dergleichen  schwarzer  Zäpfchen,  und  an  den  Seiten 
der  Nachi-chieber  befand  sich  die  feine  schwarze,  nach  unten 
nicht  geschlossene  Zeichnung   eines  Dreiecks. 

Aucii  diese  Raupen  blieben  Tag  und  Nacht  draussen, 
erwiesen  sich  aber  als  zärtliche  Geschöpfe;  die  meisten  gingen 
noch  vor  der  ersten  Häutung  als  erste  schwarze  Form  ein; 
sämmtliche  übrigen,  bis  auf  eine,  folgten  diesen  in  einer  der 
späleien  Häutung.si)erioden.  Gegen  Kälte  waren  sie  sehr 
empfindlich;  in  kühleren  Nächten  hatten  sie  fast  nichts  ver- 
zelirt,  soniiern  sassen  regungslos  an  ihrer  Futterpflanze,  und  von 
allen  daigebotenen  Blättern  nahmen  sie  nur  die  der  Wollweide 
an.  Sie  sind  daher  in  unserem  Klima  wohl  schwer  zu  züchten, 
wäiirend  Cecropia  niciit  die  mindeste  Sciiwierigkeit  bietet, 
und  nur  der  aus.' ergewöhnlich  heissen  Witterung  des  ver- 
flossenen Sommers  (1868)  habe  ich  es  wohl  zu  danken,  dass 
doch  noch  ein  einziges  Individuum  sich  zu  einer  ansclieinend 
gesunden,  kräftigen  Puppe  verwandelt  hat.  Ihr  Gespinnst 
und  dessen  Anheltung  an  den  betreffenden  Weidenzweig 
und  in  das  Blatt  stimmt  ganz  mit  den  übersandten  geborenen 
Amerikanern  überein. 

Der  Falter  erinnert  in  derselben  Weise  wie  Cecropia  an 
Aglia,  trägt  in  derselben  Weise  die  Flügel  und  lässt  auch 
bei  leiser  Berührung  die  Augenzeichnungen  der  Hinterflügel 
(uo  sie  vorhanden  sind)  spielen.  Der  Ausdruck  Augenzeich- 
nung  ist  jedoch  hier  recht  unpassend,  da  diese  Flecken  be- 
kanntlich eine  Nagelgestalt  haben    und    auch  durch  diese  auf 


298 

Aglia  hinweisen;  doch  steht  der  Nagelfleck  in  entgegen- 
gesetzter Richtung  Mie  bei  Aglia.  Im  Kolien  erinnert  übrigens 
auch  die  Mondzeiclinung  der  Cecropia,  wie  wir  sie  vorhin 
genannt  haben,  an  diese  Nagelges-talt.  Es  ist  ein  roher 
Nagelkopf  ohne  Stiel.  —  Die  Falter  der  Promethea  wurden 
läglicli  sclion  lange  vor  Untergang  der  Sonne,  an  den  langen 
Tagen  in  der  Mitte  Juli  bereits  um  G  bis  G'/j  Uhr  (also  et^vu 
2  Stunden  früher)  munter,  und  auch  dieses  weist,  wenn  auch 
entfernt,  auf  Aglia  hin.  —  Die  Weibchen  s^cheinen  bei  dieser 
Art  weit  seltener  zu  sein  als  die  Männchen,  das  Verhältniss 
der  hier  entwickelten  i.st  in  dieser  Hinsicht  ungefähr  m  ie  1  :  •'i. 
--   Eine  Puppe  enthielt  mehrere  kleinere  Ichneumonen. 

Als  Varietät  ist  besonders  ein  Weibclien  zu  nennen,  dem 
die  Nagelflecke  fas-t  völlig  fehlen;  nur  ein  schwacher  heller 
"Wisch  vertritt  deren  Stelle,  während  bei  zwei  Männchen 
dieselben  auf  der  Oberseite  deutlich   aufdämmern. 

T  e  1  e a  P o  1  y  p h e m u s  Cr. 

Eine  dritte  Puppenspecies  zeichnete  sich  durch  eine,  an 
beiden  Enden  abgerundete,  dicke  Walzenform  aus.  Die  innere 
Gespinnstlage  war  feine  weissliche  bis  hellbräunliche  Florett- 
seide. Leider  waren  von  dieser  Art  nur  7  Exemplare  über- 
sandt,  von  denen  2  von  mächtigen  Ichneumonen  bewoimt 
waren  und  eine  heute  (10.  October)  noch  unentwickelt  liegt. 
Es  fielen  daher  nur  vier  Individuen,  und  zwar  früher  als  die 
beiden  vorstehenden  Arten,  schon  Ende  Mai,  aus;  es  \\aren 
die  bekannten  schönen  Telea  Poljphcmus.  Sie  gelangten 
nicht  zur  Paarung.  In  Haltung  der  Flügel  und  Flügelbewegung 
bei  geringer  Beunruhigung  glichen  auch  sie  den  vorher  Ge- 
nannten und  Murden  bei  einbrechender  Dämmerung  munter. 
Der  0 rundton  variirt  vom  Lehmgelben  bis  zum  zart  Höthlich- 
gelben,  was  übrigens   hinreichend  bekannt  sein  wird. 

Münster  i.  W.,  den  10.  October   18G8. 


299 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  Partheno 
genesis 


Vull 

Hr.  4lttiiinr  MofiniAiiii. 


Im  FiUhjftlir  1868  hatte  mein  Bruder,  der  Pliaimaceut 
Ernst  Hofmann  zu  Nürnberg,  Gelegenheit,  interessante  Beob- 
achtungen an  Solenobia  triquetrella  FR.  und  Pineti  Zell,  zu 
machen,  welciie  ich  mir  hier  mitzutheilen  erlaube,  da  sie 
einen  Fingerzeig  für  die  Deutung  der  Parthenogenesis  geben 
können.  Er  fand  im  März  an  einer  Stelle  des  sogenannten 
Keichswaldes  in  der  Nähe  von  Dutzendteich  im  Föhren- 
Hochwald  mit  Unte^^^ucils  von  Haidekraut  und  stellenweise 
von  Preisseibeeren  (Vaccinium  vitis  idaea)  mehrere  Hundert 
Säcke  der  Sol.  triquetrella  FR.,  die  alle  an  Baumstämmen 
hinaufliefen  und  sich  dort  an  der  Rinde  festspannen.  Sämmt- 
liche  Säcke  hatten  eine  rauhe,  zottige  Oberfläche,  genau  so 
wie  die  von  mir  im  Jahre  1858  bei  Erlangen  im  Reichswald 
gefundenen  (sieiie  meine  Inaugural  -  Dissertation  über  die 
Naturgeschichte  der  Psychiden  S,  44).  Idi  hielt  damals  diese 
zottige  Bedeckung  für  Pflanzen! lieilchen,  habe  mich  aber  nun 
durch  niikroscopische  Unterf-uchung  derselben  überzeugt,  dass 
sie  fast  ausschliesslich  aus  Insectentheilchen  besteht,  unter 
welchen  Herr  Kaltenbach  in  Aachen  zahlreiche  Trümmer  von 
Ameisen,  und  zwar  meist  \on  Myrmica  eaespitosa,  zu  erkennen 
glaubt,  was  auch  Heri'   Professor   von  Siebold   bestätigt  fand. 

Dieser  Umstand  brachte  uns  zunächst  auf  den  Gedanken, 
dass  die  eigentliche  Nahrung  dieser  Solenobien  animalischer 
Natur  sein  möge.  Mein  Bruder  konnte  !-ich  auch  bald  darauf 
durch  den  Augenschein  hiervon  überzeugen,  indem  er  sah, 
wie  eine  Raupe  von  S.  triquetrella  eine  ihr  vorgelegte  in  der 
Verpuppung  begriffene  Tenihredo-Larve  sehr  merklich  benagte. 

Die  auffallend  reichliclie  Bedeckung  mit  Insectentheilchen 
an  den  im  Reichswald  gefundenen  Triquetrella  -  Säcken  lässt 
vermuthen,  dass  dieselben  da  sehr  reichliehe  animalische 
Nahrung,  namentlich  Ameisen,  die  sie  aber  woiil  nur  im  todteu 
Zustande  benagen,  tinden'). 

*)  Dasd  die  Soleiiohieii-Ruiipcii  uiicli  Fieohteii,  trockene  Pflanzeu- 
blättcheii ,  Schwilmrae  (Agaricus)  lienageii ,  ist  durch  Beobachtung 
constatirt,  doch  scheinen  sie  dies  mehr  im  Notlifalle  zu  thun.  An 
deü  mit  Lichenen  bewachsenen  Bäumen,  Zäunen,  Felsen  etc.  iindet 
man  sie  in  Menge  nur  im  Frühjahi",   wenn    sie    zum  Zweck  der  ^'er- 

20 


Aus  diesen  Säcken  eni wickelten  !-icii  nun  niiiniiüc!  e 
Falter  in  überwiegender  Melirzalil;  ich  erzog  unter  60— 70 
■  j  kaum  10  h'.  Diese  blieben  nach  dem  Ausschlüpfen  uiit 
ausgestreckter  Legerühre  auf  den  Sacken  sitzeu  und  warteten 
auf  eine  Begattung,  welche  indessen  nicht  erfolgte,  weil  ich 
die  £  gleich  isolirt  hatte.  Bei  2  Weibchen  bemerkte  ich 
aber,  daps  sie  bald  nach  dem  Ausschlüpfen  Eier  zu  legen 
anfingen  obwohl  sie  nicht  begattet  worden  waren.  Ich  bo- 
wahrte  die  Säcke  sorgfältig  auf,  erhielt  aber  keine  jungen 
Bäupclien  aus  denselben.  Als  ich  später  nachsah,  fand  ich 
in  den  Sacken  wenige  vertrocknete  Eier.  Möglicherweise 
hätten  sich  diese  ßier  im  Freien  unter  günstigeren  Umständen 
doch  entwickeln  können. 

Interessant  ist,  dass  sich  neb  t  den  eben  beschriebenen 
Triquetrella-Säcken  auch  Säcke  von  Sol.  Pineti  Zell,  an  der- 
selben Stelle  im  Reichsw-alde  fanden,  welche  o  u"^  -  in 
ziemlich  gleichem  Yerhältniss  ergaben"''). 

Eine  halbe  Stunde  von  diesem  Fundoite  entfemt,  am 
Wege,  der  von  Dutzendteich  nach  Nürnberg  führt,  fand  hier- 
auf mein  Bruder  an  einem  alten  mit  Lichenen  bewachsenen 
Holzziiun,  hinter  dem  eine  lebendige  Hecke  steht,  mehrere 
Triquetrel kl  -  Säcke,  die  aber  nur  sehr  wenig  mit  Insecten- 
theilchen  bekleidet  waren  und  daher  kein  so  reichliches  ani- 
malisches Futter  gehabt  zu  haben  scheinen,  wie  ihre  Ver- 
wandten im  Reichsw  aide.  An  demselben  Zaune  fanden  sich 
auch  ziemlich  viele  Säckchen,  welche  von  denen  der  S.  Pineti 
aus  dem   ßeichswalde  nicht  unterschieden  werden  konnten. 

Aus  diesen  beiderlei  Säcken  entwickelten  sich  nun 
ausschliesslich  V',  die  alle  sofort  nach  dem  Ausschlüpfen  mit 
dem  Eierlegen  begannen  und  damit  fortfuhren,  bis  sie  sich  aller 
Eier  entledigt  hatten  und  als  leereBälge  endlich  von  den  Säcken 
abtielen.  Die  Eier  gelangten  zwar  nicht  zur  Entwickelung, 
woran  aber  wohl  nur  der  Umstand  schuld  wai-,  dass  ich  sie 
aus  Zeitmangel  vernachlässigte  und  in  einer  trockenen  Schach- 
tel an  einem  der  Nachniittagssonne  stark  ausgesetzten  Fenster 
stehen  liess.  Ich  habe  in  \ielen  andern  Fällen  die  Entwick- 
lungsfähigkeit der  von  solchen  Solenobien-Weibchen  gelegten 
Eier  constatirt  (fi.  meine  Dissertation  S.  42),  dass  trotzdem 
kein  Zweifel  ist.  dass  wir  es  hier  mit  parthenogene tisch en 


puppiuig  liinaurkrioclicii :  so  fand  mein  l'>rndcr  an  dem  erwiilinten 
Platze  im  Reicliswalde  im  Herbst  lair  3  Triquetrelln  -  >Sücke  au 
iianmstämmen.  Ihr  t^täiidiger  Aufenthalt  ist  also  sic':or  nicht  an 
diesen,  sondern  am  Boden. 

**)    Dass    S.    Iriquetrella    und  Pineti   Zell,    häufig  nebeneinander 
Vorkommen,  habe  ich  schon  öfters  beobachtet 


301 

Weibchen    von    S.    tii<|uolrella    iin<]    Pineti    (=    liclieuella  Z.) 
zu   tluin  haben'). 

Nacli  (lie&en  Beubuchlungen  ist  es  iiiiii  leichi  denkbar, 
(lusy  hie  und  da  Tiiquetreila-  und  Pineti- Säekc  aus  dem 
Keichswalde  Aeibchleppt  werden,  w  as  dureli  den  Holztransport 
.'•ehr  leicht  möglich  iöt,  da  sich  ja  beide  Säcke  im  Fiiihjahv 
an  Baumstämmen  to  häufig  finden.  Sehr  Mahrseheinlich  ist 
es  nun,  dass  Weibehen,  welche  auf  diese  Art  vom  ursprüng- 
lichen Wohnort  ihrer  Genossen  entfernt  und  isolirt  wurden, 
naclulem  sie  vergebens  auf  eine  Befruchtung  durch  ein  Männ- 
chen ge%\artet  haben,  sich  endlicii  doch  bequemen,  ihre  Eier 
abzusetzen,  M'ie  ich  dies  ja  schon  einmal  bei  der  Isolirung 
derselben  in  der  Gefangenschaft  beobachtet  habe. 

Wenn  nun  diese  Eier  unter  günstigen  Bedingungen  zur 
Entwicklung  gelangen,  was  bei  den  Solenobien  -  Arten,  bei 
welchen  parthenogenetische  "NA'eibchen  so  bestimmt  constatirt 
worden  sind,  gewiss  auch  bei  den  mit  den  Männchen  zusammen 
vorkommenden  Weibchen  einmal  der  Fall  sein  kann,  so  wer- 
den, nach  der  Analogie  zu  scliliessen,  aus  den  so  entstandenen 
Kaupen  wieder  lauter  weibliche  Schmetterlinge  hervorgehen, 
welche,  weil  i.oliit  von  dem  ursprünglichen  Wohnplatz  der 
Art,  wo  die  Männchen  \  orkcinimen ,  und  der  Bewegung  un- 
fähig, sich  derselben  Nulhwendigkeit  werden  fügen  müssen  wie 
ihre  Stammmutter,  nämlich  oime  die  Begattung  abzuwarten, 
ihre  Eier  abzusetzen.  Diese  Eigenthümlichkeit  der  Stamm- 
mutter vererbt  sich  dann  von  Generation  zu  Generation,  und 
auf  diese  W^eise  erkläre  ich  mir  das  Vorkommen  jener  Colo- 
nien  von  Solenobien.  welche  immei-  und  immer  wieder  nur 
parthenogenetische  Weibchen  liefern  (Sol.  lichenella)  ■'•'"'').  Sie 
wären  also  entstanden  durch  Entfei-nung  und  Isolirung  eines 
Mutterthieres  vom  uisprüngliclicn  Wohnort  der  Art  (Migra- 
tions- Gesetz  der  Organismen  von  Wagneij  und  durch  Ver- 
erbung der  ausnalimsweisen    Eigentliümliciikeit    eines  Mutter- 


^')  Dass  die  Sol.  liclienelia  Z.  nichts  anderes  ist,  als  das  par- 
t henogenctisclie  Weibchen  von  Sol.  Pineti  /.,  habe  icli  schon 
in  meiner  Dissertation  verniuthungsvveise  ausgesprochen  (S.  48)  und 
kann  es  jetzt  als  'l'hatsachc  bestätigen,  da  sicli  nicht  die  geringsten 
Unte.i'scliiede  an  Raupe,  Sack  und  weiblichem  Schmetterling  zwischen 
beiden  linden  lastoii.  Auch  Ifcrr  Professor  von  Sicbold  ist  ganz  der- 
selben Ansicht. 

*')  Diese  Kolonien  parth.  Weibchen  sind  daher  immer  an  an- 
dern Orten  zu  finden,  als  da,  wo  Colonien  mit  Jläniiclien  und  Weib- 
chen vorkommen.  So  lindot  sich  S.  lichenella  Z.  (=  l^ineti  Z.)  nach 
Angabe  der  meisten  Beobachter  stets  an  Zäunen,  Planken  etc.,  wäh- 
rend S,  Pineti  Z.  an  Führenstämmeu  im  Walde  vorkommt. 

20*= 


302 

Üiieres  (nämlich  ohne  Befruchtung  entN\ickIuügö fähige  Eier 
/u  legen)  auf  seine  Nachkommenschaft  (Darwin).  "')  Es  iirt 
sehr  wahrscheinlich,  dass  die  partlienogeuetisehen  Solenobien- 
Weibchen  so  lange  immer  nur  wtibliche  Naehkommens^chafl 
erzeugen,  bis  es  durch  irgend  einen  Zufall  einem  Männeiien 
gelingt,  ein  Weibehen  aus  einer  parthenogenetischen  Colonie 
/,u  befruchten.  Dies  ist  hei  dem  Bau  der  Genitalien,  welcher 
bei  den  ])arthenogenetischen  Weibchen  ganz  derselbe  ist,  wie 
bei  den  ächten  Schmetterlings-Weibchen  überhaupt,  nicht  zu 
bestreiten,  und  von  mir  früher  schon  direct  beobachtet  woi- 
den.     (Dissertation  S.  44.) 

Wahrscheinlich  geschieht  es  aber  nur  sehr  selten,  weil 
eben  die  parthenogenetischen  Weibchen  auf  eine  Begattung 
durchaus  niciit  warten,  und,  einmal  im  Eierlegen  begriffen, 
von  den  sie  jetzt  allenfalls  umflatternden  Männchen  keine  Noti/. 
mehr  nehmen,  aueii  weil  sich  die  sehr  zarten  Männclien  frei- 
willig gewiss  nicht  weit  von  ihrem  Geburtsorte  entfernen. 

Daher  mag  es  auch  lühren,  dass  die  Colonien  partheno- 
genetischer  Weibchen  im  Freien  lange  Zeit  unvermischt 
bleiben,  obwohl  oft  gar  nicht  weit  entfernt,  wie  z.  B.  in 
Nürnberg,  Colonien  derselben  Art  sich  finden,  welche  aus 
zahlreichen  Männchen  und  wenigen  Weibchen  bestehen.  Auch 
meine  forlgesetzten  Bemüiiungen,  parthenogenetische  Weibchen 
mit  Männchen  zu  jtaarcn,  scheiterten  an  dem  Umstände,  dass 
es  mir  bis  jetzt  nie  mehr  glückte,  ein  parthenogenetisches 
Weibciien  gerade  noch  vor  Beginn  des  Legegeschäftes  zu 
ertappen.  Es  ist  übrigens  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  Nach- 
kommenschaft eines  parthenogenetischen  Weibchens,  welches 
von  einem  Männchen  begattet  worden  ist,  Männeiien  und 
Weibchen,  erstere  wohl  in  überwiegender  Zahl,  ergeben  wird. 

Um  die  Richtigkeit  dieser  Vcrmuthungen,  welche  sich 
mir  aus  langjähriger  Beobachtung  der  Solenobien  ergeben 
haben,  direct  beweisen  zu  können,  möchte  ich  alle  Entomo- 
logen, welche  sieh  mit  diesen  so  interessanten  Tiiierchen  zu 
beschäftigen  Lust  haben,  dringend  bitten,  nachfolgende  Ver- 
suche anzustellen  und  die  Resultate  derselben  bekannt  zu 
machen  : 

1)  Säcke  von  S.  triquetrella  oder  Pineti,  die  von  einem 
Kundorte  stammen ,  an  welchem  Männchen  und  Weibchen 
vorkommen,  isolire  man,  wenn  sie  sich  zur  Verpuppung  fest- 
gesponnen haben,  derart,  dass  man  jeden  einzelnen  Sack  in 
ein  gut  geschlossenes  Schäehtelchen  oder  Gläsciien  bringt, 
um  jede  Vereinigung  der  ausgeschlüpften  Thierchen  unmöglich 


'•■)   Als   Endzweck    der   Parthenogeuesis   ist  wohl  die  Erhaltung 
der  Ar*   selbst   nntf^r  ungünstigen  Verhältnissen  zu  betrachten. 


303 

zu  maciien.  Die  ausgerchiüpt'ton  Weibchen  sind  Oann  j^eu-du 
zu  beobachteu,  ob  nicht  ciuige  a  on  iiinen,  trotzdem  ilinen  eine 
Begattung  unmöglich  gemacht  \\ordeu  ist.  dennoch  Eier  ab- 
setzen. Es  ist  dann  weiter  x.u  beobachten,  ob  sieh  diese  Eier 
entwickeln  oder  nicht,  und  welchem  Geschleehte  die  aus 
solchen  Eiern  etwa  gezogenen  Schmetterlinge  angehören.  Nach 
meinen  Voraussetzungen  müssten  daraus  lauter  Weibchen  ent- 
stehen. Wäre  dies  wirklich  der  Fall,  so  bliebe  noch  übrig 
zu  constatiren.  ob  diese  so  entstandenen  Weibchen  auch  wieder 
ohne  Begattung  entwicklungsfähige  Eier  legen,  d.  h.  partheno- 
genetisch  geworden  sind,  was  ich  ebenfalls   vermuthe. 

2)  Man  versuche  durch  gleichzeitige,  aber  streng  \on 
einander  getrennt  gehaltene  Züchtungen  von  Solenobien  aus 
parthenogonetischen  Colonien  und  aus  Oolonien  mit  Männchen 
und  Weibclicn  Begattungsversuche  anzustellen  zwischen  einem 
parthenogenetischen  Weibchen  und  einem  Männchen,  wie  mir 
dies  schon  einmal  geglückt  ist  (Dissertation  S.  44).  Um 
den  exacten  Beweis  einer  wirklich  slattgefundenen  Befruchtung 
liefern  zu  können,  wäre  es  dann  noth wendig,  das  Weibchen 
nach  Absetzen  der  Eier  zu  seciren,  um  die  in  der  Burea  co- 
pulatrix  nach  jeder  Befruchtung,  auch  nach  Absetzung  der 
Eier,  immer  noch  vorhandenen  Samenladen  nachweisen  zu 
können. 

Die  Nachkommenschaft  eines  solchen  Pärchens  rauss  dann, 
sorgfältig  isolirt,  gezüchtet  werden,  um  zu  sehen,  welchem 
Geschlechte  die  vollkommenen  Thiere  angehören.  Wie  ich 
glaube,  werden  aus  dieser  Nachkommenschaft,  wenn  nicht 
ausschliesslich,  so  doch  überwiegend  Männer  hervorgehen. 

S")  ]Man  züchte  die  Nachkommenschaft  von  parthenogene- 
tischen Solenobien -Weibchen  von  Generation  zu  Generation 
so  lange  als  nur  möglich  fort,  um  nachweisen  zu  können, 
dass  aus  derselben,  wie  ich  bestimmt  glaube,  niemals  andere 
als  parthenogenetische  Weibchen  hervorgehen,  dass  diese  also 
nur  dann  männliche  Nachkommenschaft  erzeugen  werden, 
wenn  sie  durch  irgend  einen  Zufall  oder  absichtlich  mit  einem 
Männchen  zusammengebracht  und  von  diesem  befruchtet  wor- 
den sind. 

Ich  habe  zwar  die  parthenogenetische  Solenobia  liche- 
nella  Z.  (=•  Pineti  Z.)  durch  mehrere  Generationen  erzogen, 
ohne  je  Männchen  erhalten  zu  haben,  wie  dies  auch  andere 
Beobachter  constatirt  hs?ben;  doch  sollten  diese  Züchtungen 
über  längere  Zeiträume  fortgesetzt  werden. 


304 


Sendschreiben  an  Dr.  Hagen 

von 
C.  .1.  llolii'tt. 

lieber  Hagoii! 

Gott  weisft  es  .^  und  leider  wei^^p  icli  es  aucii ,  üiurs  und 
wie  viel  mir  an  manelieilei  positiven  Kenntnii?sen  abgeht,  um 
die  Verdienste  (ie,^  lieiühmten  Dirigenten  des  ^luseum  Cam- 
Itridge  -  MasRachusetls  verstehen  und  würdigen  zu  können. 
Seine  Gletsehertheorie,  sein  zoologischer  Nomenciator,  seine 
Leistungen  in  der  Ichthyologie,  seine  Kühnheit  in  der  Coneep- 
tion  eines  Muster- Museums,  verbunden  mit  der  praktischen 
AVeltgewandtlieit,  es  auch  ins  Leben  zu  rufen  und  zu  einem 
würdigen  Objecto  des  Nntionalstolzes  zu  erheben,  bewundere 
ich  aus  aufrichtigem  Herzen.  In  die  letztere  Kategorie  geholt 
es  auch  olTenbar,  doss  er  es  verstehen  musste,  zur  Ausführung 
seiner  umfassenden  Ideen  die  rechten  Leute  zu  gewinnen,  und 
es  braucht  Ihre  Bescheidenheit  nicht  zu  verletzen,  wenn  ich 
liier  ötrentlich  ausspreche,  was  ich  Ihnen  trülier  schon  privatim 
geschrieben,  dass  er  durch  Ihre  Berufung  znm  Hülfsarbeiter 
eine  besonders  glückliche  Wühl  getroffen.  Wer  wie  Sie  in 
dem  Gebiete  der  Entomologie  sich  durch  gewissenhaftes 
Studium  des  Einzelnen  und  durch  verständiges  Zusammen- 
fassen unter  allgemeinen  Gesichtspunkten  als  Meister  in  der 
Species-Kenntniss  M'ie  in  der  Systematik  einer  vor  ihm  nur 
fragmentariseii  culti\  irten  Oidnung  einen  so  aligemein  geach- 
teten Namen  errungen,  wei-  diesem  Verdienste  noch  dasjenige 
gesellt  hat,  von  welchem  die  Bibliographia  entomologica  un- 
vergängliches Zeugniss  redet,  der  mag  es  sich  dreist  gefallen 
lassen,  wenn  ihm  hier  und  da  ein  leichter  Error,  ein  Peccatum 
omissionis  Schuld  gegeben  wird. 

Ihnen  letzteres  nachzuweisen  ist  der  humoristische  Zweck 
dieses  Sendschreibens.  p]s  fehlen  in  Ihrer  Bibliographie  zwei 
Namen,  welche  aus  entomograpliisehem  Grunde  darin  nicht 
hätten  fehlen  sollen,  um  so  weniger,  als  jeder  Deutsche  auf 
diese  beiden  Heroen  mit  Verehrung  blickt,  Goethe  und 
Beethoven. 

Wenn  auch  nicht  alle  deutschen  Entomophilen  das  kleine 
Göthe'sche  Gedicht  .;,die  Freude"  kennen,  welches  eine  mo- 
ralische Quintessenz  aus  dem  Farbenschiller  der  Libellula 
variabilis  L.  zu  ziehen  \  ersucht  —  .^o  wird  es  doch  schAver- 
licli  einen  Gebildeten  in  Germania  geben,  der  nicht  „Auerbach's 
Keller"  und  Menhisto's  unvergleichliches  Prachtlied  kennte: 


3f'5 

Es  war  einmal  ein  Konig,  In  Summet  und  in  Seide 

Der   liatt    einen  grossen  Fiuii.  Ward  er  nun  angetiian, 

Den  liebt'  er  gar  nicht  wenig.  Hatte  Bänder  auf  dem   Kleide, 

Als  wie  seinen  eignen  Sohn.  Hatf  auch  ein  Kreuz  daran; 

Da  rief  er  seinen  Sehneider,  Und   \\  ard    sogleich  Minister 

Der  Schneider  kam  heran.  Und  hatt' einen  grossen  Stern, 
.,Da,  miss  dem  Junker  Kleider,     Da  wurden  seine  Geschwister 

Und   ir)i.'^s  ihm  Hosen  an!'"-  Bei  Hof  ;iueh  grosse  Herrn. 

Und  Herrn   und  Frau'n   am   Hole 

Die  wurden  baps  geplagt. 

Die  Kön'gin  und  die  Zofe 

Gestochen  und  genagt. 

Und  durften  sie  nicht  knicken 
Und  weg  sie  jucken  nicht  — 
Wir  knicken  und  ersticken 
Doch  gleich,  wenn  einer  sticht! 

Hoflentlich  weiss  et  mir  einer  oder  der  andere  ausser- 
deutsche  Leser  Dank,  dass  ich  ihn  mit  diesem  ..dipterologi- 
schen''  Tractat  bekannt  gemacht  habe,  dessen  „biologische''' 
Feinheit  vollends  durch  Beethoven's  meisterhafte  Uebev- 
iragung  auf  das  Gebiet  der  Tonkunst  in  das  hellste  Licht 
gestellt  Mird.  Nur  ungern  verziehte  ich  auf  die  verführerische 
..Ungehöiigkeit",  die  übermüthig  launige  Composition  nach 
tiebühreu  zu  analysiren;  aber  wein'gstens  andeuten  darf  ich 
die  halshrechenden  Salti  mortali  des  sprungfertigen  Favoriten 
in  dem  Kitornell  der  Klavierbegleitung,  die  spanische  steif- 
grandiose Hof- Etikette  der  ersten  Accorde  und  die  garstige 
Fratze  der  grossen  Terz  am  Ende  jeder  Strophe,  sonderlich 
aber  den  blühenden  Einfall  Beethoven's,  womit  er  zum  Be- 
schlüsse die  Todesait  des  glücklich  zur  Haft  gebrachten 
liraunen  Delinquenten  durch  den  ausdrücklich  vorgeschriebenen 
Fingersatz    1  —  1  auf  das  knickendste  illustrirt. 

Wenn  zwei  solche  Titanen  eine  Coalition  zu  einem  Pro- 
ducte  des  Humors  eingehen,  Menn  dies  Product  von  helleni- 
selien  Göttern  (—  sind  es  nicht  Musen  und  Grazien,  so  docii 
Faune  und  Satyre  — )  gnädigst  patronisirt  wird,  wenn  der 
Held  des  Poems  ein  Entomon  ist,  das  vermutlilich  schon  die 
Aeltermuiter  im  Paradiese  durch  seine  Husaren-Manieren,  durch 
seine  Ausdehnung  des  Asyl-Begriffs  (selbst  über  die  Grenzen 
des  Decorum  hinaus)  in  gorechte  h^ntriishirrg  versetzt  hat, 
\venn  dieser  (ioethe  -  Beetiioven'sclM!  I'ulex  offenbar  ilas 
ehrenvolle  Cognomen  Imperator  verdiente,  mit  welchem 
Freund  ^^'estwood  seiner  Zeit  einen  Embryo  Blattae  etwas 
übereilt  decoriren  wollte,  so  \\  erden  Sie,  verehrter  Bibliograph, 


306 

bei  einer  neuen  Auflage  Ihres  Monumentum  aerc  perennius  ge- 
wiss meiner  Reclarnation  gerecht  werden. 

Diese  Bitte  forniulirte  icli  bereits  in  der  ewigen  Stadt, 
als  ich  im  Januar  1869  mit  Freund  Stainton,  seiner  liebens- 
würdigen Frau,  unserm  Ehrenmitgliede,  und  mit  meinem 
Sohne  Dr.  Anton  D.  den  Vatican  und  unter  seinen  zahllosen 
Kunstschätzen  auch  die  Säle  musterte,  in  welchen  vom  Löwen 
und  Tiger  bis  herunter  zu  den  Scorpionen  und  Insecten  zu- 
sammengetragen iigurirt,  was  das  Alterthum  uns  an  zoologi- 
schen Nachbildungen  In'nterlassen.  Aber  mein  an  Dr.  Heinrich 
D.  gerichteter  Brief  muss  entweder  die  Habgier  eines  untreuen 
Postbeamten  gereizt  haben,  der  vielleicht  einen  „Averthvollen'' 
Einschluss  muthmasste,  oder  gar  den  Argwohn  eines  ofticiellen 
Spürhundes,  welcher  ihn  auf  den  Verdacht  des  Mazzinismus 
hin  confiscirt  und  natürlich  in  den  Papierkorb  befördert  hat. 
Genug,  mein  Brief  ward  unterschlagen  und  mit  ihm  mein 
römisches  Sendschreiben  an  Sie.  Vielleieiit  trägt  dieser  Um- 
stand mit  dazu  bei,  dieser  .^zweiten  Auflage"  eine  um  so 
freundlichere  Aufnahme  bei  Ihnen  zu  verbürgen. 

Hökendorf  bei  Stettin,  Ende  Mai  1869. 

C.  A.  Dohrn. 


307 


Curiosum. 

In  Nr.  X,  Antiquai'i.scher  Katalog  der  C  B,  Griesbach'- 
echen  Buchhandlung  in  Gera,  18(58,  findet  sicli  unter  dem 
Rubrum  Theologie  iblgender  Passus  Pag.  34: 

1187  Zeitung,   antomol.    Predigten    v.    Dohre   u.  Limke. 
11.    u.    18.    Jahrg.    m.    Abbildgn.    Stettin    850  52. 
Ppbde.    (C   Thlr.)     Einzeln    -X  20  Sgr.     Zusammen 
1  Rthlr. 
Als    Herr    Antiquar    Friedländer  mir    dies   seltsame  Testimo- 
nium  homileticum  einsandte,  griff  ich  natürlich  nach  den  be- 
trettenden   beiden    Jahrgängen,    an    den    Evangelisten    Lucas 
gedenkend ,  den  Meister  Goethe  im    ..Prolog  zu  den  neuestsn 
Ortenbarungen  Gottes"  (1774)  .so  verblüfft  sagen  lässt: 

Möeht"'  mieji  in  dem  Costume  sehen! 
Und   wahrlich!  Herr  Grie.sbaeli  oder  sein  Catalogifex   iiat  mit 
einer   Nase,    die    ein    Hund    oder    eine    Sau    im    Dislrict    von 
P^rigord  ihm  beneiden  könnten,  meine  theologischen  Trüffeln 
unter    einer    dicken    Schicht   profaner  Allotria  herausgespürt! 
hl  dem  Neujahrs-Carmen  des   11.  Jahrgangs  heilst  es: 
Ob  nicht  die  Ultra  —  —  marinen 
Uns  die  Wirbelsäule  bläuen? 
Ob  wir  gastlich  die  Beduinen 
Mit  Grünberger  bald  erfreuen? 
Prophezeiungen,  wie  diese,  1849  geschrieben,  bedürfen  1869 
kaum  eines  Commentars.    Die  Ultra  —  —  marinen  haben  ihre 
frommen  Wünsche  in  den  letzten  Jaliren  so  deutlich  formulirt 
und  syllabirt,   da.ss  wir  an  ihren  Gelüsten  zum  Bläuen  nicht 
im  mindesten  zweifeln  dürfen;  und  ob  mit  den  Beduinen  die 
Zuaven  und  Zephyre  Algeriens  gemeint  sind,  oder  bloss  der 
Besuch  des  ägyptischen  Vicekönigs  in  Wien  und  Berlin,  wird 
die  Zeit  lehren. 

Dagegen  ist  in  den  späteren  Strophen: 

Soviel  ist  gewiss,  wir  fassen 
Unsre  Kerf  in  bunten  Massen, 
Denn  .schwarzweisso,  wie  schwar;r.gelbe 
Gelten  uns  ein  und  dasselbe. 

Ob  Piofane  uns  auch  neckten  — 
Haltet  fest  an  den  Insecten; 
Dies  Sectiren  hält  noch  Stich, 
Wenn  manch  andres  längst  verblich. 


3i»8 

der  lalöche  Kanzelton  und  eine  fanatisclie  Tendenz  /mw  Pios 
elytenmaclien  gar  nicht  zu  verkennen. 

Noch  weit  fchlagender  beweist  die  Neujahrs  -  Fibel  iin 
13.  Jahrgang  (1852)  den  Scharl'isinn  des  Geraer  Wollt-ortirers. 
Die  Buchstaben  il,  (Miincli,  Mantis  religiosa)  N  (Kloster- 
Nonne)  berühren  geradehin  da?  theologische  Fach  an  sehr  kitz- 
lichen  und  Noli  nie  längere  St<!llon,  und  würden  den  Verfasser 
in  einzelnen  dickköpfigen  Districten  von  liaiern  und  Tyrol 
unzweiCelhaft  der  Lynch -Justiz  des  süssen  Pöbels  recomman- 
diren.  Um  so  ger(;chtrertigter  scheint  es  indessen,  den  im  Jahrg. 
1850  noch  als  Mitredacteuv  genannten,  damaligen  Bibliothekar, 
Herrn  A.  Lincke  (den  der  Oeraer  Katalog  in  Limke  umtauft) 
von  Jeder  Mitschuld  an  diesen  ..antoniologischen  Predigten^' 
rein  zu  brennen:  die  alleinige  Verantwortung  dieser  Häresien 
lastet  auf  C.   A.  üohrn. 


Zwei  Krondiamanten. 

welche  dem  Stein'schen  europaischen  Kafer-Diadem  noch  fehlen 
und  ihm  uti  prius  ])0tiu9  einzufügen  sind,  kann  ich  als  eclit 
namentlich  denjenigen  Coleopteroj)hilen  verbürgen,  welche 
mit  der  latitudinarischen  Erweiterung  des  ehrenwerthen  Col- 
legen  Marseul  durch  sein  Bassin  de  la  M<^diterrance  etwa  nicht 
einverstanden  wären.  Der  unermüdet  fleissige  Arbeiter  iin 
Sareptaner  entomischen  Weinberge,  Herr  Lehrer  Hugo  Chri- 
stoph, hat  nicht  nur  die  ))rachtvolle  Julodis  variolaris 
l*allas  in  einer  Reihe  von  Kxemplaren  erbeutet,  sondein  mir 
auch  bereits  zwei  Stücke  der  ausgezeichneten  Art  Eumecops 
Kittaryi  Hochhuth  eingesandt,  welche  er  bei  Sarepta  ge- 
funden hat*).  Ich  kann  zwar  Herrn  Hochhuth  nicht  bei- 
pflichten, der  die  Gattung  zu  den  Bjrsopiden  bringen  will, 
aber  auch  nicht  die  Ansicht  des  Meisters  Lacordaire  theilen, 
der  sie  zwischen  die  Cleoniden-Gattungen  Leueochromus  und 
Stephanocleonus  einkeilt.  Ha  er  nach  seiner  Angabe  keinen 
Eumecops  gesehen,  to  hat  er  aus  der  etwas  weitsehweitig  und 
doch  nicht  eben  glücklich  gcrathenen  HochhuthVchen  Beschrei- 
bung scharfsinnig  genug  den  Cleonus  -  artigen  Habitus  des 
Thiercs  sich  construirt.;  aber  von  den  echten  Cleonen  entfernt 
sich  dasselbe  doch  gar  zu  entschieden  durch  die  bei  keinem 
einzigen    Cleoniden    auch    nur     annäiiernd     vovJiandene    tief(» 

'■)    Marseul  Tührt  beide  Arten  aui. 


309 

Tliorax-Rinne  zur  Aufnahme  dcfc  Kostiurn.  Das  ist  aber  an- 
scheinend auch  das  einzige  Criterium,  welches  Herrn  Hochhuth 
bei  Beiner  Bjr.'opiden  -  Hypothese  zur  Seite  steht:  er  rnuss 
keinen  afrikanischen,  <juadralen  Byrsops  in  nutiir;i  gekannt 
haben,  .'-onst  iiiitle  er  niclit  den  bedenklichen  Ausdruck  .,un- 
bedingt''  gebiaucht.  Dagegen  kann  ich  gegen  Lacoidaires  '/, 
womit  er  die  Angabe  HochhutlTs  über  die  Schuppenbekleidung 
der  Art  in  Zweifel  stellt,  versichern,  dass  die  Sc!iupi)en  und 
zwar  in  fast  gleichmässiger  Farbe  und  Stärke  vorhanden  sind, 
wie  bei  der  CryptorhynchidenCattung  Onchoscelis.  Mügen 
sich  die  Herren  Systematiker  um  diesen   Eris-Apf(d  streiten! 

C.  A.  Do  lim. 


Nachträge  zum  Neujahrs-Strauss. 

Ueber  den  ziemlich  leicbt  keDntlichen  Elater  piceüs  Deg. 
der  DohrD'scheß  Sammlang. 


In  einem  Briefe  an  mich  im  Sommer  des  Jahres  185  i 
spricht  sicli  Herr  Dohrn  über  den  von  ihm  S.  9  berührten 
Elateren-Tausch  folgendermassen  aus : 

„Wenn  der  bewusste  Elater  ein  Europäer  ist,  so  können 
,.SieStranionium,  Belladonna  und  Stiefelwichse  darauf  geniessen, 
,,dass  Sie  ihn  wiedernehmen  mü.«sen.  Ich  gebe  ilm  aber  — 
„bei  meiner  Taille  —  ohne  alle  Bitterkeit  wieder,  wenns  ge- 
„schieht.  Wagenseh.  mag  sein  wie  er  will,  erfunden  hat  er 
„Ihre  Aeusserung  nicht.  —  Ein  crimen  laesae  ists  auch  eben 
.,nicht  — '' 

Seit  jener  Zeit  i-t  die  Angelegenheit  zwischen  Herrn 
Dohrn  und  mir  weiter  nicht  zur  Sprache  gekommen^  ich  habe 
es  damals,  von  Berlin  abwesend,  nicht  der  Mühe  werth  ge- 
halten, „das  alberne  Geklätsch"  des  Herrn  Wagenschieber 
irgendwie  weiter  zu  verfolgen,  nachdem  ich  Herrn  Dohrn 
meine  Erklärung  darüber  abgegeben  hatte,  auf  welche  ich 
1^.51  die  oben  gegebene  Antwort  erhielt. 

Berlin,  April   1^09.  Dr.  G.  Kraatz. 


310 


B.    E  r  k  U  r  u  B  %. 

Ich  erinnere  mich  nicht,  Herrn  Dohrn  die  in  der  Stettiner 
entomol.  Zeitung  1869  S.  7  unten  erwähnte  Bestätigung 
gegeben  zu  haben,  und  bin  gegenwärtig  nur  im  Stande  zu 
sagen,  dass  der  angebliche  laute  Ausruf  des  Herrn  Dr.  Kraatz 
jedenfalls  nicht  in  der  von  Herrn  Dohrn  geschilderten  Weise 
geschehen  ist,  da  ich  mich  alsdann  seiner  wohl  noch  erinnern 
würde.  Ich  habe  jetzt  die  Aeusserung  des  Herrn  Dr.  Kraatz, 
über  welche  ich  einmal  mit  Herrn  Dohrn  gesprochen,  voll- 
ständig vergessen  und  wohl  schon  damals  nicht  mit  besonderem 
Werthe  belegt.  Der  Wahrheit  gemäss  bemerke  ich,  dass 
wenn  eine  ähnliche  Aeusserung  von  Herrn  Dr.  Kraatz  über- 
haupt gemacht  sein  sollte,  dieses  nur  privatim,  mir  allein 
gegenüber  geschehen  sein  könnte  etwa  im  Jahre  1849,  also 
vor  20  Jahren,  wo  der  Herr  Dr.  Kraatz  noch  die  Schule  be- 
suchte, aber  bereits  mehrere  von  Erichson  beschriebene 
Colon -Arten  als  Weibchen  früher  beschriebener  Species  er- 
kannt hatte. 

Berlin,  den  27.  März  1869. 

W.  Wagen  sc  hieber. 


Nachschrift  m  k-  ond  B. 


Diese  beiden  Declarations-Pllanzen,  zusammen  eingesandt 
und  vermuthlich  als  Zwillinge  in  demselben  kostbaren  Guano- 
Beet  getrieben,  lassen  den  unbefangenen  Leser  einigermassen 
zweifeln,  ob  er  Wechsel-Proteste  oder  Confirmations-Scheine 
vor  sich  hat.  Um  mit  A.  zu  beginnen,  so  giebt  Herr  Dr. 
Kraatz  das  von  mir  behauptete  Factum  zu,  und  glaubt  viel- 
leicht ihm  die  Spitze  wegzubrechen,  wenn  er  mir  durch  Quo- 
tation einer  Briefstelle  von  mir  beweist,  dass  das  Factum 
nicht,  wie  ich  gesagt,  einige  Zeit  vor.,  sondern  einige  Zeit 
nach  der  ,.Aeus.serung^  über  Erichsou  geschehen.  Leider 
muss  ich  in  diesem  wie  in  anderen  Fällen  zugeben,  dass  Dr. 
Boisduval,  der  berühmte  Lepidopterograph,  vollkommen  Recht 
hatte,  als  er  bei  unserem  ersten  Begegnen  (a  or  langen  Jahren 
in  Paris)  um  die  Erlaubniss  bat,  meinen  Schädel  betasten 
zu  dürfen,  um   jiieine  Organe  zu  untersuchen.    Er    fand  näm- 


311 

lieh,  das.s  ich  ein  „besonders  gutes  Gedächtniss  für  Tliatsacnen'" 
und  ein  „besonders  elendes  für  Zahlen^'-  hätte,  und  ich  konnte 
ihm  darin  nach  meinen  Erfahrungen  während  meiner  Schulzeit 
nur  ötrict  beiptlichteu.  Hätte  icii  indessen  bei  Abfassung  des 
Neujahrs-Strausses  da.^  kluge  Beispiel  de.^  Herrn  Dr.  Kr,  be- 
folgt und  unseren  Briefwechsel  herausgesucht  und  nachgelesen, 
so  wäre  mir  das  Bekenntniss  in  hoc  puncto  erravi  erspart 
worden.  Denn  da  finde  ich  z.  B.  in  seinem  Brief  de  dato 
Bonn   1.  Juni   1851  folgenden  Passus: 

„Ich  hoffe,  Sie  werden  mir  durch  Rückgabe  des  be- 
wussten  Elater  keinen  Kummer  machen.  Wenn  Sie 
wüssten,  welche  Unannehmlichkeiten  mir  dieser  Wa- 
genschieber durch  eine  Reihe  ^on  Klatschereien*)  und 
Unwahrheiten,  die  er  über  mich  verbreitet,  schon 
verursacht  hat,  so  würden  Sie  mich  bemitleiden.  Es 
wäre  zu  kleinlich,  wenn  ich  Sie  mit  Aufzählung  der- 
selben ermüden  wollte"  etc. 

Hält  man  dies  mit  den  \on  Herrn  Dr.  Kr.  aus  meinem  Briefe 
gegebenen  Excerpten  zusammen,  so  wird  sich,  dächte  ich, 
ergeben,  dass  ich  w  eder  ungenaue  Thatsaehen  behauptet,  noch 
unmotivirte  Schlüsse  daraus  gezogen.  Dass  Herr  W.,  gegen 
dessen  Wahrheitsliebe  so  massive  Bomben  geschleudert  wer- 
den, sich  dieser  Sache  vielleicht  „auch  nicht  mehr  erinnern 
w  ürde*^,  glaube  ich  schon.     Indessen  um  nun  auf 

B.  überzugehen,  so  finde  ich  in  der  nicht  sonderlich 
wasserdichten  Kautschuk-Erklärung  des  Akademischen  Künst- 
lers**} der  confirmirenden  Elemente  genug  und  übergenug 
für  mich.  Herr  W.  muss  am  besten  wissen,  wie  viel  oder 
wie  wenig  Werth  auf  seine  archimedischen  Schrauben:  „icli 
erinnere  mich  nicht''\  „ich  würde  mich  wohl  noch  erinnern^, 
„ich  habe  vollständig  vergessen'*  —  zu  legen  ist.  So  viel 
kann  ich  ihm  jedoch  zum  Tröste  sagen,  dass  der  andere  von 
mir  citirte  Zeuge  von  mir  vor  der  Ausgabe  des  Artikels  aus- 
drücklich befragt  worden  ist  und  die  Wahrheit  der  Thatsache, 
wie  ich  sie  vorgetragen,  anerkannt  hat.  Damit  fällt  die  Pars 
principialis  der  \Y. "sehen  Erinnerung,  Nicht-Erinnerung 
und  vollständigen  "^'ergessliehkeit  in  sich  zusammen.  Wahr- 
scheinlich wird  sicli  Herr  W.  auch  des  kleinen  Uinstandes 
nicht  mehr  entsinnen,  dass  Er  mir  bei  Relation  jener  Kr.'schen 
„Aeusserung"  noch  mit  dem  Tone  sittlicher  Entrüstung  sagte: 


'"')  Gelt,  Herr  Dr.  Kr.,  .Sie  hätten  die  {»erlideii  Oiinsefiisse.  deb 
„albernen  Geklätsches"  füglicli  sparen  können  ? 

**)  Die  ich  Ihn  vergebens  ersuchen  liess  zurückzunehmen ,  um 
der.  Personat-Qnark  nicht  (»line  dritv^ende  Noth  noch  breiter  zu  tre.ten. 


„Was  mich  nur  wuudeit,  isi ,  da&s  der  alte  Gelieinierath 
(Klug)  es  nicht  gehört  hat  —  der  würde  den  jungen  Herrn 
doch  gevAiss  verdienterma?fcen  gleich  an  die  Luft  gesetzt 
liaben!"  Dies  deutet  docli  f'a^t  uiiwider.'-prechh'ch  mehr  auf 
einen  .,lauten  Aubrul'^  als  aui'  eine  .,Aeusserung,  privatim. 
Herrn  W.  allein  gegenüber,'"  falls  laut  oder  halblaut  überhaupt 
den  Ausf^chlag  geben,  was  erlaubtes  Selbstgefühl  oder  was 
vorschnelle   Arroganz  ist. 

Die  reizende  kleine  Kevalenta  arabica  am  Schlüsse  mit 
dem  „Oedipus  Coloneuö  noch  im  limbus  der  Infanten  gegen 
den  beschämten  Altmeister"  würde  dem  Herzen  und  der  nach 
20  Jahren  nocii  so  jünglingsfrischen  Erinnerung  des  Herrn  W. 
alle  Ehre  machen,  wenn  sie  nicht  einen  unverkennbaren  Bei- 
schmack  nach  Ipse-Laudanum  der  Redaction  verriethe. 

Haeo  ]i9ctenus.  sat  superque  prata  biberunt. 

C.  A.  Dohrn. 


Vereinsangelegenheiten . 
Kassen-Abschluss  pro  1868- 

E  i  n  n  a  h  m  e. 

An  Bestand  vom   vorigen  Jahre 1  Tlilr.  21  Sgr.  —  Pf. 

-  Zeitungen,  Catalogen  etc. .591       -     18     -     —    ■ 

-  Pomm.    Provinzial-Zucker-Siederei 

a  Conto  des  Guthobens 54      -      18     -     —     - 

647Thlr.  27SgT.  -  Pf. 

Ausgabe. 

Per  Porti,  Botendienste  etc. 244  Thlr,    9  Sgr.    8  pf. 

R.  Grassmann  für  Drucksnchen    •    277      -     15     -      9    - 

-  Miethe  für  das  Vereinslokal  •  •  •  •    100      -     —     -     —    - 

ä2rThhr25"Sgr\~5"Pf. 
Bestand  pro  1869   •  •     2fi  Thlr.    1  Sgr.    7  Pf. 
Stettin,  den  31.  December  1868, 

Miller, 
Kassenführer. 


In  t!or  Sitzung  am  27.  Mai,  \\elclier  Herj'  I'rof.  Zellei' 
/um  erstenmule  in  seiner  Eigenschafl  ali^  beständiger  Secretär 
des  Vereins  beiwolinte,  gab  der  Unterzeici)nete  zunaclist  einen 
kurzen  Bericlii  über  die  auf  heiner  Keise  seit  Januar  bis  Mitte 
Mai  d.  .1.  berüliilcn  Städte  und  die  darin  besuchten  Entomo- 
logen. 

Wenn  auch  \orauszuseheu  gewesen,  dass  jenseit  der  Alpen 
die  ersten  Monate  des  Jahres  für  die  Exeursioneo  im  Freien 
ebenso  unratbsam  sind  als  diesseit,  so  trugen  heuer  die  un- 
gewübnlich  niedrigen  Temperaturen  noch  während  des  ganzen 
Monat  März  wesentlich  die  Schuld,  dass  aus  den  namentlich 
mit  dem  \  ielgewandten  Freunde  Haliday  bei  Lucca  und  in 
den  Maremmc  toscane  ausgeplanten  Insecten-Jagden  herzlich 
wenig  werden  konnte.  Um  so  lieber  Hess  ich  es  mir  gefallen, 
dass  der  Freund  aus  seinen  vorräthigen  Schätzen  ein  und  da.«? 
andere  Käfer  -  Juwel  (z.  B.  Anophthalmus  ßrucki  aus  den 
Höhlen  bei  Bagni  di  Lucca,  etliche  neue  Species  von  seiner 
letzten  sicilischen  Reise  etc.)  meinen  dankbaren  Händen  über- 
antwortete. Die  iuteiessante  Bekanntschaft  mit  Marehese 
Doria  in  Genova  bereicherte  mich  gleichfalls  mit  einer 
schätzbaren  Reihe  Kerfe  aus  seinen  Reisen  nach  Persien  und 
Borneo.  Wenn  es  in  Sehloss  Conilans  bei  Graf  Manuel  zu 
der,  früher  von  n)ir  beschriebenen  Spritzjagd  auf  Bembidium 
erpies  und  B.  bisignatum*)  noch  einige  Wochen  zu  früh  Avar, 
so  traf  es  sich  Anfangs  Mai  so  glücklieh,  dass  ich  eben  noch 
ein  Chenniurn  bitui»erculatum  aus  seinem  Ameisenhotel  in 
meine  'lodesbouteiile  übertragen  konnte.  Die  Zeit  dieses 
feinen  'i'hierchens  war  aber  olVenbar  schon  vorüber,  denn  nur 
unter  dem  ersten  der  mindestens  fünfzig  umgewendeten  Steine 
wurde  ein  Specimen,  das  einzige  erbeutete,  Letrotlen.  Etwas 
später  hotfte  Freund  Manuel  in  einer  bereits  als  erfolgreich 
eonstatirten  Localität  der  Nachbarschaft  die  noch  äusseret 
selten  in  Sammlungen  puradireude  Osjdiya  aeneipennis  zu  er- 
langen'"'''}. 

Demnächst  legte  der  Vereins  -  Rendant  Herr  Kaufmann 
Miller  die  Rechnung  über  das  Jahr  1868  vor,  und  es  wurde 
ihm   darüber  vom   Vorstande  Deehaige  eitheilt. 

Der  Antrag,  behufs  Aufstellung  des  w  esentlich  angewach- 
senen Bücher-Vorratiie-  ein  neues  Repositorium  anzuschaffen, 
wurde  genehmigt. 

*)  Ent.  Zeitg.  Jahry^.  18G5  pag.  Gi. 
**)  Laut  Brief  vom  2.  Juni  liat  sich  diese  tioiluung    erfreulichät 
realisirt:  leider  können  mit  einem    „halben  Dutzend"  nicht  mehr  al« 
sechs  Quirlten  um  diese  Avis  rara  bereichert  werden. 


314 

In  Napoli  bat  der  Verein  durch  den  im  Herbste  1868 
erfolgten  Tod  des  boebbejabrten  Dr.  Beck  ein  Mürdiges  Mit- 
glied verloren,  in  Steyr  rObeiö.strficb)  den  Veteran  Apotheker 
Briitinger. 

Als  neue  Mitglieder  \>urden  uargeiionmien  die  Herren: 
Marcbese  Giaconio  Doria  in  Genova. 
Mufeumsbeamter  Oestro  ebenda. 
Museumsbeamter  Ferrari  ebenda. 
Telegr.-Secretair  Priebiscli  in  Anna[)erg  (Königreich 

Sachsen). 
Zahnarzt  F.  Baden  in  Altona. 
Bibliothekar  Carl  Berg  in  Riga. 
Kaufmann  Hiendlmavr  in  München. 
Kaufmann  C.  Dietze  in  Frankfurt  a.  M. 
Studiosus  med.  Friedrich,  derzeit  in  Berlin. 
Deciiant  Dr.  Grzegorzek  in  Podegrodzie,    Ostreich. 

Galizien. 
Dr.  med.  Carrara  in  Lucca.' 
Aus  einem  Schreiben  von  Dr.  Hagen  ergab  sicii,  dat>8  er 
mit  der  Einordnung  der  insecten  in  das  neu  einzurichtende 
Museum  der  Universität  Cambridge  (Massachusetts)  rüstig 
vorschreitet,  ungeachtet  eine  riesige  Masse  von  Material, 
namentlich  von  europäischem  und  brasilischem  zu  bewältigen 
ist:  weniger  stark  ist  das  eigentlich  nordamerikanische  ver- 
treten, doch  wird  sich  dies  am  leichtesten  vervollständigen 
lasssen.  Hagen  stellt  die  Mittheilung  einiger  interessanter,  in 
neuester  Zeit  in  Nordamerika  und  Canada  publicirter  Ento- 
mologica  in  Aussicht. 

Dr.  C.  A.  Do  hm. 


äl5 


Beiträge  zur  nälieren  Kenntniss  einiger 
Bienen-Gattungen 

von 
Dr.  A.  Ciierstaecker. 

(Fortsetzung  von  pag.  184  dieses  Jahrgangs.) 

15.     lloillbllS  Latr. 

Im  Gegensatz  zu  den  nordeuropäischen  Arten  dieser  Gat- 
tung, welchen  durch  Schönlierr,  Dahlbom,  Drewsen 
und  Schiödte,  Zetter stedt,  Nylander  u.  A.  eine  wieder- 
holte ppecielle  Aufmerksamkeit  gewidmet  worden  ist,  haben 
diejenigen  des  süddeutschen  und  Schweizerischen  Alpengehietes 
in  der  Literatur  bis  jetzt  so  gut  wie  gar  keine  Berücksichti- 
gung gefunden.  Es  ist  dies  um  so  auH'allender,  als  die  Hum- 
meln schon  durch  ihre  Grösse  und  ihre  meist  elegante  Fäi-- 
bung,  ebenso  wie  durch  die  ansehnliche  Indi\  iduenzahl ,  in 
welcher  die  meisten  Alten  auftreten,  für  die  alpine  Insecten- 
Fauna  offenbar  einen  der  charakteristischsten  Factoren  ab- 
geben und  (bis  mitteleuropäische  Alpengebiet  mindestens  eine 
ebenso  gros?e  Anzaiil  ihm  eigenthümlicher  Arten  besitzt  ^vie 
der  höchste  Norden.  Jedem,  der  z.  B.  in  der  norddeutschen 
Ebene  die  nicht  eben  grosse  Mannigfaltigkeit  der  dort  vor- 
kommenden Bombus-Arten  kennen  gelernt  hat,  wird  beim 
Besuch  des  Hochgebiiges  nicht  nur  der  grössere  Reichthum 
an  Arten,  sondern  aucli  an  Individuen,  und  mit  diesen  zugleich 
an  Färbungsvarietäten  zum  Bewusstsein  kommen;  durch  ihr 
emsiges  Treiben  an  den  zahlreichen,  durch  Grösse,  Farbcn- 
piaelit  und  Individuen-Menge  hervorragenden  AlpenpHanzen 
leniicn  sie  in  gleicher  Weie-e  wie  letztere  den  Blick  unwill- 
kiihrlich  auf  sich.  Bei  günstigem  Wetter  und  an  geeigneten 
Localiläten  sind  die  Blüthen  der  Salvia  glutinosa,  der  Aco- 
nitum-Aiten,  der  zahlreichen  al])inen  Disteln  u.  s.  w.  oft  förm- 
lich von  Hummeln  belagert,  und  selbst  kaltes  und  regniges 
Wetter  vcranhisst  wenigstens  gewisse  Arten  nicht,  ihr  einmal 
in  Beschlag  genonnnencs  Lager  zu  verlassen.  Ganz  besonders 
ist  dies  wälirend  des  Spätsommers  der  Fiill,  welche  Jahres- 
zeit bekanntlich  von  den  Nordländern  vorzugs\\eise  zu  Aus- 
iiügen  in  das  Gebirge  benutzt  wird  und  welche  für  das  Stu- 
dium der  Hummeln  wenigstens  den  Vortheil  bietet,  dass  man 
neben  den  sogenannten  kleinen  Weibchen  (Arbeitern)  zugleich 
die  Männchen,   und   zwar  meist  in  frisch  entwickelten,  wohl 

21 


316 

erhaltenen  Exemplaren  antrifft.  Mit  den  Mutterhummeln  ist 
es  allerdings  um  diese  Zeit  meist  schon  vorbei,  oder  man 
trifft  sie  mit  vereinzelten  Ausnahmen  nur  noch  in  stark  ab- 
geflogenen und  oft  bis  zur  Unkenntlichkeit  ausgeblassten 
Exemplaren  an.  Denn  wenngleich  die  Aufeinanderfolge  von 
Hummelweibchen  und  ihrer  ersten  Nachkommenschaft  (Arbeiter 
und  Männchen)  im  Gebirge  bei  weitem  schneller  als  in  d  er 
Ebene  vor  sich  zu  gehen  scheint,  so  würde  doch  für  die 
meisten  Arten  mindestens  ein  Zeitraum  von  acht  bis  zehn 
Wochen  erforderlich  sein,  um  die  verschiedenen  ilmen  an- 
gehörigen  Individuen  in  tadellosen  Exemplaren  und  genügender 
Anzahl  einzusammeln,  und  es  würde  hiermit  vermuthlich 
schon  Mitte  oder  Ende  Juni's  begonnen  werden  müssen. 

Der  Verfasser  der  nachstehenden  Mittheilungen  über  die 
von  ihm  in  den  süddeutschen  Alpen  beobachteten  Hummeln 
ist  bis  jetzt  nicht  in  der  Lage  gewesen,  dem  Einsammeln 
derselben  einen  längeren  Sommer-Aufenthalt  im  Gebirge  zu 
widmen,  sondern  sieht  sich  bei  seiner  Auf/ählimg  auf  das- 
jenige Material  beschränkt,  welches  er  mehrere  Jaiire  hin- 
durch während  des  Monats  August  und  der  ersten  Woche 
des  September  in  verschiedenen  Gegenden  der  Sch\^  eiz ,  in 
einem  Theile  Tyrols,  sowie  in  Oberbaiern  und  Salzburg  auf 
zahlreichen,  mehr  oder  weniger  erfolgreichen  Excursionen 
zusammengebracht  hat.  Dass  dasselbe  ein  in  vieler  Beziehung 
lückenhaftes  und  unvollständiges  sein  muss  und  keineswegs 
eine  an  Ort  und  Stelle  während  einer  langen  Reiiie  von 
Jahren  zusammengebrachte  Sammlung,  wie  z.  ß.  die  ungemein 
reiche  des  Herrn  Dr.  Kriechbaum  er  in  München  aufwiegen 
kann,  ergiebt  sich  aus  der  Art  seiner  Beschaffung  von  selbst. 
Es  mag  aber  trotz  seiner  Unzulänglichkeit  vorläufig  wenig- 
stens dazu  dienen,  den  bis  jetzt  so  wenig  beachteten  Gebirgs- 
hummeln  eine  nähere  Aufmerksamkeit  zuzuwenden  und  zu 
einer  eingehenderen  Bearbeitung  derselben  aufzufordern.  Viel- 
leicht sieht  sich  dadurch  der  eine  oder  andere  unter  den 
Schweizer  Entomologen,  welchen  ihr  Vaterland  eine  so  reiclie 
Gelegenheit,  diese  ebenso  interessanten  wie  sciiönen  Alpen- 
bienen einzusammeln,  bietet,  vielleicht  auch,  was  besonders 
wünschenswerth  wäre,  Herr  Dr.  K  r  iech  baumer  veranlasst, 
über  dieselben  berichtigende  und  ergänzende  Mittiieilungen 
zu  machen. 

Bei  einem  Vergleich  der  von  mir  gesammelten  Gebirgs- 
hummeln  mit  den  im  hohen  Norden  Europa's  aufgefundenen 
Arten  ergiebt  sich  als  Resultat,  dass  zwar  eine  nicht  unbe- 
trächtliche Zahl  beiden  Localitäten  gemeinschaftlich  ist,  dass 
aber  die  meisten  dieser  dann  auch  eine  fast  allgemeine  Ver- 
breitung in  dem  dazwischen  liegenden  Gebiete  erkennen  lassen. 


317 

Dagegen  scheinen  von  specifiscli  nordischen  Ai'ten  nur  ganz 
vereinzelte  zugleich  im  Alpengebiet  wieder  aufzutreten,  andere 
für  die  Alpen  charakteristische  aber  wieder  dem  holitn  Norden 
abzugehen.  Dass  der  Bonihus  lapponicus  Fab.  beiden  Locali- 
täten  gemeinsam  ist,  kann  bei  der  völligen  Uebereinstimmung 
zwischen  Lappländischen  einer-  und  Exemplaren  aus  Ober- 
baiern  und  Tyrol  andererteits  nicht  zweifelhaft  sein.  Dagegen 
scheint  mir  die  von  Sichel  angenommene  Identität  des  nordi- 
schen Bombns  mcalis  Zett.  mit  dem  Bomb,  montanus  Lepel. 
der  Alpenländer  noch  keineswegs  ausgemacht;  vielmehr  möch- 
ten die  zwischen  beiden  bestehenden  Färbungsditferenzen  in 
der  Kör|)erbehaarung  vorläulig  zu  einer  Tiennung  auffordern. 
Noch  nicht  in  der  Alpenkette  aufgefunden  sind  die  specilisch 
nordischen  Arten:  Bomb  alpinus  Lin.,  hyperboreus  Schönh., 
arclicus  und  consobriiius  Dahlb  ;  umgekehrt  fehlen  bis  jetzt  dem 
Norden  die  in  der  folgenden  Aufzahlung  als  neu  charakteri- 
sirten  Arten: 

1.  Born  b.  Ligusticus  S\)m.  {scul eil alus  inw').  Die  Art 
tritt  an  dem  Südabhange  der  Alpenkette  bei  Bozen  und  Meran 
auf;  nach  brieflicher  Mittheilung  von  Dr.  Kriechbaum  er 
ist    sie    indessen    auch    schon  bei  Innsbruck  gefangen  worden. 

2.  Bomb,  terrestris  Lin.  (5^  Incorum  Lin.,  caespihim 
Panz.,  cricctorum  Curt.).  In  der  montanen  Region  ebenso 
verbreitet  und  häufig  wie  in  der  Ebene.  Bei  Berchtesgaden 
und  Kreuth  traf  ich  sie  noch  zahlreich  in  einer  Höhe  von 
350  j  Fuss  an.  Die,  abgesehen  von  der  hellen  Bindenzeichnung, 
schwarzhaarige  Varietät  des  Männchens  flog  daselbst  mit  der 
ganz  oder  voiA'^iegend  gieishaarigen  {^Bomb.  itcorum  Lin.) 
untermischt  und  durch  allmälige  üebergangsstufen  mit  der- 
selben  verbunden. 

3.  Bomb.  Latreillei  lus  Kirby  ($  Timstallaims  Kivhy). 
Diese  in  der  Umgegend  J^erlin's  ziemlich  sparsam  vorkom- 
memle  Ait  seheint  im  Gel»irge  bei  weitem  häufiger  zu  sein. 
Bei  Kreuth,  3'iOU  Fuss,  flogen  die  Männchen  besonders  auf 
Salvia   verlicillata. 

4.  Jionib.  iiiartes.  Genis  hand  elongulis ,  anlcinuiri/m 
(irtiriilo  tcilio  brenusculo,  niger,  fascia  collari,  scutello  ubdo- 
m'misque  segmeido  basali  flaco-pilosis,  nllimis  cano-hirsuüs. 

Long.  corp.   16  mill.     -V. 

(^.  Antenuanim  fiDticulo  pariim  cloiigato,  fronte,  occipile, 
fiiscia  collari  ad  roxas  iis(pie  conliiiiialu,  sciilello  abdominisqne 
scgiiicnlis  diiobus  basallbus  flaco-pilosis,  nllimis  cano-vel  nigri- 
caiiti-hirsulis. 

Long.  12  mill. 

Mit  ganz  analoger  Farbenvertheilung  wie  Bomb.  Jiorlorum 
Lin.,  von  welchem  er  jedoch  nicht  nur  durch  geringere  Grösse, 

21* 


318 

sondern  auch  in  der  Plastik  des  Kopfes  und  der  Fühler 
durchaus  abweicht;  überdies  erscheint  die  Behaarung  der 
letzten  Hinterleibsringe  länger  und  dünnner,  aucli  nicht  rein 
weiss,  sondern  gelblich  greis.  —  Kopf  des  Weibchens  ober- 
halb hinter  den  Augen  weniger  verlängert  als  bei  B.  horlonmiy 
der  untere  Theil  der  Backen  kaum  von  '^  der  Augenlänge, 
der  Clypeus  nicht  länger  als  breit.  Mit  Ausnahme  der  rost- 
gelben Bewimperung  der  Oberli])pe  ist  die  Behaarung  des 
Kopfes  überall  tief  schwarz.  An  den  Fül)lern  ist  nicht  nur 
das  dritte,  sondern  auch  die  folgenden  Glieder  beträchtlich 
kürzer  als  bei  B.  horlonim,  jenes  bei  weitem  nicht  so  lang 
als  die  beiden  folgenden  zusammengenommen.  Unterkiefer 
und  Ligula  nur  wenig  länger  als  der  Kopf.  Die  gelbe  Vor- 
derrandsbinde des  Tiiorax  ist  etwas  schmaler,  die  gelbe 
Behaarung  des  Schildchens  und  des  ersten  Abdominalringes 
länger  und  dünner  als  bei  der  genannten  Art;  von  letzterem 
geht  sie  nur  in  der  Mitte  auf  die  äusserste  Basis  des  zweiten 
Ringes  über.  Die  greisgelbe  Behaarung  der  Spitze  beginnt 
auf  der  hinteren  Hälfte  des  vierten  Ringes  und  ist  auf  den 
beiden  letzten  so  sperrig,  dass  die  schwarze  Grundfarbe 
deutlich  hindurclischeint.  Das  dreieckige  letzte  Dorsalsegmont 
ist  mit  einer  tiefen  mittleren  Längsfurche  versehen  und  am 
Spitzenrande  mit  kurzer,  licht  rostrother,  seidiger  Behaarung 
bekleidet.  Beine  durchaus  scliwarzhaarig,  nur  die  Spilze  der 
Schienen  und  Metatarsen  aussen  rostroth  befilzt.  Flügel  wie 
bei  B.  hortorum.  Die  Bewimperung  der  Bauciihalbringe  bis 
zum  vierten  braungrau,   am  fünften  gelbgreis, 

Männchen.  Füldergeissel  beträchtlich  kürzer  und  dicker 
als  bei  Bomb,  hortorum,  nicht  wie  dort  wellig,  die  Glieder 
vom  fünften  an  fast  nur  um  die  Hälfte  länger  als  breit.  Die 
ganze  Gesichtsmitte  unterhalb  der  Fühler  so\\'ie  der  Oberkopf 
dicht  buschig  gelb  beliaart.  Am  Thorax  setzt  sich  die  gelbe 
Halsbinde,  welche  beträchtlich  weiter  nach  hinten  reicht  als 
beim  Weibchen,  auch  auf  die  ganzen  Brustseiten  fort;  da  auch 
das  Schildchen  reicher  und  ausgedehnter  gelb  behaart  ist,  so 
verbleibt  nur  eine  schmale  schwarte,  der  Flügeiinsertion  ent- 
sprechende Rücken-Querbinde.  Am  Hinterleib  delint  sicli  die 
gelbe  Behaarung  der  Basis  entweder  auf  die  ganzen  beiden 
ersten  Ringe  oder  wenigstens  bis  auf  einen  anselinliclien  Theil 
der  Mitte  des  zweiten  aus;  der  dritte  und  vierte  sind  sodann 
schwarz,  die  übrigen  in  der  Regel  greis,  fast  wei.^-slicii  be- 
haart: doch  kommen  auch  Exemplare  vor,  welclie,  ohne 
anderweitige  Unterschiede  zu  zeigen,  den  ganzen  Rest  des 
Hinterleibes  schwarz  behaait  haben,  bei  denen  jedoch  die 
Haare  der  letzten  Ringe  an  ihrer  Spitze  in  ein  i'ahles  Mäuse- 
grau   übergehen.       Hüften    und     Schenkel     lang    und     zottig 


319 

schwefelgelb,  die  Scliienen  und  Melatavsen  dagegen  schwarz 
und  rostroth  gernengt  behaart;  liinterer  Metatarsus  von  glei- 
cher Form  wie  bei  B.  horlorum.  Das  letzte  Tarsenglied 
licliter  roth braun  als  die  übrigen. 

Ich  sammelte  diese  Art  bei  Kreuth  in  Oberbaiern,  in  der 
3200  Fuss  hocli  gelegenen  Wolfsschlucht  an  den  Blüthen  der 
Salvia  verticillata. 

Anmerkung.  Die  vorstehende  Art  scheint  dem  Bomb.  Scn'm- 
sliir<tin(s  Kirby  nahe  verwandt  zu  sein,  würde  sich  aber  schon  durcli 
die  Farbe  der  Wimpern  an  den  Hinterschienen  des  Weibchens,  welche 
bei  B.  Scrimsliirdnus  nacli  Smitli's  ausdrücklicher  Angabe  rostroth 
sein  sollen,  unterscheiden,  ferner  auch  durch  die  ganz  schwarze  Be- 
haarung des  weiblichen  Kopfes.  Bei  dem  Männchen  des  B.  Scrimsfii- 
rcituis  scheinen  nach  Smith 's  Beschreibung  die  Brustseiten  ganz 
schwarz  behaart  zu  sein ;  wenigstens  wird  des  Herahsteigens  der  gel- 
ben Thoraxbindo  auf  dieselben  nicht  erwähnt. 

5.  Bomb,  hortorum  Lin.  Diese  Art  ist  über  das 
ganze  Alpengebiet  verbreitet  und  hier  ebenso  häufig  wie  in 
der  Ebene;  sie  steigt  bis  zu  einer  Höhe  von  3500  Fuss,  wo 
sie  (Berchtesgaden,  Engadin)  mit  besonderer  Vorliebe  die 
Blüthen  von  Aconitum  befliegt,  dieselben  gleich  anderen 
Hummel-Arten  häulig  am  Grunde  aufbeissend,  um  auf  diese 
Art  leichter  zu  dem  Pollen  zu  gelangen.  Im  Mittelgebirge 
suciiten  die  Männchen  s- teilenweise  die  Blüthen  der  schönen 
Epipactis  lalifolia  Sw.  auf,  von  denen  ich  sie  wiederholt  weg- 
fing, um  mich  von  ihrer  Betheiligung  bei  der  Befruchtung 
dieser  Pflanze  zu  überzeugen.  Hatte  die  Hummel  längere 
Zeit  ungestört  an  einer  noch  intacten  Blütlie  herumgestöbert, 
so  hatte  .^ie  wenigstens  in  einer  nicht  unbeträchtlichen  Zahl 
von  Fällen   die  Pollinien  am  Clypeus  angeheftet. 

6.  Bomb,  opulent  US.  Capitc  elongato,  niger,  thoniris 
dorso  lolo ,  scuU'llo  peclorisque  latevibus  aureo-flaoo-,  abdo- 
m'm'is  cordali  .segniciilis  1.,  4. — 6.,  cox/s  femoribusc/iie  caiio- 
pilusis :  alis  dilnle  fiiscis,  apice  obscurioribus. 

Long.   18% -20  milU     $  (operar.?}. 

In  dem  unterhalb  der  Augen  stark  verlängerten  Kopf, 
der  ungewöhnlichen  Längsentwickelung  der  Maxillen  und  der 
Ligula,  sowie  in  der  Fühlelbildung  ganz  mit  Bomb,  hortorum 
übereinstimmend,  aber  durch  die  Farbenvertiieilung,  die  Form 
des  Hinterleibes  und,  falls  die  vorliegenden  Exemplare  Arbeiter- 
Weibchen  sind,  auch  durch  viel  beträchtlichere  Grösse  ab- 
weichend. Kopf  durchaus  tief  schwarz  beliaart,  von  gleicher 
Form  und  Punktiiung  m  ie  bei  der  genannten  Art,  Backen 
glatt  un  I  glänzend,  von  halber  Augenlänge,  gegen  den  Cljpeus 
hin  deutlich  eingedrückt;  Oberlipjje  rothbraun  gewimj)erl, 
Oberkiefer  an  der  Spitze  mit  drei  i.ängsschwielen,  Maxillen 
und   Unterlippe    von    mehr    als    halber  Körperlänge.      An  den 


320 

Fülllern  das  dritte  Glied  gegen  die  Basis  liin  verdünnt,  las^t 
so  jung  M'ie  die  beiden  folgenden  zusammengenommen.  Der 
ganze  'riioraxrücken  nebst  dem  Scliihlchen,  sowie  die  iMittel- 
brustseiten  mit  intensiv  und  rein  goldgelber,  seidig  glänzender 
Behaarung  bekleidet,  welche  am  Hinterrande  des  Scliildcbens 
etwas  länger  und  mehr  abstehend  erscheint.  Hinterleib  llacher 
als  bei  B.  horlorum,  nach  hinten  dreieckig  zugespitzt,  daher 
herzförmig,  das  erste  Segment  oberhalb  ganz  mit  gespreizter 
gelblich  greiser  Behaarung  bekleidet,  welche  nicht  auf  die 
Basis  des  zweiten  übergeht;  dieses  und  das  dritte  in  schorl'er 
Abgrenzung  nach  vorn  tief  schwarz  behaart,  das  dritte  jedoch 
vor  dem  Hinterrande  mit  einer  (^uerbinde  aschgrau  schim- 
mernder Haare.  Auf  den  drei  letzten  Ringen  ist  die  Behaarung 
schmutzig  weiss,  lang  und  ziemlich  sperrig,  so  dass  die 
schwarze  Grundfarbe  dadurch  nicht  verdeckt  wird.  Die  Be- 
haarung der  Älitlel-  und  Hinterhüften,  der  Unterseite  aller 
drei  Schenkelpaare,  der  Oberseite  der  Hinterschenkel  und  der 
Bauchsegmente  ist  greis,  diejenige  der  Schienen  tief  schwarz, 
doch  sind  am  Hinterrande  der  Hinterschienen  einige  rostrothe 
Haare  beigemengt.  Der  hintere  Metatarsus  ist  innen  brennend 
roslroth  beborstet,  ausserhalb  greis  schimmernd;  die  Endhälfte 
des  letzten  Tarsengliedes  ist  gleich  der  Basis  der  Fussklauen 
rothbraun. 

Ich  ling  zwei  ganz  übereinstimmende  und  nach  der  Intact- 
heit  ihrer  Flügel  und  Körj)erbehaarung  vollkommen  frisch 
entwickelte  weibliche  Exemplare  dieser  prachtvollen  Hummel 
am  22.  August  bei  Martinsbruck  im  unteren  Engadin  an  den 
Blütlien  von  Aconitum;  sie  flogen  daselbst  in  Gesellschaft  von 
zahlreichen  Exemplaren  des  Bombus  hortornrn  Lin.  und  ver- 
schiedener PsU/njrus-Ar\.Qn^  u.  A.  des  Psilli.  globosiis.  Trotz 
ihrer  ansehnlichen  Grösse,  aus  welcher  man  auf  Multerhum- 
meln  schliessen  könnte,  möchten  sie  sowohl  nach  der  zu- 
gespitzten Form  ihres  Hinterleibes  wie  nach  der  Flugzeit 
eher  als  Arbeiter  anzusprechen  sein.» 

7.  Bomb,  hypnorum  Lin.  (o  cricelonim  Fab.  Tanz.}. 
In  der  montanen  Region  bis  etwa  3200  Fuss  hoch  iil)erall 
(Interlakeii,  Kreuth,  Walchensee  u.'  s,  w.)  häutig.  Ein  einzelnes 
Männchen  traf  ich  auf  dem  Stelvio  noch  in  einer  Höhe  von 
5500  Fuss  an. 

8.  Bomb,  muscorum  Lin.  {ugrorum¥-Ah.).  Durch  die 
ganze  Alpenkette  hin  verbreitet  und  in  der  montanen  Region 
überall  ebenso  häuhg  wie  in  der  Ebene.  Einige  besonders 
autfallende  Farbenvarietäten  waren   bei  Meran  vertreten. 

0.  Bomb,  senilis  fet  muscorum)  Yd^h.  Ich  fand  diese 
Art    sehr   viel    sparsamer    als    die  vorhergehende  im  Gebirge 


321 

vertreten:    einige    Männchen    wurden    bei    Martinsbruck    und 
Montreux  angetroffen, 

10.  Bomb,  pascuoruni  Scop.  (l lalicus  Fsib).  Die  Art 
scheint  bei  Bozen  und  Meran  ziemlich  häufig  zu  sein;  nord- 
licher ist  sie  mir  bis  jetzt  nicht  vorgekommen. 

11.  Bomb,  sylvarum  Lin.  Jn  der  montanen  Kegion 
ebenso   häutig  wie  in  der  Ebene. 

12.  Bomb,  m  c  s  o  in  c  1  a  s .  Fhwesren ti  -  hirtus ,  ca\nle, 
thoracis  fasria  Intcralavi,  tibiis  metatarsisque  nigro-,  abdominis 
segmenlis  2.  et  3.  fulcescenti-pilosis :  genis  subelongalis,  larsis 
fere  totis  nigro-fiiscis. 

Long.  11  —  13  mill.     $  oper. 

?Mas.  Antennarum  fnnicnio  modice  elongato ,  metalarso 
postico  parallelo ,  basi  tvuncuio ,  abdominc  apicem  versus  di- 
slincHiis  fulcesccnli. 

Long.   15  mill. 

In  der  Färbung  des  Pelzes  fast  ganz  mit  Bomb,  eqncslris 
Fab.  und  Bomb,  fragraiis  Kirb>-  (nee  Fall.  =  pratorum  Fab.) 
übereinstimmend,  von  beiden  jedoch  durch  den  ganz  schwarz 
behaarten  Kopf,  von  ersterem  ausserdem  durch  die  schwarz- 
haarigen Schienen  und  den  Mangel  der  dunkelen  Hinterleibs- 
Biuden,  von  letzterem  durch  die  greishaarigen  Schenkel  und 
die  dunkelen  Tarsen  abweichend.  Von  Bomb,  sylvaruju  Lin., 
mit  welchem  die  gegenwärtige  Art  gleichfalls  einen  überein- 
stimmend gefärbten  Thorax  gemein  hat,  schon  durch  den  mehr 
einfarbigen,  ungebänderten  Hinterleib,  den  längeren  und  ganz 
dunkel  behaarten  Kopf  u.  s.  w.  unterschieden.  —  Bei  den 
A  r  heiter- W  eibchen  sind  Scheitel  und  Stirn  durchaus  tief 
schwarz  behaart,  der  unter  den  Augen  liegende  Theil  der 
Backen  gleich  dem  Clypeus  länger  gestreckt  als  bei  B.  sylva- 
rum, die  Fühler  von  gleichen  Längsverhältnissen  der  einzelnen 
Glieder.  Der  tief  schwarze  Thoraxsattel,  die  licht  gelbe  Be- 
haarung des  Halskragens  und  Schildchens,  die  mehr  in  das 
Weissliche  übergehende  der  Brustseiten  genau  so  wie  bei  der 
genannten  Art;  ebenso  ist  die  Flügelfärbung  dieselbe.  An  den 
Beinen  sind  Hüften  und  Schenkel  unterhalb  lang  und  zottig 
greis  behaart,  die  Vorderschenkel  jedoch  nahe  der  Spitze  mit 
beigemischten  schwarzen  Haaren  versehen.  Alle  drei  Schienen- 
paure  sind  dagegen  durchaus  schwarzhaarig,  ebenso  die  Meta- 
tarsen  mit  Ausnahme  des  rostroth  befilzten  Spitzenrandes; 
der  übrige  Theil  der  Tarsen  ist  entweder  ganz  oder  bis  auf 
die  rothbraun  durchscheinende  Spitze  des  Endgliedes  schwarz- 
braun. Der  Hinterleib  im  Bereich  des  2.  und  3.  Ringes  schön 
rothgelb,  auf  dem  ersten  und  dem  4.  und  l^.  lichter,  mehr 
schwefelgi'lb  behaart,  der  sechste  Ring  schwarz  bebor&tet; 
Bauchseite  ziemlich  dünn  greishaarig. 


322 

Diese  Art  scheint  auf  die  höheren  Gebirgsregionen  be- 
schränkt zu  sein,  da  icli  sie  bei  Samaden  (60G0  Fuss)  und 
besonders  häufig  auf  dem  Slelvio  (5500  Fuss),  nicht  aber 
unter  3500  Fuss  (Nauders)   angetroffen   liabe. 

Bei  Samaden  im  oberen  Engadin  fing  ich  in  Gesellschafl 
der  Arbeiter  ein  Männchen,  desf-en  Zugehörigkeit  zu  der 
vorsiehenden  Art  mir  trotz  mehrfacher  wesentlicher  Ueberein- 
stimmungen  nicht  über  allen  Zweifel  erhoben  scheint.  Bei 
demselben  ist  die  lange  Behaarung  des  Scheitels  und  der 
Stirn  durchaus  sch^^■arz,  doch  finden  sich  zu  beiden  Seiten 
und  unterhall)  der  Fühlerinsertion  kurze  graue  Haare  bei- 
gemengt. Die  Fühlergeissel  ist  nur  wenig  kürzer,  aber  merk- 
lich derber  als  bei  dem  Männchen  des  Bomb,  fragrans  Kirbj 
{praiorum  Fab.).  Die  den  schwarzen  Sattel  rings  umgebende 
helle  Behaarung  des  Thorax  ist  gleich  der  des  ersten  Hinter- 
leibsringes fast  Meiss  oder  wenigstens  mehr  greis  als  gelb; 
am  2.  bis  4.  Binge  ist  nur  die  Endfranse  weisslich,  die  übrige 
Behaarung  gleich  derjenigen  der  folgenden  Ringe  allrnälig 
intensiver  gelblich  rostroth.  Die  Bauciifläche  ist  dicht  runzlig 
punklirt,  das  Endsegment  wulstig  gerandet.  Die  Auseenseite 
der  Hinterschienen  ist  gleichmässig  körnig  punklirt,  die  Wim- 
perhaare des  Yorderrandes  sind  kurz  und  ganz  schwarz,  die- 
jenigen des  Hinterrandes  länger  und  an  der  Spitze  licht  rost- 
farben; der  gleichfalls  körnig  punktirte  hintere  Metatarsrus 
ist  last  durchaus  gleich  breit,  an  der  Basis  in  rechtem  Winkel 
abgestutzt. 

Mehrere  mit  dem  vorbeschriebenen  Exem])lare  überein- 
stimmende Männchen  besitzt  die  hiesige  Entomologische  Samm- 
lung aus  der  Krim  und  aus  Orenburg  (Eversmann);  letz- 
tere sind  vermuthlich  in  der  Fauna  hymenopterologica  als 
Männchen  von  Bomb,  eqnestris  aufgefüiirt  worden,  ohne  dass 
hierüber  freilich  die  dürftigen  Angaben  Eversmann's  einen 
sicheren  Aufschluss  geben. 

13.  Bomb.  Lapponicus  Fab.  Diese  farbeniträchlige 
Hummel  gehört  nach  meinen  bisherigen  Erfahrungen  zu  den 
seltneren  des  Alpengebietes.  Ich  fing  einige  Exemplare  (iMänn- 
chen  und  Arbeiter)  bei  Kreuth -in  einer  Höhe  von  3200  bis 
4000  Fu,ss,  auf  dem   Stelvio  fast  7000  Fuss   hoch. 

14.  Bomb,  montanus  Lepel.  \J  :=  nivalis  Qn\\i\\).  Ich 
beziehe  den  durch  eine  sehr  unzureichende  Beschreibung  ge- 
stützten Lepeletier 'sehen  Namen  auf  eine  dreifarbige  Alpen- 
hummel, bei  welcher,  abgesehen  von  der  für  dieselbe  ange- 
gebenen Farbenvertheilung  in  der  Behaarung,  das  dritte 
Fühlerglied  (zweite  Geisseiglied)  der  Weibchen  und  Arbeiter 
nicht  autfallend  verlängert,  sondern  et\Aas  kürzer  ist  als  die 
beiden  lolgenden  Glieder  zusammengenommen,  deren  Backen 


323 

kurz  und  deren  Tarsen  entweder  ganz  oder  bis  auf  das  rotli- 
braune  Endglied  pechschwarz  gefärbt  sind.  —  Die  durch 
diese  Merkmale  von  der  folgenden  leicht  zu  unterscheidende 
Art  ist  mir  in  einigen  Arbeiter-Individuen  bei  Montreux  und 
bei  Samaden  im  Engadin*(6000  Fuss),  in  einem  xMännchen 
und  Weibchen  bei  Kreuth  in  einer  Höhe  von  3200  Fuss  vor- 
gekommen. 

15.  Bonib.  nioinlax.  Äntemiarum  artinilo  lerlio  con- 
spiciie  elongato ,  niger ,  f/oiife  media  nee  non  thoracis  fascia 
aitfica  ßaco-pilosis,  sciitello  et  ahdominis  basi  cano-,  segiiienlis 
trihus  ulliniis  rufo-liirlis:  iarsor^nn  artirulis  quafiior  iillimis  riifis. 

Long.   11  —  14  mill.     $  oper. 

Selbst  wenn  diese  Hummel  den  auffallendsten  Farben- 
Abänderungen  unterworfen  wäre,  was  nach  den  mir  vorliegen- 
den Arbeiter-Exemplaren  nicht  der  Fall  zu  sein  scheint,  so 
Hesse  sie  sich  im  weiblichen  Geschlecht  sofort  durch  die 
Fühlerbildung  erkennen  und  hiernach  von  allen  Verwandten 
leicht  unterscheiden.  Das  dritte  Fühler-  (2.  Geissei-)  Glied 
ist  nämlich  bei  deutlicher  Verdünnung  gegen  die  Basis  hin 
auffallend  langgestreckt,  nicht  viel  kürzer  als  die  drei  fol- 
genden zusammengenommen,  wäliiend  die  Glieder  vom  fünften 
an  kaum  länger  erscheinen  als  die  entsprechenden  von  Bomb, 
monlanus.  Der  Kopf  ist  unterhalb  der  Augen  melir  verlängert 
als  bei  dieser  Art,  die  Backen  hier  reichlich  von  einem  Drittheil 
der  Augenlänge,  die  Augen  auf  dem  Scheitel  einander  mehr 
genähert  und  dieser  daher  in  der  Ocellengegend  merklich 
schmaler,  überdies  auch  bei  sparsamerer  Punktirung  glän- 
zender. Die  lange  Behaarung  des  Kopfes  ist  schwarz,  zwi- 
schen den  Fühlern  und  in  der  Mitte  des  Hinterhauptes  jedoch 
gelb.  Clypeus  fast  nackt,  nur  sehr  sparsam  und  fein  punktirt, 
glänzend;  Oberlippe  und  Mandibeln  an  der  Spitze  rostroth 
gewimpert,  Maxillen  und  Unterlippe  etwa  um  die  Hälfte  länger 
cils  der  Kopf.  Die  goldgelbe  Behaarung  des  Halskragens  er- 
streckt sich  oft  beiderseits  bis  gegen  die  Mittelbeine  hinab, 
endigt  aber  zuweilen  auch  sciion  bald  unterhalb  der  Flügel- 
Insertion.  Die  Behaarung  des  Schildchens  und  des  ersten 
Hinterleibsringes  ist  licht  greisgelb,  lang  und  gespreizt,  ebenso 
diejenige  auf  der  vorderen  Hälfte  des  zweiten  Ringes;  die  auf 
sie  folgende  schwarze  erscheint  bei  gewisser  Beleuchtung  we- 
niger rein  und  tief  als  diejenige  der  mittleren  Thoraxbinde, 
ohne  dabei  jedoch  greis  gemischt  zu  sein;  von  der  Basis  des 
vierten  Ringes  an  \\  eicht  sie  einer  bis  zur  Spitze  des  Hinter- 
leibes reicheiulcn  brennend  ruthen.  Am  Buuche  ist  die  Be- 
haarung vom  zweiten  Segmeute  an  rothgelb,  lang  und  dünn, 
an  den  Beinen  schwarz;  doch  sind  die  Ti'ochanteren  zuweilen 
bräunlich  greis,  die  Hinterschienen  wenigstens  aussen  und  rück- 


324 

wärts  vorwiegend  rostroth  befranst.  An  allen  drei  Beinpaaren 
sind  die  \ier  letzten  Tarsenglieder  und  die  Basis  der  Fuss- 
klauen  licht  rostroth,  ausserdem  auch  die  Spitze  der  Schienen 
und  Metatarsen  rothbraun  durchscheinend.  Die  Flügel  sind 
leicht  wässrig  gebräunt. 

Ich  fing  diese  Art  in  einer  grösseren  Anzahl  von  Arbeiter- 
Exemplaren  auf  der  Königsalp  bei  Kreuth  (4000  Fuss);  sie 
beflogen  Anfang  August's  die  Blüthen  von  Ballota  nigra. 
Das  Männchen  ist  mir  unbekannt  geblieben. 

16.  Bomb,  niucidus.  Nigro-hirtus,  fascia  collari  ad 
coxas  vsqiie  (Icscendenle,  scntcllo,  pcdibiis  posticis  nee  noti 
segmcnti  abdominalis  primi  laleribiis  cano-,  segmentis  3 — 6'. 
totis  flavescenti-pilosis:  anlennainim  flagello  breviusculo. 

Long.   11  —  13  mill.     $  oper. 

Die  mir  allein  vorliegenden  Arbeiter -Weibchen  sind 
von  der  Grösse  derjenigen  der  beiden  vorhergehenden  Arten, 
von  welchen  sie  sicii ,  auch  abgesehen  von  der  nicht  rothen, 
sondern  gelben  Behaarung  der  hinteren  Abdominalhälfte, 
schon  durch  die  dünner  behaarte  und  daher  stark  glänzende, 
wie  lackirte  Hinterleibsbasis  unterscheiden.  —  Fühlergeissel 
kurz  und  dick,  bei  gleicher  Länge  merklicli  dicker  als  bei 
B.  monianus,  die  Glieder  von  gleichen  Längsverhältnissen 
wie  dort.  Auch  der  Kopf  wie  bei  dieser  Art  gebaut,  die 
lange  zottige  Behaarung  desselben  durchaus  schwarz,  nur 
oberhalb  der  Ocellen  ein  Büschel  gelbgreiser  Haare  ein- 
gemengt; Oberlippe  rostroth  gewimpert.  Die  greisgelbe  Haar- 
binde am  Vorderrande  des  Thorax  steigt  über  die  Brustseiten 
bis  zu  den  MittelhüCten  hinab,  die  lange  und  rauhe  Behaarung 
des  Schildchens  ist  nur  am  Hinterrande  desselben  greisgelb, 
auf  seinem  vorderen  Theile  dagegen  wie  auf  der  Thorax- 
Scheibe  schwarz.  Am  Hinterleib  sind  die  beiden  ersten  Kinge 
mit  Ausnahme  zweier  aufiechter  greisgelber  Büschel  an  den 
Seiten  des  Basalsegrnentes  rein  schwarz  behaart  und  auffallend 
glänzend;  von  der  Basis  des  dritten  Segmentes  an  ist  dagegen 
die  Behaarung  gelb,  wiewohl  nicht  so  dicht,  dass  dadurch 
die  schwarze  Grundfarbe  ganz  verdeckt  würde.  Der  schwarzen 
Behaarung  der  beiden  vorderen  Beinpaare  ist  nur  an  den  Tro- 
chanteren  und  der  Schenkelbasis  einige  greise  beigemengt;  an 
den  Hinterbeinen  dehnt  sich  dagegen  letztere  auf  die  ganzen 
Schenkel  und  den  Hinterrand  der  Schienen  aus,  wo  sie  beson- 
ders lang  erscheint.  Am  Hinterrand  des  Metatarsus  ist  sie 
gleichfalls  lang,  schwarz  mit  falilen  Spitzen,  auf  der  Bauch- 
seite des  Hinterleibes  silbergiau,  ziemlich  dünn,  gegen  das 
Ende  hin  gelblich.  Flügel  mit  etwas  stärkerer  Trübung  des 
Aussenrandes  als   bei  der  vorhergehenden  Art. 

Ich    fing    eine   Anzahl    ganz    übereinstimmender   Arbeiter 


32& 

in  der  Wolfsschluclit  oberhalb  Kreuth  (3200  Fnss)  auf  Salvia 
verticillata;  dieeelben  lassen  f-ich  keinem  der  von  mir  an  der- 
t^elben,  durch  ihre  reiche  Pflanzendecke  sehr  günstigen  Locali- 
tät  erbeuteten  Hummel-Männchen  zuertheilen. 

17.  Bomb,  pratorum  Lin.  Die  Art  ist  im  Alpen- 
gebiete weit  verbreitet  und  besonders  in  der  montanen  Region 
häufig,  doch  steigt  sie  bis  hoch  in  die  alpine  Region  hinauf; 
ein  Irisch  entwickeltes  Weibchen  der  var.  Bomb,  subinter- 
rnpfus  Kjrby  traf  icli  am  20.  August  auf  dem  Stelvio  noch 
in  einer  Höhe  von  7000  Fuss.  Von  dem  im  August  häufigen 
Männchen  Hessen  sich  im  Baierischen  Gebirge  die  allmäligsten 
Färbungsübergänge  von  der  tief  schwarzen,  in  scharfer  Ab- 
grenzung vorn  goldgelb,  hinten  ziegelroth  behaarten  Form 
B.  pratorum  Lin.  bis  zu  dem  vorwiegend  goldgelb  behaarten 
B.  Burrellamis  Kirby  einsammeln.  Die  Arbeiter  von  der  Fär- 
bung des  B.  subinterruplus  Kirby  flogen  ebendaselbst  mit 
solchen,  welchen  die  gelbe  Binde  der  Hinterleibsbasis  fehlt, 
untermischt  und  auf  denselben  Pflanzen. 

18.  ßombus  Proteus.  Antennarum  flagello  tenni,  clon- 
(]nto,  metatarso  poslico  basin  versus  fortüer  atlennato,  nigro- 
fiirtas,  abdominis  segmenlis  4. — 7.  rufo-pilosis,  ocvipite  pecto- 
risque  lateribus  semper ,  plerumqne  etiam  fascia  collarl  abdo- 
minisque  bosi  fUwo-pilosis. 

Long.  11%  — 13y2  mill.     ,^. 

Mit  dem  Männchen  des  Bomb,  pralonim  Lin.  sehr  analog 
gefärbt  und  auch  in  ganz  ähnlicher  Weise  variirend,  aber 
duich  die  viel  längere  und  dünnere  Fühlergeissel,  den  klei- 
neren Kopf  und  den  an  der  Basis  stark  verengten  hinteren 
Metatarsus  leicht  zu  unterscheiden  und  hiernach  in  allen 
Abänderungen  wiederzuerkennen.  Der  Körper,  wiewohl  in 
gleicher  Weise  wie  bei  B.  pratorum  lang  und  wollig  behaart, 
erscheint  im  Ganzen  etwas  schlanker.  An  den  Fühlern  ist 
das  dritte  Glied  ein  wenig  kürzer  als  das  vierte,  die  folgenden 
sind  langgestreckt,  etwa  2V2mal  so  lang  als  breit  und  hinter- 
wärts deutlich  ausgej-chweift,  so  dass  die  Fühlergeissel  wellig 
erscheint.  Koi)f  klein,  hinter  den  Augen  nicht  (wie  bei  B. 
pratorum')  verlängert,  mit  Ausnahme  eines  goldgelben  Haar- 
büschels auf  der  Milte  des  Hinterhauptes  entweder  ganz 
sclnA  arz  behaart  oder  nur  mit  sparsam  eingestreuten  gelben 
Haaren  unterhalb  der  Fühler-Insertion.  Die  Wimperung  der 
Oberkieferspitze  mehr  gelbbraun  als  rostroth.  Am  Thorax 
ist  stets  eine  breite  Binde  der  Brustseiten,  welche  bis  zum 
Flügelausat/,  liinaufieicht,  goldgelb  behaart,  auch  dann,  wenn, 
wie  es  häutig  genug  vorkommt,  der  ganze  Thoraxrücken  und 
das  Sohildchen  einfarbig  schwarz  sind;  überwiegend  an  Zahl 
sind  freilicii  diejenigen  Exemplare,  bei  welchen  ein  schmulerer 


326 

odei-  breiterer  Halsk ragen  als  uurrnttelbare  Fortsetzung  der 
gelben  Seitenbinde  gleichfalls  diese  Färbung  annimmt  —  und 
bei  solclien  mischen  sieli  zuweilen  auch  der  schwarzen  Be- 
haarung des  Scliildchens  einige  gelbe  oder  wenigstens  greise 
Haare  bei.  Das  Colorit  des  Hinterleibes  betrelTend,  so  haben 
selbst  Exemplare,  welchen  der  gelbe  Halskragea  fehlt,  die 
drei  erten  Ringe  oberhalb  entweder  ganz  oder  doch  vorwiegend 
schwarz  beiiaart,  indem  zunächst  nur  auf  der  Grenze  des 
ersten  und  zm  eiten  Ringes  eingemisclite  gelbe  Haare  auftreten. 
Diese  nehmen  sodann  bei  anderen  Individuen  in  dem  Maasse 
überhand,  dass  schliesslich  die  ganze  Oberseite  der  beiden 
Basairinge  goldgelb  beiiaart  erscheint  und  zwar  triiTt  dies  in 
der  Regel  mit  ausgedehnterer  gelber  Färbung  des  Halskragens 
zusammen.  Die  brennend  rothe  Behaarung  der  Hinterleibs- 
spitze beginnt  mit  der  Basis  des  vierten  Ringes,  auf  welche 
die  vorangellende  schwarze  (des  dritten)  nur  in  geringem 
Maasse  übergreift.  Die  Schenkel  aller  drei  Beinpaare  sind 
unterhalb  vorliegend  schwefelgelb,  die  Hinterschenkel  ober- 
halb und  die  Hinteischienen  jedoch  durchweg  schwarz  beiiaart; 
an  Vorder-  und  Mittelschienen  sind  wenigstens  zuweilen  gegen 
die  Basis  hin  einige  rostrothe  Haare  beigemengt.  Hinterer 
Metatarsus  sclimal,  vor  dem  Hinterrande  deutlich  längsge- 
furcht, gegen  die  Basis  hin  stark,  fast  stielaitig  verschmälert; 
die  "Wimperung  seines  Hinterlandes  schwärzlich,  meist  aber 
rostroth  untermischt  oder  wenigslens  die  Spitze  der  Haare 
röthlich.  Zweites  bis  drittes  Tarsenglied  gleich  dem  Meta- 
tarsus schwärzlich  pechbraun,  das  Endglied  ganz  oder  gegen 
die  Spitze  hin   licht  rothbraun. 

Die  Älännchen  dieser  Art  gehören  zu  den  häufigeren 
Hummeln  des  süddeutschen  Gebirges;  ich  habe  sie  während 
des  August's  bei  Partenkirch  und  Kreuth  in  Oberbaiern,  bei 
Nauders  in  Tyrol,  im  unteren  Engadin  und  auf  dem  Stelvio 
in  zahlreichen  Abänderungen  gesammelt.  Ihr  eigentlicher 
Bezirk  scheint  die  montane  Hegion  zwischen  25(10'  und  3500' 
Höhe  zu  sein,  doch  habe  ich  sie  auf  dem  Stelvio  noch  bei 
5500'  angetroll'en.  Anderseits  ist  sie  aber  auch  der  Ebene  nicht 
ganz  fremd,  wie  zv  ei  von  Erich  son  und  mir  bei  Berlin 
gefangene  Exemplare  erweisen.  —  Das  dazu  gehörige  Weib- 
chen ist  mir  bis  jetzt  nicht  mit  Sicherheit  bekannt  geworden; 
auf  die  Vermuthung  liin,  dass  die  Arbeiter  denjenigen  des 
Bomb,  pralorwn  sehr  ähnlich  sein  möchten,  habe  ich  eine 
beträchtliche  Anzahl  der  letzteren  auf  eine  darunter  befind- 
liche zweite  Art  untersucht,  ohne  jedoch  greifbare  und  stich- 
haltige  Unterschiede  auffinden  zu  können. 

19.  JJoinb.  niastrucatus,  Atilennantm.  arliculo  Iciiio 
secpieiilibus  duobiis  conjuuctim  brcjoiore,  robtisliis,  nujro-hirlus, 


327 

abdominis  suhglobosi  sc(jmeiiih  :i.—6.  nifo-pilosis,  protioti  pilis 
inlerdiim  obsolete  cuien'o-nn.rHs. 

Long.  13—15  (V  oper.)  vel  20-21   mill.  (V  fecundO. 

f^.  Äniennarum  flagello  pannn  eloiujato,  melalarso  postico 
snbparaUelo ,  fronte,  vertice,  pronoti  fuscia  ad  coxas  usqiie 
continuata,  sciilello  abdoiithtis(pie  basi  flaro-hirsutis. 

Long.  13—17  mill. 

Weibchen  und  Arbeiter  gleichen  mehr  in  der  Fär- 
bung als  in  der  Art  der  Behaarung  und  der  Körperform  den- 
jenigen des  Bomb,  lapidarins,  doch  sind  sie  schon  durch  die 
weitere  Ausdehnung  der  rothen  Behaarung  des  Hinterleibes 
nach  vorn  leicht  zu  unterscheiden.  Der  Körper  ist  beträcht- 
lich gedrungener,  der  Hinterleib  bei  gleicher  Breite  kürzer, 
bei  den  Arbeitein  sogar  fast  kuglig,  die  Behaarung  nicht 
anliegend,  sammetartig  geschoren  und  rein  schwarz,  sondern 
ziemlicli  lang,  rauh  und  nielir  russig.  Wahrend  die  frucht- 
baren Weibchen  denjenigen  des  B.  lapidarins  an  Grösse 
durchsciinittlich  gleichkommen,  übertreffen  die  Arbeiter  jene 
der  genannten  Art  meist  um  das  Doppelte.  Längsverliältnisse 
der  Fühlelglieder  nicht  abweichend,  Backen  und  Clypeus 
etwas  kürzer,  Mandibeln  an  der  Spitze  weniger  röthlich 
durchscheinend,  sonst  ebenso  gebildet;  Oberlippe  lang  rostgelb 
gefranst.  Behaarung  des  Kopfes,  Thorax  und  der  vorderen 
Hälfte  des  Hinterleibes  oft  durchaus  schwarz;  doch  finden  sicii 
zuweilen  auf  dem  Hinterhaupt,  häutiger  auf  dem  Pronotum 
und  am  Hinterrande  des  Schildchens  fahl  braungraue  Haare 
beigemengt,  welclie  auf  letzteren  beiden  sogar  die  Andeutung 
einer  Querbinde  hervorrufen  können.  Die  aufgerichteten  Haar- 
büschel an  der  Seite  des  ersten  Hinterleibssegmentes  schimmern 
sogar  nicht  selten  aschgrau,  ebenso  mitunter  einige  Haare  in 
der  Mittellinie  des  zw  eilen  Ringes.  An  die  bis  aul"  die  Basis 
des  dritten  Hinterleibsringes  übergreifende  schwarze  Behaarung 
reiht  sich  sodann  eine  brennend  rolhe,  welche  sich  mithin 
(abweichend  von  B.  lapidarins)  nach  vorn  bis  auf  die  grössere 
Hälfte  des  dritten  Segmentes  erstreckt.  Auch  auf  der  Bauch- 
seite sind  die  Spitzenränder  der  Segmente  vom  dritten  an 
rostroth,  beim  Weibchen  meiir  goldgelb  gewim})ert.  Behaarung 
der  Hüften,  Schenkel  und  Schienen  durchaus  sehwarz,  nur  die 
lange  Wimperung  an  der  Rückseite  der  Hinterschienen  mit 
greis-  oder  rostgelb  scliimmernden  Spitzen;  entweder  alle  vier 
Endglieder  der  Tarsen  oder  wenigstens  das  letzte  liclU  roth- 
braun, im  letzteren  Fall  die  drei  vorhergehenden  röthlich 
pech  braun. 

Das  Männchen  ist  neben  demjenigen  des  B.  lapponicns 
das  farbenprächtigste  unter  den  Gebirgsliummeln,  unter  den 
ähnlich  gefärbten  Arten  überdies  durch  seine  Grösse  und  die 


328 

lange,  struppige  Behaarung  ausgezeichnet.  Durch  den  dicken, 
liinter  den  Augen  verlängerten  KopC  stellt  es  mit  demjenigen 
des  Bomb,  lapidarius  und  pratontm  in  näclister  Ver\^  andtsclialt, 
gleicht  ersterem  auch  in  der  Form  des  hinteren  Metatarsus, 
unterscheidet  sich  aber  von  demselben  leicht  durch  den  kür- 
zeren und  viel  rauhhaarigeren  Hinterleib  und  die  schlankere, 
fasst  um  '/j  längere  Fühlergeissel,  während  es  anderseits 
von  demjenigen  des  B.  pralornm  durch  den  nicht  ervi^eiterten, 
fast  gleich  breiten  Metatarsus  und  durch  die  bei  etwa  gleicher 
Länge  sehr  viel  dünnere  Fühlergeissel  abweicht.  Die  Färbung 
der  Behaarung  betreffend,  so  nähert  sich  hierin  das  Männchen 
nur  in  seltenen  Fällen  dem  Weibchen*  doch  sind  auch  bei 
solchen  auf  Thorax  und  Hintei  leibsbasis  vorwiegend  schwarz 
behaaiten  Individuen  noch  immer  die  Stirn  und  die  Mitte  des 
Hinterhauptes  vorwiegend,  der  Halskragen  und  eine  Brustbinde 
i'ast  durchgehend  gelb  behaart,  der  Hinterrand  des  Schildchens 
wenigstens  mit  gelbgreisen  Haaren  gefranst.  Die  rothe  Be- 
haarung der  Hinterleibsspitze  beginnt  bei  derartigen  Individuen 
zuu  eilen  erst  auf  dem  vierten  Ringe,  während  die  Mitte  des 
zweiten  und  dritten  nur  einzelne  greise  Haare,  die  Seiten  des 
ersten  einen  Büschel  solciier  tragen.  (Gamskarkogl  bei  Gastein, 
6500  Fuss).  Bei  weiterem  Umsichgreifen  der  gelben  Behaarung 
erstreckt  sicii  diese  zunächst  auf  die  ganze  Oberseite  des 
Koi)fes  bis  zu  den  Ocellen,  auf  den  Vorderrand  des  Thorax 
und  das  Schildclien  in  weiterer  Ausdehnung,  während  sie  auf 
den  beiden  ersten  Hinterleibsringen  zwar  schon  reichlich  ver- 
treten, aber  noch  stai  k  mit  sciiwarzer  Behaarung  untermischt 
ist.  Bei  den  buntscheckigsten  Exemplaren  endlich  ist  der 
Ti)orax  so  weit  gelb  behaart,  dass  oberhalb  nur  noch  eine 
dem  Flügelansalz  entsprechende  schwarze  Querbinde  übrig 
bleibt;  das  erste  Hinterleibssegment  ist  ganz,  das  zweite  bis 
auf  den  Hintersaum  gelbhaarig  und  zwischen  der  gelben 
Basal-  und  der  rothen  Spitzenbehaarung  verbleibt  nur  noch 
ein  schmales,  tief  schwarzes  Band.  Brust,  Bauch,  Unterseite 
der  Hüften  und  Schenkel  sind  gelbhaarig,  die  Bekleidung  der 
Vorder-  und  Mittelschienen  dagegen  schwarz,  die  Wimperung 
an  der  Rückseite  der  Hinterschienen  nebst  Metatarsen  vor- 
wiegend oder  wenigstens  an  der  Spitze  rosti'oth. 

Es  scheint  diese  Art  über  das  ganze  Alpengebiet  in  einer 
Höhe  von  etwa  3000'  bis  7000'  verbreitet  zu  sein.  Ich  sam- 
melte'dieselbe  in  zahlreichen  Individuen  bei  Gastein,  Berch- 
tesgaden,  Kreuth,  im  unteren  und  oberen  Engadin  sowie  auf 
dem  Stelvio.  Die  Weibchen  und  Arbeiter  betliegen  mit  Vor- 
liebe die  Blüthen  der  Salvia  glutinosa  und  des  Aconitum, 
dessen  Blüthen  sie  von  der  Basis  her  aufbeissen. 

20.  Bomb,  lapidarius  Liii.  In  der  montanen  Region 
allgemein  verbreitet  und  ebenso  häufig  wie  in  der  Ebene. 


329 

(Psithyrus  Lepel.) 

21.  Bomb,  rupestris  Fab.  Im  Gebirge  noch  bei  wei- 
tem bäutiger  als  in  der  Ebene;  ieb  fand  stellenweise  (z.  B. 
bei  Partenkirch  in  Oberbaiern)  die  Distelblüthen  von  den 
Männchen  dieser  Art  förmlicii  belagert. 

22.  Bomb,  globobus  (Eversni.)  Kriechb.  Seltener  und 
anscheinend  mehr  lokal  als  die  vorhergehende  Art.  Ich  fing 
sie  bei  Partenkirch  in  Oberbaiern,  bei  Martinsbruck  im  un- 
teren Engadin  (liier  neben  Männchen  am  22.  August  auch  ein 
frisch  entwickeltes   Weibchen)  und   bei  Samaden  (601)0'). 

23.  Bomb,  quadricolor  Lepel.  Ich  habe  die  Männ- 
chen dieser  Art  bis  jetzt  nur  bei  Kreutli  in  Oberbaiern 
(2500'  — 3200')  angetrotlen  :  sie  sind  daselbst  sehr  viel  seltener 
als  diejenigen  von  B.  campestris  und   ccslaUs. 

24.  Bomb  vestalis  Fourcr.  Die  Männchen  bei  Kreuth 
im  August  äusserst  gemein,  besonders  auf  Origanum  vulgare, 
Eupatorium  cannabinum,  Salvia  glutinosa  und  verticillata;  zu 
Anfang  des  Monats  auch  noch  vereinzeile  Weibclien,  welche 
bei  Berlin  nur  bis  Ende  Juni's  vorkommen.  Die  bei  weitem 
häufigste  Form  des  Männchens  ist  diejenige  mit  gelbhaariger 
Basis  und  weisshaariger  Spitze  des  Hinterleibes;  selten  dagegen 
ist  1)  eine  Vai'ietät  mit  bräunlich  gelb  (anstatt  weiss)  be- 
haarter Spilzenhälfte  und  2)  diejenige,  bei  welcher  der  Hin- 
terleib im  Bereich  der  vier  ersten  Segmente,  mithin  bis  zum 
Beginn  der  weissen  Behaarung  vorwiegend  gelbhaarig  ist. 

25.  Bomb,  saltuum  Panz.  Die  Art  ist  mir  nur  in 
vereinzelten  Exemplaren  bei  Kreuth  (ein  abgeflogenes  Weib- 
chen noch  am  6.  August)  und   bei  Berchtesgaden  vorgekommen. 

26.  Bomb,  campestris  Panz.  Die  Männchen  bei  Kreuth 
in  Gesellschaft  derjenigen  des  B.  oeslalis  und  ebenso  häufig, 
zuweilen  in  den  auffallendsten  Varietäten  auftretend.  Die 
Ueberhand nähme  der  goldgelben  Behaarung  geht  bei  verein- 
zelten Exemplaren  noch  weiter,  als  es  von  Kriech  bäum  er 
in  seiner  vortrefflichen  Monograjihie  der  Schmarotzer-Hummeln 
angegeben  wird.  Bei  zwei  von  mir  gefangenen  Männchen  ist 
oberhalb  nur  noch  eine  schmale  Tlioraxbinde  und  das  zweite 
Hinterleibssegment  schwarz,  alles  Uebrige  goldgelb  behaart; 
ein  drittes  hat  sogar  den  ganzen  Hinterleib  gleichmässig  gold- 
gelb-haarig. 

16.     Oimilia  Panz. 

Die  für  ihre  Zeit  treff liehe  Monographie,  welche  Latreille 
im  achten  Bande  der  Encycloj)edie  mcthodique  (Ihill)  den 
Arten   dieser   interessanten    Gattung   gewidmet    hat,   war  bis 


330 

vor  wenigen  Jaliren  fast  die  einzige  Arbeit,  auf  welche  man 
bei  der  Bestimmung  der  iiierher  gehörigen  Bienen  besciiränkt 
war  oder  mittels  welcher  man  wenigstens  eine  solche  zu  er- 
möglichen hoffen  konnte.  Denn  die  von  Dufour,  Zetter- 
stedt,  Lepeletier,  Nylander  und  Smith  seitdem  publi- 
cirten  Beschreibungen  theils  bekannter,  theils  neuer  Arten  der 
Gattung  haben  dadurch,  dass  sie  die  wesentlichen  Charaktere 
derselben  entweder  ganz  ausser  Acht  gelassen  oder  wenigstens 
nicht  mit  der  nöthigen  Schärfe  hervorgehoben  haben,  die 
Kenntniss  derselben  im  Grunde  eher  geiiemmt  als  gefördert. 
Erst  in  neuerer  Zeit  is-t  von  Giraud  und  F.  Morawitz  den 
zur  sicheren  Feststellung  der  Arten  geeigneten  Merkmalen 
eine  nähere  Aufmerksamkeit  geschenkt  und  neben  der  Sich- 
tung bereits  beschiiebencr,  aber  zum  Tlieil  verkannter  oder 
mit  einander  vermengter  auch  eine  grössere  Anzahl  neuer  und 
bemerkenswerther  zur  Kenntniss  gebracht  worden.  Trotzdem 
ist  die  Kenntniss  (]e\-^  wie  es  scheint,  in  Euroi)a  sehr  zahlreich 
veitretenen  Osmia- Avien  noch  weit  davon  entfernt,  eine  voll- 
ständige zu  sein,  da  ganz  abgesehen  von  den  noch  unbeschrie- 
benen oder  noch  zu  entdeckenden  Arten  so  manche  der  bereits 
beschriebenen  nur  nach  einem  der  beiden  Geschlechter  bekannt, 
in  ihrer  Selbstständigkeit  zweifelhaft  oder  auf  ihre  wesent- 
lichen Merkmale  l)in  nicht  gehörig  geprüft  worden  ist.  Wäh- 
rend man  sich  in  vielen  anderen  Bienengattungen  vergeblich 
nach  prägnanten  plastischen  Meiiunalen,  auf  welche  sich  be- 
greiflicher Weise  eine  viel  schärfere  Unterscheidung  der  Arten 
als  nach  der  von  den  Autoren  olt  ausschliesslich  erwähnten 
Färbung  des  Integiimentes  und  der  Behaarung  basiren  lässt, 
umsieht,  ist  bei  den  Osmien  an  solchen  durchaus  kein  Mangel 
und  es  kommt  in  der  That  nur  darauf  an,  alle  einzelnen 
Körpertheile  auf  dieselben  zu  prüfen,  um  sie  gewahr  zu  wer- 
den. Der  Clvpeus,  die  Fühlhörner,  die  hintere  Thorax\\and, 
die  End^egmente  und  die  Bauclitläche  des  männlichen  Hinter- 
leibes, die  Hüften,  die  Metatarsen,  Schiensporen  u.  s.  w.  zeigen 
fast  bei  jeder  Art  mehr  oder  weniger  auffallende  Besonder- 
heiten, welche  sich  zum  Theil  später  sogar  unzweifelhaft  als 
Grupponcharakteie  werden   verwerthen   lassen. 

Als  einen  i:olchen  Gruppencharakler  möchte  ich  schon 
gegenwärtig  eine  eigenthümliche  Bildung  des  hinteren  Meta- 
tarsus  bei  den  Männchen  mehrerer  Üsinia-Avien  in  Anspiucii 
nehmen,  welche  sich  sclion  durch  das  sehr  übereinstimmende 
Colorit  ihrer  Körperbekleidung  dem  Auge  unmittelbar  als  nahe 
mit  einander  verwandt  darstellen,  ausserdem  auch  in  dem 
kurzen,  rundlich  viereckigen  Hinterleib  der  Weibchen,  welcher 
mit  einer  tief  schwarzen  Scojni  bekleidiet  ist,  übereinstimmen. 
Wiewohl    bereits    mehrere    dieser    (Jruppe    angehörige  Arten, 


331 

wie  Osmia  .vanlhomelana  Kiiby,  fncifurmis  Latr.,  inermis  Zeit, 
nach  beiden  Ciesciileehterii  wiederholt  beselnieben  worden 
sind  und  betieils  ihrei*  Synonyniic  und  Selbstständigkeit  sogai* 
zu  nielirfaehen  Erüiteningen  Anlast  gegeben  haben,  so  ist  doch 
noei»  nicht  einmal  dei-  \\  esentliiilisle  Charakter,  welcher  die 
Männchen  derselben  von  den  übrigen  Osniien  unterscheidet, 
zur  Sprache  gebracht  worden.  Während  nämlich  bei  den 
Männchen  der  sonst  bekannt  gewordenen  Osmia -kri^n  der 
hintere  Metataisus  die  Form  eines  nahezu  regulären  Parallelo- 
grammes  liat,  d,  h.  abgesehen  von  der  etwas  verschmälerten 
Basis  überall  gleich  breit  erscheint,  lässt  er  bei  den  mir  vor- 
liegenden Männchen  der  oben  bezeichneten  Gruppe  eine  auf- 
fallende winklige  Erweiterung  seines  Vorderrandes  gegen  die 
Spitze  hin  und  tnithin  einen  beilformigen  Umriss  erkennen. 
Wiewohl  je  nach  den  Arten  meikliche  Unlcrschiede  in  dem 
Grade  und  der  Ausdehnung  dieser  Erweiterung  zeigend,  ist 
die  Bildung  ihrer  ganzen  Anlage  nach  doch  wesentlich  dieselbe 
und  jedenfalls  von  der  sonst  bei  den  männlichen  Osmien  vor- 
kommenden Metatarsusbildung  typisch  verschieden.  Da  die 
hierlier  gehörigen  Männchen  auch  auf  ihre  übrigen  wesent- 
lichen Merkmale  hin  bisher  wenig  erörtert  sind  und  die  Unter- 
scheidung der  Weibchen  gleichfalls  noch  Manches  zu  w  ünschen 
übrig  lässl ,  w  ill  icli  hier  zunächst  auf  die  mir  bekannten 
Osmien  aus  der  Gru])|)c  der  0.  xanthunielana  Kirby  eingehen. 
Nur  die  zweite  dieser  Arten  (0.  fuciformis  Latr.)  zeichnet 
sich  durch  ein  spiegelblankes  Mittelfeld  der  hinteren  Thorax- 
wand aus:  bei  den  übrigen  vieren  ist  dasselbe  matt  kohlschwarz. 

1.  O.^mia  corticalis. 

Metanoti  nrca  media  opara:  ma<iiia,  robiisla,  fii.sco -nigra, 
rapite,  Ihovacc,  abdoiinnis'pie  seyr.wntis  (liiobus  basaübus  rufo- 
pilosis. 

^.  Capite  lalissimu,  c/ypco  dciiüc  ßtivcsrenti-piloso,  abdo- 
mliiis  se(/mento  aiiali  vano-scrireo. 

Long.  12 '/2  — 13  mill. 

rj.  Abdomine  apire  dilalalo,  sublnmcafo,  segmenlo  septimo 
obtuse  bilobo:  melalarao  poslico  basi  anyusfu,  apiccm  cersiis 
fordtcr  seniriforml:  Ubiiinin/  poslicannn  ralcaribiis  barilli- 
formibiis. 

Long.    1  1    mill. 

Anthophorn  rorlUnlis  '■'  (i  y  1 1  e  ii  li  a  I   i.   Ht. 

Osniiti  iiifjriveiilris  Giraud,  \'erh!ui(ll.  d.  zool.  botan.  üesellsch. 
XI.  p.  46ö  (5  ^). 

Osmia  nigriieniris  ^Morawitz,  llor.  soc.  eiitoin.  Rosbic.  V.  p. 
65,  no.  37.  (excl.  r^). 

Diese  Art  stimmt  mit  der  folgenden  darin  überein ,  dass 

die  beiden  ersten  Hinterleibssegmente  oberhalb  lang  rostroth 

22 


332 

behaart  sind,  lässt  sich  aber  von  derselben,  abgesehen  von 
ihrer  beträchtlicheren  Grös&e,  sofort  durch  dtu  matt  kohl- 
schwarze Mittelleid  der  hinteren  Tlioiaxwand  unterscheiden. 
Beim  Weibchen  ist  der  Kopf  aiiHallend  breit  und  pluni]), 
mit  leiclitem  grauen  Erzglanü  versehen,  aul'  Scheitel  und  Stirn 
rein  rostroth,  auf  dem  Clypeus  durchaus  licht  rotiigelb 
behaart,  die  Behaarung  hier  dicht  und  gleich  lang.  Auf  dem 
dritten  bis  fünften  Hinterleibssegment  ist  die  Behaarung  schwarz, 
die  Fransung  der  Endränder  aber  braun.  Das  Endsegment 
ist  dicht  und  anliegend  gelblich -greis  befilzt.  Miltelschienen 
in  einen  aufgebogenen  Haken  endigend,  welcher  über  den 
bogenförmigen  Aussenrand  deutlich  hervortritt.  Beide  End- 
sporen der  Hinterschienen  sowie  der  einzelne  der  mittleren 
schwarz,  von  ersteren  der  hintere  so  lang  wie  die  halbe 
Schiene,  fast  gerade,  erst  dicht  vor  dem  Ende  sich  zuspitzend. 
Hinterer  Metatarsus  sich  gegen  die  Spitze  hin  allmälig  ver- 
schmälernd. 

Beim  Männchen  schimmern  der  kleine  Kopf  und  der 
Thorax  graublau  erzfarbeu,  die  dünnen  Fühler  sind  nicht  viel 
kürzer  als  Kopf  und  Thorax  zusammengenommen.  Der  Hin- 
terleib ist  gegen  die  Spitze  hin  auffallend  verbreitert  und 
erscheint  beim  Ende  des  fünften  Ringes  wie  quer  abgestutzt: 
das  sechste  Segment  ist  in  der  Mitte  eingekerbt,  das  siebente 
in  der  Mitte  leicht  ausgeschnitten  und  daher  stumpf  zwei- 
lappig, die  beiden  Lappen  breit  abgerundet.  Die  beiden 
Endsporen  der  Hinterschienen  sind  eigenthümlich  gestaltel, 
fast  stabfürmig,  bis  auf  die  ganz  kurze,  nach  aufsen  gekrümmte 
Spitze  gleich  breit,  leicht  geschwungen,  der  hintere  von  mein- 
als  Va  der  Metatarsuslänge.  Der  hinteie  Metatarsus  ist  gegen 
die  Spitze  hin  stark  beilfömiig  erweitert,  der  Vorderrand 
daher  im  Verlauf  der  ersten  zwei  Dritttheile  bogig  ausge- 
schnitten, im  letzten  aber  wieder  mit  dem  Hinterrande  pa- 
rallel; sein  Endrand  ist  gleich  demjenigen  der  beiden  folgenden 
Tarsenglieder  rothgelb  gefranst. 

Ein  Pärciien  dieser  ansehuliclien  Art  liegt  mir  aus  Pom- 
mern (Triepke),  ein  mit  dem  obigen  Namen  belegtes  Weib- 
chen aus  Schweden  (Gyllenhal)  vor.  Nach  Giraud's 
Beobachtung  legen  die  Weibchen  ihre  Zellen  in  todtem  Ficli- 
tenholz  an,  auf  welche  Thatsache  der  von  Gyllenhal  ge- 
wählte   Name  möglicherweise  gleichfalls  anspielt. 

Anmerkung,  üass  dieser  Art  nicht  (mit  GirauLl)  der  Name 
O.  nigrteentris  Zett.  beigelegt  werden  kann,  scheint  mir  iinzweilelhalt 
zu  sein.  Die  ziemlich  nichtssagende  Beschreibung,  welche  Zett  er- 
ste dt  von  seiner  Anthopliora  nigrivenlris  giebt,  lässt  sich  fast  auf  alle 
hier  in  Betracht  kommenden  Arten  mit  gleichem  Rechte  beziehen, 
würde  aber,  Avenn  man  die  Angabe:  „segmentis  1.  et  2.  non  dorso 
griseo-pilosis"  als  auf  einem  Druckfehler  (anstatt:  in  dorso)  beruhend 


333 

ansiclif.,  zuiülchst  offenbar  iils  auf  die  iiiichdtfolgende  Art  begründet 
angesprochen  werden  müssen.  Schon  die  Angabe:  ,.Aiilliupfi.  larjopodo 
OMplo  lere  minor"  nnd  ihre  Einreihung  unter  die  „mittleren  und  kleinen 
Arten"  (im  Gegensatz  /u  Mcf/dchilc  /((i/npiiffa  mid  ccnluHcuIfiris,  deren 
gemeinsame  Bezeichnung  als  „uiajorts"  allerdings  sonderljar  genug 
ist)  scheint  die  hier  in  Rede  stehende,  gewiss  ansehnlich  grosse  Art 
vor  allen  auszuschliessen.  Ueberdies  würde  diese  Osm.  nif/rii)enlris 
/ett.,ral]s  sie,  wie  Nylander  wenigstens  früher  annehmen  zu  dürfen 
glaubte,  mit  der  ()s>ii.  i)ifr7)iis  Zctt.  identisch  ist,  nicht  in  Holz,  son- 
dern in  lehmigem  Boden  ihre  Zellen  anlegen.  In  keinem  Fall  enthält 
die  Zette'rs  t  ed  t 'sehe  Beschreibung  eine  einzige  Angabe,  aus  welcher 
man  auf  eine  Identität  der  Osm.  nif/rii-endix  mit  der  vorstehend  be- 
zeichneten Art  zu  schliessen  berechtigt  Ajäre.  —  Das  von  Giraud 
dieser  Art  zuerthcilte  Männchen  gehört  ihr  in  der  That  an,  das  von 
Morawitz  dazugezogene,  welches  schon  durch  die  hellgelben  Schien- 
sporen abweicht,  bildet  eine  mir  in  beiden  Geschlechtern  vorliegende 
neue  Art  (Osm.  ji/aii/ccra)  aus  der  Gruppe  der  O.  (u/unca. 

2,     Osmia  fuciformis  Latr, 

Mcfanoti  area  media  nitida,  vertice,  thorace  abdominisque 
segmenlis  diiobus  basalibus  rufh-pilosis. 

?.  Capite  nmiore,  fronte  nigricanti-hirla ,  abdominis  se- 
gmento  anali  cai/o-sericeo. 

Long.  11   niill. 

ö^.  Abdomine  ovalu,  fnlvo-piloso,  segniento  septimo  bißdo: 
metafarso  postico  apicem  rei\siis  sensiiii  dilatato,  iibiurum  po- 
sticarum  calcaribiis  acnminatis. 

Long.  9—10%   mill. 

(1811)  Osmia  fuciformis  Latreille,  Encvclop.  method.  VIII.  p. 
579,  no.  8  (,^  $). 

(1813)  Osmia  cluysomeliiifi  Panzer,  Faun.  Insect.  German.  CX, 
15  u.  16  G^  $). 

(1840)  "i  Anihoplwvo  )ii(/rirciiins  Zetterstedt,  Insect.  Lappon. 
p.  465,  no.  4  ($). 

(1861)  Osmia  danihumclana  Giraud,  Verhandl.  d.  zool.  botan.  Ge- 
sellschaft, XI.  p.  468. 

Osmia  .vanthomclana  *Kriechbaumer  in  coli. 

Der  Kopf  des  Weibchens  ist  beträchtlich  schmaler  als 
bei  0.  corlicalis,  rein  schwarz,  die  Behaarung  des  Scheitels 
rostroth,  der  Stirn  und  des  Clypeus  vorwiegend  schwarz, 
doch  längs  der  Mitte  rostroth  untermischt,  noch  dichter  und 
buschiger  als  bei  der  vorhergehenden  Art.  Färbung  und  Be- 
haarung des  Hinlerleibes  wie  bei  dieser,  auch  hier  das  End- 
segment dicht  gelbgrei.s  befilzt.  Mittelschienen  aussen  in  eine 
schmale  dornartige  Spitze  ausgezogen,  welche  aber  nicht 
hakenförmig  aufgekrümmt  ist.  Endsporn  der  Mittelschienen 
in  seiner  ganzen  Ausdehnung,  der  vordere  der  Hinterschienen 
an  der  Spitzenhälfte  rostroth;  der  hintere  Endsporn  dieser 
von  ^/3  der  Schienenlänge,  dünn,  gebogen,  ganz  allmälig 
zugespitzt.  Hinterer  Metatarsus  gleichbreit,  an  der  Spitze 
quer  abgestutzt. 


384 

Bei  dem  Männchen,  welches  von  Panzer  besser  he- 
öchrieben  als  abgebildet  ist,  sind  die  Fühler  nur  von  Thoiax- 
länge,  Kopf  und  Thorax  nur  seh\\aeh  erztchimmemd ,  der 
Hinterleib  regelmässig  oval,  auf  der  Uberteite  des  ersten  Seg- 
mentes lang  büschelförmig,  auf  den  drei  folgenden  kürzer, 
mehr  geschoren  rothgelb  behaart;  das  4.  und  5.  Segment  am 
Endrande  dicht  seidig  gelb  gefranst,  das  6.  in  der  Mitte  leicht 
ausgebuchtet  und  der  Länge  nach  seicht  gefurcht,  das  7.  tief 
bogig  ausgesciinitten  und  daher  zweispitzig.  Zweites  Bauch- 
segment nielit  wie  bei  0.  corücalis  breit  und  stumpf  abge- 
rundet, sondern  in  der  Mitte  etwas  winklig  ausgezogen  und 
daselbst  ein  wenig  knopfförmig  aufgetrieben.  Hinterer  Mela- 
tarsus  unterhalb  der  Mitte  des  Vorderrandes  stumpf  gezähnt, 
gegen  diesen  zalinartigen  Vorsprung  hin  allmälig  breiter 
werdend,  jenseits  desselben  gegen  die  Spitze  hin  aber 
wieder  verschmälert.  Hinterer  Endsporn  der  Hinter^chienen 
viel  breiter  als  der  vordere ,  welcher  stärker  gekrümmt  und 
allmäliger  zugespitzt  ist,  die  eingekrümmte  Spitze  jenes  nicht 
ganz  bis  zu  dem  Zahnvorsprung  des  Metatarsus  reichend. 

In  Norddeutscliland  (Pommern)  selten;  im  mittel-  und 
süddeutschen  Gebirge,  wie  es  scheint,  weit  verbreitet.  Kriech- 
baum er  sammelte  die  Art  bei  Chur. 

3.     Osmia  xanthomelana  Kirbv. 

Metanoli  area  media  o/fuca,  capite  imnorc ,  u'tgro-hirlo, 
thorace  abdomhnsqnc  scgmenlis  dnobus  basaUbus  ntfcpilosis. 

Long.  9'/^ -10  mill.  '?. 

Apis  .ranihomelana  Kirbv,  Monogr.  Apum  Angl.  II.  p.  246, 
no.  46  ($). 

Osmia  xanthomelana  Stephens,  Iliustr.  British  Entomol.  Suppl. 
p.  16,  pl.  43,  fig.2  (5).  —  iSaiitli,  Bees  of  Great  Britain  p.  165,  no.  4. 

Osmia  alricajii/la  Curtis,  British  Eutomology  pl.  223,  Text  no.  8. 

Wiewohl  in  der  Länge  des  Körpers  nicht  autFallend  hinter 
der  vorigen  Art  zurückstehend ,  erscheint  die  gegenwärtige 
durch  den  schmaleren  Bau  und  das  knappere  Haarkleid  den- 
noch sehr  viel  kleiner,  ist  von  derselben  auch  sofort  durch 
das  matt  kohlschwarze  Mittelfeld  der  hinteren  Thoraxwand 
zu  unterscheiden.  In  diesem  Merkmal  mit  0.  corticalis  über- 
einstimmend, entfernt  sie  sich  von  derselben  nicht  nur  durch 
die  geringe  Grösse  und  den  kleinen,  rein  schwarzen  und  auch 
vorwiegend  schwarz  behaarten  Kopf,  sondern  auch  dadurch, 
dass  das  Analsegment  des  Weibchens  nicht  greisgelb  betilzt 
ist,  sondern  bei  sonstiger  scliwarzer  Behaarung  seiner  Ober- 
tJäche  nur  eine  röthlich-braun  schimmernde  Behaarung  des 
Spitzenrandes  erkennen  lässt. 

Es  liegen  mir  nur  einige  Weibchen  aus  der  Lau!?itz  (Nees 
v.   Esenbeck)  und  der  Umgebung  Berlin's  (Erichson)  vor; 


335 

das  Männchen  ist  mir  unbekannt.  Ob  das  von  Smith  unter 
O.  xaiithomelana  beschriebene  Mannchen  dieser  oder  der  0. 
fuciformis  angehört,  iässt  sich  nicht  beurtheilen,  da  weder 
über  die  Bildung  des  Metatarsus  noch  über  die  Skulptur  des 
Hinterrückens  etwas  beigebracht  ist.  Die  Angaben  über  die  beiden 
letzten  Hinterleibsringe  ■\\urden  mit  der  für  0.  fuciformis 
(mas)  hervorgehobenen  Bildung  übereinstimmen. 

4.     Osmia  vulpecula. 

Melanoü  area  media  opara .  capile  flacesceiili-,  thorace 
abdominisque  segmenlo  hasali  riif'o-pilosis^  sexto  dense  cano" 
scriceo.  celeris  atris,  densius  et  stibliliiis  pnnctalis. 

Long.  O'/j  mill.' 

?  Osmia  pariedna  Smith,  Bees  of  (Jreat  Britain  p.  166,  iio.  5. 

'} Antkojihora  inermis  Zetterstedt,  Insect.  Lappon.  p.  466,  no.  6. 

Osmia  fuciformis  (Latr.)  *Kriechbaumcr  in  coli. 

Weibchen  von  der  Grösse  der  0.  xanthomelana ,  von 
welcher  es  eich  nicht  nur  durch  die  lichtgelbe  Behaarung  des 
Kopfes,  sondern  auch  dadurch  leicht  unterscheiden  läset,  dass 
sich  die  rostrothe  Behaarung  des  Hinterleibes  auf  das  Basal- 
tegment  desselben  beschränkt.  Behaarung  des  Kopfes  beson- 
ders auf  Stirn  und  Clypeus  sehr  lang  und  dicht,  hier  gelblich 
mit  zahlreichen  eingemischten  schwarzen  Haaren  längs  der 
ganzen  Mitte,  auf  dem  Scheitel  mehr  rostroth.  Clypeüs  etwas 
verlängert  und  vor  seiner  Wölbung  leicht  aufgebogen,  in  der 
Mitte  des  Vorderrandes  deutlich  eingeschnitten,  dieser  gleich 
den  kräftig  entwickelten  Mandibeln  mit  kurzer,  röthlich  gelber 
Behaarung  dicht  bekleidet.  Behaarung  des  Thoraxrückens 
licliter,  mehr  gelblich  roth  als  bei  0.  xanthomelana,  diejenige 
der  Brust  nicht  schwarz,  sondern  greisgelb;  die  glänzende 
Grube  des  Hinterrückens  über  der  Einlenkung  des  Hinterleibes 
sehr  viel  kleiner  als  bei  jener  Art.  Die  rothgelbe  Behaarung 
des  ersten  Abdominalsegmentes  beiderseits  lang  und  aufge- 
richtet, ausserdem  besonders  längs  des  Hinterrandes  dicht, 
während  die  gefurchte,  glatte  Basis  durchaus  nackt,  die  durch 
eine  Querleiste  abgegrenzte,  dicht  und  feinkörnig  punktirte 
Scheibe  der  hinteren  Hälfte  aber  nur  sehr  sparsam  behaart 
erscheint.  Die  bei  weitem  feiner  punktirten  folgenden  Seg- 
mente trotz  der  auf  dem  zweiten  und  dem  Endrande  der 
übrigen  deutlich  braun  schimmernden  Behaarung  tief  schwarz 
erscheinend,  .'.peckartig  glänzend,  das  letzte  mit  greisgelbem 
Filz  dicht  bedeckt;  die  Behaarung  der  Seitenränder  längs  des 
zweiten  Segmentes  noch  gelbbraun,  an  den  folgenden  vor- 
wiegend schwarz.  Die  Behaarung  der  drei  Schenkelpaare 
unterhalb  greisgelb,  an  Schienen  und  Tarsen  schwarz.  Mittel- 
schienen mit  kurzer,  nicht  aufgebogener  Aussenspitze,  Schien- 
sporen schwärzlich  pechbraun. 


336 

Ich  liabe  das  Weibchen  dieser  Art  Anfang  Juli's  in 
Thüringen  gefangen  und  besitze  ein  gleiches  von  Chur 
(Kri  ech  baunier);  das  Männchen  ist  mir  unbekannt. 

Anmerkung.  Ich  miiss  es  dahin  gestellt  .sein  lassen,  ob  die 
vorstehende  Art  mit  der  0.  purielina  Smith  identisch  ist,  d»  bei 
sonstiger  ücbereinstimmung  in  den  Angaben  der  Clypeus  der  letzteren 
einfach  als  „truncate"  bezeichnet  wird  and  der  beigemischten  schwar- 
zen Haare  in  der  Mitte  des  (icsichts  keine  Erwähnung  geschieht. 
.Sollte  jedoch  auch  eine  Verschiedenheit  nicht  naclnveisbor  sein,  so 
würde  die  Art  immer  nicht  ().  pariciiita  genannt  werden  können,  da 
die.  Cur tis 'sehe  O.  paiieiina  (British  Entomol.  pl.  22'.i)  von  der 
gleichnamigen  Smith 's  sicher  verschieden  ist.  Jene  wird  von 
ihrem  ersten  Beschreiber  als  „dull  acneous  green"  bezeichnet  und  in 
seiner  bekannten  meisterhaften  Art  auch  mit  dieser  Färbung  abgebildet, 
während  Smith  seine  Art  „aterrima"  nennt.  Das  Längenmaass  der 
Curtis 'sehen  Art  übertrifft  ferner  kaum  8  milk,  die  rostrothe  Be- 
haarung tritt  nach  der  Abbildung  nur  auf  dem  Thora.x  deutlich  her- 
vor u.  s.  w.,  so  dass  im  (irunde  elienso  viele  Unterschiede  wie  Ueber- 
einstimmungen  zwischen  den  Arten  beider  Autoren  vorhanden  zu  sein 
scheinen.  —  Sehr  viel  fraglicher  ist  es  für  mich  gewesen,  ob  der 
gegenwärtigen  Art  nicht  der  —  freilich  sehr  unmotivirte  --  Name 
O.  inermis  Zetterst.  beizulegen  sei,  da  die  ihn  begleitende  Beschreibung 
Zetter  st  ed  t's ,  wenngleich  keine  direkten  Hinweise,  so  doch  auch 
nichts  enthält,  was  der  (hm.  vulpecula  geradezu  widerspräche.  Aller- 
dings ist  dies  in  ^gleichem  Maasse  mit  der  folgenden  Art  der  Fall, 
so  dass  die  Wahl,  welcher  von  beiden  der  Zetter  sted  t' sehe  Name 
beizulegen  sei,  jedenfalls  schwierig  sein  würde.  Der  Vergleich  der 
typischen  Exemplare  Zetter stedt's  würde  über  die  hier  bestehen- 
den Zweifel  wohl  allein  Auskunft  zu  geben  im  Stande  sein. 

5.     Osmia  uncinata. 

Melauoli  area  media  opara ,  clypeo  niyricauti-,  cerlicc, 
thorace  abdom'misque  segmeiilo  basali  rufo-pUosis,  sequentibus 
atris ,  subnitidis,  iniitns  confertbn  granoso-pHuclatis:  libiis 
anterioribus  apice  uncinalis. 

Long.  8'/2  niill. 

S-  Facic ,  pcctore,  pedibus  abdominisipie  apice  albido- 
pilosis,  hujux  seymento  septimo  bij'tdo:  pednin  posllcornm  tro- 
chanteribns  amjulatis ,  j'emoribus  crassiusculis ,  metatarsis  ante 
apicem  denlatu-dilatalis. 

Long.  7y2  mill. 

1  Anlliopkora  anrjusiula  Zetterst  e  d  t.  Insect.  Lappou.  p.  46G,  no.7. 

Von  der  Grösse  der  Üsm.  coerulescens  Lin.  ((^^  aenea 
Lin.),  das  Weibchen  jedoch  von  etwas  gedrungenerem  Bau. 
Letzteres  unterscheidet  sich  von  demjenigen  der  Osm.  vulpe- 
cula, welchem  es  selir  ühnlicli  sieht,  durch  etwas  geringere 
Grösse,  durch  den  nacli  vorn  weniger  ausgezogenen,  gerade 
abgestutzten  und  mit  etwas  verdicktem  Endrande  verschonen 
Clypeus,  die  kürzere  und  durchaus  scliwärzliche  Behaarung 
desselben,  sowie  durcli  die  zwar  gleiclifalls  schwärzlich  ge- 
mischte, aber  merklich  kürzere  und  weniger  dichte  der  Stirn. 


337 

Die  rotbe  Behaarung  des  Thorax  setzt  sich  auf  die  Brust- 
yeiten  fort  und  weicht  erst  auf  dem  Sternum  einer  mehr 
greisen.  Der  kuglige  Hinterleib  ist  weniger  gedrängt,  aber 
deutlicher  und  fast  körnig  punktirt,  speckartig  glänzend,  das 
erste  Segment  gleichfalls  rostioth  behaart,  die  lolgenden  am 
End lande  bräunlich  greis  gefranst,  sonst  vorwiegend  schwarz- 
haarig, das  Endsegment  greis  befilzt.  Die  Vorder-  und  Mittel- 
schienen endigen  an  der  Spitze  des  Aussenrandes  in  einen 
deutlieh  hervortretenden,  an  der  Spitze  leicht  aufgekrUmmten 
Haken. 

Bei  dem  beträchtlich  schlankeren,  aber  nur  wenig  klei- 
neren Männchen  sind  die  dünnen  Fühler  etwas  kürzer  als 
Kopf  und  Thorax  zusammengenommen,  letztere  beide  leicht 
graugrün  erzsehimniernd;  Stirn,  Clypeus  und  Backen  lang  und 
diclit  weisslicii,  Scheitel  und  Oberseite  des  Thorax  licht 
röthlich  gelb,  das  Schildchen  sehr  dicht  und  buschig  rostroth 
behaart.  Die  lange  wollige  Behaarung  der  Brustseiten  ist 
fast  rein  m  eiss,  diejenige  des  Hinterleibes  durchweg  wenigstens 
licht  greis;  auf  dem  ersten  Segment  lang  und  aufgerichtet, 
auf  den  folgenden  kürzer  und  mehr  anliegend  und  am  dritten 
bis  sechsten  nicht  blos  auf  den  Hinterrand  beschränkt,  son- 
dern über  die  ganze  Fläche  ausgedehnt.  Der  Endrand  des 
4.  bis  0.  Kinges  glatt,  pechbraun  durchsciieinend,  der  des  (>. 
in  der  Mitte  leicht  eingekerbt,  der  kleine  7.  Ring  durch  einen 
tiefen  Einschnitt  stumpf  zweispitzig.  Zweites  Bauchsegment 
vergrüssert  und  wie  bei  dem  Männchen  der  Osm.  corticalis 
breit  und  stumpf  abgerundet,  das  zweilappige  dritte  in  der 
Mitte  überdeckend.  Beine  greishaarig,  an  den  hinteren  die 
Troühanferen  in  eine  scharf  hervortretende  Spitze  ausgezogen, 
die  Schenkel  etwas  aufgetrieben,  auch  die  Schienen  gegen  die 
Spitze  hin  ausserhalb  mehr  als  gewöhnlich  erweitert.  Hinterer 
Metatarsus  an  der  Basis  viel  weniger  verschmälert  als  bei 
Osm.  corticalis,  vor  dem  letzten  Drittheil  seiner  Länge  vorn 
stumpf  zalmartig  erweitert,  darauf  wieder  allmälig  ver- 
schmälert und  hier  dicht  rostgelb  gefranst.  Schiensporen 
schwarz,  leicht  gekrümmt,  allmälig  und   scharf  zugespitzt. 

Diese  Art  ist  an  einigen  Orten  in  der  Umgegend  Berlin's 
(Brieselanger  Forst,  Machnow)  von  Ende  Mai's  bis  Anfang 
Juli's  nicht  selten  und  scheint  lichte,  mit  Brombeeren  besetzte 
Waldstellen  zu  lieben;  die  Blüthen  dieses  Strauches  werden 
von  den  Weibclien  vorwiegend  beilogen. 

Anmerkung.  Die  Heschreibnnjr  der  als  fi-agliches  Synonym 
angel'iilirtcn  Aniliupk.  diu/iisiuld  '/ett.  bietet  so  wenig  Anhalt,  «lass 
sich  über  die  vcrwandtschaitliclie  ßezleliung  dieser  Art  zu  der  vor- 
stehend beschriebenen  auch  nicht  einmal  ein  annähernd  sicheres  ür- 
theil  gewiiJi.iMi  lässt-,  sie  passt  auf  letztere  nicht  melir  und  nicht 
weniger  als  diejenige  der  Anddijili.  incrmis.     InsbesondeW  fehlen  alle 


338 

Angaben  über  die  plastischen  Auszeiclinungen  des  Männclicns,  welche 
für  die  Unterscheidung  der  hier  in  Rede  stehenden  Arten  vor  Allem 
in  Betracht  kommen.  Vielleicht  wird  die  hier  gegebene  Charakteri- 
stik die  Schwedischen  Entomologen  in  den  Stand  setzen ,  über  die 
etwaige  Identität  oder  Verschiedenheit  der  Zetter  stedt' sehen  Art 
ein  Urtheil  zu   gewinnen. 

Ausser  den  hier  aufgezählten  fünf  Arten  und  der  bei  Ge- 
legenheit ihrer  Beschreibung  erwähnten:  Osmia  parietina  Curt., 
inermis  Zett.  und  an/juslnla  Zett.  werden  der  Gruppe  der 
Osmia  xanthomdana  Kirby  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  noch 
angehören:  1)  Osmia  pilicornis  Smith  (Bees  of  Great  Britain 
p.  167,  no.  6),  deren  Männchen  sieh  durch  die  an  ihrer  Unter- 
seite gewiniperten  Fühler  auszeichnen  soll^  die  Schenkel  und 
Schienen  der  Hinterbeine  werden  als  leicht  verdickt  angegeben, 
die  Bildung  des  Metatarsus  wird  aber  nicht  erörtert.  2) 
Osmia  Baicalensis  Radochkofl'sky  (Hör.  societ.  entom.  Ross. 
V.  p.  80),  ^velche  jedoch  deshalb  nicht  als  eine  beschriebene 
Art  angesehen  werden  kann,  weil  die  wenigen  für  das  Weib- 
chen angegebenen  Färbungsmerkmale  auf  alle  der  Gruppe 
angehöligen  Arten  in  gleichem  Maasse  pa^^sen,  specitisclie 
Unterschiede  aber  nicht  hervorgehoben  werden. 


6.     Osmia  platycera. 

Capite,  thorace  abdomiinsque  dimidio  anleriore  ßaccscenli- 
hirlis,  antennis  brecinscnUs,  compressis ,  melanoti  urea  media 
nitida,  tibiarum  calcaribiis  flaeis,  aus  f'ere  hyalinis. 

Long.  -J0%— ll'/a    mill. 

Osmia  hrei-icornis  Imhoff  i.   lit.   (teste  Kr  iechbau  mer). 

ö^.  Antennarum  arliculis  3.  et  4.  aiictis,  fiiniciilo  tolo 
atro,  dilatato:  abdominis  scgmento  sexto  tnoirato,  basi  iitrimpie 
dentato,  seplimo  transverse  (jiiadrato:  ventraU  terlio  acnlealo, 
quarto  ei  quinfo  profunde  sintialis. 

Osmia  iii(/ripenlris  mas  *Morawitz,  Hör.  soc.  entom,  Rossic. 
V.  p.  64. 

$.    Antennis  simpUcibus,  abdomine  otato,  scopa  ferruginea. 

Sie  gehört  nach  der  Form  der  Fühler  und  der  Bildung 
des  männlichen  Hinterleibes  in  die  Gruppe  der  Osm.  adnnca, 
zeichnet  sich  aber  in  dieser  durch  die  dichte  und  rauhe, 
Megachile-ü\i\gfi  Behaarung  des  Körpers  aus.  Der  von  Mo- 
rawitz  gegebenen,  sonst  recht  treilendcn  Boschreibung  des 
Männchens,  welches  von  ihm  jedoch  irrthümlich  der  Osm. 
nigricentris  Gir.  {corlicalis  Gerst.)  zuertheilt  wird,  ist  noch 
hinzuzufügen,  dass  die  Schiensporen  hellgelb,  das  dreieckige 
Mittelfeld   €fer    hinteren    Thoraxwand    glänzend,   der   hintere 


339 

Metatar&ub  linear,  die  Flügel  mit  Ausnalimo  der  leicht  ge- 
bräunten Kadialzelle  last  gUushell  sind  und  dass  das  sechste 
Dovsalsegment  des  Hinterleibes  in  der  Mitte  unregelmässig 
eingedrückt,  das  siebente  aber  an  der  Basis  mit  einer  Grube 
versehen  ist.  Als  besonders  aufTallend  ist  ferner  noch  die 
Bildung  der  Bauchschienen  hervorzuheben:  das  zweite  Segment 
ist  vor  dem  Hinterrande  stark  schwielig  verdickt,  das  ziemlich 
kurze  dritte  abgerundet  und  in  der  Mitte  seines  Endrandes 
mit  einem  dünnen  und  scharfen  Stachel  bewehrt,  das  vierte 
und  fünfte  in  der  Mitte  ausgeschnitten  und  lang  gelb  gefranst. 

Das  Weibchen  ist  im  Habitus  der  Mec/achUe  circum- 
cincta  Kirby  nicht  unähnlich,  unterscheidet  sich  aber  schon 
durch  die  geringere  Grosse  und  den  kleineren  hell  behaarten 
Kopf.  Die  Fühler  sind  ebenso  kurz  wie  beim  Männchen,  die 
Geissei  aber  einfach  und  um  die  Hälfte  schmaler.  Der  kurze 
Clypeus  hat  einen  scharfen,  in  der  Mitte  leicht  eingekerbten 
Kand;  die  mit  drei  breiten  Zähnen  versehenen  Mandibeln  sind 
am  Innenrand  und  an  der  Spitze  licht  rothbraun.  Der  Kopf 
ist  nur  wenig  dicker  als  beim  Männchen  und  nebst  dem 
Thorax  in  übereinstimmender  Weise  behaart.  Der  Hinterleib 
kürzer,  regelmässig  oval,  nach  hinten  nur  wenig  stärker  ver- 
engt als  nach  vorn,  leicht  gewölbt,  bis  zum  Hinterrande  des 
dritten  Ringes  vorM'iegend  greisgelb  rauhhaarig,  die  drei  letz- 
ten Ringe  schwarz  behaart,  die  Spitzenränder  des  vierten  und 
fünften  jedoch  seitlich  lang  greis  gefranst;  das  Endsegment 
nach  hinten  zwar  stark  verengt,  aber  in  Form  eines  Kreis- 
abschnittes abgerundet,  sein  Hinlerrand  leicht  aufgebogen. 
Die  Bauchbürste  intensiv  rostroth,  auf  dem  Endsegment  kurz 
und  hier  braun  untermischt.  Der  hintere  Metatartus  etwas 
breiter  und  beträchtlich  länger  als  beim  Männchen,  so  dass 
er  die  übrigen  Tarsenglieder  zusammen  an  Länge  übertritrt: 
die  zwei  bis  drei  letzten  Tarsenglieder  wie  beim  Männchen 
rothbraun. 

Die  Art  gehört  dem  süddeutschen  Alpengebiete  an;  die 
mir  vorliegenden  Exemplare  wurden  bei  Chur  von  K  riech - 
baumer  gesammelt. 

7.     Osmia  caementaria, 

Anlennis  hreriiisciiUs,  alis  fere  hyalinis.  Üb'iunun  calcaribus 
feslaceis ,  metanoll  area  media  opaca:  fiilro-  rcl  grisescettti- 
piihescens,  abdominis  subnilidi  sef/mentis   fascUüim    (imbriotis. 

Long.  8 — 9  mill. 

Anthopitoia  anlhocra  "illieer.  Magaz.  f.  Insektciik.  V.  p.  114, 
no.  38. 

Osmia  Spi/tolae  Sehen  ck^  Bienen  v.  Nassiii  ij.  334  und  337.  no. 


340 

Osmia  Siiinolae  Lucas,  Explor.  scient.  de  l'Algerie,  Hymenopt. 
pl.  1,  fig.  10.  ($). 

iS.  Antennarum  ßagello  Hitcan.  siibiinduhilo,  uigro,  suhlus 
hilerdum  aiKjiisle  ptcco-limbato:  abdoiiiinis  acgmento  dorsah  (i. 
ntrinque  riiiniis  profunde  cxciso  et  acute  detttalo,  7.  aiigustiorc, 
rcntralibus  2 — .}.  aequuliter  longis,  traiiscerse  eathsis. 

?.  Abdomiiiis  fasciis  omnlbus  integris .  segmentis  duobüs 
ultimis  (h'iisius  griseo-pubeseentUnis:  scopa  aUndo-cinerea. 

üsiitia  loti  fem.  -Morawit»,  Hör.  soc.  entom.  Ross.  V.  p.  66. 
no.  40  f 

Diese  mit  Vsmia  adunca  in  unmiitelbarer  Verwandtschaft 
stehende  Art  unterscheidet  sich  von  derselben  in  beiden  Ge- 
schlechtern auf  den  ersten  Blick:  1)  durch  ihre  durchschnitt- 
lich etwas  geringere  Grösse,  2)  durch  die  nicht  gebräunten, 
sondern  fast  gleichmässig  glashelien  Flügel,  3)  durch  die  licht 
gelben  Schienensporen  und  4)  durch  den  weniger  gestreckten 
Hinterleib.  Im  männlichen  Geschlecht  ferner  .durch  die 
längere  und  viel  schmalere,  lineare  Fühlergeissel,  welche 
entweder  ganz  schwarz  ist  oder  nur  einen  schmalen  unteren 
Saum  von  brauner  oder  gelblicher  Farbe  erkennen  lässt;  durch 
den  weniger  tiefen  Ausschnitt  und  den  kleineren,  spitzeren 
Zahn  zu  jeder  Seite  des  sechsten  Hinterleibssegmentes,  durch 
das  etwas  schmalere  siebente,  besonders  aber  dadurch,  dass 
das  2.  bis  5.  Bauclisegmcnt  unter  einander  gleich  lang  und  in 
ziemlich  übereinstimmender  Weise  vor  dem  Endrande  mit 
einem  <^)uerwulst  versehen  sind;  beim  Weibciien  durch  die 
in  der  Mitte  nicht  unterbrochenen,  selbst  bei  abgeflogenen 
Exemplaren  noch  continuirliclien  hellen  Haarsäume  der  Hinter- 
leibsringe, durch  die  gleichmässig  greis  behaarten  beiden 
Endsegmente  und  den  sehr  viel  geringeren  Glanz  der  dicht 
punktirten  vorderen.  In  der  Form,  Skulptur  und  Bekleidung 
des  Hinterleibes  gleicht  <ias  Weibchen  überhiuipt  mehr  der 
Osm.  papcweris  Latr.  nls  der  0.  adunca  Fab.,  unterscheidet 
sich  übrigens  von  erslerer  leicht  durch  den  sclimalen  Kopf 
und  das  nicht  glänzende  Mittelfeld  des  Hinterrückens. 

Diese  über  Deutschland  weit  verbreitete  und  auch  in 
Süd-Europa  vorkommende  Art  ist  bei  Berlin  besonders  in  der 
Freienwalder  Gegend  und  in  den  Rüdeisdorfer  Kalkbrüchen 
einheimisch  und  während  des  Juni  an  d&n  Bliithen  der  Bor- 
ragineen  (Echium ,  Anchusa)  neben  der  Osm.  adunca  häufig 
anzutretlen.  Es  war  mir  von  besonderem  Interesse,  die  Weib- 
chen wiederholt  in  der  Anfertigung  ihrer  Brutzellen  zu  be- 
obachten, welche  in  ganz  ähnlicher  Weise  wie  diejenigen  der 
C/ialicodonia  muraria  frei  an  der  Aussen^eite  von  Steinen  an- 
gebiacht  werden.  In  der  Nähe  des  malerisch  gelegenen 
Dorfe.>«  Falkenberg  finden  sich  vielfach  frei  herumliegende 
erratische    Granitblücke,    welche    thcils   zum  Fundament  der 


.341 

HäUvser,  theils  zu  Chaussee  -  Steinen  verwandt  werden.  An 
diesen  sucht  sich  das  Weibchen  möglichst  geschützte,  winklig 
einspringende  Stellen  aus,  welche  es  mit  Lehm  und  eingefügten 
Granitstückchen  von  der  Grösse  eines  Stecknadelkopfes  bis  /u 
■l  mill.  im  Cuhik  ausfüllt,  um  im  Innern  dieser  meist  2—4 
Zoll  langen  Bauten  eine  verschiedene  Anzahl  von  Zellen 
(etwa  3—8)  anzulegen.  Letztere  werden  mit  einer  blauen, 
meist  aus  dem  Pollen  von  Echium  vulgare  angefertigten,  dick 
breiigen  Jlasse  angefüllt  und  nach  ihrem  Verschluss  in  der 
Weise  mit  Granitpartikelchen  überpHastert,  dass  Avenigstens 
das  frisch  angefertigte  Nest  an  seiner  Oberfläche  fast  ganz  das 
Ansehen  des  Granitblockes  selbst  darbietet.  Bei  der  Anfer- 
tigung dieser  ilirer  Brutslätie  werden  die  Weibchen  von  der 
seltenen  Chn/sis  simpler  Dahlb.,  welche  in  die  noch  otTenen 
Zellen  eindringt,  verfolgt.  Letztere  kann  man  sich  daher 
leicht  durch  die  Zucht  verschaffen,  wenn  man,  wie  ich  es  im 
Frühling  dieses  Jahres  gethan  habe,  die  Brutzellen  der 
Osmia  caementaria  von  ihrer  Unterlage  ablöst,  was  bei  der 
festen  Verkittung  derselben  mit  dem  Granitblock  allerdings 
mit  einigen  Schwieriokeiten  verbunden  ist.  Bei  der  Unter- 
suchung  einigei-  Brutzellen  am  21.  April  fanden  sich  noch 
Larven  in  denselben  vor,  am  9.  Mai  dagegen  schon  Puppen. 
Beide  sind  von  einer  durchscheinenden,  eiförmigen  Zellenwand 
von  spröder,  dünn  hornartiger  BeschalTenheit  eingeschlossen, 
welche,  wenn  sie  eine  Bienenpuppe  enthält,  weisslich,  wenn 
eine  Chrgsis,  dagegen  bräunlicli  gefärbt  ist.  Wird  die  um- 
schliessende  Kapsel  durch  Zufall  geöffnet,  so  färbt  sieh  zw«r 
sowohl  die  Osmia-  Mie  die  C/tr/y-s-ts-Puppe  vollständig  aus, 
stirbt  aber  allniälig  ab.  Aus  imversehrt  abgelösten  Zellen 
entwickeln  sieh  dagegen  der  Wirth  sowohl  wie  der  Parasit 
ohne  alle  Schv.'ierigkeit.  Die  Chnjsis  verbleibt  vollständig 
ausgefärbt  mindestens  noch  acht  bis  zehn  Tage  in  ihrer  Zelle 
und  entwickelt  innerhalb  derselben  auch  ihre  Flügel;  sie  beisst 
an  einem  sonnigen  Morgen  das  eine  Ende  derselben  in  Form 
eines  Deckels  ab  und  spaziert  aus  derselben  sofort  mit  der 
ihr  eigenen  Hurtigkeit  der  Bewegung  hervor. 

Hätte  Lepcletier  die  hier  geschilderte  Lebensweise  der 
Qsmia  caementaria  gekannt,  so  hätte  er  sie  nach  seinen  syste- 
*hiatischen  Princi])ien  entweder  in  die  Gattung  Chalicodoma 
verweisen  oder  auf  dieselbe  eine  besondere  Gattung  begründen 
müssen.  Es  kann  aber  wohl  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass 
die  Gattungen  und  Grujjpen  der  Bienen  nicht  nach  der  Lebens- 
weise der  iliucn  angeliörigen  Arien,  sondern  einzig  und  allein 
nach  ihren  morphologischen  Charakteren  festgestellt  werden 
dürfen.  Die  Osmia  caementaria,  deren  Weibchen  seine  Zellen 
aus  Lehm  und  Steinchen  mauert,  ist  ebenso  wohl  eine  Osmia, 


342 

wie  die  von  Lepeletier  zu  einer  besonderen  Gattung  An- 
ihocopa  abgetrennte  Osmia  papaceris  Latr.,  deren  Weibchen 
die  Molinblätter  abschneidet,  um  sie  zu  einer  Zellenwand  zu 
verkleben.  Es  ist  eine  ebenso  unbegründete  und  apriorische 
Annahme  von  Lepeletier,  dass  keine  Osmia  Blätter  schneide, 
wie  dass  die  Cerafwa- Weibchen   parasitiren   oder   dass   alle 

jtfe</acAi/e- Weibehen  ihre  Brutzellen  aus  geschnittenen  Blät- 
tern anfertigen.  Dass  die  im  Sande  oder  im  Erdboden  über- 
haupt nistenden  Arten,  wie  Megachilc  lagopoda  Lin.,  maritima 
Kirby,  circumcincta  Kirbj  und  argentata  P^ab.  dies  tliun,  kann 
ich  aus  eigener  Beobachtung  bestätigen,  da  ich  die  Weibchen 
dieser  vier  Arten  wiederholt  mit  Blattstücken  in  die  Oeffnung 
ihres  Erdbaues  eintreten  sah;  allgemein  bekannt  ist  dasselbe 
von  der  die  Rosenblätter  beschneidenden  Megacli.  centuncularis 
Lin.,  welche  ihre  patronenförmigen  Brutzellen  in  Höhlungen 
von  Baumästen  u.  dgl.  ablagert.  Dagegen  habe  ich  die 
Weibchen    der    in    der    Berliner    Gegend    ziemlich    häufigen 

Megach.  ericelontm  Lepel.,  welche  hier  ausschliesslich  in  Lehm- 
wänden nisten,  niemals  Blattstiicke  eintragen  sehen  und  mich 
an  den  mir  durch  Gorski  bekannt  gewordenen  Brutzellen 
dieser  Art  überzeugt,  dass  sie  in  der  That  ohne  irgend  welche 
vegetabilische  Zuthat  hergestellt  sind.  Es  sind  auffallend 
dickwandige,  cylindrische,  zuweilen  etwas  unregelmässig  ge- 
krümmte Röhren,  welche  ausschliesslich  aus  verkittetem  Lehm 
oder  Thon,  dem  der  Speichel  der  Biene  eine  erstaunenswerthe 
Härle  verliehen  hat,  bestehen.  Es  ist  mithin  das  Blattschneiden 
efcTenso  wenig  ein  durchgreifender  ökologischer  Charakter  für 
die  Gattung  Megachile,  wie  das  Mauern  ihrer  Zellen  für  die 
Osmien;  die  Ckalicodoma-  Avien  sind  im  Grunde  nach  allen 
wesentlichen  Merkmalen  aucli  nur  Megachilen  und  dennoch 
führen  sie  —  wenigstens  Chalicodonta  muraria  —  ihre  Zellen 
ohne  Beihülfe  von  Blättern  aus.  Jeder  Schluss  von  einer  Art 
auf  die  übrigen  derselben  Gattung  oder  selbst  von  einer 
Mehrzahl  von  Arten  auf  die  Gesammtheit  ist  nirgends  weniger 
zulässig  als  gerade  bei  den  durch  ihren  mannigfaltigen  Kunst- 
trieb so  hervorragenden  Sammelbienen.  Nicht  einmal  eine 
und  dieselbe  Art  bleibt  unter  allen  Verhältnissen  ihren  Ge- 
wohnheiten treu,  sondern  modificirt  dieselben  nach  Umständen. 
In  der  nächsten  Umgebung  Berlin's  nisten  die  Weibchen  der* 
Osmia  coerulescens  Lin.  ausschliesslich  in  Lehmwänden  oder 
in  Bohrlöchern  theils  von  Fach  werk,  theils  von  alten  Bäumen; 
ich  hatte  dieses  Verhalten  so  unzählige  Male  beobachtet,  dass 
es  mir  als  etwas  Selbstverständliches  und  Unabänderliches 
galt.  Es  setzte  mich  daher  in  das  grösste  Erstaunen,  als  ich 
in  der  Freienwalder  Gegend,  welcher  der  Märkische  Flugsand 
dem  grösseren  Tlieile   nach  abgeht,   die  Weibchen  derselben 


343 

Art  an  einer  gegen  Mittag  gekehrten  Chaussee-Böschung  ganz 
constant  von  den  Blüthen  der  Salvia  pratensis,  an  welchen 
aie  sammelten,  unmittelbar  ihren  im  Erdboden  angelegten 
Brutstätten  zufliegen  und  aus  denselben  zurückkehren  sah. 
Bei  alledem  existirt  aber  schon  in  einer  Entfernung  von  nur 
etwa  200  Schritten  eine  aus  Fach\\  crk  und  Lehm  aufgeführte 
Scheune,  ganz  wie  sie  sonst  von  dieser  Art  aufgesucht  zu 
werden  pflegt.  Dieselbe  beherbergte  in  ihren  Wänden  eine 
wahre  Fülle  der  verschiedenslen  Sanimel-  und  Schmarotzer- 
bienen, Wespen  und  Grabwespen,  erwies  sich  aber  als  gerade 
von  der  Osmia  coernlescens  nicht  bewohnt.  Es  hatte  mithin 
diese  Biene,  welche  bei  sandigem  Terrain,  in  welchem  sie 
vermuthlich  ihre  Zellen  anzulegen  nicht  im  Stande  ist,  stets 
Lehmwände  aufsucht,  hier  den  festen  mergligen  Boden  für 
vollständig  ihren  Zwecken  entsprechend  befunden,  sich  daher 
den  Flug  von  dem  mit  Sammelpflanzen  (ausser  der  Salvia 
besonders  Anchusa  officinalis)  dicht  besetzten  Terrain  bis  zu 
jener  Scheune  ersparen  zu  können  geglaubt  und  es  ^erstanden, 
sich  ihre  Arbeit  so  bequem   ^^  ie  möglich  einzurichten. 

Anmerkuiif^f.  Dass  der  im  N'orstehendeu  erörterten  Kiene  nichts 
weniger  als  die  ihr  von  Schenck  übertragene  Benennung:  Osmia 
Spinoictc  Lepel.  zulconuut,  wird  -Jedem  einleuchten,  welcher  die 
Lepel  etier 'sehe  Beschreibung  seiner  Osm.  Spinolttc  einerseits  mit 
derjenigen  seiner  Osm.  (tdunca,  andererseits  mit  den  charakteristischen 
Merkmalen  der  i)sm.  voemcntaiia  in  V^ergleich  bringt.  Sieht  man  von 
den  meisten,  für  beide  Arten  ganz  übereinstimmenden  Angaben  Le- 
pel etier 's  ab,  so  bleiben  für  seine  Osm.  Spinolac  im  Grunde  nur 
die  „alae  basi  et  parte  caracteristica  fuscae"  und  die  „in  der  Mitte  oft 
unterbi'ochenen  weissen  Haarbinden  des  Hinterleibes"  als  maassgebend 
übrig,  und  diese  schliessen  die  gegenwärtige  Art  der  (hm.  ((duina  ge- 
genüber geradezu  aus;  beides  sind  Merkmale,  welche  nur  der  Osmia 
adunca  zukommen,  der  O.  caemcutaria  aber  gerade  fehlen.  Der  dritte 
von  Lepeletier  hervorgehobene  Unterschied,  dass  die  Ilaarbinden 
des  Hinterleibes  bei  O.  oduiica  aufgerichtet,  bei  O.  Spittolar  anliegend 
sein  sollen,  besagt  deshalb  gar  nichts,  \\eil  das  Eine  wie  das  Andere 
bei  beiden  Arten  je  nach  dem  Zustande  der  Conservation,  ob  nämlich 
die  Exemplare  frisch  entwickelt  oder  abgenutzt  sind,  vorkommt;  er 
beruht  theilweise  sogar  auf  Täuschung,  indem  der  Hinterleib,  von  vorn 
her  betrachtet,  aufrecht,  von  hinten  her  dagegen  niederliegend  behaart 
erscheint.  Somit  könnte,  da  der  gelben  Schrensporen  gleichfalls  keine 
Erwähnung  geschieht,  di*;  Osm.  Spinolac  Lepel.  nur  auf  kleinere 
Exemplare  der  wirkliclien  Osm.  advmn  nnd  auf  diese  Sffgar  mit  bei 
weitem  mehr  Grund  als  die  Beschreibung  der  Osm.  admua  Lepel.  aul 
grössere  derselben  Art  bezogen  werden.  —  In  sehr  eigenthümlicher 
Weise  findet  sich  Lucas  mit  der  Osm.  .S/'»'««/rtc  Lepel.  in  der  Articu- 
laten- Bearbeitung  der  Exploration  de  TAlgerio  ab;  dem  An  fertiger 
der  Kupfertafeln  hat  er  nämlich  entschieden  ein  weibliches  Exemplar 
der  Osm.  caemenhnia  zum  Abbilden  gegeben,  und  dieser  hat  es  auch 
in  recht  naturgetreuer  Weise  darzustellen  vorstanden.  Im  Tixt  da- 
gegen reproducirt  Lucas  ganz  einfach  die  Lepeletier 'sehe  Be- 
schreibung der  Osmia  Spinolae,  ohne  gewahr  zu  werden,  dass  dieselbe 
der  Abbildung  geradezu  widerspricht ;   in  letzterer   sind   nämlich  die 


344 

Hinterleibsbinden  durchgebend  und  die  Flügel  nicht  gebräunt.  — 
Dass  das  Weibchen  der  von  Morawitz  unter  dem  Namen  Osmia 
/o// beschriebenen  Art  mit  demjenigen  der  O.  caementniut  identisch  sei, 
^var  eine  ^'ernluthung,  welche  schon  die;  Beschreibung  desselben  und 
die  Erörterung  seiner  eigenthiimlichen  Lebensweise  in  mir  erweckt 
hatte.  Ein  seitdem  mir  durch  den  Verf.  mitgetheiltes  Exemplar  hat 
diese  Verniiithung  -vollkommen  bestätigt;  dasselbe  zeigt  keinerlei 
Unterschiede  in  der  Form  des  Clypeus,  in  der  Punktirung  des 
Thorax  und  in  der  Uehaaruug  der  beeiden  letzten  Ilinterleibsringe, 
stimmt  vielmehr  mit  den  von  mir  in  der  Berliner  Gegend  gesammelten 
Exemplaren  vollständig  übereiu.  Das  Männchen  der  Osmia  fol!  ist 
dagegen  von  demjenigen  der  Osm.  caementaria  schon  durch  die  Fühler- 
bildung wesentlich  verschieden,  so  dass  also  eine  Mischart  vorliegt, 
welche  streng  genommen  anders  zu  benennen  wäre.  Da  mir  die 
Benennung  von  Bienen -Arten  nach  Pßanzen,  an  welchen  viele  doch 
nur  unter  gewissen  umständen  sammeln,  überhaupt  misslich  erscheint, 
so  möchte  ich  lÜr  das  Männchen  der  Osmia  loli,  dessen  Weibchen 
noch  zu  entdecken  ist,  den  Namen  (Jsmia  Morawitzi  vorschlagen. 

8.     Osmia  bisulca. 

Äntennis  bretinsculis,  metauoli  area  media  Uicida,  tihianim 
calvaribus  tcstaceis:  laete  f'ulco-  vcl  fJcwesccjiti-hirta,  ahdomine 
fasciutbu  fimbriato,  aus  hyulhm ,  tegulis  iarsorumquc  apicc 
rnfesceiiiibus. 

Long.   IOV2  — ll'/a   niill. 

S-  Änlcnnis  shnplicibns ,  abdominis  oblongi  segmenfo  6. 
ntrinque  acute  dentnfo,  septimo  transverso,  profunde  fiircato, 
rentralibus  2—4.  ante  apicem  callosis. 

-9.     Abdominc  ocalo,  scopa  albida. 

Durch  die  Bildung  des  männlichen  Hinterleibes,  insbe- 
sondere durch  das  lief  zMeizinkige  Analsegment  in  nächster 
Verwandtschaft  mit  Osni.  papaceris  stehend,  von  welcher  sie 
durch  beträchtlichere  Grösse,  die  dichtere  und  längere,  bei 
frischen  Exemplaren  lebhaft  rothgelbe  Behaarung  des  Körpers 
und  Fransung  der  Hinterleibsringe  abweiclit.  —  Fühler  des 
Männchens  kurz,  die  Geissel  wie  bei  0.  papaveris  linear, 
einfarbig  schwarz.  Kopf  und  Thorax  kräftiger  als  bei  dieser 
Art,  sonst  ebenso  gestaltet  und  punktirt,  Tegulae  am  Aussen- 
rande  oder  längs  der  ganzen  Aussenfläche  licht  rothbraun, 
Flügel  fast  glasartig,  nur  am  Aussenrande  leicht  wässrig  ge- 
bräunt. Mi  den  Beinen  der  'J'arsus  etwas  gestreckter,  das 
Endglied  licht  rostroth.  Hinterleib  mit  sehr  viel  deutlicher 
ausgeprägter  Haarbindc  der  einzelnen  Ringe,  eine  solclie  auch 
noch  jederseits  am  sechsten  vorhanden.  Letzterer  gröber  als 
die  vorhergehenden  punktirt,  längs  der  Mittellinie  undeutlich 
gefurcht,  beiderseits  mit  einem  langen  und  sehr  scharfen  Zahn 
bewehrt,  nach  innen  von  diesem  nicht  ausgeschnitten,  vor 
dem  breit  abgesetzten,  scharfen,  in  der  Mitte  leicht  ausge- 
buchteten Hinterrande  deutlich  aufgewulstet.    Das  Endsegment 


a45 

beträchtlich  tiefer  gegabelt  ulö  bei  0.  pupnderis  und  jedcrseits 
von  den  ftiirker  zugespitzten  Gabelzinken  noch  in  Form  eines 
breiten,  btumi>ren  Zahnes  hervortretend,  daliei-  doppelt  so  breit 
als  bei  jener.  Der  zweite  bis  vierte  Ventralring  zeigen  vor 
(lern  Hinterrande  einen  glatten  C^uerwulst,  welcher  auf  dem 
dritten  in  der  Mitte  eingekerbt,  auf  dem  vierten  unterbrochen 
ist:  alle  drei  sind  gleich  dem  fünften  lang  und  dicht  gelb 
gel'ranst. 

Beim  Weibchen  ist  der  Kopf  zwar  nicht  breiter,  aber 
von  oben  gesehen  merklich  dicker  als  bei  0.  papaveris,  die 
helle  Behaarung  des  Scheitels  und  der  Fiihlergegend  kürzer, 
dichter  und  wolliger,  der  Clypeus  nacii  vorn  mehr  verschmä- 
lert und  regelmässiger  abgerundet,  die  Mandibeln  niclit  ab- 
weichend. An  den  gleich  dem  Thorax  dichter  und  lebhafter 
gelb  behaarten  Beinen  sind  die  Hinterschienen  merklich,  die 
hinteren  Metatarsen  fast  um  die  Hälfte  schmaler  als  bei  0. 
papaveris,  die  zwei  bis  drei  letzten  Tarsenglieder  licht  roth- 
braun. Am  Hinteileib  ersclieint  die  schwarze  Grundfarbe 
durch  die  ziemlich  dichte,  greisgelbe  Behaarung  der  Oberseite 
grau,  der  Endrand  der  Segmente  weisslich  gebändert;  das 
Endsegment  ist  etwas  kürzer  und  stumpfer  als  bei  0.  papa- 
reris^  die  Scopa  länger  und   reiner  weiss. 

Diese  Art  scheint  besonders  dem  südoestlichen  Europa 
eigen  zu  sein:  die  hiesige  Entomologische  Sammlung  besitzt 
Exemplare  aus  Sicilieu  (Zell er)  und  Rhodus  (Low);  auch 
liegt  mir  ein  von  Krüper  in  Atticu  gefangenes  Männchen  vor. 

Anmel•kun^^  Man  könnte  geneigt  sein,  diese  Art  für  die 
Osmia  hijaUinpeunis  Lcpel.  (Hyiuenopt.  II.  p.  329,  no.  20)  zu  halten, 
da  für  diese  gleichfalls  glashelle  Flügel,  rothbrivune  Tegulae ,  eine 
gleich  gefärbte  Behaarung,  ein  gegabeltes  Analsegment  des  Männchens 
u.  s.  w.  angegeben  werden.  Wie  gewöhnlich,  so  übergeht  indessen 
auch  hier  Lepeletier  alle  wesentlichen  Merkmale,  giebt  überdies, 
was  gegen  die  Identität  sprechen  muss,  die  Grösse  auf  nur  4  Lin  an, 
bezeichnet  die  Gabelzinken  des  männlichen  Analsegmentes  als  „tr^s 
obtus",  den  Hinterleib  des  Weibchens  als  „ä  peu  pres  nu  en  dessus": 
der  auffallenden  Breite  und  der  beiden  Seitenzähne  des  7.  männlichen 
Ilinterleibssegments  wird  überhaupt  nicht  gedacht.  Jedenfalls  scheint 
aber  auch  die  Lo  peletier '  sehe  Osmia  hi/aliiiii>e>iuis  in  unmittelbarer 
^  erwandtschaft  mit  der  ().  papaicris  Latr.  zu  stehen,  und  es  müsste 
dann  um  so  mehr  auffallen,  dass  der  A  eif.  sie  unter  der  Gattung 
Osmia    belassen    und  nicht  gleichfalls  zu  Anihovopa  gebracht  hat. 

0.     O  8  m  i  a  V  i  d  u  a. 

Metanoli  arca  media  nifida,  tibianirn  calcaribus  iii(/ro- 
piceis,  capilc  fhoraceque  conferilvi  f/raiioso-punctatis ,  fhire- 
srend-pilosis ,  abdominis  stibnitidi  segmeiilis  /. — .3.  apii-e  ktte 
niveo-fimbriatis. 

(^.     Antennarum  flagello  infra  picea,   fetnoribus   tibiisque 


J^4ß 

posticis  crassiiisculifi,  abdominis  segmenfo  sexlo  ulrhtqae  obivse 
(lenfaio,  medio  triatigiilarifer  producta,  septimo  bifido. 

Long.  8  mill. 

'^.     Chjpeo  simplice.  s'-opa  atnt. 

Long.  10  mill. 

In  die  triu]tpe  der  Osui.  cocrulesccns  Liti.,  melanogastsr 
Spin.  Latr.  ii.  s.  w.  gehörend ,  von  allen  hierher  gehörigen 
Arten  aber  schon  durch  die  autlallend  breite  und  dichte 
schneeweisse  Fransung  der  Hinterleibsringc  unterschieden.  — 
Beim  Männchen  ist  die  Fühlergeissel  linear,  von  Thorax- 
länge, unterhalb  liciit  pechbraun,  die  dichte  Behaarung  des 
Gesichtes  gelblich  weiss,  die  Mandibeln  tiet  schwarz.  Kopf 
und  Thorax  sind  äusserst  dicht  körnig  punktirt,  leicht  bläulich 
erzschimineriid ,  gelbgreis  behaart,  das  Subscutellarfeld  der 
hinteren  Thoraxwand  glänzend.  Die  Tegulae  sind  röthlich 
pechbraun,  die  Flügel  wässrig  gelbbraun,  das  Geäder  rostfar- 
ben. Die  Beine  weisslich  behaart,  mit  dunkel  pechbraunen 
Schiensporen,  am  dritten  Paare  Schenkel  und  Schienen  etwas 
angeschwollen,  der  Metatarsus  linear:  die  Spitze  der  End- 
glieder aller  Tarsen  nebst  den  Fussklauen  rothbraun.  Der 
Hinterleib  ist  gleichfalls  sehr  dicht  körnig  punktirt,  trotzdem 
aber  etwas  glänzend,  auf  dem  ersten  Segment  lang  und 
sperrig,  auf  der  vorderen  Hälfte  der  folgenden  kurz  und 
sparsam  greis  behaart.  Der  Endsaum  der  fünf  vorderen  Kinge 
ist  mit  einer  durchgehenden,  dichten,  besonders  auf  dem 
vierten  und  fünften  sehr  breiten  Haarfranse  von  schueeweisser 
Farbe  bekleidet.  Das  sechste  Segment  ist  in  der  Mitte  stumpf 
dreieckig  ausgezogen  und  daselbst  der  Länge  nach  gefurcht, 
der  Hinterrand  beiderseits  bogig  ausgeschweift  und  nach  aussen 
in  einen  kurzen  und  stumpfen  Zahnvorsprung  endigend;  die 
Oberfläche  durchweg  weisslich  behaart,  der  etwas  ausgenagte 
Endrand  pechbiaun  durcitscheinend.  Das  siebente  Segment 
erscheint  durch  einen  tiefen  mittleren  Ausschnitt  zweispitzig. 
Das  vergrösserte  z\\'eite  Ventralsegment  ist  breit  abgerundet, 
lässt  aber  das  tief  ausgeschnittene  und  am  Innenrande  seiner 
beiden  Lappen  lang  goldgelb  gewimperte  dritte  in  ziemlicher 
Ausdehnung  hervortreten. 

Beim  Weibchen  ist  der  Cljpeus  einfach,  fast  gerade 
abgestutzt,  der  etwas  verdickte  Vorderrand  kaum  aufgebogen; 
die  Mandibeln  dreizähnig,  mit  rostgelb  behaarter  Spitze,  die 
Fühlergeissel  unten  gleichfalls,  aber  weniger  licht  ]jechbraun. 
Der  Kopf  massig  dick,  in  gleicher  Weise  wie  beim  Männchen 
punktirt  und  behaart;  der  hintere  Metatarsus  schmal,  gegen 
die  Spitze  hin  deutlich  verengt.  Der  Hinterleib  mit  deutlicherem 
stahlblauen  Schimmer  als  beim  Männchen  und  auf  den  beiden 
ersten  Ringen  weniger  dicht  punktirt,  die  weissen  Haarfransen 


347 

schon  vom  dritten  Ringe  an  selir  breit.  Das  sechste  Segment 
gleielifalls  diircli  i<iuze  Beliaaiung  weisssohimmernd,  die  Scopa 
tief  sciiwaiv.. 

Auf  Sioilien  von  G  rohmann  (Mus.  Berol.)  entdeckt. 

Anmerkung.  Die  von  Latreille  (Encycl.  meth.  VIII.  p.  587, 
iKj.  '^4)  nur  nach  dem  männlichen  Geschlechte  beschriebene  Osmiu 
ainiulala  scheint  mit  der  vorstehenden  Art  nahe  verwandt  zu  sein, 
würde  sich  aber  von  dem  Männchen  derselben  1)  durch  die  blass 
braungolben  (fauve-päle)  Mandibeln  —  eine  Angabe,  welche  allerdings 
sehr  auffallend  ist  --  2)  durch  schwärzliches  Flügelgeäder,  3)  durch 
das  jederseits  ausgerandete  und  —  was  wenigstens  aus  dem  Mangel 
einer  hierauf  bezüglichen  Angabe  zu  vermuthen  ist  —  nicht  dreieckig 
ausgezogene  sechste  Abdorainalsegment  unterscheiden.  Ueberdies  wird 
die  Fransung  der  Segmente  wenigstens  nicht  als  besonders  dicht  uiul 
breit   lictont. 

10.     U s m i a  cl a v i c u  1  a. 

Snilello  vtrinqve  denialo ,  melanoti  area  media  optica, 
lihiannii  ralcarihtis  leslaccis,  rapile  tlioraceque  fhipesrcttli- 
pi/asis,  alxhiiiinis  siihttiiili,  roi/ferli/n  ptincfati  scgmenlis  deu.se 
iilho-fiinliriatis.  se.rti  marcjitie  apicali  elcrato,  rotiindato,  niiilli- 
denlaio,  .septimo  fere  ohterto,  apire  aciileato:  serjinenlo  renIraU 
primo  processn  lonqo,   apice  fiirralo  inslniclo. 

Long.  JO  niill!      .^. 

Durcii  die  Be\\  ehrung  des  Scliildchens  und  die  eigentliüni- 
liclie  Hinterleibsbildung  des  iMänuciiens  in  nächster  Verwandt- 
schaft mit  Osin.  spimdosa  Kirbv  stehend,  jedoch  doppi'lt  so 
gross  uls  diese.  Fühler  von  mittlerer  Länge,  ziemlicii  dünn, 
die  Glieder  vom  dritten  ab  etwas  länger  als  breit,  die  Spitze 
der  GeLsgel  vom  pechbraun.  Koi)f  etwas  dicker  als  b-i  Osni. 
papaceris  Latr.,  in  der  Ocellengegend  etwas  gew  ölbter,  ebenso 
dicht,  aber  gröber  körnig  punktirt;  die  hellgelbe  Behaarung 
dichter  und  zottiger.  Augen  licht  graugrün,  opalisirend. 
Thorax  und  Schildclien  sehr  dicht  greisgelb  behaart,  die 
Brustseiten  mehr  weisslich;  das  Subscutellarfeld  der  hinteren 
Thoiaxwand  dicht  gekörnt,  die  Seitendornen  des  Schildchens 
niässig  lang.  Tegulae  schwaiz,  mit  pechbraunem  Aussenrande, 
Flügel  fast  gleichmässig  gebräunt,  mit  nur  wenig  lichterer  Binde. 
Beine  dicht  greisgelb  behaart,  mit  gelben  Schiensporen,  die 
Spitze  des  letzten  Tavsengliedes  und  die  Fussklauen  rostroth ; 
Metatar.sus  der  Hinterbeine  gjeicli  breit,  so  lang  wie  die  vier 
folgenden  Glieder  zusammengenommen.  Hinterleib  mit  Aus- 
nahme des  (lichter  greisgelb  behaarten  Basalsegmentes  ober- 
iialb  fast  nackt  erscheinend,  dicht  narbig  punktirt,  leicht 
glänzend,  der  Endrand  der  fünf  vorderen  Segmente  allmälig 
breiter  und  dichter  gelblich  weiss  gefranst.  Der  sechste  Ring 
an  der  Basis  durch  sehr  dichte  Punktirung  matt  kolilschvarz, 
der    breite,    aiifgew  ukstete    Endrand    etwas    glänzender,    fast 

23 


81^ 

regelmässig  kreisbogenförmig  gerundet,  in  seinem  mittleren 
Theile  mit  12  bis  14  länglichen  und  schmalen,  zum  Theil 
gespaltenen  Zähnen  bewehrt,  zwischen  denselben  gelb  ge- 
wimpert;  nach  aussen  von  dieser  Zahnreihe  ganzrandig,  lang 
gefranst,  die  Seitenwinkel  wieder  zahnartig  ausgezogen.  Der 
siebente  Ring  ist  unter  dem  sechsten  fast  verborgen,  sehr 
kurz,  längs  der  Mitte  eingedrückt  und  hier  in  einen  schmalen 
Dorn  verlängert.  Das  erste  Ventralsegment  sendet  an  seinem 
Hinterrande  einen  schräg  nach  abvi  ärts  gerichteten,  mit  breiter 
Basis  versehenen,  griflfelartigen  Fortsatz  aus,  welcher  glatt 
und  glänzend,  an  der  Spitze  tief  gegabelt  und  daher  zwei- 
zinkig  ist.  Das  zweite  bis  vierte  Bauchsegment  sind  diciit 
punktirt,  eben,  das  zweite  und  dritte  hinten  gerade  abge- 
schnitten, das  etwas  längere  vierte  al)gerundet  und  in  der 
Mitte  leicht  eingekerbt,  letzteres  mit  seinem  Hinterrande  fast 
an   das  siebente  Dorsalsegment  stossend. 

Zwei  Männchen  auf  Naxos  von  Kr ü  per  gefangen'  (Mus. 
Berol). 

Anmerkung.  I-atreille  (Encycl.  method.  VIll,  p.  584,  no.  18) 
beschreibt  eine  aus  Aegypten  stammende  Osinia  spinif/era .  deren 
Männchen  sich  durch  einen  gleiclien  Gabel l'ortsatz  an  der  Basis  des 
IJanches  auszeichne!  und  welcher  auch  eine  etwa  gleiche  (Trosse,  Be- 
haarung nnd  Bindenzeichnung /.ukomint.  Die  Flügel  derselben  werden 
jedoch  als  „fast  glashell",  der  Hinterrand  des  sechsten  Abiloaiinal- 
ringes  nur  als  „crenulirt"  (bei  <>.  claricvUi  kannnartig  gezähnt)  an- 
gegeben ,  andererseits  weder  der  Färbung  der  8chienensporen  noch 
der  Zahnung  des  Schildchens  Erwähnung  gethan. 

11.     C)  s  m  i  a  m  u  8 1  e  1  i  n  a. 

Metanoti  orca  media  o/jcica ,  übianim  calraribus  fernu/i- 
neis,  nigro-ryanea,  fldrcscenli-liirta,  verlice  (ibdoin'nihiiiic  se~ 
gmenfis  duobus  nltimis  tiigro-pilosis.  sropa  nif'a :  rlgpen  haiid 
cornulo,  apiceni  i)ersiis  augnstalo^  mandibiilis  oblougo-lriangu- 
hiribits,  ante  apicem  unidentaüs. 

Long.   13  mill.  ?. 

Das  mir  allein  bekannte  Weibchen  dieser  Art  kommt 
den  stärksten  Exemplaren  der  Osm.  bicornis  Lin.,  welcher  es 
in  Form,  Färbung  und  Behaarung  überhaupt  auffallend  ähnelt, 
gleich,  unterscheidet  sich  aber  sol'ort  durch  den  uubewehrten 
und  auch  sonst  wesentlich  anders  gebildeten  Clypeus,  durch 
die  Form  der  Mandibeln  u.  s.  w,  Fühlergeissel  fast  um  den 
vierten  Theil  kürzer  als  bei  der  genannten  Art  und  zugleicli 
etwas  dünner;  Kopf  in  gleicher  Weise  grünlich  stahlblau, 
hinter  den  Augen  erweitert  und  dicht  körnig  punktirt,  das 
Hinterhaupt  jedoch  ein  wenig  tiefer  ausgeschnitten,  gleich  der 
Stirn,  dem  Clyjieus  und  den  Backen  dicht  gelb  behaart,  so 
dass  die  schwarzbraune  Behaarung  nur  auf  die  Scheitelgegend 
beschränkt    ist.     Clypeus    weiter    nach    unten    hinabreichend, 


349 

heldereeitg  schräg  und  untei'  starker  Voreehmälerung  mich 
vorn  abgeschnitten,  der  kurze,  quer  abgestut/.te  Spitzenrand 
in  Form  eines  liegenden  Dreiecks  erweitert  und  ausgehöhlt, 
seine  beiden  Seitenecken  schw  ielig  verdickt  und  leicht  aufge- 
l)Ogen.  Mandibeln  fast  wie  bei  den  Cluilicodonia -Weihehan 
gestaltet,  länglich  dreieckig,  flach,  innen  geiade  abgestutzt, 
nur  mit  einem  einzelnen  kleinen  Zahn  vor  der  Spitze,  die 
Oberlläche  durch  dichte,  runzlige  Punktirung  matt.  Unterlippe, 
w  ie  gewöhnlieh,  von  halber  Körperlänge.  Der  dicht  [tunktirte, 
bläulich  schwarze  Thorax  ist  gleich  dem  Schildchen  dicht 
und  lang  röthlich  gelb,  seitlich  etwas  lichter  und  mehr  zottig 
behaart;  auf  der  Rückenseite  sind  hin  und  wieder  längere 
schwarze  Haare  beigemischt.  HinterrUcken  durchaus  matt 
blaiiscb«  arz,  Tegulae  pechbraun,  Flügelfärbung  wie  bei  (fstn. 
hifonns,  auch  die  Kadialzelle  mit  braunem  Längswisch.  Der 
hintere  iMetatarsus  und  das  darauf  folgende  Glied  schmalei- 
als  bei  jener,  das  Endglied  aller  Tarsen  gleich  den  vorher- 
gehenden pechbraun.  Hinterleib  auf  der  vorderen  Hälfte 
grünlich  erzschimmernd,  nicht  nur  im  Bereich  der  drei  ersten, 
sondern  auch  auf  der  grösseren  Hälfte  des  vierten  Ringes 
gelb,  im  Uebrigen  schwarz  behaait:  doch  scliimmert  die  kurze, 
ges(dioiene  Pnbescenz  des  sechsten  Ringes  fahlbraun.  Der 
Kndrand  des  letzteren  ist  etwas  breiter  abgesetzt  als  bei  (fsm. 
hiconiis.  die  Bauchbürste  ebenso  brennend   roth   wie  dort. 

Ich  fing  das  Weibclien  dieser  Art  Anfang  .luni's  in 
Franken  {he\  Culmbach):  die  hiesige  Entomologisclie  Samm- 
lung besitzt   ein  übereinstimmendes  aus   der  Schweiz. 

12.     Osmia  macroglossa. 

Lic/iila  maxillisque  corpore  toto  loiiglor'ihns,  tibiarnm  ral- 
(•(irihiis  /'errtigiiieis,  viriili-dcitea,  fiilro-liirta ,  capilc  rocrnle- 
src/ile,  rh/pco,  (je/iis  piciirisque  albido-cUlosis,  abdominis  apire 
iiii/n)-piloso. 

o  Anli'ttuarntu  fliujello  ihoracis  fere  longiliidhte ,  leriter 
irtidtilalo,  abdotiiiiiis  segmeiitis  diiobiis  iiltitnis  inlegris.  fientrali 
scnmdo  nuixiino.  roliinduto. 

Long.  11 —  12  mill. 

i-  Clf/pei  simpliris  maryitic  antico  fnincafo.  anito.  mctalarso 
posliro  elonyalo.  sropa  ttiirdtiliaca. 

Long.  13  mill. 

Von  allen  mir  bekannten  Osmien  durch  die  auflallende 
Längscntw  ickolung  der  JMaxillen  und  der  Unterlippe,  welche 
letztere  beim  Weibchen  15  mill.  misst,  mithin  noch  die  Köi- 
jjerlänge  übertrifft,  ausgezeichnet.  ([)ie  Li[»pentaster  sind  um 
2%  mill.  kürzer  als  die  Ligula ,  die  Maxillen  stehen  gegen 
die  ljnterlipi>e  um   4  mill.  zurück),     im   Uebrigen    der   Ostnia 


2^0 

hicornis  und  noch  melir  der  vorhergehenden  Art  nahe  ver- 
wandt, von  jener  durch  den  ungeliörnten  Clypeus  des  Weib- 
cliens,  die  viel  kürzeie  Fühlergeissel  und  die  vveisshcli  be- 
haarten Kopfseiten  des  Männchens,  von  dieser  durch  den  nach 
vorn  weniger  verengten,  breit  abgestutzten  und  scharfrandigen 
Clvpeus  des  Weibchens,  die  Form  der  Mandibehi  u.  s.  w, 
unterschieden.  —  Männchen  von  der  Grösse  der  stärksten 
Exemplare  der  Osin  bicornis  und  darüber,  auch  von  gleicher 
Färbung  und  Skulptui'  der  Körpeihaut.  Fühlergeissel  nur  von 
Tboraxlänge,  kaum  merklich  wellig,  die  einzelnen  Glieder  nur 
doppelt  so  lang  als  breit.  Behaarung  des  Kopfes  längs  der 
ganzen  Backen,  auf  dem  Clypeus  und  den  unteren  Stirnwinkeln 
weisslich,  dicht  und  lang,  wollig,  in  der  Gegend  der  Fühler- 
insertion  und  am  hinteren  Kopfrande  röti)lich  gelb,  auf  dem 
Scheitel  und  längs  des  hinteren  Augenrandes  (hier  jedoch  sehr 
sperrig)  schwarz.  Mandibeln  ohne  Besonderheiten.  Thorax 
und  Schildchen  lang  und  dicht  fuchsioth,  an  den  Seiten  etwas 
lichter,  die  Brust  weisslich  behaart;  Subscutellarfeld  der 
hinteren  'Ihoraxwand  matt.  Tegulae,  Flügel  und  Beine  wie 
bei  0.  bicornis  gefärbt.  Hinterleib  an  der  Basis  lebhafter 
bronzegrün,  bis  zur  vorderen  Hälfte  des  vierten  Ringes  lang 
fuchsroth,  sodann  kürzer  und  tief  schwarz  behaait.  Sechstes 
Dor.'alsegment  einfach  abgerundet  mit  sehmal  aiil'gebogenem 
Endsaum,  siebentes  ganzrandig  oder  nur  leicht  eingekerbt. 
Z\Aeiter  Bauclning  sehr  vergrössert,  mit  fast  halbkreisförmig 
gebogenem  Hinterrande,  gleich  dem  ersten  dicht  und  lang 
rothgelbhaarig;  vom  dritten  Segmente  nur  die  gerundeten 
Seitentheile  sichtbar,  das  vierte  mit  aufgebogener  Mitte  des 
Hinterrandes,  das  fünfte  tiach,  breit. 

Beim  Weibchen  sind  die  Mandibeln  zwar  gleichfalls 
wie  bei  0.  mustclina  abgetlachl,  aber  weniger  länglich  drei- 
eckig, auch  nicht  am  Innenrande  gerade  abgeschnitten,  son- 
dern abgesehen  von  der  Spitze  stumpf  zweizähnig.  Der  un- 
bewehrte  Clypeus  ist  am  Ende  breiter  quer  abgestutzt,  durch- 
aus dach-  und  scharfrandig,  in  der  Mitte  eingekerbt.  Die 
Behaarung  des  Ko])fes  fast  wie  beim  Männchen  gefärbt,  aber 
auf  Cljpeus  und  Backen  kurz;  auch  sind  der  rothgelben  Be- 
haarung der  Fühlergegend  und  des  Hinterkopfes  lange  schwarze 
Borstenhaare,  wie  .^ie  auf  dem  Schei4,el  stehen,  beigemengt. 
Mit  solchen  ist  auch  der  fuch^rothe  Pelz  des  Thorax  und 
Schildchens  in  ziemlicher  Ausdehnung  untermischt.  Das  fünfte 
Hinterleibs.segment  oberhalb  tief  indigoblau  schim;üernd,  die 
kurze  schwarze  Behaarung  des  sechsten  fahl;  Bauchbürste 
nicht  brennend  rostroth,  sondern  liciit  röthlich  gelb.  Hinteier 
Metatarsus  länger  gestreckt  als  bei  0.  bicor/iis  und  gegen  die 
Spitze  hin  etwas  verschmälert. 


351 

Iii  Griechenland  von  Krüjjc:-  aufgefunden  (Mus.  Bcrol.j. 
[!eber  die  Ptlanx-e.  an  welcher  diese  Art  liiegt  und  sainniell., 
liegen  keine  Angal)en  vor;  in  Rüeksichi  auf  die  unge\\ölinliclie 
Länge  der  Mundtlieile  \\  äre  es  von  Interesse,  dieselbe  kennen 
zu  lernen.  Der  an  der  weiblichen  Seopa  haftende  Pollen  ist 
hellgelb  gefärbt. 

Anmerkung.  Smith  (Catal.  Hymenopt.  Ins.  of  the  Brit.  Mus. 
I.  p.  140,  no.  37)  hat  mit  dem  Namen  Osmla  npkala  eine  weibliche 
(hmia  belegt,  welche  in  äiinlicher  Weise  gefärbt  und  behaart  ist,  wie 
die  beiden  hier  zuletzt  beschriebenen,  durch  die  lichter  gelbrothe 
.Scopa  aber  am  meisten  mit  der  Osmifi  macror/lossa  übereinzustimmen 
scheint.  Da  sich  die  Angaben  des  Verfassers,  wie  gewöhnlich,  nur 
auf  die  Färbung  beschränken  ,  al)er  selbst  in  Bezug  hierauf  ungenau 
sind,  so  muss  sich  eine  Erörterung  der  Frage,  ob  es  sich  hier  um 
dieselbe  oder  um  eine  andere  Art  handelt,  von  vornherein  als  un- 
fruchtbar erweisen.  Öollte  Herr  Smith  die  durch  ein  so  auffallendes 
plastisches  Merkmal  ausgezeichnete  Osmia  nincroglossa  in  der  That 
vor  sich  gehabt  haben,  so  würde  seine  Osmia  apicaUi  offenbar  als  zu 
tien  vollständig  unkenntlich  beschriebenen  Arten  gezählt  werden  müssen. 


Den  vorstellenden  Notix-en  reihe  ich  eine  Aufzählung  der 
bi.s  jetzt  von  mir  in  der  Umgegend  Berlin's  beobachteten 
Osinia-Avien  an : 

1)  Osmia  bicornis  Lin.,  zu  welcher  Osmia  fronticornis 
Fab.  Panz.  als  eine  auf  Abnutzung  beruhende  Färbungs- 
Varietät  gehört.  Sie  erscheint  von  allen  am  frühesten,  schon 
an  warmen  März-Tagen,  und  ist  bis  Ende  Mai's  überall  äusserst 
gemein:  das  Weibchen  gewöhnlich  in  Lehmwänden  oder  in 
Rohrstengeln  nistend.  Doch  fand  ich  auch  diese  Art  einmal 
in  grösserer  Anzahl  an  der  senkrecht  abfallenden  Wand  eines 
frisch  ausgestochenen  Grabens  ein-  und  ausfliegend.  —  Die 
Augen  des  Männchens  im   Leben  tief  schwarz. 

2)  Gsmia  fusca  Christ  (bicolur  Schrnk.).  Bei  Berlin 
nicht  häufig.  Die  Weibchen  m  urdeu  Anfang  Mai^s  im  Briese- 
langer  Forst  auf  Waldwiesen  an  den  Blüthen  des  Geum  rivale 
sammelnd  gefangen,  das  Männchen  dagegen  noch  nicht  beob- 
achtet. Ich  habe  mich  bis  jetzt  vergeblich  bemüht,  Helix- 
Gehäuse  mit  den  Brutzellen  dieser  Art  aufzufinden. 

3)  Osmia  aurulenta  Panz.  (Tufiensis  Kirby).  In  den 
Küdersdorfer  Kalkbergen  häufig,  auch  bei  Freienwalde.  Die 
Weibchen  schwärmen  ganz  frisch  entwickelt  erst  zu'  Ende 
Mai's,  und  zwar  stets  an  den  Blüthen  der  Stach js  recta;  die 
Männchen  dagegen  fliegen  schon  in  der  zweiten  Hälfte  des 
April  auf  Schlehdorn,  Ribes  aureuni  u.  s.  w.  —  Die  Augen 
des  Männchens  im   Leben  blassgrün,  opulisirend. 

4)  Osmia    f u  1  v  i  v  e  n  t r  i  s    Fab.  ( Leaiana    Kirby).     Das 


3.'S2 

Weibchen  von  Ende  Jiini's  ab  und  den  Juli  hindurch  häulig 
genug  an  Leiimwänden  und  bei  Freienwalde  besonders  auf 
den  Blüthen  von  Onopoidon  acanthium.  Das  Männchen  ist 
mir  noch  nicht  bekannt  geworden, 

5)  Osmia  Panzeri  Morawilz  (Hör.  soc.  entoni.  Ro&s. 
VI.  p.  65).  Bei  Berlin  während  des  Frühlings  eine  der  häu- 
figsten Alten,  überall  in  Faclnverk  und  zuweilen  in  den 
Bohrlöchern  alter  Eichen  nistend.  Frisch  entwickelte  Exem- 
plare in  der  zweiten  Hälfte  des  Mai.  —  Die  Augen  des 
Männchens  im  Leben  tief  schwarz. 

'  6)  Osmia  coerulescens  Lin.  (o  rtcne«  Lin.).  üeberall 
äusserst  gemein  an  Lehmwänden;  die  Männchen  von  der 
zweiten  Hälfte  des  Mai  an,  die  Weibchen  bis  Ende  Juni's. 
(In  Meran  fing  ich  frisch  entwickelte  Weibchen  noch  Mitte 
August's).  —  Augen  des  Männchens  im  Leben  licht  graugrün, 
opalisirend. 

7)  Osmia  leucomelana  Kirbj  {inlernipta  Schenck). 
Hin  und  wieder  an  Brombeer  blüthen,  nicht  häutig;  im  Biiese- 
langei'  Forst  und  bei  Freienwalde.  >Die  Männchen  schon  Ende 
Mai's;  die  Weibchen   von   Mitte  Juni's  bis   Mitte  Juli's. 

8)  Osmia  acuticornis  Duf.  (Annal.  soc.  entom.  IX. 
1840).  An  Brombeerblüthen  selten:  Küdersdorf,  Freienwalde. 
—  Von  dieser  Art  hat  auffallender  Weise  auch  das  Weib- 
chen im  Leben  graugrüne  Augen. 

9)  Osmia  papaveris  Latr.  Bis  jetzt  nur  in  der  Freien- 
walder  Gegend  (Falkenberg)  von  mir  angetroffen.  Die 
Männchen,  von  äusserst  wildem,  ungestümen  Fluge,  haben 
gleich  denjenigen  der  beiden  folgenden  Arten  im  Leben  grau- 
grüne, opalisirende  Augen.  Die  beiden  einzigen  bis  jetzt  von  mir 
lebend  beobachteten  Weibchen  traf  ich  Anfang  Juli's  bei 
Falkenberg  bei  der  Anfertigung  ihrer  Brutzellen  aus  abge- 
schnittenen Mohnblättern. 

10)  Osmia  adunca  Fab.  Üeberall  massenhaft  an  Fach- 
werk und  an  den  Blüthen  von  Echium  vulgare,  Anchusa, 
Cynoglossum  u.  s.  w. 

11)  Osmia  caementaria  Gerst.  (Spiiiolae  Schenck, 
loti  ?  Moraw.)  Vorkommen  und  Lebensweise  sind  oben  er- 
örtert worden. 

12)  Osmia  tridentata  Duf.  (_Annal.  soc.  entom.  IX. 
1840).  Die  Art  gehört  nach  der  Bildung  der  Füiiler  und  des 
männlichen  Hinterleibes  in  die  Gruppe  der  beiden  vorher- 
gehenden Arten,  trotz  der  rothen  Scopa  des  Weibchens  und 
der  habituellen  Aehnlichkeit  desselben  mit  demjenigen  der 
Osmia  anmlenia.  —  Bei  Berlin  äusserst  selten:  ich  fing  bis 
jetzt  nur  ein  einzelnes  Weibchen  an  den  Blüthen  des  Lotus 
corniculatus,  im    Juni.    —     Ausserdem  ist  nur  ein  in  früherer 


353 

Zeit  von  Kirstcin  hui  BeiJin  iiufgefundenes  Männclien  bekannt 
ge\Aorden. 

I3j  üsmia  x  an  tlioni  elana  Kiiby.  Nur  ein  von  Erich - 
son  bei  Berlin  gefangenes  Weibchen   vorliegend. 

14)  Osmia  uneinata  Gerst,  Ihr  Vorkomnnen  ist  oben 
erörtert  worden. 

17.     ^fKc^g'acliile  Latr. 

Die  Weibchen  dieser  Gattung  sind  abgesehen  von  der 
bald  kürzeren  und  breiteren,  bald  längeren  und  schmaleren 
Form  des  Hinterleibes  im  Ganzen  sehr  viel  einförmiger  gebaut 
als  diejenigen  von  Osinid,  und  besonders  fallen  bei  ihnen  die 
mannigfachen  Auszeichnungen  in  der  Bildung  des  Clypeus  ganz 
fort.  Im  Gegensatz  dazu  erscheinen  die  Männchen  gleich  po- 
lymorph, wiewohl  die  sie  auszeichnenden  Merkmale  sich  In 
einem  anderen  Kreise  bewegen  als  bei  den  Osmien.  Während 
am  Hinterleib  solche  im  Verhältniss  selten  (Mecjach.  ericeto- 
nim  Lepel.)  hervortreten,  concentriren  sie  sich  hauptsächlich 
auf  das  Endglied  der  Fühlhörner,  auf  die  Bildung  der  Man- 
dibeln,  die  Haarbekleidung  der  unteren  Kopfwand  (Backen), 
auf  die  Vorderbeine  (Hüften,  Seidenen  und  Tarsen)  und  auf 
die  Schenkel  und  Schienen  der  Hinterbeine.  Von  besonderem 
Interesse  ist  es,  dass  manche  dieser  Merkmale  eine  augen- 
scheinliche Analogie  mit  denjenigen  erkennen  lassen,  welche 
auch  die  männlichen  Coelioxtjs  auszeichnen  und  zur  sicheren 
Unterscheidung  derselben  verwerthet  werden  können.  Was 
zunächst  die  Mandibeln  betrifft,  so  ersclieinen  dieselben  bei 
den  Männchen  einer  grösseren  Anzahl  von  Arten  (unter  den 
einheimischen  z.  ß.  bei  Megacli.  lagopoda,  maritima^  albisecla, 
Willughbiella  und  circumciiicta)  an  der  Basis  nach  rückMärts 
stark  erweitert  und  haben  in  diesem  Fall  eine  eigenthümliche 
Bildung  des  Kehlrandes  zur  Folge;  derselbe  ist  nämlich  jeder- 
seits  in  Form  einer  hornigen  und  ausserhalb  dicht  behaarten 
Lamelle  aufgerichtet,  deren  concave  und  stark  geglättete 
Innenseite  einen  zweiten  am  Grunde  der  Mandibel  befindlichen 
Gel^nkknopf  in  sich  aufnimmt  und  ihm  als  Gelenkgrube  dient. 
Bei  allen  diesen  Arten  lassen  die  Männchen  gleichzeitig  eine 
eigenthümliche  Haarbekleidung  der  Backen  erkennen,  welche 
darin  besteht,  dass  nahe  dem  unteren  Augenwinkel  eine  hin- 
terwärts verlaufende  glatte  und  glänzende  Längsschwiele  nach 
aussen  und  innen  von  einer  scharf  begrenzten  dichten  Haar- 
reihe eingefasst  ist,  und  dass  die  innere  dieser  Haarreihen  von 
der  langen  zottigen  Behaarung  des  Kehlrandes  wieder  durch 
eine  mit  jener  Schwiele  parallellaufende  Furche  geschieden 
wird.     Bei  keiner  Art  ist  diese  interessante  Bildung  schärfer 


3M 

ausgeprägt  und  iiielir  in  die  Augen  lallend  als  bei  der  männ- 
lichen Mc(jacU.  maritima  Kirbj.  Dieselbe  felilt  den  Männchen 
derjenigen  Arten,  welche  einfach  gebildete,  am  Grunde  schmale 
Mandibeln  besitzen,  indem  hier  der  untere  Theil  der  Backen 
gleiclimässig  und  wollig  (Mer/ach.  ligniseca,  centuiicularis,  ar- 
genlata  und  apicaUs)  oder  selir  lang  und  diclit,  zottig  behaart 
erscheint  (Megach.  ericetorum).  Bei  den  durch  die  angegebene 
Bildung  der  Mandibeln  und  Backen  charakterisirten  männlichen 
Megaciiilen  sind  ferner  zugleich  die  Vordertarsen  mehr  oder 
weniger  stark  verbreitert,  die  Vorderhülten  mit  einem  gritfel- 
artigen  Fortsatz  versehen  und  das  Endglied  der  Fühlhörner 
zusammengedrückt  und  bald  mehr,  bald  weniger  erweitert. 
Dagegen  haben  die  mit  einfachen  Mandibeln  versehenen 
Männchen  lineare  Vordertarsen,  das  Endglied  der  Fühler  in 
gewöhnlicher  Weise  geformt  und  entbehren  mit  Ausnahme 
des  Männchens  der  Megach.  er/cetonim  Lepel.  des  Gritfelfort- 
satzes  an  den  Vorderhüften.  Dass  sich  unter  den  Männchen 
mit  erweiterten  Vordertarsen  einige  (Megach,  lagopoda,  ma- 
ritima, albisecla)  durch  angeschwollene  Schenkel  und  Schienen 
der  Hinterbeine  hervorthuen,  ist  schon  von  früheren  Autoren 
hervorgehoben  worden. 

Die  Zahl  der  mitteleuropäischen  Arten  dieser  Gattung 
scheint  derjenigen  von  Osmia  bet;ächtlich  nachzustehen;  die- 
jenige der  südeuropäischen  mag  sich  in  beiden  so  ziemlich 
die  Waage  halten,  während  die  übrigen  Erdtheile  und  beson- 
ders die  Tropengegenden  an  Megachilen  bekanntlich  überaus 
reich,  an  Osnnen  dagegen  nach  den  bis  jetzt  vorliegenden 
Erfahrungen  anftallend  arm   sind. 

Von  den  neuerdings  bescliriebenen  Europäischen  Mega- 
chite- Arten  gehören  folgende  der  Gattung  im  Lepeletier- 
schen  Sinne  nicht  an: 

1)  Megachile  albocristata  Smitii  (Catal.  Hymenopt. 
Ins.  Brit.  Mus.  1.  p.  151,  no.  13).  Die  nach  einem  weiblichen 
Exemplar  aus  Sicilien  beschriebene  Art  gehört  der  Gattung 
Chalicodoma  an  und  liegt  mir  in  beiden  Geschlechtern  aus 
Dalmatien,  Griechenland  und  der  Krim  vor.  Sie  ist  otlenbar 
identisch  mit  der  gleichfalls  zu  Chalicodoma  gehörenden 
Megach.  Lefehvrei  Lepel.  (Hist.  nat.  d.  Hymenopt.  11.  j).  332, 
no.  4)  Luc.  (Explor.  scient.  de  l'Alg^rie,  Hymenopt.  pl.  8,  fig.  1}. 

2j  Megachile  serrata  Smith  (ebenda  p.  152,  no.  17) 
gehört  nach  der  allerdings  unzureichenden  Beschreibung  wenig- 
stens mit  Wahrscheinlichkeit  ebenfalls  zu   Chalicodoma. 

3)  Megachile  manieata  Giraud  (Verhandl.  zoolog. 
botan.  Gesellsch.  in  Wien  XI.  p.  4(>3)  ist  nach  einem  aus 
Krain  stammenden  Chalicodoma-Wd^nvuiheu  aufgestellt;  die  im 
männlichen  Geschlechte  durch  plastische  Merkmale  sehr  aus- 


355 

gezeichnete  Art  lii'gt  mir  in  l)ci<len  (iesclileelitern  uns  (irie- 
chenlaud  (Kriiper)  vor. 

4)  Megacliile  rufitar.sis  (iiraud  (ebenda  Xlil,  ]>.  35). 
Gleiclil'alis  nur  nach  dem  männlichen  Ge&clilecht  beschrieben 
und  zu  Chalicodoma  gehörend.  Da  bereits  von  Lepeletier 
(Hifct.  nat.  d.  Hym^nopt.  II.  p.  310,  no.  2)  eine  Algerische 
Art  dieser  Gattung  mit  dem  Namen  Chaücod.  rvfitdrsls  be- 
legt worden  ist,  so  muss  die  hier  in  Rede  stehende,  ^^  eiche 
auch  in  der  Schweiz  [Chalicod.  rufa  Kriechbaumer  i.  roll.) 
und   in  Spanien   vorkommt,  anderweitig  benannt  werden. 

h)  Megachile  Dolirni  Radochkotrsky  (Stettin.  Entom. 
Zeit.  XXIIl.  p.  271.  Taf.  1,  fig.  .5)  aus  Süd-Russland  ist  voll- 
ständig identisch  mit  der  MefiachUe  monnceros  (■^Pallas) 
Eversm.  (Bullet,  d.  n;itur.  de  Moscou  XXV,  2.  p.  67,  no.  I ). 
Dieselbe  gehört  der  Gattung  Mef/achile  überhaujjt  nicht  an, 
sondern  ist  ein  Lil/iiirf/iis  und  möglicher  Weise  von  dem 
JJth/irfjiis  conmlus  Latr.  (Centris  cornuta  Fab.)  nicht  si)ecifisch 
verschieden. 

Zwei  ausserdem  noch  beschriebene  südeuropäische  Arten, 
^^  eiche  wirkliche  Megachilen  sind,  müssen  wegen  der  Cullision 
ihres  Namens  mit  früher  bekannt  gemachten  anderweitig  be- 
nannt werden: 

1)  Megachile  bucep  h  ala  Foerster  (Verhandl.d.  Preuss. 
Rheinlande  XU,  1855.  p.  231,  no.  4)  von  der  Inbel  Greta. 
Da  der  Name  J/er/.  bncephala  von  Smith  bereits  im  J.  1853 
an  eine  Amerikanische  Art  der  Gattung  vergeben  \\orden  ist, 
so  schlage  ich  lür  die  von  Foerster  beschriebene  Eurojtäische 
den  Namen  Megachile  Foersteri  voi'. 

2)  Megachile  vestita  Giraud  ( Verband I.  d.  zoolog. 
botan.  Gesellsch.  in  Wien  Xlll,  18H3,  j).  35)  aus  Südfrank- 
reich. Auch  diesen  Namen  hat  Smith  schon  im  Jaiire  1853 
an  eine  Ostindische  Art  vergeben,  weshalb  die  hier  in  Rede 
stehende  Megachile  Giraud  i  genannt  werden   nia<i. 

Diesen  Bemerkungen  schliesse  ich  die  Charakteristik 
einiger  mir  vorliegenden  neuen  Europäischen  ,^rten  der  Gat- 
tung   an. 

I.     Megachile  ursula. 

Mey.  circKincincta  e  simillinui,  scd  major,  (Icti.siiis  til- 
losa,  V  vertice,  thorace  ahdominisqite  segmcnlis  I.  cl  ?  ntfo- 
/nlosis.  sropa  ninhrina,  nigro-limhala,  <j  Uirsis  auticis  laliori- 
hiis,  abdomiim  seqinenlo  sexlo  ulrinqiie  fiaud  denlato. 

Long.  13  { j)  —15  ($)  mill. 

Mcf/((iliili-  loHiif/hiosti  *  K  rie  ch  l)aunie  r  i.  loII. 

Diese  Art  .«-teht  in  unmittelbarer  Verw  andtschaft  mit  der 
Meijach.  circunicincta  Kiibj,  welcher  sie,  abgesehen  von  ihrer 


356 

um  oiii  Drill  heil  beträchtlicheren  Grösse,  durcluius  ähnlich 
.sieht  und  mit  der  sie  in  den  für  das  Männclien  der  letzteren 
hervdigehobenen  Auszeichnungen  der  Mandibeln,  Backen,  der 
Hüften  und  Tarsen  der  Vorderbeine  durchaus  übereinstimmt. 
Ihre  Unterschiede  sind  folgende:  Beim  Männchen  ist  das 
llacligedrücUte  Endglied  d^r  Fühler  nicht  stumpf,  sondern 
länglich  eiförmig,  die  Fülilergeissel  überhauj)t  sciilanker;  die 
Innenseile  der  Vordcrschenkel  an  der  Spitzenhäifte  des  un- 
teren Kandes  nicht  schwarz  gesäumt,  sondern  bis  zum  Rande 
rothgelb,  während  an  der  Basalhälfle  (wie  bei  .1/.  circamc'mcUi ) 
noch  ein  vom  Rande  gesonderter  Längsstreifen  neben  diesem 
herläuft.  An  den  Vordcrsehienen  ist  die  intensiver  gelbe  Spitze 
ausseriialb  scliärfer  abgegrenzt,  der  Hinterrand  vor  der  Spitze 
kaum  ausgebuchtet  und  nur  in  einen  seiir  schwachen  Zahn 
endigend.  Das  erste  Tarsenglied  ist  breiler,  am  Vorderrand 
nicht  ausgeschweift,  sondern  gegen  die  Spitze  hin  deutlich 
gerundet  erweitert,  das  vierte  kurz  und  breit  herzförmig,  das 
Endglied  beträciitlich  dic-ker,  gegen  die  Basis  hin  kaum  ver- 
schmälert; die  Haarfranse  des  Hinterrandes  ist  kürzer  und 
gleichmässig  abgeschnitten.  Das  vierte  und  fünfte  Hinterleibs- 
segnient  entbehren  der  dichten  weissen  Haarfranse  des  End- 
randes, das  sechste  ist  lang  und  dicht  greisgelb  beliaart,  kaum 
glänzend,  die  erhabene  <^>uerleiste  vor  seinem  Endrande  viel 
niedriger,  in  der  iMitle  weniger  tief  eingeschnitten,  die  beiden 
Zähne  daher  stumpfer:  dem  Endrand  selbst  gehen  die  Seiten- 
zähne vollständig  ab.  Die  Erhebung  des  .siebenten  Segmentes 
an  seinem   Spitzenrande  ist  viel   geriugei-,  stumpfer   dreieckig. 

Beim  Weibchen  sind  die  Stirn  und  die  Gesichtsseiten 
schwarzbraun,  der  Cljpeus  lichter  l)raungelb,  der  Scheitel 
gleich  dem  Thorax  fuchsroth  behaart,  letzterer  merklich  feiner 
und  dichter  als  bei  Meg.  circiimvincla  punktirl,  daher  fast 
matt,  durch  die  dichtere  Behaarung  mehr  verhüllt.  Die  Te- 
gulae  sind  röthlich  pechbraun.  Die  braungelbe  Behaarung  des 
Hinterleibsrückens  schneidet  mit  dem  Endrande  des  zweiten 
Ringes  ab  und  macht  hier  einer  schwärzlich  pechbrauuen 
Platz.  Die  Scopa  ist  nirgends  rostroth ,  sondern  im  Bereich 
der  Seheibe  umbrabraun,  längs  der  Seitenränder  und  an  der 
Spitze  schwarz. 

Von  Dr.  K  r  iec  ii  baumer  im  Baierischen  Gebirge  ge- 
sammelt. 

2,     M  e  g  a  c  h  i  1  e  h  y  m  e  n  a  e  a. 

Nigra,  legiilis  ('(nicolorihiis .  fiilco- pilosa ,  alxtominis  se- 
gmenlis  /. — .).  (iiirantiacü-fasciali.s,  .sexto  lofo  utro:  scopa  rufa, 
apice  nigra. 

Long.  11  —  12  mill.     -V. 


357 

7  ^ciiin  ;  in  cop.^  Co.vis  l(irsis(jii'.'  (inlicis  .siiiiftlinlms. 
iilxioiitiiiis  (illio-fdscidli.  sctjuicido  scilo  dci/sc  nireo-piloso. 

Long.    10  mill. 

Das  Weibchen  liat  im  Coloril  und  in  der  Art  der  Be- 
liaaiung  eine  aulVallende  Aelmlichkeit  mit  demjenigen  der 
Megach.  ericelorum  Lepel.  (fasciala  Smitli),  unterscheidet  sich 
aber  von  demselben  leicht  durch  die  geringere  Grösse,  den 
Mcniger  kubischen,  d.  h.  beträchtlich  kürzeren  Kopf,  den 
Mangel  der  schwarzbraunen  Behaarung  auf  dem  Thoraxriicken. 
den  weniger  gewölbten  und  nach  iiinten  mehr  versciimiilerten 
Hinterleib,  durch  das  an  der  S|iitze  niclit  rothgelh,  sondern 
(lurcliaus  sch\\  arz  behaarte  sechste  Dorsalsegnient,  sowie  duich 
die  brennend  rothe,  an  der  Spitze  sch\>arze  Scopa.  —  Kör- 
j)erumriss  fast  wie  bei  iHcg.  ceniunciilaris  Lin.,  die  Grösse 
aber  durchschnittlich  etwas  bedeutender.  Kopf  kurz,  etwas 
breiter  als  der  Thorax,  auf  dem  Sclieitel  dicht  körnig,  auf 
(JemCl)peus  gröber  und  weniger  gedrängt  punktirt,  letzterer 
daher  gleich  ileni  noch  sparsanier  jninktiiten  niittleien  Theil 
der  Stirn  etwas  glänzend  und  fast  nackt.  Der  gerade  abge- 
stutzte Vorderrand  des  Cljpeus  etwas  schwielig  verdickt, 
glatt,  die  Mandibeln  niedergedrückt,  innen  stum])f  gezähnt. 
Behaarung  des  Kopfes  rothgelb,  auf  dem  oberen  Theil  der 
Stirn  und  den  Gesichtsseiten  dicht  und  lang,  an  den  Backen 
etwas  kürzer,  auf  dem  Scheitel  sparsam  und  schwärzlich  un- 
termischt, so  dass  dieser  von  oben  betrachtet  schwarz  er- 
scheint, 'l'hoiaxrücken  beträchtlich  feiner  als  der  Scheitel, 
aber  ebenso  dicht  körnig  punktirt,  malt:  die  Behaarung  mit 
Einschluss  des  Schildchens  und  der  Brustseiten  durchweg 
rothgelb,  auf  der  Scheibe  aber  so  dünn,  dass  die  schwarze 
Grundfarbe  deutlich  zu  Tage  tiitt.  Tegulae  und  Flügeladern 
schwärzlich  pechhiaun,  die  Bräunung  dei'  Flügel.-pilze  w  ie  bei 
Meg.  c.ricctoram.  Beine  übereinstimmend  mit  letzterer  Art 
gelb  behaart,  die  Schieneusjioren  lostfarben,  die  Spitze  des 
letzten  Tai-sengliedes  und  die  Basis  der  Fussklauen  rostroth. 
Hinterleib  tief  schwarz,  dicht  körnig  j)unktirt,  bis  auf  das 
Endsegment  matt  glänzend;  der  Hinterrand  der  fünf  vorderen 
Segmente  mit  intensiv  rothgelber,  dichter,  anliegender  Haav- 
franse,  welche  auf  jedem  folgenden  etwas  breiter  wird;  das 
erste  Segment  ausserdem  zu  jeder  Seite  mit  büschelförmig 
aufgerichteten,  längeren  Haaren  bekleidet.  Bei  seitlicher  An- 
sicht erscheinen  alle  fünf  Ringe  vor  der  Hinterrandsbinde  — 
und  zwar  die  ersten  beiden  länger  —  gelb  behaart;  doch 
mischen  sich  auf  dem  dritten  und  vierten  Ringe  sparsamere, 
auf  dem  Jünften  schon  zahlreichere  schwarze  Haare  bei,  bis 
das  Endsegment  durchaus  kohlschwarz,  übrigens  kurz  und 
anliegend   behaart  erscheint.     Bauchbürsto    auf    dem    zweiten 


358 

bis  fünften  Ringe  brennend  rostroth,  an  der  Spitze  des  lünften 
und   auf  dem   treciislen  lief  schwarz. 

Das  Männchen  gleicht  demjenigen  der  J/er/,  icnltincn- 
laris  in  Grösse,  Gestalt  und  Färbung  bei  weitem  mehr  als 
dem  der  Meg.  ericetonim .  stimmt  mit  jenem  auch  in  dem 
Mangel  der  Dornen  an  den  Vorderhüften  überein.  Es  unter- 
scheidet sicli  indessen  einerseits  durch  noch  etwas  längere  und 
dünnere  Fühler,  andererseits  besonders  durch  die  weisse  Be- 
haarung der  Afterdecke.  ~  Fühlergcissel  um  ein  Drittheil 
länger  als  beim  Weibchen,  das  Endglied  linear,  etwas  länger 
als  das  zwölfte.  Beiiaarung  der  Stirn,  des  ganzen  Clypeus 
und  der  Backen  mehlweiss,  dicht  und  lang,  auf  dem  Scheitel 
sparsam  mit  bräunlichen  Haaren  unteimischt.  Solche  zeigen 
sich  auch  auf  der  Scheil)e  des  'i'horax,  welcher  im  Uebrigen 
gleichfalls  weiss  behaart  erscheint.  Beine  durchaus  sciiwarz, 
nur  die  Schienensporen  gelb  und  die  Basis  der  Fussklauen 
rostroth,  die  Behaarung  weiss;  Vordertarsen  linear,  einfach. 
Am  Hinterleib  die  buschige  Behaarung  des  ersten  und  die 
Hinterrandsbinden  der  übrigen  Ringe  rein  weiss,  das  besonders 
grob  punktirte  fünfte  Segment  auch  an  der  Basis  weiss  be- 
haart. Das  sechste  in  der  Mitte  des  Endrandes  mehr  oder 
weniger  tief  winklig  eingeschnitten,  aber  nicht  gezähuelt;  die 
ganze  Oberfläche  desselben  bis  auf  einen  schmalen  Endsaum 
dicht  anliegend  und  rein  m  eiss  befilzt.  Der  Endrand  des  sie- 
benten Segmentes  aufgebogen  und  bei  der  Ansicht  von  hinten 
das  sechste  in  Form  eines  stumpfen,  liegenden  Dreiecks  über- 
ragend. 

Ich  Hng  diese  Art  in  copula  bei  Meran  Mitte  Augusts 
auf  Centaurea  paniculata,  deren  Pollen  die  Weibchen  ein- 
sammelten, früher  aucli  bei  Chiavenna  und  in  der  Umge- 
bung Wien 's.  Die  hiesige  Entomologische  Sammlung  besitzt 
Exemplare  derselben  von  Sicilien  (Zeller).  Unter  letzteren 
land  sich  ein  fast  regulär  seitlicher  Hermaphrodit,  von  wel- 
chem ich  im  Archiv  f.  Naturgeschichte  (XXVIll.  Jahrg.  2. 
p.  292)  eine  Charakteristik  gegeben  habe.  (Vgl.  auch  Bericht 
über  die  wissenschaftlichen  Leistungen  in  der  Entomologie 
wählend  d.  J.   1861,  p.  20). 

3.     M  egachile  inter  mixta. 

Nigra,  fulco-pilosa,  tegniis  f'errugineis,  abdominis  segtnen- 
tis  I, — .5  aur(mtiacn-fa.sciati.s,  sexto  iolo  afro:  scopa  nigro- 
fusca,  hl  medio  wgmeuti  2.  et  .7.  flavearenti. 

Long.  12  mili.     V. 

Das  mir  allein  bekannte  Weibchen  dieser  Art  ist  bei 
gleicher  Länge  etwas  gedrungener  gebaut  als  dasjenige  der 
Meg.  hymenaea^  der  Kopf  desselben  et^as  dicker,  der  Thorax 


359 

und  Hinterleib  breiter.  Im  Uebrigen  lässt  es  sich  duieli  fol- 
gende Merkmale  leicht  unterscheiden:  Die  FUhlergeissel  ist 
bei  gleicher  Stärke  nicht  unbeträclitlich  kür?.er,  die  Punktirung 
des  Scheitels  selir  viel  feinkörniger,  seine  Behaarung  gleich 
derjenigen  des  Gerichtes  durchaus  rothgelb,  ohne  dunkele 
Beimischung;  die  Gesichtsbehaaiung  ist  länger  und  dichter, 
die  l'unktirung  des  Clyi'eus  durch  dicf-elbe  fast  ganz  verhüllt, 
der  Endrand  des  letzteren  nicht  verdickt.  Die  fast  fuchsrothe 
Behaarung  des  Thorax  und  Schildchens  ist  bei  weitem  dichter, 
so  dass  sie  die  schwarze  Grundfarbe  ganz  verdeckt;  an  den 
Biustseiten  wird  sie  meiklich  lichter  und  nach  unten  sogar 
blassgelb.  Die  Tegulae  sind  licht  rostroth,  die  Flügeladern 
mit  Ausnahme  der  röthlichen  Costa  pechbraun;  die  Badial- 
zelle  und  der  Aussenrand  der  Flügel  sind  nur  leicht  wässrig 
gebräunt.  An  den  gelbhaarigen  Beinen  eischeinen  die  Vorder- 
und  ^iittelschienen  länger  und  dichtei-  behaart  als  die  übrigen 
Theile:  die  Schienensporen  sind  bräunlich  gelb,  die  Fussklauen 
und  das  Endglied  der  Vordeitarsen  rostroth.  Der  hintere 
Metatarsus  itt  fast  den  vier  folgenden  Tarsengliedein  zusam- 
mengenommen an  Länge  gleich,  innen  brennend  rostroth  be- 
borstet. Die  intensiv  rothgelbe  Haarfranse  am  Endrande  der 
fünf  ersten  Hinterleibsringe  ist  auf  allen  fast  gleich  breit,  aul' 
den  vorderen  mithin  etwas  breiter  als  bei  der  vorhergehenden 
Art,  das  fünfte  Segment  an  der  Basis,  das  sechste  durchweg 
tief  schwarz  behaart.  Die  besonders  auf  dem  dritten  bis 
fünften  Bauchringe  sehr  langborstige  Scopa  ist  russschwarz 
mi(  bräunlichem  Schimmer;  nur  in  der  Mitte  des  zweiten  und 
dritten  Ringes  findet  sich  ein  zusammenhängender  Schopf 
bräunlich  gelber   Haare  eingefügt. 

Auf  Sicilien  einheimisch  (Schultz  in  Mus.  Berol.) 

Anmerkung.  Mit  den  beiden  vorstehend  beschriebenen  Arten 
scheint  die  gleichfalls  aus  Sicilien  stammende  Merjnchilc  fiiltescens 
Smith  (Catal.  Hymenopt.  ins.  Brit.  Mus.  I.  p.  153,  no.  16)  nach  den 
über  das  Weibchen  gemachten  Angaben  nahe  verwandt  zu  sein,  ohne 
jedoch  auf  eine  derselben  bezogen  ^^ erden  zu  können.  Von  J)/f//.  hi- 
lermixla^  mit  welcher  sie  die  rostfarbenen  Tegulae  gemein  hat,  würde 
sie  sich  schon  durch  die  lebhalt  rothe  Scopa,  von  Me;/.  hymenava 
dagegen  durch  die  Färbung  der  Tegulae  und  des  Flügelgeäders 
(gleichfalls  rostfarben)  so  wie  durch  die  an  der  Spitze  nicht  schwarze 
Scopa  unterscheiden. 

■1.     Mcgachile  imbecilia. 

Aü//</,  ((iito-  pilosa ,  ahdoniiiie  iiilkiiuscnlo,  (tequaliler  et 
cotiferliiu  pufirliilalo,  sef/menlis  I. —  .5.  anguste  (tlbo-(imhriatis, 
idlirno  imtnacnlalo :  scopa  re/ilrali  alba,  apice  exlremo  nigra. 

Long.  9  —  10  mill.  $. 

Das  allein  vorliegende  Weibchen  dieser  Art  ist  fast 
um  ein   Driltheil   kleiner  als  dasjenige  der  Meg.  apicalis  Spin., 


360 

welchem  es  im  Colorit  ftusser&t  ähnlich  sieht,  von  dem  es  slcli 
aber  durcli  die  Skulptur  der  Oberseite  des  Hinterleibes  und 
durch  die  auf  die  äu?serste  Spitze  beschränkte  schwarze  Fär- 
bung der  Bauchbür&te  leicht  unterscheiden  lässt;  in  letzterer 
Beziehung  mehr  mit  dem  Weibchen  der  Meg.  arc/enfafa  Fab. 
übereinstimmend,  weicht  es  von  diesem  schon  durch  das  ganz 
schwarze,  nicht  weissfleckige  sechste  Dorsalsegment  ab.  — 
Der  Kopf  ist  im  Verhältniss  schmaler  als  bei  Meg  apiralis^ 
dagegen  von  vorn  nach  hinten  etwas  dicker,  gleich  deni 
Thorax  feiner  köinig  punktirt,  matt;  die  Behaarung  sowie  die 
glatte  Schwiele  am  unteren  Stirnrande  und  auf  der  Mitte  des  Cl  v- 
peus  wie  hei  jener  Art,  auch  die  Mandibeln  und  Küiiler  niclit 
merklich  verschieden,  'regulae  ganz  pechschwarz  oder  we- 
nigstens am  Aussenrande  nie  so  hell  und  breit  rotlibra-uii  \\  ie 
bei  Meg.  apicaüs\  Flügel  etwas  scliwächer  grau  getrübt,  Beine 
mit  gleiciier  Behaarung  und  rostgclben  Schienens])oren.  Die 
Hinterleibssegmente  sind  oberhalb  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung 
fast  gleichmäst-ig  dicht  punktirt  und  entbehren  mithin  der 
glatten  und  glänzenden  Stellen,  welche  sicii  bei  Meg.  (ipicalis 
vor  dem  Hinterrande  derselben  bemerkbar  maclien.  Die  weissen 
Haarfransen  der  fünf  vorderen  Ringe  bilden  sclimale,  aber 
durchgehende  Binden,  der  sechste  ist  zwar  nicht  rein  schwarz 
behaart,  sondern  schimmert  etwas  greis,  ohne  jedoch  (hibei 
eine  Sjjur  von  weissen  Haarflecken  zu  zeigen.  Die  Bauchbürste 
ist  auf  dem  zweiten  bis  fünften  Segment  rein  weiss,  nur  im 
Bereich  des  sechsten  und  am  Hinterrande  de«  lünften  schwarz: 
sie  besteht  aus  beträchtlich  kürzeren  Borstenhaaren  als  hei 
Meg.  apicalis  Spin.  (=   Meg.  mlxia  Costa). 

Ich  fing  einige  Exemplare  dieser  Art  in  der  Umgebung 
Berlins  von  Mitte  Juni's  bis  Mitte  .luli's;  dieselbe  ist  auch  in 
der  Krim  (v.  Nord  mann)  einheimiscli  und  daher  vermuth- 
lich   weit  über  Europa  verbreitet. 

4.     Megachile  leucomalla. 

Nigra,  conferlitn  ptiiiclala,  legulis  riifescenlibtis,  /'arie,  geiih 
pectoi'isqiie  laferibus  nlDeo-  üillosis ,  rerlire  et  thornch  iloran 
hreriler  f'iisco-pilosis.  abdoiniitis  segmettti.s  I . — .7.  (tlho-/inibrift- 
tLs:  scopa  jlaiH'sceHÜ-alba.  e.rlreuio  apice  irigra.   * 

Long.  13%   mill.  V- 

Nach  dem  Weibchen  zu  urtheilen  mit  J/e^.  rt/)«ca//.s  und 
hnbecilki  zunäclist  verwandt,  jedoch  diesen  so^^■ohl  wie  der 
Meg.  (irgentata  &c\\on  an  Grösse  sehr  überlegen,  von  letzterer 
überdies  durch  die  kurze  Behaarung  des  Seheitcds  und  die 
rjoch  kürzere  des  Thoraxrückens  wesentlich  abweichend.  — 
Der  Kopf  etwas  breiter  als  der  Thorax,  in  der  Ocellengegend 
dicht   körnig,    nach     hinten   etwas   sperriger  und    mehr  grubig 


361 

punktiit:  Stirn  und  Gesichtsseiten  dicht  und  wollig  schnee- 
weiss,  der  Scheitel  ziemlieh  kurz  und  russbraun,  gegen  die 
(Jcellen  liin  jedoch  mehr  pechbraun  behaart.  Der  untere  Theil 
der  Stirn  und  die  Mitte  des  Ciypeus  nackt,  jener  mit  glattem 
und  glänzendem  Mittelfelde,  dieser  grob  und  dicht  punktirt, 
in  der  Mitte  stumpf  gekielt,  sein  Vorderrand  leicht  schwielig 
verdickt.  Fühler  und  Mandibeln  ohne  Besonderheiten.  Thoi-ax- 
liicken  und  Schildchen  grob  siebartig  punktirt,  ersterer  nach 
vorn  mit  feiner  mittlerer  Läug^furche,  ziemlich  dicht  aber 
äusserst  kurz  gelblich  braun  behaart,  letzteres  etwas  länger 
urid  spaisamer.  Brubtseiten  und  HinterrUcken  gleich  den 
Backen  schneeweiss,  diciit  und  wollig  behaart.  Tegulae, 
Costa  und  Stigma  rOtlilich  braun,  das  übrige  FlUgeigeäder 
schu  ärxlich  pcclibraun;  die  Flügel  selbst  glashell,  nur  am 
Aussenrande  leicht  grau  getrübt.  Beine  tief  schwarz,  die 
Schenkel  der  beiden  vorderen  Paare  stark  glänzend,  die  des 
ersten  hinterwärts  länger  weiss  behaart;  Sciiienen  und  Meta- 
tarsen  diclit  körnig  punktirt,  au^ssen  greis,  letztere  innerhalb 
brennend  fuchsrotli  beborstet;  Schienensporen  rostgelb,  Fuss- 
klaucn  rothbraun.  Er.stes  Hinterleibssegment  über  die  ganze 
(^)uere  hin  lang  und  aufrecht  weiss  behaart,  die  Seiten  dichter 
und  wollig;  der  Endsaum  der  fünf  vordeien,  dicht  und  ziem- 
lich gleichmässig  fein  punktirten  Segmente  schneeweiss  ge- 
franst und  zwar  am  ersten  beträchtlich  schmaler  als  an  den 
folgenden.  Sechstes  Dorsalsegment  schwarzborstig,  in  der 
Mitte  der  Basis  dünn  staubartig  weiss  behaart.  Bauch  bürste 
am  Grunde  schneeweiss,  auf  dem  'S.  bis  5.  Ringe,  wo  sie 
äusserst  lang  und  dicht  wird,  lieht  gelb,  auf  dem  sechsten 
kurz  und   tief  schwarz. 

Von  Krüper  in   Attica  gefangen. 

6.     Megachile  derasa. 

Alis  apice  infuscat/s.  /'ernu/hieo-renosis,  antentiis.  manJi- 
ItuHs,  /egulis  pedibasqiic  laele  nifis:  ?ii(jra,  nwen-pilosa,  abilo- 
m'nn'  allndo-fascialo. 

o  AnIcnuLs  Imiijiiisnihs.  vlypeo  deuse  ulho-tiÜDSo ,  pedtim 
tiiiliconnn  coxis  styliferis ,  tarsis  elongniis,  niceo-lhuhrialh : 
nhdomiitis  segmenlo  ijuinto  flaresrt'titi-setoso ,  sexlo  tolo  alho- 
piloso. 

Long.   10%— 11    mill. 

$  Clypcn  siibniidu.  reriice,  (horacis  tnargiuibtis  srutelloque 
/nlis  brcfibiis ,  (ibdombiia  segmetdis  singtdis  basi  scfiiamulis 
(laresceulibKs  oblertis:  scopa  l(da  alba. 

tong.    12—12'/,   mill. 

In  der  Färbung  der  Beine  und  der  staubartigen  Schup- 
penbekleidung   des  HinterleibsrUckeus    utit    den  Aegjptiachen 


302 

Megach.  patellimana  und  flampes  Spin.  (Annal.  soc.  entom.  de 
France  VJI.  p.  527  ff.)  zunächst  verwandt,  von  ertiterer  jedoch 
schon  durcli  die  nicht  erweiteiten  Schienen  und  lar.'-en  der 
männlichen  Vorderbeine,  von  letzterer  unter  Anderem  durch 
die  schneeweisse  Behaarung  des  Hinterrückens  und  den  ge- 
bändelten Hinterleib  unterfcchieden.  Von  dem  Weibchen  der 
Megacli.  marginafa  Smitli  (Catal.  Hjmenopt.  Ins.  Biit.  Mus.  i. 
)>.  151,  no.  14)  durcli  die  verschiedene  Haarbekleidung  des 
Oesiclites,  die  an  der  Spitze  stark  gebräunten  Flügel,  die 
diciite  gelbliche  Beschuppung  des  Hinterleibes  u.  s.  vv.  ab- 
weichend, 

Männchen.  Fühler  mehr  als  gewöhnlich  verlängert, 
lostroth  mit  gebräunter  Spitze,  zuweilen  auch  der  Schaft  und 
das  erste  Ueisselglied  schwärzlich  pechbraun;  die  Gesichts- 
seiten und  der  Cljpeus  lang  und  dicht,  anliegend  silbei weiss, 
die  Stirn  und  der  Scheitel  dünner  greisgelb  behaart,  letzterer 
bei  der  Ansicht  von  oben  fast  nackt  erscheinend  Mandibeln 
rostroth  mit  schwärzlicher  Basis  und  Sehneide,  zuweilen  fast 
ganz  schwarz,  ihre  Unterseite  gleich  dem  Kehlrande  lang 
weissliaarig.  Thorax  oberhalb  und  das  Schildchen  diclit  greis- 
gelb, die  Brustseiten  und  der  Hinterrücken  reiner  weiss  und 
länger  behaart.  Tegulae  licht  rostroth,  ebenso  das  Flügel- 
geäder  im  Beieieh  der  fast  glashellen  Basalliälfte;  vom  Beginn 
der  Kadialzelle  an  die  Flügelsubstanz  intensiv  gebräunt  und 
hier  auch  die  Adern  schwarzbraun.  Beine  ihrer  ganzen  Aus- 
dehnung nach  licht  rostroth  mit  scbneeweisser  Behaarung,  nur 
die  EndiiälCte  der  Fussklauen  schwarzbraun,  die  Hüften  und 
die  Basis  der  Trochanteien  von  Körperfarbe;  Vorderhüi'ten 
mit  kurzem,  za))fenrörmigem  Griffel,  Vordertarsen  mehr  denn 
doppelt  so  lang  als  die  entsprechenden  Schienen  und  reichlich 
um  ein  Drittheil  länger  als  die  Mitleltarsen,  am  Aussenrande 
gleich  der  Unterseite  der  Vorderschenkel  lang  und  dicht 
schneeweiss  behaart.  Schienensporen  durchweg  licht  rostgelb. 
Hinterleib  auf  dem  ersten  Segment  besonders  zu  beiden  Seiten 
dicht  und  ziemlich  lang  weissliaarig,  der  Endrand  desselben 
kurz  gewimpert;  die  weisse  Binde  der  vier  folgenden  Segmente 
durch  sehr  leine  und  dicht  anliegende  Schuppenhaare  gebildet, 
der  vor  derselben  liegende  Theil  dünner  btaubartig  beschuppt. 
Das  fünfte  Segment  giob  feilenartig  punktirt  und  mit  ziemlich 
langen  und  dicken,  gelblich  glänzenden  Borsten  bedeckt,  das 
sechste  dicht  weissfilzig,  schwarz  punktirt,  in  der  Mitte  des 
gezähnelten  Endrandes  ausgeschnitten.  Bauchsegmente  dicht 
und  lang  weiss  gefranst,  das  vieite  in  der  Mitte  eingekerbt 
und   daselbst  blutroth   gefärbt. 

Beim  Weibchen  sind  die  sonst  rostiothen  Fühler  an  der 
Spitze  nur  leicht  gebräunt,  der  Cljpeus  so  dünn  gelblich   be- 


363 

haart,  dass  er  bei  der  Ansiclit  von  vorn  fast  nackt  erscheint, 
die  Ge^ichtsseiten  und  Eaeken  kurz  weiss,  die  Stirn  länger 
und  dichter  gelbluiarig.  Die  kurze  und  anliegende,  t'at-t 
5-ehuppenartige  Behaarung  der  Thoraxränder  und  des  Schild- 
eliens  blassgelb  (die  Scheibe  des  ersteren  fatt  uacklj,  die 
lange  und  zottige  dei-  Brustseiten  und  des  Hinterrandey  sclmee- 
weiss.  Die  weisse  Behaarung  z  i  beiden  Seiten  des  ersten 
Hinterleibssegmentes  niederliegend,  der  Endt^aum  desselben 
gleicii  denjenigen  der  vier  i'olgenden  mit  gelbliehen,  langen, 
dicht  anliegenden  Schuppenhaaien  gefranst.  Die  ganze  übrige 
Oberfläche  sehr  fein  und  dicht  graugelb  beschuppt,  schwärz- 
lich getüpfelt,  das  fünl'te  Segment  ausserdem  kurz  weisslich 
beborstet;  die  Bauchbürste  ihrer  ganzen  Ausdehnung  nach 
weiss,  mit  gelblichem  Schimmer. 

Auf  Naxos  von  Krüper  gesammelt. 

IH.    C'lialaeäsd4&i6ii^  Lepel. 

Dass  sich  Lepeletier  über  die  Charaktere  dieser  von 
Megachile  im  Grunde  nur  lelativ  verschiedenen  Gattung  selbst 
nicht  recht  klar  geworden  i^t ,  geht  sowohl  aus  den  für  die- 
selbe aufgestellten  Merkmalen  als  auch  daraus  hervor,  dass 
er  eine  derselben  angehörige  Art  (Chaücod.  Lefebürei)  unter 
Mer/achile  abhandelt,  trotzdem  aber  Chalicodoma  von  Mega- 
chile durch  die  zwischen  beide  eingeschobene  Galtung  Osmia 
trennt.  Die  unbestimmte  und  zum  Tlieil  sogar  nicht  einmal 
zutreffende  Fassung  der  l'ür  ChaUcodoma  aufge^^tellten  Merk- 
male hat  e.s  denn  aucii  mit  sich  gebracht,  dass,  wie  bereits 
oben  erwähnt,  \  er.schiedene  ihr  zukommende  Arten  von  Smith 
und  Giraiid  als  Megachilen  beschrieben  worden  sind.  Will 
man  beide  Gattungen  trennen,  .so  würde  man  die  Avesentlich- 
sten  Charaktere  l'ür  i'haJicodoma  bei  den  Weibchen  1)  in  der 
Form  des  Hinterleibes,  weleher  bei  grösserer  Schmalheit  höher 
gewölbt  und  mehr  gleich  breit  eröcheint,  2}  in  der  Bildung 
des  Clypeus^  welcher  nicht  abgestutzt,  sondern  zugerundet  und 
bi.s  über  den  unteren  Augenwinkel  hinab  verlängert  ist  und 
3)  in  der  Form  der  Mandibeln,  welche  flacher,  mehr  langge- 
streckt untl  am  Innenrande  fast  geiade  abgeschnitten  erschei- 
nen, zu  .-uchen  haben.  Sehr  viel  schwieriger  hst  schon  die 
Unterscheidung  der  männlichen  Chalicodomen  ,  w  eiche  im 
Grunde  nacli  allen  wesentlichen  Merkmalen,  besonders  auch 
nach  der  Bildung  des  Hinterleibcb  Megaeliilen  ^ind  und  von 
der  Mehrzahl  diet-er  eigentlich  nur  habituell  durch  die  dichtere, 
mehr  pelzige  Körperbehaarung  und  die  stärkere  Zähnelung 
des  sechsten  Abdominal-Kückensegmentes  abweichen.  Plastische 
Auszeichnungen  an  den  Fühlern,  Mandibeln  und  Backen  scheinen 

24 


364 

ihnen  durchweg  zu  fehlen;  dagegen  lässt  wenigstens  das 
Männchen  einer  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Art  (CItalic. 
monicata)  eine  manchen  Megachilen  entspiechende  Bewehrung 
der  \'orderhiinen,  ausserdem  aber  eine  eigenthümliche,  an 
Anthophora  erinnernde  Haarbekleidung  der  Vordertarsen  er- 
kennen. 

Die  mir  bis  jetzt  näher  bekannt  gewordenen  Europäischen 
Arten  der  Gattung  (oder  Untergattung),  in  welcher  nach 
meiner  Ansicht  die  bereits  bei  Megacliile  eingeführten  Art- 
namen nicht  in  Anwendung  kommen  dürfen,  sind   folgende: 

J)  Chalicod.  muraria  Fab.  Sie  ist  von  allen  die  be- 
kannteste und  am  weitesten  nach  Norden  (bis  Mitteldeutsch- 
land) reichende,  übrigens  in  Süd-Europa  allgemein  verbreitet 
und  auch  nach  Algier  und  Klein-Asien  hinübergehend.  Grie- 
chische Exemplare,  welche  sich  im  männlichen  Geschlecht 
überhaupt  nicht,  im  weiblichen  aber  nur  durch  die  ganz 
schwarze  Scoj)a  von  denjenigen  des  übrigen  Europa  unter- 
scheiden, sind  von  ßjulle  in  der  Expedit,  scientif.de  Morce 
(Animaux  articules  p.  337,  no.  749)  unter  dem  Namen  Dleya- 
chile  nestorea  beschrieben  Morden.  Zm  ei  mir  aus  Griechen- 
land (Krüper)  und  Klein-Asien  (Loew)  vorliegende  Weib- 
chen, auf  welche  die  Brulle'sche  Beschreibung  seiner  Me(/. 
nestorea  vollkommen  zutrifl't,  sind  von  Chalic.  muraria  nicht 
verschieden.  Die  von  Brülle  (ebenda  p.  338,  no.  750)  auf- 
gestellte Megach.  affinis  ist  allein  auf  ein  Männchen  begründet, 
dessen  specifische  Verschiedenheit  von  Megach.  nestorea  dem 
Verfasser  selbst  z\\eifelhaft  erscheint. 

2)  (vh  all  cod.  Baetica.  Robusla,  nigro-fusca,  thoracis 
marginihus ,  scuiello  ahdomvnsque  segmentis  duobiis  primis 
svpra  fulvo-pilosis :  alis  ßarescenti-fuscis.  apice  obsctrrioribns, 
scopa  nigra,  medium  versus  obscurc  rufa. 

Long  18'/, -19%   miil.  $. 

(^  Capite,  thorace  cinn  scuiello  abdominisque  segmentis 
tribus  primis  fulvo-,  sequentibus  nigro-hirtis^  tarsis  tolis  piceis. 

Long.   15  mill. 

Bei  der  fast  vollständigen  üebereinslimmung,  welche  das 
Männclien  dieser  Art  in  dem  Colorit  seiner  Körperbehaarung 
mit  demjenigen  der  Cluilic.  muraria  zeigt,  könnte  die  specifische 
Verschiedenheit  derselben  fast  zweifelhaft  erscheinen,  wenn 
sie  nicht  durch  das  wesentlich  abweichende  Weibchen 
vollständig  gesichert  Märe.  Letzteres  übertrifft  selbst  die 
stärksten  Weibchen  der  Chalic.  muraria  noch  beträchtlich  an 
Grösse  und  Robustheit  und  weicht  von  densi-lben  nicht  nur 
in  der  Färbung  des  Pelzes,  sondern  vor  Allem  auch  in  dem 
Colorit  der  Flügel  auffallend  ab.  An  den  Fühlern  und  Man- 
dibejn   sind    ebenso  wenig   Unterschiede  wahrzunehmen,    wie 


365 

an  der  Form  und  Punktirung  des  Clypeus;  dagegen  ist  die 
Behaarung  der  Gesielitpseiten  so^volil  wie  diejenige  der  Stirn, 
des  Oberkopfes  und  dei-  Backen  durchweg  licht  umbrabraun 
und  sogar  mit  deutlichem  gelben  Anflug.  In  gleicher  Weise 
ist  abvieichend  von  Chalicod.  muraria  die  Behaarung  des 
Mittelleibes  vorwiegend,  diejenige  der  befden  vorderen  Ab- 
dominalsegmente sogar  durchgängig  iiell,  nämlich  je  nach  den 
Individuen  lebhaft  j'uchsrotli  oder  röthlicli  gelb.  Auf  dem 
Thorax  erscheint  nur  die  Scheibe  des  Rückens  und  der  vordere 
Theil  der  Brustseiten  satter  braun,  die  Behaarung  des  Vor- 
derrandes und  des  Schildchens  sowie  ganz  besonders  die  lange 
wollige  des  Hinterrückens  ebenso  hell  wie  diejenige  der  Hin- 
terleibsbasis. Auch  auf  den  drei  folgenden  Hinterleibsringen 
lässt  die  dichte  Fransung  der  Endränder  häufig  noch  eine 
fahlbraune  Färbung  erkennen.  Die  Scopa  ist  bald  bis  auf 
wenige"  röthliche  Borsten  in  der  Miltellinie  des  Bauches  ganz 
russschwarz,  btild  in  weiterer  Ausdehnung  rostroth.  Die  Fär- 
bung der  Flügel  ist  gewissermaassen  derjenigen  der  weiblichen 
Chal.  muraria  gerade  entgegengesetzt;  denn  vvährend  sie  sich 
bei  letzterei-  von  der  Basis  aus  bis  zum  Ende  der  geschlos- 
senen Zellen  besondeis  intensiv  schwarzbraun  und  stark  stahlblau 
schimmernd  zeigen,  sind  sie  bei  Chat.  Baetica  hier  gerade  viel 
lichter  als  an  der  Sjdtze,  nämlich  durchscheinend  gelblich 
braun.  Tegulae  wie  bei  Chal.  muraria  pechsciiwarz,  die 
Behaarung  aber  gelbbraun.  An  den  Beinen  sind  die  Tarsen 
dunkler,  auch  das  Endglied  pechbraun;  die  Behaarung  an 
der  Aussenseite  der  vorderen  Metatarsen  meist,  die  Beborstung 
an  der  Innenseite  der  liinteren  stets  düsterer  rothbraun,  weniger 
kupfrig  schimmernd. 

Ein  Vergleich  des  Männchens  mit  demjenigen  der  Chal. 
muraria-  ergiebt  für  die  vorliegende  Art  im  Grunde  keine 
weiteren  Unterschiede  als  1  )  eine  etwas  feinere,  kürzere  und 
dichtere  Behaarung  auf  Kopf,  Thoraxrücken,  Schildchen  und 
Hinterleib  und  ein  dadurch  bedingtes  glatteres  und  weicheres 
Ansehen  des  gesammten  Pelzes,  \\  elcher  überdies  auf  den  drei 
letzten  Abdominalringen  \^•eniger  rein  schwarz  erscheint;  und 
2)  die  mit  dem  Weibchen  übereinstimmende  durchweg  pech- 
braune Färbung  der  Tarsen. 

Diese  Art  wurde  in  zahlreichen  Exemplaren  beiderlei 
Geschlechts  in  Andalusien   von  Staudinger  gesammelt. 

3)  Ciialicod.  Lofobvrci.  Alis  salurale  fuscis,  subpa- 
raJh'la,  alra,  inelauotn  ahdomiirisque  hasi  ulriitquc  alho-rillosis. 
hujus  si'(/vienti.s  ?.-— 7.  i/ifcrr////le  nivco-fasrialis. 

Long.   14~I6yj  mill.  V. 

24'- 


866 

(^    Alis    hviler    infiisvalis.    capitc ,    thorace  abdomhmque 
scgnieutis  duobus  ha.saähtis  fJitccscent'i-   vel  olbido-villoftis. 
Long.   13-14  mill. 

Mrqachilc  Lc/'clurii  L epcle t i er.,  Mist.  iiat.  d.  Ilymeiiüpt.  II.  p. 
233,  110.  4.  rV). 

Mc(j((chilc  Lc/'r/)fio('i  Ldcas,  Explor.  scieut.  de  l'Algerio,  Auim. 
articul.  III.  p.  194,  uo.  ViO.  pl.  8.  lig.  1.  (V)- 

Mequvhilc  olhoLrislnlii  iS  in  i  I.  h  ,  Catal.  llvioenopt,  Ins.  Rrit.  Mus. 
I.  p.  151,  no.  13  ($). 

Diese  durch  die  Furbuiig  und  Bindenzeichnung  des  Weib- 
chens leicht  kenntliche  Art  kommt  nicht  nur  auf  Sicilien  und 
in  Algier,  feondern  auch  in  Dahnatien  (Dahl),  Griechenland 
(Waltl)  und  auf  der  Krim  (Pallas)  vor.  Die  schneewei&sen 
Halbbinden  des  weiblichen  Hinterleibes  erstrecken  sicii  nicht 
bei  allen  Exemplaien  auf  die  vier  vorderen  Segmente,  sondern 
hören  zuweilen  schon  mit  dem  zweiten  auf.  Bei  dem  Männ- 
chen sind  die  beiden  ersten  Hinterleibsringe  durchgehends  — 
an  den  Seiten  und  am  Hinterrande  jedoch  beträchtlich  dichter  — 
schneeweiss  oder  gelblicli  greis  behaart,  die  l'olgcndcn  ent- 
Mcdcr  ganz  schwarzhaarig  oder  am  Endrande  lichter  braun 
gefranst.  Slirn,  Scheitel,  'l'horax  und  Schildchen  sind  greis- 
gelb, Gesicht,  Backen,  Brustseiten  und  Hinleniicken  lang  und 
wollig  schneeweiss  behaart.  —  Ob  die  Mcij.  seriaia  Smith 
(a,  a.  0,  p.  152,  no.  17)  auf  das  Männchen  dieser  Art  be- 
gründet ist,  erscheint  nach  den  über  dieselbe  gemachten  An- 
gaben zum   Mindesten  zweifelhaft. 

4)  (,'liulicod.  p yrriio j)eza.  Alis  siihhyaliiiis,  apice  bifn- 
Hcai'is,  iarsis  lade  rii/is.  iti<jra.  /'Nlco-pilosa,  iibdomitiis  segiueii- 
lis  tribiis  vitiniis  alris,  //pirc  (jrisco-fniibriüüs:  feminae  scopa 
tola  rufa 

Long.  12  (,^)  —14  (^)  mill. 

Aiilhojtliora  nieliliiif/a  '•llliger,  Magaz.  f.  Insektcnk.  ^'.  p.  127, 
1.0.  77.  (^). 

Mefjacliilc  ni/ilarsts  Giraud,  \  erhaiidl.  d.  zool.  botan.  Gesellsch. 
XIII    p.  35  G^). 

Clialicodoino  rufa  *  K  ri  e  c  h  b  all  mer  in  coli. 
Unter  den  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Arten  die  kleinste, 
überdiesdurch  die  licht  rostrothenTarsen  in  Gemeinschaft  mitden 
an  der  Basis  fast  glasheilen  Flügeln  und  der  Färbung  der  Körper- 
behaarung leicht  kenntlich.  In  BetreiF  des  Männcliens  kann 
auf  die  von  Giraud  (a.  a.  0.)  gelieferte  ausfühiliche  Be- 
schreibung verwiesen  werden.  Das  Weibciicn  zeicbnet  sich 
zunächst  durch  die  ganz  rostrothe  Scojui  aus  und  unter- 
scheidet sich  A  om  Männchen,  mit  welchem  es  in  der  Färbung 
der  Behaarung  fast  ganz  übereinstimmt,  1)  duich  grösseren 
und  robusteren  Körper,  2)  durch  die  im  Beieich  der  Spitzen- 
hälftc  stärker  gebräunten  und  deutliciier  blau  scliimmernden 
Flügel,  3)  durch  die  auch  an  der  äussersten  Basis  liciit  rost- 


3*S7 

rothen  Metatarsen  der  Mittel-  und  Hinterbeine  sowie  durch 
die  biutrothc  Spitze  aller  drei  Scliienenpaare,  4)  durch  die 
russschvvarz  behaarte  Scheibe  des  Tlioraxrückend  und  die 
weitere  Ausdehnung  der  sch\A  ärzlichen  Behaarung  des  Scheiteln. 
Diese  Art  scheint  im  südwestlichen  Europa  weit  verbreitet 
zu  tein,  da  sie  von  Kriech  bau  ui  er  bei  Chur,  von  Giraud 
in  Südfiankreich,  von  Hoffmannsegg  in  Portugal  und  von 
Staudinger  im  südlichen  Spanien  gefunden  worden  ist.  — 
Da  bereits  Lepeletier  (Hist.  nat.  d.  Hymenopt.  II.  j).  310, 
HO.  2)  eine  ChaUcodoma  rufifarsis  (aus  Algier)  beschiieben 
hat,  so  kann  der  von  Giraud  für  die  vorliegende  Art  ge- 
wählte Name  nicht  verbleiben;  der  oben  citirte  Illigersche 
ist  durcli  keine  Beschreibung  gestützt. 

5)  Clialicod.  rnanicata  Gir.  {Meyachile  manicata  Gi- 
raud, A'erliandl.  d.  zoolog.  botan.  Gesellseh.  XI.  p.  463).  Das 
Männchen  ist  durch  die  von  Giraud  hervorgehobenen  Aus- 
zeicluiungen  der  Vorderbeine  leicht  kenntlich  und  mit  keinem 
anderen  zu  vorwechseln,  das  mir  gleichzeitig  vorliegende 
Weibchen  mit  jenem  in  der  Färbung  der  Körperbehaarung 
fai-t  vollständig  übereinstimmend  und  ihm  auch  an  Grösse 
wenig  überlegen.  Abweicliend  ist,  wie  bei  den  verwandten 
Arten,  die  etuus  stärkere  Bräunung  der  Flügelspitze,  ferner 
die  kürzere  und  in  der  Mitte  der  Stirn  wie  des  Cljpeus  mit 
lussigem  Braun  gemischte  weisse  Gesichtsbehaarung,  die  mehr 
greisgelbe  Behaarung  des  Thoraxrückens  und  des  oberen 
Theiles  der  Brustseiten,  die  weniger  intensiv  fuchsrotlie  (mehr 
rothgelbe)  der  drei  ersten  Hinterleibsringe.  Die  Scopa  ist  auf 
dem  Endsegmente  tief  schwarz,  im  Uebrigen  dunkel  rostroth. 

Beide  Geschlechter  dieser  Art  liegen  mir  aus  Attica 
und   von  Cephalonia  (Krüper)   vor. 

6)  Clialicod.  Sicula  Lepel.  (^Apis  sicitla  Rossi).  Sie 
steht  durch  den  kürzeren  und  dickeren,  zugleicli  dichter 
pelzig  behaarten  Körper  der  vorhergehenden  Art  näher  als 
den  übrigen  Europäischen,  entbehrt  aber  im  männlichen  Ge- 
schlecht der  die  Vorderbeine  jener  auezeichnenden  plastischen 
Besonderheiten.  Durch  das  intensive  Colorit  ihres  Pelzes  zu 
den  farbenprächtigsten  Europäischen  Bienen  gehörend,  unter- 
scheidet sie  sich  von  allen  vorhergehenden  Arten  schon  durch 
die  brennend  rothen  Beine,  an  M-elchen  nur  die  Basis  der 
Schenkel  in  geringerer  oder  weiterer  Ausdehnung  schwarz 
erscheint;  bei  den  Weibchen  ist  letztere  Färbung  zuweilen 
auf  die  äusserste  Basis  der  Vorderschenkel  beschränkt,' wäh- 
rend sie  sich  gewöhnlich  auf  alle  drei  Paare  ausdehnt,  am 
dritten  aber  in  der  Regel  nicht  weit  hinaufreicht. 

Die  Art  ist  allen  drei  Südeuropäischen  Halbinseln  eigen 
und  komniL  auch  in  Algier  und  Egypten  vor. 


36S 


Nachtrag  zu  S.  290    293. 

(Auszug  aus  der  Schlesischen  Zeitung  vom  23.  Juni.) 

Beschreibung  der  kranken  Pfl  a  uzen  (Gerste  und 
Hafer).  Je  nachdem  die  Pflanzen  mehr  oder  weniger  von 
der  Grenze  des  Roggens  entfernt,  also  im  jüngeren  oder 
späteren  Alter  ergriffen  waren,  zeigten  sie  ein  verschiedenes 
Ansehen,  die  letzteren  hatten  sich  bestockt  und  einen  oder 
mehrere  stärkere  Halme  gebildet,  während  am  Grunde  der- 
selben meist  eine  Anzahl  getödteter  Triebe  voihanden  waren; 
doch  sind  auch  erstere  oft  krank,  selbst  da,  wo  bereits  die 
Aehren  in  den  Blaltscheiden  fühlbar  sind;  ihre  Blätter  sind 
gelb  oder  rotli,  wie  von  Rost  befallen;  die  Blaltscheiden  und 
Halme  selbst  jedoch  grün.  Die  Färbung  der  Blätter  fällt  am 
meisten  in  die  Augen,  da  sie  schon  von  Weitem  sichtbar  wird. 
Bei  genauer  Betrachtung  findet  man  das  Herzblatt  der  kranken 
Halme  nicht  frisch  grün,  sondern  gelb  und  welk;  spaltet  man 
den  Halm,  oder  schält  man  die  umhüllenden  Blattscheiden 
ab,  so  findet  man  dieses  Herzblatt  seiner  ganzen  Länge  nach 
gelb  oder  bräunlich,  fadendünn,  weich,  wie  faulig;  am  Grunde, 
wo  es  auf  dem  Stengel  aufsitzt,  ist  es  angenagt,  wie  abgefeilt; 
man-  findet  daselbst  die  Feilspäne  als  ein  m  eissliches  Mehl, 
das  unter  dem  Mikroskop  aus  abgelösten  Zellen  und  Gefäss- 
stücken  besteht;  dieses  ganze  Stück  reisst  leicht  vom  Halm 
ab;  letzterer  ist  in  der  Kegel  gar- nicht  oder  nur  an  seiner 
Spitze  angegriffen,  und  entwickelt  am  Grunde  neue  Trieb- 
knospen. War  die  Pflanze  schon  in  der  ersten  Jugend  an- 
gegriffen, so  geht  sie  bis  zum  Grunde  ein  und  lässt  nur  welke, 
trockene  Blattscheiden'  zurück. 

Ursache  der  Erkrankung.  In  allen  so  beschaffenen 
Pflanzen  finden  wir  meist  nur  eine,  selten  zwei  v/eisse  Fiiegen- 
maden  im  Grunde  des  Herzblattes  '/^  —  1  Zoll  über  dem 
Boden;  es  lässt  sich  zweifellos  feststellen,  dass  diese  Maden 
durch  Abnagen  des  jüngsten,  innersten  Herzblättchens  und  des 
Endtriebs   das  Wachsthum  des  Halms  vernichtet  haben. 

In  den  im  frühen  Alter  angegriffenen  Pflanzen,  sowie  in 
den  todten  Seitentrieben  der  kräftigen  Halme  finden  sich  ge- 
genwärtig nur  die  braunen  Puppen;  theilweise  sind  sie  auch 
ganz  leer,  da  bereits  seit  Anfang  dieses  Monats  die  winzigen 
Fliegen  ausschlüpften. 

Letztere,  schwarz,  glänzend,  lebhaft,  sind  von  mir  sclion 
früher  beschrieben  worden.  Nachdem  ich  die  von  mir  in 
grosser  Zahl  aus  krankem  Hafer  erzogenen  Fliegen  der  ersten 


369 

Autorität  für  diese  schwierige  Thierklasse,  Herrn  Professor 
Dr.  Loew  zur  Bestimmung  übersendet,  ist  sie  von  demselben 
für  die  Fritf liege,  Oscinis  Frit  der  neueren  Autoren  er- 
klärt worden. 

Lebensweise  der  Fritfliege.  Es  ist  zur  Genüge  be- 
kannt, dass  die  Maden  der  FritHiege  in  der  Wintersaat  leben, 
und  iiier  oh  ungeheuren  Schaden  anrichten ;  es  findet  sich  zu 
Wintersbeginn  kaum  eine  kranke  Weizen-  oder  RoggenpHanze, 
MO  die  Made  niclit  entweder  allein,  oder  in  Gesellschaft  mit 
•.indeien  Getreidefeinden  haust.  Während  in  den  meisten 
Büchern  ausser  dieser  Wintergeneration  von  der  F'ritfliege 
nur  noch  eine  Sommergeneration  erwähnt  wird,  welche  in 
Schweden  durch  Verschrumpfen  der  Körner  in  den  Gersten- 
ähren verderblich  wird,  erklärt  Herr  Professor  Loew  es  noch 
nicht  für  völlig  zweifeUos,  ob  die  Fliege  in  den  schwedischen 
Gerstenähren  mit  der  unserigen  identisch  sei.  Nach  den  gü- 
tigen Mittheilungen  dieses  berühmten  Forschers  entwickelt 
sicij  aus  den  Larven  der  Wintersaaten  eine  Frühlingsgenera- 
tion der  Fritfliege,  die  ihre  Eier  auf  die  junge  Sommersaat 
ablegt,  in  den  darauf  folgenden  Generationen  sich  immer  mehr 
von  den  Feldern,  die  ihren  Larven  keine  zarten  Blätter  mehr 
bieten,  verliert  und  auf  benachbarte  Grasplätze  und  Wiesen 
übergeht,  auf  denen  die  Fliege  bis  zum  späten  Herbst  unend- 
lich gemein  und  zahlreich  ist,  aber  tlieils  ihrer  Kleinheit 
wegen,  theils  weil  der  durch  sie  angerichtete  Schaden,  trotz 
seiner  Grosse  wenig  in  die  Augen  fällt,  meist  übersehen  wird. 
So  ist  der  gewöhnliche,  oft  beobachtete  Lauf  der  Erschei- 
nungen. 

Diesjähriger  Verlauf.  Dass  in  diesem  Jahre  die 
Fritfliege  zu  einer  Landplage  geworden,  und  den  Hafer, 
welcher  gewöhnlich  als  befreit  von  zweiflügligen  Getreide- 
feinden angegeben  wird,  sowie  die  Gerste  in  so  eriieblichem 
Maasse  beschädigt  hat,  liegt  nach  brieflicher  Darstellung  des 
Herrn  Prof.  Loew  an  dem  abnormen  Witterungsverlauf  des 
letzten   Winters  und  Frühjahrs. 

Aussicht  für  die  Zukunft.  Aber  gerade  das  eigen- 
thümliche  Zusammentreflen  von  Witterungsverhältnissen, 
welche  die  Fritfliege  zum  Nachtheil  unsrer  Felder  in  völlig 
abnormer  Weise  begünstigten,  wird  sich  schwerlich  so  bald 
wiederholen  und  es  itt  daher  nach  der  competenten  Ansicht 
von  Prof.  Loew  nicht  zu  befürchten,  dass  die  Verwüstungen 
in  ähnlicher  Weise  bald  wiederkehren  werden.  Nur  wenn  die 
Witterung  bis  zum  nächsten  Sommer  genau  denselben  Verlauf 
nehmen  sollte  wie  bisher,  würde  sich  der  Schaden  bis  zu 
enormer  Höhe  steigern  können. 

Andere  Maden.     Die  Witterung  hat  otlenbftr  in  diesem 


370 

Frühjahr  auch  andere  Fliegen  und  Mücken,  die  als  Getreide- 
feinde berüchtigt  sind,  begünstigt;  denn  auch  von  anderen 
Getreidealten  .'^ind  mir  Kranklieitserscheiniingen  niitgetheilt 
\A  orden,  die  von  dergleichen  Maden  veranlasst  wurden.  Zwar 
ist  der  im  Jahre  1860  im  Samland  und  der  Weichselniederung, 
im  Jahre  1867  (Juli)  in  Neu  Vorpommern  und  Rügen  beob- 
achtete Gerstenblattzers  türer,  Hydrellia  griseola  Fallen, 
auf  den  der  geschätzte  Berliner  Correspondent  des  „Landwirth'-' 
Nr.  24  mich  aufmerksam  gemacht,  in  Schlesien  von  mir  dies- 
mal noch  nicht  beobachtet  worden.  Dagegen  leidet  der  Wei- 
zen in  ungewöhnlichem  Grade  durch  die  Zerstörung  der  Hes- 
senfliege (Cecidomjia  destructor),  welche  die  unteren  Halm- 
knolen  anfeilt,  worauf  die  verletzte  Stelle  sich  schwarz  färbt 
(durch  Bräunung  der  Zellmembranen  bis  in  das  Mark  hinein); 
durch  sie  sind  manche  Felder  (z.  B.  bei  Lissa  und  Brieg)  im 
Ertrage  ausserordentlich  zurückgebracht,  da  die  verletzten 
Halme  sehr  kurz,  schwach,  brüchig,  kaum  im  Stande  sein 
werden,  eine  Aehre  zu  tragen.  Im  Weizen  aus  Mangschütz 
habe  ich  auch  die  Larve  von  Chlorops  taeniopus  gefunden, 
welche  das  Halmglied  unter  der  Aehre  anfeilt  und  deren 
Hervortreten  aus  der  Blattscheide  zurückhält.  In  den  Roggen- 
feldern hat  Herr  Schander  auf  Lorankwitz  hei  Koberwitz 
kranke  Aehien,  durch  gelbweisse  Flecken  erkennbar,  beob- 
achtet und  eingesandt,  in  denen  die  Körner  durcii  die  zahl- 
leichen  Maden  der  Weizen mücke  (Cecidomyia  Diplosis 
triiici)  zerstört  sind:  es  finden  sich  in  einzelnen  tauben  BIü- 
then  15 — 20  Maden,  die  .'<ieh  gern  an  einander  hängen,  gelb 
und  Minzig  klein,  ^/.^  —  1   mm.  gross  sind. 

Jassus  sexnotatus.  Ich  habe  nunmehr  die  Ueberzeu- 
gung  gewonnen,  dass  überall,  m  o  die  Sommerung  in  der 
oben  geschilderten  Weise  vernichtet  oder  angegriffen  worden 
ist,  dieselbe  ^'on  den  Larven  der  Fritfliege  oder  von  anderen 
Zweiflüglern  heimgesucht  wurde,  deren  Anwesenheit  eich 
immer  zunächst  durch  das  Absterben  des  Herzblattes  verrieth. 
In  den  letzten  Tagen  sind  mir  auch  von  mehreren  Landwir- 
then,  insbesondere  aus  dem  Kreise  Poln.- Wartenberg,  selbst- 
ständige Beobachtungen  über  das  Vorkommen  der  Fliegen- 
maden in  der  kranken  Sommerung  mitgetheilt  worden.  Wenn 
die  Maden  in  anderen  Fällen  übersehen  wurden,  so  trägt  die 
Schuld  davon  die  zunächst  den  Beobachtern  entgegengetretene 
unge\A  öhnliehe  Entwickelung  eines  zweiten  Insekts,  das,  viel- 
leicht auch  von  den  Roggenfeldein  ausgehend,  in  zahllosen 
Schwärmen  über  das  kranke  Sommergetreide  herfiel,  die 
Blätter  zum  Theil  wie  schwarzer  Staub  bedeckte,  sie  aus- 
saugte, und,  wie  ich  annehmen  muss,  die  rothe  und  gelbe 
Färbung   derselben,  die  meist  nur  die  Blattfläche  trifft,    aber 


371 

bi?  zur  Bayits  clor  Blatter  und  deren  Scheiden  nicht  hinabreicht, 
veranlas.'^t  hat.  Dieses  als  Larve  ungellügelte  und  gleich  dem 
Erdtloh  hüpfende,  später  aber  viertlüglige  tliegenähnliche, 
bald  mehr  schwarz,  bald  inelir  gelb  gefärbte  Thierchen  i^t, 
wie  ich  schon  er^^■ähnt,  die  unter  dem  Namen  des  sechs- 
fleckigen Jassus  bekannte  Zwerg-Cicadc  (Jassus  sex- 
notatus  Fallen). 

Wo  sich  dieselbe  auf  gesunden  Roggen-  oder  Weizen- 
feldern, oder  auf  Wiesen  niederliess,  hat  sie  meist  keinen  be- 
merkbaren Schaden  angerichtet;  auf  den  durch  die  Made  er- 
krankten Gersten-  und  Haferfeldern  aber,  die  sie  vielleicht 
mit  Vorliebe  heimsuchte,  scheint  sie  zur  Abtödtung  der  älteren, 
\on  der  Made  nicht  direct  betroffenen  Blätter  und  dadurch 
zur  Schwächung  der  Pflanzen  wesentlich  beigetragen  zu  haben. 

Interessant  ist,  dass  gegenwärtig  dieses  Thierchen  von 
einer  Epidemie  befallen  und  hingerafft  wird,  deren  Ursache 
ein  in  seinem  Blut  sich  entwickelnder,  mikroskopi- 
scher Pilz,  Empusa  ist:  derselbe,  der  im  Herbst  die  Stuben- 
fliegen tödtet.  Man  erkennt  die  durch  Emjiusa  getödteten 
Cieaden  dadurch,  dass  ihre  vier  Flügel  ^^  ie  zum  Fliegen  aus- 
gebreitet und  ihre  angeschwollenen  Körper  von  dem  weissen 
Staube  der  Pilzsporen  bestreut  sind;  in  solcher  Gestalt  haften 
sie  an  den  Blättern  der  Getreidepflanzen. 

Breslau,   19.  Juni   1869. 

Prof.  Ferdinand   Co h n. 


372 


Butalis  Heinemanni 

von 
H.  «.  ]?lS«c9iler. 

Alis  anticis  olivaceis,  linea  longitudinali  ex  basi  nascenle 
et  alam  mediam  superante;  inacula  alba  niarginali,  antennis 
a  radice  subtus  albo-luteis,  palpis  a  radiee  et  media  inl'eriore 
parte,  ore,  abdomine  .subtus    et  femoiibus  albo-lutei-s. 

Fühler  schwarz,  auf  der  Unterseite  zeigt  sich  das  Wurzel- 
glied  diclit  weissgelb  beschuppt,  und  von  ihm  dehnt  sich 
diese  Färbung,  schwächer  werdend,  bis  in  die  Mitte  der 
Fühler  aus.  Wurzelglied  und  untere  Hälfte  des  Mittelgliedes 
der  Palpen  weissgelb,  das  Uebrige  schwarzbraun.  Kopf  und 
Thorax  glänzend  dunkel  olivengrün,  das  Gesicht  theilweis 
gelblich  beschuppt.  Biust  weissgelb.  Hinterleib  oben  oliven- 
grün mit  Kupferglanz,  unten  ganz  weissgelb.  Vorder-  und 
Mittelbeine  schwärzlich,  mit  weisslicher  Beschuppung.  Hinter- 
beine weissgelb,  nur  die  Tarsen  schwärzlich   beschuppt. 

Vorderflügel  dunkel  olivengrün,  stark  glänzend,  aus  der 
Wurzel  zieht  ein  weisser,  kaum  gelblich  angeflogener  Längs- 
streif bis  über  den  Innenwinkel  saumwärts ;  nahe  hinter  ihm 
steht  ein  weisser  Fleck,  welcher  höher  als  breit  ist  und,  an 
seinem  untern  Ende  in  einer  kleinen  Spitze  vortretend,  den 
Saum  berührt.  Franzen  schwarzbraun.  Hinterflügel  schwarz- 
braun, mit  gleichfarbigen,  gegen  das  Ende  kaum  lichter 
werdenden  Franzen.  Unterseile  aller  Flügel  schwavzgrau,  die 
Franzen  dunkler,  die  Oberseite  gleich  gefärbt.  Flügelspannung 
17  mm.,  Vorderflügelbreite  2  mm. 

Von  den  Weibern  von  Knochella  SV.  und  Puncti- 
vittella  Costa,  mit  welchen  die  neue  Art  blos  verglichen 
werden  kann,  unterscheidet  sich  dieselbe  hinlänglich,  und 
zwar  von  Beiden  durch  die  gelbliche  Färbung  der  Fühler, 
der  Palpen,  des  Gesichtes  und  des  ganzen  Hinterleibes;  was 
Letzteren  betrifft,  so  zeigt  das  Weib  von  Knochella  SV.  nur 
die  letzten  fünf  Segmente  unten  weisslich,  das  letzte  auchjn 
den  Seiten  schwärzlich  gefäibt,  und  überdies  ist  bei  dieser 
Art  auch  das  vorletzte  Segment  auf  der  Überseite  weisslich 
gefärbt.  Punctivittella  Costa  führt  nur  die  zwei  oder  drei 
letzten  Hinterleibssegmente  unten  weisslich,  das  letzte  eben- 
falls in  den  Seiten  dunkel.  Die  Hinterbeine  zeigen  bei  diesen 
Arten  nicht  weissliche,  sondern  schwärzliche  Schienen,  die 
Tarsen  dunkler,  Punctivittella  auch  dunkle  Schenkel.  Ueber- 
dies    ist   die  Grundfarbe    des  Thorax,   Kopfes,    der  Oberseite 


373 

des  Hinterleibes  und  der  Vorderflügel  bei  Punctivittella  nicht 
grün,  sondern  schwarzbraun  und  nur  schwach  glänzend,  der 
weisse  Längsstreif  der  VordertJügel  ist  zudem  viel  kürzer, 
kaum  die  Flügelmitte  erreichend,  der  weisse  Fleck  bildet  ein 
schräg  gestelltes  Oval  und  tritt  an  seinem  untern  Ende  nicht 
in  einer  Spitze  vor,  steht  auch  vom  Saum  entfernter.  Von 
Knochella  SV.  unterscheidet  die  neue  Art  die  bedeutendere 
Grösse  und  die  viel  stärkere  weisse  Vorderllügel/.eichnung. 

Mein  einzelnes  weibliches  Exemplar  wurde  in  der  Gegend 
von  Nizza  durch  Heirn  Graf  von  Hoffmannsegg  in  Ramenau 
gefangen  und  mir  freundlichst  mitgetheilt. 

Wenn  icli  diese  Art  nach  meinem  Freund  Herrn  v.  Hei- 
nemann in  Braunschweig  benenne,  so  wird  dies  um  £0  pas- 
sender gefunden  werden,  als  der  verdienstvolle  Bearbeiter  der 
Schmetterlinge  Deutschlands  nicht  beabsichtigt,  den  Namen 
Tiecheria  Heinemanni,  welcher  bisher  nur  nomen  in  litteris 
war,  in  dem  letzten  Bande  seines  Werkes  beizubehalten. 

Kionförstchen  bei  Bautzen,  März  1869, 


Apion  Steveni  Gyll.  Seh.  species  insignis 
et  propria 


von 
Dr.  Betlie. 


Fast  wäre  es  mir  begegnet,  uass  ich  obiges  Apion  als 
neue  Art  beschrieben  hätte.  Schuld  daran  wäre  die  neuerdings 
mehrfach  angenommene  Identificirung  desselben  mit  Ap.  flavo- 
lemoratum  Hrbst.  gewesen-  so  in  MarseuFs  Katalog,  so  in 
Wencker's  Monographie  der  Apionen  in  der  Abeille  1864  p. 
160.  57,  wobei  jedoch  Wencker  die  Bemerkung  macht:  „le 
Steveni  Schh.  d'Astrachan  semble  appartenir  a  cette  espece 
(tJavofemoratum);  ferner  im  neuen  Berliner  Catalog  des  Dr. 
Stein. 

üebrigens  war  Herr  Desbrochers  des  Loges  in  derselben 
Lage  gewesen,  wie  ich  aus  den  Mittlieilungen  der  Schweizeri- 
schen entomologischen  Gesellscliaft   1867  ersah. 

Dr.  Kraatz  hatte  aber  bereits  in  der  Berliner  Entomolo- 
gischen Zeitschrift  X.  303  die  unstatthafte  Vereinigung  ge- 
nannter Käfer  ganz  beiläufig  monirt,  was  ich  übersehen  hatte 
und  wovon  icli  uider  mein  Erwarten  erst  später  aus  dem 
kürzlich  erschienenen  Inhaltsverzeichnisse  der  Berl.  Zeitschrift 
zu  Jahrg.  1863  —  68  Kenntniss  erhielt. 


s 


374 

Ich  gebe  in  Nachfolgendem  die  erweiterte  Beschreibung 
Gjllenhals  in  Schönherr''s  Sjnonymia  Int^ector.  Tom.  V.  394. 
69,  die  niancliem  Entomologen  itngenehm  sein  dürfte. 

Apion  Steveni  Schli. 

Robustum,  nigrum,  gl  ab  r  um,  pedibus  rufo-brunneis  vel 
rutis,  thorace  rüde  plus  minusve  remote  punclato,  postice 
fovea  profunda  insculpto;  elytris  subglobosis,  striato-punctatis, 
A'iridi-coeruleis,  inferstitiis  Intis,  j)lani!^,  seiiatim  remote  punc- 
tatis. 

Mas.  rostro  breviore,  pedibus  fere  omnino  rufii?. 

Fem.  vostro  longiore,  femoribus  rufescenlibu?. 

Patria:  Rossia  meridion.  oricntal.     Long.  3  mm. 

Von  der  Gestalt  des  Ap.  sorbi  $.  die  Stirn  eben,  mit 
3  oder  4  liefen,  kurzen  und  unregejmässig  gestellten  Furchen. 
Der  Rüs.'el  so  lang  oder  länger  ( 5?^)  als  Kopf  und  Thorax, 
gebogen,  eylindriscli,  zerstreut  punktirt,  mit  dicken  subba- 
silar  inserirten  sclnvarzbraunen  Fühlern.  Der  Thorax  ist 
kaum  länger  als  an  der  Basis  breit,  nach  vorn  verengt,  ge- 
wölbt, etwas  uneben,  mehr  oder  weniger  entfernt  und  sehr 
grob  punktirt,  mit  einer  tiefen,  nach  vorn  in  eine  schmale 
Furche  auslaufenden  länglichen  Grube.  Das  Schildchen  ist 
stumpflanzettf(3rmig,  an  der  Basis  vertieft.  Dii'  Flügeldecken 
sind  breit  und  gewölbt,  wie  der  übrige  Körper  unbehaart, 
fast  doppelt  so  breit  als  die  Basis  des  Halsschildes,  nach 
hinten  erweitert,  blau  oder  bläulich  grün,  scharf  gestreift, 
fast  gefurcht,  mit  nicht  sehr  nahen  Punkten.  Die  Zwischen- 
räume sind  breit,  oben  mit  einer  regelmässigen  Reihe  entfernt 
stehender,  nicht  sehr  feiner  Punkte.  Die  Unterseile  ist  ziem- 
lich stark  punktirt.  Die  Beine  sind  beim  ,j  mit  Ausnahme 
der  Schenkelbasen,  der  Kniee  und  Tarsen  roth;  beim  -V  die 
Mitte  der  Schenkel  geröthet.  Apion  Steveni  muss  demnach 
als  eigne  Species  betrachtet  werden  nnd  seinen  Platz  vor 
A.  flavofemoratum  einnehmen. 


375 


Doctor  und  Apotheker. 

No.  2. 

Die  inzwischen  vom  Doctor  -  Kataloge  in  laacher  Folge 
erschienenen  Bände  2,  3,  4  bestätigen  den  rühmlichen  Fleiss 
der  beiden  Herren  Verfasser,  ich  habe  für  die  Lamellieovnien, 
namentlich  iür  die  kothfres.sende  Halbschied,  nie  eine  sonder- 
liche Vorliebe  gehabt,  und  l'ühle  mich  desiialb  \\  eniger  be- 
rufen, den  vierten  Band  spcciell  zu  besprechen,  welcher  aus- 
scbliesslicli  vom  Baron  v.  Harold  redigirt  ist.  Immerhin  darf 
icli  den  Beweis  nicht  schuldig  bleiben,  dass  ich  darin  geblättert 
habe.  Die  Frage,  wo  der  Oit  Sali  ei  liegt,  will  ich  nicht 
stellen,  denn  ich  kann  mir  leicht  denken,  dass  diese  apokry- 
phische  Patria  hinter  dem  Aphodius  Sallei  ein  Correcturfehler 
statt  Mexico  ist.  Aber  darüber  \\  ünschtc  ich  Mohl  belehrt  zu 
werden,  deshalb  Haiold  Psammobius  statt  Psammodius  ein- 
geführt hat?  Bei  seinen  Citaten  steht  zwar  für  letzteren 
Namen  Serville  als  Autor,  aber  der  geht  mich  um  so  we- 
niger an,  als  der  richtig  gebildete  Name  der  Gattung  Psam- 
modius in  den  J8ü8  erschienenen  Insecta  suecica  Gyllenhals 
Pars  I.  pag.  0  licgründet  zu  lesen  steht.  Weshalb  in  aljer 
Welt  soll  nun  dieter  Name  verworfen  werden  zu  Gunsten  des 
1841  von   Heer   errichteten   Psammobius? 

Der  Symmetrie  halber  will  icii  auch  mit  Dr.  Gemminger 
nicht  darüber  rechten,  dass  er  den  ehrlichen  Grape,  ^A•elchem 
Gyllenhal  einen  Coljmbetes  dedicirt  hat,  in  Grappi*)  umtaufen 
liess:  ich  kann  nur  sagen,  dass  in  Beziehung  auf  scharfe  und 
gewissenhafte  Correetur  "'■''' j  der  Doctor  -  Katalog  bei  weitem 
alle  seine  Vorgänger  ohne  Ausnahme  übertlügelt.  Aber  den 
von  aller  Welt  rccipirten  Namen  Pelobius  hätte  er  ruhig  auf 
dem  Throne  lassen  und  nicht  durch  die  zueiCelhafte  Hjdrachna 
Fabr.  verdrängen,  noch  viel  weniger  die  Pseudo- Etymologie 
von  v6(OQ  und  dQctxra  dazu  setzen  sollen,  wo  äxva  vollkommen 
ausreicht. 

Im  dritten  Bande  S.  829  m  ird  «nan  sich  vielleicht  über 
Lordites  glabricola  wundern  und  fragen:  „was  hat  Candcze  mit 
dieser  seltsamen  Speciesbenennung  sagen  wollen  ?'■'  Bei  ge- 
nauerem Nachsehen  findet  sich  aber,  dass  von  Candeze  nicht 
glabricola  sondern  glabricula''^'"'-')  geschiieben,    und    dass  ihm 


•')  Tom  11.  y.  450. 

**)  Selten  stösst  man  auf  leichte  N'ersehen,  wie  z.  H.  S.  628,  wo 
rufitartis  offenbar  rutitarsis  vertritt,  oder  S.  929  <<;io/\-  anstatt  da:iic. 
*<-*J  Mem.  Süc.  Roy.  de  Liege  1861,  XVI.  p.  340. 


376 

dieser  Name  von  Murray  als  derjenige  mitgeiheilt  war,  unter 
welchem  JMuiray  die  Art  in  seiner  (leider  unvollendeten) 
Monogiapliie  der  Nitiduliden  publieiren  wollte.  Mithin  muss 
glabricola  in  glabiieulus  umgetauft  werden,  damit  das  Decorum 
nicht  leide  —  eine  einzelne  Dame  mit  elf  Herren  in  dasselbe 
Gattungs-Carcer  eingeschlossen,  unter  welchen  obendrein  gar 
ein  Gaffer,  ein  Jmmundus  und  ein  InquinatusI  Ausserdem  ist 
bei  dieser  Art  das  Zeichen  vergessen,  welches  sonst  bei  den 
Alten   steht,  deren  Larve   beschrieben  ist. 

Recht  herzlich  dankbar  bin  ich  —  und  gewiss  noch  recht 
Viele  mit  mir  —  dem  Docior  -  Kataloge,  dass  er  (im  heim- 
lichen Widerspruche  mit  seinem  scalpirenden  Emendir  -  Ter- 
rorismus) durch  das  ganze  Werk  die  gleichmässige  Endung 
idae  für  die  Familien  beibehalten  und  die  „Garabici^'  n^il- 
phales^''  und  vollends  die  unsinnigen  „Cucujipes^*  zum  Tempel 
liinausgeworfen  hat,  von  welchen  letzteren  ich  zu  Ehren 
Latreille's  immer  noch  glaube,  dass  das  beabsichtigte  d  in 
Cucujides  bei  dem  Drucke  umgefallen  ist.  Freilich  steht  es 
damit  scheinbar  im  Widerspruch,  dass  das  Wort  in  der  Hist. 
nat.  d.  Grust.  et  Insectes  (1802)  p.  210  zweimal  hintereinan- 
der so  dasteht;  aber  die  Oorrectur  ist  in  diesem  Buche  theils 
schlecht,  theils  confus;  das  erkennt  man  z.  B.  aus  den  Erratis, 
denen  zufolge  auf  S.  448  Cliipj)ie,  chi])pium  stehen  soll,  was 
man  in  Ephippie,  ephippium  verbessein  möge.  Sieht  man  nun 
auf  S.  448  nach,  so  steht  dort  das  Richtige,  nnd  von  der 
komischen  „chipie"  (unedler  Ausdruck  für  Zierlise)  ist  nichts 
zu  entdecken. 

Auch  dafür  votire  ich  dem  Doctor  -  Kataloge  meinen 
öffentlichen  Dank,  dass  er  mit  den  Majuskeln  haushälterisch 
umgegangen,  deren  Verschwendung  in  dem  pharmaceutischen 
schwerlich  zu  billigen  ist.  Lieber  wollte  ich  mir  noch  die  grau- 
same Guillotine  Gken's  und  Herrich-SchäfFer's  gefallen  lassen 
(welche  mit  eiserner  Schärfe  allen  Species-Namen  ohne  Aus- 
nahme die  grossen  Köpfe  abschlagen),  als  diese  obendrein 
inconsequente  Massen  -  Decoration  mit  breitspurigen  Initialen. 
Es  ist  nicht  ersichtlich,  weshalb  Herr  Dr.  Stein  die  Gicindelen 
euphratica  und  sicula  mit  Grosskreuzen  begnadigt,  wenn  er 
die  dazwischenstehende  maura  oder  den  Carabus  barbarus  als 
„fruges  minusculas  consumere  natos"  tractirt,  denn  er  hätte 
bei  dem  letzteren  in  Dejean's  Katalog  aus  dem  dahinterstehen- 
den Vaterlande  Barbaria  leicht  ersehen  können,  dass  damit 
nicht  die  Barbarei  sondern  die  Berberei  gemeint  war.  Ohne 
sehr  subtile  Sophisterei  ^yird  sich  Gerasorum  gegen  „nucum, 
glandium,  druparum"  nicht  retten  lassen,  denn  Ehrn  -  Herbst 
hat  wahr  und  wahrhaftig  nicht  an  die  Kirschbäume  gedacht, 
denen  der  Balaninus  gefährlich  würde,    sondern  an   cerasum, 


377 

die  Kirsche.  Wenn  der  Dr.  vor  der  allerdings  in  Staat  und 
Kirche-  einthifesreiclien  Stir])s  Asinina  den  Hut  to  tief  abzieht, 
(iuss  er  selbst  Gjmnelron  Asellus  schreibt,  so  hätte  unter  den 
Corrigendis  neben  Erinaceus,  Mustela  etc.  auch  ])orculus,  por- 
cus,  sus,  cicer,  chrysomela,  hystrix  (Arnalus),  calcar  (Orchestes) 
nicht  fehlen  dürfen'^;).  Die  Herren  Emendatoren  machen  sich 
nie  klar  genug,  welche  (undankbare)  Last  der  langweiligsten 
Coneequenz  sie  sich  aufbiirden,  wenn  sie  sich  an  der  Stabilität 
ohne  zwingende  Noth  vergreifen  —  sonst  würde  mein  hoch- 
verehrter Freund  Lacordaire  gewiss  nicht  die  bedenkliche 
Anomalie  begangen  haben,  Schönherr's  harmlosen  Rhytideres 
im  Rhytidodeies  auseinander  zu  zerren,  ■  während  er  doch 
Rhvticephalus,  Rhytirhinus  unangefochten  lässt. 

*)  Uebrigeris  gereicht  es  mir  zur  angenehmen  Plliclit,  von  inei- 
nen Accentuirungs-Monitis  in  dem  ersten  Artikel  S.  132  das  eine  wenn 
nicht  zurückzunehmen,  so  doch  für  zweifelhaft  zu  erkläi'en.  Durch 
Agassiz  werde  ich  nämlich  darauf  aufmerksam  gemacht,  Eschschollz 
habe  Athous  von  .9/w,-  (schnell)  mit  a  privativuin  abgeleitet.  Der 
betrelYende  Theil  von  Thon's  Archiv  ist  mir  niclit  zur  Hand,  und  ich 
bescheide  mich  eventuell  gerne,  dass  die  Betonung  von  Athous 
als  Proparoxytonon  richtig  sein  mag.  Dafür  mögen  die  falsch  accen- 
tuirten  Acmaeops,  Anthophylax  als  Ersatzmänner  eintreten,  und  der 
Studiosus  emendatae  locutionis  mag  sich  bei  dem  Schalk  von  Autor 
erkundigen,  was  er  mit  den  räthselhaft  auf  einander  folgenden 
„Böstrychus  Fabr."  und  „Bostrychus  Geoffr."  eigentlich  gemeint  hat. 
Vielleicht  erfährt  er  auch  bei  der  Gelegenheit,  weshalb  der  leicht 
daherllatternde  Zugvogel  xi'/(>r>t.wc  in  den  schwerhinwandelnden  Cy- 
chramus  verkehrt  wurde. 

C.  A.   Dohrn. 


Intelligenz. 


Von  Dr.  Snellen- Vollenhoven's  Iclineumonen- Skizzen  ist 
jetzt  das  Heft  II.  (Braconiden,  72  Figuren  auf  3  Tai.  Quer- 
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378 

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nach  Texas  an,  um  dort  Naturalien  jeder  Art,  namentlich 
aber  Insekten  aub  allen  Ordnungen  einzusammeln.  Er  wiid 
einen  jeden  derartigen  Auftrag,  sei  er  gros«  oder  klein,  ge- 
M'issenhaft  erfüllen.  Bei  Herrn  Boli's  naturwissenschaftlichen 
Kenntnissen  und  seinem  Sammeleifer  lässt  sich  Bedeutendes 
erwarten.  Briefe  wolle  man  bis  Mitte  September  an  Herrn 
Boll,  von  da  an  meine  Adresse  richten. 

Zürich,  i\  Mai    18(>!). 

I'rol'.  Dr.  Heinrich  Frey. 


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Eiitoiiiologiiielie  Zeitung 


herausgegeben 

von  dem 


eiitoiiiologisflieii  Vereine  zu  Stellin. 


Redaction-  ^^  Coilimission  bei   den  Bucliliandl. 

V.  E. S.Mittlerin  Berlin  u.  Fr.Fleischer 

C.  A.  DobrD,   \  ereirid-Präsident.  iii  Leipzio-. 

No.  10-12.  30.  Jahrgang.     Oct.-Decbr.  1869. 


Skandinaviens  Heterocer-Fjärilar, 

beskrifne  af  II.  D.  J.  Wallengren.     Skymnings  ijärilarne. 
Lund  1863.     8. 


Nach  dem  Erscheinen  dei-  zweiten  Ausgabe  der  Linnaei- 
schen  Fauna  Suecica  im  Jahr  1761  haben  die  Schweden  ein 
Imlbes  Jahrhundert  hindurch  nur  Supplemente  zur  Lepidopteren- 
Fauna  ihres  Landes  geliefert.  Erst  1816  gab  Dalman  in 
den  Kongl.  Vetenskaps  Akademiens  Handlingar  in  lateinischer 
Sprache  einen  Versuch  einer  schwedischen  Schmetterlings- 
Fauna  heraus,  der  sich  jedoch  nur  auf  die  Tag-  und  Abend- 
Falter  erstreckt.  Die  Familien  und  Gattungen  sind  darin 
scharf  charakterisiit,  die  Arten  durch  genaue  Diagnosen  unter- 
schieden und  mit  .'Vngaben  über  die  LocaJitäten  und  mit 
kritischen  Bemerkungen  versehen.  Was  Billberg  in  der 
Enumeratio  Insectorum  in  museo  suo  Stockh.  182ü  für  die 
schwedische  Fauna  geleistet  hat,  weiss  ich  nicht,  weil  ich 
sein  Buch  nicht  gesehen  habe  und  es  nur  aus  der  Vor- 
rede zu  Zetterstedt's  Insecta  Lapponica  und  den  darin  er- 
wähnten Benennungen  für  einzelne  Familien  und  Gattungen 
kenne.  In  der  1831)  herausgegebenen  lepidopterologisclien 
Abtheilung  der  Insecta  Lapponica  führt  Zetterstedt  nicht 
bloss  die  lappländischen  Arten  in  systematischer  Keihenfolge 
nach  Dalman's  Methode  auf,  sondern  fügt  in  Anmerkungen 
zu  den  Gattungen  auch  die  gesammten  ihm  bekannten  schwe- 
dischen Arten  bei,  wenn  auch  nur  nach  den  Namen  und  mit 
Bemerkungen  über  iiir  Vorkommen.  Er  hat  also  zuerst  nach 
Ablauf  von  fast  SO  Jahren  seit  dem  Erscheinen  der  Fauna 
Suecica  ein  einigermassen  vollständiges  Verzeichniss  der  sch\^  e- 
dischen    Lepidoptern    geliefert.      Als    eine    Fortsetzung    der 

25 


380 

Dalman'schen  Arbeit  schrieb  Boheman  1848  seinen  Forsök 
tili  sjsteniatisk  uppställning  af  de  i  Sverige  förekommande 
Nattfjärilar,  worin  er  die  schwedischen  Spinner  (diese  in 
Ochsenheimer's  Sinn  genonnmen)  abhandelte*'}-  Darauf  begann 
H.  D.  J.  Wallengren,  jetzt  Prediger  in  Farhult  bei  Höganäs, 
eine  vollständige  Bearbeitung  der  lepidopterologischen  Fauna 
der  skandinavischen  Halbinsel,  indem  er  1853  unter  dem 
Titel  Skandinaviens  Dagfjärilar  (Lepidoptera  Scandinaviae 
Rhopalocera)  den  ersten,  die  Tagfalter  umfassenden  Theil 
erscheinen  lies?.  Diese  gründliche  Arbeit  scheint  ausserhalb 
Schwedens  w  enig  bekannt  geworden  zu  sein,  und  doch  würde 
die  schwedische  Sprache  nur  ein  geringes  Hindemiss  bieten, 
da  nicht  nur  die  Charaktere  der  Familien  und  Gattungen  und 
die  Artdiagnosen,  sondern  auch  die  Beschreibungen  der  merk- 
würdigem Arten  (z.  B.  Arg.  Frigga,  Ljc,  Aquilo)  ausser  in 
schwedischer  auch  in  lateinischer  Sprache  gegeben  sind.  Die 
genauen  Untersuchungen  über  das  Flügelgeäder  gewähren 
auch  bei  den  gemeinsten  Arten  allerhand  Belehrung.  So 
werden  z.  B.  die  Vanessen:  Atalanta,  Cardui,  Antiopa,  C  album, 
Urticae  et  Polychloros  und  Jo  bloss  nach  dem  Aderverlauf 
unterschieden.  Auf  demselben  ist  auch  für  Hjperanthus  ein 
eigenes  Genus  Aphantopus  errichtet.  Sehr  interessant  sind 
auch  die  möglichst  genauen  und  vollständigen  Nachrichten 
über  das  Vorkommen  der  einzelnen  Arten  auf  der  skandi- 
navischen Halbinsel,  besonders  über  ihre  polare  Verbreitung '•''■'). 


«)  Vergl.  darüber  Entom.  Zeitung-  1851  S.  12-17. 

•••*)  Wallengrea  kannte  damals  Lycaena  Argus  0.  nicht  als 
schwedisch  und  hielt  daher  Lyc.  Aegon  für  Linne's  Papil.  Argus, 
dessen  Namen  er  daher  für  letztere  annahm.  Zwei  Jahre  später, 
nachdem  er  das  Vorkommen  unserer  Lyc.  Argus  in  Lappland  kennen 
gelernt  hatte,  schrieb  er  über  den  Linnäischen  Pap.  Argus  (und  Idas) 
einen  ausführlichen  Artikel  in  Öfversigt  of  K.  Vet.  Akad.  Förhandl. 
1855  p.  205—210).  Nach  seiner  Behauptung  hat  Linne  die  beiden 
Geschlechter  unserer  Lyc.  Aegon  als  Argus  ((J)  und  Idas  (^)  be- 
schrieben. Allein  seine  Gründe:  die  fascia  albida  (bei  Idas)  auf  der 
Unterseile  der  Hinterflügel  (wofür  unser  Argus  $  einen  Bogen  weisser, 
eckiger  Flecke  hat),  die  rothgelbe  fascia  obsoleta  auf  der  Oberseite 
derselben  Flügel  (die  bei  Argus  0,  deutlicher  ist)  und  das  habitat  in 
ericetis  haben  für  uns  nicht  das  Ueberzeugende,  was  sie  für  den 
Verfasser  haben.  Linne's  Beschreibungen  sind  viel  zu  oberflächlich, 
als  dass  die  einzelnen  Worte  haarscharf  aufgefasst  werden  könnten  •, 
die  Angaben  passen  daher  mit  ihren  Ungenauigkeiten  und  Auslassun- 
gen auch  auf  Lyc.  Argus  0.  Am  meisten  spricht  allerdings  für 
Wallengren's  Ansicht  das  habitat  in  ericetis  (das  doch,  wie  ich  Ent. 
Ztg.  1868  S.  127  angemerkt  habe,  in  manchen  Gegenden  dem  Argus  0. 


381 

Für  letztere  haben  Staudinger  und  Wocke  durch  ihre  Reisen 
nach  Finmarken  und  dem  Dovretield  (Ent.  Ztg.  1861  und 
1864)  Bedeutendes  geleistet;  aber  in  ihren  Mittheilungen 
nehmen  sie  auf  das  Wallengren'sche  Werk  gar  keine  Rück- 
sicht; ja  es  sclieint  ihnen  dabei  ganz  unbekannt  geblieben  zu 
sein,  obgleich  Staudinger  in  seinem  1861  herausgegebenen 
Catalog  der  Lepidoptern  Europa's  S.  13  bei  Epineph.  Hyper- 
anthus  Wallengren's  Genus  Aphantopus  erwähnt. 

Volle  zehn  Jahre  verflossen,  ehe  die  Fortsetzung  der 
Wallengren'schen  Fauna,  der  erste  Theil  von  Skandinaviens 
Heterocer-Fjärilar,  der  die  Abendschnietterlinge:  Skymnings- 
fjärilar,  behandelt,  erschien.  Es  ist  bei  der  natürlichen  Armuth 
Schwedens  an  hierher  gehörigen  Arten  ein  dünnes  Bändchen 
von  XXII  Seiten  Einleitung  zu  den  Heteroceren  und  112  Seiten 
Text.  Aus  jener  hebe  ich  als  besonders  wichtig  den  Theil 
hervor,  der  das  Flügelgeäder  betrifft,  weil  nicht  nur  die 
Hauptadern,  sondern  auch  deren  Aeste  eigene  Namen  erhalten, 
indem  „die  von  den  meisten  deutschen  Lepidopterologen  ge- 
brauchte Bezeichnungsweise  [es  ist  doch  wohl  die  mit  Ziffern 
gemeint]  weniger  wissenschaftlich  scheint^'.  Der  Vollständig- 
keit wegen  gebe  ich  auch  das  hierher  gehörende  Stück  aus 
dem  ersten  Theil  des  Werks,  Morin  es  S.  XIV  heisst: 

„Die  Flügelmembran  wird  durch  hohle  Hornröliren  aus- 
gespannt gehalten,  welche  Rippen  (nerver,  costae)  genannt 
werden  und  Kur  Bestimmung  von  Gattungen  und  höheren 
Abtheilungen  sehr  brauchbar  sind.  Ihre  höchste  normale  Zahl 
ist,  wenn  man  sie  bei  ihrem  Ausgehen  aus  der  Flügelwurzel 
betrachtet,  eigentlich  6.  Es  sind:  1.  die  Costa  1  rippe  (fram- 
kantsnerv,  costa  costalis  s.  marginis  anterioris),  welclie  im 
Vorderrande  selbst  läuft.  2.  die  Subcostalrippe  (subcostal- 
nerv,  costa  subcostalis),  welche  zunächst  der  vorigen  aus  der 
Flügelwurzel  kommt  und  am  öftesten  in  den  Vorderrand  des 
Flügels  selbst  ausläuft.  3.  und  4.  die  vordere  Mittel  rippe 
(främre  mediannerv,  costa  mediana  anterior)  und  die  hin- 
tere Mittelrippe  (bakre  mediannerv,  costa  mediana  poste- 
rior), welche  beide  an  der  Flügelbasis  einander  ziemlich  nahe 
stehen,  sich  aber  in  ihrem  Verlauf   sehr   bedeutend    von  ein- 


ganz angemessen  ist)  und  die  Un Wahrscheinlichkeit,  dass  Linne  den 
vielleicht  nur  in  Lappland  lebenden  oder  doch  im  übrigen  Schweden 
höchst  localen  Falter  vor  sich  gehabt  haben  sollte,  und  gerade  die 
geraeine  Art  nicht.  Aber  befände  sich  Lyc.  Aegon  als  Pap.  Argus 
oder  Idas  in  Linne's  Sammlung,  so  würde  Stephens,  der  früher  die 
Linnacische  Benennung  Argus  auf  den  Aegon  anwandte,  nicht  in  List 
of  British  Animals  V.  Lepidoptera  p.  20  zur  Benennung  Aegon  für 
den  Englischen  Falter  zurückgekehrt  sein. 

25* 


3S2 

ander  entfernen  und  mehr  oder  weniger  Aeste  (grenar,  rami 
.s.  ramuli)  nach  den  Flügelrändern  hinsenden,  5.  die  Sub- 
dorsalrippe  (subdorsalnerv,  cosla  subdorsaiis)  ,  welche  ge- 
wöhnlich in  den  Innenwinkel  des  Flügels,  doch  bisweilen 
auch  in  den  Innenrand  ausläuft.  Endlich  6.  die  Dorsal - 
rippe  (dorsalnerv,  costa  dorsalis),  die  immer  in  den  Innen- 
rand des  Flügels  ausläuft.  Selten  sind  diese  Rippen  sämmt- 
lich  vorhanden;  besonders  bei  den  sogenannten  Microlepido- 
ptern  werden  mehrere  vermisst.  Die  beiden  Mittelrippen 
schliessen  von  zwei  Seiten  eine  Zelle  ein,  welche  in  grösserem 
oder  geringerem  Abstand  von  der  Basis  durch  eine  Quer- 
rippe (ternerv,  costa  transversa  s.  transversalis)  geschlos- 
sen (slutet,  clausa)  ist  und  Mittelzelle  (diskfält,  eellula 
s.  areola  discoidalis)  heisst.  Oft  fehlt  jedoch  diese  Querrippe, 
und  die  Mittelzelle  heisst  dann  offen  (öppet,  aperta).  Zu- 
weilen ist  die  Querrippe  sehr  fein  oder  eine  blosse  Falte,  in 
welchem  letzteren  Falle  sie  falsch  (falsk,  falsa)  genannt 
wird;  zuweilen  ist  sie  mehr  oder  weniger  abgebrochen 
(afbruten,  abiupta),  in  welchem  Falle  die  Mittelzelle  halb- 
offen (halföppet,  semiaperta)  oder  halbgeschlossen  (half- 
slutet,  semiclausa)  heisst.  Die  Mittelzelle  ist  zuweilen  durch 
eine  feine  Rippe  (Hüll"srippe,  hjelpnerv,  costa  auxiliaris) 
oder  auch  durch  eine  Falte  (Hülfsfalte,  hjelpweck,  plica 
auxiliaris)  in  ilirer  ganzen  Länge  getheilt.  Bei  einigen  Sclimei- 
terlingen  finden  sicii  mehrere,  durch  Querrippen  geschlossene 
Flügelzellen,  welche  Nebenzellen  (öfwerloppsfält,  cellulae 
accessoriae)  heissen,  und  die  sie  begrenzenden  Rippen  werden 
Nebenrippen  (öfwerloppsnerver,  costae  accessoriae)  genannt. 
Bei  einigen  Microlepidoptern  fehlt  die  Mittelzelle.  Zwischen 
den  meisten  Flügelrippen  werden  Flügelfalten  (wingweck, 
plicae)  gefunden,  die  zuweilen  auf  einem  unabgeriebenen  Flü- 
gel Rippen  ähnlich  sehen,  aber  sobald  die  Schuppen  entfernt 
werden,  sich  nur  als  Nähte  in  der  Membran  ausweisen. '' 

In  der  Vorrede  zum  zweiten  Theil  werden  (S.  III  und 
IV)  auch  für  die  Aeste  der  Rippen  Namen  eingeführt. 

„Die  vordere  Mittel lippe  auf  den  Vordertlügeln  hat  die 
meisten  Aeste.  Diese  sind:  der  Radialast  (radial-gren,  ra- 
mulus  radialis),  welcher  aus  der  Mittelzelle,  der  Flügelwurzel 
am  nächsten,  gegen  den  Vorderrand  des  Flügels  läuft;  der 
Subradialast  (subradial  gren,  lamulus  subradialis),  welcher, 
dem  vorigen  zunächst,  entweder  innerhalb  oder  ausserhalb 
des  Schlusses  der  Mittelzelle  nach  dem  Vorderrand  des  Flü- 
gels läuft;  der  Carpalast  (carpal  gren,  ramulus  carpalis), 
welcher  gewöhnlich  aus  der  Vorderecke  der  Mittelzelle  nach 
der  Flügelspitze  läuft  und  entweder  einfach  oder  in  mehrere 
Aeste  getheilt  sein  kann;  endlich  der  M  etacarpalast  (meta- 


383 

oarpalgren,  ramulus  metacarpali«),  der  hinter  dem  Carpalast 
entweder  aus  diesem  oder  aus  der  Mittelzelle  bei  oder  dicht 
hinter  ihrer  obern  Ecke  entspringt  und  auch  öfters  in  Aeste 
getheilt  ist.  Bei  einigen  Arten  und  Gattungen  kommt  hinter 
dem  metacarpalen  noch  ein  fünfter  Ast  vor:  der  Sesamoid- 
Ast  (sesamoid-gren,  ramulus  sesamoideus).  Der  gewöhnlich 
von  der  (.Querrippe  der  Mittelzelle  ausgehende  Ast  heisst  die 
unabhängige  Kippe  (oberoende,  costa  independens),  indem 
er  olt  von  beiden  Mittelrippen  abgesondert  ist;  er  nähert  sich 
aber  oft  der  einen  oder  andern  fo,  däss  er  eher  ein  Ast  der- 
selben als  eine  selbstständige  Rippe  zu  sein  scheint;  am  ge- 
wöhnlichsten ist  nicht  mehr  als  eine  solche  Rippe  vorhanden, 
bisweilen  jedoch  auch  2  oder  mehr.  —  Die  Aeste  der  hin- 
tern Mittelrippe  sind  folgende:  der  Subulnarast  (subulnar- 
gren,  ramulus  subulnaris),  welcher,  am  nächsten  bei  der 
Flügelwurzel,  aus  der  hintern  (untern)  Seite  der  Mittelzelle 
hervorkommt;  der  Ulnar  äst  (ulnargren,  ramulus  ulnaris), 
welcher  dicht  bei  oder  auch  aus  der  hintein  Ecke  der  Zelle 
entspringt;  endlich  der  Styloidast  (stjloid-gren,  ramulus 
styloideus),  welcher  aus  der  Miltelzelle  dicht  vor  dem  Ulnar- 
Ai-t  ausgeht  und  bisweilen  nur  ein  Ast  desselben  ißt.  Bei 
einer  Anzahl  Arten  und  Familien  findet  sich  ausserdem  vor 
dem  Styloidast  ein  vierter  Ast:  der  Glenoidalast  (glenoidal- 
gren,  ramulus  glenoidalis).  Auf  den  Hinterflügeln  sind  die 
Kippen  und  Aeste  wie  auf  den  Vorderflügeln;  aber  hier  findet 
f.ich- oft  eine  siebente  Hauptrippe  näclist  dem  Innenrande:  die 
Postdorsulrippe  (postdorsal-nerv,  costa  postdorsalls),  welche 
zusammen  mit  der  Subdorsal-  und  der  Dorsalrippe  die  Abdo- 
minalrippen (abdominal-nerver,  costae  abdominales)  bildet. 
Die  vordere  Mittelrippe  der  Hinterflügel  hat  auch  weniger 
Aeste  als  die  der  Vorderflügel.  Gewöhnlich  besitzt  sie  nur 
zwei,  von  denen  der  vordere  der  Kadialast,  der  hintere  der 
Subradialast  ist.  Bisweilen  ist  die  Subcostalrippe,  die  sonst 
überall  frei  ist,  entweder  bloss  ein  Ast  der  vordem  Mittelrippe, 
oder  mit  ihr  an  der  Wurzel  in  grösserer  oder  geringerer 
Ausdehnung  zusammengewachsen.  Wie  alle  diese  Rippen  und 
Aeste  variiren,  wird  für  jede  Gruppe  oder  Familie  besonders 
nachgewiesen;  die  volle  Zahl  der  Rippen  findet  tich  nie  bei- 
sammen, weshalb  die  Nervulation  schon  als  vollständig  an- 
gesehen wird,  wenn  bloss  die  Subcostalrippe,  beide  Mittel- 
rippen und  eine  oder  mehrere  Abdoniinalrippen  vorhanden 
sind.  An  der  vordem  Ecke  der  Mittelzelle  befindet  sich  oft 
eine  Radialzelle  (radial-fält,  areola  radialis)  oder  Neben- 
zelle (öfwerloppsfält),  die  zuweilen  durch  eine  kurze  Quer- 
rippe in  zwei  oder  mehr  kleinere  getheilt  wird,  und  selbst 
in  der  Mittelzelle  wird  oft,  wenn  diese  durch  eine  Hülfsrippe 


384 

oder  Hülf&falte  nach  ihrer  ganzen  Länge  getheilt  ist ,  nahe 
der  Mitte  der  Querrippe  eine  Einschubzelle  (inskjutnings- 
fält,  areola  invectitia)  angetroffen,  welche  zuweilen  bis  an  die 
Fiügelbasis  reicht.  Auf  den  Hinterflügeln  ist  zuweilen  die 
Flügelzelle  zwischen  der  Subcostalrippe  und  der  vordem 
Mittelrippe  nahe  der  Wurzel  durch  eine  Querrippe  getheilt, 
wodurch  eine  geschlossene  Subcostalzelle  (subcostal-fält, 
areola  subcostalis)  entsteht.*^ 

Die  Heteroceren  theilt  der  Verfasser  (S.  3}  wie  Dumeril 
und  mit  Beibehaltung  der  Benennungen  desselben  in  drei 
Hauptmassen: 

1.  Closterocera  (Flügel  immer  ungetheilt,  die  hintern 
mit  Haltborste,  breit,  kurzfranzig,  Nervulation  vollständig; 
Fühler  spindelförmig  oder  prismatisch;  Hinterfiügel  mit  2  Ab- 
doniinalrippen  und  geschlossener  Subcostalzelle;  Vorderflügel 
ohne  Dorsal-  oder  Postdorsairippe,  aber  mit  Subdorsalrippe, 
welche  ziemlich  weit  innerhalb  des  Innenrandes  [d.  h.  über 
ihm]  läuft  —  oder  die  Hinterflügel  mit  3  Abdominalrippen, 
und  die  VorderfJügel  nur  hinter  der  Mittelrippe  mit  einer 
innerhalb  des  Innenrandes  laufenden  Subdorsaljippe  —  oder 
endlich:  Fühler  spindel-  oder  kammförmig;  Hinterflügel  mit 
3  Abdominalrippen;  Vorderflügel  hinter  der  Mittelrippe  mit 
der  Dorsal-  und  Subdorsalrippe  oder  bloss  mit  der  letztern, 
welche  dann  einfach  ist  und  in  dem  Innenrande  selbst  läuft; 
Vorderflügel  immer  ohne  Einschubzelle). 

2.  Nematocera  (Flügel  immer  ungetheilt,  die  hintern 
breit,  kurzfranzig;  Nervulation  vollständig.  Fühler  borsten- 
oder  fadenförmig;  zuweilen  gekämmt.  Hinterflügel  mit  3  Ab- 
dominalrippen; Vorderflügel  mit  Subdorsal-  und  Dorsalrippe 
nebst  Eiuschubzelle,  oder  mit  ästiger  Subdorsalrippe,  M'elche 
aber  in  beiden  Fällen  weit  innerhalb  des  Innenrandes  läuft 
—  oder  die  Hinterflügel  mit  höchstens  zwei  Abdominalrippen 
und  meist  ohne  geschlossene  Subcostalzelle  und  oft  ohne  Haft- 
borste; Vorderflügel  mit  einfacher  Subdorsalrippe  ziemlich 
weit  innerhalb  des  Innenrandes;  immer  ohne  Dorsal-  und 
Postdorsalrippe). 

3.  Chetocera*)  (Flügel  entweder  ungetheilt  oder  in 
Federn  gespalten;  die  Hinterflügel  in  ersterem  Falle  entweder 
breit  und  kurzfranzig  oder  sehr  schmal  mit  Franzen,  welciie 
so  lang  oder  länger  als  die  Hinterflügel  breit  sind,  Fühler 
borsten-  oder  fadenförmig.  Wenn  die  Hinterflügel  breit  sind, 
fo  ist  die  Nervulation  vollständig,  und  die  Hinterflügel  haben 
3  Abdominalrippen;  die  Vorderflügel  entbehren  der  Dorsal- 
und  Postdorsairippe,  haben  aber  eine  einfache  Subdorsalrippe, 


*=)  Wofür  nothwendig  Chaetocera  zu  schreiben  ist. 


f385 

ziemlich  weit  innerhalb  des  Innenrandes.  —  Sind  die  Hinter- 
flügel schmal  und  langfranzig,  dann  ist  die  Nervulation  un- 
vollsländig,  indem  pur  1  —  3  Hauptrippen  vorhanden  sind). 

Von  den  9  bekannten  Familien  der  Closterocera  werden 
die  drei  in  Skandinavien  vorkommenden  nach  der  Nervu- 
lation und  der  Anwesenheit  oder  dem  Fehlen  der  Ocellen 
charakterisirt.  Sie  heissen:  Sphingoidae,  Setioidae  und 
Antliroceroidae*).  Die  sechste  schwedische  Sphingoiden- 
Gattung,  wozu  Stellatarum  gehört,  heisst  bei  Wall.  Rham- 
phoscliisma,  die  siebente  (mit  fuciformis  und  bombjli- 
formis)  Macroglossa'"^*).  Die  4  Gattungen  der  Setioidae 
sind  die  bei  Staudinger  angenommenen,  nur  dass  statt  Tro- 
chilium  Trochilia**"')  und  statt  Sesia  mit  Recht  Setia 
geschrieben  wird.  Die  Anthroceroidae  umfassen  3  schwedische 
Genera:  Anthroceraf),  Ino  (für  Statices)  und  Rha- 
gades  Wall,  (für  Pruni),  von  denen  das  vorletzte  durch 
antennae  extrorsum  subclavatae,  lingua  Cornea,  longior  von 
der  letzten,  deren  Merkmale  antennae  obsolete  fusiformes, 
apice  acuto,  lingua  moUis,  pectore  brevior  sind,  unterschieden 
wird.     Die  Genera  und  Species   werden   auf  dieselbe  gründ- 


*)  Diese  Namen  müssen  aber  Sphingidae  oder  Sphingoidea  etc. 
lauten,  und  bei  Anthroceroidae  muss  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
noch  eine  Aenderung  eintreten. 

*'')  Warum  die  Autoren  überall  das  Wort  Macroglossa  ge- 
brauchen, während  Scopoli  in  der  Introductio  p.  414  Macroglossum 
schreibt,  wobei  er  Stellatarum  als  Typus  aufführt,  ist  nicht  wohl  zu 
erklären. 

****)  Dies  kann  nur  eine  unabsichtliche  Aenderung  sein,  da  die 
Scopoli'sche  Benennung  a.  a.  O.  wie  bei  Staudinger  Trochilium  ist, 

f)  Dass  Anthrocera  ein  blosser  Druckfehler  zu  sein  scheint, 
habe  ich  schon  früher  einmal  ausgesprochen.  Bei  Sco"poli  kommt 
das  Wort  leider  nur  einmal  vor,  S.  414  (denn  das  Register,  das 
wahrscheinlich  gar  nicht  von  Scopoli  selbst  verfertigt  wurde,  verdient 
keine  Beachtung),  so  dass  sich  die  Absichtlichkeit  des  n  statt  r  oder 
des  th  statt  t  nicht  erkennen  lässt.  Offenbar  hat  Scopoli  in  das  Wort 
einen  Sinn  hineinlegen  wollen.  Wollte  er  nun  die  Höhlung  oder 
Krümmung,  mit  der  die  Fühler  getragen  werden,  bezeichnen,  so  hat 
er  die  Wörter  äviqoy  (Höhle)  und  xfQa<;  (Hörn)  zusammengesetzt, 
wobei  also  das  h  ein  Fehler  wäre.  Wahrscheinlicher  aber  beab- 
sichtigte er  eine  Bezeichnung  der  Länge  und  Gliederzahl  der  Fühler 
und  bildete  seine  Benennung  aus  aQd^()oi'  (Glied)  und  xf ()«<:,  so  dass 
das  n  der  Fehler. ist.  Die  Naturforscher  sollten  es  doch  wohl  für 
etwas  Unwürdiges  ansehen,  dass  ihre  Nomenclatur  zu  einem  Magazin 
aller  möglichen  Sprach-  und  Druckfehler  und  sonstigen  Unsinns  ge- 
macht wird. 


38G 

liehe  und  aiisführliclie  Weise  wie  im  ersten  Theile   abgehan- 
delt.    Ich   mache  über  die  folgenden  einige  Bemerkungen. 

Smerinthus  ocellata  vS.  17.  • 

Diese  Art  hat,  was  W.  unbekannt  geblieben  i&t,  eine 
von  der  bei  Tiliae,  Populi  etc.  ganz  abweichende  Haltung  in 
der  Kühe,  die  Kösel  sehr  naturgemäss  abgebildet  hat.  Es 
leidet  keinen  Zweifel,  dats  die  vielen  nächsten  Verwandten 
\on  Ocellata  dieselbe  Art  des  Sitzens  haben,  und  dass,  wenn 
nun  einmal  die  Zerspaltung  in  Gattungen  immer  «eiter  geiien 
.soll,  sich  bei  genauerer  Untersueliung  auch  genügende  Merk- 
male für  eine  zu  gründende  Gattung  linden  werden.  Ob 
die  Nordamerikaner  in  der  neuesten  Zeit  sie  aufgesucht  und 
für  die  Arten  myope,  excaecatus  etc.  ein  eigenes  Genus  er- 
richtet haben,  ist  mir  nicht  bekannt.  In  Morris'  Synopsis 
1862  werden  sie  noch  mit  Populi  und  deren  Ver\^'andten, 
wenn  auch  als  eigene  Giuppe,  unter  Smeiinthus  verbunden. 
Bei  Latreille  ist  in  der  Histoire  naturelle  lome  XIV  ]).  134 
die  erste  Art  seines  Genus  Smerinthus  Tiliae.  Hübner's  Ver- 
fahren im  Catalog  S.  14'2,  Ocellata  und  deren  Verwandte 
unter  dem  Gattungsnamen  Paonias  zu  vereinigen,  ist  daher 
frei  von  jedem  Tadel*}; 

Deilephila  Euphorbiae  S.  3«. 

Sie  ist  in  Schweden  so  selten,  dass  W.  nur  ein  einziges, 
zuverlässig  in  Schweden  (bei  Lund)  gefangenes  Exemplar  kennt. 
Da  die  Art  bei  Copenhagen  vorkommt,  so  läset  sich  sogar 
die  Frage  auf\^erfen ,  ob  das  Exemplar  wirklich  ein  einhei- 
misches und  nicht  vielmehr  ein  aus  Dänemark  zugeflogenes 
-ist.  Da  Linnc  in  der  Fauna  Suecica  sicher  Deil.  Euphorbiae 
beschreibt""''""),  so  ergiebt  sich,  dass  er  nicht  immer  bloss  die 


*)  In  der  Isis  1839  S.  273  habe  ich  Gelegenheit  gefunden,  mich 
über  denselben  Gegenstand  auszusprechen;  ich  habe  dort  Hübner's 
Catalog  ein  Naraenmagazin  genannt.  Die  Isis,  die  überhaupt  in  den 
tollsten  Druckfehlern  Grosses  leistete,  hat  daraus  ein  Nefienmagazin 
gemacht! 

*'*)  Wie  schlecht  auch  die  Vordertlügel  beschrieben  sind  (viel 
passender,  mit  Ausnahme  der  Angabe  über  die  Färbung  des  Hinter- 
randes, für  Deil.  Galii) ,  so  lehrt  doch  die  Beschreibung  der  llinter- 
flügel,  und  insbesondere  die  der  Unterseite,  die  nie  so  hätte  bei  D. 
Galii  gegeben  werden  können,  dass  Linnc  wirklich  den  ächten  "'-Volfs- 
milchschwärmer  besessen  hat.  Auch  Stephens,  der  sich  wohl  aus  der 
Linneischen  Sammlung  Sicherheit  geholt  liaben  wird,  setzt  in  List  oi" 
the  specimens  of  British  animals  Y.  Lepidoptera  unbedenklich  Linne 
als  Autor  zu  Deil.  Euphorbiae. 


387 

gewöhnlichen    schwedischen    Arten,    sondern    bisweilen    auch 
recht  seltne   vor  sich  gehabt    iiat. 

Deileph.  Galii  S.  40. 

Während  Wilde  als  Futter  der  Raupe  nur  Galium  an- 
giebt,  kennen  Och&enh.  und  Treitschke  noch  Rubia  und  Ej)i- 
lobiurn  und  Wallengren  Asperula  und  Euphorbia.  Dass  die 
Raupe  wirklich  Euphorbia  frisst,  kann  ich  durch  eigne  Erfah- 
rung bestätigen,  wenn  auch  nicht,  dass  der  Schmetterling  die 
Eier  daran  absetzt.  Eine  grosse  Galiiraupe,  die  ich  einst  an 
einem  Weidenstrauch  fand,  um  welchen  es  weit  und  breit 
weder  Galium  noch  Euphorbia  gab,  hielt  ich  deswegen  für 
erwachsen  und  sperrte  sie  zum  Verpuppen  in  ein  Glas  mit 
Erde.  Als  ich  am  folgenden  Tage  eine  ebenso  grosse 
Euphorbiaeraui)e  zu  ihr  gesellte,  aber  mit  Stengeln  von  Eu- 
phorbia cyparissias,  so  weideten  beide  mit  gleich  grosser 
Begier  alle  Blätter  ab,  weshalb  ich  sie  noch  einige  Tage  mit 
Futter  versehen  musste.  Beide  verwandelten  sich  dann  in 
gesunde  Puppen. 

Macroglossa  fuciformis  S.  54  und  bombjliformis 
S.  56. 

Der  Verfasser  l^t  das  Merkmal  übergangen,  woran  beide 
Arten,  auch  in  ganz  verflogenen  Exemplaren,  sicher  zu  unter- 
scheiden sind.  Der  Lonicerenschwärmer  hat  die  Mittelzelle 
durch  eine  dunkle  Linie,  die  durch  eine  Falte  entsteht,  der 
Länge  nach  getheilt;  diese  Linie  fehlt  dem  Scabiosenschwär- 
mer  immer. 

Die  Namen  fuciformis  und  bombyliformis  werden  hier 
umgekehrt  wie  bei  Ochsenheimer  angewendet,  indem  Wallengr. 
mit  Dalman  und  den  Engländern  den  Lonicerenschwärmer 
Jür  Linnc's  Sph.  fuciformis  annimmt,  während  0.  den  Sca- 
biosenschwärmer  dafür  hält.  Es  wäre  vielleicht  besser  ge- 
wesen, beide  Namen,  fucif.  und  bombylif,  die  gleich  gut  und 
gleich  schlecht,  nämlich  ohne  alle  Hülfe  für  das  Gedächtniss, 
auf  die  eine  wie  auf  die  andere  passen,  ganz  aufzugeben  und 
die  eine  etwa  Macr.  Lonicerae  oder  Caprifolii,  die  andere 
Macr.  Scabiosae  oder  Knautiae  zu  nennen.  Denn  das  hinzu- 
gefügte Linn.  wird  immer  in  Ungewissheit  lassen,  ob  bei  Er- 
theilung  des  Namens  die  Illiger'sche,  von  Ochsenh.  gebilligte, 
oder  die  von  den  Gegnern  angenommene  Ansicht  vorgewaltet 
habe;  man  wird,  um  die  gemeinte  Art  sicher  zu  bezeiclinen, 
nicht  umhin  können,  einen  andern  Autor  oder  die  Futter- 
pflanze beizufügen'').     Es  ist  mir  nicht  bekannt,  aufweichen 


*)  Linne's  Bezeichnung  in   der  Fauna:    »bdoraine   nigro  (in  der 


388 

Grund  hin  die  Engländer  mit  Wallengren's  Ansicht  übereinstim- 
men. Selbst  wenn  ein  dazu  passender  Schmetterling  in  Linn^'s 
Sammlung  vorhanden  ist,  würde  ich  ihn  wegen  der  Unzweifel- 
haftigkeit  der  Linneischen  Worte  nur  für  einen  nachgesteckten 
Stellvertreter  des  ursprünglichen  Schwärmers  ansehen. 

Trochilia  melanocephala  Dalm.  S.  66. 

Es  ist  dieselbe  Art  wie  Sesia  laphriaeformis  H.,  welche, 
weil  die  Dalman'sche  Benennung  die  älteste  annehmbare  ist, 
Trochilium  melanocephalum  benannt  werden  muss.  Ein  ein- 
ziges, in  PaykulTs  Sammlung  vorhandenes  Exemplar  ist  als 
in  Schweden  gefangen  bekannt  geworden,  und  dieses  hat  für 
die  älteste  wie  für  die  neueste  existirende  Beschreibung  der 
Species  als  Muster  gedient.  Die  älteste  ist  die  von  W.  nicht 
erwähnte  in  Schneider's  Magazin  S.  429.  Obgleich  sie  sehr 
gut  ist,  so  muss  doch  der  dafür  gebrauchte  Name,  crabroni- 
formis,  verworfen  werden,  weil  er  noch  für  drei  andre  Arten 
angewendet  wurde.  Dies  ist  der  triftige  Grund,  der  Dalman 
veranlasste,  dasselbe  Exemplar  als  Sesia  melanocephala*)  zu 
definiren.  Die  "Wallengren'sche  Besclireibung  des  Männchens 
ist  viel  genauer  als  die  Treitschke'sche. 

Setia  sphegiformis  S.  72.  ^ 

Dass  spheciformis  kein  sprachliches  Bedenken  hat,  son- 
dern richtiger  ist  als  sphegiformis,  ist  seit  dem  Erscheinen 
der  Staudinger'schen  Arbeit  anderwärts  nachgewiesen  worden. 


Beschreibung  cingulo  nigro),  fascia  flavescente  und  margine  nigro  (an 
den  Flügeln)  bezeichnen  den  Scabiosenschwärnoer  so  sicher,  dass  ich 
lUigern  nur  Recht  geben  kann.  Das  Citat  aus  Rösel  und  das  habitat 
in  Lonicera  sind  falsche  Angaben,  wie  bei  Linne  so  oft,  aus  denen 
nicht  folgt,  dass  er  Merkmale  des  Lonicerenschwärmers  in  die  Diagnose 
und  Beschreibung  eingemischt  habe,  und  da  er  das  nicht  gethan  hat, 
so  behauptet  Dalman  mit  Unrecht  Linnacum  sine  dubio  arabas  spe- 
cies sub  una  commixtas  prae  oculis  habuisse.  Im  Syst.  Nat.  behält 
Linne  die  Diagnose  der  Fauna  bei,  ausser  dass  er  die  gleichfalls  nur 
aut  den  Scabiosenschwärmer  passende  Aenderung  macht,  dass  es  bei 
den  Flügeln  heisst:  margine  nigro  atro-purpurascente.  Dass  unter 
Beibehaltung  des  habitat  in  lonicera  die  Citate  vermehrt  werden,  be- 
weist immer  nur,  dass  Linne  wie  die  Verfasser  des  Wien.  Verzeichn, 
keine  Ahnung  von  der  specifischcn  Verschiedenheit  der  beiden  Schwär- 
mer hatte. 

*)  Da  Dalman  kein  Stocklepidopterologe  war,  so  hielt  er  die 
Endung  formis  für  unnöthig;  er  sagt:  flexione  nominis  in  form.is 
non  opus  est,  quac  praeterea  nomina  saepius  nimis  longe  petita 
reddidit. 


389 

Setia  myopiformie  Borkh.  (mutillaeformis  0.)  S.  81. 

Sie  -wird  nur  als  eine  möglicher  Weise  in  Schweden 
noch  zu  entdeckende  Art  charakterisirt.  Ich  habe  mich  in 
der  kis  1839  S.  270  nachzuweisen  bemüht,  dass  Degeer's 
Papillen  bourdon-cousin  (Spiiinx  culex  Retz)  zu  Ses.  mutillae- 
formis 0.  gehört*),  und  Werneburg  erklärt  das  Zusammen- 
gehören für  unzweifelhaft  (Beitr.  z.  Schmetterlingskunde  I. 
S.  181).  Weder  bei  dieser  Art  noch  bei  Ses.  tipuliformis 
sagt  Degeer  etwas  von  ihrem  Aufenthalt;  es  ist  aber  mit 
Recht  anzunehmen,  dass  seine  Exemplare  beider  Arten  nicht 
minder  schwedischen  Ursprungs  waren  als  die  der  an  gleicher 
Stelle  beschriebenen  Ses.  apiformis. 

Die  Clerck'sche  Sph.  culiciformis,  welche  von  Treitschke 
auf  Zincken's  Autorität  zu  Mutillaeformis  gestellt  wurde,  habe 
sowohl  ich  (Ent.  Z.  1853  S.  276)  wie  Werneburg  (a.  a.  0. 
I.  S.  204)  ohne  alles  Bedenken  für  die  gleichnamige  Linn6ische 
Art  erklärt. 

Anthrocera  Minos  S.  00. 

Zyg.  Heringii  wird  als  noch  nicht  in  Schweden  entdeckt 
diagnosirt,  dabei  aber  bemerkt,  dass  die  Raupe  nicht  von  der 
der  Z.  Minos  verschieden  zu  sein  scheint.  Die  Raupen  habe  ich 
seit  der  Aufstellung  der  Zyg.  Heringii  bei  Glogau  und  Mese- 
rit^i  auf  Thymus  serj)yllum  in  lichten  Kiefersclionungen  in 
Menge  gefunden  und  erzogen  und  daraus  die  ächtesten  Zyg. 
Minos  in  vielfachen  Varietäten  erhalten;  ich  kann  daher  Zyg. 


*)  Von  den  Arten  Culicif.  und  Mutillaef.  hat  letztere  das  meiste 
iür  sich.  Da  die  ausgezeichnete  Farbe  der  Palpen  der  Culicif.  nicht 
erwähnt  ist,  so  ist  mit  Grund  anzunehmen,  Degeer  habe  sie  wie  den 
übrigen  Körper,  nämlich  schwarz  (Mutillaef.  $)  gesehen.  „An  den 
Füssen  findet  sich  auch  etwas  Gelbes"  kann  nicht  sowohl  von  Culicif., 
wo  das  Gelbe,  zumal  an  den  Hinterbeinen,  sehr  stark  hervortritt,  als 
von  Mutillaef.  gesagt  werden,  bei  der  die  Tarsen  eine  matte  gelbe 
Färbung  zeigen.  Culicif.  ist  um  ein  Bedeutendes,  Mutillaef.  nur  etwas 
grösser  als  Tipulif. ,  wie  Degeer  anzeigt  und  die  neben  Tipulif.  ge- 
stellte Abbildung  bestätigt.  Einen  Fehler,  der  aber  beide  Arten  trifft, 
hat  D.  begangen,  indem  er  den  Vorderrand  der  Vorderflügel  auf  der 
Unterseite  als  gleichfarbig  mit  den  Beinen  beschreibt,  da  er  bei 
beiden  Arten,  jedoch  bei  Culicif.  sehr  ausgezeichnet,  gelb  ist.  Man 
sieht,  dass  die  Beschreibung  des  Papillon-cousin  sich  am  besten  mit 
Mutillaef.  verträgt.  Wer  sie  durchaus  auf  Culicif.  anwenden  will, 
muss,  willkürlich  genug,  die  Palpen  als  abgebrochen  annehmen, 
woher  denn  D.  freilich  darüber  schweigen  musste.  Die  Citate  würden, 
auch  wenn  sie  alle  auf  Culicif.  gingen,  hier,  wie  überall ,  gar  nichts 
entscheiden. 


390 

Heringii  nur  noch  für  eine  zufällige  Varietät  mit  ungewöhnlich 
ausgedehnten  Flecken  der  Vordertlügel  ansehen.  Die  \Aeiss- 
liche  Raupe  an  Pimpinella  ist  mir  sogar  seit  vielen  Jahren 
nicht  wieder  zu  Gesicht  gekommen. 

Anthrocera  Scabiosae  S.  93. 

An  dieser  durch  ihre  dünnen  Fühler  iiinreichend  kennt- 
lichen Art  Jiat  W.  die  wichtige  Beobachlung  gemacht,  dass 
sie  an  den  Hinterschienen  nur  ein  Paar  Dornen  hat,  nämlich 
das  am  Ende  sitzende.  Zjg.  Meliloti  kommt  ihr  in  der  Fein- 
heit der  Fühler  ziemlich  nahe,  besitzt  aber  auch  das  zweite, 
bei  den  Zygänen  gewöhnliche  Paar,  welches  ungefähr  bei  V^ 
der  Länge  entspringt  und  meist  so  angelegt  ist,  dass  sein 
Vorhandensein  nur  mit  Mühe  wahrgenommen  wird.  Ich  habe 
ein  bei  Landsberg  a.  d;  Warthe  gefangenes  $  einer  Zygäne 
vor  mir,  das  den  feinen  Fühlern  nach  zu  Zyg.  Scabiosae  ge- 
liört,  in  der  Flügelzeiclinung  aber  mit  mancher  grossfleckigen 
Z.  Äleliloti  stimmt.  Wegen  der  Fühler  war  ich  fast  geneigt, 
eine  bisher  noch  nicht  beobachtete  Abnormität  in  der  Flügel- 
zeichfiung  von  Z.  Scabiosae  anzunehmen;  aber  die  unverkenn- 
bare AnNACsenheit  des  zweiten  Dornenpaars  beweist  über- 
zeugend, dass  das  Exemplar  eine  Z.  Meliloti  ist,  und  dass  die 
Abnormität  bloss  in  der  Feinheit  der  Füliler  liegt. 

Ferner  hat  W.  entdeckt,  dass  bei  mehreren  Arten  (Elxu- 
lans,  Meliloti,  Achilleae,  Hippocrepidis)  auf  den  HinterfJügeln 
die  Costa  subcostalis  mit  der  vordem*)  cosla  mediana  unge- 
fähr in  der  Mitte  auf  eine  kurze  Strecke  hin  zusammen- 
geschweisst  ist,  statt  dass  bei  andern  (Filipendulae,  Loni- 
cerae,  Trifoliij  beide  Adern  nur  durch  eine  mehr  oder 
weniger  lange  Querader  verbunden  werden.  Diese  Beschaflen- 
heit  der  Adern  ist  manchmal  recht  leicht  zu  erkennen;  ge- 
wöhnlich aber  wird,  wenn  man  seiner  Sache  sicher  sein  will, 
Abschuppung  und  microscopische  Besichtigung  erfordert.  Mit 
Wahrscheinlichkeit  lässt  sich  also  vermuthen,  dass  sich  noch 
mclir  Verschiedenheiten  im  Bau  vorfinden  werden,  an  denen 
sich  die  zum  Theil  so  schwierigen  Zygänenarten  mit  Sicher- 
heit von  einander  unterscheiden  lassen. 

Ino  Statices  S.  108. 

Als  kleinere  Varietät  zieht  W.  Gerjon  dazu.  Guenee, 
der    sowie    Staudinger   sie   für   eine   sicher    von    Statices   ver- 


'■')  Durch  ein   im  Druckfehlerverzeichniss   nicht   bemerktes  Ver- 
sehen stellt  bakre  nnd  posterior  statt  friimre  nnd  anterior. 


391 

schiedene  Art  ansielit,  hat  in  den  Fühlern**)  und  in  dem  Aus- 
sehen der  auf  Heliantheniuni  vulgare  lebenden  Rau})e  einen 
Unterschied  entdeckt.  Sein  tehr  wichtiger,  durch  Abbildungen 
der  Raupen  erläuterter  Aufsatz  steht  in  den  Annales  de  la 
Soc.  ent.  de  France  1865  p.  301  fT.  Guenee  hat  völlig  Recht, 
wenn  er  sagt:  pour  decouvrir  la  verit^,  le  criteriunr  infaillible, 
celui  devant  lequel  les  douteurs  les  plus  sjstematiques  sont 
forces  de  se  rendre,  la  decouverte  des  premiers  etats,  voila, 
je  crois,  ce  qu'il  faut  poursuivre  sans  relache.  Das  gilt  nicht 
bloss  von  den  viel  bestrittenen  Jnoarten  (von  denen  im  Guenee- 
schen  Aufsatz  auch  der  I.  micans,  die  aber  nicht  die  Freyer- 
sche  isi,  zu  ihrem  Rechte  verholfen  wird),  sondern  von  un- 
zähligen andern  Faltergruppen.  Nicht  überall  macht  die 
Natur  es  uns  leicht,  die  Wahrheit  zu  sehen;  es  wird  noch 
manches  Blenschenalter  vergehen,  ehe  wir  alle  Arten  auch 
nur  unsrer  nächsten  Umgebung  mit  Sicherheit  zu  unterscheiden 
gelernt  haben  werden. 

Rhagades  Pruni  S.  111. 

Vom  Genus  Rhagades  sagt  W.:  „Diese  Galtung,  welche 
bis  jetzt  mit  der  vorigen  vereinigt  wurde,  trennt  sich  doch 
auf  den  ersten  Blitk  durch  die  verschiedene  Form  der  Fühler. 
Die  Metamorphose  bietet  auch  hinreichende  Verschiedenheit 
zu  dieser  Trennung  [?].  Im  übrigen  Europa  werden  mehrere 
Arten  angetroffen;  aber  zu  unserer  Fauna  gehört  nur  eine 
Art.^^  Obendrein  würde  diese  noch  nicht  auf  der  Skandinavi- 
schen Halbinsel  beobaclitet,  sondern  nur  aufgenommen,  weil 
sie  in  Dänemark  vorkommt.  Sie  hat  meikwürdiger  Weise 
ihren  Namen  nach  einer  Pflanze  erhalten""'"'),  auf  der  sie  nach 
den  Flugstellen,  auf  denen  ich  tie  im  nordöstlichen  Deutschland 
sah,  nicht  leben  kann.  Bei  uns  fliegt  sie  nämlich  nur  auf 
trockenen,  mit  Haidekraut  bewachsenen,  sonnigen  Plätzen  der 
Kieferwaldungen.  Die  Frage,  ob  diese  nördliche  Pruni  nicht 
eine  von  der  südlichen,  wirklich  auf  dem  Schlehenstrauch 
lebenden  verschieden  sei,  scheint  dahin  entschieden  zu  sein, 
dass  dies  nicht  der  Fall   ist,   und    dass   die  Lebensweise   sich 


*)  Bei  Statices:  antennae  dimidio  virides,  dimidio  nigro- 
aeneae,  clava  maris  articulis  7  coadunatis,  dentilormibus,  feminae 
graciles,  indentatae.  Bei  Geryon:  antennae  maris  breves,  virides, 
articulis  10  [tcrminalibusj  coadunatis;  iemina  mari  aequalis. 

*'")  Die  Ertheilung  des  Namens  erfolgte  gerade  bei  dieser  Art 
nicht  wie  bei  I.  Statices  und  vielen  Zygänen  nach  beliebig  gewählten 
Pflanzen,  mit  denen  ihr^  Raupen  nichts  zu  schallen  haben,  sondern 
wohlbewusst  nach  dem  Schlehenstrauch,  auf  welchem  die  Verfasser 
des  Wien.  Verzeichn.  S.  308  die  Raupe  „häufig"  gefunden  haben. 


392 

nach  den  Localitäten  etwas  modificirt.  Ich  erwähne,  dass 
ich  einst  bei  Berlin  drei  Haupen  der  Pruni  an  Haidekraut, 
und  zwar  hoch  oben  an  den  Stengehi  im  Sonnenscliein  antraf, 
und  dass  sie  zu  Hause  mit  grosser  Gier  Lindenblätter  frassen. 
Schliesslich  spreche  ich  den  Wunsch  aus,  in  den  gewiss 
jeder,  der  sich  mit  den  tüchtigen  Leistungen  Wallengren's 
bekannt  gemacht  hat,  einstimmen  wird,  dass  die  folgenden 
Theile  der  Fauna  in  kürzeren  Zwischenräumen  erscheinen 
möchten,  da  es,  wenn  sie  in  dem  bisherigen  Verhältniss  foit- 
gesetzt  wird,  eine  Unmöglichkeit  ist,  sie  durch  Eine  Hand 
vollständig  bearbeitet  zu  erhalten. 

P.  C.  Zeller. 


liiteratui*. 


Deutsche  Flora. 

Eine  Beschreibung  sämnitlicher  in  Deutsciiland  und  der  Schweiz 

einheimischen  Blüthenpflanzen  und  Gefäss-Cryptogamen. 

verfasst  von  Hermann  Wagner. 

(Stuttgart,  Julius  HofTmann.) 


Wenn  der  Herr  Verleger  sein  Versprechen  erfüllt  —  und 
die  mir  vorliegenden  2  Lieferungen  berechtigen  zu  dieser 
Hoffnung  —  in  16  Lieferungen  (a  1^/^  Sgr.  =•  27  Kr.  rhein.) 
die  deutsche  Flora  in  dieser  Weise  in  Jahresfrist  zu  ab- 
solviren,  so  werden  wir  um  ein  gutes,  brauchbares  und  billi- 
ges Buch  reicher,  das  scheint  sicher.  Mir  ist  eine  ziemliche 
Anzahl  deutscher  Floren  mit  und  ohne  Illustrationen  bekannt, 
aber  keine,  welche  für  4  Thaler  so  gute  und  kenntliche  Holz- 
schnitte böte.  Es  werden  im  Ganzen  1250  versprochen,  die 
beiden  vorliegenden  Hefte  enthalten  deren  bereits  98. 

Dass  ein  Entomophile  nicht  auch  nolens  volens  Botaniker 
werden  müsse,  wird  niemand  bestreiten.  Hier  wird  ihm  deut- 
lich und  reichlich  geboten,  was  er  braucht.  Mir  liegt  Bentham's 
britische  Flora  nicht  zur  Hand ,  welche  der  Verfasser  ein- 
geständlich  seinem  Werk  zum  Grunde  legt;  ich  überlasse  es 
daher  Andern,  diesen  Punkt  näher  zu  erörtern.  Aber  das 
kann  ich  sagen,  dass  seine  Beschreibungen,  von  denen  ich 
eine  Probe  abdrucken  lasse,  bei  aller  Gedrungenheit  deutlich 


393 

sind  und  mit  Beihülfe  der  guten  Zeichnungen  ausreichen 
werden. 

Wenn  Herr  W.  schreibt  „Cimicifuga  foetida  Linn.  (Actaea 
Cimicifuga  L.)",  so  ist  zwar  nur  die  Parenthese  authentisch, 
da  der  Patriarch  weder  die  Gattung  Cimicifuga  noch  die  Art 
foetida  geschaffen  hat.  Ich  will  aber  diese  zuweit  getriebene 
Pietät  mir  eher  gefallen  lassen  als  die  seltsame  Verirrung 
einzelner  unter  den  Neueren,  welche  hinter  einer  Linnaeischen 
Art  das  L.  weglassen  und  durch  ihr  liebes  Ego  ersetzen, 
wenn  sie  die  Species  zu  einer  (oft  schwach  genug  berechtigten) 
neuen  Gattung  gestempelt  haben. 

Weniger  bin  ich  damit  einverstanden,  dass  die  „für  den 
Anfänger  nothwendige  allgemeine  Einführung  (Systemkunde, 
technische  Ausdrücke  u.  A.)"  erst  in  den  Schlusslieferungen 
gegeben  werden  soll.  Indessen  wenn  der  Verleger  Wort 
hält  und  das  Werk  1870  vollständig  liefert,  so  lässt  sich  das 
einstweilen  übersehen. 

Druck  und  Papier  löblich,  Correctur  genau. 

Und  schenkte  mir  ein  grosses  Thier  aus   dem  Departement  des  Cult 
(Nur  aus  Versehn  könnt'  es  geschehn)  sein  gniidig  Ohr  und  seine  Huld 
So  flüstert'  ich  fürsichtiglich  —  falls  rings  die  Luft  staatsanwaltrein  — 
„O  gregis  dux!  verbrenne  flugs  die  frömmelnden  Tractätelein, 

Verschone    Deine    Seminar -Pupillen    um    des    gesunden    Mensch- 
verstandes willen 
Mit  dem  kernliederlichen  Memoriren,  lass  „Deutsche  Flora"  lieber 
sie  studiren  : 

Die  Lieder,  die  Gott  wachsen  lässt 

Grün,  roth  und  blau 

In  Wald  und  Au, 

Sind  doch  bei  weitem  allerbest!" 

Dr.  C.  A.  Dohrn. 


DicotyledoDeD.  —  HahDenfussgewächse.    Ranuncolaceae. 

XIV.     Schwarzkümmel.     Nigella. 

Einjährige  Kräuter  mit  feinzertheilten  Blättern,  gipfel- 
ständigea  bläulichen  Blumen  und  schwarzen,  s^charfaromati- 
fcchen  Samen.  Der  .5blättrige  Kelch  ist  blumenkronenartig, 
abfallend.  Die  5—10  ächten  Blumenblätter  sind  klein,  fast 
21ippig,  am  Grunde  mit  einer  Drüseiigrube  versehen.  Staub- 
gefässe  zahlreich,  Fruchtblätter  5—10,  mit  ihien  untein 
Theilen  mehr  oder  weniger  verwachsen.  Jedes  bildet  ein 
Fruchtfach  mit  einer  Reihe  zahlreicher  Samen,  verlängert  sich 


394 

in  1  Griffel  und  springt  bei  der  Reife  oben  an  der  innern 
Naht  auf  (Balgkapsel).  Die  sämmtlicl)en  Arten  der  Gattung 
sind  in  den  Ländern  ums  Mittelmeer  einheimisch  und  von  da 
aus  nach  Westasien  und  Mitteleuropa  verbreitet. 

1.  Feld-Schwarzkümmel.  Nigella  arvensis,  Linn. 
(Fig.  41.)  Der  Stengel  wird  bis  0,1.5  ni.  hocli,  trägt  2— 3fach 
gefiederte  Blätter  mit  linealen  Blättchen.  Eine  Blüthen- 
hülle  fehlt.  Die  Kelchblätter  sind  weiss,  nach  der  Spitze 
zu  bläulich,  auf  der  Unterseite  grüngestreift.  Die  Staub- 
gefässe  sind  stachelspitzig.  Kapseln  am  Grunde  bis  zur 
Mitte  zusammengewachsen,  glatt.     Samen  höckerig. 

Auf  Aeckern  mit  Kalk-  und  Lehmboden  zerstreut.  Getreide- 
Unkraut.    Ijährig.     Juli— September. 

2.  Gebauter  Schwarzkümmel.  Nigella  sativa, 
Linn.  Ist  der  vorigen  Art  ähnlich ,  bis  0,3  m.  hoch ,  die 
Kelchblätter  sind  bläulich  weiss,  die  Staubge  fasse  ohne 
Stachelspitze,  die  Kapseln  ^drüsig  rauh,  vom  Grunde  bis 
zur  Spitze  zusammengewachsen,  Samen  querrunzelig.  Wird 
mitunter  angebaut,  um  die  Samen  als  Gewürz  und  Volksheil- 
mittel zu  verwenden.  Ijährig.  Juni — Juli.  In  den  Gärten 
wird  als  Zierblume  öfter  der  türkische  Seh.  (Nigella  dama- 
.«!eena  Linn.)  gepflegt,  der  auch  als  „Braut  in  Haaren''',  „Jung- 
fysiu  im  Grünen^  oder  „Gretchen  im  Buscli"  bekannt  ist. 
Seine  hellblauen  Blüthen  sind  von  einer  Hülle  aus  fein- 
zertheilten  Blättern  umgeben;  die  Kapseln  glatt  und  bis 
zur  Spitze  verwachsen. 


39B 


Eupithecia  actaeata  n.  sp. 

von 
tiv.  A.  S|ieyei*. 


Eup.  alis  antieis  latis  rotundatis  cinereis,  strigis  ordinariis 
fasciculatis  dilutioribus,  stiiga  subterniinali  alba  s.  albida,  ser- 
rata,  a  lirnbo  remotiori,  niacula  anguli  interni  magna  alba, 
lituris  costalibus  lunulaque  media  magna  nigiis. 

Var.  b.  Strigis  obsoletissimis,  stiiga  subterminali  interrupta. 

Der  Entdecker  dieser  Art  ist  Herr  Rob.  Grentzenbevg  in 
Danzig,  der  die  Rauj^en  im  August  1866  in  einem  Walde  bei 
Danzig  an  Aetaea  spicata  fand  und  mir  den  Falter  im  Februar 
1868  zur  Begutachtung  mittheilte.  Er  Avar  von  Andern  theils 
für  Tripunctaria,  theils  für  Trisignaria  HS.  erklärt  worden 
und  zeigt  in  der  That  eine  Art  von  Mischung  der  Charaktere 
beider  Arten,  von  denen  er  indess,  wie  von  allen  andern  mir 
bekannten  Eupithecien,  sicher  genug  sich  unterscheiden  lässt, 
auch  ohne  die  Raupe  zu  Hülfe  zu  nehmen.  Da  mir  die  ersten 
Stände  von  Trisignaria  und  Tripunctaria  aus  eigener  Erfahrung- 
bekannt  waren,  so  sandte  mir  Herr  Grentzenberg  im  August 
v.  J.  sechs  Raupen  von  Actaeata  lebend  zu,  um  sie  mit  jenen 
vergleichen  zu  können.  Die  Raupen  langten  glücklich  an  und 
vier  davon  entwickelten  sich  zum  Schmetteilinge,  so  dass  ich 
nun  im  Stande  bin,  die  Naturgeschichte  ziemlich  vollständig 
geben  zu  können. 

Actaeata  gehört  der  Gruppe  jener  unscheinbaren,  grauen 
oder  bräunlichen  Eupithecien  an,  die  man  wegen  ihrer  voll- 
ständigen typischen  Zeichnung  —  den  drei  lichteren,  dunkel 
gerandeten,  welligen  Doppelstreifen,  der  Wellenlinie*)  und 
den  schwarzen  Mittelfleckchen,  ohne  sonstige  Auszeichnung  — 
als  den  Typus  der  Gattung  ansehen  und  als  deren  gemeinste 
Repräsentantin  Castigata  HS.  gelten  kann.  (Sie  ist  auch  in 
Nordamerika  vertreten,  von  wo  ich  eiue  der  Castigata  ähn- 
liche Art  erhielt,  die  ich,  da  sie  Guenee  nicht  erwähnt,  für 
meine  Sammlung  vorläufig  Incastigata  getauft  habe.)  In  dieser 
Gruppe  ist  Actaeata  ausgezeichnet  durch  sehr  breite  Vorder- 
flügel mit  stumpfem  Yorderwinkel,  dem  convexesteu  Vorder- 
rande und  dem  am  a\  enigsten  schrägen,  bauchigen  Saume;  durch 
den    gnissten,     wirklicii    mondvierteKörmig    gestalteten,    tief 


*)  Giienee'd  ligue  stibteraünale ,  eine  fJezeichnuug,  die  icli  für 
die  Diagnose  vorziehen  rausste,  da  eine  .Striga  undulata  nicht  zugleich 
serrata  sein  kann. 

2Ü 


39n 

schwarzen  Mittelfleck;  die  tiefgezähnte,  weit  vom  Saum  ab- 
stehende, weisse  oder  weis^sliche  Wellenlinie,  mit  grossem 
weii^sen  Innenvandsfleck  ,  die  schwarzen  Costalflecke  und  die 
sehr  dicken,  zusammenhängenden,  tiefschwarzen  Seitenlinien 
des  Hinterleibs.  Diese  Charaktere  zusammengenommen  ge- 
nügen, Actaeata  von  allen  verwandten  Arten  zu  unterscheiden, 
unter  welchen  iiir  'l'ripunctaria  und  Trisignaria  am  nächsten 
'stehen.  Beide  haben  kürzer  gewimperte  Fühler,,  keine  gelbliche 
Färbung  des  Mesonotum;  Tripunctaria  hat  in  der  Regel  eine 
mehr  sclnväizlich  graue  Grundfarbe,  keine  oder  nur  schwache 
schwärzliche  CostaUlecke,  die  Innenwinkelfleckchen  reiner 
weiss,  schärfer  begrenzt,  tropfenartig,  eine  viel  seichter  ge- 
zähnte Wellenlinie  und  ganz  verscliiedene  Unterseite  dei- 
Hinterflügel  (liclit  weisslich  grau  bis  zum  Saume,  mit  meist 
nur  in  der  Vorderrandshälfte  sichtbaren  Schattenbinden). 
Trisignaria  ist  kleiner,  ihre  Wellenlinie  nicht  wei.'-s,  nur  in 
der  Flügelspitze  gezähnt  und  ohne  weissen  Innenwinkelfleck, 
der  hintere  Doppelstreif  auf  Ader  6  viel  schwächer  gebogen. 
Denotata  H.*}  (Campanulata  HS.)  hat  keine  schwuizen  Costal- 
flecke,  eine  nicht  so  tief,  aber  regelmässiger  gezähnte,  i'einere, 
nicht  weisse  Wellenlinie,  mit  viel  kleinerem,  schmalerem 
Innenwinkelfleck,  eine  meist  mehr  rostbräunliche  Grundfarbe 
und  charakteristisch  verschiedene  Unterseite.  Virgaureata 
Doubl. ,  von  der  ich  aber  nur  zwei  Exemplare  vergleichen 
kann,  ist  kleiner,  viel  schmalflügeliger,  mit  sehr  schrägem 
Saum,  nur  seicht  gezähnter,  dem  Saume  genäherter  Wellen- 
linie, viel  kleinerem  Innenwinkelfleck  und  sehr  abweichender 
Unterseite.  Mit  einer  andern  mir  bekannten  Art  kann  Actaeata 
nicht  verwechselt  werden. 

Flügelspannung  20  bis  22  Millimetei-.  Ein  Paar  von  den 
15  Exemplaren,  welche  ich  vor  mir  habe,  erreicht  nur  18  mm., 
was  aber  wohl  auf  Rechnung  der  StalKütterung  zu  setzen  ist. 
Fühler  bei  beiden  Geschlechtern  dicht  gewimpert,  die  Wim- 
pern beim  Männchen  fast  so  lang  wie  der  Durchmesser  des 
Schafts,  beim  Weibchen  viel  kürzer.  Palpen  von  Augenlänge, 
breit,  fast  dreieckig,  vorn  spitz,  dicht  schwarzbraun  beschup])t, 
unten  gegen  die  Basis  gelblichweiss  gesäumt.  Beine  innen 
gelblichweiss,  aussen  schwärzlich  mit  eingemengten  weisslichen 
Schuppen,  die  Tarsalglieder  geringeil.  Äüttelrücken  lostgelb- 
lichgrau.  Hinterleib  oben  mit  viel  eingemischten  rostgelblichen 
Schuppen  auf  den  mittleren  Segmenten,  mit  Ausnahme  des 
vorderen  Drittels  derselben,  und  einer  Reihe   vorn   schwarzer. 


*)  Nach  Herrich -Schäffer's  neuerer  Ansicht  soll  Denotata  H. 
nicht  Campanulata,  sondei'n  Selinata  sein  [?].  Regensb.  Correspon- 
denzblatt  1863  S.  22. 


äÖ7 

hinten  weisslicher  Rückenbüschchen.  In  jeder  Seite  des  Hin- 
terleibs eine  dicke,  tief'sehwarze  Linie,  die  (bei  trocknen 
Exemplaren)  vom  zweiten  bis  zum  fünften  Segment  keine 
Unterbrechung  zeigt  oder  liöchstens  zwischen  dem  zweiten  und 
dritten  unterbrochen  ist. 

Vorderflügel  10  bis  1  1  mm.  lang,  breit,  gerundet,  bräun- 
lich aschgrau,  die  typischen  Bindenstreifen  lichter,  mehr  oder 
minder  scharf  dunkel  getheilt  und  begrenzt.  Deutlich  ge- 
zeichnete Exemplare  führen  nächst  der  Wurzel  eine  schwärz- 
liclfe  Bogenlinie,  dann  die  vordere,  aus  zwei  lichteren,  dunkel 
gelandeten  Querstreifen  gebildete,  auf  der  Subcostalis  stumpl'- 
winklig  gebrochene  Binde.  Der  mittlere  Doppels-treif  ist  zu- 
weilen nur  in  seiner  Wurzelhälfte  deutlich,  welche  vom 
Vorderrande  schräg  herab  um  den  Mittelmond,  dessen  Enden 
berührend,  dann  rechtwinklig  gebrochen  zum  Inneniande 
zieht.  Die  hintere  Queibinde  läuft  bis  zur  Subcostalis  recht- 
winklig mit  dem  Vorderrande,  macht  dann  eine  gegen  den 
Saum  stumpf  vorspringende  Ecke  und  läuft  vom  Mittelast  an 
mit  sch\Aaclien  Wellen  zum  Innenrande.  Sie  ist  bei  den 
meisten  Exemplaren  aus  drei  lichten  Querstreifen  zusammen- 
gesetzt, indem  zu  den  beiden  gewöhnlichen  noch  ein  dritter, 
minder  deutlicher,  zwischen  jenen  und  der  Wellenlinie  hinzu- 
tritt. Die  Wellenlinie  steht  weiter  vom  Saume  ab  als  bei  den 
Verwandten,  am  weitesten  im  Vordenandsdrittel ,  ist  weiss 
oder  nur  weisslich,  tief,  aber  unregelmässig  gezähnt.  Die 
Zähne  sind  ineist  Sägezähne,  zuweilen  an  den  Spitzen  mehr 
abgerundet.  Im  Innenwinkel  erweitert  sich  die  Wellenlinie 
zu  einem  grösseren  weissen,  einwärts  dunkel  beschatteten 
Fleck,  der  meist  aus  einem  gro>sen  obern  und  kleineren  un- 
tern zusammengesetzt  ist.  Der  obere,  beständige,  ist  rundlich 
oder  dreieckig,  die  Spitze  des  Dreiecks  gegen  den  Saum  vor- 
springend. Der  Raum  zwischen  Wellenlinie  und  Saum  ein- 
farbig grau.  Mittelmond  gross,  tiefschwarz,  gegen  die  Wuizel 
convex,  gegen  den  Saum  gerade  abgeschnitten  oder  etwas 
concav ,  beide  Enden  zugespitzt.  Ueber  ihm  steht  am  Vor- 
deriande  ein  schwarzer  Fleck  ^^•urzel-  und  ein  zweiter  saum- 
wärts,  so  dass  sie,  wie  bei  Trisigiiaiia,  mit  dem  Mondfleck 
ein  fast  gleichschenkliges  Dreieck  bilden,  nur  ist  bei  Actaeata 
in  der  Regel  der  hintere,  bei  Trisignaria  der  vordere  Costal- 
lleck  dem  Mittelmonde  et^^•as  näher  gerückt.  Zwisclien  den 
beiden  Flecken  zieht  noch  ein  seh\A  ärzlicher  Schrägstrich  vom 
Vorderrande  zum  Mitlelmonde.  Die  Flecke,  die  innere,  erwei- 
teite,  dunkle  Einfassung  der  hintern  und  die  äussere  der 
vorderen  Querbinde  bildend,  sind  stets  vorhanden,  aber  ver- 
schieden an  Grösse  und  Deutlichkeit  bei  den  verschiedenen 
Exemplaren.     Die  Flügeladern  sind   da,  wo  sie  die  erste  und 

26" 


398 

dritte  Querbinde  schneiden,  mit  schwarzen  Punkten  oder 
kurzen  Linien  bezeichnet.  Saumh'nie  fein  schwarz,  auf  den 
Adern  licht  unterbrochen.    Fransen  hellgrau,  dunkel  gefleckt. 

Hinterfliigel  stark  gerundet,  das  Saumdrittel  den  Vorder- 
flügeln gleicli  gefärbt,  die  übrige  Fläclie  etwas  lichter  als 
dort,  mit  verwaschener  Zeichnung.  Der  Mittelmoud  ein  kurzer 
schwärzlicher  Strich,  seltener  ein  blosser  Funkt.  Wellenlinie 
meist  nicht  ganz  zusammenhängend,  sägezähnig,  im  Innen- 
winkel zu  einem  rundh'chen  weissen  Fleckchen  erweitert. 
Saum   und   Fransen  wie  bei  den  Vorderflügeln.  , 

Unterseite  aller  Flügel  lichter  grau  als  die  Oberseite, 
mit  starken  Mittelmonden  im  bindenartig  lichten  Mittelfelde. 
Die  hintere  Querbinde  meist  deutlich,  aus  zwei  breiten,  sanft 
gebogenen  Querstreil'en  zusammengesetzt.  Von  ihr  bis  zum 
Saume  ist  die  Fläche  einfarbig  grau,  in  der  Mitte  von  der 
gewöhnlich  undeutlichen  oder  kaum  kenntlichen  Wellenlinie 
durchzogen.  Fransen  an  der  Innern  Hälfte  trüb  gelblichweiss, 
braun  gefleckt,  an  der  aussein  aschgrau. 

Die  Art  zeigt  einigen  Wechsel  in  der  Färbung,  einen 
viel  stärkeren  aber  in  der  Deutlichkeit  der  Zeichnungen.  Bei 
den  mei.'sten  Exemplaren  zieht  die  graue  Grundfarbe  etwas 
ins  Gelbbräunliche  und  nähert  sich  der  von  Trisignaria,  andere 
sind  rein  aschgrau,  et\\  as  lichter  oder  dunkler.  Die  Zeich- 
nungen sind  bei  mehr  als  der  Hälfte  der  (15)  Exemplarö 
deutlich  ausgedrückt,  bei  drei  derselben  sind  die  Querstreifen 
fast  völlig  erloschen,  die  Wellenlinie  in  einzelne  Winkel- 
fleckchen aufgelöst  (Var.  b).  Die  übrigen  Stücke  stehen 
zwischen  diesen  Extremen  in  der   Mitte. 

Männchen  und  Weibchen  zeigen  ausser  den  generellen, 
am  Hinterleibe,  den  Fühlern  und  dem  Haftapparat  der  Flügel 
ausgedrückten  Sexualcharakteren  kaum  einen  Unterschied. 
Die  Flügel  des  Weibchens  sind ,  wie  bei  allen  Eupithecien, 
in  der  Regel  etwas  stärker  abgerundet,  als  die  des  Männchens. 
Der  Hinterleib  des  Männchens  zeigt  8,  der  des  Weibchens  7 
deutlich  getrennte  Segmente.  Das  letzte  Segment  ist  dopj^elt 
so  lang  als  das  vorletzte,  beim  Männchen  schlankei ,  kegel- 
förmig und  scheint  aus  zwei  Segmenten  zusammengesetzt  zu 
sein,  was  sich  aber  ohne  Entschuppung  nicht  entscheiden 
lässt.  Auch  dieser  Unterschied  in  der  Zahl  der  Hinterleibs- 
ringe ist  ein  genereller  Sexualcharakter  der  Eupithecien  wie 
anderer  Schmetterlinge. 

Die  Raupe  ist  ziendich  sehhiuk,  nach  vorn  verjüngt,  mit 
kleinem,  lichtbräunlichem  Kopfe  und  sclnAar/en  Punktaugen; 
einfaibig  mattgrün,  ohne  andere  Zeichnung  als  eine  feine, 
ziemlich  scharfe,  bräunliche  Rückenlinie,  welche  sich  auf  dem 
letzten   Segmente    erweitert,    in's    Dunkelrothe   übergeht   und 


399 

auf  (ier  Afterklappe  einen  grossen  rundlichen  oder  dreieckigen 
rothbraunen  Fleck  bildet.  Auf  den  Brustringen  ist  sie  etwas 
erweitert  und  erscheint  unter  der  Loupe  verdoppelt.  Die 
Kückenfläche  ist  etwas  dunkler,  grasgrün,  die  Bauchfläche 
zieht  mehr  ins  Weissliclie.  Seitenkante  faltig,  melir  gelblich- 
grün.  Brustfüsse  licht  bräunlichgrün.  Haut  nicht  deutlich  ge- 
kürnelt,  wie  sie  es  bei  Succenturiata,  Castigata  u.  s.  w.  ist; 
ilire  Härchen   kurz,  nur  unter  der  Loupe  sichtbar. 

Freund  Grentzenberg  bemerkt  brieflich,  dass  unter  den 
etwa  30  Raupen,  welche  er  am  25.  August  1866  an  Actaea 
spicata  gefunden  habe,  einige  gewesen  seien,  die  —  wenn  er 
nicht  sehr  irre  —  ganz  6ch\^ach  rotlie  Rückenflecke  gezeigt 
halten.  Von  den  Raupen,  die  ich  von  ihm  erhielt,  Hess  sich 
bei  keiner  etwas  davon  erkennen.  Diese  Raupen  benagten 
die  Actaea-Blätter  in  der  Mitte  und  am  Rande.  Vermuthlich 
greifen  sie  auch  die  unreifen  Beeren  der  Nalirungspflanze  an, 
wenigstens  zeigten  einige  derselben  Löcher.  In  der  Ruhe 
saseen  sie  gerade  ausgestreckt,  sich  nur  mit  den  Bauchfüssen 
anklammernd,  auch  hierin  sich  von  den  Raupen  der  Tri- 
punctaria,  Trisignaria  und  Denotata,  die  in  der  Regel  in 
gekrümmter  Stellung  zwischen  (oder  in)  den  P'rüchten  der 
Futterpflanze  ruhen,  charakteristisch  unterscheidend.  Auf  die 
übrigen  Unterschiede  von  diesen  Arten  brauche  ich  nicht  be- 
sonders einzugehen,  da  keine  derselben  Aehnlichkeit  mit  der 
Actaeata-Raupe  hat. 

Die  Raupen  verpuppten  sich  in  der  gewöhnlichen  Weise, 
in  engen  Gespinnsten  an  der  Oberfläche  der  Erde,  Ende  August 
und  Anfang  September.  Die  Puppe,  von  der  typischen  Ge- 
stalt der  Eupithecienpuppen,  ist  sehr  durchscheinend  grün,  am 
Kopf,  Prothorax  und  den  beweglichen  Hinterleibsringen  etwas 
ins  Rostgelbe  ziehend,  die  Einschnitte  der  Bauchringe  und  das 
ganze  letzte  Segment  dunkel  rostgelb.  Der  Hinterleib  ist 
(mit  Ausnahme  der  Einschnitte)  sehr  seicht  eingedrückt  punk- 
tirt,  die  übrigen  Tlieile  sind  sehr  schwach  quer  gerunzelt. 
Das  letzte  Segment  trägt,  wo  es  an  das  vorletzte  grenzt, 
oben  eine  Querreihe  tief  eingedrückter  Punkte  und  in  jeder 
Seite  einen  tiefen  schrägen  Eindruck,  m  ie  ein  kurzes  Komma. 
Die  Schwanzspitze  ist  vom  letzten  Segmente  durch  eine 
Furche  getrennt,  kurz,  flach  kegelförmig,  am  Ende  gerundet, 
mit  8  zusammengeneigten  Börstchen  bewaffnet,  deren  mittleres 
Paar  länger  und   an  der  Spitze  umgebogen  ist. 

Ich  erzog  gleichzeitig  mit  den  Actaeata-  auch  eine 
Anzahl  T  ripuncta  lia- Raupen,  habe  deren  Puppen  mit 
Actaeata  verglichen  und  ebenfalls  sehr  verschieden  gefunden. 
Ihre  Farbe  ist  weniger  durchscheinend,  am  Hinterleibe  bräun- 
lich rostgelb,    auf  der  Rückseite   ins  Grünliche,    die  Flügel- 


400 

scheiden  u.  s.  w.  dunkler  grün  als  bei  Aclaeata.  Der  Hinter- 
leib .sclilanker,  stärker  zugespitzt,  tief  punktirt,  auf  der  Kück- 
Seite  dicht,  auf  der  Baucli-seite  zerstreut.  Die  übrigen  Theile 
viel  tiefe!-  quer  gerunzelt,  so  dass  die  Fühlerscheiden  hier 
schnurförniig  erscheinen,  während  sie  bei  Actaeata  last  glatt 
sind.  Der  letzte  Ring  rostbraun,  ohne  Seiteneindruck,  sonst, 
gleich,  der  Schwanzspitze,  wie  bei  Actaeata;  nur  ist  die  Furche, 
welche  beide  trennt,  seichter,  und  die  beiden  mittlem  Borsten 
der  Schwanzspitze  sind  verhältnissmässig  stärker  als  bei 
jener  Art. 

Die  vier  Actaeata-Falter,  welche  ich  erzog,  erschienen 
im  ungeheizten  Zimmer  am  4,,  6.  und  29.  Mai  d.  J.  Ein 
fünftes  Exemplar  fand  it-h  in  einem  Puppenkasten  frisch 
entwickelt,  welclier  nur  hiesige,  von  mir  selbst  eingesammelte 
Producte  enthielt.  Wie  es  da  hinein  gerathen  ist,  ist  mir 
um  so  rätbselhafter,  als  ich  mich  weder  eine  der  Actaeata 
ähnliche  Raupe  gefunden  zu  haben  entsinne,  noch  überhaupt 
an  Actaea  jemals  Raupen  gesucht  habe.  Es  ist  aber  kaum 
möglich,  dass  eine  von  den  Danziger  Raupen  oder  Puppen, 
die  ich  von  Anfang  an  abgesondert  erzogen  habe,  in  jenen 
Behälter  gerathen  sein  könnte.  Ausser  bei  Danzig  ist,  dem 
Vernehmen  nach,  Actaeata  auch  in  Baiern  aufgefunden  und 
von   Herrich- Sciiäfter  eizogen  worden. 

Rhoden,  Juni  1869. 


Bemerkungen 
über  den  Bau  und  die  systematisclie  Stel- 
lung der  Gattung  Acentropus  Gurt. 

von 
lii:  A.  Speyer. 


Vergleichende  Untersuchungen  über  die  verwandtschaft- 
lichen Beziehungen  zwischen  Lepidopteren  und  Phryganiden, 
welche  mich  einige  Zeit  beschäftigten,  erregten  mir  den  leb- 
haften W^unsch,  das  oben  genannte  merkwürdige  Thierchen, 
das  die  älteren  Sjstematikei-  als  Phryganide  beschrieben  haben, 
wälirend  die  meisten  neueren  seine  Lepidopterennatur  vertheidi- 
gen,  in  natura  kennen  zu  lernen.  Denn  wenn  auch  die  Angaben 
über  die  BeschafFenheit  der  meisten  Körpertheile  des  Acentro- 
pus  bei  den  Autoren,  welche  ich   vergleichen  konnte  (We^l- 


401 

wood ,  Kolenati,  von  Heinemann,  Stainton),  keinen  Zweifel 
über  die  grössere  Beieclitigung  der  letzteren  Ansicht  übrig 
lies.^en ,  so  genügten  sie  doch  nielit  völlig  gerade  in  Betreff 
des  wichtigsten  Punkts,  nämlieh  der  Beschaffenheit  der  weni- 
gen vorhandenen  Mundtheile,  in  deren  Deutung  sie  sich  zudem 
M  iderspreolien.  Es  gereichte  mir  daher  zur  besonderen  Genug- 
thuung,  durch  die  Güte  des  Herrn  Barons  Nolcken  in  den 
Stand  gesetzt  zu  werden,  n)ir  ein  eigenes  Uitheil  über  die 
fraglichen  Punkte  zu  bilden.  Er  überliess  mir  ein  Dutzend 
Exemplare  von  seiner  in  der  Newa  gemachten  Beute,  deren 
Untersuchung  kurz  das  folgende  Ergebniss  gehabt  hat: 

Die  Mundtheile  des  Acentropus  bestehen  aus  drei  paarigen 
Organen:  sehr  kleinen,  eingliedrigen  Maxillarpalpen,  grossen, 
dreigliedrigen  Labialpalpen  und   fadenförmigen  Maxillen. 

Dem  unbe\A'affneten  Auge  sind  nur  die  verhältnissmässig 
langen  und  dicken  Labialpalpen  sichtbar,  welche  die  engli- 
schen Autoren,  bis  auf  Westwood,  und  neuerdings  wieder 
Kolenati  als  Maxillarpalpen  auffassen.  Dass  sie  dies  nicht 
sind,  bevvtist  eben  das  Vorhandensein  eines  zweiten  Palpen- 
paares, welches  oberhalb  der  Wurzel  der  grossen  Palpen 
eingelenkt  ist.  Kolenati  erwähnt  seiner  als  „eines  braunen 
Büschelchens  nach  aussen  an  der  Basis  jeder  Palpe'',  seine 
Figuren  zeigen  aber  nichts  davon  (Wiener  entomol.  Monat- 
schrift 1858  S.  384,  Taf.  VII).  Westwood  (Introduct.  IL 
p.  413,  fig.  113)  bildet  es  ab  und  nennt  die  Theile  „ein  Paar 
kleine  Seitenanhänge  der  Palpen,  welche  ich  als  das  andere 
Paar  der  Palpen  betrachte''.  Dass  diese  Vermuthung  richtig, 
die  Büsclielchen  aber  nicht  blosse  Seitenanhänge  der  grossen 
Palpen,  sondern  selbstständige  Organe  sind,  wird  ersichtlich, 
wenn  man  sie  und  die  Stelle,  wo  sie  inserirt  sind,  von  ihrer 
Schuppenbekleidung  befreit,  was  mir  unter  dem  Compositum 
gelungen  ist.  Sie  erscheinen  dann  als  länglich  eiförmige,  mit 
der  verschmälerten  Basis  über  dem  Wurzelgliede  der  grossen 
Palpen  angeheftete  Theile,  welche  die  Länge  dieses  Gliedes 
nicht  ganz  erreichen.  Im  unverselirten  Zustande  sind  sie 
dicht  mit  abstehenden  braunen  Schuppen  bekleidet  und  etwas 
nach  aussen  gerichtet.  Ihrer  Lage  nach  könnten  sie  allenfalls 
auch  als  rudimentäre  Mandibeln  gedeutet  werden,  wenn  nicht 
Form  und  Bekleidung  dem  widerspräche  und  sie  deutlich  als 
Palpen  charakterisirte. 

Die  Labialpalpen  hat  Kolenati  im  Wesentlichen  (als 
ÄIaxillarpali)en)  richtig  beschrieben  und  abgebildet.  Sie  sind 
- —  was  erst  nach  der  Entschuppung  sichtbar  wird  —  drei- 
gliedrig: das  Basalglied  am  kürzesten,  cylindrisch,  das  Mittel- 
glied ein  w^enig  länger  und  nach  vorn  sich  etwas  verdickend, 
das  Endglied  noch  länger  und  dicker,  eiförmig,  stumpfspitzig. 


402 

Kolenati  nennt  die  grossen  Palpen  herabhängend  und  bildet 
sie  aucli,  fig.  7,  so  ab.  Bei  allen  meinen  Exemplaren  sind  sie 
aber  nicht  sowohl  hängend  als  vielmehr  gegen  die  Brust  zurück- 
geschlagen, so  dass  sie  der  Längsaxe  des  Köipers  fast  pa- 
rallel neben  einander  lierablaufen.  Sie  behalten,  mit  andern 
Worten,  die  Stellung  dauernd  bei,  welche  sie  in  der  Puppe 
hatten  und  welche  sie  bei  andern  Schmetterlingen  nur  un- 
mittelbar nach  dem  Ausschlüpfen  erkennen  lassen. 

Zwischen  den  Palpen  in  der  Mittellinie,  fast  im  Niveau 
der  Maxillarpalpen,  liegen  die  Organe,  welche  dieser  Lage 
nach  nur  als  Maxillen  aufgefasst  werden  können  und  auch 
von  allen  Autoren  als  solche,  resp.  als  Sauger,  betrachtet 
worden  sind.  Es  sind  zwei  an  der  Basis  deutlich  getrennte, 
gegen  die  Spitze  etwas  convergirende,  gerade,  fadenförmige, 
etwas  flache,  gegen  das  Ende  ein  wenig  versclimälerte,  nackte, 
lichtgelbliche  Theile,  wenig  länger  als  das  Wurzelglied  der 
Labialpalpen,  welche  dicht  neben  einander  herablaufen. 
WestMOod's  Figur  113,  114  stellt  sie  richtiger  dar  als  Kole- 
nati's  Fig.  4,  wo  sie  zu  breit  und  an  der  Basis  vei-bunden 
erscheinen. 

Diese  drei  Organpaare  sind  Alles,  was  ich  von  Mund- 
theilen  zu  erkennen  vermag.  Kolenati  erwähnt  noch  einer 
Oberlippe,  beschreibt  aber  als  solche,  wie  es  scheint,  den 
vordem,  gerade  abgeschnittenen,  kahlen  Rand  der  breiten, 
dicht  beschuppten  Stirn,  den  ich  als  Clypeus  ansehe.  Von 
eigentlichen  Fresswerkzeugen  ist  also  nichts  vorhanden  als 
die  beiden,  die  Maxillen  repräsentirenden  Fädchen,  die,  soweit 
ich  erkennen  kann,  solide,  nicht  canalisirt  sind. 

Die  Schwierigkeit  einer  richtigen  Deutung  der  genannten 
Theile  liegt,  ausser  in  der  Kleinheit  und  unvollkommenen 
Entwicklung  der  Maxillen  und  Maxillarpalpen,  wesentlich  in 
dem  Umstände,  dass  sie,  ungewöhnlich  dicht  an  einander 
gerückt,  fast  in  gleichem  Niveau  entspringen.  Es  bedarf  einer 
genauen  üntereuchung,  um  darüber  sicher  zu  werden,  dass  in 
der  That  die  Basis  der  grossen  Palpen  den  untersten  Platz 
behauptet. 

Von  einfachen  Augen,  deren  nach  Kolenati's  Text  und 
Abbildung  zwei  an  der  bei  den  Schmetterlingen  ge\A  öhnlichen 
Stelle  vorhanden  sein  sollen,  habe  ich  bei  meinen  Exemplaren, 
die  doch  von  derselben  Localität  stammen,  wo  Kolenati  die 
seinigen  iing,  keine  Spur  entdecken  können.  Auch  Herr  von 
Heinemann  konnte  sie  nicht  finden. 

Ein  Organ  dagegen,  Melches  vorhanden,  aber  von  keinem 
der  Beschreiber  erwähnt  ist,  das  Schienenblättchen,  findet  sich 
ganz  deutlich  an  derselben  Stelle  der  Vorderschienen,  wo  es 
die   Lepidopteren    überhaupt    (die    Heteroceren    mit    wenigen 


403 

Ausnahmen,  von  den  Rhopaloceren  nur  die  Eqnites  und 
Hesperiden)  besitzen.  Es  ist  ein  sciunaler,  lineiiler,  über  der 
Mitte  der  Schiene  entspringender  Anhang,  der  der  Schiene 
zuerst  anliegt,  sich  dann  mit  einer  leicliten  Bieguns;  abhebt 
und  mit  dem  angesch\\  ollenen ,  etwas  aus\Aäits  gekrümmten 
Ende,  das  der  Schiene  kaum  überragend,  wieder  anlegt.  Es 
ist  selir  auffallend,  dass  ein  so  zuverlässiger  Beobachter  als 
Westwood  sein  Vorhandensein  ausdrücklicii  leugnet  (Intio- 
duction  p.  324).  Da  es  alle  meine  Exemplare  zeigen,  so  ist 
mir  dieser  Umstand  fast  nur  dadurch  erklärlich  ,  dass  die  in 
England  wohnende  Art  nicht  identisch  mit  der  der  Newa  ist. 
Westwood's  übrige  Angaben  sowie  Stainton's  kurze  Beschrei- 
bung (Manual  II.  p.  14G)  stimmen  freilich  im  Uebrigen  sehr 
gut  zu  den  russischen  Exemplaren. 

Die  übrigen  Köri)ertheile  sind  aus  den  vorhandenen  Be- 
schreibungen hinlänglich  bekannt,  um  eine  auslGhrliche  Schil- 
derung überflüssig  zu  machen.  Der  Rückentheil  des  ersten 
Thoraxsegments  (pronotum,  collare)  ist  nur  durch  aufgerichtete 
Haarschuppen  beiderseits  zwischen  Kopf  und  Mes-othorax  an- 
gedeutet; wenigstens  kann  ich,  auch  nach  Abtrennung  des 
Kopfs,  weiter  nichts  wahrnehmen.  Die  Schulterdecken  (te- 
gulae,  scapulae  der  Lepidopterologen)  dagegen  sind  gross  und 
von  typischer  Lepidopterenform.  Ebenso  der  Haftapparat  der 
Flügel,  sowohl  die  sehr  kräftige,  einfache  (ich  habe  nur 
Männclien  vor  mir)  Haftborste  der  Hinteiflügel  selbst,  als  der 
Saum  aufgerichteter  Haarschuppen  an  der  Basis  der  Vorder- 
Üügel,  welcher  sie  von  unten  umfasst. 

Der  Hinterleib  ist  kurz,  Oringelig,  unten  am  Ende  des 
achten  Segments  mit  2  sehr  grossen,  vorstehenden,  breit 
lancettförmigen  Aftorklappen;  am  Ende  des  neunten  Segments 
mit  grossem,  herahgebogenem  Hornhaken  über  —  und  kür- 
zerem, zweispitzigem,  aufgebogenem  Haken  unter  der  After- 
öff"nung.  Eine  ganz  ähnliche  Bildung  also,  wie  sie  viele 
Schmetterlinge,  z.  B.  die  Sphingiden,  zeigen,  nur  in  relativ 
beträchtlicherer  Grösse. 

Die  Flügeladern  sind  bei  Kolenati  sehr  ungenau  abge- 
bildet, von  Heinemann  (Schmetterl.  Deutschlands,  Zünsler, 
S.  107)  aber  genau  und  in  Uebereinstimmung  mit  meinen 
Newa-Exemplaren  beschrieben  worden.  Zu -bemerken  ist  nur, 
dass  die  bei  den  meisten  Heteroceren  \orliandene,  im  Vorder- 
rande der  Vordertlügel  selbst  verlaufende  Ader,  die  costa 
der  Neuropterologen,  welche  die  Lepidopterologen  ohne  Namen 
gelassen  haben  und  überhaupt  ganz  mit  Stillschweigen  über- 
gehen, auch  dem  Acentropus  nicht  fehlt.  Ihr  lumen  reicht, 
sich  verjüngend,  bis  über  die  Flügelmitte,  wo  es  sich  in  die 
Costalverdickung  verliert.   Auf  den  Hinterflügeln  verschmelzen, 


404 

soviel  ich  erkennen  kann,  die  vv,  costalis  und  mediana  bald 
nach  ihrem  Ursprünge  und  lauten  als  einfacher  Stamm  dem 
Vorderrande  ziemlieli  parallel  in  die  Flügelspitze,  kurz  vor 
der8elben  einen  Sclnägast  in  den  Vordei'rand  abgebend.  Die 
Mittelzelle  der  Hintertlügel  is^t  offen.  Die  Flügel  sind  nicht 
sehr  dicht,  aber  gleichmässig  und  volli^tändig  mit  Schuppen 
bedeckt,  die  so  fest  sitzen,  dass  mir  ihre  Entfernung  nicht 
überall  gelungen  ist.  Sie  sind  relativ  klein,  übrigens  von 
verschiedener  Form  und  Grösse;  die  die  Flügelfläche  beklei- 
denden grösstentlieils  viel  tiefer  und  schärfer  gezähnt,  als  sie 
Kolenati's  Figuren  darstellen,  2-,  3-  oder  4zähnig,  die  Zähne 
schlank,  mehr  oder  minder  ungleich,  bei  den  dreizähnigen 
meist  der  mittlere  Zahn  länger,  oft  fast  halb  so  lang  als  die 
ganze  Schuppe.  Ihre  Basis  verschmälert  sich  gleichmässig, 
ohne  Abstutzung  oder  Einkerbung. 

Der  Acentropus  ist  hiernach  ein  ächter  Schmetterling, 
mit  einigen  Eigenthümlichkeiten  allerdings,  die  aber  nichts 
dem  Charakter  der  Ordnung  Widersprechendes  haben  und 
sich  demselben  —  und  nur  dem  Lepidopterentypus  —  ohne 
Anstoss  subsumiren  lassen.  Ein  rudimentärer  oder  auch  ganz 
fehlender  Sauger  ist  bei  den  Schmetterlingen  bekanntlich 
nichts  Seltenes,  und  die  Maxillarfädchen  des  Acentropus  haben 
in  der  That  Aehnlichkeit  mit  dem  verkümmerten  Sauger 
mancher  anderen  Schmetterlinge.  Beträchtliche  Entwicklung 
der  stets  dreigliedrigen  Lippentaster  im  Gegensatz  zu  der 
Kleinheit  der  Kiefertaster  ist  Regel  bei  den  Lepidopteren,  und 
von  den  Mandibeln  und  übrigen  Fress\\  erkzeugen  ist  bei  vielen 
Schmetterlingen  wenig  oder  nichts  zu  entdecken.  Das  Ein- 
zige, was  meines  Wissens  bei  keinem  andern  Gliede  der 
Ordnung  in  derselben  Weise  vorkommt,  ist  die  grosse  An- 
näherung der  beiden  Tasterpaare  an  einander,  das  Herauf- 
rücken der  Labialpalpen  bis  nahe  an  die  Wurzel  der  Maxillen 
und  Maxillarpalpen.  Bei  allen  andern  Schmetterlingen,  die 
ich  untersuchte,  sind  beide  Palpenpaare  durch  einen  beträcht- 
lichen Z\^'iscllenraum  getrennt,  indem  die  Lippentaster  viel 
weiter  zurück,  an  der  untern  Fläche  des  Kopfs,  eingelenkt 
sind.  Das  ist  aber  auch  der  einzige  erhebliche  Umstand, 
welcher  dem  Acentropus  eigenthümlich  ist,  während  die  ge- 
sammte  übrige  Organisation  den  Lepidopterentypus,  und 
gerade  in  einigen  seiner  charakterischsten  Theile  in  recht 
ausgesprochener  Bildung,  erkennen  lässt.  So  den  Haftapparat 
der  Flügel  und  die  tegulae,  welche  in  dieser  Ausbildung 
weder  den  Phryganiden  noch  irgend  einer  Insectenordnung. 
zukommen.  Dazu  kommen  das  Flügelgeäder  mit  seinen  ein- 
fachen Discoidalzellen,  die  vollständige  Schuppenbekleidung, 
auch,    wenigstens    bei    der   in    der  Newa  wohnenden  Species, 


405 

Her  Anhang  der  Vordcischienen.  Da  ausserdem  selbst  der 
Habitus  der  Imago  nichts  besonders  rhryganidonartiges  hat, 
t-o  ist  es  in  der  Tiuvt  schwer  begreidicli ,  wie  man  die  Lej)i- 
dopterennatur  des  Thierchens  hat  verkennen  können.  Es  kann 
niclit  einmal  als  eine  Annäherung  des  Lepido])lerent,ypns  an 
den  der  Phrjganiden,  wie  ich  im  Interesse  der  l)ar^^  inVchen 
Lehre  hoffte,  betrachtet  werden,  denn  es  hat  mit  der  letzteren 
Insectengruppe  in  der  That  gar  nichts  gemein  als  die  Lebens- 
weise und  die  kiementragende  Rau])e,  welche  sich  ja  auch 
bei  einem  so  typisclien  Lepidopteron  wiedertnidet,  als  Para- 
pojnx  stratiotata.  Andere  Familien  der  Schmetterlinge,  wie 
die  Psychiden  und  besonders  die  Tineinen  mit  langen  Kiel'er- 
tastern,  vor  Allem  die  Micropterjginen ,  haben  viel  wesent- 
lichere Eigenschaften  mit  den  Plirvganiden  gemein  als  Acentio- 
])us.  Der  charakteristischste  Unterschied  zwischen  Lepidopteren 
und  Phryganiden  liegt  in  der  einem  ganz  abweichenden  Typus 
folgenden  Bildung  der  Mundtheile,  und  gerade  diese  Organe 
nähern  sich  bei  Acentropus  in  nichts  dem  Typus  der  Phryga- 
niden. Dennoch  hat,  wie  ich  aus  Gerstäcker's  Pericht  lur 
'1863  —  64  S.  390  ersehe,  noch  neuerdings  West\\ood  die 
Stellung  von  Acentropus  unter  den  Lepidopteren  gegen  Ne\\'- 
man  vertheidigen  müssen  und  dabei  auch  die  Bildun;ji,'  der 
Puppe  als  Beweis  für  seine  Meinung  angeführt.  Leber  die 
Details  der  Entwicklungsgeschichte,  welche  in  England  voll- 
ständig beobachtet  zu  sein  scheint,  ist  mir  leider  keine  ge- 
nügende Auskunft  zugänglich  gewesen,  ebenso  \\  enig  über  das 
Weibchen,  welches  in  zwei  Formen,- einer  stunimelllügcligcn 
und  einer  vollständig  getlügelten  ,  vorkommen  soll ,  die  viel- 
leicht verschiedenen  Arten  angehören.  Nach  v.  Heinemann's 
Mittheilung  (1.  c.)  soll  das  Weibchen  des  Nachts,  auf  dem 
Rücken  liegend ,  unter  dem  Wasser  schwimmen  und  bei  der 
Begattung  das  Männchen  umfassen  und  mit  sich  hinabziehen 
—    M'ie  Schillers  Nixe  den  Jüngling  am   See. 

Wenn  die  Zugehörigkeit  von  Acentropus  zu  den  Lepido- 
pteren zweifellos  ist,  so  fragt  es  sich  \a  eiter,  wo  die  Gattung 
innerhalb  des  Systems  ihren  angemessenen  Platz  findet.  Wocke 
(Catalog.  d.  Lepid.  Europas)  und  von  Heinemann  stellen  sie 
zu  den  Botiden  in  die  Nähe  der  übrigen  Wasserzünsler,  und 
in  der  That  spricht  nicht  allein  die  Lebensweise  und  die 
Entwicklungsgeschichte  für  diese  Stellung,  sondern  auch  die 
ziemlich  übereinstimmende  Beschaffenheit  des  Flügelgeäders. 
Anderseits  ist  aber  die  Bildung  der  Kopftlieile  so  wesentlich 
abweichend,  nicht  bloss  \'on  den  Pyraliden,  sondern  auch  von 
den  übrigen  Familien  der  Schmetterlinge,  dass  das  Thier  mit 
seinen  schwachen,  spornlosen  Beinen,  seiner  eigenthümlichen 
Schuppenbekleidung  u.  s.  w.  hier,  wie  überall  fremdartig  steht 


40B 

und  mindestens,  wie  mii*  scheint,  eine  gesonderte  Familie 
bilden  muss  (für  \\elche  ich,  statt  des  sesquipedalen  Namens 
Acentrojtodidae,  den  kürzeren  Acentridae  in  Vorschlag 
bringe),  die  zwischen  Botiden  und  Chiloniden  einzureihen  wäre. 

Ob  die  Respirationsorgane  etwas  Eigentliümliches  auch 
bei  dem  vollkommenen  Insecte  besitzen,  welches  einen  längern 
Aufenthalt  unter  Wasser  ermöglicht,  weiss  ich  nicht;  wenig- 
stens beim  Weibchen  liesse  es  sich  erwarten,  wenn  v.  Heine- 
manns Nachricht  gegiündet  ist.  Beim  Männchen  glaube  ich 
die  OefTnung  von  Stigmen  der  drei  ersten  Hinterleibssegmente 
an  den  gewöhnlichen  Stellen  zu  erkennen,  habe  aber  keine 
nähere  Untersuciiung  angestellt,  für  welche  frische  Thiere 
geeigneter  sind.  Sonst  ist  nicht  zu  verkennen,  dass  mehrere 
seiner  Eigenschaften  darauf  berechnet  scheinen,  auch  dem 
Männchen  einen  kurzen  Aufenthalt  und  eine  Fortbewegung 
im  flüssigen  Element  zu  erleichtern.  Der  Vorderleib  ist  ver- 
liältnissmässig  sehr  kräftig  gebaut,  die  Flügel  sind  schmal, 
spitz,  aber  fest,  fast  flossenartig  geformt  und  in  der  Ruhe 
zurückgebogen,  die  Schuppenbekleidung  liegt  glatt  an  und 
haftet  ungemein  fest.  Damit  ist  aucli  die  Stellung  der  grossen 
Palpen  in  Uebereinstimmung  und  findet  darin  wohl  ihre  Er- 
klärung, lif^ng,  kolbig  und  locker  befestigt,  wie  sie  sind, 
würden  sie  der  Vorwärtsbewegung  unter  Wasser  hinderlich 
sein,  wenn  sie,  statt  dem  Drucke  nachgebend  sich  zurückzu- 
schlagen, vorgestreckt  weiden  sollten. 

Es  ist  vielleicht  keine  allzugewagte  Hypothese,  die  Eigen- 
thümliclikeiten  in  Lebensweise  und  Organisation  der  Gattung 
Acentropus,  welche  ihr  eine  isolirte  Stellung  in  der  Ordnung 
der  Lepidopteren  verleihen,  daraus  zu  erklären,  dass  wir  sie 
als  die  Repräsentantin  eines  älteren  Zweiges  des  Urstammes 
der  Schmetterlinge  auffassen,  dessen  übrige  Glieder  zu  Grunde 
gegangen  sind.  Wenn  man  überhaupt  die  Ansicht  für  die 
richtige  hält,  nach  welcher  die  Gescliichte  der  Organismen 
eine  EntM'ickelungsgeschichte  und  nicht  eine  Reihe  specieller, 
isolirter  Schöpfungsacte  ist,  wird  man  auch  nicht  darüber 
streiten,  dass  die  primitiven  Insectenformen  im  Wasser  zu 
suchen  sind.  Acentiopus  ist  aber  in  ausgesprocheneier  Weise 
ein  Wasserthier  als  alle  anderen  bekannten  Schmetterlinge, 
und  neben  den  allgemeinen  giebt  es  auch  specielle  Gründe,  die 
mit  viel  mehr  Wahrscheinlichkeit  voraussetzen  lassen,  dass 
die  Atavi  der  Lepidopteren  aus  dem  Wasser  ans  Land  gestiegen 
s^nd  und  sich  hier  dem  Land-  und  Luftleben  angepasst  haben, 
als  umgekehrt  —  wie  man  sonst  in  diesem  Falle  annehmen 
müsste.  ' — 


407 


Vogelnester  und  Insecten. 


Die  Durchsuchung  von  Vogel-,  besonders  von  Schwalben 
nestern,  nach  Insecten  scheint  seit  der  Zeit,  dass  Herr  Dr.  F. 
Stein  (Stett,  Entom.  Ztg.  4.  Jahig.  p.  316)  den  ersten  Anstoss 
dazu  gab  und  schöne  Beobachtungen  und  Entdeckungen  mit- 
theilte, wenig  verfolgt  zu  sein;  mir  wenigstens  sind  keine 
weiteren  Arbeiten  über  den  Gegenstand  bekannt  geworden, 
und  sollten  dennoch  dergheichen  irgendwo  niedergelegt  worden 
sein,  so  findet  sich  doch  in  den  hier  folgenden  JMittheilungen 
wohl  ein  Körnchen  Neues,  « as  ich  mit  Bekanntem  hinzu- 
nehmen bitte. 

Eine  besondere  Veranlassung  zur  Durchsuchung  von 
Vogelnestern  gab  mir  das  Nest  eines  Thurm-  oder  Mauerseglers 
(Cvpselus  apus)  an  der  westlichen  Wand  meines  Wohn- 
hauses. Es  befand  sich  in  einem  der  sogenannten  Staaren- 
kasten,  die  in  hiesiger  Gegend  zahlreich  in  Bäumen  und  an 
Häusern  aufgehängt  werden  und  dem  Sturnus  vulgaris  zur 
Sommerzeit  als  Wohn-  und  Brutplatz  dienen. 

Im  ersten  Jahre  ging  mit  meinem  herbeigekommenen 
Staarenpärchen  Alles  glücklich  von  Statten;  im  zweiten  aber 
wurde  es,  ehe  es  nisten  konnte,  von  einem  ebenso  ritterlichen 
als  kecken,  anmassenden  Spatzenmännchen  vertrieben,  welches 
mit  seiner  Ehehälfte  binnen  ein  j)uar  W'ochen  ein  Nest  voll 
Sperlingskinder  zeugte.  Aber  die  ElternlVeuden  sollten  bald 
in  Jammer  verkehrt  werden.  Denn  als  der  Mai  ins  Land 
kam,  kehrten  auch  die  Thurmschwalben  wieder;  ein  Paar 
drang  ohne  Umstände  in  den  Staarenkasten .  und  am  andern 
Morgen  lagen  die  nackten  Sperlingsjungen  zerschmettert  auf 
dem   Steinjttkister  unten  im  Hofe. 

Dies  wiederholte  sich  drei  Jahre  hintereinander.  Als 
am  Ende  des  dritten  Jahres  eine  Reparatur  an  der  Hauswand 
vorgenommen  werden  sollte,  nahm  ich  den  Staaren-  oder 
nun   Scliwalbenkasten  herein  und   untersuchte  seinen   Inhalt, 

Ausser  einigen  lebenden  Crvptophagen  und  Latliridien 
fand  ich  55  Stück  Puppen  von  der  Schwalbenlausfliege, 
Oxypterum  pallidum  Leach,  aus  denen  im  April  des  nächsten 
Jahres  die  Fliegen  hervorgingen;  einige  wenige  ergaben  einen 
Pteromalinischen  Schmarotzer,  der,  statt  w  ie  die  rechtmässigen 
Bewohner  das  Deckelchen  \on  der  Pu[)penhülle  abzuheben, 
;ils   Mörder  dureii   ein  Loch  zur  Seite  ausgeschlüpft  war. 

Sjjäter  beobachtete  ich  bei  andern  Staarenkasten  ähnliche 
\'erhältuisse:  wo  irgend  ein  solcher  an  Hauswändun  angebracht 


408 

war,  wurden  nicht  selten  die  Staare  vertrieben,  und  in  den 
Nestern  des  Seglers  fand  ich  immer  zahlreiche  Puppen  der 
genannten  Fliege,  ßleist  entwickelten  sich  diese  in  meinen 
(jläi-ern  schon  im  Winter  oder  im  Frühjahr,  manchmal  aber 
auch   bis  in   den   Juli  hinein. 

Diese  Nistweise  des  Thurmseglers  erleichtert  natürlich 
die  Untersuchung  seiner  sonst  schwer  zugänglichen  Nester, 
und  macht,  da  er  nicht,  wie  der  Staar,  seine  und  seiner 
Jungen  Excremente  aus  dem  Neste  schaffet,  die  Beantwortung 
der  Frage  möglich  : 

Was  frifest  der  Mauersegler? 

Die  gewöhnlichste  Meinung  ist  die^  er,  m  ie  die  Familien- 
verwandten nähren  sich  von  Mücken,  Fliegen  und  dergleichen 
weichen  Insecten.  Dies  ist  aber  sicherlich  nur  zum  Theil, 
vielleicht  zum  geringsten  Theil  richtig.  Ich  habe  nämlich 
gefunden,  dass  vornehmlich  Käfer  seine  Nahrung  ausmachen. 
Clanz  insbesondere  aber  sj)ieU  dabei  eine  Halticine,  nämlich 
Psylliodes  clirjsocephalus  Linn.,  eine  auftallende  Rolle.  Die 
Kotliklumpen  des  alten  Mauerseglers  sind  mit  den  unver- 
dauten Flügeldecken,  Köpfen  und  Beinen  des  Käfeis  so  durch- 
setzt, dass  sie  grün  glänzend  davon  erscheinen;  nicht  selten 
findet  man  auch  mehr  oder  weniger  wohl  erhaltene  Käfer 
selbst,  und  die  Varietät  Ps.  nigricollis  Marsh.  —  denn  nichts 
Anderes  ist  diese!  —  kommt  ebenfalls  dabei  vor.  —  Ausser- 
dem finden  sich  in  den  Kothklumpen  der  Jungen  viel  Ueber- 
reste  von  andern  Käfern,  namentlich  von  Taclijporus,  zaiil- 
reiche  Curculionen,  besonders  Phytonomus,  und,  wenn  ich  nicht 
irre,  Polydrusus,  auch  Apion  und  Ceutorhynchus.  Von  Rhyn- 
choten  sind  mehrere  Aphropliora-Arten  zahlreich   vertreten. 

Man  begreift  nur  nicht,  wie  der  Segler  an  diese  Thiere 
kommt,  die  doch  meist  an  Blättern  niedriger  Pflanzen  leben, 
während  man  ihn  selbst  kaum  jemals  anderswo,  als  hoch  in 
der  Luft  fliegend  bemerkt. 

Was  den  Inhalt  der  Mauersegler-Nester  an  lebendigen. 
Insecten  betrifft,  so  muss,  von  den  zahlreichen  Larven  der 
Tinea  pellionella"'),  die  in  allen  Schwalbennestern  vorkommen, 
wie  von  Ptinus  und  Lepisma  abgesehen,  das  Vorkommen  von 
Anthrenus  pimpinellae  in  denselben  am  meisten  Interesse  er- 
regen. Ich  glaube  sogar  annehujen  zu  dürfen,  dass  dieser 
Käfer  sich  ausschliesslich  bei  Cypselus  apus  ent\"\  ickelt! 
—  Ich  fand  in  verschiedenen  Nestern  wiederholt  frisch  ent- 
wickelte Käfer,  Larven  und  Puppen.  Letztere  haben  bekannt- 
lich  völlig   das  Aussehen  der  Larven   und   unterscheiden    sich 


*)  Niclit  vielmehr  Tin.  spretella?  Red. 


409 

nur  durch  Bewegungslosigkeit,  hellere  Farbe,  Mangel  an  langen 
Haaren  und  gequolhieren  Körper.  Mehrmals  entwickelten  sich 
vor  meinen  Augen  Käfer  aus  den  Puppen.  —  In  einem  Neste, 
welches  sicherlich  nur  einen  Sommer  alt  war,  zälilte  ich 
hundertundzelin  dieser  Anthrenus-Larven,  und  mag  wohl  noch 
deren  nicht  wenig  übersehen  haben!  —  Wenn  Erichson  von 
den  Anthrenus-Larven  im  Allgemeinen  (Insect.  Deutschlds.  3. 
p.  453)  sagt:  „Drei  Büseliel  von  längern,  gegliederten  Ilaaren 
mit  pfeilfürmigen  Spitzen  am  Hinterleibsende  an  jeder 
Seite''',  so  passt  das  nicht  ganz  auf  die  Larve  von  A.  pim- 
pinellae,  indem  hier  an  jedem  Leibesringe  zu  beiden  Seiten 
ein  solcher  Büschel  steht.  Was  die  Beselireibung  des  Käfers 
betrifl't,  so  vermisst  man  bei  den  Schriftstellern  die  Angabe, 
dass  die  Flügeldeckennath  bis  zur  Mitte  hinauf  ziegelrotii  ist. 
Vielleicht  kommen  im  Freien  selten  so  rein  gebliebene  Stücke 
vor,  wie  ich  sie  beobachten  konnte. 

In  den  Nestern  der  Rauchschwalbe  (Hiriindo  lustica) 
fand  ich  ausser  mehreren  Ptiniis-Arten,  Cryptophagen  und 
Lathridien,  von  pupiparen  Fliegen  die  bisher  noch  als  selten 
bezeichnete  Ornithomyia  tenella  Rogenhofer  in  zalilreichen 
Exemplaren,  die  sich  vom  März  bis  Mai  im  Zimmer  entwickel- 
ten. Das  ausgebildete  Thier  fliegt  sehr  gut,  stossweise.  Die 
Puppen  sind  kleiner,  als  die  von  Oxypteium  pallidum,  aber 
grösser,  als  die  von  Stenopteryx  hirundiuis  Linn.,  auch  etwas 
flacher,  mehr  ins  Kastanienbraune  fallend,  als  letzlere,  die 
fast  kohlschwarz  und  glänzender  sind.  —  L'eberaus  zahlreich 
findet  sich  bei  H.  rustica  manchmal  Lej)isma  sacharina;  ich 
habe  in  einem  Neste  mitten  im  Winter  mehr  als  40  Slück, 
meist  sehr  gross  und  schön,  angetroffen.  Sehr  häufig  findet 
sich  bei  dieser  Schwalbe  auch  CheliCer  cancroides  in  allen 
Entwickelungsstadien  —  zuweilen  von  der  Grösse  eines 
Nadelknopfes.  Endlich  viele  Larven  von  Tenehiio  molitor  und 
Attagenus  pellio. 

Bei  der  Hausschwalbe  (Hirundo  urbica)  findet  sich 
ausser  Ptinus-  und  Lathridius-Arten  und  überaus  zahlreichen 
hellfarbigen  Pulex  die  schon  oben  erwähnte  Stenopteryx  hirun- 
dinis  in  einer  Menge  —  oft  hundert  Stück  in  einem  Neste  — 
von  Puppen.  Audi  Lyctocoris  domestiea  kommt  als  Larve  und 
^ollkommenes  'i'iiier  mehrfach  darin  vor,  und  hier,  wie  in 
Sijetlingsnestern  hauset  eine  Acanthia,  die  von  A.  lectularia 
trotz  Herrn  Fieber's  gegentheiliger  Ansicht  %\ohl  sicherlich 
verschieden  ist. 

Nesler  von  der  Uferschwulbe  (Hirundo  riparia)  habe 
ich  mir  einmal  untersuchen  können,  und  darin  ausser  einigen 
hchönen,  wenn  man   so  sagen  darf,  Milben  lünf  Stück  Saprinus 


410 

rugifer,  sehr  zahlreiche  Haploglossa  pulla  Gyll.  —  Aleochara 
nidicola  Fairmaire  —  nebst  einer  Kellerassel  gefunden. 

In  Hüiinernestern  fand  ich  im  April  ausser  erschrecklich 
viel  grossen  Flöhen  mit  ungewöhnlich  langen  Fühlern,  vielen 
Larven  von  Tinea  pellionella,  mehreren  Stücken  von  Attagenus 
pellio,  einigen  gemeinen  Corjnetes  und  zahlreichen  Lyctocoris 
domest.  auch  viele  Larven  von  Tenebrio  molitor  und  zwei 
Stück  von  Teneb.  obscurus.  Letztere  verpuppten  sich  am  20. 
April  und  schon  10  Tage  später  ging  der  im  Ganzen  wohl 
seltene  Käfer  hervor. 

In  Taubennestern  traf  ich  einige  mir  noch  unbekannte 
Homaloten,  Aleocliara  villosa  Mannerh.,  die  auch  Herr 
v.  Dommer  bei  Danzig  in  denselben  gefunden,  und  in  einem 
Neste  •'--  Stück  Sapiinus  rotundatus  an.  Von  Fliegenlarven 
kann  ich  die  von  Cyrtoneura  caesia  Meig.  und  Homalomyia 
canicularis  Meig.   er\Aähnen. 

Auch  in  verlassenen  Vogelnestern  auf  Bäumen  etc.  trifft 
man  zuweilen  Insecten  an;  so  fand  ich  im  Neste  von  Fringilla 
chloris  einen  kleinen  Scymnus  und  Coccinella  bipunctata,  und 
in  einem  von  Turdus  merula  zwei  Exemplare  von  Othius 
melanocephalus. 

Man  sieht,  dass  die  Durchsuchung  der  Vogelnester  nicht 
ohne  Interesse  und  Erfolg  ist,  und  es  wäre  ^\'ohl  zu  wünschen, 
dass  dieselbe  noch  auf  andere  Vogelnester  ausgedehnt,  be- 
sonders aber  von  Jägern  und   Förstern   unterstützt  würde. 

Elberfeld,  Ende  Mai   1S69. 

Cornelius. 


Bericlitigung. 

Auf  S.  393  dieses  Jahrgangs  beschuldige  ich  Herrn  Wagner, 
in  seiner  „Deutschen  Flora*-^  hinter  dem  Namen  Cimicifuga 
foetida  den  Namen  Linne's  irrig  gesetzt  zu  haben.  Herr 
Wagner  hat  aber  Recht,  und  ich  hätte  das  aus  dem  Systema 
Naturae  ed.  12  pag.  659  wissen  sollen.  Zu  meiner  Entschul- 
digung kann  ich  etwa  anführen,  dass  ich  von  meinem  botan. 
Lehrer  nur  den  altern  Namen  Linne's  für  diese  Pflanze, 
Aetaea  Cimicifuga,  aus  der  Species  plantarum  geleint  habe 
und  den  andern  um  so  sicherer  für  eine  Nach-Linneisehe 
Schöpfung  hielt,  als  ein  zufällig  anwesender,  in  der  entonio- 
logischen  Botanik  sehr  bewanderter  Freund  meiner  irrigen 
Ansieht  beitrat.  Di.  C.   A.  Dohrn. 


411 


Linnaeana 

von 
C  .%•  Iloltrn. 


Im  Jahrgang  1868  S.  29  dieser  Zeitung  habe  ich  dank- 
bar registrirt,  dass  mir  Herr  Prof.  C.  Stäl,  des  verewigten 
Boheman  Nachfolger  in  der  Direction  des  entomol.  Mutseums 
der  Stockhohiier  Academie,  ein  Pracht-Exemplar  der  ziemlich 
seltnen"') 

Egenhändiga  Anteckningar  af  Carl  Linnaeus  om  sig  seif 
zum  Geschenk  gemacht  hat.  Ich  glaube  nicht  fehlzugreifen, 
wenn  ich  aus  diesem,  mit  patriotischer  Pietät  von  Adam 
Afzelius  zusammengetragenen  Buche  —  [es  enthält  ausser  den 
„Eigenhändigen  Anzeiciinungen*-'  noch  viele  andre  Data  über 
unfern  Patriarelien]  —  Einzelnes  als  interessant  für  unsere 
Zeitung  übersetze,  namentlicii  wenn  die  vielleicht  ausreichend 
bekannten  Facta  durcli  die  eigenen  Worte  Linn^'s  einen 
charakteristisciien  Stempel  liebenswürdig  offenster  Naivetät 
erhalten,  oder  wenn  von  Specialitäten  gehandelt  wird,  welche 
in  den  üblichen  Biographien  aus  begreillichen  Gründen  über- 
gangen sind.  „Natura  maxima  in  minimis'-'  lässt  sich  zur  Noth 
aucli  dahin  deuten:  an  einem  grossen  Manne  verdienen  oft 
kleine  Züge  die  ehrerbietigste  Beachtung,  denn  sie  lehren  am 
vergötterten  Heros  das  Keinmenschliche  lieben.  Das  ist  die 
wahre  Humanität,  die  gegen  die  Vergötterung  Stich  hält. 

1. 

Auf  dem  Titelblatte  folgen  den  oben  bereits  angeführten 
noch  die  Worte:  med  Anmärkningar  och  lillägg  (Zusätzen); 
darunter  stellt  ein  Brustbild  von  Linne,  von  Scheffel  gezeich- 
net, von  Kuckman  gestochen,  über  dessen  Original  ich  in  der 
Vorrede  von  Afzelius  finde,  dass  es  nach  einer  Zeichnung 
von  dem  verstorbenen  Hol-lntendanten  J.  Hehn,  dermalen  im 
Besitz  seines  Enkels  Carl  Hochschild ,  gemacht  worden.  Es 
ist  ein  liebes,  freundliches  Gesicht,  etwas  ernsthafter  und  älter 
als  das  unsern  älteren  Abonnenten  im  Jahrgang  1858  dieser 
Zeitung    gebotene:    aus    dem    frisch    und    keck    in    die    Welt 

*)  Selbst  mein  bibliophager  Freund  Hagen  rauss  sie  nicht  gesehen 
haben,  da  er  nicht  der  ( Jriginal-Ausgabe  (Stockholm  1823  4")  sondern 
nur  der  Uebersetzung  von  Lappe,  Berlin  1826.  8.  erwähnt,  Bibliotheca 
Entern.  I.  480.  Auch  diese  Uebersetzung  muss  ziemlicli  rar  sein,  da 
sie  Hagen  nicht  mit  dem  Stern  (ipse  vidi)  bezeichnet  hat. 

27 


412 

blickenden  Studenten ,  resp.  Vicar-Docenten  und  verwegenen 
Lapplandfahrer,  ist  offenbar  schon  ein  mehr  bemessener  Üigni- 
taiius  geworden,  der  das  natürliche  Haar  und  den  nackten 
Hals  pflichtschuldigst  auf  dem  Altar  des  Moloch  Decorum 
als  devotes  Opfer  niedergelegt  und  dafür  gepuderte  und  ge- 
brannte Locken  und  einen  weissen  Stiang  um  den  Hals  ein- 
getauscht hat.  Knöpfe  und  Besatztresse  des  hoch  hinauf  ge- 
schlossenen Rockes  deuten  auf  eine  Amts-Uniform.  Immerhin 
ist  der  ganze  Habitus  des  jungen  Mannes  noch  nicht  so  steif 
gravitätisch  als  auf  einer  Lithographie,  welche  mir  der  ver- 
storbene M.  C.  Sommer  geschenkt  hat,  und  welche  nach  der 
darunter  stehenden  Notiz  nach  einem  Originale  im  herzog- 
lichen Museum  zu  Braunschweig  gemacht  ist.  Man  wird  es 
freilich  kaum  glauben  wollen,  dass  dies  letztere  Bild  mit  dem 
noch  immer  jugendlichen  Gesicht  einen  Mann  von  bereits 
51  Jahren  darstelle,  und  doch  muss  man  dies  aus  dem  breit 
auf  der  linken  Brust  paradirenden  Nordstern-Orden  schliessen, 
den  Linne  nach  eigener  Angabe  im  Jahre  1758  ei hielt!  Dem 
Verfasser  der  Unterschrift  unter  dem  letztern  Bilde  ist  es 
übrigens  auf  besondere  Genauigkeit  eben  nicht  angekommen, 
denn  er  giebt  dem  Heros  zu  seinem  der  Aeneide  entstammen- 
den heraldischen  Wahlspruch  den  Donutschnitzer  „Fama  ex- 
tendeie  factis'"')*-'  und  lässt  ihn  statt  in  Räshult  in  „Nushult^ 
das  Licht  der  Welt  erblicken. 

Unter    dem    oben     besprochenen    Brustbilde    des    Titels 
folgt  dann: 

Te  cuncta  loquetur 
Tellus,  te  variis  scribent  in  floribiis  Horae. 

Claudianus. 

Dich  preiset  der  ganze 
Eidkreis,  Dich  in  blumiger  Schrift  verklären  die  Hören. 
Ausser  „Stockholm  MDCCCXXIII"  ist  weiter  nichts  angegeben, 
weder  Verleger  noch  Drucker.  Vielleicht  sind  nur  soviel 
Exen.plare  abgezogen  worden,  als  durch  die  Subscription  ge- 
deckt ^Aa^en,  also  nach  Angabe  der  vorgedruckten  Liste  etwa 
150Ü.  Allerdings  bleibt  es  bei  dieser  Zahl  auffallend,  dass 
man  dem  Buche  in  den  Verzeichnissen  unserer  Antiquare 
selten  oder  niemals  begegnet;  daran  wäre  vielleicht  die  Ab- 
fassung in  schwedischer  Sprache  Schuld  —  nach  meiner  indi- 
viduellen Meinung  mit  Unrecht,  da  mir  unter  den  germanischen 
Sprachen    der  Umlaut    von  Deutsch    zu    Schwedisch    approxi- 


*)  Der  Leipziger  Holzschneider  des  Linneischen  Wappens,  mit 
welchem  der  Verleger  des  14.  Bandes  der  Linnaea  Entomologica  den 
Titel  zieren  wollte,  hatte  die  harmlose  Lesart  exdentere  als  Beweis 
geliefert,  dass  t  und  d  ihm  indifferent  waren. 


mativ  fast  ebenso  leicht  erschienen  ist,  als  von  Hochdeutsch 
zu  Niederländiscl).  Ich  verkenne  freilich  nicht,  dass  ich 
mit  dieser  Meinung  der  Gefahr  ausgesetzt  bin,  ungenau  ver- 
standen zu  haben  und  natürlich  auch  ungenau  zu  übertragen  5 
hoffentlich  wird  das  nicht  wesentliche  Punkte  treffen  und  mir 
von   Billigdenkenden  nachgesehen  werden. 

2 

Dem  Förord  (Vorwort)  von  I  bis  XXIV,  in  welchem 
Afzelius  Plan  und  benutzte  oder  aus  Gründen  nicht  benutzte 
Quellen  bespricht,  und  auf  welches  ich  bei  Gelegenheit  zurück- 
greifen werde,  folgt 

Första  Stycket  (erstes  Stück). 
Carl  Linnaei,  adlad   (geadelt)  von  Linnes 
Egenliändiga  Anteckningar  om  sig  seif. 
Hierüber  lautet  die  Auskunft  im  Vorwort  (XI,  No.  VI): 
„Das  Exemplar  der  Lebensbeschreibung    über  Linnaeus,    von 
ihm   selber   verfasst,  ist  zum   grössten  Theile   von  seiner  eige- 
nen Hand  in  Folio  geschrieben,  und  ich  theile  dem  Pubh'cuni 
hievon  den  Abdruck  mit.     Dies  Manuscript  wurde  im  Sterbe- 
hause   seines    Sohnes,    Professors     von  Linne,    unter    andern 
Handscliriften    liegend    gefunden,    und    der    verstorbene    Prof. 
Dr.  Acrel   hatte  das  Verdienst,    es    vor  dem   Missgeschick  zu 
wahren,    auf   eine    oder    die    andre    Art    verloren    zu    gehen. 
.Er  brachte  die  losen  und,    wie  es    scheint,    herumgestreuten 
Papierblätter  in  eine  gewisse  Ordnung  und  Hess  sie  einbinden, 
nachdem  er  sie  mit  folgenden  Zusätzen  versehen: 

1.  Das  erste  von  Ehrensverd  1740  gestochene  Octav-Portrait 
von  Linnaeus,  als  er  33  Jahr  alt  war. 

2.  Das  Titelblatt,  welches  fehlte,  zu  oberst  vorsehen  mit 
einem  grossen  Abdruck  des  Familien- Wappens  v.  L ,  zu 
Unterst  mit  einer  Devise  aus  Tacitus. 

3.  Abdruck  beider  Seiten  der  zwei  ältesten  auf  Linnaeus  ge- 
prägten Denkmünzen,  zugleich  mit  einem  bei  ihm  selbst 
vorgefundenen,  von  ihm  gezeichneten  Entwurf  zu  seinem 
Wappen. 

4.  Eine  kurze  Vorrede,  worin  u.  a.  gesagt  wird,  dass  der 
Zweck  dieser  Lebensbeschreibung  vermuthlich  gewesen, 
Linnaeus  habe  in  Stunden  der  Müsse  seine  Gedanken  aus- 
ruhen wollen  durch  Erinnerung  an  das  Vergangene,  viel- 
leicht zur  Belehrung  für  seine  nächsten  Hinterbleibenden, 
wie  er  seine  Nemesis  Divina  als  Moral  für  seinen  Sohn 
hinterlassen. 

5.  Ein  Exemplar  des  lateinisch  gedruckten  Briefes,  welchen 
Prof.  V.  L.  abgesandt   an    seines    Vaters    auswärtige    Cor- 

2T' 


414 

respondenten  mit  der  Todesnachricht  u.  s.  w,,  datirt  Upsa- 
liae  d.  X.  Cal.  Febr.  MDCCLXXVIII. 

6.  Ein  mit  der  Ueberschrift  „Discipuli  Linnaei  extranei''  ver- 
sehenes Verzeicliniss  der  Ausländer,  27  an  der  Zahl, 
welche  unter  ihm  studiit  haben,  zugleich  mit  den  Ländern 
und   Städten,  in  welchen  sie  lebten, 

7.  Ein  Exemplar  von  „Orbis  Eiuditi  Judicium  de  Caroli 
Linnnei  M.  D.  Scriptis"-'. 

Ich  habe  dieee  Zu.sätze  Acrel's,  wozu  ali^o  (nach  2)  auch 
das  Egenh.  bis  sig  seil"  und  das  Citat  aus  Tacitus  gehört, 
absichtlicli  so  speciell  aufgelührt,  weil  mir  gleich  die  ersten 
authentischen  Worte  Linne's  unbeschreiblich  gefallen.  Der 
Erzvater  beginnt  nämlich  seine  Autobiographie  mit  einer 
kuizen  chronologischen  Tabelle,  die  von  1707  bis  1768  reicht, 
und  setzt  unter  den  vorne  an  mit  grossen  Buchstaben  ge- 
schriebenen 

CAKL  LINNE 
gleich   ein  keckes  Motto,    das    von  dem   bphaglich^^ten   Selbst- 
gel'ühie  Zeugnies   ablegt: 

Potest  e  casa  vir  magnus  exire. 
(In  geringer  Hütte  kann  ein  giosser  Mann  geboren  ;^veiden.) 
Da  mir  schon  (vor  20  Jaiuen)  sogenannte  Gebildete  aufge- 
s-tossen  sind,  welche  es  Göthe  niclit  verzeihen  konnten,  dass 
er  sich  iiatte  adeln  lassen '■'),  so  wäre  es  denkbar,  dass  (nach 
20  Jahren)  kiytstallisirte  Gleichmacher  auch  gegen  Linne 
Steine  aufhöben,  namenilich  wenn  sie  aus  der  folgenden  Ta; 
belle  entnehmen,  dass  der  Vir  magnus  L.  auf  Adelsverleihung, 
Orden,  Geldprämien  offenbar  einen  besondern  Accent  legte. 
Mir  aber  ist  es  nicht  im  Geringsten  befremdlich,  dass  im 
patriarchalen  Kasten-Staat  Schweden,  der  ja  eist  in  unsern 
Tagen  mit  Mühe  und  Noth  die  seit  Jaiuhunderten  dick  über- 
moosten  Stände-Mauern  eingerissen  hat,  icli  sage,  dass  in 
diesem  Schweden  der  arme  Pastors  Sohn  es  als  eine  un- 
schätzbare Gnade  Gottes  ansah  und  betonte,  dass  solche  welt- 
liche Ehren  je  länger  je  dicker  auf  ihn  herabregneten,  von 
denen  bei  seiner  Geburt  Niemand  sicii  etwas  träumen  Hess. 
Man  braucht  nur  das  auf  Tat".  IV  beigegobene  Geburtshaus 
L's  anzusehen,  um  über  die  „casa*-^  und  ihre  be-cheidenste 
Bescheidenheit  nicht  weiter  in  Zweifel   zu  sein.      Das  ist  das 


*)  Seltsamerweise  verübelten  sie  Schiller,  Herder,  A.  W.  Schle- 
gel etc.  das  gleiche  Factum  weniger,  obschon  Göthe  in  seiner  Bezie- 
hung zum  Hofe  des  Grossherzogs  Karl  August  und  den  fremden 
Höfen  und  Diplomaten  gegenüber  in  jener  Zeit  ganz  andere  und 
vollgültigere  Gründe  hatte,  die  sogenannte  Standeserhöhung  niclit 
abzulehnen. 


415 

richtige  Holzliäusclien,  wie  es  deren  hunderttausende  in  Schwe- 
den giebl  —  1832  sah  icii  nur  den  grössern  Theil  von  Stock- 
hohn und  die  Hälfte  von  Göteborg  mit  Steinhäusern,  alle 
übrigen  Städte  in  Wermeland,  Dalavne,  Helsing-  und  Söder- 
man-land  w  aren  Holzhäuser  —  nach  Behauptung  der  Schweden 
kühl  im  Sommer  und  warm  im  Winter,  aber  allerdings  wenig 
ansehnlich  durch  den  gleichmässigen  braunrothen  Anstrich 
des  Tannenholzes,  in  so  einem  Holzhause ,  und  einem  der 
ärmlichsten  (wenn  die  Zeichnung  des  Artillerie-Lieiitenant 
Wetteiling,  wie  anzunehmen,  \ollen  Glauben  verdient),  ein- 
t-töckig,  die  Giebelseite  mit  einem,  die  andre  Seite  mit  drei 
Fenstern  versehen, in  diesem  „Capellan's  Bostället^  (Wohnhaus) 
ward  Linne  geboren.  Ich  lasse  nun  seine  chronologische 
Tabelle  folgen. 

1707    I2./22.— 13./23.  Mai  zwischen  12-1   in  der  Nacht  ge- 
boren in   Räshult,  Kirchspiel   Stenbrohult,  Smäland. 

Der  Vater  Comminister  (Vicar)  Nils  Linnaeus,  später 
Pastor  ibid. 

Die  Mutter.,  primipara  (Carl  ihr  Erstgeborner)  Chri- 
stina Brodersonia. 
1717   wild  in  die   Wexiö  Trivialschule  eingeführt. 
1724   wird  in  das  Wexiö  Gymnasium   versetzt. 

1727  Student  der  Academie  in  Lund. 

1728  Student  d.  Acad.  in  Upsala. 

1730  und  das  folgende  Jahr  las  er  als  Vicarius  von  Rudbeck 
im   botanischen  Garten  von  Upsala  publice. 

1732  Reise  nach  Lappland  auf  Kosten  der  Societas  Upsaliensis. 

1733  las  privatim  über  Probirkunst  (miner.  Analyse),  der 
Erste   in  Upsala. 

1734  Reise  nach  Dalecarlien  auf  Landshöfding  (Präsident) 
Reuterholm's  Kosten. 

1735  reiste  ins  Ausland,  Dänemark,  Deutschland,  Holland. 
Medicinae  Doctor  in  Harderwik  9.  Calend.  Julii. 

1736  Clifibrd's  Botanicus.  Besucli  in  England,  zurück  zu 
Clifford. 

1737  gab   viele  Werke  über  Clifibrd's  Museum   heraus. 

1738  in  Leyden  bei  Prof.  v.  Kojen;  richtete  mit  ihm  den 
Lejdcner  Garten  ein. 

1738  aus  Frankreich  heim  nach   Schweden. 

1739  Gehalt  für  öffentliciie  Vorlesungen  über  das  Cabinet 
des  Berg-CoUegiums  14. 'Mai.  Admiralitäts-Medicus  am 
Stockholmer  Lazareth  15.  Mai.  Erster  Präsident  der 
Stockliolmer  Academie   und   einer  der  (?  Gründer. 

1741  Professor  publicus  Upsaliensis  5.  Mai.  Reise  nach  Oeland 
und   Gotland  auf  Befehl  der  Stände. 

1742  der  verkommene  hortus  Upsaliensis  neu  eingerichtet. 


416 

1743  er  legt  das  Museum  Academicum  an. 

1744  Secretair  der  Societas   Upsal. 

1746  Reise  nach  Westeigötland  auf  Befehl  der  Stände. 

1751  beschrieb  das  Museum   der  Königin  in  Drottningholm. 

1753  beschrieb  das  Mus.  des  Königs   in  Ulriksdal. 

1758  Kitter  vom  Nordstern,  zum  erstenmal  ein  inländischer 
Literat.  Er  kauft  Hammarby  und  Säfja,  zehn  ganze 
Hufen. 

17G0  fraemium  der  russischen  Academie,  das  erste  ins  Aus- 
land einem  Schweden  zuerkannt,  hundert  Ducaten. 

1761  am  4.  April   vom  Könige  geadelt. 

1762  der  Pariser  Academie  Socius  extraneus  Ordinarius,  octum- 
vir.     Der  erste  Schwede:  höchste  Ehre  für  Literaten, 

1763  Theepflanze  lebend,  die  erste,  die  nach  Europa  gekom- 
men; sie  kam   1765  in  Upsala  zur  Blüte. 

1768  Ein  eignes  Museum  bei  Hammarby,  von  Stein  erbaut 
auf  hohem  Berge. 


Hier  wird  mich  vielleicht  der  erstaunte  Leser  fragen: 
yiCs  war  aber  doch  schon  von  einem  Soline  Linn^'s  die 
Rede  —  hat  der  Vater  denn  dessen  Geburt  nicht  höher  an- 
geschlagen als  die  meisten  der  von  ihm  angemerkten  Memo- 
rabilia?  Mar  es  das  einzige  Kind?  Und  war  denn  überhaupt 
Verlobung,  Ehe  nicht  vor  allen  andern  Dingen  in  dieser 
Chronik  einer  besondern  Erwähnung  werth?'' 
Darauf  habe  ich  Folgendes  zu  erwiedern: 
Erstens  ergiebt  sich,  dass  Linne  ausser  der  Autobio- 
graphie, von  der  zunächst  die  Rede  ist,  und  M'elche  bis  1776, 
also  bis  in  sein  69.  Jahr  reicht,  noch  eine  andre,  gleichfalls 
eigenhändige,  hinterlassen  hat,  die  i-ich  nur  bis  1751  erstreckt. 
Da  indessen  diese  letztere  nur  von  S.  102  bis  S.  114  reicht, 
während  derselbe  Zeitabschnitt  (von  1707  bis  1751)  in  der 
andern  S.  3  bis  S,  49  füllt,  so  erhellt  schon  hieraus,  wie  viel 
magerer  die  kürzere  ausgefallen  ist.  Sie  ist  aber  ohne  Zweifel 
die  ältere  —  das  schliesse  ich  (abgesehen  von  dem  Abbrechen 
1751)  aus  einzelnen  Specialitäten,  welche  sie  enthält,  und 
welche  in  der  weitläuftigeren  fehlen,  und  ganz  besonders 
schliesse  ich  es  gerade  aus  einigen  Familiendaten.  Zwar  geht 
sie  über  die  späterhin  zu  besprechende  Episode  mit  Johan 
Browallius  und  Johan  Moraeus'  ältester  Tochter  mit  Still- 
schweigen weg,  sagt  aber  bei  dem  Jahre  1739: 

Kurze  Zeit,  bevor  Linnaeus  seine  Hochzeit  feierte, 
hatten  sechs  wissenschaftliche  Männer,  Triewald, 
Höpken,  Linnaeus,    Alstroem,   Bjelke  und  Cederhjelm 


417 

die  schwedische  Academie  der  Wissenschaften  in  Stock- 

liolm  gestiftet. 
Und  gleich  nachher  findet  sicii   1741: 

Am  20.  Januar  hatte  Linnaeus  die  Freude,  dass  seine 

liebe    Frau    ihm     einen     Sohn    gebar,     den    er    Carl 

nennen  liess. 
Bei  den  Jahren  1743,  1744,  1749  werden  noch  die  Geburten 
von  Töchtern  verzeichnet,  und  vom  Jahre  1751  steht  über- 
haupt nichts  weiter  vermerkt,  als  dass  darin  seine  Pliilosophia 
ßotanicu  im  Druck  erschienen,  und  dass  am  20.  Januar  seine 
vierte  Tochter  Sara  geboren  worden. 

Hiermit  ist  bewiesen,  dass  L.  in  dieser  ersten  Lebens- 
besclireibung  offenbar  gewillt  war,  seinen  Familienfreuden  eine, 
wenngleich  sehr  bescheidne  Stelle  einzuräumen. 

Zweitens  hat  er  dies  auch  in  der  späteren,  ausführ- 
licheren Biographie  gethan.  Dessen  zum  Beweise  lasse  ich 
hier  die  Stelle  daraus  folgen,  worin  er  (S.  22)  erzählt,  in 
welcher  Weise  er  sich  gelegentlich  seiner  Reise  in  Dalecarlien 
verlobt  hat.     Es  heisst  da: 

„Johan  Browallius.  damals  Hauspriester  und  Informator 
bei  dem  Landshöfding  Reuterholm,  später  Professor  und 
Bischof  in  Abo,  schloss  mit  L.  eine  besondere  Freundschaft 
und  hatte  Lust,  von  ihm  die  Probirkunst,  Mineralogie,  Bo- 
tanik u.  a.  zu  lernen,  deshalb  nahm  sich  L.  vor,  über  Probir- 
kunst in  Fahlun  zu  lesen,  sofern  er  die  Probirkammer  der 
ürubendirection  benutzen  dürfe  und  auf  ausreichende  Zuhörer 
zu  rechnen  habe.  Seit  der  Heimkehr  aus  Lappland  hatte 
sich  L.  speciell  auf  Mineralogie  gelegt,  weshalb  er  auch  die 
Gruben  besucht  hatte,  um  ein  System  über  die  Natur  des 
Gesteins  zu  gewinnen,  worüber  man  nirgends  bessere  Auskunft 
finden  kann;  das  hatte  er  nun  vollständig  fertig  und  las 
darüber  zu  grosser  Freude  der  Gruben-Beamten.  Inzwischen 
dünkte  sich  L.  in  Fahlun  wie  in  einer  neuen  Welt  zu  sein, 
wo  alles  ihn  liebte  und  ihm  günstig  war,  woselbst  er  auch 
eine  ansehnliche  Praxis  medica  gewann.  Aber  Browallius 
sah  für  ihn  keinen  Ausweg,  auf  grünen  Zweig  zu  kommen, 
falls  er  nicht  auf  Reisen  ginge  und  Doctor  würde;  käme 
er  dann  später  wieder,  so  hätte  er  Freiheit,  sich  nieder- 
zulassen, wo  es  ihm  am  besten  behagte,  und  wo  er  sich  un- 
fehlbar gut  ansiedeln  könne.  Sofern  aber  dazu  Geld  erforder- 
lich, so  bliebe  kein  anderer  Rath,  als  L.  müsse  sich  mit  einem 
reichen  Mädchen  verloben,  die  erst  ihn  glücklich  machen 
könne  und  dann  später  er  sie.  Der  Satz  behagte  unserm  L. 
zwar  theoretice,  jedoch  trotz  aller  Vorschläge  wurde  nichts 
ausgerichtet.  Endlich,  da  der  Stadtphysicus  Dr.  Joh.  Moraeus, 
der  nach  seinem  Stande  ein   angesehener   reicher  Mann  war, 


418 

der  L'vS  Fortschritt  mit  Verwundern  und  Neid  ansah,  derzeit 
aucii  schon  der  bescliweilichen  Praxis  satt  war  und  fast  be- 
schlossen hatte,  keines  seiner  Kinder  auf  die  Medicin  y,u 
appliciren,  trat  dessen  ungeachtet  L.  als  einfacher  Student 
kühn  auf  und  nachdem  er  mit  der  Tochter  geredet,  begehrte 
er  formell  vom  Vater  die  älteste  Tochter  und  erhielt  auch 
ein  promptes  Ja,  zu  seinem  und  Andrer  Vei'wundern  —  nicht 
80  von  der  Mutter." 

„0  weh,  wie  unromantisch!"  m  ird  hier  die  geärgerte 
Zuhörerin  sagen,  die  für  den  jungen  Linne  aus  seinem  Kilde 
im  Jahrg.  1858  schon  eine  so  günstige  Vormeinnng  gefasst 
hatte.  „Noch  so  jung  und  schon  so  siieculativ?"  Geduld, 
verehrte  Oönnerin,  ich  will  versuchen,  die  Ehre  meines 
Helden  in  dieser  allerdings  intricaten  Liebesgeschichte  mög- 
lichst blank"  zu  waschen.  Also  wird  sicli  aus  dem  Vorwort 
(S.  III)  ergeben,  dass  obengenannter  RroMallius  seinem  ab- 
wesenden Freunde  L.  einen  seltsamen  Streich  spielen  wollte. 
L.  schreibt  darüber  an  Alb.  Haller  in  einem  lateinischen  Biiel'e: 

,,Mein  bester  Freund  B  .  . .  schickte  mir  beständig  durch 
die  Post  meiner  Geliebten  Briefe  und  besorgte  das  treulich. 
Aber  in  dem  letzten  Jahre,  als  ich  bei  van  Royen  war 
[(1738)  —  es  war  das  vierte,  obschon  mein  Schwiegervater 
seine  Erlaubniss  nur  auf  3  gegeben  — ],  und  zwar  mit  Zu- 
stimmung meiner  Braut,  sah  B...  die  Sache  so  an,  als  sei 
er  ihr  der  Nächste,  und  obsciion  er  durch  meine  Empfehlung 
Professor  geworden,  behauptete  er,  ich  werde  nie  mehr  ins 
Vaterland  heimkehren.  Er  hielt  um  meine  Braut  an  und 
hätte  sie  beinah  erhalten,  wenn  nicht  ein  andrer,  welcher  die 
Betrügerei  entdeckte,  dazwischen  gekommen  wäre.  Er  wurde 
später  dafür  auch   mit  tausenderlei  Missgeschick   bestraft." 

Ich  hoffe,  Signora,  Ihre  schöne  Stirn  hat  sich  schon 
wesentlich  entrunzelt  und  wird  vollkommen  glatt  werden, 
wenn  ich  Ihnen  verrathe,  dass  L.,  wie  ich  später  durch 
seine  Notizen  nachzuweisen  gedenke,  den  schmeichelhaftesten 
Anerbieten,  den  ehrenvollsten  Lockungen  w  iderstand  und  nach 
Schweden  heimkehrte,  um  seine  geliebte  „fästemö"  (Biaut) 
zu  heirathen.  Aber  er  sagt  das  nie  mit  ausdrücklichen  Worten 
in  diesen  „Anteckningar";  ich  kann  daraus  nur  folgern,  dass 
es  ein  ganz  eigenes  Zartgefüld  war,  welches  ihn  abhielt,  sein 
häusliches  Glück  so  zu  sagen  an  die  grosse  Glocke  der  Oetfent- 
lichkeit  zu  scb.lagen.  Wie  liebenswürdig  und  humoristisch  ist 
der  Brief  an  Alb.  Haller,  d.  d.  12.  September  1739,  der  S.  II 
mitgetheilt  steht: 

„Ein  gewisser  Baron  bewarb  sich  früher  um  Moiaei 
älteste  Tochter,  aber  ohne  das  geringste  Resultat.  —  — 
Endlich    komme   ich    zurück  —  etablire    mich   in    Stockhulm, 


419 

von  allen  wegen  meiner  Botanik  verliölmt  —  —  und  ver- 
tneintlicli  von  Siegc-beck '')  vernit-litel.  —  —  Aber  posi  diu- 
turnas  nebulas  Phocbiis.  Ich  k(jnime  obenauf,  werde  xu  den 
Vornehmen  gerufen,  alles  ging  glücklich.  —  Ich  nahm  Ucld 
ein,  befcuchle  Kranke  von  4  Uhr  Morgens  bis  spät  Abends, 
brachte  ganze  dächte  bei  ihnen  zu.  Da  sagte  ich:  „Dat 
A  e.scu  lapiub  bona  omnia,  Flora  vero  solos  Siegesbeckios.'-'' 
Ich  beschloss,  mich  mit  Flora  gar  nicht  mehr  zu  befa-seen, 
nahm  mir  lUOOmal  vor,  meine  gesammelten  Notizen  auf  e\^ig 
zu  begraben,  leider  waren  es  zu  viele,  und  ich  schwur  hoch 
und  theiier,  Siegesbeck  nicht  zu  antworten.  Seitdem  ich 
jedoch  Amiralitäts-Medicus  und  Königl.  liotanicus  (—  in  Stock 
holm  — )  ge\\orden,  fing  meine  Verliebtheit  in  die  Pflanzen 
wieder  an.  —  —  Und  nun,  da  beide  hochbejahrte  Professoren 
Hudbeck  und  Roberg  Abschied  fordern,  \\  ird  im  Falle  der 
Bewilligung  Roecn  Nachfolger  des  letztern  und  ich  vielleicht 
des  erstem.  Geschieht  das  nicht,  so  wünsche  ich  in  Stockliolm  zu 
leben  und  zu  sterben  —  oder  wenn  sie  nach  Verlauf  von  3  Mon- 
den micii  rufen  wollen,  so  «ürde  ich  kommen,  \orausgesetzt 
ich  hätte  Erlaubnise,  meine  liebe  kleine  Hausfrau  mitzubi ingen.^' 
Ich  glaube  allen  Ernstes,  in  und  zv^ii-chen  diesen  Zeilen 
lässt  sich  soviel  lesen,  dass  meine  Ansicht  die  richtige  ist, 
der  Patriarch  habe  seine  Herzens-  und  häuslichen  Angelegen- 
heiten aus  frommer  Scheu  kaum  vor  Freunden,  gesch\\eige 
vor  dem  gelahrten  Publicum  besprechen  mögen.  Selbi-t  den 
kleinen  Umstand  möchte  ich  nicht  ausser  Acht  gelassen 
\\issen,  dass  er  die  Jahreszahl  1738  zweimal  ansetzt,  einmal 
um  in  seiner  botanischen  Ehrenkrone  den  Lejdener  Garten 
und  das  Glorienblatt  van  Koyen's  nicht  zu  vergessen,  das 
dieser  ihm  als  Introduction  nach  Paris  mitgab  —  darüber 
später  —  zweitens  um  anzudeuten:  „ich  kehrte  in  diesem 
Jahre  heim'^.  Der  Brief  an  Haller  be\\  eiset  ja  ,  dass  seine 
I>andsleute,  obendrein  durch  die  Parteien  der  Hüte  und  Mützen 
in  politischen  Parteihader  gespalten,  von  den  \Aunderbaren 
Erfolgen  ihres  jungen  Landsmannes  im  Auslande  so  gut  wie 
gar  keirfe  Notiz  genommen  hatten  —  uiii  so  sichrer  veitnutiie 
ich,  dass  der  Ausdruck  heim  nicht  bloss  aul' die  vaterländische 
Scholle,  sondern  noch  mehr  und  vorzugsweise  auf  die  geliebte 
Braut  Beziig  hat.  Sofort  nach  seiner  Rückkehr  feierte  er  die 
formelle  Verlobung  (August  oder  Se])tember  ITiJSj,  und  die 
Hochzeit  fand  am  26.  Juni  1739  statt.  Dass  seine  Ehe  mit 
sieben  Kindern,  2  Söhnen  und  5  Töchtern,  gesegnet  war,  er- 

■•*)  Dieser  Siegesbeck,  Prof.  Botan.,  war  Director  des  medic.  Gar- 
tens in  Petersburg.     .Seine  Polemik  mit  Linne  kenne  ich  nicht. 

C.  A.  D. 


420 

giebt  sich  aus  der  dem  Buche  beigefügten  Stammtafel.  Von 
diesen  Kindern  ist  das  älteste,  Carl,  am  20.  Juni  1741  ge- 
boren, das  jüngste,  Sophia,  am  8.  November  1757;  der  älteste 
Soiin  und  drei  Töchter  haben  den  Vater  überlebt;  nur  von 
2  Töchtern  leben  noch  directe  Nachkommen. 

3. 

Den  meisten  Verehrern  Linn^'s   wird    es    wohl    ergangen 
sein  wie  mir  und  den  bisher  von  mir  über  diesen  Punkt  be- 
fragten Freunden   —   dass  wir  nämlich  den  Namen  Linne  für 
den    ursprünglichen  Familiennamen    und    die  Familie   für  eine 
aus  Frankreich  eingewanderte  hielten,  die  ihren  Namen  nach 
damals    beliebter    Manier    latinisirt   habe.      Ich    finde   aber   in 
der    als   Beilage    gegebenen   genealogischen   Tafel    nicht    nur 
keine  Bestätigung  davon  (nur  der  Name  des  Vaters  wird  voll- 
htändig   als   Nicolaus  Linnaeus    angegeben,    der   des  Gross- 
vaters und  des  ürgrossvaters  bloss  mit  den  Vornamen  Ingemar 
und  Bengt)   —   sondern  icii  werde  sogar  auf  die  Vermuthung 
geführt,  dass  bei  den  Heirathen  der  Ascendenten  unseres  Pa- 
triarchen gewisse  Vetterschaften   von  Einfluss    waren,    deren 
nähere  oder  entferntere  Qualität  freilich  nicht  mehr  auszumit- 
tein  sein  wird.     Es  ergiebt  sich  nämlich,  dass  Bengt  Linnaeus 
mit  Ingrid  Lindelia  vermählt  war,    ferner    dass  die  Mutter 
des  Nicolaus  Linnaeus  eine  geborne  Tiliander  (hybride  Ueber- 
tragung    von    Lindem  an n)    gewesen.      Linnaeus,    Lindelius, 
Tiliander  —   das  scheint  mir  vorläufig  jede  Vermuthung  auf 
französischen    Ursprung   abzuweisen.      Dass    der   alte    schwe- 
dische Adel  keine  besondre  Adelspartikel  hatte,  ist  bekannt. 
Als  deshalb  König  Adolf  Frederik   unsern  Heros  1761   nobili- 
tirte,  wurde  ihm  anscheinend   freigestellt,  Mclchen  Namen  er 
annehmen  wollte.     Er  selber  sagt  darüber  (S.  60): 
1762.  Am  Schlüsse  des  Reichstages  wurde    beschlossen,    dass 
diejenigen,    welciie    Se.  Majestät   zum    adeligen    Stande 
bestimmt    hätte,    bestätigt   werden    sollten*).     Dadurch 
wurde    auch    Linnaeus    Edelmann    unter    dem    Namen 
"von  (sie)  Linn^.      Zu  seinem  Wappen  schlug  er  vor: 
drei  Naturfelder,    ein   sciiwarzes,    ein    grünes   und    das 
oberste  roth,  darüber  ein  anatomirtes  Ei,  dazu  im  Helm 
eine  Linnaea.     Indess  Tilas,   der  Wappen  Qensor,   än- 
derte das  total. 
Ehrn-Tilas  war  offenbar  der  pflichtmäesig  wohlbestallte  Schutz- 


")  Gewiss  ein  Beweis,  wie  weitgreifend  die  Praerogativen  der 
damaligen  Stände,  oder  richtiger  des  bei  weitem  überwiegenden  Adels 
waren ,  der  fast  in  jeder  Frage  mit  dem  geistlichen  Stande  Hand  in 
Hand  votirte. 


421 

Drachen  für  das  geheiligte  heraldische  Herkommen  und  pro- 
testirte ,  gerade  wie  unsre  Philologen  vom  Handwerk  gegen 
Neologismen  und  Donatsünden,  gegen  das  anatomiite  Ei.  Ich 
dachte  mir  zuerst  unter  den  drei  Naturfeldern  etwa  eine 
Wiederholung  von  den  3  Kronen,  welche  auf  der  einen  Denk- 
münze zu  sehen  sind,  die  Graf  Tessin  1738  in  Gold  auf  Linn6 
prägen  liess,  und  von  welchen  auf  T.  III  eine  Abbildung  ge- 
geben wird.  Der  Avers  dieser  Medaille  zeigt  das  Brustbild 
Linn6's,  der  Revers  das  Wort  Illustrat  in  einer  Sonne, 
deren  Strahlen  auf  drei  Kronen  fallen,  eine  in  verschiedene 
Thiere,  eine  in  Gewächse,  eine  in  Steine  und  Muscheln  nach 
oben  hin  auslaufend.  Dass  eine  solche  Apotheose  inter  vivos 
dem  geschmeichelten  „Meister  der  drei  Keiche'''  gefallen  musste, 
war  begreiflich:  —  wenn  er  sie  in  sein  neues  Adelswappen 
hineingebracht,  wäre  es  verzeihlich  gewesen  —  venn  der 
gestrenge  W^appen-Censor  und  Cerberus  dagegen  aus  allen  drei 
Rachen  furchtbaren  Protest  geblafft,  wäre  es  gleichfalls  nicht  zu 
verwundern  gewesen.  Aus  den  auf  Taf.  II  gebrachten  Zeich- 
nungen ergeben  sich  aber  beide  Wappen,  sowohl  das  von 
Linne  selbst  entworfene,  als  das  von  Tilas  castigirte,  letzteres 
das  bekannte,  welches  durch  Vermittelung  des  Herrn  M. 
V.  Hopffgarten  die  Titelblätter  der  Linnaea  Entomologica 
(14,  15,  16)  ziert.  Aus  dem  Projecte  Linn6's  geht  hervor, 
dass  er  die  3  „Naturfelder''  wirklich  nur  aus  den  einfachen 
Farben  schwarz,  grün,  roth  bestehen  lassen  ^^ollle,  dass  aber 
in  dem  ovalen  Centrum  in  der  That  „ett  anatomicerad  ägg'' 
ein  durchgeschnittenes  Eidotter  paradiren  sollte.  Auch  ohne 
heraldische  Vorurtheile  kann  man  es  Herrn  Tilas  kaum  ver- 
argen, dass  er  gegen  das  kreiselhafte,  curios  aussehende  Dotter 
Protest  eingelegt  und  es  in  ein  simples  Vogel-Ei  verwandelt 
hat  —  dass  er  aber  aus  natürlich  gekrümmter  Spitze  der 
Linnaea  borealis  eine  winkelig  gebrochne  gemacht  hat,  muss 
dem  P'üisten  der  Botanik  offenbar  schmerzlich  gewesen  sein. 
Es  mag  ihn  getröstet  haben,  dass  in  den  3  P'eldern  des  Wap- 
pens wirklich  die  drei  Kronen  strahlen,  zwar  nicht  so  sym- 
bolisch deutlich  wie  in  der  vorher  besprochenen  Denkmünze, 
doch  aber  mit  etwas  Allegorie  wenigstens,  die  in  der 
V,  Hopffgarten'schen  Mittheilung  ungenau  a\  iedergegeben  ist. 
Die  oberste  Krone  läuft  nämlich  in  Perlen  aus,  die  unten 
links  in  Blätter,  die  rechts  in  Rhomben;  das  lässt  sich  zur 
Noth  auf  die  drei  Reiche  deuten. 

4.    Aas  den  ersten  Lebens-  und  Schuljahren. 

Bald  nach  Linn^'s  Geburt,  noch  in  demselben  Jahre  1707, 
starb  sein  Grossvater  mütterlicherseits,  Samuel  Brodersonius, 
Pastor    in    Stenbrohult;    im    folgenden   Jahre    erhielt   Linne's 


422 

Viiter  JSiLs,  bia  daliin  Coinminister  in  dem  kleinen  Räshult,  die 
bevS.^ere  Stelle  in  Stenbrohult,  und  über  diese  Residenz  seiner 
eisten  Itewuse^len  Kinilei/oil  spricht  si^^h  der  Anfang  der 
eigenhändigen  Aufzeichnungen  I/s  dahin  aus: 

„Stenbrohult  ist  eine  Kirche  in  Smäland,  belegen  im 
Albo-District  des  Län's  Cronoberg,  gegen  die  Grenze  von 
Skune  (Schonen)  herab  in  einer  der  lieblichsten  Lagen  von 
Schweden:  denn  sie  liegt  an  dem  anseimlichen  Möklen-See, 
da  wo  er  eine  Bucht  von  einer  Viertelmeile"'"')  hineinschickt 
und  den  Fuss  dieser  Kirche  bespült.  Geebnetes  Ackerfeld 
umgiebt  dieselbe  von  allen  Seiten  mit  Ausnahme  der  west- 
lichen, wo  der  Möklen  sein  klares  Wasser  ausdehnt.  Ein 
Stückchen  weiter  südlich  zeigt  sich  ein  schöner  ßuchwald, 
gegen  Norden  der  hohe  Berg  Taxas,  und  westlich  jenseit  des 
See's  erblickt  man  Möklanäs.  Dagegen  ist  das  Ackerfeld 
von  Norden  her  durch  TannenMälder  geschützt  und  hegt  in 
Osten  und  Süden  die  anmuthigsten  Anger  und  belaubten 
Bäume.''' 

Man  mag  nun  geneigt  sein,  den  äusseren  Verhältnissea 
einen  mehr  oder  minder  eriieblichen  Eintluss  auf  den  innern 
Menschen  einzuräumen  —  die  allzeit  otlne  Frage,  auf  welche 
die  Mohammedaner  mit  „Fatalismus'',  St.  Augustinus  mit 
„Praedestination",  Leibnitz  mit  „Harmonia  praestabilita",  noch 
Andre  anders  antvAorten,  ohne  sie  je  zum  Abschluss  zu  bringen 
—  jedenfalls  wird  man  doch  gern  zugeben,  dass  diese  Sce- 
nerie  dem  ins  Leben  eintretenden  Linne  einen  unveilöschlichen, 
gesegneten  Eindruck  für's  ganze  Leben  aufgeprägt  hat. 

Auf  die  eben  gegebene  artige  Schilderung  von  Stenbro- 
hult's  Umgebung  lässt  Linn6  einige  Data  über  seine  Eltern 
und  deren  Vorfahren  folgen,  aus  denen  ich  nur  die  kurze 
Notiz  heraushebe:  „des  Vaters  Gemüthsart  war  sehr  sanft- 
mütliig,  gelassen  und  gut,  die  der  Mutter  neckisch,  munter 
und  arbeitsam".  Ausser  Carl,  dem  Erstgeborenen,  hatten  sie 
noch  drei  Tochter  und  einen  Sohn,  Samuel,  der  später  seinem 
Vater  im   Pastorate  folgte. 

Dann  heisst  es  S.  5: 

„Carl  L.  ward  als  der  älteste  1707  gerade  im  schönsten 
Frühjahr  geboren,  als  der  Kukuk  den  Sommer  zwischen  den 
Monaten  der  Belaubung  und  der  Blüte  ausrief.  Dieser  damals 
noch  einzige  Sohn  wuchs  gleichsam  in  seines  Vaters  Garten 
auf:  denn  sobald  der  Vater  Pastor  geworden  war,  legte  er 
in  Stenbrohult  einen  der  schönsten  Gärten  im  ganzen  Län 
(Provinz)  an,  angefüllt  mit  ausgewählten  Bäumen  und  den 
seltensten  Blumen;  das  war  des  Vaters  liebster  Zeitvertreib, 


••')  Von  sclnvedischen  Meilen  gehen  10  auf  einen  Grad. 


4^.3 

wenn  er  frei  von  Amtsgev'ichäflen  war.  Carl  war  knapp  yier 
Jahre  alt,  als  er  einmal  in  schönster  Sommerzeit  seinen 
Vater  zu  einem  Mittagsmal  in  IMöklanäs  begleitete,  unfJ  iils 
die  Gäste  Naciimittags  si<'h  aul' dem  grünen  Anger  verweilten, 
liug  der  Pastor  der  Gesellschaft  vor,  dass  jede  lilume  ihren 
eignen  Namen  habe,  zusammt  veiscihiednen  Merkwürdigkeiten 
und  Wunderlichkeiten  der  Gewäclise,  zeigte  z.  B.  die  Wui- 
zeln  von  Succisa,  (Tormenlilla),  Orchideen  u.  s.  w.  Der  kleine 
l>ursch  sah  auf  das  alles  mit  herzlichster  Freude,  und  das 
war  gerade  die  Saite,  die  in  des  Knaben  Geist  am  besten 
gespannt  war.  Seitdem  hatte  der  Vuter  keine  Ruhe  mehr 
vor  dem  Buben,  der  ihn  unaufhörlich  nacii  dem  Namen  der 
Pflanzen  und  weit  melir  l'ragte,  als  der  Vater  beantworten 
konnte.  Nach  Kindersitte  vergass  er  auch  die  Namen, 
worüber  ihn  einmal  der  Vater  hart  ausschalt,  er  werde  iiim 
nie  wieder  die  Arten  benennen,  wenn  er's  bloss  veigessen 
wollte;  deswegen  war  des  Burschen  ganzes  Sinnen  und  Denken 
seitdem  nur,  die  Namen  nicht  zu  veigessen,  damit  er  nicht 
um   sein   liebstes   Vergnügen   gebracht   wüide." 

In   der    bereits   (pag.   416)   erwähnten  Pnrallel-Biogi  aphie" 
spricht    sich    Linne    über    dies    inleressante    Kapitel    in    ganz 
ähnlicher  Weise  dahin  aus  (S.    102): 

„r7üS  (und  folgende).  In  Slenbrohult  (Pastors  Wohn- 
stelle) wuchs  Carl  zwischen  Blumen  auf,  für  welche  er  schon 
mit  der  Muttermilch  eine  so  grosse  Lust  gefasst  hatte,  dass 
sie  duich  keine  spätere  Noth  v\ieder  ver\^ischt  werden  konnte. 
Schon  sein  Vater  belleissigte  sich  a^llzeit  der  Artenkennlniss; 
halte  sich  vieler  Arten-  lateinische  Namen  eingelernt;  hatte 
P/it  eigcnei'  Hand,  während  er  in  Land  studirte,  iunl'zig  in 
ein  Herbarium  vivum  eingelegt;  sowie  er  verheirathet  war, 
legte  i-r  einen  kleinen  Garten  in  Käshult  an,  in  welchem  er 
iille  (iew  ächse  einführte,  welche  er  sich  aus  den  Gärten  ver- 
schalten konnte;  und  er  hatte  an  Nichts  grössere  Fieude  als 
an  diesein  .'einem  Garten,  mehr  wegen  der  Gewächse  selber 
als  wegen  irgend  eines  Nutzens  davon;  —  dazu  kam,  dass 
die  Mutter  aus  ihrem  Haushallbereiche  beständig  ihres  Mannes 
Einrichtungen  im  Garten  sah;  -war  nun  der  Bursche,  selbst 
als  er  noch  ganz  klein  war,  ungeberdig,  und  wollte  sich  auf 
keine  Weise  beschwichtigen  lassen,  so  steckte  sie  ihm  eine 
Blume  in  die  Hand,  und  gleich   war  er  still. 

Diese  so  zu  sagen  angeborne  Passion  wurde  später  da- 
durch noch  gefördert,  dass  der  Knabe  seinen  Vater  oft  über 
Gewächse  etwas  erzählen  holte,  was  seltsam  klang;  dass  er 
von  ihm  solbrt  einen  grossen  Theil  iluer  schw  edisciien  Namen 
lernte;  dass  er  beständig  in  dem  Garten  sich  aufhielt,  den 
der   Vater  in  Stenbrohult  angelegt    hatte,    und    der    in  Bezug 


424 

auf  Mannigfaltigkeit  der  Pflanzen  einer  der  curiosesten  in  der 
ganzen  Umgegend  war;  dass  obendrein  der  Bursche  Erlaubni.ss 
erhielt,  sich  einen  eignen  Miniatur-Garten  anzulegen,  wo  er 
auf  kleinem  Räume  alles  das  eingestellt  hatte,  was  man  in 
dem  grös'^ern  Garten  fand.^ 

Mit  dieser  theils  bestätigenden,  theils  wesentlich  vervoll- 
ständigenden Notiz  schliesst  die  Parallelbiographie  die  erste 
Jugendzeit  ab  und  springt  gleich  auf  das  Jalir  1727  über. 
Glücklicherweise  finden  wir  in  der  andern  Handschrift  einige 
wichtige  Fingerzeige  über  die  erste  Schulzeit,  die  ich  nunmehr 
folgen    lasse  (S.  6): 

„1714  wurde  der  Knabe  seinem  ersten  Informator,  Johan 
Telander,  anvertraut,  der  wenig  geeignet  war,  Knaben  zu 
erziehen. 

1717  wurde  Carl  in  die  Tnvialschule  von  Wexiö  ge- 
bracht, wo  rohe  Lehrmeister  mit  ebenso  roher  Methode  den 
Kindern  Lust  für  die  Wissenschaften  beibrachten,  dass  ihnen 
die  Haare  zu   Berge  stiegen. 

1719  erhielt  Carl  einen  andern  Informator,  Gabriel  Hök, 
der  in  späterer  Zeit  sein  Schwager  wurde.  Dieser  behandelte 
den  Knaben  mit  mehr  Milde,  doch  vermochte  er  niclit,  ihm 
Lust  an  den  Studien  einzupflanzen,  vor  denen  der  Bursch 
den  grössten  Widerwillen  bewies. 

17V2  wurde  Carl  nach  Kingarne  versetzt;  Je  schlaffer 
die  Manier  des  hier  herrschenden  Privatunterrichts  war,  um 
so  mehr  ging  er  den  Büchern  aus  dem  Wege;  des  Knaben 
einzige  Lust  war,  zwischen  den  Blumen  hei  um  zu  streifen, 
uni  ihre  Arten  kennen  zu  lernen.  Jährlich  reiste  er  mehr- 
mals von  Stenbrohult  nach  Wexiö,  und  weil  er  die  Pflanzen 
unteivA'egs  scharf  ins  Auge  fasste,  war  er  im  Stande,  auf 
dieser  Strecke  von  5  (schwed.)  Meilen  den  Standort  jeder 
einzelnen  Art  anzugeben. *•' 

Soweit  die  Anzeichnungen  über  die  Schul-Fata  bis  zum 
siebzehnten  Jahre;  über  die  Gjmnasialzeit  (von  1724  ab) 
später.  Welch  ein  günstiges  Ungefähr,  dass  der  Vater  ein 
„sanftmüthiger'-'  Herr  und  von  einer  dilettantischen  Passion 
für  Pflanzen  besessen  war!  Schwerlich  würde  der  kleine 
Carl  sonst  vermocht  haben,  die  „angeborne  Vorliebe'-'  gegen 
die  Schulregulative  und  haarsträubenden  Dressuren  seiner 
scholastischen  Peiniger  aufrecht  zu  erhalten.  Das  waren  die 
richtigen,  ungeschlachten,  infallibeln  Unteroffiziere  für  theo- 
logische Rekruten  —  denn  wer  hätte  damals,  vor  150  Jahren, 
in  dem  lutherisch  orthodox  krystallisirten  Schweden  es  für 
etwas  Andres  als  für  Thorheit  und  Blödsinn  gehalten,  dass 
der  Welt  an  einem  „Naturforscher''  mehr  gelegen  sein  könne, 
als  an  einem  „Theolögen"!     So  waren  sie  damals,  und   leider 


425 

dessen,  so  sind  auch  ausserlialb  Schwedens  im  eingebildet 
fortgeschrittenen  neunzehnten  Jahrhundert  die  richtigen  Natur- 
Ignorantiner  noch  heute.  Wem  das  hart  und  übertrieben 
klingt,  der  beantworte  sich  doch  ehrlich  und  unbefangen  die 
Frage:  auf  wessen  Worte  schwören  diese  Schirmvügte 
unsrer  Jugend,  auf  Linnc's,  auf  Humboldt's?  oder  nicht  viel- 
mehr auf  StahTs ,  Hengstenbeig's,  Vilmur's  und  Kliefotirs! 
Ihnen  ist  und  bleibt  Galilei  ein  Gräuel,  ihnen  dünkt  der 
Zweifel  am  Buchstaben  der  Tradition  in  der  Genesis  eine 
verdammenswerthe  Ketzerei.  Gegen  ihr  verstocktes  Nicht- 
wissen-wollen hilft  keine  unerbittliche  Logik.  Eine  s]jätere 
Zeit  wird  einmal  strenge  ins  Gericht  gehen  mit  unsern  „Hoch- 
mösenden^  im  Gebiete  des  Unterrichts  und  wird  es  ihnen 
ins  schwarze  Buch  schreiben,  dass  sie  so  wenig  oder  gar 
keinen  Werth  d;.rauf  legen,  das  Auge  des  Kindes  an  den 
auch  dem  Niedrigsten  und  Aermsten  unverschlos^senen  Schätzen 
der  Natur  zu  bilden,  die  ihm  zeitlebens  nicht  verkümmert 
werden  können,  während  sie  vorzeitig  beflissen  siqd,  das 
Gehirn  des  Kindes  mit  „MemoiirstofP  zu  belasten,  dessen 
zum  giossen  Theile  orthodoxe  Unverdaulichkeit  nur  noch  von 
eiirliclien  Zeloten  oder  nocli  schlimmer  von  unehrliclien  Heucii- 
lern  bestritten  wird,  deren  unheilstiftende  Minorität  hoffentlich 
die  längste  Zeit  am  Ruder  gewesen. 


Sammelbericht  von  1868  und  Vermischtes 

von 
Dr.  Bethe. 


Homalota  occulta  Er.  häufig  im  ersten  Frühjahr. 

Aleoehara  inconspicua  Aube  1  Stück, 

Mycetojjorus  splendens. 

Calodera  nigricollis  mehrfach  in  schönen  grossen 
Exemplaren. 

Ha])loglossa   marginata. 

Abdera  triguttata  Gyll.  Dies  Thier  wurde  seit  länger 
als  zwanzig  Jahren  hier  nicht  gefangen.  Ich  fing  Ende  Mai 
1    Stück,  welches  über  einem   Holzstocke  flog. 

Amara  lepida  Zimm.  Diese  seltene  Art  wurde  einmal 
in   der   Nähe  der  Oder  gefangen. 

Notiophilus  rufipes  auch  am  Ostseestrande  von  mir 
aufgefunden. 


426  •  ' 

Aga  ricophagus  conformis  1  ?.  Ericlison  kannte  nur 
das  Q.  Beim  $  sind  die  Vorderfüsse  einfach,  die  Hinter- 
selienkel  unbewehrt.     Ostseestrand. 

Tenebiio  opacus  in  alten  Buchen  ebendaselbst. 

M  a  s  o  r  e  u  s  W  e  1 1  e  r  h  a  1  i  i. 

Q  u  e  d  i  u  s  e  h  r  j  s  u  r  u  s  Kie.sw.  1  Stück  in  einer  faulen 
Buche. 

Homalota  nigerrinia  Aube  von  Herrn  Pfarier  ScriLa 
bestimmt.  Das  Tliier  ist  meines  Wissens  in  Deutschland  noch 
nicht  aufgefunden.  Dies  sowie  die  vorhergehenden  in  der 
Nähe  der  Ostsee. 


Ausgang  des  Jahres  1^67  hatte  Herr  Dr.  Kr ü per  in 
Athen  die  Güte,  mir  eine  Zalil  Käfer  käuflich  zu  überlassen. 
Im  Laufe  des  vergangenen  Jalires  halte  ich  die  etwas  zweifel- 
hafte Freude,  aus  diesen  eine  Koilie  von  Käfern  ausschlüpfen 
zu  sehen,  die  piir  niclit  in  Rechnung  gestellt  waren.  Mehrere 
Stücke  von  Trogodeima  elongata  überraschten  mich  nicht 
besonders;  sehr  erstaunt  jedoch  war  ich,  als  ich  aus  den 
Bäuchen  von  Pachyscelis  gianulosa  zwei  wohlgestaltete 
Exemplare  von  Erirhinus  infirmus  ans  Tageslicht  kommen 
sah.  Ich  war  der  bestimmten  Ansiclit,  dass  die  ganze  Gruppe 
der  Erirhinen  ilire  Entwickelungsstufen  in  den  Stengeln  und 
Wurzeln  von  Wasserj)fl;inzen  durchmache.  Der  Augenscliein 
jedoch  halte  mich  gelehrt,  dass  die  Larven  auch  mit  dem 
Aufenthalte  in  Insectenleibern  niclit  unzufrieden  sind. 


Herr  Organist  Becker  in  Sarepta  versendet  Dermestes 
tessel  latus  Fab.;  die  Exemplare,  die  hierher  und  nach  Berlin 
gekommen  sind,  gehören  nicht  dieser  wie  es  scheint  sehr 
seltenen  Art  an,  sondern  dem  nahe  verwandten  und  weit  ver- 
breiteten  Dermestes  atomarius  Er. 


427 


Bericht  über  Felder's  Lepidoptera  der 
Reise  der  Fregatte  Novara 

(Fortsetzung) 
von  C  Hopf  fei*. 


Im  26.  Jahrgang  (1805)  dieser  Zeitung  habe  ich  das 
erste  Heft  des  obigen  Werkes  besprochen;  seitdem  sind  Heft  2 
im  Jahre  1865  und  Heft  3  im  Jahre  1867  erschienen  und 
damit  die  Rhopaloeeren  zu  Ende  gebracht. 

Wenn  ich  bei  dem  ersten  Helt  Gelegenheit  hatte,  mich 
über  die  Gediegenheit  der  Bearbeitung  und  die  Genauigkeit 
in  der  Untersuchung  dieser  ausserordentlichen  Fülle  des  Ma- 
terials lobend  auszusprechen,  so  muss  ich  diese  Anerkennung 
nach  dem  Erscheinen  der  2  neuen  Hefte  nicht  allein  in  er- 
höhtem Maasse  ^viederholen,  sondern  kann  auch  den  Verfassern 
mein  Erstaunen  nicht  verhehlen,  dass  sie  sicli  durch  die  enorme 
Masse  des  ihnen  vorliegenden  Stoffes  nicht  haben  überwältigen 
lassen,  vielmehr  ihr  Ziel  mit  eiserner  Beharrlichkeit  verfolgen 
und  dasselbe  (nach  briellichen  Mittheilungen  ist  das  letzte  Heft, 
welches  die  Heterocereu  enthält,  in  Druck  gegeben  —  jetzt 
vielleicht  sogar  schon  vollendet)  zu  erreichen  im  Begriff  sind. 

Diesem  ausdauernden  Fleiss  verdankt  die  Entomologie 
ein  Werk  von  klassischem  Werth,  welches  die  Wissenschaft 
mit  einer  Unzalil  neuei'  Arten  aus  allen  Welttheilen  bereichert, 
in  keiner  grösseren  entomologisclien  Bibliotiiek  fehlen  darf 
und  jedem  wissenschaftlichen  Lepidoi)terologen  unentbehrlich 
sein  wird. 

Der  dem  Werke  beigegebene,  sehr  splendid  ausgestattete 
Alla8  besteht  aus  74  meisterhaft  ausgefüiirten  und  überaus 
schön  colorirten  Tafeln  in  4",  welche  mit  keinem  der  bis  jetzt 
erschienenen  iconographischen  Prachtwerke  den  Vergleich  zu 
scheuen  haben. 

Auf  diesen  74  Tafeln  sind  491  Arten  in  842  Bildern  in 
natürlicher  Grösse  vorgestellt. 

In  dem  Text,  der  07  Bogen  umfasst,  werden  945  Arten 
ausführlich  beschrieben,  von  denen  688  für  die  Wissenschaft 
neu  sind,  \\  äluend  die  übrigen  2hl  schon  früher,  theils  in  der 
Wiener  Monatschrift,  theils  in  den  Verhandlungen  d.  zool. 
bot.  Gesellsch.  zu  Wien,  theils  in  den  Sitzungsberichten  der 
Wiener  Academie  von  den  Verfassern  durch  Diagnosen  be- 
kannt gemacht,  theils  von  älteren  Autoren  ungenügend  cha- 
rakterisirt  waren. 

:i8 


428 

Abgesehen  von  einer  Anzahl  Allen,  deren  Vaterland  den 
Verfassern  unbekannt  war,  vertheilen  sieli  diese  945  Species 
geographisch  etwa  i'olgenderniaassen: 

Auf  Afrika  kommen  38;  davon  20  auf  die  O^tküisle  mit 
Madagascar,  11  auf  die  Westküste,  0  auf  Süd-,  1  auf  Cenlrul- 
Afrika. 

Aus  Asien  werden  etwa  385  Arten  bekannt  gemacht; 
davon  fallen  auf  China  und  Japan  12  —  auf  Indien  78;  dar- 
unter allein  31  Arten  von  Malakka,  durch  den  Grafen  Caslelnau, 
10  von  Ceylon  durch  Nietner  gesammelt  und  IC  vom  Hima- 
laya  —  auf  den  indischen  Archipel  294,  davon  zählen  die 
Philippinen  71,  besonders  durch  Sem  per  und  Lorquin  gesam- 
melte Arten;  die  Sunda-lnseln  figuriren  mit  104  Arten,  wovon 
35  auf  Java,  3  auf  Sumatra,  5  auf  Borneo  und  61  durch 
VVallace  und  Lorquin  gesammelte  Arten  auf  Celebes  kommen; 
die  Molukken  stellen  80  Arten,  darunter  allein  35  durch 
Lorquin  und  Wallace  auf  Halmaheira  und  33  von  Doleschall 
auf  Ambüina  gesammelte  Species;  das  Contingent  der  Arru- 
Inseln,  wo  ebenfalls  Lorquin  und  Wallace  gei-ammelt  haben, 
betlägt  26,  das  der  Nikobaren  und  Andamanen  durch  Frauen- 
feld   II. 

Australien  hat  47  Arten  geliefert,  wovon  13  auf  den 
Contiuent,  34,  deren  grössten  Theil  wir  ebenfalls  Wallace 
verdanken,  auf  die  Inseln  fallen. 

Den  reichsten  Beitrag  hat  Amerika  beigesteuert,  nämlich 
439  Arten,  von  denen  allein  303,  besonders  durch  Lindig 
und  Moritz  gesammelt,  auf  Neu-Granada,  Venezuela  und 
Ecuador  —  22  durch  Salle  auf  Mexico  —  71  durch  Natterer 
auf  Brasilien  —  10  auf  Chile  und  13  auf  Surinam  u.  s.  w. 
kommen. 

Im  Nachfolgenden  gebe  ich   eine  Uebersicht  des   reichen 
Inhaltes    vom    zweiten   und    dritten  Hefte    und    werde  mir  er- 
lauben,   wo  es  thunlich,    einige  Bemerkungen,  Vervollständi- 
gungen, Berichtigungen  und  Synonyme  beizulügen. 
liefltalis  Dalman. 

1.  Aphrodite   (S   ¥  Novara  p.  139   Südbrasilien. 

2.  Limnoria  o  P-  139  Südbrasilien.  Das  dazu  gehö- 
rige $  hat  breitere  Vordertlügel  mit  rechtwinkligem  Aussen- 
rande,  breitere  Aussenrandbinde  mit  2  bis  3  weissen  Apieal- 
tleckc'U  und  in  der  ganzen  Ausdehnung  oclieigelbe  Hinlertlügel 
mit  convexerem  Aussenrund.  Die  f^chwarze  Aussenbinde  der 
Oberflügel  ist  auf  der  Unterseite  vom  Aussenrande  durch  eine 
ochergelbe  Einfassung  getrennt  und  erstreckt  sich  in  ziemlich 
gleicher  Breite  von  der  Costaiis  bis  zum  1.  Ast  der  Mediana. 

3.  Cornelia  $  p.  140  Mexico.  —  4.  Arsinoe  S  ^ 
p.    143  tab.  22  f.  9.   10  Neu-Granada. 


429 

5.  Amphithea  t^  p,  144  Mexico.  Die  Art  fliegt  auch 
in  Colurnbien,  woher  unsere  Sammlung  eine  Varietät  besitzt, 
bei  welcher  die  mittlere  Fleckenbinde  auch  gelbrcth  (nicht 
schwefelgelb  wie  bei  der  Stammart)  gefärbt  ist, 

0.  Fla  via  $  (Wien.  Monatschr.  V.  76)  p.  140  Venezuela. 

7.  Nasua  r^  (W.  Mtschr.  V.  76)  p.  141  tab.  22  f.  4-6 
<^  $,  wozu  als  $  Kadeni  Feld.  (W.  Mtschr.  V.  77)  gehört. 
Venezuela  und  Neu-Granada.  Die  schöne  Art,  welche  sich 
in  die  Nähe  von  Zaela  Hew.  reiht,  scheint  ziemlich  abzu- 
ändern. Felder  führt  schon  Männchen  mit  gelber  und  weiss- 
licher  Aussenrandbinde  der  Hinterflügel  an;  unser  <^  von 
Venezuela  hat  aber  diese  Binde  schneeweiss  und  eben  solchen 
(also  niclit  ochergelben)  Vorderrandfleck  derselben  Flügel. 
Vielleicht  gehört  Lewj  i  Luc.  als  Varietät  auch  hierher. 

8.  Arcadia  ,^  $  (W.  Mtschr.  VI.  410)  p.  141  tab.  22 
f.  1—3  Neu-Granada.  —  9.  Hyposticta  ?  (W.  Mtschr.  V. 
77)  p.  142  tab.  22  f.  7.  8  Venezuela.  —  10.  CordiUera  <^ 
(W.  Mtschr.  VI.  409)  p.   145  tab.  22  f.  11   Venezuela. 

lfcs|>erocliarl!$  Feld. 
Nei-eiö  o  P-  146  mit  Nera  Hew.  ver\^andt.  Neu-Granada. 

KMtei*|ie  Swains. 

1.  Zenobia  (^  p.  146  tab.  23  f.  5.  6  Neu-Granada.  Der 
Dysoni  Doubl,  sehr  nahe  verwandt.  Die  peruanischen  Exem- 
plare haben  eine  weniger  grüne  Miltelbinde,  besonders  im 
Unterflügel.  Eine  peruanische,  wie  es  scheint,  häufige,  sehr 
nahe  stehende  Art,  Zenobina  jn.,  gleicht  auf  beiden  Flächen 
ganz  der  Dj'soni,  hat  eine  eben  so  breite,  weisse  Mittel- 
binde, dieselben  weissen  Saumflecke  der  Hinterflügel,  gehört 
aber  näher  an  Zenobia,  da  die  beiden  obersten  Flecken  der 
Mittelbinde  des  Oberflügels  nicht,  wie  bei  Djsoni,  nach  der 
FUigels/)itze,  sondern  nach  dem  Vorderrande  gerichtet  sind,  auf 
der  Binde  also  quer  stehen  und  von  derselben  abgetrennt  sind. 

2.  Tomyris  J  p.  148  tab.  23  f.  1.2.  -  3.  Fhilais  ,^ 
p.  140.  -  4.'  IMiilonarche  ,^  p.  150.  —  5.  Philothea  <^ 
]).  151.  -  6.  Troezene  rj  $  p.  154  tab.  23  f.  3.  4.  — 
7.  Zancle  $  p.  155.  —  8.  Pieridoides  ,S  p.  158.  —  9.  Pi- 
tana  o  !>•  157  tab.  23  f.  9.  10,  welche  sich  von  Telasco 
Lue.  nur  durch  etwas  breitere  Mittelbinde  unterscheidet  — 
sind  sämmtlich  in  Neti-Granada  zu  Hause. 

10.  Uricoecheae  ,J  p.  147  tab.  23  f.  1 1.  12  (W.  Mtschr. 
V.  78)  Neu-Granada.  —  11.  Potamea  J^  p.  149  (Potamea  (^ 
W.  Mtsclir.  V.  78)  Venezuela. 

12.  Philoscia  ,^  ¥  p.  153  (W.  Mtschr.  V.  78)  Columbia. 
—  13  Philone  ,^  (Potamea  ¥  W.  Mtschr.  V.  78)  Neu- 
Granada.  —  14.  Critias  ¥  p.   158  tab.  23  f.   13.  14  ( ^   W. 

28^- 


430 

Mtschr.   V.   79)   Neu -Granada.    —    15.    Corcyva    o    P-    159 
tab.  23  f.  8  (W.  Mlschr.  III.  327)  Bolivia. 

Die  schöne  Gattung  Euterpe  hat  dmch  den  obigen  Zu- 
wachs eine  grosse  Bereicherung  eifaliren.  Die  Beschreibungen 
der  Autoren  sind  bis  in  die  kleinsten  Details  aui-gefühit; 
deninacii  glaube  icli,  dass  die  Lepidopterologen  Mühe  ha[)en 
\\  erden,  eine  Reilie  weniger  ansehnlicher,  aber  unter  einander 
sehr  ähnlicher  Arten,  wozu  z.B.  Potamea,  Philais,  Phi- 
lonarche,  Philo  thea,  Philoscia,  Phiione  gehören, 
richtig  aus  einander  zu  halten.  Es  wäre  daher  sehr  erwünscht 
gewesen,  wenn  die  Verfasser  diese  schwierigeren  Arten  ab- 
gebildet und  dafür  einige  andere,  durch  Beschreibung  leicht 
kenntlich  zu  machende  j'orlgelassen  hätten. 

IPicris  Schrank. 

1.  Lorquinii  <S  $  p.  150  tab.  24  f.  9.  10  Celebes,  ist 
synonym  mit  Rosenbergii  Yollenh.  Monogr.  d.  Pierides  p.  11 
pl.  2  f.  0,  pl    3  f.  1. 

2.  Helferi  p.  161  tab.  25  f.  10.  11  Moulmein,  scheint 
mit  Clemanthe  Doubl,  und   Berenice  Luc.  synonym  zu  sein. 

S.  Sita  S  P-  16^  tab.  25  f.  12  Ceylon,  mit  Eucharis 
verwandt. 

4.  Leptis  c^  $  p.  163,  von  Java,  neben  Paul  ina  Crain., 
ist  identisch  mit  Paulina  Boisd.,  welche  nun  also  Leptis  zu 
nennen  ist. 

5.  Lynceola  tS  p.  164.  Timor,  beiLyncida;  das  dazu 
gehölige  $  liat  Wallace  Trans,  cnt.  Soc.  Lond.  111.  Ser.  Vol. 
IV.  ]).  364  beschrieben. 

6.  Lycaste  ö^  p.  164.  Celebes,  bei  Lyncida;  das  dazu 
gehörige   Weibchen  hat  Wallace  1.  c.  p.  365  beschrieben. 

7.  Cilla  S  P-  16".  Arru-lnseln,  steht  bei  Ada  Crani. 
und  wild  von  Wallace  1.  c.  p.  367  für  eine  Varietät  dersel- 
ben angesehen. 

8.  Galene  <S  j).  165,  Ceylon,  und  9.  Darada  rS  p.  166 
werden  von  Wallace  1.  c.  p.  370  als  Varietäten  von  Paulina 
Cram.  betrachtet. 

10.  Psyche  j  P-  1^^,  Neu  -  Caledonien ,  der  vorigen 
verwandt. 

11.  Larissa  o  P-  160.  Vaterland  unbekannt,  sieht  bei 
Nerissa  Fab. 

12.  Sa  bin a  o  p.  167,  Guinea,  mit  Poppea  Cram. 
verwandt. 

13.  Rueppellii  j  P-  167.^  Abyssinien,  bei  Agathina 
Cram. 

14.  Wallaceana  ^  p.  168,  In.'el  Waigiou,  soll  nach 
Wallace  1.  e.  p.  331   $  von  Rachel  sein. 


431 

15.  Perictione    j  ]).  1H8,  Anu-Inseln,  bei  Peiimale  Don. 

1<!.  Peritliea  'v  p.  KiO,  Fidschi-Inseln,  soll  nacli  Wal- 
lacc  1.  c.  p.  332  ^  von  N  a  1>  i  s  Luc.  sein. 

17.  Periclea  ,j^  p.  160,  Australien,  den  vorigen  beiden 
verwandt. 

J8.  Polvbymnia  J  p.  170,  von  Neu-Granada,  bei  Lj- 
cimnia. 

19.  Eui-ymnia  j'  p.  170,  der  vorigen  verwandt  und 
ebendaher. 

20.  Laria  o  P-  ^'^^•,  von  Neu-Granada,  steht  bei  Peru- 
viana Luc. 

21.  Agrippina  S  P>  173,  von  Port  Natal ,  und  22. 
Boguensis  ,^  p.  173  von  Bogos.  Beide  wohl  nur  Varietäten 
von  S  e  V  e  r  i  n  a. 

23.  Subeida    ^   p.    174,  Central-Afrika,  bei  Calypso  Dr. 

24.  Semicaesia  'S  V-  176,  Neu-Granada,  neben  Pen- 
thica  KoU. 

25.  Pinara   J  p.   170,  ebendaher,  bei  Eleone 

26.  Dorylaea  $  p.  182,  Arru-Inseln,  bei  Dorimene  Crarn. 

27.  GeoVgina  $  p.  160  tab.  24  f.  4.  5  (W.  Mtf^chr.  V. 
'JOS)  und  2S.  Bianca  ,^  p.  160  tab.  24  f.  6.  7  (W.  Mtschr. 
VI.  p.  284),  beide  ausgezeichnete  neue  Arten  von  Liizon. 

20.  Clementina  ,S  p.  102  tab.  25  f.  6  (Sitzungsber.  d. 
Wien.  Acad.  1860),  Arnboina,  steht  neben  Celestina  Boisd. 
Das  dazu  gehörige  Weibehen  ist  von  Wallace  1.  c.  p.  375 
beschrieben. 

30.  Zamboanga  -S  p.  162  tab.  24  f.  2.  3  (W.  Mtschr. 
VI.  285),  Mindanao,  stellt  bei  Melania  Fab. 

31.  Phocbe  S  p.  163  tab.  25  f.  5  (W.  Mtschr.  V.  209), 
Luzon,  bei  Pandione  Hüb. 

32.  Galathea  £  p.  165  (Verb.  d.  zool.  bol.  Gesellsch.), 
von  den  Nicobaren,  zählt  Wallace  1.  c.  p.  370  als  Var.  zu 
Paulina  Cram. 

33.  Boisduvaliana  ^  p.  168  tab.  24  f.  8  (W.  Mtschr. 
VI.  287),  Luzon,  bei  Perimale  Don. 

34.  Calymnia  $  p.  171  tab.  23  f.  7  (Euterpe  Cal.  W. 
Mtschr.  VI.  p.  67),  vom  Rio  Negro,  mit  Lycimnia  verwandt. 

35.  Aelia  (5  p.  171  (W.  Mtschr.  V.  82),  Ecuador,  neben 
F  1  i  j)  p  a  n  t  h  a  Fab. 

36.  Leucadia  c5  p.  172  (Euterpe  Leuc.  W.  Mtschr.  VL 
67),  vom   Rio   Negro,  hei  Peruviana  Luc. 

37.  Leucanthe  S  p.  172  (W.  Mtschr.  V.  82),  Neu- 
Granada,  neben  Lycimnia. 

38.  Aegis  ?  p.  175  (ab.  24  t\  1  (W.  Mtschr.  V.  200), 
Mindanao,  als  S  gehört  dazu:  Pieris  111  ana  (W.  Mtschr. 
VI.  287),  sie  ist  der  Polisma  Hew,  sehr  nahe  verwandt. 


432 

39.  Locusta  (5  $  p.  175  tab.  25  f.  8.  9  (W.  Mtschr. 
V.  'f^i)^  Bogota,  steht  bei  Habra  Doubl,  und  Mandela  Feld. 

40.  Euthemia  ^  ?  p.  177  (W.  Mtschr.  V.  8(1),  Co- 
lumbien,  scheint  mir  von  Stamnata  Luc.  nicht  verschieden 
zu  sein. 

41.  Tovaria   (5   ?  p.  178  (W.  Mtschr  V.  80)  und 

42.  Olympia  S  p.  178  (W.  Mtschr.  V.  80),  beide -aus 
Columbien  und  mit  Stamnata  ver\vandt. 

43.  Suadella  r?  p.  179  (W.  Mtschr.  V.  79),  Venezuela, 
bei  Eleone  Doubl. 

44.  Diana  5?  p.  180  (W.  Mtschr.  V.  81),  Neu-Granada, 
mit  Buniae  Hüb.  verwandt. 

45.  Sevata  (5  -9  p.  180  (W.  Mtschr.  V.  81),  Columbien, 
neben  Buniae  Hüb. 

46.  Menapia  S  $  p.  181  tab.  25.  f.  7  (W.  Mtschr.  III. 
271),  von  Utah,  hat  seine  Stelle  bei  Daplidice. 

Antliocliaris  Boisd. 

Cethura   (5   ?  p.  182  tab.  25  f.  1.  2,  schöne  neue  Art 
aus  der  Verwandtschaft  von  Sara  Boisd.,  von  Sonora. 
AlitllopsycllC  Wallengr. 

1.  Theopompe  -^  $  p.  183  aus  Nubien.  Die  Art  scheint 
mir  durchaus  nicht  verschieden  zu  sein  von  Eupompe  Kl., 
die  bei  ihrer  ausserordentlichen  Verbreitung  durch  Arabien, 
Nubien,  Abyssinien,  selbst  bis  nach  Guinea  und  zum  Senegal 
auch  ziemlichen  Abweichungen  in  Grösse,  Gestalt,  Zeichnung 
und  selbst  im  Geäder  unterworfen  ist.  Auffällige  Unterschiede 
der  Zeichnung  sind  nicht  vorhanden  ;  denn  die  Beschreibung 
des  (^  von  Theopompe  stimmt  mit  der  typischen  Eupompe 
Kl.  überein,  mit  alleiniger  Ausnahme  der  sehr  kleinen  Rand- 
punkte der  Hinterflügel.  Dass  diese  aber  von  keiner  Bedeu- 
tung sind,  beweist  der  Umstand,  dass  die  Exemplare  mit 
kleinen  Randpunkten  von  Arabien  und  ein  besonders  spitz- 
flügeliges  Kordofan  -  Exemplar  unserer  Sammlung  nach  den 
hervorgehobenen  Geäder  -  Abweichungen  gerade  zu  Eupomj)e 
Kl.,  das  von  Klug  in  den  Symbolae  physicae  abgebildete 
Männchen  hingegen  zur  Felder'schen  Theopompe  gehören 
würde;  denn  bei  ersteren  Stücken  ist  der  Zellenschluss  der 
Vorderflügel  kaum  weiter  entfernt  vom  zweiten  Subcostal-Ast, 
als  dieser  vom  ersten,  bei  letzterem  hingegen  ist  dieser  Ab- 
stand doppelt  so  gross.  Ebenso  verhält  sichs  mit  dem  Vor- 
springen der  Ecken  der  Mittelzelle,  von  denen  bald  die  obere, 
bald  die  untere  vorgreift.  Unsere  Weiber  variiren  in  der 
Grösse  zwischen  36  und  48  Millimeter;  die  bei  Theopompe 
angeführte,  schwefelgelbe  Tünche  der  Vorderflügel  fehlt  dem 
grossen  von  Klug  abgebildeten  $,  weil  es  schon  geflogen  hat. 


433 

Nocli  melu'  abgeflogene  Stücke  hat  Klug  als  Aca'ste  (Poly- 
caste  Boisd.)  beschrieben  und   abgebildet. 

2.  Anteupom])e  +  p.  184  und  3.  Dedecora  V  p.  184, 
beide  von  Bogos  und   mit  Eupompc  Kl.  verwandt. 

4.  Demagore   r^   p.  186,  Vaterl.  unb.,   bei  Evagore  Kl. 

—  5.  Epigone  (^  $  p.  186,  von  Bogos,  bei  Tlieogone 
Boisd.  —   6.  Acte  $  p.  187,  von  Port  Natal,   bei  Theogone. 

—  7.  Roxane  ?  p.  187,  Vaterl.  unb.,  bei  Theogone.  — 
8.  Slygia  S    $  p.  188,  von  Bogos,  bei  Phlegetonia  Boisd. 

—  0.  Duliba  ö"    -9  p.   188,  von  Bogos,  bei  Phlegetonia, 

Trotz  den  sorgfältigen  und  umständlichen  Beschreibungen, 
welche  die  Verfasser  von  den  eben  aufgeführten  Arten  gegeben 
haben,  zweifle  ich,  dass  es,  ohne  genaue  Abbildungen  davon 
in  haben,  möglich  sein  wird,  die  betreffenden  Thiere  mit 
voller  Sicherheit  herauszufinden.  Die  grosse  Masse  der  das 
Genus  Anthopsyche  bildenden  Arten  hat  fast  nur  eine 
einzige  Zeichnung,  die  sich  mit  wenigen  Worten,  für  alle 
passend,  etwa  so  geben  lässt:  „Grundfarbe  aller  Flügel  weiss, 
gelblich  oder  gelb,  die  oberen  mit  einer  orange  oder  roth 
iuisgefülltcii  Flügelspitze,  die  unteren  mit  Randpunklen,  die 
bald  kaum  sichtbar  sind,  bald  zu  bedeutender  Grösse  an- 
wachsen »ind  selbst  einen  breiten  Saum  bilden  können.^  Denkt 
man  sich,  dass  diese  einfache  Zeichnung  nach  der  Zahl  der 
bekannten  Arten  etwa  50  Mal  variirt,  wobei  es  nur  immer 
auf  „un  peu  plus''  oder  „un  peu  moins''  ankommt,  so  wird 
man  mir  beijiflichten.  Dazu  kommt  noch,  dass  sehr  viele  von 
den  bekannten  Arten  einen  sehr  grossen  Verbreitungsbezirk 
haben,  \a  elcher  Grösse,  Gestalt  und  Zeichnung  des  Thieres 
mannigfach  modificirt ,  so  dass  Unterscheidungen  durch: 
längere,  breitere,  spitzere  etc.  Flügel  gar  keinen 
Anhalt  ge^^ähren.  Durch  die  ausserordentlich  reiche  Aus- 
beute der  Ehrenberg'schen  Reise  in  Egypten,  Nubien,  Syrien 
und  Arabien  hat  unsere  Sammlung  von  manchen  Arten  sehr 
ans^ehnliche  Reihen  erhalten,  Mclche  die  grössten  Verschieden- 
heilen  darbieten,  aber  durch  allmälige  Uebergänge  dennoch 
ihre  sichere  Zusammengehörigkeit  bekunden.  Wollte  man 
diese  Reihen  auseinander  reissen,  so  würde  es  nicht  schwer 
fallen,  die  Zahl  der  Arten  noch  um  ein  Beträchtliches  zu 
vermehren. 

10.  Heuglini  ,S  p.  185  tab.  25  f.  4  (W.  Mtschr.  III. 
27^),  von  der  Afrikanischen  Ostküste.  Da  der  Felder'sche 
Text  sagt:  „plaga  apicali  apud  ramum  med.  secundum  trun- 
cata'',  so  sehe  ich  gar  keinen  Unterschied  zwischen  Heuglini 
und  Kluji's  Evagore.  Jn  der  Felder'scben  Abbildung  er- 
streckt sich  freilich  (bei  meinem  Exemplar  wenigstens)  das 
orange  Scheitelfeld  bis  zum  ersten  Ast  der  Mediana  herab, 


434 

was  bei  Evagore  nicht  der  Fall  ist,  aber  nach  den  oben  an- 
geführten Worten  der  Beschreibung  für  ein  Versehen  des 
Coloristen  gehalten  werden  musp. 

lflllliVii§   Bsd. 

1.  Fatma  :t^  p.  189  tab.  25  f.  3  von  Kordofan.  Steckt 
seit  langer  Zeit  in  unserer  Sammlung  als  Var.  des  Weibchens 
von  Eris  Kl.,  und  kann  ich  sie  auch  jetzt,  nach  genauer 
Prüfung,  nur  für  eine  Abänderung  halten,  bei  welcher  die 
schN-varze  Zeichnung  weniger  ausgebreitet  ist. 

2.  Miriam  ,^  p.  190  tab.  27  f.  3.  4,  aus  Arabien.  Ist  ent- 
schieden nichts  anderes  als  Klug's  Pleione  und  unterscheidet 
sich  auch  nicht  in  der  Färbung  von   derselben. 

3.  Faustina   ^  p.  190.    Vaterl.  unb.,  bei  Fausta  Oliv. 

Eroiiia  Hüb. 

1.  Gaea  ö'  $  p.  190  (Valeria  Var.  a.  Bsd.)  von  Ben- 
galen. Ist  die  Continentalform  der  Javanischen  Valeri  a  Cr., 
bei  welcher  Uebergänge  zur  ersteren  vorkommen,  wo  die 
Oberflügel  an  der  Spitze  schon  mehrere  Randpunkte  zeigen. 
Fabricius  hat  diese  letzteren  Hippia  genannt. 

2.  Ceylanica  <^  ¥  p.  191,  von  Ceylon,  ist  der  Manila- 
Form  von  Valeria  (Boebera  Eschsch.)  sehr  ähnlich. 

3.  Tritaea  $  p.  192  (,^  W.  Mtschr.  III.  181)  von  Celebes. 

4.  Phocaea  S  $  p.  193  tab.  27  f.  5.  6  (W.  Mtschr. 
V.  299,  VI.  288)  von  Mindanao. 

5.  Jobaea  Bsd.  p.  193.  Boisduval  hat  nur  das  Männ- 
chen gekannt,  hier  wird  das  Weibchen  beschrieben,  von  Neu- 
Guinea. 

Calftidryas  Bsd. 

Rurina   S  $    p.  194  tab.  26    f.  9-11     (V/.  Mtschr.  V. 
82)  repräsentirt  die  brasilische  Neocypris  Hüb.  in  Columbien. 
Colia!^  Fab. 

1.  Euxanthe   o    P«  196,  Peru,  bei  Erythrogamma  Koll. 

2.  Eogene  o  P-  196  tab.  27  f.  7,  Himalaya,  bei  Boothii 
Curt. 

3.  Ladakensis  5"  $  p.  197  tab.  27  f.  8.  9,  Himalaya, 
bei  Werdandi  Zett. 

4.  Cerbera  ,J  p.  195  (W.  Mtschr.  V.  83)  nnd  5.  The- 
rapis  ^  $  p.  195  tab.  26  f.  6-8  (W.  Mtschr.  V.  83),  beide 
von  Venezuela  und   der  Cesonia  Stoll.  sehr  nahe  stehend. 

Xcrias  Swains. 
1.  Damaris  $  p.  198  von  Mexico.  Bei  Untersuchung 
unserer  Exemplare  von  Damuris  und  der  verwandten 
Mexicana  Bsd.  machte  ich  die  überraschende  Entdeckung, 
dass  alle  von  Boisduval  für  Weibchenseiner  Mexicana  aus- 
gegebenen Stücke  mit  weisslicher  Grundfarbe  und  orange- 
gelbem Vorderrand  der  HinteriJügel,  männlichen  Geschlechts 


435 

sind  und  die  richtigen  Äiännclien  zuv  Felder'schen  Damaris 
bilden,  weicher  Name  der  Art  ble.il,en  miiss;  beini  Nachlesen 
der  kurzen  Bemerkung  zur  Geyer"'iichen  Abbildung  seiner 
jMexicana  (Zuträge  1",  1)17 — 18)  fand  ich  dies  bestätigt.  Geyer 
lührl  an,  dass  das  zu  dem  von  ihm  abgebildeten  Männchen 
gehörige  Weibchen,  nach  Mittheilung  des  Herrn  v.  ßredow, 
den  citrongelben  Vorderrand  der  Hinterflügel  nicht  habe. 
Der  Name  Mexicana  verbleibt  also  der  Art,  welche  Boisduval 
(Spec.  gen.  p.  655)  als  Männchen  dieser  Art  ausführlich  be- 
schrieben hat  und  ist  vorläufig  nur  im  männlichen  Geschlechte 
bekannt.  Nach  einem  in  unserer  Sammlung  befindlichen  Stücke, 
dessen  Hinterleib  in  Folge  roher  Behandlung  etwas  aus  dem 
Geschick  gekommen  ist,  mir  aber,  ohne  es  als  ausgemacht 
betrachten  zu  wollen,  weiblich  zu  sein  scheint,  würde  das 
Weibchen  in  Farbe  und  Zeichnung  kaum  verschieden  vom 
Männchen  zu  nennen  sein. 

2.  Chloe  {^  ?  p.  199,  Neu-Granada,  bei  Xanthochlora 
Koll. 

3.  Constantia  j  p,  200,  Venezuela,  stimmt  mit  Xan- 
thociilora  Koll.  überein,  soll  aber  einen  schmäleren  Endsaum 
der  Vorderflügel  haben. 

4.  Tegea   rj  p.  203,  Neu-Granada,  bei  Elathea. 

5.  Mycale   S  $  P-  204,  Brasilien,  bei  Elathea. 

H.  Lemnia  ,^  p.  205  von  Brasilien..  Die  Beschreibung 
stimmt  vollkommen  mit  unseren  weniger  hell  gefärbten 
Exemplaren  von  Jucunda  Bsd.  überein,  von  welchen  wir 
eine  Reihe  von  1 1  in  Carolina  von  Zimmermann  gesammelten 
Exemplaren  besitzen,  bei  welchen  die  ganz  hellgelbe  Grund- 
farbe sich  nach  und  nach  immer  mehr  verdunkelt,  so  dass 
sie  endlich  fast  ganz  schwarz  \\'erden,  besonders  bei  den 
Weibchen,  von  denen  andere  aber  \\iederum  eine  ganz  weisse 
Grundfarbe  zeigen. 

7.  Athalia  o  p.  208,  von  Neu-Granada.  Die  Art  scheint 
der  Leuce  Bsd.  sehr  nahe  zu  stehen  und  sich  nur  dadurch 
zu  unteisclieiden,  dass  sie  feine  Randpunkte  auf  der  Unter- 
seite, an  der  Spitze  der  Oberfjügel  und  am  Aussenrand  der 
hinteren  hat,  welche  der  Leuce  fehlen.  Das  dazu  gehörige 
Weibchen  hat  schmälere,  gestrecktere,  weissgelbliche  Flügel 
mit  dunkler  Schuppenanhäufung  am  Aussenrande  der  Hinter- 
flügel. 

8.  Smilacina  $  p.  208,  von  Neu-Granada,  und  9.  Pha- 
nospila   .^    p.  209,   von  Java,  zur  Hecabe-Gruppe  gehörig. 

10.  Lorquinii  3  '+  j».  209.  —  II.  Zita  ,S  p.  210.  — 
12.  Zama  ¥  p.  210,  —  13.  Tondana  ,S  -f  p.  214  tab.  26 
f.   1.  2.    (Tominia  Vollenh.  Mon.  Pier.   p.  6(^    pl.  7    f.  4).    — 


436 

14.  Eurnide  c^  p.  214,  pämmtlich  von  Celebes  und  mit 
Tilaha  Horsf.  nahe   verwandt. 

15.  Santana  ö*  -9  i>-  2il,  von  Bengalen,  und  IH.  Senna 
^  p.  212,  von  Malacca,  mit  Venata  Moore  verwandt. 

17.  Candace  (^  p.  213,  von  Abjssinien,  und  18.  Zo- 
raide   ^^  p.  213,  Vaterl.  unb.,  bei  Rahel  Fab. 

19.  Bogotana  ,S  ?  V-  198  tab.  26  f.  3.  4  (Bogotana 
W.  Mteclir.  V.  84  $,  non  j"),  von  Neu-Granada,  bei  Damaris 
Feld.  Unsere  Exemplare  von  Costa  Rica  stimmen  mit  Fel- 
der's  Beschreibung  und  Abbildung,  nur  ist  die  Oberllügelspitze 
nicht  ganz  so  stark  hervorstehend ;  auch  sind  sie  etwas  kleiner. 

20.  Fabiola  (^  $  p.  199  (W.  Mtschr.  V.  85).  -  21. 
Gaugamela  S  P-  199  tab.  26  f.  5  (Bogotana  rS  W.  Mtschr. 
V,  84).  —  22.  Limoneus  J  $  p.  200  (W.  Mtschr. -V.  84). 
23.  Salome  ,^  p.  201  (W.  Mtschr.  V.  84).  —  24.  Theodes 
$  p.  201  (Theodes  ,^  W.  Mtschr.  V.  85)  und  25.  Theona  Y 
p.  202  (Theodes  $  W.  Mtschr.  V.  85),  sämmtlich  aus  Co- 
lumbien  und  mit  Arbela  Hüb.  verwandt. 

26.  Vitellina  ,^  $  p.  202  (W.  Mtschr.  V.  86),  von 
Venezuela.  —  27.  Phoenicia  ,S  p.  205  (Lydia  W.  Mtschr. 
V.  87  ex  pte),  von  Neu-Granada,  und  28.  Plataea  <^  p.  203 
(Verh.  d.  /ool.  bot.  Ges.  XII)  von  Rio,  alle  3  mit  Elathea 
Gram,  nahe  verwandt. 

29.  Lydia  ,^  p.  206  (W.  Mtschr.  V.  87  ex  pte.)  von 
Venezuela,  bei  Elathea  Gram.  Es  wird  schwer  halten,  die 
Art  aus  der  Beschreibung  zu  eruiren.  Von  dem  Saume  der 
Hinterflügel  wird  gesagt:  „limbo  lerminali  mediocri  uigro- 
lusco.'-'  V^'^enn  im  deutschen  Zusatz  beigefügt  wird,  dass  die 
Säumung  der  Hinterflügel  last  doppelt  so  breit  sein  soll  als 
bei  Palmira  Poey,  diese  aber  n^ch  mehreren  typischen 
Exemplaren  unserei  Sammlung  eine  verhältnissmässig  breite 
schwarze  Einfassung  der  Hinterflügel  zeigt,  so  wird  es  schwierig 
sein,  die  beiden  Angaben  in  Einklang  zu  bringen. 

30.  Rhodia  ,^  $  p.  20!i  (W.  Mtschr.  V.  97)  und  31. 
Medutina  S  P-  207  (V^^  Mtschr.  V.  97),  beide  von  Vene- 
zuela, gehören  zur   Elathea-Gruppe. 

32.  Nisella  V  p.  207  (Verh.  zool.  bot.  Ges.  XII)  von 
Brasilien,  steht  bei  Nise  Gram. 

33.  Lerna  .^  p.  212  (Sitzungsber.  d.  Wien,  Ae.  186U), 
von  Amboina,  bei  Rahel  Fab. 

Clotlilia  Feld.  Novara  p.  215. 

Die  Verfasser  haben  für  die  mit  Terias  Egnatia  Bsd. 
übereinstimmenden  Arten  obige  Gattung  errichtet  und  2  neue 
Arten  hinzugefügt: 

1.  Therasia  o  ¥  p.  215  von  Halmaheira  und  2.  Hy- 
patia  S  p.  216  von  Neu  Guinea. 


,N.-,  ,437 

0$Kyri($  Ljubl. 

1.    Otanes   ,^  $    p.  217    tab.  28  f.  1-3  von  Adelaide 
und  2.  Catliarina   ,^   ]>.  2 IS  von  Australien. 
Aiiil»iy|io<li'.i  Feld. 

Abweichend  von  Hewitson  rechnen  die  Veri'aissei-  nur  die 
wenigen  Arten  hierher,  deren  Subcostalis  der  Oberflügel  beim 
S  4,  beim  $  nur  3  Aeste  hat,  und  deren  obere  Vena  interna 
der  Hinterflügel  in  das  Schwänzchen  ausläuft. 

Erichsonii  $  p.  218  von  Luzon  bei  Narada  Horst. 
Das  Männchen  von  Erichsonii  unterscheidet  sich  auf  der 
Oberseite  durch  ausgedehnteres  Blau,  welches  auf  beiden 
Flügeln  njr  an  der  Costa  und  am  Aussenrande,  an  letzterem 
in  abwärts  -abnehmender  Breite,  verdrängt  wird.  Auf  der 
Unterseite  der  Hinterflügel  findet  sich  am  Aussenrande  noch 
eine  zweite  Reihe  schmutzig  weisser  Flecke.  Die  Art  scheint 
übrigens  von  Anita  Hew.  (Ljc.  tab.  8  f.  90.91)  kaum  ver- 
schieden. 

Stcrosis  Feld.  n.  gen.  p.  219, 

Ein  ausgezeichnetes,  durch  robusten  Bau  und  ganz  ab- 
weichende Färbung  auffälliges,  übrigens  mit  Ambljpodia 
verwandtes  Genus. 

Robusta  $  p.  219  tab.  27  f.  tO.  11  von  Halmaheira. 
Die  einzige,  bis  jetzt  nur  im  weiblichen  Geschlecht  bekannte 
Alt  hat  etwa  70  Millimeter  Flügelspannung  und  ist  rothgelb 
mit  tiefschwarzen  Flecken  im  Discus  und  schwarzbraunen, 
breiten   Rändern. 

AllOflS  Boisd. 

Es  werden  6  Arten  aus  der  Verwandtschaft  von  Thetys 
Dr.  beschrieben:  1.  Celebensis  $  p.  220  tab.  28  f.  14.  15 
von  Celebes,  2.  Malayica  ,^  p.  22 1  tab.  28.  f.  1«  von  Ma- 
lacca,  3.  Sperthis  ,y  p.  222,  ebendaher,  4.  E  gena  V  P-  222, 
von  Halmaheira,  5.  Bar  sine  S  V  j).  220  tab.  28  f.  1(3.  17 
(Sitzungsber.  Wien.  Ac.  1860)  von  Amboina  und  6.  Taga- 
lica  ^  $  p.  221.  tab.  28  f.  19.  20.  (W.  Mtschr.  VI.  289)  von 
Luzon. 

Arll»ll(»la  Boisd. 
enthält    die    grosse    Anzahl    der    übrigen     von    Hewitson    zu 
Amblypodia    gerechneten    Arten,    denen    14    neue    und    8 
früher  diagnosticirte  hinzugefügt  und   mit  m  enigen  Ausnahmen 
durch   Abbildungen  illustrirt  werden: 

I.  Aglais  .S  p.  223  t.  29  f.  11.  —  2.  Phaenops  ,^ 
p.  227.  —  3.  Alesia  V  235  t.  29  f.  8  —  4,  Arsenius  ,^ 
p.  236  t.  29  f.    15  —  sämmtlich   von  Luzon. 

5.  Araxes  ,^  V  ]>.  224  t.  29  f.  3 — 5  von  Celebee,  wird 
von  Hewitson  als  Var.  seines  Amantes  betrachtet.. 

6.  Tyrannus   S  V-  225  t.  29  f.  1.  2.  -  7.  Gilolensis 


438 

,^   1).   32S    —    8.   Philander    3    ¥    p.    226    1.   29    f.  9    — 
0.  Päd  US   <S   p.  230   —    sämmtlich   von   Halmaheira. 

10.  Agnis  3  p.  228  und  11.  Antiniula  .^  p.  233  von 
Malacca.  —  12.  Chinensis  .S  P-  231  t.  20  f.  10  von  China.  — 
13.  Asinarus   <^  p.  235  von  Cochin. 

14.  Amphea  $  p.  234  t.  29  f.  19  von  Luzou,  mit  A  b- 
seus  Hevv.  verwandt.  Das  Männchen  unterscheidet  sich  nur 
durch  tieferes  ßlau,  welches  dem  von  Oleander  Felder 
gleichkommt. 

15.  Nakula  .^  $  p.  222  t.  29  f.  14  (W.  Mtschr.  IV. 
395).  —  16.  Vihara  J  $  p.  228  t.  29  f.  7  (W.  Mtschr. 
IV.  3953.  -  17.  Lycaenaria  ,^  p.  232  t.  29  f.  13  (W. 
Mtschr.  IV.  396).  —  18.  Amphimuta  j^  $  p.  232  t.  29  f.  8. 
(W.  Mtschr.  IV  396).  —  19.  Inornata  ,^  $  p.  234  t.  29 
f.   12  (W.  Mtschr.  IV.  396)   —   sämmtlich   von  Malacca. 

20.  Nobiliß  ,^  p.  226  t.  29  f.  G  (Sitzungsber.  Wien. 
Ac.  1860).  —  21.  Eridanus  ?  p.  229  t.  29  f.  16.  17.  (Sitz.- 
Ber.  Wien.  Ac.  1860)  -  und  22  Disparilis  S  $  p.  230 
t.  28  f.  4.  5  (Sitz.-Ber.  Wien.  Ac.  1860)  auch  von  Hewitson 
(111.  I.  t.  4  f.  25)  abgebildet  —  sämmtlicli  von  Amboina. 
Ifffyriiia  God. 

1.  Anasuja  S  P-  237  t.  30  f.  3.  4.  —  2.  Usira  3  P- 
238  t.  30  f.  5.  6.  Das  dazu  gehörige  $  hat  Hewitson  111. 
diurn.  Lep.  II.  p.  39  t.  17  f.  61.  62)  unter  dem  Namen  Do- 
nina beschrieben  und  abgebildet  —  beide  Arten  von  Malacca. 

3.  Jalysus  3  P-  -39  von  Celebes.  —  4.  Lorquinii 
S  ?  p.  239  t.  30  f.  9  —  11;  von  den  Anu-Inseln  —  5.  Da- 
nis  V  p.  240  t.  30  f.  12.  13,  von  Halmaheira.  Die  beiden 
letzteren  erinnern  durch  Zeichnung  der  Unterseite  lebhaft  an 
die  Lycaenen  aus  der  Gruppe  Danis  Gram. 

6.  Discophora   J   p.  237  t.  30  f.  1.  2  (W.  Mtschr.  Vi. 
290)    —    7.  Jalajala   3    p.  23S    t.  30    f.  7.  8    (W.  Mtschr. 
VI.  292)    —    beide  von  Luzon.    —    8.  M  antra   3  V  p.  238 
t.  30  f.  14  (W.  Mtschr.  IV.  396)  von  Malacca. 
l>l|»«ütl^»   Doubl. 

1.  Westermannii   3  p.  241    t.30f.21.22,  von  Luzon, 
scheint  mir  von  Myrina  Orsolina  Hew,  (111.  t.   17  f.  56- 
58)  von  Gelebes,  nicht  verschieden  und   mit  Jangala  Horsf. 
sehr  nahe  verwandt  zu  sein. 

2.  Epirus  3  $  p.  241  (Sitzungsber.  Wien.  Ac.  1860) 
von  Amboina. 

Ifyiiolycaeiia  Feld. 

1.  Dictaca  $  p.  242  1.  30  f.  19.  20,  von  Waigiou. 
Die  Art  ist  schon  von  Fabricius  als  Phorbas  beschrieben; 
Hewitson  (Hl.  t.  21  f.  5.  8)  hat  auch  das  Männchen  abge- 
bildet. 


V  439 

2.  Sipylus  .^  $  p.  242  t.  30  f.  15.  16  (Sitz.-Ber.  Wien. 
Ac.  1860)  von  Amboina.  —  3.  Astyla  ^  p.  243  t.  30  f.  17. 
18  (VV.  Mlsclir.  IV.  291)   von  Luzon. 

Pi^eiidolycaeiia  Wullengr. 

1.  Papilla  ,S  p.  243  t.  28  f.  12.  13.  Prachtvolle  Art 
von  Neu-Granada,  mit  Venus  Fab.  verwandt.  —  2.  Antinous 
,S  p.  244  t.  28  f.  8.  9.  —  3.  Boreas  ,S  P-  244  t.  31  f.  12 
—  beide  von  Columbien. 

4.  Batliildis  $  p.  245  t.  31  f.  19.  20,  aus  Venezuela. 
Hewitson  in  seiner  TljecJa-Monograpliie  (111.  p.  84)  zieht  diese 
venezuelanische  Batliildis  als  Weibciien  zum  surinamisciien 
Battus  Cram.  (51  E.  F.),  ohne,  wie  es  scheint,  surinamische 
Exemplare  gekannt  zu  haben,  da  die  seinigen  angeblich  von 
Nicaragua  stammen.  Der  Cramer'sche  Battus  ist  aber  be- 
deutend kleiner  (28 — 31  Millim.),  das  Männchen  von  blasserem, 
mehr  silbeinem  Blau,  wie  Gramer  die  Farbe  gauz  richtig 
wiedergegeben  hat,  das  Weibchen  ist  schmutzig  v\  eiss.  Ba- 
tliildis ist  grösser  (38  Millim,),  der  Mann  hat  tiefes  Azur- 
blau, das  VVeibchen  ist  blassblau.  Bei  ersterein  erstrecken 
sich  die  3  weissen  Vorderrand  binden  der  Unterseite  der 
Obeiflügel  nicht  über  die  Mediana  hinaus,  und  der  Innenrand 
dieser  Flügel  ist  wie  der  übrige  Theil  derselben  schwarz. 
Bei  Battus  c^  laufen  diese  3  Binden  bis  zum  Inneniande, 
wo  sie  sich  verwuschen  und  denselben  weiss  färben  Der 
rolhe  Anallleck  ist  bei  Bathildis  in  beiden  Geschlechtern 
viel  breiter.  Un.'eic  Bathildis  -  Exemplare  sind  von  Oaxaca, 
w  alirscheinlich  also  mit  der  Hew'itson''schen,  jedoch  nicht  mit 
der  Cramer'schen  Art  übereinstimmend,  obgleich  sich  beide 
allerdings  sehr  nalie  ttehen. 

5.  Leucogyna  .^  2  p.  245  t.  31  f.  16—18.  —  G.  Pau- 
pora  -9  p.  246  t.  31  f.  15.  —  7.  Platyptera  r^  p.  246  t. 
2s  f.  6,  7,  durch  die  runden,  schwanzlosen  Hinterflügel  aus- 
gezeichnet —   sämmtlich  aus  Columbien. 

8.  Aegides  ö^  f  p.  246  t.  31  f.  3.  4,  von  Columbien. 
Ausgezeichnete  Art  mit  3  weissen  Querlinien  über  die  schön 
braun  gefäibte  Untei seile  aller  Flügel.  LIebrigens  hat  die 
Art  in  unversehrten  Exemplaren  nicht  bloss  ein  Schwänzchen, 
wie  die  Verfasser  angeben,  sondern  es  findet  sich  noch  ein 
zweites,  obgleich  ziemlich  kurzes,  am  Ende  des  2.  Mediana- 
Astes. 

9.  Cadmus  $  p.  247  t.  31  f.  5.  -  10.  Tolmides  ,S 
p,  247  t.  3 1  f.  13.  14.  —  II.  Timaeus  ,^  p.  248  1.  31  f. 
8.  !».  —  12.  Danaus  V  p.  248  t.  :il  f.  6.  7.  —  13.  Tityrus 
,S  p.  248.  1.  31  f.  1.  2.  —  14.  Viridicans  3  p.  249  "t.  28 
f.  10.    11.   -     15.  Paphlagon    o    p.  249  t.  31    I.   10.  11,   — 


440 

16.    Nana    ^  ?    p.  250    t.  31    f.  21.  22    —    sämmtlich  aus 
Coluinbien. 

17.  Spuiius  ,^  p.  250  t.  31  f.  23.  24,  aus  Columbien. 
Die  Alt  ist  von  der  Cramei'sehen  Dolylas  aus  Surinam 
durciiauö  nicht  versciiieden. 

HypOClirysops  Feld.  Novaia  p.  25i. 
enthält  die  praelitvoUen  Ljcaeniden  der    alten  Welt  aus  der 
Verwandtschaft    von    Theela    Polycletus    Lin.     Es  werden  4 
neue  Arten  bekannt  gemacht: 

1.  Theon  <S  p.  252  und  2.  Eucletus  $  p.  232  von 
Halmaheira  —  3.  Pythias  $  p.  254  und  4.  Protogenes? 
p.  255  von  Waigiou. 

Ausserdem  3  in  den  Sitzungsberichten  der  Wiener  Aca- 
demie    1S60  diagnosticirte  Arten: 

5.  Dolesehallii   ,^   p.  251   tab.  32  f.  ß.  7.   —   6.  Ana- 
cletus   ,^  ?  p.  252  tab.  32  f.  3-5  und  7.  Chrjs  an  this  $ 
p,  256  tab.  32  f.  1.  2.   —   sämmtlich  von  Amboina. 
IjyCiteilO|»sii$  Feld.  Nov.  p.  257. 

Diese  neue  Gatlung,  im  Geäder  und  in  der  Fühlerbildung 
mit  Lycnena  nahe  verwandt,  in  Kopf  und  Palpen  aber  mit 
Hypochrysops  übereinstimmend,  enthält  zur  Zeit  nur  eine 
Art:  Anaiiga  j  P-  257  tab.  32  f.  10.  11  von  Malacca  und 
Sumatra.  Die  Zeichnung  der  Unterseite  erinnert  an  Lyc. 
Argiolus  und  Corydon  Var.  albicans. 

Pj$eil4loili|lsas  Feld.   Wien.  Mtschr.  IV.  243. 

1.  Sumatrae  ^S  ¥  p.  259  t.  36  f.  24— 26  von  Sumatra. 
—  2.  Eryeinoides  .^  V-  259  t.  30  f.  23.  24  von  Java.  — 
3.  Eone  ^r^  $  p.  258  t.  32  f.  8.  9.  (W.  Mtschr.  IV.  243j  von 
den  Arru-Inseln.  —  4.  Lycaenoides  ,^  p.  258  t.  30  f.  25. 
(Sitzungsber.  W.  Ac.  1860)  von  Amboina. 

Aiii^ti'oiiiyriua  Feld. 
(Jalnienus     Hüb.    Hew.)    enthält    die  mit  Theela    Evagoras 
Don.  verwandten  Arten. 

Sehr  ad  er  i   3  P-  260  t.  32  f.   12.   13,  von  Sidney. 
Iloloelllla  Feld.  Verl),  z.  b.  Ges.  XII.  (Erina  Swains.) 

Absimilis   <S   ^r  P-  201   t.  32  f.  14—16,  von  Australien. 
Tliccla  Fab. 

1.  Albata  ,^  $  p.  261.  —  2.  Commodus  ^S  ¥  p.  262. 
3,  Loxurina  ,S  P-  ^62.  —  4.  Nieetus  J  p.  263  —  5.  Sa- 
binus  iS  p  263  —  sämmtlicii  aus  Columbien  und  auf  Tafel 
32  lig.   17  bis  24  abgebildet. 

UTaiS  Swains. 

Almeida  3  P-  264  t.  32  f.  25.  26  (Verh.  z.  b.  Ges. 
Xll),  vom  Cap  d.  g.   Hollii. 

li^caciia  Fab. 

Von  Lycaenen    werden  46  Arten  aus  Amerika,    Afiika, 


441 

Asien  und  Australien  auf  S.  264  bis  283  beschrieben  und 
sämmtlicli  auf  Tafel  33  bis  35  abgebildet.  Es  befinden  sich 
(iaiunter  14  Arten  aus  der  praciitvollen  Abtheilung  der  Oat- 
liiiig  Lycaena,  welche  Westwood  unler  dem  Namen  Danis 
zur  eigenen  Gattung  erhoben  hatte.  Von  diesen  46  Arten 
sind  2b  neu  und  18  früher  schon  von  den  Verfassern  in  der 
Wiener  Monatschrift,  in  den  Sitzungsberichten  der  Wiener 
Academie  und  in  den  Verhandlungen  der  zool.  bot.  Gesellschaft 
durch  Diagnosen  bekannt  gemacht  worden. 
TfliletUS  Westwood. 

3  neue  Arten  von  Luzon  und  Java:    Melanica,  Lear- 
chus    und  Zinckenii   und  eine    schon    früher  diagnosticirte, 
Chinensis  von  Hongkong,  werden  sämmtlich  abgebildet. 
AllotillllS  Feld.  Novara  p.  285. 

Diese  neue  Gattung,  welche,  oberflächlich  betrachtet,  mit 
Miletus  Westw.  viel  Aehnlichkeit  hat,  weicht  durch  die 
veränderte  Fussbildung  vollständig  ab. 

1.  Fallax  o  ^  von  Luzon.  —  2.  Major  <^  $  und  3. 
Albatus  $  von  Celebe.'-.  —  4.  Subviolaceus  ,^  von  Java. 
—   5.  Unicolor   o    ^on  Slugapore. 

Kiiryliia  Hüb. 

1.  Juturna  j"  p.  2s8  von  Surinam  und  2.  Donna  (^ 
p.  '^88  t.  36  f.  5.  ().  (W.  Mtschr.  VI.  410)   von  Neu-Granada. 

Keiiiei'Oii». 

Emesoides  ,^  i  p.  2Si»  t.  3Ü  f.  9—11  (W.  Mtschr. 
l\,  396)   von  Malacca. 

IflelicopiN  Fab. 

Selene  ^  289,  von  Surinam.  Ist  mit  vollem  Recht  von 
dem  bekannten  Endjmion  Cram.  zu  trennen  und  läsht  sich 
auf  den  ersten  Blick  an  der  schmalen  schwarzen  Einfassung 
der  Flügel  auf  der  Oltcr.^-eite  und  an  der  inneren  der  beiden 
schwarzen,  versilberten,  zum  \  orderranii  laufenden  Striemen 
der  Unterseite  der  Hinterflügel  erkennen.  Diese  Strieme  ist 
nämlich  bei  Selene  einfach  und  läuft  bis  an  die  Costaiis,  bei 
Endymion  aber  gegabelt,  indem  die  eine  Zinke,  welche  den 
Silbertleck  äusserlich  einfasst,  zur  Costaiis,  die  andere,  Melche 
denselben  an  seiner  Innenseite  säumt,  sich  nach  innen  biegt 
und  an  dem  oberen  Subeostul-Ast  entlang  läuft. 

Dass  Cramer  unter  Endymion  2  Arten  vermischt  hat, 
ist  richtig;  nur  sind  nicht  beide,  wie  die  Verfasser  meinen, 
\on  ihrer  Selene  verschieden,  sondern  vielmehr  die  eine  mit 
derselben  identisch,  und  zwar  ist  das,  \\  as  Cramer  für  das 
iMännchen  von  Endymion  ausgiebt  (244  C.  D),  das  Weib- 
chen zur  Felder'sclien  Selene,  wie  unsere  surinamischen 
Exemplare    beweisen,    während    die    Figuren   E.  F.,    welche 


442 

Gramer  für  Weibchen  hält,    das  Männchen  von    Endymion 
vorstellen. 

Kryclua  Latr. 

'i.  Pausias  ,^  p.  290  t.  3G  f.  7.  8.  —  2.  Cacica  S  290, 
beide  von  Neu-Granada  und  mit  Huascar  Saund.  nahe  ver- 
wandt. 

3.  Laodamia  S  V-  ^90  (W.  Mtschr.  VI.  71)  vom  Rio 
Negro.  Sie  scheint  mir  von  der  peruanischen  Psecas  nicht 
verschieden  zu  sein.  Das  von  Saunders  beschriebene  und  ab- 
gebildete Exemj)lar  von  Psecas  ist  wahrscheinlich  ein  Weib- 
chen. Bei  den  vielen  Männchen  unserer  Sammlung  find  die 
Querbinden  weit  schmäler  und  erscheinen  nicht  weiss,  sondern 
grau,  weil  sie  von  dem  blauen  Glanz  übeigossen  sind. 
IVecyria  Westw. 

1.  Lindigii  ?  p.  291  t.  36   f.  3.4  (W.  Mlschr.  VI.  411) 
und  2.  Fulminatrix   S  P-  291   t.  36  f.   1.  2  (W.  Mlschr.  V. 
101),  beide  von  Neu-Granada  und  prachtvolle  Arten. 
C»lytliia. 

Punctata  V  p.  2')1  t.  36  f.  18.  19  (W.  Mtschr.  V.  98) 
von   BjC'uador. 

Tlieoiie  Doubl. 

Pieridoides   ,S  -V  p.  292  t.  37  f.  19.  20,  von  Bahia. 
JfÄeseiie  Doubl. 

1.  Semiradiata  r^  p.  292  t.  37  f.  27.  28.  —  2.  Hyale 
,S  292,  beide  von  Neu-Granada. 

rrieONOBAia  Feld.  Nov.  292. 

Leopardin  um  J  p.  293  1.  37  f.  29.  30  (Symmacbia  leo- 
pardina  Hew.)  von  Bahia.  Wird  von  He\\itson  (Exot.  Butt. 
IV),  vielleicht  mit  Recht,  ins  Genus  Synimachia  versetzt. 
Die  Costa  der  Oberflügel  ist  nicht  bei  allen  Symmachien, 
namentlich  bei  den  Weibchen  nicht  immer,  in  ihrer  Mitte 
concav.  Die  Vena  subcostalis  von  Leopardin  um  ist  qua- 
driramosa"')  wie  bei  den  Sym<nachien,  und  ihr  zweiter  Ast 
entspringt  auch  bei  mehreren  Symmachien  ziemlich  entCernI 
vom  Zellensciiluss. 

Aiiiaryiitliis  Hüb. 

Hypochalybe  3  p.  293  t.  37  f.  21.  22  (W.  Mtschr.  V. 
98)  von  Neu-Granada. 

KlllCsii^  Fab. 

Cypria  c^  p.  293  t.  36  f.  12.  13  (W.  Mtschr.  V.  99)  von 
Columbien. 


*)  Der  Conseqnenz  wegen  und  weil  so  leiclit  Irrthnni  entsteht, 
nenne  ich  die  Subcostalis  „quad  riramosa"  und  zähle  die  P^ndzinke 
mit;  sonst  dürfte  man  bei  der  Mediana  auch  nicht  von  3,  sondern 
nur  von  2  Aesten  sprechen. 


'4'43 

!§yiia|>ta  Feld.  nov.  Gen.  Novara  294. 

Die  Gattung  sclieint  mir  sich  ohne  Z^\ang  mit  Symmachia 
zu   veibiiuien. 

Aiinii  ö  p.  294  t  36  f.  20.  2i.  Eine  sciiöne  Ari  un- 
bekannten VateilaniJe.'^,  wahrf-clieinlicli  aber  brasilisch.  Unser 
Museum  besitzt  eine  höchst  verwandte  Art,  welche  vielleicht 
sogar  nur  das  Weibchen   von  Arion  sein  mag,  von   Brasilien. 

I^e«^iBl«»K4>na  Boisd. 
lleinixantiie  o  p.  21'4  t.  37  f.  17.  18,  aus  BiuHlien,  zur 
Carica  e-Gruppe  gehörig,  i.'-t  schon  Fabrieius  bekannt  ge- 
wesen, der  sie  als  Hesp.  Aeniulius  besclirieben  hat.  Das  V 
unterscheidet  sieh  von'i  rj  nur  durch  -weniger  sjiitze,  mehr 
rechtwinklige  Vorderflügel  und  ist  kleiner. 

Arieoris  Westw. 
1.  Petavia   ^   p.  295   t.  38   f.  5.  6,. von   Cayenne.  - 
2.  Bahiana  $  p.  295  t.  38  f.  3.  4,  von  Bahia. 

Charis  Hüb. 

Tlieodora  -^  p.  2!)5  t.  36  f.  22.23  (W.  Mtschr.  VI.  72), 
vom   Rio  negro. 

CrociiZOlia  Feld,  nov.  Gen.  Novara  296. 

Die  Gattung  unterscheidet  sich  kaum  von  Charts;  die 
.Mitterzellen  sollen  kürzer  sein,  und  der  erste  Ast  der  Sub- 
eostalis  der  Oberflügel  vor  der  Flügelmitte  aus  dem  Stamm 
der  Ader  entspringen,  während  sie  bei-  den  Charis-Arten 
gerade  in  der  Flügelmitle  entsteht.  Es  kommen  hiervon  aber 
Ausnahmen   \oi-,  z.  B.  Perone  Doubl,  und   mehrere  andere. 

Pheretima   o  ^  p.  29(5  t.  36  i'.  16.  17,  von  Keu-Granada. 
lBiopllilia9ina  Boisd. 

4  neue  Arten:  Macrina,  Metuana,  Meletia  und  Ano- 
phthalma,  von  Neu-Granada. 

Plielina  (W.  Mtschr.  VI.  411),  ausgezeichnete  Art  mit 
glasn rügen  Flecken,  an  die  Gattung  Pheles  erinneind,  von 
Neu-Granada. 

CreiBIlia  Doubl. 

Phryxe  t.  37  C.  23.  24,  neue  Art  von  Bahia. 
lieillOlliaN  Westw. 

0  neue  Arten:  Colchis  und  Caecina  von  Brasilien, 
Albinus  von  Columbien,  Chilensis  von  Chile,  Martialis 
von  Suiinam  und  Spertliias,  welche  aber  schon  von  Cramer 
(93.  C.)  im  weiblichen  Geschlecht  abgebildet  und  Abaris  ge- 
nannt   ist. 

Kadenii  (W.  Mlsclir.  V.  101).  Interessante  Art,  welche 
in  Zeichnung  und  Färbung  an  die  Galtung  Eubagis  der 
Nymphiiliden,  noch  mehr  aber  an  die  Erjcineii -Gattung 
Nympliidium    Weslw,  erinneit,    von    der    »icli    Lemonias 


444 

eigentlich  nur  durch  kürzere,  dickere  Kolbe  der  Fühler  unter- 
scheidet. 

AllOtleillia  Feld,  n    gen.  Novara  p.  302, 
von  der  nahe    stehenden  Gattung  Lemonias    durch    diekeie, 
kürzere  Fühler  mit  noch  mehr  verdickter  Kolbe  abweichend. 

Mormo  t.  37  f.  15.  16  von  Utah  und  Sonor ensis  \on 
Sonora. 

Tiillilias  Boisd. 

Ubia  von  Caj  enne. 
3ILciltin4lrSt  Feld.  Nov.  p.   301,    von   Limnas  abgetrennt. 

Helioides  <^  $  tab.  3s  l'.  i!)--22,  von  Bahia.  Dieee 
angeblich  neue  Art  ist  durchaus  niciits  anderes  als  der  Cra- 
mer'sche  Helius;  das  Weibchen  war  aber  bis-her  unbe- 
schrieben. 

Dagegen  möchte  ich  den  somit  frei  gewordenen  Namen 
Hello  des  für  eine  äusserst  nahe  verwandte,  aber  sicher  ver- 
schiedene, brasilisciie  Art  beibehalten,  welche  oberseits  mit 
Hei  ins  Cram.  fast  ganz  übereinstimmt;  nur  erstreckt  sich 
das  gelbrothe  Costalfeld  der  Hinterflügel  vollkommen  bis  zur 
Basis  des  Flügels  und  bis  an  den  Stamm  der  Mediana,  wäh- 
rend bei  Helius  Cram.  dieses  Feld  nicht  vollkommen  bis  zur 
Flügelbasis  heranrückt  und  auch  den  Basaltheil  der  Mediana 
nicht  ganz  erreicht,  was  Gramer  in  seiner  Abbildung  ganz 
richtig  wiedergegeben  hat.  Ferner  unterscheidet  sich  Helio- 
des  Hpfr.  dadurch,  dass  dieses  selbe  Feld  in  derselben  Aus- 
dehnung auch  auf  der  Unterseite  der  Flügel  vorhanden,  hier 
aber  mehr  gelb  als  gelbroth  gefärbt  ist.  Ein  Haupt  unter- 
schied besteht  drittens  darin,  dass  der  Hinterleib  einfach 
schwarz  ist.  Bei  Helius  Cram.  sind  die  5  voi  letzten  Bauch- 
segmente gelbroth  mit  schwarzer  Mittellinie  und  schwarzem 
Saum,  M'ie  Gramer's  Text  auch  angiebt.  Das  zu  Heliode« 
gehörige  Weibchen  kenne  ich  nicht. 

Die  Diagnosen  für  beide  Arten  würden  so  lauten: 

1.  Helius  Cram. 

X.  alis  nigris,  posticaium  limbo  costali  supra  fiilvo,  basin 
alarum  truncique  venae  medianae  non  attingente,  abdominis 
segmentis  3 — 5  paenultimis  subtus  fulvis  nigro  marginatis 
vittaque  nigra  dissectis.     r^. 

Helius  Cram.  t.  198.  B. 

Heliodes  Feld.  Novara  p.  304. 

2.  Heliodes  Hpfr. 

X.  alis  nigris,  posticarum  limbo  costali  usque  ad  venam 
medianam  basinque  alarum  undique  fulvo,  abdomine  nigro.  o. 
Cliailiaelilllllits^  Feld.  n.  g.  Nov.  p.  304,  von  Limuas  -• 

abgetrennt. 

Tircis  t.  38   f.    17.   18,  von  Bahia. 


445 

Orcas  Feld,  n,  g.  Nov.  305,  von  Limuas  abgetrennt. 
I.  Marathon  t.  38  f.  23.  24  und  2.  Ctesiphon,  beide 
von  Neu-Granada. 

llg'yas  Feld.  n.  g.  Nov.  3(\^,  von   Limnas  abgetrennt, 
Cinaron  t.  38  f.    13.   14  (W.  Mtsclir.  V.  101),  von  Neu- 
Granada. 

l^»$1h('lllO|BSi)^  Feld,  n    g.  Nov.  30(i,  mit  Plieles  Boit^d. 

verwandt. 
Clonia  t.  38  f.    II.    12,  von  Neu-Gianada. 

TmetO|S:U'lB«^  Feld.  W.  Mtschr.  VI.  235. 
Ebthema  t.  38  f.  15.  16  (W.  Mtsclir.  VI.  73),  vom   Rio 
Negro. 

Ithomioiisi;^  Feld.  W.  Mtschr.  VI.  411. 
Goren a  t.  38  f.   1.  2   (W.  Mtschr.  VI.  412),    von   Neu- 
Granada. 

lieprlcornls  Feld.  n.  g.  Nov.  307. 
Interessantes    neues    Genus   aus   der   Verv^^and tschaft   der 
Gattung    Barbicornis.     Die  Fühler   an    den   einzelnen  Glie- 
dern  mit  haarförmigen,  abstehenden  Schuppen  besetzt. 
Melanchroia  t.  38  f.  25,  von  Mexico. 

$§lseiftie  Westw. 
Minerva  t.  36,  f.  14.  15,  von  Neu-Granada. 

AHUlliyi^^»llia  Feld.  Nov.  308. 
Diese  Gattung  i.-^t  gleichbedeutend  mit  Notheiiie  Westw. 
Westwood  rechnet  zwar  Notheme  als  Untergattung  zu  dem 
nahe  siehenden  Genu>  Themone;  da  er  aber  den  Haupt- 
unterscliied  von  derselben  hervorhebt,  so  meine  ich,  könnte 
man,  abgesehen  von  der  Buchstabenspielerei  in  Themone 
—  Notheme  —  Monethe,  seinen  Gattungsnamen  wohl 
beibehalten. 

1.  Agathon  t.  37  f.  25.  2(5,  von  Bahia.  Ist  identisch 
mit  Erota  Gram.  27().  G.  Das  Cramer'sche  Exemplar  hatte 
ent\\  eder  verstümmelte  oder  angesetzte,  falsche  P'ühler,  denn 
Cr.  giebt  die  Art  für  einen  Spanner  aus.  Auch  Ouranus 
Cram.  (335.  C)  Fab.  God.  Westw.  gehört  dazu.  Die  Art 
scheint  ziemlich  zu  variiren;  die  Exemplare  von  Surinam 
haben  die  (»Juerbinde  gelb,  ^\ie  bei  Gramer,  die  von  Bahia 
und  Peru  haben  eine  weisse  Binde,  welche  sich,  besonders  im 
Unterflügel,  zuweilen  sehr  verschmälert,  in  andern  Fällen, 
wie  bei  einem  Peru- Weibchen  unserer  Sammlung,  ausser- 
ordentlich veibreitert.  Bei  geflogenen  Stücken  erlischt  die 
bleifarbene  Antemarginal-Linie  der  Hinterflügel,  \\  eiche  bei 
dem  Cramer'schen  Ouranus  fehlt,  bei  seiner  Geometra 
Erota   sowie  bei  Ouranus  Fab.  God.  aber  vorhanden  ist. 

2.  Amarynthina  von  Columbien.  Eine  kleinere  ähn- 
liche  Art,  welche  in   mancher  Beziehung  abweicht,  selbst  im 


446 

Geäder,    da    die    Subcostalis    der    Oberflügel    liier    nur    tri- 
ramosa,    bei    Erota    Cram.   dagegen    quadrimmosa    ist, 
dennoch  aber  nicht  Avohl  anders  stehen  kann. 
Mfrias  Boisd. 

M  a  r  g a r  i  t a   von  Surinam. 

Sil>«iBai4>!a  Feld.  n.  g    Nov.  811. 

Floralis    aus  Surinam,    einer  Itliomia  P'Jora   Cram.  täu- 
schend ähnlich,    aber   zur   Familie  der   Neriidae  P'eld.  (Sta 
lachtinae  Bates)  geliöiig. 

Iill*y^iBe4!5    Fab. 

1.  An  lipo  da  Boisd.  t.  42  f.  !>.  10,  von  Luzon.  Da  die 
Godart'sche  Beschreibung  seiner  javanischen  L.  Geol'froji 
Wort  für  Wort  auf  diese  neue  Art  pa&st,  so  möchte  ich  sie 
beide  für  eins  halten.  Unsere  Exemplare  sind  von  Luzon 
und  von  Batanta  bei  Neu-Guinea,  das  Boisduvarsche  von 
Neu-Caledonien,  tomit  scheint  mir  die  Annahme,  dass  sie 
auch  auf  Java  einheimisch  sei,  nicht  gewagt. 
Kiigeleea  Boisd. 

Leider,  und  nicht  zum  Frommen  der  \A'issenschaft,  hat 
ein  bedauerliclies  ZusammentretTen,  welches  schon  so  oft  sein 
böses  Spiel  getrieben,  es  veranlasst,  dass  die  artenreiche  und 
.«schwierige  Gattung  Euploea  fast  gleichzeitig  von  zwei  Be- 
arbeitern in  Angiifl'  genommen  %Aurde,  denen  beiden  ein 
ausserordentlich  reiches  Material  zu  Gebote  stand,  welches, 
wenn  es  von  dem  Einen  bearbeitet,  von  dem  Andern  später 
gesichtet,  ergänzt  und  berichtigt  worden  wäre,  die  Kenntniss 
des  schwierigen  Genus  ausserordentlich  gefördert  haben  %a üide. 
So  aber  ist  die  Wissenschaft  mit  einer  iMenge  von  Synonymen 
belastet  woiden,  deren  Zahl  sicli  in  der  Folge  wohl  noch 
vermehren  wird,  wenn  die  einzelnen  beschriebenen  Arten 
näher  bekannt  und  genauer  geprüft  frcin  werden.  Die  beiden 
grossen  Sammlungen,  welche  den  beiden  Arbeiten  als  Unter- 
lage gedient  haben,  sind  die  des  Britischen  Museums  und  die 
Felder'sche,  Die  eistere  hat  Butler  das  Material  zu  einer 
Monographie  der  Gattung  gegeben,  welche  in  den  Proceedings 
of  the  zool.  soc.  of  London  im  Jahre  1(S66  erschienen  ist. 
Die  zweite  ist  zv^ar  zu  keiner  Monogra])hie  benutzt  worden, 
hat  aber  den  Stoft'  zu  der  überraschenden  Bereiciierung  der 
Gattung  mit  mehr  denn  50  neuen  Arten  geliefert,  von  denen 
eine  Anzahl  auf  Tafel  3J)  bis  42,  welche  das  Datum:  „edit. 
Octob.  1865"  tragen,  abgebildet  sind,  und  deren  Beschrei- 
bungen sich  auf  Seite  314  bis  347  des  z\^eiten  Heftes  finden, 
welches  ebenfalls  das  Jahr  J8G5  führt. 

Wenn  die  Priorität,  für  welciie  von  beiden  Seilen  ge- 
stritten worden  ist,  abgesehen  von  dem  Datum,  welclies  Text 
und  Kupfertafeln   (ragen   und   welches  ja  anlicipirt  sein  könnte, 


447 

noch  irgendwie  zweifelhart  wäre,  bo  belinden  sich  die  Beläge, 
\\  eiche  jeden  Zweifel  lösen,  in  meinen  Händen.  Unter  dem 
21.  September   1865  schrieb  mir  Dr.  Felder: 

„Mein  zweiter  Band  mit  den  Pieriden,  Lycaeniden,  Ery- 
ciiiiden,  Danaiden  und  Helicuniden  wird  im  nächsten  Monat 
eischeinen  und  vorläulig  mit  schwarzen  Tafeln  in  den  Buch- 
handel gegeben  werden.  Ich  erlaube  mir  einstweilen  unter 
Kreuzband  Probeabzüge  der  Tafeln  zur  freundlichen  Kennt- 
nissnahme  zu  überreichen.'-' 

Der  fertige  zweite  Textband  ging  mir  Ende  des  Jahres 
1H65  zu,  und  schon  am  0.  September  1866  waren  die  sorg- 
fältigst colorirten  Tafeln  in  meinen  Händen  mit  der  hinzu- 
gefügten Bemerkung: 

„Ich  hätte  Ihnen  früher  nur  schwarze  Tafeln  zumitteln 
künnen,  da  die  Ausgabe  wegen  der  Koslspieligkeit  und  Lang- 
wierigkeit  einer  sorgfältigen  Colorirung  seiner  Zeit  nur  un- 
coloiiit  erfolgte.^' 

Jeder  Zweifel  an  dem  recjiizeitigcn  Erscheinen  des  Ban- 
de,-^ zu  dem  angegebenen  Termin  könnte  sich  also  nur  auf 
eolorirte  Exemplare  beziehen,  für  uncolorirte  haben  die  Ver- 
fasser ihr   Wort  eingelöst. 

1.  Semperi  J  ^  p.  314,  Mindoro,  mit  Megilla  Erichs, 
verwandt. 

2.  Cu Vieri  o^  p,  315  t.  30  f.  1.  2,  Halmaheira,  der 
Godart'schen  Prothoe  sehr  nahe.  Synonym  ist  Semicirculus 
Butl.  Proc.  zool.  Soc.    1866  p.  2()9. 

3.  Castelnaui  v:  \).  315.  Malacca  und  Java,  neben 
Prothoe  God  ,  aber  kleiner,  Männchen  unbekannt.  Butler 
(Trans,  ent.  Soc.  I8ü7)   vermuthet  darin  seinen  Phoebus. 

4.  Euthoe  (S  y.  316,  Arru-Jn^eln,  Localfcrm  von  Calli- 
tlioe  Boitd. 

5.  Westwoodii  ,^  -V  p.  316  t,  40  f.  1—3,  Celebes,  ge- 
holt zu  den  schönsten  und  ansehnlichsten  Arten  der  Gattung. 
S)  nonym  ist  Viola  Butl.  Proc.  z.  Soc.  1866  p.  295  t.  30  f.  3. 

6.  Novaa-ae  .S  p.  317  t.  39  f.  7  (Verh.  z.  b.  Ges.  XH), 
von  Kar  Nikobar,  steht  der  Eunice  God.  und  Vestigiata  Butl. 
sehr  nahe. 

7.  Ledereri  ,^  p.  317  t.  40  f.  5.  6  (W.  Mtschr.  IV.  397), 
Malacca,  ist  dicht  neben  Mazares  Moore  (Saundersii  Feld.) 
zu   i)laciren.     Synonym   iht  Inquinata  Butl.  (Proc.  I.  c.  291). 

8.  Pasithea   J   V   j).  318.   Amboina. 

Ich  sehe  keinen  Grund,  diese  Art  von  Eunice  God.  zu 
trennen.  Die  Felder\-che  Beschieibung  stimmt  vollkommen 
mit  der  (iodart'.schen  bis  auf  die  3  oder  4  violetten  Punkte 
um  die  Di.'coidalzellen  beider  Flügel,  welche  bei  dem  Felder- 
schen    J    fehlen,    beim    if    beider    Autoren    aber    vorhanden 


448 

hind  und  bei  unsern  männlichen  Exemplaren  bald   in   1 ,  bald 
in  2,  bald  in  3  Fleckchen  zum  Vorschein  kommen. 

9.  Bernstcinii  ,^  $  p.  319,  Arru-Inseln  und  Halma- 
lieira,  von  Boisduval's  Hisme  kaum   verschieden. 

10.  Staintonii  ,^  $  p.  319,  Waigiou,  ebenfalls  mit 
Hisme  verwandt. 

11.  Stephensii  ,^  p.  320,  Mysol,  soll  nach  Buller  Ma- 
z  a  r  e  s  Moore  sein. 

12.  Macleayi  ,^  $  p.  320,  Fidschi-Inseln,  bei  Eunice 
God.;  Butler  (Proc.  1.  c.  p.  287)  hat  sie  Iphianassa  genannt. 

13.  Assimilata  ^  $  p.  321  t.  41  f.  2.  3,  Arru-Jnseln. 
Schöne,  neben  Eurjpon  Hew.  zu  placirende  Art. 

14.  Fraterna  $  p.  321,  Arru-Inseln,  der  vorigen  ver- 
wandt. 

15.  Saundersii  ,^  $  p.  322,  von  Java,  Luzon,  den  Arru- 
Inseln  und  Neu-Guinea.  Ist  nach  meinem  Dafürhalten  Ma- 
zares  Moore  (Horsf.  Cat.  I.  p.  127),  wozu  aber  nicht  das 
von  ihm  herangezogene  Citat  Eleusina  Hüb.,  welches  eine 
nahe  stehende  Art  bildet,  gehört.  Diese  Hübner'sclie  Eleu- 
sina hat  nun  auch  Doubleday  in  den  Diuinal  Lep.  Mazares 
getauft,  weil  er  sie  von  der  Cramer'schen  Eleusina  für  ver- 
schieden hält.  Sie  ist  es  aber  nur  im  männlichen  Geschlecht, 
welchem  Butler  (Proc.  z.  Soc.  lS6(j  p.  273)  daher. den  Na- 
men Jan  US  beigelegt  hat.  Zu  der  Cramerschen  Eleusina 
(266.  D  ö^)  würde  somit  Hübner's  Eleusina  $  als  Weibchen 
gehören. 

16.  Forsteri  ^  P-  322,  Fidschi-Inseln.  Steht  dem  Fa- 
brici'schen  Tulliolus  vom  Australischen  Festlande  sehr  nahe, 
ist  aber  dadurch  verschieden,  dass  die  weisse  Fleckenreihe 
der  Oberflügel  aus  kleineren  Flecken  besteht,  von  denen  die 
3  obersten  kaum  grösser  genannt  werden  können.  Das  den 
Verfassern  unbekannte  Weibchen  von  Forsteri  hat  dieselben, 
fast  gleich  grossen  weissen  Flecke,  nur  der  erste  an  der 
Costa  ist  kleiner,  der  unterste,  neunte,  scheint  aus  zweien 
zusammengeflossen  zu  sein.  Die  Oberseite  der  Unterflügel 
zeigt  eine  schwache,  kaum  erkennbare  Spur  der  von  der 
Unterseite  durchscheinenden  submarginalen  weissen  Flecken- 
reihe. Letztere  ist  unterseits  sehr  deutlich,  die  4  obersten 
Fleckchen  derselben  sind  grösser,  und  da  in  jeder  Zelle  nur 
eins  steht,  haben  sie  grössere  Abstände  unter  einander,  wäh- 
rend die  untersten  nur  weisse  Punkte  bilden,  deren  je  2  in 
3  Zellen  zwischen  Mediana  und  Subcostalis  vorhanden  sind. 
Dicht  am  Aussenrande  haben  beide  Flügel  unterseits  noch 
eine  zweite  Reihe  kleiner  weisser  Punkte. 

17.  Hopfferi  c^  $  p.  323  t.  41  f.  1,  Arru-Inseln.  Eine 
brillante  neue  Art,  in  Grösse  und  Form  mit  Mazares  Moore 


449 

übereinslimmenti,  abei- alle  Flügel  mit  breilem,  schneevA  eissem 
Aussen  rande. 

i8.  Aiisbe  i*  p.  323,  von  Timor,  der  vorigen  nahe 
verwandt.  Synon^'m  ist  Hyems  Kutl.  (Proc.  1.  c.  p.  292.) 
Unsere  Exemj)lare,  auch  von  De  Haan  herstammend,  sind 
von   Java. 

19.  Trimenii  .^  $  p.  324,  Halmaheira.  Butler  hält 
sie  für  seine  Pumila.     (Proc.  I.  c.  p.  290.) 

20.  Erich  so  nii  S  ^  p.  32-J,  Nordindien.  Mit  Klugii 
Moore  nahe  verwandt.  Butler  (Proc.  1.  c.  278)  nennt  die  Art 
C  r  a  s  s  a. 

21.  Kollari  ,^  p.  325,  unbek.  Vaterl.  Ich  möchte  diese 
Alt  für  das  richtige  Männchen  zu  der  Cramer'schen  Co  re  und 
der  Hübner'schen  Cora  haltgn.  Das  einzige  Kennzeiclien, 
welches  diese  Kollari  von  Gore  unterscheiden  soll,  sind  die 
fehlenden  6  bis  7  blauweissen  Punkte  in  und  um  die  Mittel- 
zelle der  Unterseite  der  Hinlerflügel,  \a  ovon  jedoch  einer 
zuweilen  vorhanden  sein  foll.  Diese  blau\\eis8en  Punkte  fehlen 
aber  dem  Männchen  von  Core  gewöhnlich  vollständig  und  nur 
in  einzelnen  Fällen  sind    1    bis  3  vorhanden. 

22.  Rogen hoferi  j  ]'•  325,  Nordindien.  Prachtvolle 
Art  neben  Superba  Herbst.  Synonym  istSplendens  Butler 
(Proc.  1.  c.  p.  272). 

23.  Hewitsonii  ,^  $  p.  326  t  40  f.  7,  Celebes.  Schöne 
neue  Art,  von  Butler  (1.  c.  p.  296  t,  29  f.  5)  als  Hyacinthus 
beschrieben  und   abgebildet. 

24.  Confiourata  $  p.  320  t.  -\2  f.  1.  2,  Celebes.  Eine 
ausgezeichnete  Art,  welche  an  Danais  Ismare  Crani.  erinnert 
und   vielleicht  $  zu  Butler's  Tisij)hone  (1.  c.  p.  274)  ist. 

25.  Vollenhovii  ,^  327,  Celebes,  mit  Mniszechii  Feld, 
verw.,  aber  grösser. 

26.  Schlegelii  ö  p.  327  t.  41  f.  5,  Celebes.  Pracht- 
volle Art,  welche  Butler  als  Gloriosa  beschrieben  und  ab- 
gebildet hat  (1.  c.  p.  293  t.  29  f.  4). 

27.  Harrisii  j"  p.  32*^,  Cochin,  mit  Dufresnii  God.  ver- 
wandt, aber  grösser. 

2S.  Hopei   o  p.  328,  Nordindien,  der  vorigen  verwandt. 

29.  Payeni  o  P-  329.  Arru-Inseln,  mit  Doleschallii 
Feld,  verwandt. 

39.  Consimilis  S  P«  329,  von  Java,  und  eine  grössere, 
dazu  gehörige  Var.  montana  von  Ceylon,  ist  der  Cramer- 
schen  Core  äusserst  äiinlich,  hat  aber  2  seidenartig  glänzende 
Flecke  unter  der   iMediana. 

31.  H  c  (I  tenba  eher  i    S   V-  330,  Arru-Inseln. 

32.  Batesii  .j'  V  p.  331,  Halmaheira,  und  33.  Pier r etil 
$  p.  331,  Neu-Guinea,  alle  3  mit  Melina  God.  nahe  verw. 


450 

84.  Dalmanii  o  -i  1'.  ^32,  Halmaheiii»,  und  3r>.  Gue- 
rini   3   P-  332,  Aiiu-In.'-eln,  beide  mit   Cliiiiena  dum.  veiw, 

3'!.  Hovsfieldii  ,^  ¥  p.  333  t.  40  f.  4,  Celebcs,  von 
Butler  als  Var.  zu  seiner  Diana   (1.  c.   p.  21)7)  gezogen. 

37.  Kirbyi  3  ?  P-  334,  Celebes,  toll  Diana  Butler 
(1.  c,  p.  297  t.  29  f.  (i)  Stammart  sein. 

38.  Leachii  V  p.  334,  Celebes,  mit  der  vorigen  nahe 
verwandt. 

39.  Scherzeri  S  p.  325.  (Verli.  zool.  bot.  Gct.  XII), 
Ceylon. 

40.  Zinekenii  S  $  p.  335  Amboina  =  Sepulcliralis 
Bull.  (1.  c.  p.  282). 

41.  Wallengrenii     J   $  P-  336,  Java,    mit  Ilübner 
Moore  naiie  verwandt.  , 

42.  Vicina    ,^  $  p.  337,  Arru-Inseln,  bei  Eurypon  Hew. 

43.  Doubledayi  3  $  p.  337,  Nordindien.  44.  Eynd- 
hovii  ij  p.  33->,  Java,  und  45.  Geyeri  3  P-  338  Java  — 
alle  3  mit  Menetriesii  Feld,  nahe  verwandt. 

40.  Grotei  3  $  p.  339  t.  41  f.  7,  Cochin,  47.  Poeyi 
+  p.  340,  Assam,  48.  Lorquinii  o  -9  p.  340,  China  —  alle 
3  aus   der  Verwandtschaft  von  Core  dam. 

49.  Siamensis   3  -V  P-  341,  Siam,  bei  Godaitii   Luc. 

50.  Frauenfeldii  3  p.  342  t.  41  f.  4  (Verb.  zool.  bot. 
Ges.  XU.),  wozu  Esperi  Feld.  (Ve*'h.  zool.  bot.  Ges.  XII.)  als 
V  gehört,  ist  Lokalform   von  Crameri  Lucas. 

5L  Donovani  J  $  j).  343,  Celebes,  mit  Swainsonii 
God.  nahe    verwandt. 

52.  Angasii   o    V  p.  343,    Adelaide,  bei  Eleutho  Quoy. 

53.  Herrich ii  3  p.  344  t.  3^)  f.  3.  4,  Fidschi  -  Inseln, 
ist  =  Proserpina  Butl.  (1.  c.  p.  3üO),  54.  Le\A  inii  o  P- 
343,  Nord  -  Australien ,  55.  Montrouzieri  3  P-  3-15,  Neu- 
Caledonien,  56.  Eschschol tzii  3  |'-  345  —  alle  3  mit 
Eleutho  Quoy  nahe  verwandt. 

57.  Wallacei  S  !>■  340  t.  39  f.  5.  G  (W.  Mtschr.  IV. 
231),  Batjan. 

58.  Gravi  3  P-  347,  Arru-Inseln,  synonym  mit  Conl'usa 
Butl.  (1.  c    p.^  285). 

ISasaais  (lod. 

1.  Leucoglene  3  $  p.  347  t.  43  f.  2,  Celebes,  sehr 
ähnlich  dem  Plexippus  Lin,  aber  mit  schneeweisser  Mittelzelle 
der  Hinteriliigel.  Svnonym  ist  Conspicua  Butler  (Proc.  zool. 
Soe.  1866). 

2.  Hermippus  j  V  p-  318,  Neu -Granada,  Lokalform 
des  venezuelanischen  Xanthip])us  Feld. 

3.  Taprobana  3  p.  349  t.  42  f.  4,  Ceylon,  ist  von 
Butler  I.  c,  F  um  ata  benannt. 


451 

4,  Larissa   .^   p.  349,  Java,  bei  Lu^ont'nsis  Feld. 

r>.  Neptunia  .j  p.  349  (.  43  1".  I,  Fidschi  -  Inseln,  mit 
Aii.stiaiis  Hk'li.  verwandt.  —  Das  den  Veifashein  unbekannte 
V  ist  etwas  grösser  und  veielit  nur  durch  den  Mangel  der 
charakteristischen  Tasche  der   üntertlügel  ab. 

H.  Citri  na  ,^  ?  p.  350  t  42  f.  5.  6.  7,  Ins.  Kej,  hat 
Butler  1.  c.  Gloriola  benannl. 

7.  Nesippus  ,^  $  p.  347  (Verh.  zool.  bot.  Ges.  XII.}, 
Nicobaren,  Lokallbrm  des  Cramer-schen  Melanippus. 

8.  Phyle  S  p.  348  t.  42  f.  8  (W.  Mtschr.  XII.  105), 
Lu'zon,  bei  Cleona  Cram. 

0.  Vi  tri  na  ,S  $  P-  350  t.  43  f.  3.  4.  (W.  Mtschr.  V. 
3C0},  bei  Malaneus  Cram. 

l4leoil!^ij>^  Horsf. 

1.  Chloris  ^  p.  351  t.  42  f.  3  (W.  Mtschr.  IV.  23 ij, 
Baijan,  mit  Vitrea  Blch.  verwandt. 

2.  Phaestis  $  p.  351  t.  43  1".  5,  Waigiou,  ist  von  Butler 
1.  c.  als  Inuncta  beschrieben. 

3.  Anapis  ,S  V-  351  t.  43  f.  6  (W.  Mtschr.  V.  300), 
l,u/on. 

Hcstla  Hüb.  * 

Ägamarschana  S  P-  351  t.  43  f.  7,  von  der  Insel 
Ändaman,  mit  Jasonia  Wstw,  verwandt. 

TKlinrea  Doubl. 

Hecalesina  +  p.  352,  Neu-Oranada,  erinnert  in  der 
Zeichnung  an  Heliconius  Hecalesia  Hew. 

¥iycorea  Doubl. 

Demeter    j     j).  352,    Cuba,    bildet  die    sehr  constante 
Insell'orm   der  t-urinamisehen  Ceres  Cram. 
Tliyi*i«lla  Doubl. 
Ceto  ^  p.  353,  Neu-Oranada,  stellt  sich  neben  Psidii  Lin. 

Atliyi'tiH  Fehl.,  Wien.  Mt.^chr.  VI.  413. 
Mechanitis    j    p.  353   t.  44   f.  2,  Neu-Granada. 
ifleliitacia    Bates  Trans.  Lin.  Soc.  XXIII. 

1.  Thera  ^  p.  354,  ohne  Angabe  des  Vaterl.,  gleicht 
selir   einer  Mechanitis  Polyinnia  Lin.  und   ist  von  Bahia. 

2.  Phasis   ,^  2  p.  354,  Bahia. 

Die  Art  ist  schon  von  Godart  (Enc.  IX.  221)  unter  dem 
Namen  Ethra  beschrieben,  Doubleday  hat  sie  in  den  Diurnal 
Lep.  p.  104  als  Heliconia  Ethra  aufgeführt  und  damit 
Elina  Hüb.  Zulr.  f.  553,  554  vereinigt.  Beide  bilden  aber 
2  Arten,  ^on  denen  die  Godart'sche  Ethra  (Phasis  Feld.) 
zum  Genus  Melinaea  gehört  und,  weil  früher  (1819)  })ubli- 
cirt,  den  Namen  behalten  muss,  während  die  Hübnersche 
Ethra,  welche  vom  Jahre  1825  datirt,  zur  Gattung  Heli- 
conius   gehört    und    wohl    zweckmässig,    um    Verwirrung 


452 

zwischen  2  t-o  älinlichen  Arten,  obgleieli  zu  2  verschiedenen 
Gattungen  gehörig,  zu  vermeiden,  einen  neuen  Namen  erhält. 
Sie  heiset  in  unserer  Sammhmg:   Dryalus. 

3.  Tachypetis  p.  355,  Mexico,  reproducirt  das  l>ild 
eines  Heliconius  Telchinia  Doubl. 

4.  Messenina  <^  p.  356  t.  45  f.  11,  Neu  -  Gianada,  ist 
vollständiges  Conterfei  des  Heliconius  Messene  Feld. 

5.  Idae  ,^  p.  355  t.  4-)  f.  10  (W.  Mtschr.  VI.  414),  Neu- 
Granada,  ähnelt  einem  Heliconius  Clara  Fab. 

€'«»IHthoilliA  Bates  Tr.  Lin.  Soc.  XXIII. 

Hydra  <^  p.  356,  Venezuela,  einer  Mechanitis  Menedes 
Hew.  nicht  unähnlich. 

ItllOillia  Doubl. 

Es  uerden  14  neue  Arten  bekannt  gemacht:  1  Hulda? 
p.  356.  —  2.  p:uchvtma  J  $  p.  357.  —  3.  Olyras  ?  p. 
358  t.  44  f.  5.  6.  —  4.  Marica  $  p.  358.  —  5.  Alp  ho  ^ 
-V  p.  359.  —  6.  Megalopolis  -9  p.  3Ü0  t.  44  f.  !>.  —  7. 
Donella  $  p.  3)1  t.  44  f.  7.  8.  —  8.  Quintina  ,^  p.  36J 
t.  44  f.  II.  12.  -  9.  Alinda  ,^  p.  362.  —  10.  Euljra  ^ 
p.  3()3.  —  11.  Asopo  $  p.  363.  -  12.  Apia  ,^  $  p.  364. 
-*-  sämmtlich  aus  Columbitn.  —  13.  Homixanlhe  $  p.  363 
t.  45  f.   1   aus  Brasilien. 

14.  Dircenna  $  p.  360  t.  45  f.  3.  4,  Neu  -  Granada. 
Nach  unseren  aus  Peru  herstammenden  Exemplaren  würde 
das  von  Felder  abgebildete  Stück  ein  Männchen  sein  müssen; 
denn  dem  Weibchen  fehlt  der  grosse  schwarze  Schattentleck 
in  der  Mittelzelle  der  Hinterflügel,  sowie  auch  der  vom 
Anahvinkel   derselben  Flügel  aufsteigende  Schatten. 

Ausserdem  werden  3  im  6.  Bande  der  Wiener  Mtschr. 
diagnostisirlc  Arten  beschrieben  und  abgebildet: 

Susiana  p.  3G1  t.  44  f.  3.  4.  Agarista  p.  362  t.  44 
f.  10  und  Panthyale  264  t.  45  f.  2. 

Hymen itis  Doubl. 

Libethris   (^  p.  365  t.  4'^  f.  8,  Neu-Granada. 
l^apCO^eues  Bates  Tr.    Linn.  Soc.  XXIII. 

1.  Cranto  $  p.  365  t.  45  f.  6.  7,  Neu-Granada.  —  2. 
Euryanassa  $  p.  3G6  t.  44  f.  I  (W.  Mtschr.  IV.  101), 
Brasilien. 

€eratiiiia  Dbl. 

Excelsa  367  t.  44  f.  13  (W.  Mtschr.  VI.  415). 
Oleria  Bates  Tr.  Linn.  Soc.  XXIII. 

1.  Philemon  p.  367,  Venezuela?  —  2.  Le  ptali  na  p. 
367  t.  45  f.  5,  Brasilien,  einer  Leptalis  Methymna  in  der 
Zeichnung  ähnlich.  —  Die  Berliner  Sammlung  besitzt  2  in 
Grösse,  Gestalt  und  Zeichnung  täuschend  ähnliche  Arten,  die 
aber  sicher  zur  Gattung  Napeogenes  Bates  gehören. 


453 

IflccIiailinN  (Dbl.)  Bate.s 
NumeriuDU?  p.  368  t.  45  f.  9,  Neu-Granada.  bei  Ma- 
criniis  llew. 

Acrat-a  Fab. 
1.  Alcinoe  p.  368  t.  46.  f.  12.  13  und  2.  Vestaiis  p. 
36ii  t,  46.  f.  8.  9,  beide  aus  dem  westlichen  Afrika,  gehören 
nach  He^itson  (Ex.  Butt.  IV)  nebst  Umbra  Drury  als  Varie- 
täten zu  Acraea  Euryta  Lin.,  wozu  jedoch  der  zu  Dia- 
dema  gehörige  Eurytus  Clerck  Iconey  nicht  gezogen  wer- 
den darf. 

3.  Caffra  p.  369  t.  46  f.  10.  11,  CafTernland,  bei  Nata- 
lisa  Bd. 

4.  Safie  p.  370,  Aby&sinien,  bei  Ej)onina  Cr. 

Vier  in  der  W^ien.  Mtschr.  V    und  Yl.  aufgeführte  Arien 
aus  Columbien:  Eresia,  Callianthe,  Trinacria  und   Eri- 
nome  \verden  duich   Abbildungen  auf  Taf.  46  iilut-trirt.. 
Uelli'OSSBUN   Latr. 
5  neue  A  rlen :  1 .  C  e  p  h  a  II  e  n  i  a  j).  373.  —  2.  P  o  I  y  c  h  r  o  u  s 
p.  375  t.  47  f.  7.   -   3.  Nattcreri    p    375  t.  47  f."  8.   -   4. 
Melete  p.  376  und  5.  Lindigii  p.  377  t.  47  f.   1. 
i':uel«leH  Dbl. 

2  neue  Arien:  Xenopiianes  p.  377,  von  Neu-Granada, 
und  He  1  iconioid  es  p.  378,  von  Ecuador,  werden  auf  Taf. 
46  abgebildet. 


liitelli^ieiix. 


Von  Dr.  Snellen-VoUcnlioven's  Iciineuinonen-Ski/zen  ist 
Jetzt  (las  Heft  II.  (Braconiden,  72  Figuren  auf  3  Taf.  (^uev- 
folio  erschienen.  Gegen  portofreie  Eineendung  von  2  lithlr. 
sind    Hel't   1.  und   11.  durch   den  Verein  zu   beziehen. 


4f)4 


liiliallN-VerzeiiiiiiiNS. 


Januar  —  März. 

Nciijalirs-Strauss.  Rede  zur  Stirtungsfcier.  Mitglicderverzeiciiniss. 
Stal:  Boheman's  Nccrolog  Zeller:  Depress.  nervosa  und  ultimella. 
Sufl'rian:  Sj'ii.  Mise.  Schulz:  Mam.  Ponierana.  Saussure:  Hymen. 
Mus.  Godeft'roj'.  Her rich-Schäf fer :  Neue  Sclimett.  Mus.  GodelTroy 
(lüezu  Tat'.  I— IV).  Speyer:  Notizen.  Hagen:  Fragm.  zur  (Jatt. 
Ncurothemis.  llofmann:  Beitr.  zur  Naturgesch.  der  Coleoplioren. 
Dohrn:  Cor.  aeripennis.  Doctor  und  Apotheker.  Schönherr's  Nomen- 
clatur.     Yereins-Angelegenheiten.     Erklärung.     Intelligenz. 

A])ril  —  Juni. 

Dr.  A.  Gorstaocker:  Beiträge  zur  näheren  Kcinitniss  einiger 
Bienengattungon.  Derselbe:  Zwei  neue  von  Herrn  Prof.  Zelior  in 
überkärnthen  gesammelte  Chrysis-Arten.  Dr.  Ottmar  llofmann: 
Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  Coleophoren  (Fortsetzung).  Kofe  r- 
stein:  Betrachtungen,  geknüpft  an  meine  Sclimetterlingssamnilung  . 
L.  Fairm  air  e:  Coleoptera  Europae  nova.  11,  Dohrn:  Zwei  neue 
Dcrmaptercn  aus  Nordaustralien. 

Juli  —  September. 

Speyer:  Zwitterbildungen  und  Hermapliroditism.  llag'eu:. 
Odonaten  Neu  -  Granada's.  Suffrian:  Syn.  Miscoll.  Nolcken: 
Lepidopt.  Cohn:  Hai'erfcinde  AI  tum:  Samia  Cecropia.  llofmann: 
Parthenogenosis.  Dohrn:  Sendschi'eibeu.  Curiosum.  Kiondiamanten 
Strauss-Nachträgo  Vereinsangol.  Gerstaecker:  Bienen-Gattungen. 
(Schluss.)  Co  hn  :  Nachtrag.  ]\I  öschler  :  Butalis  Heinemanni.  Bctlio; 
Apion  Stopheni      Dohrn:    Doctor  und  Apotheker.     Intelligenz. 

October  —  December. 

Zeller:  Scandin.  Heterocera.  Dohrn:  Deutsche  Flora  (Wag- 
ner). Speyer:  Eupitb.  actaeata.  Acentropus.  Cornelius:  Vogel- 
nester. Dohrn:  Berichtigung.  Jjinnaeana.  Botho:  Sammolliericht. 
llopffer:  Felder's  Novara-Lepidoptera.  Intelligenz.  Alphabetisches 
Register. 


Alphabetisches  Register. ' 


Seite. 
A. 

Abdera  triguttata 425 

Acentropus  400,  badensis, 
Garnonsi ,  germanicns  283, 
Ilansoni  277,  latipennis  283, 

Newae  277,  niveus 275 

Adclops    epuraeoides,     ovoi- 

dens,  subalpinus 231 

Agaricophagus  conformis---   426 

Agrioniden 260 

Agrotis  corrosa,  grisescens, 
hyperborea ,  ignicola,  lati- 

tans 90 

Alastor  Graeftei •  •       55 

Aleochara  iiiconspicua 425 

Ainnra  lepida 425 

Ainaurorhinuä   crassiusculus-  232 

Aiublygonia  Agathon 415 

Amblypodia  Erichsonii 437 

Animobates  bicolor  153,  rufi- 

ventris,  vinctus 152 

Atiomniatus  planicollis  ••    ••  ,231 
Aiithochiiris  Douei,  Eupheno, 

Knplienoid  s 92 

Aiitliopsyche  Eupompe,  Theo- 
pompe    432 

Aiithrocera    Miiioa   389,    sca- 

biosae 390 

Apioii  Steveni' 373 

Aporopliyla    austraiis,    inge- 

iiua,  Orientalis,  scriptura--     90 
Atella  Egiöta  71 

Ifi. 

Biastes  brevicornis 145 

Kunibiis  cainpestris,  globotsus 
329,  hortoruiu  319,  hypuo- 
rum  320,  lapponicus  322, 
Latreillollus,  li"iibti("Uri  317. 


Seite. 

mastrucatus  326,  martes 
317,  mendax  323,  mcso- 
melas  321,  niontaiius  322, 
mucidus324,  muscorum  320, 
opulentus  319,  pascuorum 
321,  pratorum,  Proteus  325, 
quadricolor,  rupe^tris,  sal- 
tuum  329,  senilis  320,  syl- 
varum  321,    terrestris  3i7, 

vestalis 329 

Botys  cilialis  •  •  • 272 

Brachyderes  ophthalmicus  •  •  232 
Butalis  Heinemanni 372 

V, 

Calopteryginen 257 

Callidryas  Alcmeone,  Flo- 
rclla,  Gorgophone,   llilaria    77 

Calodera  nigricolHs 425 

Cathaeinia  Nysa,  Peribaea  ■  •     77 

Cebrio  piibicornia 233 

Cemiostoma  scitella 81 

Ceratina  aenea  177,  callosa 
182,  chrysomalla  183,  cu- 
curbitina  174,  cyunea  180, 
de'itiventris  178,  egregia 
176,  gravidula  179,  Loewi 
184,  nigroaenea  181,   sma- 

ragdula 177 

Chalicodoma  baetica  364,  Le- 
l'ebvrei  365,  manicata  367, 
muraria    354,     pyrrhopeza 

366,  sicula 367 

Chlorion  bicolor 56 

Chrysis  cribrata  186,  hiräuta  185 
Chrysoniela     (inibriaiis     264, 

lumgarica 265 

Chrysophanus  discil'er 72 

Coclloxvs     anroliiiiljata    171, 


456 


Seite. 

conica  170,  conoidea  169, 
coronata  171,  divergens  170, 
elongata  170,  erj'thropj'ga 
172,    rufescens   169,    tricu- 

spidata 17() 

Coleophora  chr5'saiitliemi  107, 
Glitzella  119,  idaeella  187, 
orbitella  118,  pappifercUa 
109,  rhododendri  188,  sicci- 
fülia  119,  .vac.iniella  114, 
viminetella  119,  vitisella  •  •  112 

Corj'mbites  aeripennis I2i 

Cosmopteryx  Drurj^ella ,  ex- 
imia ,     Lienigiella ,    Schmi- 

diella,  Scribaiella 289 

Cricosoma  leopardinum-    •••   442 

Crocozona 443 

Cyllo  Banksii,  Leda 70 

Cymindis  Chaudoirii 231 

». 

Danais  Archippus  70,   leuco- 

glene  450,  Melittula 70 

Deilephila    euphorbiae     386, 

galii •   387 

Depressaria      nervosa,      ulti- 

uiella 39 

Dermestes  atomarius,  tessel- 

latus 426 

Desmozona  hemixanthe 443 

Diadema  Auge,  l'orraosa  •  •  •  71 
Dichotracheluä  raaculosus---   233 

Dielis  obesa     62 

Dioxys  ardens,    cruenta  166, 

pumila 167 

Diplax  abjecta 263 

Discolia  Ovalauensis 62 

Dolescliallia  Bisaltide 71 

Donacia  comari  47,  dentipes, 

discolor  50,  sericea 47 

Dythemis  lepida     263 

E. 

Echinosoma  Yorkense     •    •  ■  •  234 

Elater  piceus 309 

Elodina  Pallcne,  Parthia 75 

Epeoloides  coecutiens 161 

Epeoliis  aniabilis  159,  mili- 
taris  160,  pictns,  speciosiis 

158,  variegatus 156 

Epischnia   Farrella,  Lafaury- 

eila 289 

Erirhinus  inlirmus 426 

Erklärunn;  der  Tafeln 138 


Seite. 

Erycina  Laodamia,  Psecns  •  •  442 

Erytliemis  bicolor 263 

Estigmene  luctifera 82 

Euchromia  centrana    •    283 

Euglagcs  scripta  •  •  ■ 150 

Eumeiies  Ovalauensis 53 

Eupithecia  actaeata 395 

Euploea  69,  446,  Eleutho  69, 
Gräi'tiana  70,   incompta  69, 
Neraertes  70,    Rumphii  70, 
Schmeltzi  70,  seriata  '•••..     69 
Euterpe  Zenobia,  Zenobina      429 

H. 

llaploglossa  marginata 425 

Helicopis  Endymion,  Selene-  441 
HepperillaDiriplna79,  Doclea, 

Peronii,  sexguttata 80 

Hetaerina   cruentata,   duplex 

256,  majuscula,  occisa  •  •  •  •  257 
rionialota  nigerrima  426,  oc- 

culta 425 

Hypocista  adiantha 71 

Hypolycaena  Dictaea 438 

I. 

Jassus  sexnotatus 291,  370 

Idmais  - 434 

Ino  statices 390 

Ismene  discolor,  Ladon 80 

Junonia  Ucyale,   Velleda-»-     71 

li. 

Laverna    festivella ,     Laspey- 

rella 284 

Lephtliemis  attcnuata 263 

Leptalis  Amphitlioa  429,   Li- 

mnoria  4'>8,  Nasua 429 

Leptura  aquatica 49 

Leacania   caricis ,    dactylidis, 

Loi'eyi,  scirpi 88 

Libellula  umbrata 263 

Libytbea  antipoda 446 

Lithostege  asinata,  coassaria, 

duplicaria,  multiplicata  •  •  ■  91 
Lycaena  Alsulus  75,  Archias 
73,  Berenice,  Candrena  74, 
communis  72,  dyopa  75, 
isophthalma  73,  Lysimon, 
Nora,  Onycha  72,  Palmyra, 
Porusia  73,  Platissa  74,  Sa- 
moa  73,  serpentata  71,  Tay- 
getus  •  •    72 


457 


Seite. 
M. 

Macrogiossa     bombj'liformis, 

iucilorinis 387 

Mainestra   cervina    271,    Lei- 

r.cri  268,  Ponu^iana 51 

Ma.-oreus  Wettcrhalii 426 

Mocistogastor  Joeaste  260,  li- 

nciiris 26U 

Megachile  albocristata  354, 
bucephala  355,  derasa  3'jl, 
Dohriii,  Försteri,  Giraiuli 
355,  hyiiienaea  356,  iinbe- 
cilla  359,  iiitermixta  358, 
leucomalla  360,  nianicata 
351,  riifitarsis  355,  sevrata 

354,  Ursula,  N'festita 355 

Megaloprepus  caerulatus  •  •  •  •  260 
Melinaea  Dryalus  452,  Ethra, 

Phasis 451 

Mesotlieniis  gilva 263 

Mit  rostigma  rotundatum   •  •  •  260 
Mycetoporus  splendens  •  •  •    •  425 

N, 

Neurothemis  apicalis  103,  flu- 
ctuans  105,  gigantea  94, 
manadensis  97,  lücobarica 
102,  palliatalOO,  Sophronia    96 

Nomada  eustalacta 164 

Nonagria   arundincta,    disso- 

luta,  Hessii,  neurica 88 

Nortonia  Amalia ■  •  •     53 

Nütiophilus  rufipes 425 


Seite. 
P. 

Pamphila  ancilla,  augustula, 

olivescens 79 

Papilio  Godcffroyi,  Schmeltzi    78 

Parthenogenesis 299 

Pasites   atra   146,    maculatus 

140,  Schottii 141 

Phiarus  abdominalis 148 

Philereinus    nielectoides    145, 
nasutns  143,   niveatus   144, 

punctatus 142 

Philogenia  Helena 261 

Phryganea  nivea '•  • .  278 

Pieris  4''.0,   Albina,  Athama, 
Coronea,  Periclea,  Peritliea, 

Teutonia 76 

Platyptei'yx  cultraria 83 

Podagriou  mercenariuni   261, 

oscillans,  temporale 262 

Polyneura  gigas 94 

Pscudolycaena  Aegides,    Bat- 

tus,  Bathildis  439,  spurius  440 
Pygidicrana  Daemeli 233 

Quedius  chrysurus 426 

R. 

Rhagades  pruni 391 

Kliagigaster  morio 58 

Khatbymus  bicolor ...  163 

Rliytirhinus  alpicola 232 


O. 

Odynerus  Dietricbianus- •    ••     54 
Omachthes  carnit'ex,  dichrous, 

histrio 155 

Orlhemis  discolor 263 

Urtliocbaetcs  discoidalis  ■  •  •  •  232 
Oscinis  iVit  292,  pusilla  •  •  •  •  293 
Osniia  acuticornis,  adiinca352, 
aurulenta,  bicornis  351,  bi- 
sulca  344,  cacmentaria  339, 
clavicula  347,»coerulescens 
352,  corticalis  331,  lucifor- 
mis  333,  fulviventris,  fusca 
351  ,  Icucomelana  352,  ma- 
crogiossa 349,  mustolina 
348,  Panzeri,  papaveris  352, 
platycera  338,  tridentata 
352,  nncinata  336,  vidua 
345,  vulpe<  ula  335,  xantho- 
uielana 334 


Saniia  Cccropia  294,   Prome- 

thea   296 

Setia  myopii'ormis  389,  sphe- 

ciformis 388 

Smerinthus  ocellata 386 

öülenobia  liclienella  301  ,    jii- 

ncti,  triquetrella 299 

Sphex  GodelYroyi 57 

iSphinx  lineata  83,  nerii   ■  •  •  •  235 

Synapta  Arion •  •  ■  •  443 

T. 

Tachvtes  australis 57 

Talel-ErkUirung 138 

Tapinostola  extrema 85 

Telea  Polypheiiius 298 

Tenebrio  opacus 426 

Terias  Athalin   435,    Brigitta 


458 


Seite. 

78,  Damaris  434,  Drona  18, 
Hecabe  77,  jucunda,  Le- 
mnia  435,  Lydia  436,  Mexi- 

cana  434,  parvula 78 

Thore  fasciata,  fastigiata,  liva- 

lina  259,  picta    ".  •  •   t>57 

Thynnus  clypearis 59 

Tortrix  inopiana 283 

Tramea  Iplügenia 262 

Trapezites     Eliena,     Petalia, 

Pliigalia,  Symmoimis 80 

Trocliilia  melanocephala  ■  •  •  •   388 
Trogüdernia  eloiieata 426 


Seite. 

Xenandra  Ileliodes,  Helioidos, 

Melius 444 

Xois  Sesara 71 

Xylina    lanibda,     rubescens, 
yomniculosa 91 

Ypthinia  Arctous •     7U 

K. 

Zeleboria  Xanthunhoei 6U 


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Herrich-Schäf  l'er ,  Systematisches  Verzeicliniss  der  »Sc  liiue  tter- 
lint;e  von  Europa  1862.  Dritte  Auflage,  mit  Angabe  des  Vater- 
landes und  der  Preise,  zu  welchen  die  vorne  mit  einem  Punkte 
bezeichneten  Arten  geget)en  werden. 

Es  wird  dieses  Verzeichniss  gegen  frankirte  Einsendung  von 
6  Ngr.  in  Briefmarken  umgehend  franco  zugesandt. 

Ich  gebe  alle  diese  Arten  auch  im  Tausche  ab,  sowohl  gegen 
mir  fehlende  Europäer  als  auch  gejen  Exoten-,  von  letzteren  nehme 
ich  auch  schadhafte  Stucke,  in  so  ferne  sie  Interesse  für  mich  haben 
und  zu  massigen  Preiten  berechnet  werden.  In  gleicher  Weise  gebe 
ich  auch  meine  unten  verzeichneten  Verlags  werke  ab,  im 
Tausche  zum  Ladenpreis,  gegen  baare  Vorausbezahlung  zu  zwei  Drittel 
desselben.  Diese  Ermässigung  findet  jedoch  nur  bei  baarer  kosten- 
freier Vorausbezahlung  iin  mich  statt,  nicht  auf  dem  Wege  aos 
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—  Nonicnclator  Entoniol.     Bcgcnsb.     1835.  'J840.     1.  11.     2  Thlr. 

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Ileite  mit  3  Bdch.  Revis.  und  Inile.x.     130  Thlr. 

—  die  Hefte   1-  110  mit  3  Bdch.  Rev.s.   und  Inde.x.     90  Thlr. 
--  die  Hefte  111-190.     55  Thlr. 

Koch  Deutschl.  Crust.  Myriapod.  und  Arachniden  aus  Panzer  und 
Herrich-Schäffer  Deutschl.  Ins.  besonders  abgedruckt.  Heft  i  — 40. 
1847.     30  Thlr. 


138 

Corrospondonzblatt  des  zoologisch-niinerulogisclicn  >'ereines  in  Regens- 
burg. 1847  -  1868.  'i'i  Bändclicn  (die  eisten  sechs  nicht  ganz  com- 
plett).     lO'Thlr. 

Regensbnrg  (Baiern),  im  Januar  1869. 

Dr.  H  er  r  i  ch -8ch  ü  f  Ter  gen. 


Edäuterung  der  Tafein  l— IV. 

Einige  während  des  Druckes  mir  zugekommene  Aeudeningeu 
in  der  Nomenclatur  habe  ich  hier  aufgenommen  und  durch  ge- 
sperrte Schrilt  kenntlich  gemacht. 


Tab.  I.     1.  Fapilio  sclnnellzi  HS.  --  '2.  Piei'is  athama   —  ;;.  Pleris  coro- 

nea  mas.  -  -  4.  Fieris  pcvlclea  Fld. 
Tab.  11.     5.    Eiiploea    graelfiana.  6.  jin[)l.    eleutho  var.  angasii 

1  Id.  ,^.  —  7.  Eupl,  eleutho   var.  ft.         8.   Eu[d.  schmeltzi   }hS. 

—  9.  Eu|d.  eleutlio  var.  escholtzii  Fld.  .^. 
Tal).  ]]I      10.   Telesto    doul)]eilayi   l'ld.   \cv]\.  d.  zool.  bot.  Ges.-- 

1862  ]»ag.   491  (Hesperilla  dirphia  He\\.  Hesp.  nov.  pag.  38).^^ 

11.  Trapezites  petalia  (Hesperia  llev.  ii».  ]>.  32).  —  i'.i.  Telesto 

kochii    Fld.    \  erh.    1.  c.    (Hesperilla   doclea   llew.   llcsp.   nov. 

pag.  39).  —   13.  Trapezites  eliena  Hew.  ib.  p.  32  (Hesperia)  — 

14.  Pamphila    olivescens   HS.    —   15.    Trapezites   phigalia   He'VA'. 

1.  c.  p.  32  (Hesperia).    —  16.  Telesto  .-^exgnttata  hf>. 
Tab.  1\'.     17.  Diadema  formosa  Hy.  —  var.  ?  D.  pandarns.  —  18.  Ly- 

caena  cnejns  F.  loeni.    -     i9.  Lyc.  erinus  l".  —  '.>{).  Lyc.  pla- 

tissa  HS.  —  21.  Chrvsoidianus  disciler  HS. 


Folgende  Drnckrehlci-  Idlte  ich  zu  berichtigen: 

pag.  69  Zeile  23  lies  11 U  am   V  2. 

-  70  -      12      -  Tat.  1.  f.  1. 
72  -      29      -  etwas  weniges. 

-  73  -      15      -  anderen. 

-  77  -        7      -  lebhafteres. 

79  -        7  -  in  Z  4  statt  an  K.  4. 

-  79  -      12      -  U  1  bis  R.  4  statt  Z.  1  bis  Z  4. 


Unter  den  Equitinen  sind  folgende  zwei  bekannte  Arten,  w^elche 
von  Herrn  Godeffroy  eingesendet  wurden,  übersehen  worden: 

57  a.     Papilio  erechtheus  Don.,  von  Feld,  zu  aegeus  Don.  gezogen. 

57  b.  P.  erithonius  Cr.  A'on  Rockhampton ,  bisher  roch  nicht 
ans  Neuholland  erhalten.  Dr.  Herri  ch-Schä  1  fer  sen. 


-f^l'^'OC'-B^«- 


3  9088  01268  1672 


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