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Full text of "Entstehungsgeschichte von Goldsmiths Vicar of Wakefield..."

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Entstehungsgeschichte 



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Berlin. 

Mayer & Müller. 
1903. 



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Entstehungsgeschichte 



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Bernhard Neuendorff. 

Dr. phil. 



Berlin. 

Mayer & Müller. 
1903. 



Entstehungsgeschichte 



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Bernhard Neuendorff. 

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Druck von H. John. Halle a. S. 



jYfeinen €ltern 

gewidmet 

in Dankbarkeit. 




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Fast anderthalb Jahrhunderte waren seit dem Erscheinen 
von Goldsmiths Vicar of Wakefield vergangen, ohne dass dem 
so viel gelesenen Werke eine eingehende Untersuchung gewidmet 
worden war. Eine solche erhielten wir erst vor einem Jahre 
durch Willi Fischer: Goldsmiths Vicar of Wakefield, Anglia, 
Band XXV, S. 129 ff. 

So reich diese Arbeit an scharfsinnigen Einzelbeobach- 
tungen und Einzelergebnissen ist, so macht doch die Einseitig- 
keit und Eigenart der Betrachtungsweise eine neue, möglichst all- 
seitig umfassende Untersuchung geradezu nötig. Als W. Fischers 
Aufsatz in der Anglia erschien, schien mir somit kein Grund 
vorzuliegen, meine Arbeit, die damals wohl zur Hälfte beendet 
war, abzubrechen. Ob mein Weg ein besserer ist, mögen 
andere entscheiden. Vielfach habe ich seine Einzelergebnisse 
übernehmen können; nicht bei jeder Kleinigkeit habe ich ihn 
als meine Quelle angegeben, nicht immer habe ich bei anderer 
Auffassung ihm ausdrücklich widersprochen. 

Wenn ich auf eine Untersuchung des Stils und der Com- 
position verzichtet habe, so kann ich mich wohl mit dem Hin- 
weise rechtfertigen, dass bei dem Mangel an Vorarbeiten auf 
diesem Gebiete die zu bewältigende Arbeit eine zu grosse ge- 
wesen wäre; hoffentlich kann ich die fehlenden Kapitel bald 
nachliefern. 

Zum Schluss sei erwähnt, dass diese Arbeit von der phi- 
losophischen Fakultät der Berliner Universität im Herbste des 
vorigen Jahres preisgekrönt wurde. 



- II - 



Inhalt 



Seite 

I. Abschnitt: Äussere Entstehungsgeschichte . . . 1 — 16 

I. Kapitel: Abfassungszeit und Veranlassung. 

Äussere Nachrichten ungenau. Datierung des Be- 
ginns nach einem Brief. Datierung einzelner Teile. 
Beendet nach dem Verkauf an Collins, nach dem 
„arrest". Datierung der Beendigung nach einer 
Äusserung Goldsmiths. — Veranlassung aus einem 
Brief erschlossen 1 — 5 

II. Kapitel: „The arrest". 

Berichte und Glaubwürdigkeit derselben. Beur- 
teilung der Widersprüche. Wann und wem ver- 
kaufte Johnson? Drei Erklärungen besprochen. 
Ergebnis: genaue Datierung unmöglich 5 — 16 

II, Abschnitt: Innere Entstehungsgeschichte . . .17—105 

I. Kapitel: Die Grundfabel und ihre Quellen. 
Primrose — Hiob. Sechs Unglücksschläge: 1. Ver- 
lust des Vermögens. Bedeutung des Motivs, Vor- 
bild. 2. Entführung der Olivia. Pamela — Clarissa. 
Ableitung der Olivia-Geschichte. 3. Brand des 
Hauses. 4. Primrose ins Gefängnis. Abhängigkeit 
von Pamela, Amelia, Bunyan. 5. Entführung der 
Sophia — Sir Charles Grandison. 6. Georges Un- 
glück — Tom Jones. Lösung — Tom Jones, doch 
dramatischer. Verknüpfung der Handlungen unter- 
einander 17 — 27 

II. Kapitel: Zwei angebliche Hauptquellen. 

The History of Miss Stanton, 1700. Ist Gold- 
smith selbst der Verfasser? Beurteilung nach der 



- III - 



Seite 



Gestalt des Pfarrers. Die Kunstlosigkeit des In- 
halts bei Goldsmith gut erklärlich. Beurteilung 
nach der Technik und dem Stil. Goldsmith wohl 
der Verfasser. — The Journal of a Wiltshire 
Curate, 1766. Abhängig vom Vicar of Wake- 
field, nicht umgekehrt 27 — 34 

III. Kapitel: Lebensanschauungen, die dem Vicar 
of Wakefield zu Grunde liegen. 

Ethische Anschauungen. Tugend wird belohnt, 
trägt aber den Lohn auch in sich. Glück unab- 
hängig von äusseren. Umständen. Rousseausche 
Gedanken, ohne Abhängigkeit von ihm. Anschau- 
ungen über die Ehe, über das Duell. — Politisch- 
soziale Anschauungen. Anhänger des Königtums. 
Stolz des Bürgertums. Über Gefängnisse, Todes- 
strafe. — Anschauungen über die Tierwelt. Diese 
Anschauungen in der ganzen Epoche 34 — 40 

IV. Kapitel: Vorbilder für einzelne Personen. 

Die Familie des Vicars und das Familienleben. 
Für die Gestaltung der Familie Vorbild Gold- 
smiths Familie mit Anlehnung an Adams* Familie. 
Schilderung des Familienlebens beeinflusst durch 
Wilsons Erzählung in Joseph Andrews und Ju- 
genderinnerungen. Litt. Tradition in der Schilde- 
rung des Familienbildes. Unterschied von allen 
Vorgängern. — Der Pfarrer. Früher in der Litte- 
ratur. Primrose steht höher als Adams. Ver- 
gleich mit Lear. Übereinstimmungen mit Adams. 
Vorbilder für Primroses hohen Charakter. — Die 
Pfarrerin. Vorbilder in Adams 7 und Wilsons Frau, 
auch sie aber gehoben. — George. Züge von 
Adams' Sohn und Tom Jones; höherer sittlicher 
Ernst. — Olivia — Sophia. Beliebte Gegenüber- 
stellung. Vorbildlich Tatler No. 4. Züge von 
Adams' Tochter. Sophia nach Miss Byron. Gold- 
smiths Eigenes. — Moses. Goldsmith selbst mit 
Zügen von Adams. — Dick — Bill. Das Kind in 
der Litteratur. Fieldings Dick im Joseph Andrews 



Soii 

vorbildlich. — Burchell. Charakterentwicklung. 
Verhältnis zu Goldsmiths Vater. Dann Vorbilder: 
Charles Grandison, Allworthy. Eigenes. Unglück- 
liche Vereinigung. — Thornhill. Gestalt der Ko- 
mödie der Restaurationszeit. Vorbilder: Lord B — , 
Lovelace, Blifll. Eigenes. — Wilmot. Squire 
Western mit weiser Beschränkung zum typischen 
Geizhals abgeschwächt. — Arabella Wilmot. So- 
phia Western, ganz abgeschwächt. — Jenkinson: 
Betrüger, Robinson (Amelia), Nightingale (Tom 
Jones). — Farmer Williams. Mr. Sohnes' Rolle. 40 

V. Kapitel: Episoden 

1. Episoden nach litt. Vorbildern. Nach dem Vor- 
bilde von Sternes Tristram Shandy, Lesages 
Gil Blas, Fieldings Joseph Andrews, Tom Jones, 
Richardsons Pamela, Spectator, Tatler. 2. Epi- 
soden nach Erlebtem. 3. Episoden nach litt. Vor- 
bildern und Erlebtem. Georges Schicksale. . . 68- 

VI. Kapitel: Die Umgebung. 

Zeit, Stimmung, Ort; der G^itel 84- 

VII. Kapitel: Eingeschobene Gedichte. 

Stellung im Romane. 1. Edwin and Angelina. 
Abfassungszeit. Balladennachahmung. Geschichte 
derselben. Metrik. Alliteration. Stil. Sentenzen. 
Direkte Rede; Ausbück auf das monologische 
Epos. Epische Darstellung. Wahl der Personen. 
Stimmung. Inhalt. Vorbilder. 2. An Elegy on the 
Death of a Mad Dog. Abfassungszeit. Bänkel- 
sängerballade. Vorbilder 87- 

VIII. Kapitel: Zusammenfassung. 
Conceptionsgefühl. Die Grundlagen: das Leben im 
Goldsmithschen Hause. Unter dem Zwange der 
litterarischen Tradition; so der leidende Held, bei 
ihm zum Hiob. Überfülle von äusserer, z. T. über- 
nommener Handlung. Vermutung über die Ver- 
anlassung. Es fehlt an gründlicher Durchar- 
beitung. Grund. — Literarhistorische Stellung 

des Romans 99— 



— 1 — 



I. Abschnitt. 



Äussere Entstehungsgeschichte. 



I. Kapitel. 

Abfassungszeit und Veranlassung. 

Die äusseren Nachrichten, die uns sichere Schlüsse über 
die Entstehungszeit des Vicar of Wakefield erlauben, sind äusserst 
gering. Wir wissen, dass am 28. Okt. 1762 ein Drittel an den 
Buchdrucker Collins verkauft worden ist; im Jahre 1766 erschien 
im St. James 's Chronicle eine Ankündigung, wenige Tage darauf, 
am 27. März 1766, der V. öf W. selbst. Aus viel späterer 
Zeit haben wir dann mehrere, z. T. recht romantische Berichte, 
dass Johnson einmal einen Teil oder den ganzen Roman an 
einen Buchhändler verkauft habe. Wann dieses Ereignis statt- 
gefunden habe, ist unbestimmt gelassen, nur hat es sicher vor 
dem Erscheinen des Traveller sich ereignet. Alle diese Nach- 
richten setzen aber voraus, dass schon ein Teil oder gar der 
ganze Roman beendet war, und so sind wir, um die Zeit des 
Beginnens zu bestimmen, auf innere Gründe angewiesen. 

Bisher hatte man angenommen, dass Goldsmith im Jahre 
1762 den V. of W. begonnen hätte; doch ich glaube, dass man 
den Beginn viel weiter zurückdatieren muss, nämlich an das 
Ende des Jahres 1757. 

Zu dieser Zeit hatte Goldsmiths jüngerer Bruder Charles 

ihn in London aufgesucht. Durch ihn wurde er wieder recht 

an die Verwandten und Freunde, an das glückliche Leben in 

seiner Heimat erinnert. Bald darauf, am 27. Dezember 1757, 

l 



— 2 — 

schrieb er an seinen Schwager Hodson einen Brief, aus dem ich 
einige Stellen citieren will: I fancied stränge revolutions at 
home; but I find it was the rapidity of my own motion that 
gave an imaginary one to objects really at rest. No alterations 
there. Some friends, he teils me, are still lean, but very rieh; 
others very fat, but still very poor. Nay, all the news T hear 
from you is that you sally but in Visits among the neighbours, 
and sometimes make a migration from the blue bed to the brown. 
Man vergleiche damit die Stelle im V. of W. (Chapter I): The 
year was spent in moral or rural amusements; in visiting our 
rieh neighbours, and relieving such as were poor. We had no 
revolutions to fear, nor fatigues to undergo; all our adventures 
were by the fire-side and all our migrations from the blue bed 
to the brown. 

Wir haben hier drei übereinstimmende Punkte in beiden 
Schilderungen: es finden keine revolutions statt; beide Male 
wird über die Armen und Reichen gesprochen (die Reichen hin 
und wieder besucht!); beide Male wird ihre Hauptthätigkeit 
durch die eigentümliche Redewendung bezeichnet, sie make a 
migration from the blue bed to the brown. Diese Überein- 
stimmungen können nicht zufällig sein. Erklärlich werden sie 
durch die Annahme, dass dieser Anfang des V. of W. etwa 
gleichzeitig geschrieben sein muss; denn es ist wohl unmöglich 
anzunehmen, dass Goldsmith etwa im Jahre 1762 eine Abschrift 
(ich weiss nicht, ob Goldsmith überhaupt von seinen Briefen 
Abschriften zu nehmen pflegte) hervorgesucht habe, um diese 
wenigen Punkte für die Schilderung zu übernehmen. 

Weit scheint Goldsmith aber damals nicht mit seinem Ro- 
man gekommen zu sein; denn wir können nachweisen, dass ein- 
zelne Teile beträchtlich später geschrieben wurden. 

Goldsmith lässt die beiden Damen Lady Blarney und Miss 
Skeggs von musical glasses reden, um ihre Gespräche als feine, 
modische Tagesunterhaltungen zu charakterisieren. Da Forster 
nachweist, dass at the close of 1761 and in 1762 musical glasses 
were the temporary rage, so ist zu vermuten, dass dieser Teil 
in oder gar noch nach dieser Zeit geschrieben wurde. 

Da im Chapter XIX vom Auditor bereits die Rede ist 
(he asked me if I had seen the last Monitor ? nor the 



Auditor T suppose?), so kann dieser Teil erst nach dem 10. Juni 
1762 geschrieben worden sein, da der Auditor seit diesem 
Tage erschien. ') Auch diese Beobachtung hat Forster ge- 
macht. 

Wir kommen nun zur Präge: wann wurde der V. of W. 
beendigt? 

Es ist am naheliegendsten zu vermuten, dass er schon be- 
endet war, als die beiden Verkäufe (vgl. S. 1) stattfanden. Ge- 
wichtige Gründe sprechen dagegen. 

Zur Zeit des Verkaufes an Collins scheint er nach einer 
recht feinen Beobachtung im Athenseum 2 ) noch nicht beendet 
gewesen zu sein. Der erste Druck zeigt das unverkennbare Be- 
streben des Druckers, das Werk durch die seltsamsten Mittel 
möglichst umfangreich zu machen. Der ungenannte Verfasser 
dieser Arbeit im Athenseum schliesst daraus, indem er auf die 2 vols. 
in Collins' Quittung hinweist, dass Goldsmith damals erst einen 
Teil vollendet hatte, sich aber verrechnete, als er einen zwei- 
bändigen Roman versprach und sich durch dieses Versprechen 
natürlich dazu verpflichtete; dieses Mittels bedurfte es dann, da- 
mit Goldsmith seiner Verpflichtung nachkommen konnte. 

Auch zur Zeit des berühmten 'arrest', aus dem Johnson 
Goldsmith löste (vgl. S. 1), war der V. of W. nicht beendet: 

1. nach Mrs. Piozzis Bericht (über die Glaubwürdigkeit 
vgl. S. 8 ff). 

2. Nach Johnsons Aussage 8 ) hat Goldsmith noch mehr- 
fach am Roman geändert, nachdem ihn Johnson eingesehen hatte. 
Das wäre schwer möglich, wenn er bei Johnsons frühestem 
Einsehen, dem 'arrest', schon beendet gewesen wäre, denn dann 
hätte Goldsmith ihn garnicht in Händen behalten. 

3. Johnson muss den V. of W. auch noch selbst nach 
dem arrest, vor dem Druck aber, gesehen haben, da er ihn so 
genau kannte, dass er später Veränderungen bemerkte und sich 
der ursprünglichen Lesarten entsann; so genau hat er ihn un- 

! ) Leider war es mir unmöglich zu erfahren, wann und wie lange die 
übrigen Zeitschriften erschienen sind. Auch das zweite wäre vielleicht von 
Wichtigkeit, da G. unmöglich zu jener Zeit nicht mehr erscheinende genannt hat. 

*) Athenseum, 26. Dez. 1885. 

s ) Boswell, Life of Johnson, edited by P. Fitzgerald, London 1897. 
S. 367. 

1* 



— 4 — 

möglich in der Situation des 'arrest' kennen gelernt. Auch das 
wäre, wie das Vorige, nicht möglich gewesen, wenn der Roman 
beendet gewesen wäre. 

So geben uns diese Berichte über den Verkauf keine Ver- 
anlassung, einer bestimmten Aussage über die Beendigung zu 
misstrauen: Goldsmith soll einmal selbst Dr. Parr erzählt haben, 
Newbery habe das Manuskript des V. of W. zwei Jahre bei 
sich behalten. Ich sehe auch keinen einzigen anderen Grund 
ein, warum wir diesem Zeugnis nicht trauen sollen oder es mit 
Stillschweigen übergehen dürfen, wie dies Dobson und andere 
thun. Es kann natürlich nur heissen: nachdem der Roman be- 
endet war. Auch Johnson hat an einer andern Stelle l ) gesagt: 
It was written and sold to a bookseller, before his Traveller, 
d. h. also vor Ende 1764. 

Warum Newbery den Roman so lange liegen liess, ist völlig 
unklar. Man sollte denken, dass, nachdem The Traveller einen 
so ungeheuren Erfolg gehabt hatte, es für die Verleger das 
Günstigste gewesen wäre, den V. of W. so schnell wie möglich 
erscheinen zu lassen. Forster 2 ), Regel 8 ) und Welsh 4 ) haben 
vermutet, dass der Grund für die späte Herausgabe business ar- 
rangements between John Newbery and his nephew Francis 
waren. Man sollte denken, dass solche Unterhandlungen, falls 
sie überhaupt stattgefunden haben, sich schneller erledigt hätten. 

Somit haben wir folgendes Ergebnis: Goldsmith begann 
den Vicar of Wakefield am Ende des Jahres 1757, er beendete 
ihn gegen 1764 — die Länge der Zeit kann kein Bedenken er- 
regen, da wir wissen, dass Goldsmith The Traveller schon zur 
Zeit seiner grossen Reisen, im Jahre 1755, begonnen und doch 
erst 1764 veröffentlicht hat. 

Was den äusseren Anstoss zum Verfassen des Romans und 
die Umstände dabei betrifft, so haben wir dazu zwei Nachrichten. 
Sir John Hawkins berichtet, er wäre geschrieben worden under 
a pressing necessity 5 ), und Cradock berichtet: The Vicar o f 



l ) Boswell, Life of Johnson. S. 351. 

*) Forster, Life and Times of Oliver Goldsmith. I. 409. 

') Thackeray, Lectures . ed. von Regel. S. 95. 

4 ) Welsh, A BookseUer of the Last Century. S. 59. 
6 ) Forster, Life and Times of 0. G. I. 385. 



— 5 — 

Wakefield, to which he applied himself entirely for a fortnight, 
to pay a journey to Wakefield. *) Wenn an diesen Nachrichten 
überhaupt etwas Wahres ist, so können sie sich nur auf den 
Abschluss des Vicar of Wakefield beziehen. Sicher indessen 
ist: weder umfasst die ganze Abfassungszeit so wenige Tage, 
noch dürfen wir in so äusserlichem Anstoss die Veranlassung 
zur Abfassung des Romans suchen. 

Ohne hier näher auf diesen Punkt einzugehen — diese 
Frage bleibe der zusammenfassenden Darstellung der Entstehung 
vorbehalten — , sei sie mit wenigen Worten beantwortet. Ich 
hatte zu zeigen versucht, dass Goldsmith seinen Roman kurz 
nach dem Besuch seines Bruders Charles begann. So liegt es 
nahe, in diesem Besuche die Veranlassung zu sehen. Durch ihn 
wurde er wieder recht lebendig an seine Jugendzeit, das stille 
Leben im Elternhause, an seine Verwandten und Freunde erinnert; 
aus dem schon erwähnten Briefe an seinen Schwager Hodson 
sehen wir deutlich die Sehnsucht, die ihn nach seiner Heimat 
ergriff, ihr und seinen Verwandten wollte er ein poetisches Denk- 
mal setzen. 



IL Kapitel. 
The arrest. 



Wenngleich für die Frage der Entstehungszeit des V. of W. 
meines Erachtens die Zeit, zu der Johnson dieses berühmte Er- 
lebnis bei Goldsmith hatte, keine Rolle spielt, da ich nicht 
glaube, dass damals der V. of W. schon beendet war, so meine 
ich doch, nicht über dieses Ereignis hinweggehen zu dürfen, da 
wir bei solch einem wichtigen Werke der Litteratur den natür- 
lichen Wunsch haben müssen, über alle Punkte unterrichtet zu sein. 

Ich gebe zunächst sämtliche Berichte. 

1. Mrs. Piozzis Bericht 2 ): I have forgotten the year, but 
it could scarcely, I think, be later than 1765 or 1766, that he 
(Johnson) was called abruptly from our house after dinner, and 

1 ) Memoire, IV, S. 287. 

2 ) Anec4otes of Dr. Johnson, S. U9, 



— 6 — 

returning in about three hours, said he had been with an en- 
raged author, whose landlady pressed him for payment within 
doors, while the bailiffs beset him without; that he was drinking 
himself drunk with Madeira, to drown care, and fretting over a 
novel, which, when finished, was to be his whole fortune, but 
he could not get it done for distraetion, nor could he step out 
of doors to off er it for sale. Mr. Johnson, therefore, sent away 
the bottle, and went to the bookseller, recommending the Perform- 
ance, and desiring some immediate relief; which when he 
brought to the writer, he called the woman of the house directly 
to partake of punch, and pass their time in merriment. 

2. Bericht des Sir John Hawkins l ): In the latter (pover- 
ty) he was at one time so involved, that for the clamours of a 
woman, to whom he was indebted for lodging, and for bailiffs 
that waited to arrest him, he was equally unable, tili he 
had made himself drunk, to stay within doors, or go abroad to 
hawk among the booksellers his Vicar of Wakefield. In this 
distress he sent for Johnson, who immediately went to one of 
them, and brought back money for his relief. 

Von ihm giebt es noch einen zweiten Bericht, der mir 
nicht zugänglich war, und den ich nach Forster *) citiere : Of 
the booksellers whom he styled his friends, Mr. Newbery was 
one. This person had apartments in Canonbury-house, where 
Goldsmith often lay concealed from his creditors. Under a 
pressing necessity, he there wrote his Vicar of Wakefield, and 
for it received of Newbery forty pounds. 

3. Boswells Bericht 3 ): Johnson informed me, that he had 
made the bargain for Goldsmith and the price was sixty pounds. 
— Mrs. Piozzi and Sir John Hawkins have strangely mis-stated 
the history of Goldsmith's Situation and Johnson's friendly inter- 
ference, when this novel was sold. I shall give it authentically 
from Johnson's own exact narration: 

'I received one morning a message from poor Goldsmith 
that he was in great distress, and as it was not in his power 
to come to me, begging that I would come to him as soon r 

l ) Life of Johnson. S. 420/1. 

') Life and Times of 0. G. I. 886. 

*) Life of Johnson, S. 102. 



possible. I sent him a guinea, and promised to come to him 
directly. I accordingly went as soon as I was drest, and found 
that his landlady had arrested him for his rent, at which he 
was in a violent passion. I perceived that he had already 
changed my Guinea, and had got a bottle of Madeira and a glass 
before him. I put the cork into the bottle, desired he would be 
calm, and began to talk to him of the means by which he might 
be extricated. He then told me that he had a novel ready for 
the press, which he produced to me. I looked into it, and saw 
its merit; told the landlady I should soon return, and having 
gone to a bookseller, sold it for sixty pounds. I brought Gold- 
smith the money, and he discharged his rent, not without rating 
his landlady in a high tone for having used him so ill. 

Ein ander Mal berichtet Boswell als Johnsons Aussage 1 ): 
His Vicar of Wakefield, I myself did not think would have had 
much success. It was written and sold to a bookseller, before 
his Traveller, but publisjied after; so little expectation had the 
bookseller from it. Had it been sold after the Traveller, he 
might have had twice as much money for it, though sixty gui- 
neas was no mean price. The bookseller had the advantage of 
Goldsmith's reputation from The Traveller in the sale, though 
Goldsmith had it not in selling the copy. 

4. Cookes Bericht 2 ), who lived in the dosest habits of 
intimacy with the Dr. for the last ten years of his life: The 
Doctor, soon after his acquaintance with Newbery, for whom he 
held the pen of a ready writer removed to lodgings in Wine 
Office Court, Fleet-Street, where he finished his Vicar of Wake- 
field and on which his friend advanced him twenty guineas: *A 
sum', says the Doctor, 'I was so little used to receive in a 
lump, that I feit myself under the embarassement of Captain 
Brazen in the play, „wether I should build a privateer or a play- 
house with the money"'. — About the same time he published 
The Traveller. 

5. Cumberlands Bericht 8 ): I have heard Dr. Johnson 
relate with infinite humour the circumstance of his rescuing 

') Boswell, Life of Johnson, S. 851. 

7 ) The European Magazine, Vol. 24. S. 92. 

3 ) Memoire of Richard Cnmberland. S. 372 ff. 



— 8 — 

him (Goldsmith) from a ridiculous dilemma by the purchase 
money of his Vicar of Wakefield, which he sold on his behalf 
to Dodsley, and, as I think, for the sum of ten pounds only. 
He had run up a debt with his landlady for board and lodging 
of some few pounds, and was at his wit's-end how to wipe off 
the score and keep a roof over his head, except by closing with 
a very staggering pfoposal on her part, and taking his creditor 
to wife, whose charms were very far from alluring, whilst her 
demands were extremely urgent. In this crisis of his fate he 
was found by Johnson in the act of meditating on the melancho- 
ly alternative before him. He shewed Johnson the manuscript 
of the Vicar of Wakefield, but seemed to be without any plan, 
or even hope of raising money upon the disposal of it; when 
Johnson cast his eye upon it, he discovered something that gave 
him hope, and immediately took it to Dodsley, who paid down 
the price above-mentioned in ready money, and added an even- 
tual condition upon its future sale. Johnson described the pre- 
cautions he took in concealing the amount of the sum he had 
in hand, which he prudently administered to him by a guinea at 
a time. In the event he paid off the landlady's score, and re- 
deemed the person of his friend from her embraces. 

Wir haben zunächst die Glaubwürdigkeit dieser Quellen 
zu erwägen. 

Mrs. Piozzis, Boswells und Cumberlands Berichte gehen 
sämtlich, nach eigner Aussage, auf Johnsons Mitteilung zurück. 
Woher Hawkins sein Wissen hatte, giebt er nicht an, doch ist 
ziemlich sicher anzunehmen, dass es auch mittelbar oder unmittel- 
bar von Johnson stammt, der ja mit dem Wiedererzählen recht 
freigebig gewesen zu sein scheint; denn, hätte er seine Kunde 
von Goldsmith selbst gehabt, hätte er es wohl sicher gesagt. 
Cooke dagegen hat diese Erzählung von Goldsmith selbst. Da 
ist sofort auffällig, dass alle die Berichte, die auf Johnson zu- 
rückgehen, viele romanhafte Züge enthalten, dass aber Cookes 
Erzählung davon völlig frei ist. Nimmt man dazu die Erzählung, 
die George Steevens von Johnson mitteilt 1 ): I (Johnson) remem- 
ber writing to him (Richardson) from a sponging-house, and was 
so sure of my deliverance through his kindness and liberality 

*) London Magazine, Vol. 55, S. 253 (ich citiere nach Förster, I, S. 38 



— 9 — 

that, before his reply was brought, I knew I could afford to 
joke with the rascal who had me in custody, and did so, over 
a pint of adulterated wine, for which, at that instant, I had no 
money to pay, so wird man leicht zu einem Zweifel an der vollen 
Glaubwürdigkeit Johnsons selbst getrieben. Malte er dieses 
Ereignis nach jenem, jenes nach diesem aus? In den entscheiden- 
den Zügen werden wir ihm aber doch Glauben schenken müssen. 

Der älteste Bericht ist der der Mrs. Piozzi, 1786, dann der 
des Sir John Hawkins: 1787, Boswells: 1791, Cookes: 1793, 
Cumberlands: 1807. 

Mit Ausnahme eines ungenannten Kritikers, der im Athe- 
iiaeum, Dez. 1885, S. 835/7, über diese Frage schrieb, hat man 
bisher stets Boswell am meisten Glauben geschenkt, ob mit 
Recht, will ich hier versuchen zu entscheiden. 

Als Boswell schrieb, lagen ihm die Berichte der Mrs. 
Piozzi und des Hir John Hawkins vor. Er tadelt ihre Unge- 
nauigkeiten, er will sie verbessern. Betrachten wir nun die 
Unterschiede: 

1. Mrs. Piozzi erzählt, Johnson habe sich in ihrem Hause 
befunden, als er zu Goldsmith geholt wurde; über dessen Woh- 
nung giebt sie nichts an. Hawkins sagt nur, das Ereignis habe 
in Canonbury House stattgefunden. Boswell lässt Johnson von 
seiner Wohnung ausgehen: sicherlich eine Verbesserung; denn 
es ist unmöglich, dass Johnson in ihrer Wohnung war, da John- 
son Mrs. Piozzi erst im Jahre 1765 kennen lernte, ! ) the arrest 
aber sicherlich vor Ende 1764 sich ereignete (das beweist die 
zweite Äusserung Johnsons [vgl. S. 7] völlig klar). Goldsmiths 
Wohnung giebt er nicht an, er weiss sie selbst nicht. 

2. Mrs. Piozzi sagt: his landlady pressed him for payment 
within doors, while the bailiffs beset him without; ähnlich Haw- 
kins, eine Lage, die sich durchaus durch den damaligen Rechts- 
gebrauch gegenüber Schuldnern erklären lässt. Völlig unver- 
ständlich und unklar sagt dagegen Boswell: his landlady had 
arrested him for his rent, wohl nichts weniger als eine Ver- 
besserung. 

3. Mrs. Piozzi kennt nicht den Namen des Buchhändlers,- 
Hawkins nennt Newbery; Boswell weiss wieder nichts Genaues, 

r* - - i ■ ■ i 

! ) Athenäum, Dez. 1885. S. 837. 



— 10 — 

4. Mrs. Piozzi sagt, dass das Ereignis stattfand scarcely 
later than 1765 or 6. Hawkins macht gar keine Zeitangabe. 
Boswell giebt diese Erzählung in seinem Bericht über das Jahr 
1763, ohne aber auf dieses Jahr Bezug zu nehmen. Es weist 
auch durchaus Nichts darauf hin, wie Dobson behauptet ! ), dass 
Boswell zur Zeit dieses Ereignisses noch nicht mit Johnson in 
jenem engen Verhältnis stand, geht doch unmittelbar eine Äus- 
serung Johnsons voraus , die erst nach dem Erscheinen des 
Traveller und V. of W., also frühestens 1766 gethan sein konnte. 
So lässt Boswell auch die Zeitangabe völlig unbestimmt — er 
weiss es selbst nicht. 

5. Mrs. Piozzi sagt, der V. of W. wäre nicht vollendet 
gewesen, Boswell dagegen: ready for the press, worin wir der 
Mrs. Piozzi zustimmen (vgl. S. 3). 

6. Mrs. Piozzi sagt nichts Bestimmtes über den Preis, je- 
denfalls habe er nicht den Gesamtpreis erhalten, Hawkins sagt 
40 £, Boswell 60 £. Boswell ist sicher im Unrecht (vgl. S. 12, 16). 

Ziehen wir nun den Schluss aus diesem Vergleich: mit 
einer Ausnahme, wo Boswell wirklich verbessert (1), finden wir 
bei ihm allgemeine Ausdrücke gegenüber bestimmten Bezeich- 
nungen (3, 4), Unklarheiten gegenüber klaren Darlegungen (2), 
Fehler gegenüber richtigen Äusserungen (5, 6). Darnach erscheint 
es mir als ein grosser Fehler, seinem Berichte vor dem der 
Anderen den Vorzug geben zu wollen 2 ). 



! ) Oliver Goldsmith, S. 115: And it is noticeable that Boswell, who 
made Johnson's acquaintance in May, 1763, does not speak of the ineident 
as if it had happened within his personal experience. 

2 ) In dem erwähnten Aufsatz im Athenaeum, 26. Dez. 1885, ist mit 
Recht gesagt : Boswell in writing his aecount of the story of the sale of the 
V. of W. was certainly anxious to throw discredit on Mrs. Piozzi's versior 
of the ineident. Man möchte beinahe vermuten, Boswell entsann sich bein 
Niederschreiben sicher nur des Preises, den ihm Johnson noch 1778 gesag 
hatte, schweisste Mrs. Piozzis und Hawkins* Berichte zusammen, änderte, wa 
sich mit dem Preise nicht vereinigte (die Frage der Vollendung und d< 
Preis selbst) ; natürlich liess er auch in seiner kleinlich- eifersüchtigen 
(so war er stets gegen Johnsons Günstlinge) Johnson nicht von Mrs. Pi 
Haus geholt werden; hätte er den Fehler nachweisen können, er hätt 
sicher nicht unterlassen: wohl nur eine Verbesserung aus Eifersucht, 
Wahrheitsliebe. 



— 11 — 

Was Mrs. Piozzis Bericht betrifft, so hat er den grossen 
Vorzug, der älteste zu sein. Nicht zu leugnen ist, dass alle 
Thatsachen überaus klar und natürlich berichtet sind. Sie sucht 
nicht durch übergrosse Genauigkeit zu glänzen, sie begnügt sich 
mit dem unbestimmten some immediate relief. Sicherlich ist sie 
genauer als die übrigen in der Mitteilung, der V. of W. sei 
noch nicht vollendet gewesen. Gegen sie spricht also nur ein 
Punkt, mehrere aber für sie. 

Schwer ist es, über Sir John Hawkins' Berichte zu ur- 
teilen, die sich nicht widersprechen, also zusammengenommen 
werden können. Er ist ziemlich früh geschrieben, — das spricht 
für ihn. Andererseits empfiehlt das Verschweigen der Quelle, 
bei grosser Genauigkeit in den Einzelheiten, grösste Vorsicht, 
weil es leicht allgemeine und daher leicht entstellte Erzählungen 
als Quelle vermuten lässt. 

Cookes Bericht hat den Vorteil, dass er direkt auf Gold- 
smith zurückgeht ; andererseits erweckt auch er Bedenken, da er 
aus sehr später Zeit stammt. 

Am meisten Vorsicht erfordert sicher Cumberlands Er- 
zählung; Dobson 1 ) nennt ihn mit Recht garrulous; daher die 
ganz romanhaften Zusätze. Er stammt ausserdem aus sehr später 
Zeit, auch traut Cumberland selbst nicht zu viel, wie sein un- 
sicheres as I think beweist. ~ 

So habe ich versucht, das Mass zu bestimmen, in dem wir 
den Einzelnen Glauben schenken dürfen. Nun will ich die ein- 
zelnen Punkte durchgehen und die widersprechenden Aussagen 
auf Grund dieser Bestimmung gegen einander abwägen. 

Dass die Situation (Goldsmith, von Gerichtsdienern be- 
drängt, wagt nicht, das Haus zu verlassen) bei dem Verkaufe 
richtig überliefert ist, ist mit Sicherheit nicht zu bezweifeln; 
sicherlich hat sie Johnson so erzählt. 

Hawkins sagt, Goldsmith habe damals in Canonbury-House 
gewohnt, Cooke in Wine Office Court. Wir werden hier nicht 
einer Aussage vor der anderen den Vorzug geben können, son- 
dern müssen dieselbe als unbestimmt dahingestellt sein lassen. 

Dass Johnson nicht aus dem Hause der Mrs. Piozzi abge- 
holt worden sein kann, war schon dargelegt worden ; wir werden 
Boswell Glauben schenken, da es so auch am natürlichsten ist. 

') Oliver Goldamith, S. 112. 



— 12 — 

Ebenso war schon gezeigt, dass wir in der Frage der Voll- 
endung der Mrs. Piozzi, entgegen der Aussage Boswells, Haw- 
kins' und Cumberlands, Recht geben müssen. 

Nach Cumberland verkaufte Johnson den V. of YV. an 
Dodsley, nach Hawkins und Cooke an Newbery. Diese Aus- 
sagen stehen uns zweifellos höher. 

Nach Boswell und Cumberland erhielt Johnson den Ge- 
samtbetrag, nach Mrs. Piozzi nur einen Teil (some immediate 
relief), ebenso nach Wir John Hawkins (Johnson brought back 
money for Ins relief) und nach Cooke (his friend advanced him 
twenty guincas). Wir stellen sicherlich das Zeugnis dieser drei 
höher (üobson schliesst umgekehrt!). 

Was den Preis betrifft, so ist dieser auf andere Art voll- 
kommen sicher festzustellen. 

Die grösste Schwierigkeit bei der Erklärung dieses Ereig- 
nisses sah man in der Vereinigung mit einer Eintragung, die 
Welsh l ) in dem Rechnungsbuche des Buchdruckers B. Collins, 
aus Salisbury, fand: 

Vicar of Wakefield, 2 vols. 12 mo - l / s rd. B. Collins, Salis- 
bury, bought of Dr. Goldsmith, the author, October 28, 1762. 
21 £. 

Zunächst wurde dadurch die Frage des Preises gelöst (wo- 
bei sofort zu bemerken ist, dass, wie Croker gezeigt hat, an 
guinea statt pound nicht Anstoss zu nehmen ist): der Gesamt- 
preis muss, da '/s des Romans mit 20 £ bezahlt wurde, 60 £ 
betragen haben, wie Boswell auch mehrmals berichtet. Wenn 
Hawkins von 40 £, Cooke von 20 £ spricht, so weist dies klar 
darauf hin, dass der V. of W. in verschiedenen Teilen verkauft 
wurde, was durch Welshs Entdeckung bewiesen wird. 

Nun kommen wir zu der weiteren Frage: wann und wem 
verkaufte Johnson? 

Ich will die einzelnen Hypothesen durchgehen: 

I. Johnsons Verkauf fand vor dem an Collins statt. Diesen 
Standpunkt vertritt vor allem Dobson 2 ). Seine Ausführungen 
haben ihren Angelpunkt in den Worten: Unless Boswell bungled 
terribly in his „exact narration", it is most improbable th&t the 



') A Bookseiler of the last Century, 1885, 
•) Oliver Goldsmith, S. 111 ff. 



— 13 — 

Collins sale preceded the Johnson sale 1 ). Er meint eben, Bos- 
well berichtet, Johnson habe den ganzen V. of W. verkauft; 
das hätte er nicht thun können, wenn schon ein Drittel (an 
Collins) verkauft gewesen wäre. Das ist zweifellos ein richtiger 
Schluss, nur meine ich nach meinen Ausführungen, dass wir 
weder an Boswells Bericht so treu glauben müssen noch dürfen. 
Wir haben gefunden, dass Johnson nur einen Teil des Gesamt- 
betrages erhielt (S. 12), der nach Hawkins 40 £, nach Cooke 
20 £ betrug, also 8 / 8 oder l j% des Gesamtpreises, was sich also 
gut mit dem Drittel des B. Collins verträgt; das macht geradezu 
wahrscheinlich, dass Johnson auch nur einen Teil des Romanes 
verkaufte, und damit ist Dobsons Beweis hinfällig, zum min- 
desten ganz unsicher 2 ). 

Dobson meint daher, the arrest habe sich im Jahre 1762 
in Wine Office Court ereignet. Er stützt seine Ansicht dadurch, 
dass er auf Cooke hinweist, der dies Ereignis dorthin verlegt — 
eine ziemlich schwache Stütze, da andere, denen wir ebenso 
trauen, anders aussagen, und indem er sagt: it is more likely 
that Johnson, close at hand in Inner Temple Lane, would come 
to Wine Office Court than to Islington 8 ). Das ist zweifellos 
wahr; aber Goldsmith hat ja auch zu anderen Zeiten zwischen 
1762 und 1764 nicht in Islington, Johnson nahe, gewohnt. 

Somit hat Dobson weder die entgegengesetzte Meinung zu 
widerlegen, noch die seinige durch gute Wahrscheinlichkeits- 
gründe zu stützen vermocht. 

Leslie Stephen *) folgt durchaus Dobsons Meinung, sodass 
ich auf ihn nicht einzugehen brauch. 

II. Johnson verkaufte, nachdem schon ein Drittel an Collins 
verkauft war. Diese Ansicht vertritt W. Moy Thomas 6 ). 

»TÖliver Goldsmith, S. 115. 

2 ) Dobson fährt dann fort: Bat, if, on the other hand, the Johnson 
sale came before the Collins sale, the not unreasonable explanation would be, 
that Johnson, called in, as he says, to G-oldsmith's aid, went to Newbery or 
Strahan (der dritte Teilhaber am V. of W.), settled upon the price of the ma- 
nuscript, and procured for Goldsmith „immediate relief" in the shape of an 
advance for one or two shares. Hier verlässt also Dobson plötzlich unlogisch 
seine frühere Autorität Boswell selbst ! 

3 ) Oliver Goldsmith, S. 115. 

4 ) Dictionary of National Biography, Vol. XXII. 
6 ) Athenaeum, 1885. II, S. 808. 



— 14 — 

Er glaubt nicht so fest an Boswell. Er hält es für mög- 
lich, dass Johnson, seiner Aussage entgegen, nur einen Teil, 
nicht das Ganze verkauft habe, sodass also schon ein Teil ver- 
kauft sein konnte. Er glaubt sogar, dass Johnson vom Hause 
der Mrs. Piozzi zu Goldsmith geholt sein mag, was sicherlich 
falsch ist ! ). Wahrscheinlichkeitsgründe hat er garnicht, da auch 
dieser fällt; alles, was er behauptet, ist möglich (mit Ausnahme 
dieses einen Punktes natürlich), aber nicht mehr. 

Als Ergebnis der Besprechung beider Behauptungen haben 
wir also : es besteht sowohl die Möglichkeit, dass Johnsons Ver- 
kauf vor dem an Collins stattgefunden hat, als auch nach ihm. 
Sicher ist nur (vgl. S. 9), dass er vor Ende 1764 sich ereignete, 
also zwischen etwa 1761 (weiter wird man schwerlich zurück- 
gehen dürfen) und Ende 1764. 

Damit sind wir natürlich gezwungen, auch wieder auf 
Forsters Auseinandersetzungen einzugehen , der es für sehr 
wahrscheinlich hielt, dass the arrest im Jahre 1764 in Islington 
stattfand. 

Die einzige äussere Mitteilung, die auf das Jahr 1764 
weist, ist die des Dr. Parr, Newbery habe nach Goldsmiths 
Aussage das Manuskript zwei Jahre bei sich behalten, das kann 
natürlich nur so gemeint sein: nachdem der V. of W. beendet 
war. Da aber zur Zeit des 'arrest' dieses nicht der Fall war, 
so kann diese Mitteilung hier garnicht in Betracht kommen, 
wenigstens nur, wie schon Johnsons zweiter Bericht 2 ), als ter- 
minus ad quem. 

Bevor wir Forsters Gründe selbst untersuchen, will ich 
auf die Frage eingehen: wem verkaufte wohl Johnson diesen 
Teil des V. of W., da sie für die Beurteilung der Ausführungen 
Forsters von Wichtigkeit ist. 

Erschienen ist der Roman bei Francis Newbery. Hawkins 
und Cooke teilen mit, Johnson habe ihn an den älteren New- 
bery verkauft. Von einer Verwechslung wird man unmöglich 
sprechen können; beide wussten wohl ganz sicher von den zwei 
Newberys, beidemal ist das Ereignis zum Lobe des wohlwollen- 
den älteren Newbery erzählt, also er gerade betont. Dazu 



') Athenäum, 1885. II. S. 885. 
') Boswell, Life of Johnson, S. 851 . 



— 15 — 

kommt noch, dass Goldsmith gerade im V. of W. Newbery ein 
Denkmal gesetzt hat; auch das lässt vermuten, dass Newbery 
zu dem Werke in näherer Verbindung stand. So sprechen viele 
Gründe dafür und machen es recht wahrscheinlich, dass Johnson 
den Teil des V. of W. an den älteren Newbery verkaufte, und 
dass dieser ihn dann später, wie es oftmals unter den beiden 
Newberys vorkam, an seinen Neffen übertrug. 

Damit fiele aber schon eine Hauptstütze Porsters. Er 
glaubt, eine Entfremdung zwischen Goldsmith und Newbery 
feststellen zu können, eben weil er das Manuskript nicht an ihn, 
sondern an seinen Neffen verkaufte, und glaubt, dass eine solche 
Entfremdung zwischen beiden wirklich im Jahre 1764 einge- 
treten ist, als er mit Dodsley in Verbindung trat. Aber es ist 
wohl zu beachten, dass Goldsmith doch auch in dieser Zeit un- 
unterbrochen mit Newbery in Verbindung blieb, dass dieser ihm 
auch ferner Geld lieh, wie Quittungen beweisen. So steht 
Forsters Behauptung, dass wirklich damals eine Entfremdung 
bestanden hat, doch auf recht schwachen Füssen. 

Und wenn wieder diese Entfremdung nicht bestand, warum 
wandte sich Goldsmith, da er doch Newbery so nahe wohnte, 
nicht direkt an ihn, der stets so freundlich beistand? 

Ist es nicht höchst unwahrscheinlich, dass Goldsmith John- 
son nach dem entfernten Islington holen Hess? *) 

Und ist es wahrscheinlich, dass Mrs. Fleming, die, wie 
Forster selbst nachweist, sich ungemein freundlich gegen Gold- 
smith zeigte, so hart gegen ihn vorging? 

Forster sagt, gerade damals habe Goldsmith überaus be- 
scheiden gelebt, und schliesst daraus, dass seine Vermögensver- 
hältnisse wenig glänzend waren; zieht man aber die Summe in 
diesen Rechnungen, die er abdruckt, so sieht man, dass er da- 
mals fast ganz genau eben so viel im Durchschnitt ausgab wie 
in anderen Zeiten. 

So bleibt schliesslich nur die eine unbezahlte Rechnung an 
Mrs. Fleming in den Sommermonaten 1764 übrig — eine sicher- 
lich sehr unsichere Stütze, denn daran war bei Goldsmith nie- 
mals grosser Mangel. 



') Hierauf weist auch Dobson, Oliver Goldsmith, S. 115. 



— 16 — 

So sprechen auch gegeu Forsters Ausführungen gewichtige 
Gründe und machen sie sogar äusserst unwahrscheinlich. Es ist 
viel eher anzunehmen, dass das Ereignis in der Stadt selbst 
stattgefunden hat, vielleicht in Wine Office Court, vielleicht aber 
erst im Anfang des Jahres 1764, zu welcher Zeit er auch nicht 
in Islington war (in dieser Zeit muss es Goldsmith recht 
schlecht gegangen sein, da er aus Grays Gasthaus, wo er vor- 
übergehend wohnte, Dodsley dringend um eine Unterstützung 
bat). Aber auch selbst in der Zeit zwischen 1762 und 64 hätte 
sich 'the arrest' ereignen können, da Goldsmith damals sicherlich 
nicht beständig in Islington war. Es aber genauer zu datieren, 
wie bisher Alle versucht haben, ist, meiner Überzeugung nach, auch 
nur mit annähernder Wahrscheinlichkeit unmöglich. 

Unser Ergebnis über 'the arrest' ist demnach: 'the arrest' 
hat sich in der Zeit zwischen 1761 und etwa Mitte 1764 zuge- 
tragen, jedenfalls in der Stadt unmittelbar. Johnson wurde aus 
seiner Wohnung zu Goldsmith geholt und verkaufte wohl zwei 
Drittel des V. of W. an John Newbery für 40 £. 



1? - 



II. Abschnitt. 



Innere Entstehungsgeschichte. 



I, Kapitel. 

Die Grundfabel und ihre Quellen. 

Der Inhalt des Vicar of Wakefield, in wenigen Worten 
dargelegt, ist folgender: ein frommer Geistlicher wird mit seiner 
Familie von vielen Unglücksfällen betroffen, aber nicht durch sie 
niedergeworfen und kommt am Ende doch zum Siege. Die Ähn- 
lichkeit mit dem Geschicke Hiobs ist offenbar, worauf schon 
Black *) und Stoddard 2 ) hinwiesen. 

Von diesem Gesichtspunkte aus will ich die Fabel betrach- 
ten, das heisst, die einzelnen Unglücksschläge, die den Vicar 
und seine Familie treffen, dann die Lösung alles Unglücks, ohne 
hier auf einzelne für die Entwicklung dieser Handlung unwich- 
tige Ereignisse oder auf die Personen selbst und ihre Charaktere 
einzugehen, die später behandelt werden. Jeden dieser Unglücks- 
fälle will ich für sich betrachten, in seiner Entstehung, Ent- 
wicklung und in seinen Folgen, soweit der Roman darüber be- 
richtet. 

1. Der erste Schlag ist der Verlust des Vermögens. 

Ich möchte zunächst die Frage stellen, wozu hat Gold- 
smith dieses Motiv eingeführt, d. h. die Familie im Anfange 
reich dargestellt? Nur in zwei Punkten ist es für die Fabel 
hernach von Wichtigkeit: einerseits in der Liebesgeschichte von 



') William Black, Goldsmith (E. M. 0. L.), S. 87. 

2 ) Stoddard, The Evolution of the ßnglish Novel, S. 48. 



- 18 — 

George und Arabella Wilmot. George ist ein Nebenbuhler für 
Thornhill, weil er schon mit Arabella verlobt war, ohne Reich- 
tum wäre es aber bei einem Vater wie Mr. Wilmot niemals zur 
Verlobung gekommen. Doch wir sehen aus der Fabel von Fiel- 
dings Tom Jones, die genau die gleiche Sachlage zeigt und 
Goldsmith zum Vorbilde gedient hat, dass genau derselbe Conflikt 
ohne eine Verlobung hätte herbeigeführt werden können (Tom 
Jones ist nicht mit Miss Western verlobt). Also dieses wird 
Goldsmith sicher nicht veranlasst haben, das Motiv — dass der 
Vicar einstmals reich gewesen ist -- neu einzuführen. 

Der andere Punkt, in dem dieser frühere Reichtum später 
wichtig ist, ist der: der Vicar hat viel zu thun, die Familie an 
die geringeren Ansprüche, ihrer ärmlicheren Lage entsprechend, 
zu gewöhnen, die Familie trotz diesem äusseren Unglück 
wieder zu innerem Glück zu führen. 

Hierfür haben wir nun aber ein Vorbild in einer Erzählung 
des Spectator, No. 375, vom 10. Mai 1712 (dem Vorbilde für 
Richardsons Pamela). Auch hier verliert ein vornehmer Bürger 
sein grosses Vermögen, und es ist ganz besonders darauf Ge- 
wicht gelegt, wie er und seine Frau sich den neuen Umständen 
anzupassen suchen (Goldsmith konnte sehr leicht schon dadurch 
auf die Erzählung aufmerksam werden, weil sie viele Ähnlich- 
keiten mit einem Conflikt des V. of W. hat). Also dasselbe 
Motiv — Verlust des Vermögens, — die gleiche Wirkung, und 
so ist es wohl anzunehmen, dass Goldsmith zu diesem Motiv, 
das sonst so bedeutungslos für den ganzen Roman ist, durch 
diese Erzählung des Spectator angeregt wurde. 

Goldsmith hat dieses Motiv nun durchaus nicht roh über- 
nommen; wir sahen schon, wie er es für die Liebe zwischen 
George und Arabella ausnutzt; die Versuche des Vicars, den 
Stolz seiner Angehörigen herabzudrücken, führen zu den ergötz- 
lichsten Scenen (Ende des Chapter IV und des Chapter VI), 
und durch diese vielfachen Versuche und Lehren erkennen wir 
recht den durch reiche Lebenserfahrung abgeklärten Sinn des 
Vicars. 

2. Der zweite Unglücksschlag ist : die älteste Tochter Olivia 
wird von einem jungen Adligen, Thornhill, entführt. 



— 19 — 

Wir haben auf der einen Seite das unschuldige, arme 
Mädchen, auf der andern Seite den verwegenen, verdorbenen 
Squire, der jene zu verführen sucht — das Motiv, das zuerst in 
der erwähnten Erzählung des Spectator erscheint, unsterblich 
aber durch Richardson in seiner Pamela geworden ist. Doch 
sei es, dass Goldsmith seinem Vorbilde nicht allzusehr folgen 
wollte : der Standesunterschied, das kühne Hinwegsetzen über 
alte Vorurteile wird nicht mehr betont, und damit ist der eigent- 
liche Kern von Pamela gefallen. Nur das äusserliche Gerüst, 
die Zusammenstellung der Personen, ist geblieben, und nur hin 
und wieder werden wir an den alten Kern erinnert, so wenn 
Thornhill, wie Lord B — in Pamela, völlig sicher seines Erfolges 
auftritt (Chapter V). Im übrigen stehen sie gleichwertig einan- 
der gegenüber, wie Lovelace und Clarissa in Richardsons Cla- 
rissa Harlowe, und dem Conilikte dieses Romans hat denn auch 
Goldsmith den seinigen durchaus nachgebildet und nur soweit 
verändert, wie es die veränderte Sachlage erfordert. Fischer *) 
hat die übereinstimmenden Punkte aufgezählt, ich will versuchen, 
Goldsmiths Handlung aus jener abzuleiten. 

Bei Richardson bedrohen die Eltern Clarissa mit einer 
Zwangsheirat, Lovelace hat nicht Zutritt zu ihr. Will er daher 
seinen Plan durchsetzen, muss er sie zunächst von ihren Eltern 
entfernen, die Flucht oder Entführung geht also voraus. Nun 
erst kann er oder sein Helfershelfer auf sie persönlich einwirken, 
nun erst kann er seine heimtückischen Mittel (die Einwirkung 
der Lady Betty Lawrence und Miss Montague) anwenden, um 
sie ganz in seine Gewalt zu bekommen. 

Anders bei Goldsmith: hier, bei einem Manne wie Primrose, 
musste natürlich das Motiv der Zwangsheirat in der Form wie 
in Clarissa Harlowe fortfallen; Olivia konnte nicht zu Thornhill 
in irgend ein Verhältnis treten* weil sie bei ihm Schutz sucht 
(wie Clarissa), sondern sie muss es ganz freiwillig thun, sie muss 
ihn lieben (dass hier noch Pamela vorschwebt, wie Fischer 2 ) 
meint, ist daher durchaus nicht anzunehmen). So verhält es 
sich auch in der That bei Goldsmith. Thornhill muss be- 
ständig ungehindert mit Olivia zusammenkommen können. So 

1 ) Willy Fischer, Goldsmiths Vicar of Wakefield. Anglia, Band XXV, 
S. 129 ff. m 

2 ) Fischer, a. a. 0. 



— 20 — 

kann von einer Flacht natürlich noch keine Rede sein; warum 
sollte Olivia fliehen? Der erste Teil bei Goldsmith muss also 
dem zweiten bei Richardson entsprechen, in dem Lovelace oder 
seine Helfershelfer auf Clarissa einwirken. Dementsprechend 
wendet Thornhill schon hier seine niedrigen, versteckten Mittel 
an, um Olivia völlig in seine Gewalt zu bekommen. Dazu führt 
Thornhill angeblich Verwandte, Lady Blarney und Miss Carolina 
Wilelmina Amelia Skeggs, bei dem Vicar ein, äusserlich sehr 
feine, vornehme ladies, die über Tliornhills freie Redeweise sehr 
entrüstet sind, aber selbst versehentlich ein paar recht gewöhn- 
liche Redensarten gebrauchen und so beinahe in ihrer wahren 
Gestalt erkannt werden. Das Ziel ist, sie sollen Olivia und 
Sophia nach London bringen, damit Thornhill dort seinen Zweck 
erreichen kann. Das Motiv ist ganz genau von Richardson 
übernommen (vgl. Fischer, S. 146, bez. Clarissa Harlowe, Vol. V. 
Letter LXIII — LXV). Wie bei Richardson, misslingt auch 
hier der Versuch, doch ist die Art ganz verschieden ; hier greift 
Burchell ein, eine Gestalt, die Richardson garnicht hat, und auf 
sehr geschickte Art benutzt Goldsmith dies Eingreifen Burchells, 
das der Vicar missversteht, um ihn auf lange Zeit vom Hause 
des Vicars zu entfernen, da es sonst schon früher zur Lösung 
hätte kommen müssen. 

Sollte nun noch die Flucht eingeführt werden, so musste 
es Goldsmith doch irgendwie zur Zwangsheirat kommen lassen, 
einen Rivalen einführen, vor dem dann Olivia fliehen kann — 
sicherlich hier eine sehr schwierige Aufgabe, die aber Goldsmith 
ungemein geschickt gelöst hat. 

Er benutzt dazu Deborah. Wie es vortrefflich zu ihrem 
hausmütterlich-praktischen Sinn passt, versucht sie, ihrer Tochter 
einen Gatten — Thornhill — zu verschaffen. Zunächst will sie 
ihn nur zur Aussprache treiben. So hatte man versucht, Lovelace 
zu einer Erklärung gegenüber Arabella Harlowe zu veranlassen. 
Man gab ihm Gelegenheit, aber er war zu bashful. Diese 
kurzen Andeutungen hat Goldsmith zu so ergötzlichen Scenen 
ausgearbeitet (Chapter XVI), deren Wurzel aber sicher bei 
Richardson liegen (auch bei Thornhill vermutet man, bashfulness 
hindere ihn an der Aussprache). 



— 21 — 

Nun greift Deborah zu einem kräftigeren Mittel, das her- 
nach so verhängnisvoll wird; sie führt einen Rivalen ein, den 
rechtschaffenen, stillen und zurückhaltenden farmer Williams. 
Dieser muss nun verhängnisvoll werden, wie Mr. Sohnes für 
Clarissa. Dazu benutzt Goldsmith die Ehrenhaftigkeit des Vicars. 
(Man beachte : Die Einführung des Rivalen war durchaus be- 
gründet durch den Charakter Deborahs, sie entspricht ihrem 
vorsorglichen Sinn; verhängnisvoll wird dieses Mittel durch den 
Charakter des Vicars. Wie ungemein geschickt weiss Goldsmith 
das fremde Motiv in den Roman hineinzuflechten!). Da dem 
farmer solche Aussichten auf eine Verbindung mit Olivia gemacht 
sind, lässt der so rechtschaffen denkende Vicar sich versprechen, 
dass diese auch erfüllt werden, falls Thornhill sich nicht bis zu 
einem bestimmten Tage ausspricht. Zu diesem Versprechen hätte 
sich natürlich Olivia nicht bewegen lassen, wenn sie gegen Wil- 
liams eine direkte Abneigung verspürt hätte, wie Clarissa gegen 
Mr. Solmes. Deshalb erscheint farmer Williams in einer liebens- 
würdigeren Gestalt als dieser. — Thornhill spricht sich natürlich 
nicht aus. und so ist es Goldsmith gelungen, einen gefährlichen 
Rivalen einzuführen, ja Olivia als gezwungen darzustellen, diesen 
Rivalen zu heiraten, ohne dass Primrose, wie Clarissas Eltern, 
in irgendwie schlechtem Lichte erscheint, im Gegenteil, Primrose 
wird dadurch noch gehoben x ). 

Nun kann Goldsmith es wirklich zur Flucht, halb Ent- 
führung — genau wie in der Clarissa, unter genau gleichen 
Verhältnissen — , kommen lassen. Wie Clarissa zuletzt noch 
vor der Flucht zurückschreckt, so auch Olivia, doch der Ver- 
führer siegt. 

Thornhill hat nun Olivia völlig in seiner Gewalt, denn sie 
liebt ihn innig (das war nicht der Fall bei Clarissa, dort mussten 
Lovelaces Verführungsbesuche nach der Flucht beginnen, hier 
bildet die Flucht aber den Beschluss. das Ziel!). Will Thorn- 
hill sie aber ganz besitzen, so ist es bei einer Tochter Primroses 
klar, dass es, wenigstens ihrer Meinung nach, rechtlich geschieht. 
Deshalb lässt sich Thornhill mit ihr trauen, allerdings von einem 

M Farmer Williams nimmt also genau die Stellung ein, die Mr. Solmes 
in Clarissa inne hat. Nicht im Geringsten lässt sich aber seine Rolle mit der 
des parson William in Pamela vergleichen, wie Fischer meint. (S. 145). 



— 22 — 

falschen Priester. Dieses Motiv ist aus Richardsons Pamela über- 
nommen, wo diese Scheintrauung nicht ausgeführt, aber wohl 
geplant wird; denn Pamela wird rechzeitig gewarnt (Vol. I, 
S. 253 : he will marry you. You may expect a parson, for this 
purpose, in a few days; but it is a sly artful fellow of a broken 
attorney, that he has hired to personate a minister, und S. 305 : 
You must know, then, my Pamela, that I had actually formed 
such a project). 

Nachdem Thornhill so sein Ziel erreicht hat, bringt er Oli- 
via to two unhappy women more, whom, like me. he had de- 
ceived, die Sally und Polly der Clarissa. Nur ist der Zweck 
ein anderer, Thornhill will Olivia nur unterbringen, Lovelace 
aber will Clarissa noch durch sie überwinden lassen. 

Olivia erkennt nun, wie Clarissa, den wahren Charakter 
ihres vermeintlichen Gatten; sie verlässt ihn. ohne Widerspruch 
von Seiten Thornhills, denn er hat ja schon erreicht, was er 
wollte, während Lovelace sich dem natürlich widersetzt. Mit 
Recht weist Fischer darauf hin (S. 147), dass „das langsame 
Hinsiechen Oliviens ähnlich geschildert wird, wie das Clarissens". 

Im Ganzen genommen ist also die Geschichte Olivias eine 
überaus geschickte Umbildung der Geschichte Clarissas, eine 
Anpassung dieser an die gegebenen Voraussetzungen, an die 
Primrosesche Familie, wodurch ein völliges Umkehren der ein- 
zelnen Geschehnisse nötig wurde. Das Geschickteste aber ist, 
dass Goldsmith die Entwicklung seiner Geschichte unmittelbar 
durch die Charaktere seiner Personen eintreten lässt: nur eine 
Deborah konnte auf den Gedanken kommen, einen Rivalen ein- 
zuführen, um Thornhill zur Aussprache zu bewegen; nur durch 
die strenge Ehrenhaftigkeit des Vicars konnte dieses Mittel ver- 
hängnisvoll werden ; niemals wäre unter genau den gleichen Ver- 
hältnissen eine Clarissa geflohen, dazu bedurfte es der etwas 
leichten Olivia. — Wenn Fischer x ) meint, Goldsmiths Umar- 
beitung mit dem Worte: ein guter Auszug aus der Clarissa cha- 
rakterisieren zu können, so heisst das also, alles selbständige 
völlig übersehen. 

3. Bei der Heimkehr findet der Vicar sein Haus in Flammen. 



*) W, Fischer, a. a. 0. S. 147, 



— 23 — 

Ein Vorbild hierfür ist mir nicht bekannt. Die Einführung 
dieses Motivs wurde durch das folgende erforderlich : Primrose 
kommt ins Gefängnis, weil er Schulden nicht bezahlen kann ; er 
muss also völlig mittellos sein. (Auch Hiob verliert allen äusseren 
Besitz.) 

4, Primrose wird ins Gefängnis geworfen. 

Thornhill hat Primrose Geld geliehen. Er benutzt dies 
später, sobald der Vicar seinen Absichten entgegentritt, und 
lässt ihn der Schulden wegen ins Gefängnis werfen. Alle Bitten, 
milder zu verfahren, lehnt er ab, mit der Begründung, nun sei 
es zu spät, er habe schon alles seinem Advokaten übergeben. 

Dieses Motiv stammt wieder aus Ricbardsons Pamela. Ge- 
nau so verfährt Lord B— gegen Williams, der ihn auch in 
seinen Absichten hindern will. For I have ordered Mr. Shorter, 
mj attorney, to throw hini instantly into goal, on an action of 
debt, for money he has had of me, which I had intended never 
to carry to account against him. 

In der Schilderung des Gefängnisses ist wohl Fielding mit 
seinem Romane 'AmeHa' vorbildlich gewesen. Mr. Booth, wie 
Primrose, erwähnt the garnish, das beim Eintritt zu entrichten 
ist. Beide erwarten, Trauer und Reue bei den Gefangenen zu 
sehen, finden aber laughing, singing, riot, profaneness. Beide 
finden dort im Gefängnis einen Mann, der sich ihrer, die an 
diesem Platze so unerfahren sind, annimmt, dort Robinson, hier 
Jenkinson ; jener will Mr. Booth noch betrügen, Jenkinson hat 
Primrose schon betrogen (beide erweisen sich aber zuletzt als 
gute Freunde und tragen wesentlich zur Klärung des Betruges bei). 

Für Primroses Leben im Gefängnis hat Goldsmith, wie 
Brandl sicherlich mit Recht vermutet, Bunvans Aufenthalt im 
Gefängnis als Vorbild benutzt, aber wohl sicher nur die fast 
sagenhafte Schilderung eifriger Nonkonformisten von seinem Leben 
in Bedford Goal *), in Wahrheit war es wohl kaum so schlimm; 
in seinen eigenen Schriften geht Bunyan auf das Leben im Ge- 
fängnis nur sehr wenig ein, aber das Wenige lässt es in besserem 
Lichte erscheinen. In jenen Schilderungen aber wurde von den 
dumpfen Gefängnisräumen erzählt, dort wurde berichtet, wie 
seine Frau mit ihren sechs Kindern Bunyan auf seinem Kranken- 

! ) A. Fremde, Buuyan, S. 81. 



— 24 — 

lager umgaben. Das finden wir genau im V. of W. wieder. 
Wie Bunyan, was sicherlich historisch ist, im Gefängnis seinen 
Mitgefangenen gepredigt hat, so lässt auch Goldsmith Primrose 
im Gefängnis predigen. (Es ist zu beachten, dass Bunyan im 
XVI1L Jahrh. der meist gelesene Schriftsteller war.) 

5. Der fünfte Schicksalsschlag ist die Entführung der 
jüngeren Tochter Sophia. 

Das Vorbild für dieses Motiv und die hier nötigen Verän- 
derungen dieses Vorbildes giebt genau Fischer ! ), den ich eitleren 
will: 'Das wichtigste äussere Ereignis, dass sich zwischen Miss 
Byron und Grandison abspielt, ist folgendes: Miss Byron wird 
von einem vornehmen Liebhaber zweifelhaften sittlichen Charak- 
ters, den sie verachtet, gewaltsam entführt. Während sie in 
einem Wagen fortgeschafft wird, bemüht sich der Entführer, sie 
am Schreien zu verhindern. Da erblickt sie Grandison mit 
seinem Gefährt und ruft laut um Hilfe. Grandison ist sofort 
bereit zu helfen, ein kurzer Kampf entspinnt sich, und Miss 
Byron ist befreit'. — 'Die Rolle des Entführers muss hier na- 
türlich Thornhill spielen, da Goldsmith unmöglich eine neue Per- 
son dafür einführen konnte. Andrerseits darf Thornhill nicht 
persönlich mitwirken, er muss seine Creaturen dazu benutzen, 
weil ja der Befreier Burchell sein Onkel ist und ihn erkennen 
würde, was zu dieser Zeit noch nicht geschehen darf. Im Üb- 
rigen verläuft die Entführung wie im Grandison (XXX). Sophia 
bemüht sich, im Wagen verzweifelt zu schreien, bis sie endlich 
Burchell sieht und ihn anruft. Auch hier wird Widerstand ge- 
leistet, aber bald überwunden'. 

Dieses Motiv der Entführung und Rettung ist also fast 
ganz genau übernommen, doch ist zu beachten, dass es im V. of 
W. sehr im Hintergrunde steht. 

6. Der letzte Unglücksschlag für Primrose ist der: auch 
sein Sohn George wird vom Unglück getroffen, er kommt eben- 
falls ins Gefängnis. 

Die Veranlassung geht weit zurück und liegt in dem Ver- 
hältnis zwischen ihm. Arabella Wilmot und Thornhill. Dieser 

4 

Conflikt ist völlig von Pielding entlehnt, aus seinem Tom Jone«. 



*) W. Fischer, a. a. 0. S. 148 f. 



— 25 — 

Der Vergleich von Goldsmiths Handlung mit der bei Fiel- 
ding und die Ableitung aus ihr ist so klar und erschöpfend von 
Fischer *) gegeben, dass ich, der Vollständigkeit wegen, seine 
Zusammenfassung citieren will: 'George (Tom) liebt die reiche 
Arabella (Sophia), die seine Liebe erwidert. Deren Vater, Wil- 
mot (Western), will George (Tom) nicht, weil er arm ist. Der 
unglückliche Freier geht in die weite Welt. Darauf bewirbt 
sich um das Mädchen Thornhill (ßlifil), der Neffe des Landedel- 
manns Burchell (Allworthy). Er wird unterstützt vom Vater 
Mr. Wilmot (Mr. Western), von der Tante Mrs. Arnold (Mrs. 
Western), schliesslich auch vom Onkel Burchell (Allworthy), der 
des Neffen wahren Charakter nicht kennt. Arabella (Sophia) 
aber liebt ihn nicht, ihre Zuneigung gehört noch immer George 
(Tom). Diese Liebenden treffen einmal bei Gelegenheit eines 
Schauspiels zufällig zusammen, ohne dass ihre Sache dadurch 
gefördert wird. George (Tom) wird bei Kiirchell (Allworthy) 
und Arabella (Sophia) verleumdet. Thornhill (Blifil) versucht, 
ihn ans dem Wege zu räumen. Durch ein Duell, bei dem er über- 
fallen wird, kommt George (Tom) ins Gefängnis, Thornhill (Blifil) 
bringt falsche Zeugen gegen ihn, um ihn sicher loszuwerden, und 
er scheint dem Tode verfallen zu sein. Aber ein Freund [Jenkin- 
son — Nightingale] beweist, dass der im Duell verwundete, der für 
tot ausgegeben wurde, nur wenig verletzt ist. Die Gewandtheit 
Thornhills (Blifils) verzögert die Entdeckung meiner Schurkerei 
eine Zeit lang, schliesslich aber werden Burchell (Allworthy) die 
Augen geöffnet. Er giebt seinen Neffen völlig auf und tritt für 
die Heirat zwischen Arabella (Sophia) und George (Toni] ein, 
mit der dann sofort auch Wilmot (Western) einverstanden ist". 

Fischer ") hat für diese Übernahme nur Worte schärfsten 
Tadels. So sagt er: „Es ist schon undenkbar, dass George, 
dieser gute Sohn, während der Universitätsjahre nie daheim von 
seinem Busenfreunde etwas erzählt hat'' ; er rechnet aus, dass 
Georges Reise zeitlich unmöglich ist -- erinnert das alles nicht 
ein wenig an Gottscheds Forderungen, der sich am liebsten mit 
hervorgezogener Uhr in das Theater gesetzt hätte? Fischer ver- 
langt von Wilmots zukünftiger vierter Gemahlin zu hören - 

*) Fischer, a. a. 0. S. 156 f. 
*) Fischer, a. a. 0. S. 183 ff. 



— 26 — 

freuen wir uns doch, dass Goldsmith sich wenigstens hier weise 
Beschränkung auferlegt hat, ebenso, wenn er den Vergleich 
zwischen Western und Wilmot „für Goldsmith sehr demütigend" 
erklärt und so reichere Charakterisierung Wilmots fordert. Eben- 
so ist die Auflösung der Verlobung zwischen George und Ara- 
bella genau motiviert. Schon durch den heftigen Streit mit 
Primrose w T ar der mürrische Wilmot sufficiently inclined to break 
off the match, die plötzliche Verarmung entscheidet vollends : one 
virtue he had in perfaction, which was prudence, too often the 
only one that is left us at seventy-two. Denn diese Klugheit 
ist offenbar Geiz, hier und nicht erst im Kapitel XXXI er- 
fahren wir davon. So hat auch Fischer die Liebesgeschichte 
zwischen George und Arabella missverstanden. 

Man muss vielmehr auch hier zugeben, dass die Übernahme 
im allgemeinen geschickt vollzogen ist, dass äusserst reizvolle 
Scenen daran angeknüpft sind, dass er bisw r eilen selbständig sehr 
gut motivierte, so w r enn er George schon aus früherer Zeit mit 
Thornhill bekannt sein lässt, wenn er ein Mittel findet, durch das 
Thornhill George bei ßurchell in schlechtes Licht setzt. 

7. Wie Hiob aber nach allem Leiden doch zu seinem 
Rechte, zu Glück kommt, so auch Primrose. Alle Intriguen 
werden gelöst. Vorbildlich ist hier wieder Tom Jones gewesen. 
Die Übeleinstimmungen habe ich schon nach Fischers Aus- 
führungen unter dem vorigen Punkte citiert. Hineinverwoben 
ist gleichzeitig die Auflösung des früheren Confliktes zwischen 
Thornhill und Olivia — es ist. zweifellos, dass hier, wie stets in 
solchen Enthüllungsscenen, die Lebenswahrheit gering ist. 

Bemerken möchte ich noch : Bei Goldsmith findet die Lösung 
im Gefängnis selbst statt, nicht so im Tom Jones. Es ist das 
sicherlich eine wirksame Veränderung. Angeregt mag Goldsmith 
hierzu auch durch Fielding sein; denn Allworthy will zunächst 
Tom Jones auch im Gefängnis aufsuchen, giebt hernach aber 
den Plan auf (Book XVIII, Chapter V : Shall we pay a Visit 
to your friend? I promise you it is not the first visit I have 
made in prison). Goldsmith, der eine starke Begabung für das 
Lustspiel besass, mag diese Anregung ergriffen und daraufhin 
jene Lösungsscene geschaffen haben, die, ungleich dramatischer 
als bei Fielding, wohl den Schluss eines Lustspiels bilden könnte. 



— 27 — 

Wir sind am Schlüsse dieser Betrachtung, doch haben wir 
bisher nur jede Handlung für sich verfolgt. Aber nicht getrennt 
laufen die verschiedenen Handlungen nebeneinander her. Gold- 
smith hat Verschmelzungen der Personen vorgenommen, überall 
treten Wechselbeziehungen und Wechselwirkungen zwischen diesen 
Fabeln ein. Unbedingt ist hier zuzugeben, dass Goldsmith eine 
völlige Auflösung der Schwierigkeiten nicht gelungen ist. Inner- 
halb der Geschichte ganz unverständliche Widersprüche sind 
stehen geblieben. Es wäre unnötig, sie aufzuzählen, sie sind 
immer bemerkt worden. Fischers Arbeit hat das grosse Ver- 
dienst gezeigt zu haben, wie dieselben entstehen konnten : durch 
das Übernehmen mehrerer fremder Handlungen; das war Gold- 
smiths Unglück. Aus ebenderselben Quelle tiiessen die mannig- 
fachen Unwahrscheinlichkeiten. Dass Grandion Miss Byron bei 
der Entführung trifft und rettet, erregt kein Befremden, weil 
Grandison noch nicht im Romane eine Bolle spielt; wohl aber i^t 
es unwahrscheinlich, dass gerade Burchell, den wir schon längst 
als Sophias Liebhaber kennen, diese treffen und befreien muss. 

Wie alles dies zu betrachten ist, soll in einer zusammen- 
fassenden Darstellung der Entstehungsgeschichte (Kapitel VI11) 
dargelegt werden. 



II. Kapitel. 

Zwei angebliche Hauptquellen. 

In diesem Kapitel seien zwei Erzählungen behandelt, die 
beide im British Magazine erschienen sind, und die man als Quelien 
zu Goldsmiths Vicar of Wakefield ausgegeben hat. Nicht das 
Vorbild zu einem Motive im Romane sollen diese Erzählungen 
sein, sie sollen den völligen Keim des Romans enthalten, der nur 
durch Ausweiten dieser Vorbilder entstanden sei. Deshalb (und 
aus dem weiteren Grunde, weil sie für die Erklärung der Fabel 
nicht in Betracht kommen) sei diese Frage hier in einem beson- 
deren Kapitel erörtert. 



— 28 — 

Schon früh wurde man auf die erste Erzählung, The 
History of Miss Stanton, aufmerksam. Sie war, wie schon er- 
wähnt, im British Magazine, Juli 1760 erschienen. Da Gold- 
smith in jener Zeit vielfach für diese Zeitschrift geschrieben hat, 
tauchte bald die Vermutung auf: ist vielleicht Goldsmith selbst 
der Verfasser? Eine eingehendere Untersuchung hat darüber 
bisher aber noch Niemand vorgenommen. 

Wir haben zwar gefunden, dass Goldsmith den Roman 
1760 schon längst begonnen hatte, doch das entscheidet noch 
nichts; denn wir wissen nicht, wie weit er ihn damals entworfen 
hat. Es wäre also durchaus noch möglich gewesen, dass er 
der Erzählung folgte. 

Da äussere Nachrichten völlig fehlen, so müssen wir eine 
Entscheidung durch innere Gründe versuchen. Betrachten wir 
zunächst den Inhalt. 

Züge aus Goldsmiths eigenem Leben sind nicht enthalten, 
doch scheint mir die Schilderung des Pfarrers einigen Aufschluss 
zu gewähren. 

Schon oft war in der englischen Litteratur die Gestalt des 
guten Pfarrers gezeichnet worden, von Chaucer, Dryden, Defoe, 
Addison, Richardson, Fielding, Sterne u. s. w. Von allen diesen 
Schilderungen unterscheidet sich die des Pfarrers in The History 
of Miss Stanton in vier Punkten : 

1. Hier wird der gute Pfarrer zum ersten Male durchaus 
in seiner Häuslichkeit dargestellt, als Hausherr und Gastgeber, 
als Vater und Erzieher (Soweit diese Züge schon bei Fielding 
im Joseph Andrews vorkommen, sind sie nur ganz episodisch 
verwandt). 

2. Damit hängt zusammen, dass die Gastfreundlichkeit viel 
stärker als in allen früheren Darstellungen betont wird': He 
every morning sat by the wayside to welcome the passing stranger, 
where he was brought in for the night, and welcomed to a cup 
of cheerful ale, and a glimmering fire. 

3. Er ist nicht nur der Erzieher seiner Kinder, sondern er 
unterrichtet sie auch selbst, er ist ihr Lehrer. 

4. Dabei herrscht ein reges Leben im Hause. Man sitzt 
beim Biere, bespricht die Ereignisse des Tages und erzählt Ge- 
schichten. 



— 20 — 

Das sind die vier Züge, die uns hier neu begegnen, im 
Unterschiede von jenen, aber doch nicht zum allerersten Male; 
denn wenige Monate vor dem Erscheinen von H. of M. St. 
hatte Goldsmith im Letter XXVII von The Citizen of the World 
das Bild eines guten Pfarrers — seines Vaters — gezeichnet, 
und in ihm waren alle diese Zöge enthalten. Auch er ist durch- 
aus als Hausvater geschildert, auch sein Haus ist voll von 
Gästen, auch er undertook to instruct us (seine Kinder) himself. 
und laut hallt bei seinen frohen Erzählungen das Haus vom 
Lachen seiner Zuhörer wieder. 

Es wäre wohl unmöglich anzunehmen, dass der Verfasser 
von The H. of M. St. auf gerade eben diese Züge selbständig 
so kurze Zeit darauf gekommen wäre. Entweder muss er sie 
von Goldsmith entlehnt haben, oder aber wir müssen den gleichen 
Verfasser für beide — Goldsmith — annehmen (Es ist auch 
von Wichtigkeit, dass Goldsmith grossen Wert auf diese Züge 
gelegt hat; bei jeder seiner Schilderungen eines guten Pfarrers — 
in The Traveller, The Vicar of Wakcfield, The Deserted Village 
kehren sie entweder alle oder doch fast alle wieder). 

Nun besteht aber zwischen der Schilderung von Goldsmiths 
Vater und der des Pfarrers in The H. of M. St. ein grosser 
Unterschied. 

Auch jener (im C of the W.) ist wahrhaft wohlthätig und 
gastfreundlich, aber doch liegt ein Zug der Selbstgefälligkeit da- 
rüber, er liebt es, gelobt zu werden, er kann Schmeichler wohl 
um sich vertragen, er liebt lauten Frohsinn und ist erfreut, wenn 
er als jovialer Wirt inmitten all der Fröhlichkeit steht, aber 
auch in ihrem Mittelpunkt. Nichts davon hören wir in der 
kleinen' Erzählung. Da ist es doch stiller und ernster im Hause. 
Und grade eine solche Pfarrersgestalt, in Vielem verwandt mit 
der im C. of the W., Letter XXVII, aber in diesem Punkte 
von ihr unterschieden — ein ernster, stiller Charakter, dabei von 
grOsstem Wohlwollen — ist die zweite, die Goldsmith später 
gezeichnet hat, unmittelbar nach dem Leben : seinen Bruder 
Henry, im Traveller und The Deserted Village. Nicht das laute 
Gelächter der Schmeichler ist hörbar, sondern der gern aufge- 
nommene, arme Gast. 



— 30 — 

kindly bade to stay, 
Sat by his Are, and talked the night away; 

(The Deserted Village, V. 156 f) 

ganz ähnliches hören wir in The H. of M. St. 

Es wäre seltsam, wollte man annehmen, dass ein Dichter 
(der Verfasser von The H. of M. St. also) so viele Züge aus 
der Pfarrersschilderang im C of the W., Letter XXVII, ent- 
nommen hätte, aber den Charakter zufälligerweise in einem Zuge 
(seine Art, sich als Hausherr gegen seine Gäste zu geben, wo- 
durch der ganze Ton im Hause geändert wird; darüber hatte 
noch niemals irgend ein Dichter ein Wort geäussert!) gerade so 
verändert habe, wie ihn Goldsmith später so oft dargestellt hat, 
da er ja solch einen Charakter im Leben vor sich gesehen hatte 
(seinen Bruder Henry). Es wäre das sicher ein seltener Zufall. 
Natürlicher ist jedenfalls die Erklärung, wir haben denselben 
Verfasser: Goldsmith für alle diese Werke anzunehmen, der 
schon einzelne Züge seines Bruders Henry in den Pfarrer der 
Erzählung The H. of M. St. hineinlegte. 

Was den Inhalt der Erzählung sonst betrifft, so muss sicher- 
lich zugegeben werden, dass er recht kunstlos erdacht und ent- 
worfen ist, vor allem der Schluss, in dem sich die Erzählung 
ganz besonders vom V. of W. unterscheidet. Nimmt man Gold- 
smith als Verfasser der Erzählung an, so liesse sich solch eine 
Kunstlosigkeit und Nachlässigkeit recht gut erklären. 

Es ist doch wohl vorauszusetzen, dass Goldsmith, als er 
den Vicar of Wakefield begann, einen ungefähren Plan für die 
Verwicklungen entworfen hatte. Verfasste er nun wirklich im 
Jahre 1760 The H. of M. St., so konnte es sich für ihn im 
wesentlichen wohl nur um einen Auszug handeln, und dass er 
bei einem Auszuge nicht nach künstlerischer Vollendung strebte, 
ist durchaus erklärlich; der konnte ihm, wenn der V. of W. da- 
neben vorlag, keinen Ruhm bringen, wie er auch verzichten 
musste, die Erzählung in die Sammlung seiner Essays aufzu- 
nehmen. Er nahm daher aus dem an Motiven so reichen V. of 
W. das eine der Liebe zwischen Thornhill und Olivia heraus, 
beschränkte alles übrige so viel wie nur möglich (die ganze Fa- 



— 31 — 

milie auf die beiden unbedingt notieren Personen *)) und erfand 
nur einen neuen Schluss (im V. of W. spielt hier ein pranz an- 
deres Motiv herein), der ja an Gewaltsamkeit und Flüchtigkeit 
nichts zu wünschen übrig lässt. 

So Hesse sich also, wenn Goldsmith der Verfasser wäre, 
die Kunstlosigkeit recht gut erklären. 

Es bleibt nun nocli ein zweites Mittel, um über die Autor- 
schaft zu entscheiden : Beobachtung der poetischen Technik und 
des Stils. Zu einem einigermassen sicheren Resultat (soweit bei 
solcher Stilvergleichung überhaupt von Sicherheit die Rede sein 
kann) kann man hier natürlich nur kommen, wenn man einer- 
seits H. of M. St. mit gleichzeitigen Werken aus dem British 
Magazine vergleicht, andererseits mit gleichzeitigen Werken 
Goldsmiths. Jenen Vergleich auszuführen, war mir unmöglich, 
da mir das Material nicht zugänglich war; so musste ich mich 
auf den zweiten beschränken, und zwar habe ich zum Vergleiche 
kleinere Erzählungen aus The Citizen of the World (1760, 1) her- 
angezogen. 

The H. of M. St. beginnt mit der Nennung des Wohnortes. 
Diesen Anfang liebt Goldsmith ungemein: Die Erzählungen von 
Kabul (XV), von Bonbonnin (XLV1II), von Zelis (LX), von 



l ) Ich möchte darauf hinweisen, dass der Verfasser von The iL of M. 
St. sich auch nicht die Mühe gegeben hat, den einleitenden Teil, also das 
eigentümliche Verhältnis zwischen Vater und Tochter und ihr Zusammenleben, 
neu in entwerfen, sondern dass er sich streng an Fieldings Erzählung der 
Miss Bennet von ihrem eigenen lieben in Amelia, Book VII, Cbapter II, ge- 
halten hat. 

Ich führe die Übereinstimmungen an : Ein frommer, armer aber wür- 
diger Pfarrer, der seine Familie verloren hat (Fielding erzählt dies genau, in 
unsrer Erzählung hören wir nichts davon), lebt mit der ihm einzig gebliebenen 
Tochter zusammen, an der er mit treuester Liebe hängt; sie ist his only darl- 
ing, his whole comfort, his all (Ganz ähnlich heisst es in H. of M. St.). He 
committed the whole Charge of his house to my care ( H. of M. St. : and as 
ehe grew up, she took the care of the family under her direction). Learning 
was the chief estate I inherited of my father, in which he had instrueted me 
from my earliest yonth. (H. of M. St.: He undertook to educate her him- 
self, taught his lovely scholar all he knew, and found her sometimes even sur- 
pass her master). So führen sie ein Leben of great tranquillity, I think I 
might aluost say of perfect happiness. (H. of M. St.: A life of such tranquil- 
lity and undisturbed repose seemed a foretaste of that to come). Und nun 
bricht das Verhängnis in beiden Erzählungen herein. 



— 32 — 

Catharina Alexowna (LXLL) , von der indischen Fürstin 
(LXXXVIII), von Takupi (CI), von Alcander und Septimius 
beginnen ebenso. Fast durchgängig finden wir dann sofort Über- 
gang auf die Hauptperson; so in H. of M. St. Bemerkenswert 
ist die Art der Personeneinführung. Goldsmith führt fast nie 
eine Person ein, ohne eine Bemerkung über den Charakter und 
das Äussere zu machen (ganz im Gegensatze zu Fielding z. B., 
der stets erst dann darauf eingeht, wenn es von Bedeutung wird, 
also etwa die Schönheit eines Mädchens erst dann erwähnt, wenn 
sich jemand in sie verliebt). Indem so Goldsmith stets über den 
Charakter seiner Personen unterrichtet, giebt es insofern nur 
selten eine Überraschung bei ihm. Auch der V. of W. beweist 
das; wir wissen schon ganz im Anfang, was für einen Charakter 
Thornhill hat, und sehen voraus, dass es dort zum Conflikt kom- 
men muss. Genau so verfährt der Verfasser von The H. of M. 
St. ; Mr. Stanton, Miss Stauton werden genau geschildert, Daw- 
son wird mit den Worten eingeführt; A travelling rake seldom 
goes to church except with a design of seeing the ladies of 'the 
country (auch hier sehen wir den Conflikt voraus!), und auch 
dann noch wird sein Inneres und Äusseres geschildert. Wie 
stets bei Goldsmith (mit ganz wenigen Ausnahmen) finden wir 
auch in H. of M. St. keine Naturschilderungen. Die Erzählungs- 
weise ist recht straff, Selbstverständliches wird möglichst über- 
sprungen und dies Überspringen mit den Worten begründet: To 
abridge the tediousness of the narrative. Genau diese Straffheit 
begegnet uns in Goldsmiths kleinen Erzählungen ; in Alcander und 
Septimius finden wir zweimal eine ganz ähnliche Rechtfertigung 
der Straffheit: It would bat delay the narrative to describe — 
und: to shorten a long story. Wenige Sentenzen oder allge- 
meine Erfahrungssätze werden nur eingestreut, in H. of M. St. 
zwei, in Zelis einer, in Alcander und Septimius einer; ganz wenige 
lebendige Bilder oder Metapher, in H. of M. St. drei, in Zelis 
zwei, in Catharina Alexowna eine, in Alcander und Septimius 
keine : Personifikationen in H. of M. St. eine, in Zelis keine, in 
Catharina Alexowna zwei, in Alcander und Septimius keine. Im 
Ganzen ist also die Prosa überaus einfach, sowohl in H. of M. 
St. als in Goldsmiths Erzählungen. Das beweist auch der Ge- 
brauch der Adjektiva. Ich habe daraufhin einerseits Zelis, 



— 33 — 

Catharina Alexowna, Alcander und Septimius, andererseits H. of 
M. St. untersucht: Ganz überwiegend ist der Gebrauch der 
determinierenden Adjektiva (dort 75 °,'o im Durchschnitt, in H. 
of M. St. 76 %), der Gebrauch der prägnanten und pleonastischen 
Adjektiva auf beiden Seiten ganz gering, der der schmückenden, 
was sehr beachtenswert ist, genau gleich. 

Wir finden also im Ganzen, die poetische Technik und der 
Stil in H. of M. St. spricht in keinem Punkte dagegen, dass 
Goldsmith der Verfasser dieser Erzählung ist Allerdings mehr 
zu behaupten, wage ich bei der Einseitigkeit dieser Untersuchung 
nicht. 

Fassen wir nun die Ergebnisse dieser ganzen Untersuchung 
zusammen: 

1. Der Inhalt, die Gestaltung des Pfarrers spricht für 
Goldsmiths Autorschaft. 

2. Die deutlich erkennbare Nachlässigkeit und Kunstlosig- 
keit wäre, falls Goldsmith der Verfasser ist, sehr gut erklärbar. 
IDobson 1 ) will daraufhin grade Goldsmith die Autorschaft ab- 
sprechen). 

8. Stil und poetische Technik sprechen in keinem Punkte 
gegen Goldsmiths Verfasserschaft. 

Somit können wir wohl für ziemlich wahrscheinlich halten, 
dass Goldsmith wirklich der Verfasser von The H. of M. St. ist 2 ). 

Auf die zweite angebliche Quelle wies zum ersten Male 
hin P. W. Arnes, The supposed source of the Vicar of Wake- 
Held, and its treatinent by Zschokke and Goldsmith 3 ). Es han- 
delt sich hier wieder um eine Erzählung des British Magazine : 
The Journal of a Wiltshire Curate, doch ist sie erst im Jahre 

l ) Oliver Goldsmith, S. 76 f.' 

*) Hinweisen möchte ich schliesslich auch noch darauf, dass die Er- 
z&hlung der Zelis von ihrem eigenen Leben, in Citizen of the World, Letter 
LX (etwa einen Monat nach The History of Miss Stanton erschienen), auf- 
fallende Ähnlichkeiten mit jener Erzählung besitzt, die ganz offenbar wieder 
für diese Quelle gewesen ist. Lässt es sich wohl denken, dass ein Schrift- 
steller in einer kleinen Erzählung (auch The Citizen of the World erschien 
in kleinen Abschnitten in einer Zeitschrift, in Public Ledger) einer ganz 
kürzlich erschienenen, auch ganz wenig umfangreichen Erzählung eines anderen 
Schriftstellers so sklavisch folgen wird, wie es hier der Fall ist? Dagegen 
wissen wir wohl, dass Goldsmith sich selbst oftmals wiederholte. 

*) Transactions of the Royal Society of Literat nie. See. Series. Vol. XIX. 

3 



— u — 

1766 erschienen, und es ist daher geradezu unverständlich, wie der 
Verfasser, ohne ein Wort über die Jahreszahl zu verlieren, seine 
Ansicht, die sich nur auf die auffallenden Übereinstimmungen 
gründet, dahin zusammenfassen kann, dass diese Erzählung pre- 
sumably the nucleus of Goldsmith's story sei. Selbstverständlich 
ist, dass es sich so nur dann verhalten kann, wenn es sich hier 
um ein wirkliches Journal aus früherer Zeit handelt. Ob das 
Arnes annimmt, ist nicht ersichtlich. Das ist aber sehr unwahr- 
scheinlich. Es wäre sicherlich bemerkt worden, die Tage wären 
genauer bezeichnet als durch blossen Namen der Wochentage, 
und auch die Wahrscheinlichkeit der Erzählung ist recht gering. 
Da nun diese Erzählung erst im Dezember 1766, also etwa 
dreiviertel Jahr nach dem V. of W. veröffentlicht ist, Goldsmith 
selbst aber in jener Zeit nicht Kssays für Zeitschriften schrieb, 
so ist die Erzählung als eine Nachahmung des V. of W. durch irgend 
einen unbekannten Schreiber zu betrachten, als eine Nachahmung 
eines Motives, des Burchell-Motives. Die Tagebuchform war in 
den Wochenschriften jener Zeit sehr beliebt. 



m. Kapitel. 

Lebensanschauungen, die dem Vicar of Wakefield 

zu Grunde liegen. 

1. Ethische Anschauungen. 

Mit der Wiederaufrichtung der Monarchie war im eng, 
lischen Leben ein frivoler Leichtsinn eingerissen — ein Rück- 
schlag des überstrengen Puritanismus. So wie das Leben bietet 
auch die Litteratur am Ende des XVII. Jahrhunderts ein Bild 
sittlicher Verwilderung dar. Erst mit Colliers berühmter Schrift, 
1698, tritt der Umschwung ein. Nun: „Nicht Sitte, Natur und 
Wahrheit sind wie bisher die Geprellten, sondern das Laster, die 
Heuchelei und die Lüge" *). Also auch jetzt noch finden wir 

l ) Hettner, Geschichte der englischen Litteratur von 1660—1770, her- 
aasgeg. von Brandl, Braunschweig, 1894. S. 119. 



— 35 — 

genug des Unsaubem, aber am Schlüsse siegt doch, meist in 
einer grossen Enthüllung»- und Vergeltungsscenc, das Gute, die 
Unschuld. Das ist die Anschauung, die von nun an herrscht: 
die Tugend wird belohnt. Richardson nennt seinen Roman Pamela 
auch 'Virtue Rewarded', Fielding lässt zuletzt Blifll entlarvt, Tom 
Jones belohnt werden, und so sagt Goldsmith: Lot us be inflex- 
ible, and fortune will at last (-hange in nur favour (Chapter XXX). 
So muss der Pfarrer das gestohlene Geld wiedererhalten, Olivia 
doch rechtmässig verheiratet sein, es müssen die treu Liebenden 
vereinigt, Thornhill aber bestraft werden. 

Daneben aber ist doch schon eine höhere Anschauung an- 
gebahnt: Tugend trägt seinen Lohn in sich selbst, sie müsse er- 
füllt werden ohne irgendwelchen Hinblick auf äusseren Gewinn; 
das ist ein Hauptgedanke Goldsmiths. Diese Anschauung seinen 
Kindern einzuprägen, wird der Vicar nicht müde, denn happiness 
and misery rather tho result of prudence than of virtue in this 
life. Temporal evils or felicities being regarded by hcaven as 
things merely in themsclves trifling, and unworthy its care in 
the distribution (Chapter XXVIII), ein Gedanke, der Goldsmith 
sicherlich durch seine Lebenserfahrung sehr sympathisch war, 
den er selbständig aus ihr gezogen haben mag. 

Dieser Gedanke, unser Glück ist unabhängig von allen 
äusseren Umständen, ist sogar noch bedeutend erweitert: je un- 
abhängiger wir von äusseren Umständen sind, um so glücklicher, 
ja um so besser sind wir auch. Diesen Zustand der Unabhängig- 
keit von äusseren Umständen sieht Goldsmith noch am ehesten 
verkörpert bei der von aller Verfeinerung entfernten Landbevöl- 
kerung. Mit unverkennbarer Vorliebe spricht er denn auch von 
ihr: farmer who tilled their grounds, and were equal strangers 
to opulenco and povorty, As they had almost all the convenien- 
ces of life within themsclves, they seldom visited towns or cities, 
in search of superfluity. Remote from the polite, they still re- 
tained the primaßval simplicity of manners, and frugal by habit, 
they scarcely knew that temperance was a virtue (Chapter IV). 
Beständig finden wir daher einen bösen Seitenblick auf die ver- 
derbte Stadt gegenüber dem unschuldigen Leben auf dem Lande. 
Solange die Familie abgeschlossen von jener Welt in ihrer Ein- 
samkeit lebt, geht alles gut. Kaum kommt aber Moses, der 



— 36 — 

Pfarrer selbst auf den Markt einer grossen Stadt, so beginnt der 
Betrug. Der verfeinerte Städter Thornhill bringt unsägliches 
Leid über die Familie (nur Burchell bildet eine Ausnahme). 

Es ist das sicherlich der Ansatz zu dem Gedanken, dessen 
Fortführung Rousseau übernahm. Dass Rousseau damals Gold- 
smith schon bekannt war, ist wohl anzunehmen (in The De- 
serted Village ist der Einfluss dann ganz offenbar), denn die Er- 
regung in dem Johnsonschen Kreise über seine Ideen war 
gross, wie uns Boswell, wenn auch erst aus späterer Zeit, 
berichtet. Aber von einem Einflüsse Rousseaus auf Goldsmith 
hier schon zu sprechen, wäre sicherlich zu viel; denn in dieser 
geringen Schärfe, ohne die gewaltigen Folgerungen, war der 
Gedanke schon längst bei den Engländern ausgesprochen worden; 
ich erinnere nur an Gray, Thomson, der bei den Lappländern 
solch ein Naturleben schildert, das mit Goldsmiths Darstellung 
viel Ähnlichkeit besitzt : ein armes, in der Natur lebendes Volk, 
welches weder pleasure noch ambition kennt: 

They ask no inore than simple Nature gives. 
Darum: Thrice happy race! by poverty secured 
From legal plunder and rapacious power; 
In whom feil interest never yet has sown 
The seeds of vice; whose spotless swains ne'er knew 
Injurious deeds Winter, V. 881 ff. 

Aber auch von einer Abhängigkeit Goldsmiths von Gray 
oder Thomson können wir nicht etwa reden; das ist eben ein 
Gedanke, der in der ganzen Zeit in der Luft lag. 

Noch in zwei anderen Punkten nimmt Goldsmith eine be- 
merkenswerte Stellung ein. 

Einerseits in der Anschauung über die Ehe. Die Anschau- 
ungen darüber in der Restaurationszeit waren der allgemeinen 
sittlichen Verrohung durchaus entsprechend (vgl. Hettner). Auch 
hierin trat mit der Wende des Jahrhunderts ein grosser Um- 
schwung ein, der besonders deutlich in der nüchternen, bürger- 
lichen Prosa erkennbar ist, wie sie in den moralischen Wochen- 
schriften vertreten wurde. Der Wechsel wird recht klar, z. B., 
aus dem Spectator, No. 520, vom 27. Okt. 1712: Mr. Spectator, 
the just value you have expressed for the matrimonial state is 
the reason that I now venture to write to you, without the fear 



— 37 

of being ridiculous. Hier aber wird mit grosser Achtung ge- 
sprochen (vgl. auch No. 500, 522). 

Als einen Nachklang dieser Reaktion gegen die sittenlosen 
Anschauungen darüber in der Restaurationszeit müssen wir die 
Worte Goldsmiths über diesen Punkt auffassen; Goldsmith hat 
aber nicht mehr wie jene eine Kampfstellung einzunehmen 
— jede ernste Absicht ist natürlich bei ihm verschwunden — , 
80 ist bei ihm Alles ins Scherzhafte gewandt. Dass es 
wirklich ein Nachklang ist, beweist die starke Anlehnung an 
einen dieser Aufsätze im Spectator, No. 500, vom 3. Okt. 1712: 
Der Vater betrachtet sich als priest and king. I look upon 
my patriarchal sovereignty; das ist auch Primroses Auffassung. 
Ganz besondere Übereinstimmung zeigen aber die Worte: I look 
upon myself not only as a more useful, but as a much greater 
and happier man than any bachelor in England of my own rank 
and condition. — When I see my little troop before me, I re- 
joiee in the additions which I have made to my species, to my 
country and to my religion. 

Andererseits erscheint Goldsmith als strenger Gegner des 
Duells. Die Ansicht ist Burchell in den Mund gelegt und direkt 
aus Richardsons Grandison übernommen, wie schon gezeigt worden 
ist Dieser Kampf gegen das Duell zieht sich überhaupt durch 
die so gern erziehende bürgerliche Littcratur, man vergleiche 
nur die sehr zahlreichen Stellen im Tatler und Spectator *). 

2. Politisch-soziale Anschauungen. 

In seinen politischen Anschauungen ist Goldsmith (Chapter 
XIX) ein Anhänger des Königtums, mit der Begründung, dass 
unter einem Könige noch die meiste Freiheit herrsche. Mit 
grosser Begeisterung hängt er sogar an dem Könige, und so 
lftsst er Primrose zu George, der in den Krieg zieht, sprechen: 
Remember how thy brave grandfather fought for his sacred king, 
when loyalty among Britons was a virtue (Chapter XXI). 

Am interessantesten sind in seinen Ausführungen über die 
Freiheit der einzelnen Kreise die Worte, die sich auf die mitt- 

! ) Diese Vorliebe für das Lehrhafte scheint yon dort auf Goldsmith 
Überhaupt fibergegangen zu sein, wenn er gegen die Putzsucht oder die Spiel - 
leideneehaft und Spieler ins Feld zieht, ein Thema, das im Tatler und Spec- 
tator uni&hligemal behandelt wird. 



— 38 — 

lere, bürgerliche Schicht des Volkes beziehen: In this middle 
order of mankind are generally to be found all the arts, wisdom 
and virtues of society. This order aJone is known to be the 
true preserver of freedom, and may be called the People. Dieser 
Stolz des Bürgertums hat zum ersten Male seinen Ausdruck bei 
Defoe gefunden, auf einer der ersten Seiten des Robinson Crusoe. 
Durch die Revolution hatte das Volk seine Stärke kennen, sich 
selbst schätzen gelernt. Durch den Tatler, Spectator hatte es 
gesehen, dass es auch ein würdiger Gegenstand für die Kunst 
sei, in Robinson Crusoe und jetzt im V. of W. sehen wir es in 
selbstbewusster Kraft und berechtigtem Stolz. 

Heftig spricht Goldsmith gegen die Gefängnisse, weil sie 
unmenschlich und nicht zweckentsprechend seien, und gegen die 
häufige Anwendung der Todesstrafe, was wir schon oftmals in 
der schönen Litteratur vor Goldsmith finden, so im Rambler 
(20. April 1751), in Joseph Andrews x ). 

3. Anschauungen über die Tierwelt. 

Diese Anschauungen stehen z. T. im engen Zusammen- 
hange mit den S. 35 f. behandelten. Es war ausgeführt worden, 
wie man zu dem Gedanken gekommen war: je näher der Mensch 
dem Naturzustande steht, um so besser ist er. Man geht aber 
noch weiter und schreibt dem Wesen, das noch im Naturzustande 
steht, die höchsten, reinsten Tugenden zu. So sagt Goldsmith 
in Edwin and Angelina, Str. 20: 

And love is still an emptier sound, 

The modern fair-one's jest: 
On earth unseen, or only found 
To warm the turtle's nest. 
Dem entsprechend blickt er auf die Tiere mit warmer Em- 
pfindung und bemitleidet sie, die von Menschen hart gequält und 
getötet werden: 

Str. 6: No flocks that ränge the Valley free, 
To slaughter I condemn; 
Taught by that Power that pities me, 
I learn to pity them, und im Chapter V sagt er über 
den gejagten Hirsch: We had not much time to reflect upon 

') vgl. Dobson, S. 365 f. in seiner Ausgabe des V. of W. 



— 39 — 

the poor animaTs distress. Ja, er geht so weit, den Mörder 
der Tiere geradezu einer Schuld zu zeihen: 
Str. 7: But from the mountain's grassy side 
A guiltless fcast I bring; 
A scrip with herbs and fruit supply'd, 
And water from the spring. 

Beers l ) hat sicherlich recht, wenn er sagt, dass diese 

Auffassung was in the air. Es begegnen uns früher solche 

Äusserungen in der Litteratur nur ganz vereinzelt. Shakspere 

spricht im fünfzigsten Sonett einmal Mitgefühl mit seinem Pferde 

aus: 

The bloody spur cannot provoke him on 

That sometimes anger thrusts into his hide, 

Which heavily he answers with a groan 

More sharp to me than spurring to his side. 

Stärker noch ist es in einer Volksballade ausgesprochen: King 

Henry (Child, I, S. 298): 

whan he slew his berry-brown steed, 

Wow but his heart was sair! und später: 
whan he slew his good gray-hounds, 
Wow but his heart was sair! 

Doch das sind einzelne Stimmen; jetzt aber kehren sie beständig 

wieder. Schon der so kühl und nüchtern (lenkende Pope schrieb 

im Essay on Man, Epistle I: 

The lamb they riot dooms to bleed to-day, 
Had he thy rcason, would he skip and play? 
Plcascd to the last, he crops the flowcry food 
And licks the hand just raised to shcd his blood. 

Thomson hatte gegen jedes Quälen der Tiere geschrieben, 
gegen das Einsperren von Vögeln schon, gegen die Hasenjagd. 
Hogarth stellte als erste Stufe der Verrohung das Quälen von 
Tieren hin und sieht den Menschen von hier aus fortschreiten 
bis zum Morde (in einem seiner Bildercyclen). Fielding spricht 
im Joseph Andrews (III, 6) against the barbarity of worrying 
a poor innocent defencelcss animal out of its lifc, and putting it 
to the extremest torture for diversion. Laurence Sterne wird 



*) H. A. Beers, A History of English Roman ticism in the XVIIIth 
Century. S. 113. 



— 40 — 

nicht müde, sein Mitgefühl für den Esel auszusprechen, und eins 
der schönsten Kapitel im Tristram Shandy stellt Uncle Toby mit 
warmem Gefühle für die Fliege dar. Auch gegen den Gebrauch 
des tierischen Fleisches als Nahrungsmittel hatte schon Thom- 
son geschrieben (wie dann Shelley konsequent zum Vegetarismus 
fortschritt), und wie Goldsmith (Strophe 20) die Tiere mit ihren 
Eigenschaften über die Menschen stellt, so sagt in Fieldings 
Tom Jones the Man of the Hill: There is not an insect, not a 
vegetable, of so low an order in the creation as not to be ho- 
noured with bearing marks of the attributes of its great Creator ; 
marks not only of his power, but of his wisdom and goodness. 
Man alone, the king of this globe, the last and greatest work 
of the Supreme Being, below the sun; man alone has basely 
dishonoured his own nature (Tom Jones, VIII, 15). 

So steht Goldsmith auch mit diesen Gedanken in seiner 
Zeit — wir vernehmen deutlich Vorklänge der Romantik. 



IV. Kapitel. 

Vorbilder für einzelne Personen. 

Die Familie des Vicars und das Familienleben. 

In der Gestaltung der Primroseschen Familie ist deutlich 
zu sehen, wie sich bei Goldsmith zwei Vorbilder in einander 
verschieben: einerseits die eigene Familie, seine Eltern und 
seine Geschwister, andererseits die Familie Adams'. 

Im elterlichen Hause waren sechs Geschwister (wenigstens 
starben die übrigen beiden schon im frühen Alter). Auch Adams 
hat sechs Kinder (Joseph Andrews, Book I, Chapter III), so 
sind auch in Primroses Familie sechs Kinder. Goldsmith hatte 
zwei Schwestern, drei Brüder — genau die gleichen Verhältnisse 
wie bei Primrose. Vergleichen wir das Alter: Catherine geb. 
1721, Henry und Jane geb. 1722 (?), dann Oliver geb. 1728, 
Maurice 1736, Charles 1737 (der früh verstorbene John geb. 
1740). Im Roman ist eine Verschiebung eingetreten. Henry, 



— 41 — 

der wie Adams' Sohn schon in das Leben hinaustritt und auch 
einem gelehrten Berufe gewidmet war, wird wie dieser der 
Älteste der Geschwister; so rücken .Jane und Catherine zu- 
sammen — Olivia, Sophia, die auch Züge von Adams* Tochter 
erhalten. Wie dann im Abstand von sechs und sieben Jahren 
auf George Moses folgt, so hier Oliver auf Henry. Der Alters- 
unterschied zwischen Moses und dem jüngeren der beiden kleinen 
Burschen, Bill, ist 12 Jahr — ungefähr wieder das gleiche Ver- 
hältnis, wie in Goldsmiths Familie, denkt man an den verstorbe- 
nen Bruder John gerade das gleiche. So fielen diese äusserlich 
wieder mit Adams' jüngstem Sohn zusammen, von dem der eine 
sogar den Namen erhält. Wir sehen also: Primroses Familie 
entspricht fast genau Goldsmiths Familie. Zufällig entspricht 
dieser ebenfalls fast genau Adams' Familie in der Gruppierung 
(soweit die Mitglieder hervortreten); wo Abweichungen vorhan- 
den sind, richtet sich Goldsmith nach Fielding. 

Bedeutsam ist aber zwischen beiden Schilderungen der 
Unterschied: Fieldings ist nur episodisch, bei Goldsmith steht sie 
im Mittelpunkte. So ist der Vicar durchaus vorwiegend 
inmitten seiner Familie dargestellt, Adams ist dagegen ganz 
überwiegend der in der Welt wirkende Pfarrer, nur einen flüch- 
tigen Blick werfen wir in die Familie. Wie kommt Goldsmith 
zu dieser Veränderung? welchen Anlass hat er dazu? 

In der Litteratur vor Goldsmith finden wir für eine solche 
Darstellung des Pfarrers nirgends ein Vorbild; als Veranlassung, 
den Pfarrer so überwiegend als Familienvater aufzufassen, wer- 
den wir sicher eine Jugenderinnerung betrachten müssen. So, 
im Kreise der Familie, fern von der Welt und ihr fremd, hatte 
er seinen Vater, seinen Bruder vor Augen, so liebte er, sie sich 
vorzustellen. Zweimal (vielleicht sogar dreimal: History of Miss 
Stanton!) hat er ihn sonst noch so — Citizen of the World, 
The Traveller — dargestellt, nur einmal in seiner Thätigkeit 
nach aussen. 

Doch nicht zum ersten Male begegnet uns hier bei Gold- 
smith die Darstellung solch eines stillen Familienlebens über- 
haupt in idyllischer Umgebung. 

Zunächst, wenn auch nur in wenig detaillierter Ausführung, 
in dem für den englischen Roman so vielfach vorbildlichen Gil 



— 42 — 

Blas des Le Sage. Er ist der Welt müde, er sehnt sich nach 
Ruhe und sucht so die Einsamkeit des Landlebens auf. Den- 
selben Gedanken nimmt Fielding im Joseph Andrews auf: Wil- 
son zieht sich von der Welt zurück und lebt still und zurück- 
gezogen mit seiner Familie auf dem Lande. Obwohl Goldsmith 
aus dieser Schilderung des Familienlebens viele Züge entnommen 
hat *), ist bei ihm von solch einer Weltflucht nicht die Rede, 
und auch diese bewusste Veränderung des Vorbildes spricht für 
die Annahme, dass in dieser Schilderung des Familienlebens 
noch andere Vorbilder existierten, die Erinnerungsbilder von dem 
Familienleben im Hause seines Vaters. 

Die Züge, die Goldsmith aus Wilsons Erzählung nahm, 
sind folgende: 

Wie Wilson selbst fleissig im Garten arbeitet, so Primrose 
mit Moses; indess bereitet ihnen seine Frau das Frühstück. 
Und ist das Wetter warm und schön, dann sitzen die Eltern in 
schattiger Laube, die Kinder singen und spielen bei ihnen. Auch 
ein ähnlich praktischer Sinn herrscht in beiden Familien: since 
my girls have been growing up she (Wilsons Frau) is unwilling 
to indulge them in idleness, und auch in Primroses Haus greifen 
die Töchter tüchtig in der Wirtschaft zu; denn Wilson sowohl 
wie Primrose intend not to breed them above the rank they are 
likely to fill hereafter, nor to teach them to despise or ruin a 
piain husband. 

Doch neben dieser einen Quelle für die Ausmalung von 
Primroses Familienleben, Wilsons account of himself, haben wir 
noch die andere: die Erinnerung an das Leben im elterlichen 
Hause Goldsmiths, und diese Quelle haben wir als die primäre 
anzunehmen, wie im letzten Kapitel dargelegt werden soll. 

Zwar herrscht auch bei Wilson Gastfreundschaft — er 
beweist es ja durch die That — , aber doch sammeln sich nicht 
so, wie bei Primrose, die Gäste, zum Teil aus niedrigstem Stande, 
in seinem Hause. Das ist ein Zug, den Goldsmith in das Bild 
einer bürgerlichen Familie neu hereinzeichnet, und zweifellos be- 
ruht er auf seiner eigenen Erfahrung, auf der Erinnerung an 

\) Auf die beiden litterarischen Quellen für Primroses Familienleben 
wies schon hin: Hazlitt, Lectures on the English Comic Writers, S. 235: 
an almost entire plagiarism from Wilson's account of himself, and Adam 8 '3 do- 
mestic history. 



— 43 — 

das Elternhaus und das seines Bruders, wie er es ganz ent- 
sprechend in The Traveller und The Desertcd Village zeichnete. 
Dann werden Geschichten und Scherze erzählt, alte Balladen 
und Lieder gesungen, ein Zug, der, meines Wissens, bisher nur 
von Lyrikern benutzt wurde, so von Milton, L'AUcgro: 
V. 99: Till the livelong daylight fail: 

Then to the spicy nut-brown ale, 
With stories told of many a feat, 
How Faery Mab the junkets eat u. s. w. 
oder von Thomson, Winter, V. 617: 

Meantime the village rouses up the fire: 
While well attested, and as well believed, 
Heard solemn, goes the gobiin story round, 
Till superstitious horror creeps o'er all. 

Wenn schliesslich Goldsmith im letzten Kapitel die Familie 
schildert assembled once more by a cheerful fireside. My two 
little ones sat upon each knee, the rest of the Company by 
their partners, so entwirft er damit ein Familienbild, wie es im 
XVIIL Jahrhundert durchaus traditionell gegeben zu werden 
pflegt. So war es schon in The Traveller: 

Biest be that spot where cheerful guests retire 
To pause from toil, and trim their evening fire — 
Biest be those feasts, with simple plenty crown'd, 
Where all the ruddy family around — — . 

Früher schildert Thomson den Vater, wie er am stillen Herbst- 
abend in seinem Hause ist: 

the little strong embrace 
Of prattling children, twined around his neck, 
And emulous to please him, calling forth 
The fond parental soul. (Autumn, V. 1341). 

So finden wir, dass im Joseph Andrews Wilson mit seiner Fa- 
milie und seinen Gästen sat cheerfully round the fire. In der 
gleichen Situation schildert Fielding oftmals auch Adams' Fa- 
milie, die Beispiele liessen sich beträchtlich häufen. Erwähnt 
sei, dass auch in der neueren Litteratur diese Tradition nach- 
wirkt; nur an zwei berühmte Gedichte sei erinnert: Burns hat 
solch ein Familienbild in The Cottar's Saturday Night, Tennyson 
noch im Enoch Arden: 



— 44 — 

And on the right hand of the hearth he saw 
Philip, the slighted suitor of old times, 
Stout, rosy, with his babe aeross his knees, 
And o'er her second father stoopt a girl, — 
And on the left hand of the hearth he saw 
The mother glancing often toward her babe, 
But turning now and then to speak with him, 
Her son, who stood beside her tall and strong. 
Ziehen wir nun einen Schluss: das idyllische Familienleben 
war schon vor Goldsmith für die dichterische Darstellung ge- 
wonnen worden, doch Niemand hatte sich so liebevoll darein 
versenkt, es so ausgemalt wie Goldsmith. 

In der äusseren Gestaltung der Familie, in der Wahl der 
Familienglieder schweben ihm die Verhältnisse seines Eltern- 
hauses vor. Unter dem Zwange eines litterarischen Vorbildes — 
Adams' Familie — nimmt er Verschiebungen vor. 

In der Schilderung des Familienlebens ist Goldsmith ab- 
hängig von Wilsons Schilderung seines Lebens; andererseits hat 
ihm das Leben in seines Vaters und Bruders Haus vorgeschwebt. 
Ganz selbständig aber ist Goldsmith in einem Punkte: 
ein völlig anderer Geist herrscht in Primroses Familie als in 
Adams' Familie (bei Wilson hören wir davon zu wenig). The 
little republic nennt Primrose selbst seine Familie. Jeder 
spricht frei seine Meinung heraus, jedes Meinung wird gern ge- 
hört und erwogen — ein freier Geist herrscht in allen Gliedern 
der Familie. Und doch sind alle von höchster Ehrerbietung 
erfüllt gegen alles Höhere. Diese Züge, die die ganze Art des 
Zusammenlebens bestimmen, die diesem Familienleben einen so 
eigenen Charakter aufprägen, sind Goldsmiths Eigentum, und es 
ist sicher, dass gerade sie einen der grössten Reize von Gold- 
smiths Roman ausmachen, Hessen doch gerade sie Goldsmiths 
Bild vom Familienleben als ein Idealbild des englischen Familien- 
lebens überhaupt erscheinen. 

Der Pfarrer. 

Eine grosse Reihe von Schilderungen des guten Pfarrers 
waren schon vor Goldsmith in der englischen Litteratur. 

Chaucer hat ihn als erster gezeichnet in den Canterbury 
Tales, Dryden liess diesen wieder aufleben; Defoe zeichnete den 



— 45 — 

guten Pfarrer im Robinson Crusoe, Addison im Spectator, Ri* 
chardson in der Pamela (Williams) und in der Clarissa Harlowe 
(Dr. Lewen), im Sir Charles Grandison (Dr. Bartlett), Fielding 
im Joseph Andrews (Adams) und N im Dr. Harrison der Amelia. 
So ist eine lange Tradition zu verfolgen, denn in der That finden 
wir im wesentlichen stets dieselben Züge wieder, die Züge, die 
schon Chaucer geschaffen hatte: der Pfarrer ist gelehrt, wirk- 
lich fromm und würdig, im Unglück geduldig, wahrhaft, wohl- 
thätig gegen Arme, während er selbst genügsam ist. Er ist 
eifrig in seinen Amtspflichten, in Allem ein Vorbild für seine 
Pfarrkinder. Nicht verachtet er die Sünder, sondern er sucht 
sie auf, um sie zur Reinheit wieder emporzuziehen. Nur wer 
hartnäckig in der Sünde verharrt, wird scharf von ihm vorge- 
nommen, gleichgültig ob hoch oder niedrig. 

Sei es nun, dass der Pfarrer in den Zeiten der Aufklärung 
auch aufklärerischen Ideen huldigt, in den Zeiten des Sentimen- 
talismus sentimental angehaucht ist und ihm unglückliche Liebe 
wehmütige Seufzer entlockt, die Grundzüge seines Charakters 
sind in allen Schilderungen die gleichen, wie sie bei Chaucer 
voigezeichnet waren, bis zu Fielding, der zwar viele der alten 
Zöge übernommen, aber ihn doch dabei so umgestaltet hat, 
dass wir wirklich von einem neuen Typus reden können. 

Die neue Darstellung Fieldings ist begründet durch das 
neue Ideal, das er aufstellt, das des völlig natürlichen Menschen. 
Sein Held Tom Jones folgt in seinen Handlungen nicht ethischen 
Regeln und Gesetzen, er folgt stets den unmittelbaren Regungen 
seines Herzens, seinen Leidenschaften. Er ist durch und durch 
ein natürlicher Mensch. Hand in Hand geht damit seine Vor- 
liebe für die einfacheren Menschen, die unnatürlichen Verfeine- 
rungen am fernsten stehen. 

Das ist die Grundlage, auf der Fieldings Pfarrersgestalt 
Parson Adams im Joseph Andrews erwuchs. An seinem Cha- 
rakter müssen wir zwei Seiten unterscheiden, die sein Wesen 
bestimmen. Auf der einen Seite Religiosität, Gläubigkeit, auf 
der anderen Seite reinste Natürlichkeit; diese beiden Züge er- 
schöpfen sein Wesen restlos. Meist findet zwischen beiden 
bewegenden Momenten in seinem Charakter, der Religiosität und 
Natürlichkeit, kein Widerstreit statt, denn Adams ist eben im 



— 46 — 

Kerne Heiner Natur wirklich gut, sodass, wenn er nur den Re- 
gungen »einet* Innern folgt, er auch nach den Geboten seiner 
Religion handelt; stimmen aber seine natürlichen Regungen nicht 
mit dem überein, was seine Religion ihm gebietet, dann ist er 
leidenschaftlicher Mensch genug, um rückhaltlos seiner Natur 
zu folgen '). 

Das ist Adams* Wesen; gehen wir nun zu Primrose über. 
Kine Episode, in der Goldsmith zweifellos Fielding gefolgt ist, 
zeigt uns deutlich den Unterschied zwischen Adams und Prim- 
rose (Joseph Andrews, Book IV, Chapter VIII; V. of W. Chap- 
ter XVII). 

Adams wird die Nachricht gebracht, sein jüngster Sohn, 

sein Liebling, wäre ertrunken. He stood silent a moment, and 

Koon bogan to stamp about the room and deplore his loss with 

tho bittorost agony. Man versucht ihn zu trösten, aber he 

weilt on lamonting, whilst the tears trickled down into his bo- 

som. Die Nachricht erweist sich indessen als falsch. Gleich 

darauf ermahnt er Joseph, nicht seinen Leidenschaften so blind 

zu folgen. «Joseph aber weist ihn ein wenig bitter zurück, er 

habe auch bei ihm wenig diese Beherrschung der Leidenschaft 

bomorkt, als ihm der Tod seines Kindes gemeldet worden wäre. 

Boy, ropliod Adams, raising his voice, it does not become green 

heads to advise groy hairs. Thou art ignorant of the tenderness 

of fathorly affeotion; when thou art a father thou wilt be capa- 

blo thon only of knowing what a father can feel. No man is 

obüged to impossibilities; and the loss ofachild is one ofthose 

groat trials whoro our griof may be allowed to become immode- 

rate. 

Ganz ähnlich ist dio Situation bei Goldsmith. Auch Prim- 

rosc wird der Verlust seines Kindes berichtet: Olivia ist ent- 
führt worden, also auch bei ihm the tenderness of fatherly affec- 
tion. Primrose lässt sich aucli dadurch hinreissen und flucht 
dem Kntführcr. Sein Sohn ruft ihm zu: It ill suited you and 
vour reverend eharaetor, thus to eurse vour irreatest enemv. — 
1 did not eurso htm« child, did 1? - lndeed. Sir. vou did: vou 
curst him twice. Tlien mav heaven fonrive me and him if l did. 



^ Mit Recht rühmt Bierbauin iHistorj of the English Language and 
Literatur*. S. 95> Fielding *s taient of deducing their actions as the natural 
and necessary oonjeqteüoe* fron their natoras. 



— 47 — 

Es ist deutlich, wie viel höher Primrose als Adams steht, 
vom christlichen Standpunkt gesehen. Adams ist allen Leiden- 
schaften unterworfen, er weist den Versuch als eine Unmöglich- 
keit zurück, sie zu unterdrücken. Auch Primrose ist nicht frei 
von ihnen; er aber unterwirft sie, er stellt sich über sie. 

Das ist ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden, aber 
er geht weiter. Dieses Sich-Erheben über die eigene Natur 
führt bei Primrose zu einer fast durchgängigen Leidenschaftslosig- 
keit, die wiederum bei seiner natürlichen Güte jene „heitere Nach- 
giebigkeit und lächelnde Duldung eigener und fremder Fehler'* 1 ) 
hervorruft, und gerade die leise Ironie dabei gegen sich selbst 
zeigt die Feinheit seines Denkens, von der Adams weit entfernt ist. 
Und wie Primrose über seinen Leidenschaften steht, so ist 
er hoch erhaben über irdischem Glück und Unglück. Nicht oft 
genug kann er betonen, dass alles Glück in uns selbst liegt: 
Even the humblest fortune may grant happiness which depends 
not on circumstances but Constitution. Mit philosophischem 
Gleichmut nimmt er die Nachricht von dem Veiiust seines Vermö- 
gens hin; nicht kann ihn in Verzweiflung stürzen, däss man ihn 
ins Gefängnis wirft. Und da auch dort ihn noch Unglück über 
Unglück trifft, da erscheint er in seinem bald heiteren, bald 
pathetischen Ernst wie losgelöst von allen irdischen Händen, im 
„Besitze einer wahrhaft poetischen Welt" 2 ). 

Um zusammenzufassen: Fielding hat in Adams die Grösse 
eines einfachen, urnatürlichen, der Welt fremd und unerfahren 
gegenüberstehenden, wahrhaft guten Menschen gezeichnet, der 
sich durch eine verderbte Welt kämpft und den Weg bahnt und 
sich in ihr einen Platz sichert, docli immer i n ihr stehen bleibt. 
Goldsmith aber geht darüber hinaus; in Primrose lässt er den 
durch seine Güte und Einfachheit schon grossen Menschen sich 
vermittels seiner abgeklärten Weltanschauung über diese verderbte 
Welt erheben. 

Nicht uninteressant ist es, hier als Parallele eine Gestalt 
heranzuziehen, auf die auch unsägliches Leid, Schlag auf Schlag 
gehäuft wird: König Lear. Wie verhält er sich? 

Es ist zwar von vornherein offenbar, dass das Unglück, 
das Lear trifft: unnatürlichste Undankbarkeit gegen ihn selbst, 

*) u. *) Goethe, Aus meinem Leben, II. Teil, Bach 10. 



— 48 — 

viel tiefer gehen muss, als das bei Primrose, oder gar Adams; 
aber darauf kommt es nicht an. — Lears ganzes Fühlen und 
Denken ist von der Undankbarkeit der Töchter erfüllt: 

the tempest in my mind 

Doth from my senses take all feeling eise 

Save what beats there (III, 4). 
Er ruft sich zur Thatkraft auf: 

But I will punish home: 

No, I will weep no more. 
Aber vergeblich! Er verfällt wieder in Klagen: 

O Regan Goneril! 

Your old kind father, whose frank heart gave all — . 
Wir sehen, Lear ist nicht ein Mann, wie Adams, der sich durch 
das Widerwärtige hindurchkämpft. — Lear ruft sich zur Ge- 
duld: I will be the pattern of all patience, und er denkt an die 
überirdischen Mächte, denn auch er glaubt an solche. Aber er 
ruft sie nur zur Rache gegen die Sündenden auf — er ist ohne 
jede höhere und reinere Auffassung, wie Primrose sie besitzt; 
Lear hat nichts, an das er sich halten, in das er sich retten 
kann — er verfällt dem Wahnsinn. 

Wir haben so drei verschiedene Typen: Adams überwindet 
alle Hindernisse durch thatkräftiges Eingreifen; Primrose erträgt 
das Unglück durch seinen philosophischen Gleichmut und seine 
hohe Weltanschauung, Lear aber, dem es an beidem fehlt, bricht 
unter ihm zusammen. 

Kehren wir nun zu Primrose und Adams zurück. Neben 
dem grossen Unterschiede stimmen sie in einer grossen Reihe 
kleinerer Züge überein. 

1. Beide besitzen wahrhaft christliche Tugenden; sie ver- 
geben gern, sie helfen gern denen, die in Not sind, wenn sie 
auch selbst nur wenig besitzen (so hilft Adams dem Joseph An- 
drews, Primrose Burchell). 

2. Sie sind beide von strengster Wahrheitsliebe. Es ist 
unnötig, die zahlreichen Beispiele anzuführen. 

3. Beide besitzen eine grosse Naivetät, da sie die Welt 
nicht kennen. Sie halten die Menschen für eben so gut, wie sie 
selbst sind. Wie sie jede Wahrheit vertragen können, meinen 
sie, müsse es auch jeder andere können. Aber Barnabas weist 



4<> 

Adams, der butler Primrose die Thür. Primrose venimtct keinen 
Betrüger, und mit Leichtigkeit betrügt ihn der alte, ehrwürdige 
Mann um seinen Esel. Aber ein Unterschied ist doch auch hier 
zwischen Adams und Primrose zu bemerken. Adams ist as en- 
tirely ignorant of the ways of this world as an infant just en- 
tered it could possibly be. Auch Primrose kennt zwar nicht 
die Wege der Welt, aber er hat doch in seinem kleinen Kreis 
reiche Erfahrungen gesammelt. Reichen sie auch nicht völlig 
für die grosse Welt aus. so bewahren sie ihn doch stets vor 
dem Aussersten. Nie kann Primrose seine persönliche Würde 
verlieren, ein bequemer ("Jegenstand des Spottes und Gelächters 
werden. Adams bleibt in der Gesellschaft des öquire bis zum 
Schlüsse das Objekt de»' gröbsten Witze, Primrose bringt aber 
nach wenigen Minuten die Gefangenen durch sein würdiges 
Wesen und kluges Auftreten von ihren »Scherzen ab. 

4. Wenn aber auch beide nachgiebig <>;Q^m gelinge Fehler 
sind, so besitzen sie doch Entschlossenheit und Würde, wenn 
es sicli um ihre Ehre, um ihre Pflicht handelt. Adams wider- 
spricht mit Entschlossenheit der Lady Hooby, da sie verlangt. 
dass er iregen seine Pflicht, nicht mehr das Aufgebot Jo- 
sephs und Fannys in der Kirche verkündige, und mannhaft tritt 
Primrose Thornhill gegenüber, sobald er über seine niedrigen 
Absichten im Klaren ist, wenn er auch daraus Unglück für 
sich entstehen sieht. 

5. Heide haben die gleiche Achtung vor allen Mitmenschen, 
auch den ireiintrsten. I should be ashamed of mv cloth if I 
thought a poor man, who is honest, below my notice or my fa- 
miliarity. I know not how those who think otherwise can pro- 
fess themselves followers and servants of Hirn who made no 
distiuetion, unless peradventurc. by preferring the poor to the 
rieh, sagt Adams (Joseph Andrews. 111.2), und Primrose hat 
an seinem Kamin the blind piper als Gast und verschmäht nicht 
den Versuch, die Gefangenen zu bekehren. 

6. Heide werden aller dieser Eigenschaften wegen von 
ihren Pfarrkindern aufrichtig verehrt und geliebt. Sie ver- 
suchen sogar, Primrose mit Gewalt aus den Händen der Obrig- 
keit zu befreien. 

4 



— 50 — 

7. Beide haben zwar höhere Interessen für die Wissen- 
schaft (Adams führt ja seinen geliebten Aeschylus stets bei sich). 
Aber was die neuere Zeit hervorgebracht hat, hat sie in ihrer 
Abgeschiedenheit nicht berührt. Und wie solche gründliche 
Einseitigkeit so oft als Ergebnis ein wenig Stolz und Eitelkeit 
hat, so auch bei Adams und Primrose. Adams zeigt, wo er nur 
kann, sein Wissen und wird ungehalten, wenn ihm jemand in 
Schul- oder Erziehungsfragen widerspricht. Wenn Primrose auch 
nicht in den ersten, etwas lächerlichen Fehler verfällt, so kann 
er es doch auch nicht dulden, wenn erzählt wird, ein anderer 
habe ihn run down fairly in the argument (Chapter VI). 

8. Aus eben dieser Beschränkung folgt bei Adams eine 
grosse Vorliebe für bestimmte Themata; er liebt es vor allem, 
auf seine Predigten anzuspielen. Doch wäre es falsch, wollte 
man schon bei Adams von einem Steckenpferde sprechen, denn 
nur in einem kleinen Teile des Joseph Andrews ist überhaupt 
von diesen Predigten die Rede und auch dort nicht viel, her- 
nach werden sie aber garnicht mehr erwähnt. Primrose hat 
aber wirklich ein Steckenpferd in der ihm so wichtigen Lehre 
von der Monogamie der Geistlichkeit. Angeregt zu diesem 
Gedanken wurde Goldsmith wohl sicher durch Fielding — beide 
haben auch verwandte, kirchliche Themata — , aber diesen An- 
satz bei Fielding in dieser humorvollen Weise auszubilden, dazu 
hat ihn jedenfalls Sterne durch seine liebenswürdigste Schöpfung, 
den Uncle Toby im Tristram Shandy, veranlasst, bei dem wir 
zum ersten Male solch ein Steckenpferd, den Festungsbau, finden. 

Versuchen wir nun, einen Überblick über die übereinstim- 
menden Züge zu gewinnen. Die unter 1, 2, 4, 5, 6 behan- 
delten sind durchweg die alten, wie wir sie in all den Schilde- 
rungen des guten Pfarrers linden. Neu war bei Fielding die 
natürliche Naivetät, die, wenn auch durch Primroses Weisheit 
gemässigt, Goldsmith übernommen hat. Ebenso hat er von Fiel- 
ding ein paar Schwächen seines Adams' für Primrose übernom- 
men: seine geringe P]itelkeit und das Versessensein auf ein 
bestimmtes Thema. Andererseits hat aber Goldsmith eine ganze 
Reihe von Schwächen nicht übernommen, weil sie sich zu wenig 
mit Primroses natürlicher Weisheit vertragen hätten: 



— 51 — 

1. Primrose ist nicht abergläubisch, während Adams gesteht: 
Though I am not afraid of ghosts, I do not absolutely disbe- 
lieve them. 

2. Primrose besitzt nicht Adams' übergrosse Einfältigkeit (was 
schon früher, unter 3 der übereinstimmenden Züge, erwähnt wurde). 

3. Primrose ist nicht so ungemein zerstreut, noch 

4. so neugierig wie Adams. 

5. Primrose lässt sich niemals zu Raufereien hinreissen. 
Versuchen wir nun, im Ganzen über beide Charaktere 

einen Schluss zu ziehen. 

Wie stets der gute Pfarrer, ist auch Adams und Primrose 
von grosser Herzensgüte und Frömmigkeit. Wie Adams besitzt 
Primrose grosse Natürlichkeit, die bei beiden durch ihre Welt- 
unerfahrenheit bis zur Naivetät gesteigert ist. Das ist der 
Kern ihres Wesens, und Fischer hat somit völlig recht, wenn 
er sagt, dass „das Wesen beider völlig das gleiche ist", aber 
das ist noch hinzuzufügen: nur im Kern. Und während Adams' 
Wesen damit völlig erschöpft ist, kommt bei Primrose das We- 
sentliche hinzu, dass er von wahrer Weisheit ist (deshalb die 
Unterschiede in ihrem Charakter, vgl. oben) und zu einer Welt- 
anschauung gelangt ist, die ihn über alle Wirklichkeit zu er- 
heben vermag. Wenn daher Fischer behauptet: „Primrose ist 
also Adams im Familienkreise", so ist Primrose damit durchaus 
nicht erschöpft; auch ist Adams in Wahrheit im Hause genau 
derselbe wie auf der Landstrasse: er prügelt auf beau Didapper 
genau so im Hause wie sonst; Adams lässt sich im Hause ge- 
nau so von seinen Leidenschaften hinreissen wie sonst; er er- 
scheint, als er Dicks lateinische Kenntnisse zeigen will, genau 
so lächerlich wie sonst; das wahre Verhältnis zwischen beiden 
ist das: Adams ist ein Primrose ohne jene Weisheit und Lebens- 
und Weltanschauung. Fischer hat recht, wenn er sagt, „dass 
wir ohne einen Adams nie einen Primrose gehabt haben würden", 
aber sicher ist, dass gerade das, was uns Primrose so lieb macht, 
von Goldsmith neu hinzugeschaffen ist. 

Wir müssen uns zum Schlüsse fragen, wie kam Goldsmith 

zur Darstellung eines solchen Charakters? 

Es ist sicher, dass Goldsmith selbst niemals zu dieser 

ruhig-heiteren Lebensauffassung gelangt ist, wir brauchen nur 

4* 



— 52 — 

an seine letzte Antwort zu denken auf die Frage: if his mind 
was at ease: 'No, it is not!' 

Die gleiche hohe Auffassung, dies Erhabensein über allen 
Leidenschaften, über allem irdischen Glück und Unglück, die 
Überzeugung von der Nichtigkeit aller dieser Sorgen hatte Gold- 
smith schon früher in einen Charakter gelegt, in die Gestalt des 
Citizen of the World. Welche Vorstufe hierfür Goldsmith hatte, 
wie weit er etwa chinesischen Vorbildern und Lehren gefolgt 
ist (in jener Zeit herrschte ein reges Interesse für diese östliche 
Welt!), war mir nicht möglich zu verfolgen. 

Sonst hatte Goldsmith eine ähnliche Leidenschaftslosigkeit 
und Zufriedenheit mit dem Geringsten in dem Helden der His- 
tory of the distresses of an English disabled solcher gezeichnet 
(Citizen of the World, Letter CXIX), einer Gestalt, die jeden- 
falls aus einer Schöpfung Voltaires, Candide, entstanden ist 1 ). 
Indessen ist diese Ähnlichkeit auf diesen einen Punkt beschränkt. 

Einen anderen Zug, den leichten Humor bei der Beurteilung 
anderer Menschen, aber auch bei der der eigenen Person, also 
die Selbstironie, die auch für einen hohen Standpunkt bezeich- 
nend ist, finden wir seit Burton häufig in der englischen Litte- 
ratur, vor allem in den moralischen Wochenschriften, dem 
Spectator (etwa No. 17) und Tatler (No. 242, doch auch sonst 
an vielen Stellen), die wohl auf Goldsmith gewirkt haben mögen. 

So finden wir nur in jener einen Gestalt die gleiche hohe 
Lebensauffassung, sonst nur einzelne Züge verstreut, nie aber 
in Vereinigung mit solch einer liebenswürdigen Gestalt, wie in 
Primrose, die eben durch diese Vereinigung Goldsmiths völliges 
Eigentum wird. 

Die Pfarrerin. 

Wie Adams' Frau im wesentlichen gekennzeichnet ist durch 
ihren Gegensatz zu ihrem Gatten, so zunächst Deborah. Zwischen 
beiden finden wir denn auch eine Reihe von Übereinstimmungen : 

1. Beide sind im Grunde ihres Wesens einfach und gut, 
Primrose nennt Deborah a good-natured woman (Chapter I), 
Adams seine Gattin a very good sort of woman (IV. 11). 



') Forster, I, 247. 



— 53 — 

2. Bei beiden wird die grosse Sparsamkeit gerühmt. 

3. Ganz besonders gross ist ihn; Liebe zu ihrer eigenen 
Familie. Beständig entwerfen sie Plane, um den Ihrigen fortzu- 
helfen. Mrs. Adams will Sohn und Tochter im Dienste der 
Lady Booby anbringen. Mrs. Primrose ihre beiden Töchter bei 
den ladievs. Sie ist auch beständig um Ehemänner für ihre 
Töchter besorgt. 

4. Beider Liebe für die Familie ist geradezu blind ; ehe 
diese leidet, wollen sie lieber Unrecht begehen. Darum rät 
Mrs. Adams ihrem Manne, nicht mehr das Aufgebot zu ver- 
künden, Mrs. Primrose dem Vicar, sich dem Verführer der 
Tochter zu unterwerfen. 

5. Beide sehen mit grosser Achtung, fast Unterwürfigkeit 
zu den höheren Stünden, zu jedem Angehörigen derselben empor. 

Fischer leitet aus eben diesem „übergrossen Familiensinn", 
der sie -gegen andere Menschen, wenn sie arm sind und ihnen 
irgendwie bei der Herrschaft schaden können, lieblos und hart" 
macht, ihr Verhalten gegen Burchell ab. Davon kann hier gar 
keine Rede sein, und es kann unmöglich in eine Parallele zu 
Mrs. Adams' Auftreten gegenüber Joseph gestellt werden, denn 
ßurehell erscheint der Familie als Verleumder und Heuchler, 
und somit ist ihre Härte durchaus am Platze. So niedrig ist De- 
borah doch nicht gezeichnet. 

Ein wenig beeinfiusst ist Goldsmith in seiner Zeichnung 
der Deborah auch von Fieldings Mrs. Wilson (Joseph Andrews, 
Book 111. Chapter IV). Von hier ist der Zug entnommen, dass 
Deborah eine so ausgezeichnete Hausfrau ist (bei Mrs. Adams 
war nur von Sparsamkeit die Rede). Mr. Wilson schildert seine 
Frau in folgender Weise: My Harriet is a notable housewife, 
and few gcntlemcn's housekeepers understand cookery or con- 
feetionary better. Hier hat. Goldsmith auch die Anregung zu 
dem vielberühmten gooseberry-wine de»* Mrs. Primrose gefunden: 
the wine you commanded so much last night at supper was of 
her own making. 

Fischer geht, wie fast in seiner ganzen Arbeit, auch hier 
in dem Feststellen von Goldsmiths Unselbständigkeit zu weit. 
Manche der recht groben Züge bei Mrs. Adams sind stark ge- 
mildert: Deborah ordnet sich stets ihrem Manne unter, wenigstens 



— 54 - 

in allen wichtigen Fragen; Mrs. Adams ist weit davon entfernt: 
she had always the last word but at church (IV. 8). Mrs. 
Adams fehlt jedes Verständnis für das ideale Thun ihres Man- 
nes: he talks a pack of nonsense that the whole parish are his 
children (IV. 11). Davon hören wir nicht bei Deborah, im Ge- 
genteil, es ist doch auch mancher hohe Zug von ihr angeführt, 
so im Chapter I, wo von ihren Verwandten die Rede ist: Some 
of them did us no great honour by these Claims of kindred; as 
we had the blind, the maimed, and the halt amongst the number. 
However my wife always insisted that as they were the same 
flesh and blood, they should sit with us at the same table. So 
hat Fischer nicht ganz recht, wenn er behauptet, dass „das 
ganz eigenartige Verhältnis zwischen Pfarrer und Pfarrerin, 
dieser köstliche Gegensatz zwischen dem geistlichen Herrn und 
der stark weltlichen Frau in beiden Romanen ganz gleich sind". 
Deborah ist, trotz diesem garnicht zu leugnenden Gegensatz, von 
Anfang an gehoben. Vor allem aber — und das hat Fischer 
völlig übersehen — wird dieser Gegensatz im Laufe des Ro- 
mans kleiner und kleiner; Goldsmith stellt eine Entwicklung in 
Deborahs Charakter dar: je mehr Unheil die Familie trifft, um 
so mehr erhebt sich Deborah aus ihren kleinlichen Anschau- 
ungen: Our distresses are great, but I could bear this and more, 
if I saw you but easy. They may take away my children, and 
all the world, if they leave me but you (Chapter XXVIII). 
Jeder Gedanke an Vergeltung und Rache, der so stark in ihr 
war, ist unterdrückt durch ihr Gewissen und durch ihre heisse 
Liebe zu ihren Kindern, und sie ruft aus: Hut, thanks be to 
Him that directs all things, it has miscarried, and I am at rest. 

Diese Entwicklung in Deborahs Charakter, diese Läuterung 
und Erhebung durch das Unglück und das Vorbild ihres Man- 
nes, dem sie sich nicht wenig annähert, ist durchaus Goldsmiths 
Eigentum. 

So herrscht ein ähnliches Verhältnis zwischen Deborah 
und Mrs. Adams, wie zwischen dem Vicar und Mr. Adams. 
Der Kern ist übernommen, einige kleinere Züge sind hinzuge- 
fügt (z. B. nach der Mrs. Wilson), das Ganze ist in ganz eigen- 
tümlicher und selbständiger Weise von Goldsmith weitergebildet, 



— 55 — 

George. 

George verdankt seine Entstehung wiederum Fielding. 
Adams erwähnt im Joseph Andrews (Hook II, Chapter VIII) 
einen Sohn, der fern vom Vaterhause weilt, who hath an infinite 
stock of learning, dennoch he was never at a university. So 
liegt es genau mit George. Und weiter sagt Adams von ihm: 
I do not distrust him, for he is a good boy; and if Providence 
should throw it. in his way to be of as much consequence in a 
public light as his father once was, l can answer for him he 
will use his talents as honestly as I have done. Genau ein 
gleiches Vertrauen hat Primrose zu seinem Sohn und spricht es 
deutlich aus: As he was possessed of integrity and honour, I 
was under no apprehensions from throwing him naked into the 
amphitheatre of life; for I knew he would act a good part 
whether vanquished or victorious. 

Über seinen Charakter erfahren wir sonst nur wenig. 
Er hat einen etwas abenteuerlichen Sinn, wie wir aus seiner 
selbstbiographischen Erzählung erkennen; dabei ist er von wah- 
Ter Leidenschaft, mit Blut will er die Beleidigung der Familie 
riehen. Diese Züge entsprechen dem Wesen des Tom Jones 
und sind auch sicherlich von dort genommen, da ja George in 
der aus dem Tom Jones entlehnten Handlung genau die Stelle 
des Tom Jones einnimmt (vgl. S. 21 ff). 

Aber auch hier hat Goldsmith Eigenes hinzugefügt. Tom 
Jones ist die reine Natur: alles, was er thut, thut er aus In- 
stinet, aus reiner Empfindung und Leidenschaft. Bald hierhin, 
bald dorthin wird er von ihr gerissen. Während er bei der 
Verfolgung seiner Geliebten in einem Augenblicke fast ver- 
zweifelt, verführt ihn seine Leidenschaft im nächsten Augen- 
blicke zu den gewagtesten Liebesabenteuern. George ist 
nicht solch ein Spielball seiner Leidenschaften, er zeigt sittlichen 
Ernst und sittlichen Halt, besonders, als er dem Tode gegenüber 
steht (Chapter XXVIII). Seine vergebliche Liebe macht ihn 
wirklich unglücklich (man vergleiche den Brief an seine Eltern, 
XXVIII) und erfüllt ihn mit Gleichgültigkeit und Verachtung 
gegen das Leben, wodurch er in so eigentümlicher Rauheit er- 
scheint. 



— 56 — 

Olivia — Sophia. 

Während in Adams' Familie nur eine Tochter genannt 
wird, hat Primrose deren zwei, man vergleiche hierzu S. 40 f. 

Bei Goldsmith werden die beiden Töchter ausdrücklich 
mit einander kontrastiert. Solche paarweise und dabei gegenüber- 
stellende Einführung von Personen war überaus beliebt. In der 
Comödie der Restaurationszeit ist diese Gegenüberstellung noch 
ziemlich roh, etwa: der tugendhafte Liebhaber — der lasterhafte 
Liebhaber. Mehr und mehr wurde dann verfeinert, und so fin- 
den wir unzählige Heispiele in den Wochenschriften; um nur 
eins anzuführen: Tatler No. 54. 

Durch die unmittelbaren Vorbilder — Olivia entspricht 
Pamela-Clarissa (vgl. S. 18 ff), Sophia der Miss Byron (vgl. 
S. 24) — war dieser strenge Gegensatz noch nicht gegeben. 
Zwar ist der Charakter der Miss Byron beibehalten, Sophia ist 
ebenso sanft, bescheiden, tief innerlich (Chapter L), dabei klug 
(Chapter XXVIII: she had almost the wisdom of an angel), 
aber weder Pamela noch Clarissa zeigen die Eigenschaften Oli- 
vias, die ihr ganzes Wesen bestimmen: Lebhaftigkeit, Koketterie 
und Eitelkeit. 

Möglicherweise sah Goldsmith von vornherein ein, dass für 
die Rolle der Olivia ein Richardsonsches Tugendideal durchaus 
nicht passte, dass er den Charakter vermenschlichen musste. 
Für die besondere Art, wie er den Charakter aber umbog, war, 
wie mir es scheint, ein Essay des Tatler vorbildlich, No. 4, vom 
19. April 1709. Ich eitlere den in Frage kommenden Teil: 
The beauty of Clarissa is soft, that of Chloe piercing. When 
you look at Clarissa, yoü see the most exaet harmony of feature, 
complexion and shape; you find in Chloe nothing extraordinary 
in any one of those particulars, but the whole woman irresistible. 
Clarissa looks languishing ; Chloe killing; Clarissa never fails of 
gaining admiration; Chloe of moving desire. The gazers at Cla- 
rissa are at first unconcerned, as if thev were observiiiir a fine 
picture; they who behold Chloe, at the first glance discover 
transport, as if they met their dearest friend. These different 
perfections are suitably represented by the last great painter 
Italy has sent us, Mr. Jervas. Clarissa is by that skilful hand 
placed in a manner that looks artless, and innocent of the tor- 



— 57 — 

ments she gives; Cliloc is drawn with a liveliness tliat shews 
she is conscious of, but not aflected with. her perfections. Hier 
entspricht Clarissa der Sophia, ( 1 hloe der Olivia. Die Züge je- 
ner sind soft, modest and alluring, not so striking at iirst, sie 
vanquished by cttbrt successfully re])eated. Dagegen Olivia had 
that luxuriancy of bcauty, with whieh painters generally draw 
Hebe; open, sprightly and eommanding. Sie vanquished by a 
Single blow. 

Die Übereinstimmungen sind in die Augen springend, und 
es ist zu betonen, dass von keinem dieser kleinen eingehenden 
Züge in den Vorbildern, Pamela, Clarissa, Miss Uyroii, die JRede 
war. Die gleiche Art, die Gegensätze in beiden Personen hin- 
tereinander aufzuzählen, die Ausdehnung dieses Vergleiches auf 
das Äussere, das bei beiden dem Charakter genau entspricht, 
die genauen Übereinstimmungen in den Einzelheiten lassen sicher 
darauf schliessen, dass diese, Schilderung im Tatler Goldsmith 
als Vorbild «redient hat; beide kommen auch auf malerische Dar- 
stellungen! 

Damit ist aber Olivias und Sophias Charakter noch nicht 
erschöpft. Goldsnrith hat ihnen sonst noch recht weibliehe Züge 
nicht gerade idealster Art gegeben, wobei zu bemerken ist. dass 
(roldsmith fast durchgängig beiden Schwestern die gleichen, 
kleinen Schwächen beilegt, die garnicht recht zu dem Charakter 
der Sophia, wie er im ersten Kapitel geschildert ist, passen, und 
dies, glaube ich, ist auch eine Stütze für die Annahme, dass 
Goldsmith dort ein fremdes Vorbild benutzt hat. 

Olivia und Sophia sind putzsüchtig, auf jede Eroberung 
erpicht (wie stimmt das zu der bescheidenen, sanften, innigen 
Sophia! aber Goldsmith sagt klar: it had a very ditferent efl'ect 
upon my daughters, whose features seemed to brighten with the 
expeetation of an approaehing triumph, im Chapter III); sie sind 
eben echte Evastöchter. Vor der Zeichnung solcher schwind- 
süchtiger Idealgestalten, wie sie Richardson liebte, hätte Gold- 
smith ja schon sein gesundes Gefühl bewahrt, aber sicherlich 
ist hier auch Goldsmith von den wenigen Andeutungen Fieldings 
über den Charakter von Adams* Tochter beeinflusst worden. 
Dort fand Goldsmith solche recht menschlichen, echt weiblichen 
Züge; allerdings hat er auch hier gemildert, so das entschieden 
grobe Empfinden von Adams' Tochter. 



— 58 — 

Zwei Züge hat Goldsmith unmittelbar von ihr für Olivia 
und Sophia entlehnt: 

1. Sophia und Olivia haben wie sie die kleine, weibliche 
Schwäche, dass sie keine Schönheit neben sich dulden können: 
jene sind die einzigen, die in Arabella keine Schönheit ent- 
decken, diese kann Fanny nicht für hübsch halten. 

2. Wie Adams' Tochter in allen Meinungsverschieden- 
heiten zwischen ihren Eltern eifrig* zu ihrer Mutter hält, so 
Olivia und Sophia. 

So kommen wir zum Schluss. 

Für Sophia hatte Goldsmith zunächst zwei Vorbilder: im 
wesentlichen Miss Byron, in einigen Zügen Clarissa im Tatler 
No. 4; für den Charakter der Olivia Chloe. Auf die Gestaltung 
beider als Menschen mit manchen kleinen Schwächen hat Adams' 
Tochter eingewirkt, die auch ein paar Einzelzüge geliefert hat 

Was Goldsmith seinen Vorbildern gegenüber Eigenes und 
Neues geleistet hat, ist, dass er die im Grunde doch reinen imd 
unschuldigen Charaktere mit manchen menschlichen Schwächea 
ausgestattet und so wirkliche, lebenswahre Menschen geschaffen 
hat. 

Moses. 

Von einem Sohne in Adams' Familie, der Moses entspräche, 
hören wir nichts. Moses hat Goldsmith selbständig hinzuge- 
fügt. 

Fischer meint, Goldsmith habe die Gestalt Adams' in zwei 

zerlegt, in Primrose und Moses. Den ersten Teil der Behaup- 
tung haben wir schon zu einem guten Teile einschränken müssen; 
möglicherweise hat er aber in dem zweiten Punkte recht: eine 
Ähnlichkeit zwischen Moses und Adams ist nicht zu leugnen, 
wenn auch Moses viel pedantischer, auch geweckter erscheint. 

Viel wahrscheinlicher ist, dass Goldsmith hier an sich 
selbst dachte und ein Bild von sich entwerfen wollte, wie er als 
Knabe war. 

Betrachten wir genauer das Alter. Etwa ebenso gross 
wie der Altersabstand zwischen George und Moses ist, so ist er 
auch zwischen Henry, seinem ältesten Bruder, und ihm gewesen, 
sechs bis sieben Jahre; so wie zwischen Moses und Dick, Bill, 
so zwischen ihm und seinen jüngsten Brüdern, etwa 12 Jahre 



— 59 — 

(Charles geb. 1737, John 1740 % Auch manche Züge erinnern 
stark an ihn. Moses citiert beständig Ovid, so hören wir von 
Goldsmiths Vorliebe für diesen, als er noch ein Knabe war 2 ). 
In der Familie wird Moses allgemein als der Kluge angesehen, 
alle vertrauen seiner Geschicklichkeit und Umsicht, und wie 
wenig bewährt sie sich bei der ersten Probe! Gerade so war 
es Goldsmith ergangen. Von seiner Familie, von seinem Vater, 
von seinem ihm so wohlwollenden Onkel wurde er fast als ein 
Genie betrachtet, doch keine Erfolge, nur Enttäuschungen wur- 
den bei seinem Hinaustreten in die Welt sichtbar. Am meisten 
erinnert aber eine stelle an ihn selbst (Chapter V), die er schon 
in der zweiten Auflage gestrichen hat, wohl sicher, weil ihm 
klar wurde, dass dieser Zug ihm noch in seinem späteren Leben 
genau so eigen war, wie einst in seiner Jugend. Dort heisst 
es: — while Moses, on the contrary, gave him a question or 
two from the ancients, for which he had the satisfaction of be- 
ing laughed at: (es folgen nun die später gestrichenen Worte) 
for he always ascribed to his wit that laughter which was la- 
vuihed at his simplicity. Gerade dieses nachträgliche streichen 
erscheint mir wie eine Bestätigung der Vermutung von Gold- 
smith selbst. 

Moses haben wir also als ein Abbild von Goldsmiths eigener 
Person als Knabe mit Zügen von Adams zu betrachten. 

Dick — Bill. 

Es ist bedeutsam, welch eine grosse Rolle bei Goldsmith 
die beiden Kinder Dick und Bill, fast ist ja auch Moses noch 
zu ihnen zu zählen, spielen. Wenn auch Goldsmith in der 
Zeichnung wenigstens der beiden kleinen Burschen kein Ver- 
dienst hat, so ist es doch von Bedeutung und litterarhistorisch 
als Fortechritt zu bezeichnen, dass Goldsmith sie so stark be- 
tont und mit in den Vordergrund rückt; dass er sie für wichtig 
und poetisch genug hält, sie in den Vordergrund zu rücken. 

Nicht immer wurde das Kind so angesehen. In der Lit- 
teratur des XVI., XVII. Jahrhunderts begegnen uns nicht 
Kinder im Vordergrunde der Handlung. Rückt Shakspere im 
Riehard III. die beiden Knaben von fürstlichem Blute ein wenig 

J ) Forster, I, S. 9. 
9 IForster, I, S. 18. 



— 60 — 

mohr nach vorn, so darf man nicht vergessen, mit dem historischen 
Zwange zu rechnen. Erst im XVIII. Jahrhundert beginnt man. 
die Kinder poetischer zu erfassen — zur gleichen Zeit, da da# ; 
Interesse für die Tierwelt erwacht. Fielding entwirft, wenn 
auch nur episodisch, seine reizenden Kinderscenen, Home hat 
einen knabenhaften Helden in seinem „Douglas"; nun rückt 
Goldsmith die Kinder in den Vordergrund seines Romans. Das 
Interesse wächst beständig, bis wir es dann bei den Romantikern, 
vornehmlich bei Wordsworth und Coleridge, beinahe zu einer 
Verehrung gesteigert sehen. Ihnen sind die Kinder (wie auch 
die Tiere) die unverbildeten und unverdorbenen Wesen, in denen 
die Weltseele noch rein zu spüren ist. 

Dick gehört durchaus Fielding an, bei dem er sogar den 
gleichen Namen trägt. Er tritt bei Goldsmith in ganz ähnlichen 
Situationen hervor wie bei Fielding (vgl. S. 72, 75). Der Cha- 
rakter, der naturgemäss ein ganz einfacher ist, ist bei bevka 
Dichtern der gleiche: der Knabe zeigt eine kindliche Gutherzigkeit 

Bill spielt eine kleinere Rolle; er war zwar noch nicht bei 
Fielding, doch ist er, sow r eit er hervortritt, genau der gleiche 
wie Dick, also auch Fieldings Eigentum. Nachdem Dick seinen 
Teil des mit dem Bruder geteilten Bettes Burchell angeboten 
hat, sagt Bill: and I will give Mr. Burchell my part, if 
my sisters will take me to theirs. Also auch er ist ein kleiner 
gutherziger Bursche, eine Zwillingsfigur zum Dick. 

Burchell. 

Burchell ist der einzige, von dem Goldsmith die Entwick- 
lung giebt (Chapter III). Es ist dies in der Art geschehen, 
wie sie eingeleitet wurde durch die Character-Writers des XVII. 
Jahrhunderts, welche die Charaktere bald nach Ständen oder/ 
Berufen, bald nach dem Naturell oder nach einer hervorstechendedr 
Eigenschaft, etwa Geiz, Ehrsucht, zerlegten. Vorbilder wurden 
sie später vor allem einerseits den Verfassern der moralischen 
Wochenschriften, andererseits Richardson. Man versteht den 
menschlichen Geist völlig und restlos. Im Charakter ist das 
und das gegeben, auf ihn wirkt das und das ein: folglich muss 
sich das und das ergeben. Diese Tradition setzt die von Gold— 
smith gegebene Charakterbeschreibung und -entwicklung Bur— 
chells voraus. 



— 61 — 

Was den Inhalt betrifft, so besteht eine fast wörtliche 
Übereinstimmung mit einer Schilderung, die Goldsmith im Citizen 
of the World, Letter XXVIT, gegeben hat, und die sicher das 
Leben in seinem Elternhause wiedersieht. 

Dort sagt Goldsmith von seinem Vater: he loved all the 
world, so Burchell: he loved all mankind. Jener wound us 
(seine Kinder) up to be mere machines of pity, and rendered us 
incapable of withstanding the slightest impulse made either by 
real or fictitious distress; so steht es genau mit Burchell: Phy- 
sicians teil us of a disorder, in which the whole bodv is so ex- 
quisitely sensible, that the slightest touch gives pain: what some 
have thus suffered in their persons, this gentleman feit in his 
mind. The slightest distress, whether real or fictitious touched 
him to the quick, and his soul laboured under a sickly sensibility 
of the miseries of others. Beide sind denn auch reichlich von 
Schmeichlern umgeben, die sie tüchtig ausnutzen. Die Polgen 
bei beiden sind aber verschieden. 80 ist wohl ersichtlich. Bur- 
chell ist hier im ersten Teil ein Mann, der mit dem eigentüm- 
lichen Goldsmithsehen Familiencharakter in hohe und weite Yer- 
hJUtnkfie gesetzt ist. 

Doch in der weiteren Handlung des Romans erscheint 
Burchell durchaus als ein anderer, da er durch das Unglück, in 
das ihn seine Charakteranlage gestürzt hat, völlig geläutert ist. 

Dort erscheint er in zweierlei Rollen; einerseits als der 
Liebhaber der Sophia, ernst, ruhig, sich selbst beherrschend, 
ritterlich und freundlich, dämm bei allen beliebt, gebildet und 
erfahren, mit Recht selbstbewusst, dabei ein treuer Liebhaber, 
der nicht nach äusserem Glänze wählt, sondern nach dem in- 
neren Werte; dementsprechend ist er auch noch jung (30 Jahre). 
Diese Züge sind durchgängig der Gestalt des Sir Charles Gran- 
amon entnommen (dessen Fabel ja auch Goldsmith in den Haupt- 
%en übernommen hat, in der Burchell auch die gleiche Stellung 
annimmt wie Grandison, vgl. S. 24). Auch Grandison ist 
®& ruhig denkender Mensch, voller Selbstbeherrschung, überaus 
ritterlich ; jeden gewinnt er durch sein freundliches, gerechtes 
Wesen. Durch viele Reisen ist er, wie Burchell, sehr erfahren 
^d gebildet. Auch er liebt in seiner ruhigen Weise ein Mäd- 
chen, das grossen inneren Weit besitzt. — Von Grandison ist 



— 62 — 

auch der Charakterzug Burchells übernommen, dass er ein hef- 
tiger Gegner des Duells ist (aber dieser Zug wird gerade in 
dem Teile der Fabel wichtig, der aus dem Tom Jones entlehnt 
ist; man sieht, wie ungemein geschickt Goldsmith Motive be- 
nützt und verbindet). Ebenso ist von dort der Zug genommen, 
worauf besonders Fischer hinweist, dass die Diener der beiden 
durch das Vorbild ihrer Herren innerlich gehoben sind. 

Andererseits spielt Burchell am Schlüsse eine andere Rolle: 
die des Richters. Da Goldsmith die Handlung des Tom Jones 
verwandt hat (vgl. S. 24 ff), so brauchte er einen Allworthy, 
und so liess Goldsmith Grandison und Allworthy zu einer Ge- 
stalt, Rurchell-Sir William Thornhill zusammenfliessen. 

Es war dies eine nicht so schwere Aufgabe, da ja All- 
worthy und Grandison schon viele Ähnlichkeiten haben und, was 
von dem einen gesagt ist, genau so gut von dem andern gesagt . 
werden kann ; so ist auch der Charakter Burchells ganz Wfee- 
richtig durchgeführt. Da nun Burchell am Schluss genau <fib- 
selben Tugenden zeigt, wie Allworthy (Grossmut, Milde, Klag* 
heit, ja Weisheit, Gerechtigkeit, dabei grosse Vornehmheit des 
Wesens und dadurch Überlegenheit über die andern), so hat 
hier, wenn auch Grandison die gleichen hat, sicherlich Allworthy 
vorgeschwebt, da er ja auch dessen Stelle einnimmt, und so ist 
es sicher falsch, wenn Fischer von Grandison als der einzigen 
Quelle für Burchells Charakter spricht. 

Fassen wir also zusammen: drei Quellen hat Goldsmith 
für die Gestalt des Burchell gehabt: 

1. Goldsmiths eigene Person in die Verhältnisse eines hoch- 
gestellten und reichen Mannes gesetzt. 

2. Sir Charles Grandison. 

3. Squire Allworthy. 

Was ist nun Goldsmiths Eigentum an der Gestalt .Bur- 
chells? 

Goldsmith zeigt uns die Entwicklung von Burchells Cha- 
rakter, er zeigt, wie sein Charakter entstehen konnte. Er stellt 
ihn nicht von Beginn als einen Engel hin, wie es Richardson 
beim Grandison gethan hatte, er stellt sein jetziges Wesen als 
begründet durch seine Lebenserfahrungen dar, als das Ergebnis 
derselben. Dadurch hat er ihm grosse Lebenswahrheit gegeben : 



— 63 — 

wir sehen, Weiss und Schwarz ist in ihm vermischt. Das ist 
der Grund, warum man sich niemals über Hurehell „lustig ge- 
macht" hat, wohl aber über Grandison, nicht der sehr äusser- 
liche, den Fischer angiebt. 

»Sonst ist sicherlich zuzugeben, dass die Verbindung der 
drei Charaktere äusserst unglücklich ist, worauf auch Fischer 
nachdrücklich hingewiesen hat. Wir hören zunächst von den 
reichen Erfahrungen Hurchells, von seinen Reisen, wie er sich 
wieder heraufgearbeitet und die Achtung aller erworben hat — 
man möchte schon hier glauben, ein Leben gehörte zu alledem. 
Nun sehen wir ihn als ernsten, gesetzten Menschen, schliesslich 
gar in der Rolle des weisen Richters über einen erwachsenen 
Neffen, und dann hören wir, er steht im 30. Lebensjahre, sehen 
ihn vor uns als Liebhaber. Wie so oft hat auch hier die zu 
grosse Zahl der benutzten Quellen geschadet. 

Thornhill. 

Die Gestalt des gewissenlosen Verführers hat ihren Ur- 
sprung in der sittenlosen Comödie der Restaurationszeit. Ethe- 
red#e hat ihn im Sir Frederick Frolick (The Comical Revenge), 
im Dorimant (The Man of Mode) gezeichnet, Oongreve im Mask- 
well (The Double Dealer), Farquhar im Roebuck (Love and a 
bottle), im Sir Harry Wildair (The Constant Couple) und im 
Benjamin Wouldbe (The Twin Rivals), Sir /John Vanbrugh im 
Don John de Alvarada (The False Fricnd, nach dem Franz.: 
La Trahison Funie von Dancourt). Teils sind diese im Grunde 
ihres Wesens nicht ganz so schlimme Gesellen, sodass sie sich 
am .Ende doch noch zu Ehemännern bekehren lassen, teils sind 
sie unverbesserliche Hösewichte und werden dann am Schlüsse 
als solche nur entlarvt. Aus diesen beiden Typen haben sich 
die vielen Gestalten dieser Art im Roman entwickelt. Zu dem 
ersten Typus gehört Lord H — in Richardsons Pamela, zum 
zweiten Lovelace in Richardsons Clarissa Harlowe und Blifil 
in Fieldings Tom .Jones, dessen Schurkereien allerdings auf 
anderem Gebiete liegen. Das sind die Gestalten dieser Art, die 
Goldsniith vorlagen. 

Es ist schon gezeigt worden, dass Thornhill im V. of W. 
zunächst die Stelle des Lord B — , dann die Lovelaces, schliess- 



— 64 — 

lieh die Blifils einnimmt. Alle diese Charaktere sind ja emr 
verwandt, natürlich kommt hier nur der Lord B — des ersten 
Teiles der Pamela in Betracht, und so ist es möglich, dass 
Thornhills Charakter eine Vereinigung beider zunächst darstellt. 
Tm Übrigen gehört er zu dem zweiten Typus, das heisst, derer, 
die am Ende nur entlarvt werden. 

Von Lord B— allein ist folgender Zug entlehnt: Beide 
treten mit der gleichen sicheren Unverschämtheit ihren Opfern 
gegenüber auf, da beide auf Grund ihrer früheren Erfahrungen 
und, nicht zu wenig, ihrer hohen Stellung (sie stehen ja beide 
einem armen Mädchen gegenüber) überzeugt sind, dass sie jedes 
Mädchen für sich gewinnen. 

Von Lovelacc allein sind folgende Züge entlehnt: 

1. Der Zug der Verstellungskunst. Beide haben ihre 
Liebe soweit durch ihr Wesen deutlich gemacht, dass die Eltern 
jeden Tag die Aussprache erwarten. Beide sind aber in Wahr- 
heit von nichts weiter entfernt, als von der Absicht, sich klar 
auszusprechen, und so suchen sie nun hinzuziehen, stellen sich 
zurückhaltend und sind schweigsam; obwohl man ihnen Gelegen- 
heit zur Erklärung giebt, ja sie dazu zu treiben sucht, schweigen 
sie, und das alles treiben sie mit solchem Geschick, dass man 
als Grund 'bashfulness' annimmt. 

2. Beide sind überaus eitel. Wer sich Lovelacc unterord- 
net, gewinnt ihn für sich, und Thornhills desire of flattery in- 
creased every day (XX). 

Die Züge, die beiden gemeinsam sind, und die Goldsmith 
für seinen Thornhill entlehnt hat, sind folgende: 

1. Sie haben ein sehr gewinnendes Äussere. 

2. Sie sind überaus liebenswürdige, gewandte Menschen. 

3. Sie sind sehr unterhaltend. 

4. Sittlich aber stehen sie überaus niedrig. Kein hübsches 
Mädchen ist vor ihnen sicher. 

5. Ihre Klugheit unterstützt sie im Ersinnen und Aus- 
führen ihrer niedrigen Pläne. 

(>. Eine grosse Härte und Erbarmungslosigkeit kennzeichnet 
sie gegen alle, die es wagen, ihren Plänen entgegenzutreten. 

Es ist so deutlich sichtbar, dass Thornhills Charakter dem 
Lord B — s und Lovelaces nachgebildet ist. Doch auch einige 



— 65 — 

bedeutsame Unterschiede sind vorhanden: 

1. Thornhill ist von Anfang 1 an als oberflächlich dargestellt, 
er weiss zwar über alles zu reden, doch ohne Gehalt. Aber 
von Lovelace hören wir, dass er ein wirklich gebildeter Mann 
ist, so auch von Lord B — (Vol. I. S. 377). 

2. Von Thornhill ist nichts über sein Verhältnis zu seinen 
Pächtern gesagt, während wir ausdrücklich sowohl von Lord R — 
als auch von Lovelace hören, dass sie gegen dieselben ungemein 
gütig sind und sich ihre volle Liebe gewonnen haben. 

Diese Züge fehlen bei Thornhill, das heisst, Goldsmith 
hat ihn nicht so glänzend, nicht mit solchen Tugenden darge- 
stellt. Er war offenbar der Ansicht, die er Burchell in den 
Mund gelegt hat (Chapter XV) : Perhaps there may be some such 
monsters as you describe, of great vices joined to great virtues ; 
yet in my progress through life I never yet found one instance 
of their existence; on the contrary, I have ever pcrceived, that 
where the mind was capacious, the affections were good. *) So 
hat Goldsmith die Extreme, die im Lord B — und im Lovelace 
unmittelbar vereinigt waren, aus Thornhill verbannt. Seine Vor- 
züge beruhen sämtlich auf Ausserlichkeit, anf Schein; insofern 
ist Thornhill sicherlich ein wahrerer Charakter als seine Vorbilder. 
(Man kann Lovelace nicht etwa einen gemischten Charakter nennen, 
wie ihn in höchster Lebenswahrheit der moderne realistische Ro- 
man — Thackeray — ausgebildet hat; in Lovelace sind zwei 
Typen zusammengeschmolzen: der blendende Wüstling — der 
freundliche Gutsherr.) Diese standen den Verführern in der 
Comödie der Restaurationszeit näher, in denen solche uns 
widersprechend dünkenden Eigenschaften eher möglich waren, 
da sie eben nach und bei der allgemeinen, unglaublich 
sittenlosen Anschauung der Zeit nicht so widersprechend 
waren. Aber in Richardsons, Goldsmiths Zeiten hatten sich die 
moralischen Anschauungen geändert, und eben diese Änderung 
kommt in Goldsmiths Thornhill zum Ausdruck, noch nicht aber 
in Lord B — oder Lovelace, die in dieser Beziehung mit festeren 



*) Dagegen sagt Richardson, entsprechend seinem Lovelace (OL H. 

Vol. III, Letter XLV): Great faults and great virtues are often found in the 

same person. 

5 



— 66 — 

Fäden an ihre Vorstufen geknüpft sind, als Thornhill an die seinigen. 
Schliesslich hat Goldsmith einen Charakterzug von Blifil über- 
nommen : sobald Thornhill erkennt, dass alles verloren ist, legt er 
sich auf erbärmliches Flehen; genau so Blifil: in short he was 
now as remarkably mean as he had been before remarkably 
wicked (Tom Jones, XVIII, Chapter XI). 

Wilmot. 

Mr. Wilmot steht in der aus dem Tom Jones übernommenen 
Handlung genau an der Stelle des Squire Western, jener so un- 
gemein lebensvollen Gestalt Fieldings. Goldsmith konnte bei 
der schon vorhandenen Fülle nichts an der breiten Ausmalung 
dieser Gestalt liegen. Nur eine Eigenschaft legt er ihm zu, die 
eben für den Gang der Handlung erforderlich ist, die daher auch 
Squire Western hatte, nämlich den Geiz, und so ist Squire 
Western zu dem Typus des Geizhalses, wie er aus der Comödie 
der Restaurationszeit bekannt und dort ausgebildet war, umge- 
wandelt. 

Arabella Wilmot. 

Wie Wilmot, ihr Vater, steht auch sie sehr im Hinter- 
grunde. Sie steht an der Stelle der Sophia Western, aber nur 
wenig ist von dem Charakter derselben übrig geblieben. Sie ist 
ebenso sanft und schön wie Sophia; während diese aber einen 
starken Willen hat und sehr aktiv auftritt, ist Arabella Wilmot 
durchaus passiv, ist nur ein Schatten von jener. Es wäre natür- 
lich falsch, darum einen Tadel aussprechen zu wollen; Goldsmith 
hat sicherlich diese Abschwächung vorgenommen, weil er die aus 
dem Tom Jones übernommene Handlung so viel als möglich kür- 
zen und in den Hintergrund rücken wollte. 

J enki nson. 

In Jenkinson sind mehrere Personen zusammengeflossen. 

Zunächst tritt er uns als Betrüger entgegen; später erfah- 
ren wir, dass er in dieser Zeit noch eine andere Rolle ge- 
spielt hat, die Rolle eines Helfershelfers Thornhills, wie uns 
solche Gestalten, die Gehülfen eines Wüstlings, in allen Romanen 
Richardsons begegnen. 



— 07 — 

£)ann aber beginnt eine zweite Periode in Jenkinsons Leben 
mit seinem Aufenthalte im Gefängnis. 

Wie sich schon S. 23 zeigte, geht dieser Jenkinson auf 
Robinson in Pieldings Amelia zurück, und er ist eine typische 
Figur bei Fielding und Smollett überhaupt. Robinson nimmt sich 
des Mr. Booth im Gefängnis an, allerdings betrügt er ihn, so- 
bald er nur die Gelegenheit findet. In gleicher Weise sorgt 
Jenkinson für Primrose, als er in das Gefängnis kommt; er be- 
trügt ihn allerdings nicht — er hat ihn schon betrogen und wird 
sofort von Primrose erkannt. Sowohl Robinson wie Jenkinson 
tragen dann .wesentlich zur Lösung der Intriguen bei, beide 
haben schon früher eine Rolle gespielt, Robinson bekennt auf 
dem Sterbebett. So war also hier eine Figur gegeben, die aus 
einem Betrüger einen Freund macht. Goldsmith brauchte aber 
noch einen thätig eingreifenden Freund, da er die Rolle des 
Mr. Nightingale aus dem Tom Jones zu besetzen hatte, 
der durch sein energisches, freundschaftliches Eingreifen die In- 
triguen aufdecken hilft. Für diese Rolle nahm Goldsmith denn 
auch Jenkinson in Anspruch. Da er aber nun nach seiner 
Umkehr zum Guten thätig eingreifen muss, konnte Goldsmith 
diese Umwandlung nicht, wie es bei Robinson der Fall gewesen 
war, bei dem es sich nur um Bekenntnisse handelt, durch die 
Todesfurcht motivieren, und so verzichtet Goldsmith auf eine 
Begründung dieser seltsamen, plötzlichen Umwandlung ins Ex- 
trem, vom Bösen zum Guten, völlig. Zweifellos fehlt es dieser 
Gestalt an Lebenswahrheit, indessen ist doch Jenkinson eine so 
nebensächliche Figur, dass wir kaum an diesem Mangel Anstoss 
nehmen werden. 

Um zusammenzufassen: in Jenkinson ist die Gestalt eines 
blossen Betrügers, des Helfershelfers eines Wüstlings, Robinsons 
und Nightingales zusammengeflossen. 

Farmer Williams. 

Williams spielt durchaus nicht die Rolle des Parson Wil- 
liams der Pamela, wie Fischer meint, sondern die des Mr. Sol- 
mes der Clarissa Harlowe; das ist S. 21 dargelegt worden. 
Während jener handelnd eingreift, dem Squire widersteht, ist 
Farmer Williams durchaus passiv; während jener noch auf Er- 



-— 66 -^ 

taöning hoffen kann, da Pamela dem Squire abgeneigt ist, waren 
des Farmers Versuche von Anfang an aussichtslos. 

Der Charakter des Mr. Solmes ist völlig geändert worden ; 
( die Notwendigkeit war schon gezeigt. Williams ist eben ein 
!guter Mensch. Wollte man nun aber behaupten, dass sein Cha- 
rakter dem des Parson Williams nachgebildet sei, so wäre da- 
mit viel zu viel gesagt, denn Farmer Williams ist von Goldsmith 
zu unindividuell gezeichnet worden, weil er völlig im Hinter- 
grunde steht; das einzige, was wir von ihm hören, ist, dass er 
ein rechtschaffener, treu liebender, wohlhabender Mensch ist; in 
seiner völligen Passivität widerspricht er sogar gradezu dem Cha- 
rakter des Parson Williams. 



V. Kapitel. 
Episoden. 



In die Haupthandlung hat Goldsmith eine grosse Zahl 
kleiner, zum grössten Teil ungemein reizvoller Episoden hinein- 
gewoben, die hier, soweit mir Vorbilder für sie bekannt gewor- 
den sind, behandelt werden mögen. 

1. Einzelmotive nach litterarischen Vorbildern. 

Wie in Sternes Tristram Shandy (Chapter X) 
bei Yorick so viel von seinem abgetriebenen either clapped, or 
spavined, or greased Pferde die Rede ist, das er auf dem Markte 
losschlagen muss, so ist auch Primrose mit solch einem Pracht- 
hengste gesegnet. Auch er sucht, es auf dem Markte loszu- 
werden. 

Zu der Darstellung des Betruges, der dort an Primrose 
geübt wird, ist Goldsmith sicherlich angeregt worden durch L e 
Sage, Gil Blas (Livre I, Chapitre H). 1 ) Gil Blas hat eben 
seinen guten Esel verkauft, wobei der Käufer dem Esel eine 
grosse Zahl von Krankheiten angedichtet und so Gil Blas gründ- 
lich betrogen hat. Da kommt ein anderer Bursche, der Gil Blas 

*) Nachdem ich diese Übereinstimmung gefunden hatte, sah ich, dass 
Dobson schon darauf hingewiesen hat (G.s Vicar of W. ed. von Dobson, S. 289). 



— 69 — 

mit den Worten anredet: Je viens d'apprendre que vous etes le 
seigneur Gil Blas de Santillana, l'ornement d'Oviedo, et le flam- 
beau de la Philosophie. Est-il bien possible que vous soyez ce 
savantissime, ce bei esprit dont la reputation est si grande en ce 
pays-ci? — Vous (zu den Wirten) avez un tresor dans votre 
maison: vous voyez dans ce jeune gentilhomme la huitifone 
merveille du monde. Durch seine Schmeicheleien erlangt er völ- 
lig Gil Blas' Vertrauen und ein feines Abendessen. Also: 1. 
Durch Vorspiegelungen betrügerischer Käufer verkauft Gil Blas 
sein Tier thörichterweise sehr billig. 2. Ein Schmeichler tritt auf, 
der seine wissenschaftlichen Fähigkeiten rühmt, da sich angeblich 
sein Ruhm schon über die ganze Welt verbreitet habe. 3. Der 
Eitle wird geprellt. 

Diese drei Punkte finden sich in Goldsmiths Schilderung 
von Primroses Verkauf sämtlich, die Schmeicheleien sind beide- 
mal einander sehr ähnlich, und so ist sicher anzunehmen, dass 
Goldsmith Le Sage hier nachgeahmt hat. Doch es ist zu be- 
tonen, dass Goldsmith diese entlehnte Episode geschickt mit 
festen Fäden in seine Handlung hineingezogen hat und sie 
seinen Charakteren durchaus anpasste, die rohe Anhäufung von 
Missgeschicken, wie sie noch bei Gil Blas ist, vermied und so 
recht selbständig änderte. Daher hat der Verkauf noch nicht 
stattgefunden, keiner wollte das Pferd kaufen ; der Betrüger hat 
es eben auf dieses abgesehen, nicht auf ein blosses Abendessen. 
Also beide Betrügereien sind in eine zusammengezogen. Der 
Betrüger kommt in der Maske eines alten, ehrwürdigen Mannes 
— der Vicar steht zu hoch, als dass ihn jeder beliebige täuschen 
könnte — , der schon durch eine Handlung von grosser Mildthä- 
tigkeit Primroses Aufmerksamkeit erregt hat. Dazu fasst er 
Primrose noch bei seiner schwächsten Seite : er lobt ihn als den 
grossen Monogamisten. Das sind in der That vortreffliche Än- 
derungen jener noch recht rohen Erzählung. Wohl mit Recht 
weist Fischer x ) daraufhin, dass wir noch eine Episode in Smol- 
lettsRoderickRandom, Chapter X, mit als Vorbild anzunehmen 
haben. Dort treffen Random und sein Freund Strap a venerable 
old man, with long gray hair im Wirtshaus, der sie lateinisch 



l ) Fischer, S. 164. 



— 70 — 

anredet und sich als Wirt herausstellt. Durch sein gelehrtes, 
lateinisches Gespräch gewinnt er ihr Vertrauen, sodass sie freie 
Zeche erwarten, um sie dann bei der Rechnung tüchtig zu prellen. 

Eine grosse Reihe von Einzelzügen ist aus Fieldings 
Joseph Andrews entlehnt. 

Adams wird die Nachricht gebracht, dass sein Söhnchen 
soeben ertrunken sei. Er vermag sich nicht zu beherrschen, er 
bricht in laute Klagen aus. Da erinnert ihn Joseph an die 
Lehren, die er ihm eben selbst gegeben hat : man müsse seine 
Leidenschaften unterwerfen. Adams aber weist den Vorwurf 
zurück: No man is obliged to impossibilities. Hier handelt es 
sich also darum : Ein alter Geistlicher, der stets die Beherrschung 
der Leidenschaften lehrt, lässt sich von der Verzweiflung hin- 
reissen; ein jüngerer, der fast wie ein Sohn zu ihm steht, muss 
ihn zur Mässigung zurückrufen. 

Goldsmith hat diese Episode zweimal nachgeahmt. Als er 
von der Flucht seiner Tochter Olivia hört, lässt er sich zum 
Verfluchen des Verführers hinreissen. Sein Sohn Moses muss 
ihn erst an die christliche Lehre des Vergebens erinnern 
(Chapter XVII). Genau dasselbe wiederholt sich, als George 
gefesselt zu ihm in« Gefängnis geführt wird (Chapter XXVIII). 
Der Schluss ist beide Male allerdings ein anderer als bei Fielding, 
Goldsmith verfuhr eben auch hier durchaus frei. Über die be- 
deutsame Änderung vgl. S. 46. 

Ganz richtig weist Fischer darauf hin, dass die Reise 
Primroses ,.im Kleinen eine Nachbildung von Adams' grosser 
Pilgerfahrt ist." Wie Adams oft ohne Geld in den Wirtshäusern 
ist, so begegnet es auch Primrose. Dort unterstützt ein be- 
liebiger Fremder Adams, Primrose wird durch einen 1 bekannten 
zufällig erlöst, wobei Goldsmith dem Buchhändler Newbery ein 
Denkmal gesetzt hat. Angeregt, grade einen Buchhändler hier 
einzuführen, wurde wohl Goldsmith durch eine andere Stelle bei 
Fielding (I, 7), wo Adams hofft, durch einen Buchhändler unter- 
stützt zu werden, dem er seine neuen Bände „sermons" anbietet. 

Adams kommt einmal auch zu einem gütigen Wirt, der 
ihn unentgeltlich aufnimmt. Im Eifer des Gespräches kommt 
es zu einem heftigen Streit, Adams niässigt sich durchaus nicht 
seinem gütigen Gastgeber gegenüber, der Schluss ist, der Wirt 



— 71 — 

weist Adams die Thür. So wird Primrose auf seiner Reise von 
einem äusserlich sehr feinen Herrn freundlich aufgenommen 
(Goldsmith hat das echte Lustspielmotiv hinzugefügt, dass dieser 
sich nur als solcher ausgiebt, in Wahrheit aber der Diener ist; 
er wird natürlich hernach von dem wahren Herrn überrascht); 
auch er spricht hier seine Meinung so unumwunden frei heraus, 
dass er von seinem Gastgeber hinausgewiesen wird. Die Situation 
ist also genau die gleiche. Dass wir es wirklich mit einer Ent- 
lehnung zu thun haben, beweist auch der Umstand, dass bei 
Fielding wie bei Primrose die Rede auf die Zeitungen kommt. 
Adams spricht seine völlige Unkenntnis derselben, Primrose seine 
Abneigung gegen dieselben aus. 

Wie Adams dann zu einer guten Familie kommt, den 
Wilsons, so auch Primrose, den Arnolds, wobei Goldsmith eine 
geschickte Verbindung mit dem vorigen Erlebnis dadurch herbei- 
geführt hat, dass die Herrschaft dieses butler's (der sich als 
Herr ausgiebt) eben jene Arnolds sind. Bei beiden ist die Be- 
gegnung eine bedeutungsvolle, denn jedesmal trifft Vater und 
Sohn zusammen, einmal allerdings ohne ihr Wissen. Jedesmal 
wird dort eine lange Lebensgeschichte erzählt (die in einzelnen 
Punkten auch noch Verwandtschaft zeigt, vgl. S. 77 ff.). Beide 
Male unterbricht der Pfarrer, dort Adams, hier Primrose, die 
Erzählung vielfach durch (hört mehr einfältige, hier mehr eifrige 
Fragen, die beide Male belustigend wirken, hier allerdings in 
geringerem Grade. 

Die Situation, in der Primrose seine Tochter verlassen im 
Wirtshaus findet, hat wieder ihr Vorbild bei Fielding. Dort ist 
Joseph in derselben Lage. Bei beiden geraten Wirt und Wirtin 
in Streit. Beide Male ist die Wirtin diejenige, welche die ihr 
lästige Person hinauswerfen will, während der Wirt zum Guten 
rät. Wie Adams zufällig an der Livree bemerkt, dass es sich 
um Joseph handelt, so erkennt Primrose Olivia zufällig an der 
Stimme. 

Als Primrose im Gefängnis einmal den Gefangenen predigt, 
versuchen sie, ihn auf jede mögliche Weise zu verspotten und 
lächerlich zu machen. Z. T. machen sie ihre Spässe ganz offen, 
z. T. in versteckter Weise, wie zufällig, und entschuldigen sich 
dann. Ganz ähnlich war es bei Fielding Adams in der Gesell- 



— 72 — 

schaft des Squire ergangen. Auch dort verhöhnen ihn einige 
ganz offen; einer aber giesst ihm, wie zufällig, die Suppe in 
den Ärmel und entschuldigt sich dann höflichst. Ganz verändert 
hat aber Goldsmith die Art, wie der Verhöhnte sich daraufhin 
verhält. Adams merkt die Spässe zunächst garnicht, will dann 
aber mit der Paust dazwischen fahren, Primrose sieht über sie 
völlig hinweg und gewinnt durch sein würdiges, ruhiges Wesen 
selbst die Achtung dieser Menschen, — also auch hior passt 
Goldsmith die entlehnte Episode völlig dem neuen Rahmen an. 

Wie die Figur des Dick durchaus aus Joseph Andrews 
übernommen ist (vgl. S. 60), so auch fast alle Scenen, in denen 
er hervortritt. 

Adams' älteste Tochter hat soeben in Bezug auf Fanny 
gesagt: I would not give such a vagabond slut a halfpenny, 
though I had a million of money; no, though she was starving. 
— Indeed, but I would, cries little Dick; and, father, rather 
than poor Fanny should be starved, I will give her all this 
bread and cheese — (offering what he held in his hand). Adams 
smiled on the boy, and told him, he rejoiced to see he was a 
Christian, and that, if he had a halfpenny in his pocket, he would 
have given it him; telling him it was his duty to look upon all 
his neighbours as his brothers and sisters, and love them 
accordingly, und hernach ist noch einmal die Rede vom little 
Dick, to whom Joseph gave a Shilling, when he heard of his 
intended liberality to Fanny (IV, 11). 

Eine ganz ähnliche Situation finden wir im V. of W., 
Chapter VI. Die Veranlassung ist hier allerdings eine andere: 
die Familie weiss nicht, wie sie Burchell unterbringen soll 
während der Nacht, da alle Betten besetzt sind ; da bietet Dick 
ihm sein Bett an. Well done, my good children (Bill ist nämlich 
dem Beispiele seines Bruders gefolgt!), cried I, hospitality is 
one of the first Christian duties u. s. w. Deborah, my dear, 
cried I to my wife, give those boys a lump of sugar each, and 
Jet Dick's be the largest, because he spoke first. Also in beiden 
Fällen haben wir: Dick verzichtet gefällig zu Gunsten eines 
Anderen; der Pfarrer fügt eine christliche Ermahnung daran; 
der Knabe erhält eine Belohnung — dass wir es mit einer 
Nachahmung zu thun haben, liegt auf der Hand. 



— 73 — 

Ein ander Mal (Book IV, Chapter 10) schiebt Fielding 
eine Erzählung ein, indem er sie von Dick vorlesen lässt. In- 
zwischen hat sich ein heftiger Streit zwischen den Zuhörern 
entwickelt. So muss (Chapter XIII) Dick die Geschichte vom 
Dwarf and Giant im V. of W. erzählen ; inzwischen sind Deborah 
und Burchell in heftigen Zank geraten. 

Es ist dies nur ein ganz äusserliches, bedeutungsloses Mo- 
tiv, und die blosse Übernahme eines solchen bedeutet in der 
That einen hohen Grad von Unselbständigkeit. Aber Goldsmith 
hat es ein wenig vertieft, und deshalb kann diese Nachahmung 
nicht so betrachtet werden. Goldsmith hat nämlich dies Motiv 
als Mittel gebraucht, den folgenden Sturm wirkungsvoller, be- 
deutungsvoller zu machen, dadurch, dass er eine grosse Stille 
vorausgehen lässt — jenes von Goldsmith so oft angewandte 
Compositionsmittel. (So war es noch nicht bei Fielding verwandt; 
dort soll nur dem närrischen Junker Gelegenheit gegeben wer- 
den, sich Fanny zu nähern.) 

Auch die Art, wie Fielding im Joseph Andrews Personen 
eingeführt hat, hat Goldsmith mehrmals zum Vorbilde gedient. 

Ruhig sitzt Primroses Familie in ihrer Laube beisammen 
(Chapter V), da bricht plötzlich aus dem Walde ein Hirsch her- 
vor, doch we had not much time to reflect upon the poor ani- 
mal's distress, when we perceived the dogs and horsemen sweep- 
ing along at some distance ' behind, and making the very path 
it had taken. Als letzter kommt Thornhill, mit dem nun die 
Familie bekannt wird. 

So sitzen (Book IV, Chapter 6) Adams, Joseph und Fanny 
beieinander; Adams ist eingeschlafen, auch die Liebenden wissen 
ihre Zeit zu vertreiben. Whilst they amused themselves inthis 
harmless and delightful manner they heard a pack of hounds 
approaching in füll cry towards them, and presently afterwards 
saw a hare pop forth from the wood, and crossing the water, 
land within a few yards of them in the meadows. — This affect- 
ed the tender heart of Fanny, who exclaimed with tears in her 
eyes, against the barbarity of worrying a poor innocent defen- 
celess animal out of its life, and putting it to the extremest 
torture for diversion. She had not much time to make reflec- 
tions of this kind, denn die Jäger kommen schon vollends heran, 



- 74 - 

unter ihnen der Squire, mit dem sie nun bekannt werden. Also: 
zuerst der Friede und die Stille; ein ermüdetes Tier, von 
Jägern verfolgt, bricht plötzlich herein; die Zuschauenden empfin- 
den inniges Mitleid; unter den Jägern befindet sich ein vor- 
nehmer Adliger, mit dem sie bekannt werden. Diese vier Punkte 
befinden sich bei beiden und beweisen die Entlehnung. 

Auch die Einführung des Chaplain, Chapter VIII, hat ein 
Vorbild im Joseph Andrews (Book II, Chapter 7). Eine Ballade 
wird gelesen, die ganze Familie ist in die (Schönheit derselben 
vertieft; but our tranquillity was soon disturbed by the report 
of a gun just by us, and immediately after a man was seen 
bursting through the hedge to take up the game (eine Amsel) 
he had killed. — So loud a report, and so near, startled my 
daughters. So sitzt Adams ruhig im Grünen, auch mit einem 
litterarischen Werke beschäftigt — in seinen Aeschylus vertieft; 
he had not sat long here before a gun going off very near, a 
little startled him; he looked up and saw a gentleman within a 
hundred paces taking up a partridge which he had just shot. 
Mithin stimmen folgende Punkte überein (dazu ist der Wortlaut 
fast derselbe!): Man liest vorher; in unmittelbarer Nähe ertönt 
ein Schuss, ein Vogel fällt nieder; ein grosses Erschrecken ist 
die natürliche Folge ; beide Male wird nun der Jäger selbst ein- 
geführt. 

Auch diese episodische Einführung ist sehr fest und hübsch 
von Goldsmith mit seiner Erzählung verbunden worden : bei der 
plötzlichen Überraschung fliegt Sophia ängstlich in Burchells 
Arme ; ihre Liebe wird so offenbar. Auch die Beute spielt noch 
eine Rolle. 

Ich glaube, dass Fischer sich irrt, wenn er eine andere 
Situation (Book III, Chapter 4) als Vorbild ansieht. Dort sitzt 
Adams mit Wilsons in deren Garten zusammen. Plötzlich fällt 
ein Schuss, doch in ziemlicher Entfernung: der Squire hat den 
Hund einer Tochter erschossen. Das Ganze dient nicht zur 
Einführung einer Person. Es ist w r ohl ganz deutlich, dass die 
Übereinstimmung mit der vorigen Situation weit grösser ist. 

Schliesslich hat Goldsmith noch im letzten Kapitel seines 
Romans einen Zug aus Joseph Andrews übernommen. Fielding 
lässt Lord Booby und Pamela in der Kirche lachen, was Adams 



— 75 — 

streng rügt — eine satirische Spitze gegen Richardson. So ist 
auch die Hochzeitsgesellschaft bei Goldsmith überaus lustig, und 
Primrose was often tempted to turn back in indignation. Hier 
hat dieser Zug natürlich gar keinen Sinn, um so weniger, als er 
zu dem gemessenen, würdigen Charakter eines Burchell, zu dem 
herben George nicht im Geringsten passt, ja gradezu störend 
wirkt. Man wird gestehen müssen, dass diese Entlehnung recht 
oberflächlich und unglücklich ist, wie Fischer mit Recht hervorhebt. 
Eine Episode des Tom Jones (Book XIV, Chapter VI) 
scheint Goldsmith übernommen zu haben. Dort spricht Tom 
Jones mit Betsy, der jungen Tochter der Mrs. Miller : And are 
you not afraid to die, my little Hetsy? said Jones. Yes, answered 
she, I was always afraid to die ; because I must have left my mamiua 
and my sister ; but I am not afraid of going any where with those 
I love. Ähnlich heisst es bei Goldsmith. Primrose sagt : I hope 
you are not afraid to lie in this room dark as it appears. No, 
papa, says Dick, I am not afraid to lie any where where you are. 
And I, says Bill, who was yet but four years old, love every place 
t»8t that my papa is in. 

Ein Motiv hat Goldsmith wohl aus Richardsons Pamela 
entlehnt. 

Als Pamelas Vater von dem Verschwinden seiner Tochter 
gehört hat, bricht er sofort auf und kommt bei dem Squire an 
soon after daylight, at the gate of the gentleman, before the 
family was up (I. S. 99.). Gerade dieses frühe Ankommen — 
der alte Mann muss lange warten, ehe er den Squire sprechen 
kann — charakterisiert die gewaltige Unruhe des Vaters. Genau 
das Gleiche — in derselben Situation — linden wir .bei Prim- 
rose, nachdem seine Tochter Olivia mit dem Squire Thornhill 
verschwunden ist: I therefore went to the young Squire's, and 
though it was yet early, insisted upon seeing him immediately 
(Chapter XVIII). Beide Male der angsterfüllte Vater, der vom 
Squire sein Kind zurückfordern will, der in seiner Unruhe schon 

• 

ltt * frühesten Morgengrauen zu ihm kommt — die Entlehnung 
ls t deutlich. 

Wenn Primrose (Chapter I) unter den little rubs which 
**"ovidence sends to enhance the value of its favours auch auf- 
zählt: The Squire would sometimes fall asleep in the most 



— 76 — 

pathetic parts of my sermon, so schwebt ihm hier wohl Sir 
Roger de Coverley vor, von dem Addison im Specta tor vom 9. Jufi 
1711 (No. 112) Ähnliches erzählt, wobei man bedenken muss, 
wie vertraut jedem Engländer die Gestalten des Spectator mit 
ihren vielen köstlichen Zügen waren und ja noch sind: As Sir 
Roger is Landlord to the Congregation, he keeps them in very 
good Order, and will suffer no Body to sleep in it besides him- 
self ; for if by Chance he has been surprized into a short Nap 
at Sermon, upon recovering out of it, he Stands up and looks 
about him, and if he sees any Body also nodding about him, 
either wakes them himself, or sends his Servants to them. 

Burchells berühmtes Pudge, das er am Ende jedes Satzes 
der ladies einstreut, erinnert ein wenig an eine Geschichte, die 
im Tatler No. 80, vom 11. Oktober 1709, erzählt ist. Dort 
wird eine Hochzeitsfeier geschildert, bei der ein Gast eine sehr 
unpassende Geschichte zum Besten giebt, wobei ein lieutenant 
of mariners beständig dazwischenruft: Knock him down, knock 
him down. Es wäre vielleicht möglich, dass diese Erzählung 
Goldsmith vorgeschwebt hat, um so eher als man einen äusseren 
Anlass vermuten möchte, da Goldsmith dieses Fudge erst später, 
nach der ersten Auflage, eingeschoben hat. 

2. Einzelmotive nach Erlebtem. 

Hierfür weiss ich nur einen Zug anzugeben, und auch 
dieses ist nicht mehr als eine unsichere Vermutung. 

Olivia ist mit Thornhill aus dem elterlichen Hause ent- 
flohen — reumütig und gebrochen kehrt sie nun wieder zurück. 
Ein überaus harter und rauher Empfang wird ihr von ihrer 
Mutter zuteil. Fischer meint, es wäre das ein Reflex der Härte 
der Harloweschen Familie gegen Clarissa. Es ist nicht zu 
leugnen, dass dieser Zug durchaus nicht zu dem Primroseschen 
Familiencharakter stimmt; wir wissen aber, wie streng und 
konsequent Goldsmith im übrigen diese fremde Fabel seinen 
Verhältnissen anzupassen wusste. So ist es wohl wahrschein- 
licher, sicher ansprechender, hier an ein eigenes Erlebnis Gold- 
smiths zu denken. Im Jahre 1752 hatte er, reich mit Geld 
versehen, auf einem stattlichen Esel, das mütterliche Haus ver- 
lassen, mit dem abenteuerlichen Plane, sich nach Amerika zu 
begeben. Doch schon nach sechs Wochen kehrte er, völlig 



— 77 — 

mittellos, auf einem ganz elenden Tiere zurück; von der erzürnten 
Mutter wurde ihm ein harter Empfang- zu teil, worauf er die 
charakteristischen Worte äusserte: And now, my dear mother, 
after having struggled so hard to come home to you, T wonder 
you are not more rejoiced to see me. 1 ) 

3. Einzelmotive nach litterarischen Vorbildern und 

nach Erlebtem. 

Als letzte Episode will ich die Erzählung Georges von 
seinen Erlebnissen behandeln. 

Das Einschieben von solchen Selbstbiographien war sehr 
beliebt seit der Zeit des Abenteuerromans. Dort soll viel vor- 
geführt werden. Jede neue Person muss so ihre Erlebnisse er- 
zählen. Man denke nur an die ungeheuere Zahl von Selbst- 
biographien, die in Le Sages Gil Blas eingestreut sind. Fielding 
und Smollett, die in so vielem der Tradition des Abenteuer- 
romans gefolgt sind, haben auch oftmals dieses Mittel gebraucht, 
ran ihre Romane bunter zu machen, den Gesichtskreis zu er- 
weitern. So erzählen bei Fielding Wilson, the Man of the Hill 
ihre Lebensgeschichte. 

Diesem Vorbilde ist Goldsmith gefolgt, und zwar ist Georges 
Erzählung im besonderen nach dem Vorbilde der Wilsonschen 
Erzählung eingeschoben, worauf schon S. 71 gewiesen wurde. 

Goldsmith hat ihm den Namen the philosophic vagabond 
gegeben. Derselbe ist nicht von Johnson geprägt, 2 ) denn 
schon im Citizen of the World, Letter II (also vom 29. Jan. 1760, 
das ist, bevor Goldsmith ihn kennen lernte), heisst es: For all 
thy favours accept my gratitude and csteem, the only tributes a 
poor philosophic Wanderer can return, und noch mehr entsprechend 
Letter VII: a man who leaves home to mend himself and others, 
is a philosopher ; but he who goes from country to country, guided 
by the blind impulse of curiosity, is only a vagabond. Der 
Sinn ist ja schon hier völlig der gleiche, es bedurfte nur noch 
des Einsetzens des letzten Wortes in den ersten Ausdruck. 

Ich will nun zu Georges Erzählung selbst übergehen und 
die einzelnen Punkte behandeln. 



*) Forster, I, 42. 

*) Dobson S. 99. Die Stelle selbst habe ich nicht gefunden. 



— 78 — 

George kommt zunächst in die Stadt und sucht seinen 
Vetter auf, an den er Empfehlungen hat, den er also, wie 
aus allem hervorgeht, als grossen Mann anzutreffen hofft; aber 
dieser Vetter was himself in little better circumstances than I. 
Hier liegt wohl eine Erinnerung an das eigene Leben bei Gold- 
smith vor : er ist der Vetter selbst. Grade so 1 ) kam zu ihm im 
Jahre 1757 sein Bruder Charles und glaubte, ihn als berühmten 
Mann in den glänzendsten Verhältnissen zu finden, wurde aber 
bitter enttäuscht. 

Von diesem Vetter erbittet George einen Rat betreffs der 
Stellung eines usher. Mehrmals hat Goldsmith in seinen Werken 
über eine solche Stellung gesprochen, in the Bee, No. VI, in 
seinem Essay On Education, stets in der gleichen, scharfen und 
abfälligen Weise. Goldsmith war selbst Unterlehrer gewesen 
bei Dr. Milner in Peckham ; wir müssen uns deshalb fragen: 
haben wir es hier mit Erinnerungen an diese Zeit zu thun? 

Wir haben über diese Unterlehrerzeit die widersprechendsten 
Berichte. 

Die Tochter Dr. Milners, Miss Hester Milner, hat einen 
Bericht über sein Leben in Peckham gegeben, nach dem man 
unbedingt vermuten müsste, dass er dort ein sehr glückliches 
geführt hätte. Doch es ist zu betonen, dass Miss Hester Milner 
nicht unparteiisch war, ihr Bericht nicht objektiv sein konnte, 
um so weniger, als sie ihren Bericht erst am Ende der 90er 
Jahre schrieb, wo also Goldsmiths Ruhm ein völlig gefestigter 
war. Der Bericht John Evans', 2 ) im gleichen Sinne, ist ebenso 
unzuverlässig, da er auf jenen zurückgeht. Dagegen erzählt 
a person who lived in the dosest habits of intimacy with the 
Doctor for the last two years of his life, 3 ) Mr. Cooke: The 
circumstances of his being usher at Peckham Academy was the 
only sera of Goldsmith's life that he was vain enough to be 
ashamed of, forgetting that a man cannot become mean by a 
mean employment — and when an old friend one day very 
innocently made use of that common phrase: „Oh, that's all a 



') Dobson S. 52. 

2 ) European Magazine, Vol. 58. 

8 ) European Magazine, Vol. 24. 



— 79 — 

holiday at Peckham," he reddened with great indignation, and 
asked whether he meant to affront him. 

Ich glaube, einerseits Goldsmiths durchgängig bittere und 
abfällige Urteile über die Stellung eines Unterlehrers, anderer- 
seits diese Anekdote, die doch zweifellos einen sehr wahren Ein- 
druck macht, weil sie so gut zu Goldsmiths Charakter passt, 
müssen uns zu der Überzeugung bringen, dass sein Leben dort 
ein für ihn sehr unglückliches war, dass wir hier im V. of W. 
einen autobiographischen Zug haben (vielleicht ein wenig über- 
trieben). Goldsmith hätte die Milnersche Familie auch gradezu 
beleidigt, wenn er in seiner einzigen Unterlehrerstelle, also bei 
ihnen, ein wirklich gutes Leben gehabt hätte, und dennoch solche 
Schilderungen davon gab. 

Es ist natürlich wohl möglich, dass einige der Anekdoten, 
die ihn als den alten, fröhlichen Oliver zeigen, darum doch wahr 
sind ; aber ein paar fröhliche Augenblicke machen noch nicht 
ein Leben glücklich. Es mag wahr sein, dass Mrs. Milner ihm 
mütterlich sein Geld aufbewahrt hat, damit er es nicht verschleu- 
dere; es mag übertrieben oder gar unwahr sein, wenn er sagt: 
I was hated for my ugly face by the mistress, dann dachte 
er an andere Situationen seiner Jugendzeit, wo er oft genug des- 
wegen verspottet wurde: dadurch kann unser Schluss nicht ge- 
ändert werden. 

Campbell l ) berichtet, Goldsmith habe schon vor seiner 
'grand tour' eine Unterlehrerstelle innegehabt. Auch wenn dies 
wahr wäre, so könnten wir doch nicht alle schlechten Erfahrun- 
gen auf diese Stelle schieben ; denn mit der Änderung des Ortes 
wird Cookes Bericht völlig sinnlos. 

George giebt den Plan auf, Unterlehrer zu werden, und 
wendet sich der Schriftstellerlaufbahn zu. (Goldsmith trat ent- 
sprechend vom Lehrerstande zum Litteratenstande über !) Mit 
einem Schlage will er sich durch neue Theorien berühmt machen. 
Es misslingt völlig, er sieht sich genötigt, to write for bread. 
Das stimmt nicht zu Goldsmiths eigenem Leben. Er hatte bei 
Dr. Milner zufällig Griffith kennen gelernt und wurde durch ihn zu 
der neuen Laufbahn veranlasst ; er hatte statt der grösseren 



l ) Philosophical Survey of the South of Ireland (Forster I, 74,75). 



— 80 — 

eine kleinere Plage gewählt und war sofort ein hackney-writer 
geworden. Das wäre für einen Roman zu prosaisch, zu undrir 
matisch gewesen, da diente ihm die so nahe liegende Lebens- 
beschreibung Wilsons als Vorbild. Dieser hat dieselbe Absicht: 
ein Drama soll ihn aus aller Not herausreissen, zum berühmten 
Manne machen. Es wird nicht angenommen, er wird ein haek- 
ney-writer, zuerst allerdings bei den lawyers, dann ebenfalls bei 
einem Buchhändler. 

Wenn Goldsmith diese Zeit beschreibt, so denkt er wohl 
sicherlich an die, da er angestrengt bei Griffith arbeitete, ohne 
das Geringste ausser dem Nötigsten für das Leben zu verdienen, 
kehrte er doch sogar noch einmal zu Dr. Milner zurück! The 
easy simplicity of my style bezieht sich sicherlich auf seine eigene 
Schreibweise. 

Wie Wilson hier ein paar Worte über die betrügerischen 
Subskriptionen eingeschoben hat, so konnte auch Goldsmith das 
nicht unterlassen, wenngleich es hierher gar nicht passte und 
Goldsmith so die Subskription einen anderen abhalten lassen 
muss. Dobson (Anm. zu seiner Ausgabe S. 300) wies auf die 
Ähnlichkeit mit einer Scene in Fieldings Anthor's Farce hin, 
Act 2, Scene IV. 

George kommt nun mit Thornhill zusammen, — damit 
kommen wir in die Fabel selbst hinein, über die schon früher 
gesprochen ist. 

Eingeschoben wird darein, wieder ohne Bedeutung für 
Georges Leben, eine Audienz bei einem Lord. Solche halb 
lächerlichen Audienzen darzustellen, scheint besonders beliebt 
geworden zu sein seit der berühmten Johnsonschen Affaire mit 
dem Earl of Chesterfield im Jahre 1755. (Goldsmith hatte schon 
im Citizen of the World, Letter XXX, eine solche beschrieben). 
Direkt angeregt, hier eine Audienz einzuschieben, obwohl sie 
völlig bedeutungslos ist, wurde Goldsmith wieder durch Wilsons 
Selbstbiographie, der bei Gelegenheit der Subskription von 
solchen Audienzen spricht. 

Laun 1 ) will diese Audienz in Verbindung bringen mit der, 
die Goldsmith bei dem Earl of Nugent gehabt hat, und nennt 
die Erzählung im Citizen of the World von einer Audienz und 

*) Laun, 0. G., sein Leben, sein Charakter and seine Werke, 1876. 



•»- 81 — 

die im V. of W. zwei Versionen dieser Audienz bei dem Earl 
of Nugent, deren Verlauf uns von Hawkins *) geschildert ist. 
Davon kann natürlich gar keine Rede sein, da der Earl so lie- 
benswürdig gegen Goldsmith war, wie nur möglich, und da Gold- 
smith der zurückweisende Teil war. 

Wenn schliesslich Percy erzählt, dass Goldsmith wirklich 
einmal einen Diener für den Herrn gehalten habe, so ist hier die 
allergrösste Vorsicht anzuwenden, da es sehr leicht möglich ist, 
dass dieses Erlebnis aus dem V. of W. erst später herausver- 
mutet wurde, um so mehr, als er es in ganz unbestimmter Weise 
nur mitteilt. Betrachten wir aber die grosse Ähnlichkeit, die 
diese Episode mit einer Fieldingschen in Amelia, Book VII, 
Chapter V, hat, so müssen wir wohl annehmen, dass Goldsmith 
hier nur im Banne der litterarischen Tradition steht. 

George lässt sich darauf für Ost-Indien anwerben; wie 
Goldsmith auf dieses Motiv kam, ist mir nicht gelungen heraus- 
zufinden. Diese Anwerbung wird verhindert, und George beginnt 
seine grossen Reisen. 

Es ist überaus schwer zu beurteilen, wie weit hier die 
Wahrheit, wie weit die Dichtung geht, um so schwerer, als 
Goldsmiths Briefe aus dieser Zeit verloren sind. Die Urteile 
der Biographen sind daher auch völlig verschieden. 

Was Boswell (he disputed his way through Europe), was 
Cooke im European Magazine mitteilt: He frequently used to 
talk of his distresses on the continent, such as living on the 
hospitalities of friars in convents, sleeping in barns and picking 
up a kind of mendicant livelihood by the German flute with 
great pleasantry, ist alles nach dem Erscheinen des V. of W. 
geschrieben und kann also sehr leicht von diesem beeinflusst 
sein, und da ein Teil in Georges Erzählung offenbar autobiographisch 
ist, lag es wohl für viele allzu nahe, alles für autobiographisch 
zu halten. Nur wenige Zeugnisse haben wir aus der Zeit vor 
dem Erscheinen des V. of W. ; zwei sind von Goldsmith selbst. 
Er sagt in dem Enquiry : A man who is whirled through Europe 
in a post-chaise, and the pilgrim who walks the grand tour on 
foot, will form very different conclusions. Haud inexpertus loquor 
(die letzten Worte nur in der ersten Auflage). Diese Äusserung, 
so völlig frei von jeder romantischen Beimischung, ist sicherlich 

l ) Sir John Hawkins, The life of Samuel Johnson. 1787. 6 



/• » 



— 82 — 

wahr. Also sicher hat Goldsmith seine Reisen zu Fuss gemacht. 
Und wenn Goldsmith, der so bedacht auf äussere Anerkennung 
war, der dieses Haud inexpertus loquor ängstlich strich, ein 
ander Mal ausrief, dass er unter den Bettlern von Paris ge- 
lebt habe, so wird dies sicher nicht ganz erfunden sein ; er muss 
auf seinen Reisen bettelarm gewesen sein. Schliesslich hat ein 
Dr. Ellis, der Goldsmith in Leyden traf, berichtet, dass er dort 
Sprachunterricht gegeben habe. 

So sehen wir, dass Goldsmith sicherlich bettelarm, zu Fuss 
durch die Länder gewandert ist, dass er in Leyden Sprachunter- 
richt gab, um sich zu erhalten. Ausserordentlich berühmt war 
damals des dänischen Grafen von Holberg romantische Art zu 
reisen geworden (Goldsmith schrieb darüber im Enquiry, ChapterV). 
Auch er war zu Fuss gereist, mittellos, auch er hatte sich durch 
Sprachunterricht durchgeschlagen, andererseits durch seine musi- 
kalische Geschicklichkeit. Wir sehen also, dass Goldsmith ver- 
sucht hat, das Holbergsche Leben noch einmal durchzuleben, 
und gern werden wir deshalb glauben, dass Goldsmith auch das 
andere Mittel Holbergs durchzukommen benutzt hat: sich durch 
das Land zu singen und zu disputieren. So müssen wir also 
auch diese Zöge wenigstens im wesentlichen für autobio- 
graphisch halten, wenn sie auch im Grunde auf Holberg zurück- 
gehen. 

Gehen wir nun auf die Einzelheiten ein. George geht nach 
Leyden, so Goldsmith im April 1774. Wie er geht George von 
dort aus nach Louvain. Worauf sein Erlebnis betreffs des 
griechischen Unterrichts zurückgeht, ist unbekannt. Jedenfalls 
liegt darin ein schlimmes Urteil für die Holländer, wie auch 
schon Holberg in seiner lateinischen Selbstbiographie in Briefen 
schlecht über die Holländer geurteilt hatte. 

Wie Goldsmith kommt George auf seiner Wanderung nach 
Paris. Er lebt dort als „Kunstkenner" — was daran wahr ist, 
ist völlig unbekannt, denn von Goldsmith wissen wir bis auf 
wenige, sich fast widersprechende Andeutungen nicht, wie er 
dort gelebt, was er dort getrieben hat. Recht hübsch ist Blacks 
Vermutung, 1 ) dass Goldsmith bei der Belehrung über die two 
rulcs. die jeden Menschen zum Kunstkenner machen, an die few 



J ) Black, Oliver Goldsmith, S. 28. (English Men of Letters). 



- öä - 

tricks dachte, die er einst bei Griffith für die Schriftstellerei 
gelernt hatte. Vielleicht hat Fischer 1 ) recht, wenn er die An- 
regung zur Einführung dieses Motivs auch in litterarischen Vor- 
bildern findet, in Smolletts Peregrine Pickle, der auch in Frank- 
reich mit einem Maler zusammenkommt. 

George wird dann tutor bei einem grossen Geizhals; auch 
was hieran wahr ist, ist nicht deutlich. 2 ) 

Während Goldsmith noch Deutschland, die Schweiz berührte, 
dann sich erst nach Italien wandte, reist George sofort dorthin; 
von dort zurück nach England, wie Goldsmith. 

Dort trifft George auf Schauspieler und schliesst sich ihnen 
an. Dasselbe wird von Goldsmith behauptet, er habe in Kent 
in einer Schauspielertruppe mitgewirkt. Laun zieht dazu die 
Worte Primroses heran : and as I once had some theatrical ppwers 
myself I disserted on such topics with my usual freedom, und 
meint, dass hier nur Primrose für Goldsmith steht. Das ist alles 
möglich, um so mehr, als Goldsmith schon einmal in seinem 
4. Essay solch einen wandernden Schauspieler gezeichnet hatte, 
aber genaueres zu sagen, ist unmöglich; schon Launs Urteil 
„ziemlich glaubhaft" klingt zu sicher. 

Nun trifft George seinen Vater, und damit hört die Epi- 
sode auf. 

Die Veranlassung zum Einschieben derselben gab also 
Fieldings Joseph Andrews mit Wilsons Erzählung. Diese hat 
denn auch in mehreren Zügen zum Vorbilde gedient. In der 
Mehrzahl haben wir es aber mit autobiographischen Zügen zu 
thun, die indessen nicht ein genaues Bild von seinem Leben geben, 
da sie einerseits nur eine Auswahl darstellen, andererseits aus 
verschiedenen Lebensperioden genommen sind. 



1 ) Fischer, S. 163. 

2 ) Forster, I, 62. 



^ 



- 84 — 
VI. Kapitel. 

Die Umgebung. 

Im Vicar of Wakefield ist keine genau? Zeitangabe, wie 
etwa Smollett Roderick Random in einem bestimmten Jahre in 
Epgland ankommen lässt, und wie Fielding eiijen seiijßr Ij^mane 
genau datiert. Goldsmith wählte auch keinen bestimmten poli- 
tischen Hintergrund, wie ihn jene beiden Schriftsteller haben. 
Die Wellen des Weitgetriebes schlagen nicht in das friedliche 
Leben der Pfarrersfamilie hinein, nur durch George hören wir 
ein fernes Rauschen. Goldsmith ist weit davon entfernt, ein Bild 
von dem bewegten Treiben des Lebens zu geben, wie Fielding 
etwa im Tom Jones, Smollett im Roderick Random, im Peregrine 
Pickle; Goldsmith lässt seine Personen sich im engen Kreise 
bewegen, wie Richardson es gethan hatte (auch im zweiten 
Teile, wo die Pfarrersfamilie mehr mit der Welt zusammenkommt, 
bleiben sie im wesentlichen doch im abgeschlossenen, engen Kreise). 
Eine seltsame Anschauung aber ist es, wenn Gosse 1 ) in diesem 
Punkte Goldsmiths Roman als einen Rückschritt bezeichnet, als 
wäre es, nachdem Fielding mit weitem Blick das bewegte Leben 
dargestellt hatte, die jedem Schriftsteller einzig würdige Aufgabe, 
das Leben in dieser selben Form zu beschreiben: sicherlich eine 
verkehrt einseitige Auffassung! In der That, ein ganz neuer 
Geist liegt in Goldsmiths Roman; von jener wildbewegten Dar- 
stellung ist er zur ruhigen, idyllischen übergegangen. Nicht 
Unrecht mag Perry 2 ) in seiner historischen Begründung dieses 
Überganges haben: Its idyllic tone was essentially that which 
we frequently observe in literature before the French Revolution. 
There are the mutterings of that storm, too, in the denunciations 
of the rieh which are to be found in the novel, and the appeal 
for sounder conduet. 

Der idyllischen Darstellung angemessen, ist die Stimmung 
im ganzen Romane freundlich-heiter, schon durch den Optimismus, 
der überall hindurchscheint. In den Personen ist Gefühlswärme 
mit Verstandesmässigkeit ungemein glücklich gemischt. Die 
Personen sind weit entfernt von der Trockenheit der Popeschen 

J ) Gosse, A History of Eighteenth Century Literature, S. 349. 

*) Th. 8. Perry, English Literature in the Eighteenth Century, S. 399 f. 



— 85 — 

Zeit, da sie wirkliches Gemüt, wirkliches Gefühl besitzen, weit 
entfernt von der verschwommenen Gefühlsschwärmerei Richardsons, 
aber auch von der wilden, ungezähmten Leidenschaftlichkeit 
Fieldingscher und Smollettscher Gestalten, da ihnen allen genug 
von eindämmender und regelnder Verstandesmässigkeit eigen ist; 
eine Mischung aller dieser Extreme stellen eben seine Personen dar. 

Goldsmith bat selbst den Roman fest lokalisiert, in Wake- 
field. Oft ist bemerkt worden, dass der Titel ungemein schlecht 
passt, verlässt doch der Pfarrer Wakefield schon im III. Chapter 
des Romans, erlebt er doch seine Hauptschicksale garnicht als 
Vicar of Wakefield. In einem anonym erschienenen Aufsätze 1 ) 
wurde daher vermutet, dass vielleicht Newbery oder Collins, nicht 
aber Goldsmith, den Titel gegeben habe. Der Verfasser sucht 
seine Vermutung dadurch zu stützen, dass er an der Hand von 
Mr. Gilberts Memorials zeigt, Goldsmith habe sehr viel auf den 
Titel gegeben (The title, Sir, why, the title is everything). Nun, 
gerade durch diesen Nachweis (wir wissen es auch von einer 
seiner Comödien her) widerlegt er selbst seine Vermutung; denn, 
wenn Goldsmith eben so viel auf den Titel gab, dann wird er 
sich wohl schwerlich dazu verstanden haben, seinen Roman von 
einem andern, dazu noch recht sinnlos, betiteln zu lassen. 

Schon durch diese Erwägung wird man zu der Annahme 
getrieben, dass hier ein tieferer Grund sein muss, warum Gold- 
smith gerade Wakefield in den Titel gesetzt hat. Diese Schwierig- 
keiten wären in der That gelöst, wenn Goldsmith, wie Ed. Ford 2 ) 
nachzuweisen versucht hat, aus dem Leben gegriffene Verhält- 
nisse verwandt hat, vielleicht gar durch sie zu seinem Romane 
angeregt wurde. Leider war es mir unmöglich, diese, anscheinend 
so überaus wichtige, Arbeit zu erlangen und zu benutzen, und 
so muss ich auf den Versuch einer Nachprüfung völlig verzichten, 
die allerdings mit Sicherheit wohl nur an Ort und Stelle selbst 
vorzunehmen wäre. 

Bemerken möchte ich hierzu noch, dass Dobson einen Be- 
richt mitteilt,') nach dem Goldsmith oft in Yorkshire gesehen 
worden sein soll. 

1 ) Notes and Queries, 7*h Series. XI. 10. Jan. 1891. S. 28, 

2 ) National Review, May 1883. 

8 ) Vicar of Wakefield, hrsg. von Dobson, Anm. S. 294, 



— 86 — 

Wir wissen sogar, dass man schon im Jahre 1777 den V. 
of W. nach Wakefield lokalisiert hat. Damals machte der 
Amerikaner Samuel Curwen eine Reise durch England. Von 
ihm besitzen wir sein Tagebuch l ) ; unter dem Datum 30. Mai 
1777 beschreibt er Wakefield und sagt schliesslich : The principal 
character in the novel called The Vicar of Wakefield was taken 
from the late vicar of this church (Episcopal church), named 
Johnson, whose peculiarly odd and Singular humour has exposed 
his memory to the ridicule of that satire. Dem guten Ameri- 
kaner hat zwar sicherlich die Kenntnis unsres Romans nicht grade 
das Gedächtnis beschwert, immerhin bleibt doch bestehen, dass 
die Wakefielder schon damals (man muss bedenken, Goldsmith 
war erst drei Jahre tot, viele seiner vertrauten Freunde aber 
lebten noch, die wohl hätten widersprechen können!) den Roman 
für ihren Ort in Anspruch nahmen. Zu bedenken ist doch auch, 
dass die Beziehungen auf wirkliche Umstände und Personen, 
die Ford nachweisen zu können glaubt 2 ), kaum den so be- 
stimmten Titel „The Vicar of Wakefield" rechtfertigen. So 
ist es vielleicht doch nicht unmöglich, dass ein Funken von 
Wahrheit in Curwens Bericht ist. Wenn wir auch unmöglich an- 
nehmen werden, dass er das genaue Vorbild für Goldsmith 
war, so könnte solch ein wirklicher Vicar of Wakefield ihn doch 
in irgend einem Zuge beeinflusst haben; dadurch könnte Gold- 
smith darauf gekommen sein, die übrigen Verhältnisse Wakefields 
hineinzuziehen, und alles dies mag ihn dann zu dem Titel 
veranlasst haben. Sicherlich dürfen wir nicht aus der uns bis 
jetzt noch unklaren Titelbezeichnung auf eine „ oberflächliche Ar- 
beitsweise" schliessen, wie es Fischer (S. 196) gethan hat. 



1 ) Journal and Letters of the Late Samuel Curwen, S. 130 f. 

2 ) Dobson giebt eine kurze Angabe der Resultate: 0. Goldsmith, S. 119. 



— 87 — 
VTL Kapitel. 

Eingeschobene Gedichte. 

Goldsmith hat drei Gedichte in seinen Roman eingestreut. 
Dobson ') behauptet, dass die Veranlassung zum Einschieben we- 
nigstens des einen Gedichtes die sei, er ultimately stopped a gap 
with Edwin and Angelina. Es ist das eine zu äusserliche Be- 
gründung, die wahre liegt tiefer. Es begegnet uns dieselbe Vor- 
liebe bei den deutschen Prosaikern der Romantik, vor allem 
Eichendorff. Die starke und enge Verbindung und Durchdringung 
des Lebens mit der Poesie ist ja für die Romantik charakteristisch — 
Goethe a ) spricht von der „wahrhaft poetischen Welt", zu der 
Primrose sich erhebt. So verstehen wir, wenn Goldsmith an der 
Schwelle zur Romantik die reine Poesie in die prosaische Dar- 
stellung des Lebens hineinzieht. 

Aber auch aus einem anderen Grunde kann von einem 
Stopfen eines Loches keine Rede sein: sicher mit Überlegung 
hat Goldsmith sämtliche Gedichte kunstvoll in den Roman hinein- 
komponiert, denn jedesmal hat er sie benutzt, um eine starke 
Contrastwirkung, die er überhaupt liebt, herauszuarbeiten: nach- 
dem Burchell seine Ballade vorgetragen hat, unterbricht der 
Kaplan die friedliche Stimmung mit einem Schuss; kaum ist die 
Elegie gesungen, so kommt die Nachricht von Olivias Flucht; 
sobald Olivia ihr Liedchen beendet hat, erscheint Thornhill, und 
es kommt zu der entscheidenden Katastrophe. 

Wir gehen nun zu den einzelnen Gedichten über. 

1. Edwin and Angelina. 

Über die Abfassungszeit dieser Ballade haben wir eine, 
wenn auch nicht völlig bestimmte, Mitteilung von Hawkins: 3 ) 
As he wrote for the booksellers, we at the club, looked qn him 
as a merely literary drudge — he had nevertheless, unknown 
to us, written and addressed to the countess, afterwarks duchess 
of Northumberland, one of the finest poems of the lyric kind 
that our lauguage has to boast of, the ballad' Turn gentle Hermit 

*) Oliver Goldsmith, S. 117. 

2 ) Aus meinem Leben, II. Teil, X. Buch, 

*) Life of Johnson, S. 420, 



— 88 — 

of the Dale\ Das beweist klar, dass die Ballade im Anfange des 
Jahres 1764, zu welcher Zeit der club gegründet wurde, ver- 
fasst war. Wann Goldsmith sie sonst geschrieben hatte, ist ganz 
unsicher, gewiss nur, nachdem Percy begonnen hatte, seine Reliques 
zu sammeln, das heisst nach 1761 — dies beweist seine Quelle. 

Nicht zum ersten Male ist die Ballade im Vicar of Wake- 
field erschienen, schon früher hat Goldsmith sie drucken lassen, 
im Jahre 1765, aber nur privatim für die bereits erwähnte 
Gräfin von Northumberland. Mit Recht begründet sicherlich 
Dobson diese private Drucklegung damit, that Goldsmith wanted 
to use it, or had already used it, in the forthcoming Vicar of 
Wakefield. Über die Textgeschichte giebt Black 1 ) und Forster) 
genauen Aufschluss. 

Über die unmittelbare Quelle sind wir unterrichtet. Man 
vermutete, Percys Ballade The Friar of Orders Gray habe ihm 
zum Vorbilde gedient, doch wies noch Goldsmith selbst in St. 
James's Chronicle darauf hin, dass grade seine Ballade (zusammen 
mit Versen von Shakspere) für Percys Gedicht die Quelle 
war. Percy hat dies dann selbst auch im Memoir bestätigt, und 
dabei hat er die wahre Quelle für Goldsmiths Ballade genannt; 
es ist dies die alte Ballade: Gentle Herdsmann, teil to me, die 
schon im Folio-Manuscript enthalten war. Im weiteren Sinne 
ging sie überhaupt aus Goldsmiths näherer Beschäftigung mit 
den alten Balladen hervor, zu der er durch Percy angeregt wurde. 
(Erwähnt sei noch, dass im Jahre 1797 behauptet wurde, Gold- 
smith habe ein französisches Gedicht als Quelle benutzt; doch 
auch hier liegt das Verhältnis umgekehrt, vergl. Dictionary of 
National Biography und Forster, I. 377, Anm.) 

Mit einer kunstmässigen Nachahmung alter Volksballaden 
haben wir es also zu thun. 

Schon im XV. Jahrhundert begegnen uns die ersten Nach- 
ahmungen, am Anfange die Feenballade vom Thomas of Ercel- 
doune, mit gut volkstümlicher Metrik, doch zu ungewohnten 
Fremdwörtern, zu genauem Motivieren und mit einer ausge- 
sprochenen Tendenz; dann am Ende des Jahrhunderts die Ballade 
vom Nut-Brown-Maid mit äusserst kompliziertem Reimsystem. 

') Oliver Goldsmith, S. 85. 

2 j Life and Times u. s. w, IL S„ 379. 



— 89 — 

Reichsr fliesst der Strom der Nachahmungen unter Elisabeth; 
Deloney und Warner in Albion's England sind die wichtigsten 
unter den Nachahmern. Mit dem Sinken der Volkspoesie selbst 
am Beginn des XVII. Jahrhunderts hören zunächst auch die 
Nachdichtungen auf, erst am Ende des Jahrhunderts steigt wieder 
das Interesse: Prior hält sich in seiner Ballade Henry and Emma 
an die schon getrübte Quelle der Volkstümlichkeit The Nut- 
Brown-Maid. In Schottland, wo im XVII. Jahrhundert kein 
Sinken der Volksppesie gewesen war, dichtet Lady Grissel Baillie 
das kleine Gedicht: There was ance a May, and she lo'ed na 
men. Im Anfang des XVIII Jahrh. steigt die Zahl der Nach- 
ahmungen stark — ungefähr zur gleichen Zeit hört die lebendige 
Produktion im Volke völlig auf, die letzte echte Volksballade 
entstand im Jahre 1720 — , hier hat wohl nicht zum wenigsten 
Addison gewirkt. Addisons Freund Tickel schreibt — unge- 
schickt genug — Lucy and Colin. Als erste Fälscherin von 
Volksballaden, eine Vorgängerin von Macpherson, tritt Lady 
Wardlaw 1719 mit Hardyknut, dann mit Gilderoy hervor. Der 
Schotte David Mallet verfasst 1729 Margareth's Ghost, Glover, 
der Verfasser des Leonidas, zehn Jahre später, Admiral Hosier's 
Ghost, Shenstone 1745 Jemmy Dawson, Hamilton, sehr geschickt, 
1760 The braes of Yarrow, und nun als letzter vor dem Er- 
scheinen von Percys Reliques, aber schon auf ihnen fussend, 
Goldsmith: Edwin and Angelina. 

Wie ist Goldsmith der Versuch dieser Nachahmung ge- 
lungen? 

Zunächst die Metrik. 

Die alte, vorbildliche Ballade beginnt : 

Gentle herdsman, teil to me 

Of curtesy I thee pray 

Unto the towne of Walsingham 

Which is the right and ready way, 

metrisch zerlegt also: 

/ X / x I / X / x 
X / x / I / X / a 

X / X / I X / X / x 

x/ x / I X / x/ a 



— 90 — 

Die alte Ballade ist also im Kurzreimpaar verfasst. Gold- 
smiths Ballade dagegen beginnt: 

Turn, gentle Hermit of the dale, 

And guide my lonely way, 
To where yon taper cheers the vale 

With hospitable ray, metrisch bezeichnet: 

X / X / X / X / a 

X / X / x / t> 

X / X / X I / X / * 

x / x / x / b 

Goldsmith hat also ein andres Versmass gewählt, Septenar- 
paare, auch ein echtes, volkstümliches Balladenversmass, das er 
aus Percys Sammlung als ein volkstümliches erkannt haben wird. 

In der Behandlung des Septenarpaars aber ist Goldsmith 
durchaus kunstmässig. Die Bindung des ersten und dritten 
Verses durch den Reim begegnet uns in alten Volksballaden nur 
sehr selten, niemals im ganzen Gedichte durchgeführt, wie hier 
bei Goldsmith. Nur in jüngeren, im XVII. Jahrhundert, finden 
wir ihn bisweilen durch alle Strophen, wie in der Wildererballade 
Erlinton (Child, The English and Scottish Populär Ballads, I, 
S. 1 09). Eine gute Nachahmung wird aber nur das in den Vor- 
bildern Regelmässige übernehmen, nicht ihre seltenen Ausnahmen. 
Umgekehrt verwendet Goldsmith niemals den in alten Balladen 
gern gebrauchten Binnenreim. 

Durchaus widerspricht dem Gebrauche der Volksballaden 
der regelmässige Wechsel von Hebung und Senkung bei Gold- 
smith; dort kann die Senkung mehrsilbig sein, kann aber 
auch ganz fehlen. Diese unbeschränkte Freiheit konnte dem 
Zeitalter, das noch im Banne Popes stand, nicht gefallen. Eben- 
so macht Goldsmith nicht von der volkstümlichen Freiheit Ge- 
brauch, den Auftakt bisweilen fehlen zu lassen, wohl aber sein 
Vorbild, wie auch aus dem Schema ersichtlich ist. 

Während in der Volkspoesie die Verse dipodisch gebaut 
sind, das heisst: in jedem Halbverse ist eine der zwei Hebungen 
stärker betont als die andere, sind bei Goldsmith oft beide Heb- 
ungen gleich stark betont. Unvolkstümlich ist es ferner, wenn 
dem Sinne nach stark betonte Wörter in der Senkung stehen, wie 



— 91 — 

Str. 1: Turn, gentle Hermit of the dale. 

Str. 6: Taught by that Power that pities nie (taught 
neben der völlig unbetonten Präposition by!) 

Str. 38: Turn, Angelina, ever dear. 

Dagegen ist die schwerfällig anmutende Setzung eines Teils 
vom Nominalkompositum in die Senkung (Str. 8: earth-born, 
Str. 21: love-lorn, Str. 38: long-lost) häufig in der Volksballade. 
So begegnet dort auch oft die Verschiebung des Wortaccents, 
bei Goldsmith 

Str. 29: Wisdom and worth were all he had. 

Sehr volksballadenmässig ist bei Goldsmith der häufige Ge- 
brauch der Alliteration: 

Str. 2: Por here for/orn and /ost I tread (ein Ausdruck, 
der durch den formelhaften Gebrauch besonders volkstümlich ist) 

Str. 3 : Por yonder /aithless /Aantom /lies. 

Str. 6: Taught by that Power that pities me. 

Str. 13: And skill'd in /egendary /ore, 

The /ing'ring hours beguil'd. 

Str. 14: The Kricket chirrups in the hearth, 

The crackling faggot flies, 
uod sonst noch: Str. 15, 3 . 17, 3 , 4 . 18, 3 . 19, 4 . 21, 4 . 27, 4 . 29, x . 
«9, 3. 34, 3, 4 . o5, 3, 4 . 36,2« 37, !• 38,3« 40,2« 

Während in der Volksballade stets hinter die zweite Hebung eine 
Cäsur tritt, fehlt sie bei Goldsmith sehr oft, besonders auffallend in 
Str. 10: Par in a wilderness obscure. 
Str. 11: No stores beneath its humble thatch, u. s. w. 
Im allgemeinen sind bei Goldsmith die Strophen inhaltlich 
wie syntaktisch geschlossen, wie stets in der Volksballade; doch 
auch hier giebt es eine Ausnahme 

Str. 12, 3 : The Hermit trimm'd his little fire, 

And cheer'd his pensive guest: 
Str. 13, ! : And spread his vege table störe 

And gaily press'd, and smil'd. 
Auch die syntaktische und inhaltliche Geschlossenheit der 
Halbstrophe ist durchbrochen, so vor allem 

Str. 31: The blossom opening to the day, 

The dews of Heav'n refin'd, 
Could nought of purity display, 
To emulate his mind. 



— 92 — 

Selten findet sich in der Volksballade so enge Verbindung 
zwischen den einzelnen Zeilen, wie Goldsmith sie oft liebt, besonders 
Str. 25: Who sceks for rest, but finds despair 

Companion of her way. 

Nun der Stil. Meist ist in kurzen Sätzen erzählt, wie stets 
in der alten Ballade, aber auch hier gibt es auffällige Ausnah- 
men, die z. T. schon citiert sind. 

Wiederholungen, wie gleich im Anfaug der alten Ballade: 
unto the towne of Walsingham, verwendet Goldsmith garnicht; 
volkstümlich aber ist die Wiederholung desselben Wortes zur 
Verstärkung in 

Str. 39: And shall we never, never part. 

Viel häufiger, als die Inversion in der Volkspoesie gebraucht 
wird, bedient sich Goldsmith dieser syntaktischen Freiheit. Auch 
der sächsische Genitiv bei Leblosem, wie in Goldsmiths Ballade: 
the mountain's grassy side, ist selten in der Volkspoesie (immerhin 
kommt er vor, es sei nur an the warldis room im Edward erinnert). 

Durchaus entgegen dem Gebrauch der alten Balladen ist 
Goldsmiths sehr reiche Verwendung von Fremdwörtern, die noch 
als solche empfunden werden; es seien nur die schlimmsten an- 
geführt: hospitable, immeasurably, phantom, portion, pensive (die 
alte Volksballade würde, anstatt dieses Lieblingswort des XVIII. 
Jahrhunderts zu gebrauchen, vorziehen, die Gedanken, die Angelina 
bedrücken, in direkter Rede anzugeben), sympathetic, solitude. 

Sehr oft begegnet bei Goldsmith der lateinisierende Ge- 
brauch von alleinstehenden Participien, die in der Volkspoesie 
auserordentlich selten verwandt werden ; so Str. 2.3. ß,3. 7,3. 10, 4 . 
11,3. 13, 3 . 16, 2 . 17,i u. s. w., u. s. w. Ebenso sind die Participien 
in Compositen unvolkstümlich, wie earth-born, love-lorn, long-lost. 

Unmittelbar vor der Ballade giebt Goldsmith als charak- 
teristisch für sie den Mangel an epithets an. Es ist zweifellos, 
dass Goldsmith sich Beschränkung auferlegt hat, aber die Ein- 
fachheit der Volksballaden hat er doch nicht erreicht, sie sind 
bedeutend ärmer an schmückenden Adjektiven. Ganz unvolks- 
tümlich ist aber die Ballade durch ihren Reichtum an prägnanten 
Adjektiven, das heisst an solchen, deren Sinn verschoben ist, 
wie in lonely way, hospitable ray, a guiltless feast, hupable thatch, 
sympathetic mirth. 



— 93 — 

Niemals gebraucht die Volksballade bildliche Ausdrücke, wie 
ldsmith mehrere verwendet; bei ihm begegnet die Figur der 
tapher: Str. 1 the taper cheprs, der Personifikation: Str. 4 
ld of want, Str. 5 my cell bestows, Str. 8 earth-born cares, 
. 25 whom love has taught, Str. 25 who finds despair Coin- 
lion of her way, der Synekdoche: Str. 16 the sorrors of tliy 
ast. Un volkstümlich sind auch di<? Vergleiche Goldsmiths: 
. 9 Soft as the dew from Hpav'n de$cends; 

Str. 19: And what is friendbhip but a name, 
A charm that lulls to sleep; 
A shape that follows wealth or fame, 
But leaves the wretch to weep. 

Str. 22: Surpriz'd he sees new beauties rise, 
Swift mantling to the view; 
Like colours o'er the morning skies, 
As bright, as transcient too. 

Besonders ausgeklügelt und reflektierend sind die Ver- 
iche in 

Str. 31: The blpssom opening to thQ day, 

The dews of Bfcav'n refin'd, 

Could nought of purity display, s 

To eipulate his mind. j 

I in Str. 32: The dew, the blossom on the tree. \ 

/ * n 

H 

With charms inconstant shine; 
Their charms were his, but woe to me, i 

Their constancy was mine. 

Überhaupt fallen die vielfachen Reflektionen völlig aus dem 
. der alten Balladen, dazu liebt Goldsmith noch die sentenziöse 
spitzung: 

Str. 8: All earth-born cares are wrong; 
Man wants but little here below, 
Nor wants that little long. 

Str. 18: Alas! T\& JQy^ t^t, fortjupp. brings, 
Are tyifling aM, 4?c^y; 
And thof$ whp, ]jriz# t]p$ palfo-y things, 
34,orc, trifljng still tftap tjiey, 



— 94 — 

Str. 19: And what is friendship but a name, 
A charm that lulls to sleep; 
A shade that follows wealth or fame, 
But leaves the wretch to weep? 
Str. 20: And love is still an emptier sound, 
The modern fair-one's jest: 
On earth unseen, or only found 
To warm the turtle's nest. 

Sehr auffallend überwiegt bei Goldsmith die direkte Rede: 
auf die 40 Strophen des ganzen Gedichtes kommen nicht weniger 
als 30 Strophen in direkter Rede. Das ist volkstümlich, die 
alten Balladen lieben die Rede — Goldsmiths unmittelbares Vor- 
bild, die Ballade Gentle Herdsman teil to me, enthielt nur Rede- 
strophen. So sehen wir hier, wie die Vorliebe zur direkten Rede 
aus der Volkspoesie in die Kunstpoesie dringt. Dasselbe sehen 
wir später bei den Romantikern: Wordsworth giebt im Idiot Boy 
sogar Bettys Gedanken in direkter Rede wieder, Coleridge hat 
im Ancient Mariner, in The Ballad of the dark Lady ganz über- 
wiegend Redestrophen, Keats nur solche in La belle Dame sans 
Mercy. Andererseits stellt sich Wordsworth selbst auch als Zu- 
schauer und Zuhörer dar, der die Ereignisse miterlebt, so im 
Idiot Boy, Lucy Gray; noch ein Schritt weiter wird gethan: die 
Hauptperson selbst erzählt, so in Byrons Mazeppa, und weiter- 
hin kommen wir dann zu den monologischen Epen Tennysons 
und Brownings. 

In der Darstellung ist Goldsmith ruhig, episch; die in der 
Volkspoesie beliebten, erregten Fragen und Ausrufe sind ver- 
mieden. Auch die sprunghafte Erzählungsweise, welche nur die 
Gipfel der Handlung berücksichtigt, verwendet Goldsmith nicht 
Alles wird motiviert, das Gehen zur Hütte wird nicht vergessen, 
das Öffnen der Thür genau erwähnt; das Detail wird reichlich 
ausgemalt : 

Str. 11: The wicket, op'ning with a latch. 
Str. 14: Around in sympathetic mirth, 

Its tricks the kitten tries, 
The cricket chirrups in the hearth, 
The crackling faggot flies. 
Das widerspricht durchaus dem Stil der Volksballaden. 



- tt - 

Auch die Wahl der Personen ist nicht volkstümlich. In 
keiner der alten Balladen begegnet uns ein Eremit. Er erschien 
allem warmen Leben mit seinem Ideale der Abtötung entgegen- 
gesetzt und so unpoetisch. Erst durch die Italiener — Ariost, 
Bandello — und durch die Spanier — Guevara — wurde er in 
eine poetische Sphäre erhoben, indem sie ihn ein idyllisch-poeti- 
sches Leben führen liessen. Durch Brooke — Lilly — Spenser, 
die sich an fremde Vorbilder anschlössen, wurde er dann in der 
englischen Litteratur eingebürgert, ist also eine Figur der Kunst- 
poesie; und dieser weiche sentimentale Eremit ist dazu noch der 
Held selbst bei Goldsmith — ein völlig unvolkstümlicher Gebrauch. 

Die Stimmung der Ballade ist die jener weichen Periode, 
nicht aber die der Volksballaden. Der Liebhaber ist in seiner 
Verzweiflung ein Eremit geworden und vertrauert so sein Leben; 
die reuige Liebhaberin, die ihn tot wähnt, will die Einsamkeit 
seines Grabes aufsuchen, um dort zu sterben — so liegt eine 
weiche, elegische Stimmung über dem ganzen Gedicht. Zufällig 
finden sich die Liebenden, und es kommt nun doch noch zur 
Vereinigung und so zu einer rührenden, empfindsamen Scene; 
Thränen fliessen, und Seufzer bedrücken die Brust. Von dieser 
Empfindsamkeit sind die alten Balladen — auch die Quelle — 
weit entfernt. Dazu ein Weltüberdruss, ein völliges Verzweifeln 
an der Treue der Menschen. Sie ist nur bei Tieren zu finden, 
denen man mit warmem Gefühl gegenübersteht, die man nicht 
zu töten wagt — also im Ganzen eine sentimental-romantische 
Stimmung. 

Betrachten wir nun den Inhalt; zunächst den der alten Ballade. 

Ein verkleidetes Mädchen fragt einen Hirten nach dem 
Wege; er meint, .dass er zu schwer für sie sei. Sie aber er- 
widert, kein Weg könne schwer genug für ihre Sünde sein. Da 
er zweifelt, erzählt sie ihm, dass sie ihren Liebhaber durch ihr 
Zurückhalten zu Tode gequält habe, und dass sie jetzt den 
Wunsch habe, in der Einsamkeit, wie er, zu sterben. Der Hirt 
schweigt nun, weist ihr den Weg und empfiehlt sie Gott — 
sicherlich ein herber Schluss! 

Nun der Inhalt bei Goldsmith. 

Hier trifft ein verkleidetes Mädchen einen Eremiten — es 
darf kein Hirt sein, denn er ist ja der Liebhaber selbst, der sich 



^ de — 

von der Welt zurückgezogen hat. Es ist schon fast Nacht, sie 
fragt nach einer Hütte, denn sie will übernachten. Das ist die 
zweite Veränderung. Davon hören wir in der alten Ballade 
nicht, alles spielt sich auf dem Wege ab. Hier folgt Goldsmith 
einer Tradition der Kunstpoesie, Seit Spensers Fairie Queen ist 
der Eremit fast stets mit einer einfachen Hütte in lieblicher, 
idyllischer Umgebung verbunden. Damit hat Goldsmith auch 
Gelegenheit, feineres Detail zu geben, zugleich auch genauer zu 
motivieren, worauf in der Volksballade wenig geachtet wurde: 
es mag ihm unnatürlich vorgekommen sein, dass der Jüngling 
sein Geständnis an einer Wegkreuzung macht. Bei Goldsmith 
ist nun die Möglichkeit, dass sie länger zusammen sind; da- 
bei kann der vermeintliche Jüngling seinen Kummer nicht 
verbergen. Hier hat Goldsmith, entgegen seinem Vorbild, eine 
längere Rede eingeschoben, über die Verderbtheit der Welt und 
des weiblichen Geschlechtes, denn der Eremit ist ja selbst der 
Liebhaber. Hierbei offenbart sich erst das wahre Geschlecht, 
der Angelina, während sie in der alten Ballade schon bei den. 
ersten Worten diese Verkleidung gesteht. Auch diese Verände- 
rung beruht auf dem Umstände, dass der Eremit Edwin selbst 
ist und das Erkennen so weit wie möglich hinausgeschoben 
werden muss. Die Erzählung ihrer Schuld ist ganz gleich der. 
in der alten Ballade. Nun aber gehen beide völlig auseinander 
Dort der herbe, harte Schluss, hier ein durchaus versöhn- 
licher. Mit Recht wird in der Ausgabe von Percys Foüo- 
Manuscript (ed. von Haies und Furnivall) III, S. 524 ff. gesagt, 
der alte Schluss konnte jener empfindsamen Epoche nicht ent- 
sprechen. Dieser vermeintliche Eremit erweist sich als der 
totgewähnte Edwin selbst, und die Liebenden sind vereint. Da- 
durch ist also folgende Situation geschaffen: die Liebhaberin 
gesteht ihrem Liebhaber selbst ihre tiefe Liebe zu ihm ein, ohne 
dabei erwarten zu können, dass das Geständnis für sie von 
Nutzen sein kann (sie weiss nicht, wem sie ihr Geständnis macht). 
Da offenbart sich seine wahre Gestalt, und sie wird für ihre 
Treue belohnt. Diese Situation findet sich schon einmal ia einer 
Ballade, worauf Biandl hinwies, in The Nut-Brown-Maid. Auch 
dort gestellt die Liebhaberin ihrem Geliebten, dessen wahre Ge- 
stalt sie nicht kennt, in uneigennütziger Weise ihre Liebe, er 



- öf — 

erweist sich als Sohn eines Earl, und die treue Liebe wird be- 
lohnt. Es ist wohl anzunehmen, dass diese Ballade (und wir 
wissen, dass Goldsmith sich in jener Zeit viel mit diesen alten 
Balladen beschäftigte) für ihn vorbildlich war. 

Fassen wir nun zusammen: 

Der erste Teil ist gedichtet nach dem Vorbilde der alten 
Ballade: Gentle herdsman, teil to me. Veränderungen sind teils 
durch den neuen Schluss, teils durch Einflüsse der Kunstpoesie 
herbeigeführt. Der Schluss der Volksballade war für jene Zeit 
zu hart, so entlieh Goldsmith dazu ein neues Motiv aus einer 
kunstmässigen Volksballade The Nut-Brown-Maid. Obwohl so 
Volksballaden als Quellen vorlagen, ist bei Goldsmith der Inhalt 
seinem Charakter nach durch die Vereinigung der Inhalte zweier 
Balladen durchaus unvolkstümlich; ebenso ist Stil, Darstellungs- 
weise, Wahl der Personen und Stimmung durchaus anders als in 
den Volksballaden. 

Zum Schluss will ich auf Übereinstimmungen in einzelnen 
Zügen und Versen hinweisen. In der alten Volksballade : 1, 1 : 
Turn gentle Hermit of the dale, erinnert au : 1, 1. Gentle heards- 
man, teil to me — . VIII, 3. Man wants but little here below, 
Nor wants that little long, ist eine deutliche Nachahmung 
von Young, Night Thoughts, Night IV, V. 118: Man wants 
but little, nor that little long, worauf schon hingewiesen wurde 
in Heirigs Archiv, XVII. 

Die Strophen 33, 34 entsprechen genau den Strophen 10, 
11 der alten Ballade, doch nur dem Sinne, garnicht den Worten 
nach ; in den beiden nächsten entsprechen sich nur einige Zeilen : 
35,2 entspricht 12,2; 36,2 : 13, a ; 36, 3 , 4 : 13,4. 

Die Schilderung der Lage der Eremiten wohnung und des 
Lebens des Eremiten erinnert recht an den Anfang von dem 
Gedicht The Hermit von Thomas Parnell, das Goldsmith sicher 
kannte, nannte er es doch in seinem 'Life of ParnelP als dessen 
bestes Gedicht: 

Far in a wild, unknown to public view, 
From youth to age a reverend Hermit grew; 
The moss his bed, the cave his humble cell, 

7 



— §8 — ' 

flis food the fruits, his drink the crystall weli; 

Remote from men, ; bei Goldsmith entsprechen 

diesen Strophen 10,1,2 und 7, s , 4 . 

Schliesslich erinnert der Zug in Strophe 13, 3 , 4 an Spenser, 
Faerie Queen, Book I, Canto I, Strophe XXXV: 

Arrived there, the litle house they All, 
Ne looke for entertainement where none was; 
Rest is their feast, and all thinges at their will: 
The noblest mind the best contentment has. 
With faire discourse the evening so they pas; 
For that olde man of pleasing wordes had störe, 
And well could file his tongue as smooth as glas : 
He told of Saintes and Popes, and evermore 
He strowd an Ave- Mary after and before. 

Im ganzen ist die Selbständigkeit in den einzelnen Versen 
mithin doch recht gross. 

2. An Elegy on the Death of a Mad Dog. 

Wann diese Elegie geschrieben ist, ist nicht mit Sicherheit 
zu sagen ; da aber das Ereignis in Islington lokalisiert ist, glaubt 
man allgemein, c^ss Goldsmith sie in den Jahren 1762 — 4 ge- 
schrieben hat, als er dort seinep ständigen Aufenthalt hatte. 

Das Versmass ist das gleiche, wie in der besprochenen 
Ballade, also ein volkstümliches. 

GjQldsmith hat die Elegie in der Art der Bänkelsängerbal- 
lade geschrieben, darauf weist schon der niedrige, ein wenig 
wunderbare Inhalt hin. Wie in allen Bänkelsängerballadeji ist 
der Wechsel von Hebungen und Senkungen regelmässig, werden 
Fremdwörter gebraucht, sind die Verse ziemlich geschlossen. 
Der Dichter tritt, wie meist, im Anfange hervor und fordert zur 
Aufmerksamkeit auf: man muss gestehen, dass die Ballade in 
vielen Zügen wirklich den Eindruck einer Bänkelsäng§rbajLl&de 
macht. 

Die scherzhaften Wendungen in I, 3, 4; II, 3, 4; III, 3, 4 
erinnern an die sehr ähnlichen, die er in dem Gedichte On the 
death of the Right Honourable — (Citizen of the World, Let- 
ter CVI) und in An Elegy on that Glory of Her Sex, Mrs. 



— 99 — 

Mary Blaize gebraucht hatte. Sie gehen nach Dobson 1 ) auf 
einen 'old French song of Monsieur de la Palisse (sometimes 
Galisse)' zurück, den ich nicht vergleichen konnte. 

Was sonst den Inhalt betrifft, so ist ein Gedicht Voltaires 
Vorbild gewesen, worauf, meines Wissens, zuerst H. Delevinge 2 ) 
hinwies. Goldsmith hatte wohl diese Verse kennen gelernt, als 
er Voltaires Biographie schrieb. Die betreffenden lauten: 

L/autre jour, au fond d'un vallon, 

Un serpent piqua Jean Fr6ron, 

Savez-vous ce qu'il arriva 

Ce fut le serpent qui creva. Es ist dies ein uraltes 
Motiv. Dobson 3 ) wies auf ein französisches Vorbild für Vol- 
taire hin, Norgate 4 ), E. Yardley 4 ) zeigten, dass schon im La- 
teinischen . ein Gedicht gleichen Inhalts, J. Carrick Moore 4 ), 
dass ein ähnliches griechisches Epigramm gedichtet worden ist. 
Die Elegie ist also eine gut nachgeahmte Bänkelsängerbal- 
lade, die mit ihrem Inhalt direkt auf französische Vorbilder zu- 
rückgeht, einerseits von Palisse, andererseits von Voltaire. Blicken 
wir weiter zurück, so ergibt sich, dass es sich um ein uraltes 
Motiv handelt. 



VHI. Kapitel. 



Zusammenfassung. 

Nachdem wir so die äussere Entstehungsgeschichte des 
Vicar of Wakefield untersucht und damit kennen gelernt haben, 
wo wir die Ursprünge der Dichtung zu vermuten haben; nach- 
dem wir die Quellen durchforscht und so das Goldsmith Eigene 
erkannt haben; nachdem wir durch die notwendige Zerlegung 
die durchgehenden, haltenden Fäden in dem Gewebe gesehen, 
dabei das Wesentliche vom Unwesentlichen geschieden haben, 
will ich nun versuchen, das Werden der Dichtung darzulegen, 

') Vicar of Wakefield, Ausgabe von Dobson, Notes, S. 291. 
2 ) Notes and Queries, 7th Series, 1887, S. 227. 
:{ ) ibidera, S. 358. 
4 ) ibidem, S. 335, 

30152(1 



— 100 — 

ohne natürlich dabei auf mehr hoffen zu können, als sprunghaft 
gewisse Zusammenhänge aufzuzeigen. 

Aus den Selbstbeobachtungen und Äusserungen der Dichter 
wissen wir, dass wir als die tiefste Veranlassung zur Entstehung 
eines echten Kunstwerkes eine mächtige Stimmung, ein über- 
quellendes Gefühl zu betrachten haben. Nur in seltenen Fällen 
können wir, soweit es sich nicht um die unmittelbare, reine Ge- 
fühlsäusserung handelt, wie oft in der Lyrik, dieses Conceptions- 
gefühi mit Sicherheit feststellen (vorausgesetzt, dass uns keine 
Äusserungen des Dichters, wie dies beim Vicar of Wakefield der 
Fall ist, vorliegen). Solch ein Beispiel haben wir in unserem 
Roman. 

Im ersten Kapitel ergab sich, dass die Anfänge des Vicar 
of Wakefield bis in das Jahr 1757 zurückreichen, dass sie eng 
mit dem Briefe vom 27. Dezember 1757 an Goldsmiths Schwager 
Hodson zu verbinden waren. In diesem Briefe haben wir die 
reine, von jeder künstlerischen Umfärbung ungetrübte und unbe- 
rührte Gef ühlsäusserung : Liebe zur Heimat und Sehnsucht nach 
ihr. So stark sind diese Gefühle, dass er unter ihnen leidet: 
I confess I carry this spirit sometimes to the souring the plea- 
sures I at present possess. If I go to the opera where Signora 
Columba pours out all the mazes of melody, I sit and sigh for 
Lishoy fireside, and Johnny Armstrong^ Last Good Night, 
from Peggy Golden. If I climb Flamstead hill, than where na- 
ture never exhibited a more magnificent prospect — I confess 
it fine — but then, I had rather be placed on the little mount 
before Lishoy gate, and there take in, to me, the most pleasing 
horizon in nature. Das ist die Stimmung, die Goldsraith be- 
herrschte, als er seinen Roman begann; dies sehen wir deutlich 
aus der schon früher erörterten Übereinstimmung zwischen Teilen 
des Briefes und dem einleitenden Teile des Vicar of Wakefield. 
Die Liebe zu seiner Heimat und die Sehnsucht nach ihr, von 
der er solange getrennt war — und er hatte seitdem wenig 
Gutes erfahren — , mag in jener Zeit durch den unmittelbar 
voraufgegangenen Besuch seines Bruders Charles bei ihm in Lon- 
don und durch die Erinnerungen, die dieser Besuch in ihm er- 
weckte, übermächtig geworden sein , sie drängte nach einem 
Ausdruck, nach einer Kntladung und fand den bei ihm einzig 



— 101 — 

gemässen, den künstlerischen Ausdruck. Sie haben wir als das 
Conceptionsgefühl zu betrachten, und es ist bedeutsam, dass 
dieses Gefühl auch sonst künstlerisch fruchtbar für Goldsmith 
war; aus ihm ist ihm später The Deserted Village entstanden. 
Es ist aber nicht eine allgemeine Liebe zur ganzen Heimat, die 
ihn beherrscht; er giebt sich genau Rechenschaft darüber: But 
now to be serious, let me ask myself what gives me a wish to 
see Ireland again ? The country is a fine one, perhaps ? No. 
There are good Company in Ireland? No. The conversation 
there is generally made up of a smutty toast, or a bawdy song; 
the vivacity supported by some humble cousin, who has just 
folly enough to earn his dinner. Then perhaps there's more 
wit and learning among the Irish? Oh, lord, no! und er kommt 
dann zum Schluss : Why the plague then so fond of Ireland ? 
Then, all at once, because you, my dear friend, and a few more, 
who are exceptions to the general picture, have a residence 
there. This it. is that gives me all the pangs I feel in sepera- 
tion. Die Heimat also im engsten Sinne ist es, was ihn zurück 
nach Irland zieht, Verwandte und wenige Freunde. So liegt 
ihm nichts daran, ein Bild von irischer Landschaft, vom irischen 
Volksleben zu geben, und in der That ist der Vicar of Wake- 
field völlig frei davon, hier liegt die Erklärung; die Pfarrkinder 
werden kaum erwähnt, von einem Lokalton kann man garnicht 
reden. Indem er nun die Heimat poetisch verherrlichen will, ist 
es natürlich, dass ihm die Familie in den Mittelpunkt rückt. 
Die Familie Primrose ist im Kerne die Familie Goldsmith; das 
Familienleben und die Charaktere der Familienmitglieder zu 
zeichnen, ist ihm die vornehmste und sicherlich liebste Aufgabe. 
Nicht müde wird Goldsmith denn auch, das stille Familienleben 
in den wundervollsten Bildern auszumalen. Auch sich selbst 
reiht er in die Zahl der Familienmitglieder, zunächst als Moses; 
dann stellt er sein späteres bewegtes Leben, reich an Erfahrungen, 
aber auch Enttäuschungen, natürlich mit vielen Änderungen, 
als Georges Schicksale wild kontrastierend dem Familienidyll 
gegenüber. Sein Vater und sein Bruder Henry fliessen ihm in 
dem Hilde des Familienhauptes zusammen. Aber kein Dichter 
vermag seine Vorstellungen völlig rein wiederzugeben, sie ver- 
einen sich mit Bildern, (Kc ihm die litterarische Tradition auf- 



— 102 — 

zwingt. Goldsmith will einen Pfarrer zeichnen: Fieldings un- 
sterblicher Pfarrer Adams (aus Joseph Andrews) verfliesst mit 
ihm, Goldsmiths Pfarrerfamilie mit der Adams'; er will ein Bild 
vom stillen Familienleben geben, Züge aus dem verwandten 
Leben, das Wilson (Tom Jones) mit seiner Familie führt, ver- 
vollständigen es, wobei unwesentliche Züge von Wilsons Familien- 
mitgliedern auf Primroses übergehen. Unbewusst steht Gold- 
smith auch im Banne der litterarischen Tradition, indem er seinen 
Helden zu einem leidenden macht, den Unglück auf Unglück 
trifft, oft wird es von tückischen Gegnern auf ihn gehäuft; so 
war es ungefähr schon bei Robinson Crusoe, dann ausgeprägter 
in der Pamela, Clarissa, so beim Joseph Andrews, Adams, Tom 
Jones, bei der Amelia u. s. w. Dabei aber wird ihm der mehr 
passive Pfarrer Primrose mit seiner idealen Weltanschauung zur 
Hiobsgestalt. Das Unglück trifft, schlägt ihn aber nicht nieder, 
er triumphiert darüber, und mit ihm Deborah. In Goldsmiths 
optimistischer Weltanschauung, die er mit den zeitgenössischen 
Romanschriftslellern teilt, liegt es, dass am Schluss die Familie 
auch zu äusserem Glück wieder kommen muss. 

Das ist der vielbewunderte Kern des Vicar of Wakefleld, 
die innere Handlung, wie er in natürlich-künstlerischer Weise 
in Goldsmith entstand. 

Aber noch fehlt die bewegte äussere Handlung, die Schick- 
salsschläge. Unglück auf Unglück muss ihn treffen — episoden- 
artig, der Vicar selbst ist fast durchgängig nur indirekt dabei 
beteiligt; diese Unglücksschläge entsprechen im Grunde den Ver-' 
lusten, von denen Hiob betroffen wird, nur verinnerlicht Gold- 
smith diese; es sind die Ranken, die sich um den festen Stamm 
schlingen. Sechs Nebenhandlungen — sechs Schicksalsschläge 
nimmt Goldsmith in den Roman hinein. Im wesentlichen lehnte 
er sich an drei Vorbilder an (wie weit wir mit bewusstem, wie 
weit mit unbewusstem Anlehnen zu rechnen haben, wage ich 
nicht zu entscheiden), die Handlungen von drei grossen Romanen 
übernimmt er. von Richardsons Clarissa, Grandison und von 
Fieldings Tom Jones. Zum Teil hat er das Überkommene meis- 
terhaft mit dem in ihm schon Feststehenden verknüpft, wir 
haben es vor allem bei dem Clarissa-Motiv gesehen. Die Kin- 
der Primroses werden die Helden in je einer der übernommenen 



- ioä - 

Handlungen. George in der des Tom Jones, Sophia in der des 
Grandison, Olivia in der der Clarissa. Natürlich ist es, dass 
sich die Charaktere der Helden und Heldinnen in diesen Romanen 
über die bei Goldsmith werfen und sie nach sich umformen; so 
erhält George Züge von Tom Jones, Sophia von Miss Byron, 
nur Olivia erhält nichts von der Clarissa. Es mussten Personen 
eingeführt werden für Lovelace, Grandison, Allworthy, Blifil, 
Sophia Western und für einige weniger wichtige Personen: 
Squire Western, Nightingale u. s. w. Für den wenig umfäng- 
lichen Roman kombinierte Goldsmith mehrere Charaktere, das 
hat Fischer gut gezeigt; die schlechten, Lovelace — Blifil, die 
guten, Grandison — Allworthy, werden vereint. Wir haben ge- 
sehen, dass die Vereinigung nicht durchweg glücklich, so bei 
Burchell, gelungen ist. 

Ein Überfülle von Motiven und Verwicklungen war nun 
vorhanden. Eine Vermutung mag hier Platz finden: wurde Gold- 
smith zu dem Hineinstopfen so vieler Stoffe vielleicht durch den 
Zwang veranlasst, sein Werk möglichst umfangreich zu machen? 
(vgl. I. Absch. I. Kap.) Stellt vielleicht The History of Miss 
Stanton einen Auszug aus dem Vicar of Wakefield dar. wie 
Goldsmith ihn sich zuerst nur mit einem der drei Motive dachte, 
möglicherweise nur mit anderem Ausgange (selbstverständlich 
mtissten wir für diese Urform auch die Familienschilderung an- 
nehmen)? l ). -r- Jetzt war ein Gewirr von Motiven entstanden, 
widersprechende und unwahrscheinliche Thatsachen prallten auf 
einander. Ob es Goldsmith, der in der Umformung und An- 
passung schon ungemein geschickt verfahren war, wirklich so 
schwer gewesen wäre, diese auszugleichen? Er hat darauf ver- 
zichtet und sich mit einer nur allzu leicht durchschauhapen 
Übertünchung begnügt. Craik (History of the English Litera* 
ture and Language, Band II, S. 300 ff.; hat eine, vielfach be- 
lustigende Blütenlese der noch vorhandenen Widersprüche gege- 
ben (Fischer hat einige fälschlich zu finden gemeint, die sich 
doch völlig auflösen lassen). Manche Flüchtigkeiten sind stehe» 
geblieben, so wenn Burchell (ChapteF XXXI) ausruft: Wkat a 



') Zur Unterstützung dieser Vermutung ist zu betonen, dass gerade 
dieses erste, das Clarissa-Motiv, bei weitem am sorgfältigsten in den Roman 



hineingewoben ist. 



— 104 — 

Viper have I been fostering in my bosom? (Fischer, S. 174). 
Das ist noch Allworthy, der es sagt, nicht Burchell. Es ist, 
mit einem Worte gesagt, eine gründliche Durcharbeitung, die wir 
vermissen. Goldsmith war sich dieses Mangels wohl bewusst; 
sein advertisement beginnt sehr berechtigt mit den Worten: 
There are an hundred faults in this thing. 

Warum unterliess Goldsmith die Überarbeitung? Es lassen 
sich zwei Erklärungen dafür angeben. Die eine stützt sich auf 
eine Äusserung von Goldsmith selbst, welche wohl verständlich 
ist, wenn wir einerseits an seinen irischen Leichtsinn denken (er 
zeigte ihn im praktischen Leben wie in der Kunst; so ist auch 
aus seiner theoretischen Erklärung „a book may be amusing — u 
nicht ein solcher Schluss zu ziehen, wie Fischer, S. 203, es 
thut; das widerlegt Fischer, S. 207, selbst durch die berichtete 
Anekdote), und wenn wir andererseits annehmen, dass sein tiefe- 
res, inneres Interesse an dem Werke bei seiner Beendigung er- 
loschen war (und das ist sicherlich begreiflich). Im Percy Me- 
moir, 1801, wird berichtet: Dr. Goldsmith, speaking to his 
medical friend, to whom we have before alluded, and by whose 
Communications we have been greatly obliged, asked him his 
opinion of this fascinating Performance [The Vicar of Wakefield]. 
'I spoke of it', said his friend, 'in the warm terms I thought it 
deserved, pointing out, however, certain parts which I wished, 
had he more time for the purpose, had been altered or corrected'. 
Goldsmith concurred with me in my remarks, but added that it 
was not from want of time it had not been done, as Newbery 
kept it by him in manuscript two years before he published it; 
4 he gave me', I think, he said, '60 £ for the copy, and had 1 made 
it ever so perfect or correct, I should not have had a Shilling 
more'. Es ist sicher, das sind für einen Dichter nicht die ideal- 
sten Anschauungen, die uns vollendete Kunstwerke verschaffen. 
Aber halten wir uns an das Werk: ist dabei dennoch ein 
Roman wie der Vicar of Wakefield entstanden, dann werden wir 
ähnlich wie Grillparzer von Shakspere, so von Goldsmith sagen 
dürfen: nur weil er ein Genie war, ist er hinter seinem eigenen 
Rücken ein so grosser Dichter geworden. 

Die zweite Erklärung für den Verzicht auf eine Durchar- 
beitung ist die: die abenteuerlichen Verwicklungen, in denen 



— 105 — 

die groben Widersprüche liegen, waren ihm überhaupt nur Neben- 
werk, auf sie legte er geringen Wert, hier hatte er ja auch auf 
die eigene Erfindung verzichtet. — 

Wir können nun Goldsmiths Vicar of Wakefield in seiner 
literarhistorischen Stellung bestimmen. Zwei Gattungen von 
Romanen hatten sich im 18. Jahrhundert in England entwickelt. 
Auf der einen Seite war aus den Essays der Wochenschriften 
der intim das Milieu schildernde, die Charaktere zerlegende Ro- 
man Richardsons entstanden, auf der andern Seite war aus dem 
spanischen und französischen Roman der abenteuerliche Roman 
Defoes, Swifts, Fieldings hervorgegangen. 

Goldsmith steht auf Seiten des Richardsonschen Romans; 
er verbindet mit der feinen Schilderung der unmittelbaren Um- 
gebung die Charakterzeichnung. Aber er geht einen Schritt 
vorwärts, von der Charakterzeichnung geht er zur Charakterent- 
wicklung über. Während mit Fielding der abenteuerliche Cha- 
rakterroman entstand, bildet Goldsmith den idyllischen Milieu- und 
Charakterroman aus. 



— 106 — 



Personenverzeichnis. 



Addison 28, 45, 76, 89. 
Aeschylus 50, 74. 
Arnes P. W. 33 f. 
Ariost 95. 

Baillie Lady Grissel 89. 
Bandello 95. 
Beers 39. 
Bierbaum 46. 
Black 17, 82, 88. 
Boswell 3, 6—14, 36, 81. 
Brandl 23, 34, 96. 
Brooke 95. 
Browning 94. 
Bunyan 23 f. 
Bums 43. 
Burton 52. 
Byron 94. 
Campbell 79. 
Chaucer 28, 45. 
Child 39, 90. 
Coleridge 60, 94. 
Collier 34. 

Collins 1, 3, 12—14, 85. 
Congreve 63. 

Cooke 7—9, 11-14, 78 f., 81. 
Cradock 4. 
Craik 103. 
Croker 12. 

Cumberland 7—9, 11 f. 
Curwen 86. 
Dancourt 63. 

Defoe 28, 38, 45, 102, 105. 
Delevinge 99. 
Deloney 89. 

Dobson 4, 10-13, 15, 33, 38, 68, 77 f., 
80, 85-88, 99. 



Dodsley 8, 12, 15 f. 

Dryden 28, 44. 

Eichendorff 87. 

Elisabeth (Kon.) 89. 

Ellis Dr. 82. 

Etheredge 63. 

Evans John 78. 

Farquhar 63. 

Fielding 28, 32, 67, 77, 84 f., 105; 
Joseph Andrews 28, 38-46, 48-60, 
70—75, 77, 80, 83, 102; Tom 
Jones 18, 24—26, 35, 40, 45, 55, 
62—64, 66 f., 75, 77, 84, 102, 103; 
Amelia 23, 31, 45, 67, 81, 102; 
Author's Farce 80. 

Fischer 19-22, 24—27, 51, 53, 58, 
62 f., 67, 70, 74-76, 83, 86, 103, 
104. 

Fitzgerald 3. 

Fleming Mrs. 15. 

Ford Ed. 85 f. 

Forster 2-4, 6, 8, 14-16, 52, 59, 
77, 79, 83, 88. 

Froude 23. 

Furnirall 96. 

Gilbert 85. 

Glover 89. 

Goethe 47, 87. 

Goldsmith Catherine 40 f. 

Goldsmith Charles 1, 5, 40, 78, 100. 

Goldsmith Henry 29 f., 40 f., 58, 101. 

Goldsmith Jane 40 f. 

Goldsmith John 40 f. 

Goldsmith Maurice 40. 

Gosse 84. 

Gottsched 25, 



107 — 



Gray 36. 

Griffith 79 f., 83. 

Grillparzer 104. 

Guevara 95. 

Haies 96. 

Hamilton 89. 

Hawkins 4, 6, 8-14, 81, 87. 

Hazlitt 42. 

Hettner 34, 36. 

Hodson 2, 5, 100. 

Hogarth 39. 

Holberg 82. 

Home 60. 

Johnson Pfarrer SQ. 

Johnson Samuel 1, 3—16, 36, 77, 80. 

Keats 94. 

Laun 80, 83. 

Lesage 42, 68 f., 77. 

Lilly 95. 

Macpherson 89. 

Mallet 89. 

Milner Dr. 78-80. 

Milner Miss Hester 78 f. 

Milton 43. 

Moore J. Carrick 99. 

Newbery Francis 4, 14 f. 

Newbery John 4, 6 f., 9, 12—16, 70, 

85. 
Norgate 99. 
Ovid 59. 
Palisse 99. 
Parnell 97. 
Parr 4, 14. 
Percy 81, 88—90, 96. 
Perry 84. 
Piozzi Mrs. 3, 5 f., 8—12, 14. 



Pope 39, 84, 90. 

Prior Matthew 89. 

Regel 4. 

Richardson 8, 28, 57, 60, 66, 75, 84 f., 
105; Pamela 18 f., 22 f., 35, 45, 56 f., 
63—65, 67 f., 75, 102; Clarissa 19 
—22, 45, 56 f., 63-65, 67 f., 76, 
102 f.; Grandison 24, 27, 37, 45, 
56—58, 61—63, 102 f. 

Rousseau 36. 

Shakspere 39, 88, 104; Lear 47 f.; 
Richard III. 59. 

Shelley 40. 

Shenstone 89. 

Smollett 67, 77, 85; Random 69, 84; 
Pickle 83 f. 

Spenser 95 f., 98. 

Steevens 8. 

Stephen Leslie 13. 

Sterne 28. 39 f., 50, 68. 

Stoddard 17. 

Strahan 13. 

Swift 105. 

Tennyson 43, 94. 

Thackeray 4, 65. 

Thomas W. Moy 13. 

Thomson 36, 39 f., 43. 

Tickel 89. 

Vanbrugh 63. 

Voltaire 52, 99. 

Wardlaw Lady 89. 

Warner 89. 

Welsh 4, 12. 

Wordsworth 60, 94. 

Yardley E. 99. 

Young 97. 



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